un ww 4 er DR, ae Dana irrt aner in. er we aa IM AU I y el A er Bere Fe =25 ig 13 u. Fin Ay « ae Fame zugc = : Du WELT ET - 5,2 re aha ft; ” rn et ei R nr Ir zB». ee DE ne en 5 Zy-inmmtı07 STE Ern, 14 0% SERIEN EEE a sent he BEgEFLTTE TEN Seare FOR THE PEOPLE FOR EDVCATION FOR SCIENCE LIBRARY OF THE AMERICAN MUSEUM OF NATURAL HISTORY >: v2 HERPETOLO GIA EUROPAHA. e.; EINE E | SYSTEMATISCHE BEARBEITUNG "ih DER AMPHIBIEN UND REPTILIEN, RN N BISHER IN EUROPA AUFGEFUNDEN SIND. Holzstiche aus dem xylographischen Atelier von Friedrich Vieweg und Sohn in Braunschweig. * 1 Papi er j aus der mechanischen Papier Fabrik der Gebrüder Vieweg zu Wendhausen bei Braunschweig. HERPETOLOGIA EUROPAEA. EINE SYSTEMATISCHE BEARBEITUNG —_ nr (7 \ I DER O4.T% AMPHIBIEN UND REPTILIEN, WELCHE BISHER IN EUROPA AUFGEFUNDEN SIND. VON Dr. EGID SCHREIBER, DIRECTOR AN DER OBERREALSCHULE ZU GÖRZ. MIT ZAHLREICHEN IN DEN TEXT EINGEDRUCKTEN HOLZSTICHEN. BRAUNSCHWEIG, DRUCK UND VERLAG VON FRIEDRICH VIEWEG UND SOHN. 187.2. RT BE able Gr-C var Die esta, einer ea in ankhnatisr und enzlichet sowie in anderen modernen Sprachen wird vorbehalten. 10) DER WORT. Obwohl die herpetologische Literatur heutzutage bereits ein ziemlich reichliches Material darstellt, so fehlt es doch bisher an einem Werke, welches die europäischen Amphibien und Rep- tilien ausschliesslich und in eingehender Weise behandelt, und während in den anderen Gebieten der Zoologie fast durchgängig Jedermann leicht zugängliche monographische und faunistische Bearbeitungen vorhanden sind, ist die auf Kriechthiere und Lurche bezügliche Literatur in einer solchen Menge von grösseren und kleineren Werken, Specialabhandlungen und Reisebeschrei- bungen zerstreut, dass eine schon ziemlich ansehnliche Bibliothek dazu gehört, will man nur die zur Bestimmung der europäischen Thiere der genannten Classen nöthigen Behelfe gehörig bei- sammen haben. Die Beschaffung so ausgedehnter literarischer Hilfsmittel ist aber theils wegen der Kostspieligkeit, theils wegen der Entfernung von grösseren Bibliotheken nur den Wenigsten möglich, abgesehen davon, dass gerade die wichtigsten dieser Quellen nicht in unserer Muttersprache geschrieben und dadurch auch nicht immer Jedermann zugänglich sind. Daher mag es auch kommen, dass die Beschäftigung mit Herpetologie sich im Allgemeinen noch keiner so weiten Verbreitung erfreut, wie sie es der Natur der Sache nach wohl verdiente, da gewiss schon Mancher, der sich vielleicht mit lebhaftem Interesse den hierher gehörigen Thieren zuwandte, die Sache schon in den ersten Anfängen wieder aufgeben musste, weil er die Unmöglichkeit VI Vorwort. einsah, mit den ihm zu Gebote stehenden Hilfsmitteln mitunter selbst die allergewöhnlichsten Vorkommnisse scharf und sicher — wenn überhaupt — bestimmen zu können. In Anbetracht dieser Umstände habe ich es unternommen, die bisher in Europa beobachteten Amphibien und Reptilien in einer besonderen Bearbeitung zusammenzustellen. Obwohl schon seit Jahren mit dem Studium der Herpetologie beschäftigt, ward mir die endliche Ausführung dieser Arbeit namentlich dadurch ermöglicht, dass mir die reichhaltigen Sammlungen des kaiserl. zoologischen Cabinetes in Wien in liberalster Weise zur Ver- fügung gestellt wurden, und kann ich im Namen der Wissenschaft nicht umhin, hierfür sowohl dem Director, Herrn Regierungsrath Dr. Redtenbacher, wie nicht minder dem Custos, Herrn Dr. Alois Rogenhofer, meinen wärmsten Dank öffentlich auszu- sprechen; da ich dabei zugleich durch freundliche Zusendungen und Mittheilungen meiner Correspondenten aus den verschie- densten Theilen Europas unterstützt wurde, so sah ich mich dadurch in die Lage versetzt, mit wenigen Ausnahmen fast alle unserer Fauna angehörenden Kriechthiere und Lurche in einer solchen Anzahl in Natura zu untersuchen, dass ich ein zur er- spriesslichen Durchführung des mir vorgesetzten Zweckes hin- reichendes Material zusammenbrachte. Die Hauptaufgabe, die ich mir in dieser Arbeit gestellt habe, liegt theilweise bereits in dem oben Gesagten ausgesprochen; es soll dieselbe die Bestimmung aller bisher in Europa aufgefun- denen Amphibien und Reptilien in einer leichten und sicheren Weise ermöglichen und nicht nur den Anfänger in das Studium der Herpetologie einführen, sondern auch dem Fachmanne in zweifelhaften Fällen als Nachschlagebuch dienen. Es war daher vor Allem mein Augenmerk darauf gerichtet, die einzelnen Gat- tungen und Arten durch möglichst scharfe und hervortretende Merkmale festzustellen, ein Umstand, der mir von um so grösserer Bedeutung erschien, als in vielen Werken darauf nur allzu wenig Gewicht gelegt wird, indem die daselbst angeführten Charaktere entweder dadurch, dass sie zu allgemeiner Natur sind oder aber nur auf minder hervortretende Eigenschaften und Merkmale gegründet erscheinen, eine sichere und genaue Bestimmung un- Vorwort. vu gemein erschweren. Daher habe ich auch bei den Reptilien hauptsächlich auf die Bedeckungen des Körpers Rücksicht ge- nommen, weil die davon hergenommenen Kennzeichen, unter gehöriger Beachtung ihrer manchmal vorkommenden Veränder- lichkeit, in den meisten Fällen hinreichende und leicht sichtbare Anhaltspunkte bieten, um dadurch die Bestimmung mit der gehörigen Schärfe und Leichtigkeit zu erreichen; aus eben dem Grunde räumte ich auch der in vielen Werken fast allem zur Eintheilung benutzten Bezahnung nur eine sehr untergeordnete Rolle ein, da dieselbe als praktisches Bestimmungsmittel nur selten zu verwenden ist, indem die darauf gegründeten Unter- scheidungen wegen der Kleinheit der Zähne häufig nur an gut macerirten Schädeln beobachtet werden können. Die grössten- theils nach der Natur von mir selbst gefertigten, dem Texte beigegebenen Zeichnungen dürften endlich auch mit dazu bei- tragen, die Kenntniss der einzelnen Formen zu fördern und zu erleichtern, sowie anderseits die am Ende jedes einzelnen Ab- schnittes über die geographische Verbreitung durchgeführten Auseinandersetzungen auf manche bisher nicht beachtete Ver- hältnisse in der Vertheilung der hierher gehörigen Thiere auf- merksam machen und als ein Erstlingsversuch einer herpetolo- gischen Geographie unseres Welttheiles selbst in weiteren wissenschaftlichen Kreisen nicht ohne Interesse sein dürften. Was nun die Lösung der mir gestellten Aufgabe betrifft, so habe ich es an redlicher Bemühung nicht fehlen lassen, die- selbe nach meinem besten Können und Wissen zu vollführen, und wenn noch manches hier und da mangelhaft oder unvoll- ständig erscheint, so mag dies mehr in der Natur der Sache, als in Fahrlässigkeit von meiner Seite gelegen sein. Denn trotz der geringen Zahl der hier abzuhandelnden Arten wird der Fachmann die Schwierigkeit einer derartigen Arbeit nicht ver- kennen. Schon der Umstand, dass die Beschäftigung mit Her- petologie noch immer keine sehr allgemeine ist, setzte der Durch- führung meiner Arbeit manches Hinderniss entgegen, indem die Beschaffung des dazu unumgänglich nöthigen Materiales oft sehr schwer zu erreichen war. Eine zweite wohl nicht minder grosse Schwierigkeit ergab sich in der Benutzung der dies bezüglichen vIn Vorwort. Literatur. Wenn mir auch die meisten zu meinen Studien erforderlichen Quellen zu Gebote standen, so ist doch die Natur eben dieser Quellen nur zu oft eine derartige, dass sie einer erfolgreichen Benutzung häufig die grössten Hindernisse in den Weg legte; denn sehr viele herpetologische Schriften leiden an dem Fehler, dass sie statt der Species Individuen beschreiben, wobei noch der grosse Uebelstand hinzutritt, dass gewöhnlich nur die gerade bei Kriechthieren und Lurchen meist so wenig Bedeutung habende Färbung und Zeichnung als einziges Merk- mal hervorgehoben wird, wogegen die so wichtigen Verhältnisse der Körperbedeckung sehr häufig gar nicht, oder nur in ganz ungenügender Weise erwähnt werden. Daher nimmt auch die Synonymik in keinem Zweige der Naturgeschichte so ungeheuer- liche Dimensionen an, wie in der Herpetologie, und ist die Schwierigkeit, aus den äusserst lückenhaften und oberflächlichen Beschreibungen älterer Autoren die betreffende Art mit Sicher- heit herauszufinden, wirklich eine oft kaum zu bewältigende. Wenn ich dem ungeachtet versucht habe, in den meisten Fällen den bezüglichen Namen und Beschreibungen eine meiner An- sicht entsprechende Deutung zu geben, so mag dies bei vielen Arten eben nur als ein Versuch angesehen werden, dessen voll- kommenes Gelingen nur demjenigen möglich sein wird, welcher in der günstigen Lage ist von Fall zu Fall die zu den Beschrei- bungen gehörenden Originalien zu vergleichen. So hätte ich denn die Grundsätze auseinandergesetzt, die mich bei der Durchführung dieser Arbeit leiteten, und indem ich dieselbe hiermit einem billig urtheilenden Publicum über- gebe, hege ich den aufrichtigsten Wunsch, dass sie mit dazu beitragen möge, das Studium der Herpetologie in weiteren Kreisen zu fördern und zu verbreiten. Salzburg, im October 1874. Der Verfasser. Verzeichniss der bei dieser Arbeit benutzten Literatur. Albini: Ueber das Gift der Salamandra maculata (Verhandl. des zoolog. botan. Vereins in Wien VIII, 1858. Aldrovandi: Serpentum et draconum historia. Bononiae 1640. — De quadrupedibus digitatis oviparis. Bononiae 1663. van Altena: Comentatio ad questionem zoologicam ab ordine diseipli- narum mathematicarum et physicarum (Acad. Lugduno. Batav. 1828). Andrzejowski: Amphibia nostrantia, seu enumeratio saurorum, ophi- diorum nec non sireniorum in excursionibus per Volhyniam, Podoliam guberniumque chersonense usque ad Euxinum osservatorum (Nouv. 