Je. 23 | 1785 e17862 | = N 17 —— I\VY = — 7 DIS Bu ARE “NK ME "RWw-Gibson-Invr allg * — — — ———— — 2 —— a RT TR EEE 7 EZ Hannoveriſches agazin, worin kleine Abhandlungen, einzelne Gedanken, Nachrichten, Vorſchlaͤge und Erfahrungen, ſo die Verbeſſerung des Nahrungs⸗Standes, die Rand- und Stadt. Wirthſchaft, Handlung, Manufakturen und Künfte, die Phyſik, die Gittenlehre und angenehmen Wiſſenſchaften betreffen, gefammelt und auf bewahret find. — a Drei; " mia ie ii vom Sabre 17 — ahrgang / Hannover, gedruckt bei G. C. Schluͤter, Landſchaftl. Buchdrucker. 1786 ; sorland Fo) abi pain N 19 a. 3 ⸗ > © dumm «king sr EL. J— une dir üb anal. Emm hichh un eng Tr 9 | en Ra en am a Mn Br a g —— 5 7 — nn en en a “ Erſtes Regiſter, Rubriken, vom Jahre 1785. u 1, Nachrichten fiber die Gerichteverfaf; "fung im verſchiedenen Laͤndern, geſam— anelt durch den Hrn. Hofgerichtsaſſeſſor Baſilius v. Bamdohr in Hannvver. 2, 1. Sortickung. I. Gegen die Außerliche Defchädigung vom Froſt, und die zu ſtarke Empfin— dung Veffelben. III. Meittef wider den Froft in Gliedern. Don Hrn. M. IV. Vorſchlag VonHn. J**tuu 8**69. 3. I. Bon Berbefferung und Erhaltnns dir Deiche und — Bam Hn, Deich— eondurtenr G. 3. Benzler gu Art: leaburg. II: Bon Ader» Erträgen und Zehnt : An: fhlägen. Bon an. C. J. E. St. E. zu W. NE Der blinde Johann. Von Hu. A. 5. Homeyer zu immer, 4. Bergleichung der alten u. neuen Schrift fteller und ihrer Verdienſte. Aus Dr. Blairs Lectures on Rhetoric and Belles Lettres. $. Ueber die Buchdruckerei. Aus dem — hen. 1. Schluß. Noch etwas vom Wallnußbaum. ac Berven zuSeinfen. HI. Anfrage. 7. 1. Etwas vom Choc der Cavallerie. 1. Erſte Beantwortung der im 1ogten Stuͤck des vorigjaͤhrigen Magazins cin: geruͤckten Anfrage über den Schmirgel. Bon Hr. Advokat E. J. D. v. Abfen zu Achim. II. Zweite Beantwortung. IV. Unmaßgeblicher Vorſchlag, die ein, ſtimmige und allgemein richtige Benen: - nung der verfchiedenen Dbfiforten bes treffend. Von Du Pratie in Bes verſtedt. Stück. 8. J. Fortſetzung der im aten Steh abge brochenen Nachrichten über die Gerichte verfaflung in verſchiedenen gr II. Rahridt. Don Ha. I. C. Wins ter in Hannover. 9.1. Fortfehung der erſten Abhandlung im vorhergehenden Sthck. IT. Anfrage. 10, Fortſetzung der erfien Abhandlung kn vorhergehenden Stuͤck. 11. I. Schluß. I. Die wilde Baumſucht betreffend, Boa An. S. III. Anfrage. 12, I. Auszug aus dem Zagebuche dee Hauptmanns von W. beim ıstn Hans noverifchendtegimente in Indien/ feit dem al bei Coudlor, den 23" Jul. 1783. m. Eine fchlennige Verwandlung. Eine Anekdote. 13. Fortſetzung des erſten Aufſatzes im vors hergehenden Stuͤck. 14. Briefe über Die Belagerung bon Bis braltar, an einen Sreund in Hannover geſchrieben. Erfter Brief. 15, I. Fortfeßung des im ızt Stüd abe gebrochenen Auszugs aus dem Tagebus che des Hauptmanns von W. in Indien, IM dem Feten bei Gondlor, den 23ten ul. 1783, 1. Anfrage, 16, Shluk- des erften Auffagcs Ina vorher. gehenden Stück, 7.1. Beichreibung des Condenſators, eis nes neuen Inſtruments gar Elektricitaͤt Vom Hr. Tonſiſtorialfecretaie WOLF in: annover. * Anmerkung uͤber das Stellen der Schlaguhren in den Marſchlaͤndern und Ei — unweit Hamburg. Bon Hu. 9 Erſtes Regifker, Stück. AB; W. (S. and das Fqte St. dieſes Magazins vom Fahr 1784.) 18. I. Schluß der erften Abhandlung im - vorhergehenden Stück. U. Eine Warnung gegen die Bücher: ſchmarotzer. Bon Su. W-p-. jun. ll. Nachteag zu der im ten Stück die: ſes Magazins befindiichen Nachricht von dem blinden Glave. Von dem Hn. Paſtor Ziepe zu Barien. s IV. Etwas von Erdtoffeln. Von Hn. TI. Köhne zu Borftel bei Achim. 39. I. Auszug aus P. D.C. Granmanng, Doet. und Lehrers auf der Akademie zu Buͤtzow, Abhandlung über die Franjo: ſenkrankheit des Nindviches, und die Unſchaͤdlichkeit des Fleiſches ſolcher Thie— re. Auf Befehl herausgeneben. Noftock und Leipzig 1781. Don Hn. ©, I. Roh etwas zur Beantwortung. der im TOogn Stuͤck Dos vorigjährigen Ma: gazing gefehehenen Anfrage. Bon Hn. J. 5. Heinemann zu Walfenried. 20, I. Gedanfen über die Frage: Sind die Wiffenichaften je dem Staate nad): heilig gewefen? Bon Hn. 3. 5. Pf. in Br. 31. Gedanken bei Gelegenheit der im ggten des hannoveriſchen Magazins von ;vo: rigen jahre befinolichen Bemerkungen vom Kleebau. Bon Hn. S. III. Warnung wegen des Brahmen: faamen. 21. 1. Die legte Lebensſtunde des Raifers Mark Aurel Antonin. Bon On. Mar⸗ wedel zu Hermannsburg, “II. Anfrage. 22. Sonderbäre Feier des Palmfonn: tages. 23. 1. Schluß. — H. Abhandlung von den Eigenſchaften der Neſſet, in Anſehung ver Landwirth— ſchaft, von den Seren der Koͤnigl Land⸗ wirthſchaftsgeſellſchaft der Provinz von Zours indem Kirchfprengel von Angers, Stüd. 24. Zweiter Briefüber die Belagerung von Gibraltar, an einen Freund in Hanne: ver geſchrieben. (S. d. 14 St.) 25. 1. Etwas zur Beantwortung der Anz frage im gen Stuͤck diefes Deagazins, die Stallfutterung betreffend. Bon Du. Dratje in Beverflede. ; TI. Bemerkungen über die’ Wilden in Nordamerika. Aus dem Engliihen überfegt von Hn. Zanſing zn Harburg. 26. 1. Ueber den praftifchen Waflerban an Fluͤſſen. Vom Hn. Deicheonducteur G. S. Benzler. —— II. Anekdote. 59 27. I. Schluß der Abhandlung über den praftifchen Wafferbau an Flüffen. II. Weber eine Stelle im grten Stuͤck deg haunoveriſchen Magazins vom Jahr 1784. Don Hu. E. v. d. Sorſt iu - Sulingen. III. Anekdote. du 28. I. Dritter Dricf über die Belagerung von Gibraltar, an einen Freundin Hans never geſchrieben. (©. d. 24° St) IL. Anekdote. / 1. 29. 1. Vierter Brief hber die Belagerung von Gibraltar ie. (5. das vorhergehen de Stuͤck) > 1. Vom StechapfelSaamen, eine trau— rige Geſchichte. Vom Hn. Dock. und Landphyſieus G. Ch. 5. Wedekind zu Diepholz. 30. 1. Fuͤnfter Brief uͤber die Belagerung von Gibraltarie. (S. das vorhergehen: de Et‘) D. Etwas zur Beantwortung der Frage: Iſt die Behauptung des paͤbſtlichen Leib arztes Hieronimus Cardanus gegründet daß alle diejenigen, die kein Fleiſch eh fon , nie von den Wanzen geplagt wer: den? CS. hannov. Magazin im Herb fie 1783.) Vom Hn. Santor C. ux⸗ ‚mann zu Nonnenderg. . III. Anekdote. 31. I. Verzeichniß der Lektionen, welche zu Ilfeld im Sommes 1785 gegeben worden find, E Rubriken, vom Sahre 1785, Stüd. II. Fragment aus einem Tagebuche. II. Bon Thaue. Aus dem neuen ber; liner Sfntelligenzblatt. 32. I. Schöter Brief über die Belagerung von Gibraltar ıc. (©. d. 30% ©t.) I. Zum 14er Stück des hannoverifchen - Magazins von 1784. Von An. E. v. d. Hort zu Sulingen. "HI. Anekdote. 2 33. Siebenter Brief über die Belagerung von Gibraltar ıc. (©. d. 32" St.) 34. I. Auszüge aus Briefen, von einem Chur: Braunfchweigifchen Dffieier in Oſt⸗ ‚ indien.. (5. das 12. 13. IS. und 16!* Stuͤck.) U. Widerlegung einiger gegen die tal: futterung herrfchenden Borurtheile. Aus dem neuen berliner Intelligenzblatt. 35. I. Ueber die Todtencaffen. Bom Hrn. Profeſſor G.S. Blügel in Helmftädt. U. Anfrage. 36. Fortfegung der Abhandlung über die Todtencaſſen. 37 1. Fortſetzung. H. Gluͤckliche Folgen eines Tauſches. Aus dem neuen berliner Intelligenzblatt. 38. I. Schluß der Abhandlung Aber die Todtencaſſen. H. Beitrag zur. Naturgeſchichte. Von Hn. €. in D. 39. I. Beantwortung der Frage im 6fn Stuͤck dieſes Magazins vom Fahr 1785, warnm nur felten, nad) Anzeige des Kar lenders, auch die vollkommenſte Uhr ganz acenrat geht, ſondern bisweilen mehrere Minuten differiret? Don An. BL, in Göttingen. I. Einige Bemerkungen über den blin- den Fohann. (©. das 6" St. v. d. J.) IT. Beantwortung der Anfrage im 3ften Stuͤck des Manazins v. d. J. die Nach— geburt des Hornviehes betreffend. Von Hn. C. A. Feldberg zu Wildeshauſen. 49. Generation der Pflanzen. Vom Hu. Paſtor J. F Bloß in Erbſen. a1. Fortſetzung. 42. 1. Schluß. Stüd. E — II. Zu den Gedanken über Stallfutterung und Kleeban, im 20ten Stuͤck des Ma: gazins v. d. J. Ill. Beantwortung der Anfrage im 3st" Sthe des Magazins v. J. 1785, die Nachgeburt des Hornviehes betreffen. 42. Achter Brief über die Belagerung von Gibraltar ıc. (S. das 33° Stuͤck.) 44. Neunterdrief über die Belagerung von Gibraltar ꝛe. (S. das vorhergehende Stück.) 45. Ueber Kinderwärterinnen. Bon Hn. Merko. 46. 1.-Schluf. 1. Erfie Antwort auf die Anfrage im zıtn Stuͤck dieſes Magazins v. d. J. Bon An. — KB ink**e. III. Zweite Antwort. Bon An. D. 2. 3. zu Hildesheim. 47. 1. Lebens: und Negierungsgefchichte einiger Aebtiſſinnen des Stifts Ducd- linburg , und zwar der erſten Aebtiſſin Diemot. Don Hn. G. C. Voigt E—n. HI. Anfrage. Bon Hn. YI. M, in 9. 48. Lebens⸗- und Negierungsgefchichte der zweiten Hebtifftn zu Duedlinburg, Ma: thilden, der Tochter Dttens des Großen. 49. I. Schluß. II. Prenerfundene Vortheile zur beſſern + Einrichtung der Flöte, Dom Hn. Mur fifus und Floͤteniſt Trömlis in Leipzig. 59.. Der Defonom. Aus dem Engliſchen überfegt von On. W. 51. Schluß. s2. Die Verſchwoͤrung des Ling: Mars “gegen den Cardinal Nichelieu: cin ins tereffanter Beitrag zur Gefchichte Lud⸗ wigẽ des XIII. Vom Hn. Rektor Aug. Schulze in Oſterode. 53. Fortießung. 54.1. Shinß. U. Beantwortung der im 47ten Stuͤck auf; geworfenen Frage: Was ſind wederi⸗ RR. Don an. O. J. F. 3 Erſtes Regifter, Str. 55. Zehnter Brief ber die Belagerung von Gibraltar ıc. (S. das 44° St.) 56. Eilfter Brief über die Belagerung von Gibrakiar ꝛc. (S. das vorhergehende St.) 57. I. Drei Anfragen, den Glauben an Amulete betreffind. Dom Hu. Abt J. €. Deltbufen zu Helmftädt. II. Nachtrag zu dem zıtın St. des Mas gazins. Don J. C. W. TI. Verlangte Bekantmachung. 58. Zwoͤlfter Brief uͤber die Belagerung von Gibraltar ꝛc. (S. das 566 Et.) 59. Dreischnter Brief über die DBelager rung von Bibraltar ꝛc. (S. das vorher gehende Stück.) 69. I. Nachricht von der 178% jährigen Urberwinterung des Schafviches anf dem berrichaftlichen Hofe zu Witten burg. Don Hn. W. II. Nachricht vun der Sonfirmation eines Tauben ıc. 61. J. Maximen eines angehenden Haus: Lehrers und Erziehers. Il. Bon der jährlichen Einnahme und Ausgabe. Bon Hn. Be. in H. TIL. Unterricht, wie aus dem Tabads: ſaamen fowol ein Del zum Eſſen, als auch zum Brennen der Lampen gezogen werden könne. Dom Hn. Ziegleiverwal: ter fr. Friedrich Wundram zu Der renhauſen. IV. Zum zrten Stuͤck des hannoveriſchen Magazins. i 62. Bemerkungen hber die allgemeine Bers breitung medicinifcher Voͤlksſchriften. Vom Hu. Dort Guckenberger in Hans nover. 63. Vierzehnter Brief uͤber die Belage— rung von Gibraltar ıc. (S d. 59St.) 64. Schluß der im 6zten Stuͤck abgebro⸗ chenen Vemerkungen Über die allgemeis ne Verbreitung der medicinifchen Volks⸗ ſchriften. 65. I. Etwas Über den Choc der Cavalle⸗ rie. Veranlaßt durd) das 7° Stück des Hannev. Magazins. Bon On. Mar. Stüd, II. Fragmment ans dem Tagebuche eines armen Vicarius ans der Grafſchaft Wilſhire. Aus dem Engliſchen uͤberfetzt. III. lieber die Sprachberichtigung im art St. des Magazins v. d. J. Don Hu. G. F. D. zu P. 66. J. Nachricht von den Verſammlungen der Königlichen u. Churfürftlichen Land⸗ wirthſchaftsgeſellſchaft in Erle vomSrüßs jahr 1784 bis ins Frühjahr 1788. II. Auch ein Wert aus der Ihuchurger Heide, wegen des Kleebaues und der Stafifutterung. IL. Bon der Pflege und Wartung der Kühe, wenn fie gekalbet Haben, und was zu thun iſt, wenn die Aftergeburt oder der Damen nicht fort will, zur Deante wortung der Anfrage im 35" Stuͤck dieſes Magazins. 67. I. Lebens- und Negierangsgefhichte der dritten queblinburgifchen Aebtiſſin Adclheit I. (S. das 48 Stuͤck.) Il. Der größte Theil der luſtigen und finnreichen Einfälle des Platonifchen Phi⸗ lofophen Hiergeles. Aus dem Griechi— ſchen überjegt von An. Schlichthorſt in Bremen, > 68. Funfzehnter Briefüber die Belagerung von Gibraltar ic. (S. das 63" St.) 69. Sechszehnter Brief über die Belage rung von Gibraltar ic. (S. das vorher: gehende Stuͤck.) 709, I. Lebens; und Negierungsgefchichte der vierten quedlinburgiſchen Aebtiſſin Beatrir li. (©. das 67" Stüf.) II. Lebens: und Negierungsgefchtchte der fünften quedlinbargifchen Aebtiſſia Adel heid IL. 71.1. Schluß. II. Melonen. Aus dem neuen berliner Intelligen blatt. II. Beſchreibung eines zu Lauenburg den sten Jun. 1785 gefchenen fehönen Re— genbogen®. Mu - 72. I. £ebens: und Regierungsgeſchichte der fiebenden guedlinburgifchen a; (77 Rubriken, vom Jahre 1785. Stüd. Beatrix I. Herzogin zn Schwaben. (©. das vorhergehende Stuͤck.) II. Lebens- und Negierungsgefchichte der achten quedlinburgifchen Yebtiffin, Adel: heid Ui. Pfalzgräfin von Sachfen. II. Anekdote. 73. 1. Schluß der im vorhergehenden St. abgebrochenen Lebens- und Regierungs: geihichte Der achten quedlinburgifchen Aebtiſſin Adelheid IM. II. Nöthige Regeln beim Berfegen jun: ger Obfibäume. Aus dem neuen berlis ner Intelligenzblatt. IH. Ein Mittel wider die bei den Rev: foyen, dem Blumenkohl und andern Pflanzen auf warmen Miftbetten fo ge wöhnliche Faͤulung und Vertrocknung des Stengels. Aus dem neuen berliner Intelligenzblatt. IV. Abſcheulichkeit der Kirchenbegraͤbniſ— fe, beſonders in kleinen Kirchen. Von Hn. R. in C. 74. Siebenzehnter Brief über die Belage— rung von Gibraltar ıc. (S d. 69 St.) 75. Achtzehnter Brief über die Belagerung von Gibraltar ıc. (S das vorhergehen: de ©t.) 76. Neunzehnter Briefüber die Belagerung von Gibraltar ic. (©. das vorhergehen⸗ de ©t.) 77. Zwanzigſter Briefüber die Belagerung von Gibraltar ıc. (S. das vorhergehen; de ©t.) 78. I. Beantwortung der Trage: Wel— ches find die Fräftigften Mittel; die Ge— mwinnung der Klihengewächfe, fürnem: lich auf den Dörfern zu verbeffern. Bom Hu. Rath Weiffer zu Stutgard. U. DBefchreibung einer im Amte Springe gefchenen Windsbraut. Bon An, G. €. M. in Springe. III. Anekdote. 79. 1.. Fortſetzung der erfien Abhandlung im vorhergehenden Stück, U. Anfrage. ‚80. 1. Surtfegung der erften Abhandlung Am worhergehenden Stud, Stud. I. Anekdote. 81, I. Fortſetzung der erfien Abhandlung im vorhergehenden Stück. TI. Mittel zu Vertreibung der Fliegen, 82. I. Schluß der erften Abhandlung im vorhergehenden Stüd. i I. Bon der lombardifshen oder eiſernen Krone Don Sn. J. C. Winter in Hannover, UI. Sonderbare Geluͤbde einiger Indier. IV. Beantwortung der im 66ten Stuͤck v. d. J. aufgeworfenen Anfrage. 83. I. Verzeichniß der Lektivnen, welche zu Ilfeld von Michaelis 1785 bis Oſtern 1786 gegeben werden. H. Zween Briefe über Nahrung des Ver: fandes und Arzenei der Seele. Aus dem Engliſchen fberfugt ven Hn. 5. IH. Etwas über den Seidenban. Bon Hu. v. R. zu ©. 84. Ein und Wanzigſter Brief Über die Belagerung von Gibraltar ic. (S. das 77 &t.) — 85. Recenſion einer diesjährigen Nelken— flor. Von An. 4. C. Schmahling zu Oſterwieck. 86. I. Ueber die Juſtiz- und Gerichtsver⸗ faffung Englands. Dom Hrn. Gehei: men Eanzleifserstair Brandes in Hau⸗ Rover. I. Anfrage. 87. Sortfeßung der Abhandlung über die Juſtiz⸗ u. Gerichtöverfaffung Englands. 88. I. Fortfekung. IH. Anfrage. 89 I. Fortſetzung ver Abhandlung über die Juſtiz⸗ u. Gerichtsverfaflung Englands, U. Anekdote. 99 I. Fortfeßung der erſten Abhandlung im vorhergehenden Stürf. 1. Berechnung der kaft, welche ein Schif von 100 Kanpnen mit 1000 Mann Be: ſatzung zu tragen hat. Aus dem neuen berliner Intelligenzblatt. 91. Sortfeßung der im vorhergehenden St. gebrochenen erften Abhandlung. 92, Schluß, 6; Erftes Regifter, Rubriken, von Sabre 1785. Stüd. 93. Die neue Infel. Don Hn. W. 91. 1. Schluß. | II. Merkwuͤrdigkeit einer Mühle. Hu. — n zu Ebſtorf. III. Etwas zur Beantwortung der im zgtn Stuͤck des Magazins vom Fahr 1784 befindlichenAnfrage : Bomgicifch- eſſen der Kinder vor den Kinderblattern. Vom Hn. Doctor Koh in Münder. IV. Etwas, welches vielleicht zu beſtimm⸗ ter Beantwortung der drei Anfragen im gzen Stuͤck des Magazins Jemanden Veranlaſſung geben Fan. VomHn. Doct. J. 5. Jugler in Boitenburg 95. I. Etwas von dem fogenannten Dal; fen an den Waagen der Kaufleute und Krämer. Don Hu. Johann Gott: lieb Süfferott in Hannover. II. 300 Erfindungen , Theer auf eine neue Artzu verfertigen, und Bafalte auf — zu nutzen. Bon Hn. v, R. iſt 96. Sei und zwanzigfter Brief über die Belagerung von Gibraltar ꝛc. (©. das 84 Stüd.) 97. Drei und zwanzigfter Brief über die Belagerung von Gibraltar ıc. (S. das vorhergehende Stück.) 98 Dier und swanzigfter Brief über die Belagerung von Gibraltar rc. (S. das vorhergehende Stück.) 99. I. Beantwortung der im 88ten Stüd Bon Stüd, des Magazins befindlichen Yafikag * gen des Winterblumenbaues. Bon In. Strin zu Haldem. I. Verſuch mit diesjaͤhrigem Saatrocken. VonHn. 3 W. Engelke zn Dagenbutg. TIL. Anmerkungen zu derim 7gER Sthe des hannoverifchen Magazins enthalte nen Beſchreibung der. am 18er Yung. d. J. im Amte Springe gefehenen Winds: raut. Von Hn. G. W. Marwedel zu Hermannsburg: 100, Fünf und zwanzigſter Brief über die Belagerung von Gibraltar ꝛc. (©. das gr Stuͤck.) 191, 1. Ealliogfiro. Ein Auszug and den Memoires authenitiques du Comte "de Calliogftro. Paris 1788. I. Antwort auf die Gegenfrage des Sn. Dert. Jugler, den Amnletaberglauben, infonderheit den Amethyft, und noch nd: ber eine dem Ariſtoteles beigeleate Schrift betreffend. (©. das 94° Stüe.) Vom Hu. Abt F.2.Delthufen in Helmftädt 102, Schs und zwanzigſter Brief überdie Belagerung von Gibraltar ꝛe. (S. das 100%: Stuͤck.) 103. Sieben und zwanzigſter Brief fiber die Belagerung von Gibraltarıe. S das vorhergehende Stuͤck) 104. Acht und zwanziafter Brief über die Belagerung von Gibraltar ic. (S. das vorhergehende Stück.) Zyweites Nester, . nach alphabetifcher Ordnung. Vom Jahre 1785. — ——— elle und Zehntanfbläge, etwas uͤber ſelbige, Adelheit 1. tiſſin, deren Lebens⸗ und —— ſchichte, Adelheit II. fuͤnfte quedlinburgiſche BR —*3 tiſſin deren Lebens: und Drsierunge eſchichte, nos. f. 39u.f. ge dritte guedlinburgifche eb, Adelbeit LI. achte quedlinburgiſche Aeb⸗ tiſſin, deren Lebens: und Regierungsge⸗ ſchichte, 0% u) 1 im Zweites Regiſter, nach alphabetifcher Ordnung. Admiral Keppel, eine Nelke, wird — ben /· Admiral Queen, eine Nelke, wird be fchrieben, eh 1351 Admiralitätsgericht in England , wird befhrichen, 1444 Advokaten auf Gibraltar, Nachricht davon, . 519 Aebtifinnen zu Duedlinburg, Lebens: und Negierungsgefchichte einiger, 737 u. f. 7530. f. 1058 u. f. Aemilie, eine Nelfe, wird en 135 Africanus, eine Nelfe, wird befihricben, 1354 Agabus, eine Nelke, wird betrieben, ® 135 3 Ahſen, von, deffen Abhandlung vom Schmirgel, 103 1. f. Alteſſe, eine Nelke, wird befchrieben, 1351 Amaryllis, eine Nelke, wird befchrieben, 1354 Amaryllis formoffima, wie man fie im Winter treiben muß 1572 Ametbift, Aberglauben der Alten von den Würfungen dies Steins, 897, 1502, 1651 Damiraute, ein franzöfiiches Tribunal, Nachricht davon, 16 Ammen Nachtheile, fo durch felbige oft den Kindern zugefügt werden, werden angeführt, 718 Ammlete, drei Anfragen, den Glauben an felbige betreffend, 897, 1503, 1611 Anefdoten: 3) Einefchleunige Verwandlung, 191. 2) Vom Pabſt Pins VL Is. 3) Vom Erzbiſchof von Paris, und Dem Dichter Piron, 43%. 4) Don einem jungen Srauenzimmer, 447. 5) Dom Pabft Benedikt XIV. undeinem Prälaten, 479. 6) Bon einem Bubenftüd zweier Kna⸗ ben zn B., um die dafelbit auf Erret: tung im Waſſer Vernaglückter ausge lobte Geldpraͤmie zu erhalten, Fin. 7) Glückliche Folgen eines Taufhrs, 591 und 592. 8) Don Michael Angely, 1158... 9) Bon Hannibal Carragio, 1247. 10) BonTimgfleg, 1279. 11) Vom Maler Pouffin, 1423 Anfragen und Aufgaben, I. Beantwortete. Warum lant Anzeige des Kalenders auch die volkommenſte Uhr nur felten ganz ac: curat geht, und. wieman fich bei Stellung einer guten Dendule desfalls zu verhalten hat? 96. 600 u. f. Drantiwortungen det im 104" Stuͤck des Magazins von 1784 eingerüchten Anfrage, wag der Schmire gel fen? 103 m. f. 303 u. 504. Ob in Niederfachfen> in einer nıagern Gegend mit der Stallfutterung ſchon ein Vers fuch gemacht ſey u. ſ. w. 143, 385 u. f. Ob unter der allgemeinen Kegel der deut⸗ fihen Sprache, bei der Gefchlechtsaßs wandlung, d. i. bei einer folchen Ber: Anderung eines Works, da das Wort, welches vorher das männliche Geſchlecht bezeichnete, nach Der geſchehenen Ber: aͤnderung das weibliche beventer, daß die Enpfilbe in angehängt, und zumei« len der Bocal des männlichen Worts in einen Diphthongus verwandelt wird, auch diejenigen männlichen Namen mit begriffen find, die aus der lateiniſchen Sprache in die deutfche übergegangen, und entweder noch mit feinem urfprüng- lich deutfchen Namen vertaufcht And, oder Feine deutfhe Endung angenoms men haben? 335, 734 u. 735, 975. Wie man die Thiere von der Nachgeburt oder fogenantem Damen, weũ folche nicht von felbft abgehen will, ohne gewaltfame Mittelbefreiet? 560, 623, 671, 1052. Was wedrige, oder Wettertage für Tage ſeyn? 751, 863 u. 864. Drei Anfragen, den Glauben an Amulete betreffend, 897, 1503, 1611. Ob die Abhandlung vom Grasbau, wofuͤr der Freiherr von Hohenthal zu Falkenberg, im Jahr 1759 eine Prämie ausgefeßt, im Publikum erfchienen? 1056, 1317, Etwas zur Beantwortung der im 2gter B Stuͤck Zweites Regifter, Sthck des hannoveriſchen Magazins von 1784 bifindfühen Anfrage, vom Fleiſch⸗ effen der Kinder wor den Blattern 1459 u. f. Ob bi ver Erzielung der Hiacins ten Raͤnunkeln , Ancmonen, Taͤzetten, Jonquillen, Nofen und andern Blumen ‚ entweder uͤberhaupt, oder bei einzelnen Blnumenarten es nothwendig fiy, Die Toͤpfe in den Fenſtern zu haben, oder ob einige Blumenarten, und welche? auch an einer andern gemäßigten Stelle ” eines geräumigen geheigfen Zimmers ge: jogen werden koͤnnen? 1407, 1585 I. Unbeantwortete, Wie viel iſt der Unterfchieddes wahren und fHeinbaren Auf und Untergangs ver Sonne, bei vielen oder wenigen Din: - fen in dir Atmosphäre? 17. Wir man wild. Gaͤnfe bequem und in Menge fargen fan?239. DbinDfen gebranntır Stein— Falf den Salpeter nicht wie in freier Luft ausdünftet, und die Manerarbeit als denn beſtaͤndig eine Feuchtigkeit behaͤlt? 1263. Ueber die verſchiedene Wagen: ſpur oder Wagengleife in en Laͤnd ern, 1375 Angelo, Michael, Anekdote von ihm, 151 Anſchläge, einige, der Einrichtungen der; ſchiedener Familien, die jährlich cin ver: fchiedenes Einfonmen haben, 791 u. f. Armengelder, deren Adminifirasion in England, 1285 Arzenei dır Seele, Brief daräb:r, 1325 Ausfell, gluͤcklicher der Garniſon auf Gi⸗ braltar bei der letzten NR E Nach⸗ richt davon, 16 Yan. f. B. Bäume und Pflanzen, Befchreibung der auf Gibraltar bifindfichen, 1459 un f. junge, nöthige Regeln beim Verſctzen derielben. ©. Guſtbaume Baillages , voor tee, fraßzoͤſiſche Gerichtshdfe, Nachricht davon, 4 Bafate, wie eich: r mit Rußen auf den Oluspluten gebsaugptwerden nt 1520 Batterien, fpanifche vor Gibraltar bei der legten Belagerung, Nachricht davon, 1640 u. |. Werden von der Garnifon. der Feſtung zerftöhrt, 1653 Baumzucht, die wilde, etwas barhber, 17 73 u Beatrix J. die vierte anedfinbirgifche Aebtiſſin, deren Lebens; und Regierungs, geſchichte, Tıcs u. fr Beatrix IL. die firbende quedlinburgiſche Aebtiſſin, deren Cchens-und Regierung gefchichte, 1137. Stiftet das Koh {ir Mich gelſtein, aß Beaute fupreme , eine Relfe, wird beſch 1354 ben, Bodelwand geſtreiftes von vorzglich ſchoͤnen Farben, wird zu Steinhorft, im Anıte Gifhorn, verfertiget, 1043 Begnadigungsrecht in England, Beh. richt davon, Begräbniſſe in Kirchen, deren ash lichkeit: Belagerung von Gibraltar, Briefehar. über. ©. Gibraltar. Belle fille, la, sine Nelke, wird beichrichen, o 1357 Benedikt XIV. Pabſt, Anckdotevonihim, 479 Benzler, ©. 5. deffen Unterricht von Berbefferung und Erhaitang der Deiche und Ufer, 33 u. f. Abhandlung uͤber den praftifhen Waſſerbau an Fluͤſſen, 401 u. f. Blumen, —— wie man fie im Winter zichen fan, 69. S. a. Swies beigewächfe, Blumenkohl auf den Mifibetten,. wie man die ſo gewoͤhnliche Faͤulung und Vertrocknung deſſen Stengels —— 1165 Brahme, Pfriemenkraut, Pehfriede, ſpartium ſeoparium Linn Warnung wegen deſſen Anſaͤung, 3194. 320. ©. Pfriemenkraut. Brandes, Geheimer Canzleiſecretair, Def; fen Abhandlung über die Juſtiz- ud Gerichtsverfaſſung Englands, 1361 u. f. van nad) alphabetifiher Ordnung Brantewein, wie man ihn wie ein Mit: tel wid r den Froſt gebraucht. ©. Froſt. Briefe über die letztere Belagerung. von - Gibraltar. ©. Gibraltar. Aus Oſt⸗ indien. S. Ofiindien. Buchdruckerei, Nachricht darkber, 65 uf. Vortheile diefer Erfindung für die Gelehrſamkeit, gu. f. Bücherſchmarotzer, Warnung genen ſel⸗ bige, 278 u. f. Buhnen was ſie find, und wie fie angelegt werden muͤſſen, 494 Bureaux de france in Frankreich, werden beſchrieben, 14.1 f. C. Calcopa, eine Nelke, wird beſchrieben, 1354 Eallioafiro, ein Jude, giebt fih. für ci: nen Grafen aus, 1601. SHeirathet eine arme genueſiſche Marguifin, und reifet mit felbiger nach Rußland, woſelbſt er ſich für einen Arzt ausgiebt, 1602. Muß Rußland verlaſſen, 1603. Reiſet nad) Frankreich und giebt ſich da für den Wie: derherſteller der aͤgyptiſchen Manrerei aus, 1605. nitiirt die dortigen Da: "men in den, erhabenen Myflerien der aͤghptiſchen Maurerci, 1606. Die da: bei beobachteten Erremonien werden be; ſchrieben, 1627. Stine Betrügereien werden entdeckt, und er Fomt ins Zucht: haus, 1619 Cammer von Lancafter, Nachricht von deren Gerichte, 1449 Campidoglio, il, cin römifhes Tribunal, wird befchrichen, 119 Caroline, eine Nelke, wird befchrieben, 1353 Carragio, Hannibal, Anekdote von ihm, 0; 1247 .Caften, verfhiedene, in welche ſich die der . Braminifchen Religion zugethane Indier cintheilen, werden befchrieben, 534 Cavallerie, etwas von deren Chor... ©, hoc. Cerealis, eine Nelke, wird beſchrieben, 1349 Cerife , eine Nelfe, wird befhrichen, 1352 Cerife de violer, eine Nelke, wird bw fchrieben, 1353 Chambres des Comptes iu Tranfreich, deren Beſchaͤftigung, Chambre des eaux dr forets, ein fran zoͤſi⸗ ſcher Gerichtshof, wird befchrichen, 15 Cbambres des enquetes in Frankreich, de ren Befhaftigung, 9 Charelers , Gerichtshofe, Rachrihtdaven, Choc der Savalleric, etwas davon, 97 R f. Deſſen Wörfung und Nugen wird durch die Gefege der Bewegung bewies CR 1028 u. 1029 Eing-WMars, de, Zenri Deffiat deffen Abkunft, 819. Wird dem König Luder wig XII Durch den. Cardinal Richclieu empfehlen, 820. Wird des König Fich- ling, 821. Gerätb mit dem Cardinal Nichelien in ein Mißvertändnig, 826, Sucht des Eardinals Gewalt zu jertrüms mern, 828. Deſſen Verſchwoͤrung wir ber Richelien, 833 u.f. Wird dem Cars dinal verrathen, 847w.f. Deflen Hin 8 ‚richtung: § Cinque Ports, Nachricht davon, 1450 Civil⸗ u. Eriminaljurisdiction, Ausabn derfelben in England, i 1373 Clariffa, eine Nelke, wird befchrieben, r I 1353 Clima auf Gibraltar, 371m f. Collegien in Rom, Furze Anzeige einiger, die gar Feine Jurisdietion zu haben cheinen, 1720. Commifioners of fewers, deren. Amt in d England, i 1447 ommon Jury, wie ſolche in En PIE en ale * Condenſator, ein neues Inſtrument zu Elektricitaͤt, wird —2 ur Connetable, la, ein franzöfifc. & icht, woruͤher es erfennet? Cie —— Confeil du Roi das hoͤchſte Gericht in FSranfı reich, 17m f B2 Conte Zweites Negifter, Conte sogre‘, eineNielke, wird beföprieben, Corduan, brüffeler, nnd Gabertleder, wird zu Cadenberg im bremifchen a Neuhaus verfertiget, Coroner , deften Amt in England, 1381 Conaties Palatine in Enaland, N, davon, 14.19 Cours des aydes, gewiſſe Gerichtshöfe in Frankreich, werden befchrieben, 12 Cobrz of Baröhs ein englifches Bist; Nachricht davon. ; 1374 Qua of Chancery, deſſen 2. sg 1431 Coarts of Kings Bench, Common .Pleas . and 'Zxchequer in England, werden befchrieben, 1387 u. f. Court of Marfhal fea, ein — Ge⸗ richt, Nachricht davon, 48 Courts of quarter fefionsin England, Ye Criminaljurisdiction, Nachricht von der Ausübung derfelben in England, 1453 D. 5 Carl Ludewig, in Lüneburg, ver; fertiget Dammaftorell, 1044. ©, a. Landwirthſchafts⸗Geſellſchaft in Celle. Dammaftdrell, toird in Luͤneburg fehr aut " perfertiget, 1044. S. a.2andwirth- ſchafts⸗Geſellſchaft in Celle. Damon, eine Nelke, wird ſan Darby engl. Dice »Ylomirab, entſetzt am r2ten Ipril 1781 Gibraltar, 1343 Darby, eine Nelke, wird befehrieben, 1355 Deiche und Ufer, von Verbeſſerung und Erhaltung derfelben, -, 3360 Deich - und Waſſerbau, Abpandling “ Darüber, goun, f. Diäten der Gerichtshoͤfe in — Diemot, die erſte Aebtiffin zu Quedlin— ‘burg, deren Rebens- und Regierungsge⸗ Se 737. Erhält vom Kaiſer ver ſchiedene wichtige Schenkungen, 742 € * 9— ra und Ausgabe, 3 ren der jährlichen, Einwohner, Zahl der fänlichen" Alf Gibraltar, 47%. ©. a. Gibraltar, Eledions , les, und les greniers & fel,, ge; wiſſe Collegia in N werden be fhrieben, 14. ©. a. Ger ichtsverfaf fung in verſchiedenen Ländern. Elektricität, Beſchreibung eines neuen dazu gehörigen Juſtruments, 257. f. Elektrophor, wird beſchrieben, 260, Nachricht von den damit angeſtellten Verſuchen, 262u. f. Eleonore, eine Nelke, wird Re 1349 Eliſabeth, eine Nelfe, wird —J Endimion, eine Nelke, wird befcheichen, Engelke, H. M. deffen REN diesjährigen Saatrocken, 1575 Entſcheidung on points of law durch die Richter, in England, 1493. ©. auch Juſtiz⸗ und Gerichteverfaflung Englands. — auf Gibraltar, Nachricht da⸗ von, 446. ©. Gibraltar. Erdpech, (bitume ) daraus Fan Theer verfertigetiderden, 1517. ©.a. Theer. Erdtoffeln, die englifchen, oder Schwei⸗ nefartoffeln , deren Vorzüge werden be—⸗ fehrieben, 287.0. 288 Erzieher, ein angehender, muß fich bei den eltern des Eleven Liebe zu erwers ben ſuchen, und felbigen befcheiden und ehrerbietig begegnen, 969. Was er ſonſt in Anfehung der —— und Eleven zu beobachten hat, 962. Deſſen Maris “men in Anfehung- der Zöglinger * In Anſehung des Unterrichts, 964 Etat eines ſpaniſchen Cavallerie/ und In⸗ fanterieregiments, 697 u. A N Gibral tar. —— nach alphabetifcher Ordnung. F. ahrzeuge, Verzeichniß derjenigen, wel: S de Bien Aut. 1779 bis in die Mitte Sannars 1780 in Gibraltar angelangt find, 889 u. f. ©. a. Gibraltar. Samilien, die jährlich sin gewiſſes Ein “ Fommen haben, Anfchläge der haͤusli— ° hen Einrichtung verfelden, 787 u. f. Sanny, eine Nelke, wird befchrieben, 135 Zaſchinen beim Waſſerbau, mie fie ver: fertiget werden müffen, und in welchen Fällen fie von Nusen find, 408 u. * Soujas, de St. Fond, deſſen Verſuche aus Steinfohlen Theer zu vertan $ Seier, fonderbare des Palmfonntages, / 337 uf. Seuerftellen, Zahl der fäntlichen auf Gibraltar, 475. ©. a. Gibraltar. Sleiſcheſſen, das, ob ſolches den Kin; dern, bevor fie die Blattern gehabt, ſchaͤdlich ift, 1499 u. f. Sliegen, wie man fie von den Viehſtaͤllen abhält, 388. Ein fihers und unſchaͤd⸗ ‚liches Mittel fie zu vertreiben, 1295 Slöte, nen erfundene Vortheile zur bef; fern Einrichtung derfelten, . 77 Slotte, ſpaniſche, die zur Einſchließung des Hafens von Gibraltar zu Anfang der Belagernng beſtimmt war, 876. Lifte der englifhen, welche am 251" Heer. 1779 unter dem Commando des Admiral Rodney von England fegelte, “938. Und der, welche am 12! April 3781 Gibraltar entfegte, 1343. ©. a. Gibraltar. Sodern und ordern, ob es gleichbe: - dentende Wörter find ? 751. 1039 Sorfter , Profeffor, deſſen Theorie von " Entftehung der Winde und Belege ' 1482 Fränklin, deffen Bemerkungen über die Hilden in Rordamerifa, 39 u f. Sragment aus dem Tagebuche eines ar- men Dicarius, 1035 Stanzofenfranfheit des Nindviches ift - Fein vensrifches Uebel, 297, Sundern befteht aus unſchuldigen Geſchwuͤlſten, die von einen Ucberfiuß der Säfte kom⸗ men, 296. Das Fleifch von verglei: chem Vieh Fan ohne Bedenken gegeſſen werden, 302 Sriedensrichter, deffen Amt in — 1383 Froſt, Mittel wider ſelbigen, 30 f. Sruktification der Pflanzen, Abhand⸗ lung daraber, 625 uf ©. Bärten, wie fie umzaͤunt werden müffen, 1266. Schwierigkeiten bei Unterhal: tung eines Gartens, 1267. Die Unfis cherheit des Gewinnſtes ift cin Kinder; niß des Gartenbaues, 1268, Mittel, den Landmann zu bewegen, daß er fi) nicht abfchreefen laffe, den. Gartenbau zu unternehmen, 1269 Gamaſche, Frau von, 05 fie durch dichte Körper fehen Fonnen, 509 Garniſon, zu Gibraltar, deren Etat im Junius 1779, 882 u. f. Verluſt vom 7ꝛten his 30ten April 1781, 1533 u. 1534. VomOct. 1781, 1633. Nach: richt von deren am 27ten Novemb. 1781 auf die Feinde gethanen Ausfall, 1645. Deren Berluf bei dem erften Ausfall aus der Seflung, 1651, Im Monat November 1781, 1653. Anzahl ver von ihr im November und December 1781 verfchoffenen Rugeln, Bomben, Traubenſchuͤſſe, Carcaſſen und Licht: Ingeln, 1655. 1663. Deren Berluftim Monat December 1781, 1663 Gaſtfreundſchaft der Wilden in Nord: amerika, Beifpiele davon, 396 Beift, Friegerifcher , der Indie, 537 Gelübde, fonderbare einiger So 1399 u. f. Gemeinde - Gärtner, durd) deren An: ſtellung Fonte der Gartenbau in mehrere Aufnahme gebracht werden, 1284 Gemeinheitsaufbebung zu Winfen an Der Luhe, Nachricht davon, 1041 B3 Georgs⸗ # Zweites Negifker, Seorgshöhle auf Gibraltar , wird AB foprieben, 449 Gerichtsform, oder der Proceß in Frank reich, Nachricht davon, 23 uf. Gerichtshöfe, Nachricht von denin Eng: land etablirtem 1374 Gerichtsköften, von denen bei ‚eh * miſchen Gerichten, Gerichtverfaſſung Nachricht uͤber Hi bige in verfchiedenen Ländern und zwar 1) Aber die franzöfifche, u. f. 2) über die im Kirchenſtaate, und vorzüglich in Kom, 113. 3) überdie englifche, 1361 uf. 4) über die auf Gibraltar, 519 Geſchworne, in England, von deren Urtheil, 1409. Bon der Necufation der Gefchwornen, 1411. Bon derfpe- eial jury, 1413, Wonder jury de me- dietate linguae, 1414, Verrichtungen der jury, 1416 Gibraltar, Briefe über die dortige De: lagerung, 209 u. f. 369u. f. 433 > — 449. 455 u.f. 497 f. 513 uf. 6 6 u. f. 8 88ıu. . ee £ 929. 993. 1073 u. f. 1089. 1169, 1185. 3201. 1217. 1329. . IS2t1. 1633. 1649. 1655. 1681. Graffibaftsgericht in England, Werben beſchrieben; Grand Triomphe, eine Nelke, wir be: ſchrieben, 56 Graͤumann, Doct. deſſen ——— uͤber die des Rind⸗ viehes und die Unſchaͤdlichkeit des Flei⸗ ſches ſolcher Thiere, 289. f. Budenberger Doet. deffen Bemerkun— gen über die fchädliche Verbreitung der msdicinifchen Volksſchriften, 979 u. f. 2, samen, Zamel, oder Nachgeburt, mie man die Thiere abnz gemaltfang Mittel davon befrciet, 623. 1051 Sannoveraner, auf Gibraltar, deren Heldenmuth bei den im Nov. 1781 von der Garniſon aus der Sefung gebaut - Ausfall, 165 Saffen, ein Nude, > dient in ber festen Belagerung von Gibraltar ald Soldat, Seuslebrer, Marimen eines angehenden, ©. Erzieber, Heloiſe, eine Nelke, wird befchrieben, 1351 Serzog von Braunſchweig/ eine RAR, wird befchrieben. 1357 Sierocles, platoniicher Bhitofonh, ‚der größte Theil deſſen luſtiger Einfälle, 1970. Hippocrates, eine Nelfe, wird befchrie, ben, 1355 gitze und Sliegen, wie man fie von den Viehſtaͤllen abhält, 3 Höoflichkeit der Wilden in Nordamerika, Beifpiele davon, 393 Sohlen, merkwuͤrdige auf Gibraltar, wer: den beſchrieben, 433 u. f. Deren Nuz⸗ zen für die dortigen Einwohner, 343 Someier, A. H. deſſen Nachricht vom blinden Johann, auf Hühner, legen im Winter fleifig, wenn man ihnenreifen Neſſelſaamen unter dag Sutter mengt, 364 Hundred Courts, the, ein ——— Nachricht davon, Jahrmarktsgerichte, die in England, Nachricht davon, 1386 Flfelviches 2 9 eftionemwerzeichniß. vom Sommerhalbenjahre 178%, 481.1 f. Mon den Reftionen, die von Srichnetie 1785 bis Oſtern 1786 dafelbft gegeben werden, 1313u. f, Indien, Nachrichten ven-dahen, 17 193. 225. 242, 529u.f. Indier, ſargerhare Geluͤbde eini 1309 u. Inſel, die neue, ein Traum, 14731. £ Tobann, der blinde, Nachricht | swf. Bemerknngen über felbigen, John Do —E * ohn rree, ein wohlſchme —* Fiſch, wird befchricben, ° Juden, find-auf Gibraltar ſehr Habtre und nach alphabetifcher Ordnung. und treiben dafelbft verſchiedene Hand: werke, 457. Nachricht von einem, der in der letzten Belagerung von Gibraltar wie Soldat gedient hat, 469 —— Conſuls, deren Amt in SR, Jugler, Doctor zu Boitzenburg, def * an über den Glauben an A Ju eine Nelke ‚wird befchrieben, i 328 Jurisdictionen, die verfchiedene, in den Staͤdten Englands, werden beſchrieben, 1451 Jurisprudenz Art, wie ſolche in Eng: “ land findirt wird, 1421 Fuftices feignezriales. ©. Datrimoninl- gerichte Jũſtizverfaſſung Englands,‘ ee ° Darüber, Su. f. Juſtizweſen, das, macht in — einen Theil der Koͤnigl. —— aus, K. Balender, wie ſie fuͤr den gemeinem Mann recht nuͤtzlich eingerichet Fönten, 1281 Binder, uncheliche, werden, wenn der - AlimentationspunftSchwicrigfeiten uns terworfen ift, auf Gibraltar von derje— nigen Gemeinde unterhalten, wezu ihre Mutter gehöret, 478. Bringen An; fangs gar feine Vorfellungen mit auf die Weit, 711. Die erfion Eindrücke in ihre Secle haften mit beſonderer Se; ſtigkeit, und find feſter als dicjenigen, die ihr im fpätern Alter beigebracht werden, 712 Rindern ifi das Fleiſcheſſen vor den Blat⸗ tern ganz unſchaͤdlich, 1499 Rindermord, von ſelbigem hört mar nie auf Gibraltar, Rinderwaͤrterinnen, unfere guwbheli; den, find dem Erziehungsweſen höchft onachtheilig, 708. Bringen unfern Rin: dern nicht die rechten Eindruͤcke bei, 709 Verſtaͤrken der Kinder Begierden, 715 . u. f. Erwecken auch oftin den Kindern unlautere Triebe, "tn. f. Rirhenbegräbniffe, deren ul eit, 167 Rleebau, daranf komt es Höre bei Theilung der Gemeinheiten an, 313. DieStalfürterung Fan ohne felbigen nicht beftehen , 314. Nachricht von den mit felbigem in der luͤneburger Deide anges ſtellten Berfuchen, 1047 Rlippe, Dberdeichinfpecter, hat zu Car denbera, im bremiſchen Amte Neuhaus, eine brüßler Corduan: und Cabertleder: fabrif angelcat, 1044 Rlügel, Profeſſor in Helmitadt, deſſen Abhandinng über die Todtencaffen, er Roh, Docter zu Miünder, deffen Ab: handlung von dem Sleifcheffen der Kin— der vor den Blatter, 1499 u. f. König von Poblen cine Nelke, wird befchrieben, 1358. Königin von England, cine Nelke, „wird befchrieben, 1349 Rönin — von Neapel eine Nelke, vH befehrieben, Rrone,die eiferne lombardifche, Dach richt davon, KRüchen, das im Ey eingefchloffene, rt nicht mit dem Schnabel, fondern mit einem auf folchem finenden Fleinen Hörn- chen, welches einige Tage, nachdem es ausgefommen iit, abfallt, den erften Bruch in ver Echaale, 1212 Rüdyengewä fe, was e6 heißt, Br Ge⸗ winnung derfelben verbefiern, 1233 Was Kuͤchengewaͤchſe find, 1234. Wie die Mittel, folche zu verbeſſern, beſchaffen ſeyn muͤſſen, 1238. Vergroͤßerung der Produktion der Kuͤchengewaͤchſe, 1236. Hinderniſſe, die dabei eintreten koͤnnen, ibid. Dieſe Hinderniſſe liegen Min der Natur dieſes Zweiges der Landwirth— ſchaft, 1237. auf Seiten des Staats, 1243. 3) auf Seiten des Landvolks, 1249. Pruͤfungen der Hinderniſſe und Vorſchlaͤge zu Vermehrung der Produk—⸗ tion der Kuͤchengewaͤchſe, 1257. e Zweites Negifter, | Gewinnung der Khchengewächfe in der beften Qualität, 1297 Rühe, von deren Wartung und Pflege, wenn fie gefatbet haben, osım. f. £. Zandwirthfhaftsgefellfgaft in Eelle, Nachricht von deren Verfammlungen el Fruͤhjahr 1784 bis ins N 17851 Eappländer, etwas über ihre vorgege— bene fabelhafte Kunſt, die Winde zu ſiil— len und zu erregen, 1600 CLava, Fan geſchmolzen, und zur Berker tigung von Flafchen und andern Gefaͤſ— fon mit Nußen gebraucht werden, 1519 CLebensmittel, ſehr hohe Preiſe verſchie— dener auf Gibraltar während der letz— ‚ ten Blofade, 916. 1104, 1169, 1336 Lederfabrik im Amte Neuhaus im Bra mischen, Nachricht davon, 19044 Beftionenverzeichniß von Zlfeld, vom Summerbalbenjahre 1785, 481 u. f. Bum Winterhalbeniahre, . 1313 Leopold, Prinz von Braunſchweig, Nach⸗ richt von einer ausgeſetzten Pramie für denjenigen, der die beſte Ode und die bes ſte Handzeichnung auf deflen ruhmvollen Tod liefert, il Kevfoyen auf den warnen Miftbetten, wie man die fo gewöhnliche Faͤulung und Vertrocknung ihres Stengels ver Hüte, 1165 Licht, das, iſt allen Pflanzen phyſiſch norh: wendig, 1585 Lieutenant civil , deffen Amt in Frankreich, Lieutenast criminal, deffen Amt in Frank: reich, ' $ Lieutenans de robe longxe und Lieutenans oder Prevots depee, was man in Frank reich darunter verftcht, 5 Lifte der Föniglich englifchen Flotte, wel⸗ He am 12m April 1781. Gibraltar entferfe, 1343. Don dem Verluft der Regimenter in der Garnifon von Gis braltar vom T2ten April 1780, 1553, Bei dem erfien Ausfall aus der Feſſung, 1651. Im November 1781, EN Im December 178r, 1663 Lodders, Voigkin zu Steinhorft im Ans te Gifhorn , verbreitet in dortiger Ger gend die nuͤtzliche Befchäftigung, die die Zubereitung und das Weben verfchiedee Gattungen von Zeugen zum Gegenftan de hat, die aus inländischen Produlten verfertiget werden, ‚1043 Zootins, die leichte Neuterci des Tippo Behador in Oftindien, Nachricht davon, 529 M. Mädchen, die fchönften unter den Ins diern find den Göttern gewidmet, 534 Magiſtrate, 1) von denen im Kirchen: ſtaat, die durch ihre Aufficht auf die Juſtiz den Lauf derfelben befördern, und von der Damit verwandten Materie von der Diffinction der Sachen in ricorribili und apellabili, ruorali und Prelatizie, 145, u. f. 2) von denen, welchen hanpt fählich die Beforgung gewiffer Theile der Fandesadminiftration und der Hier tarchie aufgetragen ift, und denen: nie die gerichtliche Entfcheidung derjenigen Streitigkeiten zufomt, die über die ih—⸗ nen untergeordneten Gefchäfte —— 165.1. f. Mark. Aurel. Antonin, die letzte Lebens⸗ ſtunde dieſes Kaiſers, 321 0. f. gosu.f. Marwedel, deffen Befchreibung der letz⸗ ten Lebensſtunde des Kaifırs Mark. Aus tel. Antonin, 3210.f. Deffen Anmer— Fungen über die am 18ten Auguſt d. $; im Amte Springe gefehene Windsbrauf, 179 u. f. — Mathilde, die zweite Aebtiſſin zu Qued⸗ linburg. Ihre Einweihung und Eins Einführung zur abteilichen Wuͤrde wurs de 966 mit vieler Pracht vollzogen, und vom Pabſt beftätiget, 755. 756. Stirbt im Jahr 999, Me 776 , nach alphabetifcher Ordnung. Melonen, woran man ihre Neife erfen, net, 1131. Müſſen nicht bei warmen Sonnenfchein abgenommen werden, ib. Dor dem Genuffe legt man fie an einen fühlen Ort, oder eine halbe Viertelſtun— de in Faltes Waffer, wenn fie bei Son: nenfchein abgenommten find, 1132. Wie man fie behandelt, wenn fie aufbewahrt oder verſendet werdet follen, ibid. Be— handlung der nofhreifen Melonen, 1133. Kennzeichen der wahren Güte einer Me: lone, 1134 Menſchenfreund u. Menſchenfreund⸗ lichkeit, Gedanken uͤber die Bedeutung dieſer Worte, 429u. f. Mohren⸗Rönig, der, eine Nelke, wird beichrichen, 1353 Möhle, Merkwürdigfeiten einer zu Eber: ſtedt im weimariſchen belegenen Mr u. f. Muſik, indifhe, die Inſtrumente, womit ſie gemacht wird, werden beſchrieben 53 Myrrhe, Aberglauben der Alten, von deren Wuͤrkung, ſ. Amulet. N. Nachgeburt, wie man die Thiere ohne gewaltfame Mittel davon befreiet, 623. u. 624. 671. 1052. ©.a.Hamen. Nahrung des Verſtandes, Brief dar über, 1323 Naturgeſchichte, ein Beitrag zu Ieibigen, 7 Nelkenflor, Recenfion einer dies) — 1345 u. f. Neſſel, Eigenſchaften derſelben in Anſe— hung der Landwirthſchaft, 357. Ver— ſchiedene Arten der Neſſel, 359. Zu: -bereitung derfelben zu Neffeltuh, 361 u. f. Bon der Pflanzung derfelben, 364. Komt an allen hohen Dertern gut fort, 365. Iſt ein gutes und heilſames Fut— ter für das Dich, 367 Yreffelgarn, wie man es zubereitet, 361 wir. Neſſelſaamen, wenn man folhen Hüb: nern unter das Buffer menge, fo legen fie im Winter fleißig darnach, 364 Yiefleltuch, deflen Zubereitung wird be ſchrieben, 360u.f. Neſſelwurzeln, damit werden in Schwer den die Oſtercier gelb gefaͤrbt, 363 Nicanor, cine Nelke, wird beſchrieben. 1356 3 Nordamerika, Bemerfungen Aber die dortigen Wilden, 391 u. f. O. Oberhaus, das hoͤchſte Tribunal der all⸗ gemeinen Civiljurisdiction in Englaud, wird beſchrieben, 1435 Obſtbäume, junge, mäffen im Fruͤhjahr verpflanzt werden, wenn die Erde fell, leimigt, niedrig und naß ift, und im Herbſte, wenn fie locker, fandigt, hoch und trocken iſt, 1161. Roͤthige Zuber reitung des Orts, wo der Daum ſtehen foll, 1162. Behandlung des zu verpflans genden Baums, 1163. Was bei dem Berpflanzen felbft zu beobachten ift, 1164 Obftforten, verfchiedene, DVorfchlag, die einftunmige und allgemeine richtige Des nennung derfelben betreffend, 107 u. f. Oekonom, der, Abhandlung —— 785 uf. ©el, wie man ſich damit wider den Froſt verwahrt, 31. Aus Tabacsfaamen, Nutzen deffelben, 975 Derifia, eine Nelke, wird befchrieben, 1350. Olympe , eine Nelke, wird befchrichen, 1348 Oſtindien, Briefe vor daher, 529 P. Packwerke beim Waſſerban, was fie ſind me tie fig angelegt werde 406 J fi me Zweites Kesifter, Palmfonntag ‚ehemalige fonderbare Feier deffelben im Stift Duedlinburg, 37 u. Pariars, die geringſten von der Nation in Hflindien, 531. Ihre Lebensart wird befcehrichen, 532 Parlament von Paris, (Cour des Pairs) Nachricht davon, zuf. Patrimonielgerichte in Franfreich, (ju⸗ flices Seigneuriales) werden beichrieben, 3 Petit Maitre, eine Nelfe, wird befchrieben, | 1349 Pflanzen, Abhandlung über deren Ge neration, 625. Eine zufällige Zeugung derselben , welche von felbft ohne allen Eaamen erfolgt, wurde von den Alten angenommen, 626. . Befchreibung des Eyficms der organifchen Zufammenfit: gung beiden Pflanzen, 628. Des Evo— Intionsfoftems, 629 Pfriemenfraut, Warnung gegen gelte Anbauung, 320 Piron, Dichter, Anekdote von ihm, 431 Pius VI. Pabſt, Anekdote von ihm, 415 Pompadour, eine Nelke, wird befchrieben, ı Dondicherie, wird befchrieben, 531 Pontifex Romanus, xine Nelfe, wird be: fchrieben, 1350 Pouſſin, Maler, Anekdote von ihm, 1422 Prämien, Nachricht von denen, welche die Königl. Churfuͤrſtl. Landwirthichafts: gefehfchaft in Erle aufs neue aus gelo: bet hat, 1046 Pratje, deffen unnraßgeblicher Vorschlag, die einftimmige und allgemein richtige Benennung der verfehisdenen ahlprten betreffend, 107 u. f. Preife, außerordentlich habe einiger De; dürfniffe wahrend der legten Blokade auf Gibraltar, 917 m, fi 4104. 1170, 1208, 1336 . Preſidaux, gewiſſe Gerichte in Braten, Prevot, was man in Baris darunter * ſteht, Privy Council, the, in London, Wird Be: fchrieben, 1444 Proceß, der peinlihe, in Frankreich, Nachricht davon, 27 u. f. Procuratoren in England, deren Amt, - 1424 Q. Quaſiaextract, ein ſicheres Mittel, die Fliegen damit zu vertreiben, 1295 Quedlinburg, Stift, Lebens und Res gierungsgefchichte einiger dortigen Aeb— tiffinnen, 737. 757: 1057 u. f. 1106 uf 1157 u. f. R. Ramdohr, von, Hofgerichtsaffeffor, defs fen Nachrichten über die Gerichtöverfaß fung in verfchiedenen Landen — f. 2Rechte, die in England gene, Ein, theilung derfelben, 1364 u. f. Regenbogen, Befchreibung eines außer: ordentlich fchönen, fo in Lauenburg den zien Jun. 1785 geſehen worden, 1133 u. f. Religionsfreiheit auf Gibraltar, Ki Richelieu Tardinal, erfter Staatsminis fter und Generalliffimus beifudewig dem XI. 817. Deſſen Macht über den Kb: nigr 818. Macht dem Koͤnige Cinq⸗ Mars befaut, 819. Falt durch Cinq⸗ Mars beim Könige in Ungnade, 825. Sucht fih an Ling: Mars zu rächen 8:7. Bemuͤht fich nicht vergeblich, Das Zutrauen des Königs wider zu erhal ten, 830. King: Mars Verſchwoͤrung wider ihn, 833. Wird dem Cardinal ver⸗ nah alphabefifcher Ordnung, verrathen , 847. Eing Mars Hinrich: ‚tung, 858. Tod des Cardinals, 864 Rindvieh, das Fleich von ſolchem, das mit der ſogenannten Franzoſenkraukheit behaftet iſt, iſt der Geſundheit unſchaͤd⸗ lich und Fan ohne Bedenken gegeſſen werden, 302 Rofe viclorieuſe, eine Nelke, wird beſchrie— ben, 1356 Roſen, ober andere zum Treiben beſtimm⸗ „te Sträucher muͤſſen gleich beim Einbrin— gen ins Zimmer ans Fenſter geſtellt werden, 157 Ruota Romana, Nachricht davon, 153 u. f. S. Saatrocken, Verſuch mit dem diesjäh- rigen, 1575 Sans pareil, eine Nelfe, wird N I 3 Schafvieh, Nahridt von der 1782jäh;: "rigen Ueberwinterung deffelben auf dem berrfchaftlihen Hofe zu MWittenburg, 9452: f. Schießorgeln, eine befondere Art Feuer: werke, deren fi) die Spanier bei der Delagerung von Gibraltar, um die Pal: liſaden damit in Brand zu ſtecken, be: dienten, werden befchrieben, 1178 Schif von ICO Kanonen mit 1000 Mann Drfakung » Berechnung der Laſt, mel: de es zu tragen hat, 1439 Schiffe und Fahrzeuge, Verzeichniß der ſpaniſchen, welche ſich den igten April 1778 in den verſchiedenen ſpaniſchen Höfen befanden, 683 u. f. Schildkröte, ein rother Schmetterling, auf welcher Pflanze man ihn findet, x 369 u. f Schlaguhren in den Marfchländern, wer: den fo aeftellt, daß fie jeden Glocken: ſchlag früher als die Hamburger Stadt: uhren anzeigen, 24T. S. auch dag S4te Stuͤck des Magazins von. 1784.- - Schlichthorſt, deſſen Ueberſetzung der lu: ſtigen und ſinnreichen Einfaͤlle des Hie— rocles, 1070 u. f. Schmaling, &. €. zu Oſterwiek, Recen⸗ fion feiner diesjährigen Nelkenflor, ı = u. f. Schmirgel, wo er gefunden wird, 103, Gehört zu den Eifenerjen, 105, Def fen Gebrauch, 108. 303 u. 304 Schriftſteller, DBergleihung der alten und neuen, und ihrer Berdienfte, 49 u. f. Schulen, landwirthichaftliche, deren Nuz⸗ zen, 1238 Seidenbau, etwas daruͤber, 1327 Serein de Canarie, eine Nelke, wird be ſchrieben, 1356 Sergeant, deren Amt in England, 1423 Sherifs in London, deren Amt, 1378 Sprachberichtigung, 75T. 1039 Stallfutterung, in Niederfachfen, 382 u.f. Was dabei zu beobachten , 387. Widerlegung einiger gegen felbige herr; fchender Borurtheile, 5411. 1047. Stannary courts in England, Nachricht davon, 1459 Stehapfelfaamen, traurige Gefchichte von deſſen Genuffe, 463. Muß nicht mit der Nigella fativa verwechſelt wer den, ibid. ft ſchwer auszurotten, ibid. Steinfoblen, wie man Theer daraus verfertigen Fan, 1517 Stiftsprediger, eine Nelfe, wird bes fchrieben, 1355 Strin, deffen Abhandlung über den Win: terbiumenbau, 1569 u. f. , Siüfferott, Johann Bottlieb, deſſen Abhandlung über den Waagebalken der Kaufleute und Krämer, 150g uf. ca 8 Zweites Regiſter, T. Tabacksſaamen, Uuterricht, tie aus fels bigem ein Del zum Effen und Brennen gezogen werden fait, 975 Tagebud) des Haupimanns vor W. beim ıgtn Hannovrifchen Regiment in Indien, Auszug aus felbigen, 177 u. f. 193 u. f. 225. u. f. 242 u. f. ©. a. Indien. Fragment aus einem, 491. 1035 Tauber, Nachricht von der zu Lauenburg geſchehenen Eonfirmation eines folchen Menfhen ! 959 Tauſch, gluͤckliche Folgen eines, 591 Terms oder Diäten der Gerichtsoͤfe in England, 1493. ©. Diäten. Thau, was er ift, 495. Deſſen Schaͤd— lichkeit und Nutzen, 496 Theer, kan aus Steinkohlen und Erdpech verfertiget werden, 1517 Timocles, Anckdote von ihn, 1279 Todesſtrafen, Nachricht von den in Eng— land gebraͤuchlichen, 1466 Todte, ſolten nicht in den Kirchen beer— diget werden, KILL Todtencafien, Abhandlung darüber, 4 u Todtenlifte der Garniſon von Gibraltar im S$ahr 1780, 1212 Töpfe zum Blunentreiben, welche die bes ſten ſind, 1574 Trauer-Briefe, Vorſchlag, wie man ſie abſchaffen kan, 31 Tribunale dell’ A. ce. in Nom, wird be: beichrieben, Tısm.. Welche Sachen vor diefes Gericht gehören, 27 Tribunale del Cardinale Vicario in Nom, wird befchrieben, 123 u. f. Tribunale del Governo in Nom, wird bes ſchrieben, 120 Tromlitz, Floͤteniſt zu Leipzig, deſſen neu tung der Floͤte, u. Ueberſchwemmungen, heftige auf Gi⸗ braltar, 444 Ueberwinterung des Schafviches, Nach: richt von der 178Fjährigen auf den berrs ſchaftlichen Hofe zu Wittenburg, 945m. f. S. a. Schafvich. Ufer und Deiche,, von Verbefferung und Erhaltung derfelben, 33 u. f. Werden durch Buſch, Buhnen, Stade, Schlin: gen und Derter erhalten, 404 Univerfitätsgerichte in England, Nach: 1452 erfundene Vortheile zur beffern Einrichs 777 richt davon, Urtheil, das, durch Geſchworne in Eng: land, 1499 V. Velthuſen, J. C. deſſen drei Anfragen, den Glauben an Amulete betreffend, 897 u. f. Antwort auf die Gegenfrage des Hn. Dock. Jugler, I6IL Verfahren, ſchriftliches, in den Geriche ten in England, 1402 Verſchwoͤrung des Eing: Mars wider den Cardinal Richelicu, ſ. Cinq⸗Mars. Verſtand, Brief uͤber deſſen Nahrung, 1323 323 Verwandlung, Anekdote von einer fchleus nigen, 19T - Vieh, ob ihm das beftändige Stillſtehen im Stalle ſchaͤdlich if, 5430. f. Viehſtälle, wie man die Hiße und Flie: gen im Sommer davon abhält, 388 Volksſchriften, mediciniſche, Bemerkun⸗ Fan über die allgemeine Verbreitung der: eben, 977. Der Schaden, den dieſe Verbreitung ſtiftet, wird bewiefen, er Br Dor: nad) alphabetifcher Ordnung. Vorurtheile, herrfchende, wider die Stal⸗ futternng werden widerlegt. ſ41. ©. a. Stallfutterung. W. Waagebalken der Kaufleute und Krämer, Abhandlung darüber, 1505 1. f. Wachen, Detaitle derer, welche täglich im Jahr 1780 in der Garnifon von Gi— braltar aufzogen, 1213 Wärme, Grad derjenigen , welchen im Winter zu treibende Gewaͤchſe nöthig haben, 1599 Wallnußbaum, etwas von felbigen, 5 u Wanzen, ob folde Leute nicht davon ges plagt werden, die Fein Fleifch effen ? 479 Warnung gegen die Bücherfchmarogers ſ. Bücherſchmarotzer. Waſſerbau, Abhandlung über den prak— tifchen an Slüffen, 401 u. f. Waſſerhoſen, Hn. P. Forſters Theorie von deren Entſtehung, 1582 Wedekind, Landphyſicus, deffen Nach: richten von der Schädlichfeit des Stech; apfelfaanıen, 463 u.464 Welfh judges, deren Amt in ven 144 Wermutbertract, cin fihers Mittel, die Fliegen damit zu vertreiben, f. Fliegen. Wettertsge oder wederige Tage, was in alten Urkunden darunter verftanden wird/ 751 wilde in Nordamerifa, Bemerkungen darüber, 391 Winde, Meinungen der Altern und nes ern Naturforſcher über deren Entfte hungsart, 1574. Wie die Alten die Winde eintheilten, 1578. Babelhafte Wiffenfchaft, die Winde zu flilen, Nach— richt Davon, - 1584 Windsbraut, Befchreibung einer, wel⸗ he fih am 18" Aug. 1785 im Amte Springe ereignet hat, 1245. Anmer— kungen darüber, 1575 Winter, J. C. in Hannover, deffen Nach— richt von der lombardifchen oder eifers nen Krone, 1301 2. f, Winterblumenbau, Anweiſung dazın 1569. ©. a. Zwiebelgewächfe. Wirbelwinde, Meinungen von deren Entitehungsart, 1578 Wiſſenſchaften, die, ob fie je dem Staa: te nachtheilig geweſen? 371 f. Wolf, Eonfifiorialfeerefair. deffen Bes fohreibung eines neuen Inſtruments zur Eleftrieität, 257 u. f. Writs, englifche , was fie find, 1398 Wundram, Ziegeleiverwalter zu Herrens haufen, deffen Unterricht, wie aus dem Tabacksſaamen ein Del zum Effen und Brennen gezogen werden Fan, 975 3. Swiebelgewächfe, Brauchen beim Treis ben, fo lange fie unter der Oberfläche der Erde liegen, und ihre Wurzeln mas chen. Fein Licht, 1569, So bald fie fi aber uͤber der Erde zeigen, ift ihnen das Licht unumgänglich nöthig, 1570, Müffen, che man fie treibt, gut bewurs jelt feyn, und daher zu Ende Augufts, oder fpäfefteng in der erſten Hälfte des Septemberg in die Töpfe gelegt werden, 1572. Die mit Zwiebeln verfehenen Töpfe darf Fein Froſt treffen, 1$73. Welche Erde zum Treiben die befte ift ? ibid. Grad der Wärme, den die zu treibende Gewächfe noͤthig haben, 1574. Welche Töpfe zur Blumentreiberei die beften find, ibid, 2% ——— — En * Vak, am an sarißR : er N N Yy g Malz pa Hol 5 J ar. HN. ES AR au au — * gitinade ⸗ a ER wis J — De Bra an, ar ineals BET a RE A = J—— — “ A ee en. NET VE 3. Te. A Rees we BE won! — BIN , ul Me Kamin andre m Kern u ES a VER ——— RE mar TEEN, J— — 0 — > SR. — ae = mach ma RE ———— nase Bea ELERTUN J— am ar — Ss * er) 8 en or EN F N + Br, ZN Br 3: wa Kiga N re — ni J— Pen Mar Bar) : x EN DR. 0 eh IM — DaF ar. er, ki, — nen, * N — Sb. ER 2 —— Im Ku „i FE Bid, want) Fi 6 x u { NER une E: a ET RR x ri er * * Pe * * ‘ Fr A r 2 Hannoveriſche Anzeigen von allerhand Sachen, deren Bekanntmachung dem gemeinen Weſen noͤthig und nuͤtzlich. Vom Jahre 1785. Hannover, 1786. v Saunen — es Dana. ‚ts Stuͤck. Montag, den zten Januar 1785. Nachrichten uͤber die Gerichtsverfaffung in verfehiedenen Ländern, geſammelt durch Baſilius von Ramdohr, Hofgerichts- Affeffor in Hannover, richtsverfaſſung. Ss): gegenwärtige Verſuch ent: taillicte. Auseinanderfegung der franzoͤſiſchen Gerichtsverfaſſung, ihrem Gebrauche bei einem franzöfl ſchen Gerichtshofe fie etwa wuͤnſchen ch babe nur die Abſicht gehabt, meinen tandesleuten Dasieniae, 1008 Öffentlichen Blättern vorfomt verfländ: ficher zu machen. Vielleicht findet Vergleichung unferer Gerichtsverfaf fung mit der Gerichtsverfaſſung ander Baterland zu Fhägen; und in Diefer gedoppelten Rückficht ſcheint mir die: noverifches Magazin zu paffen. Ich darf mich zır gleicher Zeit für 1) Ueber die fransöfiiche Ger hält keinesweges eine ſo de wie ein Wsvofat oder eine Parthei zu koͤnten. von merkwuͤrdigen Rechtshaͤndeln in auch ein hannoveriſcher Patriot in der rer Lander, einen neuen Grund ſein fer Aufſatz allerdings in unſer Han⸗ die Wahrheit dieſer Nachrichten ver⸗ — buͤrgen. Sie ſtammen zum groͤßten Theil von angeſehenen Magiſtratsper⸗ ſonen her, die mich, waͤhrend meines Aufenthalts in Paris einer gewogent⸗ lichen Belehrung uͤber den Gegenſtand dieſes Aufſatzes gewuͤrdiget haben. * * * Das Juſtitzweſen ſagen die franzoͤ⸗ ſiſchen Rechtslehrer, macht einen Theil der Koͤnigl. Hoheitsrechte aus. Der Koͤnig hat als Repraͤſentant der buͤr⸗ gerlichen Geſellſchaft auch die Aus: übung ihrer Gewalt. Aber zwei Grundfaͤtze, die zugleich die Schuß: mehr der Freißeit der Buͤrger des Staats ausmachen, feßen diefer Ge: malt gebuͤhrende Schranfen. Der eine befteht darin: „Der ‚König Fan nicht ſelbſt Recht fprechen, er muß die Handhabung der Juſtitz Richtern über; fafjen die er ſetzt. Der zweite: Der König Ean den Mitgliedern der Tribunale ihre Stel⸗ fen nicht nehmen, falls fie nicht. ger feslih der Prävarisation uͤberwiefen werden, ‘ Das * Nachrichten uͤber die Gerichtsverfafing 4 Das vornehmfte, das eigentlichfte Tribunal der Nation iſt das Parla⸗ ment von Paris, fonft auch cour des Pairs genannt. Es beſteht als dem Könige, dem Canzfer, ven Pairs des; Reichs, und den Nechtsgekehrten (gens de loi,), Die Üörigen Parlamenter in Reiche und »einige andere ımabr haͤngige oberfte Gerichtshoͤfe, als: 1a Chambre des Comptes, Cour des ay- des, Cour des monnoyes, &e. find erft nachher zur Behandlung gewiſſer be: fonderen beſtimmten Gefihäfte errich ‚set, und nur Abſtammungen, Aus ‚fläffe (emamations) des Parlaments. Unter dieſem ſtehen gewiſſe Mittelge— richtshoͤſe Baillages , Senechanflees, amd ar find wieder die Patrimor nialgerichte (Juftices Seigneuriates.) untergeordnet, Von dieſen legten wer⸗ de ich zuerſt reden. * * ger! Alle Juris diction koͤmt vom Köniz ge Aber er har die Befiger der Lehn⸗ güter (Seigneurs damit belehnt. Dem Lehnsbeſitzern koͤmt alſo die Juris dietion durch Lehnrecht zu. Aber gleich dem Koͤnige koͤnnen ſie ſie nicht durch ſich ſelbſt ausüben. Ihr Ger richt beſteht aus einem Richter den man nach der Verſchiedenheit der Oer⸗ ter, Baillif, Senechal „ Prevöc, Maire, und Jure Mage nennt, Diefem Beamten iſt gemeiniglich einStellvertreter (Lieutenant ) beigege⸗ ben, der aber nur im des erften-Abwer fenheit fein Amt verwaltet. Ueberher iſt noch; ein Procurenr fil- al dabei angefeßt, der im Namen des Gerichtsherrn über, alles "dasjenige wacht, was: die öffentliche —— diejenigen betrift, die ihrer Hofe: keit wegen ihr eigenes One nicht wahrnehmen Finnen, z. & die Sa chen der Pupillen ꝛc. Alle diejenigen, die in dem Umſange einer Herrfchaft wohnen, den Adel und die Geifklich- Feit allein ausgenommen, ſind der Ju⸗ risdiction des Patrimonialrichters fü wohl in Civil als Criminalſachen un⸗ terworfen: An allen Dertern,. wo ber König Patrimonialrichter iſt, heißt feim Richter pr&vör royal. Aber feine Befugniffe erſtrecken ſich nicht weiter, als. die eines’ jeden. andern. Patrimo⸗ nialrichters. * * wi a Man appellire von diefen Gerich- ten an die Baillages, oder Sendehauf- fees unter denen fie ſtehem — In jeder etwas betraͤchtlichen Stadt Frankreichs finden ſich dieſe Gerichts⸗ hoͤfe angeordnet, und fie erhalten ih⸗ ren Ramen von dem Beamten der darin den Vorſitz bat. Heißt diefer Baillif, for nennt: mar fie Baillages, heißt er Senechal,; fo bekoͤmt das Ges richt ‚von ihm den: Namen: Send- ehauflee:- Zw Paris umd in zwei. oder drei andern beträchtlichen Städten Frank reichs,,. ‚nenne man den Praͤſidenten Prévot und den Gerichtshof Charelkt.. Die Verſchiedenheit dieſer Benennun⸗ gen bat jedoch keinen Einfluß weder auf die innere Einrichtung, noch auf den Umfang der Macht dieſer Ger Die richrshöfer. r — in veiſchiedenen Ländern, c. Die Urtheln werden im Namen des Baillif, Senechal, oder Pr&vör geſpro⸗ chen, Dieſer Bediente ift militairiſch. Er ſitzt Bericht mit Mantel und De gen. Erift das Hanpt-des Adels ſei⸗ nes Cantons, ımd folte derfelbe wie der aufgeboten werden, fo würde er ihn anführen. Unter iöag find Lieutenans de robe longue , Civilbeamte die ſich von den Lieurenants bei Patrimonialgeichten dadurch unterſcheiden, daß ſie immer ihr Amt unter Dem brẽvdt. Baillif Se- nechal , und ſelbſt ausſchlieſſungswei⸗ ſe verwalten. Denn jene Bailits SE- nechaux, Pr&vöts, Die man and) Lieu- tenans oder Prevöts d’epee nennt, er⸗ ſcheinen nur felten oder gar. nicht. im Gerichte, “ Bon diefen Lieutenans de robe lon- gue aber ift einer zur Ausuͤbung der Triminaluſtitz geſetzt, und nennt fich Lieutenant criminel. Er inſtruirt alle peinlichen Proceffe, und hat, went diefe vorfommen, im Tribunal den Vorſi. Der andere, der die Civiljuſtitz ad⸗ miniſtrirt, heißt Lieuteaant civil, oder Lieutenant general. Endlich ift diefen beiden oft eim Dritter zur Beforgung der Policei beigefeßt, und Diefen nennt man Lieutenant de Police. CH En * Ueber dieſe Tribunale find noch drei Bemerkungen im Allgemeinen zu machen. Erſtlich? Daß die Edelleute und Beiftlichen das Recht haben mit Lieber: gehung der Patrimoniafgerihte ihre hen an dieſe Gerichte zu bringen, hoben iſt. 6 Iweirens. Daß ein Jeder, der in dem Bezirke der Baillage oder SE- nechanfläe wohrt, mit Einwilligung feines Gegentheils den zwifchen ihnen obſchwebenden Proceß mit Ueberge⸗ bung der erſten Inſtanz an dieſe brin⸗ gen kan, und endlich Drittens daß an allen Oertern, wo neben einer Bailla- ge &c. zweiter Yuftanz, noch eine Pr&- vocẽ royale erfter Inſtanz war, Diefe legte zur Erfparung der Koften aufge Die bei Yen SenEchauflees und Bail+ loges angeftefiten Beamte Faufen ihre Bedienungen. Dieſer Handel iſt al⸗ len Fremden auffallend und anſtoͤßig. Inzwiſchen ſuchen die Franzoſen ihn dadurch zu entſchuldigen, daß ſie be⸗ baupten: Was jetzt Der Preis des Geldes .fey, wiirde anders der Preis der Gunft des Hofes werden; Alle mal babe derjenige, deſſen Bermögen anfehnlich genug fey eine gewiffe Sum: me dem Anfanfe einer Bedienung auf zuopfern, die Vermuthung für fichz daß er ,. über die nothduͤrftigſten Bes dürfniffe hinaus geſetzt, vor Beſte⸗ chung gefichert ſey. * * * ; Gemeinigfih wird von den Bailla- ges und Seriechauflees gerade zu ans Parlament ‚als die letzte Inſtanz ap⸗ pelliet, Da aber) die Gerichtöfpren: gel der Parlamente oft wow großem Umfange find, ſo hat man gewiſſe Ge richte unter dem. Namen Son Pref- diaux angeordnet, in denen man uͤber alle Sachen die nicht über 14000 ir pres gehen: in Ießter Inſtauz erkennt. 42 Dies 7 | Nachrichten über die, Gerichtsverfaſſung — Dieſe Prefidiaux find den vornehmften Baillages einverleibt, und beſtehen aus denfelben Perfonen die bei diefen an⸗ geſetzt ſind. An ihrer Spige fleben Präfidenten, deren Bedienung jedoch) feit einiger Zeit mit denen der Lieute- mans generaux vereiniget iſt. \ * * * Ehemals war nur ein Parlament, welches immer um den Koͤnig war, und ihn uͤberall hin begleitete. Phi- ‚Jippe le bel beſtimmte ihm 1302 ſei⸗ nen immerwährenden Sitz zu Paris, Einige Zeit darauf ward auch ein Darlament in Touloufe errichtet, und aus diefem zog man nachher die Mits glieder zu einem dritten in Bordeaux. So wie in der Folge Die großen te: hen der Krone nach und nach rinver: leibt wurden, feßte man verfchiedene PDarlamenter in felbigen ein, Aber die Pairs find immer Mitglieder Des Parlaments im Paris geblieben. Da man diefes als den Stamm. anfehen Fan, deffen Zweige die übrigen find, fo will ich bauptfächlic von deſſen Einrichtung reden. Dies Parlament von’ Paris alfo ift in vier verſchiedene —— ein⸗ — Es beſteht aus einem Beier Pre- fident, 9 Prefidens A mortier, die man fo nennt, weil fie eine Müße tragen, die wie ein umgeſtuͤrzter Mörfer aus: fieht, 8 Prefidens des enquetes &re- quetes, und ungefähr 120 Confeillers. Die Prefidens des enquetes & reque- tes, find eigentlich nur Raͤthe, die Commiflions baben in den — zu praͤſidiren, das heiße, revocable Beſtellungen. Sie haben nie im Ple- no den Borfiß, Von den 12 RA; then find: 22: geiftfich und. werden elercs genannt, Die Übrigen find welt lich, lais. Die Bedienung eines Pr&mier Pre- fident, wird nicht gefauft, fonft alle andere, - Gie füllen zwar als Con- feillers eraminirt werden, aber dies Eramen ift ganz unbedeutend. Auf ferdem ftehen noch 3 Advocars gene- raux bei diefem Gerichte, welche dem Parlamente den Vortrag aus denen Sachen thun, die X P’audienge plaidirt find. Der Advocat du Roy hat dies ſelbige Gefchäft bei den Untergerichten, Der Procureur genéral beforgt dag Intereſſe des Königs als Landesherrn, und der Pupilfen, = ; Der Premier Prefident, die vier ük teften Prefidens A mortier, die 25 Als teten Confeillers lais, und 12 der Als teſten geiftlichen Näthe machen die Grand Chambre aus, Hieher gehoͤ⸗ ren in erfter Inſtanz die Proceſſe die die Haupthoſpitaͤler, Pairies „und Ne galien betreffen, imgleichen die Crimi⸗ nalproceffe der Edelleute und der Geiſt⸗ lichen. In der Appellationsinſtanz wird hier über alle Sachen geſpro⸗ hen, die bei Untergerichten, in erfter Inſtanz A Paudiense-plaidirt ſind. Es gibt 3 Chambres des enquẽtes, in deren jeder 2 Raͤthe mit Commif- fions als Präftdenten den Vorfiß führ ren. Shre Befchäftigung ift über alle Appellationen zu entſcheiden Die 2 Se 167, N 17 9 imn verſchiedenen Ländern, ec. Urtheln nach ſchriftlichen Verhand⸗ lungen dahin gelangen. Die Haͤlfte der weltlichen Raͤthe de la grand Chambre, drei Raͤthe von je der Chambre des Enquetes, und drei andere von der Chambre de Requetes du Palais, von der ich gleich reden wer⸗ de, unter dem Vorſitz tz der fünf juͤng⸗ ften Prefidens à Mortier, machen die Chambre Criminelle , oder das oberfte peinliche Gericht aus, welches man tournelle nennt, weil die Näthe nad) der Reihe auf gewwiffe Monate hinein fonımen (A tour de role.), * * * Les reqnêtes de l’horel & du Palais, find zwei Cammern oder Eollegia, von denen die erfte mit maitres de reque- tes, die andere aber. mit Parlamente: räthen beſetzt iſt. Diejenigen, die vermöge ihrer Bedienungen bei Hofe oder zu Paris ihren Aufenthate ba: "ben, haben das ihren Bedienungen anflebende Borrecht, ihre Proceffe mit Borbeigehung der Bäillages und Sene- chauflees in einem von diefen beiden Eollegiis entfcheiden zurlaffen. Man nennt dies Vorrecht: committimus. Die Appellation von diefen beiden Eollegiis geht entweder an die Grand Chambre, oder an. die Chambres des enque£tes, je nachdem der Proceß zum mündlichen oder ſchriſtlichen Verfah⸗ ren eingeleitet iſt. In der Chambre des requetes de hotel, bat der aͤlteſte maitre de requetes den Dorf, und die Beiſitzer maſtres de requéêtes, von denen ich noch unten meiter reden wer: de, werden als Mitglieder des Parla; Pr ! t 10 ments angeſehen. Viere von ihnen ha⸗ ben Sitz und Stimme in der Grand Chambre. Das zweite Collegium, des requéê- tes du Palais, beſteht aus 14 Parla⸗ mentsräthen, und zwei vorfigenben Raͤthen mit dem Titel als Bräfidenz ten. Die Mitglieder diefes Collegii baben alle Vorrechte der Confeillers ae enquetes, ’ * * * Das Parlament hat außer ſeiner Exiſtenz als Gerichtshof noch eine anz dere als politifcher Körper. Ich ber rübre diefe legte nur darum, damit man beide nicht mit einander verwechſele. Das Darlament vertrit nemlich die Stelle der Stände des Reichs dienicht — verſammelt werden, und ſtellt den Theil der buͤrgerlichen Geſellſchaft vor, bei dem die Niederlage der Ger feße ift, und ver uͤber die Aufrechthal⸗ tung der Gefeke wacht, So wie das Parlament behauptet: find Peine andere Gefege gültig, als diejenigen, die mit feiner Einwilligung im die Öffentlichen Negifter, oder Pro: tocolle eingetragen werden (l'enregi- ftrement libre eft la feuie chofe qui puiffe donner fandion aux loix,). Hingegen behauptet der Hof: es fey hinreichend, wenn nur überhaupt Die Gefege aufgezeichnet würden. Wenn daher das Parlement diefe Aufzeichnung (Enregiftrement ) wei⸗ gert, fo wird ein lie de Juitice gehal; ten. Der König koͤmt nemlich mit vieler Feierlichfeit ins Parlament und läßt durch feine Autorität die Geſetze 43 im vr Fin die Megifter eintragen, Das Par lament proteſtirt zwar: die ganze Handlung ſey null und nichtig; aber das Ediet wird darum wicht weniger in Ausuibung gebracht. Zuweilen bringt dieſer Widerſtand eine Revo⸗ Jution hervor, der Miniſter wird ge ſtuͤrzt, und fein Nachfolger ſucht die Sache glitlich zu vermitteln. Juzwi⸗ Schen ſchwaͤchen dieſe Streitigfeiten im⸗ ner mehr und mehr die einzige Macht Die fich zwifchen den tandesheren und feine Unterthanen ins Mittel Iegen kan. In allen Sachen die die Staats: verwaltung betreffen, muͤſſen alle Cam⸗ mern verſammelt werden. Sachen von geringerer Wichtigkeit werden jedoch allein in der Grand Chambre abgethan. So bald aber ein einziges Mitglied des Parlaments danrit nicht zufrieden iſt, fo Fan men ihm die Berfanimlung des ganzen Collegii nicht verfagen, * * * Ich komme nun auf gewiſſe dem Parlamente nicht untergeordnete Ge sichtshöfe. Les Chambres desComptes, haben zwar eigentlich Feine Gerichtsbarkeit. Weil fie aber als Magiftratscollegia angefehen werden, fo will ich einiges Aber ihre Einrichtung anführen. . La Chambre des comptes de Paris machte ehemals einen Theil des Par: Jaments aus; nach und nach aber ift daraus ein beſonderes Teibunal ent: ſtanden, das alle Lehnsmuthungen von Königk Lehen annimt, die Rechnun⸗ gen derjenigen unterfucht Die Die Koͤ— ” Nachrichten uͤber die Gerichtsoerfaffung 12 nigl. Einfinfte heben , die Naturali⸗ fationspatente and uͤberhaupt alfe oͤf⸗ fentliche Documente inregriſtrirt, Die auf die Zu: uud Abnahme der Staats⸗ einfünfte Einfing haben koͤnnen. - In mehreren Provinzen find dieſe Chambres des comptes noch jeßt mit dem Parlamente vereinigt, In Par ris aber macht fie ein -befonderes Col⸗ legium ans, deffen Räthe in zwei Ab: theilungen halbjaͤhrig abwechſelnd fick in ihren Befchäftigungen ablöfen, Eine Einrichtung deren Abſicht bloß dahin geht, durch die Vermehrung der Ber dienungen, welche gekauft werden muͤſ⸗ fen, die Königl, Geldeinnahme zu ver mehren, ie beftebt aus einem-Pre&+ mier Pr£fident, 12 Prefidens, und aus) Mäthen, die nach der Berfchiedenheit ihrer Befhäftigungen auch verfchieder ne Namen haben, ie Denn diejenigen die mit der Muse . zahlung der Gelder befchäftiget find, - Heißen Modtres, diejenigen die den Borz trag haben nennt man Auditeurs, und wiederum andere, die Die Nichtigkeit der Nechnungen in calculo unterfür chen, werden Corredteurs genanut. * * * Les cours des aydes, ſind Gerichts⸗ hoͤfe, die auf Verlangen der Staͤnde des Meichs in denen Zeiten errichter wurden, als die Auflagen ftehend und dauernd wırrden, ie entfcheiden in Tester Inſtanz über die Streitigfeiten, weiche zwifchen den Einnehmern der Auflagen und den pflichtigen Unter: thanen entſtehen, folglich auch Über Die Anfprüche auf deu Adel, in fo feru ſel⸗ I 43- ‚fefbiger von den Kuflagerr befteiet iſt. Ihrer erften Abſicht nach, folten fie tber alle Auflagen erkennen; allein, man bet ihren die Entfcheidung über -alfe diejenigen entzogen, die nicht fort: dauernd find, fo fehr audy die Reichs: gribunafedagegen proteftivt haben. Es ‚gehören alfo eigentlich nur diejenigen: Sachen fir diefelbe, die den. Impoſt auf die Waaren, (aydes) die Steuer ‚von pflichtigen Perſonen, und Länder: reien, ( taille) und die Abgabe vom: Salz (gabelle) betreffen. Die uͤbri⸗ gen Differenzen über die andern Auf lagen in Frankreich gehören für: die Intendanten, und das Conſeil, von denen ich weiter unten reden werde. Es gibt mehrere Cours des aydes in dent Königreiche, aber nur zu Paz eis, Elermont in Auvergne, und Dion: tauban And fie eigentliche für fich be ſtehende Gerichtshöfez in den Übrigen Provinzen find fie mit den Parlamenz gern oder den. Chambres: des Comptes- vereinigt. Die von Paris iſt die wichtigſte unter allen, und beſteht aus drei Cam⸗ mern. In jeder von dieſen ſitzen un⸗ gefaͤhr 20 Raͤthe unter dem Vorſitz dreier Praͤſidenten. Ueber alle aber iſt ein Pr&mier Préſident geſetzt. Ein Procureur general: und drei. advocars generaux befinden fich gleich falls dab ei. Les Eleclions und les gyeniers à fel, find Juris dictionen die den Cours des: aydes untergeor net find. Les Ele- &ions ſind Collſegia, die die Conſum⸗ tions, Kopf und Lan ſtenern im denje⸗ nigen Provinzem erheben, wo dies nicht EZ „ia verfähtedenen Ländern, mw. © 14 durch die Stände geſchieht. Man unterſcheidet daher die Pais d Elecons von den Pais d’Etat. Die Elections baben zu gleicher Zeit die Jurisdiction im erſter Inſtanz über alle Streitig— Eeiten die über dieſe Art von Auflagen entftehen koͤnnen. Die Greniers & fel fprechen über diejenigen Streitigfeite die die Auflagen aufs: Satz betreffen, Bon beiden geht die Appellation am die-Cours des aydes. Les tratres Fo- raines fiehen auch unter diefen cours des aydss. Man erfenner hier über Auflagen auf die Waaren bei ver Ein und Ausfuhr (trattes)- * * A Es exiſtirt jetzt nur eine Cour des , monnoyes; und zwar zu Paris, Denm: diejenige, die: ehemals pr Iyon. war, ward 1771 aufgehoben, Sie erfenne über alle Sachen die Bezug auf die Muͤnzverſaſſung in Frankreich haben, andy fogar über die dahin fehlagende: Verbrechen. Sie befteht aus: einem Premier Prefidenr,, aus 4 Prefidens,, 20 oder 22 Confaillers-, einem Procu- eur general'nnd einem Advocar ge- neral. Das Parlament will zwar die Chambre des monnoyes nicht für eim höchjtes Gericht paffiren laſſen; alleim _ es ifb es in ver Thatz mar appelliet nie von deſſen Erfenntniffen: an eim anderes Gericht. x * * x Ich komme nun noch auf einige dem Parlamente untergeordnete Gerichte, denen die Beſorgung gewiſſer beſon⸗ deren Geſchaͤfte anvertrauet ift. Die Bureaux de finance, deren Mi glieder 45 2 Nachrichten uͤber die lieder tr&foriers de frange genanıtt werden, erfennen über dirienigen Pro: eeffe, die die Domainen der Krone des treffen , wovon fie auch die Einnahme unter fich haben. In ſofern appellict man von ihren Erfenntniffen ans Par⸗ fament. Da fie aber auch zu gleicher Zeit Richter und Intendanten der Wegpolicei (voierie ) find, fo appellirt man in dieſem Betracht ang Conſeil, weil diefe Sachen als regiminal ange: fehen werden. Sie haben auch noch unterder Ober; aufficht der Chambres des Comptes auf die Confiftenz und Muthung der Lehne zu achten, La Chambre des eaux & forets. Diefer Gerichtshof erkennet über alle Jagd und Fifchereifachen. Die Ap⸗ vellation von dieſem Tribunale gebt ans Parlament. In gewiffen Sa hen bat dies Tribunal auch die oder: ſie Inſtanz, aber alsdann wird es durch Raͤthe des Parlaments defekt. Le grand maitre des eaux & forets (viel⸗ leicht Dbriftforftmeifter,), bat Sitz amd Stimme in diefem Tribunafe, und wird als das Haupt deffelben angefe: - hen. Unter ihm fichen befondere Forſt—⸗ gerichte (maitrifes particulieres,) die, ein jedes in feinem Diftriete, die Auf ficht über die Forften des Königs und der Kiechen haben. Bon diefen gebt die Appellation an die Chambre des eaux & forets. Serihtsverfaffung ic. 1 6 La Connetablie ſteht, ſeit dem die Stelle eines. Connetable abgekommen ift, unter dem Premier Marechäl de frange. Se in Frankreich. Es erfennt tiber affe perfonelle Streitigkeiten unter dem Militeie, über die Verbrechen deſſel⸗ ben, über die Differenzen in Anfehung des Soldes, und des Proviants, über die Wiverfegfichfeiten gegen_Die Ma- rechauffee: Unter diefem Gerichte fteht der Prevör de la Mar&chauflee mit feinen Lieurenins. In allen Ser chen die Kber 100 Livres gehen , wird ans Parlament appellirt. - L’amiraute , deffen Chef der Groß: admiral ift, erkennt in zweiter Inſtanz über alle Streitigkeiten die in’ erfter Inſtanz bei den amirautees in den HA: fen des Königreichs vorgefommen find, und die Bezug auf die Seeſchiffahrt haben. Man appellirt auch von die ſem Tribunale ans Parlaments- Juges Confuls. Sn’ jeder großen Handelsſtadt Frankreichs werben alle Jahr, oder ale 2 Jahr, einige Con: fuls erwählt, die man gemeiniglich aus den vornehmſten Kaufleuten nimmt, und die ein Gericht ausmachen vor welches nicht allein alle Streitigkeiten in Anſehung der Handlung unter Kaufleuten, fondern auch alle Wech⸗ felfachen gehören. Man appellirt das von ans Parlament. Die Fortfeßung folgt- künftig. ERTEILT TEE FEEIAETEET — Es ift nur ein Gericht diefer Art 18 Hannober css Magtzin. ꝛtes Stuͤck Freitag, den zit Januar 1785. Nachrichten uͤber die Gerichtsverfaſſung in verſchiedenen Laͤndern, geſammelt durch Baſilius von Ramdohr, Hofgerichts- Affeffor in Hannover, ( Fortfeßung.) num noch das Confeil du Roi. Es ift ſchwer von Diefem Tri—⸗ bunale einen richtigen Begrif zu ge ben, Seiner Jurisdiction wird wer der durch einen gewiffen Diftrift, noch durch eine gewiffe Gattung von Sa: hen, Maaß und Ziel gefeßt. Es er: kennt auf gewiffe Weise über alles was einer gerichtlichen Difeuffion im ganzen Neiche fähig if Der König ift die Duelle aller Sur risdiction, ihm koͤmt es daher auchzu, über die Gerichtsverfaſſung ein wach: ſames Auge zu haben, und er bedient fich Dazu, wie zu andern Theilen der Aominiftration, feiner von ihm dazu gewählten Raͤthe. Der Canjler, das Haupt des Juſtitzweſens, dem der Bor: fig in allen Tribunalen iſt auch an der Spitze feines Conſeil. 1: alle hoͤchſte Cerichtshöfe ift Diefe Wuͤrde iſt die erjte im Reiche, und Fan dem, der Damit beffeidet if, nie genommen werden. Wenn aber der Canzler in Ungnade fallt, fo wird er exilirt. Man nimt ihm die Sie gel und giebt fie einemandern, vermö- ge einer Commiffion die nach Will: kuͤhr zurückgenonmen werden Fam Diefer verwaltet uinterdeffen das Amt des Canzlers, unter dem Namen des Garde des Scedux. Die Minifter und Staatsfecretaits, 36 Confeillers d’erat, (Staatsräthe, ) von denen 30 aus der Magiftratur, 3 aus dem Militair, und 3 aus der Geiftlichfeit genommen werden, und die maltres de requetes machen das ganze Confeil aus, Diefes aber ift in mehrere Collegia getheilt. 1) Der geheime Staatsrath, 1 Confeil d’erat, in dem die auswärti: gen Affairen behandelt werden, beſteht blog aus dem Könige und feinen Mir niftern. 2) Le Confeil des deptches, (die eigentliche Landesregierung, ) vor welches diejenigen Sachen gehören, die die innere Landesadminiftration be treffen; befteht aus dem Könige, dem B Canʒ⸗ 19 Canzlet oder garde des Sceäux ‚den Miniftern, den Stanrsfeeretäie, und 2 bis 3 Staatsraͤthen. Außerdem giebt es noch 3) befondere Departe ments die das Finanzwefen, den Hans del, den Kriegsetat, das Seeweſen unter ſich haben, und Confeils.de Commerse, finange, deguerre, dema- rine genannt werden, ‚Sie find beir nahe auf eben die Art wie. das Con- feil des dep£ches befeßt, Les Confeil des parties ift endlich das vierte Collegium, und eigentlich dasjenige, das fich mit dem Juſtitzwe⸗ fer beſchaͤftigt. In dieſem letzten ift der Koͤnig nur ſelten zugegen, ſonſt haben alle Mitglieder des Staats: taths darin Sitz und Stimme, Wenn einer von den öberften Ge zichtshöfen ein Urthel abgegeben bat mit dent die unterliegende Parthei nicht zufrieden ift, fo gebt fie an das Confeil des parties und bittet um Caf fation des Urthels (Elle fe pourvoit en caſſation). Die ungefegliche Ent: feheidung durch die unrichtige Anwen: dung der Öefege, Fan nie einen Grund der Caffation abgeben. Cs muß in dem Urthel ein Fehler in Anfehung der Formalien liegen ‚- eine Uebertre⸗ tung der Gerichtsform, der Procep: prdnungen, Beinahe bei allen Ur— theln wird um Caffation nachgefucht, ° Man durchwählt um dieſe zu begrün: den, alle Schlupfiwinfel der Gerichts: ordnungen. Man Fan nicht leugnen, daß die meiften abgefchlagen WErDENg Allein auch derjenigen, die man an: nimt, find noch viel zuoich Das Con; Nachrichten über die Gerichtsverfaffung ſeil Wird, nach und nach zu e iner Inſtanz, die, den Partheien 2 koſtbarer fällt, als Durch die Ca noch nichts entfi hieden wird, fondern die Sache gerade wieder dahin Font, wo fie war, che der Proceß anging. Denn fie wird nun an einen andern Gerichtshof gefande, der die DERSRUF von neuem anfängt * Auch die Entfceheidung ber Sachen vor Commiſſionen iſt in Frankreich nicht unbekant. Maͤchtige bei Hofe, Communitaͤten, die man gern des koſt— baren ordinairen Ganges der Gerichte überheben will, erhalten in ihren Gar chen Sommiffarien ‚, die gemeiniglich aus den Gtaatsrätben (Confeillers d’erät) und maltres de requetes ge nommen werden. Die ordinairen Ger tichtshöfe erheben gemeiniglich ihre Stimmen gegen diefe Commiffionen, von denen fie behaupten, daß fie die Bürger ihren einmal gefeßten Obrige feiten entziehen, und als Mittel anzu⸗ ſehen find deren fich die Minifter der dienen, um fich defto ungeftrafter uͤber die Gefeße hinaus zu feßen, * * — Das Conleil des parties iſt nun noch von dem Grand Confeil zu unter ſcheiden. Im Anfange wurden die Mitglier der deffelben aus dem Conſeil oder dem Staatsrathe gezogen, und ihnen die Entfcheidung gewiffer Sachen per modum commiflionis aufgetragen. Z. E. der Klofterfahen. Nachher aber ward biefe Commiſſi ion fortdauernd, und 21 und als ein förmliches Tribunal mit Dräfidenten und Raͤthen befeßt, die jeßt ihre Bedienungen Faufen. Dies erweckte die Klagen des Parlaments und der Stände. Uber vergebens, Man betrachtete es als ein Mittel die Macht der Parlamenter zu ſchwaͤchen, indem man diefen Sachen entzog die mar jenem beifegte. Man ging fo weit den Verſuch zu machen bei demfelben Geſetze inregiz ſtriren zu laſſen. Dieſes mißglückte zwar, inzwiſchen ſieht das Conſeil die: fes Grand Conſeil, als ein ordentliches Gericht an, das ihm imnfer in allen Sachen zu Gebote ſteht, die es ſelbſt nicht uͤbernehmen kan oder will. Als 1771 das Parlament exilirt wurde, ſo bemächtigte ſich das Grand Confeil feines Namens, feiner Geſchaͤfte und feines Berfammlungsorts, und fügte ſich in allem Der Abſicht des Minifte: riums. Doch dauerte dies nicht lan⸗ ‚ge, und der Haß und die Verachtung worin Diefes Tribunal ſchon vorber fand, find durch diefen Vorgang noch vermehrt worden. Man Ean fich den tichtigften Begrif von diefem Collegio machen, wenn man es als eine ftehen: de Commiſſion betrachtet, die immer bereit iftalle Sachen, die man an dier ſelbe abgiebt, zu entſcheiden. Sch tiber: laffe einem jeden feine eigene Betrach— tungen uber die Eriftenz eines folchen Gerichts iu einem wohl policirten Staat zu machen, in dem jede Macht billig ihre wohl. beftimmte Gränzen haben folte, * * * inmn verſchiedenen Laͤndern, 36; 22 Die Confeillers d’etat, (Staatsraͤ⸗ the,) von denen ich oben bei dem Con- feil geredet habe, werden aus Alterw Magiftratsperfonen genommen und- ſtehen in ziemlich großem Anfehen, Ihre Bedienungen werden nicht ge kauft, ſondern find eine Belohnung derjenigen - die Intendanten, avocars generaux und Premiers Prefidens bei Provinzialparlamenten geweſen find. Les maitres de requétes, deren ich gleichfalls fchon einige mal erwähnt babe, find eigentlich als Mitglieder des Parlaments anzufehen. Sie find den Confeillers d’etar zu Hilfe gege: ben, und haben den Vortrag und - Stimme im Confeil des parties, und in einigen Sachen im Confeil des de- p£ches. Ihre Bedienungen werden gefauft, Doch Fönnen nur ſolche dazu gelangen, die eine Zeitlang in einem oberfien Gerichtshofe gefeffen haben, oder an der Spitze eines Untergerichts geweſen find, { Aus diefen maitresde requetesnimt man die intendans de Province, deren gefeglicher Titel: abgeordneter Com: miſſarius iſt (Commifläire departi). Sie beforgen das Detail der Landes— tegierung unter Aufſicht der Minifter, Sie baden die Nepartirung der Auflagen, erfennen Über Streitigkeiz. ten Die ſich in Anfehung derjenige ertraordinairen Abgaben erheben, der ren Entfiheidung man den Eledions obangeführter Maafen genommen hat, haben die Aufſicht ber die neu: anzulegenden Wege, und über die Er: haltung der aten, nehmen die Milig 2 aus, LZ 28 aus, muͤſſen uͤber alle neue Anordnun⸗ gen in ihrer Provinz ihr Gutachten "geben, haben die Beforgung des Pro; viants für Die Truppen, und der Ma: ggazine fiir die Provinjic. Man appellirt von ihren Verfür gungen, die man ordonnances nennt, an das Conſeil. Hier wird die Ap: pellation entiweder von Dem Confeil des parties, oder von dem Confeil des depeches entfihieden, oft abernur von dem Minifter in deffen Departement fie gehört. Denn duch einen fchänd- lichen Mishrauch, den aber das Her: kommen atıthorifiet, Fommen eine Menge von Refohrtionen zum Vor: fhein, Die man zwar dem Staatsra: the beilegt, die aber nie in demfelben zur Frage gefommen find, und die ein: yig und allein dem Cabinette des Mir nifters ihr Daſeyn zu verdanfen haben. .2) Don der Gerichtsföorm oder- dem Proceß ( La procedure), Ich werde hierbei ziemlich kurz feyn, weil es ganz außer meinem Zwecke liegt, mich bier in ein den meiften meiner Leſer langweiliges Detail ein: zulaffen. Diejenigen, die tiefer in die Kenntniß des Franzöfifchen Proceffes einzudringen Luft haben, vermweife ich auf folgende Bücher: 1) La procedure civile par Pigeau MH. Vol. in 4. 2) Le proc&s verbal des conferen- ces fur les ordonuances in 4. 3) Reg’emens du Confeil. 4) Procedure des Juftices de pre- miere Inftauce, Nachrichten über die Gerichtsverfaſſung 24 5) Procedure des«ours fouiveräines. 6) Procedure du confeil pour les cafätions. Jeder Eivilproceh fängt mit einer Aſſignation an. Dies iſt eine Art einer in jus vocationis, einer außerge⸗ richtlichen Vorladung durch einen Zur ftißdiener den man Sergeant nennt, Bei den höchften. Gerichten muß der Nichter die Erlaubniß zu_affigniren geben, aber bei Untergerichten über giebt man Dem Suftigdiener ſchlecht⸗ hin die Affignetion, die eine Auffors derung enthält, den Gegenftand der unter beiden Theilen obſchwebenden Differenz, welche genau darin anges geben feyn muß, gerichtlich auszumaz chen. Drei Tage nach der Uebergabe der Affignation muß der Sergeant diefelbe im gerichtlichen Protocollbu; he inregiftricen laſſen. Es find gewiffe termini legales ge feßt in denen beide Theile erfcheinen müffen; bei den Untergerichten von 8, bei den Obergerichten von 14 Tas gen, und bei den Parkamentern von 4. bis 6 Wochen. Diefe rermini lega- les nennt man delais, und fie muͤſſen von denen unterſchieden werden, die der Richter ſetzt, und pr£fixions heiſ⸗ ſen, und prorogirt werden koͤnnen. Waͤhrend dieſer geſchlichen Friſt muß der aſſignirte Theil einen ars; ad adta ftellen, - Wenn der Kläger (demindeur)# in termino nicht erſcheint, fo wird des Beklagte ab inftapria abfetvirt (on ui donne conge). "Wenn der Be klagte nicht erſcheint, fo contumazirt ihn w 25 ihn der Kläger au Greffe; welches die Verrichtungen unferer Gecretarien Botenmeifter und Cangelliften zufam: men genommeit hat, Diefe Eontumazirung. nennt man (lever defaut ) und ift wohl von der Forclafion zu unterfcheiven, oder der Strafe des Ungeborfams nach der Kriegsdefeftigung ( conteftation en eaufe). Die Folge des Jugemenr du defaur ift, daß die Klage für eingeftan: Den ‚angefehen wird (ajuger fes con- "elufions au deimandeur). Ehemals ward der Kläger nur zum Beweiſe feiner Forderung zugelaffen, und der Beklagte mit feinen Erceptionen prä eludirt (deboute de defenſes). Des Klägers Libell nennt man re- quere, Des Beklagten Exceptions⸗ fhrift defenfes. Die bloß dilatori; ſchen Einreden heißen fins de non pro- ceder, die peremptorifchen fins de non recevoir. : Iſt die Sache fehr verwickelt, er fordert fie eine Erörterung des fadi, (fi elle gile en fait) müffen viele Mrz Funden und andere Beweismittel bei: gebracht und erwogen werden, fo daß fie-einer mündlichen Erörcerung nicht ‚fähig find; alsdann wird ein ſchriftli⸗ ches Berfahren eingeleitet. Diesinennt man appointer, und diefer Proceß hat mit dem unfrigen viel Aehnlichkeit. Ein Mitglied des Collegii trägt aus den Acten vor (faic. le rapport), Man votivt und fpricht, Ein Convolut Xeten heißt im Fran- zöfifhen un fac de proces, Die Aeten⸗ ftücke les pieces, in verſchiedenen Ländern, w 26 Sch habe ſchon oben geſagt: daß bei dem Parlamente das ſchriftliche Verfahren vor die Chambres des en- quetes gehöre. Die Raͤthe derjelben haben alle ihre Secretarien, die ihnen Die Aetenextracte de jure, und das vo- tum ex obfervantia machen. Auch theilen diefe mit den Raͤthen die Spor— teln, die man epiges nennt, und ſo am fehnlich find, daß zumeilen 100,000 Livres von einem Proceffe einkommen. Laͤßt die Natur der Sache aber ein mindliches Verfahren zu ; fo wird auf die beiden. bloßen Schriftfäße, la re- quete, & defenfes fogleich plaidirt Zumeilen wird auch ein Punft ad fe- paratum gur fchriftlichen Erörterung verwieſen (On ‚ordonne ‚une Enqu£- te), oder, wenn er präliminair iſt, vorher fehriftlich erörtert. Bei Untergerichten plaidiren die Partheien in Perfon, bei Obergerich- ten aber Durch Wovofaten, Gemeiniglich reden die Advokaten beide am einem Tage gegen einanderz wenn aber die Sache wichtig iſt, und vorziglich beim Parlamente in. Paris, fo redet jeden Gerichtstag nur einer. Der Ort wo gereder wird, heißt l’au- dience, daher man das Einleiten zu einem Erkenntniſſe durch ein muͤndli⸗ ches Verfahren ıralter, juger A lau- dience nennt, Wenn beider Theile Advofaten ge fprochen haben, fo trägt Den dritten Gerichtstag Darauf der Advocar du Roi, umd.in den oberften Gerichtshoͤ⸗ fen der Advocat General, aus diefen beiderfeitigen Reden das. Sachdienli- B 3 ' he x 27 GE dent verſammleten Collegio vor, und fügt fein. vorum bei. Dies ift eine fürmliche muͤndliche Relation, er prämittirt die Gefchichts- erzählung, feßt die Gründe des Klaͤ— gers und des Beklagten auseinander, prüft ſie und entſcheidet. Die Raͤthe entfernen ſich einige Zeit, (vont aux -opinions) der Präfidene fammelt die Stimmen (recueille les voix) und foricht nach der Mehrheit (juge a la pluralit€.). ; 1 | * * * Der peinliche Proceß (procedure Criminelle) iſt gänzlich accuſatoriſch. Der beleidigte Theil klagt auf Privat: ſatisfaetion und der Fiſcal auf die oͤf⸗ fentliche Strafe (r¶tion'perfonel- le & vindide publique) .. ı Yuf die Klage nimt. man die Unterfuchung vorzuͤglich durch die Abhoͤrung der Zeugen vor (on ordonne quil ſoit in- forme). Wenn die Zeugen Jemanden graviven, fo wird diefer citirt. Man hat eine Real⸗Citation( decret de pri- fe de Corps) und zwei Arten der Ber: bal:Citation. Die einederfelben macht den Citirten, oder Inculpaten unfä- hig, wenn er ein Bedienter des Koͤ⸗ nigs ift, fein Amt ferner zu verwal⸗ ten, und heißt ajournement perfonnel. Die andere die einen bloßen Befehl enthaͤlt, fich zu ftellen, beißt Afligna- tion pour etre ouf. Wenn nun Die Ausfagen des Jaculpaten den Ber dacht vermehren, und zwar eines Ber brechens wegen, das eine öffentliche Ahndung verdient, fo wird ein wah⸗ res peinliches Verfahren eingeleitet, Nachrichten uͤber die Gerichtsverfaſſung 28 und dies nennt man régler A l’extra- ordinaire. } Hier werden die Zeugen nochmals vorgefordert und man frägt fie, ob fie bei ihren Ausſagen verharren. Dies Verfahren nenne man recoler les te- moins.; ‚Es fteht dann noch in ihrer Macht ihre Ausſagen zurück zu neh: men, einzufchränfen, zu efgänzen Allein von nun an Fönnen fie ohne als falfche Zeugen angefehen zu werden, nichts mehr in ihren Zeugniſſen Anz dern Hierauf folgt die Confrontas tion des Inquiſiten mit dem Zeugen in Gegenwart des Richters. Man fängt damit an ihm die Namen der Zeugen vorzußefen, und ihn bei dem ' Mamen eines Jeden zu fragen: ob er Urfach babe ihn als verdächtig zu verwerfen? (de le ſuſpecter) Diefen Streit über die Zuläßigkeit der Zew gen nennt man les repröches. Man ſchreibt alles auf fo wohl was der In quiſit zur Beſchuldigung als auch was die Zeugen zu ihrer Vertheide gung anfuͤhren. Dann ließt man ihm die Ausſagen der Zeugen vor, und beide Theile muß fen ihre Anmerfungen daruͤber ma— chen. Diefes Verfahren halten die Franzofen für eine der herrlichſten Einrichtungen, und fir ein untruͤgli⸗ ches Mittel hinter die Wahrheit zu kommen. Ich will nur die einige Anmerkung machen: daß der uner fchrockene kafterhafte, vor dem betäub- ten Unfhuldigen viel dabei zum vor: aus habe Ein Defenfor wird hier bei gar nicht zugelaſſen. Wann 29 Wenn der Proceß auf folche Art inſtruirt iſt; fo wird die Relation ans Collegium abgelegt. Dies muß we nigftens aus. drei Mitgliedern befte: en. Bei lintergerichten wobei. nur ein Richter angefeßt iſt, müffen Drei graduirte Perfonen (licentiesen droit ) zugejögen werden. - Nach dem Vor: trage wird der Beklagte noch einmal verhört, und dann wird gefprochen, -Man appellirt von allen Urtheln in peinfichen Sachen, und zwar mit - Uebergehung der Mittel-Fnftanzen ge rade zu ans Parlament, dem in peinz kihen Sachen läßt man nur zwei In⸗ ftanzen zu. Man Fan aber fo wohl von dem erften Decret qui permet d’informer, als von der Citation, und dem reglement A Textraordinaire ap: pelliren, Allein in allen diefen Fällen wird Feine neue Procedur beim Parlamente vorgenommen, fondern man entfcheiz det (ber diejenige die der erfte Richter angenommen hat. ; Diejenigen Erfenntniffe die dem Endurthel vorbergehen, werden A l'au⸗ ‚dience unterfucht, Hier hat der In: eulpat oder Inquiſit feinen Defenfor der für ihn gegen den Procureur Ge- neral fpricht, und der Advocar gene- ral thut den Vortrag aus den Zeugen imn verſchiedenen Ländern, a, 0 m 309 Ausſagen, und den Plaidoyers des Defenfors und des Procureur du Roi. Dies gefihieht in Gegenwart des Publikums. Aber wenn von einem Endurthel appellirt wird, fo entfcheider mannicht öffentlich darüber. ‚Sondern die Sa che wird einem Rathe zugerheilt der fie zu Haufe nachfieht, und dem Col: legio daraus vorträgt. Ehe man dar— über votirt, wird der Inquiſit noch mals vorgefordert, man verhört ihn noch einmal, und entſcheidet nachdem man ihn wieder fortgefandt hat, Man pflegt in Deutſchland zu er⸗ zahlen, die Franzofen brächten alle Delinquenten auf die Tortour um die Strafe zu vergrößern, und dies nenne man la queftion ordinaire. Dies ift aber, fo viel man mich verfichert hat, fatfh. La queftion 'ordinaire ift ein geroiffer Grad der Tortour, den man, wenn er verdoppelt wird la queftion extraordinaire nennt. Uebrigens gibt es zwei Arten von Tortour las prepa- ratoire um den Inquiſiten, gegen den hinreichende Iudicia vorhanden find, zum Befenntniß zu zwingen; und la queftion definitive, wodurch ein zum Tode verurtheilter Dekinquent zur Angabe feiner Mitſchuldigen gezwun⸗ gen wird, Gegen die Außerliche Befchädigung vom Sroft, und die zu ftarfe Empfindung deffelben, Ir den noͤrdlichen Laͤndern erfrieren [ns ſelbſt die Leutte „ welche am meiften ge⸗ den Menſchen, bei dort gewoͤhn⸗ noͤthigt find, ſich in freier Luft außzu⸗ Ficher Winterfälte, leicht Nafen, Oh: holten, als z. B. Soldaten, Fuͤhtleute, ven und Finger, Es nehmen aber das und Reiſende, ibre Zuflucht zu einem » ek - 31 Verwarnungsmittel, das von uͤberaus großem und allgemeinem Nutzen ſeyn ſoll, daher es auch bei uns tool verdienet, in Gebrauch gezogen zu werden. Daf ſelbe beftcher bloß darin, das man Ge: fiht und Hände mit Del oder fonft ir: gend einer Fettigfeit, ſtark einreibet: Gegen die äußerliche Beſchͤdigung vom Froſt, ıc. 32 wodurch denn die Alsdänftung, wo ‚nicht verhindert, doch ſehr vermindert, alfo Die natürliche Lebenswaͤrme erhal⸗ ten, und fowohl der befchadigenden Wuͤrkung des Froftesvorgebenget,-als\ uch die Empfindung deffelben um ein Merfliches ertraͤglicher gemacht wird, Mittel wider den | Day der jeßigen ſtarken Kälte, da vielen Leuten Füße und Hände erftieren, glaube ich manchen einen Dienft zu erweifen, wenn ich ein leich⸗ tes und gefhwindes Mittel die erfror⸗ nen Glieder wieder herzuftelfen, befant mache. Es ift diefes der Brantewein, der. nur Eale mit Umfehlägen auf die er Froſt in Gliedern. ftorne Stelle geleget, und fo oft erfri⸗ ſchet wird bis die Kur vollendet ift. Im vorigen Winter ift durch diefe Kur eine Perſon die den Froſt im Hacken fo ſtark batte, daß er. bereits aufgebrochen war, binnen 12 Stunden vollkommenkurirt worden, da andere Mittel nicht helfen wolten. m. Borfchlag. $ift bisher gebräuchlich getvefen , das Abſterben einer Verfon allen denjenis gen, mit welchen der DVerftorbene in Verwandtſchaft, Befantfchaft, oder fonft in Verbindung geftanden, durch gedruckte Trauerbriefe befant zu machen. Die einge führte Löbliche Gewohnheit, dab man ſich die Antwort daranf verbittet, hat nun zwar den Empfängern eine Feine Laſt abgenom— men, und manchem jährlich einige Thaler Hofigeld Für Antwortichreiben eriparet. Könte aber auch nicht den abfendenden Feid: tragenden, da gegenwärtig alles fo dkonv⸗ mifch denfet, und bei Trauerfällen der Aus: gaben ohnehin genug vorfallen, einige Er: Feichterung angedeihen, wenn man ſich ber gnügte, den Todesfall durch die dffentlichen Anzeigen, wie 5. B. in den Hamburgifchen Addrcheomtoir,; Nachrichten gefchicher: zu ei: nes jeden theilnehmenden Wiſſenſchaft zu bringen? Dienemliche Abficht, welche man bei des Trauerbriefen hat, worauf man kei— ze Antwort verlangt, würde eben fo gut, und oftmals geſchwinder erreicht, und Druderlohn, auch das manchmal nicht un: beträchtliche Porto erfparet. Wie oft Fon ‚men wicht die Trauerbriefe, zumal wenn die Druckerei von dem Wohnorte des Verſtor— benen weit entlegen ift, erſt nach einigen Wochen an den Drfihrer Beſtimmung, und findet fich nicht mancher beleidiger, wenn man ihm etwa ans Verſehen Feinen Trauer brief zugefandt Hat? Bei einer Öffentlichen mit geringen Koften verknuͤpften Bekantma⸗ hung wird alles diefes vermieden, und es ſteht ja dennoch einem jeden frei, wenn er es für nöthig hält, die nächften Anvermands ten durch Privatichrriben von dem Todes falle zu benachrichtigen. Ich glaube, man wird fi an das Sonderbarc, was diefer Vorſchlag anfänglich zu Haben fchetnt, chen fo bald gewöhnen, als an die nunnrehr fo belicht gewordenen deutfchen Brief: Auf; ſchriften. Die Poftcaffen werden freilich dabei etwas leiden. Allein, mußten ſie es ſich nicht aud) clan laffen, daß man die fonft gewöhnlichen Antwortfchreiben vers bat, und dadurch gleichfals ihre Einuah⸗ me verringerte? ’ 3.8 ⸗ 9 . 9 *2 t. —— ya annoveriſches Magazin. 34 ztes Stuͤck. Montag, den Iofen Januar 1785, 9 Don Verbefferung und Erhaltung der IE Bewohner eingedeichter Marfchgegenden, fo fehr er auch überzeugt ift, daß ver größte Theil feines Wohlftandes von dem guten Zuflande feiner Deiche ab: hängt, fehler dennoch in Unterhaltung und Herftelfung derfelden gar ofte, theils aus Nachlaͤßigkeit, größtentheils aber aus Mangel gehöriger Kenntniffe in Erhaltung und Ausbeſſerung feiner Deiche, Ufer, und Stackwerke. Beides, es fey nun Nachläßigkeit oder Unwiſſenheit, feine Deiche geb: rig zu unterhalten, ift einer eingedeich: ten Marfengegend hoͤchſt nachtheilig, da ein einziger Deichbruch die trau— rigſten Folgen mit ſich fuͤhrt, und viele Menſchen, oft auf immer, ungluͤcklich macht. Dieſes bewegt mich, eine kleine, dem Landmanne begreifliche, Anwei— ſung, zur Unterhaltung der Deiche und Ufer in dieſen gemeinnuͤtzigen laͤttern bekant zu machen. Da die Sicherheit der Deiche haupt— ſaͤchlich von der Erhaltung des Fuſſes und deſſen Grundwerkes abhaͤngt, ſo iſt auch dabei der Anfang zu machen. Deiche und Ufer. Der Fuß des Deiches, wenn es ein Schaardeich, das heißt ein Deich ohne einiges Vorland ift, muß nothwendig mit einem Buſch oder Grundbette ein: gefaßt ſeyn, weil fonft der daran her: fhleifende Strom immer etwas von dem Fuße mit hinweg nimt, ibn un: terminirt, oder aushölet, Dadurch denn der Deich immer fleiler wird, je mehr und mehr mit feiner Schwere den Tie: fen fich nähert, und dann endlich plöß: lich einftärzt, wobei ein völliger Grund: bruch oft unvermeidlich iſt. Diefer Gefahr Fan nun durch Anfegung ver: theidigender Stacke oder Buhnen, und gehörig vorgerichteter und unter: baltener Bufch oder Grundbetten vor: gebeuget werden, Erftere werden ge wöhnlid) nicht anders, als auf Anord- nung und Anweifung eines Sachver: ftändigen Deichbedienten angelegt, da: ber hievon zu handeln zu weitläuftig, auch einem Landmanne unverftändfich feyn würde, Lehztere, die Bufch oder Grumdbetten aber, müffen von den Deichpflichtigen felbft angelegt und unterhalten werden, und dabei iftdenn folgendes zu beobachten, C 1) 35 1) Daß das Bufchberte wenigftens anderthalb mal fo breit, als die Tiefe des Waffers, in der es zu lies gen Fömt, angelegt werde, 2) Daß die Lagen bis zu 2 bis 3 Fuß hoch über dem niedrigften Waf- fer Schwipplagen, des ift folche Lagen ſeyn müffen, da die Schwipp: enden der Bufchbiinde nach dem Strome zu liegen. 3) Daß jede Lage nicht dicker als höchftens 4 Fuß feyn darf, mit ſich Freugenden Faſchinen belegt, und mit 5 Fuß langen Stackpfaͤhlen wohl durchnagelt und am Ufer be: feftiget, auch mit guter Kleierde ger hörig geſenkt werden muͤſſe. 4) Daß diefe Lagen gehörig aufge, zogen werden, damit das Buſch— bette eine flache Abdachung erhalte, Diefes wird folgendermaagen be; werfftellige: Man uyterfucht die Ties fen da, wo das Bufchbette angelegt werden foll, dieſe wären z. E. 16 Fuß, fo muß die erite Lage Diefe Tiefe anderthalb mal zur Breite ba: ben, alfo 24 Fuß, die zwote Lage 21, die dritte 18, die vierte 15 Fuß breit, ausgelegt werden, wodurch vier Schwipplagen, jede 4 Fuß dick, ent: ſtehen, und dann die Höhe des nie: drigſten Waſſers erreicht haben, wor: auf aber noch eine Schwipplage von 2 bis 3 Fuß dick und 12 Fuß breit anzulegen ift. —— Auf dieſer oberſten Schwipplage, die noch 12 Fuß breit bleibe, wird ſo— dann die Etoppellage 8 bis 10 Fuß breit, und 3 Fuß dick gelegt, auch) eis Bon Verbefferung und Erhaltung - 36 nen Fuß vom Stoppelende ein Kannt⸗ zaun von gutem zaͤhen Weidenbufch gezogen. In Gegenden, woman Weir denbufch genug hat, (und jede Strom: gegend hat davon) thut man wohl, . wenn man die Stoppellage einen hal⸗ ben Fuß dick damit überlege, welches gewöhnlich befpreuen genannt wird, da denn dieſer Weidenbuſch ausfchlägt, wächfet, und dem lifer oder dem Fuße des Deiches eine Dauerhafte Feſtigkeit giebt. Sind die Tiefen vor einem ſolchen Buſchbette nicht groß, ſondern nur 3 bis 4 Fuß, fo Fan man den zu ei ner ziemlichen Länge aufgewachfenen Kneien oder Weidenbuſch umbeugen, auf den flach ablaufenden Ufer nie derlegen,, ihn mit Fafıhinen und Fleiz nen Stacpfählen befeftigen, dünne mit Erde überfahren, und auf folche Art wieder zum Ausfchlagen und Wachfen bringen, Hiemit fan man jährlich fortfahren , und es wird mit der Zeit ein ziemlich breites und fehr feſtes Ufer gewonnen werden.. So leichte, fo wenig Foftbar, und nüßlich diefe Uferbefeftigung in jedem Betrachte ift, fo wenig ift fie aber in größern Tiefen anzuwenden, Der aufgewachfene Weidenbufch wird höchfiens 4 bis 5 Fuß hoch, die fer ſoll nun niedergebeugt, und auf dem Grunde befeftigt werden, ſolches ift aber nicht möglich), wenn die Tie fe 10, 20 und mehrere Füße beträgt, und der Bufh den Grund nicht ev; reichen Fan. Sch babe oben bemierft, und ber: - dent 37 dem ift es auch bekant genug, daß der gute Zuftand der Deiche von Erhal—⸗ tung und Verbefferung der Ufer ab: hängt, wozu denn auch folgendes Mittel mit Mugen angewendet werden fan, Wenn man ein flach ablaufendes Ufer oder eine nene Anfahdung ver: beffeen und erhalten will, fo belegt . man daffelbe mit ſriſchem grünen Wei—⸗ denbuſch einen halben Fuß dick und zwar fo, daß die Schwippenden nad) dem Waffer zuliegen, nagelt darüber 3 Fuß von einander Fafıhinen mit Stackpfaͤhlen fefte und befaͤhrt es duͤn— ne mit Erde. Dieſer Buſch waͤchſet und treibt, in einem Sommer, gewöhn: ih Schuͤſſe 3 bis 4 Fuß hoch; dieſe Schuͤſſe knicket man gegen den Win ter nieder, damit daran Fein Eis feft frieren, fie heraus reißen und mit ſich hinweg führen koͤnne. Im naͤchſten Fruͤhjahr ſchlaͤgt dieſer Buſch wieder aus, und waͤchſt zu einer Höhe von 3 bis 4 Fuß, welche ſodann wieder, wie oben befihrieben, nach dem Strome zu niedergefnicft und befefiiget wird, wo⸗ durch man mit der Zeit ein fehr-feftes, breites und grüngs anwachſendes Ufer erhält, welches wegen der vielen Wur⸗ zen, von Strome nicht leichte wieder in ein abbreihendes Ufer verwandelt werden wird. So wie auf dieſe Art ein flach ab: laufendes Ufer nicht allein conſerviret, ſondern auch verbeffert werden Fan, fo bat auch die Erfahrung gefehret, daß ein Borland, welches die gehoͤri⸗ ge Höhe bat, das ift wenigſtens 4 Zuß der Deiche und Ufer. 4 —⸗ 38 über dem niedrigften Waffer, durch Be’ pflanzung mit Kneienbuſch ſehr verbef ſert und erhalten werden kan. Dieſe Anpflanzung wird beſticken oder be— ſpicken genennet, geſchiehet im Fruͤh⸗ jahr, und iſt fo allgemein bekant, daß die Beſchreibung derſelben fo uͤberfluͤſ fig, als die Empfehlung noͤthig iſt, de’ fie von vielen Deichinhabern und Ufer: befigern unterlaſſen wird, obgleich der Nutzen einleuchtend genug ift, wenn man die Erhaltung des Ufers und Borlandes mit dem anfehnlichen Bor: rath vom Buſch, der dadurch erhalten wird, und den ein jeder Deichinhaber ſo groß nöthig bat, zuſammen nimt. Um nun aber diefe fo nüßliche und nöthige Erhaltung Der Ufer, und Bor: länder, dieſe wohffeile Erlangung eiz ner anfehnlichen Menge böchfinöthiz gen Bufches zu bewerfftelligen, ift vor alten Dingen zu verhuͤten, daß uͤberall Feine Are Bich, befonders Hornvieh und Schaafe, zu diefen Steffen Eom: men, vielweniger daſelbſt geweidet wer: den. Das Vieh zerfrißt die jungen Keime des Buſches, naget den Baſt oder die Rinde des alten Buſches ab, und zerflöhret daducch diefe, von fo erfprießlichen Mugen gewiß gewwefene Anpflanzung gleich bei ihrer ersten Entftehung. Ein auf folche Art bez pflanztes und befpreuetes Ufer muß alfo mit einer haltbaren und währenden Befriedigung verfehen feyn, oder das in der Gegend weidende Vieh, muf durch einen tüchtigen Hirten davon abgehalten werden, _ € 2 Die 39 - Die Arbeiten und Koften die diefe Vorkehrung erfordert, werden durch Artlenburg. Bon Verbeſſerung und Erhaltung der Deiche ꝛc. 40 den davon ficher zu erwartenden Nuz⸗ zen binlänglich übertroffen. — ©. S. Bensler, Don Ader-Erträgen und Zehnt ⸗Anſchlaͤgen. Mei Ver⸗ und Erpachtung eines Fruchtzehnten koͤmt es fuͤrnem⸗ lich darauf an, den wahren Ertrag des Landes zu wiſſen. Bisher hat man dieſen Ertrag durch folgende Berechnungsarten ausfindig gemacht. Man hat nemlich a) Durch fosenannte Achtsleute den Ertrag von einzelnen Morgen nach Mitteljahren fih angeben laffın, die Zehutfelder nad) ihrer Stellungsart abgetheilet, denn Die gefammte Morgenzahl einer jeden Fruchtart berechnet, und fo den Zehnten beftimmet. Oder man bat b) alte und neuere Zebntregifter zum- Grunde gelegt, die Beträge derfelben von 10 oder mehreren Jahren zufam: men gerechnet, und alsdenn nach ei nem Durchſchnitt den jährlichen Er trag ausfindig gemacht. Sind zuverläßigeund richtige Zehnt: regifter vorhanden, fo ift leßtere Art unftreitig eine der fiherften. Allein nur felten find die Zehntregifter von der Befchaffenheit, das man ſich darz auf verlaffen Fan, und bei weitem von den mwenigften Zehnten hat man dev; gleichen. Anmerkung. Hat ein Dcfonome nur einen einzelnen Zehnten in Pacht, wovon er Regifter führer, ſo find ſolche wohl am wichtigften, Werden aber mehrere Zehnten ge: zogen, ſo iſt bei einem nur mäßig großen Haushalte eine ganz ge nauere Geparation der Früchte, theils wegen des Raums, theils wer gen der mehreren Arbeiten, faft nicht thunlih, Und daher Läßt fid noch immer an der genaueften Nichtigkeit zweiflen: ich will in zwifchen Darımm nicht fagen, daß - richtige Zehntregifter gar nicht eri: ftirten. So viel bleibt aber gewiß, dag wenn nicht genaue Bermeffunz gen vorhanden find, dennoch der wahre Ertrag eines einzelnen Mors gen daraus nicht zu erforfchen iſt. Bei der von Koͤnigl. und Churz fürftt. hohen Cammer mir aufgetra: genen fpeciellen Bermeffungen einiger Zehnten wurde mir auch die Erfor— [hung des Fruchtertrages der einzel nen Morgen, und Verfertigung der Anſchlaͤge von folhen Zehnten gnaͤ— digſt anbefohlen. Nach gefchenener VBermeffung und Berechnung der Feldmarken, entftand nun bei mir die Frage: wieder Ertrag eines Morgen von 120 Calenberger Quadratruthen zu erfahren fen wiirde? Von foger nannten Achtsleuten, auch Individuis der Landbeſitzer Fonte ich das nicht erz fahren, weil Feiner derfelben die eigents liche 4! liche Flächengröße eines Calenberger Morgen wußte, Denn bei denen al: len ift ein Morgen ein folches Stuͤck fand, worauf eine gewiffe Himtenzahl an Früchten ausgeflreuet wird, es mag viel oder wenig an Ruthen hal ten. Nun berubet aber der mehr oder weniger erforderliche Saamen auf der beſſern oder geringern Güte des tanz des jo in jedem Felde unterfchieden fenn Fan, Anmerkung. 3. B. Im Eellifchen, befondersim A. B. heißen 2 Himten Einfall ein Morgen. Nun babe ich gefunden, daß in einem Felde auf verfihiedenen Aeckern auf einen Calenberger Morgen nur 2 Him: ten Rocken an Einfaat erforderlich waren: in dem nemlichen Felde aber immer etiwas mehr und etwa 500 Schritt von vorigen über 3 Himten Rocken auf einen Kalender: ger Morgen gefüet werden müffen, wenn das fand das gehörige ertra; gen foll. Sch mußte alfo auf ein anderes Mittel zur Ertrages Berechnung den; fen. Da die Felder Stücd vor Stuͤck fpeciell vermefjen waren, und zu Folge erhaltener Borfihrift in Abficht ihrer Güte in drei Claſſen getheilet und dar⸗ nach befchrieben werden mußten: ich aber in denen Gegenden fremd war, und folches unmöglich beurtheilen und beftimmen Eonte; fo erwählte ich mir zu diefer Claffification 3 oder 4 er: fahrne ein gutes Gerüchte habende Hauswirthe aus dem Orte wozu bie Feldmarken gehörten, Von Adler, Erträgen und Zehnt-Anfchlägen. 42 Anmerkung. Nicht gerne nehme ich zu dergleichen fogenannte Taraz tores, Achtsleute und Geſchworne, fo mehrmalen zu Aeſtimationen gebrauchet werden, indem diefe fich faft immer einen gewiffen Jargon angewöhnet, der mir nicht gefallen will. Diefe mußten auch felbft eine vers hältnigmäßige Morgenzahl von kan: dereien beſitzen. Zuförderft inftruirte ich fie von der Abfiche und Einrich- tung der Claffificationen, daß nem: lich die fammelichen Aecker der ganzen aufgenommenen Feldmarf nach ihrer wahren Güte in drei Claſſen, als gut, mittel, und geringe abgetheilet wer: den folten. Nun ging ich mit ihnen in den Feldern herum, und ließ mir Stuͤck vor Stuͤck angeben, zu welcher Elaffe folches gehörte Nachdem ich num folcher Geftalt die ganze Feldmarf ducchgegangen war, und ich mithin mit Zufammenbeltung meiner Ber: mefjungsregifter wußte, mie viel ein jeder meiner Achtsmänner an gutem, mittlerem und geringem Lande an Ca: lenberger Morgenzahl beſaß; nahm ich einen jeden von ihnen beſonders vor, und ließ mich uͤber die Einſaat und den Ertrag ſeiner Pertinenzien unterrichten, und zwar dergeſtolt, daß, wenn er in einem Felde ein einzelnes, oder mehrere Stücke bei einander bat: te, er mir von einem jedem Parcel be: fonders angeben mußte, was er dar: auf überhaupt nicht allein an Saa— menfrüchten ausftrenete, fondern auch €3 in 43 in guten, mitleren, und geringen Jah⸗ run davon erntete, { Anmerkung. Meine Fragen waren unter andern folgende: Ihr habt ein oder mehrere Stück fand zwiſchen dem und dem Nachbar, was und wie viel Früchte ſaͤet ihr Darauf? Was erntee ihe von diefer ganzen Fläche, in guten, mittleren und ge - ringen Sahren ? Auch letztlich, wenn ihr eine Zeit von 20 Jahren zur ruͤck denket, wie viel gute, mittlere und geringe Jahre habt ihr denn wohl binnen derzeit gehabt? 1. ſ. w. Und fo examinirte ich meine Achts⸗ feute uͤber den größten Theil ihrer Hecker. Nun rechnete ich die Mor: genzahl aller Claſſen, wie auch die Fruchtarten was auf diefer Fläche an Saamen erforderlich und im Durch: fehnitte aller Jahre wachfe, und ends lich nach befanter Rechnungsart aus, was num nicht allein ein jeder Mor: gen einer jeden Claffe an Saamen ev fordern, fondern auch was der Er— trag eines Morgens des guten, mitt: fern und geringsten Landes, an aller lei darauf wachfenden Fruchtarten fey. Und da ich alſo den wahren Ertrag eines einzelnen Morgen erforscher, fo war es mir leicht, nad) der Morgen zahl eines Bermeffungsregifters, wenn ich mich dabei nod) vorher von dem $ande und Werthe des Strohes und den erforderlichen Ausgaben erkun— digt hatte, einen zutreffenden Zehnt— Anfchlag zu entwerfen, nicht juſt nach einem Geldpreife, fondern nad) dem Ertrage der Zehnten, Der Ader Erträgen und Zehnt; Anfchlägen, * \ 44 Anmerkung. Ueberhaupt komt es nach meiner Meinung bei Er; oder Verpachtung der Zehnten darauf an den reinen Ertrag an Körnern und Stroh, nebſt allenfalfigen Ausga— ben zu wiſſen; alsdenn läßt fich der Werth am Geldes, der doch immer - von Zeit und Umſtaͤnden abhängt, leicht ausfindig machen. Man mögte bei meiner Ertragess Ausrechnung den Einwurf machen, Daß zu der Zeit, da folche verfertiget worden, juft eine Epoche eingefaflen, da durch ſchlechte bisherige Beſtel— lung, Viehſterben, und andere Cala— mitäten, der Acker⸗Ertrag geringerals gewoͤhnlich gewefen, in ver Folge aber beſſer werden, mithin der Zehnte ders einft ein mehreres einbringen koͤnte: Ev weit hergeholt diefer Einwurf auch iſt, fo leicht Fan man darauf erwic dern, daß eben fo wohl einmal das Ge: gentheil eintreten koͤnne. Um nun aber ganz ſicher zu gehen, ſo laſſe man alle 10oder 20 Jahre mit Anwendung mei⸗ ner Grundſaͤtze neue Anſchlaͤge machen, ſo wird man immer ſehe leicht die wah⸗ ren Acker⸗ und Zehnt⸗Ertraͤge erfahren koͤnnen. Zuletzt muß ich auch noch geſtehen, daß dieſe Art von Acker- und Zehnt— Ertrages-Beſtimmungen nur bei ger nauen und fpeciellen Bermeffungen anz wendbar find, denn ohne folche finden fie freilich in keine Wege ſtatt. Allein, e8 werben auch bald in biefigen fanden wenig Zehnt⸗Eigenthuͤmer mehr feyn, die ihre Zehnten, fo fie verpachten, nicht vermeffen, und authentiſch befchreiben ; af Yr 23 Bon Acker⸗ Erträgen und Zehnt: Anfchlägen. 46 Taffen folten. Denn wie manches Stuͤck dadurch, daß Zehnten, wovon Feine rich tige Befchreibungen vorhanden find, und in Baufh und Bogen verpachtet werden, verloren geht, oder koſten ſpil⸗ fige Proceſſe daruͤber entſtehen, lehret die Erfahrung genug ſelbſt bei herr: fchaftlichen, geſchweige bei Privatper⸗ fonen zu gehörigen Zenten. I v. EYE SE Der blinde Johann. De blinde Jacob ſub Nr. VIT im zoten Stücke des Journals von und fiir Deutfchland vom Jahr 1784, verdient unfere ganze Aufmerkſamkeit; und der blinde Johann zu Siefe im Hoyaifchen unweit bremen verdient fie auch. i Diefer Johann Glade hatte eigent lich gar Feine Augen. Er war faum 3 Sabr alt, fo liefen ſie ihm in den lat: tern aus. Nichts deſtoweniger ging er als ein Schender Straße hin, Straße ber, Haus ein, Haus aus. Wen cs nicht gefagt wurde, daß er blind war, der bemerkte es nicht; fo dreiſt ging er einher, Etwas hoch reug er die Naſe, und einen gewöhnlichen dünnen Gehe⸗ ſtock führte er, fo oft ich ibn geſehen habe, in feiner rechten Hand. Weiter hatte er feinen Leiter. Er wohnte vor dem Flecken; aber faft täglich Fam er in folchen. Alsdenn mußte er über eine Brücke einer Mühle vorbei, vor wel: her oft fo viel Wagen und Pferde hiel: ten, daß ein Sehender kaum mit Mühe fiher durchkommen Fonte, Allein, mehr; mal habe ichs gefeben, daß er, ohne ſich in feinem dreiften Gange im min: deften aufzuhalten, ganz gut herdurch fand. Auch auf dee Bruͤcke wußte er ſchicklich auszumweichen, wenn ihm was begegnete, Und man behauptete, wenn im Wege ein Gegenftand ganz ftille ftünde, daß er felbigem auswiche, obne ihn vorher gefühlt oder beruͤhrt zu ha— ben. Indeſſen kam es mir vor, daßer gerade auf mich zukam, als er mir ges Segentlich auf diefer Brücke begegnete, und ich auf einmal mit Anbaltung des Athens ſtarr ftehen blieb, doch war tete ich fo lange nicht, Daß er mich wuͤrk⸗ lich hätte beruͤhren koͤnnen, fondern ich wich leife aus, und es fihien, als wenn er was merkte. Zur andern Zeit wolte er mich fprechen, und Fam dee Endes nach des. Herrn Amtſchreibers Palm Wohnung Dieſes Haus ift von al- ter Are, fehr winklicht, bald etliche Tritte hinauf, bald wieder herab, fo, daß ein Sehender fich wohl vorfehen muß, wenn ernicht ſtolpern will. Und befonders eng ift die Hausthür. Wie ich ging und Johann mich hörte, Fam er aus dem hintern des Haufes durch enge Paͤſſe über unvermurhete Treppen zu meiner Verwunderung gerade auf mich vor dee Thür zu; denn ich wußte nicht, daß er da war. Wir mußten voreft eines Weges, als ich ihn mit: lerweile frug, ob wir bald da wären, wo wir von einander gehen wuͤrden, er nach feinem Haufe und ich nach dem Antte ; antwortete er ganz treffend. Und nicht wenig wunderte id) mich, als er mir 47 * mir bei diefer Gelegenheit fagte, daß er geftern zu mir nach dem Amthofe gekommen feyn würde, wenn ich nicht im Amte gewefen wäre; indem folcher wohl eine kleine viertel Stunde von des blinden Haufe kiegt, und der Weg da: bin etliche Winfel macht, Woraners wußte, wenn, wo, und wie er fich keh⸗ ren und wenden müßte, Das wußte er nit. Es wäre, als wenn es ihm Gott fagte; deutlicher Eonte er fich dar: über nicht erflären. Anden Schritten oder Tritten, anter Woͤlbung dee We ges oder an andern finnlichen Merkzei- chen, fagte er, wüßte ers nicht. Mit: lerweile kamen wir der Stellenab, wo ich winfelrecht rechts, und er eben fo fehr links mußte, Um ihn zu zerſtreuen oder auf den Weg weniger aufmerk fam zu machen, unterhielt ich ihn mit einer Angelegenheit, die ihm Außerft wichtig war; er mwolte ein Stückchen tand auf Erbenzins haben, überdem fing ich an, defto geſchwinder zu geben, je näher wir der Stelle kamen, two, un: fer Weg fich fhied, und zwar fo ſchnur gerade auf die Capelle zu, als wenn der Weg durch folche führte. Johann blieb mir ftets zur Seite, und weil ich. ihm Hofnung machen Fonte, daß fein Wunfch erfüllt werden würde, fo war er Außerft froh. Denn für feine Frau und Stieffinder forgte erfehr. Aber nicht einen Schritt that er zu weit ge rad aus. Kaum waren wirda, wo fich der Weg rechts und links feheidet, jo nahın er feinen Hut ab, fagtea Dieu,und drehte fich links nach feinem Haufe zu. Zimmer, den 25ten Dec, 1784. Der blinde Sohann, 45 Ein andermal begegnete er mir auf dem Wege von Sieke nach Barrie. Ich ließ mich mit ihm in Unterredung ein, und während derfelben drehte ich mich allmählig fo, daß er das Geficht dar bin kehrte, woher er gefonmen war. Dun brach ich ab, und meinte, daßer gerade vorwärts, mithin dahin gehen, würde, woher er kam. Uber richtig drehte er fich und verfolgte feinen er: ften Weg nad) Barrie. Er fchliegt die Kieche auf, ſchlaͤgt Betglocken, Eöpft hohe Linden, deckt Häufer, u. f w. wie man mir fagt. Doc) diefes laͤßt fich noch, als möglich) durchs Gefühl, begreifen. - Wie er aber nicht nur im Flecken Sieke hat völlig zurechte finden und als lemal die rechte Thür treffen, fondern auch flundenweit über Feld geben Fön: nen, das fiheinet unbegreiflih. Und doch ift ce wahr. Noch Fein Jahr ift der Mann todt. Auf ganz Sieke fan ich mich dieſerwegen desfalls berufen, Und ganz inftändig erfirche ich meine dafigen Freunde, die mehr von diefem Manne wiffen, das fie folches dem Publikum befant machen, Befonders mögte es neugierig darauffeyn, wie er wach und nach zu der vorbemeldeten Fertigkeit gelangt, und ob und tie er Anfangs geführeift. Mir iftder Mann zu früh geftorben. Ich bofte noch im: mer auf Zeit und Gelegenheit, ibn zu unferer Belehrung, befonders von der Seelenfunde, aufmerffamer auf fich ſelbſt zu machen. A H. Homeyer. EEE ———— — Sannoveriiches N ges Stüd, Freitag, den 1a" Januar 1785. DVergleichung der alten und neuen Schriftiteller, und ihrer Werdienfte, -*) 4 8 ift eine merkwürdige, und von nachdenfenden Köpfen oft un: w terfuchte, Erfcheinung, daß diejenigen Schriftfteller und Künfte, die fih durch Genie und Talente am meisten hervorgethan, gemeiniglid) zu gleicher Zeit in beträchtlicher Menge gelebt haben. Einige Jahrhunderte waren ausnehmend unfruchtbar an ihnen, da hingegen die Natur fich zu andern Zeiten ungewöhnlich ergiebig an großen Männern bewies, und fie mit ausnehmender Fruchtbarkeit her: vorbrachte. Man hat dies aus man: cherlei Gründen zu erflären gefucht. Einige moralifche Urfachen davon fal: ten leicht in die Augen. Dabin gebö: ven gunftige Umftände der Regierungs: art und des Gittenzuftandes, Aufmun— terungen der Großen, und erregter Wetteifer unter Männern von Genie,- Weil man aber fand, daß ſich die ganze Wirkung aus dieſen Urfachen nicht erflären-ließ; fo hat man auch phyſi⸗ ſche Urfachen davon angegeben; und der Abt Du Bos bat in feinen Ber trachtungen über die Porfie und Mah⸗ lerei viele Bemerfungen hber den Ein: flug gefammelt, welchen duft, Klima, und andere dergleichen natürliche Ur— fachen, vielleicht auf das Geuie haben Fönnen. Die Urſachen feyn indeß, wel; che fie wollen, fo ift doch die Sache ſelbſt einmal gewiß, daß gewiſſe Perio: den oder Zeitalter der Welt fich mehr, als andere‘, durch außerordentliche Männer und Geiſteswerke unterfchie: den haben. Die Gelehrten haben in diefer Ab: fiht vier glückliche Zeitpunfte befon- ders ausgezeichnet. Der erfte ift der griechifche, der ſich um die Zeit des pe; loponnefifchen Krieges anfing, und bis auf die Zeit Meranders des Großen dauerte. In diefer Periode lebten: Herodot, Thucydides, Kenophon, So: erates, Plato, Ariftoteles, Demofthe: nes, Aeſchines, Lyſias, Sfoerates, Pin: dar, Aeſchylus, Euripides, Sophoeles, Ariſtophanes, Menander, Anacreon, Theocrit, Lyſippus, Apelles, Phidias, Praxiteles. — Die zweite Periode iſt die *) Yus Dr. Blair's Lectures on Rhetorice and Belles Lettres. sı Vrercrgleichung der alten und neuen Schrififtele, 52 die römifche, welche beinahe auf tie Lebenszeit des Julius Caͤſar und Aus guftus eingeſchraͤnkt iſt. Sie lieferte uns einen Katull, Lukrez, Terenz, Vir⸗ gil, Horaz, Tibull, Properz, Ovid, Phaͤdrus, Caͤſar, Cicero, Livius, Sal⸗ luſt, Varro und Vitruv. — Die dritte Periode iſt die Zeit der Wiederherſtel— lung der Wiſſenſchaften, unter den Paͤbſten Julius IL und Leo X.; in derſelben bluͤhten Arioſt, Taſſo, San: nazar, Vida, Manhiavell, Guicciar— dini, Davila, Erasmus, Paul Jo— vius, Michel Angelo, Rophael, Ti: tian, — Die vierte begreift das Zeit alter Ludwigs XIV. und der Königin Anna, Damals lebten in Franfreich: Eorneille, Racine, de Retz, Moliere, Boileau, la Fontaine, Sean Baptiſte Rouſſeau, Boffuet, Fenelon, Bour: dalone, Paſcal, Malebrande, Maf fillon, fa Bruyere, Bayle, Fontenel: le, Vertot; und in England: Dry⸗— den, Pope, Addiſon, Prior, Swift, Darnell, Eongreve, Otway, Young, Rowe, Atterbury, Shaftsbury, Bor lingbroke, Tillotſon, Temple, Boyle, Locke, Newton, Clarke. Wenn wir Bergleichungsmeife von den Alten und Neuen reden, fo verfte: hen wir unter den Alten gemeiniglich diejenigen, die in den beiden erften dier fer Perioden Ieben, mit Inbegrif ei, nes oder zwei Schriftfteller, die noch früher lebten, insbefondre Homers; und unter den Deren: digjenigen, fuck chein den beiden letzten Zeitoltern bluͤh⸗ ten, mit Inbegrif der fpätern beruͤhm⸗ ten Schriftfteller bis aufunfere gegen waͤrtige Zeit, Jede Vergleichung zwi⸗ ſchen dieſen beiden Claſſen von Schrift⸗ ſtellern muß nothwendig ſchwankend und unbeſtimmt ausfallen, indem ih⸗ rer ſo viele, und von ſo verſchiedenen Arten und Graden des Genies, darin begriffen ſind. Gemeiniglich aber len: ken die, welche dieſe Vergleichung zwar anſtellen moͤgen, ſie ganz auf zwei oder drei der beruͤhmteſten Schriftſteller in jeder Claſſe hin. Man ſtritt daruͤber mit vieler Hitze in Frankreich; und die ſtreitenden Partheien waren auf der einen Seite Boileau und Madame Dacier fuͤr die Alten, und Perrault und la Motte auf der andern Seite fuͤr die Neuen. Beide Theile trieben den Streit bis aufs aͤußerſte. Noch jeßt findet man, daß fich die Öelchrten auf Die eine oder die andere Seite hin zu neigen pflegen, Einige wenige Ber trachtungen werden vielleicht diefe Ma⸗ terie befjer ing Licht feßen, und uns die Grunde Eennen lehren, auf welchen unfer Urtheil über diefe Streitfrage billig beruben muß, Wenn einer jeßt, im achtzehnten Sahrhunderte, ſichs einfalfen laͤßt, die alten efaffifchen Schriftſteller zu ver- ſchreien; wenn er entdeckt zu haben glaubt; daß Homer a) und Birgit mit: 3) Der neueſte Entdecker diefer Art, „dem Homers Alias ein fehr entbehrliches Ge— dicht zu ſeyn fcheint,» und der fie ein Pruͤgelei- Maͤhrchen nennt, ifi der Verfaſ⸗ fer der in Deffau und Leipzig herauskommenden periodifchen Schrift: Heber Empfindelei und Rraftgentes, Modevorurtheile und Schimpfredem, auch einige ernſte Gegenſtände. ©; St. I. ©, 14. 53 und ihrer mittelmaͤßlge Dichter, und Demoſthe⸗ nes und Cicero Feine großeRedner find; fo Fan man ihm dreiſt ins Angeſicht fa: gen, er fey mit feiner Entdeckung zu fpät gekommen. Der Ruhm diefer Schriftſteller ift viel zu feſt gegründet, als daß er ſich jeßt durch noch fo viele Einwuͤrfe und Widerfprüche umflof fen liege; denn er gruͤndet ſich auf den fait allgemeinen Geſchmack des menfchlichen Gefchlechts, der Durch die Folge fo vieler Jahre geprüft und ber waͤhrt iſt. Mängel fan er freilich wohl inihren Werfen auffinden; feblechaf: te Stellen fan er darin zeigen; aber wo ift das menfhliche Verf, Das ganz vollfommen wäre? XBenn er aber ihre Werke im Ganzen herabzuwuͤrdigen, oder zu betogifen fucht, dag der Ruh, den fie fich erworben haben, überhaupt ungerecht und grundlos fen; fo giebt es einen Beweis wider ihn, der durch: aus einleuchtend und unwiderleglich if. Er muß Unrecht haben ; denn Die menfchliche Natur ift wider ihn. Wor⸗ auf muß man fih in Sachen des Ge ſchmacks, in Poefte und Beredtfam: Feit berufen? Wer foll hier richten und entſcheiden? Was anders, als jene Empfindungen und Gefühle, die, wie man bei einer noch fo weit getriebenen Unterfuchung findet, gemeinfchaftliche Empfindungen und Gefuͤhle aller Men⸗ ſchen find? Und dieſe bat man hier— über genugfam zu Mathe gezogen. Man bat fih auf das Publifum, auf -das mit Vorurtheilen ‚ unbefangene Publikum, viele Jahrhunderte hin: durch, und faſt bei allen aufgeklaͤrten Nerdienfte, 54 Voͤlkern, berufen. Es hat ſeinen Hug; ſpruch gethan; es har dieſen Schrift: ſtellern ſeinen Beifall ertheilt; und von dieſem Richtſtuhl laͤßt ſich nicht weiter appelliren. In Unterſuchungen und Meinun— gen des bloßen Verſtandes kan die Welt lange im Irrthum ſchweben, und durch Beibringung ſtaͤrkerer Gruͤnde von ihrem Irrthum uͤberzeugt werden. Saͤtze, die bloß auf Wiſſenſchaft, auf Kenntniß und Thatſachen beruhen, laſſen ſich umſtoßen, wenn Wiffen: ſchaft und Kenntniß erweitert, und neue Thatſachen ans Licht gebracht werden. Aus dieſer Urfache erhält ein philoſophiſches Syſtem Feine hin— reichende Beglaubigung durch ſein Alterthum, oder durch feine verjaͤhrte Gangbarkeit. Man Fan mit Recht erwarten, daß die Welt immer tweifer, oder doch wenigſtens immer vielwif⸗ ſender werden muß, je aͤlter ſie wird; und wenn es auch gleich zweifelhaft bliebe, ob Ariſtoteles oder Rewton das groͤßte Genie geweſen waͤren, ſo kan doch Newton's Philoſophie vor der ariſtoteliſchen vermittelſt ſpaͤterer Ent deckungen den Vorzug behaupten, die dem Ariſtoteles fremd waren. Aber nichts von dem allen gilt in Sachen des Geſchmacks, die nicht von dem Fortgange der Wiſſenſchaft und Ge: kenntniß, ſondern von Gefühl und Empfindung abhängen. Umſonſt hoft man die Menfchen aus hier begange nen Irrthuͤmern auf eben die Are zu teigen, wie es in der Philoſophie moͤg⸗ lich iſt. Denn das allgemeine Gefuͤhl D2 der 95 der Menfihen ift das natürliche Ge: fühl, und eben darum, weil es das natürliche ift, ift e8 auch das richtige. Der Nußen der Jliade und Dögffee bes rubt daher auf ficherm Grunde, weil er fo lange gedauert batz wenn aleich 88 Jedermann frei ſteht, der ariſtoteli⸗ fhen oder platoniſchen Philoſophie ihren Ruhm fteeitig zu machen, Huch beruft man fich darauf um— ſonſt, daß fih der große Ruhm der al ten Dichter und Redner bloß auf An; ſehen, auf Pedanterei, und Borurthei: Ten der Erziehung gruͤnde, die fich aus dem einen Zeitalter in das andere fort gepflant haben. Freilich find dies die Schriftſteller, Die man uns uf Schu: fen und Gymnaſien in die Hände giebt ; und fo nach werden wir fchon fruͤh in der Jugend fir fie eingenommen. Aber wie feßten fie ſich in ven Beſitz ver Schulen und Gymnaſien? Unftreitig durch den großen Rubm, welchen diefe Schriftſteller bei ihren Zeitgenoffen hatten, Denn die geiechifche und Tas teinifche Sprache waren nicht immer todte Sprachen. Es gab eine Zeit, wo Homer, und Birgil, und Horaz in eben dem Lichte betrachtet wurden, worin jeßt jede Nation ihre Lieblings; ſchriftſteller Betrachtet, Nicht ihren Auslegern, nicht den Univerfitäten ba ben die Claffiter ihren Ruhm zu ver: danken. Sie wurden Elaffifer und Schulbuͤcher zufolge der hohen Be wunderung, welche ihnen damals von den einſichtvollſten Männern ihres tantes und Volks gewidmet wurde, Schon zur Zeit Juvenals, der unter 4 Vergleichung der alten und neuen Shriftfkiller,. 56 dem Kaifer Domitian ſchrieb, waren Virgil und Horaz Hauptbücher bei Erziehung der Jugend: Quot ftabant pueri, cum totus deeolor eſſet Flaccus, & hererer nigro fuligo Ma- rom. Sat. MI. Aus dieſem allgemeinen Grundſatz alſo, daß der Ruhm der alten claſſ⸗ ſchen Schriftſteller bei allen den auf: geflärteften Völkern fo frühzeitig, fo dauerhaft und fo allgemein war, koͤn— nen wir dreiſt und mit allem Recht die Folgerungzieben, daß ihr Ruhm nicht ganz ungegruͤndet feyn Fan, fondern auf den Verdienften ihrer Schriften ficher beruben muß. Man bite fich indeffen vor einer blinden, unüberlegten Verehrung der Akten in allen Stuͤcken. Sch habe den allgemeinen Grundfaß ſchon angege: ben, den man dazu benußen Fan, eine mmpartheiifche Vergleichung zwifchen ihnen und den Neuen anzuftellen. So viel Borzige die Mlten auch von Sei: ten des Genies gehabt haben mögen; fo müffen doch in allen denen Künften, wo der natürliche Fortgang der Erz kenntniß irgend beträchtliche Wirkung gen bervorgubringen Anlaß fand, die Neuern nothwendig etwas voraus ha: ben. Man Fam die Welt, in gewiffer Abſicht, als eine Perfon betrachten, vie nothwendig Dabei etwas gewinnen muß, wenn fie zu Jahren komt. Frei⸗ lich hat fie ſich nicht immer nach Ver: bältniß der zunehmenden Jahrhunder⸗ ge verbeffert; dann einige Jahrhun⸗ derte 57 derte hindurch verſank fi fie gleichfam in völlige Schlaffucht. Als fie aber dar: aus wieder erwachte, fo war fie faft durchgehends im Stande, ſich vorma: lige Entdeefungen, mehr oder weniger, zu Nutze zu machen, Bon Zeit zu Zeit zeigten fich einige gluͤckliche Genies, die ſowohl das Bi isher! ge verheffern, als etwas neues hinzu erfürden fonten. Bei dem — eines gehörigen Mor: raths vor Materialien Fan ein Gmie von ec Range größere Sort fehritte machen, als ein viel erhabenercs Genie, dem diefe Materialien fehlen. Daher Fomtes, daß die neuern Phi⸗ kofophen in der Naturkunde, Aſtrono— ‚mie, Chemie, und andern Wiffenfchaf ten, die sen einer ausgebreiteten Kennt niß und Beobachtung der Gegenftän: de abhängen, unlsugbare Vorzüge vor den alten haben. Auch glaube ich faft, daß fich in bloßen LUnterfuchungen des Derfiandes bei den neuern mehr Be Rimmtheit und Genauigkeit finder, als die Alten in manchen Fällen hatten. Bielleicht Font Das von einem ausge Breiteten gelehrten Umgange und Ber: kehr, wodurch Die menfhlichen Faͤhig— keiten verbeſſert und geſchaͤrft werden. Auch muß uns ohne Zweifel ſelbſt in manchen Kenntniffen, Die mirzum Ger ſchmack und der guten Schreibart ges hören, der weitere Fortgang der menſch⸗ üchen Gefellfchaft nothwendig einige Bortheile gewährt haben. Co ift, zum Beifpiel, zur Ausarbeitung der Ge ſchichte, gegenwärtig mehr Staatsfun: de bei verſchiedenen europäifihen Voͤl⸗ fern, als man in Griechenland und und ihrer Verdienſte. 58 Rom beſaß. Wir find mit der Natur der Regierung beffer befant, weil wir ſie ſchon unter mebrerlei 5 Formen und Abanderungen gefehen habın, Die Welt liegt offener vor uns da, als che dem; die Handlung hat fich weit mehr verbreitet, mehreretänder find geſittet geworden; uͤberall hat man das Pott: wefen eing:führt ; das argenfeitige Ver⸗ kehr ift ungemein erfeichtert, und man kan folglich von Thatſachen und Er fabrungen weit eher und öfter Nach⸗ richt erhalten. Affe dieſe Umſtaͤnde ind fuͤr Geſchichtſchreiber ſehr vortheitheft, und ſie haben ſich dieſelben großentheils zu Mutze gemacht. In den kuͤnſtlichern und ſchwerern Dichtungsarten haben wir vielleicht auch etwas von Seiten der Regelmaͤßigkeit und Genauigkeit vor den Alten voraus, In dramati— fhen Werfen haben wir die Mufter des Alterthums vor uns: und man kan nicht laͤugnen, daß die neuern in An: fehung der Mannigfaltigkeit der Char taftere, Der Behandlung des Knotens, der Ruͤckſicht auf Wahrfcheinlichkeit u, Wohlitand, manches werbeffert haben. Dies fcheinen mir die hauptſachlich⸗ ften Borzüge zu fern, Die wit ung vor den Alten anmaaßen fönnen. Sie vr: ſtrecken fich indeß nicht fo weit, als . man auf den erften Anblick benfen fol: te. Denn wenn die Stärfe des Genies auf. der einen Seite iſt; fo wird ſie al: lemal, wenigftens in Werfen des Ge ſchmacks, alfe die kuͤnſtlichen Verſchoͤ⸗ nerungen und Verbeſſerungen aufwie⸗ gen, die ſich durch groͤßere Kenntniß und Correktheit machen laſſen. Und, D;3 um 59 um wieder auf unfere Vergleichung zwifchen dem Alter der Welt und des Menfchen zuruͤck zu kommen; fo Pan man nicht ganz ohne Grund behaupten; daß das zunehmende Alter der Welt freilich mehr Wiffenfchaft und mehr Verfeinerung mit fich bringe; daß aber doch ihren frübern Zeiten mehr Stär: Eo, mehr Feuer, mehr Begeifterung des Genies eigen waren, Dies fcheint auch würflih den charafteriftifchen Unter: ſchied der alten Dichter, Redner und Gefhichtfihreiber von den neuern Schriftſtellern diefer Art auszuma: hen. Bei den Alten finden wir erba- benere Gedanfen, mehr Simplicität, mehr originale Phantaſie; bei den nenern zumeilen mehr Kunft und Cor: rektheit, aber auch ſchwaͤchere Züge des Genies. Wenn dies aber gleich Uber; haupt genommen, ein Unterſcheidungs⸗ merfmal der Alten und Neuen iſt; fü leidet doch dieſe Regel, wie jede allge meine, einige Ausnahmen. Denn in Anfehung des dichterifchen Feuers und des Sriginalgenies fteben Milton und Shaffpeare unter feinem Dichter ir gend einer Zeit, Auch muß man den Punkt nicht um: bemerkt laſſen, daß esin den Zeiten des Altertbums manche fehr günftige Um: ftände für die damaligen außerordent: lichen Erweiſungen des Genies gab. Gelehrſamkeit war in den frühern Zei⸗ ten ein weit feltneres und einzelneres Verdienft, als es heute zu Tage ift. Leute, die fich darin hervorzuthun ſuch— gen, wandten fih nicht an Schulen und Univerfitäten, So leicht war es ihnen Vergleichung der alten ımd neuen Schriftſteller, 60 nicht gemacht. Gie reiften zu ihrer Belehrung in entlegene Länder, nach Aegypten und in den Orient, Dort fuchten fie alle Denfmäler der Gelehr⸗ famfeit auf. Sie hatten Umgang mir Prieftern, Weltweifen, Dichtern, mit alten, die fich einen vorzäglichen Ruhm erworben hatten. Sie Fehrten in ihre Vaterland reich an Entdeckungen zus ruͤck, die fie gemacht, und angefeuert von den neuen und ungewöhnlichen Ger genftänden, Die fie gefeben hatten. Ihre Kenntniffe und Wiffenfchaften Fofteten ihnen mehr Mühe, erweckten in ihnen mehr Begeifterung, waren von gröfß feen Belohnungen und Ehrenbezeus gungen begleitet, als in neuern Zeiten. Es gab freilich wenigere, als jeßt, die Mittel und Gelegenheiten hatten, fich hervorzuthun; die fich aber hervortha⸗ ten, durften auch gewiß hoffen, denjes nigen Ruhm, und felbft diejenige Vers ehrung zu erhalten, die unterallen Ber lohnungen die ſtaͤrkſten Antriebe fie das Genie find. Herodot las feine Ger fhichte dem ganzen bei den olympiſchen Spielen verfammeften Grischenlande vor, und ward öffentlich gekrönt. In dem peloponngfifchen Kriege, als Die atbenienfifche Armee in Sicilien ger fhlagen war, und die Kriegsgefans genen zum Tode veruttheilt wurden, fprach man diejenigen unter ihnen von der Lebensftrafe frei, die Verſe aus dent Euripides berzufagen mußten, zur Ehre diefes Dichters, der von Geburt eim Ahenienfer war. Diefe Zeugniffe oͤf⸗ fentlicher Achtung uͤbertrafen alles das ſehr weit, was nach unſern neuern Sit⸗ di * Sitten zur Chre und Belohnung des Genies veranſtaltet wird. Zu unſern Zeiten wird die Kunſt gut zu ſchreiben, weder als ein ſo ſchweres, noch als ein ſo großes und ausgezeich⸗ netes Verdienſt angeſehen. Scribimus indocti doftique poemata paſſim. Wir ſchreiben fahrlaͤßiger und mit geringerer Anſtrengung, als die Alten. Man haͤlt es für Feine fo außerordent: liche Sache, ein fürtreflicher Seribent zu feyn, Es gehört weniger Mühe, we⸗ niger Talent dazu, weil wir weit mehr Hiifsmittel haben, als fie Die Er ziehung für irgend eing der wiffenfchaft: lichen Fächer läßt fih ohne viele Muͤ⸗ be bewerfjtelligen. Daher verbreitet fih überall Mittefmäßigkeit des Ger nies. Uber über dieſe Mittelmaͤßigkeit hinauszugehen, und uͤber den großen Haufen hervorzuragen, iſt nur wenigen gegeben. Die Menge von Hülfsmit: teln, die wir für jede Art von Schrif ten in Händen haben, dient nad) dem Urtheile Sir Willianı Temple’s, eines ſehr gültigen Richters, mehr dazu, die Ermeifungen des Genies niederzudrüf: Een, als fie zu befördern, „Es ift ſehr möglich, daß dieſer finnreiche Schrift: fieller in feinem Verſuche über die AL: ten und Neuen, daß man dadurch mehr verliert alsgewinnt; daß man die Kraft feines eignen Genies ſchwaͤcht, indem - man e8 nad) dem Genie anderer bil det; dag man weniger eigene Kennt: niffe hat,indem man fidy mit den Kennt niffen feiner Vorgänger begnuͤgt. So wird derjenige, der bloß uͤberſetzt, nis; und ihrer Verdienſte. 62 mals ein Dichter werden; fo bleiben Leute, die fih auf fremde Milde mehr als auf eignen Fleiß verlaffen, immer arm, Und wer weiß, feßter Binzu, ob nicht Gelehrſamkeit ſelbſt die Erfine dungsfraft bei dem ſchwaͤcht, der große natürliche Talente befist?. ob nicht das Gewicht und die Menge von fremden Gedanken und Borftellingen feine eig⸗ nen unterdrückt, fo, wie gehaͤuftes Holz zuweilen einen Eleinen Funken aus: loͤſcht, der fonft zur Flamme aufgelos dere wäre? Die Stärke des Geiſtes ger winnt eben fo wohl, alsdie Stärke des Körpers, mehr durch die Wärme der Bewegung, als der Bekleidung; ja, ein zu Jlarfer Grad diefer erborgten Hiße, macht vielmehr die Menfchen ſchwaͤcher, und kraͤnklicher, als fie auf ferdem feyn würden. - Es fomme nun, woher es wolle, fo ift es doch einmalausgemacht, daß wir bei einigen alten Schriftjtellern die bez ften und fuͤrtreflichſten Mufter in dew meiften Öattungen der Schreibert fine den, Mach genau beftimmten Gedan: fen, und erweiterten Begriffen, in vor fhiedenen Theilen der Philoſophie, müffen wir uns bei den Neuern fürz nemlich unſehen. Won der correften und ſehr vollendeten Schreibart in eis nigen Werfen des Gefchinacks Fönnen fie uns brauchbare Mufter geben; al fein, von allem, was Originalgenie, was belebte, meifterhafte und erhabene Ausführung ift, werden doc) unfere beiten und glücklichften Ideen größten: theils von den Alten entlehnt. In der epiſchen Poeſie, zum Beiſpiel, ſind Ho⸗ mer 63 Dergleichung der alten und neuen Sähriftfteller, 64 mer und Virgil noch nicht in allen ih⸗ ren Schönheiten von irgend einem ihr ver Mebenbuhfer erreicht. Redner, wie Cicero und Demoſthenes waren, haben wir nicht. In der Geſchichte laͤßt ſichs, einige Mängel ausgenommen, ſicher behaupten, daß die Schreibart unfrer nenernefchichtfchreiber nicht fo ſchoͤn, fo mahleriſch, ſo lebhaft und interef: fait ift, wie. die Schreibart eines He rodot, Thucydides, Kenophon, Livius, Tacitus und Salluſt. Wenn gleich die Ausfuͤhrung und Behandlungsart des Schaͤuſpiels manche, Verbeſſerungen erhaͤlten hat, ſo haben wir doch, was Poeſie und Empſindung betrift, Feine Dichter, die einem Sophocles und Eu— ripides an die Seite zu feßen wären, noch irgend einen Dialog im Luftfpiele, der die correfte, gefällige und ſchoͤne Simplicitaͤt eines Terenz erreichte, Wir haben Feine folche verliebte Ele gien, wie die vom Tibull, feine folche Schäfergedichte, wie einige vom Theo: erit; und in Anfehung der lyriſchen Poeſie hat noch Fein Dichter ganz den Horaz erreicht. Horazens Namen Fan man nicht ohne befondere Lobfprüche nennen. Sjene curiofa felicitas, die Pe: tron an feinem Ausdrucke bemerft hät; die Anmuth, Lebhaftigkeit und Schön: heit vieler feiner Oden, dieinnige Welt; kenntniß, die fürtreflichen Gedanken, und dienatürliche, feichte Manier, mo: durch ſich feine Satiren und Epifteln unterfcheiden, das alles macht ihn zu einem von den wenigen Schriftftellern, die man zu leſen nie muͤde wird, und der ung fehon ganz allein, wenn auch alle übrigen Denkmäler Davon zerftört wären, einen ſehr hohen Begrif von dem Geſchmack und Genie des Auguftifchen Zeit: alters geben würde, RT N Ich muß daher allen denen, Die ihren Geſchmack zu bilden und ihr Genie zu naͤh— ren wuͤnſchen, Das anhaltende Studium der alten griechiſchen und roͤmiſchen Claſſiker aufs dringendſte empfehlen: Nocturna verfatemanu, verſate diurna ! Ohne eine vertranfe Befantfchaft mit ib: nen Fan Niemand ein geſchmackvoller Ge— Iehrter heißen; und es würden ihm viele Hülismittel, gut zu forechen und zu fchreis ben, fehlen, welche die Bekantſchaft mit je: ven Schriftſtellern ihm an die Hand geben wird. Man hat allemallirfache, gegen ſei⸗ wen Geſchmack mißtranifih zu ſeyn, wenn man wenig oder gar fein Bergnügen an der Leſung folder Schriften finder, die fo man: hr Jahrhunderte hindurch von fo manchen Nationen als Gegenftande der Bewunde— rung angefehen find. Und ganz gewiß wird man finden, daß guter Geſchmack und gute Schreibart bei jeder Nation immer nur in dem Grade blühen oder in Verfall gera— then wird, in welchem man die alten Schrifte ſteller ſtudirt und bewundert. - Genteinig: lich find es nur unwiſſende oder feichte Köpfe, die ihren Werth herabfegen. Bei dem allen aber muß man auch. eine gerechte Hochachtung fir die Schriftfteller des Alterthums von ver Verachtung alles Neuen unterfcheiden, und von jener blinden Derihrung alles deffen, was im Sriechifchen oder Lateiniſchen gefehrieben ift, die nur für Pedanten gehört. Unter den griechifchen und roͤmiſchen Schrifeltelfern verdienen uns ſtreitig einige mehr Achtung als andere: ja, es find einige unter ihnen von feinem groß fen Werth. Selbſt die befien haben mans ches Fehlerhafte; denn es iſt keinem menſch⸗ lichen Werke gegeben, durchaus vollfommen zu ſeyn. Wir koͤnnen, wir muͤſſen ſie daher mit pruͤfendem Auge leſen, und uns nur ihre Schoͤnheiten allein zur Nachahmung waͤh— len. Denn es beſteht ſehr wohl mit einer richtigen und billigen Critik, theilweiſe ſelbſt da Fehler zu bemerken, wo man das Ganze bewundert. —2 . annooeriſt Ye As ses Stuͤck. Montag, den 17ten Januar 1785. 9 Lieber die Buchdruderei, (Aus dem Euglifchen. ) S aß die Begierde nach Wiffen: ſchaft, um ihrer felöft willen, eine erworbene, der Natur fremde, Neigung fey, und daß fie au: ter die Verfeinerungen der Sittenver⸗ . befferung gehöre, ift eine Meinung, welche die Erfahrung im gerinaften nicht beftätigt, und wodurch Die ange borne Würde eines vernänftigen We fens zu tief herabgefegt wird. _ Phan⸗ tafie und Gefühl, die Kräfte des Ver: flandes, und die Empfintungen des Herzens, find vielleicht von Natur in dem rohen Indianer eben fo ftarf und empfänglich, als in dem ausgebilde: ten Bürger eines gefitteten Staates, Vieleicht würden dieſe gleichartigen Fähigkeiten gleich vermögend ſeyn, ſich zu äußern, und diefe Triebe gleich un: geſtuͤm, befriedigt zu werden, wenn fih der Wilde nicht immerfort gend - thigt fände, den nothwendigen Unter; halt ſich felbft zu verfchaffen, ver ger meiniglich dem Weltweifen ohne fein Zuthun dargeboten wird. Der Zögling der Natur fühlt, mit: ten unter allen Hinderniffen, den Trieb zu einer Art won wiſſenſchaftlicher Meugierde, und ſucht ihn zu befriedi- gen. Er befigt. ein Erinnerungsver— mögen, und muß alſo, ohne Mitwürs ung feines Willens, ſich mancher Eindruͤcke erinnern, die er dutch feine Sinne empfunden hat. Er bat das Vermögen des Nachdenkens, welches ihn lehren wird, auch obne Vorfag aus den Gegenjtänden feiner Beob: achtung und Erfahrung Folgerungen und Schlüffe zu ziehen. _ Er fühle in fh eine Einbildungskraft, welche vergangene Vorſtellungen des Ver— gnuͤgens oder Mißvergnuͤgens zuruͤck⸗ zurufen faͤhig, und geneigt iſt, an Schoͤnheit, Neuheit und Groͤße ſich zu ergoͤtzen. Jede natuͤrliche Anwen⸗— dung natuͤrlicher Faͤhigkeiten iſt mit Wohlgefallen verknuͤpft. Dies em— pfindet er bei den ohne Vorbedacht geſchehenen Aeußerungen feiner Ser lenkraͤfte; er fiehe ſtillſchweigend ein, daß dies Mohfgefalfen feiner Seele angemeflen und behaglich ift,. und bez muͤht ſich daher von felöft, es zu wie derholen, zu erweitern, und zu ver— E laͤngern. 67 laͤngern. Aber die Gegenſtaͤnde, die in feine Sinne fallen, und feine eigene Erfahrung, ſind nicht hinreichend au Menge und Erhedlichkeit, um feine Fähigkeiten voͤllig zu befriedigen, Er forſcht daher gar bald, was zur Zeit feiner Voraͤltern gefheben iſt, und wird feinerfeits von feinen Nach— koͤmmlingen atıfgefodert, ihnen feine eignen Bemerkungen mitzutheilen, mit welchen er den Unterricht feiner Vor⸗ fahren vermehrt bat. Hieraus entftand wahrſcheinlich die mindfiche Weberlieferung; eine Mit: theilungsart der Kenntniffe, die ehe— dem allgemein war, und vielleicht koch jeßt unter Den Bewohnern der uns längft entdeckten Inſeln des füllen Meers, an den Küften von Senegal, und am Fuße des Undes, gebräuchlid) ift. Unter denn Schatten feines Plan: tanus- erzählt der indifche Patriarch noch jet den goͤttlichen Urſprung feis nes Stamms oder Geſchlechts, die kriegeriſchen Thaten feiner Vorfah— ren, und feine eignen Heldenthaten. Die aufmerffamen Zuhörer ragen Die Erzählung mit fich davon, undergan; zen die Luͤcken der Erinnerung durch Hülfe der Einbildungskraft. Die Ge fehichte breitet ſich aus; Die Zeit giebt ihr eine feierliche Würde; und zuletzt wird fie zur bewährteften Gefchichte, fo dunfel und fabelhaft fie auch ift, von dem Urfprunge einer Mation, nachdem fie ihrem rohen Zuftande ent: riffen, und der Sitz der Künfte und Wiſſenſchaften geworden ift. In dem früheften und roheften Zur Ueber die» Buchdrueferei. 68 ftande der Litteratur, wenn anders die Anſtrengungen der Seelenkraͤfte bei völliger Unkunde der Buchitaben- fHrift, diefen Namen verdienen, ent ſteht oft die lebhaſteſte, und vielleicht die vollkommenſte, wenn gleich kunſt⸗ loſeſte, Poeſie. Auf hiſtoriſche Wahr⸗ heit wird freilich wenig geſehen; denn diefe gehört mehr für den Verſtand als für die Phantafie; aber-die Poe— fie träge dann Spuren des Genies an fi), welche der Begeifterung nahe fommen. Aus feinem Gedächtniß, oder aus feiner Erfindung, oder aus beiden, ſchoͤpſt der Wilde den ſtroͤmen⸗ den Sriegsgefang, oder die wirbelnden Töne der &iebe, warm von den Em: pfindungen eines fühlenden Herzens; und erfeßt den Mangel an Regelmäfz figfeit und Anmuth durch die Stärke und Lebhaftigfeit des natuͤrlichen Aus: drucks. Nach der Vorſtellungsart einige Schriftſteller, find Gedichte von glei: cher Länge mit den beruͤhmteſten Epo- pden der Griechen und Nömer, obne Huͤlfe der Buchjtabenfhrift, aus dem enitfernteften Alterthum bis auf unfere Zeiten mündlich überliefert; und man weiß, daß es felbft in unferm Vater lande und Zeitalter eine Menge ſolcher überlieferten, profaifchen und poetiz fchen Erzählungen bei dan gemeinen Manne giebt, dem die Anfangsgrünz de wifjenfchaftlicher Kenntniffe völlig fremd find. So einfältig und unwif fend auch der, Hüttenbewohner dem aufgeflärten Beobachter vorfommen mag, fo bat er doch feinen sa or⸗ 69 Vorrath unterhaftender — und weiß ſeinen Winterabend durch Maͤhrchen von Teen, Rieſen und 3 ‚gar berern aufzuheitern, die er feinen Q Bor: ältern aufs Wort glaudte, und vie feine Zuhörer mit gleich großem Ber: gnuͤgen und gleicher ae aufnehmen, mit vem Vorſatze, fie dem kommenden Geſchlechte eder zu uͤberliefern. Die fruͤhzeitige Er Entſtehung und die Allgemeinheit muͤndlich uͤberlieferter Keuntniſſe ſcheint Die Meinung noch mehr zu beſtaͤtigen, daß die Wißbe⸗ gierde zu Den erſten und dring gendſten Trieben der menſchlichen 3 gehoͤ⸗ re. Wir ſehen, daß ſie Ungereimt⸗ heiten glaubt, und Unſinn bewundert; und wir entdecken an ihr eins von den ſtaͤrkſten Unterſcheidungsmerkma— len natuͤrlicher Neigungen, den Hang, die Vernunft nicht zu achten, um nur befriedigt zu werden. Dieſe brennende Wißbegierde, wel⸗ che der Tradition ihren Urſprung gab, erfand bald gewiſſe Hilfsmittel, fie minder nothwendig zu machen. Man fand bald, daß mit der mindfichen Ueberlieferun g viele Unbequemlichkei⸗ ten verbunden waren, und daß Fe, auch in ihrer größer Vollkommen⸗ heit, noch immer fehr mangelhaft blieb. Tauſend wichtige Umfiinde mußten nothrvendig auch dem glück lichten Gedaͤchtniſſe enzfallen ; und außer den fhlimmen Folgen, welche die Schwäche diefes Seelenvermoͤ— gens, und die allgemeine Meigung, die einfache Wahrheit zu verfchönern ueber die Buchdruckerei. N 709 und zu übertreiben, haben mußten, gab auch der Mangel an fohriftlichen Denfmälern und Zeugniffen, immer fort zur Erdichtung und zum Betr ge Gelegenheit. Aufeichtigfeit der Abfichten und Stärfe des Gerät: niffes waren nicht immer bei denen sereinigt, welche die Erzählung der Begebenheiten zu ihrem Gefchäfte machten. Genauigkeit und Richtig keit der Darſtellung waren fetten; und die bürgerliche Gefchichte eines jeden Bolks ift, ohne Ausnahme, in ihren‘ erften Perioden dunkel und ohne Zur ſammenhang, wie man fie von einer blog mündlichen Weberlieferung er warten muß. - ſtatuͤrlicherweiſe mußte man den Erfinder folcher Mittel, wodurch den Maͤngeln des Gedaͤchtniſſes abgehol: fen, und allen Auläffen zum Betru— ge gewe hrt wurde, als: einen grofs fen Wohlthoͤter des menfrhlichen Ger ſchlechts anſehen; und die überfliegen- de Danfbegierde eines rohen Zeitalters. mußte ihn natürfich über die Menſch⸗ heit biaaus erheben. Dem Theuth, als Erfinder der Buchftaben unterden . Aegyptern, und eben demſelben unter dem Damen Hermes bei Den Grie en, erwies man göttliche Ehre, Eis ne Bergötterung, die fi nach den Grundſaͤtzen der Vernunft weit cher entſchuidigen läßt, als die Vergoͤtte— rung. des Weinpflanzers Bacchus, oder des Stallreinigers Hercules. Um ihre Entdeckung andern mit zutheilen, fanden es die Erfinder der Schriftzeichen noͤthig, fie anf irgend E 2 eine 74 j eine durchdringliche oder eindruckbare Subftanz zu fohreiben. Woraus dieſe beftanden babe, wollen wir bier nicht unterfirchen. Die urfpri ingliche Art, die neu erfundnen Schriſtzuͤge zu ſchreiben, war in jedem Falle, wahr⸗ ſcheinlich ſehr unvollkommen; aber, wie es bei. allen Entdeckungen von Wichtigkeit zu gehen pflegt, als man einmal Karat gefallen war, verfolgte man dieſe Idee mit ſolch einem allge: meinen Eifer, daß dadurch — dig große Verbeſſerungen entſtehen mußten. Der Stein, das Palmblatt, der Biblos, oder die Rinde des Lin⸗ denbaums, die bleierne Tafel die zu Papier verarbeitete Stande des Pr pyrus, das Pergament und die mit Wachs bezogenen Tafeln, dienten, in den verſchiednen Graden der Aufklaͤ— rung, oder nach Zeit und Umſtaͤnden, zur Aufnahme der ſchriftlichen Werke eines alten Dichters, Weltweiſen, Geſetzgebers, oder Geſchichtſchreibers. Daß viele von den edelſten Werken des Genies aus den aͤlteſten Zeiten, auf ſo zerſtoͤrbare Materie, wie der Papyrus, und auf eine fo vertilgbare, wie die Wachseafeln, geſchrieben, bis auf unfere Zeiten gekommen find, das läßt fich bloß durch die Borausfegung erklären, daß ihre fo hervorftechen; den Schönheiten eine ungewöhnliche Wachſamkeit und Sorgfalt für ihre Erhaltung veranlafen mußte Erft in weit fpätern Zeiten fand man eine aus $umpen von Leinewand verfertigte Subſtanz ſchoͤner, beque mer, dauerhafter, und der Literatur "Ueber. die Buchdruckerei. 7% juträglicher, als alle die vorhergehen⸗ den Erfindungen des mechanifchen, Scharfſinns. _ Sie erhielt ihren Na— men von der Staude, die am Ufer des, Milz wuchs, der fir zwar geriffertugpe fen aͤhnlich, aber doch ſehr uͤb erlegen, war. - ‚Locker, und doch von fkarkem Gewebe, nimt e9 die darauf gefchrier benen Buchladen. mit einer Leichtig⸗ feit an, welcher nur die Staͤtigkeit gleich komt, womit es dieſelben auf behält. Da es ſich fo Leicht anſchaf⸗ fon und fo leicht darauf fehreiben fäßt, fo rettete es die alten Schrifte ſteller von der Möglichkeit, vergeften zu werden; und man Ean vom Paz piee im eigentlichen Berfkandk fagen, daß es das Tem Erz an Dauerhaftig⸗ feit vorzuzichende Denfmal gemorden- ift, welches ſich einft Horaz mit einer Zuverfiht weiffagte, die am Ende durch die Erfüllung gerechtfertigt iſt. Das Gefchäfte, die Liederrefte der griechiſchen und ‚römifchen Litteratur abzuſchreiben, wurde ein nüßliches, unfchuldiges und ‚angenehmes Ges fhäfte für viele von denen, die fonft, in jenem finſtern Zeitalter in der fühl: loſen Linchätigfeit des Kloſterlebens dahin geſchmachtet haͤtten. Frei von den Störungen des bürgerlichen Le⸗ bens, unfibig zu gelehrten Arbeiten aus Mangel an Büchern, und an Gelegenbeiten etwas zu lernen, wid⸗ meten fie die öftern Zwiſchenzeiten ih⸗ ver Religionsuͤbungen dem Abſchrei— ben der Schriftfteller , die fie oft wer nig verfianden. Das fElavifche Amt eines Abfchreibers wurde von Leuten nicht. 73 nicht verſchmaͤht, Die ſelbſt nichts zu erfinden wußten; und. fe wursen noch dazu von einem gewiſſen Wetteiſer bez ſeelt, einander in ber Schoͤnheit und Mannigfaltigkeit ihrer illuminirten Bilder, in tee Treue ihrer Abſchrif—⸗ ten, und in der Menge ihrer Arbeiten zu uͤbertreffen. Wenn aber jedweder Buchftaber eines jeden Exemplars durch die un— mittelbare Thaͤtigkeit der Hand entſte⸗ ben mußte; fo Eonte auch ſelbſt die beharrlichſte Emſigkeit Doch immer nur wenig zu Stunde bringen. Sene Abſchriften ſcheinen auch nicht mit der Geſchwin igkeit eines heutigen Ab: ſchreibers gefhrieben za ſeyn, fondern mit einer aͤngſtlichen Steifigfeit,oder ei⸗ ner correkten Zierlichkeit, die ſich eben ſo wenig mit Eile und Fertigkeit vertraͤgt. Sie waren daher ſelten, und folglich ſehr im Preife, und wurden, wenn fie ja verfauft wurden, immer ſehr theuer verkauft. Wenig PVerfonen, außer gefrönte und infulirte Häupter, oder ganze Klöfter und Collegien, waren im Stande fd viele davon zuſammen zu bringen, daß fie den Namen einer Bibliothek verdient hätten; und felbft die fo gepriefenen Bücherfanumlungen der Fürften und Prälaten, waren fo Flein, daß fie jeßt leicht von jeder Privarfammlung übertroffen werden, Bei aller Geſchicklichkeit und Nei— gung war damals die Armuth ein unüberjteigliches Hinderniß des ge lehrten Fleißes, und wir find vielleicht _ zu hart und. undillig, wenn wir den Mönchen fchlehthin Traͤgheit und licher Die Buchdruckerei. , 74 Unwiſſenheit vorwerſen, ohne zu ber denken, daß ein unvorſetzlicher Fehler feinen Borwurf verdient; daß Un wiſſenheit da nothwendig wird, mo feine Kenntuniſſe zu erhalten ſtehen; und daß ſich der Muͤßiggang nicht vermeiden laͤßt, wo man die Erforder⸗ niſſe ſchicklicher Beſchaͤftigung nicht ohne große Koften oder dringende Ber mübungen und Bitten erhalten kan. Vielleicht gefchab es nicht fo ſehr in der Abſicht, dieſen Hinderniffen ab⸗ zuhelfen, als aus. der eigennuͤtzigen Begierde, mehr Geld Dadurch zu ger winnen, wenn man den gewöhnlichen Preis für leichter und geſchwinder verfertigte Exemplare foderte, daß men am Ende auf eine neue Verfah⸗ rungsart fiel, wozu die Erfindung der Druckerei Örlegenheit gab; eine Ent: deefung, die von allen denen, die in der Bölfergefihichte erwähnt werden, die mwichtigften und ausgebreiteften Folgen gehabt hat. Daß die erften Arbeiten der Preffe dazu beſtimmt waren, fir Handſchrif— ten zu gelten, Fonnen wir ſchon aus der Aehnlichkeit der gedruckten Buch— ſtaben mit den geſchriebenen ſchließen, aus der Weglaſſung der illuminirten Bilder, welche mit der Feier ſolten ausgefüllt werden, um die Taͤuſchung zu erleichtern, und aus des Erfinders Geheimhaltung feines Verfahrens, die fo weit ging, daß er in den Verdacht der Hererei und Zauberei Fam, als woraus. allein die erſten Bemerfer eine fo außerordentliche Vervielfälti: € 3 gung 75° gung der Abſchriften oder Exemplare erklaͤren konten. \ ‚Allein, man entdeckte den Beteug gar bald. Die vollkommene Aehn⸗ lichkeit in den Zügen der Buchſtaben, in der Stelle und Anzahl der Wörter einer jeden Seite, die befondere Cor: reftheit, und fuͤrnemlich Die zjahlreis chen Erempfare von dem nemlichen Buche, dies alles führte unvermeidlich zur Entdeckung der Wahrheit. Auch wuͤnſchte man fie nun nicht fänger ges beim zu haften, da man aus Erfab: rung die großen Vortheile davon ein— fab, und die Möglichkett, durch dieſe neun erfunden Kunft Die Bücher ins Unendliche zu vervielfältigen. Man ſah es Bald ein, wenn es ſchon nicht gleich Anfangs in die Augen fiel, daß dieſe neue Methode dem Leſer angeneh⸗ mer, und dem Copiſten leichter ſeyn wuͤrde, und daß gedruckte Buͤcher den Gebraͤuch der Handſchriften ganz über fluͤßig machen würden, weil man Die erfiern mit Necht den letztern vorzog. Die Kunft wurde nun bald zu eimem förnslichen Gewerbe; und” das Gr fchäfte des Copirens, welches vormals Bloß den Liebhabern oder müßigen Leu⸗ ten Zeitvertreib oder Gewinn verſchaft hatte, wurde nun die beſtaͤndige Ar⸗ heit und der Unterhalt einer zahlrei⸗ hen Menge von Künfllern, und eine fehr ergiebige Duelle merfantififcher Vortheile. Man bat ſich alle moͤgliche Mühe gegeben, von einer Kunft, die ſchon damals, als fie noch Feine hohe Stufe der Bollfommenheit erreicht hatte, ib: Ueber die Buchdruckerei. 76 ven ausgebreiteten Mutzen fir die Ne ligien, für den Staat, für die Gelehr⸗ famfeit, und ſelbſt für den Handel zeigte, die Geſchichte zu erforfchen. Zum Unglück aber pflegen die Unter facher des Urfprungs der Künfte, ge trieben von einer fonderbaren Bekuͤm⸗ merniß um Sleinigkeiten, ihre Unter ſuchungen zu weit zu treiben, fie oft fo roh, fo Leicht und fo Funftlos in ih⸗ rem erften Unfange zu finden, daß fie denen wenig Ehre machen, die fie mit vielem Pomp als vie erften Erfinder nennen. Und von der Art iſt auch) das Reſultat von den Unterfuchungen derer, die, nicht zufrieden mit den ge. wöhnlichen Meinungen tiber die Zeit der Erfindung der Buchdruckerei, Spuren derfelben ſchon viele Siahre vor der erften Arbeit des Kauft, im I 1457, entdeckt zu baden glauben. Und freilich bat man das Speculum ‚falutis, und noch einige wenigeandere Bücher, die ſchon vor der Errichtung einer Dreffe zu Mainz mehr bloß in Holz gefhnitten, als kunſtmaͤßig ge⸗ druckt find. Aber ihre Ausfuͤhrungs— art, die Der chinefifchen fehe nahe komt, hat doc) nur wenig Aehnlich⸗ keit mit der eigentlich fo genannten Buchdruckerkunſt. Auch hat man Feine hiſtoriſche Zeugniffe, daß fie zu diefer die erſte Idee an die Hand ger geben habe; und fie ift zu unvollkom— men, um auch nur als der Zuftand der erften Kindheit von dieſer fo wich: tigen Erfindung angefeben zu werden: Der Nationalftolz gründet fich oft - eben fo, wie der Stolz einzelner Perfor nen, 77 nen, auf geringfügigen und zweifelhaf⸗ ten Ynfprüchen. So haben Dentfch: land und Holland, mit der hitzigſten Partheilicht eit, um die eingebildete Ehre geſtritten, den Erfinder der Buchdeurkerei berwargebracht zu ha ben, der am Ende wohl nicht aus Eir fer fürs gemeine Beſte auf diefe Er findung gerieth, fondern durch zufaͤl⸗ lige Umftände, die den Wunſch Des Privatvortheils und Geldgewinns bei ihm beguͤnſtigten. Wenn aber gleich die Gefchichte der Buchdruckerei, gleich alfen andern Gefshichten, in ihrem er⸗ ften Urſprunge gewiſſermaßen dunkel und zweifelhaft iſt, wenn ſich gleich Strasburg ſeines Mentel's, und Harlem feines Coſter's, als des Er ° finders ruͤhmt; fo hat man doch große Urfache zu ſchließen, daß die tenigen daflır angeführten Gruͤnde auf Irr⸗ thum und falfchen Vorgeben beruhen; und wir Fönnen, mit den meiften Schriftſtellern, fiher behaupten, daß die Zeit der Erfindung um das Jahr 1440 fällt, daß der Erfindungsort Mainz, und daß Guttenberg, Sauft und Scheffer die gemeinſchaftlichen Erfinder geweſen find, Wer diefe Kunft in ihrem altmnähe” ligen Fortgange, von den hoͤlzernen und unbeweglichen Buchftaben bis zu den beweafichen und metalfenen Let: tern, und bis zu ihrer Vollendung zu verfolgen wuͤnſcht, wird fi aus den tnpographifchen Annalen des fleißigen Maittaire ziemlic, genau davon un: terrichten Fönnen. Sch will hier in: deß nicht fchon genugfam befante und Ueber die Buchdruckerci. 78 erlaͤuterte Dinge wiederholen, fondern niich Tieder nur mit einigen Betrach⸗ tungen Über die Folgen dieſer Erfin⸗ sung far die Wiffenfchaften, für die Sitten, für den Staat und die Reli— Sn beſchaͤftigen. Es iſt kpl im Allgemeinen wahr, die Geſchichte einer mechanifchen — E dem mit aͤchter Philoſophie und — Literatur genaͤhrten Geiſte Hure eine wenig befriedigende Unterhal⸗ tung giebt. Wir fehen in ihr oft eine große Gefchteflichkeit in Handarbeiten mit einer fo niedern Denfart und fo gemeinen Gitten verbunden, dar ſich ungermeidlicher Widerwille in unfere Bewunderung einwifche Allein, von der Wahrheit diefer allgemeinen An: merfung machen die Jahrbuͤcher der Buchdruckerei eine be fordere Ausnah⸗ ne. Wir Fennen viele wuͤrdige Buch— drucker, Deren gelehree Kenntniſſe der Catheder eines Profeffors Ehre ge macht hätten. Durch ihre Anmerfun: gen erläuterten ſe den Sinn und Geift derjenigen Schriftfteller, deren Buch⸗ ftaben fie durch den beften und genaue ſten Abdruck verfchönerten. Die Namen eines Aldus, eines Heinrich und Robert Stepha⸗ nus, eines Turnebus, und vieler an⸗ dern, welche mechaniſche Geſchicklich— keit mit tiefer Gelehrſamkeit verban— den, werden immer von den Liebha; bern der alten Litteratur mit Vereh— rung und Dankbarkeit genannt wer den. Zum Glück für die Wiffenfchaf: ten gab eg zu einer Zeit, da man die ſchaͤtzbaren Werke des Alterthums nur noch daß 79 noch in Handfchriften beſaß, die zum Theil unleferlih gefhrieben, und oft verfaͤlſcht oder verftämmelt waren, eine Menge von Leuten, die duch Kennt niß und Scharffinn im Stande war ren, durch die neulich entdeckte Kunfl die ächte Leſeart zu beſtimmen und ber: zuſtellen. Dergleichen Leute waren größere Wohlthäter für das menſchli⸗ che Gefchlecht , als manche mehr gez priefene Männer; und es ift ein ſehr gegründeter Ruhm, den Italien von feinem Manuzii, Deutfchland “von feinem Froben, Frankreich von feinem Stepbani, die Niederlante von ih⸗ rem Plantini, und England von ſei— nem Carton, haben. Ein jeder Liebhaber correfter Aus⸗ gaben, ſieht mit Bedauern auf jene Zeiten zuruͤck, in welchen ein Eraß mus corrigirte, was ein Aldus druck⸗ te; in welchen, gleich jenem Mahler des Alterthums, ein Drucker feine Ar beit den Boruͤbergehenden zur Schau aufftellte, und fie zum Tadel auffoder: te; und in welchen die Gefeßgebung einer großen Nation eigene Verord— nungen ber die Öenanigfeit des Drucks machte, und eigene Strafen auf deren Verletzung ſetzte. Mit ausfchließender Anhänglichkeit alfe die frübern Arbeiten diefer Kunſt den neuern vorziehen, wäre allerdings fehr eingefchränft und albern gedacht, fo viel aber ift doch gewiß, und ließ fich auch von der größern Geſchicklich⸗ Ueber die Buchdruckerei. 50 keit der ehemaligen Drucker erwarten, daß ihre Arbeiten die prächtigern Aug: gaben der neuern Zeiten in dem hoͤch— fien und weſentlichſten Vorzuge ber- Correktheit uͤbertreffen. Freilich er— ſcheint die fo ephemeriſche, fo bald ver, geffene Arbeit des neuern Schriftſtel⸗ lers mit einer Schönheit Des Dapiers, mit einer Pracht des Drucks, wovon das funfzehnte Jahrhundert nichts wußte; und iſt das Bud) in der Rutterfprache, und über eine befante Materie gefihrieben, fo ift es vielleicht auch ziemlich correkt. Auch ift es wahr, daß, wenn man die Eile des Druckers bedenkt, fo ift ver Grad ron Genauigkeit, wontit die öffentlichen Härter und Zeitungen abgedrneft wer; den, in der That zu bewundern, und ein auffallender Beweis, wie viel der Fleiß vermag, wenn ihn die Hofnung eines anfehnlichen Gewinns anfporht, Solch eine Eile würde vielleicht ein Plantin Faum für möglich gehalten haben. ber gelehrte Bücher, beſon⸗ ders die in todten Sprachen, werden auch viel langſamer, und gemeiniglich nicht fo vollfonmmen, abgedruckt. Der übel verſtandene Geitz und Die grobe Unwiffenbeit mancher neuern Buch— drucker, vereiteln oft alle ehemalige Mühe und Arbeit der Verbefferer und Ausleger, die fich bis zum Ungemach mit der Durchficht der Probebogen und Vergleichung der Handfihriften befchäftigten. Der Schluß folgt Fünftig. u GEL EL EEE IT EBEN HT TEE EEE 82 Hannor criſchts ſſches Magazin. Gtes Stuͤck. Freitag, den 2ıtm Januar 1785. — Ueber die Buchdruckerei. (Schluß.) 5 Vortheile für die Gelehr⸗ famfeit, welche diefe Erfin: dung der Buchdruckerei hat: te, fallen fo fehr in die Yugen, daß es unnöthig ift, fie umſtaͤndlich aus einander zu feben. Aber den Moraliften intereßiren die Folgen nicht weniger, als den ei— gentlichen Gelchrten, die aus dieſer mechanifchen Art, die Bücher zu ver vielfältigen, entftanden find. Diefer Urſache fihreibt er jene Veränderung in den Sitten und in der Denfungs: art zu, welche fic) in einem oder zwei Sahrhunderten geäußert hat, und die felbft einer flüchtigen Beobachtung nicht entgehen Fan. Die Philofophie, die ehedem einigen wenigen vorbehal: ten blieb, unter denen ein Alerander fo eigennüßig dachte, daß er dem Ari: ftoteles darüber Vorwürfe machte, die Geheimniffe feiner Wiffenfhaft be: Eant gemacht zu haben, bat nun ihren Einfluß fowohl über Vornehme als Geringe, fowohl über die Muntern und Schönen, als über die Finftern und Gelehrten, fowohl über Kaufleute und Handmerfer, als über ſpeculative Denker, verbreitet, Fliegende Blaͤt— ter und Handbücher, über jeden Ger genftand menfchlicher Unterfuchung, werden von dem fleißigen Verkäufer, zu einem geringen Preife, unter den niedrigften Ständen in Umlauf ge bracht, wovon der größte Theil in Ar: menfchulen Leſen gelernt hat. Der Geift der Lektuͤre, der ehedem felten war, und auszeichnende Borzüge gab, ist nun bis unter den gemeinen Mann gedrungen, und bat in einem freien Staate, wie der Englifche, wo er nicht durch politifchen Zwang in feinem Laufe gehemmt wird, fichtbare Wür: fungen auf das große Syſtem der Moralität hervorgebracht. Viel Gu: tes ift Daraus entſtanden, wenn gleich auch Hier fih viel Schlimmes, der gewoͤhnliche Zufaß menfchlicher Gluͤck⸗ feligfeit, mit eingemifcht bat. Die auf folche Art dem gemeinen Manne mitgetheilten Kenntniffe haben veranz laßt, daß die Wildheit grober Unwiſ— fenheit fanften und menfihlichen Sit: ten gewichen iftz fie haben aber auch über: 83 überall Fuͤhlloſigkeit, Efel und falſche Delikateſſe mit eingeführt. Diefe Er findung wurde das Mittel, das Bild der Tugend. in feiner natürlichen Schönheit aufs vortheilhafteſte dar; zuftellen; fie bet aber auch, die ver führerifchen Deize des Lafters in dem falfchen Schmuck einer verderbten Ein: bildungskraft zu fehildern, Gelegen⸗ 9 3 heit gegeben, Sie ift ein ge dicht —— die Menſchen auf den Pfade der Tugend zu erleuchten; oft aber auch ein tänfchendes Frrlicht, welches fie in die Labyrinthe des Irr⸗ thums führte, und ſie zulegt in den Abgrund des Elends ſtuͤrzte. Wenn fie uns oft verfucht hat, ſtolz darauf zu fen, daß wir in einem fo aufge Flärten Zeitalter leben, fo bat fie uns auch eben fo oft veranlaßt, Die vorma: ligen Zeiten der Unwiſſenheit, aber auch der unfchuldigen Einfalt, wieder zurück zu wuͤnſchen. Wenn wir zur weilen mit einem gemifchten Gefühl von Unmillen und Mitleid auf Die ehemaligen finftern Zeiten zurück blik⸗ fen; fo muͤſſen wir doch auch gefte ben, daß wir oft gern den Stolz auf größere Kenntniffe fir die Achte Gluͤck— feligkeit jener Nationalrechtſchaffen⸗ heit aufgeben moͤgten, die wielleicht nicht ganz verfehwunden, aber Doch niche mit dem Wachsthum umferer Kenntniffe in gleichem Schritte fort: gegangen if, Es wird indeß auch bier einem Jedem bie alte Regel ein: fallen, daß man den Misbrauch einer Sache nie zum 3 wider ihren rechten Gebrauch anführen koͤnne. Ueber die Buchdruckerei. 84 Auch wird man bedenfen, daß Man die jegigen Zeiten allemal durch die berrieglichen Ferngläfer des Vorur— theils und der Leidenfchaft anzufeben pflegt; und daß der Tadel des Gatiz viften vielleicht nicht eine wärkliche Verſchlimmerung, fondern jenen ge wöhnlichen Hang zum Grunde bat, der zu allen Zeiten bitteen Spott über die herrfchenden Sitten zu veranlaffen pflegte. Wenn es wahr ift, daß Die Erweiterung der Einfichten und Kennt⸗ niffe ein natürliches und ruͤhmliches Ziel menfchlicher Wuͤnſche iſt; fomuß die menfchliche Natur Defto glücklicher und vollkommner ſeyn, je allgemeiner. diefe Erweiterung ift, und folglich auch diejenige Kunft um ſo viel ſchaͤtzbarer, der man fie vorzüglich zu verdanken hat. So zweidentig und zweifelhaft aber auch die Folgen der allgemeinen Ber: breitung der Literatur in Anfehung der Gitten derer feyn mögen, Die nicht im Stande find, die Bücher eben fo leicht zu beurtheilen und zu wählen, als fie anzuſchaffen; fo muͤſſen ſie doch unſtreitig ſehr wohlthaͤtig fuͤr andere ſeyn, deren Urtheilskeaft durch beſſere Erziehung gebildet iſt, und deren Em— pfindungen durch Feine Modezerſtreu⸗ ung verdorben find. Vor Erfindung der Buchdruckerei hatte der Gelehr— te, dem das träge Mönchsleben zumir der war, Faum irgend eine andere der ſchaͤftigung für feinen Fleiß und feine _ Talente, als die Findifchen Spihzfin⸗ digfeiten einer ſcholaſtiſchen Philoſo— pbie, die eben fo wenig geſchickt war, ‚die 85 die Tugenden des Herzens rege zu machen, als nuͤtzliche Kenneniffe zu befördern, Allein, ſcit dieſer wichti- gen Epoche in den Jahrbuͤchern der Gelehrſamkeit ift ein Jeder, ſelbſt der Hernifte im Gefolge der Mufen, in Stand gefeßt, ohne viele Mühe Die Werke jener arogen Meifter im ver praftifgen und fpefulativen Gitten: lehre, der griechifchen und roͤmiſchen MWeltweijen, zu beſitzen. Ihn unter richten eben die Lehrer, welche einen Xenophon und Scipio bildeten, und er Fann in feinem Studirzimmer mit den berühmten Weifen des Alter thums fi) beinahe eben fo vortbeil- haft unterhalten, als wenn er würk lich mit dem Socrates unter dem Schatten des Ahorns gefeffen, mit dem Plato in dem Inceum umber ge wandelt, oder den Cicero auf feinen infenlanifchen Landfiß begleitet hätte, Alles, was dazu dient, Über den Berftand eines ganzen Volks neues Licht zu verbreiten, oder in dem allge: meinen Sittenſyſtem eine VBerände: rung hervorzubringen, das veranlaßt auch gar bald eine ähnliche Revolu— tion in dem ganzen politifchen Cha: after einer Motion, Hirngeſpinſte, die, durch den Nebel der Linwoiffen: heit geſehen, Würflichfeiten zu ſeyn ſchienen, verſchwanden vor dem Lichte der Gelehrfamkeit, wie der Zauber duch die Wuͤrkung eines Talismanns gehoben wird, Die Sonne der Wif: fenfchaften ging auf; die Ausficht rings umher ward belle; und die, de: en vor den idealiſchen Schreckbildern Ueber die Buchdruckerei. 86 der Nacht gefchaudert hatte, wagten es nun, umher zu wandefn, und jeden Gegenſtand, der Unterſuchung foder— te, zu prüfen, Die Vorurtheile fiber bürgerliche Degierung, welche die Un: wiſſenheit erzeugt, und Politik oder Gewalt ernährt, hatte, wichen gar bald den Eingebungen der befchrten Vernunft, nachdem einmal die Buch: drurkerei die Bücher vervielfältigt, und den Unterſuchungsgeiſt vege ger macht hatte, Man fing an, die naz türlichen Rechte der Menſchheit beffer einzufehen; auf das Voͤlkerrecht mehr zu achten; und unbedingter Gehor— fam wurde nun weder auf der einen Seite fo ſtrenge, wie vordem, gefo: dert, noch auf der andern fo ſklaviſch geleifter. Was noch von der Lchns: verſaſſung übrig blieb, Fonte nicht lange Beftand baden, nachdem man beffere Vorſtellungen von der nähern Gleichheit ver Menfchen aus Büchern gelernt hatte, und fich ein hoher Grad von Wirte und Macht nicht bloß duch Geburt und Reichthum, ſondern auch Durch bloße litterariſche Borzüge erreichen Tief. Der Unter: ſchied der Lchnsheren und Vaſallen war nun nicht mehr der einzige im Staate, nachdem man durch die er leichterte Anſchaffung der Bücher an: getrieben wurde, ſich auf die ſchoͤnen Kuͤnſte, Philoſophie und Gelehrſam⸗ keit zu legen. Beſchaͤftigungen dieſer Art floͤßten einen gewiſſen Edelmuth des Geiſtes ein, der ſichs nicht erlaub: te, dem unwiſſenden Reichthum eine niederträchtige Huldigung zu leiſten. 5 2 Un: 87 Unwiſſender Reichthum Fonte jene wuͤrklich ſchaͤtzbare Hochachtung nicht behaupten, und ſelbſt durch Gewalt nicht erzwingen, welche perſoͤnlichen Verdienſten ſo natuͤrlich gebuͤhrt, und fo willig erwieſen wird. Durchs Bir cherleſen wurde man veranlaßt nach: zudenfen ; und durchs Nachdenken entdeckte man, wie ſehr man fich darin geirrt hatte, feine Obern als Weſen von höherer Art anzufehen. Zugleich aber ſah man auch die Gluͤckſeligkeit ein, in einer wohl eingerichteten Staatsverfaffung zu leben, die Pflicht des Gehorfams zur Vergeltung Des Schutzes, und die politifche Noth— wendigfeit der Subordination. Die Gefihichte, und Abhandlungen über die Politif, gaben nun den Leuten richtige Begriffe von der bürgerlichen Geſellſchaft; und das Gefühl ihrer Zutraͤglichkeit brachte zuleßt jene frei: willige Nachgiebigkeit hervor, die man vorher durch Berufungen auf das göttliche Recht, oder durch gewaltſa— me Mittel zu erzwingen ſuchte. Die Herrfchfucht, welche das eiferne Scep⸗ ter des harten und unwiſſenden Ty— rannen entehrte, wurde num durch den Geift des Wohlwollens und der philoſophiſchen Mäßigung, in dem auf geflärten Bater feines Volks verdrängt. Jene Gewalt, die vordem auf dem ſan⸗ digen Grunde gemeiner Furcht und Vorurtheile gebauet war, wurde nun, als dieſe Furcht und Vorurtheile durch freie Unterſuchung zerſtreut wurden, auf Einſicht und Vernunft feſter ge gründet, Man halte es nicht für muͤßi⸗ Ueber die Buchdruckerei. 88 ge Spekulation, alle dieſe wohlthätigen Wuͤrkungen der Erfindung der Buch⸗ druckerei zuzuſchreiben; denn wer alle ihre entfernten und nahen Folgen auf— merkſam erwaͤgt, dem werden ſie ihrer Hervorbringung voͤllig gemaͤß zu ſeyn ſcheinen. Als auf einmal alle Staͤn⸗ de des Volks in Stand gefeßt waren, das Bermögen eines fcharfen und viel befaffenden Nachdenfens in feinerganz - zen Stärfe anzuwenden, das nur aus Mangel an Gelegenheit eingefchlum: mert gelegen hatte, mußte die Würr fung davon auf die moralifche und politifche Welt fo auffallend feyn, als die Würfung in der phyfifchen Welt von der Wiederkehr des Tages nad) dee Nacht, und des Frühlings nach dem Winter ift. Und fo haben Fauſt und Maynz, durch eine bloß in Privatabfichten er- fundene und ausgeibte Kunft, am Ende mehr zum Flor der Meiche beiz gerragen, und in ihrer, Geſchichte wichtigere Deränderungen veranlaßt, als alle Bemühungen der berühmten Eroberer und Gefeßgeber des Alter: thums. Daß eben die Kunſt, welche diefe heilfamen- Folgen hervorgebracht hat, zugleich auch ein Erimunterunge: mittel zu Ausfchweifungen, zue Em: pörung, zu bürgerlichen Unruhen, ge: worden ift, das muß man der trauz rigen Verfaſſung aller menfchlichen Dinge beimeffen, nach welcher alles - Gute von einer gleichen Summe des Böfen aufgewogen wird, Es ift indeß ausgemacht, daß wir der Buchdruckerei auch die Reforma⸗ tion 89 tion zu danken haben, Die Anmer⸗ kung hat ihre Nichtigkeit, daß Lu⸗ tbers Schriften, wenn fie bloß Durch laͤngſame Abſchriften verbreitet waͤ⸗ ren, bei weitem nicht fo zahlreich haͤt⸗ ten feyn, und durch vereinte Macht und Reihtbum gar bald hätten un: terdruͤckt werden koͤnnen. Nun aber, da fie in Menge aus der Preffe ſtroͤm⸗ ten, breiteten fie fih mit der Ge ſchwindigkeit einer Waſſerfluth über das fand aus, die durch die entgegen geftellten Hinderniffe nur immer noch gewaltfamer wird. Wer die Ber; breitung einmal gedruckter Bücher zu hemmen fürchte, unternahm etwas eben fo fehweres, als die Vertilgung der Hydra. Aller Widerftand war ver; gebens; die Neligion war verbeffert; und wir, welche diefe glückliche Ber: änderung hauptfächlich angeht, muͤſ— ° fen, bei allem Lobe Aurbers, beden⸗ fen, daß feine Bemühungen ohne Wuͤrkung geivefen wären, wenn ihm nicht Fauſt's Erfindung zu Hülfe ge: kommen wäre, Wie fehr der Fortgang der Reli: sion durch dieſe Kunft befördert wor; den fen, wird man leicht einfehen, wenn man bedenft, daß fie jene heiliz gen Bücher in Jedermanns Hände gebracht bat, die man fich, außerdem, dag fie vormals in einer todten Spra: che verfchloffen lagen, nicht ohne viefe Schwierigkeit anfchaffen konte. Die zahlreichen Auslegungen derfelben von jeder Art, welche zur Beförterung der Gottſeligkeit und zur Bildung des chriftlichen Philofophen dienen, Ueber die Buchdruckerei. } 95 wären wahrfcheinlich nie gefchrieben worden, und hätten ganz gewiß ihren wohlthätigen Einfiug nicht fo weit verbreitet, wenn die Buchdruckerei noch immer unbefant geblieben wäre, Durch diefe Kunſt ift das Licht, wel— ches zur Erleuchtung einer finftern Welt beſtimmt wird, fo aufgeftellt, daß es feine Strahlen weit vortheil- bafter um fich ber verbreiten Fan. Wenn fie aber ein Hülfsmittel geworz den ift, die Lehrſaͤtze zu erläutern, und die Ausuͤbung der Neligion defto drinz gender einzufchärfen; fo bat fie auch, befonders zu unfern Zeiten, der Feoͤm⸗ migfeit und moralifchen Tugend die Wurzel beſchaͤdigt, indem fie Mei: nungen und Grundfäße verbreitet hat, die dem Zweifler und dem Wollüft: linge günftig find. Sie hat die neuern Schriftftellee in den Stand gefeßt, ihre Habſucht, ihre Eitelkeit und - ihren Menſchenhaß nach Her: zensluft dadurch zu befriedigen, daß fie neue Syfteme verbreiten Fonten, wodurd die Würde und Gluͤckſelig— feit der menfchlichen Natur untergra: ben wird, Wenn aber gleich der vers kehrte Gebrauch diefer Kunft in der nen Büchern, die in ärgerlicher Men⸗ ge von eiteln, frevelnden und habfüch- tigen Scheififtelleen herausgegeben werden, auf eine traurige Are ficht: bar ift; fo entfteht doch aus dieſem Uebel auch das Gute, daß die Wahr: heit, die fo mächtig und fiegreich iff, neuen Glanz dadurch erhält, wenn fie die Ueberlegenheit ihrer Gewalt im Kam: pfe mit Sophiſterei an den Tag legt. 53 Und 91 Und ſo hat die Buchdruckerkunſt, man betrachte ſie in welchem Lichte man will, uͤberall Hochachtung und Aufmerkſamkeit zu verdienen gewußt. Wegen des Sinnreichen in ihrer Ev: findung ‚ bat fie von jeher den mecha nifchen Fleiß beſchaͤftigt; wegen ihrer genauen Verbindung mit den Wiſſen⸗ fchaften hat fie ſich dem Geſchicht⸗ ſchreiber mit Recht denkwuͤrdig ge— macht; und wegen ihres ausgebreite⸗ ten Einfluſſes auf Sitten, Staatsver: faffung und Religion ift ſie nun auch ein Gegenftand fehr wichtiger De tracktungen geworden, So ſehr man aber auch dem mensch; lichen Gefchlechte zu diefer Erfindung Glück zu wuͤnſchen hat, fo wünfchen doch vielleicht manche, daß fie, mit ihrer landemännifihen Kunft, der Er— findung des Schießpulvers, nie ware ang Sicht gebracht worden. Vonm ih—⸗ ren Einflüffen anf die Gelehrſamkeit behaupten fie, daß fie die Anzahl der Bücher dergeftalt vermehrt und ge haͤuft babe, daß fie den Geiſt mehr zerftreen als beſſern; und in Ruͤck— ficht ihres ſchaͤdlichen Einfluffes auf die Sitten beflagen fie ſich, daß fie oft eine ganz falſche Verfeinerung ein: geführt hat, die ſich mit der Simplir cität urfprüglicher Froͤmmigkeit und ächter Tugend nicht verträgt. In Anfehung ihrer Witfenfchaften aber kann man fügen, daß fie freilid) eine Menge fehlechter und unnuͤtzer Schrifz ten in die Welt bringt, daß aber Doc) wahrer Wis und fehöne Schreibart immer ihren Werth behalten „ und Weber die Buchdruckerei. Ps 92 daß es dem Feitifchen Scharffinne nicht fehwer fallen werde, diefe von der fie umgebenden Menge des Ab— geſchmackten auszufondern, Und wenn uns glei, in Anſehung ihrer moraz liſchen Folgen, die Wahrheit das Ger ſtaͤndniß abnöthigt, daß fie Unfietlich: keit und Srreligion verbreitet, die Ge⸗ heimniffe des Privatlebens mit grau⸗ famer Zügellofigfeit verratben, und argerliche Erzablungen durch ganze Meiche verbreitet bat’; fo find dieß doch folche Uebel, die entweder in dent Triumphe der Zeit und Wahrheit über Lügen und Falfchheit unbemerkt dahin fchwinden, oder doch mit der Zeit einmaldurch das Anſehen der Ge feßgebung unterdrückt werden Fönnen, Die Preßfreiheit ift eine Mater tie, die man nicht ohne die ‚größte: She und Vorficht berühren fan. Ein jeder Gelehrter muß den Gedan— ken verabfcheuen, einen entfcheidenden Richtſtuhl in der gelehrten Republik zu errichten; jeder Patriot muß mit Verachtung den Borfchlag verwerfen, die Stimme der Wahrheit durch Die Drohungen obrigkeitlicher Gewalt zum Schweigen zu bringen ; dennoch aber würde jeder wahre Freund der Menfchheit und der Gelehrſamkeit, der „frei von allem Partheigeift, ſich auf ihre wahren Vortheile verfteht, fich freuen, wenn er den Tag erlebte, da die Bortheile der Preßfreiheit nicht mehr durch den Machtheil ihres Mis⸗ brauche entehrt würden, der gewiß, obne allen Rückhalt, fo lange herrz fchen wird, als es auf der einen Seite arme 93 arme und habfüchtige Verleger und Schriftſteller, und auf der andern partheiifche und leichtfinnige Leſer giebt. Allemal aber wird man in einem freien Staate wider Neuerungen in einer Sache, Die fo genau mit der bürgerlichen Freiheit in Verbindung ſteht, mit der möglichften und eifer: füchtigften Wachfamfeit auf der Hut feyn muͤſſen. Man wird oft lieber das gegenwärtige Uebel gelaffen ertra: gen, deffen Natur und Umfang man duch die Erfahrung zu beftimmen weiß, als daß man fich der Gefahr einer Fünftigen Beeinträchtigung aus: fegen folte, welche vielleicht die dabei abgezweckten wohlthätigen Abfichten fehr überwiegt. Wenn alfo der un: eingefchränfte Gebrauch der Preffe, der gewöhnlichen Benennung nad, das Palladium der Freiheit ift, fo muͤſſe es nie durch Lift oder Gewalt uns entriffen werden! Denn es ift gewiß, daß ein Zeitpunkt kommen fan, dem wir vielleicht ſchon ſehr nahe find, wo die muthwillige Aus— gelaflenheit öffentlicher Druckſchriften und fliegender Blätter allzu veraͤcht⸗ lich wird, um Auffehen zu erregen, amd daher auch weiter Peine ſchlimme Wirkung hervorbringt. Die Hab: ſucht wird weiter nichts öffentlich ber kant machen, wenn man erft fo Flug wird, nichts mehr zu kaufen; Eitel⸗ feit und Partheigeift werden ſchwei⸗ gen, wenn fie weiter Fein Gehör mehr Ueber die Buchdruckerei. 94 finden. Grafen und Zwang binge gen geben dem Unfinne des Aufruhrs und Srevels nur noch mehr Gewicht, indem fie erfi alles aufmerkſam und rege machen; und fo veranlaffen fie oft feldft das Uebel dem fie abhelfen folten, fo wie oft die Mittel, wodurch man eine Flamme löfchen will, ibre Gewalt nur noch vermehren, Wir wollen indeß die Erörterung dieſer verwickelten Materie lieber einer weifen Gefeßgebung überlaffen; und nur noch einen aufeichtigen Wunſch wagen, dem gewiß der ganze aute und aufgeflärte Theil des menfchlichen Gefchlechts gerne beiſtimmen wird. Moͤgte nemlich die Zeit nicht mehr ferne feyn, da man die Eigenfchaften des Herzens mir eben fo allgemeinem Eifer auszubilden fuchte, als die 54 higfeiten des Verſtandes; da Die Lie: be zur Sonderbarfeit und die Ge winnfucht folhe Schriften nicht mehr vervielfältigen wird, Die den großen Haufen falfche Philoſophie, irrigen Glauben, oder aufrührerifches Betra⸗ gen einfloͤßen; da die Buchdruckerei nicht mehr wird gemißbraucht werden, das Lafter zu verfchönern, und die Thorheit zu rechtfertigen, fondern da fie ihrem eigentlichen Zwecke treuer bleiben, und zugleich. die Vortheile aͤchter Gelehrſamkeit und ungeheuchel: ter Tugend befördern wird, die fich nie ohne Gewaltfamfeit von einander trennen laſſen. Noch 95 nme 96 Noch etwas von Wallnußbaum. Ss)‘ In dem Hannoverifchen Ma: gazine abgedruckte Abhandlun⸗ gen tiber Wallnußbaͤume haben mic) an eine vor Jahren damit gemachte Erfahrung erinnert, deren Bekantma⸗ hung vielleicht nicht ganz ohne Nuz zen feyn koͤnte. Als ein Freund von diefen Bäumen habe ich deren auf dem Hofe und im Garten über 12 Stuͤck, und kan verfichern, daß folche in einem etwas guten Boden, wenn fie dem Falten Nord- und Oſtwind nicht zu ſehr ausgefegt find, gar bald aufwachfen und zu einer beträchtlichen Dicke gelangen. Zu denen von den Wallnußbaͤumen angeführten Nutzun⸗ gen gehoͤret auch noch dieſe, daß die Blaͤtter davon im Nothfall ſtatt der Lorbeerblaͤtter gebraucht werden koͤn⸗ nen. Doch jehzt meine gemachte Er: fahrung. : Zwei große im Garten nahe am Barkhaufe ftehende Bäume wurden vor einigen Jahren mitten im Som: mer trocken. Die Blätter verwelften Jeinſen. und fielen mit den ſchon angeſetzten Fruͤchten ab. Ich wunderte mich daruͤber, und erkundigte mich bei ver— ſchiedenen, woher wohl dieſes ruͤhren koͤnte. Das Reſultat lief da hinaus, daß der Blitz in diefe Bäume gefchla: gen haben muͤſſe. Die Direre hielt im folgenden Jahre an, und ich ſtand im Zweifel, ob ich fie folte umbauen oder noch fteben laſſen. Sch befchloß das letztere, dern Dachte ich, vielleicht bat wegen Der nahe dabei ſtehenden hohen Gebäude der Blitz nicht mit feiner ganzen Heftigfeit diefe Bäume getroffen, und ift nicht dem Haupt: ſtamme, fondern nur den Zweigen ſchaͤdlich geweſen. Ich ließ alfo die Zweige ſaͤmmtlich dicht am Stamme abbauen, und ſahe zu meinem Ver— gnügen die Baͤume im folgenden Jahr unvergleihlich grün wieder ausfchla: gen, Die neuen Zweige wurden gar bald groß, die Bäume tragbar, und jeßt find fie die fruchtbarften unter allen im Garten. Garven, Hausvogt. Anfrage Su ſelten gehet, laut Anzeige des v Calenders, auch die vollfommen: ſte Uhr ganz accurat, fondern bisweis len 15 Minuten und Seeunden, mehr oder weniger, zu früh oder zu ſpaͤt. Was ift davon die phyſikaliſche Urſa⸗ che? Und wie hat man fich bei Stel: lung einer guten Pendüle desfalls zu verhalten? — Hanneb ctiſches ſſches Magazin. 7tes Stuͤck. Montag, den 24ten Januar 1785. Etwas vom Choq der Cavallerie. $ ie Meinung einiger Cavalleri- ſten, daß der Choq der Ca valleriein voller Carriere, und in dem präcipitanteften Lauf mit verhängtem Zirgel, geſchehen muͤſſe, ift hoͤchſt trüglich, auch den Re geln der Kriegsfunft und Erfahrung, in Betracht diefer Attaque, der Ord: “nung, und der Hofnung eines guten Erfolges, völlig entgegen. Man giebt hiedurch zu erfennen, daß man diefer Attaque im Ernſt niemals beigewohnt habe, und -ein jeder, der jeinals eine Carrxiere, oder Wettlauf, zur Xusfüh: tung bringen ſehen, und in den Re geln hievon, auch auf welchem ebenen Boden folche nur vollfommen gut auszurichten ftehet, nicht ganz uner: fahren ift, oder nur die hierüber vor: handenen alten und neuen Reitbücher gelefer hat, wird mir beipflichten, daß dieſer Wertlauf mit der Ausführung des Chogs der Cavallerie, auf keine Wei⸗ ſe uͤberein komt, daß, ſo wie die Worte Choq und Carriere in der Bedeutung und Enudzweck nicht einerlei, olfo aud) in der Ausführung und Effeft von einander fehr unterfchieden find, Ein regelmäßiger Choq muß ge ſetzt, ohne Gedränge, wohl gefchloffen, und mit zufammen bebaltener Force und Fronte geſchehen. Keine Lücken müffen dabei ſtatt finden, durch wel: che in das Volle eingedrungen werden Fan. Man muß ſich daher nicht außer Stand feßen, nicht bei einander blei— ben zu fonnen, als welches nicht ge: fheben Fan, wenn diefes oder jenes Pferd, wegen geringern Vermögens ale feines gleichen, wegen Kürze fei: nes Leibes, Kürze feiner Beine, Eur: zen Othen und anderer Urfachen zır es bleiben muß. Diefen ſehr großen Nachtheil aber zu verhüten, muß man den Lauf fofcher: geftalt einrichten, daß ein jedes Pferd, welches als dienfttüchtig einrangirt und auf den Plage des Angriffes in der Trouppe befinölich ift, nebſt an: dern zugleich an den Feind zu kom⸗ men vermögend fen, fo, wie ein gu: ter und vernünftiger Fuhrmann nicht nach dem Vermögen feines beften, fondern aller feiner Pferde forefchrei: tet, damit zu aller Zeit eine dem an: „ andern Huͤlfe leiſten, in Kräften blei⸗ ben, und das ftärfere Kräfte genug behalten Fan, die Laft des ſchwaͤchern in der Zeit der Noch auf fih zu neh: men. Lauft aber ein jedes was lau: fen Fan, (fo, wie diefes höchft fehler⸗ haft bei Revuͤen oft zu fehen ift, wo man glaubt, daß es nur auf ein unDe: fonnenes Sagen anfomme, und diefes nur ſchoͤn ausfehe,) mit verhängtem Zügel, in einer Carriere dahin, und Die keichten Pferde derer Dfficiere rennen, die noch zu jung find, oder Feine Beur— theilung noch Erfahrung befißen, ohne auf den Hanfen gefegt zu feyn, von dem Fleck, wo Marfch commandiret wird, in einer fehr großen Diftanz bis an den würflichen oder fupponirten Feind fort, ohne darauf Bedacht zu neh: men, daß alles, Flein und groß, mit muß, und was fonft zur Ehre und Mutzen für das Ganze erforverlich ift; fo iſt es auch nur den ſchnelleſten Pfer⸗ den möglich zu folgen ; alle andere aber bleiben mehr oder weniger zuruͤck, und es entſteht aus zwei oder Drei Gliedern ein Schwarm von zehn und mehreren Mann Goch, folchergeftalt, daß es in den Flanken fo wohl, als hinten im Ruͤcken diefes angreijenden Geſchwaders, Dem Zufchaner recht übel ins Auge, und ben Regeln der Klugheit ſehr nachtbeilig füllt. Es ift begreiflich, daß durch die Zu⸗ ruͤckgebliebenen fehr viele Lücken entſte⸗ ben muͤſſen; eins jagt dem andern in den Weg umd in die Eifen, fo, daß oft Manır und Pferd hinter der Trouppe über einem Haufen nach dem Etwas vom Choq der Gavallerie, 100. alten italiänifchen Sprüchtwort gefe; ben wird: Die Carriere eines zuͤgelloſen Re: ters ift ein offenes Grab. Diefes elende Procedere wird in der Fronte wicht fo bald bemerkt , wie es an und vor fih in der That fo leicht geſchehen if, wenn nicht puͤnkt⸗ lich hierauf gefeheh wird. Das Au: ge ift mit mehrern Gegenftänden bez fhäftiget, und eben alsdenn, wenn Halt commandiret wird, die Zurück gebliebenen fich endlich fanımefn, und - die aus dem borriblen Sagen entftans- denen Lücken: unvermerkt wieder ans zufüllen fuchen, (welches gleichwohl im Ernſt nicht mit ſolcher Geſchwindigkeit, mit nachgebliebenen othemloſen Pfer⸗ den gefcheben- Fan, ) bemerkt man es. Ein gefeßter Feind, welcher im Gegen⸗ theil feine Leute in einem gefeßten guz ten Öalopp anf den Hanken bei vieler Force zufammen behalten, in gehoͤri⸗ ger-Contenange vergleichen als Raſen⸗ de in der Ferne anzufehenden Haufen entgegen rückt; iſt in bie ſolchergeſtalt geöfnet gefundenen Glieder bereits ein: gedrumgen, und wirft die fo ganz zuͤgel⸗ (08 aus dem Othen gefommenen Pferz de mit ihren Reutern Aber den Hauz fen, ja, einige derſelben, fo in fol: cher Uebereilung Gefiht und Ge fühl verloren haben, und von ihrem Keuter, nachdem fie gleichfam auf der Stelfe erftarret find, Feine durch Ger walt, weder vor: noch rückwärts gez bracht werden koͤnnen, braucht der Feind nur bei dem Zügel zunehmen und ſamt ihrem Reuter Davon zu fchleppen. E Es Es folgt hieraus, daß deraleichen mir Unglück und Schaden für des Souverains Dienft mit fi führen: de Attaque, unter dem Damen des Ehogs, die auch feldft en Parade zum böchiten Uebelſtand fir Dienft- erfabene ſowohl, als für andere gu ſcheuete Zufhauer in die Augen faͤllt, aufzuheben ſey, und daß folcherge: ſtalt der Choq durchaus nicht in einer tüden Carriere, fondern, wie bereits geſagt worden, in einem regelmäßigen gefesten Galopp auf den Hanken der Pferde in folder Maaße gefcheben müfe, dag man feine ganze Forse nach Möglichkeit beifammen behalten, und ohne große Beſchwerlichkeit, mehr ‚als einmal, befonders im nöthigen Fall, um Othen zu holen, besor man in den wuͤtklichen oder fupponitten Feind eindringt, pariren, ſich richten, und von neuem roieder vorgaloppiren Eönne, ohne dag ein Pferd, welches als gefund einrangiret worden, zurück zu bleiben genötbiget werde, wie bievon unter andern die engliſche Cavallerie in Der Attaque der franzoͤſiſchen Gens: D’Armes im Jahr 1743 im der Bar tailfe bei Dettingen ein Welt befanz tes nachahmungs und denkwuͤrdiges Beifpiel gegeben hat. Es behaͤlt und verbindet ſodann alles, fo wohl Mann als Pferd, bei einer vollk kommenenHerz⸗ haftigkeit auch die noͤthige Gemuͤths— ruhe. Der Renter Fan mit aller zuſam⸗ men behaltenen Stärfe auf das Com: mando achtgeben, ſich fchwenfen, keh⸗ ren und wenden, wohin es die Dot 9 wendigfeit erfodert, fich mit $eich: Etwas vom Choq der Cavallerie, 102 tigfeit und bei Zufammenbaltung al fer Sinne zur Seite ziehen, um) ei: nen allzu hitzigen präcipitanten, toll fühnen, unachtfamen Feind, der dieſe Regeln verkennet, wenn es das Alignement mit andern Eſquodrons und das Terrain zulaͤßt, in einer ge nommenen ſchregen Stellung vorbei fügen faffen, und ſodann mit dem beten Eßfell aufder linken Hand, auch wohl durch einen Theil feines rechten oder Linken Flügels in den Rücken fallen, fonft aber in gerader Linie Rich⸗ tung und Fronte, nachdem man auf etlihe so Schritt die Pferde in die fen Galopp auf den Hanfen etwas mehr animiret hat, mit aller unge ſchwaͤchten Stärfe des Geiftes und feines ſolchergeſtalt zuſammen gehalte⸗ nen Troups, bei vollkommenen Kraͤf— ten uͤbern Haufen werfen und zus ſammen ſchmeiſſen; bierauf entwer der den Feind auf eine gute Diftanz verfolgen, ihm in völligem unge ſchwaͤchten Othem zuvor kommen, fol chen mit dem beſten Erfolg in den Ruͤcken hauen, ohne daß man da— durch an Muth und Kraͤften erſchoͤpft wird, und bei dieſer großen Hurtig⸗ keit es zuzulaſſen braucht, daß derſelbe ſich nur umſehen, und noch weniger wieder erholen koͤnne. Auch kan man alsdenn einen andern Troupp der zweiten Linie des Feindes, mit eben fo gutem Vortheil, nach gefchebener Nichtung in geraden Gfliedern, und an eben dergleichem Galopp in folcher Maaße wie vorgedacht, attaquiren, jedes Pferd insbefondere aber zu einem 2 Wett 103 Wettlauf mit dem Feinde, zum Nach: feßen, Einhohlen und fonftigen frifchen und eourageuſen Dienft, undallen braz ven Actionen bei Vermögen erhalten. Ueberhaupt aber ift es leicht, mit fol: cher in fo ungeftöhrter Contenange gebliebenen wehrhaften Mannfchaft und den in völligem Othem erhalte: nen Pferden, mit einem an Webers legung fo viel ſchwaͤchern Feinde, welcher diefe Art und Weiſe anzugreiz fen und zu vertheidigen nicht fo gut in acht genommen, bei geringem Ber: luft, gleichfam nur fein Spiel zu ba: ben, und oft gute Beute an des Fein: des Pferden, wenn es Zeit und Um: ftände ohne Nachtheil des Dienftes zulaffen, zumachen. Jeder Caval— leriſt, der wuͤrklich dergleichen Attaque auf den-Feind mitgemacht hat, oder Etwas vom Choq der Cavallerie. 104 nur davon ein naher Augenzeuge gewe⸗ fen iſt, wird eingeſtehen, daß die Efquas drons, welche am mehrften gefchloffen beifammen geblieben, am. gewiffeften die gegenfeitige eulbitiret haben, fo hart auch der Teßteren difperfiete Anpref: lung geweſen, weil der Druck der zur Carriere- ausgeftrecften und aus . aedebnten Pferde in ungefchloffenen Gliedern in Feine Wege «8 allein aus⸗ macht, vielmehr in vielem Besracht die nachtheiligften Folgen bringet; auch) ſelbſt von einem auf feinem Poften fte henden und feft haltenden wohl gefchlofz fenen deteriminirten Eſquadron nicht gefürchtet wird, wenn deſſen Flügel und Slanfen auf eine oder die andere Art gehörig gedeckt find, und folchen Geftalt der Rücken frei und ficher iſt. 7 Erſte Beantwortung der im Io4ten Stuͤck des vorigiährigen Magazins eingeruͤckten Anfrage. Sömieel (Smiris), ein eiſen⸗ haltiges Mineral, wird vorzuͤg⸗ lich in Peru, im ſpanſhn Amerika, gefunden, woher es uͤber Spanien in den eüropaͤiſchen Handel komt. Auch in Spanien feldft, in der Provinz Valenzien, bringt ihn die Natur ber: vor. Da der Schmirgel Eifen in ſich hält, fo läßt fich leicht erwarten, daß das, am Eifen fd reiche Schwe: den auch dies Mineral Fiefere ; fo wie von der, im mittländifchen Meere liegenden, Snfel Chio über Venedig auch Schwirgel zu uns in den Hanz del fomt, Mir ift zwar fein Erem⸗ pel bekant, allein doch, aͤußerſt wahr: fcheinlich wird es mir, daß «8 aud) in unferm Deutſchlande Schmirgel ge be, vorzüglich glaube ich dies von den Naſſau⸗Siegenſchen Landen. Wenn die Mineralogen nicht fo Außerft einfeitig und abweichend. mit ihren ſyſtemgtiſchen Eintheilungen und Eioffificationen der Mineralien wär ven‘, und menn Überhaupt Die charaf- teriftifchen. Begriffe von Erden, Stei⸗ nen und Erzen, durch die oftmalige Verwandſchaft dieſer Körper, nicht fo ſchwankend; fondern, in der Minera- logie. unzweideutig entſchieden wären; fo 185 fo würde die Frage: zu welcher Stein: art der Schmirgel gehöre? ungemein leicht zu beantworten fenn. Dem fey aber wie ihm wolle, fo wird wohl Fein Metallurg ziweiflen, daß der Schmirgel zu ven Eifenerzen gehöre, und alfo zu Feiner Steinart im» eigentlichften Verſtande gerechnet werden koͤnne. Den reicheren Gehalt des Eifens, fan man aus feinem, Verhalten im Feuer leicht abnehmen. Wenn er nem: lich in maßiven Stücken ins Feuer ge bracht wird, fo hat er defto mehreres Eifen, je härter und dunfeldräuner er durchs Gluͤhen wird, Zerfihlägt man die Stücfe, fo hat man ein fo hartes Pulver, das Steine und Metalle fehr gut fehleift ud poliert, und eben zu folhem Behufe komt er uns im Han: del vor. Die Vermuthung in der Anfrage: ob er nicht eine Act Steinmergel fey? wird, glaube ich, bloß durch die in etwas fih ähnlichen Namen beider Mineralien ſich erzeugt haben. Es ijt nicht meine Abſicht bier zu unterſuchen: warum das Mineral Smiris im Deutfchen Schinirgel oder auch wohl Schmergel, und das Mi: neral Marga im Deutfchen Mergel be nannt werde; ich begnuͤge mich da: mit bloß die charafteriftifchen. Ver⸗ Achim, Erfte Beantwortung der im roten Stuck ꝛc. 106 ſchiedenheiten beider Mineralien an: zugeben. tm diſtinetive Charaktere dee Mi— neralien angeben zu koͤnnen, muß man befantlich nicht auf Die fich etwas aͤhn— lichen Namen, nicht auf Farbe, Ge ruch, Härte, u. ſ. w. welches lauter triegliche Charaftere find, Ruͤckſicht nehmen, fondern einzig chemifihe Un: terfuchungen, als competente Richter, gelten laſſen. Chemiſch unterſucht man einen Körper entweder im Feuer (viaficca ), oder in Säuren (via humida) Wem nun befant ift, daß Mergel ein Kalfthon ſey, und weiß, wie dies fer Körper ficd) fowohl im Feuer als in Säuren verhalte, Daneben aber dass jenige, was fich vom Schmirgel, ei— nem Eiſenerz, a priori ſchon erwarten läßt, in Parallel fteller, der wird gar nicht mehr die Vermuthung wagen, Schmergel füs eine Art Mergel zu . halten, Weiter zu beantworten, als. die Frage geht, dazu halte ich mich im gegenwärtigen Aufſatze nicht berechti: get, ſonſt hätte ich noch einiges von dem öfonomifchen Gebrauch des Mer: gels zu fagen gehabt, wovon ich in der Folge noch wohl mal Gelegenheit zu reden nehme, €, J. D. von Ahſen, Advokat. 63 Zweite 107 NVUYm 208 Zweite Beantwortung. De Schmirgel, Schmergel, iſt nichts weniger als eine Art Steinmergel, ſondern ein Eiſenerz von grauer, ſpatartiger Farbe. Er iſt ſeiner Beſchaffenheit nach ſehr hart, ſtrengfluͤßig, und ſein Eiſengehalt iſt ſehr gering, daher er zu den Eifener; zen und nicht zu den Cifenfteinen ger bört. Man bedient fich feiner zum po- liven des Eiſens und Stahl, wie auch beim Öfasfchleifen als eines Huͤlfs— mittels. Sonft ift fein Gebrauch noch vielfältiger und bekant. Unmaßgeblicher Vorſchlag, die einflimmige und allgemeine richtige Benennung der verfchiedenen Obſtſorten betreffend, E⸗ iſt ſehr auffallend, wenn man be⸗ denket, was den Obſtſorten fuͤr verſchiedene Namen beigeleget werden, und daß in einer Provinz der Name von einer und derſelben Frucht oftmals auf fuͤnf, ſechs und mehrerlei Weiſe verſchieden iſt. Auch legt der Landmann dem Obſte zuweilen ganz ſeltene Na— men bei. So habe ich z. E. gehoͤret von Paſtorenbirnen, weil vermuth⸗ lich ein Prediger ein beſonderes Wohl: gefallen an ſolchen gefunden hat; ein Burmeſterapfel, weil etwa ein Baum davon auf eines Bauermeiſters Hofe geſtanden, und ſeine Frucht von beſonderer Guͤte geweſen iſt, und was dergleichen Benennungen mehr find, Man kan ſolchen Leuten darin nicht verdenken. Denn da ihnen Niemand den eigentlichen Namen ſolcher Fruͤchte ſagt, ſo legen fie ihnen felbft Namen bei, daran fie folche erkennen, und das gebet von Kind auf Kindes⸗-Kind wei: ter fort, Es iſt ihnen foiches daher auch leicht zu verzeihen. Wenn man aber gar in Schriften folche Fauderwälfche Nomen beibehält, was wird denn zur ‚Eenbicn , legt daraus werden? Wie vieletaufend Arten Obft wird man denn mit der Zeit erhalten? Und doch find fie nur dem Namen nach verfchieden. Selbſt die Verzeichniſſe vom zu verz Faufenden Obſtbaͤumen find ſchon mit jelbfE gemachten Namen angefüllers fo, da man oft nicht weiß, twas man befömt, wenn man daraus wählet, und nach einigen Jahren Finder, daß man ducch den Damen bintergongen fen, Bon ungefähr kam mir vor einiger Zeit ein Buch in die Hanne, das von der Baumzucht handelte und eine Anwei— fung dazu feyn folte. Ich fand Darin un: ter andern folgende Benennungen von - Kepfeln: Barletquining, Strens gerußling, Guldendufer, Jungs fernfchentel, Gutehausmutter, Katzenkopf, Spaniſchemauleſel, Underleaf, u. ſ. w. Eben ſo auch von Bienen: Jungfernherzbirn, Nel⸗ Braunſchweigerbirn, Dornenbirn, Todtenkopfbirn, u. an. Eben das fand ich auch bei den übrigen Obſtſorten. Dadurch wird nichts, als lauter Verwirrung ange richtet, 109 Unmaßgeblicher Vorſchlag, die einſtimmige 1% 110 richtet, und man weiß nicht, was für eine I Eorte darunter eigentlich verftanden wer: den folle. Die franzöfifchen Namen find und bleiben noch zur Zeit die beſten und befans teften. Nennet mir Jemand Nonpareille, Pearmain , Calleville, Bonchretien, Beu- repris, Mouille bouche, Cuiffe Madame, St. Germain, ſo weiß ich gleich, was für ein Apfel oder Birn damit gemeinet werde. Solte es daher nicht Zeit ſeyn, einmal an ‚die Abfchaffung, der oft fonderbaren Pro— vincialnamen zu gederfen, und dem Obſte allenthalben cine und eben dieſelbe richtige Benennungzugeben? Und würde es Daher nicht von befonderm Augen feyn, wenn man die verfchiedenen Benennungen des Obſtes, die ihm von den kandımann beigelegt wer: den, aus den verfchiedenen Provinzen far meln, folchen den wahren Namen beifügen, und in dieſem Magazine befant machen wolte? Dadurch koͤnte, nach meinen gerin: gen Ermeſſen, die allgemein rihtige Benen⸗ nung des Obſtes mit der Zeit am leichteften zu Stande gebracht werden ; befonderswenn Diejenigen, die bei dem Landmann in Anſe— ben ſtehen, fih die Muͤhe geben wolten, dent - felben div eigentlichen Nanıın befant zu ma: ben, und alſo nach und nach die unrichtigen Benennungen in DBergeffenheit zu bringen. Mar findetin verfchiedenen Pomblogien und andern Schriften die fchönften und rich- tigften Zeichnungen und Abbildungen vom Obſte, die fo nach dem Leben illuminirt find; dog man at leicht die wahre und rechte Sorte verfehlen wird, wenn man bei einer anzuſtellenden Bergleichung nicht zn uͤber⸗ eilt zu Werfe gehet. Wer aber die Selegen- heit nieht hat, dergleichen Foftbare Werke and Schriften nutzen zu Fornen, dernilißte zu andern Hülfsmitteln feine Zuflucht neh: mes, und feine Obftforten mit Befchreibtin; gen vergleichen, die andern von der ver: ſchiedenen Arten des Dbftes gemacht haben. Es iſt nicht leichte eine Art Obſtes, die nicht Kennzeichen Habe, dadurch man ſie von andern Arten unterfcheiden Fam. Diefe Kennzeichen aber Fan und muß man theilg von den Bäumen ſelbſt und deren Wachs⸗ thum, theils von dem Laube, theils von der Blüte, theils von der Frucht derfelben hernehmen. In Anſehung des Baumes ſelbſt hat man. auf feine Geſtalt, Größe, Ninde, Zweige und dergleichen zu fehen. In Anfehung des Laubes anf die Beſchaffen— heit deſſelben, ob es glatt oder ranh und gepupdert, rund oderlang, breit over ſchmal, u. ſa f. ſey. An Anſehung der Bluͤte, ob fie einzeln oder bouquetweiſe ſitze, ob fie groß oder Hein fey. Selten aber fan man aus diefen Kennzeichen die eigentliche Art des Obſtes richtig und genan beftimmen. Man gehet Daher am allerficherften, wenn man die Frucht ſelbſt genau Betrachtet. Stimmen dann damit die übrigen Kennzeichen auch noch zuſammen, fo Fan man zunerläßigbes haupten, Diefer oder jener Apfel, fey die oder die Sorte, und habe den oder dieſen Namen. Dei der Frucht felbft aber hat man das bin zu fehen : ob fie rumd oder lang, platt oder fpig, vorfiehend oder eingedrückt, ge» riefelt vder glatt, oder mit Warzen beſeht ſey; ob ſie fehr groß, oder von mittler Sröf: fe oder nur Hein fen: ob die Farbe derfelben, wenn fie nemlich gehörig reif ft, grün oder gelb, oder roth, oder gefireift, oder braun, oder von einer andern Art fey; ob das Auge, Das von dem zurisckbleibenden Blumenkelche entſtehet, hervorſtehend oder eingedruͤckt ſey, ſo, daß das Fleifch umher hervortrit, oder flach ſey und mit der Frucht eine gerade Linie ausmache; ob es groß oder Hein, offen oder verſchloſſen fen; ob der Stengel kurz oder lang, dick oder Diane, trosken oder fleifchicht, gerade oder krumm oder gedrehet, braun oder grün ſey; 0b das Fleſſch ſteinigt und trocken oder ſchmelzend, bruͤchig oder holzig und mehlig, weiß, gelb oder roth fen, leicht moll werde oder ſich gut halte; ob das Kernhaus groß oder Kein fen ; ob der Saft derſelben angenehm, fü und weinſauerlich, oder herbe, zuſammen— stehend und faner ſey; ob der Gernch mus— quirt und parfuͤmitt oder wenig werklich ſey; ob die Ftucht einen angenehmen, erhas benen und ſuͤßen, oder ſauren unangenehs men und herben Geſchmack habe; 05 fie in Vergleſchung mit andern gut, fuͤrtreflich oder ſchlecht ſey; welches dir —— a rer UHE oder Winterfrucht ſey. Das find ungefähr die Stücke, darauf "man fehen m, wenn man feine Obftart beurtheilen und befchreiben will. Ich weiß es aus der Erfahrung, daß es keine fo leich⸗ ze Sache ſey, darnach richtige Beſchreibun— gen & machen. Indeſſen Fan man doch auf dieſem Wege näher zum Zweck und dahin fommen, daß man mit der Zeit die Provin; zial Namen mit den eigentlichen und richti- gen vertauſche. Judeſſen iſt es nicht genug, bei einem oͤder andern Kennzeichen ſtehen zu bleiben, und fo bald man vergleichen fin— det; gleich zu fagen > das iſt die Birn; das der Apfel. Dadurch würde die Unrichtig- feitwergrößert werden, und esift alfo nöthig, - auch die übrigen Theile damit zu vergleichen. unmaßgeblicher Vorſchlag, die einſtimmige ec. ihrer Reife iſt ob fie eine Sommers Herbſt⸗ 112 Aus Frankreich Habenwirdiebeftenund meiften Obfiforten erhalten, und man thut daher wohl, die franzöfifchen Namen fürg erſte noch beizubehalten Die deutſchen Ueber⸗ ſetzer machen vieles unverſtaͤndlich und un— deutlich. ft man aber erſt der franzoͤſiſchen Namen wegen mit einander einverfiändig, darin man die Provinzial-Namen vermans delt hat, ſo koͤnte man es alsdenn einem würdigen Zeitgenoffen, der fich um die Defo:- nomicbefonders verdient gemacht hat, über; laſſen, einer jeden franzoͤſiſchen Benennung einen deutſchen Namen beizufügen, und folhe in unferm deutfchen Vaterlande auf zuführen. a Nachfolgende Tabellen koͤnten dazu die nen den vorgefeßten Zweck zu erreichen. Erſte Tabelle, - Provinzial: | Stamm: | Wahsthum. | Laub. | Blüte. | Suucht. Sransöfilee Yemen. Pr N. N rund hoch ON. N, eben Hein N. N. , Ffaotig | ſtarke Reiſer * langes groß | Herbft Yiamen. «N! N, Bou- — — gepu⸗ lauetweife dertes — — — —— —— — — — — e — 3wote Tabelle. Beſchreibung der Frucht. — — — — — — — — — — nn a ERS NUN lang | mittler | geim |einge | Eurg -Ifchmelzend]) groß ar 5 druckt weiß N. N. platt ſehr I braun ! ſach trocken, baͤuchig klein KT RN gelb N. N. | geriefelt | Bein | gelb |hervor-) gedre: | fhinige- | ohne Kirps . chend! het gelb | Fortſetzung der swören Tabelle, Saft. 7 Beruh, Geſchmack. Achnlichkeit mit |Sranzöfifche J andern.Namen. _ weinfäwerfich [wenig nterftich | erhahen _| mit einem Apfel 2) | N. N. angenehm | _ parfhmirt RB. 5 mit einer Orange | N. N. zufamntenziehend | mnsquiet | herbe nit einem Borflorfer| N. N. | Beverſtädt. Pratje. - Hannoverifiirs Magazin, EIS, Freitag, den 28ten Januar 1785. Nachrichten über die Gerichtsverfaffung in verfchiedenen Ländern, gefammelt durch Bafilius von Ramdohr, Hofgerichts- Affeffor in Hanmver, (Siehe dus Te und 2 Stuͤck.) 2) Don der Gerichteverfaffung fin Gegenſtand ihrer Amtsge im Birchenſtaate und vorzuͤg⸗ ſchaͤfte ausmacht. lich in Rom. 1.) Ordinarii die bei regulirten nr : Gerichtshöfen angeftellt find. Die Richter und Magiftratsperfonen 1.) In Rom ji Tribunale dell im Birchenſtaate find entweder folche A. C. del Campidoglio, del die dur eine allgemeine Auf fit die D * Governo,delCardinal Vicario. w Verwaltung der 2.) Außerhalb Roms Curie d Juſtitz befördern. 3 Zuferp Br Akdis: rn partibus. a.) Diejenigen, womit die Segnaru- IL) Extraordinari, Giudici Com- ra di Giufizia befegt ift. mullaeı: b.) Die Mitglieder der Segnatura 1.) In Rom. di Grazia. 3 c.) L’Udirore del Papa. 2.) Außerhalb Roms. 4.) Die Chefs der beſondern Juſtitz⸗ hoͤfe auf gewiſſe Weiſe. e.) Die Legaten. Ueber haupt In Rom. Außerhalb Roms. Oder die Juſtitz wuͤrklich ab» miniſtriren. A.) Solche bei denen die Verwal; tung der Fuftig den hauptſaͤchlich⸗ * B.) Solche denen vorzuͤglich Die Aominiftration gewiſſer Theile dee Landesregierung un) der Hierar: hie anvertrauet ift, und die jur gleich die Decifion In Denen Strei⸗ tigfeiten haben, die über die ih: nen untergeordneten Gefchäfte ent⸗ ſtehen. Ueberhaupt. Erſter, zwelter und letzter Inſtanz. * H Ich 115 u dıber die feanzöfifche Gerichts T hatte bei meinem Verſuche verfaſſung die Hanptabficht, den Zuſammenhang, das in einander Faſſen der franzöfifchen Juſtitzanar⸗ hie außzuhellen; von der Art bei Ge⸗ richten zu verfahren aber nur Das zu fagen, was zum Verſtaͤndniſſe der oͤf⸗ fentlichen Blätter nöthig war, Hier aber. rede ich hauptfächlich mit von dem Proceſſe oder der Procedur *). Bielen meiner Leſer duͤrfte ich bei tiefer Auseinanderſetzung zn weitlaͤuf⸗ tig feheinen. Aber die römifche Ge richtsform weicht ſo ſehr von allen übrigen ab, ift fo wenig unter ung befant, und bietet doch in fo mancher Rücficht Anlaß zum Nachdenken dar; daß ich diefes mal die Langeweile des groͤßern Haufens der Unterhaltung eini⸗ ger Wenigen zum Opfer bringen muß. * * * Alſo zuerſt von den Unter⸗ und Mit⸗ telgerichtshoͤfen in Rom. Tribunali ordinari. Das wichtigſte und angeſehenſte unter dieſen ift-il Tribunale dell’ Udi⸗ tore della Camera, welcher Praͤſident deffelben ift. aa; Man nennt es auch Tribunale dell’ Ar C. oder des Audiroris Cameræ. Auch di Monte Citorio, weıl auf die; fem Platze das Gebaͤude liegt, in dem ſich das Eollegium verfammelt, ”) Und zwar von dem römischen Proceſſe in Eivilfachen. Denn von dem Criminal: Nachrichten uͤber die Gerichtöserfaffung 116 Ale Richter bei diefem Teibunafe führen den Titel Monfignore als Pe laten, Es beſteht aus dem Uditore Camerz in Perſon ale Chef, und aus zwei luogotenenti. Der Udirore Camerz übt die Jue risdietion, wenigſtens in Civilfachen nicht felbft aus, Er bedient fich dazu eines Prelaro Uditore, und um ihn von diefem legten unterfcheiden zu koͤn⸗ nen, nennt er fi) Audicor Camera met. (medefimo, ſelbſt, oder in Perfon.) Dies Gericht bat nur in gewiffen Sachen, die ich unten anzeigen wer: de, eine collegialifche Form, In den meiften ift jeder Luogorenente fo wie der Prelaro Udirore Richter für ſich, und die Partheien haben das Recht ihre Sache vor denjenigen unter ihr nen zu bringen, zu dem fie Das mehr reſte Vertrauen hegen. Der Prelato Uditore hat dieſelben Vorrechte mit den Luogotenenti bis auf den einzigen Unterſchied nach, daß er nicht feldjt die Deerete und die Ur— theln unterfchreibt, ſondern daß dies von dem A. C. met. geſchieht. Dagegen har er auch Ausſchlieſ⸗ fungsweife jener das Recht uͤber die Zufäßigfeit der Recurſe mit der Seg- natura di Giuftizia coneurrirend zu ers fennen , andere Nichter für die als verdächtig reeufirten anzuordnen, und Verfügungen ir Concurſen zu treffen, : EL, procefle habe ich nichts Erpebliches in Erfahrung bringen fonnen. So viel weiß ich; daß er accufatoriſch, und in fo ſchlechter Verfaſſung ift, daß mir vers fichert wurde; Es verlohne fich nicht der Mühe Nachrichten Darüber ein zuziehen. “ 117 In fo weit nemlich ſelbige in den Proz gingen nöthig find. Das die Competenz diefes Gerichts in Ciöilfachen anbetrift; fo gebören vor, daſſelbe. 2.) Alle Streitigkeiten die in Dom ‚unter geiftlichen und weltlichen Derfo: ‚nen entitehen Fönnen, im erfter In⸗ ſtanz. b.) Als Mittelgerichtsbof aber, alle Sachen die in zweiter Inſtanz aus den Provinzen an daſſelbe gebracht werden, In dieſen Fällen ift die Sur risdietion dell’ A. C. concurrirend mit der Jurisdiction anderer ordinairen Gerichtshoͤfe in Rom, : In folgenden aber erfennt fie Ausſchließungsweiſe anderer, 1) In Sachen aus dem ganzen Kirchen: ftaate bei denen aus der Claufel dell’ obligo Camerale — einer be fondern Art von Verbindlichkeit, die ich unten erflären werde, — geklagt wird; 2) In Sachen die Fremde im ganzen Kirshenftaate betreffen: ex le- ge Eugenia. 3) In Sachen hülflofer Perfonen perl. miferab. ex lege unica €. quando Imperator. Endlich 4) ge hören vor dafjelbe die Einfeßungen der Beneficiaten in die ihnen beigeleg: Pfeinden, wenn nemlich der Pabft in dem ihnen darüber ausgeftellten Breve (lettera Apoftolica) feinen be fondern Executor durch die Claufel: Committimus ut conferatur, ernannt at. ’ Das Tribunal dell’ A. C. bat auch . die Eriminafjurisdiction, allein in die: fer Ruͤckſicht ift feine Einrichtung noch verfchieden, in verſchiedenen Ländern, ic. 118 Alle Criminafgerichte Noms haben einen ordentlichen Ceiminalrichter, der Sachen von geringerer Erheblichkeit und in erfter Inſtanz fire ſich entfcheiz det, Sadjen von Wichtigfeit aber, oder folche über die in zweiter Juſtanz gefprochen wird, inftenirt, die Ent fheidung darin von dem ganzen ver fammelten Collegio einholt, und in feinem Namen publicirt, Ver diefen Gerichte nun ift der Luogotenente Criminale der ordentliche Criminak richter. Als folcher hat er Die con: eurrirende Jurisdietion mit andern Tribunälen Noms iaTerfter Inſtanz allein. In denen aber, die in zweiter Inſtanz an das Tribunal dell’ A. C. gelangen, muß er die Entfcheidung des ganzen Collegii einholen, Dies beſteht 1) ausdem Monfig, A.C. mer. 2) aus dem Prelato Uditore. 3) aus dem Luogotenente Criminale; und diefe haben ein. vorum decifivum. Ferner aus zwei Softituti Luogote- nenti oder Giudici Relatori, die den Vortrag aus den Sachen thun, und ein votumconlultativumbaben, Man nennt das Collegium: la Congregazio- ne Criminale, In derſelben haben auch. der Advokat des Fifei Monfigno- re Avvocato Filcale und der Procura⸗ tor des Fiſci Monfignore Fifcale, auch der Armen Advokat und ihr Proc rator den Zutrit, Dasjenige was nun Diefe Congre- gazione Criminale entfcheider, wird, wie oben gefagt ift, von dem Luogo- tenente als Urthel der Partheien er oͤfnet. H 2 Außer⸗ > 119 Außerdem bat dies Eriminalgericht noch den befondern Vorzug, daß an daffelbe allein a futuro gravamine ap⸗ pellirt werden darf, Wenn nemlich ein Ineulpat er faͤhrt, daß von einer Curia de parti- bus die Realeitation gegen ihn erfant fen, fo appelliert er von diefem Erkennt⸗ niffe an das Tribunale del’ A.C. Dies Tribunal ift des Segnatura di Giuftizia unterworfen, * * * Das zweite Tribunale ordinario iſt il Campidoglio. Dies Tribunal be fteht 1) aus Dem Senatore di Roma, der aber die Jurisdiction durch einen Abbate Uditore verwalten läßt. 2) Aus zweien Richtern, die man Colla- terali nennt, (Co:laterale primo e fe- condo) und die gemeiniglich aus der Efaffe der Advokaten genommen ter den, und endlich 3) aus dem Giudice di Appeliazione oder Capitano di Ap- pellazione. Dies Gericht hat gleichfalls Feine eolfegialifche Forınz außer in einem Falle, der ich gleich anzeigen werde. Jeder Nichter erkennet und entfiheider für fich diejenigen Sachen die von den Partheien an ihn gebracht werden. Die Kompetenz diefes Gerichts er; ftrecft fih nur auf Civilſachen die un: ter Weltlichen in der Stadt und den Vorſtaͤdten Noms vorkommen, und zwar hauptfichlich in erfter Inſtanz. Doch zumeilen erfennt es auch in zwei⸗ ser Inſtanz vorzüglich in denen Su: hen, die von jedem einzelnen Richter diefes Tribunals entfchieden find. Nachrichten Über die Gerichtsverfaffung 126 Weil aber daffelbe der Segnaturä di Giuftizia nicht untergeordnee ift, welche fonft über die Zuläßigkeit der Appellation und des Necurfes fprichtz fo verfammeln fih um felbige zu bei urtheilen, die Mitglieder des Tribe nals in eine Kongregation, Diefe nennt man il Affertamento, und hier bat der Nichter, von deſſen Erkennt niffe man appelliert, ein Votum. Der Capitano dell’ Appellazione erfennet über die Rechtmaͤßigkeit der Befchwerden, Wenn die Parthei aber dabei nicht ftehen bleiben will, fo fucht fie um eine beſondere Commiſ—⸗ fion nach, entweder auf einen Prälar oder einen Advokat, oder fie bitter auch das Erkenntniß Der Rota einzu⸗ holen. Hiezu wird jedoch die before dere Einwilligung des Uditore del Papa, oder des Juſtitzminiſters er⸗ fordert. Das Tribunal del Campidoelio fteht in fchlechtem Anfehen. Die Sa chen die vor daffelbe gebracht werden find von geringem Betrage. Die Ad vofaten die fich Dabei einlaffen nennt ‚man Mozzorechi (Zungendröfcher), * * * Das Tribunale del Gove-no, iſt dag dritte unter den ordinairen. Es beftebt 1) aus dem Monfignore Go- vernatore di Roma, der die Juris diction durch den Uditore Civile vers walten läßt, den er feßt und der mit ihm fein Amt verliert. _ 2) Aus dem Lurgotenente Civile den der Pabſt fegt, ind der fein Amt immer behält. | Ber 121 - Beide Nichter erkennen jeder für fih. Der-Uditore Civi'e aber hat das Necht, falls er felbft oder fein College recufirt werden folten, andere Michter zu. ernennen, die man Depu- tati nennt. Der Uditore Civile hat noch überher ausfchließlich aller an: dern Teibunale die Beforgung der Policei über alle öffentlichen Schau: friele. , Die Epiljurisdietion diefes Tribu— mals, erftreckt fich in erfter Inſtanz . Über ganz Nom, umd einen Diftrift um Nom von 40 italiänifchen Mei: len; und zwar, in fo fern es Weltli⸗ che berrift, ohne Ruͤckſicht auf die Größe der Summe, hingegen in An— ſehung der Geiftlichen, in fo fern fie richt über 25 Scudi betragen. Sn Eriminalfachen hat das Tribu⸗ nal cine concurrirende- Jurisdiction mit dem Tribunal del A. C. Dod) ift die Anzahl ver Sachen bei dem Tribunale del Governo viel flätfer, Als Criminalgericht befteht es: 1) aus Dem Governitore di Roma als Chef. 2) Aus zwei Luogotenenti Cri- mina', die man di Cappa nera nennt, und die eigentlichen ordinairen Crimi⸗ nalrichter find, den Proceß infteniren und die Deerete und Urtheln unter: fehreiben. 2) Aus zwei Prälaten die Beifißer find. ' Diefe haben in der Congreg'zione ein Vorum dec ſivum. Außerdem find ei Luognrenent: foftituti dabei ange: feßt, die den Luogorenenti di Cappa nera als Beihülfen zugefeller find, und in den allgemeinen. Verſammlungen ein vorum cunfultativum haben, - in verfihiedenen Ländern, ꝛc. 122 Die Sachen werden nach Verſchie⸗ denheit ihrer Wichtigkeit, abwechfelnd in einer oder der andern Woche abger than. Die Capitalverbrechen gehören in die Blutwoche Settimana di San- gue, die mindern in Die Setrimana di Relazione, Jedem Luogotenenre der abmwechfelnd die Woche hat, werden diejenigen neu einfommenden Sachen zugetheilt, die in feine Woche gehören. Auch die Verſammlungen des Col⸗ fegii, find nach der Verfchiedenheit der Sachen unterfchieden. Denn in de: nen, die man eigentlich Congregazioni nennt, wird über Capitaloerbrechen gefprochen, die gänzlicksinftruirt find. Hiezu werden auch die Fifcals zuge zogen. Der Gouvernatore di Roma hat nur bei der Parität der Stimmen ein votum, und zwar immer in mitio- rem partem. Eine andere Art von Verſammlun— gen wird Letrura di lifta genannt, und es ift hinreichend, wenn bei diefer nur der Governatore und die Luogorenen- ti di Cappa nera zugegen find. Der zweite Softicuto Luogorenente ließt darin die Namen aller Gefangenen ber, und referirt bei jedem vie Lage, worin fich Die uber ihn angeftellte Un⸗ terfuchung befindet. Der Procurator des Fifei ift dabei gegenwärtig. Wenn diefer Nichts erhebliches weiter gegen den Inculpaten vorbringen Pan, oder, wenn das Berbrechen an fich nicht er: heblich iſt; fo werden entweder die Gefangenen entlaffen, oder der Go- vernatore legt, nach dem ihm anfle: benden Borrechte, die Sache nach der H 3 Bil⸗ 123 Billigkeit und den jedesmaligen Um— ſtaͤnden zu entfcheiden, eine leichte Strafe auf, wodurch die Unterſuchung beendiget wird. Zumeilen wird auch woch eine weitere Unterfuchung allen: falls duch Commiffarien angeordnet. Dies Tribunal ift gleichfalls der Segnatura di Giuftizia unterworfen. + * * Das Tribunale de! Cardinale Vi- eario, als derpierte ordinaire Gerichts: Hof, beſteht: 1) Aus dem Cardinal Vicario der die Jurisdietion einem Uditore Abbate auftraͤgt. 2) Aus einem Praͤlaten mit dem Titel Vicegerente, der gleichfalls die Jurisdiction durch einen Udirore Ab- bate ausüben läßt, und 3) Aus einen zweiten Prälaten der den Titel eines Luogotenente Civile hat. Dies Tribunal erkennt Über alle Eivilfachen der Geiftlichen überhaupt, und der Weltlichen bis auf 25 Scu— di, die ſowohl in Nom als in dem Di: ſtrikte um Nom bis auf 10 italiänis fche Meilen vorkommen. Als Criminalgericht befteht «8 aus dem Cardinale Vicario, dem Monfig. Vicegerente, aus dem Luogotenente Civile, aus einem Luogorenente Cri- minale di Cappa nera oder eigentlichen ESriminaleichter der den Proceß in: ſtruirt und die Urtheile unterfchreibt, umd einem Luogotenente ſoſtituto, der auch ein votum decifivum bat. Diefe machen nebft den Fifcals die Congregazione aus, Nachrichten uͤber die Gerichtsverfaſſung 124 lon deſſelben lichen in Die Criminaljuris diet erſtreckt ſich auf alle Kom und innerhalb To Meilen nm Rom herum. Auch auf die Weltu— hen in denen Verbrechen, die entwe⸗ der ganz ecclefiafticı oder mixti fori find. In Anfebung diefer Teßten erercirt es die Jurisdietion roncurrirend mit ven Tribundken del’ A. C. und del Governo, N Das tribunale del Cardinale Vica- rio, hat auch noch außer der Civil⸗ und Criminaljurisdiction die Inſpek— tion über die fittliche Auffuͤhrung der Geiſtlichen und Weltlichen in Rom und deſſen Diſtriete. Sie gehört aber allein vor ven Cardinale Vicario und Monfign. Vicegerente.. Sie ver: fahren darunter nach Billigkeit und nad) Maaßgabe der jedesmaligen — Ehe ic, Diefen Artifel verlaff fe, muß ich noch Einiges über diejenigen Per: fonen anführen die bei Gerichten ans geftellt find ohne Richter zu ſeyn. (In- dicio adjundh. ) Das was ich darüber fagen werde, Pan von allen Gerichten gelten, wenn gleich bie und da fich einige Verſchie⸗ denheiten äußern folten, die zu beruͤh— ren, der Plan diefes Auffages niche erlaubt. Es find nemlich bei jedem Gerichte gewiſſe Ufhzi angeoronet, die mit der weßlarifchen Canzlei und geferei, und den franzöfifchen Grefles viele Aehn⸗ iichkeit haben, Die 125 aus einigen Capinorari, Softituti, und Giovani Softienti. Sie haben beinahe diefelbe Befhäftigung die die Proto- notarii, Notarii, Le&tores zu Wetzlar haben. Sie nehmen die eingebrach⸗ ten Schriften an, fie bringen fie in Dranung, fie erpediren die Decrete, fie haben die Aufſicht über die Regi— ſtratur, und find Aduarii judicii. Außerdem befinden fich dabei ein Iftro- mentante der die Originale ausfertigt, und bloße Schreiber, novizi ed anti- novizi. Jeder Richter hat feinen befondern Notario und Softituro, der ihm in der nen bei ihm vorfommenden behuͤlflich ift. Mirgends in der Welt en eine ſchlechtere Ordnung in der Meniftra: tur vorhanden feyn, als in Rom. Un: „fatt der Aktenconvolute Die bei uns jeder Sache befonders gewidmet find, bat man dort allgemeine Bücher, in welche nach dem Linterfchiede der ge: rihtlihen Handlungen uͤberhaupt, nicht der Partheien befonders , die Schriften eingetragen werden. Diefe Bücher werden als Tagebuͤ— cher geführt und mit jedem Jahre ge ſchloſſen. Alles was von Partheien an Schrif ten eingebracht wird, koͤmt in das Broliardo, Die reprodueirten Decrete Fommen in das Manxale, ‚Sur die Contuma- arungen hat man ein befonders delle Eontradetre, in verfchiedenen Ländern, ie. Diefe Ufhzi beftchen gemeiniglich 126 Il libro accommodatorum, enthäft die Befcheinigungen der Advokaten, über den Empfang der ihnen mitge theilten Schriften, I libro receptorum, ift zur Huf zeichnung der erpedirten Decrete ber ſtimmet, die Sachen betreffen, fo nicht über 45 Bajocken (13 ggr. 6 pf.) ber tragen, In das libro Memorialium, werden die Deerete in Sachen über 45 Ba: jocfen eingetragen. Endlich ift noch eines il libro ex- peditionum, der Nufbewahrung eben derjenigen Decrete gewidmet, die in dem libro Memorialium aufgezeichnet find. Dies letzte ſtehet der Einficht eines jeden frei, der davon Gebrauch ma: chen will, Sch babe ſelbſt darin ge blättert. Die Originaldoeumente ſind auf Faden gezogen, nach den Jahren in denen ſie eingeliefert ſind, an den Waͤn⸗ den aufgehangen. Die Advokaten Avvocati muͤſſen Doctors ſeyn. Wenn ſie bei einem gewiſſen Gerichte zu gleicher Zeit als Procurators angefeßt find, fo beißen fie Curiali. Bei der Ruota Romana aber Sacri Palatii Apoflolici Caufarum Patroni. Außerdem giebt e8 Avvocati filci, Procuratores filci, Avvocati e Procu- ratori de’ Poveri. Biefe find Präla: ten und vertreten die Rechte des Fürs fen, und huͤlfloſer Perſonen. Jeder Richter von einiger Bedeu⸗ tung hat feinen ajutante di Studio, eis nen Nachrichten über die nen Secretair, der ihm bei Verferti: gung feiner Erfenntnijfe hilft. Die Boten find gemeiniglih arme Bürger in Rom, die ſich bei dem tri- bunale deli? A. C. beeidigen laſſen, und alsdann bei allen Gerichten gebraucht werden. Man nennt fie Curfores Pon- tificii, auch Sandiflimi. "Sie find aber gemeiniglich fchlechtes Geſindel. Sie haben einen allgemeinen Verſamm⸗ lungsplag. Ale Monat wird einer von ihnen nach der Reihe zum Mae- firo de’ Curfori ernannt, der gewiffe Geſchaͤfte allein zu beforgen hat. ! x * * 127 Don der bei ordinsiren Tri- bunälen in Rom gewöhnlichen Procedur in Civilfachen. Die Procedur die ich hier erörtern werde ift diejenige, die beim Tribur nale dell ’A. C. gewöhnlich if. Ur fein, fie findet ihre allgemeine Anwen: Gerichteverfaffung ıc. 128 dung bei allen Gerichten auf Sachen, die in erfter Inſtanz verhandelt werz den; auch bei denen Gradici Commif- fari, und ſelbſt bei der Ruora , wenn diefe in erfter Inſtanz erkennt. Die geringen Differenzen die fich bei dem einem oder dem andern Tribungle fin den folten, find zu unbeträchtlich, um mic) dabei aufjubaiten, : Es giebt vier befondere Arten des Procefkes ; 1) 1l Giudizio Efecutivo, 2) Il Giudizio Sommariffimo. 3) U Giudizio Sommario, — 4) Il Giudizio Ordinario. Bon diefen vier Arten werden il Giudizio Efecutivo und il Giudizio Sommariflimo nach denfelben Negeln behandelt, und das Verfahren bei dem Sommario und ordin:rio ift gleichz falls vaffelbe. Die Fortfeßung folgt Fünftig. Nachricht. En der allgem, Deutſchen Biblio⸗ —— thek 5 4ten Bandes tes St. ander 425. Seite klaget der Recenſent, daß er in ganz Dresden das Original von der Aramena, einer forifchen Ge fchichte, die 1782 zu Berlin umgear: beitet dem 1. Theilenach, erſchien, nicht babe auffinden koͤnnen, um zu der Ge⸗ geneinanderhaltung einigermaaßen bei der Necenfion einen Leitfaden zu baben, wornach er fich richten Fönne, Diefem wird es jetzt vermuthlich zu fpät ſeyn zu erfahren, daß jolches von dem Um: arbeiten roh und rauh genannte Origi— nal von dem Verfaſſer der Detavia her rübre, und 1678 zu Nuͤrnberg in 5 Bänden mit eingedruckten Kupfern berausgefommen fey: deſſen erften - Band, welcher verloren gegangen iſt, ich angelegentlich wieder zu er: langen wünfche. Zugleich merfeich biebei an, Daß die qufder vorigen 424. Seite angezeigten Abentheuer des Per⸗ fides und der Sigismunde von Cer: vantes nicht erft 1782 zum erſten male, fondern fchon längft 1746 zu tudwigsburg, unter dem Namen Per; ilus und Sigismunda, überfüßt er: f&hienen find. — J. C. Winter. 139 VE — 39 Hannoverifcies Magayin. ots Stüd, Montag, den Zıfen Januar 1785. Nachrichten über Die Gerichtsverfaffung in verfchtedenen Ländern, gefammelt durch Baſilius von Ramdohr, Hofgerichts⸗Aſſeſſor in Hannover. (Fortfeguhg. ) ur Abkuͤrzung meines Vortra⸗ ges wid ich alfo nur hauptſaͤch⸗ ih von dem Guidizio efecu- tivo und ordinario reden, * * * U Giudizio Efecutivo und il Giudi- ‚zio Sommariiflimo finden beide Statt, warn aus einer folchen Verbindliche keit eines andern geflagt wird, Die durch defien Berfprechen, oder durch eine demſelben gleichkommende Hand: lung Flar zu Tage liegt, _ I Giudizio Efecurivo, wird aber vorzuͤglich alsdann angefellt, wenn ein Schuldner dem Gläubiger etwas fo bündig verfprochen bat, als wenn das Verfprechen der paͤbſtlichen Cam⸗ mer feldft geſchehen wäre. Dies nennt man obligo Camerale. Die bei dem Cammergerichte gemähnliche Claufula executiva hat damiteine gewiffe Aehn⸗ lichkeit, nur daß man den Gedanken on ein Inftrumentum guarentigiatum fahren laſſen muß; denn bier findet d auch der Beweis eines. mündlichen Verſprechens durch Zungen und das Bekenntniß des Schuldners ftatt. Von dem Begriffe des Sommariil- fino weiter unten, bier nur zuförderft Ei ihrer gemeinfihaftlichen Behand; ung. Man denfe dabei nicht an den An⸗ fang - eines Proceffes durch einen Libell oder Imploration und darauf erfolgte gerichtliche Citation. Der Kläger Leiter ein gerichtliches Wer; fahren durch eine außergerichtfiche Citation ein, mit der der Nichter nichts zu thun Bat, Das Berfohren wird erft gerichtlich, das heißt, koͤmt zur Wiſſenſchaft des Richters, wenn ber Kläger vor demſelben darum Fan, daß der Beklagte hinreichend von dent Gegenftande feiner Forderung, 1m feiner Abſicht fie gerichtlich zu BEINE gen benachrichtige fen. Das erteajudiciale Berfahren ift 5 alfe bier im eigentlichen Verſtande s Worts, und iſt nicht wie in Wetz⸗ —— der Ynterficpung über die Zulaͤſ⸗ - figkeit 131 figfeit der Stage, und über die Com petenz des Richters ꝛc. gewidinet. Man bemerke ferner noch, daß alle gerichtliche Handlungen durch Procu: ratores unternommen werden muͤſſen. - * * * B ‚DO Giudizio Efecutivo, fängt mit ei ner außergerichtlichen Citazione oder in jus vocatione an, die der franzoͤſi⸗ fchen Aflignation gleich koͤmt. Oben ſetzt man den Namen des Richters hin, vor den man die Sache bringen will, z. E. A. C. ( Audicor Camerae. ) €. (Moafıgn. Cioga.) In die Citation Fömt der Name des Klägers, des Beklagten, oder ih: rer Procuratoren, und des Motars der die Acten tegiftriren ſoll, imglei⸗ hen die Abſicht der Citazione. Diefe erfte Citazione heißt contra jura, weil der Beklagte dadurch auf: gefordert wird ſich gegen den Anſpruch zu vertheidigen, ad dicendum contra jura in adis produda. Diefe Citazio- ne ift lateiniſch, ſo wie. alle gerichtliz he Berhandhingen. Sie wird gegen Abend einem Boten gegeben und die „fer infinuirt davon eine Abfchrift dem Beklagten, Reo convenuto. Das Original holt man am folgen: den Tage von dem Boten ab, der hin: ten Darauf die Inſinuation beſcheinigt. Man bringt -diefes Driginal am nemlichen Tage dem Notar, der, ohne weiter dem Michter etwas davon zu fagen, folgendes Decret darauf feßt: Admifit Jura fi & in quantum, & mandavit afhcere prour de Jure. d. i, Er laͤßt der Sache ihren Lauf. Nachrichten über die Gerichtsverfaffung 152 Am nemlichen Tage produeirt noch > der Kläger ( Attore) feine Documens te, und eitirt den Beklagten den Abend zum bezahlen, ad folvendum feu fol- vifle legitime docendum alias viden- dumm decerni mandatum executivum. Auch diefe Citation bringe man mit . der bejcheinigten Inſinuation dem No; tar, der nun für fich-felbft einen Era cutionsbefehl mit der Bedingung dar⸗ auf feßt: dag dieſer Befehl richtig werde infinuirt werden, und daß der Beklagte nicht am nächften Gerichte: tage feine Ereptionen einbringen wers de (obtinuir nifi ad primam diem cum intimatione). ; 2 Wenn die, Hand nicht anerfant ift, ſo wird vor der Cirazione ad folven- dum noch eine andere abgelaffen: zum Recognofriren der. Hand, widrigen⸗ falls dieſelbe für anerfant angefehen werde; und alsdenn muß der Beklag⸗ te an dem nemlichen Tage proteftiren, ' daß er fie nicht anerfenne, Bei Wechfeln und bei ſolchen Ob- ligationen, welche die Schuld als ein Depofitum anerfennen, (Man nennt fie pagherd von den Worten, paghe- ro Scudi 20, per aftri tanti dal Signo- re N. N. ricevuti,) werden alle drei Citazioni unter einer begriffen. Man citirt nemlich gleich unter Bedrohung der Grecution auf Recognition oder eidliche Diffitirung der Handſchrift. Bis jeßt weiß der Richter noch nichts von dem Verfahren, die bisherigen Eitationen leiten nur die Sache ein, und find unverbindlich für den Ber Flagten (vanno in forma), Nun aber wird 133 * wird die Citation nach dem Decrete obtinuit nifi ad primam diem am naͤch⸗ ften Gerichtstage vor dem Richter von den Notar verlefen, und Dadurch das Judicialverfahren begründen, Der Nichter giebt nun, falls der Beklagte nicht erfcheint, wie gemeiniglich nicht geſchiehet, den wiederholten Execu⸗ tionsdefenl unter den nemlichen Be dingungen obtinuie nifi ad primeam diem, und von nun an laufen alle cer- mini legaſes won einem Gerichtstage bis zum ſolgenden. Alsdann iſt es Zeit, daß der Beklagte an feine Ber theidigung denke. Cr proteſtirt bei dei Notar, daß das Deeret erfchliz chen ſey, und eitire nunmehr feiner Seits den Kläger vor Gericht um ſei— ne Einwendungen anzuhören. Fin: det der Richter dieſe erheblich, fo giebt er der Ereention Anſtand Durch Das Deeret: füperfederi; wo nicht, fo bleibt es dabei, und er errheilt dem Beklagten einen Fleinen Aufſchub zur Bezahlung durch die Worte: in De- cretis nili infra quinque dies. in dem erften Falle eitirt wieder der Klaͤ⸗ ger den Beklagten zur Aufhebung des Beſcheides aus neuen am nächften Ge tichtstage vorzubringenden Gründen. In dem zweiten citiet der Beklagte wieder den Kläger zur Aufhebung deg Beſcheides; jedody mit dem Unter: _ fehiede, daß wenn der Richter den Morten in decretis das Wort amplius beigefügt hat, alsdann ber Beklagte erft um Erlaubniß neue Gründe vor: zubringen bei dem Michter nachſuchen muß. Dieſes ſchlaͤgt der Richter ent⸗ in verſchiedenen Ländern, ic. 134 weder ab, oder er erlaubt es durch die Worte poterit legi. Sp geſchwind dieſe Procedur ſchei⸗ nen Fan; fo bat doch die den roͤmi— fen Richtern eigene und aus einem unrecht angewandten Religionsgrund⸗ jage herſtammende Machficht dem Schuldner eine Menge von Mitteln an Die Hand gegeben, auch feldft bei der Execution die Sache noch -aufjuz halten. Es würde zu meitläuftig ſeyn Biefelben bier anzuführen, und ic) bimerfe nur. im Allgemeinen , dag diefer Excutivproceß oft’ chen fo lang: wierig als der ordinaire Proceß wer⸗ den koͤnne. Der Hauptvortheil den der, der ihn anſtellt, von demſelben er warten Fan, befteht in der Unzulaͤßig— Feit der Xppellation von einem darin gegebenen Erkenntniſſe. Allein, auch h diefee wird vft durch eine garzugroße Willfährigfeit der Segnatura vereitelt, Wenn der Gläubiger Feine fehrift: liche Obligation von feinem Schuld: ner in Händen hat, fo Fan er den Be weis der Schuld durch Zeugen oder durch des Gegentheils Bekenntniß antreten, ' Auch hier eitiet der Gläubiger wie⸗ der den Schuldner ad videndum exa- minari teftes. Das Zeugenverhör wird auf eine von der unfrigen verfchiedene Art vor: genommen. Wenn nemfich Beide Theile uͤber Artikel, Fragſtuͤcke und die Derfon ver Zeugen überein gekommen find, jo wird ein Tag zum Zeugenver: höre angefeßt. An dieſem führe der Curiale des Producenten der Inter- 2 prete 135 prete genannt wird, die Zeugen einen nach den andern in die Canzlei oder Ufieio. Hier erfiheint auch der Cu- ziale des Produften. i Die Zungen haben alsdann ſcho den Gerichtstag vor demjenigen, an Dem das Verhoͤr vor ſich geht, ge ſchworen, und muͤſſen an dem Tage Des Verhoͤrs zum weiten male ſchwoͤ⸗ ren. Doch ift Diefer letzte Eid bei den Tribunalen del Campidoglio und del Governo allein hinreichend, Der Curiale des Produften bringt fodann feine Fragſtuͤcke bei, und fängt damit an die Zeugen darüber zu ver hören, Diefer Curiale wird interpre- te pro interrogatoriis genannt, Der Curiale des Producenten ift Dabei ger genmwärtig, und ficht dahin, daß der Gegentheil Feine verfängliche oder ſol⸗ che Fragen thue, die wider den In— halt der Artikel laufen. Man nennt dieſen Curiale, Interprete pro articulis. Kann der gegenfeitige Interprete pro interrogatoris fertig.ift, fo fängt der ‚Curiale pro articulis an über die Arz tikel zu fragen. Der Notar fchreibt die Husfagen der Zeugen auf, Der Beweis durch: das Bekennt⸗ niß des Schuldners, wird entweder durch Pofitiones oder Durch das Parti= to geführt, Beides find Fragen, Die von dem⸗ jünigen, dem ſie vorgelegt werden, eid⸗ lich beantworter werden müffen. Sie unterſcheiden ſich nur dadurch von einander, daß 1) die Pofitiones arti⸗ Eulict werden, das Partito aber in ei— nem Vortrage fortgebet, 2) Daß ge Nachrichten über die Gerichtsverfaſſung 136 gen das eidlich abgeleugnete Partits kein anderer Beweis zugelaſſen wird, als der eines Meineids durch ein Cri⸗ minalverfahren. Hingegen finder ge gen, die abgeleugneten Pofitiones aller⸗ dings ein beſſerer Beweis ftatt, Es giebt noch gewiſſe beſondere Ha geln für einzefne befondere Arten des Erseutioproceffes die mich aber nicht -aufbalten Finnen, weil fie nicht in den Öegenftand diefes Aufſatzes paſſen. ? * * * Ich habe ſchon oben geſagt, daß dag Sommariillimo nach eben den Re⸗ geln behandelt werde, Die beidem Era eutivproceß flatt finden. wahre proceflus inhibirionum, Alle Manutenenzfachen, das Spolium, und die Artentate find Darunter begriffen, _ %& * * ‚I! Giudizio ordinario und Sommat rio find einee und derfelben Berfchrift unterworfen, Sie unterfcheiden fich nur von einander in zwei Stuͤcken. Bon dem ordinario wird durch eine bloße Interpofition der Appellation bei dem Unterrichter appellirt, und dieſe Appellation nennt man Sotto banea. Hingegen von einem Erkenntniſſe in Sommario, fan man nur mit Erlaub— niß der Segnatura di Giuftizia appelli⸗ rem Die zweite Verſchiedenheit liegt in der Citazione ad terminos fubltan- tiales, wovon weiter unten, Vebrigens begreift das Giudizio Sommario alle Sachen unter fich auf die die Lehre der römifchen Interdicte adquirende & recuperandz polleflio- nis paßt, Bei⸗ Es iſt der 337 Beide gehen damit an, das man dem Notar ein Promemoria über die Forderung giebt, derentivegen man den Beklagten zu eitiren erſucht. Diefer verfertigt Daraus eine Art von gericht: licher Citation, jedoch ohne Zuthun des Richters, die man Monitoriam nennt, und dieſe läßt man durch einen Boten infinuiren Man reproducirt fie im Gerichte mit. der Inſinuations⸗ befheinigung, und läßt fie in das Bud eintragen, welches man Broli- ardo nennt. - Der Gegentheil koͤmt dagegen mit einer Proteftation ein, Die er gleich: falls in das ſogenannte Broliardo ein; tragen läßt,und folgendergeftaft lautet; In ofBcio N. N. Procurator & ne- gando Monitorium ex adverfo expe- ditum. dixit, narrara prout in eo nar- rantur non fuifle non efle vera, -& ad petita prout in eo petuntur non tene- ri, ideoque nihil fieri nifi fervatis fer- vandis, probatis probandis, verificatis verificandis &c. Wenn aber der Beklagte mit dem Richter nicht zufrieden ift, fo legt er dieſe Proteftation nicht ein, fondern eitirt den Kläger vor den Chef des Tribunals, damit diefer einen andern Michter auswähle, - Will er aber gar an ein anders Gericht gehen, fo citirt er den Kläger vor die Segnarura. - Wenn nun durd) jene Protejtation Die Gerichtsbarkeit des Richters fun: Dirt und der Krieg befeftiget ift; fo ‚eitirt der Kläger ad dicendum contra jura, und bringt an dem in der Cita- zione beftimmten ©erichtstage feine in verſchiedenen Ländern, Ic! 138 Beweismittel vor die sr in dem Bro- liardo aufzeichnen läßt. Der andere Theil, der davon durch eine befondere Citation benachrichtige wird, holt eine Abfchrift derfeiben aus dem Uficio ab, und befcheinige den Empfang in dem Buche, welches man accommodatorum nennt. Nunmehr dedueirt Der Kläger feir ne Öerechtfame, und fügt feine Docus mente in Abfchrift bei, welche man il Sommario nennt, Die Schrift wird in duplo übergeben, il Sommario aber in fimplo. Diefes erhält ver Richter. Der Notar ſetzt die Sache auf die Liſte der Sachen, worüber der Nichter erfennen wird. Dann eitirt wieder der Kläger den Gegentheil: daß er die Schrift, die der Kläger in den Häne den des Motars-gelaffen hat, abhole, und daß er bei der information ers ſcheinen folle, Diefe Citazione, die zu dreien mas fen wiederholt wird, heißt zum erften male communicari Jura. Der Beklagte der fie erhält, holt die Copei der Schrift aus den Hinz den des Motars. Nun citiet der Kläger zum zweiten male adInformationem, und zum drits ten male ad aliam Informationem. Dach diefer Citazione ad aliam in- fotmationem citiet der Kläger im Giu-, dizio erdinario ad terminos fubftantia- les, diefe Citation hat folgende Formel: Ad libellandum ad primam diem, articulandum ad odavam, dicendum contra articulos, producendum omnia dicendum contra producta ad fecun- nr dam ä 1139 ‚dam diem; decharandum & jurandum de calumnia in terminis fubftantialibus & videndum’decerni ad primanrdiem. Diefe Citation fällt jedoch bei dem Givdizio Sommario weg, Da citirt man gleich nach der Citazione ad In- formationem, oder ad aliam, auf wel: he beide der Gegentheil gemeiniglich ſich ned) nicht einlaͤßt, zum legten male ‘ad fententiam. - Der Advokat des Klägers feßt nem: ich die Urthel auf, wie er wuͤnſcht, dag der Nishter es fprechen möge, Die Formel iſt folgender Chrifti nomine invocato, pro tribu- 'nali fedentes & folum Deum pro ocu- lis habentes, per hanc noftram Senten- tiam quam de Juris Peritorum confi- lio in his (eriptis ferimus in Caufa &c. Diefe Sentenz wird mit der Cita- ‚zione ad Sententiam dem Gegentheile infinuirt, und bei der Meproduction im ‚Gerichte fegt nun der Notar darauf ‚pro fervato, Das tft, der Michter Hat noch ro Tage Zeit, che er die Urthel 'unterfchreibt. Der Richter wartet aber gemeiniglich noch einen Monat mit der Unterfchrift, um dem Gegen: theile Zeit zu laffen zu antworten. Nunm muß diefer antworten, und wenn dies gefcheben ift, jo laͤßt er auch feiner Seits die Sache auf die Lifte feßen, und citirt den Gegenteil ad in- formandum. Da geht dann die Sn; formation vor ſich. An dem Tage der Information nemlich Fomnien die Curiali von beiden Theilen zum Richter in ihrem völligen Drnate als Abbaten, der Richter laͤßt Nachrichten über die Gerichtönerfaffung 140 ihnen Stühle fegen, und ſetzt ſich ger gen fie über, k Der Hovofat des Klägers traͤgt ſei⸗ ne Gründe zuerſt vor, dann. fpriche der Advokat des Gegentheils, Der Richter reaſſumirt den Vortrag bei, der und fagt feine Meinung. - Diefe Einrichtung ift fürtreflih, wenn der Nichter der Sache gewachfen iſt. Ich bin oft bei diefen Informazioni zugegen gemwefen, denn jedermann bat dabei den Zutrit, weil fie die Schule der Advokaten und der Hichter find. Nie habe ich einen ſchoͤnern muͤndli⸗ chen Vottrag gehört als den des Pre- lato Uditore del A.C. Er trug gleich Anfangs das Faltum fehr ordentlich und genau vor, Dann feßte er die Gründe für die Meinung beider Their fe auseinander, und fügte am Ende die feinige bei. Er verfprach fich nie, und redete mit derjenigen Präcifion, Deutlichkeit und Ordnung, die das Hauptweſen eines Vortrages in Ju⸗ dieialfachen ausmachen. Die No; Faten vergaßen weder fih noch den‘ Richter, und als Liefer fie wieder ge _ hört und ihre Einwuͤrfe wieder beant: - wortet hatte, fo ftand er auf und be gleitete fie bis an die Thüre, , Hingegen einer der Luogötenenti deffelben Gerichts harte einen ſehr ver: worrenen dunkeln und zögernden Bor: trag, und gefiel fich felbjt dabei dem ungeachtet. Die Advofaten fehrien gegen ihn ein, Ddifputirten mit ibm über Nebenfachen, und antworteten mit fpöttifchen Fragen, bei deren Be antwortung der Richter fich verwir⸗ tete, 141 rete. Kaum daß er Anfehen genug hatte ihrer wieder los zu werden. Doch auf der Schwelle der Thuͤre mußte er die Drohung anhören, daß man die Sache höheren Orts weiter verfolgen würde Doch wieder zur Hauptfache, Derjenige Advokat der aus der In⸗ formation fieht, daß der Richter eine ihm widrige Meinung gefaßt har, giebt noch eine neue Schrift ein, wor: in er der Sache eine guͤnſtigere Wen⸗ dung zu geben fucht, und, dies dauert fo lange, bis der Richter glaubt hin⸗ reichend von der Lage der Sachen un⸗ terrichtet Zu ſeyn, um fein Erfennt niß abgeben zu koͤnnen. Giebt er den? Kläger Recht, fo un: terfchreibt er die von dieſem eingereiche te Urthel, wo nicht, fo wird eine andere aufgefeßt die Kor Meinung angemeffen if, Wenn die Sentenz — und publieirt iſt, fo iſt die Sache ent⸗ "weder appellabel oder nicht, Im erften Falle citirt der gewin— nende Theil den verlierenden zu vier malen: zu erklären, daß er fich die Sentenz gefallen Taffe, oder zu zeigen, daß er appellirt babe; der letzten fügt er Die Drehung bei, dag mwidrigen: falls die Koften gerichtlich ermäßigt erden wuͤrden (alias videndum Ta- xari). Ehe der vierte Termin ablaͤuft, muß der verlierende Theil, der appelliren will, die Appellation in dem Broliardo des ihn gravirenden Richters ad San- . difimum Dominum Noftrum einle gen, und um Apoftolos bitten, in verfchiedenen Laͤndern ꝛtc. 142 Iſt die Sentenz nicht appelfabel, fü geht er an die Signatur, und begnügt fih den Gegentheil zu citiren ad vi- _ dendum wanderi ſuperſederi, zu fehen, daß mit der Execution des Urthels Ans fiand genommen werde, bis die Sea natur über die Zulägigfeit der Appel lation erfant haben würde. RS * . * Von der Direktion des Procek fes, der Strafe des gerichtlis chen Ungeborfams, und deren Udienze oder Berichtsfeflionen. Aus dem wasich bis jeßt gefagt habe, fiebt man ein, daß der Richter nur wenig Theil an der Direction des Proceſſes nimt. Ä Die meiften gerichtlichen Handluns gen, find-in Anfehung der Zeit, wann, und der Art, wie fie vorgenommen werden müffen, fehr genau beftimmt. Derjenige, er daran gelegen ift, daß fie vorgenommen werben, betreibt fie durch Citationen, die die ausdrüch liche und präfumtive Approbation des Hichters für fich haben, Die gefeglichen Friften faufen von einem Gerichtstage bis zum andern, und derjenige der eine Prorogation derfelben wünfcht, ceitirt den Gegen⸗ theil vor den Nichter ad videndum prorogari. Jede Citation enthaͤlt die Bedro⸗ hung eines Nachtheils für den Citir⸗ ten, Denn ift ihm darin eine Hand lung angefündiget, die der Citirende vornehmen‘ werde, fo geht diefe vor fich, falls er nicht widerfpricht. Wird er, der Citirte, zur Unternehmung einet 143 Nachrichten über die einer Handlung aufgefordert, und er unterläßt fie, fo erbält der Eitirende ein Recht auf die Folgen derjenigen - Handlung die die Citation veranlaßt at. ; Dies ift die Strafe des gerichtli⸗ Ken Ungehorfams desjenigen, wider den die Citation ausgebracht iſt. Derjenige aber, der eine Citation ausbringt, und fie nach zwei Gerichts: tagen nicht wieder reproducirt, kan -am dritten Feinen weitern Gebrauch Davon machen. . Gerichtsoerfaſſung ie; 144 Der Richter haͤlt feine Seſſionen des Nachmittags, Man nennt fie Audienze- oder Udienze. Er entſchei⸗ det darin definitive viejenigen Sae chen, die des Morgens in der Infor- mazione zum &pruche eingeleitet find, und. giebt interfocutorifche Beſcheide auf die reprodueirten Deerete ab, Es versteht fh Daher von feldft, daß diefe Udienze weder mit den franzöfifchen Audienses, noch mit. den deutfchen Audienzen eine gegründete Aehnlich⸗ feit haben. Die Fortfeßung folgt Fünftig. Anfrage Ein Mann, welcher auf dem Lande wohnet, ſelbſt aber bisher keine Wirthſchaft gehabt, ſondern ſolche erſt kuͤrzlich uͤbernommen, iſt durch Leſung vieler Bücher von der Stall: fütterung, auf den Einfall geratben, ſolche bei feiner neuen Wirthfchaft einzuführen. Alles mas er Davon gelefen, gehet nur auf fette Gegen: den, Er mögte nun gerne benach— richtiget feyn, ob in Niederfachfen in einer magern Gegend mit der Stall: fütterung ſchon ein Verſuch gemacht fey ? Solte folhe fhon an einem dergleichen Drte eingeführet feyn; fo wünfchet er, daß davon in dem Hans noverifhen Magazin ein Unterricht befant gemacht wiirde, worin ange führer werden. fönte, wie viel Stück Rindvieh im Stalfe gehalten worden, wie viel Morgen Futterfämpe man angelegt, womit, und in welcher Ord⸗ nung folche beftellet, wie viel jedem Stück täglich, an Klee, Gras, Hau, Stroh, ıc. gegeben, . auch was und wie viel zum Streuen gebraucht, und wie viel Leute dazu gehalten worden. Solte derjenige Landwirth noch leben, welher in den Braunſchweigiſchen Anzeigen vom Jahre 1769 Nr. 13. von der Stallfuͤtterung geſchrieben hat; fo wuͤrde felbiger durch eine um: ftändliche Befchreibung feiner. Ein- richtung, dem angehenden Landwirth einen wefentlichen Dienft erweifen, © TIERE TE ISITE NETTE 145 146 Hannoveriſches ſſches Magasin, rotes Stuͤck. Freitag, den An Februar 1785. Nachrichten über die Gerichtöverfaffung in verfchiedenen Laͤudern, gefammelt durch. Bafılius von Ramdohr, Hofgerichts - Affeffor in Hannover. (Fortfeßung.) Von den magiſtraten die durch ihre Aufſicht auf die Juſtitz den Lauf derſelben befördern, und von der damit verwand: ten Materie von der Diſtin— crion der Sachen in ricorribili und Apellabili, Ruotali und Pre- latizie. icht jede Sache die in erfter In⸗ ftanz entſchieden ift, iſt darum 8 appellabel. Es komt auf die Qualitaͤt des Proceſſes, und auf die Summe des Werths an, um das Vorrecht zu begründen, fie in zweiter Inftanz-verfolgen zu dürfen, Im Executivproceſſe im Sommariil- fimo uhd Sommario, Fan man der Re gel nach nicht appeliren, Im ordi- nairen Procefje aber nur alsdann, warn die Sache über 50 Scudi an Werth beträgt, oder warn fie ein Die, fem Werthe gleihfommendes Recht betrift. ch rede hier von Nom und deffen Diſtrikt auf 40 italiänifche Meilen. Denn außerhalb Roms und deffen Diftrifts, wird dazu ein Werth von 100 Scudi erfordert. Gegen Erfenntniffe in Sachen die: fer Urt, lege man fchlechtbin die Ap: pellation bei den Richtern erfter In: ftanz ein, und diefe Art der Appella: tion wird fotto Banca genannt. Die Sachen in denen man diefe Befugniß bet, heißen Appellabili. Alein von Erfenntniffen, die in Anfebüng ibrer Qualität, oder der Summe ihres Betrages nicht appel⸗ label find, Fan man nur vermittelft einer fpeciellen Erlaubniß appellicen, und diefe Sachen nennt man ricorri- bili. Doch müffen auch diefe immer wenigftens 5 Scudi an Werth haben. Diefe Erlaubniß wird nach der Verſchiedenheit der Oerter wo die Sachen in erſter Inſtanz entſchieden find, von verſchiedenen Magiftrates perfonen eingeholt, Sind die Sachen in einer Curia de partibus außerhalb des Diftrifts von K Rom 247 Kom entfchieden, fo wender mar ſich entweder an die Sognanır, oder an den Chef eines der ordinairen Tribu⸗ mäle Roms, und bittet um Suboele; gation eines andern Richters. Hier wird aber Fein Unterfihied in Anſe-— hung der Qualität der Sachen ge macht, man fieht dabei bloß auf die Summe des Betrags. Iſt die Sache von einem Provin: zialgerichte in dem Difteifte Roms ent ſchieden, fo findet wieder obige Con: eurrenz Statt. Jedoch muß die Ser he über 12 Scudi an Werth enthal: ten, fonft gehört fie ausfchließlich vor die Segnatur, In Sachen die bei den ordinairen Zeibunälen Noms entfchieden. find, wird wieder Biftinguirt: ob. man bei dem Gerichte bleiben will, wo die Ga- che in erſter Inſtanz entfchieden ift, oder ob man an den Richter eines an⸗ dern Collegii, oder an einen commiſ—⸗ farifchen Richter gehen will, _ Im er: fen Falle ift entweder das Judicium a quo der Segnatur unterworfen; und dann fteht es frei ſich entweder an die Segnatur, oder an den Chef eines je: den Tribungls zu wenden, Oder das Tribunal ift ver Segnatur nicht uns tergeordnet (ha la Segnatura in ven- tre), und dann muß man die Erlaub: niß zu appelliren bloß bei dem Chef des Tribunals nachfuchen. In dem zweiten Galle aber, wenn “ man an den Nichter eines andern Ge zichts 10. geben will, hat nur die Seg⸗ natur das Recht diefes zuzulaſſen. * * * Nachrichten über die Gerichtsverfaſſung ſtat de tribus. e 148 Ueberhaupt genommen, ſind noch alle Sachen entweder Ruotali, das heißt, gehören vor die Ruota, wann fie die Summe von 825 Scudi, oder ein Jus honorificum zum Objeft haben: oder fie find Prelatizie, das heißt, fie gehören vor die übrigen Richter, ge meinigfich Prälaten, wenn fie von ge ringerem Werthe find. Don allen Erfenntniff en der ordir nairen Gerichtsböfe in Nom, findet die Appekation zu zweien malen Statt, und erft nach Erledigung der letztern trit die Erception dreier gleichlautenz den Erfenntniffe ein,!das heißt, Con- Das remedio devo- lativo, hat nur in Anfehung der Kos fien Wirkung. , Erfenntniffe der Cu- rie de partibus werden nicht in Rech⸗ nung ige * + La Sn di Giufizia, ife‘ ein Tribunal, das aus einem Cardinale Prefetto, aus 12 Prelati votanti und einem Prelato Uditore befteht. Leßtes rer ift als der eigentliche Richter dies fes Tribunals anzufehen, der Fleinere Eachen entfcheidet, die wichtigern einleitet,. und im Namen des Collegii nach eingebolter Entfcheidung fpricht. Dies Tribunal bat einen gedoppel: ten Auftrag: Einmal entfcheider es alle Streitigfeiten die ſich über die Eompetenz der Gerichtsbarkeit unter den verfehiedenen Tribunaͤlen Noms erheben, . Zweitens: erkennt es über die Zus laͤßigkeit der Appellationen in denen von mir angegebenen Faͤllen. Es # 149 $ Es wird iiber dieſe Frage bei der Segnatura nach einer befondern Form Hefiritten. Gin Ponente, ‚oder Refe: rent, der aus denen Prälaten ausge: wählt wird, die bei den Segnaturen außer den Votanten angeftellet find, trägt Die Sache dem Collegio vor, und dies entſcheidet. * * * La Segnatura di Grazia verſammelt ſich nur felten, Sie beftcht aus dem Pabſt, ver Chef derfelden ift, und ak: fein eine entfcheidende Stimme bat, aus den Cardinaie Prefetto und einiz, gen Drälaten. Sie erfennt 1) über alle Sachen in denen die Legaren, die in den Pro: vinzen die Segnatur repräfentiren, als foldye geſprochen haben. 2) Ueber die Sachen, die der Cog⸗ nition einer Congregation genommen werden follen, um fie- einer andern beizulegen. 3) Ueber alle Sachen die fich der Pabſt feiner eigenen Cognition vorbe; halten hat. 4) Ueber diejenigen, in denen der Recurs von der Segnatura di Giuſti- zia, oder andern Tribundlen Roms abgeſchlagen ift. 5) Ueber die Surisdiftionsftreitig: £eiten der Treibunäle, die der Segnatu- ra di Giuftizia nicht unterworfen find, 6) Ueber alle Wievereinfegung in den vorigen Stand gegen Derabfäu: mung der vorgefchriebenen Form bei Eontraften ꝛtc. « * * * L’Uditore del Papa, erkennt Na⸗ in verfchiedenen Ländern, ic 150 mens des Pabftes in allen Sacher, die für die Segnatura di Grazia gehoͤ⸗ ten, wann diefe fich nicht verſammelt, und zwar fuͤr fich oder Durch die Seg- natura di Giuftizia, an die er die Sa He abgiebt. Hält er die Sache für zu wichtig, um allein Darüber zu deciz diren, ſo trägt er auf die Verſamm⸗ fung der Segnarura di Graziaan. Der eigenzliche Juſtitzminiſter. * * * Don der Ark, wie eine Appella⸗ tion bei einem andern Richrer eingeführt und verfolge wird, Wenn die Appellation ſotto ban- ca interponirt ift, fo wendet man fich an den Pabſt mit folgender Bittſchrift die man Commiflione nennt: Bme Pater. Dignetur Sanditas Veftra Caufaın, & Caufas appellatio- nis, & appellationum, nec non nulli- tatis ex nullitatum ex tribus iniquita- tis, &’notoriz injufticie capitibus, in- fra legitima tempora interpofitz, & interpofitarum , attentatorum & Inne- vatorum quorumcumque, ac reltitu- tionis in integrum prout de jure, a Sententia, Decreto, Judicato A C.N, de & fuper (bier wird die Sache ger nannt,) rebusque aliis &c. una cum omnibus inciden: dependen: emer- gen: annexis, connexis, totoque ne- gotio prineipali ae cum claufula quam & quas, alicui Romanze Curie Prela- to (attento quod agitur di Caufa non exceden: valorem quingentorum du- catorum auri de Camera) 'vel alicui Sacri Palatii Veftri Apoftolici Audito- ri, feu Locumtenenti (attento quod 82 agi- 151 agitur de Caufa exceden: valorem Quingentorum ducatorum auri de Ca- mera) audien,, 'cognofcen. ; fineque debito terminan; committere, & man- dare, cum faculcate citandi, & inhi- bendi quos, quibus, quoties, ubi & quando opus fuerit, fingulis diebus, & horis feriatis, & non feriatis, preterquam in honorem Dei feriatıs, - Confticutionibus , & Ordinationibus Apottolicis, ftylo Palatii, & Curiz, cæ- terisque in contrarium non obftanti- bus quibuscumque &c. ftatum, & me- rita Caufz pro plene, & fufhicienter expreflis habendo. Auf diefe Birefchrift feßt der Pabft feinen Taufnamen und das Wort: licer. Bei Appellationen die von der Seg⸗ natur zugelajfen find, ift dies licet fchon mit in dem Erfenntniffe über die Zuläßigkeit der Appellation begriffen. Diefe Commiffion mit dem licer, oder diefes Erfenntniß der Segnatur bringt man einem Prälaten, gleich viel welchen, wenn es nur nicht der judex a quo ift, und laͤßt, nachdem man den Gegentheil ad diceendum contra Com- millionem citire hat, von dem Präla: ten feinen Namen darauf fegen. Dies nennt man referendariare, ° Dann wird diefe Commiflione an die Cancellaria gebracht, Ein Colle⸗ gium, welches die Erpedition der päbftlichen Ordres in Regierungsſa⸗ chen hat. Zu gleicher Zeit eitirt der Appellant den Appellat vor den Re- gente der Cancellaria ‚: oder den Vor; Reher,/ ad concordandum de Judice. Nachrichten über die Gerichtöverfaffüng 152 Iſt die Sache Ruotale, fo ſchrei⸗ ben ſowohl der Appellant als der Ap⸗ pellat ein jeder in ein befonders Bil⸗ let (viglietto) die Damen derjenigen Richter denen fie die Sache aufgetrar gen zu ſehen wünfchen: Confidentes N. N. Die übrigen recuſiren fie; Cæ— teri vero diffidentes. Finder der Regente, daß beide Thei- le in der Wahl eines Richters überein gekommen find, ſo wählt er dieſen aus, fonft ernennet er einen andern nach Gutdinfen, und bei diefem muß man ftehen bleiben. Gekört aber die Sache vor einen Prälat, caufa Prelatizia, fo haben bei: de Theile dag Recht zwei in Vorfchlag gebrachte Michter zu recuſiren, den dritten von Dem Regente vorgefchla genen müffen fie fich gefallen laſſen. Der Regente fchreibt alsdann fok genden Befehl auf die Commiflione: Tiberius, (oder ein anderer Richter der Ruota oder ein Drälat,) videar & Ju- ftitiam faciat. v. & I. F. r Diefe Commiflione bringt num der Appellant an den ernannten Nichter und citiet ven Gegentheil ad dicen- dum contra Jura. Ein ganzes Jahr lang hat man Zeit eine Appellation auf folche Art bei dem neuen Richter einzuführen. Ein ganzes anderes wird dazu verwil⸗ liget die Akten bei dem Unterrichter abfchreiben zu laſſen, und dieſe fidi⸗ mirte Abſchrift dem Oberrichter ein- zuliefern. In denen Caufe Prelatizie iſt das Berfahren ‚in der Nppellationsinfkauz mit * 153 mit der bei den ordinairen Gerichts⸗ hoͤfen gewoͤhnlichen Proeedur in erſter Inſtanz uͤbereinſtimmend. Wie es bei der Ruota damit gehal—⸗ ten werde, will-ich gleich anführen. * * * Von der Ruota Romana und dem da⸗ bei gewoͤhnlichen Verfahren. Die Ruota Romana, iſt der ober: fte Gerichtshof in Rom, und befteht aus 12 Prälaten, die auf italiänifch Uditori di Ruota, auf lateinifch aber: Sacri Palatii Apoftolici Auditores heif: fen. Sind die,Udirores zu gleicher Zeit Bifchöfe, fo nennt man fie Luo- ‚gotenenti. Unter diefen Uditori find 3 Ro: mer, 1 Bologneſer, ı Ferrarefer; und diefe 5 ernennt der Pabft für fi. Die uͤbrigen beftehen aus einem 10: rentiner, der abmwechfelnd aus dem paͤbſtlichen Antheile an dem tofcani: fehen Gebiete, und aus dem Großber: zoglichen genommen wird, in welchem legterm Falle der Großherzog die Praͤ⸗ fentation hat; aus einem DBenetianer, einem Milanefer, einem Deutfchen, einem Franzoſen und zwei Spaniern, nemlich fiir das Königreich Arrays: nien und Caftilien. Zu diefen fieben leßten werden dem Pabfte 3 oder 4 Subjecte präfentirt, von denen er ei— nen ausmwählt. Der ältefte unter diefen Uditori heißt il Decano, und. hat den Vorfiß im Collegio, Die übrigen figen nach dem Alter der Zeit in der fie ins Col: legium gekommen find, Der Regel nach gehoͤren fuͤr die \ in verfihiedenen Ländern, ıc. 154 Ruota nur diejenigen Sachen in der Appellationsinftan; , die von allen päbftlichen Surisdictionen an diefelbe gelangen, über 850 Scudi betragen, oder ein Jus honorificum betreffen, und von denen Sotto banca appelliret werden Fan, Sehr oft aber fchieft die Segnatura auch Sachen an diefelbe ab, die nur ricorribili find. Ja auch Sachen die weniger als 825 Scudi,betragen. In diefem Falle heißt es uti Prelaro. Zu: weilen giebt auch die Segnarura auf Verlangen der Partbeien dem Unter: gerichte, bei dem die Sache anbängig ift, den Befehl das Vorum Rote ein: zuholen. Iſt der Befehl dahin ge: richtet, daß das Votum bloß das An: ſehen eines Voti Confultativi haben folle, fo nennt man das darauf erfol: gende Erfenntniß cum voto Rotz. Iſt aber das Lintergericht an die Ent: ſcheidung der Rote gebunden, fo heiße es, de Voto Rote. * * * Ich habe fhon oben gefagt, daß in Fällen die in erfter Inſtanz von der Ruota entfchieden werden, der bei den ordinairen Tribunaͤlen Noms gewöhn: liche Proceß befolgt werde. In Appellationsfachen aber ift fol: gendes Verfahren üblich. * * * Der Richter an den die Commiſſio- ne von dem Regente della Cancellaria gerichtet ift, heißt il Ponenre der Re: ferent, und feine Gerichtsbarkeit wird durch die Einlieferung der Akten’ be gründet, — — 83 Ä u ER 155 Sp bald diefe eingefommen find, wird der Appellat vom Appellanten citirt ad concordandum. de dubio. Man ſucht fich nemlich vor dem Po- nenten über den eigentlichen Streit punkt zu vergleichen, und normirt ſel⸗ bigen alsdann dahin, daß er mit ja und nein beantwortet werden fan. Z. E, an confter de læſione enormillima ? Können die Partheien dariiber nicht unter ſich eins werden, fo thut der Po- nent der Ruota darüber einen Bor: trag, und bat bei diefer Gelegenheit ein Votum decifivum. Nun iſt der Streitpunft beftimmt, und der Ponent feßt den Tag an, an dem die Sache vorgenommen werden ſoll; gemeiniglich wird diefer auf eis nen Monat hinaus gerückt. Die Tar ge an denen ſich die Ruota verſammelt find der Montag und der Freitag, zu: weilen auch der Mittwochen. Die Partheien haben nur wenige Tage Zeit ihre Schriften gegen einander zu wechfeln, Denn wenn z. E. der Ge⸗ richtstag aufden Montag angefeßt ift, fo müffen am Donnerflage die Schrif: ten von beiden Seiten feriig fen. Diefe nennt man Diftefe, und fie wer: den, wie alle übrige, in lateinifcher Sprache verfertigt und gedrückt a). So wohl Appellant als Appellat bringen jedem Uditore di Ruota ein Eremplar, und dem Ponente zwei, eing für ihn, Das andere für den Ger Nachrichten über die Gerichtsverfaſſung 156 gentheil. Der Ponente laͤßt durch ei⸗ nen ſeiner Hausofficianten, den man il decano nennt, die Schriften beider Theile gegen einander auswechfelr, Den Sonnabend Morgen muͤſſen vie wechfelfeitigen Antworten fchon fertig ſeyn, um fogleich vertheilt zu werden. Diefe Antwort nennt man Rifpo- fta, und fie. darf nicht uͤber zZ Bogen enthalten. Sonnabend Nachmittsge fahren die Curiali bei dem Referen- ten und den Votanten herum, um fie von der Sache zu informiren, all’ In- formazione, — Die Richter machen den Partheien Einwuͤrfe, wahre und verſtellte, und hoͤren ihre Antworten. Findet der Curiale, daß er ſie nicht hinceichend bei dem mündlichen Bor: trage babe heben Fönnen, fo arbeitet er noch) Sonntags eine neue Schrift aus, die Replica Heißt, und nicht laͤn⸗ ger als ein Bogen feyn darf. ‚Diefe Schriftfäge überhaupt nennt man Pofitiones. 3 Der Montag koͤmt. Der Ponent that im Gerichte den Vortrag aus der Sache, das heißt, er erzählt das Fadum und die Gründe beider Par; theien, Ein Vorum bat er nicht, auf: fer in Sachen die der Rucra uri Pre- lato aufgetragen find, und in einigen andern Fällen, Die vier Uditort die dem Ponente zur, linken Seite figen, und Daher Cor- 9 Dieſe Art der Schriften gedruckt ins Gericht zu Mefern , ift ſehr koſtbar, welches man darans Schließen Fan, daß die päbkliche Druckerei 18009 Scudi jährliche Pacht trägt. \ 157 Correfponfali heißen, votiven, und ihre Stimmen werden von dem Po- nente gezählt. Diefer fchläge nemlich einen Bogen halb ein, ſchreibt oben den beſtimmten Steeitpunft bin, und auf die eine Hälfte diejenigen die für die Affirmation, auf der andern dieje— nigen, die für die negative Meinung find: Zum Erempel : An Confter de Ixfione enormif- fima? Affirmative Negative. N. N. N. N. N. N. N. N. Zumeilen teird einer Meinung eine Einfchränfung hinzugefügt. Alsdann läßt er aufs Neue votiren, und for: mirt das dubium: an & quo modo Contter. Entſteht eine Parität der Stim: men, fo werden zwei dem legten Cor- rifponfle zunächft figende Uditori hinzugefuͤgt, und der Ponente fchreibt auf das Stimmzettel: iterum propo- natur, & videant quintus & fextus. Kan man alsdann wiederum Feine Pluralität der Stimmen herausbrin⸗ gen, fofchreibt er auf, videant omnes, Hier hat der Ponent felbft eine Stim: me, falls eine gleiche Zahl von Mit: gliedern vorhanden ſeyn folte, Der Ponent bitter fich von jedem der Votanten einen fchriftlichen Auf {aß feines Voti aus, den man Riftret- to nennt, Hieraus formirt der Ponente die Urthel, und diefe enthält alle Gründe inmn verſchiedenen Ländern, xc. 158 des Erfenntniffes, und zwar in fol gender Maape, Oben der Name des Richters. Nachdem wir in folgender Sache N. N, der Auftrag geworden folgen: des feftgefeßtes Dubium. vorzutragen: Ob Ixfio enormifima vorhanden fin? So haben die Raͤthe (Domini) geantwortet; Dein. Denn 1) 2) 3) und nun folgen die Gründe. Diefe Urtheln fo wie alle Schriften find Tateinifh. Der MNichter giebt fie dem Advokaten des gewinnenden Theils, und diefer läßt fie drucken. Der verlierende Theil geeift nun die Grunde an Die ex facko hergenom: men find, und dann wird in der Ruora von dem Ponenten gefragt an audia- tur, ob der verlierende Theil noch einz mal zugelaffen werden, an expediatus, oder ob die Gentenz wuͤrklich erpedirt werden folie, Hierbei votirt auch ver Ponent. : Heißt es nun audiarur ; fo geht die Sache von vorn wieder an, und ver Referent fragt fodenn: an fir ftandum vel recedendum a decifis. Die Ant: wort ift entweder ftandum efle, oder recedendum eſſe. Wenn envlich alles weitere Verfahren abgefchlagen iſt, fo heißt es expediarur, und dann ci: tire der gewinnende Theil den andern ad audiendam fententiam in forma, zu deren Anhörung gemeiniglich ein Ter: min von 15 Tagen angefekt wird. Die Formel der Urthel ijt folgende: Chrifti nomine invocato Pro tribu- nali 159 nali fedentes & folum Deum pro ocu- lis habentes per hanc noftram defini- tivam fententiam quam devoto R.R. P. P. D. D. Coauditorum in his feri- ptis ferimus in caula &c. inherentes decifioni editæ die &c. &refcripto Ex- pediatur dici &c. dicimus conftare de. lefione enormiflima,, und am Ende & pro hujusmodi efledu confirmandam, oder infirmandam efle priorem fen- tentiam. Durch diefe Urthel wird nun erft in der Sache entſchieden, und dem Theile der gravirt ift ſteht frei noch) einmel zu appelliven, wenn nemlich erfi zwei Erfenntniffe in der Sache vorhanden find, Er legt die Appellation entweder fotto banca ein, und zwar hier inner halb 10 Tagen, oder er verfchaft fich erft die Genehmigung der Segnatur. Die Einführung dieſer zweiten Ap- pelfation iſt gerade diefelbe wie bei der erften. Allein, nun wird allemal der leßteCorri'ponfile Referent, und feine ihm zunächft fißende Collegen werden die neuen Corrifponfalen. Das du- bium wird dahin aufgeftellt: an fir fententia Rotalis confirmanda vel in- firmanda ? Nach dem Verluſte diefer zweiten Appellation oder diefes Necurfes, fin: | Nachrichten über die Serichtsverfaffung ıc. 169 det Fein weiteres Nechtsmittel ad ef- fecdum füfpenfivum ſtatt. Aber das fogenannte Devolutivo Fan noch ime mer angebracht werden, um dadurch den Koftenpunft aufzuhalten. _ - Sch bemerfe noch zulegt, daß in Sachen die de Voto, oder cum Voto der Ruota zugefandt werden, der De- cano jedesmaliger Neferent fey, ; * * * I Giudici Commiſſari) find Praͤla⸗ ten die Feine beftimmte $urisdietion haben, fondern nur in. fofern erfen: nen, als der befondere ihnen gegebene Auftrag es mit fih bringe. Wenn daher die Segnatura der ihnen dazu gegebenen Commiſſion nicht den Aufz trag beigefügt hat, ihr Erkenntniß zu vollftrecfen, fo muß um eine befondere Commiſſion dazu von den Partheien nachgefucht werden. Sie erfennen fowohl in erfter In⸗ ftanz als in zweiter in Sachen die nicht Ruotali find, und daher Prelari- zie genannt werden, Die Procedur ift wie fhon berührt _ worden , vor dieſen Michtern mit derjenigen übereinftimmend, Die bei den ordinairen Tribundlen gemöhn: ich if, Der Schluß folgt Fünftig. *) Sie haben einige Aehnlichkeit mit denen Nichtern ı die bei den alten Romern pedanei, bei den Deutſchen Schoͤpfen ıe. heißen. Sie haben der Regel nad) nur die Cognition , Unterfuhung, (notio, das Finden der Urthel) nicht den Spruch, die Vollſtreckung (imperium, Ge und Verboth.) 161 262 Hanneerihes: ſſches Mai, ts Stuͤck. . Montag, den zien Februar 1785. Nachrichten über die Gerichtsverfaſſung in verfchiedenen -£ändern, geſammelt durch Bafllius von Ramdohr, Hofgerihts- Affeffor in. Hannover, (Schluß.) he ich weiter gehe, muß ich noch bei der Gelegenheit, da ich von denen Giudici Com- miffari geredet habe, Lemerfen, daß die Uditori di Ruota ihre Juris diction nur durch befondere, von dem Pabfte vder der Segnatur an fie gerichtete Commiffionen erhalten. Gie find da: her eigentlich nur Giudici eftraordina- ri, und in dieſer Ruͤckſicht in der all: gemeinen Tabelle von den römifchen Masiftratsperfonen nicht befonders aufgeführer worden. Urſpruͤnglich wurden ihre Erfenntniffe, ihre Ent: fcheidungen von den ordinairen Mich: tern als Urthel geſprochen, und volk ſtreckt. Erſt in der Folge der. Zeit er: Bielten fie ſelbſt dieſes Vorrecht durch befondere Verordnungen der Päbjte, * + * ‚Mon denen Curie de partibus. Die Curie de partibus, find Ger richte in den Provinzen. Jede Stadt im Kirchenſtaate hat zwei Unterrich ter, einen weltlichen und einen geifk: fichen. Die Procedur bei denfelben ift ge meiniglich ſummdriſch, und der Pro⸗ ceß fuͤngt mit einem Libelle an. Von ihren Erbenntniſſen wird nach Nom appelliert, und zwar in Sachen die über 100 Serdi betragen, durch die Appellstio: ı forto banca. In ricorriblen Sachen aber wen; der man fich entiveder an die Segna⸗ tur, oder an die Chefs der ordingairen Tribunäfe, und diefe tragen die Ent⸗ ſcheidung entweder einem ber bei den ordinairen Tribunaͤlen angeſetzten Mich ter, oder einem Praͤlaten, oder einem andern Richter in der Provinz auf. In dieſem letzten Falle geſchieht es oft; daß ein weltlicher Richter eine geiftliche Sache revidirt, und uenge⸗ kehtt. Es giebt aber auch in den Provin⸗ zen einige Gerichte, die in zweiter In⸗ br ſprechen. Die 163 Die vornehmften finds 1) Le Le- Yazioni. Die Legaten haben nemlich -eine doppelte Urt von Jurisdietion. Einmal diejenige vermöge deren fie als Richter in zweiter Inſtanz ſpre⸗ chen ordimaria , und zweitens diejeni⸗ ge, vermöge deren fie diefelben Verfü gungen in ihren Provinzen teeffen, die die Segnatura in Nom teift, la Su- prema. 2) La Ruota di Ferrara. 3) La Ruota di Macerata in ber Mark Ancona. Sie befteben aus: Abbaten. Sn der letzten Fönnen mit Einwilligung beider Theile auch Sachen die über 300 Studi betragen , in der Appellas tionsinftanz entſchleden werden, Es giebt auch Confuls in den Ser ſtaͤdten. * * Von den Gerichtskoſten und von der Exrecution. Der Regel nach erſtattet der verz lierende Theil immer die Koſten. Die fe werden von dem Richter nach Ber endigung des Rechtsſtreits beſtimmt. und gemeiniglich nur die gerichtlichen wieder erſtattet. Hieher gehören: die Koften der Procuratur, die Gebühren für den Notar, die Druckerlohnsko⸗ ften,. und die Sporteln die der Richter bekoͤmt. Der Procurator erhält für jede Jaſtanz bei Untergerichten 3 Studi, dei der Ruota 10 Seudi. Die ordimairen Nichter erhalten Nichts. Die Commiſſarien aber neh⸗ ren von allen Suchen die nicht über Nachrichten über die Gerichtöverfaffung 164 200 Scudi Romani bitragen, 5 Scu- did’oro (ein Scudo d’oro macht 16% Paoli oder zwei Thaler,) und von al len die darüber gehen 10 Scudi d’oro, Die Ruota nimt von allen Sachen unter 10,000 Scudi Romani 25 Scu- di d'oro. Von allen die Darüber ger hen 100 Scmdid’oro. Diefe Spor⸗ teln beißen Propine. Zu den außer: gerichtlichen Koften, Die Die allerftärk: , ſten find, gehören die Advokaturge— bühren, und die Teinfgelder Mancie, fir die Vorzimmer des Richters, le Salle, worin die Bedienten deſſelben fih aufbalten; diefe werden aber ger meiniglich nicht erſtattet. * * * Die Execution iſt entweder real oder perſonal. Die erſte geht entwer der auf. bemwegfiche oder unbewegliche Guͤter. Es verſteht ſich von ſelbſt, daß die beweglichen Güter eher als die unbez weglichen, und die Perfon zuleßt anz gegriffen werden, Die beweglichen Güter werden von den Shirren oder Haͤſchern ausge pfänder, und zwar fo, daß fie digeniz gen Sachen, die fich Leicht von einene Orte zum andern bringen laſſen in ein oͤffentliches Behaͤltniß bringen, wel⸗ ches man Depoſitaria Urbana nennt. Geht aber die Tranſportation nicht fuͤglich an, fo werden fie in dem Orte, wo fie fteben, verfiegelt« Die Immiſſion im unbewegliche Güter, geſchieht Durch den Notar des. Gerichts und durch die Boten, Die Auktion Suballa mobilium, iſt von 165 von der bei ung gewöhnlichen nicht ver; fHieden, und mit dem Zufchlage De- üibera, (franz. Delivrance,) verbun: den. Die Subhaftation der Immo— Bilien folge denfelden Regeln, denen fie bei uns unterworfen iſt. Die öffentlichen Anſchlagszettel find auch hier üblich, und wenn diefe wie: der eingefommen find, und die Ber: ganthbung, oder der Verkauf an die Meiftbietenden vor ſich gegangen ift, fo folgt ver Zufchlag -(Delibera), Mach diefem hat ver Schuldner noch einen Monat Zeit die verkaufte Sache gegen Erlegung des Kaufgeldes mies der einzuföfen. Auch die Adjudica⸗ tion oder Addictio in folutum, 109 Dutch der Gläubiger die Gürer erhält, wozu fi Fein annehmlicher Käufer ‚ findet, ift bei den römischen Gerichten gleichfalls gebräuchlich; doch mit der Abweichung, daß dort der Eiläubiger nur zwei Drittel des tarirten Preifes bezahlt, und dafür die Guͤter erhält. Zu. allen diefen Handlungen wird dee Schuldner von dem Gläubiger citirt. * J * Von denen Magiſtratsperſonen, denen bauptfächlidy die Be⸗ forgung gewiſſer Theile der Landesadminiſtration und der Sierarchie aufgetragen iſt, und denen nur die gerichtliche Ent; feheidung derjenigen Streitig- keiten zukomt die über die ih⸗ nen untergeordneten Befchäf te entfteben. Das wichtigſte unter diefen ift il in verfehiedenen Rändern, % 166 tribunale della Rev. Camera. Dies Tribunal hat in einigen Fällen eine collegialifhe Form, in andern befor: gen die einzelnen Mitglieder deſſel— ben für fich die ihnen zugetheiften Ge ſchaͤfte. Wenn es ganz verſammelt iſt, fe find die Mitglieder deſſelben: Il Cardinate Cammerlengo. Il Te- foriere, oder Proteforiere, wenn er Cardinal ift, zwoͤlf Chierici di Came- ra, il Prefidente della Camera, il Com: miflario della Camera, il Avvocato Fifcale und 3 Softituti Commifhrii. In diefer Anzahl verfammelt es ſich am Tage vor dem Petersfefte um die Abgaben einzucaffiren, die von denen gegeben werden muͤſſen, die Güter oder Gerechtigkeiten von der päbftli- hen Sammer zu Schen tragen, Die zwoͤlf Chierici di Camera zu: ſammen formiren das Appeflationsge: ticht und die Segnatur in denen Sas chen, die in erfter Inſtanz bei den eins zelnon Mitgliedern diefes Tribunals entſchieden find, Es formirt auch zwei Congrega— tionen zur Wominiftration der päbftli- hen Domanialrevenuͤen und Steuer: regien, und zur Durchſicht der Rech— nungen derer Pächter und Einneh— mer; la Congregazione della Camera, und la Congregazione de’ Conti. In der erften fißen il Commiflario della Camera, ’AvvocatoFifcale, i Softituti Commillarii, il Compntifta, il prefi- dente di Camers, il teforiere, ı:d drei Chierici di Camera. La Congrega- zione de’ Conti, beſteht aus denſelben v2 Mit: — 167 Mitgliedern, nur daß die Chierich-di Camera von: denen verſchieden fi find, die in der Congregazione della Came- ra IE ige. Einige einzelne Mitglieder des Triz bunals, haben. num noch befondere Yufträge,. die theils Die öfonomifche Xoı uinifteation, theils die Iuftißgpfler ge in denen ihnen untergeordneten Ge⸗ fhäften betreffen. ı) Der Teforiere erfennt über affe Domanicti fachen der Cammer, und über die Srroftigfeiten zwiſchen iht und ihren Paͤchtern. 2) Der Camerlengo erkennt in al⸗ ken Steuerſachen, und zwar durch ei⸗ nen Uditore Prelato den der Pabſt ſetzt. 3) Upreketto dell’ — hat die Aufſicht über das Getreide. ) Il prefidente delta Grafcia hat die Aufſicht über die Fleiſchtare, und die dahin gehörige Jurisdiction, sy DO prefidente delle Strade, hat die Auffid t über die Straßen und da⸗ bin gehörige Police, — 6) Il prefidente delle Ripe ( Pre- vot des Marchands zu Waris,) bat die Aufſicht über alle Handlung die am Ufer der Tyber getrieben wird, und über die Waaren die zu Waſſer in Rom anfomnen, nebſt der Juris— dietion. 7) Vpreſidente degli Archivi, bat die Aufſicht über alle Aechive, und die Jurisdiction Über die Verbrechen der Notarien. $) N prefidente delle Carceri, hat die Aufſicht über die Geſaͤngniſſe, Nachrichten über die Gerichtöverfaffung 168 und die Decifion über die Rechtmaͤſ⸗ ſigkeit der. gefaͤnglichen Haft wegen Schuldſachen. 9) I Commillrio dell’ Armi, bat die Einquartierungsſachen im allen - Feftungen und Städten, außer dem Caſtel St. Angelo; 10) IP Commiffirio. del Mare, hat die öfononiifche Aufſicht über die Sees mache des Pabſtes. Wovon noch weis ter unten. 21) Ul prefidente della Zecca,. ‚hat die: Aufſicht über die Münzen und über alle Gold: und Silderacbeiter, or" 12} 13) 14) Drei andere Praͤla⸗ ten, haben jeder das Gouvernemene in drei großen Sehen der Cammer. Die 12 Praͤlaten von Nr. z bie 24. nennen fich ‚Chierici di Camera..,, Die bei dieſem Tribunale gemöhnz liche Procedur in Judic ialſachen weicht von der bei andern Collegien in-viez len Stücken ab. Ich begnüge mich dies im Allge⸗ meinen anzuzeigen, es würde zu weit läuftig werden, mich über die befonz dern Punfte in ein Detail: einzulaſſen. x * * I! Tribunale det buon Governo, bez ficht aus einem Cardinale Preferto, aus einigen andern Cardinäfen, die das Recht haben, den Verſammlun⸗ gen beizuwohnen, wenn fie wollen, aus 12 Prälaten, die Ponenti genannt werden, und aus einem andern Praͤ— Taten, der die Gefchäfte des Serre- fairs verficht. Es bar die Auffiche über die Gerechtſame, und oͤkonomi— ſche OR der Gemeinden, über * 9 über die allgemeinen Cataſter, die Privilegien, Hanvelsfreibeiten, und. die Verbeſſerung des Landes: über: haupt. In Anſehung der angeführten Punkte ſteht demſelben, ſowohl die Civil⸗ als Criminaljurisdiction zur Ja ar * fi Tribanale dell’ Agrico'tura, be ſteht aus 4 römischen Cavalieren, and bat die Cognition in Ackerbauſachen - in der römifchen Feldmarf und ven Difttifte Roms. Die Procedur ift executiviſch. * * * TE Tribunale dell’ Acque, beſteht aus einigen Cardinaͤlen und Präle: ten, die die Aufſicht und Jurisdietion Gier alle Wafferbauanftalten haben. In die Provinzen ſchicken fie ſubdele⸗ ‚girte Richter ab, — * * * U Tribunale della Conſuſta, beſteht x aus den Cardinalftaatsfecretair, ei⸗ nigen andern Cardinälen, einigen Preiati ponenti und dem Prelato Se- grerario. Dies Tribunal ift das oberfte peinfihe Gericht im ganzen Kirchenſtaate, in fofern die Unterfu: Hungen Weltliche betreffen. Es hat übriges noch die Anfficht über die Gefunvheitsanftalten, und die Ent: fheidung der Streitigfeiten der Uns terthanen mit den Gouverneurs, — * =” * La Congregazione del Concilio, befteht aus Cardinäfen und einem Prelato Segrerario. Sie erkennt über alle Fragen die über die rechtmaͤßige in verſchtedenen Ländern, ie. 170 Anwendung der Saͤtze des tridentini⸗ ſchen Conciliums entſtehen Fönnen, I 20 * * La Congregazione de’ Velcovi e Regolari , befteht aus Cardinaͤlen und einem Prelaco Segretario. Gie hat ‚die Aufſicht über die Difeiplin der Tonnen und Mönche, und decidirt alle Streitigkeiten die unter ihnen entz ſtehen koͤnuen. Sie wacht auch über die gute Ordnung in den Diöcefen ıc, * * * La Congregazione dell’ Immunita, beſteht aus Cardinaͤlen und Praͤlaten, und erkennet uͤber die Freiheit der Kir⸗ chen, und der dazu gehoͤrigen Oerter. Diefe 3 Congregazioni müffen ihre Erfenntniffe von dem Tribunale dell: A. €. vollſtrecken laſſen. * * * ı I Tribunale de! S. Ufhizio. Die Inquiſition. Sie beftcht aus dem Pabfte in Perfon, mehreren Eardind- len und Prälaten, und Fan nirgends gelinder ſeyn als in Nom. * * * IE tribunale della Rev. Fobrica di S. Pietro, beficht aus Cardinaͤlen und Praͤlaten. Außer der Beforgung des Bares der Petersfirche und der Adz miniftration. der Revenuͤen der Kir che, hat diefes Tribunal noch die Auf ſicht über die richtige Anwendung der legatorum piorum. Denn der St. Perersfirche find alle diejenigen beiges legt, die nicht dem Sinne des Teſta⸗ tors gemäß angewandt werden. * * * - {3 La 171 La Dataria Apoftolica. Beſteht aus einem Präfidenten der Proda- tario heißt, wenn er Cardinal und Datario, wenn er Prälat ift, einem Sotto Datario, der Prälat it, und einem Curiale, der Perobitum ge nannt wird. Dies Collegium bat die Expedition in Collationsfachen der geiftlichen Beneficien ꝛc. Vor daſſel⸗ be gehoͤren auch die Ernennung und Beſtaͤtigung der Coadjutoren, die Re⸗ ſignationen, Diſpenſationen, und die Streitigkeiten die daruͤber entſtehen. * * * - 1 tribunale del Maggiorduomo, oder Prefetto de’ Sacri Palazzi Apo-‘ folici, kat die Jurisdiction in allen Civil: und Criminalſachen, Die die eigentlichen Hofbedienten des Pabſtes fo wohl in Rom’, als in Caftel Gan- dolfo betreffen. * * * Il Commiſſario del Mare e Prefetto del Caftel Sc. Angelo, hat außer der Sfonsmifchen Aufſicht über die See— macht des Pabſtes, auch noch die Fu: risdietion uͤber alle Cioil und Mili— tairbediente, die bei dem Caſtell St, Angelo angeftelle find. 2 * * * Il Tribunale del Cardinale Decano. Der Dean, der Aelteſte unter den Eardinaͤlen, iſt immer Biſchof und Gouverneur von Oſtia und Velletri. Er hat als ſolcher in feiner Dioͤces ausschlieffungsweife aller übrigen Tri Bundle die oberfte Inſtanz und Seg— natur in allen Sachen, ohne Ruͤckſicht auf die Qualität derſelben. > * * * Nachrichten uͤber die Gerichtsverfa ſung ‚772 L’Abbate Sacco. Ein Richter, def fen Ant den Namen von dem erſten Abbate erhalten hat, von dem daffelbe befleider if. Er erfemmt über alle Streitigkeiten ywifchen den Tagelöhr nern und ihren Miethsherrn. Das Berfahren ift fehr ſammariſch. x. * —* La. Congregazione d’Avignone e la Congregazione di Loreto, haben die Beforgung der Angelegenheiten diefer beiden Derter „ hauptſaͤchlich in fo fern fie regiminal find, ER * * * Kurze Anzeige einiger Collegien in Rom die gar Eeine Juris⸗ diction zu haben ſcheinen. Es ift befant, daß die Confiftoria in öffentliche und geheime abgetheilt werden. Deffentliche befiehen aus dem Pahfte und allen Cardinaͤlen. In diefen werden. affe Handlungen vorgenommen die anf das allgemeine Kirchenregiment einigen Einfluß ba: ben Fönnen, z. E. Collation des Car: dinalshuts, Heiligfprehung, Erthei⸗ fung eines gewiffen Titels an die Mo: narchen, rc. Geheime Confiftoria find eine Art von geheimen Confeil des Pabſtes in einheimifchen und auswärz tigen Angelegenheiten, die die Hierar⸗ hie oder die Landesregierung betref— fen. Zu dieſen werden auch Praͤlaten zugezogen, je nachdem die Sache es erfordert. 3. & In Cammerfachen werden Camere Confiftoriali gehalten, und dabei find auch die Chierici della Camera gegenwärtig. s 5 * * * La 373 La Congregazione dell’Indice, Bü: chercommiſſion, bat die Cenſur, und verfertige den Inder der verbotenen Bücher. Der Maeltro del Sagro Pa- lazzo, ift aber eigentlich derjenige, der die Erlaubniß geben muß fie zu leſen. * * * La Congregazione della Vihta, hat die Aufſicht über die Feſte, Meffen, und die Adminiſtration der Dazu ger hörigen Fonds, * * * La Congregazione de’ Riti, hat die Aufſicht über die Liturgie, die Heilig: - fprehung ıc. * * * La Cengregazione della propagan- da, hat die Aufſicht über alles was zur Ausbreitung des carholifchen Glau⸗ bens beitragen Fan, folglich auch über die Miffionairs ıc, * * * La Cancellaria, iſt der Ort, wo die Hrdres, die der Pabft in wichtigen einheimifihen weltlichen Sachen ab: läßt, originaliſirt und unterfiegelt wer⸗ den. Hier iſt auch das Archiv. Der Vicecancelſiere, der immer Cardinal it, bat die Aufſicht über die dabei an⸗ geftellten Bedienten. Diefe Cancellaria concurrirt auf in verſchiedenen Laͤndern, ie, — 174 gewiſſe Weiſe mit der Dataria, als woſelbſt Die wichtigern Patente in Kirchenfachen ausgefertiget werden, und mit der Segretaria de ’Brevi, wo⸗ ſelbſt ſowohl in Kirchen: als Landes⸗ regierumgsfachen die päbftfichen Wer: ordnungen von geringerer Erhebliche feit, die des Siegels der Kanzlei und der Dataria nicht bedürfen , erpediree werden. Der Segretario ift Cardinal. La Segretaria de’ Memeriali. Hier werden alle Suppliguen angenomz men, Die an den Pabft felbft gerichtet find, und bier werden auch die Reſo— Intionen darauf ertbeiler, Der Ge eretair derfefben ift Cardinal, und heißt ; Profegretario, * * Kein Landesherr hat in Ruͤckſicht auf den geringen Umfang feines Lan— des mehr Bediente als der Pabft, Keinem aber koſten fie auch weniger. Denn die meiften find Praͤlaten, die um der Ehre willen dienen, und in der Hofnung mirder Zeit reiche Pfruͤn⸗ den zu erhalten, Es wird daher Feir ner zum Prälater der Regel mach ans genommen, der nicht einjährliches Einz kommen von 2000 Emdi, — nicht 1500 Seudi, wie in einigen Reiſebe⸗ fhreibungen ſteht, — befcheinigen Fan, Die wilde Baumzucht betreffend, ?m „ten Th, des Hausvaters wird angeführt, daß Chr. Wilh. von Heppe im Begrif fen, ansgemahlte Abbildungen von Bäumen zu liefern, unter dem Titel: Forftgerechter Jaͤ⸗ ger oder Anmweifung zur Kenntniß aller deutſchen Baumgattungen. Sch habe nicht erfahren Fönnen, ob Diefes Werk 175 Werk wuͤrklich ans Licht getreten, glaube jedoch, daß ein ſolches Buch von großem Nutzen feyn wuͤrde, nicht nur für jeden fanomann, fondern auch) hauptfächlich für viele untere Forſtbe⸗ diente, indem ich verfihiedene ange troffen, welche die in Niederſachſen wachfende Baͤume und Sträucher nicht alle Fanten ‚noch zu nennen wußten. Es giebt zwar viele große Werke, worin dergleichen Abbildungen befind: lich find, allein, folche find zu weitläuf: ‚ tig und zu koſtbar, fo daß nicht jeder Forſtbediente auch nur eines derfelben anfchaffen Fan, und haben alfo Feinen allgemeinen Nutzen. Ueberdem find in den mehrften auch auslaͤndiſche Ger währe und Kräuter, woraufes einem deutfchen Förfter und Landmann nicht ankomt. ch dächte ein folches Werk koͤnte eben nicht Foftbar feyn, zumal, wenn ein Buchhändfer, der fih mit Herausgabe deffelben abgeben wolte, die Rupferplatten, welche in den groͤſ⸗ fern Wecken gebraucht worden, fie einen billigen Preis, an fich Faufen ‚Fönte, indem 1) die Zahl der Abbil: dungen nicht fehr groß, 2) von jedem Baume und Strauch nur ein Blatt oder Zweig, nebſt der Blüte und Die ‚wilde Baumzucht beireffend, » Feucht vorzuftelfen, weil folches zur Kenntniß derfelben Binlänglich, und nicht nötbig feyn wuͤrde alle Gewaͤchſe fo genau zu anatomiren, "als in dem -. fonft Schönen neuen Werfen eines Oehlhafen, Burchs dorf, ꝛtc. gefcheben, 3) der Text auch nur ganz kurz ſeyn koͤnte, 4) ſich vermuthlich eine große Angahl Pranumeranten finden wiirde, wenn uͤberdem das Werf Stuͤckweiſe heraus kaͤme, und pflegt ein ſtarker Abſatz die Koſten zu erleichtern. Schon vor vielen Jahren habe ich auf ein folz, ches Werf gedacht, und da ich eine ziemliche Anzahl von dergleichen Bäuz men und Sträurhern, die im freien in Miederfachfen wachfen,um meinen Hof . täglich ſehe; fo Härte ich es vielleicht ſchon längft gewagt, ein folches Werk zu unternehmen, wenwich nicht faft von aller Gemeinſchaft mit Städten, ent: fernet Schte, und wenn indem Winkel, oder in der Gegend, worin ich mich aufhalte, ſolche Kuͤnſtler anzutreffen wären, die dergleichen Abbildungen verfertigen koͤnten. ; Es würde mir lieb feyn, wenn diefe Anzeige Jemand ermuntermmögte, das vorgefchlagene Werk zu veranftalten. + Anfrage, MH dem fcheinbaren Auf und Un: tergange der Sonne kan Feine Uhr * Untergange geſehen wird. Wieviel iſt aber der Unterſchied des wahren und geftelfee werden, weil durch die Bre⸗ ſcheinbaren Auf und Unterganges der chung der Lichtſtrahlen bei dem Auf⸗ Sonne, bei vielen oder wenigern Duͤn⸗ gange die Sonne eber, und bei dem ſten in der Atmoſphaͤre? Kan davon Niedergange, noch nach dem wuͤrklichen etwas Beſtimmtes angegeben werden? 1 177 178 Sannobernch rm s Magazin, 1T2tes Stüd, Freitag, den Iıfen Februar 1785. Auszug aus dem Tagebuche des Hauptmanns von W. beim ı5ten Hannoveriſchen Regiment in Indien, feit dem Vorfall bei Coudlor, den 23ten Julius 1783. ir brachten unfre Zeit nach dem erklärten Frieden bier bei Coudlor in einer Unthaͤ— tigkeit zu, die der beftändige Sand: “wind, welcher fehr heftig war, und den. lofen Sand, worauf das Lager fand, in Wolfen empor bob, noch unangenehmer machte. Alles wurde im Zelte mit Sande bedeckt, und des Morgens beim Aufivachen war ich in meinem Bette gleichfam im Sande verfeharret. Diefer Wind ift dabei fo heiß, daß er Die Haut auf dem Ge; fichte ausdörret, und die Meublen im Zelte unerträglich heiß macht. Un: ftreitig ift Diefes die ungefundefte Zeit in Indien. Ermuͤdet von diefer La: ge, und wegen unferer Eünftigen Be flimmung ungewiß, erwarteten mir mit Ungedult den Ausgang, wie ein Detaſchement nad Süden zu mar fehiren beordert wurde. Es beftand aus dem 78ten Megiment und 220 - Hannoveranern, dem 2 ter Bataillon Geepois, den Tritehenopol. Detaſche⸗ ment, und dem 6" Bataillon See; pois, u. ſ. w. zwei 1gpfündigen, und zwei L2pfündigen Kanonen, unter dem Commando des Hrn, OberfinStuard, Wir marfchirten den 25. Julius Nachmittags 2 Uhr ab, und fehlugen bei Mofta-Pollam das Lager auf, Hier blieben wir den folgenden Tag, und ich befah mit dem Oberften Kelly das Schlachtfeld von Porto nova, mo Hyder Aly vom General Coote am 1. San. 1781 gefchlagen murde, Den 27. Julius marfchieten wie frühe, und bezogen das Lager nördlich der Pagode Ehilambram, Den 28. Sul, kamen wir füdlich bei Chilambel zu ſtehen. Ich ritt mit dem Dherften Kelln im Borbeimarfch nach Chilambel. Diefes ift cine be ruͤhmte große Pagode, mit fehr grof fer Mauerwerfen umgeben. Im inz nern ift außer wielen Gebäuden, ein befonders merfwirdiger großer Teich, der mit Steinen treppenweiſe einge: faßt, und mit zwei Etagen hoben of: fenen, auf Pfeilern rubenden Gebaͤu⸗ den eingefaßt ift. M Den 179 Auszug ans dem Tagebuche des Hauptmanns von W. Den 29. Julius marfchirten wir nah Manarioif durch fehr befihmer: liche Wege, Die Nacht fiel heftiger Degen, und verbinderte ung, daß wir nicht am 30, Jul, fruͤh marſchiren konten. Es ward dieferwegen um Mittag aufgebrochen, ein beſchwerli⸗ . er Fluß paffirt, und an der andern Seite das Lager bezogen. Zu Ma; narioil ift ein altes elendes Fort, mit runden Baſtionen, mworin die noch übrig gebliebene Einwohner eine Wa—⸗ che hatten, und das eine Zuflucht für die herumſtreichenden Reuter iſt. Diefes Land war auf diefem Strich bier und da noch etwas bewohnt, jedoch Ar—⸗ much unter den Leuten, und nichts an Lebensmitteln zu haben. Wir paffirten ungebahnte Wege mit vieler Beſchwer⸗ lichkeit und bei ſchlechtem Wetter. Den 31. Sul, Der flarfe Negen hielt uns ab des Morgens zu marfchi: zen, Doch brachen wir am Nachmit tage auf, weil Feine Zeit zu verlieren war, Unſer Marfih ging durch er; ſtaunend dicke Gebäfche, welche man die Pollams nenner, wodurch ein fehr enger Paß gehauen wurde, An ver— fchiedenen Stellen war der Paß mit einer runden Baſtien und einer Wa: che von Landeseinwohnern gedecket, als eine Barriere gegen die ranberden feindlichen Reuter, oder den Anfall der benachbarten Polygars. Es Teben nemlich bier in den Gebuͤſchen Feine Voͤlkerſchaften, unter einem Beherr⸗ ſcher, die die Polygars heißen, und wel: che, ob fie gleich fchlecht bewafuet find, ſich dennoch von der gänzlichen Zer: ſtoͤrung gererter haben Das Corps 188 ruͤckte erft ſpaͤt am Abend bei einer fchd: nen und berühmten Pagode die Gan⸗ gendadorn hieß, ins Lager; doch Fam die Bagage erſt den andern Morgen, wegen der Beſchwerlichkeit des engen Paſſes nach. Sch erhielt die legte: Zelter erft um 10 Uhr des andern Ta; ges den 1. Auguſt, und mußten felbi: ge alle nachgetragen werden, weil die Ochſen häufig ftarben, Den 2. Auguſt marſchirten wir nach Carancat⸗Chery. Den 3. Au⸗ guſt nah Toltoor. Beſchwerliche Maͤrſche, wegen der zu paſſirenden vielen Fluͤſſe, jedoch war die Gegend ziemlich gut, und bie und da ange- bauer, Wir fanden zu Fremuldaddy einige Dfficiere von Fanjourel, fo bier gegen über lieget, welche bier ein Reis⸗ magazin angelegt hatten. Den 5. Auguſt. Am Nachmittage gingen wir bis Alambaacum. Den 6, Auguſt. Nach Frimangas- lum, durch eine etwas wüfte Gegend, Den 7. Aug. Endlich machten wir den folgenden Tag ven legten Marfch dieffeits des Coleerouns. Hier ver: fchönerte fich die Gegend, war anger bauter und artig, Wir lagerten ung bart am Ufer bei einigen Schautrys (Pedchandicoil) genannt, foder Stadt Frichenopol gegen über liegen. Der Fluß bilder bier eine große Inſel, Ser ringham genannt, Die Flüffe, wel: he bei trockener Zeit ſehr niedrig find, waren jeßs ſehr angefchiwollen , weil nach dem 25, Sulius in einem Their fe des Landes die Damme durrchgeftor chen worden, die das Waſſer im br auf s 181 aufzuhalten gemacht waren. Dieſem zuvor zu kommen, war die Urſache, daß wir ſo eilten, und doch kamen wir zu ſpaͤt. Den 8. Aug. Wurde die Artil— lerie, ſchwere Bagage, und das zıfe Bataillon Seepois übergefhift, auch am 9. Auguft die Europäer. Dieſes gefchah aus Mangel an Drdnung, in einer großen Verwirrung, befonders beim Lieberfihiffen der Bagage, wo die erfiaunende Menge der Schwarz: zen, die zu dem Gefolge gehörten, die Unordnung vermehrte, Die Böre find von einer ganz befondern Art. Sie bejtehen aus einem runden von gefpalz tenem Rohe fehr Tofe geflochtenen Kor: be mit einfachem Leder überzogen, etwa 12506 im Durchſchnitt, und 3bis 4Fuß tief. Es koͤnnen etwa 25 bis zo Mann darin übergefahren werden. Man muß fih hüten, nichts fpißiges aufden Bo: den zu legen, weil es leicht das Leder durchftoßen, und machen fan, daß das Boot untergehet. Zum Vieh und ſchwe⸗ ren Sachen bat man hölzerne große platte Böte, wie in Eurepa gebraͤuch— lich find. Wir lagerten ung am ſuͤd⸗ lichen Ufer des Collerouns aufder In⸗ fel Seringham in einem angenehmen Hoͤlzgen. Die Inſel wird von einem Pleinen Arm, fo beide Flüffe vereinig- te, von neuem ducchfchnitten, welcher ‚zwar nicht breit, aber doch jetzo fehr hoch und ſchnell war. Den 12. Aug. Die Europäer wur: den nach einer zweitägigen Ruhe bier mit etwas mehr Drdnung hbergefeht. An der füdlichen Seite diefes Fleinen * de. beim ı sten Hannoveriſchen Regiment in Indien, ꝛc. 182 Fluſſes aufder Inſel, liegt die in Indien ſo beruͤhmte Pagode Seringham. Es iſt ein laͤnglichtes Rechteck, wovon die eine Seite tooo, die andere Seite aber 1200 Schritte hat, und dasvon einer 20 Fuß hohen Mauer gebilder wird. In diefem äußern Oblong| find 6 andere ftets kleinere Oblonge von eben folchen Mauern fermiet, In jedem Zwiſchen⸗ raum ift eine 35 Schritt breite Straß fe, mit Cocusnußbaͤumen beſetzt. In den allerinnerſten Oblongen (der Mat: labaren Allerheiligſtes) ifr ein erhoͤhe⸗ tes Gebäude, worin ihr Gott (Scham: my) aufeinem Gerüfte lieget. Mur Braminen und Priefter der erften Ord⸗ nung, dürfen in diefen Raum geben. In den darauf folgenden Zwifchenrän: men der Mauern wohnen, nach verfchier denen Graden ihres Geſchlechts, (Car ften ) Braminen Gentoos Malabaren bis zu den Pariars, die nicht weiter, wie in den aͤußerſten Zwiſchenraum Fommen dürfen. In der Mitte jeder Seite geht ein gerader Durchgang bie zum innerften Oblongo. Die 4 Auf ferften Thore find bewunderungswuͤr⸗ dig, obgleich noch unvollendete Gebaͤu⸗ An jedem find 4 Pfeiler von 40 Fuß Höhe aus einem Stücke, Die uͤbri⸗ sen Stücke und Pfeiler find abtwech- felnd geoß und Elein. Das Gebäike, welches viefe Aehnlichkeit mit dem der dorifhen Ordnung hat, ift von ee ſtaunend großen Steinen gebildet, und es bleibt ein Nägel, wie die ſchwache Mation ohne mehanifche Kunft, es auf diefe Höhe hat bringen Fonnen. Jede der übrigen Eingänge ift mit ei: M 2 nem ” 183 Auszug aus dem Tagebuche des Hauptmanns von W. nem Thurn voller Figuren und Sim Bilder, und mit einem Paar ungeheus zen Pforten verwahret. Den 14. Aug. Wurden wir über den Cavern gefeßt. Die Europäer ; marfisieten nach Varione, wo fie in * Pagoden gelegt wurden, waͤhrend daß man die Zelter ausbeſſerte. Dario: ne liegt etwa 2 Meilen von Friche⸗ nopol, wobei die Seepois im Lager fanden. Diefe ziemlich große Stadt zeichnet fich befonders durch einen Fel—⸗ fen aus, welcher mitten in ihr lieget. Er ift etwa soo Fuß hoch, und man gehet den größten Theil durch bedeckte Gänge, und auf bequemen Stuffen hinauf, bis zu einen befondern Abſatz, wo eine fehr heilig gehaltene große Pa: gode liegt. Sehr artig umber wob: nen die Diener derfelben, die Brami— nen mit ihren Familien, Die von dem frommen Aberglauben des Volks fehr wohl leben, und es aus Politik darin zu erhalten fuchen. Zum oberjten Theil des Felſen führen nicht ohne viele Mühe im Felfen felbft ausgebanene GStuffen. “Das non plus ultra ift eine Eleine Pagode, mit einem Thurm und der Flaggenftange, Ich ftieg auf den Kopf des Thurms, und vergnügte mich an der unabfehbaren fchönen Ausficht. Ganz aus dem untern Theileder Welt empor gefchwungen, wickelten fich mei⸗ me Gedanken aus den Geſchaͤftsſorgen und gehäuften Zerftrenungen, und gingen über Meer und Land zu den Meinigen nach meinem Daterlande, Frichenopol iftfehr groß, etwa 3 Meir Zen im Umkreiſe, und nach alter india; x 184 nifcher Art befeftigt.- Es gehört mit feinem Gebiet jeßo eigentlich dem Nas bob von Ariot, wird abervonden Eng: ländern verwaltet. Major Brufe in Compagnie Dienften, war der Com: mandant, und nebft dem Lieutenant Samfon ein artiger Mann. Auch war ein daͤniſcher deutſcher Miffionair da: felöft. Wir marfchirten, nachdem wir noch etwas ſchweres Geſchuͤtz aus Fri: chenopol mitgenommen, nach den füge nannten fünf Bergen nach Rocomale 7 Meilen von bier; Den 20. Aug. nah Chiromony, 13 Meilen. Den 22. Aug. nad Wat⸗ te latte, 15 Meilen. Den 23. Aug. paflirten wir. das Fort Patta Eurte, 18 Meilen. Den 24. Aug, das Fort Carroor, 3 Meilen. Diefe Gegend) am Caveryfluß nach Welten hinauf, zeigte durch ihre Verwuͤſtung die Spur ren des Krieges; bie und da war etwas bewohntes bebauetes Land, und Sal öfen, womit hier vordem ein beträcht: licher Handel getrieben worden. Eine befondere Art Salzzu machen. Man nimt in gewiffen Strichen die obere Kruſte des Bodens, welche die Salztheile enehäit auf, und Läutert fie durch Auflöfen und öfters Durchfieden durch Erde, Bei Carroor ift fonft eine ſehr zute Feftung gewefen. Sie wurde vom Oberften Langen vor wenig Mo: naten erobert, und auf Befehl von ihm - gefchleift, wie er zu uns nad) Condlor im Anmarfch war. Wir fanden einige Kanonen und Munition im Fort, au) ſchon vieles wieder ansgebeffert. Den 25ten Aug. Bon hier mar⸗ ſchirten 185 beim raten Hannoverifhen Regiment in Indien, 1. 186 ſchirten wir ſuͤdweſtlich nach Colepet⸗ tab, 13 Meilen durch ſteinigte und dur ſchigte Gegenden, und eigentlich in Feindes Lande. In den dicken Gebuͤ— ſchen wohnen Nationen in kleinen Herr⸗ ſchaſten, Polygars genannt, in mehr oder weniger beträchtlichen Forts. Ich traf eines derſelben an, welches eben von den Einwohnern verlaffen war. Wir fanden etivas Korn und Feder: vich darin. Den 76. Aug. paffirten wir Ava— racauthi, ein vom Oberſten Follerton durch Sturm genommenes Fort, ziem⸗ lich groß und feſte. Wir ſchlugen 3 Meilen davon das Layer auf, bei Mootampetta (15 Meilen). Den 27. Aug. kamen wir in Die Gebuͤrge und Tagerten ung bei Geole⸗ eullah, 8 Meiten. Ein Fort von Col feries, ein Ähnliches Volk wie die Polygars. Sie find unter englifchem Schutz. Es war ein fehr volfreicher Ort, lauter ftarfe wohl gewachfene Leu: te, Die fi gut ausnahmen. Keinen halb verhungerten am Wegeund Bett: fer auf der Straße fahe man, wovon die von Europäern bewohnte Derter fo voll find, Ein Beweis der Unter: druͤckung. Den 28. Aug. Durch ſehr buſchich⸗ te von Polygars bewohnte Gegenden, einem Thale zwiſchen Gebuͤrgen, von denen Rangamale, wegen ſeiner ſpitzen Hoͤhe merkwuͤrdig iſt, ging unſer Marſch nach Faddreambo 18 Meilen. Ich ging mit ein Paar Dfficieren abwärts, und wir trafen auf ein Polygar Fort, wovor wir Die Herren mit Pifen be; tegal liegen fenen. wafnet antrafen, und daher ſchleunig, weil wir nur Wenig Leute bei uns hats ten, uns ing Gebürge wieder zuruͤck machten. Wir hatten ein Dutzend Sol: daten von der Linie und merfchirten zum Angrif, Sie waren aber davon gegangen, und hatten fich quf die Ber: ge, als auf ihre gewöhnliche Freiftätte, 100 nicht hinzu zu Fommen iſt, gemacht. Sn dem Dorfe und Eleinen fteinern Fort, fanden wir nichts als einige Huͤ— ner. Da wir mdlicdh aus den Thale diefer Gebitrge kamen, Fonteman Din: Nun waren wir wieder in einer Gegend unter englis ſchem Schuße, weldyes vielen, die die reichen Heerden Vieh von aller Art naͤ⸗ ber fehen,nicht unangenehm war. Wir waren bier 7 Meilen von Dintegal, in einem Thale, mit hoben Geblirgen größtentheils umgeben, welche von Po⸗ lygars bewohnt werden. Hier erwarte⸗ te der Herr Oberſte Stuart Nachricht von Herrn Oberſten Follerton, wie, wo und wenn er ſich mit ihm vereinigen ſolte. Man wußte, daßer bei Finivelly ſtand, und daß er ſich uns naͤherte. Im vorbeigehen hatte er ein Paar Polygar Forts genommen, und zwar mit wenigem Verluſt. Ich hatte alle Maͤrſche aufgenommen, des Weges wir gekommen waren, von Coudlor ab, und wendete dieſen Ruhetag an, einen Plan von der Bataille vom 13. fertig zu machen. Deng, Sept. Der Oberſte Follerton hatte den Oberjten Forbes bei Dinte gal gelaffen, welcher mit 2 Bataillong Seepois und ı Regiment Toparfen M 53 dort 187 Auszug aus dem Tagebuche des Hauptmannns von W. 188. dort campirte. Wir marſchirten heute nach Dintegal und ſchlugen 13 Stun den Davon das Lager auf. Den 10. Sept. rückten wir auf einen andern Lagerplatz. Ich nahm Gelegenheit die Gegend genau zu bez fehen, welche ſehr bebauet und bewohnt war. In einem Thale zwiſchen den bo: ben Gebuͤrgen liegt dag Fort Dinte gal auf einem etwa 400 Fuß hoben Felſen, es iftunregelmäßig nad) india: nifcher Are befeftiget, dem ungeachtet aberfeiner Lage nach fehr fefte. Unten am Felfen liegt die Stadt auf gleiche Art befeftigt, wie auch die Vorſtadt. Ein alltags Ingenieur und einige Pagoden würden den Ort gegen jede indifche Macht unuͤberwindlich ma- chen, befonders da oben auf den Fel⸗ fen Waſſer iſt. Er wurde von des Oberſt Follerton Armee vor I Zahn ohne viele Mühe genommen. Die Gegend umher ift unter englifhen Schuß und voller Vieh. Die Gebürge, welche diefes Thal faft einfchließen, find von der befondern Net, wie alle Berge in In—⸗ dien. Sie gehen nemlic) nicht allge: mach, unmerflich in die Höhe, fon: dern fiheinen aus der Wafferwogen gleichen Ebene gerade heraus gewach— fen zu feyn. Zwei Seiten dieſer Ge: buͤrge find von Polygars bewohnt, welche ſich Hyder Ay nicht hat un: terwerfen Fönnen. Sie ziehen beim Anmarfchiren einer unwiderſetzlichen Macht auf die Fleinen Forts in eins der Gebuͤrge mit aller ihrer Habe zufam: men. Hier baben fie ein jtarfes Hauptfort, und es Fan ihnen Feiner durch die undurchdringlichen Gebuͤ— fche folgen. i Den 16. Sept. fam ein neues Detas fhement unter dem Oberſten Efphifton von der großen Armee zu ung, Cs waren 2 Bataillons von zoıten Ne giment, 200 Hannoveraner unger dem Eapitain Offenen, mit ihnen zugleich Capitain Droͤge, König, Lieutenant Dupfat, Harling, Hupeden, Brocks, Faͤhndrich Müller, Hasberg, Cheva: bier Offenen. Sch mußte den Regi— mentsquartiermeiſter⸗Platz aufgeben, und Faͤhndrich Dffeney wurde Ad: judant. "Den 24. Sept, fam der Oberfte Follerton mit feiner Armee zu une. Den 27. Sept, vereinigten fich die drei Corps, und das Ganze beftand jeßo aus 1400 Europäern, 14 Batail; long Seepois, etwas Eavallerie, leich⸗ ter Infanterie, dem Regiment Topaf: fen und des Sebandy Corps, Es war zwar ein Waffenſtillſtand mit Typo befant, welchen er aber ſelbſt gebrochen, weil feine Cavalleriedas te Bataillon Serpois nördlicdy von Ma: dras zu Schande gehauen hatte, Wir hoften alfo von hier aus in fein Kos nigreich einzudringen. Diefes war auch ohnedem die Abficht der Ber: fanmlung diefer Armee , ‘entweder Typo zur Bezahlung alles Sca: dens und Koften, welche 300 far. Pagoden machten, zu zwingen, oder ihn in feinem Lande anzugreifen. Den 30. Sept. marfchirte die ver: einigte Armee 16 Meilen, Den 189 Den 1. Det. nad) Gadecotta, To Meilen, denfelben Ort, wo wir den 27. Aug: waren. Wir fchlugen an der MWeftfeite das Lager auf. Die Einwohner wurden, wie vorhin, be fhüßer, unfer Lager war auf einem fehönen angebausten Felde, Den 2. Det. marfchirte die Ar: mee gerade weftfich durch ein Gebü- fhe, wodurch ein fehr enger Paß ging, toelchen man den Monpourpaß nennet; wir pafjirten ihn, die Bagage wurde aber fehr aufgehalten, und fhlugen weſtlich defjelben das Lager auf, Die Gegend hier war fehr an; gebauet, wurde aber von den Einmwoh- nern bei unſerer Annaͤherung ver laſſen. Den 3. Oct. marſchirten wir etwa 10 Meilen in eine offene unbebauete Gegend, paſſirten einen Fluß, und ſchlugen auf einer Hoͤhe das Lager auf. Den 4. Oct. Mach einem kleinen Marfh von 5 Meilen, ſchlugen wir öftlich Daraperam das Lager auf, Der Capitain Maidlans war mit feis nem Örenadiercorps voran hicher ge Fommen, und hatte Befiß vom Fort genommen. Den 5. Det. Tagerten wir ung weftlich dem Fort Doff, und der Stadt wovon ich einen Plan auf: nahm. Es war vom Öberften Soller: ton im Mai durdy Sturm eingeriom: men umd zum Theil zerſtoͤrt, weil er Ber fehl erhielt nach Coudlor zu kommen. Nach deſſen Abwefenheit hatten eini: ge Hyderſche Truppen wieder Beſitz Davon genommen, und die Reisfelder beim ı sten Hannoveriſchen Regiment in Indien, ic. 190 wieder angebauet, welche in dem beiten Flor ftanden. Die Stadt hat einige gute Haufer, worin das Hauptquar: tier war, Es vereinigten ſich noch einige Seepois mit uns, welche einige ſchwere Kanonen von Dintegal mit: brachten. Wir ftanden bier 13 Tage,‘ in welcher Zeit verfchiedene Batail: lons ausgefchieft wurden, fich in den verlaffenen Dörfern mit Reis zu ver: forgen. Die Einwohner haben die Gewohnheit, ihre vorraͤthigen Früchte in ausgemauerten Hölen in der Erdezu verfcharren, welche aber unfere See pois gut zu finden mußten. In dem Fort hatte man auch einen Borrath von Anis gefunden, welcher der publik Tal: lors preis gegeben wurde. Alles diefes Fam fehr gelegen, weil Feine Lebens: mittel bei der Arnee waren. Alle Kranfe der Armee wurden mit einem Commando nach Dintegal gebracht. Die Feftungswerfe wurden fo viel möglich ausgebeffert, ein kleiner Vor⸗ rath von Reis, Stroh, u. f. w. Binz ein gelegt, und eine Öarnifon von eis nigen Compagnien Seepois darin zur Befagung gelaffen, Den 17. Det. paffirten wir eine fehr befcehwerliche Straße nach Str den, kamen ducch einen tiefen Fluß, und darauf durch tiefe bewaͤſſerte Meisfelder, welches den ſchweren Train ſehr aufbielt, fo, daß er nicht denfel: ben Tag aufzubringen war, Alle Neisfelder waren mit halb ausge twachfenem Korn belaubt, und zeigten von siner ſchoͤnen reichen Gegend, Den x 191 Auszug aus dem Tagebuche des Hauptmanns von Wr, „192 Den 18. Det. lagerten wie uns 2 Meilen von Pyna, einer an der, Die Haldinfel von Norden nach Süden durchfchneidenden Kette von Gebür gen, gelegenen Landſchaft Pyna, dieib- ren eigenen Hercen hat, Diefer war vom Hyder Aly getödtet, und ein anderer eingefegt worden, welcher aber in der Annäherung des Maidlanſchen Corps, welches flets voraus ging, mit feinen Schägen fi in unwegbare Gebuͤrge zurück gezogen hatte. Der Oberſte Follerton feßte Die rechtmäßigen Erz ben des Landes wieder ein, welcher in der Abſicht bei uns in der Armee war, Es wurden alle Seepois Bar’ taillons , Publik Fallores ausgefandt, um fid) nad) gewöhnlicher Art ‚mit! Meis zu verfehen, weshalb wir Eur: ropaͤer unfere Fronte zur Sicherheit verjtärften, ob fich gleich Fein Feind als nur einige wenige Reuter fehen ließen, Die Fortfeßung Folgt kuͤnftig. Eine fihleunige Verwandlung. Eine Anekdote. Fin Bauer, der einige taufend = welfche Nüffe zur Stade brachte, Fam bei einen Vorkaͤufer, am den er feine Nüffe abfegen wolte. Sie Fonten aber den Handel nicht gleich ſchließen, indem der Vorkaͤufer ſich zu dem Preiſe nicht verſtehen wolte, den der Bauer verlangte, aus der Urſache, weil der Vorkaͤufer ſo ſehr vieles an den Nuͤſſen auszuſetzen fand, Bald waren fie nicht geoß genug, bald war der Kern zu Flein, bald war ren fie unreif; kurz fie waren feiner Angabe nach, fo fhleht, daß er'be: fürchten mußte fie wicht wieder los zu werden, * Endlich bequemte fih der Bauer das zu nehmen, was der VBorfäufer bot, und gleich war der Handel ges ſchloſſen. In dem Augenblick kam einer, um von dem Vorkaͤufer hundert Stuͤck Nuͤſſe zu kaufen. Dieſer bot ihm von denen fo eben gekauften Nuͤſſen welche dar, die er mit der größten Geſchicklichkeit zu ruͤhmen wußte, Er pries ihre Größe des Kerns, und die Reife, die fie erlangt batten, Kurz die Nuͤſſe, die er eben als Kaͤu⸗ fer fo durchaus herab gewürdigt hat te, erhob er nun als Verkäufer über alle andere ihrer Art, ERIBEE EINTRETEN EA ITE RE VE “ I verhauen hätte, 493 PD ſches ————— 94 13 tes Stuͤck. Montag, den Aten Februar 1785. Auszug aus dem Tagebuche des Hauptmanns von W. beim 15 ten Hanngoerifchen Regiment in Indien, ſeit dem aaa, bei Eoudlor , den 2zten Jullus 1783. (Fortfeßung. ) s war bis hicher allen Nach: richten von Madras zu folge, an einen völigen Frieden mit Tippo nicht ge4=.ifelt worden, wir erwarteten ftündfich Die Belätigung von Bengalen, jedoch endigte ſich die Sache plößlih, man wußte das ‚ein Tippoiſches Corps des 2te Bataillon Seepsis nördlich Madras aänzlich General Johnſton, welcher mit 3 Compagnien des ro2!en Regiments und 3 Bateillons Ser pois Mafulupatan weftwärts instand marſchirt war, war von einem Tip: poifhen Corps umringt, und hatte fhon feine Bagage verlsren. Zu Mangalor war der Oberſte Mah⸗Juſ⸗ ſy mit feinen Gefolge, man wußte - nicht wie, vom Tippo gefangen genom: men, Alles dieſes nebjt dem, daß Tippo ſich weigerte, Die verlangte Sumnte den Engländern zu bezahlen, battenun Fein friedliches Anfehen, und ‚verKtieg ſchien von neuem wieder los⸗ „zugeben. Diefem zufolge naͤherten wir uns den Grenzen des Königreichs. Mayſore. Wir marfchirten den 22, Dct. in einer angebaneten offenen Ger gend nördlich) an den Gebürgen ber: auf. Das Fort diefes Orts war am vorigen Tage vom Cavitain Maidland in Befiß genommen, Cs hatte einige ftarfe runde Baftionen und einen ho: ben Wall, alles maſſio. Inwendig war eine Wagode, mit einigen fehönen metalfenen Sanies (Gößen). Der Drt liege hart daran, in verfchiedenen Abtheilungen, an beiden Seiten ei— nes über Felſen rollenden Fluffes, wel: her artige natürliche Eafcaden bildet, Er hatte einige gute Käufer, beſon— ders in der Straße der Braminen, welche ftets befonders fteben, und man gleich an Ordnung, Reinlichkeit und Verzierung erfennen Fon. Die Straße ift gemeiniglich breit in einer ſchnurgeraden Linie gebauet, und am Ende derſelben eine Pagode, vor welcher eine hohe Säule, oben mit einer Leuchte fteht, womit die Bra: N mien mien bei gewiffen Gelegenheiten: dem Dolfe Zeichen geben. - Auf einer bin: ter: dem Wall gelegenen. hoben Ba: ftion , fanden wir in der Mitte derfel; ben auf einem Gerüfte, eine Kanone fo gelagert, daß fie aus allen Schick: fharten zu fchießen gedrehet werden fonte. Sie wurde auseinander ge ſchlagen, und ihre Zufammenfeßung war bemerfungswürdig. Man hatte g Stangen Eifen von der länge des Stuͤcks in die Ruͤnde zufammen gefeßt, hieran ſtarke eiferne Binde getrieben, welche die Stangen fo genau an einander fchloffen, daß die Seele des Stuͤcks ungefähr in 9 Pfund gebildet wurde. Ueber diefe Bande oder Reifen war noch eine an: dere folche Sage getrieben, welche uns ten am Zapfenſtuͤck ungleich dicker wie ‚nach. der Mimdung zu war, Den 23. D:t. Die Armee marſchir⸗ te nach Clunampetta, und den folgen: den Tag nach Sammatar. Dieſe ‚Gegend tar zwar ohne Waldung, aber mit lauter Hecken durchſchnitten, und ſehr gut angebaut. Sie weicht auch darin von den uͤbrigen Theilen, ſo ich bereits in Indien geſehen, ab, daß lauter flache Anhoͤhen auf einander fol⸗ gen, welche kleine Thaͤler und Waſſer⸗ kaͤufe bilden, und mehr Abwechſelung als die Ebenenanachen. Wir paſſirten ein großes Dorf Aritchery, wo zur Be⸗ deckung des darin gefundenen Korns vom Capitain Maidland eine Wache gelaſſen war. Dieſe war da gelagert, wo wir paſſirten, welcher Umſtand ei nen Ungluͤckfall verurſachte. Ein mis 195 Huszug aus bem Tagebucje des Hauptmanns von W. 196 Pufvertonnen beladener Ochfe, war in eines der Feuer gelaufen, das Pulver flog auf, und ſteckte mehreres an, welches einen erftaunlichen Knall verurſachte. Da diefes nahe an der Linie gefhahe, und alle die uͤbrigen mit Pulver beladenen Ochfen wie off herum liefen, wodurch noch viele Feuer fingen und aufflogen, ſo wurde mar für die Pulverkarren fehr beſorgt, welche in aller Geſchwindigkeit vorfahren muß⸗ ten. Es wurden bei dieſem Vorfall ein Paar Europaͤer und viele Schwar⸗ ze getoͤdtet und verwundet, und an die 70 Ochſen gingen dabei verloren. Am Nachmittage war Verhoͤr, und am Abend wurden einige Europäer bei Verſammlung der Brigade gepeitfcher, welche auf dem Marfchevon dem Ober ften Elbingſton in Arreft genommen worden, weil fie gepfaudert haben ſolten. Am 25. Det, ſchlugen wir das la⸗ ger, nad) einem Marfche von 18 Mei⸗ len, auf einer fchönen Höhe auf, ge rade gegen einer Defnung in der Kette der Gebuͤrge über, Dieſe ſchon ger nannte Gebirge, telche die ganze Halbinſel Indien in zwei Theile theis ken, find, außer einigen wenigen Stellen, undurchdringlich. ie beftchen aus an einander hangenden Felfen, welche fih auf einander thuͤrmen, bie und da Thaͤler bilden, auch manchmal Flaͤ⸗ chen von 30 und mehr Meilen auf ihrer Höhe haben. Diefe werden von vielen dort, entfbringenden Waͤſſern befeuchtet, und von den unuͤberwind⸗ lichen Polggars bewohnt. Hier wir 197 beim 1 sten Hannoveriſchen Regiment in Indien, ic, 198 de vielleicht Das Unternehmen des Hans nibals gefcheitert haben. Die Felfen haben manchmal fenfrechte Abfäße von einigen 100 Fuß, und find da, wo ihre Fläche etwas Erde gelaffen, mit den dickſten Buͤſchen bewachfen. An einis gen Stellen und Gränzen dieſer Flaͤ— chen ſcheint die fchönfte Waldung ber: vor, und bie und da ſtuͤrzen Fleine und große Bäche über die fchroffen Selfen von der unabfehbaren Höhe herunter, welche in einiger Meilen Entfernung wie Silbergüffe feinen. Selbſt in der Waldung ift hin und toieder ein bewohnter Ort, wozu faſt fein Zugang zu finden ift. Die Wild: niffen werden von Eiephanten, Ti: gern, Leoparden ze. in Mengebewohnt, welche uns nachher im Lager verſchie⸗ dentlich Befuchten. Man nennt die Gebuͤrge an ver Suͤdſeite des Paſſes Anna Male, oder Elephantengebürge, Unter den werigen ver Durchgan- ge diefer Gebuͤrge von Carnatic ins Königreih Mafora ift der Coimba: toorpaß Ber einzige in Eüden. wird nad) ver Ofifeite durch das Fort Coimbatoor, und durch das Fort Polli Cautchery von der Weſtſeite gedeckt, obgleich ihn die Natur fo fefte gemacht bat, daß er mit der Armee nicht zu pafliren war. - Hievor war es wo un: fer Lager jeßt gerade gegen über ſtand. "Die etwa ı2 Meilen weite Deffnung zeigte fich ung in Weſten, die mit eis nigen Flüffen durchfchnitten und mit undurchdringlicher Waldungen ange: fuͤllet iſt Hier folten wir mit der Ar⸗ mee durchdringen. Er Den 26. Det. Wir marfihirten am andern Morgen an der linken Seite des Durchgangs. Die Gegend fing ſchon an büfhig zu werden, un) wie ſchlugen in Buͤſchen auf bebauten Feldern das Lager auf Jedes Corps war nach einer befondern Nichtung gelagert, weil es die durchſchnittene Gegend nicht anders geftattere, Vor uns war in einem dicken Waldſtrich ein tiefer Fluß, und an der andern Seite eine etwas offene Fläche, wo ein ziemlich großer Drt mit einen elenden Fleinen Fort lag, Anna Male genannt, wohin das Maidfantfihe Corps ſchou duchgedrungen war. Die Einmwoh: ner waren wie gewöhnlich, davon gez laufen, und wir mußten den folgenden Tag bier halten, damit erſt ein Weg durch die Waldung und das Gebuͤſch gehauen werden konte. Es wurde, weil es für die Pioniers allein unz möglih war, dazı ein. Kommando von der Europäer Brigade von 45 Mann gegeben, befonders auch darum, weil fie zu ſchwerer Arbeit beffer zu gebrauchen waren. Deu 28. Det, marfchirten wir durch den Waldſtrich, paffirten einen grof fen und zwei Fleine Fluͤſſe, darauf die Fläche vor Anna Male, und dann ber ftändig in den dickjten Gebifchen, und fhlugen nah einem Marfch von 10 Meilen in dem etwas lichteren Gebuͤ— ſche das Lager bei Bandapoleam auf. Capitain Maivland war fchon voraus, und es marfchirte noch heute derÖberfte Kelly mit der zten Brigade um die Arbeiter zu decken und vom Terain Rz Ber N 99 Auszug ans dem Tagebuche des Hauptmann von W. 300 Beſitz zu nehmen. Es Eoftete fo ge waltige Mühe einen Weg durch die dicke Waldung zu hauen, daß wir bis zu deffen Endigung einen Mafttag bat- ten. Die ſchwere Artillerie war noch zurück mir einigen Bataillons zur Bedeckung. Den 1. Nov. legten wir einen 20 Meilen langen Marfch durch einen dicken Wald zuriick, welcher dem Fun: digen Neturforfiher durch die Man: nigfaltigfeit feiner Bäume eine Jahr lange Beſchaͤftigung darbietet, und ung gewiß wichtige Entdeckungen ver: fhaffen wuͤrde. Wir erreichten er mider am Nachmittage um 3 Ubr das Fort Calamgooty, wenn man dies fes elende Loch fo nermen fan, Eine dünne Mauer, etwa 8 Fuß hoch, umfchließt ein Viereck, und hat an der Inſeite einen 3 Fuß hoben Wall, der eben fo breit iſt. Diefes alles ift mit einem Dach von Palmblättern bedeckt. An den Eeken ift ein niedri⸗ ger hölgerner Thurm, in welchen wir etliche balbpfündige Kanonen fanden. Inwen dig wareneinige fchlechte Hau: fer, und ein feeres Neismagazin. Da die Bagage noch fehr zuriick war, fo wurden die Europäer unter dem Schuz⸗ ze diefes bedeckten Walles bequartiret. Wir feldft logirten uns in die Hütten und brachten die Nacht in diefem elen⸗ den ftinfenden Orte Fläglich zu. Am andern Morgen wurden die Zelte auf gefchlagen und bezogen. Den 2. Nov. Obgleich die Ein wohner des Orts davon gelaufen wa⸗ ven, fo blieben doch die Einwohner der Gegend, welche ſich als unſere Freunde erflärten, weil fie uns als Defreier vom Tippoifchen Zoch an: ſahen. Wir waren noch immer an der linken Felſenwand des Paffes, von deren Höhe Waſſerfaͤlle über den fchroffen Felſen herunter ſtuͤrtzten. Diefes reitzte mich naͤher an den Fuß des Berges zu reiten. Ich ritt durch einen dicken Wald faſt eine Stunde ziemlich nahe dem Fuße der Felſenket⸗ te. Hier fanden wir einige Neisfel- der im Walde, woraus hie und da ein Felfen hervorragte, und die mit ei⸗ nigen geringen Häufern bebauer war ren, Die Einwohner entrannten in großer Angſt beim Anblick unferer weiß fen Gefichter, welche bis in ihre fried: fiche Einfiedlei gefommen "waren, Durch vieles Zurufen und Winfen brachten wir endlich einige wieder zur rück, denen wir durch Huͤlfe der bei uns habenden "Leute Much einfpra: chen. Sie vermehrten fich bald und ‚wurden dreiſter, bewirtheten ung mit Milch und Coeusnüffen, und gaben uns einige Hüner mit. Es war we gen Tiger, Elephanten und anderer Thiere gefährlich weiter zu reiten, und Feine Zeit mit einer beivafneren Ge feltfchaft ven Berg zu befteigen, wel; ches eine Tagereife- erfordert haben würde, weil wir am andern Tage wie⸗ der marfchiren mußten, Den 3, Nov. Wir fanden nach ei nem langen Marſch die zte Brigade und das Grenadiercorps nahe bei eis nem großen Fluß im Lager. Die Ge gend wo wir ducch Famen, war auf s einis x} 20: beim ısten Dannoverifhen Regiment in Indien, ıc. einige Meilen noch ftets gebuͤſchvoll, doch zuletzt mit den ſchoͤnſten Reis fel⸗ dern angebauet. Die langen Maͤr— ſche und der beftändig heftige Regen ermuͤdete uns ſehr. Wir, die fe Bri⸗ gade, ſchlugen an der Suͤdſeite des Fluſſes Pajany das Lager auf, Den 4. Nov. Der Fluß war durch den beſtaͤndigen Regen fehr- ange: ſchwollſen, und faft nicht durchzukom⸗ men. Es fland das 21" Bataillon Serpois gegen über auf der andern Seite zum Vorpoften, wo wir etwa 1 Meile von dem Fort Polisutchery entfernt waren. Es Tag ums in Nor: den md zeigte uns, Daß es wegen der höher liegenden Fläche von dieſer Sei⸗ te nicht gut anzugreifen fey. Das Grenadiercorps feßte fich öftlich dem Fort. Gegen Abend feuerten die Bor; pojten auf einen Trupp Feinde, wovon einer blieb. Es wurde des Morgens ein Commando Europäer voraus ge fandt, um einen neuen Lagerplatz von Buſchwerk zu reinigen, und wir mar; ſchirten Nachmittags um 2 Uhr ab, und fhlugen Nordoft des Forts in 12 Meilen Entfernung das Lager auf den zwifchen den naffen Reisfeldern liegenden Anhoͤhen auf, die alfe mit dik⸗ kem Bufch bewachfen waren, Die Be faßung des Forts brannte einen Theil ihrer Vorſtaͤdte ab, das Grenadier: corps aber nahm Beſitz von den uͤbri⸗ gen Vorſtaͤdten nahe am Fort. Nach einer foͤrmlichen Belagerung mußte ſich ſolches ergeben, und es wurde die Bedingung feftgefegt, daß die Garniſon mit ihrem Eigenthum % 202 und einem Seitengewehr frei abziehen folte, jedoch ohne Geld uns Gold mit fi zunehmen. Dem zu Folge zogen fie am andern Morgen ab; die Beſatzung beftund aus etwa 3000 Mann Hyder Alyſcher Truppen. Der Eommandant (Kelledar) und der Schaßmeijter wurden zurück behalten. Man fand im Fort 52700 Pagoden in Gold: Fanams, auch etwas Ge ſchmeide, 4o Stück Kanonen auf den Werfen, außer denen in den Maga zinen, nebft vieler Ammunition, auch Dferde, Ochfen, großen Vorrath von Eifen, Blei, eine Menge fehr lan: ger Öewehre, welche man Öangelftücke nennet, viele franzöfifche und deutſche Gewehre ꝛc. Nachrichten von Madras meldeten uns, daß man fich bemuͤhete, zum Frieden zu fchreiten, und Herr Sad: delier ſchon nach, Seringpatnam als Unterhindler abgegangen wäre, Den 15. Nov, befchäftigte man fih fehr, die eroberten Suchen im Forte aufzuzeichiten und in Ordnung zu bringen. Unterdeffen fing ich an das Fort aufzunehmen. Die Armee nahm einen beffern Lagerplaß ı Meile weſtlich des Forts, und campirte auf den Höhen Brigadenweiſe nach ver: fhiedenen Richtungen. Es wurde ei ne Zuſammenkunft von Offteieren aus allen Corps befuffen, um die Verthei⸗ fung der Beutegelder feitzufeßen. Da den 16. Row, in den General⸗ ordres befohlen wurde, daß Die euro: paifchen Pioniers wieder einruͤcken fol ten, fo begaben der Lieutenant Howel N3 und > 203 Auszug aus dem Tagebuche des Haupfmannd von W. 204 und ich ung wieder zu unferm Corps, Die Landegeinwohner diefer Provinz, als eigentliche Untertbanen des Königs von Ealicutt, welche Hyder Aly unter: jochet hatte, freueten ſich befreiet zu werden, und wieder unter die Herr fchaft ihres vormaligen Beherrſchers zu Eommen, Bon diefem hatten wir einen Berwandten bei uns, Dem das Fort and Land übergeben wurde, jer doch mußte das Fort zu mehrerer Si’ cherheit in engliſchem Schuße bfeiben, Den 18. Nov, befchäftigte ich mid) mit Huͤlfe des Lieutenants du Plat die Gegend des Forts aufzunehmen, und machte den 19. Nov. einen Plan dar Davon. Die Feftungswerke wurden etwas twieder hergeftellet, und die Sa: Ken im Fort meiſtbietend verfauft. Aus dem guten Reismagazin wurde die Armee verforgt, und was zu Pfer: defutter tauglich war, an die Officiere verkauft. Den 20. Mov. ward endlich die Vertheilung der Beutegelder nach vie {en Uneinigfeiten feftgefegt. Der Ober: fie Follerton erhielt als erſter Cöloral F, der Oberfte Stuard 7, als zweiter im Commando, ein Capitain 180. ein Subaltern go, ein eneopäeifcher Soldat ıl, uud ein Seepois ı Page de, die Pagode zu zo hyderſchen Gold⸗ Fanams gerechnet. Den 21. Nov. waren Briefe vom Dberften Gordon zu Tellerchery an den Oberſten Follerton eingegangen, welche ihn antrieben, ſeinen Marſch dahin zu beſchleunigen, um Manglore zu entſez⸗ zen, welches Tippo ſchon fo Lange be lagert, ch war voller Hreuden, die Küfte von Malabar Fennen zu lernen, wovon wir gegen Cochin nur 50 Mei: len entfernet waren, und dachte mich fhon in der Belagerung von Sering⸗ patnam, als fihere Nachrichten ber richten, daß es wegen der Wege un: möglich wäre, hinzukommen. Auch war diefe Armee in Feiner gehörigen Verfaſſung, Fein Brantewein für die Leute mehr vorrätbig, die Ochſen für die Kanonen und Magazine in ſchlech⸗ tem Stande, fo, daß es den gänplis chen Untergang hätte nach-fich ziehen Eörmen, wenn der Marfch unternom⸗ men worden wäre, Wir verfuchten da⸗ ber cine etwas weniger gefährliche Un⸗ ternebmung, und marfchirten am anz dern Tage, als am 22. Mov. linfs ab. Der Capitain Duar wurde mit einiz gen zegulairen Truppen, welche Gew pois von Königreich Maffure waren, als Kommandant in Policaucchern zur rück gelaffen, wie auch alle unvermögens de Kranfe der Armee, Unfer Marfch Hing rückwärts nach Often an der ge genüberftehenden Kette der Gebürge heraus, woher wir vorhin gefommen waren, Hier fanden wir eine gut der bahnte Straße, welche von Hyder Aly ‚zur Commmunion zwifchen Combatour und Policautcherg durchgehauen war, und lagerten uns nach einem langen Marſche, fo ein Paar böfe Stellen verurfachten, gegen Abend auf der Straße felbft, weil wegen der dicken Gehölze fein kagerplak da war. Den 23. Nov. marfihirten wir wei⸗ ter an dem Gebuͤrgen beſtaͤndig in der dickſten Waldung, Wir paßirten ein altes 205 Bemr sten Hannsverifhen Regiment in Indien, ꝛc. 206 altes Fort, fo das Eaferafotta, oder das hölzerne Fort heißt, gewiß mit Hecht, denn die Baftionen, wenn man fie fo nennen fan, waren ein be decktes hölgernes Häuschen, und Die Curtinen beftanden aus einem vierfaz hen Pallifadenwerf mit einem Plan quet. Wir lagerten ung auf einer et; was offenen Höhedie mit Gebuͤſch um: geben war. Die Nacht wurden mir von wilden Elephanten und Tigern ber ſucht, welche drei Schwarze tödteten und ein beftändiges Gefchrei des Volks der Armee verurfachten. Den 24, Nov. reifeten wir weiter linker Hand um die Berge die Straße nach Combatour. Während des Mar: fihes wurden wir von einigen der hy⸗ derfchen oder vielmehr tippoifchen Ca⸗ vallerie begleitet, welche goo Mann ftark feyn mogten, Einige kamen un ſerer Seitenpatronette nahe, welche auf fie feuerte. Wir ſchlugen füd: fih Combatour in einer Entfernung yon 2 Meilen das Lager auf, Das Örenadiercorps nahm noch felbigen Abend Befiß von der Borfladt, Die Monfons an der Küfte Corsmandel waren fihon im verwichenen Monat angegangen, in welcher Zeit wir eis gentlih an der Küfte von Mallabar, ‚mithin ihnen ausgewichen waren, je Doch hatten wir verfchiedene Tage hef⸗ ‚tigen Regen. Nach Ausfage meines Dabaſch würde ohne diefen Regen das Waſſer fehr ungefund gemefen feyn, welches , da es aus den felfigten Ge: bürgen Fomt, fehr hart und mit Stein; materie gemifcht if, Es verurfacht einen Ausſchlag Aber den ganzen Körr per, und ift die lirfache, daß unfere Schwarzen Bedienten aus dem Cara: tic nicht. gerne mit uns nach dieſen füdlichen Provinzen geben wolten, und zum Theil davon liefen, ‚wie wir den erften Marfch gemacht hatten, Die Suͤdſeite von Combatour ift eine niedrige Gegend mit drei großen Zeichen und einem großen Fluß uns geben, fo, daß wir nicht hinzukommen konten. Wir mußten uns daher an eine andere Seite des Forts feßen. Diefes gefhah durd) einen fehr grof: fen Ummeg von 14 Meilen, weil die nähern Wege durch Durchſtechung der Daͤmme verdorben waren, Die Kanonen waren fo mühfam durch den Fluß zu bringen, daß wie erft um 5 Uhr ins Lager Pamen, welches auf ei: ner Höhe der Nordweſtſeite des Forts aufgefchlagen wurde Man feuerte gegen Abend vom Fort mit Eleinen Kanonen und Gewehren, welches die Grenadier mit ein Paar Hpfündern beantworteten. Kapitain Maidland drang felbige Macht mit ı Compag- nie vom 102ten Regiment, fo bei feis nem Corps war, vors Thor des Forts, brach. das Außerfte Thor auf, allein wie er ins zweite brechen mwolte, er: gab fich die Garniſon. Cie beftand aus 200 Mann mit langen Feuerröh: ren bewafnet, welche man abziehen ließ, Es war im Fort nichts von Erheblichkeit. Huf dem Wolfe waren einige Dreipfuͤnder und eine fehlechte Art von Haubißen. Es wurde etwas Borrath von Kugeln, Pulver, u. ſ. w. ge 207 Auszug aus den Tagebuche des Hauptmanns von W. ic, gefunden ‚ aber alles baare Geld, fo aus 16000 Pagoden beftanden, Hatte man bei unſerer Annäherung. nach Seringpatnam gefandt. Das Fort ift größer wie Policautchery, aber ſchwaͤ— cher von Vertheidigungswerfem Die Stadt, welche 3200 Schritt davon an⸗ fängt, ift recht 'artig gebauet, befon: ders wird fie Durch ein fehr hübfches Gebäude im morgenländifchen Ge ſchmacke gezieret, Man fand bier auf 74 Tage Reis für die Armee, und einen Vorrath Sandelholz. Die Ge gend ift angenehm und fruchtbar. Cocus, Datteln und Betel flanden häufig zwifchen den fehönften Reisfel- dern, Die Felder auf den Höhen war ten mit Gram, aba, Natchamy, u. f. w. bebauet. Ich fabe bier das er: ſte Zuckerroßr in Indien, Es war ftärfer wie ich es in Amerika gefehen und von angenehmen Geſchmack. Den 30. Nov, Unterdeffen man nene Einrichtungen machte, befchäf tigte ich mich damit, das Fort und die Gegend aufzunehmen und machte davon einen Plan. apitain Maid: land marfchirte mit dem Orenadier: corps nach Frichonopel, um Muni: tion zur⸗ Armee zu bringen, und Die zte Brigade nad) Cochim an der ma— labarfchen Küfte, um Arrac, ꝛc. für die Armee zu holen. Es war von neuem wieder Unfchein zum Frieden, Ein in der Nähe fe hendes Corps von Tippo von 2000, Mann fandte eine Friedensfahne mit der Verfiherung an den Dberften Fol: lerton, daß er Machricht von Sering⸗ patnam hätte, wo der Sage nad) der 208 Confeillee Adleer aus Madras feyn ſolte. Die lange Entfernung von den von Englaͤndern bewohnten Oertern machte, daß wir an vielen Dingen Mangel litten. Alle Branteweinyor: raͤthe waren erfchöpft. Wir waren ge ziwungen, Waffer zu trinken, Reis— kuchen zur effen und Oel zu brennen, ſo gar war kein Zucker mehr zu haben, welhen Mangel wir durch. einen fhlechten. Sirup, den wie von fehr unreinen ſchwarzen Zugfer Fochten, nur elend erſetzteuu.. Die Armee veränderte den Layer plaß der Meinlichkeit wegen daſelbſt zweimal. Den 13. Dec. Morgens umgUßt wurde Die Linie durch ein anhaltendes Feuer der Außerften Doften unter das Gewehr gebracht. Es waren faſt 1000 tippoifche Pferde, fo beinahe zwifchen die Außerften Poften der Linie dranz gen, jedoch fich zurück zogen, ehe die Linie vorrückte. Der Oberfte fihickte ihnen eine Flagge undtieß fragen, was fie mit dem Angeif fagen wolten? Gie liegen fich damit enifchuldigen, daß, weil fie ein neu anfommendes Corps wären, fie nicht wüßten was vorgeganz gen fen, und erboten fich einen gefan: genen Europäer wieder auszuliefern. Der Eapitain Tempis der das Batail: (on commandirte und auf Piquet war, wurde beidiefer Gelegenheit aus Verſe⸗ ben von feinen eigenen Leuten erfi hoffen. Den 15. Dec, Zur Abwechſelung in dieſem Standlager wurde ein Wettren⸗ nen von verſchiedenen Officierpferden mit den dabei gewöhnlichen Einrich⸗ tungen angeſtellt. Die Fortſetzung folgt. Hannoberiſches M 14 Stuͤck. Freitag, den I8ten Februar 1785. Briefe über die Belagerung von Gibraltar, an einen Freund in Hannover gefchrieben. - ie fordern mich anf, eine Gie - ſchichte, von der mit dem wie der hergeftellten Frieden zwi⸗ {hen England und den vereinigten feindlichen Mächten zn Ende geganges men Belagerung von Gibraltar, zu liefern. Um die Schwieriafeiten einer fol: hen Urbeit, und wie forgfältig man feyn muß, Si nichts falſches zuge mifcht werde, zu beurtheilen, muß mar ſelbſt es verſucht haben, ein Ta⸗ gebuch zu führen. Sch geftehr gern, daß ein Particulier nicht alfe geheimen Triebfedern, warum fo und fo gehan: delt wird, Fennen lernet, nicht im: mer jede‘ B⸗ orfaͤlle von der rechten Ski: te einſtehet, un) oft ſchief urtheilet, auch wohl manche That: Umftände nicht genau erfährt. Diefes Fan in ei⸗ nigen wenigen Fällen ſich wohl zutras gen, allein, wenn man fich einige Muͤ⸗ he giebt, vie Wahrheit zu erforfchen, und. es fi nicht verdrießen läßt, menn man nachher eines beffern ber lehret wird, das aufgezeichnete wie derum wegzuftreichen, fo laßt ſich doch fo etivas liefern, was denen, die an der "Belagerung nicht ſelbſt Teil ge nommen haben, eine yiemliche Idee von derſelben giebt. Bon dieſer Seite belieben Sie die ſen und die folgenden Briefe anzuſe⸗ ben, und die etwanigen Irrthuͤmer zu entſchuldigen. Sch werde mich bez muͤhen, die Belagerung nicht nur einſeitig vorzuſtellen, ſondern auch dabjenige was ſpaniſcher Seits gefcher hen und nicht gerade allgemein bekant worden, mitzutheilen.: Meine nach wieder bergeftelltem Frieden durch eis nige füdliche Provinzen Spaniens ge machte Reifeund die zufällige Unterhal⸗ tung mit fpanifchen Offcieren Yon der Armee und Flotte, welche an den Oper rationen wegen dieſe Feſtung Theil ge⸗ nommen hatten, ſeht mich in Stand, mie manches aufzuklären, was uns im Gibraltar dunfel gewefen war. Alles diefes werde ich, befter Freund! am gehörigen Orte berühren. Ehe ich indeſſen die Geychichte der letztern Belagerung Ihnen mittheile, ſo werde ich ſuchen, Sie etwas mit O Gi⸗ 2141 Gibraltar, deſſen Lage, Nachbar: ſchaft, Zuſtand vor dem letzten Krie⸗ ge, uf w. bekant zu machen. Mit der Erzählung aller ver Schick: fale, denen Gibraltars Felfen feit um Denflichen Zeiten untertvorfen gemwefen, will ih Sie nicht aufhalten, mweilver: Schiedene Büchermacher, als der Ober; fter James in feiner Hiftory of the Streights u. a. m. mich diefer Muͤhe laͤngſt uͤberhoben haben. So viel iſt gewiß, daß wohl nie ein Ort eine ſo lange Reihe von Jahr⸗ hunderten hindurch die Zuͤchtigungen des Krieges zu fo erſtaunend wieder; holten malen gefühlt hat, und fo oft unter andere Herrfchaft gefommen ift, als gerade diefer Juwel der brittifchen Krone. Seit dem Taricf im Jahre 710 den Grund zu der Stadt Öibral: tar gelegt, hat fie das Schieffal ge: habt, 15 mal belagert zu werden. Wie Gibraltar im Jahre 1704 von der vereinigten englifchen und hollaͤn⸗ difchen Flotte erobert wurde, fo ver- ließ der größefte Theil der damaligen Einwohner feine Wohnungen, und verfegte feine Penaten in die nahe be: legenen Gefilde, Nachdem indeffen die Spanier im Jahre 1705 folches sergeblich belagert hatten, und die vorgedachten ausge wanderten Bewoh⸗ ner ihre Hofnung, folches wiederum der fpanifchen Botmäßigfeit unterwor⸗ fen zu feben, vereitelt fanden, fo ver: teilten fie fich in den Hütten, Wein: bergen und Meiereien der umliegenden Briefe über die Belagerung von Gibraltar, Gegend. — Der Regidor Decano, der nebſt den uͤbrigen vormaligen Ma; giftratsperfonen der Stadt Gibraltar ſolche verlaffen hatte, erhielt darauf im Sabre 3706 einen Befehl, aus dem fpanifchen Geheimen Kathseolle gio, daß er mit Zuziehung der Raths⸗ verwandten einen Ort ausfuchen folte, wo die Einwohner fi anbauen kön: ten. König Philip der zte legte fel- bigen auch die Surisdiction in eben der Maaße bei, wie fie folche in der Ningmaner von Gibraltar ausgeübt hatten. Sie wählten hierzu einen Hügel, worauf eine dem heiligen Ror que geweihete Eremitage fland, und: welche eine Legua a) oder 3 englifche Meilen von Gibraltar entfernt ift, Diefe Stadt erhielt auch von dem Heiz ligen den Namen San Rogue. Auf einer Diftanz von 2 Leguas Suͤdweſt von San Rogue, und einer Legua Nordweſt von Algeziras ent: ftand im Jahre 1716 ein anderer Elei- ner Ort, der den Namen Los Bars rios (die VBorftädte) erhielt, Algeziras, dasfeit 1369, da es vom König von Granada Mahomed Abil den Spaniern abgenommen und zer: ftöhre worden war, in Ruinen ge legen hatte, deffen Ländereien. aber durch die Privilegien verfchiedener ſpa⸗ nifcher Monarchen den Einwohnern Gibraltars eingegeben waren, wurde auch um diefe Zeit wiederum aufge bauet und bevölkert, Ungeachtet Algeziras unter diefen dreien ⸗) Legua, ſpaniſche Meils von eine Stunde, 213 Breien in der Nähe von Gibraltar ger legenen Städten in manchem Be tracht, befonders wegen feiner Lage an der Seeküfte, viele Vorzüge bat, fo ift San Roque, wo ſich die mehr⸗ ſten alten Einwohner Gibraltars nie⸗ dergelaſſen haben, doch immer der Sitz des Corregidors und der erſten Ma: giſtratsperſonen der ſaͤmmtlichen drei Staͤdte geblieben. Auch wohnet hier der General, welcher in Friedenszeiten das fogenanntelampo de Gtbraltar oder kleine Obſervationscorps vor Gi⸗ braltar commandiret, nebſt feinem Ge neralſtaabe. Algeziras, das nur we⸗ nige alte aus Gibraltar herſtammen⸗ de Familien zaͤhlet, und mehrentheils durch Fremde iſt bevoͤlkert worden, beſchwerte ſich zwar im Jahre 1735 beim Rath von Caſtilien daruͤber, daß es keine beſondere Juſtizverfaſſung- haͤtte, konte aber nichts weiter als ei⸗ nen Alcalde Mayor, der aber dem Eorregidor in San Roque fubordinirt blieb, erhalten. San Roque bat auc den Vorzug, daß verfchiedene andere Königl, Bediente, als die Ad⸗ miniftrateurs des Tabacks und Salzes daſelbſt ſich aufkalten, Die Einwohner dieſer drei Staͤdte, welche ſaͤmmtlich unter dem allgemei⸗ nen Namen des Campo de San Ro⸗ que begriffen werden, genießen der Vor⸗ rechte und Freiheiten, welche der Stadt Gibraltar, ſeitdem fie unter fpanifcher b) Die Millionenftener iſt eigentlid) eine Yecife auf Wein, Eflia, Del, Fleiſch, an einen Freund in Hannover gefchrieben, 214 Bothmaͤßigkeit geſtanden, von dem dverfchiedenen Monarchen - find beige gelegt worden. Es that zwar Je wand im Fahre 1776 den Vorſchlag, durch die Einfuͤhrung der Millones b) in Algeziras die Koͤnigl. Einkuͤnfte zu vermehren: auf geſchehene Vorſtellung dieſer Stadt und Anfuͤhrung ihrer Privilegien, beſtaͤtigte indeſſen Carl der III. ihre Freiheit von dieſer fa drückenden Abgabe. Es verdienet angemerft zu werden, daß die Einwohner der mehr gedach: ten drei Städte San Roque, Algeziras und Los Barrios in allen öffentlichen Ausfertigungen noch immer Einwoh: ner der Stadt Gibraltar im Campo de San Roque refidirend, genannt wer⸗ den. Als einen Beweis Fan ich une ter andern das König. Refeript, dar tiret San Lorenzo den gr Novem⸗ ber 1779, worin der König die abfeis ten der gedachten Städte behuf der Belagerung von Gibraltar angeboter nen Dienfte danfbarlich anerfante, anführen: Hierin war die Anrede: „Rath, Zuftig, Negidores, Caballe: „ros, Edele, Bediente und getreue „Männer der Stadt Gibraltar im „Campo de San Rogue refidirend.,, Da ich Sie mir den benachbarten Staͤdten von Gibraltar etwas befant gemacht habe, fo muß ich auch in ct: was der Gegend gedenfen, worin fol: che gelegen find, Laͤngſt der Kuͤſte der O 2 Bay Zucker, eingeſalzene Fiſche, Papier und andere Sachen. Sie iſt in allen Provinzen Spa— niens, ausgenommen in der Herrſchaft Biſcaya, die ihre alten Privilegien auf— recht zu erhalten gewußt hat, eingeführet. Zum Beifpiel vom Sleifh werden & Pfund 3 Quartos, oder ſechs Pfennige Millones gegeben, 215 Bay. von Gibraltar iſt auf einer Dis ſtanz won einer halben viertel Stunde mehr oder, weniger von dem Geſtade ein todter Sand. , Wo diefer auf hoͤret wird der Boden fruchtbar und die Gegend riant, wiewohl fie mit den -elyfeifchen Gefilden von Sevilla und Granada in Feine Bergleichung zu ſetzen iſt. Vormals war fie ganz ein Weinberg, Man hielt wohl mit Grunde dafiir, daß diefe Ländereien zum Ackerbau nicht fo gefchickt war ren, - und beffee zum Weinbau oder zur Viehzucht. gebraucht werden Fön ten. Die heftigen und anhaltenden Nordoſtwinde (oder Lvamwinde wie fie in der mittellaͤndiſchen See heißen,) toelche befonders im Frübjabre, Zeit, wovon die Güte der Ernte ab: hängt, wehen, find der Saat, welche der fhöne Boden zu einer in andern Ländern unglaublichen Höhe bat auf ſchießen laſſen, ſehr nachtheilig, weil ſie das Land zu ſehr ausduͤrren, und das, was die Guͤte des Bodens hat toachfen machen, vernichten. So wenig dieſe Gegenden zum Ackerbau fi ſchicken, fo herrlich find ihre Wei: den, welche eine Menge der fchönften Kräuter hervorbringen, deren aromaz tifcher Geruch, befonders in den Mo: naten März und April würflich himm⸗ liſch iſt. An der Muͤndung des Fluſſes San Roque, etwa 3 engliſche Meilen von Gibraltar, liegt ein niedlicher kleiner Orangenwald, wohin vor dem Kriege von der Garniſon häufige Ersurfiones gemacht wurden, Briefe tiber die Belagerung son Gibraltar, Der. 216 Etwas weiter nordweftlich, 5 enge liſche Meilen von Gibraltar, find nsch die Ruinen der alten Scefetung Carteja: bieher zog ſich der juͤngere Pompejus, wie er vom Caͤſar bei Munda geſchlagen war. Die Carte⸗ janer um es beim Caͤſar wieder gut zu machen, daß fie ihm die Thore ver fchloffen hatten, benachrichtigten dem⸗ felben, daß fie den Dompejus in ihrer Gewalt hätten. Wie num erflerer vorruͤckte, verfügte fich der perpun dete Pompejus auf ſeine in den Gua⸗ darranque liegende Eſcadre und ſuchte ſich mit der Flucht zu retten. Mit— lerweile daß Pompejus ſeine Fahrzeu⸗ ge, welche ohne ſich mit Waſſer zu verſehen, Carteja verlaſſen hatten, dieſes einnahmen, Fam Caͤſars Abmi⸗ ral Didius von Cadix herum, nahm und verbrannte die erſteren. Pom⸗ pejus entkam mit einigen wenigen und entfloh, wie Caͤſar ſagt, auf einen von der Natur befeſtigten Ort, wo ihm nicht anzukommen ſtand, und verbarg ſich in eine Hoͤle, welches aller Wahrſcheinlichleit nach die St. Geor⸗ ge's Hoͤle in Gibraltar iſt, wo er dann von feinen Leuten, die in Caͤſars Ge fangenfhaft gefallen, verrathen , um⸗ gebracht wurde, Bon der herrlichen Mole, welche den Hafen von Earteja formirte, iſt wenig mehr zu fehen, In neueren Zeiten find hier am Strande des Guadarranque einige Fleine Meiereien (Cortijos) angelegt, welche den Mas men Roccavillo führen. Man findet hier noch häufig roͤmiſche Münzen, und > 217 aan einen Freund in Hannover geſchrieben. und habe ich verſchledentlich derglei⸗ chen von den daſelbſt weidenden Hir⸗ ten fuͤr etwas Taback, den der Koͤnig den Unterthanen fo theuer verkauft, eingetauſcht. an, Wenn ich zumeilen auf einfamen Epagiergängen Über die Ruinen von Carteja wegwandelte, welches einft: mals eine folche Figur in der Welt machte, das von allen handelnden Na: tionen des Alterthums befucht wurde, das die Niederlage der Phönizier in Epanien war, deſſen Eroberung der Parthei des juͤngern Pompejss ein völliges Ende machte; wenn ich, mein Sreund! alle diefe Borfälle überdachte, und. auf diefe Scenen von Ruin und Derwüftung mein Auge beftete, was für ernſthafte Gedanken bemeifterten fid) denn meiner Seele! Die Einfam: keit felbft diefer uͤbrig gebliebenen Ruinen verurfachte mir einen heiligen Schauder, und fagte:mir, Daß fie eher dem gepfropft voller Bewohner gewe⸗ fen wären. Jedes Ueberbleibſel der: felben machte mir denn die Schwäche und Unbeftändigkfeit aller menfchlichen Kinfte und Bemühungen recht auffal: lend, und erinnerte mich an die vielen Zaufende die hier, von der Welt ver; gefien, begraben. liegen, Damit wir uns in der Folge defto beffer verftehen, fo wird es wohl noͤ⸗ thig feyn, Daß ich Ihnen einigermaaf fen eine Idee auch. felbft von der Lage des Felſens von Gibraltar, ſo weit folches ohne Plan gefchehen Fan, gebe. Der Berg hängt mit fonft gar feinem O 3 e) Eine Yard iſt Befantlich ein engliſches Dank von 3 Fuß. 218 Gebuͤrge zuſammen: iſt ein ganz außerors dentlicher von allen Seiten frei aus dem Meere hervorragender Felſen. Seine Laͤu⸗ ge ift von Norden nah Süden 4700 Yards, oder drei viertel Stunden. Seine größe fie Breite ift 1509, und feine hoͤchſten Spigen SO Yards c). Der ganze Ums kreis des Selfen iſt 73 engliihe Meiler und diefen Fan man zu Waſſer ganz umfah⸗ ren, den Iſtmus abgerechnet, vermittelft wel chen er mit Sparienzufammen bängt, und der. ihn sur Halbinfel macht. Diefe Lands enge ift ganz fandig, und ihre größte Breite zwiſchen der mittelländifhen See und der Day von Gibraltar. 1750 Yards ; am ſchmalſten ift fie. nahe am Zelten von Gibre altarı wo fie nur 990 Yards breit iſt. Ueber vie Meeresfläche bei hoͤchſtem Waſ⸗ fer. iſt der Iſtmus an einigen Stellen 1% Suß, und an andern ungefähr ſ Fuß erha⸗ benz; und iſt alfo diefe Kandenge weit hoͤ— her laͤngſt der mittelländifchen See, als nach der Bay zu. Diemitgropem Ungeſtuͤm und oft auhaltend wehenden Levantwinde find Urfache, daß der Sand auf der Seite der mittchändifchen See fih mehr als an dem entgegen gefeßten Ufer. aufhäuft. Gibraltar ift wohl die Feftung, wo Nar tur und Runft fih benüher haben , fie zur größten, und-in ihrer Art einzigen in Eu— ropa zu machen... Die Stadt liegt auf der weſtlichen Seite des Felfens wenige Fuß tiber ver Meeresfläche , auf einer fandigen Ebene: Diefe Seite des Berges ift beinahe ein Planum inclinatum, das indeffen fehr ſteil iſt Bis ums Jahr 1769 war das Be fieigen des Felfen, auch von diefer Seite aͤußerſt befcehmerlich. Um diefe Zeit während des Commandos des würdigen General Boyd fing man am, die bequemften zickzack laufenden Wege anzulegen. Diefe Arbeit wurde mit erſtaugenden Roften fortgeſetzt, und Wege nach allen nur möglichen punk— fen von einiger Bedentung gemacht, fo, daß das ſchwerſte Geſchuͤtz, als 13zoͤllige Moͤr⸗ ſer und 32pfuͤndige Kanonen auf den hoͤch⸗ en 219 e Gipfel des Felfen gebracht werden nten. Die ganze öftlihe Seite des Fels fen iſt völlig eſcarpiret, fo, Daß fo wenig son Diefer derjelbe zn erſteigen, als nach der Spige von Europa, der fhdlichfien Er: tremitaͤt von Gibraltar, zu kommen ficher. Beſonders hier iſt der Felfen, obwohl nicht Fehr hoch, doch ganz fieil, und wo ja die Natur noch allenfalls einige Möglichfeit hinaufzukommen gelaffen hat, da hat man ihr zu Hülfe zu fonumen gewußt, und diefe von der Natur etwa vernachlaͤßigten weni⸗ gen Stellen corrigiret. Dieſe ſteilen Felſen sontinuiren von Süden nach Weſten zu bis an Die neue Mole, „der vielmehr bis am die Stadt. Die Spige von Europa, wo die Felſen, wie geſagt, zwar nicht Hoch find, iſt ſtark mit Batterien verſehen, ihre mehr; Fe Stärfe aber beitchetin den heftigen Stroͤ⸗ men der See, die gegen felbige ſchlagen⸗ and den fich näheren Fahrzeugen hoͤchſt 9% fährlich find. Die weit in Die Ban ſchieſ⸗ fende Neue Mole hat verſchiedene Batte- rien, welche die Schiffe, fo Den AGerken von. dieſer Seite nahe kommen, enfiliven. Auf fer den Bafiionen, welche Längft dem Zwi— ſchenraum von der Neuen Mole bis nach der Stadt nud por Dir Stadt am Strande des Meeres liegen, find auch an dem Abhange Bes Derges verfchiedene Batterien ange bracht, welche Die niedrigen deefen. Die mehrſten von dieſen auf der weftlichen Seite des Berges befindlichen Batterien entdeck⸗ ten die Spanier erſt an dem für Gibraltarg Bertheidiger fogloricufen 13" Sept. 1782, und verſicherte mid) einer ber Commandan⸗ ten der ſchwimmenden Batterien, ein gu wiſſer Capitain Don Srancifen de Munvy daß gerade dieſe Werfe ihnen befunderu ‚Schaden zugefügt Hätten, weil fie deren Feuer gar nicht erwidern foͤnnen. Obgleich Die laͤngſt der Stade gelegenen Feſtungs⸗ werke nicht auf feliden Selten gebauet, ſon⸗ dern ihr Sundsment aus Maueriverfe bes ſtehet, fo bat doch auch Die Natur bier viel beigetragen, Diefen Theil der Seftung im preguabel zu machen. Das Ufer iſt hier ſehr fach, und konnen große zum Breſche ſchieſ⸗ fen beſtimmte Schiffe nicht alenthalben na⸗ Briefe über die Belagerung von Gibraltar, 210- he genug kommen. Berfchichene der ſchwim⸗ menden Batterien geriethen bier auf den Strand. Wenn auch dieſe Breſchbatterie⸗ fhife_ ihren Eudzweck erreicht, und eine Breſche wuͤrklich gemacht hätten, fo wuͤrde doch das an Land fegen, der folche zu erfteis genden Mannfchaft aͤußerſt vielen Schwie⸗ tigfeiten unterworfen geweſen ſeyn. Die See, beronders bei der Fluth gehet Bis an den Fuß der Walmaner, umd bleibt Fein Platz, wo die allenfalls durchgewadeten Eeute fih formirenfönten. Waͤre auch hier⸗ fiber noch wegzukommen, fo wuͤrden doch die unzaͤhlichen Flankbatterien, welche nicht zu demontiren ftehen, bie zum Erfteigen der Brefche gelandeten Leute mit Trauben vol, lig aufreißen und den Sturm dereiteln, ohne dag die Garnifon einmal vom Fleinen Ges wehrfener Gebrauch zumachen noͤthig hätte. An dem nordweſtlichſten Theile der Stadt ljegt die fogenannte Alte Mole, deren Ka— nonenbatterie einen großen Theil des Iſtmus beffreicht, und die linke Seite Des Ausgan— ges aus dem Landthore vertpeidiget. -Dier ſes herrliche Werk ift cin Meiſterſtuͤck von Sortification, es liege fo Hach über dem Waſ⸗ fer, und ift ſo ſchmal, Daß die Spanier es gar nicht treffen konten. Schon in der Ber lagerung von 1727, war es ihnen.fo fürche terlich , Daß fie bemfelben den Namen von — dei Demonio (Teufelszunge) bei⸗ legten. Der Wall, der wie die mehrſten Werke son Steinen aufgefuͤhrt iſt, Läuft ganz laͤngſt der Weſt⸗ und Nordſeite der Stadt herum. an welcher letztern Seite er in Die in den foliden Felfen getriebenen Linien einfaßt. Auf der Nordfeite der Stadt, find die Werke nicht mit Waffer, wie auf den übris gen drei Seiten umgeben. Diefe hier bes findliche Batterien, als Grandbatterie, wor⸗ unter das Randther ift, und Prinze Heſſe Batterie haben ihren trorfenen Graben, and in Deffen Fronte ein Glacis. Die Stars fe der. erfteren befichet befonders mit im ihrer niedrigen £age, indem ihre Parapets faum über Das Glacis hervorragen: fie iſt alfo nicht anders als durch Bogenſchuͤſſe su treffen. Don dem Glaris vor dem — 9— har; 221 - £hore gehen zwei Wege nad den Iſtmus: der eine ift gepflaftert und laͤuft zwiſchen der Bay und dem dafelbft befindlichen Sumpfe durch; er ifi fo breit, daß 6 Mann darauf neben einander gehen Fönnen, und wird durch eine an deſſen Eingange befindliche Wache, fo den Namen von Bapfıde führt, vertheidiget : der andere vom Kandthore nad) den Iſtmus führende Weg gehet rech— ter Hand neben dem Sumpfe und unter dem ſenkrecht abgeſchnittenen Felſen durch. Am Eingange deſſelben iſt ebenfalls eine Wathe, die Forbeſ's⸗Wache heißt. Der zwiſchen dieſen beiden Wegen befindliche Sumpf, liegt niedriger wie die Ser, und Fan durch das mittelft einer Schleuße hereinlanfende Scemafler immer naß erhalten werden. Die Fronte dieſes Sumpfes wird dur eine von Bayfyde nad) Sorbef’s laufende Kinie von Chevaux de Friſe gedeckt, und gedach— te Wachen ſind auch mit Paliſaden, deren Spitzen mit Eiſen befchlagen, umgeben. Diefe beiden nach Forbef's und Banfıde führenden ſchmalen Wege find die einzigen, auf denen man der Feſtung von der Land⸗ feite anfommen Fan. Sie werden nicht al; lein von ver flanfirenden Alten Mole und der en Face derfelben liegenden Grandbatte; rie, fondern auch von denen in den foliden Felſen gehanenen über einander liegenden dreien Linien, nemlich Queen's, King’s und Prinzeß-Fines gedeckt. Dieſe drei Li— nien ftoßen an die Bring Heffe: Batterie, und liegen höher wie _diefe, ausgenommen die Ertremitatvon Dueen’s Lines, fo beinahe mit folcher in horizontaler Fläche liegt. Die Situation diefer drei Linien iſt nord» weſtlich, und wie die Sige eines Am— phitheaters ber einander erhaben: an dem nördlihen Ende diefer Linien macht der Felſen beinahe einen fiumpfen Winkel. Die Feſtung bei der Srandbatterie zu eſca— ladiren, wozu doch Earl der III , nach dem mislungenen Berfuche mit den fhmimmens den Batterien, den Befehl gegeben haben foll, wäre wohl das unfinnigfte Unterneh» men, teil hier der Feind zwiſchen das Feuer von der Alten Mulc, der Grandbatterie and aller drei Linien, nebfi denen auf Wil; an einen Freund in Hannover geſchrieben. 222 liſ's belegenen Werken gerathen würde, und es kaum abzufehen wäre, teie ein Mann das von Fommen Fönte. Die nördliche Seite des Felfen , welche den fpanifchen Rinien gegen über liege, iſt die allerformidabel⸗ ſte: fie it ganz eſcarpirt, und iſt feine nice drigfie Höhe, wo die Williſſ's-Batterien belegen, SCO und mehr Fuß über Der Obers fläche des Sfimus, Diefe Höhen zu efcae ladiren, wenn aud Feine Batterien bier befindlich wären, üt eine bloße Unmögliche feit, da feine Sturmleitern gemacht were den Finnen, die fiarf genug Wären, den Druck der arffieigenden Mannſchaften bei einer ſolchen Eänge, als fie erfordern, auss zuhalten. Bis zu der letzten mit dent Jah⸗ re 1783 zu Ende gegangenen Belagerung war der Felſen von dieſer Seite nicht hoͤher hinauf fortificiret; im Jahre 1779 wurden noch verſchiedene Werke auf dieſer Seite eines über das andere angelcat, und fo'gar die ndrdlichfte beinahe I15CO Fuß hohe Spize je, wohin fonft gar Fein Weg ging, in eine Datterie verwandelt. Ha, der General Eliott blieb Hiebei nicht fichen, ſondern ließ eine cafamattirte Batterie in den foli- den Felfen treiben, die mit dem bergeftells ten Srieden völlig fertig wurde. Nach al- len diefen Werfen find die bequemſten We: ge angelegt, fo, daß man nicht allein big auf diehöchfte Spige die fogenannte Royals batterie reiten und fahren, fondern auch das fchwerfie Geſchuͤtz hinauf führen Fan. So oft ich auch dieſe nördlichfte Spitze oder Royalbatterie, Picacho bei den Spas niern, beftiegen,fo fehr war ich noch jedesmal bei heiterm Himmel und füllem Wetter, befonders im Winter entzuͤckt, wenn ich mich mit meinem einige SO mal die Gegen⸗ ftände vergrößernden dollondfchen Serrohre hieher verfegte. Keiner der Profpecte, die ich je geſehen, ifi fo aroß, erhaben, mans nigfaltig und unterhaltend, wie gerade die: fer. An wie viele merkwuͤrdige Seenen erinnern dieſe Gegenden den aufinerkſamen Beobachter nicht! Zwei Meere, die ſeit undenklichen Zeiten berühmte Straße, von dieſem Standpunkte auf einmal zu uͤberſchauen, machten nur B 223 oft nicht auszudruͤckendes Vergnügen, und in diefen Augenblicken alles Ungemach, das die Belagerung einem jeden, der auf Cal: pe verfegt mar, verurjachte, wergeflen. Te foeiter mein Auge blickte, je intereffanter wurden die Gegenflände. Auf der fuͤdli⸗ chen Seite dir mittellaͤndiſchen See das noch fo wenig befante Afrika, darin die hohen Arlantiichin Gebürge, To den größ: ten Theil des Jahrs mit Schnee bedeckt find, und den Himmel zu tragen fcheinen. An der Rüfte der Eingang des Hafens von Te inan; Ceuta mit feinen herrlichen Fortifi⸗ dationen; vor demſtlben die Fraurifchen Linien; weiter gegen Weſten Aleazar el Zaguer, ein Heiner Ort an der Mündung eines Fiuffes, den Protomens Balone nen— net: ferner Tanger das Julia Traducta Tingi der Römer mit feinem Hafen; noch miche weftlich das Vurgebürge Spartel, die Gränze der Mittellaͤndiſchen Sre und der Anfang Des Oceans, worin fich das Auge verliert. : Nicht minder ſchoͤn und mannigfaltig find die Gegenſtaͤnde auf der ſpaniſchen Seite. Der Feſtung Gibraltar gerade gegen uͤber liegt Algeziras. An der nördlichen Seite der Bay 3 Fluͤſſe, Puls mones, Guadarrangueu. Rio de San Rogue, wolche ſich in ſolche ergießen. Aus dem Thale jenſeit des Campo de San Roque raget derThurm vonLos Barrios hervor. Heſtlich des Gnadarranque giebt das ſpa— niſche Lager, das man eher wegen der vie— len darin gebaueten Haͤuſer für eine große Stadt als ein Compement halten folte, die malerifchefte Ausficht Diefes allein, fein großer Park von Artillerie , Ammunitton, nndallen zu der formidabelfien Belagerung erforderlichen Geraͤthſchaften, die niedlis chen längft der Bay angelegeen Faſchinen— batterien, das Gewimmel von einer in ei— nem würffich verhältnigmäßig kleinen Rau— me campirenden Armee von einigen dreißig tauſend Mann, die in der Bay von Zeit zur Zeit befindlichen engliſchen; fpanifchen und franzöfiihen Slotten, waren im Staus de Stunden lana das Auge auf das un terhattenfte zu befchäftigen. Auf dem Iſt⸗ mus veranlaſſet das Meiſterſtuck von For⸗ Briefe uͤber die Belagerung von Gibraltar, ic 224 tification , ich meine die ſpaniſchen Rinien, und andere während der Belagırumg. auf: geführte Werke, den Zufchauer fih zu ver weilen, und über die vielen, die Sarnifon von Gibraltar zu vernichten drohenden An⸗ lagen ernſthafte Reflectionen anzuflellen. Auf der nord» weltlichen Seite des Lagers fiehet man die traurigen Ruinen won Carke— ja, fo der alles vernichtenden Zeit hoch entgangen find. Dem Lager nördlich liege auf einem Huͤgelsan Rogue, und etwa ans‘ derthalb deutſche Meilen jenſeit in einem ans. muthigen Walde, das Kloſter Aimoramma, Nach Oſten zu iſt das hohe Gebuͤrge von Ronda, deſſen Spitzen in den Monaten Januar und Februar mit Schnee bedeckt zu ſeyn pflegen. An dieſes graͤnzen die Gefil⸗ de von Munda, wo die Soͤhne des Pom— pejus gegen den Eaͤſar um die Herrſchaft der Welt ſtritten. Laͤngſt der Serefüfteäber ſiehet man noch von der Spitze des Felſens von Gibraltar folgende Erädte, als: Ca⸗ fures, wovon ein Grande d'Espauag den Ti tel führet; Caſtellar; Gaucin, fo wegen feiner warmen Bäder beruͤhmt iſt; Manil⸗ va; Esſtapona, deffen Fifcherei ſo bez traͤchtlich; Marbella, das einen der ges ſchmackhafteſten Weine liefert; und end: lich das mauriſche Caftel von Malaga, welches anf die Ueberbleibſel eines’alten roͤmiſchen Eapitoliums’gebanet ift. Dieſe ganze Gegend ift mit eine der fruchtbarficn Spaniens, und liefert, auffer den bekan— ten herrtichen Weinen, die fchönften Fruͤch⸗ te und Gartengewächfe. Dem Auge fegen von diefer Seite die hohen beftändig mit Schnee bedeckten Gebürge von Granada, die fo genannte Sierra Tievada, Graͤnzen. Der Raum dieſes Blattes erlaubt mir wicht, alles dasjeriae, was ich Ihnen noch, ehe ich die Nachrichten vonder Belanerung ſelbſt mirtheilen Fan, zu fagen habe, hin— zuzufuͤgen. Ich verfpare daher bis auf mein nächfles Schreiben die Anmerfungen die mir mein langjähriger Anfentbalt auf dieſem Felfen über deſſen Naturgeſchichte— die politifche Verfaſſung des Orts, feineg Handels, u. f. w. Gelegenheit zu machen gegeben hat, und bin ic. en. BEE En ET az nmmeethes Mapa ı5t8 Stüd, Montag, den zıten Februar 1785. Auszug aus dem Tagebuche des Hauptmanns von W. beim ı5tn Hannoveriſchen Regiment in Indien, feit dem Borfall bei Coudlor, den 234" Julius 1783. (Siehe das I I2te und 131° Stuͤck.) ( Fortfeßung.) Ir 19. Dec, Die Armee feßte ich nach einem Marſch von 10 Meilen vor dem Eingan: ge des Policauschernpaffes, um ſich mit leichter Mühe von daher mit Reis zu verfehen, weil der Borrath zu Com⸗ batour erfchöpft war. 5 beunru⸗ bigte uns Feine feindliche Cavallerie, und unfere Seepois und andere, mar: ſchirten ohne Gewehr ruhig nad Po: licautchery um Reis zu holen. Wir eampirten in zwei Linien von Norden nah Süden, dem Paß und die Ge bürge in Suͤden. Den 28. Dec. Die abgefihickte Bri⸗ gade nach Cochin, einer holländifchen Befakung, Fam zurück, aber ohne Arak fuͤr die Armee, weil man ibn nicht hatte uͤber die Gebuͤrge bringen koͤnnen. Haͤuſiges Wild an Haſen, Faſanen, Huͤnern und Pfauen, gab An: laß zu Beſchaͤftigung in dieſem Stand: lager. Die Jagd aber machten Ti⸗ ger und Elephanten gefaͤhrlich. Zwe Elephanten machten der Armee in der Macht vom 25ten auf den z6fen einen unangenehmen Befuh. Das entfeß: liche Schreien der Schwarzen, die bei meinem Zelte Schuß fuchten , brachte uns nebft dem fücchterlichen Gefehrei, der vielleicht fucchtfam gewordenen Efephanten, welche nicht wuften, 100: bin fie. gerathen waren, aus dem Schlafe. Ich vermuthete Anfangs daß es Tiger wären, ſahe aber bald zwei Ungeheure auf mein Zelt losren: nen, die aber glücklicher Weiſe eine Volte machten und gerade durch die Linie in vollem Gallopp nach lu fihern Wiloniffen gingen. Den 30. Dec. Die Nachrichten von ‚Madras waren. nun friedfertiger, und der Oberfte Follerton mußte gemeffene Befehle haben, mit der Armee dieſes Land zu werlaffen. Wir marſchirten alfo mit ‚der Armee ab, obgleich die P aus⸗ — 227 Auszug aus dem Tagebuche des Hauptmanns von W. zu ausgefandten Ochfen von Cochin noch - nicht wieder zurück gefommen waren. "Man war Daher genothigt, das Pul⸗ ver, das man nicht fortbringen Fonte, in die Luft zu ſprengen, und die Kır geln, fo man nicht gerne verlieren wol: te, wurden zum Theil durch Seepois und Costie getragen, Zu mehrerer Bequemlichkeit marfhirtedie [te Sri; gade Morgens, Wir werdeten uns auf die Straße von Coimber auf Darape⸗ ram, und ſchlugen nicht weit Davon, wo wir vorher durch den Combator: fluß gegangen waren, das Lager auf, Den 31. Dec, marfchirten wir nach Eatammanpettah, und von da nach Mallarie, 1784. Den 1. $an. erreichte die : Armee bis aufs Meilen das Fort Da; raperam. Alle diefe Märfche waren ziemlich lang und nicht unter 15 Mei⸗ len. Die ganze Gegend war völlig anaebaut, und mit guten Dörfern an- gefuͤllt welche aber ſchon bei unſerer erſten Ankunft verlaſſen waren. Den 3. Ian, paſſirten wir Dara⸗ peram/ und die Garnifon, die bei um fern Einmarſch da gelaffen war, ‚blieb. Vier Meilen öftfich vom Fort an gen wir am Fluffe das Lager auf, wir einen großen Theil dieſer fit chen Gegend bei den Durchmärfihen mit unferer großen Armee an Korn ausgezehret hatten, fo war es nötbig, daß fie vertheilt wurde, um fich beffer unterhalten zu Fönnen, Sie wurdein drei Corps vertheilt. Das erfte ber ftand aus dem Generalſtaab des r5ttn und rät Hannoverifchen und Mar drasfchen Regiments, der dritten Bri⸗ gade und der Cavallerie/ um ots zu geben; das Pt a AT Kon ia ‚Regiment, i ne bſt rten und 2ten Brigaden unter den Oberſten Stuard nad) Frichono⸗ pel beſtimmt, und das dritte aus der zten und gien Brigade unter dem Ober⸗ ſten Forbes, den ſchweren Train nach Dintegale zu bringen, und daſelbſt zu bleiben. Der Capitain Maidland wurde mit feinem Corps auf eine Erz pedition geſchickt, welche darin ber fland, einen Polhgar in der Gegend von Cambalum bei Pagne dafür zu fieafen, daß er bei unferer Abweſen— beit alle Briefe, und was fonftzue Armee gewollt, aufgefangen, und bez halten hatte Der Oberfte Follerton machte bei diefer Gelegenheit der Ars _ mee fein Danffagungscompliment: Den 4: San. Linfer nunmehr Elei nes Corps marfehirte allein ab, 0b wir gleich noch einen Marfch diefelbe Straße gingen. Mir pafirten den Manapourpaß und fehlugen örtlich deffelben Das — auf, Den 5. Jan. Wir paffirten Die Ge⸗ buͤſche (Pollarus) weſtlich dem Col⸗ lario Forte Jadecolla. Hier fanden wir den Capitain Maidland auf ſei⸗ nem Ruͤckmarſch von Frichonopel, und nachdem wir auch Pollam öftlich Ja⸗ decutta paffirer waren, fehlugen wir das Lager an dem Orte, wo es am 8. Sept. 1783 ftand, auf, Hier fan⸗ den wir Capitain Müller, toelcher mit Faͤhndrich Leonhard von Frichonopel, und Faͤhndrich Haſperg und den wel⸗ cher von Dinlegale kam. Erſterer brach⸗ J 229 Beim ısten Hamtoverifchen Regiment in Jndien, ie 230 brachte. einige’ Pferde und die neue Montur für unfere Leute mit. Den 6. San. lagerten wir uns bei Dintegale, Dieſes war nach acht lan: gen Märfchen der erſte Rafttag, nach einem Marſch, wobei fich unfere teure ſehr gut hielten, und niemarode wurde, Den 7. San Befehlen von Ma: dras zu Folge, mußte Pollieautchery geräumt werden. Kaum batte es Die Garnifon verlaſſen, fo nahm der König von Cochni, als rechtmäßiger Herr, Befig davon, wurde jedoch bald von tippoifhen Truppen vertrieben, Die ausmarfchirre Gaenifon wurde unter Wegens in ter Gegend von Payna von Polygars angegriffen und wertete fich nach einem Verluſt von go Seepois und 2 verwundeten europaͤi⸗ ſchen Officiers. Den 8. San. Unſere kleine Armee, welche bloß aus den beiden europaͤi⸗ ſchen Corps und den dreien Bataillons Seepois beftand, marfihirte wieder unter Commando des Capitain Of ferien nach Amangbattam. Die gan: je Gegend war angebaut, und ob: gleich unter englifcher Protection, ver; liegen, die Einwohner, die nahe bei den Straßen wohnten, doch die Doͤr⸗ fer, aus Zurcht beraubt zu werden. Die drei Brigaden waren fihon vor aus gegangen. - Ymangpattam war vorher ein fchönes Hroßes Dorf, an einem Fuß gelsgen. Jetzt waren nur wenige Einwohner da. Die Zerftör zungen, welche wir in dieſer Gegend fanden, waren Durch die ränbgrifchen Polygars verurfacht, Den 9 Jan. gingen wir nach Cho⸗ locauda, einem im Gebuͤſch angenehm liegenden Dorfe, wo wir etivas Reis erhielten. Gleich bei Amangpattam fängt eine große Allee an, die fehe breit ift, und aus den beiden fchattene reichften und fchönften Bäumen In⸗ diens, nemlich Tammarinden und Banianabäumen beſtand. Dieſe ſchoͤ— ne Allee, welche jetzt nicht mehr ſo in Ordnung war, wie ſie vormals mogte geweſen ſeyn, fuͤhret ganz bis an die Stadt Madura. Sie war von irgend einem Könige angelegt, und ſoll vor: dem bis nach Dintegale gereicht ha⸗ ben, ein Beweis des guten Geſchmacks im Nüßlichen und Schönen der alten Indianer. Wir marfchirten unter eis nem beftändigen wohltbätigen Schat: ten der Bäume, welche von Infligen Affen bewohnt wurden, die unſer Durchmarſch zu beunruhigen ſchien. Den 12. Jan. Die Allee, in deren Schatten wir unſern Marſch bis an die Stadt Madura fortſetzten, gehet faſt beſtaͤndig an dem Ufer eines Fluſ⸗ fes herauf und machte uns den Weg ſehr angenehm. Die großen Thieme der Pagode gaben der Stadt ein gu— tes Anfeben von ferne. Etwa eine Meile von der Stadt wird das Grab des in Indien fo berühmten Allein Chan durch die herum ſtehenden Baͤu⸗ men bemerflich. Dieſer war ein Of⸗ fiier bei einem Bataillon Seepois, und erwarb fich-durch feine Tapferkeit viefe Ehre. Er iſt der einzige India— ner geweſen, der ein Koͤnigl. Patent gehabt. Man vertraute ihm ‚das 3 Eom: 231 Auszug aus dem Tagebuche des Hauptmanns von W. 232 Commando uͤber Madura an, welches ihm ſo geftel, daß er ein Gouverne⸗ ment fuͤr ſich daraus machen wolte. Die Engländer waren endlich. gend: thigt Madura zu belagern, welches er jedoch lange mit der größten Klugheit und Tapferkeit vertheidigte. Es wur: de endlich durch Verraͤtherei einge nommen und Aller Chan ums Leben gebracht. Madura iſt eine der Alteften und berühmeeften Städte in Indien, die Hauptſtadt im Königreich Ma: dura, und fehr volfreih. Außer ei- nem Paar von- den Engländern ge bauten Häufern und Baraquen, ber ſtehet fie aus lauter fchlechten Leim: haͤuſern der Schwarzen. Die große Pagode und der Wieberreft des Palla- fles zeugen aber von der Baufunft der Indianer. Erſtere ift ein großes Viereck, mit zwei Vorböfen, welche von zwei hohen Mauern eingeſchloſ⸗ fen werden. In der Mitte jeder Seite ift ein Eingang, fo aus einem hoben Mortale unter einem gewaltigen pyra⸗ midenförmigen Thurm befteht. Die Säufen in dem Portafe find aus ei nem Steine don 52 Fuß Laͤnge. Das äußere des Thurms ift mit lauter alles gorifchen Figuren bis an die Spige geziert. innerhalb der Mauer, wo— bin nur die Europäer, Pariors und andere von der geringften Claſſe kom⸗ men dürfen, ift eine Schautry, oder offenes Gebäude, mit platten Dache auf Pfeilern rubend , welches fehr ber merfens werth ift. Es find nicht we iger wie 1000 Säulen darin, die faſt alle mis verſchiedenen allegoriſchen Figuren gezieret ſind. Viele derfelben find in coloſſaliſcher Größe und mar hen der Bildhanerfunft Ehre Im zweiten Vorhofe ift ein großer Teich ( Tanh ) mit offenen Säufengängen umgeben, und mit Quaderſteinen ftufs fenweife ausgemauert. Hier waſchen fich die Braminen beiderlei Geſchlechts als in einem geheiligten Waffer. Keis nem Europaͤer iſt es erlaubt hier herz ein zu gehen. Ich fchlich mich um vermerkt hinein und hatte einen ſchoͤ— nen Anblick. Die Braminen Damen wufchen zum Theil ihre zarten Glie⸗ der in den klaren Waſſer des Teiche, Sie faßen zum Theil unter den Saͤu⸗ fen und flochten fich die Haar, Es verfammeltefich bald eine Menge Bra⸗ minen um mich herum, und wiefen mich ohne Umſtaͤnde hinaus, Sch wi⸗ derfeßte mich zwar Anfangs, mußte aber bald nachgeben, um mich Feiner Gewaltehätigfeit auszufeßen, Außer diefer Pagode Liegt eine berühmte Schautey, worin ein Altar von ſchwar⸗ zem Marmor mit Säulen von eben dem Marmor umgeben, befindlich iſt. Er ift geſchmackvoll gebauer und der Marmor polirt, Die Säulen ber Schautry find mit cofoffalifchen hiſto⸗ rifchen Figuren geziert, unter weichen der Erbaner der Schautrn mit feinen fehs Frauen merfwirdig iſt. Er war der König Trimutney, welcher ſich auch durch Erbauung des Pallar ſtes beruͤhmt gemacht hat. Die noch vorhandene Ueberreſte zeigen, daß es ein weitlaͤuftig angelegtes Gebaͤude geweſen ſeyn muß, welches aus ei⸗ ner 233 - beim ısten Hannoveriſchen Regiment in Indien, c. 234 ner mannigfaltigen Abwe Saͤulen, Mauern, Höfen und Zins mern befteht. Alles befteht aus Saͤu⸗ fen und Mauerwerk und aus einigen in dem fchönften Geſchmack angelegten Gewoͤlben. Ein Saal bat aus Mar: morfäulen beftanden, vie aber faft alle weggebrochen find. Es ift fichtbar, daß der Ruin noch nicht alt fey, und _ Man bat mich verfichert, dag in Wie dura noch eine Frau lebte, die fich er: innere den König Trimutney gefehen zu haben. Eine fchöne Allee führt zu den Rui⸗ nen des andern Dallaftes, etiva zwei Meilen von der Stadt Tippoucallam. Diefer fheint eine Art von Sommer: ſitz geweſen zu ſeyn, und war nicht weniger ein großes herrliches Gebäu: de. Es iſt ein 300 Schritt im Un fang haltender vierecfigter Teich, mit Steinen ausgemauert dabei, in deffen Mitte eine Feine Pagode mit Cocus: Bäumen befeßt ſtehet. Den 13. San. Wir verließen die: fen Ort, wo ich mich gerne noch einiz ge Zeit aufgehalten hätte, um mehrere Nachrichten zu fammeln, und einige Zeichnungen zu machen, Der Man: gel an Reis nöthigte uns nach Tripa⸗ danam zu gehen. Diefes ift ein klei⸗ nes Polmgar: Fort, unter englifcher Bothmaͤßigkeit. Die bier herum lie⸗ gende fehr bebaute Gegend ;verforgte uns mit Reis bis zum 18. März, wo wir weiter zogen, und ung bei Cava: nore im Königreich Marava den 18. März Tagerten, um uns weiter mit Reis aus dem Sande zu verforgen, ſelung von Den 24. Jan. Auf unſerm letz⸗ ten Marſch hatte die Sonne Wür: fung auf den Faͤhndrich H. gehabt, und ihn etwas verrückt gemacht, er _ wurde daher nach Madura gefandt. - Den 25. Zar, Der Oberfte Fok lerton bot mir am, mid) mit fich auf eine $uftreife zu nehmen, welches ich mit Freuden annahm. Den 26. San, Unfere Reifegefelk ſchaft beftand aus dem Oberften Koller: ton, Sapitain Bram, Herren Ebert, Hammann, Bram, Degbe, Dome und mir. Wir feßten uns Morgens fruͤh in Marſch, und hatten die Ca: vallerie zur Bedeckung. Wir Fanıen durch lauter bebauere Gegenden und reifeten faft befländig an dem Madır rafluß herauf, welcher jetzo faſt ganz trocken war. Um 3 Uhr erreichten wir nach einer Tour von 30 Meilen den Flecken Paramaguddy. Bis hieher hatte der König Pajoh von Marava einen feiner Anverwandten heraus ger fandt um den Oberſten Follerton zu empfangen Es war eine fehr fehöne große Schautry für ung bereitet, wo er ung empfing, Man fchleppte gleich Hr ner und andere Lebensmittel herbei, wobei wir ung erholten. Der Ort Paramaguddn ift ziemlich groß und volfreich. Die Einwohner find alle Weber, Vor jedem Haufe fiebet man die Leute baummollen Garıı zubereiten, um «8 auf das Geftell zu bringen. Den 27. San. früh feßten wir ung in Marfch, und bielten bei Gunga: P 3 cumda 235 Auszug aus dem Tagebuche des Hauptmanns von W. eumda an, um uns zu erhohlen. Die Einwohner des Landes, welche die Ankunft des Oberſten wußten, hatten ſchon alles in Bereitſe Haft, was fie zu unſerer Bequemlichkeit aufbringen konten. Wir verweilten uns hier in einer Schautry bis 3 Uhr Nachmit—⸗ tags, unter welcher Zeit wir zwei gute Mahlzeiten und Rachmittagsruhe hiel⸗ ten. Wie es kuͤhler wurde zogen wir ab, und erreichten am Abend das Fort Ramenad. Den 28. Jan. Eine kleine Ecke vom Fort fehiefte der Rajah feinen er; ſten Minifter dem Oberſten Sollerton entgegen, und uͤberreichte letzterm das gewoͤhnliche Willkommensgeſchenk, ſo nur aus einigen Pagoden beſteht, und bloß eine Formalitaͤt iſt. Uns kam auch gleich der Oblat⸗Morten, Com⸗ mandant von Ramenad, in des Na— bobs Dienſten, mit einigen Officieren entgegen. Mit dieſen hielten wir ei— nen foͤrmlichen Einzug ins Fort, un ter dem Zulauf einer unglaublichen Menge Menfchen. Ramenad ift der Hauptort im Königreich Marava, wel: ches in groß und klein Marava einge theilt wird. In klein Marava iſt Eaivigungi der Hauptort, und liegt noch an Madura, fo wie Diefes nach der See zu liegt. Dieſes Königreich war von ven Ungländern im Jahr 1771 für den Nabob von Ariot ero⸗ bert, und die Fönigliche Familie gefan: gen nach Tajoro geführt, bis daß er fih zu einem dem Nabob unterwuͤr⸗ figen Bafallen erflärte, worauf man ihm wieder im fein Sand einſetzte. Se ⸗ 236 doch behielten des Nabobs Truppen Beſttz davon um den Tribut zu heben. Der Nabob hatte es nachher den Eng⸗ laͤndern gegeben, um von dem Tribut ihnen ihre Koſten zu bezahlen. Das Sort Ramenad ift fehr gut gelegen, groß, aber nicht fehr befeſtigt, jedoch bielt die Garniſon bei einer Revolte im fande im Jahre 1780. eine Bela gerung von 7 Monaten aus, wo die fünmtlichen Einwohner des Königz reichs es umgeben hatten, und es von verfihiedenen Batterien befchoffen, Die Kanonen hatten fie von den Hollaͤn⸗ dern gekauft, welche aus allen einen Handelsartifel machen. - Im Fort ift ein fehöner indianifher Pakaft, wo der gegenwärtige König reſidirt. Er iſt noch ein junge Mann, und-verheiz rathete ſich juft heute mit-fechs Frauen zugleich, wobei viele. ſchoͤne Procceffior nen, Feuerwerke u. d. gl. angeftellt waren. Dem Pallaſt gegen uͤber war auf einem freien Platz bis an das Thor der Stadt ein Peudar, oder be⸗ decktes Gebäude errichtet. Die Si len waren zum Theil bemahlt, zum Theil mit Laubwerk und Öuirlanden bewunden, worin Cocusbaͤume, Planz tins, und. andere Bäume angebracht waren. Die innere Seite der Decke war mit baumwollenem Zeuge behan⸗ gen, welches, wie man mich verficherte, 8oooo Pagoden gefofter hatte. Die ſes alles war am Abend illuminitt, und nahm fih außerordentlich ſchoͤn aus. Ich ſah den König auf einem fchön geſchmuͤckten Eiephanten mit ei⸗ ner ungebeuren Anzahl Menſchen um⸗ 6. A: geben, 237 beim rsten Hannsverifchen Regiment in Indien, ge - 238 geben, umher ziehen, "Auf dem Ele phanten war ein Häuschen von maſſi⸗ son Silber, worin der Konig faß, der in Gohftof gefleidet und mit Esch feinen umhangen war. Er made diefe Proceſſion zehn Abende hinter einander in vollen Pompe; außer die fer Zeit varf er aber nicht aus feinem Dollar Formen. Seinen Damen ift gänzlich unterfagt, ſich fehen zu laffen. Hierin find die Malabaren eden fo ſtrenge und eiferfüchtig als die Tür fen nur ſeyn Finnen, und das Frau enzimmer wird auf gleiche Art bei ihnen von Verſchnittenen bewacht. Diefes Heirarhsgefhäft erlaubte es nicht, daß wir Seiner Majeftät praͤ⸗ fentiret wurden. Er ließ durch feis nen Minifter dem Oberſten Follerton feine Höflichkeit bezeigen. Den 29. Jau. Wir befuftigten uns bier fo gut wir fonten, und fühl: sen fhon die angenehme Würfung des Seewindes bis wir unfere Reife nach Kullbar fortfeßten, Das erfte DBornehmen nad) Ramiſeram einer Dagode zu gehen, wurde vereitelt, da es ung zu fehr aus dem Wege gegen Norden lag. Kullbar ift ein hollaͤn⸗ difches Factoreihaus nahe än der See gelegen, welches beim Ausbruch des Krieges verlaffen worden. Wir ver gnuͤgten uns hier an der herrlichen Husficht in die See, und an den wohl: ſchmeckenden Produkten. ‘Der Ober; fie Martin und Eapitain Mooft ( ein Deutſcher,) Teifteten uns Gef Ifrhaft. Es waren ſchon Fleine Fahrzeuge für uns in Bereitſchaft, um von bier nach Sutacan zu geben. Dein 31. Yan. Nachdem unfere Bagage auf drei Schiffen eingeſchift war, embarquirten wir des Morgens 10 Uhr. Der Oberſte Follerton, Herr Digby, Capitain Bram, Hammard, und ich, waren auf einem Schiffe, welches wir den Policautchery nann⸗ ten, die andern Schiffe wurden auch benahmt, und wir ſegelten mit vollem Winde an der Kuͤſte von Suͤden her: unter, Die Eavallerie ging zu Lande, Die Fahrt war am Tage fehr ange nehm, bis uns die Schiffer die unan⸗ genehme Nachricht brachten, daß wir zwar Die Gegend diefen Abend erreiz chen , wegen vieler gefährlicher Felfen ader nicht wieder landen koͤnten. Es war ſchon Macht, wir fuchten an eiz ner bebufrhten Gegend einer JInſel anzulegen, um da die Nacht am Lande zu ſeyn. Unſer Schif geriech aber auf einen Felfen, und wir wären beinahe gefheitert. Dach) Tanger Arbeit Faz men wir wieder los und warfen Anz fer. Hier mußten wir die Nacht etz was unangenehm zubringen, welche Undeauemlichfeit dadurch vermehrt. wurde, Daß wir durch die unangenehz me Bewegung des Schiffes faft affe Ger krank waren. Endlich Fam der Morgen und die Sonne leuchtete ung nach Tueucarin, Den r. Febr. Der Oberfte wurde vom Fort mit Kanonen begrüßt, und wir waren frob, daß wir feften Bo: den hatten. Tutucarin ift ein ziem⸗ lich artiger Ort, hart am Strande des Meeres gelegen, Die Portugie fen waren ganz im Anfang Befißer da⸗ von, 239 AuszugausdemTagebuchedes Hauptmanns von MW... 240 | vor, woher es noch Eomt, das alle Einwohner destandes Fatholifch find, Diefe haben hier eine recht huͤbſche Kicche und ein Paar Tapellen, Die Holländer haben es nachdem in Befiß genommen, ein Fleines Fort gebanet, und einige Baraquen ange legt, welche das Commandanten Haus einfchließen. Diefes Haus. ift groß und bequem, auf europäifche Urt ger baust, fo wie alle Hänfer des Orts find. Ich fah bier die erfien Glas— fenfter, völlig fo wie bei ung, welches den Lande nicht fo angemeffen ift, tie die englifche Bauart, die fo viel Großes und Schönes bat, Das eher malige Gouvernementshaus wird jeßt von dem.commandirenden englifchen Dffieier dewohnt, das uͤbrige des Dres ift, außer der Fatholifchen Kir He und einigen wenigen Häufern al: les zerftört. Die Holländer verließen den Der bei Ausbruch des. Krieges und gingen nach Ceylon. Aber vier fes geſchahe in folcher Eile, daß der Gouverneur fein angefangenes Mit: tagseffen nicht einmal vollenden kon⸗ te, fondern fogar alle feine beften Sa; hen zurück ließ. Diefe erklärte der Polygar Roph fir eine gute Beute, nachdem er den holländifchen Gou— verneur glaubend gemacht, daß die englifhe Yrmee aus Palameutta im Aumarfch wäre ibn weg zu nehmen. Tutucarin wuͤrde nichts feyn, wenn es nicht wegen zwei. reicher Fifcher veien merkwuͤrdig waͤre. Die eine ift die Fiſcherei der Schenkmuſcheln, wel⸗ che nach Bengalen verkauft, und von dem dortigen Frauenzimmer zu Arm— bändern u. d. gl. gebraucht. werden, Sie iſt jetzo für 4600 Pagoden verpachz tet. Über wichtiger wie diefe, ift die biefige in allen Ecken der Welt fo bez ruͤhmte Perlenfifcherei, wovon man feit 20 Jahren feinen Gebrauch ge macht bat, weil die Holländer und der Nabob fih darum zanften, Die Engländer werden jetzt wieder an— fangen fie zu fifchen, fie wird file 100,000 Pagoden verpachtet werden Föunen, i Der Schluß folgt Fünftig. Anfrage On einigen Gegenden biefiger Lande as halten fich im Winter die wilden Gänfe in großer Menge auf, ohne daß man von ihnen den Mugen in der Haushaltung hat, den man haben Eönte, wenn man ihrer mit leichterer Mühe und imgrößerer Dienge babbaft werden Fönte, wie bisher mit Schieße gewwehren möglich. gewefen. Solte Je mand anzugeben wiffen, wie man fie bequem und in Menge fangen Fan, ‚der würde vielen Danf verdienen, wenn er in dieſen Blättern davon eine Nach⸗ richt bekant machen wolte, TEE ER TER EI ET ELBE w% 241 Sammoveriches 168 Stüd, 2 Magozin Freitag, den 25ten Februar 1785. Auszug aus dem Tagebuche des Hauptmanns von W. beim ı ten Hannoveriſchen Regiment in Indien, ſeit dem Vorfall bei Coudlor, den 23!" Julius 1783. (Schluß.) I 7. Febr. Nachdem wir ung hier gut befuftigt, Luftfahr: ten nach den herumliegenden Inſeln gemacht, und dann einen Leber: fluß von faft allen möglichen Serft: fchen gehabt hatten, feßten wir unfere Reife weiter fort, und gingen nach Wanpur, einem an der See gelegenen zerfiöhrten Fort, fo vordem eine eng: lifche Garnifon hatte, Es gehört un: ter Die Provinz des berühmten Poly: gar Katerinanico, der feine Meftdenz im Fort Pandelamcoufchy hat. Er war feit vielen Jahren dem Nabob von Ariot unterwuͤrfig und tribua: bel, Seit ein Paar Jahren aber wi: derſetzte er fih, machte alle Englän; der nieder, die er erhafchen Ponte, und machte die Etrafe nad) Fenavelly ger faͤhrlich. Der Oberfte Follerton wur: de daher beordert, ihn zum Gehorfam zu bringen, befagerte Pandelamcon: ſchy, und nahm es nach einer harten Gegenwehr. Die, Garnifon flug paͤer getödtet, zwei malden Sturm zuruͤck, und wur den den 7. Auguſt 1783 viele Euro: Es wurde eine große Summe Geldes darin gefunden, und ‚jeder Offieier bekam 300 Pagoden, Nachdem bat er fich als ein Freund des Nabobs und der Engländer er Flärt, denen er jetzt contribuire, Wie wir im Gebuͤſche auf dem Wege nad) Waypur waren, faben wir unerwartet eine Menge bewafne— ter fente, und man fogte, daß Kater tinanico den Oberften erwarte, Wir fürchteten, daß er diefe Gelegenheit nugen, firh gegen den Oberſten feßen, umd uns alle ausrotten würde, Es war indeß_Fein Mittel ihm aus den Wege zu fommen, Statt eines An— falls aber Fam er uns mit feinem Ge; folge zu Fuße entgegen. Geine mit Speren beivafnete Leute legten die Spere nieder, bis der Oberſte Fol lerton das Salam (Compliment) ber antwortet hatte, Er überreichte das 9% 243 Auszug aus dem Tagebuche des Hauptmanns von W. gewoͤhnliche Complimentsgeſchenk und bat unſere Reife über Pandelanicou⸗ ſchy zu nehmen, wo er Anftalt zu un⸗ ferm Empfang gemacht hätte. Der Dberfe fchlug es aus, und wir feßten unſern Marſch nach Wayypur in ſeiner Geſellſchaft fort. Er ritt ein ſchoͤnes Pferd, hatte ſeinen erſten Miniſter um ſich, und wurde von etwas Cavol⸗ ferie und Infanterie, die fehöne Ge wehre hatten, nebft dem Mioniercorps einem Gefolge von ettva 600 Mann, begleitet. Katerinanico logirte fich in einem Dorfe ein, und Fam den andern Morgen ten 8. Febr. zu einer formliz chen Audienz, wobei er mit den erften feines Gefolges auf einem Teppig faß. Diefer Fuͤrſt, der mit feinem Volk von der malabarſchen Küfte ift, ift wegen feines foldatifchenCharafters berühmt. Er war groß, ſchoͤn gebauer, und von außerordentlich gutem Anſehen, etiva 36 Jahr alt. Seine Tracht war in: dianiſch, das ift nackend, außer daß die Hüften und enden umtoickelt find. Diefe Befleidung war wie fein Tur: ban mit Gold durchwuͤrkt, um den Hals und die Arme trug er goldene Ketten, auch war der Leibgürtel mit einer gofdenen Kette umgeben. An den Armen hing eine Menge Edelgeſteine. , Er hatte ein ſchoͤnes Schwert in ber Hand, und ließ fich zwei andere nach: tragen. Der Oberfte machte ihm eiz nige Gegengefchenfe, die in fehönen Zeugen beſtanden, und, nachdem er verfichert hatte, ein beftändiger Freund der Engländer zu bleiben, nahm er den Abzug. Diefe Freundjchaft wird nicht 244 laͤnger dauern, als bis er feine Kräfte wieder gefammelt hat, und er weiß, ‚daß Feine Armee in der Mäbe ift ihn zu Defriegen. Am Nachmittage gin: gen wir nach Etiapour, einem befe ftigten X Dorf, und blieben da den fol genden Tag. Den 10. Febr, Famen wie nach Coil⸗ pettab. Hier trafen wir Heren Er vin, Oberftenereinnehmer und Gou— vernene von Fianevelly Diftrut an, worunter man alle Provinzen füdlich von Madura und Marava verfteht, un: ter deren Anzahl fich viele unterjochte Polygars befanden, Die Lage diefes tandes, fo fich nördlich von der Ma: dura Graͤnze bis an das ſuͤdliche Cap Comorin erſtreckt, weftfich die Gebürge des Königreichs Franenidor, und oͤſt⸗ lich das Meer hat, ift etwa 140 Mei⸗ len fang, und go Meilen breit. Es find 108 Oerter darin, wovon viele fo volkreich als bei ung die Städte fd, und der Compagnie große Re venuͤen bringen, Ervin hatte ein Bar taillon Seepois bei fich, welches noth⸗ wendig ift, um die Eincaffirung bei _- fer zu bewürfen“ Diefes war ein Ba⸗ taillon fo vom König von Travenior, einem treuen Freunde der Engländer, in englifchen Sold gegeben iſt. Gie find fs, mie feine ganze Armee auf englifchen Fuß gefleidet, erereirt und eingerichtet, und wohl gemachte Leute von guter Difeiplin. Da der Herr Dderfte mit Herrn Ervin das Geld- gefhäfte für die Armee abgemacht hatte, gingen wir Den 14. Febr, nah Wambacot: ta, 245 beim ı sten Hannoveriſchen Negiment in Indien, ı. 246 ea, und den folgenden Nachmittag nach Schecoolpatore, einem großen wohlhabenden Ort. Go imange nehm mir die Nachricht war, Daß Mangolore endlich an Zippo uͤberge⸗ gangen, fo freuete mich doc) die Hof nung zum Fortgang des Krieges, bie hieraus entfprang. rien, fo zu Ausrichtung des Friedens an Zippo abgefandt waren, ſchickten ein kurzes Schreiben an den Oberſten Follerton, worin fie fagten, daß die feindliche Armee im vollen Marfche begriffen ſey, und daß wie uns zu hüten hätten, Es wurden ſogleich Ordres an bie Corps zu Darraperam und Earrore geſandt, auf ihrer Hut zu ſeyn. Wir defchleunigten unſere Reiſe, ſetzten Tag und Nacht unsern Weg fort, und kamen den 17, Febr, zn Madura an, verließen es denfel: ben Tag, und famen den 20. Febr, nach Eavenore bei Capitain Offeneys Detachenens ins Lager. Der ganze Strich Landes zwifchen Capo Cama— rin, als Graͤnze des Königreichs Madura, wird die Tinvelly- Provinz genannt, weicher Ort 30 Meilen vom Cap liegt, und durch das Fort Pa: lamcolla bedeckt wird. Sie gehöre dem Mabob von Ariot, wiewohl un: ter englifchem Schutze; jedoch ind viel unabhängige Polngars in den Their fen der Provinz an den Gebuͤrgen, welche öfters mit bewafneter Hand von der Pluͤnderung des Landes muͤſ⸗ fer abgehalten werden. Die Gebirge find mit den diefften Bäumen und Dorndüfchen bewachfen, worin die Die Commiſſa⸗ Polygars nur einen ſchmalen Weg ausbauen, als einen verdeckten Weg zu ihrem Fort und Befißungen. Auf gewiſſen Stellen fird Batterien an: gelegt, mit Wachtthuͤrmen verfehen, worin eine beftändige Wache if, Bon bier thun fie Ausfälle, die benachbatz ten Polygars zu befriegen, und die. Straßen zu plündern. Einige derz felden find von den Engländern zum Gehorfam gebracht, und muͤſſen Tei- but geben, fallen aber oft wieder ab und machen Unfug. Gie find mit Pfeifen, Bogen, Spießen und Schwerdtern verfehen, haben au Feuergewehre und Pulver. Die Col⸗ leries find eine andere ihnen Ähnliche Dation, und unterfheiden fi der duch, daß fie Feine Turbans haben, fogdern nur ein fchmales Tuch in Form eines Kranzes um den Kopf tragen. Sie find fo wie die Poly⸗ gars, außer dem Leibgurt, nackend, mit langen Spießen und kurzen run— den Holzftücken bewafnet, womit fie mit unbefchreiblicher Genauigkeit wer⸗ fen, und Arm und Bein: zerbrechen. Sie bewohnen fefte Derter im Ge buͤſch, und Fönnen nie in Ruhe feben, fondern führen Kriege, ſowohl mit den Polygars als unter einander, Ihr Blick ift wild und Friegerifch, woran man fte gleich erfenuen Fan, Einige, ob fie gleich von den Englaͤndern unters jocht find, rebelliren doc), und richten oft eine ausgefandte Anzahl Seepois zu Grunde, Sie tödten alles was ihnen in die Hände füllt, fo, daß es gefährlich ift, ohne eine gute 2 i Dr 247 Auszug aus dem Tagebuche des Haupkmanns von ®, 248 Bedeckung in diefen Ländern zu reifen. Das Finivelly Land bat, außer-den ſchmalen Streichen an den Fläffen, wer nig Neisfelder, und ift mit trockenen Roͤhren bebauet. Beſonders banet man viele Baumwolle und Indigo, und macht aus erſterer viele ſchoͤne Zeuge zum Handel. Im Ganzen hat das Land ein unfruchtbares Anſehen, und man findet große Striche von Wuͤſten und Gebuͤſchen darin. Jedoch bei Sehetapatam und nahe nach Ma: dura fiheint es beffer zu ſeyn. Diefer Dre und Gebiete gehörte einft zum Königreich Madura, und man findet hier noch ein Haus, fo vom Könige Trimulney erbauet ift, welches ihm zu Zeiten zu feinem Aufenthalt diente, Der Ort hat zwei fchöne Pagoden, und eine Menge Braminen zum Dienft der Götter. Die Anzahl der Menfchen erftreckt fih auf 4000, und werden von ihrem Burgermeiſter re giert. Diefer Fam uns mit einem Gefolge entgegen , und brachte einige zwanzig Tanzmädchen. mit, welches ein morgenländifcher Gebrauch ift, und" zum Gefolge eines Großen ges hoͤret. Diefe Mädchen wurden durch ihren Auffeher zu uns geführt, und beiuftigten uns durch ihre Tänze ein Paar Stunden, Zwifchen Seheva— lopetoro und Madura findet man viele Ruhehaͤuſer. Diefe werden von’ den Großen des Landes als eine Charite gebanet, um ſich einen unfterblichen Damen zu machen. “Einige Meilen von Madura Begt eine Pagode auf einenv hohen Berge, Man finder hier eine arabiſche Inſchrift, welche fage, daß hier ein gewiſſer Alerander begras ben liege, Einige Braminen behaupz ten, daß es Klerander Magnus ſelbſt fey, einige find billiger un) Tagen, es fey ein Medicus gemefen, welches doch wenigftens mehr Wahrfcheinlichkeit bat, Der Oberfte Follerton eilte feis ne Gefchäfte zu Frichinopel und Tom jore zur beforgen. Er reißte daher im Pallakin (Sänfte,) voraus, welches fo geſchwind gehet, daß wir ihm nebft der Cavallerie nicht folgen Fonten, fonz dern nachkommen mußten. | Den 25. Febr, trafen wit zu Ma: lore ein, wo wir Capitain Olives mit feinem Bataillon fanden, um einige . Polygars in der Gegend zur Ruhe zu bringen, Von bier gingunfer Marfch durch gebüfchigte Gegenden nach dent Taurameureshypaß durch einen Strich der Gebärge die zwifchen Madura und Frichinopel liegen, und lagerten uns bei Polapetta. Den 26; Febr. paffirten wir den engen Paß durch die Gebirge und hielten einige Zeit bei Tauram eures by. Das Haupt diefes Ortes iſt ein Polygar Schauchney, der nicht zu Haufe, fondern mit der wehrhafteften Mannfchaft fhon 3 Monate ins Feld gegen einen andern Polygar, Langeney gezogen war, Der Streit war über den Befiß eines Dorfes. Man hatte fehon verfchiedene Affairen gehabt, ‚worin Schauhney 100 Mann verlo; ren. Die Kriege diefes unruhigen Volks find blutig, es wird fein Quar⸗ 249 Quartier gegeben oder Gefangene ges macht. Die lange Pique durchrennt jeden der ihr nahe koͤmt. Diefer Fries gerifche Geiſt wird an allen den Vol: Fern bemerkt, die in oder nahe bei den Gebuͤrgen wohnen, weiches die Do: Ingars und Collerics find‘, und die mit unfern Alten flveitbaren unruhi⸗ gen Deutfchen eine Aehnlichkeit ba: - ben, Gegen Abend lagerten wir uns bei Willagumpettah. Ob wir gleich den Einwohnern eine Schutzwache aaben und fie uns Stroh liefern fol: ten, foliefen fie doch Davon, und wuͤr⸗ den uns mit ihren Piquen bewirthet haben, wenn wir nicht fo ſtark gewer fen wären, denn wir hatten des Ober; fen Leibgarde von go Pferden und Seepois bei uns, Den 28. Febr. Wir paffirten We⸗ rimale, einen Felſen mit einer Pago- de, und Tagerten und 3 Meilen davon fo, daß wir den 29. Febr. früh bei Srichinopel waren. Hier fanden wir den Oberften und dachten einige Tage Ruhe zu haben, allein es wurde auf den folgenden Tag eine Reife nad) Tanjore feſtgeſetzt. Den 1. Maͤrz. Der Oberſte reiſete um 4 Uhr des Nachmittags ab, der Lieutenant Howel, Ober⸗Adjudant und ich hatten uns verſpaͤtet, und ritten eine Stunde ſpaͤter. Wir verfehlten den Weg, den der Oberſte genommen und ritten die Nacht bis Buddelor 25 Meilen von Frichinopel. Hier la⸗ gerten wir ung in einer Fleinen Schau: ten, erhielten etwas Hen für die Pfer⸗ beim ı sten Hannoverifchen Regiment in Indien, ꝛtc. 250 de und fchliefen auf den Satteldecken fehr gut. Am andern Morgen war ren wir nach einem Nitt von 10 Mei⸗ len zum Fruͤhſtuͤck bei dem commandiz renden Capitain Campef in Tanjore, Der Oberfte Fam den folgenden Tag. Tanjoreiftdie Hauptſtadt des König: reiche gleiches dTameng, deffen erſter Re⸗ gent ehemals son einem Gentos Gr ſchlecht zur Regierung gekommen, wel ches aber nachgehends auf eine Maratta Familie, die noch jeßo wenigſtens den Namen davon führt, gefallen ift, Die Engländer nahmen es im Jahre 1772 im Namen des Nabobs, weil der König ihnen nicht contribuiren wol- te, ein. Die Stadt vertheidigte fich ſehr gut, und hielt eine förmliche Be lagerung aus, Seit dem iſt dort in des Mabobs Mamen eine engfifche Sarnifon und hebt den Tribut des Sands, Seine Majeftät Fommen nicht aus dem Schioffe, und haben wenig zu fagen, Die Stadt ift ſehr groß und volfreich, mit einem fehönen Graben umgeben, und hat gute Gla—⸗ cis. An einer Seite liegt ein kleines Fort, worin eine englifche Kirche und Barraquen für Truppen find, Der Wall ift von den Engländern mit eis ner fchönen Bruftwehr verfehen , und erfordert nebft dem Fleinen Fort 800 Stüc Kanonen, um die Schieffchar: ten zu befeßen. Man findet auf dem Wall eine erftaunlich große Kanone von Städen gefehmiedet, mit Ringen umgeben, wie die zu Condlor, wel: che oben befchrieben worden. - Sie bas 22 englifche Zoll im Diameter, 23 Man 1 a51 Auszug aus dem Tagebuche des Hauptmanns von W. 252 Man fchießt fteinerne Kugeln daraus, und fie ift ein Werk der Indianer, bevor Tonjore in englifche Hände Fan, Im . großen Forte oder’ der Stadt if der Pallaſt des Königs, ein altes indifches Gebäude, wo er etwa so Elephanten hatı Jedes Thier Foftet monatlich 30 Pref. oder 65 Rthlr., macht alfo monatlih 1500 Pagoden, oder des Sahrs 17000 Pagoden, das ift 36 bis 40000 Rthlr. zu unterhalten. Uebrigeng find nur wenige europäifche Häufer im Orte. Der zeitige foge: nannte Zahlmeifter Suflivan, eigent- lich der Vice⸗-Koͤnig, wohnet in einem ſehr ſchoͤn angelegten Garten, und lebt fürftlich zu Manarioil, etwa 5 Meilen von der Stadt, wo noch. ein anderer hübfcher Garten, der Wohn: plaß des Hypoly, if, Ein großer Theil’ des Königreichs zwifchen Fri⸗ &inopel und Tanjore iſt Durch Die Einfälle der Hyderſchen Truppen im letzten Kriege zerſtoͤrt; jedoch) der Theil an Caviry herunter iſt mit ſchoͤnen Reisfeldern bebauet. Da wir uns acht Tage beluſtigt und der Oberſte alles in Ordnung gebracht hatte reiſeten wir ab, denn der Ober: ſte wolte zur Armee, die ſich bei Car— rore befand. Capitain Offeney war ſchon zu der Armee geſtoßen, und das ggte engliſche Regiment war im Anz marfch, die Armee zu verſtaͤrken. Wir kamen den zo. März in Frichino— pel, blieben 1 Tag da, und gingen dann weiter in einem Niet nach Cab lalum, 25 Meilen. Hier fanden wir das ggte Regiment, ben folgenden Tag zu unſerer Bedeckung nach Berz ta Cutta. Der Oberſte Stuart hatte vom Lager bei Carrore das gie Bar taillon Seepois detafdirt, an die Grenze der Provinz Nameale, fo durch den Cavery von der Provinz Carrore gefihieden wird, und Zippo gehört, um Reis zu holen. In die fer Provinz ſtand jetzo Ruſchier Chan, mit feinem Corps, und Naves Begy mit einem andern Corps, vderfelbe, welcher ung bei Combator beunrus bigte, Einige Reuter von den Ru— fehier Chan, hatten die Seepois, die abgefchicft waren, ſehr zerhauen und gefangen gemacht, worunter der Lienz tenant Grand fich befand, Wie wir zu Carrore anfamen, fanden wir den Capitain Offney mit feinem Corps an ‚der Gränze zu Pollaro, um eiz nen Einfall zu verbiiten, obgleich der Waffenftillftand erflärt war. Der Oberſte fandte den Capitain. Ham: mand nit einer Flagge zum Feinde, um die Urfache feines feindlichen Bez. tragens zu erfahren, und um dem Lieu— tenant Grand, den fie gefangen hatz ten wieder zu fordern. Ruſchier Chan welcher fih fchon bei Combator als ein rechtfehaffen denkender Goldat ber zeigt hatte, fendetezur Antwort, daß ibm der Vorfall leid thate, indem es gegen ſeine Ordre geſchehen wäre, font aber hätten feine Leute behauptet, die Engländer hätten zuerſt gefeuert und fünf von ihnen erfchoffen, ehe jie das Schwerd gezogen, Er Fönte den Lieu⸗ tenant Grand, ohne eine Ordre vom Zippo wicht heraus geben, verficherte aber, 253 beim ısten Hanneverifhen Regiment in Indien, w 254 aber, er folte fo gut wie möglich ge halten werden, bot auch dem Abge⸗ fandten feinen Sohn zum Geißel an. Ob man gleich Nachricht hatte, daß die Bevollmächtigten zum Fries den bei Tippo ihre Unterhandlungen zu Seringapatnam fortfegen, fo ſchie⸗ nen Doch andere Rachrichten, der Mär he des Friedens zu widerſprechen. Man fircchtete täglich die Nachricht zu hören, daß die Gefandten entweder. aufgehangen oder gefangen genommen worden, daher man fortfuhr fich zum Kriege zu rüften, und Munition und andere noͤthige Gerärke zur Armee zu beordern, allein der englifche Öefandte bei Tippo fandte einen Brief an den Dberften, fo durch Rufchier Chan an den Hauptmann Offenen Fam,und wel; cher die Naͤhe des Friedens anfündigte. Es wurde daher der Hauptmann Of feney mit feinem Corps zurück ber fen und die völlige Betätigung des Friedens hier erwartet, Den 22. März Man wolte wif: fen, daß zu Madras fihon die Kano: nen, als ein Freudenfeuer des 96 ſchloſſenen Friedens abgefeuert waͤ— ven, und es war von nichts wie von Vertheilung der Truppen in Garniz fonen die Rede, Alle Truppen die in Garnifon ſuͤdlich des Kolleroonfluſſes liegen, genießen halbe Batta, und fir hen fich daher befjer, wie auf volle Batta im Felde. Matürlicher Weiſe wuͤnſchten wir alfo in Suͤden zu blei⸗ ben, zudem da Madras ſowohl an fich ein theurer als auch unangenchmer Ort ift, Zum Ehluß will ic noch den Etat der hiefigen Nationaltruppen herſetzen. Ein Bataillon Seepois beſteht aus 10 Compagnien. Eine Compagnie enthaͤlt: Europaͤiſchen Officier. Subadar Jemidar Havildars Naiks Drumm Tambour ı Pourali 65 Seepois Summa go Mann, — — — — — [es — — — Schwarzen Capitain, Subaltern : Officier, Sergeanten, Corporals. Trommelſchlaͤger. Waſſerochſen. Soldaten, Das ” 255 Auszug aus dem Tagebuche des Hauptmanus von Ware, 256° Das Barsillon. beſtehet aus Europaͤern. Capitain hat keine Compagnie. Titul. Capitain. Lieutenants. Faͤhndrichs. Dber: Sergeanten. Sergeanten, als FIaGBRECBRSINEN, Exercier⸗Sergeanten. “Hein Die 14 Europäer, 806 incl. Prima Plana und Staab. Von ſolchemBataillon hat die Com; bagnie im Carnatie, oder unter den Madras⸗Diſtrikts 27 Batailfons, und in den Cicar⸗Provinzen nördlich Ma dras7 Bataillon. Hiezu kommen noch Sebundy Bataillons, einer Art von Eingebornen. ı Commandant. 9 Soubadars. 10 Jemidars. so Havildars. 50 Naiks. 12 Tambouren. 10 Poucalies. 650. Seepois. 792 Eingebornen. Landtruppen, 6 Bataillons, ı Regi⸗— ment Topaſſen, aus dem fogenannten Portugiefen getwochen, und find faſt alle Baftarte von Europäern und Schwarzen, völlig europäifch geklei— det, und leßtlich 4 RO euros päifche Infanterie, Es befteht alfo die feftgefegte Macht bei Beienensgpitäh in der — Beſitzung Aus regulairen Seepois 27 Bataillons 21762 Senn. Liear Bataillons — 7 — 5623 — Sebund — — 6 — 4836 — Topaſſis — — 1 Regiment 1000 — Summa Eingeborne 33240 Mann, Europder 4 Regimenter 4000 Mann. Artillerie 1 ı Regiment 1000 Mann. Summa 38240 Mann. Hiezu ſind in dieſem Kriege 10 Koͤnigl. Regimenter von 1000 Mann, und eine Brigade Seepois von Bengalen bier gemefen. Die Seepois find eben folche regufaire und gefeßte Soldaten wie nur Europäer ſeyn konnen, geben auch im Ererciren dem beften europäifchen Regimente nichts hei EEE WETTE ET 257 258 17tes Stud, Montag, den 2gten Februar 1785. Befchreibung des Condenſators, eines neuen Inſtruments zur Eigftricitär. Felix, qui potuit rerum cognofcere caufas. Virgil, Ds glaube, daß es den Lichha: g bern der Elektricität nicht un; angenehm feyn werde, wenn ich ihnen ein neues Inſtrument be fchreibe, deffen ganz befondere Wuͤr⸗ kungen, fih von allen uͤbrigen, jeßt befanten in diefer Materie, auszeichz nen, Der Herr Profeffor Kichren; berg in Ööttingen, nennt cs in feis ner Anmerkung zur dritten Auflage der Erzlebenfchen Naturlehre, ein fürs trefliches Inſtrument, deſſen Entdef; fung unftreitig mit unter die größten gehöre, die man feit der Erfindung der Rleiſtiſchen Flafche, in diefer Lehre ges macht babe. Er ift der erfte, der uns son diefem Inſtrumente in dem vors ae ‚ welcher dem fogenannten angeführten Buche Seite 486. Nach⸗ richt gegeben 3). Daber werde ich, fo weit die Sache daſelbſt behandelt wor: den, bloß nur die Abfihrift feiner Anz merfungen bier liefern, weil es Feiner beffer fagen Fan, wie er: Auch die Nachrichten von ver fernern Erweite rung diefes Inſtruments, habe ich, nebſt dem Unterrichte von den verfchie: denen ,. fonderbaren Wirkungen des ganzen Apparats, welches ich hier ber ſchreiben will, lediglich Ihm zu ver- danfen. Herr Dolta, ein gelehrter reicher Edelmann aus Como, und Profeffoe der Phyſik zu Pavia b) iſt eigentlich be: a) Herr Cavallo hat viele Verſuche damit angefichet. An Effay on Electricity &e, Lond. 1784: p. 181 &c. Vid Errlebens Naturlehre. Seite 489. b) Diefer Dolta hat verfhledenes gefchrieben , worunter feine Abhandlungen fiber die Sumpfluft, und für les Capacitds des condukteurs, nebft den Noten zu Sco- poli’s italiänifchen Ueberſetzung von Macquers Chemiſchen Wörterbuch, die vorzüglichften find. Auch hat er ein Eudiometer befchrieben , wobei die Güte der Luft vermittelft beigemifchter und hernach abgebrannter infla nmabler Luft erforfchst wird, 259 beſtaͤndigen Efeftricitätsträger, dem Elektrophor, die gegenwärtige-Geftalt gegeben, denn vorhin war ſchon der Grund dazu gelegt, wie ältere Schrif: ten zeigen, Der Erfinder aller Eigen⸗ fihaften des Eleftrophors iſt Wilke, der alles ſchon 1762 befihrieben bat, nur betrachtete Wilke ſein Inſtrument, Das aus Glas war, und vertical ſtand, mit zwei beweglichen Belegungen, bloß als einen Apparat zu einem einzelnen Verſuch; Volta machte eine eleftri- ſche Mafchine daraus, und nahm Harz. Er Fanrauf die Gedanfen bei - Gelegenheit eines Streites mit Bec⸗ caria, dem er damit beweifen wolte, daß feine Eledtricitas Vindex eine Chi: märe fey c). Volta hat feldft folchen in dem Mayländifchen Journal d), amd nach ibm faft ein jeder der allge mein die Efeftricität abgehandelt, be: fehrieben; aber” die merkwuͤrdigſten Schriften davon haben unftreitig der Herr Rath und Profefor D. Jac. ECbriftovb Schäffer e), und neuer; lich der Hr. Profeffor Kichtenberg f) daruͤber geliefert, welche ſich jedoch beide darin merklich unterfcheiden, daß ohne Ruͤckſicht auf das Gepraͤge der Unmwahrfcheinlichkeit, welches jene Befchreibung. des Condenſators, 260 bin und wieder beim erften Anblicke, nebſt einer vielen Einwuͤrfen ausgefeß: ten Behandlung mit ſich fuͤhrten, viele Verſuche davon wenige Beweiſe wer Wahrheit für ſich hatten, und nod) haben, da bislang, fo viel mir befant iſt, fie Feiner hat nachmachen Fönnen, obgleich fie gegenwärtig mehrere Auf⸗ merkſamkeit verbienen; dahingegen die von dieſem beſchriebene, tiefe Kennt⸗ niſſe verrathende Berfuche, von einem jeden, der nur mit diefer Materie fich befchäftiget, und wenige Handgriffe anzuwenden weiß, unter einem gewiß nicht ausbleibenden Beifall fir das Schöne und Wahre nachgemacht werz den koͤnnen. Menn gleich diefer Efeftrophor ber kant genug iſt; fo halte ich es den: noch hier für nöthig, ihm zu befchreiz, ben, und einige Würfungen Davon zur | erzählen, damit man den Unterfcheid zwifchen ihm und dem Condenfator defto feichter wahrnehmen möge, Viel: leicht find auch einige Verſuche damit die ich hinzu fügen will, nicht allge: mein befant, —— Er beſteht hauptſaͤchlich aus zween Theilen, einem etwa einen halben Zoll tiefen metallenen oder mit Metall uͤber⸗ zogenen c) Joh. Bapt. Beccaria Ele&ricitatis Vindex, Experimentis atque obſerv. ftabilita. _ d) Journal Scelta di opufcoli intereffanti T. 9. p. 91. T. 10. p. 37- ‘e) Abbildung und Belchreibung des beſtaͤndigen Eleftricitätsträgers sc. 1776. 2) Kraͤfte und Wauͤrkungen und Bewegungsgeſetze ıc. 1776. 3) Fernete Verſuche mit dem 26.1777. Hartınann hat auch einige ähnliche Bemerkungen, wie die ; Schaͤfferſchen Schwingungen, in feiner Encyelopädie der elektrifchen Wiſſenſchaf⸗ ten gemacht, Doch was beweiſet die Feder desjenigen der an den Ring, der die Tagesftunde im Weinglafe anzeigt, glaubt, für ſoſche nnbewieſene Thatlachen ? f) De noya methedo naturam ac motum fluidi electrici inveſtigandi. Comm. prior ac polterior 1773 & 1779. — 261 zogenen Teller," worin entweder ein Glas liege, oder der flatt deffen mit Pech, Colophonium, Gummilack, Wa: fir, Siegellack oder Schwefel, ausge goffen ift, und einem platten, etwas Eleinerm, wohl abgerundeten, metalle⸗ nen, oder mit Metall uͤberzogenen Tel fer, der entiweder an feidenen Schnuͤ⸗ ven hängt, oder woran in der Mitte ein gläferner Stiel defeftiger ift, um ihn horizontal daran aufheben zu koͤn⸗ ven. Die gläfeene Platte wird mit einem, niit Amalgama vom Queckfit- ber und Zinnen, oder Zinf und Blei: koeis, überzogenem Leder, der von Harz aber, mit Kagen, Hafen, Kaninichen, oder am beiten mie einem Marderfelfe gerieben. Der untere Theil wird über: haupt die Bafıs, der abfeitende Theil derfelben , beim Glafe, die Belegung und beim Harze, das metallene Gefaͤß oder mit Metall überzogene "Brett, die Form, das Harz felbft aberder Kuchen genannt, Der obere Theil mit feinen Schnüren oder gläfernen Handhabe, heißt ver Deckel, der Teller, oder die Trommel. - Man bemerft bei diefem Inſtru⸗ ment folgendes: Auszug aus der vorhin angeführ: ten Auflage von Erxlebens Wa: turlehte Seite 481. und 482. 1) „Seßt man den Deckel, vermit: telſt der Schnüre auf die geriebene „Baſis, und zieht ihn, ohne ihn vor: „ber berührt zu haben, wieder in die „Höhe, fo zeigt er nicht die mindefte, „oder doch Feine merflihe Spur von „Eleftrieität,. 2) Beruͤhrt man ihn ” eines neuen Inſtruments jur Elektricitaͤt. 262 „aber, während er aufder Baſts liegt, „die aber hierbei nicht ifolivet ſeyn „muß, mit dem Finger, ſo empfänge „man einen fchneidenden Funken und „einen Kleiftifchen Stoß, wenn mar uerſt mit dem Mittelfinger die Form, „und ohne diefe wegzunehmen, den „Deckel mit dem Daumen berührt. „3) Scheint nach diefen Berührunz „gen. alles todt, weder Form noch) „Deckel geben die mindeftlen Spuren „von Eiefericität von fih. Hebt mar „aber 4) den Deckel vermittelſt feiner „Schnüre auf, und zwar auf eine bes „trächtliche Entfernung von der Bar „fs, und berührt ihn in dieſer Lage „wieder, fo empfängt man einen oder „mebrere ftarfe Funken die nicht mehr ſchneidend, fondern fehnellüberfprinz „gend und ftechend find, wie die von „einem gemeinen Conducter. 5) Fin: „det man die Eleftrieität des fo auf „gehobenen Deckels allgzeit der Elek— „erieität des Kuchens entgegen geſetzt. „Hingegen ift 6) die Eleftricität des „aufgelegten noch nicht beruͤhrten Tel: „ters jederzeit mit der des Kuchens „Sleichartig. 7) Iſt die Luft trocken „und wird das Inſtrument rein ge: „balten, fo läßt fich dieſer Proceß Tanz „ge Zeit, ohne fonderliche Abnahme „der Stärke wiederholen, mit einiger „Abnahme oft Monate lang; ja es „iſt wahrfcheinlich, daß bei großen „Sleftrophoren, zumal, wenn man „nichts weiter als Spuren der Elek⸗ „tricität verlange, die Wirkung nie „ganz aufböret, dieſes rechtfertiget „Ihon einigermaaßer den Namen Ra „Eet- 263 „Elettroforo perpetuo, den Volta „Diefem Inſtrument, welches. Durch „ion hauptfächlih in Gang gefoms „men ifb, gegeben bat: 8) Iſolirt „man die Baſis, und legt den Deckel „vermitteht feiner Schnüre. darauf, „und rührt dann legten allein an, „jo empfängt man. nicht mehr den ſchnetdenden Zunfen, fondern einen „ſchnell überfpringenden, ſonſt aber „wiederum den Kleiſtiſchen Stoß, „wenn man wie in Nr. 2. am Ende, „beruͤhrt. 9) Zieht man nad) diefen Beruͤhrungen den Deckel in die Hoͤ⸗ „be, fo finder man die Form eleftrifch, „und zwar gleichnabmig mit der ge „riebenen Fläche des Kuchens , und „ungleihnahmig mit dem aufgehobe: „nen Deckel, In allen Fällen findet „man, daß, wenn der Deckel nach ges „böriger Berührung aufgezogen wor: „den, und, ohne in der Höhe berührt „geworden zu ſeyn, wieder auf Die „Balls gelegt wird, Form und Deckel „wieder ganz todt find.,, Noch andere von dem Heren Pro: feffor Lichrenberg erfundene und befchriebene Verſuche, die fo ergögend für das Auge, als fie lehrreich für den Geift find, geben vielleicht in der Folge Anlaß zu noch geößern Entdek⸗ fungen in diefer Lehre, und ich will einige davon kurz befchreiben. 1) Man feßt auf den Kuchen ei: wen metallenen Ring, oder eine Dlat: te, oder einen Fingerhut, und giebt diefem entrveder mit dem auf vorbin erzählte Weiſe elektrifirten Deckel, oder mit dem Knopfe einer mp gelader Befchreikung des Conden ſators 264 nen Verſtaͤrkungsflaſche einen Fun⸗ ken. Nachdem nun das Metall weg⸗ genommen, die Stelle aber, wo füh ches gelegen, mit weißem Harzftaube bepudert worden, fo erfcheint von dem Staube auf dem Eleftrophor eine Fi gur in Geſtalt einer Sonne, nad) Form der Bafis des darauf geftellt gewefenen Metalleg, Wird das Mer tall mit einem negativ eleferifirten Körper berüre, und der Ort, wo er gelegen, auf vorige Weiſe bepudert, fo fieht man bloß einen dichten Kreis nach der Baſis des Metalles, oder auch einen Punft, wenn man- den bloßen Kuchen mit dem Knopf einer mit — E geladenen Slafche beruͤhret, und den Ort bepudert bat. Go Ban man beide Elektrieitaͤten an einer ge ladenen Kleiftifchen Flaſche fichtbar, auf eine recht bezaubernde Weiſe ſicht⸗ bar madızn, 2) Man nehme eine runde metal fene Platte mit 3 Füßen von Giegek lack, worin in der Mitte ein oben zu⸗ gefpigter Drath befindlich ift, ftelle folche mit ihren Füßen auf den Ku: chen, fo, daß die Spiße von demfek ben einige Linien weit entfernt ift, und eleftrifive die oben herausſtehen de Epiße, vermittelft ‚eines Elektro⸗ phordecfels, welcher dergeftalt von oben herab gegen die Spiße gebracht wird, das diefe gegen den Mittelpunft des Derkels trift. Man erhält den dunflen Kreis allemal, man mag nun mit der Hand oder einem ifolierenden Körper die Scheibe berühten, thut man leßteres, und fährt, nachdem man 265 man gepudert hat, gegen den Mittel: unft des Zirkels mit einer Nadel zu, fo entficht beim pudern ein neuer Kreis. Zum zweiten Puder fan man pulverifirten gelben Schwefel nehmen, efeftrifieen den Ort noch einmal, und bepudern ihn ſodann mit. torhem Schwefel, wodurd Figuren hervor; gebracht werden, die dem Auge des geibes und des Geiftes gefallen. 3) Kan man disfe Figuran der * und — E aud einſchmelzen. Man uͤberzieht eine Platte mit der Elektro; phormaffe, aus Gummilack, Majftir und Terpentin, Die einen fehr feiten Körper giebt 2), ſchlaͤgt die Figuren, bepudert die efeftrifiete Stillen mit Zinnober, und bringt folche über ge linde Kohlen; fo fchmelzt fid alles fürteefich ein. Die obigen Verſuche init der ifolirten Spitze geben noch andere herrliche Erfiheinungen, mit deren Unterfuchung fih gegenwärtig ein großer Gelehrter befchäftigt, von dem wir ein wichtiges Werk zu hof: fen haben. Diefer fchrieb einmal eis ner meiner Freunde, „Zichtenbergs Sterne werden „dereinft noch in der Nacht der Elek— „fricität leuchten.,, 4) Der ovale doppelte Eleftrophor, welcher wenigfteng dreimal fo lang ift als der Durchfihnitt feines Deckels, hat den Vortheil, daß er beide Elek— trieitäten zugleich zeigt. Man reibt ihn an der einen Stelle, Tegt den Dek⸗ eines netten Inſtruments zur Elektricitaͤt. 200 fel darauf, berührt ihm und zugleich die Form des Elektrophors, und hebt erſtern hoch auf, fo erhält diefer die »E. Denn jtellet man auf die am dere Stelle einen metalleneg Ring, der dem Umfreis des Deckels gleich ift, und läßt Funfen mit dem Deckel darauf fehlagen. Man wiederholt diefe Operation einige mal, verfchießt aber immer den Ring mit einem ifes lirenden Körper, fo Daß Diefer Ring tiber den ganzen Raum gefuͤhrt wird; fo ift die zweite Stelle 8 elektriſch, wenn die erftere — elektriſch ift, und der in der erftern Stelle aufgehobene Deckel giebt # E, in der zweiten Stelle aber giebt er, wenn er aufgehoben worden die — E. Auf diefe Weiſe fan man auch den Eleftrophor unge: mein verſtaͤrken. Die größte Derz ftärfung aber erhäft er, wenn man - eine Kleiftifche Flaſche ladet, fo daß die äußere Belegung — E hat, man feßt fie fodann auf den Kuchen, und fährt, indem man nie Flaſche beim Knopf hält, deren Belegung auf dem Kuchen herum. Soll der Kuchen HE haben; fo fährt man mit dem Knopf auf dem Kuchen herum. So laͤßt ſich der Elektrophor ohne Reiben, wenn er. einen Funken giebt, der Faum eine Linie Länge bat, bis zu einem Funfen von mehrerem Zollen verftärfen, Doc) fo weitvom Elektrophor, und nun ettwas vom Condenfutor, Herr Volta ift der Erfinder dar R 3 von ©) Eine Erfindung des Herrn Doctor Pickel, F Theile Gummilack, 3 Theife reinen Maſtix, nnd 2 Theile venstinnifchen Terpentin, 267 von, nur 7) aus dem Condenſator feldft h), nd 2) aus einem Dazu gehörigen Elektroſcop 5). Jedoch halte ich da für, daß zu einem vollfonimenen Ap⸗ purate annoch folgende Stuͤcke notb: wendig find, nemlich 3) ein ovaler doppelter Elektrophor, 4) eine Fleine Kleiftifhe Verſtaͤrkungsflaſche 5), noch ein anderer Elektrometer 6), eine Glasröhre, und 7) eine Stange Siegellacf: Ad ı) Der Eondenfator ift einem Elektrophor ähnlich, jedoch mit dem Unterfihiede, daß die unterfte Platte, oder das was bei jenem der Harzku— hen mit der Form die Baſis iſt, bei diefem aus einer wohl polisten Mar: morpfatte beftebt k); der Deckel aber iſt gerade fo wie der Deckel eines Elek; trophors. Er Fan groß oder Flein feyn, nahdem man geringe oder gröf fere Wuͤrkung Br u Die ön gefchliffene Marmorplatte mei; n ag she iſt ı Zoll dick, vier: eckt, und jede Seite etwa 8 Zoll lang. Der Deckel, eine wohl abgerundere zinnerne Platte, bat auf der Sußern Seite in der Mitte eine Schrauben: mutter, worin eine glaͤſerne, mit auf gelöferem Siegellacf uͤberzogene Roͤh⸗ Befchreibung des Condenfators, Der Apparat befteht eigentlich 208 ve, die oben einen meffingenen Haken hot, eingefehroben werden Fan, Ad 2) Das Elektroſcop beſteht aus einer gläfernen Glocke, etiva 2% Zoll im Durchmeſſer und eben fo boch, mit einem Eleinen Halfe, Ihe unteres offenes Eude iſt mit einer daran feftgefütteten meffingenen Plat—⸗ te gedeckt, in welcher ein Drath mie einem Hafen angefchroben ift, der zur Seite hinaus flebt und nicht hindert, daß die Glocke mit ihrem meffingenen Boden platt hingeitellt werden Fan. (Da diefes Eleftrofcop unten mehr vorfommen wird, fo will ich deffen Boden A nennen.) Ihr oberer Pleis ner Hals ift mit einer meſſingenen Kapſel, welche in ihrer Mitte einen fangen in die Höhe ftehenden und am Ende krumm gebogenen Drath bat, um das Mafhinchen daber aufheben zu: Eönnen. (Diefen Drath will ich - unten B nennen.) In der Mitte der Glocke hängt in einer etwa Zoͤlligen Entfeenung vom untern Boden, ein Eleftrometee von fo aufßerordentlis her Empfindlichkeit, daß dieſes einzig nur im Stande iſt zur zeigen, mas es zeigt: Denn da man heut zu Tage - in allem auf Meffung: des rev uredy denken muß, da dag maxgov gewöhn: lich Meinen Condenſator und das dazu gehörige Elektroſcop Hat der, durch viele ganz e chic ee phnfikalifche Iuftrumente berühmte Arbeiter Herr Hofme— hanicns Rlindworth in Göttingen gemacht. i) Cavalto ift der Erfinder dieſes Eleftrometers, jedoch Hat ihn Volta fehr verbeſſert. 5) Er Fan auch) aus andern Subftanzen, 3. E. aus trodenem (aber nicht gedoͤrre— tem) Holge, mit Firnis hberzogen gemacht werden. Dergleichen Körper laffen die Elektricität ſchwerer durch als Metalle, nehmen aber auch) durch rriben viel au wenig an um zum Kuchen eines Elektrophors zu dienen. a 269 lich ſchon gemeſſen ift, fo iſt auch hier an Leichtigkeit und Sauberkeit nichts geſparet. Die ang des Elek⸗ trometers beträgt etwa I Zoll, und beſteht ſolches aus zween Faden des alferfeinften Silberdratbs, an deren jedem Ende ein Kügelchen von Hol: lundermark hängt, welches etwa Die Größe des allerfleinften Steefnadel: Knopfs hat. Ad 3) Der ovale doppelte Efeftro; phor ift wie der vorbin befchriebene geröhnliche Eleftrophor, etwa Drei nal fo lang als der Durchmeffer des Deckels, und etwas breiter als dieſer. Er dienet dazu um. defjen Kraft mit der Kraft des Condenfators zu ver gleichen, Ad 4) Die Berftärfungsflafche ift eine gewöhnliche aber Fleine, in und auswendig mit Staniol gehörig be; legte mit einem Knopf verfehene Klei⸗ ftifche Ladungsflafche. Ad 5) Diefes Elcftrometer, wel; ches dazu dient, die Eleftricität der äußern Flächen des Eleftrofeops füb Nro. 2, zu unterfuchen, und folche ei: nige Secunden ſichtbar aufzubehal: ten, ba: folgende Geftalt: Es ift in der Mitte eines etwa 4zÖölligen metal: lenen Tellers , eine-gläferne Röhre be feſtigt, welche an ihrem oberften Ende einen horizontal hinſtehenden Teitenz den Arm bet, an deffen Außerften Ende ein Eleftrometer von Hollun; dermarf hänge. Die Iſolirung des glaͤſernen Staͤnders Fan. vermittelt einer daran hangenden Kette, wo: durch auch der Elektrometer mit anr eines neuen Inſtruments zur Elektricitaͤt. - 270 deen Körpern verbunden Wird, anf gehoben werden, - Ad 6, & 7) Diele beiden Theile erfordern Beine genanere Befchreis ‚bung, es fan dazu eine jede Glasroͤh⸗ re, und eine jede Siegellackftange ge braͤuch werden. Beide dienen zur Erforſchung, welche Elektricitaͤt der Mikroelektrometer zeigt. Nur muß um die # E der Röhre und die — E der Siegellackſtange zu erhalten, er: ſtere nicht mit Kagenfell, und leßtere nicht mit Meta gerieben werden, fonft erhalten fie mit vielen andern Subſtanzen gerieben, Die verlangte Elektricitaͤt. Einige Verſuche mit den Conden⸗ ſator nnd dem Elektroſcop. Aug: zug aus Erpfebens Raturlehre Seite 488; 2 „Vermittelſt dieſes Inſtruments „hat man Beobachtungen „angeftell, ‚von denen ſich die ganze Naturlehre „die en Vortheile zu verfprechen „bat. 3. B. Wenn man mit dem „Knopf einer fo ſchwach gelanenen „Kleiftifchen Flaſche, daß er Faum „noch leichte Körpetchen zieht, den „Teller des Condenſators einige Zeit „berührt, fo giebt er, aufgehoben, „oft. noch ſtarke Funfen, und Das zus „weilen fehr viel mal hinter einander, „mit einer entladenen Slafche be; „rührt, zeigen ſich, wo nicht Fun—⸗ „een, doch Spuren einer Elektricitaͤt, „die die Flaſche gar nicht mehr zeigte „und das oft ſehr lange. Wenn „iſolirte Wetterſtangen, an heitern „Ta⸗ 271 „Zagen, gar feine Elektrieitaͤt zeigen, „fo wird fie durch den Condenfator ſehr merklich gemacht; zieht aber „die Stange leichte Körperchen, ſo „giebt der‘ Condenfator Funken; ifo: irt man cin Feuerbecken mit Koh. „fen, und bringt man. die Platte, „worauf es ſteht, mit dem Conden⸗ ſator in Verbindung, fo entſteht „Elefrrieität, zumal wern man Waſ⸗ „fer auf die Kohlen fprißt, und zwar „allemal — E, ein Zeichen, daß der „Dunft mE war, fo erffärt ſich die - „Efektricität der Wolke ſehr einfach; „erhigte Menfchen ifolirt und mit „dem Condenfator in Verbindung „gebracht, zeigen Elektricitaͤt; eleftriz Belchreibung des Condenſators, ıc, IDEE. „ſche Mafhinen, die in fo ſchlechtem „Zuſtande find, daß fie gar Feine „Elefreicität zu geben fcheinen; zeigen „fich Hierdurch elektriſch; Körper die „man auf Feine Weiſe durch reiben „elektriſch machen zu Fönnen glaubte, „werden durch diefes Inſtrument elek⸗ „eeifch befunden, ja faft alle Köre „per, etwa Metall und Kohlen aus: „genommen, fogar ein einziger Strich „von einer trockenen Hand über den „Deckel hin, (alfo ein Leiter an eis „nem Leiter gerieben, Wverin anders „nicht die fehr trockene Epidermis ein „Nichtleiter ober Halbleiter wird,) „zeigt Eleftricität: Der Schluß folgt Lünftig. Anmerkung über das Stellen der Schlaguhren in den Marſch⸗ (ändern und Elbinfeln unweit Hamburg. Tr ten Stück diefes Magazins — vorigen Jahre Seite 863. und 864. wird erzählt, daß, und aus welcher Urſache die Schlagubren in den Marfchländern und auf den Elb⸗ inſeln unweit Hamburg gewoͤhnlich ſo geſtellet werden, daß ſie jeden Glok⸗ kenſchlag fruͤher als die Hamburger Stadtuhren anzeigen. Da dieſer Umſtand von dem Der: faſſer der im 97ten Stuͤck defielben Fahrganges darob eingerückten Anz merfung in Zweifel gezogen, ja gar verneinet werden wollen ; fo wird w. es mir als einem auf der Elbinfel Wilhelmsburg gebornen und bis ins neunte Jahr groß gezogenen biefigen Marſchlands Einwohner erlaubt feyn, wenigftens in Abficht diefes Orts, die Richtigkeit jener Behauptung, nem lid das voraus ftellen vieler Wil: helmsburgſchen Uhren, famt der hier feldft ganz notorifchen und im erfiger dachten Blatte ausführlich angezeig: ten Urfache davon, als einer nach Vers ſicherung mehrerer alten Leute ſchon lange vor meiner Geburt bekanten Thatſache hiemittelſt zu bezeugen. » 2. B. 274 Sans ei ſſhes Magghin. 18tes Stuͤck. Freitag, den ten Maͤtz 1785. Beſchreibung des Condenſators, eines neuen Inſtruments zur Elektricitaͤt. (Schluß.) s iſt noͤthig, daß der Marmor wenigſtens einmal im’ Ofen durchgehbißt werde, um ibm feine Feuchtigkeit zu benehmen. Iſt ee fchlecht fo uͤberzieht man ihn mit Firniß oder mit dünnen Taft; ift er aber von guter Art, fo bat man die: fes alles, auch nicht einmal nöthig ihn beim Gebrauch zu erwärmen, fondern man muß ihn nur teocken halten, Beim Gebraud hat man vorzüglich ‚dahin zu fehen, daß die Platte etwa beim Reinmachen nicht elektriſch werde. Um dieſes zu erfah⸗ ren, ſetzt man den Teller auf, wie beim Elektrophor, beruͤhrt ihn, nimt ihn wieder ab, und bringt ihn an des Elektroſeop Nr. 2., gehen die Kügel: hen auseinander, fo iſt der Marmor ein Elektrophor geworden, und man muß ibm die, Eleftrigität mit einem naffen Tuche nehmen, oder wenn fie nur ſchwach ift, in Rechnung brin: gen. Man lade eine Flaſche, fo Elein man fie nur bat, und fo gering als möglich, etwa dadurch, daß man ib: ven Knopf ein Paar mal an einem wollenen Tuche reibt, fehlage fie los, und halte den &osfchlager fo fange an, bis nicht die geringfte Spur vom Re ſiduo mehr da ift, beruͤhre mit dem Knopfe den, auf der Marmorpfatte liegenden Teller, und laffe ihn etwa 3 bis 4 Secunden in Berührung, be be alsdenn den Teller bei der Hand: babe auf, fo giebt er oft wieder Sun fen. Ja man findet, daß wenn das empfindfichfte Elektrofrop auch nicht die mindeſte Spur von Elektricitaͤt mehr giebt, ſich bier wieder Elektrici⸗ tät zeigt. ine große Ladungsflaſche, welche eilf Monate entladen war, zeigte fogar an dem aͤußern Belege, womit fie diefe ganze Zeit hindurch an einer flarfen Ableitung in Verbin: dung geftanden, die merklichſten Spur: ten der Elektricitaͤ.. Man bringe den Conduktor einer elefteifchen Ma: ſchine mit der Erde in Verbindung, fo daß alle Elektrometta Beine Elek⸗ tricitaͤt mehr zeigen, laffe einen Drath von dem Conduktor auf den Teller S des 275 des Condenſators herab, und drehe die Mafchine, fo giebt der Condenſa⸗ tor nach weggenommerem Drath, oͤf⸗ ters Funken. So flarf reißt diefe Heine Mafchine die Elektricitaͤt an fih; Man Laffe bei heiterm Himmel einen Luftball an einem leitenden Fa⸗ den etwa 20 bis 30 Fuß hoch fleigen und ifolire ihn denn; fchmwerlich wird alstenn ein fimples Eleftrometer Spu: ren von Elektrieitaͤt zeigen; bringt man aber den Faden an den Conden— fator, und lößt ibn, nad) Befinden der Umftände, ı bis 2 Minuten dar; "an, fo giebt er öfters Enifternde » Sunfen. Der Here Profeffor Lich⸗ tenberg tft der erfte gewefen, der die⸗ fen Berfuch gemacht, und damit Ster ne, (wovon ich bei der Befchreidung des Eleftrophors geredet, ) von 2 Zoll. im Durchmeffer, gefchlagen bat, ob: gleich der aufgefeßte Ring, eigentlich ein Fingerput, kaum Zoll im Durch: meſſer hatte, Volta, der bei ihm Die fen Berfich mit großem Vergnügen angefeben, wird ihmgemiß möglichft benußen, Ferner, faßt man das ſub Nro. 2, befchriebene Eleftrometer bei a Halfe und fahrt mir dem mer zaffenen Boden A über alles trockene was man vor fich liegen bat (e8 ver ſteht fih, daß das Inſtrument recht rein und trocken, allenfalls etwas er: warme ift,) Metall und menfchliche Hand ausgenommen, fo geben vie - Kügelchen gleich auseinander, Faßt man «8 bei dem Boden A und fährt mit dem Hafen B nur flüchtig über einen trockenen Tiſch, wollene oder Beſchreibung des Condenſators, 276 Wachstuͤcher, Papier, Tapeten, Schraͤnke, Fußboden, oder was einem ſonſt vorfomt, fo gefchieht eben das, nur find die Kügelchen im erften Fall durch Vertheilung, in diefem aber durh Mittheilung eleftrifh. Ja diefes Efeftrometer ift fo empfindlich, daß es einem zuweilen gelingt, daß die Faden auseinander gehen, wenn man es bei B anfaßt, foiches auf den Tiſch ftellt, oder von einem andern halten läßt, in die Höhe fpringt und in der Luft die Hand abzieht. Befe— ftiget man an dag eine Ende eines 50 Fuß langen Elavierdratbes eine Flinz tenfugel, und an das andere eine klei— ne elaftifche Zange, fteckt letztere an den Hafen-B des Eleftrometers, und wirft die Kugel in die Höhe, fo daß, wenn der Drath gefpanner ift, die Zange abfliegt, fo geben die Faden durch Luftelektricitaͤt auseinan⸗ der. Aber der ſchoͤnſte Gebrauch die fes noblen Inſtrumentchens ift auf der Marmorplatte, da alsdenn das untere Plättchen ein Eondenfator if. Auf diefe Weife laffen ſich nun fehe bequem Grade von Eleftricität ſicht⸗ bar machen, die Fein menfchliches Ge fühl je anzeigen Ponte. Go auf die Marınorplatte geftellt, Fan man an dem Hafen des Bodens A allerlei anz bringen. 3. E, einen Cfavierdrath, der nach der Drachen: oder Luftballs: ſchnur geht, die man aber am beften mit einem ifolirenden Körper abnine, ehe man Das Eleftrometer aufbebt, denn-es wäre möglich, daß der Marz mor die Elebktricitaͤt nicht fe ſehr baͤn⸗ — 277 de, daß fie die Hand ihm nicht ent ziehen koͤnte. Auch Fan mansdiefen Drath nach einem iſolirten Feuerbek— ken hinleiten, worin etwas nur weni⸗ ge gluͤhende Kohlen ſind, auf die man einen feuchten leinenen Lappen wirft, fo erzeugen die aufſteigenden Dün- fe Elektricitaͤt. Man nimt alsdenn den Drath wenigftens fo lang, daß die Kohlen das Elektrometer nicht af fieiren. Endlich gebe mar dem Bo: denftück des Eleftrometers eine geringe Eilekiricität, 3. E. dadurch, daß man es am Knopf haltend, über einen trof: Eenen Tifch, gebohnte Commode ꝛc. wegzicht, feße es alsdenn auf einen Tiſch, Stuhl, Buch, u. ſ. w. fo fal⸗ len die Faden zufammen; hebt man ee darauf in die Höhe, fo gehen Die Fäden wieder auseinander, und fü kan man fich des Tifhes, Stuhles, Bushs, u, d. gl. ftatt eines Conden: fators im vielen Fallen bedienen; zu: mal wenn der Teller des Condenſa⸗ tors in Taft eingenäbet iſt. Sch muß übrigens, wegen der Lin; terfuchung der in vorangefübrten Erz perimenten vorfommenden Elektrici⸗ täten zum Befchluß noch erinnern. 1) Daß zwo Elektricitaͤten von ei: Hannover. eines neuen Inſtruments zur Elekteicitäk, 278 nerlet Art ſich unter einander abftof fen; dahingegen zwo von verfchieder ner Art fi) einander anziehen, 2) Dep. ein ifolirter feitender Körper, wenn er einen elektriſirten Körper bes ruͤhrt, und denn mit einem leitenden Körper berührt worden, die nemliche Elefteicität erhalte, die der eleftrifiete Körper bat, und 3) daß ein ifolirter Körper, wenn er fih nabe an einem eleftrifieten Körper, in der Atmoſphaͤe te deſſelben befindet, und mit einer Ableitung berühret worden, eine, der Elektricitaͤt des eleftrifiiten Körpers entgegen gefeßte Elefrricität erhalte, Wenn man demnach das Elektroſcop Pr 2. bei dem Hafen B hält, und ertheile dem Boden A eine Elektrici⸗ ‚tät, dergeſtalt, daß die Kügelchen fich von einander trennen, bringt aber alsdenn dem Hafen B, nachdem mar ihn iſoliret Bet, eine efeftrifirte Glas: röhre nabe, und die Kügelchen fallen‘ zufammen; fo beiveifer viefes, daß die Kügelchen — E und der Boden nebft derjenigen Subſtanz, womiter die Elek: teicität erhalten die HE gehabt habe. Die Folgerung iſt umdekehrt, wanm die nemliche Erſcheinung mit der Beruͤh⸗ rung einer Siegellackſtange vorgeht. Wolff. * Eine Warnung gegen E⸗ giebt eine gewiſſe Art Menſchen, die gern alles Neue und Schoͤne, was herauskomt, leſen, aber ſelbſt Feine Bücher kaufen, noch Leſegeſell⸗ die Biücherfehmaroger, ſchaften, weil fie Geld Eoften, beitre ten mögen, — eine Art Bücher- fehmaroger, die fich bei jedem ihrer Bekanten, der Bücher hat, einnifteln. S 2 Be⸗ 279 Befonders find neue Romane, Luft: und Trauerfpiele, Journale, Neifebe: fehreibungen, Gedichte, und andere ſchoͤngeiſteriſche Produkte die Geiſtes⸗ nahrung, wornach fie lüftern find. Wiſſenſchaftliche Bücher aber, und alle Bücher ernften foftematifchen Inhalts find zum Gtüc nicht nad) dern Gefchmack diefer Gnathone. Ich nehme "einige bücherlofe Advokaten aus, die gern ihre Schriften mit vie fen Allegaten verbramen mögen, und diefe aus geliehenen Buͤchern ziehen, — den Hummeln gleich, die fich mit fremdem Honig bebelfen, — Iſt ein Freund fo gutherzig, oder,. wie das manchmal der Fall ift, fo eitel, jener Are Menfchen feinen Buͤchervorrath zu zeigen, fo ſtehet ihnen gleich diefes und jenes an. Sie packen ihre Ta: ſchen voll, der Freund mags gerne fer hen oder nicht, verfprechen die Bücher bald wieder zu fehicfen und fauber da: mit umzugehen, tit geftilfe, haben fie das Buch durch: gelefen oder nicht nach ihrem Ger ſchmack gefunden, dann vergeffen die Undankbaren das Wiederfenden. Es biegt da mit Staub bedeckt, wird ver poltert, oder, welches noch ärger ift, wohl gar an Andere verliehen, Hat das Buch ihnen Vergnügen gemacht, fo wollen fie auch ihren Befanten die fes Vergnügen mittheilen. Criſpi— nifch freigebig find fie, diefe Bücher: ſchmarotzer mit fremdem Gut, Sie diſponiren darüber als über ihr Eiz genthum. Das Buch geht als eine F Dann lefen fie mit großer Begierde, Iſt aber ihr Upper, Eine Warnung gegen die Buͤcherſchmarotzer. — “ feile Meze Hand in Hand, und komt entweder gar nicht, oder erſt nach lan⸗ gen Umherſchweifen zu ſeinem rechten Herrn zuruͤck. Und wie komt es zu: ruͤck? In einem unfaubern, abgenutz⸗ ten Kleide, mit Tabacksdampf durch⸗ raͤuchert, mit Oelflecken und andern Unſauberkeiten mehr beſudelt. Kam. der Eigenthuͤmer es in dieſer ſchmuz⸗ zigen Geſtalt nicht leiden, ſo muß er die Koſten anwenden, es neu kleiden zu laſſen. Wie manches meiner Bür her hat durch diefe Wanderfchaft eine neue Beffeidung mir abgedrungen! Ein Glück ift es, wenn der Shmuß _ noch beim Außern Bande geblieben, Oft ift das Inwendige des Buchs angegriffen, ja gar defect und titellos gemacht, - Dft komt das Buch gar: nicht wieder, und wenn der Eigenthuͤ⸗ mer, «in Gefchäftsmann, vergeffen hat, wen er es geliehen, wenn er nicht pünftlich die Regel beobachtet, es jez des mal fogleich anzufehreiben, oder von dem Empfänger fich einen Zettel; geben zu laffen, den er unterdeſſen in die Ieere Stelle legt, fo ift es noch ſchlimner für ihn. Seine Biblio: thef befomt hin und wieder Luͤcken. Anſtatt, feiner Lieblingsneigung ge mäß, feinen Buͤchervorrath zu ver mehren, komt er wieder ruͤckwaͤrts. Er haͤtte manches Buch ſelbſt gern noch einmal geleſen. Aber es iſt nicht mehr da. Oft, welches das verdrieß⸗ lichſte von allem iftz bleiben einzelne Bände ganzer vollftändiger Werke auf Reifen, und verringern auch den: Werth der Zurückgebliebenen. _ Wie, manch⸗ 281 manchmal finder man in den Anzeigen und Sntelligenzblättern, daß der Ei⸗ genthlimer oder deſſen Erben diefes oder jenes Werk, diefen oder jenen einz zelnen. Theil eines Buchs vermiffen, und den, der «8 in Händen hat, recht inftändig-bitten, daß er doch die Güte haben und das Buch wieder heraus; geben möge, das er aus bloßer Gefaͤl⸗ ligkeit zum Durchlefen erhielt. Und diefer Undankbare rührt ſich nicht, denkt, es ift längft vergeſſen, ſchaͤmt fi auch nunmehro wohl, fpät eine Pflicht zu erfüllen, die er umerinnert hätte erfüllen ſollen. Sch Fan nicht begreifen, wie Se mand fich ermächtigen Fan, ein gelie benes Buch wieder an andere zu verz leihen. Nimt X. fich diefe Freibeit, ein fremdes Buch, ohne des Eigen: thuͤmers Einwilligung dem B. zum Durchleſen zu überlaffen, fo fan B. folches mit eben den Recht an C., diefer an D., diefer an E., und fo immer weiter, das ganze Alphabet durch, verleihen, Der Eigenthümer mag denn ſehen, wie er wieder zu dem Seinigen gelangt. Es ift mir einft in der Gegend des Harzes, ein bereits viemlich abgenuß: tes, obgleich noch neues und gutes Buch zum Durchlefen aufgedrungen, deffen Eigenthuͤmer, laut der Infchrift, in Hannoser war, Von da war eg, nad mindlicher Ueberlieferung, nach Erle, von da nah Braunfchweig, von da nach Wolfenbüttel, mit Ein: ſchluß mancher dazwiſchen Tiegender Flecken und Dörfer, und endlich in Eine Warnung gegen die Buͤcherſchmarotzer. 252 diefe Gegend -gefommen, allenthalben gelefen, allenthalben abgenutzt, und bat wahrfcheinlich feinen Herrn nie wieder gefeben. - Abgenußt werden die Bücher bei jedem noch fo. vorfichtigen Gebrauch immer etwas, obgleich unmerklich« Sind fie aber erſt fünf, ſechs mal ver— lieben, dann Fan mans deutlich fpiiren, Giebt der gequälte Eigenthuͤmer einer Bibliothef fich, die unbelohnte, oder wie man’s nehmen. will, wohl bez lohnte Mühe, es- jedesmal forgfältig in fein Denfbuch einzuzeichnen, daß er Diefes oder jenee Buch am den und den verliehen habe: fo hilft's ihm doch manchmal nichts. Gezaͤhlte Schafe frißt der Wolf auch, und angezeichz nete Bücher bleiben auch aus... Der Empfänger bat fie verlegt, bei. unfichz rer Gelegenheit wieder gefchickt, oder bat diefe und jene Entfchuldigung. Nicht zu gedenfen, daß das ſtete Anz fehreiben und Husftreichen einem Ges ſchaͤftsmann oft ſehr unbequem fällt, Er figt z. E. zwifchen den Akten, den Kopf voll Ideen, die Feine Interrup⸗ tion vertragen. Auf einmal wird er imterbrochen. Herr — Madam — Mamfell — läßt ihre Empfehlung machen, und fehicft da das Buch wies der, laͤßt fich gehorfamft bedanken und Täßt fich dem folgenden Theil ausbitz ter, — Nun, marfch, bin, und das Buch aufgefucht, Das wiedergefandte bingeftellt, das. Denkbuch anfgefchla: gen, diefes ausgeftrichen, jenes wieder eingefchrieben! Weg ift num zwar der ganze Kram geſammleter Ideen; aber S3 das 283 das alles wird durch einen gehorfam: ſten Danf wieder gut gemacht. \ Fern ſey es von mir, menfihen: feindlich alles Verleihen der Bücher zu widerrathen, Mur das Lebertrie bene, das Zudeingliche ift der Bor- wurf meines Tadels. Eine Hand waͤſcht die andere. Der eine hat dies, der andere jenes Buch. Es iſt un— moͤglich, daß einer ſich alles das Neue, was die fruchtbaren Preſſen erzeugen, und er wohl nern leſen moͤgte, anſchaf—⸗ fen fan, Ein Buch iſt nicht gedruckt, daß es juft nur einmal gelefen werden fol. Gute Freunde im eigentlichen Berftande, nabe Anverwandte, vder die fonft in gewiffer Verbindung ſte— ben, mögen immerhin einander Bir cher leihen. Ich babe nichts dagegen. Aber daß Menfchen, die, außer daß fie Menfchen find, Feinen Anſpruch auf unſere Gefälligfeit machen Fön nen, fo zudringlich verlangen, daß wir fie immer und immer mit Büchern unterhalten follen, (die ung doc) nicht umfonft gegeben werden, ) die fich ſelbſt nichts anfchaffen, die uns unfere Buͤ— er noch dazu verderben und wieder verleihen, Das ift es, was meinen ganzen Unwillen erregt. Diefes find die Buͤcherſchmarotzer, die ich meine, nnd die ich gern befchänten, und wo möglich, befehren mögte. Giebt man ihnen zu verftehen, daß man ungern Bücher verleibe, weil man ſchon fomanchen Schaden da⸗ durch gehabt, fo billigen. fie dieſe Vorſicht, fagen aber gleich hinter her: Mir Finnen Sie wohl’ein Buch lei⸗ Eine Warnung gegen die Buͤcherſchmarotzer. 294 ben. Ich gehe fo gut damit um, und bin Ihnen fo fiher, daß Gie nichts zu risfiren haben, Und das fügen denn fünfzig andere eben fo, Manche wundern fih, daß man fo eigenſinnig ift, ihnen nicht immer mit Büchern aufzuwarten, welches doch, meinen fe, eine fo geringe Gefälligkeie iſt, die nichts koſtet. Sch fpreche aus Erfahrung, und weiß, Daß es manchem meiner Lefer eben fo gebt, Wie manchen Brief habe ich ſchon gefchrieben, um meine, Bücher endlich wieder zu erhalten, und wie manches Buch babe ich ſchon dadurch eingebüßt, Diefe uͤble Ger wohnheit des übertriebenen Bücher leihens, oder, wie ich e8 nach der Analogie nenne, Schmarogens, iſt dem Buchhandel ſchaͤdlicher als Nach⸗ druck. Ich wuͤrde mich freuen, wenn die fer Aufſatz bei denen, die bisher ge wohnt gewefen, fich bloß mit fremden Buͤchern zu behelfen, und die fich dar bei aller der erzaͤhlten Fehler ſchuldig gemacht, das Gefühl der Scham er: regte, daß fie, wenn fie Jemanden um ein Buch anfprechen wollen, fich erft pruͤfen mögten: Was haſt du für ein Recht, von dem Manne diefe Ger fatligfeit zu verlangen? Was haft du ihm für Dienfte gethan? oder womit kanſt du diefe Gefälligfeit erwiedern? Sch würde mich freuen, wenn diefe Pruͤ⸗ fung von der Würfung wäre, fie ur Wie dererſtattung vorenthaltener Buͤ⸗ her zu bewegen, und die Sekte der— zudringlichen Buͤcherſchmarotzer, wo nicht 285 nicht aufhörte, doch fich verminderte, endlich auch die, welche Bücher ha⸗ ben, mehrere Vorficht beine Verlei⸗ ben gebrauchten. z Sind Abhandluhgen von den Sn: ©, ‚Cine Warnung gegen die Buͤcherſchmarotzer. e 286 ſekten, die den Büchern ſchaͤdlich find, von Akademien mit Prämien gefrönt, fo verdient diefes noch fehädlichere Uebel, das Bibliothefen trift auch wohl einige Beachtung, ww - D°e% Nachtrag zu der im zten Stuͤck diefes Magazins befindlichen Nachricht von dem blinden Glade. *) I“ den Verftorbenen von 1732, finder fih der Mann, welcher be reits zum Theil in des Hannoverifchen Magazins zien St, diefes Jahrs nur mit dem unrechten Namen Johann (er hieß Conrad Glade,) befchrieben ift, Unter drei Brüdern war er bei feinee Blindheit an iredifchen und himmliſchen Gütern der glücklichfte, Er befaß wahre Frömmigkeit, hatte viele Erfänntniß der Religion, und fein gutes Ausfommen, Er war dienftfertig, arbeitſam, und durchgän: gig beliebt. Wo man ibn verlangte, da war er ein fehr tröftender Kran: Penmwärter und Derpfleger. Unter feine. bewundernswuͤrdigen Befchäfti: gungen rechne ich das feine Stuhl: flechten mit Schilfrohr, weiches er felbft aus Suͤmpfen und Deichen hof te. Vor etwa fieben Fahren hieb er fehs fehr hoben Lindenbäumen, die der Eapelle zu vielen Schatten ertheis leten, die obersten ftarfen Zweige ab, und zwar fo gefchickt, daß fie fich ein: ander vollfommen gleich blieben. Er zaunete und leimentirete die Wände; fpaltete Holz und verrichtete verſchie⸗ dene Hausarbeiten, wie ein Sehender. Er ging allein durch ein Holz von & Stunde breit ins Feld, traf richtig fein beſaͤetes Land, ging durch andere Stuͤcke, und Ponte die Früchte nach ihrer Befchaffenheit und Güte beurz theilen. Sm z6ten Jahre feines Alters trug er Berlangen zu heirathen. Eine de florirte Perfon entfchloß fih, ibn zu ihrem Manne zu nehmen, mit welcher er 14 Sahr im Eheftande ohne Kin: der zufrieden gelebet hat. Sein Wunſch hiebei war, daß er feine Frau nur einmal fehen mögte, Sein feines Gehör und Gefühl, waren die Quellen feiner Beurthei— fung und Verrichtungen. Nach vert ftreichenden Winden und der ziehen: den Luft nahm er bei ungewöhnlichen Wegen feine Richtung, und bemerfre einen Gegenftand auf3 Schritte durch eine Inftige Gegenprallung, Diefes wußte er_felbft nicht zu erflären, bis äh ihn auf diefen Gedanken führte, Da er ducch keinen fichtlichen Gegen: ftand *) Bon einem slaubhaften Augenzeugen dem Herrn Paftor Liepe ju Barien. 287 ſtand zerſtreuet werden Fonte, fo rich: tete er feine ganze Aufmerkfamfeit auf die Sinne des Gehörs, Geruchs und Gefühls. * Nachtrag zu der im zten St. dieſes Magazins ic. 288 In feinem zofen Jahre farb er an einer galloppirenden Auzehrung, und vermachte feiner Stief: Tochter, fein Haus und Nachlaß gerichtlich. - Etwas von Erdtoffeln. or etwa fünf Fahren find in dieſen Gegenden eine Art Erdtoffeln unter dem Namen Schweinefartoffeln, eigentlich aber die fogenannten engli⸗ fchen Erdtoffeln, befant geworden; welche wegen ihrer ungemeinen Frucht⸗ barkeit allen andern vorzuziehen find, und auch dieferwegen am haͤufigſten gepflanzt werden. — Diefe Erdtoffeln tragen nicht allein mehrere und groͤßere Fruͤchte, wie alle andere Arten; ſondern haben auch D noch eine andere gute Eigenſchaft an ſich, wodurch fie beinahe doppelt ge⸗ nuͤtzt werden koͤnnen. Es iſt eine fruͤhe Sorte, die ein kraͤuſeres Laub bat, welches der Krauſe⸗ muͤntze in etwas aͤhnlich iſt, und fruͤhe bluͤhet. Wann ſie etwa 4 oder 5 Ta⸗ ge gebluͤhet hat; ſo wird die Staude mit einer Schaufel heraus gehoben, wo bereits junge Erdtoffeln, die brauch: bar find, Jich befinden, welche die Größe eines Hünerenes haben; aucd wohl etwas größer find. Diefe werden ab; gepfluͤckt, dagegen bleiben die Fleinern an der Staude fißen; alsdann wird die Staude mit diefen wieder einge pflanzt; und Diefeeingepflanzte Stau: de hat im Herbfte reichlich fo viel und große Erdtoffeln wieder, wie die, wel: che nicht aus der Erde gewefen; nur Borſtel bei Achim. muß ſie nicht tiefer eingefeßt worden feyn, wie fie geftanden. hat. . — Ih habe im abgewichenen Som: mer, wie fie einige Tage geblühet des ten, dies verſucht, und bin über 4 Wo: chen damit fortgefahren. Da fand ich an diefen völlig fo viele und große Fruͤch⸗ te wieder, wie an den andern, mit des nen nichts vorgenommen war. Das Befondere ift noch dabei, Daß die im: gepflanzten ganz glatt undrein waren. agegen am einigen andern Roſtflek⸗ fen gefunden wurden; welches auch wohl zu einem Vortheil gerechnet wer: den fan. Je fruchtbaser das Jahr ift, deſto gewiffer, und defto ergiebiger ift auch die Ernte davon. ; Iſt die Erde beim Umpflanzen trok⸗ fen, fo gehet es nicht gut an, es fey dann, daß bald ein Regen darauf er; folgte, - ET Sm Sandlande iftder Verſuch noch weniger anzubringen, e8 wäre denn, daß es durch und Durch Näffe genug hätte, und von Zeit zu Zeit Regen er: bielte: dagegen gebt es im niedrigem und feuchtem Lande immer fehr gut; md die Erfahrung bat bereits von einigen indiefen Gegenden den Mugen gezeigt: J. Boͤhne. 299 aunbbenſthes 90 Nagtzin. 1988 Stuͤck. Montag, den zin Maͤrz 1785. Auszug aus P. B. E. Graumanns D. und Lehrers auf der Akademie zu Buͤtzow, Aöhandlung über die Franzoſenkrankheit des Nindviches, und die Unfchädlichkeit des Fleiſches ſolcher Thiere. Auf Befehl heraus gegeben. on Sabre 1783 forderte die Her — zoglich: Mecklenburgiſche Re - gierung zu Schwerin von dem Herrn D. Graumann; die zu Strelitz hingegen von unferm feligen Oberhof roßarzt Kerfting ein Gutachten tiber die Franzofenfranfheit des Nindvie bes und die Unfchädlichkeit des Flei— ſches von angeftechtem Vieh. Jener bat darauf die fchöne gründliche Ab: handlung geliefert, woraus hiermit ein Auszug gegeben wird. Diefer hat fein Gutachten gleichfalls erftattet; es ift aber dem Berfaffer-diefes Auszugs weiter nicht als aus der Graumann⸗ fhen Schrift befant geworden; nur die wenigen Erfahrungen, die Here Graumann daraus anführt, find je: doch ſchon fo Tehrreich, daß ein Han: noveraner den Wunfch nicht unter: drücken Fan, den Aufſatz des fürtref fihen Mannes ganz im Publikum zu ſehn. Es wird Niemand zweifeln, daß uͤberhaupt ſehr viel daran gelegen ſey, Roſtock und Leipzig 1784- gewiß zu wiſſen, ob man die Franzo⸗ fenfranfheit des Rindviehes wuͤrklich Für das gefährliche Uebel zu balten habe, wofür man es insgemein hält; oder ob die Sache lediglich nur in eir nem Vorurtheile beftehe. Nach einer angeblichen Berechnung folder Scha⸗ den, den man in den Preußifchen ganz den davon hat, jährlich 4 Dis 6000 Rthlr. betragen; und in Roſtock gehn von den 500 Stuͤck Rindvieh, die jährlich gefchlachtet werden, etwa 5 Stück dadurch verloren. Und gleichwohl haben Doch alle un: fere öfonomifche und viehargneifundis ge Schriftfteller noch nie etwas gründ: liches, die beften aber gar nichts uͤber diefe Krankheit geſagt; fondern fich deswegen damit entfchuldiger, daß fie nicht genug Gelegenheit gehabt ha: ben, diefelbe Fennen za lernen. Der Herr D. Graumann hat alfo ganz von eigener Beobachtung und Erfah: tung ausgehn muͤſſen. Wenn ein Stüf Vieh, in dem T In⸗ 291 Innern feines Leibes gewiffe trauben⸗ foͤrmige Auswuͤchſe hat, welche an der innern Haut des Koͤrpers haͤngen, ſo haͤlt man dies im gemeinen Leben fuͤr ein entſcheidendes Kennzeichen, daß es die Franzoſen habe, und denkt auf gar keine Unterſuchung weiter. Dabei findet aber der Arzt, der eine genauere Unterſuchung anſtellt, weder auf der Haut, noch im Halſe, im Maule, unter dem Schwanze, oder an den Geburtsgliedern die mindeſte Anzeige eines veneriſchen Uebels. Die traubenförmigen Auswuͤchſe figen in der Brufthöhle, und find gewöhnlich auf der inwendigen Seite der Bruſt— Haut feftgewachfen; finden. fich aber auch bin und wieder an der äußern Haut, oder Bedeckung der Lunge; am gemeinften figen fie an den Ribben. Im Fleiſche figen fie nicht, oder wenn auch darin zumeilen einige Geſchwuͤl⸗ ſte angetroffen werden, die mit den Sranzofen überein Fommen, fo fcheis nen fie doch Fein eigentliches Verhaͤlt⸗ niß dazu zu haben, Auf dem Zwerg: felle finden fie fich oft fehr häufig, aber über daſſelbe erftrecfen fie fich nicht, fondern dies macht ihre Grän- ze: denn Geſchwuͤlſte in Unterleibe hält man nur alsdenn für verdächtig, wenn fi) in der Bruſthoͤhle auch wel: che finden, Es ſcheint nicht, daß fie jemals auf dem Zwergfelle allein figen, ohne daß zugleich auch einige an den Ribben ſeyn; oft findet aber der Fall umgekehrt ſtatt. Einige Halbmeiſter behaupten, daß zuweilen welche im Bauche, oder auf der aͤußern Seite Ueber die Franzoſenkrankheit des Rindviehes, 292 der Eingeweide ſeyn koͤnnen. Man kan die Haut von den Ribben, oder vielmehr die Interkoſtalmuskeln, ſo wie von den Eingeweiden ohne große Muͤhe loͤſen; und die verdaͤchtigen Klunkern bleiben unverſehrt daran ſitzen: das Fleiſch darunter ſieht nar tuͤrlich roth und geſund aus. Die Klunkern ſelbſt ſind bei einem Stuͤcke Vieh in der Groͤße, Bildung, und der Befeſtigung an der Haut oft ſehr verſchieden, und fehn bald Maulbes ren, bald Pflaumen, Wallnuͤſſen, ꝛtc. ähnlich, groß von 2 Zoll Diefe, und 3 bis 4 Zollen fänge, und polypenarz tig werden fie jedoch vorzuͤglich nur an dem Nibbenfelle gefunden. Die grof fen fcheinen alle nur Klumpen von mebrern Fleinern zu feyn. An fich haben die Klunfern einzig und allein den gefunden Fleifchgeruch ; Feiner befondern, oder höchftens nur einen etwas falzigen Geſchmack; bald eine weißgraue, rötbliche, afchenähnliche, bald eine dDunfelrothe, und ganz felten eine bläulichte Farbe. Die Haut auf der fie figen, hat diefelbe Farbe, meh— rentheils aber eine röthliche, mit ek was bläufichtem gemifcht. Der Um Freis der Stellen, wo die Stiele der Klunfern eingewachfen find, fiebt ing gemein tie eine entzuͤndete, mit etwas Blut unterlaufene Haut aus. Die Confijtenz der Klunkern ift nach dem Alter und nach der Befchaffenheit des Thiers verſchieden. Wenn fie noch Flein find, und das Vieh mager ift, enthalten fie eine- wäflerigte, etwas ſchleimigte, jedoch ganz klare Feuche tigfeit, 293 tigfeie, die der gewöhnlichen Lymphe völlig ähnlich iſt. Bei fertem Vieh enthalten die jungen Geſchwuͤlſte ein ölichtes fettes fehmieriges Weſen, fo wie aufgelöfetes Fett; alte Geſchwuͤl⸗ fte aber, fo etwas, wie die Subftanz eines unvollfommenen Speckgeſchwul⸗ ſtes. Eine eiteraͤhnliche Feuchtigkeit hat der Herr Doctor Graumann nie darin geſehn, ob er ſie gleich nicht fuͤr unmoͤglich haͤlt. Die Decke der Ge⸗ ſchwuͤlſte iſt membranenartig. Nach dieſer Beſchreibung erklärt nun der Herr Doctor Graumann die Franzoſen für einen Zufall des Rind⸗ viehs, wobei fih in der Bruſthoͤhle verfchiedene Geſchwuͤlſte von verän: derlicher Größe und Geftalt finden, welche an der inwendigen Seite der Bruſthaut, an der obern Seite des Zwergfells, und an der Außern Haut der Lunge, bald hängen, bald feft figen, weder durch Geruch noch Ge fhmack einiges Verderben anzeigen, und von fehr verschiedener Farbe find, bei magern Thieren anfangs einen mwäferigten gallertartigen Saft, in der Folge aber eine dicke Galferte, bei fetten Thieren anfangs eine fette ölich: te gelbe Fluͤßigkeit, nachher ein fpeck artiges derbes Krufrement enthalten. Diefe Geſchwuͤlſte haben nun mit den befanten Waſſerblaſen (hydatites) die größte Aehnlichkeit. Wie diefe find fie membranöfe Saͤcke mit einer waͤſſerigten Feuchtigkeit, welche nur zuweilen eine etwas andere Beſchaf— fenheit Bat. Sie erzeugen ſich von ſelbſt, ohne daß man eine Außere Ur; und die Unfhäbtichkeit des Fleiſches folcher Thiere. 294 fache angeben Fönte. Durch ihr Da: ſeyn wird Feine animelifhe Funktion geſchwaͤcht. Sie find bald einzeln, bald in Klumpen da. Wenn man eine Wafferblafe zerfchneider, fo fin: det man oft auch mehrere Pleinere darin verborgen. Die Figur der Wafferblafe ift eden fo mannigfaltig. Gleichergeſtalt hängen fie zumeilen an einem Stiele, find oben dünne, und haben nach unten zu einen Beutel. Was die Berfchiedengeit der Materie in den Franzofengefhmwällten gegen die in den gemeinen Wafferblafen an: befangt, muß man bedenfen, daß die Fraͤnzoſen bei magerm Vieh anfangs eben fo wohl nur eine Lymphe enthal: ten; und es läßt fich beweifen, daß die Feuchtigfeit in den Waflerblafen oft auch dicker, und honigartig wird. Daß aber die meiften Franzofenge ſchwuͤlſte ſpeckartig, und die meiften Waſſerblaſen lymphatiſch ſind, koͤmt vermuthlich daher, weil gerade fettes Rindvieh, wo ein Ueberfluß am ölich; ten fetten Theilen vorhanden ift, anı meisten gefchlachtet wird. Die Fran: zofen werden alfo ohne allen Grund für ein venerifches Uebel, und das Fleifch von angeftecktem Vieh wird mit Unrecht für geführlich gehalten. Es giebt fehr vielerlei Theorien über die Entftehung der Wafferbla: fen, die wahrſcheinlichſte ift aber doch die von Grashuis, nach welcher fie von der Stockung einer fertigen Sub: ftanz in der celfulöfen Haut kommen, und gerade auf diefe Weiſe laffen ſich ya * Erſcheinungen bei den Fran: zoſen 295 zofen am Teichteften und natürlichften erklären. Die Haupturfache der Stocfung ift wohl in einem Weberfluffe der Feuch— tigkeit zu ſuchen. Denn man bemerft fie am häufigften, nicht fo wohl in robuften ftarfen und magern Koͤr⸗— pern, als vielmehr in denen, die einen Ueberfluß an wäfferigten Feuchtigkei— ten haben, zum Beifpiele in waffer: füchtigen Schafen , an den Lungen und Eingeweiden von gemaͤſtetem Rindvieh rc. Wenn daher Rindvich aus gewiſſen Stäflen oder von gewiß: fen Weiden, vorziglich mit den ran: zofen behafter gefunden wird, fo muß - man die Urfache nicht fo wohl in ei: ner fortgepflanzten Anſteckung, als vielmehr. in der Befchaffenheit der Weide oder Fütterung firchen ; die enttweder zur feucht und mwäfferig , oder zu fett und gail ſeyn mag. Eben da; her find auch die unfruchtbaren Kühe dem Uebel um fo mehr nutersworfen, als die trächtigen oder melfen. Eine Nebenurfache der Stocfung von Feuchtigfeiten mag die Zerreif fung der Gefaͤße fern, welche durch irgend einen zufälligen Fehler im Koͤr⸗ per veranlaßt werben Fan. Daß nun aber nicht alles fette Rindvieh mit den Franzofen behaftet ift, ehrt ohne Zweifel daher, daß eben fo ein zufälliger Fehler in der Eonftitution des Individnums hinzur fommen muß; die Erſcheinung folge lich auch nicht allgemein feyn Fan, Vebrigens iſt das Nindvieh freilich Ueber die Franzoſenkrankheit des Rindoiches, 296 diefem Uebel, fo wie die Schweine den Finnen, vor anderm unterworfens Die Subftang, welche inden Fran zofengefchwülften eingefchloffen iſt, bat nicht das geringfte Merfmal einer Verderbniß, fondern es beweifen viek mehr alle Sinne ihre milde unfchäd: liche Befchaffenheit, und es wäre da: her fehr unrecht, eine wichtige und bedenkliche Urfache der Entftehung, ein gewiſſes fchreckiiches Gift zu vers muthen. Die Franzofen bein Rindviehe, find alfo zufällig entweder unfchuldige Ger fhwälfte, die von- einem Ueberfluſſe der- Säfte Fonımen, und wenn fie auch durch eine widernatürliche krank⸗ hafte Beſchaffenheit veranlaßt wer— den, fo machen fie doch Feine wahre Krankheit, wenigftens Feine gänzliche Verunreinigung des Körpers aus, zumal das Thier dabei allen Außerlis chen Anzeigen nad) völlig gefund iſt; alle feine natürliche Funktionen in’ gehöriger Ordnung vor fich geben; das Gedeihen deffelben erfolgt 2c, und man insbefondere nicht das allerges ringfte Merkmal einer venerifchen Krankheit daran ausfindig machen Fan. Das venerifche Uebel pflanzt ſich durd) die Zeugung fort, und ftecft an, und höre nicht von fich felbft auf: aber ganz anderft verhält ſichs mit den Franzofen des Rindviehes. Ohne daß man ihnen ein Gegengift bereis tet, oder durch Abfonderungen des ins fieirten Viehes begegnet hätte, find fie doc bis jeßt noch nicht allgemeiner, nicht 297 nicht ärger geworden. Unſer Ker: fting hat die bisher noch geglaubte Anſteckung durch folgende Beobach⸗ fungen widerlegt. — Ein Bulle, er: zahlt er, hat bei einer Heerde Kühe von feinem zweiten bis zum fünften Sabre gedient. Da er wegen einer de ſchaͤdigung gefhlachtet werden mußte, fand man ihn mit den Franzoſen be; haftet. Bon diefem Bullen habe ic) vier Ochfen + und fieden Kuhfälber mit meinen Beobachtungen bis zum Schlachten verfolgt. Zivei von den Ochſenkaͤlbern wurden nah einem Jahre verfhnitten, bis zum fünften Sabre zum Zuge gebraucht, Darauf mit-Branteweinswäfche fert gemacht, gefchlachter und geſund befunden, Die andern zwei wurden bis ins vierte Jahr als Zuchtbullen gebraucht, dar: auf unverfihnitten gefchlachtet, und gefund befunden. Von den 7 Kuh— Eälbern, die alle zu Zuchtfühen ge braucht wurden, ftarb ein Stück beim Kalben, und fand ſich rein; die übri- gen 6 Stück erreichten ein höheres Alter, und waren beim Schlachten alle gefund. — Ein anderer Bulle war fo wie eine Kub untein, und dem ungeachtet wurden drei Kälber von diefen eltern, da fie nach fünf maligem Kalden gefhlachtet wurden, gefund befunden. — . Die Ochfen, die früh verfchnitten werden, und das Begattungsgefchäfte nicht getrieben haben, find doch fehr. oft mit den Franzoſen behaftet, und haben fie alfo nicht von Anitecfung. In Braband, wo man aud junge und die uUnſchaͤdlichkeit des Fleiſches ſolcher Thiere. 298 Kuhkaͤlber zu verſchneiden pflegt, hat Herr Kerſting zwo verſchnittene Quee⸗ nen geſehn, die im dritten Jahre ge: fhlachtet wurden, und die Franzofen im böchften Grade hatten: der Bulle und die beiden Kühe, wovon diefe Queenen gefallen waren, waren aber gefund gewefen. Mach Here Grau: manns Erfahrung find in neun Fäk fen der Bulle und die Kuh, auch viele Kälber davon gefund, einige Ochfen: fälber aber, die man im erften Jahre verfchnitten und nad) dem dritten. Jahre gefchlachtet Bat, -ungefund ge wegen. Nach diefer umftändlichen Ausein⸗ anderfeßung der Sache, macht fich Herr Graumann folgende Einwiürfe, die nebft der Beantwortung bier noch einen Plaß verdienen, 1. Vieleicht befteht das veneri— fche Uebel beim Rindvieh allein in den Geſchwuͤlſten; oder wenn fie auch Fein venerifches Uebel find , fo koͤnnen fie doch ſchaͤdlich ſeyn. „Hierauf fällt aber in die Augen, daß die Krankheit Doch die Eigen: fehaften einer venerifchen Krankheit, haben müßte, wenn man fie fo nen: nen folte; oder daß fie doch wenig: ftens böfe Urfachen, oder fehlimme Folgen haben müßte, wenn man fic für fo fchädlich halten wolte.,, 2. Es giebt doch wirklich Fälle, daß auch Thiere von dem venerifchen Uebel angeftecft worden: wie Muft: tanus einen von einer Kaße erzählt. „Diefer Zufall Fan freilich möglich ſeyn, ift jedoch beim Rindviehe eines zig; Theile 299 Theils nicht wahrſcheinlich; und ans dern Theils gehörten ſtrengere Bewei⸗ fe dazu, um die Wirklichkeit davon auch beim Rindviehe darzuthun.,, 3. Man will Erfahrungen haben, das Leute von Der Beruͤhrung des Bluts und der Eingewweide eines inſi⸗ eirten Thiers erfranft ſeyn; und dar aus glaubt man fehr richtig fchließen zu Eönnen, daß der Genuß des Fleis ſches noch weit gefährlicher ſeyn müßte, „Daß aber diefe Erfahrungen ver⸗ dächtig feyn, folge fchon daraus, daß fid) die Schlaͤchter, ja felbft die Ab; decker bei dem Schlachten und Ab: decken folhen Viehes nod immer wohl befinden. Indeſſen hat es doch Fälle gegeben, wo Menfchen von dem Dunfte, aus anderem frifch gefchlachz terem Viehe, das mit diefer Krank: heit nicht behaftet gewefen, erfranft find; das Fleifh des Viehes aber dem ungeachtet ohne Schaden genof fen worden. ift: der Grund einer fo hen Erfahrung ift alfo nicht in der venerifihen Unreinigfeit zu fuchen.,, 4. Endlich hält man das öftere fruchtlofe Rindern der infieirten Kühe für einen entfcheidenden Beweis, daß das Uebel venerifch ſey. Ueber die Srangofenkranfheit des Rindviehes, 308 „Dagegen muß man aber bemer: fen; erftlich daß mehr dergleichen Ki: be gefchlachtet werden, als andere; und daß man alfo auch natürlicher Weiſe mehr inficirte darunter antrefr fen muß, ziveitens, daß diefe Erfcheis nung das Uebel nur zufälliger Weiſe begleitet; nicht aber eine Folge davon iſt. Dergleichen Kühe nehmen wer gen irgend eines Fehlers ihres Koͤr— pers nicht auf; vermeiden aber auch) den Bullen nicht, weil das die Kühe, fo lange ſie nicht würflich trächtig find, ihrer Natur nach nicht zu thun pflegen. Da fie nun aber weder ein Kalb zu ernähren haben, noch Milch geben, fo werden fie fetter, und es werden, folglich aud) die Franzofenger fhwülfte bei ihnen nach der obigen Ausführung immer größer. Da fih nun aber aus dem alfen zur Önüge ergiebt, daß. diefes Uebel nicht die mindefte Aehnlichkeit mit der venerifchen Krankheit hat: fo wäre es ſehr intereffant zu erfahren, wie man feit der Mitte des vorigen Jahrhunderts (denn *) vorher feheint man nichts davon gewußt zu haben, ) zu dem Vorurtheile gefommen ſey. Der Herr Doctor Graumann hat fehe viel Anmerk. des Derf. des Ausz. Dagegen ergiebt jedoch folgende Stelle aus M. Soannis Eoleri Hausbuche nach der Ausgabe von 1645. im Fr Kapitel des viren Buchs vom Nindviche, daß das Vornrtheil fehr alt ſey. „Bis wei⸗ fen bekommen die Ochſen die Franzoſen, weiches man nicht cher Fan innen wer; den, big fie arfchlachtet feyn. Darum fih die Schlaͤchter im Kauf der Ochſen wohl vorfehen ſollen, und die Herren, fo vom Rath das Fleifch zu befichtigen und zu fehäßen verordnet ſeyn, wenn fie ſolche Ochſen in ven Fleiſchbaͤnken oder Scharren antreffen, daß fie felbige famt der Hant dem Schinder auf den Schindleich führen, und die Naben auffreifen laffen, und nicht gute und. fette Braten nehmen, und laſſen fie den Menichen verkaufen, wie bisweilen geſchieht. 3012 und die Unſchaͤdlichkeit des Fleiſches folcher Thiere. 30x viel Bücher daruͤber nachgelefen, in Feinem aber eine befriedigende Mach: richt gefunden, und er wagt daher fol: gende Vermuthung. Mach Helmont habe man die venerifche Krankheit bei Menſchen für eine Folge der Sodo— miterei oder der Vermifchung mit Thieren gehalten, und daraus fey na: türlicher Weiſe die Meinung gefolgt, daß auch das gemigbrauchte Thier durch die Vermiſchung mit demfelben Uebel müffe ſeyn inficirt worden, Habe man nun zufällig an einem » folchen Stücde Vieh, die fo oft er: waͤhnte mwidernatürliche Erfcheinung, die wir die Frangofen nennen, ange teoffen, fo habe man leicht fließen fönnen,- dag alles Vieh, worin fich diefelben Geſchwuͤlſte äußern, auch mit demfeiben Uebel behaftet fen, Ein gemißbrauchtes Stuͤck Vieh habe nach den damaligen Mechtsbegriffen verbrannt werden müffen, und fo fen das Verbot des Genuffes deffelben vielleicht noch, che man an die Schäd: lichkeit des Fleifches gedacht, gefeß: mäßig geworden. Eine Thorheit har be, wie gewöhnlich, die andereerzeugt, und fo fen endlich unfer zeitheriges Spftem über die Franzoſenkrankheit des Rindviches zu feiner Bolffommen: heit gedieben, Der Herr Doctor Graumann re eenfirt hierauf noch die Aeußerungen der vorzüglichften Schriftfteller uͤber die Franzofenfranfheit des Rindvie: bes umftändlich,; das Reſultat ift aber, daß faft Feiner nach der Natur defchrieben, genau beobachtet, und richtig geuttheilt babe, und diefes Ne fultat ift fo augenfällig, daß man nicht einmal den Gedanfen faffen Fan, es für ein Werk fchriftftellerifcher Kunft zu halten, In dem Schluffe der Abhandlung wird nun mit Nechte gefofgert; erft- lich, daß es nicht nöthig fen, Mittel gegen diefes Uebel zu brauchen, und zweitens, daß das Fleifch von inficir tem Viehe ohne Bedenken gegeffen werden Fönne, Der Unfchädlichkfeit des Fleifches redet uͤberdies auch die Erfahrung das Wort. In Frankreich fpeifer man das Vieh mit Franzoſengeſchwuͤlſten fo gut wie das reine, In Holland ach: tet man auf diefe Auswüchfe gar nicht In Ungarn und Tyrol, und in den öfterreichischen Laͤndern, weiß man von den Framofen beim Viehe nichts. Ein Schlächtergefelle aus Steyermarf bat Heren Doctor Heim verfichere, fein Herr habe in einem Jahre mehr als 30 infieirte Ochſen gefchlachter, und das Fleiſch felbft ohne ein Ges heimniß aus der Sache zu machen, verkauft, Im Felde wird dergleichen Fleiſch häufig gegeffen. In verfchier denen Gegenden des Neichs wird «8 den Armen gegeben, Viele Schlaͤch⸗ ter verkaufen es heimlich, und Nie mand weiß von fhädlichen Folgen mit Gewißheit zu fagen, Es wäre daher zu wänfchen, daß die bisherigen Verbote des Genuſſes des 393 des Fleifches von dergleichem Rind: viehe aufgehoben werden mögten. Zu dem Ende wäre erfilich die Unſchaͤdlichkeit deffelben öffentlich ans zuzeigen ; zweitens, dem Abdecker fein Recht auf das gefchlachtere infeirt ber fundene Vieh zu nehmen; und drit— tens, dem Verkäufer die Schuldigfeit zur Zurückgabe des Kaufgeldes nach: zulaffen, Bernünftige Leute würden Ueber die Franzoſenkrankheit des Nindviehes, 1 - 304 durch Grunde überzeugt, den Wider willen gegen dergleichen Fleifh von felbft ablegen ; und da überhaupt. Diemand dem Fleifche, welches aus dem Scheren gefauft wird, anfehn Fan, daß das Vieh ein folches Uebel gehabt habe, fo würde fid) das Bor: urtbeil nach und nach von feldft ver: lieren. O. Noch etwas zur Beantwortong der im 104ten Stuͤck des vorigjaͤhrigen Magazins geſchehenen Anfrage. mirgel, von Smiris, nicht Schmergel, ift ein thonartiz ges geringbaltiges ungemein hartes Eifenerz, das mehrentheils aus Spar nien zu ung gebracht wird; ſich aber auch in den Morgenländern, in Peru im Grünftein, auf dem Ochfenfopf bei Schneeberg in Sachfen, und in eini⸗ gen Gegenden von Böhmen mit Glim⸗ mer vermifcht, findet. Der Grund, welcher es zu einem Handlungsartifel macht, liegt in feinem Gewebe Die fes bejteht nemlich aus runden Schupr pen, oder Scheiben, die fo zart und duͤnne find, daß fie ſich kaum durch ein Vergrößerungsglas erfennen- laf: fen, und die daher nothwendig auf ib: Walkenried. ren Kanten auch ſehr ſcharf und ſchnei⸗ dend ſeyn muͤſſen. Wegen dieſer Ei— genſchaften wird der Smirgel zur Po: litur einiger der allerhaͤrteſten Mate rien gebraucht. Wenn nemlich ein Glanz hervorgebracht werben foll: fo müffen die hervorragenden Theile eis ner Oberfläche nicht weggeriffen, fondern nach einer, ihr paralfel laufen den Richtung weggeſchnitten wer⸗ den, Es entſteht alsdenn eine an eins ander hangende Ebene, die nach ihrer mehr, oder mindern Politur, mebr, oder weniger tichtftrablen zurück wirft Der Simirgel thut alfo bier nicht feiz ne Dienfte, als din fcharfer Sand, fondern als ein feines Hobeleifen, IJ. 5. Heinemann. a » Haunet ciſchs Ma gezin. 208 Stuͤck. Freitag, den ııf Mär 1785. Gedanken über die Frage: S Sind die Wiffenfchaften je - dem Staate nachtheilig geweſen? 9: die Wiffenfchaften die ‚menfchliche Seele ausbilden und vervollkommnen, Daß fie die Menſchen geſelliger, gefitteter, ge⸗ fuͤhlvoller und für das Gute empfäng: licher machen, daß fie ſchaͤdliche Vor: urtheile beftreiten und zu Boden wer; fen, daß der Wohlftand der Staaten durch fie befördert, und daß ohne ihre Hülfe einfichtsvolle und nüßliche An: ordnungen weder getroffen, noch glück ih ausgeführt werden’ fünnen, — Diefes alles find Säße, welche von kei⸗ nem richtig denfenden und den Werth der Wiffenfchaften gehörig ſchaͤtzenden Menfchen in. Zweifel gezogen werden. So weit ich auch immer davon ent fernt bin, dies zu laͤugnen; fo ſchei⸗ net doc) die Gefchichte sieler Zeiten und Bölfer, wenn man fie nur oben: bin betrachtet, diefem zu widerſpre⸗ hen, und uns vielmehr von Dem Nachtheile der Wiſſenſchaſten, wo nicht für die einzelnen Mitbuͤrger eis nes Staats, doch fiir den Staat über: haupt, zu überzeugen. Cie lehrt uns nemlich, daß kein Staat, fo bald Wiſ⸗ fenfchaften und Künfte darin blůͤhe⸗ ten, maͤchtig und furchtbar geworden iſt, daß der Ueberfluß an Gelehrten gewoͤhnlich den Umſturz der Staaten nach ſich gezogen hat, und daß die Länder, in welchen ſich die Wiſſen⸗ fHaften ein großes Anſehen zu ver fhaffen gewußt, von ihrer vorigen Größe und Hoheit fehr bald herabge funfen find. Um dieſe Behauptung zu beftätt- gen, Fan man zahlreiche Beifpiele aus der Altern und neuern Geſchichte anführen. Zuerft will ich bier nur jener beiden Eleinen, aber mächtigen griechifchen Freiftaaten, wo gute Ge: feße, bewundernsmwärdige Sitten und weife Gewohnheiten herrſchend, Wiſ⸗ fenfchaften und Künfte aber noch) un: befant waren, erwähnen; ich meine Athen und Lacedaͤmon. Mitten in der Finfterniß und dem Mangel an Auf Flärung, worin fie fid) befanden, er: legten die Athenienfer bei Marathon, Salamin und anderswo die zahlreich: ften perfifchen Heere, die man je ge ſehen hatte. Wie aber bald hernach u Pe; + 367 Gedanken über die Frage: Perikles, den feine Geburt, feine Reichthuͤmer, feine Beredtſamkeit, Staatsklugheit und Kriegserfahren⸗ heit weit uͤber feine Mitbürger erho⸗ ben hatten, die Wiffenfchaften aufzu⸗ Mmuntern and zu befchigen anfing, fo prangte Wehen mit. großen, Pbilofo- phen, Rednern, Dichten, Schau: ſpielern und Künftlern, und konte auf seinen Demoeritns, Anaragoras, So: :erates, Aicibiades, Nefchines, Demoft: Henes, Euriyides, Sopdocles, Ariſto⸗ phones, Phidias, u. a, m. mit Recht ſtolz ſeyn. Aber dies war auch der Zeitpunkt, in welchem fi) zwifchen ‚dem die Wiſſenſchaften fhägenden Ather, und dem noch raufen und bloß Eriearifchen Sparta der berühmte -peloponnefifche Krieg entſpann, wel scher fir die Athenienſer den traurig ſten Ausgang nahm. Und im der Folge erwarb fich der macedoniſche Philipp in der Schlacht bei Chaͤro⸗ mea durch die Niederlage der Griechen die Oberherrfihaft über die Athenien⸗ “fer, und nöthigte fie, ihm und feinen Maͤchfolgern fo fange unterwürfig zur Meiben, bis die Nömer diefe, fo tie alle andere Wiſſenſchaften liebende Nationen in Griechenland, Sicilien und Aſien bezwangen, zw einer Zeit, da ziv Rom bloß große Feldberrem, rinſichtsvolle Staatsmaͤnner, eifrige Patrioten, weiſe Geſehze und edle Sit⸗ ten, aber Feine for genannte ſchoͤne Geiſter und tiefgrübelnde Philoſophen anzutreffen waren. In dem Zeitraune, welcher zwi⸗ ſchen dem erſten und zweiten puniſchen Sind die Wiſſenſchaften 308 Kriege verfloß, wimmelten faſt alle betraͤchtliche Städte in Groß⸗Grie⸗ chenland und Sieilien von Gelehrten aller Art. Die ſpeculativiſchen Wiſ⸗ ſenſchaften und die zum Vergnügen dienende Künfte waren daſelbſt zum höchften Grade der Vollfommenbeit gebracht; und Syracus hatte Damals der berühmten Archimedes im feinen Mauern, welcher fein Leben nicht,» wie fo viele andere feiner Kunſtgenoſſen, damit zubrachte, um finien und Fir . guren den Liebhabern der mathemati⸗ ſchen Wiſſenſchaften vorzuzeichnen, ſondern feine Kenntniſſe zur Erfin⸗ dung nuͤtzlicher und zur Vertheidigung feiner Vaterſtadt dienlicher Werkzeu- ge anwandte. Gleichwohl richteren Syracus und die andern ſieilianiſchen Staͤdte, ungeachtet ihres Ueberfluſſes an Gelehrten, im zweiten puniſchen Kriege nichts aus, da ſie doch, durch Einigkeit miteinander verbunden, ihe een Feinden hätten Geſetze vorſchrei⸗ ben, und derjenigen Parthei, zu: wel cher-fie ſich geſchlagen, die Oberhand Bätten verfchaffen koͤnnen. Allein zız der Zeit, wo ihr Ruhm in den Wil: fenfchaften. aufs höchfte geftiegen war, geriethen fie aile nad), einander, und zuerfi Syraeus unter die Herrfchaft der Römer, deren soeifer Senat da: . mals jo wenig auf die Philoſophie hielt, daß erden Mfademifer Karnea⸗ des, den Stoicfer Diogenes, und den Peripaietifer Kritolaus, welche im Staatsangelegenheiten von Athen nach Rom gekommen, fo bald als möglich von fich entfernte, um fich von den gez , lehrten 3°9 lehrten Unterhandlungen dieſer Phi⸗ loſophen loszuwickeln. Die Scipionen, gegen welche der ſtrenge und tugendliebende Cato viel⸗ leicht nicht mit Unrecht einen beſtaͤn⸗ digen Widerwillen hatte, fingen an, aus fremden Laͤndern, aus Griechen⸗ land und ſelbſt aus Afrika Gelehrte in ihr Vaterland zu ziehen. Die Ar⸗ mee, welche fie gegen den Antiochus geführt hatten, brachte afiatifche Uep⸗ pigfeit und Geſchmack am Wohlleben zurück, und in dem Verhaͤltniſſe, worin die Prachtliebe wuchs, bekamen die Wiſſenſchaften und ſchoͤnen Künfte auch immer mehrere Ausbildung. Der Senat, toelcher die ſchaͤdlichen Folgen davon voraus fahe, gab verfihiedene Berordnungen, um den Luxus einzu: fhränfen, und es wurden auch, nach dem Zeugniffe des Gellius =), einige Deerete abgefaßt, worin den Iateini: ſchen Rhetoren und Philofopben an: befohlen wurde, Nom und ganz Sta: kien zu räumen. Uber diefe Befehle des Senats und der Eenforn wurden ſchlecht befolget, und unvermerft brach das fo genannte goldene Zeitalter mit feinen glänzenden Schöngeiftern, aber auch mit der gänzlichen Zerrüttung der Staatsverfaffung ein, In der Folge ſchlugen die MWiffen: fchaften zu Eonftantinopel ihren Sitz auf, wo ſich eine neue Wiffenfchaft bildete, welche bald im Stande war, ollein das zu bewirken, mas bisher alle andere Wiffenfchaften nur durch *) Noct. Art, Lib. 15. Cap II. je dem Staate nachtheilig geweſen? 310 ihren wechſelſeitigen Beiſtand hatten leiſten koͤnnen. Dieſe wußte ſich die Herrſchaft über die daſelbſt regieren; den Kaifer und deren Miniſter zu vers ſchaffen, und verurfachte, Daß die Tuͤr— fen, während dag zwo theologiſche Partheien einander grcommunicieren und verfolgten, das morgenländifche Kaiſerthum gerflörten, und die Haupt ſtade deffelben eroberten, Darauf be gaben fich viele Gelehrte von Com Rantinopel nach Italien, und vorzüge lich nach Florenz, welches damals ein reicher und blühender Freiſtaat war, und Faum Hatten bier die Wiffenfchaf: ten ihren Glanz verbreitet, als dieſer fon von dem Haufe Medicis abhäns gig wurde. Diefe und Ähnliche Beifpiele , zu welchen ein jeder, der in dee Ger ſchichte nur mäßig bewandert iſt, leicht eine ziemliche Anzahl hinzuſez⸗ zen Fan, feheinen e8 zu beftätigen, daß die Wiffenfchaften jenen Staaten zum großen Nachtheil und Verderben ger veicht find, Es wird freilich Niemand Teugnen koͤnnen, daß im dem meiften der er wähnten Länder die Gelehrſamkeit zur Zeit ihres Berfalls fehr bluͤhend war, Aber ihr die Urſache der Zerruͤttung derfelben zujufchreiben , wiirde die größte Ungerechtigfeit und Parthei- lichkeit ſeyn. Denn nicht die Gelehr⸗ gen, fondern dee Mangel an Lieber; einftimmung in den zu treffenden raasregeln, die unaufbörlichen in: U 2 nerlichen 311 nerlichen Unruhen, die Eiferfucht der Großen, und vorzüglich der erſtau⸗ nend weit getriebene Luxus waren die vornehmften Triebfedern, welche den Untergang faft aller oben erwaͤhn⸗ ten Staaten beförderten, wie dies in: fonderheit von der römifchen Repub⸗ fiE der verdiente Herr Profeffor Mei— ners in feiner Gefchichte der Sitten und des Berfalls der römischen Staats; verfafjung gruͤndlich gezeiget hat. Gleichwohl ift es eine bemerkens— werthe Erſcheinung/ daß fo viele Rei⸗ che zu einer Zeit, wo die Wiſſenſchaf⸗ ten in dem ſchimmerndſten Glanze waren, im die tieffte Ueppigkeit und Unthätigfeit verfanfen, Golte man nicht daraus fihließen, daß die Wif fenfchaften jene Later naͤhrten und begänftigten ? Keinesweges, Alle die jenigen, welche geimdliche Gelehrte und Phitofophen waren, eiferten da— gegen, und ftellten die Schädlichkeit derfelben ihren Mitbürgern vor. Al⸗ fein, diefe Patrioten fanden fein Ger hör, weil zu den Zeiten des heranna⸗ henden Umſturzes jener Staaten nicht die ernfthaften und nuͤtzlichen, fondern vielmehr die ergögenden Wiffenfhaf ten und Künfte geſchaͤtzt wurden. Daher findet man in dieſen Zeiten mehr Redner, Dichter und gefchiefte Kuͤnſtler, als richtig denkende und praktifche Philoſophen. Wie die Meichlichkeit der Sitten überhand nahm, fo fuchte der große Haufe bloß angenehme und vergnuͤgende Zeitvertreib. Man zog uͤppige und soollüftige Gedichte und die unaus⸗ Gedanken Über die Frage: Sind die Wiſſenſchaften 312 geſetzte Beſuchung der Schaufpiele, den. ernſthaften und Nachdenken er fordernden philoſophiſchen Schriften vor, und dadurch wurde der Eifer und Fleiß der Dichter angefeuert. Ueberdies warf. fich auch mancher zum Beſchuͤtzer und Beförderer der Gelehr⸗ famkeit auf, ohne ein gründlicher Ken- ner zu ſeyn, bloß in der eitlen Ab: fiht, um feinen Namen durch die Schriften derjenigen Gelehrten, wel: che er fih durch reichliche Geſchenke verbindlich gemacht hatte, auf die Nachwelt fortzupflangen. Endlich bes lebte auch die Prachtliebe der Grof fen, welche in dem Befige koſtbarer Wohnungen, mit feltnen und gefchieft verfertigten Kunftarbeiten geziert, ihre größte Ehre feßten, und die großen Geldſummen, welche fie datanf ver wandten, die Thätigfeit und den Fleiß der Künftler. Und daher Fam es auch, daß, als nad) der Zernichtung jener Staaten die großen Belohnun— gen der Gelehrten und Kuͤnſtler ab— nahmen, und allmaͤhlig aufhörten, auch die Liebe zu den Wiffenfchaften _ und Künften erſtarb. Eind denn aber nie die Wiffen: fehaften dem Wohl der Staaten nach: theilig geweſen? — Dies Fönnen fie an md fir füch nicht fenn: aber wie keine Sache fo nuͤtlich ift, die nicht durch Misbrauch ſchaͤdlich werden fan, eben fo find auc die Wiffenfchaften durch eine verfehrte Anwendung der felben, und durch unzähliche Mis— braͤuche, die fih dabei eingefchlichen haben, nachtheilig und verderblich ge worden, 313 worden. Es hat Zeiten gegeben, wo alle Bemühungen ‚der Gelehrten da: bin abzweckten, den gefunden Men⸗ fchenverftand durch einen Wuſt um: nüßer und thörichter Kenntniffe zu verfinftern, wie Dies vorzüglich bei den Scholaftifern im mittlern Zeital- ter der Fall war. Es hat Zeiten ge geben, wo der menfchliche Geift gez neigt war, wichtige und nüßliche Ge genftände zu überhüpfen, fich mit we; niger nüßlichen zu befchäftigen, das Schimmernde dem Gruͤndlichen, das ungewöhnliche Neue dem Gemeimuͤtz⸗ fichen vorzuziehen. -Mahmen dann ſolche Gelehrte, — aber wie wenig verdienen fig diefen Namen — die alles aus einem unrichtigen Geſichts— punkte betrachteten, an der Staats: verwaltung Antheil, oder hatten fie irgend einen Einfluß darauf; fo muß⸗ te dies nothivendig die Folge davon ſeyn, daß ihre Entwürfe, die immer Br, je dem Staate nachtheilig gemwefen ? 3:4 ſchlecht ausgefonnen waren, fcheiter; ten, und daß diefe Staaten nach und nach in Verfall gerathen mußten. In den Staaten aber, wo man den geraden Weg der Vernunft, durch Gelehrſamkeit aufgeklaͤrt, einſchlug, iſt das Wohl des Staats und der bluͤ⸗ hende Zuftand der Wiffenfchaften nie in Collifion gerathen. Beide haben vielmehr einander immer glückfich un: terjtüßt, und zu größerer Bollfommen; heit gebracht. Und daher Far man mit Recht hoffen, daß alle Fürften, welche ihre Untertbanen zu begluͤcken fuͤr ihre wichtigſte und einzige Pflicht halten, dies durch die Beforderung der Wiſſenſchaften zu bewuͤrken ſuchen werden. In was fuͤr einem gluͤckli⸗ chen Zeitalter leben wir dann nicht, da dies von den meiften unter ihnen nicht verfarut, und zum wahren Gluͤcke der Menfchheit ausgeführt wird! "9 $ Pf. Gedanken bei Gelegenheit der im Soten Stird des Hannov. Mag. vom vor. Fahr befindlichen Bemerkungen vom Kleebau— ie im ggen Stück des Hannov, u Mag. vom vor. Fahr befindliche Bemerfungen von Kleebau, habe ich nit Vergnuͤgen gelefen. Der Herr Berfaffer bemerkt. gar wohl, daß bei Theilung der Gemeinheiten, ohne wel⸗ che nach meiner Meinung faſt keine Verbeſſerung in der Landwirthſchaft ſtatt hat, es vorzuͤglich auf den Klee; bau ankomme. Denn wenn eine ſol⸗ che Theilung gefchehen, fo wird man auch an vielen Orten die Stallfuͤtte⸗ tung einführen müffen, und diefe kan ohne ‚Klee und andere Futierfränter nicht wohl beſtehen. Die mehrften oͤbonomiſchen Schriftſteller ſcheinen uͤberhaupt in Gegenden zu wohnen, welche weit fruchtbarer ſeyn muͤſſen, als ein großer Theil des Fuͤrſtenthums Lüneburg; md die. Landwirthe in let uU3 | tern 315 tern Geyanden, Fönten fich glücklich ſchaͤtzen, wenn fie nach allem angewenz deren Fleiß, das fünfte Korn ernteten, welches jene nur für einen geringen Ertrag halten, und fo wird auch, wie der Here Verfaffer bemerkt, ver Er trag des Klees, wenigftens in Abſicht der mehrſten biefigen Gegenden zu hoch angegeben, und man wird ſol⸗ chen allenthalben nicht fo hoch nuͤtzen Eönnen. Ich will nur ein Paar Schrift: ftelfer anführen, die ich eben Bei der Hand babe, Der berühmte und er; fabene Here Paftor Meyer fagt in ſei⸗ nen Beiträgen, man Fönne mit einem Morgen Kleevon 256 Quadratruthen den Sommer fiber wohl 8 bis 10 St. Vieh ernähren. Ein folcher Morgen wird mit ı2 Pfund Klee beſaͤet. Der Herr Probſt Lüders bat von 72 Qua⸗ dratruthen Kleegras ein Pferd den Sommer erhalten. Im Lüneburgi ſchen wird man mit dem Klee nicht fo viel ausrichten, noch von einem Klee acfer 6 mal fo viel gewinnen, als von einer Wiefe, wie in dem Pfeiferſchen gehrbegrif behauptet wird. Da in deſ⸗ fen die Kleeernte, deren der Herr Ber; faifer der Bemerfungen gedenkt, ziem— fich anfehnlich getvefen, indem von ei: nem Morgen 37 Eentner Kleeheu, ein: gebracht torden; fo wuͤrde der Klee: bau, wenn der Ertrag immer fo aus: fiele, die Stallfütterung ſehr erleich⸗ tern. Dann ein jeder Landmann, der Vieh hält, hat ſchon mach feiner gan: desart, fo viel an Heu, Stroh, Ruͤ— ben, Kartoffeln, und anderer Fuͤtte— tung, daß er fein Vieh 6 Monate, im Gedanken bei Gelegenheit der im Sgten Stuͤck N 316 Winter erhalten kan, wenn auch fol: des den Sommer über die Weide befucht hat. Er würde alfo die ans zulegenden Kleefelder, bloß zur Som merfuͤtterung anwenden Fönnen. Der Herr Berfaffer fagt, daß 4 Pfund gruͤ⸗ ner Klee, ein Pfund trocknen Klee gen ben, Sind nun von einem Morgen 37 Pfund Kleehen geerntet, fo wuͤr⸗ de, nach dieſem Saß, ein Morgen 148 Eentner grünen Klee gebracht haben, Der ſchleſiſche Landiwirth,, rechner auf einen großen Ochfen täglich zo Pfund Gras, und auf eine Kuh nur 15 PR Wolte man aber auf eine Kuh auch 20 Pfund und den Klee dem Grafe gleich rechnen ; fo hätte man von einem Morgen 5 Stüc den Sommer über erhalten Eönnen, welches unge: faͤhr mif der Berechnung in den Braunfchiweigifchen Beiträgen vom Fahre 1769, und in den Schkefifchen öfonomifchen Sammlungen im z'en Theil, überein komt. Allein dies ſtim⸗ met mitder Erfahrung des Heren Ber: faffers der Bemerkungen nicht über: ein, Bei ihm haben 2 Kühe täglich über 169 Pfund, und alfo jede mehr als go Pfund, verzehret. Es muß al Klee und Gras in jenen Gegenden nahr⸗ hafter ſeyn. Ich mögte wuͤnſchen, daß der Herr Verfaſſer noch einen Verſuch machen wolte, wie viel ı oder 2 Stuͤck Kübetäglich an gruͤnem Klee, ohne dei: Hülfe andern Zutters, gebraucht, und folhen Berfuch in dem Hannov. Mag. befant machte, wobei denn auch die Art und Güte des zum Klee gebrauchten Ackers zu bemerken fegn mögte, Durch der⸗ x 7 des Hannov Mag vom v. Ibefmdlichen Bemerkungen et. 318 Vergleichen Proben in hieſigen Gegen⸗ den, wird vielleicht noch eher ein Land⸗ mann aufgemuntert, den Kieebau, auch. fe gar die Stallfuͤtterung, einzuführen, weni dereinſt in Riederſachſen ein Licht aufgehen ſolte, tie Schaͤdlichkeit der Gemeinheiten einzuſehen id ſolche ab⸗ zufchaffen. Dieſe Peſt der Landwirth—⸗ ſchaft/ bat bei mir oft den Gedanken veranfaßt, wernessvürflich Ernſt ſeyn folte feldige aufzuheben, warum mat nicht. Die ungeheuren gemeinen: ſoge⸗ rannten Weidepläße, welche wuͤſte lie⸗ gen, und nur dem kraftloſen Vieh zum ermuͤdenden und Duͤnger verſchleppen⸗ den Spatziergang dienen, mir Abga⸗ ben beleget, da man jetzt nur den li, wenn nemlich ein fleißiger Bauer ſich anbauet, und ein Stück folder Wit; ſten arthaft macht, mit Grundzins, Zehnten, u. d. gl. Laſten beſchwehrt, und dadurch die Bevoͤlkberung und den Fleiß verhindert. Auch hiedurch wuͤr⸗ de vielleicht der Bauer zur Aufhebung der Gemeinheit willig gemacht. Ich ha⸗ be einen ſolchen großen Raum oft vor Augen, der an einem Fluß liegt. Auf der andern Seite dieſes Fluſſes ift Feine Gemeinheit, und man hat alſo auf die⸗ ſer Seite viele ziemlich gute Wieſen angelegt. Auf der andern Seite ſind auch ein Paar Wieſen, der uͤbrige Raum aber wird taͤglich von dem Horn⸗ vieh zwoer Dorfichaften beſucht, welche Z und Meile davon entfernt find, und zwar fo, daß die eine Heerde des Morz gene, und die andere ih des Nachmit⸗ tags einfindet, wozu an gewwiffen Tagen ſich noch die Schweine geſellen. Men fehet an den bin und wieder ſich fin⸗ denden niedrigen Stellen, daß hier gute Wieſen angelegt werden koͤnten, wenn die Gemeinheit aufgehoben wuͤr⸗ de, Da man doch die römischen Ge feße und proceſſualiſche Weitlaͤuftig⸗ keit noch immer beibehaͤlt, fo ſolte man einem jeden Intereſſenten einer Semeinkeit, ad. communi divid. ver⸗ ftatten. Doch ich Fomme nach Diefer viel: feiht am unrechten Orte angebrachten Ausfehweifung wieder auf den. Klee bau zuruͤck. Ich habe felbit feine Verſuche im Großen machen fünnen, wie weit man damit. im der Viehfuͤt⸗ terung reichen moͤgte, da ich meine Laͤndereien befländig werpachten müf fen. Vor etwa 7 Yahren aber bere⸗ dete ich" der Pächter 2 Pferde mit Klee von Johannis bis Michaelis im Stalle zu füttern. Er war jedoch mit der Kleeſaat zu ſparſam gewefen, und hatte nur 13 Morgen, und zwar nur mit 3 Pfund beſaͤet, folglich mußte er das Gras von einer Wieſe zu Huͤl⸗ fe nehmen, welche gemeiniglich 3 Centner Heu giebt. Rechne ich nun den Ertrag des Klees noch einmal-fo hoch, als den der Wieſe, fo haͤtten Die Pferde täglich, 68. Pfund Klee und Gras erhalten. Ich habe fonft bemerkt, daß ein Hleeſtuͤck nur bei fruchtbaren Jahren mehr, als zwei mal abgefihnitten wer; den Fonne.-. Ich babe zur Veraͤnde⸗ rung und zum Unterhalt einiger Kl: he, die des Sommers fehr gute Weir de haben, einige Heferftücfe, wovon ic) jährlich Ztel Morgen mit Klee be: fe, und 4 Sabre als Wieſe gebrauche, nach⸗ 319 Gedanken bei Gelegenheit der im Boten St. v0. 3.1, 320 nachher mit Kartoffeln, fein und am: dern Kornfrüchten einige Sabre wech: felsweife nüße, und ich babe feit meh⸗ tern Fahren die Kleeſaat, ohne fol⸗ che reine zu machen, ausgeſaͤet. Ich laͤſſe ſo viel Klee als ich noͤthig babe, von dem erſten Wuchs fteben, wenn folcher reif, abnehmen und ausdrö— ſchen, den Ausdruſch dünne auf den Boden ſchuͤtten, nach einiger Zeit in Särken bei den Ofen legen, und wenn er recht trocfenift, wieder auf Dem Bo⸗ den bis zur Saatze it ausbreiten. Alle 3 over 4 Jahr aber, pflege ich wohl etwas reinen Saamen von Brann: ſchweig kommen zu laſſen, welche Ab⸗ wechſelung Saat ich immer bei allen Saatwerk, gut gefunden. Im rooten Stücke der öfonomifchen Nashrichten, wird fchon die Ausfaat des Kleefanmen in Hülfen erwähnet, Bei einem guten Klee Nuͤben zund Kartoffelnbau; wird die Gtallfütter rung möglich und nuͤtzlich ſeyn. Die Hauptfchwierigfeit wird wenigſtens anfangs die noͤthige Streuung ma— chen. belaut. und Veraͤnderung der A Ich wuͤrde daher einem Land⸗ wirth der ſein Vieh im Stalle fuͤttern wolte, anrathen, wenigſtens anfangs feinen Viehftapıl eher zu verringern als zu vergrößern, denn 30 Stuͤck Stallfühe werden ihm doch mehrere Düngung geben, als 40, fo den Som; mer uͤber umher gegangen? Durch den ſich mehrenden Dinger wird er nicht nur mehr Kleefutter, fondern auch mehr Stroh ‚gewinnen, und durd) leßteres endlich der mangelnden Streu ung, abbelfen können, Der Dur, deffen der Herr Berfaf fer erwaͤhnet, ift mir nicht eigentlich ‚Ohne Zweifel ift es eben. die pSart, wovon indem Briefwechſel des Herrn Paſtor Meyer in deſſen Beiträgen, gehandelt wird. Das fol: her im Luͤneburgiſchen ſchon gefunden worden, oder gebraucht ſey, davon habe ich noch nichts vernommen, da doch der auf denn Kalkberge zu Luͤneburg befindfiche Gipsſtein der Befchreibung nach mit felbigem wohl überein Fomt, und alfo vermuthlich eben fo gute Wir- fung haben wird, S. Warnung wegen des Brahmenſaamens. De der Brahmenſaamen zeither verſchiedentlich zum Verkaufe ausgeboten worden, und dadurch Je— mann, der dieſes Gewaͤchs nicht kennt, leicht verleitet werden koͤnte, es anzu⸗ ſaͤen: ſo ſcheint es nicht undienlich, hiermit folgendes davon bemerklich zu machen, Brabme, Pfeiemenfraut, Pehfrie⸗ de, Spartium Scoparium Linn, iſt zum Brennen, zum Defenbinden, und zur Gärberei von fehr geringem Nußen; wegen feiner Neigung zum Wuchern aber höchft gefährlich. Es Fan große Diftrifte geſchwind überzichen, ausfoo: ren, und läßt fich ſchwerlich wieder aus⸗ rotten, weil feine Wurzeln ungemein tief gehn, und mit dem Pfluge mehrere Jah⸗ re hinter einander abgeſchnitten werden koͤnen, ohne daß fie verderben, oder Die Kraft wieder auszufchlagen ver: tieren, 321 I — 322 = Sanmndboeriſches Magazin, 2 Ites Stüd, Montag, den Taten März 1785. Die leiste Lebensitunde des Kaifers Mark Aurel Antonin a), D er Kaiſer hatte die Rede geen- ſeine Zunge ſtammlete, ſeine Haͤnde det, darin er feinem Sohne zitterten und dieſe gewöhnliche Borbo: Kommodus die legten Be ten feirten nahen Tod verfündigten. fehle gegeben, und es fing anzu ta- Go bald der beſte Fuͤrſt die Annaͤhe⸗ gen, als ihm fihon die Augen brachen, rung der legten unvetmeidlichen Stuns de a) In dem Thale, darin die Vorficht mir bisher den Aufenthalt angewiefen , man: geltesmiran Gelegenheit, einem nit empfindenden Sefellfchafter :i- guten Gedan— fen mitzutheilen, welche ich aus Büchern ſammle, deren Leſung ich allein meine Erhohlungsftunden widmen fan. Gute Gedanfen verroften in der Einfamkeit; fie find, daß ih mich Poungs Gleichniß bediene; eingebrachter Waare gleich, fie muͤſſen umgefegt werden, und fiichen den Monopoliften. Ach nehme, um fie vor den Verroflen zu verwahren, Daher gemeiniglich meine Zuflucht zu den todten Buchſtaben. Die gegenwärtige Ueberſetzung hat ihre Eriftenz einer gleicharti— gen Urfache zu verdanfen. Zu deren difentlichen Bekantmachung veranlaßt ' mich aber außer der eigenthuͤmlichen Merfwürvdigfeit diefer letzten Lebens— fiunde des fürtreflichen Kaifers, N) die Berfchiedenheit derfelben von der all— gemein befantern, die Johann Adolph Hofmann in der Eebensgefchichte dies fes Kaiſers Seite 458. in der Ausgabe von 1748 als ein Pendant zu deſſen Be- trachtungen über fich ſelbſt erzähle, und 2) das Vergnugen den aͤchten Verehrern der geheiligten Chrifius-Religion einen Gegenftand sur Betrachtung und zugleich zur Vergleichung ihrer Glückfeligfeit gegen die eines tugendhaften kaiferlihen Heiden aufzuftellen, der, fo leicht deſſen Beſtimmung auch einem chriftlichen Catechumenen ift, bei dem weltweifen Kaifer den größten Zweifelmuth erregte, und feinen Todesfampf durch die Ungewißheit feines Schickfals nach dem Tode fo martervoll machte. Wie beruhigend, wie genugthätig, wie gluͤck⸗ triefend find Die Lehren der geoffenbarten Meligiun gegen die Bernenftreligion Biefes Heiden , deren Vorzüglichleit er ohnehin der Bekantſchaft mit dem Ehri- fienthume zu verdanken hatte! Giche des Herrn Konfiftvrialratbg Jacobi Ret- tung des Drediger Buchs Sglomons Scite 78. und dis Herrn Conſiſto— riatraths Leß Geſchichte der Religion Eeite 219. Lind wer verfennet wohl bei Lefung dieſes Aufſatzes Die Nichtigkeit des merlwuͤrdigen und auch hier an: wendbaren Urtheils unfers Heilandes beim Mathaͤus 11, y, 11. dahin, daß ein N wohi 323 de fühlte, befahl er feinem Seeretair Panuz ihm aus dem Buͤcherſchranke das größte Futterak zureichen. Aus diefem Futteral nahm er eine Fleine Tafel drei Fuß breit und zween Fuß long. Sie war von Ebenholz, mit Horn vom Einhorn eingefaßt,, und Tag zwiſchen zwei dünnen Blättern von einem gewiffen arabifhen Holze, deſſen Farbe blutroth ift, und in def fen Baume der Phoͤnix niften foll. ( Diefer Baum ift nach dem alfgemeiz nen Wahn fonft nirgends auf dein ganzen Erdboden, als in dem glückliz hen Arabien, fo wie der, Phoͤnix ein: zig und allein dafelbft anzutreffen.) Auf der einen Außern Geite diefer Blätter war das Bild des Jupiters, auf der ander das Bild der Benus eingefchnitten. Inwendig waren Mars. und Diane gemalet. Oben auf der Tafel ftand ein Fünftlich eingegrabe: Die behte Lebensſtunde 324 ner Stier und unten das Gemaͤlde eines gewiſſen Königs, von dem Pin ſel des berühmten Apelles. * Der Kaiſer nahm die Tafel hi fahe feinen Sohn mit unverwandten Augen an, und redete alfo zu ihm: Siehe, mein Sohn, ich eile aus. den Wirbeln des Schickfals auf den trau— rigen Todespfaden dahin, 100 ich durch tHätige Erfahrung inne werden fan, was Sterbliche nach dieſem Leben zu hoffen haben, Jetzt ift es nicht mehr Zeit die Gottheit ju tadlen, fondern Zeit zu bedauren, daß man fie im $e ben durch Murren entehrethat: Denn fonft wirdeich fragen müffen: warum uns die Gottheit erfchaffen, warum fo viele Laften des Lebens, fo vieler Kampf im Tode b)? Ihre Abſicht ‚Fan ich nicht ergeüinden,, warum fie mit fo sieler Oraufamfeit gegen ihre Geſchoͤpfe verfährer c). Denn 62 Sabre wohl unterrichteter Chriſten-Knabe größer fen, als Mark Aurel und ale Welt: weiſen des heidnifchen. Alterthums, wenn es auf Beſtimmung der Lehrevon dem Leben nad) dem Tode ankomt. Siehe ves Herrn Confiſtorialraths Leß eben ans geführtes Buch Seite 224. und deffen Erklärung des Evangelüi am vierten Ad⸗ vents:Sonntage Seite 362. in der Ausgabe von 1777. Meinen- Laien: Mirbrüdern zur Bequemlichkeit Habe ich. unten einige Stellen der Bibel angeführt, die meiner Meinung nach auf die Grundſaͤtze, die Mark Aurel in diefer letzten Stunde äußert, entweder Beziehung: haben, oder fie wis derlegen, oder fie beſtaͤttgen. Schriftgelehrtere mögen für fih mehrere hinzu⸗ fegen, und eben Dadurch die Abſicht der Bekanntmachung diefes Aufſatzes erfül- Ten. In der Urfprache deffelden liefet man dii immortales, welches ich aus leicht einzufehenden Gründen durch Gottheit überfegt. Wer urtheilen will, ob diefe Ueberſetzung der Urfchrift entfpricht, Fan diefe in Wanckelii: Horologium Prineipum five de vita M. Aurelii Imp. Libr. 3. Cap. 60. nachlefen. b) Hiob 3, v. 20, Pohe fagt: Prefumtuous Man the resfon woud’ft rhou find ©) Hiob 14 9. 1 Bis IF, why form’d the mind fo litle and fo blind; Firft, ifthou can'ſt the harder reafon gues N Why form d no blinder, no litler and no Igfk 325 Jahre habe ich auf dem Meere diefes $ebens unter Gefahren und abwech— felndem Gluͤcke zugebracht, und nun ruft mich die Gottheit von diefem Schauplotz in den Hafen des Grabes hinab. Es naher fich die feierliche Stunde, in der der Lebensſtrahl er liſcht, der Pfeil zerbricht, und das Haupt fich zum Nabel neiget. Der Traum verſchwindet, das Lehen emdigt fih, und ich empfinde es in dieſem letzten und ſtaͤrkſten Drange, Daß fi meine- Erlöfung nabet d).. Das Anz gedenken an meine getragenen Lebens: laſten entferner von mir die Luft zum längern Leben. Allein, da ich nicht weiß, was ich durch das Ableben ver: Tieren werde; fo fürchte, ſo verabſcheue ic Tod und Verweſung e). - Was fol ich thun, da die Gottheit nicht für gut gefunden, mir zu offen: ‚baren, was ich thun fol? Was für einen Rathſchluß foll ich faſſen, da ich Eeinen Freund habe, ver mich auf die fer Reife begleiten will? Was fan be: trieglicher, was Eutzfichtiger gehandelt fenn, als. im Leben fein Herz am eine da) Kom. 8, v. 22.23, des Kaiſers Mark Aurel Antonin. 326 Sache haͤngen, da uns der Tod ja nicht geſtattet, auch nur das allerge— ringſte mit von dannen zunehmen f)? Warum will ich reich leben, da ich dod) arm flecben muß 9)? Warum ftrebe ich im Leben mit einem großen Geſolge umgeben zu feyn, da ich ganz allein, ganz verlaffen fterben muß? Und warum trachtet man in Diefen kurzen Leben nad einem Pallaſt, da unfere eigentliche Wohnung ein enger Grabhuͤgel ift .h)? Das Angedenken vieler meiner vo: tigen Handlungen machet mir Zum: mer, aber nichts martert mich mehr, ale daß ich die eigentliche Kenntniß dieſes Lebens fo fpät erlanger habe. Denn hätte ich das, was ich jeßt ein: febe, glauben koͤnnen, wie würde ich meinem Mitmenſchen fo viele Gele: genheit gegeben haben, mich zu tadeln, noch fo viele Urfache gehabt haben, mich zu beklagen. Dem ein Seder dem das Geſetz: Menſch, du mußt fferben i), ftets lebhaft gegenwäre " tig ift, Fan der Freude ein ſchuldloſes Leben gelebet zu haben, ſich erfreuen, x;2 wenn e) Siehe Kouſſeaus Emile. I. 23. allwo er ſagt: Wir Menſchen ſchiffen hier an dem Meere der Bermuthungen ohne Steuer und Compas ei und überlaffen hi anfern Leidenſchaften, als einem unerfahrenen Steuermann, Weg zuruͤck, wie vorwaͤrts weiß. der ſo wenig den Man vergleiche hiermit die Kehren des Chri- ſtenthums von dem Leben nach dem Tode. 1Corinth. 15, u v. 35. bis 58 Fon. s, v. 21. bis 35, 2 Korinth. 4, v. 13. bis 18, 2 Corinth. Say. 1. big 9, Eyich. 37, v. 12. Dis 14. £) ur. 12, v. 19. big 21. Marc. 10, v. 21. Dig 23, 8) Math. 6, v. 19. bis 21. und v. 37. 34. & h) Pred. Buch Salomon 2, und 5, v. 12, bie 15. Pſalm 49, v. 12, 16, 17. bis 21. ı Tim. 6, v.7. 1). Ebräer 9, v. 27. Jeſ. Sir. 71 v. 39, — 327 wenn nach der Gottheit Rathſchluß das Schiekfal ihn abruft. Dies folte unfere größte Sorge, unfer größter Wunſch fen! Aber ach! wir fehen Menfchen fterben, und wir nehmen dennoch nicht wahr, daß folches bei einem der Lebenden die Bemühung nad) Befferung bewürfer! Denn ſelbſt die Günftlinge der Gottheit, die ihre Pflichten, ihre Gelübde in diefem ter ben nicht erfüllen, koͤnnen gewiß ver; fichert ſeyn, daß, fo füß, fo glücklich, fo wunfchhefriedigend auch immer ihr geben fen, fie dennoch endlich davon muͤſſen. Die Strafe für ihre Undanf: barfeit wird wohl eine Zeitlang mei: ter hinausgefeßt ; allein, ihre Schufd wird dadurch nicht minder k). Gewiß, mein Sohn, id) habe ge: nug gefeben, geböret, gerochen, ge ſchmeckt, gewuͤnſcht, beſeſſen, genof ſen, geſchlafen, geredet, ja ich habe genug gelebet I). Die Laſter werden denen, die fich denfelben leidenſchafts⸗ voll ergaben, zuleßt eben fo efelhaft, als fie denen, die fie nie gefchmecfet haben, ein Verlangen nach deren Ge nuß einflößen. Die Gottheit ſey mein Zeuge, ich verlange nicht länger zu leben, aber ich verlange auch nicht zu ſterben. Das mühvolle geben ift mir ! Die letzte Lebensſtunde 328 zur Laſt, der Tod aber verdaͤchtig und ſchaudervoll m). Schenkte mir die Gottheit auch ein noch weit längeres Leben, fo bin ih doch nicht gewiß, daß es mit mir beffer würde, Und waͤre biezu feine Gewißheit vorhan den , und ich dürfte nicht hoffen, daß ich beim fängeen Leben mich der Ver⸗ ehrung der Gottheit mit mehrerer. Heiligkeit und dem Staate mit meh: rerer Nußbarfeit widmete; fo würde mir bei jeder Einftigen Umpaͤßlichkeit der Tod bitter feyn n). Dein, ich bin ‚ bereit, nein Leben mit dem Tode un zutaufchen. Es ift die größte Thor: heit fich nach einem Leben zurück zu fehnen, das fo muͤhvoll, ſo ſchluͤpf⸗ rich, fo verdächtig, fo ungewiß, fo drangvoll, fo läflig, ja das felbit fo leblos ift 0). Diefen allen ungeache tet, übergebe ich mich in Anſehung meines zukünftigen Schieffals in die Hände der Gottheit, und das mit willi- gem Herzen, da mir fonft nichts übrig ift p). Denn es ift Klugheit fich das zur Pflicht zu machen, was nicht zu ändern ſteht. Den Prieftern will ich mich nicht anvertrauen, auch die Orakel follen um meinetwillen nicht befraget wer— den, Den Tempeln vermahe ich nichts, k) Hiob 21, v. 7. big 33. ef. Sir. 16, v. 12, D) Bred. Bud Sal. 2, v. 17. 24. 25. m) 1 Thefl. 4, v. 13. bis 18. und S, v. T. bis 6. n) Hiob 28, v. 28. red. Buch Sal. 7, v. T. 2. Palm 9 : ; bu 28 ift gegen diefen heidnifchen Zweifelmuth der Ehrift, Hiob 19, v. 25. 5,0. 28. 29. » Siehe Leß Dogmatik, Art. 12. dafelbfi die Lehre p) Wie gewiß bis 27. oh. von dem Leben nach dem Tode, 9, 329 nichts und Opfer für mich, damit die Gottheit mich vom Tode ins Leben zur ruͤck rufen möge, verlange ich nicht, fondern ich will, daß die Gottheit für mich angeflehet werde, daß, wenn fie mich zu irgend einem guten Schick fal wach dem Tode beftimnier bat, fie mir-daffelbe wegen meines fehlervolfen Lebens nicht entziehen möge q). "Die Gottheit it in ihren Reden fo weiſe, fo vorfichtig, und in ihren Ber; beiffungen fo gerecht und wahrhaftig, daß, wenn fie uns mit wenigerm be: gnadiget, als wir wünfhen, fie uns folches nicht verfaget, weil fie es uns nicht geben will, fondern meil wir es nicht verdienen r). Daber fan ich mit Mecht behaupten, daß das, was wir verlieren, wir durch unfer eigenes Ber: fchulden verlieren, enn folche nich: tige , Eraftlofe, und ohnmächtige We; fen find wir der Gottheit nicht, daß wir wegen unferer guten Werke auf irgend ein Verdienft Feinen Anfpruch machen koͤnten, und daß eine jede fehlechte Handlung unfer erlangtes Derdienft ganz vereitle. Ich habe mich daher ven Händen der Gottheit übergeben, fie mache nach ihrer Öna: de mit mir, was ihr gefällig if. Sie mag noch fo übel mit mir verfahren; q) Rom. 90.8. 15.10: f. r) Hiob 34, v. 10. his 12, Roͤm. IT, v. des Kaiſers Mark Aurel Antonin, 339 fo Handelt fie noch immer gegen mich beifer, als die Welt gegen mich ge handelt hat. Denn, was die Welt mir gewaͤhrte, war Schein und Tand; was aber die Gottheit mir gewähren wird, will ich mit Vertrauen befißen. Mein Sohn, ich habe das, mas mir im teben von allen Sachen das befte, das herrlichfte, das unfchäßbar: fte Kleinod geweſen, noch bis auf die fen letzten Augenblick für dich aufge foarer. Ich rufe die unfterbliche Gott: heit zuim Zeugen an, daß, wenn fie mir, da fie mein Leben von mir fordert, noch die Macht gelaffen hätte, dar: über zu teftiren s) ich verordnet haben würde, folches mit in meinen Grab: huͤgel zu legen. Du wirft wiſſen, mein Sohn, daß ich im zehnten Sabre meiner Regierung gegen die Parther Krieg führen und ſelbſt der Schlacht, darin fie überwunden wurden, beis wohnen mußte. Machdem ich in dies - fer Provinz die Ruhe wieder hergeftel: let, reifete ich in Negnpten nach dem ehemaligen Theben ı), um dafelbft Alterthuͤmer zu entdecken. In der traf ich dieſe kleine Tafel an, welche dafelbit ehemals am Tage einer Ko: nigs Einweihung vor der Föniglichen 2 3 Burg 33. bis 36. s) Der Kaiſer, Matk Aurel farb im Fahr 189 zu Wien anf dem Feldzune wider die Deutſchen und morgenländifchen Böller, an einer ihm ſchleunig uͤberfalle— nen Krankheit, und glaubt Kiphilinus, daß ihm die Nerzte zu Gunften feines Sohnes Kommodus nachgeholfen. ) Nicht Theben in Griechenland, ſondern die alte Hauptſtadt Theben in Aegypten die 100 Pforten gehabt haben ſoll. 338 Burg aufgehänget wurde, Der Prie: fer erzählte mir, daß die auf der Ta fel befindliche Schrift den aͤgyptiſchen „König Prolomäus Arfacides zum Urheber babe uw), Ei Ich bitte die unfterbliche Gottheit, mein Sohn, daß Du nad) den Bor: fehriften dieſer Tafel handeln mögeft. Als Kaifer binterlaffe ih dir Staa ten, als Vater aber diefe lehrreiche Tafel, "Die legten Worte eines fler: enden Vaters, fol ja ein guter Sohn nie vergeffen, fondern fters im Ge daͤchtniß behalte, Die letzte Lebensſtunde 332 Das lebte Wort deines ſterbenden Vaters fen alfo: Surchtbar made dich bei allen Sterblichen die Macht deines Reichs ,. aber lies benswertb machen dich die Leh⸗ ren diefer Tafel. Nach Diefer Re⸗ de übergab der Kaifer feinem Sohne die Tafel, und Eehrte die Augen von ibm ab, Er verlor feine Beſinnungs⸗ kraft, und nad) dem er noch eine vier tel Stunde den letzten Kampf ge Fämpft, entfchlief er. — Auf der Tafel ſtanden in griechiſcher Sprache folgende ſechs Strophen x). 1. Ei⸗ u) Die Könige der Aegypter waren fehr firenge an ihre Pflichten und gewiffe bes fimmte Verrihfungen gebunden. Sie mußten gerecht Fegieren und ſehr maͤſ— fig leben; man liebte fie ungemein. Aber nach ihrem Tode war es Jedermann erlaubt, fie anzuflagen, und fie erhielten Fein ehrenvolles Begraͤbniß wenn als denn gegründete Beſchwerden über fie geführer wurden. Siehe Schröfps all: gemeine Weltgeſchichte Seite 131.132. x) Den Liebhabern der Dichtkunſt des deutſchen Alterthums zu Gefallen, will ich die gereimte Ueberſetzung diefer fechs Strophen bier mittheilen, Die chentalg unter dem Naͤmen Spiegel löblicher Obrigfeit befant geweſen. Sie lau: get alfo: Ein reiher Mann von böfer Art . von mir ie nichts geachtet ward, Hab auch verachtet niemand nicht, der arım war, doc from. recht und ſchlecht. % hab gegeben gut Beſcheidt, / u gefelt zu rechter Zeit ! dem armen, wie dem reihen Mann, ich hab' mich nit beſtechen lahn, Ich hab nach Gunſt nicht Recht gefprochen an niemand hab ich mich gerochen, all die da hatten misgethan Sn, hab ich nicht ungeftrafft gelahn. Die Frommen hab ich hand gehabt, beihünst, gelobet and begabt, fo ih ein Sad) hab’ gut erfandt, hab fie nit gebn in fremde Hand. Ich 333 des Kaiſers Mark Aurel Antonin. 334 z. Einen ungerechten Geitzhals ba: verſagt, weil er arm war, hoch den „be ich nie erhoben, und einen Gerech-⸗ Reichen beguͤnſtigt, weil er reich war. tigkeit Tiebenden Armen nie verachtet, 2. ch habe dem, für den ich lei⸗ Dem Armen babe ich das Recht nicht denſchaftsvoll eingenommen war, nie das Sch Hab das Urteil gefellet bald hab die Sach nicht laſſ'n werden alt, ſo fie. aber war wichtig und ſchwer nam ih noch Leut zu ratben mehr, Gelehrt, verſtaͤndig, Flug und weiß - mit jhn die Sach bewug mit fleiß, dns Recht ieh niemand Hab’ verfagt, ver billig etwas hat geffagt. Barmherzigkeit hab” ich erzeigt, dem billich folches hat geeiat, im Zorn ich niemand gefiraftt hab’, nit durch die Finger geſeh'n vmm Gab, In freaden vnd in trunkner Zeit hab mich nicht eingelahn zu weit, mit viel verheiffen vnd gefchenfen, hab’ mich das Glück nit laffen lenken, Es hat mir gemacht nit ſioltzen muth, — wenn es geweſen iſt ſehr gut das Boͤß hat mich nit gemacht verzagt, Das denn het aͤngſtiglich geflagt. Aug Neid, Haß, Zorn vnd Bitterkeit hab Feinem menfchen gethan Fein leid. Hab mich den Geiz nit lahn betriegen, fuchsſchwentzen , heucheln, fchmeicheln , ligen hab’ ich nicht gelidten noch vertragen, hab’ nicht glaubt den falfchen auflagen. Da hab ich Hingericht mein thırn, das fromme Leut mich lieb möchten hahn Die böfen Bub'n fürchten vnd ſchewen die firaff, die ich jhn thete drewen. Den Armen bin ich gewefen gut hab’ jhn'n geholff’n in jhrer noth. Auch mich angenommen der frembdlingen, Hab’ mich befliffen in allen Dingen zu handlen recht, darumb auch Gott mich in fein Schuß genommen hat, Bud mir gegeben in Negiment Gluͤck, heil vnd fegen biß ans endt. 335 Die legte Lebensftunde des K. Mark Aurel Antonin, 336 das erledigte Ehrenamt gegeben, und im aufgebrachten Muthe nie Strafe erfant. Böfes habe ich ungeahndet nicht geduldet, und Gutes nie unde lohnt gelaffen. 2. Klare Rechtshändel habe ich feinem andern zur Entfcheidung ge geben, dunfele habe ich nie allein ent: ſchieden. Dem Bittenden habe ich nie foerfagt, was recht und billig war, und den, der. es verdiente, nie den Weg zur Gnade verfihloffen. 4. Im Zorn babe ic) Niemanden beleidiget, und in ausgelaffener Freus Zermannsburg: de nie Gefchenfe verſprochen. Gluͤck war ich nie forglos, und im Unglück nie kleinmuͤthig. 5. Aus Bosheit habe ich nie Uebel gethan, und aus Geitz nie gefpart. Im Nie fanden meine Ihren den _ Schmeihlern, noch meine Ohren den Verlaͤumdern offen. 6. Ich befliß mich, daß mich aute Menſchen liedten, und ich hatte nichts dagegen, wenn mich Boͤſe haften. Die machtlofen Armen beſchuͤtzte ich, mich befchüßte wider die Maͤchtigen diefer Erden Gott! Mearwebdel. Anfrage & ift eine allgemeine Regel der deut: ſchen Sprache bei der Öefchlechts: abwandlung, d. i. bei einer folchen Veränderung der Endung eines Worts, da das Wort, welches vorher das männliche Gefchlecht bezeichnete, nach der gefchehenen DBeränderung Das weibliche bedeutet, daß die End: filbe in angehängt, und zumeilen der Vocal des männlichen Worts in wir nen Diphthongus verwandelt wird, als: Freundin, Klägerin. Sind aber unter Diefer Regel auch diejenigen männlichen Dramen, welche aus der Sateinifchen Sprache in die deutſche übergegangen, und entweder noch mit feinem urſpruͤnglich deutfihen Namen $ welches wohl das beſte wäre, ) vers x taufcht find, oder Feine deutfche En: dung angenommen haben, mitbegrif: fen? Sch babe oft Gelegenheit gehabt zu hören, dag man, weil man es für wohlflingender hält, dergleichen Wor— te auffolgende Art abzuwandeln pflegt, als: Frau Syndicin, Frau Hofe: dien, oder auch wohl Hofmedici. Muͤßte man denn aber nicht fehon vorher die maͤnnlichen Wörter, von welchen diefe abgeleitet find, mit deut: fhen Endungen verfehen, und Hof medik, Syndif und anf ähnliche Wei: fe gefagt haben? Undiftesein Sprach: fehler, wenn gleich die Wörter wegen ihrer Länge einigen Uebellaut haben, Hofmedifuffin, Syndifuffin zu fagen? EEE TEE r 337 Hannobenſ hes 22tes Stuͤck. Freitag, den 15 März 1785. Sonderbare Feier des Palmfonntages. IE Dalmfonnrag ift in dem Stifte &uedlinburg von der Zeit der Stiftung an bis auf das Jahr 1259, das ift in einer Zeit von 300 Jahren, und vielleicht bis auf die Zeit der Neformation, aufeine fehr fonderbare und prachtvolle Weiſe gefeiert worden. Man führte nen Tich ein geiftliches Schaufpiel auf, um den Kinzug des Aeilandes in Je⸗ ruſalem, deſſen Gedaͤchtniß dieſer Tag von der erſten chriſtlichen Kirche gewidmet war, dem Volke recht an: fhaulich zu machen. Den Held diefer Begebenheit mach: teder Bifchof von Halberſtadt. Er ſtellte Jeſum vor, und Fam auf einer Eſelin von —— nach Qued⸗ linburg geritten. Ein Fuͤllen ging neben ihm. Acht Männer unter dem Namen der Dalmbrüder, wurden vom Stift Quedlinburg unterhalten, welche Zweige von den Bäumen ab: bauen, und fie auf den Weg flreuen mußten, den der Biſchof nach dem Stiftehaufe nahm. Diefe Palmbruͤ⸗ der mogten wohl zur Zeit der Kreug zuge ſolche Männer feyn, die wuͤrk— lich einen Kreuzzug ins gelobte Land gemacht hatten. Denn dergleichen Leute hatten in jenen finftern Zeiten des Aberglaubens ein großes Borur: theil der Heiligfeit für ich, und mar ren den Klöftern angenehm. Um diefem Auftritt Das Koſtuͤme zu geben, Batte ınan fich in der Folge mwürkliche Palmzweige aus den gelobren Lande angeſchaft. Unfer würdige und berühmte Herr Paftor Goeze befitzt noch einen Patmzweig, welchen die hieſige Nicolaikirche ehemals in Verwahrung gehabt hat; vermuthlich zum Gebrauch bei dieſem Palmfeſte. Damit es nicht an Juͤngern und begleitendem Volke fehlen moͤgte, die dem ankommenden Heiland das: Ho⸗ ſianna! jauchzend zurufen Fonten, fo nahm der Bifchof nicht nur die, zu feinen Kapitel gehörigen Perfonen, fondern auch noch eine unbefchreibfis che Menge von Mönchen, Evelleuten und vornehmen Herren in fein Gefol: ge. Um fih von der Menge Volks, welche in diefem Zuge begriffen gewe— fen, nur einigermanßen einen Begrif mas 339 machen zu Fönnen, muß man wiffen, daß die Aumme von 25 Mark Sil⸗ ber nicht zugereicht bar, die Si» ſche zu einer Mahlzeit davon an- zufchaffen. . Man venfe ſich dabei jene — Zeiten! — die Zeiten, in welchen Quedlinburg uͤberall mit Roräften, Teichen und Seen umge ben war. — Wir werden in der Fol: ge hören, daß die ganz uͤbertriebene Menge der in dieſem Zuge bieber gebrachten Dferde auf die Zahl 60 herunter geſetzt worden. Bei der Anfunft des Bifchofs wurden die Klocken geläutet, und es-fanden alle die Feierlichkeiten ftatt, welche beim Empfang großer Monarchen üblich waren, Wenn der Bifchof hier angefom: men war, hielt er in der hohen Stifte: Eirche Gottesdienſt; ertheilte Ablas von Enden und Verbrechen, je nach: dem dafür bezahlt wurde; und zuleßt ſprach er den Bann wider diejenigen, die das Stift Fränften, Eine gefchrie: bene quedlinburgifche Chronik erzäßlt davon folgendes Beifpiel. Der Ber figer des Guts und Dorfs Steck- lenkerg, habe fich geweigert, dem Stifte Duerlinburg den fehuldigen Zins zu bezahlen, Dies ſey im Jahre 1201 geſchehen. Da gütliche Erin: nerungen nichts helfen wollen, babe ihn das Stift Quedlinburg am Dalm- ſonntage desfolgenven Jahres durch den Biſchof von Kalberſtadt in den Darin thun laffen, Der Edel: mann habe des Bannes gefpottet, und geſagt: ihr möger lange bannen, che Sonderbare Feier des Palmfonntages. 