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EN 1 x - Sch reiber, Herpetologia europaea. nun) [7 BEN. DET'T U NG. Die Amphibien sind kaltblütige Wirbelthiere, welche wenigstens zu einer Zeit ihres Lebens durch Kiemen athmen. Der Körper zeigt in seiner Gesammtheit bei den zwei Ordnun- gen, welche die europäischen Mitglieder dieser Classe enthalten, eine ziemlich abweichende Form und Gestaltung. Während er bei den einen mehr gestreckt und eidechsenartig und mit einem wohl aus- gebildeten Schwanze versehen ist, erscheint er bei den anderen mehr verkürzt und scheibenförmig, ohne Spur eines Schwanzes, wenigstens im ausgebildeten Zustande. Der vom Rumpfe nicht oder nur wenig gesonderte Kopf ist fast immer ziemlich breit, mit nach vorn zu mehr oder weniger zuge- rundeter oder stumpf abgestutzter Schnauze. Die Augen sind meist deutlich ausgebildet und gewöhnlich stark vorstehend, nur selten mehr oder weniger verkümmert und dann mitunter selbst von der allgemeinen Körperhaut überzogen. Die Augenlider zeigen einen sehr verschiedenen Grad der Ausbildung, indem sie entweder voll- kommen fehlen, oder aber wohl entwickelt und längsgespalten sind, wobei das untere das obere an Grösse in der Regel bedeutend über- trifft; auch zeigt sich dann im Innenwinkel des Auges noch eine kleine, unbewegliche Falte, die sogenannte Niekhaut. Das.Ohr ist bald durch das offen zu Tage liegende Trommelfell deutlich sicht- bar, bald unter der darüber hinweggehenden Körperhaut mehr oder weniger, öfters auch ganz verborgen. Die kleinen Nasenlöcher lie- gen meist weit nach vorn und sind unmittelbar nach abwärts hinter den Oberkiefern’ in die Rachenhöhle geöffnet. Das Maul ist meist weit gespalten, bald vollkommen zahnlos, bald in einem oder auch in beiden Kiefern sowie im Gaumen bezahnt. Die Gaumenzähne 1* 4 Amphibia. stellen in den meisten Fällen zwei Gruppen oder Reihen vor, welche entweder hinter den inneren Nasenlöchern quer gestellt sind, oder aber. nach rückwärts über die Länge des Gaumens hinziehen. Alle Zähne sind übrigens immer sehr klein, ragen nur wenig aus den Weich- theilen hervor und sind im Allgemeinen weniger durch das Gesicht, als vielmehr durch das Gefühl oder das Geräusch, wenn man etwa mit der Schneide eines Messers darüber hinfährt, zu erkennen. Die Zunge, welche manchmal durch ihre vollständige Verwachsung mit dem Boden der Mundhöhle zu fehlen scheint, zeigt in ihrer Form und Grösse, sowie in der Art und Weise ihrer Befestigung mancherlei, für die Systematik sehr wichtige Unterschiede. Niemals ist sie, wie dies sonst bei Wirbelthieren gewöhnlich der Fall ist, bloss hinten befestigt, sondern, wie schon erwähnt, entweder in ihrer ganzen Fläche an den Boden der Mundhöhle festgewachsen, oder durch ein über die Mitte der Unterseite hinziehendes Längband, oder nur mit ihrem vorderen Theile, seltener durch einen centralen Stiel befestigt, so dass sie auf diese Weise fast niemals vorn, häufig jedoch an den Seitenrändern oder in ihrem hinteren Theile frei erscheint. Oft ist der hintere Theil der Zunge in eine Art Scheide zurückgezogen, welche durch eine sich vom Boden der Mundhöhle abhebende Haut- falte gebildet wird. Die Beine zeigen einen sehr verschiedenen Grad der Ausbildung. Während sie bei den niedersten Formen ganz oder theilweise fehlen oder wenigstens so verkümmert sind, dass sie als Gehwerkzeuge durchaus nicht verwendet werden können, sind sie bei anderen voll- ständig, ja mitunter sogar bedeutend entwickelt, selbst zu Sprung- organen umgebilde. Die Zahl der Zehen wechselt von zwei bis fünf, ist aber an den Vorderbeinen gewöhnlich geringer als an den hinteren. Eigentliche Nägel sind niemals vorhanden, obwohl manche (exotische) Arten namentlich zur Paarungszeit und im männ- lichen Geschlechte an den Spitzen der Zehen hornige, nagelartige Bildungen zeigen. Der Schwanz ıst entweder deutlich vorhanden, kann aber auch anderseits wieder vollkommen fehlen. Während er bei den am Lande wohnenden Formen im Allgemeinen mehr oder weniger rund- lich ist, zeigt er sich bei den wasserbewohnenden Arten stets seit- lich zusammengedrückt, ruderförmig, seine Fläche durch senkrecht gestellte Haut- oder Flossensäume oft noch, namentlich zur Paarungs- zeit, bedeutend vergrössert. Die Haut ıst mit wenigen Ausnahmen vollkommen nackt und feucht, bald eben, bald uneben, sehr häufig mit Drüsen versehen, die entweder nur als einfache Poren erscheinen, oft aber auch über die Oberfläche des Körpers hervorragen, und in der Gestalt von Körnern Amphibia. ö 5 oder Warzen die Continuität der Haut bald mehr, bald weniger unterbrechen. Mitunter treten solche Drüsen zu grösseren Gruppen oder Haufen zusammen, in welchem Falle sie dann einzelne, über die Oberfläche des Körpers gewöhnlich stärker hervortretende Anschwel- lungen bilden, unter denen namentlich zwei an den Kopfseiten in der Öhrgegend gelegene — a Wülste besonders auffallen und mit dem Namen der Ohrdrüsen oder Parotiden belegt werden. Die Amphibien leben entweder durch ihre Salamandra atra Laur. ganze Lebenszeit im Wasser, oder wenigstens a. Ohrdrüsen (Parotiden), fast immer unter solchen Verhältnissen, wo ihnen Nässe und Feuchtigkeit zu gute kommt, und ihre Haut vor den verderblichen Folgen einer zu raschen Aus- dünstung gesichert ist; sie scheuen daher im Allgemeinen dürre und trockne Orte, während sie in wasserreichen oder feuchten Ge- genden meist in Masse vorkommen. Ein grosser Theil derselben lebt bei Tage verborgen, was namentlich von jenen gilt, die weit vom Wasser am Trockenen leben. Alle hieher gehörenden Formen sind entschiedene Raubthiere, welche stets nur lebende Beute, nament- lich Inseeten und Würmer, mitunter auch wohl kleinere Wirbelthiere ergreifen und ganz verschlingen. Während der kalten sowie auch während der dürren, regenlosen Zeit ziehen sie sich zurück, indem sie sich entweder tief in den Schlamm der Gewässer vergraben, oder aber am Lande an geeigneten Orten verkriechen. Wahrscheinlich bestehen alle Amphibien eine Art von Ver- wandlung, welche fast ausnahmslos im Wasser durchgemacht wird. Die meisten Arten sind Eier legend, nur selten werden die Jungen lebendig geboren, in welchem Falle die Metamorphose mitunter im Mutterleibe vollendet wird. Die Eier werden fast immer ins Wasser abgelegt, bald einzeln an Wasserpflanzen, bald in grösserer Menge durch eine gallertartige Masse zu Klumpen oder Schnüren verbun- den. Nur ausnahmsweise werden dieselben von den Eltern selbst, entweder in eigenen Zellen oder Hauttaschen des Rückens, oder um die Hinterbeine geschlungen, herumgetragen, wobei es nicht immer die Weibchen sind, die sich diesem Geschäfte unterziehen. In der Regel jedoch suchen beide Geschlechter zur Laichzeit das Wasser auf, theils um die Eier darin abzulegen, theils um dieselben zu be- fruchten. Eine wirkliche Begattung mit innerer Befruchtung findet wahrscheinlich nur bei den lebendig gebärenden statt; bei allen anderen ist die Befruchtung eine äussere, indem entweder das neben dem Weibchen schwimmende Männchen die austretenden Eier sofort 6 Amphibia. befruchtet, oder aber das auf dem Weibchen sitzende Männchen den hervorgestossenen Laich mit dem Samen übergiesst. Die lebendig geborenen Jungen sind den vollendeten Thieren in der Hauptform ziemlich gleichend, haben aber doch fast immer noch äussere Kiemen, werden daher auch in der Regel ins Wasser abgesetzt, wo sie eine, allerdings nur unvollkommene Metamorphose durchmachen. Bei allen eierlegenden Amphibien jedoch erscheinen die Jungen von den Alten bedeutend verschieden, indem sie einen rundlichen oder elliptischen Körper besitzen, der eine mit Horn- scheiden bewaffnete, saugnapfartige Mundöffnung und einen durch Hautflossen gesäumten Ruderschwanz, aber, wenigstens in seiner ersten Zeit, keine Spur von Beinen zeigt. In dieser Form, als so- genannte Kaulquappen, sind die Thiere stets mit inneren und nebst- dem auch noch mit äusseren Kiemen versehen, welch letztere als verästelte, baum- oder kammförmige Bildungen gewöhnlich zu dreien an jeder Seite des Kopfes abstehen. Während diese Kiemen bei den niedereren Formen sehr wohl entwickelt und lange bleibend sind, erscheinen sie bei den höheren Typen sehr klein und äusserst ver- gänglich. An dem anfangs fusslosen Körper entwickeln sich nach und nach die Beine in der Art, dass sie unter der Haut entstehend, dieselbe immer: mehr und mehr hervortreiben, bis sie, nach ihrer vollendeten Bildung, dieselbe sprengen und auf einmal ganz heraus- treten. Uebrigens erscheinen niemals alle vier Beine zugleich, indem bald das vordere, bald das hintere Paar in der Entwickelung vor- ausgeht. Die Nahrung der Amphibienlarven besteht fast ausschliess- lich aus animalischen Substanzen, welche sie entweder von im Wasser liegenden und in Zersetzung begriffenen thierischen Körpern abnagen oder abzupfen, oder bei schon mehr entwickelter Körper- grösse in kleineren Stücken auflesen oder erhaschen, und stets ganz verschlingen. Sämmtliche europäische Amphibien gehören in zwei Ordnungen, welche sich durch nachfolgende Merkmale sehr scharf von einander unterscheiden :- a) Körper gestreckt, eidechsenartig, Schwanz stets wohl entwickelt; Beine ziemlich gleichlang. Stets beide Kiefer und der Gaumen bezahnt. . . . 1 MOrdne. Uraazin: b) Körper verkürzt, RR N Schwanz vollkommen feh- lend. Hinterbeine stets länger als die vorderen. Unter- kieferwahnlosi 2. 0.2. RE BOT I. Ordng. Urodela. Corpus caudatum, pedibus plerumque quatuor instructum. Der Körper ist stets verlängert, oft sehr bedeutend, fast aal- oder schlangenartig, meist jedoch nur mässig gestreckt, eidechsen- artig, auf der Oberseite entweder gerundet oder schwach niederge- drückt, auf der Unterseite bald mehr, bald weniger abgeflacht, in seiner ganzen Erstreckung entweder ziemlich gleich diek, oder in der Mitte des Rumpfes-bauchig verdickt und erweitert. Der Kopf ist in der Regel verhältnissmässig breit und platt, bei den aalartigen Formen etwas mehr gestreckt, mit gewöhnlich deutlich verrundeter, selten mehr stumpf abgestutzter, hechtartiger Schnauze. Die Augen zeigen eine sehr verschiedene Entwickelung, indem sie meist zu- rückziehbar, ziemlich gross und vorstehend, und mit deutlichen, längsgespaltenen Lidern versehen sind (Salamandrina). Mitunter sind sie jedoch auch sehr. klein und kümmerlich, vollkommen lidlos oder selbst von der allgemeinen Körperhaut überzogen (Ichthyodea). Die Ohröffnung ist äusserlich niemals sichtbar. Die fast immer sehr weit vorn stehenden, kleinen Nasenlöcher gehen stets unmittelbar durch, so dass sich die inneren ‚Nasenöffnungen ganz vorn am Gaumen, gleich hinter dem Rande der Oberkiefer befinden. Die ge- wöhnlich mit Warzen bedeckte, fleischige Zunge zeigt ebenfalls sehr verschiedene Grade der Ausbildung, sowie auch ihre Befestigungs- weise bei den einzelnen Gattungen mannigfaltig abändert. Gewöhn- lich sind beide Kiefer sowie auch der Gaumen mit Zähnen ver- sehen, letztere meistin von vorn nach rückwärts ziehende Längsreihen gestellt. Seltener kommt es vor, dass dieselben in bürstenartigen Haufen die ganze Oberfläche der Gaumenbeine überziehen. Die Beine sind meist in der Vierzahl vorhanden, oft sehr kümmerlich und kurz, stets ziemlich, oft auch sehr weit von einander entfernt 8 Urodela. und niemals so kräftig entwickelt, dass sie im Stande wären, den Körper frei vom Boden zu erheben, die vorderen von den hinteren an Länge und Stärke im Allgemeinen nur wenig verschieden. Die Zehen wechseln von zwei bis fünf, obwohl ihre Zahl unter vier in der Regel nur selten herabgeht. Ihre Ausbildung und Beschaffen- heit kann übrigens sehr wechseln, doch sind sie gewöhnlich kurz und stumpf, an Länge unter einander nicht sehr verschieden und meistentheils frei, nur ausnahmsweise mit Hautsäumen oder Schwimm- häuten versehen, und immer vollkommen nagellos*). Der Rumpf geht stets unmittelbar in den Schwanz über, welcher den Körper an Länge nur selten merklich übertrifft, öfters aber auch hinter demselben bedeutend zurückbleibt. Die Cloake ist stets längsge- spalten, am hinteren Ende des Rumpfes vor der Schwanzwurzel ge- legen. Die Haut ist namentlich bei den stets im Wasser lebenden Formen öfters glatt, häufiger jedoch, besonders bei den Landbewoh- nern, durch hervorstehende Körner und Warzen rauh oder uneben. Die ausgebildeten Arten dieser Gruppe besitzen vielleicht nie- mals äussere Kiemen, doch giebt es ganze Gattungen, bei denen man kiemenlose Individuen bisher noch nicht aufgefunden hat, wäh- rend bei anderen auch im entwickelten Zustande ein nach aussen geöffnetes Kiemenloch angetroffen wird. Wahrscheinlich machen alle Mitglieder dieser Ordnung eine mehr oder weniger ausgesprochene Verwandlung durch und leben in ıhren ersten Zuständen wohl stets im Wasser, das viele durch ihre ganze Lebenszeit niemals verlassen. Die Larven sind, so weit man sıe bis jetzt kennt, im Allgemeinen den erwachsenen Thieren schon ziemlich ähnlich, erhalten sehr früh Extremitäten, und zwar die vorderen stets eher als die hinteren. Ihre Kiemen sind immer gross und wohlausgebildet und gehen verhältnissmässig ziemlich spät ein. Die Ordnung enthält nur zwei Familien, welche sich durch nachfolgende Merkmale leicht auseinanderhalten lassen: a) Augen von der allgemeinen Körperhaut überzogen oder we- nigstens niemals mit deutlichen Lidern. Halsseiten fast immer mit Kiemenöffnungen oder äusseren Kiemen. Schwanz meist kürzer als der Körper. . . - . „1. Fam. Ichthyodea. b) Augen frei, zurückziehbar ti stets mit deutlichen‘, längsge- spaltenen Lidern. Halsseiten im entwickelten Zustande niemals mit Kiemengoder, Kiemenöffnungen. Schwanz meist ziemlich von Körperlänge. .. .. 