340. ihe mic eine Rippe im $eibe entzwei bannet! Sein Ehegemahl fey froͤm⸗ mer geweſen, und habe ihren Ehe: heren von dieſer Spötterei abzuhalten gefucht. Diefer fportete aber auch den Ermabnungen feiner ftommen Ger, mablin; worüber diefe ſich innigſt Eränkte, und ihren Kummer dem Geiſt⸗ lichen Elagte, Einſtmals habe diefer Edelmann, ein Here von aim, nad) feiner Gewohnheit, bei der Mahlzeit auf den Bann zu fpotten angefangen, und aus Muthwillen auf die Gefund- heit des Biſchofs zu Halberſtadt ei⸗ nen Becher Wein ausgeleeret. Un: mittelbar darauf fen er todt zur Erde gefallen. Der treuherzige Schriftſtel⸗ ler feßt hinzu: dies fen die gerechte Strafe des Spotts über den Kirchen: bann geweſen. Dies Feftam Dalmfonntage ward dadurch noch mehr berühmt, und der Zulauf des Volks noch zahlreicher, daß zugleich die wunderrbätigen Gebeine des heiligen Srepbans und der heiligen Rorona, beide Märty: rer, an demfelben Tage dem Volke vorgezeigt wurden. Die VBorzeigung dieſer Heiligthuͤmer veranlaßfe eine große Menge Wallfahrten von ent: fernten Orten nach Duedlinburg. Die fe Gebeine — außer dem rechten Daumen der heiligen Aorona, wel chen die Nebtiffin Aedwich ihrem Berter, dem Churfürften Friedrich von Sachfen, im Jahre 1502, und leßterer der Coflegienfirche zu Wit⸗ tenberg fchenfte, um daſelbſt zu ewi⸗ gen * 341 gen Zeiten verehrt zu werden a) — werden noch in dem biefigen Gitter⸗ gewölbe in einem koſtbaren Käftgen vorgezeigt; nur mit dem Unterfchiede, daß die wunderthaͤtige Kraft darin verfchwunden ift. Die Hauptfache bei diefem hohen Fefte war der herrliche Schmauß, den die Webtiffin geben mußte, Denn nicht nur der Held. diefes erbaulichen Schaufpiels, der Bifchof von # berftadt, fondern auch fein ganzes Ger folge, mit ihren Pferden und andern. lebendigen Kreaturen verlangten Spei— ſe un? Verpflegung vom Stift Qued: linburg. Diefe Speifung und die dazu erforderlichen übermäßigen Ko: fien waren die Veranlaffung zu hart näcigen und langwierigen Streitig: Feiten zwifchen den beiden Stiftern &uedlinkurg und Zalberſtadt. Ehe ich aber die Gefchichte dieſes Streits vortrage, will ih nur noch) einige Bemerfungen machen. Es war bei: mehrern Klöftern im Gebrauch, dag an hohen Fefttagen gewiſſe Bege⸗ benheiten zur Erbauung des Volks tbestralifch vorgeftelle wurden. Man wählte entweder eine biblifche Geſchichte zum Gegenſtand eines fol hen Schaufpiels, oder man Dichtete eine Begebenheit, die auf die Herr⸗ ſchaft der Päbfte und auf die Lin; terwürfigkeirder Monarchen un: Sonderbare Feier des Palmſonntages. meſſen. 342 ter den paͤbſtlichen Stuhl Bezug nahmen b). Inſonderheit hat der Linzug Chriſti zu Jeruſalem an mehrern Orten c) zu ähnlichen Bor: ftellungen Stoff gegeben. Es tar diefes eine Art des Linterrichts und. der Erbauung, welche in mancherfei Betrachtung für jene Zeiten zweckmaͤſ fig. ſeyn konte. Wenigftens waren diefe Anflalten ganz dem Geifte des prachtoolfen und cerimoniöfen Gottess dienftes der katholiſchen Kirche ange Wir dürfen uns alfo gar nicht wundern, daß auch in den neuern Zeiten zu München und andermärts) die Leidensgefchichte des Heilandes auf ähnliche Weife vorgeftellt worden, und noch jeßt faft in allen Klöftern das neu geborne Jeſuskind mit der. Maria; oder der am Kreuz bar gende Aeiland, oder das heilige Grab, mit aller möglichen Pracht und Auszierung dem Bolfe zur Schan aufgeftelle wird. Selbſt in proteftantifchen Ländern, befonders in Sachfen, ift diefer Ge brauch noch nicht ganz abgefommen, Sn der Faſtenzeit wird die Leis densgefchichte des Acilandes in den Kirchen, nach der Erzählung der vier Evangeliften, abgefungen. Die Bauern und Bauerjungen werden fb abgerichter, daß ein jever feine Rolle, nach einer fehr einförmigen Melodie, a wie a) Herr von Erath Cod. diplom. Q. p. 879. b) Thefaur. anecdot. Tom. 2. P. 3. p. 187. Rt, f ©) De Ludewig, ad A. B.P, 2. p. 570. confr. Cerimoniale epifcopor. L, I. c, 2. p- m. 292. 343 wie erwa die Pfalmen Davids in manchen Kirchen abgefungen twerden, abfingen Fan. Dazwiſchen merden einige paffende Verſe aus Kixchenlie dern von der ganzen Gemeine geſun⸗ gen, Einer ftelle den Evangeliſten vor, der die Begebenbeiten eräblt, welche richt redend von den Perfonen in der Bibel vorgetragen werden. Die Stellen der Schrift aber, wo "fefiss, der Hoheprieſter, Audas, und an: Bere Juͤnger und Perfonen redend ein: geführt werden, ſingt ein Jeder mit den eigentlichen Worten der Schrift ab, Einer ſtellt Jeſum, ein anderer den Aobenpriefker, ein anderer den Verraͤther Judas, ein anderer Cai⸗ phas Weib, u. f. f. vor. Selbſt das Hahnengeſchrei wird dabei nicht vergeffen, Denn wenn es auf die “ Stelle fomt: „da hub Petrus an fi) Au verſluchen und zu ſchwoͤren: Ich Fenne des Menſchen nicht! und als⸗ „bald kraͤhete der Hahn;,ſo ſtim⸗ met ein Bauerjunge an aus allen Kräften zu kraͤhen, als ein Hahn; u welcher Rolle er fich lange vorber Eben muß, um das AJabnengefchrei To natürlich als möglich zu machen, Man wird ſich leicht vorftellen kon⸗ nen, daß dieſe Anſtalten in der Kirche mehr Gelaͤchter als Andacht und Er bauung; mehr Gefpött, als edle, sraurige und zwesfmäßige Emfindun: E) Hierbei faͤlt mir eine wahre Sefchichte ein. Sonderbare Feier des Palmſonntages. 344 gen erwecken muͤſſen. Die Zeit, wel⸗ che der Cantor und Schulhalter in kleinen Staͤdten und Doͤrfern zum Unterricht der Jugend in nuͤtzlichen Dingen zubringen ſolte, wird zum Einblaͤuen der Rollen, zur Erlernung des Hahnengeſchreies, zur poſſierli⸗ hen Verſtellung der Stimmen, be ſonders bei den Wriberrollen, ver⸗ ſchwendet. Der Pöbel drängt fich baufenweis an folhen Tagen in die Kirchen, um etwas poffierliches zu fer ben und zu hören. Den wenigften Perfonen, und höchz ftens ſolchen alten Müttergen, die ſchon beim Durchlefen des Regiſters im Öefangbuche die Eräftigfte Er: bauung finden d), — Fönte eine fok che Anſtalt Befriedigung und Ew bauung ſchaffen. ; Ich will gar nicht in Abrede ſeyn, daß eine muſikaliſche Vorftellung dee Paffionsgefhichte nicht folte zur wah⸗ ten und vernünftigen Erbauung ge nußt werden Fönnen. Ich rede jeßt nur von den Poſſen und den Alfanzes reien, welche dabei getrieben werden. Bei diefer Gelegenheit Fan ich nicht umbin, einen Kirchengebrauch von einer ähnlichen Befihaffenbeit zu be rühren, der im biefigen Gtifte feit 100 fahren, tmd vielleicht länger ftatt gefunden hat. An einem jeven Saftenfonntage wird Eine bejahrte, etwas einfältige, aber fonft gut gefinnte Frau, las während der Communion im Regiſter des hie⸗ figen Geſangbuchs. Ihre Nachbarin bemerkte folches, nnd wolte ihr das Lied aufichlagen, welches gefungen wurde, Sie erwiederte aber: es wären gar zu kräftige Worte im Negifter, man ſolte fie in ihrer Andacht nicht fibhren? — 345 4 Sonderbare Feier des Palmfonntages. N 346 wird in einer der biefigen Kirchen die die Hauptſache ſeyn ſolte — deſte Leidensgeſchichte von dem Stadtcans ſchlechter. 4 Zum Beweiſe nur einige or und ven Chorſchuͤlern nach der Proben. vorhin befchtiebenen Mer abgefungen. Der Schuͤler, welder den Evange— Jiffen, und der, welcher Jeſum vor⸗ fteltet, treten auf beiden Geiten der Kanzel, des Lehrpults, oder des Al: tars, wie es die Einrichtung der Kir che erlaubt; gerade dem Chor, wo ie Drogel ift, entgegen. Die Orgel wird aber nicht dazu geſpielt. Auf dem Ehore ſtehen die Schuͤler, welche die Rollen des Perrus, Judas, Ho⸗ henprieſters, Pilatus deſſen Frau, und der uͤbrigen Perſonen machen; die Reden des Volks: weiſſage uns Chriſte! wer iſts der dich ſchlug? — ferner: Sein Blut komme uͤber uns, und unſere Binder! — oder: wahrlich! dieſer iſt @orres Sohn geweſen! — werden durch ganze Chöre vollſtimmig geſungen. Zwi⸗ ſchen den Erzaͤhlungen und Reden werden einige Verſe aus Kirchentlie dern von der ganzen Gemeine, auch viele Arien und Chöre von den Schr fern einzeln gefungen und aufgefühet, Am erfien Sonntage in der Zaftenzeit wird dieſe Mufif in der Schloßkir⸗ che; am folgenden in der Markt— kirche, und fo weiter nach der Reihe, auch in einigen Kirchen des Nachmit: tags, aufgeführt; dergeſtalt, daß Feis nie Kirche, felbft die zu Dittfurth, dabei nicht vergeffen if. Die Muſik iſt erträglich; und — zu ihrer Zeit — vorzuͤglich fhön ge weſen. Aber die Poeſie, weiche doch Chor. Judas Kuß iſt worden neu, Gute Wort und falſche Treu. Lach' mich an und gieb mich hin! Das iſt jetzt der Welt ihr Sinn, Ihr Augen laßt die Thraͤnen fließen! Der Hahn weckt mein Gewiß en auf! _ Ihr muͤßt für diefe Suͤnden buͤßen! Arie. Hoͤrt wie das Volk mit ganzer Macht, das crucifige! ſchreiet! Chor. Schweig! du tolle Judenbrut! Was du über dich genommen, Iſt auf deinen Kopf gekommen! u. ſ. w. Durch dergleichen elende Verſe und durch zu haͤufige und übel gewählten licher aus dem ordentlichen Gefang— buch, wird diefe erhabene Geſchichte fo verunftalter, daß denkende und vors hünftige Chriſten unmöglich einen Wohlgefalfen daran haben Fönnen, Sie ift and) fo lang, daß der Gottes: dienft eine ganze Stunde früher ans geben muß, und dennoch kaum zur gehörigen Zeit geendiget werden Fair, Der Tept diefer Muſik iſt gedruckt, und bat folgenden Zitel; Aifterie Y 3 des S 347 des fehmerszlichen Leidens und Sterbens unferes Zrlöfers und Heilandes Jeſu Chriſti, mit geiſt⸗ reichen Arien und nachdruͤckli⸗ chen Verſiculn aus bekanten Paß fionliedern, wie fie zur Faſten- zeit in denen quedlinburgifchen Rirchen abgefüngen wird, „wohl- meinend denen Zubörenden zu befferer Aufinerkfamteir und Er⸗ bauung durch Öffentlichen Druck vorgefteller. Sch vermuthe, daß diefe Mufif und Tert im Ausgange des vorigen oder im Anfange des jebiz gen Zahrhunderts gemacht ſey. Wie fhön Fönte diefer Gegenftand, mit weniger Umarbeitung der Poeſte und mit VBerfertigung einer neuen Muſik bei der jeßigen Vollkommenheit der edlen Tonfunft, zur Erweckung edler und andächtiger Empfindungen ge nutzt werden; zumal da bier immer geſchickte Sänger im Singchor unter den Schuͤlern gefunden werden, ohne welche an eine folche Anſtalt gar nicht zu denken ift. Denn daß die Mehrſten an folhen Vorftellungen Geſchmack und Vergnügen ‚finden, fiehet man an dem unbefchreiblichen Zulauf des Volks, welches die Kir: hen -an diefen Tagen anfüller, Nicht nur die meheften Einwohner von der mittlern und niedern Claffe der hieſi— gen Stadt drängen ſich in die Kirche, wo die Paffion gefungen wird, fon dern auch die benachbarten Landleute ziehen fogar Schaarenweis im dieſe Kirchen. Ich komme nun auf die Feier des Sonderbare Feier des Palmſonntages. 348 Palmfonntages zuruͤck. Sie ver: urfachte dem hiefigen Stifte ganz un: erträgliche Koften. Schon die eb: tiffin Adelheid die IL. und einige. ihrer Nachfolgerinnen beflagten ſich darüber, und fuchten entweder dieſes Feſt ganz abzufchaffen, oder wenig: ftens die Unkoften bei demfelben ein: zufchränfen, Aber alle Berfuche war ten fruchtlos. Der Aebtiſſin Agnes war die Ehre vorbehalten, ſich dieſes och vom Halfe zu ſchuͤtteln. Allein, ihre Nachfolgerinnen ließen fichs wie: derum gefallen, oder wurden vielmehr durch päbftliche Verordnungen ge zwungen, die alte, für Quedlinburg ſo laͤſtige Gewohnheit wiederum herz zuftelfen ; jedoch mit einiger Ein; ſchraͤnkung. Agnes, eine Aebtiſſin aus dem Haufe Meiſſen, war eine gute Wir: thin. Sie verbefferte die Einfünfte des Stifts durch eine fparfame Haus: haltung und löfete manche veräußerte Grundſtuͤcke des Stifts wiederum ein, Unter andern fuchte fie auch die oben erzählten FeierlichFeiten am Palmfefte einzuftellen, weil die Ausgaben dabei ihre Kräfte überftiegen. Die Unver-- ſchaͤmtheit der fich aufdringenden Gaͤ⸗ jte ward zuleßt ganz unerträgfich. Der Bifhof von Halderftadt betrachtete fich nicht mehr als einen Gaft, der feinem Wirth für die gütige Aufnah— me Verbindlichfeit fhuldig fen; fon: dern als einen Feldberren, der auf Koften eines fremden Landes zu zeh⸗ ren berechtiget fen! Er ſchrieb Ge feße_ vor, wie man ibn und fein Ge folge 349 folge aufnehmen, fpeifen und verpfle: gen muͤſſe. Wer je einen Zug Wallfahrten auf dem Wege zur Kirche, um Ber: gebung ihrer Sünden zu erlangen, gefehen, oder davon gelefen bat, der wird fich leicht vorftellen Fönnen, was für Frevel, Uebermuth und Bosheit diefer Zug zum hieſigen Palmfefte, verübt haben möge, Dies alles be; 1009 die Aebtiffin Agnes, das Spe: etafel abzufchaffen. Sie verbath alfo die Ankunft deshalberftädtifchen Bir ſchofs zum Palmfefte. Dem Bifchof zu Halberftadt mogte nicht fo wohl an der chriftlichen und gottesdienftlihen Handlung, als an dem Schmaufe, und an der Ehre ei: nes Theaterkönigs, welche er bei diefem Aufzuge genoß, gelegen feyn, denn fonft, würde er mwenigftens auf die Einfehränfung der Koften bei die fem Zuge Bedacht genommen haben, Allein, er beftand hartnäckig darauf, daß allesbeim Alten bleiben folle. Da die Vebtiffin nicht nachgeben molte, nahm er einen gebietherifshen Ton an, Zuletzt maßte er fich fo gar ei ner geiftlichen Gerichrsbarfeit über die Aebtiſſin an, und ſprach im heiligen Grimm den Bannfluch wi: der die Nebtiffin Agnes aus, Man ftelle fich das Aergerniß vor, das diefes Unternehmen in der bieft- gen Gegend verurfachen mußte, Der Möbel von Halberftadt, — denn der Möbel finder an vergleihen Schau: fpielen und Schwärmereien ein ganz unbandiges Vergnügen, — der über Sonderbare Feier des Palmfonntages. 350 diefe Abſchaffung diefer Feierlichkeit aufgebracht war, erlaubte fich alle Ausſchweifungen gegen die verworfe⸗ nen und mit dem Sluch belegten Ouedlinburger. Der Xebtiffin Aanes blieb alfo nichts weiter übrig, als beim Pabft Zuflucht zu fuchen. Der Inhalt der Befchwerden von Seiten der Nebtiffin beim Pabft be traf alfo theils das, von dem hal berjtadtifchen Biſchof fich angemaßte Diöcefenrecht über das hiefige Stift, theils die Anmaßungen in der Palm⸗ ſonntagsgeſchichte, theils den aus: geſprochenen Bann, theils die darz aus erfolgten traurigen Folgen, die tbärlichen Bedruͤckungen und den Unfug, den der halberftäptifche Poͤ⸗ bel, unter der Begünftigung des Banz nes, wider die Quedlinburger ausge übt hatte. Der Pabft Tinnocenz der III. überteug die Unterfuchung diefer Sache dem Erzbifchof von Magder burg. Der Bifchof Conrad von Halberſtadt hatte fich außerdem ſchon mancherlei Vergehungen ſchuldig ge macht, und ward dieferhalb in den Bann gethan. Der wider die hiefl- ge Aebtiſſin Agnes ausgefprochene Bann ward dagegen aufgehoben, und alfo ver feierliche Einzug des halber⸗ ftadtifchen Bifchofs am Palmfeſte ganz eingeftell. Der Bifchof Con⸗ rad ging, theils aus Verdruß, theils um fich beim Pabft in Gunft zu feßen, ins gelobte fand, und half die Sara: cenen befriegen, Dies alles gefchahe im Ausgang des r2'?" und im An: fang des 13ten Jahrhunderts. Die 351 Sonderbare Feier des Palmſonntages. 352° Die Aebtiſſin Agnes war inzwis, gen zu haben, daß diefe beiden lehten ſchen verſtorben und Sophie an der ren Stelle zur abteilichen Regierung gekommen. Auch war Conrad von ſeinem Kreuzzuge ums Jahr 1208 wieder in Halberſtadt angekommen, ohne die Aufbebung des Bannes vom Pabſte erhalten zu koͤnnen. Aber den⸗ noch fand- ee noch Anhaͤnger in dem halberftädtifchen Kapitel. Cr hebte daher das Rapitel zu Halberſtadt auf, daß daffelbe beim Pabft wider die Aebtiſſin Sophie eine Klage an ſtellen mußte, welche dahin gerichtet war, daß fie ſchuldig ſey, am Ste— phanstage einen halben Ferting, d. i. ein Achtel Mark Gold; und am Tage Mariensreinigung fieben Wachskersen der Domkirche zu Hal: berftadt zu-geben; daß fie ſich aber feit einiger Zeit weigere, dieſes Geld und die Lichter zu entrichten, Daß ferz ner die Aebtiſſin zu Dupdlinburg dem Stifte zu Halberſtadt zum Ger borfam und K£hrerbierung ver- pflichrer fey ; daf fieaber diefe Pflich: ten verabfäume, und daß diefelbe fich fogar weigere, die von Alrers ber eingeführten, und zur Ehre Bots tes abzielenden Keierlichkeirenam Dalmfonntage durch) den Bifchof von halberſtadt vollziehen zu lafien. Das Kapitel zu Halberftadt fcheint mig gutem Bedacht hierbei verſchwie—⸗ Punkte ſchon unterſucht und rechts⸗ kraͤftig entſchieden waren. Der Pabſt Innocenz der III. beſtellte den Biſchof zu Hildesheim zum Richter in dieſer Sache. Dieſer entſchied die Sache zum Vortheil des Stifts Halberſtadt; ohne auf die Einreden der Aebtiſſin, auf die Entfcheidung des Pabfts und überhaupt auf Geſetze zu achten. Er ließ fogar einen Beſcheid befant mar Ken, wodurch unfere Nebtiffin So— pbie aufs neue ercommunieirt wurde. Hierüber führte Sophie abermalige Befchwerden in Rom. Gie legtedie Freiheit ihres Stifts von allem fremden®erichtsswanage in offenen und nicht zweideutigen Briefen dem heiligen Vater vor Augen. Er ſchrieb daher an die Bifchdfe von Branden⸗ burg, Merjeburgund Petersberg, mit dem Befehl, den Bifchof zu Hil⸗ desheim zu ermahnen, daß er das Gefchehene zuriick nehmen, und der Hebtiffin Sopbien Genugthuung ger ben ſolle, weil diefelbe die Freiheit ihres Stifts erwiefen hätte, und es nun am Tage liege, daß das Kapi: tel zu Halberftadt durch Verſchwei⸗ gung der Wabrbeir, die dem Bir [hof zu Hildesheim gegebene Com⸗ miffion erfchlichen hätte, Würde er ihren Ermahnungen nicht Gehör ge⸗ ben; fo folten fie ihn mit Ernſt dazu anhalten, Der Schluß folgt Fünftig. (SEV LIBRI EEE BSE 353 54 Saumoot ſſches sches Magthin. 23tes Stuͤck. Montag, den zıtın Maͤrz 1785. Sonderbare Feier des Palmfonntages. (Schluß.) $ iefe neuen Nichter ladeten die Kebtiffin Sopbie aufs neue zum Berhör vor, und dele: Hirten andere Perfonen, um dieſe Streitigkeiten zu unterfuchen. Mit - diefen delegirren Richtern war Sopbie unzufrieden ; fiefhißte über: dem die Entfernung und Unſicher⸗ beit des ermwählten Berichtsorts vor, und weigerte ſich, daſelbſt zu er: feinen. Wo aber der beftimmte Ge: richtsort geweſen ſey, ift in Peiner der Urkunden zur finden. Aber diefes erfehen wir daraus, daß die Aebtiffin Sopbie, wegen ihres Ungehor⸗ fans — in contumaciam — ſach— fällig erklärt, in die Unterfuchungsfo: ften verurtheilt, und das Verfahren des Bifchofs zu Hildesheim beftärigt worden fen. Nachdem der Pabſt durch aberına- fige Beſchwerden der Aebtiſſin So— pbien von dieſem Vorgange war un⸗ terrichtet worden, bezeuget er in einem Schreiben an den Biſchof zu Heiß fen ‚und die Aebte zur Fchulpforre und Zelle, vom 25ten Jenner 1210, * daß ihm die Beweiſe beider Theile noch nicht einleuchtend und uͤberzeu— gend genug geſchienen. Er trägt da: ber diefen drei Prälaten auf, wenn fie die Erzählung der Nebtiffin gegrün- det fänden, den Befcheid der vorigen Richter aufzuheben, und die Aebtiſſin Sophie in den vorigen Stand eins zufeßen, Faͤnden fie aber die Behaup: tung der Nebtiffin unwahr oder zwei⸗ felbaft: fo folten fie die Sache gründ: lich unterfuchen, beide Theile über alle Umſtaͤnde ausführlich hören, und dann die Sache ihm zur Ent⸗ ſcheidung vortragen. Wie das Gutachten diefer Commifz farien ausgefallen fey, — davon finz den wir auch Feine Nachricht. Allein, der Pabſt muß noch einiges Beden: fen dabei gefunden haben. Denn er . fieß unterm zıten Sulius 1210, ein, dem vorigen ganz gleichlautendes Schreiben an den Bifchof zu Havel⸗ berg, und. die Aebte vom Kiofter Michaelftein und Walkenried ab: geben, mit dem Zufaß, daß, wenn fid) Die angegebenen Zeugen als Gunft, Haß 355 Haß oder Furcht des Zeugniſſes zu entziehen fuchen wolten, fie Durch den ordentlichen Gerichtszwang dazu ans gehalten werden folten 3). Durch diefe Unterfachung. fehien der Pabſt von der Gerechtigkeit der quedlinburgiſchen Beſchwerden über: zeugt geworden zu ſeyn. Denn er be⸗ fahl durch ein Schreiben vom 151" Febr. 1211 b) allen Ersbiſchoͤfen amd Bilchsfen durch ganz Sad» fen, daß fie, ohne Anftand, der Fir melang, der Einweihung des heiligen Dels, der Altäre und der Kapellen, der Einfeguung der Chorherren, der Hebte und der Firchlichen Geräthe, und überhaupt alter geiftlichen Ges ſchaͤfte fih unrerzieben follen, wenn die Yebriffin zu Guedlin⸗ burg fie darum anfprechen wuͤr⸗ de. Er feßt ausdricklich hinzu, daß die Aebtiſſin zu Ouedlinburg durch die aͤltern Gnadenbriefe des paͤbſtlichen Stuhls berechti⸗ get ſey, alle dieſe Handlungen durch ſolche Geiſtlichen verrich⸗ ten zu laſſen, welche ihr belieben, ohne an eine Perſon oder Stift gebunden zu ſeyn. Auf dieſe Weiſe war nun zwar die⸗ fer Streit, der alle Biſchoͤfe von Sadfen beſo chaͤftiget hatte, ganz zum Vortheil des Stifts Guedlinburg intſchieden, und die Schwaͤrmerei am Palmſonntage abgeſchaft. Wie denn auch zu gleicher Zeit der Biſchof Conrad von Halberſtadt ſeines Amts Sonderbare Feier des Palmſonntages. 356 ganz entſtht, und Friedtich der I an feine Stelle eingeführt wurde, ı Als aber die Achtiffin Sopbie nach der Zeit, wegen verfchiedener gro⸗ ben Wusfchweifungen und WÜbertre— tung der Flöfterlichen Gelübde ange. klagt und ihrer Wuͤrde entfegt wurde, ſo ergriffen die Mönche zu Halberſtadt diefe Gelegenheit, die alten Streitige keiten wiederum gufzuwaͤrmen. Denn bei dem Endurtheil, welches der paͤbſt⸗ fiche Legat Conrad, Bifchof zu Porz to, zwifchen der Kebtiffin Sopbie, und der, an ihre Stelle anderweit ge— fegten Nebriffi in Bertraden im Jah: ve 1225 am 26ten Sept, gab, wurde unter andern mit feſtgeſetzt, Daß der Streit zwifchen dem Stift Guedlin⸗ burg ımd Halberſtadt wegen der Feier des Palmfeftes in die Sage gefeßt werden folle, in welcher ſie vor der Aebtiſſin Sopbien Zeiten gewe⸗ fen war, dergeftalt, daß der Bifchof von Halberſtadt nicht mebr als 60 Pferde in feinem Suge auf den Palmfonntag mir fich fübren; die Aebtiſſin aber ſolche gebös rig verpflegen, auch den Serting Bold uud die Lichter zu den ges festen Zeiten an die balberftäd- tiſche Rirche geben folle c). Wenn man bedenft, daß bei die; ſem Beſcheide Die Bifchöfe von Bran⸗ denburg, Zildesbeim ımd Merſe⸗ burg mit gearbeitet haben ; gerade diejenigen, welche vor 18 uhren fo * illegal a) Herr von Erath cod, diplom. Quedlinb, pag. 129. 130, 131. b) Daf. 132. <) Dat. 145, ©, 357 äffegal und partheiifch zum Nachtbeil der Aebtiſſin Sopbie geurtheilt hat: ter fo Fan man die Entfcheidungss gründe leicht finden. Diefe Einrichtung dauerte wie derum fo la.ıge, bis das Stift Qued⸗ linburg fich entfchloß, dem Domtapi: tel zu Halberſtadt 200 Mark halber: ſtaͤdtiſches Silber zu bezahlen, und der Biſchof Vollrath von Halber: ſtadt, unter der Beſtaͤtigung des Pabſts Alexanders des IV. feinen Rechten ſowohl wegen diefes Dalmzuges, als der Auſpruͤche der jährlichen Abga⸗ be an Lichrern und eines halben Serrings Goldes imgleichen wegen des Klofters Walbeck entfagte, Die Urkunde ift vom zoten Sept. 1259 d). Der Bifhof Vollrath hatte geſun⸗ dere Begriffe von diefen Auftritten, an welchen fich nur ſchwache Seelen weiden koͤnnen. Er geſtehet offen: ed) Daf. 212. und 213. ©. Sonderbare Feier des Palmfonntages, 358 herzig, daß diefe Feierlichkeit wegen des entfeßlichen Zufammenfluffes vor Menfchen allerlei Standes, und wer gen des wilden Getuͤmmels dem Stift Quedlinburg aͤußerſt beſchwerlich; Der halberſtaͤdtiſchen Kirche aber nicht im gleichen Maaß nuͤtzlich ſey. So endigte ſich ein Schauſpiel, das faſt 300 Jahr die Beluſtigung, — oder wie man will, — die Erbauung des Volks geweſen war, Aber ich vermuthe, daß dieſe Feierlichkeit den⸗ noch nicht ganz abgeſchaft, ſondern nur die koſtbaren Gebraͤuche dabei eingeſchraͤnkt ſind, weil man in der Folge noch ee von Dalıns brüdern im hiefigen Stifte antrift, und ein Religionsgebrauch, an rock chen fih Das Volk gewöhnt hat, und welcher dem Geift der Fatholifchen Kirche fo eigenthuͤmlich ift, nicht leicht auf einmal abgefihaft werden Fan. Abhandlung von den Eigenfchaften der Neſſel, in Anſehung der Landwirthſchaft, von den Herren der Köntgl. Landwirthſchafts⸗Ge⸗ ſellſchaft der Provinzvon T 5 giebt Pflanzen, welche dermaaß fen —5 ſind, daß ſie der große Haufe mit Verachtung anzufehen ſchei⸗ net: indeſſen find aller Vermuthung nach eine darunter, welche nicht von einigem Mugen wären, und unter Der unzähligen Menge von Gewaͤchſen, web che uͤberall auf unſerm Erdboden ver: breiter find, befinden ſich viele, welche weſentliche Eigenſchaften, theils zu *) Journal econom. Tours in dem Kirchfprengel von Angers *). unferm Unterhalte, theils zu den Ar- zeneien, theils auch zum Behuf der Künfte, beißen. Unter diefe Claſſe gehört auch der Gegenfland gegenwärtiger Abhand— lung, die Reſſel: und man wird von derfelden bloß in Abſicht aufdielangen Fäden, welche man zur Verfertiaung der Leinewand, oder des ſogenannten eſſeltuches, davon jieben kan, handeln. 32 Be⸗ 359 Befehreibung der Meſſel. Diefe Pflanze ift zu befant, als daß es noͤthig wäre, fie weitläuftig zu be fehreiben. Man unterfcheidet dreierlei Gattungen davon, welche in der Ge: gend der Provinz von Anjou wachfen, 1) Die feine oder bunte Neffel, wel: che niedrig bleibt (Urtica urens minor), 2) Die römifche Neffel, welche Fu: geleunde Saamengehäufe trägt. (Ur- tica pilulas ferens.), 3) Die große Neffel, deren Stengel gemeiniglich vier bis fünf, ja biswei: fen fechs bis fieben Fuß hoch werden, vierefig und von grüner Farbe find. Es giebt auch dergleiehen mit röthli- ehem Stengel ( Urtica urens maxima.), Diefe Pflanze ift, wie der Hanf, männlich und weiblich, auf befondern Gewächfen. Die Wurzel gebet niemals aus, fondern treibt alle Jahre frifche Blätter, gleich zu Anfang des Früh: lings, welche gegen den Herbft abfallen, Diefe Teßtere Gattung ift die einzige, woraus fich lange Faden zur Bereitung des Meffeltuches ziehen laffen, welche zum Theil anftatt des Flachfes und Hanfes, mit gebraucht werden Fönten, wenn diefelben einmal nicht gut geras then wären, fo wie fich folches im J. 1764 ereignete, Alle Arten von Meffeln unterſcheiden fich leicht durch das bloße Beruͤhren ihrer mit flechenden Sta: cheln befeßten Blätter, welche mit ci nem Eleberigen Saft angefüllt find, der anf der Haut ein fehr befchwerliches Jucken verurfacht, und wornach Bla; “fen auffahren, deren Schmerzen dutch Baumöl ſowohl, als auch den Saft der Pflanze ſelbſt ſofort geftille werden, Abhandlung bon den Eigenſchaften der Nöffer, 360 Die Neffel wächft überalt, ſelbſt in dent fchlechteften Erdreiche, jedoch liebt fie vorzüglich einen feuchten und letti⸗ gen Boden, fonderlich anden Mauern . und Hecken, in Gehoͤlzen, in Baum: garten und Graben, Sie haͤlt die ſtaͤrk⸗ ſte Hitze aus, und komt unter dem Schutte der Gebaͤude und an andern Orten, wo fie den Feld: und Garten; baustiebhabern nicht hinderlich ift, fort. Sie erfordert weder Wartung noch Pflege, und wenn fie erſt einmal an einem Orte ift, fo bleibt fie beftändig dafelöft: Sie wächft häufig in den Ge genden der Stadt Angers, und in ihr ven ziemlich geräumigen Stadtgräben, welche ganz voll davon find. Die In⸗ feln der Loire, und die Ufer der Flüffe, welche bei Anjou vorbei fließen, werden fie in ziemlicher Quantität liefern, um ein Gegenftand von Wichtigkeit zu werden, Man findet auf dieſem Gewaͤchſe das fchöne golofarbige Puͤppgen, ( Chryfa- lis,) woraus ein artiger rother Schmetz terling, welcher unter dem Namen der großen Schildfröte befant ift, hervor komt, deffen Flügel, wie die Farben der Schildfrötenfchaale ausſehen. Zubereitung der YTeffel, um das Neſſeltuch daraus zu verfertigen. Die rechte Zeit zur Einſammlung der Neſſel, iſt der Auguſt und oͤfters erſt der Septembermonat, nachdem das Wer tee mehr oder weniger trocken oder feucht geweſen ift. Den Grad ihrer Rei: fe erfennet man daran, wenn man be; merkt, daß ibre Blätter fich neigen,oder ver 36r verwelken wollen, und wenn die Sten: gel gelblich oder dunkelroth erfeheinen, und endlich wenn der Saame leicht von feiner Hülfe losgebet. Zur Abfchneiz dung der Neſſel bedient man fich einer Sichel, von der Art derjenigen, mit der man das Korn abzufchneiden pflegt, nachdem man fich vorher mit einem ſtar⸗ Een Paar Handfchuben verfeben bat, um fich vor dem Stechen zu bewahren, wobei man zu beobachten hat, daß man die Stengel dicht an den Wurzeln. ab: ſchneide, ohne leßtere auszureißen. Da diefe Pflanze perennirt, fo treibt fie alle Jahre neue Stengel, welche zu demfelben Gebrauche gefchickt find. Wenn man die Neffel eingefammelt bat, breitet man fie auf einer Wiefe aus: einander, und läßt fie zwei Tage über trocknen, damit die Blätter leichter von dem Stengel loggehen mögen. Hier: auf röfter man fie auf gleiche Art, wie den Hanf, bindet fie in Bündel, amd läßt fie 6 bis 7 Tage, mehr oder wer niger nad Befchaffenheit der Witte: zung, in Elarem Fluß: oder Teichwaffer liegen. Nach diefem fogenannten Nö: ften, muß man fie recht trocknen, fehr trocken werden laffen, und an einen ‚trocknen Drt legen, um fie nach feiner Bequemlichfeit brechen zu Fönnen. Die fernern Bearbeitungen beftehen in der Zubereitung der langen Fäden, wozu man fich eben derfelben Werkzeu⸗ ge, wie bei dem Hanfe, nemlich des Gtämpels und der Hechel bevdienet. Man finder, daß diefe beiden Gewäch: fe viel Aehnlichkeit miteinander haben; denn, nach dem Roͤſten haben fie bei: >> in Anfehumg der Landwitthſchaft, 1, 362 nahe einerlei Geruch, und geben beis derfeits einen Faden und eine Leine ward von gleicher Farbe und Dichte, Die Vortheile, welche man von der Neſſelernte bat, find fehr augenfchein: lich, weil dieſes Gewächs weder War: tung, noch Dünger, noch befonderes Erdreich, noch faft die geringfte Aus; gabe, wodurch der Landmann in feinen Feidarbeiten geſtoͤrt würde, erfordert. _ Ein jeder Bauer, wofern fein Gue nur einwenig groß ift, Fan eine zu feiz nem Gebrauche hinlängliche Quantitaͤt Deffelgarn gewinnen, und dadurch an feinem eingefammelten Hanfe und Slachfe erfparen,, welchen er ganz ver: Faufen fan; welches mit der Länge der Jahre eine gar anfehnliche Summe betragen würde. Er hat weiter nichts, als den Arbeitslohn für Anfchaffung feiner ihm nötbigen Kleidung zu bezah: len, ohne das Zeug dazu Faufen zu dürfen, welches feine Koften in diefem Stücke wenigftens um zwei Drittel vermindert, Seit Errichtung der Landwirth: fhaftsgefellfhaft von Angers, haben einigeMlitglieder verſchiedene Verfuche mit dem Reſſelgarn angeftellt, (nachdem fie daſſelbe auf vorbeſchriebene Art zus bereitet haben. Die Proben von der "daraus verfertigten Leinewand, wur— den an den Herrn Generalcontroffeur, an den Heren Intendant von Tours, wie auch an die Kammern des Kreifes eingefchiekt, und überaus gut gefunden. Die Herren des Buͤrau von Mans, welche diefelbe auf die Bleiche harten bringen laffen, berichteten ein, daß fie 33 fih 363 fich nicht alfein weißer, fondern auch geſchwinder bleichen ließe, als die haͤn⸗ fene teinewand. Da das Minifterium dem Buͤrau aufgegeben hatte, die Ber: ſuche zu wiederholen, fo bat fich letzte⸗ res alle Jahre damit befchäftigt, und fogar den Heren Danton, Entrepre: neue Der gedruckten Leinwand: oder bamten SKatunmanufaftur in dieſer Stadt, nebſt ſeinem Compagnon, ver⸗ anlaßt, Verſuche mit dem Drucke ſol⸗ cher Farben, dergleichen das tuͤrkiſche Garn hat, oder des heil und dunkel⸗ rohen, anzuftellen, wovon er fofort Bericht abftatten ſolte. Man Fan aus dem Meffelgarne auch eine Art von fehr feinem Katun verfer: tigen, wobei esnur daraufankfömt, daß man die Fäden gehörig breche und zer: malme, damit das Faferichte fich in ſehr feine Theile zertheilen, oder dasjenige, was am wollichiten ift, befonders ge nommen werden koͤnne. Herr von Linne verfichert, daß die Landleute in Schweden die Neffelwur: zel mit den Oſter-Eyern Fochen laffen, um letztere gelb zu farben. Man Fan ſich ihrer mit gleichem Erfolge bedie nen, um die Zeuge in Diefer oder einer andern Farbe mit Zufügen zu fürben. Außerdem ift diefes Gewaͤchs zur Fut⸗ terung des Viehes uͤberaus nuͤtzlich; die Kuͤhe befinden ſich bei dem friſchen Neſſelkraute ſehr wohl, und man pflegt es ihnen in Anjou gewoͤhnlich vorzule⸗ gen, denn dieſes Futter iſt ihnen geſund. Man giebt es ihnen auch des Winters trocken, nur muß es vorher im Schat—⸗ ten getrocknet ſeyn. Abhandlung von den Eigenfchaften der Neſſel, 364 Wenn man den Huͤhnern reifen Neſ⸗ ſelſaamen mit unter ihr Futter wirft, fo legen fie im Winter fleißig darnach Bon gleicher Wirkung fin) die trock⸗ nen und im Waffer gefochten Blätter. Man bat fogar aus Erfahrung, daß das Fleiſch, wenn es auch noch fo hart ift, ſobald man es mit Neffen kochet, weich wird, und ſich zwifchen den Blättern diefer Pflanze erhält. Sp meit die Abhandlung des Journal eeconom von den Eigenfchaf ten der Neſſel in Anfehung der Land: wirthfchaft. ——— Um den Leſern des Magazins uͤber dieſe Pflanze was Vollſtaͤndiges zu liefern‚fuͤge ich noch folgendes aus dem 2ıt m Stück des zter Jahrgan⸗ ges der Duisburgifihen gelehrten und gemeinnüßigen Beiträge über die Dflanzung und den Gebrauch der Meſſeln hinzu. Gegen das Ende des Auguſtmonats fammelt man die Saamenförner von der großen brennenden Neſſel. Man fchneidet zu Diefem Ende den Stamm ab, und läßt ihn verdorren. Der Saa⸗ me füllt fodonn von feibft heraus. Er gleichet vom Nübfaamen, Man hat nicht nötbig, ihn von feiner Hilfe ab: zufondern. Man ſaͤet ihn fodann den ganzen Herbitinonat hindurch. Man kan auch im Herbft und Wein: monate Stämm von den Neſſeln neh⸗ men, fie von einander reißen, die Aue ferften Enden davon abfehneiden, und fie wieder ſetzen. Man muß ungefähr 3 Zoll von dem Stamm daran laffen. Dan feßt fie hieranfin gerade Reihen, fo 365 fo tief, als fie gewefen waren, ziemlich nabe bei einander, und befeftigt fie mit etwas Erde, damit die Wurzeln auf recht ſtehen bleiben. Der Bortheil iftderfelbige berPflan: zung der Neſſeln, tie bei Säung der: ſelben, nur mit dem Unterſchied, daß diejenigen, welche vom Scamen font: men, im erften Sommer nach der Aus⸗ faat nicht geſchnitten werden Fönnen, da folches hingegen bei den verfeßten im, erften Sommer darauf bereits ger [heben Fan, Der Saamen und die Stämme von andern Neffeln, als von der großen brennenden taugen nichts, geil fie in dem zweiten oder dritten Sabre wieder ausgehen, Dieſe hin: gegen find dauerhaft, und fie bringen immer nene Stämme, ohne daß man nöthig habe fie zu verfegen, wenn fie einmal recht verfeßt worden find. Die Neffen fommen in allen hoben Dertern wohl fort, auch auf den Ber: gen, zwifchen den Steinen und andern Dertern, welche der Sonne ausgefeßt find; und wie es fehr Foftbar ift, ſteinig—⸗ tes und bergigtes Erdreich zu bepflan: zen, fo ift es für den Bau der Neffeln genug, an die Oerter, two man fie pflan; zen will, eim wenig fchiwarze Erde zu bringen, und fie ungefähr zween Zoll hoc, damit zu bedecken, ohne daß man nörhig habe, die Erde darunter umzur graben. Man fäet oder pflanzet die Neſſeln in diefe Erde, Aller Orten, wo die Neffen von ſelbſt wachfen, und wo fieihre Blätter fallen laſſen, ohne daß man fie einſam⸗ melt, bringe die Pflanze aus eigner Kraft jährlich neue Staͤmme bervor, in Anfehung der Landwirthſchaft, ie. 306 und das Erdreich wird ſogar dadurch ver; beffert. Aber wenn man fie dreimal des Jah— res abhauen will, fo ift es ganz natürlich, dag man fie alsdenn wieder duͤngen muͤſſe. An Drten wo der Dünger nicht im Ueber: fluß vorhanden if, würde es ſchaͤdlich ſeyn, ihn ander Lande wegzunchmen. Man ift folglih auf ein Mittel bedacht geweſen, fich ſonſt zu helfen, und man bat gefunden Bag die kleinen Zweige und Blaͤtter von den Erien, wern man fie im Herbſt ſammelt, und vier oder fünf Zoll bach auf das mit Neffen befäete oder bepflanzte Land ſtreuet, und darauf verfanlen läßt, die gleiche Wuͤr— fung thun, wie der Viehmiſt. In Ermang⸗ king der Erten Fan jedes andere Land, und alle. andere Ziveige, infonderheit die von Tannen und Genift, fu wie auch altes Stroh diefelbigen Dienſte thun. Man bedeckt die Neſſelpflanzungen alle-drei Jahre mit Er; lenlaub und Zweigen. In den andern Jah— ren kan man darzu andere Zeige, als vom Wachholder, von Fichten, von Tannen, u. f. to. auch altes Stroh gebranchen. Auf die fe Weiſe werden ohne andern Dünger die Pflanzungen fehr wohl fortfommen. Die vom Saamen gezogenen Neffeln fols len nur ir zweiten Jahr abgehauen wer⸗ den. Die von verſetzten Wurzeln koͤnnen im erſten Sommer nach ihrer Verſetzung dreis mal geſchnitten werden, in der Mitte des Brachmonats und des Anguſtmonats, und fo immer in jedem folgenden Jahre, Man Fan auch zu gleicher Zeit dic ſeibſt gewach— fenen Neſſeln einſammeln, die man bisher faft nirgendwo genügt hat. Senn man die Reſſeln auf die obenge— Dachte Weiſe geſammelt Hat, fo frißtfiv dag Vieh leicht und mit Luft, wenn man fie ent weder anflatt des Heues unter das Stroh mifcht, oder mit warmen Wafler begiekt, fie die Nacht Über darin ſtehen läßt, des folgenden Tages dem Vieh diefe Tränfe giebt, welche eine branne rt und fo, wie die damit begoffenen Neffen, einen dem Vieh fehr angenehmen Geſchmack befümt, Alle Arten von Dich lichen die Neffeln, wenn man fie gur zur PRIOR. IE 367 Die Kühe, denen man viel Neffeln zu freſ⸗ fen-giebt, geben Milch im Ueberfluß , diefe Milch giebt viel Nodm. Die daraus ver: fertigte Butter hat einen angenchmen Ge; ſchmack, und bekomt mitten im Winter eine eben fo gelbe Farbe, als im Sommer. Das mit Neſſeln genaͤhrte Vieh iſt ſehr geſund, wird fett, umt am Fleiſche zu, iſt keinen Kraukheiten unterworfen, und die Erfah: rımg bat bewieſen, daß es niemals von den Seuchen angegriffen werden. Das Vieh Frißt die Neffeln nicht gern. Das iſt von freiwillig gemachfenen Neſſeln wahr, wenn man fie erft im Herbfimonat fehneidet. Sie werden alsdann zu randı und mit Würmern , Uugeziefer und Spin: . nen bedeckt. Es ift natürlich, daß alsdann das Vieh einen Wiperwillen gegen eine jol- he Nahrung veripären, und ſogar, daß fie ihm fchädlich fern muß: Das nemliche ge; fchicht mit allen andern Pflanzen. Wenn man fie zu lange ftehen last, fo frißt fie das Vieh nicht mehr gern, indem fie ihren Ge— ſchmack und ihre Kraft verloren haben. Wenn man fie aber zurechter Zeit ſammelt, fo frißt das Vich fie gern, und befindet ſich dabei wohl. $ Die Reffeln find eine purgirende Pflanze, fie können alfo das Vieh zu vieler Feuchtig⸗ Feiten berauben, und es mager machen. Eine beffändige Erfahrung hat das 66 gentheil beiwiefer , und gezeigt, Daß in ge: wiſſen Gegenden von Schweden ‚wo man feit Menſchengedenken das Vieh mit diefer Pflanze genährt hat, daflelbe fih Dabei wohl befinden habe, daß in diefen Gegen den das Vieh niemals von Krankheiten angegriffen worden fey , nicht einmal vom Durchlaufe, welcher ſich in andern Provin- zen faͤſt alle Fahr Außer. Jr 1) Man kan zu dieſem Baue alle ſteinig⸗ te und bergigte Boden gebrauchen, die funft untanglich find, und fie zu fürtreflichen Weir den Für das Vieh machen. 2) Feder Morgen giebt nach den gemach—⸗ ten Erfahrungen achtzehn uhren Sutter. 3) Die Pflanze dauert die Kälte und die J Abhandlung von den Eigenſchaften der Neſſel, ıc, 368 ſchlimme Witterung aus; fie fomt immer wieder von den Wurzeln, und man braucht N nicht mehr als einmal zu fürn oder zu etzen. x 4) Sie fomt in allen Jahren gleich gut, und it Feiner Unfruchtbarkeit unterworfen, wenn man har darauf fichet, daß der Boden nicht zu ſehr von den Vieh zertreten werde, weil diefes den Wurzeln ſchaden würde, 5) Der Dang, den man zu diefen Pla. zungen gebraucht, wird andern Gewaͤchſen nicht entzogen, und dieses giebt den Neffeln einen Vorzug vor den übrigen Eünftlihen Grasarten. RS 6). Der Gebrauch der Neffeln giebt,fogar Hofnung das Vieh vor verfchiedenen Krank heiten zu verwahren. In diefer Abficht ha⸗ ben viele ſchwediſche Landwirthe feit langen Fahren die Neffeln gebraucht, obwohl die meiften, von Vorurtheilen eingenommen, fie als ein fchädliches Linfraut anfehen. . Wenn alfo der große Nutzen der Neffeln befantgemacht, und aus ver Dunkelheit ges zogen wird, wenn wohl gefinnte Perfonen Hand ans Werk gelegt haben, um ſich durch die Erfahrung von dem Bau und von den Vortheilen dieſer Pflanze zu belehren , To ſcheint jeder kluge Landwirth durch fring Pflicht aufgefordert, fich auf diefen Bau zu legen, welcher weder die Mühe noch die Un: foften anderer Eünftlichen Wieſen erheifcht, _ und deren Ertrag in allen Ruͤckſichten ſo nüslich if. Sie giebt ein Sutter, Das ge fünder ift, als das befte Heu. Sie wird dem Futtermangel vorbeugen , der ſich ſo oft aͤuſſert. Sie verwahrt wider die Seu: che, und derjenige, Welcher, nachdem er dieſe Nachricht gelefen, ſich noch weigern wird, Nefleln zu pflanzen, foll Ach nicht mehr über den Mangel an Futter, noch über die Biehfeuche beklagen, weil die Vor— ſehung uns Mittel gegeben hat , ihnen zu⸗ vor zu kommen, und teil es Durch die Er⸗ fahrung erwiefen ift, daß alles Vieh, wel: his mit diefer Pflanze iſt ernaͤhret worden, von Feiner Krankheit befallen, und yon kei— ner Seuche angeſteckt worden uf. 9 aunoer iſches M 370 daggzin. Ates Stuͤck. Freitag, den 25ten März 17858. * Briefe uͤber die Belagerung von Gibraltar, an einen Freund in Hannover geſchrieben. (Siche das ıge Sch.) ‚Zweiter Brief. on meinem leßten Schreiben ha: * be ich Ihnen geſagt, daß die as Ausficht von der nördlichften Spiße des Felfens fe fchön, befonders im Winter, wäre, Im Sommer ift die Luft nie fo rein und der Horizont nie fd Flar, welches wohl aus der Menge Dünfte herruͤhret, welche die Sonne alsdenn aufzieht, und der erftaunenden Scintilation fo die heftigen Sonnen; ftrahlen verurfachen. Beſonders herr: lich ift die Ausſicht von diefer Felſen⸗ fpiße bei Weftwinde, oder wenn der Nordwind in den Monaten Februar und März; weher, Huch giebt es dann und wann ungemein Flares Wetter im Sommer, wenn der Wind nad) Often ſich drehen will und völlige Windſtil⸗ len eintreten. Alsdann pfleget der Ho: rizont fo heiter zu feyn, daß man den Contour der Berge nicht allein auf das genauefte fehen, fondern fogar die Aushoͤlungen oder Vertiefungen der Berge längft der Küfte der Straße auf Das deutlichfte wahrnehmen fan. Beim Mordoftwinde, der in der mittellänz difchen See unter dem Namen Levant⸗ wind befant, ift die Luft immer mit feuchten Dünften angefüllt, und fcheint alsdenn Algeziras noch einmal fo ent fernt von Gibraltar zu feyn als bei dem alles aufmunternden Weftwinde, Menn man fih einige Zeit in die fen Gegenden aufhält, fo bemerkt man, daß diefer Levontivind ſowohl die aniz malifche als vegetabilifche Geſundheit angreift, hie und da hartnaͤckige Fier ber hervorbeingt, und Recidive verur: faht. Seine Wuͤrkung Außer fih auf verfchiedene Art. Weine, die bei dieſem Winde abgezapft find, werden trübe. Aa Ein 27 371 Ein gewiſſer ſpaniſcher Naturkuͤn⸗ diger haͤlt dafuͤr, daß die Nebel und Dauͤnſte, welche gewöhnlich beim te vantwinde auf der Spige des Felfens von Gibraltar liegen, aus den Holen deſſelben hervorgetrieben werden. Die⸗ ſes iſt wohl laͤcherlich, weil man die übrigen Berge ſowohl in Afrika als Spanien, auch unter diefen lmftäns den mit Nebel bedeckt ſiehet. Die Spanier pflegen zu fagen, daß man beim Levantwinde nicht ausgehen map fe, weil man übel aufgeräumt ſey. Ein jeder, verlange genug in diefem Klis ma geweſen, macht an fich felbft die Erfahrung, daß die Epanier bier unter Necht haben, weil diefer Wind jeden fich und anderen zur Laft macht. Da fo verfchiedene Urtheile über dag hiefige Klima gefällt werden, man her es unausjtehlich heiß findet, und andere Hingegen behaupten wollen, daß die Sommer in Deutfchland eben fo warm wären, fo glaube ich, es dürfte Ihnen nicht unangenehm feyn, wenn id) mich hierüber etwas auslaffe. Selbſt aus der Lage von Gibral: tar, da es der Linie 15 Grad 57 Mir * Briefe uͤber die ee: von Gibraltar, 97% nuten näher als Hannover liegt wer⸗ den Sie wohl abnehmen, Daß ver Grad der Wärme um ein ziemliches größer feyn muß als in unferm Vater: lande. Bloß nad der Empfindung hierunter zu urtheilen, ift din ſehr unzuverlaͤßiger Maaßſtab. Sch Babe feit meiner Ankunft in Gibraltar me: tereologifche Beobachtungen mit einem Sabrenheitifchen unter Herrn Profeffor Hollmanns Aufficht verfertigten Ther⸗ mometer dreimal alle Tage angeftellt, und folche aufgezeichnet. Die Obfer: vationen find, wie es ſich verfteht, im Schatten, und fo viel thunlich an eis , nem Orte, wo ein freier Zug von Luft war, gemacht worden, Um auf ein: mal den größten Grad der Hiße, und den niedrigften Stand des Mereu— eins, wenn es im Winter am Pühlften war, überfehen zu koͤnnen, fo tbeile ic) Ihnen folgenden Auszug mit. Die Beobachtungen der erfien drei Sabre, bin ich der Güte eines Freun⸗ des ſchuldig, der vor meiner Ankunft folche gemacht hatte, Der Thermometer, womit diefer feine Beobachtungen angeftellet, war von eben der Scale wie der meinige, Auszug 373: an einen Freund in Hannover gefhrieben, 374 Al i Ü ie Temperatur Auszug aus einem Tagebuche über das Better und die T Be guft zu Gibraltar vom Jahre 1773 bis ins Jahr 1783. Stand des ‚ Monat : Ä Thermometers Jahr | au Tageszeit Wind | _ Metter hoch mie: Anmerkungen. - Me _|driger Ro fgehruar| .— | — N LACH wkng> Ga Sr: er — 8885. — ER = — = 144 Februar — 1774. — — — 2 — Ir Der Mereneiud fand zwar 77a 814 9 im Jaͤhre Re: ungleid bir * — — — ber, wie in dieſem, aber die 1775 .. * 89 = Hige war doch dieſesmal un: Wuguſt — ———— weil li 2 * lellichte — als den 25 20. u. 27 Nug. fait 1776 ne, — an Roll 915 2 in gleichenı@ende fortdouerte, "129. Zul. |4-P. M. Oſt a und dabei eine völlige Wind; ſtille herrſchte. Im S. 1776. fiel das Queckſiſder bis auf 9.$an.|6-7A.M. |Mrdiveft/heiter — | | 17724 Ibeiter 9 | — EGr des Nachts herunter, in 2. ept.13-4P. M. Suͤd⸗ die d daffelb 6Jan.\-7A.N. Meöwehlbiter | 142 hin Faser Erad Daft 1778. 26.$ul. 41. P. M. Woſtille dicke Nebelluft 90 As Uhr d Morgens aufg2 Gr. | I — = — ı Den 3 San fiel etwasSchnee. 4Jan. 6-7A.M. Oſt Schnee 38 Gegen Abend fieug es miederz um aa zu ſchneen, zwiſchen 6 u. 7 blieb der Schnee bereits auf den Daxhern liegen, u.gez gen SAlhr war der gameBerg Hein: — Hien a b ie ganze Nacht hindurch. Den 17793 In. be Oergehr okke 8 eis auf dem oberfien Theile des Berges gefroren, u derSchnee blieb bis um 2 Uhr Nachnit⸗ ’ i tags auf den Spitzen des gel: (29Aug-/3-4P. ke klar 8I 3 — u iehen 225c6r.)6-7A.M. Nord ſehr heiter | — | 45 1780. > F Ch ; ; zu Der Thermom. fiel nur um 234ug. 4-7P. M. Euͤdoſt HH 2 Br Paar Grade in der Nacht den ganz. Tag may $21%e0r./6-7A.M. Nord - Ifehr Heiter | — | 40 5 ER 1781. ae EA M.ıeid klar | 923 — Erſtickend heiffe Windſtoͤße. 25ebr.|6-7A.M. Nrdweſt heiter TI ARE IaBz 1-$P. M. Woſtille klar u. fhtwul] 89° | — 1783. zozbr. 6.74. M. Nrdweſt heiter — 143 Aa 2 Un⸗ [4 478 .. Ungeachtet der Thermometer ge⸗ woͤhnlich nur von der letzten Haͤlfte des Jun ius bis in den erſten Tagen des Septembers auf 86 Grade ſtehet, fo macht doch das anhaltende der Hiße diefe Jahreszeit fo höhft unangenehm, weil es in diefer Zeit, ‚gewöhnlich des Nachts nicht unter 76 Grade faͤllt, und felten nur bis auf 72 Örade berunter komt. Am beißeften pflegt es immer nach 3 Uhr Nachmittags zu ſeyn, weil alsdenn die Seewinde aufädren, und der Felfen zu einem folchem Grade erz waͤrmt ift, daß man ohne Unbequem⸗ lichkeit die Hände nicht daran legen fan. Die Fühlften Sommertage, welche ich, hier gefunden, waren am Ende des Julius, und im Anfange des Auguſt 1782. Befonders niedrig ſtand der Mereurius am zoten Jul. des gedach⸗ ten Jahres, da er um 1Uhr Mittags bis auf 79 Grad bei. fehr friſchem Weſtwinde herunter fiel, Die Windftilfen, und dieim Monat Julius und Auguft gewöhnlich damit verbundene Nebel, machen es oft ums erträglich heiß. Die Nebel find bier vlrſchiedentlich von einem fo uͤbeln Ges ruche,. daß man ohne Nachtheil der Geſundheit nicht darin ausdauern fan. So ſcrecklich find fie indeffen nicht, daß fie, wie einige Engländer mir bei meiner Ankunft in Gibraltar verſi⸗ ern wolten, Ion Schildwachen auf dem Berge oft den plößlichen Tod zus zögen. Der Suͤdoſtwind der auf dem ſchma⸗ len Striche vom Waſſet, den er paffirt, Briefe uͤber die Belagerung von Gibraltar, 376 in den Sommermonoten oft erfticfend heiß. Strichweife pflegt er indeſſen gewoͤhnlich nur fo heiß zu ſeyn. Dieſe Luftſtrome, Die oft fo warm ſind, wie die Atmoſphaͤre einer Schmelzhuͤtte in der Diflanz von ein Paar Füßen ift, halten zumeilen nur drei Schritte im Durchmeſſer, und fo bald man fih außer ſolchen befindet, fo.ift die Luft ersräge fich warm. Auch erhißen die ge voͤhn⸗ lich im Auguſtmonate auf den benach: barten, Gebuͤrgen Spaniens und der Barbarei gemachten Feuer die Atmoſ⸗ phäre zu einem Grade, den man ſelbſt muß gefühlt haben, um daran nichtzu - zweifeln. Die Landleute verbrennen in diefer Zeit den Stoppel und andere Spreu um diefes Bergland damit zu dingen, Es iſt zwar folches in Spa⸗ nien durch Geſetze verboten, allein, dem ungeachtet gefchicher es. So unange⸗ nehm auch diefe Feuer den Bewohnern diefer Gegenden werde, wenn fie fih uns ter dem von folchen herwehenden Winde befinden , einen ſo niedlichen Proſpect machen fie, zumal wenn die Gebirge mit Wolfen beveckt find. Ein gewiſ⸗ fer englifcher Reifender, der geradeum diefe Jahrszeit durch die Straße fuhr, fahe diefe vielen Feuer für eben fo viele Ralköfen an, und fage, daß dieſe Ger gend Spaniens eine große Menge Kalk liefere, In dem Monate Junius pflegt es höchft felten, im Julius und Auguſt aber faft nie zu reanen.. Die in dem Junius fallensen Regen, pflegen nicht allein der Geſundheit nachtheilig zu noch nicht genug abgefühle wird, iſt feyn, fondern auch eine Menge Unge⸗ ziefer 377 ziefer und befchwerliche Infeften als Mosquitos u. d. gl. zuerzeugen. In Diefer Jahreszeit find auch Donnerwet: ter ungemein felten. Diefe ftellen fich gewöhnlich in der letzten Hälfte des Septembers ein, wo denn die Witte: rung anfängt Fühl und die Natur wie: der riant zu werden. Die Monate Dctober und November find in diefen ‚Gegenden beinahe die angenehmften ini Sabre. Nach dem erften Negen, der gewöhnlich am Ende des Septem: bers fälle, werden die Wiefen wieder gruͤn, die Gärten fruchtbar, und da immer verfihiedene Bäume, als Oran⸗ gen, u. d. gl. wie auch viele Stauden ihr Laub nicht verlieren, fo ift beinahe der Uebergang von diefer Jahreszeit zum Frühling unmerflih. Der Win: ter befteht, wie Sie wiffen, hier nur im heftigen Regen und ungeſtuͤmen Wetter, das oft mehrere Tage in eis nem fort anhält. Ein folches Wetter, wie wir im Januar 1779 botten, ift bier ganz außerorsentlich. Schnee in Gibraltar zu ſehen, feßte die Einwoh⸗— ner in eine folche Verwunderung, daß viele dafiir hielten, es müßte eine be: ſondere Cataſtrophe in der Natur fich ereignet haben. Mur cin gemiffer Don Juan de la Rofa, ein Mann, der das ganze Jaohrhundert durchlebt, und Augenzeuge von der Eroberung von Gibraltar im Jahre 704 geweſen, erinnerte ſch in Dem Jahre va der Utrechter Frieden aefchloffen, Schnee in Gibraltar liegen aefchen zu haben, Wie flarf tie Reanaur find, Eönnen Sie daraus abnehmen, daß y E. in an einen Fremd in Hannover geſchrieben. 378 17 Zagen des Januarmonats 1776, 15341 Eubifzell Regenwaſſer fielen. Dergleichen heftige und anhaltende Res gen, fallen getwöhnlich in den Mona: ten December und Januar, und im Aprilmonate. Regnet es in dem legt: gedachten Monate in Diefen Gegenden Spaniens nicht, fo fichet es um die Ernte und Weinlefe ſchlecht aus, Die vom ız2ten Sept, 1779 big in den Febr. 1783, faſt ununterbrochen fortdauernde Kanonade der Feſtung Gibraltar, und das erwiederte Feuer der Spanier, ſchien auch einen befon: deren Einfluß auf die Witterung zu baden. Während diefes Zeitraums hatten wir den Winter hindurch nicht fo heftige Donnerwetter und ſtarke Regen wie vor und nach dem Kriege, Ich babe Ihnen befter Freund ge: fagt, daß der Herbft beinahe dem Fruͤh⸗ jahre vorzuziehen ift. Freilich macht das Nusbrechen vieler im Winter ib: res Laubes entbloͤßter Bäume, die Blaͤ⸗ ten derſelben und unzählich vieler Kräuter die Wahl ſchwer, welcher Zah: reszeit man den Vorzug geben fell, als lein der Tage, da man diefe Schöns heiten der Matur genießen Pan, find nur fo wenig, weil nach aufbörendem Regen die Hiße ſich einftellt. Die Zeitvom November an bis ans Ende des Maimonats. ift die frucht⸗ bare dtrſer Gegenden. Einen oͤkono— miſchen Kalender Ihnen in dieſen Blaͤttern zu liefern, werden Sie wohl nicht erwarten. Die Gartengewaͤchſe, als gruͤne Erbſen, Blumenkohl und dergleichen, hat man hier bereits am Ya 3 End 379 Ende des Decembers und im Anfange des Januars. Der Sommer iſt die ſterile Jahreszeit, in der nur ſehr wer nige Gewaͤchſe durch ein beſchwerliches Waͤſſern fortkommen. Indeſſen hat man doch ſelbſt in den Monaten Au: ling, Auguſt und September Viceboh⸗ nen, Calabaſch, und Tomatoes, (die in Deutſchland mit dem wunderlichen Namen von Pommes d'Amour belegt werden,) Karotten, Peterſillen, gruͤ⸗ nen Kobt, Sallat, Sellerie, Rüben und Öurfen, Einigermaaßen erſetzen die herrlichen ſuͤßen und Waſſermelo⸗ nen den Abgang der in dieſer Jahrs⸗ zeit mangelnden Gartenfrüchte. Die Urt und Weife, wie man die Bärten, welche die Bequemlichkeit ei: nes Brunnens haben, wäfjert, ift fo euriös als einfach. Das Waffer wird mittelft des fogenannten perfianifhen Rades aus der Tiefe des Brunnens berauf geholet. Ueber dem Mittel: punfte des Brunnens ift ein Rad, das ungefähr fünf Fuß im Durcmeffer bat, in einer verticalen Stellung an einer Uchfe angebracht. Die beiden Enden diefer Achſe ruhen auf dem Rande des Brunnens. Ueber diefes Rad gehet ein lofes, gewöhnlich aus Myrthenzweigen geflochtenes Geil, welches ein oder zwei Fuß unter die Oberflaͤche des Waſſers haͤnget. An dieſem Seile iſt eine gehoͤrige Anzahl irdener Waſſerkruͤge, deren jeder un: gefaͤhr drei Noͤſel hält, befeftiget. An ihrem engen Halfe find ſolche ange bunden, und ihre Defnungen find alle nad) einer Seite gekehret. Neben Briefe über die Belagerung von Gibraltar, - 389 diefem verticalſtehenden Rade ift ein anderes in horizontaler Lage dergeſtalt angebrasht, daß „fein Getriebe oder Trilling in die Zihne "oder Kamm des erſtern einfaßt. Die Achfe des horizontalen Rades ift fo hoch, daß eine darin unter dem rechten Winkel befeftigte Stange, ohne fic) zu reiben, herumgehen Fan. Un dem äußeren Ende diefer Stange wird eine Kup, Ochſe oder Efel angefpannt, welcher die ganze Mafıhine in Bewegung. feßt. Wenn die Krüge herauf kom⸗ men, fo gießen fie von-felbft das Waſ—⸗ fer in einen fleinernen Trog, aus welchen folches Durch eine Rinne in eine Eifterne geleitet wird, Diefe Eifterne fteher fo Boch, daß das Waf- fer aus folcher in alle Theile des Gars tens geleitet werden Fan. Wenn es einige Stunden an der Sonne ge fanden, und dadurch die den jungen Pflanzen »fchädliche Kälte verloren, fo wird es durch Pleine anderthalb Fuß breite und fünf Zoll hohe Kanaͤ⸗ fe zwifchen die etwa zwei Fuß breiten Felder geleitet. Das Waffer in den mehrften Brun⸗ nen ift ſalzig und ungeſund. Einige geben indefjen ſehr gutes trinfbares MWaffer, ‚befonders der während der. Anweſenheit der Hannoverifchen Bri⸗ gade auf dem Windmill Hill, (einem von der Natur beinahe unerfteiglich gemachten Caſtele, unweit der Spiße- von Europa) mit erftaunenden Kor ften und Arbeit in den foliden Fel— fen getriebene tiefe Brunnen. Uns gleich fchöner ift das Waſſer der Fon; , - ' 38 J Fontaine. Der ganze Felſen iſt, wie ich unten gedenfen werde, mit Kölen durchzo⸗ gen. Diefe dienen zu Behaltern des Re— genwaſſers, das durchgefipert fich in ſolchen ſammelt, und haben vor andırn am Tage liegenden Eifternen das voraus, daßſie nicht austrocknen. Der vor dem Suͤdthore lie: ‚gende rothe Sand fangt ebenfalls cine Men: ge Regenwaſſer in. Diefes Waffer das fih innerhaib des Selfen von Zeit zu Zeit ſammelt, komt zum heil durch unterirrdi: Ihe Ranäle in den rothen Sand, und mit dem von folhen aufgefangenen in das vor dem Suͤdthore gelegene Nefervoir. Es fällt Durch neun Defnungen in dieſen gewölbten Behälter,-der an einigen Stellen drei, an andern vier Fuß hoch ift, und drittehalb Fuß im Durchmeffer halt. Wenn das Waller in diefem Behälter auf 18 Zoff gefliegen, fo ergießt es fich in eine irdene Röhre, mittelft- melcher eö weiter geleitet wird. Bei hefti- sen Platzregen ift zumeilen der Zufluß fü ſtark, daß die Röhre die es abführt nicht groß genug iſt, einen hinlänglichen Abfluß ju geben. Zu dieſem Ende hat man nod) andere große Nöhren wach der Seite der Bay zu angelegt, die das Waſſer, wenn es höher als 18 Zell geftiegen, in die See ab: leiten. Bon dieſem Refervoir wird das Waf- fer durch einen von den Mauren angeleg: ten Aquaͤduct unter der Erde meg in die auf dem großen Paradeplaß in der Stadt be: findliche Ciſterne und in einige innerhalb der Dauer, welche von der Stadt nach der Keen Mole achet, angebradite Baſſins, geleitet. Uns dieſen Bihältern fan es mit: telft daran befindlichen Haͤhnen gefhöpft werden. Die Seeleute haben die Bequem— lichfeit, daß fie ihr Waffer außerhalb der Niugmauer der Feſtung, ans den in der Mauer angebrachten Behältern erhalten fünnen. Dieſes Waffer, das auf die ge: dachte Art geſammelt wird, hat alle gute Eigenichaften, welche man nur von einem Wafler verlangen Fan. Es iſt erffannend Far, hat weder Geſchmack noch Geruch, ift leicht, und hält fih viele Jahre, ohne im geringfien von ſeiner Güte zu verlieren. an einen Freund in Hannover gefehrieben. 352 In diefer Hinſicht wird es fehr von den See⸗ fahrern geſchaͤtzt, und haben mich verſchie— dene Dfficiers der englifchen Marine verſi⸗ chert, Daß es fih mehrere Jahre wir das Themſenwaſſer aufden Schiffen conlervire. Es ift gewiß eine große Gluͤckſeligkeit für die Bewohner eines Felſen, der beinahe rand herum von der See umgeben, ein fo herrliches Waffer, auch in dem trockenſten Sommer in hinreichender Menge zu haben, und in einer Belagerung nie beſorgt feyn zu dürfen, daß es ihnen vom Feinde abge: ſchnitten werde. Noch mehr lernt man die fen Vorzug fchägen, wenn man fichet, wie wenig bierin die uinliegende Gegend son der Natur begünfliger worden. Algeziras hat fehlechtes muddiges Waffer, und mußte bis ins Jahr 1780 das gute trinfbare Waffer aus einer. uber eine engliſche Meile von der Stadt gelegenen Duelle bolen. Bon dieſer Duelle bis in die Stadt wurde während des Krieges ein fürtreflicher aus 40 Schwib: bogen beficherder Aquedurt angelegt, mel: her am Ende des jahres 1789 Fertig mur; de. Das Terrein auf dem das fpanifche La— ger ſtand, hat auch nur wenig trinkbares Waller, ungeachtet die Flüfe Niv de San Roque und Guadarranque ſolches durch— ſtroͤmen. Dieſe Fluͤſſe find wegen der hin— eintretenden Fluth eine große Strecke ins Land hinein falzig. Den Mangel des gu— ten Waſſers fuͤhlte die Gibraltar belagern: de Armee, befonders im Sommer 1782. Gerade in dieſer Zeit, wie Die Madrider Hofzeifung Die erſtaunende Rachricht mit: theilte, daß die Garniſen von Gibraltar fih) unvermeidlich wegen Mangel aın Wal: fer ergeben müßte, war cs fo rar im ſpani⸗ [hen Lager, daß ein Mann nur täglich ein Pint fehr ſchlechtes Waffer erhielt, welches ohnehin noch mußte filtriret werden, um es nur einigermanßen genießbar zu machen. Die Verwunderung der Defertenrg, die um diefe Zeit zu uns Famen, tvar nicht aering, dag wir mit dem herrlichſten Waſſer hinrei chend verfehen waren. Die Maſſe von Gibraltars Felſen beſſe— het ans verichiedenen Steinarten. Außer dem 383 dem ranhen Kelfenflein findet man an ver fhirdenen Orten einen ſchoͤnen blänlichen „ing Graue fallenden Kalkſtein. Mit dieſem ift beinahe der ganze Felſen durchzogen. Diefer Sein, der fo fprdde wie Glas iff, gicht vieleicht den beften Kalk in der Welt. inter denen Kalffteinen, welche man inner; Hald,den Ringmauern der Feſtung antrift, iſt der reinſte bon allen fremden Theilen und ſchoͤnſte, derjenige, welcher von der Spitze von Europa unter Windmill-Hill weg bis Europa Advance (der fhvöftlichften Spitze des Felſen) frei am Tage liegt. Derjenis ge, welcher außerhalb dem Landthore un: . weit des Devil’s Tower gebrochen wird, iſt noch beffer , und pflegt. man dieſen auch in Friedenszeiten vorzüglich zu brauchen. Der Moͤrtel, der aus diefem Kalfe nnd dem auf dem Selfen befindlichen Sande gemacht wird, erhält mit der Zeit eine Sefigkeit, die der Härte des Kalkſteins nichts nach, giebt, Nur wird freilich erfordert, daß zu deffen Bereitung Brunnen, und Fein See— waſſer genommen werde, weil wenn man das letztere dazu braucht, die Erfahrung gelehrt hat, das er nie recht trocken wird. Die Engländer waren fhon viele Jahre im Be fig von Gibraltar, ohne zu wiffen, daß der Herz ein fo fürtrefliches Baumateriale ent: halte. Das Gonvernentent ließ noch zur iederherficiiung der durch die Belage— rung 1727 befchädigten Feſtungswerke den Salt aus Minorfa kommen. Wie bewährt man diefen Kalkſtein gefunden „ Tonnen Sie, mein Freund! daraus abnehmen, daß er verſchiedentlich nach England verfahren wir. : Untveit Europa Advance iſt ein ſehr po— edſer und friabeler Sandftein, wilder bei den Feſtungswerken, befonders zu den Paz rapess mit außerordentlichem Nutzen ge— Briefe uͤber die Belagerung von Gibraltar, ꝛ c. 384 braucht wird. Die darauf ſchlagende Kugeln zerſplittern ihn nicht, ſoudern ger; malmen ihn nur. u Auch findet man weißen Marmor mit blauen Adern. Diefer lauft in diagonalen Stratis durch verfchiedene Theile des Feb fen, es find aber diefe Strata fehr duͤnne und ſelten. } Die Felfen von ber Neuen Mole bis an die Stadt, beſtehen aus großen horizontale ſchießenden Maſſen von Schieferſteinen. Beſonders merkwuͤrdig für Naturkuͤndi⸗ ger iſt der Strich des Felſen von Euro— pens Spitze laͤngſt der Bay, bis an die der Neuen Mole ſuͤdlich gelegenen Roſiabatte⸗ rien, An dem ſuͤdlichſten Ende dieſes Stri⸗ ches finder man außerhalb der Ringmauer auf einer kleinen Flaͤche, ſo wenige Fuß uͤber dem Meeresfirande erhaben, unweit den Ruinen einer Maurifchen Mauer in einer Maſſe von Steinen, Knochen von verfchies dener Größe und Hirnfchädel von Mens fhen. Eben dergleichen entdeckte man auch im J. 1778 bei Anlegung der Ingenieurs⸗ batterie unweit Nofia, mie einige Selfen zur Applanirung der dahin führenden Wege toeggefprengt wurden. Die Kochen am letztgedachten Orte liegen in eben der Släs he umd eben fo tief in dem Stein eingebets tet. Diefe Knochen, befonders die Hirnfchär del figen fo feſt in der Materie, welche fie umgiebt, daß man fie oft mit einem ſpitzi⸗ gen Eifen von folcher nicht frennen und herz ausbrechen Fan. B } Ich werde indem Verfolge diefer Briefe Gelegenheit nehmen, Ihnen noch etwas von dieſer merkwuͤrdigen Entdeckung zu fagen, und ſchließe fuͤr dieſes mal mit der Verſt cherung, daß ich mit beſonderer Hochach⸗ tung bin ꝛc. — Hannoberiſches Magazin. 25tes Stuͤck. Montag, den 28ten Maͤrz 1785. Etwas zur Beantwortung der. Anfrage im. gten Stuͤck dieſes Magazins, die Stallfutterung betreffend. rung, wie unangenehm es-ift, wenn man auf Fragen, deren Beantwortung man gerne je eher je lieber zu erhalten wuͤnſcht, weil ver; ſchiedene Umftände davon abhängen, folche erft fo fpät erhält, daß man oft: mals noch ein Fahr Anſtand nehmen muß, ehe man Gebrauch davon machen fan. Sn eben dem Falle befinvet fich derjenige, von dem jene Anfrage her: rühret, die die Stallfutterung betrift. Es nahet die Zeit heran, da der Klee: ſaamen gefäet werden muß, und ich bin überzeugt, daß der Herr Verfaffer je: ner Anſrage, je eher je lieber zu erfah: ten wuͤnſcht, was bei der Stallfut⸗ terung zu beobachten fey, wie viel Stuͤck Rindvieh im Stalle gehalten, wie viele Morgen Futterfimpe dazu angelegt werden, womit ſolche befteller, wie viel jedem Strick täglich, an Klee, Gras, Heu, Stroh, u. d. gl. gegeben, auch was und wie viel zum Streuen gebraucht und mie viel Leutedazu gehal: ten werden müffen. Weil das, was der Herr Ünfrager davon gefefen hat, nur X% weiß es aus eigener Erfah: R ‚te des Maimonats bis Ende Septem: Bb auf fette Gegenden gehet, ſo wuͤnſcht er zu erfahren, ob in Niederſachſen in einer magern Gegend mit der Stall⸗ futterung ſchon ein Verſuch gemacht fey „ und eine Beſchreibung davon zu erhalten. Allerdings find hier und dort ſchon Verſuche daruͤber angeſtellt worden, in: deſſen Fan ich mit Feiner genauen De: fHreibung damit an die Hand gehen. Sch zweifele aber nicht, Haß es der Here Verfaſſer wohl nehmen werde, wenn ich ihm die Befchreibung der Stall⸗ futterung der Kühe, auf einem Eönig- lihen Amte, vier Meilen von Berlin mittbeile, wo der Klee auf einem aͤuſ—⸗ ferft hohen und fandigten Erdreich ger bauer worden, das vormals kaum zum Haber gefchickt gewefen, Man hat diefe Nachricht eigentlich dem Herrn Profeffor Borowski zu verdanken, ber fie zum beften der deutfchen Land— wirthe in feinem Allmanach vom Jahr 1783 mitgetbeilt hot. Zwanzig große deffanifche Kühe werden nebft einem Stier von der Mit: bers, x 387 Etwas zur Beantwortung der Anfrage im ofen St. 388 bers, alfo vier und einer halben Mo⸗ nat mit gruͤnem Futter auf folgende. Art feit verſchiedenen Jahren auf dem Stall gefüttert: früh Morgens, wenn gemolfen wird, giebt man das erfte Futter von tothem Klee; nad) zwo Stunden das zwote Futter von gutem Wieſengras, nad zwo Stunden das dritte Futter von Klee, zwo Stunden anf dem Hofe herum, und nach Gefallen zum Saufen bei dem Warfertroge Nach ein Uhr ge ſchieht die vierte Futterung mit Klee, und die Kühe werden zum zweitenmale gemolken. Um drei Uhr ‚giebt malt das fünfte Futter von Klee; um fuͤnf Uhr das fechite von braunen Kohlblaͤt⸗ tern, u. d. gl. Um fieben bis acht Uhr wird zum dritten male gemolken, und das ſiebende Futter von Klee gegeben, Man beobachtet Übrigens folgendes: 1 Im Anfange der Stallfutrerung bat man ſelten natuͤrliches Gras, noch Weniger Kohl zu futtern. Um indeſ⸗ ſen doch dem Viehe eine Veraͤnderung in der Futterung zu machen, ſo wird bis dahin junger Klee, der noch nicht in der Bluͤte ſteht, mit Stroh zu Hu gel’ geſchnitten, und dies Kurzfutter zweimal des Tages gegeben, 2. Dererfteund zweite Schnitt des Klees wird nicht eher gefuttert, als bis er in Saumenfnofpen zu geben an: fängt, weil es fonft dem Viehe nach: theilig feyn koͤnte. Nur wenn der Klee mit trockenem Stroh zu Herel gefchnit: ten wird, kan man ihn ohne Nachtheil füttern, ehe er in der Blüte ſteht. Um elf Uhr wird das Vieh ausgebunden, und gehe 5.36, Der Klee darf nienals im vor⸗ aus gemaͤhet werden, weil er entweder trocken wird, oder ſich auch erhiht, und in beiden Faͤllen dem Vieh ſchmeckt. 4. Das Vieh bekoͤmt im Mai und Junius die Woche zwei mal, im Ju⸗ lius und Auguſt um den zweiten Tag, und im September täglich einmal Salz zu lecken, allemal zwo Stunden vor: her, ehe es zur Traͤnke ausgelaſſen wird. 5. Wegen Reinlichkeit des Mel: Fens, da das Vieh dünne purgiert, wird der Stall täglich zweimal mit Streu verfehen, und um den zweiten Tag abgemiſtet. — Stunde das Vieh auf Bohlen, fo wuͤrde das Abmiften alle Tage gefcheben müffen. In Er mangelung des Strohes zum Ein: ſtreuen wird Moos, Fichtennadeln oder taub aus der Haide dazu genommen, 6. Um die Hiße und Fliegen vom Stalle abzuhalten, bleibt der Stall den ganzen Tag zit, die Nächte hingegen offen, und wird daher mit frifcher Luft durchſtrichen. Der Boden über dem Stall wird nicht aus Leim, Eftrich oder Brettern bedeckt, fondern e8 werden’ bloß Schltete übergelegt, und Fein Heu darauf gebracht, damit die Ausduͤn⸗ ſtungen des Viehes verfliegen koͤnnen. Auf ſolche Art ſteht das Vieh außer; ordentlich Fühl in der Ställen. Zum Melfen find dabei nicht mehr Mägde nöthia, als wenn das Vieh auf guter Weideginge. — Mit Abmähen, Anfahren und Verfutterung des Klees bat ftatt des Hirten, der das Vieh auf der Weide hüten müßte, ein flarfer und * 389 und fleißiger Knecht volfauf zu thun. Zum Anfahren des Klees ſind zwei Schſen, davon der eine Vormittags, der andere Nachmittags angefpannet wird. Diefe Dchfen werden, wie die Kühe, im Stalle gefuttert, werden den Sommer über fett, und bezahlen alfo reichlich ihr Futter. Die Herbſt⸗ und Winterfütterung iſt alſo eingerichtet. Zu Anfang Octo⸗ berg, wenn der⸗Klee nicht mehr ftarf waͤchſt, wird das Vieh von dem Knecht, der es bisher gefuttert bat, auf den Kleeftoppeln gebüter. Iſt der Klee zur Weide nicht mehr hinreichend, ſo wei⸗ bet das Vieh Vormittags auf den ab; gebrachten natürlichen Wiefen und nur Nachmittags auf dem Klee. Mir fol chem Austreiben des Viehes wird. den ganzen October, und nad) Befchaffen: - beit der Witterung noch den halben Movember fortgefahren. Wenn fih das Vieh aber in den letzten Zeiten nicht mehr fatt weiden Fan, wird ihm Abends und Morgens im Stall ein Borfutter von Kohl, Rüben u, d. gl. gereicht. Die darauf folgende Winterfutte tung gefchichet alfo; des Morgens ein Futter Stroh, um zehn Uhr ein Fur ter Heu, um eilf Uhr zur Traͤnke aus: gebunden; um zwölf Uhr warm ein: gebrühetes Kurzfutter, um zwei ein Futter Stroh, und Abends yım Nacht⸗ futter Heu, mithin fünfinatige Futte⸗ rung. — Die beiden letzten Monate im Frühjahr befümt das Vieh zweir mal warm gebrühetes Kurzfutter, alfo täglich eine fehsmalige Furterung. Das Kurzfutter beſtehet Kalb aus diefes Magazins, die Stallfutterung betreffend. .-.. 390 Strohhexel und Halb aus ‚gefchnittes nem Kleehen, auch zum Theil ftatt def fen Kaff, Strünfe vom hohen Kohl, Weißkohl, auch gelbe und rotbe Ki ben werden Flein geftampft, mit dem Herel zufammen eingebrühet, welches, wenn es verfihlagen iſt, ſammt der Jauche das warme Futter ausmacht, Sind Kohl und Rüben den Winter hindurch nicht hinreichend, fo wird in jedem warmen Futter eine viertel Mege Kleien, und inderen Ermanglung zwei Drittheil fo viel Gerſtenſchrot mie ein; gebrühet, damit das Vieh zu jeder Jahrszeit fett und im möglichften Rutzen erhalten werde. Bei diefer Futterungsart giebt die Kub, nachdem fie gefalbet, das erſte Vierteljahr taͤglich ſechs, im zweiten vier, und im dritten und laͤnger zwei Quart Milch. — Die Rutzung einer Kuh betraͤgt fäßelich auf 25 Thafer, Zu Diefer Futterung ſind ſieben und dreißig und ein halber Morgen mit Klee angebauet, welche außer der Som⸗ merfutterung fo viel Kleeheu liefern als zur Winterfutterung "des Viehes erforderlich ift. Kleefelder find acht angelegt, davon vier mit Getreide br: füet find und vier jederzeit mit Klee * Alle Jahr wird ein neues Feld mit Klee beſaͤet, und das aͤlteſte Klee feld wieder zu Getreide aufgeriſſen, Der Klee wird mit Gerſte oder Haber geſaͤet, und dieſer grün mit verfuttert, Einen Winter um den andern wird er nit Sangem Miſt bedeckt, der im Fruͤh⸗ jahr abgeharket wird, und auf die Art hält der Kleg vier Fehr⸗ aus, — Zur Bb 2 Som 391 Etwas zur Beantwortung der Anfrage im gten St.ꝛtc. 392 — Sommerſtallfutterung einer Kuh ge hören drei Viertel Morgen, oder 135 Quadratruthen, dreimal zu fehneiden: den und befimöglichft ftehenden Klees. Zu den zwanzig Küben, zwei Ochfen und einem Stier werden alfo fiebenzehn und ein Viertel Morgen Klee gruͤn verfuttert, und die übrigen zwanzig und ein Biertel Morgen werden zu Heu gemacht. Sind naffe Sabre, fo wird erdreimal, im trockenen Sommer aber nur zweimalgemähet, da das Erdreich außerfi Goch und fandigt liegt, und ehe der Klee angebauet, kaum Haber: land geweſen ift. Nachdem alfo trof: Beverſtaͤdt. halten zu koͤunen. kene oder naſſe Jahre find, bringen dieſe zwanzig Morgen, zwanzig bis dreißig Fuder Kleeheu, das Fuder zu ſechszehn Centner hervor. Solte auch der Herr Anfrager, wie er wuͤnſchet, von dem Landwirth aus dem Braunſchweigiſchen eine Beſchrei⸗ bung von der Stallfutterung erhalten, fo wird es ihm gewiß nicht unange nehm ſeyn, auch dieſe damit zuſammen Solte aber ſolche ausbleiben, ſo wird es ihm gewiß lieb ſeyn, durch dieſe ein ziemliches Licht darin erhalten zu haben. Pra tje J— Bemerkungen uͤber die Wilden in Rordamerika ie Indianer ſind in der Jugend Jaͤger und Krieger, im Alter Rathgeber. Denn fie werden bloß durch den Rath der Weifen regieret. Sie kennen bei ſich Feine Gewalt, fie haben Feine Gefängniffe, und Feine Beamte um Gehorfam zu erzwingen, oder zu ſtrafen. Daher legen fie ſich allgemein auf die Rednerkunſt, indern der befte Redner den größten Einfluß hat. Die indifchen Frauen bebauen das kand, bereiten das Effen, warten und erziehen die Kinder, und erhalten und überliefern der Nachkommenſchaft das Andenken von Volksbegebenhei⸗ sen, Diefe Gefchäfte des männlichen und weiblichen Gefchlechts merden für natürlich und ehrwuͤrdig gehalten, Da fie Fünftliche Mrbeiten nur wenig nötbig haben, fo fehlt es ihnen nicht an Muße, fi durch Umgang und Unterredungen zu verbefiern, Unſere arbeitfame Lebensart halten fie gegen die ihrige genommen fir ſklaviſch und niedrig, und fehen unfere Gelehrfam: feit, worauf wir uns doch fo viel ein⸗ bilden, als unnüß an. > Da fie häufig Gelegenheit haben, öffentliche Berfanmlungen zu halten; fo gefchieht folches mit vieler Ordnung ° und großem Anſtande. Die Alten figen dabei in der vorderften Reihe, die a) Diefe Bemerkungen find aus dem Eagliſchen uͤberſetzt, und rühren von dem be rühmten Sranklin her, weßhalb fie gewiß das große Verdienft der Glanbwün keit haben, N 393 Bemerkungen Über die Wilden in Nordamerika, 394 die Krieger in der zweiten, und die Frauen und Kinder in der letzten. Das Geſchaͤfte der Frauen dabei iſt, auf alles, was vorgeht, genau zu ach⸗ ten, ſich ſolches, weil ſie die Schrift nicht kennen, in's Gedaͤchtniß zu praͤ⸗ gen, und dann ihren Kindern zu er⸗ zählen. Sie werden als Urkunden in der Rathsverfammlung angefehen, indem fie durch die mündliche Ueber: lieferung Kenntniß von den Vertraͤ⸗ gen erhalten, welche hundert Fahre vorher vorgefallen find, und zwar ganz genau umd richtig, wie wir fehen, wenn wir fie mit unfern fchriftlichen Nochrichten davon vergleichen. Wer fprechen will, ſteht auf. Indeſſen beobachten alle uͤbrige ein tiefes Still⸗ yhmeigen, Wenn er feine Rede ge endiget, und fich wieder hingefeßt hat; fo laſſen fie ihm fünf oder fehs Mi: nuten Zeit, fich zu befinnen, damit er, wenn er noch etivas vergeflen, oder noch etwas hinzuzufeßen haben folte, wieder aufftehe, und es noch fage. Einen zu unterbrechen, wird fo gar im gemeinen Umgange für un: ſchicklich gehalten, E Die Höflichkeit diefer Wilden im Umgange geht wuͤrklich zu weit, teil fie ihnen nicht erlaubt, die Wahrheit‘ deffen, was in ihrer Gegenwart be bauptet wird, zu beftreiten oder zu fäugnen. Sie vermeiden zwar. da: duch Streitigkeiten, aber eben das durch wird es auch fehwer, ihre Ge finnungen zu merken, oder zu erfab: ten, was für Eindruck man auf fie gemacht hat, Die Miffionairs, welche verſucht haben, fie zum Chriftenthume zu ber kehren, beflagen fich alle hierüber, als über eine der größten Schwierigkeiz ten, die ihrer Miffion im Wege fte ben. Denn die Indianer hoͤren ge dultig zu, wenn ihnen die Wahrheis ten. des Evangeliums erflärt werden, und geben ihre gewöhnlichen Zeichen des Beifall, Man folte nuͤn den: fen, fie wären überzeugt, Aber nichts weniger als das, Ks ift bloß Hof lichkeit, Ein ſchwediſcher Geiftlicher ver: fammelte einmal die Haͤupter der Salz quehanah Indianer, und hielt eine Rede an fie, worin er fie mit den vor: nehmften Thathandlungen, morauf unfere Meligion gegründet ift, als dem Falle unfrer erflen Aeltern durch den Genuß cines Aepfels, der Anz Funft Chrifti, um dem Verderben wieder abzuhelfen, feinen Wundern und Leiden, u. f. w. befant machte, Als er ausgereder hatte, ftand ein in: difcher Redner auf, ihm zu danfen, und fagte: Was Ihr uns da erzählt habt, ift alles recht gu. Es ift in der That ſchaͤndlich, Aepfel zu effen; denn es ift beſſer, Wein davon zu machen, Wir find Euch fehr verbun⸗ den für eure Guͤte, daß Ihr fo weit bergefommen feit, uns folhe Sachen zu erzählen, die Ihr von euern Muͤt— teen gehört habt, Zur Vergeltung will ih Euch etwas von dem erzählen, was wir von den Unfrigen gehöre haben.. „Anfangs lebten unfere Väter blog 3 von 395 von dem Fleiſche der Thiere, amd mußten verhungern, wenn ihre Jagd unglücklich gemefen war. ‚Zwei um ſerer jungen Jaͤger tödteten aber ein: mal ein Thier, und machten Feuer in dem Walde an, um einige Stücke dar von zu bratan,, . „Als fie eben im Begrif waren, ihren Hunger zu ſtillen, faben ſie ein ſchoͤnes junges Frauenzimmer aus den Wolken herabfteigen, und fih auf jenen Hügel feßen, welchen Ihr dort zwifchen den blauen Bergen febt. Sie fagten zu einander, das ift ein Geift, welcher vielleicht unfer gebrate⸗ nes Wildpret gerochen hat, und da von zu effen wuͤnſcht. Wir mollen ihr etwas davon anbieten. Gie leg: ‚gen ihr etwas auf die Zunge und der Geſchmack davon gefiel ihr fo, daß fie fagte: Eure Güte foll belohnet wer; den, Kommet nach dreizehn Mona: pen wieder nach diefem Plage, und ihr werdet etwas darauf finden, Das zır Nahrung für euch und eure Kin der bis zu den fpäteften. Nachfommen Hon dem größten Nußen feyn wird, Sie thaten dies, und fanden zu ihr em Erſtaunen Pflanzen, welche fie vorher nie geſehen hatten, welche aber ſeit dieſer Zeit zu unſerm größten Muz⸗ zen beſtaͤndig von uns gebauet ſind. Sie fanden Mais, wo ſie mit ihrer rechten, Phaſolen (welſche Bohnen, ), wo fie mit ihrer linken Hand den Bor den berlihret, und Tabarf, wo. fie ge feffen hatte... Der gute Miffionair fagte voll Misvergutigen uͤber dieſe einfältige Erzählung, „Wasß ich Euch Bemerkungen über die Wilden in Nordamerika; 396 fagte, enthielt geheiligte Wahrheit, aber, was Ihr mir erzaͤhlet, iſt wichts als Fabel, Erdichtung und $ügen,,, Der hierdurch befeidigte Indianer ant: mwortete; „Mein Bruder, eure Freun⸗ de haben Euch, wie es fiheint, nicht recht erzogen, und nicht gut im dem Regeln der gemeinen Höflichkeit un⸗ terrichtet. Ihr fahet, daß wir, weil wir diefe Regeln verftehen und befol: gen, alle Eure Erzählungen glaubten. Waxrum wollet Ihr denn die unfrigen nicht glauben ?,, er „Wenn einigevon Ihnen in unfere - Städte Fommen; fo verfammeln ſich unfere Leute ums fie, begaffen fie, und find ihnen zur Laft, wo fie gerne allein feyn wollen. Dies halten fie für eine große Grobheit, und für die Wuͤrkung des Mangels an Unterricht in dem Regeln der Höflichfeit, und guten fe bensart.,, Wir find, fagen fie, eben fo neugierig als Ihr, und rotinfchen, wenn Ihr in unfere Städte komt, bequeme Gelegenheit zu haben, Euch zu fehen, aber wir verftecken uns zu diefem Ends zwecke hinter die Gebuͤſche, welche Ihr vorbeifomt, und drängen uns nie in Eure Gefellfchaft. 2 Auch die Art, wie fie zu einander in ihre Dörfer gehen, bat ihre Regeln. Denn es wird bei reifenden Fremden für unhöflich gehalten, wenn fie unver; muthet, und ohnevorher Nachricht von ihrer Annäherung gegeben zu haben, in ein Dorf gehen. So bald fie daher fo nahe dabei Fommen, daß fie gehöret werden Fönnen, fo ftehen fie ftilfe, ru⸗ fen, und warten dann fo Tange, bis fie bin: 397 hinein genöthigt werden, Gewöhnlich kommen alsdenn zwei alte Männer zu ibnen heraus, und führen fie hinein. Hierauf wird ihnen eine leere Wohnung angewieſen, welche in jedem Dorfe ift, und das Fremden⸗ Haus beige. Die alten Männer gehen von Hüttezu Hit: te,und machen den Einwohnern befant, daß Fremde angefommen, im) wahr: ſcheinlich hungrig und müde find, wor⸗ auf jeder ihnen an Lebensmitteln und Fellen hinſchicket, was er nur entuͤbri⸗ gen Fan, Wenn die Fremden fich da: durch erquickt haben; fo werden ihnen Pfeifen und Taback gebracht, und dann erſt fangen Unterredungen und die Fra: gen ai, wer fie find, wohin ſie wollen, was ſie neues haben u: ſ. w. und dieſe endigen ſich gewöhnlich mit Dienſt⸗An⸗ erbietungen, wenn die Fremden Weg: toeifer oder fonft etwas nörhig haben, ihre Reife fortzufegen. Für die Bewir— thung wird nicht3 gefodert. Dienemliche Gaftfreundfchaft, wel: he von ihnen für eine Hauptugend an: geſehen wird, uͤben auch einzelne unter ihnen aus,wovon Konrad Weifer, mein Dollmetſcher, folgendes Beifpiel er; zäblee. Er wer naturafifiet unter den ſechs Nationen und fprad) die Mohock ſprache recht gut. Als er einmal eine Gefandefhaft von unferm Gouverneur durch das Land der Indianer nach der Verſammlung zu Onondoga führte, fprach er in der Wohnung des Canaf: fetego, eines alten Befanten, vor, Die fer umarmte ihn, breitete Felle ans zu einem Sitze für ihn, feßte ihm Bob: nen und gebratenes Wildpret vor, und Bemerkungen Über" die Wilden in Nordamerika, 398 mifchte etwas Rum und Waffer zu fer hem Öettänfezufammen. Als er fidg erquickt und feine Pfeife angefteckt hat⸗ te, fing Canaffetego eine Unterredung mit ihm an, und frug ibn, wie es ihm feit den fangen Jahren, in denen fie fich nicht gefehen hätten, gegangen waͤ⸗ re, woher er jet kaͤme, was die Urſache feiner Reife wäre, u. f. m. Nachdem Conrad alle diefe Fragen beantwortet harte, und Die Unterredung anfing nach⸗ zulaffen; fagte der Indianer, um fie fortzufegen; „Conrad, Ihr habt lange unter dem weißen Volke gelebt, und Fennt etwas von ihren Gebraͤuchen. Sagt mir doch, was ift das, was ich in. Albany bemerkt habs, daß fic in fier ben Tagen einmalihre Laden zumachen, und fich alle in dem großen Haufe vor fannteln? Was machenfieda?,, Sie kommen da zuſammen, fagte Conrad, um gute Sachen zu hören und zu lers nen. „Sch zweifle nicht, fagte der In— dianer, daß fie Euch fo fagen: denn fie haben mir eben das gefagt; aber ich zweifle fehr, daß Dies wahr fey, und wid Euch meine Gründe dazu entdek⸗ fen. Sch kam fürzlich nad) Albany um Felle zn verhandeln, und Decken, Mef: fer, Pulver, Rum, u. d. gl. einzukau⸗ fen. Ihr wiſſet, daß ich gewohnt war, mit Hans Hanfon zu handeln: aber um diefe Zeit war ich doch geneigt, es mit einigen andern Kaufleuten zu verſuchen. Indeſſen fprach ich doch zuerſt bei Hans vor, und frug ihn, mas er nach der Schwere geben wolle, Er bot mir nur vier Schillinge für's Pfund, und fagte dabei, ich Pan jegt nicht von Geſchaͤf⸗ ten 399 Bemerkungen Über. die Wilden in Norbamerika. 400 ten ſprechen; denn heute ift der Tag, wo wir zuſammen Eommen, um etwas Gutes zu lernen, und ich will eben zur Verſammlung geben. Sch dachte bei mir ſelbſt, da ich heute doch fein Ge fhäfte treiben Fan; fo Fan ih auch wohl mit dahin gehen, und ging mit ihm. Hier ftand ein Mann in ſchwar⸗ zer Kleidung auf, und redete fehr zor⸗ nig zu dem Volke, Ich verftand zwar nicht, was er fagte. Da ich aber be merfte, daß er mih und Hanfon viel- anſahe, fo glaubte ich, daß er zornig daruͤber wäre, daß er mich da ſaͤhe. Ich ging alſo hinaus, ſetzte mich bei dem Hauſe nieder, ſchlug Feuer, und zuͤnde⸗ te eine Pfeife an. Ich wartete darauf, daß die Verſammlung aus einander ge⸗ ben ſolte. Ich dachte, daß der Mann von Bibern geſprochen haͤtte, und arg⸗ woͤhnte, daß dies die Urſache der Ber: fommlung fey. Mit diefem Gedanfen Hefellete ich mich wieder zu meinem Kaufmann, als die Leute herauskamen, and fagte: Na, Hans, ich hoffe, Ihr Habt verabreder, mehr als vier Schil⸗ Jinge für's Pfund zu geben! „Nein, antwortete er, ich Fan nicht fo viel ger den, und nicht mehr als drei Schillin: ge und fechs Pfennige,, Ich ſprach “ darauf mit mehrern Kaufleuten. Aber fie fangen alle daſſelbe Lied von drei b) hielten , barbarifch zu nennen. Schillingen und ſechs Pfennigen. Hier⸗ aus ſahe id, daß mein Argwohn richtig” war, und daß, od ſie gleich das Lernen des Guten zur Urſache ihrer Derfammlung ans geben, ihre wirkliche Abficht doch ift, zu verabreden, wie fie die Indianer in dem Preife der Biber Hintergeben wollen. Den⸗ fe nur ein wenig, nad), Conrad, (und du mußt meiner Meinung ſeyn. Wenn: fie ſo oft zuſammen Famen ,. um was Gutes zu lernen ; fo. würden fie fchon vorher was ges lernet haben. Aber fie find immer unwiſ⸗ fend. Ihr kennet unfern Gebrauch. Wenn ein weißer Menfch durch unſer Land reifet, und in eine unfrer Hütten koͤmt; ſo behan⸗ deln wir ihn, als ich heute Euch. Wir trocknen ihn, wenn er naß, waͤrmen ihm wenn er kalt ih und geben ihm Effen und Trinken, um feinen Durft und Hunger zu ſtillen. Wir legen fanfte Felle hin, damit er darauf ruhe und jchlafe, und verlangen für alle dies nichts b), Aber wenn ich in eines weißen Diannnes Haus zu Albany ge be und Lebensmittel und Trinken fodere (0 fragen fie, wo habt hr Geld? und fas gen. wenn ich nichts habe, packe dich, im dianifcher Hund. Ihr ſehet, daß fie nicht einmal ſolche Heine gute Sachen gelernet haben, die wir nicht erft in Berfanımluns gen zu lernen brauchen, weil: unfere Muͤt⸗ ter fie ung Lehrten, als wir noch. Kinder waren. Daher gefchehen ihre Derfammte lungen unmöglih zu dem vorgegebenen Endzwecke, oder haben eine dem gemäße Würfung. Sie gefchehen vielmehr in der That bloß, um die Ueberliftung der Jadia⸗ ner in dem Preife der Biber zu verabreden. Sarburg. sanfıng. _ Es ift merkwuͤrdig, dah in allen Zeitaltern und Gegenden , die Gaſtfreundſchaft den Völkern als eine Tugend beigelegt ift, welche die gefitteten Nationen für gut Die Griechen ruͤhmten fie an den Scythen, die Saracenen befafen fie in einem vorgüglichen Grade, und noch jegt ift fie die herr; {chende Tugend der wilden Araber. Paulus ſagt auch bei Gelegenheit feiner Reiſe und feines Schifbraches an der Inſel Melita: Das Volk bewies uns viele Gutheit; denn wegen des Regens und der Kälte machten fie ein Feuer am, und nahmen uns alle auf. TEE Te Ve ⏑ | . 401 26tes annoyetiſches M aggzin. Stuͤck. Ueber den praktiſchen Waſſerbau an Fluͤſſen, von G. ©, Benzler, Deichcondakteur. Niſi utile eſt quod facimus Stulta eſt glorıa, - ine Kenntniß des praktiſchen Waſſerbaues kan denjenigen, die an Stroͤmen oder Fluͤſſen wohnen, und denen die Pflicht oblie⸗ get, ihre Ufer und Deiche zu erhalten, nicht gleich zuͤltig ſeyn, weil ſie, ohne dieſe Kenntniß, entweder große Ko: ften ohne Nutzen anwenden, oder auch durch eine unzeitige Sparfamfeit und Sicherheit ihre Ufer und Deiche dem Strome preis geben. Dem unfundigen Strombewoh: ner einige Kenntniffe mitzutheilen, ift der Endzweck nachflchender Abhand- hung. Erfter Abſchnitt. Vom Deich- uud Waſſerbau überbaupt. §. 1. Der Deich: und Wafferbau fol unſere eingedeichten Ländereien für Ueberſchwemmung und unfere Ufer für Abbruch verwahren, Er geſchiehet alfo; 1) in dem Strom feldft, 2) an den Ufern deffelden, und 3) auf den Ufern, $. 2. Durch den Wafferbau im Strom felbft, verftehe ich die Anle— gung der Stacke, chlengen, Ger⸗ ter, Buhnen, der Rörbe, und überr haupt alfo, alle in dem Strom zue Veränderung und DVerbefferung des Stromſtriches angelegten Werke. Den Waſſerbau an den Ufern des Stroms nenne ich jeden parallelen Vorbau, befonders aber die-fo nügliz chen Buſch oder Grundbetten, und die Befeſtigung des Ufers durch Anz pflanzungen, und Befpreuung veffel ben mit Weidenbufch. Die Anfegung und Unterbaftung des Deichförpers felbft, fan man aber füglich den Wafferbau auf den Ufern nennen, $. 3. Ein Deich ift ein von Erde aufgervorfener Körper, laͤngſt den Cc Ufern . 403 Ufern des Stroms, zu Abmwehrung des höher Waſſers, und hieraus ers heilt deutlich, dag die Erhaltung und Berbefferumg der Ufer, von der Er haltung der Deiche, gänzlich untrenn⸗ “bar ift, Diefes bedarf Feines Bewei— fes, denn da das Ufer gleichfam der Fuß des Deiches ift, fo Fan der Deich nicht mehr haltbar bleiben, wenn der Strom feine ganze Stüße hinweg nimt, Nichts iſt mehr zu beflagen, als daß ſo viele Strombewohner ſolches nicht einſehen, oder vielmehr nicht einſehen wollen, und daher ruhig zu— geben, daß ihre Deiche, durch den Abbruch ihrer Ufer, ſich immer mehr dem Untergange naͤhern, und daß ih— nen die Furcht eines geringen Koften: aufivandes, dag Verderben ihrer Dei: he nicht eher fehen läßt, bis ein ganz licher Einſturz deffelden , und die Ge fahr durch eine Ueberſchwemmung, wo nicht ganz, Doch den größten Theil ihres Vermögens zu verlieren, ihnen die Augen öffnet, da denn zu Abwen: dung diefes Ungluͤcks oft anfebnliche Summen angewendet werden müffen, welchem im Anfange, und nach gera⸗ de, mit Eleinen Ausgaben hätte vorge beugt und abgeholfen werden Fönnen, $ 4, Die Mittel zur Erhaltung und Verbefferung der Ufer, find nun Vorbaue verfchiedener Art, welche theils unter einem fehrägen Winkel, in Geſtalt eines Prisma, im. den Strom hinein aebauet werden, um denifelben eine dem fer guͤnſtigere Richtung zu geben, theils aber nur an dem Ufer parallel bergeben, daffel: Ueber den praftifchen Wafferbau an Fluͤſſen. 404 be einfaffen. und vor den unmittelba: ‚ren Angrif, des daran herfließenden Stroms, fhüßen, und dieſe Teßtere - Art Vorbaue werden Buſch oder Grundberten genennet. $ 5. Bon denjenigen Werfen, oder Borbaue, welche nach dem vor: herfteßenden $pho, dem Strom eine andere Richtung geben; find die haupt— fählihften: Buhnen, Stade, Schlengen, Öerter.c. wie die ver: fhiedenen Stromgegenden diefen Bor: bau verfchieden benennen. Um aber bier nur mit einerlei Benennung zu thun zu haben‘, fo wollen wir den be Fanteften Namen beibehalten und fie Buhnen nennen. $. 6. Eine Buhne iſt alſo ($ 4. und 5.) ein in den Strom unter einem fchrägen Winkel gebauetes pris⸗ matisches Werf, bald länger, bald kuͤrzer, je nachdem folches die Tocal Umftände erfodern, und da wir durch Buhnen dem Strome eine andere Richtung geben, indem wir durch fie die Strombahn verändern, fo erhellet daß Buhnen fo verfchieden find, als die Endzwecke um derentwillen fie anz gelegt werden, und die Vortheile die wir davon hoffen; jedoch iſt genug, die Buhnen in offenfive-und defen⸗ five einzutheilen, das ift im angreiz fende und beſchuͤtzende Buhnen. $. 7. Eine offenfive oder anarei: fende Buhne ($. 6.) wird alfo nicht allein zur Beſchuͤtzung ihres Ufers ans gelegt, fondern. fie ſoll auch zugleich, an einen gegenüber liegenden ſchaͤdli⸗ chen Sand, eine Inſel, einen Werder, \ oder 405 Ueber den praftifchen oder Ufer, den Strom führen und zum Mugen ihres Ufers, das ift desjenigen Ufers, zu deſſen Vortheil die Buhne angelegt, allda einen Ab⸗ bruch bewuͤrken. Dahingegen wird von einer defen⸗ ſiven, oder bloß beſchuͤtzenden Buh⸗ ne, nicht mehr gefodert, als daß eine gewiſſe Strecke ihres Ufers nicht mehr dem Anfalle des Stromes und den daraus entfpringenden nachtheifigeh Folgen bloß geftellt bleibe, fondern in einen beffern und ſichern Zuftand ges tathe, Denn nun gleich eine folche defen- five Buhne ihrem Ufer Borland ver: fchaft, fo verdient fie darum Feinen andern Namen, weil diefes Borland nur durch die Ruhe des Stromes vor dem Ufer entftanden, und die Buhne an feinem gegenüber liegenden Ger genftande Abbruch verurfacht bat. $. 8, Mancherlei Urfachen kom: men in Prari vor, weßhald eine ange: legte Buhne bloß ein defenfives Werf ſeyn muß, wenn y. E. das gegenüber liegende Ufer nicht angegriffen werden darf, indem die Umftände folches nicht "erlauben, da der Nußen des zu ver: beffernden Lifers mit dem Schaden des gegenüber liegenden Ufers in Feinem Verhaͤltniß fteht, welches alsdenn aber nurj der Fall ift, wenn beide Ufer‘ unter eine und diefelbe Landesherr: Schaft gehören, da denn zum Vortheil des einen Unterthans, der andere Feinen beträchtlichen Schaden leiden darf. Auch Ean die eine Landesherrfchaft Wafferba an Fluͤſſen. - * 406 oft gar nicht offenſive Werke im Strom anlegen, dahingegen der andern frei ſteht, zum Nachtheil der erſtern, fo weit in den Strom hinein zu bauen, als fie für gut finder. Ein fo eingefhränfter Uferbefiger bat ſich alfo weißlich vorzufehen, daß er Feine offenfive Vorbaue anlegt, die doch der, mehrere und größere Rechte befigende Stromnachbar, wiederum zerſtoͤren würde, Zweiter Abſchnitt. Befchreibung der Packwerke. $. 9. Da man gefunden, daß die: jenigen Werfe und Vorbaue, welche zur Verwahrung Der Ufer und Ablei— tung des Stromes anjulegen find, ſich am beften, am wenigſten Foftbar, und am ficherften aus Buſch, mie Erde geſenkt, aufführen laſſen, fo beſtehen anjetzt alle dergleichen Vor— richtungen aus Packwerken. $. 10. Kin Packwerk ift alſo ($. 9.Rein von Buſch aufgefuͤhrtes, mit Pfaͤhlen und Faſchinen befeſtigtes, und ſchichtweiſe, Lage auf Lage, mit Erde geſenktes Werk, zur Berbeſſe⸗ rung oder Erhaltung der Ufer, wel: ches bald an, bald in dem Strom, je nachdem folches die Umſtaͤnde und Abfichten des Baumeifters erfodern, angelegt wird. ; : $. 11. Faſt alle Borbaue, welche zur Defenfion der Ufer gemacht wer: den, beftchen aus Packwerfen ($. 9. 10.), daher ift eine deutliche Be— fchreibung derfelben fo nöthig als nuͤtzlich. $. 12. Packwerke beſtehen aus Er 2 Buſch, 407 Bufcb,Sefchinen,Dfäblen, Ricken, and Erde, (8. 10.) Da man aber nicht vermögend iſt, ein dauerhaftes and nüßliches Werk Cbefonvers im Waſſer) aufzuführen, wenn man die noͤthigen Materialien nicht genau Een: net, fo will ich dasjenige, was zu ei- nem Packwerk erfodert wird, etwas umftändlich zu befshreiben ſuchen. Der größte Theil eines Packwerks befteht aus Buſch, und fo weit das Perf völlig unter Wafjer. bleibe, ift der Erlen oder Elfernbufch der be ſte, der Eichenbufch hält fich zwar in and über dem Waſſer am beften, ift ‚aber zu felten und zu Poftbar, als daß ein berrächtliches Packwerk gänzlich Davon aufgeführt werden Fönte, und man kan zufrieden feyn, wenn nur fo viel Eichendufch zu haben ſteht, daß man das Packwerf davon, fo weit es über dem niedrigfien Waffer hervor: zager, aufführen Fan. Iſt nicht fo viel Eichenbufch auf zutreiben, fo ift guter Weidenbufch, wenn er nach feinen erſten Ausſchla⸗ ge drei Jahre anf den Pflanzangen geftanden, dazu auch recht gut, und roeniäftens beffer, als Ellern⸗ oder Buͤchenbuſch, der ſich ander Luft nicht fo gut erhält, $. 13. Se ftärfer die Bunde find, je mehr Raum wird durch fie ausge: füift, und man gewinner an-den Bau: koſten, denn obgleich das Schock theu⸗ zer bezahlt wird, fo brauchtman doch weniger Schoce, und da man auch eher fertig wird, fo erfpart man Lager lohn. Nur müffen dieſe Bunde auch Ueber den praktiſchen Waſſerbau an Fluͤſſen. 408 fo beſchaffen ſeyn, daß ein Mann we⸗ nigſtens zween tragen, und ein Bund fegen, wenden, und werfen Fönne, Ein Bund Bufch , das am Stop: pelende ı Fuß oder 12 Zoll und in der Mitte 7 Zoll im Durchmeſſer und in der ganzen Länge 12 Fuß hält, hat das befte Beftich, Berechnet man den Förperlichen Inhalt eines folchen Bundes, fo fin: det es fich, daß es ungefähr 3 Cubik⸗ fuß ausfällt. $. 14. Faſchinen find Wuͤrſte von verfchievener Länge und gleicher Dicke, welche mit Vfählen auf den Buſch genagelt, zur Befeftigung der Lagen gebraucht werden. ; Die Faſchinen, welche von Weir denbuſch genracht werden, find die be fien, doch Fan man auch Eichen: und Ellernbuſch dazu nehmen, wenn er ger rade genug ift, um ihn feſt zufammen binden zu koͤnnen. Die Fafıhinen. werden alfo gemacht: Man legt gute, gerade, nicht zu dünne Neifer in einer Reihe neben einander bin, fo lang die Safchine feyn foll, und fo viele Neifer auf einander, bis fie 5 bis 6 Zoll dicke ift, hieranf bindet man die Meifer, von 4 zu 6 Zoll, mit einer guten zaͤhen Bandweide fefte zufammen, fo ift die Faſchine fertig, Anmerkung. Die Reifer müffen aber, zu mehrerer Haltbarkeit der Fafıhine, fo gelegt werden , daß nie die Stoppelenden der Reiſer auf einer Stelle zufanımen treffen, fonz dern man muß die Neifer fo legen, daß jede Bandwede sin Stoppel: ende 409 Ueber den praftifchen Waſſerbau an Fluͤſſen. ende mit faſſen Fönne, widrigen⸗ falls ziehen die Faſchinen bei Sen: fung der Lagen auseinander, und es iſt zu befürchten, daß die Sage abgeriffen, und vom Strom bin: weg geführt wird, $ 15. Durch diefe Wuͤrſte oder Faſchinen, welche über Die eingelegte Buſchlage Freußweife hingelagert wer: den, fchlägt man Pfähle, die 5 bis 6 Fuß lang, 3 bis 4 Zoll dief, und un: ten zugefpißt find. . Diefe Pfähle ha: ben verfchievene Benennungen, wir aber wollen den Namen, der an ver Unterelbe befant ift, beibehalten, und fie ordinaire Stacfofühle nennen, Die Rent: oder Zaunpfaͤhle, find etwas ftärfer, wie die obbefchriebenen ordinairen Stackpfähle, und wo mög: lich ganz gerade, Durd) die Hälfte dieſer Pfähle wird einige Zolle vom Kopf ein Loch, ungefähr eines Zolles dick, gebohret, durch daſſelbe ein ei cheuer Nagel oder Scheede gefchlagen, Damit fie den Zaum, der um fie gefloch: ten wird, deſto beffer niederhalten. -Die Pfähle des Stammendes find biezu die beften, weil fie das Bohren aushalten und beim Einfchlagen nicht abfpalten oder abfplittern. $. 16. Rice find nichts anders "als größere und ftärfere Pfähle von verfchiedener Länge, von 10 bis 25 Fuß und von 4 bis 6 Zoll ſtark, wel; he zu befferer Zufammenhaltung der Lagen, durch ein Packwerk gefchlagen werden, Ihr Gebrauch und Nußen wird unten weiter abgehandelt. 8. 17, Die Krde, welche zu An: 410 legung eines: Packwerfs gebraucht wird, ift ein weſentlicher Theil deſſel⸗ ben, und verdient unſere genaueſte Aufmerkſamkeit, weil eine Vernach⸗ laͤßigung dabei, einem Vorbaue hoͤchſt ſchaͤdlich werden kan. Die Klei⸗ oner Marſcherde iſt, wegen ihrer Schwere, die beſte zum ſenken, gruͤnbenarbte So⸗ den aber ſind noch beſſer, weil ſie dem Strome widerſtehen, und daher nicht fo leichte von ſelbigem hinwegge—⸗ ſchwemmet werden koͤnnen. Kan man alfo dieſe Senkerde ha: ben, fo ſuche man ja Feine Koften zu fparen, die Tüchtigfeit und Haltbar: feit des Packwerks würde fonft nur darunter leiden, im Fall folche aber durchaus nicht herbeigefchaft werden fan, muß man fich freilich mit Sand behelfen, dann aber durch Die Menge deffelben, das, was ihm an Güte fehle, erfegen. So wie der Sam aber zu jeder Deich und Stackarbeit nicht fonderlich gut ift, fo ift er auch hier, wenn's möglich, zu meiden, und wenn man Feine Kleierde haben Fan, fo nehme man zum Senken der Bufch- lagen Steingrand, weil diefer nicht fo leichte, wie der Sand von der far ge fpühle, mithin auch mehrere Ger wißheit da ift, daß die Lagen den Grund würklich erreicht haben, und nicht durch den Strom ihrer Laft, die fie zu Boden drücken foll, entledigt, wiederum in die Höhe treiben. Wo man beides, Kleierde und Sand, haben Fan, Läßt fich ein fehr dichtes Packwerk aufführen, wenn die Sagen zuerft, der niedrigften Waſſer⸗ Ce3 hoͤhe 40 "Höhe gleich ‚mit Kleierde oder Soden geſenkt find, und man danı Sand ‘darüber herwerfen laͤßt, der fich für ‘dann in das Packwerf hinein fenft, und jede von der Kleierde gelaffene Oeffnung und Höhlung aufs vortheils baftefte ausfülle, $. 18. Nachdem ich Die zu Auf: führung eines Packwerks erforderki; chen Materialien binlänglich befchrie: ben, fo will ih nun die würffiche Bauart deſſelben möglichft deutlich zu machen fuchen. $. 19. Zuforderfimacht man Lieber: fehlag , wie viel von den vorbefihriebe: nen Materialien, als Buſch, Pfaͤh⸗ le, Safebinen, Bandweden, Rik⸗ Be, ?c. erfodert werden, läßt ſolche auf dem Bauplaße ordentlich in Bereit: fehaft halten, damit es daran nicht ehle. ? ne 20. Ein Packwerk beſteht (8. 10.) aus Buſchlagen, die ſchicht— weife gleichſam auf einander gepackt werden, wer alſo eine Buſchlage zu legen, und die Verbindung der zwo—⸗ ten mit der erften Lage zumachen ver: ſteht, der Fan ein Packwerk bauen, daher die Berfertigung einer Bufch: fage bier beſchrieben werden foll. $. 21. Der Stackmeifter läßt ſich von den Arbeitern den Buſch zurei— chen und in die Hände geben, (denn er ſelbſt kan fich nicht damit befaffen den Buſch zu holen, oder auch nur aufzunehmen,) fängt anı Ufer an, legt ein Bund Bufch, halb ing Waffer, halb auf das fand, und fo viel ne ben einander, als diebeftimmte Breite ‚Ueber den praftifhen Wafferbau an Fluͤſen. 412 der Lage erfordert, ſodann fängt er wieder bei dem zuerft gelegten Bufch: bunde an, legt auf daffelbe ein zwei— tes, welches halb anf dem erftern, und wiederum halb frei im Waſſer liegt, fähret damit in der ganzen Breite der zuerft gelegten Buſchbuͤnde fort, und eben ſo legt er denn das dritte Bund auf das zweite, wie er das zweite anf das erjte gelegt hat. Sofort wieder neue Bunde weiter voraus zu legen geht nicht an, weil. die noch einzeln frei. im Waſſer Tiegenden Bufchbun: de die Schwere eines Mannes nicht tragen Fönnen, es werden alfo auf die’ bereits gelegten Reihen Bufchbünde wieder andere gelegt, und zwar. alfo: Man faͤngt vorne ouf der aͤußerſten Rei⸗ be Bunde an, legt darauf eine andere Reihe, Die halb diefe, und halb: die zwote Reihe, der zuerjt gelegten Buſch⸗ bunde, faßt, und deren Schwippenden die Stoppelenden der dritten oder Auf. ferften Reihe, und deren Stoppelen: -- den die Schwippenden der zwoten Reihe bederfen, und eben fo legt man eine Reihe Buſchbuͤnde abermals ruͤck⸗ wärts, die denn die zu allererft gelegte Reihe bedeckt, und deren Stoppelen: den wenigftens 4 Bund über die erſte Reihe, nachdem ande zu, reichen muß. Auf diefe erfte Auslage werden ein Paar Fafchinen kreutzweiſe mit Fleinen Pfählen genagelt und am Ufer feſt ge: beftet, damit der Strom den Buſch nicht fortſchwemmen Fünne, [7 Diefes ift der Anfang einer Bufch: fage, die man nun auf eben die Weiſe Man verlängert und verbreitet. Man fängt nemlich vorne am Waſ⸗ fer an, legt ein halbes Bund fo vor: aus, wie oben befchrieben, das beißt, bald muß das Bund auf der Lage, und halb frei im Waffer liegen, auf foiche Weife Fan man fo viele Bunde voraus legen, als ohne Gefahr, daß der Strom fie wegſchwemme, gefche: hen Fan. Es ift aber beffer, daß man bierin zur vorfichtig, als zu dreifte ift, und bei Zeiten die Bunde, durch ein Paar Freußweis gelegte Fafchinen, be; feftigt, Obbefchriebener maaßen fährt man nun fort, bis die Sage die be; ſtimmte Länge und Breiteerhalten hat, fodann fängt man vorne aufderfelben an, und überlegt fie ganz wieder mit Bufhbünden, die aber fo gelegt wer: den. müffen, daß die Schwippenden der zwoten Reibe, die Stoppelenden der erften bedecken. Diefe Arbeit nennt man Zuruͤckſchießen, und durch diefes Zuruͤckſchießen erhält die Lage erft die nörhige Dichtigfeit, und läßt die Senferde nicht durchfalfen ‚daher ja darnach zu fehen ift, daß Feine Lö: her und Höhlungen darinnen bleiben, roeßwegen beim Zuruͤckſchießen die Stoppelenden der Bufchbünde in der Mitte der Lage fchräge zuſammenſtoſ⸗ fen müffen, wodurch allda zwar eine Rille entſteht, die aber mit von einanz der gefhnittenen Bufchbünden aus: efüllt werden muß. 8, 22. Iſt die Lage nun fo weit ge kommen, fo wird fie durch Fafchinen und Pfähle alfo befeftigt: Man fängt vorne auf derfelben an, legt zwo Mei: hen Faſchinen, ungefähr 2 Fuß von gen, 413 Ueber: den praftifihen Waſſerbau an Fluͤſſen. 414 einander, queer ber die lage, und fährt damit. bis nach dem Lande zu fort, jedoch Fan man die andern Quer: faſchinen 3 Fuß weit von einander le: Ueber dieſe quer gelegten Fa: ſchinen werden denn andere, nach der Länge der lage, 2 Fuß weit von cin: ander, gelegt, die aber fo lang feyn . muͤſſen, daß fie wenigftens 8 Fuß auf das fefte Ufer reichen, und jede mit 3 bis 4. Pfählen angebeftet werden Fan. Hiernach liegen nun die Fafchinen in Duadraten, kreutzweis über einander, und ziwar die zur quer gelegten un— ten, Die der Länge nach gelegten Fa: ſchinen aber oben, und nun werden . noc) allenthalben da, two jich die Fa: ſchinen kreutzen Stackpfaͤhle ($. 15.) mit einer hölzernen Schlage, ge ſchlagen. Anmerkung. Es iſt eine nicht aus der Acht zu laſſende Regel, die Senklage allenthalben gleich dick zu machen, denn ift die Lage an ei: ner Stelle dick, an der andern din: ne, fo bedeckt fie nicht allenthalben den Grund, und es ift fo gar mög: ih, daß die Senferde durch die dünnen Stellen hinfaͤllt, und die Lage wieder in die Höhe Eömt, Eben fo wenig darf eine Senflage über 4 Fuß dicke ſeyn, weil fie im Gegentheil zu ſchwer zu ſenken ift, S. 23. Nachdem man nun. fo, fie vorber gemeldet, die Buſchlage gelegt bat, fo wird ſelblge mit Erde geſenkt. Sn dem 17ten gpho habe ich er: wähnt, welche Erde dazu die befte ſey, 415 fey, bier wäre alfo nur noch angugei⸗ gen, was bei dem Senken ſelbſt zu beobachten: 1) daß man vorne anfangen muͤſſe. 2) Daß mian ja nicht zu viel Erde auf eine Stelle werfen laſſe. 3) Daß man fo viel nur möglich fo fenfe, daß Die Ange egal su Brunde gebe. 4) Daß. man Erde genug bei der Hand habe, um die Lage fo ger ſchwinde wie möglich zu fenfen. 5) Daß man die Genferde in - Schiffen herbei führen Taffe, weil folche beſſer allenthalben hinlegen Fönnen, die Lage alfo auch beſſer gefenft werden Fan. Anmerkung. Mit Karren oder Wagen die Erde zur Senkung eis ner Lage anzufabren ift viel zu koſt⸗ Weber den praktiſchen Wafferbau in Fluͤſſen. 416 bar und langſam, iſt auch hoͤch— ſtens in den obern Gegenden der Ströme moͤglich, wo der Fluthe ' from nicht mehr zu merken, in ven untern Gegenden aber, wo man fich für denfelden fuͤrchten muß, ift ſolches gar nicht thunlich, indem zum Senken kaum eine halbe Stunde Zeit uͤbrig bleibt. Wo es der Fluthſtrom erlaubt, kan man freilich ein ſehr feſtes Packwerk er: halten, wenn man, da daſſelbe ber reits aus dem Waſſer ift, folches durch Pferde und Wagen mit Erz de befahren Laßt, indem die ſchwe⸗ ven Tritte der Pferde, den Buſch zufammen drücfen und Dichte maz . hen, in diefer Ruͤckſicht hat denn ‚die Anfuhr der Erde mit Wagen oder Wüppen, feinen ungeyweifel- ten Nutzen. Der Schluß folgt Fünftig. — Anekdote Her Pabſt Dius der VT. bat neu: licht einen neuen Beweis feiner toleranten Gefinnung gegeben, Er traf einen jungen Menfchen an, mel: cher ein herrliches Gemälde copirte, Seine Arbeit fehien ihm ein großes Talent zu verfprechen. Er redete den Juͤngling an, ermunterte ihn bei ſei⸗ ner Blödigfeit, und fagte endlich, daß er eine Stelle inter den Eleven im Collegio roman haben folte —,, Sch Ean von Ihrer Güte nicht profitiren, fagte der junge Menſch, denn ich bin ein Proteftant.,, — „Freilich Tieber wäre es mit, fagte Dius der VL. wenn Ihr ein. Katholif währe! Doc, was thut das Malen zur Religion, und Euer Glaube foll mich nicht bin; dern, euch die angebotene Stelle zu ertheilen. a ———— —D | anmoverifces 27% Stüd, 418 8 Magazin. Montag, den ten April 1785. Ueber den praftifchen Waſſerbau an Flüſſen, von G. ©, Benzler, Deichcondufteur, (Schluß) Dritter Abſchnitt. Don Anlegung der Packwerke. §. 24. J n dem vorhergehenden Abſchnitt haben wir geſehen, woraus ein Packwerk beſtehe, und wie eine Senf oder Schwipplage gemacht wer: den müffe, wie aber durch die verschie: denen Senf oder Schwipplagen zu: legt ein vollftändiges Packwerk ent: ftcht, habe ich noch anzuzeigen, 25. Wer in einer beträchtlichen Tiefe eine Buhne Bauen Fan, wird leicht ein jedes andere Packwerk auf: führen Fönnen, eine Buhne ſey es alfo, deren Anlegung wir zum Bei fpiel nehmen, $. 26. Die genaue Kenntniß des Grundes, der Tiefen, und der Staͤr⸗ fe des Stroms, beftimmt die Breite der Buhne, fomopt im Grunde als oben, fowohl am Kopfe als am An— fehtuffe des Ufers, daher man darin auf Feinerlei Weiſe nachlabig ſeyn darf. $. 27. Um nun die Anlegung der Buhne deutlich beſchreiben zu Fönnen, fo nehme ih an, die größte Tiefe fey 24 Fuß, am Sande 10 Fuß, die Ge: ſchwindigkeit des Stroms in einer Minute 250 Fuß, der Grund ziem: lic) gut, und die Länge der Buhne ber ftimmt zu 10 Ruthen, fo wird fie ftarf genug werden, wenn fie im Grunde die Tiefe iiveimal zur Breite hat, alfo vorne, oder am Kopfe, 48 Fuß, und am Lande 20 Fuß breit ausgelegt wird, in der Kappe oder Stoppellage aber, wenn fie vorne 20, und am Lande 12 Fuß zur Breite erhält, $. 28. Iſt ver Winkel, unter wel: chem die Buhne in den Strom gehen foll, ausgeftecft, fo fängt man da, we die beftimmte Linie der Buhn⸗ ins Ufer ſchneidet an, legt das erſte Bund daſelbſt halb ins Waſſer, halb aufs Ufer, und faͤhrt fort, ſo viele Bunde neben einander zu legen, bis man 20 Fuß breit hat, verſteht ſich von der Directionslinie der Buhne an unter: halb, Hierauf legt man fo viele Bun: DB de 419 de voraus, als der Strom erlaubt, und befeftigt folche mit Fafchinen wie 9217 umftändlicher getwiefen worden. kun fahrt man fort die Sage zu ver- laͤngern, und ihr zur Breite die Tiefe zwei mal zu geben, in der fie zu liegen koͤmt, daher man während der Arbeit, bevor man auslegt, die Tiefe mit einer Stange jedes mal unterfirhen muß. Auf folche Are wird mit Verlaͤnge— rung der Lage fo lange fortgefabren, als die Zeit folches erlaubt, fodann wird felbige zuruͤckgeſchoſſen, mit Fa: ſchinen und Pfählen gehörig befeftigt, wie der zıfe $, folches deutlich be fchreibt, und endlich fo gefenft, wie im 23ten g. gewieſen worden. 929. Nachdem man nun wie vor⸗ her gemeldet, die erſte Schicht oder Lage verfertigt und geſenkt hat, ſo faͤngt man da, wo ſelbige uͤber das Waſſer hervorzuragen anfaͤngt, eine zwote an, und legt, ſo lange man weiß, daß die Lage abermals uͤber das Waſſer hervortreten werde, etwas mehr als die Breite, die der Buhne zu ihrer Kappe beſtimmt ij, hingegen da, wo die Sage noch unter Waſſer bleibt, nach Verhaͤltniß der Tiefe, und Dee daraus entfpringenden Breite im Grunde, Sowohl bei der zweiten als bei allen folgenden Senflagen ift aber ja darnach zu fehen, daß jedelage we⸗ nigfteng eine Ruthe, die bereits auf den Grumde liegende, uͤberreiche. Anmerkung. Hat mar loſen Sandgrund, darin die Buhne an⸗ gelegt werden muß, und man fürch- ger, daß fie vom Strom unterwa⸗ Weber den praktiſchen Waſſerbau an Fluͤſſen. 420 ſchen werde, ſo kan man unter) erſten Lagen grünes "außer gen, diefes ſauget fi in den Sa hinein, und verbindet die agen mit dem Grunde, $. 30. Zwo Schichten oder. fa: gen haben nun ſchon den Grund. er: reicht, und da der Ban der dritten und folgenden "Lagen den beiden -erften gleichformig ift, fo fährt manſolcherge⸗ ftalt fort, bis die Buhne die beftimmte Länge erreicht Bat, alsdann führe man über die ganze Buhne noch fo viel Erz de und Sand (& 17.) daß alle Lücken a zwiſchen den Wuͤrſten ausgefüllt wer⸗ den, um das Werk gegen den Grund ganz zu ſenken. $. 31. Hat man.nır das Werf fo weit gebracht, Daß es in feiner ganzen Länge über das Waſſer hervorraget, fo.fegt ($. 27.) man daraufdie Stop⸗ pellage vorne 20, und am ande 12 Fuß breit, und wenigftens 4 Fuß hoch oder Dick, Anmerkung. Man fan auch noch vorher durch die Schwipplagen eis nige Reiben von den ($. 16.) bes ſchriebenen Ricken fchlagen , weil diefe die Bufchlagen zufammen. hal; ten, und dennoch dem Packwerke an dem nöthigen feften Zufammen: lagern nicht hinderlich find. $. 32. Eine Sroppellage ift ſehr leicht zu legen, indem man auf dem Trockenen arbeitet, jedoch willich folches kuͤrzlich befchreiben. Fu Man fängt an einer Seite der Buhne an, fleckt mit Pfählen die ihr gegebene Michtung genag aus, und legt grı legt an den Pfählen ber Buſchbuͤnde, deren Stoppelenden Dem Waſſer ent⸗ gegen ſtehen, ungefaͤhr = Fuß hoch, und hiemit coatinuirt man zu beiden Seiten der Buhne, wie auch am Kopfe derſelben, legt zwo Reihen Fa⸗ ſchinen darauf und pfaͤhlet ſie feſte, ſodann wird diefe Fuß hohe Stop: pellage duͤnne mit Erde uͤberfahren und darauf noch eine Lage Buſch 2 Fuß hoch, fo wie die erfte, gelegt, umd mit guter Erde hinlänglich bedeckt. $. 33. Dan Eönte die Stoppella: ge aufeinmal 4 Fuß hoch legen, al: lein, weil felbige dem Eisgange bloß geftelle ift, fo muß man fie fo fefte zu machen fuchen, damit fie von dem Ei: fe nicht leichte fosgeriffen und verfcho: ber werden koͤnne. $. 34. Da ich in den vorherae berden Sphis von Schmipp: und Stop: pellagen gehandelt, fo liegt mir noch 0b zu erklären, was darunter verſtan⸗ den werde. Eine Schwipplage ift, da die Schwippenden der Bufhbunde, das iſt die dünnen Spißen derfelben, nach auffen gelegt werden. lage aber bet daher ihren Namen, socil bei derfelben, die Dicken oder Ertoppelenden der Bufchbinde nach auffen gekehrt find. $ 35. Iſt die Stoppellage ($. 32. und 33.) gelegt, und gehörig mit Erde bedeckt, fo wird der Kantzaun gezogen. Man fchläge gute gerade Zaun: pfähle ($. 15.) an jeder Seite des Stads, wie auch am Kopfe, in gera— Ueber den prafkifchen Wafferbau an Flüffen, Eine Stoppel: 422 den Linien, einen Fuß von den Stop: pelenden der Lage, und jeden Pfaht einen Fuß von dem andern entfernt, ganz gerade ein und umzaͤunet fie mit gutem zaͤhen, wenigftens 3 Jahr alten Weidenbuſch. Anmerkung. Die Haͤlfte der Zaunpfaͤhle muͤſſen geboret und mit einer hoͤlzernen Scheede verſehen ſeyn, (F. 15.) damit fie den Zaun niederhalten, und er nicht vom Eife in die Höhe gehoben werden koͤnne. $. 36. Bor dem Kantzaun ber wird nun noch eine ziemlich dicke ar fine gefchlaaen, damit Feine Erde durch denfelben ſpuͤlen koͤnne, und wenn alles dieſes geſchehen, wird die Buhne noch einmal mit der beſten Er⸗ de, die zu haben iſt, überfahren, und die ganze Arbeit Damit beendiget. $. 37. Körbe ($. 2.) find eben wie die Buhnen gebauet, aber felten fo lang wie diefe, und gehen unter einem rechten Winkel in den Strom, daher fie eher Schaden als Nutzen bringen, Anmerkung. Su den unter Gegenden der Fluͤſſe, wo der Fluth- firom fo ftarf wie der Ebbſtrom ift, findet man diefe Körbe, weil man geglaubt, durch felbige vor dem Ufer ein ruhiges Waffer zu erhal: ten und beiden Etrömen eine an: dere Direftion zu geben, allein, die Erfahrung hat gezeigt, daß fie eher ſchaͤdlich als nuͤtzlich ſind. $. 38. Hier ſey mir erlaubt, et: mas von dem Winkel zu fagen, unter welchem man von einer Buhne die befte Wuͤrkung erwarten ken. Dd 2 Es 423 Es ift befant, daß wenn ein Kör per an. eine fchiefe Fläche ſtoͤßt, die ‚felbe nur in fo weit von diefem Stoß zu feiden hat, als fie mehr oder weni⸗ ger der perpendiculairen Richtung nabe koͤmt. Je ftumpfere Winfel alfo eine Fläche gegen die Gtoßfeite hat, defto kleiner ift der Einfallswin- kel, und defto weniger hat fie von der perpendiculoiren Richtung, folglich ift der Stoß, ven feldige auszuhalten bat um fo geringer. Hingegen, je Fleiner dieſer Winfel, je größer ift der Ein: fallswinfel ‚defto näher koͤmt die la ‚he der. perpendiculairen Richtung, und folglich iſt der Stoß, der gegen diefelbe wuͤrkt, beträchtlicher, je ftär: fer aber der Strom- auf eine Buhne ſtoͤßt, defto größere Wählen und Wir bel macht er hinter derfelben, daher erhellt alfo deutlich, daß jede Buhne fo angelegt werden müffe, daß. die, dem Strome entgegen geftelfte Fläche, . mit demfelben einen fpigen Winkel höchftens von 45 Graden mache, und daß ein, dem Strom unter einem rech: ten Winkel entgegen geftelltes Werk, den Ufer fchädlich werden muͤſſe, da es vor denselben Wählen, Wirbel und Kölfe verurfacht. Anmerkung. Man bat geglaubt, wenn ein Werk dem Strome unter einem großen Winfel entgegen ge ſtellt würde, fo Fönne es um fo für: zer feyn, allein, die Erfahrung hat deirtlicd) genug gezeigt, wie ſchaͤd⸗ lich die Furzen und fteilen Einbaue find, denn ftatt dem Ufer Borland zu verſchaffen, machen diefe kurzen Ueber den praftifchen Waſſerbau an Fluͤſſem * und ſteilen Werke vor demſelben nur Wählen, Wirbel und Koͤlke. Ein Werk aber, welches unter eis nem fpißen Winkel dem Strome entgegen geftellet iſt, weiſet denſel⸗ ben gelinde ab, und reißt ihn nicht, fih dutch Wählen und Wirbel zu rächen. Ich kenne eine Buhne 16 . Ruthen lang, die nur einen Win felvon 35 Graden dem Strome entre gegen ftelfet, und deren Würfung gleichwohl aller Erwartung ents fprochen. $. 39. Der Winfel, nach mel chem die Buhnen am vortheilhafteften anzulegen find, läßt ſich mathematifch nicht beftimmen , denn die An: und Abprellung ift fo verſchieden, daß hierin nicht leicht eine gewiſſe Richt: ſchnur feftgefeßt werden fan, jedoch Fan man wohl behaupten, daß eine Buhne dem Strome Feine größere Winkel als von 45 Graden entgegen ſtellen dürfe. Iſt der Winkel, unter welchem der Strom auf die Buhne fällt, Eleiner, fo ift auch der Stoß geringer, allein, deſto länger muß ein folhes Werf feyn. $ 4%. Buhnen und Stade find es nicht allein, dadurch wir unfere Deiche und Ufer erhalten oder bes fhügen, fondern man hat aud) dazu andere Mittel, als die fo nüßlichen Bufch.» oder Grundbetten, und die Beſpreuung und Beſtickung der Ufer mit Weidenbuſch, weil ichaber bereits in dem zien Stücke des ger meinnägigen Hannoverifchen Maga⸗ zins 425 ging von diefem Sabre, darhber zu ha ideln verſucht habe, ſo glaube ich mich darauf zu Vermeidung aller Siederbelung beziehen zu duͤrfen. Vierter Abſchnitt. Vom Waſſerbau auf dem Ufer oder vom Deichbau. » 6, 41. Deiche find von Erde auf: geführte Wälle, Flurben abzuhalten, daß fie nicht das Land uͤberſchwem— men, das ift, Schußwerfe gegen auf fhwelfende und Ueberftrömung dro; hende Fluthen. $. 42. Deiche beſtehen aus Erde, wir wollen alfo die Eigenfchaften ei ner guten Deicherde unterfüchen, das mit man bei vorfommenden Fällen von der größern oder geringeren Güte derfelben zu urtheilen vermöge, 0b: gleich gewiß iſt, Daß man die wenigſte Zeit Gelegenheit hat, unter Deicherde eine Wahl anzuftellen, und. man mit derjenigen vorlieb nehmen muß, die in der Gegend, wo ein neuer Deich aufgeführt, oder ein alter repariret werden foll, vorhanden ift. $. 43. Eine gute Deicherde muß folgende Eigenfchaften haben: 1) Eine beträchtliche Schwere, denn je ſchwerer je beffer. 2) Eine hinlaͤngliche Feſtigkeit, die der Sinkung und Schwindung nur wenig unterworfen iſt. 3) Muß ſie zaͤhe ſeyn, weil ſie ſich ſodann feſte und dichte verbindet und vom Waſſer ſo — — * trennen laͤßt. ueber den praktiſchen Waſſerbau an Fluͤſſen. 426 §. 44. Kleierde, die nicht gepfluͤgt und gegraben iſt, hat obige drei Ei— genſchaften, wo nicht ganz, doch größ- tentheils, und ift alfo die befte zum Deichbau, ift fie aber ſchon ofte ge: pflügt oder -gegraben, und wohl gar mit Dünger vermengt, fo find ihre gu: ten Eigenfchaften verloren, weil fie als: dann nicht mehr gut zufammen hält, vom Waffer leicht aufgeföft wird, fehr porös, und alfo von feiner Schwere ift, auch flarf fchwinder, und fid) zufammen drücken läßt, daher denn in den Deichsrdnungen der. biefigen Lande befohlen wird, zu Herftellung der Deiche einige Ruthen breit längft denenfelben Erde ungeackert zur Graͤ⸗ ferei liegen zu laffen. $. 45. DerSand hat die im 43ten $pho erwähnten Eigenſchaften nicht, weil die Theile einer fandigten Erde fih nicht fo gut wie die Theile der Kleierde mit einander verbinden und vom Waffer leichte. aus einander ge trieben werden, Daher denn der Sand zum Deichbau nicht gut ift, und nur durch eine ftarfe Anlage einem Sand: deich Sicherheit verfchaft werden Fan. $..46. Moorerde ift unter allen die fchlechtefte zum Deichbau, weil felbige ) oft nicht einmal fo. ſchwer wie das Waffer felbft ift, alſo dem: felben nicht widerftehen fan, 2) fich überall nicht mit einander verbindet, 3) im geringften Feine Schwere zu tra: gen vermag, fondern fich, wie ein Echwanm, jufammen preffen läßt, auch wohl gar je A zur Seite ausweicht. Dd 3 5.47. 417 $. 47, Ein Deich foll hohe Fluthen abhalten, daß fie nicht das Land über: fhwenmen, ($. 41.) er muß alſo fo ftarf feyn, daß man diefes mit Le berzeugung von ihm hoffen fan. Die Stärfe eines Deichee berubet aber 1) in der Güte der Erde, 2) der Größe feiner Anlage, 3) einer bin: länglichen Höhe, 4) einer möglichit feften und dichten Auffuͤhrung, und 5) einer tüchtigen Befödung. $. 48. Es iſt eine traurige Wahr: beit, daß an vielen Stromgegenden gute Deicherde gänzlich fehlt, und man ftatt Klei, Sand, ja gar Moor: erde zum Deihbau nehmen muß, Hier: nach richtet ſich nun, bei gleicher Hoͤ⸗ he der Fluthen, und Bei gleicher Staͤr⸗ Fe der Wellen, die Anlage des Deis ches, fo iſt z. E. da, wo ein Deich, der von Kleierde aufgeführer, ſtark genug ſeyn wuͤrde, wenn feine Auffere Anlage zu feiner Höhe ſich verhält wie 14 zu 1, und feine binnere Anlage zur Höhe wie ı zur, ein aus Sand beftehender Deich Faum flarf genug, wenn deffen Auffere Anlage auch fich wie 3 zur, und deffen binnere mie 2 zur verhält. Die Befchaffenheit der Erve, zufammen genommen mit der Höhe der befanten hoͤchſten Fluch, und der Kraft dee Wellen, beftimmet alfo das Beſtick eines Deiches. $. 49. Die Bekleidung eines Deir ches mit Soden, iſt gleichfam der Harnifh, der demfelben angezogen wird, um die Wellen abzuhalten, daß fie nicht fo leicht Löcher in die Auffere Doſſirung fpülen, und den Deich Weber den praftifchen Wafferbau an: Fluͤſſen - geftochen wird. 428 durchfchlagen koͤnnen. Wie viel’ alfo auf eine gute Befödung der Auffereis Dofirung ankomme, ift einleuchtend, und es iſt um fo trauriger, daß diefe Arbeit von den Deichpflichtigen miteis ner nicht zu entfchuldigenden Nachläf figkeit fo oft vorgenommen wird. So: den von allen möglichen Figuren, oh⸗ ne Verband, ohne eingslaffen zu feyn, vereinigt mit einer fchief und krum— men Dojfirungslinie, findet man oft in einer folchen nachläßigen Unord: nung am Deiche, daß fie nur bloß hingeworfen zu feyn ſcheinen, um ein Raub der erften Welle zu werden. $. 50, Eine tüchtige Beſoͤdung er fordert, daß die Doffirung vorher mit guter Spitterde, in einer fleifen Linie, ausgefüllet und feftgeftampft werde, um darauf in einer ebenen Flaͤ⸗ che die Soden feßen zu koͤnnen. Dies aber zu bewerfftelligen, muͤſſen die Soden von gleicher Dicke und Größe in rechtwinflichten und gleichfeitigen Quadraten geftochen werden. Kine Sode ift am beften, wenn fie an jeder Seite 6 Zoll quadrat und 4 Zoll dick Will man num dieſe Soden an den Deich bringen, ſo wird am Fuße deffelben die erfte Neis he Soden in ein Keilfpat eingelaffen, die zwote Meihe in Mauerverband, das ift, fo darauf gefeßt, daß wicht Fuge auf Fuge trift, dann nimt man eine Pleine an beiden Seiten plats te Handfchlage, und ſchlaͤgt die zwo Reihen Soden tüchtig zufammen, und fo verfaͤhrt man bei jeder Neihe, bis. man die ganze Doffirung — ier⸗ 429 Ueber den praktiſchen Hiernach ſchlaͤgt man die ganze Doſ⸗ ſirung mit einem runden Schlaͤger, Schlag bei Schlag, uͤber, dadurch werden die Soden ſo in einander getrie⸗ ben, daß nicht eine einzige Fuge zu ſe⸗ hen bleibt, und die ganze Doſſirung ſich wie ein Grasanget dem Auge dar⸗ ſtellet. Nun ift die Befödung fertig, nur wird noch mit platten Schlägern die ganze Doffirung tüchtig nachge— klopft, bierzu nimmt man aber die Zeit in Acht, da es regnet, oder in der. es wenigftens feuchtes Wetter iſt. $ 51. Die Jahrszeit, in der eis ne Beſoͤdung vorgenommen werden muß, ift das Frühjahr oder der Anz fang des Herbftes. Der Sommer fo wenig wie der Winter ijt diefer Ar⸗ beit angemeffen. Die Hiße des Som: mers trocknet die Soden aus, und verhindert, daß fie Wurzel fchlagen und begruͤnen. Der Froft im Win: ter Drücker fie gar nieder, Die gemaͤßig⸗ te Wärme des Frühjahrs und Herb: ftes aber ift einer Befödung am zur träglichften. 6. 52. Schließlich wuͤnſche ich nun noch dem deichpflichtigen Lanpmanne Waſſerbau an Fluͤſſen. 430 die Ueberzeugung, daß die Erhaltung feines Deiches eine feiner größten Pfichten ſey. Nicht fein eigenes Wohl allein, fondern auch das Wohl aller derjenigen, die wie er, ihre Aek— Fer und Habfeligfeiten dem Schutze der Deiche anvertrauen müffen, beru: het in der guten Erhaltung jeder einz zelnen Deichflage. Wie Gewiſſenlos ift es alfo nicht, darin nachläßig zu feyn, und dadurch über eine ganze Ge gend Unglück und Noth zu bringen, So viel noch über den praftifchen Wafjerbau gefagt werden Fan, fo breche ich doch hier ab, theils um dem tandmanne, für den ich nur diefe uns vollkommene Abhandlung entworfen, nicht auf einmal zu viel zu fagen, theils um in.diefen gemeinnußigen Blättern nicht zu großen Raum einzunehmen. Erfahrungen und Beobachtungen, die zur&rleichterung der drücfenden Deich; laft, und zur Vertheidigung der Deis he, zur Zeit der Waſſersgefahr, dies nen Pönnen, werde ich in der Folge den Strombewohnern, fo wie diefen Auffaß, mittbeilen, Yeber eine Stelle im gıten Stüd des Hannoverfchen Magazins vom 12ten Novemb. 1784. er neulich in das Hannoveriſche Magazin eingerüchte Aufſatz über das Wort: Mienfebenfreund, war mir auffallend, Das Beifpiel von den Krähen ift neu und wizjig, und giebt zum Nachdenken Anlaß. Ich wußte anfänglich nicht, ob ich) der Meinung des Verfaffers beipflich: ten foltee Sch hatte ein Menfchens freund zu feyn für eine große Tugend gehalten, und fand endlich — daß ich recht gedacht hatte, Es Fomt hier darauf an, was inan unter des Menſchenfreundlichkeit = ' e⸗ 431, ſtehe — ? Meiner Meinung nach, iſt fie ein mit den angenehmſten En; pfindungen verbundenes Beſtre⸗ ben, feinen Nebenmenſchen ſo nuͤzlich au ſeyn, als man es ver- mac, felbft, wenn auch eine Auf⸗ opferung deffen, was uns anger nehm ift, damit verbunden ſeyn ſolte. Wenn dieſe Erklaͤrung richtig iſt, ſo iſt die Menſchenfreundlichkeit eine große Tugend, die von unſerer heili— gen Religion fo ſehr angeprieſen wird, Eine Tugend, die es verdient, von einem jeden ausgendt zu werden, und dem, der fie ausübt, zum größten Lobe gereicht. Freilich wird der Name eines Men: fehenfreundes oft mißbraucht — das gefteh ich gern. Man ift oft geneigt, einen Mann mit diefen Namen zu be legen, der gefellig im Umgange, Haft: frei, und gätig gegen — folche, die es oft nicht bevürfen — ift. Dieſes find freilich zum Theil Löbliche Eigen: Sulingen. Kr ———— 452 fchaften, machen aber niemanden zumb. Menfchenfreund, da nicht ſelten Selbſtliebe die Triebfeder davon iſt. Wenn das von den Kraͤhen genom⸗ mene Beiſpiel paffend feyn folte, ſo müßten Menfchenfreundlichfeit und Sefelligfeit, eins ſeyn; ich bin aber überzeugt, daß es viele Edle giebt, die dieſem Saß widerfprechen werden. Fern von mir fen es! daß ich, ein Chriſt zu ſeyn, nicht für die größefte: Tugend halten ſolte; fie begreift alle andere unter ſich. Dem ungeachtet bleibt die Menſchenfreundlichkeit eine große Tugend, die jeder ausuͤben ſolte, um ſo mehr, da ſie auch ſo wichtigen Einfluß auf das allgemeine Beſte hat. F Wohl dem, der es fuͤhlen kan, wie viele Wonne fie gewaͤhrt! — Wohl: dem, der ein Menſchenfreund iſt. Endlich, verkenne ich die gute Ab; fiht des Heren Verfaffers nicht; er wird alfo gern verzeihen, Daß ich ihm widerfprach. E. v. d. Horſt. Unetdote ger Erzbifchof von Paris hatte ei- — nachher fragte er einmal bei Gelegen⸗ nen Hirtenbeief befant gemacht, heit den Dichter Piron: Haben Sie den eraber, wie man wenigftens glaub: meinen Hirtenbriefgelefen? Nein, — te, nicht ſelbſt geſchrieben hatte. Bald antwortere Piron; aber Sie? 433 434 Samoverifches Prapasi. - 28tes Stüd, Freitag, dem gien April 1785. Briefe über die Belagerung von Gibraltar, an einen Freund in Hannover gefihrieben, (Siche das 24 Stud.) Dritter Brief. nter die größten Merfwürdigfeiz ten von Gibraltar gehören die Hölen womit der Berg durch zogen if. Die größte und am längs sten befante ift die St. George’s Ho: le, welche die Spanier St. Michaels Höle nennen. Ponponius Mela ge denkt derfelben im fechften Eapitel bes zweiten Buches de ſita orbis a), 100 er fagt: „Calpe. Diefes ift er: ftaunend hohl ‚und hat auf der Werft: feite beinahe in der Mitte des Berges eine Defnung ; wenn man im folche bineingebet, findet fich eine Höle, die ſich faft durch den ganzen ‘Berg er: ſtrecket, und in der man beinahe ganz berumfommten Fan.,, Schon im Jahre 1776 reißte mich and drei meiner Freunde die Meugierz de, diefe inneren Schönbeiten des Fel⸗ fen zu ſehen. Ein Soldat des 5gkes Megiments, waccher verfchiedentfich darin geweſen, um Tropfjtein, den er gefchliffen. verfaufte, herauszuholen, dienete ung zum Führer, Durch feiz ne wiederholten Befahrungen diefer Abgründe, hatte er folche fo genau Fennen gefernet, daß er nicht allein die ſehungswuͤrdigſten Stellen fante, ſon⸗ dern auch wußte, wie man die vers fehiedenen gefährlichen Orte am beſten paſſiren konte. Der Eingang zu dieſer Hoͤle iſt, wie Mela ihn beſchreibt, beinahe in der Mitte des Felſen nach Weſten zu 4074 Yards über der Meereoflaͤche gelegen, Der Weg bis zur Oefnung gehet nördlich vom Windmill Hill laͤngſt dem ſteilen Felſen binauf, tft aͤußerſt uneben und beſchwerlich zu er: ſteigen. Etwa 10 Schritte vor dem Eingange der Höfe, it ein Leber Ex bleibſel a) Colpe. Is mirum in modum PODEATUS, ab ea parte, qua fpe&tar accafum medium fere latus aperit, atque inde ingreflis totus admodum pery ius, prope quan- tum patet, fpecus, 435 bleibſel einer Mauer, ſo von den Mauren herzuruͤhren ſcheinet. Defnung der Hoͤle ſelbſt, iſt etwa 7 Fuß hoch und 10 breit. "Sobald wir“ ſolche paſſiret, gingen wir auf einigen 20 Stiegen, die ſo bequem wie eine Treppe ſind, hinunter in den erſten Saal, der ungefihr 30 Fuß hoch iſt, und 80 Fuß im Umfange bat. An dem aͤußerſten Ende deffelben, dem Eingange gegen ber, ift ein von der Natur gemachtes Baffin, das auch in dem trockenſten Sommer noch immer Woſſer haͤlt. Das Tageslicht, wel—⸗ ches einen großen Theil dieſer Hoͤle erleuchtet, entdeckte Unſerm Auge in der vorderen Hälfte verſchiedene Colo⸗ naden und an den Felſenwaͤnden hän: gende Schuͤrzen von Tropfſtein. Die Schoͤnheiten gleicher Art in dem bins teren Theile diefes Gemachs wurden ans erft durch angezindete Lichter ſichtbar. Diefer erfte Raum ift nad) der Oefnung zu ziemlich trocken, im Hintergrunde aber fehr feucht. Aus diefem Raume brachte uns unfer Fuͤh⸗ rer in ein Gemach, das dem mehrger dachten Eingange rechter Hand lag. Diefer Raum ift so Fuß lang, und beinahe eben fo breit. Er. liegt etwa 15 Ruß unter der Oberfläche des er: fteren. Diefe Höfe iſt ungleich trok⸗ kener wie die erfiere, und die Wände derſelben fo wenig, als der Boden mit fo vieler ſchwarzen Erde uͤberzogen. ‚Die Figuren, welche der Tropfſtein bier gebildet hat, uͤbertreffen die er: fteren weit; die Saͤulen haben eine weit tegelmäßigere Form. Die Wän- Briefe über die Belagerung von Gibraltar, Die 436 de find bier mit Cylindern von ver⸗ ſchledener Groͤße überzogen 3 einige laufen in perpendicufairen Linien ner ben einander, andere durchfchneiden fich kreuzweis, und formiren das nieds lichſte Gitterwerk. Dieſe Hoͤle fuͤhrte uns in einen andern, etwa 20 Fuß tiefer liegenden Raum, in welchen wir vermittelſt ei⸗ ner Strickleiter ſtiegene Hier fanden wir den Tropfſtein noch von mannig⸗ faltigeren Farben, wie in den erſteren beiden, ' Einige Eyfinder waren gang kalkartig und von weißer Farbe, auız dere mit Eifer durchzogen und, von roͤthlichen Schattirungen, noch andere waren mit ſchwarzen Adern durchlau⸗ fen. Viele der Cylinder hingen bloß an der Decke feſte, und reichten nicht bis anf den Grund. Verſchiedene ums geheure Tropffteinmaffen fager auf dem Boden abgebrochen herum; und mit einer etwas lebhaften Einbildungs⸗ Eraft konte man fie fiir die Ruinen ei⸗ ner alten Cofonade anſehen. Einige diefer abgebrochenen Cylinder hatten mehr wie einen Fuß int Durchmeſſer. Unfer Führer, dem dieſer Theilder Höle, wie er verficherte, fehon manz chen Peſo duro für die daraus) gehols ten Stuͤcke eingebracht hatte, zerfchlug verfchiedene große Mraffen, und machte uns anf virle Schönheiten diefes herr⸗ lichen Tropfſteins aufmerkſam, die ung ſonſt entgangen ſeyn wuͤrden. Dieſer Raum hatte keinen andern Ausgang, als denzenigen, durch welchen wir hin⸗ ein gekommen waren. Wir kehrten daher * der —— in das vo⸗ rige 437... ige Gemach fur, und gingen in, feldigem auf einem Plano inclinato nach Oſten zu einige 20 Schritte fort, bis wir an ein boch kamen, das etwa anderthalb Fuß body, und eben fo breit war, Unfer Führer befeftigte bier an. einem vor dem Loche fiehenden, etwa 3 Fuß hoben und 6 Zoll im Durch: meſſer baltenden Pfeiler von Tropf: fein, Die go Fuß lange Strickleiter, und warf folche durch die Defnung den Felſen hinunter, der auf der innern von uns abgekehrten Seite ganz eſcar⸗ piret war. Dieſe Oefnung welche ein Paar Fuß tief und von allen Seiten mit dem ſpitzigſten Ausſchuͤſſen von Zropfitein verfeben war, mußten wir suf den Bauche durchfriehen und uns auf das forgfältigfte in Acht neh⸗ men, mit dem Kopfe nicht anzuftof fen, weil die Spigen diefes Steines zum Theil fo fcharf wie Nadeln wa: ren. Sobald wir diefen gefährlichen Eingang paffiret, fahen wir einer Pre zipice entgegen, die auch den uner⸗ ſchrockenſten ftußig machen dürfte, Unſer Führer war auch Bier der erfte und fuhr, bergmännifch zu reden, vor an. Es war nicht der geringfte Zwi⸗ fhenraum von der innern Seite der Defnung bis am die Precipice, fon: dern fogleich mußte man den Fuß auf die Stricleiter feßen. Wäre jemand fo unglücklich Hier auszugleiten und Ren, fo würde er, ehe er auf den oden kaͤme, durch die hie und da bervorragenden fpißigen Maffen von Steinen gewiß zerfleifcht werden. Das Herunterſteigen wurde dadurch nech an einen Freund in Hannover gefhrieben, 438 gefährlicher, weit unfere Schuhe auf dem feuchten Boden der bisher durch⸗ Frochenen Höhlen nicht allein ſchluͤpf⸗ rich ge»0rden waren, fondern, weil auch der Felfen, laͤngſt dein die Strick Seiter. herunter Bing, fehr naß, und zum Theil unter der fenPrechten Linie abgefihritten war. Die Leiter reichte kaum auf die Mitte diefer Preeipice,’ Hier fanden wir einen im Felfen ber findlichen Ruheplatz, der ungefähr zwei Fuß im Quadrat Oberfläche hat, ein gewiß Fleiner Raum für vier Per: foren. Der Felfen ſowohl als diefer Abſatz, worauf wir abwarten mußten, daß unfer Führer die Strickleiter Dis auf den Boden ber zweiten Percipike herunter ließ, war aͤußerſt glatt und ſchluͤpfrich. Mur eine Stelle des ne: ben dem Nuheplage befindlichen Fel⸗ fens war fo befchaffen, daß der zur nächft folhem ftehende fich daran ball. ten Fonte, und mußten wir anderen drei uns an deffen Kleidung feft hal⸗ ten. Nachdem unſer Führer mittelſt eines an ber Leiter befindlichen Strik⸗ kes ſolche fo weit verlängert hatte, daß fie bis auf den nächften Abfag berun: ter veichte, ließ er fich ſelbſt an dem Stricke bis auf die erſte Staffel der Leiter herunter und Zeigte uns ferner den Weg. Beim Herabfteigen, wie auch in den bisher Durchgegangenen Hölen, brauchten wir ficht. Im Heruntergehen von dem eben gedachz ten Abſatze war es, wo unfer Führer einige Lichter wieder fand, vie er vor einigen Wochen, tie er mit verſchie⸗ denen Dffisiers der Oarnifon dieſe Ce Fahrt 439 Fahrt machte, bier vermißt hatte, Es wuͤrde dieſe Geſellſchaft in erſtaunen⸗ de Verlegenheit gerathen ſeyn, wenn nicht einer ihrer Bedienten den voͤlli⸗ gen Abgang von Lichte Durch ein von tngefähr noch bei fich habendes Stuͤck Wachslicht haͤtte erfeßen koͤnnen. Nachdem wir nun eine Precipice von go Fuß herunter geflettert waren, fanden wir noch einige Pleine Höhlen die eben folchen Teopfitein enthielten, wie ich oben befchrieben habe. Dieſe führten uns allmählig tiefer. Bald darauf entdeckten wir ein Gewoͤlbe, das größer war, ale alle die übrigen, die wir noch geſehen. Die Höhe die ſes Gewölbes ift über 100 Fuß, und feine Baſis derfelben proportioniret. Die Seiten ſowohl als der Bogen ſelbſt, ift mit einer fchwargen Erde überzogen, und das Waſſer tröpfelt Yerbft in den Sommermondten, wo es faft gar nicht regnet, unaufhoͤrlich durch, Beinahe in dem Mittelpiinfte diefes Gewoͤlbes war eine ungefähr 3 bis 4 Fuß große Defnung, wodurch das Tageslicht herein fällt. Wie wir in dieſem großen uns einen heiligen Schauder einflößenden Gewölbe wohl einige zwanzig Schritte forrgegangen waren, trafen wir an deſſen aͤußerſten Abhange einen 2 bis 3 Fuß breiten Canal, worin Friftalfinifches Waſſer 6 Zoll tief fortriefelte, - Das Warfer war fo helle und Flat, daß es verfchies dene von uns bewegte davon zu trin⸗ ke, Es ſchien an Guͤte dem Fontai⸗ nenwaſſer auf der großen Parade in der Stadt nichts nachzugeben. Briefe über die Belagerung von Gibraltar, | 448 Diefem Bache links lagein von den beftändig herunter träufelnden Waſſer ſehr glatt gewordener Felfen. Ueber diefen mußten wir wegklimmen, um im eine Höle zu Pommen, die, nach un— fers Führers Befchreibung, alles was wir bisher gefehen, übertreffen folte, Sobald wir ung auf die andere Seite des eben gedachten Felſen verfeßt hatz ten, fo fanden wir linfer Hand einen großen Kaum, der ganz mit ſchwarzer Fledrigter Erde bedeckt war, rechter Hand aber Gegenftände die auch. die lebhaftefte Einbildungskraft ung nicht hätte erwarten machen. Dieſe war ren die fogenannte Kirche des heiligen Georg umd-deffen Kapelle. In dem Theile, welcher mit dent Nas men St. George's:Kirche belegt wird, ift eine Wand, die ganz mit Fleinen und großen Eplindern von weißer Farz be uͤberzogen ift, die völlig einer Orgel ähnlich fehen. Diefe Maffen von Tropfitein ftehen in gehöriger Entfers nung wie die Orgelpfeifen neben eine ander, und find auch fo in Größe ver⸗ ſchieden. Auf dem obern Ende laufen fie in Maffen zuſammen, die den ae möhnlich an Orgeln angebrachten Bew zierungen nicht unaͤhnlich find, Un der Decke diefer Höle hänge eine große weiße Platter Sie ſtehet zwei Zoll vom Felfen ab, und ift mit ſolchem mittelſt einiger Zapfen verbun⸗ den. Neben der ſogenannten St. Ge⸗ orge's⸗Kirche iſt ein kleines viereckig⸗ tes Gemach, das auf der einen Seite den Felſen, und auf den anderen dreien das hiedlichſte Gitterwerk bat, * es 441 fes heißt die Capelle des heiligen Ge: 079. Auf dem Boden diefes eben ber ſchriebenen Raumes. entdeckten. wir den Bach wieder, deſſen ich. oben ger dacht habe. Das Wafter floß an ei: rigen Etellen ganz frei am Tage, an andern war der Canal mit einem zoll: diefen Steine überzogen, der zu Ste gen diente um folches zu pafjiten. Es ſchien, als wenn der ganze Boden Die fes Raums mit Waſſer unterlaufen ſey, weil es nicht nur ſehr dumpfig Flang, wo man mit dem Fuße ftarf fampfte, fordern weil wir auch ver: fehtedentlich Waſſer fanden, wo die Dicke der Maffe es zuließ fie zu Durch: ftogen. Wir befanden uns nun wuͤrklich nad) angefteliten Beobachtungen mit den Barometer 300 Dards tiefer als der Eingang in die Höhle, und fehl: ten nur etwa 107 Yards um bis auf eine Fläche zu fonımen, die dem Mee— resſtrande gleich iſt. Unſer Führer zeigte uns zwar eine Oefnung unweit St. Georges Kapelle, die vielleicht noch weiter fuͤhren koͤnte, ſie war aber ſo enge und mit den Gittern von Tropfſtein verwahrt, daß kein Menſch durchkommen konte. Der Raum dieſes Blattes wuͤrde nicht hinreichen, wenn ich Ihnen mein Freund! alle die Schoͤnheiten beſchreiben ſolte, welche die Natur hier denen aufbehalten hat, welche ſich Muͤhe geben ſie auszuſpaͤhen. Außer den beſchriebenen Colonaden von ver⸗ ſchiedener Form und Gitterwerken, verdienen beſondere Aufmerkſamkeit an einen Freund in Hannover geſchrieben. 442 eine gewiſſe Art von Verzierungen, welche den Fruchtfränzen nicht unaͤhn⸗ lich. ſehen. Die durch diefe Hoͤlen frei durchſtreichende Luft, die ie und da hereindeingenden Sonnenſtrahlen, das ven der oberen Decke dutchſipern⸗ de Waffer, das Klima und die Nähe der See, haben ungemein niepliche. Verſteinerungen zuwege gebracht. Die Säulen, ihre Capitaͤlchen und Piede— ſtals weichen ganz von den Regeln der menſchlichen Baukunſt ab, aber ſind darum nicht meniger ſchoͤn. Nie mirz de ich es mir vergeben, wenn ich nicht dieſe verborgenen Seltenheiten des Felſens von Gibraltar ſelbſt geſehen hätte. Sieübertreffen alles, was auch die feurigſte Einbildungsfraft mahlen fan. Um deftomehr ift es zu verwun⸗ dern, daß nur fo wenige von denen, die fich Fahre lang bier aufhalten, fie zu ſehen ſich Mühe geben. Der Ausbruch des legten Krieges mit Spanien, machte uns aufmerkſa⸗ mer auf die Bortheile die uns der Fel⸗ fen gewährete, als man vorher gewe— fen war, Man fand denn bafd, daß die eben befchriebene St. Georg’s Hoͤle nicht die einzige wäre, ſondern daß der Felfen mehrere dergleichen bombenfefte Räume enthalte, a Unweit den Willif’s: Batterien und mit denfelben in beinahe gleicher Flaͤ⸗ he, liegt eine Höfe, deren Oefnung auch nach Welten gehet. In der Bes lagerung von 1727 und verfchiedene Fahre nachher, lebte darin ein alter Spanier, anf den Fuß eines Einſted⸗ ers. Er naͤhrte fich mebhrentheils von 3 den 343 den am Berge wahfinden Kräutern, und erhielt die Höle von den wenir gen Kleidungsſtuͤcken des Bewohners den Namen Dora Ropa, welchen ihr der General Eliott auch wiederum bei⸗ Tegte, wie ex fie im Jahre 1779 aus⸗ räumen und in eine niedliche Woh⸗ nung verwandeln ließ. Der Tropf flein wurde hie und da weggefprengt, das natuͤrliche Gewoͤlbe mit Dielen ausgefuͤttert, und Die Wände ſowohl als die Decke eines der darin angeleg⸗ gen Zimmers mit gruͤner Boye ber fihlagen. Die Defrung der Hoͤle wurde mit einer dicken Fugelnfeften Hauer werfehen, und ſchmale Thuͤren in felbiger angebracht. Dieſe Höle hing mit einigen unter folcher fiegen: den zuſammen, wohin bequeme Trep⸗ pen angelegt wurden. Es waren aber dieſe Hoͤlen deswegen nicht ſonderlich brauchbar, weil ſie ungleich naſſer wie die vorgedachten Zimmer ſind. Im Jahre 1781 wie das feindliche Bombardement feinen Anfang nahm, und die Einwohner auf ihre perſoͤn⸗ tiche Sicherheit bedacht wurden, ent deckte man an verfehiedenen Drten Hoͤ⸗ len, wo man vorhin Feine vermuthet hatte, Diefe find im Sommer meh ventheils fehr trocken, und wenn fie einen freien Ausgang haben, Daß die gift hineinftreifen fan, nicht befonders ungefund. — In verſchiedenen Theilen der Feſtung bat man fie mit Vortheil zu Cafe: matten und bombenfeften Batterien aptiret. auf der Landfeite, fo viel als thunlich Briefe Über die Belagerung von Gibralfar, Die Abfiht, die Batterien‘ 444 in dem Felſen ſelbſt anzulegen, womit ſchon während der lezten Belagerung der Anfang gemacht worden, wird durch die hie und da ſich findenden Hoͤlen um fo leichter erreicht werden. Don außerordentlichem Mutzen find auch viefe Aüshoͤlungen des Berges für! Bibraltars Bewohner bei den heftir gen Megengäffen im Winter. Gie fangen eine große Menge Waffer auf, and leiten ſolches durch unbefante Ca näfe in die Ser, Dem ungeachtet thun die dann und wann einfallenden . erftaunenden Platztegen Den am Fuße des Berges aglegenen Gärten vielen Schaden, weil fie nicht nur eine Men: ge Sand, fondern ſogar große Steine wit fi) forteeißen. Während meins Aufenthalts in Gibraltar, ereigneten ſich ein Paar mel dergleichen Ueber: fhwennmungen von Sand und Stei⸗ nen, aber fie waren mit dem erſchreck⸗ lichen Wetter in Feine Vergleihung zu feßen, das am zoten Yan, 1766. die Bewohner diefer Stadt in die größte Beftürzung ſetzte. Die beftiz - gen Ströme vom Waſſer, welche ſich vom Berge berabftärzten, wuͤſchen nicht allein Grand und Fleine Steine, ſondern unglaubliche Felfenftäcken mit fih fort. Die in den Ringmauern befindlichen, mit.eifernen Gittern ver⸗ febenen Defnungen waren nit hin⸗ länglich dem Waſſer Abfluß zu vers ſchaffen, und. wurden auch bald von, dem’ herabgefpulten Grande und. der, erftaunenden Menge Hagel, der zu gleicher Zeit fiel, verftopft. Die klei⸗ nen Gebäude wurden zum Theil ganz im - 445 im Sande vergraben, und andere bis an die zweite Etage mit ſolchem um: Heben, Viele Menſchen kamen in ihren Haͤuſern um, und das Gouver⸗ nement gab fett. die Anzahl diefer Ungluͤcklichen auf funfzig an; wie wohl Leute, die diefen Vorfall ſelbſt mit erlebt, den Verluſt der Menſchen ungleich höher: ſchaͤtzea. Der trocke⸗ ne Graben vor dem Suͤdthore war ganz mit Sand angefällt, und die Kanonen, auf den. Batterien vor die fem Suͤdthore bis nah. der Neuen Mo: le, waren ganz im Sande verfanfen. Der Wall zwifchen der Saluting and: White Elsifter: Batterie (längft ‚der Bay) war eingefchoffen, ud hat⸗ te cine Breſche von beinahe 18. Yards. bekommen. Der gerade damals im Campo de Gibraltar commandirende Herzog von Crillon, recognoſcirte den folgender Tag in einem Boote diefe Breſche und andere Schäden, welche die Feftungs- werfe erlitten hatten. — Er-fchlug feiz nem Hofe vor, Truppen vorrücken zur foffen, und von diefer ſich darbieten⸗ den Geles genheit Gebrauch zu machen, in den Befil itz einer Feſtung zu kom— men, die man ſo lange vergeblich ſich beruͤhet hatte mit der Krone, Spa; Auwieder zu erreinigen. Der Ma, drider Hof hielt es Damals zu bedenk⸗ &ch, mit England, dag auf der Spitze feiner Größe war zu bicchen „und rief auch den Herzog von Crillen zur rück, um den englifchen Embaſſadeur in Madrid, der über foichen fehr auf: gebracht war, u befänftigen, an einen Fremd in Hannover geſche ieben. 446 In Gibraltar hat man au, wie in’ der umliegenden Gegend feit einiz gen Fahren verfigiedentlih Erdbeben bemerkt. Beſonders flarf war der "Stoß im Jahre 1773 am rare März, welcher 40 Secunden dauerte. Auch während meines hieſigen Aufenthal⸗ tes verſpuͤrten wir am roten Mai 1777, 20 Minuten nach ı Uhr Nah: mittags zwei Stöße von einem ur beben. Am mehrſten wurde es af dem ſuͤdlichen Theile des Felſen, beſon⸗ ders in den daſelbſt belegenen Suͤd⸗ barracken, von ven Soldaten des Re ginents de Ia Diotte bemerkt. "Die Stöße waren ſo ſtark, daß in der dritten. Etage zwei Bouteilfen von eis nem Tiſche herunter fielem Auch auf den in der Bay vor Anker liegenden Schiffen nahm mar ſolches wahr. Indeſſen waren die Erſchuͤtterungen, welche man hier in Gibraltar bemerk⸗ te, bei weitem ſo ſtark nicht wie in Cadix und andern Orten Andalu— ſiens. Es komt mir ſehr wahrſcheinlich vor, daß die Hoͤlen, womit ter Fel⸗ fen: durchzogen, dee unterirrdiſchen Luft und Dünften einen ferien Aus— gang verſchaffen, und „dadurd Die Erdbeben wariger heftig und Iehener machen. Wie ich im Seiijaßee 2778 nach Cadix kam, und dem damaligen Gau: verneur Girafen von Xerena meine — machte, fo fragte mic) deeſelbe unfer andern, ob wir das Erd⸗ * Erdbeben des vergangenen Jahres ſtark in Gibraltar verſpuͤret haͤtten. Wie ich hierauf erwiederte, daß der Stoß bei uns nicht beſonders heftig geweſen, verſetzte er, Daß es in Ca: Div jo ſtark gewefen, daß die Leute Bereits aus ihren Häufern gelaufen und außerhalb der Stadt ſich begeben wollen. Um indeſſen einem abnli: hen Ungluͤcke wie im Jahre 1755 b), da fo viele Tauſende von dem ausge⸗ tretenen Meere verfchlungen worden, vorzubeugen, babe er ſogleich am bellen Mittage die Thore fehließ fen laflen, ohne dazu von feinem Hofe Erlaubniß eingebolet zu ‚baben. 5) Eadir Tiegt befantlich auf der ſuͤdweſtlichſten Spike der Inſel von Leon, in der 447 Briefe über die Belagerung von Gibraltar, 1, 348 Eine ernſthafte Mine bei diefer Aeußerung des Grafen zu machen, wurde mie un fo ſchwerer, da fein hochteabendes und fteifes Weſen oh⸗ nebin fchon fo viel Lächerliches Hatte Indeffen war mir Diefe Aeußerung vielleicht weniger, wie Ihnen mein Freund! auffallend, da ich wußte, wie eingefchränft Die Gewalt eines fpanifchen Generals ift, der wegen jeder Kleinigkeit an feinen Hof beriche. ten und darüber Verhaltungsbefehle erwarten muß. \ Diefer lange Brief wird Sie wohl eben fo wie. mich. ermuͤdet haben. Ich breche daber ab, und empfehle mich Ihnen aufs befte ꝛc. ; Provinz Andalufien, und hängt wit ſolcher nur mittelſt einer fchmalen Erden: ge, die nur etwa 109 Yards. breit iſt, zufammen. x Diefer Iſtmus iſt nicht mehr wie ein Paar Fuß über der Möreresfläche erhaben. "Nördlich: deinfelben ift die Bay von Eadir, und fhdlich der Decan. Bei denn Erdbeben im Jahre 1755, trat die See von beiden Seiten über- und Famen alle, die fich aus der Stadt dahin geflüchtet hatten, um. Anekdote, Eine erſt kuͤrzlich verheirathete junge Frau, die ſehr galant war, und ſich wenig um Wirthſchaftsangele— genheiten bekuͤmmerte, wolte ſich doch in einer Geſellſchaft das Anſehen eis ver häuslichen Frau geben, und frag: te, da fie von den vielen fehönen Mordlichtern , die im vorigen Winter gewefen wären, fprechen hörte: Hei welchem Lichrzieber diefe Lich⸗ ter zu haben wären? und ob.fie huͤbſch fparfam bremmten? a; . / _ Damon 459 29%: Stuͤck. Montag, den ııtn April 1785. Briefe über die Belagerung von Gibraltar, an einen Freund in Haunover gefihrieben. (Siche das 28te Stuͤck.) Vierter Brief, > g: befuͤrchte, mich in meinem letztern Schreiben zu lange in dem Innern des Berges ver: weilt zu haben, und eile Daher zu def fen Oberfläche zurück, wo noch einige Gegenftände verdienen bemerft zu wer⸗ den. Der verfehiedenen Steinarten habe ich bereits erwähnt, und muß ich nur noch hinzu fügen, Daß bier auch ein fehr pellucider Eleiner ‘Berg: Eriftall gefunden wird, der biefelbft unter dem Damen von Rod» Dia: mond befant if. Er liegt in einem fchwarzen harten Sandfteine, in dem Felſen, uber dem rothen Sande vor dem Suͤdthore. | Der Berg it gegenwärtig ganz Fahl von Bäumen; mie die Englän: der in den Befig deffelben Famen, war der obere Theil deſſelben noch mit Bau: men bedeckt, und gab folgender Bor; fall die Veranlaſſung, ſolche weg zu hauen. In der von den Spaniern im Jah⸗ v re 1704, gleich nachdem Gibraltar verloren gegangen war, unternom—⸗ menen Belagerung, fand fih im fpanifehen Lager ein gewiffer Simon Sufarte, aus Gibraltar gebürtig, der lange dafeldft die Ziegen gehütet hat: te, und jeden Pfad genau Fante, Er fhlug dem die Belagerung commans direnden Marques de Billadarias vor, eine Anzahl Truppen Durch einen an der öftlichen Seite ihm befanten und nach der Spiße, mo das Signalhaus fteher, führennen Pfad zu bringen. Fünf: hundert Mann fanden fich bald freiwil⸗ lig zu Diefer Erpedition an, und ver banden ſich aufdas feierfichfte, mittelſt Nehmung des heiligen Abendmahls, daß fie entweder die Ketzer befiegen, oder fterben molten. Es gelang die: fen dem Commando des Oberſten Fir gueroa anvertrauten Detafchement wuͤrklich, in der Macht die Höhe zu erfteigen, Die Dichtigkeit der vielen Johannisbrotbaͤume diente ihnen, ſich nach der St. George's Hoͤle unbemerkt zu ziehen und ſich daſelbſt zu verſamm⸗ Ff len. 451 len. Um Nların zu verhiiten, brach: ten fie die Wache auf dem Signal haufe um, und erſchienen wuͤrklich, ge hörig formirt, den folgenden Morgen mit Tagesanbruch auf dem obern Theile des Berges, Ein vom den Wiltif’s: Batterien nach der Stadt herunter gehender Tambour entdeckte fie und machte Lerm. Der Prinz von Heffen: Darmitadt fandte ihnen ein Megiment entgegen, welches fie bis an eine unabfteigliche Precipice des Felſen zurücktrieb, Hier blieb nichts übrig, als fich zw ergeben , oder auf der Stelle ihr Leben einzubuͤßen. Der Fanatismus machte, daß fie - das legte erwaͤhlten, und Famen nur ein Paar nah Spanien zurück, um den unglücklichen Ausgang diefes iin: ternehmens ihren fandsleuten erzählen zu Fönnen. Sch babe noch ein Paar alte Einwohner gefant, die’ fich diefes ſchrecklichen Vorfalls mit dem größten Schauder erinnertem, — Befürchten Sie nicht nein Freund, daß es den Spaniern nochmals gelingen koͤnne, von diefer Oſtſeite je wieder fo weit zu kommen. Hiefuͤr hat man zu fors gen gewußt, und alle nur irgend mög- lich erfteiglichen Orte ganz perpendieus fair abgefprengt. Es dürfte vielleicht der Oarnifon von Gibraltar von befonderm Mugen feyn, wenn der Berg noch zum Theil mit Holz bewachſen wäre. Die Son: nenſtrahlen würden des Morgens län: ger abgehalten werden. Im Noth— fall Fönte man dem Mangel der Feu— sung vorbeugen, und im Zeit einer Briefe über die Belagerung von Gibraltar, 452 Belagerung würde ein Vorrath vor grünem, Defonders Reißholze von bie⸗ lem Nutzen ſeyn. Man wendet zwur ein, daß, wenn der Berg mit Holz bewachfen wäre, alsdenn die Nebel und Duͤnſte ſich länger auf demſelben halten, und der Geſandheit der Ber wohner nachtheilig werden Fönten, allein wie weit diefes gegruͤndet ſey, müßte die Erfahrung ergeben. Ungeachtet der Berg fo felfige und trocken ijt, fo find doch an vielen Stellen große Strecfen mir den man⸗ nigfaltigiten und feltenjten Kräutern bewachſen. Der englifche Botanicus, Herr Francis Mafon, der während des amerifanifchen Krieges mit Er: laubniß der Könige von Franfteich und Spanien, das füdliche Amerifa und die Antillen bereifer hatte, und im Fruͤhjahr 1783 nach Gibraltar Fan, verficherte, nirgend einen ſol— chen Schag von den rareften Kraͤu— tern, als. gerade bier, gefunden zur has ben. Nachdem der Regen im Sep; tenıber den Berg wiederum angefeuch: tet hat, fo kommen viele Blumen ber; vor, die den Herbft und ganzen Win; er durch fortdauern. Beſonders im Frühling zeige der Boden feine Frucht⸗ barfeit und bringe ganze Haufen von verfihiedenen Grün hervor, welches zuſammen genonmmen, den niedliche ften Teppich macht. Verſchiedene Stauden und Blumen find herrlich zum Honig, und eine derfelben nenz nen die Spanier auch Honigblume, wegen ihrer Aehnlichkeit mit der Farz be der Bienen, Unter die Produfte des 453 des Berges nehöret der wilde Knob⸗ lauch, welcher auf einem 8 Zoll hoben Stengel eine ſehr ſchoͤne Blume trägt, In den Aushoͤlungen und Spalten des Felſen über der St. Georges⸗Hoͤle und andern Orten giebt es Narciſſen, Sonz quillen, verſchiedene Arten ven Dior ‚fen, Clawellinas, (wilde einfache Nel⸗ fen) Lilien, Schwertliiien mit einer ſtrohgelben Blume, Juncos filveilres, (Cameelkraut) Myrthen u. d. ol. m. Hie und da am Berge zerfireut findet mandie wohlriechendſten Kräuter, als: wilden Lavendel, Thymian, Nosma rin von verfchiedenen, als gelben, gruͤ⸗ ‚nen und ſchneeweißen Blüten, Die Meerzwiebel, (Squilla) Die mit fo vie lem Mugen in der Medien gebraudyt wird, wächft am Berge häufig, be fonders hinter dem Navy-Hoſpital and unweit Williſ's bei der Artille— riewache. Es giebt vier Öattungen derfelben hier. Die hollaͤndiſchen See leute, welche alle Gelegenheiten, um etwas zu verdienen, benutzen, ſamm— Sen folche and fchleppen große Quan⸗ titäten von hier nach Holland. Hie und da ftehet auch noch der fo genannte Kohannisbrotbaum, Siliqua dulcis, Algarrobo bei den Spaniern, und Locus Tree bei ven Engläntern, Er wird 8 bis 10 Fuß hoch, und er: langt diefe Höhe bereits im zweiten Sabre. Geine großen Blätter geben fehr guten Schatten, Die Frucht, welche er trägt, it, wenn fie friſch ift, wollicht, wenn fie aber trocken wien, fiehet fie eifenfärbig und ganz glatt aus, Der Saamen ift in einer an einen’ Freund in Hannover gefchrieben, 454 laͤnglichten Schote eingefchloffen, und enthält jede derfriben 4 oder s Bohr nen, Es Dienet Diefer Locus zum Fut⸗ ter für Pferde, Sıhafe, Ziegen und Schweine Die Aloe Americana aculeata Ma- jor waͤchſt Bier häufig, und fiehet man derfäben alle Jahr eine große Menge im Monat Julius blühen. Huch Fomt die indianifche Feige bier fehr gut fort, und ift es zu verwundern, daß man anf deren Anziehung nicht mehr Sorg⸗ falt wendet, da ihre Frucht doch ein fo bewuͤhrtes Mittel gegen die in der Gar⸗ nifon oft graffirenden Diffenterien iſt. In den Gärten und in den Höfen bei den Häufern werden viele Weinſtoͤcke gezogen, welche die herrlichſten Trau— ben geben. Ehemals war der ganze Berg uͤber dem Wind Mill Hill mit Wein bepflanzt. Der großen Palmbaͤume giebt es bier nur einige wenige. Sie tragen feine Datteln, wie auf der benachbarz ten Küfte der Barbarei, indeffen wir: de e8 immer den Proſpect von Gibral⸗ tar verfchönern, wenn es von mehre: ten fo herrlichen Bäumen geſchmuͤckt waͤre. Der Fleinen Palmen, (Pal- miros) giebt es bier, beſonders auf den Unhöhen, eine erfiaunende Menge, Sie tragen zwar Feine Datteln, in: deſſen ift ihre Kroneroh efbar, Es ſchmeckt folche ſuͤßlich, ift aber wohl etwas ſchwer zu verdauen. Die ar men Einwohner bedienten fich derfek ben auch während der Belagerung, wie Die Lebensmittel fo aͤußerſt Foftbar [2 und 455 und rar waren, Mir war es nicht fo auffallend, wie andern in der Gar⸗ nifon, folche von Menfchen effen zu fehen, indem ich verfchiedentlich in den Gebuͤrgen von Granada die Efel: treiber, (Harrieros) fie zum Fruͤhſtuͤck genießen jah. In den heiffen alles verbrennenden Monaten Julius und Auguſt liefern die Felfen um Europens Spige und Bona Bifta eine erftaunende Menge Meerfenchel (Samphire), der, in Ef fig eingemacht, fich ein ganzes Jahr hält. Er ift fürtreflich gegen den Scorbut, und dabei ein fehr ſchmack⸗ haftes Eſſen. Um ibn zu ſammlen, muß man mit einem Boot an die Fe fen, wo er fteht, fahren. Die Mir be, die ich mir im Sommer 1782 mit einigen meiner Freunde von der Flotte darım gab, belohnte fich fehr in den traurigen Monaten Auguft und Sep: tember diefes Jahrs, wo beinahe nichts Gruͤnes mehr zu haben war. Ich thue der Sache nicht zu viel, wenn ich fa: ge, daß Gibraltar der volfftändigfte botanifche Garten ift, den die Natur hervorgebracht hat, indem man bier drei Bis vier hundert Pflanzen finder. König Philip der zweite fandte bereits im Jahre 1566 einen feiner Botanis ſten hieher, und ließ alle Pflanzen bez fchreiben; ich habe indefjen dieſes Merk in Spanien nirgend auftreiben fönnen. Auffer den Gewächfen, wel: che der ‘Berg uneultivirt hervorbringt, hat man viele Fruchtbaͤume und Gar⸗ tengervächfe hieher verpflanzt, die alle fuͤrtreflich fortko mmen. Die Oran: CH Briefe über die Belagerung von Gibraltar, 456 gen: und Citronenbaͤume wachſen hier zu einer in Deutfchland unglaublichen Höhe. Diejenigen Franzofen, wel ‚He nie aus ihrem DBaterlande und in diefen Gegenden geweſen find, bilden fih ein, daß Frankreich elle Producte Enropens inder größten Vollkommen⸗ beit hervorbringe. Selbſt der un längft verftorbene Naturfündiger und Arzt Darluc zu Aix, welcher: durch feine Hiftoire naturelle de Provence und andere Schriften befant ift, em: pfahl mir, auf meiner Reife nach Tou⸗ lon die fogenannten Jardins enchantes de Hyeres zu beſehen, und fagte, ich wuͤrde hier die Orangenbaͤume in freier Luft von eben der Größe wie in Spas nien finden. Es ift freilich auffallend, wie der Schuß, welchen die hoben Berge diefer Gegend von Hyeres gegen die Nordiwinde geben, das Klima une gleich wärmer als die übrigen Theile von Provence macht, und daß Oran—⸗ genbäume bier in freier Luft fortfoms men; zu der herrlichen Größe wie in Andalufien gelangen fie indeffen nicht, und Fonte ich nicht umhin, auf mei: ner Nückreife durch Air gegen Herrn Darlüc zu Außern, daß folche nur, Zwerge gegen die Orangenbäume in Gibraltar wären. Bon den Bewohnern der zum Theil unerfteiglichen Spigen des Felfen, in deren Defige fie fich auch, wohl im⸗ mer erhalten werden, ich meine von den Affen, muß ich Ihnen um fo mehr etwas fagen, weil es in ganz Spanien gar Feine giebt. Wahr: fcheinlich find fie einftmals von den Mair 4:7 Mauren hieher gebracht worden. Zu verwundern ift e8, daß das heftige Feuer der legten Belagerung fie nicht aus ihren Wohnpläßen vertrieben hut. Befonders im Anfange, mo die Gar: nifon allein feuerte, und die Belage— rer folches nicht erwiederten, hätte man vermuthen follen, daß fie ruhige: re Wohnpläße würden gefucht haben, und zu den Spaniern Hbergelaufen ſeyn wuͤrden. Daß diefes aber wohl nicht der Fall geivefen,, laßt fich Daher abnehmen, weil die Madrider Zei: tung, welche doch nicht die geringfte Kleinigkeit, fo Beziehung auf Gibral: tar hatte, unangemerkt ließ, diefes wichtigen Umſtandes gar nicht gedenft, Diefe Affen find von fehr großer Art, und zum Theil, wenn fie aufge: richtet ftehben 3 bis 4 Fuß groß. Sie find Außerft verfchlagen, weßhalb ih: neu fchwer anzufommen ftehet, und ift es nur höchft felten, daß einer er: legt wird, Sie attaquiren zumeilen Menfchen, befonders, wenn fie ihre Jungen in Gefahr zu feyn glauben, und oft wer: fen fie auch aus bloßem Muthwillen nach den am Berge befindlichen Ar: beitern mit Steinen. Ich weiß ein befonderes Beifpiel bievon, welches verdienet, daß ich es Ihnen mittheile. Sm December 1779 ging ein gewiffer Officier, unweit feiner auf dem Wind⸗ mill⸗Hill einfam gelegenen Wohnung, ganz frühe des Morgens fpaßieren, und warf mit Steinen nad) einem Haufen Affen, den er dafelbft verfam: melt fand. Saͤmmtliche Affen, bis an einen Freund in Hannover gefchrieben, 458 auf einen befonders großen, liefen das von, diefer aber erwiederte nicht allein das Werfen mit Steinen , fondern ging unerfchrocken nach der Wohnung des Officiers zu, als wenn er folchen davon abzufchneiden verfuchen wolte. Der Offieier, welcher bemerfte, daß der Affe ſich nichts daraus machte, wenn er nach folchem mit Steinen warf, und fein Echieggewehr gerade zur Hand hatte, 309 Sich in fein Haus zurück, worauf der Affe fih entfernte. Die darauf folgende Nacht Fam eine Menge Affen auf das Dad von dem Haufe des DOfficiers, und machten eiz nen folchen Unfug, als wenn fie ihn Hleichfam heraus fordern wolten. Dieſe Thiere leben von den am Ber: ge befindlichen Kräutern, oder ihren Wurzeln, wenn die Blätter von der Sonne verbrannt find. Waſſer fin den fie auch im heigeften Soinmer im: mer in den Holen. Sie müffen in großer Menge auf dem Berge vor handen feyn, weil man zuweilen beim Oſtwinde, der fie aus ihren Löchern hervortreibt, wohl vierzig und mehrere zufammen ſiehet. Ungeachtet fie zu: teilen wohl nach Menſchen auf dem Berge werfen, fo find fie doch nicht fo dreift, daß fie den Wohnungen der felden unten am Berge ſich nähern ſolten. Bei den einzeln gelegenen Wachthaͤuſern laffen fie ſich wohl fe ben. Ich erinnere mich, daß einmal ein Affe mit Tagesanbruh in die Europa Adwance Wache gekommen, und das noch übrig gebliebene Effen aus dem irdenen Topfe eines Golda: f3 ten 459 gen zu fich genommen hatte, Wie die Leute erivachten, fanden fie, daß er den Kopf in den Hals des Topfes dermanf fen hineingedrängt hatte, daß er ih von ſolchem wicht wiederum los ma⸗ hen konte. Die Soldaten glaubten Den Affen fo gut wie gefangen, ebe fie ‚aber noch Bie Thür der Wachtſtube zu anachen konten, zerfehlug der Affe den am den Kopf habenden Topf und lief davon. Es giebt auch auf dem Berge Sta chelſchweine, fie find aber fehr rar, amd babe ich nur einmal im Jahre 41779 ein Paar verfelben gefeben, Ihr Fleiſch ſoll ſehr ſchmackhaft ſeyn. Bon Wildprett liefert der Berg nichts, wie einige wenige wilde Caninchen, Rebhuͤner und Becaſſinen. Die Jagd wird immer gehegt, weil die er⸗ ſtaunende Menge Jaͤger ſolche in kur⸗ zem bald ganz ausrotten würde. Das Gefluͤgel ift ‚bei weitem nicht jo man⸗ nigfaltig, wie in dem benachbarten Campo de Ean Roque. Ungeyiefer, als Eiderſen, Schlan⸗ gen, Scorpionen und Ciento pies L Hundertfüßler) giebt es in erſtaunen⸗ der Menge, Unter den Eiderfen giebt 88 einige die mit dem Schwanz 3 bis 4 Fuß lang find. Sie haben viel Aehnlichkeit mit dem Croconill, nur dag ihr Maul im Verhaͤltneg mit dem Kopfe nicht fo groß if. Diefe und die Schlangen find unſchaͤd⸗ ih. Der Scorpionen , giebt es zweierlei, einige bie in den Käufern fih aufhalten, und andere die ihre Wohnung ‚gewöhnlich im Felfen ba: Briefe fiber die Belagerung von Gibraltar, 460 ben. Der Erich der Teßtern, oder der ſo genannten Roek⸗Seorpions, iſt ſehr ſchmerzhaft, indem er den Theil, worin er fein Gift gelaffen, erſtaunend auf fhwellen macht. Daß er tödelich fen, davon" weiß ich Fein Erenpel, Das Gift der Ciento pies iſt noch ftärfer wie der Rock: Scorpions, Man ift der unangenehmen Gefelffchaft diefer Thiere auch in den Häufern ausgefeßt, zumal, wenn manin Sommer, wie es nicht zu andern ftchet, bei offenen Fenſtern fchläft. * Da die Fiſche, welche in der Bay und um den Felſen gefangen werden, auch eine vorzuͤgliche Stelle in der Naturgeſchichte von Gibraltar verdie⸗ nen, fo will ich ſchließlich derſelben ge denfen. Die Menge und Mannigfal⸗ tigfeit. der Fifche, welche diefe Gewäf fer liefern, erweckt Erſtaunen. Die alten Einwohner verſichern zwar, daß die Bay fonft ungleich fifchreicher wie gegenwärtig, da ſie nicht fo haufig be fahren wurde, geweſen. Sehr merflich nahmen fie während der Ießten Bela: gerung ab, da fie wahrſcheinlich durch die von Zeit zu Zeit auf der Bay vor: fallenden beftigen Kanonaden ver ſcheucht wurden. Folgendes Verzeihnig mag Ihnen mein Freund! eine dee geben, wie fifchreich diefe Gewaͤſſer find, und doch Fan ich folches nicht für ganz vollftäne dig ausgeben, weil es viele Fifche ge ban Fan, welche mir nicht befant wor: den find, Es giebt Hier Stoͤhre; Hipocan⸗ chus, oder Seepferde; Breams, rothe und 461 an einen Freund in und ſchwarze; Sardellen; Sardinias, ein Eleiner wohlfchmecfender Fiſch, be: fonders wenn er gebraten wird; See⸗ forelfen,; Meernadeln ; Stinte; Schot: len; Meerbutten; Zungen, die nad) dem allgemeinen Urtheile die delicate: ften Fifche diefer Gewaͤſſer ſind; Meer: harfen; Meerbrafen, (Hike bei den Engländern,); Kablian; Fleine und große Aale, die zuweilen 3 bis 4 Fuß lang find, und babe ich einen derſel— ben gefehen der 4 Fuß 7 Zoll lang war und 17 Pfunde og, ja es foll dreißig Pfund ſchwere Yale bier ge ben. Plattgefhwänzte Seefchlangen ; gefprenfelte Seefchlangen ;tampreten ; Jaͤger (Rangers,); Makrellen; foge nannte alte Weiber; Redfiſche. Hanen (Sharks, ) finden ſich auch in der Bay und werden denjenigen, welche fich heim Baden zu weit vom Lande wagen gefährlich. Ferner fange man hier den Sohn Doree, einen fehr wohl ſchmek— enden Fiſch; Roggen; Seehechte; Bugas; Nordcap; Krebſe; Granat; Hummers; Krabben; Salmonertes; Galena de la Mar; Bonitos, eine Art Thunfiſch; Chernas, eine Art Lachs; und den fogenannten Dintefifch, der eine fchrwarze Materie im Kopfe enthäft, womit Diejenigen, welche ihn ohne Vor; fit zerlegen, oft beſchmutzt werden, In der fogenannten Catalan- Bay, an der öftlichen Seite des Felfen, Wird auch dann und wann der Tor: Hannover geſchrieben. pedo, wovon die Alten erzählten, daß er durch fein Berühren ein Schiff in feinem Cours aufhalten koͤnte, ge fangen. Ich babe ihn nie anders als todt gefehen, und hat er alsdann nicht mehr die Kraft, Daß man durch das bloße Berühren defielben einen Stoß empfindet, als wenn man eleftrifiret würde, Verſchiedene meiner Freun— de ‚die diefen Fifch lebendig gefangen, hatten indeffen diefe Wuͤrkung in aller Maage gefühlt. Auch giebt es um Gibraltar Wall: fifche von beträchtlicher Größe, Im Jahre 1778 unternahm ein Amerifas ner diefen Fang und gewann dabei anz _ febnlich. Wie groß diefe Waltfifche find, koͤnnen Sie daraus abnehmen, daß ein gemifferholländifcher Schiffer Eapitain May, in einem 40 Kanonenz Schiffe, unweit Gibraltar, einen fol hen Stoß von einem Wallfifche ber Fam, dag eranfänglich aufeine Sand banf gerathen zu feyn glaubte. Sees fohildfröten werden auch dann und wann bier gefangen. Dasjenige, was ich in diefem und meinen vorigen Briefen über Gibrak tar gefagt habe, ſchien mirnöthig, der Gefchichte feiner Belagerung voraus: zufchiefen, Es bleiben mir noch eimiz ge Bemerkungen zu machen übrig, welche ich Ihnen nächftens mittheilen werde Sch empfehle mich unterdeffen auf das Beſte ıc, 462 Vom 463 Wr 464 Dom Stechayfel-Saamen, eine traurige Geſchichte. u Ende des vorigen Jahrganges A) diefes Magazins, erzählte ich die Leichenoͤfnung eines ſehr robuften Manz nes, der durch den Genuß der Stech— aͤpfelkoͤrner (Sem. daturz) fein Leben auf eine traurige Art eingebüßt hatte, Meine Abficht war, vorzüglich Obrig: Feiten, Seelforger und Aerzte auf diefe giftige Pflanze, die vorzüglich in den niederen Chur: Hannoverifchen Pro: pinzen, von dem Landmanne haufig kul⸗ tivirt, und bei Menfchen und Vieh fehr ftarf von ihm gebraucht wird, aufmerf ſam zu machen, fo wie auch, die Apo— thefer vor der fo leichten Bermechfe: Yung der ſchaͤdlichen Saamen des Stech⸗ apfels, mit denen der Nigella ſativa, die uns, von Thuͤringen her, ſehr ſtark zugefuͤhrt werden, zu warnen. Hat die Stechapfelpflanze einmal in einem lockern Boden Poſto genommen, ſo iſt ſie ungemein ſchwer auszurotten, wenn man nicht vor dem Reifwerden der Saamenkapfeln darauf bedacht if. Nur eine Saanenfapfeldarfauffprinz gen, ſo wird eine fo große Menge Saa; men auf dem Boden zerftreuet und von den Winden weiter verbreitet, daß im folgenden Sabre der ganze Garten wie: der voller Stehäpfelpflangen ift. Sch erfuche daher Obrigfeiten, Geiftliche und alle Menfchenfreunde, ja recht dar: auf zu fihen, daß das Auscotten diefer ſchaͤdlichen Pflanze, noch vor ihrem Reifwerden, welches im September er: folgt, geſchehe. Die Arten des Mies; brauchs der Stechaͤpfelſaamen find doch wahrhaftig erſchroͤcklich und haͤufig ge⸗ Diepholz, in Dec, 1784 ng. Aber leider bleiben folche Ereig: niſſe meiftens verschwiegen, oder wer⸗ den vertuſcht. — Im vorigen September hatten wir zu Drebber abermals einen traurigen Vorfall, den ich Fützlich nur erzählen will, da ic) bei einer andern Gelegenz heit, mehr Intereſſantes für Aerzte, da: von fchicflicher werde fagen koͤnnen. Um zwei Uhr Nachmittags pflückten zwei Kinder, das eine von eilf und das andere von anderthalb Jahren, von dem im Öarten häufig wachfenden Stech- Apfelfaamen und fleeften davon, aus Spielerei in den Mund. Das ältefte Kind fpie den Saamen gleich wieder weg, und blieb gefund, Das juͤngſte aber ſchluckte ihn herunter. Es erfolgte zwar Erbrechen, allein, nach zwei Stunden befand ſich Doch das Kind in fo weit wie: der hergeftellt, daß es Semmel mit Mich aß. Gegen Abend aber wurde das Kind recht fehr krank, bekam Com vulſionen, darauf Schlaffucht und ſtarb in der folgenden Nacht. - Bei der Befichtigung fand ich den Unterleib fehr aufgetrieben und grünz lich ausſehend, und der ganze übrige Körper hatte eine gelbfüchtige Farbe, An den Geburtstheilen war Fein Sch: ler. - Der Magen und die dünnen Ein: geweide waren ſtark entziinder und hie und da brandig. Die Zortenbaut war wie abgeloͤſet. Wir fanden im Magen und den dünnen Daͤrmen wohl 50 Stechaͤpfelkoͤrner, die aber alle weiß und unreif waren, So viel, D.®. Ch. G. Wedekind, Landphyſicus der Grafſchaft Diepholz. Hannoverifches Magazin zotes Stud, Sreitag, den Isten April 1785, Briefe über die Belagerung von Gibraltar, an einen Freund in Hannover gefchrieden, (Siche das Fünfter Brief. In meinem erſten an Gie abge: $ laffenen Schreiben habe ich be: merkt, daß die mehrſten Ein: wohner von Gibraltar, nachdem es von den Engländern im Jahre 1704 erobert worden war, folches verließen. Bei der bald darauf im Jahre 1727 wiederum abfeiten Spa: niens unternommenen Belagerung, entfchloffen fich noch viele alte Fami: lien, die ihre Ländereien in der benach: barten Gegend Liegen hatten, und wel: he der Madriver Hof einzuziehen drohete, ihren bisherigen Wohnfiß zu verlaffen. Diefe Auswanderungen mußten, wie Sie leicht denken fönnen, den Ort fehr entwölfern, und auf der anderen Seite das britifche Miniſte— rium auf Mittel denfen machen, die fen Abgang zu erfeßen. Schon in ben erften Jahren der Regierung der Königin Anna wurde Gibraltar zum Freihafen erklärt, und verordnet, daß Fein ZoM oder andere Abgabe, von welcher Urt fie auch fey, von irgend 29° Stüd.) einigen Schiffen und Fahrzeugen, oder von deren Fracht, Kaufmanns: und anderen Waaren, wie auch Pror vifions, fie mögten ein oder ausgefuͤh— tet werden, genommen werden, fon: dern im Gegentheile alles frei feyn ſolte. Diefe bereits am zten April 1706 durch den damaligen Gouver— neur Oberften Roger Elliot in Gibral: tar öffentlich befant gemachte Decla⸗ ration, und die ohnehin fo vortheil⸗ bafte Lage des Hafen an dem Eins gange in die mittelländifche See, ber fonders bei dem in der erften Hälfte diefes Jahrhunderts fo anfehnlichen englifchen Handel nach der Levante, veranlaßte verfchiedene große englifche Kaufleute fich hier niederzulaffen. Die mannigfeltigen Nabrungszmweige, wel: che durch den immer zunehmenden Handel entftanden brachten nicht al lein viele feute aus England, fondern felbft aus Spanien, dem Genuefifchen Gebiete, den übrigen Provinzen Sta liens, aus Frankreich und andern Län: dern hieher. Gg Die 6 467 Die Spanier machten ſchon vor der Belagerung von 1727 dem hiefiz gen Gouverneurs den Vorwurf, daß fie die Juden mit offenen Armen auf nehmen, da doch im ro'*" Artikel des Utrechter Friedensſchluſſes feftgefeßet waͤre, daß es keinem Juden oder Mauren erlaube ſeyn ſolte, ſich in Gibraltar niederzulaſſen, Sie waren freilich wohl fuͤr ihr Intereſſe weit nuͤtzlichere und wuͤnſchenswuͤrdi—⸗ gere Unterthanen, als die freien Bri⸗— ten, die ſich nicht als ein Schwamm beftändig wolten ausdrücken laffen. In die Frage, ob Juden überhaupt einem Staate nuͤtzlich, oder ob es be fer fen, dirfe Nation nicht zu dulden, iſt meine Abficht nicht mic) einzulaf fen, ich rede nur davon, ob es gera; then war, fie in Gibraltar aufzuneh: men. Die mebrften Yuden,. welche fih bier aufhalten, ſtammen aus der Barbarei ber, einige wenige aus Eng: land und Italien. Sie nähren fi, wie in den mehrften anderen Staaten von Europa, vom Eleinen Handel, ei: nige wenige unter ihnen treiben das E chufter- und Schneider: Handwerk. Eie haben mehrentheils aͤußerſt zahl⸗ reiche Familien. Ihre Kinder pflegen auch nicht auswärts ihr Brod zu für ehen, fondern bleiben wie die Aeltern auf der Fleinen Oberfläche des. Tel fen. Diejenigen, welche handeln, kaffen ihre Waaren nicht im Ganzen us. der erften Duelle kommen, fon: dern nehmen fie von den hiefigen Kauf leuten, ‚welche zum Theil felbft im Derailfe handeln. Diefe geben ihnen Briefe über die Belagerung von Gibraltar, 468 ‚die Waaren gewöhnlich 3 bis 4 Mo: nate auf Credit. Um folche Ios zu werden, müffen fie.oft die Waaren für den Einfaufspreis, oder gar darunter losfchlagen. Wenn der Bezablungs: termin herannahet, fo ift das für die auf Credit genommenen Waaren ge föfete Geld zum Theil auf die Erhal— tung einer zahlreichen Familie ver: wandt, und wird alfo bei einem ande: ven Kaufmanne wiederum Waare auf Credit ausgenommen, folche verkauft, und ber erftere mit dem für die zuletzt erborgten Waaren gelöfeten Gelde be: friediget. Dieſes dauert gewöhnlich einige Sabre und fo Tange, als der Jude Credit findet, und will man anz gemerkt haben, daß fait die mehrften Juden alle vier Jahre banguerot mas chen... ch babe felbft verfchiedene gez Fannt, Die bald Handelsleute bald Bettler waren. Das einzige, worin fie der biefigen Garnifon vortheilbaft zu ſeyn fcheinen, ift, daß fie zu dem Handel mit den Mauren in der Bar: barei, wegen ihrer Kenntniſſe der ara: bifchen Sprache, gebraucht werden, Gerade aber diefe Eorrefpondenz, wel⸗ che fie mit den Juden in der Barba: rei unterhalten, ift auf gewiffe Weife der Feſtung fchädfich, inden fie ber ftändige Spions abgeben, und alle die Garnifon betreffende Nachrichten mit: theilen. Die Eonful3 der europiiz fhen Mächte in ver Barbarei bedie— nen fich auch der dafigen Juden in ihren Unterbandlungen mit dem Kaiz fer und den Baſchas. Es wuͤrde aber weit beffer gerathen ſeyn, wenn die Com 469 Eonfuls, junge Leute die manrifche Sprache Ichren ließen, und durch die: fe ihre Gefchäfte betrieben, weil die Juden nicht felten ungetreu verdoll: metſchen. Von welchem Nutzen in Zeit einer Belagerung ſie ſind, ſolches haben wir in dem letzten Kriege geſehen. Ein einziger Kanonenſchuß bringt ſie aus aller Faſſung, und kan machen, daß ſie, ſo ſehr auch ihr Herz ſonſt an den Gluͤcksguͤtern dieſer ſublunariſchen Welt haͤngt, doch lieber alles verlau: fen, als mit irgend einiger Gefahr ihres Lebens ihr Vermögen zu retten füchen folten. Cie zu bewaffnen ift mit ihrem munderlichen Grundfaße, daß fie nicht cher Waffen tragen duͤr⸗ fen, bis ihr Reich wieder hergefteller, völlig incompatibel. Zur Arbeit an den Feſtungswerken, zur Zeit einer Bela: gerung, find fie iheils wegen ihrer durch: aus ſchwachen und elenden Körper völ- lig ungefchiekt, theils deswegen nicht zu brauchen, weil fie ohne eine Dabei geftellte ftarfe Reſerve von Soldaten, nicht würden bei der Arbeit gehalten werden koͤnnen. Sie werden mir befter Freund! ger gen dasjenige was ich oben gefagt habe, vielleicht eintoenden, daß in der legten Belagerung ein Jude als Sol: dat freimdillig gedienet, und auf den ſchaͤrfſten Poſten fein teben für fein Baterland gewagt habe. Diefes ift wahr, allein, diefer brave Haſſen war völlig von allen Vorurtheilen feiner Nation frei, und hatte durch den lan: gen genauen Umgang mit verfchieder an einen Fremd in Hannover gefhrieben. 470 nen Englaͤndern ſolche hefdenmüthige Grundfäge eingefogen, die ihn zu die: fer Unternehmung anſpornten. Gie wiffen, daß in Spanien gar Feine Juden gedufder werden; wenn daher, ein Jude mit der Strafe der Vermeis fung: aus der Garnifon befege wird, fo bringt man ihn nicht atıs dem fand: thore, denn diefes hieße ihn dem Schei⸗ terbaufen der Inquiſition zufuͤhren, fondern er wird aus dem Waſſerthore gebracht, und muß ſehen, wie er auf einem Schiffe wegfomt, Ein ſeltſameres Gemifche von Leu⸗ ten, wie Gibraltar in feinen Bewoh⸗ nern aufſtellt, erift man wohl nirgend _ an. Man hört in diefem wuͤrklich Fleinen Bezirke, befonders in Frie— denszeiten, alle möglichen Sprachen Europens und der Barbarei reden. Die englifche und fpanifche find die Hauptſprachen, und werden in diefen beiden auch alle öffentlichen Placate zugleich abgefaßt. Die alten fpaniz fhen und andere nicht englifche Fa: milien lehren ihre Kinder erſt die fpanifche, und etwa im zwölften oder vierzehnten Jahre die englifche Spra- che, woher es denn auch rühret, daß fie ſehr felten eine gute englifche Aus— fprache erhalten. Um ein Gemäfoe von den hieſigen Einwohnern zu haben, fo ftelfen Sie fich die erften Anbauer des alten Noms vor, Die englifchen Familien und eini⸗ ge alte fpanifchen Familien ausgenom; men, fo haben die mehrften ihr vori- ges Vaterland, entweder aus Dürftig: feit, oder weil fie mit der Criminal⸗Ju—⸗ 69 2 fig 471 ftig brouilliret waren, verlaffen. Schr viele Genuefer und andere Italiener fehen Gibraltar, nachdem fie in ihrem Baterlande geraubt und gemordet ha⸗ ben, für ihr Aſyſum an, Dieſe Leu: te, welche fich gemeiniglich mit fehr wenigem zu behelfen wiſſen, machen oft in kurzer Zeit ein anfehnliches Ber: mögen. Gie fangen gewöhnlich da: mit an, daß fie als Knechte oder Tage löhner dienen. Wenn fie hierbei et was gewonnen, fo legen fie entweder einen Eleinen Handel an, oder fuchen vom Gouverneur die Erlaubniß zu erhalten, einen Wein: und Rumſchank anzulegen, Gluͤckt ihnen das Ießtere, fo find fie gewiß, in Furzer Zeit ein anfehnliches Bermögen zu gewinnen. Nachdem ich Ihnen gefagt, daß der größte Theil der biefigen Einwoh: ner aus Leuten zufammen gruppitet ift, Die einzeln vielleicht ſchon eine ganz je Stadt oder Gegend in Schrecken "gefeßt haben, fo werden Sie wohl ver; mutben, daß es um die öffentliche Si: cherheit bier fchlecht beftelft fen. - © rade das Gegentheil. gend ſicherer ſeyn als hier. Daß der Charakter dieſer Leute durch ihre Ver: feßung anf Calpe umgefchaffen werde, alaube ich zwar nicht, allein, die Ger legenheit ihren Unterhalt bier leichter - als iraend anderswo zu finden, der enge Bezirk von Gibraltar, wo Ber: brechen nicht lange unentdeckt bleiben, die Unmöglichkeit zu entkommen, be fonsers aber die firenge und prompte militairifihe Yuftiß, macht, daß fie ihre boͤſen Neigungen unterdruͤcken, Briefe über die Belagerung von Gibraltar, 472 und ordentliche, wo nicht ‚gute Bir ger werden. In dem langen Zeitraume vom Sabre 1705 bis in die Mitte des Jahres 1779, hatte Gibraltar nur einmal, nemlich im der Belagerung vom Fahre 1727 das Ungemach des Krieges gefühlt. Diefe Belagerung dauerte nicht allein nur wenige Mo: nate, fondern zog auch den Einwoh: nern fehr wenigen Nachtheil zur, weil die formidabele hieſelbſt ſtationirte englifche Flotte ihnen die Zufuhr von allen Lebensmitteln hinlänglich ver: fehafte, und die Spanier durch ihre regulaire Belagerung der Stadt nur ganz unbeträchtlichen Schaden zufüg: ten. Sn der legten Belagerumg ver: hielt es ich ganz anders, indem die Krone Spanien ihre Feindfeligfeiten nicht fowohl gegen den Staat, als gegen die Einwohner von Gibraltar durch ein frucht und zweckloſes Bom⸗ bardement ausübte, Seitdem Jahre 1727 bis zu diefer leßten Belagerung, e⸗ genoß Gibraltar einer ftolzen Ruhe, Man Ean nir⸗ und war zum Theil Augenzeuge von _ jenen großen Netionen die Britannteng Seemacht aufdie höchſte Spige brach: ten. Der fiegreiche Fortgang der britifchen Waffen im fiebenjäbrigen Kriege, hatte einen auferordentlichen Einfluß auf den Wohlſtand von Gibraltars Bewohner, Unter der unglaublichen Menge Prifen die hier aufgebencht wurden, waren auch ein Paar fvanifche Galleones und Krie gesfhiffe, deren ganze Ladung aus Doblonen und Pefos duros —— 6 473 Es gab während diefes Krieges, Zei⸗ ten, wo diejenigen, welche einige Gui⸗ neas anlegen Eonten, fich unerhörte Vortheile machten Bei der Men: ge der Prifengüter, welche hier meift; Bietend verfauft wurden , Ponte man fich nicht die Mühe geben, die Ber: fhläge genau durchzuſuchen, fondern es wurden folche darnach verfauft, was gerade oben auf lag. Es fügtefich da: ber einftmals, daß ein Einwohner eine Kifte erftand, die dem Anfcheine nach Mufelin enthielt, bei genauerer Durch: fuchung aber fand ſich, daß nur oben auf einige Zoll tief Mufelin lag, der übrige Raum aber ganz mit fpani: fhen Doblonen angefüllt war. Wie fehr vie fiegreichen Waffen Englands auch an diefem Ende von Europa im gedachten fiebenjährigen Kriege gefürchtet waren, Fönnen Gie mein Freund! daraus abnehmen, daß man fich fpanifcher Seits nicht unter: - fand, die gerinaften Feindfeligkeiten gegen die Feflung zu unternehmen, Sie fürchteren im Gegentheile alles Britiſche oder Proteſtantiſche Einwohner an einen Freund in Hannover geſchrieben. 474 von einer Garniſon, die aus zwoͤlf Re⸗ gimentern, ohne die Artillerie beſtand. Wie in der letzten Campagne, im Sabre 1762, ein Artilleriſte eine Kar none aus den fpanifchen Linien, ent weder aus Berfehen oder Muthwillen abgefeuert hatte, fo machte der das fpa- nifche Obfervationscorps vor Gibral: tar commandirende General Don An⸗ tonio Manfo dem Gouverneur der Fe ftung darüber eine Apologie, und ver: ficherte, Daß der Artilleriſte dafuͤr nach⸗ druͤcklich beftraft werden folte, Diefe glückliche Lage und die Reich: thümer, womit Gibraltar gleichfam uͤberſchwemmt war, hatten, wie Sie leicht erachten koͤnnen, einen außeror: dentlichen Einfluß auf feine Bevoͤlke— rung. Befonders in den Jahren von 1770 bis 1778 nahm ſolche zu. Da: mit Sie das Gemifche von Nationen, woraus die hiefigen Einwohner beſte⸗ ben, auf einmal überfeben fönnen, fo will ich das im Februar 1777 aufges nommene Berzeichniß der ſaͤmmtlichen Einwohner bier einrücken: Ueberhaupt. Eingeborne — 220 06 nicht hier geborne 286 * Engliſche und Irlandiſche 13 ) Minorkaner Eingeborne — Roͤmiſch⸗Catholiſche Einwohner An und Savoyarden | Vortugiefen gas 672 , 1832 93 Epani vi — 134 L Sranzofen — 13 Griechen Zn ; — — 2 ingeborne — — 59 Juden JFremde — — 863 Mauren En — — 6. 3209 93 Die 475 Die Anzahl der. fämtlichen Feuer ſtellen, die Barracken und andere oͤf— fentliche Gebäude, weiche von der Garniſon bewohnt werden, ungerech- net, belief fih im Jahre 1777 auf 469. Wenn Sie diefe mit der A: zahl der Einwohner vergleichen, fo toerden Sie gefiehen mäffen, daß der Ort ſehr bevoͤlkert fen, befonders, wenn Sie erwegen, daß viele Haͤuſer nur eine Etage hoch ſind, und zum Theil nicht mehr wie ein oder zwei Gemaͤ— cher enthalten. Der Beſitz der Haͤuſer und anderer Grundſtuͤcke in Gibraltar war ſeit deſ⸗ ſen Eroberung bis in die Mitte dieſes Jahrhunderts aͤußerſt precair. Die Gouverneurs disponirten daruͤber, wie es ihrer Convenienz oder Intereſſe ger maͤß war. Unter dem Vorwande, daß ein Haus zum Quartier fuͤr die Garniſon gebraucht werden muͤßte, nahmen ſie ſolches dem rechtmaͤßigen Beſitzer, gaben es zuweilen zum Schein auf einige Zeit einem Offieier zur Woh⸗ nung ein, und verfauften es nach der Hand an einen andern Einwohner, den es vielleicht der nachfolgende Gou⸗ vernenr wiederum abnahın. Diefen Ungerechtigkeiten ſetzte der hochfelige König Georg der Zweite im Sabre 1749 Ziel, -indem er dem da; maligen Gouverneur, Generallieute— nant Bland, den Befehl .ertbeilte: „Durch eine aus den Staabsofficiers „der Garnifon und den angefebeniten „Einwohnern beftehende Commiſſion „das Recht und den Titel (Right and’ „Title ) derjenigen zu unterſuchen, wel: Briefe über die Belagerung von Gibraltar, 476 „che auf den Beſitz oder das Eigen: „ehum irgend eines Hauſes oder Grund „und Bodens in der Stadt und Gar: „nifon Anſpruch machten, und falls „diefer gegrünvet befunden würde, fol „ches Recht auf beſtaͤndig zu confirmiz „von, — Diefesgefhabe, und wurz de allen, deren Anfprüche die Com: miſſion gerecht fand, fie mogten Pro: teftanten oder Katholiken feyn, ihr Eigentbum confiemirt, jedoch in Anz ſehung ihrer Erben die Einſchraͤnkung gemacht, Daß folche, um diefe Grund: ſtuͤcke zu befigen, entweder Proteſtan⸗ ten feyn, oder wenn fie einer andern Religon zugetdan, in Gibraltar ge boren feyn und wohnen müflen. Es follen auch diefe Grundſtuͤcke nur an Proteftanten -alteniet werden fönnen, worüber indeffen das Gow vernement gegenwärtig weggehet. Zu gleicher Zeit wurde der Grunde zins beftimmer, welcher von jedem Grundftücke gegeben werden folte, und feftgefißt, daß, im Fall die Gebaͤu— de nicht in gebörigem Bau und Beſſe⸗ rung erhalten, und folglich der Grunds zins nicht erlege werden Fünte, als— denn felbige an den König verfallen feyn ſolten. Man fornerte auch felbft twährend ver legten Belagerung von den mehrentheils ganz verarmten Ein: wohnern diefe Abgabe, für Häufer, die vom Feinde herunter gefchoffen waren und nicht mehr eriftirten. Sm Jahre 1776 betrug diefer Grundzins jährlih 9013 Rthlr. in Golde. Seit diefer Zeit vermehrten ſich nicht allein die Feuerftellen , fon: dern "477 an einen Freund in dert es wurde auch diefe Abgabe im Sabre 1778 bei Gelegenheit, da die Garniſon verftärft wurde, umd ver— ſchiedenen Officiers mehr Servies ge geben werden mußte, um ein Viertel erhoͤhet, ſo, daß von ſehr mittelmaͤßi⸗ gen Haͤuſern, die etwa 2 Stuben und 2 bis 3 Kammern hatten, und mo bei ein Hofraum bon etwa 6 bis 8 Fuß im Duadrat war, zwei Gulden Grund: zins monatlich entrichtet wurde. Bor dem fatalen Bombardement fanden faft alfe Leute hier ihr reichli- ches Auskommen. Die mwenigen al ten gebrechlichen und dürftigen Perfo: nen, denn nothleivende gab es gar nicht, wurden durch die von den ver: ſchiedenen Ölaubensgenoffen gemach— ten Armenanftalten ernaͤhret, ja man bewies Charite ohne Ruͤckſicht auf die Religion des Armen zu Achmen. Alte diefe verfchiedenen Nationen leb⸗ ten in der größten Eintracht neben einander, Unfere Hannoverifche Sol— daten bewieſen fich gegen Leute mild: thätig, deren Sprache fie oft nicht einmal verftanden., Bloch immer err innere ich mich mit dem lebhafteften Vergnügen an jene der Menfchlichkeit meiner braven Landesieute fo viele Ehre machende Scene, wie ich in den Bar: racken eines unferer Regimenter eine Anzahl alter Einwohner mit den Sol⸗ daten vermifcht, beim Mittagseffen Hannover gefchrieben. 478 fand. Der Hauptmann v. W. von deffen Compagnie diefe Soldaten ge rade waren, fragte, was diefes für feute wären? Ihre Antwort war: alte Genuefer und Minorkaner, die ihr Alter unvermögend zur Arbeit machet, fie kommen alle Tage hieher, und wir laffen fie miteſſen. Noch einer Gluͤckſeligkeit dieſes kleinen Volkes, kan ich nicht umhin zu gedenken; dieſe iſt, man hoͤrt nie von dem ſcheußlichen Verbrechen, deſſen Begehung der ſchuldigen die ſchrecklichſte Bekaͤmpfung alles ihres Gefuͤhls koſten muß, ich meine von dem Verbrechen des Kindermordes, aber man ſetzt auch nicht das Gefuͤhl von Ehre und Achtung fuͤr ſich ſelbſt mit der Schande in Colliſion, die Hu⸗ renbrüche und Kirchenbußen nach ſich ziehen, Cine Findelhaus-Anſtalt ift zwar in Gibraltar nicht, aber mar hat Doch Mittel die armen unehelichen Kinder wegen ihrer Erhaltung ficher zu ſtellen. Wenn der Mlimentations: punkt Schwieriafeiten unterwerfen ift, fo werden folche arme unfchul- dige Gefchöpfe von derjenigen Ge meinde unterhalten, wozu ihre Mut: ter gehoͤret. \ Er Die abgehende Poft nöthiget mich abzubrechen. Leben Gie wohl und‘ vergeffen Sie nicht Ihren ic, TEE DE ET Etwas 479 VUR 480 Erwas zur Beantwortung der Srage: Iſt die Behauptung des päbftlihen Keibarztes Hieronimus Cardanus gegründet, - daß alle diejenigen, die fein Fleiſch effen, nie von den Wanzen ger | plagt wirden. ©. Hannov. Magaz. im Herbfte 1783. E⸗ befindet ſich in dieſem Kirchſpiel ein Mann, ungefaͤhr von einigen 50 Jahr alt, der von Kindheit an, noch nie Fleiſch oder Fiſche, es mag Damen haben oder zubereitet feyn wie es will, gegeffen bat, weil es feiner Natur ganz zumwiderift, Denn, wenn feine Freunde ohne fein Wiſſen es auch verfucht haben, das geringfte unter folhe Speife zu mifchen, wor: unter es nicht Eenntlich geweſen, iſt es ihm nicht möglich folches zu ver; ſchlucken, wenn ers auch gleich im Munde nicht benterft hat. Darbei ift feine Leibesconftitution groß und ſtark. Ronnenberg. Dieſer Mann verſichert, daß er in dem ſiebenjaͤhrigen deutſchen Kriege in Hannover, Caſſel, Muͤnſter und an⸗ dern Städten, oft in Haͤuſern geſchla⸗ fen, wo Wanzen gewefen, koͤnte fich aber von deren Plage feine Vorſtel— lung machen. Da er aber nicht vers ° mutbet, daß ihm: feine Eartheufer: Mahlzeiten folten folche Vorzuͤge zu: wege bringen, hätte er darauf nicht geachtet, auch er fo wenig wie ich Ge legenbeit haben, daß er-eine Nacht bei diefen Gäften zu fchlafen wagte, Fan man die Behauptung des italid- nifchen Arztes, doch noch nicht fiir . gewiß beftätigen, 5. €. Huxmann, Cantor. Anefdote, re Benedikt den XIV. hatte ein Prälat in Rom die Aufficht über die Reinigung der Straßen. Er war aber fehr nachläßig in feinen Amte, wofür ihn denn der heilige Vater ein wenig zu züchtigen beſchloß. Der Praͤ⸗ lat mußte eines Tages jemanden beſu⸗ chen, der in einer fehr engen Straße wohnte. Der Pabft erfuhr dies, und auch die Stunde, in welcher jener vom Haufe wegfahren würde. Nun rich: tete er es fo ein, daß der Praͤlat ihn begegnen mußte. Wie gewöhnlich mußte diefer aus dem Magen fleigen, um Eniend den Gegen des heiligen DBaters zu empfangen. Er befam was er verlangte, und dann unterhielt ſich der Pabft eine halbe Stunde mit ibm von den unbedeutendften Dingen, toobei der Prälat immer im Kothe lie: gen bleiben mußte. — In wenigen Tagen waren die Straßen fürtreflich gereiniget, EEE 481 Sameverifcies: ches Maghhin. zır® Stuͤck. Montag, den ıgten April 1785. Berzeichniß der Lektionen, weiche zu Sifed im Sommer 1785 gegeben werden follen. m abgewichenen Winterhalben Jahre haben mir bei unferm Paͤdagogio theils angenehme, theils auch, in Ruͤckſicht auf uns ſelbſt, eine unangenehme Veraͤnderung erfah⸗ ren. Wir rechnen znförderft zu jenen, daß unfere Zöglinge durch eifrigen Fleiß und gute Gitten uns Freude gemacht, und in der öffentlichen von uns gehaltenen Prüfung gute Früchte unferer Bemühungen gezeigt haben, Auch daß Erl. Rönigl. Landes⸗ regierung den bisher zum Verſuch hieſelbſt angeftellten Heren le Clerc, nachdem derfelbe fehr gute Proben feiner Geſchicklichkeit im Unterricht in der franzöfiichen Sprache, und feines Eifers gegeben, nunmehro zum or dentlichen Lehrer und zum Lector die fer Sprache gnädigft beftätigt bat. Wir fönnen mit dem beften Grunde auch von ihm erwarten, daß er fich ferner, der uns anverfrauten Jugend nüßlich zu feyn, mit immer gleichem Eifer und Thätigkeit wie bishero be fireben werde, Dagegen ift es ung unangenehm, daß wir den bisherigen erften Colla- berator Herren Mitſcherlich verloren haben, welcher zum anßerordentlichen Profeffor der Philofophie und alten Litteratur nach Göttingen befördert iſt. Da aber diefe Beförderung zu feiner wohfverdienten Belobnung ge reichet; fo muß fein Glück uns berur higen. Seine Stelle ift auch durch die gnädigfte Fuͤrſorge Erlaͤuchter Rönigl. Landesregierung bereits wieder Gefegt, und auf Empfehlung des Herrn Hofraths Heyne, dem ge ſchickten bisherigen Mitgliede des phi⸗ lologiſchen Seminarii in Göttingen Heren Görges anvertrauet worden, welcher gleich nach Oſtern hier antre ten wird, Wir machen nun nach Gewohnheit diejenigen öffentlichen und befondern Lektionen hiedurch befant, weiche im bevorfiehenden Sommer unfern Zoͤg⸗ fingen nach ihren "Drdnungen und Klaffen gegeben werden ſollen. Der Direftor M. Meisner wird in diefem halben Jahre den Vortrag der allgemeinen Weltgeſchichte 2b nad) 483 nach Anleitung des befanten Schroͤk⸗ hiſchen Kebrbuchs befihließen, und alsdann diefe Lektion wieder von neuen anfangen, wöchentlich in drei Stun: den, Dienftags von 3 bis 4, und Mittwochens und Donnerftags von 8 bis 9 Uhr. Die neuere Erdbeſchreibung wird ferner mit der Beſchreibung der Königreiche in Europa fortgeſetzet, nachdem bisher die allgemeine Geo: Hraphie, und Europa überhaupt; und dann befonders die von Deutfchland, den Niederlanden, Helvetien, Frank: reich , Spanien und Portugal vor: getragen iſt. Dienflags in der zwo⸗ ten und Freitags in der erften Nach: mittagsftunde, Sm Bortrage der Philofopbie nach dem Sederfchen Lehrbuch der Logik und Metaphyſik, wird die Bernunftlehre fortgefegt, Dienftags und Freitags in der erfien Vormit— nagsſtunde. Der erſten mathematiſchen Ordnung werden die von Segne— riſchen Anfangsgrüunde der Geo⸗ merrie erflärt, und die Zuhörer ges Abt felber die Beweife auszuarbeiten. Dienftags und Freitags in der zwo— ger Nachmittagsftunde, Der zworen matbenstifchen Ordnung iſt nach dem Sulzerſchen Entwurfder Geograpbie, Aſtro⸗ nomie und Chronologie die mathe⸗ matiſche und phyſikaliſche Geographie gelehrt worden, und ſie wird nun auch mir der Aſtronomie und Chronologie bekant gemacht werden, Mittwochens c Verzeichniß der Lektionen zu Ilfeld. 484 und Sonnabends in der zwoten Mor⸗ genſtunde. Die erſte lateiniſche Alaffe lieſt unter feiner Anleitung die Bes ſchichte des Kivius vom zweiten Puniſchen Kriege curſoriſch, und wird dabei in Ausfertigung lateini⸗ fcher Auszüge und im Sprechen ger übt, Montags, Mittwochens, Don: nerflags und Sonnabends in der letz⸗ ten Frübftunde, Auch giebt der Direktor befon: dern Unterricht in der Friarbemas. thik, und wird diefen Sommer die praktiſche Geometrie, zugleich mit wuͤrklicher Ausuͤbung derfelben auf dem Felde lehren. Der Rektor Paͤtz wied im Vortra⸗ ge der chriſtlichen Glaubensleh⸗ re, womit zugleich die chriſtliche Moral verbunden wird, nach Dom: merichs theologifchen Handbuche fort: fahren, und die Artifel vom Urſprung der Dinge, den Fall der Menfchen und der Sünde, und der Erlöfung durch Chriſtum abbandeln. Montags und Donnerftags von 9 bis 10, In feinen dereinifchen Lektio⸗ nen, die insgefamt ſtatariſch find, und worin er alfe drei Klaffen der Unter: gebnen fuffenmeife unterrichtet, wird er, wie gewöhnlich Der Vorbereitiingsflaffe, nach Schellers kurzgefaßten Tateinifchen Sprachlehre, die Grundfaͤtze und hauptſaͤchlichſten Regeln der Sprache genau erklaͤren, Dienſtags und Frei⸗ tags von 10 bis 11, und dabei, an eben dieſen Tagen von 5 bis 6 Ge⸗— dickens * 485 dickens lateiniſches Leſebuch alſo leſen laſſen, daß die Anwendung jener Regeln beſtaͤndig gezeigt, und den Scholaren gelaͤufig gemacht wird. Mit dieſem Unterrichte iſt zugleich in außerordentlichen Stunden einige Uebung im Lateinſchreiben ver: bunden. Mit der mittlern Blaſſe wird er, nahdem Cicero’s Briefe an Verſchie⸗ dene geendigt find, wieder einige aus: gefuchte Meden deffelben leſen. Mon: tags, Mittwochens, Donnerflags und Sonnabends von ro bis ır. Auch bier wird auf beftändige Anwendung des grammatifchen Unterrichts, den die Uintergebnen vorher in der Vorbe⸗ teitungsklaffe genoffen haben, geſe⸗ ben: fo wie and die injener Klaffean- gefangene llebung im Zateinfchreis> ben in zwo Stunden, Montags und Donnerftags von 3 bis 4 fortgefeßt und erweitert wird, Der obern Blaſſe wird er in drei Stunden, Montags und Donner: ftags von 5 bis 6, und Freitags von 3 bis 4 Cicero's Tuſculaniſche Streitfragen im Yuszuge erklären; und mit eben derfelben Dirgils Bes dichte von der Zandwirtbfchaft Iefen, Montags und Donnerftags von 4 bis 5, und Sonnabends von 8 bis 9, auch am Dienftage von 9 bis Io, die gewöhnlichen lateinifchen Stil» übungen anitellen. Denjenigen unter den Scholaren, die demnächft auf die Akademie zu ge: ben gedenken, wird in einer encpclos pädifchen Lektion eine allgemeine Verzeichniß der Lektionen zu Ilfeld. 486 Ueberſicht von allen Theilen der Ge lehrſamkeit und ihren Zuſammenhang vorgelegt, und dabei beſonders auf die Abgehenden, und die von ihnen ges wählten Studien Nückficht genom— AM » Dienflags und Freitags von 2 ey Endlich wird er Die zur deutſchen Lektüre beftimmten zwo Stunden, Mittwochens und Sonnaben)s von 4 bis 5 dazu anwenden, den Scholar een die Theorie einiger der vornehm⸗ fien Dihrungsarten vorzutragen, und die in denfelben vorhandenen deut⸗ fhen Mufter durch Vorlefung, Zer⸗ gliederung und Erklaͤrung bekant machen. Der Subeonreftor Leopold lehrt die Anfangsgruͤnde der hebräiz ſchen Spradye nad ver Pfeifferis [hen Grammatik, und verbindet damit das Leſen einiger ausgeſuchten Stüce aus den biftorifhen Buͤ⸗ ern des Alten Teffaments, in der Abficht, um die Zuhörer in der grammatifchen Analyfe zu üben: Mitt: wochens und Sonnabends von rı bis 12 Uhr. Der griechiſchen poetiſchen Blaſſe erklaͤrt er die Iſiade des Ho⸗ mer, auszugsweiſe; doch immer mit Anzeige des Plans vom Ganzen, auch Bemerkung und Erläuterung einzels ner, theils fchöner, theils ſchwerer Stellen in den auszulaffenden Stuͤk— fen: Montags und Donnerftags von 3 bis 4 Uhr. Mit der erfken griechifeben Ord⸗ numg lieſet er einige Stücfe aus der b2 Schuͤr 437 Schuͤtziſchen Chreftomathie, vom Dio- nyfius Hahe. Polybius und Diodor. Sie. Dienftags und Freitags von 4 bis 5, und Mittwochens und Sonn: aben>s von 9 bis ro Uhr. Der lateiniſchen Worbereis tungsklaſſe ertheilt er Montags und Donnerſtags von 5 bis 6, und Frei- tags und Sonnabends in den erften Fruͤhſtunden Unterricht. Drei Stun: den davon find einer etwas genauern, grammatifchen Erflärung des Ju— lius Coaͤſar beſtimmt, in’deffen Be⸗ ſchreibung des galliſchen Krie— ges er vom fünften Buch an fortfah—⸗ ren wird, In der vierten Stunde, Eonnabends um glihr dietirt er den Zubörern, einen deutſchen Aufſatz, der auf das erffärte Stuͤck feine Be⸗ ziehung bat, im die Feder, welcher denn fogleich in dem Hörfaale ins ta: teinifche überfeßt und von ihm verbeſ⸗ fert wird. < Anleitung zu Uebungen in allerhand Öattungen deutſcher Auffärge, als’ ‚Briefe, Erzählungen, Schilderungen u. ſ. w. dazu die Materialien theils aus dem gemeinen Leben, theils aus den übeigen Lefrionen und den Pri- varbefchäftigungen der Scholaren ent: fehnt werden, giebt er einem Theil der Lintergebenen Dienftags von 9 bis 10, und Freitags von 3 bis 4. Zugleich träge er die Grundſaͤtze des deurfchen Stils vor, nach der Rhetorik in dem Eſchenburgiſchen Entwurf einer Theorie und Litteratur der ſchoͤ⸗ nen Wiſſenſchaften. Auch werden mit diefen Befchäftigungen Uebungen in der Declamarion verbunden, Verzeihniß der Keftionen zu Ilfelde 485 Die roͤmiſchen Alterthuͤmer bat er im verfloffenen Winter nach Anlei⸗ tung des Grunerfchen Jandbuchs ° bis auf das 7te Kap. des zten Theile, welches von den obrigkeitlichen Pers fonen handelt, vorgetragen. Bon da an wird er fortfahren , und die Zuhoͤ⸗ rer mit dem Übrigen was noch vonder politifchen Verfaffung, dem Kriegs: weſen und der häuslichen Einrichtung’ der Römer zu bemerken ift, befant zu. machen ſuchen; Dienftags und Frei tags in den legten Fruͤhſtunden. Der Eollaborator Brobm wird der mittlern lareinifhen®rdnung die Metamorpbofen des Ovids er⸗ klaͤren. Montags und Donnerftags von 4 bis 5, und Dienftags und Frei tags von 5 bis 6, ——— Mit der mittlern griechiſchen Ordnung wird er in Xenophons griechifeher Geſchichte fortfahren: Dienftags, Freitagsvon 4 bis 5, Mitt: wochensund Soñabends von 9 bis ro. Der dritten griechifehen Klaſſe trägt er die Anfangsgründe der ariechifchen Sprache vor, wobei Gedikens Kefebuch zum Leitfaden dient. Kr In der englifehen Sprache wird er, wie bisher, feinen Unterricht fort eben. ; Der Lektor der franzöfifiben Sprache le Clerc, wird mit der erften Alaffe mechfelsweife einen proſaiſchen Schriftfteller und ei: nen Dichter lefen. Im bevorſte⸗ henden Sommer, wird er in Diefer Ordnung den Belifäire des Marmon- ‚tel, | 439 tel, und die Henriade von Voltaire er: Flären. Zur Uebung aber in der Fer der eine gute deutſche Kömedie, als etwa: Nicht mebr als ſechs Schuͤſ⸗ ſeln, oder ſonſt ein gut dialogirtes Stuͤck außer den Lehrſtunden ins Fran⸗ zoͤſiſche uͤberſetzen laſſen. Montags und Donnerſtags von ıı bis 12. Mit der zwoten Ordnung wer: den die Contes moraux von Marmon- tel, Dienftags und Freitags von 11 bis ı 2 Uhr gelefen, und Bellerts far beln außer den Stunden ins Franzoͤ⸗ fifche überfegt, und von ihm mit der Feder verbeffert. Die dritte Ordnung Tiefer Mitt: wochens und Sonnabends von ıı bis 12 Uhr l’Ecole du mende deg le No- ble, und überfeßt Gellerts Briefe auf gleiche Are, wie die beiden erften Klaffen ins Franzöfifche. Der vierten Örönung wird le nouveau Robinfon erklärt, Montags und Donnerftags von 6 bis 7 Uhr Nachmittags. Und zur Uebung im Schreiben überfeßt diefelbe die Exer- cices des Heren Profeſſor Colom. Die fuͤnfte Ordnung wird in den erſten Anfangsgruͤnden der franzoͤ⸗ ſiſchen Sprache, nad) der ſranzoͤſi⸗ ſchen Grammatik für die Deur- ſchen unterwieſen, und zugleich nach den Principes des Herren Profeffor Co⸗ lom zu Fleinen Uebungen mit der Fe der angeleitet. Dienftags und Frei- tags von 6 bis 7. Auch giebt derfelbe befondern Un: terricht fo wohl im Sranzöfifchen als Italieniſchen. Ver ʒeichniß der Lektionen zu Ilfeld. 496 Der Collaborator Börges lieſet mit der mittlern lateiniſchen Blaſ⸗ ſe die erſte Decade des Livius, nach einer guten Auswahl der intereß fanteften Begebenheiten und beften Erzählungen derfelben, meiftens zwar curforifch, doch fo, daß er fich zugleich verfichert, daß alles von feinen Zuhoͤ⸗ rern richtig verftanden ſey. Dien: ftags und Freitags von 8 bis 9, und Montags und Donnerftags von 5 bie 6 Uhr Nachmittags. Auch giebt er diefer Klaffe wöchenr‘ lich vong bis 9 Uhr Sonnabends ein! deutfche Aufgabe und Ausarbei’ tung zur Uebung im Lateinſchrei⸗ ben vor, welche jeder auf feinem Zim⸗ mer verfertigen muß, und melche er nachmals mit der Feder verbeffert und in der nächften Stunde, bevor eine nene Aufgabe gegeben wird, recenfirt. Der Vorbereitungsklaffe erflärt er den Curtius wöchentlich in 6 Stun: den. Montags und Donnerftags von 10 bis 11, und von 3 bis 4, umd Mittwochens und Sonnabends in der legten Fruͤhſtunde. Es werden aud) in der Schreibe> Eunft, fowohl um richtig, als ſchoͤn fchreiben zu fernen: und in der prak⸗ tifchen Rechenkunſt vom Cantor Liebau oͤffentliche Uebungen gehal— ten. Jene Montags und Donner⸗ ftags, und diefe Dienftags und Treir tags in der zwoten Nachmittcasjtun: de. Eben derfelbe giebt auch beſon— dern Unterricht in beiden Stücken, und uͤbt auch einige in der Doczls Sb 3 mufik, 491 muſik, Montags und Donnerſtags gleich nah Tiſche. Km Tanzen unterrichtet der Tanz⸗ meifter Rudolph. Auch in der In⸗ ſtrumentalmuſik, auf der Beige, Violoncello und Flöte, Der Ean: tor Liebau giebt Unterricht auf der Davidsharfe. Der Drganift Zim⸗ Berzeihniß der Lektionen zu Ilfeld. 492 mermann auf dem Clavier. Der Zeichenmeifter Ritter lehrt das Zeich: nen. Dieſe Lehr: und Uebungsftun: den werden befonders mit einem leid; lichen Lehrgelde bezahlt. Zur Uebung im Zufammenfpies len wird Dienflags und Freitags nach Tiſche Collegium muſicum gehalten. Fragment aus einem Tagebuche. Præcepta fraudis neſcia lubrice Splendore veri pectora roborant. Hac ple&itur culpa æquitate, ut — Sch ward durch 2 = = geftern $ Abends, in den beften Ge danken, — ich habe einige, ich Fan es wohl fchreiben, felige Augenblicke, geftern gehabt — verdruͤßlich. Unfchägbarer Werth eines guten Gewiſſens, — wie es da tröftet, und erfreut, wenn man vorher gefränft ift ıc. Sch war vorher in einer eben fo nöthigen, als nüglichen Unterhaltung mit mir. „Fe diefe Pflichten zu fe ben, (ich dachte mir es fo, wie ich in einer glücklichern Zeit fuͤr meine Be ſtimmung war, ) bedarf man der zärt- Lichften Achtung von fich felbft, und von andern, in jeder Art zu denken, zu reden, und zu feben, Man ift viel empfindlicher gegen Unmärdigfeiten, und Unordnungen, gegen jeden Eleinen Verluſt von Zeit, oder erlaubten, gegönnten, wahren Vergnügen, wenn man gut ift, Man Poena juvet, recreetque damnumt. fennt von dem allen den Werth, den es vor dein hat, den zu fernen, es al: lein werth war, daß man lebte, mehr, als wenn man nicht gut ie Man Eennt, und liebt die Ruhe der Tugend in fih, und andern bei nüßlichen Ge fohäften, und mit den wohlgefälligen Arten, mit welchen fie getban werden, — Die Stille des edlern Wohlſtands, die aller Herzen fanfter, und der Na— tur getrener machen fan, die, die auf das wahre Gute gerichtete Aufmerk⸗ famfeit ftärft, die eben dadurch für, fih, und für die außerdem leidende Redlichkeit auflebende, zärtlichere Fuͤr⸗ forge, die für jedes im Leben genofferte Gluͤck freiere, offenherzige, lebhafte, und wahre Dankbarkeit, die Liebe und Folgfamkeit in dem annoch zarten Al⸗ ter der Unſchuld, und Sorgloſigkeit für gute Anweifungen, gute Einrich: tungen, gute Geſetze, die den Gehors fam auf das ganze Leben lieblich, und vom 493 von alfem Zwange frei macht, nur zur wahren Ruhe und Gtückfeligfeit, zur Wartung, und Unterhaltung der fanf: tern Meinungen, der reinern ruhiger ren Empfindungen zuträgliche Kennt: niß, die man fich beftändig, wenn man gut lebt, erwirbt, jede Unterlaſſung des Unedlen, oder Nachtheiligen in jeder Art. Da folte fih nichts re gen, da folte — Die höchfte Güte res det immer, — wenn wir alle hörten, alle gehorchten, Güte und Treue ein: anber begegnen. Alle dieſe reinen Freuden des kurzen Lebens verderben die, die nicht gut find, fid und an: dern. Wer befchreibt fie? die übeln Arten? Fehler, Lafter, Bergehungen, Uebelthaten, Verbrechen. — Hier, — Hier erfennt man erft Wahrheit und Gluͤckſeligkeit mit einander, und Kie von einander — ich erinnere mich. Damals, — Es war Tugend — da: mals — es war Tugend, damals — und es war Tugend, menfhliche und ohne zu wiffen, daß fiees war. Es war, war Ölückfeligfeit, es war alle: mal Glücfeligkeit. Und da allemal Unruhe, und wer weiß es, wie unbe ſchreiblich viel Ungluͤck, wo unreine, nichtswuͤrdige Abf ten die Gem: ther von allen guten Gedanken, den guter Öedanfen, die fo viel Einfluß in aller, und in eines jeden Vergnuͤ⸗ gen hatten, abbrachten, und eine un: felige Verwirrung, ſtatt der ruhigen, edlen Einfalt zuließen. Alſo eine ein; zige unerlaubte Abficht, mider das Gluͤck und die Ruhe des Nächften, Fragment aus einem Tagebuche. entweder nicht aefant, oder ficht vers 494 abſcheuet! Nenn man auf Schulen weiter nichts, als das, bei den Arbei— ten zur Bildung des Verſtandes und Herzens wählte: jede Abfiche in ung zu entdecken, und unterſcheiden zu ler nen, und jede Art fie zu erreichen, fie oder wider uns, oder andere, bei den fhönen Gelegenheiten zu beiden in den claffifegen Schriften, von welch einem Wetthe, diefe Arbeit? Wer fie alsdann verachtete, verachtete nicht fie, verachtete fich. Aber darzu gehört fuͤr den, der unverdienter Weiſe gewuͤr— dige ward, für den reinern und ge pritfteren Unterricht zu arbeiten, eine Faſſung des Geiftes an jedem Tage, die man nicht ſehnlich, und herzlich genug fich wünfchen Fan. Wer zählt? Wer nennt? Wer fchäßt altes, fo wie alles es verdient, tias ſammen kom⸗ men muß, ſie zu geben, und zu erhal⸗ ten? Kan ich ſie auch nennen? Jede Tugend von deren, mit denen man lebt, trägt, außer der ung eigenthuͤm— lichen Liebe zur Tugend darzu bei, Und man Fan allein durch das Anden— fen an eine einmal empſundene, eins mal anerfante, wahre Erweifung von Gerechtigkeit, oder Freuntfchaft, oder aufgeflärter Guͤte, und Gewogenheit, lange noch, nachdem man ſie zuerſt bemerkte, ſelbſt durch Kraͤnkungen fin⸗ ſter, und bei dem niedeigften Verdruſſe außer ſich ſelbſt, durch die een; Erinnerung zu fih ſelbſt kommen, und wieder heiter werden 16, Dem 495 RG BI a 496 Vom Thaue 9 on ftilfen und heitern Nächten fal⸗ —J len die wenig erhabenen Dünfte, des Abends und Morgens als Thau nieder. Am meiften gefchieher dieſes in niedrigen, feuchten und eingefchlof fenen Gegenden; wenig oder gar nicht in hoben freien Gegenden; nie mals in mwindigten oder wolfichten Naͤchten; felten des Sommers, wo die Luft auch die Mächte duch noch warm bleibt; aber im Fruͤhjahr und gegen den Herbft ift er häufig. Der Thau iſt eben fo wenig reis nes Waffer als das Regenwaſſer; er enthält viele fremdartige Theile, die von allen Körpern, hauptfächlich aber von den Pflanzen ausduͤnſten. Nach Muſchenbroeck gab der deftillirte Thau, außer dem Waffer und Erde, nod) Salz, Del und Schwefel; und nad) einem andern Naturkuͤndiger (ob, Eck Journal de Rozier 1771.) zwei Arten von Säuren, die Salzſaͤure und Salpeterfäure, aus welchen das Königswaffer beftehet, womit man Gold aufloͤſet. Hievon wird der Thau freffend; im der That bleicht er das Wachs, den Flachs und die feinwand, verzehrt Die Farben der Tücher, verbrennt oder zerfrißt viel: mehr Schub und Pelzwerk, ermeicht und reinigt die Körper nicht nur, ons dern verurfacht auch dem Vieh toͤdte liche Bauchfluͤſſe. Auch verbrennt er die Keime und zarten Pflanzen, entweder. durch feine falzigte Schärz fe, oder durch die darauf fallende Sonnenhitze. Wenn er auf den Blättern trocknet, fo macht er den Honigthau, eine Art fehr fchädlichen Roſts, weil er theils zerfrißt, theils die Inftlöcher verftopft, welche der. Pflanze zum Ausdünften und Einſau⸗ gen dienen. Diefe Schädfichfeiten abgerechnet, erfrifcht der Thau, der öligte, geiftis ge, und hauptſaͤchlich vegetabilifche Theile bei ſich führer, die Pflanzen nicht nur, fondern giebt ihnen auch Mahrung, und mit eben diefen Be: ftandeheilen macht er die Erde feucht: bar, (in einigen Erdgegenden vertrit er. die Stelle des Negens). . Dies ift einer von den Hauptvortheilen beim Umarbeiten der Erde: glebas for- cundo rore marita. Der Thau ift fruchtbarer als der Megen, fo wie der Regen fruchtbarer it als gemeines Waſſer. Aus dem neuen Berliner Intelligen blatt. — AEG EDER ET Hannooetiſches d 32tes Stuͤck. Freitag, den 22ten April 1785. Briefe über die Belagerung von Gibraltar, an einen Sreund in Hannover gefihrieben, (Siehe das zo Stuͤck.) Sechſter Brief. ußer dem in meinem letzten Briefe bemerften Grundzins, welchen die Eigenthlimer der Gebäude geben müffen, ift Gibral— tar und deffen Handel auch noch einiz gen wenigen Abgaben unterworfen. ‚ Die bier einlaufenden und zum Anker gehenden Schiffe mäffen, ohne Ruͤckſicht, ob fie ihre Fracht bier aus: faden, oder Güter einnehmen, Unfer: geld, welches aber im Verhaͤltniß mit demjenigen, was in andern Häfen be zahlt wird, fehr aering ife, erlegen. Dieſes Ankergeld ift verfchieden nach. der Gegend und den Orten, woher die Fahrzeuge kommen. ° Ein aus der Levante, als von Smir: na, Gallipoli und den Drten berfom: mendes Schiff bezahlt 6 Peſos duros, Bon diefen 6 Pefos duros befomt der Garnifonhirurgus, für die Unterſu— hung, ob eine anftecfende Krankheit unter den Leuten am Bord herrfiht, 3 Duros, der Prottifmafter ( Hafen: capitain,) für Die Abnahme des Dua- rantaineneides 2 Duros und der Hte wird dem Gouvernement berechnet, Diejenigen Fahrzeuge, welche zwar von Often ber, aber von Feiner groͤſ⸗ feren Entfernung als von Stalien und Algier fommen, bezahlen 2 Durcs, Alle von Weſten oder vonder marokka— nischen Küfte kommende Schiffe geben nur einen Duro Ankergeld. Diefe Gelder werden von dem Prottifmafter an den Generalreceptor der Nebeniten abgeliefert, und erhält erfterer ein Sa⸗ lair von zwei hundert Pfund Ster— fing. Krieges- und Transportfchiffe aller Nationen find von diefer Ab— gabe frei, Str das Einnehmen des Waffers bezahlen Die Schiffe nichts weiter als 3 Realen oder 12 Mar. an den Platz⸗ major, fir die dazu ertheilte ſchriftli⸗ che Erlaubniß. Die einzigen Sachen, welche einer Acciſe oder Zoll unterworfen, find Meine und andere ſtarke Getränke, Dfficiers, Koͤnigl. Bediente, und ans Fi bere dagazin. * 499 dere angefehene Einwohner erlegen, wenn fie Weine zu ihrer Privatcon⸗ ſumtion Eommen laſſen, nur von einer Pipe (Betr) Wein, für die Erfaubniß folche zu landen, 2 Realen, 8 Quar—⸗ 108, oder 10 Mor. Bor der Ießten Belagerung hatte man die Bequemlichkeit, daß man edele Weine, in kleinen Quantitaͤten, von den en gros handelnden Weinhaͤndlern, für einen mäßigen Profit, haben Fon: te, Machher hat die Garniſon die, fes Bortheils entbehren mäffen, in dem niemanden wie den Weinſchen— Fern, oder fogenannten Weinleuten, welche nur geringere Sorten führen, erlaubt ift, damit im Detaille zu han- deln. Diefe Leute und alle Wirthe . müffen von einer Pipe 144 Durosz over 19 Rthlr. 12 Mgr. Acciſe ent: richten. In Friedenszeiten wird es nicht ger ftattet, Brantewein und andere Liz queurs, fondern nur Rum und Arack, die Produkte der oſt- und weftindiz [chen englifchen Befigungen bier ein; zuführen, - Diefe geben eine ſchwere Acciſe von 29 Duros die Pipe. | An Soldaten und überhaupt darf der Rum und Brantewein in der Sarnifon nicht anders ale mit Waf: fer vermifcht ausgefchenfet. werden, Diefes Getränke, oder der fogenannte Ersga, fol aus einem Theile Rum oder Brantewein und 2 Theilen Waſ⸗ fer beſtehen. Wenn eine Befchwerde darüber entftehet, daß diefe beſtimmte Quantitaͤt Waſſer uͤberſchritten fen, Briefe uͤber die Belagerung von Gibraltar, 500 fo wird folches durch den General⸗Re⸗ ceptor der Revenuͤen unterſucht. Gie werden Sich vielleicht mein Freund vorſtellen, daß dieſe Unterſuchung vie len Schwuͤrigkeiten unterworfen, und durch den weitlaͤuftigen chemiſchen Proceß der Cohobation, oder andere Fluͤßigkeitsproben, die wahre Stärke diefes Getraͤnkes heraus gebracht wer; de. Mein, der General z Neceptor hat eine weit Fürzere Methode dies ſes heraus zu bringen. Cr nimt z. E. ein halbes Pint Rum, wovon der angeflagte Weinmann feinen Crogg gemacht, und vermiſcht folchen mit der vorgefchriebenen Quantität Waſ⸗ fer; koſtet ſodann diefen "gemachten Erogg, wie auch denjenigen, welcher zu fehr getauft feyn fol, und entfcheider nach ſeinem Geſchmack ob die Beſchwer⸗ de gegruͤndet ſey oder nicht. “Der einer folhen Betruͤgerei überführte Wein; mann, twird gewöhnlich mit einer Geld; buße belegt, oder, wenn er es zu oft toiederholet und zu arg macht, auch wohl mit dem Verluſt feines Weine und Rumſchankes beftraft. Sie fönnen leicht abnehmen, daß diefe Acciſe von Wein und anderen ftarken Getränken etwas anfehnliches beträgt, da hier nicht allein zu allen Zei⸗ ten eine ftarfe Garniſon gebalten wird, fondern hieſelbſt aud) gewöhnlich einige Kriegesſchiffe ftationirt find, und die hier einlaufenden Fahrzeuge aller Na: tionen eine erflaunende Quantität aus⸗ führen. Indeſſen find alle diefe Re— venuͤen fehr geringfügig, wenn man die Mngepeuren Koften dagegen in Erz wegung sor am einen Freund in wegung ziehet, welche der Befiß von Gibraltar der Nation verurfacher. Bon großem Betrage für den Gou⸗ Berneur find die Procenfgelder, welche derfelbe von allen öffentlichen Auftio: nen ziehet. Es find zwar nur 1% vom Hımdert, allein die häufigen Auktio— nen machen diefe Einnahme fehr an: ſehnlich. In Friedenszeiten werden ſolche unaufhoͤrlich wegen des beſtaͤn⸗ digen Zu⸗ und Abganges der Garni: ſon gehalten. Wenn ein Officier auf ein Jahr, ja oft auf kuͤrzere Zeit, Ur: Taub nimt, fg verfauft er feine ſaͤmmt⸗ lichen Effekten. Bei dem Hange der Engländer zur Veränderung und Ab: wechfelung verkaufen fie oft ihre Meu⸗ bein, welcher fie müde find, um ſich an: dere an deren flattanzufchaffen. Viele nene aus England kommende Waa— ren, werden atich durch den Weg der öffentlichen Auktion verfauft, weil fie alsdann am leichteften Abgang finden. Diefe Nuftionen werden immerauf oͤffentlichen Plägen und nie in Haͤu— fern Hebalten, und pflegt oft felbft der Eigenthuͤmer der zu verauftioniz renden Sachen dabei die Direktion zu führen. Sm Kriege werden alle bier einge: brachten Prifengüter, ja felbft vie Schiffe auf diefe Arc öffentlich ver; kauft. Während der legten Belages rung mußten alle bieher gebrachten Waaren und Lebensmittel meifibie tend verkauft werden, Gelbft dieje— gen unter uns, welche Sachen, zu ib: rem Privargebrauch, für ihre Rech: nung kommen ließen, oder yon ihren Hannover gefchrieben. auswärtigen Freunden Erfrifchungen 502 verehrt erhielten, mußten ſolche auf der Auktion öffentlich verfaufen laffen, Es war ſolchen indeffen vergönnet, dieſe Sachen feldft wiederum zu erftehen. Hußer der Acciſe von Wein und ftarfen Getraͤnken wird fonft gar Fein Zoll oder Abgabe von irgend einer Waare entrichtet. Der Handel ift auf keine Weiſe eingefchränft, man weiß nichts von Contrebande, alles Ean frei ein⸗ und ausgeführt werden, Gibraltars zum Handel fo beque - me lage, machte cs vor dem legten Kriege zur Niederlage, nicht allein der englifhen und amerifanifchen Bros dufte, fondern auch der Waaren ans derer Mationen. Durch Gibraltar wurde, noch vor dem Ausbruche der amerikanifchen Unruhen, ein ſtarker Handel mit Maufthieren aus den marsffinifhen Staaten, zum Ge brauch; der Zueferfabrifen in Weftin: dien und zu andern Bediirfniffen nach Amerifa getrieben. Einen großen Nahrungszweig verfcehufte auch den biefigen Kaufleuten der Commiffionsz handel von Wachs und Korn aus der Barbarei. Man Hatte auch in Gibraltar eine Wachsbleiche angelege, welche aber bald wiederum ins Ste ken gerieth. Der Handel mit Horn und ande rem Vieh aus der Barbarei war ſehr anſehnlich, da nicht allein die Gar— niſon und die hier ſtationirte engliſche Eſcadre eine große Menge friſches Fleiſch verbrauchte, ſondern auch die Schiffe von allen Nationen ſich hier —5 mit ‘503 mie friſchem und gefalzenem Fleifche ‚verfahen, ‚Gibraltar genoß vor dem Keiege gleiche Vorrechte mit England, Es konten Schiffe von bier aus, unmittel: bar nach den englifch : amerifanifchen Colonien gehen, und amerikanifche Fehrzeuge bieher ihre Waaren, obnein England angelegt zu haben, bringen. Die Engländer, ihre Coloniften in Amerika, die Hokänder, Schweden und Dänen brachten ihre Produkte, als Taback, Campechenholz, Kabliau, Pech, Dielen, Maften, Rum, Reis, indianifchen Weizen, Mehl, Oarvan: 208, Zueker, Pfeffer, Ingwer, Baum: wolle, Indigo, Eifen, nebft vielen an⸗ deren Waaren hicher, und liegen fol: che den hiefigen Kaufleuten, zum an: derweiten Abſatze, in Verwahrung. Sie nahmen entweder dafuͤr Waa— ten, welche aus England hieher ge: bracht worden, zurück, oder gingen in die Häfen der -mittelländifchen See, um ihre Schiffe mit Wein, Brante wein, Rofinen, Mandeln, Eitronen, Seide, Salz 'und anderen Produk ten von Europa zu befrachten. Ya es war in Gibraltar felbft immer eine beträchtliche Niederlage von ſpa— nifhen Weinen, welche von bier nad) England und Amerifa verfahren wur: den. Der Abfaß, welchen die benach: barten Prowinzen Spaniens, Sevillen "und Öranada, wie auch Catalonien von edelen und geringeren Weinen hieher hatten, war erftaunend groß. Man rechnete vor dem Kriege, allein "die Quantitaͤt von geringeren Weinen, Briefe über die Belagerung von Gibraltar, "Spanien. 1504 "welche in Gibraltar in den Weinhaͤu⸗ ſern im Detaille verfauft wurden, im Durchſchnitte jährlich auf vier bie fünftaufend Piper. Außerdem wur: de von Leuten von Stande ein anfehn: liches an edelen ſpaniſchen — conſumiret. Seit dem Jahre 1762 bis zur leh⸗ ten Belagerung, hatte Gibraltar die Annehmlichkeit einer — Commu⸗ nication, zu Waſſer und zu Sande, mit Die benachbarte Gegend fühlte bald die Vortheile, welche ihr Gibraltars Wohlftand dardot. Cs hatte ver Verkehr, weichen die benach: barten Spanier mit der Garnifon trieben, feldft die Wirkung, fie induͤ⸗ fteiöfer zu machen. Sie legten fi) auf die Kultur von Gartengewächfen, die fie hieher in Menge täglich abfeßr ten. Außerdem verfahen fieden Markt von Gibraltar mit Früchten des fans des, als Eitronen, Apfelfinen, Pome: tanzen, Mandeln, Rofinen, Granat: äpfeln,, füffen und Waflermelonen (Angueien), Feigen, Weintrauben, Kirfhen, Pfirfchen, m. a. m. Aus ihrer Viehzucht, befonders ven Schweiz nen und Schaafen,, löfeten fie ein ans. fehnliches ; weil das fpanifche Schwei: ne: und Hamelfleifch, wegen feines vorzüglich guten Gefchmacks , bier immer, vor dem aus anderen Gegen: den, vielen Abfaß fand. Hochwildpret erhielten wir ge wöhnlich nurin der Faftenzeit, wenn die Herren Geiftlichen der benach-⸗ barten Klöfter, denen diefe Jagd gehörte, es nicht ſelbſt effen res b ie 30% an einen Freund in Hannover geſchriehen. Die Spanier nahmen theils baares Geld, theils engliſche Waaren für die ‚Erfrifhungen, welche fie uns Tiefer: ten. Mit Tabak war den Epa niern immer am mehrſten gedienet, indem folcher in Spanien nicht um: ‘ter zwei Defos duros das. Pfund zu haben ift, Die englifchen Gou: verneurs waren indeffen ſehr Darauf bedacht, deſſen Ausfuhr nah Spa: nien fd viel möglich zu verhüten, um das gute Vernehmen zu erhalten, melches durch Eingriffe in Sr. Car tholifhen Majeftät privativen Ta: backshandel Teicht hätte geſtoͤhrt wer: den koͤnnen. Außer den Summen, welche die Spanier für die in die Garnifon ge: brachten Erfrifchungen loͤſeten, ging auch täglich viel Geld. durch die Er: - eurfionen der Militairperfonen und anderer feute nah) Spanien. Der Reifen nicht zu gedenfen, welche ver: f&hiedene in die inneren Provinzen Spaniens unternahmen, fo brachten viele Officiers und andere Familien, Wochen und Monate in den benad): barten Orten zu. Der beträchtliche Handel, welchen Gibraltar fonft hatte, veranlaßie auch die verfchiedenen Nationen Europens bier ihre Confuls zu halten. Diele unter diefen Leuten entfprachen aber nicht der dee, die man gewöhnlich mit einem Conful verbindet. Sie hat: ten zum Theil gar Feine, oder nur ſehr geringe Befoldungen, fo hatte z. E. der feanzöfifche Agent nur 7 Rthlr. monatliches Salair, 3060 Der Beſitz dieſes Hafens iſt auch fuͤr den engliſchen Transporthandel (Carrying trade,) in der mittellaͤndi⸗ ſchen See se3,außerordentlicher Wich: tigkeit. Er macht, daß die englifche Flagge mehr als irgend eine andere von den barbarifchen Staaten ge achtet wird. Die hier flationirten Kriegesfchiffe koͤnnen nicht allein. Die Kauffahrer gehörig gegen alle Inſul⸗ ten der feeräuberifchen Staaten def fen, fondern es ift auch das Intereſſe diefer Staaten mit England in guter Harmonie zu leben, weil ihre Fahr: zeuge, gleich alfen Schiffen der euro: pöifchen Mächte, in Gibraltar eine fichere Zuflucht finden. . Ja man thut noch mehr abfeiten Englands, man erlaudt ihnen ihre Schiffe bier auszu: beſſern, und gefchiehet folches oft ſelbſt auf Koften per Krone Go wurde im Sabre 1779 die fämmtliche Ar— mada Seiner Marokkanifhen Maje ftät bier ganz von Grund auscalfa tert, und in den beftmöglichften Stand gefeßt. — In den leßteren Jahren, bis Frank: - reich an dem amerifanifchen Kriege Theil nahm, hatten viele genuefifche und venetianifcheKauffabrer, Päffevon der englifchen Admiralitaͤt zu erhalten ‚gewußt, und fuhren in der mittelländi: ſchen See, ohne vielleicht einmal einen Menfchenam Bord zu haben der eng: lifch ſprach. Dieſes erregtenicht allein Aufſehen beiden barbarifchen Staaten, fondernbrachte auch heftige Beſchwer⸗ den abfeiten des englifcehen Schiffamtes zumege, weßhalb denn der Gouverneur Si 3 i Be 307 Befehl erhielt, dieſe Paͤſſe zuruͤck zu nehmen. Fuͤr das engliſche Seeweſen iſt Gibraltar deßhalb von großem Bor: theile, weil fowohl Krieges: als Kauf fahrtheifchiffe fich bier immer ausbef: fern Eönnen. Vor nem lebten Kriege, wo immer binlänglih Schiffsbaume: terialien zu haben waren, „fuhren zur weilen englifhe Schiffe drei Sabre hindurch in der mittelländifchen See und den benachbarten Gewaͤſſern, ohne ‚der Ausbefferung halber nach England zu gehen genöthiget zu ſeyn. Vielleicht habe ih, mein Freund! mid über Gibraltars Handel und Schiffahrt zu lange verweilt, da Ih⸗ nen diefes wohl Fein fo intereffan, ter Gegenftand, wie mir if. Doch duͤrfte es Ihnen wohl gerade gegenwaͤr⸗ Briefe Über die Belagerung von Gibraltar, ic, 508 tig nicht unangenehm ſeyn, daß ich mich uͤber diefe Sachen fo weitläuftig ausgelaffen habe, da England auf die Wiederherfiellung diefes Handels bes dacht ift, und die politifchen Blätter über die Mittel diefes zu bewerkſtel— ligen verfchiedenes äußern. Einige wollen, daß Gibraltar zum Freihafen erffäct werden ſoll. Dieſes ift be reits im Jahre 1706, wie ich in meiz nem vorigen Briefe angemerft babe, geſchehen. Es find aber vielleicht an: dere Aufmunterungen, den Handel wiederum in den ehemialigen Flor zu bringen, erforderlich, und dieſem im Wege ftehende Schwürigfeiten zu bez ben nöthig, die den Scharffinne der gegenwärtigen britifchen Wominifteas tion nicht entgehen werden, Sch bin ꝛtc. Zum sigten Stuͤck des Hannoverifchen Magazins vom roten Sebr. 1784. Seite 213. ei dem Leſen des angezeigten Blatts erinnerte ich mich, daß ich die Gefchichte der Frau Gamache, die der Here von Juſti in feiner Ge fhichte der Erde erzählt, ſchon vor mehreren Jahren in einer andern Schrift gelefen hatte, ch fuchte das Buch wieder auf, um einen Theil des im Hannoverifchen Magazin geäuf ferten Wunfches erfüllen zu Eönnen. Das Buch führt den Titel: Lehr⸗ reiche Nachrichten für einen Reis fenden in verjchiedene europaͤi⸗ [he Staaten. Aus dem $rans zoͤſiſchen überfege von P. ©, v. R. Berlin, bei Rüdiger 1738, 2 Theile. Der Verfaſſer bat fih nicht ger nannt. . Der Verleger fagt im Vor⸗— bericht zum 2fen Theil, man glaube, es fey der Baron von Neuhof, nach: maliger König der Corſen. Ohne Zweifel hat Juſti feine Er: zählung aus diefem Buche Seite 118, u. folg. entlehnt; denn fie ſtimmen beinahe wörtlich überein. Der VBerfaffer des benannten Bu⸗ ches führt von der wunderbaren Ge ſchicklichkeit, durch dichte Körper zu febn, diefer Frau, die er perfönlich ger kant 509 ſpiele an, Ich voil nur eines anfüb: ven: Ein Begleiter der Frau Gama— he zerſchmetterte einft durch einen Fall drei Mippen; er wurde zwar furirt, behielt aber an dem Orte empfindliche Schmerzen zurück, Er. Flagte diefes der Frau Gamache die ihn fih ent⸗ ° blößen lieg, und alsdann ſah: daß fih an dem Orte extravaſirtes Gebluͤt befinde, Nicht langevorber — ſie ei⸗ nen 30 Spannen unter der Erde arbei⸗ tenden Bergmann gefehn. = Warum ſah fie nicht auch durch die Klei⸗ der ? — Dod) ihre Augen verdienen nicht allein unfere Bewunderung, fie traͤum⸗ te auch. „fie nicht gewohnt vergeblich und et „was falfches zu träumen.,, Sie fah einft unmeit Cintra einen Brunnen im Traum, nebft der umliegenden Ger gend. Man durchfuchte die Gegend, und fie fand, daß es der fogenannte Königsbrunnen (Fons real) geweſen ey. Der Aufſatz eines andern, den der Verfaſſer bei dieſer Dame geſehn, er— zähle dieſe Geſchichte umftändlicher, S. 116. u. f. „Ob ich gleich, beißt es, dem Traum der Schönen feinen Glau⸗ „ben beilegen wolte, fo gerieth ich „dennoch in eine ungemeine Ver— „wunderung, als ich diefen Drums „nen fand, welcher in allen mit der „non dem Manne mir gemachten „Beſchreibung, fo wie ſie ihm feine „ran yorgefagt harte, überein kam⸗ zum ıaten Sf. des Hannoveriſchen Magazins Ic, Eans haben: will, noch mehrere Bei⸗ „Nach ihrer Ausfage war \ sıo „Es wurde mir fauer zu glanben, „daß fie nicht einmal an dieſem „Drte gewefen fenn folte; allein, „fie verficherte mich mit einem Eiz „de, daß fie niemals hingekommen. „Und weil fie zugleich verficherte, „daß unter den gehauenen Steinen, „womit der Brunnen gepflaftere „wäre, zwei eiferne Töpfe mit Gold „fünden, ich auch über diefes wuß—⸗ „te, daß die Wiünfchelrfithe in ih: „rer Hand fchlüge, fo fihnitte ich „eine von einem wilden Kaftanienz _ „baume ab, die fih in ihrer Hand „ungemein ftarf drehete. Hierauf „machte-ich am Ende der Ruthe „eine Spalte, und ſteckte ein Stück. „Silbergeld hinein, Sie drehete „fich nicht mehr fo gefchwinde. Als „ich aber in die Spalte ein halbes Goldſtuͤck fteckte, fo drehete fich „die Winfchelruthe mit folcher Hefz „tigfeit, daß das Goldftück aus „der Spalte wieder das Gewölbe „des Brunnens fuhr, u. fr w. Hieran haben meine Leſer wahrz ſcheinlich ſchon genug, der Erfolg war, daß der Verfaffer dieſes Auffaßes, und der Mann der Dame deh Stein abzunehmen befchloffen ; fie hatten ihm auch fehon fo weit gehoben, daß fie einen von den Toͤpfen zu fühlen glaubten. Die fernere Unterſuchung feßten fie bis zum folgenden Morgen aus, wurden aber von einem Bedien⸗ ten verrathet Sie fanden den Stein wieder feſtgemauert. Sie zeigten dars auf den Vorfall dem Staatsgeheim: ſchteibet an, der ihnen zur ua ga sie Zum raten Sf. des Hannoverifhen Magazins rc, gab: man muͤſſe erft die Gegenwart des Königs erwarten. Den meitern Erfolg übergeht das Buch mit Still: fhweigen. Die Dame hatte auch die fonder: bare Eigenfchaft ‚.oft in 5 bis 6 Wo: chen nicht zu Stuhle zu gehn, und dennoch mit gutem Appetit zu fpeifen, und einer vollfommenen Geſundheit zu genießen. '. Meine Kenntniffe in der Naturkun⸗ de find nicht ausgebreitet genug, um über die MöglichFeit folcher fonderba: ron Erſcheinungen, noch weniger über die Urfachen derſelben urtheilen zu Fön: nen. Indeſſen ift mir doch die Wahr beit der ganzen Erzählung verdaͤchtig. quar auch thut. 512 Juſti war in der Wahl feiner Er— zaͤhlungen nicht immer ſtrenge. Die, dag man auf einem Gipfel der Alpen ein Schiff mit allem Zubehör, mit Menſchen, u. f w. verfteinert gefun: den, duͤnkt mir, zeugt hievon, wie mehrere, die man felbft nachleſen kan. In wiefern dem Verfaſſer ver lehr⸗ reichen Nachrichten zu trauen fen, uͤber⸗ lafje ich dem Urtheil ver Leſer. Das Buch erzählt eine Menge wunderbarer, Gerichten, — wie Berfumeiers Anti⸗ Meines Erineffens, gehört diefe Gefihichte neben die Ges fehichte der Hämelfchen Kinder, — Sulingen. E. v. d. H. Anekdote. Mn B. wo demjenigen, der einen im as Waſſer Berunglückten rettet, eine gewiffe Geldprämie ausgelobt wird, verabredeten fich vor einiger Zeit auf der Gaffe zwei Knaben, wie fie es anfänz gen wolten, daß einer von ihnen dieſe aͤnſehnliche Prämie erbielte, um fich nachher darin zu theilen. Sie wurden unter fich eins, fie twolten mit einander an den und den Fluß geben, der eine ſolte an einer feichten Stelle, Die fie bei de Fanten, wie von ungefähr hineinfal: (en und um Hülfe fchreien,alsdenn wol: te ihm der andere gleich nachfpringen, ihn aus dem Waſſer ziehen, und ſich wie ſeinen Retter zu der Praͤmie melden. Ein Gerichtsbote, der dieſe Unterre— dung, ohne daß es die beiden Knaben ger merft,mit angehört hatte,folgt ihnen, da fie ſich anfchieften, ihren boshaften Bor: ſatz auszuführen, in einer gewiſſen Ent⸗ fernung nach, neugierig, den Husgang der Sache zu erfahren. - Die Knaben kamen beide bei der verabredeten Stelz le am Fluß an. Der eine fällt hinein, und der Scheinretter fpringt ihm gleich nach. Aber was gefihieht, die Stelle ift tiefer, wie beide geglaubt ; beide find in der größten Gefahr zu ertrinfen, — fie rufen um Hilfe, — der Gerichtsbo⸗ te fpringt ins Waſſer, rettet fie beide mit Gefahr feines eigenen Lebens, und zeigt der Obrigkeit diefes Bubenſtuͤck an, Ihm wurdedie ausgelobte Prämie ausbezahlt, die Knaben aber wurden, damit fie fir die Zukunft, abgefchreckt werden mögten, nicht wieder derglei⸗ hen Bubenftück zu verüben, öffentlich ausgepeifcht, ———— — — 513 Se — 514 Hannooeriſches Magazin. 336 Stuͤck. Montag, den 25ten April 1785. Briefe uber die Belagerung von Gibraltar, an einen Freund in Hannover gefchrieben, (Siche das 32! Stürf.) Siebenter Brief. an ift hier gegen alle Reli— gionsverwandte Außerft to- lerant. Eine befonders freie Religionsuͤbung haben die Katholiken, vermöge des Utrechter Friedens. Sie blieben auch. im Befige der Hauptfirz he de Santa Maria , welche ehe⸗ dem eine maurifche Mofchee gemefen ; nur wurde ihnen nicht verjtattet, auf ferhald den Ringmauern diefer Kirche und des vor derfelben liegenden Hofes Proceffionen zu halten. Feierliche Lei: chenbegaͤngniſſe find ihnen aber nicht unterfagt. Diefe Kirche de Santa Maria wurde während der festen Belagerung durch das feindliche Feuer ziemlich verwuͤſtet, und es fchien nach ber: geftelltem Frieden nicht, daß die Fathor liſche Gemeinde folche wieder erhalten wuͤrde, indem das ihrem Geiftlichen gehörende Haus zu einer Kirche einge: richtet wurde. j Ehe Gibraltar an England fürms lich abgetreten war, ftand es unter der Dioͤces des Bifchofs von Eadir, und hielt folher Bier einen Vicarium, mit welchem Titefdie Eatholifche Gemeinde auch noch gegenwärtig ihren erſten Geiftlichen belegt. Ob nun gleich das Diöcefanrecht des Bifchofs von Cadie völlig aufgehoben, fo ließen die Gou— verneurs es doch geſchehen, daß er die Geiftlichen bei der hiefigen katholiſchen Gemeindefeßte. Man vergoͤnnete auch, dag Difpenfationes bei felbigem gefucht tourden. Die Bifchöfe gingen aber bald weiter, und maßten fich auch eine Jurisdiktion über die biefigen Geiſtli— chen an. Beſonders weit-ging dieſes waͤhrend der Zeit, da der General Boyd hier commandirte, wo der Bir ſchof einen Vicarium, der vielleicht zu freie und dem heiligen Glaubensgerich— te zu anſtoͤßige Sachen predigte,abfegen und einen andern an feine Stelle er: nennen wolte. Wie der General Boyd diefen Mann der unverföhnlichen Sn: quifition bloß zu ſtellen weigerte, fo nahm man die Mine an, als wenn Kk dieſe 515 dieſe Sache ganz vergeffen waͤre. "Die: ſes machte den Geiſtlichen fo unvors fichtig, daß er auf eine Einladung feis nes alten Freundes, des Commiſſair der Inquiſition im Campo de San Koque, folchen zu Los Barrios beſuchte. Er wurde eingezogen und der Bifchofvon Eadir ernannte einen andern an feine Stelle, Der General Boyd nahm diefen von dem Bifchof von Eadir ernannten Vicarium nicht. allein nicht au, fon dern befeßte im Jahre 1769 die Stelle -mit einem Geiftlichen aus Minorfa. Seit dem Jahre 1768 und in der Fol: ge der Zeit verweigerte man fchlechter: dings dem Bifchof von Cadir, ich um die Geiftlichfeit und die römifchrathe: lifche Gemeinde zu Gibraltar zu be kuͤmmern, und wurde auch den Fatho: lifchen Unterehanen alle Berwendung an ihn, durch eine Gouvernementsor⸗ dre, dom General Boyd, unterfagt. Der eden gedachte Gouvernenr verwil: ligte auch dem fogenannten Bicarius einen jährlichen Gehalt von zweihun: dert Pefos duros und zweien Provi: fions. Diefes erhielt er befonders in der Abſicht, damit er nicht alle Augen: blicke, wenn etwa Die jungen englifchen Dffisiers cin wenig Spah in der fa: tholifchen Kirche machten, Lerm fchla: gen folte, Die Garnifon und andere proteftanz tiſche Einwohner verrichteten bis ins Sabre 1780 ihren Öottesdienft in der ehematigen Kirche des. Srancifeaner: Klöfters, welches, feit dem England im Beſitze von Gibraltar ift, zur Woh— nung des Gouverneurs Dienst, Briefe über die Belagerung von Gibraltar, 516 Bei der Ankunſt der anſehnlichen Convon, welche Momiral Rodney im Sanuar 1780 nad) Gibraltar brachte, wurde dieſe Kirche, toelche gegentbärs tig Conventfirche heißt, zu einem Ma: gazine gebraucht. Während der Bez lagerung wurde der proteftantifche Got: tesdienftunter freiem Himmel verrich⸗ tet. Obgleich nach dem wieder herger ftellten Frieden die Provifions genug in andere Gebinde gelegt werden Fonz ten, auch dieſe ConventFirche dazu nicht mehr gebraucht wurde, und folche oh— nehin, durch das feindliche Feuer, faft gar feinen, oderdoch fehr unberrächtliz chen Schaden erlitten hatte; fo fand doch General Eliott nicht für gut, dies _ fes Gebäude wiederum zu ſeiner vori⸗ gen Beftimmung einzuräumen. , Er befahl hingegen, daß auf dem rorhen por dem Suͤdthore gelegenen Sande, der auch zum Paradeplage nunmehro dienet, des Morgens ganz frühe, Kir: che, für die Garnifen und andere pros teftantifche Mannsperfonen gehalten werden folte. Auf eben diefem rothen Sande ift ad) ein großes Zimmer ger bauer worden, morin der Garnifon Befehl ausgegeben wird. Diefes Jim: ner dienet auch den Damen zu ihrer gottesdienftlichen Berfammlung, und. ift für fie, um 10 Uhr Morgens alle Sonn: und Feiertage, ſogenannte La- dy’s Church, Der öffentliche Gortesdienft der Garniſon, haͤngt alfo, wie Sie mein Freund! feben, ſehr vom Wetter ab, daher es fich denn auch in den Ne genmonaten oft fügt, daß einige Sonn: “tage 517 tage hinter einander folcher ausgefegt werden muß. Die Juden haben ihre Synagoge; Mufelmänner und andere Seften ver: eichten ihren Gottesdienft in Privat: bäufern. Die gerichtliche Berfaffung blieb in Gibraltar Bis zum Utrechter Frieden auf den fpanifchen Zug. England ber faß bis dahin diefe Feftung nur im Na⸗ mien des Erzherzogs Carl von Defter: reich. Ich babe verfchiedene in fpaniz ſcher Sprache abgefaßte Ausfertigun: gen von den Jahren 1711und 712, wie Lord Portmore bier Gouverneur war, gefeben, worin fich der damalige Stadtrichter Don Alonfo Capela-un: terfchrieben hatte „Sr. Majeflät „unferes Heren Don Carlos des II. „Richter des Civil und der Peinlich „keit von Gibraftar.,, Nachdem Gibraltarim Jahre 1713 förmlich an die Krone England abge: freten war, fo wurde auch feine Ju— ftißverfaffung völlig umgeſchmolzen, und felbige der englifchen ähnlich ein: gerichtet, Jedoch blich fie fehr unvoll: kommen bisums Jahr 1750, da, nad) Abſetzung des General Hargrave, befi fere Einrichtungen gemacht, auch drei Friedensrichter ( Juftices ofPeace) be: ftellt wurden. ? Die aus fo verfchiedenen Nationen beftehenden Einwohner find ſaͤmmtlich einem Gerichtshofe unterworfen, und wird alles, ohne Ruͤckſicht auf die ver; fchiedenen Sprachen , welche die Par: tbeien reden , in. der englifchen Spra⸗ che verhandelt, an einen Freund in Hannover geſchrieben. ses Diefes Gericht, welches den Na men Civil Court of Judicature fuͤhret, beftchet aus einem Richter (Judge), einem Actuarius (Head Clerk) und zwei oder drei Deifißern. Leßtere follen eine Art Tryal by Ju- ry conflitwiren; es weicht aber diefes von der englifchen Berfaffung weit ab. Diefe Beifiger oder Jurors find Feine Rechtsgelebrte,fondern angefehene eng⸗ liſche proteftantifche Einwohner, oder in Eöniglicher Bedienung ftehende Leu⸗ te. Sie müffen allemal Briten und Protefianten ſeyn. Für diefe ihre Ber mübung dem Gerichte beizuwohnen befonmen fie nichts, weßhalb fie auch diefe Ehre nur gewoͤhnlich auf einige Sabre übernehmen. Der Judge, welcher immer ein eng: lifcher Rechtsgelehrter feyn muß, kauft gemeiniglich feine Stelle, oder verwal: tet fie als Deputirter desjenigen, wel: hen fie eigentlich anvertrauet iſt. Beim Head Clerk wird die Rechts: wiffenfihaft eben nicht erfordert, Der gegensoärtige, welchem auch zugleich das Departement der Policei übertra: gen, hat lange in den unteren Mile tairftellen gedienet. Da fo viele der hieſigen Einwohner fih in der englifchen Sprache nicht auszudrücken tiffen, und der Judge, wenn er auch fremde Sprachen verſte⸗ bet, nicht ſelbſt Dollmetſcher ſehn darf, fo hätt das Gericht einen Schreiber (Clerk}, welcher die beiden hier ge: wöhnlichen Sprachen, nemlich eng liſch und fpanifch verſtehet, um dem Gerichte den Vortag der Partheien Sf 2 und 519 und anderer Nebenperfonen, wie auch die Ausſage der Zeugen, zu verdoll -metfchen. Diefes Civil Court of Judicature, muß fich in feinen Erfenntniffen nach den Gewohnheiten des Orts, nach der Analogie des Common Lew’s of Eng- land, vorzüglich aber nach ven Gow vernements: Drdres richten. So tolerant man auch bier gegen die verfihiedenen Religionen, Sitten und Gebräucheift, ſo ungern duldet man die Wdvofaten, weil die Gouver neurs dafür haften, daß fie die Linter: thanen gegen das Göuvernement auf wiegeln. Es giebt hier indeſſen ein Paar Ad: vofaten, vie aber mit aͤußerſter Bor; ficht handeln müffen, um nicht in die Ungnade der Gouverneurs zu verfal: len, welche ihnen fonft leicht, nicht nur die Legung der Praris, fondern fogar die Berweifung aus der Öarnifon zu: ziehen Fönte, Das Civil Court of Judicarure, ift wie General Eliott behauptet, ein In- ferior Court (Untergericht), wovon in alfen Civilſachen der Weg der Appella: tion an dasSuperior- Court of Judicaru- re, ohne Nückficht auf eine appellabele Summe, oder to the King in Council (an den König im Eonfeille,) wenn die Sache drei hundert Pfund Ster: ling beträgt, offen ftebe, Unter diefen: SuperiorCourt of Ju- dicature, o%er Gouvernementsgerichte, welches der Gouverneur, mit feinem Secretair ausmacht, ſtehen auch in er⸗ ſter Inſtanz alle ſich hier aufhaltende Briefe uͤber die Belagerung von Gibraltar, 520 Fremde. Die Sachen werden hierin gewoͤhnlich ſehr kurz abgethan. Ich erinnere mich davon verſchiedener Bei⸗ ſpiele, unter andern einer ſehr laconi⸗ ſchen Entſcheidung des General Corn⸗ wallis, welcher, vor dem General Eliott, hier Gouverneur war. Ein hieſiger Jude, der unter dem Namen von Dia⸗ mond Jew ( Diamant Jude), in der Garnifon befant und einer der größr ten Schelme feiner Art iſt, begegnete einftmals einem eben gelandeten Ma: teofen, welcher eine wohl gefihliffene Ölascompofition hatte, und dieerdem Juden als einen herrlichen Diamant anprieß, welchen er mit von der Küfte von Guinea EN bitte. Der Ju⸗ de fragte den Natroſen Angitlich, was erdafürverlange, worauf derfelbe ver; feßte funfzig Pfund. Erſterer ſchaͤtzte fih ungemein gluͤcklich, einen fo berrliz chen Diamant fir fo weniges Geld zu erhalten, und erbot fi, fogleih dem Verkäufer fünf und zwanzig Pfund baar und die andere Hälfte den fol genden Tag zu geben, Nachdem er - die fünf und zwanzig Pfund bezahle hatte, zeigte er den vermeintlichen ra⸗ ren Diamant feinen Freunden, die ihn denn verficherten, daß er erftaunend angeführt wäre, Er lief fogleich nach * Wirths⸗ hauſe zuruͤck, wo er den Matroſen ver: laffen batte, und war fo glücklich die; fen daſelbſt noch anzutreffen. Dal fich aber folcher auf nichts einlafjen wolte, verflagte er ihn beim General Corn⸗ wallis. Diefer fragte den Juden, wenn . diefes Stück Glas ein Diamant wär : te, 24 ve, was es denn wohl werth ſeyn mög: te; der Jude verfeße, zwanzig mal fo viel als ich dafiir mit dem Verkaͤufer eins worden bin; wohlan fagte der Gouverneur, den Matrofen zu bintergeben, er aber eich angeführt bar, fo moͤ⸗ ger ibr nun auch zufeben, wo ihr euer Geld wieder befomt.,, Bon dem Superior Court of Judi- cature wird an Se. Majeftät den Koͤ⸗ nig im Confeilfe (co His Majefty the King in Council) appelliert. Um aber dahin geben zu koͤnnen, wird erfor dert, Daß das fireitige Object 300 Pfund Sterling berrage. Mit der hiefigen englifehen Miliz tairjuftiz hat es eine ganz andere Ber mandnig wie in England. Dort ift das Militeir fowohlin Eivilfachen, als gemeinen Verbrechen der ordentlichen Gerichtsbarkeit unterworfen. Hier ift es in beiden davon ausgenommen, und genießen die engliſchen Militsirperfo: nen bier das befondere Vorrecht, daß fie in Schultyachen fo wenig bei dem Megimentsgerichte, als dem Gouver⸗ neur belanat werden fönuen. Beiden Unterofficiers und Gemeinen fan der Fall überhaupt nicht eintreten, daß fie Schulden halber verklagt werden, weil fie nach den Kriegsartifeln und einer hiefigen Garnifon- Ordre creditlos find. Bei den Offteiers ift dieſes zwar nicht der Fall, aber die Glaͤubiger Fön: nen-in der Garnifon ihr Recht nicht profequiren, ſondern muͤſſen ſich gez dulden, bis die keine Zahluug leiſten⸗ de Schuldner nach England kommen. an einen Freund in „wenn ihr dachtet Hannover geſchrieben. Die Gouverneurs wollen beſonders dem Civilgerichte nicht zugeſtehen, Ar⸗ reſt gegen eine ſchuldige Militairperſon zu erkennen, und ob dieſes wohl eini⸗ ge mal gefchehen, fo fehlt es doch im⸗ mer in der Executionsinſtanz. In allen andern Sachen aber ftchet das Militair und alle übrige zur Oarz nifon gehörende Derfonen vor den Ktiegsgerichten und Gouvernementsge⸗ richte. Dieſe Kriegsgerichte find die General Courts - Martial, Garrifon Courts- Martial, und Regimencal . Courts-Martial. - Die Niederfegung der beiden erfteren gefchiehet vom Gou: verneur, Das feßte aber wird von dem Chef des Regiments oder dem eomman⸗ renden Officier deffelben angeordnet. Bor die Regimental Courts Martial gehören alle geringe Verbrechen und Machläßigkeiten im Dienſt der Unterz officiers und Gemeinen, die mit Arreſt oder mäßigen Lashes (Riemenhauen) und der Degradirung abgethan wer— den, wie auch andere gegen folche an: gebrachte Eivilflagen. Ein folches Regimental Court Martial beftehet aus einem Capitain und 4 Subalternoffi- ciers, Der Capitain führt darin ger wöhnlich das Protocoll. Nachdem die Sache unterſucht, wird fie durch die Mitglieder diefes Courts entfihieden, und der Spruch dem Regiments:Chef oder dem Gouverneur zur@onfirmation vorgelegt. Die Gewalt eines engli- ſchen Regiments: Chefs ift hierunter fehr eingefchränft, indem er auchnicht die geringfügigfteSache für fich abthun Fan, fondern fie durch ein ſolches Re 13; e3 giments⸗ 522 523 gimentsgericht muß unterſuchen und entfcheiden laſſen. Nor die General Courts - Martial gehören alle große, gemeine und mili⸗ gairifche Verbrechen der Oberoffiriers, Unteroffisiers und Öemeinen, wie auch alle gegen Officiers und andere Mili— gairperfonen angebrachte Beſchwerden und Klagen, welhe der, Gouverneur noͤthig findet, formlich unterfuchen und entfcheiden zu laſſen. Mit einem bei deutſchen Truppen uͤblichen Kriegsrech⸗ te, koͤnnen Sie ein ſolches General Court· Martial nicht wohl vergleichen, indem letzteres die Sache nicht allein entfcheidet, fondern auch den Proceß inftruiret. Da ih glaube, daß Ihnen die Berz faſſung eines ſolchen engliſchen Kriegs: rechts, und Die Art und Weiſe, wie Darin verfahren wird, nicht befant fey, fo will ich ſuchen, Ihnen hie von eine Eurze Ueberficht zu geben. Gin General Court-Martial befte bet aus einem Präfidenten, 12 Bei: figern, und dem Judgeadvocate, wel—⸗ cher das Protocoll führet, aber keine Stimme hat. Der Präfident iſt allemal ein. Staabsofficier, und die Beifißer gewöhnlich Capitains, jedoch werden auch zuweilen einige Staabsofficiers dazu genommen, welches von dem Gut⸗ duͤnken des Gouverneurs abhängt. — Wenn fich Das Court, welches allemat bei offenen Thuͤren gehalten wird, ver fammelt bat, nad der Angeklagte vor gelaffen ift, fo nimt der Judgeadvora- te, dem Präfidenten und Mitgliedern, wenn fie gleich mehrmals bereits in ei⸗ Briefe über die Belagerung von Gibraltar, 524 nem ſolchen Gerichte geſeſſen haben, den Richtereid abꝛ Hiernächft beeidi⸗ get auch jedesmal der Präftdent den Judgeadvocate dahin, daß erdie Stim: men geheim halten, und nicht anders entdecken wolle, als wenn er in dem gehörigen Wege Nechtens von einem Gerichte dazu vermogt werden würde, So bald das Court, beeidiget, fo hält der Judgeadvocate dem Angeklag⸗ ten die gegen ibn eingebrachte Be fchtwerde (Charge) vor, und fragt dens felben, od er folche angebrachter maaf fen eingeftehe oder ableugne. Geſte⸗ het er folche ein, und pleaded (mie fe es nennen) guilty, fo wird Feine wei _ tere Unterfuchung angeftelfer, fondern der Arreſtant und alle Zuſchauer muͤſ⸗ fen den Öerichtsort räumen, weil das Urtheil allemal bei verfchloffenen Thuͤ⸗ zen gefället wird, Die Richter votiren einzeln von um ten hinauf, der Präfident zuletzt; fie führen feine Gruͤnde an, fordern fagen bloß guilty (ſchuldig) oder not guilty (nicht [duldig). Die Stimmen wer: den nicht protocolfiret. Ueber ven Ins halt des Urthels vereiniget ſich das Ge richt, und der Präfident und Judgead- vocate unterfchreiben folches allein. Leugnet der Angeflagte die Charge ganz oder zum Theil, und pleaded nor guiity, fo wird von feinem Verbringen vors erfte noch gar nichts niederger ſchrieben, fondern der Beweis fofort gegen ibn, abfeiten des Anffägers, in Gegenwart des Angeklagten und fo vieler Zuſchauer, wie der Raum hal ten Fan, geführet, Dem Angeflagten ift 525 ift es erlaube, das ganze Verfahren nachſchreiben zu laffen, und ein jeder Dritter hat ein gleiches Recht. Bon den Zeugen, welche in einer Sache abachöret werden, Darfnurzur Zeit derjenige, welcher ausfaget, in dem Zimmer , wo das Gericht gehalten wird, ſeyn. Die Zeugen werden bei ihrer Ber: eidung nicht vor dem Meincide gewar⸗ net, außer wenn es fremde Religions— verwandte, als Katholifen und Juden find, wo denn wohl ein Fatholifcher Geiftiicher und Rabbiner zu dieſem Ende zugezogen wird. Nah geführtem Beweife komt der Ungeflagte zu feiner Vernehmlaſſung und Gegenbeweife, ja es ift ihm auch erlaubt den Zeugen des Beweisfuͤh— ters bei deren Abhörung Fragen vor zulegen, Der Judgeadvocate profeaniret Na⸗ mens des Königes in Eeiminal-Dienft und Difeiplin Sachen, welche vor ein General. Court Martial gebracht wer: den, den Ürreftanten, und ift auch zu: gleich der Defenfsr deſſelben. Was ein Arreftant zu feiner Entſchuldigung anzubringen hat, mird gewöhnlich gleich, nach geendigter Unterfuchung der gegen ihn eingebrachten Anklage, von demfelben muͤndlich angeführt, oder, wenn es fhriftlich aufgefeßet ift, dem Jugdeadvocate in die Feder Dictiret, Wenn die Sache damit geendiget, und das Urtheil von Dem Court ge ſprochen ift, fo wird folches nebft den an einen Freund in Hannover gefihrieben. ‚verhandelten Aeten dem Gouverneur 526 übergeben, Berrift die Sentenz einen Mann, der unter dem Nange eines Officiers ift, fo bat der Gouverneur das Recht, folchee in allen Fallen, fogar, wenn eine Todesftrafe erfant ift, zu confirmiren, auch die zuerfante Strafe ganz oder zum Theil zu erlaffen, er Fan aber gegen den Spruch des Gerichts Feine ander re Strafe ſubſtituiren, viel weniger eine härtere auflegen. Wenn die Sadıe einen Officier ber teift, fo hat der zeitige Gouverneur das Recht, alle Urtheile, die entwer der abſolutoriſch find, oder einen Verweis, und GSufpenfion erkennen, zu confirmiren, zu vollftrecfen und zu mindern; ift aber Caſſation oder eine noch ſchwerere Strafe erfant, fo muß er das Urtheil an den König einfen: den, und daher Verfügung erwarten, Uebrigens werden alle ein General- Court- Martial betreffende Acten an den Judgeadvocate General von Eng: land eingefandt, u felbige ins Archiv legt, und, wenn Erinnerungen noͤthig find, dem Könige aus denf.ierit Vorträge thut, Das Garrifon-Court-Martial, def? fen ic oben gedacht, beſtehet aus eben fo vielen Mitgliedern wie das Regi- mental- Court-Mörtial, nur daß folche aus den Officiers von verfchiedenen Corps pflegen genommen zu werden, Es wird nur behuf außersrdentlicher Unterfuchungen, gewöhnlich über Per: fonen, welche. nicht zu den Negimen: tern, A aber zur Garnifon gehoͤ⸗ ren, > AR gen, niedergefegt. Diefes Court fan £eine Lebensſtrafen zuerkennen, und verführer eben wie ein Regimental- Court- Martial. — Außer den angefuͤhrten Gerichten, iſt auch bier cin Vice-Admirali⸗ täts.» Gericht (Vice - Admiralty- Court.) Die Gefchäfte werden Durch einen Judge und Register veraltet, Es ift ein delegirtes Gericht des Ad- miralty Court von Grosbritannien, an welches auch die Appellationes ge: hen, undifteigentlich vom Gouverneur amabbängig. Ungeachtet er Vice: Admiral von Gibraltar ift, fo muß er Doch die Cognition aller Angelegenz heiten auf dem Waffer dem Admira⸗ fitätscollegio, deffen Bedienten „und Gerichte uͤberlaſſen. Er wird indeffen zuweilen abfeiten der Adniralität als Con” ‚miflarins gebraucht , and theilt er in Krie⸗ geszeiten die von der Admiralität auf koͤ— niglichen Befehl_ausgelaffenen Letters of Marque aus. Auch iſt er Aberhaupt bes volmächtiget, mit den Admiralitätspäflen, welche die Kauffahrer in der mittelländis ſchen See, zur Sicherheit gegen die bar; barifchen Kreuger führen müffen, die Schif- fer iu verſehen. Diefe Päffe werden aber D wi, von ihm, fordern von einem der Lords Commiffioners of the Admiralty unterfchrieben , und ihm zur Austheilung zugefandt. Befonders erfennet. das Dice-Admiras litdtsgericht in Kriegesgeiten, über die Le⸗ - Briefe über die Belagerung von Gibraltar, ıc; 528 galitaͤt aller hier aufgebrachten Priſen. Es entſcheidet die Streitigkeiten — Kauffahrteiſchiffern und ihren Herren, bder ben Eigenthuͤmern der Fracht. Vor dier ſes Gericht gehören auch die uͤber Aſſecu⸗ ranz und dergleichen entſtehende Ziagen, imgleichen die Perſonalklagen der Schifr fer gegen ihre Matroſen -und der letzteren gegen die erikern. In einigen Sachen hat das Vice⸗Ad⸗ miraltätsgericht concurrente Jurisdietion mit dem hießgen Civilgerichte; zum Bei⸗ fpiel Arreit» Geſuche auf Schiffe md du . ren Ladungen koͤnnen vor einem oder dem anderen Gerichtshofe angebracht werden, Die Eognition aller im Hafen, von - Seeleuten, fowohl der Krieges: als Kauf—⸗ fahrteyfchiffe, verhbten Verbrechen und Beguͤnſtigungen gehöret vor den in der mittelländifhen See commandiren- den englifhen Slagpfficier. . In einigen Faͤllen Fan et ſelbſt entfcheie den; in den mehrften aber mug er nad) Befinden der Umftände, die Sache entioes der an die Admiralitaͤt und den König berichten, oder ein General-Court- Martial aus den Seeofficiers niederfegen , und durch diefes die Sache, nach den Kriegsarı tifeln der.englifchen Flotte, unterfuchen und _ ‚entfcheiden laffen. Wenn dieſe Ueberficht von der hieſi— ‚gen Gerichteverfaffung etwas länger ges rathen, wie Sie folde zu haben wuͤnſch⸗ ten, fo fohwiben Sie es dem Vergnügen zu, das mir-die Unterhaltung mit Ihnen ‚gewähret. Fahren Sie fort mir Ihre un ſchaͤtzbare Freundfchaft zu fchenfen, und feyn Sie der innigften Hochachtung ver fichert, mit der ich Lebens lang beharre ri Hanieverifches Magazin, 34 Stüd, 530 * Freitag, den 2gfen April 1785. Auszüge aus Briefen, von einem Chur⸗Braunſchweigiſchen Officier in Oſtindien. (Siehe das 12. 13. 15. und 16 Stuͤck.) nter die erſten jedoch eben nicht erheblichen Ungluͤcks⸗ r fälle, die ich in Indien erlitten, rechne ich den Verluſt eines Theils meiner Bagage, die mir von den Lootins gepluͤndert -worden iſt. Dieſes iſt die leichte Reuterei des Tip: po Behador, die ohne Sold dienet, und bloß vom Raube lebt, eigentlich eine privilegirte Geſellſchaft Spitzbu⸗ ben. Gie reiten fehr gute Pferde, führen einen, auch wohl zwei Säbel, aber feiten Pijtolen. Zippo bat feine guten Urfachen fie beizubehalten. Die: fer junge Mann ift der Befchreibung nach, die mir ein franzöfifcher Offteier, der bei feiner Armee gedient hat, von ihm machte, ein fcehoner wohl gewach⸗ ſener Mani, voller Feuer und Ihär - tigkeit. Einen großen Theil feiner Jugend hat er im Felde unter Anfuͤh⸗ rung des Franzöfifchen Generals Mar; quis de Buffi zugebracht. Diefer Ger neral, der uns am 13ten Yun. d. J. 1783 fo heiß einfchenfte, war ſchon im Jahre 1758 bier in Indien, wur; de damals von dem englifchen Gene tal Eyre Coote gefangen genommen, und mußte nach Europa zurückgehen. Ungeachtet feines Alters, da er über 60 Jahr: ift, und feiner Schwache, ift er erft vor drei Monaten zurück ger Eommen, und würde uns noch man: ches Bittere zubereitet haben, wenn es nicht juft Friede geworden wäre. Ich habe Gelegenheit ihn perfönlich Een: nen zu leehen dadurch erhalten, daß mich der Oberſtlieutenant v. Wangen: beim zu ihm fandte, um die Loslaſ⸗ fung verfchiedener unferer Leute zu Ber wuͤrken, die wir in die Stadt gefchickt, umlebensmittelzu holen, und welche der Marquisnicht verabfolgen laſſen wol: len. Ich hatte die Ehre zu feiner ge wiß Fuͤrſtl. Tafel gezogen zu werden, und bei ihm zu ſitzen. Die Franzo— fen find überhaupt ungleich freund: fhaftliher und _gefälliger gegen uns Deutſche als gegen die Engländer.‘ Der Graf von Arenberg Comte de fa &ı Mar- 531 Marqur, der mir gleiche Höflichkeit bezeigte, ift Chef eines deurfchen Re: giments, worunter einige DOffieiere wa⸗ ren, die die unfrigen noch vom vori- gen Kriege ber Fanten. Die Stadt (Pondichery) ift nach der Belagerung von 1758 durch Coote, in welcher fie faft ganz zerjlört worden, wieder auf gebauet, und zwar in dem Theile, wo Europäer wohnen recht ſchoͤn im mor: genländifhen Geſchmacke mit platten Dächern und Saͤulen, von jonifcher und corinthiſcher Ordnung. Allein, die von den Jeſuiten, die nach ihrer Auf: Hebung jegt den Namen von Miffio: narien führen, damals angelegte ſchoͤn erbauste und faft vollendete neue Kir: che ftellt nur noch praͤchtige Ruinen dar, Bei der Einnahme von 1778 find nur die Werke gefchleift, die Stadt felbft aber ift verfchont geblieben. Sonft ift der Ort von Feiner Bedeutung, und enthält außer Den etwa 50 von Europaͤ⸗ ern bewohnten Häufern und dem Gou⸗ vernementhaufe nur ſchlechte Häufer der Einwohner, von einem Stockwerke. Die ehemaligen fchönen Cottonfabri: ken machten ihn vordem berühmt, Die Stadt ift eine englifche Meike Lang, folglich konten die Feſtungswerke nicht ſtark ſeyn, waren aber doc) von den Sranzofen ſehr verbeffert worden, Die Pariars find die: gerinaften der Nation. Sie find faft naf fend, wohnen in Hütten, die fie in ein Paar Minuten bauen, und erniedrigen ſich in ſchuͤchterner De muth zu den geringſten Arbeiten, die Auszüge aus Briefen, 532 man nur von ihnen fordert, Sie duͤr⸗ fen weder in die Tempel noch in die Wohnungen ver Malabaren kommen, oder fie berühren, Kurz, Die Art zu leben diefer Ungluͤcklichen, ift wenig von der eines Ihiers unterfchieden, und dennoch die Anhänglichkeit an ihre Sitten fo ftarf, daß ein Junge diefer Nation, den man für etwa eiz nen halben Gulden haben fan, nach: dem man ihn aufgefuttert, gefleider, und alles getban bat, um ihn zum befz fern Menfchen zu machen, gewöhnlich - davon lauft, und zu-feiner ftinfenden Hütte zuruͤck eilt. — „Seit dem ic) in Oſtindien bin, har be ich Leute faft aus allen möglichen Nationen Fennen lernen. Es ift wohl Fein Winfel auf der Erde, mo fo ein Husfhuß von Leuten fo mancher Länder zufanimenfomt, als hier, Bon Europäeen habe ih Dänen, Ruſſen, Schweißer, Engländer, Holländer, Teutſche, Franzoſen, Staliäner und Ungarn geſorochen. Amerikaner find in Menge bier. Von Afrifanern fin⸗ det man nur die Kaffern, welche die Sranzofen hereingeführt haben, Won entferntern Voͤlkern Aſiens, hält fi) hier eine große Anzahl auf, Wie ſich die Türken Indiens bemaͤch⸗ tigt hatten, war Aureng Zeber Kaifer zu Delbi. Er fißte ven Subah von Mean den Nabob von Carnatie, und zue Verwaltung anderer Provinzen andere; die Muhamedaner Famen in Menge herein, fo, daß wohl ein Biene tel, oder ein Fünftel der Nation Mus bamedaner find, - Man heißt fie bier | faſch⸗ * 533 von einem Chur⸗Braunſchweig Offieier in Oſtindien. 534 faͤlſchlich Moormaͤnner, und ihre Sprache nennt man die mooriſche. Sie ſind groß und anſehnlich, ſehr gute Soldaten, haben einen erhabe— nen Geift und mehr Stolz, wie die eigentlichen Indianer. ie Cavalle⸗ rie iſt von Leuten dieſer Nation ange worben, und aus ihnen ſucht man auch vorzuͤglich die Bataillons der Seepois zu rekrutiren. Dieſe Leute ſind zwar ihrer urſpruͤnglichen Landes⸗ religion getreu, indeſſen haben ſie doch verſchiedene Religionsgebraͤuche der Braminen aufgenommen, Sie thei— len ſich in fünf verſchiedene Claſſen, die ſich hicht miteinander vermiſchen duͤrfen. An der Kuͤſte von Coromandel, un⸗ terhalb Tranquebar, findet man viele Einwohner arabiſcher Herkunft, wel: che alle Seeleute find, In den Haupt und großen Städten, befonders in - Madras, wohnen viele Nrmenier, die gemeiniglich einen befondern Theil der Stadt inne haben. Sie find faft weiß von Farbe, unterfeheiden fich durch ihre befondere Nationaltracht, und nähren fih vom Handel. Ihre Re ligion komt der roͤmiſcheatholiſchen am nächiten. Duden, deren cs doch in Menge bier geben foll, habe ich nicht entdecken Eönnen, Unter den Portugiefen, weiche Nation fi am erften in Indien fefigefeßt, jeßt aber Feine Befigungen dort mehr bat, be: greift man alle Abkoͤmmlinge von Eu: ropäern und Indianern, bie fich ber fonders durch ihre gelbe Farbe aus: zeichnen, deren Sprache die fonft in ganz Indien, befonders im Handel gebräuhlih, den eigentlichen Porz tugiefen nicht mehr verftändfich iſt. Es giebt Bier auch Chineſen, aber we: nige. Die eigentlichen Indianer, wel he der bramifchen Religion zugethan find, theilen ſich in fo viefe Ciaſſen, oder Caften, daß ein zehnjähriges Studium erforderlich ift, um fie zu unterfcheiden. Zur erſten Hauptcafte rechnen fi die Braminen, Dieſe — a. wieder viele Unterabtheilungen, deren Ölieder zwar mit einander umgehen, aber fih nie unter einander verbeira: then, Sie find heller von Farbe wie hie der übrigen Caſten, Eleiden fich fehr teinlich, ihre Weiber und Maͤd— Sen find die fchönften, werden aber gleich aus der Cafte geftoßen, fo bald fie ſich mit Jemand aus einer unz tern Cafte abgeben, Da fie die Eu: vopäer zu einer der niedeigften Caſten rechnen, fo haben diejenigen ein ähnlis ches Schickſal, diemiteinem Europäer Gemeinfchaft Haben, Gewiſſe Ca: fen diefer Hauptcafte find Die Diener der Kirche, und müffen der Sprache ihres Geſetzbuches, nemlich der fanz feritfihen mächtig feyn. Die fchönften ihrer Mädchen find den Göttern ge⸗ widmet, und tanzen bei öffentlichen Proceffionen, heimlich aber widmen die Braminen fie ſich ſelber, die den Aberglauben des Volks fehr gut zu nußen wiſſen. Geſchenke an die Go— ter und ihre Diener, Wallfahrten zu berühmten Pagoden, glanzvolle Pro; eeffionen, Erleuchtungen der Pago— 312 den 033. den und andere ähnliche Beluftigun: gen, machen ihre religiofen Handlun⸗ gen und Gebräuche aus. Die Koͤni⸗ ge der Indianer find gemeiniglich aus dieſer Caſte. Die zweite Caſte der Gentoos (Sen: tuus ausgeſprochen,) bat wieder ihre Lintercaften. dienen den Europaͤern zu Dübafchen, Gefchäftsbeforgern, u. Dolmetſchern. Hierauf folgen die Malabaren, welche, nach ihren befondern Eaften : Kaufleute, Goldfchmiede, Zimmerleu: te, u. d, gl. abgeben, Die legte und verachterfte Cafte, ift die der Pariars. Sie geben Köche, Schuſter und Laſttraͤger ab. Sie dir: fen feinen Braminen, Gentoo oder Malabar berühren, noch weniger in ihre Häufer Fommen. Alles Niedrige und Geringe benennt man nach ibnen, z. E. ein Pariar Pierd, beißt ein ſchlech⸗ tes Pferd. Sie wohnen in Hütten, welche fie in großer Geſchwindigkeit aufbauen, und führen ein ganz ver: gnügtes geben, Mit Religionsübun: gen geben fie fich eben nicht ab, auf fer daß fie bisweilen zum Scherj und -Beluftigung die Neligionsgebräuche ver Malabaren nachabmen. Jede Eafte unterfcheidet fi von der andern durch ein befonderes Zeichen , nemlich einen dick aufgetragenen Strich von verfchiedenen Farben, den fie vor der . Stien tragen; allein, durch einen lau: gen Umgang unterfcheidet man fie ob: nehin leicht. Die Indianer find fehr duͤnn und ſchmaͤchtig, von feinen Ge fihtszügen, und ‚außer den Pariars, Auszüge aus Briefen, > Verſchiedene von ihnen, 536 von feinen Manieren. Eine ihrer Hauptbeluftigungen iſt die Muſik, die aber fehr traurig iſt. Eine Are gedämpfter Trommeln, die fehr eintönig Elingen, ein hellklin⸗ gendes Silberblech, das zur Beglei- tung gefchlagen wird, find ihre In— ſtrumente. Ihre Eoncerte nennen fie nicht unſchicklich Tom⸗ tom. Man hoͤrt ſie des Abends faſt vor jeder Huͤtte. Hier verſammelt ſich denn die friedfertige Familie und hört das Ab⸗ fingen einer ihrer Gefhichten mit in: - nigem Vergnügen an, Bei Hochzeir ten und FeierlichFeiten aber ift der. term des Tom⸗tom unerträglich. Die vielen Leute, die man bier braucht, um die nöthigen Beduͤrfniſſe mit ſich zu führen, vermehren den Troß der Armee fehr. Im Lande findet man bloß Hühner, Ochfen, Schafe, Kir: bis, Yams, (die den Kartoffeln ziem⸗ lich ahnlich find, ) und Spinat, T Kaffe, Zucker, Brod, oder Zwieback Mehl, Gewürze, Efig, Salz, Wein, Brantewein und Lichter muß man mit fi führen. Brantewein mit fieben Theilen Waffer vermifcht, iſt das ge woͤhnliche Getraͤnk. Fehlt es an'Brod,fo erfeßen Kuchen von Reis deffen Stelle, Sehr oft wird man in die Nothwen⸗ digfeit gefeßt, eine bloße Reisfuppe zum Fruͤhſtuͤck, und des Abende bei einer Thranlampe zu verzehren. Hier: bei lebt man ganz erträglich, nur ift beim Mangel an fpirituöfen Sachen das beftändige Waſſer trinfen in die fen Gegenden fehr unangenehm. Bei einem ſechs wöchentlichen ie hielt — * \ e \ 537 . von einem Chur Braunfchtveig. Offieier in Oſtindien. 538 Bielt man fich herrlich bewirthet, wenn man bei einem Freunde, von dem man zum Effen gebeten war, einen Schnapps befam. Da jeder Officier im Felde feinen Haushalt führen, und feinen eigenen Koch halten muß, fo bitter man fich " einander oft, da dann aber jeder Gaft feinen Stuhl, Teller, Meffer und Ga: , bel mitbringen muß. Wenn man fid) . nicht auf die Art das Leben einiger: maaßen bequem machte, fo würde es Faum auszuhalten ſeyn, weil die Cam: pagnen oft ganze Jahre dauern, und fir gegenwärtig ſchon funfjehn Mo: nate im Felde ftehen. Bon dem Eriegerifchen Geifte der die Indier faft allgemein belebt, find verfchtedene Beifpiele befant. Sogar das fchöne Geſchlecht ver: achtet aus Liebe zu ihren Geliebten, die Gefahren des Krieges. Die Frau, (oder titulair Frau) eines Seepois, bereiter «ihrem Verehrer fein Mahl und kocht ihm, unter dem Geheul der Kugeln, feinen ſtark gewuͤrzten Reis hinter einer Hecke, ungewiß, ob nicht ſchon die Kehle zerſpaltet iſt, die ihn genießen foll, Schladrfelde Mit drei uͤbereinan⸗ der ftehenden Zöpfen auf dem Kopfe beladen, Bis über die Knie aufge ſchuͤrzt, und den. Bufenfchleier dem Winde preis gegeben, flieget fie durch die Glieder und fucht das ‘Bataillon, die Compagnie auf,- bei der ihr bar; tiger Geliebter fteht, ſcheint kaum die Kugeln zu bemerken, die bier einen Sohn des Mars, dort eine Mitſchwe⸗ Sie fucht ihn im | ſter, ein ungluͤckliches Schlachtopfer ihrer Zärtlichfeit zu Boden ſchlagen. Endlich findet fie ihn, fegt fich neben ihn, richter fein Effen an, haͤlt fein Gewehr und wifcht die Schweißtro: pfen ab, die von dem Barte des Krie⸗ gers £reufeln, und — ad! die Un: glückliche, — oft findet fie den, den fie ſucht, erfchoffen. Denn fallen und zeeplaßen die rauchenden Reis: töpfe neben den. feichnam des Ger fuchten, ihr Tanges ſchwarzes Haar hängt zerflört über den nußbaumenen Macken , und fo flieht fie durch. die Menge zur einfamen Höle, ihren Ver⸗ luft zu beweinen, und erregt banges Ermwarter in der Bruft derer, die-in gleicher Abficht hin zum Schlachtfel: de eilen, um vielleicht gleiches Schick: fol zu erleben. Eine folche Gefähr: tin begleitet ihren Mann bei allen Feld⸗ zügen, wobei fie oft die Wartung vier und mehrerer Kinder zu be forgen bat, ſcheuet Feine befchmwerli: hen Märfche, und vermehrt oft die Welt und ihre Familie auf dem Marfche drei Schritte von der Linie an einem Buſche. Der Anzug der hiefi: gen Damen befteht nur aus einem einzigen Gewande. Diefes wird in Form eines Rocks um die Hüften gewickelt, daß es bis über die Waa— den herunter hängt; der uͤbrige Theil wird fehräg über die linke Schulter gefchlagen,und bedeckt Buſen undRüf: fen fo, daß Arme und Seiten bloß find. Der dunfelbraune Hals ift mit einem mäßig polirten goldenen Ban: de umgeben, das etwa einen Fleinen 113 Fin 539 Finger breit und ganz dünne ift. Die Dhren find vom obern Rande bis uns ten nach Berbältniß des Reichthums, mit einer Menge goldener Ringe be bangen, die Arme und Beine aber mit dicken, erhobenen, von Silber ge: ſchlagenen Bändern und Ketten, und die Finger und Zehen mit goldenen und filbernen Ningen geziert, welche oft mit Rubinen und andern Steinen befegt find. Diefes ift der gewöhnli: che Anzug der Soldatenfreuen, Ein Beweis, daß die edlen Metalle bier eben nicht var find. - Die Pariars, als die unterfte Cafte nder Claſſe der Nation, die zu den geringftien Arbei: ten gebraucht werden, und womit fic) die einer höhern Caſte nicht vermiz fhen, behanaen ihre Arme und Füße mit Ringen von verfchiedenen Farben, die auf befondere Art gemacht werden, und wie Glas ausfehen, jedoch ift die Hand und der Zehe, felbft der Geringſten, gemeiniglich mit ein Paar fildernen Ringen geziert. Die India: ner, dieſe Pariars ausgenommen, find außerordentlich reinlich. Sie ba den fich täglich, und waſchen fich noch befonders vor und nach dem Eſſen aufs forgfältigfte- Der Fußboden und die Wände der Hänfer werden täglich gewafchen, und mit einer Subjlanz beſprengt, welche, ob fie ʒwar aus Kuhmiſt, in Waſſer aufgelöfee und durchgefiebet, bereiter iſt, dennoch die Meinlichkeit befördert und den Inſekten Widerftand leiften Der rein gehaltene Erdboden vertrit Die - Stelle dee Stühle und Tifche feldft Auszüge aus Briefen, 540 bei den Vornehmſten und Reichſten. Zu Zeiten wird auch wohl eine Matte übergebreitet. Diefe Art zu figen und zu effen bat gewiß ihre Borzäge, und foheint der Natur gemäß zu feyn, Der Tiſchraum Fan nach Belieben einge ichränft und ausgedehnt werden, Das ganze Hausgeraͤth beſteht in einigen + irdenen Töpfen und Körber. Sie wiffen den Mangel einer Menge uns unentbebrlicher Geräthe zum Bewun⸗ deren abzubelfen, und würden auch dann nicht einmal Gebrauch davon manen, wenn man fie ihmen geben wuͤrde. In den Dörfern herrſcht nicht weniger die Außerfte Reinlichfeit und Ordnung. Die Wohnungen find durch niedrige dicke Hecken abgefon: dert, welche einen Hofplaß bilden, der der gewöhnliche Aufenthalt der Familie if, Das darin befindliche Häuschen dient blos zum Schuß bei Regenwetter und zum Aufbewahren der beften Sachen. Hin und wieder ftehen in folchen Höfen Verdecke zum Schuß wider die Sonne, in Ermanz gelung eines Baums, worunter ſich denn die ganze Familie aufhält. Vieh, Stroh und Kornfrüchte werden außer dem Dorfe in befondern abgezäunten Plägen verwahrt. Ein jedes Dorf ift gewiffer maaßen befeftiat, da eine dicke Dornhecke, bisweilen auch’ ein Eleiner Wall es gegen jeden leichten Ay: falf ſichert. Gemeiniglich ſteht vor dem einzigen Eingange des Dorfs ein grofz fer Banianenbaum, den die Indianer ° für heilig haften, und welcher fehr ſchat⸗ tenreich ift, da er mit feinen herunter fen: 541 ſenkenden Armen ſich weit verbreitet. Unter dieſem Baume ſind gemaͤuerte Baͤnke, und am Abend verſammlet ſich die Dorffchaft unter demſelben, und unterhaͤlt ſich dann mit Trom⸗ meln, Pfeifen, Geſang und Geſpraͤch. Iſt kein Fluß in der Naͤhe, ſo iſt vor dem Ort ein Teich, worin ſich Ochſen von einem Chur⸗Braunſchweig. Officier in Oſtindien. wohnt wird, 542 % und Menfchen täglich wafchen, und deffen Waffer auch zum Kuͤchenge⸗ brauch dient, Allein, Fein Pariar darf fich unterftchen, fich des Teich: waſſers eines Dorfs zu bedienen, wel: ches von Malabaren und Gentoos & der und worin fich jeder Büffel baden darf, Widerlegung einiger gegen die Stallfutterung herrſchenden Vorurtheile *). Hi gewoͤhnlichſte Borurtheil, wo: mit man gegen die Stallfutte: rung gemeiniglich eingenommen ift, berubet darauf, daß man glaubt, daß das Dich bei dein beftändigen Steben, weil es fich gar zu fehr nach ver ge wöhnlichen Beide fehne, nicht recht gedeihen Fonne, Allein, auch diefe Ausflucht iſt gaͤnzlich ungegründer, und der Erfahrung offenbar zuwider. Der Natur des Viehes iſt es ge maͤß, daß es ſich jederzeit nach dem beſten und ihm wohlſchmeckendſten Futter ſehnet. Wolte man daher den Kuͤhen auch des Sommers bloßes trock⸗ nes Winterfutter vorſchuͤtten, ſo wuͤr⸗ den fie allerdings eine ſtarke Sehn⸗ ſucht nach der frifchen Weide und gruͤ— nen Feldern von fich ſpuͤhren Laffen, und fie dadurch allerdings in ihrer Nutz⸗ barkeit zurück gefeßt werden, wie man folches bei dem Anteit des Fruͤhjahrs, ehe noch genugfames Gras zur Wei— de vorhanden iſt, bei allem Vieh wahrnimt, Da aber die Kühe des Sommers auf dem Stalle nicht mit trocknem Fut⸗ ter, fondern mit fetten und nahrhaf ten Klee unterhalten werden follen, fo fällt bier allee Grund, daß fie fich mehr nach dem magern NWeidegrafe, als nach dem Klee fehnen follen, von feldft Hinwes., Man Fan fih Bier von, auch fehon bei der gewöhnlichen Sommerfutterungsart, an folchen Drten, wo den Kühen des Mittags und Abends Gras eingetragen zu wer: den pflegt, genugfam überzeugen, Der Hirte Fan die hieran gewoͤhnten Kuͤhe kaum auf der Weide die gehörige Zeit erhalten, fondern fie laufen ihm ge: meiniglich von der Heerde weg, und eifen dem Stalfe zu, weil fie dafeldft ein befferes Futter erivarten, Es ift daher auf Feinerlei Weife zu beforgen, daß die auf Kleefutter ge: feßte Kühe, weil fie ſich nach der Wei; de fehnen, im Stalfe nicht gut frefr fen, und Dadurch zurück kommen wer: den, Man Fan mit Kühen, die auch nur Aus dem neuen Berliner Intelligen blatt. 543 — nur acht Tage beſtaͤndig Klee gefreſſen haben, ganz fiher einen Berſuch mar hen, und fie nachher auf die Weide treiben. Sie werden gewiß nur ſehr kurze Zeit daſelbſt aushalten, und in wenig Stunden wieder von felbft nach dem Stall zuruͤck kehren. Das Schnen nach der Weide ift auch um fo gegründeter, als die An— legung der Kubmelfereien nur vor: nehmlich an folchen Orten, mg ma: gere und geringe Weide vorhanden ift, angeratben wird. Daß fich aber das Vieh unter der fetten Kleefutterung nach diefer ſehnen folte, iſt der Der; nunft felber zuwider, Daß den Kuͤhen dag beftändige Stilleſtehen auf dem Stalle nicht dienlich, und zu ihrer Geſundheit zu— traͤglich ſey, pflegt hierbei ebenfalls eingewandt zu werden. Allein, es iſt ſolches gleichmaͤßig ein Irrthum, der in anderen Laͤnder, wo das Vieh nie mals aus dem Stalle fomt, durch viele taufend Beifpiele widerlegt wird, Werden fie nur im Stallereichlich ge futtert, fo fällt ihnen auch das be ftändige Verharren in demfelben wei⸗ ter nicht befchwerlich, Denn wo das Vieh den meiften und beften Frag fin: det, da iſt es am liebſten. Alle Vorficht, die man bierbei neh⸗ men Ban, beftehet darin, daß mean dergleichen Kühe beim jedesmaligen Tränfen unter der Aufficht eines tüch: ‚rigen Hirten, eine halbe Stunde im — Pt Bee 544. Freien, um fich, wie man zu reden pflegt, Die eine zu vertreten, laſſe. Diefes wird zu ihrer Erfriſchung bins laͤuglich ſeyn, und fie werden gar bald von felbft wieder zum Stalle eilen. Sonft ift unläugbar, daß das Stall⸗ furtern dem Nindvieh zu feiner Ge ſundheit eher zuträglich, als fchädlich ſey, und dadurch viele Oefahr ver: mieden werde, Das meifte Sterben unter dem Hornvieh rübrer von den giftigen Thieren und Nebeln, womit das Gras öfters befallen wird, und welche das weidende Vieh mit ein: frißt, ber. Bei der Stallfutterung hat man diefes auf Feinerfei Weiſe zu befürchten, indem die Borkehrung gez troffen werden Pan, daß der Klee nicht eher, als bis der Thau davon weg ift, gemäbet und eingebracht werden muß, Auch felbft bei den anftecfenden Viehftaupen, wo das Gift durch) die Luft fortgepflanzt wird, find die Kit he, die beftändig auf dem Stalle ſte⸗ ben, weit menigerer Gefahr, als die freien tweidende ausgefeßt. & Der Einwand, daß das Vieh in den Ställen von der Hiße und dem. Ungeziefer ſehr viel ausftehe, Fan von einem vernünftigen und aufmerkſa⸗— men Wirth gar leicht dadurch gehoz, ben werden, daß er feinen Kuh: ftällen eine freie durchſtreichende Luft verschaft, wodurch beides, Hitze und Ungsziefer, gar fehe gemindert wer: ven wird. A - * Haunoo cuſhes Ma giin. 35° Stuͤck. Montag, den afen Mai 1785. Leber die Todtencaffen. Ron G. ©. Kluͤgel, Profeſſor rn 5 es jetzt immer gewoͤhn⸗ licher wird, Todten: caflen zu errichten, de⸗ ren Stifter wohl nicht alle die Folgen ihrer gut gemeinten Entwürfe überfer ben moͤgen, oder im Stande find, das richtige Berbältniß der Beiträge von den verfchiedenen Claſſen der Intereſ— fenten nah Maaßgabe ihrer Alters zu treffen,. fo will ich verfuchen, Die Grundfäße zur Einrichtung dauerhaft ter Todtencaffen auf eine allgemein bez greifliche Art zu entwickeln. $ 2. In den mehrften Todtencaf: fen wird bei jedem Todesfalle von den Intereſſenten ein Beitrag gefammelt, es fen von allen ein und derfelbe, oder «ein ungleicher, der auf irgend eine Art dem Alter jedes Intereffenten pro: portionirt ift. Diejenigen, welche fo vielan Beiträgen bezahlt haben, als die verficherte Summe für jeden Ster: befall beträgt, pflegen von den fernern Beiträgen freigefprochen zu werden. In den beiden neu errichteten hildes- beimifchen Todtencaffen wird für diefe Mitglieder der Sterberhaler geſam— der Mathematik in Heinfͤdt. melt, eben ſo, als wenn ſie durch den Tod abgegangen waͤren. $. 3. Wenn die Beiträge der Zus terefjenten gleich groß find, fo haben offenbar die Altern Intereſſenten gegen die juͤngern zu viel Vortheil. Eine ſolche Verfaſſung taugt alſo nicht, es müßte denn der Gterbetboler fo klein feyn, daß es nicht der. Mühe werth ift, im den Beiträgen einen Unter: fHied zu machen. Wenn aber auch, in wichtigern Todtencaffen, die Bei: träge auf irgend eine Urt dem Alter der Intereſſenten und dem Vortheil, welchen fie zu erwarten haben, bei der erſten Zufammentreiung, propor⸗ tionirt werden, fo bleibt doc) die Dro- portion in den folgenden Jahren nicht. Die erſten Intereſſenten werden älter, und die men hinzu Fommenden bezah— len dennoch eben fo viel als die Alter gewordenen Mitglieder, bie bei ber Errichtung der Caffe fo alt waren als fie bei ihrem Eintritte find. ben fo geht es hernach den folgenden wieder in Abſicht auf diefe. Die Sterblichz feit der Geſellſchaft, oder die Zahl Mm ber 547 der jährlich) Sterbenden, nimt all mählig zu, weil die Perfonen Alter werden. Daher find z. E. vom roten bis zoten Jahr der Geſellſchaft mehr Beiträge zu entrichten, als vom ıfen bis ofen, und ein Mitglied, das von Errichtung der Gefellfchaft Bis zum roten Jahr lebt, bat weniger be “zahle, als ein Mitglied, das im roten Jahre eintrit, und bis zum zoflen febt, Diejenigen, die forlange leben, daß fie dieganze auf den Todesjall verfpror chene Summe entrichtet haben, zabr ben freilich nicht mehr und nicht wer niger, fie mögen gleich vom Anfange oder zu irgend einer andern Zeiteinge: treten feyn. Sie haben ihre Beitraͤ—⸗ ge in jenem Fallein einer längeren Zeit, in diefem im einer Fürzern geliefert. Das erfte bleibt inzwifchen allemal vortheilhafter. Diefe Ungleichheit läßt fich bei der angenommenen Ein: richtung nicht anders heben, als wenn man im Anfange die Beiträge höher anfeßt, als fie zu dem Gterberhaler nöthig find, von dem Ueberſchuſſe ein Capital fammelt, und davon mit der Zeit einige Sterbefälle beftreiter. AL lein, dieſes macht den Plan verwik—⸗ Felter und weniger annehmlich. Dem Ganzen iftdielingleichheit nicht fh Ad: lich. Je mehr mit den Jahren die Anzahl der Todesfälle fich einer g« wiffen Graͤnze nähert, und fich faft gleich bleibt, defto geringer wird die Ungleichbeitin Abficht auf diealsdann eintretenden Perfonen gegen einander, $, 4. Ein wichtigerer Fehler diefer Einrichtung der Todtencaffen ift, daß Ueber die Todtencaffen. 548 die Mitglieder, welche fo viel an Beitraͤ⸗ gen bezahlt Haben, als der Sterbethar ler beträgt, frei werden, ohne daß fuͤr fie ein Fond geſammelt iſt. Es iſt das wichtigfte Reizungsmittel, der Gefelk [haft immer Rekruten zu verſchaffen, wenn fie verfprechen Pan, daß Feiner in derfelben verlieren, wohl aber gewin⸗ nen fol. So lange es nicht an Rekru⸗ ten fehlt, Fan die Gefelffchaft fich ſelbſt Wort balten, und um deswillen wird es durchaus noͤthig ſeyn, die Summen der Beiträge nicht über den Sterb& thaler fteigen zn laſſen. Allein oßne einen Fond für die frei gewordenen Mitglieder geſammelt zu haben, mögs te e8 Doch mit der Zeit um eine folche Geſellſchaft mißlich ausfehen. Die Geſellſchaft contrahirt eine wirkliche Schuld in Abſicht auf jene freien Mit glieder, Mannehme z. E. eine Ge felfchaft von 400 Perfonen, die ſich zu einem fogenannten Sterbethaler von 400 Rthlr. verbindet. Sie macht ſich alfo anbeifchig, in unbeftimmten Terminen, 160000 Rthlr zu zahlen, Dei jedem Todesfall wird ein Poften von 400 Rthlr. abbezahlt, aber durch das neue Mitglied wird eine eben fo große Schuld wieder contrahirt. Die erften 400 Mitglieder zahlen inzwie fchen lange nicht 160000 Rthlr. aus, fondern aff;gniren den Reſt an die nachher beitretenden Mitglieder, und fo immer weiter. Wir wollen annehs men, daß die Gefellfchaft immer voll⸗ zablig bleibt, fo Fan man die 160000 Rthlr. als ein Capital anfehen, das bei der Geſellſchaft ſelbſt belegt iſt. ; | Aber A 549 Aber tie wird es gehen, wenn einige Mitglieder von ver Bezahlung der Beiträge frei geworden find; Wenn . E. 25 freie Mitglieder vorhanden find, und anstatt derfelben eben foviel beitragende Mitglieder angemorben worden, fo ift die Gefefffchaft jenen die Eumme von 10000 Rthlr. ſchuldig, welche fie zu den 160000 Rthlr. die fie ſich ſelbſt ſchuldig ift, noch uͤbernehmen muß. Dieſe Schuld waͤchſt, fo lange jedes Jahr mehr Mit: glieder frei werden, als durch den Tod von den frei gewordenen abgehen. Ich nehme hiebei an, daß der Sterbetha⸗ fer erft bei dem Tode jedes Mitgliedes ausgezahlt wird. Die Anzahl der To: desfaͤlle wächft, weil die Gefellfihaft nunmehr aus mehr als 400 Mitglie dern befteht, worunter fehr viele alte find. Ihr Zuftand bat fich in Ver: Hleihung mit den anfänglichen fehr verfihlimmert. Die Geſellſchaft der beitragenden Mitglieder iftnicht affein im Durchſchnitt älter als die anfang: fiche, fondern hat auch noch eine be; trächtlihe Schuld zu bezahlen. Der jährliche Beitrag Fan manchem be ſchwerlich fallen, wen er auch völlige Sicherheit fich verfprechen Fönte, daß bei feinem Tode alles wieder erſtattet wird. Es darf nur neben der alten Todteneaffe eine neue entftehen, die mehr fcheinbare oder wirkliche Bor: theile verfpricht, wenigftens gewiß im Anfange wohlfeiler ift, fo febltes der alten an Refruten, und die Geſellſchaft macht einen völligen Bankrott, wobei die Mafla bonorurh feinen Pfenning wertb ift, Es verhält fih hier ganz Meber die Todtencaſſen. 559 anders als bei Brand: Affecnrations: Geſellſchaften, deren Zuftand immer derſelbe bleibt. Jedes Mitglied zahle feinen jährlichen Beitrag für die Sicherheit, die er in dem Jahre ger babe bat. Die vorgefallenen Brand: ſchaͤden werden- vergütet, oder wenn ja einmal der Schade fehr groß feyn folte, fo wird der Erfag anf einige Termine vertheilt, und darauf befin- det ſich die Gefellfchaft in demſelben Zuftande wie zu Anfang. Die ganze Gefellfchaft mag aufgehoben werden, ohne dag von gegenfeitigen Forderun⸗ gen die Rede ſeyn kan. Jeder hat für die Gefahr eines ungemwiffen wenig wahrſcheinlichen Falles feine Beiträge geleijter, und für fein Geld DieZeit über Sicherheit genoffen. Allein in Tods tencaffen zahlt jeder feine Beiträge für das gewiſſe Ereigniß eines Falles. Und die Gefellfchaft haftet dafür, daß ihr dereinft eine beftimmte Sum: me gewiß ausgezahblet werden fo. Die Schuld der Gefelffchaft nimmt alle Jahre zu, weil die geleifteren Bei: träge der vorhandenen Mitglieder ans wachfen, welche jeder in fein Credit feßen wird. Bei einen Bankerott muͤß⸗ te entiveder jeder feinen Verluſt traz gen, oder weil alle Mitglieder zu der gegenfeitigen Buͤrgſchaft gleichen Theil nehmen, müßte jeder ſoviel nachzah⸗ len, als an der Summe feiner Beir teägezudem ganzen Sterbethaler fehle, und diefe Mıfla bonorum müßte, wer gen dergleichen Anſpruͤche eines jeden, in gleiche Theile unter alfe Intereſſen⸗ ten vereheilt werden, - Mm 2 6. 5% g51 . 5. Wenn für die frei gewordenen - Mitglieder der Sterbethaler geſam— melt wird, fo wird freilich Dadurch den neu aufzunehmenden Intereſſenten feine Schuld aufgebürdet, die fie zu ihrem Theil an Perfonen bezahlen müß: ten, welche zu den Ausgaben dır Ge⸗ ſellſchaft nichts mehr beitragen, A: lein, diefes Mittel wird die Menge der Beiträge plößlich fteigen machen. Iſt Der Beitrag aller Mitglieder derfelbe, fo werden die anfänglichen Mitglieder, - fo viel ihrer übrig find, zu einer und derfelben Zeit frei. Folglich werben in demjenigen Sabre, da diefer Fall eintrit, beträchtlich mehr Beiträge gefammelt werden müffen, als bis da: hin nöthig war. Diefes wird einen fehr nachtheiligen Eindruck machen, Die Anzahl der Sterbefälle war fchon nicht Flein, und wird nun durch die Sammlung für. die abgefauften Mit: glieder plöglich vermehrt. Man wird glauben, daß die Sammlung ber Bei träge fernerhin eben fo oft oder faft fo oft jährlich gefcheben werde, Sobald durch diefe Betrachtung die Nefruten abgefihrecft werden, und die Caffeden Sterbethaler nur um eine Kleinigkeit vermindern muß, ift der Bruch der Geſellſchaft unvermeidlich. Sind die Beiträge ungleich, wie in der einen der hildesheimſchen Todtencaffen, fo wird die Menge der jährlichen Beitraͤge zwar nicht fo plößlich zunehmen, als in jenem Falle , weil die anfänglichen Mitglieder nicht zugleich frei werden. Die zweite Elaffe diefer Gefellfchaft, welche aus 130 Perfonen, von 45 — Ueber die Todtencaſſen. 52 bis 50 Jahr zur Zeit des Eintrits, beſteht, iſt indeſſen zahlreich genug, um die Zahl der Bfiträge plößlich ſtei⸗ gen zu machen, wozu noch Fömt, daß aus den folgenden Claſſen einige ſpaͤ⸗ ter eingetretene Mitglieder, welche ihre Beiträge voll bezahlt haben, mit jenen zu gleicher Zeit frei werden, Bald, nachdem die anfänglichen Mit: glieder der zweiten Claſſe frei gewor— den find, werden auch die aus der er; ſten Elaffe frei, nebft fpäter eingetre— tenen Mitgliedern der übrigen Claſſen. Dadurch müäffen nach einer gewiſſen Zeit die Beiträge den Intereſſenten ſehr Läftig fallen, und die Geſellſchaft ſteht in. Gefahr, nach 30 oder 25 Sahren zu brechen. Ich begreife auch. nicht, warum man in den beiden bil desheimifchen Todtencaſſen den frei gewordenen Mitgliedern noch bei if rem $eben den Sterbetbaber in der ei- nen ganz, in der andern $ deſſelben auszuzahlen verfpricht. Es wäre ja viel beffer, daß die Caffe den Sterbe . thaler in Verwahrung nähme, Die Zinfen davon genöffe, und diefe zum Bortheil der Gefellfchaft verwendete, als bei Ermangelung der Nefruten, oder bei einer gebäuften Menge von Tpvesfällen und ‚Sammlungen für frei getwordene Mitglieder, um für die fehlenden Mitglieder den Beitrag . zu bezahlen, oder einige -Sammlun: gen vorzuſchießen. In dem sten g. des Plans der Stifte: Hildesheimis ſchen Geſellſchaft heißt es zwar, daß an dem Sterbethaler fo viel gekürzt werden fol, als wegen der fehlenden Mit 553 Mitglieder an Beitraͤgen abgeht. Al⸗ lein, die Seſeuſchaſt befömt gewiß gar Peine Rekruten mehr, fo bald dies fes einmal gefchieht. Sie muß nicht lauben, daß-der Zulauf inner. fo Ant feyn werde, als jeßt,” da die Ausgabe noch geringe ift, und der Gewinn beträchtlich ſcheint. Sie darf auch nicht, der Geſundheitsſcheine un⸗ geachtet, auf eine vorzuͤglich dauer: hafte Gefundheit der Mitglieder rechz nen, befonders in den Altern Claſſen. Die Hofnung eines guten Gewinnſtes wird zu allerhand nachtheiligen Spe⸗ culationen Anlaß geben. $.6. Die Folgen der Einrichtung, daß Fein Mitglied mehr bezahlen foll, als der Sterbethaler beträgt, noch ber greiflicher zu machen, wollen wir die Dauer der Gefellfchaft in Perioden eintheilen, während welcher gleich viel Intereſſenten ſterben, und zwar fo viel, als die vollzählige Anzahl verfel: ben beträgt. Die Gefeltfchaft befiche aus 400 Mitgliedern, und der Ster⸗ bethaler betrage zoo Rthlr. Die 400, welche in der erften Periode fterben, haben lange nicht 40000 Rthlr. an Beiträgen bezahlt. Wir wollen hier nur nad Gutduͤnken 25000 Rthlr. für die Summe ihrer Beiträge anneh— ‚men. Die fehlenden 15000 Rthlr. haben die Intereſſenten vorgefchoffen, „welche zu Anfang der zweiten Perio: de leben, Dies verfchlimmert ven Zuftand der Gefellfchaft gegen ven an: fänglichen gar fehr. Die Sterblich: feit ift größer, umd wegen der für die frei gewordenen Mitglieder aufgenom: Ueber die Todtencaffen; 554 menen iſt die Gefellfchaft ſtaͤrker ger worden, daher es aud mehr Todes fälle giebt, Wir wollen. hier Feine Zurüczahlung der Beiträge an leben: de annehmen. Die Dauer der zwei ten Periode ift daher kuͤrzer als der erfien, und die Summe, die das zweite Vierhundert Geftorbener an Beiträgen bezahle hat, ift größer. Wir wollen fie zu 30000 Rthlr. an: fegen. Von diefen: ift der Vorſchuß für die erfte Periode Derichtigt, fo daß das zweite Bierhundert nur 15000 Rthlr. für 19 bezahlt hat. Folglich haben die Intereſſenten, welche die dritte Periode anfangen, einen Bor: fhuß von 25000 Rthlr. getban. Es müffen alfo viele ihre Beiträge nahe voll bezahlt haben, und die Zahl der frei gewordenen muß zunehmen, wenn gleich von den Altern auch manche mit Tode abgeben, da alle Intereſſenten nur noch 15000 Rthlr. zu zahlen ha: ben, anftatt daß zu Anfang der erften Periode die Intereſſenten 40000 Rthlr. zu zahlen hatten. Die Eterb: lichFfeit mag im Ganzen nicht größer feyn als in der zweiten Periode, aber die Zahl derer, vie an die Stelle der frei gewordenen getreten find, muß zugenommen haben» Die Anzahl der Sterbefälle wird daher größer fenn, als in der zweiten Periode Mir wollen alfo die Summe der Beiträ- 98, welche das dritte Bierhundere lei⸗ ſtet, nur um 3000 Rthlr. fieigen laf: fen, fo daß fie 33000 Kehle. mögen bezahlt haben. Davon ift der Bor: ſchuß für die zweite Periode berichtiat, MM. und 555 and es bleiben nur gooo Rthlr., die das dritte Vierhundert fuͤr ſich ſelbſt bezahlt hat. Folglich wird der Vor: ſchuß, der auf die vierte Periode fällt, auf 32000 Rthlr. anwachſen. Solte es wohl moͤglich ſeyn, daß die Geſell⸗ ſchaft unter dieſen Umſtaͤnden noch beſtehen koͤnne? Wir wollen inzwi—⸗ ſchen ihr Leben noch um eine Periode verlaͤngen, und das vierte Vierhun— dert 35000 Rthlr. an Beitraͤgen ber zahlen laffen, fo find darunter, we— gen des Vorſchuſſes für die dritte Per giode nur 3000 Rthlr. fir fie ſelbſt, und der Borfhuß, den die Intereſ— fenten am Anfange der fünften Perio⸗ de gerhan hätten, wäre 37000 Rthlr. Es ift nicht möglich, daß fih nun noch Rekruten finden, die nunmehr jedes Jahr in großer Anzahl nöthig find. Die Zahlen, welche ich ange: nommen babe, mag man verändern toie man will, fo fomt man doch auf diefelben Reſultate. Laͤßt man ein Vierhundert weniger bezahlen, fo wird der Vorſchuß der folgenden Periode größer, alfo werden die Intereſſenten in Serfelben geſchwinder mit ihren Beiträgen fertig, und müffen im Ganz zen defto mehr bezahlen. Zugleich werden daher auch mehr Nefruten er; fordert. Laͤßt man ein Vierhundert mehr bezahlen, fo komt diefes‘ der fol genden Periode zu gute, in welcher das nächte Bierhundert num weniger bezahlt. Denn da die Sntereffenten zu Anfange derfelben mehr Beiträge noch zu bezahlen uͤbrig haben follen, fo werden, bei derfelben Ordnung der ueber die Todtencaſſen. * 556 Sterblichkeit, Diejenigen,” die ihre Beiträge bei ihrem Tode nicht voll be⸗ zahlt haben, nicht fo weit kommen, als geſchehen feyn würde, wenn der _ Vorſchuß ftärfer war, und einige, die fonft voll bezahle haben würden, toerden nach einen Reſt laffen Was diefe Periode alfo gewinnt, muß die nächft folgende wieder - übernehmen, und mehr bezahlen, Ueberhaupt wird die Vergrößerung der Summe, twek che jedes Vierhundert Geſtorbener bezahle hat, zwar den Vorfchuß ver: mindern, allein darum noch nicht bie Dauer der Geſellſchaft verlängern. Denn wenn jedes Vierhundert Geftors bener mehr bezahle haben ſoll, fo müffen die Sterbefaͤlle häufiger gewe— fen feyn, alfo muß die Sterblichkeit größer u. die Anzahl ver fr die frei ger wordenen eingetretenen größer genomz men fenn. Beides wären doch fchlims me Umſtaͤnde. ine größere Sterb⸗ lichkeit vermindert fuͤr einige die Zahl der Beitraͤge, aber macht ſie fuͤr die uͤbrigen deſto groͤßer, die Perioden werden kuͤrzer werden, wenn man der⸗ ſelben mehr macht. — Wird der Sterbethaler an die Mitglieder noch bei ihren Lebzeiten zuruͤck gezahlt, ſo werden offenbar die Perioden viel kuͤr⸗ zer, und dee Bruch der Geſellſchaft wird fehr befchleunigt. 8. 7. Es ift alfo zur Sicherheieder Kaffe nothwendig, daß für Die frei ges wordenen Mitglieder aus einem ge fammelten Fond der Beitrag bezahle werde, bis zu dem Tode eines jeden derjelben, da ber Sterberbafer für je: den 557 den son den übrigen Mitgliedern ge farımelt teird, "der Fond aber, tie bei jedem audern Gterdefalfe, Die Beiträge anſtatt der freien Mitglieder hergiebt. Diefe Einrichtung Teifter eben das, als wenn ein jeder bis zu feinem Tode feine Beiträge zahlen müßte. Die Menge der Sterbefälle wird dadurch vermindert, weil Die Sterbefaͤlle wegfallen, die fonft un: ter den neuen, anflatt der frei gewor⸗ denen Mitglieder aufgenommenen ein; getreten wären, Auch muß derfelbe Fond dienen, ſellſchaft nicht vollzaͤhlig ſeyn folte, die fehlenden Beiträge zu erſetzen. Zur Errichtung diefes Fonds Fan erſt⸗ lich ein Untritsgeld dienen, etwa ein fünffacher Beitrag, der nicht wieder gegeben wird. Zweitens Fan bei je dem Sterbefalie etwas mehr als zu den Sterberhaler und den Koften noͤ⸗ big ift, gefammelt werden. Der Ue— berfchuß wird in den Fond geleat. Hiebei verlieren die Intereſſenten nichts, die fo lange leben, daß fie den ganzen Sterbethafer Erzahlen; fie zahlen ihre Beiträge nur etwas ge ſchwinder; aber diejenigen, die den Sterbethaler nicht ganz bezahlen, ges winnen weniger, twelches in der That eine gute Wirfung iſt. Auch mögen einige, die fonft etwas gewonnen hät: ten, nun den ganzen Sterbethaler be zahlen muͤſſen. Allein, die Erhoͤ— bung — nur maͤßig ſeyn, um den uber die Todtencaſſen. im Sell, daß die Ger 558 Intereſſenten die jäßetiche Ausgabe nicht zu groß zu machen, Drittens und vornemlich muß es eine Quelle des Fonds ſeyn, Daß jeder, der Durch, den Tod abgeht, an Beiträgen fo viel bezahle haben muß, als der drit- te Theil, oder lieber die Hälfte des Sterbethalers ausmacht, Was dar: an fehlt, wird dem Fond zu gute von dem Sterbetbaler abgezogen. Diefe Einrichtung wird hoffentlich jeder bil: lig finden. . Denn eine Todtencaffe fol ein Epartopf, Fein Gluͤckstopf fen. Mit Hülfe eines folchen Fonds, der durch Die Zinfen anfehnlich anwach— fen Fan, mag die efelifchaft fich auf einen dauerhaften Zuß feßen, und aus demfelben fogar einige Gterbefälle vorfchießen, wenn fie zufälliger Weiſe in einem Jahre ſich häufen folten, Ihr Eredit, von welchem alles ab: hängt, wird dadurch fehr erhöht. Sonft zweifle ich, daß eine Caffe ſich 30 Sahre halten Fönne, weil Perfor nen von guter Gefundheit es nicht rathſam erachten werden, fich mit vie fen alten in eine Gefellfchaft zu bege— ben, und immer leicht eine jüngere finden mögen, bei welcher die Gter: befälle noch nicht fo Häufig find. Ich wünfchte, daß SSemand von dem Al⸗ ter der vornehmſten Todtencaſſen Nachricht geben Eönte 2), $ 8. Aus den- Mortalitätstafein läßt ſich der Fünfiige Zuftand einer Todtencaffe ziemlich genau vorher be: - iin: a) An dem Journal für Deutfehland 1784. 4° St. wird angeführt, daß in dem Zeitraunis von 1755 bis 3769 in dem Stifte Quedlinburg firben Hriratbss und Todten⸗ 559 ſtimmen. etwas von einander abs Wenn man eine Gefellfihaft von Tooo Perfonen nimmt, fo erden fie nach der von Lambert vers befferten Suͤßmilchiſchen Tafel fo ab, wie in der Columme A angegeben it b), nach der von Hr. Baumann —— en Ordnung der Sterbenden in der Churmark, wie die Columme B zeigt c). Sabre |_ A| _B_ 7 1000 | 1000 5 896 910 10 794 | 8:9 15 | 681 711 20 556 | 576 285 | 418 434 | 30 291 292 | 35. | 183 | 165 | = Meber die Todtencaffen, Die Tafeln gehen freilich” bie gerade 20 Sabre ale find, Berl! B|| 4 | 92 | 8 4) J 35 | 34 h, $ AR Das ra — Fe vier⸗ zigjaͤhrige Perſonen erreichen, iſt in zwiſchen nach beiden Tafeln faſt das— ſelbe: Jahre, nach der Baumanniſchen 6376 Mefruten, womit eine. Gefellfchaft von 1000 Perfonen, die bei ihrem Eintritte go Jahr alt find, alle Jahr ergänzt wird, in dem Beharrungs⸗ ftande faft diefelde, nach der Lambert fhen Tafel ein wenig Eleiner ‚als 44, nad) der en ein wenig groͤßer als 43. Todtencaſſen angelegt worden, von welchen im Jahre 1764 keine einzige mehr im Gange geweſen. Die blankenburgiſche Todtencaſſe habe ſich zwar länger als alle diefe erhalten; allein vor einem Fahre habe viefelbe auch zu zahlen aufs gehört, nachdem fie verfchiedentlich abgeändert worden, b) Beiträge zum Gebrauch der Mathem. Zt Th. ©. 494. ©) Suͤßmilchs goͤttl. Ordnung re. 4 Ausg. in den Zien Ip. 22ſte Tab. Nu. 4. vergl. ©. 384. ff. Die Fortfegung folgt kuͤnftig. “+ * * Nicht ſelten will die Nachgeburt, der Hamen, oder Hamel den Thieren von felbft nicht abgehen, und denn wer; den allerlei gewalrfame Mittel inner: lich und äußerlich gebraucht. Wäre es doch Jemand gefällig, die Haus: hälter Öffentlich mit Gründen zu ber Iehren, wie fie fich dabei zu verhaften * k SEN 5 * . * hätten, da diefer Fall ſo oft vorfomt, man nicht aller Orten einen gruͤndli⸗ hen Vieharzt in der Nähe haben Fan, - und manches Thier über unrichtige Bez handlung das Leben verliert. Im Erxleben ſteht hiervon nichts. Eu: a nach der Lambertfchen 6225 Daber ift aud) die Zahl der, 561 / I —— annoveriſches 562 agazin. WW. wann A v 95 Yg 36 Stuͤck Sreitag, den 6ten Mai 1785. Lieber die T odtencaſſen. Von G. ©. Kluͤgel, Profeſſor der Mathematik in Helmſtaͤdt. (Fortſetzung.) 6.0 Ni beigefuͤgte Tafel A. ftelle ven Zuftand ei ner Geſellſchaft von 1000 Perfonen dar, vie bei ihrem Eintritte in diefelbe 40 Jahr alt find, wenn mit jedem fünften Jahre die durch den Tod abgegangenen wieder durch neue Mitglieder erfeßt werden. Das Gefeg der Sterblichkeit ift nach der Baumannifchen Tafel angenom: men, obgleich diefe die Sterblichkeit geringer machen mögte, als fie in ei ner Todtencaffen z Gefelfchaft feyn wird. Die erfte Columne enthält die Sabre vom Unfange der Gefellfchaft. Die Columne A. enthält die Zahl der von der anfänglichen Zahl 1000 mit jedem fünften Jahr noch übrigen. Die erfte Zahl jeder folgenden Eolum: nen ift die Zahl der Rekruten, die mit jedem fünften Jahre aufzunehmen find. Es erheftet aus Derfelben, daß die Zahl der Refruten anfangs mäßig tft, bald aber ftarf zunimt, nach 35 Jahren am größten, und bernach toieder geringer ift, und zufeßt in dem Beharrungsftande nabe 200 bleibt. Nach 70 Jahren nämlich kommt die Gefelffcehaft in den Beharrungsſtand, wenigftens mit ſehr geringen Ungleich: heiten, weil die Zahl der von jedem ter vorhandenen Perfonen nach 75 Jahren fat eben diefelbe ift als nach 70 Fahren. Wolte man diefe Tafel auf einzelne Sabre ausdehnen, fo wir; den jedes Jahr uber 40 Rekruten er⸗ forderlich ſeyn. Denn von den Re— kruten, die in jedem Quinquennio ſucceßix aufgenommen werden, ſter⸗ ben einige wieder ab. Die Zahl der Rekruten in der Tafel zeigt aber nur den Abgang der ſchon vorhanden ger wefenen Perfonen in 5 Jahren an. Damit ſtimmt uͤberein, was $.7. an⸗ gefuͤhrt iſt, daß in einer Geſellſchaft von 1000 Perſonen, die anfaͤnglich „0 Jahr alt waren, in dem Behar⸗ rungsftande jährlich 43 fteeben. Da: bei ift noch zu bemerken, daß diefe Beftimmung eigentlich alsdann gift, Rn wenn 563 Ueber die Zodtencaffen. 564 wenn anfaͤnglich die Geſellſchaft aus 43 Perſonen beſtand, und jaͤhrlich 43 Rekruten erhält, wodurch zuletzt im Beharrungsſtande die Geſellſchaft bis auf 1000 Perſonen anwachſen wird. Oder genauer, nach den Zab: fen der Baumannifchen Tafel, eine Geſellſchaft, die anfänglich aus 387 Derfonen in einem Alter von 40 Jah⸗ ren beftand, und jährlich 387 Rekru⸗ ten erhält, waͤchſt zuleßt ‚bis auf 8960 Perfonen an, wenn der Abgang dem Zuwachſe gleich ift, und es fticht als: dann jährlich Einer von 23 oder 43 von 1000. Wir haben aber eine Gefellfhaft von 1000 Perfonen an: genommen, die gleich vom Anfang an fich gleich bleiben fol. Hier ift die Zahl der Nefruten veränderlich; in: zwifchen nach 4o Jahren ift fie, faft diefelbe, und von diefer Zeit fängt fie 'an, ſich dem Beharrungsſtande zu näbern, Tafel A. Zuftand einer immer vollzähligen Gefellfchaft von 1080 Per: fonen, die in einem Alter von 40 Fahren bineintreten. wu a EFERRNGHRuRHENEE MInlo|pia 72 Fahu — 54 — | | as| 34, 7 161.37] 72001 5ı51,18511881199, v4 "sol 13] 3] 8] 21] 48) 83]123161|170)181]189 2 $| ı) 3] ıc| 27| 56| 92)130|147]163|172]194 I 0 0| 2 (6) 202 0 198 f 125 a re re jet BE 25| 434, 52] 70, 102|170 192 30) 292, 39, 57, 8911351175213 | 2| oO 14! 32] 62| 981g] rar) ı77lıgs 65 © 6| 16] 35| 66] 90, 115,134! 159] 17712C0 702 0) 0 o | 6| 181 371 60 % IC9 128 162182 i 75 o| 0 o 1 2I 71.191 34], 82 112 — —— 1641184 We FU Er Ru am $. 10. Aus diefer Tafel läßt fih trag fo lange giebt, als er lebet, oder die Größe der jährlichen Beiträge vor ausbeflimmen, wenn die Gefelffchaft fi zu einem gewiffen GSterbethaler verbindet, fo, daß jeder feinen Bei: der Beitrag, den die freigetwordenen Mitglieder ſchuldig wären, aus einem gefammleren Fond beftritten wird. Der Beitrag beträgt zuerſt jährlich nur 565 wur etwa 2 pro Cent des Sterbethas lers, fteige aber bald, und nad) 30 oder 35 Fahren auf 44 pro Cent wer nigftens, fällt hernach aber wieder auf etwa 4 pro Cent herab. Diefes wäre ganz erträglich; allein, man muß nicht vergeffen, daß die Mitglieder alle mit dem 40ſten Jahre ihres Al: ters aufgenommen werden. i .& 11. Nun wollen wir auch den Zuftand einer Geſellſchaft, die fich zu einem gewiſſen Beitrage auf den Sterbefall eines jeden Mitgliedes ver; bindlich macht, unterfuchen, - wenn, wie gewöhnlich, diejenigen frei wer: den, die fo viel an Beiträgen bezahle haben, als der Sterbethaler aus: ‚macht, und ihre Stelle durch neue Mitglieder erfeßt werden muß, weil Fein Fond gefammlet wird, Die Ta: el B ftelle diefen Zuftand von 5 zu 5 Jahren für eine Gefellfchaft von 1000 Derfonen vor, die alle mit dem ofen Jahre ihres Alters eintreten. Der Sterbethaler beträgt 1000, es feyn num "Thaler, Gulden, halbe Gul: den, oder was man fonft als den Bei: trag eines jeden Mitgliedes feſtſetzen will. Weil die Tafel nur für Zeit: räume von 5 Jahren berechnet ift, fo muß fie von dem würflichen Erfolge etwas abgehen, bleibt aber zu meiner Abſicht Hinlänglich genau, Ich nehme an, daß jedes Mitglied zwar über: haupt nur ju 1000 Beiträgen ver: bindlich ift, allein, durch das ganze Duinguennium, welches er angetre ten bet, beitragen muß, wenn er gleich, che das Quinquennium vol: Ueber die Todtencaſſen. 566 lender wird, 1000 "beiträge geleifter bat; desgleichen, daß jeder Genoffe, toelcher durch den Tod abgeht, bis zu Ende des Duinguennii, in welchem er ftirbt, feine Beiträge zahle, indem fie von den Erben beigetragen oder an dem Sterbethaler gefürzt werden, Diefe Eintichtung vermindert begreif: lich die Zahl der Kefruten, die Zahl der jährlichen Beiträge, befonders aber. die Zahl der freigewordenen. Denn von den Rekruten, die nad der Tafel mit dem Anfange eines Auinguernit eintreten, ſind einige 4 Sabre, andere 3, andere 2 und noch einige ı Jahr früher eingetre ten, und werden alfo früher mit ihren Beiträgen fertig, oder kurz, es ift fo gut, als wenn jeder Rekrut, der in dem Duinquennio, in welchen er eins getreten ift, ſtirbt, des Sterbetha: lers unfähig wäre. Die Columne A enthält die Genoffen, die nach jeden 5 Fahren von den anfänglichen 1000 übrig find; die Columne B bis Q zu oberft die Mefruten-fiir jedes Quin— quennium und Darunter die von den: felden übriggebliebenen. - Bis zum zoften Jaͤhre ift die Summe jeder Queerreihe 1000, weil alle Mitglie: der beitragen, und die Zahl der Ne Eruten fo groß’ ift, als die Zahl der Sterbefälle, Allein, mit dem An: fange des 35ſten Jahrs werden 165 von den anfänglichen Genoffen und 26 von den Rekruten des erſten Quin⸗ quennii frei, weil jene ſchon 1110 und dieſe 1020 Beiträge bezahlt ha: ben. Vom 30⸗35ſten Jahre ſind Rn 2 226 567 226 geſtorben, Dazu die freigeworde: nen gerechnet, macht 417 als die Zahl der Rekruten. Diefe machen mit den übrigen Genoffen aus den Columnen C,D,E,F, G die angenommene Zahl 1000 aus, welche zu den Sterbefäl: len des nächften Quinquennii beitra: gen müffen. Die ganze Öefellfchaft ift aber nun auf 1191 angervachfen. Mit dem 40ſten Jahre werden auch die Re⸗ kruten ſub Lit. C und D frei, Denn jene haben in den Jahren 10:40 für Ueber bie Todtentaffen. ‚568 1146 Sterbefälle bezahlt, dieſe in den Jahren 15:40 für 1021. Es bleiben nun nur 785 beitragende Ge noffen, fo, Daß 215 neue erfordert werden, ° Auf diefe Art find in den folgenden Fahren die freigewordenen Mitglieder und die Rekruten beftimme worden, Zu diefem Zwecke find an der Seite die Abgeftorbenen jedes Quinquennii oder die Beiträge in Dies ſem Zeitraume angezeichnet, Tafel B. Zuſtand einer Geſellſchaft von 1000 Perſonen, die in einem Alter von 40 Jahren bineintreten, und fih zu einem Beitrage anf 1000 Sterbefälle verbindlich machen. 1] onzza s|alsic/o/le|r|c/njı)Kl|r/m|nlolelales| & 2 — 88 > al ıooo el je — Aber 5] gIC 90 9:0. 10, 819 |82 |99 wer] 15} 711 174 |90 lı2$ 126 10-15 20) $76 164 81 114 |165 165 15-20 251 434 Jıoz |ıso I1yz *192120-25 » 292 139 197 | 89 135 1175 1213 213125-30 165) 26,143 72 |117 |157 1194 |417 226|20-35 39 83)j15)129)) 54)| 95 1137 174 1379 J2ı5 | 225135-40 145,30 2109 372) 723178 [Isar I19% non 2 — fol 13) 3) 8) 21)| 8) 83)l123 |295 [176 |ı82 |223 si Nm, 3)| 10)| 27)| $6)| 92). 240 |153 1164 1203 1240 60 2 o| 1)! 4)| 14)| 32) &a)lısı)lıza I142 183 2181333 65 or D-07270 2 35 )|T22) ae 159 J 0 a8 4 2) 2 69), 63), 1123 206 222 olojo dr 2) | 399| 35) s|2021238 $. 12. Aus der Bergleichung die: fer Tafel B mit der Tafel A erhellet, daß dir jährlichen Beitraͤge ein gutes Dort waren zuleßt jährlich 40 Beiträge (bei 1000 Genoſſen) bier find Jo Br Theil öfterer erfordert werden. 569 Ob es aber bei diefer Anzahl bleiben werde, ift die Zrage, weil die Anzahl der freigewordenen Mitglieder immers fort feigen mag. Schlimm ift es, dag viel mehr Refruten erforderlich find, nah 35 Sahren für ein Quin: quennium auf einmal 417, weil um diefe Zeit die Genoffen in den Colum— nen A und B frei werden. Nach 8o Sabren werden die Rekruten in den Columnen M und N zugleich frei. Denn die in der Columne M tiörigen Genoſſen haben alsdann ſchon über 1000 Beiträge bezahlt, und die in der Columne N zwar nach der Einrich⸗ tung der Tafel erſt 993, allein, nad) dem wuͤrklichen Erfolge in den Tod: tencaffen gewiß über 1000. Es ift nachtheilig, daß die Zahl der erfor: derlichen Refruten fo ungleich ift, weil 28 daher leicht zur. unrechten Zeit dar: en fehlen Fan. Dabei muß man nicht vergeflen, daß die Einrichtung, welche die Tafel darftellt, Für die Jutereſſen— ten überhaupt vortheilhafter ift, als diejenige, worin die Genoffen nicht über 1000 bezahlen, weil hier einige Mitglieder Doch etwas verlieren, da nach der gewöhnlichen Art Feiner ver: liert, wohl aber mancher gewinnet, alſo den fpätern Mitgliedern eine groͤſ⸗ fere Laſt aufgebürder wird, $. 13. Es läßt fi) aus der Ta: fel die Zeit, nach welcher Die anfüng- lichen Mitglieder frei werden, genauer beſtimmen. Vom 30: 40fen Jahre der Geſellſchaft find die Sterbefaͤlle je⸗ des Jahr faſt genau in gleicher An: zahl, nämlich 45, Daher find in — Ueber die Todtencaſſen. 570 den erſten 33 Jahren 1019 Sterbs faͤlle, und die anfaͤnglichen Genoſſen werden in dem zzfn Jahre frei. Dach 33 Jahren leben von denfelben noch 213. Es werden alfo in derſel⸗ ben Stelle in eines Sabre 213 neue Mitglieder erfordert, wozu noch 45 in die Stelle der verſtorbenen, in al: lem 258 nöthig find. Daher ift dies ein ſehr Eritifcher Zeitpunft der Ge ſellſchaft, und es wird nöthig feyn, etwa vom 25ſten Fahre an überzählige Mitglieder aufzunehmen, um den zu befücchtenden Mangel im 3 zen Fahre zu erſetzen. Wenn diefe gleich: die Anzahl der Sterbefälle ein weniges vergrößern, fo werden dagegen ihre Beiträge aufgefparet, um davon im der Folge für fehlende Mitglieder die Beiträge zu bezahlen. In den näche fin 2 Jahren werden die Mefruten des erſten Quinguennii frei, einige derfelben vielleicht fihon im zy1en Sabre, Die Anzahl derfelben ift noch nicht beträchtlich; allein, in den folz genden Jahren nimt die Anzahl der frei werdenden zu. Sie ift von 35⸗ 40 Jahren 83, ungerechnet, was von ihnen wieder durch den Tod ab: geht. In den Jahren 55:60 ift fie, auf gleiche Art, 181, daher nun 333 Rekruten für 5 Jahre nöthig find. Sn den Fahren 75:80 werden über 296 frei. Daher ift eine Gefellfchaft, wenn fie auch den erften Fritifchen Zeits punft überflanden bat, noch nicht fiher, Doc find Caſſen, die einen maͤßigen GSterbethaler, höchftens 100 Rthlr., bei einer hinlaͤnglichen Arı- Mn 3 zahl * 371 zahl von Mitgliedern oder gegen ei⸗ nen Beitrag von wenig Groſchen ver⸗ fprechen, ficherer, weil ſich mehr Com; petenten ‚finden werden, Man wird fih auch bei ſolchen nicht fo genau nach der Anzahl der beiträge und nach dem Zuftande der Caffe erfundiz gen, in beteächtliher Sterbetha— fer reizt fhwächliche Perfonen, fi) zu demfelden zu drängen, und verleis tet andere, auf folche ſchwaͤchliche Perfonen einzuſetzen. Die Vorficht wegen der Gefundheitsfcheine Fan oft vereitelt werden. $. 14. Wenn der Sterbethaler noch bei £ebzeiten der frei gewordenen Mitglieder ausgezahlt wird, fo wird bald nach 30 Jahren, wo nicht eher, die Gefellfchaft bankrott. In unferer Geſellſchaft von 1000 Perfonen, die bei ihrem Eintritte alle 40. Fahr alt find, werden nach 33 Jahren 213 von den anfänglichen Mitgliedern frei, und bekommen ihren Sterberhafer ganz oder größtentheils. Won den Rekruten in der Columne B leben ale: dann 31, die vom zen Jahr des In⸗ ſtituts an bis dahin 929 Beitraͤge ge⸗ zahlt haben, wozu noch 213 für jene abgegangene Mitglieder fommen. Für dieſe wird auch geſammlet. Von den Rekruten in der ColumneC leben noch 48, die bis dahin 830 Beiträge ge: zahlt haben, und nun noch 244 zab: fen follen. Schon 292 Sammlun—⸗ gen, Von den Refruten in der Co⸗ ‚Jumme D find uͤbrig 79. Dieſe bar ben für abgeflorbene und abgegangene Mitglieder gezahlt 997 Beiträge, Ueber die Todtencaffen. 572 Sie find alfo auch als folche anzufe ben, die ihren Sterbethaler verlans gen Fönnen, weil in ber Tafel übers haupt die Zahl der Sterbefälle etwas zu Flein angefegt ift. Ferner ift noch zu bemerken, daß jeder Iebende Ger noffe aus der Columne A bis zu Ende des 33ſten Jahrs 1019 Beiträge zah⸗ len wuͤrde; da er aber nur 1000 zah⸗ let, ſo bleiben 4047 Beiträge in Reſt; eben fo folte jeder lebender Ge: noffe in der Columne B rı42 Bei _ träge zahlen, Daher 4402 Beiträge eheffländig bleiben; gleichfalls folten die aus der Columne C 1074 Bei: träge zahlen, daher 3552 Beiträge den Übrigen zur Laft fallen, in Sum: ma 12001. Die Übrigen müffen alſo noch zu 12 Sammlungen geben, fo, daß die Genoffen aus der Co lumne D mit allem Recht frei find. Demnach bekommen 37 1 lebende Mits glieder den Sterbethaler in einem und demfelben Jahre ausgezahlt; da: zu fommen noch 45 Gterbefilfe und find alfo in einem und demfelben Jah: re 416 Sammlungen erforderlich). Man wird wohl nicht. behaupten wol: len, daß die Geſellſchaft unter diefen Umftänden beftehen koͤnne. Mach 35 Sahren würden auch die Genof fen in der Columne E ihre vollen Beir teäge faft geleiftet haben, nämlich 936, -ohne Zweifel aber noch über 1000 nach dem wuͤrklichen Erfolge. Gehen diefe auch ab, fo find für das nächfte Duinquennium 649 Rekruten nöthig, den Abgang des vorhergehen⸗ den zu erfeßen, — §. 15. * 573; 6. 15. Wenn die Gefellfchaft in Claſſen nach dem Alter eingetheilt ift, fo neug ver Erfolg nicht fo ſchlimm ſeyn, als in dem Falle, da alle gleich viel bezahlen, weit die anfänglichen Mitglieder nun nicht zu derfelben Zeit frei werden. Es find die Claſſen als mehrere mit einander verbundene Ge: ſellſchaften anzuſehen. Wir wollen z. E. unſere Geſellſchaft von 1000 Per: ſonen, die bei ihrem Eintritte 40 Jahr alt ſind, mit einer andern verbinden, in welcher die Mitglieder 50 Jahr alt find. Diefe muß, damit die erftere Feinen Schaden von ihr leide, an An: zahl geringer feyn und einen böhern Beitrag leiften, In derfelben muß der Zeitpunft, daß die ältefte Mitglie— der ihren vollen Sterbethaler bezahlt baden, früher eintreten als in der er fiern. Eo bald diefes gefchieht, wird der Fritifche Zeitpunkt in der erſten Ge: fellfchaft befchleunigt, zu großem Nachtheil derfelbigen, weil mehrere von den aͤlteſten Mitgliedern nun ih: ren Sterbethaler zurück erhalten. Erz . teichten nur wenige aus der Altern Claſſe das Ziel ihres Beitrages, fo muß die Sterblichfeit groß geweſen feyn, zum Nachtheil der andern Elaf fe; erfeichen aber viele dies Ziel, fd . bat die andere Claſſe ziwar bis dahin Vortheil, allein, nun verliert fie nicht allein den gehabten Tortheil, fondern wird auch zu einer Zubuße genöthigt. Fuͤr beine Elaffen ift es der vortheil- hafteſte Fall, wenn Feine mehr noch weniser-in ber Verbindung bezahlt, als fie abgefondert würden bezahlt ha: Lieber die Todtencaffen; 574 ben: Go bald ale in der Alteften Claſſe einige Mitglieder ihren Ster⸗ bethaler ganz bezahlt haben, und ihn noch bei ihren Lebzeiten erhalten fol: len, muß die jüngere darunter leiden, Solte fein Mitglied jener Elaffe fo lange leben, fo muß ihr Beitrag zum Schaden der andern Claffe zu niedrig angefeßt feyn. Nun fehe man in der Tafel B nach; welche Verwirrung es machen würde, wenn der Zeitpunkt, da die Älteften Mitglieder ihre Bei: träge voll bezahlt Haben, nur 3 Jah⸗ te früher, nemlich nach 30 Jahren eintrit.. Die Genoffen in den Colum: nen A,B, C; D, an der Zahl 477, _ find zu ihrem Sterbethaler berechtigt, und wenig fehlt, daß es die in den Columnen Eund F auch feyn. Die jüngere Claſſe würde für fich allein fo weit erft nach 33 Jahren kommen, und es würden alsdann nur 371 le— bende Mitglieder den Sterbethaler zu fordern haben. Es ift folglich auch bei einer Eintheilung in Claſſen der Bruch unvermeidlich, wenn der Ster: bethaler an lebende Mitglieder ausge⸗ zahlt wird. $. 16. Um diefe Sache noch mehr ins Licht zu ſetzen, fo laßt ung den Zuftand einer Gefellfchaft berechnen, deren Mitglieder bei ihrem Eintritte 60 Jahr alt find. Ich nehme 60 Fahr, um den Unterfchied des Erfolges deſto fihtbarer zu machen. Die Geſeil⸗ fchaft Beftche auch aus 1000 Mitglie: dern, um ihren Zuftand mit dem un: ferer erjten Geſellſchaft beguem zu ver⸗ gleichen, Hernach koͤnnen wir fie auf jede 818 jede beliebige Zahl ganz Teicht ſetzen. Die folgende Tafel ftellt den Zuſtand einer folchen Geſellſchaft vor, wenn Jahr. | __A B ® o 1000 5 754 | 246 10 507 | 185 | 308 I5 237 | 124 | 232 20 144 | zı ı 156 25 I 58] 35 | 88 39 22 14 | 44 35 | 9 5 18 Nach 17 Jahren ift der Zuftand der Geſellſchaft folgender: » Geftorben A|B|IC|D Iynıs- 179. 202|102]202|323 153 Hier werden die in den Columnen A und B befindfichen mit ihren Beitraͤ— gen fertig, fo daß. Durch Zuruͤckzah⸗ fung der Beiträge 322 neue Mitglie— der in deren Stelle nöthig gemacht werden. Sie würden noch eher und in größerer Anzahl fo weit gelangen, wenn nicht bei diefer Berechnung anz genommen wäre, daß die Mefruten während des Quinquennii , in welchem fie aufgenommen, nicht fterben, oder Ueber die Todtencaſſen. 576 die Zahl ihrer Mitglieder immer 1000 bleibe, und alle 5 Jahre ergänzt wird. 359 271 357 | daß fie des Sterbethalers verluſtig gehen. $. 17. Es erhellt hieraus, daß die Mitglieder einer Gefelifehaft, die bei ihrem Eintritte Go Jahr alt find, fat in demfelben Jahre ihres Alters, oder wenig fpäter frei werden, als die Mits glieder einer Gefelffehaft, die bei ihr rem Eintritte 40 Jahr alt find. Hiers aus folgt, daß in andern ſolchen Ges feltfchaften, z. E. wo die Mitglieder bei ihrem Eintritte 50 Jahr alt find, die erften Mitglieder auch etwa in dem zafen oder 75ſten Jahre ihres Alters frei werden, Die Fortfegung folgt Fünftigs AEREETN ERT SEE EEE TE TEBEEKFREE TEENS 578 Hannoben ches: Magazin, SE Montag ‚ den gen Mai 1785. Ueber die Todtencaffen. Von G. S. Klügel, Profeffor der Mathematit in Helmſtaͤdt. (Fortfeßung.) . 18. an verbinde num bei: de Geſellſchaften mit einander. .Die Anz zahl der Mitglieder und der Bei trag beider müffen fo abgemeflen twerden, daß die Einnahme, welche die gemeinfchaftlihe Kaffe von je der hat, der Ausgabe an jede gleich fen. Die jüngere Claſſe der 1000 vierzigjäßrigen liefert in den erſten 17 Jahren etwas über 380 Gter: befälfe, die von 1000 fechzigjährigen in derfelben Zeit noch etwas mehr als 1064. ‚Wir wollen jene Zahl auf 400, diefe auf 1200 feßen. Sollen beide Claffen gleich viel Todte brin— gen, fo muß die Anzahl ihrer Mit: - glieder wie 3 zu 1 ſeyn, alfo wenn beide zufammen 1000 enthalten, in der erften 750, in der andern 250. Der Sterbethaler betrage 1000 von einer mwillführlichen Einheit, fo zablt dazu im der jüngern Claffe jedes Mit: glied 3, in der andern 2. Don je nem Beitrage kommen 500 auf, von diefem auch 500. Jede Elaffe zahlt für noch einmal fo viel Sterbefälle, als fie für fich allein befommen wär: de, dagegen aber auch nur die Hälfte von dem, was fie bezahlen müßte, um denfelben Sterbethaler aufzubringen. Nach 17 Fahren hat die jüngere Claſſe von 750 Perfonen geliefert über 285 Todte, die ältere über 266, zufan: men über 551, und die anfänglichen Mitglieder der ältern Claffe, fo wie die Refruten der erften 5 Fahre in derfelben befämen ihre Beiträge zu: ruͤck gezahlt. Daher würden alfo go Mitglieder ſchon abzufaufen, und je des folgende Fahr nicht wenige Mit: glieder diefer Claſſe abzufinden feyn, Dadurch) wuͤrde ver Zeitpunkt, in wel— chem auch die erften Mitglieder der jüngern Claffe ihre Beiträge zurück verlangen fönnen, zum Ruin der Ge: felffehaft befchleunigt werden, Man muß alfo die ältere Claſſe viel ſchwaͤ⸗— cher machen, damit die Mitglieder aus derfelben ſpaͤter und in gerin⸗ Oo ge⸗ 579 gerer Anzahl frei werden. Man gebe der jüngern Claſſe 925 Mitglier der, der ältern 75. Der Beitrag der einzelnen Mitglieder in jeder muß in dem Werhältniffe ı zu 3 bleiben, weil die Menge der Kontribuenten je: der Claffe ſich in demſelben Verhaͤlt⸗ niffe wie die Menge der Sterbefälle veraͤndert. Mach zwanzig Jahren bat die jüngere Claſſe über 443 Sterbe fälle, und die ältere einen guten Theil überg5, in Summa über 539. Der Beitrag ift in jener 33, im diefer 53. Die älteften Mitglieder der Teßtern Claſſe werden alfo noch vor dem zofen Sabre frei. Es find in derfelben noch) 10 oder 11 vorhanden. Der Zuftand der Altern Elaffe ift nach zwanzig Jah⸗ zen folgender: 2 Alter, — 75 | 60 Perfonen. | 11 | 5 20|27 Die Sterbefälle in der Gefellfchaft vom Anfange bis zum 20ten Jahr find, wie folget: Sabre. | 1 Cl. | 2: 61. ISumme. o- 5) 83118 | or s-16] 02 | 23 115 10-15| 116 | 27 143 15-20| 153 | 27 180 Die Anzahl ift zu geringe, befonders in der zweiten Elaffe, wie ſchon mehr: mals bemerkt if, Nunmehr iſt Elar, daß außer den anfänglichen Mitglie dern der Altern Claſſe auch die Rekru— ten aus den 5 erfien Jahren zur Her bung des Sterberhalers gelangen, in Summa 16 Perfonen, In dem näch- 70 12 Leber die Todtencaſſen. * 580 ſten 5 Jahren gelangen die Rekruten aus dem zweiten und dritten Quin- quennio, ſo viel ihrer noch übrig find, nemlich 20, auch zue Hebung. Die Anzahl der jädrlihen Sterbefälle iſt von diefer Zeit an Über 40, vermuth⸗ lich 50, fo, daß ein Mitglied aus der Altern Elaffe in 8, und hoͤchſtens in ro Jahren feinen Stenberhaler aus: gezahlt hat, Hieraus Fan man genuge fam abnehmen, wie nachtheilig diefe Claſſe, fo geringe fie auch gegen die andere ift, derfelben fenn werde, Sind mehr als zwei Elaffen, wie wir bier ‚angenommen haben, in der Geſell⸗ ſchaft, fo ift die Sterblichkeit größer, und die in der Alteften Claſſe, die bei den Eintritte 6o Jahr alt ſeyn follen, werden noch eher mit ihrem Beitrage fertig, und die von der juͤngſten eben⸗ falls, weil fiedurch die größere Sterb⸗ lichfeit ihrer Dlitgenoffen zu mehrern Beitraͤgen genöthigt werden, und eiz nen anſehnlichen Teil abkaufen muͤſ⸗ ſen. In der Stift: Hildesheimifchen Geſellſchaft ſind 24 Perſonen von 60 bis 65 Jahren gegen 150 von 40 bis 45 Jahren, und 130 von 45 bis 50 Jahren bei der Aufnahme. Die ganze Geſellſchaft beſteht aus 400 Mitglie⸗ dern, Die aͤlteſte Claſſe macht alſo den 16ken oder 17ten Theil des Ganz zen aus. Der Beitrag ift in derfel- bigen 2 Rthlr. 2 ggr., in der jung: ften 16 ggr. Diefes Berhäftniß komt mit dem überein, was vorher ange nommen ward, Das Berhältnigder Mitglieder gegen die ganze Geſellſchaft ift noch etwas Fleiner als das obige; allein, 581 allein, dem ungeachtet wird, meil die uͤbrigen Genoffen bei ihrem Cinteitte viel Alter als go Jahr im Durchſchnit⸗ te find, der Erfolg viel nachtheiliger fegn. -$, 19, us dem bisherigen Bor trage wird man dasjenige berichtigen koͤnnen, was in dem 380en und z9ſten Stuͤck dieſes Magazins vom Jahre 1784 und im Hallen Stuͤck daf, uͤber Sterbecaflen geſagt iſt. Der Berfaffer des erſten Aufſatzes bat Unrecht, wenn er behauptet, daß durch Die Zuruͤckzah⸗ tung der Beiträge an die noch Lebenden alle Mitglieder zu gleicher Zeit den Sterbeihaler zu fordern berschtigt ſeyn werden. Dieſes zeigt meine nach den Sterblichfeitstefein, nicht nad) will Eührlihen Annahmen gemachte Rech: nung. Der Verf. fehlt darin, daß er alle Kahr denſelben Theil fterben und gleichviel neue Mitglieder antre⸗ ten läßt. Das ift nicht die Ordnung der Natur. Uebrigens enthaͤlt der Aufſatz viele nuͤtzliche und richtige Be⸗ merkungen. Der Verf. des Aufſatzes im 62ſten Stuͤcke glaubt, daß von 33 jͤhrlich Einer ſterben werde. Wenn man dieſes auch als eine Mittelzahl fuͤr die verſchiedenen Claſſen im Anfange gelten laͤßt, ſo wird die Sterblichkeit doch mit jedem Jahre zunehmen, und die Zahl, von welcher Einer ſtirbt, moͤgte wohl noch unter 20 herabſin⸗ ken. Im Anfange mag von 40 nur Einer ſterben; darum bleibt es nicht auf dieſem Fuße, ſondern die Anzahl der jaͤhrlichen Beitraͤge waͤchſt mit je⸗ dem Jahre, und ſelbſt die Mitglieder Ueber die Todtencaſſen. ⸗ 982 der juͤngſten Claſſen werden viel fruͤher mit ihren Beitraͤgen fertig ſeyn, als es der Verf. glaubt. Haben wir doch $. 14 gefehen, daß in einer Gefellfchaft, deren Mitglieder bei dem. Antritte alfe 40 Jahr ſind, nah 33 Jahren mehr als der dritte Theil feiner - Beiträge voll bezahlt hat. Es ift alfo wohl zu viel gerechnet, wenn der Verf. glaube, dag die Mitglieder der jänaften Claſſe 50 Jahr Zeit Haben werden, che fie den Sterbethaler voll bezahlt haben. Die anfänglichen Mitglieder der Alte: ſten Claſſe mögen vielleicht 16 Schr, wie er es annimt, leben müffen, um den Sterbethafer voll gezahlt zu ha— ber, allein ihre Nachfolger werden nicht die Hälfte Zeit gebrauchen, Die Claſſen werden bald nach einander fo weit kommen, daß den älteften Mit: gliedern der Sterbethaler gezahlt werz den muß, und wenn die jüngfte fo weit gekommen ift, fo muß mehr als der dritte Theil diefer Claſſe, das ift iiber 50, denSterbethäfer zu fordern Haben, Der Verf, giebt felbft zu, daß, wenn 50 Intereſſenten den Sterbechaler zu fordern haben wuͤrden, das Inſtitut serloren fen. g 20, Ein Mittel, die ploͤtzliche Au⸗ haͤufung der abzukaufenden Mitglie: der, auch) bei einem gleichförmigen Beitrage, zu verhindern, iſt, daß man die Geſellſchaft nur mit dem Ab: laufe mehrerer Sabre vollzaͤhlig wer: den läßt, Diefer Zall ereignet ſich bei der zweiten bildesbeimifchen Sterbe; caſſen⸗Geſellſchaft; die gegenwärtig erſt die Hälfte der feftgefeßten Anzahl Oo 2 von 583 von 300 Mitgliedern hat. Der Bei: trag ift für alle derfelbe, dagegen fol aber auch fein Mitglied bei dem Einz tritte über so Jahr alt feyn, und nach erreichter Bollzähligfeit nicht über 45 Jahr. Diefe Caffe verfpricht aber gleichfalls denjenigen, die 300 Rthtr. beigetragen haben, 250 Rthlr. ſogleich und so Kehle. den Erben nach dem Todesfalle des Mitgliedes. Sie muß daher mit der Zeit brechen, wenn die jäßrliche Anzahl der abſterbenden und abzufaufenden Mitglieder ſo groß wird, daß die Beiträge dadurch zu hoch anlaufen und von dem Eintritte abſchrecken. Ueberhaupt Fan ich den Nuͤtzen nicht einfehen, den die Zurück zahfung der Beiträge an lebende Mit: glieder haben foll, e8 wäre. denn, daß man dadurch mehrere zum Beitritte anzulocken fuchte. Allein, der Nach: theil ift fehr groß, weil dadurch meh: rere zu gleicher Zeit ihre Beiträge zu: rück erhalten, für welche der Sterbe— thaler, bei ihrem Abfterben, nach und nach würde ausgezahlt ſeyn. Der Verf. des Auffages im Halten Stück des Magazins. glaubt zwar (S. 989) daß durch die Zuruͤckzahlung der Bei: träge der Vermehrung der Sterbefälle vorgebeugt werden möge, und ftellt fich überhaupt den Fall als kaum mög: lich vor, daß ein Mitglied feine Bei: träge voll bezahlen Fönte, Dieſe ganze verworrene Vorftellung wird duch den bisherigen Vortrag genugfam widerlegt. 6. 21. Will man alfo eine Sterbe eaffe anf den beftändigen Zufluß von * Ueber die Todtencaſſen. 584 neuen Mitgliedern in die Stelle der abgehenden gründen, welches freilich in den erften 25 Jahren am mohlfeilften ift, fo muß den frei gewordenen Mit gliedeen der Sterbethaler durchaus nicht eher als bei ihrem Abfterben werz den. Es wäre noch beffer, wenn je des Mitglied fo lange, als es ichte, den Beitrag zahlte, weil alsdann die Fünftigen Mitglieder wenige Beiträge zu zahlen, und. ver Verluſt an die feüber fterbenden durch den Gewinn von den fpäter fterbenden einigermaaſ⸗ fen erfeßt- wird. Es liegt-darin gar . Feine Unbilligfeit, wie der Verf. des Auffaßes im 62ſten St. alaubt. Denn in allen andern Fällen läßt man fich beider Hofnungeines Gewinnſtes auch die Furcht eines Verluſtes gefallen, Würde man wohl einer Caffe, die Geld gegen Leibrenten aufgenonimen bat, er⸗ lauben, die teibrenten einztigiehen, weil der Eigentbiimer fo lange lebt, daß er das gezahlte Geld wieder zurück er: halten hat ? Oder mögte in einer Ge fellfchaft von Predigern einer Provinz, die fich zu einem Beitrage auf den Ster: befall jedes unter ihnen verpflichten, denjenigen, die fo viel gezahlt hätten, als ihre Erben dereinft wieder befomz men Fönnen, zugeftanden werden, fich von den fernern Beiträgen frei zu machen? Weil aber in den Sterbe— cafjen die Leute einmal verwöhnt find, fo muß man auf andere Art fuchen, den Abgang der Beiträge der frei ges wordenen, foviel es fich thun läßt, zu erfeßen. Dazu dienen die $. 7. vorge ſchlagenen Mitte. Man kan aud) den 585 den Sterbethaler nach der Anzahl der Beiträge, welche daß geſtorbene Mit: glied entrichtee bat, proportioniren, immer aber, zum Beſten des Fonds, den ganzen Sterbethaler aufbringen laſſen. Es wird dabei nöthig feyn, duch Hülfe folcher Tabellen, derglei— chen ich eine geliefert habe, einen Ue— berfchlag zu machen, wie hoch der Fond anmwachfen, und tie weit man mit ihm reichen moͤgte. Iſt die Ger fellfchaft nicht in Claffen gerbeilt , ſo müßfe man ein gewiffes mittleres Al: ter der Beitretenden annehmen, Die . Berechnung eines folhen Plans wird freilich etwas mehr Mühe foften, als die gewöhnlichen, die höchftens eine halbe Stunde Zeit erfordern; man wird aber auch den ntereffenten mehr Sicherheit, und fich von dem Fünftiz gen Zuftande der Gefellfchaft deutliche Borftellung machen fönnen. 6. 22. Es ift dabei noch nöthig, die Gefellfchaft in Claffen nach ihrem Alter zur Zeit des Beitrits einzutbeis len, Die Proportion der Mitglieder in den verfchiedenen Claſſen ift will: Führlih, ur daß man, um Die Sterblichfeit der ganzen Gefellfchaft zu vermindern, den Altern Claffen we⸗ niger Mitglieder geben muß, als den: jüngern. Soll feine Claſſe der andern Nachtheil bringen, fo muß der Bei: trag der gefamten Mitglieder jeder Elaffe fich wie die Menge der Todten verhalten, die fie liefert. Der Bei trag der ganzen Claffe wird durch die Zahl der Mitglieder dividirt, um den Beitrag jedes einzelnen Mitgliedes zu Ueber die Todtencaffen, 536 beftimmen. Es macht mie einige Schwierigkeit, das Verhältniß der Sterblichkeit feftzufeßen , weil eg ſich in derfelben Claffe mit jedem Jahre Ändert, und die Proportion zwiſchen den verfchiedenen Claſſen nicht diefek be bleibt. 3. E. nach der Baumanni⸗ fhen Tafel von der Sterblichkeit in der Churmarf fischen von 387 vier: ziggährigen Perfonen im erften Jahre 7, oder Einer von 55. Die Sterb: lichfeit wird begreiflich allmaͤhlig größe fer. Laͤßt man alle Jahr 387 Perfos nen zutreten, fo waͤchſt die Geſellſchaft zuleßt auf 8960 Perfonen an, von welchen jährlich 387 abgehen, fo daß nunmehr Einer von 23 flirbt.. So groß wird auch die Sterblichkeit in dem Beharrungsftande feyn, wenn eine beftimmte Gefellfchaft, 5. E. von 1000 vierzigjährigen Perſonen zu: fanmen trit, und alle Jahr nur fo viel aufnimmt, als durch den Tod ab: geht. Die Tabelle A giebt zulegt Eis nen Todten unter 25 lebenden, weil die Sterblichkeit nach derfelben , we gen der Sprünge von 5 zu 5 Jahren etwas zu geringe gemacht if, Eben fo ift in der Tabelle $. 16. -die Sterb— lich£eit in dem Beharrungsftande L, oder Einer flirbt jährlich von 14. Nach der Baumannifchen Tafel ftirbt in einer Geſellſchaft von Perfonen, beren Alter von 60 Jahren bis zu dem böchften ift, in dem Beharrungs: ftande Einer von 12, Begreiflich haben die Springe der Tafel größern Einfluß auf die Sterblichkeit, Won Perfonen, die alle 60 Jahr alt find, ‚Dog ſtirbt 587 feirbt aus 20 Einer, Die Sterblich: £eit der Claſſe der vierzigjährigen ver⸗ haͤlt fich alfo zu der Sterblichkeit der Tlaſſe der fechzigiährigen im Anfange wie 4 zu zı, im Beharrungsſtande aber wie 12 zu 23. Nach welchem Verhaͤltniſſe will man die Sterblich⸗ keit beider Claffen beſtimmen? Mike man das 4 zu ır, fo leiden Anfangs die aus der Ältern Claſſe. Indeß, da hier. eigentlich Niemand nerliert, fon Dern nur die Erben tweniger bekom—⸗ men, fo miögte das größere Berhält niß vorzuzießen ſeyn. Durch einen böhern Beitrag werden die Mitglie der der Altern Claſſe eher frei; die Ge⸗ ſellſchaft waͤchſt durch Die frei gewor⸗ denen Mitglieder ſtaͤrker an, und es giebt mehr Sterbefälle, daher die juͤn⸗ gern alsdaun mehr bezahlen muͤſſen. $. 23. In der folgenden Tafel iſt Sie Zahl der Todten enthalten, wel che eine Geſellſchaft von 1000 Pecſo⸗ nen, Die Bei ihrem Eintritte das na Senfichende Alter Haben, fewohl in dem erften Sabre als zuleßt im Ber harrungsſtande jährlich liefert. Isar Todte im —— Aapreerſten Jahre. ande. | 35 167 38 40| 18 #3; 45 | 20 50 | 50 25 59 55 | 36 79 | 69 495 88 Kus dieſer Tabelle erficht man, daß das Verhältnis der Geftorbenen im Ucher Die Todtencaſſen. erſten Jahre und im Beharrungsſtan⸗ de für die vier erſten Claſſen ziemlich daſſelbe iſt, aber für Die beiden uͤbri— geu, befonders die legte von dem fuͤr die erfte fehr abgeht. Indeſſen wol: len wir die Elaffen nach dem Verhaͤlt⸗ niffe in dem erſten Jahre taxiren. Dlan Fönte auch wohl das Mittel von beiden VBerhältniffen nehmen. - Theis len wir die Geſellſchaft in 5 Claſſen, deren Mitglieder bei der Aufnahme im Durchſchnitte 40, 45, 50, 55 und 60 Jahr alt find, und geben die ſen 5 Elaffen nah der Ordnung a, b,c,d, e, Mitglieder, fo verhat ten fi die Todten, welche jede Claſſe im Anfange des Inſtituts jaͤhrlich lie fert, wie 18a; 20b; 25c5 36d; soe, wenn man bie runde Zahl 50 anftatt 493 nimmt, In demſelben Verhaͤltniſſe muß das Contingentjeder Claſſe ſtehen. Diefes Eontingent auf die Mitglieder wertbeilt, giebt den Beitrag der einzelnen Mitglieder. Die Beiträge verhalten fih demnach wie 185 205 255 365 so, Die Zahl der Mitglieder in jeder Efaffe Fan man nach Gutdünfen annehmen; alsdann iſt aber der Beitrag in jeder Elaffe Durch die Gröffe des Sterbe— thalers beſtimmt, wie folgendes Beir fpiel zeige, \ $. 24. Exempel. Die Gefelt Schaft beftehe aus 400 Perfonen, und der Sterbethaler betrage 400 Rthlr. Sie ſey wie die bildesheimifche, in 5 Claſſen getbeilt, deren Mitglieder det der Aufnahme 405 45550; 55; 60 Jahr alt ſind. Für die Koften re ei 585 - 589 bei jeden: Sterbefälle 20 Kehle, auf gebracht werden, tie in jener Gefell fHaft, wiewohl diefes viel zu viel ift, - Die Anzaͤhl der Perfonen in den 5 Elaffen fey 150, 130, 60, 36, 24. Wäre der. Beitrag in der erften Claſſe 18 ggr., fo wie derſelbe in den fol: genden nach der Ordnung 20, 25, 36, so ggr., und die Contingente der Claſſe find \ 2700 ggr. 2600 1500 1296 12c0o 7 — Summe — 9296 ggr. Die erforderlichen 4220 Rthlr. machen 10080 ggr. aus. Man ſage dem— nach: wie 9296 zu 10080; ſo ver⸗ halten ſich 18 ggr. zu 194 ggr., als dem Beitrage in der erſten Efaffe, Berechnet man aus diefem Beitrage in den andern Claffen nach dem feft: geſetzten VBerhältniffe, fo find diefe 213, 27, 39, 544 ggr., und bie Eonsingente der Claſſen find 2925 99% 2739 1620 1404 1300 Eumme - 9988 99%. oder — 416 Rtelr. 4 sr, Es bleibt hier zu den Koſten genug übrig, Sollen gerade zo Rthlr. uͤbrig bleiben, fo berechne man die Beitraͤ— N won Ueber die Todtencaſſen. 599 “ ge in den Bruchtheifen genauer, oder verändere fie um ein tweniges, In der hildesheimiſchen Gefelffchaft find die Beiträge Rthlr. 16 ggr. anfatt -Kthlr. 164 gar, R%; RT ⸗ rt 215 7 ı 8 — ⸗ 1⸗ 3 R.: 16 ; ⸗ J⸗1952 — 2/17 D 2 65⸗ Die Verhaͤltniſſe der Beitraͤge ſind vermuthlich nach Gutduͤnken genom⸗ men. Das Alter der Mitglieder bei ihrer Aufnahme iſt in der Geſellſchaft um 2% Jahre groͤßer im Durchſchnit⸗ te angeſetzt, als es hier angenommen iſt. Dieſes wird die gefundenen Ver— haͤltniſſe etwas veraͤndern, aber die Abweichung beider Beſtimmungen wird doch betraͤchtlich bleiben. Es iſt ſehr bedenklich, Perſonen, die uͤber 60 Jahr Ale find, aufzunehmen. Sn der zu Einbeck neulich errichteten Todtencaffe find 5 Eleffen, die jungs fie von 40 bis 45 Jahren bei dem Ein: tritte, Die ältefte von 60 bis 65 Jah⸗ ren. Die fechfte von 65 bis 70 Jah⸗ ren fol, woran man fehr wohl thut, ausſterben. Die Zahl der Intereſ⸗ fenten ift 300, der Sterberhaler 150 Rthlr. - Der Beitrag ift nach ver Folge der Elaffen 8, 12, 16, 20 ggr. 7 Rıhle, Die beiden aͤußerſten Claß fen find richtig genug gegen einander in dem Beitrage proportionirtz die Beiträge der drei andern find mit den Beiträgen jener.in eine arithmetiſche Progreſſion gefegt, die hier aber nicht anzuwenden ift, Der Schhiß folge Finftig, Gluͤck⸗ 591 A, Gluͤckliche Folgen er 78jaͤhrige Pfarrer in AU*** bei keipzig, wurde in Schlefien als ein Seibeigener geboren. Sein Herr vertaufchte ihn an einen benach: Barten Cavalier gegen einen Hund; indeß jener den Hund abrichten, Auf: arten und Apportiren lernen ließ, ſchickte diefer den Knaben in die Schu: le, und da er fich gelehrig und folg— fam bewieß, machte, er ihn in der Folge zu feinen Bedienten. Diefer Herr befand fich in einer Lefegefell fchaft, und fein Bedienter hatte das Ant, die cirenlirenden Bücher zu bo: len und fortzufchaffen. Gr behielt fie aber immer einige Zeit bei fich, und faß oft ganze Mächte auf, um fie durchzulefen. Einſt mogte er aber doch wohl eine diefer Schriften län: aer als gewöhnlich behalten haben. Bein Here wurde darum gemahnet, "und gerieth in großen Zorn gegen fei- nen Bedienten, an den er eine fol- he Nachläßigkeit weder gewohnt war, noch durch feine Nachſicht ihn dazu -ermuntern wolte. Er feßte ihm mit einem ftrengen Gefichte darüber zur Rede; fein Zorn aber verwandelte fich in Lachen, als er vernahm, daß fein Bedienter ganz in der Stille ein Mitglied der Lefegefelffehaft wäre, Er befragte ihn über den Inhalt der Schrift queftionis, und hörte mit I 592 eines Taufches 9% Verwunderung und Vergnügen, daß er beffer davon unterrichtet war, als es viele von demtordentlichen Mitglie: dern nicht feyn mogten, Er ſchickte ihn als einen zıjübrigen Süngling aufs. Gymnaſium. Im 24ten Jah⸗ re konte er die Akademie beziehen, und im 27ten ward er ſchon Pfarrer zu #*** bei Leipzig, welchen Dienft er im 7gten Jahre feines Alters und im 5 1ten feines Amts, noch immer: mit Zufriedenheit feiner Gemeinde verwaltet, und ein glücklicher Bater von 10 Kindern ift, wovon der eine Sohn fih als Schriftfteller befant gemacht, und zu einem geiftlichen Amte befordert worden if, Hätte der wiürdige Edelmann Feinen fo ſchoͤ⸗ nen Pudel befeffen, und hätte es nicht fhon vor 60 Jahren eine Leſegeſell⸗ ſchaft in Echlefien gegeben, fo wä: te der gute alte Pfarrer in W*** vermuthlich Längft Ealt, und Deutſch⸗ land hätte einen Sklaven mehr und einen Schriftfteller weniger gehabt. Wie es dem Pudel ergangen ift, weiß ich nicht, aber das weiß ich, daß ein Edelmann, der einen Menfchen ge: gen einen Hund vertaufchen Fan, ge fhiefter und würdiger ift, eine Kups - pel Hunde zu regieren, als über ein Dorf Bauern zu herrſchen. *) Aus dem neuen Berliner Intelligen blatt. SE NEE TEE EEE ET NDS TEEREEIT TEE EEE 593 Hannor tiſches Maga. 38tes Stuͤck. Freitag, den zen Mai m Leber die Todtencaſſen. Von G. S. Kluͤgel, Profeſſor der Mathematik in Helmſtaͤdt. (Schluß.) 5. 25. enn man keine Per⸗ ſonen uͤber 60 Jahr zulaͤßt, ſo mache man 5 Claſſen, die juͤngſte für Per— fonen von 35 bis 40 Jahren, die aͤl⸗ teſte fuͤr Perſonen von 5 5 bis 30 Jah⸗ ren. Die Verhaͤltnißzahlen fuͤr Bei⸗ träge erhält man aus der Tafel $. 23. wenn man das Mittel: aus den Tod: ten im erften Jahre nimt. Daß die beiden älteren Elaffen Dadurch etwas zu boch tarirt werden, ift ſchon erinnert, Die Anzahl der Mitglieder in den Claſſen feße man nach Gutduͤnken feft. Wir wollen fie folgendergeftait beftim: men. 1.130. I. 130. II. 80, IV. 40. V. 20. in Summa 400 Perfor nen. Diefe Zahlen multiplieire man mit den obigen Verhaͤltnißzahlen jede mit der ihr zugehörigen. Die Sum: me der Produfte ift 34490, Der Sterbethaler betrage- 200 Rthlr. Man fage, wie 34490 zu 4800, ſo verhalten fich 69 zu 9% als dem Bei⸗ Es ift daher für trage in der erſten Elaffe, wofür wir | Alter der | Broportiun der 10 ggr. nehmen tollen. Daraus Heitrefenden. Beiträge, werden ferner die Beiträge in en SIE NERETTEEH übrigen Claſſen beftimmt. Die aa e 7 * or RaeR ” Einrichtung iſt folgende: s-50 123 — 9 so - Ss 31 — 126 BE: ARE Aa a 130 Perfonen von 35-40 J. A zo ggr. betr, 54 Rthir. A ggt. 339 4. — — 40-45 - 11.0.9 - 80 — E50 ET FT ee 8 BT II N 18 — 20 — nero 2 ee Summa . 207 Rthlr. 22 ggr. Der 595 Der Ueberfchuß iſt fuͤr die Koften und den Fond. Dem Fond der Caffen zum Beten Eönte man in den drei er fien Elaffen den Beitrag mit 1 ggr., in den beiden andern mit 2 ggr. erhoͤ⸗ ben, wodurch 19 Rthlr. A’ggr, auf fommen, woraus mit den Intereſſen nach einiger Zeit ein anfehnliches Car pital erwachfen Fan. Solten zu ei: ner der drei erften Claffen fich mehr Eandidaten finden als zu einer andern von denfelben, ‚durch die andere ergänzen. Der Le berfchuß der Beiträge Fame dem Fond zu gut, der auf der andern Seite aber auch den Defekt vergüten müßte, Wolte man mit der Zeit die fünfte Elaffe eingeben laffen, ſo muͤßte man den drei erften Elaffen go Mitgliever zulegen, und auch die vierte, wenn man es für gut findet, verftärfen. Es ift nicht nöthig, daß gerade 400 Perfonen vorhanden ſeyn. Man wird mit der Zeit die Gefellfchaft in den beiden erften Elaffen, auch noch "in der dritten verftärfen Fönnen, wo⸗ durch man die Beiträge berabfeßen kan, in demſelben Verhaͤltniſſe, in welchem die Zahl der Mitglieder ver⸗ mehrt iſt. Dieſes wuͤrde den Credit der Caſſe ſehr vergroͤſſern. Die Men— ge der Sterbefaͤlle wird zwar groͤßer, a allein die Sterblichkeit der Geſellſchaft wird durch den Beitrit mehrerer juͤn⸗ gern Mitglieder, als zur Volljtändig: Feit erfordert wird, geringer gemacht, Man wird die Vergrößerung der Ge: ſellſchaft allmählig Statt finden laf fen, und bie dahin, daß man im * Ueber die x odtencaſſen. Stande iſt, don Beitrag herabzuſez⸗ ſo lieſſe ſich die eine 596 zen, den Ueberſchuß der Beiträge zu dem Fond für die Fünftig frei werden: den Mitglieder legen, Da in den er: ften 15 bis 20 Jahren die Sterblich: feit der Gefellfchaft noch mäßig ift, fo. wird durch die Vergrößerung der Gefeltfchaft die Summe der jährlichen Beiträge nicht beſchwerlich gemacht, Wenn aber diefe Summe fchon be teächtlich werden folte, fo Faw man durch die Herabfegung der Beiträge zu Hülfe Eommen. Unterdeſſen bat fih der Fond durch die Einziehung der überfchiegenden Beiträge in Stand geſetzt, um für die frei werdenden Mitglieder in die Stelle zu treten. Es wird fehr nüglich feyn, "die Anz zahl. det Mitglieder bei dem Anfange des Inſtituts etwas Fleiner anzufeßen, als fie in der Folge würflich werden fol, ° Dadurch wird eine größere Gleichförmigkfeit in dem Zuftande der Geſellſchaft in den erften Jahren und in den folgenden erhalten. Die Ster befälle find in den erſten 15 Jahren noch nicht häufig, dagegen die Beir träge etwas flärfer gerhacht werden koͤnnen. Nimt die Anzahl der Ster befälle zu, ſo feßt man den Beitrag herab, indem man die Beiträge der allmaͤhlig überzahlig aufgenommenen Mitglieder zu Hülfe nimt. Bei eir ner gefchloffenen Geſellſchaft iſt in den erſten 15 Jahren eine maͤßige Menge Rekruten noͤthig, bald darauf immer mehrere; allein bei einer ſich vergroͤſ⸗ ſernden Geſellſchaft kan die Anzahl der neu aufzunehmenden vom Anfang an ziem⸗ De 0 ziemlich gleichförmig erhalten werden. Nach den Umſtaͤnden fan es beftimmt werden, wenn die Anzahl der Mit: glieder nicht mehr wachfen fol. Die Anzahl der frei gewordenen wird Flei- ner, als in einer gefchloffenen Gefelt; ſchaft feyn, weil die Gefellfehaft nicht auf einmal vollzaͤhlig gemacht wird, $. 26. So viele Borficht man aber auch bei einer folchen Geſellſchaft anz wenden mag, fo bleibt doch immer noch Die Gefahr des Bruchs, weil die Aufrechterhaltung von dem Bei: frit neuer Mitglieder abhängt. Da: her wird in der That, wenn man ein ficheres von äußern Umftänden unab: haͤngiges Inſtitut haben will, Fein anderer Weg uͤbrig bleiben, als daß man Ausgabe und Einnahme gleich mache, ‚oder dasjenige, was ein Theil der ntereffenten gewinnt, den andern verlieren laffe, abgerechnet, was man durch die Zinsnußung gewinnt. Zu dem Ende müßte man für jedes Alter der eintretenden. Perfonen, z. E. 40 Jahr berechnen, wie groß die Einnah; me und Ausgabe der Caffe von einer gewiffen Anzahl folher Derfonen je: des Fahr ſeyn werde, wenn diefelben alle Jahr einen unveränderlichen ducch die Rechnung zu beftimmenden Bei: trag zahlen, und dafiir auf jeden To⸗ desfall eine gewiſſe feſtgeſetzte Summe bezahle wird. Diefe Einnahme und Ausgabe wird, nad) der Rabattrech: nung, auf den gegenwärtigen Werth, zur Zeit des Beitrits, gebracht, und eing dem andern gleich gefeßt, wor⸗ aus die Groͤße des jährlichen Beitrags “Ueber die Zodfencaffen, 598 gefunden wird. Diefe Rechnung laͤßt fich dadurch abfürzen, daß man erft- lich das Alter der eintretenden Perfos nen von 5 zu 5 Jahren fleigen läßt, und für die ausgelaffenen Fahre den Beitrag durch gehörig berechnete Pro: portionaltheile beftimmt; zweitens, dag man auchdie Einnahme und Aus: gabe von 5 zu 5 Fahren zufammen: nimt, und alle Zahlungstermine for wohl der Einnahme und Ausgabe auf die Mitte jedes Quinquennii verlegt, oder bejfer, daß man die Einnahme und Ausgabe jedes zten Jahrs berech- net, dieſe auf den. gegenwärtigen Werth reducirt, uno für die ausge laffenen Sabre die Werthe der Ein: nahme und Ausgabe einfchiebt. Daß diefe Rechnung fehr beſchwerlich fen, fiebt man genugfam. Um dem Leſer einen deutlichen Begrif Davon zu ma: hen, will ih nur den Anfang einer folhen Rechnung für Perfonen, die bei ihrem Eintritte 40 Jahr alt find, herfegen. $. 27. Zufolge der Tabelle $. 9. Col. B. find von 1000 Perfonen die: fes Alters nah) 5 Fahren vorhanden 910, und es flerben im sten Jahre 18: Den Sterbethaler fönnen wir nach Belieben anfeßen, z. E. zu 100 Rthlr. Veraͤndert man diefe Summe, fo wird der Beitrag in demfelben Ver: bältniffe wie diefe Summe verändert. Aber den Beitrag miffen wir noch nicht, und müffen ibn fo lange mit einem Buchftaben, als B, bezeichnen. Die Einnahme im st" Fahre ift alfo 910 B, die Ausgabe 1800. Wir Pp 2 wollen 599 wollen den Termin file beide, der Kürze wegen, auf das Ende des Jahrs ſetzen; genauer zu verfahren, müßte man denfelben in die Mitte des Jahrs legen.“ Der Zinsfuß fey 4 von 100, ſo iſt der gegenwärtige Werth der Einnahme”) + + » 748 B, der Aus: Ueber die Todtencaſſen. Ru, 600 ten leben 819, alfo die Einnahme .. » 819 B, deren gegenwaͤrtiger Werth »..553 B. Es flerben im JToten Jahre 19, alſo ift die Nuss gabe.» . 1900, deren gegenwaͤr⸗ tiger Werth + + . 1284 Auf diefe: Are ift folgende Tafel berechnet; gabe » + + 147% Nach ıo ab: 3 Künftige | Kuͤnftige | Gegenwärt.| Gegentwärt. Im Fahre — Susan, —— * Be ve te. Nr MEAN, ‚Einnahme. „Ausgabe. 5 gıo B | 1800 748 B| 1479 10 | 819 B 1900 553 B 1284 15 711 B 2300 395 B 1277 20 | 576 B | 2800 | 263 B 1230 2 434 B 2800 162 B 1050 30 292 B | 2800 90 B | 863 / 35 | 165 B 2300 42 B 583 409 83 B | 1300 17 B | 27 45 34 B 800 6B 137 50 13 B 300 28 42 55 58 100 3 B 12 60 oO 100 o 9 Summe | 4042 B | 19300 | 2278 B| 8a87° Nun muͤßte man die beiden letzten Co: dummen durchs Einfchieben der feh: Ienden Glieder vollftändig machen. ir wollen uns aber begnügen, ‚Die beiden Summen bloß mit 5 zu mul; tipliciren, wodurch wir freilich etwas zu wenig in beiden befommıen werden, Die Summe der gegenwärtigen Wer; the der Einnahme von jedem sten Jah⸗ reift 2278 B, und von allen Jahren etwas größer als 11390 B; die Sum⸗ me der gegenwärtigen Werthe der Ausgabe von jedem zen Fahre ift 8287, und von allen Jahren etwas groͤß ) Die Gruͤnde der Rabattrechnung habe ich in dem ION" Stuͤck dieſes Magazins vom J. 1773 entwickelt. E. Rarfiens Fehrbegrif 2. TH. Mean findet fie auch in manchen andern Schriften: 13. und 14. Abſchn. der Rechenkunſt, 10, Albſchn. der allgemeinen Nechenfunf. Slorencourt juriſt. und polit. Rent, ı Cap Michelſen inwift, und polit. Rechenfunft 2. Th. r. Abichn, 60 größer als 41435. Gebt man beide gleich, fe ift B= 3 15 oder 3 Rihlr. 14 ggr. 5 pf. für einen Sterbethaler von 100 Rthlr., noch nicht 4 pto Cent. Um den Beitrag genauer zu beſtimmen, mag folgendes Verfah⸗ ren dienlich feyu. Die Summe aller Lebenden jedes Jahr dividirt Durch die anfängliche Zahl giebt das mittlere noch zu erreichende Alter, welches nad) der Baumannifchen Tafel ift 2375+ Dun ift die Summe der in B multi plieirten Zahlen unter der Rubrik, künftige Einnahme, 4042, davon Das Fünffache 20210, welches mis 1000 dividirt, 20,21 anſtat 23,1 giebt. Die Summe der a Eolumne müßte demnach 231 der etwas genauer 23152 ſeyn. Des: gleichen ift die Summe der Fünftigen Ausgabe von allen Jahren nach der Zafel nur 96500, da fie Doc) 100000 feyn muß, Da num die Fünftige Ein: nahme jedes. 5ten Jahrs, 4042 B, aufden gegenwärtigen Werth gebracht, 2278 Bift, ſo wird die wahre Ein: nahme aller Jahre, nämlich 23152. B nahe in demfelben Verhaͤltniſſe zu dem gegenwärtigen Werthe ftehen, Diefer wird alfo feyn 13048 B. Eben fo ift die Einftige Ausgabe jedes zten Jahrs, namlich 19300, auf den ge genmärtigen Werth gebracht, 8287, folglich ift die Fünftige Ausgabe aller Sabre, nänilih 100000, auf den gegenwärtigen Werth gebracht, nahe 42938. Nunift 13048 B=4:938, alſo B= 3,29, oder 3 Rthlr. 7 ggr. etwas geringer als vorher gefunden Ueber die Todtencaſſen. 602 ward, teil durch die vorgenommene Veränderung die Summe der künftiz gen Einnahme gegen die Ausgabe größer, geworden iſt. Auf diefe Are berechnet man auch für andere Alter den jährlichen Beitrag, und verfers tigt aus den berechneten Beiträgen eine vollftändige Tafel durch das Ein: fehieben für die ausgelaffenen Sabre In einer Gefellfchaft, die auf diefen Fuß eingerichtet ift, moͤgen ſo viele Intereſſenten als nur wollen, von welchem Alter es fey, und mit einer nach Belieben zu wählenden Summe auf den Sterbefall aufgenommen wer; den. Der jährliche Beitrag richtet ſich nad) dem Alter und dem verlang- ten Sterbethaler. $ 28. Damit man fich von dem Verhältnig des Beitrages und des Alters eine VBorftellung machen Eönne, feße ich ein Stück, aus einer von Hr. Fuß, Akademicus zu Petersburg , in feinem Entwurfe einer allgemeinen Leihbank, (Petersburg 1776.) be rechneten Tafel ber, in welcher aber die Intereſſen zu 5 von 100 angenom⸗ men ſind. Die durch das Comma abgeſchnittenen Zifern bedeuten Hun⸗ derttheile des Thalers. Wer ſeinen Erben nach ſeinem Tode die Summe von 100 Rthlr. verſchaffen will, zahle jäbrlih nach dem beigefeßten Alter, ‚wie folget: Alter. Beitrag. 25 | 2,02 Rthlr. 30 2,14 — 35 23,39: — Pp3 i 40 603 | Alter Beitrag. 40 1 2,70 Rthlr. 45 3,25 - 7 50 3;91.,.577 53: I ZE u TT 60 5473. — 65 m Hier iſt der Beitrag fie ein Alter von 40 Jahren des Eintretenden, 2,70 oder faſt 2 Rthlr. 17 ggr. Die fer Beitrag verhält ſich zu dem bei 4 pro Cent faft wie 4 zu 5, oder umge kehrt wie der Zinsfuß. Indeſſen moͤgte dieſes Verhaͤltniß fuͤr andere Alter nicht fo genau Statt finden, Doch Ean diefe Bemerkung dienen, den Beitrag fir verſchiedene Alter und Procente zu uͤberſchlagen. $. 29. Wir haben oben $. 10. zu folge der Tafel A. gefunden, daß bei einem Alter. vom 40 Jahren der ein: feetenden Mitglieder, der Beitrag zu⸗ letzt anf 4 pro Cent von Sterberha: fer ſteigt, wenn die Jutereſſenten gleichfalls, wie bei der zuletzt beſchrie⸗ benen Einrichtung, ihren Beitrag ſo fange zahlen, als fie leben, ; Der Beitrag ift alfo dort zuleßt wuͤrklich groͤßer als hier, und die Sicherheit der Caſſe iſt dennoch zweifelhaft. Wenn aber die Mitglieder nicht mehr an Beiträgen zahlen, als der Ster— bethafer beträgt, und Fein Fond zu den Beiträgen fir die frei geworde— nen Mitglieder geſammelt wird, ſo erhellt aus der Tafel B. vergl, $. 12. daß der Beitrag zulegt auf 5 pro Cent Ueber die. Todtencaffen. “ Sicherheit der Caſſe iſt dabei wich mißlicher. §. 30. Man wird alſo wohl nicht anſtehen, der zuletzt beſchriebenen Ein⸗ richtung einer Todtencaſſe, als der ſicherſten und ſelbſt für die Intereſſen⸗ ten, wenigſtens die ſpaͤtern, leichte⸗ ſten, den Vorzug zuzuerkennen. Die Regierungen ſolten durchaus keinen Plan einer Todtencaſſe genehmigen, die nach dem gewoͤhnlichen Fuß, oh⸗ ne einen Fond fuͤr die frei gewordenen Mitglieder, eingerichtet iſt, und von der Vollſtaͤndigkeit der feſtgeſetzten An; bhaͤngt. Selbſt folche, worz in meinen obigen Borfchlägen, für. einen Fond geſorgt ift, folten Faum erlaubt werden; wenigſtens müffen fie von einem Mathematiker geprüpft werden. Immer bleiben die Caſſen, die nicht auf den Beitrit neuer Glieder gegründet find, die vorzüglichften. Man Ean, fo wie in Witwencaſſen die Penfion der Wie wen, die Summe, die jeder feinen Erben verfichern will, feiner Will kuͤhr überlaffen, und nur zu’ beider; feitigk Beguemlichfeit von To zu 10 Rthlr. fleigen laſſen. Eine öffentliz che Caffe, die den Caffenvorrarh amı beften zu nußen im Stande ift, und durch ihren Credit dem Inſtitut Bei fall verfchaffen Fan, wird die Linter: nehmerin feyn müffen. Was fie für einen Zinsfuß zu wählen habe, wird von den Umſtaͤnden abhangen. Will fie wegen ihrer Sicherheit noch SE e⸗ — 604 des Sterbethalers ſtelgen wirds "Die u 695 Ueber die Todtencaſſen. 606 Gewißheit haben, fo darf nur in der fehnitt 17 beinahe, in den 3 Teßten’s7 Berechnung der Fünftigen Einnahme oder im Durchfchnitt'19. . Der Ster⸗ und Ausgabe die legtere, fo lange fie bethaler beträgt 36 Rthlr. Der Bei: Fleiner ift, jedes Jahr von der Ein: trag 3 ggr. Folglich ift jegt der jaͤhr⸗ nahme abgezogen’ werden, „um dar liche Beitrag ſchon 2 Rthlr. 9 ggr. aus, nach Abzug der Verwaltungs: das iſt 65 pro Cent für alle Mitglie Foften, den Caffenvorrath jedes Jahr zu bejtimmen, zu welchem man am Ende des Jahrs die einfachen Zinfen- hinzuthut. In der Folge, da bie Ausgabe größer wird, als die Ein: nahme,’ vermindert man den Fond, der, wenn: der Beitrag richtig. be ſtimmt ift, mie dem Tode-des letzten von den anfänglichen Intereſſenten von einem gewiffen Alter, gerade auf: seht. Fir die Intereſſenten ijt der zuletzt befchriebene Plan im geringften nicht läftig, wenn fie frühe genug bei⸗ treten, da jeder fich die zu verſichernde Summe wählen Fan. Wenn Perfo nen von einem mittlern Alter, als et: wa 40 Jahren, mit einem Beitrage von 4 pro Cent ihren Erben eine Summe verfichern Fönnen, fo ift Dies gewiß vortheilhaft genug. Ich Pen: ne eine Kaffe von 300 Perfonen, nad) der gewöhnlichen Einrichtung, die feit 1752 beftanden ift, und num: mehr ſchon eine Anzahl von 84 frei gewordenen Mitgliedern hat, In dem Jahre 1774, alfo 18 Fahr nach der. Stiftung, wurden die von den anfänglichen Mitgliedern noch leben: den frei, In dieſer Geſellſchaft find feit dem Junius des Jahrs 1775 bis Ende 1784 hundert und neun und funfjig Sterbefälle gervefen, im Durch: chen nicht’ zu beforgen. der, junge und alte, Bei diefem Beitrage wird e8 noch nicht bleiben, Es wirdedoch, der Sicherheit nicht weiter zu erwähnen, bequemer feyn, alle Jahr 4 oder 5 pro Eent des Ster⸗ berhalers zu zahlen, wenn es gleich auf Lebensfang gefchieht, als einen immer wachfenden Beitrag fich gefal: fen zu laffen, Ein Theil der Intereſ— fenten muß freilich mehr zahlen, als fie wieder erhalten; allein, Verluſt und Gewinn find allemal nothwendig miteinander verbunden, und der Elei: ne Berluft an Gelde wird durch den Gewinn des längern Lebens reichlich erfeßt. Es ift auch bei den gewöhn: lichen Todtencaffen doppelt Läftig, daß bei jedem Sterbefalle gefammelt wer; den muß. Bei der beffern Einrich— tung weiß jeder, wo und wenn er zu zahlen hat. Bei den vielen Fleinen Todtencaffen in einem Sande Fünnen allerhand Ungrönungen einfchleichen; bei einer allgemeinen hat man derglei⸗ Es ift frei lich ſchlimm, daß Die.Bisherigen ge möhnlichen Todtencaffen nicht ringe; hen Fönnen, ohne den Intereſſenten Nachtheil zuzuziehen. Diefe Folge Fönte die Errichtung einer allgemeinen Todtencaffe haben, wenn die Sicher: beit, die fie gewährt, und der wuͤrk⸗ fich 607 lich mäßigen Beitrag bei einem mitt fern Alter, viele zum Beitrit vermö- gen ſolten. Allein, man Fan das - Mangelbafte darum nicht ſchonen, weil es mangelhaft if, Bei Feiner Einrichtung, und wenn fie unter ge Ueber die Todtencaſſen. 608 wiſſen Umftänden noch fo gut iſt, fol; te man auf eine undergängliche Dauer rechnen. Unveraͤnderlichkeit ift bei feinem Dinge unter dem Monde möglich Beitrag zur Naturgefihichte, (Ein feit drei Wochen trächtige Spitzhuͤndin wurde unlaͤngſt bei unzeitigem Verfolgen eines Schafs von dem Eigentbümer im Eifer mit einem derben Stock fo hart gewor⸗ fen, daß dadurch) ihr linker Hinter lauf nahe übern Fußgelenke zerbro: chen ward. Sie heilte zwar durch fleißiges Belecken den Schaden bald möglichft wieder, amd warf zu gehöriger Zeit von neun Wochen fieben lebendige Junge; allein, diefe waren ſaͤmtlich an derfelben KHinterpfote und dem nemlichen Fleck, wo die Alte getrof: fen worden, mit einer braunen Kru: ſte gleich einer Eürzlich zugebeilten Wunde bezeichnet, Die erft nad) etwa vier Wochen völlig abfiel, und dem bervorwachfenden Haar Plag machte. 8. Solte dieſes merkwuͤrdige Exem⸗ pel nicht die Wahrheit beſtaͤtigen, daß die im Embryo liegende Frucht an dem Schickſal der. Mutter indis viduellen Antheil nehme, und dag Naturgeſetz rechtfertigen, daß man ſich auch ſeines Viehes erbarmen muͤſſe? Indes koͤnte man. auch aus der gleichen raͤthſelhaftem und ſeltenem Spiel der Natur nicht undeutlich wahrnehmen, wie ſehr dieſelbe, ver⸗ möge ihrer Reproduktionskraft, ge: neigt ijt, den empfangenen widrigen Eindruck vielmehr auszulöfchen, als fortzupflanzen, was für irrige Be griffe bievon durch Unwiſſenheit und Aberglauben fonft auch immer noch unterhalten werden mögen. T. - . Hmmovctifches Magnziı, 3918 Stüd, Montag, den ı6tn Mai 1785. Beantwortung der Frage: Cim 6fen Stud des hannoverifchen Magazins vom Sohre 1785) warum nur felten, nad Anzeige des Kalenders, auch die vollflommenfte Uhr ganz accurat gebt, ſondern bisweilen mehrere Minuten differirt, was ift die Urfache davon? u. ſ. w. E 8 ift hier nicht der Ort, vom Nutzen der Uhren uͤberhanpt, und eben fo wenig insbefon- dete zu reden. Auch der gemeinfte Bauer weiß, daß fie uns unentbehr⸗ lich, und eben fo noͤthig als Nahrung und Kleider find, Aber eben deswegen ſolte auch jederzeit von obrigfeitswe: dafuͤr geforgt werden, daß die Uhren, "befonders in Städten, wo mehrere "Uhren find, und deren Disharmonie oft die größten Unorönungen machen fönnen, immer in folchen Umftänden ſich befanden, daß fie wenigftene fo richtig gingen, dag man fich Boch im gemeinen Leben auffie verlaffen Eönte. Aber fo ift genug befant, wie fchlecht oft die Uhren felbft in angefehenen Dr; ten beftellt find. Dadurch leiden nun diejenigen am meiften, die ihrer Ge: ſchaͤfte wegen genoͤthigt find, ihre Taſchen⸗ und Wanduhren nach der niemals richtig gehenden Stadtubr zu Fichten; und jeder wird aus Erfah: rung feldftwiffen, wie ſehr nachtheifig ein beftändiges Richten und Stellen guten Uhren ſeyn muß. Es ift daher demjenigen, der geen feine Uhr im den beiten Umſtaͤnden zu erhalten wünfcht, Fein Pleiner Vortheil, wenn er an dem Orte, wo er [ebt, eine gute, nach matbematifchen Gründen verfertigte Sonnenuhr hat, nach der er fi), we: nigftens bei hellen fchönen Tagen zu richten im Stande ift, Aber ganz richtig wird in der vorgelegten Frage bemerkt, daß nur felten auch die voll: Fommenfte und befte Uhr, nach An: zeige des Kalenders, richtig geht, und eben fo wenig nach der Sonne. Da es eine Sache, die jedem nuͤtzlich und nöthig, und gewiffermaaßen auch vorz theilhaft ift, fo will ich die Gründe davon Lefern, die ſich weniger um die Afteonomie befüimmern, deutlich aus "einander zu feßen ſuchen, und ihnen auch fogleich Mittel an die Hand ge: ben, wodurch jeder im Stand gefeßt Oq wird, 611 wird, mittelſt einer richtigen Sonnen: uhr fein Pendul und jede mittelmaͤßi⸗ ge Taſchenuhr zu der allerrichtigſten Uhr zu machen, Ein natuͤrlicher Tag ift die Zeit, die vorbei läuft, in dem die Sonne von einem Mittaggziefel (Meridianus) bis wieder zu deinfelben font, das ift, eine völlige Limdrehung der Erde um ihre eigene Are, und über dies ein Theil des Zeitzirfels, welcher dem in: zwifchen von dee Sonne durchlaufen: “ den Bogen der Efliptif zugehört, Weil aber der fcheinbare Lauf der Sonne, (oder diefe erft angezeigten Theile) um zweierlei Urfachen willen ungleichförmig iſt, einmal wegen der ekliptiſchen Bahn, in welcher ſich die ‚Erde um die Sonne, bewegt, in de—⸗ ren Brennpunkt die Sonne liegt: zum andern, wegen der Schiefe der . Efliptif gegen den Aequator, fo müf: fen auch die nattielichen Tage ungleich werden, Es ſtehe z. E. die Erde in ihrer Sonnenferne (Aphelio oder in ihren weiteften Abftand von der Son: ne) fo bewegt fie fich um eim merkli⸗ ches langſamer, als in ihrem mittlern Abſtande; hingegen, wenn fie ih in der Sonnennähe (Perihelio) befin: det, fo geht fie gefchwinder, Da nun ferner die Schiefe der Efliptif, wit den Aequator einen Winkel von 23 Graden, 28 Minuten und 203 Secun: den betsägt, ſo iſt es unmöglich, daß ‚gleiche Bogen der Ekliptik mit glei: . hen Bogen des Aequators zutreffen fönnen. Aus dieſem folge denn uns wiederſprechlich, daß die Sonnentgs Beantwortung der Frage: warum nur ſelten ge einander nicht gleich ſeyn ko mithin die wahre Bewegung der ne zum Zeitmaaß nicht — den fan. Wir fingiren ung daher ei— ne andere Sonne zum Zeitmaaß, die ſich im Aequator mit einer mittlern Bewegung fortbewegt, ſo, daß ſie ih⸗ ren Zirkel aceurat in einerlei Zeit, wie die wahre Sonne ihre Bahn zuruͤck legt, und fo wird fie täglich 59 Mir nuten und 8 GSecunden gebrauchen, um juft in 24 Stunden von einen Mittagszirfel bis wieder zn demfelbiz gen zu gelangen, folglich lauter gleis che Räume in gleichen Zeiten befchreiz ben, das ift, gleiche Tage machen. Diefe gleichförmige Bewegung wird das tempus medium , oder. die mittle: ‚ze Zeit genanat, Dieſe mittlere Zeit zeigen ung richtig verfertigte Pendul: uhren, auch gute Tafchenuhren an. Die Sonne hingegen zeigt uns die wahre Zeit, und diefe wahre Zeit zeis gen uns nad) mathematifchen Gruͤn⸗ den richtig verfertigte Sonnenuhren. Wenn es alfo heißt: Es fchlägt nach der wahren Zeit 6 Uhr Nachmittags, fo befinder fih die Sonne würflich im 6len Stundenzirfel Nachmittags: Aus diefem folgt alfo, daß die wahre und erdichtete Sonne, mithin auch die wahre und mittlere Zeit, faft im: iner von einander unterfchieden ſeyn muͤſſen. Mur viermal im Jahre, nemlich um den 15ken April, 17ten Sunius, zıten Auguſt und 24ten December, verändert fich die Recta— feention der Sonne von einem Mittag zum andern, gleich der erdichteten Sonne A 613° Sonne um 59 Minuten und 8 Se > enden, und der’ wahre Sonnentag ift alsdenn dem mittlern gleich. - Am meiften aber find beide alsdenn unter: fehieden, menn fich die Sonne in dem azten Grad des Waffermanns befin- det, das ift den ret® Februar. Um diefe Zeit lauft die mittlere Zeit der wahren Zeit um 15 Minuten und 2 Secunden vor. Eben das gefihieht um den 140 Mai, da fi die Son: ne im 2zten Grad des Stiers befin- det; da Übertrift die wahre Zeit die mittlere um 4 Minuten ro Secun⸗ den. Micht anders ift es den 26ten Sulins, da ſich die Sonne im zten Grad des Löwen Befindet, da iſt die Mittlere Zeit 5 Minuten 57 Serunden Hrößer als die wahre, Die allergrößte Differenz ereignet fich den ıten Nor vember, da fich die Sonne im geen Grad des Scorpions defindet, da überfteigt die wahre Zeit bie mittlere um 16 Minuten und 23 Secunden, Nun, da wir die Gründe der vor: gelegten Frage fo kurz und deutlich, wie möglich, auseinander gefeßt ha: ben, fo müffen wir. doch’ auch noch zeigen, tie. man im Stand gefeßt wird, feine Uhren fo zuverläßig und genau als möglich zu richten. Hiezu werden freilich aftronontifche Mech: Nungen-erfordert, deren Gründe wir bier nicht, auseinander zu feßen im Stande find. Indeſſen hat die Güte und Brauchbarfeit einiger aftrono- mifcher Tagebücher ſowohl als auch einiger befferer aftronomifcher Kalen: der dafür aufs Beſte geforgt, So . die vollfommenfte Uhr ganz accurat geht. 614 finden fich nemlich in den berliner und wiener aftronomifchen Tagebüchern, vie auch in Fleinern aſtronomiſchen Kalendern, z. E den nuͤrnbergiſchen Tafeln, wo diefer Unterſchied der wah⸗ een und mittlern Zeit, von Tag zu Tag anf Minuten und Secunden auf das ganze Jahr vorausberechnet iſt. Sa felbft in einigen gewöhnlichen Ka: lendern und auch vielen unfern belieb: ten Tafchenkalendern findet ſich eine folche Tafel, mo diefer Unterſchied angegeben wird, freilich in den meis ften nur von 5 zu 5 Tagen, > Diefe Tafel nennt man Zeit: Nequations- Tafel, oder Zeit: Gleichungs: Tafet, deren Gebrauch leicht und kurz fol gender ift. 3: E zu Anfang des März 1784 ift die Zeitgleihung folgende gewefen; den 1ten März 12 Minuten 49 Secunden, den 2ten 12 Minuten 36 Secunden, den zen 12 Minuten 23 Secunden, den 4ten 12 Minuten 8 Secunden, und zwar mit dem Zei⸗ chen plus. (oder mehr) welches in den meiften Kalendern mit (m ausgedruckt wird: und denn zeigt esan, daß fo viel Minnten und Secunden zu der Zeit, die die Tafchen: oder Wand; uhr zeigt, addirt werden muͤſſen. Steht hingegen das. Zeichen minus (oder weniger) dabei, das mit — oder auch — ausgedruckt wird, fo zeigt es an, daß fo viel Minuten und Secun den, als dabei ſtehen, abzuziehen find. 3. Eden te März 1784 richtete ich meine Pendul⸗ und Taſchenuhr auf 12 Uhr 12 Minuten 49 Secunden, und wartete, bis meine Mittagslinie, Oq 2 oder 615 oder eine nach richtigen Grundſaͤtzen verfertigte Sonnenuhr, 12 Uhr zeig⸗ te, alsdann brachte ich meine Uhren in Gang. Geſchieht e8 nun, daß meine Uhr wenige Tage hernach, 3 E. den zten Maͤrz 1784, 12 Mint: ten 36 Serunden über 12 Uhr gezeigt hätte, fo ift e8 ein Beweis, daß meiz ne Uhr ſehr gut ift, meicht fie aber ab, fo muß ihr geholfen werden, Eben fo verfährt man, wenn abgezo⸗ ‚ gen werden muß? z. E den ten Maͤtz 1784 war die Zeitgleichung 3 Minus ten 21 Secunden mit dem Zeichen —- (weniger). Diefe mußte ich alfo von 12 Uhr oder 12 Stunden abziehen, und folglich meine Uhren auf ru Uhr 56 Minuten 39 Gecunden ftellen, und Mittags, wenn die Sonne ı2 Uhr zeigt, in Gang bringen, iſt meine Uhr gut geweſen, fo zeige fie mir den Göttingen, im Apr, 1785. Beantivortung der Frage: warum nur felten ꝛc. 616 sen Mai 1784, ır Uhr 56 Minus ten 39 Secunden, weil am sten Mai die Zeitgleichungstafel 3 Minuten 51 Secunden mit demZeichen minus (—- oder —-) anzeigte, Und fo verführt man duchs ganze Jahr. J Ich muß noch erinnern, daß im manchen Taſchenuhren ein rundes Blatt gefunden wird, auf welches die Zeitgleichung, gewoͤhnlich von 5 zu 5 Tagen, in Kupfer geſtochen iſt. Frei⸗ lich, da ſie nicht von Jahr zu Jahr nen berechnet werden, fo fehlt immer etz was, indeffen nicht viel, zumal da ges wöhnlich Tafchenubren nur Minuten und nicht Secunden zeigen. Man Fan fich alfo, in Ermargefung eines Kalen⸗ ders, immer damit begnuͤgen. Wenige verftchen den Gebrauch‘ diefes Blaͤtt⸗ gen Papiers, und ich hab es wohl _ eher als unnüz wegwerfen fehen! — G. W. E. Einige Bemerkungen über den blinden Johann. (Eiche das 6" St. Ts Haube manchem Leſern des han⸗ noverifchen Magazins Feine un: angenehme Unterhaltung zu verfchaf fen, wenn ich ihm einige Bemerkuns gen, die ich theils ſelbſt, theils bei andern ſchon gemacht gelefen, mit theile. Meine Hauptabſicht dabei ift aber, vorzüglich zu zeigen, wie es fich allenfalls erklären ließ, und. fehon felOR aus den Worten des Verfaffers jenes Auffaßes „Der blinde Johann“ faſt ganz deutlich erhellet, auf welche von diefem Jahr.) Art es möglich gewefen, daß Johann Glade ſich allentbalben, auch fogar auf ihm unbefanten tandftraßen, ganz allein ficher und ohne alle Gefahr ba: be finden koͤnnen. Jedem Leſer des Magazins muß es zuverläßig fehr ber denklich gewefen feyn, von einem gan blinden Menfchen, das fir ganz ge wiß anzunehmen, was uns Hr, Ha mener als Augenzeuge mitzutheilen die Güte hatte, Aber eine Obſerva⸗ tion eines in unfern Tagen ganz ver: gef 617 geffenen Mannes, der aber gewiß Feir nen fehr gemeinen Beobachtungsgeiſt hatte, wird fie gewiß im Stand ſez⸗ zen, fich die Sache faft auf eine fehr- natürliche Art erflären zu Fönnen. Denn, daß wie dem guten Johann fo deeifie glauben folten, daß es ihm gewefen, als wenn es ihm Gott fagte, damit würden mwenigitens Diejenigen, die alle Wunder läugnen, nicht zu: frieden fenn wollen. Noch eher würde fih die Sache begreifen Taffen, wenn der blinde Johann, fo wie jener blin: de Jacob im Journal von undfür Deutſchland (7. Abſchnitt 10. Stuͤck 1784.) den Mangel ſeines Geſichts durch ein feines Gefuͤhl und große Imagination erſetzt hätte, Doch da: von will ich unten noch ein Paar fra: pantere Beifpiele anführen. Die Obfervation, auf die ich mich beziehe, finder fich bei Henric. Sme- tius in feinen Mifcellaneis medicis Lib, V. Epift. 13. Ein junger Menfch, der in feiner erften Kincheit das rechte Auge verloren, fiel in feinen Altern Fahren von einem Kirfhbaume, auf einen fpißigen Pfahl in der Hecke, Die Nafe, das linfe Auge, der Ba fen und beide Augenlieder nebft den Augenbraunen wurden ganz defteuirr, Der Wundarzt glaubte nicht anderſt, als das ganze Auge fey am Pfahl ver: foren gegangen: heilte auch die Au— genlieder fo zu, daß der Patient im geringften nichts mehr damit fehen Font. Man glaubte nun, er fen auf beiden Augen ganz blind. Allein, nach einem Jahr lag er einft im Gira: Einige Bemerkungen über den blinden Sohanı. 613 fe, und bemerfte durch die Naſe nicht nur allein Lichtſtrahlen, fondern Fonte ſelbſt Blumen auf der Wiefe deutlich ſehen. Bon diefer Zeit an, gewöhnz te er fich, alles durch die Naſe zu fer ben, und er erfante alles fo gut, als wenn er 2 Augen gehabt hätte, ob er gleich alles unter die Nafe hielt. Wie Smetius Nachricht von ihn ber fam, brauchte er feine Naſe fchon 6 Jahre lang eben fo, als wie er feine Augen nad) der Beftimmung der Nas tur hätte brauchen folfen. Dffenbar muß alfo bei diefem uns gen, da von außen Fein Lichtftrahl in das Auge fommen Eonte, durch vie Naſe das Licht in das Nuge gefommen feyn, und die Lichtftrahlen müffen auch noch auf die Marfhaut des Aus ges haben gelangen Fönnen, Wer nun den anatomifcher Bau des Aur ges kennet, der wird wohl einfehen, daß auf diefe Urt, 05 aleich Licht in das Auge gefommen, dennoch Feine Möglichkeit vorhanden geweſen zu ſeyn fcheinet, wie Bilder auf der Markhaut hätten abgebildet werden fönnen, Denn da die Defnung durch die Raſe ın die Eeite des Auges muß gegangen fenn, fo Fonte das Licht nicht auf die Eriftallinfe, oder wenigſtens unter einem fehr fpißen Winfel fallen, und folglich eben fo wenig auf die Marfhaut kommen, als wenn die Lichtſtrahlen ganz neben der Linſe vors bei gegangen wären. Es war auch offenbar, dag beim Fall auf ven Pfahl die Linfe mit einem großen Theil der Hlasartigen Feuchtigkeit verloren ger 243 gangent, 619 gangen, daher auch die Augenlieder ganz eingefallen waren, und es fihien, als wenn das ganze Auge verloren 3% gangen, Da wir aber wiffen, daß der Bau des Auges mit der Camera obfcura die volljtändigfte Uebereinffimmung und Aehnlichkeit hat, und da wir wiffen, daß fih Bilder in der Camera obfcura abmalen, wenn auch. gleich uur das Licht von ihnen durch ein ganz kleines Löchelhen hinein faͤllt, wenn auch ſchon kein Glas vorhan— den; fo muß eben das bei unſerm Pa: tienten der Fall-gewefen feyn. Denn Die Döjefie unter der Mafe bildeten ſich im Auge ab: freilich muß die Def: nung. ‚überaus Elein gewefen fenn. Denn da das Auge ziemlich Flein und folglich alfo wenig Licht faffen Fan, fo muß Das Loͤchelchen um fo mehr fub: tiler gewefen ſeyn. Denn ift die Def nung in einer Camera obſcura Efein, fo iſt das Bild auch in der Nähe deut; lich; ift Fe aber groß, fo wird das Bild erft in der. Entfernung deutlich, Diefen fehr merfwi irbigen Fall ba: ben such andere große Männer nach Smetius, theils. beſchrieben, theils zu erklaͤren geſucht, aber immer wa: ren die Erklaͤrungen einander, der Hauptſache nach, gleich. Man fie bet hieraus auch fehr deutlich, wie fehr paffend der Vergleich des großen Sezlers, des Auges mit Der Camera ob- fcura. Ich würde eine fehr "über: fluͤßige Mübe mir und meinen Leſern machen, wenn ich alles dies erft jeßt auf unfern blinden Johann anwenden Einige Bemerkungen über den blinden Johann. * 620 wolte. Doch muß ich dies noch ſa⸗ gen: ob mir gleich gar feine Umſtaͤn⸗ de befant find, wie unfer blinde Jo— hann um fein Geficht. gekommen, fo Fan dennoch der einzige Umſtand, daß er feine Naſe allegeit etivas hoch trug, allein hinreichend genug ſeyn, anzuz nehmen, daß er durch irgend einen ähnlichen oder unaͤhnlichen Zufall, eben eine folche zufällige Communica: tion durch die Nafe ins Auge, ale der genug befagte Patient des Sme tins, hatte. Aus diefem, duͤnkt mich, ift klar, dag Johann den Namen eiz nes Blinden im eigentlihen Sinn nicht verdienet hätte, da er, obgleich freifich nur in einem fe pr. geringen Grade, feine Augen mag haben ges brauchen koͤnnen. — Ich habe in der Gegend von Erlangen einen Bett ler gefant, der alfe Wege fand, nichts als einen Stab und die Naſe hoch Ich babe oben gefagt, daß ih Dein Leſer noch ein Paar fehr auf: fallende Beifpiele von Blinden mit theilen will, die den Verluſt ihres Gefichts durch feines Gefühl und Einbildungskraft, durch Hebung und Geſchick erfegt haben, Hier ſind fi fie: Der blinde Wachsbofirer, der überaus gluͤcklich treffen konte Ein junger Italiener aus dem Groß: herzogthum Florenz, ein Mann mit Geiſtes⸗ und Körpervorjügen von der guͤtigen Matur hinreichend be ſchenkt, ausgenommen,daß ervon feiner erjten Jugend an ganz blind war, tar eben 621 Einige Bemerkungen über den blinden Sohann. (22 eben im Begrif, die Statuͤe dar Mi: "nerba, in dem Dallaft des Prinzen Sufinians’ zu Rom zu-cofften, wel ches für eins Der größten Meiſterſtuͤcke ‚gehalten wird. (Vid. 3.0. Sandratt deutſche Akademie der Bau: Bild: and Malsreifürfte,. Tom. I. e. 4. Gg. 39:40.) Men frogte ihn, ob er denn garnichts fehen Fönte? und "wie es möglich wäre, mir feinen Yu: gen alles ſo gut fehen zu Finnen? Er antwortete: ich befuͤhle mein Origi⸗ nal und unterſuche alle Groͤßen, alle Erhöhungen und Vertiefungen und bemuͤhe mich Diefelben in mein Ge: daͤchtniß zu faffen, Iſt dies geſchehen, lege ich Hand an mein Wachs und durch Vergleichung deſſen, was ich hier fühle mit dem was ich gefühlt habe, vollende ich mein Werk, Der Herzog ‚von Bracciano zweifelte an feiner Geſchicklichkeit, und glaubte, er Pönte fehen. Er entichloß ſich daher, fih in einem ganz finftern Zimmer abbof firen zu laffen, er traf ibn fo fprechend, daß Niemand an der Aehnlichkeit was ausfegen konnte. Doch ſagten einige, wer weiß ob er eben fo aut Gefichter ohne Bart treffen toiirde? Und gewiß würde er ein Frauenzimmer weniger gut treffen, Unſer Künftler, feiner Sache gewiß, ward darüber nicht boͤ— fe, fondern lachte und fagte, daß ſie das fire leicht hielten, was ihm die größe Schwierigkeit machte. Erbat um eine andere Derfon, man gab ihm eine Hofdame und er traf fie eben fo glücklich. Er hat auch den König von England, Earl den erften und andere große Herren mit nicht wenigerm Gluͤck von Marmor abboßirt. Seine Stuͤcke werden in Frankreich und Italien uͤberaus theuer bezahlt. — Ich ſelbſt kante eine ziemlich betag⸗ te Frauensperſon, die auf beiden Au⸗ gen blind war, und dennoch prächz tige Stiefereien zu verfertigen wußte. Sie ernährte fich allein von Berfertie gung Fünftlich gemachter Halsbänder für Srauenzimmer, — Der blinde Nrofeffor *) Matherna- tum zu Cambridge ift zu befant, als daß ich feinen Namen nur nennen folte, Und da diefer von feiner ere ften Kindheit an blind mar, und den⸗ noch Lehrer in fo abftracten Wiſſen⸗ fchaften, wie Analyſis, Optik und Phyſik, ſeyn Fonte, fo wird man fih wicht wundern, wenn Johann Willis zu Orfort bei der Nacht einſt einem Reifenden aus der Zahl; 2468135791012141113151618201719212224262830232527295r die Wurzel der zweiten Dignität oder radicem quadratam 157103016871482805817152171 erttabirt hat, — 2) Nicolaus Sanderfon. Vid. Robert Green, Prineiples of natural Philofophy, Cambridge 1782. P. 1. c. 2. p. 18. feq. 4 Ant; 623 WS 624 Beantwortung der Anfrage im z5fen St. des Magazins v. J. 1785. wegen der Nachgeburt des Hornviehed, © bald das Kalb von der Kuh ift, jage oder treibe man Die Kuh gleich in die Höhe, daß fie nicht liegen bleibt, man gebe ihr fofort eis nen Tranf von lauwarmem Brodt- waffer, darin einen Löffel voll Baum: öl, oder zwei Löffel voll Rüböl, eine Handvoll gefihroten Gerftenmal;, und Loth ſchwarzen Kubfümmel, alsdenn wird der Jame in ein Paar Stunden wegfallen; ift die Zeit ver: floſſen, und die Aftergeburt hätte fich wider alles Bermuthen noch nicht gelöfet, fo giebt man dem Viehe ein oder zwei Stück Zipollen, NB. nad: dem dieſe groß oder Klein find, ein; man fchälet die. Außere trockene Schale ab, und ſchneidet die Zwiebel Freuß: weife ein. Einige Kühe freffen die Zwiebeln von feldft, denen aber, fo fie nicht fref: fen wollen, bringet man fie bis über die Zunge, damit fie felbige verſchluk⸗ fen. . Dach Verlauf von 2 oder 3 Stunden wird der erfte Tranf wie: derholet, und dann wird gewiß die Meinigung erfolgen. Zu merfen ift, daß man dieſer melfgetwordenen Kuh ja Fein Hein gebe, weil ſolches den Packbarm zu fehr verftopfet. Statt Wildesbaufen. deffen gebe man ihr den dritten Theil einer ungedrofchenen Habergarbe zu dreis oder viermal des Tages, im Er: mangelungsfall aber Haber: oder Rok⸗ kenſtroh, umd dann und warn ein Stuͤckchen grobes Brod mit Sal beſtreuet. So bald die Aftergeburt weg iſt, welche aber von ſelbſt fallen und nicht abgezogen werden muß, bringet man fie ſofort an die Sei— te, weil manches Vieh fie gern ſelbſt auffrißt. Starkem Vieh ift fie zwar nicht ſchoͤdlich, das ſchwaͤchere aber Fanfte nicht vertragen, und ftirbt Teicht davon. Beſſer ift es, wenn die Kuh fo kuürz angebunden ftehet, daß fie die Aftgrgeburt oder Aamen nicht faffen Fan. | Sp bald der Hame abgefallen, muß mit dem Malze und Oele fos wohl als Zwiebeln, aufgehöret wer: den, weil diefes treibende Mittel find, ſtatt deffen aber ihr entweder gefoch- tes Brodwaſſer, oder jedoch nicht zu ftarfer Mehltrank von halb Nockens und Habermehl gereicher werden. Wenn Diefes ordnungsmäßig des halten wird: Fan Fein Vieh in oder nach dem Kalben fterben, €. U. Aclöberg, ET ET EEE T EEBTBEREL TTFR N 16,3 —2 Hannoveriſches Magazin. 26 40tes Stuͤck. Freitag, den 20ten Mai 1785. Generation der Pflanzen. as Syſtem, nach welchem die Thiere fich vermehren, wird auch dasjenige feyn, nach welchem die Pflanzen fruchtbar find, . Dazu ift wohl alle Bermuthung. Bei den Unomalien, welche dem Natur: forfcher überall aufftoßen, finder er auch Gefeße, welche der ganzen ber lebten Schöpfung zur Richtſchnur ge: geben find; ohne Zweifel wird das Geſetz der Zeugung auch ein einziges und allgemeines feyn. Hat der For: ſchende mit Mühe und Sorgfalt ein Lehrgebäude der Generation für das Thierreich aufgeführet, er möate dann fhwerlih auf ein anderes für die Pflanzen finnen, und fih durch Grein: de dazu aufgefordert fehen. Einhellig geben es die Philoſophen aller Zeit zu, daß die Zeugung einer der ſchwereſten Knoten in der Natur; lehre fen, und verficheen nie, Diefes Geheimniß völlig ergründen zu wol; len. Dies läßt fihon vermuthen, daß diefelben auf fehr verfchiedenen a) Generatio zquivoca. vivum ex ovo. .. D ©. Hamb. Magajin 19, B. Wegen werden ausgegangen ſeyn, zu einiger Erklärung dieſer ſchweren Sache etiwas zu ſagen; Ba fie nun fehwerlich etwas unverfucht werden gelaffen haben, fo wird man jeßt um fo weniger ein neues Syſtem von mir erwarten koͤnnen, und ich würde mich nie entfchloffen haben, die Feder anzu: feßen, wenn nicht das Reſultat eini: ger Wahrnehmungen mich dazu ver mogt hätte: denn es ift feit verfchie denen Jahren meine Lieblingsbefchäf: tigung gewefen, auf die Fructificaz tion der Pflanzen zu achten, und Ber: ſuche darüber anzuftellen. Diefe Ber; fuche find es, die, wie es die Folge zeigen wird, meinen Beifall einem der befanten Syſteme zugezogen haben. Eine zufällige Zeugung, welche von felöft. ohne allen Saamen erfolgt a), wurde vielfältig von den Alten ange ‚nommen, und auch einige der Neuern nähern fich derfelben, Nach folcher follen Begetationen z. E. der Schim⸗ mel nach Monti b), die Moofe und RE Gewaͤch⸗ Harvaͤus ſetzte derſelben den Ausſpruch entgegen: omne 6:7 * Gewaͤchſe aus der Faͤulniß gleichſam durch ein chemifches Aufbrauſen ent⸗ ſtehen. Nun iſt es mit der Wider: legung dieſer Hypotheſe nicht ſo gleich geſchehen, wenn man ſich ohne Um: fände aufs Unmögliche berufen wolte, Der Menfch frägt die Natur forgfäl- tig, wie fie es halte; aber er Fan der; felden nicht eigenmächtig und nach Belieben Gränzen feßen. Die Na: tur laͤßt Baͤume umd Kräuter aus Saamen aufwachfen, ich fehe, daß fie dies Geſetz überall, fo weit ich mit meiner Erfahrung fommen fan, un: veränderlich beobachtet; aber fie Fan auch, muß ich denken, von diefem Geſetze abweichen, und ihren Reich: thum noch auf andere Ärt vermehren. Soll ich aber ties für gewiß annehmen; fo muß mich die Natur ſolches ſelbſt feben laffen: fo muß ich fichere Pro: ben davon haben, und wo find die? Hätte folche chemifche Fermentation neben der Fructification an denn Huf kommen und der Bildung organifcher Weſen Antheil, fo mögte man ver muthen, es würden mit unter neue Vegetationen zum Borfchein kommen; wie wirden die Formen fich fo gleich, fo getreu bleiben, wie fie tbun? Es ift wahr, es wird dann und wann ein neues Gewaͤchs auch in der Nähe hervor gefucht, aber dieſe Art hatte mit ihren Anvertwandten den Urſprung zu gleicher Zeit, batte ihre auf einan: der folgenden Öenerationen, und wur: e) Marchantia polymorpha, d) Epigenefis. Generation der Pflangen, 6:8 de endlich von einem nachfuchenden Kraͤuterkenner anstichtgebracht, Die Erpptogamiften verbergen uns ihre Art der Bermehrung, die Erfahrung aber beftätige es immer mehr, daß fie fich gleichfalls durch Saamen fortz pflanzen. Bei der Familie der Algen mögte es größere Schwuͤrigkeiten fey zen, fihere Wahrnehmungen zu ba: ben, und doch bietet fich oft wider Vermuthen ein guͤnſtiger Umſtand dar, woraus etwas zu ſchließen iſt. In meinem Garten war vor einigen Jahren noch Feine Spur eines gewiſ⸗ fen Aftermooſes c), ich fand es dar⸗ auf in einem Winkel deſſelben, wo es fich bis auf eine Hand breit ausgebreiz tet hatte, ich ließ es mit Fleiß unge ftört allein, in Zeit von 2 Jahren war der Öarten davon ganz uͤberzo⸗ sen, Blumentöpfe, die mie frifcher Erve angefüllee und im Garten hin— gefteflet waren, Lieffen in kurzer Zeit eine Menge junger Pflanzen vdiefes Aftermyofes zam Vorſchein kommen; ein Umftand, der es außer Streit feßet, daß der feine Saamen oder die ” Keime dieſes Gewaͤchſes in der Luft herumgetrieben werden, und fich übers all anfeßen. Ein anderes aufaeftelltes Syſtem ift das Syſtem der organifihen Zus fummenfägung d). Die Vertheidi⸗ ger deſſelben — die Befruchtung, und behaupten, die Pflanzen würden überall Stück vor Stuͤck an einander, gefeßt, — geſetzt, es geſchaͤhe dies vermittelſt unterſchiedener Partikeln, welche ſich unttr gewiſſem Verhaͤltniß mit einanz der vereinigten, Vorzuͤglich hat Moͤl⸗ ler dies Syſtem vertheidiget e), Er behaupter, die Knofpen ver Bilanzen, welche gewöhnlich in Reiſer auswuͤch⸗ fen, wauͤchſen auch oft zu einer Frucht aus; die Frucht fey Die Knoſpe der Pflanze feldft, welche ſehr vergrößert umd verändert dargeſtellet wuͤrde. Auch die Saamenkoͤrner waͤren nichts an— ders als ſolche Knoſpen, welche ohne Befruchtung durch die Appoſition ſo gebildet wuͤrden, wie wir es von dem Saamen ſaͤhen. Es iſt aber der Un: terfchied zwifchen Blätter: und Blüth: knoſpen ungleich größer, als nach diefer Ungabe müßte angenommen toerden. Eine Blätterfnofpe enthält die Fortfegung der Pflanze, einen Theil, einen Zweig derfelben im Kleis nen, der in der Folge bei erhaltenen Nahrungsſaft zu feiner beftimmten Größe auswaͤchſet. Die Blüthfnof pe ift dazu beftimmt, eine neue Pflan: je oder mehrere eben der Art hervor zu bringen, das wird aber durch das Werk der Zeugung, wovon hernach fol gereder werden, zu Stande ge: bracht. Der Apparat der Fructifica tionstheile, vorzüglich aber die Bar ſtarte, die vermöge derfelben erhalten werden, beftätigen folches hinlänglich. Es ift das befante Evolutionsfy: Rem, von welchem ich num zu reden babe, Bei demfelben werden gewiſſe e) ©. Hamb. Magaz. 2. 3. und 9. Th Generation der Pflanzen. 630 Keime angenommen, deren Urſprung in die Zeit der Schöpfung zurück ger ber." Jeder Keim war vom Anfang ein organiſches Ganzes, welches alle Theile ver Fünftigen Pflanze enthält; Da 88 eine große Mannigfaltigkeie der Gewaͤchſe giebt; fo ift jeder Keim nach der Art der Pflanze, wozu er beftimme ift, präorganifit, Es komt num auf die Entwickelung an, daß fie werden, was fie in ihrer Boll: fommenheit und ihrer Praͤorganiſa⸗ tion nad) fen ſollen. Ohne Entwik⸗ kelung werden fie bloße Keime bleiben, und bleiben e8 fo lange, Bis fie zu derfelben gelangen. Die Entwicke tung wird duch den befeuchtenden Saft, der dazu beftimmt ift, be fördert, fie fan auch nur in einer dem Keime dazu angewieſenen Her: berge in feiner Baͤrmutter, dag iſt, in dem Saamenbläschen für fich ge ben. Man wird nun fragen, mo das unzaͤhlbare Heer der Keime feinen Aufenthalt fo lange gehabt habe, bis fie zur Entwickelung fommen? Hier giebt. es Varianten. Einiger Mei: nung nach, find die Keime einer Art urſpruͤnglich in einander eingefchloffen, die fih darauf nach der Progregion von einer Generation zur andern ent tickeln. Dem zufolge wiirde der erjte erfchaffene Keim der Tulpe alle Keime der folgenden Generationen dieſer Pflanze, fo wie fie fih nach und nach entwickeln; in fich enthalten haben. Jeder urſpruͤngliche Keim ift tete Rr2 Behaup⸗ Lips, Abbandl. I. Th. 63: Behauptung nach mit fo viel andern, die fiir die Zufunft find, ſchwanger. Andere nehmen an, die Keime wär ren durch die Hand des Schöpfers uͤberall in der Welt ausgefäet, fie waͤ⸗ ren in der &uft, im Waffer, in ven Pflanzen — zerſtreuet vorhanden; wuͤrden Körper. zerftört, fo blieben fie übrig; denn fie wären fo Elein, daß nichts zur Auflöfung auf fie würfen Fönne. So würden denn diefe Kei— me fo lange herumsgetrieben, bis ein günftiger Umftand ihre völlige Aus: bildung bewuͤrkte. Es ift befant, daß die Keime in den Saamenbläschen und nirgend an: ders entwickelt werden. Nun fraͤgt es fich, wenn man der Meinung beir trit, daß fie überall zerfireut vorhan⸗ den find, wie fie zu den Saamenbläs: chen gelangen? Die gewöhnliche Mei— nung ift: fie wuͤrden von den Staub: Eolben aufgenommen, und blieben fo lange in. den Gefäßen derfelben, bis der feierliche Tag da fey, da die Blur me fich oͤfnet, den Staub fahren läßt, und derfelbe im die ölichte Subſtanz des Saugſchwammes verſenkt wird, da druͤngen die Keime, die in dieſem Staube enthalten waͤren, durch den Griffel, und gelangten darauf in die Saamenbläshen, Hier fey für fie eine uͤberaus feine und flüchtige Feuch— Generation der Pflanzen, 632 tigfeit vorhanden, die fie fo weit enk wickelte, daß fie demnächft von dem minder feinern Stof des Saamen⸗ korns, und noch weiter hinaus von dem noch gröbern Nahrungsfaft, welchen das aus dem Saamen herausgedrunz gene Würzelchen ans der feuchten Erz de faugt, und den nunmehrigen Pflan: zen zufuͤhrt, Fönte ernährt werden. Leeuwenhoek £) ftelfte fich auf ähnliche Art die Zeugung im Thierreiche vor, da er behauptete: von viel 1000 Kei⸗ men oder Wirmchen, die fich in der männlichen Saamenfeuchtigkeit rege ten, gelange eins in die Narbe des Eies, und werde dafelbft entwickelt, , Analogifch wurde dieſe Theorie auf die Generation der Pflanzen ange wandt. Die Schriften des Geoffroi eg), Morland h), Needham ı) find dar über nachzulefen. Von Gleichen k) nimmt auch die urfprünglichen Keime an, es Titten Diefelden aber, glaubt er, eine merfliche Veränderung, Ei— nerlei Keime würden fowohl von den Thieren eingeathmet, und in den Saa⸗ mengefäßen zu Annehmung animaliz ſcher Natur zubereitet, als auch von den Staubfolben eingezogen, wo fie den erften Entwurf der Pflanzen er: hielten, und nun erft Saamenkeim⸗ chen wirden; fie erwarteten darauf die völlige Form und Entwicfelung in den f) Van Leeuwenhok arcana nature. Auch deſſelben Epiſtolæ phyfi ologice. g) Geoffroi Ergo hominis primordia’vermis. HK) Morland Phil. Tranf. i) Needham Microfcopial Obfervations p. IT. k) u Gleichen über Saamens» und Jufuſi enstbierchen, und Aber die Erzeugung, 633 den weiblichen Säften‘, und dazu ga langten fie in den Saamenbläschen, in welche fie von außen durch den Griffel eindringen, Ja Hill ift der Meinung I), die fleifchichte Subſtanz, Die er für den toichtigften Theil der Pflanze hält, und den Linne den verhärteten Splint nennt, endige fich überall mit Keimen; weil aber dieſelben zu zart wären, als daß fie der Luft ſogleich Fonten anver⸗ traut werden: fo ſammle fie die Wa: tur in den Gefäßen der Staubfolben, wohin fich die Enden der fleifchichten Subſtanz erftrecften. Hier erhielten fie eine haͤutige Bedeckung, und wuͤr⸗ den überdem in derfelben mit einem zäben Schleim - umgeben. Dieſe Staubbläshen zerplaßten darauf, wenn fie auf den feuchten Saug— ſchwamm fielen. Der Keim, den er will gefehen haben, und den er auch in Kupfer als ein wellenfoͤrmiges Züng: lein vorfiellet, werde nun heransge trieben, bleibe aber allezeit in feinem zäben Schleime zur Befhügung eins gehuͤllet, und dringe nun Durch den ſchwammigten Theil des Griffels in die Saamenhülfen. Hier fey den nad), fagt er, Feine Zeugung, fon: dern ein fortgefeßter Wachsthunm der alten Pflanze: denn das Pflänzchen im Saanıen fen nichts anders als ein Stück der fleifhichten Subftanz des Etengels, welches von den Staub; Generation der Pflanzen, 634 Fügelchen den Eaamenbläschen in dem Sruchtfnoten überliefert werde, Es ſey mir erlaubt, diefer Hypothe⸗ fe, daß jedes Saamenftäubchen einen Keim einfchließe, folgende Anmer- Fung beizufügen: Es find verfchiedene Pfianzengefchlechter, deren Blumen jedenut einen Saamen giebt m), und eine gewiffe Linneifche Claſſe n) giebt in jeder Blume vier Saamenförner, für jene gehört ein und fir Diefe vier Keime, und wie viel 1000 find in den Staubfelben diefer Blumen vor: handen, von welchen es nur einent oder dem andern glückt, in die Saas menbläschen einzudringen. Von diefen, welche behaupten, die ausgefäeten Keime würden anfangs in die Staubfolben und darauf erft in die Saamenbläschen verfaßt, weichen diejenigen ab, welche annehmen; die jerftreuten Keime gelatigten nicht zu den Staubfolben, fondern fogleich auf irgend einem Wege zu den Saa— menbläschen, und wuͤrden daſelbſt von dem Saamenftaube befruchter. Gleiche Meinung begen auch die, welche annehmen, die präeriftirende Keime wären in einander eingefchlof fen, tie die, fagen fie, nach und nach entwickelt werden, fo gefchiehet folches nirgends, als nur in den Saaz menbläschen, und zwar Kraft deg Saamenftaubes, der den befruchten: den Saft dazu bergiebt, Zu dem En: Rrz s de - I) J. Hill Outlines of a ſyſtem of vegetable generation m) Mirabilis und andere. n) Didynamia Gymnofpermia, 635 de fen derfelbe außerordentlich fein, und habe eine befondere naͤhrende Kraft, die Staubkolben ſchuͤtteten folchen bei der Defnung der Blumen aus, er werde durch den Stempel zu den Keimen in den Saamenbläschen gebracht, und befördere deren Wachs: thum. Harvarus lehrte: jedes Ey enthalte gleich vom Anfang an das Thier im Kleinen, und der Saame muͤſſe den Wachsthum deſſelben be: foͤrdern. Bonnet o) und andere nehmen dies Syſtem bei den Pflanzen, wie ichs eben vorgeſtellet habe, an. Ehe ich der Natur in ihren Operationen, ſo weit ſie es erlaubte, zuſahe, war ich ganz für das Syſtem der Keime ein genommen; nur Ponte ich mich nicht überzeugen, daß alle Keime einer Art vom Anfang in einander eingefchloffen vorhanden ſeyn folten, ich war end: fich genöthigt, mich Darüber zu beru⸗ higen, ohne Angftlich nachzudenfen, mo fie ſo Tange im Verborgenen und ſchlafend geweſen wären, Bonnet ſagt zwar p): erſtaunliche Rechnun⸗ gen koͤnnen die Gruͤnde der Vernunft nicht umſtoßen, und wenn man Zah—⸗ fen haͤuft, fo haͤuft man feine Bege⸗ benheiten. Allein, wird man fo oh— ne alles Wanfen an die entfeßlichen Rechnungen, die bei der Einfchlief fung vorkommen, denken koͤnnen? Man denke an die Zahl der Saamen⸗— förner unferer Mockenpflanze, die der Generation Ber Pilanzen, 636 Fleiß des Landmanns bisher gewon: nen bat, die bisher jedem dag tägli- "che Brod gegeben, und die die Men: ſchen noch in Zukunft, wer weiß wie lange, näbren werden. ° Alle Keime diefee Koͤrner follen in dem Keine des erften Saamenforns eingefchloffen ger fteckt haben! Das Tabackskoͤrnchen, welches ich ausfüe, enthält 40000 Keime nur für die naͤchſte Generation, denn fo viel Körner giebt eine Pflanz ze, ſaͤe ich dieſe 420000 Körner wie⸗ der aus, jedes wird wieder ſo viel Koͤrner geben. — Noch mehr, ſaͤe ich von dieſen 40000 Koͤrnern nur 1000 aus, und laſſe die uͤbrigen zuruͤck, ſo haͤtten von wenigen Generationen dieſer zuruͤckgelegten Koͤrner viel Millionen Pflanzen koͤnnen gewonnen werden, wenn ich ſie alle ſorgfaͤltig ausgeſaͤet haͤtte, allein, ſie wurden verſchuͤttet, und mit ihnen, ja auch nur mit ei— nem einzigen Körnchen, ein unzäbl: baarcs Heer der Keime. Was muͤßte ich Bier annehmen? In dem urfprünge lichen Saamen find unzähliche Keime eingefchloffen gewefen, die im Laufe bleiben. Wer wird es laͤugnen? Die Tabackspflanze Fönte eben fo fehr ver: mehrt werden, wie Die Rockenpflanze, allein, die Bedürfniffe der Menfchen fordern es nicht ;. die Keime Demnach, die davon entwickelt werden, find nichts gegen die Zahl derer, die dazu nicht kommen. ' Dies 0) Bonnet Confiderations für les corps organifes. e. c. und Contemplation de la nature. p) ©. deſſen Contempl. de la nar. die Heberfekung. Vorrede p. 57: “ 637 ; Dies Evolutionsfpfien, man nch: me eingefchlofjene oder ausgefäete Keiz mean, man laffe fie aus den Staub: kolben indie Saamensdläschen gelan: gen, oder nur in diefen legten ihren angewiefenen Ort haben, Fonte wohl nicht als ein eigentliches Generationg: foftem > angefehen werden. Mean muß ja mit dem Worte Generation den Begrif der Entftehung eines or: ganifhen Ganzen verbinden, das Ent: fieben der Keime aber foll bis am die Schoͤpfung zurückgeben, und dem: nächft erft ihre Ausdehnung erfolgen. Nun ift noch ein Syſtem übrig, wird foldyes Statt haben; fo Fomt bier ei: te Generation im eigentlichen Ber: ftande vor. Es iſt folgendes: Aus der Vermiſchung dee männli: chen und weiblichen Saamenfenchtige keit entſtehet ein neuer organifcher Koͤr⸗ per, den wir die Pflanze nennen, ob: ne daß vorher ein Keim dazu wäre vorhanden geweſen, jo, daß derfelbe vielmehr an dem dazu beftimmten Or: te, nemlich in dem Saamenbläschen erzeuget wird. Hier ift nun verfchier denes auseinander zu feßen. Der Uugenfchein zeigt folgendes: Die Staubfolben freuen zur beftimm: . ten Zeit, da die Pracht der geöfneten Blumen anfündigt, daß alles zur Zeuguna in Bereitſchaft ſey, ihren Staub im Veberfluß aus, ein guter Theil davon fällt, vermöge der Lage der Theile, auf die Narbe. Die Feuch: tigfeit dieſes männlichen Saamens fammlet fich hier aus den Staubför: nern und vermifcher fich mit der Feuch⸗ Generation der Pflanzen. 638 tigkeit, Die fich zu gleicher Zeit auf. der Narbe wie ein leichter Flebrichter Saft einfindet. Da nchmen wir an, welches zwar das Auge nicht bemer⸗ Een Fan, das aber. aus der Folge der » Betrachtung erbellen wird, der nerci- nigte Saft wird durch den Griffel in die Saamenbläschen gefeitet, und hier iftder Ort, wo aus diefer Subftang eine neue befiebte Mafchine dargefteilt wird. ü Der Saamenftaub giebt alfo eine von den beiden Feuchtigfeiten ber, die zur Generation nörhig find. Ein guz tes Microſcop bilft hier in der Beo— bachtung fort, man fiehet duch Huͤl⸗ fe deffelben, wern man den Saamen: ſtaub auf einen Schieber ins Waffer bringt, wie fich eine ölichte Feuchtig: Feit im Waſſer ſammlet. Die Sau nienförner, welche gewöhnlich. ein? elliptifche Form haben, dehnen fich in alter Geſchwindigkeit aus, folcherge ftalt, daß fie faft rund werden; denn das Waffer dringet häufig in dag zek lenförmige Gewebe der Staubförner ein, und nöthige durch feinen Druck die zeitige ölichte Saamenfenchtigfeit heraus zurreichen. Man fiehet hier eine Erfcheinung, vie den Beobach— ter leicht irre führen Fan: durch die große Gewalt, mit welcher die Staub: “ Eörner aufgetrieben werden, plaßet oft der größte Theil derfelben ſchleu— nig, daß ein Förnigter zuſammenhan—⸗ gender Streifen aus ihnen eine gute Strecke ins Waffer fortgefchleudert wird, das Hörnchen fällt dadurch au: genblicklich zur Hälfte feiner Größe zu: ſammen, 639 ſammen. Needham, Juͤſſieu und -andere glaubten, Das ſey Die wahre natuͤrliche Abfonderung des maͤnnli⸗ chen Saamen, und die Körner waͤ⸗ ren die Keime, Die durch den Griffel dringen ſolten. Diefer Eörnichte Streifen aber ift vielmehr der innere Batı oder dag zelfenförmige Gewebe ſelbſt, welches herausfaͤhrt. Die Abſonderung der Saamenfeuchtigkeit beſtehet in einem nach und nad) erfol- genden Ausflug deſſelben von allen Seiten des Saamenftaubes, fo, daß ſich daraus eine völlig gleichförmige flüßige Materie fammler. — Man leſe Kölrenter q) nach, der dies weir ter außführet, man wird nicht einen Augenblick zweifeln, daß fich foldhes fo verhalte. Von diefem Staube ſammlen die Bienen ide Wachs, und diefer Umftand zeigt, daß er ölichter Matur fen. Sch habe Saamenftaub von Klırbfen ein Jahr lang liegen ge habt, und er gab alsdann noch fein Del, obgleich nicht fo reichlich, von fih. Sch habe denſelben auch ins Waffer in ein Glas gefchüttet, und zu meiner Berwunderung waren nach einem Jahre die Staubförner zum Theil noch ganz, zum Theil mitten von einander geborften, Daß man bie Hart derfelben deutlich bemerfen fons te. Infuſionsthierchen konte ich in dieſem Aufguſſe nicht anſichtig werden, Generation der Pflanzen. 640 Die weibliche Saamenfeuchtigkeit ſammlet ſich, wie geſagt, auf dem Saugſchwamme, und vereinigt mit der männlichen dringt fie in die Saa: menbläschen. Wenn ich bei der Blu: me einer Öartennelfe, ehe fiefich öfe net, und alfo vor der Befruchtung, den Kelch, Die Kronblätter und die Staubfäden um den Stengel herum wegraͤume, und darauf den Frucht: Enoten vorfichtig oͤfne: fo fehe ich die Saamenbläschen an einer Säule in febönfter Ordnung neben einander bes feftigt; fie find weiß, glänzend, und enthalten eine wäfferichte Plare Feuch— tigkeit. Es frägt fich, ift dies bie, eigentliche weibliche Saamenfeuchtige feit, damit die Feuchtigkeit aus dem Staubförnern fol vereinigt werden? oder ift es die Ölichte, welche fich oben auf der Narbe ſammlet, diefe letzte nimmt man gewöhnlich dafür ar, Es Fönte aber auch feyn, daß fie nur ein Zuflibrungsmittel wäre; durch Verfuche if in diefem Stücke wohl nichts auszumachen, und wo Wahr: nehmungen uns im Stiche laffen, da müffen mir uns gemeiniglich. mit Muthmaßungen bebelfen, Dies fol uns aber bier feinen Eintrag thun, genug! wie werden ermweifen fönnen, dag verfchiedene fluͤßige Materien vorz - handen find, aus welchen die junge Pflanze gebildet wird. 9) Koͤlreuters Verſuche, das Geflecht der Pflanzen betreffend. 9. 5. | Die Fortſehung folgt künftig, N U EEE 641 643 41 Stuͤck. Montag, den 23ten Mai 1785. Generation der Pflanzen, (Fortfegßung.) as wird ſich nun zur Befeſti⸗ gung dieſes Lehrgebaͤudes, daß nemlich aus der Ber: miſchung der männlichen und mweibli- hen Soemenfeuchtigkeit ein neuer or: ganifcher Körper, den wir Pflaͤnge nen⸗ nen, entftehe, ohne daß vorher ein Keim dazu vorhanden gervefen, fo, daß der felde vielmehr an den dazu beſtimm⸗ ten Orte, nemlich in dem Saamen . Bläschen erzeugt wird, Sagen laſſen, damit man nicht denke, es fen auf Sand gebanet? Sch muß befennen, daß fich Daffelde vor den andern, fonderlich vor dem Evolutionsſyſtem a prisri nicht ganz vorzüglich aufdrin⸗ ge Der Phitofepb bar Einwuͤrfe Dagegen gemacht, die Aufmerkſamkeit verdienen. - Bonnet fagt a): Die Schwierigkeit befteherdarin, daß man aus den bloßen Geſetzen ver Bewe⸗ gungsfunft von den fo mannigfalti- gen Berhältniffen, worin alle orga⸗ nifche Theile mit einander flehen, und zu einerlei Endzweck gemeinschaftlich abzielen,. Grund angebe; dag man zeige, daß eine gewiſſe Einheit, ein organifches Ganzes, das da lebt und waͤchſet, gebildet werde. — Man wird zugeben muͤſſen, fährt er fort, daß ein dergieichen Ganzes der unaus⸗ loͤſchliche Abdruck eines Werkes fey, das auf einmal hervorgebracht wor⸗ den. Bonner redet von Thieren, wenn er behauptet, Daß folche nicht nach den Öefegen einer befondern Me: chanik Fönten gebauet werden, und man fiehet Leicht, daß es mit deu Pflanzen gleiheBdewandnig habe. Es würde akerdings eine Verwegenpeit ſeyn, den Fühnen Ausſpruch fo fehfecht: weg zu tbun: ein organifcher Körper - wird ohne Präeriftenz irgend einer Art, fo wie er ift, bloß durch eine dazu beftimmte zweifache vereinigte flügige Subftanz gebildet. Nichts als angenfcheinliche Begebenheiten und here Wahrnehmungen möger bewegen, dieſes Syſtem dreift aufzu⸗ ſtellen. Iſt dein Dies der einzige Fall, Ss we a) Betrachtungen über die Natur. Vorrede p- 5Q. 643 wo die Wirfungen der Natur, wie fie am Tage find, den Ausſchlag da: bin geben, wo man’s am wenigſten vermuthet hätte? Ich mögte faſt fa gen, man Fönne die Natur bewegen, oder durch Nachfragen und Berfuche nöthigen, uns ein Werf von ihren Geheimniffen zu entdecken. Wie fan- gen wir’s aber an, zu erfahren, daß die Befruchtung, die wir behaupten, Fein Traum, daß fie würfliche tägliz che Geſchichte ſey, daß die Behaup: tung von der Erzeugung der Pflanzen durch zwo Saamenfeuchtigkeiten, ohne daß etivas organifches von ihnen prä: eriftiret, eine nicht vor Der Hand ver werfliche und unmoͤgliche Sache fen. Planet, um ſorgfaͤltig zu Werke zu gehen, ein Gewaͤchs in einen Blu⸗ mentopf, wählet dazu nach Belieben ein folches, deffen Pracht der Blüthen euch auf einige Augenblicke der Sor; gen diefes Lebens entledigen und auf heitern Fan, wenn ihr als Dilettant vor daffelbe zu ftehen komt. Mehmet, um demmächft noch ein größers Ber: gnügen zu haben, und, ein Werf von den ewigen Gefegen des Herren, die oft fo tief zu liegen fcheinen, zu er fahren, aus ven Blumen diefer Pflan; je, ehe fie ganz offen ftehen, ehe die Staubfolben ihren Staub. ausge ftreuet haben, nehmek aus denfelben alle Staubfolben mit Borficht heraus, laffet die Hälfte diefer Blumen in fol chem Zuftande, ohne weiter etwas an ihnen vorzunehmen, und verhuͤtet es b) Lychnis dioeca. Linn. fpec. plant. p. 626 Generation der Pflanzen, 644 mit Fleiß, daß fein Saamenftaub zu ihnen gelange. Die andere Hälfte der Blumen aber befruchter kurz nach ihrer Entmannung; das ift, trage den Saamenftaud, den andere Blur nen eben der Pflanzenart zu gleicher zeit fahren laffen, auf die Narben diefer Blumen auf, und wartet bis zur Eente, da wird fich’s finden, ‚daß die unbeftaubten oder unbefruchteten Blumen auch nicht ein einziges Saas " menforn geben, daß aber von den andern, die beftaubt find, überall eine reiche Ernte komt. Eine Winterlevs Foyenpflanze fing im Mei vorigen Jahrs in meinem Öarten an zublühen, ich nahm nach und nach 30 Blumen die Stanbfolben, 15 davon beftäubter - ich mit dem Staube von andern Lev⸗ koyenpflanzen, die andern 15 blieben unbeftänbt ſtehen. Die Schoten dies fer legten erreichten nicht den zehnten Theil der Länge, die die befruchteten Schoten gewöhnlich haben, und in ihnen allen war Fein einziges Saamen: korn. Die erften 15 trieben ihre Schoten zur gewöhnlichen Länge, und jede Schote gab zum menigften go Körner. Vor einigen Jahren blühte eine Pflanze mit ganz getrennten Ger fhlechtern b) in meinem Öarten. Biel 100 Blumen hatten fich zu einer Zeit geöfnet, und ermarteten insgefamt die Befruchtung von einer männlichen Pflanze, aber vergebens, es war ihr folche nicht zur Seite. Hd) holte eis nigen Saamenflaub ans der ‚645 Blumen. - Diefe allein gaben zur ger - börigen Zeit vielen und vollftändigen Saamen, alle übrigen unbefruchtesen fielen einige Wochen sad) dem Bluͤ⸗ ben verwelft ab. Dieſe Verſuche werde ich nun bald, einen Beweis darauf zu bauen, ans wenden. Aber der Erfolg ift zu meis nem Vorhaben ungleich wichtiger, wenn ich eine Pflanzenart mit dem Staube einer andern Pflanzenart, die eben veffelben Gefchlechts fezn muß, befruche. Von verfchiedenen Ger ſchlechtern habe ich bis jeßt Durch die Befruchtung noch Feine neue Pflanz zen erhalten koͤnnen; und nad) mei: nen vielfältigen Verſuchen weiß ich nicht, was ich von dem angeblichen Beſtreben von 2 verfehiedenen Ge: ſchlechtern halten foll. Zwo verfchie dene Pflanzenarten aber laſſen fich oft fehr glücklich mit einanderbefruch ten. Weichen 2 Pflanzen ihrem Bau nach weit von einander ab, fo pflegt die Bermifchung defto ſchwerer zu hal: ten, und will.oft ganz nicht erfolgen ; fo, daß hier das Geſetz der nähern Verwandſchaft gleichfalls gilt. er doch haben 2 Pflanzenarten auch mohl große Aehnlichkeit mit einander, und ‚dennoch will die Befruchtung unter ‚ihnen nicht fort. Folgende Baftarte, die ich von Zeit zu Zeit erhalten babe, werben zu meinem Vorhaben dienen. Generation ber Pflanzen, | her, und beftäubte damit nur vinige . 646 Is Geranium inguinans 2. Gefanium zonale J. Dies ift der $c) den ich bisher von ftrauchartigen Gewaͤchſen erhal⸗ ten habe. Die Zweige der $ waren nicht fo dick und fleifchicht als die Zwei: geder 2, aber auch nicht fo ſchlank als der J. Die Blätter waren nicht fo dick und filzig ale bei 2, aber auch dDiefer als: bei J. Der Elebrigte Schleim der 2 hatte fih faft ganz verloren. Der braune Kreis der Z blieb bis zur Hälfte übrig. Die Blu: menblätter waren nicht fo breit als bei Q, aber auch nicht fo lang als bei J. Die Farbe der Blumen bielt zwifcehen der hohen Scharlachfarbe der 2 und der Sleifchfarbe der JS ge: rade die-Mitte. Es war auch Fein Theil-der Pflanze, worin fich nicht die mittlere. Proportion aufs genaue— ſte gezeiget hätte. Dieſer $ batte noch einige eigenthuͤmliche Fruchtbar⸗ keit: denn ich erhielt von demſelben verſchiedene vollſtaͤndige Saamen: koͤrner. 2. Digitalis purpurea 2. Digitalis ferruginea J. Dieſen $ habe ich erſt im verfloſſe⸗ nen Sommer aus Saamen erhalten, er hat alfo noch nicht gebluͤhet. Sch habe fieben Pflanzen davon, und bei erfolgender Bluͤthe werden es fehr Ss 2 } merk: 6) % ift das botanifche Zeichen einer Baftartpflanze, wie 2 die weibliche und Z die ; männliche Pflanze bezeichnet. - 647 merkwuͤrdige 3 ſeyn. Unter den bet: den Dflänzen Fund S iſt ein großer Unterſcheid, und die Befruchtung ift außerft ſchwer. Die Z will die Be fruchtung won 2durchaus nicht an⸗ nehmen. Ueber 100 Blumen babe ich zu befruchten alle erſinnliche Mühe und Vorſicht angewand t, aber jeder⸗ zeit vergebens, Auch 2 mit I zu befruchten, wolte * lange nicht ge⸗ lingen; bis ich endlich von dem von 40 Kapſeln aufgenommenen Saa⸗ men, der faſt alle gleich taub ſchien, dieſe 7 Pflanzen erhalten habe, Die Blätter der 2 und S weichen weit von einander ab; bei 2 find fie eirumd, geferbt, adrig, runzlich, ſilzig und ſchlaf; bei S aber lanzettfoͤrmig, glatträndig, glatt, glänzend, mit Liz nien durchzogen oder faft gefurcht, fteif und dunkeler von Farbe. Der 8* hält zwifchen Beiden 2 und S die Mitte, Die Adern der 2 waren nur in ſchwachen Linien abgedruckt, und diefe Linien zogen fich unter einen ſpitzigern Winfel als bei 2 am die Hauptrippe des Blatts an, Nur der Breite und Länge nach näherte fich $ inerflicher ver F als der Cd, Der Hand des $ war feharf fägenartig gezaͤhnt. 3+ Digiralis purpurea ®. Digitalis ambigua J. Auch bier ift die Befruchtung ſchwer zu erhalten, Es gift von die fem $, was von dent vorigen geſagt iſt. Die Blätter, die Farbe ver Blu— min, ihre Form — verrieth alles Die Generation der Pflanzen. 648 mittlere Proportion aufs genanefte, nur die Stellung der Blumen far ganz nach . Unter dem Saamen diefes 9 war dech aber nur ſehr ſel⸗ ten ein Sornchen das befrischtet war, und gleiche 2 wieder gab. Beifäufig muß ich anzeigen, daß ich in dem Auf⸗ faße von der Befruchtung der Melfen im zen und gen Stück diefes Maga zins don 178*. angegeben babe, die Farben der Blumen kaͤmen vor den befruchtenden Pflanzen, Da Kölew ter auch hier die mittlere Proportion angab; fo fleffte ich von neuem Vers ſuche darüber an, und es fand fich, dag Koͤlreuter ganz recht babe, Die Saamen müffen Damals von mir ver wechſelt ſeyn. * \ de 5 : Märkfche Rüben 9,- Steefrüben J. Die Befruchtung ift hier leicht au erhalten. Dem Kraute nach find diefe 8 hab Raͤben und halb Steckruͤben, ich mag auf die Rarbe, oder auf die Stelfung, oder den Ueberzug der Blätter fehen, Es fiel dies gleich in die Augen, und verfchiebene, die nicht wuften, was für eine Veränderung mit ihnen vorgegangen war, feugen nach, und fagten von freien Stücken, das wären ja halbe Rüben und halbe Steckruͤben. Die Rüben felbft aber waren zu der völligen Größe und Ge ftalt der Steckruͤben ausgewachfen, fo, dap man fie von diefen nicht ing geringften unterfcheiden Fonte. Wur— den fie gefchält, fo verrieth fich bald der ruͤbenartige Geruch, fie gaben ie febe ern ſehr autes Eſſen, und waren viel wei- cher als ein jugerichtetes Effen Steck⸗ rüben, beider Geſchmack der 2 und und g waren bier mit einander verei⸗ nigt. Nun wmundere man ſich nicht fiber die vielen Varietaͤten unferer Sie chenpflanzen; dergleichen Verſuche ge; - ben ihren Urſprung ganz richtig an. Die Verſchiedenheit des Erdreichs hat ohne Zweifel weniger Antheil an diefer Mannigfaltigfeit als die Befruchtung. Sch befruchtete wor einigen Jahren die kleine Fruͤherbſe mit der großen Zub Fererbfe, und Die davon erhaltenen Erbfen waren gersde.ein Mittelding zwifchen den beiden Barieräten unfrer Öartenerbfe. Alle &, welche bei mir aufgekommen End, harten ihren guten Wachsthum und eine gehörige Bolkommenheit, wie andere natürliche Pflanzen; aber mit der Brauchbarkeit fahees ganz anders aus. » Dei einigen fehlte ſie gaͤnzlich, fo wohl von väterliher als mütterliz her Seite. Z. E. beiden $ von den verfchiedenen Arten des Wohlkrautes, andere gaben nur kuͤmmerlich einige ‚Saamenkörner. Auch bei den $ von Ruͤben und Steckruͤben war die Frucht⸗ barkeit etwas gehindert. Ich pflanzte einige dieſer zum Saamen aus/ und nicht weit davon die gewoͤhnlichen Steckruͤben; in den Schoten der Steck⸗ ruͤbe waren 6 bis Io Körner, aber in den Baſtartruͤben hoͤchſtens 2 bis 3. Damuß es wohl an der gehöri: gen Abjonderung der Saamenfeuch: Generation der Pflanzen, Pr 8 650 tigkeit fehlen, und der Bau der Zeu⸗ gungswerkzeuge wird beiden $ in Ver: wirrung gerathen feyn, daß die Ab: fonderung und Bereitung des Saar men nicht erfolgen Fan, » "Der Er folg, die Unfruchtbarkeit, Ichret es; denn die Auatomie Fan bier nichts ent Deefen, Aber bei den Dlaufefeln bat man die Zengungswerfzeuge nad) eiz nem Briefe des D. Hebenſtreit d) gang verftellt gefunden, Es mag num die Neugierde eine Mittelpflanze durch kuͤnſtliche Befruchtung dann und wann einmal erhalten, fie wird dar durch mehr Licht über das Genera tionsmwerf verbreitet fehen,- aber Ber: ER wird fie nicht anrichten, und Grenzen der Pflanzengeſchlechter verruͤcken. Die Nenlinge werden kuͤmmerlich zur zweiten Generation ge langen, und fo wirds nicht viel wet; ter als zu Barieihten kommen. 5. Kohlrabi über der Erde 2, 2) Weißer Kopffohl J. b) Hoher brauner Kohl J. Auch Bier hielte die Befruchtung nicht ſchwer. Die Schoten waren je— derzeit voll Saamen. Von a Famen %, die hatten einen zur Hälfte ge ſchloſſenen Kopf, und darunter einen Strunf, der etwas bauchiger war als bei dn.a. Die Blätter waren et was länger als bei Sr Bon b far men 8 von der Höhe einer Elfe, der Strunf war inder Mitte über 2 Zoll dick, oben breiteren fich die Blätter ©&s 3 - von ) Bonnet, Confid, für les corps organ, p. 247. e. © ’ 65t von allen Seiten weit aus, fe waren etwas Fraus, und näherten fich der Farbe nach der J. zur Hälfte, und überhaupt war in allen Stücken die mittlere Propotion zu feben, Navis 2. Rettig J. Da beide nur Spielarten find, fo Ponte die Befruchtung Feine Schwierig: feit haben. Kraut und Wurzeln zeig: ten uͤberall den mittlern Stand, 2 war die rothe Forellenradis, und J der ſchwarze Nettig ; beider Farben wa; ren bei den $ in Streifen artig dutch: einander gemifchet. Diefe $ wurden ‚im Frühjahr ausgefäet, und nach nem Monat Eonten fie gegeffen wer; den, fie waren nicht fo hart als Rer: tig, und nicht fo zart wie Nadis, Erſt gegen den Herbft fchoffen fie zu blühen auf, ſtunden nach Art der Ra; dife zur Hälfte zur Erde heraus, bat: ten-zuleßt einen Fuß im Durchſchnitt, und waren inwendig ganz hohl. 7. Cheiranthus incanus 2 Cheiranthus feneftralis dJ Cheiranthus feneftralis J. Die J hat gedrängte Fopfförmige uruͤckgekruͤmmte, wellenförmige und beftäubte Blätter, und erreicht eine Höhe von Fuß, fie weicht alfo ſehr weit von? unferer gewöhnlichen Win: terlevcone ab, und democh find diefe 3, fo gleichfalls in allen Stuͤcken die mittlere Proportion haben, fo frudht: Gerteration der Pflanze. 652 bar, wie die natürliche. Levkoye nur immer fen Fan. ch Fonte alſo die: fen $, da demfelben die völlige Frucht: barfeit auch von weiblicher&eite übrig: geblieben war, leicht von neuem be feuchten, ich that es abermals mit 2, und nun war der $ im zweiten Örade der J zum wenigften um drei Deittel ähnlicher als der 2, Die Fruchtbar⸗ keit blieb eben dieſelbe; wuͤrde man mit Diefem % bis zum vierten Grad der. Befruchtung binangeftiegen feyn, man würde denn die C in eine wahre > J verwandelt haben; eben fo, als. Kölrenter e) eine Art des Tabacks in eine andere Art durch eine viermalige , Befruchtung verwandelt hat. Nun das Refultat diefer Verſuche zur Beftätigung des zufeßt angeführ: ten Generationsſyſtems. Die Staub: kolben in ihrer Ordnung, die Oefnung derfelben, Die regelmäßigen Körner des Saamenftaubes, die nun frei wers den, laſſen vermuthen, daß fie zu eis nem gewiſſen Endzweck beftimmt find, Daß aber bier eine zur Generation er; forderliche Feuchtigkeit, die wir den männlichen -Saamen nennen, bereiz tet, und zur gefeßten Zeit dazu losge— laffen werde, folches zu wiffen und mit Zuverficht behaupten zu wollen, dazu mußte ich zuverläßige Erfahrung haben, und bier habe ich fie: von 15 Blumen entferne ich allen Staub forgfältig, und alle Saamenbläschen bfeiben leer, Von andern 15 Blu: men eben derfelben Pflanze nehme ich gleich: e) Nämlich Nicotiana ruflica in nicot, paniculata. S. deſſen Verſuche, das “ ſchlecht der Pflanzen betreffend, 3° Fortfeßung ps ST. — — valaz 653 gleichfalls der Staub, gebe ihnen aber denselben in einigen Tagen wie: der, und die Bildung der jungen Pflanzen gehet darauf in jedem Saa⸗ menbläschen vor ih. Genug zur Beftätigung x; diefe Feuchtigkeit iſt zum Werke der Generation beftimmt, nöthig, und befördert ſolches. Die andere Subftanz, deren Noth— wendigfeit wir zur Generation behau⸗ pten, und welche die weibliche ge nannt wird, offerbaret ſich nicht we niger, wie jene männliche, . Die $ von zwei verfchiedenen Pflanzenarten, ſind zur Hälfte der Pund zur Hälfte der S gleich. Eine Erfeheinung, die ſehr viel fagt, und bier in der Fin ſterniß ein Licht anzuͤndet; mich duͤnkt, ſie lehre uns beiderlei Saamen und gewiſſermaßen deren Wuͤrkung fen: nen, Einmal zeiget fie augenfchein: lich, mie fich die Kraft des Saamen der Staubkolben außere, uͤbereinſtim⸗ mend mit Dem, was ung die Entman: mung, worauf ich Furz vorher einen Beweis bauete, gewahr werden läßt. Und ferner muß man nicht in den Saa⸗ menbläschen eine zwote Subſtanz an- nehmen, die zur Erzeugung eben ſo noͤthig, eben ſo thaͤtig iſt, als jene maͤnnliche? Dieſe mittlere Proportion aller $ wird den angenommenen Kei— men fchwerlich hold ſeyn. Befruchte ich zwei verfchiedene Pflanzenarten, und wären die daher erhaltenen $ der d. völlig gleich; dann würde ich ohne Bedenken Keime annehmen, denen die Wohnung vorläufig in den Körnern des Saamenftaubes angewiefen fen, und bie darauf in den Saamenbläs; Generation der Pflanzen, 654 chen entwickelt wuͤrden. Wären aber die $ dee ? gleich, fo würde ich ge neigt feyn, zu glauben, der Keim prä: eriftire im Saamenbläschen, Allein, da ich das Gegentheil finde, da die % zue Hälfte dem Vater und zur Hilf te der Mutter gleich find, da beide gleichen Antheil an der Pflanze, die zum Vorſchein komt, haben, wie foll ich mich von dem Daſeyn der Keine überzeugen? Der ganze Bau der $, alle Theile und vorzüglich die Sub: ftanz derfelben zeigen, wie beides, dag som Vater und von derMutter Fomt, aufs innigfte mit einander vermifcht ſey. Eben fo, als wenn ich zwo Tins eturen von verfchiedenen Farben unter einander gieße, daß eine mittlere Farz be daraus erhalten wird. Das Auge faſſet mehr, als. alle Befchreibung der F; man trete ſelbſt zu ihnen, fie werden lebendige und redende Zeugen feyn, die uns von den urfprünglichen Keimen abführen, und ung gewahr werden laffen, wie die zweifache flüßiz ge Saamenmaterie am gehörigen Orte vereinigt, die Vegetationen gemein: fchaftlich bilden. Die Erfeheinung mit der gleichen Proportion der $, wird ſich fchmwerlich erklären laſſen, wenn die Keime nicht ſollen zuruͤck ger feßt werden. Doppelte Keime, die fich bei der Zeugung aufs innigfte verei- nigten, wied der Phnfiolog fehwerz lich annehmen, wie wuͤrde fich folche Vereinigung denken laffen? Ueber: dem find Schwuͤrigkeiten, die bei der Hypotheſe von ven präeriftirenden Kei⸗ men vorkommen, und die ich berührte, wie ic) von dem Evolutionsſyſtem re { dete. öss dete. Bonner F), der der Evolution guͤnſtig ift, und von Thieren redet, bes hauptet: die männliche Saamenfeuch⸗ tigkeit habe nicht nur Die Kraft zu er⸗ nähren amd zu entwickeln, fordern auch abzuändern, indem fie den Ab— Druck der Theile des männlichen Thiers in den gleichnehmigen Theilen des be feuchteten Reims bervorbringe In den Zeugungss Werkzeugen bildeten fih Partikeln, welche jene Abaͤnde⸗ zung bewuͤrken, ſolche ſchaften nichts, fie aͤnderten nur ab. Wachſe das Ohr des Mauleſels groͤßer; ſo habe der Saadden des Eſels zur Entwickelung des Ohrs mehr geſchickte Theile als der Saame des Pferdes, fo, daß er auch die Geftalten abändere. Was Bonner bier ſagt, das koͤnte ich zum Theil als eine Beftärigung der Sa che, der ich das Wort rede, mit am ziehen. Es wird alles darauf anfom; inen, ob einem Saamen eine Forma tionsfraft koͤnne zugeftanden werden. Henn nun nach Bonnet der maͤnnli⸗ che Saamen Geftalten abändert, (und zwar immer nach gleicher Form, wie es jede Zeugung des Maufefels zeigt,) wer wird folches nicht als eine Bil: dung anfehen. Gewiß! hier ift nichts anders ale Formatiensfraft. Wie merklich aͤußert ſich ſolche bei ven Werk; zeugen der Stimme des Mauleſels, wie ſolches die Zergliederung lehret, und es ſchon das Geſchrei deſſelben anzeiget. Aber die Kim Pflanzenrei⸗ che, am welchen beide, der weibliche und männliche Saamen gleichen An⸗ theit haben! Was fich Hier Außert, Generation der Pflanzen. ist ohne Zweifel nicht bloße Abaͤnde⸗ rung, es iſt vielmehr augenfcheinlich, ber männliche Saamen habe mit dem weiblichen gemeinſchaftlich bilden hel⸗ fen. Einige aͤußere Erſcheinungen beſtaͤ⸗ tigen dieſe Kraft noch mehr. Der 8 Dr, 2: HE der Mutterpflanze aͤhnli— her, und der 2 NE 4 der Vaters pflanze, und zwar dieſer leßte in fol: hen Grade, das der männliheSanmen an der Bildung dei viel mehr Anteil hat als der weibliche; wären prassifiirende Keime, wie weit wuͤrde in dieſem Fall die Abänderung gehen, 23 wirde von Dem Keime niche die Hälfte feiner Anlage ge bfieben feyn. Hier bat, „wie wir Teben, der maͤnnliche Saamen Über den weiblis chen das Uebergewicht erbakten. Bei dent» ð Nr. 3. bangen die Blumen alle nach ei⸗ ner Seite gegan wie Big, bei 2 fichen fie zerſtreuet um den Stengel herum, ‚fol: che Steluug haf einen - aewilfen Organis— mus zum Grunde, und derſelbe ift in Diez fen Sake allein von männlicher Seite ge fommen. Der Verſuch Pr. 7. will noch mehr fagen; wenn nach demfelben eine PM lanzenart in eine andere iſt verwandelt worden; fo muß man folches Lediglich der Kraft des männlichen Saamen huſchrei⸗ ben. Derfelde ſtellet eben diefelbe Pflan— genart, wovon er feibft bereitet iſt, wopon ex feine ſpeeifique Formationskraft erhal: ten hat, wach und nach dar. Der weibli- ehe Saamen hatte anfangs gleihen Anz theil an der Hervorbringung, wurde aber immer mehr ausgeſchloſſen und verdrängt, daß bei der vierten Generation von denfek hen Feine Spur mehr war, indem fich der eigentbümlihe Ban der 2 ganz verloren hatte. Der männliche Saanıen brachte alfo nach und nad zu Stande, was bei der natürlichen Zengung von beiden auf einmal gefchichet; dort find dem zu folge Ar — Pflanzen dem Vater völlig gleich £) Betrachtung über die Ratur. Vorrede p. SO, Der Schluß folgt Fünftig. 656 % \ a Sannone i 8 Magchin. 42 Stüd, Freitag, den arten Mai 1785. Generation der Pflanzen, Schub.) Fe iſt demnach alſo eine mecha⸗ niſche Kraft Durch des Schöp: fers Hand erregt, nach welcher die Pflanzen fruchtbar find und fich mehren; ohne Zweifel die wichtigfte, wodurch fich ihr Leben und ihre Würk Kamfeit äußert; jene Erfcheinungen lehren ung diefelbe Fennen. Da liegt eine: zweifache flüßige Materie zum Grunde. Beide find von verfehiede: ner Art; denn aus einer ohne Beihuͤl⸗ fe der andern Fan nichts werden. dennoch find beide in der Bildung der hervorgebrachten Vegetabilien fo voll: fommen tbereinftimmend, das Ichret ihre Bereinigung, Das lehrer ihre Teen: nung. Bei der natürlichen Befruch: tung find fie ihrer Beſtimmung ge mäß vereinigt, mit vereinigten Kräf: ten arbeiten fie Dann, mögte id) fangen, zu einerlei Bildung, zu einerlei Bau, daher zeugen Pflanzen Kinder, die ib: tem Bilde ähnlich find. Bei der Er: zeugung der $ trenne ich die beiden Zeugungsfäfte, und ich fehe auch hier, daß die weibliche Saamenfeuchtigfeit ‚eben Das giebt, was die männliche ber: vorbringt, z. E, Und i Verbaſcum nigrum 9. Verbafcum ge 2. Verbafcum thapfus 2. Verbafeum nigrum 4. Die $ von beiden Verſuchen Fom: men fo genau mit einander uͤberein, daß ich fie nicht unterfeheiden Fan. Was bei dem erften Verfuche von der weiblichen Saamenfeuchtigfeit der 2 hervorgebracht wurde, eben das wur; de beim zweiten Verſuche von der männlichen Saamenfeuchtigkeit der g' alfo eben derfelben Pflanze dargeſtellt. Stinde es in meiner Macht, beide & genau zu theilen, daß ich von jedem befonders hätte, was man jedem Gaa: men zufchreiben muß; ich würde fe: ben, tie dasjenige, fo der männliche Saamen hervorgebracht Hat, demjeni⸗ gen, welches der weibliche Saamen gebildet, fo aͤhnlich ſey, wie ein CH dem andern. Die Zahl der Pflanzenarten auf dem Erdboden erftrecft fich zum we⸗ nigften auf 10000, und bei jeder Art Tt hat 659 bat die Saamenfeuchtigfeäitihr Eigen: thuͤmliches, wodurch fie fich von der Saamenferchtigfeit aller andern Arten unterfcheider: denn jede flelfe bei der Generation eine Pflanze nach ihrer be ſtimmten von alfen übrigen Arten uns gerfchiedenen Geftalt dar; Fönte Der Grund dason auch wohl wo anders als in dem Saamen felbft, den die Pflanze bilder, zu fuchen feyn? Was fir eine bewundernsroürdige Mannig faltigkeit! Wie die Natux bei dieſer — tion zu Werke gehe, wie aus der Grund⸗ lage der vermiſchten zweifachen Saa: menſubſtanz eine belebte Mafchine ber: vorfomme, das wird dem Maturfor: fcher immer ein Geheimniß bleiben, Der Saamenftaub der Kuͤrbſe ift Fur. geleund, und mit Stacheln überall beſetzt; werfe ich denfelben aufs Waſ⸗ fer, und bringe ihn fo unter ein Mir Profcop, deffen Vergrößerung Millio: ten berrägt, fo bemerfe ich hier, daß fi die aus den Körnern abgefonderte Saamenferichtigkeit auf dem Waſſer fanmelt, fie fhwimmt auf demſelben wie eine jede andere gleichfoͤrmige oͤlich⸗ te Subftanz in gelben ausgebreiteten Tropfen, die ſich ni nicht mit dem Waſ⸗ fer vereinigen, Wer ſolte es denfen, daß diefe einförmige Subftanz die Pflanze würde mit bilden helfen, nach: dent fie fich Bei der Abfonderung wie -jede andere Flüßigkeit innigft unter einander gemiſcht hatte? Solche be⸗ wundernswuͤrdige Generationskraft des Saamen wird lediglich von dem 3) Eiche deſſelben vorläufige Nachricht, Generation der Pflanzen. ech 16 660 Bau der Werkzeuge, die - Bay ind, denselben. abzufondern und zu bereis ten, 55 würde. auch wohl eine andere Urſache davon anzugeben fehn? Wer wirds befchreiben, wie fülche Ab: fonderung und Zubereitung des Saaz men gefchichet, Daß er fo große Din: ge ausrichten Fan? und mie darauf die zubereitete zweifache Saamenfeuch⸗ tigkeit wuͤrket, nachdem die Vereinis gung geſchehen ift, wenn fie eben ein ſolches organifches Ganzes aus fich hervorfommen läßt, ‚als die Pflanze ift, die ihn bereitet hatte? Wo die Nas tue das Wichtigfte ausführer, da ar: beitet fie im Verborgenen, da läßt fie uns nicht zuſehen. Erft hinten nad) "mögen wir’s dann gewahr werden und bewundern, was fie zu Stande ge bracht hat. Hier, wie ich bemerft has be, ift ver Fall, und wie oft außerdem, Die Erfcheinungen, Die dies Sys ften empfehlen, haben große Männer bewogen, folches zuverfichtlich anzu⸗ nehmen, daß ich mich wohl auf deren Autorität berufen Pan, Koͤlreuter fhreibt a): ich wurde bei meinen 8 gewahr, daß diefelben faft eine geome⸗ triſche Proportion zeigten; ein Um ftand, Ver die alte ariftorelifche Lehre - von der Erzeugung durch beiderlei Saamen vollfommen rechtfertigt, und hergegen die fehre von den Saamen- thierchen, oder dem im Eyerſtocke der Thiere und Pflanzen urfpriinglich ans genommenen und durch Den männlir chen Saamen zu. belebenden Keinen, gänzlich widerſpricht. In der Vor⸗ rede 66 rede der Fortfeßung feiner Verſuche ſchreibt er: Meine Verſuche werden dazu dienen, die Lehre von der Exzeu: gung durch beiderlei Saamen außer allen Zweifel zu ſetzen, und ven Un: grund eines jeden andern Lehrgebaͤu— deg zu zeigen, ich mögte gern ſehen, wie man nach irgend einem der. leßtern die vorfommenden Erſcheinungen auf eine ungezwungene Weifeerflären wol⸗ te, In der Vorrede zur zweiten Fort: ſetzung fagt er: durch die Vereini— gung des männlichen und weiblichen Saamen eniſtehet ein feſter organis ſcher Körper die Grundlage der Fünf tigen Dflanze, Der unfterbliche Linné Bauer auf gleichen Grund eben daſſel⸗ be Gebäude b). Er läßt die Pflanzen gleichfalls mechanifch aus beiderlei Saamen entſtehen. Jedoch weicht ſein Syſtem von dem vorgetragenen in etwas ab. Ich will's verſuchen, daffelbe » aus feinen Schriften aufzuſtellen, da— bei werde ich aber etwas weit ausbe- len müfjen: denn tinne bat dies fein Lehrgebaͤude mit vielen botanifchen Kenntniffen auf eine finnreiche Art ausgefehmückt. Das Entftehen der Blume, welche die Fructificationstheile enthäft, be: ſchreibt er alfo c): Jede Knofpe iſt eine Pflanze im Kleinen, die ſich nicht Generation der Pflanzen. 66: von der Mutterpflanze ablöfer, und bat ihren Urfprung von dem Marke, Jede Knoſpe befichet aus lauter Schuppen, deren jede die Grundlage eines Blattes ift, in dem Winfel einer jeden Schuppe ftecft abermal eine klei⸗ ne Knoſpe, denn Fein Blatt ift ohne ſolche, dieſe Fleine Knoſpe beſtehet abermal aus Schuppen und nod) klei⸗ nern Knofpen, und fo fort, bie zu eiz ner fünffachen Zufammenfegung, Ei⸗ ne jede Anofpe, welche man aus einer Pflanze hervorgebrochen fieht, enthält demnach einen Aſt in ſich, der fich in 5 Sahren nach einander entwickeltr dem zu folge ftellet Das erſte Jahr ein Reis dar, an welchem vie fichtbaren Schuppen der Enofpe zu Blättern in einiger Entfernung von einander augz gerwachfen find, in deren Winfeln die Knofpen zum Vorſchein Fommen, wel che im 2ien Jahre auf gleiche Weife folfen entwickelt werden. — Nun ſagt der Ritter: eine Blume iſt nichts an: ders, als eine auf einmal erfolgende Entwickelung aller Schuppen und Knoſpen, die in einem hervorgebro— chenen Auge enthalten find. Da wer— den aus den Schuppen des erſten Jahrs die Desfblätter, aus den Schup⸗ pen des zweiten ahıs der Kelch, des dritten Jahre die Krone, Des vierten Tt2 Jahrs b) Diff. fponfalia plant. P. T. amen. acad. p. 80. hybridı fpecies nec fimilis patri. nec matri, quod tamen accideret, fi rudımentum, fururi firtus alter fexus ſe- lum proferret, que, rudimentum futuri faetus neutiquam in une tantum fexu delitefeere evincunr. * Difl! Generatio ambigena P. VI. amern. acad. p 16. Rudimentum futuri fœ- tusnon eft in patrefolo, neque in matre fola, fed parer uterque ſuum confert, — e) Difl. CXVILL-& CXX. Prolepfis plantarum. Vob Vl aman. acad. 6 Jahrs die Staubfaͤden, und des fünf, sen Jahrs der Stempel, d)., Wäre «3 nicht jur Fructification gekommen, fo: wuͤrde in fünf Sabren nad) einander ein Aſt entſtanden fenn, ber aus fünf fachen verlängerten Reiſern mit deren, Blättern beftehet. Bleibt es bei Blaͤt—⸗ terknoſpen, und die Schuppen des er: fien Jahrs, welche die äußerften find, werden zu einem Reife mit Blättern ausgedehnt; fo ftößt zu gleicher Zeit. das Mark in den Winkeln der Blät: ter des fünften Jahrs, welche in dem Innerſten des Auges verborgen Fliegen, neue Uugenmaterie fürs folgende fechfte Sabr hervor... Wo aber eine Fructification entftchet, da endigt fich der Wachsthum der Pflanze (Dies ıft der Defonomie der Natur gemäß, bier foll eine Zeugung vorgeben, und neue Vegetationen, die die Mutterpflanze verlaffen, entftehen. ). Zur Urfache die: fer fo frühen Entwicfelung, Die erft in fünf Sabren nach einander gefchehen wäre, giebt-er an: Der rindige Leber; zug ſucht das Mark überall einzufchlick fen, und dehnet fich mit ihm aus, und umgiebt es in den Knoſpen; fo lange es dazu vermögend ift, bringt es bei feiner. Ausdehnung nur Reiſer und Blaͤtter zum Vorſchein; ift es aber dazu unvermögend, wie c$ folches bei dürftiger Nahrung ift: fo bricht das Mark durch, es entftehen Bluͤtknoſ— Generation „der ‚Pflanzen, } 664 pen, und erſolgt. Saamen. Fraͤgt man, warum, der Ritter eine fünffache Zur fanmenfeßung der Knoſpen in. einem Pflanzenauge annimmt; ſo giebt der⸗ ſelbe an, die Theile der entwickelten. Blume geben dartıber Gewißheit. So ſind auch der Theile der Pflanze eben ſo viel, die wie ſie auf einander folgen, in den Knofpen- eintreren, folcherge:-, ftalt, daß die Schuppen der Haupt: , knoſpe, und der zweiten Knofpe von der , Rinde, des dritten vom Splinte, des, vierten vom. Holze, und des. fünften von dem Marke ihren Urfprung ha— ben. -Eine folche fünffach zufammen: gefeßte Knofpe wird in geböriger, Drdnung nach allen ihren Theilen in einem Jahre durch die Blume entwik⸗ felt. Die Rinde bilder dann die Deck. blätter und den Kelch, der Splint die. Krone, das Holz die Staubfäden, und das Mark den Stempel. Was der Ritter zur Erflärung und Beſtaͤti— gung diefer Theorie fagt, das muß man am angeführten Orte ſelbſt nach: leſen. So wiirde nach diefer Angabe » des feligen Linne die Pflanze fich in Fur: zer Zeit in ihren verfchiedenen Schich: , ten öffnen, die gefammten Theile der⸗ felben würden fich von einander ab— fondern, und. einander Plaß machen, daß fie fich in mannigfaltigen Geſtal⸗ ten ausbreiten. Zur Erläuterung ftellet der Ritter diefe . 8) Linne Syffema Vegetab. p-,7. Florem dum producat arbor natura anticipavit Quinque annorum progenies, fimul tum prodiruras, formando e foliis gemma- ceis futuri anni bracteas, fequentis calycem, infequentis corallam , confequen- tis flamina, fubfequentis piſtillum, reſertum medulla granulara feminum, ter- mino vitæ vegetantis. 1 — 665. diefe Erxfiheinung ‚als. eine Metamor: phofis. ver, die man fich faft als die bekante Verwandelung der Inſekten denken koͤnne e) . So weit auch dieſe Metamorphoſis bei den Inſekten zu geben ſcheint, ſagt Linns; ſo iſts doch nichts weiter, als daß das Inſekt die aͤußere Decke ablegt, und ſich nun in feiner wahren und vollkommenen Ger ſtalt nackt zeiget. Mit den Pflanzen ift.es eben fo: Die Rinde als die äuf fere Decke öffnet jich, und bildet, nach: dem fie fich zertheilt hat, den Kelch, in welchem die wahre innere Pflanze, nach allen Theilen dem Splinte, Holze und Marke zum Vorſchein komt. Vor: bin ift die Pflanze mit Blättern be deckt, und ftecft unter der Rinde ver; bergen und unfenntlich, ift hier in eis nem Larven Stande, eben fo wohl wie der Papilion, wie er noch als Larve umherkroch. Willich das Inſekt fen: nen lernen, fo warte ich big die Hülle abgeworfen ift, und, der Dapilion um: , ber flattert. Bei einer mir unbefan: ten Pflanze bleibe ich auch fo lange in Ungewißheit, bis fie blühet, d. i. bis fie fih beim Durchbruch der innern Theile Eenntlich macht. Das ift Will: führ des Schoͤpfers, daß fich die in: nere Theile der Pflanze nach einer ung unbefanten Kraftin folcher eigenthuͤm⸗ lichen Geftalt bald in diefer bald in jener Zertheilung und Proportion zei: gen, wenn fie in der Blüte aufgedeeft e) Syftema Veget. Generation der ‚Pflanzen: 6656 werden, und es durch fie zur Vermeh⸗ tung fommenfoll: denn bier geht eine hoͤchſt merkwürdige Beränderung-vor, da wird-der weiche Splint in die Kron: blätter, Die.in fo.mannigfaltigen Far- ben fpielen, ausgebreitet, das harte Holz ſpaltet fich verfchiedentlich in Staubfaͤden und das Marf bildet die verfchiedenen- Theile des Stempels. Linné fährt fort in der Vergleichung; der DPapilion, der als Raupe träg um: her kroch, wirft feine Decke ab, flat: tert umher, und beluftigt durch die Mi: ſchung der Iebhafteften Farben feiner Flügel, — Nicht weniger erregen die Blumenkronen duch die Schönheit ihres Colorits unfere Bewunderung. — Die Infeften leben lange in ihrem Larvenftande, haben fie aber ihre Frei⸗ heit erhalten; fo ift ihr Leben von kur⸗ zer Dauer, fie begatten fi), und neh: men Abfchied. Iſts anders mit den Begetabilien? Diefe grünen den gan: zen Sommer, aber ihre Blüte ift hin: fällig, und ergößt nur kurze Zeit; die Generation -erfchöpft die Kraft der Pflanze, Alles kuͤndigt, da es fo weit gekommen ift, den Endzweck, wohin alles abzuzielen feheint, an: feyd frucht: bar und mehret euch. Der Ritter läßt das Mark den gröfe feften Antheil an der Zeugung, die bier vorgehen foll, nehmen. . Er fagt, daſſelbe fen der vorzüglichfte Theil und das Leben der Pflanze, Es Eönne fich Tt-3 nicht p- 8. Elos. exuta herbæ larva, prodit planta declarata, interna, nuda & perfecta inftär-infe&i alligari volitantis: Caleoptratt Calyce, alati Co- rolla, conftantis folis vifceribus 6s plant, Amen, acad, Vol. IV. genitalibus. — V, Diff, LXVI. Metamorpho- N 667 nicht felbft ernähren, fondern der win: dige leberzug, der es einfchließt, führe ihm die Nahrung zu, es habe die be; fondere Eigenſchaft, fih ins Unendli— he zu vertheilen und zu vermehren, die Markfaſern wichen daher von ein: ander überall ab, und druͤngen in das Hol; hinein, er vergleichte daher mit dem Gehien und Nückenmarfe der Thiere, von welchen die Nerven Uber: all in den Körper vertheilt wuͤrden. Dies Marf, fagt inne, firebe nach der Spige der Aeſte, und bei erfolg: tem Durchbruch Förne es fich indem Fruchtfnoten zu Saamensiern, welche als ein Abſatz der feinften Gubftanz des Markes anzufehen feyn. Dies geförnte Marf Fönne aber ob: ne fernere Hülfe nicht weiter Foınmen, und eine belebte Mafchine werden, es muͤſſe der rindige Ueberzug das Geis nige auch dazu beitragen und herge: ben. Diefer Meberzug fey von ganz anderer Befchaffenheit als das Mark, er ernähre folches, und da das Mark feiner. Natur nach in die. Höhe geht; fo halte fich der rindige Ueberzug an die Erde, da er aber das Mark einzu: fliegen fuche; fo werde er mit folhem auch hinauf gezogen, und bilde beider Frueiification die Staubbeutel, in die: felben wuͤrde der edelſte Saft des Splin⸗ tes hineingeleitet, und in dieſem netz⸗ foͤrmigen Gewebe ferner diſtillirt. Dieſe Subſtanz des rindigen Ueberzugs, die: ſer Auszug des feinſten — gelan⸗ Erbſen. Generation der Pflanzen. 668 ge auf dem angewieſenen Wege zur den Saameneiern, belebe und verfehe dies geförnte Mark mit einem vindigen Ueberzuge. Folglich gebe das Mark die marfige Subſtanz des Saamen und der Splint den Ueberzug oder die Huͤlle her. Nach dieſer Hypotheſe wuͤr⸗ de nicht ſowohl eine innige Vermi— ſchuñg der zweifachen Saamenfeuch— tigkeit, als vielmehr eine Vereinigung und Verbindung der zweifachen Sub; ftanz, wobei jede gewiſſermaaßen für fich bleiben wiirde, anzunehmen ſeyn. Zur Beftätigung beruft fich &inne auf” einen Baſtart, der in denn Garten zu Upfal zum VBorfchein gefonmen iſt. Veronica maritima 2. Verbena "oficinalis J. Bon diefem $ fagt er, daß er dem Kraute nach dem Vater und den Fru⸗ ctificationgtheifen nach der Mutter gleich ſey; er fuͤget demſelben noch an: dere $ zu, womit e8 gleiche Bewand⸗ niß babe. Sch Fan es nicht fagen, was es mit diefem angeblichen $ für eine Befchaffenheit babe. Dasiftauf fer Streit, daß der weibliche Saamen vom Marke und der männliche vom Splinte komme. Wären num die mit Fleiß erzeugten 8, deren Llrfprung ung bekant ift, weil wir feldft dabei Hand angelegt haben, eben fo, wie der kin: neifche 8 dem Laube nach der J, und der Fructification nach der 2 gleich; fo würde dies ein herrlicher Sieg für das Syſtem des verewigten inne feyn, J. 5 Aloß, Paſtor. Zu .669 mL 8 670 Zu den Gedanken über Stalifutterung und Kleebau, in dem 2oten Stuͤcke dieſes Magazins, 1)3 gern verfchiedene landwirth⸗ fehaftliche Schriftiteller eine fehr geringe Quantität von grünem Klee, womit fie ihr Bich erhalten ha: ben wollen, angeben: fo muß man fie allem Anfcheine nach fo verftehn, daß fie den Klee zu Stroh oder anderm fhlechten Futter nur zugefüttert ba: ben, Diejenigen, Die ven der Futte: rung mit Klee allein fprechen,, geben die Ouantitaͤt freilich) ganz anders, vielleicht aber auch etwas gar zu hoch an. So jagt z. B. Tfehiffeli in den Briefen über die Stallfutterung ©. 22. „Es ift richtig, daß eine mittel: mäßige (fchtveißerfche) Melkkuh durch den Frühling, Sommer und Herbft, durch ind durch in 24 Stunden. bei der Stallfutterung 150 Pfund gruͤ⸗ nen Klees frißt.,, 2) Bei der Beſtimmung des Bes darfs an Klee oder Graſe zu 20 Pfund, für einen Ochfen, und zu 15 Pfund für eine Kuh, im fchlefifchen Landwir⸗ the, ſcheint trockenes Futter gemeint zu ſeyn! im afe® Theile der fhlefifchen Sammlungen eben fo. 3) Bei dem Verſuche im goten St, Diefes Magazins vom vor, Jahre, da zwo Kühe täglich 165 Pfund 203 Loth an gruͤnem Klee verzehrt haben, ift weiter gar nichts zugeftittert worden, 4) Der Boden, welcher die 35 Eentner BI 5 Pfund Kleehen vom kalenbergſchen Morgen gegeben bat, ift guter Mittelboden, nemlich mit Ge⸗ wächserde gemiſchter $eim, 5) Wenn man ertwägt, was für eine, Menge von Gras das Vieh, das auf den gemeinen Weiden geht, zu ſei⸗ ner Nahrung bedarf; und weiles fich wirklich darauf naͤhrt, Doch auch noch finden muß ; fo fan man fich kaum des Gedankens enthalten, daß ein Grund⸗ fie beweider ein größeres Droduft an Futter gebe, ala wenn Blee oder ein anderes Sutterfraut darauf gebauet wird; und daß man folg⸗ lich, wenn man nad) der Gemeinheits: theilung die Weide einftellen, und Das Vieh auf dem Stalle füttern müßte, Gefahr laufen würde, von demfelben. Grundſtuͤcke nicht mebr fo viel Futter zu gewinnen, als das Vieh vorber beim Weiden darauf gefunden hat. Eine einzige Erfahrung mag des: falls zum Beweiſe dienen. Am ıten Sul, 1781 feßte man 14 St. Schaf vieh von allerlei Alter auf eins Wie— fe von 1 Morgen 65 Quadratruthen, wovon man das Hen eben abgeerntat hatte, Das Vieh blieb den Tag über allein auf dieſem Grundſtuͤcke; des Nachts kam es aber in den Stall, Den of" Jul, fchien es, daß noch mehr Vieh mitweiden Eönner: man feßte daher an diefem Tage 7 Stuͤck Schafvieh von alletlei Alter, und um 24ten Jul, noch ein Lamm zu. Von den erften 14 Stücken ftarb ein Jaͤhr⸗ Iingsfchaf am zten Auguft an der Faͤulniß; die übrigen 21 Stück gin⸗ gen aber noch bie zum gen Sept., da * 671 da man ſie wieder auf eine andere Meide brachte. Um die Zunahme oder Abnahme des Viehes bei diefer Weide beurtheilen zu koͤnnen, batte man es an dem Tage, da es zum er ften male eingetrieben Morden‘, Des Morgens nüchtern wiegen laffen, und nach Abzuge des*Geivichts von dem geftorbenen Jaͤhrlingsſchafe 871 Pf. 3 Loth ſchwer gefunden, an dem TA- ge, da man es aus der Weide wieder heraus nahm, wurde es wiederum des Morgens nüchtern gewogen, imd 1000 Pfund 4 Loth ſchwer gefunden, und hatte es alfo un 129 Pfund ı Loth am Gewichte zugenommen. Wenn manmun an grünem ‚Klee auf ein Stuͤck Schafvich im Mittel 81 Pfund des Tages rechnet: fo wir: "de obgedachtes Vieh in der Zeit ver: zehret Haben „ı3 St. in 69 Tagen 76243 pr. RR each | ee DE Re 7: 46 2737 © von 108204 Pf. ſaͤttigte Kalcherde ; Zu den Gedanken über Stallfutkerung und Kleebau c. 67% oder 96 Cent. GBE Pf. grunen Klee, oder etwa 24 Cent. 173 Pf, Kleeheu. Eine Quantität, die man auf ı Morgen 65 Quadratruthen von einem folden Boden, als jene Wieſe hat, zum zweiten Schnitte ſchwerlich hätte erwarten dürfen! Inter den Umftän: den im gyten Stücke diefes Magazins vom ‚vorigen — waͤren nur 21 Centner 20555 Pfund geerntet worden. 6) Bei wuͤrklichen Gemeinheiten leidet die Statthaftigkeit der act. comm. div. wohl keinen Zweifel; aber wo das Weiderecht allein auf ei; vier Dienftbarfeit beruht, (und das ijt meiftens der Fall,) da Fan fie doch feine Anwendung finden, 7) Dur ft: mit Bitriolfäure ge: alfo Gnpserde, oder klein geftoffener gebrandter oder ungebrandter Gypsſtein; auch Streu: mergel genannt; und finder fich im Ehurfürftenthume an vielen Oertern. — Beantwortung der Anfrage im 35ften St. des Magazins v5. 1785. wegen der Nacgeburt des Hornviehes. Mer nehme Epheu: Wintergrün, auch Baummeide genannt, (man findet fie faft aller Orten bin und wieder anden Eichbäumen, ) zujedesmaligem Gebrauch) etwa eine halbe Meke, wors auf fiedend heißes Waſſer gegoffen, und nach dem Verſchlagen der Kuh als ein 74 laulichter Tranf mit etwa ein Paar Haͤnde voll Mehl vorgefeßt wird, We⸗ gen des angenehmen Geruchs nimt es das Bieh ungemeingernan, frißt auch die darein befindlichen Blägter begie: rig mit auf. Diefe Kur wiederholet man fo lange, bis das Thier rein iſt. 674 Hannovers: ſſches Magazin, 43tes Stüd, Montag, den zoten Mai 1785. . Briefe über die Belagerung von Gibraltar, an einen Freund in Hannover gefchrieben, (Eiche das 334 Stüd.) Achter Brief. ie ununterbrochene Ruhe, welche $ Gibraltar feit dem Jahre 1727 genoflen, veranlaßte feine Bewoh— — ner nicht allein ſich bequeme Woh— nungen zu verſchaffen, ſondern auch einige artige Gaͤrten anzulegen. Unter den letztern zeichnet ſich beſonders der vom General; Maͤſor Green, dem Chef des Hiefigen In— genieurcorps, auf dem halben Wege von der Stadt nach) Europens Spiße angeleg: te Garten aus. Seine Lage an dem Abs bange des Berges, die ihm eine freie Aus— ſicht in die Bay, Straße und umliegende Gegend grwaͤhret, ein niedliches und ge ſchmackroles Gartenhaus, die Mannigfak tigleit der darin aus allen Gegenden zufamr men gruppirten Pflanzen, Stauden und ‚Bäume, und Die enge der, befonders im Sehhjahre, Wolufi buftnden Blumen, macht dieſen Strich des Felſen recht ro— mantiſch. Was dieſe ſchoͤne Anlage doppelt ſchaͤtz⸗ bar macht, iſt, daß der gefaͤllige General Green allen Leuten von Stande darinzu allen Zeiten des Tages, einen freien Zutritt vergoͤnnet. General Eliott verſchoͤnerte and) bald, nachdem er das Commando übernommen,. die Stadt mit einem herrlichen Steinpfla: fer, deſſen Bequemlichkeit der Dre nicht lange * da bei der bald darauf erfolgten Belagerung ſolches ganz wieder aufgeriffen werden mußte. Fuͤr die Reinlichkeit der Straßen warvor der Belagerung fhrtreflich geforgt. Einjeder, fowohlMilitairperfon als Einwohner, muß te des Morgens vor Aufführung der Wacht⸗ parade, mithin im Sommer vor halb fieben und im Winter vor halb acht Uhr, vor feinem Haufe fegen und begießen laſſen, und den Unrath in feinem Hauſe aufbewah⸗ ren, bis folcher von gewiffen dazu beftellten Leuten, an zweien für jeden Diffrift derStadt feſtgeſetzten Tagen abgeholet wurde. Wenn vor einem Haufe Unrath gefunden wurde, fo belegte man deſſen Bewohner mit einer Geldbuffe von 2 Gulden, und fo oft er fich diefes wieder zu Schulden kommen ließ, fo wurde die Strafe verdoppelt: Man hatte auch, wenn nicht eigentlid) bes fiimmet werden fonte, ver welhen Haufe derfelbe eigentlich läge, die. gute Aus— Eunft getroffen, daß alsdenn die drei nächz ſten Häufer auf jeder Seite der Straße, wo folcher fich fand, die Strafe unter ſich zufammen aufbringen mußten. 2 Damit dicfe Berordunng wuͤrklich befolgt wurder fo waren Unteroffiiers von den verfchiedenen Negimentern beſtellet, welche in den ihnen zugerheilten Difiriften dar: nad) fehen mußten, ob die Straßen gehoͤ— rig gereiniget waren. Fanden fie, daß dem Befehle nicht gehörig nachgekommen war, ſo zeigten fie ſolches dem Stadt: Quartier; Uu meifter 675 meifter an, der alsdenn die Befichtigung anternahm , und die Beldftrafe, wenn die Meldung gegründet war, ſofort beitreis ‚ ben ließ. Die eine Hälfte derfelben er: hielt der Denunciant und die andere die Arnenanfalt. Anßerdem waren alle Officiers, in der die Neinlichfeit der Straßen betreffenden Garniſonordre, erfucht, es. dem gedachten ‘ Dwartiermeifter anzuzeigen, wenn fie fin den folten , daß diefem Befehl nicht nach⸗ gelebet werde, Die dffentlihen Pläge und Feſtungs— werfe um der Stadt, Wurden von gewiß fen dazu beftchten Eenten gereiniget und in den Sommermonaten mit einem auf ei⸗ nem Karren befeftigten Gießfaſſe gewaͤſſert. Eben eine folche NeinlichFeit, tie auf den Straßen, fand man auch in den Ge: bäuden und deren Höfen. Die mehrften ließen ihre Wohnzinumer im Sommer ei— nigemal in der Woche wafchen, und ihre Höfe ale Morgen wäflern. Diefe De: täfferungen erfrifchten die Luft ungemein, and machten die Hitze, wenigſtens bis ge: gen Mittag, erträglicher. Bei aller diefer Reinlichkeit litte oft der Einn des Geruchs ungemein in Gibral; - tar, durch den außerft hehlichen Seftanf, toelchen die Inden und einige andıre ge; ringere Einwohner durch das Braten von Fiſchen in heßlichem Dele- vernrfachten. Da viele Wohnungen diefer Leute nicht die Bequemlichkeit einer Kuͤche oder eines Hot raums hatten, fo brateten fie oft die Fifche aufKohltöpfen vor ihren Haufern auf der Strafe. Sommerabenden, wo man die Senfter wicht zuhalten Fonte, war es höchft uner; tränlich, einen folchen Nachbar zu Haben. Bor der legten Belagerung war Gibral- tar, überhanpt genommen, Fein nnange nehmer Dre. Außer der großen Anzayf von Dfficiers der Garniſon, den Fonigl. Bedienten und andern angefehenen Ein: wohnern, welche zum Theil mit ihren Fa— milien bier lebten, wurde der Ort durch die von Zeit zu Zeit bier Sich aufhaltenden englifehen und holfändifchen Eſcadres und Krivgsfchiffe anderer Nationen ſehr leb— haft. Ohne die Sefehfchaften in Privat: Bei einer Windftille in heiſſen Briefe über die Belagerung von Gibraltar, - 676 häufern, worin verſchiedene der Garnifon Zutrit hatten, hielten bie Gouverneurs täg: lich eine Tafel von 12 und mehreren Per fonen , wozu ein jeder, nach einer gewiffen Tour, eingeladen wurde. * Beſonders in der fühlen Jahrszeit pflea: te der erfte Gouverneur wöchentlich ein Alf ſemblee zu geben, wozu alle keute von Stande einmal für allemal eingeladen wur: den. Diefe pflegten fehr glänzend, und durch Die vermifchte Sefellfchaft von Renten verfchiedener Nationen oft. fehr angenehm und unterhaltend zu feyn. Das hiefige ſchoͤne Befchlecht nahm auch. an diefen Barthien Antheil. Ein jeder ge - noß bier feiner Freiheit, und Fonte fich durch Gefpräh, Tanz oder Spiel wergnägen. Werhfelsweife mit diefer Gefellfhaft bei dem Gouverneur war auch in Den Winters monaten in einem öffentlichen Haufe eine ſolche Aſſemblee, woran jeder für F Rihlr. den ganzen Winter durch Theil nehmen fonte. Dieſe Aſſemblee wurde auch von den Generalen, Admiralen und hieſiger beau monde beiucht. Es nnterbrachen diefe Geſellſchaften die nächtlihe Ruhe nicht, indem man um eilf oder halb zwölf Uhr des Nachts auseinander gieng. Gibraltar hatte auch ein Heincs Theater, deffen Saal ungefehr 150 Menfihen hal: ten Eonte. Zur Apologie, daß es fo Hein war, hatte man uͤber das Profcenium das Motto gefent: „AllitheWorld is a ftage,» Es wurden auf diefen Theater italienische Dperetten von der aus Cadir dann nnd wann bieher Fommenden Truppe gegeben, - und auch englifche Comoͤdien von den Of: ficiers der Garnifon, oder den aus Enge land von Zeit. zu Zeit kommenden Schau fpielern aufgeführt. Die freie Commimication mit Spanien, verfchafte die Annehmlichkeit, daß man auch von Zeit zu Zeit Landluft einathmen, und an den Schönheiten der Natur fich ber Iufligen Fonte. Seit dem Fahre 1762 be; müheten fich die hiefigen Gonvernenrs und die das Dbfervatiunscorps oder fogenannte Campo de Gibraltar vommandirenden fpa- nifchen Generals; ein gutes Berftändniß mit einander zu unterhalten, und den — alt — ” 677 halt ih und. den unter ihrem Commande fichenden Rationen augenehn zu machen. In den benachbarten Orten San Roque and Algeziras wurden im Sommer Stier: gefcchte gehalten, woran cin jeder aus der Garnifon Theil nehmen konte. Diejenis gen, welche der fpanifchen Sprache maͤch— tig waren, fanden auch leicht Zufrit in den beften Geſellſchaften der in der Nach— barſchaft nelegenen Drte. Der ın den legten Friedens - Jahren das Campo de Gibraltar comandirende Seneral Don Joaquin de Mendoza war freilich Fein fehr affabeler, fondern vielmehr ein muͤr⸗ rifcher und fleifer Mann, und ein Spanier aus den Zeiten Carls des sn, fo wie man ih in Deutichland diefe Nation noch überhaupt vorzuftellen pflegt ; feine Gemahlin aber er: fegte durch ihr lebhaftes,niunferes und.ange nehmes Weſen, wasman bei Don Joaquin vermißte. Nach der hergebrachten Etiquets £9, daß der-auf feinem Poften bleibende den neu angekommenen Gouverneur zuerft bes ſachtnachteGeneral Mendoza dem imgahr 1777 hieher gekommenen General Eliott die erſte foͤrmliche Viſite. Bei ſeinem Eintritte in die Garniſon wurde er mit IS Kanonen falutirt, und ihm von den Wachen die feis rem Nange als Mariscal de Campo a) ge: bührende Honneurs erwielen. General Eliott erwicderte drei Buchen nachher diefe Hoͤflichkeit, machte auch nach der Hand der Sennors Mendoza feine Aufwartung, und, auf feine wiederhoften Einladungen, kam fie am 27ten Sept. d. J. in die Feftung. Der polie General Elivtt empfing die Ge; neralin, welche, von verſchiedenen Officiers begleitet, zu Pferde kam, auſſerhalb den Vorpoſten der Garniſon. Sobald ſie das Landthor paſſiret, wurde fie nach der fpa> niſchen Etiquette mit 15 Kanonen falutiret, und Die Wachen machten ihr die Honneurs bon einem General Major. Auf ihre Ans funft mußte der Abmarſch der Garnifon: parade drittchalb Stunden warten. Die auf die Warhe ziehenden Officiers mußten vor ihr falutiren, welches Compliment fie, zu Pferde figend,mit vieler Grace, erwiederte. an einen Freund in Hannover geſchrieben. „678 Nachdem Sennora Mendo za ein glän: zendes Fruͤhſtuͤck und Mittagsmahl beim Gouverneur eingenommen, ließ der damals bier commandirende engliſche Admiral Man dieſelbe, in feinen großen Boote, bie nach den unweit San Nogue gelegenen Drangenwäldchen bringen, und wurde fe bei der Verlaſſung der Garniſon mit eben fo vielen Kanonen wie Bei ihrem Eintritte in diefelbe begrüßt. Sie werden Sich, mein Freund! wun— dern, daß einem Frauenziimmer militairi— fche Honneurs erzeigt wurden. General Eliott war fo arfig, fi) hierunter völlig nach dem fpanifchen Ceremoniel zu richten. Ei⸗ ne außerordentliche Verehrung gegen das ſchoͤne Geſchlecht if ein Hauptzug in dem Chargeter ver Spanier. Selbſt durd) 6% fee find die Öffentlichen Ehrenbezeigungen bejtimmf, welche den Damen der Grande de Espanna und der Militairperfonen vun Range erwieſen werden follen. In dem im Fahre 1768 auf Befehl des Königs durch den Druck befant gemachten Dienſt- und Militagir-Juſtiz-Reglement, welches den Titel führet: Ordenanzas de Su Mageftıd para el Regimen, Discipli- na, Subordinacion y Servicio de Sus Exerciros, und einin vieler Ruͤckſicht fchäßs bares, dem Herausgeber deffelben, General Grafen von GeReilly Ehre.machendes Werk iſt, wird im ıfen Theile ©. 342 und folgenden unter andern verordnet, daß den Damen derjenigen, welchen militairifche Honneurs gebühren, folde, im Beiſeyn ihrer Männer, und in deren Abwefenheit, tie auch den Witwen, mern fie ihrem Stand nicht verändern, nach dem Nange des Mannes genrasht werden ſollen. Den Damen der General: Capitaing der Armee, und der Örandes dr Espanna, Welche nicht in Dienfien find, foll auch, wie ihrem Ge mahl, wenn fie an einen Ort konimen, wo Garnifon ift, eine Ehreuwache von einem Eapitain, einem Kicutenant, einem Secon: delieutenant mit der Fahne, 52 Mann und I Tambour gegeben, von folcher vor ihr —— und Marſch geſchlagen wer⸗ u2 den en. 2) Die Spanier haben feine General-Majors, fondern Mariscales de Campo, der Rang iR aber der vom General: Major in andern Dienften. 679 den. Den Damen der Grandes, welche in Dienften des Königs find, werden, wenn fie nicht in Geſellſchaft ihrer Männer fich Befinden, die Honneurs nach ihrem Range als Grandes gemacht, wenn fie aber mit folchen zuſammen find, nur-diejenigen er— wiefen , welche der Charge ihres Mannes zukommen. Waͤhrend der Zeit, da Gibraltar die groͤßte Ruhe genoß, und auf den beſten und angenehmſten Fuß mit ſeinen Nach— barn lebte, brachen die amerikaniſchen Un— ruhen ans, woran Frankreich bekantlich im Jahre 1778 oͤffentlich Theil nahm. Spanien hatte Gibraltar, ſeit dem es im Befige der Krone England war, im: mer, wie ein Menfch ein Geſchwuͤr auf der Naſe angeſehen, das er gerne wegha: ben will, welches ihn. aber fihmerzt, wenn er es anrührt, und es deshalb abzumachen unterläßt. Englands bürgerliher Krieg mie feinen Colonien fehlen ihm der befte Zeitpunkt gu ſeyn, dieſe Operation vorzu— nehmen. Die wahren patriotiſchen Spa nier, an deren Spige fich der Prinz von Aſturien befand, hielten es indeffen in mehrerem Betrachte dem Intereſſe ihres Baterlandes zumider, fich in diefen Krieg einzulaſſen, und fieHten befonders vor, daß, wenn es Frankreich durch Spaniens Theil: nahme an dem Kriege gelingen folte , das Uebergemwicht über England zu erhalten, Spanien eine Solonie von Franfreich wer: den, oder alles von folchem zu Wafler und zu Lande zu fürchten haben würde, indem Die gegenwärfige Allianz mit Frankreich nicht in ihrer Eonflitufion gegruͤndet, fons dern zufällig wäre. Diefer und anderer Gruͤnde ungeachtet, fand; doch die franzoͤ— fifche Parthei, in dem perfönlichen Safe Carls deg Zien gegen die Engländer, eine Unterſtuͤtzung die nichts überwiegen Fonte, Eine fo befante Sache, die Beranlaf: fung zu dieſem Widerwillen des Königes gegen die Engländer, in Spanien ift, ſo neu dürfte Sie Ihnen, mein Freund! viel leicht ſeyn. Zu diefem Haffe gab: folgender Vorfall die Beranlaffung. Wie derKdnig Earider Zt: alsKoͤnig von Neapel fich in den damaligen öfterreichifchen Succeſſionskrieg Befehle pünktlich ausjurichten. Briefe Über die Belagerung von Gibraltar, 680 gemischt hatte, und feine Truppen zu der in Stalien unter dem Herzog von Montes nar ſtehenden Spanischen Armee hatte ſtoſ⸗ fen laſſen, ſo ſandte Großbritannien den Admiral Matthews mit einer Escadre, wo⸗ bei verfchiedene Bombardiergallioten wa— von, nach Neapel, um den König zur Reu⸗ tralität zu noͤthigen. Diefer Secheld erfchien am Tg Aug. 1742 vor Neapel mit feiner alles in die größte Verwirrung fegenden Flotte, und fandte einen Capitain mit einem Schreiben an Land, worin er den König -erfuchter fih binnen einer Stunde zu erflären, ob Se. Majeſtaͤt ihre Truppen von der fpas nifchen Armee zurück ziehen wolten; ine dem er fich fonft in die unangenehme Nothwendigkeit gefeßt fehe, Neapel herunz ter zu Schießen. Der Eapitain hatte den Yuftrag, dieſes Schreiben dem Koͤnige per⸗ fönlich zu übergeben, und eine Fategorifche Erklärung zu fordern. Als ein guter Sees mann war er gewohnt, die ihm gegebenen Dei der Uebergabe des Schreibens zog er feine Uhr aus der Tafche und fagte, Sr. Majeftät mögten geruhen, ihn binnen fo und fo vier ler Zeit mit einer Nefolution zu verfehen, weil er fich nicht länger. am Lande verweie fen dürfe. Dem Könige, fo fehr auffallend ihm auch das Betragen diefes freimüthigen Briten war, blieb indeffen nichts über, als in die Forderung des englifchen Admirals zu wils ligen, wenn er fein fchönes Neavel, das ihm zu ſehr am Herzen lag, nicht in einen Steinhaufen verwandelt fehen mwolte. Es machte aber diefe entfchloffene und unerfehrocfene Art, mit welcher der Eng» länder feine Botſchaft ausrichtete, einen folchen Eindruck auf den Monarchen, daß and) die alles vermögende Zeit denfelben nicht aus loͤſchen koͤnnen. Noch bei dem im Jahre 1779 zwifchen England und Spanien ansbrechenden Kriege gab der Koͤnig zu erkennen, daß er diefe ihm zuger fügte perfönliche Beleidigung nicht ver: geſſen hatte. Der fpanifche Hof ſchickte fih, fo bald als Die Unruhen der amerikanischen Colo⸗ $ onen 1 * 681 nien ausbrachen, dazu au, ſolche jur Wie: dereroberung von Gibraltar zu benutzen. Bereits im Fahre 1775 wurde zu Firmen, einer kleinen ungefehr drei deutſche Meilen von Gibraltar entfernten Stadt, eine Bom⸗ ben -- und Ransnenfugeln- Gießerei ange: legt. In den Stüdgichersien zu Sevillen and Barcelona arbeitete man ſchon ſeit ei⸗ nigen Jahren unaufhörlich an der Verfer— tigung von Dörfern und Kanonen. Bon der Granze vor Portugal bis Bars eclona erbanete man längft der Kuͤſte ver: fchiedene neue Kaftele und Wachtthürmer, und beflerte die verfallenen aus. Diele Wachtthuͤrmer oder Vigias, wie fie die Spanier nennen, Wurden zuerſt um das Jahr 1541. angelegt, um die Geſchwader der Sceräuber zu entdecken, und die längft den Rüften fiationirten fpanifchen Kriegs⸗ fchiffe von ihrer Annäherung zu benach— > richtigen, wie auch die Küftenbiwohner für die Landungen der Seeraͤuber zu ſchuͤt⸗ zen. Wie waͤhrend der Regierung Philip des Zien Die ſpaniſche Seemacht in den Auf: ferften Verfall gerathen war, und die Mans ren erfinunende Verwuͤſtungen und Schd- den anf. den fpanifchen Küften der mittels ländifhen See anrichteten , ja ganze un: glückliche — in die Sklaverei fort; fchleppten, fo wurde die Anzahl diefer Vigias fehr vermehrt: Ungeachtet im gegenwärs tigen Jahrhunderte Die Seeraͤuber eben’ feine Kandungen niehr verfucht haben, doch aber die fpanifche Seefahrt noch immer unfiher machen, fo bat man dieſe Wacht: thuͤrmer nicht allein beibehalten , fondern auch in den legten Jahren auf gewiffen Entfernungen noch verſchiedene angelegt: fo daß. von der portugiefiichen Gränze an bis Barcelona, mittelft fortlaufenden Sig: nalen Nachrichten von den fich fehen laffen: den Fahrzeugen mirgerheilt werden koͤnnen. Auch in den Geefriegen mit den europaͤi— fhen Mächten find den Spaniern diefe Wachtthuͤrmer von aufferordentlichem Nut: zen. Die Gefchwindigfeit» mit welcher fie vermöge derfelben Die Annäherung von Schiffen anzeigen und mitrheilen Fonnen, überfteigt alles was man ſich in diefer Art denken Fam. Beh Inge werden Die Zeichen gi an einen Freund in Hantover geſchrieben. 682 mit aufgeſteckten Flaggen, und des Nachts mit Feuer oder Iaguetten gemacht. Ber ſchiedene Offieiers der ſpaniſchen Marine haben mich verſichert, daB, vermittelſt dies fer von einer Vigia zur andern fortlaufens den Signale, vor Cadix nad) Earthagena, in einer Zeit von 3 Stunden, Nachrichten von den fich ſehen laſſenden Fahrzeugen mits getheilt werden. Die Spanier hatten es in diefer Zeichenfprache in dem legten Krie⸗ ge ſehr weit gebracht. Die Thärmer und zu machenden Signale Handen unter der Slufficht erfahrner Seelente, Bie aus dem Dan, den Mannoͤbres eines. Schiffes und aus andern Umſtaͤnden, mit ziemlicher Zus verläßigfeit abuchmen Eonten, von welcher Nation ein ſich naͤherndes Fahrzeug wäre, Sie Hatten nicht allein befondere Zeichen, um anzugeben, von welcher Nation ein Schiff waͤre, fondern ob es ein Kriegs- oder Kauffardeiſchiff ſey, ob einzelne Schiffe oder ganze Slotten fich ſehen ließen. Zum Beilpiel, Für ein feindliches Schiff hatten fie eine rothe mauriſche Flagge. - Schien “ihnen deffen Cours nach Gibraltar beſtimmt, ſo begleiteten fie die aufgefteckserothe Flag⸗ ge mit einem oder mehreren Ranenenfchüfs fen. Durch diefe Signale der Spanier erfuhren wir oft früher, als wir das Schiff ſelbſt entdeckten, daß ein Fahrzeug fich ung nähere. Die in den letztern Fahren aufgeführten Wachtthuͤrmer und Kaftele find zum Theil von Privatperfonen auf ihre Koſten erbauet worden. Diele wurden zu diefen Foftbaren Anlagen, Durch die in Spanier fs iberhand nehmende Titelfucht, da man fein größtes Gluͤck darin ſetzt, wenigſtens dem Scheine nach; vomKoͤnige abhängig zu lchn,bewogen. - Verfchiedene der Erbauer erhielten, nach— dem ihre gehabten Unkoſten groß waren, oder je nachdem fie Freunde am Hofe hats ten, den Titel vom Dberften, Major, u. d. 8. » Ohne jemals einen Militairpoften beflei der zu haben, Sch erinnere mich unter ans dern auf meiner nach Malaga gemachten Neife ein folches Fleines Kaftel gefehen zu haben, das deſſen Erbaner, einem Land: edelmanne in Eftapana , zehn tanfend Tha⸗ her gekoſtet, md wofuͤr gr nichts wener, Una ale [4 68; Briefe über die ‚Belagerung. wort Gisralter, 684 i Bat A d-De _ Böienen aA Schon im Jahre 1777 befeßte man die inter edit Kanonen. fängfi der Küfte der mittellaͤndiſchen Ser Zu Cadix. Oriente — 70 befegenen Forts mit Geht, und im An- Athlantieo —,- ....70 $an Juan de fange des Jahrs 1778, ehr noch einmal ' Sranfreich Öffentlich an den amerifanifchen Paula — zo Händeln Theil genommen hatte, wurde Gallardo —,. 79 bereits zu Cadir eine anfehnliche Flotte aus Santa Iübel — 78 geräftet. Da es Ihnen, mein Freund! Rayo 7 go vielleicht angenehm fenn dürfte, den wah⸗ Vencelor — 78 ven Beftand dir fpanifchen Sermacht, wie Sın iidoro — 64 folcher vor dem Ausbruche des Krieges mit 60 England war, zu überfeben: ſo will ich “ San Miguel - „70 Ahnen folgende authentiſche Rifte, die auf San Julian - 70 Befehl des Hofes im Jahre 1778 verfer⸗ Be Ihdro.. ,—),, 70, tiget, und die ich aufmeiner damals in Spa⸗ ar Ratiel = 70, nien gemachten Reiſe zu erhalten das Ver⸗ Diligente -2 nügen hatte, mittheilen. Mm dieſe Liſte —— F—— her heraus zu bringen, undaicht Gefahr — Pedro — 79 zu laufen, daß die alles durchſuchenden En _ 73 Zolld edienten ſolche bei mir finden mögfen, vi Pascul — 79 welches mich in erfiannende Verlegenheit ei elasco. — 78 gejegt Haben würde, wählte ich den am zu Lima. SS _ 67 wenig verdaͤchtigſten Weg und fandte ſol⸗ an Pedro de che mit der Poft an einen Freund in Gi⸗ — Alcantara — braltar. eruano — 60 Sch will Ihnen dieſe Liſte ausführlich Zu Buenos mid heilen/ damit Sie die Stärke der untl, 42 MW 70 Schiffe, ihre damaligen Stationen, und oe Joief — ”Q wie Englands Sechelden die fpanifche Urs Er Damaſo — 709 made im Verfolge des Icten Beisges DIT 3 eroſo — 7a ringert haben deſto beſſer Aberichen fön: > America — 64 nen. Alle Schiffe, die von den Englän: — Pr 6 dern den Spaniern im letzten Kriege abs Fr = 7 nommen, oder ſonſt durch fie zermichtet —— 5 dorden ſind mit einem Sternchen bezeichnet. Verzʒeichniß der Schiffe und Fahrzeuge des In der Ha⸗ Sathulifchen Königs b)⸗ weihefihden ° wana. La Efpınna — & minge — | 7° gen April 1778 in den verſchiede⸗ Dragon — 64 nen Häfen feiner Staaten armiret ber "San Ramon — 70 fanden: h San Gabriel — 7 Schiffe von der Linie. i San Joachım - "9 * UT I — — d Stationen. Shifte._ Kanonen. NO 7: 2.0 Zu Eud air. * —— — 9 an Lorenzo — 7° ar * San Eugenio 79 Er de 1a * Princefa — 79 3 uarda — 70 N i — u db) Nach dem ſpaniſchen Canilei⸗ Eeremonicl wird, wenn vom Könige von S —* die Rede ift, bekantlich immergefagt: delRey Catholico, nit del Reyde —2 an einen Sreund in Hannover gefchrieben. 685 636 Schiffe von der Linie, Schiffe von der Linie. Etotionen. . -Edife. Kanonen. Etationen. Schiffe. Kanonen. Zu Ferrol. La Sanriffima Zu Carti Cartage⸗ Trinidad —. 120 na in der San Vicente — _ 80 mittelländi- - San Juan Ne- chen Ser. SE Nicoks — 70 pumuco — 70 San Juan Dichoso — 79 Baptiſta — 70 Arrogante — 70 San Genaro — 79 Summe der Schiffe von der —— zu Sadir — 22) — vLima -- — 3 | — Buenos Ayres — — 9,0 — Havana — — Buraen — Ferrol — — 5 — Sartagena. — — 34 Fregatten von 26 bis 30 Kanonen — — 29 Sombardiergalleoten — — 3 Branders — Urcas, oder bewafnete Transportſchiffe won 16 big 49 Kanonen — Chambequnes von 24 bis 32 Kanonen — Jabeques von 18 bis 36 Kanonen — — Demwafnete nach Indien gehende Paketboote — 6 Tartanen; Saetien und Galleoten — — 12 Ueberhaupht — 129 Bewaffnete Außer dieſen Fahrzeugen waren noch) unausgeruͤſtet, und wurden Schiffe. zum Theil bei dein Ausbruche des Krieges noch gebauet * anonen. die Schiffe Coneepcion — 9) Terrible — 80 Firme — 70 San Jufto — 70 San Fernande — 79 | Minno — §F Cahilla — 3 [ 12 Triumfante — 80 Guerrero — 70 San Carlos — 80 * San Carlos — 54 * Guipufcuano — 64 ) h * die Fregatte Santa Catalina — 34 | I 2 Bombardiergalleoten — — 2— mithin beſtaud Spaniens ganze Scemacht au — 144 Edifen Unſere Beſorgniß in einen Krieg mit Spanien verwickelt zu werden, verſchwand aber auf einige Zeit wieder, da es fehien, daß des Prinzen von Afurien Parthei über die Franzdfi ſche das Uebergewicht “erhal: ten würde, Selbſt aus den Vorkehrun— gen des jpanifchen Hofes, Fonte man ab: nehmen, wie unentichloffen derfelbe wen N) 687 ob. man fih mit in ‚den Krieg -einlaffen wolte. Man lich im Februar des Jahrs 1778 die ſich -Darbietende Gelegenheit, eine zahlreiche Flotte von Transports and Proviſionsſchiffen, welche nur un— ger der Begleitung des engliſchen Krieges— ſchiffes Monarch von 74 Kanonen nachGi⸗ braltar Fam, zu nehmen, vorbeigehen. Mit diefer Convoy erhielten wir nicht allein ei— nen ſtarken Vorrath won Rebensmitteln allır Art und andere Bedürfniffe, fordern auch eine große Duantität Pulver, und-eine a fehnlihe Menge von großen Mörfern und Sanpnen. Selbft um die Zeit, wie der Graf PEftaing mit der nach Amerifa be” deshalb nicht unterfaflen , einem gewiſſen Rey ,-der fih zu fehroemancipirte, zu far „ Rimmten franzöfifchen Flotte von Toulon geſeegelt und die Straße noch wicht paflis > ret war, kam eine Ordre vom Hofe nach Cadix, wo id) mich damals gerade be⸗ fand, daß die Seegel von den Krieges— fchiffen wiederum abgebunden werden ſol⸗ ten. Sreilich hätte auch wohl die hier be: findliche fpanische Flotte der franzoͤſtſchen, wenn ihr der Durchgang durch die Straße von einer gehörigen britifchen Flotte firei: tig gemacht worden wäre, Feine großen Beiftand leiften Fonnen, indem die 22 ſpa⸗ niſchen Linienfchiffe zum Theil gar, nicht, . zum Theil zur Hälfte nur bemannet waren. Diefe gedachte franzoͤſiſche Flotte beftand aus 13 Schiffen von der Kinie und einigen Sregatten. Sie paſſirte die Straße am 16°" Mai 1778, wie in Gibraltar nur ein engli— fches Kriegesſchiff die Panther von 60 Ra: nonen hebt einigen Fregatten lag. Seitdem Großbritannien im Befige diefer Seftung ft, hatte die englifche Slagge Feine ſo unbe— deutende Figur, wenn feindliche Flotten es vorfuchten, Durch die Straße zu gehen, in diefen Gewäffern gemadt. So kraͤn— kend es far einen jeden welcher der englifchen Sache Wohl wänfchte, war, eine Feind: liche Flotte ungehindert vorbei ſegeln zu fehen, fo aufgeblafen und übermürhig machte es auf der andern Seite die Kran ofen. Sie wurden durch diefes Glück, daß ihre Flotte ungezüchtiget die Straße - paſſiret hatte, fo unerträglich, daß fie Ki bi in einer nentralen Stadt, wie Ca— iv, in allen Geſellſchaften, wo fe nur Briefe. über die Belagerung von Gibraltar, ac, -688 irgend mit einem Lnteshanen anferes Kos. niges zuſammen Famen, von der ‚erlangs . ten Größe ihrer Seemacht pralten , und Englands völligen Untergang als eine un⸗ umtößlich gewiſſe Sache behanpteten.- Es wurde mir oft ſchwer, bei dieſem Non- fens ſtille zu ſchweigen, und da ich ver ſchiedentlich fand, daß man mit hoͤflichen Widerlegungen nichts ausrichtete, ſo ers laubte ich mir zuweilen in eben den Tone, in dem man Die Sache angrif, die mich fo nahe-anging , zu antworten. In einer Geſellſchaft bei dem ruſſiſchen Eoniul Brandenburg in Cadix, Fonte ich gen daß ich es mit der ſo hoch geprieſe⸗ nen. franzoͤſiſchen Politeffe nicht reimen koͤnne, wenn man in dem Hanſe eines Conſuls, deſſen Souveraine neutral wäre, politiſche Haͤndel zum Gegenſtande des Geſpraͤchs waͤhrend der ganzen Mahlzeit mache; ich wäre nicht nach Spanien g& formen, um eine Sache zu verfechten, DIE _ Englands Sechelden auf eine enticheidens dere Art ansmacen würden, als wir durch unfere Diſpuͤten. Ueber dieſes, ſetzte ich hinzu, Fönne ich fo ctwas Großes ig Mr. deEſtaings Durchgeben durch die Straße nicht finden, da mer ihm ableiten des engliſchen Minifteriums eine freie Paflage verſtattet Hätte, ja noch dazu, von zweien englifchen Sregatten, den ihren „Kriegeskhiffen fo unbeianten Weg durch die Straße zeigen laſſen. Ich muß Hierbei, mein Freund! bemers fen, daß, wie Mr. d'Eſtaing die Straße paflitte, ine englifche Fregetten, Pro« ferpine und Enterprise aus dem Hafen von Gibraltar liefen, und vor der frampds flichen. Flotte her in den Ocehn feegelten, um ihre Beſtimmung zu bevbachfen. Der franzöfifche Admiral ließ c6 gefchchen, daß dieſe Fregatten ihn auf eine gewiſſe Hoͤhe begleiteten, und darauf ihren Lours nach England fortfegten: N Der Bogen iſt zum &ade und. ich iohliee- fe mit dem DVerfprechen, daß Sie naͤch⸗ fiens von mir mehr hören folen, Ich verbleibe ıc. Haunooenches Magazin 6,9 448 Stüd, Freitag, den zten Junius 1785. Briefe über die Belagerung von Gibraltar, an einen Freund in Hannover gefchrieben, (Siehe das 43" Neunfer Brief. inige Wochen nachher, toie Die franzöfifche nach Amerifa be ſtimmte Flotte die Straße paſ⸗ firet hatte, erhielten wir am 7ten Jul. 1778 eine „anfebnliche Convoy aus. England. Diefe Flotte brachte auger Provifions, Ammunition und anderen Kaufmannsguͤtern, der Öarnifon eine anfehnliche Berftärkung. Am Bord derſelben kam der General Boyd, der Ingenieur: Dberfier Green, und eine große Anzahl Dffieiers, welche bisher auf Urlaub geweſen waren, Die ber reits in der Feſtung befindlichen Regi: menter und das Artilleriecorps wurden nicht allein durch die mit diefer Con: von heraus aefandten Rekruten voll: zahlich gemacht, foudern es wurde auch die Garniſon Durch ein ſchoͤnes neu ers tichtetes Megiment The Royal Man- chefter Volunteers, welches in dem Range der Infanterie MHeninenter das 72ſte war, verftärkt. Diefe zahlreiche ans 34 Segeln beftehende Convoy war Stuͤck.) ⸗ mit Admiral Keppels Flotte von Ports: mouth re der day von Biscaha an, nachdem fie fich von gedachter Flotte getrennet, nur ein 44 Kanonen⸗Schiff den Romulus und die Fregatte Enterprize zu ihrer Bez deefung. Se wichtig die gluͤckliche Ankunft dieſer Convoy für unfere Garnifon war, fo fehe fürchteten wir, wie die Frachrichten aus Spanien auf einmal in den erſten Tagen des Julius wie: derum fo Friegerifch lauteten, daß fig nicht in den Hafen von Öibraitar, fon- dern in den von Cadir einlaufen mög: te. Um fd mehr hielten wir unfere Furcht gegründet, da bereits die in Spanien feit einigen Monaten aͤngſt⸗ lich erwartete Sloca (Silberſſlotte), unter dem Commando des Admiral Don Anroniode Ulloa, welchseinen „Schaf von 22,048,410°Pefes Zuer- tes nach Europa brachte, am 2zgren Junius wohlbehalten zu Cadir ange langt war, Es nemlich, daß nur die ab⸗ ſeiten 691 feiten des fpanifchen Hofes gehegte Beſorgniß, diefe Flota mögte von den -Engländern weggenommen werden, ſolchen bisfang abgehalten hätte, fi) in den Krieg zu mischen, Selbſt an: gefehene englifche Kaufleute in Cadix, unter andern einer meiner Freunde, der 40,000 Pefos Duros für feine Mech, gung mit diefer Flotte erwartete, fuͤrch⸗ teten, daß England mit der Wegnabz me der Flota den Spanicen zuvorfom: men, und den Krieg erflären mögte, Wie gegründet dieſe Beſorgniß des fpa- ‚nifchen Hofes war, konte man daraus deutlich abnehmen, daß der Flota vers ſchiedentlich Schiffe entgegen gefandt wurden, um den Commendanten der felden von der Lage der Sachen zu be nachrichtigen, und ihn behutfam bei feiner Annäherung zu machen. Bis zum ıgeen Auguſt 1778 übten die in Gibraltar ſtationirten englifchen Kriegsfchiffe nur gegen die amerifani- fchen Fahrzeuge Feindfeligfeiten aus, und brachten von Zeit zu Zeit Priſen von gedachter Nation ein In derMlacht vom 18. aufden 19. des gedachten Monats nahm die englifchegregatte Enterpri⸗ 3e ein großes.von Martinico kommen⸗ des franzöfifches Kauffardeifchiff,deffen tadung auf 13000 Pfund Sterling gefchäßt wurde, vor der Straße weg und brachte folches bier auf. Der Ca: pitain der Enterprige, Eir Thomas Rich“ wagte viefen Streich, weil er, durch eine ihm in See begegnete eng: liſche Brigge, von der zwiſchen dem Admiral Keppel und franzöfifchen Slot; ge unter dem Admiral Orvilliers vor; Briefe über die Belagerung von Gibraltar, 692 gefallenen Action benachrichtiget wor⸗ den war. ) Den 2oten eben diefes Monats er: hieften wir die Beſtaͤtigung diefer Machricht von der gedachten Ser fchlacht durch ein Schreiben, welches General Mendoza von Madrid ber fommen hatte, Die verfchiedenen franzäfifchen Pri⸗ fen, welche größtentbeils mit Zucker, Kaffee und andern Produften Weftinz diens geladen waren, und andere von neutralen Häfen bieher feit der An— kunft der Convoy am 7ten Julius gekommene Fahrzeuge, dieneten, Gi⸗ braltar mir vielen Lebensmitteln zu verfehen. Am Ende des Monats De. tober und im Unfange des Novembers dieſes Jahrs erhielten wir wiederum eine ſtarke Convoh von England. Die großen Borräthe, welche um diefe Zeit in der Oarnifor waren, und die von Cadix einlaufenden Nachrichten, daß eine Flotte von 42 Schiffen von der Linie, ohne die Fregatten zu rechnen, dafelbjt Fertig Tiege, und in einer Zeit von 24 Stunden zum Auslaufen - bereit fey, bewogen den General Eliott, einen Befehl zu geben, daß jeder Einwohner fich auf fechs Mona: te mit Lebensmitteln verfeben, oder im Unterlafjungsfalle aus der Garnifon verwieſen werden folfe. Zu gleicher Zeit wurden noch andere Borfehruns gen, aufden Fall einer Belagerung, in der Feftung gemacht. Diejenigen Feftungswerfe, welche einer Ausbefferung bedurften, wur; den in Bertheidigungsftand Um ‚693 an einen Freund in Hannover gefchrieben. 694 Unm den Vorrath des gefalzenen Flei⸗ ſches zu erſparen, wurde ein Contract mit dem britiſchen Generalconſul Lo⸗ gie in der Barbarei und dem hieſigen Agenten der Lioeranten der Proviſions geſchloſſen, die Garniſon mit friſchem Rindfleiſche aus der Barbarei, Statt = Des gefalgenen zu verſehen. 120 Stuͤck Ochfen wurden wöchentlich gefihlachs ter und unter Die Truppen vertheift. Nachdem es laͤngſt zwifchen Eng: land und Frankreich zu Feindfeligfeiz ten gekommen, fand Doch das englifche Minifterium nicht für gut, den in Der mettelländifchenSee ſtationirten Admi⸗ ral Duff beſonders zu verſtaͤrken. Sei⸗ ne kleine Eſcadre beſtand nur aus fol: genden Schiffen: Dantber von 60 Kanonen, Enterprise - 23 — Levant — 23 — Montreal — 532 — Alarm — 28 — Zephir — 14 — Ltzteres Schiff wurde bereits im Sommer 1778, da es mit Gelde von Liſſabon nach Minorfa ging, von den Franzofen genommen. Dieſe geringe Forge dienete freilich wohl dem Admi⸗ ral Duff zur Entfchuldigung, daß er nicht mehr gegen die von Zeit zu Zeit die Straße paffirenden franzöfifchen Eonvois unternahm. Am 25ten Jan. 1779 verſuchte eine franzoͤſiſche Florte von 24 Schiffen, unter der Begleitung zweier Linien ſchiffe und ebenfo vieler Fregatten, durch die Straße nach Weften zu geben, der ih umfegende Wind, nöthigte fie aber wiederumnach Malaga zurück ju fehren. Ein gerade von England kom⸗ mendes fiir unſere Garniſon beftimmtes Provifiensfchiff fiel gedachten franz: zöfifchen Kriegsſchiffen durch die ungei: tige Kuͤhnheit des Eapitains in die Hände, Der Commendant der gedach⸗ ten feindlichen Schiffe ſchien indeffen -auch nicht ſehr unternehmend zu ſehn, da er fonft wohl-auf die dero Zeit al lein in der Bay von Gibraltar ſich ber findende Panther etwas hätte mit ſei⸗ ner überlegenen Macht wagen koͤnnen. Mit eben dem Gluͤcke, womit Gibr⸗ altar bisher die von Engiand aus hie: ber beftimmten Convoys erhalten hat: te, langte auch die am 27ten März 1779 von Spithead in Geſellſchaft der weſtindianiſchen Flotte abgeſegelte Con⸗ voy, unter Begleitung der Chathaim von 5o Kanonen, der Fregatte The; £is von 32 Kanonen, und der Chil: Dres Sloop von 14 Kanonen, den 26, April bier an. Die Anzahl der Schif fe diefer Convoy belief fih auf24 Se gel, wovon einige für Minorfa und andere Häfen in der mittelländifchen See beftimmt waren. Diefe Convoy brachte die Mondirungstücher für alle hannoverifche und englifche Regimen⸗ ter ſowohl zu Gibraltar als Minorka; eine große Menge Ammunition, Kar nonen, Mörfer, wie auch gefalgene und trockene Lebensmittel. Hätten die Spa⸗ nier zwei Monate früher den Krieg er⸗ klaͤrt und dieſe Convoy weggenommen, ſo duͤrften ſie die hieſige Garniſon in Anſehung verſchiedener Artikel in groſ⸗ ſe Verlegenheit geſetzt haben. Mit der detaillirten Anfuͤhrung der Ktı Se bier * 095 - bier von Zeit zu Zeit aufgebrachten Prifen und anderer Borfälle, fo kei⸗ nen befonderen Einfluß in das S did: fal der Feftung oder des Kriegs ber: haupt haben, will ih Sie mein Freund! nicht aufhalten. Don diefer Art war der Verluſt der Föriiglichen Fregatte Montreal nicht, weil fofcher Die ohnehin Fleine Efeadre —— Dieſe Fregatte ging mit der Thetis von 32 Kano⸗ nen nach Malaga, um dei Dafigen unge liſchen Schiffen ficheres Geleite durch, die Erraße zu geben. Sie fliehen unweit Eftapona auf 2 franzöfifche Schiffe von ver Linie, le Victoire von 74 und Duc de Bourgogne von 64 Kanonen, die fie fuͤr Hollaͤn⸗ der hielten, "Capitain Donglas von der Montreal wolte ſich bei ihnen nach der Tonlonfchen Eſcadre erfun: digen, näherte fih ihnen zu ſehr und wurde ein Opfer feiner Unvorſichtig⸗ feit, Die Thetis entfam noch mit genauer Noth und rettete fich unter die Kanonen des Forts zu Eſtapona, welches fie gegen die franzöfifchen Kriegsſchiffe ſchuͤtzte. Ehe ich nun zum Ausbruche des Krieges mit Spanien ſelbſt fortgehe, muß ich Ihnen noch die Stärfe des in Friedenszeiten vor Gibraltar ſtehen⸗ den Obfervationscorps und einige anz dere Umſtaͤnde mittheilen. Während des legten Friedens bis zum Xusbruche des Krieges im Som: mer 1779, beftand das fpanifche Ob⸗ ſervationscorps nur aus einem Negir mente Jufanterie, einer Compagnie Briefe tiber die Belagerung von Gibraltar, 696 Efcopeteros (-) Fußjäger, und einigen Schwadronen Cavallerie, Die Infanterie wurde nicht zu feft: gefegten Zeiten abgeldfet, die Caval— Terie zuletzt aber alle Jahre gewöhn: lich im Aprilmonate, Bis ins Jahr 1777 wurden nur immer ein Paar Schwadronen von den in Utrera oder talaga einquartirten Cavallerir Re gimentern ins Campo de Gibraltar detaſchiret und alle drei Monate ab: gelöfer. Man fand aber dieſes Da tafchiren der Schwadronen. dem in: nern Dienft der Negimenter nachtbeie lig, und legte in den legten Jahren immer ein ganzes Regiment dahin, Die Eavallerie war in Algeziras und San Roque vertheilt Das Stan quartier des Chefs oder commendiz renden Officiers derfelben war immer Algeziras. Der Dienft der Eaval- lerie war ſehr ſchwer, indem fie, auf fer dem Detafchement in dem Linien, das Fort Tunara und andere längft der Küfte von Tariffa bis ‚Eftzsona gelegene Eaftele befeßen, und an der Küfte des Nachts , befonders.. ger gen die Contrabandiſten, patroulliren mußte, Das Infanterie-Megiment und bie —— Eſcopeteros lagen in San Roque. Die letzte iſt eine Art Landmilitz, fo im Jahr 1705 errichtet, und in dem Campo de Gibraltar ihr fixirtes Standquartier hat. Die Uni⸗— form ift blau mit rothen Aufſſchlaͤgen, gelben Knöpfen, und ganz kurz, mie Jaquets. Sie befegten vie Außen: poften, und wurden bauptfächlich mit N 2 * x ° > * 22 F N * 697 an einen Freund in Hannover geſchrieben, 693 gegen die herumſtreichenden Spißbu: 2 Tambours ven und Contrabandiſten gebraucht, 4! — Dieſes Corps Eſcopeteros beſtehet Gem en Er N aus ı Capitain, 2 Ueutenants und Ueberhaupt 91 Mann. 75 Mann. Damit Sie, mein Freund! nicht allein die Stärfe des im Frieden vor Gibraltar ſtehenden Corps, fon: dern auch der in der letzten Belage— rung gegen dieſe Feftung gebrauchten Truppen deſto befier uͤberſehen koͤn⸗ nen, fo will ich Ihnen folgenden Etst eines ſpaniſchen Cavallericsund Infanterie Regiments mittheilen. Die Jufanterie⸗ Negimenter- befte: hen entweder aus einem, zweien, oder dreien Bataillons, je nachdem. der Konig ſolches abzuänden guet findet. Ein Bgtaillon ift 9 Compagnien, die Greuadier Compagnie mit einge ſchloſſen, ſtark. Jede Compagnie der National⸗Regimenter beſtehet aus I Capitain mLieutenant I Unterlieutenant (Sub Teniente) I Sergeant der ıtn Elaſſe I Eergeant der zten Glaffe 1 Tambour 3 Na Sorporalg 3 zn Corporals 53 Gemeinen Sn allen aus 65 Mann. DieCompagnien der Fremden: Regimen⸗ ter, als der Wallongarden, der Irlaͤndi— ſchen Brigade, der Italiaͤniſchen und Schnur Negimenter aher beſtehen aus Capitain I Lieutenant J Unterlieutenant I Cergeant der ten Claſſe 2 Sergeanten der zten Claſſe Gewoͤhnlich machen zwei Bataillons ein Regiment, und ifi atsdenn der Staab ci; nes jeden ſowohl National: als Fremden⸗ Regiments ı Hberfter, (ohne Compagnie). 7 Dberitlientenant 1 Major 2 Adjudanten 4 Unterlieuteuants, ſo die Fahnen tragen 2 Capelane 2 Chirurgi 2 Corporals 12 Zimmerleute (Galtadores ) 2 Ruſtmeiſter 3 Negimentstambour 4 Ducerpfeifer Ueberhaupt 34. — aber drei Bataillons ein Regi— ment ausmachen, fo hat ein folches Negis ment den zeiten Oberßlieutenant. Die Stärke einer National: Bataill. außer dern Stande iſt glſo ser. Und eines Sremden : Bataill. 819. Ein EavallerieNegiment beſtehet aus 4 Schwadronen, jede Schwadron ans 3 Eon pagnien und jede Compagnie aus \ 1 Capitain 1 Lieutenant 1 Fähndrich 2 Sergeanten 4 Corporals 4 Carabiniers 29 Berittenen und 3 Unberittenen Reutern 12. 549, Hiezu der Staab * I Oberſter I Oberſtlieutenant I Major 2. Adjudanten Kr 3 4 Stan⸗ Briefe über die Belagerung von Gibraltar, 699 708 4 Stanbartenträget I DHberftlionfenang 3 Capelan Major 1 Chirurgus 2 Adjudanten 1 Hufſchmidt 4 Standartenfräger 1 Paucker 1 Capelan 12 Trosmpeter I Ehirurgus 2. I Regimentstambour Ueberhaupt 62. 4 Berittene Hautbolſten Ein Dragoner⸗Regiment beftebet aus z Suffhmidt eben fo vielen Schwadronen und Compag: = 17: nien als ein Eavallrrie-Negirient. Der Etat einer Compagnie ifl I Capitain 1 Lieutenant 1 Fähndrich 2 Sergeanten I Tambour 4 Corporals 4 Grenadiers 29 Berittene und 3 unberiktene Dragoner 46. alten fitulair Oberfilicutenanss vor. - 12 Bei dem Ausbruche des Krieges zwifchen 552. England und Spanien im fahre 1779, ber Hiezu der Staab fand das Obfervationscorps vor Gibrak 1 Dberfter i tar aus folgenden Truppens 7. ; Infanterie. #7 2 - Megimenterumd Corps. Bataillons. Compagnien. Officiers und Soldaten te. 2" Negiment Cataluua. 2 18 1202 Eſcopeteros. — I De Summe der Infanterie 19 12 : Cavallerie. Regiment. Schwadronen. Compagnien. Officiers und Soldaten ie. Pavia leichte Dragouer 4 12", 566 Ueberhaupt — 31 1846 Dieſe Truppen gaben, außer dem Wacht⸗ dienſte in San Rogue und Algeziras, 1 Stand; Offiviers, 2 Capitains, JSu—⸗ Baltern : Officiers und 309 Mann zur De feßung der Linien, des hinter ſolchen liegenden Forts Tunara wie auch des an der Bai von Gibraltar befindlichen Forts von Punta Mala. Die Ablö- fung diefes Detafchements gefehabe alle acht age. ; - Bis ins Fahr 1727 haften die Spanier in Srienensgeiten anf Der Landenge, mit: den Zolldefrauden zu hindern, — Ueberhaupt 566. Sowohl bei den Cavallerie- als Drago⸗ ner. Regimentern haben Die Oberſten Com⸗ pagnien. Außer den 3 Staabsofficiers Hat jedes ſowohl Reuter: als Dragoner-Regi— ment zwei Commendanten, welche den Hang von Oberſtlieutenants haben, dane⸗ ben aber Eapitains im Regimente find. Sie commenviren die dritte und vierte Schwa⸗ dran. "Außer dem Regimente dienen fie als Staabeoffiriers, und gehen im Range telft welcher Gibraftar mit Der Provinz Andalufien zufammen hängt, Feine Fe flungswerfe, die das Territorium der Ser ſtung gleichfam von Spanien abfchnitten. Sie hielten nur in einer Einie von Hüt: ten, die queer hber gedachte Kandenge, et⸗ wa anf der Entfernung von 1200 Yards von der Feftung lief, einige Wachen, um die Eontrebande zu verbüten. Unter dem Vorwande, dag diefe nicht binlänglicd wären, die überhand nehmen: {1 an einen Sreund in Madrider Hof bei dem damaligen briti- ſchen Minifierium die Erlanbnig zu erbals ten, einge fortifieirie Linie, welche den gan: zen Iſtmus durchſchnitte, anzulegen, Der gegruͤndeten Gegenvorſtelluagen des damaligen Gouverneurs von Gibraltar 20:d Dortmore ungeachtet, ließ man die Anlegung dieſes Werfs nad) der im Jahre 1727 geendigten Belagerung und bergefichten Frieden gefchehen. Den Plan zu diefom herrlichen Werke, deflen Größe jeden, der es Gelegenheit zu fehen hat, in Erſtannen feßet, machte der Graf von Montemar, und im Jahr 1730 wurde cs vollig fertig, Seine aanze Fänge ift von Oſten nach) Welten 1870 Yards. ES durchfihneidet der ganzen Iſtmus etwa auf der Entfer: nung von 180 Yards won der Garuifon. Sieſe Finie it maſſiv gebanet, hat in deren Meittelvunfte einen Eingang und auf beiden - Seiten deflelben verſchiedene hirworfpringende Winkel, vie den Eingang uad den Zugang zu dem Glacis überhaupt decken. Laͤngſt der inneren Seite dieſer Ki: nie find Bananets angebracht, worauf die Oinfanterie treten ımd über das Glacis weg feuern Fan. Bei dam Eingange in felbige if ein geräumiges Wachthaus an- gelegt, wo in Friedengeiten der Dfficier, welcher Sie dieſes Merk befegenden Trup: ven vommendiret, ſich aufhalt. Auf bei den Seiten dieſes eben gedachten Wacht: haufes und in gleicher Nichtung mit dem felben find noch vier ſolcher Waffenplaͤtze mit den erforderlichen Barracken für Trup⸗ pen. - Diefe von einem Meere zum anderen reichende Kinie, wird Durch zwei ungemein fiarfe Forts gedeeft. Das an der weftli- hen Seite gelegene Werk, oder Caftillo de Ban Selipe, iſt das größte und hat für 24 Kanonen Schießfcharten. Die Richtung der mehrſten Schiepfeharten gehet nach der Eee zu, und die anderen nach der Seftung. Es Hat den Fehler, daß es gar keine Ea- fematten hat. Der Frontwall ift ganz ſo⸗ ſide. Hinter demſelben und mis ſolchen Hannover geſchrieben. parallel laufend ſind Magazine und Bar; racken, fd aber nicht bombenfeſte. Das oͤſtliche Fort der kinie, das ſogenannte das filö de Senta Barbara is nicht fo groß wie Fort San Selipe, und auch wie Diefes, mit einem trodfenen Graben umge ben. ı Die öftlihe Face nnd Flanke sen Santa Barbara biftreicht Die Kuͤſte der mittellaͤndiſchen See, und deſſen weſtliche Face und Flanke den Iſtmus und die Li— nie. Der Ruͤcken dieſes Forts iſt beſſer gedeckt gls der vun San Felipe, indem bier der Wall in chen der Breite wie en Face herumlaͤuft. Es hat weiter Feine Gafematten als in dem Frontwalle; Die Barracken in dem hinteren Walle find nicht bombenfeſte. Ohne dieſe Linie, die ein Beweis von dem militairiſchen Genie des Grafen von Montemar iſt, wuͤrden Die Spanier nu— gleich mehr Menſchen in der letzten Bela⸗ gerung verloren haben. Cie dienete ih— nen zur erſten Parallele, und ſette ihr Lager gegen alle Unternchingngen dir Gars nifon von Gibraltar in befondere Sicher: heit. Dieſe Linie War. in Friedenszei⸗ ten weiter nicht mit Geſchuͤtz beſetzt, als dag auf Den Forts nach den Seeufern zu ein Paar Kanonen fanden. Je mehr der hoͤchſt unangenehme Zeit punkt, da zwiſcheu unterer Feſtung und den Spaniern alle Gemeinfchaft aufgehoben werden folte, herannahete , je weniger war man in Gibraltar. dafür beſorgk, weil theils der englifche Gefandte in Dia: drid immer mit Hofnung der Beile— gung der unter beiden Höfen obwaltenden Differenzien bingehalten wurde, thsils auch die Zurüfiunaen der Spanier ſehr langſam von ſtatten zu gehen fchienen. General Eliott glaubte nicht, daß der Krieg fa naye ſeyn Fonte, und ertheilte noch in der Mitte des Monats, Junius 1779 den Offleciers der Garniſon ohne Bedenken Urlaub nach Epanien. Wider alles Vermuthen aab mir einer meiner Bekanten in San Re; que, ein gewiſſer Officier von Pavia Teich ten Dragons Regimente, am i7ten des —— ge⸗ 702 703 gedachten Monats Zunius; die fo eben an— gelaͤngte Madrider Hofzeiimug mit Eur Miußerung zu leſen, Daß unfer bisheriger Umgang im kuchen anterbrochen werden daͤrfte. Was mic dieſe hoͤchſt unange— nehme Vermuthung meines Freundes glau— ben machte, waren nicht allein Die em— pfindlichen Ausdruͤcke, womit man ſich über das Betragen einer engliſchen Fre— gatte gegen ein ſpaniſches VPaketboot fo ſich von erferer nicht hätte wollen viſitiren Iaifen , und deshalb von ſolcher ſehr uͤbel zugerichtet worden wäre, bejehfo.rte, ſon⸗ dern eine mit der Poſt eingegangene Nach— richt von einem fehr großen Avancement in der Armee, dem man, wie mein Freund verficherte, fehon lange entgegen geſehen und das nun auf einmal kaͤme. Der bie fige Gouverneur Don Joaquin de Men: Doza war mit unter Denen, welche Gene: rollientenants geworden waren. Da ich einige mal an den Tertullas (Aſſembleen) der Señora Mendoza Theil zu nehmen das Vergnuͤgen gehabt hatte, fo glaubte ish erfordere es die Höflichkeit, dem avancirten General Mendoza Glück zu wünfchen, und verfügte mich in Ge⸗ fellſchaft des hieſigen Corregidors (Bur⸗ gemeiſters) und anderer meiner Bekanten zu demſelben. Bei der Abſtattung meines Gluͤckwun— fches mar der General außerordentlich ernfts haft und glaubteich auf deſſen Miene, feine durch eine Ordre vom Hofe umgeftimmte Gefinnung gegen Die Garnifon von Gibral- far zu lefen. Die zugegen feyende Gene ralin war hingegen deſto heiterer und fehr affabel. Wie ich ihr das Compliment machte, daß General Eliott gewiß nicht ermangeln würde, feine Theilnahme an dem Ayancement ihres Gemahls perfönlich zu bezeigen, fo fiel Don Jonquin ein, er jweifele fehr, der Gouverneur würde fich felbft her bemühen. Beim Weggehen ſagte mir Senora Mendoza, daß ich fie, wenn ih nach San Roque Fame, beſuchen moͤg⸗ fe, worauf ich ihr das gewoͤhnliche ſpani⸗ {he Compliment machte daß ich der Ehre Briefe über die Belagerung von Gibralfar,ıc, 704 nicht verfehlen wurde, mich ihr gu Kiffen zu legen. Ich erfuhr leider bald nachher, daR ich diefer Mühe wohl uͤberhoben ſeyn wuͤrde / indem verſchiedene aus Prisatbries fen vor Madrid fihlieffen wolten, daß cin Bruch mit England unvermeidlich wäre, Bei dieſer Gelegenheit bemerkte ich was ih ſchon oft wahrgenommen hatte, den Rativnalhaß der Spanier gegen die Sram zoſen. Die Officters aͤußerten, daß ſie it Vergnuͤgen gemeine Sache mit den Engländern gegen Die Franzoſen nrachten, aber hoͤchſt ungern gegen uns vierten, Andere ſagten , dag ‚Spanien durch Frankreich in einen Krieg verwickelt fürs de , wovon es Feinen Vortheil abiche; das Sprächwort: Mientras ‚huviera un Frances en el Mundo no bavra paz Cſo lange noch ein Franzoſe in der Welt wäre, fey Fein Friede zu erwarten) beftätige ſich feider wieder. Non der Yusfiht, Gibral- tar zu erobern, fagten einige gerade ber: ang: Tomar.la Plaza es Tonteria (Die Seftung zu nehmen ift Unfian.) at Was ich glaubte, der Generalin Mens doza verfihern zu Fonnen,- that General Euͤott wuͤrklich den 19%" Junius. Er mad: teeinen förmlichen Gluͤckwuͤnſchungsbeſuch, und damit dieſes deſto glänzender ſeyn mögte, fo ließ er ſich durch ſaͤmmtliche Staabs: Dffieiers und andere bei- feiner Perſon angelegte Officiers nad) San Nor - que begleiten. Seine Aufnahme warum: gewöhnlich Fait, und wolte man bemerkt haben, daß die zu diefer Zeit. dem Gene ral Mendoza erzeigte Höflirhfeit folchen in befondere Verlegenheit gefent haͤtte. Bas ich bisher in diefem Schreiben ge: fagt habe, erneuert bei mir. fehr lebhaft das Andenken an manche angenehme Un— terhaltungen in Spanien , und ſtimmt mich beinahe ganz auf den Ton diefer Na— tion, weshalb Sie mir erlauben werden, diefen Brief, nach fpanifcher Manier, mit dem anfrichtigften Wunfche zu beſchlieſſen, dag der Himmel Ahr mir jo (hägbares - Leben noch langs erhalten möge. — EEE STREITEN EEE hannbbeniſdes Main. 45tes Stüd, Montag, den Gen Junius 1785. | 5 Lieber Kinderwärterinnen. So das Meer des Erziehungsmwe; fen fliegen fo ungemein viele Fleine Kanäle, daß die auf merkſamſten Praftici im Gefahr kom⸗ men fönnen, fih am Ende in ihren Rechnungen betrogen zu fehen. Was -folten wir uns nicht verfprechen, wenn wir die jeßige Lage Ber Erziehungs: wiſſenſchaft betrachten? Man fage, was manmill; es bleibt gewiß, daß fie durch die vielen fcharffinnigen Köpfe, die feit zwanzig Fahren daran gearbei- tet haben, zu einem folchen Grade von Vollftändigkeit gebracht ift, die wir in Ruͤckſicht auf alles vorhin geleiftete fire außerordentlich erfennen muͤſſen. Und wehn denn auch bis jeßt noch die ganze Wiffenfhaft ung nicht in einer vollkommenen , zufammenhängenden Theorie vor Augen liegt, wenn Fein allgemeines Syſtem davon vorhanden ift, fo iſt Doch nicht zu leugnen, daß die Grundſaͤtze, die arts allen Gegen: den des Meichs der Wiffenfchaften da: zu geliefert werden Eonten, gluͤcklich entdecket, durchdiſputirt und in vielen fürtreflihen Schriften der Welt vor Augen gelegt find, Solte dies nicht, wenigſtens zu einer glücklichen Privat: erziehung, genug ſeyn? Solten wir nicht glauben dürfen, daß jeder, der von den Bortheilen feirier Zeit nur Ge Brauch zu machen weiß, feinen Ends zweck ſehr leicht erreichen, ja beinahe deffelbigen nicht mehr verfehlen koͤnne? Die meiften praftifchen Erzieher fagen Mein,“ Eben ſolche Erzieher, die es weder an forgfältigem Studium, noch an trener Anwendung der gerachten Grundfäge haben fehlen laſſen; Ael: tern, die mit diefer Bemahnug noch die Tpätigkeit einer natürlichen Kin⸗ desliebe verbanden, befennen mit mis:. muͤthigem Erſtaunen daß fie nicht a. fein manche der gehofften Früchte nicht feben, fondern fogar Triebe, denen fie mit befonderer Wachfamkeit und, Strenge entgegen arbeiteten, bei ihren Kindern vorzüglich eingewurzelt und lebhaft finden. Welche fonderbare Sr⸗ fahrung! Scheint ſie nicht darzuthun, daß die Evidenz, womit die Wahrheit der gedachten Grundfäße der Melt bisher in die Augen Teuchtete, dennoch bloß eine eingebildete geivefen, oder wenigftens, daß der Anſchlag, den man Mn von 727 son ihrer Wirkung auf die praftifche Erziehung gemacht hat, nach einer um: sichtigen Rechnungsregel gemacht fen? Es fcheinet freifich ; aber dennoch glan⸗ be ich Feins von beiden: ich halte es vielmehr für gewiß, daß die praftifchen Herren Erzieher fich nur in einzelnen Zahlen, die mit im Anfchlage begrif fen waren, vesrechnet, bier eine zu Fein gehalten, dort eine gar überfehen Gaben, Sch verftehe unter den einzel; nen Zahlen, fo wie unter den Kanälen, Deren ich oben erwähnet habe ‚ alle die Eleinen Umftände, die fich in die Er; ziehung unferer Kinder mifchen und freilich in den allgemeinen Regeln mir begriffen find, aber unmöglich alle einzeln darin erwähnt werden koͤnnen. Ihre Anzahl ift groß; ihre Wuͤrkung äft zum Theil beträchtlich; aber ihr Schein ift gering und deswegen wer den fie gemeiniglich entweder zu wenig beachtet, oder. ganz hberfehen, Hierin befteht das Verrechnen der praftifchen Erzieher, Denn wohl gemerkt, die Dergleihung mit den Zahlen gebt hauptfächlich mit auf die Wichtigfeit der Bedentungs jeder Umftand, der nur einigen Untheil an der Erziehung eines Kindes haben Fan, verfchlägt dem praktiſchen Erzieher im geringften nicht weniger, als jede einzelne Zahl eines Mechnungserempels dem Nechenmei: fer, Hierauf alſo müffen wir anfan: gen aufmerkſam zu werden: nachjchen muͤſſen wir, was für Umftände bisher überfehen, oder bei welchen unfere Rechnung zu Flein ausgefallen if, Und dies muͤſſen wir fo lange gednltig Ueber Rinderwärterinnen, 708 fortſetzen, bis das, Produkt, das Aus den odgedachten Grundſaͤtzen nach rich: tiger Rechnungsregel berausfonmen muß, voll wird, Sm Vorbeigehen muß ich meine Leſer doch erinnern, daß die Reviſion des Erziehungsweſens, die jetzt eben vom Herrn Campe aufs Tapet gebracht iſt, ſich eigentlich auf eben dieſe Idee gruͤndet. Denn man revidiret, wo einmal die Rechnung nach ordentlicher Regel gemacht und dennoch im Schluß⸗ Kalkulus unrichtig befunden, folglich in einzelnen Zahlen, das heißt bier in gewiffen zur Erziehung gehörigen Um; ſtaͤnden, gefehlt ift. Ein Theil meiner Leſer ätte bier vielleicht gern Beweis von der Paral- lele gehabt, die ich zwifchen einzelnen Erziehbungsumftänden und den einzel: - nen Zahlen eines Nechnungserempels angenommen habe. Er foll erfolgen; aber er wird fich beffer bei der Betrach⸗ tung eines einzigen folchen Umftande, als anf allgemeine Weiſe führen Taf fen, und ich werde es bei demjenigen nicht vergeffen, wovon ich in diefer Ab⸗ handlung befonders zu reden Willens bin, Dies find, wie bereits die Leber; ſchrift fügt, unfere gewöhnlichen Bin⸗ derwärterinnen, Man ftellt ſich gewiß noch immer zu wenig vor, was für Unrath durch divfen Kanal in das Erziehungsweſen unferer Kinder fließt, Um Dies aber zu erfennen, belieben die Leſer nur fich Eine Wabrbeir und eine Srage vorlegen zu laſſen. Die Wahrheit iſt; Unſere Waͤrterinnen genießen die Ehre, 709 Ehre, unfere Kinder eben in den Jah⸗ ren in vorzüglicher Aufficht zu haben, too alle, ihnen vorkommende, Eindruͤk⸗ fe am beften anfchlagen, volle Wuͤr⸗ fung in der. Seele thun und alfo auch die moralifchen Anlagen modificiren, — Die Frage ift: Od Wärterinnen, Diejenigen Perfonen find, die unfern Kindern die rechten Eindrücke beibrin: gen, ob fie für glückliche Modificatio⸗ nen der moralifigen Anlagen forgen formen ? 2 — Das erſte iſt vielleicht noch man⸗ chem unglaublich: ich muß alſo ſehen, daß ich es ermeife. Man bat ſchon von alten Zeiten her das neugeborne Kind mit eingm weißen Papier verglia hen, das alles annimt, was man dar: auf ſchreibt. Dies iſt nun freilih nur Bild, das zwar erläutern; aber nicht eigentlich erweifen fan, Indeß hat es durch feine alte Autorität etwas merkwuͤrdiges, wo nicht einige Beweis⸗ kraft felbft, und wird wenigftens für diejenigen, die an den NBeg der meta: ehyfifchen Beweisart nicht fehr ge wöhnt find, ein guter Lehnſtab ſeyn: destwegen wollen wir’s bei der Hand behalten und es vorerft einmal voran fchiefen. Das Bild fagt zweierlei, nemlich zuerftz daß die erſten Ein: drücke, welche auf die Seele des Kin: des gemacht werden, einen voͤllig freien Eingang in diefelde haben. (Nichts ſteht der Schrift, die ich auf ein Pa: pier feße, im Wege, fo lange es noch ganz weiß ift.) Wir wollen fehen, ob ſich's mit der menfchlichen Seele fo wer: hält, Es iſt gewiß, daß ein Eindruck 2 Ueber Kinderwaͤrterinnen. 710 deſto freier in Hin Seele gehet, je me niger, ihm entgegen ſtehende Borftet: lungen bereits in der Seele vorban: den find, Man denke ſich einen Men—⸗ fen, der von Geburt an blind gewe— fen iſt und auf einmal fehend wird. Natürlicherweife hat derfelde noch gar £eine folhe Vorſtellung von Farben, als wir mit Huͤlfe der Augen davon baben Eönnen; er Fan nichts daruͤber raifonniren, Dun halte man ibm, fo bald er fehend ist, eine Farbe vor, es fey weiche es wolle, undfageihm, diefe Farbe fey ſchwatz. Wird viefe Vor: ſtellung nicht fo gleich Eingang in fei- ne Seele finden? ich denke, allerdings; denn mas folte ihr den Eingang ver: bindern, da in der Seefe noch gar Fein Gedanke, Fein Begrif iſt, der diefer Vorſtellung im geringften twiderfpre- hen Fönte? Es koͤnte fchon einige Schwürigfeit mehr bei einer zweiten Barbe geben. Wenn zum Exempel die erſte gruͤn geweſen und Die andere blau wäre; fo würde die Vorſtellung von der erften die Seele vielleicht ſchon zu einer Ueberlegung nöthigen, ob auch die zweite wohl die erfte ſeyn Eönte, Und dicfe Ueberlegung wäre, wo nicht ſchon eine Art von Wirerfpruch, doch wenigſtens ein kleinges Hinderniß, ein Aufenthalt der zweiten Vorſtellung. Wir finden, daß Seelen, die fehr arm an Kenntniffen find, ſehr Leicht glau⸗ ben, das heißt eben fo viel, als Vor: ftellungen, die ihnen von auffen ange: boten werden „ ohne Widerftreben an: nehmen. ı Woher. Fömt dies anders, als weil in ſolchen Seelen am leichtes Yy 2 sten 711 ſten die Vorſtellungen fehlen koͤnnen, die den ihnen eben angebotenen, einen Widerſpruch entgegen. zu ſetzen, fie für unmöglich oder ungereimt zu ers Flären vermögten. Das neugeborne Kind Fünnen wir in Abficht auf jede - Art von Vorftellungen nicht anders anfeben, als einen fo eben ſehend ge: wordenen Blinden in Abficht auf die Borftellungen von Farben, Denn es ift ausgemacht, dab ein Kind anfangs gar Feine Borftellung mit auf die Welt bringt. Dem zufolge Eönnen die ers ften Eindrücke nichts ihnen widerſpre— hendes, nichts von Widerftande, in der Seele finden. Und wenn es denn auch eben fo gewiß ift, Daß die Vor: ftellungen eines Kindes ſich von Tage zu Tage vermehren, ſo wird Doch der Vorrath davon in den erften zwei oder drei Jahren gewaltig gering gegenden Vorrath erwachfener Menfchen feyn. Dos Kind wird immer am ärmiten ‚bleiben, folglich auch am wenigften in der Seele haben, das neuen Eindrüf: fen mwiderfprechen koͤnte. Und das heißt nichts anders als am meiſten ge: zwungen fenn,folchen Eindrücken freien Eingang in die Seele zu laſſen. Die. andere dee, welche das Bild giebt, iſt: daß die erften Eindrücke in der Seele des Kindes mit befonderer Feftigfeit haften und dauerhafter find, als diejenigen, Die ihr: in fpäterm Al: ser beigebracht werden. Die Schrift, womit ein Papier zum erften. male an⸗ gefüllet wird, ſteht auf demfelben am beſten: fchwerlich radirt eine geſchickte Hand fie fo glücklich wieder aus, daß Ueber Kindermärterinnen. zı2 gar Feine Spuren davon zurück bier - ben; und noch fehwerer würde es ſeyn, aufden Plag der ausgemerzeren Schrift eine nee in eben der guten Geſtalt wieder aufzutragen. Gewiß verhält e8 fich fo mit den zuerft gefaßten Ein drücken einer Kinder⸗Seele. Die Fer ftigfeit und Dauer eines Eindrucks oder einer Vorſtellung hängt größten: theils von der Stärfe ab, womit fie in der Seele arbeitet: und diefe Staͤr⸗ Fe berubet wieder auf der Menge oder Wenigfeit der Vorftellungen, die mit. jener zugleich in der Seele vorhanden find, Je einzelner, je mehr für fich allein eine Borftellung ift; deſto ſtaͤr⸗ fer wuͤrkt fie in der Seele, fie bat gleichfam ein größeres Feld für ihre Würfung, fie erfähre weniger Beeins teächtigung, weil in Ermangelung meh? rerer Mebenideen auch die Widerſpruͤ⸗ de mangeln, die Mebenideen gegen eine Borftellung machen Eönten. Gie muß ſich notbmwendig oft wiederholen und gern auf äußere Fälle angewandt feyn wollen, ohne daß es jedesmal darz auf ankoͤmt, daß die Anwendung ſich fihiefe, So erfahren wir, daß ein Kind, welches einmal, — e8 ift völlig gleich viel, auf was fir Weife, — von Schlägen die Vorftellung befommen ' hat, daß fie fhmerzen, auch die Thuͤr, an welche der Schmidt ein Schloß fhlägt, wegen der Schmerzen beflagt, die fie daber aushalten muß. Ein alter) Menſch kan die Idee von Schmerzen, die aus Schlägen erfolgen, eben ſo gut haben: aber fie wird fich nicht beim - Schlagen einen Thuͤr im ihm wiederz holen: Holen : fie wird ganz flille ruhen; weil in des Erwachfenen Seele neben diefer Ider wenigftens eine andere vorhan: den ift, die fich ihe für dasmal entge⸗ gen feßt, nemlich die Fdee von der Un: fähigfeit lebloſer Körper, Schmerzen zwempfinden: Daß alfo die Idee von Schmerzhaftigkeit der Schläge fich jeßt in der Seele des Kindes regte, arbei: tete und Anwendung ſuchte, fam bloß von ihrer Einfamfeitz oder, wennich fo ſagen dürfte, von ihrer Alleinheit ber. Da nun diefe fich in den Gew ben der Kinder am meiften, am noth— wendigften findet, fo muß auch in fol: hen Seelen die Feftigfeit und Dauer der einmal- eingedrückten Borftellun: gen vorzüglich groß fegn. Noch eines Nebenumſtands mußich gedenken, wo: durch die Wiederholung, welche Folge von der Einfamfeit der VBorftellungen ift, ein vorzüglicher Grund von ihrer Seftigfeit und Dauer wird. Die Eri: ftenz einer jeden Borftellung Bat auf fer der geiftigen Conception der Seele auch immer einen Eörperlichen Grund. Das Gehirn fen bloß Ueberbringungs⸗ werfzeug, oder Siß der Ideen; fo bleibt gewiß, daß Feine ohne Bewer gung deffelben möglich if. Es muß folglich auch ſich mit jener Ernenerung einer und eben derfelben dee bewegen und zwar nach eben ver Richtig, wor⸗ nad) es ſich bei, ihrem erften Entftehen bewegt hat. Solche: Materien aber, bei welchen die Schwingfraft etwas weſentliches ift, wie bei der Materie des Gehirns, erhalten durch öftere Be wegungen nad) einer und eben derſel⸗ Ueber Kinderwaͤrterinnen. 714 ben Richtung, eine Neigung, fich im: mer nach diefer Richtung zu bewegen, Wenn nun eine Idee einmal das Ge bien durch öfters Wiederfommen zu vielen gleichförinigen Bewegungen oder Schwingungen genötbiget hat, fo Fan es nicht fehlen, Daß dieſe der Materie endlich fo einen werden, wie die Schwingfrafe ſelbſt, und daun rückwärts würfend die einmal gefaß: ten Borftellungen, die fih anfangs bloß wegen ihrer Einzelnheit oder Als leinheit wiederholten, auf phyſiſche Art zu immer wie erkommenden und ewige dauernden machen, Ich hoffe, daß mei: nen tefern die Behauptung , daß die Eindruͤcke der erften Kinderjabre, uns ter der Aufficht der Wärterinnen, am leichteften in den Seelen der Kinder anfchlagen, fich feft feßen und folglich. auch aufs Fünftige wuͤrken, jeßt nicht mehr unglaublich fey. Und zugleich haben fie hiemit einen Theil des Be toeifes, daß einzelne, die Bildung an⸗ gebende, Umftände fiir den praftifchen, Erzieher eben fo viel, eben fo wichtig, als einzelne Zahlen eines Rechnungs⸗ erempels fir die Nechenmeifter, find, Nun fommen wir zu der Srage: Ob Wärterinnen diejenigen Perfonen find, welche unfern Kindern die beften Eindrücke beibringen Binnen? Meine Meinung ift, daß hieran erftaunlich viel fehle, und dies finde ich bei dem erften, allgemeinften Blicfe auf diefe Perfonen fo fühlbar, daß ich mich faſt des weitern Beweiſes ‘davon fehäme, Lieben Väter! ihr leſet die Schriften der Erzieher, beſucht Erziehungshäus Yy 3 fer, 715 fer, beſprechet eich mit Erziehungsver⸗ ſtaͤndigen Männern, um recht Flug zu werden, und bei der Bildung eu- rer Kinder fein Ding unrecht anzu: geeifen. Und — uͤbergebet ſie eben in den Jahren, da ihre Seele allen Eindruͤcken am offenſten iſt, da faſt jeder vollſtaͤndige Wirkung in der See⸗ le thut, und, wie Schrift in Erz ge graben, darin haftet; da uͤbergebet ibe fie zu vorzüglicher Aufſicht, Ge fhöpfen, die, wenn fie auch die ber ften in ihrer Art find, Doch nichts weiter, wenigftens nichts beffer find, als unerzogene Bauermädchen. Von diefen laſſet ihe-den erften Saamen zu fünftigen Früchten in die Seelen eu: ver Kinder freuen, unbefümmert, ob ee von gefunden oder ungeſundem Kraute fin? und behaltet euch ſelbſt hut vor, bernach, wein dies Zeug ſchon in vollem Wuchfe iſt, eure eis genen Pflanzen darzwifchen zu fegen. Könner ihr euch wundern, wenn ihr da mehr jäten muͤſſet, als ihr pflan- zen Eönnet? und wenn, ihr an euren Pflaͤnzchens in der Geſellſchaft diefes Unfrauts fein Gedeihen ſehet? Nicht wahr? es ift auffallend genug, daß die Schule der Wärterinnen unferem Endzwecke leicht, ja nothwendig hin⸗ derlich ſeyn muͤſſe! Indeß ſehe ich im Geiſte auf dem Geſichte mancher guten Mutter ein verneinendeg Laͤcheln. Ihre Ca⸗ tharine meinen fie, ſey doch fo ein ehrliches, gutmuͤthiges Mädchen, wiſſe ich in das Kind fo wacker zu ſchicken, fen fo nachgebend, fo um: ueber Kinderwörterinnen. 