2. Fam. Salamandrina *) Nur bei der (exotischen) Gattung Onychodaetylus Tsehd. entwickeln sich beim Männchen zur Paarungszeit an der Spitze der Zehen hornartige Bildungen, welche einige Aehnlichkeit mit Nägeln zeigen. 1. Fam. Ichthyodea. Oeuli sub eute latentes aut palpebris destitut:. Collum ad latera branchiis Tiberis aut apertura branchiali plerumque instructum. Die Familie der Fischlinge begreift in ihrer gegenwärtigen Begrenzung eine Reihe von Formen, welche mit Ausnahme der als Kennzeichen der ganzen Gruppe aufgefassten Merkmale in ihrem Gesammtbau und Habitus ziemlich bedeutende Verschiedenheiten darbieten. Der Körper ist bald plump, fast quappenartig, bald mehr oder weniger eidechsen- oder molchartig, bald auch wieder sehr verlängert und aal- oder schlangenartig. Der vom Rumpfe meist nicht besonders abgesetzte Kopf ist gewöhnlich ziemlich plump, manchmal fast krötenartig, manchmal aber auch mit mehr zugespitz- ter, nach vorn hechtartig abgeplatteter Schnauze. Die Augen zei- gen eine sehr verschiedene Entwickelung, indem sie bei einigen, wenn auch verhältnissmässig nicht gross, so doch gut ausgebildet sind, bei anderen hingegen fast ganz verkümmert, ja sogar von der allgemeinen Körperhaut überzogen erscheinen. Aber auch in ihrer vollendetsten Form zeigen sie sich von den Augen aller anderen Schwanzlurche dadurch verschieden, dass sie niemals auch nur eine Spur von Lidern zeigen. Die Nasenlöcher sind klein und stehen gewöhnlich weit nach vorn, oft ganz an der Spitze der Schnauze. Die Gaumenzähne bilden entwe.ler schmale, bogenförmige Streifen, oder sie sind in büschelförmigen Haufen über die ganze Oberfläche der Gaumenbeine vertheilt. Einige Formen besitzen an den Seiten des Halses grosse und wohlausgebildete Kiemenbüschel, während andere an deren Stelle nur eine nach aussen geöffnete Spalte zeigen; nur selten ist weder das eine noch das andere der Fall, und das Thier besitzt im ausgebildeten Zustande äusserlich keine Spur von Athmungsorganen. Der Verschiedenheit im Gesammtbau des Kör- pers entspricht eine ebenso grosse Mannigfaltigkeit in der Ausbil- dung der Beine. Während sie beiden mehr gedrungenen Formen, wenn auch nicht besonders kräftig, so doch vollständig und gut entwickelt sind, fangen sie um so mehr zu verkümmern an, je mehr sich der Körper streckt, rücken dabei immer weiter aus einander, werden zum Schreiten vollkommen untauglich, gehen zum Theile endlich sogar ganz ein. Die Zahl der Finger kann ebenfalls von fünf bis auf zwei reducirt werden. Der Schwanz ist stets seitlich mehr oder weniger zusammengedrückt, flossenartig, selten bedeutend in die Länge entwickelt, ja häufig sogar deutlich kürzer als der Körper. Die Haut ist im Allgemeinen ziemlich glatt, 10 Ichthyodea. Alle hierher gerechneten Formen verweilen durch die ganze Zeit ihres Lebens im Wasser. Die Entwickelungsgeschichte der- selben ist, mit wenigen Ausnahmen, noch durchaus unerforscht, und bleibt es daher noch der Zukunft zu entscheiden übrig, ob sich nicht manche Mitglieder dieser Familie späterhin als blosse Larvenzu- stände erweisen dürften. In Europa ist die ganze Gruppe nur durch eine Gattung vertreten. 1. Gattg. Proteus. Laurenti Synops. reptil. pag. 35. V. (1768). Hypochthon Merrem Syst. amphib. pag. 188. 10 (1820). Oculi sub cute latentes. Collum ad latera branchiis liberis instructum. » Corpus elongatum, anguiforme. Pedes remoti, humiles, palmis tridactylis, plantis didactylis Der Körper ist schlank, gestreckt, aalfärmig, mit glatter, durch- scheinender Haut bedeckt, auf welcher mitunter einzelne Poren in Form von kleinen, grauen Pünktchen sichtbar sind, was besonders bei solchen Exemplaren der Fall ist, die durch längere Zeit der Einwirkung des Lichtes ausgesetzt waren. Der Kopf ist meistens ziemlich lang, von mehr oder weniger birn-, kegel- oder dreieckiger Form, an den Seiten in der Augengegend bald ohne, häufiger jedoch mit mehr oder weniger tiefer und deutlicher Ausbuchtung. Die Schnauze ist nach vorn zu hechtartig abgeplattet, bald lang, bald kurz, meist’ ziemlich breit, seltener schmal und am Ende fast immer deutlich abgestutzt, nur ausnahmsweise stumpf kegelförmig zugespitzt. Die Augen sind sehr klein, von der allgemeinen Körperhaut ganz überzogen und durch dieselbe als kleine, dunkle Punkte oft ziem- lich deutlich, manchmal aber auch kaum merkbar durchscheinend, stark nach oben gerückt und so ziemlich am Ende des ersten Kopfdrittels gelegen. Die oft sehr schwer unterscheidbaren Nasenlöcher sind längsgespalten, liegen unmittelbar über der Schnauzenspitze und sind nach oben gerichtet. Die Mundspalte ist klein, kaum ein Dritte®® der Kopflänge betragend, die Oberlippe in ihrem ganzen Umfange den Rand des Unterkiefers bedeckend. Der Hals trägt jederseits drei grosse, freie Kiemen, die fast immer länger oder kür+ zer gestielt, meist ast- oder büschelförmig sind, und über dem Stiele bald stärker, bald schwächer verästelt erscheinen, oft mit sehr zarten, oft aber auch mit ziemlich groben Verzweigungen; nur in seltenen Fällen sind die Kiemen ungestielt, kammförmig. Der Rumpf ist Proteus. 11 eylindrisch, durchaus gleich dick und namentlich bei Weingeist- exemplaren oft ziemlich deutlich seicht der Quere nach geringelt. Die Vorderbeine sind von den hinteren sehr weit entfernt, erstere mit drei, letztere mit zwei unvollständig ausgebildeten Zehen. Alle Beine sind übrigens kurz und schwach, zum Gehen durchaus nicht geeignet. Der Schwanz ist kürzer als der Rumpf, seitlich stark zusammengedrückt, mit bald hoher, bald niedriger, am Ende ge- rundeter oder mehr zugespitzter Saumflosse. — Die einzige Art dieser Gattung lebt in den unterirdischen Gewässern des Karst- gebirges, 1. Proteus anguinus: Carneo-diaphanus, rostro acuminato depresso; branchüs utrinque tribus. — Long. 20—30 cm. Proteus anguinus Laur. Synops. reptil. pag. 37. 35, tab. IV, fig. 5 (1768). — Siren Anguina Shaw Gener. zool. III, pag. 608, tab. 139 (1802). — Hypochthon Laurentii Merr. Syst. amphib. pag. 188.1 (1820). — Phanerobranchus platyrhynchus Leuck. Isis liter. Anz. pag. 260. 2 (1821). — Hypochthon anguinus Tschudi Clas- sificat. Batrach. pag. 97 (1839). Die Farbe des Thieres ist im Allgemeinen sehr veränderlich und hängt theils mit dem Standorte, theils auch mit zufälligen äusseren Einflüssen zusammen; namentlich wirkt das Licht ver- dunkelnd, und Stücke, die frisch gefangen eine ganze helle Fleisch- farbe zeigen, werden oft nach verhältnissmässig kurzem Aufent- halte im Freien ganz dunkel- Proteus anguinus Laur. violett oder schwarzblau. Die Grundfarbe ändert vom reinen oder schmutzigen Gelblichweiss durch Röthlichweiss oder Fleisch- roth bis ins Violette in allen möglichen Zwischenstufen ab. Sehr häufig finden sich auf dieser Grundfarbe mehr weniger abge- hobene, bald kleinere, bald grössere, bald regelmässige, bald un- regelmässige Punkte oder Flecken von gelblicher, graulicher oder röthlicher Farbe, die entweder dichter oder auch sparsamer über den ganzen Körper vertheilt sind, und mitunter sich vergrössernd zu wolkenartigen Flecken zusammenfliessen. Uebrigens sind alle diese Farbenverschiedenheiten fast nur bei lebenden Stücken zu beobachten, während Weingeistexemplare gewöhnlich weisslich fleischfarben sind. Die Augen sind im Allgemeinen bei kleinen Thieren besser sichtbar als bei grossen, Die Kiemen sind im Leben 12 Ichthyodea. meist hell blutroth, namentlich weun das Thier unter Wasser ist und ausschliesslich durch dieselben athmet; an der Luft hingegen, wo ihre Thätigkeit durch die Lungen ersetzt wird, erscheinen sie bedeutend bleicher. Zwingt man das Thier beständig unter Wasser zu bleiben, so nehmen die Kiemen an Umfang bedeutend zu, wäh- rend sie im Gegentheile sehr klein und fast rudimentär werden, wenn man die dem Thiere gebotene Wassermenge auf ein sehr ge- ringes Maass reducirt. Demungeachtet gelingt es nicht, durch Unterbindung dieser Kiemenstummel das Geschöpf gänzlich an die Luftathmung zu gewöhnen, da in diesem Falle sofort stets der Tod eintritt. — Sehr grosse Stücke erreichen eine Länge von nahezu einem Fuss, obwohl das gewöhnliche Ausmaass 8 bis 10 Zoll selten überschreitet. Diese Art wurde zuerst 1751 bei Kleinhäusel, gelegentlich einer durch die Unz verursachten Ueberschwemmung des Mühl- thales in fünf Stücken gefangen und bereits 1761 von Steinberg in seiner „Nachricht über den Zirknitzer See“ als eine bisher unbe- kannte Fischart erwähnt. Seitdem haben sich zahlreiche ‘andere Fundorte ergeben, und kennt man gegenwärtig bereits gegen vier- zig Stellen, wo sich das Thier findet. Den eigentlichen Wohnplatz bilden die unterirdischen Gewässer des Karstgebirges, wo die Pro- teen wahrscheinlich in noch unerforschten Tiefen leben und daselbst ihre bisher unbekannte Entwickelung durchmachen. Die Stellen, an denen man das Thier in den Höhlen findet, sind stets mehr oder weniger tiefe Tümpel mit schlammigem Grunde, und scheinen we- niger der eigentliche Wohnplatz desselben zu sein, als vielmehr Plätze, wo das Thier durch Steigen der unterirdischen Gewässer hingeführt und bei deren Sinken zurückgeblieben ist. Denn nicht selten kommt es vor, dass bei Ueberschwemmungen oder bedeutender Anschwellung der unterirdischen Gewässer Proteen auch an die Oberfläche gespült werden, wo sie dann ausserhalb der Höhlen in Nähe ihrer’Mündungen oder an mit den ausströmenden Wassern in Verbindung stehenden Stellen zurückbleiben. Am häufigsten findet man die Olme in Krain, wo sie besonders in der Magdalenen- und Kleinhäuslergrotte (hier an zwei Stellen) mitunter in Menge angetroffen werden. Die anderen bisher be- kannten Fundorte sind: die Höhle bei Sittich, aus der sie zuweilen im Sommer nach starken Regengüssen mit dem Wasser herausge- spült werden; die Quelle bei Vir, zwischen Sittich und St. Veit; die Quelle der Rupnitza bei Rupa, eine Stunde von Vir; der Bach Shushiz nächst Shiza bei Töplitz; die Quelle Shetebäh bei Laas, in der Nähe, wo die Unz in unterirdische Tiefen verschwindet; die Höhle von Potiskavz nächst Strug unfern Reifnitz; die Höhle ven Proteus. 