716 verdroffen, kurz, im Wort und That viel zu gut, um ein Kin) verderben zu Fönnen, „, Nun gut, meine Damen, Ihnen zu gefallen, will ich denn noch etwas länger bei einem Be weiſe verweilen, den ich fonft fir. eben fo überflüßig halte, als den, daß der Eſel feiner Gutmuͤthigkeit und Na: giebigfeie ungeachtet, unmöglich er was Gutes auf der Laute herausbrin⸗ gen inne, Werden Sie aber nicht unwillig, wenn ich Ihnen da Dinge als böfe vorftelle, die Sie vielleicht felöft bisher fo wenig, wie Ihre Wär: terinnen, für. böfe gehalten haben. Ein Beweis: wird denn fchon den an: dern mit fich bringen, — Vorerſt bleibt es dabei, daß Ihre Waͤrterin eine Perfon von dem niedrigften Stan⸗ de und der gemeinften Erziehung iſt, und Aberdem Sie und Ihr Kind nichts weiter angeht, als es der mit ihr ge machte Accord mit fi bringet: Das heißt aber fchon fo viel, als: dag fie von unzähligen Dingen, wovon fie zu Ihrem Kinde redet, und womit ſie ihm felbft die Sprache beibringe, die albernften und verfehrteften Begriffe bat; daß ein großer Theil ihrer Liebe (ingsvorftelfungen und mithin auch ihrer tieblingsgefpräche dumme, ſchaͤd⸗ liche Borurtheife find; (wer hat dies nicht ſchon genug unter dem gemeinen Frauensvolf bemerkt?) ferner, daß fie zu den feinen Blicken, womit die Triebfe dern von dem Beginnen eines! Kindes ausgeforfcht feyn wollen, gar fein geuͤbtes Auge hat, und alfo in hundert Fällen zwiſchen willkuͤhrlichen Forde⸗ * 717 Foerderungen und wahren Bedtrfnif: fen eines Kindes Feinen Unterfchied zumachen ; vielweniger jenen auf die rechte Are zu begegnen und diefe or; dentlich zur befriedigen weiß; endlich (und dies bedenken Sie vorzüglich) daß fie die Perfon nicht ift, welche der Fünftige moraliſche Zuftand des Kindes etwas angehet. Hieraus, denke ich, laſſen fich ſchon Verkeherheiten genug herleiten. Sch will nicht einmal weiter von den thoͤ⸗ rigten und ewig fchädlichen Begriffen seden, die fi aus dem Neichthum einer MWärterinnen: Seele täglich in die Seele eines ihr anvertraneten Kin- des als moralifche Wahrheiten ergief fen müffen: denn damit hat es feine Richtigkeit, fo bald wir fie der Wär: terin felbft zugeftehen. Sch will nur um Erwegung desjenigen bitten, was fie durch That in dem Kinde wuͤrket. Wir wiffen, daß ihr vornehmfter Endzweck bei der Wartung des Kin: des der iſt, daß «8 beftändig bei der möglichften Ruhe erhalten werde. Denn hierauf beruhet ihre eigene Be; auemlichfeit, Die Wahl der Mit. tel, die zu Erreichung diefes Zwecks dienen Fönnen, fallen einer Wärterin nicht ſchwer: denn fie hat nichts da: bei zu erinnern, diejenigen zu neh— men, die zunächft dahin führen; fie mögen übrigens auf die moralifche Berfaffung des Kindes würfen, was fie wollen, Wollen meine Damen dies Eatharinens Klugheit zufchrei: ben; fo mögen ſie es thun: aber hö: sen Sie mich auch weiter, Ueber Ueber Rinderwärterinnen, 718 alles gehet der vortreflihe Kanon: Wenn man den Willen der Kin⸗ der thut, fo weinen fie nicht. — „Unfere Carharine ift fo gutwillig, fo nachgebend, „ fagten Gie: ja freiz lih, das ift fie; She Karlchen darf fordern, was er will; fie forgt, daß er. eserhält. Und oft forget fie dafür mit einer folchen Gefthicklichkeit, daß fie wohl wärdig wird, von Ihnen be wundert und für eben fo Flug, als gutwillig gehalten zu werden. Es fährt eine Kurfche vorbei, die durch ihren Glanz und ihr Geräufch die Sinne des Kindes ergoͤtzt. Es will fie gern gegenwärtig behalten; aber. fie verſchwindet bald und Karlchen weinet. Iſt es hier nicht unvermeid: lich, daß das Kind um feinen Wil len betrogen werde? D nein, dafür ift die Wärterin gut und Flug: „Schmeig, lieber Karlhen, ver Wagen foll fogleich wieder Fommen. ,, Kann er dies nicht? o das hindert nichts: eine gefchickte Wärterin weiß das gut zu machen; fogleich eine Tau: ſchung herbei, die dem Kinde völlig fo viel werth ift, als das Wiederfom: men des Wagens, und SKarlchen ſchweigt. — Er ergreift ein ander: mal ein fpißiges Ding, womit er fich leicht Schaden zufügen Eöntes aus Noth entreißt es ihm die Wärterin; aber Faum darf das Kind den Mund zum Weinen verziehen, ſo hat fie ſchon fir ein Nequtoalent geforgt, das - feine Begierde vollfommen ſchaͤdlos hält. Wer, auf Wärterinnen Acht gegeben bat, wird nicht laͤugnen Füns nen, 719 nen, daß die Gefchicklichfeit, womit fie dergleichen Dinge treffen, Ver— mwunderung verdiene. Muͤßte es nicht Schade ſeyn, daß das Kind bei irgend Jemand lieber ſeyn folte, als bei der Wärterin? Der Fall ift allerdings auch felten, Kurz, Be feiedigung aller Begierden des Kin- des, fie mögen befchaffen ſeyn und heiſſen wie fie wollen, iſt der große, der vorzügliche Kunftgrif der Waͤr— terinnen, um bei ihrem Berufe auf das Fürzefte zu ihrem Intereſſe zu fommen. — Gie werden nicht läug: nen, meine Damen! und vermuth⸗ fich ſchon aus eigener Erfahrung wiſ⸗ fen, daß Begierden deſto mehr Staͤr— ke gewinnen, je mehr ſie befriediget werden. Halten Sie nun gütigft dieſe Gewoͤhnung Ihres Kindes ge⸗ gen die Verfaſſung, worin ſeine Be⸗ gierden einſt nothwendig ſtehen muͤſ— fen, wenn es ſich ſelbſt und andern zur Gluͤckſeligkeit in der Welt leben fol. Kein Menſch kan bezweifeln, daß der gute, der glückfelige Menfch in der Welt nur der ift, der Faͤhig— Eeit bat, über feine Begierden zu ge: bieten; die füffeften Meize, die Die Bernunft einmal fie gefährlich er- Elärerz zu verſchmaͤhen; viele unan⸗ genehme Dinge, die einmal aus dem allgemeinen Zuſammenhange nicht heraus zu ſchaffen find, mit maͤnn⸗ ficher Geduld und Standhaftigfeit Der Schluß Ueber Kinderwaͤrterinnen rag zu ertragen; ſelbſt die Thräne, die fie. der Menſchheit auspreffen, gelaß fen zur Erde fallen zu ſehen. — Er⸗ ‚warten Sie dies von Dem Kinde, deffen Begierden in den Jahren, de fie jede ihnen gegebene Richtung tanz nahmen, nie eine Einfhränfung Vers fahren haben? Erwarten, Sie wil⸗ lige Bequemung in die Notwendig. feit, auf Reize Verzicht zu thun, die Ihre Vernunft dem. Yünglinge als ſchaͤdlich vorftellet, und von: ibm vermieden haben will? Erwarten Sie dies von dem Kinde, das. unter der nachgebenden MWärterin mit eie nen Schrei alles, was es molte, zu erreichen, und, was es nicht wolte, abzuwenden gewöhnet war! Gewiß, - es waͤre gegen alle Geſetze der Natur, ein entſchiedenes Wunder, wenn bei einer ſo ununterbrochenen und mit ſo wenigem Anbau der Vernunft ver⸗ bundene Verſtaͤrkung der ſinnlichen Begierden nicht eine außerordentliche Uebermacht der Begierden über die Vernunft entfiinde; wenn ein fo gez leitetes Kind dem Willen feiner EL tern zu gefallen, eine finnlich ange nehme Handlung gern. unterlicfje; ungezwungen fi) einen ſchaͤdlichen Genuß, den die Begierde alsı ſuͤß empfinden, vwerfagte; nicht wider: ſetzlich, nicht ſtoͤrriſch, nicht eigens ſinnig waͤre. folgt kuͤnftig. Tr * annovel ſſche x 22 S Magazin ‚46 Stüd, Freitag, den Iofen Zunius 1785, lleber Kinderwärterimen. (Schluß.) Se ch habe bisher nur folcher gut: BR müthiger Mishandfungen der MWärterinnen gedacht, wodurch die Begierden der Kinder übermäßig verftärft werden: Freilich heißt das fhon nicht weniger ,- als verdorden werden; wenn richtige Verfaſſung der Begierden davon abhängt, daß fie fich bei allen verfommenden Steigen von der Vernunft regieren laſſen. Aber es fommen Behandlungsarten in ber Schule der Wärterinnen vor, die noch mehr gerade zu auf Verderben gehen, ja oft erft eigentlich unlautere Triebe erwecken. Unter andern Kunftgrif: fen, welche Wärterinnen zur Beruhi⸗ gung der Kinder brauchen, ift ein vor⸗ züglicher derjenige, daß fie bei allen, dem Kinde vorfommenden, unange— nehmen Begegniffen einen Sünden: bock bei der Hand baden, dem alles DBöfe aufgeladen wird, Der Grund davon ift wieder der alte Kanon: Die Degierde des Kindes muß nicht Moth leiden, wenn e8 nicht weinen fol. Das ift zumeilen nicht gerade zu moͤglich, zuweilen Fan einer Be⸗ gierde Fein Genuͤgen geſchehen; aber dann muß ja auch die Schadloshal⸗ tung durch Begierden geſchehen; ſol⸗ te auch eigentlich eine neue darum er: wecket werden, Karlchen weinet, daß eine Speiſe, wovon das geringſte Uebermaaß ſchadet, ihm nach einem mäßigen Genuſſe genommen wird. Was folre Hier gefchehen? (ih will diefe Frage einmal voran gehen laſſen, um durch ihre Beantwortung Dasie: nige, was von Wärterinnen wuͤrklich geſchieht, in defto befferes Licht zu feßen.) Vernuͤnftige Leſer, die nun ſchon wiſſen, was eine beftändige Nach: ficht gegen die Degierden zu bedeuten bat, werden ratben, daf man Karl hen thun laffe, was er taufend mal in feinem Leben wird thun muͤſſen; — daß man ihn im voraus empfinden laffe, wie albern, wie unpaßlich in der Melt die Forderung ift, alles zu har ben, was die Einne reitzet; — daß man ihm folglich fein Weinen fo lan⸗ ge gönne, bis er es fiir vergeblich er: fennet und von ſelbſt einftefet. Thut dies auch. Eathrine? Mein, dann 33 müßte 723 müßte fie ihren Kanon ſchlecht verſte⸗ en. Geben Sie Acht auf ihr Flur 9 Verfahren: Der Schuͤſſelraub ift für die Empfindung des Kindes etwas Boͤſes; das weiß Gathrime Sie ſelbſt iſt gemöhne, fich von jedem als 553 empfundenen Vorfalle fogleich eine böfe Urſache zu denken; (gute Muͤtter! Sie merken fich ‚gefältgft diefe unausbleibliche Folge einer nie brigen Erziehung.) Diefe Borftellung muß dem Kinde vorerft frgleich unter: geſchoben werden. Aber bier iſt nun wuͤrklich keine boͤſe Urſache? Gut, es wird eine gemacht. Karlchen muß ſich ſogleich einen fremden Gegenſtand als Urſache von dem boͤs empfundenen Schuͤſſelraube in die Einbildung reiſ⸗ fen: „Der boͤſe Karo hat fie genom— men, der aiſche Hund!,, Weiter: Die Waͤrterin fieht aus eigener Gemohn: heit die Wiederbeleidigung desjenigen, der beleidiget hat, in Ermangelung eines beſſern Vortheils immer für den beften Troft an. Auch diefe Borftel: lung muß in Karlchens Kopf: der aifche Hund bekoͤmt einen Trit in die Mippen, wird tächtig ausgefcholten und weggejagt. — Sch denfe, dies muß in der Seele des Kindes wuͤr⸗ fen: laſſen Sie ung ſehen, was? Erſt⸗ -fich, (und dies bedarf kaum meitern - Beweifes,) Karlchens Seele nimt von den Dingen, die er. mit feinen Gin nen als böfe empfindet, einmaldie Bor ftellung an, daß fie wirkliche Uebel fen. Die Wärterin geftand es ja dem Kinde zit, DaB es jeßt ein wahres Uebel erleide, ob. es gleich Wohlthat Ueber Kinderwaͤrterinnen. 724 war, und. nöthigte es damit, diefe Idee zu unterhalten, Wie unrichtig, wie ſchaͤdlich diefelbe fen, wie geiwaks tig fie die Zufriedenheit des Menſchen mit Gott, mit fich ſelbſt und mit den Dingen der Welt ſchwaͤchet; dies. ber. darf in-unfern Tagen feines Ermweifes mehr. Und wenn unter meinen Leſern auch ſolche ſeyn ſolten, denen weder eine gluͤcklichere Erziehung, noch die Erlaͤuterungen der neuern Philoſo⸗ phen, über dieſen Punkt zu ſtatten ger kommen find; ſo weiß ich doch, daß die Erfahrung ſelbſt ihnen manche Auf⸗ klaͤrung darüber wird angeboten ha— ben; und wenn denn dieſen ſich noch angewoͤhnte Empfindungen widerſez⸗ zen, ſo koͤnnen ſie ſolche eben als den beſten Beweis anſehen, wie wohl der Menſch, ohne jene fruͤhe Verwoͤhnung in Betrachtung der Hebel dieſer Welt, daran feyn koͤnte. — Zweitens ent: ſteht daraus die Gewohnheit, fich von jedem die finnlihe Empfindung kraͤn— Penden Vorfalle die Urfache als böfe und haſſenswuͤrdig zu denken. ( Dee ſchuldig erklärte Karo heißt ja auch gleich der böfe Hund.) Geben Sie nun Ihrem Sobne einmal’ den ges gründerften Verweis fir ein. Berges hen; geben Sie ihm einen Schlag für eine von ihm felbft anerfante, wahre Bosheit, und fehen Sie zu, ob Karl: chen Sie in einem eintigen folchen Falle fiir gerecht und wohlmwolfend er Fennen wird? Laſſen Sie ihm diefe Zuͤchtigung gar von dem Lehrer, dem guͤtigſten und biffigften, den Sie ihm geben Fonten, ertheilen; und fehen Sie zu, 725 zu, 06 folder nicht bei dieſem, viel⸗ leicht unter taufend fihtbaren Wohl: thaten als einzig hervorftechenden Anz grif auf die Sinnlichfeit des Knaben, ſogleich in feinen Augen der böfe, der haſſenswuͤrdige Tyran wird?, . Drirz tens, «8 entjtehet ein Hang, jedes ex; littene Web mit einem Gegenübel zu vergelten. Und dies ift eben der un: lautere Hang, den die Wärterin nem in dem Kinde erweckt. Kine gewiſſe Scheu vor demjenigen, was das Kind als ſchaͤdlich oder gefährlich erfennet, und ein Wunſch, es von fich fern zu ſehen, ift ihm natuͤrlich, und um der Selbſterhaltung willen, weislich vom Schöpfer eingeprägt. Diefer Trieb wuͤrde das einzige feyn, was das Kind gegen den Hund empfindet, fo bald es ihn für den Räuber feiner Lecferbiffen alten muß: Züchtigung will es nicht eigentlich. Aber da fie gefchicht, ift Ne ihm auch nicht zuwider, ja ſie muß ibm willfommen feyn, weil e8 den wi⸗ drigen Gegenfland dadurch defto wei: ter von fich entfernetsfieht. Es ent: fteht hier alfo eine Art won Entdek⸗ fung in der Seele des Kindes, daß man einem Oegenflande, wavon mar Uebles erlitten bat, nur ſogleich hef— tig zufeßen, empfindliches Weh zufuͤ⸗ gen, Eurz, ihn wieder beleidigemmuͤſſe/ um ihn recht weit von fich entferat zu haben. (Ob er immer dadurd) entferz net wird, Fan das Kind noch nicht bes denfen, und an den Beifpielen der Wärterinnenfchule nicht leicht lernen. ) Nun denfe man fich viel wiederholte Erweckungen diefer Idee; biefür wird Ueber Kinderwaͤrterinnen. *— 726 denn die Wärterin ſchon ſorgen.) Mam denfe fid), was nad) obigen Erweiſe Wiederholungen zur Folge haben, und feße am Platz der wieder beleidigten Begenftinde Menfher! — fo Bat man Die Erifteng des ganzen fürchters lichen Triebes der Rachſucht. Sch balte es nicht für nöthig, eine Menge ähnlicher Fälle, wodurch die Schuie der Wärterinnen der moraliz fhen Verfaſſung der Kinder gefaͤhr⸗ lich wird, zu haͤufen. Meine Leſer, die nun fon wiſſen, wornach fie ſolche zu beurtheilen Baben, werden ſelbſt, wenn ſie wollen, ſehr leicht mehrere entdecken. Ich will dagegen noch einen allgemeinen Umſtand von großer moraliſcher Wuͤrkung in Br tracht bringen. Kinder haben einen aroßen Hang. zur Nachahmung, und dies ift natuͤr⸗ ih. Wir wiffen, daß diefer Hang fich immer nach der Faͤhigkeit richtet, helfe und deutliche Vorſtellungen zu haben, und nach dem Maaße der Freiheit, diefen Borftelfungen gemäß zu handeln, Daher finden wir, dag Leute, deren Kopf am wenigſten zu hellen Vorſtellungen aufgelegt ift, am meiften nahsbmen, ja, daß oft F ganzes Leben nichts, als Nachah— mung anderer, iſt. Das Kind iſt nicht beffer daran, als diefe Gattung. von Menſchen. Bon Geburt ift es mit feinen deutlichen Vorſtellungen verfehen und Durch Unterricht Fan es nicht Fchnell damit verfeben werden; weil jede deutliche Vorſtellung nicht allein eine Pop: Pernunft, fontern 333° euch 227 auch vielmal wieder holtes Znſammen⸗ ſtellen mehrerer aͤhnlicher Dinge und Abſonderung der fie von einander un: terfcheidenden Charaftere ‚erfordert, Dies beides ift nicht Sache des: Kim: des, ehe es ſo viel Vorſtellungen erhält, um dadurch feldft fein Verhalten zu beſtimmen. Es muß ſich deſto mehr nach dem richten, was es von andern fiehet: und hoͤret; das heißt, es muß nahahmen Und nun wird. jeve Handlung, die die Wärterin vor den Augen des Kindes verrichtet, paͤda— gogiſcher Eindruck; wird fo-gut, als ausdrücklich ertheilte Lehre, daß fo gehandelt werden müfle; ja mehr, fruchtbarer als Lehre; denn fie dringt gemeiniglich durch mehrere Sinne in die Seele des Kindes und ift ſelten ohne Bealeitung finnlich angenehmer Umftände Hier bitte ich nun, wohl meinende Eltern, fich einmal auf das Eremplarifche ihrer Wärterinnen zu befinnen und fich felbft zu fragen, ob fie nach der Art, wie diefe Leute tauz fendmal vor ihnen handeln, auch ihre Kind wünfchen handeln zu fehen? Die Wärterin (ich muß es noch einmal fagen) ift ja felbft unerzogen; folglich juſt das Gegentheil von dem. Bilde, deffen Hervorbringung Zweck der Ers ziebung des Kindes, Zweck von dem mühfamften Studium der Eltern iſt. Alſo auch durch allgemeinen Eindruck, auch Muſterkraft, Fönnen Waͤrterin⸗ Ueber Kinderwaͤrterinnen. Es muß folglich lange dauern, 728 nen nicht wohl einen gluͤcklichen Ein⸗ fluß auf die Bildung der Kinder haben. Ich hoffe, die Leſer haben nun auch das übrige zu dem Beweiſe, daß eins zelne Erziehungs: Umflände mit den einzelnen "Zahlen. eines Nechnungse Erempels wohl parallel laufen Finnen, Alles bisher Gefagte betraf nur moraliſch ſchaͤdliche Einflüffe,. die faſt ohne Ausnahme von allen Wär terinnien zu befürchten find. Solte es nicht auch phyſiſche oder Förperliche von gleicher Erheblichfeit geben ? ch Eönte diefe Frage mit dem wenigften Bedenfen bejaben, und meine Ant— wort mit unzähligen fehrecklichen Be⸗ gebenheiten belegen, wenn meine bes fondere Abficht wäre, von ſolchen Wärz terinnen zu reden, Die zugleich Am— men find. Aber hiervon ift feit dem Redner Quinctilian ſchon fo viel gründe liches geredet, daß ich füglich davon fehweigen fan; ohne damit den Halbz muͤttern, die fi) wider die gewalts ſamſten Erinnerungen der Na⸗—⸗ tur noch immer, folcher Gefchöpfe ber dienen; zu dem Troſte behülflich zur - feyn, daß fie Unwiſſenheitsſuͤnde beger ben. Vielleicht laͤßt ſich auch von den übrigen fehlerhaften Behandlungsarz ten, wekhe Kinder in Anfehung des Körpers von jeder Art von Wärterin- nen erleiden, gleiche Befantfchaft vor- ausfeßen; (denn wenigftens haben die Aerzte, die fonft noch oft den Am⸗ men das Wort fprechen a), -genug von ) Ich habe oft erſtaunen müffen, wenn Herzte von großer GefchiclichFeit dies tha⸗ ten, ungeachtet die Natur fo gewaltig viel dagegen einwendet, »Die Damen, die fh Aminen halten Fönnen, und von uns dazu aufgemuntert I) wir Zwar fagenfiet — 729: von dieſen Fehlern Der Wärterinnen geredet, ohne fie dieſen eben: beſonders beizufegen.) Sn folhem Falle nun waͤre gaͤnzliches Stilffehweigen davon wohl am beften. Indeß muß ich meis nen. Leſern doch noch einen Umſtand vor Augen legen, der, meines Wiſſens, nicht den Fehler hat, unter die zu viel abgehandelten zu gehören. Er gehört freilich unter die Naturolia fecretiora, und-ich bekenne gern, daß die Delicaz teffe, welche ich bei meinen Leſern vor: ausfeßen muß, mich fühlen läßt, daß der gewöhnliche Schild der Phyſi⸗ fer: Natuͤrliche Dinge fepn nicht febändlich, bier nicht wohl anzubrin: gen ſey. Aber ich babe mich auch erz innert, daß der Nefpect, den wir vor dem Begriffe von Glückfeligfeit ha⸗ ben müffen, mit jenem feinen Gefühle vom fittfamen und wohl anftindigen leicht in gleichem Paare geben, viel: leicht auch fih damit über die Darſtel⸗ hing einer fonft gern im Dunfeln be ueber Kinderwaͤrterinnen. 730 haltenen; aber die wahre Gluͤckſelig⸗ keit zu ſehr angehenden Sache leicht vereinigen moͤgte. Ich habe mehrmal mit eigenen Augen geſehen, daß Wärz terinnen, (freilich einige Darunter, die vorher Ammen gewefen waren b), mit denjenigen Gliedern Der Knaben fpiels ten, die die Natur eben darum, weil fie fie wenig beruͤhrt haben will, vorz zäglich mie dem unſchaͤtzbaren Ger ſchenk ver Schamhaftigkeit verfehen hat. Sch babe gefehen, daß Kindern von drei Sahren, welche ſchon ges mwöhnt waren, häufig die Hände nach, diefen Glieder zur ſtrecken, von der, Waͤrterin nicht nur auf eine allerliebft fpasbaft feyn follende Art, insbefon: dere durch fcherzbafte Fragen Aufmun⸗ terung gegeben, fondern auch felbft thätige Hilfe geleifter wurde, Meise nen Sie, meine Leſer, Daß das bei eiz nem fo Fleinen Kinde unmöglich etwas zu bedeuten haben Fönne? Nun fo Ela: ge man auch nicht über Unbegreiflich- 358 feit, werden, find gemeiniglich nicht mehr im Zuſtande der Natur; fie find durch die Feinheit der Lebensart zu weit von dem Vermögen herabgekommen, das die Natur zu den Pflichten, die fie erfüllt haben will, zu reichen pflegt, Aber wenn dies nun zu dem Rathe berechtigen full, daß man ſich diefen Pflichten entziehe, ift das nicht eben fo viel, als: der Menſch folle eine Sünde, zu deren Begehung ihn eine ſelbſt verſchuldete Schtuachheit auffordert, nur fort begehen , darum, meil dieſe Schwachheit einmal da ift! D die unmoralifchen Nathichläge: Aerz- te! difpenfiret nur Feine Mutter, die die Natur nicht felb durch Verfagnng der nöthigen Gaben difpenfirt, und faget es den Mädchens, fie müßten, wenn fie anf Muttergluͤck Rechnung machten, fich auch den Murterpflichten unterziehen, und, um dies zu Fönnen, ia voraus die verdammten Duadkeleien der fogenannz ten feinen Lebensart aufgeben. Dann wird es ſchon dahin Fommen, daß die Natur ihr Bermögen, wie ihre Nechte behält, und die Züchtigungen einftellen fan, womit fie zumeiten die Unverletzlichkeit dieſer Rechte zeigen muß. b) Un einigen Orten iſt es hblich, Feine andere zu KRinderwärterinnen zw nehmen, als die felbft fchon Kinder gehabt haben; und freilich haben dieſe mehr Erfah— zungen, ald ganz ledige Mädchen. 731 feit, tie ein Safter, das jeßt fo viele, verführte und nicht verführte Juͤng⸗ linge vor der Blüte ihres Lebens zu Leichen macht, fo allgemein fenn Fön: ne. . Denn eigentlich unbegreiflich Fan das Entftehen einer Sache nicht beißen, fo fange ſich einige damit zur fanmenbängendellrfachen angeben laf: fen, fie mögen Übrigens von der Wir: kung fo weit entfernt feyn, als fie wol⸗ fen. Meines Erachtens aber ift hier . die Entfernung der Wuͤrknng von der Urfache fo groß nicht. Ich erinnere mich, im Tiffot ein Beifpiel von eis nem achtjährigen Knaben gelefen zu haben, deffen Natur durch füge Miss handlungen ſchon in die Difpofition gerathen war, alle die Zuafungen der Fibern und Bewegungen des Bluts hervorzubringen, deren. Möglichkeit Bei einem in Ruhe gelaffenen Körper erſt Folge weit fpäterer Entwickelun⸗ gen iſt. Iſt denn das achtjährige Kind dem zwei⸗ oder dreijährigen nicht nabe genug? und folte es weniger begreif⸗ lich feyn, daß das dreijährige der Dir foofition des achtjährigen fähig fen, als daß diefes die D’ofition eines zweimal achtjährigen babe c)? Ich muß befennen, daß mir bei dieſem Umſtande die Haut ſchaudert, umd Sag ich feinetwegen allein mein Kind, wenn ichs nicht anders zu verwahren wüßte, feldft in meine Arme nehmen 9,9 vergiß dach die armen Meinen Mädchens nicht, fagte ein fürtreficher Freund, Weber Kinderwaͤrterimen ... 132 und feine ewige Lirruße geen mit dem bischen Beſchwerde, die mich die Zeit feiner Unmuͤndigkeit koſtete, abwen⸗ den wolte. — Meine Leſer werden es jetzt zugeben, daß der Einfluß der Waͤrterinnen auf den phyſiſchen und moraliſchen Zuſtaud der Kinder von gleicher Erheblichkeit, und zwar fuͤr beide unausſprechlich gefaͤhrlich ſey. Will Jemand noch ſagen, daß alle die gedachten verderblichen Behandlungs⸗ arten den armen Waͤrterinnen nicht allein zur Laft zu legen feyn, daß Ael⸗ tern felbft es oft nicht beffer machen und ihre Kinder genug verderben; fo bitte ich, fih zu erinnern, daß ich bauptfählih den wuͤrdigen Aeltern, die, fo viel an ihnen ift, ihre Kinder nach richtigen Degen erziehen, zur . Auflöfung des Anotens behilflich ſeyn wolte, wie fie, diefer Bemuͤhung un: geachter, ihres Zwecks fo Häufig wer: fehlen. Und erfläre zugleich, daß ich zwifchen Wärterinnen und folchen Ael⸗ tern, die es nicht beffer, wie Wärte tinnen, machen, in Nückficht auf paͤ— dagogifchen Wertb, ger feinen Unter fchied anerkenne. x Aber, wie iſt nun diefen Uebeln ab: zubeffeu? Diefe Frage, die.ih mir von alfen Leſern zurufen höre, finde ic) allerdings felbft ſchwer zu beant⸗ worten, habe aud ihre Beantwor⸗ wortung nicht verfprodhen. So = ä dem ich Dies vor dem Abdrucke vorlag,» «8 wird wirklich noch toller mit ihnen ungefprungen, als mit den Knaben, — ich habe Feine Erempel gefehen, ſagte - ich. »So babe ich defto mehr gefehen,„ antwortete er, „ſag es deinen Leſern noch in einer Noten r 733 Kißt fi leicht finden, daß alles auf beffere Bildung der Wärterinnen, oder auf Verminderung ihres Ge brauchs anfömt. Und hierüber ließe ſich bei individuellen lagen wohl et was beftimmen ; aber nicht überhaupt, Rathſchlaͤge fürs Allgemeine. feßen Veränderungen in öffentlichen Din; gen woraus, die nicht bloß den Kopf eines Schriftfiellers, fonsern auch Hände der Mächtigern zu Hulfe for: Ueber Kindertwärterinnen. dern. Und wenn ich num felbft dies zu beftimmen und die Schwuͤrigkei— ten, Die. ich vorgetragen babe, zu bu ben nicht wage, fo wird. das Publ: Fum doch aus der Ernfthaftigfeit der Sade fließen, daß ich damit nicht bloß die Tonne zum fpielen babe vor den Wallfiſch werfen wollen, und wird mirs gönnen, daß ich jeßt die Feder niederlege, Merko. Erſte Antwort auf die Anfrage im 2ıfen Stuͤck des Hannoverifhen Magazins. Zo lange wir Deutfchen bei der Unſchicklichkeit bleiben, unſere Weiber nach dem Amtscharakter ih⸗ rer Maͤnner zu nennen: ſo lauge muͤſ⸗ ſen wir auch, duͤnkt mich, die Frau eins Syndicus oder Hofmedicus Frau Syndicußin und Hofmedicußin nennen. Beide Wörter haben, mie viele andere, das Bürgerrecht in der deutſchen Sprache gewonnen, und müffen ſich folglich auch die gewöhn: küche deutſche Geſchlechtswandlung ge; fallen laffen, Daß fie lateinifch find, chut zur Sache nihte. Die Wörter Paſtor, Senator, Doctor, 2c. find es ebenfalls, und doch fagt man nicht Frau Docrin, Senatin, Pas ftin, 1c. fondern Paſtorin, Sena- torin, Docrorin,zc. Die Regel der deutſchen Grammatik ift: in wandelt das Geſchlecht und wird allemal an den vollſtaͤndigen männlichen Namen angehängt, Das i wird nur zumeis fen verſchluckt. In Magdeburg fagt man z. E. Frau Doctorn, Frau Pa: ftoen, wo aber billig im Schreiben das verfihluckte i durch einen Apos ſtroph ‚folte angezeigt werden. _Un: ftreitig ift Zofmedicin und Spndis cin. aus Beforgniß eines Lebellauts entftanden, weil beive Mannsnamen fi in us endigen. Denn bei den Enz dungen in Or wandelt man ja nad) richtiger ‚deutfcher Grammatik das Gefhleht durch die Silbe in um, weil uns orin nicht fo misflingend vorkomt, als ußin. Allein der Hebel; laut ift nur eingebilder. Denn eben: falls in Magdeburg fagt man Syn⸗ dieußin oder Spndicuffen, ohne daß das Ohr Wehen befomt. In Hamburg fagt man Syndica, wel: ches noch abfurder ift ale Syndicin. Alſo Frau Aofmedicußin, Frau Spwdicußin. We nicht, fo muͤſſen wir auch fagen: Befizin, Dienin, Blaͤ⸗ 7234 735 Blaͤgin, Pafkin, Doctin, ıc. an: ſtatt Beſitzerin, Dienerin, Blaͤge⸗ rin, Paſtorin, Doctorin, rc. we Rı:g RER 736 nigftens muß das. eine fo gut: recht feyn als das andere, weiches doch Mies mand behaupten wird... Ei — Zweite Antworf, Day affen Nennwoͤrtern, wenn fie aufs weibliche Geſchlecht ver: ändert werden, feßen wir en und nicht in hinzu; wenn gleich viele von der ‚Frau Gotfhedin an bis jegt haben anders fehreiben wollen, als geſpro⸗ chen wird; es mögen nun dieſe Woͤr⸗ ter deutfcher Herkunft ſeyn oder nicht. Alſo Herr Bock, Frau Boden: Vos, Boffen: Neur, Meuren: Cleidius, Eleidiuſſen: Daunop, Daunoppen. Eben ſo ſagen wir auch en nicht in Bei den bloßen Titelwoͤrtern, fie moͤ⸗ gen nun eine deutfche Abftammung haben, oder nicht; folglich muß man fchreiben, wie man ſpricht: Frau Dberften, Majoren, Enndicuffen, Eonfiftorialrathen. Wolte man auch bei den urſpruͤnglich deutfchen Titel: wörtern fo wohl, als bei denen, die «8 nicht find, die Abänderung nicht nach der gegebenen Regel machen; fo würde dadurch eine große Wüißdew tung entfteßn: nemlich Here Rath muß in Frau Rathen abgeändert were Hildesheim. den, und nicht Raͤthin; denn bekleidete die Fran FRA en Bedienung eines Ratbs folglich auch Frau Mojoren, nicht Majorin, Con: fiſtorialrathen, nicht Conſiſtorialraͤ⸗ thin, u. ſ. f. Bei Fran Aebtißin und Frau Abten haben wir denn doch noch ziemlich allgemein dieſen Unter— ſchied richtig beibehalten: dieſe iſt die Frau eines Abts, jene ſteht eben einer folhen Bedienung ſelbſt vor. Unſere Deusfchfranzofen, die Durch ihr Ma- dame la Majore, Madame la Capitaine fo manche liebe zärtliche Hausfrau in Helden verwandeln, haben vielleicht auch bier unfere gute Mutterfprache wider Willen gemwaltfamer. — Ya welchen Fälfen man daher Kaufmän: nin oder Kaufmannen, Tifchlerin oder Tiſchleren (kuͤrzer Tifchlern, ) Jägerin oder Jaͤgern, Schneiderin oder Schneidera, u. fi fi ſchreiben mahffe, mag zu einer kleinen Weburg ein jeder ſich felbft beantworten, D.2,». EEE | 738 Hammoncihes Magazin, 478 Stüd, =... Montag, den 1zten Junius ER Lebens⸗ un Regierungsgeſchichte einiger Aebtiffinnen des Stifts Quedlinburg. $ ie Lebensgeſchichte merfwärdi: ger Perjonen bleibt immer " ein Öegenfland der angeneh: men und nüglichen Lektüre; zumal in einer Schrift, wo Mannigfaltigfeit und Abwechfelung der Diaterien herr: ſchen muß, und die Leſern von allerlei Geſchmack und Einficht Unterhaltung verſchaffen ſoll. Ich werde daher die Lebens: und Negierungsgefchichte eiz tiger Aebtiſſinnen des uralten und be: ruͤhmten Stifts Quedlindurg liefern. Zuweilen werde ich das Leben einer Vebriffin aus den meuern zeiten mit einrücen , und alfo mich nicht an die Zeitfolge binden. Min wird diefe Auffüße als Beiträge nicht mur zu der Geſchichte Guedlinburgs, fon: dern ach zur Geſchichte Deutfch» landes betrachten Fönnen. Vielleicht dürften Freunde der Diplomatik und der titteratue des Staats: und Sehne rechts etwas darin antreffen, das ihr nen nicht unangenehm ift. Noch bat fein Schriftfteller die Lebens und Re gierungsgefchichte einer einzigen hiefie gen Aebtiſſin ausführlich befchrieben. ©. ©. €, Voigt. Leben und Kegierungsaefehichte der erften Aebtiſſin zu Quedlinburg, Diemot, Der ihrer Abkunft und perſoͤnli⸗ * chen Charakter laͤßt ſich nichts ſagen, weil uns die Nachrichten da: von gänzlich ermangeln. Sie war. Aeb⸗ tiffin in dem Klofter Wentbufen, und, mußte fich wider ihren Willen ge: fallen laſſen, fich mit einem Theil ih⸗ res Convents, auf das neue Kloſter Guedlinburg zu begeben, Dies ge {hab gleich nach Heinrichs Tode, und bei der, unter der Regierung des Kai: fers Ortens des Großen 937 erfolg: ten Einweihung des Stifts wurde ſie zur hiefigen Aebtiſſin eingeführt. Da unfere Vorfahren uns nicht einmal von der feierlichen Einweihung unferes Stifts gefchriebene Nachrich: . ten binterlaffen haben: ſo Fönnen wir Ana auch 739 "auch nichts von den Feftivitäten ber sichten, unter welchen diefe Prälarin den Krumftab in die Hand genommen hat. Ihr Name iftinzmwifchen dadurch der Nachwelt befant geworden, weil fie die Vorgaͤngerin fo vieler großen Königstöchter und erhabenen Fürftin: nen gewefen, welche das hiefige Stift anfehnlich und berühmt gemacht haben. Ihr gereicht es zumbefondern Ruhm, daß die Königin Mathilde fie und ihre Untergebene Des vertraulichſten Umgangs wuͤrdigte, ſie zu ihren Gefell: ſchafterinnen erwaͤhlte, und neben ib: nen auf dem neuen Stiftshaufe woh- nete. Folgende Begebenheiten machen ihre Stiftsregierung glänzend, und für die Nachwelt merfwürdig. Bon der außerordentlichen Menge geweiheter und wunderthätiger Heilig: thuͤmer, die unter der Negierung der Diemot an das hiefige Stift gefom: men find, will ich nichts fagen. Diefe Dinge hatten zwar in jenen finftern “Zeiten einen außerordentlich hohen Werth; allein jegt werden folche nur von einem geringen Theil gewiffer Ne figionsverwandten noch geachtet. Der Flügere Theil der Welt betrachtet fie als ein Spielwerf,oder als einen Hand: lungszweig der Geiftlichkeit. Menge diefer Waaren, und die Sum: “ Die. Lebens und Regierungsgefhihte 740 men, fo dafiir verſchwendet ſind, muß aber ſehr groß geweſen feyn, weil ver: ſchiedene Schriftſteller davon Erwäh- nung thun a), und noch jetzt ganz ſel⸗ tene Stuͤcke, von dieſer Art in dem ſogenannten Zittergewoͤlbe auf bewah⸗ ver werden b). Die Schriftſteller der aͤlteren Zeiten behaupten mit vieler Wahrſcheinlich⸗ feit, daß Otto und feine Mutter große Summen an die Erbauung des neuen Stifts verwendet haben. Mathilde hielt fich mehrentheils auf diefem neuen Stiftshaufe auf, und lag dafelbft Tag und Nacht in dem neuen Tempel dem Geber und Andachtsuͤbungen ob. Da Machilde und ihre Schwiegertochter die Adelheit beftändig in dem beiten Vernehmen mit einander geftanden, und mit der Foniglichen Familie. zu: fammen gewohnt haben: fo ifts wahr: ſcheinlich, daß Otto der Große ind feine Nachfolger ihre Reſidenz eben: falls auf dem Stiftshaufe aufgefchla gen haben. Ich ſchließe diefes noch aus dem Umſtande, weil die Urfunde vom 20fen Sept. 937 0) von der Lin: terhaltung und Verpflegung der, der heiligen Mutter Gottes und dem heiligen Servaz gewidmeten Nonnen redet. Das Hauptftift-ifi nieder Mut ter Gottes gewidmet geweſen. Alſo ” be e) Annal. Saxo. ad. ann. 937. Brower annal, Trevirenf. T. I. p. 469. Ketiner in antig. Q. p. 146. fegg. b) Der Herr, Weallmann hat den größten Theilder noch vorhandenen Neliguien, und Alterthuͤmer in einer befondern Schrift befefrieben. Wienecken bat den fehr merkwürdigen Fälfchlih fugenannten Waſſerkrug von Canaan gleich: falls beſonders befchrichen, ©) Herr von Kratb 4.8. 741° der erfien Aebtiffin zu Quedlinburg, Diemot. beziehet fich dieſes unftreitig auf das, nach wenig Jahren auf dem fogenann: ten Muͤnzenberge erbauete Marien⸗ kloſter. Man ſiehet hieraus, daß Otto ſchon damals Bedacht darauf genommen habe, an die Stelle der ehe⸗ maligen koͤniglichen Burg ein Kloſter zu erbauen. So bald auf dem Muͤn⸗ zenberge, wo die kaiſerliche Burg ſtand, das Marienkloſter angelegt wurde, konte die kaiſerliche Reſidenz wegen Mangel des Raums, nicht wei⸗ ter daſelbſt late finden. Die Kaifer werden daher lieber bei ihren geliebten 742 Töchtern und Verwandten, in dem prächtig erbaueten Stiftshaufe des heiligen Servaz abgeftiegen feyn d). Folgende wichtige Schenkungen zen: gen. von der außerordentlichen Freiger bigfeit des Kaifer Ottens gegen bie Aebtiffin Diemor und ihr Stift. Er fchenfte, nach der vorhin ange zogenen Urkunde der Diemor, und ihrem Convent den Zehnten und ge: wiſſe Einfünfte, die von den Städten Rirchberg, Dornburg und man, mit den dazu gehörigen Dertern bezahlt werden mußten e). Dieſem folgten aa 2 noch. d) Bei einer andern Gelegenheit werde ich zeigen, daß diefe alte Eaiferliche Burg nicht auf dem jugigen Stiftöhaufe, fondern anf dom Münzenberge geweſen find. ©) Die richtige Erklärung diefes Briefs hat mir viel Schwuͤrigkeit gemacht. Es Heißt darin: — ad nutrimentum fandtimonialıum inibi, — nemlich ad. S. Mariam & S. Seryatium — domino famulantium — in proprium damus decimum veſti- mentum, quod Lodo dicitur, omne quod de Chirihberch &r Dornburg Jolvitur, & de locis ad easdem eivirates pertinentibus, & de proprietate eidem noftre ma- tri in ſuum ufun conceflz, in loci marca, que Sıneon dicitur, & ab eadem po- teftate.nobis facta, XII. Familias Sclavorum, cum territoriis, quas ipli poflident. Hüfte ınan nieht, daß der Herr von Erath ein großer Renner der Urkunden ſchrift aetvefen, und eine befondere Genauigkeit bei dem Abdruck beobachtet hät: te: fo Fonte man vermuthen, daß etwas ausgelaffen, oder falſch gefchrieben waͤ— re. Allein, diefer Argwohn fällt, bei genauer Unterſuchung weg. Es fomt nur auf die Erflärung des Ausdrucks: decimum veftimentum, quod Lodo dieitur, an. Veftimentum, veftitio, veftirura ‚helft in der verdorbeneu lateinifihen Spras che des mitlern Alters, eine gewiſſe jährliche Abgabe, ein Zins von Grund⸗ ftücten. . den befiätigen diefen Sa. Du Fresne in gloff. med. er: inf. lat. T. 3. p. 1724. Andere Urkun— In Tabulario Eccl. Viennenf. fol. 16. heißt es: ut omni anno prædictæ ecclefie modium unum vini in veflitura perfolvam; fir: ner: eo tenore, ut per fingulos annos cenfies I2 denariorum pro veflitura red- datur Der Ausdruck: deeimum veflimentum, Welcher hier vorfomt, bedeutet nichts anders, als das Zehntrecht; die jährliche Abgabe des Zehnter. Se heißts in charta alamannıca Goldafti 28. ut venerabili abbati decimam in fub notatis locis, fieut illius temporis in illorum erat veflitura erat. dern Orte heißt es: eo videlicet modo, ur Lambertus In einem an⸗ ad ecclef $. Srephani - propter veflituram fingulis annis nonam & decimam perfülvat. Das Wort: Lor, Lottum, Lod, Lodum, Lödo, bedeutet entweder eine jährliche Abgabe, einen Zins, eine Ropfſteuer; oder eine Münze; vder ein gewiffes Gemäß von Nlüßigen Dingen, Du Fresnel. c, T. 2. P. 2. p. 361.. Die beiden erfien Be Deutungen 743 dereien, nemlic) im Sabre 944, der Wälder, Wieſen, Aecker, und Gebaͤu—⸗ de zu Rimlingen f}, und zwar die fe, um den Himmel zur Geſundma— hung feiner Tochter Lutgarden zu bewegen; ferner int Jahre 946 der Derrer Helmwardsdorf ind Safkle: vesdorf im Nordthuͤringer Gau, nebft Holzungen, Weck ern, und alfen Zubehör 9); nicht weniger im Jahre 955 des Staͤdtgens Spilberg h); und endlich im Sabre. 956 der Dr: Thaften Küben, Rlinizan, Sibene, Tulzi, Razing und Aribst, Diefelegtere Schenfuirg i) verdient - in doppelter Abſicht unfere ganze Auf merkſamkeit. Einmal, weit diefe Guͤ— ter zwar dem Stifte auf ewig, aber unter der befondern Bedingung ge⸗ ſchenkt find, daß die Einkünfte da⸗ von der kuͤnftigen Hebtiffin Mas tbilden ganz allein zukommen follen. Diefer Brief ift zweitens deswegen merkwürdig, weil dadurch die Faum geborne Fönigfiche Prinzeſſin Ma⸗— thilde ſchon in der Wiege, und bei Leben/ und Regierungeeſchichte noch die Schenkung anſehnlicher tanz 744 Lebzeiten der Diemot zur Kebeifi des hieſigen Stifts beſtimmt, und zugleich fuͤr deren beſſeres, und ihrer hohen Geburt angemeſſenes Auskommen von ihren frommen Aeltern geſorgt wor— den iſt. Denn unſere Mathilde war in dent vorhergehenden 95 5ten Sabre zu Quedlinburg auf dem Stiftes hauſe geboren. Drittens dienet dieſe Urkunde dar zu, um dasjenige zu berichtigen, und zu erläniern, was. Refener k), von Der verwitweten Königin Mathilde fagt, daß fie nemlich-angelobt habe, Gott ein lebendiges Öpfer in &uedlinburg darssbringen I). Er zieht hleraus die Folge, daß diefes les bendige Öpfer nichts anders bedeu⸗ te, als daß fie ihre Tochter Marbils den zur Nebtiffin machen wolle. Hier finden. wir das wabre lebendige Opfer. Nicht die Tochter, fon; dern die Enkelin war es, welche fie gfeich bei ihrer Geburt zum Klofter; leben beſtimmte, oder, nach der Spras dye des damaligen Zeitalter, Bote als ein Opfer darbrachte. Da. fie Feine Tochter, Namens Mathilde hatte: Deutungen Eonzcn allhier fiatt finden. Unter dieſen Borausferungen Fan man var diefe Urkunde erflären. Uber dennoch zenget der uͤble Zufammenhang ders felben, and die Sprachfehler von der Unwiſſenheit und gkeit des Verfaſſers. ) Herr von Erath 5. = 2) Dat. 5) Def. 7 — V Dat. 7 ©. ad ——— Quitilingaburg, heißt es: in honore S. Petri con- ften&um, pro Kiriflime Filie noſtræ Mathilde victu & veſtitu perpetuo jure pofiidendas donamus, '%) In antig. Q. pP. 9 & 120, N) Zuirprand, Libr. ‘4, hiſt. c, 7. p- 132. f 745. ber enfien Nebtiffin zu Quedlinburg, Diemot, 746 hatte: fo Ponte fie auch felbige nicht ins Klofter geben. Endlich zum vierten entfcheidet auch dieſe Urkunde den Streit, welcher zwi⸗ fchen dem berühmten Bundling, und- unferm Merener wegen der erften Aebtiſſin ift. geführt worden, Letzterer behauptete, daß Heinrich feine Toch: tee Mathilden zur hiefigen Aebtif fin eingefeßt habe, Erfterer laͤugnete diefes, und fagte, daß Aeinrich vers ftorben fey, ehe das hiefige Stift zu Stande gekommen. Bettner be ruft ſich alſo zu ſeiner Vertheidigung unter andern auf Die, in der Urkunde von 937 dem hiefigen Capitel gegebe: ne Erfaubniß, in Zukunft unter ſich eine Aebtiſſin zu erwählen, Wenn daher, fagt Bettner, zur Zeit dieſer Stiftungsurfunde nicht ſchon eine Nebtiffin vorhanden gewer fen wäre; fo bätte Otto nicht fagen können: ulterius eligendi abbatiſſam; folglich müfje damals die Schwerter des Kaifers ſchon Aebtiffin gewefen feyn, weil es üblich wäre, daß die Stifter die erften Nebtiffinnen in den von ihnen errichteten Klöftern ſelbſt beftimmten, die folgenden aber der Wahl des Stifts uͤberließen. Es ift wahr, daß aus den Worten: ulterins eligendi.&c. ſicher gefchloffen werden muß, daß Damals eine Nebtif: fin zu Quedlinburg muͤſſe ernannt wor den ſeyn. Allein, in der Derfon irret Bettner. Dies war die Aebtiſſin Diemot. Auch die Meinung des Hrn. von Erath in Cod. dipl. Quedl. p- 954. wird hierdurch widerlegt. Dies fer glaubt, daß Diemot nicht eigents lich zur Aebtiſſin, fondern nur zum Unterricht der hohen Eapitelsperfonen mit ihrem Convent hieher berufen ſey. Wenn cs bloß auf den Unterricht der jungen Capitelperfonen angefehen ger weſen wäre; fo Bätte der Convent zu Wenthufen verbieiben Finnen. Daß fie aber wuͤrklich die Abteiliche Wuͤr⸗ de allbier befleidet habe, erheller ins fonderheit Daraus, Daß die folgende Aebtiſſin nicht eher, als nach dem Tor de der Diemot zur Aebtiſſin allbier eingeführt ift, Aus unferer jeßt vor Mugen Liegen: den Urkunde lernen wir, daß auch die zweite Nebtiffin Mathilde, Ottens Tochter nicht vom Konvent erwaͤh⸗ lee, fondern vermöge des, dem Anis fer, als Stifter und feinen Nach⸗ kommen zuſtehenden Dorrechts, unmittelbar vom Kaifer Otto dem I. zur Aebtiſſin ernannte worden fer. Hieruͤber dürfen wir ung um fo viel weniger wundern, da der Kaiſer Jo—⸗ fepb der J. im Anfange viefes Jahr⸗ hunderts bei der damaligen ftreitigen Wahl einer hiefigen Aebtiffin behaup— tete, dag ihm, als Kaifer das Recht zultehe, eine Aebtiſſin unmittelbar dem Stifte zu geben, wenn das Capitel fi wegen der Wahl nicht vereinigen fönte m), Naaz Die> m) Der Verfaffer deg Lebens und der Thaten Joſephs des J. Leipz. 1712 giebt anf der 593. u. f. Seiten hievon ausführliche Nachricht, 747 Diemot erlebte ferner das Ver: gnuͤgen die Güter ihres Stifts mit folgenden Stücfen n) anfehnlich ver: mehrt zu ſehen; mit dem Gebiet Egi⸗ ninkisrorh Ripertingistod, und der dazu gebörigen Kirche des Erz⸗ engels Michel; mit Kiebenfkadr, und Asmenfkedr, mit dem ganzen Gebiet Quitling, und den dazu ges börigen Dörfern, Marsleben, Ri- lersleben, Sülten, Ham, Gers- dorf, Biklingen, Adelboldesrorb, Aarriterode, Silltenfelde und Sippenfelde. , Bon diefen letzt ae nannten $ändereien war den Stifte nur der neunte Theil der Kıns fünfte in der Urfunde von 937 9% fhenft worden. Jetzt ader. wurden diefe Guͤter den neuen Stifte genz zugeeigner. Und dieſe legtere wohl: thätige Schenfung vom .ıs5'en Zul, 96 1 befräftigte der, bei feines Waters Lebzeiren als ein 6jaͤhriges Kind, zu Worms zum deutſchen Konigerwählte Otto der IM. durch die Urkunde vom’ 240 Sub deffelben Jahres, Erſtere Urkunde iſt zu Guedlinburg letztere zu Wallhauſen ausgefertiget. Wenn man ſonſt keine Beweiſe in Haͤnden haͤtte, daß die Geiſtlichkeit durch Liſt und Raͤuke dem Geſchlechte der Ottonen die beiten Länder abge: nommen, und ſelbſt die niedrigften tittel nicht unverſucht gelaſſen habe, eine deſpotiſche Gewalt uͤber die Ge: muͤther der Zürften zu erlangen, fo m) Herr von Krath 9 bis 12, ©, Leben und Regierungsgefihichte > * 748 wuͤrde dieſer Vorfall allein dazu hin⸗ reichend ſeyn. Richt genug, daß die Cleriſei ſich der Schwaͤche Mathil⸗ dens bediente, durch dieſelbe ein Stuͤck Landes nad) dem andern dem Kaiſer abzuliffigen ; fie bediente fich auch noch des unedfen Kunſtgrifs, ein Kind von 6 Sahren in ihr Intereſſe zu zie⸗ hen, und daffelbe den Anfang feiner Regierung mit einer Schenfnug an ein Klofter machen zu laffen. Selbft die wildeften Völker ſchaͤmen ſich Die Handlung eines Kindes für verbind: lich anzufehen, weil die gefunde Vers nunft ſich gar zu ſehr damwider empoͤ⸗ i vet. Aber die chriftliche Geiftlichfeit fhämte fich nicht, wider den klaren Anhalt der deutfchen und römischen Gefege, und wider das Gefühl der ger funden Vernunft von einem 6jaͤhri⸗ gen Kinde Gefchenfe anzunehmen, Noch eine Begebenheit diefes ftock finftern Zeitalters, die ebenfalls von dem Geift Hildebrands zeuget, Otto der Große ließ fich durch, feine erfte Gemahlin bereden, Mag⸗ deburg, andere fagen, wiewohl ircig, Herfburg, zum Erzbisthum zu er heben. Magdeburg gehörte unſtrei⸗ tig zur halberftäurfchen Didces, Denn diefe erſtreckte ſich uͤber den Strich Landes, von Wallhauſen und\dieffeits der Unjteut, bis an das Gebiet der Wenden. Aber was jenfeits der Un— ſtrut, und hinter Wallhauſen nad) Erfurt bin lag, — zum mainzi⸗ ſchen — 1200 3 R w = : 749 fhen Rirchfprengel 0). Der da: malige Biſchof von Halberſtadt Bern⸗ hard widerſetzte ſich dem Vorhaben -Öttens aus allen Kräften. Otto wurde daruͤber fo aufgebracht, daß er Bernharden gefangen nehmen, und in Quedlinburg ins Gefängniß feßen ließ. Der gefangene Bifchof Tieß ſich feinen Bifchofsftab, und feine Amtskleidung heimlich ins Gefängnig bringen. Am grünen Donnerftage, "955, als der Kaifer Otto zu Qued: linburg war , ließ er denfelben inftän: digft bitten, ſich vor ſein Gefängniß zu bemühen, weil er etivas wichtiges vorzutragen habe, Örro ließ ich ber wegen, und fand fi vor dem Ge: mach des Bifchofs ein. Denn er glaubte der Bifchof werde ſich demuͤ— thigen, und um Gnade bitten, Er eritaunte aber, als er den Bifchof in feinem ganzen bifchöflichen Ornat, und mit dem Bifchofsftabe in der Hand antraf; noch mehr aber, als er hörte, daß er ihn nach allen For; malitäten und den Mechten der Kirche in den Bann that. Anfaͤnglich fachte er darüber p). In der Folge aber dachte er.der Sache weiter nach, der erften Aebtiffin zu Quedlinburg, Diernot, 759 und entlich den Bifchof feines Ar: reſts. Der Kaifer reifete darauf nad Halderftadt, um den Bifchof zu befuchen, Dieſer wies ihn aber aus feinem Kirchſpiel. Otto gerührt von der Standhaftigfeit des heiligen Mannes, und feiner Verfündigung an einem Kirchendiener bewußt, ritt zur Stadt hinaus, Fehrte, als. ein Bußfertiger, mit bloßem Haupt und Füßen zurück, warf fih vor dem Biſchof zur Erde, und bat demuͤthigſt um Verzeihung. Er erhielt endlich Vergebung feiner Vergehungen, un: ter. der Bedingung, daß er von der Errichtung eines Erzbisthums zu Magdeburg abſtehen, und fich wie derum zu Fuße von Halberftadt ent: fernen ſolte. Er bequemte fich auch dazu, und darauf Fam er mit feinem Hofftaate zur Stadt, wurde mit ger woͤhnlichem Pomp und Proceffionen, unter Laͤutung der Glocken, als ein deurfeher Rönig vom Bifchof em: pfangen, und feierte das Ofterfeft zu Halberſtadt a). Dies alles that ein deutfcher König, der den Bifchof zu Ron einfegen, und abfeßen Eonte! — Von den Thaten unferer Aebtiſſin Dies e) Herr Meg. Aſſiſtenzrath Lucanus Beiträge zur Gefchichte von Halberftadt. T, Heft. ı. Stüf. p) Eine alte Chronik druͤckt fi dartıber alfo aus: de Raifer de lachede, un men- de, de Bifhop werre dull woorden. In einer gefchriebenen Ehrunif von Duedlinburg wird diefer Vorfall noch umftändlicher erzäplt. Unter andern wird der Ort des Gefängaiffes befchrieben. Es foll eine Kapelle des heiligen Nico: laus unter der Treppe im der Schloßkirche geweſen feyn, 9) Chron. Halberflad. Tom. 2. Leibniz. p. 115. Chr. pie. T. 3. Leibniz. p. 310, Cranz Sax. L. 4. c. 7. Leuckfeld antig. Halberftad, ad an. 955. Langens Hi: forie von Halberftadf. 19. ©, 751 Leben⸗und Regierungsgefhichte der erſten Aebtifinse. 752 Diemot ift nichts weiter befant ge⸗ worden. Aller Wahrfcheinlichkeit nach mußte fie fih ganz nach dem Willen ihrer Gebieterin, der Koͤni⸗ gin Mathilde richten. Sie ſtarb im Jahre 965. a 2 Eine Sprachberichtigung. odern und Fordern, Soderung und Forderung ſehe ich von - den meiften neuen Schriftftellern für gleichbedentende Wörter gehalten zu werden, und man ift in ihrem Ger brauch oft felbft unbeftimmt Die - Altern Schriftſteller unterfcheiden bei: des ſorgfaͤltig. Fodern und fein Subſtantiv Zoderung brauchen fie anftatt: Berfangen, Begehren. Kor: dern und fein Subftantiv Zörder ring, auch wohl Korderung an: ftatt: weiter, vorwärts bringen, Ver⸗ vollfommung. Die zufammengefeh- E — m ten Wörter: befördern, Befoͤrde⸗ rung werden jeßt zwar häufiger ge braucht, als jene einfachen. Aber fie geben doch Beweis von dem Daſeyn jener einfachen Wörter und ihrer wer: fchiedenen Bedeutung von fodern und Foderung. ft dieſe Beurer; ung richtig, warum folten wir denn nicht mit mehr Oenauigfeit beide Wörter im Reden und Schreiben unz terfcheiden und Dadurch unfere Spra⸗ che berichtigen, die fonft in ihren Ausdruͤcken fo unterfcheidend ift? B — m Anfrage. Eines gewiſſen Stifts im weſtphaͤ⸗ liſchen Creiſe, Schreiben, Mon: tags nach Invocavit 1559, enthaͤlt unter andern die Bitte an die Raͤthe, daß „die Sache zwiſchen . «und eo, „wegen Holzhaucs und Weide im Holze, in Ruhe gelaffen wer: „de, fo lange, dat derwegen in er— ö+ „ten anftaenden wederigen Ta: „sen,,, (welche in der hierauf ers folgten Antwort, Freitags nach Invoc., den 17ten Februar 1559, Wetrertage beißen,) „to gruͤnt⸗ „licher Verhoͤr, tage beiden Dar: „ten moͤgen angeſetzt werden. ac, ‚Quer. Was find Wederige , oder Wertertage für Tage? — Hanno ie 753 verifchos Magazin. 48tes Stüd, Sreitag, den 17ten Funius 1785. Lebens: und Regierungsgefchichte der zweiten Aebtiffin zu Quedlinburg, Mathilden, ver Tochter Ottens des Großen, 5: Tod der Aebtiffin Diemor eröfnete unferer Mathilden eine ehrenvolle Laufbahn. Die: fe Pringeßin war kaum 10 Jahr alt, als fie zur Aebtiffin des, von ihrem Vater gegründeten Stifts eingeweihet wurde. Ihre Aeltern, oder vielmehr ihre Großmutter, hatte ſie ſchon in ih⸗ rer Wiege zum Kloſterleben beſtimmt; ein Schritt, den nur der Geiſt jenes barbariſchen Zeitalters entſchuldigen kan, der aber nie vor dem Richterſtuh— le der Vernunft zu rechtfertigen iſt. Wie inzwiſchen der Menſch, der von Jugend auf an feinen Gliedern Feſ— ſeln geſchleppt bat, ſich an die Knecht: Schaft fo gewoͤhnet, daß er felbft die Freiheit, das größte Glück der Men: ſchen, nicht vertragen Fan; fo beuget auch die Macht der Vorurtheile und der vernunftlofeften Gewohnheit den thätigften Geiftunterihr eifernes Joch, dergeftalt, daß er den härteften Zwang als eine Gluͤckſeligkeit anfiebt. Menn wir die Lebensgefchichte un: ferer Miarbilde mit einem Blick durchfchauen; fo fcheinet ihr großer Geift gar nicht zum Kloſterleben, zur ſteifen Beobachtung gedanfenlofer Kto: ftergedräuche gemacht zu feyn. Az lein, ebe fie zum Gebrauch ihrer Ver: nunft gefonmen war, fahe fie ſich ſchon als ein, der Kirche geweihe⸗ tes Opfer. Ihr Schickſal war fo entfchieden, daß ihr Feine Wahl mehr übrig blieb, in einen andern, ihrer Denfungsart angemeffenen Stand, . zu treten. Die Firchlichen Grunde füge von dem hohen Werth des Klofter: lebens , und von den unausſprechli⸗ hen Gluͤckſeligkeiten, welche diefen Stand begleiteten, waren ihrer zarten Seele fo tief eingepräget, daß fie die Befhmwerlichfeiten ihrer Lebensart nicht zu empfinden fchien. Ein be fonderes Gluͤck für unfere Fürftin war es, daß ihr Bruder, und noch mehr deffen Sohn, und Nachfolger in Rei: che, ihr einen Theil feiner Regierungs: gefchäfte übertrug, und ihrem gefchäfz tigen Geifte Arbeit und Nahrung ver: ſchafte. Dieſe Gefchäfte, und die Ehre , welche fie fich in ganz Deutſch⸗ land dadurch erwarb, Tießen fie alles B b b Un: 755 Lebens und Regierungsgeſchichte der zweiten Aebtiſſin 756 Unangenehme ihres einfomen Stanz Des vergeffen. Mathilde wor in allen Wiſſen⸗ ſchaften, deren ihr Zeitalter faͤhig war, unterrichtet, und ihr großer Verſtand erhob ſie uͤber alle ihre Zeit⸗ genoſſen. Alle Schrififteller find voll ihres Lobes, und ihre Lebensgefchichte überzeugt ung, daß ihre Lob in der Wahrheit gegriindet fe. Schen der Antrit ihrer Regierung war glänzend, und eine Borbedeutung der herrlichften Begebenheiten, Denn ihre Einweihung und Einführung zur äbteilichen Würde des Stifts Que: - Tinburg wurde im Jahr 966 mit ganz ' außerordenilicher Pracht vollzogen. Ihr Vater, Otto der Große, ihre Mutter Adelheid, ihre Großmutter, die verwitwete Königin Marbilde, und ihr Bruder, der erwaͤhlte und ger Prönte deutfche König, Otto der I. ‚verherrlichten dieſe feierliche, und got: tesdienftliche Handlung durch ihre Ger Henwart, und die zahlreiche Gefell: ſchaft, der ſaͤmmtlichen ſaͤchſiſchen Für: ſten, mit ihren ganzen Familien, im: gleichen aller Erzbifchöfe, und Biſchoͤ⸗ fe des deutfchen Reichs erböheten die Pracht diefes Tages dergeftalt, daß die Gefchichte Fein Beifpiel einer fo glänzenden, und prachtvollen Einfuͤh⸗ sung einer Prälatin, aufweifen kan. Unmittelbar darauf erfolgte die Ber fätigung des päbftlichen Stuhls; die erfte päbffliche Bulle, welde das Stift Quedlinburg erhalten hat 2). Der heilige Vater Johann der XII. 3) Herr yon Krath 13, ©, ift von den Vorzuͤgen derjungen Ma⸗ tbilde fo geruͤhrt, daß er in dieſer Befätigungsurfunde vom April’ 967 in ihrem Lobe faft bis. zue Eitelkeit ausſchweift. Er nennt fie eine Fürs fin, die durch den Glanz ihrer — Schoͤnheit, durch die Groͤße ihres Geiſtes, und durch ihre koͤniglichen Tugenden uͤber alles Lob weit erhaben iſt. Die beiden erſten Jahre ihrer Re⸗ gierung flohen unter dem Genuß der fuͤßeſten Familienfreuden bald dahin. Denn fhr Vater Otto der Große, 309 noch im Jahre 966 nach Rom; dampfte die dortigen Unruhen ; ernds tete allenthalben Sieg und Ehre ein; bewuͤrkte auf der Kirchenverſammlung zu Ravenna die Einwilligung zur Er⸗ richtung eines Erzbisthums in Mage deburg, um die chriftliche Religion bei den Wenden, welche die Mark. Brandenburg bewohnten, auszubreis ten; ließ feinen 1 3jährigen Sohn nach Verona fommen, und begab fich mie ihm nach Rom, wo beide vom Senat - einige Meilen von der Stadt herrlich empfangen wurden. Otto ließ am - Weihnachtsfefte 967 feinen Sohn in Rom zum Kaifer ausrufen, und vom Pabfte kroͤnen; zu gleicher Zeit erz Flärte er denfelben zu feinem Mitre⸗ genten. — Alles Begebenheiten, welche unſere Webtiffin innigft erz - freuen mußten. Während der Zeit, daß eine froli⸗ che und gluͤckliche Botſchaft nach der andern von ihren geliebten Aeltern, und und Bruder aus Stalien einlief, ge noß fie des zärtlichen Umgangs ihrer Großmutter, der verwitweten Königin Hiarbilde, deren Augapfel fie war. Die Winfche der Königin waren in Mathilden ihrer Enkelin, ganz er: fuͤllt. Sie feßte eine befondere Hei: Aigfeit, eine vorzuͤgliche Glückfeligfeit in das Klofterleben, und daher war ihr diefe, der Kirche geweihete Prin: zeffin vor allen ihren Kindern lieb. Diefe Familienfreude ward durch die Geſandtſchaft des Nizephorus, der nach dem Tode des Romanus den griechiſchen Kaiſerthron beſtiegen batte, vermehrt. Denn dieſer Kaiſer ſuchte nicht nur Ottens Freundſchaft, ſondern es zeigten ſich auch Ausſich⸗ ten zu einer vortheilhaften Vermaͤhlung des jungen Ottens mit der. Stief tochter des Lfisepborus, der Thro⸗ pbains. Allein Mathilde die Königin er: febte nicht den glücklichen Zeitpunft diefer Bermählung. Sie ftard am gen März 968, zu Quedlinburg in ben Armen ihrer geliebteften Enfelin, ‚on einer Entfräftung, nachdem fie wer nige Augenblicke vor ihrem Ende den Tod ihres Sohnes Wilhelms erfah⸗ gen. mußte b). Diefe beiden Todes: fühle empfand unfere gute Fürftin mit einer folchen Ledhaftigkeit, als man bei dem zarten, gefühleoflen Herzen derſelben wohl erwarten fan. Sr zwiſchen war es doch nur eine Bor * 757 zu Duedlinburg, Mathild * en, der Tochter Ottens ꝛ)c. 758 bereitung zu einem weit heftigern Schmerz, der in wenig Jahren auf fie wartere. Dies war der Tod ihreg Darers. Die Königin Marbilde wird von allen Geſchichtſchreibern, wegen ihrer Freigebigkeit gegen Klöfter und Geiſt⸗ liche, und wegen ihrer Frömmigkeit bis in den Himmel erhoben. Wenn man aber bevenft, daß fie ihrer Frei: gebigkeit gegen die Klöfter Feine Graͤn⸗ zen zu feßen wußte, und, wenn ihr nicht mit ganzem Ernſt Einbalt ge ſchehen wäre, fie das ganze deutſche Königreich an die Klöfter verſchenkt baben wuͤrde; wenn man bedenkt, daß fie ungerecdt und grauſam genug feyn Fonte, ihrem äfteften Sohn, das ihm zukommende Scönigreich nehmen, und den? zweiten Sohn zuwenden zu wol. len, und zwifchen ihren leiblichen Kin⸗ dern außerdem Menterei und blutige Händel anzıfpinnen; wenn man Die übrigen Schwächen, — welche bei aller Mühe der Biograpben und Er ſchichtſchreiber, folche zuzuteefen, dene noch allenthalben hervorſchimmern — bemerkt: fo verliere der Charakter die fer Königin in den Augen der Wer nünftigen ganz außerordentlich. Inzwiſchen blieb es immer eine Großmutter unferer Aebtiſſin Ma—⸗ thilde, Ehrfurcht und Liebe, und theilnegmende Freundfchaft gegen Ael⸗ teen amd Verwandte, fiheinet ein Hauptzug in dem Charakter der Nach: Bbb 2 kommen b) Annalifta Saxo ad ann, 968. cr. Chronoge. Sax. ad, ann» 967: Witteckiud Cor- bei. L. 3. p. 662. 4 759 Lebens; und Regierungsgefchichte der zweiten Aebtifin 700 fommen des großen Heinrichs gewe⸗ fen zu ſeyn; und daher ‚wird unfere Miarbilde ohne Zweifel den Berluft ihrer Großmutter nicht gleichgültig ertragen haben. Sie lief ihre Groß: mutter neben ihren glorwuͤrdigen Groß: vater Heinrich, in der Stiftskirche mit großem Gepraͤnge begraben e). Otto der I., der Vater unferer Aebtiſſin war zu diefer Zeit noch nicht wieder aus Italien zurückgefommen. Mir dem Nizephorus, deffen Stief⸗ tochter er für feinen Sohn zur Ge mablin zu erhalten hofte, war er in Streitigkeiten gerathen, welche zuleßt zum Kriege ausbrachen d). Nach En: digung deffelben, und nach einer 6jäb: rigen Entfernung famen endlich die beiden Aeltern unferer Aebtiſſin nach Deutſchland zuriick, Auch der Bru: der unferer Fürftin, Otto der IT. war in ihrem Gefolge. Diefer Prinz hatte. fi) im Sabre 972 zuRom mit Theo; pbanien, einer Tochter des griechi: fehen Kaifers, Romanıs, vermählt, und brachte feine Gemahlia mit nach Quedlinburg. Mit welcher Freude Mathilde alle diefe Verwandten in ihrem Etifte empfangen habe, fan man fich leicht vorftellen, - Otto der Vater war kaum ange fommen ‚fo befuchte er das Grab feiz ner Mutter, und überließ ſich daſelbſt ganz den Empfindungen des Traurens und Wehklagens. Nach einer zu Quedlinburg in dem Zirkel feiner Zamilie genoffenen kurzen Ruhe, bereifete er feine Länder, und unterfuchte alfenthalden die Verwal⸗ tung der Gefeße, und Policei. Hier: auf feierte er im Jahr 973 das Ofter: feft zu Quedlinburg, und gab nach volfendetem Gortesdienft, den Geſand⸗ ten der Italiaͤner, Ungern, Poh⸗ len. Wenden, Daͤnen, Bulgarier, Böhmen, Griechen, und anderer Voͤlker Gehör e). Zu gleicher Zeit brachte er mit den hier verfammelten Fürften des deutfchen Reichs, noch eis nige wichtige Gefchäfte zu Stande. Nach dem Fefte reifete er mit fei- ner Familie nach Merfeburg, wo ihm am Fefte der Himmelfahrt eine Un: päßlichfeit, und eine ungewöhnliche Miedergefchlagenheit feines Gemuͤths anmwandelte. In einer folchen Stinz „ mung feiner Seele, und mit einem fies chen Körper, wandte er fih nach Mimmlebenz den Ort, wo fein Va: ter c) Vita $. Servatüi, in adtis $, S. T. 3. & apud Kettener. in antiquis. Quedlinb. p. 77. fegq i a) Die Urfahen und den Gang deffelben findet man in dem Leben der Adelheid, von dem Herrn von Breitenbauch 103. u. f. S e) Ditmar, Merfeb T. T. Leibniz p. 337. Eine geſchriebene Chronif yon Qued⸗ linbura , imgleichen Wolf in feiner Chronik, welche in des hieſigen beruͤhmten, und verdienfvollen Herrn Eonfifiorialrath Boifens hiſtoriſchem Magazin str Stuͤck zu finden ift, erzählen, daß bei diefer Gelegenheit die fremden Gefandten verfchiebene afrifanifche, alhier noch nie gefehene Thiere und unter andern auch Löwen, und Aameele dem Kaifr hier in Quedlinburg zum Geſchent übers liefert haben. nn. © m 00, 7000 761 ter verfchieden war. Des Nachmit: tages in der Veſper uͤberfiel ihn eine Ohnmacht, und anı Abend defjelben Tages, nemlic am 7ten Mai 973 ftarb er fhon. Seine Eingemeide wurden zu Mimmleben ; fein Körper aber zu Magdeburg beigefeßt, neben dem Grabe feiner erſten Gemahlin. Diefer Tod verfegte unfere Mes thilde in Die tiefjte Trauer. Und Otto verdiente auch das Beileid, nicht nur feiner Samilie, ſondern auch feiner Untertbanen und Zeitgenoffen. Hat er gleich den Namen eines Großen, in Bergleichung mit feinem weit gröf: fern Bater, nach dem ftrengften Rechte nicht verdient: fo war er Doch ein ge borfamer Sohn, ein getreuer Gatte, ein guter Vater, ein gnädiger Fuͤrſt, und ein wohlthätiger Freund der Geift: lichen. Die ewigen Zänfereien in fei: ner Familie, die häufigen Empörun: gen wider ihn, während feiner Regie⸗ zung; und die vielen Feinde, die er beftandig hatte, geben inzwiſchen hin länglich zu erkennen, daß er in feinem Betragen etwas Widriges gehabt ha: ben müffe. Unter allen Denfmälern welche ihm feine danfbaren Nachkom⸗ men flifteten, zeichnet fich das zu Mag: deburg befonders aus, welches ihn zu Pferde zwiſchen feinen beiden Gemah⸗ linnen vorſtellt. Ich muß noch eine beſondere Bege⸗ benheit aus der Lebensgeſchichte Ot⸗ tens des Großen nachholen, welche mit der Geſchichte meines Vaterlan⸗ des zu genau verbunden iſt, als daß ich ſie hier ganz mit Stillſchweigen zu Duedlinburg, Mathilden, der Tochter Ottens ıc. 762 übergeben koͤnte. Vorhin habe ich die verwitwete Königin Mathilde geta; delt, daß fieunter ihren Kindern Meu: terei, und blutige Händel angefponnen babe, und daß fie die deutfche Krone lieber auf dem Haupte ihres zweiten Sohnes Aeinrichs, als ihres. erfige: bornen Sohnes, Ottens gefehen hät: te. Was fr Bewegungen Heinrich von Zeit zu Zeit gemacht hat, um ſei⸗ nem Bruder die Krone zu rauben, ift befant. Folgender Auftrit aber ger hört nur hierher. Heinrich faßte nemlich ben un: nenfchlichen Entfehluß, feinen Bru⸗ der am Dfterfefte 942 oder 044 zu Quedlinburg meuchelmörderifh aus der Welt zu fihaffen. Die Grafen Bufo,Arremann Reinmard, Wi⸗ rin, und Erich, Werla, und Lothar der Großvater des Bifchofs von Merfeburg, Ditt⸗ mars; nebſt noch verfchiedenen ſaͤchſi⸗ ſchen Fürften, waren Heinrichs Mit: verfhmorne. Die Unzufriedenheit der fahfifehen Soldaten, welchen Otto den Gold nicht richtig zahlen laffen, ſchien diefes ruchlofe Unternehmen zu beguͤnſtigen, und es waren diefelben ih: ter Ausführung ſchon fehr nahe, als Otto davon Nachricht erhielt. Er ließ fih Tag und Nacht von feinen treue ſten Leuten begleiten, und bemwachen, und es glückte ibm, daß er feinen Bruder Heinrich, der in verftellter Sreundfhaft nah Quedlinburg ge fommen war, nebft den Raͤdelsfuͤh⸗ rern gefangen befam, Erſterer wurd zu rd gefangen gefeßt; letz⸗ tere beide Grafen von ‚tere wurden enthauptet, bis auf den Orafen Lothar, dem noch die bäur figen Fuͤrbitten Das Leben retteten. Otto warf nicht nur auf feine Mut: ter, ſondern auch auf ſeinen Erzkap⸗ pellan, den Erzbiſchof von Mainz, Namens Friedrich, einen Verdacht, daß ſie um dieſe Verſchwoͤrung ge⸗ wußt haͤtten. Dies Mißtrauen gegen ſeine Mutter dauerte eine geraume Zeit. Der Erzbiſchof von Mainz mußte fich durch einen, öffentlich in der Kirche, vor dem verſammelten Volke, abzufegenden Eid und Empfas bung des heiligen Abendmahls von dieſem Vorwurf reinigen f). Otto der IT,, ein Sohn des ver: ftorbenen Kaiſers, geſchmuͤckt mit der roͤmiſchen und deutfchen Krone, ward fo gleich zu Magdeburg als-Kaifer ansgernfen, Er war ein Herr von 13 Jahren. Man fehildert ihn als einen Mann von außerordentlichen Fähigkeiten, deſſen Geift unter ber Teitung feines gelehrten Oheims, Bru⸗ no durch Wiſſenſchaften ausgebildet war; deſſen heftige Leidenſchaften und Neigung zur Verſchwendung aber, ibn oft irre geführt haben g). Dieſer trat, unter der weifen Führung feiner Mut⸗ ter, der Adelheit, die Regierung feis ner weitläuftigen Staaten an, und fo lange er die mütterlichen Rathſchlaͤge befolgte, ging alles herrlich und ‚nach Wunfd. . Seiner Muhme, der Xebtiffin Ma⸗ thilden war er fehr gewogen. Sein erftes Megierungsjahr „bezeichnete er mit Milde und Gewogenheit gegen diefelbe und ihr Stift. Er fihenkte ihr dietändereien Jeis, Vfauenburg, Dittfurth und Gufan h, Unm dieſe Zeit übergab der Mönch zu Corbei Wittekind, feine Jahr⸗ bücher unſerer Marbilden ; dies fuͤr⸗ trefliche Werk, das uns ſo manches Licht in den dunkelſten Stellen der Gr fhichte angeziindet hat. Die kurze Zueignungsfohrift, welche die herr⸗ lichfte, und unverdächtigfte Lobrede unferer Aebtiſſin ift, bat der Herr von Erath für die quenlinburgifche Ge ſchichte fo intereffant gefunden, daß er fie in feinem unfchäßdaren Cod. dipl. Q. p. 15. mit aufgenommen hat. Witz tekind nennt diefe Fuͤrſtin, die erhas bene Marbilde den Schmuck der Sungfrauen; eine Prinzeffin, die fo: wohl £) Chronogr. Sax. ad ann. 943. Analiffa Sax. ad. h. a. Cbron. pict. T. 3. Leibniz p, 361, ad ann. 969. Fabric, Sax. ad an. 949, Chron. sich. L. 2. p. 649. Dittmar. Merſeb. L. 2. p. 33%. GER, ad.an. 943. Hit- oswitha panag. Otton. n. — 763 gehens / und Regierungsgeſchichte der zweiten Aebtiſſin 764 9. 10. Der Herr Burgermeiſter Wallmann erzähle dieſen Vorfall mit etwas veränderten Umſtaͤnden in feinen Alterchümern der Stiftskirche 108.u. f. ©. und hält dafür, daß die auf dem hieſigen Rathhauſe gufbewahrte menfchlis &e Gliedmaßen, welche in einem Daupfe, und zwei MenfhenArmen ohne Dau⸗ men befteben, Meberbleibfel von jener Hinrichtung find. Ich ‚bin mit ihm i Anfehung des letztern Punkts einerlei Meinung. £) Here von Breitenbauc) in dem Leben Adelheid 117. S. } h) Herr von Erath a. a. O· 16. und 17 8. 765 Teich ehrwuͤrdig iſt. = Baier Kaiſer Otto der I. be; ſuchte Die hiefige Aebtiſſin am Oſterta⸗ ge 974. Bei dieſer Gelegenheit aber gab er dem halberſtaͤdtſchen Biſchof die Erlaubniß, in Seeligenſtedt ei⸗ ne Münze und einen Zoll anzulegen i). Er beftärigte einen zwifchen dem Br ſchof Folkmar k) zu Paderborn, und Emma, Yebtiffin zu Schilde ge: eroffenen Tauſch. Dergleichen freund: fchaftliche Beſuche wiederholte er um. die Ofterzeit 978 und 979 h. Unter diefer Zeit erfuhr unſere Ma⸗ thilde eine Kränfung, die ihre em— pfindungsvolle Seele auf Das äußerfie angrif, Ihre Mutter Adelheid hatte bisher mehreren Antheil an den Re Hierungsgefhäften gehabt, als ihr Bruder Otto. Diefer Pante die tie: fen Einfichten feiner Mutter, und ließ fi alfo, feiner Jugend, und der Hefz tigkeit feines Temperaments bewußt, willig von ihr feiten. Die Erfahrung hatte fie gelehrt, daß ihre Rarhfchlä: ge den beften Erfolg hatten. Sie be gleitete ihren Sohn auf feinen Reis fen, und ihre Wachfamfeit, und ihr muͤtterlicher Ernſt, hatten ihn von manchen Ausſchweifungen zuruͤckge⸗ halten, Aber nun ſchien Orten die Gegenwart feiner Mutter laͤſtig zu werden. zu Duedfinburg, Mathilden, der Tochter Ottens ꝛc. 766 wohl durch ihre erhabene Geburt, als durch ihre hervorftechende Weisheit Einige treulofe Bedienten, die bei der guten Ordnung in Gefchäften des Reichs, und in der Sittfamkeit des Hofes ihre Rechnung nicht fanden, unterhielten und vergrößerten das Mistrauen des Kaifers gegen feine Mutter. Auch die Gemahlin des Kais fers, Theopbanien , machten fie ve gen des großen Einfluffes, den ihre Schwiegermutter in die Handlungen ihres Gemahls hatte, eiferfichtig. Otto fing alfo an, feiner Mutter uͤbel zu begegnen, Dies machte die Hofe leute fo verwegen, Daß fie alles zue Kraͤnkung der Föniglichen Fran Mut: ter anlegten. Adelheid mußte den Hof verlaffen, und ich nach Stalien begeben m), Unfere Mathilde fhöpfte daraus große Befümmerniß, Diefe ward dadurch noch vermehrt, daß der Katfer fih nunmehro feinen Leidenfchafter, und der Zügellofigkfeit in feinen Sit: ten ganz überließ. Das Land Flagte laut über Ungerechtigkeiten und Tis tannei, Unter den Öroßen herrfchte Uneinigfeit, und Anarchie, und die Geſchaͤfte erhielten einen ganz verfehrs ten Gang. i Diefe Zwiftigfeiten dauerten bis ins Jahr 980. Theophania gebat ih: tem Gemahl einen Sohn, der den Namen Otto erbich. Diefe Bege⸗ benheit war für die ganze Familie fehe er⸗ i) Annalifa Saxo, ad ann. 974. Leuckfeld ant. Nummar, p, 32. Senjens halberſtaͤdt⸗ ſche Hiftorie 168. ©, k) Falekii tradit. Corbei. pı 746. I) Aunal.Saxo, ad ann. 978. und 979 Uebehi Ital, Sacta Ts 2, p. 169% m) Herr von Breitenbauch 4, 9,0, 121. |. ©, 767 Lebens; und Regierungsgeſchichte der zweiten Aebtiſſin ꝛc. 708 erfreulich, und bahnte den Weg zur voͤlligen Ausſohnung der Bisher zer⸗ ruͤtteten kaiſerlichen Familie. Otto der II. Fam von feinem Feldzuge wider Sranfreih, nach Italien zurück, und verföhnte fich mit feiner Mutter, Adel: beid. Er verſicherte ihr unverbruͤch⸗ lichen Gehorſam, und kindliche Erger benheit. Dieſer, der ganzen Nation erwuͤnſch⸗ te Vorfall richtete das bekuͤmmerte Ge⸗ muͤth unſerer Mathilde wiederum auf. Sie hatte unſtreitig den naͤch⸗ ſten Antheil an dieſer Ausſohnung. Denn ſie war, nebſt ihrer Mutter, Adelheid und ihrer Schwiegerin Theophanien nach Rom gereiſt, und feierte daſelbſt mit ihrem Bruder, und der ganzen Familie des Kaiſers, das Oſterfeſt n). Inzwiſchen fing doch Otto, wider den Willen und den Rath feiner Mut: ter, im folgenden ggaten Fahre einen neuen Krieg mit den Griechen und Ara- bern an. Das im Julius deffelden Jah: res in Calabrien gehaltene Treffen, fiel fir die Deutſchen fo unglücklich aus, dag Otto felbft in Gefahr gerieth, gefangen zu werden, und ſich kaum durch Schwimmen, und Liſt, das te ben retten konte 0). Er ließ zwar ſei⸗ nen Sohn, nachhin Otto der III. ge nannt, ein Kind von kaum 3 Jahren, zu Veronag zu feinem Nachfolger er: Flären, und am NWeihnachtsfefte 983 Frönen, allein wenige Tage darauf ftarb er plöglich zu Rom, im zg!t ' Jahre feines Alters. ; 3% Einige Schriftfteller erzählen, dag eine von feinen italiänifhen Buhle⸗ rinnen mit der er ſich entzweiet hatte, ihm ein Paar vergiftete Handfchub gefchickt habe, und daß diefes die Ur: fach feines Todes gewefen fen p). Ans dere fagen, daß der heftige Gram Über feine wierigen Schiekfale ihm fein ter ben verfürzt habe g). Noch andere fagen, daß er mit einem Pfeilfchuffe in Rom getoͤdtet, und ſchleunig begra: ben fey r). Wiederum andere glau: ben, daß er in dem Treffen wider die Saracenen mit einem vergifteten Pfeil getroffen fen, und daß ein langſam wiürfendes Gift feinen Tagen ein En⸗ de gemacht habe, Der Schluß folgt Fünftig. n) Chronegr. Saxo ad ann. 981. Annalifta S. ad. h. a. Barrens Geſchichte Deutſchl. 2.2. 574. © 0) Herr von Breitenbauc) 131.0. f. S. p) Eine geſchriebene Chronik von Quedlinburg erzählt diefes, ohne die Duelle aus zugeben, woher diefe Nachricht genommen jey. Herr D. Wallmann in feinen Alterthümern 137. ©. genommen. — 9) Siegelbertus Gemblicenf. r) Dieter. Langen in Saxonia. bat verinuthlich eben aus diefer Ehronif feine Erzählung ß REDET EEE EEE > r e N Hannoveriſches Magazin. 70 u, Aqtes Stuͤck. A Montag, den 20ten Junius 1795. Lebens⸗ und Nesierungsgefihichte der zweiten Aebtiffin zu Quedlindurg, Mathilden, ver Tochter Ditend des Großen. Schluß.) $ ieſer Tod, er habe eine Urſach welche er will, und Die vor hergehenden traurigen Schick⸗ fafe ihres Bruders , gingen unſerer Marbilde fehr ans Herz. Gero hätte Fur; vor feinem Ende zu Nom ein Teſtament niedergelegt, in welchem er den dritten Theil, andere fagen den vierten Theil, feines Vermoͤgens unfe ter Aebtiſſin Mathilden vermacht 9). Der junge Kaiſer war ein Kind von 4 Jahren. Seiner Mutter Theopha⸗ nien Fam, wie die mehrſten Geſchicht—⸗ fchreiber jagen, die Vormundſchaft des jungen Monarchen ſowohl nach) griehifhen, als Deutschen Geſetzen zu b). Sie übernahm auch ſolche, und wurde in den Gefchäften Diefer 4) Chron. Magdeb. ap. Meibom, p. 279 Dittmar Merfeb. in fine p. 347, Vormundſchaft von ihrer Schwieger⸗ mutter Adelheid, und ihrer Schwie⸗ gerin Mathilden treulich unterſtuͤtzt. Den Bemuͤhungen dieſer Perſonen hatte es Otto der II. ohne Zweifel zu verdanfen, daß man ihn fogfeich in Rom als Kaifer anerfante. Aber alle Borficht Fonfe doch nicht hindern, daß nicht in Deutfchland Unruhen aus: brachen, — Der derſtorbene Kaiſer, Otto der II. hatte noch bei feinen Lebzeiten ſei⸗ ven Sohn Otten den III. dem Erzbi⸗ ſchef von Coͤlln, Warin, zur Auf fiht und Erziehung anvertrauet. Hein⸗ rich von Baiern war von dem Bar ser des jeßigen Kaifersnah Maſtricht verbannt. Als diefer den Tod Ges ger tens nnal, Sax. ad ann. 983. Fabrie. Sax. ad h, a, Chrönogr, Sax, ad h. a. Engelbuf. T.2, Leibniz p. 1078. b) Herr von Breitenbauch a. a. D. 143. ©. ſetzt hinzu, daß fie fih eine Mitre⸗ gentin genannt habe. Allein, dieſem fcheinen die in des Herrn von Eraths Cod. dipl. Quedl. vorkommende Urkunden zu twiderfprehen. Ich glaubeaudy, daß die Bormundihaft nah dem Geift der deutfchen Sefige, dem naͤchſten männlidyen Derwandten zugefommen wäre. 772 Lebens⸗und Regierungsgefchichte der zweiten Aebtiſſin | 77 a tens des. II, vernahm, erneuerte er feine Anſchlaͤge auf das Kaiſerthum, die ihm vorhin übel gelungen waren. im feine Abſichten zu verbergen, warf er fich zum Vormund des jungen Katz fers auf, als nächftem männlichen Verwandten ſolches zu kaͤrre. Er bemächtigte ſich der Perſon Ottens des II. zu Coͤlln, nehm ihm anfänglich. nah Magde burg, vermehrte daſelbſt feinen Hof— float, und ging hierauf mit ihm nach Quedlinburg, um daſelbſt Oſtern zu feiern. In Quedlinburg war weder die Aebtiſſin, noch Jemand von. der kai⸗ ſerlichen Familie zugegen. Hier ließ er die ſaͤchſtſchen Fuͤrſten zuſammen kommen, und ſtellte ihnen vor, daß es bei den jetzigen franzoͤſiſchen Unruhen, nicht ratbſam ſey, ein unmuͤndiges Kind in Deutſchland zum Regenten auszurufen. Er wußte, daß Theo⸗ phania ſich durch unvorfihtige Re⸗ den, und leichtfertige Aufführung bei den Sachſen verhaße gemacht hatte. Daher fehmeichelte er ſich, fie durch dergleichen Vorſtellungen in feine Par tei zu ziehen, und durch Deren Linter: ftigung felöft die Kaiferwärde zu er fangen. Aber feine Entwürfe ſchei⸗ terten. ER Zwar hatte er des unmuͤndigen Ot⸗ tens Schwefter Adelheid, zu Halle gefangen genonimen, Weil er aber diefe unſchuldige Prinzeſſin auf der Reiſe hart gehalten, und fich nicht fo gegen diefelbe betragen hatte, als es ihr Stand erforderte; fo migbilligten Er behauptete, daß ihm, ſelbſt feine Freunde und Anhänger diefe Eur und drangen Darauf, daß er fie wiederum nach Kalle ſchaffen mußte — Die Aebtiſſin Mathilde, imglei⸗ chen die kaiſerllche Mutter, und Groß⸗ mutter, Theophania, und Adel; beid, Eeheten eiligft von Italien nach Deutſchland zurück, als fie von allen diefen Borfaͤllen Nachricht erhielten. Ihre Gegenwart in Deutſchland wir: te fo viel, Daß Heinrich, nad) einigen ‚Berhandlungen, gegen Abtretung von Baierit, auf die Bormundfchaft, und auf: das Kaiſerthum Werzicht leiſtete, fih: zu Fraͤnkfurt in Gegenwart der beiden, Haiſerinnen, und der Aebtiſſin Marhilden, dem Otto zu Füßen warf, und von da mit dem kaiſerlichen Hof nach Guedlinburg ging, um daſelbſt das Pfingſtfeſt zu feiern, Ncht nur die Schweſter des Kaifers, Adel⸗ heid/ ſo vbisher in Halle bewachen laſſen, ef Heintich wieder, auffreien Fuß fellen, fondern er lieferte auch den jungen Kaifer mit allen feinen Schaͤz⸗ zen.an feine Familie aus. Die Pracht des Faiferlichen Höfs war bei den, in Quedlinburg anger ſtellten Feſtivitaͤten höher geftiegen, als jemate. Fajt alle deutſche Fürften war ren zu Quedlinburg verfammelt, und die Vornehmſten unter ihnen verwal: teten die Ersämter.- Aeinrich von Baiern war Öberbofmeifter; He⸗ zelo Pfalzgraf, Oberſchenk; Bern⸗ hard von Sachſen, Öbermars ſchall; Conrad von Fgranden Ober⸗ kaͤmmerer. 773 zu Duedlinburg, Mathilden, der Tochter Otters ic, 774 kaͤmmerer c). Die Herzoge Micis⸗ laus von Pohlen, und Boleslaus von Boͤhmen, fanden ſich daſelbſt mit koſtbaren Geſchenken fuͤr den Kaiſer ein. Boleslaus brachte unter an⸗ bern einen Elephanten mit; din er⸗ ften, den man in Deutſchland gefehen Hatte. Der Aufwand, der bei diefer Ge meine Zunelgung der Deutſchen nicht mit ins Grab genommen. Ihre Auf führung war frei, oft verdächtig, und ihre ganzer Charafterräthfelhaft. Die heftigen Steeitigfeiten zwiſchen ihr, und ihrer Schwiegermurfter feste man auf ihre Rechnung. Beſonders ver fcherzte fie dadurch alle ihre Achtung Bei der Nation, als fie bei der gänzlis legenheit gemacht, und. der Stolz, mit Then Niederlage der Deutſchen wider welchem der junge Kaifer, auf Theo⸗ pbariens Anſtiften bedient wurde, erweckten Unzufriedenheit unter ten Deutſchen. Linter andern fpeifete er an einer Tafel in der Geſtalt eines hal⸗ den Monds, welche einen Fuß höher, als die Tafeln der uͤbrigen Perſonen erhaben war. Die Stände, welche fhon ven Gedanken der Mitherr⸗ ſcher, bei fich führten, waren Darüber unaehalten. . Um dieſe Zeit, nemlich noch in das Jahr 984 fällt die Einweihung des Marienkloſters auf dem Muͤnzen⸗ berge. Dies Klofter bat fürnemlich der verwitweten Königin Marbilden fin Dafeyn zu verdanken. Linfere Aebtiffin hat aber das Werk vollender. Theophanig ftarb 99T zu Nim⸗ wegen, Dieſe Fuͤrſtin hat die allge: die Saracenen, und bei dem großen Unglück das ihren Gemahl Fury vor ſeinem Ende traf, den Bitterjten Spott „wider die Deutfchen ausftieß, und den äußerten Leichtfinn, und Schaden: freude in ihrem Betragen aͤußerte. Ich glaubealfo, daß unfere Mathilde bei dem Grabe der Theophanma, ihrer Schwiegerin zwar gerührt, aber nicht ganz untroͤſtlich geweſen ſey. Verſchiedene Geſchichtſchreiber er⸗ waͤhnen eines Krieges, den Otto der I. wider die Slaven in eben dieſem Sabre geführt babe, Die Slaven ſollen den Kaifer in der Abficht ange griffen haben, um fich an dem Stadt: balter von &uedlinburg, Namens Dietrich zu rächen d), Esiftaberzu bedauren, daß weder die eigentliche : Beranlafung zu diefem Kriege, noch Ccc2 * der ) Barre a. a. D. 577. Diefe Feierlichkeit haben die Schriftſteller zur Erläuterung ⸗ des Lehnrechts und der Geſchichte der vier weltlichen Erzämter im Heil. Roͤm Reich zu nugen gewußt. ©. C Crollius Gedanken über die, nach dem akademiſchen Enticheid vom 2ten Het. noch nicht hinreichend beantwortete Preis. frage: wie, und wann find die vier weltlichen Erzaͤmter des Heil. Roͤm Neichg den, durch die goldene Bulle darin beftätigten hohen Erzhaͤuſern erblich gewor— den? In hiftoria & comment. academie. Ele&torat. fcientiar, & elegant. litt. Theodoro- Palatinz. Vol. V.hiftoricum, Manhemii 1783.6t° Abhandlung. d) Herr von Breitenbaud a. a. D. 167.©. Barre a. a. O. 591, © EYE 775° Lebens / und Regierungsgeſchichte der zweiten Mebtiffin 776 der Erfolg deffelden, deutlich beſchrie⸗ ben ift. Im folgenden 992ten Jahre ver: herrlichte unfere Aebtiſſin Miarbilde durch ihre Gegenwart die Frierlichkei— ten ©), welche durch die Einweihung der Kirche zu Halberſtadt veranlaßt wurden. er Bischof Hildebrand hatte folche erbauet, Außer unſerer Ihr am 6en Febr. 999 erfolgter Tod machte ihren ruͤhmlichen Geſchaͤf⸗ ten nur allzu früh ein Ende. Gie ward'nur 44 Sehe alt. Dieſer uns erwartete Tod verfeßte nicht nur ihre Mutter, fondern auch ihren Neffen, den Kaifer, in die größte Bekuͤmmer⸗ niß. Adelheid konte den Berfufteiner ſo guten Tochter, die bei allen ihren bis⸗ Aebtiſſin, waren der Baiſer, nebfi® herigen Leiden ihr einziger Troſt gewe⸗ feiner Großmutter Adelheid imglei⸗ chen Willigs, Bifhofzu Mainz, und noch eine Menge anderer Bifchöfe da: bei zugegen. Die drei letzten Lebensjahre unferer Aebtiſſin Mathilde waren digeni gen, im welchen ſie ſich, und ihrem Stifte einen unvergaͤnglichen Ruhm erworben hat. Der Kaiſer Otto der HI. trug ihr im Jahr 997 die Stadt⸗ halterſchaft im ganzen deutſchen Reiche auf. Adelheid, des Kaiſers Großmutter, mogte fih wohl wegen ihres herannahenden Alters, mit Ne gierungsgeſchaͤften, nicht weiter behel⸗ figen wollen. Und Otto hatte auch nicht Urfach, diefen Schritt wegen der Stadthalterfchaft zu bereuen. Während der Zeit, daß Otto nad Italien ging, die Nebellen zu Kom zu demüthigen, verrichtete Mathilde in Deutſchland die glänzendften Thaten. Sie wußte fich die Achtung der Grof fen, und die Ehrfurcht des ganzen Volks zu verfchaffen, >) Abels Halberft, Chronif 2, B. 1. C. f) Dittmar. 356, s fen war, nicht ertragen. ie folgte h ihrer wuͤrdigen Tochter. am 291" Dec. deſſelben Jahres im Tode. Und drei Sabre nach ihr, ſtarb auch ihr Neffe der Kaifer Otto ver IL. — Mathildens Leichnam wurde in der Stiftskirche des heiligen Servaz neben ihren beiden Großaͤltern, den Koͤnig Heinrich, und ſeiner Gemah⸗ fin Mathilde, beigeſetzt F), Sn den bisher vorgetragenen, ob: gleich noch fehr unvollkommenen Nach⸗ richten von dem Leben unferer unfterbs lichen Mathilde, finden wir ſchon die: Hauptzüge von dem erhabenen Chag rakter dieſer fuͤrtreflichen Fuͤrſtin. Ihr durch Wiffenfchaften gelaͤuterter Ver⸗ ſtand, ihr gefaͤlliges und einnehmen⸗ des Betragen, ihre unbefleckte Tugend, und Redlichkeit, machten ſie bei ihren Zeitgenoſſen beliebt, und durch ihre Klugheit hat ſie ſich bei der Nachwelt einen ewigen Ruhm erworben. Denn die Klugheit, welche fie bei ihrer Mer gentenſchaft von fich blicken ließ, über: flieg 142. ©. ta TEL» flieg alle Erwartung, und würde dem geuͤbteſten Staatsmaun Ehre gemacht haben. Ihre Sanftmuth und, Klugheit war es, durch welche fie fich das Vertrauen und die Zuneigung aller ihrer Ber: wandten ununterbrochen zu erbaften gewußt, ungeachtet. die unglücklichen Samilienzwiftigfeiten in den legten 15 zu Duredlinburg, Mathilden der Tochker Ottens ıc. # 778 Sahren oft Trennungen und Parteien in dem Ottoniſchen Haufe veraulaßt hatten. Man ruͤhmt ihre Frömmig: keit; aber man findet feine Spur, daß‘ diefe Tugend, — wie dies der Faͤll bei ihrer Großmutter ſeyn mogte, — in Schwaͤrmerei und Andächtelei überger gangen ſey g). 2) Dies verdiente Rob giebt ihr auch der Herr Jußitzrath N im zen Bande 149, Seite feiner deutfchen Reichsgeſchicht Neu erfundene Vortheile zur beffern Einrichtung der Flöte, En zweien vom mir durch den Druck A), bekant gemachten Nachrichten, von der. aͤußern und inneren Befchaf: fenheit meiner Flöten, babe ich. die Vortheile, die eine, mit Klappen für die ſtumpfen und matten Töne in der unterſten Odave, verfehene Flöte ger waͤhret, angezeiget. Ich habe darin Heftanden, und geftehe es auch noch, - daß es, eine, folche Flöte zu ſpielen, ſchwer, aber doch nicht unmöglich fer. Man muß fih die Sache aber nur nicht gar zu fchwer vorfiellen, und fich dadurch abjchrecken laſſen. Ein we nig Gedult und Fleiß machen es Bald möglich‘, zumal, wenn man fich nur nad) und nach erftlich an eine, alsdenn, wenn man diefe in feiner Gewalt hat, an die zweite, u. ſ. f. an die übrigen Klappengewöhner, bis man ihrer voll⸗ kommen mächtig iſt. Solte es auch nicht möglich ſeyn, fie Beim geſchwin⸗ den und fehr geſchwinden Satze anwen⸗ dem zu koͤnnen; fo wird es immer ge— nug fern, und Die daran gewandte Muͤ⸗ be reichlich belohnen, wen man fie auch nur beim langfamen und mäßig geſchwinden, oder auch nur bei lang⸗ ſamen Bewegungen allein, anwenden Fan. Die durch diefe Klappen hervor⸗ gebrachte Gleichheit der Toͤne in der unterften Odave, machet eine fuͤrtref⸗ liche und ganz ungewöhnliche Wir: fung, die von einer Flöte nicht erwar⸗ tet wird, zumal bei baltenden und wachfenden, oder abnehmenden Tür nen, welche auf den ſtumpfen und matten Tönen einer gewöhnlichen Floͤ⸗ te, gar nicht möglich find, Bei einer folchen Einrichtung klinget die Flöte faft nicht mehr als Floͤte, beſonders in den Tonarten, wo f,gis;as,b, a is und c, weſentliche Töne ſi Eat, alsı es Ex 3: dur, BR: dur, es moll, e dur, f dur, fmoll, g moll,a dur, amol!, as dur, b dur, b moll,c dur. cmoll, u. fw. Es glau⸗ ben zwar einige, die aber die Vorthei⸗ le dieſer Einrichtung gewiß nicht ein⸗ fehen, es wäre gan, unnoͤthig, und man kLoͤnte ohne dieſe Klappen alles, und eben ſo gut, als mit denſelben machen; das erſte iſt wahr, das an⸗ dere aber nicht. Andere meinen gar, 23 toäre weder mit noch ohne Klappen etwas gutes auf der Flöte zu maden; aber fie meinen es auch nur. Auch ſind einige ſolche abgeſagte Feinde der Klappen, daß ſie nicht einmal die dis Klappe leiden wollen, da doch ohne dieſe Klappe, die Floͤte weder rein ge⸗ ſtimmet, noch rein geſpielet werden kan; man mag dagegen ſagen, was man will, fo bleibt es wahr, Wenn man fi) nur bemühen wolte, Die VBortheile, auf einer mit einer dis Kappe verfebenen und Huf geſtimm⸗ een Flöte, näher kennen zu lernen, man würde fie gewiß annehmen, und Eeine Flöte wuͤrde mehr obne diefelbe erfcheinen; "aber richtig geftimmet müßte fie fen, fonft bfiebe fie immer fo fehlerhaft, als ohne diefelbe. Ein jeder urtheilet nad) feinem, Wiffen, ob er aber Kenntniß genug bat, ge hoͤrig und richtig Davon urtheilen zu Fönnen, if eine andere Frage; man muß fih nur durch das vielerlei Ge: vede nicht irre machen laſſen, und wenn gleich noch fo viele glaubten, fie Fönten ohne dis Klappe rein fpielen, fo glaube ich es nicht; man darf nur hören, und wer hören Fan, wird es Neun erfundene Vortheile 780 gewiß gewahr werden — Die Klap⸗ pen zu f, gis oder as, b oder ais und ce, welche BroRr, dem Anfehen nach, nur für die impfen Töne in der un—⸗ terſten Odtave allein gefchaffen zu ſeyn ſcheinen, gewähren noch viele andere Vortheile, an welche bei deren Ent: ftehbung gewiß nicht gedacht worden. Sch habe mich ſchon feit vielen Jabz ren bemübet, diefe Klappen. fo anzu— bringen, daß fie das Spielen nicht fo ſehr erfchweren, fondern fo bequem, als möglich genommen werden Fonz ven. Gegenwärtig glaube ich diefer Abſicht noch näher gefommen zu ſeyn. Die Klappe ift in vielen Fallen ehr. - nüßlich, aber eine winzige f Klappe - , ift nicht in allen Fällen anwendbar, - fie ſey nun für den Efeinen Finger in der linken Hand, oder für den fechften ‚Finger, oder für den Daumen. Dieſe letztere iſt die unbequemſte und am wenigſten brauchbarſte, ob ich ſie gleich jetzo auf eine ganz andere und beffere Art mache, als vorher Die fire den fechften Finger ift beffer, aber doch nicht im allen Fällen zu gebraus chen ; daher habe ich noch eine für den Eleinen Finger der finfen Hand anzubringen für nöthig Befunden, und diefe erfeßet das, was jener abgebet, hingegen macht jene, was drefe nicht machen fan. Dahero find nun zu mehrerer Vollkommenheit a f Klap- pen daran. Die b Klappe bleibt zwar, wie vorher, aber eine neue Einrichtung macht deren Gebrauch leichter und bequemer, Dieſes find un “ [3 781 nun die Klappen, die ich zeither dar⸗ an gemacht habe, und alle Töne in’ der Tiefe find nun Kelle und den an: dern gleich, bis auf das c; bier har ben ſich viele Schwierigkeiten geauf fert, ein Mittel zu finden, dieſes c auf eine bequeme Art helle machen zu koͤnnen. Viele Berfuche haben mich endlich auf einen Weg gefuͤhret, der mir der beſte zu ſeyn ſcheinet. Eine ce Klappe queer über die Flöte gelegt, taugt gar nicht; erftlich nimt fie dem Daumen den eigentlichen Plag, und die Flöte Fan deswegen nicht gut und fefte gehalten werden, worauf doch feht viel ankoͤmt; hernach muß mar allegeie den Daumen zu weit herauf Holen, und zu hoch aufheben, wenn man diefe Klappe aufmachen will diefes hindert aber fehr im ſpielen. Zweitens, Fan men diefe c Klappe nice unmittelbar auf die b Klappe, und fo auch umgekehrt, fo brauchen, daß dieſe 2 Töne im einer genauen Derbindung auf einander folgen; wolte man fie aber niemals verbin- den, fondern allezeit kurz abftogen, fo würde diefes bei geſchwinder Bewe— gung nice nur nicht möglich feyn, fondern es wuͤrde auch im Ganzen dem guten Bortrage ſchaden. Ueber diefes machen viele Furz abgefloßene Töne aufiver Flöte eben Feine ſonder⸗ line Würfung. Warum man aber dieſe Töne nicht verbinden Fan, liegt darin; wenn man das b mit ver 2 2 zur beſſern Einrichtung der Floͤte. 782 Klappe gegriffen bat, und das c ſoll nun daran gebunden werben, fo muß man den Ton b fo lange halten, bis das c eintritz indem man aber von der b Klappe zur e Klappe gehet, fo fällt indeffen die b Klappe zu, und giebt den Ton a noch ehe der Daumen ‚auf die c Klappe kommen kan; und fo gehet es auch von.c auf b, da läßt fich h darzwifchen hoͤren. Diefes eins zige wäre ſchon genug, fie zu verwer⸗ fer, weni fie auch Feine andere Unbe⸗ quemlichkeiten hätte, Die befte Art von denen, Die ich either gemacht ba: be, ift diefe: wo die b und c Klappe in einer geraden Dichtung liegen, fo, daß das c Loch unker dem Stiel der b Klappe, und alfo der Daumen auf eine Erhöhung zwifihen den beiden Stielen dieſer Klappen, zu Liegen Eömt, fo, dag man fie beide bequen! heben kan; aber der Fehker des Nichtverbindens diefer beiden Töne, iſt dadurch immer noch nicht gehoben. Daber war es nöthig, noch auf ein anderes Mittelzudenfen, und ic) glauz be es nun fo gefunden zu haben, daß ducch eine ganz befondere Einrichtung diefe beiden Töne nicht nur weit ba quiemer genommen, fondern auch fo ſchoͤn, als andere Töne, an einander gebunden werden koͤnnen, e8 ſey vom b auf e, oder umgekehrt. Auch hat dieſe nuͤtzliche Einrichtung auch auf an⸗ 28; Neu erfandene Vortheile zur heſſern Einrichtung der Floͤte. andere Töne Einfluß. Und nun haͤtte eine ſolche Flöte 7 Klappen, nemlich: es, dis, zweimal f, gis, b und c. Da das ẽ auch ein ſchwacher Ton ift, fo habe ich mich bemuͤhet, auch bier zu helfen; ich werfchte es mit einer ber fondern Kiappe zu bewerkſtelligen, aber nicht mit einer doppelten, wie einige meinten, nemlich mit einer ſol⸗ chen, die ein Gelenke hat, immer of fen ftebet, und beim darauf drücken erftlich zugehet; dieſe iſt hier des Platzes wegen nicht anzubringen, und verurſachet auch zu viel Geklappere, und die beiden es und dis Klappen Serhinderten, daß ich meine befondere - Klappe auch nicht wohl anbringen Ponte, und da es doch auch im Spie⸗ den immer eine Art von Hinderniß gerurfacht, fo habe ich alles dieſes weggelaſſen, und Fieber die Menfur darnach eingerichtet, Daß man das &, zur mit einiger Behutfamkeit, mit der aufgemachten es Klappe, eben fo helfe haben fan, als die andern To Leipzig, den zofen Mai 1785. a —— ee et * 84 ne, Und nun wäre alles in der Floͤ⸗ te, was man wuͤnſchet. Es ift zwar wahr, wer fih an-eine folhe Flöte gewöhnen will, muß fichs gefallen laſ⸗ fen, hier und da die geröhnfiche Fin⸗ gerordnung zu verändern, indeſſen Fan man, da die Flöte ohne diefe Klap- pen, tie eine andere geftimmet ift, und folglich auch fo gefpielet werden - Fan, fie fo lange fo, als ob feine wei— tere Klappen da wären, brauchen, bis man fih nach und nach an die Klap- pen gewöhner Bat. Was Ton umd reine Intonation betrift, das ift fchon in meinen gedruckten Machrichten gu fagt worden. Da ih.den Wunfch der tiebhaber kenne, und mir es num einmal zum Geſetz, oder vielmehr zur Pflicht gemacht habe, in der Verbep ferung dieſes Inſtrumentes fo weit zu geben, als es meine Kräfte vers ftatten, fo habe ich diefe neue Ein richtung zu melden nicht unterlaffen wollen. \ Tromlitz, Muſikus und Fidteniſt. Berichtigung. Im 22ten Stuck Seite 339. Zeile 2. lieg 125 Mark Silber ſtatt 25 Mark Sil—⸗ ber. ©. 349. 3. 10, fies don Soim fiatt von Hain. Ebendafelbft 3. 25. fegeman noch hinter die Worte; Die founderthätigen Gebeine des heiligen Ste phans und der heiligen Korona, beide Märtprer , imgleichen die Bebeine des heiligen Servazı ©. 34). 3. 2.1. Zittergemwölbe ftatt Gittergewölbe. RE EEE # # 785 annobciſches Magchin. 786 so Stuͤck. Freitag, den 24ten Junius 1785. Der Oekonom. (Aus dem Englifhen. *) iefe Familien hat allein der Mangel an nöthiger Oekono⸗ mie in der Einrichtung ihrer häuslichen Ausgaben an den Bettel⸗ fiab gebracht; viele leben mitten im Ueberfluffe, oder wenigftens zu einer Zeit, da ihr Einfommen für ihre Be duͤrfniſſe völfig hinreichen Fönte, in der unglücklichjten Armuth; und dag - einzig und alfein, weil fie die Güter, toomit fie die Borfehung gefegnet hat, nicht mit genugfamer Klugheit in ib: rer Einrichtung verwenden. Diefes bat den Verfaffer folgender Blätter, den Weltfenntniß und Erfahrung für das Wohl feiner Mebenmenfhen em- pfindlih gemacht Haben, bewogen, hier einige Anfchläge häuslicher Ein: tihtungen befant zu machen, De nen, Die Darauf achten wollen, wird es ohne Zweifel zu großem Vortheile gereichen daraus zu lernen, auf was für Ausgaben fie fich nach dem Maaße ihres Vermögens und ihres Standes einlaffen dürfen; und welche fie ver: meiden muͤſſen. Es ift darin nicht auf den fehr Ar— men, dem feine Umſtaͤnde am beften Dvd gei⸗ Das Original iſt unter dem Titel: The Economiſt. Schewing in a variety of eftimates from fourfcore pounds a year to upwards of 820 I, how comforta- biy and genteely a family may live wirh fiugality for a little money. Bya gentieman of experience, zu London 1774 zum flinften male gedruckt worden. Der Inhalt ifi unferer Zeit: fehr angemeſſen. Zwar wäre es wohl eben nicht nöthig gewefen, Haus; Etats für uns. iiber dag Meer herüber zu holen, zumal ſolche, bei denen noch fo viel zu erinnern iſt als bei dieſen. Da ſich abır duch ein jeder Hausvater feinen Haus: Etat felbft machen muß, und alſo auch hier— laͤndiſche zu weiter nichts als zu Beifpielen Hätten dienen Tonnen: ſo habe ich jene lieber überfegen als eigene geben wollen, um meinen Lefern zugleich das Vergnügen zu verfchaffen, mit der häuslichen Einrichtung der Engländer da; durch etwas befanter zu werden. Engliſches Geld, Maaß und Gewicht find als befante Sachen ‚beibehalten. W. 787 Der Oekonom. 788 _ zeigen, was er chun darf; ſondern auf zeigen wollen, wie ſi e ſich einrichten den Kaufmannsſtand und überhaupt auf den Mittelftand Nückficht genom⸗ men worden: Denn gerade der hat eis nes folchen Unterrichts em. meiften nöthig. Sehr reiche Leute Fönnen fi ohne die Außerfte Ausſchweifung nicht teicht zu Grunde richten; Deswegen bat man auch nur Leuten, die von go bis 800 Pfund zu verzehren haben, Kuf Brod fir die 7 Perſonen; für die Perfon täglich ı pf. - Auf Butter desgleichen Auf Käfe desgleichen täglich F pfi - muͤſſen. Anſchlag der häuslichen Einrich— tung einer Familie, die von einem Ge⸗ werbe oder fonft bis an die 400 Pf. jährliches Einfonimen hat, und davon gemächlich Ieben will. Die Familie foll aus Mann; Frau, vier Kindern, und einem Domeftifen beftehen. Auf Zugemüfe, Sat, Eßig, Sf, —— — Ge⸗ wuͤrze und Specereien, außer Thee und Zucker, auf die > Wöchentlich DR — — — angenommen, daß das Brodkorn in maͤßigem Preiſe ſteht. — — — — — -4 I Ben gi Fr - — 13 4 Perſon täglich 3 pf. Auf Fifche und steif; fuͤr die Derfen glich } Pf. das ; Auf Kohlen zu 2 Feuern im Winter, 2 Bufhels wöchentlich, für die Küche 3 Bufbels a) jähr: lich Pf. zus pf. — I15|33 Auf Seife, Ckirte, Blouſtein oder Baur die Wäre in us f außer dem Haufe überhaupt — — — 1862 Auf Milch einen Tag gegen den andern APR 13 ph — | — — 10 Auf Zwien, Nadeln, Nägel, — und alle Art von eure | ® zer Waare — — — — — 1199 94 Auf Eyer — == — — — — — 4 Auf Mehl — — — —7 Auf Duͤnnebier, das Barrel ; zur ßl.; fuͤr 8 ——— — — — | 2] 9 | Auf ſtark Bier für die Famitie felbft und für Fremde — 1 — | 1,9 | Auf Sand, Walfererde, weiße Farbe, Kohlengeftiebe, und | eh Ziegelmehf — — — — — — 2 Auf Thee — — — — 1—-126 Auf Zucker — — — —|—|2|' 6 und rim Sommer; | — — — — JD—— a) Anm, Sparſamkeit muß in dieſem Artikel fo wie in allen uͤbrigen geſucht werden. 79.0 Der DOefonom 26:98 Woͤchentlich Dr. pt ph Ueberteagder Seite — | 2) 8 si lich 5 Chaldrons; der Ehaldron, wenn die Kohlen wohl⸗ feil find, zu 2 Pf. 15 Bl. macht — — — 13 & Auf ichter und Leuchten in den Laden, ıc, — Be 6646 Auf die Ausbeſſerung von Meublen, Tiſchleinen, el | | | | und anders dergleichen Geraͤthe — END Wöchentlich Au 217) £ 2Pf. 17 $l. Ipf. wöchentlich, macht jäbstich — 148| 6 2 Auf die Bemwirthung von Fremden — 6-1 — Auf Kleidungsstücke aller Art fie den Hausperrn — 16 — — Auf dergleichen für die Hausfrau — 16 — "Auf dergleichen für 4 Kinder, auf jedes 7 pr. — 28 —— Auf ein Wochenbette 10 Pf., alle 2 Sabre einmal — 5 —— Zu Taſchengelde und auf die Correſpondenz fuͤr den —— woͤchentlich 4 $l.; macht jaͤhrlich — 10 8 — Zu dergleichen fuͤr die Frau und 4 Kinder — — | Al — Auf Magdlohn nebft dem Thee — Auf einen Mann, der den Laden —— und Angin⸗ Zu Arzneien und auf die Erhaltung der Geſundheit für ne ganze Haus ein Fahr gegen das andere — Auf das Rafiren, Frifiren, Schuhpußen — — Auf die Schule fuͤr die Kinder — — ge zu verrichten hat | Auf flehende Nenten und öffentliche Abgaben: so — O xX 0 — 5 —J— Auf Handelsausgaben bei Kundleuten, auf Reifefofken, Weihnachtsgefhenfe, Federn ꝛc. um bie runde — voll zu machen — — Insgemein — — IN Ai Endlich müffen ein Jahr gegen das andere 20 Jobre hin⸗ aa | durch jährlich noch 75 Pf. zuruͤck gelege werden, um ber Witwe und 4 Kindern jedem 300 Pf. zu hinterlaſſen — En | er —— Sind weniger Kinder, fo Fan man von ber obigen Summe nad) Verhaͤlt— niß wieder zuruͤck rechnen; fi find mehr, fo koͤmt wegen eines jeden noch hinzu | Dd d 2 Auf 794 Der Oekonom. | 292 Auf den Unterhalt jährlich — so Pf. ‘ Auf die Kleidung — — — —— Will man noch einen Dienſtboten halten, r fommen darauf noch in den Anfchlag Auf den Unterhalt — 89 Auf den Lohn — — sp. ; —— 249. Will man einen Bedienten in Libre — ſo kommen hinzu Auf den Unterhalt — 18Pf. Auf den Lohn — — 9Pf. — 27 De — Dh Dagegen Fan man aber für den Laden aufzufchließen und die Ausgänge zu verrichten den obigen Anſatz wieder abziehn mit — — — Se Und Eoftet folglich ein Bedienter nur mehr. — 2ı 16: Diefemnach betragen nun alfo die ſaͤmmtlichen Ausgaben für eine Fami⸗ lie von Mann, Frau, 4 Kindern, 2 — und 1 Dienſtburſchen nad). dem obigen Anſchlage Jaͤhrlich — ge 325 Pf. —— zu, Für eine zwote Magd — — — Für 1 Dienſtburſchen — — —— 370 Pf. | 1661. — — Auf boͤſe Schulden iſt in dieſem Anſchlage nicht ge: rechnet, fondern man mug die jährliche Einnahme von 325 Pf, rein haben, um diefe Nusgaben zu ſtehn. Was von Mierhsleuten einkomt, mindert den Anſchlas und iſt Gewinn. Anſchlag der haͤuslichen ——— fuͤr dieſelbe Familie, die fi ch aber mit dem Handel nicht abgiebt, nach einem andern Plane. Auf drei Kinder in der Penſionsanſtalt au erhatten; für je I Pr. Ißl. pf. | des jährlich 16 Pf. — 48 Auf außerordentliche Ausgaben fuͤr zoin Radeln, Bir cher, Tafchengelder — — 6— Auf — — — — 777 Sr — | 54i— - ı Br » 393 | Der Ockonom. Pe 5 Deere — Er 2 Uebertrag der Seite — — Kleidung für ei 0 42 — Auf ein Kind an der Bruſt ei 1. 73 Pe Auf außerordentliche Nusgaden für daffelbe — Auf Kleidungs ſtuͤcke fuͤr daſſelbe — — Auf Hausmiethe und den Tiſch für Mann und Fran in ei⸗ nem anſtaͤndigen Haufe — Er — Auf Thee und Zucker woͤchentlich 2.51. 6 ER — Auf Feurung und Licht — — Auf das Waſchen außer dem Hauſe _ Auf das Raſiren und Schubpußen viectefjäßelich ro fl. — * jaͤhrlich — Fuͤr den Bedienten im Hauſe — — — Auf Kleidungsſtuͤcke für den Herrn und die Frau — Auf die Erhaltung der Geſundheit das ganze Jahr duch ‚überhaupt Auf Tefchengeld für den — und die ie Rrau — Auf die Bewirthung von Fremden iſt nichts gerechnet, weil ſie bei ſo einer Einrichtung wohl eben nicht vorkommen moͤgte. Auf ſolche Weiſe kan nun ein Herr mit ſeiner Frau den Sommer auf dem Lande und den Winter in der Stadt leben; bat aber in dieſem Falle auf die Hin: und Herreife jährlich noch zu verwenden etwa — — Soll noch ein Bedienter in der Livre gehalten werden, ſo kom⸗ men hinzu an Koftgelde wöchentlich 7 ßl. — 18 Pf. 19ßl. An Lohne, und für die Livre — 10 Pf. — ßl. An Hausmiethe für ı Mann — .3P — Bl. 3. | 169 — 32 19 252 = Anſchlag der Koften für eine Familie von 1 Heren, ı Frau, 4 Kindern, 2 Mägden und 1-Bedienten; voraus gefeßs, daß dieſe Familie gleich Leuten von Stande leben will, und zwei Kinder in der Schule zu alten hat, Dod 3 Auf 795 | Der Oekonom. ggg Auf Brod täglich 73 pf. Ei Auf Butter täglich für ı Pf. zu 10 of. das Pfund — Huf Kaͤſe woͤchentlich für 3 Pf zu 6 # dag Pfund — Auf Fleiſch Auf Fiſche und Geflige nach Glegenpeit zum Abenbeffn oder fonft Auf Zugemüfe, Sallat, Aare Fruͤchte ha Gelegenheit: — Auf Oel, Weineßig, Senf, Ein Ba Gewäne, Sal — Auf Ihee — Auf Zucker zum Thee zu ro pf. furs Did — Auf Zucker zu allerlei Gebrauche in der Fawilie — = 2 he; on un = : = zn mn — —— oap Auf Dünnebier die Tonne zu 12 fl. — x Auf Milch — Auf Seife, Staͤrke ze, zum ——— für die ganze mitte in und außer dem Haufe Auf Zwirn, Naveln, Naͤgel, kurze daren ꝛc. —“ Auf Eyer — —* a — SER ERREGT nr] Ram Auf Mehl — Auf Sand. Walkererde, Ziegelmehl, wäßeg Farbe, ꝛtc. Auf Feurung, 10 Chaldrons des Jahrs, A ı Pf 161. — Auf Erleuchtung des Extrazimmers ꝛc. im ganzem Sabre a BROS | — — — — — — —— — — — [I — — — — eine Woche gegen die andere Auf Puder, Pomade, Schtchwan Hoarradenn un | — Auf das Frifiren —— Auf Wein, Punſch, Starkbier, Limonade — — Auf Ausbeſſerung der Haushaltsſachen — | ETITEIER: 5Pf. Jo fl. 5 pf. die Woche, macht des Sahıs — 287 Kinder in der Schule zu halten, zu 20 Pf. für jedes — 40- Mebenausgaben für Die Kinder wegen der Feisetage und des A I" “Nölasx uw ıel-lı ıı 1? Aufenthalts zu Haufe an den Fefitagen — — sI—!ı — Auf Kleidungsſtuͤcke für 4 Kinder, zu 10 Pf. für jedes — ı 401-1 — Auf Kleidungsftücke für den Heren und die Frau — th soll — - Auf Tafchengelod für den Heren. a — — 28 Auf dergleichen fuͤr die Frau — — 13 Eu BE - x 797 ‚Der Oekonom. 298 —— Uebertrag der Seite | 464| ı| 8 Auf Mägdelofn = — — — 14 -| — Auf Bedientenlohn und Livre — — 20 —— Auf Hausmiethe und Stadtabgaben — zes — Auf Bewirthung von Fremden — Auf Erhaltung der Geſundheit fuͤr die ganze Sämitie — | ı0l—| — "Auf allerlei Ausgaben nach Gelegenheit; auch aufs Wochen: berte, um die runde Summe voll zu machen — 20/18| 8 Wer ſich noch ein — mniee hat darauf und —J | den Garten zu rechnen 40—| — Auf einen Auffeber ber das Kanbhaus, auf Ani | und Lohn — — — 24 — a Be dem Kandgauf bin und wieder her — 6— 683 — 10!10 Auf Eauißage nach Nr. — — Fiss Sı7z,10lıo. 4. Anſchlag der Unterhaltung eines Dierhpferds i in London. Dr fl. Br He Auf 6 Monate Hau und Keen, die — zu 10 ßl. 6 pf. me 13| — Für den Wärter Su Kir. Für das Pferd in der Zar) dag man es 6 Brauche; fi iebenmal friſch zu beſchlagen — — — — |16| 4 Für das Aderlaffen des Pferdes ꝛc. — — | — — Fuͤr Unterhalt in den 20 Winterwochen — — Fuͤr das Hin⸗ und Zuruͤckebringen von der Weide — Fuͤr ſechswoͤchentliche Weide im Fruͤhjahre, die BEER ßl. Fuͤr Sattlerarbeit, Peitſchen ꝛtc, — 5 5. Anſchlag der Unterhaltung eines SPEER des im Stalle gehalten wird, Fir Stroh die Woche — „er RE * 799 Der Oekonom. voo —— rt Uebertrag der Seite — | ı| — Für 25 Bund Heu — — PB — [31 Für 2. Meton Korn, das Quarter zr.ı Pf. ı fl, 31,6 Für die Stallung wenigftens — — — ©, Für einen Pferdewärter — — er | 2| 6 | DD a *F F Be LE Auf 26 Wochen, die Woche zu 13 Bl. — 1° 16/18) — Die uͤbrigen Artikel bleiben | Er an Für den Befhlag ——464 Fuͤr das Aderlaſſen — JJ Für den Unterhalt auf zo Wochen im inter — 2— Für das Pferd nach dem Hofe und wieder zurück er zu bringen — — nen Ei die Grafung auf 6 Wochen im Fruͤhjahre — ıl4l — uͤr Sattlerarbeit, Peitfhen ꝛc. — 5 „el obs | ! anna Ein Wagen mit einem Pferde koſtet nur folgendes mehr: | Pf [6L.! pf- Raͤderſteuer — ——— — — Den Wagen gehoͤrig zu ſchmieren, und alle 14 Tage einmal et zu pußen ı fl. 6 pf. jedesmal, macht auf 6 Monate — | — J18) — Stellegeld fällt 1veg, indem der Pferdeverniiether dem Wa— a . gen die Stelle umſonſt giebt — En u Alle 2 Zabre ein Paar neue Räder Foften, wenn die alten. an: | | | | gegeben werden, jaͤhrlich — — — Sattler: und Schmiedearbeit, um die runde Summe eben RB voll zu machen — — — J Koſten des Wagens uͤberhaupt — ee —— — == 10 Ein neuer Wagen, der gehörig in Acht genommen wird, Hält etwa 5 Jahre. Der Schluß folge Fünftig. b) Anm. Der Anfenthalt mit dem Pferde außerhalb Hauſes macht noch befondere Ausgaben: dadurch wird aber zu Hanje ein Futter. Korn und etwas He ers fparet. Iſt es vermiethet, und es bleibt des Nachts unterweges: fo findet Dei falls Fein Abzug ftatt. ©2 Samoscckörs Magazin. sie Stüd, Montag, den 27ten Junius 1785. Der Defonom (Schluß.) 7. oſten von der Haltung einer Poſtchaiſe. Wenn Miethpferde gehalten werden, fo iſt das ge | Pf. Ißl.pf. wöhnliche möchentliche Miethgeld für jedes Pferd > 12 ßl., alfo für beide ı Pf 4 Hl, mir Inbegrif eines | freien Standes für den Wagen — — 14 — Fuͤr den Pferdewärter — Ma N SER a Für den Befchlag — — — — — 17 Fuͤr Oel und Schmier ER Er. BI Wöhrd -—| 7m u. Im. gl. 1 pf. ai Ba im m Jahre —— 70 8 — Raͤderſteuer PU DR Für 4 neue Räder, > weldhe alle a 2 Yahıc einmal nörhig Au, i alfo jährlich Eoften | . — Schmiede und Sattferarbeit, * fuͤr Peuſchen — — Koſten des Wagens mit der Malerei jährlich — Er Koſten der Pferde desgleichen En 10' = a 1094| 8 4 ae des Kutſchers — — * | 16 li; Tiſ⸗ zer — — IE on tivre — — — — IJ —— — — m jäbetih — | 146| 8] 4 Der Preis fuͤr Pferde allein, iſt auf Wochen — 10 Pf. ceNrT Bär 803 | Der Ockonoem. 804 Jaͤhrlich 10 Pf. N Für Pferde und Wagen — 12 Pf. Pr. Be Ph Die Herren der Miethkutſche RR, 14 Pf. —— — | 182]-| — Die Kutfcher verlangen — 33 Oberrock und Hutb — — —— 417] — 190 — 8. | “ x Koften von einer Poftfutfche, wenn man alles feldft Hält. a3 Bund Heu wöchentlich fir jedes Pferd, und dazu über: Dr. st] pf. # haupt noch 10 Bund auf das, was verfpift wird, gerech: e 2% net, macht 74 Zuder, Das Fuder wird bei wohlfeiler Zeit zu 2 Pf, 10 fl, gekauft; beträgt für 73 Fuder. — 181151 — 2 Bund Stroh die Woche macht jährlich 3 FZuder -— 3 3 —I 1 Metze Korn täglich für ı Dferd, und 9 Bufbel auf das Duarter gerechnet, macht zo Quarter 2 Bufbel des Jahrs. Das Auarter im Mittelpreife zu x Pf. ı Fl. macht — 2114 Bohnen find nicht nöthig, wenn die Dinte gleich faure AB beit haben a Der Befchlag wie vorhinn wöchentlid 1 Bla nt; ; 3 iäßefih — 4214 Del und Schmier 11.61 — Stallung — — nn — N N Raͤderſteuer — — — — Pr ae ER Mäder — —— — * Schmiedearbeit — - —— ala Sir Pferde und arg: überhaupt _ — 92,10| 16 Wer einen 5 und — noch einen andern Bedien⸗ gen hält, (denn viele laſſen ſich durch ihren Kutſcher bei Zifche aufwarten, ) der muß noch hinzu rechnen wie oben — | 42!—| —I 3) Sährlih — 134 10| ı0 9. Ein Mann mit der Frau ohne Kinder, welcher wöchentlich ı Pf. 6 ft. 6 pf.; oder ein Paar Leute mit einem Kinde, welche wöchentlih ı Pf, 11 -$l. 6 pf. einzunehmen haben, Fönnen folgender maaßen in London gemächz Fich leben, and das Anſehn von Leuten von Stande behalten. Haus: 2) Wenn fih eine Familie befkändig-auf dem Rande aufhält und etwas Land zumie⸗ then Fan: ſo können unter gehöriger Vorſicht pferde und Wagen um sin Grof: fs wohlfsiter gehalten werden ; — ia u Brod tie bei Nr, 1. wöchentlich \ "805 Der Oekonom. 806 Pr. ßl. ef Hausmiethe und Koftgeld WE 2 Perfonen Mer — — — Thee und Zucker — 4116| — Feuerung und Erleuchtung -—- — — — 20 Kleidung fuͤr Mann und Frau — — 10 — — Für den Bedienten im Hauſe — — — — [29 4 Für die Wäfhe - — — — 51j —! Taſchengeld fuͤr beide — — — alı2] _ Arzneifoften — ——— Haben ſie Kinder, ſo Finnen fe fie austhun, und fi oft e jährlich a nebſt der Kleidung für 13 Pf. Halten Auf ein Kind — — kommen demnach in der Maaße hinzu — — 13—— 80, 8| — 10. Ein Mann mit ber Sean, vier Kindern und einer Magd, der von feinene Gewerbe jährlich nur 200 Pf. einnimmt, muß fich folgender maaßen einrichten. DE (of. — — — 4 1 Butter woͤchentlich 3 Pf, 27 A — I—-|ı9 Köfe 3 Pf. die Woche Me 11-113 Fleiſch — — — — — 7 6 Fiſche und Speck — ae ii Zugemuͤſe zc. — — AT a Zwirn, Nadeln, kurze — — — — 11 Seife, Staͤrke ꝛtc. — — ———— Mehl und Ener — * HR — — Sand, Kollerfarbe ıc. RN — LE Bes a FR Dünnebier — — —123 Feurung zu einem Feuer, wöchentlich 2 2 Sufbel [ Koßlen a er Ausbefferung des Hausgeräths wie bei Ar. 1. — U a Thee und Zucer — wa ER Erleuchtung — — AR ——— | 6 Widentih — — 114b11 Woͤchentlich 1 Pf. 14 Bl. zı pf. ; jährlich 90 ui 8 Ere a Kei | g) | | — Ne) Le) - Fr | es 2. ' 807 | Der Defonom, un DE Jöt.' pf Ba Uebertrag der Seite — | golıs| 8° Kleidung für den Kern . — — er gi Dergfeihen fir die Frau. — stk Dergleichen fir 4 Kinder — — 0 121 Magrlohn — _— — — — II = Tafchengeld für den Herrn — _ her Desgleichen für die Frau und Kinder — _ alıal — Schulgeld für die Kinder — — — sähe: Arzneifofien für die ganze Familie 7-99 — — Pe DE Auf Bewirthung von Fremden nt di ——— Wochenbettekoſten werden meiſtens durch die Pathengeſchen⸗ EP | ke erſetzt; auf den Defeft aber gerechnet il — Henten und Steuern, jedoch mit Ausfchluſſe derer, die der | S Dermierher trägt — — — — er NOHRTE TR fd ey ‚160! 2\.8° - Ausgaben wegen des Gewerbes, wie bi Me, 1. und um | ad ade die runde Summe eben voll zu machen — 3 in Ar | | 164 | — Fuͤr Witwe und Kinder müffen zurück gelegt werden — | 36 2 = D [0] ch AR 11. *2 X 1 * Ein Mann von Mittelſtande Fan mir einer Frau 4 Kindern und 4 Dienſt⸗ Merten bei gehöriger Sparfamfeit wie. andere, die noch einmal ſo viel zu vers ehren haben, leben. Wenn er nur alles aus der erften Hand Fanft b), alles baar bezahlt, und wie mar fagt, immer deirnächften Weg u feiner Abſicht gebt. Auf diefe Are Fan er, wen er fich das ganze Fahr über auf dem Lande aufhält, mit 450 Pf. des Jahrs zwei von feinen Kindern in die Penfion thun; täglich bei Tifche feinen Wein trinken, und fein Fuhrwerk und drei Pferde haben, Woͤchentlich — | Pf. hßl. pf. Brod fuͤr 8 Perſonen; täglich fiir 8 pfe — — —48 Kaͤſe 6 Pf. die Woche, à Pf. zus pf· — aa el Bea iss eu Be 5 b) Handelsleute und zwar beſonders Schlächter, Baͤcker und Hoͤcker ſchreiben in Lon⸗ ä & F don i —_ : €) Zleiſch oder Fiſche 3 Pf. auf die Perfon täglich; das a Der Defonom, | Sıo Uebertrag der Seite — PR zu 5 pf.; macht 3 El. 4 pf. des Tags — | Salz, Weineflig, Del, Eingemachtes, Specereien — Thee und Zucker ſo wohl fuͤr die Familie ſelbſt als bei Beſuchen 0* Seife, Staͤrke ꝛc. und auf die Waͤſche fuͤr die Familie ſo wohl in als außer dem Hauſe uͤberhaupt — — Feuerung, 74 Chaldron Kohlen des Jahrs, a Chaldron aan & a ee zu.2 Pf. — > — = — 7 Erleuchtung — — — — — — Zwirn, Nadeln, Nägel, und allerlei kurze Waaren — — 6 Mehl — — — — — — 2 Sand, Walkererde, Ziegelmehl, weiße Farbe _- — 3 Ausbeſſerung des Haushaltsgeraͤthes, Tiſchleinens, Bette: leinens, allerlei andern Zeugs, Gartengeraͤthes ꝛꝛ. — — 11 6, e) Ale für die Familie und Freunde — u : . Wöchentlich — | 3| 3 6 Anm. Für Butter ift hier nichts angefeßt, weil zwo Kühe gebalten werz den, wovon Die eine Falbt, wenn die andere trocfen ſteht. Auch ift für Gartengewwächfe und Sämereien nichts gerechnet, weil man vorausfeßt, daß beides aus dem Garten genommen werden Fönne, | DE I6t! pi. 3 Pf. 3 Bl. 6 pf. wöchentlich, machen jährlich — 165|.2| — Maͤgdelohn 6 Pf.; Maͤdchenlohn 3 Pf. — — 9 I - Exite — | 174! 2) — e. Eee z eo) Haus don bei Rechnungen, die lange ſtehn bleiben, fehr oft mit doppelter Kreide am, um ſich wegen der-Zinfen besahlt zu machen. ©) Diefer Anſchlag ſcheint zwar für die Tafel eines Mannes von Stande gering ; fan aber do hinlänglich feyn, wenn man erwägt, daß die Haltung von Enz ten, anderem Geflügel und Schweinen den Tiſch mit wenigen Koſten furniren wird. Huf die Unterhaltung des Geflügels und des Zeiften der Schweine iſt nichts zur Ausgahe gebracht; weil dieſer Aufwand an den Schlaͤchterrechnungen erfparet twerden kan. Zum Meäften der Schweine ift Schlammehl fo gut als Mehl von gutem Korne, und Fofet bei den Müllern doc) nur halb fo viel. Schweine Fönnen mit Plundermilch und dem Abfalle aus den Gärten fett ge- macht werden. d) Die Zamilie muß ſelbſt ins Haus brauen. In diefem Anfchlage find 9 Bene e, gt Der Oekonom. Uebertrag der Seite -— e) Hausknechtslohn, den man zugleich als — oder im Garten brauchen kan — — Livrd für den Bedienten — — Lohn und kivre für einen Jungen — Kleidung fuͤr den Herrn und die Frau — Dergleichen fuͤr vier Kinder — — Taſchengeld fuͤr den Herrn — — Desgleichen fuͤr die Frau und Kinder — Fuͤr das Haar zu verſchneiden — — — — — — — Vorausgeſetzt, daß die Dame ik ber Ser, ſich ſelb ſt friſtren; Letzterer ſich auch ſelbſt raſirt. Arztlohn im Jahrgehalte — — — Schulgeld fuͤr 2 Kinder — — Die uͤbrigen beiden Kinder werden von den Neltern ſelbſt unterrichtet All⸗rlei Ausgaben fuͤr die Kinder in der Schule — Miethzins fuͤrs Haus und acht Acker, Wieſen, nebſt den Steuern, und der Unterhaltung der Befriedigungen — Insgemein mit Inbegrif des Aufwands bei Reiſen, außer Harfe, der Bewirthung von Fremden; und andrer Gut— beiten. Wein ausgenommen, um die runde Summe. voll zu machen — — An Weine rechnet man woͤchentlich 5 —— halb Port: wein, halb feibft gemachten. Wenn zween oder drei | Freunde eine Piepe Portwein zufammen Fanfen, und auf Bouteillen ziehn: fo Fan die Bouteilfe nicht über 1 Bl. 5 pf. Fommen. Den felbft gemachten Wein fehlägt man halb — — Seite — 14 Tage gerechnet. Der Say nad Guͤſcht bezahlen das Feuer. 2,088 — — DREI HL — 2] — 394| 61 9 fe, und 18 Gallons Dünnebier als das Produft von 2 Buſheln Deals au f €) Vermuthlich wird man fagen, Daß dieſer Lohn, fo wie auch andere Anſaͤtze jun ges ringe ſeyn. Und koͤmt es aber hier nicht darauf an, Mas einige Leute geben ; fondern wofür man auf dem Lande das Gefinde haben Fan. I Ha u... | Der Oekonom. 814 Pf. NEL. pf. 3% Uebertrag der Seite | 394] 6| 9° bald fo hoch an. Der Wein koͤmt atfo wöchentlich auf 5 pl. 33 pf.; folglich jährlich auf f) — — 13.16) 5 Wenn von dem zugemierheten Lande 5 Acker geheuet wer: | den, fo betragen die Koften, das Heu zu machen und ein; zuſchobern, wofern die eigenen Leute und Pferde dabei belfen — — — — — J Duͤngung — — — — — ae Sahrlid — | gıo| 8| — Noch auf Pferde und Wagen an den Grobfchmidt, die z Pferde monatlich frifch zu befchlagen, jedesmal zu 2 fl. - 3112 © Fuͤr Aderlaffen und Arznei g) — — — 1l—| — Für Kader h) — — — — ıi—| — Eteuer — — — — — 4—| — Schmiedearbeit 2 — Li PR En Sährliche Koften, wegen Pferde und Wagen uͤberhaupt — 121— — Anm. Die Pferde muͤſſen zu 16 Pf, das Stuͤck gekauft | werden; und ein guter ſchicklicher Wagen ift oft fir 2o Pfund zu haben, ; Korn und Heeerling i) * — ER 16h Schmie⸗ Seite | 4991 -| F) Auf Liqueurs ift meiter nichts gerechnet, als was an diefer Weinconfuntion etwa dazu erfsart wird. g) The Gentleman’s Pocket Fartier, fold by J. Bell giebt Anweiſung, die Pferdes Puren noch wohlfeiler zu beftreiten. Die Recepte aus diefem Buche haben ſich in der Erfahrung fehr wuͤrkſam bewieſen. bh) Man Fan mit Rademachern den Accord aufrichten, daß ſie einem die Raͤder alle Jahr um diefen Preis mit neuen austanfchen. 3) Die Pferde Fonnen Des Nachts im Sreien bleiben. Zwar werden fie dabei nicht eben fo gut ausfchn, aber gewiß noch gefunder ſeyn. In dieſem Falle wird bei mäßiger Arbeit und der Zufütterung von Heckerling, welcher zu Haufe geſchnit— ten werden Fan, eine halbe Metze Korn für jedes Pferd hinreichen. Dieſes Korn, das Quarter von 9 Gallonen zu 20 Bl. komt auf ı5 Pfund; die übrigen 20 $l. find für den Heckerling. ; Uebrigens fteht aus verfchiedenen Urfachen anzurarhen, daß man alle drei Dferde von cinerlei Leiften und Farbe nehme. Denn wenn eines lahm oder ſchadhaft wird, fo hat man gleich wieder ein anderes An feine Stehe, und fie Fonnen im Nothfalle auch Für den Deren dis Frau und den Knecht zum Neiten gebraucht werden. 815 Schmier und Oel zu dem Wagen Der Oekonom. Uebertrag der Seite — — Pf. Gl. pf. 1449| — is AR: — Auf Stroh wird nichts gerechnet. Denn wenn die Pferde | > zufaͤlliger Weiſe in dem Stalle Tiegen müffen: fo werden fieauf Heide, Farrnkraut etc. welches der Hausknecht nebft 32 Pe den Sungen auf der benachbarten Gemeinbeit mähen Fan, Eben fo wenig Eömt etwas für Heu in Anfchlag; indem daffelde von den Wiefen für Pferde und beffer liegen. - Kühe hinlänglich erfolgen muß, Es ift nicht nöthig bier noch in Rechnung zu bringen, was für die Kinder zurück gelegt werden muß. Denn e8 wird einen jeden darin Die Kenntniß feines Vermögens am ficherz ften leiten, Uebrigens wird es einer jeden Fa: milie fehr leicht werden, ihre Ausga— ben nad) diefen Unfchlägen zu. regur liren; je nachdem auf ein Kind oder Domeftifen mehr oder weniger; auf die Verſchiedenheit in der Hausmie the, oder in Preifen der andern Ber duͤrfniſſe gerechnet werden muß, Dem ungeachtet ift es aber. der Hausfrau immer zu rathen, fiber alle hausliche Ausgaben ein Buch zu hal: ten;. and auf das Gefinde ein Auge zu. haben, Denn wenn Der Haus: 450—| ‚tat in der einen Woche überfchritten wird, jo muß fie ihn in der folgenz den verbäftnißmäßig wieder einzue ſchraͤnken ſuchen. Auch kan bei dieſen Anſchlaͤgen noch mancher Schilling geſparet wer⸗ den; und davon muß man die uͤber⸗ gangenen Ausgaben beſtreiten. N Endlich Fam ich nicht für überflüf fig Halten zu wiederholen, daß man durch baare Zahlung immer ı5 bis 20 von Too erfparen Fan. Man muß ſich alfo, wenn e8 mir irgend ohne andere Inconvenienzien thun— lich ift, ja auf baar Geld ſchicken; insbefondere aber bei Bäckern, Flei⸗ fern, Hoͤkern, Gewuͤrzkramern, und Milchhaͤndlern ſchlechterdings keint Rechnung machen. J 17, Sannor cuſches Manasin, 818 52tes Stüd, Sreitag, den ten Julius 1785, Die Verſchwoͤrung des Cinq⸗Mars gegen den Card. Nichelieu: ein intereffanter Beitrag zur Geſchichte Ludwigs des XII. udwig der XIII., König von Frankreich, befaß alle Gutmuͤ⸗ thigfeit und Redlichkeit eines liebenswürdigen Privatmannes, aber nicht fo viel Geiftesftärfe, daß er mit Föniglicher Ueberlegenheit eine ganze Monarchie durch ſich felbft regieren Fonte, ſelbſt mißtrauiſch, theilte er gern ſei⸗ ne Macht mit feinen erſten Staats: miniftern und mit feinen Lieblingen, um hinter her tiber ihren mächtigen Einfluß in Geschäften eiferfüchtig zu werden. Gleichwohl war er zu furcht⸗ fam und bedenflich , ihnen die einmal zugeftandene Gewalt wieder zu entzie⸗ ben. Keiner wußte fich diefe Gewalt mehr zu verſichern und zu vergrößern, als der Eardinal Richelien, vorher nur Biſchof von $ucon, und feit 1630 erfter Staatsminifter und Generalif: fimus der Föniglichen Armeen. Chr: geißig und herrſchſuͤchtig ohne Schran: fen, voll der tiefjten Staatsklugheit, unerfhöpfih an Mitteln. jevesmal feine Zwecke zu verfolgen, vereinigte er im fi) alle Tugenden und alle Feb: Unſchluͤßig und gegen ſich ler eines der größten Premierminifter, Sein und feiner Nation Ruhm, feir ne und feines Landes Gewalt war fein gedoppeltes und vereinigtes Hauptauz genmerf, Das eine war Mittel, das andere war Zweck. Und um beideg nie zu verfehlen, fuchte er vor allen Dingen, den König in allen Stücken zu leiten, und ihn gleichfam nur von fih abhängig zu machen. Deswegen arbeitete er mit der größten Eiferfucht dahin, Feine Neigung zu Maitreffen beim Könige empor kommen zu laffen, Einft entdeckte er, daß ein gewiſſes Fraͤulein den König mehr als gewöhn⸗ lich eingenommen hatte, und daß ihr eine andere begünftigte Dame von fhlauem unternehmenden Geifte als Rathgeberin beiftand, So gleich mußte er den König zu uͤberfuͤhren, wie notbivendig es fen, die Gränzen des Reichs in Perfon zu bereifen, und es gelang ihm, durch diefe längere Entfernung jene Eindrücke auszuloͤ⸗ fhen. Um inzwifchen des Königes Meigung und Vertrauen auf einen neuen. Gegenftand zu heften, ließ er öff ibm 819 ihm auf der Reiſe einen jungen Edel; mann von 19 bis 20 Jahren vorftel: In, Er hieß Heuri Deffiac de Eing= Mars. Sein Vater, ein > Edelmann aus Auvergne, war mehr durch die Gunft des Cardinals als durch eigene Talente bis zur Würde, eines Marechal und eines Oberauffe: hers der Finanzen empor geftiegen. Der Sohn aber hatte von der Natur ‚einen fo glücklichen Zauber der Auf ferlichen Bildung empfangen, ver: band damit eine fo einnehmende Lau⸗ ne des Umgaͤngs, daß man ihn nur feben und fprechen durfte, um ihm wohlzumwollen. - Der Cardinal hatte nicht vergejjen, den König vorher durch die guͤnſtigten Lobfprüche für den jun: gen Cing-Miars einzunehmen, Sein Hauptzivecf aber war, daß diefer jun; ge Edelmann zur Danfbarfeit fir die Bahn des Glückes, die er ibn führen wolte, alle Gefinnungen und Urtheile des Königes, der ihn lieb gewann, aus: fpäben und ihn, den Cardinal, davon unterrichten folte. Der König war nicht fo bald v von feiner Reife zurück gekommen, als je: dermann am Hofe den großen Beifall beinerfte, den Cing Mars gewonnen hatte. - Der König ſchenkte ihm eine jährliche Penfion von 1500 Thaler aus feiner eignen Eaffe, Kurz daranf wolte er ihn zum erften Stalfmeifter ernennen. Allein, der Ehrgeig des Favoriten fand ſich nur durch die ans fehnlichere eines Ober: oder Großſtall⸗ meifters (Grand- Ecuyer de France) befriedigt, welche der Duc de Belle⸗ Die Verſchwoͤrung des Cinq Mars 820 garde aus Politeſſe an ihn reſigni Man nannte ihn nunmehr get lich nur Monf: le Grand. Et erfeßife dagegen nicht, dem Cardinale die ger heimen Öefinnungen des Königes, der ſich feinem Günfllinge ohne Zur ruͤckhaltung entdeckte, zu verrathen, und der Eardinal machte davon den weiſeſten Gebrauch, das Gemuͤth des Koͤniges einige Jahre Ing defto ficher rer zu beherrfchen, Dem erften Kamnterdiener des Kor niges, la Chenaye, fiel es ein, den König mit feinem Favoriten zu ents zweien. Er war Meifter in der Kunft, anf die einfchleichendfte Art Perfonen gegen einander aufzubeßen, ‚die ſich noch fo fehr Tiebten. Der Cardinal hatte ihm für aͤhnliche Dienfte Ber: bindlichkeiten. Jetzt brachte er aus eigener Mißgunſt dem Koͤnige allerlei Liederlichkeiten des Ling- Mars zu Ohren, und umgekehrt wußte er auch den König beim Eing-Mars ver _ dächtig zu machen. Beide fehmollten darüber eine Furze Zeit. Endlich machten fich beide durch ihre Offene herzigfeit $uft, und entdeckten in dem Kammerdienerden Stifter ihres wech: felfeitigen Mißtrauens. Zornig hieß der König ihn aus feinen: Augen meg- geben. ta Chenaye hatte zwar ein Paar Tage zuvor, aus Ahndung eines mißlichen Ausganges feiner Klatſche⸗ teien, fich denn Cardinal entdeeft, und die Verficherung von deffen Protection erhalten, Allein, der Streich war fruͤher gefaffen als ihn der Cardinaf vermuthete, und als fich der Kammer; diener L u 821 diener nun zum Abſchiede bei ihm em⸗ — pfehlen wolte, ſo wurde er aus dem Hauſe gewieſen, ohne vorgelaſſen zu werden. Dies war nach der Regel eines Hofmannes gehandelt. Gleich— wohl verdroß es den Cardinal, daß fein Cinq⸗Mars ſo für ſich dieſe Un: gnade bewuͤrkt hatte. Das Verdienſt ließ er ſich inzwiſchen nicht entgehen, den Koͤnig nunmehr mit dem Favori⸗ ten voͤllig auszuſoͤhnen, weil dieſe Aus⸗ ſoͤhnung doch ſonſt, auch ohne ſeinen Danf, geſchehen wäre. Nun war Cinq⸗Mars wieder mehr als jemals beim Könige in Gnaden. Ganze Stunden faß er vor deſſen Bette, wo fih der König in der größ: ten Vertraulichkeit mit ihm unterre: det. Man fan denken, nit welchen Neide und mit welcher Friechenden Ehrfurcht jeder Hoͤfling isn anftaunte, wenn er nad) dreiftündiger Unterre⸗ dung das Eabiner des Königes verließ. Aber der Glückliche Tieß fih durch eben diefes Gluͤck zu fehr blenden, oder vielmehr durch feine jugendliche Unbefonnenheit in ein Labyrinth fuͤh⸗ ren, worin er zum. GSchlachtopfer wurde, In Frankreich waren die meiften Mrinzen und Großen mit der deſpoti⸗ fchen Höhe des Cardinals Außerfi mißvergnügt. ‘Der Graf von Soif fons, ein Prinz von Gebluͤte, fuchte zuerjt, dein Cing: Mars diefes Mif- vergnügen mitzutheilen, und ihn Durch den Borfchlag einer Heirath mit ſei⸗ ner Niece, einer Tochter des Disc de Longueville, anzukoͤrnen. Man gegen den Cardinal Richelien: ıc, 2822 ſtellte ihm vor, wie wenig er ſich fuͤr beſtaͤndig auf den Schuß des Cardi⸗ nals verlaffen koͤnne; wieargmöhnifch, rachgierig und voller Verftellung die; fer Premierminifter ſey; wie er feine Kreaturen, fobald fie ihm nicht unter: thänig genug blieben, ohne Barmber: zigfeie feiner Eiferfucht und Politik aufopfere, und wie fige er, ing: Mars; nötbig babe, fich vor einer ſol⸗ chen beforglichen Unterdruͤckung durch die Verbindung mit den mächtigften Haͤuſern Frankreichs ficher zur ftellen. Diefe Borftellungen wuͤrkten nicht plöglich, verfeblten aber doch nicht, Ein Mars auf die ferneren Inſinua⸗ tionen des Herrn de Thom und des Düc de Bonillorvorzubereiten. Da der Herr de Thou in diefer Geſchich— te eine Hauptrolle fpielt, fo verdient auch er die befondere Aufmerkſamkeit des Leſers. Er zählte in feiner Fami— fie eine Reihe berühmter Vorfahren. Sein Großvater, Jacob de Thou (Thuanus), Oberpräfident beim Ge richt zu Parie, ift der Verfaffer des fürtreffichen biftorifchen Werks, worin er die Gefchichte feiner Zeiten vom Sabre 1545 bis 1607 in 138 Bi: chern mit freimuͤthiger und lehereicher Feder fchilderte, Der Sohn diefes Geſchichtſchreibers war Jacob Au⸗ guſt de Thou, Präfident bei der Chambre aux Enqueres im Parfemant und franzöfifcher Gefandter bei den Gieneralftaaten, Und dies war der Vater des Franz Auguſt de Thon, von dem nun die Nede if, Die here: lichſten Anlagen feines Verſtandes Fff2 wa⸗ 823 waren durch eine weife forgfältige Er: ziehung fo früh in ihm entwickelt, daß er in einem Alter von 19 Jahren ſchon Parlementsrath zu Paris, und nad: her Maitre des Requêtes a) wurde, Er hatte den Vortheil, von päterlis eher ſowohl als mütterlicher Seite mit den größten und vornehmften Fami- lien verwandt zu ſeyn. Durd) den Ruf ſeiner gruͤndlichen und ausgebreis teten Gelehrſamkeit erwarb er ſich die Wuaͤrde eines Oberbibliothecair beim Koͤnige. Aber ſein unruhiger thaͤti⸗ ger Geiſt ſetzte ſich nichts geringeres als die hoͤchſten Würden und Verbin: dungen im Meiche zum Ziel feiner Wuͤnſche. So große Faͤhigkeiten entgingen der argwoͤhniſchen Beobachtung des überall aufmerkſamen Cardinals nicht. Die Herzogin von Chevreuſe, Wit: we des Connetable de Lupnes, ver: fchafte diefem Thon die erften Befant: fchaften bei Hofe. Und als diefe Da: me, die von der Königin ſehr geſchaͤtzt wurde, vor den Verfolgungen des Eardinals ihre Zuflucht nad Eng Send nehmen mußte, fo wurde Thon zum Befteller ihrer Briefe an die Kö: nigin auserfehen. Einſt hatte der Mangel fie genötbiget, ihre Sumelen zu einem unbillig wohlfeilen Werthe in England zu verpfänden. . Sie bat daher die Königin um Geldvorfchuß, um ihre Yumelen nicht zu verlieren. Die Königin, die felbft nicht bei Caffe war, überließ es dem Thou, für die Die Verſchwoͤrung des Cinq⸗ Mars bekam. 824 Herzogin Rath zu ſchaffen. Er that es, und begleitete das Geld mit einem Briefe, der in etwas dunkeln und ver⸗ voorrenen Ausdrücken abgefaßt war, und der durch Spione in des Cardi— nals Hände gerieth. Schon war die - Ordre abgefaßt, den Thou in die Bar ftilfe zu führen, als diefer davon Wind Er verfügte ſich eilig ſelbſt zum Cardinal, enträthfelte ihm die ganze Sache und den Brief, und- vers fiherte heilig, daß bloßes Mitleiden der Bewegungsgrund diefer Gefällig: feit geweſen wäre. Dies rertete ihn zwar jeßt von der Baftille: aber diefe DVertraulichfeit zwifchen ihm und der Königin and Herzogin blieb dem Cars dinal doch immer verdächtig, und Thon mußte angeloben, die Königin. * nicht weiter zu befuchen. Kurz darauf verwandte fich Ber Cardinal de la Daletre, deffen Na: ne mehr in der Krieges: als Kirchen: gefchichte glänzt, für feinen Vetter Thon, um ihm durch den Premiermis nifter beim Könige die Würde eines Staatsrathes auszumürfen, Frucht⸗ 108 waren” alle feine Bemühungen. Richelien fpeifte ihn immer mit der leeren Entfehuldigung ab, daß Thon zu einer fo wichtigen Stelle viel zu jung ſey. Allein, eigentlich fuͤrchtete er, daß fih Thou in hoͤhern Poſten durch feine unternehmenden Talente zu viel Credit verfchaffen moͤgte. Wo alfo diefer fich irgend eine Bahn zu höherer Beförderung eröfnen wolte, da ) Eine Hofbedienung desjenigen, der die Suppliken annimt, und daraus referirt. 825 da fand er immer durch Richelieu ſchon den Weg verſperrt. Dies brachte ihn auf den verzweifelten Anſchlag, den Premierminiſter je eher je lieber ſtuͤr⸗ zen zu helfen, und in dieſer Abſicht fand er es fuͤr noͤthig, mit Cing-Mars, dem Favoriten des Koͤnigs, eine enge Freundſchaft zu ſtiften. Cinq⸗Mars verkannte auch ſeiner Seits den Werth ſeines neuen Freundes nicht, aus def: fen Einfichten ſich Vortheil ziehen ließ. Der vorhin erwähnte Graf von Eoiffons, der unterdeffen in einer öffentlichen Fehde, gegen den König begriffen gewefen war, farb nach ei: nem erfochtenen Siege plößlich und unvermuthet im Jahr 1641. Der Herzog von Bonillon , der fouver: aine Befiger des wichtigen Plaßes Sedan, welcher an jener Widerſetz⸗ lichkeit Theil gehabt hatte, Fam jetzt ‚auf Thou's Anrathen- wieder nad) Hofe, ſchwur dem Könige eine ewige Treue und Unterwuͤrfigkeit; vergaß nicht, auch dem ſtolzen Cardinale alle Ergebenheit zu verſichern, und — was eigentlich die Hauptſache war, — er zog den Cinq-Mars ganz auf ſeine Seite, um mit ſeiner Huͤlfe in der Folge an dem Verderben des Cardi— nals zu arbeiten, Woͤrklich war es auch Cing Mars laͤngſt uͤberdruͤßig, zween Herrn zu dienen, und unterließ es ſchon lange, die Stelle eines Kundſchafters fuͤr den Cardinal zu verſehen. Dem Koͤnige war ſchon vorher der Verdacht nicht entgangen, daß ſein Favorit zuweilen an ben Minifter ausplaudern mögte, gegen den Cardinal Richelien: 1, 826 und er hatte ſich deswegen vom Cing: Mars fürs Pünftige renge Verſchwie⸗ genbeit eidlich verforechen Laffen. Auch batte der König oft fülche Perioden, wo er feine große Unzufriedenheit über Richelieu's eigenmächtige Handlungse art nicht bergen Fontes, Ss wie Richelien die Zuruͤckhal⸗ tung und den wachfenden Stolz feir nes Ling: Mars bemerkte, fo gab er ihm nicht undeutlich zu verſtehen, daß der, welcher ihn gehoben Hätte, ihn auch wieder erniedrigen koͤnte. Das tuͤrlicherweiſe vermehrte dies die wech⸗ felfeitige Berbitterung, Sonrrailles, ein Edelmann von dem fehlaueften SKopfe, wußte den Cing: Mars in feir - ner Antipathie gegen den Cardinal vollends zu beſtaͤrken. Fontrailles war von Perfon haͤßlich und verwachſen. Nichelieu hatte ſich nicht gemaͤßiget, den buclichten Fontrailles zum Ge genftande feiner fpöttelnden Einfälle bei Hofe zu machen Dies war es, was den leßtern rachfüchtig machte, Das Mißverſtaͤndniß zwifchen dem Cardinal und dem Favoriten brach endlich bei folgender Gelegenheit öfr fentlih aus, Cing Mars befand fich einftens eben beim Könige im Vor⸗ zimmer, als Richelien und die übrigen Staatsraͤthe fich zinftellten, am beim Könige geheimes Conſeil zu halten. Eing: Mars wolte fich deshalb entferr nen; der König faßte ihn aber ſelbſt bei der Hand, und hieß ihn mit den Worten bleiben: Damit mein lieber Freund (der gewöhnliche Name, den er ihm gad,) fich zu meinen Dienſten . 81f 3 ins 8:7 immer fäbiger mache, fo will ich, daß er zu meinem geheimen Confeil von nun an freien Zutritt babe, um ſich von dem Gange der darin worfom: menden Gefchäfte gehörig zu unter: richten. , — Michelieu ſchwieg: dem Monarchen gleich auf der Stelle in feinem DBerlangen zu woiderfprechen, war gefährlich, Lieber hielt er. jeßt eine fürzere Seffion, und nahm nur einige minder wichtige Gefihäfte vor. Hingegen ſtellte er den folgenden Tag dem Könige mit aller Feinheit eines fhlauen Hofmannes vor: es fen zu bedenklich, die wichtigften Angelegen: heiten des Staats in Gegenwart eines jungen Menfchen zu verhandeln, der nur ein einzig mal unbefonnen feyn dürfte, um ſich Geheimniſſe ablocken zu laſſen, und dann den König fowehl als das Konfeil in große Verlegenbeit zu feßen. Kurz, er bewog den Kö: nig, fein Wort vom vorigen Tage tier der zurück zu nehmen. Cinq⸗ Mars fand ſich nun durch den geftrigen Vorfall mehr befchimpft als geehrt. Er brach öffentlich mir dem Cardinal, ohne feinem Haffe ferner Gewalt an: zuthun, amd der König mußte fich diesmal dazu berablaffen, zwiſchen bei; den Leuten, die ihn beide jehzt gleich unentbehrlich waren, eine Berfühnung zu ſtiften. Daß die VBerföhnung auf beiden Seiten nicht aufrichtig ſeyn Eonte, veritcht fich von felbit, Eing: Mars verlichte fich um diefe Zeit in die Prinzeffin von Gonza⸗ ga, Herzogin von Nevers. Er that ihr Heirathsantraͤge, worauf die Ant: T Die Verſchwoͤrung des Cinq ⸗Mars wort erfolgte: fie konne ohne Nach—⸗ 828 theil ihrer Geburt ſich ſchlechterdings mit keinem bloßen Edelmann vermaͤh⸗ Duͤe und Pair des Reichs empor ſchwingen koͤnnen, ſo ſtuͤnde als dann zu überlegen, was ſie zu thun haͤtte Dies gab Ein Mars Ehrgeitze ei nen netten Sporn. Um inzwiſchen Die und Pair zu werden, müßte er es fich gefallen Taffen, fih an den Car⸗ dinal zu wenden. Sr ſeine Bitte mifchte fich eine Art von Troß, der da verrieth, wie fauer es ihm würde, fich zu folchen Bitten berabzulcffen. Den Cardinal übereilte Dabei feine ganze Einpfindlichfei.e ie denfen wohl nicht mehr zuriick, war feine Antwort, wer Sie waren und wer Ihr Vater war, ehe ich fie beide aus ihrer Dun: Felheit 309... Macht das Gie unge nügfam, daß ich bisher fiir Ihr Gluͤck und fir Ihre Ehre fo zärtliche Sorge frug? Mein, fo wie Ihre Danfbar- feit fehr enge Gränzen bat, fo muß man fie auch Ihrem Stolze feßen.,, Eing: Mars gerieth über diefe un: freundliche und anzügliche Antwort fo außer Faſſung, daß er, ohne ein Wort zu erwiedern, den Cardinal verlieh, und mehr als jemals dem Vorſatze huldigte, deifen Gewalt zu zertruͤm⸗ mern. Der Koͤnig wurde jetzt um ſo viel offenherziger gegen feinen Günft: fing, weil er Fein geheimes Verſtaͤnd⸗ niß und Feine Entdeefungen an den Cardinal mehr zu beforgen hatte. Oft geftand er iin, wie fehnlich er in ſei⸗ nenn Lande völlige Ruhe von auffen Ehe und ‚Ten; wuͤrde er ſich zu dem Nangeeings * 829 und: von innen wuͤnſche, und wie un⸗ gern er feine Lintertbanen- unter den Lafteındes Krieges leiden fahe.,, Die Erfüllung diefes Föniglihen Wun— ſches, erwiederte Cing⸗Mars, wird fo, lange unmöglich ſeyn/ als Richelieu das Staatsruder fuͤhrt. Wäre er von Eure Majeſtaͤt entfernt, fo hoͤr⸗ thanen au, , welche nicht aus Untreue gegen; den König, fondern aus Haß gegen den Minifter und qus Noth jich vor feinen Berfolgungen zu fichern, oft ungern zu den Außerftern Mitteln der MWiderfeßlichfeit ſchreiten. Iſt Nichelien nicht mehr im Stande, feldftfüchtige Rache zu nehmen, fo kehrt ganz Frankreich zur Treue und Eintracht zurück, und dann fönnen Eure Majeſtaͤt mit vereinigten Kräf ten des Staats allen auswärtigen. gegen den: Eardinal Richelieu: ıc. 830 Seinden einen. dauerhaften ruͤhmli— chen Frieden. abnötbigen. So lan: ge der Cardinal aber die Gefchäfte bat, fo fiebt er Unruhen und Krieg, als.das einzige Mittel an, ſich un: entbehrlich zu machen. Wirklich liebte der König den Car: dinal gar nicht mehr, und diefer hatte Spuren genug zu bemerken, daß fein Credit fehr im Abnehmen fen. Um aber den Maaßregeln des Cinq-⸗Mars entgegen zu arbeiten, nahm er fich vor, den König dahin zu bereden, daß er in eigner Perfon die Belagerung von Perpianan b) commandiren muͤſſe. Er ſtellte ihm mit aller möglichen Be redtfamfeit vor, welchen Einfluß des Königes Gegenwart auf den Eifer der Generale ſowohl als. der ganzen Ar: mee haben werde, welchen Ruhm fich der König dadurd) in der Gefchichte etz b) Sranfreich wurde unter der ganzen Negierung Ludwigs des XII. von innerli hen Fartionen der Großen, Staats» und Religions: Intriguen, welche in dfr fentlihe Empörungen zuweilen ausbrachen, zerrüttet. Jetzt hatte es einen Krieg mit Spanien zu führen, der im Jahr 1635 eigentlich deswegen erklärt wurde, um an dem dreißigiährigen Kriege thäfigeren Antheil zu nehmen, um Epanien als den mächtiaften Gehuͤlfen des öfterreichifchen Hauſes zu entfräf ten, und der Sache der Schweden in Deutfehland wieder aufsuhelfen. Die nächfte Veranlaſſung war, daß Spanien im Jahr 1635 den Ehurfürft von Trier, der unter franzoͤſiſchem Schuge die Neutralität ergriffen hafte, aus feis ner Nefidenz gewaltfam entführte und dem Kaifer als einen Gefangenen aus: lieferte. Der Krieg brach darüber an allen Drten aus, in ven ſpaniſchen Nie derlanden, in Italien und auch Hier in der Grafichaft Rouſſillon, von der Ber: pignan die Hauptftadt iſt. Dieſe Graffchaft an der Graͤnze Spaniens, war im Jahr 5462 von einem Könige von Arragonien an Frankreich verpfändet, und 1493 an Spanien umſonſt wieder abgetreten worden. Die erwähnte Be lagerung von Perpignan fällt, fo wie diefe eigentliche Verſchwoͤrung des Eing- Mars in das Jahr 164°. Spanien war damals durch den Abfall vom Por: tugal und Catalonien in feinem Widerftande behindert. Im pyrenäifchen Frie— den vom Jahr 1659 behielt Frankreich diefe Grafihaft eigenthümlich. Der Deutlichfeit wegen, glaubte ich diefe Hiftorifchen Umftände hier einfchakten zu waffen. 837 erwerbe, und wie von dem glücklichen Erfolge diefer Belagerung die Erhal: tung von ganz atalonien allein abs Hänge. Daß des Königes Gefundbeit fehr ſchwaͤchlich war, ſah er wohl: allein, ſtarb auch der Koͤnig auf dieſer Reiſe, ſo hatte er ein viel ſicherer Spiel, die Regentſchaft des Reichs an ſich zu ziehen, weil ſeine Kreaturen, die Chefs der Abmee, bei welcher er ſich alsdann befand, ihm ganz ergeben waren, Niemanden lag es nun näher, dieſe Keife zu hintertreiben,, als dem Cinq⸗ Mars. Die Gefundbeit des Königes teide Gefahr; eine fo heiße trockene Luft, wie in Nouffillen, ſey feiner ganzen Conftitution zuwider; der er fie Leibarzt widerrathe es: das alles half nichts. Der Cardinal fiegte, der $eibarzt mußte feine Sprache ändern, die Reiſe wurde feſt beſchloſſen, und Tauter Perfonen die in dem Intereſſe des Cardinals waren, wurden zum Föniglichen Gefolge ausgewählt. Jetzt bat ſich ing: Mars eiligft einen Befuch von Thou aus, und machte ihn mit der Berlegenheit bes Eant, worin er war. Er wuͤnſchte nun ohne Zeitwerluft mit dem Duͤc de Bouillon einen Plan zum Untergange des Cardinals zu entwerfen und aus: juführen, Zwar wußte er, daß ſchon Die Verſchwoͤrung des Cinq⸗ Mars ıc, 832 mehrere Confpirationen gegen den Minifter fruchtlos gefcheitert waren. Allein ,- er glaubte, bei allen den vos rigen Unternehmungen zwei Fehler - entdeckt zu haben, die jeßt zu vermeiz den fländen,* Nemlich einmal hatten die Conſpirirten Feine wichtige Fe ftung in ihrer Gewalt gehabt, um fie im Fall des‘ Mißlingens zum Zur fluchtsorte und zur Schußmauer zu brauchen, und dann hatte es ihnen. an einem tuͤchtigen kriegserfahrnen Dberhaupte gefehlt. Einen folchen Helden und Anführer glaubte er jeßt im Diie de Bonillon gefunden zu haben, und weil diefem die beteächt: liche Feftung Sedan eigenthümlich zus gehörte, fo hielt er auch das erfte Bes dürfniß für befriediget. Thou reifete gleich felbft ab, um den Düc de Bouillon zum ing Mars einzuladen. In der nemlichen Zeit erhielt der Duͤc noch eine zweite Einladung nach Hofe, durch einen Courier, von Seiten des Cardinals, Er fam, unter dem Anſchein nur die zweite Einladung befolgt zu haben, und fand beim Könige ſowohl als beim Cardinal die ginftigfte Aufnah⸗ me. Mur die allzugroßen und unge _ wohnten Höflichfeiten des Cardinals mußten ibn mißtrauifch machen, und Thou ſtaud fich gut dabei, das Mi; trauen beftärfen zu koͤnnen. Die Fortfegung folgt Fünftig. ES SIEB ‚rufen laffen. ‚ihm an. - Tanfend Bedenklichkeiten ‚Schlagen, ſagten fie, Hannovers Magazin 834 5ztes Stuͤck. Montag, den zn Julius 1785. Die Verſchwoͤrung des Cinq⸗Mars gegen den Card. Nichelien: ein intereffanter Beitrag zur Gefhichte Ludwigs des XIU. ( Fortfeßung. ) $ er Duͤc de Bouillon folte das Commando über die franzöft: fche Armee in Italien, welche Spaniens daſige Nebenländer anfocht, übernehmen. Deshalb hatte man ihn Der Cardinal bot es mochte fih der Diie Darüber, Thou und Cinq⸗Mars räumten fie ibm aus dem Wege. Er müßte es nicht aus: tkeils um fid) nicht Damit verdächtig’ zu machen, theils um ſchon eine Armee zu feinem Befehl zu haben, mit welcher man fi, im Fall der Eränfliche König ‚Rürbe, dem Cardinal gleich thätig wi: derfeßen Fönte. Der Düc machte al; fo dem Minifter feine Aufwartung, am ibm für dieſe Gnade des Königes feinen Dank abzuſtatten. Seine Ma: jeftät hätten zwar, ermwiederte der Mi: niſter, des Herzogs vorige Widerfeg- lichkeit in Bergeffenheit ftellen wollen: ‚allein, um fo mehr habe er ſich nun vor ähnlichen Vergehungen zu hüten, weil alsdann Feine Gnade mehr flatt finden wiirde. Etwas höflicher mogte der Düc ſich die Antworvvorher vor: geftelfe haben: inzwiſchen er zog die Folge Heraus, Mur defto behutfamer verfahren zu mäffen. Thou glaubte nun aud) des Köni- ges Bruder, Gaſto, Herzog von Orleans in diefen geheimen Anfchlag ziehen zu müffen. Auch er war dem Car: dinal feind, und war fchon oft das Dberhaupt der Misvergnügten bei öf fentlihen Eimpörungen gegen den Kb: nig feinen Bruder geweſen. Unbe fonnen und wanfelmüthig wie cr war, war er leicht zu bereden,, zumal vom Thou, der diefe Kunft verftand, Man durfte ibm nur die Sache von der Seite vorfiellen, daß der Cardinal aus feiner andern Abſicht Die Meife des Königes entworfen hätte, als bei def fen vermuchlichem Abfterben die Re gentfhaft mit Hülfe der Armes in Perpignan an fich zu ziehen, und den Prinzen, der ein natürliches Recht darauf hätte, davon auszufchließen. Das Complot hatte alfo dem Borge gg ben 835 ben nach die Abſicht, im Nothfall die rechtmäßigen Borzige des Prinzen gegen die Cabale des Cardinals zu ſchirmen. Er trat folglich der Eon: fpiration bei, und in einer geheinzen Zufammenkunft entiwarfen Inım die deei, der Prinz, der Die de Bonillon und Cinq⸗Mars den Plan dazu Erz fer und Leßterer waren der Meinung, man müffe fih auf den Fall eines öf fentlichen Bruches fremder Unterſtuͤz— zung van Seite n Spaniens berfichern. Der Die Dachte zwar anders: er hat—⸗ te zu der Stärfe und Gef —— ſpaniſcher Truppen kein groß. Ber: rauen. Doch gab er den beiden an⸗ — nach, und man beſchloß mit der Krone Spanien im Namen des Prin⸗ zen einen Tractat zu ſchließen. Im Tractat ſelbſt ſolte Cinq⸗ Mars nicht mit erwaͤhnt werden, damit der im Fall einer unverhoften Entdeckung noch immer Friedensſtifter zwiſchen dem Könige und feinem Bruder blei⸗ ben Fönte, Der Auftrag, diefen Tractat zu ne gociiren, geſchah an ven Fonteailles. Man wählte ihn, weil er die erforder: fihe Schlaubeit befaß, und am Hofe Eeine Charge hatte, in welcher feine Abweſenheit haͤtte merklich werden koͤnnen. Ungern uͤbernahm er eine ſo kitzliche Commiſſion: doch gab er den Bitten des Cinq-⸗Mars nach, Fan gluͤcklich nach Spanien und ſchloß mit dem fpanifchen Premierminifter dem Düc d'Olivarez einen Vertrag, in welchen man ſich fpanifcher Seite an⸗ beiiihis machte, die Parthie de koͤ⸗ * Die Verſchwoͤrung des Cinq / Mars niglichen Prinzen mit Gelde und Truppen zu unterſtuͤtzen. Thou erfuhr anfangs nichts von diefem verfänglichen Schritte Er war bei der Verabredung nicht gegen: wärtig, und der Prinz verlangte, ihm . ein Geheimniß daraus zu machen. ” Aber weit befremdender bleibt es, daß der fchlaue wachſame Cardingl. von allen den noch nichts entdeckte, und jeßt von feinen geheinsen Spignen, die. er allenthalben hatte, nicht beffer be dient tourde, Die erfie Spur erhielt er nachher, vom päbftlichen Nuntius am fpanifchen Hofe. „Es fey vor einiger Zeit, ſchrieb ihm diefer, ein Franzofe zu Madrit angefonmen, der zwei bis drei Tage nach einander beim Die d' Olivarez im Vorzimmer gewe⸗ ſen ſey, und mit Muͤhe endlich eine Audienz erlanget babe, auf welche verſchiedene Conferenzen zwiſchen dem Miniſter und dieſem Fremden erfolgt wären, Wunderbar, daß ſich Fon: trailles nicht durch feinen Burkel ver: tathen hatte. Kurz, er brachte feinen Tractat glücklich nach Parie, Unterdefien hatte der König feine Reife nad) Perpignan angetreten. Der Cardinal begleitete ihn, war immer um ihn, und gab fich alle Mühe, Die üblen Eindrucke auszuföfchen, die ſei⸗ ne Feinde fichtbarlich genug wider ihn gemacht hatte, ing: Mars war auch in diefem Gefolge, und erfchöpfte jeßt feine ganze Gunſt beim Könige, ' um Gnadenbezeugungen fir andere auszuwuͤrken, und fich alle tente zu verpflichten, Es war ihm von feiner 836° ” Aunhang zu vergrößern. 837 Parthen angerätGen, den Cardina! ge⸗ waltſaͤmer und menchelmörberifcher Weife aus dem Wege zu ſchaffen. Doch fein’ Herz war zu gut, oder fein Muh zu ſchwach, zur Vollfuͤhrung einer fo ſchwarzen That. » Huch der Herzog von Orleans folte feinen Bender, dem Könige, auf die fee Reife Geſellſchaft leiſten. Er kam aber nicht, und entſchuldigte ſich ger gen die wiederhoften ‘Befehle des Kö: niges mit feinem Podagra, Eigent— lich mogte er wohl lieber in Paris blesben, um da bei einem vermuthli— hen Todesfalle feines Bruders feinen Vergeblich bemuͤhete er fich, den Duͤc de Beau⸗ fort duch Herrn Thon in fein In— tereffe zu ziehn. Diefer trauete nicht, und blieb bei feiner Weigerung, an Staatsintriguen einigen Antheil zu nehmen. . Da Eing- Mars niemals nöthiger hatte, des Königes Zuneigung an ſich zu feffeln, als jetzt: fo war es unbe greiflich, wie er jeßt am allerivenigften darauf achtete. Bizarr in feiner Auf führung, ftand er mit den Meinungen des Königes immer im Miderfpruche, und je mehr ihn der König um ſich haben wolte, deſtomehr ſchien er fich aus deſſen Gegenwart zuruͤckzuziehen. Die Freundſchaft eines Monarchen iſt eine Dflanze, die gewiß der zärtlich: ften Wartung bedarf, um nicht Binzur welken. "Der König, Der wunderli⸗ chen foröden Laune feines Höflings überdrüßig, verlangte ihn ſchon nicht fo, oft und fo ange mehr bei fich zu . gegen den Carbinal Richelien: ıc, 338 _ haben. Das folte doch auch niemand merken, und Eing: Mars blieb num lieber allein im Vorzimmer des Ro: niges wohl etliche Stunden, wenn diefer fchon laͤngſt ſchlief. Fontrailles war einer. der erften, der Diefe Veraͤu⸗ derung entdeckte, ” Der Eardinal wurde unterwegs zu Narbonne gefährlich krank, ein Um: ftand, der ihn zwar verhinderte dem Könige -weiter zu folgen, der ihm aber darin vortheilhaft war, daß Cing⸗ Mars um ſo mehr nun hofte, daß die Natur ihm das Bubenſtuͤck eines Meu⸗ chelmordes erfparen würde, Thou traf zu Carcaſſonne den Fon⸗ trailles an, ber eben vom Hofe kam. Don ibm erfuhr er jegt zum. erſten⸗ male den Tractatmit Spanien. . Diefe Neuigkeit feßte ihn in die.größte Be— ſtuͤrzung. Er ſah die Gefahr der Entdeckung ein, weil der Prinz, der viele Bertraute babe, darum wuͤßte. Spanien, fagte er, babe niemals den Rebellen aufrichtige oder nachdruͤckli⸗ he Hülfe gegeben, und aus einer Con: fpiration gegen den Cardinal werde nun, im Fall der Entdeckung, eine Confpiration gegen den Staat, ein Verbrechen der beleidigten Majeſtaͤt. Heftig tadelte er den Fontrailies, daß er fich zu einer folchen Gefähr lichkeit habe brauchen Laffen, und. in der größten Gemuͤthsunruhe eilte er nach Narbonne, wo der Hof lag. Der König brach nun von Nav: bonne nach Perpignan auf, weil die Belagerung eroͤfnet werden: ſolte. Ce 99 2 be ‚839 ‚befam aber da einen fehlimmen Zu: fall, der, hätte er länger angehalten, feinem Leben Gefahr drohete. Er ſchickte feinem Bruder eine Ordre uͤber die andere,, ſchleunig zu ibm zu kom⸗ men. Uber diefer entfihuldigte fich wieder mit feinem Podagra, und mit dem Rathe der Aerzte, vor der Reiſe erft das Bad zu brauchen. Zur gleis cher Zeit drang Eing: Mars in diefen Deinz, er folle fich nach Sedan bege⸗ ber. Dad) langer Unfehlüßigfeit be quemte ſich der Peinz zu dem leßte- ren. Aber nun ſah man erft, daß man vergeffen hatte, fich von Düc de Bouillen als Herrn von Sedan vor; ber eine Ordre ausfertigen zu laſſen, daß der Prinz in die Feftung aufge - nonmen werden ſolte. Man fchickte gleich einen Boten nach Stalien an den Die, aber wie fonte der Düc einem ihm unbekanten Boten eine folcheDrdre anvertrauen? Endlich Fam der Graf d Aubijourx, ver vom Anfang an mit um die Confpiration wußte, in einen Capueciner verkleidet, zum Die, und holte die Ordre ab. Allein, dies Hins und Herfchicken veranlaßte eine fehr ſchlimme Verzögerung in der ferneren Ausführung des Plans. Der Cardinal war unterdeffen noch Frank zu Narbonne. Mehr als feine Förperliche Krankheit quälte ihn, die Angſt über die vermuthete und noch nicht gewiß entdeckte Confpiration. Er molte den König durchaus wieder nah Narbonne haben, Er fehrieb ihm alle Tage, er habe ihm Sachen Yon der größten Wichtigkeit zu ent Die Verſchwoͤrung des King: Mars # 277 deefen, Der König blieb gegen feine deingendften Bitten taub, und wuͤr⸗ digte ihn nicht einmal, fich nach feinem Geſund heits umſtaͤnden zu erfimdigen, Nun ſchien ihm ein laͤngerer Aufent⸗ halt zu Narbonne bedenklich. Er ging alſo krank und in einer ſtuͤrmiſchen Jahrszeit nad) Tarraſcon, und feine Marſchroute richtete er fo raͤthſelhaft ein, daß ſich es Niemand verſah, wo: bin er eigentlich) wolte. Er gab hier⸗ durd dem Gerüchte von feiner Un— gnade felbft einige Wahrſcheinlichkeit, und man fagte fchon ſich einander, der Cardinal molle nach Italien flüchten, | um ſich den Nachſtellungen feiner Fein: de zu entziehen, { Die Unterhandfung mit Spanien war fchon nicht mehr ein engverſchloſ⸗ fenes Geheimniß. Mehrere wußten drum, und Daraus zog Fontrailles dem ganz richtigen Schluß, daß es für ihn hohe Zeit fey, auf feine Sicherheit zu denken; zumal daer durch die uber: nommene Gefandfchaft an der ganzen Sache den ftrafivärdigften Antheil ge nommen hatte. Er bat den Eing Mars auf das dringendfte, ‚gleichen Entſchluß zu faffen : der König Fönne nicht lange mehr leben; der Cardinal fey krank; fo bald der Herzog von Orleans Regent wuͤrde, ſo koͤnten ſie dann beide mit Ruhm und Ehre zu⸗ ruͤckkehren, und alſo durch ein Exil von kurzer Datier ſich den Unglück ſchwangern Wolfen entziehen, die ſich jegt über ihrem Haupte zuſammen⸗ thuͤrmten. Eben ſo beredt und angelegentlich ſuchte 841 ſuchte Eing: Mars hingegen den Fon⸗ trailles von dieſem Borfabe der Flucht abzuhalten. Fontrailles gab endlich ganztrocen zur Antwort: Herr, wenn N fhönen wohl gewachſenen Nannsperfon, wie Sie find, der Kopf abgefhlagen wird, fo bedauert Sie doch noch jedermann ; mich Fleinen bucklichten Kerl mögten fie nur nech darzu auslachen, wenn ich Feinen Kopf mehr hätte, Sontreilfes hatte einige Zeit zuvor mit einem gewifen Marfchalf einen Streit gehabt, der ſchon wieder beige: legt war. Diefen Streit erneuerte er, und forderte feinen Gegner öffentlich zum Duell. Alle Duelle waren iu Sranfreich bei $ebensftrafe verboten. Alfo gleich nach gegebener Ausforde⸗ zung flüchtete er nach England, um, wie man glaubte, dem Arreſt und je ner Strafe des Duellmandats auszu: weichen. So wußte der Schlaukopf⸗ feine Flucht zu befchönigen, um wenig: fiens auf feine Mitverfchtwornen kei⸗ nen Berdacht fallen zu laſſen. Die folgende Zeit betätigte gar bald, wie richtig Fontrailles das Stei⸗ gen und Fallen des Hofbarometers vor: ber berechnen konte. Der Cardinal war nemlich kaum zu Tartaſcon an⸗ gekommen, als er in einem großen Paket eine Copie von dem Tractate mit Spanien erhielt, den Fontrailleg efehloffen hatt. Die Freude des Sordinats über diefe Entdeckung kan man fidy nicht groß genug vorfiellen, Wer ihm die Copie verfchaft Batte, ift unbefant geblieben. Genug, anftatt ‚gegen den Eardinal Richelien: ıc, 842 daß bisher die größte Angft ihn fol: terte, anftate daß fein Fall ihm fait unvermeidlich. fchien, fo hatte er num auf einmal das würffamfte Mittel in den Händen, feine Feinde zu entwaf: nen, und fi an ihrem Untergange zu weiden. Er fertigte ſogleich einen Staatsfecretair, den Herrn de Chez vigny, an den König ab, und übers ſchickte den Tractat ſelbſt. Chavigny erfuͤllte ſeinen Auftrag mit Eifer und Geſchicklichkeit. Er drang in den Koͤ— nig, es ſey unumgaͤnglich noͤthig, den Eing: Mars auf der Stelle zu arteti⸗ ren, Der König konte fich nicht gleich _ entſchließen. Es ging feinem edlen Herzen nahe, feinen fonft geliebten Freund, der von ihm fein Gluͤck er: wartete, fo zu tänfchen und zu Eeffen Unglücfe die Befehle zu ſtellen. Uns: ruhig warf er fih vor dem Crucifit feines Zimmers nieder, und betete inbrünftig um Erleuchtung. Sein Beichtvater, P. Sirmond, wurde zu Rathe gezogen, Auch der rieth ihm zur Verhaftnehmung. Gleich— wohl Fonte er es nicht von fich erhal: ten, dies augenblicklich zu befehlen. Er reißte erft wieder nach Narbonne. Seine Aerzte hatten ihm das ſchon lange und öfters gerathen, weil fein fhwächlicher Körper zu fehr in dem heigen Klima von Nouffillon litte, Bisher hatte der König ihren Rath nicht befolgen wollen. Die Urfache, daß er es jetzt that, glaubte man darin entdeckt zu haben, daß der König vor: ber mit dem Cardinal nicht an einem Drte ſeyn wolte. Zugleich Tief die 699 3 | Nach⸗ 343 Nachricht ein, daß der Marſchall de Guiche, eine Kreatur des Cardinals ſich bei Honnecourt hatte ſchlagen Taf ſen, und daß dadurch die ganze Pi⸗ sardie dem Feinde offen ſtand. Auch dies, glaubte man, würde dem Cardi—⸗ nal übel befommen. Allein, man ſchloß fehr fehl. Der König fühlte jeßt mehr als jemals, wie fehr es ibm an Entfohlieffung fehlte, wenn er den Cardinal nicht bei fih hatt. Er fchrieb deshalb zweimal hinter einanz der an ven Tardinal, bezeugte ihm die zaͤrtlichſte Theilnehmung an feiner Geſundheit, und verlangte, wenn es irgend moͤglich waͤre, feine Ueberknuft. Wie der Koͤnig erſt zu Narbonne war, fo bat Chavigny abermals, daß der Koͤnig Maaßregeln zum Verhaft der Conſpirirten nehmen moͤgte. Der Koͤnig ließ alſo die Thore ſchließen, und gab feinem Gardecapitain, dem Grafen de Charoſt den gemeßnen Auftrag, in der folgenden Nacht den Eing Mars zu arreriren, Gleiche Bu fehle wurden in Abſicht des Thou und einiger andern gegeben. So geheim dies gefchehen folte, fo erfuhr es doch einer von Cing: Mars Freunden, und gab ihm den Abend, als er von Tafel aufftand, Nachricht davon. Cing Mars verbarg feine Be⸗ ſtuͤrzung ſowohl, als feinen Entſchluß. Er ließ ſich eilends auskleiden, und gab vor, ſich gleich niederzulegen, weil er morgen dringender Geſchaͤfte halber ſehr fenh aufſtehn müffe. Seine Ger fellfchaft entfernte fich, und num ergrif er, von ſeinem Kammerdiener beglei⸗ Die Verſchwoͤrung des Cinq⸗ Mars — 844 tet, die Flucht. Er verließ den erzbi⸗ ſchoͤſlichen Pollaſt, worin er nicht weit von den Zimmern des Koͤnigs logirte, und eilte dem Stadthore zu. Da er fie alle verſchloſſen fand, fo trat er in das Haus cines Parfümhändfers. Der Mann war nicht zu Haufe, und die Grau ließ fich Leicht bereden, einen fo fhönen und vornehmen Kern zu . verſtecken. Thou wurde durch einen Lieutenant arretirt, der ihm noch erlaubte, auf der Stelle einige Papiere und Brief⸗ fhaften zu verbrennen, eine Erlaub— niß, die vermuthlich feine Inſtruction noch uͤberſchritt. Der Graf de Cha: roſt indeffen, der den Eing: Mars ar retiren folte, fand den Vogel ausge flogen. Der König gab darauf Be fehl, daß man Haus bei Hausin Mar: bonne auf das fhärfite viſitiren ſolte. Das gefhah: allein den, ven man fuchte, fand man nicht. Der König, der Marbonne nun wieder verließ, bez fahl, daß gleich nach feiner Abreiſe die Hauspifitatien. vom Commendan: ten und Magiftrat nochmals auf das ſtrengſte verrichtet, und Fein Haus uͤber⸗ gangen werden ſolte. Zugleid) wurde öffentlich ausgerufen, daß derjenige, welcher den Cinq⸗Mars verfteckt hiel⸗ te, ohne es fofort anzuzeigen, fein fe ben verwuͤrkt haben folte, Dies feßte die gran des Parfuͤmhaͤndlers in große Angſt. Sie erzählte ihrem Manne, der die Nacht zuvor nicht zu Haufe geweſen war, den Vorfall mit dem Cavalier, der Abends zuvor in ihr Haus’ geflüchtet fen, Der Mann konte leicht "845 Reicht ſchließen, dag dies. der vermißte Cinq⸗Mars fey, und zeigte es an, um fernerer Verantwortung uͤberhoben zu ſeyn. Darauf verfuͤgte ſich gleich der Commendant und die Buͤrgermeiſter mit binfänglicher Wache nach dem Haufe, und fanden Eing Mars im eis ner Kammer, wo er fih hinter Die Gardinen : eines Bettes verfrochen hatte. So beftürzt er im erften Ihr genblicke wurde, ſo faßte er ſich doch wieder, und folgte mit einer uner— ſchrocknen Mine der Wache. Er wurde nach Montpellier auf die Kim: delle gebracht, fo wie Thou nach) Tar⸗ raſcon, wo fich der Kardinal auf hielt. Als der Duͤe de Bouillon nach Italien abging, um das Obercom—⸗ mando der dortigen Armee zu uͤber⸗ nehmen, ſo ließ er bei Hofe einen Lieu⸗ tenant Doſſonville zuruͤck, Der in: deſſen ſeine Angelegenheiten beſorgen ſolte. Doſſonville hatte zugleich den Auftrag. die Geheimniſſe des Hofes fo viel möglich auszufundfchaften, und wenn fie wichtig wären, ihm gleich ſelbſt Nachricht zu überbringen. Dof ſonville glaubte, daß eine fo wichtige evolution als die Verhaftnehmung des Cinq⸗ Mars wohl eine Reiſe ver; diene, ob er gleich nichts von den ge heimen Verſtaͤndniſſen feines Princi⸗ palen mit Eing: Mars wußte. Er reiſte alſo gleich nach Italien ab. Unterwegens in Montfrin, wo der Vicomte Tuͤrenſte eben das Bad ‚brauchte, glaubte er diefem als Su: Baltern erst feine Aufwartung machen zu müffen, und erzählte ihm dabei ſei⸗ gegen den Cardinal Richelieu: ꝛtc. 846 ne große Neuigkeit mit allen Umſtaͤu⸗ ben, die er davon wußte. Türenne glaubte, dem Cardinale einen Dienft zu leiften, wenn er ihm davon fehlen: nig ausführliche Nachricht gaͤbe, wir fie vielleicht der Cardinal ſelbſt noch nicht Baden: mögte, und nannte ihm ‚feinen Gewaͤhrsmann, der die Zeitung; davon nad) Stalien dringen wolte, Daß der Diüc de Bouillon dabei ſehr intereffirt war, wußte Tirenne eben- falls nicht. Der Cardinal aber fand aus der Zuſammenhaltung dieſer und mehrerer Umſtaͤnde feinem Argwohn gegen den Duͤc beſtaͤtigt, und zog dar: aus den Schluß, daß auch: er zu. die: fee Confpiration gehoͤren muͤſſe. Er fertigte gleich einen Rammerdiener als Eourier ab, Ber den Doſſonville auf feiner Reiferoute eiligft nachfeßen folz te. Dieſer Courier führte wei Dr: dres bei fih, eine.an die Commen⸗ danten aller Pläße, wo er durchkam, um den Doſſonville da zu arretiren, wo er. ihn träfe; die andere an dem Generallientenantder franzöfifchen Ar⸗ meer in Italien, du Dlefis, um der Die felbft in Verhaft zw nehmen. Der Eonrier holte den Doffonville ſchon zu Valenee ein, ließ ibn feſtſez⸗ zen, und verfolgte feinen Weg. Der Generallientenant empfing feine Drz dre, und um ſie ſicherer zu vollſtrecken, beredete er den Die, die Feſtung Car fal famt ihren Magazinen. wor Eroͤf⸗ nung des; Feldzuges felbft in Augene ſchein zu nehmen. Hier gab er. dem: Eommendanten zu Caſal den Auftrag, dieſen Befehl auszuführen; Der Com⸗ mendant ” * 847 mendant bat den Herzog zum Eſſen, und ließ nur füripier Perſonen decken, um die Suite von Ofſiciers zu entfer⸗ nen, die ſodſt gewöhnlich den Duͤe ber gleitete. Rach der Mahlzeit eroͤfnete er ihm feinen traurigen Auftrag. Der Die erflärte, er wiirde fogleich gehor⸗ famen, wenn man ihm dazu Befehl von Königes Hand vorzeigen koͤnte. Da nun der Befehl nur durch ein Handbillet des Cardinals ohne eigene Unterfchrift des Königes ausgeftellt tar, fo brachte dies den Commendan- ten in nicht geringe Verlegenheit. Ce tar fo unbefonnen, fich jeßtzu entfer: nen, um ſich erft mit dem Öeneral: fieutenant Duͤ Pleffis dariiber zu bes ſprechen. Dieſen Augenblick nutzte der Herzog, ging durch die Wachen durch, ohne aufgehalten zu werden, weil die Wachen darzu noch nicht be⸗ fehliget waren. Inzwiſchen Fonte er doch nicht uns erkant aus der Feftung Fommen. Er war noch nie in diefer Stadt gemwefen, und wußte nicht den geringften Ber ſcheid. Er verfteckte fich alfo die Nacht in einer abgelegenen Straße hinter ei: ner Mauer, und gegen Tages Anbrud) machte er einen Hausfnechttreuberzig, daß er ihm aus Mitleiden einen Zus fluchtsore auf einem Heuboden verftat: tete, indem er vorgab, er müfle wegen eines unglücklichen Duelle den Händen der Kuftiß entfliehen. — Wie erfhracd der Commendant, als er zurüc Fam umd den Herzog entwiſcht fand? Er Fonte feicht denken, daß er feine große Unvorfichtigfeit mit dem Kopfe würde büßen muͤſſen, amd deswegen wandte Die Veerſchwoͤrung des Eing+ Mars ic. 846 er alle Sorgfalt an, ſeinen Fehler wie⸗ der gut zu machen. Bei der ſtrengen Hausſuchung, die daruͤber angeſtellt wurde, kamen zwei Soldaten auch auf den Heuboden, wo der Duͤe im Heu ſtack, und da ſie mit ihren langen Hel⸗ lebarden in dem Heu herumſtachen, und der Duͤe ihren Stichen nicht mehr aus⸗ weichen konte, fo entdeckte er fi, und wurde in die Citadelle abgeführt. Dis Königs Bruder, der Herzog - von Orleang,brauchteum diefe Zeit das Bad zu Bourbon. Sobald er erfuhr, dag feine Charte verrarhen war, fo ließ er fich weiter nichts angefegen feyn, als den König zu befänftigen, und fir ſich Verzeihung zu erhalten. Er flecfte fi) deshalb hinter den Cardinal Mas zarin, und wie einigefagen, fchrieber ‚auch an Richelieu in einem fehr unter; würftgen Tone, Der König ließ ihm: andeuten, Daß er fich außerhalb Lan⸗ des zu Anneey in Savoyen aufhalten, und zu feinem Unterhafte eine jährliche Rente von 200000 Liores beziehen, den Reſt feiner Upanagengelver aber zur Bezahlung feiner Schulden innelaffen folle. Der Prinz wurde zwar nach dem Drte feiner Beftimmung abgeführt: ‚allein, in kurzen erlofch die Strafe, er durfte wieder im Lande ſeyn und erbielt feine volle Apanage, Hätte der Prinz mehr entfchloffene Herzbaftigfeit ge habt und hätte er fih gleich nach Se dan verfügt, fo hätte ihm wahrfcheine lich der Cardinal zuvorfommende Er; bietungen gethan, und es Hand denn bei ihm, zu Gunften feiner Freunde fih Bedingungen zu machen, Der Schluß folgt Fünftig, 859 dannobenſches Magazin. sat Stüd, Freitag, den gen Fulius 1785, Die Verſchwoͤrung des Cinq⸗Mars gegen den Card, Nichelien: ein intereffanter Beitrag zur Gefchichte Ludwigs des XII. Schluß.) SH Eardinal war alfo wieder unerfchütterlich in feinem An: fehn befeftiget, und damit dies Sedermann recht ftarf in die Augen fiele, fo verlangte er, daß der König ihn zu Tarrafcon befirchen mögte: denn er ftellte fich noch aͤußerſt krank. Eo ſchwaͤchlich auch der König felbft war, fo verftand er ſich doch endlich zu die: fer Reife. Er gab ihm feinem Beſuch auf des Cardinals Zimmer, wo diefer im Bette lag, und zum Empfang des Koͤniges ein anderes Bette hatte auf ſchlagen laffen, in welches fic) der Mo: narch gleich niederließ. Der Cardinal wandte die einfchleichendfte Beredt⸗ famkeit an, dem Könige auf die re fpectoollefte Art zu Gemüthe zu füb: ren, wie fehr feine Treue und Wach— famfeit mit Undanf und Haß vergol: ten werde, und wie fehres ihn Fränfe, daß der König fi gewiſſermaaßen ſelbſt mit feinen Feinden verbinder ha: be, um ihn unglücklich werden zu laf fen, mit feuten, deren Landesverräther rei nun am Tage läge Dies alles wurde in- dem rührendften Tone gefagt und mit Thränen begleitet, fo, daß der König ganz weich wurde, Anfangs nur durch Thraͤnen antwortete ; darauf aber fein ganzes Herz und alfe, auch die Eleinften Umſtaͤnde offenbarte, wie man ihn bisher gegen den Cardinal verhetzt habe, und endlich ihm die ſtreng⸗ fte Genugthuung und Strafe der Con: fpirirten ohne NRückficht feiner vorigen Sreundfchaft für den Eing Mars vers ſprach. Der Koͤnig reiſte darauf gerade nach Paris, der Cardinal erſt nach yon. Die Neife des Cardinals geſchah mit vielem Pomp, den er zum Theil auf die Rechnung feiner Unpaͤßlichkeit zu fehreiben wußte. So ließ er ſich z. B. auf der ganzen Reiſe in einer eignen Art von großen Saͤnfte tragen, von der Größe, daß fein Bett darin fand, in toelchen er’ beftändig lag, ein Tiſch, und darneben ein Stuhl für einen Bor: lefer oder Geſellſchafter, der immer bei ihm faß. In dieſem beweglichen Zim: mer ließ er ſich durch achtzehn Leute bb von 351 von feiner Garde, die meiftens Edel: leute waren, fortfchleppen , und diefe rechneten es fich zur Ehre, dies in ent: bloͤßtem Haupte verrichten zu duͤrfen. Von Tarraſcon aus gab fehon der Cardinal an den Canzler Seguier die Ordre, den Confpirirten den Proceß zu machen, Der Prinz legte zuerft fein Geftändnig in Betref diefer Confpira: tion ab, mit dem Vorbehalt, mit Fei: nem der uͤbrigen Angeſchuldigten con: frontirt zu werden, ein Borrecht, das ihm als Koͤnigl. Prinzen zufäme, Der fi König ließ deshalb durch eine Commiſ⸗ fion von Staatsräthen die Frage ent: ſcheiden, od man ein SBeifpiel babe, daß bereits ein Königl. Prinz in einem Criminalproceſſe confrontirt worden fey. Und es erfolgte die Antwort: ein folches Beifpiel hätte man nicht; wohl aber davon, daß ein Königl. Prinz fein Zeugniß abgegeben hätte ohne Eonfrontation. Der Eanzler ernannte nunmehr eine Commiffion von fechzehn, meiſt Staats⸗ und Varlementsräthen, zu Richtern uͤber die Angeſchuldigten. Ein kuͤtz⸗ liches Geſchaͤft; denn in Abſicht des Thon waren die Gruͤnde zum Todes⸗ necheile nicht ſtark genug, und gleich: wohl folte er des Todes ſchuldig ſeyn, teil es der Cardinal verlangte. Der Referent bei diefer Commiſſion war ein gewiffer Laubardemont, deffen Gewiffen beim Eardinal in Dienften fiand. Er war fein Spion, fein Berz tranter, der von ihm feine Charte be Fam, nach welcher ev zu verfahren hat: te, Ueberhaupt war nur ein einziger ‚ Die Verfihtosrung des Cinq⸗Mars 85? unter den Richtern, der Staatstath Miromesmil, der ohne Menfchen: furcht feine Meinung fagte, Der Canzler verfügte fich mit ſechs Commiſſarien nach Villefranche, um des Prinzen Declaration zu Protocoll zu nehmen, Dieſer wiederholte fein voriges Dem Könige gegebenes Ge ftändnig mit einigen Nebenumftän: den, die ihm jeßt erſt beifielen; ſagte aus, daß auch Thou vom Anfange an um den Teaftat gewußt babe, und vers ficherte auf feine Ehre als Prin, daß er in allen Stücken die Wahrheit ge redet habe, Gleichwohl zeigte fich in den uͤbrigen Verhoͤren Feine Spur eiz nes ferneren Beweifes für das Mitwif: fen des Thon. Thou und Cinq⸗Mars waren nach Lion abgeführt, wo der Proceß gehalten wurde, Der Eanzler forach felbft mit dem Cardinal, der nach tion kam und fich da einige Zeit aufhielt. Er ftellte ibm vor, daß ge gen Thon noch wenige Beweiſe da mir ren, die ihn geavirten. Gut, fagteder Cardinal, fo müßte man ihn wenig: ftens zu einem ewigen Gefängniffe verz dammen, wenn dies nicht eine Strafe wäre, die ihm der König allein zuer; fennen fan ; und überdies Fomt es darauf an, ob nicht noch Cinq-Mars gegen ihn ausfagt. Borcswähnter Laubardemont ver⸗ führte auch würflich bei einem Beſu⸗ che den Cinq⸗Mars durch allerlei liſti⸗ ge Öefprächedabin, daß er gegen Thou ausfagen folte, Er beredere ihn, daß in dieſem Falle der Kardinal fein Leben zu ſchonen verfpräche, und ließ ihn mer; fen, 853 Een, gefagt. Der Prinz hatte in der Folge fein erftes Geſtaͤndniß wegendes Thou dahin reformirt, — une mit ihm fimm: te num deg Düc de Bonillon Befennt: niß völlig überein, dag Thou um die Confpiration, nur nicht um den Traf: tat mit Spanien, gewußt habe; daß er die Berbindung zwifhen Eing: Mars und dem Duͤe de Bonikon ger fliftet, auch eine Reife nach Vendome gethan habe, um den Düc de Beau: fort in das Complot zu ziehen, Der Prinz feßte noch hinzu: als er den Thou zum legten male gefprochen ha⸗ be, fo fey es ihm vorgefommen, als wife er um alles, auch um den Teak; £at, und als ſuche er es nur Deswegen zu verbergen, teil der Prinz von An: fange an verlanget habe, daß der Traf: tat dem Thou ein Geheimniß bleiben ſolle. Der Cardinal kuͤndigte inzwiſchen den Richtern ſelbſt an, daß ſie nach aller Strenge der Geſetze ihr Urtheil faͤllen muͤßten. Er hatte auch eine alte Verordnung von Ludwig dem XII. aufgeſucht, vermoͤge welcher die Mit: wiſſer einer Verſchwoͤrung, falls fie dieſelbe nicht entdeckten, als Mitſchul—⸗ dige beftraft werden folten, Diefe Ber: ordnung wurde dem Laubardemont zu: geſtellt, der fie den übrigen vorzeigen mußte, und auch dem Canzler wurde fie duch des Cardinals Beichtvater eingebändiget. Der Canzler machte zwar die Einwendung dagegen, daß ſie ie wäre in Ausuͤbung gebracht wor: den: gleichwohl wurde fie nachher die Richtſchnur feines Spruches, gegen den Cardinal Nichelien: ıc, Thon habe ja auch gegen ihn aus⸗ deln muͤſſe. 854 Der Cardinal, dem man fonft eben nicht das zärtlichfte Gewiſſen beilegte, 309 feinen Beichtvater’Efcor zu Ras the, od er in dieſem Falle die Richter zu einer firengen Gerechtigkeit auffor: dern dürfe. Und man Fan leicht dene Pen, daß ibm der Beichtvater dies fr erlaubt erflärte, weil er bier als Mi⸗ nifter des Königes und des Landes han⸗ Den rıfen Sept, ließ alfo der Kardinal die Commiſſarien nochmals einzeln und in der Gtilfe zu fi Fommen, empfahl ihnen die ſtreng⸗ fe Juſtitz, und num reißte er den fol- genden Tag in oben befchriebenem Auf zuge von Lyon nach Paris ab, Den 12!" Sept. war der wichtige Tag, der das Schickfal der Inquiſiten entſchied, che fie fich deſſen verfahen, Ein: Mars wurde vor Gericht geführt, Er glaubte, er würde bloß wegen des Thou vernommen werden, wid hatte fich vorgenommen, gleich nach feiner Zuruͤckkunft ins Gefaͤngniß zu medi⸗ ciniren. So ſehr ſorgte er noch dar fuͤr, ein Leben zu friſten, das er noch als das ſeinige anſah. Er wurde auch wegen des Thou befragt, und ehe er antwortete, ſagte er erſt dem Canzler etwas heimlich ins Ohr. Vermuthlich erinnerte er ihn, das Wort zu halten, das ihm Laubardemont gegeben hatte. Und nun erzählte er, daß Thou vont Anfange an um die Unterhandlung mit Spanien gewußt habe. ing: Mars wurde in ein Mebenzimmer gebracht; und Thou vorgeführt. Einige Bei figer wolten die Seffion bis auf einen andern Tag verfchoben haben, weil es H68 2 icon 855 Die Verſchwoͤrung des Cinq· Marßs 86 ſchon ein Uhr war, Der Canzler aber war anderer Meinung, Thou läug: nete, wie bisher, Man las ihm das Verhoͤr und die Ausſage des King: Mars vor, und befchloß beide zu con: frontiren. Cinq⸗Mars ſtutzte, wie ihn Thou dreiſt ins Auge faßte, und ihn befragte, ob er mit Wahrheit vonihm fo etwas zeugen koͤnte. Cinq⸗ Mars fing num ſelbſt an zu vermuthen, daß man einen boshaften Kunſtgrif ger braucht habe, ihm ein Geſtaͤndniß ab- zuloefen, das feinem Freunde zwar ſchaden, und ihm doch) nichts nuͤtzen würde, Ehe er aber zum Worte Fam, fing Thou ſelbſt zu erzählen an, und ftellte feine Sache fo vor, wie ſie wuͤrk⸗ lich war, Er habe vom Fontrailles zuerft von ungefähr den Traftat mit Spanien erfahren, habe diefen heftig darüber getadelt, habe aber doch um: möglich davon Anzeige thun Fönnen, da er Feine Abſchrift Davon, folglich) feinen fihern Beweis in Händen ger habt habe, und er würde fich ja felbft auf die vermeffenfte Art unglücklich ger macht haben, wenn er die anfehnlich ſten Perfonen, des Königes Bruder felbft, eines fo ſchwarzen Verbrechens hätte befchuldigen wollen, obne es nach⸗ her erweiſen zu koͤnnen. Durch dies offenherzige Geftändniß, das Ling: Mars nun in allen Stücken beftätig: te, ging er der Folter aus dem Wege, die ihm fonft zugedacht war. In einer dervorigen Seffionen hat te der Generalprocurator diefes Ger richtes ſchon die Sentenz abgegeben, dag Eing: Mars als ein Verbrecher der beleidigten Mäjeftät des Todes ſchul⸗ dig fen, vorher aber zur Entdeckung mehrerer Umſtaͤnde auf die Folter ge bracht, und bis dahin der Proceß der beiden übrigen, des Thou und des Dis de Bouillon aufgefchoben werden. muͤſſe. Jetzt fuͤhrte nun der Canzler den Generalprocurator abſeits, und fragte ihn, ob nicht ſchon Gruͤnde genug zum Urtheile uͤber Thou da waͤren. Dieſer antwortete: auch Thou ſey todeswuͤr⸗ dig; nur zweifle er, ob ein ſolches Ur⸗ theil die Beiſtimmung der Richter em halten werde. Der Canzler erwieder⸗ te: faſſen Sie nur die Sentenz ab, und für das übrige foll ſchon geforgt werden. Der Canzler Fam zurück, und hatte die Commiffarien zu dem Ende in einer folchen Ordnung rangirt, daß der freimuͤthige Miromesnil feine Stimme zuleßt, und die folgfamften die ihrige zuerft geben ſolten. Das Todesurtheil wurdein Abſicht des ing Mare einſtimmig gut gebeifz fen: nur in Abficht des Thon wider ſprach Miromesnil mit Anführung feiner Gründe, Bedenken Gie, ver feßte der Canzler, wie ſehr es den Koͤ— nig verdriegen wärde, wenn wir Die Standhaftigfeit hätten, feinen Favo— reiten zwar zum Tode zu verurtheilen, und doch mit einem unferer Amtsbruͤ— der, einem Staatsrathe, durch die Sins ger fühen. Die Sentenz wurde alfo beftätigt, und gleich ein Bote mit Dies fer Nachricht an den Cardinal abgex fertigt, der ihn noch zwei Meilen von Won einholte. Der Cardinal Fonte ſelbſt 857 ſelbſt in Gegenwart diefes Boten feine große Freude nicht unterdrücken, mie er hörte, daß auch dem Thou der Tod juerfant war. Beide, Eins Mars und Thou, wur: den nun wieder vorgeführt, um ihr Ur: theil zu vernehmen; Sie mußten es Fnieend anhören, Es wurde ihnen vorgelefen, daß fie als übderführte Ber: brecher der befeitigten Majeftät aller ihrer Güter und Würden beraubt, und auf einem Schaffot öffentlich enthaup⸗ tet, Cing- Mars aber vorher noch auf die Folter gebracht werden folte, um mehrere Mitfchuldige zu entdecken. Dies Urtheil wurde denfelben Nach: mittag noch vollzogen. Nichts fehreckte den Eing:; Mars mehr als die Folter, vor deren Marter er fich ſehr fürchtete. Allein, es blieb bei der bloßen Bedro⸗ hung und Borzeigung derFolterkam̃er. Beide Gefangene unterredeten ſich eine halbe Biertelftunde, teöfteten ſich, und baten fich in den heißeiten Umar: mungen um Verzeihung; befonders Eing: Mars den Thou, daß er falfch gegen ihn gezeuget habe, Sie beichte: ten beide, und empfingen das Abend: mahl. Beide bezrigten außerordentliz che Stanthaftiafeit des Geiftes gegen die Todesfurcht, befonders aber Thou, der mit einer recht chriftlichen Faffung Gotte und feinen Richtern für die Er: loͤſung danfte, die ihn bald zu einem beſſern Gluͤcke verhelfen würde, Jetzt trat ein Pater Öuardian der Franciſcaner aus Tarrafcon herein, der den Thou in bemeldter Start im Ge. fängniffe befucht und getröfter hatte, gegen den Cardinal Richelien: ıc, 858 Thou, der ihn jet aufs zärclichfte em: pfing, ahndete die Abficht feines jeßi: gen Befuches wohl nicht. Er. hatte nemlich dem Guardian gelobt, im Fall feiner Befreiung eine eigene Capelle mit 300 Livres jährlichen Renten in der Francifcanerfirche zu Tarrafcon zu ftiften, Der Fall der Befreiung trat nun zwar nicht ein: ‚allein, der fchlau: dreifte Guardian mahnte ihn dennoch, und machte die gottesfürchtige — oder eigennüßige — Auslegung, daß er gleichwohl jegt aus den Banden feines Körpers auf ewig befreiet werden folte, und der Fall der Befreiung doch in diefem Sinne einträte. Thon war eben in einer fo andächtigen Stimmung, daß er von diefer Fdee gerührt wurde, Er bejtätigte alfo. das VBermächtniß, forderte Feder und Dinte, und entwarf auf der Stelle folgende Infeription zu diefer Capelle : Chrifto Liberatori Votum in carcere pro Libertate conceptum FRANC. AVGVST. THVANVS e carcere vitæ Jam liberandus merito foluit d. XII. Sept. craıs cxLm, Um drei Uhr Nachmittags wurden vier Bürgercompagnien von ungefähr 1200 Mann zur Erecution beordert, und mitten auf einem großen Marktes plaß das Schaffot errichtet. Um fünf Uhr wurden beide Delinquenten in eis ner Kutfche abgeholet, in welcher ihre Beichtoäter fie begleiteten. Der Scharf⸗ richter folgte ihnen zu Fuße. Es war feine erfte Ereeution, die er verrichten folte. Als die Kutſche beim Schaffot bh 3 an⸗ 859 ankam, mußte Ein Mars zuerft aus: fteigen. Er nahm. den zärtlichften Ab: fehied vom Thon, der ihn mit Dem Ge: danfen an ihre baldige Wiederverei- nigung vor Gott tröfers Der Vor bang der Kutſche wurde niedergelaffen, um dem Thou den Anblick der Hinrich: tung zu erfparen. Eing Mars grüßte mit heiterem Blicke alle Umſtehenden, uͤberſah die ganze Verſammlung der Zuſchauer, und ging großberzig auf dem Schaffot ein Paar mal auf und ab, betete alsdann ſtill und inbrünftig mit feinen Beichtvater, empfing Die legte Abfelution, probirte feinen Hals und Kopf aufden Block, woran er fich halten folte, Enöpfte fich auf, zog feine Weſte aus, und Fnieete noch einmel nieder zu beten. Der Scharfrichter wolte ihm die Haare abſchneiden. Ling: Mars, der fih nicht von ihm mwolte anrübren laſſen, riß ihm die Scheere _ weg, und bat feinen Beichtvater ihm diefen Dienft zu thun, der es dutch feinen Affiftensen verrichten ließ. End: lich umfaßte er Fnieend den Block mit unverbundenen Augen, foh gen Him— mel, und ſprach: Wohlan, ich muß fterben, Gott erbarme dich mein! — und fo empfing er den Streich. Der Kopf war nicht durch den erften Hieb vom Köper getrennt. Ach! — riefer, aber die Stimme wurde gleich erfticft von dem Strome des Ölutes. Er er hob feine Kniee, fanf aber wieder zu: ruͤck, und nun holte dee Scharfrichter mit einem zweiten Diebe den Kopf ber: inter. Körper und Kopf wurden dar auf miteinem ſchwarzen Tuche bedeckt. Die Verſchwoͤrung des Ein Mars ‚nel, = X 860 Nun wurde Thou aus dem Wagen geholt. So bald er auf das Schaffot kam, fo umarmte er den Scharfrichter, gruͤßte das Volk, und betete laut; unz ter andern den 115en Dfaim, den ee mit einer auf feinen Zuftand bingeleiz teten Paraphraſe begleitete, ls ihm der Scharfrichter die Haare abſchnei⸗ ven wolte, fo erbot fih nunmehr dee Beichtvater gleich, dies durch feinen Affiftenten verrichten zu laffen, Doch Thou war nicht fo eigenfinnig, Die Hand des Scharfrichters zu ſcheuen, wie Cing: Mars. was feines Amtes war. Er fragte hierz auf, ob man ihm nicht die Augen ver— kände Der Pater autwortete, das hinge von ihm ab. Ja, faate er, die Augen will ich verbunden haben, — ſuchte in feiner Tafıhe em Schnupfe tuch Dazu und fand Feines, Er bat die nächfiftehenden Zufcehauer darıım, und fogleich warf man ihm wohl drei Tür Er uͤberließ ihm, her zu. Eins davon ergrif.er, bedanke ' te fich hoͤflichſt und ließ fich verbinden, Nachdem er fih an den Block hinge⸗ knieet und feine Seele Gott empfoh— len hatte, fo empfing auch er einen ſehr ungluͤcklichen Streich. Der Hals wor nemlich nur bald durchgebauen. Er — fiel um zur Erde, Unter den ftärfften Zucungen der Beine bob er noch ſchwach feine Hände zum Him— Der Scharfeichter wolte ihn wieder aufrichten, uns am Blocke den Hieb zu vollenden. Aber über das heftige Bolksgefchrei wurde er fo ber ftürzt, daß er dem Gterbenden im fies gen noch drei bis vier Hiebe in den Hals 861 Hals gab, um ihn erſt zu beräuben, ‚und den Kopf eilends abzuſaͤbeln. Beide Köpfe und Nümpfe wurden in derfelben Kutſche wieder abgeführt, amd in zwei verfehiedenen Kirchen zu non beigefegt, Das ganze Scham fiel machte, wie natärlich, einen fehr ruͤhrenden mitleidigen Eindruck auf alle Zuſchauer, von welchen keiner ohne Throͤnen ven Platz verlieh. Bei de nquifiten waren ihrem Tode mit der größten Standhaftigkeit entgegen gegangen, Eing: Mars mehr mit der Unerfchrocfenbeit eines Kriegers, Thou mehr mit der Ergebung eines Ehriften, Eing- Mars war nicht viel Über 25 Sabre, Thou war 35 Jahr alt, Damals verbreitete man allgemein, daß Nichelieu diefe Rache am Thou deswegen genommen babe, weil Thou’s , Großvater in der Gefrhichte feiner Zeiten von einigen der VBorältern Ri⸗ chelieu's häßliche Charaktere aufbe halten babe, Diefe Schilderungen haben um fo viel mehr das Öepräge der Unpartheilichfeit, da diefer ältere Thon auch einem unter Diefen Vor— fahren Richelieu's ſehr viel Lob und Gerechtigkeit wieyerfahren läßt. Wenn man aber bedenft, wie thätig unfer Thou felbft gewefen war, zroifchen den Gegnern des Cardinals eine ge meinfchaftliche Verbindung zu ftiften, fo finder man es wohl fehr überflüßig, den Grund dieſer Erbitterung des Cardinals gegen einen fo unrubigen Dann fo weit herzuholen, Faft in eben der Stunde, da der Cardinal ihren Tod erfuhr, Tief auch gegen den Cardinal Richelieu: ꝛtc. 862 die — von der Einnahme von Perpignan bei ihm ein. Er ſchrieb dem Könige ſogleich ein Billet, das nue in folgenden Worten beftand: „Site, Ihre Feinde find todt, und „Perpignan gehört Ihnen., Der Diie de Bonillon war gewiß noch weit ftraffälliger als Thou. Er hatte fhon einmal die Verzeihung des Königes wegen einer ähnlichen MWiderfeglichfeit erhalten. Er hatte jest felbft geftanden, daß er an dem Traftate mit Spanien Theil genom; men, und dem Prinzen feine Feftung Sedan zur Retirade angeboten habe. Gleichwohl rettete ibn die Klugheit des Cardinals Mazarin von der ver: dienten Strafe, Dieſer beſuchte ihn im Öefängkiffe, und rieth ihm‘. Se dan mit völliger Souverainität dem Könige als Eigenthum abzutreten, um dadurch feine Begnadigung zu erfau: fen, Der Die genehmigte ven Bor ſchlag, bat den Canzler zu fi ins Gefaͤngniß, und erfuchte ihn, feinen Proceß fo lange aufzuſchieben, bis er vom Könige Antwort auf eine Sup: plik haben Eönte, mit welcher er jeßt feinen Schwager abſchicken wiirde, um des Königes Gnade anzuflehen. Der Canzler willigte in diefen Auf ſchub. Unterdeſſen liefen fehr gelten: de Vorbitten beim Könige für ihn ein, vom tandgrafen von Helfen, vom Prinzen von Dranien, und andern mit vem Haufe Bonillon verwandten Großen. Auch Mazarin wandte al: fen Fleiß an, den Premierminifter und den König zu befänftigen, und die 863 die Vortheile dieſer Ceſſion von Ser dan ing Licht zu feßen. Die Bedin—⸗ gungen feiner Begnadigung wurden alfo dahin feitgefeßt, daß er dem Kö: nige die Sonverainität aller feiner Befißungen und insbefondere das Befaßungsrecht von Sedan auf ewig cedirte; Daß er inzwifchen die uͤbrigen Gerechtfame und Einkünfte feines Fürftenthums behalten folte; jedoch) folte es dem Könige frei ftebn, fte ibm gegen andere Länder abzutaufchen. So bald des Königer Truppen Sedan befeßt hatten, fo. wurde der Duͤe feines Arreſtes entlaffen, reißte nach Paris, erhielt eine kurze Au— dienz beim Richelieu, und eilte darauf Die Verſchwoͤrung des Cinq⸗ Mars xx. 864 zu feiner Gemahlin nad, Rouffy,, die feiner mit Ungeduld erwartete, Der Eardinal Richelieu uͤberlebte den Tod feiner Feinde nur um drei Monate, und auch der König ftarb kurz nach ibm, -Der Eardinal wurde in die Capelfe der Sorbonne beige— feßt. Einft ging die Madame de Pontbac, Thou's Schwefter, in diefe Capelle, und als fie beim Grab: male des Cardinals file ftand, fo fagte fie die Worte ,. die dort Magda⸗ lena, Lazarus Schweiter, zum Hei— lande fprach: Herr, wäreft du bie ger weſen, fo wäre mein Bruder nicht geftorben. Aug. Schulze, Rektor zu Dftenode, Beantwortung der Frage: was find Wederige oder Wettertage, für Tage? Nmm zyten St. des Hannoverlfchen —— Magazins wird gefragt, was find Wederige oder Wettertage für Tage. In den Ofterödifchen Statuten, und zwar in zoren Vrtifel, wird der Met⸗ rertage auch gedacht. Es heißt da ſelbſt: „Nachdem an gewiſſen Graͤnz⸗ „ſcheidungen, zu Verhuͤtung unnöthiz „gen Streits mit den Nachbaren zum „böchften gelegen, fo ordnen und wol; „len wir, daß die Graͤnzen diefer Stadt .. . zum oͤftern und wenigſtens in 3 Jahren einmal beſichtiget, und zur Zeit der Wettertage, als zwiſchen „Oftern und Pfingſten begangen „werden, EEE ET TE Doctor Meurer in feinem Jagd: und Forftrecht gedenfet der Werter- tage auch, Er fagt: „Nüßlich und nothwendig ift eg, daß die Wälde und Gehölz Gränzen und Merkungen all? wege Uber das dritte Jahr, das ift in 3 Jahren einmal durch die Amt: und Forftleute befircht werden, daß fie zur Zeit der [Wertertag, als zwifchen. Oſtern und Pfingſten einen oder mehr Tag fuͤrnehmen .. und Die Granz vndt Markung der Gehoͤltz von einem Ordt zum andern befuchen, be reiten oder befehen. , Es werden in beiden allegirten Stel: len die Tage zwiſchen Oſtern und Pfingften Wettertage genannt. ®.7.5.P. * ‚865 866 don nobel ifchess again ss Stuͤck. Montag, den rufen Julius 1785. Briefe uͤber die Belagerung von ‚Gibraltar, an einen Freund in Hannover gefchrieben, (Siehe das 44 Stuͤck.) Zehnter Brief. Ds fomme nun zu einem Zeit: ü punkte, deffen Andenken mir —8 ſo hoͤchſt unangenehm iſt, daß ih ihn gern aus dem Tagebuche mei: nes Lebens wegftreichen mögte, Dies fes ift der zıte Junius 1779, da die bisherige freie Communication mit Spanien aufgehoben und uns fill: ſchweigend der Krieg mit diefer Ma; tionerflärt- wurde. Die dee, fih auf dem engen Bezirke eines Felſen einge: fperret und Sabre lang von aller Un: terhaltung mit auswaͤrtigen Freunden, vom DBaterlande, ja von ganz Europa abgeschnitten zu fehen, war dergeftaft unerträglich, daß nichts fie uͤberwin⸗ den konte. Daneben ließ fich von der ſtandhaften Entfhlieffung des Madri⸗ der Hofes, diefe Feftung wiederum mit er Krone Spanien zu vereinigen, er arten, Daß derfelbe Feine auf die Erz Haltung Diefer feiner Abſicht abzielen: de auch. noch fo harte und ſchreckliche Mittel verabfäumen, und hingegen Gibraltars Bewohner alles nur ei: finnliche Zingemad) auszuftehen haben würden. Es blieb nichts über, als fih mit ftoifcher Unempfindlichkeie zu bewaffnen, alles Gefühl für unfere auswärtigen Freunde gleichfam zu er: fticfen und den Gedanken an unfer Ba: terland gar nicht aufjteigen zu laffen. Diefes waren die Borftellungen die unfer Gemuͤth beftürmten, wie wir am zyten Junius des Nachmittags durch den nach Spanien gehen wollenden englifchen Gouvernements; Gectetair Raleigb-erfuhren, daß der General: lieutenant Mendoza nad) den Linien gekommen wäre und die Befehle zur Aufpebung der Communication per ſoͤnlich ertbeilt habe, Diefe Berfügung machte bee ger dachte General,nachdem wenige Stun: den zuvor die am 26ten April eben die⸗ fes Jahres von Portsmouth aus hier. angelangte Flotte, unter der Convoh der Catham von 50 Kanonen, der Fregatten Theris und Kevant, wie auch der Childers Sloop, wiederum nah England abgefegelt und kaum aus dem Geſichte der Feftung war. ii ©» 867 So ſehr gemeffen die Befehle des Ma: drider Hofes waren die Communicaz tion ftündlich aufzuheben, fo lieg doch General Mendoza gefchehen,, daß die ganz in der Mühe, innerhalb feis nes Gouvernements, anf Urlaub fich befindenden Mitglieder der Feftung, noh am 22ten Yun, nach Gibraltar zurückkehren Fonten. ‚Den in entfern: teren Gegenden Spaniens fih auf baltenden Dffieiers , welchen es um: möglich fiel, vor dem 2zten Funius in die Garnifon zu kommen, ver— wehrte man auf eine hoͤchſt unbillige Weiſe, durch die Linien zu Lande oder fonft zu Waffer fi) nad) Gibraltar zu verfügen. Es verdient bemerft zu werden, daß an eben dem zufen Sunius, wie die Communication zwifchen Gibraltar und Gpanien wörflich aufgehoben werden folte, erft von Madrid aus den Gouvers neurs der Provinzen und Städte im Königreiche die Kriegserflärung gegen England mitgetheilt wurde, In Ca: Dip wurde folche zum Beiſpiel erft am agten Jun. öffentlich befant gemacht. Sie ging furz dahin, daß man. alle Unterthanen des Königs von England als Feinde betrachten, Feine Gemein: fhaft mit ihnen auf irgend einige Weiſe haben, befonders aber den Eins wohnern von Gibraltar Feine Lebens⸗ mittel, von welcher Art ſie auch ſeyn mögten, oder Nachrichten zukommen laffen folte, und wuͤrden die diefem zumider handelnden als Berräther des Königes und des Vaterlandes angefe: hen und mit der unabbittlidyen Todes; — Briefe uͤber die Belagerung von Gibraltar, — ſtrafe belegt werden. Die Kriegserklaͤ⸗ rung geſchahe in den großen Staͤdten, als Cadix, durch einen Herold mit vielen Feierlichkeiten, und eine Stun— de nachher wurde ſolche, nach altem ſpaniſchen Gebrauche, von dem Schin⸗ derknechte, der ſich zu dem Ende in ein ſchwarzes Coſtuͤme geſetzt, noch⸗ mals wiederholet, und durch ſelbigen ein Exemplar derſelben auf einem der großen Plaͤtze der Stadt verbrandt. Diefe Vorficht des Mapdrider Hor fes Gibraltar einzufchließen, che noch. der Krieg mit England in den uͤbri⸗ gen Theilen Spaniens befant wäre, hatte wohl zur Abficht, daß man die Garnifon uͤberraſchen und außer Stand fegen wolte, fich noch verſchie— dene Beduͤrfniſſe zu verfchaffen und andere zu ihrer Vertheidigung nöz thige Vorkehrungen zu machen. Noch denfelben Abend, wie Gibrak- tar erfahren, daß es die Epanier nun⸗ mehro aus einem andern Geſichts⸗ punfte anzufehen hätte, lieg General Eliott verfchiedene Wachen verſtaͤr⸗ fen, und in den folgenden Tagen wurden bereits alle erforderliche Anz falten zu einer gehörigen Vertheidi⸗ gung der Feflung getroffen. Ehe ich diefe berühre, muß ich Ih⸗ nen ſagen, daß am mehr gedachten a,ten Jun. von Cadix, nachdem man die daſelbſt ſich gerade befindenden englifchen Kauffahrer und Kaper in Beſitz genommen hatte, eine fpank fhe Flotte, welche aus forgenden Siffen beſiand, fegelte; Shife 868 * ‚42 Fahrzeuge. z Hofpitalihiff von 1 % I Provifionsfhiff von 205 # — — — — Kanonen 2526 Dieſe Schiffe waren, ohne die Of: fieiers und den Staab zu rechnen, fol: gendermaaßen bemanınts Die Trini: dad, worauf nur 112 Kanonen aufge ‚Stellt, mit 1200, die von go mit 750, die von 70 mit 450, die ven 64 mit 650, und die Fregatten mit 379 Mann, Wenn Sie, mein Freund, diefe Ber mannung der fpanifchen Schiffe mit der, in dem Verfolge diefer Briefe, Ih⸗ nen mitzutheilenden Mannfchaft auf den englifchen Kriegefchiffen zufammen halten, fo werden Sie finden, daß die erftere die leßtere weit uͤberſteigt. Der Grund davon ift vielleicht, daß ein engliſcher Matrofe weit gehbter ift,und in einem gleichen Zeitraume mehr wie ein Spanier ausrichten Fan, oder daß die englifchen Seeleute auch mehr: för; perliche Stärfe wie die fpanifchen ba: ben, und länger die Farigue einer Aetion auszuhalten im Stande find. Diefer am zıten Yun. von Cadir ausgelaufenen Flotte begegnete die an eben dem Tage von. Gibraltar abgefe: an einen Freund in Hannover gefchrieben, 869 873 I Schiffe Kanonen, gelte englifche Convog. Die erfiere ‚‚ı von 112 — 112 erlaubte der letzteren das Einlaufen in 3 von go — 240 den Hafen von Lagos. Nach dieſem 25 von 70 — 1750 neutralen Hafen verfügte ſich der Ber 3 von 64 — 192 fehlshaber derſelben, weil er befuͤrchten 1 Fregatte von 3z30 — 30 mußte, daß die ſpaniſche Flotte, nur 4 Fregatten von28 — 112 Bis aufeinen gewiſſen Zeitpunkt, die a Corvette von 16 = 16 Convot ne behandeln {ron ı mögte. Ja der fpanifche Admiral ! 3 Brandes | 1 von 18 } 34 Don Antonio de Lillde gab fogar euch zu, daß die englifche Sloop Chil⸗ ders zwei amerikanische Prifen machte und ein framzößfches Schiff im Ange⸗ fichte feiner Flotte jagte. Mit der ‚gedachten Prifen kehrte auch die Chik ders am 24ten des mehrgedachten Me; nats Junius nah Gibraltar zurüch, Der Admiral Don Antonio de Ulloa tourde zwar wegen dieſes feines Betragens, von dem Madrider Hofe, two man die großen Verdienſte diefes Mannes verfennet, und wo er viele Feinde bat, die mit Vergnügen eine ſich darbietende Gelegenheit ihn zu ſtuͤrzen ergriffen, in Verantwortung und fogar in Arreſt gezogen. Er ver- theivigte id) indeffen und zeigte, daß er feine habenden Ordres dero Zeit, wie ihm die englifche Convoy begegnet,noch nicht erbrechen dürfen, und mithin nicht fo handeln Fönnen, als er gethan has ben würde, wenn er ungebundenere Hände gehabt hägte, Diefe englifche Convoy ging in der Folge, nachdem die fpanifche Flotte diefe Gewaͤſſer verlaffen und nach Fer: rol, um fich mit den daſelbſt befindli⸗ henfpanifchen&chiffen und der erwar⸗ teten franzöfijchen Flotte zu vereinigen, ar ge 871 gegangen var, nach Liſſabon, von wel chem Orte fie im Herbft diefes Jahres in England gluͤcklich anlangte. Gleich in den erſten Tagen wurden die Feſtungswerke in gehörigen Stand geſetzt, und neue anzulegen angefangen, Akten männlichen Einwohnern, die kei⸗ ne Waffen tragen, oder andere Dien⸗ fte, die in Hinficht auf die Vertheidi⸗ gung der Feſtung von ihnen gefordert werden duͤrften, uͤbernehmen wolten, wurde ſoſort befohlen die Garnifon mit ihren Familien zu verlaffen. , Ein ges wiſſer Einwohner, von Geburt ein Spanier, der in fehr dürftigen Um; ftanden nah Gibraltar gekommen, und hier ein ziemlich berrächtliches Vermoͤgen erworben hatte, bielt cs mit den Grundfägen feiner Religion ineompatibel, gegen Se. catholiſche Mejeftät die Waffen zu ergreifen, und glaubte ſich in feinem Gewiſſen ver: bunden, Gibraltar verlaffen zu muͤſ fen. Man ließ denfelben indefen nicht ziehen, fondern gab ihm zu verfichen, daß er nicht felbft ‚die Waffen zu er: greifen brauche, indem er immer leicht ‚Leute finden Fönne, die für fein Geld ihn deſſen überheben und ſtatt feiner dienen würden, Bon der gegebenen Erlaubnig mach sen, gleichin den erften Tagen nad) auf: gehobener Communication mit Spa: nien ımd inder Folge, viele catholifche Familien Gebrauch, und verließen Die Garnifon. Die mehrſten gingen zu Schiffe mehrentheils nach Stalien und Porkigal, verfchiedene aber, Die Briefe Über die Belagerung von Gibroltar, ER 3 872 ihre Verwandten ih Spanieit hatten, dahin zu Lande Weiler Gouver⸗ neue von San Moque diefenniche vor fich durch. die Linien laſſen durfte, fonz dern daruͤber erft Verhaltungsbefehle vom Hofe-erwwurten mußte, fo waren dieſe armen Geſchoͤpfe, Die mehren: theils aus Weibern und Kindern be fanden, genoͤthiget, 21. Tage lang, auf dem brennend: heißen Sande unter freiem Himmel, alfer Steengeder heiſ⸗ fen Jahreszeit ausgefegt, zwiſchen den Linien und Gibraltar zu bleiben. Da das Wohl und die Erhaitung der Garnifon davon mit bauptfählih abhing, daß mit den in felbiger befinds ⸗ lichen Vorraͤthen fehr fparfam umge gangen wurde, teil aus allen Bors Eehrungen der Spanier zu ſchließen ‚war, daß ihre Hauptabfiht dahin ging, die Garnifon durd Hunger zur Uebergabe zu zwingen, und gegenwaͤr⸗ tig hoch von Zeit zu Zeit Fahrzeuge mit Lebensmitteln, befonders von der DBarbarei und Portugal einliefen: fo wiederholte General Eliörr nicht ak fein den Befehl von ı tem Nov, des Jahres 1778, daß alle Einwohner ‘mit 6 monatlicher Provifion verſe— hen ſeyn folten, fondern nahm auch verſchiedene andere Maaßregeln um dieſen Endzweck zu erbalten. So wurde zum Beiſpiele von dem noch in der Garniſon befindlichen oder noch anlangenden Viehe nur eine gewiſſe Anzahl wöchentlich geſchlachtet. Um das Futter zu erjparen, mas zur Erhaltung des Viehes noͤthig war, . ver⸗ 873 ß auf fer den Pferden: die zum ——— oder Staabsofficiers — 5* und Fonft unumgänglich noͤthig wären, kein Pferd oder Moulthier weiter in der Garnifon gerufdet werden folte, wenn deſſen Eigenthuͤmer nicht 1000 Pfunde Stroh, oder fo viel dieſem gleichkommende Fourage hätte. Ge neral Elott gab hierunter ein gutes Beiſpiel, und ließ eins feiner Pferde, eineh fhönen Barber, todt fchießen. Das Puder, als eine in der gegen: waͤrtigen Lage der Öarnifon fehr un: verantwortliche Verſchwendung einer Sache, wovon noch Menfchen leben Ponten, wurde gänzlich abgefchafft. Um den Spaniern ihre etwa auf der Landenge zwifchen den Linien und den Gärten unferer Feſtung anzule gende Werke zuerfchweren, fo ließ Ge neral Eliott die auf ſolcher befindlichen Sandhügel, welche dem Feinde zum Schutz gegen das Feuer unferer Bat: terien dienen Fönnen, abtragen. Da der Feind, fobald als er eine gehörige der&arnifon überlegene Macht zufam: men gezogen, und die Forts in den fi: nien mit Kanonen befeßt gehabt hät: te, diefe Arbeit ſehr gehindert oder gar vereitelt haben wuͤrde; fo machte der Gouvernenr hiezu gleich in den erfien Tagen nach aufgehobener Communi: cation Anſtalt, und ließ, unter der Dir rection zweier Ingenieurs, durch 300 Mann roͤmiſch⸗catholiſcher Einwohner und Juden die gedachten Höhen eben machen. Diefe Arbeit wurde in Eur: zer Zeit, ohne von dem Feinde daran an einen — in Hannover geſchrieben. Ins — te der Goub eun 874 gehindert zu werden, zu Stande ge⸗ bracht. Dis zum sten Jul., als an wel⸗ chem Tage noch ein englifches Provi: fionsfhiff von Portsmouth und_drei englifche Kaper von Dporto hier am langten, wurden von beiden Seiten noch Feine Feindfeligfeiten, fo wenig zu Waffer als zu Lande ausgeuͤbt. Die Spanier machten damit den An- fang, indem die Garnifon von Ceu⸗ ta, in der Nacht von gten auf den sten Jul. auf die von Tetuan mit einiz gen Fahrzeugen, fo mit Vieh geladen waren, Fonimende Fregatte Enter⸗ prize feuerte, Eben diefe Fregatte wurde auf ihrem Traject von Tetuan nach Gibraltar von einigen fpanifchen Linienfchiffen und Fregatten, fo den Tag zuvor von Weften durch die Straf fegefommen waren, und bei Europa Freußeten, verfolgt. Sie würde von fol- hen gewiß genommen feyn , wenn ihr Eapitain Sır Thomas Rich nid durch ein fürtrefliches Maneuore ih: nen entkommen wäre. An sten Jul, feuerten auch die Spanier bereits von dem am nördlichften Ende der Bat liegenden Fort von Dunte Mala nach einem auf unferer Rhede vor An: Per gehenden venetianifchen Schiffe, An eben diefem Tage erhielt Ge neral Eliott vom Lord Viſcount Weymouth, dem Gtaatsfeeretair für, das füdlihe Departement, des Röntgs Erflärung, daß gegen Spanien Repreflalien gebraucht werden fölren, Diefe zu St. Ani am ıgten Yun, ausgefertigte Procla: ii mation — 875 mation wurde auch fogleich in Gibral⸗ tar öffentlich angefchlagen. Am gen verlor die Garnifon die erften beiden Deferteurs feit dem mit Spanien ausgebrochenen Kriege, Am g'e® machten ein Paar engli— ſche Kaper die erſten ſpaniſchen Priſen in der mittellaͤndiſchen See und — ten ſolche hier auf. Den zof®, nachdem die oben ge⸗ dachten ſpaniſchen Kriegsſchiffe nach Oſten gegangen waren und fich bereits einige Tage nicht mehr fehen laſſen, Fam eine fpanifche Flotille, die meh: ventheils auch Saetien befland, unter der Bedeckung dreier Jabequen aus der mittelländifchen See und verſuchte ducch die Straße zu geben. Dieſe nach Cadix beftimmte Convon, fo meh: rentheils mit Weine und gefalzenem Fleiſche beladen war, würde niean den Ort ihrer Beſtimmung gekommen feyn, wenn Admiral Duff von feiner dieſes— mal habenden Uebermacht haͤtte fruͤ⸗ her Gebrauch machen wollen. Statt des Nachmittags auszugehen, Fam er erft, mit dee Dantber und Enter⸗ prize, dem ſich mit den feindlichen Sabequen herum fihiegenden braven Capitain Peacok von ber Childers und den gleichfalfs mit feindlichen Fahrzeugen engagieten drei engliſchen Kapern beim Einbrechen der Nacht zu Huͤlfe. Die Dunkelheit der Nacht und ein ſo ſtarker Oſtwind, der ſelbſt in der Sprache der Seeleute ein Sturm genannt werden konte, gab den Spa: niert Gelegenheit ſich theils nach Te tuan zu retten, theilg durch Die Straße Briefe über die Belagerung vor Sißraltdt, Rhede von Algeziras, Tanger, Malaga und anderen Haͤfen % zu fchlüpfen ; de wir fonft, nach aller Erwartung, das Vergnuͤgen haͤtten haben muͤſſen, die ganze Convoy nebſt ihrer Bedeckung hier einlaufen zu fer ben. Wir erhielten aber nur 15 ‚Fahrzeuge von folcher, die Jabequen entkamen ſaͤmmtlich. Erſt am 16er Zul. langte die zur Einfchliegung des Hafens von Gibrale tar beftimmte fpanifche unter dem Befehle des damaligen Commo— dors und gegenwärtigen Dice» Ads mirals Don Antonio Barcelo ſte⸗ hende Efeadre in dieſen Gewäffern an. Sie befiand aus folgenden Schiffen; San Leon 14 Nueftra SenoradeAfrica 16 Dieſe Schiffe waren theils auf der theils in Ceuta, Schiffe von der Linie, San Genaro — von 70 Kanonem San Juan Bautifta — 790 — San Lorenzo — — 70 — Sregarten. Santı Roflia — — 32 — Santa Cecilia — :— 30 — Santa Luca — — 30 — 6 Öaleoten. Javequen. m Murzann — — 36 — Malloruin — — 34 — Garzota 0 — _ 30,4 Ganco — — 30 — San Antonio — — 24 — San Sebaſtien — — 20 — Sır,buss SEE 3 der mitteländifchen See ftationiret. Am 876 er —— * J 1} 877 an einen Freund im Hannover gefchrichen, 878 Am gedachten 16ten Zul. Fanten machen, und wurden feine Berdienfte, 2 diefer Linienſchiffe, 3 Fregatten und wenige Zeit nachher, dadurch ferner 5 Jabequen unter dem Commando. belohnt, daß er zum Oberbefehlsha— von Antonio Barcelo in der Bay ber der gegen die Seeräuber. beſtimm⸗ von Algeziras an. Da diefer See⸗ ten Efeadre ernannt wurde, Sein mann ſich nicht allein Durch die Blo⸗ Tangiähriaes Fahren in der mittellaͤn⸗ kade von Gibraltar, fondern auch difchen See hat ihn mit dieſen Ge durch andere von ihm gegen die See⸗ waͤſſern und den darin mit Vortheil raͤuber unternommene Expeditionen zu brauchenden Fahrzeugen ſo ſehr be⸗ bekant gemacht, ſo verdient er wohl, font gemacht, daß wohl zur Blokade daß ich feiner mit ein Paar Worten von Gibraltar der König Feinen fähir gedenke. — iſt von geringer Abs geren Offieier haͤtte wählen koͤnnen En * Be er — Dieſe Gewaͤſſer find fein Element, denn und war sange Zeit Patron ( er Na⸗ im Deean iſt er nie gewefen. Ein Adınis me, womit die Schiffer der Fleinen ral, das heißt ein Mann, der Taftit und Sabrzeuge in der mittelländifchen See andere zu Anführung einer Slotte erfor Defegt werden, ) von einen Eleinem Derlihe Kenutniſſe RR er wohl nicht. näch den Drefivios a) in Afrika ger Tann Aue Mb ibm hen an heben Mb Er ee. 5 > ö elbſt die, Garnifon vor Gibraltar aeben, henden Schiffe. Als Patron eines daß er ein Außer aufmerkfamer Officier folhen Fahrzeuges, wurde er einſt- und getreuer Diener feines Koͤniges ſcy. mals von einem algerinifchen Kreug- Die waren wir mehr, als während der Zcit, fahrer angegriffen, und hatte das da er die Blofade commandirte, eingeſchloß Gi, nicht alfei — Fahızaı fen. So fehr Sie, mein Sreund, vielleicht uͤck nich allein fein: rzeug zu alauben, daß das, was ich bisher gefagts vertheidigen, fondern auch diefe See: dieſen Mann beider (panifhen Marine ges räuber gefangen zu nehmen. Der ſgſaͤtzt mache, fo wenig iſt er ſolches. Hieran ouverneur u Maiorca belohnte ihn "ill wohl fine Strenge gegen die ihm nachs 6 3 j h - geſetzten Officiers, und feine wenig Durch die Standveranderung verfeinerfe Sitten - Schuld. Ich habe ihn in Malaga gefehen, und mußich ſagen, dag man noch immer in dem Admiral den Patron einer Barque nicht verkeñet. Da er Bloß eine Creatur des Könige ift, ſo hat er deſto mehr Feinde am Hofe, die denn immer das Gute zu verciteln wifs fon , was er fonft zur Sicherung der fpanls fen Seefahrt gegen die Serräuber im mittellaͤndiſchen Meere beitragen koͤnte und wuͤrde. Die unter ihm dienenden Grandes de Espang und andere von großer Fami— fie feyende Dfficiers. finden es unerträglich unter ehaem Manne zu ſtehen, der BEL age Miches hierauf dadurch, daß er ihn zum Ca: pitain des von Majorea nach Bar: celona gehenden Paquerbootes machte, Bei Gelegenheit einiger Angriffe, wel: che die algerinifchen Kreußfahrer auf Diefes fein Paquetboot wagten, zeigte “er ungewöhnliche Tapferfeit, welches "denn bald den Erfolg hatte, daß der König. felöft auf ihn Rückfiht nahm, und ihn zum Capitain einer Jabeque ernamate. Er verabfäumte feine Ger legenheit ſich diefer Gnade würdig zu a) Preßdios find befanslich die franifchen Feſtungen Cents, Melilla, Gran und Peunon auf der afrifanifchen Kuſte. : 879 Nichts durch feine Verdienfte empor ge ſchwungen hat. Dis zum 221 Jul, waren die zwiſchen den fpanifchen Linien und unferer Feſtung befindtichen Auffenpoften nur mit Zollwaͤch⸗ fer (Guardias de la Aduana) um die Zoll Briefe über die Belagerung von Gibraltar, ic. 880 Beneral-Ousartiermeifter( Mariscal de Logis‘), > Mariscal de Campo, de Mrellang. Ingenieur en Chef. Mariscalde Campo, Don Juan Cavallers Commendant der Artillerie, defranden zu verhüten, befegt. An dieſem "Mariscalde Campo, Don Nupefindo Tilly, Tage wurden folche durch regulaire Trups pen abgeldfet, und erhielten an ſelbigem auch die Spanier die erſte Convoy ſe aus 8 volacras und einigen Sactien beſtand, welche Beduͤrfniſſe für die hier ſtationirte Efcadre und die zu San Roque exwarte⸗ ten Truppen brachten. Den 2gten Yulius Fam eine Verſtaͤr⸗ fung des bisher, vor Gibraltar geſtandenen Eoros nad) San Noaue, und an eben Die: fem Tage war. der Feind damit befchäftigt, die wiſchen San Rogue und dem Stran de der Bai liegende, von Gibraltar etwa 3000 Hards entfernte Ebene von Geſtraͤu⸗ hen zu ſaͤubern, und ein Lager abzuftechen. Am ꝛoten ruͤckten die erſten Truppen, wel⸗ he aus 2 Bataillons Infanterie und 2 Schwadronen vom Pavia leichten Dragos ner, Negimente beftanden in dieſes Lager. Die Vermehrung diefes feindlichen Laz ders ging in diefem und den folgenden Monaten, bis die fänımtlichen zur Belage⸗ rung befimmten Truppen, vallig eingerückt waren, fort. Wie die Truppen, zum Theil Kegimenter, in Compagnie Weiſe, in dem Lager anlangten, ausmeinen Journale hie⸗ ber zu feßen „ duͤrfte Ihnen zu langweilig fenn. ch will Dagegen das aus Spanien feldft erhaltene Verzeichniß der belagern— Den Armee lieber mittheilen. 2y „Nachricht von den Generals, Officiers und Truppen , fo vom Könige zur Formi— rung des Corps vor Gibraltar beftimmt, und ſolches wuͤrklich ausmachen. General en Chef (Comandante „6 General). N Senerakieutenant, Don MartinAlvarez de Soto Mayor. N General-Adjudant( Mayor General), Mariscal de Campo / Don Antonio Oliver. Benerallieutenants, Marques de fa Torre, Graf de Nebillagigedo. Don en Haror. € ariscales de Campo. Marquez de Zayas. * Don Juan Manuel Cagigal. Marques de Torre Manzanaf. Marques de Monte Hernofo.. Bei dem General en Chef angefeßte 3 Oberadjudanten. & Infanterie, N —9 Barailond. - Garden, Spaniſche — zn — Wallon Zamora — Amerika — Soria — Cordova dag zweite Bataillon — Erſtes Regiment Cataluna — Zweites Regiment Sataluna — Guadalaxara — Voluntarios de Aragon — Ueberhaupt 18 Artillerie I “„ERDUNNDED Cavallerie. RR i Schwadr Principe — d Zune, Jufante — REG Borbon — 2 Monteſa — 2 a Er) SE ——— Ueberhbaupt — 8 ; ’ Dragoner. Paria * Luſitania — — — Schwadronen — 4 Mit nähfter Poſt ei Ich — chſter Poſt ein mehreres. 34 ET RETTET RETRO Hannes: Tragasit, 56tes Stuͤck. Freitag, den Izten Julius 1785. — Briefe über die Belagerung von Gibraltar, an einen Freund in Hannover gefchrieden. (Siche das 55" Stuͤck.) Eilfter Brief. Ds babe Ihnen in meinem letzte⸗ ‘ ten Schreiben den Beſtand der feindlichen vor Gibraltar ſte⸗ henden Armee gegeben, und ermangele Staab. Namen und Rang. General Eliott Eapitain Horsbrugh Major Hardy Eapitain Valleton ⸗ Patterſon Forch Eveleigh Burk Lieutenant Wood Kennyon Generallieutenant Boyd Capitain Wilſom lieutenant Buckeridge Generalmajor de la Motte Lieutenant von dee Wenſe Capitain Lueder General⸗Garniſonchirurgus Banes — — — — — — — — —X2 — nid,‘ K:424 Ihnen nunmehro auch Die wahre Stärke der hieſigen Garnifon mitzu: theifen. Der Etat der Garnifon von Gibral⸗ tar war im Junius 1779, beim Ausbru⸗ che des Krieges mit Spanien folgender: Locale Anſetzungen. Gouverneur wie auch General. Generaladjudant. General⸗Quatiermeiſter. Oberadjudant. Desgleichen. Desgleichen. Desgleichen. Platzmaſor. Aide beim Platzmajor. Platzadjudant. tieutenant: Gouverneur wie auch Ges Dberadjudant. (nergllieutenant. Desgleichen. Generalmajor, Dberadjudant, Brigademajor. ancs Ditrecteur der Hoſpitaͤler. Liſte ‘ 883 Briefe über die Belagerung von Gißraltar, 884 Liſte der Regimenter und Corps, welche beim Ausbruche des Krieges mit Spanien im Junius 1779 in Gibraltar wuͤrklich dienten. Te 2 1 i =| | = 3 BIN 2, 1E| JelZ|&je|e& Namen der Corps * AE »|818]5|8|3$] & br: DD .. A 5 — Royal Axrtlllery +) s|—| ıl— 1071511515 10 | 500 Engl. Infanterie Kegimenter | | Hr ı2ie oder Picton’s 10|,1| ı| 1) 8 19|30 40| 22 | 560 zgfe oder Boyd's 10, 1) ı| 1) 8)19 30,40) 22 | 560) Säfte oder Walch’s io) ı) ı)'ı| 8)19 30 40| 22 | 560 sgfe oder Baugh’s to! ı! ı! ı! glıg 30'461 22 ! s6ol, 7afe oder Royal Manchefter Bo: | lei | | | K lunteers 10 J 11 829 50 50) 32 [1000 (Aannoverifcye Brigade b) ) . ıte Bataillon von Hardenberg, | nachhero von Sydow ?7 6/—| ı| 1) 4lııla2ld) | 14 | 386 6 ıte Bataillon von Reden | — 2) ı[. 411 42 | 14 386 te Bataillon de la Motte 6 2! —] ı| 5lı1j42/—j 14 | 386 Eotbier Artificer Compagnie ©) | a A 3 I s| 4|— 105]. Diefes find die Etats der Corps auf dere Zufälle ſich ereignenden Bacanzen fer ihrem Staabe. Wenn Sie von abrechnen, ſo haben Sie die ganze Force‘ folchen die gewöhnlichen ohne befon- der Garniſon bei aufgehobener Com: munis a) Die — waren ein Detaſchement des. 2ten Bataillsns der engliſchen reillerie, b) Die hannoberiſche Brigade fand während der ganzen Belagerung unter dem Commando des Defozeitigen Generaimajgrs und gegenwärtigen Generallieutes nauts de la Motte. Div Commandanten der Bataillons von Reden Und von Sydow waren die Oberiten von Dachenhauſen ind non Hugo. e) Iſt eine Harnifon-Compagnie, deren Etat Anfangs der in der Lifte angegebene war, . welcher aber in der Folge anfehnlich vermehrt worden. Diefe Compagnie beſte⸗ Bit aus Handwerkern, welche Köhnung als Spidaten, und außerdem täglich. ein gewiſſes als Handiverfer erhalten. Die dabei ſtehenden Officiers find die in der Garniſon befindlichen Ingenteurs. : J 4) In dem Etat der hammoveriichen Reglmenter fehlen die Corporals, weil ſolche mit nnter den -Sergeanten begriffen ſind. Die hanneverifchen Corporals diene gen wie DIE Sergranten-der Engländer, indem die Sorporals der letzteren nur eben das, was dig Gefreiten In hannoveriſchen Dienften find, 885 munication mit Spanien. Wolfen Sie aber auf das genauche die Anzahl dar dienſttuͤch⸗ tigen Dannjchaften von dieſer Zeit willen, ſo Fan ih Ihnen fagen, daß ſolche am 30ten Jun. 1779 ſich gerade auf 5410 Mañ belief. Außer der in der Liſte bemerkten Artille⸗ tie, wurden noch von den vier erſten engli- ſchen Jufanterie-Regimentern son jeder Eompagsie 4 Mana, und von dem 72ten Regimente 6 Mann von jeder Compagnie, hberhaupt 220 Mann, um Dienſte bei der Artillerie zu thun, ausgefcht. Gleich im An: fange der Blofads wınden diefe Aflitent- Artıllery men: in der Artillerie Erergiseges uͤbt, amd cthielten auch eins Zulage zu ihrer Loͤhnung, mit der ſie ſich — Br wie ein gemeiner Artilleriſte dieneten. Auch errichtete General Eliotrein Schuz⸗ zencorps, welches ans 2. Dffiwiers, 2 Ser; geanten, 2 Corporals und 80 Mann be fand. Die beften Schuͤtzen wurden dazu, von ſaͤmmtlichen in der Garniſon befindlis chen — und im Fenern mit Doppelhaaken geuͤbt, Die Anzahl der bier ſtationirten koͤnigl. Schiffe, war feit dem Abgange der Convoy am zı8n Jun. noch um ein großes verrin⸗ Zert und beſtand nur aus: der Panther von 60 Kanonen, ». Enterprije von 28. > Childres von. 14 and Gibraltar von 10 ⸗ Don dem Anfange des Monats Julius 1779 bis in die Mitte des Januars 1780 tichfeten die Spanier ihre vor zuͤgliche Auf⸗ merkſamleit auf eine firenge Biefade, Zu "gleicher Zeit Ichaften fie erflaunende Bor: räthe von Geſchuͤtz, Ammnunition, Puls Der amd allen zu einer Belagerung nd: thigen Sachen in Das von ihnen vor "Sibreltar innerhalb. ihrer Linien formirte Eager. Die Zufuhr von Lebensmitteln and ben obgedachten Sachen dauerte im⸗ mer fort, und wurde dadurch aͤußerſt er⸗ an einen Freund in Hannover gefchrieben, leichtere, daß fie Meiſter von diefen Gewaͤſ⸗ 536 fern waren, Im Anfange des Auguſtmonats dieſes Jahres machten ſie auch bereits die Doyrs kehrungen zu einem Bombardement, indem fie nicht allein in Der Nacht son ZT aufden sten Aug, das Gefhüg anf die Forts ihrer Linien brachten, ſondern auch anfingen be deckte Wege innerhalb den Kinien, wie and Moͤrſer⸗ und Kanonen: Batterien anzulegen, und von Zeit; zu Zeit dag dazu erforderliche Geſchoͤtz, Ammunition und Pırlver dahin zu bringen. In der Feftung wurden alle Anſtalten zu einer gehörigen Vertheidigung gemacht. Die beiden hauptſaͤchlichen Landungsplaͤße, bei der alten und neuen Mole, wurden mit Baͤu⸗ men ( Kooms e), um die kandung den Feins ben zu erſchweren, auf Anrathen des kuͤch— tigen Schiffscapitains Sir Thomas Rich verſchloſſen. Die bereits vorhandenen hoͤheren Fe— ftungsiverfe auf der Landſeite, warden mig Geſchuͤtz ſaͤmmtkich befeßt, end außerdem noch · neue Über die Wllliſ's Batterien erhas beng Werke, durch den Chef des Ingenieur; rorps, den gegenwärtigen Generalmajor Green, angelegt: Diefer geſchickte Inge⸗ nicur hielt mit Grunde dafur, daß der von diefer Seite unerfteigliche nnd ganz eſca— pirte Felſen noch beſſer, wie bisher, zur Ber⸗ theidigung benutzt werden Fonte,iwenn längs demſelben jo weit nach Diten, als moͤglich. Batterien angelegt würden, um vun dieſer Seite her den Iſtmus zu beſtreichen. Er unternahm daher Einſchnitte in den Felſen zu machen, und darauf einige Werke, Die nachher den Kamen von North Lodge- ‚ments erhielten, über einander anzulegen. Der Effert der oberfen und oͤſtlichſt gele— genen dieſer Battterienhbertvaf ale Erwar⸗ tung, and mußte General Eliott geſtehen, daß es das nüglichfte Werl von der Rand» feite mit ware, Er that auch dein General REF2 Green ed Die Booms befianden aus Maſtbaͤumen, welche unter einander mittelſt eifırner Klammern verbunden waren. Damit ſolche und; weniger durch ein Fahrzeug forciret, oder abgefäget werden fönten, fo hatte man fie unterwärts mir eifernen Ketten und ſtarken Ankerthauen verſchen, Sie waren nicht allein an beiden Ufern gehoͤrig befeſtiget, ſondern auch im Waſſer ſelbſt mie Ankera wohl an den Grund geheftet. 887 Green die Ehre, ſolches nad) ipm Breeng: Lodge zu nennen. Die Spanier , welche bald fühlten, wie nachtheilig ihnen diefe Greens⸗-⸗Lodge war, nannten fie, weil diefes Werkſie beinahe al- Ienthalben enfilirte und entdeckte Kateria de Efpia ( Spion Batterie). Wenige Wo— hen, nachdem diefe Werke aufgeführet wa⸗ ven, und der Nutzen derfelben fo fehr ein: leuchtete, wurde auch die nördliche Spike des Felfen in eine Batterie verwandelt, die ſowohl die Landſeite als mitteländifche See befireiht. Dieſes ift die fogenannte Royal-Batterie, deren ich im erften inei- ner Briefe gedacht habe. Sobald die erſtgedachten an der Nord- feite des Felfens angelegten North: Lodge: mients und Greens⸗Lodge fertig waren, ſo Dachte man daranf, den Feindenihre Arbeit innerhalb der Linien zu erfchtveren, und de: een Fortgang fo vlel moͤglich aufzuhalten. In einem am If" Sept. gehaltenen Krisgsrathe, der ans den Generals Eliott, Boyd, de la Motte, Vice-Admiral Duff, dem Schiffscapitain Sir Thomas Nic), und den in der Garniſon befindlichen Ober; ften beftand, wurde befchloffen, auf die feind⸗ lichen Arbeits: Partien in den Linien zu feuern, und damit in gehörigen Interval⸗ len fortzufahren. Am 12 Sept. , Morgens um 3 Bier: tel auf 7 Uhr, wurden, nachdem die Auf- fenwachen von f) Devils Tower, Bay- ſide und Sorbef’s eingezugen waren, fait: liche auf dem Bergegelegene Batterien, von Greens⸗Lodge an bis Queen Charlotte's⸗ Batterie eingeſchloſſen, auf einmal geoͤff— net. Diefes den Spaniern fo unerwartete Sener der Garnifon ferte fie anfänglich in jienliche Berwirrunf. Die Feſtung verfchoß In den erften 24 Stunden 694 Kugeln und 7 Bomben. Sn der Folge ward dieſes Feuer heftiger oder ſchwaͤcher, je nachdem 8 die Umfände erforderten. Am Ende meiner Briefe will ich Ihnen ein genaucs, unter der Autorität des Artillerie Commans danten geführtes, Verzeichniß der abfeiten Briefe über die Belagerung von Gibraltar, R der Feſtung verſchoſſenen Ammunition und Pulver mittheilen, woraus Sie aufeinmal das während des Krieges von der Garniſon gemachte Feuer überfehen können. Hoͤchſt wahrfcheinlih mußten wir einer entgegen ſehen, und wurden daher in der Garnifon verfhiedene Anftalten getroffen, um das feindliche Feuer fo wenig nachthei⸗ lig als möglich zu machen. . An den am mehrften ſolchem ausgeſetz⸗ ten. Drten wurden Traverfen angelegt, und am ıztm September bereits der Anfang mit Aufreiffung des Steinpflafters gemacht. Weil die auf der katholiſchen Kirche und ei⸗ nem ehemaligen Kloſter befindlichen Thuͤr⸗ mer den. Feinden zum Zieh und Richtung ihres Geſchuͤtzes auf die Stadt dienen Fin, nen, fo wurden felbige beide abgenoms men. Der Feind war bereitsim Anfange des Novembers mit den innerhalb der ki» nien, zum Bombardement der Feſtung, ans gelegten Batterien fertig. Außer den Forts 888 baldigen Erwiederung unſeres Schießens x San Felipe und Santa Barbara, hattenfie noch drei Kanonen » Batterien längs dem Glacis angelegt, die, zuſammen genoms men, 35. Kanonen hielten. Durch die ers ſten beiden feindlichen Deſerteurs, welche am rt Nov. in die Garnifon kamen, ers fuhren wir andy, daß die Spanier beir nahe 40 Mörfer in den Linien aufgeſtellt hätten. Diefe Ueberlänfer fagten auch, daß befonders die Noyals (kleine Bomben von 54 und 45 301 im Durchmeffer, welche die engliſche Artillerie aus Kanonen ſchoß,) den Feinden erflaunenden Schaden thäten , in dem folche nriteben der Geſchwindigkeit wie Kugeln fich bewegten, und in eine unglaubs liche Menge Heiner Splittern zerfprängen. Ungeachtet die Feſtung feit dem ızten Sept. die Feinde beftändig mit ihrem Feuer beunruhigte, fo. war doch dieſes nicht im Stande, folche zu vermögen, die Garniſon wiederum mit einem Schuffe zu beehren. Man fchien fpanifcher Seits ach zu fchmels . cheln, durch eine ſtrenge Blokade die Garnis fon zur Uebergabe zwingen zu fünnen. Hier mit £) Devil’s Tower Wache, fo auf dem Iſtmus ganz von der Feſtung abgefondert liegt, aing nachher während des Krieges nicht wieder auf, und die anderen. thäten nur in der Nacht auf ihren Poſten. ALIRE 859 mit ſuchte and Seneral Alvarez feine Truppen, Die fich, ohne fich raͤchen zu duͤr⸗ fen, dem Feuer der Feſtung bioß ſtellen mußten, aufzumuntern. Die der Garniſon durch die blokirende feindliche Eſcadre erſchwerte Zufuhr von Lebensmitteln, mußte freilich dergleichen Hofnungen viel Gewicht geben. Ungeach— tet ein jeder unter uns dem Admiral Don Antonio Barcelo die Gerechtigkeit wie⸗ derfahren laſſen muß, daß er alles that, das Einlaufen von Schiffen und Fahrzeugen in Gibraltar ju verhindern, fo entgingen doch in der Dunkelheit der Nacht , und bei frifhen Winden verſchiedentlich Fahrzeuge, befonders Boote feiner Warhtamfeit, und langten in Gibraltar giüclich an. a ich Ihnen, mein Freund, wohl feine anſchauendere Idee von der wahren Lage der Garnifon, während dieſer Periode, vom Anfange der Blokade bis zur Anknuft der Convoh unter Adiniral Rodney, machen an einen Freund in Hannover geſchrieben. 890 Fan, als wenn ich Ihnen die Anzahl der eins gekommenen Fahrzeuge und ihrer Ladun— gen mittheile, fo will ich davon ein vollſtaͤn⸗ diges Verzeichniß einruͤcken. Sie werden darunter verſchiedene Fahrzeuge finden, die der Garniſon weitervon feinem Nugen wa: ven, als daß folche dadurch einige Nachrich— ten erhielt. So unzuverläßig ſolche auch oft waren, fo Dieneten fie doch Das ewige and fo hoͤchſt unangenehme Einerlei zu un— terbrechen, welches befonders mit,einen groſ⸗ fen Theil unſerer ungluͤckſeligen und uner- träglichen Verfaſſung ausmachte. Ich ha: be auch die Tage, an welchen die Fahrzeu— ge einliefen angemerkt, damit Sie die Zwi— fchenräune in denen wir oft ohne alle Zus fuhr und Nachrichten waren, defto beiler überfehen koͤnnen. Um Ihnen die Idee von der Blofade zu geben, habe id) auch bemerit, ob ein Fahrzeng bei Tage oder des Nachts eingekommen fer. Berzeichniß der in Gibraltar, vom Hten Julius 1779, bis zur Ankunft der Convoy unter Admiral Rodney in der Mitte des Sanuars 1780, angelangten Fahrzeuge Jahr u. ’ Kleine Fahr: Ort ober Zagder Tages⸗ Schiffe. zeuge und Ladung. Grwaͤſſer Ankunft. zeit. 1 J Boote. woher. Aut. DIR Gorraliehiäe Boot — ö Rriegserflärung bieher, um Waſſer I einzunshmen, — Depechen , die | gegen Spanien a Kira Tanger, | treffend. _ — — 20,9. Dito. — Holztoh den am; Huͤner. — Target. — 21. | N. Saetie — 43 Dihfen n. E laute Menge Hbner | — — 22. | N Desgleihen | 47 Ochſen und Hüner, — — — N. | Bo — Briefe. — Bars, — N. Saetie, —— | — ſche Priſe. — I In Ballaſt. — Ceuta. — 24.12. Port, Boot. —2Officiers der | Garniſon. — Saro. — 25. N. — 2 Officiers and Koͤnigl. ſchwediſche Depechen. — — — 26. | T. | Sregatte kam nur —* - 891 Briefe über die Belagerung von Gibraltar, 892 — — Jahr u. Keine Fahr· Ort oder El der Tages⸗ Schiffe. zeuge und gabe, GBGewoͤſſer Antunft. | zeit. ER RE FR __ | Woher, Fr Hollaͤndiſches) f 140° Centner Aug.2. IE. Schiff > Weisen, fo für \ — — Ein Dite. SAW. die Garniſon ans U gekauft wurden. Mittellaͤn— — diſcheSee. ei 145 Boot. —| Schaafe, Häner, Eyer, u. d. gl. —I Zanger. — — T. nik —— — Seidenwaaren — Mittellaͤn— ———— | : i diſcheSee. TR ER EERLY Saetiß. — 44 Stuͤck Ochſen, ET Tanger. — 8 ee Port. Boat. Sridtemm ri. Fargı zu⸗ legt von Tangır. _ z. Mauriſche Ru⸗ ge — terdam beſtimmt. — Seidenwaaren. — | Smirne. Genuefiſches Dove — Melonen und Weintrauben. — Guada⸗ ranque⸗ fluß in der Bay von Gibraltar Port. Boot. 16 Dutzend Huͤ— ner, Briefe. — Faro zu⸗ letzt von — Depechen — Tetuan. 14 ud —* 85 SE ER 2, sn Tanger. Sept. 1. N Bost — Briefe v. England. Karo. ER N en _ Einige Schaafe, ; Huͤner und Briefe — — 4.1 8%. Maurifche Au: b aleere — — Algeziras. — IL IN. |Kleiner hollaͤndiſcher ’ : Yin / Dogger nach Mala: r ’ 197 beſtimt, und Bo — 13600 Centner Weit: einen. Kaper een zen, und eine Quan⸗ bracht. lität Tonnenftäbe, ‚fo fir die Garniſon angefauft wurde. — | Amſter⸗ dam. a 19, N. Venetianer, nad Amſterdam beſtim̃t. Noſinen und Cor) ' rinthen — Trieſt. | | Jah * J * 893. an einen Fremd in Hannover gefchrieben. 394, Jahr. Kleine gahr⸗ 5Strtoder Tag der Tages⸗ Schiffe. zeuge und Eadung. Gewaͤſſer, Ankunft. aft. zeit. Boote. woher. DR. 3a; Venetianer nachkLon⸗ don beſtimmt, durch] J die Boote dir engli⸗ Kofinen und Co⸗ | fohen Kriegsſchiffe rinthen. — Mittellän.! eingebracht. — | — — 2| Spaniſche Sae⸗ tie, Priſe. — 1912 Arroven ReißCurellai Valencia. Nob. 141 T. Buck, Cutter, engl. Kaper, kam durch ein fuͤrtrefliches Mandenvre, ungeachtet Admiral Barcelo mit 2 Li— nienſchiffen, Fregatte, und 18 amderen Fahrzeugen, als Sabeqnen, Galleoten, u. d. m. ſolchen abzuſchnei⸗ F den ſich bemühete, gluͤcklich von einem ſechswoͤchigen Kreutzzuge im Ocean cin. — 20, N. Saetie — 37Ochſen/ 3 Schans fo, 8gHuͤner. — | Tanger. | — 124.| 2. Zoot. — JBriefe. — | Alkcaffar pr in der ; ; ; Darbarti. Der 2.) T. GEenueſiſche Polacra. In Ballaſt. — Von Al⸗ * geziras Durch Den Wind her: ? überges . : 5 trieben. — 123. N. Boot. — | 403iegen, 8Duz⸗ jend Düner, und ei— nige Heine Faͤſſer * | mit friſchen Eyern. | Tanger, 1780. Jan. 8. T. | Dearofitanifche Por lvera , dur das Feuer Der Feſtung | bereinzugehen ge— 6000 Fanegen A. | jungen. — Gerſte — Scullet Sicilien Unter dieſen 11 Schiffen und 20 kleineren fentlichen Anſchlages, ben Einwohnern; aͤuſ⸗ Bahrzeugen waren nur 4 Schiffe, 4Saetien ferft parfaın in der Eonfumtion der Erben“ und 7 Boote, welche der Garniſon Lebens; mittel zu feyn, indem king Ausſicht von Zu⸗ mittel usd andere Bedürfniffe zuführten. führung derfelben vorhanden wäre, und der Die firenge Blofade der Feinde, und Feind fo lange wie er wolle vor der Feſtung gar feine Ausfichten von England unters Liegen Fönne, während welcher Zeitwiele ver: fügt zu werden, machten unfere age würb hungern dürften, lich ſchrecklich Schon am 37°" Aug. 1779 Der geringe Vorrath von frifchen Slei: empfahl General Eliott, mittelſt eines öfs ſche reichte nicht weit nad ſchlugen ik 895 Briefe über die Welagerung von Gibraltar, x. Mittel,die man, ſolchen zu erfeßen, anwand⸗ te, fehl. Gibraltar war freilich mit vielen Heinen Fahrzengen und hier angefeflenen Seeleuten verfeben. General Eliott ver füchte diefe Leute durch Belohnungen und Drohungen anzufpornen, es zu unternebs men, Vieh aus der Barbarei zu holen. Die graufame Art aber, wie Admiral Barcelo verihiedene hieſige Einmohrer, welche auf dem Trajert von der Barbarei >» Ö Mann, beſtehet aus 7 Pfund MWeigenbrodf, rach Gibraltar gefangen genommen was ren, begegnet hatte, fchreckte fie von der; nleichen Unternehmung ab. Gedadtrer Admiral war fo weitgegangen, daß er ver: ſchiedene diefer Kenfe in Ketten legen und anf eine recht barbarifche Art gleich den Seeräubern behandeln laffen. Waͤhrend des Friedens hatte Gibraltar feine Gartengewaͤchſe mehrentheils aus Spanien erhalten. In ver Garniſon war ren ſelbſt wenige Gärten, imd dazu waren die mehrfien derfelben bloß zum Vergnuͤ— gen-undnichtzum Nutzen eingerichtet. Wie ‚Sehr wänfchten wir in diefer Zeit, die Blu: men in Kartoffeln, Kohl, Erbfen nnd der: gleihen verwandelt zu fehen. So bald die Megenzeit im Detober-einfiel, dachte man ernſtlich, nicht allein auf die Anziehung von Gartengewaͤchſen in den bereits vorhande- nen Härten, fondern auch auf die Anlegung nener Harterpläße.General Eliott munterfe viele Dffieiers auf, dergleichen zu ihrem und der Sarnifon Beften, wiewohl auf ihre ei: gene Unkoſten, anzulegen. Verſchiedenen wurden Diefe Anlagen ungemein koſtbar, da fie zum Theil den Boden erfi urbar machen, oder die Erde aus verfihiedenen Orten des Felſen zuſammen fchleppen muß: ten. Es wurde die Kultur eines Gartens bald die Kieblingsbefchäftigeng der mehr: ften, welches dann den Erfolg hatte, daß Sartengewähfe; befonders In den Regen— monaten, jedoch um erfiaunend hohe Prei— fo zu haben waren. Fuͤr den Soldaten blieben fie immer zu theuer, als, daß er fie hätte anfchaffen and durch deren Genuß feine Gefundheit erhalten Fönnen. Seldftder größte Theil der Dfficierd, und viele Fönigl. Bediente ſahen ſich in die trau: \ 896 rige Nothwendigkeit gefegt, mehrentheils “mit gefalgenen und trodenen Provifions ihr Leben hinzuhalten. Ich ſage, daß unfer hauptiächlicher Unterhalt in gefalgenemFleis ſche, und trockenen Provifions biftand. Mit diefen ift die Barnifon von Gibraltar nebft den hiefigen-Fönigl. Bedienten, fo lange‘ dieſe Feftung im Sefige der Krone England zeweſen, unentgeldlich virfchen würden. Eine wöchentliche Brovifion für einen oder eben fo vielen Schiffszwieback, 2% Pfund geſalzenem Rindfrische, 1 Bund ges falgenem Schwrinefleifche, 4 Pint Erbfen, 3 Pint Habermehl und 1O Umen Butter, Diefer Provifions erhält der erſte Gou⸗ verneur wöchentlich 24; der Lieutenant Gou⸗ verneur 12; ein Generalmajor oder Ober, fir, auch wenn er nur Titulair ift7; am dere Staabsofficiers 4; ein Eapitain 335. Subalternen und Mittelſtaab 2; ein Ober⸗ adyudant und. Brigademajor wird einen Eapitain gleich geachtet. Doppelte Char⸗ gen verfihaffen doppelte Provifions, und derjenige, weicher des abweſenden Stelle verfichet, erhält deffen Portions. ; Es ift immer auf eine lange Zeit, auch ſelbſt im tiefen Frieden ein großer Vorrath von allen diefen Artikeln vorhanden, wes⸗ halb auch eine plögliche Einfchließung dies fer Seftung folche nicht in Verlegenheit ſez⸗ zen Fan. An Friedenszeiten ſtand es frei, dieſe Pro— viſſons in Natura zu ziehen, oder ſolche ſte⸗ hen zu laſſen, und ſie an irgend jemand zu verkaufen. Wahrend der Belagerung fiel das legte weg, indem das Gouvernement, die nicht monatlich gegogenen Vortions nicht verabfolgen lich, und einevöllige Provifion, die aus obigen Artikeln befand, jährlich mit 63 Piſtole bezahlte. Schon am 20%" Sept. wurde den Col; daten Die Butter abgezogen , und flatt ders felben etwas mehr Dabermebl gereicht. Die Dfficiers und andere königl. Bediente bes hielten aber diefelbe. Mein naͤchſtes Schreiben wird Ihnen, was noch von diefer Periode zu fagen übrig ift, mittheilen. Ich binze. - S — Eu TAT * re — XF vanuobem hes M 57tes Stüd, Montag, den I8ten Julins 1785, “ Drei Anfragen, den Glauben an Amulete betreffend. *) 3) Ger einee morgenländifchen — Yopllenferre, ti: Sehr » deutliche Spuren an fich trägt, daß ſie zu einer Zeit und in ei⸗ ner Gegend gefihrieben ſeyn muß, als und wo der Aſtartendienſt oder die (no) in des Bar, de Torı Memoires P. IV. von eben derfelben Gegend an: gemetfte) Derebrung des Mon des am meiften im Schwange ging, zeigen ſich, außer den feurigern An: fpielungen, in welchen man es empfin: der, daß der Künftler Diefe Kette ge wiſſermaaßen zu einem Amulete ger gen die Actliche Peſt feines Zeit: alrers beſtimmt hatte, zugleich auch matte un» froflige Zweidentigkeiten, welchen der fortjtrömende Gefang voͤl⸗ dig ihr Gift benimt, Unter diefen ift folgender Satz die dunkelſte Stelte im ganzen Gedichte; Baubernd jpielt an ihrem Bür- tel, Amethyſt, dein Mond⸗ lichtsſchein. Und (ach wär er unerſchoͤpf⸗ lich) traumreich deines Pur⸗ purs Mein; oder wörtlicher überfeßt: „Dein Guͤrtelſchmuck a) iſt eine Scale des Miondes; ad) daß der [Dein nicht verrauchte! Das vrfte Licht über dieſe dunkeln Worte gab mir die Befchreibung des Amethyſten beim Dlinius,. die ich bier, weil meine Fragen ohne fe nur halb deutlich ſeyn würden, herſetzen will, nachdem ich vorher angemerkt babe, daß der Anblick des zwiſchen rother Weinfarbe und Violet fpiclen: den ächten Amethyſten unfers Hecrn Hofrat Beircis vornemlich meiner Ideenaſſociation ihre Feſtigkeit ver: ſchafft bat b): Cauflam nominis ( Aune- chyſti) sfterunt, quod usque ad win colorem non accedunt»: priusquam enim deguffent „ in violam definit ful- gor: aliqua fiquidem in illis purpura, non *) Aus den belichten braunſchweigiſchen Beiträgen wird dieſes auf Verlangen hier abgedruckt. a) Ganz; wörtlih: Dein Nabelſchmuck, f. Henk. & Brunf: Annal. litterar. 1784. April p. 3:0. Yiote, b) Plin. HN. XXXVI, 9. Vorher hieß es vom Jaſpis: Torus oriens pro amu- letistraditur geltare eam, u. |. m. (hancconcionantibus utilem eſſe prodiderunt.) 8399 non ex toto in igneum, fed in vini colorem defieiens. — Quartum gemus sulorem vini haber. — Tales aliqui malunt ↄæderotas vocari, alii antero- fas, multi Veneris gemmam, — Eas gemmas Magorum vanitas refiffere ebrietati promittit, & inde appellatas, Praxterea fi Zune nomen aut Solis infe- ratur in jis, atque ita fufdendantur cullo e capillo eynocephali c), refi- flere venenis. — adefle reges aditu- ris, — Smaragdis fimilia d) promi- fere, fi aquilæ fcalperentur, aut fcara- bzi. Aa Rogue, Lady Monta⸗ que, Niebuhr, hatten mich beim Guͤrtelſchmucke in der üppigen mor⸗ genländifchen Frauenzimmertracht auf einen Edelfkein an der Guͤrtelſpan⸗ ge geleitet. Der alte aftrologifche Akerglaube, der die Kräfte des Mon⸗ des, (der Iſis, oder Aſtarte, d. i. der Mutter der Fruchtbarkeit,) der Sonne, der Sterne, in den Edelſtei⸗ nen eingefchloifen denkt, befonders aud) mehreren e) Steinen die Eigen fchaft beigelegt, daß fie die Wach⸗ ſamkeit und Träume, namentlich auch prophetiſche, befoͤrdere, ließ mich nicht zweifeln, es ſey hier an leinen andern Stein zu denken, als an den, welchen die Morgenlaͤnder von den älteften Zeiten her den Traumſtein, Drei fragen, 990 die Griechen aber dan Rauſchver⸗ treiber nannten, und bei weichen das often (oder Berühren) der _ Weinfarbe ein Unterfcheidungs: merkmal bleibt. Dazu kam, daß un⸗ ter den noch jeßt bei Alerandrien bisweilen im Sande gefundene, zu Amuleten gemißbrauchten Steinen, Schulze ausdrücklich des Amerbps fEen zuerſt erwähnt; daß die Araber dem Carneole (nach Niebuhr) vol: tig aͤhnliche Kraͤſte, wie die Alten ans dern Steinen, beilegen, und dieſen Carneol ( gleichfalls nach Niebuhr) am Guͤrtel tragen; und daß die bei Alexandrien gefundene Amuletſtei⸗ ne, welche mit a» , caßawI, wdavan, — arslarde, adaadas ; mıggaQ, und fo ferner beſchrieben find, (ſ. Montfancon. Palzogr. gr. N. 8.) ge wiß auf den Agyptifeh : fidonifchen, nicht philofophifchen oder rein Deiftis fihen, fondern ſehr grobfinnlichen, und ſelbſt priapejifchen, Sonnen und Mondendienft, ihre Anfpielung ger habt haben; wahrfcheinlich aud) das Loſungswort der Baftlidianer Kav⸗ lakav auf etwas zu deuten ift, 1002 von man in den geheimern Sitten der Tempelherren bei ihren Einweihungs⸗ handlungen Spuren entdeckt haben wi, — Zur Aufklärung der Idyl⸗ lenkette c) Die Verbindung zwiſchen dem Anubis und der Iſis kennt man aus Joſeph. Ant. XVII, 2. 4. d) Plin, XI. 30. Aegypti magna pars fcarabeos inter numina colit, curiofa Apionis interpretatione, qua colligat, Solis operum fimilitudinem huic animali effe, ad excufandos gentis fu® ritus. e) Beim Plinins 5. E. chelonia, erotylos’, (heißt auch amphicome & hieromne- mon, ) eumeces, Ammonshorn, u. a. Mr — A Da 20 ‚901 lenkette waͤre nun zwar ſchon das ein⸗ zige Zeuanig des Plinius völlig hin⸗ laͤnglich zum Beweiſe, Daß zu feiner Zeit haup ſaͤch ich der Ame thyſt die Ehre genoſſen hat, als ein der Zung geweiheter Stein mie dem Schnißwerfe ihres Namens zu pran- gen, und unter den Drederoren und Anteroten als die ächte Aſtarten⸗ genune obenan zu ſtehen. Indeſſen koͤnte es dem Sittenforfiher und dem Alterthumskenner nuͤtzlich, vielleicht auch jedem andern, der lieber die Den: maͤler ver würkliden Geſchichte un⸗ ter dem noch vorhandenen Schutte bervorgeſucht, als Begebenheiten der Vorwelt aus dem Gehirne Des Muth⸗ maßers gedichtet wuͤnſcht, angenehm ſeyn, wenn Maͤnner, die von den ſo⸗ genannten Baſilidianiſchen Gemmen oder Abraxasſteinen genauere Kennt: niß haben, das Zeugniß des Plinius namentlich am Amethyſten noch eigentlich beſtaͤtigen ſolten. Bis jetzt gehoͤrt, fo weit meine Durch freund: ſchaftliche Miecheilungen bereicherte Kenntniß geht, aus einer Anzeige, die ih dem Herrn Profeffor Meyer in Göttingen verdanfe, hieher der Amer tbyft Numm.sı. (priapus) im Pro- dromus iconicus fculptilium gemma- rum Bafılidiani, Amuledici atque Ta- den Hausen an Amulete betreffend, 902 Jismani generis de Mufxo Ant. Ca- pello; Sentoris Veneti, Venetiis'ty- pis Albriecii, 1702. Fol. woßei mir die Muthmaſſung des Herrn Profef: for Meyers, daß die Inſchrift 621 von der rechten zur linken zu leſen fen, vodig gewiß fcheint; (vergl, Reufch, capita deorum. T. XVII. N. 439 ) wie id) denn aus einer Anſpielung des phönzifhen Namens Dagon auf den Fiſch, als das Sinnbild der Frucht barfeit, und aus dem Lucian, nach welchem Fifche ſowohl, als Tauben der bierapolitanifchen Aftarte heilig gewefen find, und das Bild eineg Frauenzimmers, das er in Phönizier ſah, unten ein Fifch war, zu ſchließen geneigt bin, daß &8 sxdus ( Sifch) ber deuten ſoll f), : Meine erfte Frage alfo, deren ge fällige Beantwortung von Kenner ich mir hiemit erbitte, ift dieſe: „Binden ſich Amethyſten, die ent⸗ weder die Nameu wc, aragrn, 75- Avn, u. ſ. w. (vielleicht nur mit den Anfangsbuchſtabem oder das Bild des Mondes, oder andere deurliche Spuren enthalten, woraus fich fchlief: fen laͤßt, daß fie auf die, von Aegyp— gen bis Byblus nur unter veränderten Benennungen gleichförmig beobachte, fe, mit dam Sonnendienfte zuſammen⸗ ill a hangende £) Die Weglaſſung der Endbuchſtaben erhellet ans Montfaucon a. a.D.(;.€. rA- BpIE, AME) Selbſt der Rame Abraxas dhrfte, nach der Analogie des fabba— liſtiſchen Namens Agla (Buxtorf Lex. Talm. p, 22. flir Atta Gibbor Leolam Adonai ) aus ABRAam AleXAndr..(f. Montfaue.) Fabbalifiifdy contrahirt, und fpäterhin aſtrologiſch bald Abrafar, bald Abraras ansgefprochen feyn, um aus den gricchifchen Buchflaben die Zahl 36%. für die Tage des Laufs ihreg Oſtris heraus zudeuteln f. Walchs Kekerdifiorie, Th. 1. ©, 291. ff, „03 hangende Verehrung des Mondes ihre Beziehung gehabt haben ?,, 2) Mit diefer Unterſuchung hängt unmittelbar Die Aufſpuͤrung folgender, von vielen einander ausſchreibenden Berfaffern dem Ariſtoteles zugeeig⸗ neten Worte, zufammen: Amethyftus umbilico admotus, vini vaporem pri- mo ad fe trahit, poft diſcutit; proin- de ferentem vindicat a crapula. Zu: folge. einer gaͤtigen Belehrung des Hrn. Hofraths Heine wäre die Stelle - in dem unächten Lapidario Ariftore- lis, welches auch de mineralibus be; nannt worden ift, und in Alexandri Achillini Opere feptifegmenraro Bo- non. 1516. Fol. ftehen foll, zu erwar⸗ ten geweſen. Herr Hofrath Beck mann aber, der das Op. feptifegm. von 1501 feldft befigt, meldet mir, daß p. 13. a bloß ſtehe: Amätiftes diene wider den Scorpionenbiß; die erwähnten Worte hingegen feyn we der im diefer Gegend, noch in dem Abſchnitte de vino oder de malis quæ fequuntur ex nimio potu, anzutreffen, In der angeführten Ausgabe. des Achillinus fiche zwar Ariftoreles de "mineralibus; aber auch das enthalte nichts vom Amerhnften. Es fey nem: fich Arijtorelis untergefchobenes Buch de lapidibus von jenem ganz verfchie den. Es werde in dem Buche Secre- tum fecretorum p. 12. a. citirt, und in dieſem Buche de lapidibus werde gewiß die verlangte Stelle zu leſen feyn. Nur entftehe, führe Herr Weck; mann fort, die Frage: „Wo findet man den Ariftoreles de lapidıbus? ,, Drei Anfragen, 904 Er ſelbſt Babe ſchon viele Jahre ver- gebens darnach geſucht. Es werde _ oft angeführt, auch z. B. in Borelli Bibliotheca chemics; aber nirgends werde gemeldet, ob und wo es ger druckt fey? Conrad Gesner habe es in feiner Bibliothek nicht genannt. Er vermuthe, e8 ſtecke irgendwo unter den alchymiſtiſchen Schriften. Er habe oft bedauret , Das weder Fabri- cius nach ein anderer ein Verzeichniß der untergeſchobenen Ariſtoteliſchen Schriften gegeben babe Da ſie doch alt ſeyn, fo wären fie nicht ganz um: brauchbar. Meine zweite Frage alſo, um deren gefaͤllige Beantwertung ich hiemit am fo freimuͤthiger bitte, da ein Mann, der darin vorzuͤglich Kenner iſt, ſie nebſt mir fuͤr wichtig haͤlt, waͤre folgende: „Bo finder ſich Ariſtoteles de la- pidibus? und wie lautet woͤrtlich die vom Amethyſten handelnde Stel, 3) Noch enthaͤlt die Idyllenket⸗ te, wie der Verfaſſer ſelbſt fein Ge dicht uͤberſchreibt, dem man die Ans fpiefung auf Angebinde nun ſchon aus dem bereits gefagten zutrauen wird, eine Stelle, über die ich mir, ehe ich die legte Hand an den Com— mentar lege, vorher eine genauere Ber lehrung wuͤnſche. Die Heldin des Idylls, eine freigeberne Bedninin, von ihren Stiefbrüdern in den Ha: rem verfauft, wo fie fich nach dem fhon_mit ihrer Mutter Willen mit ihr verlobten Bräntigam zuruͤckſehnt, verglich, in CGegenfüße gegen Rauch: werk und Salben, die fie verfchmäht, SR: das, — das, was ihr die aͤchte Salbe war, „der guten Namen ihres Freundeg,.; mit dem frifhen Balfam, der aus gruͤner Staude quille. Che der Dich— ter fie vor Abſcheu Des Antrages der Concubinen in Ohnmacht finfen, und erklären läßt, daß fie in ibrer Lage kei⸗ ner falfh gemeinten Ermunterungen zur Liebe, fondern vielmehr einer Herz⸗ ſtaͤrkung beduͤrfte, erwähnt ſie ihrer zur Verſcheuchung des giftigen Schmeich: lerdunſtes Fräftigen Narde, mit ber fonderm Nachdrucke, und führt um: mittelbar darauf fort, ihren Freund „ein Myrthenamulet zu nennen,das ihr Tag und Nacht am Bufen han⸗ ge, Daß man Amulete in Beuteln Selmſtaͤdt. den Glauben an Amulete betreffend. 906 trug, daß faft alle Araber einige in Leder genäbere Amulete oder auch einen in Silber gefaßten Srein tras gen, daß die Myrrhe ein Ingrediens der Theriake ift; weißich, jenes aus Camerarii horis fubcifiv. das zweite aus Niebuhr, das letzte aus Profp. Alpini Schrift de medicina Aegyp- tior.. Was ich noch zu lernen wüns ſche ift dies: „Ob der (alte oder neue) medicint- fche Aberglaube die Myrrhe vorgig- lich als ein herzſtaͤrkendes, oder fonft allerlei Uebel vertreiben follendes Hals⸗ angebinde, zu gebrauchen verordnet babe?,, J. €. Delrbufen. - E⸗ hat ein ſehr geehrter Freund in befagtes sıtes Stuͤck des Maya: zins von dieſem Jahre einen Aufſatz von der letzten Lebensſtunde des Kai: fers Mark Aurel Antonin, ver inggemein unter dem Beinamen des Philofopben befant ift, einrücken laſſen, und zwar mit verfchiedenen Unmerkungen und Stellen der Bibel, theils zur Betätigung, theils Wider; fegung der geaͤußerten Grundſaͤtze des Kaifers verfehen. In einer der Anz merfungen-wird angezeiget, es ſey fol: her Yuffaß eine Ueberſetzung aus: Jo. Wanckelii Horologio principum, nad welchem Original diefe Leber: feßung zu beurtheilen ſey. Welcher Nachtrag zu dem zıten Stud des Magazins. Erfaubniß zu Folge ic) dann mein ge ringes Urtheil von dem eigentlichen Verfaſſer des Buches, von dem Wer—⸗ the deſſelben, und von diefem letzten Stide in dem Buche, und deſſen neuer deutſchen Weberfegung beifuͤge. Johann Wankel, ver als Pro feffor zu Wittenberg 1616 ftarb, bat diefes Horologium principum, in wel: chem die uͤberſetzte Rede des Kaifers der- völlige Beſchluß ift, nicht ſelbſt gemacht, fondern aus dem Spani— fgen des Anton de Guevara ins Lateinifche uͤberſetzet, und feiner Ueber; fegung eine große Menge von Un: merfungen aus alten und neuern Schrififtellern beigefüget, Dieſer 113 Ans 907 Anton de Guevara, der auf dem Titel der lateiniſchen Ueberſetzung Epiſcopus Accitanus, D. Caroli V. Imp. Aug. Conſiliarius & Hiſtoricus genannt wird, war alſo ein Biſchof erſt zu Guadirx im Königreiche ra: nada a), dann aber zu Mendonne⸗ do, in Öallicien, mie G. 5%. Dof ſius faget b), und Rath und Ger ſchichtſchreiber des Kaifers Carl Vz bem er dag Werk zugeeigner hat. Un: ger feinen Werfen, davon mir meh⸗ zere bekant geworden find, iſt dieſes, welches in der caſtilianiſchen Urſpra⸗ che den Titel hat: Relox de Prinei- pes o Marco Aurelio, und zuerſt 1529 heraus gekommen iſt, bei wei— tem das beruͤhmteſte und in verſchie⸗ dene Sprachen uͤberſetzet, wovon Wandkei die franzoͤſiſche und italiaͤ— niſche, wie er ſagt, genutzet hat. Ins Deutfche muß das Buch mehr als ein⸗ nal uͤberſetzet ſeyn, fo wohl unter dem Zitel: Spiegel loͤblicher Obrig⸗ keit, als auch: Fuͤrſtliche Weck⸗ uber; welches letztere ich ehemals, ‚nebft den Guͤldenen Sendſchrei— den eben diefes Verfaſſers, durch Hegid. Alberrinum Überfeßt, ſelbſt * Nachtrag zu dem 211 Sluͤck des Magazins, 908 befeffen babe, Es iſt alfo dieſes la⸗ teiniſche Horologium in geringſten nicht Wankels Original, weiches ihm zu viel Ehre iſt, ſondern, wie in andern Sprachen, eine bloße Weber ſetzung der Arbeit des fpanifihen Bi⸗ fchofs , !der dem guten Kaijer einige ehriftlich ſcheinende Grundfige am dichtte. * Den Werth‘, den man ehemals auf dieſes Buch geleget-hat, bezeugen jene Veberfeßungen in fo mancherlei Spraz hen: Dennoch ift der berühmte ©, % Voſſius fo wenig damit zufrieden, daß er es für eine Sache hält, die feinem aufrichtigen Manne, am we nigſten aber einem Bifchafe anſtehe, den Leſern einzubilden, als fen diefes eine alte Befchreibung des Lebens des M. Aurel, da es doc) unterge fchoben und fein eigenes Machmerf gewefen ſey: wiewohl er nicht Läuge . tet, Daß viel nüßliches und angench⸗ mies, beſonders fir Fuͤrſten Darin vorkomme. daß dieſe Schrift mit der eigenen Wbz handlung des Kaifers, reos Exuren, - mögte verwechfelt werden; weswegen er fo ungebalten darauf ift ©): da ſonſt a) Nicht Cadiz, wie das Gel. Rericon jagt: denn Guadix hieß nach Cellarii Geo» graphia antiqua por Zeiten Acci. b) In der gleich in folgender Anmerkung anznführenden Stelle. _ ce) — At vita Epifcopo illa M. Aurelü Antonini, quæ ab Antonio Guevara, Mendonent & Cafari Carolo V. æconſilũs, hifpanice edira el, eaque € lingua in mulras alias translara fuit, nihil Antonini habet, fed tora eft fuppofititia ac genuinus Guevarz ipfus feetus;. qui turpiter os, oblevit le&ori, plane 'contra ofieium hominis candidi, maxime Epifcopi. Habet interim plurima lectu nec inutilia, nec injucunda, in primis viro prineipi: unde & Horologium prin. "gipum inferibitur. Vid. G. J. Vous de Hıfkoricis Grecis, lib, I. pı 226. Er fürcheere aber nur, - > 909° 5 Nachtrag zu dem zıten Stück des Magazins, fonft der. gute Guevara den. Ber weis nicht verdienet, als welcher Die, ſes Werk nie anders, als für feine Arbeit ausgegeben hat. Gleichwohl ſcheinet es, als wenn der ırene Herr Ueberfeßer der letzten Stunde des Kaifers M. Aurel es für kein nenes - Werk ‚ und die Nede des Kaiſers für ganz richtig halte; deffen Vernunft⸗ religion er deswegen mit den Lehren des Ehriftenthums erbaulich genug vergleichet; wobei die Meinung ger Außert wird, der Kaifer babe einige feiner Säße der Bekanntſchaft mit den Chriften zu danfen gehabt, Die Ueberfegung der legten Stun⸗ de ift fonft fließend genug, aber ziem⸗ lich frei, fürnemlich da, wo der latei⸗ niſche Text etwas befonders und ſchwe⸗ res hat: Ich will nur zum Beweiſe folgende Stelle abfehreiben: Jam ho- ra accedit, qua radius frangitur, fta- men inciditur, tela abrumpitur, um- bilicus fornici inferitur, fomnus evi- gilar, vita finitur, & cruciatu hoc gra- vifimo me liberatum iri agnofco. Welches bier alfo uͤberſetzet lautet: 910 Es nahet ſich die feierliche Stunde, im der der Lebensſtrahl erlifcht, der Pfeil zerbricht, und das Haupt ſich zum Nabel neiget. Der Traum ver: ſchwindet, das Leben endiger fi, und ich empfinde es in dieſem legten und ſtaͤrkſten Drange, daß ſich meine Er; löfung naher, In welchen Terre die - Wörter radins , [hamen, tela, und um- biliens, theils gar nicht, theife in ganz anderer Bedeutung, ale fie haben muͤſſen, uͤberſetzet ſind, und der ganze Sinn der Rede nur ungefähr ausge druͤcket iſt. Denn bier if an Feiner Lebensſtrahl, Peinen Pfeil, noch Mabel zu gedenken; fondern es wird ohne Zweifel radius das Weberfchiff, ftamen der Faden, tela das Gewebe, umbilicus aber der Mittelfkein, womit das Gewölbe gefchloffen wird, heißen müflen. Doch von dem letztern moͤgte ich mich lieber ſelbſt noch beſſer beleh⸗ ven laſſen: Bet dem Herrn Berfaffer aber muß ich fehr um Vergebung wer gen genommener Freiheit zu belehren bitten, €, Verlangte Bekanntmachung. ) FH Eichenbergifchen Erben, Ver⸗ legern der Franffurter gelehr⸗ ten Anzeigen in Frankfurt am Main, ift die Ehre mwiederfahren, daß ein Ungenannter vier und zwan⸗ zig. vollwichtige Dufaten in Gold bei ihnen hinterlegt hat, die dazu beſtimmt find, daß die eine Hälfte dem Dichter Deutfchlands zukommen fol, der die beſte Ode im deutfcher Sprache auf den ruhmvollen Tod des Prinzen Leopold von Braun⸗ ffbweig, nach Klopftocs, Kanım: lers und Denis Urtheil verfertigt ha— ben wird. Die an gedachte Eichen—⸗ bergifche Erben bis auf den erſten } Sep: .*) Aus Nxo. XLI, der Srankfurter gelsbreen Anzeigen von 1788, gıı , mit einer Devife, und einem perfchlofz * fenen Zettel; worin der Mame des Verfaſſers enthalten, eingeſchickte Oden, werden an gedachtem erſten September an Hrn. Klopſtock nad Hamburg abgefchieft werden. Die fer große Mann wird noch insbefon dere gebeten, nach ausgefprochenem feinem Urtheil, welches er verfchlof: fen an mehrgedachte Eichenbergifche Erben in Frankfurt einfchicfen wird, die Dden alle an Herrn Rammler in Berlin zu befördern, welcher fie, ' nach feinem auf gleiche Weife abge gebenen Urtheil, an Herrn Denis nah Wien zu ſchicken gebeten wird. Iſt nun auch das Deuififche Urtheil mit dein Dden wieder an die oftgefagte Eichenbergifche Erben zuruͤckgegan— gen; fo werden die Urtheile in Ger gen wart einiger. der angefehenften Perfonen und Gelehrten aus Frank: furt von einer fchon in Petto dazu er betenen geſchmack⸗ und einfichtsvolfen Dame geöfnet und verlefen, und Dar: auf die Oden alle, die von den Her: ren Richtern mit den Worte; Druf: kenswerth, bezeichnet find, der Preffe überlaffen werden. Die zwoͤlf übrigen Dufaten find für denjenigen Künftler beftimmt, der jene Schöne Handlung, in welcher hoͤchſtgedachter Prinz die Sterblich⸗ feit verließ, in die befte Handzeich— nung, nach eigner beliebigen Dich: September diefes faufenden Jahrs, 912 tung , Methode und Ausführung, an mehr gedachte Eichenberzifche Er: ben, auf gleichen Zeitpunft wird ein— gefickt haben. Denn an dem nem⸗ lichen erften September diefes Jahrs toerden Die eingegangenen Zeichnun: gen an Heren Kriegsferretair Raems birg in Hannover zur Beurtheilung abgehen. Diefer wird gebeten, fein — tofern er will, raifonnirtes — Urtheil verfchloffen an die Eichenber— giſche Erben; die Zeichnungen aber an den denfenden Naturcopiften Hrn. Rode, der im feinen radirten Blaͤt⸗ tern zugleich den großen Rünftler und guten Patrioten an den Tag gelegt bat, nad Berlin abgshen zu Taffen, welcher dann wieder nach eingefchick tem feinem Urtheil an oft befagte Adreſſe, die Zeichnungen an Herrn Salomon Geßner nah Zuͤrch zur legten Beurtheilung übermachen wird, von welchen folche endlich nebſt ſei— nem verjchloßnen Urtheile, an die Ei henbergifche Erben in Frankfurt am Main zuruͤck erfolgt. Man wird dann die Einrichtung zu treffen fir u chen, daß fowohl Die Urtheile über die Zeichnungen, als -über die Oden, zu gleicher Zeit und von eben denſel— ben fchönen Händen ‚eröffnet und publif gemacht werden. Vermuth— lich wird ſich quch alsdann der Künft- ler finden laffen, der die befte, oder die beften aus diefen Zeichnungen zu äßen ober zu fischen über: oder unter: nimmt, zer‘ TEE BIETET 0 EL * ns 913 914 Pad et ſſhcs Magazin, sets Stuͤck. Freitag, den 22ten Julius 1785. Briefe über die Belagerung von Gibraitar, an einen Freund in Hannover gefihrieben, (Siehe das S6t Stück.) Zwoͤlfter Brief. $ ie Öarnifon hatte, wie Sie aus .) meinem legten Schreiben ab: nehmen werden, noch immer wenigſtens gefalzene und trocfene Nah⸗ eungsmittel, um ihr Leben zur Ber: theidigung von Gibraltar zu erhalten. Defto elender aber fand es um diear: men Einwohner, deren Vorräthe in den legten Monaten des Jahres 1779 zu Ende gingen. In den erften Wo— chen der Blofade, da noch frifche ker bensmittel zu haben waren, überließen die Dfficiers, befonders diejenigen, wel: he, verſchiedene Chargen befleideten, und daher- mehrere Provifions hatten, einen Theil derfelben an die Einwoh: "ner. Bereits im Anfange des An; guftmonats, wurde die Berfügung ge troffen, daß Diejenigen, welche doppelte Provifions hätten, folche nur von eis ner Charge in Matura, das andere aber an Gelde vergütet erhalten fol: ten. Hiedurch entging den Einwoh⸗ nern ein-großes, und machte ihnen den Lebensunterhalt immer ſchwerer. Durch eine Garniſon⸗Ordre vom z2ten Nov., wurde den in Gibrak tar befindlichen 9 Stadtbäckern un: terfagt Mehl zu verkaufen, und je dem derfelben nur erlaubt, einen Sad Mehl täglich zu verbacken. Um zu verhindern, dag Militairperfonen von _ diefem geringen täglich verbackenen Borrathe nichts Fauften, und um die, bei dem Berfaufdes Brods, unter den Einwohnern feihft überhand nehnten: den Unorönungen zu verhüten, wur: den Wachen vor die Backhäufer ge⸗ ſtellt. Das Zudringen um Brod war ſo groß, daß aller von dieſen Wachen angewandten Aufmerkſamkeit unge achtet, oft Schlägereien und anderer Unfug nicht gehindert werden Fonte, Die Bäcker fahen ſich genöthiget ihre Haͤuſer verfchloffen zu haften, und das verbackene Brod durch Die Fenfter aug: zutheifen. Die Quantität Brod, wel: he täglich gebacken wurde, keichte kaum bin, einen geringen Theil derer damit zu verfehen, welche fich jeden Morgen vor den Backhaͤuſern anfan⸗ Mmm den. 915. den. Auch alles Raifonnement über Gibraltars gegenwärtige Lage und Die damit nothwendig verbundenen Uebel, war nicht im Stande, Leute von nur ges wöhnlichem Gefuͤhle gegen die Noth ih: rer Mitmenfchen unempfinolich zu na: chen. Sa ſelbſt die Gewohnheit, täglich dergleichen traurige Auftritte zu feben, da fich Leute auf das Blut um Brod ſchlugen, konte nichr eine Theilnahme an dem Leiden der Bedraͤngten erflit Een. Innigſt betreibt war befonders der Anblick, wenn Mütter von der Noth ihrer um Brod fihreienden Kin; der durchdrungen, Durch lautes Geheu⸗ le, Männer zu bewegen fuchten, ihnen beim Berkaufe des Brods das Vorrecht » abzutreten, welches felbigen ihr ftärz kerer Arm verfihaffte; da doch diefer ihr Vaterherz eben fo litte, ob es fich gleich „durch ihnen fehlende Thraͤnen der Einderung nicht in der Maaße äußerte, Der hohe Preis, worin die noch ettva zu haben feyenden Lebensmittel waren, feßte viefe, die ſonſt ihr Aus— kommen gehabt, außer Stand, fi) folche zu verſchaffen. Sch weiß Leute, Die Monate. lang bloß von gerofteten gelben Erbfen lebten. An: dere verfegten folche mit etwas Ma: laffo, wovon, wie Sie Sich, mein Freund, erinnern werden, eine Fleine Quantität, auf den im Julius 1779 bier aufgebrachten ſpaniſchen Prifen, in die Feftung gefommen war. Ver— ſchiedene, deren bisherige Lage fie der traurigen Rothwendigkeit nicht unter: J Briefe uͤber die Belagerung von Gibraltar, x ihres Schmerzes zu ſuchen. 916. worfen hatte, in der Mildthaͤtigkeit anderer ihren Unterhalt zu ſuchen, ſa⸗ ben ſich hiezu dewmngen Andere ſonſt wohlhabende Leute konten ſich zu dieſem demuͤthigenden Schritte nicht herabſtimmen, und ertrugen ihren ver⸗ zweiſlungsvollen Zuftand in der Stil: le, ohne einmal in der Mittheilung ihrer North gegen andere, Linderung Sa, id) Fan mic auf das Zeugniß des hiefr gen Judgeadvocde Srafers und anderer angefehenen Männer berufen, und Sie, mein Freund, verfichern, daß einige Leute, deren voriger Wohl⸗ fiand ihnen den Gedanken unerträge lich machte, durch allenfalfige Allınoz fen anderer ihr Leben zu erhalten, aus Mangel an Mahrungsmitteln und durch die heftige Gemuͤthserſchuͤtte⸗ rung , die ihnen ihr fihreeflicher Zuftand zuzog, den Geift aufgaben. Selbſt den Beguͤterten fehlte es an Mitteln, die Noch der Dürftigen zu lindern, Einem um Allmoſen bittenden Geld zu geben, war beinahe von eben fo weniz gen Mugen, - als wenn der Capitain eines in See ggerfchlagenen und an. Provifions Mangel leidenden Fahr— zeuges fein Schiffsvolk für den Ab⸗ gang.der Lebensmittel mit Gelde ent ſchaͤdigen wolte, Um Sie, mein Freund, einiger maͤaß fen in Stand zu. feßen, ſelbſt von un: ferer Sage während Diefer Periode der Blokade zu uriheilen, will ich bier Die Dreife von- einigen Artikeln, die solch: lich dafuͤr im Rovember und December 1779, und in der erſten Haͤlfte des Ja⸗ =o 917 Januars 1780 bejapte wurden, mit, theilen. Ein Puterhahn eoſte fe 20 Rthlr. a) Ein Viertel von einem Kalbe von 50 bis 60 Pfund, denn Pſunde weiſe wurde das wenige, das dann und wann geſchlachtet wurde, nicht ver⸗ kauft 20 Rihlr. Ein Viertel vom Ham̃el aus der Bar— barei, Foftete im Unfange des Der cenbers, denn nachher bis zum Ents ſatz des Admiral Nodnen, war fein Ham̃elſſeiſch mehr zu haben, 10Rthl. Eine Gans g bis 9 Kehle, Eine Ente 5Rkehlr. Ein Hahn — 3Rthlr. 12 Mgr. h) Ein Huhn 2Rthlr. Eyer, gute friſche, das Stück 5 Mgr. v Eyer, alte, ans der Barbarei 3 Mgr. Kaͤſe, Schlechter hollaͤndiſcher, indem englifcher nicht mehr zu haben war, das Pfund — 1Rthlr. 12 Mor. Butter, das Pfund — 28 bis z Mor. Mehl, das Pfund - 10 bis 12 Mar. Selbſt Fiſche, waren in tiefer Zeit, wie ich bereits in einem meiner vori⸗ gen Briefe gedacht Habe, feltener/ De ren Fang wurde noch uͤberdem den Sifchern der Garnifon durch das auf folche von den feindlichen Fahrzeugen und längs dem Strande ver Bay am gelegten Batterien zu Zeiten gegebene Feuer erſchweret. Zuden machte die ungeftüme I in den Regen: an einen Freund in Hannover ———— 918 monaten oft das Ausgehen der Fiſcher⸗ boote Tage lang ganz unmoͤglich. Die Fiſcher ließen ſich auch ihre Mühe, wel: che oft mit Lebensgefahr verbunden tar, ungemein theuer bezahlen, und verfauften die Fifche zu ungleich Höhe: ven Preifen als in Friedenszeiten. 3. E. Zungen (Soals), Fofteten in Frieden: _ zeiten zu Gibraltar 20 bis 24 Mor., und in Diefer Zeit 4 bis 5 Rthlr. das Stuͤck. Makarellen, die vor dem Krie ger Mor. das Stuͤck galten, Eofte: ten um biefe Zeit 12 bie 13 Mor, Die Feurung wurde bereits im November ein aͤußerſt Eoftbarer Ar: tifel. Bislang hatte die Garnifon und andere Fünigliche Bediente fo viel Steinfohlen aus dem Magazin für einen gewifen Preis, nemlich das Bath zu 2 Rthlr., als foiche zu ihrer - Conſumtion gebrauchten, erhalten Bönz nen, Durch eine Garniſon⸗Ordre von zo't Mov. 1779, murde die Quan⸗ titaͤt, welche jedes Regiment für Oft: cirs, Soldaten und andere dazu ge hörende Derfonen haben folte, twöchent: lich auf 5 Fath beſtimmt. Dieſes wenige reichte kaum hin das Eſſen damit zu kochen. Viele ſahen ſich gensthigetihr Linnen im kalten Waſſer auswaſchen zu laſſen. Auch fuͤhlten wir in den Regenmonaten, da alle Haͤu⸗ fer aͤußerſt feucht werden, und unſere Conſtitutionen oberbinsczen den fon® Mmum 2 ges av Die Breife nd in Solde, nad) der Reduction der in Gibraltar BEN ſpa⸗ niſchen Muͤnſorten auf Louis d'or zus Nehlr. angegeben. b) Die Urfache, daß Haͤhne theurer wie Huͤner waren, iſt, weil. die Meinen Fahrzeu— a8, welche noch zu Zeiten Federvieh aus der Barbarei nach Gibraltar brachten, feine Hahne gern am Bord nahmen, um durch deren Gefchrci des Nachts den ſpaniſchen Kreutzfahrern ſich nicht zu verrathen. 919 ‚gelinden Winter, durch die brennende Eommerbiße fehr empfindlich gewor: den waren, -ungemein den Abgang eines behaglichen Caminfeuers. Den Einwohneen fehite es faft gaͤnz⸗ fich an der zur Zubereitung der trocke: nen und gefalzenen Lebensmittel unum⸗ gänglich erforderlichen Feurung. ‘Der Eentner Holz, das von abgebrochenen, zum Theil nenen Schiffen genommen wurde, Poftete 2 Gulden. | Als eine Fuͤgung der giitigen Bor: fehung hatten wir es anzuſehen, wie diefem Mangel in den legten Tagen ‚des Decembermonats durch einen für uns eben fo glücflichen als unerwarte⸗ ten Zufall einigermaaßen abgeholfen wurde, Die Spanier hatten, in dem längs dem Pulmonesfluffe gelegenen Holze, eine große Menge Buſchholz zu Safchinen und anderen Beduͤrfniſſen gehauen, und folches an dem Ufer die; fes und des gleichfalls in die Bay von Gibraltar fich ergiegenden Guadaran⸗ quefluffes aufgelegt. Der heftige Ne gen und zualeich ftürmende Weſtwind wuſch felbiges vom Ufer in gedachte Fluͤſſe und trieb es an unfer Geftade bei der alten und neuen Mole, Die Duantität Holz, die wir aufdiefe Weiſe erhielten, wurde auf drei taufend Cent: ner gefchäßet, Keiner der älteften Ein; wohner erinnerte fich je dergleichen bier erfebt zu haben. General Eliott gab einem jeden Erlaubniß, fo viel davon eufjufangen wie er Fünte, Aus dem Berragen der Feinde ließ fich abnehmen, daß fie durch eine ftren: ge Blofade die Garnifon zur Ueber— Briefe über die Belagerung von Gibraltar, r \ \ 920 gabe zu zwingen gedachten. Die naffe Witterung fehrecfte fie nicht ab. im Lager ftehen zu bleiben. Sie fin gen an für ihre Truppen Barracken von Holz, mit Spreu gedeckt, zu mas chen. Zu den Magazinen wurden zum Theil maffive Gebäude angelegt, und die fpanifchen Officiers ließen fich aud) dergleichen Häufer auf ihre Koften aufführen. Dan fah bald das tager in eine regulaite Stadt verwandelt. Von der Eeefeite waren wir auf das - fehärfite blofirt. VBerfchiedene Famiz . | lien würden es gegen dag Ende des. Decembermonats unternommen haben den traurigen Felfen zu verlaffen, wenn nur einige Ausficht der Efcadre des Don Antonio Barcelo zu entkommen gewefen wäre, Einige Schiffe ſahen ſich aus gänzlichem Mangel von Lebens: mitteln genöthiget, die Bay zu verlaf fen. Faſt alle fielen den Feinden in die Hände, Kein Gedanfe Fonte wohl nieder: fhlagender feyn, als daß eine fo herr: liche Feftung, deren Werfe in dem be ften Bertheidigungsflande waren, der ron Befaßung voller Muth und bereit war, ihr Leben auf das theuerfte zum Beten ihres Königes und Vaterlan⸗ deg zu verkaufen, fich gezwungen fehen ſolte, vielleicht in wenigen Monaten einem Feinde die Thore zu öffnen. Verſchiedene Umftände ließen uns befuͤrchten, daß ein baldiger Entfaß wohl nicht zu vermuthen wäre. In einem am uten Jan. 1780 gehaltenen Kriegesrathe wurde beſchloſ⸗ fen, dag um die Provifions 7 Wochen . lan 921 laͤnger dauern zu machen, von einer Soldaten: Provifion, außer der But: er ,. die bereits vor einigen Mona: ten abgezogen mar, wöchentlich auch 3 Pfund Schweinefleifch „ und 4 Pfund Rindfleifch abgezogen werden folten. Gerade an diefem Tage tha: ten die Spanier auch einige Schhffe auf eine Parthie Soldaten des 7 2ſten Regiments, welche einen ihrer Kame raden, außerhalb dem Landthore, zur Erde beftatteten. Am ı2ten Tan, feuerten fie wie derum 8 Schuß auf die Arbeits⸗Par⸗ thien außerhalb dem gedachten Land: thore, die Landthorwache, auf unfere + Linien, und einer Fam in die Mitte der Stadt. Simmtlihe Schiffe thaten weiter feinen Schaden, als daß der leßtere durch Die Steine, die er von ei: nem Haufe warf, eine Frau etroas be: ſchaͤdigte. Diefes waren indeffen nicht die allererſten Schuͤſſe, welche die Fein; de auf die Feftung thaten, indem folche bereits am 27ten Dec, 1779, bei Ge⸗ legenheit, da fie auf unfere Fifcherboo: te feuerten,einPaar Kugeln in die noͤrd⸗ lichften Werke der Feftung brachten. Ungeachtet der Wind in den legten Tagen des Decembers 1779, und im Anfange des Januars 1780 oft fehr frifh aus Werten gewehet, und den von England kommenden Schiffen die Erreihung der Bay von Gibraltar ſehr erleichtert haben würde, ſo hatten wir doch die Mortification, daß alle in die Straße Fommende Fahrzeuge, ent: weder nach Mlgeziras, theils freiwil⸗ lig, theils gezwungen gingen, oder vor: an einen Freund in Hannover geſchrieben. 