3 Kumpolje unfern Gutenfeld. Ferner finden sich Proteen noch bei Verd am Ursprung der Laibach ; zu Beden an der Unz nächst Lase bei Jacobovitz, beim Austritte des Flusses; bei Ober-Planina und Haasberg, sowie in den Wasserlachen gegen Maunitz; zu Klein-Podl- juben bei Petane am Bache Podok; bei Waltendorf an der Gurk; dei Karlovza nächst Waltendorf; bei Gradizh am Ursprunge des Gurkflusses; im Bache Globozhez bei Grintovz nächst Sagraz an der Gurk; zu Studenz bei Seifenberg an der Gurk; in der Grotte und den Wasserlachen von Leutsch; zu Altenmarkt bei Weichselburg am Vishniza Bache; in den Cisternen und Wasserlachen von Dol und Grisha bei St. Veit nächst Sittich, an vier verschiedenen Stellen ; bei Palzhje in der Nähe der Poik; in der St. Canzianer Grotte; bei Ober- alben, Joshetovajna und in den sogenannten Seefenstern des Laibacher Moores, sowie auch in den Wassergräben, die mit dem Laibachflusse zusammenhängen; ebenso werden die Thiere bei Weissenstein nächst Sagraz hinter Unter-Blato zuweilen ausgeworfen; desgleichen finden sich Proteen in den Cisternen von Gradisca bei Görz und in der Grotte dei schiavi am Monte Comero bei Triest, sowie endlich noch an zwei Orten in Dalmatien, nämlich im Bache Gorizizza bei Sign und in einer Quelle an der Narenta, an der Grenze der Herzego- wina. — Lichtenstein*) giebt für die Exemplare der Berliner Sammlung Kärnthen als Vaterland an; mir ist eine Fundstelle aus diesem Lande nicht bekannt, desgleichen ist das Thier in der Adels- berger Grotte bisher noch nicht beobachtet worden. Wie schon erwähnt, finden sich die Proteen gewöhnlich in unterirdischen, stehenden Wassertümpeln mit thonigem Grunde, sehr häufig auch an der Mündung von Höhlen, wo sie namentlich nach starken Regengüssen mit den heraustretenden Hochwassern ausge- spült werden. Obwohl sich die Thiere ausschliesslich im Wasser aufhalten, so sollen sie doch, nach Aussage der Grottenführer, zu- weilen, namentlich beim Herannahen eines Gewitters, das Wasser verlassen und am Ufer im feuchten Schlamme mit unbeholfenen, aalartigen Bewegungen herumkriechen. Die Nahrung besteht in kleinen Mollusken, Würmern und dergleichen, doch können die Thiere in der Gefangenschaft bei öfterem Wasserwechsel auch ohne Speisung Jahre lang ausharren. Der Umstand, dass man bei der Zergliederung nur äusserst selten Individuen mit einigermaassen entwickelten Ovarien, niemals jedoch solche mit Eiern findet, macht die Auffassung dieser Art als einer vollendeten Form im hohen Grade verdächtig, und muss die Frage, ob wir es hier nicht etwa bloss mit der Larve eines bisher *) Nomenclator reptilium et amphibiorum musei zoologici Berolinensis, pag. 45. 14 Ichthyodea. noch unbekannten Urodelen zu thun haben, bis zur Erforschung der Entwicklungsgeschichte unerledigt bleiben. Da sich übrigens am Ende der Eileiter eine Drüse findet, die sonst nur bei eierlegenden Amphibien vorkommt, so ist es sehr wahrscheinlich, dass unser Thier keine lebendigen Jungen zur Welt bringt. Da Stücke von verschiedenen Standorten manche locale Eigenthüm- lickeiten zeigen, so hat Fitzinger*) diese verschiedenen Formen zu sie- ben gesonderten Arten erhoben, für deren nähere Unterscheidung nach- folgende Uebersicht dienen mag: 1. Kiemen gestielt, astförmig oder büschelig . ». » » . ze. 0 .2., } ungestielt, kammförmig, lang, etwas nach vorn und Aue gerichtet, stark verästelt und BA zart verzweigt. Kopf kurz, birn- förmig, an den Seiten in der Augengegend sehr tief eingebuchtet. Schnauze kurz, breit abgestutzt. Augen kaum sichtbar, vor der hin- teren Grenzlinie des ersten Kopfdrittels liegend. Schwanz unter Y,, mit sehr hoher, am Ende breit zugerundeter Saumflosse. — Weisslich rosafarben, mit sehr kleinen, hochrothen Punkten dicht übersäet. In der Mitte der Schnauze ein schwach angedeuteter, weisslicher Flecken. Gegen 30 em. — Rupa .. . . 5 ROTE 2. Augen höchstens bis in die a ee de ersten Konfiedein DORUCKT., 2... By: » hinter der vorderen Grenzlinie des Zweiten Kopfärittels gen und kaum sichtbar. Kopf lang, dreieckig, an den Seiten nicht eingebuchtet. Schnauze lang, sehr breit, abgestutzt. Kiemen von mittlerer Länge, büschelig, nach rückwärts gerichtet, gehr lang gestielt, über dem Stiele sehr stark verästelt und grob verzweigt. Schwanz fast Y,, mit niederer, am Ende stumpf zugerundeter Saum- flosse. — Schmutzig violett-fleischfarben, mit kleinen, unregelmässigen, bisweilen zusammenfliessenden, schmutzig gelben Flecken gesprenkelt. Von der Schnauzenspitze bis ans Auge jederseits eine undeutliche, schwärzlich graue Binde. In der Mitte über der Schnauze ein ver- loschener weisslicher Fleck. 25 bis 28 cm. — Beden . Xanthostietus. 3. Augen vor der hinteren Grenzlinie des ersten Kopfdrittels; Kopf lang, Schnauze breit, abgestutzt. Kiemen kurz, nach rückwärts gerichtet, über dem Stiele grob BERRER Schnauzenmitte mit verloschenem weisslichen Fleck. - .. . m Augen in der Mitte dieser Be 4. Kopf an den Seiten in der Augengegend sehr seicht eingebuchtet, fast dreieckig. Schnauze kurz. Augen deutlich sichtbar. Kiemen fast büschelförmig, kurz gestielt, über dem Stiele ziemlich stark verästelt. - Schwanz unter Y,, mit sehr niedriger, am Ende stumpf zugespitzter Saumflosse. — Schmutzig fleischfarben, graulich gewölkt und mit kleinen, unregelmässigen, schmutzig gelben Flecken spärlich besetzt. 25 bis 23 em. — Kleinhäusler Grotte . .. .... . . Haidingeri. Kopf an den Seiten nicht eingebuchtet, dreieckig. Schnauze lang. Augen wenig sichtbar. Kiemen astförmig, langgestielt, über dem Stiele stark verästelt. Schwanz ’/,, mit niederer, am Ende zugespitzt gerundeter Saumflosse.. — Schmutzig fleischfarben, mit sehr kleinen, *) Sitzungsberichte der kaiserl. Akad. d. Wissensch. Wien 1850, 5. 291. Proteus. 15 graulichen Punkten dicht übersäet. Von der Schnauzenspitze bis an jedes Auge eine undeutliche, schwärzlich graue Binde. 225 cm. — Mapdalenengrotts . re . . „ Laurentii. 5. Kopf lang, an den Seiten in der ER mehr oder weniger tief eingebuchtet; Schnauze -kurz, abgestutzt. Kiemen kurzgestielt, astförmig, nach rückwärts gerichtet, über dem Stiele zart verzweigt. Kopf in der Mitte über der Schnauze mit schwach angedeutetem, weisslichem Fleck . EEE RETTET ENT ERSTE EEE Kopf an den Seiten in der Beni nicht eingebuchtet, lang, kegel- förmig, mit sehr langer, schmaler, stumpf zugespitzter Schnauze. Augen wenig sichtbar. Kiemen kurz, astförmig, nach rückwärts ge- richtet, kurz gestielt, über dem Stiele ziemlich stark verästelt und fein verzweigt. Schwanz unter Y,, mit ziemlich hoher, am Ende zu- gespitzt gerundeter Saumflosse. — Röthlichweiss. 23°8ecm. — Sign und Narenta.. .. . JE BIER . Carrarae. 6. Kiemen über dem 'Stiele N stk veriekeln und ziemlich lang. Kopf seitlich ziemlich tief eingebuchtet, fast birnförmig. Schnauze breit. Augen wenig sichtbar. Schwanz unter 1,, mit hoher, am Ende stumpf 'zugerundeter Saumflosse. — Fleischfarben, mit sehr kleinen, röthlich weissen Punkten dicht übersäet. 28 cm. — Vir . Schreibersii. Kiemen über dem Stiele sehr schwach verästelt, kurz. Kopf birn- förmig, seitlich in der Augengegend sehr tief eingebuchtet. Schnauze ziemlich schmal. Augen sehr deutlich sichtbar. Schwanz nahezu Y;, mit niederer, am Ende zugespitzt gerundeter Saumflosse. — Schmutzig gelblichweiss, mit Kleinen, unregelmässigen, schwefelgelben Flecken sparsam besetzt. 26°9 em. — Kumpolje und Potiskavz . . . Freyeri. 2. Fam. Salamandrina. Oculi liberi, palpebrati. Collum ad latera branchiis liberis aut apertura branchiali destitutum. Der Körper ist im Allgemeinen gestreckt, eidechsenartig, meist ziemlich schlank und gleichdick, seltener mehr plump und gedrungen. Der Kopf ist stets ziemlich gross, mehr weniger breit und flach, die Schnauze bald stumpf zugespitzt, froschartig, häufiger jedoch ziemlich breit zugerundet, oft sehr kurz, krötenartig. Die gewöhn- lich grossen, wohlausgebildeten Augen ragen meist stark vor, und sind stets mit deutlichen, längsspaltigen Lidern versehen. Die klei- nen Nasenlöcher stehen gewöhnlich an der Spitze der Schnauze, und sind nur selten mehr nach hinten gegen die Augen zu gerückt. Sehr verschieden ist die Beschaffenheit der Zunge, die weniger in ihrer Form, als in der Art und Weise ihrer Anheftung wechselt, und in letzterer Beziehung zur Unterscheidung der Gattungen oft wichtige Anhaltspunkte bietet. Ihre Gestalt ist meist mehr oder weniger rundlich,. bald kreisförmig, bald länglich oval oder 16 Salamandrina. rhombisch, meist wohl entwickelt, ziemlich gross und deutlich unter- scheidbar, nur ausnahmsweise klein und knopflörmig (Bradybatus). Nur im letzteren Falle ist sie mit ihrer ganzen Unterfläche an den Boden der Mundhöhle festgewachsen, sonst ist sie bei allen Gattungen wenigstens theilweise frei. Ihre Befestigung ist meistens in der Weise bewerkstelligt, dass sie mittelst eines längs ihrer Unterseite hinziehenden, bald schmäleren, bald breiteren Längsbandes ange- heftet ist, so dass sie nur an den Rändern in grösserer oder gerin- gerer Ausdehnung frei ist Seltener kommt es vor, dass die Zunge in der Mitte ihrer Unterseite auf einem meist ziemlich dünnen und langen, wahrscheinlich eontractilen Stiele aufsitzt, so dass sie dann etwa die Gestalt eines Pilzes besitzt, dessen Scheibe entweder an den Rändern rund herum vollkommen frei ist (Spelerpes), oder aber an der vorderen Spitze festgewachsen erscheint (Chioglossa). So- wohl der Öber- als auch der Unterkiefer sind immer bezahnt. Ausserdem besitzt auch der Gaumen fast immer zwei, sehr selten vier (Spelerpes) Reihen oder Gruppen von Zähnen, die gewöhnlich von den inneren Nasenlöchern an nach hinten gegen den Rachen ziehen, und entweder mehr weniger parallel sind, oder aber in ihrer ganzen Erstreckung, oder auch nur theilweise divergiren. Der Hals ist meistens, wenn auch nicht gerade eingeschnürt, so doch ziemlich deutlich unterscheidbar, manchmal aber auch allerdings so kurz, dass der Hinterkopf fast unmittelbar an der Wurzel der Vorder- beine anliegt (Pleurodeles). Sehr oft ist die Unterseite des Kopfes vom Halse durch eine mehr oder weniger deutliche Querfalte, die sogenannte Kehlfalte, geschieden. Der im Ganzen ziemlich walzen- förmige Rumpf ist von oben häufig bald mehr, bald weniger nieder- gedrückt, seine Seiten oft mit quergestellten Runzeln oder Ein- drücken versehen, die sich mitunter auch auf die Unterseite und den Schwanz fortsetzen und eine manchmal ziemlich deutliche Ringe- lung darstellen. Die ziemlich gleichlangen Beine sind stets in der Vierzahl vorhanden, die vorderen mit vier, die hinteren fast immer mit fünf, nur ausnahmsweise ebenfalls mit vier (Salamandrina) Zehen. Diese sind gewöhnlich frei, nur selten am Grunde durch schwache Interdigitalmembranen verbunden (Spelerpes), die hinteren bei den Männchen mitunter zur Paarungszeit mit Hautsäumen oder selbst mit Schwimmhäuten versehen. Der wohl entwickelte, kräftige Schwanz ist gewöhnlich ziemlich lang, bald fast drehrund und kegel- förmig, häufiger jedoch von den Seiten mehr weniger zusammenge- drückt und zweischneidig. Die Haut ist im Leben stets weich und feucht, entweder vollkommen glatt, häufiger jedoch durch feinere oder gröbere Körner chagrinirt, nicht selten auch durch mehr oder weniger erhabene, von Drüsenöffnungen durchbohrte Warzen oder Salamandrina. 17 Runzeln im hohen Grade rauh und uneben. Derlei Bildungen fin- den sich namentlich an den Rumpfseiten und in der Ohrgegend, wo sie oft als sehr deutliche Wülste und Anschwellungen erscheinen, die bei manchen Gattungen (Salamandra) schon im Leben sehr ausge- sprochen sind, bei vielen jedoch erst nach längerem Liegen in Wein- geist ersichtlich werden, sowie überhaupt die Drüsenbildungen durch die vom Alkohol bewirkte Zusammenziehung der Haut nach und nach viel schärfer und deutlicher aus derselben hervortreten. Die meisten Salamandrinen sind eierlegend, nur wenige gebä- ren lebendige Junge. Letztere erleiden stets eine, wenn auch oft nur theilweise, Metamorphose, die in seltenen Fällen schon im Mutter- leibe vollendet wird (Salamandra atra). Bei den laichenden Arten, deren Entwickelung bis jetzt bekannt ist, werden die Eier aus- nahmslos ins Wasser abgesetzt, was auch für die lebendig geworfe- nen Jungen gewöhnlich als Regel gilt. Letztere, die bis zum Ver- lust ihrer Kiemen im Wasser bleiben, haben im Ganzen schon so ziemlich die Gestalt der Alten, und besitzen bereits bei ihrer Geburt vier vollkommen entwickelte Beine. Aber auch bei den eierlegen- den Arten ist die Verschiedenheit zwischen den Alten und Jungen nicht so gross, wie bei den ungeschwänzten Amphibien, indem auch hier die Larven eine gestreckte, schon ziemlich molchartige Gestalt haben und sehr frühzeitig Beine bekommen, und zwar, wie schon erwähnt, die vorderen stets eher als die hinteren. Im allen Fällen jedoch bilden die Augenlider eine einzige, das ganze Auge ringförmig umgebende Falte, und der von der Seite stark ruderförmig zusammen- gedrückte Schwanz ist oben und unten mit einem häutigen Flossen- saum umgeben. Diese Familie ist in Europa durch sieben Gattungen vertreten, deren Unterscheidung durch nachfolgende Uebersicht erleichtert werden mag: 1. Vorderbeine mit vier, Hinterbeine mit fünf Zehen . . . . Alle Beine vierzehig. Zunge hinten und an den Seiten frei. Gaumenzähne in zwei vorn parallelen, hinten winkelig aus- einander tretenden Längsreihen. Körper schlank, Schwanz lang und dünn... . . 22.20.20. 6. Gatt. Salamandrina 2. Gaumen nur mit zwei von vorn nach rückwärts ziehenden Zahnreihen *) *) Wenn auch die Gaumenzähne sehr klein und unscheinbar sind, so treten sie doch dadurch, dass sie auf zwei erhabenen Knochenleisten stehen, meist ziem- lich deutlich hervor. Sollten sie, was übrigens nur selten der Fall ist, schwer zu sehen sein, so genügt es, das Thier 1 bis 2 Stunden im Trocknen liegen zu lassen, wo dann durch Zurücktreten der Weichtheile die die Zähne tragenden Knochenleisten bald sehr scharf und deutlich sichtbar werden. Uebrigens führt das Betupfen der betreffenden Mundstelle mittelst eines in Aetzkalilösung getauchten Pinsels noch schneller zum Ziele. Schreiber, Herpetologia europaea. 2 Fitz. [sb] 18 Salamandrina. Gaumen mit zwei hinter den inneren Nasenlöchern vorbei- ziehenden Querreihen und ausserdem noch mit zwei im hinteren Theile des Gaumens stehenden Längsgruppen von Zähnen. Zunge pilzförmig, rund herum frei, in der Mitte auf einem centralen Stiele befestigt. Schwanz drehrund, etwas kürzer als der Körper. Zehen am Grunde mit schwachen Spann- häuten. „. ;;\.. . 2... 0....4. Gatt. Spelerpes . Zunge deutlich al et KR gross, an ihren Rändern wenigstens theilweise frei Zunge sehr klein, knopfförmig, mit ar ganzen Unterfläche an den Boden der Mundhöhle festgewachsen, ohne Spur eines freien Randes. Gaumenzähne in geraden, nach vorn kaum die inneren Nasenlöcher erreichenden Reihen. Körper plump, gedrungen. Schwanz kurz und auffallend dick, an der Wur- zel fast drehrund, nach hinten deutlich zusammengedrückt. . 5. Gatt. Bradybates A Gaumenzähne i in S-förmig geschwungenen Reihen r in ziemlich geraden, entweder mehr weniger pa- rallelen oder nach hinten auseinander tretenden Reihen . Zunge vorn angeheftet und ausserdem noch in der Mitte an einem langen dünnen Stiel befestigt. Gaumenzüähne nach vorn zu die inneren Nasenlöcher nicht überragend. Parotiden feh- lend. Schwanz meist bedeutend länger als der schlanke, fast cylindrische Körper . . “20.0.8. Gatt. Chioglossa Zunge längs ihrer ganzen Mittellinie durch ein Längsband än den Boden der Mundhöhle befestigt. Gaumenzähne die inneren Nasenlöcher nach vorn zu meist deutlich überragend. Paro- tiden stark wulstig hervortretend. Schwanz den ziemlich plum- Tsch. 5 6 Barb. pen Körper an Länge niemals übertreffend 7.Gatt. Salamandra Laur. . Gaumenzähne in deutlichen, entweder grösstentheils parallelen, meist aber ganz oder theilweise nach hinten divergirenden, die inneren Nasenlöcher nach vorn zu nicht überragenden Reihen. Zunge meist nur an den Seiten frei. Schwanz etwa körper- Mar. nie nnd. Gakk Martan Gaumenzähne in Er ek en, von einander ziemlich entfernten, fast parallelen, die inneren Nasenlöcher nach vorn zu den Reihen. Zunge vorn angeheftet, hinten und seitlich frei... Schwanz meist länger als der mit erhabenen Laur.1 Körnern oder Warzen besetzte Körper . 2. Gatt. Pleurodeles Mich. 19 1. Gatt. Triton. Laurenti Synops. reptil. pag. 37, VI (1768). Molge Merrem Syst. amphib. pag. 185. 9 (1820). Oiacurus Leuckart Isis XIV, pag. 260. 3 (1821). Dentium palatinorum series ultra nares internas non pro- longatae. Lingua medioeris, lateribus libera. Cauda compressa, anceps, corpori longitudine fere aequalis. Der Körper ist gestreckt, ziemlich schlank, der Rumpf in der Mitte namentlich bei Weibchen oft schwach bauchig erweitert. Der mittelgrosse Kopf ist an der Schnauze bald stumpf froschartig zu- gespitzt, bald breit krötenartig gerundet. Die Augen sind ziemlich gross und meist deutlich vorstehend, mit goldener oder metallisch gelber Iris. Die Ohrdrüsen sind im Leben kaum sichtbar, treten jedoch bei einigen Arten nach längerem Liegen im Weingeist be- sonders nach hinten zu oft ziemlich deutlich hervor. Die mässig grosse Zunge ist meist rundlich oder eiförmig, nur ausnahmsweise rhombisch und stets mit der Mittellinie ihrer Unterseite derart an den Boden der Mundhöhle festgewachsen, dass sie gewöhnlich nur an den Seiten, selten auch am Hinterrande frei ist. Bei manchen Arten ist sie nach rückwärts in einen kurzen, stielartigen Anhang verschmälert, der unter eine scheidenartige Hautfalte hineinreicht. Die Gaumenzähne bilden stets zwei ziemlich gerade oder kaum merkbar geschwungene Reihen, die etwa von den inneren Nasen- löchern beginnend nach rückwärts ziehen, und meist nach hinten zu bald mehr, bald weniger divergiren, oft aber auch in einem grösseren oder geringeren Theil ihrer Erstreckung ganz oder nahezu parallel sind. Die Kehlfalte ist entweder deutlich vorhanden, kann aber auch mitunter ganz fehlen. Der etwa körperlange Schwanz ist am Ende stets zugespitzt, von den Seiten mehr weniger stark zusammengedrückt, am Ober- und Unterrande wenigstens in seinem hinteren Theile immer scharf und schneidig. Die Beine sind mittel- mässig, die hinteren manchmal zwar nicht stark, aber doch deutlich verlängert, die vorderen mit vier stets freien, die hinteren mit fünf, bei Männchen zur Brunstzeit manchmal mit Hautsäumen oder Schwimmhäuten versehenen Zehen. Die Haut ist entweder voll- kommen glatt, oft aber auch durch hervorragende Körner und War- zen mehr oder weniger rauh und uneben. Die Oberseite des Kopfes zeigt häufig vertiefte Drüsenpunkte, die namentlich bei Weingeist- exemplaren deutlich hervortreten und gewöhnlich in unregelmässige Das 30 Salamandrina. Längsreihen geordnet sind. Solche Punktreihen sind besonders von der Schnauzenspitze über die Augen hin, sowie auch in der Zügel- gegend (zwischen Nasenloch und Auge) bemerkbar. Bei den meisten Arten besitzt das Männchen zur Paarungszeit einen bald niederen, häufig aber auch sehr hohen Hautkamm, der auf oder hinter dem Kopfe beginnend über die Mittellinie des Rückens hinzieht, und entweder mit oder ohne Unterbrechung auf den Schwanz fortsetzt, demselben dann eine breite Lanzettform er- theilend. Der freie Rand dieses Kammes kann entweder ganz, oder auch, namentlich am Rücken, mehr oder weniger ausgeschnitten, gewellt oder gezackt sein. Auch zeigt sich im männlichen Ge- schlechte die Cloake zur Paarungszeit an den Rändern stark wulstig verdickt und angeschwollen, manchmal in einen an der Spitze ge- öffneten, kegelförmigen Fortsatz ausgezogen. Alle Tritonen legen ihre Eier einzeln ins Wasser, zwischen mit den Hinterbeinen zusammengebogene und durch einen aus der Cloake abgesonderten Schleim aneinander geklebte Blätter. Nur in der Gefangenschaft kommt es vor, dass sie ihren Laich manchmal in kurzen Schnüren absetzen, was namentlich dann der Fall ist, wenn ihre Behältnisse keine Pflanzen enthalten. Die Laichzeit dauert im Allgemeinen sehr lange, ist übrigens bei verschiedenen Arten und selbst bei einer und derselben Species nach Klima und Standort verschieden. Da die Thiere das Ende ihrer Entwicklung meist erst im Spätsommer erreichen, so bringen sie das erste Jahr ihres Lebens fast ausschliesslich im Wasser zu. Die ausgebildeten Tri- tonen verlassen jedoch häufig schon nach der Brunstzeit, ausnahms- los im Herbste das Wasser, um sich am Lande unter grösseren Steinen, Moos, umgestürzten Baumstrünken und dergleichen zu ver- kriechen, welche Schlupfwinkel sie während der kalten Jahreszeit auch als Winterquartiere benutzen, im Sommer jedoch des Abends und namentlich des Morgens verlassen, um am Lande nach Nahrung auszugehen. Alle Arten sind, namentlich im erwachsenen Zustande, gewaltige Räuber, welche sich nicht nur von Krustenthieren, Wür- mern, Insecten und dergleichen nähren, sondern auch verhältniss- mässig grosse Thiere, ja ihre eigenen Jungen sowie kleinere Gattungs- verwandte überfallen und ganz verschlingen. Leiden sie an Nah- rung Mangel, so fallen sie sich auch gegenseitig an, beissen sich die Schwänze ab oder verstümmeln sich in anderer Weise. Uebrigens werden verloren gegangene Theile durch die mitunter sehr grosse Reproductionskraft dieser Thiere oft bald wieder ersetzt, obwohl sich in dieser Hinsicht die einzelnen Arten sehr verschieden ver- halten; denn während z.B. bei Triton eristatus in Verlust gerathene Schwanz- oder Kammstücke, ganze Gliedmaassen und selbst das Auge Triton. 