922 beiſegelten. So unzufrieden ein jeder mit ſich ſelbſt und ſeiner Lage bei dieſen vielen mislungenen Erwartungen war, fo fachte doch ein jedes Gegel, das fi) von diefer Weltgegend her fehen ließ, den Eleinen Funfen von Hofnung an, daß wir bald günftige Ausfichten von England erhalten würden, Ein jeder unter uns beobachtete täglich die und umgebenden Gewaͤſſer, und die mebrften ſuchten mit bewaffneten Au: gen auf der meiteften Entfernung Schiffe zu entdecfen, und die Bewe— gungen des Feindes zu beobachten. Selbft viele Soldaten hatten fih See röhre zugelegt. Einer wünfchte noch früher als der andere, feinen Mitbür: gern die aufmunternde Nachricht von der Annäherung eines engliſchen Schif⸗ fes mittheilen zu Fönnen. Se weiter eines jeden Fernglas trug, je glücklis cher fchäßte er-fih. Man ging beina: be nie ohne folches bei fich zu führen aus, weil man fich jeden Augenblick fHmeichelte, dadurch der Seele einen Gegenftand näher bringen zu Eönnen, der ihre Schtvermuth heben mögte. Wie ih am ız5ten Jan. 1780, Nachmittags um 2 Uhr aus meiner am Berge gelegenen Wohnung die Straße in der Abſicht recog: noſeirte, ob ich meinen Freunden nicht eine aufbeiternde Nachricht mit zu Tifihe „bringen Eönte, fo entdeckte ich ein Schif das von Weften durch die Straße Fam, und nach Euro: pens Spiße zu durch die Fluch ge trieben wurde. Es legte nicht allein um und richtete feinen Cours nach der Mmm 3 Rhede 923 Rhede der neuen Mole, fondeen fegte durchs Zeigen der engfi ſchen rothen Flagge die Erfüllung unſerer Wänfche in ungezweifelte Gewißheit. Gewoͤhn⸗ liche Fernglaͤſer entdeckten nur eine eng: lifche Flagge, mein dollondifhes Ger rohr aber uͤberzeugte mich bald, da es nicht allein win englifches Fahrzeug, ſondern eine Ordnance Brigge wäre, indem ich in dem rothen Felde der Flag⸗ ge gelbe Kanonen c), und am Bord des Schiffes 2 Officiers von der eng liſchen Artillerie benierfte, Ich beruͤh⸗ ve dieſe Umſtaͤnde, weil fie mich ſchlief⸗ ſen ließen, daß ein Schiff, ſo mit Ammunition u. d. gl. geladen, nicht ohne Convoy heraus geſandt ſeyn wuͤr⸗ de, und mithin zu hoffen fen, daß diefes der Borläufer einer Convoy wäre, Die Freude, welche die glück liche Anfunft eines engliſchen Schif— fes verurfachte, brach augenblicklich durch die ganze Feſtung in lautes Freu: dengefehrei aus, Je näher das Schiff der Feſtung Fam, je mehr wuchs unfere Freude, und flieg bald auf den had): ften Gipfel, wie wir vernahmen, daß diefes Schiff zu einer am 25fen Dec. 1779 von Portsmouth gefegelten, aus 22 Linienfchiffen und einer großen An: zahl Ammumitions: Provifions- und Rauffartheifchiffen beftehenden Eonz von gehöre, wovon ein Theil für un: fere Garnifon beftimmt wäre, Die fich Bald hernach verbreitenden nähe: Briefe üßer die Belagerung von Gibraltar, ⸗ 924 ren Nachrichten waren dieſe: daß die ganze Flotte unter dem Commando des Admiral Sir George Bridges, Rodney ſtehe: dag diefet mit 12. Schiffen von der Linie, die nah Wefk indien beflimmte Convoy begleiten, ß und der Eontreadmiral Sir John Lockhard Koß, den für Gibraltar beſtimmten Entfag mit 10 Syifien pon der Linie hicher convopiren wuͤr⸗ de. Der Eapitain fagte ferner, daß ev bereits von der Comvoy vor 15 Taz gen in der Bay von Biscaya in eiz nem Nebeladgefommen wäre, und Die Flotte in wenigen T Tagen eintreffen muͤſſe. Was fuͤr einen Eindruck dieſe guͤn⸗ ſtigen Ausſichten auf unſere Gemuͤ⸗ ther machten, werden Sie um fo. mehr Sich vorſtellen Fünnen, wenn ' ich Ihnen fage, daß wir, bei der ſechs Monate hindurch dauernden Blokade, ohne alle zuverlaͤßige Nach⸗ richten von England waren, und nicht wupten, ob man zut Rettung“ von Gibraltar etwas untstnebmen roerde, Bei der Vereinigten Sees macht von Frankreich und Spanien, und dem alle Kräfte Englands auf bietenden Bürgerkeiege fchien uns ein Entfag beinaße unmöglich. Die Ber Fümmerniß über die Hinhaltung des Lebens wuchs täglih. Bon dem gefalzenen Fleiſche, das zum. Theil vier, fünf und rltene Sabre "alt war, <) Englische Fahrzeuge die Truppen führen, haben drei gelbe Anker in der Flagge, und Schiffe die Ammunition u. d. gl. am Bord haben , zeichnen ſich Durch dreh gelbe Kanonen in der Flagge aus. 925. War, und den trockenen Lebensmitteln, waren die nachtheiligſten Folgen für die Geſundheit, Verderbung der Säfte, und am Ende ein fiecher Körper ju war ten... Die bedraͤngte Verfaſſung der Ein: wohner machte einen um deſto groͤßern Eindruf auf uns, da wir gewiß voraus fahen, daß, ohne Entlag, die Garnifon bald in einer noch fchredlicheren Lage feyn und in Zeit von drei Monaten an Lebens⸗ mitteln würklichen gaͤnzlichen Mangel lei den würde. EN Die bloße Hofnung einer zu erhalten: den Convoy machte und alles diefes unein⸗ gedenk, und in der Betaͤubung von Freude beinahe vergeflen. Der traurige Blick fo vieler Taufenden, der das Gepräge des in: nigſten Kummers war, verwandelte fi augenblicklich in die heiterfte Deine. Selbit auf dem ausgehungertften und elendeften Gefichte las man den frohen Sinn, den die aufrichtenden Nachrichten von dem nahen Entfage der Seftung einflögten. Der Greis und der Juͤngling eilte, mit gleid) munte . tem Schritte das Schiff zu fehen, das die belebende Hofnung feiner Erhaltung mit: brachte. Auch gab die Annaͤherung dieſer engliſchen Brigge auf einmal der kleinen Eſcadre un; ter Admiral Duff neues Leben, und veran: laßte ihren Befehlshaber die ChildresSloop and den Sceooner Venus unter Segel ge— ben zu laflen, wie Don Antonio Barce 1o-eine Chebecke und Galleote von Algezi— ra3 aus abfandte, um dieſes Schiff von unſerer Rhede abzuſchneiden. Ungeachtet die gedachten engliſchen Fahrzeuge den gan⸗ zen Nachmittag in der Bah kreutzeten, ſo that der ſouſt fo unternehmende ſpaniſche Admiral nichts weiter mit feiner überlege: nen Macht, als daß er einige Galieofen «längs der Küfte von Wigeziras, jedoch na: be am Ufer freugen fish. Diefes leidende Detragen des Admiral Barcelo, ließ ung vermuthen, daß er vielleicht ſchon von der Annäherung der englifchen Flotte genaueres Rachrichten wie wir felbit Hätten, an einen Freund in Hannover gefhtieben, N 926 Die bloße Ankunft der Briggeam ıztn Fan. , ungeachtet fie gar Feine Lebensmittel, fondern nur Ammunition und dergleichen mitbrachte, bewuͤrkte, daß verſchiedene ihre ‘ bisher forgfältig aufbewahrten Eleinen Bors räthe feil boten, und dag der Werth der ker bensmittel fogleich unglaublich fiel, ja dag Beduͤrfniſſe zu haben fanden, die man ſchon ſeit Monaten nicht mehr geſehen hatte Mit: einem Freunde eine Tafle Thee zu trinken, oder ein frugales aus gefottenen Eyern, etwas Faͤſe, Butter, and dergleichen beſte— hendes Abendejjen zu genießen, war ein Vergnügen, das man ſchon cine geraume. Zeit entbehren muͤſſen, weil auch felbR die jenigen, welche dergleichen noch allenfalls hatten, auf ihre Selbfterhaltung Rücklicht nehmen mußten. i Einige unter ung, die noch etwas Erfri- fhungen hatten, trugen Fein Bedenken, in der gewiſſen Erwartung, daß unter kurzem die für Gibraltar beftimmte Convoy glück: lich einkommen würde, ihre Freunde daran Theil nehmen zu laſſen. "Schon am 161% Jan., Abends um 7 Uhr, langte wiederum ein engliſche mit Mehl beladene und Für einen hiefigen Kaufmann befimmte Brigge an. Dieſe brachte die wichtige Nachricht mit, daß die Efcadre unter Admiral Rod» ney am 8m dieſes in der Bay von Dis: caya auf eine fkanifche von St. Sebaftian am 1ER Tan, gefegelte, und nach Cadir bes ſtimmte Convoh gefioßen wäre, ſolche ge nommen hätte, und mit nach Gibraltar bringe, Durch dieſe Brigge erfuhren wir auch zuerft, daß die für Gibraltar be fimmen Schiffe nicht bloß mit 10 Li: nienfchiffen hieher convohiret würden, ſon— dern, daß Admiral Rooney mif der gan: sen Eſcadre hieher komme und zur Be deckung der nah Weftindien beſtimmten Convoh nur cin Linienſchiff abgeſandt Habe. Der Capitain ber mehr gedachten englifchen Brigge hatte Admiral Rodneys Flotte am zıen Tan, auf der Höhe vom Borgebürae St. Vincent verlaſſen. Diefe Rachricht, daß die ganze Efsadre unter Admiral Rod: nen $ 927 Briefe Über die Belagerung von Gibraltanıc. 928 | nen die Convoy nad Gibraltar begleiten todırde, hob fehr die Beſorgniß, daß folche wicht glücklich. einfommen mögte. Bir Hatten nemlich durch einen ſpaniſchen Des ferteur , der in der Nacht vom gen auf den röten zu uns kam, erfahren, daß eine foanifche aus 14 Linienſchiffen -befichende Efcadre, vor Cadir auf die engliſche Con: voy kreutze. Da die Garnifon einen groben Theil der Vorraͤche erhielt, welche auf der amd" gu nommenen fpanifchen Convoh befindlich was ren, und felbigeig manchem Betracht das erfeßten, was der von Eugland aus in der Eilfertigfeit abgelandten Convoy fehlte; ſo will ich Ihnen ein etwas genaues Detaille vondiefer reichen Beute geben. Es beſtand dieſe Convoy aus 7 der koͤnigl. Carracca— Eompagniegehörenden Kriegsſchiffen ren ih dem Guipuscuano von 64 Kano— nen und 5Fo Mann, 4 Fregatten von 26 bis 32 Kanonen, 2Corvetten von 16 Ranonen, 12 Kauffahrteifchiffen, fo mit Reigen und Plebi geladen waren, 2 Schif⸗ fen mit Schiffsammunition, T mit Anfırn und Ankerthauen, ı fo mit Taback geladen war, und einigen andern,jo mitKaufmanns⸗ gätern befrachtet waren. Letztere Waaren gehoͤrten der Carracca Compagnie, und die vorgedachten Provifions, wir auch Schiffs⸗ ammunition waren für die koͤnigl. ſpani⸗ ſche Eſcadre zu Cadix beſtimmt. Nach zuverläßigen Nachrichten verlor die Arınade zu Eadig viel bei der Wegnahme diefer Convuy , indem fie an den mehrfien daran befinölichen Artikeln großen Manz, gel litte. inner Der Guipuscuano war ein erft neuerlich gebaͤuetes und völlig ausgerüfteres Schiff. Homira) Rodney bemannte es, nabın 8 in Commiffien , und gab ihm den Namen vom Prince William, weil cs, wie er ſich ausdrückte, die Ehre gehabt; in der Gegen— wart dieſes Prinzen genommen zu werden. Den 17ten Jan. hatten wir einen fo aufs ferordentlich heftigen Sturm ans Suͤdweſt, daß feines unferer Schiffe in der Bay, zur Beſchuͤtzung der etiva einkommenden Schif⸗ fe, kreuten konte. Die See war ſo unru⸗ big, daß 2 englifche Briggen die in Ballaft. jwifchen der neuen Mole und Raggedftaff vor Anker lagen auf den Strand geworfen wırden. Diefis Wetter machte uns für dag Schickſal der vor der Straße befindlichen, engliſchen Convoy sittern, zumalsda wir am ıgeen Jan durch ein. nom Admiral Rode, ney anfgefangenes uud hereingeſandtes hollaͤndiſches Kauffartheiſchiff vernahmen, daß der gedachte Admiral die Convoh, da er fi am 16! diefes mie 14 fpanifchen Kriegesfchiffen in ein Gefecht eingelaflen habe, einftweilen weftwärts zuruͤck in den Drean, unter der Bedeckuag von I Linien ſchiffe und z Sregatten gefandt habe, ‚Den Berfolg diefer fo merkwuͤrdigen Per riode werde ich Ihnen, mein Freund, näche ſtens mittheilen. Ich bin sc. TER — Hammoveriiches Magazin. sors Stuͤck. Montag, den 25ten Julius 1785. Briefe uber die Belagerung von. Gibraltar, an einen Freund in Hannover geſchrieben. (Siehe das sr Std.) | Dreisehnter Brief, ie fehnlichft wir den Ausgang des zwischen Rodneys Flotte und der fpanifchen-Efeadre am ı6ten vorgefallenen Gefechts, und das davon abhangende Schickſal der für Gibraltar befimmten Convoy zu erfahren wünfchten, Fönnen Sie Sich, mein Freund, leicht vorſtellen. Unge⸗ achtet wir mit Örunde hoffen zu dürz fen glaubten, daß cine englifche Flotte alles thun wuͤrde ihre Beflimmung zu erfüllen, fo quälten uns Doch noch im: mer bange Sorgen, da diefelbe mit dem aͤußerſt heftig ftürmenden Suͤdweſt⸗ winde, auf den wegen der Sandbaͤnke und Felfen fo gefährlichen Küften von Eadir und San kucar de Barrameda, und allen den Vortheilen, die den Feinden die Nähe ihrer Häfen ge ' waͤhrte, zu kaͤmpfen hatte. Es langte zwar den ı gen des Nach; mittags eins der Schiffe, welche in der Caracca Convoy genommen waren ai, folches wußte aber nichts weiter von dem Engagement ber Flotten, ale was wir bereits Durch den felbigen Tages eingefommenen Holländer erfahren hatten. Indeſſen glaubten wir aus den Bewegungen des Admiral Bars celo, einen für uns günftigen Ausgang der Sache fihließen zu Fönnen. Es verließ derfelbe zwar nicht mit feinen Schiffen die Rhede von Algeziras, man bemerkte aber, daß er folche felbft in diefem Hafen in Sicherheit zu fegen bemühet war, Er ließ nemlich von feinen beiden Linienſchiffen, Kanonen ans Land bringen, und dieſe badurch leichter gemachten und folglich weniger Waſſer ziebenden Schiffe näher am Ufer von Algeziras anfern, Noch eben diefen Abend um 9 Uhr fangte die Fönigliche Fregatte Apollo, Capitain Downel, und das finien; ſchiff Edgar, Capitain Eliott auf unferer Rhede an, indeffen blieben die Nachrichten, welche folche mitbrach⸗ ten, Diefe Macht für bie Garniſon noch tiefe Geheimniſſe, indem felbige nur von den Capitains, dem Gouverneur Nun und 931 und dem Admiral Duff mitgetheilt wurden. Dieſe Schiffe Famen mit Grennenden feuchten, in den oberften Maften ‚in die Bay. Selbſt dieſer Ihnen, mein Freund, vielleicht gering: faͤgig fiheinende Umftand, daß die. Schiffe Leuchten führten, machte auf uns einen großen Eindruck, indem er uns mit Grumde vermutben fie, daß Grosbrirsnnien wiederum Beherr: fcherin von diefen Gewaͤſſern gewor— den wäre, und daß ihre Schiffe fich nicht mehr, um unfern Hafen zu er reichen, in der Dunkelheit der Nacht zu verhüffen brauchten. Jede Minute der Nacht vom ıgten auf den ıgten San. wurde mir faft zu einer Stunde. Der Tag fing kaum zu grauen an, wie ich ſchon mein Aur ge, mit einem Seerohre bewaffnete, um zu fehen, ob nicht noch mehrere Schif⸗ fe angelangt wären, Der erſte Ge genftawd, weicher mir aufftieß, war ein erftaunend großes gerade in unfere Banfegelndes Schiff. Diefes hattefei: nen Beſaanmaſt (Mizzenwaſt) ganz, vom. Großenmafte die große Stange (Maintopmaft) und die Fockftenge (Foretopmaft) verloren, und würde. ohne einen gerade in die Bay wehen⸗ den günftigen Weſtwind, bei den me nigen Segeln, die es feßen konte, Mühe gehabt haben, den Hafen zu erreichen, So wie. die Nebel der Nacht all. mählig verſchwanden, fand ich, daß es ein Linienſchiff wäre. Die Beforg- niß, daß es englifches ſeyn mögte, das fo, übel zugerichtet wäre, verlor ſich, fobald ich den Hintertheil des Schiffes Briefe über die Belagerung von Gibraltar, 93 2 fehen konte, worauf ich dann die eng⸗ lifche Flagge über der anche ⸗ umphirend erblickte. Zu gleicher Zeit ertoͤnte von Willifs eine koͤnigůche Salute von 21 Kanonen, die feierlis che Ankündigung eines über die Fein: de erfochtenen Sieges. ; Das Vergnügen der Mittheilung von erfreufichen Nachrichten bewog mich, fogleich einem meiner vertraute ften Freunde, die Höchft intereffante Neuigkeit von dem Hereinfommen ei nes erbeuteten fpanifchen Linienſchiffes zu hinterbringen. Auf dem Wege zu deffen Wohnung überrafchte mich der Adjudant des Redenſchen Regiments mit der Ordre,. daß fogleich alle Off: ciers der Garniſon, auf der großen Da: rade ſich anfinden folten, wo General Eliott ihnen zu dem fignalifirten. Siege des Admiral Rodnep Gluͤck wuͤnſchen würde, —— Nachdem ſich alles auf der Parade verſammelt, Fam General Eliott, untarmte den General de la Motte und gratulirte Darauf ein jedes Corps von Dfficiers befonders. Der Go verneur übernahm die ihm fo angeneh⸗ me Mühe, den verfchiedenen Haufen Dfficiers, die uns fo belebende Nach: . - richt mitzutheilen, Daß das fo eben an⸗ gelangte Schiff die Fenix von go Kar nonen wäre; daß darauf der Chef der . fpanifchen Eftadre Don Juan de Langara gefangen fey ; daß außerden fünf 70 Kanonen-Schiffe wuͤrklich ges. nommen und ftündlich bier ertwartet wuͤrden; daß ein fpanifches Linienfchiff die Santo Domingo von 70 Kano⸗ non 933 nen im der Action aufgeflogen waͤre, und dag unfere Convon ficher auf der öftlichen Seite des Felfen fich befände, indem folche durch den Strom der Straße in die Bay zu fommen verhin: dert worden wäre. Diefe wichtigen und unfere fhmeichelhafteften Hofnun⸗ gen. weit überfteigenden geoßen Mach: richten verurfachten unfern Gemüthern Empfindungen von Freuden, die man muß gefühlt baben, um fich einen Be grif davon machen zu Fönnen. Rechte warme Frendenthränen quollen in Das Auge eines jeden, auch des gefeßteften. Engländer und Hannoveraner geben einander wechſelſeitig durch einen, mehr wie Worte fagenden, Haͤndedruck, den Antheil zu erkennen, den fie an den Gluͤcke Englands nahmen. Woaͤhrend diefer Gluͤckwuͤnſche fa lutirte Admiral Duff mit feinen duch die, Königl. Standarte und andere Flaggen. ausaefchmiückten Schiffen. Diefe laut donnernden Freudenbezeu⸗ gungen machten auf uns einen deſto größern Eindruck, da wir noch den Tag verher an dem Geburtsfefte unferer Königin, zur Erſparung des Pulvers, den Antheil nicht feierlich bezeugen ‚durften, welchen ein jeder unter ung an dem Wohl diefer huldreichſten Monarchin nimt. Die Garniſonparade marſchirte un⸗ ter der von Britanniens Seemacht ei⸗ ne ſo erhabene Idee gebenden Muſik von Rule Britania, Britania rule the waves For Britons never fhallbe flaves &c. ab. an einen Freund in Hannover geſchrieben. 934 Bon dieſer fo merkwuͤrdigen Ackion vom 16ten Yan, werden Sie, mein Freund, mir erlauben, da ſolche eir nen großen Einfluß in die Gefchichte der Belagerung von Gibraltar hat, einige betaillirte Nachrichten bier ein: zufchalten. Admiral Don Juan de Larıgara y Huarte hatte fchon feit einigen Mona: ‚naten vor der Straße gefreußet, und 40 Fahrzenge, fo nach Gibraftar ber ſtimmt waren, und Daher famen, g nommen. Das flürmifhe Wetter nörhigte ihn, am Ende des Decembersmonats feine Station zu verlaffen. Am ꝛten San. 1780, nachdem der Madrider Hof, Nachricht von einer nach Gibral⸗ tar beflimmten Convoy, die, nach dein Vorgeben des britifhen Minifteriums, nur mit 10 Schiffen von der Linie un: ter dem Commando des Admiral Roß dahin begleitet werden folte, erhalten hatte, begab fi) Don Juan de fanz gara mit einer auf rı Schiffe von der Linie und 3 Fregatten vermehrten Es cadre wiederum auffeine Station, um in dem Eingange der Straße der eng liſchen Convoy ihre Beſtimmung ſtrei⸗ tig zu machen. Admiral Rodney, Der von dieſet zwiſchen dem Vorgebuͤrge St. Vin⸗ sent und Cadix kreuzenden Escadre auf ſeiner Tour von England wieder⸗ holte Nachrichten erhalten hate, befahl feinen Capitains, ſich Bei der Annaͤ— herung zu gedachtem Vorgebuͤrge zur Bataille fertig zu halten. Nachdem er ſolches am 16ten des Morgens mit Nun 2 der 935 der ganzen Convoy paffiret hatte, mach: te die Bedford von 74 Kanonen um t Uhr Nachmittags das Signal, daß fie eine Flotte in Suͤd Oſten entdeckte, Die feindliche Flotte wurde die eng: liſche beinahe um eben diefe Zeit ges wahr und fand, daß folche aus 22- Schiffen von der finie, einigen Fre gatten und etwa 60 Fleineren Schiffen beftand. Sie glaubte fich mit diefer in fein Gefechte einlaffen zu duͤrfen, fon: dern war nurdarauf bedacht, derfelben zu entkommen. Admiral Rodney, der dieſes bemerkte, machte das Signal, daß feine Schiffe ſaͤmtlich die feindli⸗ hen verfolgen, und fich fo, wie fie die feindlichen einholen würden, mit folchen engagiren ſolten. Um 4 Uhr Nachmittags, wie die erften 4 englis fchen Schiffe, die alle nur möglichen Gegel, des. heftigen Windes und’ der hohen See ungeachtet, gefeßt , fehr fih den: feindlichen genäbert hatten, fo machte Admiral Rodney das Zeichen zum Treffens Die Edgar, der befte Segler in der britifchen Marine, der ren Capitain durch die glorreiche Liez berwindung des fh auf den Küften von Schottland und Irrland fo fuͤrch⸗ terlich gemachten Thurot, bereits im fiebenjährigen Kriege fo vorzüglich fich ausgezeichnet hatte, zeigte zuerſt Die englifche Rlagge, mit der Abficht, ihr Gewicht der fpanifchen fühlen zu machen, und fing wenige Minuten nach vier Uhr an, auf die fpanifchen Schiffe, fo, wie fie folche erreichte, zu feuern, Der Feind erwiederte dieſes mis vieler Heftigfeit. 40 Minuten Briefe über die Belagerung von Gibraltar, 936 nad 4 Uhr verſchwand die Santo Domingoin einer Wolfe von Dampf und alle darauf befindliche Menfchen Eamen um. Die englifchen Kriegs: ſchifſe Defence und Bienfaiſant, wel he gerade mit ihr engagirt waren, und gegen welche die Santo Domingo ber reits geftrichen hatte, fuchten fogleich, wie fie das Feuer ausbrechen fahen, von derfelben wegzukommen. Dem ungeachtet fielen doch auf einer ziemli⸗ hen Entfernung, in der ſich die Biens faifant bereits von dem aufiliegenden. Schiffe befand, - verfchiedene große Stücfen Holz auf der erſteren Verdeck und flog über ihr zwifchen ihrem Bog⸗ ſpriet und Fockmaft eine große Kanoz ne weg. Wenn diefe Kanone unglück licher Weife auf das Schiff gefallen wäre, fo würde fie folches gewiß ger fenft haben. Ein Officer der Biens faifant, der mir diefe Umſtaͤnde ers zählte, Eonte nicht ohne Entfeßen an die erfchreckliche Erplofion denken, ‚die dieſes Auffliegen gemacht, und verficherte, Daß dieſe Erſchuͤtterung ihr eigenes Schiff einige Fuß aus dem Waſſer gehoben habe, Um 6 Uhr Abends ergab ſich das erfte fpanifihe Linienſchiff, und in der Folge noch 5 andere, Die Kenir, das Admirak fchiff, frich nicht eher, als bis es alle Maften beinahe verloren hatte, feine Segel wie ein Sieb vurchlöchert war ren, fein Thauwerk ganz abgefchoffen war, auch einige Schiffe den Bauch (Holk)durchbohret hatten, wodurd.es beinahe mit Waſſer überfloffen wurde, und Admiral Langara zwei Wundenam Kopfe, 937 Kopfe und eine im Dickbein erhalten hatte, Diefer brave- Officier opferte fih auf, um den übrigen Ediffen Zeit zu entfommen gewinnen zu machen. - Das Feuer dauerte von beiden Sei: ten mit unabläßiger Heftigkeit bisum 2 Uhr des Nachts, da die Monar⸗ ca son die Sandwid) ftrich, fort. Das Wetter war die Nacht hindurch aͤußerſt ſtuͤrmiſch, welches auch die Beſitznehmung der eroberten Schiffe erſchwerte, und dielirfache war, daß zwei bereits genommene fpanifche ti: an einen, Freund in Hannover gefchrieben. 938 nienfchiffe nach) Cadix entfamen, aber auf den Felfen diefes Hafens fcheiter: ten, Admiral Rodney verficherie, daß fein Schiff der fpanifchen Escadre, der Tapferfeit ungeachtet, womit Die Seinde folche vertheidigt, entfommen feyn würde, wenn nur das Wetter ir⸗ gend erträglich gewvefen, oder die Ba: taille bei Tage vorgsfallen wäre. Folgendes find die authentifchen Verzeichniſſe der englifchen und ſpani⸗ ſchen Escadre, unter denen die Ba; tailleanı vötet Kan. 1780. 18 Leguas weftwärts von Cadix vorfiel. Lifte der Flotte, welche am 2510 Dec. 1779 unter dem Cammando des Admiral Rodnep von England fegelte. Fregatten. ten.· 5 |Nang Schiffe. Arco 83 Bahr 3 So — ECumberlan 22 — Invincible Andromeda = E 2 Prince George € = | 3 — — Aleide ——— — — America Vegaſus &= 3 INefolution — — Montague ES 3 [Dublin Hyena A| * [Sandwich BEE) 3 Warlbourongh E32|| — &drmes Eörl| — rews burry Pearl 55 — Defence Fortune FRE | — Tulloden l w., [1 7 12ienfaifant EE &| Monarch zo S Triton — 1Royal George 221 3 llfred —— — [Hector Scaſord & U — Edgar A | — _— — Befehlshaber. U IE mM. Eapitain Affluk 74 | 669 D Perſton |< | o * Corinſ — — 7650 car; Admiral Digby. = Sapitain Pallon.” 90 |:767 Douglaus. 74 600 Brisbane. —600 — = 64 | 50 Eommabsre@ir Chal. Dale. Sapit. Lord. ei 7,0 — N. — | 609 — | 6009 (Sir George 5. Rodmyli ar Capitain Noung 991738 Penny 74600 Uvedale —50 Mark Robinſen — | oO s Cranſton — 1 689 D Balfonr 699 ‚s ride ] 64 15% » Duncan 74 | 60 Near: Homiral Sir John | | Lodbard Rob, } 108 J Capitain Bourmaſter — ir John Hamilton Ellott 60a nn 3 Liſte 939 Briefe fiber die Belagerung von Gibraltar, 949 Uſte der fpanifchen Flotte unter dee Ordre des Xele Je Efquadra (Contt — iſe Admiral) Don Juan de Langara. — an? | r Shife.____ Befehlshaber. Admiral D. Guar 7 Kan. M. | GihabtesSchikfal | | de Langara, 80.1750 | Genomimen und Seuix. Capitain D. Srancifeof]| - 16ib rar Ä — 16 raltar aufgebrasht. San Yuguflin. apitatn D-VicenteDo;.| 79 650 | Entkommen, San Genaro » D.Selis Techada. 70 ‚650 | Entkommen. _ \ * San Juſio 20 \65o ; — 2 DE 1 a > — 3 San Lorenzo. D. Juan dArrav. 70 1659 | Smtoimenaber ee R Kr i zugeri 8 San Julian. Marques De Medina. | 70 650 Srobert —— 4 defſen Officiers herunter) 2 genommen und es mit = | 30 engliſchen Bientenantl = und 70 Matroſen be Anñtonio Oparvide | 79. 16501 anannt worden, nachher geſtrandet. Monarca. Genommen, and zu Diligente. Antonio Nbornoz | 70 !65o> Gibraltar anfgebracht. Prince D. Manuel de Leon. 70 650 : Mr "Santo Domingo, D. Ignatio Mendiaral. 70 je — der San FEugeniv, |D. Antonio Damonte. 70. 650 | Krobert nachher abe Santa Nofalia. Cecil. Unter den 18 engliſchen Schiffen von der Linie, die ſich in der Bataille befanden, denn einige blieben bei der Convoyh zur Bedeckung, und die Shrewsbury war zur Begleitung der Duͤblin, die einen Maft verloren, vor der Bataille nach Liffabon gefandt, Fit: wpBa1g tendieSandröich, Royal George, Nefo- , fution, Montague, Marlborougb, Al⸗ fred, Eulloden, Weide und Bienfai⸗ ſant weiter nichts, als daß die beiden Sant Gerirudie Don Anibal Caſſoni. io D. Antonig Orteſa. jauf den Klippen in der Dai von Cadir verloren gegangen. 26 125011 Su 28 |3003| Sämtlich entkommen.) 28 1300)| wi letzten die große Stange voni großen Maft und die Kreiyftenge verloren. Die Defence hatte am mehrften gelit: ten. Ueberhaupt hatte die ganze Flot⸗ te 32 Todte, worunter I LHeutenant, und 102 Vermundete, unter welchen 3 Dffisiers, waren, Berzeihen Sie mein Freund, wenn diefe Epifode von einer Schlacht, Die das Schickſal von Gibraltar entfchied, etwas länger gerathen ift, als Sie viek eicht 91 leicht wuͤnſchen. Ich komme nun auf das wiederum zuruͤck, was in und um Gibraltar vorging. Admiral Langa⸗ ra's Schiff war, wie ich oben geſagt, in unſerer Bay angekommen. Ein eben aus der Action gekommenes und Auf ſerſt uͤbel zugerichtetes Schiff war ein Gegenſtand, der ſehr meine Neugierde reitzte. Sch entſchloß mich mit eini⸗ gen meiner Freunde, ſolches wenige Stunden nach ſeiner Ankunft in den Hafen zu beſehen, ungeachtet die See ziemlich hoch ging und das Fahren in einem Boote etwas unangenehm, wo nicht gefaͤhrlich machte. Beim an Bord gehen fanden wir gleich den Un⸗ terfchied zwiſchen einem englifchen. und fpanifchen Kriegsfchiffe, As Man; gel einer tief genug herunter gehenden Treppe fanden wir es fehr befchwerlich, da die Wellen das ‘door heftig gegen das Schiff ſchlugen auf daffelbe zu kom⸗ men. Wir fprangen daher durch die un⸗ tern Schießſcharten in das Schiff. Die: fes fanden wirnoch vollvon fpanifchen . Matrofen,welche ſaͤmmtlich nebſt ihren Officiers am Bord gelaſſen waren. Da ich zufaͤllig der einzige unter de— nen, die mit mir an Bord dieſes Schif⸗ fes gingen, mar, der fpanifch ſprach⸗ fo mußte ich den Dollmerfcher machen, und den fpanifchen Officiers unfere Bewunderung Uber ihre heldenmuͤthi⸗ ge Vertheidigung bezeugen. Einige diefer Herren fehienen ſich in ihr ge habtes Schicffal, nach Gibraltar auf einmal verjeßt zu werden, noch wicht recht finden zu Fönnen, und gaben nicht undentlich zur verftehen, dag, wenn an einen Freund in Hannover gefihrichen, 942 ihnen dle Sransofen zu gchöriger Zeit eine Berftörfung von Breft gefandt hätten, die Sache anders ausgefallen ſeyn dürfte, Andere, befonders die juͤngeren Dfficierg;, fanden es fehr demuͤthigend, daß die englis ſche Slange am Bord ihres weiland Schiks fes über ihrer Nationaiflagge wehete. Ich entſchuldigte dieſes als eine Gewohn⸗ heit der engliſchen Seeleute, und brauchte uͤberhaupt alle Ueberwundenen ſchuldige Maͤßignng. Dieſe nicht ſonderlich angeneh⸗ me Unterhaltung wurde zu anferm Vergnͤ⸗ gen bald durch den anfs Verdeck kommen— den polien Dun Srancisco Melgarejo, den Eapitain von der Flagge bei Admiral Langara , unterbrochen. Diefer fragte ung, ob wir wünfchten, den Admiral zu fe ben. Wir verfenten hierauf, dag wir dent felben nicht beſchwerlich fallen wolten, zu dem da er dem Vernehmen nach) an feinen Wunden zu Bette liegen folte. Dergedachte Eapitain verließ uns ſodann und ging in des Admirals Cachitte, aus der er bald darauf mit der Aeußerung zurück kehrte, daß der Admiral mich zu fprechen verlange. Mit DBergnügen ergrif ich diefe Gelegenheit, ei⸗ nen Dann kennen zu lernen, ver fi fota: pfer gehalten hatte. Ich machte ihm dass über sin Compliment, und fagte, daß eine jo glorreiche Vertheidigung benteidenswerther, als ein bei ſo ungleicher Force erhaltener Sieg wäre, und bezeugte meinen Wunſch, daß er von den auf eine ſo ruhmvolle Weife erhaltenen Wunden bald wiederum herge— ſtellet werden mögte, Der Admiral äußertg hierauf, daß er dem Capitain M'Bride, ge⸗ gen welchen er geſtrichen, für fein artiges nnd großmüthiges Betragen nnendlid) verbun— den wäre, in dem folcher Fi und feine ganze Ennipage am Bord gelaffen, und felbit den Morgen nach der Bataille in See beſucht habe, Eine gleiche Erfenntlichkeit begeugte er ach gegen den die Priſe commandiren: den Lieutenant Lewis, und erfuchte mich, fol- chen, da derfeibe Fein franzöfifch, und cr, der Admiral, Fein englifch fpreche, für die Men⸗ fchenfrenndlichfeit und Artigfeit, mit der er ihn, feine Officiers und Amtliche Eqnipage e⸗ ° 943 Wriefe über die Belagerung von Gißraltat, ic. 944 behandelt hätte, den verbindlichſten Dank zu fagen. Auch erkundigte fih Don Juan, wenn eher er mit feinen Dfficiers das Schiff verlaffen würde. Wie ich ihm hierauf fagte, daß General Eliotf, wie es verlaute, fuͤr ihn es am bequemſten halte, wenn er am Abend beim dunkelwerden ans Land komme, weil es alsdann in der Garniſon, die ſeit geraumer Zeit Feine Fremde geſehen haͤtte, am wenig⸗ ſten Aufſehen machen würde, fo verſicherte der Admiral, daß er ganz von Dankbarkeit tiber das großmüthige Betragen der engl Then Befehlöhaber ſowohl zu Waſſer als zu Rande, durchdrungen ware. Nachdem ich mid) von dem Admiral be⸗ urlaubt; richtete ih meinen Auftrag beim Lieutenant Lewis aus, der uns ſodann Ges legenheit gab, das Schiff zu beſehen. Al lenthaͤlben herrſchte die fehreeklichfte Ver— woͤſtung. Die Maſten waren, wie oben gedacht, mehrentheils ganz weggefchoffen. Viele Kanonen waren bemontirer. Hie und da fanden wir Stellen, die noch ganz von Blut gefärbt waren, Uebrigens hatte das Schiff keinen Schaden gelitten, der nicht Buld wiederum hergeſtellt werden fonte. Dies ſes herrliche Schiff, das nachher unter dem Kamen von Bibralter in der Großbris tannifchen Marine glänzte, war von Ce— dern und Mahagonn gebanet, und eines der laͤugſten nad fchönften Schiffe der ſpa— niſchen Brarade. # Unter den Resten, mit welchen ih mich anf der Serie unterhielt, war auch ver Schife geiſtlice, ein Franciſcaner⸗Moͤunch. Er (ci a mir öben ein ſolcher Dummkopf zu ſcha, wie alle Brüder feines Ordens, Die mir anf meinen Reifen in Spanien vorge kommen warın. - Wie von ungefähr das Geſpraͤch zwiſchen einem ver ſpaniſchen Of⸗ ficierz und mir auf die Ruͤtzlichkeit derKennt⸗ ig fremder Spraͤchen in verſchiedenen St- tuntionen des Lebens Fam, fo fragte ich den Moͤnch, 05 er irgenv eine lebende Spra⸗ he außer feiner Sandesfprache, als z. B. engliſch rede, da ibm folche doch in feiner gegenwärtigen Lage als Schifeprediger son Nutzen fern fönte. Hierauf gab der felbe mir im einem ſehr gravitaͤtiſchen To⸗ a TE Fr Te ————— ne zur Antwort: „dem Simmel fey es gedanft, daß ich nicht engliſch Oder —— Die Sprachen der Besser, vers e en 3 “x E Ein ſpaniſcher Officier bemerkte bei dies fer Aeußerung des Geiftlichen, in framdſi⸗ {her Sprache, gegen mich, daß folchefeichte Köpfer wie diefer, am Bord der Schiffe mehr Unheil als Nugen fhfteten, indem ſſe oft in einem Sturme oder Gefechte allegus ten Maaßregeln vereitelten, die der Bes feblshaber einest Schifs nehmen moͤgte Statt, daß folche die Matrofen gu ihrer Pflicht und Schuldigkeit aufmuntern fol ten, gingen fie mit deu Seelcuten während eines Sturms oder hartnaͤckigen Gefechtes. in den unteren Naum des Schiffes, und ſuchten durch Das Anrufen der Heiligen das Schiele! von ihrem Schiffe abzuwenden, welchem man vielleicht durch anhaltende . Arbeit eder eine ſtandhafte Vertheidigung entgehen koͤnte. 3 3 Als einen Veitrag zu dieſer Bemerkung Fan ich noch anführen, daß am 17 R Febr. 1782 cın englifcher Eutter, der Flyingfiſh, in dem Eintritte in die Bay von Gibral tar, dem Fener einer Javeque durch das von dem Schifsprediger drrfeiben verzo— gerte Engagement entgine. Dieſer Geiſt— liche wolte nemlich nicht zu geben, daß der Capitain der ſpaniſchen Javeque, ſich eher mit dem Cutter, welcher gleichfalls Kanos nen führte, in ein Gefecht einlaffen folte, his er der ſaͤmmtlichen Eonipage Die Abſo⸗ Iution ertheilt Hätte. Während diefer forg- fültigen Borbereitung zum Gefechte gewanu der engliſche Eutter der Javeque den Wind ad, und ſetzte dieſelbe außer Stand, ihm zu ſchaden. Es gelang dem Cutter hiedurch unter die Kanonen der Feſtung zu kommen, che eine von Algeziras herzu eilende Prni {che Sregatte und 3Kanonenboote ihn abs {Hneiden Eonten. \ j Diefe Beobachtung bin ih einen Of—⸗ fieier der auf der vorerwaͤhnte Javeque ardient hatte, und nachher auf dom San Miguel genommen wurde, fhuldig. ‚Den Verfolg nächfiens. Sch binıe. - * Hannoberiſches Magtzin. 46 6otes Stuͤck. Freitag, den 2gten Julius 1785. Nachricht von der 178%jährigen Leberwinterung des Schaaf⸗ viehes auf Dem herrfchaftlichen Hofe zu Wittenburg. *) $ a es biefes Jahr wegen der neuen Einrichtungen zu Wit: tenburg an hinlaͤnglicher Stal⸗ lung für die dafige Schäferei mangel: te; ſo konten nur die Laͤnmer und alten Böcke unter Dache übermwintert werden; das Übrige alte Vieh mußte aber den ganzen Winter hindurch im Freien bleiben. Zu feinem Stande hatte man einen Platz zwifchen den Gebäuden und Gärten gewählt, wo es trocken lag, Ueberwind hatte, bequem nach der Traͤnke kommen Eonte, und nahe bei der Scheuer war, aus weiher ihm das Futter gebracht. werden mußte; und hier waren dazu 64 kalenbergſche Fuß in die Länge, und 45 Fuß in die Breite, nebft einem Vorplage behuf des Futterns von 41 Fuß in die Laͤn⸗ ge, und von 45 Fuß in die Breite, vermittelft eines todten Zauns — in: dem man die Umfchlagung mit Huͤr⸗ den zur Abwehrung der Hunde und Schweine nicht für hinlaͤnglich hielt, — eingeftiedigt worden. Den ızten Dec. 1784 wurde das fanmtlihe alte Schanfvich zum er: ften male aufgeſtallt. Es beftand aus 187 Schaden herrſchaftlichem und 36 Stuͤcken Schäfer Biek ; über: haupt alfa aus 223- Stücken, und tourde gedachten ızten December nur Abends; nachher aber taͤglich zwei: mal, nemlih Morgens und Abends gefüttert. Ueber die Fütterung wur: de vom Verwalter Schumacher ein ſehr genaues Tagebuch geführt, . D00 Dora *) Man wird diefe Nachricht um defte nuͤtzlicher finden, da felbige auch zeiget, wie viel Futter man zu Heberwinterung einer gewiſſen Anzahl Schaafvienes jeder Art nöthig hat, folalicy bei Anſchlaͤgen, wie viel Vieh bei einem Gute „"8gefüttert werden Ban, nicht ohne Grund zu brauchen ſtehet. A. d. 5. 947 Nachricht von der s73$jährigemtleberwinterung 948 il — — — Vom 13. Dec, Abends bis zum 20. beffeen alſo in 7 Tagen wurden dieſen 223 Stücken altem Viehe vorgegeben — — Am 20. Dec, Abends wurden 13 Boͤcke aus dem Haufen genommen und in einem Stalfgebäude allein gefüttert. Von diefer Zeit an bis zum 30, deſ⸗ felden, alfo in 10 Tagen wurden den Übrigen 2ro Stücken vorgegeben — Vom 30, Dec, bis zum 6. Jan. Abends einfhlieglich, kriegten 209 St. (indem am 30. Dec, des Morgens 1 altes Schaaf farb, ).in 74 Tagen — Dei 7. und 8. Jan. ging das Vieh bei der gelindern Witterung den Tag über auf die Weide, und Priegte daher in diefen beiden Tagen nur — — Vom 9. bis zum 17. Jan. RR da es wieder von der Weide blieb, Friegte es — — — — — Vom 18. bis zum 22. Jan. Morgens, da das Schäafoich ı wieder gewei, det wurde, Friegte es — Am 22. Jan. wurden 153 Stuͤck Mutterfhanfe, von den übrigen Wr Stücken Haͤmmeln und güßten Schaafen abgefondert, und allein gefüttert, aud) nicht mehr getveider, — kriegten bis Ban 24. San. — ein⸗ ſchließlich — — Den 24. Jan. Nachmittags wurden zu den 153 3 Wiitterfcjaafeh noch ER ESutuͤcke ſchlechtere jährige Himmel zugeſetzt, um mit denfelben beſſer gefüttert zu werden, Diefe 170 Stück Friegten nun vom 24. Abends big ER 12 Kebr. Abends einſchließlich — — — Den 14. Febr. Nachts, ſtarb ein jaͤhriges Schadf: die Übrigen 169 St. haben darauf bis zum 21. deffelben Morgens einſchließlich gekriegt Am 21. Febr. wurde nach dem Morgenfutter ein güßtes Schaaf aus die fen Haufen wieder heraus genommen, und. unter dag guͤßte Vieb geſetzt. Die uͤbrigen 168 kriegten bis zum 22. Maͤrz Vormittags — — — Am 22. März nach dem Morgenfutter wurden wieder 17 junge Himmel und 18 Stück Schaafe, die nicht trächtig fhienen, heraus genommen und unz ter das guͤßte Vieh geſetzt. Die übrigen 133 Sad. Prints bis zum 18. April, da fic wieder er anf die Weide famen — = — Hauptſumme Alſo ı Stuͤck Schaafvich taͤglich — Folglich jedes Stuͤck dieſes Schaafviche den diesjährigen —— von 126% Tagen — — — — Die — des wa auf dein ch. x. 950 949 — FE > = 4 2 a = 5> 5 20] Ss ER Ben EB e se se 88 = & zen 83 43 5.2 SA = = Bere 18:7, » I ER WS = & Sa] Bor jjSts| Dumd_ ſets Bund. |j Band. (Drum. | 2231 7 — 15113 7 Kr We — — arolıo | 2100 !! 20| 6 10, 5 — — * — 209| 73| 15674 | 18] 9 6116 — — — 2: 209, 2. * 3] 8 15 FR. 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Morgens einſchließlich gekriegt — Sind dabei jedoch Anfangs noch einige auf die Weide gegangen, — Am 21, Febr, ift ein guͤßtes Schaaf aus dem Haufen der Mutterfchanfe _ nach dem Morgenfutter wieder unter die gußten gefekt worden, Die 40 ER haben bis zum 22, März des Morgens einfchließlich gefriegt — — Am 22. März wurden 17 junge Himmel und 18 Stuͤck Schaafe au dem Haufen der Mutterſchaafe zu diefen geſetzt; und folhe 75 Stück Re: Din zum 5. April Morgens einfchlieglich gekriegt — Am 5. April nach dem Morgenfutter wurden noch 12 Bocken zugefehts und find darauf dem ganzen ra bis zum #8: April RN vorge: geben worden — — — Em Alſo 1Stuͤck Schaafvieh täglich Sofglich jedes Stück diefes Schaafviches vom a2, Jan, bis zum 18. April oder in 86 Tagen — — Die Boͤcke find am 20, Dec. 1784 nach dem Morgenfutter aus dem Freien weggenommen, mit in den Laͤmmerſtall gefeßt; und ift ihr Futter mit dem fir die Laͤmmer bis zum 6. Yan. umter eins; von dem 6. Jan. Abends aber befonders angefchrieben worden, Selbige e haben num vom 6, Jan, bis jun ır, März einfchließlich gefriegt — Am . März iſt ı Stuͤck davon geftorben; Para haben die übrige bis zum 5. a zu Mittage erhalten — — — Hauptſumm⸗ — Alſo ein jeder Bock taͤglich — Folglich jeder Bock vom 6. San, bis zum ER April Kar oder in 89 Tagen _ = et des Bern auf dem herrſchaftlichen Hofer, 954 953 GODS + Re —R am ” >: = un oO o vi alle, oh RS: 742% & | | | DEE 2 SE ; 2 S | Sa —55 a } N — — “—— S — Sp noqu⸗ igẽ g| | | | | | | | | | ehe | = | Fi - — — — ö— — — ———— 3 | | ın i | mo ven WIE &| | | | | | | Il | | Re te mplasaadun & = = a EI sie 4 | J— — — | Ä Ben Erz ; = \s —2 8 — oauoʒ | * “u | OR: oe - SR aun — KEN ER! x N; ee ie BG J — — — — mu <| | | = sl | wie on qoanuot J a | “N x age gun wparg|” = ® e RN * — Se a ee te Re Bor ee . — — —— — Ten | : | a a 8 o Ne J 5 «#8 605 1 jmd a a o * 510 | | a m | | 2PPDAy Ion) | 8 a ale | 2, le dvz u | a © a +. = | = = $ 6 f a a —— m — ———— 38311935 wagug | | © 8 —— F — FE * N - gefchrieben worden; auch ift ein Lamm geftorben. . 955 Nachricht von der ı 78%jÄhrigen Ueberwinterung 956 Der tämmerkaufen, welcher aus 99 Stuͤcken herrfchaftlihen, 24 Stuͤcken Schäfer-fämmern und 2 Lockehaͤmmeln beftand, war den 12. Dec. 1784 auf den Stall gefommen; wurde aber erſt am 13. deifelben des Morgens zum erſtenmale geftittert, und kriegte bis zum 20, defjelben des Morgens einſchließlich Am 20. Dec. famen nad dem Morgenfutter 13 Böcke dazu; und wur: de darauf den 138 Stücken Reh bis zum 6. Dan. des Morgeng * UT. egeben — ro Dom 6. San. Abends an if die Gütterung für die ie Vöcke beſonders an⸗ Die uͤbrigen 124 Stuͤck haben darauf bis 11. Dr, da 5 Laͤmmer zum Abgange e gefommen, erhalten — Ta Vom 12. Mit, Morgenon bis zum 18. April Abends, ift den übrigen 319 Stücken gegeben worden — — — Hauptſumme — Alſo jedes Stuͤck taͤglich — Folglich jedes Stüe in 127 Tagen vom 13, — 1784 bis zum 18. April 1785 Bon dem Rocken⸗ und Weitzenſtrohz bat das Bund im Durchfchnitte 1333 Pfund gewogen; und nachdem es das. Vieh ausgefreſſen, find davon meiftens 9 Pfund an Drtfiroh wieder aufge bunden worden. Don dem Erbfen: und Wickenſtroh bat das Bund im Durchfchnitte 15 Pfund gewogen; und find davon an Ranken meiftens 3 Pfund unverzebrt liegen geblieben. Der Klee ift gleichfalls nie ganz rein aufgefreffen worden ; die wenigen übrig: gelaffenen Stengel haben aber nicht gewogen werden Pönnen, Bei diefer Fütterung iſt das Vieh ſowohl im Freien als auf dem Gtalle gut geblieben; bat.in den Augen und auf dem Leibe Farbedehalten ; ifFnicht zugefchlagen ; die trächtigen Mutter: fehaafe haben vom 12. Febr. an nad) und nach zufammen im Freien, gelam: niet; die jungen Laͤmmer haben fich gefund und munter gehalten, und find von den 96 Stücken die überhaupt ges fallen find, am 22. Mai 1785 beim Abſetzen wuͤrklich nach 85 St. wohl behalten vorhanden geweſen. Bi; Bon den am 13, Dec. 1784 ut Ueber: herrſchaftlichem Schaafsich find am. ‘13: Jun, 1785 noch 275 Stücf vor: handen geweſen, und zur Schur ge— kommen. Davon find mit Inbegrif der Klarhern an Wolle gefallen 580 Pfund 8 Loth; oder vom Stud etwa 3 Pfund 3 Loth 12 Quent. Da nun fonft 24 bis an 2% Pfund Wolle von einem, Stick Wirtendurger Schaaf: vich zu fallen pflegen: fo ift zwar der 957 de Schanfviches auf dem hersfihaftlihen Hofer. 958 Is > — * 55.05 ER ES Ss 3 — — Ze = SS =: & SS — se se 22 = © sea ®z3 “zZ SE > = = zn = > > = = FE = 5 S = RN... 11 1erej Sud. jjE1s] Dans. |jE1g) Sand. jj Mund. jj Dans, 125i 78; 93731 — — — 12 101 19 160 — 300 158117 |. 2346 1 124 — 18 19 14 165 | 1130 124.683 8494 | 36| 11 | 3 1 I 38 3 840 [I 3900 119134 14046 | ı3l 7 ee al 14 200 || 2120 —| —j158238]| 5ı = 7 3 90| 10 1395 7450 1-1 — || —| 7835 || —| 21887 | | Bier || Srear || 71887 | N Ssugoll Angus || nassssslhoissssllsossen Ueberwinterung einge: Abgang an Wolle offenbar; es läßt zählen — 187 ©t. alten fich aber doch nicht mit Gewißheit be; und — 99 - jährigen haupten, daß dieſer Abgang eine Fol Ueberhaupt — 286 Stuͤcken ge von der Ueberwinterung im Freien fer. Denn da diefes Jahr bei dei meiften Schäfereien -hiefiger Gegend weniger Wolle abgefchnitten worden ift, als fonft: fo fcheint die Schuld vielmehr an dem fo fehr foäten Ein: teitte des Fruͤhjahrs zu liegen. Aebrigens iſt nicht zu läugnen, Daß bei diefer Leberiwinterung im Freien die diesjährige trockene Witesrung nn: gemein zu ſtatten gekommen ift. Bei Öftern 59 Nachricht von der 1 78$jährigen Mebertwinterung ıc 960 oͤfterem Regenwetter wuͤrde beſonders dasjenige Vieh, bei dem ſich die Wol; fe fiheitelt, leicht Bis auf die Haut naß geworden ſeyn und dadurch gelit- ten baden; es würde mehr Futter verkommen ſeyn; und das ausgefrefz fene naß gewordene Stroh nicht gut wieder haben aufgebunden werden koͤnnen. mw, % Ir Sonntage Deuli d. J. wurde unſere lauenburgiſche Gemeinde abermals auf das ruͤhrendſte über: zeugt, Daß auch ſolche Menfchen, bei welchen fhon alle Hofnung aufgege: ben ift, zu guten Erfenntniffen gelan: gen Pönnen, wenn fie gehörig anges führer werden. Es wurde nemlich von unferm wuͤr⸗ digen Herrn Paftor Leſko, der ſchon im vorigen Sahre eine taube und flumme Frauensperſon, nach bin: länglicher Prüfung und bewaͤhrt ger fundenen Kenntniffen der Glaubens: lehren, zum heiligen Abendmahl be: reitet hatte, ein vertoilderrer und ohne alle Kenntniß göttlicher Dinge aufge mwachfener tauber Menfch nach geen⸗ digtem nachmittägigen Gettesdienfte öffentlich confiemiret, nachdem er vor⸗ her in Gegenwart vieler hundert Zen: gen über eine Stunde lang fehriftlich in feinem Chriſtenthume befragt wor: den und allemal die promtefte richti: ge Antwort ſchriftlich ertheilet hatte. Ja es wußte derfelbe aus eigenen Ge⸗ danfen und ohne die geringfte Bei⸗— huͤlfe einen kurzen Auszug von Dem CLauenburg. * * Leben, Leiden und Tode unſers Erloͤ⸗ ſers, auch einige kurze Gebete, zu aller Verwunderung, ſchriftlich und richtig buchſtabiret, aufſuſetzen. Da er erſt neun Monate im Un⸗ terrichte geweſen iſt, auch von diefer Zeit ein großer Theil zur Unterwei⸗ ſung im Schreiben hat verwendet werden muͤſſen, und er dem un— erachtet, außer der nicht geringen Kenntniß der Glaubenslehren, be reits uͤber 2000 Worte und Begriffe von der Weltkenntniß gefaßt hat, welche ihm durch Kupfer aus der Bir bel, deren Bedeutung er fogleich nie: derfchreiben Fan, und finnlihe Bor: ftellungen beigebracht find; fo ſtehet mit der größten Wahrſcheinlichkeit zu hoffen, daß, da feine Vormuͤnder in Schwerin ihn noch 2 Fahre von dem Herrn Paftor Leſko unterrichten zu laſſen gedenfen, er, da er in fo kurzer Zeit fehr viel erferne, durch fernern Unterricht zum brauchbaren Mitglier de im der menfchlichen Gefelffchaft, das fein eigen erworbenes Brod effen Fan, werde gefihickt gemacht werden koͤnnen. — Samoverifeies Manni, | 6 Stuͤck. Montag den Iten Auguſt 1785. Maximen eines angehenden Hauslehrers und Erziehers. n Anſehung der Aeltern ſeiner Eleven und anderer ihnen vorgeſetzter und uͤber ‚ihn erbabener Perfonen im Haufe, 1) Es iſt aͤußerſt viel daran gele⸗ - gen, daß zwiſchen allen dieſen Perſo⸗ nen und dem Lehrer die voͤlligſte Ueber⸗ einſtimmung herrſche, in Abſicht auf die Behandlung der Zoͤglinge, in Worten und Werken. Der Paͤdagog muß daher a) bei ihnen allen ſich Liebe und Achtung zu eriwerben fuchen ; b). ihnen befcheiden und ehrerbies tig begegnen, doch fo, daß fein Betra: gen eben fo weit von knechtiſcher oder Eindifcher Zucht, als von. flolger oder ſchaamloſer Dreiſtigkeit entfernt bleibe; 0) aufalle ihre Worteund Minen ‚mit Borficht achten, um ihre Gefinnun: ‚gen überhaupt, befonders aber in An: fehung feiner zu entdecken. ‘ d) Erbittedie Aeltern insbefondre am oufeichtige Anzeige ihres Mißfal⸗ lens, wenn er ihnen irgend Anlaß dazu geben folte. e) Er laſſe fich ihre Meinungen und ER ig Abſicht auf die Erzie⸗ 1) bung ihrer Kinder fo genau als es ih: nen felbft gefällig ift, befant machen. f) Wenn er nicht ihrer Meinung feyn Fan, fo huͤte er ſich, ihnen mit Ungeftüm oder in unböflihen Aus: drücken zu miderfprechen. g) Flach und nach, wenn man immer den rechten Zeitpunkt abwartet, und wenn man überhaupt nur viel Ber weife von gutem Verſtande und rechts Schaffenen Abfichten giebt, Laßt fich viel über die Meinungen der Dienfchen auss richten, und, für das, was entfchieden wahr und gut ift, auf diefe Weiſe der Beifall der Aeltern zum Beften ihrer Kinder gewiß erhalten, wenigſtens eher, als durch eilige Hitze und Unhoͤflichkeit. b) Wo aber ein Erzieher, um der Aeltern Willen zu thun wider ‚fein Gewiſſen bandeln müßte; da zeige er feine Gründe genau an, am beften vielleicht Läßt fichs fchriftlich thun ; und erffäre, daß er dem Gefchäfte entfagen müffe, wenn man feinen Grundfäßen hierin nicht nachgeben Fönne. 2) Dinge von Wichtigkeit, bei de nen der Paͤdagog nicht für fih allein Rath und Hülfe finden Fan, muß er Pr» den 963 Marimen eines angehenden Hauslehrere und Erzieher, 964 den Aeltern anzeigen, Aber fo oft er dies vermeiden Fan, verfchone er fie mit Klagen über feine Zöglinge, Oeftere folche Klagen bringen ihn ficher um den Beifall der Neltern, weil: - 2) es eltern immer unangenehm ift, Nachtheiliges von ihren Kindern zu hören, zumal da, b) wenn der Erzieher oft damit komt und im Affeect es thut, es nicht fehlen wird, daß nicht die Neltern Un: biltigfeit von feiner Seite dabei bemer⸗ Fen oder zu bemerfen glauben werden; ec) gar viele Aeltern ihre Kinder us Gemaͤchlichkeit andern übergeben, am der Laft der Erziehung ſich ſo viel möglich, frldft zu überheben, und " d) es immer Shwäde, Mangel an Geſchicklichkeit fich felbft zu helfen verräth, wenn ein Lehrer oft bei den Aektern Hilfe wider feine Eleven ſucht. 1.) In Anſehung der Zöglinge felbft. 'A.) Ueberhaupt. 1) Er beobachte fie genau, ſo oft er kan, aber fo viel möglich, ohne dag fie es merken, wenigſtens ohne ihnen leicht zu fagen, was er glaubt bemerkt‘ zu haben. Er wird fich oft irren. Und er lehrt fie Verſtellung, wenn er feine Wbfichten und Muthmaßungen zu leicht verraͤth. 2) ‚Er betrage ſich in allen als ihr Älterer, Elüigerer Sreund. 3) Er erzaͤhle ihnen nie oder ſelten etwas von ſich ſelbſt und ſeinen Ge⸗ ſchichten. Menſchen, zumal Kinder, muͤſſen immer zur Haͤlfte durch Furcht gelenkt werden, Und Furcht beſteht ſelten mit genauer Bekantſchaft. Am wenigſten muß ja ein Anlaß ihn verlei⸗ ten, laͤcherliche, thoͤrichte, oder ſchaͤnd⸗ liche Streiche von ſich, auch nur mit halben Worten zu erzaͤhlen. 4) Er glaube, daß er ſcharfe Beob: achter an ihnen habe, s) Aus diefen und wmählichen an⸗ dern Gründen hüte er ſich alfo, vor ihnen in Affect zu gerathen Im Affeet muß er nie ſtrafen. Kaum Fan es erlaubt werden, auch nut im. Affeet zu moraliſtren. 6) Erin Hauptzweck muß feun, zu bewuͤrken, daß dereinfE glückliche, folglich nüßliche Menfchen feine Ele: ven ſeyn mögen, nicht, daß fie jegs gleich, oder fo lange fie unter ihm fe: hen, wohlgearter kbeinen. er tönen zum Beſten jenes- endlicherr Erfolgs jeßt nachgiebt, oder in eben der Abficht unbilligen Tadel unbe dachtſamer Richter erduldet, muß er es fie wahren Vortheil halten. B.) in Anfehung des Unter, richts. 1) ternen, fo tie jede Befchäftir gung muß anfangs ‚in der erften Kindheit, Luſt fepn, Zeitvertreid, Mittel, fich fetöft, oder höchftens den nächften liebſten Perſonen Freude zu machen, Alle Kinder fernen an fangs gern, wenn man e8 hicht ver; kehrt anfängt, nicht zu viel auf einmal ausrichten wi, und mit Freundlich⸗ keit ſie dazu anfeitet. Allmaͤhlig muß es zuk Gewohn⸗ heit werden. Meſichten auf entfernte Vortheile koͤnnen Anfangs nie" oder _ RUF Sooft 555 Marimen eines angehenden Hauslehrers und Erzichers. 966 nur hoͤchſt feiten und muͤſſen nie haupt ſaͤchlich Triebfeder feyn. 2) Man gewoͤhne vom erſten Au: fange des Unterrichts an, an das al⸗ lein Arbeiten, durch Wiederholung, Vorbereitung, Abſchreiben, Auszie⸗ ben, Ueberſetz n. Lie su viel, alle Tage erwas, daß Ber Zögling bald dahin gebracht werden möge, den Tag fiir verloren zu halten, an welchem er nichts Öutes gethan hat! 3) Daß niemals der Lehrer dem Zchnler das Lernen dadurch erfchwere, Daß er ſich fein Ger ſchaͤfte bequem zu machen fücht. Des Lehrers Beiſpiel, feine augen: ſcheinliche Luft zum Arbeiten, feine be fländiae gute Laune dabei, feine fleißi: ge Vorbereitung find die ficherften und unentbehrlichften Mittel, kernbegierige und fleißige Schüler zu ziehen. - 4) Wenn Regeln behuf des Lernens gebraucht werden follen, fo feyn es bloß. beraubende, nicht angreifende. 5) Der erſte Unterricht in der Res figion muß beſtehen, a) in dein, was das Kind beim Beten, Singen und den Unterredun: gen der Erwachfenen die oft abficht: lich für das Beduͤrfniß des Kindes eingerichtet: werben koͤnnen, gelegent; lich abmerfet; b) in furzen Unterredungen über die Offenbarung Gottes in der Natur ;. €) in furgen Gebeten, Sprüchen aus der Bibel und Verſen aus Lie: dern, die man das Kind, ohne Zwang durch oftmoliges Lefen order Anhören lernen und wiederholen läßt. Alles aber, was es bavon lernt, muß es fo weit verfichen, daß Ehrfurcht, Liebe und Bertrauen gegen Gott Dadurch gegründet und befordert werden. d) Sm Leſen gut gefaßter bibliſcher Geſchichten; die Ibrwrizerjcben Fön: . nen. dazu gebraud;t werden, auch Zei⸗ lers hiſtoriſcher Catechismus. e) Im Leſen guter moraliſcher Er⸗ zaͤhlungen, dergleichen die vom Herrn von Rochow, Campe, Fedderſen, von Weiße im Kinderfreunde, von Salzmann, in dem moraliſchen Ele⸗ mentarbuche und den Unterhaltungen fuͤr Kinder und Kinderfreunde ſind. 6)- Dorfagen, Vorleſen, Leſen, und oftmalige Wiederholung der Hauptpunkte, in denen die Grundla⸗ ge und Verbindung des Ganzen liegt; dies find die twefentlichften Regeln der Methode in Abficht auf Hiftorie, Geo: grapbie, Naturbiftorie und alle Sach kenntniſſe. Beim erſten Unterrichte iſt an der Wahl der Lehrbuͤcher nicht ſehr viel gelegen, wenn der Lehrer nur gut iſt. Eberr oder Raff Fan in der Naturhiſtorie, Buſching and Kaff in der Geographie, Schroͤck bei der Hiftorie gebraucht werden. Es wird auch) empfohlen von Kennern: Kuro⸗ pa ein geographiſch⸗ bifforifches Leſebuch für die Tugend. Nur daß 3) immer auf vie Fähigkeit des Kindes zu verftehn und merkroͤrdig zu finden, bei der Auswahl und Eins Fleidung fleißig Ruͤckſicht genommen wird, b) was ſich verfinnlichen laßt, oft verfinnlichet wird, Ppp 2 c) was 967 Marimen eines angehenden Hauslehrers und Erziehers. * c) was ſich anwenden, ausuͤben laͤßt, dadurch im Gedaͤchtniſſe erneuert und dem Willen intereffanter gemacht wird; h waͤre es auch nur dur Anbrin: gen, Erzaͤhlen vor den Aeltern oder andern lieben Perfonen auf deren ge fälliges Verlangen. e) Im Wohnzimmer aufgehängte Tabellen und Gemählde Pönnen den hiftorifchen Unterricht ſehr erleichtern. 7) Beim Unterrichtein Sprachen a) muß mit dem Lefen und Leber: feßen intereffanter Geſchichten gleich angefangen werden. Die von Das ſedow ausgezogene Colloquia Erasmi, Buͤſchings liber larinus , Gedickens Chreftomathie, das Schuͤtziſche Ele mentarbuch Finnen gebraucht werden. Der Lehrer muß immer nod) bei je dem Buche zufehn, was für feinen Zögling ift oder nicht ift. Go bald als möglich geht er zu den alten Kur toren, Cefar, Cornel. N. oder den bi- ſtoriis ſelectis fort, bei denen. aber vie: les iberfchlagen werden muß. Wenn obfeoena bei den alten Autoren nicht übergangen werden koͤnnen, muͤſſen fie als heidnifche, unter Chriften un: befante oder verabfihrute Unar—⸗ ten und Laſter unerklaͤrt bleiben, oder in den ehrbarften Ausdruͤcken mit ernftlicher Mine überfeßt werden. b) Paradigmata nomimum und ver- borum müffen duch Anfchreiben an die Tafel, abſchreiben laſſen und geles gentliches Decliniren und Conjugiten, von den beim Aeberfeßen vorfommens den Wörtern eingeprägt und geläufig gemacht werden. c) Die Regeln des Syntax u. a. müffen gelegenbeitlich vorgefagt und hernach in der Grammatik gelefen werdeit, d) Durch muͤndliches und fchrifte liches Veberfeßen oft aus der fremden - in die einbeimifche Sprache, hernach auch aus diefer in jene muß hauptfäche fich der Borrarh von Wörtern im Ger dächtniffe vermehrt werden. Aus den gelefenen und uͤberſetzten Stuͤcken ausgezogene, aufgefchriebene Wörter find die gefchickteften dazu, - wenn ja Vocabeln gelerne werden folfen. 8). Briefe zu ſchreiben kan ein Kind — ſchon im 8. oder ro. Sabre — den Anfang machen. Im 2. oder "14. Jahre fan man anfangen laſſen Auszüge oder eigene Auffoͤtze hiftoris ſchen und moralifhen Juhalte zu vers fertigen. Aber ja zuerſt bloß in einer völlig geläufigen Sprache, damit nicht von beiden Seiten Schmierigfeiten entſtehen. Von der jaͤhrlichen Einnahme und Ausgabe. euren Concurſe, die in grof fen und Fleinen Staͤdten entſte⸗ hen, haben gewöhnlich, wenn man nicht lieblos urtheilen will, mehr Leichtſinn als Vorſatz zum Grunde, Der eigene Hang zum Vergnügen, — die uneins gefchränfte Gefälligfeit gegen Die Gatz tin, welche mande Frau fo oft min ſchet, 99 ſchet, — der Rei der Freundfchaft, und zum öftern ein falfcher Begrif von Ehre, geben Anlaß zu Ausgaben, die, nicht fo wohl in Ruͤckſicht ihrer Groͤße als häufigen Wiederholungen, beim Jahresſchluſſe einen Defeet in ver Caſ⸗ fe veranlaffen. Wer dieſen Mangel nach Berlauf eines Jahres verfpürer und ſolchem in Zeiten vorbeuget, han⸗ belt als ein Fluger Mann. Allein, da; zu ift genauer Ueberſchlag der jährli: hen Einnahme und der nothwendigen unentbehrlichen Ausgaben erforder: lich, und ein unwandelbarer hartnaͤckt⸗ ger Borfaß, fehlechterdings nicht mehr ju verwenden. Iſt die jährliche baare Geldeinnah⸗ me beſtimmt; ſo kan jeder, der die Rechenkunſt verſteht, gar leicht berech⸗ nen, wie viel er zu dieſem oder jenem Beduͤrfniß verwenden kan, um nicht mehr auszugeben, als er einnimt. Wenn aber dieſe Einnahme unbe— ſtimmt iſt; ſo erfordert die Ausgabe noch mehrere Vorſichtigkeit, welche ſich nur nach dem wuͤrklichen Verhaͤltniß der unbefinniten Einnahme eines Haushälters richten Fan. Nuͤtzlich ift indeffen für jedweden zu wiffen, wie hoch fich feine tägliche Ausgaben in einem Jahre belaufen, denn daraus Fan er. gar leichtlich ber rechnen, ob folche hoͤher oder geringer als feine Einnahme feyn, Teßtere mag - beftimmt gemwefen feyn oder nicht, In den mehrſten bürgerlichen Haus; haltungen ift die Ausgabe für Kleinig: feiten der Hausfrau überlaffen, und dieſe Fan fehr öfters aus Unwiſſenheit Bon ber jährfihen Einnahme und Ausgabe, 979 fehlen, weil fie die Rechenkunſt niche verſteht. Koͤnte manche Frau uͤberfe⸗ hen, wie hoch eine beſtimmte kleine taͤg⸗ liche Ausgabe am Jahresſchluß ſich beliefe; ſo wuͤrde ſie wahrſcheinlich nicht an dem Verderben Theil neh: men, welches öfters ducch Mangel ei: ner richtigen Berechnung veranlaft wird, Ich theile folgende Tabelfemit, woraus ohne viele Mühe zu erſehen ift, wie viel eine tägliche Ausgabe jährlich betraͤgt. Wenn man |] fobeträgt ſolches toaͤglich ausgiebt jährlich hir. ıgar.| pr] Thtr. aar. | u. — — ı 17.685 — — 2 2] 12| Io nn — 3 -3] 19) 8 — — J zu Be 61 8 — — 6 714 6 — — 7 8] 201 11 ee | 10) 3 4 Ba ran Ba RES u ER, — — 1006 12 16) a2 — Lu. — 11 — 15 5 — — 2| —|| 530) 10] — — 31: 12,431. 83127 => 4) —|| 60° 20) — — sl || :761. 1 = Ir 6| — || 911 6) — — 7 —|| 106| 11 = — 8; —|| 121) 165 — — g9| — 136 2 — dass — | 3 — 167] 7 — | — 12 af 232! 12) — — | 13] —I 197| 17] — Po» 3 can # 977 Don der jährlichen Einnahme und Ausgabe 972 fäglich-ausgieht jährlich Wenn man Is. Thlr. | gar.| PT. Thlr. “gar.| pf. 14 212} 22) — 15, — 228) 3) 0 16 — — —2581 13 — 288 “ — | 365| — EN Bez 1095| — 132851 — Beer ee nn — —— —— —— — 4380| — REED I EREEH +3 — — — — — REST Berne ni} — ou u) U» a Bu = Oo o De) Do | er Eine andere Frage ift: Wie viel Pan ich täglich ausgeben, wenn ich z. E. 100. 200. oder 300 Rthir. jährlich einzunehmen babe, ohne mit der Einnahme zu Fury zu kommen? Eine Frau, die zum Haushalt et: was gewiſſes bekoͤmt, will öfters ſpa⸗ gen, um nicht zu kurz zu kommen, weiß aber nicht zu berechnen, wie viel fie zum höchften täglich verwenden fan; oder fie will zu einer außerordentlichen Ausgabe nicht, wie fie Dazu gelangen Fan, Schraͤnket fie von der täglichen Ausgabe nur eine Kfeinigfeit ein; ſo Fan fie zwar aus obiger Tabelle ſchon erfehen, wie viel folches jährlich bes trägt, und alsdenn brurtheilen, ob Die Summe zu ihrem Zweck hinreichend ſey. Indeſſen vermuthe ich, daß fol⸗ gende Tabelle dazu bequemer ſey, weil dieſe enthaͤlt, wie viel man taͤglich von einer beſtimmten Summe ausgeben Eönne, ohne ſich der Gefahr auszur feßen, mehr auszugeben, ale man ein? genommen hat, oder, welches einerfei - ft, in Schulden zu gerathen. Wenn die Frau z. E. 200 Rthlt, Einnabmejährlih bat, und zo Rtblr, zum gemiffen Zweck zu erfparen wuͤn⸗ ſchet: ſo wird es ihr ein leichtes ſeyn von 200 Rthfe. dieſe 20 Rıblr. ab⸗ zufeßen, und in der Tabelle aufzufur chen, wie viel fie von 180 Rthlr. jaͤhrlicher Einnahme zur taͤglichen Auͤsgabe verwenden kan. Sie ſucht in der Tabelle go Rthlr., davon fan fie täglich verwenden 5 ggr. 3 pf., und 100 Kthlr. , davon Fan fie taͤg⸗ lich verwenden 6 ggr. 6 pf., macht zufammen ıı ggr. 9 pf. Giebt ſie täglich nicht mehr aus, fo bat ſie am Jahrrsſchluſſe zo Rthlr. eruͤbriget. Wenn Geld erſparen, und weiß: * 973. Bon ber jährlichen Einnahme und Ausgabe, 974 VWenn man jaͤhrlich TI fo Fan man täglich. einnimt ausgeben ind behaͤlt Thlr. Eor. I_ of Thlx. san. TSF. N] Shlr. , gar. ı ef; 21- | —- — — ı | — | ı7 “ stm en e tea lırn) a BR SS Meran 9 | a a var, re a ß——— a ar | ern Ben EDER | ea 0 666 Ge le —— 10... — — — — — Re | 3 I ER SE | * 1 3 11-— 1 23 9 39.1.5 — *— 1 11 — 20 5 J— Le | Bee 4 it a Be ze 3:13. 1, R3 9 bo. — 4 — IN 3jır || — |'ıo 5 RT se een! | er 4 P:.7:1. 7 1 Bei eK — 5 SAN a FD Ne ac | Myers U VE — 5 100. — 6 6 1 3 6 800 1. = lH ıl—| 7 300 — — — 1 — 19 8 — | aı 8 400 —| — 1 ER — 500 — — 1 8 10— 510 1 ss —— 11 700.1 —— 300 | F —ıl a 4 | 71 | „Iı gol— | — 2:):77 21 —1:4 2 ıo00 | — | — —6 17 9 | — |.1 3 2000 | — | — | ER E | 6 — 2 | 6 3000.) 7 rn 6,3 2 3 9 4000 — — II ı0o | 23 | — || — sı— sooo | — | —.{ 13 6 9 — | 6 3 Der jedesmal bleibende Ueberſchuß feine nothwendiaften Beduͤrfniſſe dar beträgt eine Kleinigkeit, beweiſet ins mit zu beſtreiten im Stande ift, am deſſen, daß wenn man nicht mehr, als Schluffe des Jahres Feine Schulden Berechnet ift, täglicd) ausgiedt, und gemacht ſind. a. ©, — Unter⸗ mr 975 Er Zr, 976 Unterricht, wie aus den Tabacksſaamen ſowohl ein Del zum Effen, als auch zum Brennen der Lampen gezogen werden koͤnne. Vom Herrn Ziegleiverwalter Fr. Friedrich Wundram zu Herrenhaufen. a viele Liebhaber des Tabacks— baues von mir einen Unterricht verlangt haben, wie fie ihren überflüf figen Tabacksſaamen am beften nutzen und gebrauchen Fönten; fo mache ich bieducch befant, daß ich nach vielen felbſt angeftellten Berfuchen gefunden, daß fich faft aus allen Arten des Ta: bacsfaamen ein gutes Del prefien oder ziehen faffe, welches fo wohl zum Effen, als auch zum Brennen der tampen, mit vielem Nutzen und Bor: theil zu gebrauchen ftebt. Diefes aus. dem Tabacksſaamen gepreßte Del hat einen fehr angeneh⸗ men Gefchmack und dienet zum Be gießen des Sallats, fo wie auch zu Eyer⸗ oder Pfannefuchen, und zur for genannten Delbutter, da nemlich Del und Rinder: oder Hammeltalg, zuſam⸗ men geſchmolzen, gehörig gefalzen, und diefes Gemifche an flatt der But⸗ ter aufs Brod gefchmieret, auch das Gemüfe damit gekocht und gegeffen wird, . Das fchlechtefte und unfhmakhak tefte Del vom Tabacksfaamen Fan zum rennen auf fampen, oder jum ans bern Behuf gebraucht werden. Mit den Auspreffen des Dels aus dem Tabacksſaamen, wird auf gleiche Art, wie mit dem Mohn: oder Rür befaamenfchlagen, oder Ausprefien, verfahren, welche Bearbeitung faft einem jeden Hausbälter, beſonders aber auch dem Landmann hinlaͤnglich befant ift, weswegen e8 denn uͤber—⸗ flügig feyn würde, hier etwas davon zu erwähnen. "Zum 2ıten Stuͤck des Hannoverifchen Magazins, De es eine bekante Regel iſt: daß ein maͤnnlicher Name bloß durch den Anhang der Silbe in und auf kei⸗ ne endere Art zu einem weiblichen wird; ſo muß derjenige, der Davon eine Ausnahme vorgeben will, folche durch den Gebrauch bemeifen, Diefer fan ‚aber nicht aus Miederfachfen oder an⸗ dern platdeutfchen Orten kommen, fon: bern muß daher geholet werden, wo die hochdeutſche Sprache zu Haufe iſt, und da mögte es ſchwer werden, dergleichen Beweis zu finden; dann z. E. in der Gegend von feipzig fagt und fchreiße - man: Fran Diaconuſſinn, folglich wird man auch wohl Syndicuffinn ic. u. ſ. fi fagen. Man muß fi) daher durch die platt: deutſchen Mundarten nicht verwöhnen noch) irre machen laffen, fondern fich andie Sprachähnlichfeit halten. Denn den vermeineten Uebelklang des An: hangs in an dergleichen Wörter von lateinifchem Urfprung, wird ein body deutſches Gehör nicht empfinben ıc. TEE EEE EBENE - Hannoberiſches Magazin. re 62tes Stuͤck. Bemerkungen uͤber die allgemeine Verbreitung der mediciniſchen Volksſchriften. Nihil novi quidem ſed veri multum. 5): immer mehr und mehr ein: reißende Sucht, medicinifche VBolksſchriften zu. fehreiben und zu lefen, ift der Wichtigfeit des Gegenftandes wegen , einer Unterfur Hung nicht unmwertb, da man dieſe Bücher nur immer einfeitig betrachtet, bloß von dem Mugen, nie aber von den Schwierigfeiten redet, die ihrer allgemeinen und vortheilhaften An: wendung im Wege ſtehen. Yhre Brauchbarkeit folte aber eigentlich nur bloß auf die, von Aerzten ent: feente Claſſe der Menfchen einge fhränft werden, denen es allerdings ſehr wichtig ift, bei vorfallenden Krank; beiten ohne viele Weitläuftigfeit und Unfoften, gewiſſe Berbaltungsregeln befolgen zu koͤnnen. Allein, diefes ift in der That leichter gedacht als ausge⸗ führt, denn bei der großen Menge mer dicinifch populairer Bücher, bat man aufrichtig und unpartheiifch zu reden, doch Feines aufzumeifen, das nicht eben fo viel gefchader als genußet, und es würde fehr ſchwer feyn, ein wohlfei⸗ les, faßliches, nichts überflüßiges und fhädliches enthaftendes Buch, jeman⸗ den zu empfehlen, wenn man übe zeugt ift, daß das unbedingte Anpreis fen gewiffer Schriften, den Laien a) anſtatt ihn aufzuflären und zu teöften, nur verwirrt und mißmüthig macht, Um nun Vihe-Mediciner von der Un: möglichfeit, einer allgemein faßlichen und nußbaren Anleitung, die Selbſt⸗ 2} qq Be⸗ a) Ich verſtehe unter dieſem Worte alle diejenigen, die ſich nie mit der gründlichen Erlernung der Arzeneiwiffenfchaft abgegeben ; auch felbft die Hypochonder, welche alle fie betreffende Schriften gelefen haben, ihre Beſchwerden, die Erflä: rung derfelben und die Mittel dagegen, nebfi deren Beurtheilung an den Fin gern her zu erzählen wiſſen, und ſterben würden, wenu fie nicht über jede Ver: ordnung des Arztes commentiren und raifonniren dürften. Ein freilich dieſen Gedruͤckten leicht zu verzeihendes, aber nichts deſto weniger ſchwer zu erdulden: des Betragen. 6,9 Behandlung der Kranfbeiten betref: fend, zu überzeugen, werde ich einige mie und andern vorzüglich aufgefalle: ne Nachtbeife bier aufftellen. Bevor ich aber dies unternehmen fan, muß ich einer Hauptquelle vieler unter dem Volk berrfchender Vorurtheile, und der daher rührenden unrichtigen Ber urtheilung der Arzeneiwiffenfchaft er: wähnen; weil diefe mit den nachher abzuhandelnden in der genaueften Ver⸗ bindung ſteht, und der Late auf diefe Art am beften überzeugt werden Fan, wie fchwer es fen, ibm die zu feiner Wiederherſtellung nörhigen Kenntniffe beizubringen. Das verfante Gefchäft des Arztes ift es nemlih, was zu fo unbefchreiblich vielen Irrthuͤmern An: laß giebt; felbft Gelehrten und ſonſt aufgeflärten Männern ift es nicht ſel⸗ gen ein Raͤthſel, wenigſtens berrfchen hieruͤber fo verfehrte und unrichtige Sefinnungen, daß die Berichtigung derfelben, fo nothwendig als nußbar ift. Man glaubt gewöhnlich , der Arzt erforfche den Namen der Krank: beit, und gebe nun dagegen das be; waͤhrte Recept, welches eine langjaͤh⸗ tige Praxis hindurch ſich am kraͤftig⸗ ſten bewieſen hat. Wie falſch, wie unrichtig dieſes fen, Fan nur ein Zim⸗ mermann, einer der erften Aerzte Deutfchlandes, mit der ihm eignen binreißenden Beredtfamfeit,und denen der Wuͤrde der Sache gemäßen Gruͤn⸗ den darthum, daher ich meine gefer in diefer Ruͤckſicht vorziiglich auf die er ften Capitel feiner Erfahrung, welches Werk dem Philoſophen wie jedem Wiß⸗ Bemerkungen über die allgemeine Verbreitung ' 980 begierigen gleich interejfant ift, wer: weiſen muß; und nur.beiläufig wuͤn⸗ fche, daß es häufiger, als die eigentli⸗ chen praftifchen mediciniſchen Schrif⸗ ten mögte gelefen werden, damit der Laie das falfche und unrichtige in feiz nen Meinungen einfeken lernte, A: fein, nicht der Name der Krankheit, giebt die Anzeige zur Heilung, fon: dern die fcharffichtigfte Auffuchung der oft weit hinaus verſteckten und verborgenen Urfache der berrfchenden Befihwerden, die Beurtheilung des Berhältniffes diefer, oder mehrerer Urfachen zur Krankheit, und, um jich hiervon zu vergemwiffern, die Erfor⸗ [hung der Lebensart, des Alters, der Erziehung, der vother gegangenen Krankheiten, des Einfluffes der Jahres zeit und Witterung, Die Kenntniß des natürlichen, auf die Erfahrung aller jemals lebenden Beobachter ge bauten, Verlaufs der Krankheit, der toefentlichen eignen Zufaͤlle und Kenn: zeichen, der mancherlei individuellen Verwickelungen, der wahrfcheinlichen Befchaffenheit der fluͤßigen und feften Theile, der mancherlei Schärfen, Bers dieferungen, Berdünnungen der Gäf - te, der Erfchlaffung, der lärfern oder fhwähern Spannung der Muffel: und Mervenfafern, und ihrer verſchie⸗ denen Merfinale, wodurch fie fich zu erfennen geben. Die Kenntniß des thierifchen Baues, der natürlichen Verrichtungen, ibrer Abweichungen, und der daraus fich veroffenbarenden böfen oder guten Kennzeichen, des. To: des, nachfolgender Kranfheiten, oder der R 980 - der Wiederherſtellung. Die Kenntniß der. natürlichen unwandelbaren Ge feße, der Lebensfraft, in wie ferne fie felbft wuͤrkſam, oder durch dieſe oder jene Hälfsmittel unterſtuͤtzt werden muß. Endlich die Wahl des fhick lich tauglichen Yrzeneimittels, aus der großen Menge, und dem unwuͤrkſa— men Wußte, welchen uns die drei Naturreiche Darbieten, Die Kennt niß der Beſtandtheile bes gewählten Mittels, der beſtaͤndigen oder verſchie⸗ denen Eigenſchaften und Wuͤrkungen defjelben, auf den menfchlihen Kor: per, und hundert andere Umſtaͤnde von denen ver Laie nicht träumt, und die der rechtfchaffene feine Wiſſenſchaft fiebende Arzt, nur durch mühfame Nachforſchung und koſtbaren Auf: wand fich erwirbt. Einiger maaßen Fan ver Nicht⸗Mediciner, aus dieſer nur hoͤchſt unvollfommnen Sfizze der Befchäftigungen eines prafeifchen Arz⸗ „welche Schwierigfeiten dung feiner Kunft auf: welch geubtes nicht zu Befchreibendes Gefühl, welche Gegen: wart des Geiftes, welcher Scharfſinn noͤtchig ift, um verworrene, vergeffene, oder gar nicht beachtere Umftände, die doch auf fein Urtheil und die darauf gegründete Behandlung den größten Einfluß haben, zu erfragen, wie man: he uneeflärbare, höchft werborgene, ſchwer zu behandelnde, und zu beiten: de Krankheit dem mit aller Wiſſen⸗ der mediciniſchen Volksſchtiften. 982 ſchaft, Beleſenheit und Eifer ausge ruͤſteten Arzt vorkomt b), und wie viele gar nicht zu beſtimmende und auf das feinfte ſelbſt Gefühl berubende Umftinde, feine Handlungen regieren muͤſſen. Iſt es denn nun wohl eine fo leichte Sadhe, Krankheiten gewiß fiher und geündtich zu heilen)? Kan die befte popnlaire medicinifhe Schrift den Laien binreichend unterrichten, da er von allen vorerwähnten Kenntniſſen nicht den geringſten Begrif bat? Ja wenn nicht alle medicinifcheh Lehren fhwwefterlih miteinander verwandt, und vie eine, ohne Hülfe der andern Fönte verſtanden wernen, fo mögten - praftifche Volksbuͤcher immer einen geößern Mutzen haben ; und doch mir de Fleiß, Zeit und Mühe angewandt werden müffen, um die, durch gemwiffe fhriftliche Kennzeichen beſtimmtenFaͤl⸗ le, in der Natur nun aud) eben fo ge tig aufzufinden, und von andern aͤhn⸗ lihen zu unterſcheiden. Allein, die verfihievenen Zweige der Arzeneiwiſ⸗ fenfchaft find ungertrennlich an einan⸗ der gefettet, ohne Nachtheil Fan nicht ein einziges Ölied de ſelben abgeriffen, _ vielmeniger der ſchwerſte und wichtig fie Theil derfelben gerade zu, und ohne Borbereitung begriffen werden; feldft dem Arzt Fönnen bei dem auf ferordentlihen Uinfange der prafti- ſchen Kunft, vie von ihr entfernteften Glieder, nur der Oberfläche nach be: Fant ſeyn, da nach) dem Ausſpruch des "Qag 2 ſchon »b Iſenflamm praftifche Anmerkungen über die Eingeweide. Erfang. 1784. e) Errlebin Doroth. Chriſt. von der geſchwinden aber unfichern Heilung der Krank heiten. Dale 1755. 983 Begmerkungen über die fchon vor mehr als 2000 Jahr leben: den Hippoerates, die Mannigfaltig: feit, die Kürze des Lebens, und Die große Menge der unentbehrlich zu wiſ⸗ fenden Kenntniffe, ſchon an fich alle feinen Fleiß auffordern, find die Kenneniffe feit jener Zeit, bis ins Unendliche vermehrt, und die Krankheiten haben wegen der verfeiz nerten Lebensart, eine ganz verfchiede: ne und Außerft veränderte Geftalt an: “genommen, fo, daß gar Feine allgemeine Regeln bei Heilung derfelben ftatt fin: den, weil angeborne Schwäche, Ber: zartelung und Luxus ſchon dafür for: gen, die beftändige und fich ſtets ein- fach zeigende Natur zu zerfiören, und Ausnahmen zu etfchaffen; da fogar auch die von dem Altvater der göftli: hen Kunft aufgegeichnete Zufälle, Er: fheinungen, VBorberfagungen, und Aberhaupt der ganze Verlauf der Krankheiten, nach unfern heutigen Beobachtungen fo manche Abaͤnde⸗ rung zuläßt; wie folches aus den mühfamen Verſuchen, des de Haen und Ruſch erfeben wird, da nicht der zehnte Theil der Dippoeratifchen Vor: berfagungen eintraf, und auch nicht zutreffen Ponte, weil das einförmige Klima Griechenlandes, und die eben erwähnten Umftände dieſe Verfchie: denheit hervorbrachten. Weil man ferner unter gefitteten Bölfern haͤufi⸗ gere und hartnäcigere Krankheiten bemerfe, die fich wechfelsweife ein mit den andern vermifchen, und die zu: fammengefeßteften Uebel bervorbrin: sen; weil die einfachen Kraͤuter und "Ueberdem allgemeine Verbreitung. Wurzeln nicht immer binreichen, die verwickelten Chamäleon gleiche, vers fehiedene Geftalten und Farben an nehmende Beſchwerden zu heben; weil die Aerzte mit der größten Aufmerk⸗ famfeit auf die Veränderungen der Lebensart, der Luft und Witterung achten, fich oft von der Herrfchaft der medicinifchen Geften losmachen, und ihre Grundfäge und Heilungsarten, nach den Veränderungen der Krank beiten formen muͤſſen; weil es unmög lich den Laien in allen diefen zu unter richten, weil mit der Verbreitung der medicinifchen Lehren, zu vieler Mi: brauch und Schaden verfnüpft iſt, weil die Kunft Krankheiten zu heilen, nicht in Recept und Arcanenkraͤmerei beſteht, ift es nicht möglich noch we niger vortheilhaft, jedermann die Ber forgung feines kranken Körpers anzu⸗ vertrauen. Sp ausgemacht richtig es daher iſt, daß ungebifdete Voͤlker ie An⸗ wendung der einfachfte ihre Krankheiten heben koͤnn d wahr ift es auch, Daß diejenigen, welche von ber urfprünglichen natuͤrlichen Lebens— art abgewichen, fich zugleich dieſes Vorrechts begeben, und der ſelbſt anferlegten Pflicht Aerzte zu gebrau⸗ hen, nicht entziehen Fönnen. Ruſch der billigfte unpartheiifchfte Beurthei⸗ ler der Arzeneiwiſſenſchaft, und dep: wegen bier der entfcheidenfte Schrifte fteller fagt: in einem völlig ausgebil⸗ deten Staat find die Aerzte wuͤrklich noͤthig, um- die Bünfklichen Krank heiten zu erleichtern, und da, wo ihre — Kunſt 984 985 Kunſt nicht hinreicht, die Annaͤherung des Todes, (den der Wilde weder fo ſcheuet noch fo ängftlich entgegen ſieht) ju mildern, und unter täufchenden Hofnungen weniger empfindlich zu machen. Mögten doch ſo manche Schrift: ſteller dieſe Wahrheiten beherzigen, ehe fie fo freigebig mit ihren Anlei⸗ tungen Afterärzte zu Bilden hervortre⸗ ten, und lefen, was Gruner in feinem Almanad für Aerzte und Nichtärzte auf das Jahr 1783 fo ganz hieher paffend fagt: Die Abſicht der Verfaſ⸗ fer einer populairen Arzeneikunde ift lobenswerthI allein, ein folch Unter: nehmen muß allemal verungläcken. Dergleichen Schriften vermehren die gefährliche Elaffe von Menfchen, die fich weife duͤnken, ohne Kenntniffe zu > haben, und enthalten doc nur den Fleinften Theil von dem, was zur Er: reihung dieſer Abſicht nötbigift. Die Angabe der Arzeneimittel Fan Feinen Mugen haben, woferne man die Im: fände nicht weiß, unter welchen fie muͤſſen verſchrieben werden. Ohne dieſe Kenntniß iſt erſtere ganz unnuͤtz und hoͤchſt gefährlich, weil fie recht; ſchaffenen Männern weniger Gelegen⸗ heit verfihaft, ſich um ihre Mitbürger verdient zu machen, defto mehr aber den Unwiſſenden, das Publikum zu bintergeben. Ich fehe auch gar nicht ein, warum Gelehrte ihre Kenntniffe allgemein ausbreiten ſollen, wenn fie fo fchädfiche Folgen haben Fönnen, und anftatt das allgemeine Beſte zu der mediciniſchen Volksſchriften. 936 befördern, Schaden ftiften, Wie manche Lehren und Kemmtniffe find nicht außerordentlich nüßlich, wenn fie auf eine gewiffe Claffe von Men: ſchen eingefchränft bleiben, die aber alle ihre Nußbarkeit verlieren, fo bald fie afgemmeiner gemacht werden, Man denfe fih nur was einige metaphnfi: ſche und theologifche nach den Begrifr fen des gemeinen Mannes faßlich vor: getragene Wahrheiten für eine Empoͤ⸗ rung erregen, wie fie mißverflanden, und zu allerhand Srrungen Anlaß ge ben würden, Verhuͤtet maı aber den Druck folder Schriften um die Ruhe des Staats zu erhalten, warum ſchenkt man der erften und natürlichften Urs fache, aller Rube, Pflichterfuͤllung und Bergnägung nicht diefelbige Aufmerk⸗ famfeit ; warum follen nach Wei: Fard d) der Aerzte ihre Privilegien, wodurch fie ausfchließend das Mecht befommen, diefe Wiffenfchaft zu trei⸗ ben, nicht eben die Achtung verdienen, die man anderen zufteht, und warum verachten die Aerzte felbft, aus wohl: meinender aber unrecht angewandten Aufflärungsfucht, diefe ihnen gebuͤh— rende Vorzuͤge. Wuͤrde der Arzt nicht ein Thor feyn, fich fo viele Mühe bei Erlernung feiner Wiffenfchaft zu ge: ben, wenn er alle die ihm nöthigen Kenntniffe aus populairen Schriften fchöpfen Fönte? Würde er bei ſtinken⸗ den Leichen, den Ban und die Kräfte der ehierifchen Mafchinen Fennen zu lernen ſuchen? Würde er in großen, wegen Menge der Kranken mit einer Qqq 3 ver⸗ d) Kleine Schriften, van Zwierlein heransgegeben. p. 193. ‚vergifteten Luft angefüllten Hoſpitaͤ⸗ lern, die wohlthaͤtige Wiſſenſchaft auf Koften feiner eigenen Geſundheit er⸗ lernen e)? Würden fih Männer, die die Zierde eines Jahrhunderts aus machen, ein Boerhave, Haller, Swie— ten wohl einer Wiffenfihaft nunterzor gen. haben, die, wie man nad). den Bolksanmeifungen glauben muß, fo feicht zu eriernemift? Würde ihr thaͤ⸗ tiger tiefblickender Geift, Unterbal⸗ tung, und die ihre ganze Lebenszeit hindurch fortgefeßte Beſchaͤftigung mit den verſchiedenen Theilen dieſer Wiſſenſchaft, ihnen wohl geuugſame Arbeit gegeben haben? Man lerne alſo doch einſehen, daß das Recept vberſchreiben Peine fo leichte Arbeit, und Krankenbeſuch fein Spasieren: gehen fen; daß eben fo viel Kunft das zu erfordert werde, Krankheiten zu heilen, als Proceffe zu. führen und Meven zu halten, - Wie fonderbar würde es. nicht jedermann vorkommen, wenn der Nechtsgelehrte populaire Un: weifungen für den Landmann fehriebe, ihm auf das dringendſte empföhle, ſich für Zänfereien und Streitigkeiten in acht zu nehmen, und ihm eine Anz e) Noch nenerlich wurden einige junge Aerzte in Hamburg ‚Fur; hinter einander, Bemerkungen über die allgemeine Verbreitung | an Ma VER 988 leitung gäbe, wie er feine Proceffe führen „und feine Klagen verbringen müßte, ‚allein, niemand finder es Diez ferbalb- unpaffend, täglich folche mer dieinifche Ankündigungen zu erblicken, darauf zu peänumeriren, und fich vers mehrte Beſchwerden, anſtatt der ger hoften Huͤlfe fuͤr baares Geld anzuz ſchaffen. Dies mag im allgemeinen hinreichen, die Unmoͤglichkeit und die unuͤberſteiglichen Hinderniſſe zu bewei⸗ ſen, dieſe Art Schriften fuͤr den Laien nutzbar zu machen: Ich werde mich jetzt bemuͤhen, die beſondern Mache theile und den Schaden, welchen dieſe Bücher anrichten, umſtaͤndlich ause einander zu ſetzen, um. die dieſem Ge: genflande gebührende Aufmerkſamkeit von neuem F) zu-erregen, und ander Gelegenheit geben, ihre tiefer durchs dachten, und mehr Eindruck machende Bemerfungen über diefe Materie, dem Publikum mitzutheilen. Praktiſche medieiniſche Schriften ſind für ven Ge lehrten, den. Adel und Perfonen des Mittelftandes ganz unbrauchbar, und doch würden diefe fie nur nuͤtzen koͤn⸗ nen, da der Bauer, und der geringe Stadteinwohner für. den die mehrſten um. Opfer ihres unermüdeten Eifers, arıme.am Saulfieber niederliegende Men: {hen zu retten; fie farben. in ihrem gefahrvollen Beruf-des glücklichften Todes, von jedem Edeldenfenden betraurt, und von jeden Nechtfchaffenen bewundert, den Tod fürs Vaterland. -E) Der Hofrath Murray fehrieb 1780 eine Rede, de limitanda laude ſcriptorum medicorum, ufüi populari: deftinatorum, die mir. nicht zur Geficht gefommen iſt; hingegen habe ich die fürtrefihe Abhandlung des -L..L. Finke de utili quidem, fed admodum limitanda ‚medicina populari mit dem größten Vergnügen, nach⸗ dem diefer Aufſatz ſchon ansgearbeitet war, geleien, und gefunden, daß der ges lehrte Berfaffer mit mir hieruͤber einftinmig denkt. * 989 gefchriebenfind, glücklich genug if, fie nicht zu kennen/ und ihre Lehren auch gewiß nicht befolgen würde, wenn er fie unentgeldlich erhielte. Wie ſoll ſich denn nun der Laie bei entſtehenden Krankheiten aus dieſen BuͤchernRaths erhohlen? &enn man wird doch nicht fordern wollen, daß er fie ſich ſchon vorher zu eigen gemacht habe, ) er muß fie vom Anfang bis zu⸗Ende durch: blättern , die mit feiner Krankheit am mehrften uͤbereinkommenden Kennzei: hen aufjuchen, und Wr die Vor: fchriften befolgen, die bei den herr: fchenden Umſtaͤnden gegeben find, Gut für ihn, wenn er das fan! aber wird es Jemanden der die Arzeneiwiffen: {haft nur obenhin fennt, wohl ein: füllen die Möglichkeit diefer zu erfül- lenden Forderung zu behaupten? Wie oft hat der geuͤbteſte Arzt nicht alle Mühe anzuwenden, die wahre Urfa: che zu erforfchen, da immer verſchie⸗ dene und fich entgegen gefeßte Urſa— chen, gleiche Wuͤrkungen hervor: bringen; und der Nicht: Mediciner foll fich fo leicht über diefe Schwierig: feiten hinweg feßen Fönnen? er foll die vielen, gar nicht ſchriftlich zu bez flimmenden Umftände bei der Anwen: dung und der Wahl der Arzeneimittel (da gewöhnlih in dieſen Büchern mehrere gegen einen Zufall angegeben find,) fo Teicht befolgen koͤnnen, da die verfchiedene Dofe und Wirkung der mediciniſchen Wolksfchriften. 990 der Mesicamente, nach Beſchaffenheit des Alters, der Reitzbarkeit, und des individuellen Pörperlichen Baues, dem gelehrten Arzt ſchwer zu beſtimmen werden 8). Er foll da die kaltbluͤtig⸗ ſte Ueberlegung, eine alles umfaſſende Aufmerkſamkeit, und die richtigſte Bes urtheilung bei Heilung der Krankhei⸗— ten erfordert wird; diefes Geſchaͤft übernehmen, indem er von Ängftlichen Beforgniffen gequält, einen gefchägten Gatten, ein geliebtes Kind, einen wuͤr⸗ digen Freund leiden fieht, in dem Theil: nahme und Bekuͤmmerniß ihn beftür: men und unangenehme Leidenfchaften die Fein ruhiges Nachdenfen zulafen, ihn folteen? Wer diefe Unmöglichkei- ten zu Möglichfeitenumzufchaffen, und dieſe Widerfprüche zu heben weiß, der leiftet etwas, das noch nicht bewirkte worden iſt; alfo ein reichliches Feld um Lorbeeren zu ernten. Doch bis zur Erfindurg, diefer nie zu erfindenden Entdeckung, theile ich hier eine Ger fehichte mit, die mir nod, in ganz ftir, fhem Andenken ift, und die ich um fo lieber erzähle, da fie die theoretifchen Einwuͤtfe beftätigt, und mir Gelegen: heit giebt, der fo fehr gefchäßten und machtfprechenden Erfahrung, ein ger bührendes Opfer zu bringen; neben: her auch um felbft heilenden, die oft ohne böfe Abſicht das größte Uebel an: richten, die Augen zu öfnen, und für unberufene Gefhäftsübernehmung zu war; 8) Der sufammenzichende Alann, die gelinde Magncefia, erregt oft bei den Stadt; damen eine Eribesöfnung, die bei einem Bauerweibe, Durch Die Doppelte Menge Aloe Fauın bewuͤrkt würde, — 991 Begmerkungen über die allgemeine Verbreitung ıc. 992 warnen. Ein vollbluͤtiger robuſter in hätte bier nicht Gehirnentzündung, den beſten Jahren lebender Mann, hatte ſonſt gewoͤhnlich alle Vierteljahr zur Ader gelaſſen und ſich ſehr wohl dabei befunden, von ungefaͤhr las er etwas uͤber die Schaͤdlichkeit des zur Gewohnheit gewordnen Aderlaſſens, und beſchloß ſich eine noch dauerhafte⸗ re Geſundheit, durch Unterlaſſung die⸗ ſer blutigen Operation zu verſchaffen. Er fuͤhrte ſeinen Entſchluß auch wuͤrk⸗ lich aus, genoß dabei aber immer ſehr nahrhafte Speiſen fort, obgleichtfeine Geſchaͤfte nur wenig Bewegung er: laubten. Er bekam nun nach einer Verkaͤltung ein Entzuͤndungsfieber, und zugleich eine Entzuͤndung am Fuß. Man beſtim̃te nach einen medicinifchen Buche dieſe Krankheit, und hielt ſie fuͤr eine Roſe mit verbundenem Gallenfie⸗ ber, weil die Zunge zugleich etwas be; legt war, und der Appetit mangelte, Man gab alfo ein Brechmittel, aber mit fo unglücklihem Erfolg, daß der Patient bei jedem Bemühen zum Erz brechen, die unerträglichften Kopf: ſchmerzen befam, und nachher in wilde Raſerei verfiel, die mit einem öftern Froͤſteln und Schauder als Zufälledes Gehirndrucks verbunden war. Zum Gluͤck ließ man einen fehr gefchieften Arzt hohlen, der die Kranfheit erfan: fe, eine ziemliche Menge Blut Tieß, und den Patienten rettete, Wie leicht, oder ein toͤdtlicher Schlagfluß entfte; ben koͤnnen, und zwar , weil man ein fonft fuͤrtrefliches Mittel mißbrauch⸗ te; doch ich enthalte mich aller Folge rungen, und wuͤnſche nur, daß diefe wahre Begebenbeit den Eindruck mas hen möge, den ich mir mit Necht von ihr verforechen Fan. est muß ich noch ander Nachteile erwähnen, welche, den Laien über die Heilung der Krankheiten‘ belehren follende Schrif⸗ ten, anrichten. Sie erregen nemlich bei empfindlichen, reitzbaren, aber übri: gens gefunden Perfonen, eine aͤngſtli⸗ che Beforgniß wegen der Erhaltung ihrer Geſundheit. Man beobachte den ducch medieinifche Zweifel in Furcht gefegten Menfchen, wie er jede Speife beurtbeilt, ob fie zuträglich oderfchäds lich, wie er fich für jedes Luͤftgen be wahrt, und die unbedeutenfte Kleinige feit als ein ihm fürchterlich drohen des Uebel anfiebt. Man bedaure den geplagten Hypochondriſten, der von wuͤrklichen Beſchwerden genug nieder: gedrückt, fich noch eingebildete fchaft. Seine durch Förperliche Krankheits— urfache zerruͤttete Geelenfräfte vermös gen nicht, das Wahre von dem Fal- fchen abzufondern, vermögen nicht das ihn betreffende nahe liegende , von dem entfernten ihn nichts angebenten . zur unterfcheiden, Die Forrfegung folge Fünftige Sammoveriiches Magazin. 63tes Stuͤck. Briefe über die Belagerung von Gibraltar, an einen Freund in Hannover gefchrieben, (Siehe das S9® Stuͤck.) Vierʒehnter Brief. Machdem am igten Kan. außer der Fenix, noch ein englifches tinienfhiff nebſt 2 Fregatten "auf der Rhede von Gibraltar ange langt war, fo Fam ip der Nacht vom ıgten auf den 20ken, von den in die mittelländifche See durch den Strom der Straße getriebenen Schiffen, des Admiral Digby Dieifion, und auf deffen Schiffe der Aönigliche Mid: fbipman, Prinz William zum Au; ker. Ein jeder war voller Erwartung den jungen heldenmuͤthigen Prinzen zu feben, der nach) dem allgemeinen Zeug: niffe der Flotte, Droben einer unge wöhnlichen Tapferkeit abgelegt hatte, und in welchem einfihtsvolle und er: fahrne Seeleute einen Admiral ſich bil den ſahen, in deffen Händen einftmals das Palladium von Großbritannien, feine Seemacht, auf eine rer glanz ende Weiſe erfcheinen würde, Das Betrageu des Prinzen wäh: rend des Treffens am 16ten, beſon⸗ ders wie des Admiral Digbp Schiff der Prinz George mit einem fpani ſchen Linienfchiffe engagirer war, die nete einem jeden Seemanne zur Auf: munterung, feine Schuldigfeit auf eine recht auszeichnende Weiſe zu thun. Wie man den jungen Bringen, bei dem heftigen Feuer, welches diefes feindli— he Schiff auf den Prinz George machte, unter dem Vorwande, dag das Laufen der Leute auf dem Der: def ihm unangenehm feyn müßte, ſolches zu verfaffen und in den inne ren Raum des Schiffes zu gehen Br reden wolte: fo verfehte derſelbe, es wäre der Beſehl des Königs feines Herrn, daß cr dem Admiral nicht von der Seite weigen folfe, und dieſem werde er auf das genauefte nachkom— men. Die ihm gegebenen Ordres rich: „tete er mit vieler Heiterfeit des Geiſtes und auf das pänftlihfte aus, Gin Officier des 73% Regiments, welcher die am Bord des Prinz George als Ma: rines (Seeſoldaten) dienenden Berg: ſchotten commandirte, verficherte, ber Rre jun: NV 995 junge Prinz. babe die Ordre, daß er mit feinen Leuten das Fleine Gewehr: feuer auf. das fpanifche Kriegsſchiff anfangen folte, aufeinefo geſetzte Wei⸗ fe überbraht, als man es nur unter ſolchen Umftänden von dem erfahren: ften und gedienteften Offieier erwarten koͤnne. Noch an demſelben Tage, da Ad— miral Digbys Divifion in die Bay gekommen war, hatte Gibraltar die Ehre des Prinzen William Königl. Hoheit in feinen Ringmauern zu fer hen. Er wurde nicht unter der Ber gräfung von Kanonen empfangen, indem verfelbe alfe dieſe militairifchen Ehrendezeigungen, mit der herablaf: fenften und buldreichjten Aeußerung, daß der Gouverneur ihn ale Midfhip: man in feiner Garnifon anfehen mög: te, abgelchnet haite, Kaum war der Prinz ans fand ge kommen, fo verlangte er fchon die Fer ſtungswerke in Augenfchein zu neh⸗ men. Wie er fih auf den Williſ's⸗ batterien befand, fo Außerte General Eliott, man babe Urfache zu vermur then, daß die Spanier, da ıhre Ab: ficht die Feftung auszubungern durch die glücklich angefommene Convoy ver: eitelt worden, an demfelben Tage, der auch der Geburtstag ihres Königes wäre, die Garnifon zn befchießen an: fangen würden. . Der Prinz verfeßte hierauf, er wuͤnſche die Feinde moͤgten gegenwärtig ihre Batterien eröffnen, indem er fi) gerade auf den Höhen des Felſen befi inde, und von da aus das feindliche Feuer ſo gut —— koͤnte. Briefe uͤber die Belagerung von Gibraltar, 996 In der Nacht vom auten auf den- aaten Jaͤnuar kamen einige, englifche Schiffe und Das genommene Linienfchiff Monarca in die Bay. Der Strom trieb fie in der Dunkelheit der Nacht und bei völliger Windftille nahe an das nördliche Ufer der Bay, wo dann der Feind von den dafelbftangelegten Bat: terien und dem Fort San Felipe ein ziemlich ftarfes Feuer auffolche machte, Die Monarca, welche ver’feindlichen Kuͤſte am naͤchſten gefommen war, lief befonders Gefahr daſelbſt verloren zu gehen. Sie wurde aber durch den nichts erfchlitternden Muth der engli ſchen Matroſen, die folche durch Bob⸗ te von der Kuͤſte wegbuxirten, gerettet. Durch dieſes von 12 Uhr Mitter⸗ nachts bis um halb 3 Uhr Morgens - danernde feindliche Feuer, in welchem ſolche nach diefn Schiffen etwa 150 Kugeln und 5 Bomben verfchoffen, thaten diefelben weiter Feinen Schar den, als daß 6 Schuͤſſe den Bauch der Monarea trafen, einen der anihe Gefangenen darauf toͤdteten und 3 dergleichen verwundeten. Wie der Wind am 24er Kan. den nöch in der mittelländifchen Ser be findfichen und zum Theil in dem Ha: fen von Tetuan vor Anker gegangenen englifhen Schiffen günftig wurde, die Bay zu erreichen ,_ fo gingen folche fämmtlih dahin unter Segel. Den benachbarten Küftenbewohnern fagte ſelbſt der Anblick diefer Flotte, daß fie fiegreich nach Gibraltar ginge, indem noch verfchiedene fpanifche Prifen unter diefer Anzahl von Schiffen fich ur den · 997 an einen Freund in den. Befonders zeichneten ſich unter den Prifen die beiden 70 Kanonenſchif⸗ fe Diligente und Princeſa aus, welche duch davor gefpannte englifche Ire gakten geführt wurden, ‘Die bei diefer Flotte befindlichen Dreidecker Royal George und Sandwich, an ‚Deren Masten man die Admiralsflaggen von Rodney und Roß fliegen ſahe, mach: ten Diefen herrlichen Proſpect noch mehr majeſtaͤtiſch. Gibraltar ſah an diefem Tage zum erften male, feitdem es im Befiße von Großbritannien ift, einen wuͤrklichen englifchen Admiral ‚mit der Flagge an der Spiße des. groß fen Mafts im feinen Hafen einlaufen. Bald nachdem Admiral Rodney in der Bay von Gibraltar angelangt war, fo wurde am 26ten ein aus den Womirals der Flotte und den Gene rals der Seftung beftehender Krieges: rath gehalten. Hierin wurde befchlof . fen, daß das in der Flotte gefommene z3le oder DBergfchotten : Regiment, nicht nah Minorca gefandt werden, fondern in Gißrattar bleiben folte, Auch wurde in diefem Kriegesrathe die traurige Lage, worin die Mauren auf der benachbarten Küfte waren, in Er wegung gezogen, und darauf gedacht, dem Mangel, welchen fie an Früchten litten, einigermaaßen abzubelfen, In diefer Abſicht beſchloß man ein Schiff nit Korn nach Tanger zu fenden und & dafeldft verfaufen zu laſſen. . Nachdem die Gouverneurs der Fe ftung den Admiral Rodney die erjte Viſite gemacht hatten, kam Diefer am 270 San, in Form ans Sand, Hannover geſchrieben. 998 Er erhielt eine Ehrenwache von 1Ca⸗ pitain, 2 Lieutenants, 50 Dann und einer Fahne, und wurde mit 17 Ras nonen von der Feſtung begrüße. Zur gleicher Zeit genoß diefes Seehelden Flagge die Ehre, von einer ducch bie Straße fegenden hollaͤndiſchen Fre gatte mit 11 Kanonen begrüße zu wer⸗ den, welches Compliment mit 7 Schuͤſ⸗ ſen von der Sandwich erwiedert wurde. Die Scene hatte ſich in und um Gibraltar, ſeit der Ankunft der eng⸗ liſchen Flotte ungemein veraͤndert. Statt, daß wir bisher nichts wie ſpa⸗ nifche Fahrzeuge geſehen, und unfere Rhede beinahe ganz von-Schiffen leer war, fo war fie nun dermaaßen von folchen befegt, daß fie einer Waldung glich. Bei dem fhirmifchen Wetter, welches. faft die ganze Zeit, da diefe Flotte in ner mittelländifchen See war, anbieft, liefen die Schiffe, wegen der Naͤhe in welcher fie neben einander la⸗ gen, viele Gefahr Schaden zu nehmen. Die Unwefenheit der englifchen Slot: te, feßte das feindliche Lager in große Derlegenheit. Die Truppen Titten Mangel an Lebensmitteln, indem die Zufuhr zur See ihnen verſperret wur: de, Bon der Sandfeite war diefer Ab: gang nicht wohl zu erfeßen, indem durc den häufig gefallenen Regen die Fluͤſſe ausgetreten waren, und die obr nebin in Diefer Gegend Spaniens Auf ferft ſchlechten Wege gar nicht zu paſ⸗ firen fanden, In einer noch ungleich übleen tage war die Gamifon von Ceuta, welche inden legten Tagen des Januarmonats nur noch auf 14 Tage Rrr 2 e⸗ 999 ‚Lebensmittel hatte. Der Gouverneur ‚der gedachten Feftung ſuchte hierunter Beiftand beim Kaifer von Marocco. Dieſer fchlug demfelben nicht allein alle Unterftüßung ab, fondern bezeigte ſo⸗ gar feinen Wunſch, daß Eeuta in die Hände der Engländer fallen mögte. Die Mauren nahmen überhaupt grof fen Antheil an dem glücklichen Fort: gange der englifchen Waffen, und lief fen bei diefer Gelegenheit den Spa: niern ihren Nationalhaß auf eine recht empfindliche Weife fühlen. Ungeachtet die Blofade durch die Ankunft der Rodneyiſchen Flotte be reits in der Mitte des Jannars unter; brochen war, fo verftrich doch einige Zeit, che die Garnifon Erfrifchungen aus der Barbarei erhielt. Die Urfa: che hievon war, daß das fand an der Seekuͤſte bei dem gefallenen ftarfen Re: gen überflojfen war, weßhalb befon- ders das Vieh nicht von den Bergen an das Ufer gebracht werden Fonte, Außer einem Boote, welches am 27ten Kan. von Tetuan 1000 Oran⸗ gen und einige Hüner brachte, erhiel— ten wir erft am gien Febr, zwei Fahr: zeuge mit 75 Häuptern Hornvieh, 101 Schaafen und einer Quantitaͤt Hüner, Die legten fielen das Stüd auf 32 Mar. im Preife herunter, Die Oarnifon erhielt durch die von England gefandte Convoy fehr große Vorraͤthe von gefalzenen und trocke: nen $ebensmitteln, befonders eine anz ſehnliche Duantität Mehl und Schiffe: zwieback. Vorzüglich wurde die Fe flung mit Pulver, Ammunition und Briefe über die Belagerung von Gibraltar, 1000 anderen zur Vertheidigung noͤthigen Sachen verfehen. In der Geſchwin⸗ digfeit aber, womit diefe Convon aus: geräftet worden, hatte man einige Arz tifel, theils nicht in erforderlicher Men: ge, theils auch nicht von der gehörigen Güte anſchaffen Fönnen, ja einige wa: ren ganz vergeffen. Beſonders hatte man auf die Feurung wenige Nückficht genommen, und waren nur 2 Schiffe mit Kohlen in der Convoy, Es blieb alfo diefes Bedürfniß nicht alfein eben fo rar wie vor der Ankunft derfelben, fondern wurde in der Folge noch Foft: barer. Sin der Eile mit der man das gefal- gene Fleiſch anfchaffen muͤſſen, ftand Feine hinlängliche Duantitätvon gutem friſch gefalzenem Fleifche zu haben. Die Navy (Marine), welche hierunter aus: helfen mußte , brauchte diefe Gelegen: beit, fich von ihrem alten gefalzenen Fleiſche loszumachen, und regalirte die Garnifon von Gibraltar mit SFleifche das zum Theil vierzehn Jahr alt war, Wein und Brantewein oder Rum, war gar nicht mit dee Convoy in die Garnifon gekommen, weßhalb die Con: fumtion diefer Getraͤnke auch gewiffers maaßen eingefcehränft, und durch eine Gouvernements⸗Ordre vom zten Febr, befohlen wurde, dag ohne befondere Erlaubniß dergleichen nicht verfauft, oder von einem Haufe in das andere gebracht werden durfte, Dieſen Ab⸗ gang erſetzten in etwas eine daͤniſche Brigge und ein hollaͤndiſches Schiff, ſo mit dieſen Artikeln geladen waren, und durch Rodneys Flotte gezwungen wur 1001 wurden in Gibraltar einzulaufen und dafelbft ihre Ladungen zu verfaufen. Daß die genommene Caracca Flotte vieles der Garnifon lieferte, was der englifhen Convoy fehlte, habe ich be reits oben berühret. Mur muß ich noch anmerken, daß die Feftung von den er: beuteten fpanifchen tinienfchiffen, be fonders von der Fenir, eine große An⸗ zahl herrlicher 26pfündiger Kanonen erhielt. Während der Zeit, da man in Gibraltar mit der Ausladung der . Schiffe befchäftiget war, fandte Ad— miral Rodney die wenigen Schiffe, welche Geſchuͤtz, Ammunition, Mon: dirungsftücke und andere Sachen für die Garnifon zu Minorca am Bord hatten, am zuter San, unter der Ber deckung der tinienfchiffe Marlborough, Invincible und Defence, nebft einer Fregatte dahin ab. Die große Anzahl Kriegsgefangene, welche Admiral Nodneys Flotte ge: macht hatte, und welche fich beinabe auf 4000 Mann belief, bewog die Epanier fih in Unterhandlungen über deren Auswechſelung einzulaffen, Sie fahen ſich genöthiget, von ihrem bisherigen Örundfage, feine englifche Gefangene nad) Gibraltar auszulie: fern, abzugeben, und fandten, noch während Aemiral Rodneys Antvefen: heit, einige von den feit dem Yusbru: 9 des Krieges gemachten Gefange⸗ nen hieher, wofuͤr ihnen eine gleiche Unzahl zurückgegeben wurde, Admiral Langara wurde während feines Aufenthalts in der Feſtung mit an einen Freund in Hannover gefchrieben. 1003 ungemeiner Achtung von den Befehle: habern ſowohl zu Waffer als zu Lan⸗ de begegnet. Man ermwieß ihm fogar militairiſche Ehrenbezeigungen, und wurde er, wie er zum erſten male am Bord des Admiral Digbp zum Mit: tagsmahl ging, mit Kanonen begrüßt, Da die Nahricht, von feinem Avans cement zum Viceadmiral noch vor feiz ner Verlaſſung der Feftung einlief, fo wurden ihm auch, wie er am ızten Febr. auf Parole nach Spanien zu ge hen Erlaubniß erhielt, die dieſem ſei— nem Range gebührenden Honneurs erwiefen, Machdem die mehrften Schiffe ihre Ladungen gelandet hatten, auch die in der Flotte herausgefandten Rekruten und das 7 3ſte Negiment ans land ge feßt waren, fo fehiefte fih Admiral Rodney am gen Febr, zum Abfegeln an. Durch die gelandeten Nefruten und das 735fe Regiment, erhielt die Garniſon eine Berftärfung von 1100 Mann, und belief fich ihre wuͤrkliche Stärfe am zıten Januar 1780 auf 6000 Mann. So wie auf der einen Geite die Gars nifon an dienſttuͤchtigen Leuten zuges nommen hatte, fo ſuchte man auf der anderen Geite, bei Gelegenheit der nad) England zurückgehenden Flotte, von vielen der Feftung zur Laſt fallen: den Perfonen fich los zu machen. Durch eine Gouvernements-Ordre vom 27ten San. war den Einwohnern anbefohs len worden, fih auf 12 Monate mit Provifions zu verfehen, oder ſogleich die Feftung zu verlaſſen. Viele Far Nr z milien 1003| milien ſahen ſich gezwungen das Teßte zu thun, und außer diefen fandte man von den zu den Negimentern der Öarz nifon gehörenden Weibern und Kinz dern 135 Perfonen nach England. Die Anzahl derer, welche überhaupt in der Convoy von hier gingen, belief fih auf 400. Da Admiral Rodney am ızten Febr, mit den nach Minorca gefand: gen Kreiegesfchiffen fich wiederum vers einiget hatte, fo verließ er noch. an fel: Bigem Tage mit feiner Flotte, den ge: nommenen feindlichen Kriegesſchiffen und allen den Fahrzeugen, welche ihre Ladungen abgeliefert hatten, die Bay, und ging in eben der Macht Durch die Straße. Eine fiegreiche Flotte Fonte ruhig zu fehen, daß, fo wie das Signal zum Unterfegelgeben gemacht wurde, eine foanifche Avis⸗Saetie von Algeziras, längs der Küfte wegkroch, um die Nachricht von dem Abſegeln Der eng: liſchen Flotte nach Cadix zu bringen, Zu der Zeit wie Rodney ſich in der mittelländifchen See befand, war die Stadt und der Hafen von Cadir in dem ersärmlichften Vertheidigungszu⸗ ftande, Die Beforgniß der Spanier, dag die englifche Flotte einen Angrif auf Cadix unternehmen wuͤrde, nahm zu, wie die von Breft aus, nach tanz garas Unftern, unter Don Miguel de Gaſton abgefandte Efeadre fo er: ſtaunend im Sturm gelitten. hatte. Mit diefen von Breſt gefommenen ſpaniſchen und franzoͤſſchen Schiffen hatten Die Feinde zivar eine Flotte von Briefe Über die Belagerung von Gibraltar, _ der Bay eine neue Batterie. 1004 34 tinienfchiffen in Cadix, fie waren aber ſchlecht bemannt and im Sturm fo übel zugerichter worden, daß weni⸗ ge zu fechten im Stande waren, Um fo viel als möglich dieſe zertruͤmmerte Flotte in Sicherheit zu ſtellen, arbeits tete man Tag und’ Nacht daran, die Feftungswerfe der Stadt und des Hafens mir Gefhüß zu beſetzen. Die Annäherung der engliſchen Flotte in der Nacht vom ızter Febr, , wie fol: che die Straße aufihrer Ruͤckkehr nach England wiederum paſſirte, machte alles in Cadix zittern. Ungeachtet bei dem erfolgten Ent— ſatze der Garniſon und dem fuͤr die— ſes mel vereitelten Aushungerungs— plane der Spanier, wir vermuthen mußten, daß die Feinde ihre zum Bombardement fertigen Batterien, befonders da die Feſtung immer forte fuhr auf-fie zu feuern, eröffnen würz den, fo war dieſes Doch nicht der Fall, Sie dachten hingegen während der Anweſenheit der Hodneyifchen Flotte nur auf ihre Berrheidigung und Tier nen ſehr für einen Angrif ihrer Linien und Lagers beforgt zu ſeyn. ie er: höheten zu dem Ende die Parapers vom Fort San Felipe mit Auffäßen von Faſchinen, und legten innerhalb ihrer Linien noch Werke zu deren Berz theidigung an, Zur Sicherheit des Lagers, miachten fie weflwärts vo Punta Mala an dem nördlichiten U Ein gleiches gefhahe an dem nördlichjten Ende von Algeziras, worunter Admi— val Barcelos Schiffe, während des Hier: an einen Freund in Hierſeyns der Rodneyiſchen Flotte in einem Baume eingefchloffen lagen. Sch habe vorhin gedacht, daß. die Garnison mit der Convoy eine Ver ſtaͤrkung erhielt. Auch wurde Die bier ſtationirte englifche Eſcadre mit Aigen Schiffen vermehrt. Admiral 1005 Edgar von 74 Kanonen Panther von 60 Enterprize von 28 Poreupine von 24 Gibraltar von 10 Fortune von Io ty Yen 1 Saga Veran Dieſe Efeadre war zwar in der Zahl der Schiffe der fpanifchen, noch immer unter dem Commando des Ad: miral Barcelo fiehenden, überlegen, allein, die geringe Bemannung von verfchiedenen der englifhen Schiffe feste Commodore Zliort außer Stand, von feiner anſcheinenden Macht Ge brauch zu machen. Zur völligen Ber mannung diefer Schiffe folten die englifchen Kriegsgefangenen, welche die Spanier, nach dem mit ihnen ein: gegangenen Nuswechfelungsvertrage, noch liefern mußten, gebraucht werden, Die Spanier fahen bereits am ızten Febr, ihre Rhede von Algeziras nicht mehr als blofiret an, indem an demfelben und folgenden Tage Schiffe von da aus in die mittelländifche See gingen, Sm Gegentheil unternahmen fie fhon am ızten Februar wiederum Gibraltar zu blofiren, indem fie eine Hannover gefchriebert, 1006 Duff ging in der Flotte zurück nach England, und ihm folgte der Brave Commodore Eliott im Commando, Nachdem NRodneys Flotte dieſe Gewaͤſſer verlaffen hatte, beftand die zu Gibraltar ftationirte Eſcadre aus folgenden Schiffen; Commodore Eliott, Capitain Gower. Harvey. Lesley. Sir Charles Knowles. Lieutenant Mockellop. ⸗Brown. venetianiſche hieher beſtimmte Brigge zu Algeziras aufbrachten. Indeſſen waren wir einige Zeit hindurch bei wei⸗ mwN tem nicht fo eingefchloffen, wie vor der Ankunft der Rodneyifchen Flotte, Am gedachten 17ten Fam ein Boot aus der Barbarei mit 4 Kälbern, ei⸗ nigen Ziegen, und 40 Dußend Hür nern an. Den ıgfen Lam ein venetianiſches nach Venedig beftimmtes Schiff bier wegen des Kürmifchen Wetters ein, Den ıgfen fandte ein kleiner engliz ſcher Kaper ein Eleines fpanifches mit Alicantwein und Reif beladens Schiff in die Bay, und fülgte der Prife ſelbſt Tages darauf, Diefe Fleine Prife war ſehr willfonmen, indem der Wein ges gentwärtig um 100 pro Cent thenrer, wie in Friedenszeiten war. In der Nacht vom zarten. auf den 2z'en langte ein holländifcher Dogger mit j' 1007 Briefe über die Belagerung von Gibraltar,c. 1008 mit einer Ladung von 4000 Centner MWeigenmehl an. Er mwar-auf feiner Tour von Ferrol nad) Cadir von ei: nem englifchen Kaper genommen. Ge: neral Eliott zwang ihn feine Ladung zum Beften der Einwohner öffentlich meiftbietend zu verfaufen, Diefes holländifhe Schiff war den 4fpanifchen Rudergalleren, welche Die: fen Tag im Eintritte der Bay kreutze⸗ ten, entgangen. Diefe Iegteren brach: ten an demſelben Tage drei neutrale Schiffe zu Algeziras auf. Die Nacht vom 22" auf den 2zttn fanı ein Jerſey Kaper von 24 Kane: nen von Weften, von deffen Equipage 60 Mann auf die Kriegsſchiffe gepreßt wurden. An eben dem 2z3ten drehere fich der Wind nach Often, und erhielt das feindliche Lager eine Convoy von 20 Heinen Fahrzeugen, denen unfere Ef cadre ihre Beſtimmung nicht ftreitig zu machen vermogte. N Den 25ten erhielten wir eine ſchwe⸗ difche Brigge mit 300 Pipen Catalan Wein von Faro. Zugleich langte eine Elsine Chebecfe von Minorea mit Holz Fohlen, 15 Pipen Minorca Wein, Kaͤſe, Seife und dergleichen an, Am arten fam ein neapolitanifches Schiff von der Inſel Lipari mit Cor tinten nach London beſtimmt an, wel⸗ ches noch die folgende Nacht wieder abfegelte. x An eben vem Tage erhielt Admiral Barcelo eine Verftärkung von 4 Li⸗ nienfchiffen, 2 Fregatten und einer as - beque, und beftand nun Fine blofirens ' de Efeadre aus 6 Linienſchiffen, Fre⸗ gatten, ı Jabeque, verſchiedenen Ja⸗ bequinen, nebſt anderen kleinen Fahr⸗ zeugen, Ich bin ꝛc. Die mediciniſche Abhandlung folge Fünftig. — Si 64% Std. Greta ‚ den get Sao 1785. Bemerkungen tiber die all⸗ gemeine Verbreitung Der medie aiſchen Volksſchriften. (Siehe das õꝛie Stuͤck.) (Schluß.) Mit taufend Beſchwerden und Uebeln glaubt fich der uns. 9. glückliche Hypochondriſt be; laden, weiler einige von diefen wuͤrklich einpfindet, und andere fich hinzu denke, weil er fie gelefen bat. Dieſe fo oft fo lebhaft erregte Ideen, entſtehen bei der geringften Veranlaſſung von neuem, und find endlich von wahren Empfin- dungen nicht mehr zu unterfcheiden. Aber dies ift noch nicht alle der Scha⸗ den den medicinifch populaire Schrif: ten verbreiten , Denn ſie ‚beftätigeir auch das der Arzeneiwilfenfchaft fo fchädliche Vorurtheil, die Krankhei: ten den Naͤmen nach zu heilen. Man verbindet gewoͤhnlich mit einem ge⸗ wiſſen Wort einen beſtimmten Begrif, der oft ſehr allgemein iſt, und viele Unterabtheilungen in ſich faßt, nichts deſto weniger glaubt man die Sache zu kennen, wenn man nur den Dias men hoͤrt, da doch dieſer Ausdruck, nur wegen der Kürze, des Alterthuuis dene Kennzeichen einfallen, oder des Sprachmangels beibehalten wird, und gan; andere als die ge wöhnlichen 34 damit zu. ver knuͤpfen find. Ein Beiſpiel wird diefes deutlich machen. . Wer von zer⸗ floffenem IBeinftein Def, von Catechu Erde hört, dem werden fogleich die. allgemeinen mit Del und Erde verbunz und er wird fi) unter jenen Worten mit die ſen Abnfiche Körper vorftellen, wenn er. mit. der Chemie und Ser Maturge: ſchichte unbekant iſt. Die Worte und die Damit verbundenen Begriffe füh: ten hier aber irre, denn erjteres ift bloß ein von felbft zergangenes Lau: genfalz, und feßteres, wie man bis jeßt glaubt, der Saft aus dem Cataͤ⸗ chubaum, der mimofa care L. Diefe Verwechfehung der Begriffe und Woͤr⸗ ter, iſt nicht nur im gemeinen Leben fo reichhaftig, Jrrthuͤmer hervorzu⸗ bringen und fortzupflanzen, ſondern fie veranlaßt den Laien auch im medi⸗— Ss; tinifchen Bemerkungen uͤber die einifchen Fade, zu unbeſchreiblich vielen. unrichtigen Beurtbeilungen, 1011 Er ſieht die Krankheiten in den popu⸗ lairen Buͤchern, den Namen nach ab: gehandelt, er gewoͤhnt ſich alſo leicht mit den Benennungen gewiſſe ber ſtimmte unveränderliche, Eigenſchaf⸗ ten zu verbinden, und indem er dieſe hoͤrt, ſich der mit dieſen Worten ger faßten Begriffe zu erinnern, ohne eine phitofophifige Kenntniß der Sache ſelbſt damit zu verfnüpfen. Daher entſtehen denn die freundfchaftlichen Raͤthe, diefes oder jenes Mittel bei einer Colif, bei einem Zahnweh an: zumenden, welches, wie man glaubt, in fo manchem ver ähnlichen Fälle geholfen hat; daher das elende Ger ſchwaͤtz über Aerzte, Arzeneiwiſſen⸗ ſchaft, und Arzenelmittel; daher die mächtigen Schanzen der Boͤsartig⸗ keit, Metaſtaſis, des Krebſes, wohin allgemeine Verbreitung — 12 ter ſich fo mancher Barbierer in ſelbſtgefaͤlliger Unwiſſenheit und unter barbariſchen Ausdruͤcken zuruͤckzugie⸗ ben weiß a). Moͤgte man doch end: lich einfehen wollen , was ſchon fo oft- fo wiederholt gefagt morden iſt, daß. mit Zahnweh und Colik zwar allemal” dieſelbigen Befchwerven, und vorzuͤg⸗ lich der aus irgend einem Neiße ent: ftehende Schmerz verbunden iſt, daß aber in zwanzig verfehiebenen Kranz ken, ganz verfchiedene Mittel anzu— wenden find, und Daß nie der Dame der. Krankheit, fendern die Urfache derfelben, von dem wirklichen Arzt erforfcht wird; indem daffelbe würf: ſame Medifament unter den gehöris gen Umftänden, hundert dem Danien, nad) ganz von einander abweichende Befchwerden heilen Ean. Doch dies ift noch nicht alle das Uebel, weiches durch populaire'medir ciniſche a) Mein den Wiſſenſchaften nur zu fruͤh verſtorbener Freund, der Gelehrte D. Ri⸗ bock, der mit dem gefaͤlligſten leutſeligſten Charakter, ſich in allen feinen Hande lungen als der rechtſchaffenſte Mann bezeigte, deffen Umgang für den Arzt und Nicht: Arzt, wegen feiner mancherlei Kenntniffe, gieich angenehm und ber lehrend war, der bei dem durchdringenſten durch fcharfis Nachdenken gehbten Verſtand, und den aufgeflärteften Geift die Aushbung der firenaften mioralis ” ſchen Pflichten nie hintan fegte, und darum feinen Tod fo gelafien ruhig und ohne Furcht herannähren fah ; ihn mir drei Tage uvor mit ernſtem Lächeln ans Tindigte, und da wir fonft noch von allerhand Sachen redeten, mir auch diefe Geſchichte erzählte, dic, weil fie das gefagte beſtaͤtigt, hier mohl einen Play vers Ein Wundarjt wurde mit der Colique de Poiru vom Hoͤrenſagen bes dient. Kant, diefer Name vertrat-bei ihm die Kenntniß der charakteriftifchen Zufäller und der Urſache dieſer Kranfpeitz denn Colique de Poiru, war ‚bei ihm dag Signal Schwefelmilch zu verordnen, und jene ſah er fo. oft, als irgend ein Mir neral in den Körper gefommen war, nad Leibſchmerzen erregte. Geuuß eines fcharfen Kupferpraͤparats mit Erbrechen und Durchfall verbande “ Die von dem ne Eolif, war ihm mit der in Devonſhire häufig beobachteten, mit hartnädis 6 Verſtopfung vexbundenen Colik sind. Strack, Tronchin und Baker, waren hr ihn boͤbmiſche Dörfer, — 4013 einifhe Schriften geftiftet wird, denn fie bieten auch dem fernern Aufkom⸗ men der Pfufcherei b) Die Hand, ja fie befördern dieſelbe. Leute ohne alle Kenntniß, alle Wiſſenſchaft, unter dem gemeinften Döbel erzogen, umd zu allen übrigen Handthierungen ver: dorben, ergreifen Den feichten Weg bie in den vielen deutſchen Büchern befindlichen Recepte zu ſammeln, und fih obenhin die Umflände zu merken, unter denen der Verfaſſer fie. anräth: Auf diefe Art ausgerüfter, unterftehen fie ſich Krankheiten zu heilen, die if nen ganz unbefant find. Man glau: be aber ja nicht, daß die gewoͤhnli⸗ hen Mittel, eine Dofe Brechwein: ftein, eine Rhabarber: Abführung, im⸗ mer fo unschädlich find, als man es fi) gemein bin vorftclt; denn nie wird etwas Gutes dadurch gefifter, wenn fie nicht zu rechter Zeit gegeben werden. Ihre ſchaͤdliche Wuͤrkungen werden oft daher nur nicht fichtbar, weil die Kräfte der Natur größer find, als die ſchaͤdlichen Eigenfchaften des vermeintlichen unſchaͤdlichen Mittels ; würde man den nicht als eine.-ho: een verlachen, der täglich fein Haus befprüßete, um bei entſtehender Feu⸗ ersbrunft daſſelbe für den Brand ge fichert zu fehen, und würde von dem fteten Waſſerbegießen, Das Holz des Gebäudes nicht gewiſſem aber lang: fam entftehenden Schaden ausgefeßt ſeyn ? Warum verlacht man aber ben nicht, ber wor dem erften beſten b) Diefes Wort im weitläuftigßen Verfiande genommen, der mediciniſchen Vollsſchriften. 1014 Rathgeber, das vollkommenſte natuͤr⸗ liche Gebaͤude das mit der eignen Kraft ſich zu erhalten, und zu ber ſchuͤtzen verſehen ift, ohne! Noth aus fegen, uͤberſchwemmen und flicfen laͤßt, weil es Mode, Vorurtheil be fiehlt, weil es Gebrauch iſt; — weil ein wirbelnder Kopf, immer zehn an⸗ dere wirbelnd macht. Unterdeſſen haͤlt es niemand der Muͤhe werth, dem durch Rathgeber und Marktſchreier bewuͤrkten Schaden Grenzen zu ſetzen; daher fahren denn beſonders letztere, mit der beſten Abſicht ſich zu berei⸗ chern, immer in ihren Beifall finden den Kuren fort, und richten tödtliche Verheerungen an; da in ihrer Hand die fuͤrtreflichſten Mittel Gifte, und fie feldft dem in der Hand des Raſen⸗ den wuͤthendem Dolche ähnlich werden. Allein, praktiſche Volksſchriften er ſchweren auch noch ferner dem rechte ſchaffenen Arzt, die an ſich ſchon müh: fame und beſchwerliche Ausuͤbung feiner Kunst; denn mit taufend Fear gen und aber tanfend Rechtfertigun⸗ gen würde er nicht beſtuͤrmet werden, wenn die. herrſchende Sucht, medici— niſche Schriften zu leſen nicht fo alt gemein verbreiter wäre, als fie allger mein, eingebildete unberufene Schieds⸗ richter und Nichterinnen erfchaft, fo wie die Duelle von unbifligen , unver: ſtaͤndigen und fchiefen Urtheilen, durch weiche der größte wichtigſte Theif der geſellſchaftlichen Unterhaitungen bi lebt, und die Verdienſte ver würdig: Sr ften 015 Bemerkungen über Die ſten Männer gefränfet werden, bald perfiegte, oder wenigſtens einen weit mindern Zufluß erbielte, wenn folhe Bücher weniger gelöfen und noch wer niger mißverftanden würden, Allein, man verachtet den fehr wahren und faft ohne Ausnahme richtigen Sag; daß Gelehrte, fo wie Künfkler und Kunfterbeiten , nur bloß von Sad): Berftändigen richtig beurtheilt werden Fönnen, Han befolgtihn zwar, wenn von einem Mineraliencabinet, einem ſchoͤnen Gemaͤhlde, oder-irgend einen KunftwerkedieRedeift, und Beurthei⸗ fung derfelben verlangt wird; man ent: ſchuldiget fich mit dem Mangel der bei diefem Gefchäft erforderlichen Kennt: niß, allein, jedermann erlaubt es fich Jeichtfinnige Urtheile auszufprechen, fo bald Aerzte oder Arzeneiwiſſenſchaft den Gegenftand des Geſpraͤchs aus: machen. Moͤgte jeder fih weiſe duͤnkender Beurtheiler, jede richtende Matrone das wahre Geſchaͤft des Arztes vorher ftudiren, ehe fie fi) anmaßten diefer oder jener Krankheit entgegen gefeßte, mit ihren Begriffen und einfeitigen aus populairen Schriften gefchöpften Kenntniffen nicht uͤbereinſtimmende Behandelungsart , alles Vermögen abzufprechen,, oder fie falſch und Lieb: los zu beurtheilen. Moͤgten fie, wenn auch ſelbſt ihre Meinungen, ihr dafür halten, durch das Gepräge der größten medicinifchen Volkslehrer gefteinpelt- wäre, nur einſehen wolfen, daß fehr viel Wiffenfchaft, Hebung, und Unverdroſſenheit dazu gehöre, allgemeine Verbreitung 1016 die Natur einer Krankheit zu erfor⸗ ſchen; und Lieber dies Gefchäft, da oft ihr anderweitiger Beruf, und oft ihre Kräfte es nicht, erlauben, „dem überlaffen, der mit dem eignen Um— ftänden.des Leidenden, mitden Grund⸗ fen feiner Kunſt, und allen übrigen Eigenfchaften verſehen, fih durch viele Mühe und Fleiß im Stand ger fegt hat, ıden wuͤrklich ſchweren For derungen ein Genuͤge zu leiſten. Moͤg⸗ ten fie, ehe fie.es wagten, ‚Klugheit oder Dummheit über einen Arzt aus: zufpeechen, vorher Die Schwierigkeiten erforfihen, die ihn bei Ausuͤbung feis ner Kunft begleiien; .che ‚fie in der Wage der Unwiſſenheit, die Schaale mit armfeligen Begriffen, und einfeis tigen untichtigen Kenntniffen anges füllt, niederfinfen ließen, und die dm: dere mit der ihnen ganz unbefanten, viel umfaffenden und noch mehr lei⸗ ftenden Wiffenfhaft aufwärts ſchnell⸗ ten. Wie beleidigend unbillig und Fränfend ift es nicht für den Arzt, die allgemeinen Machtfprüche zu em tragen, nach denen es tödtlich beim Ca:aurh, bei der Nofe, bei der Ruhe Ader zu laffen, nach denen es uner⸗ hört bei dem Wahnfinn Eis auf den Kopf zu legen, und unvernünftig bei der Diarrhoe noch Eliftiere zu ver ordnen, Dennoch muß er oft zum Schein diefen, durch Gründe, (wenn fie immer vorgebracht werden dürften, ) leicht zu befämpfenden Meinungen beipflichten, und Worte mie Worten beantworten, wenn er fein Zutrauen erhalten, und über die aan e⸗ » — Behandlung feiner Kranken Herr bleiben will. Doch die Hälfte der unrichtigen Beurtheilungen und der mißverftandenen Lehren Fan nur dem Laien zur Laſt gelegt werden, da fo manche Aerzte aus unwiderſtehlichem Triebe, menfchenliebend, uneigenuͤz— - zig und patriotiſch genannt zu wer: den, die Verbreitung und allgemeine Anpreiſung dieſer Urt mediciniſcher Schriften ſich als Verdienſt anrech— nen, weil fie es dem Wchl des Staats für zuträglich halten, daß jeder Kran: fe jelöft im Stande ſey feine verlerne Geſundheit wieder herzuftellen. Aber der Nutze, welcher von den Verthei⸗ digern der medicinifchen Volksſchrif— ten erwartet wird, den faien auf die Zufälle , und den Berlauf der Kranf: heiten aufmerffam zu niachen, um den gegemmärtigen Arzt davon zur un⸗ terrichteft, oder bei auswärts zu fr Sender Hülfe, fih befiimmt und deutlich auszudrücken, wie auch den Sandpredigern eine Anleitung zu ge ben, ihre Gemeine für ſchaͤdlichen Mis⸗ bräuchen zu warnen, u,'d. gl. m. iſt allerdings fehr groß und ausgebreitet, allein, durch die mehrften Anweifun: gen Krankheiten zu heilen, wird er gewiß mehr verfehlt, als befördert, und es würde daher weit nußbarer feyn, folche allgemein als nuͤtzlich an⸗ erfante Kenntniffe, von der eigentlis hen Behandlung der Kranfheiten ge der meotänifähen Bolksfchriften, 1018 trennt, beſonders vorzutragen. Auch bedenken dieſe Aufklaͤrer nicht, daß etwas ſehr Deutlich und gruͤndlich ge⸗ ſchrieben werden kan, und doch dem mit den noͤthigen Vorbereitungskennt⸗ niſſen nicht Verſehenen ganz unnuͤtz iſt; ſie glauben ein Buch ſey popu—⸗ lair verftändfich, wenn es als ein ſolches vom Kenner der die ganze Wiſſenſchaft umfaßt, und dem es folglich ſehr faßlich vorkommen muß, gelobt wird, allein, wird Dies auch vom Nicht: Kenner von dem fich bloß belehren wollenden gelten? Gewiß nicht! Alſo Taͤuſchung, Selbſtbe⸗ trug, und unwiderſtehliche Auffläs rungsſucht, liegt hie zum Grunde Warum die gefährlichiten Feinde der Gefundheit die Pfufcher vermehren? Warum den unbeforgten Wißbegieri- gen anftatt geſuchter Kenntniffe un: alücflich gemacht? Warum Anwei— fungen gegeben, die Kirchhöfe zu fuͤl⸗ lea? Warum Mittel entdeckt die mit größerm Recht ein ewiges Geheimniß für den Arzt geblieben c)? Warum unuͤberlegt wuͤrkſame Arzeneien anger priefen, auf deren beftimmte Anmwens dung der Laie nicht achtet, und die ohne dieſe ſchaͤdlich ja tödrlich werden Fönnen. Hundert folche Fragen wuͤr⸗ de ich aufwerfen Fönnen, an deren Beantwortung entbufiaftifche, durch Autorität, Nachahmung und Mode bingerifiene Volkslehrer, nie gedacht Sss 3 ha⸗ In einer gewiſſen Stadt, holt man die Sublimatpillen von dem Apotheker, tie 2, das Prod von dem Bäcker; in Rußland darf der Apothefer, ohne Unterſchrift des Arztes zu fehen, nicht ein Duentshen Glauberfalz verkaufen. Dort heißt ss nad) dem Plinius: Sua ewique venalis proſtat rita. 1019 WBemerkungen über die baben; hätten die mehrſten doch vor⸗ ber überlege ehe fle ſchrieben, haͤtten fe ihr Aufklaͤrungsſyſtem von allen Seiten betrachtet, und nicht den Ger - genftand einfeitig und durch eine ger faͤrbte Brille angefehen , hätten fie an etwa aufitoßende Nachtheile oder Un: möglichfeiten gedacht, fie hätten wuͤrk⸗ fich nicht fo viel Nachtheil angeriche tet. Sie ängftigten fo manchen Ge funden nicht, anftatt ihn zu belehren, fie ſtuͤrzten den Kranken nicht in Irr⸗ chuͤmer, anftatt ihn zu heilen, fie ber hielten die beften wohlgemeinteften Raͤthe fiir fich, weil nur ein fchlechter Erfolg fie begleitet, und fie beraudten den Kranken nicht des Zutranens der Huͤlfsmittel, die er nicht ſchaͤzt, weil er fie Eennt. "Wäre alles dieſes vor ber erwogen, vielfeicht würde manches Buch ungefchrieben feyn, fo toie zum Gluͤck nur der gerinafte Theil diefer Schriften von den Laien gelefen wird, Welch ein Unterfchied zwifchen dem Berragen des unterhaltenden Arz⸗ tes d) und gewiſſer Berfaffer einer Wochenfchrift,jener fagt: „mein Zweck iſt gar wicht das Publikum. in der Kennen und Heilung ber Krankhei⸗ ten zu unterrichten; und aus meinen nicht medicinifchen Leſern halb mediz einifche zu machen. Dennoch mit er durch feinen launigten angenehmen Vortrag nuͤtzlicher Wahrheiten, ge wiß weit mehr als dieſe, die oft Sa; Shen ins Publikum beingem, an denen manchen nichts gelegen feyn fan, und allgemeine Verbreitung 1020 einigen von ihnen den Kopf verruͤcken; Sch kehre nach diefer Einfihaltung wie⸗ der zur dem Nachtheil zuriick, der durch das Leſen mericinifcher Volksſchriften bewuͤrkt wird. Sie ſchaden nemlih dem Laien, wenn er die in dieſen Anz roeifungen gegebene Regeln befolgt, indem durch unnäße Verſuche, und durch unrechte Anwendung der Mir tel, die Zeit verfchlendert, die Krank beit bartnäcfiger und: verwickelter ge macht wird, und der faie fich num erſt fpät nach fruchtlofen ſelbſt Bemuͤhun⸗ gen um wahre Hülfe befümmtert, die jeßt nur Durch einem langwierigen Gebrauch, mit: vermehrten Koften verſchaft werden fan; da anfänglich die Gefundheit, durch die einfachften wohlfeilſten Mittel, und in kurzer Zeit hätte wieder hergeſtellt werden fönnen, wenn er nicht durch aufgeſtellte Irr⸗ lichter geblendet den rechten" ver fehlt, und die wahren Aerzte fuͤr über: flüßig ‚gehalten hätte. Dreiſt darf ich behaupten, daß dem menfchlichen Geſchlecht Tange nicht fo viel Scha⸗ den, durch die gänzliche Bernachläßt: gung der Arzeneimittel und deren Anz wendung, als durch den unrechten ver⸗ fehrten Gebrauch derfelben, zugewach⸗ fen iſt. Ich rathe daher auch einem jeden, Lieder nichts zu gebrauchen, und die wohlthätige Lebenskraft würfen zu laffen, als mit gleichguͤltig ſcheinenden Mitteln zu fpielen, Die nebft der Zerz föhrung der Gefundheit, die bitter: ſten Borwürfe erzeugen, In diefer Ruͤck⸗ d) Der auterhaltende Arzt von Job, Cl. Tode. Copenh. 1785 | 1021 Ruͤckſicht fagte der große Friedrich Hofmann: Sliehe Sie Aerzte und die. Arzeneien, wenn du gefund fepn willfE e). ber ſchon lange vor ihm, empfahl auch Celſus, und nachher Montanus, Brunner und Wepfer diefe Berbaltungsregel. Man verbinde daher eine mäßige einfache Lebensart mit einer gehörigen Bewer gung des Körpers: Man genieße nicht mehr, als man ohne Beſchwer⸗ de verdauen Fan, und das natürliche Beduͤrfniß erfordert. Man wechfele zwifchen Arbeit und Befhäftigung; unterdruͤcke und vernachlaͤßige die na: türlichen Ausleerungen nicht; man widme die Nacht dem. Echlaf, den Tag der Arbeit; man balte die Mit: telftraße zwifchen Enthaltfamfeit und Ausſtchweifung; man nehme Peine Urzenei, wenn man fich wohl befin: det; man bezwinge herrſchende Lei⸗ denfchaften, gewoͤhne fich fo viel als möglich an alle Abwechfzlungen der Luft, flrenge die DBerftandesfräfte nit übermäßig an, und folge den gütiaen Winter der Natur; fo wird man Ach dadurch in den Siand ſetzen, der popus fairen Schriften zu entbehren, und ſich eine dauerhafte Geſandheit zu verſchaffen. Da aus verfchiedenen Stellen dieſer Abhand⸗ lung geſchloſſen werden koͤnte, als wenn ich alle medicinifchen Kenntniſſe für den Laien ſchaͤd ich hielte, ob ich gleich nur immer von dem Nachtheil geredet habe den eigent⸗ lich praktiſche Bücher anrichten, fo muß id) doch, am allen Mißoerfland, und jede eigennuͤtzige Abficht von mir abzulehnen, der mediciniſchen Volksſchriften 1022 hiermit erklaͤren, daß ich weit davon ent fernt bin dies zu behaupten, fondera viel⸗ mehr vor den weit ausgebreiteten Rutzen aufgeklaͤrter und gereinigter Begriffe über die Erhaltung des gefunden, und Abwen— dung des Franken Zuſtandes, volllommen uͤberzeugt Bin. Traurig iſt es nur, daß die Geſundheit, die nach dem Ausdruck eines geiffen SHriftftellers, als die Einheit zu etrachten ift, welche den Nullen des Kebens den Werth giebt, aligemein zwar für dag groͤßte Gut geſchaͤtzt, aber der einfache fo oft gezeigte und empfohlnen Weg fie zu ers halten, nicht betreten wird. Dem ungeachr tet wird es doch immer nuͤtzlich ſeyn, wenn Männer wie Unzer, Weifard, Tode, nicht muͤde werden, ſolche Berhaltungsregeln inte mer aufs neue, und unter einem faßlichen gefallenden Gewande einzufchärfen. Immer iſt dabei Behutſamkeit und Vorſicht zu ent pfehlen, Damit nicht ſolche Kenntniſſe allge— mein verbreitet werden, die zwar von einer Seite betrachtet, nutzbar ſind; durch eine unrichtige Anwendung aber, in mehreren Faͤllen ſchaͤdlich werden. Daß die praktiſche Medicin, weil zu viele Kenntniſſe bei deren ‚Abhandlung zum voraus gefeßt werden müffen, im allgemeinen von einen Auffläs rungsplan auszufchließen fen, muß-nach dem, was davon gefagt worden ift, jeder» mann: begreiflich erden; doch. würden. eis nige in getoiffen Lagen der Menfchen fehr nöchige und faſt unentbehrliche Iehrreiche Anleitungen, hiervon billig eine Ausnahme machen. Ich rechne hieher die Abhandluns gen von. den endemifchen, oder ſolchen Krankheiten, die nur in einer Gegend hertz fchen, wie 4. B. die Wichteljbpfe der Poh⸗ Ten, die Kröpfe nnd Brüche F) der Schweis zer, und verfchiedene an mehrern Orten berrfchende Wechfelficber; da dieſe mehren⸗ theils ihren Urſprung diaͤtetiſchen Fehlern, einer gewiſſen befondern trocknen oder feuch⸗ ten Beſchaffenheit des Orts, der nahe lie, genden e) Fuge medicos & medicamenta fi vis efle ſalvus. Vid. Differt, Septem leges fanitatis exhib, $. XII, so23 Bemerkungen über die alfgemeine Verbreitung x. 1004 genden ſchaͤdlichen Ausduͤnſtungen aushaus chenden Suͤmpfen, oder einichließenden Bergen und Wäldern; der verfchicdenen Lebensart, Bergnügungen, und der Armuth, oder dem Reichthum der Einwohner zu wer; danfen haben. Hier wäre aljo allerdings Aufklärung und genaue Beſchreibung dies fer Befchtwerden von unbezweifelter Brauch» barkeit, weil die Entftehungsart und Die Ra: tur derſelben, dadurch allgemein bekant, und der Einwohner in den Stand geſetzt wird, fich dafürzu hüten, oder, wenn diefes nicht möglich iſt, ſich doch wenigſtens Er» leichterung zu verſchaffen. Hicher koͤnte denn ferner, doch mit einiger Einſchraͤn⸗ Fung die Befchreibung und Behandlung der Krantbeiten hergerechnet werden, denen ger teiffe Künftler ausgelegt find; mie Die Eng brüffigfeit und Schwindfucht der Müller, die Colik der Mahler, die fürchterlichen Dlagen der Bergleute und mehrere andere. Mit allem Recht nnd ohne zu befürchten: den Schaden , wohrden auch Antveifungen die Dlattern einzupfropfen nuͤtzlich ſeyn; fg wie- die Beforgung der gewoͤhnlichſten Krankheiten einjaͤhriger Kinder, die Zurecht⸗ weiſung bei haͤufig auf einmal erſcheinen⸗ den, und viele Menſchen befallenden epide⸗ wifchen Krankheiten, das Verhalten bei —— Zufälten» fr E. der Erſtickung, , M des Erkängens, u. d. gl. Leberhanpt bleibt: es aber doc) immer rathſam, far den Laien eigentliche praktiſche Schriften fo wenig ale; möglich zu fchreiben, ihn-hingegen lieber in _ andern Zweigen der Arzeneiwiſſenſchaft zu unterrichten, Die ſowohl eine allgemeine Anwendung erlauben, als fie gannicht fchäd«, lich, und unbezweifelt brauchbar find. Die Lehre von dem gefunden Zufrande Des menſch⸗ lichen Körpers; und feiner Verrichtungen, wie fie in Platners Briefen an Zimmere mannvorgefragen iſt; Die Anweiſung durch, eine wohl gewaͤhlte Lebensordnung,und Ders meidung der fonftigen fchädlichen Einftäffe, feinen Körper gefund zu erhalten ; die Jerr . gliederung der Eingeiveide, Muffeln, Ges faͤhe, und Nerven, die dem Juriſten fd wohl, als. dem Bildhaner und Mahler gleich nd thig iſt; Die Kenntniß der Claſſen, GW ſchlechter, Gattungen und Namen der Plans zen. Alles dieſes find Felder für den Wiß— begierigen „die feine Verſtandeskraͤfte him reichend beichäftigen und ihm geuugſame Unterhaltung gewähren Förnen. E — Si quid novifti re&ius iftis, Candidus imperti, fi non, his utere mecum. Nor. Blamenbach hat ganz neuerlich fünf Urfachen angeführt, welche, wie er im ine nern Roden des Appenzeller Landes bemerkt hat, oft Brüche erregen; nemlich das Springen unter ſchweren Laſten, das gewaltfame Ringen und Kämpfen, das růcklings anfheben, des in große Parken zuſammengebundenen Heues von © 0 ser Erde, der lebenslängliche unaufhörtiche Genuß der Milchſpeiſen, und eine aus allen diefen entſtandene erbliche Diſpoſitivn. annover. Ra It %. Bufenberger, d. X. B. Dom. rin 1025 ne annobetſches G65tes Stuͤck. Montag, den sten Auguſt 1785. Etwas über den Choc der Gavallerie, Veranlaßt durch ven Inhalt des ten St. des Hannov, Mag. err de le Balme, Staabs: offtcier bei der franzöfifchen 3 Gensd’armerie, ein Mann, deſſen Berdienfte und auf gründliche Erfahrungen fih flüßende großen Kenurnife, von jedreedem Beurtheiler bdoch geſchaͤtzt werden, ſoll hier woͤrt⸗ lich ein Vertheidiger folcher Grund: fiße werden, vie bis jeßt mehrere Ueberzeugung als Berwunderung ge waͤhret haben, „Alte eingeſogene Irrthuͤmer, fagt dieſer wuͤrdige Verfaſſer, feſſeln uns fern Geiſt; ſehr ſchwer koͤnnen Men: ſchen, die ſich der Gewalt der Ge wohnheiten sıberlaffen haben, deren och abmwerfen. In Betracht der Kmpuffion einer attafirenden Cavalle⸗ rie, Bat fich einer eingefchlichen, der auf gewiſſe Are durch fein Alter ehr⸗ wuͤrdig geworden ift. Man bat nen: fich ftets geglaubt, daß der Stoß (Choc) dieſer Waffen, nur in fofern furchtber ſey, als deffen Maſſen an Zahl und Nachdruck beträchtlich waͤ⸗ ven, und man hat auf die Geſchwin⸗ digkeit gar Feine Ruͤckſicht genom⸗ men. Aus dieſer Urſache, wie ich. ſchon angemerkt habe, verſtaͤrkten die Alten die Motten, und wir fallen in die entgegengefeßte Ausſchweifung, durch die unbedachtfame und übermäf fige Ausdehnung dee Fronte, die wir bei unfern Attaken er Zeoifchenräu: me (en muraille) einnehmen. Wir tollen die Utatidnen und ‘Digreffig: nen weglaffen; dafuͤr aber licher ver: fuchen, indem wir von dem befanten zum unbekanten herüber ſchreiten, durch Beweiſe unſere Meinungen uͤber die— ſen Gegenſtand feſt zu feßen. - Sn der Phyſik ſowohl als in der Geometrie, hat ein Koͤrper deſto mehr Feſtigkeit, je mehr die Theile, aus de— nen er beſteht, zufammenhängend, ver einigt und verbunden find: num laßt uns alfo fehen, ob die einzelnen Thei⸗ fe, aus denen eine oder mehrere Efen: drons gebildet werden, wenn fie vereiz nigt find, als ein feiter Körper Fön: nen angefeben werden. — Sin diefer zwiefachen Boransfegung, werden wir die Vortheile gewahr werden, die man von diefer oder jener Formirung ziehen Ttt kan. IR 1917 fan. — Wenn man die Reuter nach dem Mittel einer Linie immer dichter und dichter zuſammen ſchließen ließe, ſo wuͤrde es leicht ſeyn, auf gewiſſe Art die Glieder durch die Geitenpref fung. von beiden Flügeln nach dem Mittelpunfte, feſter und zufammen: bängender zu machen; aber wegen der von einem Gliede bis zum andern zu beobachtenden Zwifcherräume, Daz mit die Pferde ihre Füße bewegen fönnen, wird es fich mit den Motten nicht eben fo verhalten. Um diefes zu erlangen,. müßten fie unbewegfich auf einem Flecke ſtehen bleiben, dann Fönte man fie völlig zufammen verbinden, inden mandie Bruſt eines jeven Pfer: des, zwiſchen die zwei Hintertheile (croupes) der im vordern Öliede fte henden Pferde ftellte, und fo von einen Öliede zum andern, und bis zum legten fortführe, In dieſem Fall, wird eine Maffe Eavallerie von 16 Mann Tiefe und einer großen Front, die ich dem Phalanı der Macedonier ähnlich annehme, Feiner Impulſion (forttreibenden, ftoßenden Kraft) fü big feyn, aber wohl einer Kraft ver — ‚und eine nach dem Mittel: punfte zugehende (centripede ) haben, die aber dieſent ungeachtet wegen der Stärke der Rotten und der Ausdeh: nung der Front, fehr beträchtlich ſeyn wird. Wir wollen nunmehro eine thaͤtige Gewalt, gegen die Kräfte der Unthaͤtigkeit wuͤrken laſſen, und die daraus entſpringenden Wuͤrkungen betrachten. Wenn auf einem ebenen Boden ueber den Choc der Cavallerie. und horizontalen Flaͤche, ein * zwei Glieder geftelfter Trupp Cavallevig, von viel minderer Fronte, fich auf die fülfe haftende Maffe wirft, um fie mit alfer der Schnelligkeit zu choguiren, deren robuste und gut erereirte Pferde fähig find, fo wird Dadurch bei dent choquireen unbeweglichen Körper eine aligemeine Erſchuͤtterung und Verruͤk⸗ Eung aller Theile entfiehen, und die Wirkung wird dem Grade der Ge ſchwindigkeit verhaͤltnißmaͤßig ſeyn, mit dem der choguirende Körper die Carriere zuriick gelegt hat. _ Um diefe Wirkung fehisen zu koͤnnen, fo wol Ion wir annehmen, ‚daß der höchſte 1028 Grad von impulfiver Kraft, die ein, ſich fo wic ein galoppirendes Pferd, ber wegender Körper erhält, fich gegen ein im Schritte befindliches Pferd verhal: te, wie zeben gegen eins, Dasauf diefe Art im Schuß. fch befindliche Thier, deffen Kräfte durch diefen Gang neunfach find vermehrt worden, wird bei feinem Choe zum wenigften acht im Schritte ihm entgegen Fommende Pferde ummerfen, angenommen, daß der zu leiſtende Widerſtand jedes einzel nen in dem choquirten vereinigt fen, ob⸗ gleich Die Kräfte eines jeden dem erften . gleich waren, bevor fich folchesin Ga⸗ lopp ſetzte. Das, wasich hier behaup⸗ ‚ beiteht nicht blog in der Einbil— dung; durch die Gefeße der Bewer gung, wird man es in den folgenden Grundfägen erwiefen finden. Don zweien Körpern, die ſich im Ganzen völlig gleich find, und gerade gegen einander ſtoßen, wird derjenige, der drei aut aid = — , 1029 ° drei Grade mehr Geſchwindigkeit als der andere hat, dieſen durd) feinen Stoß um die Hälfte deffen Geſchwin⸗ digkeit fortreißen. Folglich würden die Pferde des erſten Gliedes der Ef cadrons, die ich, wegen ihrer außeror⸗ dentlihen Schnelligkeit choquirende nenne, duch ihren Choe noch viel leichter acht Rotten der unbeweglichen Maffe, von der wir gefprochen haben, ummwerfen, wenn ihr Widerſtand nicht durch die, nach der Mitte bei diefer Formirung wuͤrkende Kraft vermehrt wuͤrde, Die aus der Seitenpreſſung der beiden Flügel nach dem Mittel: punfte entfichet, und die diefte Maſſe bereits wefentlichen Kräfte noch verſtaͤr⸗ Eet, Leßt uns annehmen, daß durch diefe Verbindung nur fünf Notten fortgeriffen wersen, fo werden die drei von den achten uͤbrig bleibende Rot: ten, durch den Choe des zweiten lie: des umgeworfen werden, deſſen Schnell: Fraft, obgleich eben fo beträchtlich, als die des erften, nicht die nemliche Wuͤr⸗ Fung wird hervor bringen Fönnen, we⸗ gen der Zuſammenſchiebung der vor ihm befindlichen Rotten, die ſowohl die Preſſung, als die Anzahl werden vermehrt haben, Dieferhalb nehme ich nur an, daß drei der choquirten Rotten werds verrückt werden. Die fer Berechnung gemäß, die man ohne Unbilligkeit nicht als übertrieben anz fehen Fan, ift es augenſcheinlich, daß nod) zwei Glieder, die eines nach dem antern, mit der nemlichen Impulſion, wie die vorhergehenden, aufalle Theile diefer großen Front choquiren, Diefe Ueber den Choc der Savallerie, 1038 Maffe werfen werden, die, wegen der Berbindung aller ihrer Theile, unbe: weglich ſchien. Wären es Bataillons Infanterie, die dieſen aus einer glei⸗ chen Anzahl Rotten und Gliedern be ſtehenden Phalanx formirten, der auf gleiche Art, in allem Betracht, zuſam⸗ men gepreßt iſt, und dieſer Trupp wuͤr⸗ de eben ſo angegriffen, als ich es bei dem Corps Cavallerie erklaͤrt habe, fo Fan man vermuthen, daß, wenn auch nur Die zwei erſten Glieder darauf cho- quiten, er geworfen, und von den Pfer⸗ den niedergeritten werden wird, Diez, fes wird um fo leichter feyn, da die,, durch die Kräfte der Unbewegbarkeit und des Preffens nach dem Mittel: punfte, und durch die Mepulfion, et was aufgebaltenen Pferde, bei Beruͤh⸗ rung des Bodens, durch die Ausdeh— nung der Merven, deren Anfpannung fie hebt, neue Kräfte werden erhalten haben; welches beim Choquiren gegen einen Trupp Cavallerie nicht ftatt fin: den fan. Die in diefem Abſchnitte befindlichen Grundfäge, würden noch mehrere Erlänterungen erfordern, um dasjenige, was ich behauptet habe, deutlich zu machen; aber ich habe der rer fihon for viele gegeben, daß, um den Leſer nicht zu fehr durch deren An⸗ haͤufung zu ermäden, ich mich zum zweiten Abfchnitte wende, der zum. Theil folche erfeßen wird. Dan würde die Sache uͤbertreiben, wenn man eine fo ungeheure Maſſe formirte, und in jedem Verſtande fo genau zufanımen verbände, daß die Preffung beim Chor den beträchtlich Ti z ften 1031 fien Widerſtand verurſachte. Nach— dem vorher erklaͤrten Beiſpiele aber, wird die Maffe, da fie der von der Gefchwindigfeit hervorgebrachten Jin: pulfion nicht widerfichen Fan, von einer viel geringern Anzahl gegen ſie anren⸗ nender einzelner Theilegeworfen. Was im großen möglich, ift auch im Efeinen thunlich, Wenn bei gleicher Front und gleicher Tiefe, die Motten fi fich nicht unterftüßen, und die gewöhnlichen Zwi⸗ fehenräume beobachten, ſo iſt es auz genfcheinlich-, Daß das choquirende Corps viel leichter Spiel haben wir), Wollen wir auf gleiche, oder zum wer nigften aufähntiche Art die Wuͤrkungen berechnen, vie durch die Impulſion ei— nes Teupps zu Pferde, der einen zu Fuß anfällt, hervorgebracht werden, fo müffen wir unumgänglich wieder zu den vorigen Beweiſen der activen und pafliven Kräfte unfere Zuflucht nehmen, Diefen zu folge, nehmen wir als eine unlaugbare Wahrheit an, daß von zween einander. vollfommen entgegen gefeßten bewegten Körpern, derjenige, der zwoͤlf Grade Geſchwin⸗ digkeit mehr beſitzt, als der andere, dieſen bei dem Choe werfen wird, waͤ⸗ re der Teßte auch viermal fo ſtark, als ‚ der. erſtere. Diefes voraus gefeßt, werden wir dur) den Widerstand, den ein Corps Infanterie der auf fie ftürzenden Eavallerie leiſtet, ſehen, wek he Folgen daraus entfpringen koͤnnen. Laßt uns, zum Beifpiel, 6 Infanteri⸗ fien zu 2 Mann in der Front anneh⸗ men, toelches die Breite des Pferdes beträgt; laßt uns die übrigen viere, Ueber den Choc der Cabvallerie. 1032 die ſich ſehr gegen einander preſſen, in den Rotten annehmen, ſo koͤnnen ſie, mit Inbegrif ihrer Waffen, zuſam— men nicht uͤber 600 Pfund geſchaͤtzt werden. Der Deuter, die Ausruͤſtun— gen, das Pferd und deffen Gefhier, Fönnen nicht weniger als goo Pfund betragen. Dartbeilichfeit den Schluß ziehen, daß dieſe 6 ungluͤcklichen Infanteri— ſten, durch den geringſten Choc eines einzigen Pferdes, werden umgeworfen, und zermalmet werden; 12, gegen 3 Grade der Gefchwindigfeitz 24 gegen " - 6; 48 gegen 12, u. fe w. Fuͤgt noch ein zweites Glied zum erften binzu, welches. die Formirung unferer Eſca⸗ drons it, und. ihr werdet J daß he eine ſehr lange in allen ihren ilen zuſammen gepreßte und feſte Colonne Infanterie erfordert wird, um dem Choc der gleichen Front habenden Cavallerie zu widerſtehen. Folgerun⸗ gen gemäß, die man aus demjenigen ziehen Fan, was ich fo eben von der Kraft der Unthätigfeit, die in einem Trupp nach Verhaͤltniß der einzelnen Theile, aus welchen foldyer beftehet, vermehret wird, und von der aus den verfchiedenen Graden der Geſchwin⸗ digfeit entfpringenden Impulſion ge fagt habe, ift es einleuchtend, daß man, ohne fich zu bevenfen, dieſen Iekten Bortheil dem erftern vorziehen muͤſſe. Endlich, Fan man aus alfen vorhergegangenen Bemerfungen den Schluß ziehen, daß, um einen Trupp furchtbar zu machen, man nothwendi⸗ ger Weife die Mannfchaft, aus der er Hieraus kan man ohne 1035 er beftehen foll, gehörig wählen, und einem jeden derfelben den ſchicklichſten Platz, um ſich wechfels Weiſe beiſte⸗ ben zu koͤnnen, ne ih zu. trennen: ohne fich zu ſchaden, oder zu hindern, anweiſen mäffe: daß man den Efeadrond wenige Front und wenige Tiefe geben müffez damit fie bei den Attafen raſch ſeyn Eönnen, ob: Daß mehr als zwei Glieder der Stärfe des erften fchaden, und folche nicht vermehren, weil nur jedes vor ſich und nicht alle zugleich wuͤrken können: daß man die größte Sorgfalt anwenden müffe, den Neu: tern eine gute Pofitur beizubringen, ‚und die Pferde gehörig abzurichten, damit die Cavallerie die Schnelligkeit erhalte, deren fie fähig ift: und daß, wenn man ihr den Sieg verfchaffen will, man fie durch Stellung auf ei nem ſchicklichen Boden in den Stand ſetzen müffe, dieſen Vortheil nußen zu koͤnnen. So denkt de la Balme, und mit ihm die mehrften Sachverjtändigen gemein, und nach jenen Grundſaͤtzen hannelnd, giebt er beim Angrif die Ichre: — Nehme eure Pferde zufammen, und führer fie mit Geſchicklichkeit; reitet % #75 Ueber den Choc der Eavallerie, 1034 gerade aus und gefchloffet, ohne euch zu drängen oder zu öfnen. Sitzt feft zu Pferde, den Oberleib etwas wow waͤrts gebogen, den rechten Arm aus⸗ geſtreckt, die Klinge des Degens faft horizontal, die Fauſt im der rechten Fechterftellung (em tierce) und euch felbft bevecfend, indem ihr auf den Feind den Stoß richte. Seyd auf merffam auf die Befehle des euch an⸗ führenden unerfcehrockenen Befehlsha: bers. Auch) ihr Officiers, ſeyd fparz fon mit Worten; bedient euch lieber der Zeichen: Klugheit und Verſtand leite euch, fo wohl vor, als nach der Hitze des Gefechts: Durch einen mus thigen und entfchloffenen Anſtand, flößer eure Kuͤhnheit euren Untergebes nen ein, Führet fie im Trade in gu: ter Ordnung bis auf hundert Schritt an den Feind; dann ſetzt fie durch ein gefeßtes und lautes Eommando-Wort in Galopp; und nachdem folcher alt mählig immer ftärfer geworden, fo ſetzt den Pferden die Spohren in die Nippen, und ſtuͤrzt euch alle auf ein: mal mit verhangenem Zuͤgel auf den Feind, der euren fihrecftichen und fieg: reichen Choe nur abwarten wird, um defto vollftändiger zu Boden geworfen zu werben. WM .r, beim aten Cavallerie⸗ ——— Zt 3 Frag⸗ 1835 WR ? . > 1030 Fragment aus dem Tagebuche eines armen Virarind aus der Grsfihaft Wilfhire. ; (Hus dem Meras Erhielt ich vom Doctor I Suart, zehn Pfund Sterling, als mein halbjähriges Salarinm. Der Herr Doctor machte mir biefe Fleine Summe, die ich fo rechtmaͤßig verdient habe, recht ſauer. Ich mußte Uber drei Stunden in deffen Vorzim— mer warten. Endlich ward id) in fein Cabinet gerufen. Er fuhr mid) hart an, und ob ich ſchon eilf Meilen ge gangen war, ihm aufjutwarten, bot er - mie doch weder einen Stuhl noch fonft irgend eine Ergniclung an. Als er mir die zehn Pfund, die er mir ſchul⸗ dig war, hinwarf, fagte er: daß mein Salarium zu hoch wäre, und. daß er für funfzehn Pfund jährlich einen. am dern Bicarius haben koͤnne. Dies kraͤnkte mich fehr, und ich ging mit bekuͤmmertem Herzen von ihn. Dienftag. Bezahlte ich ſieben verſchiedenen Perſonen neun Pfund Sterling, die fie mir geliehen hatten, und ich behielt fo wenig Geld übrig, daß es mie unmöglich wer, mir ein Paar ſchwarze Beinfleider zu Faufen, die ich fo fehr noͤthig brauchte, und die der Schneider Aube zu verfaufen hatte. Dies that mir ſehr leid, denn ich gebe faft nackend, und diefe Bein Eleider waren noch recht gut, obſchon etwas abgetragen. Ich mußte aber deshalb darauf Verzicht tbun, weil _ meine Frau ganz unumgaͤnglich einen Rock brauchte und Berti und Belli, Ensliihen.) unfere beiden Pleinen Töchter, Feine Schub hatten. — mMittwoch. Meine Frau kaufte ſich heute einen- Roc und Schuh für unfere Töchter; Uber es begeanete ihr ein- Unfall, Der ung alle beſtuͤrzt machte. Da fie wieder zn Haufe kam, vermißte fie eine halbe Guinee, die fie durch. das zerriffene Unterfutter ihrer Tafche verloren haben mußte, Dies fiel uns un fo härter, da wir nur noch eine halbe Krone uͤbrig behielten, um fehs Monate davon zu leben. Indeß ruͤhrte mich die große Betruͤbe niß meiner Frau am meiften; ich ver mahnte fie, mehr Vertrauen auf den fieben Gott zu ſetzen. RR Donnerſtag. Erhielt ich aus dene naͤchſten Wirthshauſe einen Zettel, worin mich ein Fremder erfuchte, drin⸗ gender Angelegenheiten halber zu ihm zu fömmen. Ich ging bin. Derje nige, der mich zu fprechen verlangte, war ein Komoͤdiant, den der Wirth nicht eber fortlaffen wolte, bis er ihm feine Zeche, die fieben Schillinge aus⸗ machte, bezahlt hätte, die aber der, Fremde nicht hatte, Sch fagte die fem Ungluͤcklichen: daß ich fo arm wie er felbft wäre; er folte fih aber gedulden, ich wolte den folgenden Tag Rath fchaffen. Dann ging ich zu Haufe, Dachte darauf, wie ic) diefem Menfchen wohl helfen Fönte, Donnerſtag Abends. Der Bäl: fer, et 5 * fe Fer, dem ich Doch nichts ſchuldig war, hat mich bel behandelt, und meiner Stau und mir erflärt, daß er uns nichts mehr borgen mwolte, wir mög: ten anderwärts zufehen, wo wir ge borgt bekaͤmen. Der Schlächter war böflicher ; er ließ mir durch feine Frau ſagen: daß er uns immer herzlich zus gerhan wäre; er hätte aber vernom⸗ wien, dag der Doctor Snart einen andern Vicarius anfegen würde, und da er uns doch gern dienen wolte, ſo riethe er uns: unſer Fleiſch kuͤnftig bei dem Schlaͤchter, der am andern Ende des Dorfs wohnt, und keinem Menſchen einen Heller borgt, zu neb- men. Ich uͤberließ mich eine Vier: telftunde lang den traurigften Gedan⸗ Een; aber ich ſchaͤmte mich bald vor mir felöft, daß ich mich Über die Lieb: lofigkeit der Menſchen gegränit hatte, die ale Brüder find, und einander doc) wie Fande Behandeln. Ich ging zu Bette, und ſchlief dal» fanft ein, Sreitag. Siefich ganz fruͤh Mor: aens zu dem Gaſtwirth, dem ic) die fieben Schilling für den Komdbianten bezahlte, und gab diefem noch einen balben Ehiling nit auf den Leg, fo, daß ich gar nichts Hbrig bebickt. Ich Fam wiener zu Haufe und-aß ſehr ſchlecht zu Mittage, oder aß an gar nicht, denn ic) ftelfte mich unpaͤß⸗ lich, um meiner Frau und meinen lie ben Rindern , das wenige Brod, das wir hatten, ganz zn überfaffen. Nach⸗ mittag erzaͤhlte ich meiner Frau, was ich mit den Schillingen gemacht hatte. Das liebe rechtſchaffene Weib tadelte 103 7 Fragment aus dem Zagebuche eines armen Vicariusic. 1038 mic) deshalb im geringften nicht, fone dern vergaß Freudentbränen daruͤber, und lobte Diefe Handlung wegen meis nes Be Herzens. B. Von nun au will ich diefer en Frau in keinem Stücke mehr widerfprechen; ihre fchöne Seele verdient Die größte Achtung von mir, und von allen denen, Die fie kennen. Ob fie fhon zuweilen nicht im ſtrengſten Sinn vorfichtig handelt, uud ihre Eleine Launen hat; fo ſollen diefe Launen, die uͤbrigens wohl zur ertragen find, fiein meinen Augen nieweniger fhäßbar machen. Sonnabends habe ich eine Pre digt uͤber den Luxus und die Öefahren des Ueberfluffes ausgearbeitet; fie ges fiel mie, und ich habe fie den Eonn: tag in vier verfchiedenen Pfarren ger halten, Sonntag Abend Fam ich hun⸗ grig und müde zu Haufe; ich forderte einen Biffen Brod; meine Frau fiel mir um den Hals, und fagte: daß fein Kruͤmchen im Haufe fen, und vergoß einen Strom von Thraͤnen; ich trö: fiere fie, fo gutich Fonte, und verfiz cherte fie, ich brauche auch keins. In⸗ deß Fan ich wohl fagen, daß mich in meinem geben nie fo gehungert bat. Wir hatten nur rag drittehalb Pens; - ic) fagte meiner Frau, fie folte den andern Morgen Brod daflır Faufen, und es mit unfeen &» "ern theifen, Hiontag. Ai⸗ ich aufſtand, dachte ich, dies wuͤrde der letzte Tag meines Lebens ſeyn; ich irrte aber; es war einer der ſchoͤnſten deſſelben. Der Ko— moͤdiant, ga - > $ 1039 Tragment aus dem Tagebuche eines armen Vicarlusıc, ı 648 mödiant, dem ich den Dienft geleiftet hatte, war ein reicher Mann, der ger toiffer fehr wichtiger Angelegenheiten wegen fich fo verkleider Batte, und um fiher nicht erkant zu werden, unter einen herumziehenden Trupp elender Komddianten gegangen war. Denfel: ben Tag, da ic) ihm den halben Schi: Ting gab, und feine Zeche bezahlt hatte, waren feine Angelegenheiten in London in Richtigkeit gebracht worden, und er konte nun ſeinen Namen und ſeinen Stand wieder annehmen. Gegen 9 Uhr des Morgens kam erzumie Vor⸗ ber aber Hatte er fich genatı nach mei: nem fittlichen Charafter und meiner ganzen Lage erkundigt, Man hatte ihm gefagt: ich fe ein guter ſehr arz mer Mann, der aber ein großer Freund - der- Armen waͤre, und ihnen Gutes thäte, fo viel er dermoͤgte. Dasmufte _ ibn wohl gefteust haben; denn er ſchenkte mir so Dfund Sterling. Ih war wie verfleinertz denn ich habe in meinem ganzen Leben Feine fo große Summe beifammen geſehen. Diefer wohlthätige Here lieh us dabei noch nicht bewenden: denn den Dienflag „Morgen berief er mich zu einer Dfarre, » die 300 Pf, Sterling jährlich eintraͤgt, fo, dag ich mich nun als den allerreich⸗ ften Pfarrer in ganz. England anſehe. Leber die Sprachberichtigung BET R im 47ten St. des Magazins von diefem Jahre. De Verfaſſer jener Sprachberich⸗ tigung iſt der Meinung, man muͤſſe fodern und fordern auf die Art unterfiheiden, daß man das Wort ohne x ſchriebe, wenn es: verlangen, De gehren; mit einsm r, wenn es: wei; ter, vorwärtsbringen, vervollfommen, bedeute. Von jenem Worte wäre alfo Soderung, has Verlangen, von Dies fen gorderung, Zörderung, Be förderting, avancement, abzuleiten. Allein, fodern undgoderung, für verlangen, das Verlangen, ift wobl eigentlich falſche nur provinzielle Aus; ſprache und —— Man ſolte mit denen, die ſich einer richtigen Pro⸗ aunciation befleißigen und mit vielen p. unſrer Heften Scheiftfteller, forderrtn, gorderung ausſprechen undfchreiden. gördern, Lörderung, Beförde: rung, ſind Wörter, Die von jenen gang verfchieden, mit or gefchrieben werden müffen, tie aus ihrer Abſtammung von. dem altdeutſchen Wort fürder oder förder, weiter hin, vorwärts, er⸗ heller, welches alte Schriftitelfer bald wit $ bald mit uͤ fibreiben, da vordem beide Doppellaute promifcue gebraucht wurden: Befoderung ſtatt Beförz derung ift daher ganz falfch. Aeltere Schriftfteller unterſcheiden auf die Art fordern und foͤrdern ſorg⸗ faͤltig, wie unter andern aus Luthers Bibeluͤberſetzung zu erſehen iſt. G. F. D. — EEE ——— 1041 1042 Hannooeriſches ſihes Magthin. 66tes Stuͤck. Freitag, den Igten Auguſt 1785. Nachricht von den Verſammlungen der Koͤnigl. Churfuͤrſtlichen — ſchafts⸗Geſellſchaft zu Celle, vom Fruͤhjahr 1784 bis ins Fruͤhjahr 1785. ei der im letztern Winter ge haltenen Verſammlung der Geſellſchaft, gereichte ihr die eingelaufene Nachricht von einer Ge⸗ — Aufbebung zum vorzuͤgli⸗ chen Vergnügen, die als Beifpiel ber trachtet, einen fehr —— Be⸗ weis, nicht nur von dem großen Werth folcher Theilungen, fondern auch von. det Möglichfeir giebt, daß ganz ver fehiedene Gerechtfame mehrerer In⸗ feregenten auseinander gefegt werden fönnen, wenn Die nötbigen Mittel mie Bericht und Unverdroſſenheit i RUBEIDENDEL werden. ; Des Objett diefer genaner daranf achtete bie Bär: me in der Mafchine, fo viel möglich auf 96 Graͤde der Fahrenheitſchen Scala zu erhal: ten, fo ging diefes Ausbrüten in der Folge fehr gut von flatten. Das Aufbringen der auögefommenen Ktichen machte mir unter dieſem herrlichen ntilden Hinmelsftriche, fo wenig im Som— mer als im Winter Schwierigkeiten. Ich brauchte gar nicht der Fünftlichen Hennen, welche Mr. Reaumur in feiner Art de faire eclore & d’elever des Oifeaux domefti- ques, um die jungen Küchen aufzuzichen, empfiehlt. Ich ließ folche nur in den er— fin Wochen, nachdem fie ausgefommen ma: ren, wenn fie gefüttert worden, oder nicht mehr herum zu laufen Luft bezeigten, in etwas wollenes Zeug ſtecken, und da her— ang nehmen, wenn fie hungrig maren, oder es ihnen darin zu warm wurde, General Eliott warfo fehr von dem Nuz— gen diefes Fünftlichen Ausbruͤtens des Fe⸗ derviehes in der damaligen Lage von Gibral⸗ tar fberzengt, daß er wuͤnſehte, dieſer Ders fuch mögteim Großen gemacht werden. Ich mußte einen Plan zu einem Bruͤthauſe ent: toerfen , wo zur Zeit einige Tauſend Stuͤck Ever ausgebruͤtet werden koͤnten; allein, die Yusführung diefes teitläuftig ſeyn dürfte. Außer dem befonderen Nusen , mir diefe Fünftliche Ausbruͤtung des Feder: viches aller Art in meiner Heinen Oekono⸗ mie gewährte, hatte ich auch das Vergnuͤ⸗ gen, einige Beobachtungen dabei zu machen, welche mir wenigftens noch neu waren. Un: ter andern bemerkte ich, daß das in dent Eye eingefchloffene Küchen nicht mit der Spitze des Schnabels, fendern mit einem auf fol; em figenden Heinen Hörnchen, welcher, einige Tage nachdem es ausgekommen ift, Briefe über die Belagerung von, Gibraltar, Dans fand verſchiede⸗ ne Schwierigkeiten, die hier anzufuͤhren zu welchen: l 2: 2 abfällt, den erften Bruch in der Schaale made. ah ; a Diefe und einige andere, befonders über den gehörigen Grad der Feuchtigkeit , wel, hen die Luft in der Bruͤtmaſchine haben; muß, und wie foicher zu erhalten ſtehe, ges machte Beobachtuagen, theilte ich gelegent⸗ lich, waͤhrend meines Aufenthalts zu Par ris dom Herrn Doctor Franklin mit, und hatte das Vergnuͤgen , von dieſem großen Nasurkündiger zu vernehmen, dag mir die traurige Blokade zu Bemerkungen in die⸗ fer Diaterie Gelegenheit gegeben Hätte, td» von einige ihm fo neu, wie mir wären, In einem meiner Briefe habe ich Ihnen gefagt, daß die Garuifon in dem Fahre 1789 ziemlich viele Leute an Blattern und anderen Kranfpeiten verloren habe. Eine — es 9 Dune toelchen die erichiedenen Corps erlitten, will ich Bi einfchalten. Are Todten; Zifte der Sarnifon von Gibraltar, "im Jahre 1780. \ 12t° Regiment EUREN, 16 Marin.’ 22 irn sölte ’ — — — 58ſte — — ——— Tate ⸗ — DW. 16732775 7308. en ne. nel Regiment von Hardenberg — 71. ° . Reden — ee de la Motte Yen Artillerie — 23 EA, Artificers — aa Veberhaupt — PIL Zur genaueren Ueberſicht des Dienſtes der Truppen in dieſer Periode, füge ich auch das Dienſt⸗Detaille, ſo wie ſolches in den letzten Monaten des: Jahres 1780 war, hiemit an. neh hl * > ad 1213 an einen Freund. im Hannover geſchrieben. 1214 Detaille der Wachen, —_ —tt0h — —— Infanterie, Artillerie, = = — — ——— —— „Es a Ylamen der Wachen aselsleısjse |8j8lslsise in der Stadt, @e2sleeee sis s|2je|s 3335 8384 3008 33 — — — — = -=j--—--=lj=— Goͤuverneurs — — —| - |: |:|3 = 12 Lieutenant-Gouverneurs — — |: ———1—9 General-Majors de la Motte — aa , Landport — — = |) 3] 4 4.3) 69] ,= =) !=| 4 Prince's find — — ——— 11 2 3) 2 361 212121 Ic King's Eins — — hrz za a2 Ira )e)2)2]2r2 Grand Battery — — 3—— Raggedſtaff — — — zu] - iz la elle Southport — — — |; | 212 I 29 = |*|* 212] 1 ———— — — ⸗ 2382—⸗ 2 Main — — —43 Mauriſches Taſtel — — ER 3 BI 10 Sa | SE 2 North: Line: Wal — — zlztelal als] sgale|e|es|e|>s|> Middle Hill — — N Bel 0 STE LE 05 (16 A Artillery⸗Wache — — Stellen ee |: ⸗ Eignal: Haus — — a SER) DATE ELe Bictnaling Dffice + — — RE ER — South : Line: Ball _— — —— 6| ea zz: Lilm⸗Kiln — — — e 7 Hoſpital — — ⸗ Je— —— gern Regiments —— n Wache — slz!2le2l: Ka up al 2a aka zellen 28 illiſ's — — PN EEE Inc rn I Mi 1) 2| 2 ZIUST Artillerie‘ © Flaggsſtaff — — —— I 15 — —— — —| 2 |:|:|7 || 14 2] =} 1: 5 5 | Danfte — — — — 13llslslzlele) ẽForbeſs — =: Pr a Er I a Er S | Prince’s und King’s find — z (ah al Tl 12 3] - ze | em < Williſ's — — ——————3 Fiagosſtaff Bit: — — zs a ER a A z ZU EN See 8| up [des des Gonverneurs — rn ns I a a ES sg Lt. Somverneurd — 0 — 1: | =18- 3 A HE: | =5 der Staabs Officiers vom Tage-| = |=|=] 2|=|=| = ||=l2l ılele): E> us General: Adjudanten — zen Melzbrirerzt2l2)zl oz 29 s Quartier⸗Meiſters 2 Tzl ee Ze) z L: __ ts Plüß- Majors — = 11a He ale 212, 2,2 I der Stade überhaupt —| 1 | alı2laalaalısısaril al al 71.81 1900 Azıs Briefe über die Belagerung von Gibraltar... 1216 la Infanterie, Artillerie. Detaille = ale 3 — 8 = = net aan 5 = Ele lei auf dem South, oder dem füdliben T3 8315 258 |ElzlElel8lg R 2lel> > elei- = Theile der Seftung. ss28® S|2|8 El) 21ele E z2elsinla = 8 bes] = | 2. 3884 88545 — — — — — —— —⸗ç- Europa — — _— s 4 11,2, | 32] :|:|17 ei 2 8 Avant — — — ⸗ »11 TI 8) 2] 201005 el ct} Fi. 4 Roſia Pet N — >: RED OR NE: | a ai\z:.l.el al 2 Reue Mole — ar = z\=z/ I I 2] SI 3511 >| =|=121:|) 2 Princeſ's Wallis fing — -— si: N 1) 1) 1| 16 8, =\=1:1.1, South Shed — Zar — — | 421—48⸗ 21212⸗ Magazin —— u‘ — s I|z|=1 1] I 25 Is = le) —— amp EIER — — — ⸗ —— ⸗ — — — — ⸗ ⸗ Tl zI 121 2|2|e . | ⸗ Mole; Head — — Il 3 as} 92) elsle2iz I —— — — — 4 ⸗es⸗e EI Buena Billa — — — elzir;,=:|> si,z1s1 Liz], Wind Mill: Hi — — sa |s/=z]:| 12] 101 =|=:|-|:|.|; South Barracks — — — 2 Bil a an 4 2. =. s4lsie Nun ⸗ :|i3 ⸗ A Hiezn sbiges Detaille der Stadt— Wachen — Ak ACH Bi Sant 1 ah Be 1 el = j @|=| Ille Ueberbaupt — | 3 | 2! 6lı2lı6, Arie ie = 2 | 4|12143133115|531 armen | Er:em.. | SODRUR | Kamenz Total | 4|10| ı0| !z | 10 | 514 Die —— ae —— a) . * N und zu Alte Deren Arbeiten täglich geben mußte, war nicht immer gleich, gewöhnlich belief ſich fol- che auf etwa 600 Mann. ch bin sr. ! kſich ſol⸗ nebenſtehende Artillerie — — 39za 1) 3 ——2 — | wann | um Total — — 60l22 876 Piquets: [Enb:Ser ſco Regimenter: — alter: !gean-! po- au Gr nen | ten | rais surs meine ————— ——— 1 SD ee Bon der Artillerie 1, und von der Tin | om fanterie 3 Capitainss — — 4 ae” Artillerie , — — — Tag 1 ag ı2te Regiment — _ a 1 f \ ; 5 39 ® 7 — — 3 1 1 I 1 so * — — — ⸗ 1 1 1 SB — ds a a I 1 ER Lt RR. 3 0 2011 4 = TS her) Bash ı. 75 Regiment son Hardenberg — — |: hal al ı) 12) 38 113102110 GE — — ⸗ 1411411 113 de la Mette * — 5 13 EEE ESTER STTUEIER . Sarunos crifch (8 Magazin, 778 Stüd, 4218 Montag ; den 26ten September 1785. Briefe über die. Belagerung von Gibraltar, an einen Freund in Dannover geſchrieben. (Eiche das 76 Stuͤck.) Zoatigſter Brief. achdem die Spanier in den letz⸗ ten Wochen des Jahres 1780 i die auf dem Iſtmus angelegte San Carlos Batterie mit 8 Mörfern befeßt, und ſowohl diefe Batterie ſelbſt, als auch die dahin aus den Linien füh- rende Tranchee vöflig zu Stande ge: bracht, fo waren fie in den erſten Ta: gen des Januars 1781 vorzüglich da: ‚mit befchäftiget, den Durch den häufig gefallenen Regen diefen Werfen zuge fügten Schaden auszubeffern, und fie „gegen den Einfturz durch Befejtigung der Chandeliers zur fichern. Da fie bald bemerften, daß verschie: dene Batterien der Feftung dieſen nach der San Carlos Batterie führenden bedeckten Weg enfilirten, fo legten fie auch in folhem, auf gewiffen Diftan; jen, große von Faſchinen gemachte Traverſen an. Unfere Artillerie bemühete ſich die Feinde an diefen Arbeiten, welche fie vorzüglic) in der Nacht machten, durch ein von Zeit zu Zeit fortgefeßtes Feuer zu hindern. Die Feinde verhielten fich Hiebei, wie bisher, von der andfeite immer leidend, indeffen feuerten ihre Kanonen-Boote am z't , gren und geen Kan. auf die Fiſcher⸗Boote der Garnifon, aber ohne ſolchen Schaden zuzufügen, Der Madrider Hof fühlte bereits im Fruͤhjahre 1780, und befonders nad) der im Junius diefes Jahres ver: eitelten Erpedition mit den Brand: fchiffen alle die Schwierigkeiten, wel: che die Nähe der Hafen von Tanger und Tetuan der Blofade von Gibral: tar in den Weg legte, und daß fo lange folche verÖarnifon offen ſtuͤnden, die Zu⸗ fuhr befonders von frifchen Lebensmit—⸗ teln nicht gut gehindert werde koͤnte. In⸗ deffen wurde es gedachtem Hofe fehwer, den Kaifer von Marocco in fein In⸗ terefie zu. ziehen, und für. alles dasje: nige zu. entfchädigen, was ſolchem Eng: lands Befiß von Gibraltar gewährte, Außer der gewiſſen Revenuͤe, welche der Handel mit Gibraltar ihm ver: ſchaffte, 1219 ſchaffte, genoß er. viele andere Vor: theile von der Krone England, befonz ders die Bequemlichkeit, feine Kreuß: fahrer in Gibraltar, wenn er wolte, ausbeſſern zulaffen, und mußte es ihm noch im frifchen Andenken feyn, daß beinahe feine fammtlichen bewaffneten Schiffe und Fahrzeuge bier im Sabre 1778 und 1779 auf Koften der Kto: ne England völlig in brauchbaren Stand gefeßt worden waren, - Sp unnatürlich eine Verbindung des Kaifers von Marocco mit der Kro: ne Spanien war, fo gelang es Doch der Ießteren, folche im Sommer 1780 zu Stande zu bringen. Indeſſen trug der Kaifer noch eis nige Zeit Bedenken, ganz mit Eng: fand zu brechen, und fland bis zum Anfange des Devembers 1780 den Spaniern nur gewiffe Vortheile zu, welche die Blofade von Gibraltar die: fen leßteren erleichterten. Er verftattete befonders, daß die Spanier in den Häfen von Tanger und Tetuan eine Feine Efeadre behuf der Blokade von Gibraltar halten Fön: ten, und gub fogar zu, daß die Be: fehlshaber diefer Schiffe fih Comman⸗ danten des Hafens von Tanger und Tetuan nennen durften. Auch wiürften die Spanier be zeits im Julius 1780 einen Befehl aus, der am zoten Yug. d. J. in Tan⸗ ger durch einen Faiferlichen Commif fair,den TalbSidp Mobamer Sa⸗ diry, in Gegenwart der dafeldft befind: tichen fpanifchen Miſſionairs, des fogenannten fpanifchen Comman⸗ Briefe über die Belagerung von Gibraltar, 12298 danten diefer Rhede, Don Joſeph de Herrera und des Bafcha von Tanger öffentlich befant gemacht wurde. Diefer fagte: da der Kaifer an dem Kriege zwifchen den Spa: niern,tund Engländern feinen Theil nehme, fo befehle er feinen Mauren, daß feiner den Spaniern etwas in den Weg legen und fie nicht beleidi: gen folte, wenn fie auch fehen mög: ten, daß felbige innerhalb feiner Hi fen, oder auf dem Lande, die Englän: der gefangen nähen; ein jeder Eng: länder koͤnne zwar fein Fahrzeug ans and ziehen, aber ohne hier einige Si⸗ cherheit zu genießen; er gebiete fer- ner den auf der Küfte wohnenden Mau⸗ ren, daß Feiner aufein fpanifches Fahr: zeug bei Vermeidung feiner allerhöch: ten Ungnade Feuer geben, fondern, daß fie im Gegentheil folche, alles was fie wolten, unternehmen laſſen folten. Endlich fagte diefe Derlaration, daß der englifche Eonful, wenn er des Kaifers Staaten verlaffen wolle, ge ben Fönne, und daß der Baſcha fol chen nicht aufhalten folle, Damit die fpanifchen in den Häfen der Barbarei ftationirten Kriegsfchiffe auch defto leichter den Endzweck der Blokade erreichen, und die in die Straße Fommenden feindlichen Fabr: zeuge verfolgen Eonten, fo verftattete der Kaifer der erfteren Nation auch, Wachen, auf den längs der Küfte der Barbarei vom Cap Epartel bis Ceuta befindfichen Thürmen, zu halten, um Nachrichten von den fih fehen laſſen⸗ den Fahrzeugen zu geben, Da 1221 Da ber ftandhafte englifche Conſul Cogie aber, alles in der Barbarei bis: lang ausgeftandenen Ungemachs unge: achtet,feinen Poften nicht verlaffen wol⸗ te, und die Spanier glaubten, daß er durch die Mauren, welche den Englän; dern immer gimftiger wie ihnen mwäz ren, oder andere zu Tanger ſich aufbal; tende Chriſten doch von Zeit zu Zeit, 109 nicht Lebensmittel der Garniſon zu führe, doch felbiger wenigftens Nach: richten mittheile, fo brachten fie es bei dem Kaifer dahin, daß der eng: liſche Conful, nebft den ſaͤmmtlichen übrigen europäifchen Agenten und alfen Chriſten überhaupt, Die Franzoſen aus: genommen, Tanger verlaffen mußte, Am 2. Dec, wurde diefer peremtorifche Befehl den fammtlichen Eonfuls zu Tanger, und befonders dem englifchen dahin befant gemacht, daß fie Diefe Stadt den folgenden Tag, bei der Ver; warnung, daß fie fonft mit Stricken um den Hals berausgefchleppt werden folten, zu verlaffen haͤtten. Alle gegen die fo pfößliche Räumung diefes Orts gemachte Borftellungen, daß fie, die Eonfuls,zwar felbft fogleichTanger ver: Taffen wolten, daß ihren Familien aber eine längere Friſt verſtattet werden mögte, wolte nichts verfangen, und es mußten alle Chriften, die Spanier und Franzofen ausgenommen, am zten Der, aus Tanger wandern, und fich in das bei Martin unmeit Teruan ftehende La⸗ ger von 6000 Mauren, worin der Kat: fer fich ſelbſt damals befand, verfügen. Das Berragen der manrifchen Bot⸗ fchafter, welche dem englifchen Conſul an einen Freund in Hannover gefchrieben, 1222 den Befehl Tanger zu verlaffen brach: ten, war das unmenfehlichfte und ab⸗ fheulichfte, was man fich denken Fan, Ich will Ihnen, mein Freund, nur einiges, was ich felbft aus dem Munz de diefes Mannes gehört babe, mitthei- len. Sie fpien ihm ins Geſicht, zweie faßten ihn bei der Gurgel, zogen Dok che gegen ihn, und wie er ihnen die Abſcheulichkeit ihres Berragens gegen einen Mann, der fo lange unter ihnen eine Öffentliche Würde bekleidet hätte, vorſtellte, fo äußerten diefe Uinmenfchen, daß er es nur allein der Önade ihres Monarchen zu verdanken habe, wenn er nicht fein Leben verliere. Sie pluͤn—⸗ derten fein Haus, und fahe er fich ge: zwungen faft alles zuruͤck zu laſſen, und mit ſeiner Familie ſich in vorgedachtes Lager zu begeben. Der Kaiſer ließ die Conſuls ſaͤmmt⸗ lich vor ſich kommen, und fagte weiter nichts gegen den englifchen, als daß die Spanier mit feinem Berragen zu Tan: ger unzufrieden wären, und daß er es feinem getreuen Bundesgenofen dem Könige von Spanien ſchuldig geweſen, ibn den Conſul von Tanger zu entfer— nen, und hätte er mit den ſaͤmmtlichen Untertbanen feines Königes feine des Kaifers Staaten zu verlaffen. Conful Logie fehlug darauf vor, den Traject nach Gibraltar am Bord der zu Tanger befindfichen englifchen Fahrzeuge zu machen, wenn der Kai— fer folchen ein ficheres Geleite geben wolte, Der Kaifer, welcher diefe Fahr: zeuge zu behalten wuͤnſchte, Auferte hierauf, daß er während des Krieges Hhhh 2 mit 12235, Briefe, über die Belagerung von Gibraltar, na2a mit. den, Hollaͤndern ein Schiff) zu: Gibraltar habe ausbeſſern laffen, und, daß er folches zu der Zeit nicht erhalten koͤnnen, weil der englifche Befehlsha⸗ ber zu Waſſer es bedenklich gefunden, ſelbiges in Gegenwart der damals in der Straße kreutzenden Holländer, her: über convoyiren zu laſſen. genwaͤrtig eine gleiche Bewandniß / und koͤnne er unter ſolchen Umſtaͤnden es den Spaniern nicht hindern, ſelbige weg⸗ zunehmen, wenn ſie den Hafen von Tanger verlaſſen ſolten. Bis zum 2g'® Dec, mußten dieſe armen fait von allen entbloͤßten Leute, mit ihren zum Theil unmündigen Kin⸗ dern, in dem Lager Sr, barbatifchen Majeftät bleiben, und außer dem un; menfchlichen Betragen der Mauren, deren Gefinnung gegen die Engländer durch. den Willen ihres Defpoten ganz umgeſtimmt wer, alles Ungemac)-aus: ſtehen, was die Außerft regnigte Wit terung und. der ſumpfige Boden, wo fie campirten, nach ſich 399. Ehe fie am zgten Dec. auf zwei mau⸗ riſchen Fahrzeugen, embarquiret wur⸗ den, ſo geſchahe dem Conſul Logie die Bedeutung, daß er alle ſeine officiellen und andere Papiere verbrennen mögte, wenn er nicht Gefahr laufen wolte,nebft . allen britifchen Untertbanen, den Spa: nieen übergeben zu. werden. Beim Einſchiffen durchfuchten die zu Marz tin, unweit Tetuan, flationieten Spa: nier.die wenigen Effecten welche die: fen Leuten von den räuberifhen Maus ren noch gelaffen waren, Hierbei Mit die: fen englifchen Fahrzeugen habe es ge⸗ dehnten ſolche den Begrif von Con: trabande ‚weiter aus, wie es obl.je, ‚ von einem Fermier General. geſchehen ift. Sie begriffen darunter nicht, allein — alle friſche Lebensmittel, ſondern feld das Brodt und das Waſſer, und druͤck⸗ ten. mit deren ‚Confifcation das letzte Siegel auf die Graufamfeiten, welche, diefe alles Mitleid verdienende Leute bislang in dieſem Sande ausftehen. muͤſſen. Unter Diefen Umſtaͤnden vers, ließen fie die Barbarei noch ſelbigen 29° Der,, und waren ſo gluͤcklich ; denfolgenden Tag auf der Rhede von. Algeziras Anker zu werfen, 2 Wer die in-den Wintermonaten oft, mißlihe Fahrt in, Diefen Gewaͤſſern kennt, und weiß, daß weit geübtere Seeleute wiedie Mauren wohl Gefahr laufen, felbft auf einem fo Eleinen Tra⸗ ject, durch die Straße getrieben, oder in. die mittellaͤndiſche See verfchlagen zu. werden, ber Fan nicht ohne Schau? der au die Lage gedenken, in der dieſe armen $eute, am Bord elender mauri⸗ fher Schiffe, ohne alle Lebensmittel, ja felbft ohne Waſſer, fich befanden. Hiemit nahm ihr Ungemad) indef fen noch Fein Ende. Admiral Barcelo glaubte, diefe Leute nicht ohne befondere Drdre von feinem Hofe nah Gibral⸗ tar fenden zu dürfen, und mußten fie aufden erbärnlichen Schiffen zwiſchen den Manren bis, zum, zı!*" Jan. zus bringen, bis endlich die Verhaltungs⸗ befehle von Madrid einliefen, und Don Antonio Barcelo ihre Auslieferung nad Gibraltar verfügte Man. hatte, ihnen während ihres Auf ang Aufenthalts auf der feindlichen Rhede, gar nicht an Lnd zu gehen verſtattet, und waren. fie durch die Mauren für, ihr Geld, mir ‚den norhdäcftigften der bens mitteln verfehen, worden, "Der Anblick Diefet Leute, deren über: haupt. 110-Manns: und Frauensper⸗ fonen, zufammen genommen, waren, machte au ‚und für fich ſchon ein fehr trauziges Gemäbde. ... Diefes erfchien aber. in noch weit ſtaͤrkeren Farben, wie die genaue Mittheilung von den mus: geftandenen Uebeln binzufam. Ber: ſchiedene Frauenzimmer von Stande, als, des engliſchen Confuls Gemahlin und andete hatten mit der niedrigſten agd alles Ungemach, befonders-die ehe afteftellnreinlichfeit eines mauri⸗ ſchen Fahrzeuges theilen muͤſſen. Die Summe, welche der König von Epanien, für die von dem Kaifer von Marocco auf;2 Jahre gepachteten Haͤ⸗ fen von Tanger und Tetuan und ans dere. in Hinficht auf die Belagerung von Gibraltar von dem Teßteren ihm zugeftandenen Bortheile, bezahlte, war 100,000 Pefos duros, oder Stuͤcke von Achten. Außer diefer Geldfum: me ſparte der fpanifche Hof Feine Mit; tel fich des Koifers Gunft zu verfichern, Unter anderen trug man fein Beden: Pen, dem Kaifer gar. fo weit zu will: fahren, daß man ihm eine Unzahlara: bifcher Manuferipte aus der fhäßba: ren Sammlung des Eſeurials zukom⸗ men ließ. Der Kaifer hat nemlich feit einigen Jahren befonderes Vergnügen daran gefunden, dergleichen, wo er folchenue an einen Freund, in ‚Hannover geſchrieben. 1226 befommen fönnen, in feiner Reſidenz zu Mequine zuſammen zu ſchleppen. Es ſind dieſe arabiſchen Manuſeripte bei ihm indeſſen ein eben ſo todter Schatz/ wie die ungeheuren Geldfum: men, welche er zufammen ſcharret, weil von erfleren eben fo wenig Gebrauch zur Aufnahme der arabifchen Littera⸗ tur, als von legteren zum Beften feis ner Staaten gemacht wird. Diefe Nachricht, daß der Kaiſer von tarocco wirklich won dem fpanifchen Hofe eine ziemliche Anzahl arabifcher Dianuferipte erhalten, bin ich einem der Herren Confuls in der Barbarei ſchuldig. Er gab mir folche, wie ich im Sommer 1783 in Tanger war, als einen Beweis, wie unmöglich es fen, arabifche Manufceipte in Diefem ande zu erhalten. Bei diefer von dem Kaifer verans ftalteten Sammlung von arabifchen Manuferivten, feßte er hinzu, babe er auch aller angewandten Bemuͤhung un: geachtet, dem Auftrage eines gewiſſen nordifchen Hofes Fein Genüge leiften, und dergleichen liefern Fönnen, Er erfuchte mich, dieſe Nachricht dem Herrn Hofrath Michaelis in Göt: tingen mitzutbeilen, welches ich denn auch auszurichten nicht verfehlt habe. ch weiß zwar wohl, daß einige deut: ſche Gelehrte, welche im Jahre 1783 Madrid, befonders in Hinficht auf die arabifche kiteratur, befucht,von diefenn, auf Koften der Wiffenfchaften, Sr. barbarifchen Majeftit gemachten Ge ſchenke nichts erfahren haben; allein, war es wohlzu erwarten, Daß die Ma: 56663 drider 1227 drider Gelehrten eine Sache ausbrei: gen ſolten, von der fie wünfchen muß: gen, daß fie dem aufgeklärten Europa nie befant werden mögte? Verzeihen Sie, mein Freund, diefe Ausfihweifung, und erlauben Sie mir, nun noch etwas von dem Tagebuche der Belagerung mitzutheilen. | Der heftige Regen, welcher in der Mitte des Sanuars fiel, hinderte die Feinde an der Ausbefferung ihrer Werke, und machte, daß die Feflung auch nur danı und wann, wenn die Wirterung den Spaniern etwas zu ar⸗ beiten erlaubte, auf ſolche feuerte, Der bisher heftig ftürmende Süd: mweftwind , veranlaßte ein zu Madeira in Ladung gelegenes-und dafelbft von Anker getriebenes englifches Schiff, fo etwas Wein diefer Inſel am Bord hat⸗ te, in der Nacht vom ızte® auf den a6ten hier einzulaufen. Am ıgten Yan, Morgens fam ein englifcher Eutter, ein Letter of Mar- que, fo mit Mehl, Butter und Käfe geladen war, von Falmouth hier glück: fih an. Diefes Schiff brachte die Nachricht mit, daß am zoftt Der, 1780 der Krieg gegen die Repubs liE der vereinigten Niederlande wirklich erklärt, und aus dem Fönige lichen Confeil an die Nomiralität der Befehl zu Mepreffalien und Ausge— bung von Marguebriefen wider alle Holländifche Schiffe und Güter ertheilt worden wäre. Diefer Cutter hatte felbft vor feinem Abgange von Eng: and bereits einen folhen Marquebrief erhalten, und 2 hollaͤndiſche Prifen auf feiner Tour bieber gemacht, Dergleis Briefe über die Belagerung von Gibraltar, n228 hen Briefe wurden auch fogleich vom dem biefigen Bicendmiralitäts:Gerich- te an verfchiedene Kapers ertheilt. Die feindlichen Kanonen : Boote Freußeten am zoten Yan, , nachdem das Wetter ruhig geworden war, in der. Day und feuerten auf unfere Schiffe von einer fo großen Entfernung, daß ihre Schüffe nicht treffen Fonten. Auf der Landſeite uͤbte fich die feind- fiche Artillerie den zıten mit Feuern von Bomben und Kugeln, deren Rich: tung aber von der Feftung abgekehrt war, Auch landeten die Feinde auf dem den Linien nordöftlich gelegenen Ufer an dieſem Tage eine große Men: ge Fafchinen, welche durch 500 Mann von da nach demLager gebracht wurden. Den 22ten San, Fanıen 4 neue Ras nonen⸗Boote von Maporca, wo fie er: bauet worden, in die Bay, und ver ſuchte eing derfelben die Wirkung ſei— nes Öefchüßes,aufdie unmeit der neuen Mole gerade befindlichen Fiſcher⸗Boo— te. Die Anzahl der feindlichen Kano: nen: Boote wurde durch diefe auf ro verftärft, Den 2zten Yan. feuerten zwei feind: liche Kanonen: Boote auf die Fifcher der Feſtung, wiewohl ohne folchen zu ſchaden. Die Garniſon, welche einige Tage hindurch nicht auf die Feinde gefeuert hatte, that am 23ten einige Schuͤſſe auf die Werke auf der Landenge, und wurden auch einige recochetirende Bomben dahin geworfen. Den 2qfen feßte die Garniſon ihr euer auf die feindlichen Werke 2 a⸗ 1229 Tage und des Nachts fort, und am 2 5ten und 26ten war folhes befonders lebhaft. - Am 2760 erneuerten die fpanifchen Kanonen: Boote ihre Angriffe auf un: fere Fiſcher⸗Boote, da ihre Kugeln die leßteren aber nicht erreichten, fo wur: de von der Garnifon anf ſolche nicht gefeuert. In der acht vom 27ten auf den 28ten fangte ein mit Mehl und Del für einen hiefigen Kaufmann gelade: nes Schiff von Livorno hiefelbft an. Das unlängft von Madeira bier ein; zulaufen gezwungene Schiff, bediente fih auch in diefer Nacht des gunftigen Dftwindes und fegelte dahin wieder ab, Diefer Oftwind brachte auch in der acht vom 29ten auf den zoten zwei mahonefifche Fahrzeuge mit Erfrifchuns gen bier glücklich ein, ungeachtet die Spanier 2 Fregatten und 5 Javequen dem Felfen öftlich Freugen hatten, In den legten Tagen des Januars feuerte die Feftung ungemein wenig auf die Feinde, defto mehr aber vom ıten Febr, an bis den geen deffelben Mo: nats. Vorzuͤglich war diefes Feuer mit auf die feindlichen Patreullien, die bisher in der Nacht unferen Außenpo⸗ ften nahe famen, gerichtet, Am gten Febr, Morgens, kam ein englifcher Cutter, ein Kaper von 22 Kanonen und 96 Mann Equipage in 14 Tagen von Mahon bier an. Er entging 3 Fregatten, 5 Javequen, 2 Galleoten, 1 Sloop und 8 Kanonen: Booten, welche die Spanier zwifchen Ceuta und Europg kreutzen hatten, an einen Freund in Hannover gefchrieben, 123@ Nur einer diefer Kreutzfahrer kam dem Kaper fehr nahe, gab aber die Jagd auf, wie er wahr nahm, daß unfere Europa : Batterien ihn erreichen Fone ten, und brachten folchen unfere Ku: geln dermaaßen aus der Faſſung, daß er feine ganze für den Eutter gefparte tage, in das Waſſer feuerte, Den roten und ızten Fehr, ſuch—⸗ ten die feindlichen Kanonen: Boote unfere Fifcher zu flöhren und feuer: ten, aber wie bisher immer ohne fie zu treffen, auf folche, Den ızten und 1480 Febr, Freuße ten die ſaͤmmtlichen bier flationirten fpanifhen Schiffe bei dem ftarfen Oſtwinde vor der Bay, und bemuͤhe⸗ ten fi den von bier nach England zurückkehren wollenden Schiffen dag Auslaufen zu bindern. Den rzten Gebr, feuerte ein feind- liches Kanonen⸗Boot auf die Fiſcher⸗ Boote der Fefiung, aber ohne zu ſchaden. Den 17ten Febr. Abends um 9 Uhr, ging der engliſche Conſul Logie am Bord des am gten Febr. hier ans gekommenen Eutters nad) England. Den roten Febr., da beinahe alle fpanifchen Kreußfahrer ſich aus dies fen Gemwäffern entfernt hatten, Fam eine Polacra mit Exfeischungen von Minorca bier an. In der Macht vom 2oten auf den aıten Febr., Fam abermals ein Fahr— zeug von Minoren mit Lebensmitteln bier ein, Dei den wenigen Kreutzſahrern, wel⸗ ehe dis Feinde in dieſen Tagen in dies fen 1231 fen Gewäffern hatten, gingen verfchie: dene Fahrzeuge in der Nacht des 25ken und 26ten von hier nach Minorca. Die: fer Gelegenheit bedienten fih einige 50 Leute, ten traurigen Felſen zu ver: laſſen, und gluͤckſeligere Wohnungen zu ſuchen. An der Nacht vom 27ten auf den 2glken Febr. Pam eine genueſiſche Brig: ge der San Antonio de Padua, fo mehrentheils unit Roſinen geladen war, von Algeziras herüber, Durch eine vom Viceadmiralitaͤts⸗Gerichte ange: ſtellte Unterſuchung, Pam fo viel her: aus, daß diefes Schiff wegen eines Lecks und anderen genommenen Scha: dens,auffeiner Tour von Malaga nad Liffabon zu Algeziras einlaufen muͤſſen, und daß, wie Nomiral Barcelo ſolchem Feine Mittel fich auszubeffern geben Fönnen, felbigem auch feine Reife nad) Uſſabon wegen, einer daſelbſt Preußen; den englifchen Sfeadre fortzufeßen nicht verftatten wollen, die Matrofen das Ankerthau in der Nacht abgehauen und das Schiff nad) Gibraltar berüber geführt hätten. Es war indeffen nicht unwabrfcheinlich, daß der Capitain und feine Matrofen die Abficht hegten, das Schiff und die Fracht zu verkau⸗ fen, und deren Eigenthuͤmer darum zu betrügen. Die Ladung diefes Schiffes wurde in der Folge verfauft, und dag daraus gelöfete Geld bis zu ansgemachter Sade im Viceadmiralitäts; Gerichte niedergelegt. Bom gen Febr, an feuertedie Gar; niſon ſehr wenig diefen ganzen Monat hindurch auf die feindlichen Batterien Briefe über die Belagerung von Gibraltar ac, . 12372 (auf der Sandede) indem die Spanier durch ihre MR Feit die Feſtung diefer Mühe uͤberhoben. Den ten März 1781 nahm eine . eben auf die Station von Algeziras ge⸗ Fommene fpanifehe Sloop eine von We⸗ ften kommende ſchwediſche Brigge und eine Snow von eben dieſer Ration, welche für Gibraltar beftimme zu ſeyn fhienen, vor der Bay weg und bracht folche zu Algeziras auf - Den 2ten März feuerte ein feindli⸗ ches Kanonen⸗Boot aufunfere Fiſcher⸗ Boote, aber ohne ſolchen zu Fhaden. Am sten März des Morgens, brach⸗ te eine fpanifche Javeque eine englifche in der Nacht zuvor unmeit Europa ge⸗ nommene Brigge zu Algeziras auf Der Verluftdiefes Schiffes das von Algier Fam und fir Gibraltar geladen hatte, war der Garnifon empfindlich, indem es viele Sachen, die fehr rar waren, am Bord hatte. Seine Ladung beſtand nach der Madrider Zeitung aus z3 Ochfen, 4 Ziegen, 7 Schanfen, 40 Dußend Hönern, 100,000 Stuͤck Eyern, Del, Wein, Brandtewein, Citronen, Por meranzen, Öartenfämereien und ver⸗ fehiedenen anderen Sachen.‘ Nachdem an eben diefem Tage die ſaͤmtlichen fpanifchen Kreutzfahrer nach Algeziras gegangen waren, fo Fam fel: bigen Abend um zo Uhr eine Saetie von Mahon mit 30 Pipen Brandte wein, 6 Pipen Zucker, 4 Pipen Wein, 100 Centnern Holz, eben fo viel Cent nern Hobkohlen und andern Sachen mehr auf unferer Rhede glücklich zum Anker, N ZU Den Berfolgnächftens, Ich bin ꝛc. 1233 Snntitowerifeheg IM gt Stuͤd. Freitag, den zoten September 1735. Beantwortung der Frage: Welches find die Fräftigften Mittel, die Gewinnung der Kuͤchengewaͤchſe, fuͤrnemlich auf den Dörfern zu verbeffern *)? Nemo fanus fumtum, facit in culturam, fi videt, non poffe reficı, ei: ih zur Beantwortung der Frage ſchreite, babe ich vor- ber zu beftimmen: 1) Wos heißt die Gewinnung der Kuͤchengewaͤchſe verbeffern? Verbeſſern beißt, eine Sache der Bolllommenheit näher bringen. Die Bollfommenheit in Gewinnung. der Kuͤchengewaͤchſe fiheint darin zu be fiehen, wenn man mit den mindeften Koſten a) Kuͤchengewaͤchſe in. der größten Menge bervorbringt, b) wenn die Produkte in der beften Dualitär gewonnen werden, und e) wenn unter den mancherlei Arten von Kuͤchengewaͤchſen, fuͤrnemlich Varro. diejenigen produeirt werden, welche dem Erzieler den groͤßten Nutzen abwerfen koͤnnen. Was es heiße, die Gewinnung der Küchengewächfe verbeſſern? laͤßt ſich hieraus leicht abnehmen. 2) Was find Kuͤchengewaͤchſe? Küchengewächfe find alle diejenigen Kräuter, welche außer den Getreide: arten, zur Speife der Menfchen ger bauet werden. Man Fan eben den⸗ ſelben Begrif damit verbinden, wie mit Öartenfröutern oder Gartenge⸗ wächfen a). Es würde uͤberfluͤßig ſeyn, die mancherlei Arten von Küchenge wächfen bier auffiuzäblen, da man an: ders wo Verzeichniſſe antreffen Fan b). Ji ii Die⸗ Dieſer Beantwortung iſt von der Koͤnigl. Societaͤt der Wiſſenſchaften in Goͤttin⸗ gen der Preis zuerkant. Der Verfaſſer davon iſt der Herzoglich wuͤrtenbergi— ſche Rath und Profeſſor, der Cameralwiſſenſchaften an der militärifchen Karls Univerfität zu Stutgard, Herr Weißer, der ſchon durch einige ökonomiſche Schriften ruͤhmlich befent ift. a) Herr Hofrath Becmann, in den Grundſaͤtzen der deutſchen Landwirthſchaft, F. 132, b) Eben dal. $. 132. bis 195. 1235 Diefem angegebenen Begrif fchadet es nichts, 3) wenn gleich einige diefer Gewaͤch⸗ fe nicht von Menfchen allein genofe fen, fondern auch zugleich zu einer Nahrung des Viehes gebraucht werden. Chen fo wenig ift es eine nothwendige Erforderniß, b) daß diefe Gemwächfe in eigentliz chen Gärten und nicht im freien Felde, gebaut werden. 3) Wenn die Mittel, die Gemin: nung der Küchengewächfe zu verbef: fern, auf das kraͤftigſte würfen fol: len, wie müffen und wie Dirfen- fie überhaupt befchaffen ſeyn? Die Fräftigften Mittel find diejeni- gen, welche die zur Abficht genomme: ne Würfung aufs gefchtwindefte und volftändigfte hervorbeingen. In der Wirchfchaft, insbefondere eines Staats, find aber die Fräftigften Mit: tel, in jenen Verftande genommen, nicht immer die beſten. Ich glaube daher, den Sinn der Frage nicht zu verfehlen, wenn ich die allgemeine Be: fchaffenbeit der Mittel in folgende 5 Stuͤcke feße: 3) Die Ausführung diefer Mittel darf nicht mehreres Foften, als man durch dieſelbigen wieder gewinnt; b) ein Mittel, welches nur allmaͤh⸗ lig würft, iſt desloegen noch fein um: Fräftiges und vermwerfliches Mittel; e) die Anwendung eines Mittels darf dem Buͤrger Feine Feffeln an: _ legen, oder Gewalt anthun. d) Die Mittel, alle zufanımen ge nommen, muͤſſen fich nicht in einem Beantwortung der Frage: 1236 folchen Grade kraͤftig erweiſen, daß ihre allzuſtarke Wuͤrkung dein Beſten des Ganzen nachtheilig wet: dei koͤnte; in diefer Ruͤckſicht iſt es gut, e) wenn wenigſtens einige Mittel von der Art find, Daß ihre wuͤrken⸗ de Kraft nach Erforderniß der Um: ftände fich fchwächen der — ken laͤßt. Ich wende mich —— zur Sa⸗ che ſelbſt. Wenn die Gewinnung der Kuͤchengewaͤchſe verbeſſert werden ſoll, ſo muß man fuͤrnemlich trachten, ſie in einer groͤßern Menge hervor zu brin: gen, und demnaͤchſt diejenigen Kinder niffe auf die. Seite zu ſchaffen, welche der Erweiterung des Gartenbaues im Wege ſtehen. Ich handle daher _ I. Von Dergrößerung der Produk⸗ tion der Rüchengewächfe. Da es, um dies zu bewirken, für: nemlich darauf anfomt, daß die Hin: derniffe weggeräumt werden, letzteres aber nicht gefcheben Fan, wenn man die Hinderniffe nicht vorher kennen lernt, fo halte ich eine umftändliche Anzeige derfelben hier voranszufchiefen für noͤthig. A.) Aufzaͤhlung der Ainderniffe. Alles, was die Aufnahme der fand: wirthfchaft überhaupt hindert, ift auch dem Anbau der Klchengewächfe ins: befondere ſchaͤdlich; KHinderniffe von diefer Art übergebe ich, wenn fie nicht vorzüglich auf den Öartenban wir: fen; hingegen werde ich bauptfächlich Die 1237 Diejenigen anführen, welche eine un: mittelbare Beziehung auf die Kultur der Küchengewächfe haben. Daß ich auf kein befonderes Land bier Rück fihe zu nehmen babe, folgt. aus der Allgemeinheit der Frage, Diefe Hin; derniffe liegen 4.) In der Natur diefes Zweigs der Landwirtbfihsft. Sie beftchen 1) in den Schwierigkeiten bei der erften Anlage eines Gartens, a) in Anfehung des Bodens. Haft alle Gartengewächfe erfodern ein vorzüglich gutes und mürbes Erd: reich, welches der Landmann entive: der nicht hat, oder den andern ihm nötbigen Gewächfen nicht gerne ent ziehen will. b) In Anſehung der Lage Will man den Gartenbau mit Nußen treiben, fo ſcheint auch eine vor: theilhafte Inge des Bodens nöthig zu ſeyn. Hietzu gehört aa) daß der Garten nahe liege &) am Haufe. Iſt der Garten entfernt, fo Fan man demfelben aa) nicht die genaue und fleife fige Aufſicht widmen, die er erfördert; 53) je entfernter der Garten iſt, defto mehrere Zeit wird nit dem Uebergang von den häuslichen Arbeiten zu den Gartengeſchaͤften, verſaͤumt. Welches ſind die kraͤftigſten Mittel, ꝛc. 1238 P) Un Waſſern oder Brunnen c). Bei heißer Witterung iſt den meiſten Gartengewaͤchſen das Begießen ein Beduͤrfniß zu ih: rem Gedeihen. Brunnen in dieſer Abſicht zu graben, ift für die meiſten Landleute zu koſtbar, und fließende Waſſer hat nicht jede Gegend. bb) Entlegenheit von Wäldern, wegen des Wildprets, befonders der Hafen.» Der Echavden, den fie in Küchengärten anrichten, ift empfindlicher, als aufandern Feldern. ec) Mildes Klima, Wenigſtens manche Arten von Gartenge⸗ wächfen Fan ein unfreundliches Klima an ihrem Gedeihen hin: dern, und eine, obgleich nicht unuͤberwindliche, Schwierigfeit für den Landmann feyn. 'e) In Anſehung der Koften und übe, aa) bei Zurichtung des Bodens. Der Boden muß umgebrochen, planirt, in Laͤnder oder Beete ab: getheilt werden ꝛc. Immer eine Muͤhe, die erſpart wird, wenn ein Feld bleibt, was es war. bb) Bei Umzaͤunung des Platzes. Man prlegt die Gärten gegen Diebe und gegen Befhädigun: gen des Wildprets und Viehes durch Umzaͤunung zu verwahren, m a Re Mau. f ©) Hortos ville jungendos non eft dubium, riguosque maxime habendos, fi con- tingat profluo amne. Si minus, e puteo — rigandos. Plin. Hiſt. nat Lib. 19. cap. 4. Der Nutzen des Begießens wird vo Seren Paſtors Germershaufen, B. 3: ©. 54 ae geruͤhmt im Haus vater des 1239 Mauern find Foftbar, obgleich am dauerhafteſten. Die gewoͤhn⸗ lichen lebendigen Häger, als die wohlfeilſten, ſchuͤtzen nicht hin⸗ laͤnglich, a) weil. ſie nur ſchwachen Wider: ftand thun Fönnen, ı ©" P) das an den Hecken wachſen⸗ de taub vom Vieh abgefreffen, die Hecke felbft aber dadurch zer⸗ riſſen wird, Y) roeitverfchieden Pflanzen gern in diefen Hägerm wuchern d), undihre Feftigfeit im Boden ver: mindern. Beantwortung der Frage: 1240 von. einer Arbeit zur andern hier⸗ durch veranlaßt werden.» Zur dies fen mancherlei Gefchäften bat der Landmann nicht inner Zeit. bb) Iſt foftbare Düngung noͤthig; ie meiſten Küchengewächfe erfor: dern viel und guten Dünger, Ein fiarker Anbau der Garten: gewuͤchſe feßt daher einen ſtarken Viehſtand un ſo mehr voraus, da es dem Landmann daran ger legen iſt, vorderſt feine Wecker und Wieſen mit, dem noͤthigen Duͤnger zu verſehen. b) Die Unterhaltung des Zauns, der Brunnen, Wafferleitungen und anderer Auſwand, der beidem übriz gen Feldbau nicht vorkomt. Zu diefen Schwierigkeiten gefellet fich 5) die Unſicherheit des Gewinnſtes, a) wegen der Gefahren bei der Pro- duftion. Der Bau. der Küchen: gewaͤchſe iſt größtentheils mehreren Gefahren unterworfen, als andere Arten des Feldbaues. Die hoͤlzernen Zäune vermeh⸗ renden Holzmangel, find koſtbar anzufcheffen, zu unterhalten, und doch von Feiner langen Dauer, 2) In den Schwierigkeiten bei Un⸗ terhaltung eines Gartens, wohin fuͤr⸗ nemlich gehoͤrt 2) die Wartung der Pflanzen, welche aa) viele Mühe erfordert, Man erinnere fih . B- nur an das Geſchaͤft der Pflanzenverfegung, an Ausjätung des Unfrauts, , Reinigung der Öänge, Gelgen, Unterbringen des Saamens um ter die Erde, Begießen, Bertik gen des HUngepiefers, x“ Die Ar⸗ beit mit den Garteninſtrumenten gehet langſamer als mit denen, welche man anf dem Ader an wenden Fan. Die Gartenernte faͤllt in fo viele Hd oerſchiedene Zeiten, daß die Berſaummß deſto groͤßer ift, je öftere Liebergänge q) Hirren Beckmanns Grundf, $. 140, aa) Einfluß der Witterung. Ein ungewöhnlicher Grad der Hiße, Kälte und Näffe, find dem Ge deihen der Pflanzen überhaupt „ mehr oder weniger fchüdlich. Auf die Kacheng ewuͤchſe inſonderheit aber, oder doch auf den groͤßten Theil derfelben ift der Einfluß einer ungewöhnlichen Witterung immer ſtaͤrker. bi Diebſtaͤle. * ec) Ungeziefer. Hieher gehören die Ki Erdfloͤhe, Schnek⸗ ken, 1241 ' fen, Käfer, Blattläufe, ( Meel: tbau, Werten, Gewuͤrme, Maul mwürferes Wendet man auf ihre Vertilgung nicht Die Außerfte Sorgfalt an, fo verliert der Eir genthuͤmer den größten Theil des gehoften Ertrags feines Gartens. b) Wegen der Ungewißheit des Ab; ſatzes. Jede Beſchaͤftigung kan nur in demjenigen Verhaͤltniß zunehmen, in welchem ſie dem Arbeiter Vortheile verſchaft. Die Vortheile von Gewin⸗ nung der Kuͤchengewaͤchſe beſtehen theils in der eigenen Conſumtion, theils in dem Abſatz, theils in dem Ver: brauch für das Vieh. Letzteres allein Fan den Landmann nicht zum Bau der Kuͤchengewaͤchſe reißen, einige Gewaͤch⸗ fe ausgenommen, welche wegen ihres geringen Werths, fürnemlich der Nah⸗ rung des Viehes gewidmet find, Es fommen alfo nur die beiden erfteren Bortheile hier in Betrachtung. Durch eigene Confumtion koͤnnen die fandleute nur von wenigen Arten der Küchengewächfe Vortheil ziehen, wovon ich in der Folge die Urfache ‚angeben werde. Sind die wenigften Küchengeroächfe eine Nahrung für das Landvolk, fo folge eben hieraus, daß fürnemlich nur diejenigen Landleute, Welches: find die: Eraftigften Mittel, ꝛc. 1242 welche in der Nähe von Städten woh⸗ nen, fich auf einen Abſatz diefer Pros dufte Rechnung machen dürfen, Es ift aber nicht einmal in jeder Stadt ein Abſatz zu hoffen. Viele ſtaͤdtiſche Einwohner find diefer Nabrungsart nicht gewohnt, oder find nicht bemit- telt genug, weder Gemuͤſe zu Faufen, noch zur Speife fie zuzurichten, oder fie pflanzen es im eigenen Gärten, und befepränfen den Abfaß des Land: manns e). Es ift alfo fürnemlich nur in der Mühe von volkreichen Städten ein Verkauf aller Arten von Gemüfen und Küchengewächfen zu hoffen F). Entferntere Dörfer Fönnen die Märfte der größeren Städte fchon weniger bez nußen, weil der Transport den Preis der Waare erhöhet, fo, daß man mit minderem Gewinnſt verfaufen muß, wenn man die Concurrenz der benach: barten Landleute aushalten will, Wer Fleine Gärten befißt, Fan nur wenig auf einmal verkaufen, und doch verur: facht es gleiche Zeitverfäumniß und Unfoften, wie der Verkauf einer gröfr feren Menge, welche man zu Marfte trägt. Es ift auch bei den wenig— fien Küchengewächfen der gewöhnliche Kunftgeif anwendbar, mit dem Ver: Fauf der Waare zurück zu halten, und einen anfländigen Preis zu erwarten, Siii Die e) In Landftädtchen — fagt Herr Rulfs in feiner Schrift von Werfhäufern, ©. 21. — ift nicht fo leicht Seife zu Fanfen, (folglich auch nicht zu verkaufen) im dem jeder daſelbſt fich ſo einrichter, daß er für feine Haushaltung das erforder, liche felbfi bauer. 5) Diefe Leichtigfeit des Abfages Fan fugar dir Waare wohlfeiler machen, als in fleineren Städten. So find z. E die Gartenfrhchte in. Hannover, Braun: Eweig und Hildesheim, wohlfeiler zu kaufen, als in Burgdorf nnd dergleichen Staͤdtchen; nach Herrn Melching, in feinen Zweifeln gegen Hrn. Rulfs, ©. 66. 1243 Beantwortung der. Frage: 1244 Die Hofnung zum Gewinnſt ift es, diefen Gegenden der Getreidebau deſto welche Felder pflanzt, oder brach lie⸗ emſiger zu betreiben, je mehr er in jenen gen läßt. Es iſt daher natürlich, daß Gegenden wegen der zu geringen Ber N ein Gutbeſitzer nur auf folche Produk völferung vernachlägige wird, - te fein Augenmerk richtet, welche ihm die vortheilhafteſten ſind, und welche er gewiß zu verkaufen weiß. B.) Winderniffe auf Seiten des Staats, 1) Erſchwerung des Gartenrechts, Die Errichtung neuer- Gärten erfor dert landeshertliche Erlaubniß. Diefe Erlaubniß zu einer Kulturverände: rung fan entweder nicht ohne große Unfoften erhalten werden „oder fie wird erſchwert, oder gar verfagt, wo die Hutz und, Triftgerechtigkeit, flatt findet, weil das zu einem Kuͤchengar⸗ ten. beftimmte Feld. dem Weidgang entzogen wird g). Aus eben dieſer Urſache ift Ber Eigenthuͤmer eines Fel⸗ des öfters gehindert, Kuͤchengewaͤchſe in die Brachfelder zu pflanzen. 2) Ungleiche Vertheilung der Volks⸗ menge. Iſt die Vevoͤlkerung einer Gegend a Verhaͤltniß des Feldes zu gering, fo bearbeitet der Landmann lieber feine Wecker und Wieſen. Iſt fie zu Groß, fo Fönte zwar der Öarten: ban ein Mittel feyn, die Maſſe der Arbeiten zu vermehren, Allein, viel: feicht find gerade diefe Gegenden von Städten mehr entfernt, und der Ab⸗ fag der Kichengewächfe ift für fie ber Pa Und dann ift bi im 3) Bedruͤckung des Gartenbaues. Sie geſchiehet a) unmittelbar, aa) wenn die Abgaben, womit man die Gärten befegt, größer find, als die Abgaben von ande rem Felde, das heißt, wenn fienicht in ‚eben dem Verhaͤltniß größer find, als der reine Ertrag der Gärten den reinen Ertrag des andern Feldes uͤberſteigt; bb) wenn die Neichung der. Ab: gabe befchwerlich ift, Natural⸗ zehnten aus Küchengärten find eine der befchmerlichften Abgar ben, weil die Gewächfe zu ver fhiedenen Zeiten, und öfters in febr Eleinen Antheilen geſammelt werden, b) mittelbar, durch Befchränfung der Vortheile beim Verkauf der Produfte, und zwar: aa) durch Policeitaren. Schwer lich giebt es Märkte, auf welchen dievon den Landleuten felbft ber: gebrachte Kuͤchengewaͤchſe nach einer obrigfeitlicben Tare ver; Fauft werden müffen, Beniger felten ift es, den Preis folcher Waareıs obrigfeitlich zu beſtim⸗ men, wann fie von Händlern ver⸗ g) Wo gemeinſchaftliche Hutung noch fett Findet, if an —— neuer Gärten nicht zu denfen. — lorent. zZ, — 1, $: 33. 1245 verkauft werden h). Dieſe Preis⸗ beſtimmung hat allerdings einen Einfluß auf den Preis, in wel⸗ chem der Landmann verfauft, und wenn diefer um der Tare willen durch die Händler zu eis nem niedrigen Preife gezwungen wird, fo entziehet er feine Hände bieber einem Gefchäft, welches Welches find die Eraftigften Mittel, ie 1246 ihn für feinen Fleiß nicht Bit länglich belohnt. bb) Durch Abgaben. Wenn die Abgaben vom Gartengewaͤchſen welche zu Markte gebracht wer: den, bach find, fo befchränfen fie entweder den Abfag der Waare, oder fie vermindern den Gewinn des Verkäufers, b) Dash der jeßigen Markt: Ordnung , twelche-die dfterreichifche Negierung für Wien verfaßt hat, find die Zugemüfe- und Küchen -Speife- Händler an eine ſolche Tare gebunden, bei deren Ueberfrefung ver Händler mit der Schandbühne, und das weitemal mit 3 oder Ijähriger öffentlicher Arbeit beſtraft wird. Die Fortfegung folgt Fänftig. Beſchreibung einer im Amte Springe gefehenen Windsbraut. m ıgien Aug. diefes Jahrs Mit: tags um 123 Uhr zog ein, dem Anfcheine nach, nicht: ftarkes Regen: fhauer, mit einem Mordweſtwinde, über die Diefterberge, Kaum waren die erften Wolken, bei. einer ftillen niedern Luft, über diefe hohen Berge gefonmen, fo ſenkte fich aus diefen erften Wolfen, ein ſchwarzer Kegel, in das Thal, nach dem Vorwerke Thale zu, deſſen nach der Erde ge fehrte Spiße fich beftändig verlänger: te umd fo fehr verdünnete, daß fie in einer fange von etwa 200 Fuß, fo viel man folche, nach dem daneben liegenden Berge, mit den Augen abmeffen Fonte, nur etwa 6 Zoll, am Ende aber, nur wie ein flarfer Strick, Dick zu ſeyn fchien. In der Mitte diefes-Kegels, von oben an, wo derfelbe fich aus den Wolken zuerft teichtermäßig herab⸗ fenfte, bis zu dem dünneften Ende deſſelben, erfchien ein hellglänzender Strich, welcher das: Anfehen hatte, als wenn die Sonne auf helles Waf fer fcheint. Dieſer glänzende Strahl machte fait durchgängig den dritten Theil des Kegels aus. Die beiden übrigen Theile, an beiden Seiten des hellen Strichs, fchienen fehr ſchwarz und in folchen flieg etwas, einem ſchwarzen Rauche ähnliches, fehr fhnell, ununterbrochen in die Höhe, welches, oben in den Wolfen, wir: beind ven Kegel verließ und fich wie: der mit den Wolken vereinigte, Diefer Kegel zog etwa eine Vier; tel Stunde meit über die Felder; und obgleich deffen Spihe die Erde nicht 1247 nicht völlig zu berühren fchien, fo riß folche dennoch alles, über welches fie traf, als. Buͤſche, taub, Rocken, Gerſte und dergleichen, mit einem fuͤrchterlichen Geheule, aus der Erde, in die Höhe, und ließ folches in einer großen Entfernung wieder herunter fallen. Hierauf veränderte die Spiße des Kegels ihre perpendiculaire Rich? tung , fchleuderte fich einige male ſchraubenfoͤrmig umber und zog ſich, nach einer verticalen Richtung nach den Wolken hinauf, vor welchen auch der dickere Theil des Kegels, in der Geſtalt eines dunkeln Rauchs ſchnell auffuhr· Der noch unter den Wol⸗ ken haͤngende ſpitzige Theil behielt ſo fange den glänzenden Kern, bis der— felbe ſich gleichfalls mit den Wolfen wieder vereinigt batte, Gleich nach dem Voruͤbergange des Kegels erfolgte ein beftiges Ha: gelwetter. Obgleich dem heftigen Mirbelwinde, unter der Spitze des Springe ° Befchreibung einen im Amte Springe ic. 1248 Kegels, nichts zu widerſtehen fchien, fo war doch in einer Entfernung von etwa 100 Schritten davon Feine Be; wegung in der Luft zu bemerken, und es entſtand nur erſt alsdenn ein ge linder Wind, da der Kegel fich fpiral: förmig von der Erde in die Höhe ſchleuderte. Aus dem Kegel ſelbſt kam kein Tropfen Waſſer auf die Er⸗ de; nach dem Hagelwetter aber er; folgte ein flarfer Regen. Das Bar ' vometer, ‚welches verfchtedene Tage ſehr tief geſtanden, veränderte in Die fer Zeit feinen Stand nicht. Ich dar be bereits verfchiedene Wafferhofen, Trompen und Windsbräute gefehen, niemals. aber in denfelben den glänz zenden Strahl. Diefer konte Fein falfcher Schein in meinen Augen feyn, da ihn viele Zufchauer zugleich mit mic faben, welche außerhalb des Re genſchauers Kanden, die Windsbraut in Weſten ſahen und die Sonne zur linken Hand hatten. ’ O. C. M. Anefdote : ae Carragio fam mit fer nen Vater einft des Abends von einem Spaziergange zurück, und ward untertweges von Straßenräubern übers falfen und beraubt. Carragio reich te deshalb eine Klage bei dem Ma: giftrat ein, und zeichnete die Räuber, fo richtig ab, das fie fogleich erkant und eingezogen wurden. v249 7re Sug. Montag, den zten Otober 1785, ———— der Frage: Welches ſind die kraͤftigſten die Gewinnung der Kühengenähfe , fuͤrnemlich HL; | „de. Dörfern, zu verbeffern ? A | Ar (Fortſetzung.) €) Zinderniffe von Seiten ‚des. Landvolks. 1) angel an Kenniniß des R Gartenbaues. Wegen der verſchiedenen Be bandlungsart der einzelnen Gartenge⸗ waͤchſe, und wegen der bein Garten: bau befonders wichtigen Eintheilung und Befimmung des Gartenplaßes zu diefen oder jenen Gewaͤchsarten er? fordert der Gartenbau ‘eine eigene Kenneniß, welche den meiften Landleu⸗ ten, wenigſtens in Anſehung der mei⸗ ſten Kuͤchengewaͤchſe, fehlt. 2) Vorurtheilewelche hauptſaͤch⸗ lich in der Meinung beſtehen, a) daß das Klima zum Gartenbau, oder zum Bau mehrerer Arten von Küchengewächfen nicht tauge / b) daß der Boden nicht die erfor derliche Guͤte habe; ©) daß der Gartenbau nicht fo vor theilhaft fey, wie die Kultur ande ver Gewaͤchſe. 3) Armuth und Unvermögen Fön: nen manchem Landmann, in fo ferne eine Hinderniß feyn, weil er ' s) die Koften der erften Anlage eis nes Gartens, welche ibm erft in den folgenden Jahren nur nach und nach wieder erfeßt werden, nicht vorſchießen, und b) den Schaden nicht leicht ertragen Fan, derfich ereignet, wenn die Garz tengewächfe durch eine, ungünftige Witterung oder durch andere Zur falle nicht geratben, welches hier öfter gefchiehet, als bei andern Ge; waͤchſen. 4) Miblungene Verſuche machen den Landmann, beſonders den unbe— mittelten, ſchuͤchtern, ſeine Verſuche zu wiederholen. Die Urſachen des ungluͤcklichen Erfolgs mögen in fol: genden liegen. a) Wenn der Landmann die Behand fung eines Gartens nicht hinläng- lich verftanden bat, REeFE b) Wenn 1251 b) Wenn ungluͤckliche Zufälte ſich er⸗ eignet haben. ch Wenn er von Saamenhaͤndlern mit ſchlechtem Saamen betrogen worden ift, oder es nicht verftan: den hat, von feinen eigenen Ger waͤchſen guten Saamen zu ziehen. d). Wenn erfeinen Abfag feiner Pro: dufte gefunden hat, oder fie in kei⸗ nem foihen Preife bat verfaufen fönnen, der ihn für den gehabten Aufwaͤnd entfchädigt hätte a). 5) Trägheit. Der Landmann ift überhaupt gewohnt, alles beim alten bewenden zu laffen. Er wählt fich daher nicht gern Arbei: ten, derer er noch nicht gewohnt ift, und die eine Kenntniß voraus feßen, welche er noch nicht hat. 6) Nahrungsart der Landleute, Mangel an Abfaß hindert den kan: mann nicht, Gewächfe zu pflanzen, wenn er fie zu feiner eigenen Nahrung gebrauchen Fan. Die menigften Gar: tengewächfe feheinen aber hierzu an: mwendbar zu ſeyn. Speiſen, welche der Landmann fich zu feiner Nahrung wählen Fan, müffen Beantwortung der Frage: 1252 a) wohlfeil, ** b) ſaͤttigend, und €) die Zubereitung derfelben leicht ſeyn. Den meiſten Kuͤchengewaͤchſen ſchei⸗ nen dieſe Erforderniſſe zu fehlen b); ſie ſind a) nicht wohlfeil, aa) roh. Angenommen, daß der Landmann die Kuͤchengewaͤchſe mit Vortheil, und theurer als viele andere Arten von Gewaͤch⸗ fen, verfaufen Fönne, fo find fie immer für ihn eine theure Spei⸗ fe ,„. wenn er fie auch gleich ſelbſt pflanzt. ur * bb) In der Zubereitung zur Speiſe. Gekochte Gemuͤſe, denen es an Fet: tigfeit fehle, find unfchmackhaft. Für den Tiſch vermöglicher Leute werden fie mit Fleiſch, oder Fleiſchbruͤhe, mit Fett von Gebratenem, Schmalz von Gaͤnſen, oder Schweinen ꝛtc. zubereitet. Der unmittelbare Landmann Pan dieſe Zufäße feinen Speifen nicht geben c). b) Nicht färtigend. Die meiften Gemüfe find Leicht verdaulich d). Dem 2) Aus dem obigen Grunde haben viele Gutbefiger in der Mittelmark ihre Küchen: gärten größtentheils eingeben laffen. Herr Germershaufen im Hausvater, D. 3. ©. 448. b) Nach dem Hausvater des Herrn Germershaufen. B. 3. ©. 438. find Gartenge⸗ waͤchſe zwar eine gewöhnliche Speife in Nieder-Deutfchland bei dem Mittels mann auf dem Lande. Allein, vermurhlich redet er nur von wenigen, und von den geringften Arten der Küichengemächfe. ) ©) Zu Catozeiten verwarf man aus eben diefer Urfache, um nemlich Del zu fparen, die Rohlftängel als ein Gemuͤſe, das wieder eines Zugemüfes bedürfe. „Nec caules, ut nunc, maxime probabant — id erat oleo parcere, Plin. Hift. nat. L. 19 Cap. 4. d) Zuͤckerts medic. Tiſchbuch, S. IT, 1253 Dem Städter „deffen Arbeit weni: ger bart ift, und deffen Mahlzeit gewöhnlich aus mehreren Gerich: ten beſtehet, Eönnen die leichten Ge müfe eine daurendere Sättigung geben, als dem Landmann, deſſen Magen mehr Verbauungsfräfte bat, und bei welchem das Berdau: ungsgefchäft geſchwinder vollendet ift. Leicht auflößliche Speifen Fon: nen daher denfelben nicht fo voll: kommen fättigen. e) Die Zubereitung ift nicht Teicht. Sie erfordert mehrere Mühe, als man in ländlichen Haushaltungen darauf verwenden Fan. Hier zu Sande gehet der Bauer mit den Seinigen mit Tagesanbruch ins Feld, ißt ein Paar Stunden ber: nach zu Haufe, oder im Felde fein Fruͤhſtuͤck, welches in einer Suppe oder Brei von Habermehlzc, befte: het, oder er trinkt Brandtewein, oder ein Glas voll Obftmoft, bie: weilen mit Wein vermifcht. Die Weiber, , welche entweder im Felde oder zu Haufe ihre Gefchäfte haben, machen nur kurze Zeit vor dem Effen ihre Anftaften zum Kochen, ſchnei— den das Brod zur Suppe, rühren einen Teig von ſchwarzem Mehl an, und Fochen Klöfe ( Knöpflein, ). Die übrige Brühe wird zur Sup: pe angervendet, Brei von ſchwar⸗ zem Mehl, Salat oder ſaure Milch, und dergleichen, dienen zur Welches find die kraͤftigſten Mittel, ꝛc. 1254 Abwechslung. Dieſe Zubereitung der Speiſe iſt ſehr einfach, und er: fordert weniger Holz e) und ment: ger Mühe, als die meiften Gemüfe, bei welchen das Leſen, Wafchen, und das Kochen längern Aufent: halt macht. Das Abenvdeffen ift eben fo einfach in der Zubereitung. Bon Diefer Are fich zu nähren, machen nur eine Ausnahme theils die⸗ jenigen Tage,welche der Landınann dem Wohlleben beftimme hat, z. DB. die Kirchweihe, der gewöhnliche Schmauß nach vollenderer Ernte, Heuet, Dre: ſchen, ꝛc. theils die Tage, an welchen gar nicht oder weniger gearbeitet wird, nemlich Sonn: und Feiertage, und die Wintergzeit. In jenem Fall, fo wie an Sonntagen Eönnen bei den ländlichen Mahlzeiten, Fleiſch und Gemüfe vorkommen, und auch zur Winterzeit find verfchiedene Winter: gemüfe nicht ungewöhnlich, z. E. Erb: fen, Linfen, eingemachtes Sauerfraut, duͤrre Bohnen ꝛc. nie machen fie aber eine Hauptnahrung aus, und felbft der Arten von Gemüfen, die der Sande mann zu folchen Zeiten genießt, find nur wenige, 7) Die Art der Befchäftigung. Der Sandmann Fan entweder mit Feldarbeiten feine Zeit vom Frühling an bis ins Spätjahr hinlänglich aus: füllen, oder er ift nicht genug dadurch befchäftigt. 9 Im erſtern Fall wird er den Gar: Kkkk a2 tenbau €) Horti maxime placebant, quia (acetaria) non egerentigni, pazcerentque ligno Plinins a. a. D. 1255 tenbau wegen des ungewiſſen Abſatzes, wegen der koſtbaren und muͤhſamen Unterhaltung, größeren Gefahr, ıc. nicht gern den übrigen Arten des Feld: baues vorziehen, oder ‚gleich fchäßen. Sm andern Fall, welcher alsdann ein: teit, wenn der Umfäng des Feldes für die vorhandene Menſchenzahl zu Elein ift, pflegt der Landmann entweder den uͤbrigen Theil feiner Zeit unthaͤtig zur zubringen, und den Ertrag feines Fel⸗ des, in Muͤßiggang zu verzehren, oder für Manufakturen und Handiverfer zu arbeiten, Letzteres iſt gemeiniglich dem weiblichen Geſchlecht uͤberlaſſen, da inzwiſchen die Perſonen männliz chen Geſchlechts ſich dem Feldbau ganz widmen, der ſie jetzt deſtomehr beſchaͤf⸗ tigt, je mehrere Haͤnde ſich zu Hauſe mit Arbeiten fuͤr Manufakturen abgeben, Wo der Landbau ſchon ohne Gar⸗ tenbau die Einwohner eines Orts hin⸗ laͤnglich beſchaͤftiget, ſcheint es nicht rathſam, durch Einführung oder Erz weiterung des Gartenbaues die Maffe der Arbeiten zu vermehren, in foferne die übrigen Arten des Feldbaues darz unter leiden muͤſſen. Wo er fie: aber nicht hinlaͤnglich beſchaͤftigt, und dem ſich nach Arbeit ſehnenden famd: mann noch Zeit genug uͤbrig iſt, für Manufakturen zu arbeiten, da ſcheint ders Gartenbau mehrere Vortheile zu gewähren. Allein, die Ausfuͤhrung dürfte noch immer fehr ſchwer feyn, Beantwortung der Frage 77 256 a) wegen der dam Gartenbau tiber: haupt entgegenftchenden Hinder⸗ niffe, | BT Nee b) weil die Arbeit fir Manufaftu: ven. in fo ferne einen Reitz bat, a3) daß ſie durch das ganze Fahr daurend iſt, bb) daß der Arbeiter feinen Sohn faſt täglich oder wöchentlich, je nachdem er es bedarf, vom Dia: nufakturherrn einnehmen fan-f). ec) Fir Manufakturen arbeiter auf dem Lande meiſtens das weibliche Geſchlecht, und eben dieſem wird auch gemeiniglich die Beſorgung der Gaͤrten uͤberlaſſen. Widmet ſich daſſelbe dem Gartenbau in den dazu ſchicklichen Jahrszeiten, ſo muͤſſen dieſe Leute befuͤrchten, ihre Manufakturarbeiten daruͤber ganz zu verlieren, und manche Mo⸗ nate, wenn die Geſchaͤfte im Felde und im Garten zu Ende ſind, ohne eine vrentirende Arbeit zu ſeyn. 8) Kurze Dauer der Pachtungen. In Gegenden, wo ganze Landguͤter pflegen verpachtet zu werden, iſt die kurze Dauer der Pachtungen eine Hinz derniß des Gartenbaues. Der Paͤch⸗ ter kan keine neue Gaͤrten anlegen, weil der Aufwand ihm in der Pacht: zeit nicht wieder erjeßt wird, ‚und weil er. nicht der Herr des Guts iſt. Ueberhaupt ſcheint es Erfahrung zu ſeyn, 5) Dieſe Schwierigkeit ift.vielleicht arößer, al8 man denkt. „Geld zu bekommen, „arbeiten Weib und Kinder ver Landleute für die Fabrifen; der Gewinnft dabei „verführt ſe, (ungeachtet alles obrigfeitlihen Derbots,) für fid allein Baus zu halten. Herrn Meifters Hauptſcenen der helvetiſchen Geſchichte. Th. 2, Abtheil. 1. ©. 3431 “ ‚4257 fern, daß auch die ſchon angelegte Gärten bei Zeitpächtern nicht leicht in Xufnahme kommen g). B.) Prüfung der Ainderniffe, und WVorſchlaͤge zu Vermehrung der Produktion der Buͤchen⸗ gewaͤchſe. Unter den bisher aufgezaͤhlten Hin: derniffen des Gartenbaues, babe ich abſichtlich nicht nur wahre, fondern auch bloß ſcheinbare angeführt, haupt: fachlich um Gelegenheit zu baden, die Gruͤnde beftimmen zu Fönnen, aus welchen man keine Ruͤckſicht auf fie zu nehmen nötbig babe? Die wahren Hinderniffe find von einen verfchiede: nen Gehalt; einige Einnen gehoben erden, einige nicht. Um der leßteren Willen mäffen den Sandmann Ver: theile dargeboten werden, bei weichen er diejenigen Schwierigfeiten vergeffen Fan, welche die Policei nicht aus Dem eye räumen konte. In eben der Ordnung, in welcher ich die Hinderniffe oben vorgetragen habe, werde ich fie jegt prüfen, und ihnen diejenigen Mittel und Anftalten Welches find die Eräftiaften Mittel, ic. 1258 entgegen ſetzen, welche mir zu Exreis Hung des Endzwecks die wuͤrkſamſten feinen, %) Ainderniffe, die in der Natur des Gartenbaues liegen. 1) Bei der erften Anlage eines Gartens, 5 a) in Anſehung des Bodens. Man bat felten Urſache, Fehler des Landbaues ver Befchaffenheit des Bo: dens Schuld zu geben, und felten fin det man ein. fand, welches fo unbieg: ſam iſt, daß feine natärliche Fehler ſich nicht verbeſſern ließen. h). Es giebt verfchiedene Mittel, dieſe Berbefferung zu bewerkſtelligen, und da fie befant find, fo. habe ich nicht noͤthig, fie bier anzuführen i). Su Abſicht auf neu anzulegende Gärten ift es ein wichtiger Vortheil, daß ein geld, das vorher noch nie zum Sruchtteagen gebraucht worden, und mit Raſen bewachfen ift, fich weit bef fer zum. Gartenbau ſchickt, als ein ſchon Fultivirt gemwefenes -fand k). Man Eönte daher einen Theil der Ger meinde- Beiden oder andere noch un: Kkkk 3 kultivirte g) Oecon. for. T. I. Hauptſt. S. $. 9. und 29. h) Auf einem fonft ganz unfruchtbaren Sande hat man in Dresden jegt nen ange legte Härten, welche wohl angebauet find. ©. die Duart. Schr. für ältere Lit. und neuere Eefiüre, Jahrg. 2. Quart. 2..©, 14. ı) Man forge nur, daß fie auch dem Landmann befant werden, wenn er noch unwiſ—⸗ ſend Hierin ift. Durd) eine genaue Kenntniß Des Erdreichs werden die Vers befferungen erleichtert, und jeder Pflanzenart Fan der ihr zuträgliche Boden angewieſen werden. Es wärde zur Aufnahme des Gsrtenbanes und der aan: zen Landwirthſchaft gereichen, wenn in jedem Yande die Erdarten nnterfucht würden, wie in den deutſchen Staaten Or. Königl, Großbritt. Majckaͤt geſche⸗ ben ift. k) Kruͤnitz Encyelop. XVL 399, 1259 kultivirte Pläge I), mit der Bedin: gung fie zum Gartenbau einzurichten, den Einwohnern überlaffen, und ib: nen Durch billige Kaufpreife die Kor ften der erften Anlage noch mehr er⸗ leichtern. Noch leichter laͤßt ſich Land fuͤr Gartengewaͤchſe gewinnen, wenn man ſowohl das Brachfeld, als auch nach der Ernte das Winterfeld an⸗ wendet, einige Gemuͤßarten darein zu pflanzen, oder zu verſetzen m). Die ſem Vorſchlag mögte aber eine Hin: derniß im Wege ftehen, der Weidgang nemlich. ! ER Landmann noch Feine Nei⸗ gung, die Stallfuͤtterung ganz einzu führen, fo koͤnte doch wenigſtens ein Theil dieſes Feldes zum Gemuͤßbau beſtimmt werden, und der uͤbrige groͤſ⸗ fere Theil zur Weide frei bleiben, wie ſolches an vielen Orten geſchiehet n). Wenn diefe Einrichtung von einem Vorſteher, der Liebe und Zutrauen hei feiner Gemeinde hat, in Vorſchlag gebracht wird, ſo kan es faſt nicht fehlen, daß ſie nicht an einigen Orten werde angenommen werden/ und einiz Beantwortung der Frage: 1260 ger Gemeinden Beifpiel wird Bald auf mehrere. würfen, b) In Anfehung der lage, aa). Nähe bei dem Haufe. Der Vortheil diefer Nachbarfchaft ift unläugbar, Allein, einestheils iſt es gewiß, daß es viele Landfeute giebt, welche bei ib: ven wenigen Feldgütern und bei dem Mangel anderer Arbeiten faft immer fo viele Zeit noch übrig haben, daß fie die Berfäumniß, welche der Hin: gang in einen etwas entfernten Gar⸗ ten und die Ruͤckkehr nach Haufe ver urfachen, nicht ſehr achten dürfen; anderntheils wuͤrde dieſer geringe Nachtheil, fich nur bei wenigen Gär: ten äußern, weil, fobald der Sands mann durch zweckmaͤßige Mittel zum Gartenbau aufgenmintert fenn wird, manches in der Mähe des Wohnorts liegende Feld hierzu angewendet wer: den wird 0). Man Fönte auch bei neuen Gebäuden die Einrichtung tref— fen, daß ein Platz zu einem Garten unüberbaut gelafjen wuͤrde. P) Nähe am Waffer. Wo 3 ch ſehe vorans, daß dieſe Pläne entweder nahe liegen, oder, wenn fie entfernt 1) 38 mit folchen Gewaͤchſen angepflanzt werden, die wenige Wartung nöthig ben. m) a Handfhucsheim hat der Landmann, wenn heufe die Frucht oder der Neps vom Selde fomt, feinen-Blaufopl fchon fo weit erzogen, daß er den Acer nur en, und mit Blaufohl befcgen darf. — Dieſe Nachernte wird ihm für — weit fchägbarer, als die Frucht⸗ und Repsernte im Vorſommer ge: weſen. DBeme auch Krünig XVI. 291. Bemerk. der Churpfälsifchen Gefellichaft vun 1776. ©. 77. f. Siehe einer Koͤnigl. Preuß. Verordnung ſoll die Stallfuͤtternng eingeführt werden, n) we dem Babe wenigftens ein Theil feines Feldes zu Gartengewächfen und Sutterfräutern überlaffen feyn. Oecon. for Th. 1. Hauptft. 1.9.34. f. e) Aud) hier dienen dig Einwohner von Handſchuchsheim zum Beiſpiel. 1261 Wo diefer Vortheil fehlt, Fan man durch Koften, Fleiß und Kunft den Mangel erfegen, wenn nemlich 1) Brunnen gegraben werden. Es ift heut zu Tage nicht fo ſchwer, auch das in ziemlicher Tiefe liegende Waſ—⸗ fer in die Höhe zu bringen; 2) Wenn das Wajfer aus Flüffen herbei geleitet wird. Liegt das Feld tiefer, fo it die Ausführung ohnehin leicht, liegt es höher, fo ift fie zwar Eoftbarer, aber immer ausführbar. In Franken werden viele, hoͤher als die Fluͤſſe liegende Felder durch Schöpf: raͤder gewaͤſſert. Die Koſten wuͤrden keinem Garten⸗ beſitzer zu ſchwer fallen, wenn mehrere Beſitzer ſich gemeinſchaftlicher Brun: nen und Waſſerleitungen bedienen wol⸗ ten. Unvermoͤglichen koͤnte man aus oͤffentlichen Caſſen ihren Antheil an den Koſten vorſtrecken, und einige Jahre borgen. Die wohlfeilſte, wiewohl nicht die ſicherſte Art, waͤren 3) Ciſternen und Waſſerbehaͤltniſ—⸗ fe p), welche jeder in feinem arten anlegen Fönte. IJedoch viele Gewächfe haben auch das Begießen nicht fehlechterdings nd: thig, ob es gleich bei den meiften zu ihrem beſſern Gedeihen beiträgt. bb) Entlegenheit von Wäldern, Weldes find die Fräftigften Mittel, ztc. 1262 Wenn die Dörfer zu nahe an Wal: dern biegen, fo muß man den beforg: lichen Wildfchaden durch defto dichtere und dauerhaftere Umzaͤunungen der Gärten zu verhüten ſuchen. fl dies ſes auf die eine oder andere Art zu Foftdar, fo ſuche man feine Abfichten mit dem Öartenbau in fchieflicheren Gegenden zu erreichen. cc) Wildes Klima. Deutſchland uͤberhaupt hat kein ſo unguͤnſtiges Klima, daß nicht an den meiften Orten, vom Gartenbau , und befonders von der Anpflanzung der Küchengewächfe, ein glücklicher Er: folg zu erwarten wäre q). Groͤßten⸗ theils beruhet es alfo auf einem Vor: urtheil, wenn das Klima als eine Hin: derniß vorgefchligt wird, Diefes Bor: urtheil zu widerlegen, fo wie noch aus mehreren Nückfichten, mögen Beifpie: le das wirffamfte Mittel feyn. Wer foll aber diefe geben? — Sch fchlage in dieſer Abficht folgendes vor: 1) Man veranlaffe in jeder Gegend, wo diefes Borurtheil berrfcht, ı oder 2 Landwirthe, bei welchen ſich Wiſſen, Vermögen und guter Wille vereint: get r), daß fie mit folchen Gewächfen VBerfuche machen, gegen welche der Landmann noch mistrauifch ift. 2) Man wende zu eben diefem End: zweck von herrfchaftlichen Gütern, wo ders p) Herrn Beckmanns Grumdf. der deuffchen Landw. 6. 155. 9) Der Eapit. King traf fogar in Kamtſchatka ‚eine Gegend an, die ihm völlig ge: ſchickt zu ſeyn ſchien, ale gewöhnlichen Gartengewaͤchſe bervorzubringen. Hiſt. Portef. 1785. St. 3. ©. 334. #) Columella, Lib, 1. Bei Verſuchen, welche ein Beifpiel wuͤrken ſollen, find dieſe Erforderniffe defto nöthiger, da fie im Fall des Mislingens faft unauslöfchliche widrige Eindruͤcke machen. 1263 dergfeichen find, einen Theil am, und gehe den Untertbanen mit gutem Exem⸗ pel vor s). 3) Man halte die Gemeinde Gärt: ner, von welchen hiernach mehreres vorkommen wird. Auch die Landgeiſtlichen koͤnnen Beiſpiele geben, wenn ſie Gaͤrten oder Feld als einen Theil ihres Gehalts zu genießen haben r). 5) Die Beifpieleder Großen zeigen ſich ebenfalls ſehr wuͤrkſam u). c) In Anſehung der Koſten und Mi he, welche noͤthig iſt. Beantwortung ber Frage: ꝛc. 1264 aa) Bei der Zubereitung des Bo dens. Ueberhaupt iſt mit jeder —S hung eines Feldes Mühe verknuͤpft, es mag angewendet werden, wozu es will, und doc, giebt es viele fleißige gandleute, weiche gerade ſolche Pläße, die vorher ungebauet'waren, deſto lies ber an fi ch Eaufen, weil fie wohlfeiler, als anderes Feld find, und weil ver zu boffende Ertrag für ihre, Mühe reichlich belohnt. ı Eben fo verhält es ſich auch mit fchon kultivirtem Felde, das man zu Gärten zuzurichten ſich die Mühe nimt, ‚s) Kröniz Eneyel. XVI. 349. So find, auch auf den Domainengätern des. Surf Bi⸗ ſchofs in Fulda Beifpiele gegeben worden, um zur Nachahmung zu reißen. © Patriot. Archiv, B. 2. ©. 29, Oo Ich berufe nich auf die Gründe, mit welchen diefe Art, die Geiftlichen zu beſol⸗ den, erſt neuerlich vertheidigt wurde im deutſch. Mufium ı784. ©. IL, ©: 465 bis 467. u) Ein eifpiel Hefe man bei Kruͤniz, XVI. 372. Die Fortfeßung folgt Fünftig. Anfrage Da es zwar keinen Zweifel leidet, daß Kalk in Oefen gebrant eine Holzerſparung fen, wiewohl das Ein und Ausbringen auch mehr Koften erfordert, als wenn die Arbeiter um einen öffentlichen Haufen angefteller werden Eönnen; fo wird doch auch gegen das Brennen im Dfen der Ein: wurf gemacht, daß der Salt den Sal: peter nicht wie in freier Luft ausduͤu⸗ fle und die Mauerarbeit beftändig eine Feuchtigkeit behalte; ob diefe Anz gabe befonders bei Steinfalf Grund habe? wiünfcher man von Bauver: ftändigen oder Bauberren in dieſen Blättern beantwortet zu finden, 1268 1206 Samoverifehes Magazin. gotes Stuͤck. Freitag, den 7ten October 1785. Beantwortung der Frage: Welches ſind die fräftigften Mittel, die Gewinnung der Kuͤchengewaͤchſe, fürnemlih auf den Dörfern , zu verbeffern? (Fortſetzung.) eiſtens haben die Gärten groͤſ⸗ fern Werth, als anderes Feld, bei eben verfelben fa: 9%. Diefer entftehet fürmemlich aus der auf die erfte Einrichtung verwen: deten Mühe und Auslage. Diefer größere Werth eines Gartens, ver fih auch von Jahr zu Fahr durch den reichlichern Ertrag wohl verinterefirt, ift fiie den Beſitzer ein Erfaß der Mi: be und Koften, die er aufgerwendet hat. Schwerlich wird ein Landmann diefe Wahrheit verfennen. ch zähle daher die Mühe, welche die erfte Zu: richtung des Bodens erfordert, nicht unter die Hinderniffe des Öartenbaues; bb) Bei der Unyäunung, Mehrere Schriftfteller haben Bor: fchläge gemacht, wie man lebendige Haͤger wohlfeil anlegen, und zum Theil fo feft und dicht machen koͤnne, daß fie fowohl Menfihen, als große und Fleine Thiere abhalten a), Es fömt nur darauf an, fie in gutem Stande zu erhalten, und die ihrem Wachsthum ſchaͤdlichen Pflanzen b) auszurotten. Man mache die beſten Umzaͤunungsarten dem Landmann be— kant, wenn die gewoͤhnlichen wegen gewiſſer Lokalumſtaͤnde zu koſtbar oder unzureichend ſind. Gartengewaͤchſe von geringerm Werth, bei welchen man einen kleinen Abgang nicht ach: tet, Fönten ins freie Feld gepflanzt, und die Umzaͤunung erfpart werden, wenn man diefen Mufwand fcheuet. Es Fan auch Bad) Beſchaffenheit der Umſtaͤnde die Einzaͤunung einzelner Gaͤrten ganz unterbleiben, und etwa nur die ganze Strecke des zu Gaͤr— ut ten a) ©. die Schriftiteller bei Herrn Beckmann, $. 136. Schwed. Abb. 11. a. DSF 1740. Seite 80. ff. b) Diefe Pflanzen müßten fo deutlich befchrichen werden, daß der Landmann fie leicht erkennen Fan. 1267 ten beſtimmten Feldes eingeſchloſſen werden. 2) Schwierigkeiten bei Unterhal— tung eines Gartens. a) Wartung der Pflanzen, welche aa) viele Mühe erfordert. Unter der Vorausſetzung, daß bie andern nothwendigen Feld: und Haus: gefchäfte dem Landmann noch Zeit übrig laſſen, ift gerade die mit dem Gartenbau verbundene Mühe Landmann vortheilhaft, denn fie ver geößert un fo viel mehr den Preis ſei— nes Pronufts. Der Gartenbau giebt ihm alfo Gelegenheit, mehrere Arbei⸗ tem zu verrichten, welche ihm von den Abnehmern feiner Produkte bezahlt werden. Es fallen auch die meiſten Gartengeſchaͤfte in eine Zeit, da im Felde noch wenig zu thun iſt. bb) Iſt koſtbare Duͤngung noͤthig. Die Policei, welche auf vie Ber mehrung der Küchengewächfe ihre Aufmerffamfeit richtet, wird fih noch vielmehr angelegen feyn laſſen, Die Landwirthſchaft überhaupt in Aufnah⸗ me zu bringen, ie wird den ſtaͤtke⸗ ron Anbau der Futterfräuter, die Ver: beſſerung und Vermehrung des Bich: ſtandes zu bewürfen fuchen, und der tandmann wird mehreren Dünger ger winnen, Man mache ihn viebenber mit den werfchiedenen Arten des kuͤnſt⸗ lihen Düngers c) befant, womit er fich im Nothfall Helfen Fan, und fehlt Beantwortung der Trage: den h 1268 es noch, fo empſehle man ihm zum An⸗ fang nur den Aubau folcher Gevaͤchſe, welche den wenigſten Dung verlangen. Ohne Anfalten zu Vermehrung der Düngungsmittel iſt nicht su hoffen, daß, der Gartenbau zu einiger Volk kommenheit werde gebracht werden koͤnnen. d). Der Landmann wäre aber auch zubelchren, welche Art von Din: ger fich am beften für den Gartenbau ſchicke ©). b) Unterhaftung des Zauns und a derer Zubehoͤrungen eines Gartens. Die hierauf zu verwendende Ko: ften und Mühe find zum Theil unver— meidfich, eben dieſer Aufwand aber wird durch den höheren Preis der Gartengewaͤchſe erfeßt 5 zum Theil Fon man fi gemiffer Wortheile bedie⸗ nen, die Koften zu vermindern, 3) Eine vorzügliche Hinderniß des Gartenbaues iſt, Die Unſicherheit des Gewinnſtes. a) Wegen der Geſahren bei der Produktion. aa) Die nachtheiligen Wuͤrkun— gen einer großen Kaͤlte, Hitze und Näffe, laſſen ſich nicht ganz verhuͤten. Indeſſen moͤgen doch folgende Be⸗ trachtungen hinlaͤnglich ſeyn, auf den andmann fo viel Eindruck zu mas hen, daß er fich durch diefe Gefahren nicht abſchrecken laſſe: a) Die — welche mit einer Ar⸗ ©) Eiche das Dinger. Lexicon in den dfon. Nachr. I. 177 bis 219, d) Der ganze Vortheil des fo vorzuͤglichen Gemüßbanes in Handſchuchsheim ift die ftärkere Dünaung. Bemerk. der ph. dfon. Gefelifh. 1776. ©. 72. 1.91. ‚und99. ‘e) Hievon handeln die Berl. Deitr. zur Landw. Wfl. B. 2. 9. 29. ff. 1209 Arbeit oder: Unternehmung ver + bunden-ift, verhöher den Werth des Produkts, das hieraus entz ſpringt f), folglich wird, wenn gute und böfe Jahre im Durch: fhritt genommen werden, der Ger winnft der Guten das Veberge wicht haben. 2) Was fuͤrnemlich der einen Pflan⸗ ze zum Schaden gereichen Fan, wie j ©. die Näffe den Zwiebeln ıc. ift der andern Pflanze weniger nachtheilig, oder vortheilhaft. Henn daher Gewächfe von ent gegengefekten Eigenfchaften ge pflanzt werden, fd Fan man we nigftens an einigen Sorten ge winnen, wenn die andern mis: rathen g). y) Wenn einige Pflanzen wegen einer wibrigen Witterung misra: then, fo trift Diefes Ungluͤck nicht bloß einige wenige Gärten, fon: dern. gewöhnlich eine genze Ge gend. Dieſe in geringerer Men— ge producirte Gewaͤchſe werden nun feltener, und dieſe Selten: heit erhöhet ihren Marftpreis h). Welches find die Eräftigften Mittel, se, 1270 d) Dem Schaden, den man von Froſt befürchten muß, Eönte mar durch fpäteres Saͤen und Ver: Pflanzen fo ziemlich begegnen, Ein Finger Landwirth wird es aber nicht einmal geen thun, weil fein. Gewinn deito größerift, je friis ber die Pflanzen zur Meife kom— men 1% Die Miftbeere find in diefer Abſicht zu empfehlen. bb) Gegen Diebſtaͤle muß die Po: licei ſchuͤtzen. &) durch abſchreckende Strafen, 9) durch ſtrenge und unnachläßi: ge Vollziehung der Strafen ; y) ducch beftellte Aufſeher, welchen für jeden angebrachten Felddieb eine Belohnung zugefagt werden muß, ec) Gegen Ungeziefer giebt es na; türliche und Fünftliche Mittel, Die Dolicci mache fie dem Land⸗ mann befant, und frage Aufficht, daß er diefe Mittel anwende E). b) Wegen der Ungewißbeit des Ab: faßes. Ein ſehr ſchweres Problem ift, wie man dem Landmann einen ſichern Ber; llla ſchluß f) Smith, von den National⸗Reichthuͤmern, Band T. ©. 150, g) Es iſt Daher der Rath fehr zu billigen, welchen Herr Beckmann in der deurfch, Fandm. $. 13. Not. T. gegeben hat. h) Zwar nit ganz in eben dem Verhaͤltniß, in welchem weniger producirt worden iſt, weil der erhöhte Preis die Nachfrage verntindert. Indeſſen wird wenigſtens der Schaden des Miswachles zum Theil hierdurch vergütet, 1) Auch bier berufe ich mich auf Handſchuchsheim. k) Su manchen Kandern wird z. E das Naupenfammlen obrigfeitlich anbefohfen, und Aufficht hierüber gefragen, oder dem Landmann werden hierzu Belehrungen ertheilt. Konigl. Preuß. Berorda. vom Tg" Kan. 1731. Samml. Wärzb. Ders vron. T. 1. ©. 523. und 669, Durlach. Berordn, vom 27° Nov. 1752. in den Carlsr. Samml. I. 105, 1271 ſchluß feiner arten: E ſchaffen könne? Es giebt zwo Arten, wie der Ber: fhluß geſchehen fan; einmal, wenn man mit dem Saamen einen Handel treibt; hernach, wenn man die Ge waͤchſe ſelbſt zu Speifen verkauft. Ungeachtet die erftere Art des Han: dels ſchwerlich ſehr beträchtlich werden dürfte, fo fan man fie doch nicht ganz bei Seite feßen, weil doch wenigftens einem Theil der Landleute ein Weg zum Verſchluͤß geoͤfnet ift, der übrige Theil der Sandleute aber bei dem Verkauf der Gewächfe dejto weniger Mitmwer: ber hat, und des Abfages gewiffer feyn Fan. Die Dolicei müßte Daher das hierin vielleicht noch unwiffende Land: volf belehren laffen, wie auf die vor: theilhaftefte Art Saamen gefammelt, und wohin mit demfelben ein Handel getrieben werden koͤnne. Es wäte nüglich, zu diefem Handel anfänglich durch Prämien oder Zoll ‘Befreiungen aufzummntern, und, da nicht jeder Landmann die Neigung oder ein Ge ſchick zum Handeln hat, bei dem Gaa: men den fonft verbotenen Yuf: und Bor: kauf frei zu laffen, und zu erlauben 1). Was den Verkauf der Gartenge waͤchſe betrift, fo find die Abnehmer Erzeugniffe ver: Beantwortung der Frage: 1272 entweder Bewohner der Städte, oder es find ſelbſt Landleute. Die Anzahl der leßteren Fan, nie groß ſeyn, weil ans denjenigen Gründen, die ich oben angeführte habe, der Landmann nur wenige Arten von Öartengewächfen zu feiner Nahrung wählen Fan, welche er meiftens felbft pflanzt, und nicht von andern fauft m). Die meiften Abnehmer muß der Landmann in den Städten fuchen. Die Städte: Bewohner haben entwe— der felbft Gärten, und in diefem Fall ift wenig Abſatz in Anfehung der zu Markt gebrachten Gemüfe zu erwar: ten; Oder fie haben Feine Gärten n), aber Gemüfe waren bisher nicht ihre gewöhnliche Nahrungsart, Es ift alfo die Frage, ob der Landmann vernünf: tiger Weife hoffen dürfe, Käufer zu finden, wenn er dergleichen Produfte aus feinem Garten zu Markte bringen wiirde? Wenn der Städter bisher andere Speifen als Küchengewächfe gewoͤhn⸗ lich genoffen bat, fo mögen fuͤrnem— lich folgende Urfachen vorhanden feyn: aa) Seltenheit oder gänzlicher Mangel folcher Gewächfe, eine Folge des vernachläßigten Gar: tenbaues; bb) Ho: ) Die Händler müffen aber immer unter einer gewiffen Anfficht gehalten werden, damit nicht durch Betrügercien der Handel in Verfall gerathe. Hier mag mit einiger Abänderung zum Muſter dienen die Braunſchw. Verordn. wegen des feinfaamen:- Handels vom 28" März 1754. in Juſti neuen Wahrh. ic. BT, St. 3. S. 3 34. ff. m) Die Erdbiren und Kartoffeln * hier zum Beiſpiel dienen. Die Caſſelſche Preisfrage beweiſt ihren ſtarken Anban. a) Oder auch nur wenige Gaͤrten, die für den kleinſten Theil der Einwohner kaum hinreichend find, 41273 bb) Hohe Preife der Kuͤchenge⸗ waͤchſe, eine Folge ihrer Sel: tenbeit; ecy Unfunde, diefelben zu einer wohlfhmecfenden Speife zu be reiten ; dd) Unvermögen, eine gute Spei⸗ fe daraus zu bereiten. Ad aa) Diejenigen ftädtifchen Bes wohner, welche ihre Lüfternheit nad) Öartengermächfen bloß mes gen ihres Mangels oder ihrer Seltenheit nicht befriedigen Fon: ten, werden die erften ſeyn, wel⸗ he die zu Markt gebrachten Ge; wächfe Faufen werden. ihre Anzahl wird an manchen Orten groß fenn, an manchen nicht, je nachdem mehr oder weniger Gaͤr⸗ ten ſchon in der Stadt felbft find. Ad bb) Auch anfdiejenigen, welche wegen hohen Preifes bisher nicht Faufen Fonten, duͤrfte fich der Landmann Rechnung machen, wenn er in niedrigen Preifen verfaufen würde. Leßteres dürfte allerdings zu erfvarten feyn, wenn der Landmann mehrere Kenntniß - und Fertigkeit in den Gartenge⸗ fhäften erlangt hätte, wenn fer: ner der Gartenbau mehr als zu: vor beguͤnſtigt, und dem fand: mann mäncher Vortheil bei der Produktion und beim Verkauf jeßt zugeftanden würde, den er vorher nicht hatte, und über: haupt, wenn ein größerer Zufam: menfluß von Verkaͤufern ent: ſtuͤnde. Welches find die kraͤftigſten Mitteln. 1274 ° Adcc) Wer wegen Unfunde, die Gemuͤſe zu einer ſchmackhaften Speife zu bereiten, keinen Ger brauch von ihnen gemacht hat, wird es eher hun, bei vermehrs ter Produftion der Gartenge: waͤchſe. Es ift fehr wahrfchein: lich, daß diefe Kenntniß fich nach und nach auch unter die gemeir neren Claffen des Volks (denn diefe find es doch fürnemlich, bei welchen diefe Unkunde ſtatt fin: det,) verbreiten werde, fobald deraleichen Gewaͤchſe weniger felten find, und von den Vor: nehmern häufiger genoffen wer: det. Das Gefinde erfernt die Zubereitungsart; es trit in ans dere Dienfte, oder befomt eine eigene Haushaltung. In bei den Fällen Fan es von der er werbenen Kenntniß Gebrauch machen. Ad dd) In Gegenden, wo der größ fere Theil der Einwohner in den benachbarten Städten gewerblos ift, und in Dürftigfeit lebt, Fönz nen eigentlich die Anftalten, durch welche Die Produktion der Küchengewächfe, infonderheit der edleren, vermehrt werden fell, nicht fowohl ihr Abfehen auf die nahen Stadt:Einwohner haben, als vielmehr auf die produciren: den Landleute, in fo fern fie in entfernteren Gegenden einen Ab; faß hoffen dürfen. Ob übrigens die ſtaͤdtiſchen Einwohner Uber: haupt fo vermöglich feyn, daß 1113 Iman 1275 man Bermuthen dürfte, fie wer: den diefe Art von Speifen fur . chen, und die Koften des Ein: kaufs und der Zubereitung nicht achten, ift daran zu erßennen, wenn uͤberhaupt ihre jetzige Nah⸗ rungsart nicht kaͤrglich iſt: Ins⸗ beſondere duͤrfte man dies von Städten erwarten, wo die Fleifch: Conſumtion ſtark ift, weil a) diefes von einem Wohlſtande überhaupt zeugt 0), und ß) GemüßsSpeifen, wenn man ohnehin Fleiſch zur Mahlzeit bat, und es mit dem Gemüfe fochen laffen Fan, wohlfeiler find, als wenn man den Mangel des lei ſches durch eine andere Art von Fertigkeit erfeßen muß. Es giebt aber auch Gemuͤſe, deren Zubereitung nicht koſtbar ift, auf de ven Anbau man fürnemlich in folchen Gegenden fehen Fönte, wo der Städter arm iſt. Diefe geringere Speifen fün- den Abnehmer an den Armen, jo wie die befferen und theurei von den Neis chern gefucht werden, Uebrigens ge Beantwortung der Srager 1276 höre in Abſicht anf den Verkauf der Gartengewaͤchſe, noch Die Berrach: tung hieher, daß manche roh oder mit einiger Zubereitung, z. E. gedoͤrrt, eingeniacht ꝛtc. infonderbeit diejenigen, deren Saamen eßbar iſt, ein Gegen— ſtand des auswärtigen Handels wer: den Fönnen, wenn nar dem Landmann Wege hierzu eröfner und gezeigt wer: den, Go vorzüglich alſo auf der eiz nen Seite die Nachbarfihaft großer und volfreicher Städte in Abſicht auf den Gartenbau iſt, fo ift Doch im ger genfeitigen Fall es nicht unmöglich, daß der Landmann viele Arten von Gartengewächfen auch in der Ferne verwehrten, und Nußen davon haben kan pl). Ich beziehe mich bier noch auf das, was ich oben in Abſicht auf die Beförderung des Saamenhandels ges äußert babe, mit der Ausnahme, daß, da dieſer Handel mit Gewächfen ins groͤßere gehen Fan, nurdas Aufkaufen quf dem Lande ſelbſt, nicht aber vor den Thoren, oder vor einer beſtimmten Stunde auf den Maͤrkten q), den Händlern erlaubt werden dürfte, B.) Hin⸗ 0) Eine gewiſſe Stadt wurde durch cine Fabrik in einen größern Wohlſtand verſetzt. Alsbald vermehrte fi die Fleiſch-Conſumtion. Der Berf. der Abhandl. ven Berbefferung des Rahrungsſtandes (Stuttgardt 1764. 8.) Ichreibt ©. 35. „ich ging durch die Fleiſchbaͤnke. Sch fragte, wie der Markt ſey? Gut! war „die Antwort, und der Fabrik haben wir es zu danken, daß wir jegt manches Pfund Fleifch aushanen Fonnen, welches wir in vorigen Zeiten zu unferem „Schaden felbft behalten mußten.» p) Die Gärtner von Nürnberg r Erfurt, Ulm, Etrasburg, und die Landleute zu Handſchuchsheim dienen zum Beweiſe. regen der leßteren fiche die angeführ: ten Bemerf. ©, 83. Vor etwa So Jahren warden viele Küchenfräuter aus Hol Land nad Norwegen gefendet. Kopenh. Magas. DB. I. ©t. 9. ©. 23. g) Erfteres verfchaft den Landleuten eine Bequemlichkeit, und einen Gewinn an der Zeit, reist alſo zur ſtaͤrkeren Produktion, Letzteres verſchafft dieſe Vortheile nicht, a277 B.) Ainderniffe von Seiten des Staats. 1) Erſchwerung des Gartenrechts. Bon einem Regenten, der geneigt ift, Anſtalten zur Aufnahme des Gar⸗ tenbaues zu machen, iſt voraus zu ſez⸗ zen, daß er eben ſo geneigt ſeyn werde, zu Anlegung neuer Gaͤrten ſeine Ein— willigung zu ertheilen. Um aber in dieſem Fall freiere Haͤnde zu haben, muß die Hut⸗ und Trift⸗Gerechtigkeit aufgehoben, ‚oder. eingefhränft werz den. Man hat ihre Schaͤdlichkeit ſchon hundert mal bewieſen rn). Fuͤr den Gartenbau insbeſondere wuͤrde es die Wuͤrkung haben, a) Daß man einem Felde das Garten⸗ recht leichter ertheilen Fünze, b) daß mehr Feld, und eben daffelbe Feld beffer benußt, folglich) ein größerer Theil der Markung den Gartengewäcfen gewidmet werden koͤnte, e) dag mehr Dünger genommen wuͤrde. 2) Ungleiche Vertheilung der Volksmenge. Bloß in Ruͤckſicht auf den Garten: tenbau zu verlangen, daß dieſe Hinz Berniß gehoben werden folte, mögte zu viel gefordert fcheinen. Allein, der Einfluß, ven eine ungleiche Verthei— fung der Bolfsmenge in die Landwirth⸗ (haft überhaupt bat, macht es zu eis Welches‘ find die Fräftigften Mittel, ıc, 1278 ner Sache von Wichtigfeit. Die Lan⸗ des⸗Policei fuche daher ein ebenmäßiges Verhaͤltniß der Menfchen zu demLan⸗ de, welches ſie bearbeiten, herzuſtellen. 3) Bedruͤckung des Gartenbaues 2) auf unmittelbare Weiſe, aa) durch ſtarke Abgaben; Es wird nicht ſchwer ſeyn, diefe Hinderniffezu heben, und die Ab: gaben von Gärten mit den von anderm Felde, nah der Berfchier denheit ihres reinen Ertrags in ein richtiges Verhaͤltniß zu feßen. bb) ‚Durch die Natural: Verze: bendung; Gemwächfe, welche zu verfchiesenen Zeiten und Hfters in Fleinen Theilen geſammelt wer⸗ den, muͤſſen vom Natural:Zehen: ten ganz frei ſeyn, und ein ger mäßigtes Surrogat an Gelde da: für angefeßt werden; wenigſtens folte der Eigenthuͤmer unter beiz den Entrichtungsarten die Wahl haben s). b) Mittelbarer Weiſe, aa) durch Policei⸗Taxen. Man laffe den Verkäufern die Freiheit, ihre Drodufte fo hoch abzufegen, als fie Eönnen, Die fer hohe Preis wird fih nie zu lange erhalten. Er wird entwe⸗ der mehrere Leute reißen, Gar; tengewaͤchſe zu erzielen, — defto bejjer! die vergrößerte Concur— renz nicht, und vertheurt die Waaren, zum Schaden der Stadt Einwohner, und ohne Nutzen der Laudleute. r) Man ſehe fuͤrnemlich die neuere Schriften des Herrn geheimen Raths Schubart. s) Dieſe Einrichtung iſt in den Chur Hannov rischen Landen. Siehe din Pachteon⸗ tract in Herrn Beckm. Beitr. zur Oelon. V. 305. 1279 renz der Verkaͤufer wird alsdann den Preis fallend machen 1); oder der hohe Preis hält man: chen vom Kaufe zurück, und als: dann wird die verminderte Zahl der Käufer, billigere Preife zu: wege bringen. » Ber Gemuͤſen walten Überdies Feine folche Grunde vor, welche die Policei in Stand feßen Fönten, die Preis fe richtig zu beſtimmen. Beantwortung der Frage: ıc. 1280 bb) Durch Abgaben, I Diejenigen Küchengewächfe „de: ten Anbau man begünftigen will, muͤſſen beim Verkauf, wenigftens anfänglich, eine Zeitlang keinen Abgaben unterworfen feyn u), befonders, da fie fehr oft nur in geringer Quantität zu Marfte gebracht werden koͤnnen. c) Seit dem Göttingen viele Perfonen erhalten bat, welche Spargel eſſen wollen, und gut bezahlen fönken, find viele Spargelbeete angelegt worden, und der Preis fallt. Herrn Beim. Beitr. jur Gefch. der Erfind. B. 1. St. 2. ©, 232, u) So iſt z. €. im Defterreichifchen , um die Bienenzucht in Aufnahme zu bringen, der Ertrag derfelben von allen Abgaben auf ewig frei gemacht worden nach ei⸗ ner K. K. Verord. von gen Apr. 1775. per LI, Die Fortſetzung folgt kuͤnftig. Anefdote Timokle⸗ ein gewiſſer athenienſi⸗ ſcher Juͤngling hatte einige feiner Schriften ohne feinen Namen ber: aus gegeben, Einft war er in Ger ſellſchaft feiner Freunde, die darüber urtheilten. Sie mußten es nicht, daß er der Verfaffer derfelben war, frugen auch nicht darnach. Er freuete fich indeffen , zu hören „ was die Leute da: von jagen würden. Einer hub alfo an: „Der muß doch ein dummer „Narr gewefen fen, der Das „Stück gemacht bat.,, Mecht fo, mein Freund! antwortete er ihm, daß find gerade die kluͤgſten Waffen, die du gebraucht; da findeft du fo leicht Feinen Gegner. Sie erkanten ihn fo gleich, wurden ſtill, und ſahen ſich in der Folge vor, befcheidener zu urtheilen. Eine Warnung. — — — 1281 = Hannobetſches Magazin. gr Stuͤck. Montag, den 10oten October 1785. Beantwortung der Frage: Welches find die Fräftigften Mittel, die Gewinnung der Kuͤchengewaͤchſe, fuͤrnemlich auf den Dorfern, zu verbeffern ? (Fortſetzuug.) C.) Zinderniffe von Seiten ſolcher Gewaͤchſe Anleitung zu des Landvolks. geben, welche nach den Lofalum: 2 anden die nüßlichften fi : 8 angelnde Kenntniß ” des ftänden die nüßlichften find, de Gartenbaues. Man fu: che den Landmann bier: ren Bau am leichteften erlernt werden Fan, und der den wenig: über zu belehren. Dies wird aufmeh: ften Gefahren ausgefegt iſt. tere Wege gefchehen Fönnen, Ich fchlage in diefer Abſicht vor: Bruchftücke aus der Lebensge ſchichte folcher Landleute , die a) Einen gedruckten Unterricht a), aa) in Kalendern b), in welchen durch den Gartenbau ihre Ber: oft mit Sitten verderblichen und mögensumftände verbeffert ha⸗ ben, würden den $efer theils uns den Aberglauben unterhaltenden Erzählungen viel Raum ange: fuͤllt iſt. Die Kalender find bei: nahe das einzige Buch, das der gemeine Mann lieſt. Man muͤß⸗ tedamit anfangen, zum Pflanzen terhalten, theils zur Machfolge reißen, bb) In befondern Blättern, wel: che auf Koften des Staats, oder der Gemeinden, deren Beſtes man dabei fuͤrnemlich zur Abſicht genommen hat, zu drucken, und Mmmm an a) Er müßte in der Volksſprache abgefaßt ſeyn, und insbeſondere vor ſolchen Seh: lern ausdruͤcklich warnen, die zum misrathen einer Pflanze Anlaß geben Fönnen. Allenfalls koͤnte man eine Berechnung der Vortheite, welche diefe oder jene Art von Küichengewwächfen abwirft, damit verbinden. 5) Im Fuldaifchen wird feit mehreren Jahren der Kalender zur Belchruna des Volks angewendet, insbefondere enthält der Jahrgang 1783 eine Anleitung zum Gemuͤßbau. 1283 Beantwortung der Brage: 84 an Landleute, welche einen Vers Sie find ein thaͤtiger und) zum ſuch zu machen geneigt find, Anſchauen gebgachter Unterricht. auszutheilen wären co). Wenn ein Landwirth im feinem b) Mindlichen Unterricht. Garten arbeitet, fo ſehen ihm bis: Man hat landwirthſchaftliche weilen andere Landleute zu, fie be Schulen für die Kinder der Lands forechen fich mit ihm, oft hat er leute vorgeſchlagen. Ob der Vor⸗ Sandleute zu Gehuͤlfen. — ſchlag irgendwo realiſirt worden d) Gemeinde- oder Kreis: Gärtner, fey? Davon weiß ich, außer den Nicht allein, um dem Landvolk eine Naſſau⸗Uſingiſchen Landen, wo. Kenutniß von Öartengefchäften bei⸗ 1780 zum Gebrauch der deutfchen . - zubtingen, fondern auch in manchen Schulen ein Lehrbegrif der Lande,‘ andern Ruͤckſichten, welche ich bie wirthſchaft verfaße und gedruckt umd da angeführt habe, wuͤrde es worden ift, Feine weitere Beiſpie⸗ ſehr viel beitragen, ſowohl für jeßt le d). Man hat aber z. E,befonde dem Mangel an Küchengewächfen re Bienenfihulen in Oeſterreich e) ; einigermaaßen abzuhelfen, als auch der Finanzminifter. Calonne wil und fürnemfich in Zukunft den mit Daubenton Schäfereifehulen > Gartenbau in mehrere Aufnahme in Frankreich anlegen FE). Lofal: zur bringen, und manche Hinderniffe umflände mögen es beſtimmen, ob welche demfelben bisher im Wege der Staat auf eine äßnliche Art zur geftanden find, bei Seite zu fchaf Aufnahme des Gartenbaues und fen, wenn für gewifie größere oder der Landwirthſchaft überhaupt ei⸗ Fleinere Difteifte Kreis: oder Ges nen Yufwand machen folte? Sch meinde-Öärtner angenommen würz beziehe mic) hier noch auf das, was den. Ihre Verbindlichkeit wäre unten von den Gemeind : Gärtnern hauptfächlich, vorfomt. a9) neue Gärten auf Gemeinde ec) Beifpiele mögen ebenfalls ein Plaͤtzen g), oder auf Privat⸗Guͤ⸗ wuͤrkſames Mittel feyn, die Kenne: ° _ tern,welche die Eigenthuͤmer bier niß des Öartenbaues zu verbreiten. zu widmen worden, SE bb) In c) Man hat fchon in verfchiedenen Ländern gedruckte Vorſchriften Aber landwirth— fchaftliche Gegenftände unter das Landvolk mir gutem Erfolg ausgetbeilt. a) In Realſchulen mag es wohl gefchehen; Diele find aber nichtauf dem Lande. Im Eifenadhifhen werden die Schulfnaben in der Baumzucht, von den zum Baum— pflanzen beſtellten Perfonen unterrichtet. Siche die Thäringifchen neuen Beitraͤ— gezur Kam. Will. D. 1. ©.313. e) K. K. Verord. von SE" Apr. 1775. pet. I. und 2. f) Ephem. der Menfchh. 1784. St. 9. c 8) In den erften Fahren hätte der Gärtner den freien Genuß des Gemeind-Gartens, in der Folge koͤnte man ihn verfaufen oder in Iebenslängliche Pacht geben, 128 5 bb) In den ſchon vorhandenen Gärten auf Verlangen des Ei genthuͤmers ſolche Gewächfe der ren Behandlung er noch nicht binlänglich verficher, zu pflanzen, und Unleitung hierzu zur geben. ec) Der Jugend von beiderlei, befonders aber vom weiblichen Geſchlecht, einen praftifchen Un⸗ terricht zu ertheilen, auf diefe Art würde der oben gewagte Bor: ſchlag realifirt werden Fönnen, Sch enthalte mich diefen Gedanken noch umftändlicher auszuführen, da ich im der Hauptſache mit demjeni: gen uͤbereinſtimme, was der Here von Wihmannshanfen h) hierüber ge ſagt hat, Nebenſachen aber van ört lichen Umſtaͤnden abhaͤngen. Man koͤnte einwenden, woher man ſo viele Gaͤrtner fuͤr ein Land bekommen ſolle? Ich antworte: aa) Wenn die Einrichtung ge macht wird, daß ein Gärtner, der einige Jahre in einem Be: zirf gewohnt hat, an einen ande ren Ort hingewieſen wird, um dort gleiche Verrichtungen zu uͤbernehmen, fo bat man auf ein⸗ mal nicht viele Gärtner noͤthig; bb) Es wird nicht fo ſchwer feyn, ans Öegenden, wo der Garten: bau ſtark getrieben wird, einige Familien herbei zu locken, es fey Welches find die kraͤftigſten Mittel, ıc, 1286 auf immer oder auf eine be ſtimmte Zeit, wenn man anders geneigt iſt, ihnen gewiffe Wors theile anzubieten, cc) Im Lande ſelbſt gicht es viel leicht Leute, welche die erforder; liche Kenntuiß haben, und die man bewegen Fönte, in benach⸗ barten Orten auf einige Zeit die Stelle eines Gemeinde Gaͤrtners anzunehmen. 2) Vorurtheile. Die ſtaͤrkſten Vernunftgruͤnde find öfters nur ſchwache Waffen, wenn vorgefaßte Meinungen des gemeinen Mannes durch fie beflritten werden folten. Cine beffere Wirkung dürfte man ſich von Beifpielen verforechen, welche der Landmann vor Augen hat. 3) Unvermoͤgen. Der Staat ift ohne alle Ausnah⸗ me verbunden, uͤberall, wo etiwas ein: zelnen Perfonen zu hoch und zu oft: bar ijt, ihnen die Mittel herbei zu ſchaffen, daß die Induſtrie nicht durch feine Schuld unvollfommen bleibe 1), Man unterftüße daber den armen Sandmann, theils wie ich oben vorge⸗ ſchlagen babe, theils mit Geſd⸗An— lehnungen aus öffentlichen Caſſen. Die Summen werden nicht groß ſeyn, teil nicht jeder Arme, im Gegentheil mancher bemittelte Landmann, der kei⸗ ner Anlehnung bedarf, Gärten anle— Mmmm 2 gen bh) Oekon. Nachr. B. XIV. ©. 274. bis 277. Man ſehe and) die Königl. Preuß. Anfirnetion für die Kreisgaͤrtner d. d. Berlin, age Aug 73. — i) Don Campomanes Abhandlung von Unterſtuͤtzung der gemeinen Induſtrie in Spas nien, (Deutſche Ueberf. ) ©. 12T, 1287 gen wird, wenn die in diefer Abſicht vorgefchlagene Anftalten zur Ausfuͤh— rung kommen. b) Bei dem Uebergewicht guter Sabre gegen fchlimme Fan ein Miswachs der Gartengewaͤchſe kei⸗ nen Landmann niederfchlagen, be: fonders wann einige Mannigfal: tigkeit unter den gepflanzten Ge: wächfen iſt. ©) Arne Fönten mit Saamen in den erfteren Jahren unentgeldlich ver: fehen werden k). 4) Mistungene Verſuche. Wo diefer Fall vorhanden ift, müßten a) in dem auszutheilenden Unter: richt, die Folgen einer fehlerhaften Behandlung gezeigt, und den Land⸗ leuten zu Gemüth geführt werden, daß, da fie ihre Gärten vorher nicht recht behandelt haben, fie den bisherigen fhlimmen Erfolg fich felbft, und Feiner andern Urfache zujufchreiben hätten. b) Man müßte dafür forgen, daß < die Gartenbefiger niit gutem Gaa- men verfehen wuͤrden I), und den: felben für fieausmwärts her vorſchrei⸗ ben, und zum Theil auch durch er; fahrne Landwirthe oder die Ge: meinde Gärtner erzeugen laffen. c) Wäre der Gartenbau ehemals Beantworfung der Frage: 1298 ftärfer betrieben worden, wegen Mangel an Abſatz aber wieder in‘ Abnahme geraten, fo fomt es dar: auf an, wie fi) die jeßigen Um: ftände gegen die der damaligen Zeit verhalten? Hat fich das Bermögen dee Städte: Einwohner, und mit diefem der Luxus, hat ſich felbft die Anzahl jener inzwifchen vermehrt, und find in den Städten felbft Fei- ne neue Gärten angelegt wörden, aus welchen fie fich ſelbſt Hinläng- lich verfeßen Fönten, fo wird es dem Landmann wohl begreiflich zu machen fenn, daß bei den jeßt ge; änderten Umftänden dem arten: bau die ehemalige Hinderniß nicht mehr im Wege ſtehe. Sind aber die Umftände noch eben diefelben, fo bleibt dem Landmann der Ver: ſchluß an entferntere Derter zwar noch übrig, gleichwohl wird er kei— ne neue Verſuche wagen wollen, wenn nicht Beifpiele, Befreiun: gen, und andere Bortheile ihn dazu reißen. 5) Trägbeit. Vor allen Dingen muͤſſen den Landleuten von ihren Vorgeſetzten nuͤtzliche Ermahnungen gegeben wer: den, fich auf die ihnen angemeffenfte Induſtrie zu legen m), Man feße Prämien aus für die fleißigften * e⸗ k) So wie es ſchon zu Göttingen geſchehen iſt. Policei-Amts-Nachrichten von 1757. St. 10. D Eine Saamen-Probe wird vorgeſchlagen im Hausvater des Herrn Paſtor Ger mershaufen. B. 3. ©. 534. f. m) Campomanesı a. a. D. ©. 4. fchlägt hierzu die Geiftlichen vor. Er fagt: „fo „macht man es in einigen Gegenden Sranfreichs, und in Rußland. — Ein fol: „cher 1289 beſten Gärtner. Durch dieſe Auf munterung zu einem Gefchäft, mel ches neue Kenneniffe und mehreren Fleiß verlangt, wird unter den land: leuten ein Wetteifer entfichen, und da die Summe der Prämien nur mäßig feyn darf, fo werden fie eines theils den öffentlichen Caſſen nicht zur Be— ſchwerde gereichen, andern theils Feine Stoͤhrung desjenigen Öfeichgemichts bewuͤrken, welches unter den verſchie⸗ denen Zweigen des Landbaues ſtatt finden muß. Die Abſicht der Prämien iſt, ent weder die Erzielung einer Sache, oder den Verkauf zu befoͤrdern. Im gegenwaͤrtigen Fall ſind Erzie⸗ ler und Verkaͤufer der Gartengewaͤchſe einerlei Perſon. Die Beguͤnſtigung des einen gereicht auch dem andern zum Vortheil. Man ſetze daher die Praͤmien auf den Verkauf, und ins: befondere auf den Markt: Verkauf, weil es auf diefe Art am leichteften zu beftimmen ift, wer fie verdient habe n) ? Se mehrere Landleute um diefe Preife metteifern Fönnen, defto beffer ift es. Es muß alfo den Unbemittelten, die wenige liegende Gründe haben, die Concurrenz mit den VBermöglicheren nicht unmöglich gemacht ſeyn. Welches find die kraͤftigſten Mittel, ıc. 1290 Ich folgere Hieraus, daß a) der Preis denjenigen zufalfen müffe, welche eine beftinmte Art Kuͤchengewaͤchſe am früheften zu Maerkte beingen. Es ift dies deſto billiger, da derjenige, welcher ſich beftrebt, frühzeitig aus feinem Gar⸗ ten Öewächfe zu erhaften, mehrerer Gefahr ausgefegt if. Da man aber den eigentlichen Zweck, nemlich die Bermehrung der Kuͤchengewaͤchſe, hierdurch noch nicht ganz erreichen würde, ſo muß b) die Menge ver Produkte beftimmt werden, welche man zu Marfte zu bringen hat, in fofern man an dem Preife Anſpruch machen will o). Diefe Menge muß aa) aus der angeführten Lirfache nicht zu gering ſeyn, bb) nicht zu groß, damit auch der, welcher wenig Gartenland befißt, wetteifern Eönne. c) Nur für folche Arten von Gar; tengewächfen,, deren Anbau die meifte Aufmunterung nöthig hat, find Preife auszufeßen. z Wirde man die Preife nur demje— gen geben, der das meifte Feld zu Gaͤr⸗ ten einrichtet, fo würden fie wahr: ſcheinlich allein dem DBermöglichern Mmmmz zu „cher Unterricht ift ein Liebeswerf. — Das Volk verehrt fie ihrer priefterlichen „Wuͤrde wegen, und wird fie daher mit mehr Aufmerkſamkeit anhören. n) Aber dann werden die Händler, die nicht ſelbſt producirt haben , den Preis da; von fragen koͤnnen? Schmerlih! Entweder wird zu folcher Zeit der Land— mann feine Waare feldft zu Markt bringen, um den Preis zu erhafchen , oder er wird an den Händler theurer verkaufen. 0) Dergleihen Preife find beſtimmt, in der Celliſchen Markt: Ordnung von 1679. $. 29. Siehe Stiffers Landw. und Policei der Deutſchen (Ausg. von 1746. ) Rap. 3. Abth. 2. $. 14. Rot. *. 21291 zu Theil werden, und die Anzahl der Concurrenten geringer ſeyn. In einem Lande, in welchem unter Dem gemeinen Volk ein Gefühl für Ehre ift, wäre es vielleicht ein Rei, wenn man die Namen derer, welche mit Preifen beſchenkt worden find, in öffentlichen Blättern befant machte, and ihren hervorſtechenden Fleiß ruͤhmte, Befreiungen von gewilfen Arten oͤffentlicher Dienfte, "und Die Belohnungen, welche Herr Guden am unten angeführten Orte vorgefchlagen hat p), Eönten denjenigen zu Theil werden, welche ſich mehrere Sabre nach einander hervorgethan haben. 6) Nahrungsart der Landleute. Zur Produktion einer Sache wird man durch die Vortheile gereigt, Die damit verbunden find. Iſt ein guter und ficherer Abſatz der Gartenge— waͤchſe zu erhalten, ſo hat der Land⸗ mann gerade den Vortheil, welchen er ſich meiſtens wuͤnſchen wird. Es iſt folglich Feine weſentliche Er: forderniß, daß er einen großen Theil dieſer Produkte ſelbſt verzehre, wie— wohl es wahrſcheinlich iſt, daß es bei vermehrter Produktion geſchehen koͤnne. 7) Art der Beaſchaͤftigung. Wo der Landbau ſchon ohne den Gartenbau die vorhandene Menſchen⸗ zahl hinlaͤnglich beſchaͤftigt, oder wo Beantwortung der Frage: 1292 es zu Beſtellung des Feldes noch an Menſchen Haͤnden fehlt, iſt es nicht rathſam, die Summe der Arbeiten durch Einfuͤhrung oder Erweiterung des Öartenbanes zu vermehren, wenn es den übrigen nothwendigern Arten des Feldbaues zum Nachtheil gereiz den würde q). Es ift aber ver Fall auc möglich, daß nicht die ganze Anz zahl der vorhandenen arbeitsfähigen Menfchen genug Befchäftigung im Felde bat. In diefem Fall werden a) manchmal mehrere müßig gehen. Für Gegenden von diefer Befchaf: fenheit wied der Gartenbau ein heil fames Mittel ſeyn, mäßige Hände zu befchäftigen, indem er die Maffe der Arbeiten vermehrt, Hier wären alfe die Kuftalten zur Aufnahme des Gar tenbaues faͤrnemlich anzuwenden. b) Manche werden für Manufaktu⸗ ren arbeiten. Hier müffen die Umftände es fürs - nemlich beftimmen, ob es räthlich fen, die Einwohner Des Landes von ihrer bisherigen Befchäftigungsart abzu— dringen, und ihre Induſtrie auf einen andern Gegenftand zu lenken? Koͤn⸗ nen Einwohner anderer Orte, welche nicht fo gut zum Gartenbauſtaugen, anftatt jener fir die Manufafturen mit eben denfelben Vortheilen arbei; ten, fo leidet bei einer Berwechfelung der Arbeiter Fein Theil, Kan binge gen p) Policei der Induſtrie, ©. 374. f. Nr. 4. und S. 4) Aber vielleicht wird. dieſer neue Nohrungszweig auch eine Verinchrung der Bevdl- kerung bewuͤrken? — Nichts deſto weniger wird es vortheilhafter ſeyn, Wenn der Staat den Bedacht nimt, zuerſt da, wo es nicht an Menlſchen, ſondern an Arbeiten noch Fehlt, den Gartenbau empor zu bringen. 1293 gen den Manufafturen nicht feicht ein Erfaß mit andern Arbeitern gefcher ben, fo wird die Aufnahme des Gar: tenbauss an einem folchen Orte zum Nachtheil der Mannfafturen geteis hen, und muß daher nach meinem Erachten bier, wo nicht unterbleiben, doch auch nicht befördert, fondern dem netürlichen Lauf überlaffen werden, Neue Manufakturen foll man nicht auf Koften des Landbaues errichten, im egentheil foll man auch die ſchon vorhandenen Manufakturen nicht zu Grunde richten, um einen anfich zwar nüglihen Doch nicht ganz nothwendi⸗ gen Zweig des Landbaues zu befoͤr⸗ dern, da es ohnehin faft in jedem Staat noch Landleute genug giebt, welchen es noch an Arbeit fehlt, und bei welchen der Gartenbau anwend: barer ſeyn dürfte. 