21 in verhältnissmässig kurzer Zeit wieder ersetzt werden, ist dies bei Triton alpestris gewöhnlich selbst mit ganz unbedeutenden Ver- letzungen nicht der Fall. Was die Unterscheidung der Arten anbelangt, so bieten die Tri- tonen wohl unter allen Amphibien die grössten Schwierigkeiten, indem sie nach Geschlecht und Alter, Standort und Jahreszeit so unzählige Verschiedenheiten zeigen, dass man bei vielen ausser der, obwohl nicht absolut, so doch wenigstens innerhalb gewisser Grenzen gleich- bleibenden Zahnstellung und Zungenform fast vergebens nach einem Merkmale sucht, welches unter allen Umständen zur sicheren Unter- scheidung derselben dienen kann. Denn so charakteristisch und leicht kenntlich sie auch fast immer im Frühjahre sind, wo sie im Hochzeitskleide in ihrer vollsten Entwicklung und Farbenpracht dastehen, so schwierig wird die Bestimmung oft, wenn das Thier diese Periode hinter sich hat, und mit einer ganz anderen Lebens- weise zugleich eine völlig verschiedene Tracht erlangt hat. Aber auch während der Laichzeit selbst ist wenigstens die Färbung und Zeichnung häufig schon so veränderlich, dass man bei manchen Arten unter bedeutenden Mengen oft kaum zwei Stücke findet, die einander in jeder Hinsicht vollkommen gleichen. Auch hat man es hier fast niemals mit ständigen Varietäten zu thun, da diese Aende- rungen an einem und demselben Thiere fast unter dem Auge des Beobachters vor sich gehen, indem die unter der Haut befindlichen Farbezellen, in gleicher Art wie bei manchen Reptilien, in kürzester Zeit oft einen gänzlichen Farbenwechsel hervorbringen. Im Allge- meinen sind die Farben zur Brunstzeit heller und lebhafter, während sie nach der Laichzeit meist dunkler und unscheinbarer werden, was gewöhnlich noch im höheren Maasse der Fall ist, wenn das Thier das Wasser verlassen hat und am Lande unter veränderten Verhältnissen sein Dasein fristet. Doch ist auch manchmal gerade das Umgekehrte der Fall, indem es Arten giebt, die am Lande viel lebhafter gefärbt sind, als im Wasser, wie denn überhaupt die Trübung der Grund- farbe nnr auf die Oberseite beschränkt ist, während sich die Farbe der Unterseite gewöhnlich in dem Grade erhöht, als die der Ober- seite unreiner und unscheinbarer wird. Aber nicht nur die Fär- bung, sondern auch der ganze Habitus ist ausser der Paarungszeit von der Hochzeitstracht bedeutend verschieden, was namentlich da- durch herbeigeführt wird, dass sich die zur Laichzeit entwickelten Kämme und anderweitigen Hautanhänge zurückbilden, wodurch na- mentlich die so charakteristische Lanzettform des Schwanzes oft gänzlich verloren geht. In seltenen Fällen kommt es vor, dass die Männchen auch nach der Paarungszeit den Kamm noch längere Zeit behalten; sehr aus- 99 Salamandrina. nahmsweise trifft es sich, dass auch geschlechtsreife Thiere die Kie- men nicht verlieren, und dann noch zu einer Periode in der Larven- form angetroffen werden, wo die anderen Individuen bereits ihre vollendete Entwicklung erreicht haben. Solche Fälle wurden bei- spielsweise an Triton alpestris*) und taeniatus **) beobachtet. Die Gattung Triton wurde namentlich von Gray ***), Dug£sy) und Anderen in mehrere Gattungen zerrissen, die aber, da sie durch- aus auf sehr veränderliche, zum Theil auch ganz untergeordnete, höchstens specifische Merkmale basirt sind, wohl keine nähere Be- rücksichtigung verdienen. Die nachfolgende Zusammenstellung mag die Bestimmung der in unser Faunengebiet gehörenden Arten erleichtern : 1. Rumpf den Kopf an Länge um mehr als das Doppelte über- treffend. Zunge nur an den Seiten frei. Cloake stets längs- gespalten, bei dem meist mit einem Rückenkamm versehenen Männchen zur ie stark wulstig verdickt oder ange- schwollen . . . . Rumpf höchstens von nal Konlaune. unge seiilighe ad hinten frei. Cloake des erwachsenen Thieres namentlich zur Paarungszeit stark kegelförmig nach hinten vorstehend, mit an der Spitze dieses Kegels gelegener, rundlicher Oeffnung. Hinter- schienen des Weibchens nach aussen gegen die Fusswurzel zu in eine dreieckige oder spornartige Ecke erweitert. Haut durch eingestreute, meist ziemlich spitzige Körner bald mehr bald weniger rauh . . . . ei Pla yeepHle 2. Zahnreihen des Gaumens en von der Mitte ihrer Er- streckung nach hinten zu sehr deutlich auseinandertretend . Zahnreihen des Gaumens in ihrer ganzen Erstreckung nahezu parallel, nur an ihrem äussersten Ende ganz wenig divergirend. Zunge ziemlich kreisrund. Haut weich, porös und schwammig, durch zahlreiche Körner oder Warzen rauh und uneben. Pa- rotiden nach hinten zu meist etwas hervortretend. Männchen zur Brunstzeit mit hohem, über der Schwanzwurzel unter- brochenem, unregelmässig gezacktem Rückenkamm. Bauch ge- wöhnlich lebhaft gelb, mit grossen, scharf abgehobenen schwarzen Flecken „... ne serien 3. Rücken ziemlich Hash, seine n Boikanı als ERRREER Längskanten vortretend. Kehlfalte meist verwischt. Haut glatt. Hinter- *) Filippi, Mem d. reg. Acad. d. Science Turino, XXI, pag. 65 (1864—65). **) Jullien, Compt. rend. de l’Acad. de Paris, LXVIII, pag. 938—39 (1869). „*#) Catalogue of the specim. of Amphib. in the Collect. of the Brit. Mus. (London 1850). T) Les Urodeles de France. Ann. science, natur., 13. ser., XVII (1852). Grvh. 3 Laur. Triton. 23 füsse des Männchens zur Brunstzeit mit Hautsäumen oder Schwimmhäuten. Kopf häufig mit dunklen Längsbinden, von - denen namentlich eine durch das Auge ziehende fast immer vorhanden ist . . . .» 4 Rücken vollkommen gerundet, dee Be PERL Täisten- artig vortretend. . . . . ‚ ; 5 4 Gaumenzähne nach rückwärts nur ai era! Kopf mit sehr deutlichen Porenreihen. Schwanz einfach zugespitzt. Männchen zur Paarungszeit mit deutlichem, über der Schwanz- wurzel nicht unterbrochenem Rückenkamm und mit Hautsäumen gelappten Hinterzehen. . . . . 2... taeniatus Schnd. 24 Gaumenzähne nach rückwärts stäseı divergirend. Kopf mit gewöhnlich kaum bemerkbaren Porenreihen. Schwanz nament- lich zur Brunstzeit mit aus seinem Ende scharf abgesetzt her- vorragender, fadenförmiger Spitze. Männchen mit schwach erhabener Rückenleiste und zur Paarungszeit durch Schwimm- häute verbundenen Hinterzehen . . . . . . helveticus Raz. 31 5. Körperhaut vollkommen glatt. Kehlfalte kaum ausgesprochen 6 5 mehr weniger rauh, warzig oder gekörnt. Kehl- falte meist gut ausgeprägt . . . -» 9 6. Gaumenzähne nach hinten nur mässig En ea alraäkig den girend. Männchen zur Paarungszeit mit stets deutlichem und meist sehr hohem Rückenkamm . . \ vu; Gaumenzähne nach hinten stark end Kan düs Männ- chenssiehlend. oder niedrig.’ uch isn ee 8 7. Kopf mit sehr deutlichen Porenr ehem”. . a | „ selbst unter der Lupe kaum mit einer von Foren. Beine lang und schlank, von den Seiten stark zusammenge- drückt, an den hinteren beim Männchen die Fusswurzel und die sehr verlängerten Zehen stark abgeplattet, ihre Schienen am Hinterrande mit bogigem, bis auf den Daumen reichenden Hautsaum. Rückenkamm sehr hoch, spitz dreieckig gezähnt, über der Schwanzwurzel bedeutend erniedrigt. Körperseiten nach unten zu mit hellem, schwarz gesäumtem Streifen vittatus Jen. 8. Schwanz mit aus seinem Ende scharf abgesetzt hervorragender, fadenförmiger Spitze, Augen re mit dunkler Längs- binde durchzogen . . 4 Schwanzende allmälig BR en Ares a Binde, Zunge fast kreisrund, nach vorn ziemlich verdickt, nach hin- ten in einen kurzen, stielartigen, in eine Scheide zurückgezo- genen Anhang verschmälert. Männchen mit sehr niedrigem, durchaus gleich hohem, über der Schwanzwurzel nicht unter- brochenem Kamm. Körperseiten fast immer mit einer Reihe [060] u Salamandrina. schwärzlicher, auf einem hellen Streifen stehender Punkte. Bauch gewöhnlich einfarbig, safrangelb . . . . alpestris Laur. 9. Kehlfalte kaum bemerkbar, Haut ziemlich glatt und nur durch ; kleine, mehr weniger dicht stehende Körner fein chagrinirt. Parofaden ‚nicht «bemerkbar; 4, 42.5 main. ba Kehlfalte meist sehr deutlich. Haut sehr porös, weich und schwammig, durch zahlreiche, ziemlich grobe Körner und Warzen stark rauh und uneben. Parotiden nach hinten zu schwach hervortreteng. 1, D5t1al ste ger N 10. Kopf kurz. Schnauze platt, stumpf zugerundet, Gaumenzähne nach rückwärts nicht über die Mitte des Kopfes verlängert. Männchen zur Paarungszeit mit im Nacken beginnendem, hohem, welligem Rückenkamm, Oberseite mit scharfabgehobenen dunklen Flecken, Unterseite mit weissen, zerstreuten Punkten marmoratus Ltr. Kopf mehr länglich. Schnauze oben convex. Gaumenzähne nach rückwärts weit hinter die Mitte des Kopfes verlängert. Männ- chen zur Paarungszeit mit hohem, vor den Augen beginnendem, schwach gezähneltem Rückenkamm. Flecken der Oberseite vom Grunde nicht scharf abgehoben ; Unterseite orange, mit rund- lichen, schwarzen Flecken . . . 2 2. ...2°2..0 Biasii delIsl D . 1. Triton taeniatus: Dentium palatinorum series postice modice divergentes. Cuput pororum seriebus valde distinelis. Cauda sensim acuminata. Cutis glabra. — Long. 6°3—7°5 cm. Lacerta maculata Shaw Gener. zool. III, pag. 304, tab. 83 (Lac. punctata), 1802. — Lacerta taeniata Wolf in Sturm’s Fauna III, tab. a, b, ce (1828). — Molge taeniata Gravenh. Delic. mus. zool. Vratisl. I, pag. 76, 1, tab. XI, fie. 1-5, tab. XI, fig. 1 (1829). — Triton aquaticus Flem. Brit. anim. pag. 158, 7 (1838). — Triton lobatus Tschudi Classificat: Batrach. pag. 95 (1839). — Lisso- triton punctatus Bell Brit. rept. pag. 132, ce. .fig. (1839). — Lo- phinus punetatus Gray Catal. of amph. II, pag. 27, 1 (1850). — Triton punetatus Dum. Bibr. Erp. gen. IX, pag. 141, 5 (1854) mas. Olivaceus vel brunmeus, maculis rotundis nigris undique sparsus; capite taeniis nigris antice convergentibus notato; erista dorsali valde elevata a cervieibus usque ad candae apicem non inter- rupta; digitis posticis lobatis. Triton parisinus Laur. Synops. reptil. pag. 40, 45 (1768). — La- certa palustris Razoum. hist. nat. Jorat, pag. 109, 18 A (1789). — Gekko triton Meyer Synops. reptil. pag. 24, 6 (1795). — Sala- mandra taeniata Schneid. histor. amphib. I, pag. 58, 3 (1799). — Lacerta triton Retz. fauna suec. I, par. 288 (1800). — Sala- mandra punctata Latr. Salam. d. France pag. 31 et 53, 6, tab. VI, Triton. e 25 fig. 6, A, B (1800). — Lacerta aquatica Shaw Gener. zool. II, pag. 298, tab. 83 (1802). —Salamandra elegans Daud. hist. nat. rept. VIII, pag. 255 (1803). — Molge punctata Merr. Syst. amphib. pag. 186, 4 (1820). — Triton nyethemerus Bonap. Icong. fauna ital. tab. fig: 5 (1832). — Lissotriton palmipes Bell Brit. rept. pag. 139, c. fig. (1839). fem. Livida vel grisescens, dorso ad latera fusctis undulatis notato ; corporis maculis capitisque taeniis paullum conspieuis; erista dorsali obsoleta ; digitis postieis simplieibus. Lacerta vulgaris Linne Syst. nat. pag. 206, 25 (1758). — Tri- ton palustris Laur. Synops. reptil. pag. 39, tab. IV, fig. 2 (1768). — Salamandra palustris Schneid. hist. amphib. I, pag. 60, 4 (1799). — Salamandra abdominalis Latr. Salam. de France pag. 29 et 50, tab. 5, fig. 4 (1800). — Molge cinerea Merr. Syst. am- phib. pag. 185, 3 (1820). — Salamandra Lacepedii Andızejowsky Mem. soc. imp. nat. Moscou. II, pag. 345, 4 (1832). — Triton vul- garis Flem. Brit. anim; pag. 158, 8 (1838). juv. Cervino fuscus, subtus flavescens, in medio aurantiacus, punctis nigris raris adspersus. (Cauda corpore breviori ad basin tereti apice subcompressa, acie inferiore miniata. Salamandra exigua Laur. Synops. reptil. pag. 41, 58, tab. II, fig. 4 (1768). — Lacerta Salamandra & Gmel. Linn. syst. nat. I, pag. 1067 (1790). — Triton abdominalis Bibr. Bory Exped. seientif. Moree. III, tab. XV, fie. 4, 5 (1832). var. Crista humili, integerrima, dorso ad latera linea elevata instructo ; corpore maculis minoribus erebrioribusque ürregulariter sparso. Der Körper ist im Allgemeinen ziemlich schlank, der Kopf mehr froschartig und meist nicht so platt und stumpf als bei den anderen Arten. Die Oberlippe ist beiderseits in sehr sanftem Bogen nach abwärts erweitert, den entsprechenden Rand des Unterkiefers mehr weniger be- deckend. Der Kopf zeigt jeder- seits eine unregelmässige Doppel- reihe sehr deutlich vertiefter Drüsenpunkte, deren eine von der Schnauzenspitze zur oberen Augengegend hinzieht, während die andere den Raum zwischen Auge, und Nasenloch an den Kopfseiten ausfüllt. Die Zunge ist ziemlich klein, dick und ge- Triton taeniatus Schnd. a Schwanzspitze, 5 Hinterfuss des ; brünstigen &. wölbt, im Leben von rundlicher 96 Salamandrina. Gestalt, bei Weingeiststücken durch Einschrumpfung oft mehr rhom- bisch. Der Hintertheil der Zunge ist in einen mehr weniger deut- lichen stielartigen Anhang fortgesetzt, der in eine vom Boden der Mundhöhle abgehobene, scheidenartige Hautfalte hineinreicht. Die Gaumenzähne stehen in zwei nach rückwärts nur mässig auseinander tretenden Reihen, die zusammen etwa die Figur eines umgekehrten, engen V bilden. Die Kehlfalte ist kaum merkbar. Bei der Stamm- form zeigt sich der Rumpf im wohlgenährten Zustande oben voll- kommen gerundet, ohne Spur von erhabenen Längskanten; im Früh- jahre, gleich nach dem Erwachen aus dem Winterschlafe, oder auch sonst bei schlechter Ernährung machen sich jedoch zwei längs der Seiten des Rückens hinziehende Kanten bald mehr, bald weniger bemerkbar, welche Kanten bei südlichen Varietäten überhaupt sehr häufig vorkommen, und oft in Gestalt stark erhabener, wulstartiger Leisten sehr stark hervortreten. Der Schwanz ist nach rückwärts sehr allmälig in eine feine, oft lange Spitze ausgezogen, die jedoch von seinem Ende niemals scharf abgesetzt ist, wie bei der folgenden Art. Die Haut ist meist ganz glatt. Die Färbung ist im Allgemeinen oben mehr weniger braun oder olivengrün, bald mehr ins Gelbe, bald mehr ins Graue oder selbst ins Schwärzliche geneigt, die Seiten des Körpers nach unten weissgelb, nicht selten schwach silberglänzend,, der Bauch in der Mitte fast immer, und oft sehr intentiv orange; nur selten erscheint die Unterseite weiss, wo sie dann in der Regel mit einem zarten Silberglanz übergossen ist. Die Grundfarbe ist entweder durch schwarze, meist rundliche Flecken, oder durch längs der Rücken- seiten hinziehende dunklere Wellenstreifen unterbrochen; der Kopf zeigt fast immer schwärzliche Längsbinden, wovon wenigstens eine durch das Auge ziehende sehr beständig ist. Die Iris ist goldfarben. Uebrigens ist die Färbung der Thiere nach Geschlecht und Alter, sowie nach Jahreszeit und Aufenthalt ungemein verschieden, und während ältere Männchen, und namentlich solche, die in der Brunst sind oder in grösseren Gewässern leben, meist ein sehr gesättigtes Olivengrün zeigen, sind Exemplare, die in seichten Pfützen wohnen oder gefangen in kleineren Gefässen gehalten werden, gewöhnlich hell gelblich oder bräunlich gefärbt. Ja Stücke, die längere Zeit unter Steinen verborgen waren, erscheinen oft nahezu ganz farblos oder nur mit einem schwachen grauen Anflug. Die bräunliche Fär- bung ist besonders bei Weibchen und ein- bis zweijährigen Jungen vorherrschend und oft bis ins Röthliche oder Zimmtfarbige gestei- gert, aber stets von der eigenthümlich gewässerten dunklen Rücken- zeichnung begleitet, die für das weibliche Geschlecht dieser Art be- zeichnend ist. Triton. 97 Im Frühjahre besitzt das erwachsene Männchen einen schon im Nacken beginnenden Kamm, der sich bei der Stammform zur Brunstzeit zu einer. sehr hohen, am freien Rande ausgekerbten Flatterhaut entwickelt, von vorn nach rückwärts allmälıg an Höhe zunimmt, hinter dem Rumpfende seine grösste Ausbildung erreicht, und ohne Unterbrechung auf den Schwanz fortsetzt, der dadurch eine um so breitere Lanzettform erhält, als auch seine Unterseite mit einem seicht gewellten Hautsaume versehen ist. Die Hinter- zehen sind dann mit deutlichen Hautlappen umgeben, so dass hier- durch die Füsse einige Aehnlichkeit mit der Fussbildung gewisser Vögel, namentlich der Steissfüsse (Podiceps), erhalten. Doch sind diese Hautsäume nur an der Aussenseite der Zehen wohl entwickelt, während sie nach innen zu meist nur sehr schwach oder auch gar nicht ausgebildet erscheinen. Zu dieser Periode sind die Zehen dieser und zweier folgender Arten noch dadurch ausgezeichnet, dass sich ‘an der Spitze derselben höchst eigenthümliche Bildungen erzeugen, welche aus Büscheln feiner, blasiger Borsten bestehen *). Der Kör- per zeigt oben, und fast immer auch unten bald mehr, bald weniger runde, schwärzliche Flecken, die entweder alle ziemlich gleichgross und oft in Längsreihen geordnet, manchmal aber auch von ver- schiedener Grösse und ganz unregelmässig gestellt sind. In den meisten Fällen sind diese Flecken von einander vollkommen getrennt, und nur sehr ausnahmsweise fliessen sie, namentlich gegen den Bauch zu, in mehr oder weniger unterbrochene Längsstreifen zu- sammen. Bei Weingeistexemplaren treten, wegen der im Alkohol stark verbleichenden Grundfarbe, diese Flecken stets viel schärfer hervor, als im Leben. Die Mitte des Unterleibes ist bald mehr, bald minder lebhaft orange, welche Farbe längs der mehr weniger schwarzen Cloake auf den Schwanz übergeht und dessen untere Schneide in grösserer oder geringerer Erstreckung, doch nie bis zur Spitze, färbt. Unmittelbar darüber befindet sich zur Brunstzeit ein bläulicher Streifen, der nach oben zu in eine breite, weissliche, fast silber- oder perlmutterglänzende Binde übergeht, welche die ganze Mitte des Schwanzes durchzieht. Letztere Binde ist entweder ganz, oder auch durch dazwischen liegende schwärzliche Flecken stellen- weise unterbrochen. Auch zeigt der untere Hautsaum des Schwanzes fast immer eine schwarze Fleckenreihe, was gewöhnlich auch mit dem Rückenkamm an der Spitze der Kerben der Fall ist. Der Kopf *) Es unterliegt wohl keinem Zweifel, dass es diese Gebilde sind, welche Schneider’ veranlassten, in seiner sonst ganz guten Beschreibung des Triton tue- niatus (hist. amphib. I, pag. 58, 3) dieser Art den Besitz von Nägeln zuzuschrei- ben. — Diese Bildungen finden sich auch bei Triton helveticus Razoum. und alpestris Laur. 28 Salamandrina. zeigt in der Regel fünf übrigens ziemlich veränderliche dunkle Längsbinden, die an der Schnauzenspitze entspringend in divergi- render Richtung nach rückwärts ziehen, und- wovon die mittlere öfters fehlt, während die beiden äussersten, die durch das Auge ziehen, am beständigsten sind und oft noch auf die Halsseiten fort- setzen. Desgleichen sind die Kieferränder fast immer und meist sehr scharf schwarz gesäumt oder gefleckt, welche Farbe in der Regel auch die Schwimmlappen und Spitzen der Hinterzehen zei- gen. — Nach der Laichzeit verlässt das Männchen das Wasser, der Kamm bildet sich zurück und die Fusslappen verschwinden. Der ganze Körper wird dann mehr mager und kantig, die Farbe heller oder dunkler braun, die Haut zieht sich zusammen und lässt dann namentlich an den Leibesseiten zahlreiche kleine Wärzchen deutlich hervortreten; der Schwanz wird dann fast rund, der blaue Seiten- streifen erscheint gesättigter, das Orange seiner Unterschneide stei- gert sich fast zum Roth, während das der Bauchmitte verblasst. Das in der Regel etwas grössere Weibchen ist viel weniger schlank, mit mehr diekem, aufgetriebenem Bauche. Ueber der Rücken- mitte findet sich statt des Kammes eine feine, erhabene Leiste. Der Schwanz ist zwar seitlich auch noch stark zusammengedrückt, doch gegen die Basis hin ziemlich deutlich gerundet, und erscheint wegen des nur sehr wenig entwickelten Flossensaumes viel niedriger und daher verhältnissmässig länger als im männlichen Geschlechte. Die Hinterzehen zeigen keine Spur von Hautlappen. Die Färbung ist in der Regel viel heller, gewöhnlich licht olivengrün oder bräunlich, oft auch ins Gelbe oder Graue ziehend, nach den Seiten zu weiss- gelb und oft goldglänzend. Fast immer verlaufen längs der Seiten der öfters helleren Rückenmitte zwei wellige, oder nach aussen ge- zackte, ‚dunklere Längsbinden, die meist auch auf den Schwanz fort- setzen. Das meist nicht sehr intensive Orange der Unterseite ist meist schmäler, an der Cloake unterbrochen, diese selbst am Rande strahlig gerunzelt, von heller, oder am Umfange schwärzlicher Fär- bung. Die beim Männchen so bezeichnenden schwarzen Flecken fehlen meist ganz, sind aber oft durch zahlreiche, kleine, dicht ge- stellte Punkte ersetzt, welche der ganzen Oberseite ein gesprenkeltes Aussehen verleihen, am Bauche jedoch in der Regel nur sehr zer- streut stehen, ja hier mitunter selbst ganz fehlen. In seltenen Fäl- len kommt es vor, dass die Punkte der Oberseite zu zackigen Binden und Schnörkeln zusammenfliessen. Die Kopfbinden sind meist nur angedeutet oder auch ganz fehlend, nur die durch das Auge ziehende gewöhnlich ziemlich deutlich, die Kehle häufig mit sehr feinen, schwärzlichen Punkten gesprenkelt. Die Länge des erwachsenen Thieres beträgt 2"/,, selten 3 Zoll. Triton. 