8) Der kurzen Dauer der Pach— tungen weis ich nichts entgegen zu feßen , was nicht auf eine Einfchrän: Fung der Freiheit hinaus läuft, Es wird übrigens die Verpachtung der ſchon angelegten Gaͤrten nicht fehr häufig vorfommen, weil das Vergnuͤ⸗ gen, welches die Gärten gewähren, manchen Eigenthuͤmer reißen wird, fie vom Pacht auszunehmen. * * * Die Frage redt von Berbefferung der Küchengewächfe fuͤrnemlich auf Dörfern. Städte follen alfo von den Unftalten, welche zu dieſem Ende ger macht merden, nicht ausgefchloffen feyn, aber diefe Anftalten follen nad) der wahrfcheinfichen Abficht der Fra; Welches find die kraͤftigſten Mittel, ic. 1294 ge, auf Städte weniger wuͤrken. In der vorſtehenden Abhandlung habe ich nur auf Landleute mein fürnehmftes Augenmerk gerichtet. Es iſt aber leicht einzuſehen, daß auch bei den Staͤdte⸗ Bewohnern ſowohl die meiſten Hinz derniſſe, als auch vie Anftalten, die ich dargegen in Vorſchlag gebracht habe, ſtatt finden Fönnen, Einige Verſchie— denheit zwifchen den Umſtaͤnden vder- Bürger und Landleute nacht gleiche wohl gersiffe Ausnahmen nöthig. Diefe Verfchiedenheit aͤußert ſich fürnemlich in Anſehung 1) des Abfasıg, 2) der Nahrungsart, 3) der Art der Befchäftigung, und 4) des Bermögens, Je weniger der Verkäufer von Marfte entfernt ift, defto leichter wird ihm der Abſatz, und defto cher Ean er die Zeiten benußen, warn die Markt: preiſe gut für ibn ſtehen, und felbft auf einem mit Waaren übertragenen Markt Fan er mit minderem Schaden wohlfeil verkaufen, Diefen Bortheil bat der Städter ganz vorzüglich. Sei: ne Nahrung ift weniger Färalich, als des leßteren: Küchengewächfe von al ler Urt, welche er nicht verfaufen Fan, oder will, geben ihm eine Speife, die in jener Ruͤckſicht beffer fie ihn tangt, als manches von dieſen Gewächfer für den Sandmann tauglich ift, Es fan auch die in den Städten gervöhnliche Befchäftigung nicht fo leicht vom Oartenbau abhalten, Die meiften Einwohner der Städte find Handwerker, an deren Gewerb Per: fonen 1295 fonen weiblichen. Geſchlechts felten Antheil nehmen. Häusliche Arbei: ten befihäftigen fie nicht immer den ganzen Tag, und es fehlt ihnen alfo nicht an Zeit, Gartengefchäfte verrich- ten zu Eönnen, welche ohnehin für $eute, die meiftens zu Haufe find, eine angenehme und der Gefundheit vor: theilhafte Abwechſelung find. Auch das Vermögen der Städter, oder viel: mehr ihr jährlicher Erwerb, ift, im Duchfchnitt genommen , größer als bei Landleuten: Jenen ſtehen alfo die Hinderniffe des Gartenbaues, die aus der Armuth entfpringen, weniger im Wege. ch ſchließe hieraus, daß der fläd: tifche Einwohner weniger Aufmunte— Beantwortung der Trage: ꝛc. 1296 rung bedürfe, als der fandıttann, und daß es hinlänglich feyn mögte, bloß die wichtigeren Hinderniffe auf vie Seite zu räumen, in fofern es der Staat leicht, und ohne Aufwand thun Ean, hingegen die Koften, welche man zu Erreichung dieſes Endzwecks ver: wenden will, lieber zur Aufmunterung des Landmanns anzuwenden, Je mehr in Sädten der Gartenbau in Aufnahme Fommen wird, deſto unfl: cherer wird der Abſatz der Landleute, und deſto weniger werden die auf den Lande getroffene Anſtalten wuͤrkſam feyn. Mur dann, wenn der Land: mann gegen die ihm angebotenen Bor: theile fühllos bleibt, wird es Zeit feyn, fie dem Städter anzubieten. Der Schluß folgt Fünftig. Mittel zur Vertreibung der liegen. Her hat viele Mittel die Fliegen zu vertreiben, darunter aber einige gefährlich zu gebrauchen find. Ich mill nur bloß den Fliegenftein nennen. Folgendes Mittel ift ficher, und dem Meenfchen im geringften nicht ſchaͤblich. Man nimt ein Theil Quaſſigextraet *),vermifcht folchen mit drei Theilen Honig oder Sirup, und ſtreicht dieſes Gemiſche aufeinen Teller oder kleine Bretter, So bald die Flie— gen davon freffen, flerben fie unter Eonsulfionen, Man fan auch ſchma⸗ le Streifen Papier damit beftreichen, und folche an die Decke des Zimmers hängen, fo wird der Effect noch mehr befördert, weil fie ſich befonderg des Abends gern daran zu feßen pflegen, ) Bermutbertract thut, wie man durch angeftellte Berfuche in Erfahrung gebracht hat, Die nemliche Würfung. — EEE TEE 4297 1298 Sameverfcies‘ — Magazin gas Stuͤck. Freitag, den 1gten Detober 1785. Beantwortung der Srage: Welches find die Fraftigften Mittel, die Gewinnung der Kuͤchengewaͤchſe, fürnemlid auf den Dörfern, zu verbeffern ? (Schluß.) I. Von Gewinnung der Ruͤchenge⸗ waͤchſe in der beſten Oualitaͤt. DI) Dualität der Küchengeräch: fe hängt von Umftänden ab, welche entweder in unferer Gewalt ſtehen, oder nicht. Zu den letzteren gehört 1) der Saamen, 2) Auswahl des Bodeng, 3) Behandlung des Gartens und der Gewaͤchſe. Man muß daher 1) fir gute Saamen forgen, und, wenn fie im Lande. nicht zu bekommen find, fie auswärts ber verfchreiben, und in billigen Dreifen verfaufen. 2) Dan mus den Landmann Uber Die für jede Gewächsart fürnemlich taugliche Befchaffenheit des Bodens belehren; die Dolicei muß ferner die Erdarten, welche in jeder Gegend am haufigften find, fich befant machen, damit fie in jeder Gegend die fiir fie tauglichſten Gewaͤchſe einzuführen fu- hen kan, Man belehre den Landmann über die beften Behandlungsarten der Öär: ten nnd der verfchiedenen Gewächfe. Hieher gehört alles, was oben ſchon gefagt worden iſt. Ob nun gleich auch wanche Umſtaͤnde, die in die Qualität der Kuͤchengewaͤchſe Einfluß haben koͤnnen, nicht von unferer Gewalt abs hängen, fo Fan doch mwenigftens der Einfluß widriger Umftände ducch un: fer Zuthun vermindert werden. Auch auf diefe Fälle muͤſſen fich die Beleh⸗ tungen erſtrecken. Außer diefem ſcheint es überflüßig, mehrere Mittel anzuwenden, um die Kuͤchengewaͤchſe in der Beftmöglichen Dualität bervorzubringen, weil es zu; gleich eine Folge der vermehrten Pro: duftion feyn wird, daß man fih Mi: he giebt, das Produft in der vollfom- menften Güte zu erzielen, und fi vor andern Mitwerbern einen fiche: Run reren 1299 reren und vortheilhaſteren Abſatz zu En Don Gewinnung der nuͤtzlichſten Rüchengewächfe. Dasjenige Gewächs, durch deffen Gewinnung der Landmann ſich meh: tere Vortheile, als durch andere Ger wächfe, verfchaffen Fan, iſt Ir ihn das nüßlichfte. Dieſe Vortheile hängen von Um— ftänden ab, welche ſehr verfchieden find; daher laffen fich zu Beſtimmung des Vorzugs eines Gewächfes vor dem andern beinahe eben: fo viel Ne geln angeben, als jene Umſtaͤnde ſelbſt verfihieden find. Ich gebe hier. bei: fpielsweife-einige Regeln, denen man übrigens leicht noch andere wird an die Seite feßen koͤnnen. Siehet man A.) auf die Bortheile bei der Pro: dnftion, fo ift 1) dem fandmann, welchen es an Dünger fehle, ein Gewächfe, welches wicht viel, oder nicht jährlich, oder sicht die beften Düngungsmittel erfor; dert, vortheilhafter als ein anderes, 2) Dem tandmann, welchem es an Arbeiten mangelt, ift ein Gewaͤchs, deffen Hervorbringung ibm die meifte Mühe macht, das nüßlichfte. 3) Für denjenigen, welchen es an ande fehle, fchicken ſich Gewaͤchſe, die den wenigftens Raum einnehmen, am beften, Beantwortung der Stage: — Siehet man, >. B.) auf die 364 Dis; dukts, 1) durch eigenen Verbrauch ſo ſind a) Gewaͤchſe, welche für den Erzie⸗ ler eis ſchickliches Nahrungsmittel abgeben, und womit er fich then: rere Speifen erfparen fan, — die vortheilhafteſten. b) Fuͤr Landleute, welche zu wenig Wieſen oder Grasgärten haben, und nicht genug Futter gewinnen, find Gewächfe, welche wegen ihrer Wohlfeilheit auch für das Vieh taugen, Die nüßlichften „ weil es eine Vergrößerung des Viehſtan⸗ des bewürfen Fan. 2) Durch den Berfauf, a) Diejenigen Gewaͤchſe, welche fich längere Zeit oder über Winter, aufbehalten laſſen, taugen fuͤrnem⸗ lich für Gegenden, welche in der Nähe feinen fichern Abfaß haben, b) In der Machbarfchaft großer Städte ift der Anbau der edlern Küchengewächfe der vortheilhafte: fte, weil vermögliche Leute fie gern Faufen, und am beften bezahlen. Es ift offendar, daß mancher von diefen Vortheilen anders nicht, als mit Aufopferang der übrigen erhalten werden Fan. Die Klugheit der Po: licei wird die verfchiedenen Vortheile gegen einander abzuwaͤgen wiſſen a), und theils. dem Landmann fürnemlich Dies a) Es trit hier in gewiſſer Maafe die Frage über das Verhaͤltniß der landwirth⸗ ſchaftlichen Gewaͤchſe ein, auf welche im Jahr 1780 und 1781 ein Preis geſetzt worden ift. 13071 diejenigen Gewächfe anrathen, die nach ven Lofalumfländen die nüßlich- ften für ihn ſeyn dürften, theils die Yufmunterungsmittel in diefer Ab: ficht gebrauchen, um die Induſtrie nach der Verfchiedenheit der Umſtaͤn⸗ de zu leiten, Der Bönialichen Geſellſchaft der Wiſſenſchaften lege ich dieſe Gedanken über die Mittel, die Ge winnung der Küchengewächfe zu be: fördern, zur Prüfung ebrerbietigft vor. Ich babe, wie ich feldft er Eennen muß, wenig neues Borges bracht; doch der Werth eines Vor; fchlags Hänge nicht von der Meubeit, fondern von Gründen ab. Oft habe ich allzubekante Dinge gefagt; aber der Zufammenbang ſchien mir es zu bardem; auch das, was befant ill, Welches find wie Fraftigften Mittel, ꝛc. 2302 nicht ganz zur übergeben. Die vieler Berufungen auf Schriftfteller haben vielleicht meinen Auffag ohne Noth zu ſehr ausgedehnt; allein, ich habe nich meiftens nur auf Thatfachen be: rufen, weil ich glaubte, daß die Aus⸗ führbarfeit und Wuͤrkung eines Bor: fhlags ſich richtiger hiernach beur— theilen laſſe. Ferne ſey es, hierdurch meiner Abhandlung ſelbſt einen Werth beizulegen; das Maas meiner Kraͤf— te, und die wenige Zeit, welche ich der Ausarbeitung widmen konte, erregen bei mir vielmehr ein Mistrauen. Ha: be ich indeffen nicht ganz den Beifall dieſer fürtreflichen Geſellſchaft verfehlt, ſo habe ich alle Urſache, mich zu freuen, ſo wie im Gegentheil auch Zurechtweiſung oder Tadel nicht ohne Nutzen fuͤr mich ſeyn wird. Von der lombardiſchen oder eiſernen Krone. De Löngobarden, (Langebar: den, Lombarden,) ein deutſches Volk welche befantermaaßen im fech: fin Sahrbunderte ihre, Wohnfige zwiſchen der Oder und Elbe verließen und in Italien eindrungen, bemäch: tigten fich eines großen Theils Diefes Landes, fowohl vieffeits als jenfeits des Fluſſes Po, welcher noch heut zu Tage von ihnen die Lombardey ge⸗ nennet wird. Als ſie ſich feſt geſetzet hatten, ließen fie ſich zuerſt von Koͤ— nigen regieren; wurden aber ſolcher koͤniglichen Negimentsform gar bald mide, weil ihr letztet König Blef (Clephis) grauſam mit ihnen umge: gangen war, und lebten eine Zeit von zehn Fahren unter einer getheilten Negierung von 36 Herzogen. Nach vielen gluͤcklichen Kriegen wider ihre Nachbaren, breiteren fie ſich immer weiter aus; ſie mußten aber, als die gricchifcheh Kaifer fich mit den Stan: fen wider fie verbunden hatten, ihre alte Negierungsverfaffung wieder an: nehmen, und den tapfern Aurbaris, dee letzten Königs Sohn, sauf den Thron fegen. Diefer nun ließ zwar die Herzoge bei ihren Fuͤrſtenthuͤmern, die fie erobert hatten, und belehnete Pınn 2 fie 1307 fie damit, doch ſo, daß fie ihm einen Theil ihrer Eimfünfte abgeben und im Kriege mit ihren Voͤlkern beifte: ben mußten: und da erbielt er viele Siege, und feine Eroberungen gin: gen faſt bis ans Ende vom Italien; er ſtarb aber, ehe er ſeines Gluͤcks recht genießen konte, im Jahre Chri⸗ ſti 590 zu Pavia an Gifte. Seine Witwe Theudelinde, ( Theodolin- da) eine fehr kluge und fürtrefliche Dame, die eine Fönigliche Prinzeffin aus Baiern war, mußte fih, auf Berlangen aller Herzoge, einen Ge mahl aus ihrem Mittel wählen, wel: hen fie zu ihrem Könige nehmen wol: ven: und die Wahl traf den Agilulf, Herzog von Turin, welcher, mit Zur feiedenheit des ganzen Volkes, im Sabre 591 zum Könige der Lombar; den gefrönet wurde, Die goldene Krone, welhe Theudelinde zu die fer Feierlichfeit machen ließ, foll die: jenige ſeyn, welche in der Folge der Zeiten fowohl die longobardiſchen Ko: nige, als auch viele, der nachmaligen Kaiſer, als Könige von Stalin, bei ihren Kroͤnungen fich haben auffegen kaffen, und die unter dem Namen der lombardifchen, und, weil ſie in: wendig einen ganz duͤnnen eifernen Reif Hatte, derieifernen Krone be Bon der Tombardifchen oder eifernen Krone, 1304 - mit Kaifee Ludwig aus Baiern ge Frönet ward, die Krone der Theude⸗ linde a). Nun ift die Frage, ob das die Kro⸗ ne fey, deren Figur dev Herr Doctor Semler aus der großen Sammlung der Scriptorum rerum italicarum dem 18. Theile der allgemeinen Welthi: ftorie, in Kupfer abgebildet, hat beiz fügen Taffen, mit der Weberfchrift: Corona aurea Agilulphi regis. Es ift diefelbe mie Bildern vor Engeln und Heiligen umgeben , und Über und um? ter denfelben, ‚wie es feheinet, mit Perz fen und Edelgeſteinen geſchmuͤcket: ans der Umſchrift im unterften Ran: de derfelben ift fo viel zu verftehen, daß Agilulf König von ganz Italien genannt wird, der diefe Krone dem heiligen Johannes dem Täufer wid: me; und folches ohne Zweifel zu Monza, wo Theudelinde dem heiz ligen Johannes eine Kapelle oder Kir⸗ che weihete. An der Krone ift ein Kreuz mit einer Kette befeftiget, von welchem, wie es fcheinet, Kleinode an dünnern Kettchen befeftiget herabhaͤn⸗ gen. Es find aber noch zwo Abbil⸗ dungenvon Kronen eben dafeldft bei⸗ gefüget, die zweite nemlich mit Blur menwerf auswärts gezieret, und, wie es ſcheinet, mit dem inmendigen eiferz kant iſt. Wenigſtens nennet Mico⸗ nen: Reife, unter der Ueberſchrift: laus Burgundus, die Krone, wo⸗ Corona aurea, — ferrea dida; die dritte, a) — Prifea confuetudine invaluerat, ut imaugurandus Rome imperator ferream coronam Mediolani preeiperet, quam olim Longobardorum regina Theodos linda loco diadematis' effe-voluerat, nunc Italici regni infigne. In hæc folem- nia Pentecoftes dies indi&us erat. — Nie. Bargundus \ib. UI,,p. 99, citante, Burc. Gocth. Struvio. in Syntagm. Hiflorie German. p. 854. 1305 dritte, Corona aurea Theodolindz regine überfihrieben, die mit Perlen und Edelgefteinen reichlich beſetzt zu ſeyn fiheinet, und-ebenfalls mit einem daran hangenden Kreuze verfehen ift. Ob diefe beiden Wobildungen- auch aus jener großen Sammlung entleh: net feyn, iſt nicht dabei bemerket: und es ift überhaupt noch großem Ziveifel unterworfen, twelche von diefen dreien die rechte Figur der lalten lombars diſchen oder eifernen Krone zeige, Dazu koͤmt auf dem Kupfertitel des 40. Theils der allgem, Welth. wel: hen Herr Le Bret, als den Anfang der italiänifchen Gefchichte geliefert bat, voch eine vierte Abbildung der eifernen Krone, aus dem Stadtfiegel der Stadt Monza oder Modoetia, wo fih Carl der Große, nad) Ueber: windung der Longobarden, mit fol- cher Krone zum Könige von Stalien Frönen ließ: dieſe ift jener unter der zweiten Nummer faft gleich, nur daß fie auch mit einem Eoftbaren Kreuze begleitet ift, mit der Umſchrift in ei nem fehlerhaften lateinifchen Verſe: Eft fedes Italiæ regni Modoetia magni. Das vermeinte Original der eifers nen Krone wird auch in eben der- felben Stadt den Reifenden in dafiger Hauptkicche, als eine goldene Krone mit Sem duͤnnen eifernen Bügel, wirklich vorgezetget, und dabei gefa: get, der befagte eiferne Neif fen aus einem der Mägel verfertiget, welche Bon der lombardiſchen oder eifernen Krone, 1366 bei der Kreuzigung Jeſu gebrauchet worden; und e8 fen dahero die Kro- ne ein großes Heiligthum, welches nicht anders, als mit großer Verch: tung müffe betrachtet werden, Es haben aber Längft fo wohl römifchkar tholifche als auch proteftantifche große Gelehrte an der Aechtheit der Krone, wie auch an dem Vorgeben von dem heiligen Nagel ſtark gezweifele, und bewiefen, daß zu den Zeiten des Kai— fers Heinrich VII. von Aüselburg beigenannt, die alte lombardiſche eiferne Arone nirgends fey zu fins den gewefen, weil fie feit der Zeit, da in mehr als 100 Jahren Fein Kaifer nach Italien gekommen tar, verloren gegangen, nachdem wie Herr Le Bret bezeuget b), von dem Haufe delle Torre der Schaß der Johanniskirche von Monza, und mithin auch die fönigliche Krone, fchon lange war verpfändet und nicht wieder eingelöfet worden, weil die Kaufleute banferu- tiret hatten. Es ließ alfo der Kaifer Heinrich VII. eine ganz neue Krone aus Stahl, in Form eines Lorbeer: kranzes, machen, und ftarf mit Per; len und Edeljteinen beſetzen, mit wel: cher er den 6ten Januar, als am Feſte der Erfcheinung, im Jahr 1z3ır zu Mailand gekrönet wurde: wiewohl die Stadt Monza mit ſolcher Wende: rung übel zufrieden war, ungeachtet ehemals Koͤnige ſo wohl zu Davis, als zu Mailand waren gefrönet wor: nun 3 den. b) Ital. Geſchichte 4. Band, oder allgem. Welthift. 43. Band, auf der 95. und 157. Scaus des Binlini hernach zu benennenden wichtigen Nachrichten. x 1307 Bon der lombardiſchen den. Monza erhielt aber doch die Beſtaͤtigung ſeiner alten Privilegien, und eine Erklaͤrung, daß die Krönung des Königs in Mailand ihren Rech⸗ ten nicht fehaden ſolte. Außer dem Herrn Le Bret bat. ſchon B. ©. Struv ce), und neuerlich Here Ms J. Schmidt in der Geſchichte der Deurfihen d) die Sache ins Gt gefeßet. Die beiden letztern berufen ſich auf die Gefta Balduini , oder bie Sehenshefchreibung des Erzbiſchofs von Trier, Balduin, der ein Bru⸗ der Heinrichs VIL war, und allen Handlungen ſelbſt beigewohnet hatte, Die hieher gehörige Stelle hat Ztruw mit den eigenen Worten des Lebens beſchreibers angeführet ©). Die ſtaͤhlerne Lorbeertrone, wie Herr Le Bret am angeführten Orte hinzufüget, verebrete Heinrich VI den Kloſter des. heiligen Am: brofius zu Mailand zum beſtaͤndi⸗ gen Andenken: wofelbft fie dann auch geblieben iſt. Mit derſelben wurde nun kurz hernach daſelbſt im Jahre 1327, im Pfingſtfeſte der Kaifer Ludwig von Baiern gefrönet: ob⸗ gleich der Verfaſſer der aus dem Struv oben a) angeführten Stelle ©) An dem angeführten d) Im 3. Bande auf 181. © oder eifernen Krone. 1308 behauptet, es fey folches mit der Kro⸗ ne der Königin Theudelinde, oder, welches bier einerlei fen muß, mit der lombardiſchen alten Mrone geſchehen; welches aber ſchwerlich ſeyn kan. Denn es war ja jene Kro⸗ ne nun einmal verloren; und man erfichet nirgends, daß fie fich wieder gefunden habe: wie fie dann die Ein⸗ wohner von Monza nicht anders, als gezwungen, würden hergegeben haben, wenn fie ſolche auch noch gehabt hät ten; und man doch nicht lieſet, Daß man Daher eine Krone verlanget ba: be. Da nun Die Krone zu Monza, die den Reifenden gewieſen wird, und deren Bild das GStadrfiegel ausma⸗ het, gar keinem Lorbeerfrange aͤhn⸗ lic) iſt, wie die Krone Heinrichs VIL, womit alle ſeine Nachfolger ſolten ge⸗ kroͤnet werden: ſo iſt auch ohne Zwei⸗ fel Ludwig der Baier mit dieſer legtern gefrönet, und nicht mit; der Krone von Monza, die, vermuthlich aus Meid, nach der alten Abbildung erft in neuern Zeiten verfertiget iſt, und für die verlorne ausgegeben wird. Weder zu Monza nod zu Mai⸗ land ift in den folgenden Zeiten ein Kaiſer wieder gefrönet worden, außer Earl Syntagm. Hi. Germ. p.804. der 458. S. oder im Frankenthaler Nahdrude, 8. Band, e) Ipfam rem dilueide declarant Gefla Balduini Kb. INMe. 10. „Eribidem ( Medio! lari) di&us Dominus Henricus rex fequenti die Epipkanie‘Domini in ſancto Ambrofio a Med:olanenfi Archiepifcopo una cum fua Regina, corona ferrea ad initar lauri margaritis pretiofis perornata, de calybe tamen per ipfum Henri- cum regem cundtis fuccefloribus facta, eo, quod corona regum anriqua ex ne- oligentia effet amifla, (mama nullo regum de tempore PAderici imperatoris fuerat requifita, ) gloriofflime exſtitit caronatus.— „. B. G. Struvius ubi fupra. 1309 Carl IV., welcher zu Mailand 1355, und Sigmund , der dafelbft, nach fehlgefcehlagenem erften Verſu— che, erſt im 2oten Jahre feiner Regie tung, und 6 Jahr vor feinem Tode, nemlich 1431, mit der eifernen Kro⸗ ne gefrönet ifi. Der Kaifer Srier drich III, hat fich zwar zum Könige von Italien Frönen laffen, aber zu Rom, den ızten März 1451, in der Metersfirche, und nicht zu Miailand, wo eben die Peft war; und fürnem: lich deswegen, weil die Mailänder fich dem Kaifer roiderfeßet, und einen an: dern mit den Reichsinfignien, zum Zeiz hen der Regierung, wuͤrklich inftallis- ret hatten, Er bat alfo den Pabft Nicolaus V., er mögteikn aus der ihm zufommenden Macht zum Köniz ge der Longobarden kroͤnen; welches auch gefehahe, aber vermuthlich nicht mit der eifernen Krone, wie einige meinen, als welche die Mailänder da: zu hätten ausliefern müffen, die aber durch ihre Gefandten wider dieſe gan: ze Handlung proteftiren ließen, Der Abt von Spanheim, Trirbeim, will zwar behaupten, daß die Krönung Aannover. Von der lombardiſchen oder eifernen Krone, 1310 würftich mit der eifernen Arone ge ſchehen ſey; aber da er faft hundert Sahre nachher gelebet hat, nachdem diefes gefcheben iſt, fo ift er Fein fo tüchtiger Zeuge, als Aeneas Syl⸗ vius, der damals Sriedrichs III. ge heimfter Secretair war, und der end: lich Pabft wurde, und alles ſelbſt mit angefeben hatte. Deffen Zeugniß aus feiner Lebensbefchreibung des Kaifers Sriedrich II. ift beim Struv in dem oft angezeigten Buche auf der 1048. Seite der Länge nach angeführ vet; wo auch ein Stück der päbftli- chen Bulle zu Tefen ift, worin der Pabft bezeuget, daß feine Krönung alle Mängel erfege, die in Anfehung des Orts, der Zeit und anderer Umftänz de der Krönung vorfommen mögten, Herr Le Brer führer des Giulini LX. Bud ©. 611. an, wo gruͤndli⸗ che Unterfuchungen über diefe lom⸗ bardifche over eiferne Arone an: geftellet würden : welches Eoftbare Werk, nemlich des Grafen Giulini Memorie fpettanti alla Storia di Mi- lano, ich nicht zu nußen, noch weitere Nachrichten zu liefern im Stande bin, J. €, Winter, Sonderbare Geluͤbde einiger Indier. ges Faften und die Kafteiungen der chriftfichen Mönche ift nur eine Kleinigkeit in Qergleichung mit dem, was fich gewifle Indier auf— legen. Es giebt oft unter den Indiern geute, die freiwillig graufame Mar; ter übernehmen, in der Meinung das durch Gott gefälliger zu werden, als andere. Einige follen fich) mit dem Kopf unterwärts lebendig begraben laffen, und andere fich durch verfchie: dene 311 dene andere Martern freiwillig den ſchmaͤhligſten Tod anthun. Ich will den Leſern dieſer Blaͤtter hier nur die Geluͤbde einiger Indier zu Surate, ihrer Sonderbarkeit we gen erzählen, welche ich vor einiger Zeit im zweiten Theil von Niebubrs Reiſebeſchreibung Tas. Ein Indier gelobte, in einem Bauer, die Hände gefalten, im bie Höhe haltend, zwanzig Jahre in freier Luft zu fißen, fich nachber zu einer Pagode, in der Gegend von Dabli tragen, und daſelbſt den Kopf abfügen zu laſſen. Er bat auch würklich viele Jahre in feinem - Bauer vor einem Garten außerhalb Surate gefeffen, war aber nicht lan- ge vor Miebuhrs Ankunft in diefer Stadt und vor dem Verlauf der er: wähnten zwanzig Jahre geftorden. Weil er fich gar nicht ruͤhrte, fo “waren feine Glieder in der Stellung, wie er fich einmal gefegt hatte, gleich: fam angerwachfen. In den Ießten Jahren hat er fein Wort mehr gefprochen, und beftändig auf eine Stelle vor ſich niedergefeben, Sonderbare Gelübde einiger Indier. 1312 und da ibm in feinem Bauer niemals die Haare und die Nägel abgefchnit: ten worden, fo Fan man fic) vorftel- len, daß er ſcheußlich ausgefehen ha— ben mag. An Aufwärtern, welche glaubten, durch den Dienft, den fie dieſem ver: meinten Heiligen erzeigten, auch eine Heiligkeit zu erlangen, oder die viel feiht nur von den reichlichen Almo⸗ fen, die man ihrem Hexen brachte, bequem leben wolten, hat es ihm nier. mals gefehlt. Ein anderer Hatte das Gelübde getban, daß er beftändig einen Arm in die Höhe halten wolte, und dieſe Uebung foll er viele Jahre getrieben baben. Noch eilt anderer glaubte Gott da: Durch einen Dienft zu erzeigen, wenn er beftändig eine ſchwere Kette mit ei⸗ nem Stein trüge, Ein Weib foll ihre Natur nach und nach fo zum Faften ‚gewöhnt haben, daß fie innerhalb vierzig Tagen nichts genoffen hatte, als täglich ein wenig reines Waffer. * Sn Hannoverifchen Magazin von 5 gen Aug. d. J. St. 66. wird gefragt: „Ob eine Abhandlung vom Grasbau wofür der Herr von Ho: „benthal eine Prämie ausgefeßt, im „Publiko erfchienen fey %,, Sat Es finder fich dieſe botanifch: * * öfonomifche Abhandlung im 172ten, 1730 u. 174% St. der leipziger öfo: nomifchen Nachrichten, in zwei Haupt: ftücken, von Seite 193. Dis 346. wor von dag erfte fürnemlich vom Grafe, und das zweite von den Wiefen handelt. Berlin, ©. Sa ET —— —— D 131 MODELS Magdt 1314 + 83tes Stuͤck. Montag, den 17ten October 1785. Verzeichniß der Lektionen, welche zu Ilfeld von Michaelis 1785 bis Oſtern 1786 gegeben werden ſollen. as Koͤnigl. Paͤdagogium hat im abgewichnen Sommerhal⸗ ben Jahre keine merkliche Veraͤnderungen in ſeinem Zuſtande erfahren, welche hier bemerkt zu wer⸗ den verdienten. Wir arbeiten im Stillen, und ſuchen ohne Geraͤuſch unfere Pflichten aufs beſte zu erfuͤl⸗ len, und dem Vaterlande nuͤtzliche und brauchbare Bürger zu erziehen, und haben das Vergnügen, aud) die: fesmal einige gute Juͤnglinge von ‘hier auf die Landesz und andere Aka: demien zu entlaffen, welche hoffentlich in der Folge zeigen iverden, daß fie hier nicht ohne Mugen gewefen find, Diefe kuͤnftige Früchte, von wel. hen wir jetzo die fröfiche Bluͤte ſehen, find eine unferer vorzuͤglichſten Ermun⸗ ferungen; und’ dann die gnädige Ber ſchuͤtzung einer milden Landesre⸗ aierung , welche wir in demüthigfter Erkenntlichkeit, fo aufs Beſte zu ver: ehren glaubenwenn wir Eifer iind Thaͤtigkeit beweifen, Ihre huldreichen Abſichten zu erfüllen. In viefen Ge finnungen-machen wir denn auch Die- jenigen öffentlichen und befonderen Lek⸗ tionen hiermit befant, die im bevorfte: benden Winter der biefigen Jugend gegeben werden follen, Der Direktor M. Meißner wird im Vortrage der allgemeinen Welrgefsbichte nad dem befanten Schroeckhiſchen Kebrbuche, den vorläufigen Begrif und außer diefem die drei erſten Zeiträume durchgehen. Dienftage in der erften Nachmittags: und Mittwochens und Donnerftags in der erften Frübftunde, Die neue Krdbefchreibung ‚in deren Vortrage Europa durchgegan: gen ift, wird mit der Befchreibung der. übrigen Welttheile, und ‚vorzüge Lich Afiens, fortgefeger werden. Dien⸗ flags in der zwoten Fruͤhſtunde, und Freitags in der. erften Nachmittags: ſtunde. Mit der erſten mathematiſchen Ordnung, wird das von Segner⸗ febe Lehrbuch: Anfangs ruͤnde der Arithmetik und Geometrie von neuen angefangen werden. Dien⸗ D000 ftags 1378 ſtags und Freitags iu der zwoten Nochmittageſtunde. Die zwote mathematiſche Ord⸗ nung, wird, nachdem der Sulzer⸗ ſche kurze Entwurf der mathe⸗ matiſchen Geographie, Aſtrono⸗ mie und Chronologie geendiget iſt, in Aufloͤſung allerlei Aufgaben geuͤbt, und zur Zeichnung und Berechnung verſchiedener Gegenftände der Größen: tehre angeleitet werden, © Mittwo— chens und Sonnabends in der zo: ten Morgenftunde. Am Bortrage der Philofophie wird ferner das Sederfche Lebrbuch der Logit und Metaphyſik erflärt. Dienſtags und Freitags in-der erften Morgenftunde, Auch werden mit der erften latei⸗ niſchen Rlaffe, ſowohl die curſori⸗ ſche Lektuͤre des Livius, als die damit verbundene Uebungen im Schreiben und Sprechen der la: teinifchen Sprache wöchentlich in vier Etunden, Montags, Mittwochens, Donnerftags und Sonnabends in der legten Bormittagsftunde fortgefeßt. In der Mittwochens und Sonn—⸗ abends Nachmittagsftunde wird Buͤ⸗ ſchings Vorbereitung zur geünd: lihen und nüßlichen Kenntniß der geographifchen Befchaffenheit und Staatsverfaſſung der europaͤiſchen Reihe und Bepubliken erklaͤret werden. Auch wird derſelbe beſondern Un⸗ terricht in den mechaniſchen Thei⸗ len der angewandten Mathema⸗ tik, und in der Lehre vonder Elek⸗ Verzeichniß der Lektionen zu Ilfeld. 316 tricitaͤt ertheilen, und dabei die da⸗ hin gehoͤrigen Abſchnitte aus Kerles bens Anfangsgrunden der Na⸗ turlebre, nad) der dritten Aufla⸗ ge des Herrn Profefforkichrenbergs zum Grunde legen ; imgleichen die buͤr⸗ — Bautunft nach dem 10. Dauptſtuͤck der Bluͤgelſchen En⸗ cyklopaͤdie, welches befonders zu ha⸗ ben iſt, lehren. Der Rektor Dit wird in der theo⸗ logifeben Kektion fortfahren, nach Dommerichs Handbuche, die chriſt⸗ Jiche Glaubenslebre, zugleich mit der Moral verbunden, vom 4len Arti⸗ fel, der von der Erloͤſung der gefalle: nen Menfchen handelt, vorzutragen. Montags und Donnerflags von 9 bis 10, In der Iateinifchen Sprache beforgt er den fEatarifchen Unter⸗ riche in allen drei Blaſſen der Scholaren. Der Vorbereirungstlaffe erkläre er die Grundſaͤtze der lareinifchen Sprache, nach der Schellerifchen Furzaefaßten Sprachlehre, Dienftags und Freitags von To bis 115. und lieft an eben diefen Tagen von 5 bis 6 mit. derfelben Gedikens Iateinis fehes Kefebuch, wobei auf beſtaͤndige Anwendung des grammatiſchen Un⸗ terrichts geſehen wird; ſo wie auch dieſe Anwendung außerdem noch durch Veberfeßung kurzer Säge und Perio: den ins Lateiniſche gezeigt, und das durch zugleich der Anfang im Las teinfchreiben gemaht wird. Zu diefen letztern Uebungen werden außer ben 1317: den Leftionen, die Abendftunden be fonders angewendet. Der mietlern Blaſſe wird er dies mal Cicero’s Bücher de divinatio- ne erflären, Montags, Mittwochens, Donnerſtags und Sonnabends von 10 bis 11; und fie ferner, theils durch extemporelle Inteinifche Ueberfegungen vorhin erflärter Stellen, theils auf andere Weiſe im Aateinfchreiben üben, Montags und Donnerflags von 3 bis 4. Mit der obern Klaffe fährt er in Cicero’s Queltionibus Tufeulanıs fort, und. wird fie zu Ende beingen, Montags und Donnerflags von 5 bis 6. und Freitags von 3 Bis 4; erflärt ihe ferner Horazens Oden, Mon: tags und Donnerfiags von 4 bis 5, und Sonnabends kon 8 bis 9, und übe fie in Verfertigung lateini» ſcher Auffaͤtze, Dienflags von 9 bis 10. Endlich wird er Dienftags umd Sreitags von 2 bis 3, den Untergebe: nen eine biftorifihe und kritiſche Mo⸗ ris von der roͤmiſchen Littera⸗ tur, deren Entſtehung und Fortgang, und befonders den Flaffifchen Schrift: fielleen geben, und die leßtern in den hier vorhandenen Ausgaben näher, ber kant machen, Der Subconreftor Leopold Lehre die Anfangsgründe der hebraͤi⸗ fehen Spraͤche nach Anleitung der Dfeifferfipen Grammatik, und ver: bindet damit das &efen leichter Stücke eis den hiſtoriſchen Büchern des alten Teſtaments, um bie Zuboͤrer Verzeichniß der Lektionen zu Ilfeld 1318 in der grammatiſchen Analyſe zu uͤben: Mittwochens und Sonnabends von 11 bis ı2 Uhr. ; Der griechifeben poetiſchen Blaſſe erflärt eu die Gdyſſee des Homers. Im verwichenen halben Sabre iſt er Bis auf dem fünften Ger fang gekommen; von da er weiter fortfahren, und Das Gedicht zwar Huszugsweife, doch aber immer mit Anzeige des Plans vom Ganzen, auch Bemerfung und Erläuterung einzel⸗ ner theils fchöner, theils ſchwerer Stellen in den auszulaſſenden Stuͤk— Fon lefen wird: Montags und Don: nerflags von 3 bis a Uhr. Die erſte griechifhe Ordnung‘ lieſet unter feiner Anlcitung die Schuͤ⸗ ziſche Chreſtomathie. Da er im vergangenen Sommer.die Zußörer mit den in derfelben befindlichen Auszuͤe gen aus dem Dionpfius von Aalis karnas beichäftiget hat; wird er ih⸗ nen im bevorſtehenden Winter die Stücke aus Polybius und dem Dios dor aus Sicilien erklären: Dien— ſtags und Freitags ven 4 bis 5, und titewochens und Sonnabends von 9 bis 10 Uhr, Der lateiniſchen Vorberei⸗ tungsklaſſe giebt er Montags und Donnerſtags von 5 bis 6, und Frei⸗ tags und Sonnabends in den erſten Fruͤhſtunden Unterricht, und erklaͤrt den Julius Caͤſar, mit beſtaͤndiger Hinweiſung auf die Regeln der Gram⸗ matik, die ev. durch ſchriftliche Uebun⸗ gen, weiche beſonders in der Sonn⸗ Dooe 2 abend 1319 abendsftunde mit den Untergebenen angeftellt werden, einzufchärfen ſucht. Uebungen in allerhand Gattungen deutſcher Auffärge , als Briefen, Erzählungen, Schilderungen, Ber handlung leichter moraliſcher Süße, 1. ſ. w. werden von ihm nit einem Theil der Untergebenen Dienftags von. 9 bis 10, und Freitags von 3. bis 4 4 angeftellt,, und ihnen zugleich Die Grundfäge des deutſchen Stils nach der. Rhetorik in dem Eſchenbur⸗ gifehen Entwurf einer, Theorie und Litteratur der ſchoͤnen Wiſ ſenſchaften bekant gemacht. Auch werden damit Uebungen- in der De: clamarion verbunden, _ Statt der roͤmiſchen Alterthuͤmer wird er im bevorfichenden Winter die griechifche Hirrbologie vortragen: Dienflags und Freitags in den legten Fruͤhſtunden. ER Der Kollaborator Brohm wird in der Erläuterung der Metamor⸗ phoſen des Övids fortfahren woͤ⸗ chentlih 4 Stunden: Montags und Donnerftags von 4 bis 5; Dienftags und Freitags von 5 bis 6. Mit der mirtleen griechifchen Alaffe, wird er nach Endigung der griechifehen Geſchichte des Xeno⸗ pbons die vermifchren Erzaͤhlun⸗ gen Aelians zu leſen anfangen. Dienftags und Freitags von 4 bis 5. und Mittwochens und Sonnabends von 9 bis ro. "On der Dorbereirungstlaffe sur griechifehen Sprache wird er, wie bisher, das Gedikiſche Kefebuch er: Ver ʒeichniß der Sektionen zu Sifeld, 1928: Flären und damit den grammati> fhen Linterriche ununterbrochen verbinden. Dienflags von’ 3 bis 4. und Mittwochens und. Donnerſtags von 8 bis 9, an Auch feßt er feinen Unterricht in der engliſchen Sprache fort: wo: bei er die Wahl der zu lefenden Au—⸗ toren nach dem jedesmaligen Faͤhigkei— ten und Kenntniffen der Zuhörer ber flimmen wird, Der Lektor der fransöfifchen Sprache, le Clerc, erklaͤrt der erffen Ordnung den Belifäire des Mlar- ‚ möntel, und auch die pontifchen Stücfe im Recneil des Pohlmann, und uͤbt zugleich dieſelbe ſowohl im Sprechen, als auch im Schreiben, theils durch Ueberſetzung einiger um: ferer beften Schaufpiele, theils in an: dern Arten von Muffäßen, die nach einem kurzen franzöfifchen Entwurf ausgeführer werden muͤſſen. Mon: tags und Donnerftags von 11 bis 12, Mit der zwoten Ordnung wird der zweite Theil der Contes de Mar- möntel gelefen, und auch Uebung mit der Feder vorgenommen, indem aus deutfcehen original Schriftftelleen ins Franzöfifche uͤberſetzt wird. Dien: ftags und Freitags von 11 bis ı2. Die dritte Ordnung lieft ’Eco- le du Monde des Mr. de Noble, und übe fih im Schreiben, durch Ueber: feßungen der. Gellerrfehen Briefe ins Franzöfifche, Mittwocheng und Sonnabends von 11 bis 1%, 0... Mit der vierten Ordnung wird, die Sammlung von allerlei Auffäßen, in 1321 in der franzöfifchen Sprache von Ebe⸗ ling gelefen, und zugleich, werden mit derfelben Uebungen, ihren Kräften ger mäß, mit der Feder angeſtellet. Mon: tags und Donnerftags Nachmittags von 6 bis 7. Die fuͤnfte Ordnung treibt die erften Anfangsgründe der Spraz che, und jeder rückt dann allmaͤhlig, wie er fich durch Fleiß und Anftren: gung dazu tüchtig macht, in die obern Ordnungen hinauf, Dienftags und Freitags von 6 bis 7 Nachmittags. Auch giebt der Lektor befondern Unterricht, denen die ihn verlangen, ſowohl in der franzoͤſiſchen als ira» liänifchen Sprache. Der Kollaborator Goͤrges wird fortfahren, die erffe Dekade des Kir vius mit der mittlern lateinifchen Alaffe Eurforifch, jedoch fo zu leſen, daß der Schriftficller deutſch überfeßt, und was die Vermehrung der Copie, fü: wohl in Wörterfenntniß‘, als auch in Wendungen, und im-übrigen Bau der Sprache befördern Fan, dabei ge: übt wird. Dienftags und Freitags in der erften Fruͤhſtunde. ° Den Mitgliedern eben dieſer Klaffe wird er, wie gewöhnlich des Sonn: abends von 8 bis 9, eine deutfche vor; ber von ihm Difcoursweife vorgetra: gene und erläuterte Aufgabe zum Ueberſetzen in dielateinifcheSpra: che geben, und die Nusarbeitungen in der nächften Stunde recenfiren, Verzeichniß der Lektionen zu Ilfeld. 1312 Der Dorbereirungsklaffe erläu: tert er wöchentlich in 6 Stunden Juſtin's Auszug von der Geſchich⸗ te des Trogus Pompejus, Mon: tags und Donnerftags von 10 bis 11, und von 3 bis 4; Mittwochens und Sonnabends von 10 bis 11. Es werden auch in der Schreis befunft, ſowohl um richtig, alsfchön fehreiben zu fernen: und in der prak— tifchen Rechentunft vom Cantor Liebau öffentliche Uebungen gehal- ten. - Gene Montags und Donner: ftags, und diefe Dienftags und Frei: tags in der zwoten Nachmittagsftun: de, Eben derfelbe ‚giebt auch befon: dern Unterricht in: beiden Stücken, und übt auch einige in der Vokal⸗ mufit, Montags und Donnerflags gleich nach Tifche, Im Tanzen unterrichtet der Tanz⸗ meifter Rudolph. Auch in der Tin: fErumentalmufit auf der Beige, Violoncello und Slöte. Der Can: tor Liebau giebt Linterricht auf der Davidsbarfe. Der DOrganift Zims mermann auf den Clavier, Der Zeichenmeifter Ritter lehrt dasZeich: nem. Dieſe Lehr: und Uebungsftun: den werden befonders mit einem leid: lichen Lehrgelde bezahlt. Zur Uebung im Zuſammenſpie⸗ len, wird Dienftags und Freitags nach Tifche Collegium mufitum ge halten, 90003 Zween 1323 Ba 2 1324 Zween Briefe uber Nahrung des Verſtandes, und Arzenei der Seele. (Aug dem Englifchen.) Animi cultus quafi quidam humanitatis cibus. Mein Herr, MOedermann weiß, Daß der Körper Ss des Menfchen gefunder Speife zu feiner Erhaltung bedarf. Der un wilfende Tageloͤhner iſt in Diefer Wiſ⸗ ſenſchaft, die ihn ſein Magen uͤber⸗ zeugend lehrt, eben ſo gut zu Hauſe wie der tiefſinnigſte Philoſoph. Es ſcheint aber, als ſey das aͤhnli⸗ che Naturgeſetz fuͤr die hoͤheren Staͤn⸗ de den Geift mit nuͤtzlichen Kenntnif fen und Wiſſenſchaften duch Lektuͤre zu naͤhren, nicht ſo allgemein aner⸗ kant, ob gleich eben nicht viel Scharf⸗ ſinn dazu gehoͤrt, zu bemerken: daß dieſer eben fo bald, bei: Eärglicher oder ungefunder Nabrung zuſammen⸗ ſchrumpft, oder hinfaͤllig wird, wie jener. L’Ame ef un feu, qu'il faut nourrir, Et qui g’cteint, sil ne Saugmente! Indeſſen Fan man freilich, in det großen Welt, ſehr lange in dem bluͤ⸗ hendften Körper eine kraͤnkliche, und ausgehungerte Seele mit ſich herum ſchleppeu; auch muß mehrentheils, Ciwie dann, leider! hier unterm Mon de nichts, volllommen iſt,) dieſe in eben dem Verhaͤltniß faſten, nad) wel: chem dem erſtern die Föftlichfien Lecker⸗ biſſen aufgetragen werden. Unter allen vornehmen Muͤßiggaͤn⸗ Cicero. gern ſind aber doch wohl keine mehr zu bedauern, als die winzigen und kraftloſen Seelen, die hier in London jeden Abend, praͤchtig gekleidet, in herrlichen Equipagen von einer Thuͤr zur andern herum rollen, und ihre Langeweile von einer Geſellſchaft in die andere ragen. Das nennt die feine Welt: Beſu⸗ che ablegen, wobei, natürlicher Weiz fe, gar nit in Anfchlag koͤmt: ob man auch nur einen Gran Freund: {haft oder Achtung gegen einander habe? Es ift eine bloße milde Gabe des Beſuchers, -der mit feiner Zeit" Eeinen Rath weiß, und.die daher auch, ı aus gleichen Urſachen, mehrentheils mit Danf angenommen wird, Indeſſen giebts Doch auch einige Starrföpfe, die fich wider Diefe vor: nehme Sitte auflehnen, und dann find in der That jene Herrn und Damen fehr übel daran, wenn ihre Langeweile por der verfihloffenen Thür eines Flu- gen Mannes abprellt, oder wenn fie wohl gar, wie unverfchämte Bettler, von andern abgemiefen werden, weil man. merft, Daß fie nichts als das Verdauungsgefcehäft auf, einem wei⸗ hen Sopha bei ung treiben wollen, und fich fo dumm dabei gebärden, dag fie auch nicht einmal bei einer Vers laͤumdung Beifall laͤcheln, die doch kinen 1325° Zween Briefe über Nahrung des Verſtandes, ꝛc. 1326 ‚einen ehrlichen Mann um feinen ganz gen Ruf bringen koͤnte. Noch trauriger ift das Schieffal deffen, der uͤbergeſaͤttigt von allen fos genannten Freunden des Lebens, kei— nem Gegenftande mehr Geſchmack ab; gewinnen fan, weil ein flecher, und durch gehaͤuften Genuß früh jerruͤtte⸗ ter Körper feinen Geiſt niederdrückt; der Kraft und Thätigfeit in fich fühlt, und doch bei jeder Aeußerung derfel: ben, der Schwere feiner Maſchine wiederum unterliegt! C. D. Zweiter Brief. PYXNS IOTEEIOV. Sehr Fremd hat nur zur Hälfte Mecht, as mein Herr, wenn er die Wiſſen— fehaften eine ’labrung des Geiftes nennt. Viel treffender verdienen fie den Namen einer Arzenei. Wer weiß nicht, daß fhon die + Bibliothek zu Alerandrig die beruͤhm— te Inſchrift führte? Arzenei der Seele. In Wahrheit, ich habe, von mei: nen Schuljahren an, alle Bücher fo angefehen, und ich darf mich hiebei Fühnlich nicht nur auf das Zeugniß alfer meiner vormaligen Mitſchuͤler, fondern auch auf den huldreichen Bei⸗ fall manches gnädigen und hochgelahr: ten Heren berufen, der Fein Buch, wäre es auch ein Gefchenf des Ber: faffers, anrührt, als wenn es, wie Apotheferpillen, über und fiber vergol⸗ det ift, oder mit dem wohlfchmeckenden Spyrup einer allerdevoreften Zucignung verſetzt wird, ® Es ift auch ſchon manchem nicht fonderlich befomnien , der den natürs lichen Ekel für dieſe Arzenei "über: wand. Veſrſchiedene wählten ihre Mittel fo übel, daß fie fih dadurch viele unerträgliche Gewohnheiten, ja fogar chroniſche Krankheiten zugezo⸗ gen haben. Bei manchen haben alle Funktionen der Seele, vor großer Schwäche, fo nachgelaffen , daß fie nichts verdauen, oder bei fich behalten koͤnnen. Ich Fenne mehr wie einen, derdurch die unfchuldigften, und beiffamjten Mittel, bloß, weil fie in zu ftarfen Dofen genommen wurden, oder, weil man nicht auf ihre verdorbene Säfte Ruͤckſicht genommen hatte, in Zuckun⸗ gen fiel, und eine ſolche Menge uns verdautes, und bösartiges Zeug von fich gab, daß beinahe die ganze Nach⸗ barfchaft Davon angeftecft worden wäre. Derfchiedene, die nur wenige Blät: ter einnahmen, befamen ein Beben ın offen Gliedern, häufiges Irrereden, ja bisweilen alle Symtome der Raſe— rei, da hingegen bei andern diefelbe Portion, wie ein einfchläferndes Mits gel, ganz entgegen gefeßt, wuͤrkte. Die wahre und einzige Klabrung des Geiftes, mein werther Herr, find: Neuigkeiten! Gehen Sie doch nur, wie unzaͤh— lige Menfchen bier davon leben, und ſich, ohne irgend ein anderes Mittel, fo gefund wie die Fifche im Waſſer dabei befinden, Zu 1327 Zween Briefe über Nahrung des Verſtandes, * Zu allen Zeiten, und in allen Län: dern haben daher auch die Dichter, jenen Hunger nach Meuigfeiten mit Effen und Trinken verglichen. Shafefpear fagt: „Mit ofnem Munde verfchlingt er „die Meuigkeiten, die ihm fein Schnei⸗ „der auffifcht., Ein anderer wißiger Kopf nennt fie das beutige Man: na; und fpielt dabei an auf diefe tg: liche Nahrung der Ifraeliten in der Wuͤſte, die jeden Abend veraltete und verdarb. 1328 Sp gehts aber mit den meiften Mahrungsmitteln des Menfchen; ver: muthlich wolte der Schöpfer uns die DVergänglichfeit unfrer Natur auch dadurch finnlich vorbifden. Arzeneien hingegen, befonders wenn fie Produkte der Chymie find, behal—⸗ ten ihre Kräfte, und widerfiehen der Zeit, eine Eigenfchaft, die fie ebenfalls mit den Büchern gemein haben, wenn diefe urfprünglich aus guten Ingre— dienzien befteben, ER Etwas über den Geidenbau. ie Madrider Zeitung vom ııten März 1785 enthält folgende für den Seidenbau nicht unwichtige Be: merfung. Eine Pächterin, Namens Therefe Brull, in der Gegend von Valencia, hatte von ungefähr einige Eier von Seidenwuͤrmern in den Falten des lei: nenen Tuchs gelaffen, worauf die Wuͤr⸗ mer beim Eierlegen gefeffen hatten, Eie bemerkte am zofen Zul, 1784, daß jene Eier, etiva 30 bis 40 ander Zahl, ausgefommen waren, und gab den jungen Würmern Maulbeerblätter vom zweiten Triebe, wie man fie da: mals hatte. Dies glückte fo fehr, daß ſich die Raupen ſchon den zwanzigften Tag einſpannen, und dabei die ſchoͤn⸗ ſte, faſt durchgehends weiße Seide hervorbrachten. Der Vortheil bei dieſer ſpaͤtern Kul-⸗ tur iſt ſehr groß, denn 1) fpinnen fich die Raupen im Som: mer. in 20 Tagen ein, da fie im Fruͤh⸗ jahr 40 Tage dazu gebrauchen, mithin erfpart man die Hälfte ihrer Nahrung. 2) Iſt die Witterung im Frühjahr meiftentheils ſehr unbefländig, und Falt *), die Blätter find der. Gefahr zu verfrieren oft ausgefeßt, und daher feltener, wie im Sommer, 3) Iſt man doch ficher, bei diefer Methode, da man den Würmern die Blätter. vom zweiten Triebe giebt, eben fo viele, und gute Seide zu erhalten; endlich 4) Fan man fogar zweimal im Jahr Seide ernten. Der König von Spa- nien bat daher eine Belohnung von 3000 Realen demjenigen zuerfant, der die reinſte Seide nach der Methode diefer fpätern Kultur, einernten wird, G. v. RX. In Niederſachſen muß ſogar das Zimmer mehrentheils geheitzt werden. 1329 a 13390 Hannoveriſches Magqhin. gu Stuͤck. Freitag, den zıten October 1785. Briefe uͤber die Belagerung von Gibraltar, an einen Freund in Hannover geſchrieben. (Siehe das 77te Stuͤck.) Ein und zwanzigſter Brief. achdem die ſaͤmmtlichen Infan⸗ terie⸗Regimenter der Garniſon ſich einige Wochen hindurch in den Waffen geuͤbt hatten, ſo wurden ſolche in den letzten Tagen desgebruars und im Anfange des Maͤrzmonats vom General Eliott gemuſtert. Den Ber ſchluß dieſer Muſterungen machte das Regiment de la Motte am 7ten Maͤrz 1781. Ein jedes Regiment mußte, wenn die Muſterung und Evolutionen uͤber waren, ſich auf den ihm angewie⸗ ſenen Lermplatz verfuͤgen, und hier zur Uebung über die Parapets das aus: laufende Rettenfeuer machen. Am gedachten 7ten Morgens feuer: ten 2 feindliche Eintr : Chaluppen einige Schuͤſſe auf Boote der Feftung, welche ein Fahrzeug von der alten nad) der neuen Mole bupirten, Den gten und roter März fenerten die feindlichen Kanonen⸗Boote auf die Sifcher: Boote der Garnifon, jedoch ohne ſolche zu treffen, . Um legtge: dachten Tage ertwiederte die Fregatte Enterprize diefes Feuer der feindfichen Chaluppen. Am ııten März ſetzten die gedach⸗ ten Kanonen: Boote ihr Feuer fort, und wurde folches durch die Enterprize und nee Mole Batterie beantwortet, An eben dem zıten März wurde ein englifches fregattirtes Schiff von 12 Kanonen und 36 Mann Equipage, fo von Livorno Fam und für Gibral; tar mit Brantewein, Wein und Def geladen war, von 2 Javequen zu Mas laga aufgebracht. Ein gleiches Schieffal hatte and an eben dem Tage eine engfifche von Algier Fommende und für Gibraltar beftimmte Brigge, deren Ladung aug Brantewein, Seife, Del, Hünern, Eyern, und anderen Lebensmitteln be; ftand, Den rate März hinderte der fri⸗ ſche Weftwind und die hohe See diefe Muͤckenflotte, wie unfere Soldaten die Kanonen⸗Boote nannten, in der Bay zu kreutzen. Verſchiedene kleine Fabrs Pppp zeuge 1331 zeuge fegelten an diefem Tage von Al: geziras in diemittelländifche See ; auch Famen verfchiedene Schiffe von Weſten in. die Straße und nahmen eben diefen Cours, außer einer Brigge und Sloop, welche zu Mlgeziras anlegten, Den ıöten März des Mittags, Fehr: te eine englifche Polacra, welche am 23ten Kan. von hier gefegelt war, von Mahon mit. einer Fracht von Nein, Brantewein, 32 Tonnen und 13 Säf ken Mehl, etwas Seife, 3 Pipen Zuk⸗ fer, 4 Schaafen, und 10 Schweirten zuruͤck. Sie fegelte in Geſellſchaft ei: ner durch die Straße gehenden fran- zoͤſiſchen Convoy, unter der Flagge die: fer Nation, bis vordieBan, und mut: de von einer fpanifchen Javeque ver folgt, der fie aber gluͤcklich entfan. Un eben dem Tage, ein. wenig vor Sonnenuntergange, Tangte auch eine mahoneſiſche Tartane von 6o Tonnen, mit 16 Butts Brantewein, zo Pipen Wein, 18 Säcken Bohnen, 28 Si en Vicebohnen, 20 Saͤcken Nüffe, 120 Eentnern Holz, 12 Tonnen Zuf Per, Seife und Holzkohleu hier an. Sn der erften Hälfte des Maͤrzmo⸗ nats, hatten die Feinde an den außer: balb ihrer Linien aufgeführten Wer: Een nicht gearbeitet, weshalb auch von der Garnifon nur fehr wenig und zu Zeiten einige Tage hindurch gar nicht gefeuert wurde, Indeſſen waren fie mit der Anlegung eines bedeckten Weges innerhalb der Linien, vor dem aus fol- hen auf den Iſtmus führenden Thor re beſchaͤftiget. In der Nacht vom 16ten auf den Briefe über die Belanerung von Gibraltar, 1332 a7 ter, bedeckten fie die Fronte der San Carlos Batterie mit Sande, welche Arbeit denn unſere Artillerie veran⸗ laßte⸗ auf die Feinde zu feuern. In der Nacht vom ı7ten auf den Igten fangte ein englifcher Cutter von 150 Tonnen und 14 Kanonen, mit ei ner Ladung von 40 Butts Brantewein, 60 Pipen Wein, Neiß, VBicebohnen, Zucker, Rofinen, Feigen und Holzan. Diefer Cutter lief große Gefahr in Die Hande der Feinde zu fallen, indem er 10 Tage lang es verfuchte in die Bay zu kommen, und an einem diefer Tage mit genauer Noth 7 fpanifchen Schif- fen, Fregatten und Chebecken, ni entging. Die Entfernung der großen pani: fhen Kreußfabrer, und die fihemifche Witterung dia es den Kanonen-Boo: ten unmöglich machte auszugeben, be günftigtediefen Tag einer von Livorno Eommenden Dolacra, Madona de Mon⸗ tenegeo, das Einlaufen in unfern Has fen. Dieſes Schiff hatte Wein, No: finen und Kanfmannsgüter am Bord und war nach Liverpool beftimmt. In der Nacht vom ıg'e0 auf den ıgten Pam ein Fleines Fahrzeug mit De: pechen für den Gouverneur von Mas bon hier ein. In der Nacht vom zıftT auf den 22ten molte die Madona de Montene: gro ihre Reife nach Liverpool fortfegen, wurde aber vor der Bay von einigen fpanifhen Booten genommen und zu Algsziras aufgebracht. Den 26er März Fam ein für Ca dix beſtimmt geweſenes, und von einem eng: 1333 engliſchen Kaper in der mittelländifchen Ger genommenes fpanifches Fahrzeug, defientadumg aus etwas trockenen Le⸗ bensmitteln beftand, auf unferer Rhe⸗ de an. Da fih der Wind nah We ten umgefegt hatte, fo kehrten die ſaͤmmtlichen bisher um den Felfen Freu: genden fpanifhen Schiffe und Fahrzeu⸗ ge den 27ten März nad) Algeziras zur ruͤck. An eben dem Tage Fam aud) eine fpanifche Javeque mit einem ve netianifhen Schiffe, Das nach der Mei: nung der hiefigen Kaufleute für Gibral⸗ tar beſtimmt war, zu Algeziras an. Am 2gten März Abends um 9 Uhr unternahmen es die Fönigl. Fregatte Znterprize und der Cutter Fortune, nach Minorca zu fegeln. Da Gene: tal Tliott es fir nöthig fand, auf alle Weiſe die Lebensmittel zu fparen, fo fandte er eine Anzahl Snvaliden, am Bord der Enterprize nach Minorca. Dierenigte Witterung und die dun: kele Nacht begunftigten ihre Abfahrt. Zu Algeziras lagen an diefem Tage 4 Fregatten, 4 Sapequen nebft verfchie: nen Nuder: Galleeren und Kanonen: Booten. In der Nacht vom 28ten auf den agien März wurde eine von Liffabon Eommende mit 200 Pipen Wein gela: dene englifche Brigge durch den Wind gehindert in Die Bay zu Fommen und vorbei in die mittelländifche See ge: trieben. Bei dem den folgenden Mor: gen fehr ſchwachen Winde Fonte diefes Schiff fo wenigunfern Hafen erreichen, als fich von ſolchem entfernen, und fiel den von Algeziras ausgefandten Ka: an einen Freund in Hannover geſchrieben. 1334 nonen⸗Booten und andern leicht ſegeln⸗ den feindlichen Fahrzeugen in die Haͤn de. Die Equipage deſſelben, welche das Schiff aufeiner Diſta c von einer deutſchen Meile von dem Felſen ver⸗ ließ, kam in einem Boot gluͤcklich in die Feſtung. Den z tn März brachten die feind⸗ lichen Kreußsfahrer ein daͤniſches und ein ſchwediſches Kauffartheiſchiff zu Algeziras auf. Den 2ter April veränderten dieauf der feindlichen Rhede ‚befindlichen Schiffe ihre Anferpläge und wurden verfchiedene Signale von den auf Cap Carnero befindlichen Batterien mit Kanonenſchuͤſſen gemacht. Den zten April Morgens um 6 Uhr Fan ein englifcher Cutter in 29 Tagen von Plymouth hier an, Er brachte für die Truppen in der Garnifon 15o Tonnen Rum, Kohlen, und 30 Fäffer Saurenkohl. Bier feindliche Kano: nen⸗Boote bemüheten fich vergeblich ihn von unferer Rhede abzufchneiden. An eben demzten April, Abends um halb. 9 Uhr, fegelte von hier die koͤnigl. Sloop San Sermin, Eapitain Faulk: ner. Diefes Schiff, das in der Car. racca Flotte genommen, und nachher als eine Kriegs : Sioop ausgeruͤſtet war, machte feineerfte Tour unter eng: liſcher Flagge. Es war nach Minorea zu gehen beſtimmt, wurde aber unmeit Malaga von 2 feindlichen Javequen, die ihm vom Admiral Barcelo, der das Ausgehen deffelben bemerkt hatte, nachgefandt worden, genommen. Die: ſes war das. erfte und letzte Fönigliche Schiff Pppp 2 1335 Schiff, welches den Spaniern während der ganzen Blokade in dieſen Gewaͤſ— fern in die Haͤnde fiel, Den 7° April des Morgers, Üif fen ung die vielen Signale, welche Ad⸗ mital Barcelo machte, fehließen, daß Schiffe fih von Weſten ber der Bu ftung näherten. Um 3 Uhr Nachmit— tags erfihienen 2 Briggen in der Straß fe, und zu gleicher Zeit fegelten von Al⸗ geziras 2 Chebecken, ı Cutter und 13 Karonen Boote. Eine der Briggen ging in die mittellaͤndiſche See und die andere richtete ihren Cours nad) unferer Rhede. Sie waren beide eng: liſche Kaper, und der legte erreichte ſei⸗ nen Endzweck, nach einigem Gefechte mit den vorgedachten feindfichen Zahr: zeugen, Diefes Schiff gab uns die höchft intereffante Beftätigung der ber reits feit einiger Zeit gehabten Nach; richt, daß wir in kurzem einen Entfaß von England erhalten würden. Der Eapitain diefes Kapers fagte nemlich, daß die Flotte für Gibraltar und Oftindien bereits am ızter März von Portsmouth gefegelt wäre, und daß die erftere, nach der Vereinigung mit den von Cork erwarteten Provis fions : Schiffen, ihren Weg nad Gibraltar fortfeßen würde, Das baldige Eintreffen derfelben, war um fo gewünfchter, da wir in den legten Wochen an den nothourftigften Beduͤrfniſſen Mangel zu leiden ange: fangen hatten. Ich will nur einiger Sachen gedenken, diebefonders theuer waren. Die Feuerung, welche die ganze Blo⸗ Briefe über die Belagerung von Gibraltar, 1336 Fade hindurch ein äugerft koſtbarer Ar⸗ tikel gewefen war, ftieg in dieſen letzten Monaten fo hoch im Preife, daß der Centner Brennholz mit 2 Rtble 24 Mor. bezahlt wurde, Die Erhaltung des Federviches wurde fo heuer, daß die mehrſten fol: ches abfihaffen mußten. Das Haber: mehl, welches mit zur Fütterung def felben gedient hatte, ftand ſchon feit einigen Monaten nicht mehr zu har ben, indem man längft aufgehört hat— te, folches in den Provifions ver Gar; nifon in Natura zu liefern, und ſelbi⸗ ges mit Gelde verguͤtet wurde. Weißen u.Erbfen waren das einzige Futter,wek ches noch zu haben frand, Das Pfund der letzteren Foftere 4 bis 5 Mgr. Der noch in der Garnifon zu habende Weiz zen war von Würmern Durchfreffen und aͤußerſt ſchlecht. Ju der Mitte des Februars koſtete das Pfund von diefer Frucht 6Mgr., in der legten Hälfte deffelben aber und nachher ftieg das Pfund auf 8 Mogr., oder der Himte auf 10 Rthlr. in Golde. Bei dem großen Mangel an Mehl, ſahe ſich der Gouverneur bereits im Januar 1781 genoͤthiget, das täglich von den ‚Stadtbäckern zu backende Brodt wiederum aufeine gewiſſe Quan⸗ titaͤt einzuſchraͤnken. Dieſe reichte nicht fuͤr die Einwohner, und wurde es den Militairperſonen, welche Familien hat; ten, fehr fchwer, folche zu erbalten. Im Anfange des Februars Foftete das Pfund Weigenmehl, denn anderes war garnicht zu haben, 8 Mor, und nachber flieg folches auf zo Mgr. das Pfund, 1337 Pfund. Der Schiffezwieback, wovon einige Krämer noch einen geeingen Bor: rath hatten, Eoftete, ungeachtet folder von Würmern durchfreſſen war, Das Pi. 14 Mgr. Diele arme Leute, wel: ehe diefe Preiſe nicht bezahlen Fonten, bacten Brodt aus Vicebohnen, wo: von bisher auf den von Stalten und andern Orten hier angelangten Schif: fen Ffeine Vorraͤthe in die Feftung ge kommen were. In der Ießten Hälfte des Maͤrzmo⸗ nats und in den erften Tagen des Aprils arbeiteten die Feinde an der Auffuͤh— rung des innerhalb ihrer Linien ange; legten bedecften Weges, deffen vorhin erwähnt worden, In den avancirten Werken auf der Landenge, welche ſchon feit einiger Zeit zum Bombardement völlig fertig zu ſeyn fehienen, verbielten fie fih bis zum Anfange des Aprilmo⸗ nats ruhig. Vom ꝛten April an waren ſie in dieſen Werken und den Linien mit der Richtung ihres Geſchuͤtzes und an⸗ deren Vorkehrungen beſchaͤftiget, wel: he eine baldige Eröffnung ihrer Bat: terien vermuthen ließen. Dieſes ver; anlaßte die Artillerie der Feftung in dies fen Tagen mehr, wie im Mörzmonate auf die feindlichen Werfe zu feuern. Mac) diefer gegebenen Furzen Leber: fiht, von der Lage der Feſtung und von der Verfaſſung der Feinde auf der Land⸗ ſeite in dieſem Zeitpunkte, will ich mich bemühen, Sie auch einigermaaßen mit an einen Sreund in Hannover gefchrieben, 1338 dem Dperationsplane der Spanier von der Seeſeite befant zu machen. Dr Madrider Hof, der den Eruft bes merkte, mit welchen man in England im Winter 1781 ander Ancruͤſtung einer Con⸗ voy zum Entlage von Gibraltar arbeitete, und vernahm, daß cine der ſchoͤnſten Slots ten, Die je von den Engländern in Ste ges fandt worden, diefe Convoy begleiten wuͤr⸗ de, wolte feine zu Cadix liegende Efcadre nicht wiederum der Gefahr ausfißen, lan⸗ garafirt zu werden. Man fann daher auf Mittel, die Abficht Englands zu vereiteln, ohne eine Schlacht wagen zu muͤſſen, die vielleicht die fonnifche Seemacht auf den ganzen Feldzug unthätig machen koͤnte. Admiral Barcelo , deffen Genie vorzüg: lich in den Fleinen Seeoperationen groß war, glaubte auch hier Auskunft geben zu. koͤn— nen. Er that den Vorfchlag, der aus 28 Linienfchiffen befichenden enslifchen Flotte, worunter jedoch neun Schiffe von 99 und 100 Kanonen waren, das Einlanfen in die Day von Gibraltar durch 17 Runonen: und Mörfer Boote 2a), wie auch durch einige am Cap Caruero und längs der franifchen Küfte ver Bay angelegte Kanonen: und Mörier Batterien zu erſchweren, und die; jenigen Schiffe, welche anf der Rhede von Gibraltar anlegen wärden, mit vorgedach— ten Chaluppen u. Brandern, wie auch mittelft der Batterien auf der Landenge zu verheeren. Wie ſehr man ſpaniſcher Seits auf die Erhaltung der Kriegsſchiffe bedacht war, ließ fih daraus abnehmen, daß am gten April auch die bislang auf der Rhede von Algsziras ſtationirt geweſenen 2 Fregatten und andere bewaffnete Fahrzeuge, des wis drigen Oſtwindes ungeachtet in dig mittel: ländifhe See gingen, und frügeitig in dee Entfernung ans diefen Gewäffern Schuß ſuchten. Die Javeque, welche Barcelog Popp 3 Admi⸗ a) Der Ban der Moͤrſer⸗Boote war dem von den Kanonen Booten ſehr Ähnlich, nur daß jene breiter und ungleich ftärker wie diefe waren, weil der Druck eines 13501 ligen Mörfers, toeicher ZT2pfhndige Bomben ſchoß, einen ungleich größern Wir derſtand mie fine 26pfündige Kanone erforderke, 2339 Admiralsflagge Flihrte, war das einzige bewaffnete Schiff, welches zu Algeziras lies gen blieb. Auf eine gleiche Nettung dachten auch, Bei der Annäherung ver Darbyfchen Flotte, die ſpaniſchen Schiffe, welche bisher im Ocean zwiſchen Cap Spartel und der ſpa— nifchen Kuͤſte auf diejenigen Fahrzeuge, de⸗ ren Ammunition aus — und Kaͤſe beftand, gekreutzt hatten. Don dieſen Kreutz⸗ fahrern kamen 6 Javequen am Nten April des Morgens durch die Straße, 5 derjeiben gingen in die miftelländifche See und eine anferteneben Cap Earnero. in der Bay. Bon bier ging folche unter Die Kanonen von Al: gesiras vor Anker, wie Admiral Barcelo durch eine unzählige Menge Signale, fo am gedacjten it April Nachmittags mit Slaggen und nah Sonnenuntergange mit Raquetten auf den Wachtthuͤrmen gemacht wurden, vernahm, daß die englifche Flotte im Geſichte der fpanifchen Kuͤſte erſchiene. Die Feinde ließen dieſen Abend zwei Stunden lang vom Cap Spartel bis Ceuta auf der afrifanifchen Küfte, und auf dem fpanifchen Ufer vom Cap Trafalgar längs der Straße und der Bay von Gibraltar bis an die fpanifchen Linien ununterbrochen Nas queten aufficigen, und begleiteten folche von Zeit zu Zeit mit Kanonenſchuͤſſen. Es dauer: te diefe Erleuchtung, welche ein fehr ſchoͤnes Schanfpiel machte, bis um 9 Uhr Abends, da der Borläufer der englifchen Flotte, der Rite, Cutter, Capitain Trollop, mit der Nachricht, dab Admiral Darby im Begrif wäre, in die Straße zw gehen anlangte. Die feindliche zu Cadix liegende Flotte beftand, nach einer hievon durch den Capi- tain Jervis von der Foudroyant eingezuge: nen Nachricht, aus 39 Einienfchiffen, ohne Sregatten und andere bewaffnete Fahr: jeuge. Diefer unternchmende Seemann Briefe über die Belagerung von Gibraltar, 1340 hatte fih in feinem Achtzigkanonenſchiffe bis in den Eintrit des Hafens von Cadir gewagt, und hier ohne von dem fpanifchen Admiral Don Louis de Cordore in feinen Beobachtungen geftöhrt zu werden die Staͤrke der feindlichen Schiffe genau gezaͤhlt. Da General Eliott gewiß. war, daß die Spanier ſobald die englifche Flotte bier angelangt fiyu wuͤrde, ihr lang aufgeſcho— benes Bombardement endlich anfangen wär; den, und dieſelben hierzu in ihren Batterien alles fertig hatten, ja ſelbſt an dieſem Abend brennende Lunten in ihren Werfenwahrge: nommen wurden: ſo ließ er Die Artillerie auf allen nach der Randfeite zu gerichteren Batterien verftärken, und alles in Bereit: fihaft halten, das feindliche Feuer mit Nach⸗ druck erwiedern zu Fonnen. Noch nie gewährte uns die aufgehende Sonne einen herrlicheren und unfere Ge: mätber aufheiterndern Anblick, als am rzten April 1781, da wir die Gewaͤſſer der Straf: ſe von einer unuͤberſchaulichen engliſchen Flotte bedeckt ſahen. Eine voͤllige Wind: ſtille beraubte uns einige Stunden des Ver: gnügens, einer näheren Leberficht derfelben, indem die Flotte erft um FO Uhr Morgens die Höhe unferer Bay erreichte. AdmiralBarcelofchien die Demüthigung zu fühlen, welche dieſer abermalige Entfag von Gibraltar feiner Flagge zuzog, und firich daher ſolche b), ehe fienuch von denn Glanze, der ftolz in dieſen Gewaͤſſern erfchei- au englifchen Flagge verdunfele werden moͤgte. J — Die am tzten April bis gegen IT Uhr Morgens herrfchende Windſtille ſchien den Feinden eine vorzüglich guͤnſtige Gelegen⸗ heit darzubieren, ihr oben gedachfes Drojert mit den Kanonen: und Mörfer-Boofen.und den auf ihrer Küfte angelegten Batterien auszuführen. Sie feuerten von den Igaie: na en b) Den Antonio Barcelo Hrih um 9 Uhr Morgens am rzten April feine Flagge und legte das Commando nieder, Ihm folgte in folhem der Commodore Don Buenaventura Moreno, welcher ſich in der Folge, durch die häufigen Angriffe die er mit den Kanonen⸗ und Mörfer-Booten gegen Gibraltar unternahm, und vor: zuͤglich durch Die Anführung der ſchwimmenden Batterien befant gemacht hat. — 3341 an einen Freund in ren Bomben and Kugeln auf die dem Cap Carnero zu nahe Fommenden. englifchen Schiffe, und gingen auch 17 Kanonen: und Moͤrſer⸗Booke bis in den Eintrit der Bay, um diejenigen Fahrzeuge zu befchießen, wel: che von den Landbatterien nicht erreicht mer: den fonten. So fehr die Feinde auch die aͤußerſten Kräfte anfirengten, ihre Bomben und Kugeln auf eine unglaubliche Weite zu treiben , fo thaten ſolche der Convoy doch feinen Schaden. Sobald gegen IT Uhr Morgens der auf fpringende Wind die Segel der britifchen Slotte füllte und die Kricgsſchiffe zu ma— noeuvriren in Stand fegfe, ſo machte Ad⸗ miral Darby für die Nonſuch von 64 Ka⸗ nonen, wie auch für die Sregatten Embuf- cade und Monſieur das Signal die feind⸗ lichen Chaluppen zuruͤck zu treiben. Der Befehlshaber der Nonſuch, Sir James Wallace, cin Mann, deflen Heldenmuth und Kuüͤhnheit Feine Schranfen Eennt, überlich es den Fregatten fi) mit den feindlihen Booten herum zu fchlagen, und deckte die in die Bay hereinfegelnden Schiffe gegen das Feuer der feindlichen Bat: ferien am Ufers indem er fich vor folde legte, undin Farzer Zeit ſelbige zum Schwei⸗ gen brachte. Die Fregatten trivben die Ka: nonen: und Meörfer: Boote ans Ufer, und wuͤrde es ihnen vielleicht gelungen fenn, fol, he ganz zu vernichten, wenn fiengch näher an die Küfte ihre Jagd fortfegen Tonnen, welches indeffen wegen der hiefelbft unter dem Waſſer befindlichen vielen Klippen be; denklich fehien. Der Befaanmaft ( Miz- zenmaft ) der Nonſuch, war durch eine feind» liche Rugel fehr beſchaͤdiget worden, die Sregatten aber hatten nur einigen wenigen Schaden an ihrem Tauwerke gelitten. Während diefes Gefechtes fegelten die für Gibraltar beftimmten Transport: und Kauffartpeifchiffe, einige 70 an der Zahl, ‚Hannover gefhrieben 1342 unter der Fuͤhrung der St: Albans von 64 Kanonen nach der Rhede zwiſchen der nenen Mole und Europa, wo fie ihre Srachs ten ausladen folten. - Die foiche bis hieher — Flotte aber legte vor dem Ha— en bei. / Wenn Sie, mein Freund, die am Ende Diefes Briefes Ihnen zu gebende Eike der Kriegsſchiffe anſehen, and dazu die andern Schiffe rechnen, welche zuſammen cine Slot: te, von beinahe 140 Segeln ausmachten, fo werden Sie es nicht übertrieben finden, wenn ich Ihnen fage, daß man vom Ent: zuͤcken bei diefem majeſtaͤtiſchen Anblicke ganz hingeriſſen war. Unſer Geiſt, der durch die bisher fo trau: rige Rage gegen alles gleichgültig” gewor— den, und dem Aufwallungen von Srende eine ganz fremde Empfindung war, wur: de auf einmal von einer Lebhaftigkeit bes feelt , zu der man ſich kaum mehr Fahıg glaubte. Man fagtefich, daß fo groß das bis⸗ lang ausgefandene Ungemach gemwefen, fo groß wäre die Entfchädigung, eine fo herr: liche Flotte überfchauen zu können, melche die Aufmerffamfeit von ganz Europa auf fich söse. Gruppiren Sie, mein Freund, alles Grof fe und Erhabene zuſammen, was der Anblick einer Flotte von 140 Segeln , worunter 2 Hundert: 7 Neunzig-Kanonenſchiffe und 35 andere Kriegsfchiffe ‚von verfchiedener Größe waren, gewähren Fan, und ftellen Sie Sich dabei vor, daß befonders die Krieges fchiffe mit der den Englandern fo eigenen Sorgfalt auf das vollkommenſte ansgeriis ftet waren, ja daß felbf an deren aͤußeren Zierde nichts verabfänmt worden: fo ha: ben Sie einen ſchwachen Schattenriß von dem vortrefflihen Brofpecte, welchen ung die Darbyfche Flotte gewährte. | Schließlich füge ich eine authentifche Lifte diefer Flotte, nach ihrer Schlachtlinie bei. Lifte 343 Briefe Über die Belagerung von Gibraltar, 1744 Lifte der Eöniglichen Flotte unter dem Commando des Bice-Admiral Darby, welhe Gibraltar am ı2en April 1781 entfeßte, _Sesgatten und Brander, [ Schiffe __| ___Beiehlöpaber. __ —Kan. (Mai. Maribourongp |Taylor Benny — 241 6c0 Courageur Lord Mulgrave — 74) 65 Kanonen Nonſuch Sir James Wallace — 644 $ 44 Monſieur. Capit. Phipps Formidable J. Cleveland — 90: 75 ERDE TO IFBERR & FRear Admiral Digby 28 Creſcent Capit. Pakenham Prince George Captain Mitiam —. 90| 767 Firebrand. Brander. Ocean George Ourry — gol 7x0 3 Cutter Repulſe Sir Diebv Dit — 645 Canada Sir George Collier — 74| 600 [Defence %. Cranſtone — 74 600 Bellona NR. Onslow usa 74) 6% 36. Flora. Capit. Williams |Bienfaifant Richard Braſthwaith — 6 sol 36.LaPrudente, » Waldegrave Ducen Hon. John Maitlord — Cl: 75cH Foudroyant Ins. Jervis — 8] 709 f Dice» Admiral Darby 7 32. Esmerald. Cap. Marfhaki Britannia 3 Near-Adm- Kempenfeld >| 100| 884] 3 Eutter L Eapitaie Bradley Duke Sir Charles Donglas — 921 75 re : an — Goodall 2a 650 Rightenin St. Alban Charles Inglis — 4 Ss Bari 3 Drander Fortitude Eir Richard Bickerton — | 74] 600 Lion Hon. William Cornwallis — | 64| $00l Alexander Lord Longford — 74| 600 32. Ambuſcade. Hon. Scey⸗ Dublin Archd⸗ Dickſon — 74| 600 moar Conway Medway Harry Harmood — 64 $ Namur Herbert —— Bor 6 99, 750 Kar Adm.Sir John Ro 28. Veſtal. Hon, Berkeley Royal George —— rm⸗ſ } 1090| 867 Union, Sohn Dalrymple — 9,75 Ynflerible Rowland Cotten — 84 $ Shraace. Brander. Edgar Erafmus Gower — 74 60 3 Eusters Eumberland au Pain — | 74] 600 Summe — d2172|17918 Das übrige merkwuͤrdige dieſes 124" Aprils muß ich auf mein naͤchftes Schreiben veriparen. Sch bin ıc. EEE LEE LEE TEE EEE WET REEL EEG 1345 Hannovert m Tre — again, 8gytes Süd, Montag, den 24fen October 1785, Recenſion einer diesjährigen Nelkenflor. eine Aeſthetik der Blumen fo wohl als die Nachrichten aus dem Blumenreich ba; ben mir die Bekantfchaft vieler großen Blumenfreunde zuwege gebracht, un: ter welchen ich fürnemlich Sr. Durch: fauchten ven Hrn, Herzog Ferdinand von Braunſchweig ruͤhmen muß, der in dem Orden der Blumenfreunde oben an fiehet, und die hohe Gnade gehabt hat, mir nicht nur feinen Blu⸗ menfhaß in dem Garten feines Luft: ſchloſſes in Bechteln zu eröffnen, fon; dern auch mir aus demfelben eine fchöne Sammlung von Nelfenablegern mit: zutheilen. ben Dies haben auch der Herr von Rottenburg zu Clemzig bei Zuͤllichau, der Herr Doctor Weiß: mantel in Erfurt, der Here Kämmerer Liebner in Bunzlau, welche die ftärf: ften und Foftbarften Blumenfanmlun: gen in Deufchland befißen, und der Herr Kriegsfecretarius Wolf in Hal: berftadt, wie auch der Herr Amtsvoigt Elderhorſt in Biffendorfim Eellifchen ein feiner Kenner und warmer Liebha⸗ ber der Blumen, gethan, denen insge⸗ ſammi ich Hiermit den verbindlichften Danf für das Bergnügen abftatte, wel⸗ ches fie mir bierunter gemacht haben. Es iſt zu erachten, daß ich von Blu⸗ menfreunden dieſes Rauges nichts ſchlechtes und gemeines erhalten Fonte, Se. Durchlauchten der Herzog Ferdinand gaben mir die gnaͤdigſte Er⸗ laubniß aus Hoͤchſtderoſelben Samm⸗ lung auszufuchen, was mir gefiele. Die andern Herrn wolten mir eine neue Pro: be von dem Wehrt und der Schönheit ihrer Floren geben. ch brachte alfo eine Zahl von etlichen achtzig Sorten zuſammen, welche durchaus fchön, die meiften aber fürtreflich waren. Sch ließ mir ein neues Theater dazu vor drei Stuffen bauen, und bedecfte daf felbe mit Brettern, fo, daß ich das Ber: gnuͤgen der Blüte, auch in der bisher tigen Regenzeit, eine lange Zeit genofz fen babe, Ich hatte hier alle Arten von Bau, Zeichnung und Größe der Nelken vor mir, und weil ich noch nie eine fo ausgefuchte Sammlung gehabt habe, fo hat fie mir einen heitern und freudenreichen Sommer, auch bei al: len Stürmen der Natur verurfacht. Ich verrichtete meine Morgenandacht 2a vor 1547 vor meinem Blumentheater, als vor einem Altar, und betete ſowohl den großen Berftand, der fo viel Öeftalten der Blumen, die für den Zufall und ein Ungefähr viel zu ordentlich find, mit folcher Kunft gebildet und ge ſchmuͤckt, als auch) die Güte, welche fo viel zu unferm Vergnügen gethan bat, mit Entzuͤckung an, Ich vergaß die Unvollkommenheiten der moralifihen Welt, die mir in meinem Amte fo öf ters aufjtoßen, über der Vollkommen⸗ heit der natürlichen, ich ermunterte -mich jeden Tag zu meinen Gefhäf te in meinem Öarten, und erbolte mich nach venfelben. Weil ich nicht gerne ein Vergnügen für mich allein behalte, und die Blur menfreude insbefondre fehr theilbar if, indem die Augen nichts verzehren, fo Ind ich meine Freunde ein,meine Schaͤz⸗ je zu beſehen, und fie waren erſtaunt und entzückt darüber, Um das Der gnuͤgen daran allgemeiner zu machen, ergrif ich die Feder, eine Befchreibung meiner Melfen zu entwerfen, und dem Publikum mitzurheilen. Ich werde nicht die ganze Flor abmalen, fondern nur einige Stücke, die mir befonders gefal- len haben, und eine Befantmachung verdienen, damit ich nicht zu weitläuf tig werde. Sch habe auch einen Blätz ter:Catalogus, mit einer Furzen Be ſchreibung verfertiget, der fehr gut ger rathen ift, weil ich die ta aufgeklebten Blätter in freier Luft gehörig Fa nen laffen, dabei fie ihre Farben größ- tentheils behalten haben, welcher Lieb: habern zu Dienfte ſtehet. Kecenfion einer diegjährigen Nelkenflor. 1348 Sans pareil. Diefewar die erfte,mel: che aufblühete, und wie die Morgen: roͤthe einen fihönen Tag verhieß, Die Grundfarbe ift reines goldgelb, die Illumination aber hoher Scharlach, oder zinnoberrorh, Die Art der le lumination ift fpanifch, mie fie der Herr von Rottenburg nennet, das ift, in der Mitte ift ein ſtark gegeichneter Keil oder, hollandifcher Strich), der Rand aber mit feinen Strichen diefer Art eingefoßt. Ihr Bau ift plan und offen, der ihre ganze Schönheit fogleich darlegt,die Größe als ein Achtgrofchen: | ftück, fo vollfommen gerundet, als wenn fie mit dem Zirkel abgemeffen wäre, Eine der prächtigften Pifotten, die ich gefehen babe, welche Jedermanns Au- gen auf fich 509. Bon dem Herrn D. Weißmantel, Olympe. Die wahre Geftalt der Unfchuld, eine Doublette, fehneeweiß, mit fanfter Fleifchfarbe geftreift, ohne Verwirrung, von mittler Größe, und etwas gewölbten Bau, die Nein: lichfeit und Feinheit felbft, man hätte fie Füffen mögen. Bon des Herzogs Ferdinand Durchlauchten. Juno. Dies ift der ſchoͤnſte englifche Bizard, den ich gefeben habe, bruͤß⸗ ler Blatt, blendend weiß, mit violet, und Roſa panafchirt, welche Farben auch in einander geftrichen find, bei: nahe ohne allen Mißfteich, fo, daß es mehr ein Werk der Kunft als der Na: tur zu ſeyn ſcheinet, von mittler Groͤſ⸗ fe und plattem Bat, der fogfeich ins Auge fällt, Von eben demfelben, Grandifon. ‘Eine erſtaunlich große Dom: 1349 Doubfette, Carmin in weiß, welches ſehr abfticht, mic breiten Streifen, ganz runden Blatt, und ſchoͤnem Nofenbau, eine der fuͤrtreflichſten ihrer Art. Don eben demſelben. Cerealis. Was reinlichers und ſau⸗ berers kan man ſich kaum vorſtellen als dieſe Pikotte, weiß als Schnee, mit aͤcht roſe hollaͤndiſch gezeichnet, doch ſo, daß noch einige kleine Strichlein am Rande find, und die Zeichnung fuͤl⸗ len. Jedes Blatt hat eine bewunderns⸗ wuͤrdige Schoͤnheit, und die ganze Blume iſt ein Meiſterſtuͤck der Natur. Die erſte Blume war erſtaunlich groß, und plaßte deswegen auf, Die andern waren etwas Fleiner, aber defto regel: mäßiger gebaut. Don dem Herrn Eämmerer tiebner. Petit Maitre. Der Name ift unrich⸗ tig, weil die Blume außerordentlich groß ift, eine Pikotte, weiß mit dunkel, violet reichlich tingirt, von fpanifcher Zeichnung, die einen großen Theil des Blatts einnimt. Die helfe Grundfar: be, und dunfle Slfumination, contra: ftiren fehr ſchoͤn mit einander, und die Blume ftrahlet auf dem ganzen Thea: ter hervor. Von eben demfelben. “ Eleonore, ein gelber Bizard, mit insarnat und Purpur geftreift, fehr feine Schattirung und Tuſcharbeit ift in der Blume, die überdies artig ge baut und gefräufele ift, und fich auf ihrem hohen Stengel über andere er: hebet. Bon eben demfelben. Königin von England. Ein fehr feiner Pikott-Bizard, weiß mit Feuerfarbe und viofet, brüßler Blatt, Recenſion einer diesjährigen Nelkenflor. 1350 welches mit kurzen Strichlein eingefaßt ift, Die den Keil in der Mitte umge: ben, fo daß fie einen großen Raum der Grundfarbe fehen laffen, und die Il— lumination alfo mit einem gewiffen Me: nagement angebracht iſt, welches ihre Schönheit erhebet, Roſenbau. Vom Herrn von Rottenburg. Elifaberh, ein großer, ſtark gefülfter Feuerfar, geld mit kupferfarbner ge: flammter Einfaffung, die doch nicht febr weit in das Blatt gehet, und der lume ein ernfthaftes bedeutendes Anz fehn giebt. Von eben demfelben. Agabus, ein großer Bizard, gelb mit Bleiſtift und Purpur geftrichen, etwas geflammt, baut fich ſphaͤroidiſch und zeichnet fih aus. Von eben demfelben. Oerifia, eine gelbe, mit cramoift il luminirte, ſehr wohl gebaute Pifotte, die wegen Der dunkeln Illumination und hellen Grundfarbe fehr in die Au⸗ gen fällt. Die Zeichnung ift ſehr vof, und bat außer dem Holländifchen Keit in der Mitte noch viel Etriche am Rande, welche heutiges Tages die meh: reften hofländifchen Pikotten haben, fo, daß die reine hollaͤndiſche Zeichnung feltner, Die ſogenannte fpanifche aber . gemeiner wird. Don dem Herrn Amtsvoigt Elderhorſt. Pontifex Romanus, ein gelber Pi: fort: Bizard, Feuerfarbe und dunkel— roth, mit roͤmiſcher Zeichnung, die mit der hollaͤndiſchen nahe verwandt iſt, und deren Unterſcheidungszeichen haupt— ſaͤchlich in zwei geraden Linien beſte— het, welche auf jeder Seite der Phra— Dagg 2 mide 351 mide befindfich find: von, mittler Größe aber wohl gebauer und gerun: det: Von eben demfelben, Damon, oder Uranie, eine große fehr reinliche Pikotte, incarnat in weiß, welche das rechte Maaf der Illumina⸗ tion hält, nicht fparfam und nicht verſchwendet, und deren Grundfarbe wie Atlas glänzet. Von dem Herrn Eammerfecrerarius Wolf. Admiral Queen, ein fehöner Pifott: Bizard, weiß, mit zweierlei roth, ge: nau bolländifch gezeichnet, won nem⸗ licher Größe, und regelmäßigem Bau, Bon eben deinfelben. Heloife, war der tiebling eines nun⸗ mehr verfiorbenen großen Blumiften, des Heren Kriegsratb Deyers in Hal: berftadt, der fie aus dem Saamen er: zeuget hatte,und er hatte wohl gewählt, Sie war eine der größten Blumen meiz nes Theaters, welche Größe mehr von der Menge als Größe der Blätter ber rühret: fo gewölbt. und in der Mitte erhaben, als wenn man einen großen Apfel von einander fehneidet: die in: nern Blätter ſtehen alle aufwärts, Frauß, und geſtaltet. Michts iſt wei fer und Hlänzender als diefe Blume, Die Illumination ift Bleiftift , puͤce, und violet, in lauter zarten Strichlein aufgetragen, und man Fan fie unter gar Feine der bisherigen Slluminationg: arten rechnen, ſparſam aber nicht man⸗ gelhaft tingirt, und fie fiehet fehr bunt aus. Don eben demfelben. Altefle, eine große wohl gezeichnete Bandblume, weiß mit rofe, lackroth und blaß vieler geftreift, auf bobem Recenſion einer diesjährigen Nelkenflor. 152 Stengel, macht eine nicht geringe Fir gur. Don des Herzog Ferdinands Durchlaucht, Rönigin von Neapolis, eine fehr fanfte freundliche Doublette, ſchoͤn weiß mit Aurora geftreift, etwas ge zaͤhnt, nicht viel, aber geoße Blätter, Von eben demfelben. Conte rogre, mar eine der beften Zierden meiner Flor, von der Größe eines Thalers, ein Pikott⸗Bizard, hell und dunfel violet, in glänzend weiß, mit kurzen zarten Strichlein, rund umher am Rande eingefaßt, und einer, fhönen Pyramide in der Mitte; die Illumination laͤßt der Grundfarbe hin; laͤnglichen Raum hervor zu ſchimmern; Sie iſt von jedem als ein Meiſterſtuͤck der Natur bewundert worden. Von eben demſelben. —5 Cerife,eine ſehr große engliſche Dou⸗ blette, kirſchfarbig in weiß geſtreift, mit ungeheuren Blaͤttern, die ſich als eine Roſe einwaͤrts kruͤmmen. Die Illumination hat einen fuͤrtreflichen Glanz, und iſt nicht ſehr mit Flecken interpunktirt, ſondern ziemlich regel; mäßig. Vom Herrn D. Weißmantel, Pompadour, eine gelbe Pikotte, Pom⸗ padour mit grau gezeichnet auf roͤmi⸗ ſche Art. Dies iſt der wahre Ranun— kelbau, da alle Blätter gerade aufſte— ben, und oben etwas gebogen, aber nicht gekruͤmmt find, als der Nofen: bau, natürlich wie eine Ranunkel. Don eben demfelben. Aemilie, eine herrliche fein gezeich⸗ nete Pifotte, Zinnober in hoch gelb, hollaͤndiſch, mit einigen Seitenftrichen, in 1353 in der Mitte erhaben, angenehm ge: Fräufele, von mittler Größe, aber fhönem Bau. Bon eben demfelben. Der Mobren Rönig. Dies ift die ſchwaͤrzeſte Nelke, die man bat, Die bei dem Aufblüben fo ſchwarz als ein Hut war, in der Folge aber fich in dun⸗ kel püce verwandelte, durch welche et: was Fenerfarbe fhimmerte, ift nicht gar groß, aber flicht fehr ab in einer Flor, wenn fie neben einer hellen Blu: me ſtehet. Don eben demſelben. Cerife de violet, muß ein Irthum im Namen feyn, denn es iſt eine feuer: farbne Doublette in weiß, aber brüß: ler Blatt mit Nofenbau, und gut ger ftreift, immer unter die fchönen Blu: men zu rechnen, Von eben demfelben, Clarifa, eine gelbe Pifotte mit cha- mois, wird für eine der beften Nelken gehalten, und ift noch hoch im Preife, wegen ihrer genauen Zeichnung, hol: laͤndiſch mie Strichen, einer Einfaf fung von furzen Strichen am Rande, welche heutiges Tages faft alle gute Pi⸗ fotten haben, und die das Blatt gut fülfet, Das Chamois ift fehr hoc) und wie al frefco aufgetragen, das gelbe aber fehr heil, und contraftire unge: mein; Dabei ift die Blume fehr groß und baut fih unvergleichlih, Don eben demfelben. Caroline, auch eine Pifotte, cha- mois in gelb, von franzöfifcher. Zeich: nung, da der Rand mit etwas langen Strichen eingefaßt ift, die in unglei- chen Entfernungen von einander ab: fiehen, die Mitte des Blatts aber leer ift, von mittler Größe, Von dem Herrn von Rottenburg, Kecenfion einer diesjährigen Nelkenflor. 1354 Amaryllis,ebenfalls eine Pikotte mit chamois in gelb, fpanifche Zeichnung, zwar etwas Flein, aber Kofenbau, und niedlich gebildet. Bon eben demſelben. Africanus, ein ſehr voller gelber Bi⸗ zard, mit Purpur und violet, und die Illuminationsfarben find fehr fauber ſchattirt und abgetufcht, welches der Blume eine ungemeine Annehmlich: Feit giebt, fphäroidifch gebaut, Bon eben demfelben, Calcopa, ein großer, ſtark gefüllter Pikott⸗Bizard, weiß mit Pfirſichbluͤt und violet, hat eine ftarfe Huͤlſe, ift etwas gezaͤhnt, und ſtark illuminirt, daher fie prächtig in die Mugen fällt, Bon eben demfelben, Der Eremit, ein Bizard mit fah: lem Grunde, Bleiftift, mit etwas roth geftreift, eine große plattliegende Blu: me, die unter den grauen eine anfehn: liche Figur macht. Bon eben demfelben. Beaut€ Supreme, führer den Namen mit der That, und ift die fchönfte unter den grauen, Die ich gefehen habe, Der Grund ift fo glänzend weiß als Atlas. Die Illumination ift in Form einer bolländifchen Pifottenzeichnung, Blei: flife mit Kupferfarbe, genau gezeich: net, und weder gefpart noch verſchwen—⸗ det. Der Bau ift der niedlichfte und regelmäßigfte den man fich vorftellen Fan, rofenartig, in der Mitte erhaben, frauß, als wenn er Durch die Kunft friſirt wäre, Die Blume ift groß und von langer Dauer in der Flor, das grane wird immer glänzender und fil- berfarbner. Die Regeln der Eurithmie find bier fo genau beobachtet, dag man 2.4993 den 8355 Ken Berftand des Urhebers dieſes ſchoͤ⸗ nen Geſchoͤpfs vor Augen ſiehet. Von dem Herrn Caͤmmerer Liebner. Der Stiftsprediger, iſt ein herr⸗ licher Bizard grau und püce in weiß, fehr genau in der Form von lauter Kei— fen geftreift, mit wenig falfhen Stri— hen und Flecken. Sie baute fich aber wicht gut, und die Hälfte der Blume blieb in der Huͤlſe ftecken, welche ſich vieleicht in einem andern Jahr verbef- fern wird. Von eben demfelden. Endimion, auch ein grauer Bir zard, Bfeiftift in weiß, welches etwas röthliches hat, von ungemeiner Größe, fohäroidifchem Bau, wenigen aber brei⸗ ten Blättern, die fich in eine prächtige Figur winden, Von eben demfelben. Hippocrates, eine der fchönften Bandblumen, weiß mit ſchmalen vofe und blaßviolerten Streichen, eins ums andere gezeichnet, b.üßfer Blatt, und platter offener Lage, die fich wegen ih: rer Genauigkeit und Reinlichkeit ſehr empfiehlet. Von eben demſelben. Darby, ein ernſthafter colombin, bei⸗ nahe ſchwarz gezeichneter Bizard, in weißem Grunde, ſtark gezaͤhnt, von merklicher Größe und ſphaͤrzidiſchem Ban, ſticht ſehr ab gegen anti „te bel: fere Blumen, Vom Herrn D. Weiß: mantel, Admiral Keppel, ein prächtiger eng: liſcher Bizard, mit fehr hohem Sten: gel, der wie ein Fluͤgelmann über anı dere hervorraget, die Blume ift ſehr groß, und überaus bunt, Fenerfarbe mit Purpur in weiß panaſchirt, die Grundfarbe aber ift meiftens von der Recenſion einer diesjährigen Nelkenflor. ‚1356 Illumination überdeckt, welche in brei- ten Streifen ausgetheilt iſt. Der Bau iſt etwas nachläßig, und erfodert eini⸗ 988 Arrangement der Blätter, wenn er die gehörige Wohlanſtaͤndigkeit er: halten fol, Vom Herren Cämmerer Liebner. N Fanny , eine mit den feinften Haar: ferichen gezeichnete Pifotte, hollaͤndiſch incarnat in das helleſte weiß, regelmaͤſ⸗ fig auf allen Blättern, von vollendeter Schönheit. Bon eben demfelben. Serein de Canarie, eine Blume, die vor ein Paar Jaͤhren von dem Herrn Amtsvoigt Elderhorft aus dem Saa: men erzeugt worden, von gelber Grund: farbe mit weiß illuminirt, in Form ei: nes Streifen oder Flamme in der Mitte jedes Blatts, baut fich fehr fchön, und iſt die einzige Farbengebung in ihrer Art. Bon eben denfelden. Nicanor oder Schout by Nacht, ein weißer englifcher Bizard, Kirfchroth, vofe, und etwas violet panaſchirt, in breiten Streifen, die fehr in die Augen fallen. Vom Herrn D. Weißmantel. Grand Triomphe, auf blaurothem Grunde liegt bier ein dunkeles gran, wellenförmig verdreiter, Durch welches das roth durchſchimmert, und die Blume herrlich erleuchtet. Von eben demfelben. Der König von Pohlen, ein blaͤt⸗ terreicher engliſcher Bizard, Fleiſchfar⸗ be mit violet, in ſchoͤnes weiß geſtreift, den Niemand vorbeigehet, ohne ihn anzuſchauen. Von eben demſelben. Roſe victorieuſe, die größte roſen⸗ farbene Doublette die ich habe, welche als / 1357. als ein Stern der erften Größe an meinem Blumenhimmel bervorfirab: let. Von eben demfelben, Andromeda, eine hollaͤndiſche Pi: Fotte, weiß mir einem flarfen Keil in der Mitte, der aus lackrothen meiftens zufammenfließgenden Steichen beftebet, und ſtark ausgedruckt ift. Die Blume bat Eleine, aber viel Blätter, und ift von merklicher Größe, Bon eben demfeiden. Serzog von Braunfhweig, eine brennende Blume, grau in Feuerfarz be geflammt, welches herrlich contra: ftiret, wie eine Flamme aus der Macht hervorleuchtet. Von eben denfelben, La belle fille, eine niedliche Pikotte, cum rara i!luminatione, glänzend weiß, darin ein Fleiner violerter Keil von we⸗ nigen Streichen gegeichnetift, der Rand des Blatts mit einem sioletten Faden eingefaßt. Vom Herren Secret: Wolf. Welch Vergnuͤgen für mich, indem ich diefen Aufſatz wieder Durchlefe, und die Örazien meiner Blumenflor alfo vor meiner Seele übergeben, umd die Mufterung paffiren! Wie theuer ift mir bei den Muͤhſeligkeiten und Be ſchwerden dieſes Lebens eine fröhlige Stunde, die mir die Blumen in Un: ſchuld machen, und die ich mit den Freuden der Religion und des guten Geſchmacks vermifher Wer was an fein Vergnuͤgen wenden Eon, thut wuͤrk⸗ lich beſſer, fich die ſanſten und ſtillen Freuden der Natur und dee Blumen um iegend einen Preis zu erfaufen, als fein Geld in rauſchenden Luftbars feiten zu verſchwenden, Die die Seele Kecenfion einer diesjährigen Nelkenflor. > 1353 mehr zerſtreuen und ermüden, als aufmun⸗ fern und erquicken: und ich habe deswegen. die Quellen meiner Schäge entdecket, um die Liebhaber wiſſend zu machen, wo fie zu haben find. Der Herr D. Weißmantel meldet mir ſchriftlich, daß er eine Pikotte mit meer: grünem Grunde und rother hollaͤndiſcher Il⸗ lumination um hoben Breis erhalten habe, deren Sior er ertsarfe. Das wäre abers mal vin neues Produft der Natur, die in ihren Geburten unerſchoͤpflich iſt, und ob ich gleich von grünen Blamen nicht viel halte, weil das Laub ſchon grün -ift, fo wär te Diefes Doch eine Seltenheit, weil man die gruͤne Farbe in der Nelke noch garnicht hat, die in der Murifel Hänfiger ift. Die Staaten vor Amerika vom Herrin D. Weißmantel eriwarte ich noch im Herbft in der Blüte, welche ein weißer, puce mie aſchgrau geftreifter Bizard, brüßler Blatt mit Rofenbau, und fehr hoch gehalten wird, Doch verfihert der Herr Doctor, daß er noch ſchoͤnere von diefer Art habe. zum Beſchluß will ich no melden, wie ich meine Nelken in diefem Jahr gepflanzt babe, fo daß ſich die meiften fehr vermehrt, und Ableger zu halben Dutzenden hervor gebracht haben. Ich Habe fehr reine Grund⸗ farben gehabt, und nur wenige find ver; laufen, z. E. die ſieben Provinzen, welches fonft ein fchöner bunter Bizard if, daraus eine Concordie geworden. Dabei find mei— ne Blumen von allen Krankheiten, dem Noft, der Hohlſucht w. d. gl, Frei geblic ben, welches beweißt, daß ihnen die Erde fehr gefund geweſen if. Läufe waren bei den Blumiften, davon ich fie erhalten, nicht zu vermuthen, und ich Habe Feine gefehen. Die Blumen hatten eine merkliche Größe und hohe Stengel in ihrer Art, und ein frifches faftreiches Raub, trichen auch ſchon im Yulius die Sproffen fo recit aus, daß ich die Ableger am Rande des Topfes um: ber fielen mußte. Sch habe vor zwei Fahren durch eine arme Frau friſche Kuhfladen vom — erein 1359 herein von den Angern tragen laflen, der ich auf diefe Art was zu verdienen gab. Diefe habe ich in meinem Garten an einem foattigten Orte in einem Wintel aufgeſchuͤt⸗ tet. Hierzu that ich eben fo viel feinen Flußſand, der aus dem Stadt: Mühlen: graben ausgeworfen war , mean er g% reinigt werden, eine Zeitlang am Ufer gelegen hatte, und ausgewittert ar. Denn der grobe Flußſand, macht die Ers de unfruchtbar, weil die Heinen Steinchen, die er in fih hält von den Wurzeln nicht durchdrungen werden koͤnnen. Beides har be ich voriges Jahr fleißig mit einander vermifchen und durch einander graben laſ—⸗ fen, und der Kuhmiſt war ganz in ſchwarze Erde verwandelt und aufgelöfl. Als ich Biefes Frühjahr meine Nelken pflanzte, nahm ich von einem Gartenbest, welches voriges Fahr ſtark gedünget war und Gur⸗ ken und Salat getragen hatte, den drit— ten Theil, und mifchte es mit vorbeſchrie— Bener Erde wohl durch einander, feste meine Reiten dahin ein, und fie find darin fehr gut fortgefommen. Ich habe Adle: ger erhalten von weiten ber, die ſchon lang gefpindelt waren, und fie find gleich— wohl beflicben, haben gut geblühet und fich vermehret. Ich habe fit aber bei dem eriten Degießen nicht auf einmal mit Bafs fer zu fehr überfchwenmt, dadurch die Er de zu feſt wird, und zuſammen badt. Wenn ſie welk werden wolten, habe ich mit einer Heinen Braufe das Laub befprengt und Aberthaut, weil die pori reforbentes deſſelben das Waſſer mäßig in die Ge— faͤhe zurtick führen, und fie bei der erfien Pflanzung nur wenig Nahrung brauchen ehe die Wurzeln fih in der Erde ausge; Oſterwieck, im Sept. 1788. Recenſion einer diesjährigen Nelkenflor. 1360 breitet haben. Zu viel Waffer, das von den Wurzeln noch nicht verzchret werden Fan, verurfacht Faulniß und Moder. Im Fortgange des Wachsthums, wen fih das Lanb gehörig ausgebreitet hat, habe ich für gut gefunden, die Erde in dem Nelfentopfe mit einer Gabel tief, fon» derlih am Rande herum, aufzulocern und zu graben, vorzuͤglich wenn fie durch vieles giegen feft geworden war, und eine harte Dberflähe befommen hatte. Ich ließ fie alsdenn einen Tag fliehen, und abtuften, alsdenn begoß ich fie reichlich, daß das Wafr fer durd) den Topf lief, und ſiehe da! fie fingen von neuem an zu treiben und fich aus;zubreiten. Begießt man fie ſogleich nachdem aufgraben, fo wird die Erde als; bald mieder fefie, mie, wenn ſtarker Re— gen auf friſch gepflügtes Land faͤllt. Mit Miſtwaſſer babe ich gar nicht begoffen, ' teil Die Erde fett genug war. Die größte Kunft befichet darin, in der Düngung das rechte Maag zu treffen. Iſt die Erde zu fandig und mager, fo bleiben die Blumen flein ungefalt, und vermehren ſich nicht. Iſt die Erde zu fett, fo entfiehen Kranfheis ten, und das Derlaufen daher. Dies ift ein Geheimniß, welches der Blumift fons derlich findiren muß. \ Ich mußte einige Heine Töpfe mit uch, men, weil ic) fie nicht anders haben Fonte, und die Nelfen haben darin nicht fortges wolt. Die großen Topfe thaten aud) Feine befondere Würfung. Am beften befam mir die miftlsre Art, etwa 8Zoll weit und 7 354 hoch, darin fie fih am meiften ver: mehret haben. In den Töpfen babe ich mehr Ableger als im Lande gehabt, viel: leicht weil fie darin warmer flehen. C. C. Schmahling, EEE TE RT IE en - Hannooetiſches Magazin, 1362 86tes Stud, Sreitag, den 2gten October 1785. Lieber die Juſtitz ⸗ und Gerichtöverfaffung Englands, vom Geheimen Canzleiſecretair Brandes. uf Anrathen meiner aͤltern Freunde, wage ich es, dieſe Abhandlung im Drucke mit⸗ zutheilen, die ich bloß zu meinem eig: nen Unterricht aufgefeßt hatte, um mir von einem fo verwicfelten Gegen; ſtande, als der vorliegende iſt, deutli: he und beſtimmte Ideen zu verfchaf: fen, Deswegen mußte ich, wider mei: nen Willen, weitläuftig werden, das man-hoffentlich, in Ruͤckſicht auf mei: ne Abſicht, entfehuldigen wird. Die: jenigen," die fich durch Leſung der wich: tigften Schriften, und hinlaͤnglichen Aufenthalt an Ort und Stelle, der mir in manchem Betrachte, twefentlich ſcheint, weil vieles anders. in der Fer: ne als in der Nähe läßt, nebſt guten Gelegenheiten fich zu-unterrichten, mit der Materie befant gemacht haben, „dürfen gar nichts Neues bier erwar⸗ ten, weil ich nicht vaifonniren, fondern nur ſchlechthin Thatfachen aufſchrei⸗ ben wolte. Allein, abgerechnet, daß mancher auch zuweilen bekante Sa; chen anfieht, fo Fan es fehr werdienft- volle Männer geben, deren Gefchäfte es ihmen nicht erlauben, ein Paar Dugend Bände über einen Gegen: ftand zu leſen, den fie vielleicht in ei⸗ ner müßigen Stunde, nicht abgeneigt find, auf ein Paar Bogen behandelt anzufehen. Meine Hauptquelle waren Sir Wil- liam Biackftones Commentäries on the Laws of England 4. Vol. 4. oder 8, — Ein Buch von entfchiedenem Werthe, Inzwiſchen ſchrieb Blackftone fiie Engländer, wo er manche Ideen vots ausfegen Fonte, die einem Fremden unbefant feyn müflen. Es wiirde daher auch mir vieles dunkel geblieben ſeyn, wenn mir nicht die Befantfchafe einiger würdiger Rechtsgelehrten fehr zu flatten gefommen wäre, wovon vor- züglich einer ein ſehr angefehener ımb berühmter Mann in feinem Face, außer allgemeinen Unterredungen, Die ich mit ihm hatte, mit gegen hundert vorgelegte fchriftlihe Fragen beant— woortete, Hi Naͤchſtdem habe ich die Gerichte: höfe fetbft, fo oft ich nur Eonte, und fo viel zu meinem Endzwecke noͤthig Rrre war, 1363 Weber die Juſtitz / und Gerichtöverfaffung Englands, 7364 war, befucht. — Außer Blackftone, der in den Stuͤcken die die Courts of Equity angehen, etwas mangelhaft ift, habe ich mit großem Nußen gebraucht Eden on the Penal Laws Fofters Crown Law, 3 De Lolme’s Conftitution of Eng- land, Jacob’s Law Didionary, Fol. Eunningham’s Law Ditlionary, Fol. Hale’s Hiftory of the Euglifh Common Law, Burn’s Juftice of Peace, und in wichtigen Stücken, Sir Edward Cokes Reports, und die Starures at large nachgefehen. In Etymologien habe ich mich in folgender Abhandlung nicht tief ein: gelaffen , weil mir folches nicht durch: aus mwefentlich ſchien. — tiebhabern Pan ich fagen, daß Sie in Spelman’s Gloflario, in Ducange und Carpentier, ja fogar in unferm Haltaus und Wach- ter, das benöthigte antreffen werden. Kunftwörter habe ich Anfangs erflärt, hernach fie aber meiftens im Engli- fchen wieder gebraucht, um durch Heberfeßungen feinen unrichtigen Ne benz deen Raum zu geben, und wenn ich mich ja diefer bedienen mußte, im: "mer auf die Sache, und nicht auf die Worte gefehen. Sch babe übrigens Feine Mühe er: fyart, um mich für Unrichtigkeiten zu hüten. — Solte man einige zu ent; decfen glauben, fo bitte ich fich vor: ber, ehe man ganz feft daruͤber ent fheidet, an Ort und Stelle zu erfun: digen, weil dort manches im Ge brauch anders ift als es in den Buͤ⸗ ern fteht, — vollftändiges muß man inzwifchen hier nichts erwarten. — Sch weiß felbft noch vieles was ich hätte fagen Fünnen, und ich zweifle nicht, daß andre, die ſich mit der Materie befchäftigt haben, noch un: _ gleich mehr wiſſen und fagen Eönten, allein, ich wolte Fein Buch, fondern. nur eine Abhandlung fehreiben, deren Grenzen ich beinahe überfchritten zu haben fürchte a). Ehe ich von den Gerichtshöfen und ihrer Verfaſſung rede, finde ich es noͤ⸗ thig einiges über die in England geltenden Rechte voranzuſchicken, — ich werde auch uͤber den Proceß mehr fagen müffen, als Anfangs zur Sade gehörig fcheint, Inzwiſchen wird man, boffeich, bei näherer Ueber: legung finden, daß es weſentlich zur Deutlichkeit war, vorzüglich um recht Elar zu machen; wo das Amt der Richter aufhört und das der Geſchwo⸗ tenen anfängt. ‚Eintheilung Die in England gels der. in Enge tende Rechte werden FR 1. in Common law und Fed 2 ‘I. Sratute law abge inStatutelaw. theilt. — I Com- a) Im zweiten Theil von Wendeborns Zuftand von Großbritannien wird auch der englifhen Suftigverfaflung erwähnt, aber dem Eudiweck des Buchs gemäß nur auf sine fehr fummariiche Art. €. 1365 Ueber die Juſtitz / und Gerichtsverfaffung Englands, 1366 1.Common J. Common law b), Jus law. non fcriptum, the law common to all vom König Eduard den Aeltern Folcright, Volksrecht, ge nannte, ift dasjenige Recht, welches durch Eeine aufbewahrte Ads der ge: feßgebenden Macht eingeführt wor: den. Diefes befteht in eſes a) Allgemeinen, von — di Free jet Zeiten a) inAlges fi) berfchreibenden meinen Br Gemohnbeiten, nebft en, Schlüffen der Volks: fen derBotfs, verfammlungen von — den aͤlteſten Zeiten bis gen bis auf auf Richard den I. Richard d. J. re Bon diefen eriftiren gar Feine Driginale, fo wenig als authentifche Copeien, und ibre bindende Gewalt gruͤndet fich bloß auf die von Zeit zu Zeit von den Öerichts: böfen gefällten Urtheile, welche Ent: fheidungen, von ver Regierung Edwards des II. an, von den Juſtitz⸗ eoffegien in ihren Archiven aufs forg: fältigfte aufgehoben worden find. Man nennt fie Records, ven recor- dare c), und fie begreifen außer dem Urtheile alle dazu gehörigen Akten in fi), — In ihnen ift das Gemeine Recht enthalten, Der Richter ift zwar nicht durchaus verbunden fein Urtheil nach diefen Altern Decifionen zu faͤl⸗ len, weil es doch feyn fan, daß Irr⸗ thum, Borurtheil, oder andere menfch: liche Leidenſchaften dabei ihr Spiel gehabt haben, — Es fteht ihm frei, wenn er. diefes Elar einficht, davon abzuweichen, allein, auch hier haben Gewohnheiten dafür geforgt, die Ehre der ältern Sprüche ſo viel möglich zu retten, — der Richter weicht ab, nicht weil das borige ein fchlechtes Geſetz war, a bad law, fondern, weil es gar Fein Gefek von Anfang war, — null und nichtig, no law. — Schon diefe, Außerft felten fich ereig- nende Ausnahme zeigt, daß die Ent: ſcheidungen der Gerichtshöfe wirklich fo gut wie wahre Gefege find, Wir derfprechende Entſcheidungen, in fo: fern fie. das pundum Juris betreffen, wird man in England felten finden, tbeils weillbier von dem älteften Zei: ten immer Rücfficht auf vorgefälfte Urtbeile, precedents, genommen wor: den‘, theils, weil die Richter der drei hoben Collfegien zu Weftminfter von jeber in der genaueften. Correfpondenz geftanden haben, und denn letztlich die gefeßgebende Macht, wo es nöthig war, den Knoten zerfchnitten bat. Um die in den Records enthaltene Entfcheidungen aber zur Wiffenfchaft eines jeden. zu bringen, find davon, auf Königl. Befehl von Eduard dem I. bis auf Heinrich den VIIL, Aus: züge unter dem Namen Reports durch die Proto-Notarien der Eollegien jähr: lich publicire worden, — von Hein: Rrrr 2 rich b) Common law durch gemeines Recht Jus commune zu uͤberſetzen, ſcheint mir un: richtig, wie aus der Folge felbit erhellen wird, ©) Zumeilen werden fie auch Rolls vom Aufrollen, genannt, teil fie anf Vergament gelchrieben und hernach aufgerollt werden. i367 Weber die Juſtitz / und Serichtöverfaffung Englands,“ 1368 eich dem VIIL An, Bat diefe authenti— ſche Publication aufgehört, und unge; achtet die Reports fich fehr vervielfäl- tigt haben, hat ihre Gruͤndlichkeit doch, feit dem fie bloß Arbeiten von Privarleuien waren, abgenommen. — Dach den Records und-ipren Hus: zügen. den Reports, haben die Mei: nungen berühmter Rechtsgelehrten bei den Nichtern faft gefegmäßige Auto: sitäterhalten, und zwar um fo mehr, je älter fie find, weil fie.da oft den Mangel von Urfunden erfeßen. Un: ter dieſen, die theils Sammlungen von Entſcheidungen, theils Abhand⸗ lungen über einzelne Materien, theils ‚Compendien oder Syſteme enthalten, haben vorzüglich Glanville unter Hein: rich. dem Is, Bradon unter Heintic) dem UI., Fortescue unter Heinrich dem VI ‚Littleton, Britton und Fleta, vor allen aber Sir Edward Coke, der ‚unter den beiden erften Königen aus «den Haufe Stuart eine große Rolle in der Gefchichte fpielte, das größte Ge; - wicht. — Sir Edward Cokes Reports werden fchlechtbin nur unter den Na⸗ «men Reports eitirt, und feine. 4 Bir eher von Inſtitutionen, die aber nichts ‚weniger, als ein Compendium find, haben in den einzelnen Materien, die fie abhandeln, faft gefegmäßige Au—⸗ soritäts ana von einigen Ein anderer Ziveig des Common law find 9) Ja ber 9) die verfchiedenen fhiedenen 0, Aocalgewohnbeiten, calgewohn⸗· die als Ausuahme von heiten. der Regel betrachtet werden, und die ſich auch auf feine ausdrückliche Parlamentsactegrinden, Hieher gekört das vorzüglich in Kent geltende Recht, Gavelkind genannt, wodurch die Höfe der Väter nicht dem älteften Sohn, fondern in gleichen Theilen allen Kindern heimfallen. Die Handelsgefege der Kaufleute, lex Mer-. catoria, und die Verfaffungen der ver⸗ fehiedenen Corporationen, ıc. | Drittens und leßtens werden zum Common law gerechnet r c) Diejenigen beſon⸗ REN. dern Geſetze, die von Gerihtshe: einigen Gerichtsboͤ⸗ ——— fen angenommen wor⸗ den, und daher, in Mar den Rechten, terien die fuͤr dieſe gehoͤ— ren, gelten, — als vorzuͤglich das roͤ⸗ miſche und canoniſche Recht. — Die verſchiedenen mislungenen Verſuche ‚es allgemein in. England einzuführen, verdienen wohl eine Erörterung Die ich vielleicht einmal befonders vorneh⸗ me d). In den gewöhnlichen Ger richtshöfen bat es gar Feine binden: de d) Es fey mir erlaubt hier zu fagen, daß von hergenommenen Gründen aus die fen Rechten felbft vorzüglich der 1. T. F. de Confir. Princip. Quod principi placuit legis haber vigorem, ferner der l. 12, Cod. de Leg. & Conſtit. Prineip Tam Conditor, quam interpres legum folus Imperator jufte exiftimatur nnd letztlich der 1. $_C. de Diverſ. Refeript. Sacrilegü inftar eft, fuper quihuscun- que adminiftrationibus, vel dignitatibus pronmlgandis divinis obviare benehiciis. dieſer Einführung binderlich geweſen zu ſeyn ſcheinen. 1569 Ueber die Juſtitz ⸗ und Gerichtsverfaſſung Englands, 1370 de e) Kraft. — Wann «8 angeführt wird, fo iſt es nur als ein Objet de parade, als eine Sentenz aus Montes- guieu und Grotius, und gilt nur als die Meinung eines vernünftigen, der Sache gevachfenen Mannes, — Das Studium diefer Rechte wird aber über: haupt von den Advokaten diefer Ger richtshöfe fehr vernachläßigt. — Man hegt auch noch viel von der alten Ab: neigung dagegen und hat es dem ge genwärtigen Oberrichter der Kings Bench, dem Grafen von Mansfiefd oft vorgeworfen, daß er zu Zeiten aus diefem Rechte Argumente bernähme, — Sn den Geiftlichen, Ndmiralitäts: und Univerfitätsgerichten, hingegen, ift ein großer Theil fowohl des roͤmi⸗ fhen als des canonifchen Rechts, vor: züglich was den Beweis und den Pro: ceß überhaupt betrift, durch Obfer: vanz angenommen worden. Nebſt diefen gelten auch noch in den geiftlichen Gerichten die Canones der National⸗ und Provinzialfpnoden, in fo fern fie nicht der Reformation zuwider laufen, oder ausdrücklich auf: gehoben find. Die Gerichtshöfe von Weftminfter haben fich aber die Erklärung aller Parlamentsacten den Eprengel der benannten Surisdietionen, und die für fie gehörigen Materien betreffend vor: behalten, Parlamentsacten haben auch zu Zei⸗ ten den Gebrauch der fremden Mechte inden Gerichtshöfen, die fir zum Theil aufgenommen hatten, eingefchränft, — Sie find alſo leges (üb graviori lege, — Dies find diedrei Theile vom Com- mon law, das auch zuweilen lex non feripta genannt wird, um es von den aufberwahrten Parlamentsacten F) zur unterfcheiven, Diefe machen den zwei: ten Theil des englis . fiben Rechts, - the fla- £utelarw, die Verordnungen, aus, Das altefte aufbewahrte Geſetz ift die be ruͤhmte Magna Corta König Johann's, von der eine gleichzeitige Abſchrift im brittifchen Mufzo vertwahrt wird, die vor dieſen fich in der Eottonfchen Buͤcherſammlung befand. — Ban Eduards des II. Regierung an, find alle Parlamentsſchluͤſſe auf das ae nauefte gefammelt worden. Die Art fie zu eitiren ift 1) in den altern Zeiten die Anführung des Orts der Sißung nebft Ser Megierung des Königs. 2) Durch die Benennung des Inhalts, als Articuli Cleri &c, 3) Durch) die Anfangsmworteder Ver: ordnung, als circumfpede agatis &c. 4) Seit Eduard den II. durch die Be nennung der jedesmaligen Regierung des Königs mit beigefügtem Jahr der Rreırz Re II. The Sta- tute law. e) The Pande&s of Juftinian and the decrerals of Gregory, are of no more in- trinfic Aubority in England than the Laws of Solon and Lycurgus. Blackfto- ne. Tom. III. p. 87. f) Eine Parlamentsacte ift ein Geſetz Es maf ein Vorfchlag von den dreien Theis len der gefehgebenden Macht genehmigt ſehn, ehe er Geſetz oder Acte wird. 1371 Weber die Juſtitz⸗ und Gerichtöverfaffung Englands, 1372 Megierung; ſo z. B. 1. W. &M.St. 2.c. 2. das heißt: im erften Jahre der Negierung König Wilhelms des TIL. und der Königin Marie, die zweite Verordnung, oder Eapitel, denn alle Arten einer Parlamentsfigung werden wie Eapitel hinter einander weg nur merirt. — Diefe Acten einer Sitzung machen zufammen ein Statut aus, und wenn, wie in dem eben angeführ: ten Beifpiele, die Statut bedeutende Anfangsbuchftaben St. beigefügt wer den, fo gefchieht es in dem Falle, wo mehrere Parlamentsfigungen in eis nem Jahre gehalten worden. Bon biefen Parlamentsacten find die Rich: ter gezwungen Notiz zu nehmen, und darnach zu ſprechen, auch wenn Die Partheien fih nicht darauf berufen folten, Privare Ads ausgenommen, Die als Erteptionen der Geſetze zum beften diefes oder jenes Individuums geger ben worden, und von denen fo fi) darauf gründen, angezogen werben muͤſſen. Die Regel, daß Exceptionen bewieſen werden ſollen, hat auch hier Statt. — Nachdem ich ſo viel von denen in England geltenden Rechten habe fa: gen müffen, erde ich noch mit ein Paar Worten berühren; über weldye Ueber wer, Länder fich denn die- ehetänderfih fe Rechte erſtrecken? - diefe Rechte Schottland ift zwar feit erfireden? der Union den englifchen oder großbritannifchen Parlaments: acten unterworfen. Uebrigens herr; ſchen dort fonft ziemlich) vom engli⸗ fchen Rechte abweichende Gewohnhei⸗ ten, und ſteht das eömifche Necht bei den fchottifchen Gerichtshöfen in un: gleich größerm Anſehen. — Da das tand ganz feine eigene Gerichtsverfaſ⸗ fung bat, fo gehört es weiter nicht in meinen Plan. — Die Appellationen geben in letzterer Inſtanz von den ſchottiſchen Gerichten ans Oberhaus, — Durch die Aufrufung der Acte 6 George 1. C. 5. hat England der ge: feßgebenden Gewalt ber Irland ent: ſagt. — Sonſt gingen die Appella- tionen vom der Kings Bench in Ir—⸗ land an die Kings Bench in England und von bier ins Oberhaus. — Die an der Küfte der Normandie befegene Inſeln, Serfey, Guernfen, Sarf und Alderney, folgen noch ib: ren alten normännifchen Gewohnhei⸗ ten und Gefeßen, die zufanımen unter dem Namen le grand Coutümier, ge: fammelt find, Die Gerichtsbarkeit wird bier durch einen Bailli und Ju- rats ausgeübt, und die Appellationen gehen an den geheimen Rath, eigent: lich to the King in Council, wohin die von den Eolonien ebenfalls laufen. — In diefen, und den benannten Inſeln, gelten die Parlamentsacten nicht, wenn fie nicht ausdrücklich auch auf fie er: tendiert werden. — Die Infel Man hingegen, ift, feit dem 1765 mit dem Herzoge von Athol gefchloffenen Ver: trage, völlig der Krone und ihren Ge: richten unterworfen. — Die Stadt Berwick, die ehemals zu Schottlan® gehörte, genießt noch mancher Bor; vechte,und wird gewöhnlich in den Ber: ordnungen noch befonders benannt. In⸗ »373 Weber die Sufligzund Gerichtsverfaffung Englands, 1374 Inzwiſchen ift diefes überflüßig, da es ausgemacht ift, daß fie zur Graf: fchaft Northumberland gehört und englifchen Gefeßen und Gerichten un: ierworfen iſt. Sonſt gelten das eng: liſche Common und Statute Law durchs ganze Reich, — 5 Sh komme nun auf Gerichts⸗ Die verfchiedenen Ge; ee rihtsverfaffungen u. Susäbung ı. Juſtitzſtellen ſelb ſt. der Eivil und Hier habe ich von der Il. der Cri- Ausübung Z der Civil⸗ minaljuris und ZZ. der Criminals — jurisdiction zu reden. In den Faͤllen aber, wo beide in einer Bedienung oder einem Gerichte ſo ver⸗ einigt ſind, daß man ſich durch deren Trennung einen gar zu mangelhaften Begrif von ihnen machen wuͤrde, wer⸗ de ich alles noͤthige gleich das erſtemal, da ich ſie beruͤhren muß, anbringen. — Das nemliche gilt auch von der Policeiverfaſſung, — die ſchluͤpfrige Grenze zwiſchen Juſtitz und Policei, ift in England noch unficherer wie an: derswo. — Gie ift entweder hier mei: ſtens mit der Yuftiß verbunden, oder wird von Officianten verfehen, die von den Juſtitzbeamten ernannt werden, oder ihnen untergeordnet find, — ich Hlaube alfo nicht zu weit auszuſchwei⸗ fen, wenn ich auch darüber, als einem mit meinem Gegenftande genau ver: bundenen Objecte, einiges ſage. 1. Die Ci- In Betrachtung der diljurisdi: Ausuͤbung 7. der Civil; etion, wird ausgeübt, A. durch die all- gemein in England eta: jurisdiction werde ich 4. zuerfi die allgemein in England etablirten Gerichtshoͤfe vorneh⸗ blirten Ge: men, und hier von den richtöhöfe. geringern zu den hoͤhern binauffteigen, und 2. zuleßt die Ge⸗ richte die fich auf befondere Per; fonen, Sachen oder Particulare Diſtrikte einfchränten, berühren. Bon König Alfred rührt, wahr: fcheinlich, die, mit unferer alten deut: ſchen Verfaffung fo viel Aehnlichkeit habende Eintheilung der Höfe g) in zebne und hunderte ber, — Auch wird ihm gewöhnlich die Eintheilung in Sraffchaften zugefchrieben, Die Zehn: gerichte eriftiren nicht mehr, inzwi: fhen wählen jährlich jede 10 Höfe, noch ihren Vorfteher, tything Man, der in feinem Diftrifte arretiren Fan, wenn er Dazu befehligt ift, oder einen auf der That oder im Nachfegen er: _ tappt. Er ift auch dazu verbunden allen Aufläufen und Unordnungen, die dahin abzwecken, zu ſteuren, und macht alfo im Ganzen, neben dem Vorſteher einer Eleinen Commune, eine Art von Gerichtsumterbedienten aus, ! . Die erfte Art von We ei Gericht, von dem noch ringeren Ge; ein Schatten uͤbrig ift, richten I. the iſt das fogenannte Court Baron. urt Baron. Es ift eine Keliquie von den alten Patrimo: nialgerichten, die vormals der Herr \ eines 8) Ich weiß the senure of Freehold and copyhold nicht beſſer auszudrücken. 1375 Ueber die Juſtitz⸗ und Gerichteverfaffung Englands. 1376 eines Gute, Manor’s, Uber die zu Dem Gute, aus verfihiedenen Urſachen ger Fommenen Höfe ausuͤbte. — Der ur fprünglichen Beſtimmung nad ev fteeckt fich die Gewalt diefes Gerichts auf alle Perfonalaktionen und Schul den die nicht die Summe von 40 Schillinge betragen. — Die Hof feute find die pares curiz, die Schöpfen, die das Urthel finden, und der ihnen vorgefeßte Steward, iſt mehr Proto: colfift und Regiftraror als Richter, — Als contentiöfes Gericht iſt es faft ganz außer Gebrauch, aber «6 bat eine Art von Jurisdidione voluntaria, z B. die über Erbpachten, Copy- hold, gefchloffene Eontracte werden por demfelben vollzogen und aufbewahrt, 2. Die Berichte über 2.TheHun. Hundert Aöfe, Hundred dredCourts. Coures, find von derſel⸗ bigen Art, wie die vorhergehenden, mit der fie eoncurriren, nur iſt das Forum von weitern Umfange. — Das Ob: ject ift fonft das nemliche — Perfonal: Actionen und Schulden die nicht 40 Schillinge betragen, — der preäfidis tende High Conttable, iſt Richter, — Er wird nach den verfihiedenen Ge wohnbeiten, entweder von feinem Dir fteifte erwähle, oder von den Richtern‘ in den Quarter Sefkons ernannt, Er hält feine Bedienung duranre bene placito feiner Committenten. Auch die Beforgung der Poficei liege ihm in feinem Quartiere 06, — die Verordnung, das alle Räuber reien die von Sonnen: Aufgang bis zu deren Untergang gefchehen, von den Hundred’s erfeßt werden mäffen, rührt ebenfalls von Alfred dem Großen her. Auch diefes Gericht ift, fo wie das Court Baron, meift veralter, da alle Sachen von beiden auf das Antragen einer Parthei, entweder in die Graf ſchafts⸗Gerichte oder in die Gerichts— böfe zu Weftminfter gebracht werden koͤnnen. — Das erfte gefchiebtdurch einen Befehl, præcipe, des Sherifs, Tolt genannt, quia tollit caufam e cu- rin, und das andre, durch die Man: date, Writs, pone, oder accedit ad Curiam, Die Fortſetzung folgt Fünftig. " A EA EB 2 fh Einige Gelehrte wünfchen eine Kennt: gen, Es wird naher erfucht, wo mög: niß, von der bald mweitern bald engern Wagenfpur, oder Wagenglei: fe, in verfchiedenen Ländern zur erlan⸗ lich , ein genaues Verhaͤltniß in Zahs fen hierbei gefülligft mitzutbeilen. EEE EEE TREE * #377 1378 Hannoveriſchez Magasin, 87tes Stüd, Montag, den Zıten October 1785. Ueber die Zuftig - und Gerichtsverfaffung Englands, vom Geheimen Eanzleifecretair Brandes, (Fortfegung. ) 3 Die. 3. S ießraffchafts- diefe als Gerichte faft außer Gebrauch, Srafihafts: e Berichte. — da es den Partheien frei ſteht, ſich, Gerichte. Es ift befant, mit Borbeigehung aller diefer Inſtan⸗ daß England in 40 Graffchaften, Counties or Shires, und Wales in 12 abgetheilt iſt. — Das Objekt in den Grafichafts : Gerichten iſt daffelbige toie in den beiden vorigen aber ihre Surisdiftion, in Anfehung der Per: fonen, ift viel weitläuftiger. — Auf: fer der Dberaufficht über Die zu jeder Grafſchaft gehörende Hundreds Fön: nen alle Sachen, Perfonal:Aftionen und Schulden die nicht 40 Scillin: ge betreffen, ſowohl in der erften In— ftanz als auch entweder noch vor dem Spruch der benannten Gerichte auf Antragen einer Parthei, oder nach dem Spruch, als eine Xppellation, an die Grafſchafts⸗Gerichte gebracht wer: den a), Inzwiſchen find auch felbft zen, gleich an die Gerichtshoͤfe in Weſt⸗ minſter zu wenden. Die Zufliß: und Policeibediente in den Grafſchaften find als einzelne Per: fonen hingegen nod immer von fol: her Wichtigfeit, daß ich mich bei ih: nen, und ihren Aemtern, etwas un ftändlicher aufhalten muß. Die erfte Juſtitzper⸗ gufige mb fon iſt der Sheriff. Policcibe/ Zuerſt von der Art und diente in XBeife wie die Sherifls erz ven Straf nannt werden, und den ſchaften ihrer Gewalt. — e. . f ; J eh Am Ende jedes Jahrs wählen die 12 Nichter, nebft dem Großcanzler, und übrigen großen Bedienten der Krone, als den Ssss erſten a) Wer Vergleichungen liebt, die ſich auf entfernte Achnlichkeiten, in den Verfaſſun— gen der aus Deutfchland herftammenden Bölfer artınden, der halte mit den ans geführten Gerichten dasjenige was Möfer im erſten und vierten Abfchnitt des erfien Theils feiner osnabruͤckiſchen Geſchichte ſagt, zuſammen. 1379 Ueber die Juſtitz⸗ und Gerichtöverfaffung Englands, 1380 erften Lord der Schaßfammer, Can: “ter des Exchequer , Präfidenten des geheimen Raths, geheimen Siegelbe⸗ wahrer ze. 3 Perfonen in jeder ſchaft, die auf dem Lande daſelbſt woh⸗ nen und bemittelte Leute ſeyn müffen, und präfentiren Diefe dem Könige, der einen davon ausfucht und zum Sheriff ernennt. — Alle Königl. Bediente, Glieder der beiden Häufer und Geift: liche, find von diefem be,chwerlichen und Eoftbaren . Gefchäfte diſpenſirt. Auch Ean einer, der dies Amt ſchon verwaltet bat, erſt nach drei verfloffe: nen Jahren wieder dazu ernannt wer; den. — Schlägt er es aber aus, ohne eine von diefen gefeglichen Entſchuldi⸗ gungen anführen zu Eönnen, fo ift er einer Geldftrafe, deren Beftimmung den drei Gerichtshöfen zu Weftmin: fter lediglich überlaffen ift, unterwor: fen. — Der Prinz von Wallis, wenn er majorenn ift, ernennt die Sherifls in Wallie und Cornwall, — Die Stadt tondon in der Graffchaft Middlefer, der Bifchof von Durham in der Graf fehaft Durham und der Graf von Thanet, aus dem Haufe Tufton, ift Erb:Sherifl von Weftmoreland. — Was ihre Gewalt betrift, fo ift felche von viererlei Art, 1. als Richter, — Der Sherifl, war urfprünglich der erfte IInterbediente des Grafen ( Vice- Comes.). Wie die Bifchöfe und Gra⸗ fen fich allmaͤhlig aus den Grafſchafts⸗ Gerichten entfernten, wurde er bier die erfte Magiftratsperfon und die Free holders feiner Graffchaft, dieje: nigen fo eigne Höfe befigen, die Schöp: — raf⸗ pen, die das Urtheil fanden. 2. Als Friedensbewahrer, liegt ihm vie Cuftodia Comitatus 0b. Sn ausbrechenden Rebellionen und feindlichen Invaſtonen, fan er die Graffchaft aufbieten, und jeder An: geſeſſene, der über 15 Jahr und Fein Pair des Reichs ift, ift gezwungen mit dem pofle comitatus, wie es genannt‘, wird, die Unruhen in der Graffchaft unterdrücken zu helfen, Seit der Ein: führung und Difeiplinieung der Mi: litz ift diefer Theil der Gemwaltdeg She- riffs fehr vermindert worden. — Der Lord Lieutenaut hat ausfchliegend das hoͤchſte Commando darüber, und ift jeßt die erfte Derfon in der Graffchaft in allen militairifchen Angelegenbeiz ten. — Der Sheriff Fan aber auch ferner als Friedensbewahrer, alle Ber: brecher in der Grafſchaft arretiren, oder Kaution von ihnen verlangen. — Der dritte und wichtigfte Theil feines Amts ift übrigens der ei- nes Unterbedienten des Parla⸗ ments und der hoben Gerichts⸗ böfe. _ Bei allen vorkommenden Parla: mentswahlen in feinem Diftrikte, liegt ihm die Präfentation des rechtmäßig ermählten Gliedes an das Unterhaus, ob, und bei vorfommenden Streitig⸗ feiten, bei der Wahl. der Nepräfentanz ten für die Öraffchaft, würde er an. Dre und Stelle zuerft entfcheiden, — Sonft find befantlich alle Streitigfeiz ten über ungültige Wahlen und Das Recht zu ihnen zu ſtimmen, gänzlich der Jurisdiktion aller Gerichtshöfe ent 1381 entzogen, und lediglich ein Reſervat des Linterhanfes. — Als Unterbevien: ten der hohen Gerichtshöfe fteht ihm die Execution aller Urtheile, ſowohl in Civil als Criminalſachen gu. Er muß ferner die Befehle der Gerichte, Werits, in allen Stücken befolgen, die Jury ausfuchen und präfentiren. Auch ftehen Ießtlich unter feiner Oberauf: fiht alfe Untergerichtsbediente in der Graffchaft, als: Bailifs, Gaolers, Un: tervögte, Gefangenwaͤrter, ıc. vier- tens ift er noch des Boͤnigs Bail- Jifs, Amtmann, und muß in der Rück fiht dafür Sorge tragen, daß die för niglihen Gerichtsgefaͤlle, als Eonfif: eationen ꝛtc. richtig eingeliefert werden. Es ift leicht einzufehen, daß diefes befchwerliche, unbefoldete Amt, was felbft Feiner Sportuln von Rechts wer gen genießt, fehr ungern und nur als ein Munus publicum, von einem jeden verwaltet wird. ine andere Bedier Dt nung in jeder Graf: j fehaft, der ich erwähnen muß, ifE die eines Coroners, fo ge: nannt, weil ihm die Beforgung eini- ger Öerechtfame der Krone obliegen. Jede Grafſchaft wählt deren 4 oder 6 nach ihrem Umfange, die ihrer Be dienung lebenslang genießen. Gewöhnlich find es jeßt unbemit- telte Seite, geringen Herkommens, die den Dienft ver Sportuln wegen fur hen, — Ihre Gefchäfte find durch die Afte, 4. Eduards des I. de officio Coronatoris ziemlich genan beftimmt, and erſtrecken fich jetzt vorzüglich auf Ueber die Juſtitz ⸗ und Gerichtsverfaſſung Englands, 1382 die Beſichtigung aller todten Koͤrper derer, Die entweder auf gewaltſame Weife, im Gefaͤngniß, oder ſchleunig geftorben find. Auch find fie Sub: ftituten der Sherifle, wenn diefe recus fire werden ſolten. — Da in Eng: land dem Könige das Gtrandgut, wenn fein Eigenthuͤmer dargethan werden Fan, und der Thefaurus inven- tus zufönmt, fo muß auch der Coroner die Perception des Produkts dieſer Gefälle beforgen, Die freilich nur fel— ten vorfommen. . Kinedritre weit wid; r. Der Frie gigere Bedienung in densrichter. den Braffebaften iſt die eines Friedensrichters, Juftice of peace, die das Gefchäfte eines Lieutenant de police mit dem ſumma⸗ tifchen Verhoͤr, aller vor fie gebrad): ten Inquiſiten, und dem davon ab: . hängenden Rechte folche zu Atretiren verbindet. i Der Canzler, die Richter der Kings Bench und der Mafter of the Rolls, ‚find Oeneral-Friedensrichter im gan: zen Lande, fo wie die fchon angeführ: ten Bediente, Sheriff’, Coroner, e8 in ihrem Bezirke find. — Außer diefen find die vom Canzler, befonders zu die: ſem Endzwecke benannte Perfonen, deren Anzahl außerordentlich groß ift, mit eben der Gewalt verfehen. — Ge dem, dem darum zu thun iſt dieſes Ge⸗ fchäft zu beforgen, ſteht es frei, fich an den Canzfer zu wenden, und um die Einruͤckung feines Namens in die Commiffion des Friedens (commiflion) of pence, für dieſe oder jene Graf: Ssss 2 ſchaf 1383 Weber die Juſtitz⸗ und Gerichtsverfaffung Englands. 1334 {haft zu bitten, wenn er 100 Pfund reine Revenuͤen befißt, und Fein praf: tifirender Advokat oder Procurator ift, und faft immer wird ihm alsdann feine Bitte gewährt, Da feinem ver: mögenden Manne leicht mit dieſem befchwerlichen, unbefoldeten Amte ge: dient ift, dem felbft Sportuln von Rechtswegen verfagt find, fo ift es oft in Händen von Leuten geweſen, die es wegen der zwar unerlaubten, aber Doch ergiebigen Gebühren, die dem Na: men nach dem Schreiber gegeben wer: den, verwaltet haben. Diefe Art Frie densriehter, im gemeinen Leben tra- ding Juftices, handelnde Richter, ge nannt, follen von Fielding, in feinen Romanen, oft nach dem Leben gefchil: dere ſeyn. — Man bat ſich mehrmals, wiewohl mit noch nicht fehr großem Erfolge, bemüht dem Uebel abzubel: fen. — Fir Weftminfter ift inzwis ſchen die Einrichtung des public Ofhi- ce in Bow ftreet, dem ein befoldeter Richter vorftcht, von großem Nußen geweſen. — Die Concurrenz der uͤbri⸗ gen Friedensrichter ift zwar dadurch nicht ausgefchloffen, aber ihre Gewalt doc wuͤrklich fehr vermindert worden, weil fich faft alles an the public Offi- ee wendet. — Außer dem Recht zu arretiren, und gegen Caution, oder auch ohnedem los zu laffen, Aufläufe und Tumulte zu ftören, haben fie auch das Recht von Policei wegen, nach einem Eurzen fummarifchen Proceß, worin jeder Friedensrichter ohne Ges ſchworene erfennt, gegen Bagabon: den, Trunkenbolde und Fiederliches Gefindel zu verfahren. — Es koͤmt ih: nen ferner zu, auf den Circuits, fand: gerichten, in ihren Provinzen zu er fcheinen, und endlich Fönnen fie vom Kanzler nach Gutdünfen ihres Amts beraubt werden. — Was noch mehr dazu beiträgt die Gewalt der Friedens⸗ richter zu erhöhen, ift die Oberaufficht über die Befferung der Landftraßen und die Armenanftalten, nebft der Er: theilung einiger Bedienungen bei denz felben. — In jedem Kirchfpiele wird ein Surveyor, Oberauffeher, der fand: firaßen von. zwei der naͤchſten Frie— densrichter ernannt. — Zudem Straf ſenbau contribuirt jeder nah Maaß— gabe der Anzahl Pferde die er hält, und dem Ertrag feines fandes, Die Surveyor’s entfcheiden, und von ib: nen wird an die Quarter Seflions ap: pelliet, die ich unten bei der Criminal verfaffung berühren werde, — Was die Armenanftalten anlangt, fo ift je des Kirchfpiel verbunden für die feinis gen zu forgen, und um diefes beffer ausrichten zu Eönnen, wie man meint, fo werden jaͤhrlich von zwei der näch: ften Friedensrichter einige Armenvaͤ— ter, Overfeers of the poor, in jedem Kirchfpiele, in Ruͤckſicht feiner Größe, ernannt, die vermögende, fubftantial, Beſitzer eines eigenen Haufes feyn muͤſ⸗ fen. Das Gefchäft diefer Armenvaͤ— ter foll feyn, Arme die nicht arbeiten Fönnen zu verforgen, und Arbeit, fir die, fo folche verrichten Fönnen, anzu— fchaffen. — Um im Stande zu ſeyn diefes zu bewerfftelligen, belegen die Armenvärer nach Proportion der fand: oder 1385. Ueber die Juſtitz / und Gerichtöverfaffung Englands. 1386 oder Häufertare, jedes Haus mit ger wiſſen Contributionen, poor rates ges nannt; — da bei deren Auflegung zumeilen ziemlich arbitrarifch verfab: ren wird, fo bat diefes von jeher viele Befchmwerden veranlaßt, Uber die auch die Quarter Seflions in Ießter Inſtanz entfcheiden b).,. - nal Dies find die Hauptbediente, fo wohl in Civil: als Policeifachen, in jeder Grafſchaft und ihre Verrichtuns gen, Es bleibe nur noch fo viel zu bemerken, daß in faſt allen Städten, die Gewalt der Friedensrichter in den Händen der Magiftratsperfonen iſt, und von ihnen, in mehr und minderm Umfange, nad) ihren Privilegien aus: geuͤbt wird. — Ehe ich zu den höch- 4. Die fen Gerichten übergehe, Jahrmarkts⸗ \ .. . ; Berichte. will ich noch viertens die Kabrmarkis- Ges richte, Courts of pie poudre (Curie) pedes pulverizati, anführen c). - Derjenige, dem die Markts-⸗Gerech— tigkeit zuftcht, fißt bier, entweder im Perfon, oder durch feine Deputirten, als Richter in allen Streitigkeiten auf den Jahrmaͤrkten, fo langeder Marke dauret, in toelcher Zeit alle Materien gehört, und entfchieden ſeyn muͤſſen. Appellationen geben von diefen Spruͤ— chen am die Gerichtshöfe zu Wert minfter. Bon höher IH gebe jeßt von den renGerichten. geringeren Gerichten, ‚die Ssss 3 zwar b) Ueber die Adminiſtration dieſer Armengelder, die an einigen Orten erſtannliche Summen betragen, wird haͤufig aufs bitterſte geklagt. — Schon Rlackftone fagt: the Overfeers negle& their duty ſhamefully. Die Nechnungen follen fonft in der Sacriftei (Veitey,) jedes Kirchipield,vom Pfarrer, Rektor und den Borftehern durchgefehen werden. Die Urfachen, die den Bedürftigen das Necht au den Armengeldern des Kirchfpiels geben, find folgende, durch die Gefege fehr genau beſtimmte, die ich nur auf das Fürzefte anführen will. a, Geburt, b. Aufenthalt der Aeltern, ec. Heirath , d. Aufenthalt von 40 Tagen an einem Orte, nachdem davon eine Anzeige, Die in der Kirche verlefen werden muß, ges ſchehen if. — Findet die Varochie in dieſen 40 Tagen, daß das Subjekt arm. ift, fo Fan fie auf deffen Entfernung dringen. — e. Wer eine Haus: oder Land⸗ pacht von 10 Pfund jährlich erhalten, und 40 Tage an dem Orte gewohnt hat, befömt Anfpruch aufs Armenrecht. —f. Die jährliche Verwaltung eines Kirch— fpieldienfteg, oder Die jährlihe Bezahlung von Taxen. — g. Dienftboten, wenn fie ein Fahr im Kirchfpiele gedient, haben. — h- Gefellen und Lehrjungen, went ſie 40 Tage im Kirchſpiele in diefer Dualität gewefen find. — i. Ein ererbtes Gut, mas einer 40 Tage bewohnt hat. — k. Der Anfauf eines Grundſtuͤcks von 39 Pfund Reventien, fo lange einer daranf wohnt. — Alle diefe Urfachen geben den Bedürftigen das Anfpruchsrecht. — Wer aber Feine von diefen anzuführen bat, Fan auf Anzeige eines Armenvaters von zwei Friedensrichtern aus dem Kirchfpiele gewiefen werden. — ©) Einige leiten diefen Namen von pedlar's Heinen Krämern, Haufirern, her, denen dort Recht gefprochen wird, andre, weil die Sachen gleich mit dem Staub auf den Süßen abgerhan werden muͤſſen. 1387 Ueber die Juſtitz⸗ und Gerichtsverfaſſung Englands, 1388 ‚2. Die Ger zwar allgemein im Reiche richtshofe des etablirt find, fich aber nur Gemeinen auf gewiffe Diſtrikte eins Rechts zu Wamuſier. ſchraͤnken, zu denen uͤber, Courts of die ihren Sprengel mit Kings Bench, wenigen Ausnahmen Common u; ; J—— durchs ganze Reich aus Fxche dehnen, und hier mache quef. .. , R ha rl ich mit den Gerichtshoͤ⸗ fen den Anfang, die Courts of Com- mon Law d), oder Courts of Welt- minfter fchlechtiveg, genannt werden. Weftminfter ‘Hall, ift ein großer, hoher, ungeheurer, gotbifcher Saal, in dem vor Diefen die aula regis gehal⸗ ten worden. Jetzt hält das Oberhaus bei Criminalverbrechen ihrer Glieder, dort feine Sigungen, wozu der Saal’ jedesmal befonders eingerichtet wird. — Gewöhnlich dient ex aber, den Par: theien und ihren Conſulenten, che Die Gerichte ſich verfammeln oder ihre Sa: chen vorkommen, zum Spaßiergange. Auch führt eine Fleine Treppe von hier ins Parlamentshaus, daber diefe Ge⸗ richtshöfe, wenn dort von ihnen die eve ift,, ıhe Courts below, die Ge⸗ richtshöfe unten, genannt werden, — Wenn man von New- palace Yard in Weftminfter Hall fömt, fo ift gleich the Courc of Exchequer unten rechter Hand. An derfelden Seite koͤmt zur nachſt the Common- pleas und zufeßt the Court of Chancery. An der an: dern Seite geht es unten in die Zahl: £ammer, den Exchequer und: in das Haus des Auditor’s of the Exchequer, 3) Hier wird das Wort im Gegenfaß von eivil law und Equity gebraucht, dieſe Verfammlungen weg. — des Caͤmmerers. Oben gegen die Chancery über, ift die Kings Bench. Die Gerichtshöfe find nur durch große Gardinen von der Halle getrennt, — Der Zutritt zu ihnen fteht jedem of fen , nur find oben Gallerien ange bracht, wo Pläße vermierhet werden. Es find alfo bier der Gerichtshoͤfe viere. — Wenn man aber im gemeis rien Leben von. the Courts of Weft- minfter fpricht, fo pflegt man gewoͤhn⸗ lich bierunter nur die zu verſtehen, wo. nad den-Gemeinen Rechten ges fprochen wird, und davon the Court of .Chancery, die ihre ganz eigne Are zu verfahren hat, auszuſchließen. — So viel vom Local. — Nun etwas Ihre Eng, von der Entftehung und. ſtehung und den urfprünglichen Ber uriprüngliche ſtimmungen der drei Ge: Beſtimmung. pichtspöfe, Courts of Kings-Bench, Common Pleas und Ex- chequer. ' Das ältefte Gericht beftand unter der Regierung der füchfifchen Könige in der Wittenagemote, dem General: Eonfeil, wo alle Edle und Freien der Nation fich verfanmelten, die Landes: angelegenheiten beforgten, und in wich: tigen Fällen Recht fprachen. — Nach der normännifchen Eroberung, fielen Die Aula regia trat an ihre Stelle, wo der König, mit Zuziehung feiner großen Hof: und Staatsbedienten, zu Recht faß. — Da diefes Gericht aber im: mer der Perfon des Königs folgte, fo 9% 1389 Ueber die Juſtitz / und Gerichtsverfaffung Englands, 1; 90 gehörte es zii den Befchwerden, de nen dutch die Magnı Carta König So: hann's adgebelfen wurde, In den C. IE ward darin feſtgeſetzt, commu- nia placita non jequantur Curiam Re- gis; led teneantur in aliquo loco cet- to. — Diefer gewiſſe Plag ward num Weftminfter-Hall, ivo die Aula Regis, wenn der König daſelbſt war, ge soöhnlich zu fißen pflegte, und fo ent fan) the Court of Common Piesas, vom Dbjefte Communia ptacita fo be: nannt, Die nur Dazu eingefeßt- war, in allen Eivilflagen von Untertkanen zum Untertban, Recht zu fprechen. — Die Xppellationen, die höchfte Ober: aufſicht über die Untergerichte, die Criminal⸗Jurisdiktion, und alle Sa: chen die des Königs Einkünfte betra— ſen, blieben noch vor wie nach der Anla Regis. — Eduard der I. trennte die letzte hievon und verordnete dazu ein befonderes Gericht, was, entwe⸗ der von dem nach Art unfrer Schach⸗ Bretter in Ruthen abgetheilten Fuß: boden, oder von dem Tuche Scaccha- rium, worauf die Richter faßen, den Namen Exchequer bekam. — An: fangs hatten fie auch mit den Erbe: bungen der Revenuͤen zu thun, die aber bald ganz davon getrennt wurs den, und jetzo unter dem Canzler des Exchequers jtehen, — hr Objekt bes ſchraͤnkte fich auf die aus den Einfünf: ten des Königs, von welcherlei Art fie auch feyn mögen, entftehenden Rechtsftreite, — Die Aula Regis hat: te nur noch die Mppellationen, die Cri⸗ minal⸗Juſtitz, und die hoͤchſte Ober: auffiche über die Gerichte zu beforgen, aber auch zu diefen Endzwecken beſtellte man, als die Rechte immer verwickel: ter wurden, ein eignes feftes und bez foldetes Gericht, — die Kings-Bench, die Fönigliche Banf genannt e). Man fieht, daß in alten Zeiten die Gränzen der drei Gerichte genau und ficher beſtimmt waren. Aber jegt find diefe Gränzen fo durch einander ge: worfen, daß in vielen Fällen Fein Un: terfchied mehr übrig ift. — Die Ur; fache war, daß man den Partheien die Wahl unter mehreren Gerichten tiber: laſſen wolte, und num um einen Schein Rechtens vor fich zu haben, eine Sa: che die offenbar vorthe Common pleas gebörte zum Exchequer zu bringen, erlaubte man fich Fictionen. — Man ftellte vor, der Kläger fen Schuldner des Königs, würde aber durch die Forderung an dem Beklagten weniger in den Stand geſetzt zu bezahlen, quo minus fufficiens exiſtit, und um eine Sache gleich an dieKings-Bench brin: gen zu Fönnen, die nur die erfte In— ſtanz in Civilfachen über ihre Bediente und Perfonen, die ſich in deren Ge wahrſam befanden, hatte, fingiete man, daß der Beklagte in der Cuſto⸗ die des Marfchalls, Gerichtsdiener’s des Gerichts, ſich befaͤnde. — An: fangs mußte dieſes wohl mit Confens beider Partheien und Genehmigung des Richters, gefchehen, aber zufegt hat ©) Auch Queen’s Bench unter den Regierungen der Königinnen. { | 1391 Ueber die Juſtitz⸗ und Gerichtöverfaffling Englands, 1392 hat die Obfervanz feftgefeßt, daß we: der die Fiktion verneint, noch bewie: fen werden darf, und durch dieſe Fik— tionen, die heutiges Tages noch im: mer als Formalitäten gebraucht wer: den, wied die Jurisdiftion in folchen Fällen fundirt. — Man hat zur fer ften Negelangenommen, quod in fidtio- ne Juris femper Aequitas fabfiftat, und das Naifonnement der Commentato— ren des römifchen Rechts hiebei mit zum Grunde gelegt f). Auch den Vortheil abgerechnet, daß jet diefe drei Gerichte concurrenrem Juris- didionem in Eivilfachen haben, ift eine Inſtanz dadurch vermindert wor⸗ den, daß ich mit VBorbeigehung des Courts of Common Pieas, glei an die Kings-Bench geben Fan, — 1. The Court of Ex- — chequer, iſt im Range 1. The das niedrigſte dieſer drei Ser ofEX- hoͤchſten Gerichte, — das chequer, Heißt, bei Eröfnungen der Gerichte, on the beginning of a term, geht die Kings- Bench voran, dann folgt the Common Pleas, und the Exchequer macht den Befchluß, — Sonft haben die jüngern 9 Nich- ger gleichen Rang und geben nach dem Tage ihrer Beftallung, aber unter den Präjidenten, Chief Juftices and Ba- ron, gilt der eben angezogene Rang, Es beftcht che Court of Excheque aus einem Präfidenten , Chief Baron genannt, und drei Nichtern, die in diefem Collegio Barons heißen, weil es vordem, in Ältern Zeiten, nur mit Pairs des Reichs befegt war, — Der Gehalt des Chief Baron ift jeßt 3500 Pfund, — Diefes Gericht hat con: eurrirende Jurisdiktion in allen. Eiz vilfachen mit den beiden Übrigen, und ausfchließend alles was die Einkünfte der Krone betrift. Die Appellatios nen geben von ihm an. die Exchequer chamber, und Tegtlich an das Ober haus. — Bon feiner Eigenfchaft als a Court of Equity’ werde ich unten reden. 2, The Court of Com- 2. The Court of mon Plcas, befteht in ei may nem Präfidenten, deffen Gehalt 4500 Pfund i Chief Juftice, und drei — —* exercirt, neben the Courts of Exche- quer und Kings-Bench, die Civilju— eisdiftion ducchs ganze Reich, Die Appellationen gehen von bier zuerft an the Court of Kings- Bench, von da an die Exchequer chamber, uns zuleßt ins Oberhaus, £) Gothofredus, ad T. ff. de Probat. & Prefumpt. Not. p.contra fitionem non ad- mittitur probatio — — Nam fi&io nihil aliud eft, quam legis adverfus ve- zitatem in re poßibili ex jufta caufa difpofitio. Die Zortfeßung folgt Fünftie EN N EEE 1393 —S Hannovetiſches Magasin, —e, 1394 88tes Stuͤck. Freitag, den 4ten November 1785. Leber die Suftig und Gerichtsverfaflung Englands, vom Geheimen Canzleifecretair Brandes, (Zortfeßung. ) 3. The 3. be Court of —— Kings - Bench, Bench. der uͤbergeblie⸗ bene Theil der AulaRe- gis, wo die Juſtitz durch eine Fiftion, coram ipfo Rege, adminiftrirt wird, obgleich, als Jacob der L. einftens ſei⸗ nen Giß darin nehmen mwolte, ihm die Richter fagten, daß fie niemals feine Stimme zulaffen würden. Es befteht gleich dem vorigen Gerichte: bofe aus einem Präfiventen, Chief Juflice, der einer ‘Befoldung von 5 500 Pfund geniegt, und drei Richtern, Judges, deren Befoldung fo wie die der drei Michter im Common pleas und die der 3 Barons im Exchequer 2400 Pfund beträgt. Von den Ge: richtsgebühren füllt den 12. Richtern wenig oder gar nichts zu, Die Berge: bung von gewiffen fehr einträglichen Bedienungen abgerechnet, die aber meiſtens in den Händen der Präfidenten ftehet a). Die vier Nichter der Kings- Bench find oberfte Friedensrichter und Coroner des Landes. Außer der Dberaufficht über alle niedere Gerich— te, und Jurisdiktionen des Landes, nebft der Freiheit alle dort hängende Sachen zu avoeiren, geben die Appel: lationen vom Common pleas hieher, nit dem Die Kings - Bench auch con eurrirende Jurisdiktion in allen Civil fahen ausübt. Von der Kings- Bench appellirt man an dieExchequer chamber, und feßtlich ans Oberhaus. Auch gehört diefem Gerichte aus— fchlieglich die Criminaljurisdiktion. Es ift daher eine gewiſſe Eintheilung in crown und plea fide vorhanden. Zu der erften gehören, außer allen Criminalfaͤllen, diejenigen Sachen, wo der Fiſcal im Namen des Koͤnigs Civilklagen anſtellt. — Zur plea SDet ji fide a) Eine der vornchmften , ift Die des Clerk der Kings-Bench , die cine bloße Penfion iſt, auf 4000 Pfund gefchägt wird, und jetzt Lord Stormont genießet. 1395 Weber die Juſtitz ⸗ und Gerichtsverfaſſung Englands. 1396 fide hingegen der gewoͤhnliche Civil: proceß. Die 9 Richter, puine Judges, die fer drei hohen Gerichtshöfe, mit ihren drei Präfidenten, machen Das ftehende Corps von 12 Richtern ans, die ihren Sitz auf Wollfäcken im Oberhauſe, zunaͤchſt dem Canzler, haben. Da ſie aber dort Fein eigentliches Stimm⸗ recht, fondern nur ein vorum Gonful- tativum befißen, fo Fommen fie, außer Bei folennen Gelegenheiten, nur ber: ein, wenn fie gefordert werden. Die - Präfiventen der Kings - Bench und Common pleas pflegen gewöhnlich Pairs des Reichs zu ſeyn. Die Tracht der Richter befteht, außer den großen Allongen: Perücken, full bot- tom Wig’s, genannt, im Parlamente in rothen Mänteln mit Auffchlägen von fogenanntem Hermelin, und an folennen Gerichtstagen, in ſchwarzen Manteln mit eben einer ſolchen weiſ⸗ ſen Verbraͤmung. Gewoͤhnlich ge⸗ hen ſie ſchwarz gekleidet. Dieſe 12 ‚Stellen befetzt der König nach Gut⸗ dönfen, vor diefem wurden fie nur durante bene placito verliehen. Wr lein, nach vielen Klagen ward unter Wilhelm dem II. feſt geſetzt, daß fie ſolche quam diu fe bene gefferint ver: walten folten, den Fall abgerechnet, wenn ein’s von den beiden Parla: mentshäufern auf ihre Dimiffion an tragen würde, — Unter Der Regie⸗ zung des jetzt regierenden Königs Majeſtaͤt, ward, um fie völlig unab: haͤngig zu machen, noch weiter beſchloſ⸗ fen, daß ſie auch durch den Tod der "Könige nie ihre Bedienungen verlie— ven folten. Die unter ihnen leben de Bediente und Officianten, muͤſſen nothwendig bei dem Gerichtshofe, wo fie angefegt find, belangt werden. 4. The Exchequer Cham- er ber, Kammer des Exche- Chamber. AUT ift Fein ſtehendes Gericht, Es wird nur bei jeder Appellation von denen 8 Richtern formirt, in deren Gerichts: hofe die Sache nicht anhängig gewe⸗ fen iſt. Auch Fönnen die Richter der drei Gerichtshoͤfe jede wichtige Mechtsfrage, die fich ein Gericht nicht allein zu entfcheiden getrauet, zur Con⸗ fultation vor die Exchequer Chamber bringen, zu der bisweilen auch der Canzler mit zugezogen wird. Das Urtheil wird jedoch) von dem Tribuna fe, das die Sache zum Gutachten 9% bracht hat, gefprochen und eröffnet. Die Exchequer Chamber hat uͤbri⸗ gens ihre Exiſtenz Eduard dem IH. zu verdanken, und von ihr gehen die Aps pelfationen in letzter Inſtanz an das Oberhaus, wohin id) die geringfügig fin Sachen bringen Fan, einige to: ealeinfchränfungen abgerechnet, deren ich unten erwähnen werde, da das englifche Recht nichts von einer Ap: pellationsfumme weiß c) Ehe d) Wegen der hohen Koften werden doch nieht fo viel Sachen, als man Anfangs denken folte, durch ale Inftanzen getrieben. 1397 Weber die Juſtitz⸗ und Gerichtsverfaſſung Englands. 1398 Ehe ic) weiter gebe muß —— ich mich etwas ausführ: lich bei der Art zu ver: fahren in den drei Courts of Com- mon Law aufhalten, um das, was Die Michter und die Geſchwornen, in einer Partbeifache zu thun haben , recht auseinander zu ſetzen. Sch werde bei diefer Gelegenheit auch der Advokaten und Procuraroren erwähnen, dann the Courts of Equity berühren, und mit dem Oberhauſe, die Tribunale einer allgemeinen Eiviljurisdiftion in England befchließen. Obgleich die englifchen Achnlichkeit Rechtsgelehrten alles tha⸗ — — tem um das roͤmiſche * Rechte, Recht aus den Gerichts: höfen abzuhalten und zu verbannen, obgleich ihnen dieſes faft vollkommen gelang, fo näherte ſich doch das englifche Recht, je näher es feiner Ausbildung Fam, in vielen Stüf: Een, die die Form des Rechts betra: fen, immer mehr dem Roͤmiſchen. Nachahmung war dies nicht, aber meil ähnliche Urfachen meijtens aͤhn⸗ liche Würkungen hervorbringen, fo traf es fich, daß beide Nationen um die Gewalt des Nichters, das arbi- trium Judicis , einzufchränfen , in den Formalitäten der Actionen, fich fehr gleich) kamen c). Wer in England eine ; Klage anſtellt, erfucht a das Gericht, an das. er fih wendet, um einen Befehl oder ein Mandat, a \Vrir genannt, wo— durch der andern Parthei aufgege: ben wird zu erfcheinen, oder wodurch gewiffe zur Urtheils⸗Abfaſſung north: wendige präparatorifche Schritte ber werkſtelligt werden. Writs find alſo eine beſtimmte An: zahl von Formeln, die von den verſchie⸗ denen hoben Juſtitzſtellen des Reichs im Namen des Königs, ausgegeben werden und Befehle an gewiſſe Perz fonen enthalten, um entweder an be nannten Orten zu erfcheinen, oder ge: wiſſe benannte Handlungen zu ber richten. Diefe, auf Pergament ges fchriebenen Befehle, werden gewöhn: lich an die Untergerichtsbediente, mei: ſtens Sie Sheriffs , gerichtet, denen die Inſinuation oder Execution darin auf getragen wird, Wer um fo einen Be⸗ fehl bittet, muß die Urſachen, warum er darum bittet, anführen, die in dem Befehle, Writ, felbft wiederholt wer: den. Diefe Writs erhalten ihren bes fondern Namen, entweder von den Anfangs: oder andern merfwiürdigen Worten, als Habeas Corpus, Latitat, Capias, Certiorari, Mandamus &c. Einen ſolchem Befehl extrahiren heißt, to take out a Write. Wer um eiren Writ anfuchte, der nicht auf die Klar gepaßte, würde gleich abgewieſen wer: den, oder in der Folge der Gegenpar—⸗ thei Raum geben, das ganze bishe: te tige ©) Die von Cicero aegebene Definition der Formeln die die Bräforen den Judicibus pedaneis gaben, funt Jura, ſunt Formule, de omnibus rebus conftiturz, ne ‚guis aut in genere injuriæ, aut in ratione aftionis errare poſſit. pro Q. Rof- cio $. 8. paßt aud) auf die englifchen Writs. 1399 Ueber die Suftigund Gerichtöverfaffung Englands, rige Verfahren umzuwerfen d). Da die Anzahl der Writs nicht fehr greß ift, umd bei zunehmenden und ver: wickelten Gefchäften bei weiten nicht Binreichend war, fo find auch hier die Fiktionen den Elagenden Partheien zu Huͤlfe gefommen, und baden vorhan⸗ dene Writs auf unbeforgte oder unbe: dachte Fälle gezogen, fo ift 5. DB. im ‘Common Plea» für Arbeitslohn oder Vergütung für vollzogene Befehle, die Fiktion hergebracht, daß der Ber Flagte mit gewaltfamer Hand auf den mit einer Befriedigung umgebenen Grund und Boden des Klägers ein: gebrochen fey, und wird alfo gegen ihn, um den Writ, Chhufum fregit genannt, gebeten. Dbgleich diefer Fiftionen viele find, fo gründet fich ihre Guͤltigkeit doch bloß auf das Herkommen, und würden die hohen Gerichtshöfe jeßt großen Anſtand neb: men eine weitere Ertenfion diefer Fik— tionen zuzulaffen. Wer alfo nach den Gefeßen und Herfommen mit kei⸗ ner Action zu verfeben. fteht, wenn ich fo fagen darf, der hat Feine Huͤlfe at law zu erwarten, fondern muß fie bei den Courts of Equity fuchen. Dem Canzler ift es erlaubt in vorfommen: den Fällen neue Writs zu ertheilen, da aber viefes beinahe das nemli— che ift als neue Gefege zu geben, fo pflegt auch er fehr vorfichtig zu ver: fahren, und diefe Ertheitung mehren: d) as Quintilian Inft. Orar. III. 8 VII. 3 1408 theile der gefeßgebenden Gewalt zu überlaffen. Ohne, daß der Richter diefe Writs fieht, wovon die Origina: lien dem Gerichte wieder zuruͤckgelie— fert werden müffen um daſelbſt als Theile der Records aufs forgfältigfte aufbewahrt zu werden, Fan Fein Pro: ceß an und fortgehen. Durch die normännifche Erobe: rung, wurde die franzöfifche Sprache, normännifchen Dialefts, in den Ge richten eingeführt. Alles Verfahren gefchah in derfelben, In diefer wur den die Records’abgefaßt, und die Writs ertheilt. Eduard der II. hingegen befahl, daß das mündliche Berfahren in englifcher Sprache, die Records und Writs aber lateinifch ausgefertigt werden folten, in dem das zumal im Gang feyenden Latein, mo häufig fremde Worte bloß durch rö mifche Endigungen das Bürgerrecht erhielten. Go blieb es bis zum Jah: te 1730, mo unter der Megierung Georg’s des Il., die englifche Spra: che auch in den Records und Writs anbefohlen wurde, Man fand fich aber bald genoͤthigt, wegen der Kunſtworte eine Ausnahme zu machen, da dieſe in ihrem alten La⸗ tein von jedermann verftanden wur; den und nicht gut zu überfeßen waren, Die Eintheilung der Writs, in pre- rogative original und common Writs, gehört nicht zu meinem Zweck. — Eis * nige . von den roͤmiſchen Artionen ſagt, trift auch die englifchen Writs vollfommen. En etiam periculofum, cum fi uno ver- bo fit erratum, sota Cauſa cecidiffe videamur, 1401 Ueber die Juſtitz⸗ und Gerichtsverfaffung Englands. 1402 nige müffen bei the Court of Chance. ry geſucht werden, unter deren Oder: euffiht the Hanaper Office e) digje: nigen ertheilt, die die Unterthanen gegen einander gebrauchen, und the petty bag Office hingegen die, Deren fih) die Krone bedient , ausgiebt. Die meiften werden aber in den Ge: richtshöfen felbft ausgelöfer, und diefe find oft von einem Gerichte zum anz dern in Abficht der Form verfihieden. Der Anfang aller Peoceffe ift jet gewöhnlich in der Kings-Bench durch den Writ latitar genannt, im Com- mon Pleas durch den teftatum Capias, amd im Exchequer durch den quo Mt- aus, die in den beiden ‚erften einige vorhergehende Writs vorausfeßen, fo jeßt nur pro forma gegeben werden, um die Proceduren abzukuͤrzen. Alle diefe laufen Darauf hinaus, den Ber Flagten, um ihn zu feiner Erſchei— nung vor Gericht zu noͤthigen, gleich zu arretiren, oder, was jegt die Ab: ficht ift, ihn zu zwingen, Caution zu fchaffen, daß er einen Procurator be. ftelfen wolfe, und haben alfo mit dem in jas ambulare der alten Roͤmer viel Aehnlichkeit. Diefe Befehle gehen an die Sherifls, die durch zwei ihrer Unzrbedientedie Cirarion, a ummons genannt, dem Beflagten infinuiren laffen, der dadurch verpflichtet wird, 19 Tage nad) Erlaffung der Citation zu erfcheinen, Die Sherifls find verz bunden den Wrir felbft im Originaz le, und mas fie in deffen Befolgung getban haben, dem Gerichtshofe zur tuͤckzuſchicken. Erfcheint der Beklag⸗ te nicht, fo erfolgt endlich der Pers fonalarteft, wovon Pairs des Reichs und Mitglieder des Unterhauſes for wohl während der Sißnng des Par: laments, als 40 Tage nach jeder Pro; rogation und 40 Tage vor der Zus ſammenberufung/ alfo in fadto währ rend der Dauer des Parlaments im Eivilfachen befreiet find. Auch Fan der König ein Moratorium auf ein Jahr ertheilen, und «8 in der Maaße verlängern, wovon aber.doch das legte Erenpel fich unter der Megierung Wilhelms des II. findet, der 1692 das letzte Moratorium zum beften des ford Eutts erashen lieh. ß Schrift Wenn der Beklagte er: ches Berfah⸗ feheint, fo giebt der Ald- ren. ger eine Schrift gegen ihn ein, die Declaration genannt wird f), und eine weitere Ausführung der Gruͤn⸗ de enthält, deren man ſich bediente als man um die Nuslaffung des er— ften Writs bat, dann koͤmt die Ant wort von Seiten des Beklagten, plea genannt, worauf denn replication, rejoinder. furrejoinder, rebut und für rebur folgen Fönnen, die gleichlaw tend mit den Römifchen, exceptio- Tterez nes, e) Hanaper von Hamper reinem Korbe, worin fie aufbewahrt wurden, und petty bag von einem kleinen Beutel, der zu eben dem Endzwecke diente. f) Zuweilen wird es auch a Bill genannt: Vorzüglich gebraucht man das Wort Bill in The Court of Chancery, mofile a Bill ſo viel heißt, als eine Schrift eingeben, die ad Adta angeheftet wird, 1403 Ueber die Suftigsund Gerichtöverfaffung Englands. 1404 nes, replicz, duplic,tri- und quadru- plicz find, was alles unter den Dar men pleadings begriffen wir. er wöhnlich laͤßt man es aber bei ein Paar Siriften bewenden. Dila— tionen hängen lediglich vom Ermefjen des Michters ad, Wenn beide Pars theien glauben, daß endlich die Sa: che zum Spruch reif ſey, chey Join iſſue, buchſtaͤblich fo viel: fie Fommen überein den Ausgang zu werlangens Betrift der Nechtsftreit eine Thatſa⸗ he Aa Matter öf fadt , fo trit nun das Amt der Geſchworenen ein, Gruͤn⸗ i det er ſich hingegen on a wa point of law, das heißt points oflaw. hier, wenn das Fadtum durch die won beiden Seiten zuge Richter. geben wird, dereine Theil aber behauptet, daß folches nicht ger gen die Gefege fen, fo ift das a de- murrer, von demoratur, to reft and abide on the point in queftion, und gehört für den Urtheilsſpruch der Rich: ter des Tribunals, wo die Sache an: hängig ift. Diefen koͤmt es zu, zu ſa⸗ gen, was das Geſetz fen in den Fallen, wo lediglich vom Gefeße die Frage iſt. Allein, die Rechtsſtreite dieſer Gat: tung find felten. Gegen bundert Proceſſe on Marters of fadt trift man nur einen on a demurrer an, und 20 Tage im Jahre find gewöhnlich bin: reichend dieſe in den drei Tribunalen zu Wefiminfter zur Entfeheidung zu bringen. Außer den demurrer’s giebt e8 auch) einige wenige Thatſa⸗ chen, die zur Entfcheidung den Ge richtshöfen obne Zuziehung von Ge fihwornen zukommen, dahin gehoͤ⸗ ren, wenn z. B. das Daſeyn eines ſchriftlichen Inſtruments gefiugnet wuͤrde, deſſen bloße Vorzeigung alles aufklaͤren muͤßte, auch die Inſpektion im Gericht, ob einer verwundet ſey oder nicht, und wenige Fälle mehr. Alle diefe Sachen muͤſſen in term ti— me or during the fitting of a term, eingebracht oder entfchieden werden. Tein’s Die Term’s der Ge oder Diäten richtshoͤfe haben viel ähn: der Gerichtse liches mit unfern Diäten. hoͤfe. Urſpruͤnglich veranlaßten die großen und vielen Feiertage, nebſt der Ernte, lange und haͤufige Ferien, die die Sitzungen der Gerichtstage bei weitem uͤberſchritten. In England ſind dieſe Ferien, weil die Commiflions von Nift prius und Oyer und terminer, die Haltung der Criminafgerichte, und die meiften Urthelsſpruͤche in Thatfachen, die Richter in der Zeit befchäftigten, beibehalten worden, und nur 4term's, oder Diäten, für die Gerichtshöfe zu Weftminter feſtgeſetzt. Dieſe Di: ten, oder term’s, werden nach ven Fefts tagen-die vorhergeben benannt, und find Hilarius, Oftern, Teinitatis und Michaelis. Sie find von unter: ſchiedener Dauer, etiva von 20 bis 27 Tagen. In den terms fißen alle vier Michter jeder Banf zugleich. Während der Zeit, müffen Die Sheriffs die Paritionen der Writs einbringen. Alles fchriftliche Verfahren und alle Dilationsgefuche, werden in diefer Zeit behandelt, und alle Rechtsftreite, on queftions of law, über Rechtsfragen, ent: 1405 Weber die Juſtitz und Gerichtsverfaſſung England. 1406 entſchieden. Auch muß in den terms um Reviſion des Proceſſes oder eine neue Unterſuchung, a new trial, gebe: ten werden. Die Eroͤfnung der terms geſchieht mit Solennitäten. Die 12 Rid: ter verfammeln fich des Morgens beim Eanzler der mit ihnen in Proceffion nach Weſtwminſter Hall fährt, dafeldft die Gerichtsböfe öfnet, und zuleßt in den feinigen gebt, wo man eben die Ferien angenommen hat. Die wenigften Thatfachen werden aber in diefen Diäten, in term time, entſchieden, theils, weil es an Zeit ge: bricht, theils aber auch un die Par: theien der Foftbaren Nothwendigkeit zu überheben, Zeugen und Geſchwo— rene die faft beftändig aus der Graf: schaft, two der Beklagte anſaͤßig ift, oder das im Streit befangene Gut liegt, genommen werden muͤſſen, nach London kommen zu laffen, und endlich auch durch die Commiffionen von Nifi prius ein Richter einer Bank das ab: thun Fan, wozu in term time. das ganze Collegium von vieren erfordert wird, Alle Jahr ergebet nem: En lich eine Commißion, un: a ter dem großen Giegel, vom Koͤnige an die 12 Michter der drei Tribunale zu Weſt—⸗ minfter, worin ihnen aufgegeben wird, Juſtitz im Lande zu adminiftriren, oder wie man fagt, ihre Circuits, Landgerichte, anzuftelfen. Diefe Be: reifung des Landes gefchiehet des Jahres zweimal, die vier nördlichen Affıffes oder Graffchaften, die wegen ihrer Ent fernung jährlich nur einmal befuche werden, und tondon und Midolefer abgerechnet, wo man diefe Gerichte achtmal im Jahre hält. In Wal lis und Chefter kommen die Nichter von Weſtminſter nie, weil dazu eigene beftellet find, deren ich unten erwaͤh— nen werde, Auf diefe Circuits ger ben die Richter zwei und zwei, um fich in die Graffchaften zu theilen und ablöfen zu koͤnnen. Auch werden fie von ein Paar Serjants at law beglei- tet, die im Mothfalle, wenn den bei- den Richtern etwas zufließe, oder der Arbeit zu viel wäre, ihre Stellen verz treten koͤnten. - In diefer Landge⸗ richts: Rückficht, wird England in 6 Cirkel, oder Circuits, eingetheilet, als Home, Drford, Norfolf, Mid: land, Weftern und Northern, Die Wahl, wie fie gehen wollen, hängt lediglich von den Richtern ab, in der Maaße, daß ver ältefte zuerft feine Tour mählet, der denn gewoͤhn⸗ lich den Diftrift nimt, wo gerade die wenigfte Arbeit vorfommen wird, wo⸗ von fie immer binlängliche vorläufige Nachricht haben, und fo geher es bis zu dem jüngften herunter. Das Objekt diefer Reifen ift eigentlich, zur Erfparung der Unkoften, für die Par: theien in allen Nechtsftreiten, uͤber Thatfachen, die zur Entfcheidung reif find, das Urtheil durch Gefchworene fällen zu laffen, und zugleich die Cri— minaljuftig im Lande zu beforgen, bes nebfb einer Öeneral: Policeiinfpeftion im gewiſſen Faͤllen. Nach den Wor⸗ ten 1407 Ueber die Juſtitz⸗ und Gerichtsverfaſſung Englands, 1408 ten ift dag Objedum Commiffionis fünferlei a) Commiflion of Afife die Entfcheidung von Rechtsfällen Laͤndereien betreffend, b) Commif- fion of Nift prius. Vor dieſe ger hören alle Thatfahen, die eigent: Sich in den Gerichtshöfen zu Weſtmin⸗ ſter entfchieden werden folten, wohin auc) die Partheien, pro forma, vor; geladen werden, wenn nicht vorher, hifi prius, die Landgerichte in Die Ger genden, too der Beklagte ſich aufhält, kommen, und, daß diefes gefcher ben wird, weiß man immer zuvor, Die Cireuits pflegen gewöhnlich nach den Diäten von Hilarins und Trinita- tis por fich zu gehen, die Citation der Gefchworenen und Partheien pro for- ma hingegen, auf die folgende Oſtern⸗ oder Michaelisdiät beftimmer zu wer⸗ den. Diefes alles. gefchiehet, wie fhon gefage, um Unkoften und Zeit zu erfparen, 3) Commiflion of peace - wodurch ihnen die nemlichen Pflich: ten, wie den Friedensrichtern nebft einer Controle über diefe zufömt, 4) Commiflion of Oyer and terminer und 5) general gaol delivery, die beide die Eriminofjuftig zum Vorwurfe haben. Diefe Landgerichte werden getvöhnlich Circuits oder Aflıles ger nannt. Die Fortſetzung folgt kuͤnftig. Anfrage. Ein Freund des Winterblumenbaues, dem es jedoch noch an Erfahrung fehlet, bittet um Belehrung, ob bei der Erzielung von Hyacinten, Ra— nunkeln, Anemonen, Tazetten, on: quillen, Roſen und andern Blumon, entweder überhaupt, oder bei einzel—⸗ ‚nen Ölumenarten, nothwendig fey, die Töpfe in den Fenftern zu haben, oder ob einige Blumenarten, und welche? auch an einer andern gemäf Faten Stelle eines geräumigen geheiz⸗ ten Zimmers gezogen werden Finnen? Eine Beantwortung der Frage vor dem nächfien Winter, wierauch eine Bekantmachung ettvaniger praftifcher noch nicht genau befchriebener Bor: theile in dieſem Magazin, wird ihn außerordentlich verbinden. — Was Grotjan in den Winterbelnftigiingen fagt, Fennet man. — Hier würde es auf eigene Erfahrung defjen an— Fommen, der die Guͤte hätte, fich zur Belehrung zu verſtehen. 23 1409 Hannoveriſch gt Stuͤck. Montag den 7ten a Magazin, November 1785. vichtsverfaffung Englands, vom Geheimen Canzleiſecretair Brandes. (Fortfeßung. ) Leber die Zuftig: und Ge es fomme nunmehr auf das wichtigfte Stück derenglifchen Surisprudenz und Juſtitzver⸗ faffung — das Urtheil durch Ge ſchworene. Das Ur Wenn die Partheien in theil durch Thatſachen den Rechts: Geſchworene. ſtreit hinlänglich zur In— ſtruktion des Richters ſchriflich eroͤr⸗ tert zu haben glauben, ſo kommen ſie uͤberein, they join iſſue, den Streit dem Vaterlande zur Entſcheidung zu überlaffen, they put them felves upon Anftellung their Country. Es etz einer Com- gehet alfo von dem Tri— mon Jury. bunale, wo die Sache anhängig ift, a Writ, venire facins genannt, am dem Sheriff der Graf: fchaft, wo der Beflagte.a) oder das Objedum litis fid) befindet, 12 libe- ros & legales homines, anfäßige und tüchtige oder legale Männer, nad) Weſtminſter zur Entfheidung zu ftek len. Solte aber die ganze Graffchaft 2) Diefes geſchieht in Perfonal-Aftionen. beim Ausgange der Sache interefirt fenn, fo ergeber diefer Writ an den Sheriff einer angrängenden. Bon felchen ſchickt der Sheriff erſt eine Lifte dem Gerichtshofe zu, die auf einem laͤnglichen Stück Pergament ; gefchrieben ift, und panel genannt ' wird, vom dem fie den Partheien zu. etwanigen Necufationen mitgetheilet wird, dann erfolgt ein neuer Be fehl an dei Sheriff‘, dieſe zu ftellen, wenn nicht vorher, nifiprius, die Land⸗ gerichte in feier Graffchaft gehalten « werden. Nenn der Sheriff’ Bei der Sache interefirer feyn folte, fo gehet der Öerichtsbefehl venire fncias an die Coroners, und folten auch diefe ſich im dens nemlichen Fall befinden, an zwei Clerks. (erpedirende Eecreta- rien.) des Gerichtshofes. Derjenige, der die Geſchworenen, die Jury , zu präfentiren bat, darf nicht mehr wie 48, und nicht tweniger wie 12 eins . bringen , die alle Befiger von 20 Uuuu Pfund 141 Hund reiner Revenuͤen ſeyn müffen, entweder Freeholders, freie Eigen: thümer, oder Erbpaͤchter, und Päch: ter oder Mierhsleute auf Lebenszeit, copy and leafe 'holders for life, Diefe eingereichten Namen thut man in ein Glas, und die 12 zuerft herausgezo⸗ genen werden aufgefchtworen, wenn fie nicht abweſend, entfchuldiget oder recuſiret ſind. Dies ift a Common Jury „ eine gewöhnliche Jury, welche alle Proceffe, die an einem Orte, wo die Circnits oder Aflifes gehalten wer: den, vorfommen, für dasmal ent ſcheidet. Von den Die Recuſationen der Mecufationen —— find von der Geſchwo⸗ zweierlei Art — a) Chal- renen. denges to the array Re enfationen der ganzen Lifte, und b) Challenges to the polls, ( Recufatior nen einzelner Glieder. ) Was a) die Recuſation der ganzen Liſte berrift, fo pflegt diefe nur Statt zu haben, wenn gegen den Gerichtsbedienten, der folche präfen: tiret, Urfachen von Partheilichkeit angeführet und bewiefen werden Föns nen; dem Sheriff‘ ſtehet e8 jedoch auch frei, entweder aus eigenem An: triebe, oder auf Verlangen der Par theien, wenn die Namen ſchon aus dem Glaſe gezogen find, die ganze Lifte zu verwerfen. Ein Fall, der felten eintreten wird, aber doch vor; koͤmt, wenn nemlich der Sheriff oder die Pactheien, nach Einfendung der Liſte an das Gericht, erfahren, daß gerade die 12, die num herausgezogen Ueber die Juſtitz⸗ und Gerichtsverfaſſung Englands. 1412 worden, beim Ausgange der Sache intereßiret ſind. Aber auch hier muͤſ⸗ fen Gründe angeführt und dararthan werden. Die Recuſationen b) der einzel» nen Blieder, oder Männer, anlan: gend, fü find dieſe, von Sir Coward Eofe wiederum in vier Klaffen abge tpeifet worden. Die ft propter_ho- noris roſpeckum, betrift die Pairs, ‚die ſich ausfagen, oder auch von den Par: theien verworfen werden Fünnen. Die zte propter defedum, ſchließt alfe Fremde, mit der Ausnahme, die. unten vorkommen mird, alle, die nicht 20 Pfund reine Revenuͤen ba: ben, nicht free und copyholders oder leafeholders for life find, - und alle Perfonen des. andern Gefchlechts aus, die nur in dem Falle einer angeblichen Schwangerfchaft, zu Gefhmworenen beftellet werden. Die zte und wichtigfte propter af- feFum, entfernet diejenigen, die bei der Sache intereßiret, mit den Par: theien verwandt find, oder mit ihnen in Feindfchaft leben, und die 4te und leßte endlich propter delidum, ver⸗ wirft die, fo eines Verbrechens über: führet worden, Alle diefe, den Rechten nach guͤl— tigen Urſachen, müffen beroiefen mer: den, und hiezu nennet der Gerichts: hof, wenn noch gar feine Geſchwo— rene aufgenommen feyn fülten, zwei Perfonen, die rrior’s genannt werden, und über die Urfachen der Recuſa— tion entſcheiden. So bald aber zwei Geſchworene da find, fo hoͤret Das Amt 1413 Ueber die Juſtitz und Gerichtsverfaffung Englands. 1414 Amt dertrior’s auf, und den Geſchwo⸗ renen koͤmt es zu, die Gültigkeit der Einwuͤrſe zu beſtimmen. Die Ric): ter koͤnnen niemals recuſiret werden, weil ſie es nicht ſind, die das Urtheil finden. Entfchuldigen, oder von einer Jary ausfagen, Eönnen fih alle Perfonen über 70 und unter 20 Jahren. Auch find Aerzte, Rechtsgelehrte, Bediente des Königs, der Bifhöfe und der Gerichte, ferner Geiſtliche, wenn fe nicht Landeigenthuͤmer find, eximirt. Solte aus der erften Lifte die hinlaͤng⸗ liche Anzahl von 12 nicht aufgefchwo: ven werden, fo ergehen neue Befehle, Writs of tales, decem, feu odo tales, die fehlenden zu ergänzen, und in den tandgerichten kan der Richter aus den gegenwärtigen Verfonen im Gericht, die dazu qualifieiret find, die beno- thigten wählen. Auf diefe Weiſe wird eine gewöhnliche Jury beftellet. Mun noch von den Fällen, wo eine beſondere, Special Fury und eine de medietate linguæ, eintreten. Eine Special Fury wird entweder voh den Mich: teen angeordnet, wenn der Fall fehr verwickelt ift, und dar ber Leute von beſſerer Erziehung und ‚gen ihn anzuführen vermögen. Fähigfeiten, oder fachkundige Män: ver zu erfordern ſcheinet. Sie fan aber auch jedesmal von den Partheien verlanget werden, die fich gewöhnlich diefes Mittels bedienen, wenn ihnen der Sheriff! verdächtig ift, ohne daß fie jedoch hinlaͤngliche Urfachen = ie Art der Special Fury auszuſuchen, ift folgende: das Tribunal, bei dem die Sache hängt, läßt fih vom She- riff das Buch, worin er die in feiner Grafſchaft zu Jurors qualifteirten Pers fonen aufgezeichnet bat, feine Weh⸗ ten, wenn ich fo fagen darf, ein fchiefen, und hieraus wähler der Pro: tonotarius des Gerichtshofes, in Ges genwart der Prochratoren beider Pars theien, 48, wovon jede 12 nach Cuts dünfen wegftreicht, fo, daß 24 Ubrig bleiden, die alsdenn the panel die Liſte ausmachen b). Jury de Die Zury de medietate medierate /ingur, Ban jeder Frem⸗ linguz. der, ber mit einem Eng: länder in einem Rechtsftreite verwik Felt ift, verlangen, und beſtehet fie darin, daß die Hälfte der Geſchwo— renen Fremde feyn müfen c). Dies ift die Ark, wie eine Jury in den verfchiedenen Civilfaͤllen ange Yuuuz ordnet b) Man glaubt gewoͤhnlich in Deutfchand, wiewohl irrig, daß die Geſchwornen sen gleichem Stande oder gar von gleicher Profeſſivn mit dem Beklagten ſeyn muͤß— ten. Bekantlich war in der Jury-die über Lord George Gordon fprechen folte ein Seiler. = e) Diefe Einrichtung ift fehr alf. Schon König Ethelred verordnete im C. 3. de Monticolis Wallie, die dazumal nicht zu England gehörten, duodeni legales homines, quorum fex Walli, fex Angli erunt, Anglis & Wallis Jus dicunto. 1415 Ubber die Juſtitz⸗ und Gerichtsverfaffung Englands. 4 6 ordnet wird, ich komme jeßt zu ih⸗ Verrich ren Werrichtungen. - tungen der Wenn die 12 Jurors auf Jury. gefchworen find, fo wäh: den fie untereinander einen Wortfüh: zer, fore man, und gehen in die zur Seite des Nichters für fie beſtimmten togen. Jede Loge enthält viere, zu: ‚weiten auch fechs Perſonen. Eine to: ge ift Über Die andere erbaben, fo daß fie wie die Prishen in unfern Kirchen ausfehen, Der Richter ift durch das fchriftliche Verfahren der Partbeien zwar ſehr en gros, vom den vorkom⸗ menden Eachen unterrichtet. Die Jury hingegen weiß, Zufülle abgerech⸗ net, von allen vorkommenden Sachen nichts, Der Advokat des Klägers eröfnet die Eeffion, und erzähle kuͤrz— lich der Jury, an die num alles gerich: tet wird, die Gefchichte des Rechts: ftreits, und wenn mehrere Advokaten anf einer Seite find, wie in wichtigen Fällen gewöhnlich ift, fo fprechen dieſe nach dem unter ihnen feftgefegten Range. Sodann antworten die Sachwalter des Beflagten woranf beide Theile oͤffentlich und in Gegen⸗ wart der Parcheien eidlich Zeugen ab: hören laffen d) und Originalia vor: legen. Der Richter, die Jury und beide Partheien, koͤnnen die Zeugen befragen. Iſt das Zeugenverhör ge fhloffen, fo fteht es den Advokaten frei, das, was etwa noch zur Sache Ddienlich ſeyn folte, vorzutragen. - Wenn alles geendigt ift, wendet fich der Rich: ter an die Jury, reaſſumirt in kurzen die wichtigften Punkte der Ausſagen, in Beifeyn der Partheien, und be fchliegt feine Rede, the charge to the Jury genannt, mit ver Mittheilung feiner Meinung ſowohl Über das Fa- Aum als das. was die Gefege darüber beftimmen. Wenn der Fall nicht fehr Flar und Leicht zu entfeheiden ift, fo teit die Jury ab. Sie wird ale: denn in ein Nebenzimmer einacfchlof fen, wo fie ohne Feurung, Licht, Ef fen und Trinken bleiben muß, wenn, wie wohl in fehr feltnen Fällen gefcher hen iſt, der Richten ihr nicht einiges von diefen verftatter, Bis fie ein ein. ſtimmiges Urtheil finder, Es ift ihr auch nicht erlaubt, wenn ſie nicht einig werden Pan, das Loos entfchei: den zulaffen. Das Urtheil würde in diefem Falle ungültig, und die Jury fraffällig werden e). Kan die Jury aber während der zue Aſſiſſe beftimm: ten ) Die Erde merden mit fo weniger Solennität abgelegt, daß es einem Fremden erſtaunlich auffält. E) In der güldenen Bulle cm. Ss. ift feſtgeſetzt, daß wenn die Chnrfuͤrſten 30 Enge ohne eine Kaiſerwahl zu Rande zu bringen, verfammelt geweſen find, ihnen an Brod und Wafler bis zur Entſcheidung zum Unterhalt gereichet werden fol. Quod fi facere diftulerint infra triginra Jies a die preftiti juramenti præ- fati continuo. numerandos Ex tune transactis eisdem triginta diebus, a modo panem mandutent & aquam & nulla tenus civitatem exeant anre dictam, nift prius per ipfos, vel majorem partem ipforum , Redtot ſeu temporale capur fi _ delium electum fuerit, 557 Ueber die Juftitz und Gerichtsverfaſſing Englands, 1418 sen Zeit nicht einig werten, fo ſteht ‚es, vermoge eines alren Geſetzes, dem Richter frei, fie in einem Karren von Ort zu Ort mit jun fchleppen. Es iſt meh! sundehig zu fagen, daß Die -Jury faft nie über 24 Stunden ber: ſchloſſen bleibt, und auch dieſes nur in ſehr ſeltnen Sällen. Wenn fle ein: ſtimmig find, werden die Geſchwor⸗ nen wieder ins Gericht gefuͤhrt, und bier erflärt der Foreman ihr Wetheil, "Verdid, yon vere AiAtm genannt 5% fentlich. Die Jury entfcheidet aber, ſobald nur eine Tharfache im Proceffe vorfönit, ſowohl über Das punctum Jaris als das pundtum fadi, wenn fie will. Getrouet fie fich jedoch nicht über das erſte zu determiniren, fo ſteht es bei ihr ein partiales Urtheil, a fpe- cal Verdi@, über das Factum zu fällen und das pundum Juris den Michtern zur Deeifton zu überlaffen. Alsreen acht Die Sache was diefen Punkt berrift, wieder an das Tribu— nal, wo fie anhängig war, zurück Da die meiften Klagen auf Schadens Verguͤtung, damages, gerichter find, fo komt es dee Jury zu, diefe, wenn fie dem Kläger Recht giebt, nah Gutduͤn⸗ Een zu beftimmen, auch Fan fie in Un: foften coudemniren. Sch habe mich genöthige geſehen, fo lange bei dem Verfahren der Jury zu verweilen, theils, weil man in Dentfchland, gewöhnlich nur am eine Jury in Criminalfälfen dent, theils, weil fie das twefentlichfte in der engliz ſchen Fuftißverfaffung ausmacht, und fo genau wit ihrer Staatsform Ver: bunden zu feyn fcheint, Diefen Proceh durch Geſchworene finder man bei allen nördlichen Voͤl— fern F). In Enaland wird deffen zus. erft in den Gefegen Königs Ethel— veds, aber gar nicht als etwas neuen, gedacht und in der Magna Carta C.29. wird ausdrücklich beſtimmt, daß kei⸗ ner an feiner Derfon oder Vermögen Schaden empfangen folle, nifi per le- gale Judicium parium fuorum, vel per lesen terre. ' . Dach den englifchen Rechten ift.es Feinem Richter erlaubt, die Partheien zu einer eidlichen Abhoͤrung zu zwin⸗ gen, noch fie dazu anzuhalten ihre Bücher und Papiere dem Gerichte vorzufegen, weil keiner, den Nechten nach, verbunden ift, etwas mas gegen ihn gebraucht werden Ponte, anzu: bringen. Die Gerichtshöfe zu Weit minfter koͤnnen ferner Feine Zeugen auswärts, oder ſchriftlich, abhören laſſen, in Oftindien ausgenommen. In allen diefen Stücken , weicht der Proceß in che Courts of Equity und den Gerichtshoͤfen die den römifchen Proceß angenommen haben, wie ich bald zeigen werde, gänzlich von dem der Tribimale des englifhen Rechts in Weftninfter ab. Unuu3 Ehe f) Im Capitulario Ludoyici pi, An.$19. €. 2. werden boni homines duo decem, als Urthelsfinder, pares curie, heſtellt and Katſer Conrad fagt : 3. feud. 8. c 4., Nemo beneficium fuum perdar, nifi per legale Judicium parium füorum 1419 Weber die Juſtitz / und Gerichtsverfaſſung Englands. 1430 Ehe man eine Appellation ergreift, ſteht es freigegen das Urtheil der Ger Mebifiortd: fhwornen, um eine Re > Snitan. vifion, a new trial, zu bit: ten. Dieſe gehört aber den Partheien nicht von Rechtswegen, fondern ift lediglich eine von der Will⸗ kuͤhr der Nichter abhängende Sache. Sie Finnen, wenn fie es für gut finden, alsdenn es der Parthei zur Bedingung machen, ihre Papiere und Bücher vor Gericht zu bringen, und fi eidlich abhören zu laſſen. Die gewöhnlichen Urſachen, warum Das Tribunal ein neues Urtheil gewährt, pflegen folgende zu ſeyn: wenn die Partheien der Jury im Gericht vor dem Urtheil tbel begegnet find, wenn die Jury während des Vortrags im Gericht Proben der Partheilichfeit bat blicken laffen, oder ſich des Looſes bedienet hat, wenn der bei der Ent: fcheidung präfidivende Richter dem Gerichtshofe anzeigt, daß feiner Mei; nung nach die Jury ohne Beweis oder gegen den, Beweis gefprochen habe, wenn die Jury dem Kläger eine eror; bitante Schadens: Vergätung, dama- ges, zu erfannt, und endlich, wenn der Richter in feiner Rede, charge, an die Jury diefe irre geleitet, misdirec- red, hat. Findet der Gerichtshof noͤthig noch eine Inftanz zu gewaͤh— ten, fo wird eine ganz neue Jury auf die gewöhnliche Weife beftellt g). Um diefe Reviſton, new trial, muß ‚aber in den erften.vier Tagen der auf das erſte Urtheil folgenden Diät, term , gebeten werden h). Ein ande res Mittel gegen die Vollſtreckung ei: nes Urtheils, ift, ein Arreft of Judg- ment, warum cine Parthei bei dem Tribunale, wo die Sache anhängig war, nachſuchen Fan, wenn die Jury nur Über das kactum gefprochen bat, und fie in Stande fi glaubt zu ber weifen, daß diefes Faltum nicht gegen _ die Geſetze ſey. Hieruͤber, fo wie on a demurrer, erfennen die Richter. Alle Procefje in den drei Gerichtshoͤ⸗ fen zu MWeftminfter, follen in einer Diät angefangen, und gegen bie nächitfolgende, alſo ungefähr in 3 Monaten, durch das erfte Urtheil bes endigt werden. Da alles was Die lations-Geſuche betrift, in den Hän: den der Richter ift, fo ift dies nicht immer der Fall. Inzwiſchen entfte bet die Länge der Rechtsſtreite, doch) weit mehr durch die Menge der In— ftanzen, als durch die Saumfeligfeit der Richter, die faft immer, fo wohl ihren Einfichten als ihrem Charafter nach, fehr ehrwuͤrdige Männer find, und die den erlaubten Chicanen. im Gange des Proceffes, fo viel fle nur fönnen, ſteuren. Die meilten Kla: gen diefer Art, über langfamer ur ftiß und große Sportuln, , treffen auch die Courts of Equity und die geift: g) Diele erhöht auch zumeilen die damages, wie das noch vor furgem in dem Pro: ceſſe des Commodore Johnftone gegen den Capitain Sutton der Fall war, wo die erfie Jury letzterm nur SOO Pfund, die zweite aber 6000 Pfund zuerkante. 5) In unſern Gerichten, dig noch Diäten haben, it das befantlich verfelbige Fall. * 1421 Weber die Juſtitz⸗ und Gerichtsverfaffung Englands, 1422 geiftlichen Gerichte im Grunde haͤufi⸗ ger alg die drei Tribumale zu Weſt— minfter. Ich habe jeßt von den Gerichtshoͤ⸗ fen des englifchen Rechts, common law, allgemeiner Jurisdiktion, und der Art, wie bei ihnen in Civiffaͤllen verfahren wird, nebſt den von ihnen ausgehenden Landgerichten oder Cir- cuits, in gleicher Ruͤckſicht gefprochen, und werde mich nun zu den Curzs of Equity wenden, wenn ich vorher noch die in den Tribunalen des Gemeinen Rechts vorfommende Prochraros ren, und Advokaten werde berührt haben. Bor dem Jahre 1758 Bi a wurde das englifche Recht Surispens auf keiner von beiden Uni— denz in Eng: land ſtudirt „Bird. Mr. Viner, zu Orford, eine Profeffur des vaterländifchen Rechts ftiftete, Die in dem benannten Sabre durch Blackſtone, als den er ften dazu beftelften Lehrer, eröfnet wur: des Seinen Borlefungen haben wir feine Commentaries- on the laws of England zu danfen, Dies ift auch wohl das wichtigfte, was dieſe noch ortdaurende, Profeffur hervorgebracht * die nur im Stande iſt, eine Ueber⸗ ſicht des ganzen zu ertheilen. Wer aber ſich den Rechten widmen will, muß ſich in London in den Höfen i) Jan’s of Court, einmiethen und bier Such Privatſtunden, eigenes Stu: verfitäten öffentlich ger lehrt, ‘bis ein gewiſſer dium und fleißiges Befuchen der Ge richte und Cireuics, die nöthigen Kennt niffe zu erlangen firchen, Dieſer Höfe find eigentlich nur vier, Inner Tem- ple, Middie Temple, Grays Inn und Lincolns In, die aber hie und da in London noch mehrere Auffenhöfe, oder Colonien, wenn ich fo fagen darf, ber ſitzen, die jedoch ulle Filiale: von einem diefer viere ſind. Diefe Höfe haben Bon den Anzigundallein das Recht Aövofaten. Advokaten zu ernennen, und hierauffanein jeder, der fünf Fahre im einem diefer Höfe gelebt, und drei Jahre hindurch nicht als Procurator praftifirt hat, An— fpruch machen, denn das zwar nothr wendig feyn follende Eranıen, ift zur bloßen Comödie herabgefunfen, und, beftebt im auswendig lernen einiger Theles. So bald einer zum Aodvofaz ten aufgenommen ift, fo wird dieſes von the Ina of Court, wovon jede ihre befondere Verfaſſung und Vorſteher bat, an the Court of Chancery und die drei Gerichtshöfe des Gemeinen Rechts infinnirt, dann ift der Aufge⸗ nommene call’d to the Bır, von ver Barriere wohinter in den Tribunalen die Advokaten ſtehen, a Barrifter ac law, oder a Counlellor, ein Rathacber, In den Gerichten werden Die Advokq⸗ ten fchlechtbin the Counfel genannt, Diefe Advokaten Fünnen in den vier benannten Gerichtshöfen, the Court of Common Pleas, ausgenommen, wo während der Diät nur Serjeants ad: mittirt i) Diefe Höfe find eine Gattung juriſtiſcher Schulen, Facultaͤten, oder Univerſitaͤten. 14235: Ueber die Juſtitz⸗ und Serichtsverfaffung Englands.) 1424 mittirt werden, praktiſiren. Serjeants, Servientes addegem , ift eine höhere Würde in den Rechten, die die Krone den Advoka— ten. nach Gutduͤnken ertbeilt, Ser- jeanes- begleiten, die Richter auf den Circuits, wo fie im Notbfalle ibre Stellen vertreten, Auch müffen alle 12 Richter Serjeants feyn, die daher von jenen’ Brüder genannt werden. Leber die Serjeants gehen die Advoka⸗ ten der Krone, Kings- Counfel, die 4 Kings Serjeants, der Sollicitor, Avo- cat General, und Attorney General, Procureur General, © Alle Advocati Fifei, die ohne!befondere Erlaubniß keinen Proceß gegen die Krone aunebs men dürfen. Außerdem fan noch der König den Counfellors Nang- Patente ertbeifen, nach welchem unter ihnen geltenden Nange die Advokaten einer Seite vor Gericht ſprechen. Wenn die Advofaten fich übel betragen, fo fönnen ihnen die Öerichtshöfe Still: "Serjeants. ſchweigen auferlegen, die Praxis un⸗ terſagen. Kein Advokat iſt aber vers antwortlich fuͤr die zur Sache gehoͤren⸗ den Materien, die ihm von der Parthei in feinen Inſtruktion aufgegeben find. Die Kleidung der Advokaten ift ſchwarz, mit einem Mantel von eben der Farbe und einer. großen Perücke, Die Serjeants unterfcheiden ſich durch eine Capſel auf diefer, derjenigen voll⸗ kommen ähnlich, womit die, katholi⸗ ſchen Priefter die Tonfur bezeichnen, Kings- Counfel und Sergeants aber durch ſchwarze feidene Mäntel, filk gowns, und der Attorney und Sollici- tor General durch Allongenperücken >: DieProcuratoren, Attor- ney’s, erhalten von deu verfchiedenen Gerichts: böfen die Erlaubniß zu praftifiten, auch verfertigen fie gemeiniglich das ganze fehriftliche Verfahren des Pro: ceſſes. | Procura⸗ toren. Die Fortſetzung folgt kuͤnftig. Anekdote. Ein gewiſſer vornehmer Herr, der viel Geſchmack am Malen fand, und viele Gefchieflichfeit darin hatte, zeigte. einft ‚ein Gemälde von feiner Arbeit dem berühmten Pouffin. Diefer große Künftler fagte: Gnds diger Herr! Ihnen feble, um ganz in der Bunſt geſchickt zu werden, nichts, als ein wenig Duͤrftigkeit. — vV0V 1425 1426 Hr nnobeliſches Maonsit, got Stüd, Freitag, den 11ten November 1785. Ueber die Suftig > und Gerichtsverfaflung Englands, vom Geheimen Canzleifecretair Brandes. ( Fortfeßung. ) e. Bon den Courts of Equity über: haupt. ſchweren und verwickel: ten Materie. Mon denkt ſich bei dem Worte Court of Equity, was ic, eben um keinem falfchen verwirrenden Mebenbegrif Raum zu geben, nicht überfeßen mag, ein Tribunal, wo nach Billigkeit, im Gegenfaße des ftrengen Rechts, gefprochen wird, und.die De finitionen berühmter Männer ‚haben noch mehe Anlaß zu dieſer irrigen Idee gegeben. Johnſon fagt, in feinem englifchen Wörterbuh: der Canzler bat die Macht , das ge> fhriebene Geſetz zu mildern und su mäßigen, und unterwirft fich keinem andern, als dem Befege der Natur und des Gewiffens 2). Wie fonderbar wäre das nicht, in einen Lande, wo fonft der ganze Geift $ > ch komme jeßt 5) ‘ zu den Courts of Equity, einer der Gefeße dahin geht, das arbitrium Judicis, fo viel möglich einzufchrän: fen? wie fonderbar wäre e8 nicht da, das zquum & bonum von den fo oft abwechfelnden Begriffen der Men: fhen abhängen zu laffen? die Courts ofEquity find eigentlich das, toas das Edidum Pretoris, oder Jus pr&torium, bei den Römern war. Sie find dazu beſtellt, die Lücken des gemeinen Rechts, nach feften Regeln, die fi auf ältere Decifionen gründen, zu er ganzen. Sie bieten remedia juris in den Fällen dar, two the Common law ſchweigt. Sie Finnen Zuftiß da ad: minifteiren, 100 die recipirten Forma; litäten in den Gerichtshöfen folches diefen nicht erlauben, They Judge ofall things not amen eable to common law, Es ift alfo eigentlich DVerfchieden: beit in der Form und dem Gange des Procefies, was den Hauptunterfchied Krrır macht. a) The Chancellor has power to temper and moderate the written law and füb- je&ts himfelf only to the law ef nature and conlcience, — s427 Weber die Juſtitz⸗ und Gerichtsverfaflung Englands. 1428 macht. Dieſer Proeeß iſt jetzt durch ſo viele entſchiedene Faͤlle, wodurch die Procedur aufs genaueſte beſtimmt iſt, beinahe eben ſo feſten Regeln wie in den Courts of Common Law unters worfen. Anfangs mußte alfo viel arbitrarifches unterlaufen, und daher paſſen die Definitionen vom Canzler Bars und Eelden, die Johnſon fei: ner ſehr nahe Fommen, nicht mehr auf unfere Zeiten. Die Yurisdiftion der Courts of Equity ift zwar eigentlich eine eingefchlichene und durch Feine Darlamentsafte fundirte, aber doch fhon dadurch von der gefeßgebenden Macht gebilligt, daß ihnen durch Akten, in einigen Fallen, die Art zu verfahren vorgefchrieben ift, und das hoͤchſte Tribunal des Reichs, das Oberhaus, taͤglich Appellationen von ihnen annimt. Bon den Diefer Courts of Equi- beiden Courts ty giebt es zwei a) The of Equity Court of Chancery und b) befonderd. The Court of the Exche- quer, vor welche Teßtere alle die Sa: chen ausfchließend gehören, die die Einkünfte der Krone betreffen. Die Richter darin find vie nemlichen wie in the Court of Excheguer des ge meinen Rechts. Sn Altern Zeiten bar ben fie, in Equity Fällen , den Lord Treafurer, und den Canjler des Ex- ehequers mit zugezogen, Die Appel tationen von the Court of Exchequer Equity fide, gehen nicht an die Exche- quer Chamber, fondern gleich an das Dberbaus. Da ıhe Court of Chan- cery das Altefte und wichtigfte der bei⸗ den Tribtinale, diefer Art ift, fo wer⸗ de ich mich jeßt nur dabei aufhalten, um fo mehr, weil der Proceß in dem Exchequer Equity fide beinahe der nemliche if. In den ältern Zeiten, findet man häufige Streitigkeiten zwi⸗ ſchen den Courts of Equity und Com- mon Law, morunter die unter Jacob dem I. zwiſchen dem Canzler ford El⸗ lesmere, und der Kings- Bench, oder vielmehr ihrem Präfiventen, Sir Ed— ward Eofe, eine der vornehmften war. Seitden das Berfahren in che Court of Uhancery , vorzüglich Durch die Bemuͤ— hungen des Canzlers Heneage Finch, nachmaligen Grafen von Nottingham, in der legten Hälfte des vorigen Jahr— hunderts,ungleich ſyſtematiſcher gewor⸗ den, ſind ſie weit ſeltener und werden ge⸗ meiniglich guͤtlich beigelegt. Die Juris⸗ diktion der Courts of Equity bleibt aber nur immer in den Faͤllen fundirt, wo keine Huͤlfe in den Gerichtshoͤfen des gemeinen Rechts zu erlangen ſteht. unterſchied Der Hauptunterſchied wiſchen zwiſchen Lquity und Com- Equity und mon Law beftcht a) im pr Beweiſe, und b) der am Are der rechtlichen Huͤlfe. Was a) den Beweis anz langt, fo Fönnen the Courts of Equity die Partheien felbft eidlich vernehmen, da ich hingegen in the Courts ofCom- mon Law nur durch Ausfagen der Zeus gen hinter die Wahrheit Fommen Fan. In wie vielen Fällen dieſes alfo das einzige Mittel ift, wird fchon Dadurch einleuchtend, daß die Partheien ge jungen find, auf alle Fragen eidlich zu 1429 Leber die Juftiz / und Gerihtsverfaffung Englands. 1430 zu antworten, diejenigen ausgenom⸗ men, durch deren Beantwortung ſie ſich eines Verbrechens ſchuldig ma; chen koͤnten. So wie in den Courts of Common Law die perſoͤnliche Er; feheinung der Zeugen vor Gericht, in Sachen die Oftindien betreffen ausge: nommen, durchaus erfordert wird, eben fo werden in den courts of Equi- ty, fat in allen Fällen, die Zeugen ſchriftlich und abweſend vernommen, Das Gericht nennt hiezu acht beei—⸗ digte Commiſſarien, wovon jede Par: thei zwei wegftreicht, den übrig blei— benden vieren koͤmt es alsdenn zur, Die Ausfagen der Zeugen einzufenden, die nicht eher publicirt werden, als wenn die Vernehmung der Zeugen von beiz den Theilen gänzlich gefchloffen ift. Dies find die Hauptabweichungen dee Courts of Equity von denen of Common Law im Beweiſe. In Ab— ficht 6) der rechtlichen Aülfe gehen die Klagen nicht auf Schadens: Ber: gütungen, damages, fondern auf pünft: fiche Erfüllung des Contrafts, das allerwefentlichte in Proceſſe bleibt aber die Findung des Lrtheils Durch Hichter und nicht durch Gefchworne, die the Courts of Equity, in Eeinen Falle, zufammen zu rufen vermögen, und muͤſſen daher alle Sachen, Die eis nen Nechtsfpruch durch Gefchworene verlangen, Den Courts of Common Law zugefchieft werden. Aus dem Gefagten erhellt ſchon, daß das Ber: fahren in den. Courts of Equity fich ungleich mehr dem römischen Proceß nähert, und daß die Sachen, die für fie gehören, größtentheils von der Art ſeyn müffen, wo ich nur durch den Eid der Partheien, oder die Abhös rung der Zeugen in fremden Ländern, hinter die Wahrheit Fommen Fan. Ihr forum beteift daber alle Mate: rien, wo man die Intention der Parz theien in Anfpruch nimt, als alle Sa— chen, wo Fraud and Concealment, Ber trug und Verheimlichung vorgewor- fen werden, die in Zeftaments:- Mate tien, Aufführung von Executoren und Aominiftratoren, Legaten, Schuld: und Rechnungsfachen, imgleihen Sa cietätscontraften, Faftoreien und Agenz tien am meisten vorzukommen pflegen. Der Furisdiftions:Sprengel Diefer Gerichte in einem handelnden Meiche, wo die reftamenti foctio faft ohne alle Solennitäten ift, ift fo weitläuftig als die Art darin zu verfahren koſtbar und langivierig feyn foll, Soltelin den Trir bunalen des gemeinen Mechts in den Materien von Betrug und Verheim— lichung ein Urtheil gefällt feyn, fo wuͤrde auf Application eines Theils an the Court of Equity, ein Decret von diefer erfolgen, wodurch die ger winnende Parthei Bortheil davon zu ziehen verhindert und angehalten wür: de, fi im rechtmäßigen foro einzu: laffen. Wenn aber im Streite eine Frage vorfäme, die bloß eine que- ftionem Juris betraͤfe, fo würde diefe an die Kings-Bench oder Common Pleas zum Öutachten gefande, und nach diefer ihrer Meinung das Ur: theil darüber von the Court of Equity gefällt werden, Xrtr 2 Das 143 nr Weber die Juſtitz⸗ und Gerichtsverfaffung Englands, 1432 Das bisher gefagte gilt von den beiden Gerichten the Court of Chan- cery and the Court of Exchequer Equity fide. Sch wende mich jeßt zur näberen Einrich⸗ tung des Court of Chan- cery. The Chancery hat ihren Sig, gleich den drei Gerichte: höfen des gemeinen Rechts, zu Weſt— minfter- Hal, und eigentlich nur einen Richter den Großcanzler des Reichs, Unter ihm ſtehen 12 Mafter’sin Chan- cery, von denen der, erfte, Mafter of the Rolls genannt wird, Diefe find eigentlich nur Confeillers rapporteurs, Referenten cum voto confultativo, Die, wenn gleich zwei von ihnen, nebft dem Matter of the Rolls, zur Zeit der Did: ten dem Kanzler zur Seite auf der Gerichtsbanf fißen, um mwenigftens dem Augenfchein nach in the Court of Chancery auch ein Collegium von vieren auszumachen, doch nur eine gutachtliche Meinung, wenn fie vom Eanzler darum befragt werden, able gen Finnen. Dem ungeachtet ift ihre Gewalt groß, weil alle Interlocu⸗ tionsfachen, Nevifionen von Rechnun⸗ gen, Liquidationen, das Durchlefen der Schriften ver Partheien ꝛc. vom Canzfer einem Malter in Chancery auf: getragen werden, von dem hernach darüber ein Gutachten abgeftattet wird. Diefes Gutachten koͤnnen die Einrichtung of the Court of Chancery. Partheien ergreifen, und um einen andern Referenten bitten, deffen Ger mwährung von der Willfihr des Canz⸗ lers abhängt. Wenn der Eanzler Verhinderungen halber nicht zu Recht fißen Fan, fo fteht es bei ihm den Ma- fter of the Rolls, oder 2 Mafters in Chancery, an feiner Stelle Recht fpre: chen zu laffen, aber alle Deerete und Urtheile die fie fällen, werden immer in des Canzlers Namen gefprochen und ausgefertigt. ‘Der Mafter of the Rolls b) ift daher eine Art Vicecang fer, in fo fern die Canzlei ein Juſtitz— collegium if, Die Urtheile oder Sprüche des Mafter of the Rolls, oder der zwei Raͤthe, Eönnen vom Canzler umgeftoßen und abgeändert werden, und follen fie nicht eher unter die Re- cords aufzunehmen feyn, bis fie von ihm unterzeichnet und unterfiegelt find, Ehe dieſes gefchieht, ift das erfte Rechtsmittel, eine petition of rehea- ring, eine Bitte die Sache nochmals? zu hören, Nevifionsinftan.. Mach Unterzeichnung und Aufrollung aber, wird eine Bill of review eingegeben, die eigentlich nur Nullitaͤten im Spru— che vorausfeßt, oder, wenn der Canz⸗ ler es geftattet, fich auf eine eidliche Declaration gründet, daß man nova vorzubringen habe, die vorher nicht zur Wiffenfchaft der Partbei gekom— men waren, Die Appellationen von the Court of Chancery gehen an das Dber: b) Rolls ift gleichlanfend mit Records, die hier fo vom Aufrollen benannt werden. Der Mafter of the Rolls ift alfo Bewahrer der Rechtsſpruͤche, Archivarius, in the Court of Chancery. 1433 Dberhaus, Außer dem was dem Court of Chancery als einem Gerichtshofe, im ftrengen VBerftande des Worts, zu: Fömt, ift es zugleich das hohe Pupil- len⸗Collegium des Reichs. Alle Bor: mundfchafts:Rechnungen muͤſſen bier abgelegt werden, wenn es verlangt wird, und es hat allein das Recht, Vormuͤnder zu feßen, „wenn Feine be nannt find. Die oberfte Inſpektion über alle Charitäten und milde Stif: tungen gehört ihm, Von diefen Bor; mundfchaftsfahen und milden Stif: tungen gehen die Appellationen ans Oberhaus, aber ausfchließend und in letzter Inſtanz Fommen dem Canzler, oder dem Court of Chancery, denn das ift, wie gefagt, eins, die Ernen: nung und Oberaufjicht der Commif- ‘ fioners of Bankrupts zu, denen, in den Fällen, wo einer bonis cedirt, die Ber: forgung und Befriedigung der Glaͤu⸗ biger obliegt. Ferner fteben unter dem Canzler alle verrückte und wahn⸗ finnige Perſonen, nebft ihrem Ver— mögen, von welchen Fällen die Appel: lationen an den koͤniglichen Geheimen Math, privy Council, gehen. Auch ift the Court of Chancery die Ofhcina Juftitie, von der ale Writs, Befehle, die das große Siegel paffiren müffen, ausgefertigt werden. Zu diefen Ber: richtungen find gewiffe Tage beftimmt, wo der Canzler zu Lincoln’s Inn fißt, und das große Giegel hält, Keep’s she great Seal, das heißt, wo ihm Weber die Juſtitz / und Gerichtsverfaſſung Englands, 1434 alles, was des großen Siegels bedarf, vorgelegt werden muß. Daſſelbige Fan freilich auch an anderen Tagen, als diefen öffentlichen, geſchehen, «8 ift aber alsdenn mit ungleich mehre: ren Unkoſten verknüpft. Der Canz ler ift in diefer Abficht verpflichtet alle diejenigen Föniglichen Befehle, die den gemeinen Mechten zuwider fenn folten, als fub- & obreptitie erfchliche ne zu caffiren c), da der König den Gefegen nach Fein Unrecht thun Fan, fondern folches durch diefen feinen ho: ben Kronbedienten gleich wieder ve dreffiren läßt. Außer der Ernennung aller Friedensrichter, fteht dem Can: ler auch die Vergebung aller der koͤ— niglichen Patronat: Pfarren zu , deren jährlicher Betrag unter 20 Pfund angefchlagen ift, Diefes rührt noch aus den Zeiten her, wo nur geiftliche Eanzler waren, weil nur Geiftliche lefen und fchreiben konten. Dem Canzler Fam dazumal das Praͤſidium über die Fönigliche Hofcapelle zu, und in diefer Nückficht ward er auch Bes wahrer des Föniglichen Gewiſſens, Keeper of the Kings Confcience, was ihm übrigens jeßt Feineandere Pflicht, als die eben benannte auflegt: dahin. zu fehen, daß feinen widerrechtlichen Patenten das große Siegel beigefügt werde. Dem Nange nach ift der Canzler, die Prinzen vom Geblüte ausgefchloffen, die erfte weltliche, und die zweite Perfon im Reich, indem er Xrrır 3 gleich ©) Daher leitet Sir Edward Coke, 4. Inft. 88. den Namen Cancellarius yon cancel- lando her. 4 1435 Ueber die Juſtitz / und Gerichtsverfaſſung Englands. 1436 gleich hinter den Erzbiſchof von Can: terburry folge.‘ Er ift außerdem Spre; cher des Oberhaufes, und beftändiges Mitglied des Cabinets. Allein, diefe hohe fehr einträgliche und ſehr ber ſchwerliche Würde iſt nicht, wie Die Stellen der Richter, auf Lebenslang dem Befiger verfichert, fondern ihr Genuß hänge lediglich und allein vom Willen des Königs ab. Der Kanzler erhält Fein Patent oder Beſtallung. Durch die Einhändigung des großen Sicgels, bekoͤmt er fein Ant, und durch deſſen Zurücklieferung hört es auf, Dies große Siegel pflegt er in einem rothſammtnen Beutel, woraufdas Er nieliche Wapen ſteht, beftändig zu tra⸗ gen. Der Lord Keeper of the great Seal, Groß; Siegelbewahrer, bat die felbigen Berrichtungen und den nem: lichen Nang wie der Canzler, nur bat man immer dieſen letzten Titel für eh⸗ renvoller gehalten. So viel von den Courts of Equity Überhaupt, und the . Court of Chancery insbefondere. Man wird fchon aus dem gefagten erfehen haben, daß es nur Civilgerichte find, unddurchaus feine Eriminalia vor fie gehören, IR Das höchfte und lebte Vom Hberhaufe. Tribunal einer allgemei— nen Civiijurisdiktion iſt 6) das Oberhaus. Es iſt nur ein Xppelfationggericht dem, außer der Cri⸗ minaljurisdiktion uͤber ſeine Glieder, d) Dies Wort wird unten erklaͤxt werden. der Beurtheilung der impeachments d) des Unterhaufes und der Beftrafung aller Vergehungen gegen ſich als ein Corpus, Feine immediate Jurisdiktion zufteht. Sn wichtigen Fällen pflegen bier die 12 Richter befragt zu werden. Geſchworene find hier nicht, fondern die Lords fällen das Urtheil. Das Oberhaus geftatter feinen Beweis, der nicht zuvor in den vorhergehenden In⸗ ftanzen gebraucht worden wäre, Auch ift hier ein Unterfcheid zwifchen einer Appellation, Appeal, und einem, Weit of error. Im erſten Falle, der alle Interlocutionspunkte betrift, geben die Lords, wenn fie anderer Meinung find, den Gerichten die Anweiſung, wie fie. ihre eigene Decrete abzuändern has ben e). Der Writoferror betrift bloß Appellationen von Definitiv: Senten: zen, und bier fprechen die Lords felbft das Lirtheil, Dies find die Tribunale Die Civil: ⸗ } ; inrisoiffion einer allgemeinen Juris: wird aus: Diftion, ich komme jetzt B. geübt: u den Gerichten, die en chten, die ſich auf beſondere Perſonen, Sachen oder Diſtrikte einſchraͤnken, wobei ich mich weit kuͤrzer faſſen - Fan. Wilhelm der Eroberer war der Erſte, der um die Geiftlichen fich fefter zu verbinden, fie und alle i gei ſt⸗ die Gerichte die ſich auf beſondere Perſonen, Sachen oder Diſtrikte ein⸗ ſchraͤnken. 1Die geiſtli⸗ chen Gerichte. e) Dies hat viel ähnliches mit nnfern Reſcriptis de emendando, nur daß dieſe nicht bloß Interloeutionspunkte betreffen. 1437 Ueber die Zuftig- und Gerichtsverfaffung Englands, 1438 geiftlihen Sachen, der weltlichen Ge tichtsbarfeit entzog f), der Juris— diftion der Bifchöfe unterwarf, und diefe ihre Entfcheidungen nach dem eanonifchen Nechte füllen ließ. All— mählig gewannen die geiftlichen Ge richte folgende Inftanzen und Formen, die meiftens älter als die Reformation find, und feit der Zeit wenig oder gar Feine Abänderung gelitten haben. Die geringften diefer Art find a) die Archidiafonal- Gerichte, De ren in den 26 Dioceſen, worin Eng: land abgetheiler ift, mehrere zu feyn pflegen. Sie werden in der Abe fenheit der Archidiafonen durch ihre Officialen, die fie als Richter beftel- len, verfeben. Einige fchließen die eonceurrente Jurisdiktion der bifchöf: Eichen Gerichte aus, bei andern hin: gegen bat fie Statt. Die Appella: tionen von ihnen allen geben an den Biſchof. b) Die biſchoͤflichen Gerichte, Conſiſtorialgerichte, Conſiſtory Courts, genannt, werden in der Cathedrale jeder Dioces von dem vom Biſchof dazu verordneten Canzler oder Com: miffarius gehalten. Von bier laufen die Appellationen an den Metropoli; tan oder Erzbifchof. Sonſt find fie noch die erfte Inſtanz in allen Difeis plinarfachen, tie ihnen aud) gleichz falls die Prüfung der zu Parronat: pfarren präfentirten Perfonen zuftchet. Der ersbifchöflichen Gerichte c) find zwei, von dem das von Canter: burry bei weitem das wichtigfte ift, weil Dorf von 24 Bifchöfen nur 3 Suffraganen bat, Cheſter, Carlisle und Durham, die übrigen 2ı hinge: gen alle unter Canterburry gehören. Das Metronolitangericht von Canter— burry heißt the Arches Court, weil es vormals in der Kirche Sanda Maria de Arcubus, St. Mary le bow, zu London gehalten wurde. Jetzt aber pflegt es, wie alle die vornehmften geiftlichen Gerichte, in London, in dem Gebäude, Dodors Commons genannt, zu ſitzen. Der Erzbifchof ernennet hier die beiden Nichter, die Official principal und Dean of the Arches, beiffen. Die Appellationen der Pro- vinz Canterburry gehen dahin. Auf ferdem bat es eine eigene Jurisdiftion über 13 Kirchfprengel -in London. Auch find beftändig in neueren Zeiten mit the Arches Court, the Court of peculiars, wohin alles gehört, was der bifchöffichen Gewalt eximirt ift, und the prerogative Court, welches in allen Teftamentsmaterien fpricht, wenn der verftorbene bona notabilia in zwei Diocefen beſeſſen hat, verbun— den geweſen. Die lekte Inſtanz in geiftfichen Sachen ift be King in Chan- cery, der König in der Kanzlei. Hier her Fommen alle Wppellationen von den erzbifchöflichen und den damit ver: bundenen Gerichten. Auch wird es the Court of delegares, Judices dele- N gati, 5) Durch ihm ward zuerſt die Negel Decret. P. II. C. T. Qu. 1. C. AT, aud) in England gegründet: Sacerdotes a regibus honorandi funt, non judicandi. 1439 Weber die Juſtitz / und Gerichteverfaffung Englands, 1440 gati, benannt. Dies ift Fein ſtehen— des Gericht, fondern bei jeder Appel; lation an den König ernennet diefer, unterm großen Siegel, gewöhnlich eis nige geiftliche und weltliche Lords, ein Paar Richter von den Courts of Com- mon Law, und einige Dostoren der Rechte, um den Fall zu entfcheiden. Dies war vormals das Refervat des Pabftes, und wurde, durch die Re— formation Heinrichs VIIL. dem Könige zugeeignet. Von der Entfcheidung der Commiffarien Fan noch einmal an den König um eine Commillion of re- view, Revijion, ſupplicirt werden. Die Ernennung neuer Commiffarien wird aber nicht ex debito juftitie ge: fordert, fondern fie hängt allein vom Gutbefinden des Herrn ab. Die Fortfegung folgt Fünftig. Berechnung der Laft, welche ein Schif von hundert Kano— nen_mit faufend Mann Befagung zu tragen hat *). Ei gefunder Menfch verzehrt in 24 Stunden ungefehr 8 Pfund Speife und Getraͤnke. In einem Tage müffen alfo gooo Pfund Nah: rungsmittel in einem folchen Schiffe darauf geben, Soll nun ein foiches Schif nur auf drei Monate ausgeruͤ⸗ ftet werden, fo müffen über 720,000 Pfunde Nahrungsmittel eingeladen werden, Eine große 42pfündige Ka: none von Metall, wiegt ungefehr 6100, von Eifen etwa 5500 Pfuns de, und gemeiniglich find deren 28 bis zo auf einem folchen 100 Kano; nenfchiffe: alfo machen diefe allein, 183,000 Pfunde, ohne ihre Lavetten zu rechnen. Auf der zweiten Decke find 30 24pfündige Kanonen, deren jede etwa 5100 Pfunde, und alfo alle 153,000 Pfunde wiegen; die 26 oder 28 Kanonen, die 12 Pfund aufder drit; ten Decke fchießen, machen 75,400 Pfunde; 14 6pfündige Kanonen des oberften Verdecks wiegen zufammen 26,600. Auf den Maftförben find fo gar zpfündige Kanonen und Drehbak fen. Rechnet man nun noch dazu, daß wenn eine 42pfündige Kanone fcharf geladen abgefchoffen wird, die ganze sa: dung etwa 64 Pfund wiegt, und da man wenigftens mehr denn Too Ladun⸗ gen haben muß, für eine jede Kanone; fo macht dies beinahe eben fo viel aus, als das Gewicht der Kanonen. Hiezu muß man noch hinzu fegen und erwaͤ⸗ gen, daß ein jedes Schif aufden Norh- fall, doppelte Segel, Anfertaue, Tau: werke und Leinen haben muß, die alfebe: traͤchtlich ſchwer find. Die Vorräthe von Planfen, Pech und Werg, und alle Kiften der Matrofen und Officiere, die Vorraͤthe des Chirurgi; die Bedurf: niffe von mancherlei Art, die auf einer Seereife nöthig find, nebft den Fleinen Gewehren, Bajonetten, Piftolen und Säbeln, find auch eine große Laſt: da zuleßt die Menfchen felbft ein be: trächtliches wiegen, fo muß ein folches Schif wenigftens 2162 Tonnen, oder 4,324,000 Pfund tragen. *) Aus den neuen Berliner Intelligen blatt. Te U 2 ALTERS SEE 1441 1442 Sameverifcies‘ iſches Magazin. gıts Stuͤck. Montag, den 14ten November 1785. VUeber die Juſtitz⸗ und Gerichtsverfaſſung Englands, vom Geheimen Canzleiſecretair Brandes, (Fortſetzung.) as ſind kuͤrzlich die geiſtlichen Tribunale, die Sachen, die für ſie gehoͤren, ſind folgende: a) alle Zehntmaterien zwiſchen Geiſtlichen und Geiſtlichen, imgleis chen alle quzftiones facti in Zehntſa⸗ chen zwiſchen einem Geiſtlichen und einem Weltlichen, als ob der Zehnte entrichtet iſt? ꝛc. Wo aber die Zehnt: gerechtigfeit felbft unter legtern in An: fpruh genommen wird, da muͤſſen die Gerichtshöfe in Weftminfter ent: fcheiden. Die Zehnten, ſo weniger als go Schillinge bercagen, gehören vor den Spruch der Friedensrichter in den Quarter Seflivns. b) Wenn ein Darronus mebreren feine zu vergebende Pfruͤnde verfprochen bat, fo erfennen daruͤber die geiftli- . hen Gerichte ; Streitigkeiten Uber das Patronatrecht felbft, aber gehen, wie die uber die Zehntgerechtigfeit, an die Gerichtshöfe des gemeinen Rechts, fang an fir null und nichtig, c) Alle Teffamentsmarerien, in denen jedoch den Courts of Equity in manchen Fällen concurrirende Juris: diftion zuftehet. Vorzüglich aber ges hören d) alle Eheſachen hieher. Dach den englifchen Rechten find Ehe: fcheidungen nur in den wenigen Faͤl— len erlaubet, wo vor der Trauung ein Förperliches Unvermögen, oder eine zu nahe Berwandfchaft, beide oder eine Parthei zur Ehe untuͤchtig machten, alsdenn hält man die Heirath von An: und trennet von einem Bande, was den Rechten nach Fein gültiges Band war. Dies find auch die einzigen Urfachen, denn felbft durch bewiefenen Ehebruch Fann Feine förmliche Scheidung, fonz dern nur eine Trennung von Tifch und Bette bewuͤrket werden. Auch haben im diefem Falle die geiftlichen Gerichte den Unterhalt der Frau, ali- mony, zu beſtimmen o). Was aber VYy y die a) Die Klage des Mannes genen den Ehebrecher, die auf eine Schadenvergätung gehet » gehört yor die Gerichte zu Weſtminſter. 1443 Weber die Suftigrund Gerichtsverfaſſung Englands, 1444. die Rechte nicht erlauben, und die fie adminiftritende Gerichte alfo nicht thun koͤnnen, das bleibet der geſetz⸗ gebenden Macht verftattet. Beim Ehebruch hat das Parlament in je dem einzelnen Falle Ausnahmen von der Regel gemacht, durch eine Akte jedesmal die Ehe förmlich getrenner, und daher beiden Theilen die Er laubniß ſich wieder zu verheirathen, gegeben. Eben fo’ wenig als eine Scheidung, gehört der Fall vor die geiftlichen Gerichte, wo nad) dem Tode eines Theils, wenn Kinder vor: "handen find, die Ehe angefochten wer: den folte, weil Bier durch die Unguͤl⸗ tigkeit der Ehe, die Illegitimitaͤt der Kinder erfolgen würde; auch diefes ift den Gericheshöfen zu Weftminfter reſervirt. In den Ehefachen bat man das canonifche Recht zum Örunde ge legt und befolgetz auch nähert der in den geiftlichen Nechten übliche Pro: ceß und Beweis, fi dem canonifchen und römifchen fehr, jedoch bat er feine Abweichungen, indem z. B. bier nicht ztvei Zeugen erfordert werden, wenn einer binlänglich ausfagt, Noch heu— tiges Tages Fönnen die geiftlichen Ge⸗ richte ihre Dekrete und Urtheile nur durch Excommuniecationen zur Bolt ziebung Bringen. _ Diefe Ercommuni: cationen nehmen alfe bürgerlichen Rechte, als das Einflagen von Schul ven, Erlaubniß im Gericht zu erfcheiz nen ꝛc. und folte hiedurch noch Feine Befolgung zu erlangen ftehen, fo wen: den die deiftlichen Gerichte fich nach Verlauf von go Tagen, an the Court of Chancery, dag fodann einen Be fehl, Writ, an die;Sherifls erläßt, den Beflagten in die Grafſchafts⸗Ge⸗ fängniffe zu bringen, und dort bis zur Parition, in gefänglicher Haft zu bewahren. I. Das Admiralis U. Das R $ Admirali- taͤtsgericht b), wird taͤtsgericht. durch den Lord Admiral, und nachdem Diefe Stelle, feit dem Tode der Königin Anna, nur durch eine Commißion verfehen worden, durch einen befonders dazu beftellten Nichter, Judge of the Admiralty, ausgeuͤbt, von dem die Appeffationen, gleichwie von den Sentenzen der geift: lichen Gerichte, an den König in Chancery gehen, der folche auf eben die Weiſe, Durch Judices delegati, be; forgen b) Das Militair hat nur in Difeiplinarfachen feine eigene Gerichte, die durch die Mutiny A& beſtimmet werden. Da die Bewilligungen zu einer flehenden Ir: mee blyß von Jahr zu Jahr laufen, fo würde ſowohl diefe als die Mutiny A&, die Rriegesartifel, gefegwidrig werden, und ipſo facto aufhören, wenn fie nicht jedesmal ausdruͤcklich erneuert würden, The Court of Chevalry, die vor diefen alte Beleidigungen der Ehre befirafte,; wie das Tribunal des Mare- chaux de France, iſt jeßt cin bloßes Wapeneoliegium, Heralds Office, wo uns ter dem Prafidio des Grafen Marfchall von England, des Herzogs von Ror⸗ folk vder feines Deputirten, Familicnnachrichten bewahret und Wapın ertheis bet werben. 1445 Ueber die Juſtitz⸗ und Gerichtsverfaſſung Englands, ſorgen laͤßt. Eigentlich gehoͤrten alle auf dem Meere geſchloſſene Contrakte vor daſſelbe, da man aber ſich mög: lichſt bemuͤht Bat, die Surisdiftionen per Geifttichen ſowohl als des Admi⸗ ralitätsgerichts, einzuſchraͤnken, fo it durch eine Fiftion den Courts of Com- mon Law auch hierin eine concurriren⸗ de Aurisdiftion zugeftanden, indem fingirt wird, daß die Schliefung Des Eontrafts nicht auf dem Meere, fon: dern auf dem feiten Sande, als etwa auf der Boͤrſe in London gefcheben fey, eine Fiktion die, eben fo wenig wie alle andere durch den Gebrauch erlaubte, vom Gegentheile verneint werden darf, Was.aber ausfihlief ſend fürs. Admiralitaͤtsgericht gehört, find die Streitigkeiten Uber Loͤhnun— gen der Matrofen und alle Befchiwer: den in Difeiplinar : Sachen der ge ringern gegen die ober, imgleichen Geeräubereien, wenn daruͤber civiliter geklagt toerden folte, auch gehören in erfter Inſtanz die Confifcationen der Schiffe in Kriegszeiten bieher, von denen die Appellationen an den gehei— men Math, privy Council, gehen. Die Appellationen von den vier Admira⸗ litaͤtsgerichten in den Antillen, Fönnen ſowohl au das Admiralitaͤtsgericht, als an den geheimen Rath gebracht werden. Dies Gericht hat faſt den nemlichen Proceß wie die geiſtlichen Gerichte, und wird, gleich wie dieſe, in Dodor’s Commons gehalten. In beiden entfcheiden die Richter und nicht Geſchworne, Die fie nicht zu fanımen zu rufen vermögen, Das rö: 1446 mifche und canoniſche Recht iſt Bier in den meiften Fällen recipirt, obwohl auch die alten Seegeſetze von Oleron in dem Admiralitaͤtsgericht befolgt werden, Der Anfang des Proceffes geſchieht mit Arretirung des Beklag— ten, oder vielmehr mit deffen Cautions⸗ ſtellung die ihn noͤthigt fich vor dieſem Gerichte einzulaffen. Die Schrift die in den Courts of Commön Law De- claration, in den -Courts of Equity Bill heißt, wird hier libel genannt, Der Advocatus Fifei in den Geiſtli— chen und Admiralitaͤtsgerichten ift der Advocate general, der der beiden Rechte Doctor ift, welche Würde auf den Univerfitäten ertheilt wird. Nur die Doctores Juris die jeßt ein gefchlof: fenes Corpus ausmachen, haben das Recht in diefen Gerichten zu praktiſi— ven. Was in den Gerichten von Common Law Attorney, in denen of Equity Sollicitor , heißt, wird Hier prodtor, procurator, benannt,und diefe von den verfchiedenen Gerichtshöfen, eben fo wie die Motarien, deren Sn: firumente man bier zuläßt, ereirt. Die Sachen die vor diefe Gerichtshöfe, und die der Particufardiftrifte, deren ich bald erwähnen werde, gehören, find ſtrictiſſimæ interprerationis, und haben fih die Tribunale zu Wertminfter die Auslegung der Parlamentsacten , die ihren Sprengel betreffen, vorbehalten, II Thepri. Ich glaube, daß Hier vy Cauncil. Der Ort ift, wo ich ZI. des königlichen gebei- men Ratbs, privy Council, in fofern Suftigfachen vor denfelben gehören, VYy yy 2 er 1447 Ueber die Juſtz / und Gerichtöverfaffung Englands: 1448 erwähnen muß. Die Anzahl der Mit: glieder des geheimen Raths ift unde: ſtimmt, und hängt allein vom Willen des Königs ab, der jeden. gebornen, oder als felchen betrachteten, Engläu: der, zum privy Counfeilor ernennen kan. Diefe geheimen Raͤthe bekom— men keinen Gehalt, fuͤhren aber den Titel Right Honourable. Es ſtehen dem privy Council die Appellationen aus den Colonien, den dortigen Ad: miralitätsgerichten, aus den an der Küfte der Normandie belegenen In— fein, nebft den Sachen die Verrückte und Wahnfinnige betreffen, zu. Die Unterfuchung daruͤber geſchieht in eiz ner Committee, deren Gutachten dem Könige im geheimen Rath, zur Deei⸗ fion vorgelegt wird, Es liegt ferner dem privy Council ob, in Verbrechen gegen den Staat die Anklage zu be forgen, und den Thäter in gefänglis chen Gewahrfam zu bringen, woraus er vom Nichter frei gelaffen werden Fan, W.Com- ‚IP. Die Aufficht über miflioners of die Deiche und Ufer Sewers.. am Meere und den großen Slüffen nebft ‚deren Ev: haltung, fteht einer Commiffion zu, wovon die Glieder Commifhioners of Sewers genannt werden, die zu beftim: men haben, in welchen Maaße die Kuͤſtenbewohner zur Reparation Dies fer Deiche und Ufer beitragen follen. Die Appellationen von ihnen geben an die Kings- Bench. , V.Courof Das Bericht, he Marfhalfea: Court of Ma:fhalfea bei nannt, das in der Vorftadt von fon: don, Southwarf feine Sißungen hält. Unter dem Pröfidio des Lord Steward of the Kings Houfehold , Ober-Hof: marfchall, oder des Knight- Marfhal, die aber beide nie zugegen find, fpricht der Vorfteher des Gerichts, Steward of the Court, oder fein Deputy, in allen Civilſachen, die die Föniglichen Hofbediente unter einander betreffen, Sachen von nur einiger Wichtigkeit, werden aber gleich von hier durch den Befehl Writ, Certiorari , an die Kings- Bench, oder Common Pleas, ge zogen, VI. Die Derwaltung Judges, ‚der Yufkig in Wallis und der Grafichaft Chefter. Hier wird die Yuftiß, nach der Einrichtung Heinrichs des VII, durch 8 dazu beftimmte Rich: ter, die balbjährig ihre Circuits hals ten, verfehen. Der erfte diefer Niche ter ift der Lord Chief Juftice of Che- fter, deffen Stelle gegen 2000 Pfund betragen mag, Die übrigen 7 erhal ten zwifchen 7 und goo Pfund, Ap⸗ pellationen gehen von ihnen an die Kings-Bench. Die Proceffe in Wal: lis haben noch dag befondere, daß auf das bloße Verlangen des Klägers, ohne Anführung einiger Urfachen, die Sache in der nächften englifchen Grafſchaft durch Gefchworne ent fchieden werden muß. Cine alte Ein: richtung, die fich auf den vormals in Wallis fo ftarf herrfchenden Famiz fienbaß, und Familienfehden gründet, VO, Das VI. Welfh t i449 Ueber die Juſtitz⸗ und Gerichtöserfaffung Englands, 1450 IM. Das Bericht der Aerzoglichen Cammer von Lancafter Court ofrhe Dutchy Chamber, iſt à Court of Equity, das in den Materien fpricht, die lie: gende Gründe betreffen, fo dem Ko: nige als Herzog von Lancaſter zufte ben, wohin unter andern eine Anzahl Häufer in London, the Savoy genannt, gehört. Der Canzler des Herzog— thums, oder fein Deputirter, figen zu Recht, und das Gericht feldft wird zu Grays Inn in $ondon gehalten. Die Appellationen gehen an das Ober: haus, The Court of Chincery und die Equity fide vom Exchequer ha: ben hier concurrirende Jurisdiktion. VI. Die VII. Die Weberbleib; Ueberbleibfel fel der Counties Palatine, der Connties yon Palatio, wovon Dem Palatine. Beſihzer die Jura regalia zufamen, finden fich noch vorzüglich im Herzogthum Lancafter, dem Biß: thum Durham und der Föniglichen Freiheit von Ely, royal franchite, fo dem Bifchof daſelbſt zufteßt, wie auch nur bloß dem Namen nach, in der Grafjchaft Chefter. Der Urſprung diefer Pfalz Grafichaften, den wahr: fcheinlich die alten Grenzen veranlaß: ten, und ihre ehemaligen Rechte, ge: hoͤren nicht hieher. Der Bifchof von Durham, ob er gleich Feine Minze mehr ſchlaͤgt, hat noch die meiften Rechte beibehalten. Er ernennt den Sherifl in feiner Graffchaft,. Was allen eigenthuͤmlich bleibt, ift, daß die tandgerichte, Circuits, in den Counties VII. Das Gericht der Herzoglichen Cammer von Lanraſter. Palatine nicht zu Folge der allgemeinen unterm großen Siegel, an die Rich: ter ergangenen Commiffion gehalten werden, fondern auf befondere unter ihren eigenthuͤmlichen Siegeln erlaffe: ne Befehle. Es ift auch noch ferner ein befonders Perfonale zur Adminiz fration der Einfünfte des Königs als Befigers des Herzogehums Lancafter, und der dazu gehörigen Güter, beftellt. IX. Die IX. Die fögenannte Cinque- cnque Ports, die 5 älteften Ports, Hafen des Königreichs, Dover, Sandwich, Romney, Ha: ftings, Hythe, alle in der Graffchaft Kent, zu denen hernach noch 3 in der Grafſchaft Suffer gekommen find, Wincheliea, Rye, Seaford, die ob— wohl fie jeßt 8 ausmachen, immer noch cinque Ports heißen, ftehen uns ter ihren Mayor’s und Jurats , von der nen die Appellationen an den Lord Warden- der eingue Ports, und von diefem an Die Kings-Bench gehen. X. The X. Die Stannary Courts Stannary von Devonfbire und Courts, Corırwall. Diefe Gerich⸗ te find zum Beften der in den Zinnmi: nen toürflich arbeitenden errichtet, zu dem Ende, daß fie während der Zeit ihrer dortigen Verrichtungen, in allen Eivilfällen, Streitigkeiten über Laͤn— dereien ausgenommen, nicht, wenig: ftens in den erften Inſtanzen vor ent legene Gerichte gezogen werden Fönz nen, Die Appellationen gehen bon dem Steward an den Vice- Warden, von diefem an den Lord Warden of the Stannaries, und von bier an den Yynyz ge⸗ 1451 Weber die Juſtitz⸗ und Gerichtsverfaffung Englande. a geheimen Rath des Prinzen von Wal⸗ lis als Herzogs von Cornwall, und letztlich andas Königl. privy Council. 7 x1. Alle verfchiedene ZDiever Gerichtshoͤfe und Ju⸗ ſchiedenen IT Juris diktio⸗ risdiktionen in den nen in den Staͤdten und Flecken Staͤdten. des Reichs, gruͤnden ſich entweder auf undenklichen Beſitz, koͤnigliche Privilegien, Charters, oder Parlamentsakten, deren Form und Prärogativen von Stadt zu Stadt abweichen, die aber afle darin über einfommen, daß fie die erfte Inſtanz über ihre Bürger befißen, In vielen ift jedoch gleich vom Aufang den Ge⸗ richtshoͤfen zu Weftminfter concurri— rende Jurisdiftion vorbehalten, an die außerdem alle Appellationen von diefen Stadtgerichten geben. Die affgemeinfte Gattung diefer Stadtge⸗ richte, die fih außer London faſt in allen handelnden Städten findet, iſt die Der Courts of Confeience or requefßs, Gewiſſensgerichte, diefammtlich durch Parlamentsakten etablirt ſind. Zwei Aldermen , Rathsherrn, und 4 Buͤr—⸗ ger figen zweimal die Woche zu Gr richt, um alle Schuldfachen Die nicht Aber 40 Schilfinge betragen, funmma: riſch ohne Geſchworne zu entfcheiden. Durch die Afte, vom 23. Georgs des U., find in der Grafichafe Midd⸗ lefer wieder die Gerichte über hun⸗ derr, Hundred Courts, eingeführt worden, die wenigftens tiber jedes hun⸗ dert einmal des Monats zu Gericht figen müffen, und wo Gefchworne alle Sachen, die nicht über 40 Schil: linge betreffen, finaliter, und ohne daß fie an die Gerichtshöfe zu Weſtmin— fter gezogen werden Eönten, entfcheiden. x. Die XI. Die Berichte der Gerichte dor beiden Univerſitaͤts⸗ beiden Un: canzler zu Oxford und verftäten. Cambridge. Diefen ſteht die ausfchließende Gerichtsbarkeit über alte Etudierende und zu den Akademien gehörende Perſonen zu, die Ländereien betreffende Proceffe ausgenommen. In den Umverfitätsgerichten wird nach dem vömifchen Recht gefprochen. Die Richter find der Vice⸗Canzler, fein Deputirter, oder Affeffor, und die Ap: pellationen gehen an befonders dazu in jedem Falle von der Univerſitaͤt ernann⸗ te Delegaten, und leßtlich co che King in Chancery. m. Aus: Ich babe nunmehr die BEE a Yuftisverfaffung in Ei ‚ermimab vilfachen i jurisdiktion. — wende mich alſo zum an⸗ dern und letzten Stuͤcke, den Crimi⸗ nalgerichten. Hier werde ich zuerſt mit den Criminalgerichten allgemeiner Jurisdiktion, und dem gewoͤhnlichen Proceß ven Aufang machen, und ber nach den Proce in einigen befondern Fällen, und die Gerichte, deren Fo- rum fich nur auf gewiffe Derfonen oder Diftrifte einfchränft, berüßren, Das höchfte Criminalgericht, allge; meiner Surisdiftion, ift die Kings- Bench ‚voohin alle Eriminalia der un tern Gerichte, vor dem Spruche, durch den Befehl, Writ, Certiorari genannt, gezogen werden Eönnen, Bei weiten der größte Theil’ diefer Criminaljuris: diktion 1453 Ueber die Suftig und Gerihtäverfaffung Englands. 1454 diftion wird aber, eben fo wie in Ei: vilfällen auf der Circuits durch die 12 Richter verfehen. Das objectum Com- miſſionis bei diefen Sandgerichten ift, wie ich fehon gefagt habe, fünferfei, wovon zwei Punfte, 1) Die Commif- fion of Oyer and terminer,, zu hören und zu entfcheiden, und 2) die general gaol, jail, delivery, die Adminiſtration der Eriminaljuftig beabfichten, Durch das letzte Objekt, die allgemeine Ger fangniß- Befreiung, ſteht ven Richtern, nebft der Unterfuchung der Gefäng: niffe und der Art der Behandlung in denſelben, die Befreiung aller unrecht: mäßig inhaftirten Perfonen zu. In den meiften Fällen und Gegenden ift der Proceß nach der Arretirung in 6 Monaten, in London und Middlefer, fogar in 3 Monaten, geendigt, und auf das längfte Fan er in den nörds lichften Theilen des Reichs ein Fahr bis zur Entſcheidung dauren. Der in England reci: pirte Criminalproceß iſt durchaus der proceflus Accufitorius, wo entweder jeder ex populo, der denn auch die Koften trägt, oder der Fifeal der Krone, Anklaͤger ift, den Fall ausgenommen, wenn leß: terer fein Amt vernachläßigen folte, 100 es alsdann Der grand Jary in jeder Graffchaft erlaubt wäre, über das Ver: brechen zu inguiriren. Wenn ein Ber: brechen begangen ift, wo man ftarke Criminal⸗ proceß. Urſache hat den Thaͤter zu vermuthen, ſo verfuͤgt ſich der Anklaͤger zu einem Friedensrichter, und bittet um einen Befehl, a fpecial Warrant, die be: nannte Perfon c) einzuziehen, der ihm ertheilt werden muß, wenn er eidlich erhärtet, daß das Verbrechen würf: lich begangen worden, und einige Grade von Wahrfcheinfichfeit vor: bringen Fon, die die angeflagte Per: fon der That verdächtig machen, Ein fpecial Warrant von der Kings-Bench gilt Durchs ganze Reich, der aber ei: nes Friedensrichter muß von einem andern, in deffen Grafſchaft er aus: geübt werden fol, indorfirt werden. Ohne einen folchen Warrant Ean ich freilich einen jeden, in feinem Haufe ausgenommen, in Verhaft nehmen, aber nur auf meine Gefahr, indem ich alsdenn, wenn ich ihm nicht der That zuüberführen vermag, der ſchwe⸗ ren Anklage von Afault und falle im- prifonement ausgefeßt bin, fir die mic) jeder rechtmäßige und: genaue Warrant fichert, der aber fo pünktlich und beſtimmt feyn muß, daß als ein: ftens ein Baronet in einem folchen Warrant nur Ritter fehlechtweg ge nannt wurde, und feine Leute, um ihn zu befreien, im Auflaufe den Ger richtsdiener erfchlugen, dieſes, weil der Warrant ungültig war, nur als ein Todtſchlag, manfiaughrer, und nicht zugleich als eine Auflehnung ge⸗ c) Die Perſon muß ausdruͤcklich in dem Befehle benannt ſeyn, ſeitdem General Warrants, Befehle die unbenannteu Thaͤter eines gewiſſens Verbrechens ge fangen zu nehmen , die forft die Etnatsferretarien zu ertheilen pflegten, durch den Parlamentsſchluß vom 22" April 1766 für geſetzwidrig erflärt find. 1455 Ueber die Juftig und Gerichtsverfaffung Englands. 1456 gegen obrigfeitliche Befehle, und als Vergreifung an die Perſon, welche fie erecutiren folte, angefehen wurde. Wenn einer feftgemacht ift, fo wird er vor einen Friedensrichter gebracht, der nach einem ſummariſchen Berbör, was protocollirt wird, wobei zumeilen auch Zeugen kuͤrzlich abgehört wer— den, den Inquiſiten entweder voͤllig in Freiheit ſetzt, oder ihn gegen Cau⸗ tion losgiebt, die faſt in den meiften Fällen, CapitaleBerbrechen und cin ge andere ausgenommen, verjtattet wird, deren Betrag aber lediglich vom Gutduͤnken des Richters abhängt, foeil die Gefege weiter nichts darüber beftimmen, als daß teine zu große Eaution, no exceflive bail, verlangt werden folle. Won der Bertimmung der Friedensrichter uͤber Die Caution, kan an die Kings Bench appellirt wer— den, wenn der Beklagte keine Caution ſtellen kan, oder ſein Verbrechen ihm dieſes nicht verſtattet, ſo wird er vom Richter durch einen Befehl an den Gefangenwaͤrter, Mittimus genannt, ins Gefangniß geſchickt. Daß jeder in Verhaft genommen, bald nachdem et arretirt worden, vor den gehörigen Michter gebracht werden muß, iſt durch die beruͤhmte Habeas Corpus Ade unter Cart dem IL, beſtimmt und feftgefegt worden. Habeas Jeder, der Jemanden Corpus Ad, gefangen nimt, muß Dies fen fogleich vor den Rich: ter führen, und dem Gefangenen, 6 Stunden, nachdem er arretirt Mor den, auf fein, oder feiner Freunde Verlangen, eine Copei des Warrants, durch welchen die Einziehung befoh— len, mittheilen. Wird eins von beiz den verfäuntt, fo Fan um ein Writ of Habeas Corpus beim Canzler oder eis nem der 12 MNichter geberen werden, wodurch im Namen des Königs dem Untertban, der einen andern in ge— faͤnglicher Gewahrfam hält, aufgeges ben wird, diefen, in den meit entle genen Provinzen aufs fpätefte in 20 Tagen vor einen der Nichter, benebft der Anzeige, des Tages und der Ur: fache der Gefangennehmung, zu brins gen. Der Richter der cin Habeas Corpus verweigern, oder derjenige der dem Gefangenen Feine Copei des Warrants eetheilen wolte, wuͤrde höchft ſtraffaͤllig feyn, und die fo einem Ge fangenen nach Schottland, oder jen: feit des Meers, fehiefen felten, Te benslängliche Gefingnißftrafen, nebft Eonfifeation ihres Vermögens, zu ge warten haben, ohne daß ihnen eitte Fönigliche DBegnadigung zu ſtatten kommen koͤnte. Der Schluß folgt Fünftig. S EEE ELLE BIT TR A DT ER BEE TR SEE ꝙ2tes Stuͤck. Freitag, den 18ten November 1785. Leber die Juſtitz⸗ und Gerichtsverfaſſung Englands, vom Geheimen Caunzleiſecketair Brandes. (Schluß.) achdem einer in gefaͤnglicher Haft behalten oder gegen Cau⸗ tion losgelaffen worden, fo wird dem Unfläger aufgegeben, die Sache zu verfolgen, bound over to General; profecure, Im gewöhnen Inquiſition lichen Criminalproceß ift durch den nun der erfte Schritt eine Grand Jury. Anklage vor der Grand Jury jeder Grafſchaft. Beim Anfang der Commiffion von Oyer und termi- ner, die, wie gefagt, ein Hauptobjeft der Circuits ausmacht, Font es dem Sherifl zu, 24 der angefehenften Land: eigenthuͤmer feines Diſtrikts, worin ans jedem hundert fich einer befinden muß, zur General⸗Inquiſition aller Ge⸗ fangenen zu praͤſentiren. Von dieſen 24 muͤſſen wenigſtens 12, und nicht mehr wie 23 aufgeſchworen werden a), dig denn die Grand Jury ausmachen, die auch bei den Courts of quarter Sef- fions, die ich hernach berühren werde, a) Gewöhnlich pflegen es 17 zu feyn. eingeführt ind, weil zu feiner Special: Inquiſition, mit einer Ausnahme, die unten vorfommen wird, gefchritten werden Fan, bevor Die Grand Jury nicht erklärt hat, daß dazu Binlanglicher Ver: dacht vorhanden fen. Der Richter ers zahle ihnen alfe Fälle die vorkanden find, worauf die Grand Jury fie nach der Reihe durchnimt. Es werden ihr alle Ünflagen, indi Aments, genannt, vor: gelegt, die aufs pänftlichfte wörtlich und: genau feyn müffen, wenn fenicht verworfen werben follen, worauf fie die Zeugen und Gründe, die der Anklaͤger vorzubringen bat, anhören, den Ber Elagten hören fie nicht, der alfo auch nichtgegenwärtig zu ſeyn braucht, weil fie bloß beſtimmen follen, ob Urſachen genug zu einer Special: Snauifition zu fhreiten, vorhanden find. Sind 12 der Meinung b), fo präfentiren fie Die ih⸗ nen vorgelegte Auflage, inditement, an den Richter, Wenn aber die Grand 3333 Jury b) Es muͤſſen immer-12 der Meinung feyn, auch wenn Die Grand Jury nur aus 12 Derfonen Defichen folte. 1459 Weber die Juſtitz⸗ und Gerichtsverfaffung Englands. Jury den Beflagten von der Special: Inquiſition abfolvirt, entweder weil die Gründe ihnen nicht hinlaͤnglich ger fehienen,oder in den nothmwendigen For: malitäten der Anklage ein Verftoß vor: gegangen, wohin felbit Schreibfehler gerechnet werden c), fo fleht es beim Richter die General Inquifition noch einmal durch die nächte Grand Jury vornehmen zu laffen, Die Anklagen, wenn fie ſchon von Privarperfonen ger fchehen, werden doch alfe im Namen der Krone geführt. Solte aber gegen notorifehe Verbrecher weder der Fifcal noch einer ex populo auftreten, fo koͤmt es der Grand Jury zu, gegen fie ohne Anklage zu inquiriren, und um den Thäter zu entdecfen, werden in allen wichtigen Fällen Belohnungen vom Könige oder den Magiftratsperfonen 1460 ausgelobet. Der Regel nach foll jeder Verbrecher, jedoch mit Ausnahmen, in der Grafſchaft, wo die That began- gen worden, gerichtet werden. Wenn dieGrand Jury für eine Special - Inquifition entfehieden hat, fo wird der Gefangene vorgefordert und be: fragt: ober der Anklage geftändig fey odernicht? (ifhe is quilty or not oſ the charge ?) Sagt erja, guilty, ohne mei: ter zu feiner Entſchuldigung etwas anz zuführen, fo erfennen Die Richter, was- das Geſetz fpricht, wenn er nicht eine Begnadigung des Königs vorzeigen fan, die zuweilen auch vor dem Pros ceſſe ertheilt wird. Antwortet eraber mit Nein, nor gui'ty, fo müffen Ge ſchworene darüber erfennen c), wor⸗ auf der Unfläger cul prit fagt, pret a e Special⸗ Inquſition. ) Alte dieſe Arten von Verſehen werden in der Rechtsſprache a Flaw genannt. d) Wenn er filte ſchweigt, fo wird dies als ein Bekenntniß des Verbrechens ange nommen. In ſehr alten Zeiten trat alsdenn eine ganz eigene Art vun Tortur tin, peine forre & dure genannt; wo man dem verftockten Beklagten , dach und nad), fo viele Gewichte auflegte, bis er Darunter zu Tode arprept wurde, oder fein hartnaͤckiges Stillſchweigen brach. Diefe Tortur iff jedoch ſeit mehreren Jahrhunderten ganz außerm Gebrauch, und obgleich unter dır vorigen Regie— rung in der vom Parlamente binannten Unterfuhungs:-Commifion gegen Sir Robert Walpoie, ala ein Elerf gar nicht antworten wolte, ihrer Erwahnungge- ° ſchah, fo würden die Nichter deren Gebrauch jet Doch gewiß nicht verffatten, zu: mal da man angenommen hat, daß ein Stillfehweiger pro Confeflo & convito zu halten ſeh. Sonſt wiffen befanntlich, die englifchen Gefege nichts von der Tortur, objchon unter der Negierung Heinrichs des VI. von den Herzogen von Ereter und Suffolf ein miögerathener Verſuch za ihrer Einführung gemacht Wurde, weswegen dies Inſtrument den Namen der Tochter des Herzogs von Exe— ' ter bekam. Der letzte Vorſchlag fich ihrer zu bedienen, geſchah unter der Ne gierung Carls des I: als, der Mörder des Herzogs von Burfingham, Felton, vor dem koͤniglichen Geheimen Nath eraminirt wurde, von dem damaligen Biſchof Land, dem Felton bei dieſer Gelegenheit antwortiter wenn ihr das thut, wir weis ob ich alsdenn nicht euch, Mylord Bifchof oder einen andern von den ge⸗ genwärtiaen Geheimen Näthen als meinen Mitfehuldigen anflage? Allein, der Antrag Lands ward einſtimmig verworfen. Die englifchen Nechtsgelchrren find ——— 1461 le prouver coupable, woraus man aber jetzt in der Mbbreviatur auch ein Ey: nonim fuͤr Inquifit gemacht bat, zu: hzaͤchſt befräge der Richter den Beklag: fen: Durch wen er gerichtet zu ſeyn wuͤnſcht? der darauf by God and hy my Comtry, durch Gott und mein Ba: terfand, der Formel gemäß, zu antwor⸗ ten pflegt. Allen wirklich inbaftirten wird gewöhnlich gleich, nachdem die Grand Jury die Special : Iinquifition erkant hat, der Proceß gemacht, aus: ‚genommen, toenn die Zeugen von beis den Seiten nicht gegenwärtig feyn fol; ten, wo er bis zum naͤchſten Circuit, als dem feßten Termin, verfcehoben werden Fan. Alle gegen Eaution fosgelaffene werden aber gewöhnlich bis zur naͤch⸗ ften Sißung ausgefeßt. je Die Special: Inquift Urtheil . —— durch Ge tion wird geführt in er: ſchwotene in genwart einer Jury von Criminal: 12 Perfonen, die nach fällen. Endigung des Zeugenver: börs und Anfuͤhrung alles defjen was derBeflagte zu feiner Entfehuldigung fagen Fan, das Urtheil fällen e). Alle erlaubte Recufationen der Gefchwore: ren in Civilſachen, find auch hier ver; ſtattet, wozu noch die Borrechte kom⸗ men, dag allen Inquiſiten frei fteht 20 Uber die Juſtitz ⸗ und Gerichtsverfaſſung Englands. 1462 Jurors, ohne Anfuͤhrung irgend einer Urſache, zu verwerfen. Ein Privilegium was die, fo Hoc: verraths halber angeflagtfind, bis auf 35 Perfonen ertendiren Fönnen. Die Jury in Eriminalfällen wird auf den Gireuits, gleich denen in Eivilfachen, für die ganze Seffion ernannt. In London wo die Commiffion of oyer and terminer für die Stadt und Graf ſchaft Middleſer, in einem Gebäude was the old Bailey heißt und zunächft an dem Hauptgefaͤngniß Newgate liegt, von zwei der zwoͤlf Richter, mit Zugier bung des Recorder, Syndicus, der Stadt London gehalten wird, find je desmal zwei Jurys, eine für die Stadt und die andere fiir die ®raffchaft Midd⸗ leſexr. Die Führung des Criminal: proceffes ift, gleichwie die im Civilpro⸗ ceß, Öffentlich und während der Gefan⸗ genfchaft, im Hochverrath ausgenom: men, ift jedem der Zutrit zu den In— quifiten verſtattet. Im Hochverratk und in allen quzftionibus Juris, Eönnen die Beklagten Adoofaten, wenn fie wol: len, von Rechtswegen verlangen. In den übrigen Fällen hängt es aber von der Diferetion der Richter ab, ihnen folche zu gewähren, die es jedoch faft nie verfagen werden Bon beiden Sei: 3333 2 gen auch noch außerordentlich Dagegen eingenommen, und führen deswegen die Stelle aus dem Cicero, pro Sulla $. 28. an: moderatur Natura cujusque tum animi tum corporis, regit quelitor. Tamen illa tormenta gubernat dolor, Flectit libido, corrumpit fpes, infirmat metus; ut in tot rerum angulis nihil veri- tati loci relinquatur. e) Diefes ift in Magna Carta Henrici IM. feftgefeßt, 100 es Im 29, Eapitel heißt: Nul- lus liber homo capiarur, vel imprifonetur, aut exulit, aut alio aliguo mode deltruatur, nifi per legale judicium parium ſuorum vel per legem teıre. 1463 Ubber die Juſtitz / und Gerichtsverfaffing Englands. 1464 ten werden Zeugen abgebört, die for wohl vom Inquiſiten als feinen Advo⸗ Faten, dem Richter und dem Anklaͤger befragt werden. Mach Endigung des Verhoͤrs, hält der Richter, gleich wie in Givilfachen, eine kurze Rede an Die Jury, die die Hauptpunkte der Ausſagen, die er fi) vie fievorfommen aufnotirt, und feine eigene Meinung enthält, Zwei unver werfliche Zeugen, die genug ausſagen, find hinlänglich den Beklagten des Verbrechens zu überführen, wenn er nicht das Alibi beweiſen Fan f). Ein Mitſchuldiger wird als Zeuge, Kings evidence ‚„ zugelaffen,, und erhält Be gnadigung, Hochverratb und Mord ausgenommen, wenn er zwei Complis cen angeben Fan. Die Entfcheidung durch die Geſchworenen, ift völlig eben fo wie in Civilfaͤllen, auch bier muͤſſen fie einftimmig das Urtheil fällen, auch bier Eönnen fie a Special, oder a gene- ral Verdi geben, und fie find Richter, fowohl über das Fadum, ob einer die That begangen habe, als das panftum Juris, ob fie den Gefeßen zuwider fen. Gewöhnlich heißt das Urtheil: Schulz dig , vder Nicht-Schuldig, guilty, or nor guiley, und das geht alsdenn auf die ganze Anklage, worin immer gefagt wird, dag Inquiſit dieſe oder jene That Begangen habe, die den Ge fegen nad) ein Verbrechen fen, und ift folglich hinlaͤnglich. Beſtimmt die Jury nur aber in ihrem Urtheil den ex: ften Punkt, daß Beflagter die That begangen babe, ohne über den zweiten etwas hinzuzuſetzen, fo finder Feine Strafe ſtatt. Dies war der Fall beim Proceß des Buchdruckers Woodfall, der den ſchaͤndlichen Brief an den Koͤ— nig, deffen Berfafferunter dom Namen von Junius bekant if, gedruckt hatte; Hier bieß das Urtheil: gurley of pu= blisbing and printing, only, nur ſchul⸗ dig des Druckens und Publicirens, und noch neulich in der Sache des Dechant von Et. Aſaph. Die Jury braucht fich aber in Sriminalfällen nicht allein an die im Gerichte vorgebrachten Bez weiſe zu binden, fondern die Geſchwo— renen Eönnen ihr Urtheil auch nach dem was fie etwa außergerichtlich gegen den Charafter der Zeugen, oder Pankte der Ausfagen, wiflen, einrichten g). Auch koͤnnen fie den Echuldigen der Gnade des Königs empfehlen, Wenn der vor fißende F) Sch bin felbft beim Proceffe zweier bemittelter Buͤrger, wovon der eine ein ange: fehenes Wirthshaus zu Kentiſhtown, nicht weit von London, bielt , zugegen ge weſen, die von Eir Thomas Daveuport, einem Parlamentsgliede und Kings- Sergeant, des Straßenraubs angeflagt waren. Sir Thomas, fein Kutſcher und fein Bedienter ſchworen, daß beide die Thäter wären , und wahrſcheinlich wuͤr⸗ den fie das Leben werloren haber , wenn fie nicht das Alibi hätten beweiſen Fön; nen. Der Nichter, Sir Beaumont Hotham , hielt bei dirfer Gelegenheit eine fehr paffende Nede an die Jury über die Trüglichkeit dermenfchlichen Urtheile, Einige Wochen nachher ward ein Dieb gerichtet, der vor feinem Ende auch dig: fen Raub befante. g) Lord Chief Juftice Hale Hiftory of the Common-Law.ofEngland Ch, 12. $. I, : ad65 Ueber die Juſtitz ⸗ und Gerihtsverfaffung Englands. 1466 fißende Nichter der Kings- Bench an: zeigt, dag feiner Meinung nad) die Jury gegen die Zeugen⸗Ausſage das Urtheil gefälfer babe, fo Fan vom Inquiſtten ein Arrelt:of Judgment verlangt, und von der Kings-Bench ein neuer Proceß angeorönet werden. Hievon find haͤu⸗ fige Beiſpiele vorhanden, aber «8 fin: det fich Feines, Daß diefes geſchehen fey, wenn der Beklagte gegen den Anfchein er Ausſagen abſolvirt worden. Gonft kan uͤberhaupt keinem wegen des nem⸗ lichen Verbrechens, zweimal der Pro: ceß gemacht werden. Um die Vollziehung des Urtheils abzuwenden, giebt es in den englifchen Rechten fir gewiffe Verbrechen ein Hülfsmittel, benefit ofthe Clergy, pri- vilegium clericale genannt. Diefe aus dem Anfänge des Mittelalters herruͤh⸗ rende, Begänftigung der Geiſtlichkeit in Eleineren Berbrechen, petty felonies and larcenies , geringeren Diebſtaͤh— len ze. worauf den ftrengen Gefegen nach der Tod beftimmt war, wurde herz nachmals auf alle, die leſen Fonten, mo: von fie im Gerichte eine Probe ablegen mußten, ausgedehnt, zunächit auch auf Weiber gezogen, von der Königin Anz ne aber allen Berbrechern der Öattung, ohne Linterfchied der Perfonen, mitge; theilt, jedoch mit der Bedingung, das jeder in feinem Leben nur einmal zu deffen Gebrauch berechtigt ſeyn folte, wuͤrklich ordinirte Geiftliche, Pairs des Reichs, und ihre Gemablinnen, Benefit o£ the Clergy. h) Die Querela nullitatis wird in England tionen begriffen. ‚genießen noch jeßt des Vorrechts in feiner ganzen Stärke, da fie weder gez brandmarket werden, nach einer poena extraordinaria unterworfen find, Die von den Richtern allen übrigen Ber: brechern, die fich nach gefprochenem Urtheil auf dies beneficium berufen, zuerkant wird, und, außerdem Brand: male, in einer Transportation oder Zuchthausftrafe, die beide durch die Geſetze auf eine gewiffe Anzahl Sabre eingefchränft find, befteht. Appeliaz tionen haben in Criminalfaͤllen nur in dem Falle ftatt, wenn Nullitäten in der Fuͤhrung des Proceffes vorgefallen ſeyn folten h), und gehen: diefe-von den Sentenzen der Lintergerichte an die Kings -Bench, und von diefer an das Oberhaus. Auch Fan jeder Richter eis nen Aufſchub der&recution,areprieve, - ertheilen, wenn er glaubt, daß einneuer Proceß vor fih geben muß, und im Proceffe ſelbſt Fan er, wenn foiche Fra: gen aus den Geſetzen vorfommen, über die er feine Meinung nicht allein zu fagen fich gettauet, das Verfahren ab: brechen, um Die der übrigen Nichter einzubolen. ba Die in England ge Todesfirafen. braͤuchliche Todesftrafe, faft die einzige von der die Geſetze wiffen, ifi der Strang. Mör: der werden auf die Anatomie geliefert. Im Hochverrath find die des Verbre— chens fihuldige Lords bisher enthaup: tet, die übrigen Verbrecher diefer Art aber gleichfalls gehängt worden. Die 33333 Stra, mit unter der Definition der Appella- 1467 Weber die Suftig- und Gerichtsoerfaffung Englands. 1468 Strafe, die ihnen die Öefeße zu erfen nen, ift der Galgen, aber mit dem Zur faße, daß fie, ehe fie erſtickt find, leben: dig herunter geſchnitten, ihnen der teib aufgeriffen, Herz und Eingeweide her: aus genommen, das erfte um die Dh: ten gefchlagen, und fie denn geviertheilt werden follen. Auch follen die Weiber, die fih des Hochverraths theilbaftig machen, Iebendig verbrannt werden, aber das ift alles außer Gebrauch und wird jegt nur an dem todten Körper vollzogen. In London find jetzt alle Erecutionen , ‚die fonft vor der Stadt zu Tyburn waren, vor dem Gefäng: niffe Newgate, um die ehemals vorge fallenen Unordnungen zu verbüten, Hochverraͤther, die man im Tower ge fänglich bewahrt, werden nabe Dabei, anfeinee Anhöhe, Tower Hill genannt, hingerichtet. Die Epecution aller Sentenzen ſteht dem Sheriff zu. Dem Koͤnige, als der gnadigungs: Duelle aller Ehre, aller reht. Gnade, gehört das unbe: zweifelte Recht der Begnadigung, wel: ches er jedem, vor oder nach dem Pro: ceß ertheilen Fan, Bon diefen Begna: Digungen, die immer mit dem großen Dom De Siegel verfihen ſeyn muͤſſen, ſind jedoch ausgenommen, a) diejenigen die einen Ger fangenen um dieHabeasCorousAdte zu vereis teln,nadh Schoöttland, oder jenſeit des Meers fenden, b) alle, die vom Unterhaufe ange Elagt, impeach’d, werden, ehe ihnen der Proceß gemacht worden, und denn fan <) der König nicht von der Satisfa&tione pri- vata, wenn darauf geklagt worden, befreien, eben ſo wenig als er d) den Verbrecher begnadigen Fan, fu lange dag Verbrechen fortdauret 3. B. wenn einer gewaltſamer Weile fih in den Beſitz unrcchtmäßiger Guͤ⸗ ter geſetzt hätte. - Außer der Begnadigung fteht anch noch dem König der Aufichub der Strafe, reprieve, zu, die font gewöhnlich bald dem Urtheil zu folgen pflegt. Der König Fan auch das Urtheil mildern, je doch muß der Verbrecher felbit damit zus frieden ſeyn D. Beſond ere Dies iſt die gewöhnliche Art are des Eriminal-Procefles, und — feine Beendigung Durch Volle ſtreckung des Urtheils oder Begnadigung, ich werde jeft einiger Aus— nahmen oder befonvderer Arten des Procefs feg , erwähnen. Obgleich in den meiften Sachen che man zu einer Special » Jngquis fition fehreiten darf, die General ⸗In quiſi⸗ tion von einer grand Jury, gefuͤhrt werden muß, fo giebt es doch durch Die Geſetze ber ffimmte Fälle, mo gleich mit der Specials Snquifition derAnfang gemacht werden Fan. Die Verbrechen ‚wo diefes erlaubt ift, muͤſſen notoriſch feyn, und feine Lebensſtrafe nad) By Infor- mation. i) Eir Edward Eofe und Sir Matthew Hale zweifelten, ob dem Negenten dieſe Macht auch in den Urtheilen auf Auflagen des Unterhaufes, impeachments, zu⸗ fiehe, und als unter Carl dem II. Cord Stafford ein Opfer des Partheigeiſtes werden folte, wurde im Unterhaufe, wie man erfuhr, daß der König den grau— ſamen Theil der Sentenz des Hochverraths erlafen habe, auf Veranſtaltung des Lord Muffels, wie man glaubte, über die Rechtmaͤßigkeit diefer Begnadigung, geftritten, die hingegen von den Lords zugelaffen wurde. Als einige Jahre dars auf Lord Ruffel, Hochverraths halber verurtheilt ward, ſagte Carl der Il. lachend indem er ihm den graufamen Theil der Sentenz erließ: Er foll jegt fühlen, daß’ ich die Macht beſihe, die er mir.bei gert wiffen wolte. der Hinrichtung des Lord. Stafford verwei⸗ 1469 Ueber die Fuffig: und Gerichtsverfaffung Englande. 1470 nach ſich zichen , dahin "gehören Aufläufe, Yasquiflerc. und diefe Artzu verfahren wird Information, Anzeige, genannt. Es zeigt nemlich, entweder der. Attorney General ex Officio, alle Verbrechen diefer Art, die das Bin abzwecken Unruhen im Reiche zu ſtiften, der Kings- Bench an, over es Fan ſolches auch von einer Parthei durch den Maiter of the Crown Office in diefem Gerichte ge: fiH:hen , von dem denn, nach vorgängiger Prüfung der Sache, eine Heine, petit, Jury jur Special» Inquifition and Faͤllung des Urtheils auf die gewöhnliche Weiſe, beſtellt wird. Rebſt diefer Art zu verfahren, by Infor- mation, giebt es noch eine andere, bey Ar- tachment genannt, vie die beiden Parlamentshäufer,die vier Gerichtshöfe zu Weſt— minfter, and das Admiralitätsgericht , in allen Fällen gegen folche Perſonen gebrau— then Fonnen, die die dem Gerichte ſchuldige Achtung bintangefegt haben , als Advoia- ten, Partheien, Zeugen ıc. Auch koͤmt es ihnen zu auf gleiche Art die Verfehen der Unterrichter und Gerichtsbediente wegen Ungehorlams gegen die Dbergerichte vder begangener Fehler in Adminiftration ver ftig, zu ahnden, die in einer Gefaͤngniß— rate, nach Gutduͤnken des Gerichtshofts, ohne Urtbeilsiprud von Geſchworenen, be: ficht. Bei diefer Art zu verfahren ift der Meinigungseid erlaudt, hingegen Fan die Kings-Bench feine ſolche mit Gefängniß be: legte Berfonen, gegen Kautivn eines zukuͤnf⸗ tigen Wohlverhaltins losgeben. Sch komme nunmehr zum legten Stücke der SriminaBerfaffnag, den Gerichten die ſich auf gewiſſe Perfonen oder Diſtrikte eins Criminal⸗ Schränken, und mache hier bil Jurisdifrion fig den Anfang mit dem “ — Gberhauſe, was außer den JENES Appellationen von Rutlitäten in Eriminalfällen, vie fehr felten voriom: men, die Crimigaljnrisdiktion über feine ei⸗ gene lieder und deren Frauen, ausübt K). zu dieſem Endzwecke wird immer, pro tem- pore ein Lord High Steward vom Könige ernannt, welches aewöhntich der Canzler zu feyn pflegt, und das Gericht felbft, in Welt- minfter Hall, der alsdann dazu eingerichtet wird, gehalten. Hiezu müflen alle Lords 20 Tage vor Anfang des Proccffes. citirt werden. Sie vertreten bier die Stelle der Geſchworenen, und die Mehrheit der Stim— men entfcheidet 1). Die Bifchöfe entfernen ſich ſaͤmmtlich bei Capital: Verbrechen, ebe das Urtheil gefprochen wird, nach ver alten Gewohnheit, wo die Heiftlichen nicht zu Blut faßen m), jedoch geben fie jedesmal eine Proteſtation ein, worin fie fich ihr echt vorbehalten. Die Witwe eines Pairs, Die unter ihrem Stande heirathet, behältzwar den Titel bei, verliert aber das Forums Naͤchſtdem richten die Lords faſt auf die nem⸗ liche Weife, über alle Anflagen des Unters haufes, impeachments, genannt. Dies hat ftatt in allen Berbrechen gegen den Staat; von hoben und wichtigen Perfonen, Die viel⸗ teicht der gewöhnliche Richter nicht beftras fen fonte. Hier find die Commons, ats Re: präfentanten des Volks, Ankläger und feine Begnadigung darf vor dem Proceffe geges ben werden. Sonft ift es auch noch beiden Häufern, by the omniporence of parlia- ment, wie Blackſtone fagr, erlaubt, gewiß: fen Perſonen durch bills of paıns and pe- nalties pro re nata den Proceß zu machen m), wozu aber allemal sin neues Geſetz erfordert wird 0). Dem k) Rinder und Geſinde der Pairs-Haben nicht das Forum der Aeltern und der Herrfchaft. 1) Der legte Sul war der 1776 entſchiedene Proceß der Herzogin von Kingſton, dig wegen Bigamie angeflaat wurde, m) Die Regel, eccleſia nen fitit fanguinem, liegt Hiebei zum Grunde, n) Dies war z. 8. die Art des Verfahrens gegen Eir Thomas Numbold. o) Auch koͤnnen Beide Parlamenthaͤuſer, Vergehungen gegen fie, wie ich fon oben gelagt Habe, durch eine von ihrem Gatdünken abhängende, Gefaͤngnißſtrafe ahn: Den 1471 Weber die Sufligzund Gerichtsverfaſſung Enolande; 1472 iminal⸗ Dem Admiralitätsge⸗— Sen richt fteht die Eriminatiuftig des Admirali⸗ über aleVerbrechen, die auf tats⸗Gerichts. dem Meere, oder auf Schif⸗ fen in Häfen , vorfallen, zu. ine grand Jury führt die General : Ingnifition, und eine Eleine Jury fpricht das Lirtheil. Der Canzler ernennt die Nichter, und pfleat er gewöhnlich dem Admiralitätsrichter, einen Doctor des roͤmiſchen Rechts und zween Richter von Weſtminſter beizuordnen. Außer den Circuits werden Courts of er quarter noch in jeder Grafſchaft vier⸗ Seſſions. teljaͤhrige Gerichte, Courts of quarter Seffons, vor zwei Friedensrichtern gehalten. Benebſt der Oberaufſicht über Boliceianftalten,als die Befferung der Land; firaßen , Berpflegung der Armen, Hegezei⸗ ten, Bedienten Lohn ze. erfennen fie über alle Verbrechen die das beneftt of the Clerg zulaſſen. Alle ſchwierige Materien diefer rt, werden aber fürdie Circuits aufbehals ten. Der König ernennt den Bewahrer der Urtheilsfprüche, Keeper of the records, Cuftos rotulorum, in den Sraffchaften. Eine Stelle, die immer von den erften Per: fonen des Reichs bekleidet, und gewöhnlich mit der des Lord Lieutenint verbunden wird. Auch werden in allen Städten quar- ter Sefions zu denfelbigem Endzweck gehal; ten, aber alle Sachen koͤnnen aus den quar- ter Seflions der Städte fowohl als der Graf fehaften an die Kings- Bench gezogen wer: den. Die beiden Univerfitäten haben auch die Criminal-Jurisdiktion hber-die uns fer ihnen fichenden Perfonen, deren Aus— bung ihrem HighSteward zufoͤmt, und die Zoll⸗ und Acciſecollegia, Bords of Cufloms and Exciſe, beſtrafen, ohne. Geſchworene, alle Betruͤgereien gegen Zoll: und Kicentge ſetze. Dies ift das wichtigfle über die Ads ininifration der engliſchen Eriminaljufig, was ich nothivendig berühren mußte, ich babe ſchon oben gefagt, IB in allen Crimi— nalfachen weder Fiktionen erlaubt ſeyn, noch) Equity eintreten koͤnnen. Der Urſprung der Hanpttheile des enge lifchen Rechts, verliert fich meiftens im hoͤch⸗ fien Alterthum. Aechte brittifche Gewohn⸗ heiten findet man noch am meiſten in Kent, wozu das beruͤhrte Gavelkınd gehört. Die Sachſen, Dänen ımd Picten haben ſehr vie⸗ le Veränderungen, durd) ihre Eroberungen hervorgebracht. Don den erften rührt als lem Anfchen nad) der Urſprung des Parla— ments, durch die Witrensgemote, her. Rs nig Alfred machte die Einteilung in Zeh— ne und Hunderte, vielleicht auch die in Graf: ſchaften. Nach der Eroberung durch die Normaͤnner, wurden Die gaflihen Sachen und Perſonen, dem weltlichen Arm entzo⸗— gen, und einene Gerichte für fie angeordnef, Das Fendalſyſtem ward eingeführt, und die Grafichaftsgerichte, ſuchte man zu erniedris gen, um Die Aula regis eınpor zu bringen. Durch die Magna'Carta König Johanns, und die darauf folgende Heinrichs ‚des IIE, wurden die Hauptlinien der jegigen Juſtitz⸗ verfaffung entivorfen, oder was ſchon Ges wohnheit war, als der Proceß durch Ges fohworene, ausdrücklich befiimmt. Eduard der I. machte fehr viele Berbefferungen, fo» wohl in den Gefegen als der Form der Aus ſtitz, die meiftens durd) ihn in. den Gang gebracht wurde, in. den fiefich noch heutiges Tages befindet. Das berühmte Starurum, | de tallagio non concedendo, wodurch der König fih anheifchig machte Feine eigen: mächtige Abgaben von feinen Unterthanen zu fordern, gab auch er. Unter Heinrich dem VII. erlitten fowoHl Gefere als Ber faffung viele Veränderungen, unter denen die vornchmfte die war, daß den Fönigli: chen PBrociamationen, in allen Stuͤcken ge; fegliche Kraft beigelegt wurde. Unter fei- nom Sohne Eduard dem VI. ward. Ddiefes wiederrufen, und unter ihm, und noch mehr unter der Königin Elifabeth, der Zuſtand der Kirche, meift fo, wieer jetzt ift, fefiger ſetzt, und in der Regierung Carls des Il. end: lich, alle Ucberbleibfel des Feudalſyſtems vertilgt, fo wie Die Habeas Corpus Acte in ihrer gegenwärtigen Gefialt eingeführt. den, was vom Unterhauſe in Sachen die Parlamentswahlen betreffend, ziemlich oft geſchehen if, ohne daß folche inbaftirte Perfonen, während der Sitzung des Parlaments, von der Kings-Beneh lösgelaffen werden Fönnen. u EEE EEE STE RLEEEEEEE - 6473 st 1474 ANNE ches RS Maga. EB CL Fauna Montag, den zıfen HAovember * Die neue Inſel. Meine Träume gehören dem SHERL nicht! riedr. Zeop, Sr. zu Srelerg ' Meinen Eichen in €. gewiomet, die die Namensunterſchrift na den Regeln der Runft vom zt " Aınguft 8.3. 30 entgiffers willen, Se einem der ſchoͤnſten Thater — liegt die kleine Stadt worin 0 ich ſeit vielen Jahren lebe. Auf einer Seite begraͤnzen es ſteile fruchtbare Berge; auf der andern die nn eines ſchiff baren Stro⸗ mes. Maleriſcher Fan Feine Ausſicht ſeyn, als von diefen Bergen hinunter in die weite Ebene, auf die blühenden Wiefen, die reichen Aecker, das golde⸗ HM fer, im deren Mitte" die vorhen Dächer und der ſchwarzblaue Sie ferthurm aus den Gipfeln dickbelaub⸗ ter Bäume fo laͤndlich empor fleigen. Einer der Berge, auf dem vormals ein Schloß geftanden hat, beißt noch jetzt davon der Schloßberg, Etliche Ueberbleibſel gemauerter Wände, ıc, welche die Zerſtoͤrer der Burg ftehen gelaſſen, machten mich gleich bei mei— ner erſten Herkunft neugierig. Ich fing an, in muͤßigen Stunden zuwei— — — — — 7 fen zu grabeh;) in fin6; fo ande id bier. wohne, manche ſchoͤne Urne, manches alte Stuͤck Blechgeld. Juͤngſt, als ich ebenfalls, meinem Zeitverteeibe getten, an einer buſchig⸗ ten Stelle nachgrub) ſtieß ichrendlich auf einen ungeheuern Feldſtein. Vie⸗ fen Schweiß koſtete es ihn von ſei⸗ nem Platze weg zu drängen, den er, wer weiß wie lange, ſchon — be: hauptet haben. Ich ſah den Eingang einer dunkeln Höhle in der vor Zeiten vielleicht, meiner erſten Bermuthung nach, ein Brunnen verborgen gewe— fen war. Doch konte ich Der Begier⸗ de , eine genauere Unterſuchung anzu⸗ ſtellen, nicht widerftehen. Ic Proc) durch die enge Deffnung, fo gut ich konte, durch, und war auf einmal in einem Tangen, duͤſtern) ab⸗ ſchuͤßigen, halb verfallenen Gange) ‚in dem ich bloß Schritt vor Schritt gang Yaaaa lang: 1475 als ich on ungeduldig zu werden begann, erreichte ich fein En: de. Aber daftand ich nun an einer alten gemauerten Treppe wieder, ums fhlüßig, was ich weiter thun wolle, Neugierde überwog meine Bedenklich- feiten. ch ftieg herab, - noch tie: fer⸗ — immer tiefer, in dem Glau⸗ ben, daß ich zuletzt an einen unterirdi— ſchen Thurm, oder Etwas dem Aehn⸗ liches, Fommen wuͤrde. Ich kroch ‚noch einmal durch eine ſolche Oeffnung, wie zu Anfange, und — Man ſtelle ſich mein Erſtaunen vor, als ich mich am Fuße einer ziemlichen Anhoͤhe ſtehn ſah, zu beiden Seiten ein breites Waſſer erblickte, und vor mir eine Stadt, deren Aeußeres viel Annehmlichkeiten verſprach. Den moͤgte ich ſehen, der auf der Stelle jetzt denſelben Weg wieder zu: ruͤck tappen, ſich in feinen Lehnſtuhl hinwerfen, und kaltbluͤtig ſein Pfeif— chen haͤtte rauchen koͤnnen! Ich ging ungehindert durch das offne Thor und eine Reihe wackrer Haͤuſer weg, bis ich auf einen großen freien Plaß Fan. Eine Menge Men fhen ftand bier werfammelt. Auf der Gallerie eines großen Gebäudes faß im Halbzirkel eine Berfammlung: ehr: wirdiger Männer, deren Einer (un ter öffentlicher Nutorität, wie es ſchien,) tu, Sie ftarb (dies Einzige hörte ich Znochan einer Entzuͤndung der Ge daͤrme, und war vom Anfange ihrer „Krankheit an durch Feine Vorſtellun⸗ ‚Die neue Inſel, langfain ER und nur erſt, 1476 „gen zu bewegen, daß fie auch nur „ein Klyſtir, nur eine fpanifche Flie⸗ „ge, fich hätte applieiren daffen. „Ein mitleidiges Lächeln verbreitete ſich auf den Geſichtern der Zuhoͤrer, und mit leiſem Gemurmel ging einer nach dem andern weg. 3 Ein freundlicher, nett gekleideter, Mann, der neben. mir fand, mogte mir meine Berwunderung aus Aug’ und Mine lefen. „Sie find, wie id) merke, (fprach er,) „ein Fremder. Iſt „Ihnen damit gedient, den Zuſam— „menbang der Sache zu wiffen?, Meine Antwort brauch’ ich dem Leſer nicht erft zu fagen, Es ift, hub er an, von vielen Jab: ren her in dieſer Inſel die Gewohn⸗ heit, daß, wenn irgend Jemand wäh: rend einer, ihm zugeftoßenen Krank: heit entweder durchaus gar feinen Arzt bat annehmen, oder von einem Mittel zu feiner Genefung, das der Arzt für wuͤrkſam und nothwendig erfante, nicht hat Gebrauch machen wollen, — vielleicht ſelbſt dann nicht, wenn er dadurch allein noch vom Tode haͤtte koͤnnen gerettet werden; — daß als⸗ dann, nach feiner Geneſung oder nach feinem Abſterben, der Name und Ti tel eines ſolchen Menſchen, und in welchem Stuͤcke er gegen ſich ſelbſt, feine Familie, und den Staat, in die: fer Ruͤckſicht fich vergangen, öffentlich auf dem Markte jeder Stadt, und in Dörfern vor der Schenke, verlefen, an das Rathhaus oder die Schenke auf acht Tage lang öffentlich ange fhlagen, und in unfern Intelligenz blättern 1477 Blättern befant gemacht wird. Eben fo haften wirs mit Aeltern, die auf dergleichen Weiſe ihre franfen Kin: der vernachläßigen , und auch bei Mittern, die Feine gegründete Förperz fihe Befchaffenheit an der erften Pflicht gegen ihre Kinder verhindert, und die doch lieber, um nur defto um: geftörter nun fich erfuftigen zu koͤnnen, ihnen die gedungene Milch einer feilen Bruſt reichen laſſen. — Dies war eg, was Sie eben fahen und hörten: eines Tagelöhners Frau hier in der Stadt hatte Tieber 'fterben, als ein Klyſtir und ein Veſicatorium leiden wollen. Alſo dieBornehmen?,, fragte ich mit einem fcharfen Blicke auf meinen Nachbar. „Die gehn frei durch ?,, Keineswegs, erwiederte er mit für cheln. Ueberhaupt ift der Fall jeßt bei ung felten, aber am feltenften doch bei Bornehmen und Leuten von Er: ziehung. „Weberhaupt felten ? Unter den „VBornehmen am feltenften? — Ich „erftaune! In meiner Welt iſt dies „gerade das, was der junge Arzt beim „Krankenbette am häufigiten ſieht, „und was ihm die Ausübung feiner Wiſſenſchaft oft am meiften erſchwert. „Und gerade die Claffe der Vorneh— „men giebt ihm, im’ Ganzen geredet, „dies Schaufpiel am öfterften.,, ' Freilich find unter den Bornehmen auch viele mit den Vorurtheilen des Pöbels. Noch dazu wiſſen fie, durch ihr mehreres Anfehen, ihre Vorur⸗ theile geltender zu machen, als der ger meine Mann dies zu thun im Stande Die neue Inſel. - — 1478 ift. Es wäre auch gewiß hierin bei ung derfelbe Fall, wenn nicht der erfte Stifter jener Gewohnheit die Einrich- tung fo getroffen härte, daß nunmehr auf jedes Vorurtheil diefer Art ver Borwurf eines gemwiffen Mangels an Verſtand kaͤme. Auch nur in einem Stücke öffentlich für dumm'gehalten zu werden, iſt ſchon dem Geringen Eränfend ; vollends unerträglich aber den Bornehmern. Und fo richtet eine gewiffe Art Ehrliebe das aus, was Gewalt und Macht nie würden haz ben ausrichten Fönnen, ja wozu der Staat vielleicht mit Zug nicht einmal Gewalt anwenden durfte. — | „Dem gemeinen Mann alfo wer; „den, bei allem dem, doch ſolche Bor; „urtheile ftets anhängen, in fo fern er „um einen oder mehrere Grade weniz „ger Ehrliebe hat, und den Vorwurf „einiger Dummheit minder fühlt.,, Dies haben wir auf andere Weiſe beftmöglichft zu erfegen gefucht. Der Priefter jeder Gemeinde’ ift verpflich- tet, von Zeit zu Zeit ausdruͤcklich gegen folche Vorurtheile zu predigen, ihren Ungrund dar zu thun, ihr Thoͤ⸗ tichtes auseinander zu ſetzen, und Die Pflicht der Selbſterhaltung, von als len Seiten betrachtet, vorzutragen und einzufchärfen. Prediger und Schulmeiſter Haben befondere Anwei⸗ fung, den Berftand der Jugend in ihr rer Gemeinde durch Lehren und Un: terricht iiber dies Capitel aufzuklären. Zugleich wiffen wir, wie viel ein tüch: tiger und redlicher Landchirurgus und eine: gefhickte und aufgeflärte Hebam⸗ Aaaaa 2 me 479 me im Umgange mit dem gemeinen Manne dureh ihre freundfchaftlichen Belehrungen und Borftellungen aus: zurichten im Stande find. Wir len⸗ £en alfo unfere ftärkften Bemühungen dahin, zu beiden nur Leute mit. guten natürlichen Anlagen, von gepruͤftem Charakter, gebildetem Berftande und ausgebreiteter Wifjenfchaft , aufzus nehmen , welches um fo eher thunlich ift, da auf eine hinreichende Weiſe für ihren Unterhalt und ihr Fortkommen geforgt wird. Durch diefe Anftalten iſt es uns, fchon ſehr gegluͤckt, den großen Haufen von dergleichen Ziere— reien frei zu machen. Wer auch nicht wuͤrklich eines befferm bei fich über; zeugt ift, wuͤnſcht doch der unvermeid: lichen öffentlichen Befantmachung fei- ner Borurtheile zu entgehen , und fo wird denn, mo wir auch die Wurzel nicht ganz ausrotten Finnen, wenig fiens doch das Auffeimen der Sten; gel und Blüten verhindert. „Aber Fönnen Sie‘ nicht . bei: allen „diefen Anſtalten geräufcht werden? „Kan es nicht verfcehwiegen bleiben, „06 der Patient: folche Vorurtheile „genährt hat? „ Micht wohl! Der Arzt muß auf nerkfan feyn, feinen: Patienten oft überrafchen, mit denn Wundarzte oder der Hebamme bei ſolchen Fallen im: mer Rückfprache halten, und fie genau fragen, ob fie z. B. den Kranfen das Klyſtir beigebracht, die fpanifche Flie⸗ ge gelegt ehe f fe Jeder Art Die neue Infel, 1480 ftorbene aber wird bei einem, dazu an jeden Drte ernannten Inſpeetor "ge meldet, mit Anzeige feines Namens, Gefchlechts, Standes, Alters, der Krankheit und. der Stunde, woran und wen er geftorben , und des Arz tes, der ihn in der Kur gehabt hat, Diefer Anzeige muß ein Zeugniß des Arztes beigefügt ‚feyn. Der Infpector unterfücht dann den ‚Körper, ob er auch wuͤrklich todt, ob er gemwaltfam geftorben, ob die Verflorbene etwa ſchwanger ſey, ꝛc. erlaubt oder verbie⸗ tet die oͤſſentliche Ausſtellung des Tod; ten, und beſtimmt, je nachdem die Krankheit geweſen, und die Witterung beſchaffen iſt, den Tag der Beerdi— gung. Durch dieſe Einrichtung wird, neben unzaͤhligem andern. a) Guten, welches fie bewuͤrkt, auch verhindert, daß wir in dieſem Stuͤcke nicht ſo leicht koͤnnen hintergangen werden. „Immer doch, ſo gut es ſonſt ſey, „einigermaaßen ‚hart, die Ueberzeu— „gung und den freien Willen einzel „ner Menfchen dergeftalt einzufchrän: „een und zu binden I; Hart? Gehört denn der Menſch allein ſich ſelbſt an? Nicht auch feir nen Neltern, feinen Gefchwiftern, fei: nem Gatten, feinen Kindern und Freun⸗ den? Und iſt es hart dem Staate das zu erhalten, was ihm gehoͤrt ? Frei: lich bei großen chirurgiſchen Opera—⸗ tionen, zum Beiſpiel, wie bei der Liz thotomie, bei wichtigen Amputatio⸗ nen, Ur d. al: re Kuren, 1% ‚wo a) Vergl. — adoreß Com. Nachr. —* St. SS. J R 100 der Erfolg unficher iſt, Da mögte es hart, feyn, ohne Eintilligung Des Kranken, oder feiner Vorgeſetzten und Freunde, forzu Werfe zu geben. Sol: che Fälle werden auch bei uns ſorgfaͤl⸗ tig geprüft, und von der öffentlichen Bekantmachung ausgefchloffen. Aber ift es auc dann noch hart, wenn ber Kranke, fo nothwendig es ihm auch ift, Fein Klyſtir, Fein Blafenpflafter, Fein Aderlaß, Feine Falten Umfchläge zulaffen will, weil er, wie er fagt, viel: leicht ſo oft ſchon krank gewefen , oder fo alt geworden ſey, obne je derglei⸗ chen noͤthig gehabt zu haben, oder weil er das Veſicatorium fiir das letzte hält? wenn die zaͤrtliche Dame bei einem Abſatz von Eiter lieber vier Wochen lang vergeblich erweichende Mittel ge brauchen, und fih unangenehmen Fol: gem ausfeßen, will, ehe fie den Abſceß mit der Lanzette öffnen läßt? wenn der Patient ‚der vomiren foll, durchaus die Arznei nicht einnehmen will? wenn Erweiterungen mit dem Biftouri, Sca: rificationen, Fontanell, Haarfeil, Car theter, ꝛc. nothwendig erfordert wer: den, und der, Kranke, aus Zärtlichkeit oder, Ziererei, ſich mit allen Kräften dagegen fteäubt, bis es endlich zufpät iſt? wenn der, der einen Bruch bat, fein Band trägt, fondern. lieber Ge: fahr lauft, an der, Incarceration und dem Brande zu fterben ? wenn ein Frauenzimmer, lieber am Krebs leider, bis er fie cödter, che fie dem Auge des Wundarztes ihre entftellte Bruſt ent: blößer? wenn die Mutter licher ſelbſt umfommen, und vielleicht auch ihr Die neue Snfel, 1482 noch neugebornes Kind morden, als bei der Niederkunft fich der Huͤife ei⸗ nes Accoucheurs oder der Inſtrumente bedienen will? — Iſt das hart, diefe und aͤhnliche Vorurtheile auszurot⸗ ten, wenn's auch mit einiger Ein⸗ ſchraͤnkung der Heberzeugung einzelner Menſchen gefchähe? Wohl wahr! Zumal, wenn gera⸗ „de das Weib, das vielleicht zehn „Buhler neben ihrem Gatten öffent „lich zu begiinftigen fich nicht entbloͤ⸗ „det, in folchen Fällen, wo Scham: »baftigfeit übertrieben und zum Ver— „gehen wird, dann ärger fich ziert, als „das züchtigfte Mädchen! — Aber „ſolte dennoch nicht diefer verſteckte Zwang den Mechten der weiblichen’ „Sittfamfeit, und der edlern Hälfte „dieſes Gefchlechts, in vielen Stücken „zu nahe treten? Denn unmöglich „koͤnnen Gie doch das Ängftliche „Straͤuben der unfchuldsvollen Jung: „frau bei. dergleichen Gelegenheiten „mit in die Reihe bloßer Vorurtheile „feßen!,, Diefen Eintwurf, lieber Ausländer, hab’ ich fchon früher erwartet. Ho— ren Sie dein, wie wir aud dafür: geforge Haben, — um, nicht zugleich, indem wir fchädliche Gewohnbeiren ausrotten wolten, hier und da viel leicht das Liebenswuͤrdigſte der, ganzen Schöpfung, ‚weibliche, Schambaftig:. keit zu ‚unterdrücken! Unſere Hebamme men ſind nicht auf die einzige Wiſſen⸗ ſchaft eingeſchraͤnkt, eine natuͤrliche Geburt zu verrichten, allenſalls die Aaaaa 3 Wen⸗ 1483 Brauch der Kinftirblafe zu wiſſen: — O (rief ich aus, ) in unfrer Welt „giebt es zumeilen auf dem Lande era; „minirte Hebammen, die fogar das letzte b) nicht einmal verftehen!., Schlimm genug! Die unfrigen wer den förmlich auch in die Praris wir dernatüclicher Geburten und die Anz wendung der noͤthigen Inſtrumente eingeweihet. Sie werden in der de handlung aller Außern weiblichen Uebel genau unterrichtet und gebt. . Gie verftehen Zugpflafter zu. Tegen, Die Klyſtirſpruͤtze, die, Mutterfprüße an: zumenden, Catheter, Peffarium ꝛc. zu applieiren, Polypen auszurorten, Ber härtungen auszufchälen, vorgefallene Theile zurück zu bringen, Knoten in den Brüften zu behandeln, einen Ab⸗ ſeeß zu oͤffnen und zu verbinden, mit Entzuͤndungen umzugehen, Geſchwuͤ—⸗ re und Fiſteln, ſo wie Bruͤche bis zur Operation, zu behandeln, u. ſ. f. Die Erfahrung hat uns gelehrt, daß das ſchwaͤchere Gefchleht zu dergleichen Dingen Gefeßtheit, Stärfe, und Ueberwindung genug hat. Oder folte die Frau, die ſtark genug ift, das janimernde Winſeln der Kreißenden anzuhören, ohne in ihrem Gefchäfte dabei fich irren zu laſſen, folte die noch zu fchwach feyn, einen Abſceß zu öffnen, einen Knoten auszufchälen, eis nen Polypen zu unterbinden? Bloß einige wichtigere, aber auch zum Glück feltnere Operationen, bei deren eini- b) Thatſache. Die neue Inſel. Wendung zu machen, und den Ger 1404 gen oft auch der härtefte Operateur feine Gleichguͤltigkeit verlieren Fan, haben wir unfern Hebammen vorent⸗ halten, und allein den Wundärztem überlaffen. Dergleichen find Stein: fehnitt, Bruftkrebs , Gefäßfifteln, Pumetion der Blafe, wichtigere Wun⸗ den, Bruchſchnitt, Kaiferfchnitt, Trennung der Symphyſe, u. f m, — Auf dieſe Weife hat das Frauenzim⸗ mer, das fich in Verlegenheit ſieht, bei den haͤufigſten Vorfällen nun die Freiheit, Hebamme oder Wundarzt zu wählen, mie fie wil. — Doch (fuhr mein gefälliger Nachbar fort, indem er auf die Uhr fah, meine Ge fchäfte rufen mich ins Kranfenhaue, _ „Ins Kranfenhaus?., Eben dahin. Wundert Sie das? Wollen Sie mich begleiten? — Das Haus Tag. fürtreflih. Es’ war zu zwölf bis fechszehn Betten, die in etliche Zimmer vertheilt waren, eingerichtet, und die ganze Ordnung faft unverbefferlih. Mein Führer war, wie ich nun ſah, felbit Arzt, und hatte die Aufficht darüber. * Ein ſolches Krankenhaus, fing er beim Herausgehen wieder an, von derfelben Einrichtung , als diefes, ift in jeder Stadt unfers fandes; je von acht bis vier und zwanzig ꝛc. Betten, nach der Größe eines jeden Ortes. Sie find gemeinfchaftlich zu medicini⸗ fehen und chirurgifhen Kuren be: ſtimmt, und, außer ihrem andern Gu⸗ ten, befonders auch als praftifche Schu⸗ 1485 ‚Schule betrachtet, wohltbätig für un: ‚fer ganzes fand. Denn jeder ange: ‚hende Arzt oder Wundarzt, und jede junges Hebamme, — welche Teßtern, wie gefagt „bei ins nicht ‚bloße Ge: burtshuͤlfe leiſten, — müffen, nach dem gehoͤrigen Unterricht, in einem oder dem andern Krankenhauſe, wel⸗ es ihnen zu dem Ende ausdrücklich von der Akademie angewiefen wird, ein Jahr in praftifchen: Uebungen, unter der Aufſicht des Hofpitalarztes, zubringen, ebe fie die Erlaubniß er: halten, ihre Wiffenfchaft öffentlich ausüben zu dürfen. Ein einziges großes Hofpital, von einigen hundert und vielleicht mehreren Betten, für das ganze Land, und felbft in den Mittelpunft des Landes verlegt, wuͤr⸗ ve unendlich größere Schwierigkeiten gegen ſich gehabt, und dennoch feinen Endzweck nicht halb fo genau erfüllt haben, als die mebreren: Eleinen SKranfenhäufer, die mn im Lande vertheilt find. Doc ift freilich auf ferdem noch in der Hauptſtadt ein dergleichen großes Gebäude: befind; lich, aber nur für unheilbare, und zugleich unvermögende Kranfen, welche fonft ihren Familien , oder den Pleineren Kranfenhäufern, zur Laſt fallen würden. „Alle diefe Einrichtungen find fo „ſchoͤn und fürteeflich, wie nur immer „ein pium defiderium in meiner Welt! „Aber fie erwähnten eben einer Afa- „demie. Da die andern Anftalten fo „ſehr gut find; fo muß die Liniverfi- „tät außerordentlich feyn, Wollen Die neue Inſel. 1486 „Sie mid) nicht mit der Verfaffung „derfelben etwas bekant machen ?,, Mit Vergnuͤgen! Nur treten Sie erfb naͤher; wir find bier an meiner Wohnung. . Mach ven erften Höflichkeiten fuhr nun mein gaftfreier. Freund folgender Geſtalt fort: Sie irrem ſich, wenn Sie, unfere Afadenrie für eine Univerfirät in dem Verſtande halten, wie man gewöhn- lich das Wort nime. Gie ift eigent: lich Nichts, als unfer beftändiges Collegium medieum, und hat ihren Aufenthalt in der Hauptſtadt des kan: des. Sie befteht aus acht bis zehn würflichen Mitgliedern, worunter auch zwei vieharzneiverfländige Männer find, Zu diefem Inſtitut gehören auch ein botanifcher Garten, eim anatomi; fches Theater, ein Muſeum, ein che miſches Laboratorium, eine chirurgir fche Injterumentenfammlung, ein Ae— couchirhaus, das Krankenhaus in der Hauprftadt, und" das eben erwähnte Hofpital der Unbeilbaren. Dies; Col- legium faffet, bei Aeußerung allgemei- ner Epidemien unter Menfchen und Thieren ze, jedesmal gemeinſchaft⸗ liche und einförmige bewährte Anz ordnungen ab, welche durch das Land unter die Aerzte, Wundärzte, ıc. oder Viehaͤrzte, Landleute, 2c. verbreitet wer; den. Es hat ferner ein allgemeines Landesdilpenfatorium, und eine gemeinfame Apothekertaxe zuStan: de gebracht, welche , wo es nöthig ift, oder Zeiten und Umſtaͤnde fich ändern, von Jahr zer Fahr verbeffert werden. Ihm "1487 Ihm haben wir eine ſorgfaͤltige Me⸗ dicinalordnuug zu verdanken, die Durch: beſtaͤndig fortgeſetzte neuere Verordnungen noch immer beftinim: ter und anpaſſender wird. Jeder Php: ſikus oder Arzt, der noch Maͤngel oder Misbraͤuche hin und wieder im Lande bemerkt, referirt daruͤber an das Col: legium; und erwartet von ihm Deren beſtmoͤglichſte Abſtellung. Der Phy⸗ ſikus legt alle Jahre feine Berichte von dem ſeither im Gericht vorgefal⸗ lenen mediciniſchen Angelegenheiten, nebſt ſeinen ausgeſtellten Urtheilen und wifis repertis, dieſem Collegium vor. Jeder Arzt und Wundarzt weiß, wo er in wichtigen Dingen fid) au: thorifirte Belehrung zu verfchaffen bat, und Obrigkeiten ſchicken in flrei- eigen medicinifchen Fällen die Afcen an die Akademie, um ihre Entſchei— dung darüber einzuhohlen. Arzt, Wundarzt, Hebamme, Apotbefer, werden bier gegen cin billiges, jeder in feinem Hauptfach und deſſen Pe benzweigen, die Hebamme zugleich in einem Theile der Chirurgie, der Wundarze zugleich in den meijten innerlichen Krankheiten, von den be: ften Lehrern nach" den bemährteften Handbuͤchern erſt theoretifch unter: richtet. . Darnach werden fie an Ca: davern, am Krankenbette, im Aecou⸗ chirhauſe, im chemifchen Laborato- rium 36, eine genugfame beſtimmte Zeit hindurch praktiſch geübt. Wol⸗ Die neue Inſel. 1488 len’ fie dann felbft zur freien Wie: übung ihrer Kunft fchreiten, fo ſtellen fie ſich vor ein Paar, dazu in jedem Fache ernannten Mitzliedern der Aka⸗ demie, werden im Beiſeyn des ganzen Collegium oͤffentlich aus jedem Theile ihrer Wiſſenſchaft examinirt, und muͤſ⸗ fen an einem oder dem andern, ihnen mit nöthiger Aufſicht anbefohlnen Kranken), oder durch einige ſchwerere pharmaceutiſche Proceſſe, ihre Ge: ſchicklichkeit praktiſch beweiſen. Der Arzt, Chirurgus, Apotheker, die Heb⸗ amme, erhalten dann ihr Diplom, oder ihr Atteſtat, und werden feierlich beeidigt. Der Apotheker kan num irgendwo Provifor werden, oder eine Officin in Verwaltung nehmen. Heb: amme, Arzt und Wundarzt, gehen an den jedem beſonders dazu angewieſe⸗ nen Ort/ 100 fie, wie ich ſchon vorher gefagt babe, noch ein Jahr lang im Krankenhauſe ſich felbft üben: nach: ber feßen fie fich auf dem Lande oder in einer Stadt, „Und vergeffen dann, fiel ich’ ein, „an einem Fleinen Drte, in dem Gras „be der Wiffenfchaft, wo fie wohl „nicht tägliche Uebung genug haben „Fönnen , nach Verlauf eines Jahres „vielleicht dasjenige wieder, was fie „aus dem feinern ihrer Kunft wuß— „ten, bis fie endlich bald bloß am „Mechanifchen und Handwerfsmäßi- „gen ihrer Offiein oder Balbierftube „hängen bleiben !;;, it Der Schluß folgt Fünftig. 1489 1499 Hannob eriſches ſhes Magazin. 94° Stuͤck. Freitag, den 25ten November 1785, Die neue Inſel. (Schluß.) as Balbieren, antwortete mein Wirth laͤchelnd, koͤmt bei uns nur dem Friſeur zu. Dennoch) ader Eönte diefer Fall in der Folge leicht möglich feyn, und deswe gen ift die Anſtalt getroffen, daß in jeder Stadt, zugleich beim Hofpitale, eine Fleine, aber auserlefene, Bücher: fammlung vorhanden. ift, aus der Hebamme, Arzt, Chirurgus,. und Apotheker, ohne Koften fich felbft im: mer weiter ausbilden koͤnnen. Dieſe Bücher werden von der Akademie, welche die neuen Produkte vorher prüft, gewählt, und an jedes Hofpital für die Bibliothek frei eingeſandt. Ueberdies muß jeder Wundarzt, jede Hebamme, jeder Apotheker, alle zwei oder drei Jahr, ſo wie bei jeder wei⸗ teren Befoͤrderung, ſich vor der Aka: demie zu einem Colloguiunm. fiftiren, bis diefelde von der nöthigen beftän; digen Fortfegung ihres Fleißes auch auf die Folge uͤberzeugt ſeyn zu koͤn⸗ nen glaubt. — — ber was fißen Sie denn da und grübeln? „Ach ich dachte nur fo für mich „eben nach, wie auf unſrer Oberwelt „hin und mieder noch gar Fein Colle— „gium medicum , Feine Medicinal: „ordnung, Feine Aporbefertare, Fein „sandesdifpenfatorium, exiſtirt; wie „der Chirurgus, der Apotheker, die „Hebanıme, bloß vom Phnfifus era minirt zu feyn nötbhig haben; wie „der Phnfifus fogar viefleicht das „Recht hat, Hebammen unrerrichz „een zu dürfen, ob er wohl felbft „gleich nie Accoucheur von Profeßion „geweſen ift, u. ſ. f. Er lehrt dann „die angehende Hebamme vom Dorfe, „die vielleicht in ihrem vierzigften „Jahre erſt ſich dazu auf einmal entz „ſchloß, böchftens vier bis ſechs Wo: „chen herdurch, ohne Phantom, obne „Anmeifung bei Kreiffenden , nad) eir „uem alten, unbrauchbar geworde: „nen, trocknen Kompendium: giebt „ihr vielleicht, nach bezahltem Craz „men, ein eben fo altes duͤſtres Heb⸗ „ammenbuch,, worin fie zumeilen für „sich ſelbſt leſen fol: und Fan denn „die neue Wehmutter viefleicht gar sun leſen; ey nun, fo mag b „fie 149 „fie twenigftens dann und wann, doch „des Abends ſich eines oder das ans „dere daraus von den Knechten im „Haufe vorlefen laffen, a) u. d. gl. — Das ift himmelfchreiend, wie dag Blur des unfchuldig Gemordeten! — Mein, bei ung wird Feine Hebamme anders, als höchftens einige zwanzig Sabre alt, zum Unterricht angenoms men, Shre natürlichen Faͤhigkeiten werden vorher genau geprüft. Go: gar nimt man anf den Bau. ihrer Hände gehörige Nückficht, und ohne gut leſen und fihreiben zu Fönnen, wird fie gar zum Unterricht nicht zur gelaffen. Weberdem gehören, da fie Achten wiſſenſchaftlichen Unterricht befömmt, immer zwei bis drei Jahre dazu, ehe fie irgendwo zur Praxis fich feßen Fan. — Eden fo fehr find wir bemüht, das fittliche Betragen der Hebamme, des Arztes, und des Chir rurgus, gegen feine Kranken auf alle Weiſe zu veredeln, Wenn z. B. Eis ner von ihnen das Geringite, ihm heimlich Anvertraute, oder Unanftän: dige, von feinem Patienten nament— lich ausplaudert oder umberträgt; fo kan er dei der Akademie angeklagt werden, und. verliert gewiß dann for gleich alles Recht zur fernern Aus: Übung feiner Kunft, Denn Ber: ſchwiegenheit mußte er befonders in feinem Eide mit beſchwoͤren, und was Fan man. von einem Meineidigen fich weiter noch Gutes verfprechen ? „Bei allen Dem fehe ich aber noch a) Thatfarhe, Die neue Inſel. 1492 ° „nicht ein, wie ‚für den gemeinen „Mann diefe Unftalten fo wohlthaͤtig „feyn Fönnen, als Sie vorhin einmal „beiläufig zu behaupten fehienen. Der „Vornehmere gewinnt, denn er Fan „feinem Urzte ſich verhaͤltnißmaͤßig „erfenntlich beweifen,; das kan der „Geringe nicht. Und: Ihrer Bes »fchreibung nach Eönnen Sie faft kei⸗ „nen baldgelehrten Arzt oder Wunde „arzt, Feine ungefchickte Hebamme im „Staate haben: je gefchiefter fie aber „find, defto mehr werden fie ſich nach „einer und derfelben großen und volk— „reichen Stadt hindrängen, einander verzehren, umd der gemeine Mann „und der Bauer roerden, ohne Arzt „und Chirurgus, ihrem Schieffal, wie, „bei uns, hberlaffen bleiben. Denn „ehe der Bauer in die Stadt zum „Arzte gebt, muß ihm beinahe fchon „der Tod am Herzen nagen. Hoͤch— „ſtens geht er nach der Apotheke und „holt fich, was ihm, oder dem Provk „for, gut dünft., Sie meinen wohl, was ich zu An⸗ fange unſrer Befanntfihaft fagtez daß nemlich die Sorge für tüchtige und geſchickte Chirurgen und Hebam⸗ nen vieles zur Ausrottung jener fon derbaren VBorurtheile unter dem ge⸗ meinen Mann beigetragen hätte, und noch immer beitrüge? Ich glaubte, damals fr erwähnt zu haben, daß für beider , Auskommen hinreichend geforgt fer. — Jedes Dorf hat ſei⸗ nen, dahin angeftchten, Wundarzt, dem 1493 dem zugleich die Aufſicht über das Begraben der Todten aufgetragen tft, und feine ordentliche Hebamme, Bei⸗ de befommen freie Wohnung, und einen, nicht öberflüßigen, doch fin: fänglichen, Gehalt. Sehr oft trift der Fall, daß der Mann Chirurgus, die Frau Wehemutter ifts und wir ſehen das nicht ungern. Alle Meilen ohngefaͤhr ijt ein Arzt angeſetzt, der freies Haus nebſt Gatten, und gehö- eiges Salarium, bat. Unter diefen Aerzten ift alfe zwei oder drei Meilen einer zugleich Phyfifus, welcher zu Te galen Vorfällen conſtituirt iſt: als Phyſikus aber, in welcher Qualität er bloß die gewöhnlichen Accidentien befönt, bat er Eeinen Öchalt, fondern bloß als Arzt. Diefe erwähnten Sa: laria find jedoch nicht überall gleich, fondern verhältnigmäßig eingerichtet, Damit nicht ale weitern Beförderun: gen fo, wie der Trieb dazu , unter die, fen Befolveten wegfallen mögten. Se Der Kranfer, wenn ee anders nicht der öffentlichen Bekanntmachung ausge: feßt ſeyn will, ift genöthigt, der Kur des Wundarztes ſich zu unterwerfen; der Ehirurgus hingegen ſchuldig, aA den nächften Arzt darüber zur berich: ten, der ihn dann gehörig näher in: firwiren, und erflenfalls felbft zum Kranken kommen muß. No aber ein Arzt wohnt, bleibt der Ehirurgus in fein eigentliches Hauptfach einge ſchraͤnkt. So viel «8 irgend möglich ift, werden die wohlfeilften und fim: pelften Arzneimittel gereicht, wovon der Wundarzt eine Provifion auf Be—⸗ Die neue Inſel. 1494 rechnung im Hauſe hat. Der ärmers Bauer bezahle fir Kur und Arznei, fo wie für die Bemühungen der Heb⸗ amme, nichts; Der Bermögendere aber nach der billigen Medieinaftare. In den Städten wird, außer dem Hofpiz talarzt, (der zugleich mo diefe Fine eichtung gewoͤhnlich iſt, das Stadt phyſikat verwaltet,) dem Hofpitaldir rurgus, der wieder Begräbnißinfpe® tor ift, und einer Hebamme, niemand beſoldet; außer ihnen aber Fan fich dafeldft feßen, wer fein Fortkommen zu finden glaubt. Von diefen dreien nun werden die Aermeren fo, wie die, welche im Kranfenbgufe find, ebenfalls frei furirt und befergt. — Von kei— ner Apothefe aber darf, ohne Mecept oder Unterfchrift des Arztes, des Chi: wurgus, ꝛc. Das Geringfte, auch nur von der Größe eines Pfefferforns, ausgegeben werden. Kan nicht bei: nabe Jedes, verfehrt angewandt, vers haͤltnißmaͤßig zum Gift werden? Was vordem der gemeine Mann zu oͤkono⸗ miſchem und dergleichen Behuf von der Apotheke zu hohlen gewohnt war, ift daher den Materialiften und Ger wuͤrzkraͤmern ganz überlafen. Ueber⸗ haupt find alle Offteinen bei uns ein Regale; das heißt, die Republik ſchafft alles an, und halt einen, beei— digten Apotheker auf Rechnung darin, der die Arzneien diſpenſirt, und Aus— gabe und Einnahme verwaltet. Dies hat der Güte unſrer Dffieinen außer: ordentlichen Vortheil gebracht: alle Apotheker des Landes find nun defto einformiger nach einerfei Grundſaͤtzen Bbbbb 2 eins 1495 eingerichtet ; die Zuſammenſetzungen der Arzneimittel in jeder Offiein im: mer diefelben; wir nun ficher, immer ächte und frifche Waare zu haben; und unfere Mitbürger dürfen Feine ſolche Uebertheurung befürchten, als von den Privatmann, der von feiner Apothefe nicht allein leben, fondern auch noch vornehm Leben will. Zu noch größerer Vorſicht find bei der Akademie zwei erfahrene und beeidigte Mitglieder bloß dazu beftellt, daß jährlich jeder, doch zu unbeftimmter Zeit, in der ihm jedesmal angewiefe nen Hälfte des Landes bei freier Fuhr den Zuftand ſaͤmmtlicher Offieinen fitenge unterfuchen muß, Diefe Min: ner nehmen zugleich dem Apotheker die Nechnung ab, und legen, nach ihrer Zurückfunft, die Befchaffenheit jeder einzelnen Offiein fchriftlich der Akademie zur Beurtheilung oder mehr zeren Verbefferung vor, Weit verfchieden von den Einrich⸗ „engen der Oberwelt, wo oft einer: „lei Mittel in zwei Apotheken einer „und derfelben Stadt verfchieden con: „ponirt wird; wo bei der Unterſu— schung der Apothefer durch den Php: „ſikus, wenn er anders nicht vorher „bloßer Dharmacentifer war, gar zu „leicht, bei feinen andern Berufsge: „fchäften, fo viefe Menfchlichfeiten „vorfallen Fönnen; wo die ſchwangere „Dame, telcher der Arzt ohne die „dringendſte Indieation fein Bomis „tiv geben will, fi) wohl gar zu der b) Thatſache. Die neue Snfel, 1496 „Drohung b) erdreiſten darf, es ohne „feine Hülfe von der Apotheke ſich „hohlen zu Laffent — Aber nun der Fond zu allen diefen Einrichtungen %,, ‚Die Republik unterhält, anſtatt der medicinifchen Facultaͤten, welche fie auf der Univerſitaͤt fonft erhalten müßte, das Collegium medicum mit den dazu gehörigen Anſtalten. Die Krankenhaͤuſer in den Städten find von den Magiftraten, die fonft doch ihre armen Kranfen frei Euriren laß fen müßten, fundiert, und werden von ihnen auch unterhalten, ° Jeder Ein; twohner des Landes, gleichviel welches Gefchlechts, bloß Die aanz Armen ausgenommen, giebt, fobald er das funfzebnte Fahr erreicht hat, viertek jährig vier gute Groſchen. Dies macht auf unfrer Inſel, wo die Anz zabf aller Derter gegen die Menge der Einwohner ungefähr fich verhaften mag, wie Eins zu Zweihunderten, und mo Dorf an Dorf fo dicht eben nicht liege, ſchon eine binlängliche Summe Davon werden Aerzte, Wundärzte, und Hebammen befolder, die Yemen mit freier Mediein unter ftüßt, die Bibliothefen bei den Kranz Fenhäufern angefchaft und vermehrt, und endlich der Witwenfiſeus für die nachgelaffenen Ehefrauen. befoldeter unvermögender Nerzte und Wund — Ein großes Geröfe ſtoͤrte uns auf einmal. Mein Bedienter machte es vor meiner Kammer, weil. ich auf das Land gerufen wurde, einen Kranfen ? zu 4497 zu retten, der, ohne Arzt, feit ſechs Tagen am Friefel gelegen, die vergan: gene Nacht eine halbe Stunde vor der Hausthüre beim Kühlen gefeffen hat: %, und nun im Todesfchweiße lag. Ich erwachte feufzend, und meine Die neue Inſel. 1498 ganze ſchoͤne medicinifche Poltceiwelt verfhmand mit dem — Traume! Non deterreor perfona quum rem tam manifefte prodeflfe videam, Seribon. Larg. i Sſd. Merkwuͤrdigkeit einer Mühle, —8 ch zweifle, daß je eine Beſchrei⸗ 4) bung von der merfiwürdigen Muͤh⸗ Te zu Eberftede, einem mweimarifchen Dorfe, unweit Jena, öffentlich ift be: Fant gemacht worden; und irre ich mid) hierin nicht, fo haben wir aber; mals einen Beweis, daß oft die fel- tenſten Köpfe im Berborgenen leben, und manche Werfe weniger bemerft werden, als fie es verdienen, In wie fern fich diefes von dem gegenwärti- gen Fall mit Recht fagen läßt, mögen die Leſer diefer Blätter aus der Be ſchreibung der Sache felbit beurtheiz len, welche ich bier, als Augenzeuge, tiefen will. Freilich bitte ich Feine Funftmäßige zu erwarten, ich bin zu wenig Baumeifter, als daß ich die Feder eines folchen folte führen Eön- nen; meine Abficht gebt daher auch nur dahin, einen feltenen Dann be Fanter zu machen, als er e8 nach mei⸗ ner Bermurhung ift, und gleichwohl verdienet es Johann Cafpar Engels bardt, alt 50 Jahr, der von feiner Muͤhle vor 24 Kahren Befiger wurde, Die Einrichtung vderfelben war ganz die gewöhnliche, und nächftdem be: fand fie ſich in einem fehr baufälfigen Zuftande, Ohne je die Baukunſt wif: fenfchaftlich erlernt zur haben , komt ihm Begers Schauplag der Muͤh⸗ lenbaufunft zu Händen. Dieſes Werk giebt ihm zwar Veranfaffung zu Jdeen, aber die Zufammenfeßung derfelben ift fo außerordentlich, daß man füglich nur fein Genie fiir den Schöpfer des Ganzen erklären Fan, Seine Mühle erforderte eine Ausbef: ferung, und num machte er einen Ent: wurf, mit Hülfe eines einzigen Waſ⸗ ſerrads alle die Gänge zu treiben, wel- he theils ſchon vorhanden waren, theils noch neu hinzu kommen folten; und nach Maaße feines Plans, den er glücklich hinaus geführer, ſetzet alfo das einzige Waſſerrad in Bewegung: 1) vier Mahlgänge, 2) eine Del: 3) Graupen⸗ 4 Schleif⸗ 5) Hirfen: 6) Schneidemühle; 7) eine große Futterfchneide; 8) ein Giebwerf zu Graupen, fo: wohl deutſchen als holländifchen ; und 9) Eine Burtermafhine Alte diefe Werke find big jet noch in dem bramchbarften Stande, und laf Bbbbb 3 ſen 1499 fen fih mit Huͤlfe einiger Schrau: ben, und Hebels auf das leichtefte in Bewegung fegen, und mit einem mal fo viele, als noͤthig iſt. Voͤllig nach Wunſch hatte er ſei— nen erften Zweck erreicht; allein, fein erfinderifcher Kopf begnuͤgte ſich bier: bei noch nicht, fondern machte neue Entwuͤrfe es dahin zu Bringen, Daß durch Mafchinen die Graupen, ohne Beifeyn iegend eines Menfchen, ver: fertiget wuͤrden. Und diefe Anlage ſetzt gewiß jeden, der ſie ſieht, in Er⸗ ſtaunen. Der Sammelplatz des ge ſammten hiezu erforderlichen Trieb: werks befinder fich in einer verfchloffe: nen Kammer, etwa 16 bis 20 Qua: dratfuß groß. Aber hierin behauptet Engelhardt die gewöhnliche Eigen: heit der Kuͤnſtler; er öfnet Niemanz den diefen Verfchlag, es müßten ihn denn ganz befondere Umſtaͤnde hiezu vermögen. Inzwiſchen was gefchicht Ean jeder ſehen; eine hoͤlzerne Maſchi⸗ ne, in Geſtalt eines Mannes, fehlt: tet das Getreide auf; eine andere von eben der Art oͤfnet nach Binlänglicher Verarbeitung eine Schätie, und Flopft die Graupen auf dem Grund, oder wie es andere nennen: Kübben ber: aus; diefe offen in ein Gefäß herab, Merkwuͤrdigkeit einer! Mühle, Dre bringt. 1500 welches fih durch Linien in die Höhe zieht, und jene an ihren beftimmten Alles gebet hierbei auf das regelmäßigfte, in der richtigften Proportion des Maaßes, und nach der genaueften Abmeſſung der Zeit von Starten, bis das zur Derarbei- tung brſtimmte Getreide erfchöpft iſt. Bei meiner Anweſenheit hatte dies fer Künftler einen neuen Gedanken gefaßt; feine Mühle folte in feinem Haufe auch eine Orgel fpielen. Die Stelle war ihr ſchon angemwiefen, und das Pofitiv bereits fertig, als er dieſe Idee mit einer andern ganz neuerlich zu vertaufchen Luft befommen, und reomit er fih gegenwärtig beſchaͤfti⸗ get, Er will nemlich anftatt der Or gel eine Baumwollſpinnemaſchine ans legen. Nach feinem Plan werden, wenn fie zu Stande fomt, 36 Faden, zu 60 Grad, auf einmal gefponnen, wozu, wie er angiebt, mehr nicht ais 2 Perfonen erforderlich ſeyn würden. Der aͤlteſte Sohn dieſes merkwuͤr⸗ digen Mannes ſtudirt jetzt zu Weir mar die Baukunſt; und ruhet auf ihm der Geiſt ſeines Vaters, ſo laͤßt ſich von ſolchem gewiß nichts Gemei⸗ nes erwarten. Ebſtorf. — m Etwas zur Beantwortung der im 29ten Stuͤck des Hanno⸗ veriſchen Magazins 17394 befindlihen Anfrage: om Fteifheffen der Kinder vor den Kinderblattern. Des der Menſch nicht bloß zu den Nahrungsmitteln aus dem Pflanzenreiche, ſondern auch zu denen aus dem Thierreiche eingerichtet ſey, beweiſet fein Bau: feine Hundszaͤh⸗— ne, fein einfacher Magen, feige etwas fun , ‚..»501 Don Sleifcheffen der Kinder in den Kinderblattern. 1502 kurzen Gedaͤrme; und daß er fle rich: tig verdaue, und ihm zu einer guten Nahrung werden, beftätigt die Erfah: zung hinreichend, Der Deutfche kebte einftmals faft Bloß von thieriſchen Säften ; der größte Theil der freien Tartern iſt ihm bierin gleich, gleich unabhängig, muthvoll und fiarf; und der Folofjalifche Pa: tagone wächtt, -— von bloßen Fleifch genährt, zu feiner großen Maſſe hinan. Ganze Bölfer, 3. DB. die Bewohner des neuentdeckten ruffifchen Archipels eſſen nichts als Fifche, andere leben von rohen und gefochtem Fleiſch. Der wahre Bewohner der Magelangftraße und des Feuerlandes lebt von Kifchen, Muſcheln und Seehunden; und der Ehinefer befindet fi bei feinem Reis und Schweinfleifch fehr wohl a). Sch halte alfö das Fleifcheffen der Kinder, von der Zeit an, da fie die Natur mit Zähnen zum Bauen verfe ben, nicht allein für ganz unfchädlich, (vom Misbraud) ift Bier nicht die Re: de,) fondern auch für zuträglich. Die bloßen Vegetabilien erzeugen viel Saͤure und Luft; fie müffen bis zur Saͤttigung, in zu großer Menge ge noffen werden: fie dehnen daher den Magen und die Därme zu fehr aus; machen dicke Leiber, machen freßfüch: tig, Die Kinder, welche man in Wildniffen fand, waren, wie z. E. das Mädchen von Champagne, daß die lebendigen Fröfche, Fiſche und rohes Fleiſch, allen zugerichteten Speifen vorzog, Außerft geſund und ſtark. Nun komme ich auf das Specielle der Frage: Darf den Kindern das Fleiſcheſſen, vor den Blattern geftat: tet werden? Mit andern Worten: Hat das Fleifcheffen der Kinder Einz fluß auf die folgenden Blattern: Ich fage nein; wenigftens Feinen nachtheiz ligen Einfluß. Wir Fennen nur eine allgemeine Anlage, um die Blattern mit dem wenigſt möglichen Machtheile der Gefundbeit zu haben; und das ift die Geſundheit felbft b). ‚Kennen mir alfo in der animals fchen Defonomie Feine befondere Dis fpofition , wovon die Gutartigkeit der Blattern abhängt; laſſen uns die Wahrnehmungen, die man feit mehr als taufend Fahren ‚darüber gemacht hat, über diefen Punkt in einer ganz: lichen Ungewißheit. Komt bier alles auf Gefundheit anz und wird cs für erwiefen angenominen, daß das Fleiſch⸗ effen den Kindern (cum grano Salis, und von der oben bemerften Zeit an,) nicht allein nicht ſchaͤdlich, ſondern for gar zutraͤglich ſey; fo habe ich weiter nichts zu fagen, Münder, Boch. a) Siehe des Herrn Profeſſors und großen Zoologen Zimmermann Buch: Ueber die Verbreitung und Ausartung des Menſchengeſchlechts. b) Gatti reſlexions fur les prejujẽs, qui fuppofent aux progres de rinocuiation. Etwas 1503: $- 1504 Etwas, welches vielleicht zu beftimmter Beantwortung der drei | Anfragen im 57. St.d, May. Jemanden Beranlaffung geven Fan, Zweite Frage. ee: de lapidibus wird auch in FE dem, unter Balenus Namen be: Fanten Buche de incantatione, adjura- tione, & füfpenfione, citirt: Dies Buch aber muß erft in eder nach dem fiebenden Jahrhunderte gefchrieben feyn, indem ganz Deutlich darin des Aaron erwähnt wird. Albertus Magnus (vid. lib.I. de mi- ner.in pref.) foll gewiffegragmentevom Ariftoteles de lapidibus gefeben haben, Philippus Labbeus ( bibl.Mf.p.25 5.) teftarur , librum Ariftotelis de gemmis Arabice exſtare Mf. ( Yid. Tabricii bibl. Gr. ib. III. cap. 7. p. 192.) Dies Alles beantwortet die Frage nicht; aber es giebt mir Gelegenheit zu einer, vorher nothwendig erſt auszumg⸗ chenden Gegenfrage: welcher Schrift⸗ ſeller iſt denn der Erſte, der die bes „wußte Stelle vom Amethyſt aus dem „Buche des Ariſtotelis de lapidibus Dritte Frage. Daß die Myrrhe als Amulet gebraucht worden fen , davon finde ich in den haupt⸗ fählichften alten griechiſchen und lateinis fchen Aerzten wichts. Vielleicht geben Die arabifchen medieinifhen Schriftfteller, die ich gegenwärtig nicht benußen Fonfe, Davon Herweife. Unter die Antidota ift fie faſt all: gemein von den alten Aerzten mit genommen worden. Archigenes (beim Galenus de comp. mdtor. fec, loc: lib. IL. cap. 2.) empſiehlt myrti florem und myrrham, innerlid) ge; braucht,alsPräfernation gegen ven Rauſch; gleich unmittelbar Darnach redet er von al: Lerlei Amuleten, erwähnt aber darunter der Myrrhe nicht. Boigenburg. Daß demungeachtet Myrrhe (und Weib. rauch) bei dem orientaliſchen Frauenzims mer als Halsaugebinde muͤſſe gebräuchlich geweſen ſeyn, fehlen mir zuerſt das Aobes lied Salomons (Cap. 4, v. $. 6.) hoͤchſt wahrſcheinlich zu machen , bis ich daſelbſt Gap. v. 13. die Veſtaͤtigung fand. Diefe, eben angeführte Stelle enthält überhaupt mit jener, ans der morgenländifchen Idyl⸗ lenkette zuletzt angezogenen , einerlii Ge danken. Vielleicht ſoll der Vergleich zwiſchen dem Geliebten und dem Myrrhenhaͤngſel bloß auf des Erſtern Eicblichkeit und Annehs lichkeit fich bestehen, indem die Legtere unter» den mwohlriechenden Specereien befantlich einen der erſten Pläße behauptete. Denn, beinahe mögte ich glauben, daß diefe ſimp⸗ fere Buſenaͤmulete aus Myrrhen, Weihr rauch, 2c. bloß-des Wohlgeruchs wegen von dem vornehmeren Frauenzimmer gebraucht, und vielleicht gar bei einigen Voͤlkern die erſte Veranlaſſung zu dem noch vornehme⸗ ren Luxus der koͤſtlichen zuſammengeſetzten Oele und Salben geworden wären. So wurden fonft auch die Kleider der Vorneh⸗ men mit folchen Specereien wohlriechend gemacht. CB. 450.9. 1.) Vielleicht foll der Vergleich aber auch den hohen Grad der Lie⸗ be des Maͤdchens zu dem Juͤngling anden⸗ ten; daß der Gedanke anihn ohne Aufhören ihren Herzen feft eingeprägt ſey, gleich wie Tag und Nacht das Myrrhen⸗Amulet ins iñ erſte Heiligthum ihres Buſens herabhänge. Es Fan jedoch ſeyn, daß wuͤrklich medi⸗ ciniſcher Aberglaube zum Anhaͤngen der Myrrhe Anlaß gegeben bat, denn fie hat einige, das weibliche Geſchlecht vorzugs- weile betreffende Tugenden, die ich hier nicht wohl in der Ueberfegung anführen darf; die aber unter andern im Diofcorides (lib. 1, cap. 66. )erzähltfind. Und hievon würde ja dann Doch irgend einer der aras Bilhen alten Aerzte Beweiſe an die Hand geben. J. 5. Jugler, D. N. ©. Dr. IST ost Stuͤck. Montag, den agten November 1785. Etwas von den fogenannten Balken an den Waagen der Kaufleute und Strämer 5); Hannoverifche Magazin ift zeither ein Mittel gewefen, ger meinnüßgige Dinge dem Pub: likum befant zu machen, daffelbe da— durch vorzüglich im Nahrungsſtande zu aufgeffärteren Begriffen von Vor: theilen zu leiten, und Nahrung und Gewerbe, als die edelften Säulen der Gluͤckſeligkeit eines Staats, in eine beffere Verfaſſung zu feßen. So ge meinnuͤtzig man folche Abhandlungen hält, fo häufig findet man doc), daß fie jedesmal nur einen Theil des Pub: likums interefiren, den größten Theil deffelben hingegen ganz unbelehrt faf fen. Meine gegenwärtige Abhand: lung, boffe ih}, wird aber von diefer Art nicht ſeyn, indem fie eine Sache bezielt, die von dem Hofe des Fürften, bis zu der niedrigften Hütte des Land: manns alle Nufmerffamfeit verdienet. Sch meine die fo allgemein im Ge brauc) nörhige Waage und Gewichte, Es würde überfläßig fen, bievon im ganzen weitläuftig zu reden, viel: mehr will ich nur bauptfächlich mich auf ven Wangebalfen einfchränfen, das vorzuͤglichſte Stuͤck eier jedem Art Waage, auf deffen Genauigkeit in Woficht der Beſtandtheile ſowohl als der Eintheilung die Nichtigkeit ei: ner Waage größtentheils beruhet, und wovon ich mich nicht erinnere, je et: was in diefen Blättern gelefen zu ha⸗ ben. Man denfe nicht, ein Waage balfen fey fo allgemein befant, und im der Fleinften Hausbaltung fo fehr im ‚Gebrauch, daß ſich hieruͤber nichts mehr fagen laffe. Tägliche Erfahrung überzeugen mich genug, daß unter dem Publikum nur gar wenige fich finden, die von einem Waagebalfen richtige Kenntniß haben: und doch folte es feyn. Kaufleute und Krämer vorzuͤg⸗ lich folten von ihren Waagen, als ih: rem fo zu nennenden Werkzeuge ger naue Keuntniß beſitzen: fie folten fie in der Wahl zum Gebrauch beurtbei- len koͤnnen, um zu wiffen, ob fiedamit. auch ihre Abficht erreichen, ob fie in dem Maaße, wie fie auf dem Papier fich die Ausrechnung gemacht, auch die wuͤrkliche Auswägung verrichten ıc. Ein jeder, der Werkzeuge gebraucht, Eeccc be: 7 1507 Don den fogenannten Balken an den Waagen 13508 befleißiget fi ein Kenner davon zu werden, und fie zum Gebrauchtüchtig ausjufuchen. Wie würde er fich aber beurtheilen laffen müffen, wenn er z. E. als Metaltarbeiter nicht wüßte, wie er die Schärfe einer Feile unterfuchte, und wie er eine Rafpel von einer Seile unterfcheiden Fönte? Gewiß! ich un: terftiinde mich nicht, hierin auch dem Einfältigften einen Vorwurf zu ma— hen. Warum bleibt aber dag Publi⸗ Fum in Anfehung der Waagen und Gewichte fo fehr in Ungewißheit? If dies etwa eine Sache, die aufdie Ord⸗ nung in einem Lande einen unbeden: tenden Einfluß hat, die weniger zum öffentlichen Verkehr beiträgt, wie EL len und Hafpel, auf deren Nichtigkeit fo ftrenge gefehen wird ?_ Sch denfe es nicht. So lange ih Handel und Wandel Fenne, habe ich bei demfelben wo nicht mehr, doch eben fo viel die Beftimmung der Schwere wie der Maaße gefunden, und verhoffe Daher, es werde dem gefamten Publifum da mit gedienet feyn, wenn ich ihm einen Waagebalken befchreibe , und zur bef fern Kenntniß einer guten richtigen, und einer falfchen unrichtigen Waage führe, Um deutlich genug zu feyn, will ich mich aller Kunſtwoͤrter ent: halten. Eine gute richtige Waage muß hauptfächlich nach dem Waagebalken beurtheilt werden, Diefer muß nach der Schwere, die er wiegen foll, ver: haͤltnißmaͤßige Stärfe haben, In der Mitte deffelben muß ein auf beiden Seiten herausragender nach unten zu geſchaͤrfter Stahlfern feyn, welcher feinen Gegenftand auf den in der Schere angebrachten Stahlpfannen findet. An beiden Enden des Waa— gebalfens in den fogenannten Backen müffen wieder nach oden zu gefchärfte Stahlferne feyn, welche ebenmäßig ihren Gegenftand auf den geftählten Hafen finden muͤſſen, worin die Waa— gefchalen gehänget werden. Aller Stahl muß fehr gut gehärtet ſeyn, damit bei ſchwerem Wägen die Schärz fen der Kerne fich nicht platt drücken und die nothwendige Schnelligkeit Der Waage nichts verliere, Genannte Mittel: und beide Endeferne muͤſſen in dem Balken nicht nur; in gerader Linie, fondern auch in accurater Weite von einander ftchen. Wenn ein folcher Waagebalfen mit gehoͤrigemFleiße ge macht und juftiree ift, fo muß er, auch ohne Waagefihalen in feiner Scheere hängend, beim geringften Anftoß in reinen Schwüngen fich lange bewegen und, fo oft man folches auch wieder: bolet, immer. wieder in feinem Mittel: punft accurat einftehen, Bei ange haͤngten Waagefchalen muß man von einem folchen Waagebalken ein gleiches erivarten, auch wenn man die Waar _ gefchalen umwechſelt. Dies wären alfo die Beſtandtheile und SKennzeihen eines recht guten Waagebalken, an welchem nichts von Drabt angebracht, fondern außer vors benannten Stahltheilen, alles von ges fchmiedetem und ausgefeiltem reinem Eifen feyn muß. Er fan zwanzig und. mehrere Sahre täglich, jedoch ord⸗ 1509 ordnungsmäßig gebraucht werden, ohne Schaden zu leiden, oder feine Schnelligkeit zu verlieren, Nun unterſuche ein jeder nach obi⸗ gen Kennzeichen feine Waagen, wie wenige wird er finden, die die gehöriz gen Eigenfchaften an fich haben, welche fie bei unferer guten Policei doch bir ben folten. Zuweilen wied man noch eines Waagebalfen aus den Fabrifen alter Zeiten anfichtig, der wuͤrklich auf obige Art dauerhaft und zuverläßig ‚ gemacht iſt. Seitden aber das Dub: likum mehr für wohlfeilen Preis wie gute Waare, eingenommen gemefen, und die Fabrifen dabei einen mehre: ren Abſatz gefpürer haben, feit der Zeit find ſchlechtere Waagen in ganz Deutfchland eingefhlihen, und man hat ſich bei den Fabrifen nur bemuͤ— bet, venfelben Außerlich ein gutes Ans feben zu geben. So fehr fie aber ins Auge fallen, fo wenig zuverläßig brauchbar find fi. Sie haben zwar außer dem allemal unentbebrlichen Mittelkern, auch die Kerne an beiden Enden. Ob diefe aber von gutem Stahl, als das Mittel zu Erhaltung einer immerwährenden Schnelligkeit, find, ift eine zweifelhafte Frage. Be Eantlich Fan ein guter gehärteter Stahl nicht vernichtet werden, und doch fin: den fich die Kerne an beiden Seiten in dem Balfen vernichtet, diefe Ker: ne find Daher nur Eifen oder matter Stahl, ihre Schärfe wird in wenigen Wochen platt gedrückt, und die Waa— ge verfiert fodann das Schnelle. Bon den Arten wie bei den Fabtiken, wo der Raufiente und Krämer. k u 1518 alles ins Große und mit mögfichfter Geſchwindigkeit und Leichtigkeit ver fertiger wird, ift mie folgende befant, Die Arbeiter ſchweißen in ein Stuͤck Eifen, welches die Kerne in den’ Waagebalken abgeben fol, ein Stück: hen Stahl ein; bearbeiten nächftdem den Waagebalken zu feiner gehörigen Proportion und feilen von dem einge ſchweißten Stahl die Kerne an beiden Enden aus, gerade, als wenn fie das eingefchweißte Stückchen Stahl dazu getroffen hätten. Wer das Schmieden gefehen bat, oder ſelbſt ſchmiedet, wird wiffen, daß es eines theils fehr leicht möglich fen die Stelle zu verlieren, wo man in dünnes Eifen Stahl einge ſchweißet bat. Andern theils, daß es ungemein mißlich fey, beim Einſchweiſ⸗ fen den rechten Punkt zu treffen, wo nach der richtigen Eintheilung des Waagebalfens die Schärfe des Ker⸗ nes fißen müßte. Doch gefeßt, ein foicher Fabrifarbeiter hätte zumeilen das Glück, ſowohl das eingefchweißte Stuͤckchen Stahl, als den rechten Punkt zu finden, (denn zufällige Dinge ev eignen fich in jedem Fache menfchlis cher Handlungen,) fo thut er doch feinem zufälligen Gluͤcke nicht fo viel hinzu, daß er die Hafen, welche auf dem Kerne bangen, und woran die Waageſchalen gehänger werden, mit Stahl verſiehet. Gleich den übrigen Fabrifanten nimt er dazu gewöhnfte ches Eiſen, und läßt fie fertig ſeyn. Bon wie langer Dauer foll aber das Schnelle eines folhen Waagebal⸗ kens ſeyn? In wenigen Wochen graͤbt Erreca der - 2511 der fcharfe Stahlfern in Das weiche Eifen tiefe Gruben ein, und die Waa— ge wird ſteifer. Anſtatt daß der Kauf: mann beim erſten Gebrauch mit etwa 3 Quentin anf 1 Pfunde den Aus: fehleg geben konte, muß er nun ein ganzes Quentin nehmen, oder mehr. Ein vorfihtiger Kaufmann ‚bemerkt zwar diefes Uebel bald, weiß ihm aber nicht abzuhelfen. Die Meinung mit Del das Schnelle wieder. herzuftelfen ift fehr ierig. Der Stahl erhaͤlt da⸗ durch nur mehrere Macht in das wei: che Eifen eins und zuleßt ganz durch zu reiben, und die fonft fo glücklich gerathene Waage in weniger Zeit ganz unbrauchbar zu machen. Go früh naher eine faft vollfommene Waage fich zum Ende, die mit wenigem zu helfen ftinde, wenn der Eigenthümer eine Waage Fennte und Hülfe fuchte, Die übrigen Arten Fabrikwaagen, welche nicht durch einen Zufall zur richtigen Eintheilung gefommen, find für das Publifum eine noch größere Laſt, und alle daran befindliche Fehler führen einen großen Nachtheil für den Kaufmann mit fih. Wenn die Kerne und Hafen von Eifen oder fchlechtem zum Vernieten fähigen Stahl find, fo fehleifen fie ſich bald aus, werden zur Schnelligkeit anfäbig, und der Kaufmann muß, um den Käufer zu befriedigen, wenigftens auf ı Pfund ein och zugeben. Einen ebenmäßigen Verluſt bat der Kauf mann, wenn dierKerne nicht in gera: der Linie ſtehen, fondern, wie ich öfters finde, der Mittelkern Z oder 4 Zoll Yon den fogenannten Balken an den Waagen 1512 höher figt wie beide Envferne. "Hier fälle das Gleichgewicht des Waage balfen weg, und es gehörer ein ftärfer ver Zufaß von Waare dazu, um vie andere Schale mit dem Gewicht herr auf zu holen. Die dritte Art der ung richtigen Eintheilnng des Balken ift diejenige, wenn ein Endkern dem Mit: telpunft näher wie der andere iſt. Diefe Art Waagen ift die gefährfich- fte , denn fie wieget dem einen ‚Käufer ſchwer, den andern leicht zu, und fo Fan der braofte Kaufmann an feinem Namen fo wie an feiner Waare leiden, Seßt der. Kaufmann das Gewicht: ftücf auf die Seite, wo der Endkern dem Mittelpunfte näher ift, fo Fan er ein anfehnliches von Waare weniger auf die Waagefchale legen, um das Gewicht zu heben, denn leidet der Kaͤu⸗ fer, er fehmälert auch wohl gar den guten Namen des Kaufmanns derihm unrichtig gewogen, obgleich derfelbe daran ganz unfchuldig feyn Fan, er warnet jeden folchem unrichtig wiegen den Kaufmann Waare abzuholen. Welch ein Nachtheil in der Nahrung des unfchuldigen Kaufmanns, und wehe ihm, wenn er erft in einem fol: chen Rufe iſt. Die Käufer fliehen ibn, fein Gewerbe wird ſchwach, und endlich legt er e8 ganz. nieder. Setzt er hingegen das Gewicht auf die länz gere Seite, wo nemlich der Endkern vom Mittelpunfte weiter entfernet iſt; fo muß er auf die kuͤrzere Seite weit mehr Waare legen, wie das Gewicht ift, um felbige zu heben: und "dabei leider der Kaufmann, wenn er 1 Loth und 1513 „und daruͤber auf jedes Pfund zu ge ben muß. Hiebei trit noch ein fehr bemierflicher Umftand ein, den viel: leicht die wenigften kennen. Ziehet nemlih die Waage fo fhwer und falfh, daß man auf ı Pfund wenig: ftens ı Loth verlieret, fo ift der Ver: luſt auf 2 Pfund fchon 2 Loth, und fo verdoppelt fich bei vermehrtem Gemich: te auch die Einbuße, Sch habe Waa— gen gefehen, die auf 20 Pfund ı Pf. einwogen, mithin auf 100 Pfund 5 Pfund, Wodurch ſoll fih nun ein Kaufmann von diefem Verluſt erbo; len, wenn er die Urſache nicht weiß, wodurch ihm diefer Verluſt zuftößt, wenn er fein Werkzeug, die Waage, nicht Fenne? Was für Vorwürfe bat er aber auch, mern er die Seite der Waage zumWaaren wiegen gebraucht, welche fo viel zu leicht wieget, von dem Käufer zu erwarten, wenn diefer ftatt 100 Pfund nur 95 Pfund erhält. Alles was ich vorftehendermaaßen von der Nichtigkeit eines Waagebal: fen geſagt habe, gilt von der Fleinften Apothekerwaage bis zur, größten Eentnerwaage. Die Nichtigkeit fol: cher aller liegt größtentheils in der Befchaffenheit des Waagebalfen, und es wäre zu wiünfchen, daß ein jeder durch meine gemachte Befchreibung guter und fchlechter Waagen hinläng: liche Kenntniß derfelben erlangt hätte. Intereſſant ift diefe Kenntniß dem gefammten Publifum immer, und wo es bei einem Theile auf Bortheil und Schaden im Gewerbe anfomt, da ge het es bei dem andern Theile auf das der Kaufleute und Krämer. 15:4 Leben und Geſundheit der Menfchen los. | Ob zwar meine Abficht eigentlich nur geivefen, das Publikum beim Ge: brauch der Waagen auf die Kenntnif eines Waagebalfen zu Teiten, fo Fan ich doch, da ich darin deutlich genug geweſen zu ſeyn glaube, beiläufig die Ungelwaage nicht unberührt Taffen, die man auch in arofer Menge unter dem Publifum antrift. Die Kennzeis chen ihrer Güte, find zwar nicht fo leicht, wie bei den Waagebalfen von einem jeden zu bemerfen, doch aber fan man fie in fofern als guet erfene nen, wenn die drei Stahlferne ihre gehörige Stelle haben, von gutem har: tem Stahl und gefchärft find, und wenn man damit wieger, welches am beften mit genauen Pfundftücken ge ſchehen Fan, die Waage fich unbewegt in den Rubeftand feßt, fo dann ift fie brauchbar. Michtig Fan man zwar nicht eher fagen, man habe fie dann mit Driginalgewichten durch gewogen. Nun frage man, wo haben folche Un: zelwaagen ihr Eutftehen ? Größten- theils durch Klein: und Grobſchmiede in den Städten und auf dem Lande, Wenn man fih nun faft gewiß verfi: chern fan, daß nicht bei den Schmie: den in den Städten, und noch went: ger bei den Landſchmieden fich richtige Pfundſtuͤcke befinden, ohne felbige aber Feine Unzelwaage gehörig juſtirt wer: den Fon, fo ift es jehr begreiflich , wie wenig von denen in Gange ſeyenden, und nicht bereits gebefferten Unzel— waagen brauchbar feyn und richtig Eecerz wie: 1515 Bon den fogenannten: Balken an den Waagen 1516 wiegen Fönnen, Den Stahlfernen nach Gutduͤnken einen Platz zu geben, und auf der Stange nach einer alten Waage die Pfundezeichen abzumeffen und einzugraben, find ſehr trügliche Handlungen, und Doch ift dies Die ge wöhnliche Art, befonders der Land: fchmiede, die Unzelwaage zu verfer— tigen. Wie mag bei dem Gebrauch) folder Waagen es wohl um den Han⸗ del und Wandel ftehen ? Diefe Art Waagen ift inzroifchen die fehlechtefte noch nicht. Es giebt Derter, wo ein fogenannter Befen für eine richtige Waage gehalten wird, und eine hölzerne Nachahmung einer Unzelwaage ift. Man nimt dazu jede Art feftes Holz in der Diefe eines Befenftiels, etwa 4 Fuß lang. Am dicken Ende wird ein Stück Blei ber feftiget, welches das Gewicht vorftel: ten fol. Am fpigen Ende ift ein ei ferner Hafen, woran die zu wiegen? de Sachen gehängt werden, Der Kuppel ſelbſt ift mit meffingnen Etiften zu viertel, halben und ganz zen Dfunden gezeichnet. Der Knüppel befomt feine Balance in der Schleife eines ſtarken Bindfadens oder Fleinen Seils, und in folcher wird der Knuͤp⸗ pel fo lange hin und ber gefchoben, bis die an dem Hafen hängende Waa⸗ re mit dem Bleiende im Gfeihge: wicht if. Dann fiehet man zu, wel: che Zahl des Knüppels den Bindfa: den berührt, und fotche fol die Pfun: dezahl der gewogenen Waare fen, Man wieget fogar Zinn, Kupfer und Meſſing damit. So mannigfaltig mir auch Waaz gen zu Gefichte gekommen, fo hat mir doch noch Feine Tächerlicher wie die eben befchriedene Beſenſtielwaage gez ſchienen, und ich bin verſichert, das hiefige aufgeflärtere Publikum wird nicht weniger darüber in ein Gelaͤch⸗ ter ausbrechen, Der nürnberger gebiegten Waa— gebalfen milk ich nicht weiter in meiz ner Abhandlung gedenken, als daß fie billig , wie Zand, des Landes vers tiefen, oder allenfalls nur als Spiek zeug für Kinder geduldet werden folten. Allein wie viele von diefen und an: dern falfchen und fihlechten Waagen befinden fich noch wohl in den mehr ften Orten Deutſchlands? Bon felbft fäubert fich ein Land oder Ort nie da: von, es muß ein höherer Machtfpruch fie vertilgen, und richtigere Dagegen einführen. Ehedenm lagen die preufz fifhen Staaten ebenfalls unter dem Druck falſcher unrichtiger Wangen und Gewichte. Auf den großen Nach: theil der daraus entftand, folgte bald nach Antrit der Regierung des jeßiz gen Königs eine fürtrefliche Verord⸗ nung Alle ausländifche betruͤgriſche Fabrikwaaren wurden verboten, die inländifchen Vrbeiter zu Verfertigung richtiger Waagen angewiefen, Leute angefeßt, Die genaue Kenntnig davon hatten, die darüber hielten, und denen es noch jegt Pflicht ift, die Erhaltung richtiger Waagen und Gewichte im Lande zum Augenmerf zu haben. Die Provinzen Hollands fäuberten gleichfalts ihr Jand von falfchen Wan: gen. 1517 gen. Die Fabriken Ponten zwar fort: daurend die Waagebalfen verfertigen, allein, nicht jedem in Lande verfaufen, Das war nur einzig einem in Am: fierdam von’ den Staaten angefeßten Manne übertragen, der fie zuvor bez richtigen muß, und der von den Fa: brifen Feine Waagebalken annimt, der Kaufleute und Krämer. 1518 wenn fie nicht fo find, daß er damit feinee Pflicht ein Genuͤge Teiften Ban. Er verfieher nicht nur Holland mit richtigen Waagen, fondern auch viele andere Derter, Gtläücklihe Staaten, die fo vom Verderben erlöfer find! und wie viele feufzen noch wohl nad) Rettung ? Johann Gortlieb Süfferott. Zwo Erfindungen, Theer auf eine neue Art zu verfertigen, und Bafalte auf Glashutten zu nußen, D iſt bekantlich für die Schif⸗ fahrt unentbehrlich, die Conſum— tion deſſelben beinahe unermeßlich, und ſein Verkauf einer der wichtigſten Artikel fuͤr die nordiſchen Nationen. Auch ſuchte England, Frankreich und Holland ſchon oft dieſer großen Importation auszuweichen, aber die Natur verſagte dieſen Laͤndern die Menge Harz führender Bäume, wel: he nur im Norden von Europa haͤu⸗ fig wachfen, und daher blieben jene Verſuche immer fruchtlos. Naturfündiger fchlugen vor, Theer in dem Erdpech (bitume) zu fuchen, welches jene drei Neiche hinlaͤnglich befißen, und Büffon gab namentlich Steinfoblen dazu an. Man wußte fchon lange, daß un: ter den Produften diefer bituminöfen Subſtanz ein fchwarzes, fenerfangen; des (empyreumatique ) Del,dem Theer ähnlich, fich befinde, dem eine geringe Duantität von volatilifchem Alkali beigemifcht fey ; aber diefe Kenntniffe hatten Feine Folge, Neuerlich bat Lord Dundonnald auf feinen Gütern bei Edinburg diefe Ber: fuche im großen ausgeführt, und der berühmte Maturfündiger, Faujas de St. Fond befchäftigt fich anjeßt gleich: falls damit zu Paris, - Diefe Entdeckung ift in der That wichtig ; die Steinfoßlen müffen doch ehe fie zue Feurung im Camin brauchz bar find, zuvor halb ausgeglühet wer: den, damit fie fich der Dünfte entla⸗ den, die der Geſundheit ſehr ſchaͤdlich feyn würden, Diefe Dünfte gingen bisher ganz verloren, weil das Ausgluͤhen in freier Luft geſchah, und eben diefe benußt Herr Faujas nun, indem er fie, nach und nach, durch Röhren, und andere finnreich ausgefonnene Vorrichtungen treibt, und aus diefer fo verdichteren Feuchtigfeit zugleich Theer, volatifie ſches Alkali, und Steinöl erhält ; bei toelher Operation die Steinfohlen, vor wie nach brauchbar bleiben. Steinoͤl iſt befantlich bei vielen Kuͤn⸗ 1519 Künften nutzbar, und volatilifches Alkali mit Seefalz vermiſcht, giebtein Sal-ammoniacum., Sn drei Defen er hielt man aus einem Cenener (Quin- tal ) Steinfohlen fünf Pfund Theer, und wahrfcheinfich. giebts Steinkoh⸗ fen die noch mehr enthalten; auch foll. diefes Theer noch den Vorzug haben, daß es füßer als das nordifche ift, welches leicht ranzig wird, und durch die alsdenn erhaltene Canfticität die Thaue zerfrißt a). Diefer Verſuch erinnert mich an einen andern, der gleichfalls ſehr in⸗ tereſſant iſt. Man hat nemlich in Italien entdeckt, daß die Lava ge fſchmolzen werden Fan, und als denn eine ſehr brauchbare, halb durchſichti⸗ ge Maſſe giebt, die ſchon mit Nutzen zu Flaſchen, und andern Gefäßen, wie Glas, geblafen wird. — Ich wuͤnſchte, daß unſere Glashuͤt—⸗ ten auch Verſuche dieſer Art machten. ) ©. Journal general de France 1788. Zwo Erfindungen, Theer auf eine neue Art ꝛc. — 13520 Bekantlich enthalten die, Berge zwi⸗ ſchen Caſſel und Göttingen, inſon er⸗ heit der Dransberg, deſſen Baſalte noch außerdem durch ihre ſpindelfoͤr⸗ mige Geſtalt ſehr merkwuͤrdig find, faſt unerſchoͤpfliche Vorraͤthe von Ba⸗ falt, die jeder Naturkuͤndiger nunmeh— to, für wahre Laven aus erloſchenen Bolfanen erkennt b). Zum Straßen: bau, wozu ihm Feine andere Steinart beifömt, würde dem ungeachtet noch genug bleiben, und vielleicht entdeckte man noch, mehrere Berge, die Diefes nußdare Produft enthalten, Die Rei— be von Bergen, an deren Fuß Nord: beim liegt, fo wie verfehiedene in der Gegend von Brüggen, Taffen dieg, nad) ihrer conifchen Geſtalt, böchft wahrſcheinlich vermuthen, und wür den daher zu noch dauerhafterer Uns terhaltung der ſonſt fchon fürtreflichen Straßendämme Diefer Gegenden ge nußt werden Fönnen, - b) Auf der Glashütte Bois-Jcan Borde, in Burgund , werden jest ſchon wuͤrklich Slafhen von geſchmolzenem Bafalt verfertigt, worin ſich der Wein beffer, wie in gläfernen, halten fo. Die Addreffe if: au Sieur Loys, Dire&teur de la "verrerie du Bois Jean Borde, paroiffe de St. Berain, par Chagny, à Couches, pder à Dijon, au Sieur Courtois, rue de Pontarnault dans les bätimens de L’academie, S. Feuille du Marchand. Nr. 31. ‘ v. R. 152» 1522 Hannovetiſ hes ſſhes Magasin, 96 Stuͤck. Freitag, den 2 tn December 1785. ‚Briefe über die Belagerung von Gibraltar, an einen Freund in Hannover gefihrieben, (Siche das 8aſte Stuͤck.) Zwei und zwanzigſter Brief, Naum hatte am 12ten April das die Convoy in den Hafen von Gibraltar führende Linienſchiff St. Albans ſuͤdweſtlich der neuen Mole auf unferer Rhede feinen Anfer falten laſſen, fo eröffneten die Feinde 26 Minuten nah zı Uhr Morgens ihre ſaͤmmtlichen auf der Landenge be: findlichen Mörfer: und Kanonen: Bat: terien auf die Feſtung und die Anker: pläße bei der neuen Mole. Vorzüglich bemüheten fie fih, die leßteren zu erz reichen, und uns der auf der Convoy angelangten Vorräthe zu berauben, General Eliott hatte indejfen für die: fen Fall geforgt, und an folchen Orten, als in der neuen Mole und der noch weiter fidlich gelegenen Rofia: Bay, die Landung der Provifions, Ammu: nition und anderer Sachen veränftal: get, wohin die Feinde von der fandfeite, der erftaunend flarfen Ladung, die fie ihren Bomben und Kugeln gaben, un: erachtet nicht reichen konten. Don der Stärfe des feindfichen Feuers werden Sie, mein Freund, am beften urtheilen Fönnen, wenn ich Ih— nen fage, daß die Spanier folches mit 80 26pfuͤndigen Kanonen, und beinaz be 48 13zoͤlligen Mörfern, deren jeder 212 Pfund ſchwere Bomben warf, une terhielten. Es konte alfo wohl ein fol cher Regen von Kugeln und Bomben die armen Einwohner zwingen, aus ih⸗ ren Hinfern nach dem füdlichen Theile des Felfen zu flüchten, und verdiente diefe Würfung des Bombardentents nicht das Aufheben, welches die Mas drider Zeitung Davon machte, Die Feinde hielten um halb 2 Uhr Nachmittags mit Feuern ein, und finz gen erft gegen 4Uhr wiederum an, die Feſtung zu befhießen. Unfere Artil— lerie hatte fodann das Vergnügen die avaneirte San Carlos Batterie zum Schweigen zu bringen, Die Feinde feßten indefjen ihr Feuer aus den übriz gen Batterien, und die Feftung das ihrige mit unabläßiger Heftigfeit die ganze Nacht hindurch big dem folgen: Dodddd den 1523 h Briefe über die Belagerung won Gibraltar, den Mittag.fort. Vorzüglich fchoffen die Feinde die Nacht hindurch Kugeln. In den erften 24 Stunden des nun: mehro eröffneten Bombardements ver: brauchte die Feftung 325 Kugeln und 540 Bomben, wovon 85 133Sllige waren. In diefem Zeitraume wurden einige Leute in der Feſtung getödtet und ver: wundet. Der erjte, welcher durch das feindfiche Feuer fein Leben verlor, war ein Erenadier des Negiments von Har: denberg; es wurde derfelbe vor dem maurifchen Kaftele, wo er auf dem Poſten ftand, in der Nacht um ı2 Uhr erfchoffen. Bei dem Anfange des Bombarde: ments am. ı2ten April war die würkliz che Stärke der Garnifon, die 110 Re Fruten welche folche mit Darby’s Flotte erhielt, mit eingefchloffen, 5760 Mann. Un ızten April, Mittags gegen 12 Uhr, hörte das erſtaunende Kra— chen des Gefchüßes von beiden Seiten auf, und genoffen wir eine halbe Stun: de lang einer recht feierlichen Stille. Da fämtliche Transporefhiffe und andere für die Garnifon geladene Fahr: zeuge bereits am 12°" April auf bie: figer Rhede angelegt hatten, fo wur: de fofort am 13% mit der Landung der auf folchen gefommenen Borräthe der Anfang gemacht, und die folgen: den Tage hiermit immer fortgefabren. Den Tag über arbeiteten daran 500 Mann von der Garnifon unter der Auffiht von 2 Dfficiers, 15 Serge anten und 15 Corporals, außer einer 1524 großen Anzahl Matrofen, die von den Kriegsfchiffen täglich dazu gege ben wurde. Die Nächte hindurch ar: beiteten die Hälfte Mannfchaften un— ter der vorgedachten Anzahl von Auf: fehern an Biefer Landung. Der Wi: miral Sir John Lockhard Roß, der abfeiten der Marine die Oberauf: ficht bei der Landung hatte, war mit dem General Eliott unermuͤdet befchäf: tiget, Das Yusladen der Schiffe zu be fordern, und waren dieſe beiden Be fehlshaber oft ganze Nächte hindurch bei Diefer Arbeit gegenwärtig. Am ızien, des Nachmittags, ver: fuchten es die Feinde wiederum, aus der San Carlos Batterie zu feuern, allein unfere Artillerie teieb Die feind: liche abermals von ihrem Gefchüge. Da die Spanier die Unmöglichkeit wahrnahmen, die fandungepläße der Feftung zutreffen, fo richteten fie ihr Feuer hauptfächlich auf die Stadt, und übten ihre Feindfeligkeiten gegen das Eigenthum der Einwohner aus, fo, daß es bald das Anfehen gewann, als wenn fie nicht gegen Großbri— tannien, fondern gegen die Bewoh— ner von Gibraltar nur Krieg führten. Dielen Nachtheil that ihnen das Ger f his der Royal: Batterie, welches fie denn veranlaßte, befonders fich zu bemühen, Kugeln und Bomben da hinzu bringen. Unter einer erftaunen: den Menge von Schüffen, die ſie hier: nach thaten, brachten fie an diefem Ta: ge nur eine Bombe auf diefe Felfen ſpitze. Den 14ten April ſteckte der REN ir 1525 an einen Freund in Hannover aefihrieben, Eir John Lockhard Roß feine Flagge auf dem Alexander, einem der vier ın ter Bay, zur Bedeckung der Trans: port: und anderer Fahrzeuge, Tiegen: den Linienfchiffe auf, weil fein Schiff, Der Royal George, nebit den Übrigen Dreideckern nicht im Hafen vor An: fer gehen, fondern um den Felfen Freußen ſolte. Diefen Tag feuerten die Feinde, ob: ne irgend auf einen gewiffen Gegen: fand ihr Augenmerk zu richten. Sie fchienen befonders Vergnuͤgen daran zu finden, ihre Bomben und Kugeln, ungemein weit zu treiben, und ung Mroben ihres guten Pulvers und Ge ſchuͤtzes zu geben; man bemerkte unter ‘andern an diefem Tage, daß 2 ihrer Bomben über die beinahe 1300 Fuß hohe Epiße des Felfens, wo das Gig: nalbaus ftehet, weggingen. An eben dem ı4'", des Morgens, machten 9 feindliche Kanonen⸗ und 2 Mörfer- Boote von einer Windſtille Gebrauch, und feuerten auf die um die neue Mole vor Anfer liegenden Schiffe. Die hier befindlichen Linien: Schiffe und vie Batterien der neuen Mole erwiederten diefes Feuer, und fo bald nur einiger Wind entftand, wurdendieChaluppen durch einige res garten zurück getrieben. Den ızten April feßten die Feinde ihr Feuer von der Landſeite unabläßig fort, und da eine Windſtille ebenfalls die feindlichen Kanonen: und Mörfer: Boote, mie Tages zuvor, begün: ftigte, fo machten fie dieſen Morgen einen ähnlichen Angrif. Sie wurden 1526 aber bei einem auffpringenden Winde vor der Tlonfisch und einigen Sees garten ihrFeuer aufzugeben gensthiget, An diefem Tage wurden durch das Feuer von der tandfeite ein Corporal des Regiments de fa Motte getödter, und einige Leute der Garniſon verwun⸗ det. Unter den letztern waren befonz ders der Regiments: Chirurgus Chis— holm des s6ten Megiments,: Lientes tenant Budworth vom 7afen, und ein Compagnie Felofsher vom Hardenber: gifchen Regimente, Der erftgedachte verlohr ein Bein. An chen diefem ı zter April rückten einige Negimenter, deren Quartiere in der Stadt vom Feinde niederge fchoffen, oder fehr befhädiger worden, ins. Lager, welches auf dem ſuͤdlichen Theile der Feſtung oberhalb der Std: Barracken und des Navy: Hofpitais am Berge aufgefchlagen wurde, Die Nacht vom ızten auf den ı6ten April und an diefem Tage ımterbiel: ten die Feinde von der Landfeite ein unaufhörliches Feuer, und machten felöft des Mittags, wie fie doch die Tage zuvor gethan, Feine Paufe. In— deffen fenerten fie nicht völlig fo ge: ſchwinde wie in den erften Tagen, wo ihre Kanonen: und Mörfer- Batterien fast beftändige fauffeuer machten. Vom za’en His zum 1G6ten April hatten die Feinde von der Landfeite bereitsg 280 Kugeln und 3262 Bomben auf: die Feſtung verſchoſſe. Den 16", mit Tagesanbruch machten die ſpaniſchen Chaluppen wie: derum einen Angrif auf die auf unſerer Doddd 2 Rhe 1527 Rhede befindlichen Fahrzeuge, und nd herten fich denfelben mehr, wie ſie bie; lang gewagt hatten, Ihr Feuer wur: de durch die hieſelbſt befindlichen Bat: gerien und die Linienfchiffe erroiedert, und fie ſelbſt zurück getrieben, fo bald der Wind unferen Schiffen günftig wurde, unter Segel zu geben. An eben dem ı6ten Abends zwiſchen 7 und 10 Uhr, machten die Feinde auf ihrer Rhede einige Signale, und fchien es, daß fie ihre Brander heruͤber ger fandt haben worden, wofern nicht ver: fchiedenein der Bay unter Segel ſeyen⸗ de englifche Kriegsfhiffe, ein zu wach: fees Auge auf ihre Unternehmungen ‚gerichtet hätten. Den 17ten April feuerten die Fein De bei Tage und bei Nachte, aber nicht völlig fo ſtark wie in den erften Tagen des Bombardements, und hielten fie an diefem Tage von 11 Uhr Morgens bis um 2 Uhr Nachmittags ganz ein. An diefem Tage wurde ein Soldat des Redenſchen Regiments erfchoffen. Bon 2 Uhr Nachmirtags den ı ten April feuerten die Feinde beftändig die Macht hindurch und den folgenden Tag fort, ohne im Mittage einzuhal: gen. Durch diefes fo anhaltende Feuer erlitt die Garniſon einigen Verluſt. 2 Gemeine des zgeen Regiments wurz den todt gefchoffen, und 5 Mann die fes Regiments, wie auch einer von Hardenberg verwundet, Ganz frühe Morgens den ıgten April machten 13 feindliche Mörfer: und Kanonen⸗Boote einen Angrif, be fonders auf die um die neue Mole Briefe über die Belagerung von Gibraltar, 1528 ftationirten Kriegsfchiffe. Der Befehlsha⸗ ber der erfieren fuhr längs der Linie, die dieſe Chaluppen formirt hatten, auf und- nieder, und fehien folchen die Nichtung ih: res Gefchüßes anzugeben. Ihr Feuer dauer⸗ te nur etwa eine Stunde, da der Wind um fere Schiffe in Stand ferte, folche zuruͤck⸗ zutreiben. An eben diefem Tage Fam ein mir Wein beladenes Schiff von Livorno hiefelbft an. Den 191° Ypril dauerte das feindliche Feuer bei Tage und bei Nachte mit großer Heftigkeit fort. Selbigen Nachmittags Fam eine bewaffnete Polacra mit Wein von kif fabon auf Hiefiger Rhede an. Den 20fn April beunruhigten die feind- lichen Kanonen: und Moͤrſer-Boote ganz früh Morgens unfere Schiffe wieder, gar ben aber ihren Angrif auf, fobald der Wind ans Oſten anzumwehen fing. Nachdem nun in dem Furzen Zeitraume von 8 Tagen fammeliche Transportfihiffer bis auf 2 Dftindienfahrer nach, ihre Frach⸗ ten gelandet hatten, und 12 Kohlenſchiffe in feihtem Waſſer gefenft waren, um deſto weniger dem feindlichen Feuer von der Sees feite ausgefeßt zu feyn, fo machte Admiral Darby, der mit dem größten Theile der Kriegsfchiffe dem Felſen oftlich Freugte, das Signal zur Ruͤckkehr der Flotte. Ein glei ches that der Admiral Sir John Roß in der Bay von Gibraltar. Eine erſtan— nend große Menge Familien machten von den nad) England zurückfehrenden Schif fen Gebrauch, diefen Ort zu verlaffen, def fen Auffenthalt nun täglich unangenchriter wurde. Durch das bervits 8 Tage gedauer⸗ te Bombardement waren fchon viele Häufer in einen Steinhaufen verwandelt, und die noch ftehenden hatten Fein befferes Schick- fat zu erwarten. Viele Leute die noch bis— her ihr Auskommen gehabt, und befonderg diejenigen, derer Vermoͤgen in Häufern bes fand, jahen fih mic dem Berlufte derfelben und ihrer Effeeten, vie ein Raub der Flames men geworden, wuͤrklich an deu Bettelftab gebracht. Nur einige wenige Einwohner hats ten anf den Zah einer Derwäftung der Stad? 1529 Stadt deforgt, und wegen der Koſtbarkeit der Baumaterialien forgen Fönnen, und fich außerhalb des Schuffes von der Landſeite Hütten gebauet. Hhne die befondere Güte des General Elioet, der den Einwohnern auch Zelte a) gab, würden viele hunderte inter bloßem Himmel, dem dieſe Tage hin: Durch gefallenen ſtarken Regen ausgelegt, ha: ben zubringen muͤſſen. Der Anblick einer zahl⸗ reichen Familie, worunter hie und da ver; ſchiedene unmündige Kinder fih) befanden, in dem engen Raume eines Soldafenzeltcs, ohne die geringe Bequemlichkeit, oft ohne Betten, war recht innigft traurig. Berfchiedene Einwohner, deren Vater⸗ land Gibraltar war, embarquirten fich nad) England, ohne dafelbit einen Freund, oder Verwandten, oder Geld zum Unterhalte zu haben. Einige wußten ſelbſt die Spra— he dieſes Landes nicht, und wagten alfo alles, um nur von dem Selfen zu kommen. General Eliott verſchafte diefen armen be: drängten Leuten nicht allein eine freie Fahrt, fondern gab ihnen auch auf vier Wochen Sebensmittel mit aufs Schiff. So viele Erfrifchungen und ra auch für Privatrechnung mit der Darbyſchen Flotte hier angelangt waren, fo wenig Far men uns folche jedoch in der gegenwärtigen Lage zn fiatten, da das feindliche Feuer uns die Häanfer nahm, wo ſolche anfbe wahre werden Fonten. So wenig Kaufleute, als andere zur Garnifon gehörende Perſo— nen hatten Raum, fih Vorraͤthe zu ma: hen; es fahen fich daher verfchiedene Kauf: fahrer gezwungen, ihre Frachten wieder mitzunehmen. Einige unternahmen es in deffen, und blieben, bei dem Abgange der Darbyfchen Flotte, liegen, ungeachtet fie befürchten mußten, daß ihre Ladungen dem Feuer der Kanonen; und Mörferboote ausgeſetzt wären. Am 2otn Ipril, Mittags, erfchien Ad—⸗ miral Derby, mit den bisher unter Segel geweſenen Schiffen, vor der Bay, und ver; 3 a) General Eliott hafte lange zuvor auf den Kal eines Bombardements Ruͤckſicht “an einen Fremd in Hannover gefehrieben. 1130 einigte fich diefen Nachmitkag mit den im dem Hafen befindlichen Kriegs: und ans dern Schiffen. Mit Eonnenuntergange aing dieſe aus go Schiffen befichende Flotte in die Sfraße. Die Spanier machten bei der Ruͤckkehr derfelben eben wieder fo viele Signale mit Raqueten längs den Küften, wie bei deren Ankunft in dieſen Gewäffern. Das Abfegeln diefer Schönen Flotte war fir uns eben fo traurig, als ihre Ankunft erfreulich gewefen war. Ihr Anblick Hatte uns bisher auf eine angenehme Art zer: ftreuet, und das Ungemach, welches das feindliche Bombardement nach fih 509 weniger fühlen laffen. Am zıten April folgte der Darbyſchen Flotte eine noch zu folcher gehörende Fre— gatte, welche in der mittelländifchen See gefrenget hatte, Das einzige Föniglihe Schiff, welches auf der biefigen Station blieb, war ein Cutter von 14 Kanonen. Das Bomdardenent der Feinde dauerte an diefen beiden Tagen, den 20fn und zıtn April, in chen der Maaße wie in den erfien Tagen fort, und richtefen fie foiches auf verfchiedene Gegenftände. Jhr Hanptaugenmerkfchier auf die Berwäftung der Stadt gerichtet zu ſeyn, and da fih dentlich abnehmen ließ, daß fie, un fols chen Endzweck zu erhalten, Feine Zeit und Koſten fchonen würden, es ihnen auch im: mer moglich war, bei der freien Zufuhr zn Waſſer und zn Lande, ven Abgang von Yulser und Ammunition zu erfeßen, fo machte es fih die Feftung zum Grundfage, ihr Feuer anf Gelegenheiten zu ſparen, wo es mit befonderm Vortheile angebradt werden Fonte, und ſchoß daher nach der erften Tagen des Bombardements nur uns ter dergleichen Umftänden. Den zzten April fuhr der Feind fort, fehr heftig auf die Seflung von der Lands feite zu feuern; beſonders warf derfelbe viele — nach der neuen Mole zu, die aber genommen, und eine anfehnliche Menge Zelte für Offisisrs und Soldaten aus England kommen laſſen. 1531 aber, ohne Schaden zu thun, im Waller veraraben wurden. Den 23%" April um 6 Uhr Morgens formirten 12 fpanifche Ranonen- und Mörs fer: Boote eine Linie gegen die neue Mole, und fenerten eine Stunde lang nach den hier befindlichen Landungsplägen, dem über den Sid: Barradın und Navy: Hofpital bes findlichen Lager, befonders nach den Huͤt— ten und Zelten der armen Einwohner am Berge; welche fie auch, da felbige aus ihren traurigen Wohnungen flüchteten undden ſtei⸗ en Felſen hinanklimmeten, mitihren Schuͤſ— fen verfolgten. Durch dieſes Feuer verlor eine Soldatenfrau in ihrem Zelte das Leben und ein Artilerift anf der neuen Mole cin Bein. Die Roſia und neue Mole Batterien die fü yleih anf die feindlichen Ehalnppen anzu⸗ fenern fingen,Ihienen gute Wuͤrkung zu thun und trieben ſolche nad) einer Stunde zuruͤck. Das heftige Feuer, welches die Feinde an diefem Tage von der Landſeite machten, war defto unfchädlicher. In der Nacht vom 23° auf den 24" ließ folches ſehr nach, und feuerten fie nur zu Zeiten eine Bombe der Kugel. f Am aatın hörte die Nachtarbeit an der Landung und Fortfchaffung der Provifions- und anderer mit der Flotte gefommenen Sachen aufı und arbeiteten an dieſem Tage nur 600 Mann hieran, welche des Mit tags dur) frifche Arbeiter abgetöft wurden. Den 24% April wurde diefe Arbeit, der Garniſon dadurch erleichtert, daß, ſtatt eis nes Theils Soldaten, Einwohner mit dazu gebraucht wurden, welches denn auf gleiche Weife in der Folge fo lange fortdauerte, bis diefe Sachen an die Orte ihrer Beſtim⸗ ung gefchafft waren. 5 ın — verlor die Garniſon den erſſen Deſerteur ſeit dem Bombardement. Kr zgten April fehien der ſtarke Negen div Feinde den Morgen am Feuern zu bins dern. Den Nachmittag fchoflen fie deſto heftiger, wozu ein in der Stadt ausbrechen⸗ des Feuer Beranlaſſung gab. Ein Soldat deg 72ER Regiments wurde auf den obe ren Batterien der Feſtung ſchwer verwun— Briefe über die Belagerung von Gibraltar, wo det, und ein Pfeifer des Hardenbergifchen Regiments auf dem Stadtwalle getddtet. Die Nacht vom ꝛgten auf den 26tEn feuer⸗ ten die Feinde alle Viertelſtunde nur 10 Schuͤſſe, und am 25°" hei Tage faft nichts wie Kugeln , indem fie wohl der heftig fal—⸗ lende Regen an dem Gebrauche ihrer Moͤr— fer hinderte. An Diefem Tage langte ein Latinfahrzeug zu Algeziras an, und Is ans dere Schiffe gingen durch die Straße nach ofen. In der Nacht vom 26%" auf den 27ten lieg das feindliche Feuer nach, mitdem Ans bruche des Tages wurde es defto fchrecklir cher, und dauerte fo den ganzen Tag fort. Die durd) Darbys Flotte verfcheuchten fpanifchen Rriegsfchiffe hatten es noch nicht gewagt, fich in dieſen Gewäffern wiederum fehen zu laffen, und fand daher am 27ten April-ein von Algier fommendes mit 23 Stuͤck Hornvieh, 390 Schaafen und einer Menge Hüner geladenes Fahrzeug Feine Schwierigfeit hier einzulaufen. Dieſem folgte eine Eleine englifche Eſcadre, beſie— hend aus den Fregatten, Brilliant, En» terprize, Porupine und Minorca, wel che einige zwanzig mit Provifions beladene Schiffe, in 33 Tagen von Minorca, glück lich hieher brachte. General Eliott war, da die Lebensmittel für die Truppen in der Garnifon in den erfien Monaten des Jahres 1781 fehr ab: nahmen, und die Ankunft der von England erwarteten Convoy vieHeicht zu lange vers zögert werden fönnen, fo ungemein vorfich tig, dem gänzlichen Mangel derfelben das durch vorzubeugen, daß er Lebensmittel für die Garnifon, durch den Gouverneur in Mir norca zufammen bringen ließ. Nachdem General Murray auf dieſer Inſel, die bis; lang eine freie Communication mit allen neutralen Häfen in der mittelländifchen See Batte, große Vorraͤthe zuſammen geſchafft, ohne deren Beſtimmung bekant werden zu laſſen, und die noch in Gibraltar befindli— chen Kriegsfchiffe mit den zu Minorca bes findlichen englifchen Sregatten Brilliant, Porcupine und Minorca fi) — at: 4533 hatten: fo unterſagte der gedachte Gouver⸗ neur acht Tage lang allen Fahrzeugen das Auslaufen aus den Häfen dieſer Inſel, um zu verhuͤten, daß die Feinde Feine Nuch: richt von der Ausruͤſtung einer Convoh für Sibraltar erhalten moͤgten. In der Nacht vom 27.0 auf den 28er April fenerten Die Feinde vorzäglich ftark, befoaders warfen fie eine große Menge ‚Bomben, wodurch einige große Gebände in Rauch aufgingen. Hit gleicher Heftigkeit fegten fie den zgten und 2geen ihr Feuer fort. Din 30m Ypril machten 13 feindliche Kanonen: und Dörfer: Boote einen Angrif auf die Feftung. Es dauerte derfeibe nur eine haibe Stunde, indem cin auffpringen: der Wind fie hinderte ſolchen länger fort: zufeßen. Die Garnifon erwiederte Diefes an einen Freund in Hannover gefchrieben. 1534 Feuer von der Seeſeite. Die Feinde tha— ten diefesmal mit den Chaluppen nicht den geringften Schaden. Von der Randfeite befchoffen uns die Feinde an diefen Tage mit gleicher Deftigfeit, wie in den Tagen zuvor. Nach einem von der englischen Artillerie gemachten Leberfchlage, ver von den Fein— den vom 1zten his zum Zn Iprilverfchoß fenen Ammunition von der Kanpdfeite, be läuft fih folche auf 34187 Kugeln und 11350 Bomben. Die Schwierigkeit täglich den Verluſt an Todten und Verwundeten genauzuerfah: ren, ſetzt mich außer Stand, folchen bei je: dem Tage anzumerken, indeffen werde ich Ihnen, von Zeit zu Zeit, in der Folge, eine authentifche Liſte davon mittheilen, und ruͤcke ich folche von dem erften Monate hier ein. Lifte von dem Berlufte der Negimenter in der Garnifon von Gibraltar, vom i2ꝛten his ZoNen April 1781. | An Wunden r en Verw — Varnundan || __eiorhene Regimenter: e|_jel2]8 se _l8js|s|: |el,lelsisie =2|jea28=2i=2s2[a2e® ze|S 2218 SBEBE EIS BEISIBE eiss|&|=|5 Se lie > =|> > _——_—_ 599555009525 |aBn3ss Koͤnigl. Artillerie aut aa I a0 8: 777 12! Regiment — ı!al- 3 By er -!:|: et age ; — —— De a N 2 sl ı2ll »|2|1:|:|:|: söe > — =|=|=|=e|=2| 21 =|1|=-|1]=] 9ls|=|=-|=|s[|- ses — s1s|=|=/:| ıll=2|.|ıl=e|=} 6] =|e1-|=|>]|- zıle ; — 8 Il=13) 1) 21.314, =121:1=2|218 te z — | =]je 11-1221 Al = 26-151 |: :|=|=|2 Hardenberg — — 61 =|:|:|:|:|: Moden — — |:|:|:|:|:| Il-)|):|:|:|: Allz| 2|=]1=].|- ka Motte — ee a BE El Tee 319292 Rs 1O = Te ee eilz Artificer: Compagnie - | = | Tje|=e|=sU=]=|2]=|=| Aleje|e|e]e = | Total —|=|=|3|4 | 1 1264| 2, 7 ls] a li27 li - Die verwundeten Officiers und Perſo— nen vom Mittelftaabe waren : Lieutenant Boag von der Artillerie; Yientenant Eu: ninghame und Faͤhndrich Martin vom 3gten Regiment; NRegimentschirurgus Ehisholm vom SF Regimente; Fieutenant Bud; worth vom 727 Regiment; Compagnie— feldſcher Krieger vom Hardenbergifhen Re⸗ gimente. - Den ıten Mai feuerte der Feind bei Ta: ge und bei Nachte eine große Menge Bom— ben und Kugeln, wodurch die Garnifon einige Leute verlor. An 1535 Briefe über die Belagerung von Gibraltar,ic.. 1536 In der Nacht vom r!** auf den 2'en ließ das feindliche Feuer etwas nach, defto far: fer wurde von der Garniſon gefenert. Auch führte in diefer Nacht die Garniſon außers halb des Waſſerthores eine große Traverfe auf, bei weicher Arbeit, außer den Piquets, eine große Anzahl Mannſchaften gebraucht wurde. Der Feind, deffen Aufmerkfaimkeit man von diefem Orte abzuleiten gewußt, föhrte die Arbeitsparthei Hiebei nicht. Es langte auch in derfeiben Nacht ein Fahr— zeug mit Schaafen von Algier auf unferer Rhede an. Am zien fegten die Feinde ihr Bombar- dement ununterbrochen Dis Sonnenunter gang fort. Lim diefe Zeit log ein Pulver magazin in der San Carlos Batterie auf, welches unfere Artillerie veranlaßte, alle daranf fpielenden Batterien zu öffnen. Den zen Mai fuhr der Feind fort nicht allein die Stadt, fondern auch die Seflungs- werfe zu beſchießen, und Feuerte in den 24 Stunden, vom zen his gr Mai Mittags, 1192 Kugeln, 434 Bomben, zufammen 1626 Schüffe. In der Nacht vom 2ER auf den zten wur: de bei der Aufführnng einer Traverfe vor dem Waffertbore, ein Soldat des Regi— ments de la Motte erſchoſſen. Am ger und Sen ereignete fich nichts bes fonders, als, daß der Feind mit gleicher Hef— tigkeit wie am 37 feuerte. Am Sn Mai fuhr der Feind fort Die Garnifun wie bisher zu befchießen , toͤdtete ı Gemeinen von Hardenberg und verwun: dete 2 von fa Motte. Den Si Mai waren die Feinde vorzuͤg— lich damit beſchaͤftiget, eine große Menge Faſchinen auf Maulthieren nach ihren Li— nien zu dringen, um wie es ſchien ihre Wer— ke damit anszubeffern, welche durch das er; ſtaunende Feuer, fo fie bisher aus ſolchen gemacht, ungemein gelitten hatten, und einer Ausbeſſerung ſehr bedurften. Eine Fortdaner ihres Bombardements ließ auch dis Geſchaͤftigkeit fchließen, mit der die Feinde an der Shllung von Bom— ben und anderen bierzu erforderlichen Sa; hen in ihren Laboratorien unter dem Berge vor Carbonera arbeiteten. Eine große Menge Samilien, befonderg roͤmiſch-katholiſche und jüdifche, verließen diefen Abend am Bord der Fregatte Mir norca und auf Senglifehen Kapern Gibrals tar, und gingen von bier nad) Minorca. Die Feinde, welche bei dem hellen Mond; fcheine Die Abfahrt diefer Schiffe wahrnah— men, gaben davon mittelft Signale, wel: che fie auf der Kuͤſte machten, ihren an der mitteländifchen See gelegenen Häfen Nachricht. Die Feftung fenerte an diefem Tage flärs fer, wie bisher, Die Anzahl der in dem Zeitranme von 24 Stunden verfchoffenen Ammunition belief fich auf 381 Rugeln, 189 Bomben von verfehiedener Größe, und 3 Traubenſchuͤſſe. Das feindliche Feuer von der Landfeite dauerte, wie gewöhnlich, fort. Den 7ten Morgens um 5 Uhr, machten 14 feindliche Ranonenund Moͤrſer-Boote, eine Stunde hindurch) einen Angrif auf die um dienene Mole liegenden Schiffe und dag Lager der Garnifon. Ihr Feuer wurde vonder Feftung nicht allein mit Kugeln, fons dern auch mit Bomben fehr ſtarkerwiedert. Die letzteren hatte die Artillerie fo einge— richtet, daß fie einige Fuß hber den feind: lichen Chaluppen fprangen. Das Feuer der Seftung war fo wohlangebracht, daß es die feindlichen Fahrzeuge nicht allein auf einer fehr großen Entfernung hielt, fondern, daß es fie auch zwang, Ahr Bumbardemert mie den Chaluppen nach Verlauf einer Stunde aufzugeben. Durch diefen Angrif, wobei die Feinde nur einige wenige Bomben und Kugeln ans Land brachten, erlift die Gars nifon nicht den geringften Verluſt. Don der Landfeite Danerte das feindliche Feuer wie bisher immer fort. Den Verfolg naͤchſtens. Ich bin se, 1537 aumoyeriſches Magazin. 1538 978 Stuͤck. Montag, den zten December 1785. Briefe über die Belngerung von Gibraltar, an einen Freund in Hannover gefäprieben, (Eiche das 96" Stuͤck.) | Drei und zwanzigter Brief. a die Feinde bemerften, daß h) die Garniſon diefe Zeit bin: durch des Nachts damit be fchäftiget war, den Schaden, welchen ihre Feftungswerfe, fowohl durd) die Erfchütterung ihres eigenen Geſchuͤz⸗ jes, als and) durch das Bombarde— ment der Belagerer erlitten, wieder ausznbeffern, fo bemuͤheten fie fich, ſolche daran zu hindern, und richteten, befonders in der Nacht vom 7ten auf den gt Mai, ihre Fener auf die in den Linien und Wilif’s befindlichen Ar: beitsparthien, Die von den Feinden in den 24 Stunden von 12 Uhr Mit tags am 7ten bis dahin auf den gren Mai verfchoffene Ammunition belief fih aufs 165 Kugelnu. 443 Bomben, Zu diefer fo genauen Angabe der von den Feinden verfchoffenen Ammunition, ſetzt mich ein davon unter der Aufſicht des commandirenden Artillerieofficiers zuGibraltar täglich gefuͤhrtes Verzeich⸗ niß, welches aus den Beobachtungen der dazu beſtellten Poſten von einem Mittage zum andern zuſammen getra⸗ gen wurde, in Stand. Aus dieſem Berzeichniffe, welches ich Ihnen, mein Freund, demnaͤchſt ganz mitzutheifen gedenfe, werde ich im Verfolge diefer Briefe bei befondern Gelegenheiten, oder um Sie auf die Heftigkeit oder Schwäche des Bombardenents auf merkſam zu machen, die genaue Anz zahl der Schüffe anmerken, Am ger Mai erhielt die Garnifon, da Durch die Convoys von England und Minorea fehr graße Vorraͤthe von trockenen und gefalzenen Lebensmitteln in die Feftung gefommen waren, feit geraumer Zeit zum erſten male wieder ihre völligen Proviſtons, fo wie ſolche derſelben in Friedenszeiten gereicht wurden. Ungeachtet das feindliche Feuer am gten Mai etwas ſchwaͤcher wie an den Tagen zuvor war, indem fie beſonders in der Macht wegen des erflannend ftarfen Regens wenig fenerten, fothat es doch mehr Schaden. Dar Keute⸗ Eee ee nant — 1539 nant Lowe won ı2fen Regimente ver: lor auf King’s Lines, wo er als Auf— feber einer Arbeitsparthie war, ein Bein; eine Schildwache vom Neden: ſchen Regimente wurde auf der Grand⸗ batterie von einer Bombe erfchlagen; und ein Einwohner nebft einem Ser: geanten des zZg'en Megiments wurde verwundet: Den ıofen Mai thaten die Feinde wegen des heftigen Regens nur einige Schuͤſſe, indeſſen wurde ein Artillerifte auf Princef’s: Ameliag : Batterie er; ſchoſſen. Den zıten Mai machten 14 feind⸗ kiche Kanonen: und Moͤrſer⸗Boote zur Zeit, da die Suͤdparade aufzog, einen Angrif auf die Feſtung. Es blieben folche indeffen auf einer fo geoßen Ent: fernung von unfern Werfen, daß einis ge ihrer Schiffe eine engliſche Meile zu Eurz fielen, und nur wenige die Auſ— fenfeiten unferer Wälle berübeten, kei⸗ ne Kugel oder Bombe aber in die Fe⸗ ftung kam. Diefe Entfernung über: bob die engliſche Artillerie der Mühe, auf die feindlichen Chaluppen zu feuern, Die auf fie am zen Mai wohl ange brachten Bomben der Feftung fchienen fie diefesmal behutſamer gemacht zu haben, fich der Garnifon nicht fo ſehr, wie bei andern Gelegenheiten, zu naͤ⸗— bern. Ein feindliches Moͤrſer-Boot nahm bei diefer Artaque vom .zı!E durch eine Bombe Schaden, die, fo wie fie den Mörfer verließ, fprang: Es verließ fogleich Die Linie und wurz de zuruͤck gebracht. Bon derfandfeite feuersen die Feinde ebenfalls am 128% Briefe über die Belagerung von Gibraltar, 1540 ſehr fiarf, amd wurde der Lieutenant Thornton und 2 Gemeine vom 12th Regiment verwundet. Den ı12'" Mai feuerten die Feinde den ganzen Tag hindurch, vorzüglich des Nachmittags, wie der Oberbe fehlshaber der fpanifchen vor Gibral- tar fichenden Armee, General Alvarez, in die Linien fan, ungemein ſtark. In der Nacht wiederholten die feindlichen Chaluppen ihren Angrif auf die Fe— ſtung von halb 12 Uhr bis um ı Uhr. Bon diefem Bombardement zu Waſſer und zu Lande hatte die, Garnifon das Gluͤck, nicht den geringften Schaden zu leiden. : Den 1 zten Mai feßten die Feinde ihr Feuer von der Landfeite in eben der Maaße wie Tages zuvor fort. Einem Artilleriften wurde diefen Tag ein Bein abgefchoffen. Die Feftung feuerte diefen Tag auch befonders ſtark; es wurden 548 Kur geln und 348 Bomben von verfchier dener Größe verfchoffen. Den gen Mai brachten die Feinde eine erftaunende Menge Fafchinen von ihrem Lager nach den Linien, ; Die von der Garnifon an dieſem Tage verſchoſſene Ammunition betrug 376 Kugeln und. 390 Bomben. Den 15" Mai erhielt das feindli⸗ che Lager Zufuhr anf einer Polacra und 12 Latinfahrzeugen. Dieſe Ta: ge trieben. die Feinde ihre Schüffe vorziglich weit, wozu der Nordwind und die reine und elaftifche Luft fehe viel beizutragen fehtenen. Sie verfchof fen. dieſe Tage beinahe eine gleich großen, — . Menge 1641 Menge Ammunition, und hielten ger wohnlich um Mittag ein. Ein Col: dat des Negiments Ta Motte wurde verwundet. Dis Feſtung erwiederte an dieſem Tage das feindliche Feuer mit 400 Kur geln und 353 Bomben. Den 16%" Mai feuerten die Fein; de wie Tages zupor, und wurde ein Genieiner getödter und 3 von verſchie⸗ denen Regimentern verwundet, Den 7" Mai ließ das feindliche Feuer zu Zeiten ganz nah. Diefen Tag landeten die Feinde Pulver von der am I5ten Mai -bei ihrem Lager angelangten Polacra. In der Nacht vom ryten auf den ıgten feuerten die Feinde ſehr wenig, welches einer Arbeitspartbie auf Wil: liſ's, die an der. Berdiefung und Ausbefferung des Parapers einer Mör: fer: Batterie befchäftiget war, fehr zu fintten Fam. Um das feindliche Feuer nicht hieher zu ziehen, feuerte auch die Garnifon fehr fparfam diefe Nacht bin; durch. Bei Tage fehoffen die Feinde defto mehr. Den ıgter Mai, Morgene, gin: gen 11 feindliche Kanonen und Moͤr⸗ fer: Boote von Algeziras aus unter Segel mit der Abſicht uns zu beſchieſ⸗ fen; der auffrifchende Dordweftwind binderte fie aber an der Ausführung derfelben. So bald ſich folcher indeffen in der darauf folgenden Nacht legte, fo machten fie un 2 Uhr Morgens am zo Mai einen Angrif, der 7 Bier telftunden dauerte. So nahe fie "auch diefes mal waren, fo that ihr Feuer doc) weiter Feinen Schaden, als ‚an einen Freund: in Hannover geſchrieben. 1542 daß eine Fran, welche aus ihrer Hütte flüchten wolte, verwunder wurde, Die Moörfer: Boote trieben ihre Bomben aufeine unglaubliche Höhe, fo, Daß einige ber den Gipfel des Felſens, wo das Signalhaus befindlich, weg: ainden. Von der Sandfeite ſetzten die Feinde gleichfalls ihr Bombardement gewoͤhn⸗ licher maaßen fort. Ein gleiches thaten fie am zıfen, 22ten und 2zler Mai, wodurch der Garnifon aber gar fein Schaden zu: gefügt, und am letztgedachten Tage nur ein Kind getödter und 3 Einwoh: ner verwundet wurden. Den 24 n Mai machten die feind: lichen Kanonen: und Mörfer: Boote einen Angrif auf den ſuͤdlichen Theil der Feftung, der von dreiviertel auf 2 Uhr bis 20 Minuten nach 3 Uhr Morgens dauerte, Hierbei wurde ein angefebener Jude nebit feiner Sean, und 3 andere Einmohner getoͤdtet. Die Garniſon war deſto gluͤcklicher, indem fie nurleinen Mann vom 737 Regi⸗ mente verlor. Die feindlichen Boote thaten bei dDiefem Angriffe 233 Kanon: fchäffe und warfen 42 Bomben. Die Garnifon erwiederte dieſes Feuer nur mit ein Paar Bomben und Kugeln, Bon der Landfeite fehoffen die Feinde diefen Tag Über 394 Kugeln und 165 Bomben, Den 25ten und 26ten Mai war das, feindliche Feuer dem vom zqten Mai ziemlich gleich; am 27"?% aber wurde es, da verfchiedene Frauenzim— mer nach den fpanifchen Linien Famen, Eeeee 2 wäh: 1543 während deren Anweſenheit, Befon: ders heftig, und ſchien cs, daß die hier commandirenden Officiers, bei ib ren Gebicterinnen einen guten Ein druck von der Stärfe des fpanifchen Feuers zu machen, ſich bemuͤheten. Den 28ten Mai feuerten die Feinde den ganzen Tag hindurch, vorgüglic) des Morgens, wie eine ruffifche aus 4 Unienſchiffen und 2 Fregatten beſte— hende Escadre durch die Straße nad) Weſten ging. Sie fuchten befonders um diefe Zeit ihre Bomben fehr weit nach der neuen Mole zu treiben. An eben diefem Morgen Fam eine Polarra von Livorno in 28 Tagen bier an. Jh: re Fracht beftand aus Brantewein, Wein und Genever. Selbigen Nach mittag langte auch eine englifche Kaper⸗ Brigge mit Salz, Eitronen und Por meranzen in 9 Tagen von Mabon bier an. Der Kaper war in der mittellän: difchen See einer aus 72 Schiffen ber ſtehenden franzöfifchen Convoy, wobei 3 Fregatten waren, vorbeigefegelt. DiefeNachricht wurde der diefen Abend von hier nach England ſegelnden Fre gatte Enterprize, welche 15 Transport; und Kauffartheifchiffe, fo von der Dar: byſchen Flotte bier noch zurück geblie: ben waren, dahin convopiren folte, mitgerheilt, um felbige der auf der portugiſiſchen Küfte kreutzenden englis fchen Efeadre zur hinterbringen, Den zgten Mai, ganz fruͤhe Mor; gens, erfchienen 2 holländifche Kriegs: fregasten unter ihren Dationalflaggen vor unſerer Bay, auf ihrem Wege dutch die Straße nach Weſten. Dieſen folg—⸗ Briefe über die Belagerung von Gibraltar, x. 1544 ten »englifche, Crescent und Flora, welche die mit Admiral Darbys Flotte von England gefommene und nad) Minorea beſtimmte Convoh dahin be; gleitet hatten. Dieſe letzteren kamen nahe an die Spitze von Europa unter ruſſiſcher Flagge. Auf ein von ihnen gegebenes Signal gingen die Capitains der hier befindlichen Frẽgatten, Curis und Sir Charles Knowles an Bord derfelben. Wie felbige diefe Fregatten bald darauf verlaffen, fo verfolgten folche die beiden bolländifchen, Am zo Uhr felbigen Morgens batten die englifchen Fregatten die holländifchen eingeholt, und nach einem Gefechte von etwa 2 Stunden, welches, fo viel man in Gibraltar wahrnehmen Fohte, fehr heftig war, ergab fich die hollän: difche Fregatte Caftor, nachdem ihe Befehlshaber, Capitain Mellville,todt geſchoſſen war. Die andere feindliche Fregatte, die Briel, Capitain Orthuis, lief fehr uͤbel zugerichtet zu Cadix ein. Den zn Mai verſuchten verſchie⸗ dene Schiffe, welche bisher wegen wis drigen Windes in der mittefländifchen See fich verweilen müffen , durch die Straße zu geben, wie aber der Wind fich wieder plößlich nach Nordweften drehete, wurden fie zurückgetrieben. Ei⸗ nes derfelben bemuͤhete ſich nach Algeziz as zu gehen, wurde aber vom Nord: weftwinde unter unfere Europa: Bat: terien getrieben. Nachdem diefe eini⸗ ge Schüffe auf folches gethan, ſtrich daſſelbe gegen die Feftung feine Flag: ge, und wurde fodann von einigen Booten unferer Kriegsfchiffe einge: bracht, 4545 an einen Freund in bracht und zur Prife erklärt. Dieſes Schiff, deffen Ladung aus Weißen und Gerfte beitand, war ein ragufaniz ſches Schiff. Seine Beftimmuing war nach Eadir over Liſſabon. An eben dieſem Tage langte auch ein Funfzigkansnenfchiff, 2 Savequen und einige Fleine Fahrzeuge zu Algezi⸗ ras an. Die gedachten Kriegsfchiffe waren die erften, welche ſeit Admiral Darbys Anweſenheit in der mittellän; difchen See auf die Rhede von Alge ziras Famen. In diefen legten drei Tagen dauerte das Bombardement von der Landſeite in eben der Maaße wie an den vori— gen Tagen fort. Das feindliche Feuer war diefen Mo⸗ nat hindurch fowohl aufdie Feftungs: werke, als vorzüglich auf die Stadt ge richtet, welche leßtere die Spanier int mer mehr und mehr zu verwüften fort führen. Oft brachen die Flammen an mehreren Orten zugleich aus, und ber kuͤmmerte man fich auch nicht um die Loͤſchung eines Brandes, wenn Dadurch nicht Magazine in Gefahr gefekt wur; den, von den Flammen ergriffen zu wer; den. An der Nusbefferung der nach der Sandfeite zu liegenden Feftungs: werke, welche fowokl durch das Feier der Feinde, als durch die Erſchuͤtterung unferes eigenen Geſchuͤtzes gelitten, wurde nach Befinden der Umſtaͤnde bei Tage und des Nachts gearbeitet, Da die Provifions und andere mit den Convoys in die Garnifon gefom: mene Sachen mit dem Ende diefes Mo; nats größtentheifs über die Seite ger fchaft waren, fo wurde auch die bisher Hannover geſchrieben. 1546 hierzu gebrauchte Mannſchaft noch vere tingert, und am zı'en Mai die Anz zahl der dazu erforderlichen Arbeiter auf 350 herunter gefeßt. Die Garnifen fenerte von Zeit zu Zeit mit mehr oder minderer Heftigkeit und verbrauchte in dieſem Monate 3609 Kugeln und Bomben, Am ten Yun, Morgens von 2 bis halb 4 Uhr befchoffen 4 feindliche Moͤr⸗ fer und verfchiedene Kanonen: Boote das Lager und den fürlichen Theil der Feftung überhaupt, Die Feinde fhof fen von den Booten 48 Bomben und 194 Schüffe, thaten mit diefem Feuer aber weiter feinen Schaden, als, daß fie einige Zelte trafen und die darin befindlichen Effeeten befcehädigten. Bon der Landfeite feierte der Feind an diefem Tage ziemlich ftarf, wodurch ein Soldat des Regiments de la Motte gefährlich verwundet wurde, ; Den 2ten und zten Sun, befchoffen die Feinde die Feflung mit der bisher gewöhnlichen Anzahl von Kugeln und Bomben von der Landfeite, und rich: teten folche befonders auf die Stadt Auch machten am letztgedachten Tage die fpanifchen Kanonen: und Mörfers Boote, ganz frühe Morgens, einen Angrif auf den ſuͤdlichen Theil der Fe⸗ fung, 14 Stunde lang. Einige Kn⸗ geln trafen verfchiedene Officiers Zel⸗ te, beſonders vom Redenſchen und 12ten Regimente, und vernichteten darin verſchiedene Sachen. Die Be wohner diefer Zelte waren glücklich genug, gerade nicht in folchen fich zu befinden, Bon diefem Feuer wurden Ceeee3 2 Ser 1547 Briefe, über die Belagerung won Gibraltar, 1548 2 Sergeanten von den englifchen Bri⸗ gade getödtet und ein Regimentstam: bone vom raten Regimente verwundet. An diefem zten Jun. ging die fran- zöfifche Convon, wovon wir durch den am 2gten Mai hierangelangten Kaper bereits Nachricht erhalten, und welche theils aus Furcht wor der Darbyſchen Flotte, theils wegen widrigen Windes die mittellaͤndiſche See noch. nicht ver: laſſen koͤnnen, durch die Straße nach Weſten. Am aten Sum, als. dem Geburtsta⸗ ge Sr. Majeftät des Königes, wurde die Fönigl. Standarte aufgezogen und Mittags von der Feflung, mittelft eis ner Salute diefer Tag gefeiert. Die E panier übten ſich Stunden bang Ye Standarte herunter zu ſchießen, ‚allein fie blieb, der vielen Verſuche ungeach: tet, Holz den ganzen Tag uͤber wehen, Das feindliche Feuer war diefen Tag, befonders auf die Stadt und Willif’s Batterien gerichtet. — An dieſem Morgen kamen 20 Po- lacra⸗ und Latinfahrzeuge aus der. mit tellaͤndiſchen See zu Mlgeziras anz zu gfeicher- Zeit gingen 2 Fregatten durch dir Straße. Zwifchen ı und.2 Uhr Nach: mittags, langten auf, der Rhede von Algszivas folgende aus der mittelländi- fchen See kommende ſpaniſche Schiffe an: der Öloriofo von 74 Kanonen, 2 Kavequen,a Bombardiergallioten und 1: Galfeeres : Durch: Diefe Schiffe er: hielten die Feinde zur See wiederum die Uebermacht, indem zu Gibraltar nur die, beiden Fergatten Brilliant und Porcupine, nebft dem Speed⸗ wel Cuiter und Fortune Stop lagen, Bam zten bis zum gten Yun, fuhr ven die Feinde wie gewöhnlich zu feuern fort, und verfchoffen in dem Zeitratts me, von 24 Stunden 4 bis 500 Kr geln und. Bomben, Die Feftung er; wiederte von Zeit zu Zeit einige Schuͤſſe. Am gen Jun, Morgens um auf 11 Uhr, zog eine erſtaunend ſtarke Ex— ploſion unſere Aufmerkſamkeit auf das feindliche Lager. Dieſe entſtand durch das Aufliegen des unter dem Berge von Carbonera (Queen's Chair) ber findlichen großen Laboratoriums. Die ſer erſten heftigen Erſchuͤtterung folgte das Zerſpringen einer großen Menge gefuͤllter Bomben, welches 20 Minu⸗ ten in einem fort waͤhrete, und einem wohl: unterhaltenen Rottenfeuer aͤhn⸗ lich war, Hiernaͤchſt dauerte das Auf fliegen von gefüllten Bomben, Pulver- und anderem brennbaren Materien.beir nahe 3 Stunden lang. Der Berhuft an Menfchen, gefüllten Bomben, Am— munition und anderen Geraͤthſchaften war äußerft beträchtlich. - Die Wuth des Feuers fchien die, zur Rettung der verwundeten Menfchen und der von den Flammen noch nicht ergeiffenen Materialien, beſtimmten Leute ſehr ab⸗ zuſchrecken, und bemerkte man, daß ein Detaſchement Cavallerie die hierzu be— orderten Arbeiter zwingen mußte, Das ganze feindliche Lager ruͤckte aus, und 6 Kanonen⸗Boote ſegelten von Algeziras un die Flanke des La gers zu Deefen, wenn etwa die Garni: fon von Gibraltar es unternehmen moͤgte, bei dieſer Gelegenheit einen Mus: fall zu thun. Man erfuhr nach der — Hand, - 1549 Hand, daß diefer den Feinden fo ſchmerzliche Berluft ihres Hauptlabo⸗ ratoriums, und der dabei eingebuͤßten Menfchen, durch die Nachlaͤßigkdit ei: nes Artilferiften;, der beim Eintreiben eines Zünders in eine Bombe einen Eigarro (aufgerolltes Blatt Taback) geraucht hatte, veranlaßt worden war. Die Feinde, um zu zeigen, Daß die fer Vorfall Feinen Einfluß aufdie Ope⸗ tationen gegen Gibraltar habe, feuer: ten nicht allein während des Aufflie⸗ ges des Laboratoriums, fondern auch) den übrigen Theil des Tages ziemlich ſtark. Sie verfchoffen an diefen Tage 297 Kugeln und 144 Bomben. Nach dem das am zıten Mai auf der feindlichen Rhede angelangte Funf⸗ zigfanonenfhiff diefe Tage hindurch Ummunition im fpanifchen Lager ge landet hatte, und am roten Jun. von dem Landungsplaße bei Puente Ma: yorga wiederummach Algeziras zurück Fehren wolte, und bei diefer Gelegen: heit durch den Wind unſeren Batte rien fich zu nähern geywungen wurde, fo that die Garnifon einige Schüffe auf folches. Am ı ıten Sun. frühe Morgens zwi⸗ fhen 5 und 6 Uhr, Fam ein Boot mit einer Flag of eruce von Migeziras herz über und nahm feinen Weg nach der neuen Mole, wovon es nur noch 50 Mards entfernt war, wie es von einer Chaluppe, worin Eapitain Curtis ihm entgegen ging, angehalten, und weiter von den Feftungsmerfen ſich aufzuhal⸗ ten bedeutet wurde, Der- in diefen Boote befindliche Officier verlangte die an einen Freund in Hannover gefchrieben, 1550 Urfache zu wiſſen, warum man nbfeiten der Garniſon Tages zuvor auf fin Schiff, das ein neapolitaniſches Schiff wäre, fu nur Lebensmittel dem Lager zugeführet, ger fenert hatte; und aͤußerte, daß ihm durch diefes Fener der Garniſon F Mann geröd: tet und eben ſo viele verwundet waͤren. General Eliott ließ dieſem Officier bier auf zur Antwort geben: da er gewiß waͤre, daß dieſes Schiff Ammunition dem feind— lichen Lager zugeführt Habe, fo ſehe er ſol⸗ hrs nicht als neutral an, und würde er gewuͤnſcht haben, folches finfen zu koͤnnen Dieſes angebliche neapolitanifche Schiff fegelte noch felbigen Abends von Algeziras nah Dfen. Nachdem die Feinde ung am ron und rien Jun. wie bisher von der Landfeite bes fchoffen, fo machten fie auch wirderum um I Uhr in der Yacht vom I 1!" auf den ı2ten Jun.mit ihren Kanonen⸗ und Moͤſer⸗Booten einen Aingrif.- Alle nach der Seeſeite zu lie— gende Batterien , die auffie fpielen Fonten, wurden geöffnet,and mitBomben aus Mör: fern und Haubitzen, wie auch mit@ugeln und Trauben wurdeein Außerfi heftiges Feuer anf folhe vonder Garnifon gemacht. Unſere großen Bomben fprangen wenige Fuß über der Oberfläche der feindlichen Bovte; man bemerite, dag die Noyalsgerad ein verſchie⸗ dene derſelben gingen, und die Kugeln hörte man die Bobte treffen. Aus der Unord⸗ mung; mit der die Feinde ihr Feuer unterhiels — ten, ließ fich die Wirkung unfers Geſchuͤtzes abnehinen. Merfcehiedene ihrer Bomben fprangen fo bald fie den Mörfer verliehen, melches nothwendig auf der fo Heinen Ober fläche eines Buntes, unter der Equipage ex; ffannenden Schaden anrichten mußte. Ihr Angrif dauerte diefes mal nur SF Minuten, da fie fonft 13 Stunde und fans ger folchen unterhalten hatten. Einige ihrer Bomben und Kugeln trafın an Drten der Seftung, two fie wenigen Schaden thun fon- ten. Nur eine Fran wurde durch dieſes Feuer verwundet und ihrKind neben ihr erfchoffen. Man bemerkte nachher, daß die Feinde mit der Ausbeſſernng von 3 KanonenBoo— ten .. 1554 ten unweit Algeziras beſchaͤftiget waren, und ſolche daſelbſt auf das Land gezogen hatten. Ihr Verluſt an Leuten mußte bei diefer nächtlichen Seeerpedition anfehnlich geweſen ſeyn, indem felbfi die Mapdrider Zeitung, welche doch Tonft gewöhnlich den; felben verſchwieg, Diefes mal nicht umhin konte, zu qufichen, Daß Die Boote Leute eingebüßt hätten. Am 12% Junius brachte- eine feindli— che Javeque eine von- hier am 7ten Junius in Sallaſt geſegelte, nach Algier beſtimmte Polacra auf, welche 32 Perſonen am Bord Hatte, die dem Ungemach aus dem Wege geben wolten, wildes die Belagerung ihr nen 51508. "Bon der Landfeite fenerten die Feinde den vzten, iZten und 14ten Intervallen⸗ weiſe ſehr ſtark, beſonders am iaten gaben fie uns, zu Ehren des Frohnleichnamsta⸗ ges, um 9 Uhr Morgens und nn I Uhr Mittags Begrüffungen von ihrem ſaͤmmtli⸗ chen Geſchuͤtze ig den Linien und avancirten Kerken. Auf Der Dueen’s: Batterie Wil—⸗ nf's toͤdtete eine! Bombe einen Gemeinen von der Artiferrs Compagnie und verwun— dete 3 andere Soldaten ſchwer. Srachdem General Alvarez mit dem Go: gernenr am Ist Junius dahin übereinge: kommen war, daß die auf zwei von hieram 28ien April nach England gefegelten Schif— fen genommenen Einwohner nach Gilbral- tar ausgeliefert werden folten, fo wurden ſolche am 16" Junius, durch ein ſpani⸗ ſches Fahrzeng, einem dazu von hier ausge: fandten Eutter abgeliefert. Diefe Lente iva- on aus Frauensperſonen und Kinder. Die am Bord dieſer Schiffe befindlich geweſene Eauipage und andere Engländer, weigerte aan fich ſpaniſcher Seits hieher auszu— liefern. Diefe Pete, ſelbſt die Juden, ruͤhmten Die gute Begegnung der Spanier, nur auf ferten die lehteren, Daß nicht allein der ge: eine Mann, fondern ſelbſt ‚Leute von Stande fehr neugierig geweſen wären, fie su fepen. Einige hätten ihr Erftaunen be zeigt, daß fir, Die Juden, nicht eine von Briefe über die Belagerung von Gibraltar, :c, 1552 allen andern Menfchen ganz unterfchiede: we Öattung wären, wofuͤr fir felbige, nach der Beſchreibung ihrer Geiftlichkeit, bie: lang aehaltın häften, zu Algesiras, wo diefe Juden fich eine Zeitlang aufhielten, Fam ein alter Mönch zu einem gewiſſen Zara, einem angefche: nen Gibraltarfehen Juden, und ceröfnete demfelben in befonderem Vertrauen, daß fie der Meinung wären, die Juden hätten, gleich den geſchwaͤnzten Affemauf dem Ruͤk— fen einen lang herunter hängenden Aus: wuchs, und wolte er ihn desfalls erfuchen, ſich auszufleiden und ihm feinen Ruͤcken zu zeigen. Der Jude verfeßte, daß er zum hoͤch⸗ ſten verwundert wäre, wie ein Mann von feiner, des Mönche, Erziehung und Alter, eine folhe Sache glauben Fonte, und daß er es unter feiner Würde bielte, fih von dem Gegentheile durch. den Augenſchein fiberzeugen zu wollen. Bon 7 Uhr, Morgens bis 12 Uhr Mit, tags, mährend der Ablieferung der Kriegs: gefangenen, fenerten die Feinde nicht, Hinz gegen den Nachmittag, und befondjrs Des Abends am 16*« deſto ſtaͤrker. Den 17°" und. 181 feuerten die Feinde wenig in Derhältnig gegen die vorigeh Ta: ge. Es ſchien ihnen Die Hitze dabei fehr beſchwerlich zu werden, und ſchoſſen fie vorzuglich nur in der Nacht und in der fühlen Tageszeit. Den 19°" Zunius kam eine aus Linien ſchiffe, 3 Fregatten und 13 Rauffahrern beftebende Convoy, unter franzöfifcher Flag: ge, durch die Straße und aing in die mit: telländifche See. Ein fpantjcher Logger langte zu gleicher Zeit zu Algeziras an. Die in denn Pulmonesfluße unweit Algezi— ras befindfichen Brander ſetzten an dieſem Tage ihre oberen Maſten auf, und ſchie⸗ nen diefe geraume Zeit ansgerüftet gelege— nen Fahrzeuge fich fugelfertig zu machen. An diefern Tage und den 20°" Junius fegten die Spanier das Bombardement in der Maaße wie an dena vorhergehenden fort. Naͤchſtens die Fortfegung. Ich bin ꝛc. / og, Stüd, .,” Seren, den 2 Decemder — —— riet hen die er * Gibraltar, „an, einen Freund. in. Hannover geſchtieben. (Siehe das 97te Stuͤck. Bier und zwanzigfter Brief. , | $ en zıten Jun. verließ ein Be * taillon Jafanterie das Lager unter San Rogire, und ſchlug feine Zelte nordlich von Algeziras, un: weit Barcelos Batterie auf. An dies fen Tuge, wie auch am z2tn und 2 z3ten dauerte Das feindliche Feuer von der Landſeite, wie in den Tagen zuvor, fort. Die Nächre hindurch und des Mor: gens fruͤhe war es mmer am heftigften, bei Tage hörte folches gewöhnlich ganze Stunden fang auf. ei Garniſon erlitt d. adurch in dieſen Tagen feinen Verbuft. \ "Den zaten Jun. wurden von der britiſchen B Brigade 2 Mann leicht und einer, ſchwer —— Den 2 5ten Jun. beſchoſſen die feind⸗ Doc Mörfer: und Kanonen + Boote Feftung won? anf 2 Uht bis 25 oh. nad) 3 ups Morgens. ie warfen mehr Bomben als Kügeln, und war der Schaden, welchen folche die: ſes * verurſachten, fehrrgeringfügig. Eine Bombe fiel ʒwiſchen einen m. ' fen Fäffer mie gefalzenem Fleiſche; e ging indeſſen nur wenig Fleiſch us verloren, weil das mehrfte doch noch fo befchaffen war, daß es an die Gar: nifon, die gerade-an diefem Tage ihre wöchentliche Provifions erhielt, aus: geben werden konte. Auch wurde eine S oldatenfrau leicht verwundet. Durch eine Kugel’ der Kanonen— Boote erwüuchs dem Eigenthümer ei? nes nenerfich: angelegten Gartens ein befonderer Vortheil, inden folche auf einen: Felfen in deinfelben fchlug , una eine Duelle entdeckte ‚die dein Garten die Bequemlichkeit folchen zu bewaͤß ſern verſchaffte. Von der Landſeite feuerte der Feind die Nacht hindurch und des Morgens ſtark, wovon ein Soldat des Regi⸗ ments de fa Motte getödtet wurde, Den 26ten und 27ten feuerten Die Feinde'von den Lamdbätterien wiege: wöhnlih, und machten in der Nacht vom 27m auf den 2gfen wiederum einen Angrif mit ihren Kanonen: und Mör- 1555 Briefe Über die Belagerung von Gibraltar, Mörfer: Booten, welcher 2 Stunden dauerte; dadurch wurde ein Artilleri⸗ fie und 1. Soldat des Zg'" Regiments erfchoffen, und To Mann von verfchie: denen Negimentern verwundet. Da die Feinde bislang durch ein zweckloſes Bombardement zu Waſſer und zu Sande, das fie nicht einen Schritt zur Eroberung diefer Feftung näher brachte, Feine auch.noch fo grau⸗ ſame Mittel gefpart hatten, der Gar: nifon den Aufenthalt, fo viel möglich, unangenehm zu machen, fo wolte Ge⸗ necal Eliott ihnen zeigen, daß feine Artillerie auch, ihr Lager beunrubigen koͤnte, und ließ den. 28"" Junius des Morgens eine Stunde lang mit Dreiz zehnzölligen See: Mörfern und elevir— ten 26pfündigen Kanonen von der als sen Mole aus dahin feuern. Die weite Entfernung, auf welche die vortrefliche englifche Artillerie die Kugeln und Bomben trich, uͤberſtieg alle Verſuche, welche wohl je in die fer Art gemacht worden. Die mehr: ften Bomben fprangen über dem Lager der fpanifchen Garden in der Luft; anz dere gingen Uber den feindlichen vor den Lager befindlichen Artilleric Park, der von der alten Mole 4880 Yards entfernt war, tveg, und fprangen go bis 60 VYards auf der nördlichen Geis te deffelben auf ver Erde, Die Kugeln fchlugen zum Theil bei Punta Mala ein. Diefe Landfpige, woran der rechte Flügel des feindlichen lagers ſtieß, ift von der alten Mole, wovon diefe Verſuche gemacht wur; den, 3680 Yards, oder 2 englifche 1556 Meilen und 160 Yards, entfernt. Eiz nige Kugeln gingen noch 400 Yards weiter wie Punta Mala, und Tiefen verfchiedene bier vor Anker Tiegende Fahrzeuge Gefahr, getroffen zu wer— den, - Andere befchrieben noch eine weit größere &inie, und fchlug eine fo: gar 50 Yards von dem tandungsplaße, bei dem am Ufer der Bay befindlichen Drangenwalde, auf der Entfernung von 2 englifchen Meilen und 1500 Mards in gerader Linie ein, Die auf eine fo unglaubliche Weite getriebenen Schiffe feßten das feindliz che Lager in eine fchreckliche Berwirz tung. Altes» lief bin und ber, um fich gegen die allenthalben einfchlagenden Kugeln und Bomben in Sicherheit zu flellen, und nachdem die Garnifon einige Bomben in das, erfte Treffen des Lagers gebracht. harte, fo wurde folches von den Truppen- ganz verlaf fen. Die Feinde fenerten wenig wäh- rend der Zeit, daß unfere Artillerie ihr lager beunruhigte. Einige Schüf fe tbaten fie indeffen auf die alte Mole, allein ohne folche zu treffen, Den 29" Junius, Morgens um 7 Uhr, ing ein aus der. mittelländis ſchen See kommendes fpanifches Linien: ſchiff zu Algeziras vor Anker; und Mittags kamen 3 fpanifche Javequen und eine Javequin mit einer genom⸗ menen englifchen Polacra in die Bay. Wie fie unfere Fregatten paffirten, fo feuerten ſolche auf felbige; diefe erwies ‚derten das Feuer mit 5 Schüffen, in⸗ deffen trafen die Kugeln von beiden Seiten nicht. Um eben diefe Zeit fe " gel 1557 Helte das Bisher auf der feindlichen Rhede gelegene Linienfchiff, der Glo— rioſo, nach Welten. Es paffirte beim Ausfegeln unfere Fregatten fehr nahe, feuerte aber nicht auf folche. Um 11 Uhr in der Macht fegelten 4 von den Schiffen, welche die Fein: de zu Feuerſchiffen ausgeruͤſtet hatten, ‚gleichfalls nach Werften. Den zo" Junius Fam ein Batail: fon fpanifche Landmiliz ins feindliche Lager, um den Abgang einiger Trup⸗ pen, welche feit einiger Zeit folches verlaſſen hatten, zu erfeßen. Das " feindliche Bombardement nahm im der legten Hölfte des Mor nats Junius fehr ab, und war öft ungleich ſchwaͤcher als das Feuer der Feſtung. Die von den Spaniern den Monat Junius hindurch verſchoſſene Ammu⸗ nition betrug 8799 Kugeln, 2643 Bomben, und war ihr Feuer um ſchwaͤcher wie im Monate Mai, Die Feſtung verſchoß in dieſem Zeit⸗ raume überhaupt 828 Kugeln, 2250 große Bomben und Royals, 104 Traubenſchuͤſſe, 35 Earcaffen und 3 Lichtkugeln. 3 Nachdem die großen Pyramiden von Kugeln und Bomben im feindli- hen Artillerie-Park durch das heftige Bombardement im April und Mai ſehr abgenommen, fo erfeßten die Spanier in diefem Monate Junius den Abgang derfelben durch die ftarfe Zufuhr, welche fie befamen, wieder. Die Garnifon fuhr fort, durch un: unterbrochene Arbeit Die Feſtungswer⸗ ‚an einen Freund in Hannover geſchrieben 1558 fe in dem beften Bertheidigungszuftare de zu erhalten, und wurde, wie die ganze Belagerung hindurch, auch ger gentwärtig an Sonn: und Feiertagen eben fo wie in Der Woche gearbeitet. In dieſem Monate wurde man auch mit der Ausräftung einer dee Pra: men, welche die Rhede der neuen Mole gegen die feindlichen Kanonenz und Mörfer-Boote decken folten, fertig. Der Diam zu diefen Pramen war vom ford Miulgrave, einem der fordee Commiffairs der Admiralität, wel her in der Darbyſchen Flotte das fie nienſchiff Courageur commandirte, entworfen. Es wurden dieſe Pra⸗ men, oder große Kanonen: Boote, aus Briggen gemacht, deren Bord ‚und Hintertbeil abgefchnitten wurde. Sie wurden mit fatinfegeln und Rue dern verfehen, und führten Kanonen von fehr ſchwerem Kaliber. Diefe er⸗ fte Pram;, welche den Namen Dans guard erhielt, wurde gehörig ber manner, und das Commando derfel: ben einem Lieutenant von der Flotte anvertrauet. Daß die Spanier, nachdem die Garniſon mit den zu ihrem Unterhal⸗ te nothwendigen Lebensmitteln durch die beiden Convoys von England und Minorea fo reichlich verfehen, und ers ſtaunende Vorraͤthe von Ammunition, Pulver und andern Kriegsgeraͤth⸗ ſchaften zu der Vertheidigung der Fe— ſtung erhalten hatte, wiederum “auf den nunmehro zweimal vereitelten Aushungerungs- Plan der Garnifon verfallen würden; war eine Sache, äffff a die 2559 die man micht ‚geglaubt Baben wiirde; wenn uns der Augenſchein und, ver: fehiedene durch Kriegsgefangene, aus Spanien feloft ‚erhaltene Nachtichten davon nicht uͤberzeugt hätten; Mian hielt es in Spanien fuͤr unmoͤglich, daß in einem ſo kurzen Zeitraume, als der dar, in welchem die Darbyſche Con: von ihre Vorraͤthe ans Land fchafte, ein ſolcher Entſatz bewerkſtelliget mer: den koͤnte/ und man gab es ſelbſt in der Madrider Zeitungtals eine völlig gewiſſe Sache aus, daß dieſe Flotte den groͤßten Theil der Lebensmittel und andere Beduͤrfniſſe wiederum nach England mit zuruͤck geuommen babe, Es iſt zwarswähr, daß einige Kauf fahrer ihre Ladungen von Erfriſchun⸗ gen wiederum, ohne ſolche hier abzu⸗ ſethzen, mitnahmen, allein dagegen war auch die Conſumtion ſolcher Sa: chen durch die vielen bislang Gibral⸗ tar verlaſſenen · Einwohner geringer worden, und hatten die nunmehro 2 Jahre gedauerten Muͤhſeligkeiten die Garniſon ohnehin viele Beduͤrfniſſe entbehren gelehrt, ohne: welche zu leben, nur die alles vermoͤgende Ge⸗ wohnheit und ein nicht zu beſchreiben⸗ des Etwas ſolche im Stand ſehte . a1 er Den zen Julius — die Feinde ‚wie bisher die Nacht hindurch wie auch fruͤh Morgens und Abends. Sie ver⸗ ſchoſſen in 24 Stunden 207 Rugeln und 55Bomben. Die Garniſon machte dieſen Morgen ein: vorzüglich ſtarkes Feuer auf Fort Barbara und die San Carlos⸗Batterie 8 Briefe, uͤber wie Belagerung won Gibraltar, 1560 Den ien und gien ſetzten die Fein⸗ de ihr Bombardement wie bisher fort: Auch vermehrten dieſelben das kleine am. 21 Junius aufgeſchlagene Lager unweit Barcelos⸗ Sane mit z Rei⸗ ben Zelte. Den zit Aulius, Morgens um x Uhr, entdeckte man bei dem hellen Mondfcheine die Annäherung der seindlichen ‚Kanonenz und Mörfer: Boyte 144 Minuten nach ı Uhr fin⸗ gen folche an zu feuern, nachdem von der Feſtung und den Pöniglichen Schif fen anf unferer Rhede bereits einige Schuͤſſe nach’ folhen gethan waren. Das Feuer der Chaluppen dauerte bis 35 Minuten nach z Uhr Morgens. Die Feſtung und die Pram Vanguard er: twiederten das Feuer derfelben, auf eine vorzüglich ſtarke Weiſe. Die feind- lichen Batterien auf der tandfeite be fchoffen auch die Feſtung während des Angrife, der Boote. ungemein, ı Aller Schaden; der der Feſtumg durch die ſes Feuer erwuchs, beſtand ‚darin, daß 2 Soldaten des Regiments ‚von Reden, leicht verwundet wurden. 2... Um v Uhr Nachmittags wurde von der Feſtung dieſe nächtliche Beunruhi⸗ gung geraͤchet, und auf das feindliche Lager, wie am.28". Junius, eine Stunde lang gefeuert. , 2 Bomben fielen ziemlich nahe bei dem Pulver: magazinimiferilferie. Park; eine — re daſelbſt zwiſchen Kanonenlaff: tten andere in Die; Mitte des erſten Tre fens, verſchiedene ——— unweit der Birk taboratorien + Zelte ein. PR 244 F Er 3 561 Die Spanier fenerfen darauf von Ihrem Linien verſchiedene Schuͤſſe und 26 Bomben nach der alten Mole, der ſogenannten Teufelszunge, welche vor zuͤglich ihrem Lager fehr beſchwerlich wurde, allein ohne fofche zu treffen. ‚Sie fießen darauf ihre Wuth durch ein fruchtlofes Feuer. den Veberbleib: feln der Häufer in der Stadt empfin: den, Saͤmmtliche Truppen im feind: lichen Lager rückten während der Zeit, da die Feſtung auffolches feuerte, aus, und Fonte man ausdem Hin: und Her: Taufen der Leute das Schrecken und.) ihr Feuer wie am gten fort, die Berwirrung abnehmen, in die fie die Kugeln und Bomben feßten. Ei: mige fchienen Schaden zur thun ‚-in: dem fie zwiſchen ‚ganze Haufen von ı Menfchen einfchlugen, Sobald diefes Befchießen des feind: lichen Lagers aufßörte, ſo ließen die - Feinde auch zu feuern nach, und fingen serft ihr Feuer gegen Abend wieder au. Den sten, Gten und ten Zul, feuer: ten die Feinde wie in den Tagen zur vor voh der Lanpfeite, welches denn von Zeit zw Zeit von der Feftung: er: wiedert wurde, Den gten ul. wurde mit Sonnen; untergange durch eine 13zÖllige Bom⸗ be von Willif’s die San Carlos: Bat: terie. an 2:0der 3 Orten in Brand ge fest: Die Feinde fehonten Feine Men: ſchen folches zu Löfhen, und mußte, ihr Verluſt bei diefer Gelegenheit an⸗ ſehnlich ſeyn, weil die Feſtung auf dieſe das Feuer ausloͤſchenden Leute eine ungemein heftige Kanonade vor⸗ zuͤglich mit Granaden machte. Die Feinde erwiederten dieſe Feind: * an einen Freund in Hannover geſchrieben. 1 502 ſeligkeiten der Garniſon und feuerten in dem Zeitraume von 24 Stunden 240. Kugeln und 95 Bomben. Den sen Zul, freußten verſchiede⸗ ne fpanifche J Javequen vor der Bay, da ſeit einigen Tagen nur einige feindliche Kanonen: Boote dieſe Ge waͤſſer beobachtet hatten. Den Tag feuerten die Feinde nur zu Zeiten einiz ge Schüffe, die Nacht hindurch aber ſehr ſtark nach den Williſ's-Batte⸗ rien, welches denn von der Garniſon erwiedert wurde. Den roten Jul. ſetzten die Feinde und vers [hoffen in 24 Stunden-219 Kugeln und 46 Bomben. An diefem Tage fam mit Son untergange ein Boot mit 8 Mann, die, Equipage-einer englifchen von Mi: norca fommenden Brigge, welchevon den fpanifchen Kreußfabtern inder mit telländifchen See genommen worden, bier ein. Die auf diefer Brigge getvefenen Briefe und Depefchen waren den Fein⸗ den auch in die Hände gefallen. Die Brigge wurde am ırfen zu Algeziras aufgebracht, ' Nachdem die Feinde verfchiedene Stunden lang die Nacht hindurch gar nicht gefeuert hatten, fo fchoffen fie von 7 bis 9 Uhr Morgens eine ziem— lich Anzahl Bomben und Kugeln. Ueberhaupt verfchoffen die Spanier in 24: Stunden nur 78 Kugeln und 20 Bomben. Die Feinde feuerten nur in der Nacht vom zıten. auf den 12ten Jul. Sffffz 6 Bow 1563 6 Bomber und gar feinen Kanonen: ſchuß, und war diefer ı2fe Zul, der erfte Tag, da das Stillſchweigen des Geſchuͤtzes uns eine völige Ruhe ger waͤhrte, die um defto feierlicher war, je größer das donnernde Geröfe gewe⸗ fen, welches Bisher unfern Dunſtkreiß erſchuͤttert hatte. In der Racht vom raten auf den ızten warfen die Feinde bloß 7 Bom: ben, und ven ganzen Tag über thaten fie feinen Schuß. Die Nacht vom 1zten Auf den z4ten feuerten die Feinde ungleich mehr wie bisher, und wurde folches von Wilif’s erwiedert. \ In eben diefer Macht ging eines © anferer Wachtboote mit 8 Matrofen zum Feinde tiber. Den 1gten des Morgens fenerte die Feſtung von 6 bis 10 Uhr dann und wann einen Schuß, welches denn die Feinde mit 2, 3 oder 4 Schhffer aber mit feinen Bomben beantworteten. Den Ueberreft des Tages herrſchte von beiden Seiten ein voͤlliges Stillſchwei⸗ gen. Die Feinde verfchoffen in die fen 24 Stunden 98 Kugeln und 8 Bomben. Den sten Zul, thaten die Feinde in der Nacht 13 Kanonenfchäffe und warfen 4 Bomben. Den Tag über herrſchte die größte Ruhe. In der Nacht des ıöten Julius feuerten Die Feinde werfchiedentlich von der Landfeite, und bei Tage gaben fie uns eine Salute mit fcharfen Schuͤſ— fen von der Black: Batterie, wie ges vade ihre Kanonen⸗ Boote auf der Briefe tiber die Belagerung von Gibraltar, 1564 Rhede von Algeziras einige Evolus tionen machten. be Durch diefes Feuer verlor ein Sol⸗ dat des 73ten Regiments ein, Bein und zwei andere wurden leicht vers wundet. MER Die Feinde fenerte nur in ber Nacht vom 16fer auf den 17ten 9 ugeln und 5 Bomben, und bei Tar ge gar nicht. Die Garnifon beobach— gete dieſe Macht und Tag ein voͤlliges Stillſchweigen. | Noch geringer war Das Feuer der Feinde am gen Jul., da ſie nur überhaupt 3 Bomben warfen. Um ı Uhr Morgens den roten) da der feit einigen Tagen gewehete frifche Weftwind fich gelegt hatte, machten die feindlichen Kanonen: und Mörs fer: Boote einen Angrif anf die Fe fung: Kaum hatten die feindlichen Boote auf vie Garnifon anzufeuern gefangen, fo wurde das feindliche La⸗ ger mit Bomben und Kugeln von dev alten Mole beunruhiget. Diefe 4 bis 5000 Yards weitgehenden Bonis ben machten ein herrliches Schau⸗ fpiel. Sie gingen zum Theil fo hoch, dag man den doch helle "glänzenden Zinder, wenn fie auf der Spiße ib: rer Parabel waren, oft aus den Au⸗ gen verlor, und derfelbe erſt wieder bei ihrem Falle fihtbar wurde, Zwei dieſer Bomben, welche in der Luft forangen, ftellten das fchönfte Feuer: werk auf. Sie gingen ſaͤmmtlich in einer vortreflichen Richtung, und be merkte man, daß etwas durch folche im 1565 an einen Freund in im feindlichen Lager in Brand gefeßt wurde. # Das Feuer der feindlichen Boote that weiter Feinen Schaden, als daß ein Artifferifte verwundet, einige Ze: te zerriffen, amd die füntliche WA: ſche eines Dfficiers vom 73" Negi: mente durch eine Bombe vernichtet wurde, welcher Verluft für deren Ei: genthuͤmer hart genug war, weil in unfer dermaligen Lage folcher nicht zu erfeßen ftand. Während unfers Feuers auf das feindlicheLager fchoffen die Feinde von der Black: Batterie und den Linien 114 Kugeln, 24 Bomben und 5 Trau—⸗ benſchuͤſſe. Vorzuͤglich waren ihre Schuͤſſe auf die alte Mole gerichtet, der fie aber nicht dengeringften Schaden thaten. Glück: licher Weife Fam nur ein einziger Schuß auf Williſ's, wo diefe Nacht eine Arbeitspartbie don 337 Mann unter der Aufſicht der Ingenieur⸗Offi⸗ ciers befchäftiger war , die nach einem ganz vortreflichen Plane confteuirten Marlons auf Queen : Anna’s: Batte: rie zu ſetzen. Diefes herrliche Werk wurde zum Vergnügen des General Eliott und des Brigadier Green, wel: he die ganze Nacht hindurch perfönlich bei der Arbeit gegenwärtig waren, zu Stande gebracht. Die Arbeiter er: Biken diefesmal 4 Mor, mehr Ar: eitslohn wie gewöhnlich, und befam ein jeder 16 Mgr. So bald diefer Angrif der feindli- hen Boote und das Feuer der Feſtung auf das fpanifche Lager über war, fo hörten bie Feinde auch auf, yon bes Hannover gefchrieben. 1566 Landſeite zu ſchießen, ungeachtet man noch einehalbe Stunde nach Tagesanbruche an den Marlons der Queen Annas : Batterie arbeitete. Den ganzen- Zag über thaten die Feinde Frinen Schuß auf die Feftung. Den zo Jul. um 10 Uhr Morgens, machten ſaͤmmtliche auf der Khedevon Als geziras befindliche Kriegsfchiffe und andere bewaffnete Fahrzeuge, wie auch das ausger rüsfte fpanifche Kager, die Batterien zu Als geziras und die fpanifchen Linien ein Dreis maliges FSreudenfeuer. Von den Rinien wurden jedesmal 27 ſcharfe Schäffe auf die alte Mole, die Batterien auf dem Stadt walle und Williſ's gefeuert. Die Feſtung erwiederte dieſe Saluten von den Linien mit Kanonenſchuͤſſen von Williſ's und. Bomben von der Royal-Batterie. ' Sie hielten den. ganzen Tag über mit Feuern ein, nur um 6hr Nachmittags erz wiederten fie einige wenige Schuͤſſe, die von Williſ's auf fie gefchahen. In der Zeit von 24 Stunden fihoffen die Feinde gegen die Feftung 82 Kugeln, 2 Bons ben und-einen Traubenfchuß. Den 2T9 Aut, ruͤckten die bislang im Lager geftandenen Negimenter in Cafemafe ten und die Suͤdbarracken, und die in leßs teren bisher quartirt geivefenen ins Lager. Dei diefer Gelegeuheit ließ der Gouverneur die umrückenden Truppen ihre Lermplaͤtze ber ziehen, um nöthigen Falls deſto beffer mit ih⸗ ren Poſten befant zu ſeyn. Ungeachtet Die Feinde die Bewegung der Garniſon wahrs nehmen Fonten, fo beubachtete doch ihr Ger fhüß wie bisher den Tag Äber cin Stile ſchweigen, und fenerten fie nur während der Nacht 19 Kugeln und 3 Bomben, Den 22ten Jul. machten 2 von der Dar; byſchen Flotte hier zuruͤckgebliebene Oſt⸗ indienfahrer und eine Barque, von dem ſtuͤr⸗ miſchen Oſtwinde und aͤußerſt dunkelen Abend Gebrauch, und verließen die Vay. Die beiden Schiffe waren nad) England zu gehen beftimmit, und die Barque nach Karo, in der Ichteren. ging der Dberfie Rot ber Portugal nach London, Die Feinde feuer ten in der vergangenen Nacht nur 2 Dome han, bei Tage aber gar nicht; On 1567 In der Nacht vom 22ten auf den 23ken Juſl. langte ein englifcher nad Plymouth beftimmter Kaper von 12 Kanonen nad SO Mann Equipage von Minorca, mit Briefen vom General Murray für den Gonvernent‘ bier An. Durch eine unferer Domben wurde eine der Fafhinen- Batterien in den fpanifchen Linien in dieſer Nacht in Brand gefeßt, wel— ches die Feinde veranlaßte, mehr mie imder Nacht zuvor anf die Feſtung zu renern. Sie ſchoſſen 22 Kugeln und: 3 Bomben? Auf der Kandfeite wurde den. Tag uͤber von bei⸗ den Seifen gar nicht gefewert. Zwifchen 2 und 3 Uhr Rachmittags fegelte !-Sicbens zigfanonenfchiff und 2 Favequen von Alge— ziras nad) ‚der mittelländifchen See, und wurde , wie ſich folche ſehr dem Felſen naͤ⸗ herten, von unſeru Fregatten und Enrapa: Batterien auf ſolche hefeuert "Ein Schuf ging durch die Seite des Linienſchiffes, wel, ches ſelbiges veranlaßte, dieſes Feuer mit einigen Schhffen zu erwiedern: ; In der Rache vom 2310 anf den 24" warfen die Feinde 3 Bomben, und den Tag ber thaten fie Morgens und Nachmittags zır Ehe Babe r — Diefen Abend ſegelte das am zart Mai von der Feſtung genommene Raguſaniſche Schiffs deflen Ladung zur Prife erklaͤrt und dffentlich verfauft werden, von bier nach Minorea und gingen darauf eine ziemliche: Anzahl Hiefiger Einwohner nach gedachter Sn! el: ; { Am str Jul Morgens um *Uhr er ſchien eine große Slotre in der Straße, web che um 10. Uhr vie Bay paſſirte nnd. In Die mirteländifche See ging. Sie beſtand aus 74 Schiffen, worunter 2 Kinienihiffe, -2 Fregatten, und eben fo viele Javequen und Futter waren. Sie zeigten ſammtlich Feiz! ne Flaggen, die Kriegsfchiffe fchienen aber: nach der Bauart ſpaniſche zu feym. 9 © Das dieſe Flotte zur Eroberung von Mir! norca beſtimmt fon, war ugſerer Garniſon ſowohl, als dem feindlichenLager, und ſelbſt den Einwohnern von Cadirx, wo fie ausge⸗ ruͤſtet worden, ein Hefe Geheimniß Ihre Beſtimmung wurde den Daranfibefindlichen. Druppen auch erſt dieſen Tag wie ſie den Briefe üben die Belagerung von Gibraltar, 1668 Felſen von Gibraltar paſſiret Hatten, bes Fant gemacht. An eben diefem Tage felerten die Spas nier mittelſt Salutirens von, den Kriegs⸗ ſchiffen auf der Rhede von Algeziras und den daſelbſt brfindlichen Batterien den Tag? des Santiago ds Schutzpatrons von Spa⸗ nien Aießen aber der ketzeriſchen Garriiom von Gibraltar ihre Dvotlon durch das Feuer der Linien, wie,bei anderen Feixrlle chen Gelegenheiten nicht empfinden ' Sie’ feuetten nur in der Nacht vom zqger auf den 25 6Kugeln und 3 Bomben Den 26een warfen die Feinde des Nachts. 3, Bomben, und den 27% diefelbe Anzapl Bomben, thaten auch 7 Kanonenſchuͤſſe ' Anden Nächten vom 28", 'zgrew, Zotem, und 3uten Jub thaten ſie einige chiffes mehr wie am 26des gedachten Mongts. Die von den Feinden im Monate Ju— lins gegen Gibraltar verfchoffene Ammu— nition betrug 3030 Rugeln, 698 Bomben und 6 Traubenfchüffe, sufanımen 3734. Von der Feſtung wurde hingegen in. dies fen, Monate, folgende Ammunition.,. vers, braucht: 428 Kugeln, worunter nur-cinige, wenige Zwoͤlfofuͤndige, die mehrſten aber 32° und 24 Präuder warın, 761 große und Fleine Bomben ST Traubenſchuͤſſe, 13 Carcaſſen und FbLichtkugeln. ER “Ale Die Feinde festen in diefem Monate die Blokade der Feflung in der Maahe fort, wie vor der Anfunftder Darbyſchen Slotte, Sie hatten in diefer Abfcht in hiefiger Bay! 1, inienfhiff, 4 Havequen, T Sipop, ver⸗ ſchiedene halbe und ganze Sallveren, außer, den Kanonen: Booten fFatignirt; Diefe Frengs zeten in und vor der Bay, wenn jenen die‘ lichten Winde, oder die in diefer Jahreszeit vorzüglich oft eintretenden Windftillen das Ausgehen nicht erlaubte. 007 Bei dem ſchwachen Feuer, welches die Feinde in dieſenn Monate machten , beſon⸗ ders da fe bei Tage oft war nicht hoffen, bemühete manfich in der Seltung, die Werke in beſimoͤglichſſen Stand zu ſetzen und yırs ſchiedene andere Vorkrhrungen zu machen, die fonft wicheicht, mehreren Sthwierigken ten unterworfen geweſen Tovuunsdäten. Sch bin ꝛc. 1569 Hamoverifches Magain. 1570 998 Stüd, Montag, den 12ten December 1785. Beantwortung der im 88ten Stuͤck des Magazins befindlichen Anfrage. wegen des Winterblumenbaues. er erfte Theil der Frage, fo die $ Hauptfache zu ſeyn fcheint, Die der Freund des Winterblu: menbaues zu wiffen verlangt, befteht darin: Ob es möglich ſey, alle To: pfe, in welchen man Blumen treibt, während der Zeit in den Zenftern zu haben. Er fcheint es alfo feldft einzu räumen, daß es beffer fey, wenn fie, wo nicht der Sonne, doch des Lichte ftets genießen Fönnen, als wenn fie es vielleicht aus Nothwendigkeit bis: weilen miffen muͤſſen. Das Licht iſt al⸗ len Pflanzen phyſiſch norhwenvig. In—⸗ zwiſchen giebt es eineKlaſſe Pflanzen, die ſelbſt in ihrem natürlichen Wade: ehum eine Zeitlang des Lichts nicht nö: thig haben. Dies find die Zroiebel: gewächfe, die, fo lange fie unter der Dberfläche der Erde liegen und ihre Wurzeln machen, natürlicher Weife Eein Licht erhalten Fönnen. Man Fan alfo bei dem Treiben der Zwiebelge⸗ wächfe die Töpfe, fo lange die darein gelegte Zwiebeln noc) nicht über der Erde fihtbar find, an einen weniger helfen, oder auch an einen dunkeln — Ort hinſtellen, wenn ſie nur Luft und den zum Treiben gehoͤrigen Grad der Waͤrme haben. Hier koͤnnen ſie ſo lange ſtehen bleiben, bis ſie ſich uͤber der Erde zeigen, weil ihnen das Licht nun unumgaͤnglich noͤthig iſt, und ſonſt, wenn fie noch einigeZeit in die fem Stande gelaffen würden, wenig, vielleicht gar Feine Freude, an ihnen würde erlebt werden. Da man aber den Winterblumenbau nicht auf ein: mal vornimt, fondern, um immer Blumen zu haben, die Töpfe nach und nach ins warme Zimmer bringt; fo läßt fich in einem geräumigen Zimmer leicht eine Einrichtung machen, wo— durch man bei allen zu — Blu: mentöpfen feinen Endzweck erreichen fan. Die erften, fo man zum Trei- ben in das Zimmer bringt, Eönnen alsbald in die Fenfter geftellt werden, wenn die Fenfter des Nachts von auf: fen fo verwahrt werden Fönnen, daß die Kälte nicht bis zu den Töpfen bin: eindeingen Fan, mwidrigenfalls fie des Nachts zuriick gefeßt werden müßen. Acht, zwölf oder vierzehn Tage nach: ©9999 ber, 4571 her, (dies haͤngt von dem Liebhaber, oder Der Menge der Töpfe ab) wer: den wieder eine/ beliebige Anzahl ins Zimmer, und, wenn in den Fenſtern ge⸗ kein Raum mehr iſt, an einen andern Dre geftellt. Inzwiſchen fan der Kaum vor den Fenftern duch Tifche oder andre Geftelfe hinreichend ver: größert werden, da drei bis vier Fuß von dem Fenſter ab noch immer Licht genug Für jede zu. treibende Pflanze iſt. Es koͤmt hier nur darauf an, ob es die fonftige Einrichtung im Zim⸗ mer leider, widrigenfalls die friſch ein: gebrachten Töpfe, wenn die Fenfter: bänfe fchon befegt wären, an jedem beliebigen Orte des Zimmers vorlieb nehmen müßten, bis die in dem Fen— ftern zur Flor gefommenen Töpfeißbnen Pag machen koͤnnen, fo bald fie es nöthig haben, Mit den übrigen Toͤ— pfen wird auf diefe Art den Winter über fortgefahren. Wenn aber der Liebhaber feine ganze Winterfior be ftändig in diefem Zimmer haben will, fo iſt es wahrfcheinlich Fein ordentli— ches Wohnzimmer, und dann trit hier der Fall ein, daß auch Geftelle vor den Fenftern gemacht werden Fönnen, auf denen eine hinreichende Anzahl Töpfe Pag hat. ‚Was die Wartung betrift, fo find meines Erachtens Grotjans Winter; beluftigungen für jeden Anfänger in der. Stubentreiberei: hinlänglich,, die id) zwar, wegen der Meitläuftigen Schreibart und der vielen unnöthigen Sachen, die dabei vorfommen, nicht die Gedult gehabt habe, ganz durch Beantwortung Der Anfrage zuleſen, auch deswegen, weil 5 weit ich las, nichts neues und kein 1572 ſondere Vorteile dorin fand. Ch: ich zum zweiten Theil der Fra: wegen eiwaniger Vortheile bei dem Winterblumenbau ſchreite, muß ich erſt noch erinnern, daß Roſen und andere der Art zum Treiben beſtimmte Straͤucher gleich bei dem Einbringen ins Zimmer an das Fenſter geſtellt werden muͤſſen, wenn man ſchoͤne Blu⸗ men erhalten will. Wenn ſolche Pau⸗ zen während dem Treiben an einer licht: mangelnden Stelle ſtehen, wird der Trieb gelb und ſchwach, bringt auch nur kleine ſchwache Bluͤmchen; ges woͤhnlich kommen ſolche nicht einmal zur Bluͤte, weil die Knoſpen gerne vor dem Aufbrechen gelb werden und abfallen. Der Vortheile, die mir bei dem Winterblumenbau bekant, ſind weni⸗ ge, die ich bier niederfchreiben will, weil ich mich immer fehr gut dabei ger ftanden habe, Die Zwiebeln. oder Pflenzen müffen vorher, ehe man fie treibt, gut. bewurzelt ſeyn, daher Die Ziviebeln zu Ende Auguſts, oder ſpaͤte⸗ fiens in. der erfien Hälfte des. Sep: tembers in die Töpfe gelegt werden müffen. Erhaͤlt man ja fpäterhin Zwiebeln von Semanden, die man noch gerne treiben: wolte,-fo feßt man die Töpfe mit den eingelegten Zwie bein an einen temperirten Det, wo fie noch. vor dem Treiben die gehörigen Wurzeln machen koͤnnen. Die Zwie— bel der Amaryllis formofiflima leidet bier eine Ausnahme; Diefe haͤnget oder legt 573, legt man in einem warmen Zimmer fo lange bin, bis ihre Blumenknoſpe, die vor den Blättern erfcheint, aus der Zwiebel herauskomt, dann pflanzt man fie erft, und fie bluͤht Hierauf in wenig Tagen. Die im Anguſt und September mit Zwiebeln verſehenen Töpfe muͤſſen, ehe ſie ein Froſt trift, unter Obdach gebracht werden, weil die Zwiebeln in den Toͤpfen keine große Kaͤlte ertragen koͤnnen. Wenn ſie ein Froſt trift, ver bis zur Zwiebel ge drungen ift, fo gebe man fih dann nur Feine Mübe, fie zu treiben, weil man nichts anfehnliches von ihnen er; Halten wird. ' "Die Erde, fo man im die Treib: töpfe mimt, muß fo gut fenn, als man fie haben Fan, aber es darf kein noch aicht ganz zu Erde gewordener Mift darunter fenn. Wenn man Die Zwie beln einlegt, thut man wohl, ıfie mit Sand einzufuttern, der die Faͤulniß verhindert, welcher fie in einer ferten Erde, nad) dem ſie getrieben worden, ſtark ausgefegt find, Tulpen, Ranunfeln und Anemo— nen haben zum Treiben weniger Wär: me nöthig, als Hyacinten und Ta: zetten. Von Ranunfeln und Tulpen hat man gewifie Sorten, die fich def für treiben laffen als die übrigen Sor: ten ihrer Gattung. Bei den hun: delnden Ölumiften Fan man fie befon: ders erhalten. Haldem. wegen des Winterblumenbaues. 1574 Der groͤßte Vortheil bei der Blu— mentreiberei aus Zwiebeln, um voll⸗ kommen ſchoͤne Blumen zu erhalten, beſteht in beſonders dazu ſchicklichen Toͤpfen/ bei deren es nicht fo wohl auf den Umfang als auf ihre Höhe anfonit. Ob man fehon in, den gez wöhnlichen Blumentoͤpfen auch Blu⸗ mem treibt, und ſehr viel darin ge trieben werden, fo behaupten jene doch den Vorzug. Ihre Tiefe muß 9 bis zo Zoll, und vie Weiter unten 43: Zoll, oben aber 5 Zoll Rheiniſch feyn. Die Wurzeln Fönnen imidiefen tiefen gehen; die Waͤrme Fan fie cher von allen Eeiten durchdringen, und men hat noch über das den Vorteil, daß mehrere Töpfe anf einem und dem; felden Diage Raum haben. Der Grad der Wärme Fan inc; nem folchen Zimmer, in dag man die Töpfe nach und nach) Bringt, uud in ders man. allerlei treiben will, nicht beſtimmt werden, man muß diefes - durch Den nähern und entferntern Stand zu bewuͤrken fuchen, Töpfe, in Denen die Zwiebeln bereits blühen, haben Die treibende Waͤrme nicht mehr nöthig. Uebrigens ifi die Waͤrme ei⸗ nes Wohnzimmers zum Treiben bins reichend. Wuͤrde aber das Zimmer blos zum Trefben geheitzt, fo find 24 ‚Grad Reaumürfchen Thermometerg ebenfalls hinlaͤnglich. ) Strin, : : TEEN NELEEERETET SEE ET E -- Öggss 2 Verſuch 1575 „ug 7 2 - "1576 Verſuch mit diesjährigem Saatroden. em Anfange des Octobers d. J. —J habe ich meinen von letzter Ernte 1785 zuruͤckgelegten Saatrocken, der noch einigermaaßen trocken eingefcheu: ret war, abdroͤſchen, und 9 Malter davon auf einen luftigen Boden, den der Wind durchſtreichen konte, ganz duͤnne allein ſchuͤtten, und taͤglich umſtechen laſſen. Am Ende des Oecto⸗ bers waren es nur 8 Malter 4 Him: ten, folglich 2 Himten davon einge: trocknet. Dor 14 Tagen pflanzte ich von fol: dem 20 Körner, und von gutem al: ten vorigjährigen Rocken auch 20 Kör: ner in einen Topf mit Erde, bei ein: ander, Bon jenem, dem neuen, find nur 15 Körner gelaufen, von dem vorigjährigen alten nur 4. Bon dem erften Vorhaben, dies Jahr alten Rocken ftatt neuen zu fäen, Bin ich dadurch abgefchrecft, Mir ift aber der Wunſch geblieben, erfah: sen zu mögen, ob wohl jemand vor: Hagenburg. hin Verſuch mit altem uͤberjaͤhrigen Rocken zu ſaͤen gemacht habe. Von altem Weitzen iſt nicht die Rede, denn der wird des Brandes halber von vie len andern ſowohl als von mir gefäet. Wenn vorgedachtermaaßen der gie Theil: Körner vom diesjährigen neuen Rocken nicht gelaufen find; fo will ich jedem Landmann wohlmeinentlic) rathen, die Ausſaat ja nicht zu duͤnne und nach dem fonftigen Einfall zu ver: richten. Und würde gar Jemand friſch gedeofihenen nicht getrockneten Rocken ausfien, den der Bauer öf: ters gleich bei dem Ausmeſſen in Saͤk⸗ fen ſtehen zu laſſen pflegt, worin er fih um fo ehender fticfet, wenn er feucht iſt; ſo wird es dies Jahr um ſo nöthiger fern, mehr Winterforn sie fonft, ins Land zu fen, zudem, weil der Acker den ganzen Herbft her: durch nicht genugfam ausgetrockner, dag Erdreich fteif geblieben, und nicht mürbe geworden ift. %. W. Engelke. ‚ Anmerfungen zu der im 78ten Stud des Hannoverifchen Magazins enthaltenen Befchreibung der am ıgten Aug, d. J. im Amte Springe gefehenen Windsbraut. Der verdienſtlichen Herrn Beob⸗ achter der obgedachten Winde: braut, feheinet der in derfelben be: merfte glänzende Strahl als etwas außerordentliches aufgefallen zu fenn. Solche tufterfcheinungen ereignen fich zwar nicht allemal bei dergleichen Wir: belwinden, Allein, für etwas ganz ungewöhnliches oder gar außerordent; liches find fie meines Dafürhaltens nach, jedoch auch nicht zu achten, Der Herr Profeffor Forfter zu Halle erzählet in den von feinem Hrn. Sohn, dem Profeffor Forfter zu Eaffel, im Jahr #577 Anmerkungen zu der im 7gten Stück enthaltenen ꝛc. 1578 Jahr 1783 zu Berlin berausgegebe: nen Bemerkungen auf feiner Reife um die Welt, Seireg3- die Geſchich⸗ fe einiger am 17ten Mai 1733 in Cooks Meerenge zwifchen den Sn: feln von Neufeeland im Suͤdmeer beob: achteten Wafferhofen, die der im Amte Springe gefehenen Windsbraut in-al- len Stücfen völlig ähnlich geweſen. Auch bei der Wafferhofe im Suͤdmeer beobachtete Herr P. Forfter das nem: liche Emporfteigen einer Säule vom Meere bis zu den Wolfen, das Krüm: men derfelben in einer Schneckenlinie, das Dunfele, welches aus dem aufge: zogenen und in Dunft und Geftöber zertheilten Waffer gleich einem Nauche entftanden, das Getöfe Dabei wie ein Rauſchen der Wafferfälle in tiefen Thälern, einen dabei gefallenen Ha: gel und das Bligen ohne Donnerfchlag, oder den glänzenden Strahl, welches er benen mit- elefteifchem Feuer ge ſchwaͤngerten benachbarten Wolfen und der eleftrifchen Anziehungskraft zufehreibt, die die Nöhre, das if, den Kern der Wafferhofe mit der elef: trifchen Wolfe vereiniget hat. Er füh: ret in der hinzugefeßten Note mehrere Fälle von Wafferhofen an, bei denen ſich ein feuriger Strahl gezeiget. Un: ter andern foll fich eine bei Kineoln- ſhire gefehene Wafferbofe in einen feurigen Strahl verwandelt haben; auch hat der P. Boscowich bei der zu Mom am zıten Jun. 1749 fo großen Schaden angerichteten Waſſerhoſe be; a) Libr. I. Meteor. 13. b) In libr. de Aöre acqu. & loc. obachtet, daß felbige auf allen Seiten ein unaufbörliches Werterleuchten vom ſich gegeben. BDampier erwähriet gleichfalls einer Wafferhofe , die Re gen, Blitz und Donnermwetter von fid) ausgelaffen, fo wie die vom Herren Adanfon beobachtete Wafferhofe , welche auf ein Gewitter gefolgt ift, fehr heiß gewefen. Dem Herten Beob- achter der SpringenfhenWindsbraut, iſt es nicht gefällig gemefen, den Stand des Thermometers vor, während und nach folcher Luftbegebenheit zu beob⸗ achten, es wuͤrde fich fonft aller Wahr: ſcheinlichkeit nach gewiß deffen Nieder: finfen, fo wie bei der Wafferhofe im Suͤdmeer gezeiget haben, weil die Luft dadurch mrerflich abgekühler wird. Der Stand des Barometers Fonte dadurch wohl eben feine Veränderung leiden , indem der Raum, den die Windebraut in der Urmosphäre eingenommen, ge gen das Ganze gar zu unbeträchtlich geweſen ift, Die Entftehungsart folcher Wir: belwinde ift fomohl unter den Altern als neuern Naturforfchern ftreitig, fo wie überhaupt die Theorie der Winde unbeftinmt, Einige der Alten als Ariftoteles a) und Hippocrates b), behaupteten, daß die Winde uͤberhaupt nichts als warme und trocfne Nusdünftungen der Erde find, welche, fo bald fie fich in die Höhe gezogen, von der in den ho: bern Regionen berrfchenden Kälte auf die Erde zurückgetrieben werden, Pi: ©9999 3 nius 1579 Anmerkungen zu. der int nius c) ift gleichfalls diefer Meinung, Seneca nennet hingegen die Win: de, eine ftrömende und bewegte Luft. Die andern Raturforſcher hielten da; für, daß die Winde, die in den un teriedifchen Hölen eingeſchloſſene Luft fen, welche bald durch eigene Anſtren⸗ gung, bald durch untevirdifche Feuer heraus getrieben werden .e). ‚Noch andere nennen die Winde, die-durch unterirdiſche Waͤrme Herausgetriebenen Duͤnſte des Waſſers, und beweiſen ihre Hypotheſe durch den chymiſchen Verſuch mit dem kupfernen Jnſtru— ment, welches unter dem Namen der Pilz Aeoliæ bekant iſt, und der mit einer jeden Diſtillirblaſe gemacht wer: den Fan f). Man £önte, um die Ber: fehiedenheit aller diefer Hypotheſen zu vereinigen, mit eben fo vielem Rechte die Winde für gepreßte. Luft halten, und dabei zur Orundurfache ‚der Drefi fung beides ſowohl die Kälte und Wol⸗ en der obern Region, als die An: firengungen und Arbeiten, welche Die Elemente in dem innern Schoß der Erde unaufhörlich bewerkthaͤtigen und womit fie gegen den Stand der Erde 7 8ten Stuͤck enthaltenen ‚1530 und ihrer Atmosphäre würfen, ans geben, Allein, da Hypotheſen von einem. ſo verdeckten Moturgefchäfte, wie die Erfchaffung der Winde ſchon nach dem Ausfpruch der Bibel iſt, an fich nichts wie Mutbmaffungen jeyn koͤnnen g); fo-will ich Die leßtere auch für weiter, nichts als ‚eine folche aus; eben, die allenfalls. in den mehreſten ällen anwendbar ift, und nur noch ein und anderes von der Entftehungss art der Wirbelwinde, worunter die Windsbraut und Wafferhofen als eine Speries gehören, anführen. ” Die alten Naturforfcher, als Pli— nius, Seneca und andere mehr, nehr men 3 Sturm: und Wirbelwindsars ten an, und nennen die erftern Ecne- phias , den Sturm; und Wirbelwind im allgemeinen Verſtande, die zweite Typhon, den eigentlichen Wirbelwind, dahin die Waſſerhofe, Windsbraut u. d. gl. gehoͤren, und die dritte Pre- fter, dazu man im Deutfchen feinen beftimmten Damen bat, AR Don, ven Ecnephias behauptet Se neca h), daß er. aus der Bermifchung trockner und feschter Duͤnſte, und de— ren e) Plin’us hiſt. natur. Lib. IT. Cap. 48: 49. und SO. d) Seneca queft natur. lib. $.c. I. ventum definir zerem eluentem vel. agitantem. e) Sennerti Epitom. f) natur. Scient. lib. IV. Cap: IH. sn: C£ Morhof. Polyhit. Tom. II. Lib. II. Cap. XXIN. allwo noch mehrere Schrift⸗ ſteller, die von den Winden und deren Entftchungsgrund gefchrichen haben, angeführet find, worunter vorzüglich Baco Verulamins in feiner Hiforia ven- torum a1 rechnen. eg) Morhof. I.c. ſchreibt: Ventus commotio eris violenta, fenfibus facile percepta ” _fed originis ad modum obfeurz, nifi quanrum conje&ivis affequimur, wenn gleich diefes Befenntaiß den neuen Naturforſchern zu demätbig fcheinet, welche nad Wolfens Anleitung in feinen Gedagken von den Wuͤrkungen der Natur Seite 288. den Urfprung des Windes mit vieler Leichtigkeit erflären. k) In feinen Queſt. natur. Cap. 12. 58 Beſchreib der im Amte Springe gefehenen Windoͤbraut. 1582 ven heftigen Gegeneinanderwuͤrkung bei ihrer Bereinigung in der Luft ber: ſtamme, wo urch Hoͤlungen in ihren Wolken entſtehen/ Die wie Röhren ge⸗ ſtaltet zuſammen gepreßte fireduft eins ſchließen, welche luft durch Die. wider: willige fchnelle Bewegung erbißt, und um fih Ausgang zu verfchaffen, zum heftigen Sturmwinde wird. Den Typhon leitet Blinius ) aus den oben Wolken ber, amd hält ibn für einen Ecnephias, der aus der Seite einer Falten Wolfe gepreßt und Durch feine eigene Schwere herabgewälzt, fich wirbelnd und mit der größten Ger ſchwindigkeit von einem Drte zum anz Derm beweget, und alles, was ihm in den Weg komt, zerbricht, fich aber nachher. wieder in die Höhe zuriick zie⸗ het. Er hat einen einer Säule aͤhn⸗ lichen Kern ‚der als verdickte und erz ſtarrende Feuchtigkeit ſich ſelbſt fen? recht in die Höhe erhält, und in einer Roͤhren aͤhnlichen Hoͤhlung das Waſſer in die Wolken hinauf ziehet, und da⸗ durch Dunkelheit um ſich austreibet. Preſter iſt ein erhitzter Sturm⸗ und Wirbelwind, der feinen Namen vom Derbrennen hat, indem er alles, was ihm in feinem Wege vorfomt, ver: heeret und verſenget. Er unterſchei⸗ det ſich vom Blitz darin, daß er mehr Wind als Flamme iſt k), | 13 Unſere neuern Naturforſcher und unter ſelbigen der Here von Buͤffon, nehmen an, daß die Waſſerhoſen nur in ſolchen Stellen auf dem Erdball entſtehen, wo ein unterirdiſches Feuer die gebundene (fire) Luft in die Höhe treibt, Schaum und Manch verurſa⸗ cher und ſich zuletzt; mittelſt der Säule, an die Wolfen hängt. Allein; diefe ſchon von den Altern Philsfophen ob⸗ erwaͤhntermaaßen angenonmene Metz nung, würde fih nur in fehr feltenen Fällen bi den Windsbraͤuten (Ty- phon) auf dem Lande paſſen, am al: lerwenigſten aber bei der im Amte Springe gefehenen anwendbar feyn, als die Wahrſcheinlichkeit der unterir⸗ difchen Feuer daſelbſt nicht vorhanden, und der glänzende Strahl fowohl als der Rauch, auch nicht folche, fondern nähere Lirfachen haben Fönnen. Der Here. P, Forfter feßt am angezogenen Orte den Entftehungsarund der Waſ⸗ ferbofen und Windsbräute in den Zus fammenftoß zweener gegen. einander ftreitender Winde, die, weil fie aus entgegengefeßten Gegenden auf einan⸗ ders i) Plinius hiſtor. natur. Lib. 2. Cap. SO. & $T. k) Seneca] c. Lib. $ Cap.13 Senvert.]. c. Ein dergleichen Preſter iſt derjenige’ Wind geweſen der am gr Ang. d. Y. im Mantuanifchen bei den DorfeSt, Siro längfi dem Po bis Quingentole gewuͤtet, über 200 Hänfer in. Mnte nen acflürzet, dabei 26 Menſchen erfchlaoen, und. von fo eleftrifcher Materie. aemıjen, daß der Boden davon allenthalben plöglich ausgedörret, Kleider der Meuſchen und felbft Bäume angebrannt, und Menfchen, als wären fie vom Blitz geruͤhret, betänbet worden. man in Hamburg einen ähnlich heiffe Schaden zu thun, heftig gewehet, Im Anfange des Septembers d. J. hat a Sturmivind verfpühret, Ber jeduch, ohne Eiche polit. Journal vom Monat Sept, d. I. cite 928, 929, 583 Anmerkungen zu der im 75m Stuͤck enthaltenen ꝛc. 1584 derftoßen, eine wirbelnde Bewegung machen, welche das Waſſer aufwärts treibt, ſolches in feinen Dunſt zer; theifet, und inwendig einen luftleeren, oder doch mit fehr verdiinnter Luft an⸗ gefüllten Cylinder bildet, der die mit elertrifchem Feuer ſchwangern benach- barten Wolken in fich herabziehet und ihnen. die Geftalt eines nach unten zu geſpitzten Kegels giebt ,. hiedurch aber den heftig ſchnellen Zug der eleftrifchen Wolke den glänzenden Strahl und das heftige Zertheilen des aufwaͤrts gezo⸗ genen Waſſers, das iſt, den muth⸗ maßlichen Rauch verurſachet. Mir ſcheinet dieſe Forſterſche Hy: potheſe vor der Buͤffonſchen Die an— nehmlichſte und auf die im Amte Springe geſehene Windsbraut die anwendbarſte, natuͤrlichſte und be: greiflichſte zu ſeyn. — Man findet Spuren, daß ſchon aͤl⸗ tere Philoſophen auf Die Forſterſche Hyypotheſe gefallen find. Virgil deu: tet dahin in feinem Heldengedichte im erften Buche, allwo er fhreibt: Venti,' velut-agmine fa&to qua dara porta ruunt & rerras TURBINE —* perflant. Mir fallt hiebei noch die fabelreiche MWiffenfchaft, die Winde zu ftillen, bei, und ich will derfelben mit ein Paar Morten erwähnen. Der Profeffor Moller zu Altorf bat " bei Gelegenheit eines im Jahr 1728 in der Stade Nürnberg großen Schaden Zermannsburg. angerichteten Wirbelwindes bierhber eine befondere Differtatiom unter Dem Titel de Anemoccetis 1) gefchrieben. Er bemerfet, daß Eimpedocles, So⸗ pater, Caſtor und Pollux diefe mas gifche Kunſt befeffen, und daß die Lap⸗ länder noch jeßt mit: Windmachen und Windſtillen beträchtlichen Han: del und Wandel treiben, Die Lap⸗ länder verkaufen den fremden Seefchif: fern, welche von ihnen verlangen, daß fie ihnen nach Maaßgabe ihrer Erfor: derniffe, Wind erregen follen, einen Riemen, darin drei Knoten gefchlagen find. So bald der Fleinfte Knote ges löfet wird, erhebt fich ein fanfter Wind, wird dergrößere Knote gelöfer, fo wird der Wind färfer, und loͤſet man den größten Knoten, fo entſtehet Sturm. Den Echiffern aber, welche von ib: nen ein magifches Stillen der Winde verlangen, verkaufenfie einen tannenen Stock; derin der Mitte gefpalten, und in deffen Spalte drei werfchiedene ber: vorragende Schlangenföpfe ftecfen. So bald der Fleinfte Kopf zufammen gedrückt wird, wird auch der fanftefte Wind ftille, wird’ aber der mittlere Kopf gedrückt, , fo wird der flärfere Wind ſchwaͤcher, druͤckt man aber den’ groͤßten Kopf zuſammen, ſo laͤßt der Sturmwind nach, und der Himmel wird heiter. ‚ Qui tamen effe&tus non alibi loco- rum (excepto Microcosmo) quam in fola obtineri pofle dicuntur Laponia. ©. W. Marwedel. 1) Mohller nennet Anemoccera im Griechiſchen averororry: perfonam ftatus ventorum vehementiores vel verbis increpantem fedantemque vet facrificiis placantem prohibentemque vel certis incantamentis mitiganrem abigentemque. 1585 ers 1586 Hannor criſches Magazin, 1008, Süd.) =. . Sreitag, den 16ten December 1785. - Briefe über. die — —— von Gibraltar, an einen Freund in Hannover gefihrieben. (Siehe das 98 Stud.) Fuͤnf und swanzigfter Brief, $ a eine unferer Bomben in der Macht vom zıten Julius auf den ıfın Auguſt eine der 14 Kanonen: Batterien in den fpanifchen inien in Brand gefeßet, und die Fe ſtung hierauf ziemlich) ſtark feuerte, fo ſchien ſolches Die Feinde zu veranlaf fen, dieſe Nacht hindurch von der Landfeite auf die Feftung ungleich mehr, wie bislang zu fhießen. Zu gleicher Zeit machten um 2 Uhr Mor⸗ gens am .ıfn Auguſt 14 feindliche Mörfer: und Kanonen: Boote einen Angrif anf den füdlichen Theil der Feſtung, der bis um 4Uhr Morgens dauerte, Golche blieben indeffen. die; fes wial auf einer weit geößern Eintfer; nung wie jemals. Biele ihrer dom; ben und Kugeln fchlugen ins Waſſer und thaten die wenigen, welche ans Land Famen, Aufßerft geringfügigen Schaden. Sie befchädigten nur ei: nige Tonnen mit Mehl und gefalze: nem Rindfleiſche, die unter freiem Himmel unweit der neuen Mole lagen. Die Artillerie dee Feftung, melde diefes mal auf die feindlichen Boote 24 Kugeln, 15 Teaubenfhüffe und 107 Bomben von verfchiedener Größe verfchoß, ſchien fürtreflihe Wirkung gethan zu haben, weil ſolche nicht als fein fehr lange Zeit auf ihrer Ruͤckkehr nad Algeziras zubrachten, fondernt auch. verfchiedene derfelben nad) dem Pulmones : Fluffe, wo fie gewoͤhn⸗ lich fih ausbefferten, gingen. Um 6 Uhr Morgens, wie alles ine fpanifchen Lager Außerft ruhig war, und die Feinde es fi am wenigſten verfahen, daß man abfeiten der Fer ftung fie beunrubigen würde; mwurs de mit den See: Mörfern und elevirz ten Kanonen von der alten Mole auf ihr Lager gefeuert. Die Kugeln und - Bomben fchlugen in demfelben allent⸗ halben ein, und feßte fie dieſes in eine folhe Verwirrung und Schrecken, dag ganze Haufen von Leuten auf eine Anhöhe hinter dem Lager, wo Bat: racken für die Cavalferie ftanden, fluͤch⸗ teten. Auch bei diefen Barracken von Buena Viſta, oder den in der Gar⸗ 56696 nifon 1587 racks, fo doc) von der alten Mole in gerader Linie 5570 Yards oder 3 en gliſche Meilen und 290 Vards ent: feent Tagen, fanden fie nicht die völ- lige Sicherheit, welche fie fuchten, indem eine Bombe noch nordwärts diefes Gebaͤudes nach San Roque zu, wenige Fuß über. der Oberfläche des Bodens fprang. Die Feinde, wel chen diefe entfernten Befuche von Bomben aͤußerſt unangenehm zu feyn fhienen, fuchten die alte Mole an de ren Abfendung durch ein Feuer von den Linien zu hindern, allein ihre. Ku: geln und Bomben hatten die Länge und nördliche Breite derfelben noch nicht ausfindig gemacht, So bald die alte Mole ihre Feuer: rachen um 8 Uhr Morgens verfchloß, fo hörten die Feinde auch zu feuern auf. Die Feinde verfchoffen in diefen 24 Stunden 231 Kugeln und 45 Bomben. Den ten Auguſt verfchof: fen die Spanier une ro Kugeln und 3 Bomben die Nacht hindurch, bei Tage wurde von beiden Seiten ein völliges Stillſchweigen beobachtet. An dieſem Tage wurde die blockirende Eſcadre durch eine ſpaniſche Fregatte verſtaͤrkt. Den zten feuerten die Fein⸗ de 23 Kugeln und 4 Bomben. Da das zweite nach dem Plane des Lord Mullgrave gebauete Kanonen: Boot oder Pram, auch in dieſen Ta— gen voͤllig ausgeruͤſtet worden, ſo nahm ſolches, welches den Namen von Repulſe bekam, ſeinen Poſten neben dem Vanguaxd noͤrdlich der neuen Mole, Briefe über die Belagerung von Gibraltar, nifon fehlechthin genannten Horfebar- 1588 Den 4ten feuerten ‚die Feinde Nacht hindurch, wie Kay ir Re nige Kugeln und Bomben. Tage hatke es von beiden Seiten % Anfehen eines Waffenftillftandes, bis den Abend um 7 Uhr, da der auf Williſꝰs commandirende Artillerieof⸗ ficier mit einer ganz neuen Art Cars caffen.auf die feindlichen Werke Ber: ſuche machte, Man fuchte durch ein wohl angebrachtes Feuer von Williſꝰs das Auslöfchen derfelben dem Feinde zu hindern, welches denn folchen ver anlaßte, wiederum flarf auf die noͤrd⸗ lichen Werke der Stadt, Ind ſolche ſelbſt zu feuern. Ungeachtet die Feinde In dieſer Nacht 188 Kugeln und 3 Bomben verfchoffen, fo wurde doch. Fein Menfih weder getödtet noch verwundet.- Ein beinahe eben fo ſtarkes und kei⸗ nen Schaden thuendes Feuer machten die Feinde in der Macht vom zen auf den 6" Auguſt, wo fie 163 Kugeln und 4 Bomben verfchoffen, > Den 7" Auguft Morgens um 5 Uhr, mie der dichte Mebel, welcher alle Ausſicht nad) der Straße benahm, fi verzog, wurde eine Sloop ſuͤd⸗ lih dem Cap Carnero, und in der Entfernung von ungefeht einem dritten Theile des Weges von diefem Cap nach Europa, von den Feinden und uns zu gleicher Zeit entdeckt. Es berrfchte eine völlige Windftille, und ruderte dieſes Schiff nach dem Felfen zu. Capitain Curtis, der commans dirende Dfficier auf unferer Rhede, ging diefem Schiffe, mit den beiden Pramen Repulſe und Vanguard nebſt allen 1589 allen Booten der Kriegesfihifte, entger gen. Dierzehn feindliche Kanonen: Boote, deren jedes eine 26pfuͤndige Kanone führte, begleitet von verfchie- denen andern Chaluppen, feßten ſich von Algeziras aus foaleich in Bewe⸗ gung. Diefe näherten ſich der Sloop geſchwinder, wie die Repulſe und Ban: guard ihre zu Hülfe Fommen Fonten, und noch vor 8 Uhr fingen die naͤch— fien feindfihen Boote, innerhalb hal: ben Kauonenfchuffes von der Sioop, ihr Feuer auf foldhe an. Sie erwie derte folches mit großer Ueberlegung und Wirkung, und blieb dabei im: mer im Rudern. Der größte Theil der feindlichen Boote Fam bald dar: auf derfelben ganz nahe, und die Schauer von Kugeln und Trauben, welche fie beinahe zu vergraben ſchie⸗ nen, waren würflich erftaunend, Die Sloop ertrug aber diefes fo ungleiche Gefechte nicht lange, ohne einige Hilfe. Nachdem die Repulſe und Vanguard fo poftiret waren, als e8 am dienlich- ſten fhien, ſowohl die Sloop zu def Een, als den Booten zu fehaden, fo fingen folhe ein ungemein wohl ge richtetes Feuer auf die Feinde an. So bald der Seewind dieſes Schiff er: reichte, fo näherte es fich der Feſtung, doch immer unter dein ftärfften Fener der Kanonen: Boote, die es auf den Seiten und am Hintertheile ungauf— oͤrlich beſchoſſen. Die anhaltende apferkeit der Equipage dieſes Schif— fes und die Traubenſchuͤſſe der beiden Pramen, wie auch die von den Eu: ropa und Buena Billa Batterien wohl angebrachten Kugeln, machten, A an einen Freundin Hannover gefchrichen, 1596 daß bald verfchiedene feindliche Rang: nen: Boote, die Schaden genommen, fih zurüchogen. Um ro Uhr flohen ſolche ſaͤmtlich, und lieſſen es gefche: hen, daß unſere Boote dieſes Schiff, welches die Koͤnigl. Sloop Helena Capitain Roberts, von 14 vierpfuͤn⸗ digen Kanonen und 76 Mann Equiz page war, fo in 16 Tagen mit De pefchen von Epithend Fam, im die Mole burirten. "Bon dem Seewinde, welcher die Annäherung der Sloop beförderte, machte auch eine beim Cap. Carnero fiegende Javeque von 30 Kanonen Gebrauch, und verſuchte, den Kano— nen: Booten zu Hülfe zu kommen, fie ging aber, wie leßtere den Angrif aufgaben, und fie einen Schuß von unfern Batterien und den Pramen er: halten batte, zurück, DieMaften, Segel,wie auch das Tau⸗ werk waren zerriffen, und der Bauch der Sloop fehr beſchaͤdiget; und war es gewiß ein Wunder, daß der Boats⸗ wain (ein Unterofficier) nur allein im Gefechte erfchoffen wurde, Capitain Roberts, der bei diefer Gelegenheit fich als einen tapfern, Falt? bluͤtigen amd einfichtsvollen Main zeigte, war erfter Lieutenant bei Capt: tain Farmer in der Guebeck, mie folche in dem Engagement mit der Surveillanre auförannte. Der er [Hoffene Boatswain war einer von den Leuten, die aus diefem entfeßliz chen Gefechte firh retteten. Den 7°" Auguſt feuerten die Fein; de, nur mie gewöhnlich in der Nacht, einige Kugeln und Bomben. Den Hbbhb 2 1592 Den BE" Auguſt fenerten fie wie Tages zuvor, doch thaten fie aud) 3 Schuͤſſe Nachmittags nach unfern obern Batterien. An eben diefem Tage ging eine rußiz ſche Efcadre, beftehend aus 5 Linien fchiffen u. 2 Fregatten, unterdem Com: mando eines Contre⸗Admirals, durch die Straße in die mittelländifche See. Die Nacht vom geen auf den g" feuerten die Feinde 73 Kugeln und 7 Bomben, bei Tage aber. gar nicht, Die folgende Nacht warfen fie nur 3 Bomben. Am ro" fam die Equi⸗ page einer minorcanifchen mit 25 Pis pen. und Früchten für Gibraltar gela: denen Saetie, welche, aus Furcht von einer unweit Europa Freußenden Chez beque genommen zu werden, folche nicht allein verlaffen, fondern auch die Depefchen und Briefe, nachdem fie folche bereits mit ins ‘Boot genom⸗ men gehabt, noch über Bord gewor: fen hatte, in unfern Hafen, . In der Nacht vom ro’ auf den zı'" Auguſt feuerten die Feinde 12 Kugeln und 3 Bomben. ‚Die darauf folgende Nacht warfen fie nur 3 Bomben, und am au fenerten fie bei Tage 18 Schiffe, nad): den die Feftung einige Kugeln auf ihre Werke gefchoffen. hatte, In der Nacht vom 12" auf den 130 feuerten die Feinde, 20 Kugeln und 4 Bomben, „welches von der Fer fung erwiedert wurde, Die beiten Darauf folgenden Naͤch⸗ te warfen fie nur 6 Bomben überhaupt. Den 16" des Machts befchofen die feindlichen Kanonen: und Moͤrſer⸗ Briefe über die Belanerung von Gibraltar, 1592 Boote die Feftung 2 Stunden lang. Gleich, nachdem diefe ihr Bombarz dement angefangen hatten, wurde auf eben dief Art, wie bei ähnlichen Gele genheiten auf das feindliche Lager ger feuert, und damit. eine Stunde län: ger fortgefahbren, als der feindliche Angrif dauerte, Daneben wurde das Feuer der Boote mit Bomben und Kugeln erwwiedert. Die Feinde feuer: ten in diefer Macht auch ven der Lande feite ziemlich ſtark. Der Verluſt, den die Garniſon bei diefem Angrif erlitte, beftand darin, Daß ı Soldat des 72t® Megiments getödtet und. 4 andere von der britifchen Brigade, wie auch ein Knabe verwundet wurden | Bei Tage wurde den 16" Auguſt von beiden Seiten nicht gefeuert. Den Abend fegelten zwei Fahrzeuge nach Livorno und Minorca, nn Den 17" Auguft Morgens um 6 Uhr, Fam ein, Scooner von Faro, mit Briefen für viele Leute in der Fer ftung, Die um deflo angenehmer war ren, da man feit einiger Zeit ohne alle Nachrichten gewefen, und alle fiir dies fen Ort beftimmte Briefe, entweder den Feinden in die Hände gefallen, oder in der See vergraben worden waren, Den 18" Auguſt weren wir mie der fo glücklich, eine Saetie von Far vo, und mit felbiger über tanfend Brie⸗ fe zu erhalten. Won eben dem frifchen Nordweſtwinde, welcher der Saetie fo guͤnſtig geweſen war, machte auch ein engliſcher Kauffahrer Gebrauch, nah Minorca zu fegeln. ; Um bald 12 Uhr in der Nacht vom 18" auf den 198 langte der en oe 1593 an einen Sreund in he Eutter Rire, Capitain Wear: nem, mit geheimen Depefchen für den Gouverneur in 24 Tagen von Scheerneß an. Er wurde vor unfe ver Bay durch ı fpanifche Fregatte, 3 Savequen, ı Javequin und 4 Kar nenz Boote gejagt, welche, auf die längs der Küfte gemachten Signale von des Eutters Annäherung, von Al⸗ geziras, um ibn abzufchneiden, ſegel⸗ ten. Diefe Schiffe fenerten auf den Cutter, aber. ohne ſolchem zu ſchaden. Bom 17%" bis zum.22'" Auguſt feuerten die Feinde bloß in der Nacht, und in diefen 5 Tagen überhaupt nicht mehr wie 16 Bomben und 3 Kugeln, An der Nacht vom 21" auf den 22ten veranlaßte das Feuer von Wil: liſ's die Feinde, über die, wie es fchien, fefigefeßte Anzahl Schüffe hinauszur sehen, und ftärfer wie gewöhnlich zu feuern, Die feindliche Artillerie in den Unien fchien es uͤbel zu empfinden, daß man fie in ihrer Ruhe flörte, und gar ben fie der Garn. An für einen Schuß oft 12 wieder. In der Nacht vom 23" fparten die Spanier die verſchwendete Ammu— nition wieder, indem fie nur eine dom: be warfen und zwei Traubenſchuͤſſe thaten. Am 24" warfen fie nur 3 Bomben, In der Macht vom 24" auf den a5" verfchoffen fie diefelbe Anzahl Bomben, und thaten auch 6 Schüffe bei Tage, wozu ein Deferteur, wel: cher aus dem Landthore zu den Fein: den überging, und wonach die Feftung fhoß, die Veranlaffung gab. Nachdem die Feinde dieſe Tage bin Hannover gefchrieben, 1594 durch nur zur Machtzeit einige wenige Bomben gefeuert, fo machten fie die Nacht vom 27" auf den ag" ein ziemlich ftarfes Feuer von der Sandfeiz te, und befchoffen auch zu gleicher Zeit 4 ihrer Mörfer : Boste und 3 Kano: nen : Boote die Feftung. Die Boote verſchoſſen nur 35 Bomben und g Kur geln. Bei ver großen Entfernung, in der fich folche hielten, brachten fie nur einige wenige Bomben und nur eine Kugel ans fand. Major Lewis, der commandirende DOfficier unferer Artilferie, und verfchiedene andere be; merften, daß die nach den feindlichen Booten geworfenen Bomben ganz fuͤr⸗ trefliche Wirkung thaten, und fahe man eine unferer Bomben gerade in eins der feindlichen Mörfer Boote fhlagen, und darinn ſpringen. Die feindlichen Boote machten darauf wie⸗ derholteSignale mit Raquetten, wahr⸗ fheinlich, um die Gefahr, in der fie wären, dem commandivenden Dfficier zu Algeziras anzuzeigen, Die Maprider Zeitung machte vieh Aufbebens von diefer nächtlichen Erz pedition ihrer Boote, und fagte, daß fie einen großen Brand in unferm La⸗ ger verurfacht hätten, Was die Feins de aber für brennende Hiitten und Zelter hielten, waren einige trockene Kräuter am Berge, welche durch. ei ne Bombe angezimdet worden. Von der Landſeite feuerten die Feinde diefe Macht gleichfalls ziemlich ftark, Eine einzige Bombe that nur Scha; den, inden fie in ein Zimmer fiel, worinn verfihiedene Verwundete war ren, Gelbige entfamen ſaͤmtlich ehe fie bhb 3 fprang; 1595 fprang ; nur ein Soldat, der verwun— der gewefen, nachher ein Bein zerbro: chen hatte, und deshalb fich nicht von feinem Bette, neben welchem die Bom⸗ be lag, bewegen Fonte, mußte bier ſein fchrecfliches Schicfal erwarten. Die fpringende Bombe zerfihmetterte ihn und er gab bald darauf feinen Geiſt auf. Bei diefem Angriffe der feindlichen Boote wurde; wie fehon mehr gefcher hen, nach dem feindlichen Lager ger feuert. Den 29" und zo" feuerten die Zeinde jede Nacht 3 Bomben, und Briefe über die Belagerung son Gibraltar, 1596 ” zı" 112 Kugeln und 6 Bons en, Das Total der von den Feinden im Monat Auguſt verfchoffenen Ammus nition beträgt 1350 Kugeln, 181 Bomben und 3 Traubenfchiiffe, Die Batterien der Feſtung verſchoſ⸗ fen in diefem Monate ſowohl von der See: als tandfeite 130 Kugeln, 472 Bomben, 103 Traubenfihäffe, 56 Earcaffen und 2 Lichtfugeln. Der Verluſt der Öarnifon an Tod: ten, Verwundeten, u. ſ. w. in dem Zeitraume vom 1" Mai bis zum 3 ı!" Auguft 1781 ift folgender: richoffene Verwunde An Wunden Erſchoſſ v * geftorbene sle|® | [elel® zlelä2|l,| Kegimenter: |El.lEs 3lEle.5:l8:l8 |el.slesle® ———— jesjeles|s 3 Königl. Artillerie — | PR IPE I U BE BE Ua U apR Bu Dre HET Ben Bu rn IP IP 12! Regiment — sta) Ih- a 1:21’ = 2 2| | ⸗ a| >| NR zgne ⸗ — z|=:|=2|=|:| Il e|2|2/Ije) Mi T|=S[=|2|>|2 sole: — EM DS Sa en Ne ——— se — — zlz2cHL 421 Allie.shel tt: 131] :\=eI=.=2/>|T za); — =|=/|=2/=2|=| $,=l=|T|=| 14 21542 malte as 8 — -\=j2|:1=| 31 21|2|21 :|s[ 151 elele]ele] Hardenberg Ä — -—————ee— 6——1 reden» — —ı.[b=te|=21slo1llej24ehe)et 10 2) | 2021, ka Motte — —|:-|/:|-|:|=| 2] =|)=-I1l=|:| 8) =-|s:|=-1=-)=|T1 Artificer. Compagnie STERETE al.) zI=|The}e| 21 =:|2|=e].|1=:|=- Total — =|=|2| 1] :|2311 41: |7,6| 4120| ıl=| le] = lid Lieutenant Tunningham vom z9ſten Regiment farb an feinen Wunden. Die vers wundeten Officiers waren folgende: Lientenants Lowe und Thornton vom I2ten Regi— mente; Capitain Foulis vom 737 Regime Die Feinde ſchienen in diefen Som: miermonaten des Jahrs 1781 ihre vor⸗ zuͤgliche Aufmerkſamkeit auf die Blo— kade zur richten, und kreutzten die hier fiationirten Schiffe und bewafneten Fahrzeuge immer um den Felſen m und in dieſen Gewaͤſſern. nte. Um die Signite von den aus der mittefländifchen See ſich nähernden Schiffen auch bei ftarfen Levantwin— den, welche. oft den Wachtthurm auf dem Queen’s Chair in Nebel verhuͤlle⸗ ten, bemerken zu koͤnnen, baueten die { Spa 1597 Spanier in dieſem Sommer einen an: dern an dem Abhange diefes Berges, welches, nebſt verfchiedenen andern Umſtaͤnden eine unermuͤndete Fortfez: zung der Blofade abfeben fieß, Dan fuchte zu Madrid alles her: vor, was nur irgend den Lieblings; plan, die Garniſon von Gibraltar auszuhungern, zu begünftigen fchien. In diefer Hinſicht wolte man ſich auf die Auswechſelung der in der mittel: ländifchen See und den angränzenden Gewaͤſſern gemachten Kriegsgefange: nen nicht anders, als unter der Be dingung einlajfen, daß ſolche nach Gibraltar geliefert werden folten, weil man glaubte, dadurch die Aufzehrung der Lebensmittel zu beſchleunigen. Ye: ber diefen Gegenftand wurden im Au- guſtmonate viele Unterhandlungen zwifchen dem General Eliott und AL: varez gepflogen, und trug man denn von englifcher Seite Fein Bedenken, dieſen Borfchlag einzugehen. Bon der fandfeite machten die Fein: de feine Borfebrungen, die mehr als ein fortzudaurendes Bombardement ver: muthen ließen; fie verringerten fogar die Anzahl ihrer Truppen im Lager, indem verfchiedene Bataillons in dieſem Sommer, zurErpedition gegen Minor: ea, Daraus weggensmmen wurden. An der Ausbefferung der vor Gi: braltar aufgeführten XBerfe wurde von Zeit zu Zeit gearbeitet. Auch war die Garnifon damit in diefen Sommermonaten befchäftiget, ihre Werfe auszubeffern und einige neue, als bedeckte Wege, Traverfen, u. d. 9. anzulegen, wobei auch die an einen Freund in Hannover gefchrieben. 1598 Arbeitsparthien, ungeachtet fie zum Theil vom Feinde fiberfehen werden fonten, nicht fonderlic) geftört wurden. Durch Die ftarfe Ladung, welche die Spanier ihrem Geſchuͤtze gaben, litten ihre Laffetten ſehr, und erfegten fie diefen Abs gang im Auguſtmonate. Da fie auch fan den, daß die Feldlaffetten keine fo ſtarke Eles vation der Kanonen zulieſſen, und ſie be— ſonders ſuchten, den Felſen, fo weit alt möglich, von der Eandfeite zu befchieffen, fo vertaufchten fie dieſe mit Schiffslaffetten. Auch fchaften die Feinde in diefer Zeit Am— munition und Pulver, fo wie fie folche ver: brauchten, wieder in ihr Rager. Vom 1m his zum 7ten Sept. ereignete fich nichts befunders merfwärdiges. Die Feinde warfen nur zur Nachtzeit gewoͤhn⸗ lich 3 Domben, und beobachtete ihr Ger ſchuͤtz wie das unfrige bei Tage ein völliges Stillſchweigen. x An der Nacht vom 7ten anf den ger Sept. warf unfere Artillerie einige KichtEns geln nach derSan Carlos: Batterie, an deren weltlichen Seite die Feinde in diefen Tagen eine neue Batterie ausgeſteckt hatten, und man feuerte ſtark auf diefen Platz. Dieſes veranlaßte die Feinde, das Feuer der Fer ſtung mitvieler Heftigkeit zu erwiedern. Sie verfchoffen in diefer Nacht 306 Kugeln und 15 Bomben. Die Feftung erlitte durch dies fes Feuer nicht den geringften Verluſt. Vom gen bis zum ızten fchränften die . Feinde ihre Bombardement auf 3 Bomben ein, womit fie die Garnifon des Nachts regalirten. Den 121 Sept. Nachmittags um S Uhr wurde im feindlichen Lager und auf den zu Algeziras ftationirten Kriegsfchiffen die von den Spaniern am 19ER Auguſt 1781 gutgemachte Landung der nah Minorca gefandten Armee, wovon wir am st" Sept. bereits durch einen ausgewechſelten Kriegs— gefangenen Nachricht erhalten, gefeiert. Nach einem dreimaligenkauffener der Trup: pen des feindlichen Lagers, falutirten Die längs der Bai angelegten Batterien und die Kriegsschiffe, und gaben die Batterien in den Linien jedesmal auch der Garniſon Kine 1599 eine Salve von 30 Kanonenſchuͤſſen. Die Feſtung erwiederte das letztere mit Bomben und Kugeln, und ſetzte ſolches den Abend fort, welches die Feinde, veranlaßte, von Zeit zu Zeit einige Schuͤſſe nach der Feſtung zu thun. An der Nacht vom raten auf den ıyfen Sept. wurde das von den Feinden auf der weſilichen Seite der San Carlos » Batterie ausgeftedte Werk: aufgewworfen. Dieſes Berk, das mit dem NRamen von Bateria de San Pascual belegt iarde, war beftimmt, unfer Rager und die Anferpläge bei der neuen Mote zu beſchießen. Es ſolte 6 ſechs⸗ undzwanzigpfündige eingegrabene, auf 45 zrad elevirte Kanonen und 2 große Mör: fer führen. In eben diefer Nacht und Ta ges daraufgingen einige Rauffahrtheifchiffe unter Bedeckung verichiedener Fregatten von Adeften durch die Straße in die mit tellaͤndiſche See. Eine fpanifche Saetie wur⸗ de diefen Tag vom Winde gegen die Euros 9a: Batterien getrieben, und von felchen, wie anch von den Fregatten Brilliant und Porcupine auf felbige gefeuert. Sie wur⸗ de getroffen, entfam aber. Den 16" Sept. ging eine franzöfiiche Eonvoy durch Die Straße in die mittellaͤndiſche See. Vom ıztenpig zum 17!" hatten die Seins de fehr ſparſam gefeuert, von diefem Tage aber fingen fie an, die Feſtung von der Landſeite wiederum bei Tage und bei Nachte wie der Heftigkeit, wie in den erften Mo; naten des Bombardements, zu befchießen. Die Feſtung bemuͤhete ſich auch, die Feinde an der Anlage des vorhin gedachten wenen Werks zn ftören, und wurde zu dem Ende von der MontaguesBaftion , welche feit eini— ger Zeit nicht gebraucht worden, gefeuert. An der Nacht vom 17" anf den age brachten die Feinde eine große Menge Fa: fchinen nach der San Carlos Batterie, und fuchten das Feuer der Feſtung, durch einen Angrif ihrer Kanonen: und Dörfer: Boote, von diefer ihrer Arbeitsparthie abzu— ziehen. Das Feuer diejer Chalupyen dauerte zwei und eine viertel Stunde. Die Gar— niſon erwiederte daffelbe nicht allein mit vieler Heftigfeit, wie bei andern Gelegen— beiten mit Kugeln, Bomben und Trauben, fondern fenerte auch zugleich ſtark auf die Briefe über die Belagerung von Gibraltar, ic. 1600 Werke auf der Landenge. Die Madrider Zeitung fagte von dieſem nächtlichen Ans griffe der Boote, daß dadurch viele Haͤu— fer in Brand gefegt worden wären. Was die Feinde aber für brennende Häufer ans gefehen hatten, waren die trocknen Kraͤu— ter am Felfen. ‚Von der britifchen Brigade wurden in diefer Macht 3 Rente durch das feindliche Feuer, and ein Mann von der Artillerie durch einen Zufall von unferin eigenen Ge ſchuͤtze verwundet. Am 18" Sept. erhielt die Feſtung ei⸗ nen feindlichen Deferteur , einen Spanier von Geburt. Diefen Abend erlitt die Garnifon einen ſehr ſchmerzhaften Verluft. Der Platzma⸗ jor Burke ſaß mit zweien feiner Freunde, dem Major Vignoles und Mercier in einem Hauſe, das ſo wenig Bomben: als Rugelnfefte war, beim Abendeſſen, wie eis ne Bombe durch das Dach in das Zimmer fiel. Sie nahm dem erften, nahe an der Huft, das rechte Dickbein ab, und riß ihn mit fich in den unter demſelben befindlichen Hau. i Kaum waren die beiden andern ihm ge— gen über am Tiſche gefeffenen Officiers aus dem Fenſter gefprungen, fo zerplaßte die Bombe, une wurden Solche durch den Schutt des jertriuninerten Hauſes am Kopfe vers wunder, der Platzmajor aber dermaaßen zerſchmettert, daß er kurz darauf feinen Geiſt aufgab. J Der fuͤrtrefliche Burke verband mit ek ner gründlichen Kenntaiß militairifcher und anderer Wiffenfchaften cine feltene Gegen— wart des Geiſtes, und eine nichts ermidens de Thätigfeit. Er war ein edeler junger Mann; ein Mufter militaitiicher Tugens den, Furt, eine Zierde der Armee, in wel⸗ cher er diente. — So gefaßt man auch in der damaligen Rage war, plöglich eines verdienſtvollen Mannes oder fhärbaren Freundes beraubt zu werden, fo war der Eindruck doch im: nigft fchmerzhaft, weichen der Verluſt ei⸗ nes Burkes auf einen jeden, befonders Diejenigen unter uns machte, die ihn näher Finnen zu lernen das Glück gehabt hatten, Ich bin ꝛc. ro Ites VL Snnoverifihes Magazit, 1602 Montag, den I1gfen December 1785. Calliogſtro. Ein Auszug aus den Memoires authentiques du Comte de Calliogſtro. Paris 1785. raf Calliogſtro war ohne Ber; mögen, in niedrigem Stande, unter der jüdifchen Station, aber mir heftigen Leidenfchaften, und einem durchdringenden Geifte geboren, Er wolte verſuchen, wie weit ihn das Glück, das fo vielen Schurken und Narren günftig ift, empor heben Fönne. Da er wußte, daß ein vornehmer Name feinen Plan in der großen Welt fehr begünftigen würde; fo fingerda: mit an, fih für einen Graf auszu⸗ geben. Aber um diefen Plan auszuführen, bedurfte er nothwendig einer fchönen und verfchlagenen Frau. Diefe fuchte er unter den Buhlerinnen von Ber nedig. » Hier fand er glücklicher Weife eine genuefifhe Marquifin, die Armuth und Unglücfsfälle zu diefem traurigen Handwerk verftoßen hatten. Ein fchlanfer Wuchs, ein feuri- ges Auge, ein Anfehn von jugendliz cher Frifchheit, ein verführifcher Gang, dies war ihre phififche Der fhaffenbeit, Die moralifche gab je ner nichts nach: fie war verfchmißt, Raͤnke zu erfinnen, und beharfich fie auszuführen: fie fehien leichtfinnig, ſich felöft vergeffend, und doc) berechnete fie mie Habfucht, was ihr jede Gunſt⸗ bezeugung eintrage; Furz, ein unver: gleichliches Geſchoͤpf, um zu verführ ven, zu betrügen, Tugend zu ſchwaz⸗ zen, und Lafter auszuüben, ı Indes wagte dies ausgeſuchte Paar noch nicht, fich in Paris fehen zu laſſen. Ihre erſte Abſicht mar vielmehr anf Rußland gerichtet, Einige Engländer zu Rom, in de ten Arme fich die fchöne Frau Gräfe werf, mußten vorher Das Geld zur Reife hergeben, und in weniger als einem Monat hatte fie fih ein Catipaͤl⸗ chen von 5000 Guineen zu erwerben gewußt. Nun ging die Reife zuerſt nach Hol: ftein zum beruͤhmten Graf St. Ger: main, und von da nach Petersburg. Hier gaben fie fi fir Aerzte aus, und da fie bei ihren Kuren Die ſelten⸗ Siiii fe 1603 fe 2 machten fie bald großes Aufſehen. Die Graͤfin war 20 Jahr alt, und ſprach, wie von ungefaͤhr, von ihrem aͤlteſten Sohn, der ſchon ſeit gerau— mer Zeit Hauptmann in hollaͤndiſchen Dienften ſey. Ein fo außerordentli— ches Phänomen leitete das Geſpraͤch natürlicher Weife auf ihr Alter, und es fand fi, daß die liebenswirdige Mutter ſchon 60 Jahr alt war. Die Damen erſtaunten. Es war ihnen die Bemühung, ſich für jünger "auszugeben, fo geläufig, Daß fie kei: ven Betrug dabei ahndeten, wenn die Gräfin ſich von freien Stuͤcken für fo alt ausgab. Sie hielten ſich viefmehr überzeugt, ſie muͤſſe das Waffer ewiger Schön: ‚beit und Jugend befißen. > nr Natuͤrlicher Weife wurde die gute ‚Gräfin nun unaufbörlich beſtuͤrmt, um dies koſtbare Waffer mitzutheilen ; ‚und endlich nach vielen Bitten that fie es, und fammlete dafür anſehnli⸗ he Summen ei. | Zwar wurden die Damen nicht jünger, aber ihre Liebhaber berheuer; ten es doch, und Calliogftro ward an⸗ gebetet, ar Ein angefehener Fürft verliebte fich in die ſchoͤne Doktorin, und uͤberhaͤuf⸗ ge fie mit Gefchenfen. Selbſt die Kaiferin ließ fie zur fich kommen; aber die Folge diefer Unter; redung war der Befehl, das ruffifche Reich zu verlaffen, doch miteinem Ge ſchenk von 20000 Rubeln begfeitet, “ea iogftro. Uneigenntigigkeit affeftitten; fo. — beruhigen geſucht habe. * Ein anderer Vorfall: beſchlenn ihre Abreiſe. Calliogſtro ‚hatte ver: forochen, ein todtkrankes zweijaͤhriges Kind einer vornehmen Dame um den Preis von 1500 Louis d'or zu heilen. Er verlangt nur eine Zeit von acht Ta: gen dazu, + Den zweiten Tag fleigt die Krankheit. Er bittet inftändigft, ibm das Kind zur Verpflegung ins Haus zu geben. Den fünften Tag fängt es an ſich zu beffern, denachten < war es außer Gefahr, und nad) drei Wochen dringt ee ein vollfommen ger ſundes Kind in die Arme der zaͤri⸗ chen Mutter zuruͤck. A Aber: zum Unglück für den Hertn Doftor verbreitet fich ein geriffes Ge: ruͤcht von einem gefauften Kinde. Calliogſtro muß geftehen, daß er das Kind unterfchoben babe, und ent⸗ ſchuldigt fi damit, daß er dadurch den Schmerz der Mutter vorerſt zu Man frägt, wo der Körper des verftorbenen Kin: des geblieben fen? und erhält zur Ants wort: er ſey verbrannt, um ein Expe⸗ riment von Palingenefie zu verſuchen. Man verlangt die 1500 Louis d'or zu⸗ ruͤck; aber zu fpär, Die Vögel find ausgeflogen. Yun ſchlug Calliogftro feine Bude in Watſchau auf, aber mit wenigem Stück, Rinne Zu Strasburg gings beffer. End: lich erreichterer zu Paris, wo feine er⸗ habnen Talente im geößten Glanz er; - ſchienen, das Ziel feiner Wuͤnſche. Hier gab er ſich für einen Wieder herfteller der aͤchten ägyptifhen Man: rerei 1605 verei aus, und verfprach. feine Schti: ler die Myſterien der Iſis, und des Anubis zu lehren. Dieſes Erbieten machte unter den 72 Logen,der Hauptfladt das größte Aufichen.. Berantlich giebts dort eine Frei: maurerei für Damen, eine litterari⸗ fche,. ‚eine, veformirte,, ja fagar eine Freimaurerei fuͤr Knder . Dies Inſtitut, vorhin beſtimmt zu den edlen Abſichten, Einigkeit und Wohlthun unter die Menſchen zu ver⸗ breiten, iſt dort ausgeartet in eine‘ Heademie, Incaum, Klub, Ball und in fröfiche Abendſchmaͤnſe. Calliogftro wolte diefe Misbränche ausrotten, Cr befaß feiner Verfiche: rung nach, eine Conflitution von den Obern der ägnptifchen Maurerei, und ein Ritual, nach welchem felbft Ihro Majeftär der König Cambyſes im Tem: pel des Apis arbeitete, als er diefen eigenfinnigen Thiergott peitfchen Tieß. Aber wie erftaunten die Brüder, als der Marftfchreier ihnen vorfchlug, über den Tod zu herrſchen, und Ber: ſtorbene wieder aus dem dunkeln Grabe auf einige Zeit zu erwecken? Die Gau—⸗ keleien dieſer Art, die er mit verſchie— denen leichtglaͤubigen Perſonen, und beſonders mit dem Cardinal von Rohan trieb, find bekant genug, und in der That: find die meiften Menfchen auch fo gefinnt, daß man ihnen auch das unglaublichfte annebmlich machen Fan, wenn man fie nur Schritt vor Schritt dahin führt... Calliogſtro. 1006 Waͤhrend nun, daß der Herr Graf die Verſtorbenen mit den Lebendigen zu Nacht ſpeiſen ließ, machte die Frau Graͤfin Anſtalten zu einem andern Schauſpiel. Die Damen wolten von Sinnen kommen, daß ihnen die Initiation in die erhabnen Myſterien der aͤgyptiſchen Maurerei verſagt war. Eine Menge von ihnen, Die ganz von Neugierde beherrſcht wurden, beredeten fich, al: les. anzuwenden, um die Einweihung zu erlangen... Se Die Herzogin von T. ward mitdie ſem Antrage zur Frau von Calliogftro abgefchieft. Sie antwortete mit anz ſcheinender Kaltblütigkeit: fobald 36. Damen fi zum Unterricht in den ge: heimen magifhen Wiffenfchaften ibs res Mannes finden würden, wolle fie ihm die Bitte vortragen. P Noch denfelben Tag war die Anz zahl da. Der Herr Graf ließ fich er bitten. Die vorläufigen Beringun: gen waren: Einhundert neue Louis, d'or Meceptionsgebühren ‚für jede Enthaltung von allen Mannsperfonem neun Tage lang; umd ein feierlicher Eid, fih jedem. Befehl zu unter: werfen. Der 7te Auguſt 1785 ward zue Aufnahme beftimmt. Man verſamm⸗ lete fih um ır Uhr Nachts. Vor dem Eintrit in die Loge. mußte jede Dame ihren Eulde Paris, Bouffanten, Sou: tins, Schnürleib und falfchen Chig⸗ non ablegen, und fich mit einer weif: fen feidnen Levite und einem farbig: ten Gürtel bekleiden. Dieſe Guͤrtel Sttiia waren 1607 waren von fechs verſchiedenen Farben, fechs blaue, fechs ſchwarze, ſechs Cor quelicot, ſechs violette, fechs rofen: farb, und fechs couleur impofjible, Dun begaben fie fich in einen mit vie⸗ fen Kerzen erleuichteten Tempel, wo 36 mit ſchwarzem Atlas befchlagene Ber: geren im Zirkel herumgeftellt waren. Frau von Callisgftro faß in weißer Kleidung auf einem Thron, und ihr zur Geite ftanden zwei große vermum⸗ te Figuren, von denen man nicht wußte, ob es Männer, Weiber oder gar Gefpenfter waren ? Die Lichter verlöfchten nach und nach bis zur Dämmerung, und ein tiefes Schweigen fpannte die Erwar⸗ tung aufs hoͤchſte. Hierauf befahl die Oberpriefterin der ganzen Ber: ſammlung, das linfe Bein bis über das Knie zu entblößen, empor zu he ben, und den rechten Arm auf die zur Seite ſtehende Säule ruben zu Taf fen. Kaum war dies geſchehen; fo erſchienen zwo Frauenzimmer, die aus den Händen der Frau von Cal; liogſtro feidne Stricke empfingen, und in der Reihe herum allen 36 Damen Hände und Füffe banden, Nun erklärte die Oberpriefterin dies fe Ceremonie. ie fen, fagte fie, ein Symbol des Zuftandes des weibli- chen Gefchlechts in der Gocietät, und die Darſtellung der Unterwuͤrfigkeit, worin die Männer daffelbe zu erhal: ten fich bemuͤhten. Laßt immer, rief fie aus, dieſe „Männer blutige Kriege führen, oder „mwühlen im Chaos unverftändlicher Ealfiogftro, * „Gefeße; mir wollen dagegen herre „Shen über die Meinungen, die Sit „ten verfeinern, die Geiftesfräfte er⸗ „böhen, zärtere Empfindungen verz „breiten, und die Zahl der ungluͤckli⸗ „hen auf der Welt zu vermindern „füchen, „Diefe Bemühungen find doch „wohl erhabener, als Maſchinen ab⸗ „jurichten, oder Fach eeküche — u entſcheiden!“ Nach dieſer Erklaͤrung wurden die Bande abgenommen, und die Pruͤ— fungen nahmen ihren Anfang. Die Nspirantinnen wurden in ſechs Gruppen vertheilt, und jede Farbe in ein verfchiedenes Zimmer geführt, Sie wurden auf das fchärfjte ermahnet, und dabei bedeutet, daß, wer die Pruͤ⸗ fung nicht uͤberſtehen werde, fich nie malsHofuung zu Vollendung der Ini⸗ tiation machen koͤnne. Bald darauf wurden Mannsperfor nen in jedes Zimmer gefehieft, die kein Mitrel der Verführung unverfucht liegen. Uber fo mächtig wirfte die Neugier, und die Erwartung großer Geheimniſſe, daß weder Ueberredung noc) Spott, weder Bitten noch Thraͤ⸗ nen, noch Verzweiflung etwas über fie vermogten, Sie famen alle in den Tempel fo zurück, wie die Oberpriefterin es ber foblen hatte, Mach eitter. feierlichen Stille von einer Viertelftunde öfnete ſich auf eins mal die Kuppel des Tempels, und auf einer goldnen Kugel fanf ein Mann herab, naffend wie Adam, in feiner Hand 1609 Calllogſtro. Hand eine Schlange, und eine fo: dernde Flamme auf ſeiner Scheitel. „Hier, ſprach die Oberprieſterin, „fehen Sie den beruͤhmten, unfterb: „lichen, göttlichen Calliogftro, der „aus den Schoos Abrahams Fam, „ohne von einem Weibe empfangen „zu ſeyn, der Befißer von allem was „war, was ift, und was feyn wird! „Töchter der Erde! rief nun Cal „liogftro ſelbſt, legt ab eure unheili— „gen Gewande, und wolt ihr Wahr- „beit hören, fo zeigt euch wie fiel“ — Im Moment war alles nacfend, tie die Wahrheit! Nun gab er ihnen Rath: einem be truͤgeriſchen Gefchlechte auf ewig zu entfagen, „Der Kuß der Freundfchaft, fo „fchlos er feine faubere Rede, bezeich— „ne den Wusdruck der Empfindung „Eurer Herzen!“ Die Oberpriefterin lehrte fie dar: anf: worin diefer Kuß der Freund: fhafe eigentlich beſtehe. „Ich darf Ihnen, fagte fie, ihzt „nichts mehr verheelen, Lernen fie bier „den Zweck aller unferer Geheimniſſe. „Wenn Sie zwanzig Jahr lang alles „menfchliche Wiffen ergruͤndet haben, „wenn Eie tieffinniger find mie Lo: „ee, mehr Logik verftehen wie Bayle, „hinreiffender fchreiben wie Rouſſeau; „fo werden Sie am Ende erfahren: „daß das Vergnügen die höchfte „Gottheit fen, und diefer Tempel ift „ihm geheiligt! Opfern Sie ihm hier „ohne Scheu! 2616 Hierauf kamen 36 Geifter ber Wahrheit in Atlas gekleidet, welche diefe Lehre den Initiirten fehr thaͤtlich bewieſen, und die Lehren der Ober priefterin dadurch bewaͤhrten. Zur Schande der Sitten von Pa: eis waren folche Minfterien recht dazu gemacht, den Graf Calliogſtro empor zu heben. Er mußte den Augenblick tes En thufiasmus, um den erſten Stein zu diefer ſchaͤndlichen Verbindung zu le⸗ gen, die der Betruͤger aͤgyptiſche Mau: rerei nannte. Dabei hatte er die Unverſchaͤmtheit gegen die Mitglieder des großen Dei ents zu behaupten, er müffe in feinem Syſtem gerade 13 Perfonen haben, rein wie Sonnenftralen, und ſelbſt von aller Berlaͤumdung unangetaftets Sie müßten keuſch, und unverheira⸗ thet ſeyn; ein Vermoͤgen von 50000 Livres jaͤhrlicher Einkuͤnfte, and da bei ſolche Wiſſenſchaften befißen, die nur fehr felten mit fo groffen Perma gen verbunden find. Man molte eben mit ihm alien handlung treten, als die bekante Hals⸗ bandsgefchichte ſich zutrug, Die ihn ſtuͤrzte. Dieſer ſonderbare Mann batte ums zaͤhlige Geifter zu feinem Gebote, und doch konte ihm Fein einziger vorher ſa⸗ gen, daß man ihn ins Zuchthaus ſez⸗ zen werde, wo er hoffentlich das Ziel feines Lebens, nad) feinen Verdien ſten, erreichen wird, Jirii An u 1777 8 ee Antwort auf die. Gegenfrage des Hrn. D. Jugler, den Amulet⸗ aberglauben, inſonderheit den Amerhyft, und noch naͤher eine dem Ariſtoteles beigelegte Schrift betreffend. | — * —— erkante Gefaͤlligkeit des Hrn. D. Jugler in Boizenburg, auf drei in die Erklaͤrung des aͤlteſten Idylls ein⸗ ſchlagende Fragen zu achten, und deſ⸗ fen Belehrungen kommen mir noch) ger rade zu rechter Zeit, indem ich eben im Begriffe bin, nachdem Tert und Einleitung, nebſt einem Theile des Commentars fchon abgedruckt find, die den Morrbenumbang- betreffende Stelle abzufihieken, und alfo. deffen Winke noch benugen Fan. Ohne Zwei fel giebt Diofcorides L..13 1. (andere Ideen zu Hülfegenommen, u. flatt des griechifchen Kranzangebindes orienta⸗ fifhe Bentelangebinde ſubſtituirt) hieruͤber alles zu wünfchende Licht, Beiläufig merke ich an, daß die Idyl⸗ lenkette gerade dasjenige Gedicht if, in. welchem diefer gelehrte Arzt das Hiprrbenamuler finzet, alfo den philologiſchen Ausleger beftätiget, der fih nur des gewöhnlichen Buchti⸗ tels, weil er vorurtheilige Nebenideen erregen Eonte, enthalten zu muͤſſen glaubt. Uebrigens treffen deſſelben and meine Ideen auch darin zufam: men, daß Wohlgeruch [nebft Er: wartung medicinifchen Nutzens] zu Anhaͤngſeln diefer Het den erften An; laß gegeben hat, Ich finde beim Pli- nins, Atbenäus, Diofcorides, (S. Magazin, St. 94. ©. 1503.) SE De mit innigſtem Danke von mir deſſen meiſte Amulete (phyladeria _ und periapta) aus dem Pflanzenreiche genommen ſind, „den Beweis: gleichs wie das, wenigſtens dem Inhalte nach wohl unleugbare, von Gesnern: ver: theidigte, hohe Alter des dem Or— pbeus: beigelegten, Gedichtes, von Steinen, den ſehr frühen Uebergang von Pflanzenamuleten zu Steina mu⸗ leten deutlich erläutert. (Orphica, ed. Gesner. p..326. vom Schlangenftei: ne, v. 65 ff. Man ſchloß: „Wenn „in den Wurzeln Heilkraͤfte enthalten, „end, wie viel mehr in den Steinen!) Sonft gründe ich das hohe, durch fo viele Abrarasfteine beftätigte, Alter diefes gewiß Agpptifchen (und ſyri⸗ ſchen) Aberglaubens unter andern auf Galer. de fimpl. med. 1. IX. ed. Baſ. 1561. p. 137. („‚fcalpunt draconenı radios habentem, [dieXefeulapsfchlan: ge, den Cneph oder. Agarbodä- mon,] „velutrex Necepfos memoriz „prodidir, — Torguem ex hujusmodi „lapillis confedum a collo fufpendi, „ita ur lapides os ventris continge- „rent-‘*) F Die Beantwortung dieſer hiſtoriſch⸗ litterariſchen Fragen haͤngt mit der von der goͤtting. Soc, der WI. aufgegebnen Preisfrage uͤber Die Forte pflanzung des Aberglaubens *) zu un: mittelbar zufammen, als daß nicht lieb: Zum Theil vermittelſt des alexaudriniſchen Handels 1613 Antwort anf die Gegenfrage des Hra D, Sugler ic. u r Uebhabeen forcher,in ihrer Verbindung mit der Gefchichte der Menfchheit al: lerdings wichtigen, Unterfachungen, es angenehm feyn folte, wenn ich zu des Hrn. D. Juglers aufgeworfener Gegenfrage:, WelcherSchriftſteller „denn der erſte ſey, der die bewußte „Stelle vom Amethyſt aus dem Ari⸗ Iſtoteles anfuͤhrt? ſo viel, als ich davon angemerkt habe, hier beitrage, um diejenigen, welche uͤber jene Preis: frage ſchreiben wollen, zu tiefern Un: terſuchungen aufzumuntern. Mir koͤmt es nemlich bei der Idyl⸗ lenkette nicht auf die allgemeine Mei: nung an von rauſchvertreibender Kraft des Amethyſten, welche Meinung als Volkswahn ſchon aus dem Plinius Cund Plutarch, Sympof. 1.3.) erweis⸗ lich iſt, als vielmehr auf den ſpeciel⸗ len Gebrauch, der ibn zum Nabel⸗ fEeine der Alten machte. [OB in ner angezogenen Stelle des Balens nicht omphalites zu lefen wäre, anftatt om- phatires?] Hiervon finde ich die Alte: ſte Erwähnung in Camilli Leonardi Pifaurenfis Speculum: Lapidum ‚het: Sausgegeben 1533, L. Il. c. 7. p. 18. („quum’ faper umbilicum ligantur „[amerhyfli], vinum refrenont, et fc „ebrietatem fölvund,“ &c.) allein, er nennt feinen Gewaͤhrsmann nicht. Die Elteffe unter den von mir ercer pitten Schriften, wo der Name Ari- ſtoteles ausdrücklidy vorkoͤmt, ift der erſt 1547 edirte Franc. Rueus de gem- mis: (l.li.c. 11.) „ARISTOTELES „ander et, amerhyftum wmbilico ad- „motum vini vaporem primum ad fe „trahere, deinde eum discutere; proin- „deque a crapula erebrietate ferentem „vindicare.“ Raͤchſt ihm ſtehn im Andr, Baccii de gemmis tractat. in det aus dem ital. gemachten lat. Ueberſetz. von 1603 im Texte die Worte: quod digitis geffera, inlomnia gravia pa- riarz ‘mit der Note des Heberfegers; „‚Ariftoteles autor u.ſ. w. faſt woͤrt⸗ lich aus dem Rueus. Im Nomen- elaror rer, quæ in mul. Caiceolar. af- fervantur, auf. Bened. Ceruto, de druckt 1622. werden Die erſten beim Rueus ftehenden Worte mit dem Ein; gange, „Peripatheticorum princeps „arbitratur,“ angezogen; aber, un: geachter bei den befanten Stellen des Plin. und Plutarch. die Nachweifuns gen beigefchrieben find, won der ge fuchten Stelle Fein Wink. Auch in Joh. Jonftoni Thaumatographia vor 1632 ftehen die Worte, wieim Rueus, ohne daß dieſer citirt worden, mitdem Beiſatze, Ariftorel. ohne nähere Ans zeige des Buche, da doch unmittelbar vorher vom Plinius fogar das Kapitel beigefügt wird. Im Mufeum Wor- mianum , edirt 165 5, ftehen wiererum die Worte faft buchſtaͤblich; aber wer der Rueus noch Ariftoteles citirt. Noch beruft ſich Giacinto Gimma, 1730, in Storia naturale delle Gemme, p. 124. bei Anfuͤhrung des, mich mim der itttereffirenden, allgemeinern Say jes, theils auf den Rueus, welcher ſich auf den Ariftoreles, theils auf Albereus Magnus, der fich auf den Aaron bezogen habe, 1615. Antwort auf die Grgenfrage dee Hrn. D,Sugler ze. 1616 Da ſich alſo, fo weit. meine Kent: niß acht, alles zufeßt auf den Rueus redueitt, der fein Buch nennt, auch nicht fagt, wieder feine Compilation verfchönernde Bened. Cerutus, daß ‚er gerade den Peripacheticorum prin- ceps meine; ſo entſtuͤnde die neue Fra⸗ ge, ob nicht gar Ariforeles Junior ver: ſtanden fey, ein Chemiker, der de perfedo mugifterio geſchrieben hat, und einer Hon denen ift, welche der unter den Alchymiſten gepriefenen ta- bula (maragdina Hermeris erwähnen, die, wie gefabelt wird, Sara im Thale Hebrons im Grabmale des Hermes ge funden haben ſoll? (Fabric. Biblioth. 1.1. c.10. $. 7 u. 4.) Ferner entfpringt noch ein anderer — vielleicht auf die Spur arabifcher Schriftſteller leitender — Zweifel aus der fruͤhern Erwähnung des fpeciellen @en amerbyftifhen Dflanzenum: fchlägen analoger) Gebrauches bein Lionardo von Peſcaro; welcher Scriftfteller unſtreitig aus Altern jür diſchen Büchern gefchöpft bat, (3. E. aus dem Chael, dem Lapidarius Salo- monis): verglichen mit einer Stelle in Alberti-Magni Lib. mineralium aus d. 353 Sec. („amerhyftus operatur con- „ira ebrietatem, ut dieit Aaron, et Helinſtaͤdt. * facit vigilem,u. ſo we) wo, zwar nur fuͤr den geuerellern Aberglauben, Aaron genannt wird; ein bei den Arabern geprieſener Alerandriner, (alſo aus. dee Stadt, wo neuplatoni⸗ fhe Gnofis, Nllegorie und Kabbale ſchon vor der hriftfichen Gnofis ihren Sitz hatten, und von woher ſich die afteologifche Amuletſucht mit dem Handel fehneller. verbreiten Fonte,) welcher gerade von abergläubifchen Amuleten gefchrieben hat, und ſchon im Anfang Ser, 7. aus dem fpr. ins arab. überfeßt ift, (Fabric. Bibliorh. gr. t, 13. p. 18.) Geſetzt, der erfte, welcher die Worte, deren Verfaſſer wir fuchen, in einer Handfchrift fand, las Aar. oder noch abgefürzter Ar. fo Ffönte jenes Aaron, Diefes Arabes, die. befanter maßen viel, von. Stein: amuleten gefchrieben «haben, haben bedeuten follen, und dem Leſer fein ber Eanterer Ariftoteles dabei eingefallen feyn. Fernere befehrende Beiträge, (jet am liebften in Briefen, ) die ich noch früher erhalte, . che der Kommentar bis Kap. VIL, 3. abgedruckt ift, wer⸗ de ich Ichrbegierig und dankbar ber nußen, i J. C. Velthuſen. xeratum. Im g9f ien St. des Hannoveriſchen Magazins Seite 1509, Zeile 6 und 8 von unfen, lies vernietet ſtatt vernichtet. 1617 Sanmoverifißcs Magezin. 1618 1028 Stuͤck. wre Sreitag, den 2zten December 1785. Briefe über die Belagerung von Gibraltar, an einen Freund in Dannover gefchrieben. (Siehe das 1cote Stuͤck. Sechs und zwanzigſter Brief, 8 en zgten September feuerte die Garnifon, bei Tage und deg Nachts auf Die Arbeiter an den feindlichen Werfen, und erwieder⸗ ten die Spanier folches, wie an den beiden Tagen zuvor, mit drei bis vier; hundert Kugeln und Bomben, m nemlichen Tage fegelten des Abends die beiden Königl, Schiffe, Helena und Bite, nad) England zuruͤck, mit welchen verfchiedene zum Dienft untüchtig gewordene Offciers und Soldaten dahin'abgingen. Auch ſandte der Gouverneur Den unlaͤngſt in die Garniſon gekommenen ſpaniſchen Deſerteur in einem Boote nach Faro. Den 207 und zıten wurde von beiden Seiten ſehr ſtark gefeuert, und verfehoffen die Feinde am letztgedach— ter Tage 805 Kugeln und 6o Bom⸗ ben. Es wurde an dieſem 2 1! Sp: tember ein Sergeant von la Motte er: fhoffen, und 2 Soldaten von Har: denberg Teicht verwundet. Das feindliche Feuer dausrte, mit Beinahe gleicher Heftigfeit, die folgen⸗ den beiden Tage fort, und wurde am 23ten September ein Soldat deg 72ten Regiments gerödtet, und 2 Solda: ten der Hannoverifchen Brigade ver⸗ wundet. Die Feſtung ſchoß auch ſehr ſtark von den niedrig liegenden und den Willif’s Batterien. Den 2410 September, Morgens um ı Uhr, machten die feindlichen Kanonen: und Mörfer- Boote einen Angrif auf die Feftung. Sie blie: ben zwar auf einer ziemlichen Entfer; nung, indeſſen feuerte doch unſere Ar— tillerie eine große Menge Bomben und Kugeln- nach denſelben. Zur gleich veradfäumte man nicht, von Williſ's und andern nördlichen Bat: terien auf die Landenge die Nacht Kin: durch zu feuern, wovon der Feind auch während des Bombardements von der Gerfeite ſtark ſchoß. Dei Tag uͤber Görte das Schießen von bei den Geiten bis zum Sonrenuntergan: ge auf, Die Nacht vom 24er aufden2gten wurde von beiden Seiten heftig geſchoſ⸗ REEFE fen, > 1619 fen, und da am 25ten die auf den Parapets vom Fort Santa Barbara nn Auffaͤtze won Faſchinen in rand gerathen waren, fo wurde Die Grandbatterie geoͤfnet, und von folcher, wie auch von den Willif’s Batterien, auf gedachtes Werk heftig gefeuert, um die Ausloͤſchung diefes. Brandes zu erfchweren. An 2 sten Sept. verfchoß der Feind 833 Kugeln und 61 Bomben, und wurde an diefem Tage ı Xrtilleriefer: geant gefährlich verwundet. Um den Abgang der Ammunition und anderer Artilleriegerärhfchaften, wie auch verfchiedene zum Feſtungs⸗ bau hoͤchſt nörhige Sachen, bis zu einer Convoy, zu erfeßen, befchloß man in England, es zu verfuchen, dieſe Beduͤrfniſſe in bewafneten Euttern hier her zu fenden. Der erfte derfelben, der Slying⸗ Fiſch von 18 Kanonen, langte mit Dielen, Bauholz, Bomben, Zuͤn⸗ dern zu Bomben, und dergleichen Sa⸗ chen am 2 zten Sept. hieran. Die trau⸗ rige Erfahrung aber lehrte bald, daß dieſe Art Schiffe, welche bei ſiarken Winden die beſten Segler ſind, nicht diejenigen Fahrzeuge waͤren, welche bei den leichten Winden, und oft in der mittellaͤndiſchen See, ſelbſt in den Wintermonaten, einfallenden Wind: ſtillen, mit Vortheil imdiefen Gewaͤſ⸗ ſern zu brauchen ſtaͤnden. Die fre⸗ gattirten Schiffe, und beſonders die Javequen, hatten große Vorzuͤge für ſolchen, und ſetzten die Spauier in Stand, ſelbige zu verfolgen, wenn ein Eutter ſich nicht aus der Stelle bewegen konte. Von 12 dieſer Cutz ter fielen den Spaniern in der Folge Briefe uͤber die Belagerung von Gibraltar, 1620 Hin die Hände, und hatten wir die Kränfung, zu ſehen, daß 4 davon tm Angefichte Der Feſtung genommen wurden, Den 26fen feßtin die Feinde das Bombardement, wie bisher gewöhn: lich, fort. Ein gleich ftarkes Feuer machte die Feſtung. Die Garnifon verlor durch das feindliche Feuer ei⸗ nen Soldaten des zg!® Regiments, und vom 731% wurden 2 Mann vew wundet. Den 27ten Sept. dauerte das Feuer von beiden Seiten. mit vieler Heftig- feit fort, und uͤberſtieg das feindliche die Zahl der Schuͤſſe des vorigen Ta: ges. In der Garnifon wurdeı Mann erfchoffen und 2 verwundet, Am age? Sept. wurde bei Tage und bei Nacht von der Garnifon und dem Feinde, wie an den Tagen zuvor, gefeuert» An diefem Tage wurden 3 Dann von der Garnifon verroun: det und 2 erfchoffen, einer der letzte—⸗ ren in der Wachtparade, Durchs feindliche Feuer wurde ein 137Ölliger Mörfer und eine Z2pfündige Kanone unbrauchbar gemacht, Den 29ten Sept. war das feind- liche Feuer fehwächer als an den Tar gen zuvor. Vom Redenfchen Neger ment wurde ein Soldat ſchwer ver wundet. Den zofen Sept. verdoppelte der Feind die Anzahl feiner Schäffe und —— 888 Kugeln und Bomben. Einem Soldaten des 72ten Regi— ments nahm eine Kanonenkugel beide Beine ab, woran derſelbe auch bald darauf flach, Das 1621 Das Total der vom Feinde im Mo: nar September verſchoſſenen Ammu⸗ nition, belief fih auf 9320 Kugeln umd 760. Bomben, Die Garnifon verbrauchte 2614 Kugeln, 6228 Bomben, 213 Traudenfchüfle, 58 Earsasfen und 42 Lichtfugeln. Vor züglich ſchoß die Feflung des Nachts) und bei Tage alsdenn nur, wenn die an einen Freund in Hannover geſchrieben. 1622 Feinde es unternahmen, an der neuen San Paſeual⸗-Batterie auf der fand: enge, und an: der Ausbeſſerung der bereits aufgeführten Werke zu arbeiz ten, oder Schanzförbe, Fafıhinen und andere Materialien dahin zu bringen. Der Verluſt, welchen die Garni: fon im September 1781 durch das feindliche Feuer erlitt, war folgenderr rſchoſſene erwundete An Wunden | Ecrcchoſ 8 HET — je = > an wu = 5: >7 = = > Regimenter: elle ziejEllE]s — Sials 2/38 l eszescsesssscesesss — 7 Sue — —⸗ *— — — — ⸗ ans SEID 858 — —— —— ——— —— —— Koͤnigl. Artillerie — |: ARE * ra — * — —7 12° Regiment — 2212 sen zi2| 2a ahels) et ah age, 2 — ⸗— El ehthsi) Di aueh ot Sie) he sölie z — ⸗————————4———4—214 8ſte 2 —— ER RE EN I ig s=-\.21.-21°17 941 2 |=21=2]2lelz 72ite 'z Ba u; 2 \'2 zplg = a BE a a RP a En SER N: 736ñe — ————— ⸗⸗ 3⸗ :e|:|- = Hardenberg — ==] | =) az ls heheh son] > — *—⸗ Reden — le ale | shell sl — ae La Motte „ut Ye FAR EEE a EN a a BE De 3,0 ERLERNT A a a Ra BB Vs a 3 a Total — T!=|ı 4u2|:[/3| 1| 120) -|=|s|=|=|21 PBlarmajor, Eapitain Burfe vom FE" Negimente erfhoffen. Die Majors Vigno— les und Mercier vom ZIHr Negimente verwundet. Das fo wohl gerichtete Feuer unfer ter firereflichen Artillerie, hatte. die Wuͤrkung, daß es die Feinde verfhie: dene Nächte ganz außer Stand feßte, an ihren Werken. zu arbeiten. Die fes war andy der Fall in der Nacht vom zoten Eoptember auf den. zien October. Durch das feindliche Feuer am xlen October, wo der Feind 486 Bom⸗ ben und Kugeln ſchoß, wurde in der Garnifon Niemand verwundet, ins deſſen Fam ein Mann des, 72ten Regi⸗ ments, dutch eine unferer Bomben, welche fprang, fo bald fie aus dem Mörfer Fam, zu Schaden, ’ In der Nacht vom fen auf den zten Der, arbeiteten die Feinde vorzuͤg— lich ſtark an dem neuen, weftlich der Sanlarlos Barterie, angelegten Wer; fe. Sie festen in folches go Schang Förbe, 4 tief und 2 hoch, und mach ten diefe Arbeit unter einem ſchreckli⸗ chen Feuer aller unferer Batterien, die SEEFE 2 auf 1633 auf felbiges fpielen Fonten, Sie er toiederten folches mit ungemeiner Hef⸗ tigkeit, und verfehoflen allein in 12 Stunden die Nacht hindurch 1427 Kugeln und 231 Bomben. Es war ein außerordentliches Gluͤck, daß die Garnifon durch dieſes erftaunende Fever gar feinen Verluft erlitt. Den Tag über feßten die Feinde dieſes Bom⸗ bardement ununterbrochen fort, und hielten. feldft nicht einmal, wie font gewöhnlich, um Mittagszeit mit feu⸗ een ein. Den Nachmittag wurden 2 Mann vom zg'? Regimente auf Wil⸗ liſ's erfchoffen , und einer vom 56V am Kopfe verwundet, welches ihn auf immer feiner Bernunft beranbte. Much wurde ein Soldat des Negiments von Meden auf den Princes Lines Teicht verwundet, In der Nacht vom aten auf den zten Det, arbeiteten Die Feinde garnicht an der neuen San Pafenal: Batterie, feuerten aber in diefem Zeitraume mit außerordentlicher Heftigfeit. Von 7 Uhr Morgens bis ı2 Uhr Mittags, hielten fie ganz mit Schießen ein; von diefer Zeit bis um 4 Uhr Nachmittags, warfen fie nur 6 Bomben nach unfern von Willif’s aus’ der Arbeit gehenden Leuten, Mach diefer Zeit den ganzen Abend hindurch wurde aber von bei: den Seiten ſtark gefeuert. Der Feind verfchoß in diefen 24 Stunden 1076 Kugeln und 187 Bomben; Ungeachtet die Feftung gleich ſtark wie die Feinde in der Nacht vom 3’ auf den 4" fchoß, fo batten folche doch ziemlich gearbeitet, indem fie in dem mehrgedachten neuen Werke vier Traverfen, und eine neue Communi⸗ Briefe über die Belagerung von Gibraltar, 1624 eationslinie von dem bedeckten Wege, toelcher aus den Linien nach der San Carlos Batterie führte, angelegt hat— ten. Die Feinde. fenerten des Morz gens ſtark auf die nach Willif’s gehen: den Arbeiter, den Übrigen Theil des Tages aber nur zu Zeiten einige dom: ben und Kugeln. In der Nacht wurde eis Additional-Artilleriſt verwundet. Einer feindlichen Bombe, welche eine Kuh erlegte, hatten wir es zu danken, daß dieſen Tag friſches Nind- fleiſch zu haben ſtand, welches ſchon ſeit geraumer Zeit auf unſern Tiſchen nicht mehr erſchienen war, In der Nacht vom 4" auf den set machten die Feinde - einen nenen Auf— wurf am öfllichen Winkel der San Carlos Batterie nach dem Devilstor wer zu, Die Macht hindurch feuerte die Feſtung von allen Batterien, die nur auf die feindlichen Werke fpiefen Fonten. Die Spanier erwiederten fol- ches, und fuhren auch bei Tage fort, von Zeit zu Zeit auf unfere Arbeits⸗ parthien auf Willif’s und in den Linien zu feuern. Vorzuͤglich flarfiwar die fes Feuer, wie unfere Leute aus der Arbeit von Williſ's herunter famen, indem vie Feinde auf folche 4 ja 5 Ka: nonen zugleich abfchoffen. Die Gar nifon erlitt hiebei weiter feinen Vers luſt, als. daß ein Soldat: des 56" Re giments ein Bein verlor und 3 Col: daten des Redenſchen ——— ver⸗ wundet wurden, Die Anzahl der Bomben und Kur geln, welche Die geinde am zten gegen die Feftung verfehoffen, belief ſich auf. 1077, j Nach⸗ an einen Freund in Nachdem die Feinde die Nacht vom gr aufden 6" Det, ziemlich ftarf ge feuert hatten, wobei ein Soldat des Re giments von Reden verwundet würde, fo ſchoſſen fie bei Tage nach unfern Ar: beitspartbien, wenn folche auf den Berg und nach) den Linien in Arbeit gingen, oder daher zurückfehrten. Gie fchienen folches feit einigen Tagen zum Gegenftande ihres Feuers gemacht zu haben, und beobachtete man, daß . Die feindlichen "Batterien, fo bald un: fere Arbeiter fich fehen lieffen, durch ein auf. dem neuerlich angelegten Wachtthurme des Berges Carbonera gemachtes Signal mit einer Flagge, bievon benachrichtiget wurden, und Daß folche alsdann ein vorzüglich ſtar⸗ fes Feuer machten, Diefen Mittag gingen 9 bolländi; ſche Kauffartheifchiffe, unter Convoy von 2 Linienfchiffen und einer Fregatte, von Dften nach — zu durch die Straße. Die Nacht vom Sten auf den 7ten unterhielten die feindlichen Batterien von der Landfeite ein ſtarkes Feuer, Bon Tagesanbruch bis 8 Uhr Mor: gens, hielten fie ein; von dieſer Zeit an bis Mittags, hoffen fie wiederum, wie in der Nacht. Bon 12. bis 2 Uhr Nachmittags, machten fie eine Pauſe, und fuhren darauf fort, Intervallen⸗ weiſe zu fehiegen, Abends um 8 Uhr machten 12 feind: lihe Kanonen: und 6 Moͤrſer⸗Boote einen Angrif auf den fürlichen Theil der Feftung, der bis halb rı Uhr dauerte. Sie waren im Anfanae fo nabe, daß eine Bombe von ven Mär; 1625 Hannover gefchrieben, 1626 fer» Booten über die Spige des Fel— fens, wo das Signalhaus ſtehet, weg: ging; andere Bomben feßten oben am Berge befindliche Kräuter in Brand, So bald unfere Batterien auf fie ge öfnet wurden, entfernten fie fich wei: ter von der Feſtung. Sie thaten wei: ter feinen Schaden, als daß das Ka: nonen: Boot Repulſe dreimal getrof fen wurde, wobei aber Fein Menfch am Bord deffelben fo wenig verwun⸗ det, als getödter wurde, Durch das Feuer von der Landfeite wurde ein Soldat des 73" Megir ments auf der Grand: Batterie ge⸗ toͤdtet. Ein in der Nacht auf der feindli⸗ chen Rhede angelangtes und beim Cap Carnero vor Anker gegangenes 60 Ka⸗ nonenſchiff, veränderte den ge" Oct. Morgens feinen Anferplag, und wurz de bei dieſer Gelegenheit auf folches von unfern Kanonen: Booten gefeuert,’ worauf felbiges einen Schuß erwier derte. Zwei für das feindliche Lager beladene und inder vergangenen Nacht in ver Bay angefangte Polacras, gin⸗ gen an diefem Tage nach den Lan— dunosplatze bei Punta Mala, Im Vergleich des bisherigen Feu— ers fchoffen die Feinde wenig in der Nacht vom gten auf den gen October Bon Tagesanbruch bis um 1 Alhr Nachmittags; sBaten ſie beinahe Feiz nen Schuß. Von dieſer Zeit bis 5 Uhr Nachmittags, war ihr Feuer aber fedr heftig, und den Abend bis-g Uhr lieg folches etwas nad, Es nahm fol: ches wiederum zu, wie die Feftung um 9 Uhr Abends wieder an zu fehief: KIEFER 3 fen 1627 fen fing. Die Veranlaffung za dem heftigen Bombardement diefen Nach: mittag febien zu feyn, daß wir ihre Arbeiter in den neuen Werken ſehr beunrubigten. - Auch thaten um diefe Zeit unfere Kanonen: Boote einige Schuͤſſe auf 3 feindliche Kanonen-Chaluppen, wel⸗ che die Rhede der neuen Mole zu ve cognofeiren ſchienen. Letztere erwie⸗ derten unſere Schuͤſſe nicht. In der Nacht vom gten auf den roter Oct. bedeckten die Feinde Die Fa: fhinen der neuen San Pafenal: Datz terie mit Sande, Die Öarnifon feuer te auf diefe Arbeiter, wie auch Die Feinde auf die Feſtung. Diefen Mor: gen wurden 2 Soldaten des 72ten Re giments durch das Springen eines Ro⸗ hals, wie folcher aus einer Kanone auf Prinz Orange's Batterie gefeuert wurde, verwundet; der eine derfelben verlor einen Arm. fen am roten Het. den ganzen Tag diber, ausgenommen von r2 bis ı Uhr Mittags. Der Fähndrich Stevens vom zgten Megimente, wurde an diefem Tage in einem Haufe in der Stadt erfchofler: Die Garnifon feuerte dieſen Tag über ‚befonders flarf vom Montague Baſtion und den Willif’s Batterien, befonders: auf einige in das feindliche neue Werk kommende Karren, Die das hin Ammunition und andere Materie lien brachten. Die Feinde verſchoſſen am roten Oct; 800 Kugeln und 224 Bomben. Ungeachtet der vielen feindlichen Kreutz ſahrer, welche diefen Tag über Briefe über die Belagerung von Gibraltar, Die Feinde ſchoſ⸗ 1628 vorzüglich zwifchen Cap Earırero und der Africanifihen Kuͤſte ſchwaͤrmten, unternahm es der am 2 5ten Sept; hier angelangte Eutter, Flying: Fifch, nad) England diefen Abend, da der Oſt— wind fehr ſtark blies, und das Wet ter fehr dunkel war, zurück zu kehren. Da die fortdauernde Arbeitan dem’ neuen Werke auf der Landenge vorzuͤg⸗ lich die Aufmerkſamkeit unferer Artil— lerie auf ich 309, fo wurde auf die fpanifchen Linien und die folche flanqui⸗ renden Forts, Auch unter andern die Pacht vom rofen auf den zıfen Den - nicht gefeuert. Hievon machten die Feinde Gebrauch, und führten in die ſer Nacht den unlängft aufgebrannten Auffag von Faſchinen, auf den Parar pets des Forts Barbara zum Theil wieder auf. ; y Die Feinde erwiederten in diefer Nahe das Feuer, der Feſtung, und fhaten auch zu Zeiten Den LEN Det. des Morgens ei⸗ nige Schuͤſſe. Von 12 Uhr Mittags bis, um $ Uhr Nachmittags, hörte ihr Feuer ganzlich auf. Diefen Morgen fegelteein ſpaniſches Li⸗ nienſchiff von Algesirası und legte vor dem Hafen bei, um wie es fchien, auf s Eutter zu lauern, welche in dem Ein: tritte der Straße von Wiſten Her fich fehen fieffen. Auf ein vom Capitain Eimtis, dem auf unferer Rhede commandirenden Offi, cier, gemachtes Signal, gingen diefe Cut⸗ ter wiederum zuriick In der Nacht vom rrten auf den I2ten arbeiteten die Feinde etwas an mehrgedach: tem teen Aberfe, ungeachtet die Garni: for; mie bisher gewöhnlih, des Nachts auf folches ihr Sener richtete. Sie ſchoſ— fen die Nacht hindurch etivag, und bei Tage dann und warn. Die Ammunition, wel fie an diefem Tuge verſchoſſen, belief‘ H nur anf 197 Kugeln und 27 Bomben. Ela - 16:9 Ein Soldat des Regiments von Reden, wurde bei der Arbeit auf Willif’s, durch ein Stuͤck von einer Haybige, das durch eine feindliche Kugel adgefihlagen wurde, ge— fäprlich verwundet. Den 13ten Het. war bei Nacht und bei Tage das Feuer von beiden Seiten beinahe eben fo ſchwach, wie den Tag zuvor. Von feindlicher Seite wurden nur 48 Bomben geworfen, und 231 Kugeln gefhuflen. Das am ııten Het. von Algeziras geſe— gelte Finienfchiff Fam wieder von Welten durch die Straße, und legte auf der frind: bichen Rhede ver Bay an. Noch geringer war das feindliche Feuer am 14", es beffand nur aus 9 Kugein und 14 Bomben. Bei Tage bis zum Sonnen: untergange berrfchte eine feierliche Stille von beiden Seiten. 2 Den ısten Het. ſchoß der Feind in der Kracht fehr wenig, und den ganzen Tag hıber that derfelbe nar 15 Schüffe, welche er um 3 Uhr Nachmittags hintereinander auf eine Darthie Leute, welche von Ducen’s Batte— vie Willif’s einige 32 und 24pfündige Ka— sonen herunterbrachten, abfenerte. Den 16ten Het. wurde bei Tage von bei: den Seiten gar nicht gefeuert, in der Nacht verſchoſſen die Feinde 112 Kugeln und 12 Bomben. Die Nacht vom 16 auf den 17ten fchof- ſen die Feinde wenig, alsdann hielten ſolche bis den Nachmittag um 4 Uhr ganz mit feuern ein. Um dieſe Zeit warfen ſie 4 Bom⸗ ben und ſchoſſen 3 Kugeln auf Leute, wel— che befchäftiger waren , Kanonen von Wil: liſ's herunter zu bringen. An diefen 170 Oct. fegelte das zu Al: geziras ſtationirte Linienſchiff in die mittel; ſaͤndiſche See, und Fehrre von feinem Kreuß- auge am 13!" dahin wieder zurkck, Den ıgten Het. feuerten die Feinde die Kracht hindurch und des Morgens, wie die Feſtung, wenig. Vom Dittage an bis Nach; mittags um 4 Uhr, wurde von beiden Sei ten gar nicht gefchoffen, nachher aber ſo— wohl von Feinde als von der Feſtung In— tervallenmweife. Die Feinde verfchoffen an dieſem Tage 108 Kugeln und 6 Bomben. an einen Freund in Hannover gejchrieben. 1630 In der Nacht vom 1gten auf den 19en, me gerade die Feſtung nicht befonders feuerte, brachten die Feinde ein groͤßeres Stuͤck Ar— beit, wie bisher in einer Nacht, zn Stande, Beim Anbruche des Tages fanden wir, daß fie in der Fronte der San Paſcual Batterie, die Anfangs nur zu eingegrabenen Rand» nen. und Moͤrſern (cannones y Morteros empotrados) beſtimmt war, auch noch 6 Schieffceharten angelegt hatten. Dieſes Werk war, wie ihre übrigen Anlagen auf der Landenge, von Faͤſchinen gemacht. Die Garnifon fenerte dieſen Morgen ſtark auf die feindlichen Werfe, und wurde folches daraus mit gleicher Heftigfeit erwicderf. Des Nachmittags war das Feuer von bei: den Seiten ſchwaͤcher. Der Verluft der Garnifon beftand an diefem Tage aus2 Ders wundeten und I Getödteten, fo famtlich vom Negimentvon Hardenberg waren. Dies fen Tag verfuchten die feindlichen Kanonen: Boote, unfere Fifcher Boote am Fiſchfange, welchem die Feinde feit einiger Zeit ruhig zugeſehen hatten, zu führen. Den 2oten Het. Abendsum IC Uhr mad): ten die feindlichen Kanonen: und Mörfer: Boote einen Angrif von einer Stunde auf vie Seftung, wodurch diefelben gar Feinen Schaden von einiger Erheblichkeit thaten. Die Garniſon erwiederte diefes Feuer, wie bei anderen Gelegenheiten, mit fürtrefli: cher Nichtung, und fchien eine von der Southbaſtion geworfene Bombe, welche in eines der feindlichen Boote ſchlug, ſie zu veranlaſſen, ihr Bombardement, früher wie gewoͤhnlich, aufzugeben. Den 2rin Het. rückten Die Truppen in der Garniſon um, und wurden diejenigen, welche in den Gafematten bisher gelegen hatten, im Lager und den Sonthbarraden einauartirck. Vom zotm Bis zum 241 Det. machte die Feſtung ein recht Fiirchterliches Feuer auf die neuangelegte San Paſcual-Batterie. Alle nur dabia tragende Mörfer: und Kano— nen Batterien wurden gebraucht. Vorzuͤg— lich heftig mar ſolches am 22! Het. da unfere Artillerie in der Zeit von 24 Stun: den 1054 Kugeln, 530 Bomben und 10 Earcaf; 1631 Sarcaffen verfchoß. - Der Feind erwiederte die Kanonade diefes Tages mit 1012 Ku: geln und 302 Bomben. ; Unſer Feuer that fehr gute Wuͤrkung und ſetzte in Der Nacht vom 206" Det. einen Theil der feindlichen Communicationslinien in Brand, wovon ein Stuͤck 9 Toiſen lang abbrannte,ungsashtet die Feinde keine Men fehen und Mühe, ſolches zu loͤſchen ſchon— ten. Sie mafquirten nicht allein in der Nacht vom 224" auf den 23" Det. die Schießſcharten der San Paſenal-Batterie mit Sandſaͤcken und Faſchinen, fondern Schaften auch noch bei Tage am 23° Det. um einem abermaligen Braude vorzuben gen,einc groge Menge Waſſer in ihre Werke. Dieſes bewerkſtelligten Die Feinde durch eine Meise von der Bay bis nach der Sar Pa enal-Datterie geftellte Soldaten, weiche fich einander das Waffer in Eimern zureichten. Dieſe Leute, welche ganz frei dein ftarken Feuer der Feſtußg ausgeſetzt ſtanden, ver richteten ihre Arbeit mit einer Standhaftig⸗ keit, welche alle Bewunderung verdiente. Der Berluſt welchen die Garnifon durch das jo fehr Heftige feindliche Bombardement diefer Tage erlitt, war ungemein geringfuͤ— gig. Bon 72ten Regimente wurde ı Mann gon Hardenberg, 2 von Reden verwundet, und 2 Sergennten der britifchen Brigade en. ; - re 2480 und 25ten Det, war das Feuer von beiden Seiten ungleich ſchwaͤcher, wie an den Tagen zuvor; jedoch arbeiteren die Fein de in Diefen Nächten, ungeachtet fie eine Ars beitsparthie von 1520 Mann auf der fand- enge außerhalb ihrer Linien hatten, ſehr 18. an gleicher Maaße dauerte das Feuer anı 26°". Det. fort, an welchen Tage ein Soldat von Hardenberg ein Bein verlor, und 2 andere von der britiſchen Brigade, hei Anlegung von Schießicharten auf der alten Drole, verwundet wurden. a An diefem 26" Het. nahmen verichte: dene feindliche Kreutzfahrer auf der weſtli— chen Küfte der Barbarci Die englifchen Cut: Briefe uber die Belagerung von Gibraltar, ıc. 1632 ter, Refolstion und Speedrorll, weg und braten foiche zu Cadix auf. Diefe beiden Cutter hatten für Gibraltar zwei 32pfuͤndige Kanonen, 3847 Granaden, Mundirungss ſtuͤcke für die Truppen in der Garniſon, Tau⸗ wert, Nägel, Theer, Stahl, Blei, Sanp: ſaͤcke, Steinfohlen und andere Sachen mehr am Bord, . Dis zum 30m Het. ereignete ſich nichts befonders, als daß von beiden Seiten dann und wann, mehreneheils in der Pacht, ſtark gefeuert wurde. In dieſen Tagen kamen verfchiedene Schiffe von Werten in die Straße. Unter Dielen war der Tartar, ein englifcher, mit Rangnen, Bomben und anderer Ammuni— tion, wie auch mit Mondiruugstichern, Steinfohlen und dergleichen Sachen für die Garniſon geladener Eutter, toelcher in der Nacht vom gen guf den zoten Det. von den Spaniern vor unſerer Day genomen warde, Am Zuten Dee. war das Gluͤck uns guͤnſti⸗ ger, ‚indem der engliſche Cutter Unicorn, mit Artilleriegeraͤthſchaften, 60 Tonnen Theer, Kohlen und dergleichen von England; wie auch 3 Gibraltarſche Barquen, mit Eis tronen, Pomeranzen, Zivollen, Feigen, Roſi— nen, einigen wenigen Puterhuͤnern, und aut: derm Kedervieh auch einigen Schafen von Faro bier anlangten. j j Durch diefe Fahrzeuge erfuhren wir, daß die Feinde von 4, von England aus nach Gi- braltar, geſegelten Cuttern Nachricht erhal⸗ fen, und um ſolche aufzufangen, außer den zu Algeziras ſtationirten Schiffen, 7 Linien ſchiffe u. Sregatten im Eintrifte der Straß fe kreutzen lieffen. Der Unicorn entging fol: chen, tie fie auf die 3 andern Cutter Jagd machten. 2 Din zıten Het. feuerten die Feinde etwas ftärfer wie an den Tagen zuvor, und bemis beten fih vorzöglig), ihre Bomben Aber den Arbeitern auf der alten Mole, in der Luft foringen zu laffen. Durch das Feuer dieſes Zages wurde cin Sergeant von Neden em fchoffen, und 3 Mann von- verfchiedenen Negimentern verwundet. Ich bin sc, 0633 an) Pr} uzra22a 223 Here u ns 1634 Snuneverfebes Maga, ; : re © — Briefe über die, Belagerung von Gibraltar, an einen Freundin Hannover geſchrieben. (Siehe das ro2te Stüd.) Cie und zwanziger Brief. As Feuer war von Seiten der $ Spanier und der ‚Feftung im Monat October 1781 um: gleich Tebhafter, wie in den naͤchſt vor⸗ hergebenden Monaten. Die erfteren verſchoſſen im gedachten Monate 15754 Kugeln und 2750 Bomben; Erſchoſſene —4 BRegmenter: —— — — ——— 588 — — Ja Pe Pe Fe Fe Re Königl. Artikerie — |»! =1; a1? Late Regiment N zge * —— — Gſte — —— —⸗2242 g8ſte 2 — „| ziel |. 726 — u e\-| 7] s| + afte —— z | 7 | 2 l z £ | Barenberg — + Mer Reden — — ⸗— La Motte — 7 — € C 2 2 Artifiser » Compagnie — ! = || 21 | «|» Total — ı):|1].!:|8 die Garnifon hingegen verbrauchte in demfelben 1722 Kugeln, 115 15°Bomz ben, 64 Traubenſchuͤſſe, ——— und 53 Lichtkugeln. Der Verluſt der Garniſon an Er⸗ ſchoſſenen, Verwundeten, u. ſ. m. war in dieſem er Monate fol gender: n Wunden _ Bertoundete Br V geſtorbene I le e|.l883|8 SEIEBEE 3 el23el2|3j2|3s>|®3 —— — A SIAISHANIN SID === lei oo a1 > ern u PIE EEE le ul 2 all Es 5 el»>Jie] #]| s| = 7 oa) slraybihe ze) 19] 1 N $ sh I sh als 68 elsıis|isi >|] sol, Zi | a se ei-|-Is|sı 21% 1.197217 % ej fi :|=}7 \z | + ⸗ z sa ya‘ s1 27% "4 z =}°:|2)=*| 2,9 ||- zz 3 ⸗ ⸗ ⸗ ⸗ e|s ⸗ ⸗ ⸗ —2 ⸗ r z ⸗ 241 at 4 2 — 2 2 ıjej tl] = 136 212] -] 41% Faͤhndrich Stevens vom zgfer Negimente erſchoſſen; Lieutenant Vicars vom goſten Regimente verwundet. gut Deu 1635 Den ıten und aten Nov. feuerten die Feinde wie in den letzten Tagen, des Oetobers, des Nachts und. bei Tar ge, und die Garniſon erwiederte fol: ches dann und wann mit; einigen Schuͤſſen. In der Macht vom 2ten auf den ‚gen herrfchte von beiden Seiten eine ans fehr ungewöhnliche Stilfe, Diefe wurde erft um 12 Uhr Mittags, da ein Soldat des’ zHn Megiments vom Landthore ans zu den Feinden Über: ging, von unferer Seite unterbrochen. Das Feuer, welches dieFeftung auf den Deſerteur mit Kanonen und kleinem Gewehr machte, veranlaßte die Fein: de, ihre fimtlichen Batterien zu oͤf⸗ nen. , Der, Deferteur entfam, und nach einer halben. Stunde hörte das Schießen won beiden Seiten auf. Denfelbigen Abend gelang einem an— dern Soldaten defjelben Regiments, aus der Feftting zum Feinde uͤberzuge⸗ ben, bei welcher Gelegenheit von bei⸗ den Seiten ftarf gefeuert wurde, Am gter Nov. geſchah von 12 Uhr Mitternachts bis um 6 Uhr Abende von beiden Seiten Fein Schuß: Um diefe Zeit machten 17. feindliche Kanonen: und Mörfer:Boote einen Angrif auf die Feftung, welcher 2 Stunden und 10 Minuten dauerte, Während diefes Bombardements von der Seeſeite, befchoffen uns auch die Batterien anf der fandenge. Durch Das Feuer der legteren erlitt die Gar: nijon folgenden Verluft: der Leute: nant Fraſer vom 7310 Regimente ver lor ein Bein, und der Faͤhndrich Eds Briefe ber die Belagerung von Gibraltar, 636 gar vom 56ten Regimente wurde ver: wundet; ; auch wurden 3 Soldaten von der. Britifchen Brigade verwundet Die Garnifon ertviederte das Feuer von der —— und Landſeite ſehr ſtark, und mußte der Verluſt der feindlichen Boote beteächtlich ſeyn, da die ſelbi⸗ gen allezeit verringernde Madrider Zei⸗ tung folchen ſelbſt auf 4 Todte und 6 Verwundete angab. Denizten, sten und 7ten feuerten die Feinde. bei Tage und bei Machte intervallenmweife, in der Nacht vom 7ten auf den gen Mov. aber, wo je⸗ doch von der Feftung auf,ihre Arbeiz ter in den nen angelegten Werken ger [hoffen wurde, ertviederten fie keinen Schuß. An diefem Tage feuerten fie einige wenige Kugeln und Bomben, Unfere Exreopa: Batterien verſuch⸗ ten, einen dDänifchen Dogger, welcher folchen ſehr nahe kam, zu zwingen, in unferm Hafen einzufaufen, es wurde folhem aber der Wind günftig, und ei fegelte nach Algezirae. An eben diefem Tage gingen 6 große franzöfifhe Schiffe unter Begleitung einer Fregatte von Weſten durch Die Straße in die mittelländifche See, Den gten Nov. fenerten die Feinde die Macht hindurch gar nicht, den - Tag über fchoffen fie dann und wann nach unfern Arbeitern auf der alten Mole und bei Waterport. Ein gleiches Feuer machten fie am zoten des Nachts und bei Tage, Sn dieſen beiden Tagen wurde das bisher im Lager von San Roque ger ſtan⸗ 1637 flandene Zamora Infanterie: Regis ment durch zwei von Malaga berfom: mende Regimenter Landmilitz abgelöfet. Den reten Mov. feuerten die Fein: de des Nachts einige Bomben und Ku: geln, den Tag über aber ziemlich ftarf, auf die Arbeiter bei der Waterport und der alten Mole, Da der commandirende-Gapitain auf Williſ's dieſen Abend merkte, daß die Feinde vorzüglich fleißig auf der gandengearbeiteten, fo wurde die Macht hindurch ein lebhaftes Feuer auf fol- che gemacht: Dem ungeachtet hatten folhe eine Kanonen: Batterie von 6 Schießſcharten an die San Pascual: Batterie angehängt. Dieſe Batterie, ‚welche mit der vorgedachten einen ſtum⸗ pfen Winkel machte, wurde von. den Spaniern mit dem. Namen der Bat⸗ ferie vonSan Martin belegt. Den ızten Nov, feierten die Spa nier den Geburtstag des Prinzen von Afturien, ducch.eine dreimalige Abfeu: rung der Kanonen von Algeziras und der dafeldft vor Anker feyenden Linien⸗ ſchiffe. Sie dehnten indefjen diefe Feierlichkeit auf unſere Feſtung, wie bei andern Gelegenheiten, nicht aus, indem ſie uns von ihren Batterien nicht beſchoſſen. Den ıztn Mov. Morgens um 5 Uhr, vernahmen wir durch verfchiede: ne Signale, welche der Feind auf Cap Carnero und einem neben demſel⸗ ‘ben Tiegenden kleinen Fahrzeuge mit Raqueten machte, daß ein Schiff ſich unferer Rhede näßerte. Eine Stun: "de nachher hatten wir das Vergnügen, ik ’ am einen Freund in Hannover gefchrieben. 1638 diefes Schiff bier glücklich einlaufen zu fehen. Es war der Phoͤnix, enge lifcher Cutter, von 18 Kannoen, Er brachte Hebebaͤume, Bomben, Kur geln, vier Z2pfindige Kanonen und andere Artilleriegeraͤthſchaften. Auf der Fahrt von London hieher hatte er 40 Tage zugedracht. Bor der Straße, wo er 14 Tage wegen widrigen Win⸗ des fich aufgehalten, mußte er fich mit einem fpanifhen Euttersberumfihlas gen, den er. aber glücklich zuriick trieb: Er würde noch Tages zuvor, che er bier anfam, 6 in dem Eintritte der Straße Ereußenden fpanifchen Linien⸗ fehiffen. in die. Hände gefallen fegn, wenn er fich nicht unter den Sonnens ftrablen verborgen gehalten, und das durch die fpanifchen Kreußfahrer ihr zu feben, außer Stand gefeßt hätte Er ging erſt, nachdem es dunkel ge— worden, in die Straße, und traf hier nur 5 feindliche Kanonen; Boote an, die auf ihn, wiewohl vergeblich, Jagd machten, ——— Dieſen Abend kam ein anderer eng⸗ liſcher Cutter, Ser, mit eben derglei⸗ hen Sachen, wie der Phönir, gela⸗ den war, durch die Straße, wurde von einer ſpaniſchen Fregatte verfolgt, und da ſolche bei dem ſchwachen Nord⸗ weſtwinde beſſer wie der Cutter ſegeln konte, vor unferm Hafen genommen. Den 14!" Mov., Morgens, fangte gedachte ſpaniſche Fregatte mit ihrer Prife zu Algeziras an. Diefe Täge hindurch ferrerten die Feinde von Zeit zu Zeit ſowohl des Machts als bei Tage, und wurde da⸗ tl TTazs durch 1639 durch am 244". ein Soldat von la Motte, und einer von Hardenberg ie ſchoſſen. Den sten undıröten Nov. — die Feinde ihre Bomben vorzuͤglich weit. Am letztgedachten Tage wur: de ein LUnterofficier des Redenſchen Regiments erfchoffen, und verlor die Garnifon außer ſolchem noch Mann an Todten und Verwundeten. Den ı ten, ıglen und ıgten richte: ten die Feinde ihre Kugeln und Bom⸗ ben vorzüglich auf die Arbeiter, wel: che, auf der Spiße der Alten Mole (Old Mole Head), mit Aufführung von Schießſcharten zu 4 Hautbitzen, fo gegen die neue San Martin: Bat: terie gebraucht werden folten, beſchaͤf tiger waren. Gie Fonten aber diefe Tenfelszunge nichtteeffen. Durch eine Bombe wurde an dem letztgedachten Tage in Unterofficier ind Gemeiner — —— "A dieſen Tagen brachten die Fein⸗ de 4 Hautbigen in ihre ‚neuerlich an gelegten Werke, Diefes Gefchüß, wel—⸗ ches die Spanier Bistang | in ihrem Ar: Kae nicht gehabt, befamen fie dei der Ereberung von Penſacola. Ein in der Nacht vom ı gten auf den agten Nov. von Faro hier ange langtes Boat: brachte einige, Schafe, Eiteonen, ‚andreas fchlechten Thee, ‚wie auch einige- wenige Briefe Durch ſolches erfuhren wir, daß ein unlangft von gedachtem Hafen abgegangenes Boot, worauf eine große Menge “ Be fuͤr die Gatniſon arg: ge⸗ Briefe uͤber die Belagerung von Gibraltar, worden. 2649 wegen, durch den Sturm Auf die fps nifche Küfte in der. Straße getrieben orden. Dieſe Nasheicht war inz nigſt niederſchlagend, da wir, bei der ſo ſtrengen Blokade der Feinde, fchon feit, geraumer Zeit ‚Machrichten von unfern auswärtigen Freunden gänz lich entbehren müffen. N Den 20ten Nov., Abends um 7 Uhr, langten 3 feindliche Deferteurs von den Auffenpoften der Spanier in der Garnifon an. Diefe fagten aus, daß die Feinde, durch das von der Fe fung am 22ten und 23ten Oetob. ger machte Feuer, zwiſchen 70 ind 80 Manni Todte gehabt hätten, worun⸗ tee 5 Officiers wären, Au diefem Tage wurde ein Main vom 75!" Regimente erfchoffen. Die Feinde fenerten diefe Tage hindurch nur zu Zeiten, und da ſie ſelbſt in Ver⸗ legenheit zu feyn fehienen, worauf fie, nachdem die Stadt hernntergefchoffen, ihr fruchtlofes Bombardement richten folten,, fo bemuͤheten fie jich in diefen Tagen, uns dadurch zu fchaden, daß fie um 12 Uhr Mittags, wenn die Stadtivachtparade aufgeführt wurde, nach folcher Bomben, die in-der Luft fprangen, warfen. In der Nacht vom 22ten auf * azten brachten fie6 Kanonen auf Laf⸗ fetten indie neuerlich angelegten San Pascnal und Martin Batterien, und in der darauf folgenden Nacht mad): von fie in der Fronte ver San Carlos: Batterie einen Aufwurf, der etwa 100 Yards lang war, welche Arbeit unſere 2041 unſere Artillerie ſtark zu feuern veran⸗ laßte. — Am 2 sten Nov. wurden, in einer Hütte auf Willif’s beim Miteagseffen, durch eine Bombe 2Leute von der Ar: tificer⸗ Compagnie getödtet und 2 an: dere Soldaten von. der britifchen Bri⸗ gade verwundet: RER Die von den Feinden auf der Land⸗ enge zwifchen den fpanifchen Linien und unferer Feftung feit dem fen Oct, 1780 aufgeführten weitläuftigen IBer: fe hatten nunmehre durch die erftaus nende Arbeit von 14 Monaten, wo: bei Eeine Koften und Menfchen gefpart worden, den größten Grad dev Volk kommenheit erreicht. Diefe großen Werfe, welche die Spanier auf der Landenge angelegt hatten, beftanden, wie Sie Sich, mein Freund, erinnern werden , aus einem beinahe 800 Yards langen be deckten Wege, der mit den fpanifchen Linien einen ſpitzen Winfel machte und in oftfüdoftlicher Richtung den Iſtmus durchſchnitt. An dem Ende Diefes bedecften Weges, der aus ver ſchiedenen Zickzacken beftand, und auf gewiſſen Diftanzen mit Traverfen ver feben worden, war die San Carz los- Öarterie, ein Werk, worinn acht große Mörfer, melche 2 Centner ſchwere Bomben fchoffen, ftanden. Meben diefer San Carlos-Bat- terie lag weftlich nad) der Bay zu die Batterie von San Pascual, wor: inn fechs 26pfuͤndige Kanonen, fo auf 45 Grad elevirt, eingegraben, und 6 andere Kanonen von gleichen Kaliber an'einen Freundin Hannover gefchrieben, 2642 in Schießſcharten aufgeftefft waren. Außer diefem Geſchuͤtze enthielt folche zwei Mörfer von dererften Größe, die, um recht weit zur tragen, auch derz geftalt in) der, Erde befeftiger waren, daß fie wicht zurückprelfen konten. Diefe eingegrabenen Kanonen und Mörfer waren beftimmt, die Garni: fon in ihrem Lager und die Fahrzeuge auf der Rhede der nenen Mole zu ber unrubigen, und tar es diefes Geſchuͤtz, woraus die Feinde; beſonders in dee legten. Hälfte des Novembers, ihre Bomben und Kugeln auf eine erſtau— nend weite Diſtanz zu treiben ſuchten. Damit das Regenwaſſer in den Aushoͤ⸗ lungen, worinn die eingegrabenen Ka: nonen geſenkt waren, ſich nicht faınmlen Fönte, fo hatte man über diefen Vertie⸗ fungen Regenfchirme angebracht, und überhaupt diefer Anlage alle nur mög: liche Vollkommenheit gegeben, Mit diefer San Daseual: Batte vie machte die von San Martin, fo ebenfalle 6 Kanonen vom vorgedach⸗ ten Kaliber führte, einen flumpfen Winkel. Ihre Kanonen fanden in Schießſcharten, und war folche von den Spaniern zur DBrefche: Batterie gegen die alte Mole, Montague: Baz flion und andere niedrig liegende Wer: ke beftimmt. Deftlich der San Carlos: Batterie war noch ein Fleines Werk für 3 Kar nonen angelegt, worinn aber noch kei⸗— ne aufgeführt worden. Das ſaͤmtliche Geſchuͤtz war von Metall, und die Moͤrſerſtuͤhle von gleicher Materie, alles erſt neuerlich 1111 3 in 643 Briefe uͤber die Belagerung von Gibraltar, 1644 in den großen Stuͤckgießerelen zuScvil: fen und Barcelona gegoffen. Die Eompofition diefes herrlichen Metalle ift, daß zu 1ooPfund Kupfer 11 Pfund Zinn aefeßt wird, welches beides aus dem fpanifchen Weſtindien Fomt, Dieſe ſaͤmtlichen Werfe, von denen ich hier eine kurze Ueberficht gegeben habe, waren von Fafchinen, Schanz⸗ förben, mit Sand gefüllten Tonnen und Sandfäcken tiber der. Erde ange legt. An der innern, Seite hatte man folhen durch ſtarkes Balfenholz und Bolen, und auf der Außeren Seite durch Sand eine Haltbarkeit zur geben gewußt, die Feine Bomben und Kus geln zu zerſtoͤren vermogten. Die dar: inn angelegten Pulvermagazine waren bombenfefte, und. felhft die Gemaͤ⸗ cher für die dieſe Werfe befeßenden Mannfchaften fo eingerichtet, daß fie darinn mit vieler Sicherheit ſich auf balten Eonten. Der allgemeine Wunfch der Gar—⸗ nifon, es zu verſuchen, dieſe ung fo befchwerlich fallenden Batterien durch einen Ausfall zu verheeren, ging am asten Nov. in Erfüllung. General Eliott hatte feit einiger Zeit alediejenigen Borfehrungen, wel che erforderlich waren, um eine fo große Unternehmung mit gluͤcklichem Erfol: ge zu Frönen, ‚getroffen. Er ließ nad) und nach cine große Menge brennba: rer Mafchinen und Geräthfehaften, um diefe von Holz aufgeführten Wer Fe zu zerſtoͤren, verfertigen, ohne des von Beftimmung befant werden zu laſ⸗ fen. Es machte diefes fo wenig Auf feben , daß Faum einmal beobachten: de Mitglieder der Garnifon Motiz davon nahmen, und konte ein De fertenr aus der Feftung darauf nicht wohl fommen, den Feinden folches bemerflich zu machen, Es war uns daher eben fo unerwartet als aufmun⸗ ternd, wie am 26ten Nov, , Abends um 6 Uhr, nachdem alle Thore und Zugänge der Garnifon ſowohl von der Land: als Waſſerſeite gefchlofen waren, auf einmal der Befehl für die jenigen Negimenter und Truppen, wel: che den Ausfall machen folten, erging. Um die Bewegungen der Feinde, bis zum Ausruͤcken der Truppen, zu beobachten, und ein wachfames Auge zu haben, daß Niemand aus der Öarr nifon zu den Feinden defertiren mögte, wurden die beiden Officiers von der Schüßen: Compagnie, die Lieutenans Burley vom zgten Regimente, amd von Bellwille vom Regimente de la Motte, an die Außerften Poften von Bayſide und Forbef’s gefandt. Das Detafchement, welches. diefen Ausfall am 27ten Nov, 1781 unter dem Commando des Brigadier Roß machte, war folgendes; 2 Solo Ei 1645 an einen Freund in Hannover geſchrieben. 1646 i “ 3 e/&/&]e Zielesielsiele,® Colonnen —— 9— — 38888555 —— von Reden und la Motte — — 2 J [14 = 1142 ; Arbeiter — — nah, Merzig 9 50 Artillerie ze — | | | ⸗ 2 Negiment von Hardenberg — — 4h01322 |296 ‚Leichte Compagnie vom 56Gken — — SH I | 21.13 $7 Sotal der rechten ESlou 7 A 278 1 Dom Regimehte von Reden — J In er Grenadiers und leichte Compagnie vom agten ur und h @ | RR Ye Negimente — ⸗4 1016316 | Arbeiter — 71 5 | Artillerie IT — — 241 14⸗40 Grenadiers vom söten, ggien «1-h214,»1 61. lııg zumd zan Regimente _[:l I |r ls] »heh + Toral der Genfer, Colomme — 7.123] ı |0| - |&20 Grenäblers u. "T Srenadiers u. leichte Compag. vom 72" Negim. ⸗ 19 r 202 kl Seelente > z ei: 3 s JE 2 @ Artillerie *— — Tele ⸗ ⸗ — 2 1 2713 * 12t° Regiment Leichte Compagnie vom ggen Regimente —— Total der linken Colonne — Nachdem diefe Truppen auf dem rotben Eande vor dem Suͤdthore um 12 Uhr Mitternachts fich verſammlet hatten, und die Pioniers, nebft den Artilleriften und See— lenten mit den brennbaren Materien und andern erferderlichen Geräthfchaften ver; fehen waren: fo marfchirte das Detafches ment am 27'" Nov. um 3 Uhr Morgens, fobald der Mond, welcher fehr helle ges ſchienen, untergegangen war, aus der Bars nifon. Der Dberfilientenant von Hugo nahm mit der rechten Colonne den Weg dur Forbeſ's, und formirte, fobald er anf die Landenge Fam , Diefelbe in der eben mirgetheilten Ordnung. Auf diefe Art drang er vor, nach der Parallele zu, welche von der San Earlos » Batterie nach Oſten zulief. Dei feinem Vorruͤcken wurde er Ei eg Ki 1029| ı verfehiedentlih von einzelnen eek derlSeinde angerufen, worauf, er Espauol (Spanier) antwortete. Auf derEntfernung von 120 Nards von der vorgedachten Pas rallele lic er feine Grenadiers das Bajo— net fallen, und brach cin auf die ibn anz rufenden und feuernden feindlichen Schild; wachen, deren Anruf Qui vir *) er nuns mehr mit den Worten, Grenadiers d’Han- novre und ciner Salve beantwortete. Er forang, an der Spige der Örenadiers vor Reden und la Motte, in vorgedachte7 Fuß hohe Parallele, fand ſolche aber bereits von den Feinden verlaffen. Die beidiefer Eos fonne befindlichen Arbeiter wurden ſofort angeſetzt, welche dann mit unglaublicher&es ſchwindligkeit die Fafıhinen und das ander re Holz, womit die Krone der Parapers ers #) ‚Die gerade in diefer Nacht in den feindlichen Auſſenwerken auf der Wache ſeyen⸗ den Truppen waren zum Theil von der Wallın : Garde, welche im Dienft nicht der ſpagiſchen, ſonhetn Der franzoſchen Sprasbr ſch bedienen, ... 1647 erhöhet und die innere Boͤſchung bekleidet tar, herunter viffen, und die Werke durch die brennbaren Materien in Brand festen. Gleich daraufflürmte das Regiment von Hardenberg von der ſuͤdoſtlichen Seite die San Garlos » Batterie, wobei demfelben 2 Manngetddter und 12 verwundet wurden. Die Center und linfe Colonne kamen durch den Weg von Bayſide auf dieLandenge. Der Oberſtlieutenant von Dachenhauſen grif die andere Seife der San Carlos⸗ Batterie mit den Grenadiers feiner Co— lonne an, . machtewerfchiedene Gefangene. Die Sen Wisrtin und San Pas⸗ cal: Batterien wurden von der Colonne des Oberſtlieutenants Trigge zerſtoͤhrt. — Sobald unſere Truppen Beſitz von den feindlichen Werfen genommen hatten, wur— de in der-San Carlos Batterie das .abs geredete Signal gemacht, worauf der anf Williſ's commandirende Artillerie: Capis tain Abbot, von allen obern Batterien des Selfen eine Außerft Heftige Kanonade auf die feindiichen Linien und Forts machte. Diefes erfchreefliche Feuer fchien die Ver⸗ wirrung noch zu vergrößern, in welche die Unternehmung der Garnifon die Feinde etzte. Die Pioniers, Artilleriftin und See leute von Er. Majeftät Schiffen in der Bay thaten Wunder, und verbreiteten ihr Feuer mit einer fo außerordentlichen Geſchwin dig⸗ feit,, daß in einer halben Stunde 2 Mörs fer- Batterien von zehn T350Nigen Mörfern, und 3 Batterien, jede von 6 Kanonen, mit allen ihren Approfchen, Communtcations— linien, Traverien, Kaffetten des Geſchuͤtzes, deren Bettungen, und allen Artillerie: Ges raͤthſchaften, in Flammen fanden, das sefchig felbft aber vernagelt war, wodurch En ent Arbeit, an deren Vorrichtung and Berfertigung die Feinde beinahe 2 Jah re. zugebracht hatten, gänzlich vernichtet wurde. aa Die darinn befindlichen Pulvermagazine flogen, wie die Truppen bereits tieder auf dem Ruͤckmarſche nad) der Garniſon waren, auf, und brauchte der unternehmende Ca⸗ pitain Witham von der Artillerie, welcher die Anandug derſelben ſelbſt beſorgte, die — Briefe uͤber die Belagerung von Gibraltar, ꝛc. Vorſicht, daß das große Hauptmagazin, deffen Exploſion einem Erdbeben gleich war, erft mit, Tagesanbruch, um halb 6 Uhr Morgens, anflus, wie das ganze Detafche⸗ ment bereits wieder in den Ningmauern der Feſtung ſich befand, Cabitain Witham folgte demſelben, und übergab dem General Eliott die Schläffel zu dieſem Magazin, nebit, dem. vom fpas niſchen commandirenden Officier Der anan- eirten Werke, zum voraus bereifg gefchrie; benen Rapport worinn derfelbe meldete, daß auf ſeinem Poſten in den letzten 24 Stun: ‚den ſich nichts außerordentliches zugetra- gen habe. Hit Um von diefem wichtigen Ausfalle, der in dem Tagebuche der Belagerung eine vors zügliche Stelle verdieut, befler urtheilen zu koͤnnen, will ich, imein Srennd, demjenigen, was ich darüber bereits geſagt Habe, noch einige Bemerkungen hinzufügen. "N Die Stärke der feindlichen Truppen in den Linien und avancirten Werken belief ſich auf 60 Eavaklerifien und SO Mann Infan⸗ terie, welcheaus den Spaniſchen und Wal lon-Garden, Artilleriftien, Caſadores, (Für gern) und, andern-leichten Truppen beftans den, außer einer aroßen Anzahl Arbeiter, fo gleihfatts mit Sewenr verfehen waren. Dier fe Commando hatte die fämtliche Arnıce in der Nähe zu feiner Unterſtuͤtzung. Die feindlichen Werke, worauf der Aus— fall gefchahe, lagen auf der Entfernung von 1200 Nards oder 600 Toiſen von unferer Seftung. - | Das den Ausfall machende Detafchement war 83 Kanonen in den Linien und deren Forts ausgeſetzt, das Gefchü in den avan⸗ eirten Werfen nicht einmal gerechnet. Diefe Batterien waren, nach Beinlirtheile der erfahrenften Officiers, die ſtaͤrkſten, die je vor einer Feftung aufgeführt und fo an: gelegt, daß auch außerordentlihe Mittel,um fie zu gerftören, angewandt werden mußten. Einer der ſpaniſchen Dfficiers, welcher bei dem Ausfalle gefangen wurde, verficherte, daß fie fich ſchaͤmen mäßten, die ungeheu— ren Summen anzugeben, welche folche ge koſtet hätten. | Sch, bin ze. 5 i 16.49 J 1650 annoberiſhes Magazii. 1048 Stuͤck. Sreitag, den zofen uch 1785. * Briefe uͤber die Belagerung von Gibraltar, an einen, Freund in Hannover geſchrieben. (Sirhe das 103'* Acht und swanzigfter Brief. elbft die Jahrszeit, welche der Gouverneur wählte, die feindlichen avaneirten Werke zu zerflöhren, machte deren Verluſt den Spaniern doppelt empfindlich; indem in den regnigten Wintermona: ten, wo der Iſtmuß gewöhnlich mit Waſſer uͤberfloſſen ift, die Wiederher: ſtellung vderfelben, ja ſelbſt die Her⸗ beiſchaffung der dazu erforderlichen Materialien den größten Schwierig: keiten unterworfen war, Bon dem günftigen Kusgange die: fes feines Plans überzeugt, erlaubte fih General Eliott das Vergnügen, ein Augenzeuge von deſſen Ausfüh: tung zu ſeyn, und begleitete feine bra⸗ ve Truppen auf die Landenge, Die außerordentliche Aufmerkſam⸗ feit, welche die commandirenden Of , fieiers zeigten, die vorfichtige und Stuͤck.) kluge Weiſe, mit der ſie die Truppen anfuͤhrten, der Heldenmuth, der al Ienthalben hervorleuchtete, und vie Standbaftigfeit und Ordnung, welche in dem ganzen Detafchernent herefch: te, riß dieſen großen Kenner militaiz rifcher Verdienfte ganz. von Bewun: derung -hin. Beſonders winkte er den Kannoveranern, welche hier vorzüglich Gelegenbeit nahmen, fich ein Denfmal in ver Gefhichte der Belagerung zu errichten, feinem Bei: fall zu. Seine Öefinnung legte er am 27ten November, durch die öffentliche Gar: nifons Ordre in dieſen Worten an den Tag: „Die Tapferfeit und das Berragen „des ganzen Detafhements, der Off „ciers, Seeleute und Soldaten über ” fteigt meine außerſte Dankbarken ‚und Erkenntlichkeit. R Die Feinde blieben in ihrem Lager muͤßi⸗ *) The Bravery and Conduct of the whole Detachment, Ofücers, Seamen & Soldiers fürpaffes my urmoft aokliowledgments. Mmm mm 1651 muͤßige Zuſchauer, dr u es nicht, einen weitern Widerſtand zu thun / als daß fie, aus ihren Fortsund den übrigen Bätterien in den Linien, ein übelgerichtetes Feuer von Kugeln und Trauben auf die ihre Werke in Afche legenden Truppen machten. Ihre Verwirrung war fo groß, daß fie ihr Geſchuͤtz zum Theil mit der gemöhn: Ylamen der Regimenter und Corps. ° Königl, Artillerie — 22 Regiment 39 Us La Motte — Ingenieurs Aufſeher und Arbeiter Artifiver - Compagnie Maxine (Navy) — — —. — — eo — — — — — — — — — — Total Briefe uͤber die Belagerung von Gibraltar, 1652 lichen nach verſchiedenen Theilen der Feſtung gerichteten Elevation abſchoſ⸗ ſen, wodurch denn Zuſchauer in der Garniſon beinahe eben fo vieler Ger fahr, als die Truppen, welche ihre Werfeverbrannten, ausgefeßt wurden, Der Verluft, welchen das Detas ſchement bei dem Ausfalle erlitt, ift folgender: Todte Dermundete A — zeilgsl2ej2|8|8 ou ‘= > —— = > QIS31I82 91|3|88 — — — J — — — ⸗ 2 ⸗ ⸗ ⸗ 1 ⸗ ⸗ 1 L ⸗ 1 2 ⸗ ⸗ ⸗ 1: Tg ⸗ ⸗ ⸗ ⸗ ⸗ ⸗ a el 2 B z | ⸗ 1 I 2 | z I us Pi 2 ALAE 2 I ⸗ 1411 ⸗ ⸗ 1 ⸗ ⸗ s z 2 3 N ⸗ ⸗ 2 ⸗ ⸗ ⸗ s 2 4 ⸗ ⸗ ⸗ ⸗ ⸗ 1 ⸗ ⸗ a 2 2 F 7 —— Der verwundete Officier iſt der Lieutenant Tweedie. Von den Feinden wurden viele auf der Stelle getoͤdtet. Die Dunkelheit der Nacht und andere Umſtaͤnde mach: ten es unmöglich, die Anzahl derſel— ben, und wer fie waren, genau aus: findig zu machen. Unter den Tod: ten war der commandirende Artillerie: Dfficier, Lieutenant Santos Ancia und der Lieutenant Barboza von der Wal: lon : Garde, der den Rang eines Oberſtlietenants in der Armee hatte, Der Secondelientenant von Helnt: ftadt, mit dem Range vom Eapitain, von der Wallon : Garde, wie auch der Lieutenant Don Vicente Vasquez Freire mit 3 Artilferiften, wurden zu Gefangenen gemacht. 2 Erſt nach 6 Uhr Morgens am 27ten November Fam der commändirende fpanifche General Don Martin de AL; varez nach den feindlichen Linien, und nahm die herculiſche Arbeit der Gar: niſon 1653 niſon feldft in Augenſchein, um da: von einen deſto genaueren Bericht an feinen Hof erftarten zu Finnen. Bald darauf Fam eine Parthie feindlicher ‚Kavallerie aus den Linien, und durch: freußte die Landenge, wahrſcheinlich in der Abſicht, ih nach ihren Todten und Verwundeten umzuſehen. In gleicher Hinſicht durchſuchten auch einige feind⸗ liche Soldaten die Gaͤrten. Auf dieſe Leute wurde nicht gefeuert, hingegen trieb man diejenigen zuruͤck, welche ſich zu bemuͤhen ſchienen, aus dem Brande der verheerten Werke etwas zu retten. Mit der Zerſtoͤhrung der Batte⸗ rien von San Carlos, San Pafenal, San Martin, und einiger anderer Werke auf der Landenge, fahen fich Die Feinde, wenn man einen fliehen gebliebenen Theil des bedeckten Weges ausnimt, wiederum in die Graͤnzen, fo wie folche in Friedenszeiten waren, D Erſchoſſen —22 an zia2|2|» Regimenter: |E.|2 238 sleieisiele 2|<2|2|5|2& = | BERATEN Köwigl. Artillerie — | sit sl:lal- 12: Regiment — — JD— 39% = — alt el ale 2 gGſte — an z 7 ⸗ 2 oe $ — 21 —12121212 72te * Tara z|:|z:I»-|>|2 738e ⸗ 5 | > | 2 17 | «| I Hardenberg — ⸗13 Reden Ra — 24— La Motte — Ka a a a ed I Artificers Compagnie = |» | - = Irlelr Total — 9 Die verwundeten Officiers waren dur an einen Freund in Hannover gefchrieben. 1654 ich meine auf ihre Linien, eiugeſchraͤnkt. Sie gaben in den Ießten Tagen des Novembers ihren Unwillen, daß fie ihre Bomben und Kugeln nicht mehr fo weit zu treiben vermogten, dadurch zu erkennen, daß fie nach einzelnen teuten in der Garniſon ſchoſſen. Da General Alvarez vieleicht auch eine ähnliche Unternehmung auf die fpanifchen Linien befürchten zu muͤſſen glaubte, fo ließ er gleich nad) getha— nem Ausfalle die Teuppen in dieſem Werke verftärken. Die Feſtung fenerte in diefen Ta; gen, befonders des Nachts, auf vie noch immer brennenden feindlichen Werfe, um zu verhindern, daß die Feinde das etwa vom Feuer noch nicht angegriffene Holz und das Geſchuͤtz nicht wegnehmen mögten. Im November 178 1 erlitt die Öar: nifon folgenden Verluſt: Verwundete An Wunden geſtorbene —218 la > 2 elsielle| |8|=|=®8 SScHEIS SSISEIEIE e|2|5 2]8|5jel2]8|8]815 aDpsc2 apnanz alulalı Pa ae Be es ru In 15121: ei 1; —— En »I:121s121>1 212) .,.|=-|- 2 Il >| =| Ile | s4 1-11 121, 1.71: = | ap mel 21 See +1 :|I1|; a a DT Eee a a u I — ») 2] - .| =|;: 1 s|-|1 |’ 10 RI Ba ra ET DE a lee Zr tee], || sh 21 -i=sh2l=ı 21, E las] I 3lhr |-zike|l 21 -| ; 4l=I2] 31-124 Alla] #12 | ale Mſiſtant⸗Ingenjenr Tinling, Lientenant Fraſer vom 73° Regimente, Faͤhndrich Edgar vom SO" Regimente und der Lieue— nant Tweedie vom 121m Regimente. Mmmmmz2 Die 1655 Die Feinde verfchoffen in dieſem Monate von der fandfeite 2430 Kur geln und 1120 Bomben, Die Garniſon hingegen verbrauchte uͤberhaupt 509 Kugeln, 3587 dom: ben, 82 Traubenſchuͤſſe, 33 Carcaſ⸗ fen und 38 &ichtfugeln, Am ıten December ereignete fich nichts befonders merfwürdiges, “als daß von beiden Seiten etwas flarf ger feuert wurde, Den: 2ten Der. langfe eine aus 12 Kauffartheifchiffen beſtehende Flotille, unter Bedeckung einer Javeque, zu Algeziras aus der mittellaͤndiſchen See an, Eine zu gleicher Zeit durch die Strafe gehen wollende Convoy, wur: de, wegen widrigen Weſtwindes, zurück in die mittelländifche See zu Fehren genöthiget. Den zten Dec, Fam eine franzöfifche Convoy, fo aus zwei Linienfchiffen, einer Fregatte und verfchiedenen Kauf: fahrern beftand, von Werften durch die Straße, und ging in die mittel: ländifche See. An diefem Tage hatte ‚die Garnifon den erften Verwundeten, ſeitdem die feindlichen avaneirten Wer⸗ ke zerſtoͤhret waren, ungeachtet die Feinde in dieſen Tagen ſich hoͤchſt un: erlaubter Mittel Bediener hatten, der Sarnifon zu ſchaden. Ihre Bom: ben waren nemfich mit Fleinen gläfer: ‚nen Flaſchen gefüllee, welche bei dem Berften der Bomben in unzählige Eleine Stücke zerſprangen. Den gten Dec, fandte General’ A: varez den beiden gefangenen fpanifchen ‚ Dfficiers ihre Equipage und Geld, wie Briefe über die Belagerung von Gibraltar, 16,6 auch für. den fehr gefährlich vertont: deten Lieutenant von Helmflade ein Dußend Huͤner. Die Feinde feier ten an diefem und den folgenden Tar gen, wie bisher gewöhnlich, nicht befonders flarf, und wurde ı Col: dat von Meden und einer von der Ar: tificer: Compagnie verwundet. Am zten Dec, Morgens um g Uhr, machten die Wachtthuͤrmer längs der Küfte der Straße viele Signale mit Flaggen und Kanonenfchüffen, um die zu Algeziras flationirten feindlichen Schiffe von der Annaͤherung eines englifchen Kutters von Weſten ber zu benachrichtigen. Ein günftiger Suͤd⸗ oftwind brachte ihn bis in den Eintrit unferer Bay. Hier fehlte ihm der: felbe, wie er noch etwa anderhalb en: glifche Meilen von-der Feftung ent: fernt war. Mach einer ftandhaften Vertheidigung fiel er den feindlichen Kanonen Booten, die auf einer groß fen Entfernung mit ihrem ſchweren Gefhüße des Cutters Boegſprit, Boom, Seegel und Thauwerk hew- untergefchoffen, in die Hände, Diefes Schiff war einer von den ' Euttern, welche der Garnifon Ans munition und andere Kriegsgeräthz fchaften zuführen folten. Bis den gten Decemb, dauerte der Brand in den Trümmern der zerſtoͤhr⸗ ten Batterien, und bemuͤheten fich in dieſer Zeit, des Nachts, die Feinde, ver⸗ fehiedenes von dem dafelbft vernagel- ten Geſchuͤtze, wie auch einiges Bau⸗ holz und Faſchinen, das nicht vom Feuer verzehrt war, ——— Ib 1657 Am sten Dec, legten die Feinde ein Eleines Werf, nordöftlich der ehema⸗ ligen San Carlos Batterie, zur Be deckung des, in einem daſelbſt befind⸗ lichen ſteinernen Wachthauſe, baden: den Poſtens an, Den gen Dec, lief eine ſpaniſche Fregatte, welche 3 Kanonen: Boote binter ſich ber zog, und eine franzoͤſi⸗ fche Eorbette zu Algeziras ein. Den ııter fangten 2 feindliche Ka; nonen⸗Boote mit einer genommenen englifehen Sloop, fo von Cork Fam, und mit Lebensmitteln fiir die Garni: fon beladen war, von Werten zu AL: geziras an. Am 1 ꝛten December Abends, fe gelte der neuerlich bier angefommene Eutter Unicorn nah England zurück, Mit demfelben ging zugleich ein ‘Boot nad) Faro, Den ızten Dec, folgte dem gedach: ten Eutterein anderer, der ebenfalls um: lanaft von England mit Ammunition und dergleichen hier angelangt war, Die Garnifon war bisher fehr glücklich gemwefen, durch das feind— liche Feuer Feinen Abgang zu haben. Am 1g4ten Dec. wurde ein Ger geant und 3 Gemeine von verfchiede; nen Regimentern verwundet. In den zum ıgten fuhren die Feinde fort, die Bruftwehren um das gedachte Wachthaus und um ein anderes mit ſolchem in gleicher Linie kiegendes auf: zuführen, und nahmen von folchen die Dächer ab. Den ızten brachten die Feinde in an einen Freund in Hannover gefchrichen. Rächten vom ııfet bie 1658 der Nacht Faſchinen nach dem zum Theil abgebrannten bedeckten Wege, welcher die ehemalige San Carlos Batterie mit den Linien verband, und fingen an, deſſen vierten Zickzack wie: der Herzuftellen. Die Feinde feuerten dieſen Tag über ziemlich flarf, und gegen den bisherigen Gebrauch, wäh: vend Daß unfer Cartels Boot dem ih: rigen Depefchen in der Bay über: lieferte. Am ıöten Dec, machten die Feinde ein ungleich flärferes Feuer, wie fie feit dem 27°" Nov. gemacht hatten, Sie fchoffen 182 Kugelnund 46 Bom⸗ ben. Die Beranlaffung biezu ſchien zu ſeyn, daß die Keftung die Nacht hindurch, auf ihre großen Arbeitspar⸗ thien in dem vorgedachten bedeckten Wege, von den oberen und niedrig lie: genden Batterien, befonders von der Montague: Baftion, ungemein ſtark gefeuert hatte. An diefem Tage wur: de ein Sergeant von Reden und ein Gemeiner vom 72'" Megimente auf Montagues Bajtion, wie auch ein Soldat des Ießtgedachten Negimentg, unweit Mainguard, auf dem Poften verwundet, In der Nacht vom 16" auf den . 17ten, alarmieren die feindlichen EA vallerie⸗Patroullien ihre Linien, und feuerten folche ſtark mit kleinem Ge: wehr und Trauben, als wenn fie'einen Ausfall der Garnifon befürchteten. Den rien Der, feuerten die Feinde und die Feſtung mit gleicher Heftigfeit, umd feßten die Feinde, des Feuers derFe⸗ ftunanngeachtet, ihre Arbeit am mehr⸗ Mummm 3 gedach 1659 gedachten bedecken Wege fort. An Diefem Tage wurde ein Gemeiner auf der alten Mole, und ıı Mann in eis ner Kafematte, wohinein unglücklis cherweife eine Bombe durch einen bes fondern Zufall rollte, verwundet. Am ıgien Dec, arbeiteten die Fein: de an dem vierten Zickzack des bedeck⸗ gen Weges, und kamen felbigen Ta: ges eine große Menge befadener Kar: ven und Maufthiere in ihre Linien. ‚Sie feuerten einige Stunden lang fehr Fark bei Tagt, und die Garni— fon während der Nacht, um die feind: Jiche Arbeit zu verzögern, Am ıgfen Morgens um 3 Uhr, langten zwei große fregattirte Schiffe, von 300 Tonnen ein jenes, in 20 Tagen von Portsmouth Bier an. Sie brachten Ammunition und Kriegsge: zäthfchaften von aller Art. Die Fe ſtung machte diefen Tag über ein leb: Haftes Feuer auf die an dem bedeckten Wege befchäftigten feindlichen Arbei⸗ ser. Die Feinde erwiederten folches, Am zoten und 21" arbeiteten. die Feinde an ihrem bedecften Wege, und wurde von beiden Seiten, wie Tages zuvor, gefeuert. Am erfigedachten Tage wurde ein Corporal von Harden: berg bei ver Arbeit auf Williſ's er: ſchoſſen. Den 22en Dec, ſchoſſen die Feinde Hiemlich ſtark, und die Feftung ſuchte durch ein gleich flarfes Feuer ihre Ar⸗ beit an der Wiederherftellung der Ap⸗ profchen zu hindern, Nachmittags ging eine große Flotte von Rauffartheifchiffen, unter Beglei⸗ Briefe über die Belagerung von Gibraltar, ſich gegen die Ueberwundenen begeigte: 1660 tung von 6 franzöfifchen Freaatten, durch die Straße nach Weſten. Der felben folgte eine aus der mittelländi: fhen See fommende fpanifche Eon: voy, fo aus 18 Segeln beftand, und unter der Bedeckung von 2 Fregatten, 4 Javequen und einem Cutter, zu Al⸗ geziras anlegte, Es waren diefe Schif: fe mit Kriegsgeräthfchaften, Ammw: - nition und dergleichen fir das feind- liche Lager beladen. Vom 231" bis zum 29" ereignete ſich nichts, was angemerkt zu werden verdiene. Die Feinde und die Fe Kung fenerten wenig, weit erjiere in diefen Tagen gar nicht an den zerſtoͤhr⸗ ten Approſchen arbeiteten. Am 28" Dec, ftarb der beim Aus: falle am 27" Nov, verwundere und gefangen genemmene Kapitain von Helmſtadt. Da General Eliott be reits den fpanifchen General benach— richtiget, daß er den Tod diefes ohne Hofnung Tiegenden Officiers, Durch einen Kanonenfhuß von einem feiner Kriegefchiffe, wobei zugleich eine weiße Flagge aufgeftecke werden folte, ans Eiindigen, und fodann den Körper in einem Boote überfenden würde, ſo geſchahe folches am 29" Der, Mit tags um 12 Uhr. Da ſelbſt die Feinde in ihren öffent: fihen Blättern, das Betragen des Ger neral Eliott bei dem Tode diefes Off: ciers ruͤhmten, und es zum Beweiſe dient, wie ſehr diefer große Mann auch Verdienfte beiden Feinden ſchaͤtz⸗ te, und wie herablaffend und gütig er fo 1661 fo erlauben Sie mir, mein Freund, etwas von der legten Ehre zu geden⸗ en, welche General Eliott den Ge beinen diefes Officiers erwies. Der Körper wurde ineinen ſchoͤnen Sarg, der inwendig mit weiffer Seide und auswendig mit fehwarzem Sammt überzogen war, gelegt. Außer an: dern Außern Zierathen des Sargs, wär auf demfelben ein Schild ange: bracht, worin des Verſtorbenen Na: me, Familie, Rangu.f, w. in ſpa⸗ nifher Sprache eingegraben war, Dem Körper wurde die Uniform an: gelegt, worin er verrwundet, und von den mit feinem Blute gefärbten Schu: ben wurde ihm einer angezogen, und der andere in die Stelle des verloren Being in den Sarg gefeßt. Auf den Sarg wurde des DVerfiorbenen De gen, durch den Hauptmann Tuet vom 39°" Megimente, gegen welchen er fich ergeben, gelegt. Die Leiche wurde unter Trauermu— fiE und der Bedeckung einer Örenadier: Compagnie, von dem Navy: Hofpi: tale nach der nenen Mole gebracht, und folgten die Öenerals Eliott und de la Motte, die Capitains von Sr, Me: jeftät Schiffen, der auch bei dem Aus: falle gefangene fpanifche Officier und verfchiedene andere Dfficiers derfelden bis ans Water, Wie die Leiche ins Boot gelaffen wurde, gab die Örenadier- Compagnie eine dreimalige Salve, Acht Dffieiers der Garnifon und der Flotte begleite: ten folche, und überlieferten fie, nebft den Effecten des Verſtorbenen, welche an einen Freund in Hannover gefchrieben, 1662 in einem andern Boote folgten, einem ſpaniſchen Capitain, der ſie auf der Mitte der Bay in Empfang nahm, Gene ral Eliott uͤbermachte auch zugleich 200 Duros, die dem Verftorbenen noch wenige Tage vor feinem Tode vom Spanien gefandt worden, mit der Heufferung: der König fein Hert, ge ftatte nicht, daß für die Kur, Auf wartung und Leichenkoften eines auf eine jo rubmvolle Weife gebliebene Dfficiers das Geringfte bezahlt würde, Während der Ablieferung dieſet Leiche, beobachteten die Batterien auf beiden Seiten ein feierfiches Stil ſchweigen, und geſchahen auch dieſen Tag über nur einige wenige Schüffe- In der Macht vom gt“ auf den 30" bedeckten Die Feinde dem oberen Theil des weftlichen ſteinernen Wachtz hauſes auf der Landenge mit Fafchiz nen, und arbeiteten auch an den mehr: ged achten Approfchen, welches unfere Artillerie ſtark zu feuern veranlaßte. Die Feinde beantworteten ſolches mit ziemlicher Lebhaftigkeit. Am zuten Dec, wurde von beiden Seiten von Zeit zu Zeit gefeuert, Ge⸗ gen Abend fteeften die feindlichen In— genieurs ein neues Werk auf der öft- und weſtlichen Flanfe des mittleren Wachthaufes auf dem Iſtmus aus, und ungeachtet auf diefen Ort die Nacht hindurch von der Feftung ftarf gefeuert wurde, fo brachten fie doch einen ziemlichen Theil diefes Werks zur Stande, Es fihien folches beftimme zu ſeyn, einen anderweitigen Ueber— fall von der Garniſon zu erfchweren. Die 1663 Briefe über Die Belagerung von Gibraltar, cc ar Die Ammunition, welche die Fein: de in dieſein Monat verfihoffen, be kief ih auf 3378 Kugeln und 1010 Bomben, — Abſeiten der Garniſon wurden 632 Kugeln, zuıg Bomben, 139 Erſchoſſen 8 Corporals Regimenter: Sergeant. Tambour Officiers I Koͤnigl. Artillerie Ir! Regiment ze / sont gan ze 73 > Hardenberg Reden La Motte — — Artificer-Compagnie — 3— N Av mm — —N van R U u Da ua) nn — Daß bei dem fo ſtarken Feuer, wel: ches die Feftung in den legten Mona⸗ ten des Jahrs 1781 auf die Feinde machte, ihr Verluſt fehr anſehnlich ſeyn mußte, ließ nicht allein die Zus verlaͤßigkeit, mit der die engliſche Arz tilferie Schoß, vermuthen, fondern es ergab auch folches häufig der Augen: fchein, da man von den Höhen des Felfen Todte und Verwundete aus den fpanifchen Werken wegtragen ſahe. Die durch Deferteurs und andere Wege erhaltenen Nachrichten beftätig: ten diefes, und felbft die Madrider Gemeine v[enu un Du ut} — —— “| N | AN Traubenfchäffe, 7 Carsaffen und 44 Lichtfugeln verbraucht. Die Lifte der in diefem Monate in der Garnifon Erfchoffenen, Verwunz deten und an Wunden Geſtorbenen, iſt folgende: An Wnnden erwundete Verwandete geſtorbene wa — 2.8 83ejel.l@jejsle rzjeloli21l2|121T|5|) 812!» — ——— O8 338 ad ee... |]: ahaHa air cal Ziı8s «1:1» a a I ee a Fe ee A ⸗ Eh Tl abe. siehe“ Zıl 2 : = z z z z z z z ‘ a U ee oa Ra ra | ME ER I 1 N. -|=| I ⸗ -|ı — 21412 =t 21-2 Dee ei rt z|=z| Ik2|s| SI =| 21 2h24 2): zi2|s|s|=| 41 lei 2121214 »\2e|e2|s|= JE s.172:1 2002 | a\l3l1]» 1281 »le|s|=|e|8ı Zeitung gab in diefer Periode einen ziemlichen Berluft von Mannfchaften an. Mach diefen öffentlichen Blaͤt— tern aber die Anzahl der fpanifcher Seits Gebliebenen und Berwundeten zu beftimmen, ift etwas mißlich, weil darin, wie eingewiffer Officier von der- MWallon: Garde, der in der Belag rung gedienet hatte, fehr wohl bemerf: te, oft nur die Einer angegeben, Die . Zehner aber weggelaffen worden. MNaͤchſtens der Schluß diefes Feld: zuges vom Jahre 178 1. Ich bin ꝛc. NN I = en