239 In der Jugend unterscheiden sich die beiden Geschlechter nur wenig. Die ganze Oberseite ist in diesem Alter ocker- oder röthlich- gelb, zu beiden Seiten des Rückens mit meist ziemlich deutlicher, dunkler Wellenlinie. Die Kopfbinden sind bald mehr, bald weniger kenntlich, die Oberseite des Männchens hier und da mit zerstreuten dunklen Flecken oder Punkten. Der Bauch ist gelblich oder rost- farben, in der Mitte häufig lebhaft orange und fast immer mit klei- nen dunklen Punkten bald dichter, bald sparsamer gesprenkelt. Der Rücken zeigt eine kaum merkbare, längliche Hauterhebung und der dem Körper an Länge nachstehende Schwanz ist in beiden Ge- schlechtern mit kleinen dunklen Punkten und Linien gezeichnet, an der Wurzel gerundet, weiter nach hinten jedoch seitlich zusammen- gedrückt, bei dem etwas helleren Weibchen an der Unterschneide leicht gezähnelt, seine Oberseite stumpfer als beim Männchen. — Junge Thiere finden sich gewöhnlich unter Steinen, trocknen Kuh- fladen, in Erdlöchern und dergleichen, in den frühen Morgenstunden oder Abends auch häufig am Boden herumkriechend. Die im südlichen Ulyrien, in Istrien und Dalmatien vorkommen- den Stücke sind von der Stammform durch einen viel niedereren, stets vollkommen ganzrandigen Rückenkamm, sowie durch die an den Rückenseiten hinziehenden, oft stark leisten- oder selbst wulst- artig hervortretenden Längskanten sehr ausgezeichnet. Auch sind bei dieser Varietät die Männchen gewöhnlich mit mehr kleinen, aber oft sehr zahlreichen schwarzen Flecken meist ziemlich unregel- mässig besetzt, und die blaue Schwanzbinde ist zur Brunstzeit nur schwach entwickelt. Durch diese Merkmale wird diese Form der nachfolgenden Art oft sehr ähnlich, ist aber doch immer durch die Stellung der Gaumenzähne, sowie durch die Schwanz- und Zehen- bildung sicher zu bestimmen. Die Porenreihen des Kopfes, obwohl für diese Art im Allgemeinen sehr beständig, sind doch zu ihrer sicheren Erkennung kein vollkommen verlässliches Merkmal, da sie ausnahmsweise auch bei der folgenden Species sehr ausgeprägt vor- kommen. ! Die Larven, welche sich durch ıhre zarte und schlanke Gestalt auszeichnen, haben eine hell olivenbraune Färbung und sind am Schwanze mit feinen schwarzen Punkten ziemlich sparsam besetzt. Eine aus gelben Punkten gebildete Längslinie verläuft über die Seiten des Körpers, biegt sich am Schwanze in die Höhe und setzt bis zu dessen Spitze fort. Diese Art ist bis auf die neueste Zeit vielfach mit der folgen- den vermengt oder verwechselt worden, unterscheidet sich jedoch ausser den bereits angeführten Merkmalen namentlich im männlichen Geschlechte durch meist grössere, weniger zahlreiche und gewöhn- 30 Salamandrina. lich auch ziemlich regelmässig gestellte Flecken, die selbst am Bauche nur selten ganz fehlen. Auch sind die Kopfbinden deutlicher, der Schwanz länger, der Körper schlanker und in der Regel auch etwas kleiner als bei der folgenden Species. Aus den letztgenannten Gründen lässt sich auch die geogra- phische Verbreitung dieser Art mit Sicherheit schwer feststellen, doch scheint ihr Vorkommen in Europa ein ziemlich ausgedehntes zu sein. Nach Cooke ist taeniatus in Grossbritannien der gemeinste Triton, und findet sich nach Thompson *) auch in Irland. In Skan- dinavien führen ihn Linne und Nilson an. Von hier erstreckt sich seine Verbreitung über Dänemark nach Holland und Belgien (Schlegel!), von wo aus er nach Frankreich übertritt, woselbst er nach Latreille fast allenthalben häufig ist, und nach Süden die Pyrenäen überschreitend auf die iberische Halbinsel übergeht, wo er sich nach Argas noch umToledo und nach Böttger auch in Portu- gal findet. In der südlichen Hälfte der Halbinsel scheint er jedoch zu fehlen, wenigstens habe ich über sein Vorkommen daselbst kei- nerlei Angaben gefunden. Von Frankreich tritt die Art nach Osten über den Jura, wo sie sich nach Razoumowsky ebenfalls findet, in die Schweiz über, von wo aus sie dann südlich nach Italien geht. Doch scheint unser Triton hier nicht überall vorzukommen, da er 2. B. bei Genua nicht angegeben wird, während er im Venezianischen und der Lombardei häufig ist (de Betta!), und wohl auch vielleicht noch im südlichen Italien vorkommen dürfte, obwohl er auf allen Inseln höchst wahrscheinlich fehlt. Von Norditalien zieht sich das Thier noch in einzelnen Ausläufern bis Südtirol, woselbst es nach Gredler ‚noch, wenn auch sehr selten, vorkommt, während es in den anderen Theilen dieses Landes vollkommen fehlt. Sehr ver- breitet ist Triton tueniatus über das ganze mittlere Europa, wo er wohl in ganz Deutschland und Oesterreich, sowie auch in Ungarn vorkommt, und nach Süden durch Illyrien, Istrien und Dalmatien (in der oberwähnten Varietät) allenthalben zu finden ist, von wo er dann weiter nach Griechenland vordringt. Gegen Osten zu er- streckt sich die Art ferner über die Karpathen nach Galizien (Za- wadzki) und Russland, wo sie nach Eichwald und Krynicki in den meisten Provinzen nicht selten ist; doch soll sie, nach Andrze- jowsky in Vollhynnien fehlen, sowie sie auch in den Caspi- und Caucasusländern nicht angeführt erscheint. Dagegen tritt sie südlich davon wieder in Armenien auf, um sich von hier aus über ganz *) Wenigstens glaube ich, dass dessen Lissotriton palmipes Bell (Brit. rept. pag. 139) wegen des in der Abbildung ersichtlichen hohen Rückenkamms und. der einfachen Schwanzspitze, sowie wegen der grossen Flecken des Bauches und des Oberkörpers nur auf taeniatus bezogen werden kann. Triton. 31 Kleinasien und, den Bosporus überschreitend, nach Constantinopel zu verbreiten. Nach Berthold sind die hier vorkommenden Stücke sowohl durch brennendere Färbung als auch namentlich durch tief- schwarze und sehr scharf begrenzte Flecken der Unterseite vor ihren mitteleuropäischen Verwandten ausgezeichnet. Auch hatte ich Ge- legenheit, von dorther Exemplare zu untersuchen, bei denen die zwei untersten Fleckenreihen zu ununterbrochenen Längsbinden zusammenflossen. 2. Triton helveticus: Dentium palatinorum series postice valde di- vergentes. Caput pororum seriebus vix distinctis. Cauda apice subtruncata in processum tenuem, filiformem subito producta. Outis glabra. — Long. 75—8'8 cm. Lacerta paradoxa s. helvetica Razoum. hist. nat. Jorat. I, pag- 111, 19, fig. 5 (1789) — Molge palmata Merr. Syst. amphib. pag. 186, 5 (1820). — Triton palmatus Tschudi Classificat. Batrach. pag. 95 (1839). — Lophinus palmatus Gray Catal. of amphib. II, pag. 28, 2 (1850). — Triton helveticus Leydig Molche württemb, Fauna, S. 58 (1867). mas. Olivaceus vel fuscescens, maculis erebris obscuris ürregulariter sparsus; dorso erista carenti medio lateribusque linea elevata instructo ; caudae processu valde prolongato ; plamtis nigrescenti- bus digitis palmatıs. Salamandra palmata Schneid. hist. amphib. I, pag. 72, 8 (1799). — Salamandra palmipes Latr. Salam. de France pag. 31 et 35, 7, tab. VI, fig. A, B (1800). fem. Livida aut pallide olivacea, maculis obscuris minimis interdum sparsa ; dorso lineis elevatis minus conspicwis ; caudae filo multo breviori ; plantis pallescentibus digitis liber:s. Molge taeniata Gravenh. Delic. mus. zool. Vratisl. I, pag. 80, tab. XI, fig. 1 (1829). Meist etwas grösser als die vorige Art, übrigens ebenfalls ziem- lich schlank, mit nicht besonders stumpfer, sondern mehr frosch- artig zugespitzter Schnauze. Die Oberfläche des Kopfes zeigt zwar ebenfalls eine Doppelreihe von Drüsenpunkten, doch sind dieselben so fein, dass sie in der Regel erst unter der Lupe hervortreten, mit freiem Auge aber kaum bemerkbar sind. Die Zunge ist klein, von verrundet rhombischer Gestalt. Die Gaumenzähne bilden zwei in ihrer vorderen Hälfte oft ziemlich genäherte, nach rückwärts aber stets stark auseinandertretende Reihen, welche zusammen etwa die Form eines umgekehrten Y (A) oder weit geöffneten V (A) nach- — 323 Salamandrina. ahmen. Die Kehlfalte ist meistens nicht merkbar. Der an seinem Ende gerundet zugespitzte oder mehr abgestutzte, ja mitunter selbst lg herzförmig ausgerandete Schwanz ist mit einem aus seinem hinter- sten Theile scharf abgesetzt her- vorragenden, fadenförmigen An- hang versehen, der je nach Ge- schlecht und Jahreszeit, nach Alter und Individuum bald kürzer bald länger, bald gerade bald an seinem Ende nach aufwärts gekrümmt erscheint. . Die Körperhaut ist glatt. Die Färbung der Oberseite Triton helveticus Razoum, ist im Allgemeinen gelblich oder a Schwanzspitze, b Hinterfuss des olivenbraun, nicht selten mit ED schwachem Goldglanz, mitdunklen Flecken, Strichen oder Punkten bald mehr, bald weniger gezeichnet. Die Unterseite ist blassorange, wenigstens in ihrer Mitte fast immer ungefleckt, die Flossenhaut des Schwanzes lichter als bei irgend einer anderen Art, seine frei hervorragende Spitze stets schwärzlich. Das Männchen besitzt selbst im vollendeten Hochzeitskleide keinen eigentlichen Rückenkamm, sondern nur eine Art erhabener Kante oder Leiste, die sich erst am Schwanze zu einem ziemlich hohen, stets ganzrandigen Flossensaum erhebt, und demselben dann eine breite Lanzettform ertheilt. Auch zeigt sich, selbst bei durch- aus wohlbeleibten Exemplaren, zu beiden Seiten des Rückens je eine deutlich leistenartig vorspringende Längskante. Der Schwanzfaden ist namentlich zur Brunstzeit sehr entwickelt und kann mitunter bis zu drei Linien Länge erreichen. Auch sind zu letztgenannter Zeit an den Hinterfüssen die Zehen bis zu ihrer Spitze durch eine zwischen den Fingern tief eingebuchtete Schwimmhaut verbunden, und die stark wulstig vorspringende Cloake zeigt an ihrer Spitze nach aussen zu deutliche Warzen. Die Grundfarbe der Oberseite _ ist im Leben gewöhnlich heller oder dunkler oliven- oder schwarz- braun, am Kopfe meist etwas lichter als am Rumpfe. An den Seiten des Schwanzes geht die Färbung fast immer ins Rothbraune über, was gewöhnlich auch auf der Mitte des Rückens der Fall ist, wäh- rend die daran grenzenden Körperseiten dunkler erscheinen, gegen den Bauch zu oft ziemlich scharf abgegrenzt weisslich oder weissgelb werden, und dann allmälig in das Orange der Bauchmitte übergehen. Die weisslichen Seitenparthien zeigen oft, namentlich am Halse, einen sehr ausgesprochenen Metallglanz. Ueber der Wurzel der Hinter- Triton. 33. beine hebt sich ein hellerer, senkrecht stehender Flecken fast immer sehr gut ab. Die für die vorige Art so charakteristischen Kopf- binden sind hier meist viel weniger ausgeprägt, indem sie bei dunklen Stücken meist gar nicht sichtbar, bei helleren hingegen durch un- regelmässige Flecken oder Marmelstreifen ersetzt oder ganz in kleine Punkte und Schnörkeln aufgelöst erscheinen. Nur der Augenstreifen ist fast immer vorhanden und zeigt sich namentlich in seinem Durch- zuge durch das Auge meist sogar schärfer und ausgesprochener als bei taeniatus. Am Rumpfe sind die Flecken niemals so gleichförmig und regelmässig vertheilt, wie bei der vorigen Art, und während sie bei dieser meist nicht sehr zahlreich und dabei fast immer ziem- lich gleich gross und oft auch in deutliche Längsreihen gestellt sind, treten sie bei helveticus in viel grösserer Anzahl auf, sind immer viel kleiner, und wenigstens am Rumpfe stets ohne alle Ordnung bunt durcheinander gestellt, gegen den Bauch hin mitunter zu un- regelmässigen Längsstreifen oder Marmelflecken zusammenfliessend. Nur am Schwanze erscheinen diese Flecken gewöhnlich in eine obere und eine untere oft zusammenfliessende Längsreihe geordnet, zwischen denen an der Wurzel oft noch der Anfang einer dritten Reihe zu bemerken ist. Uebrigens sind sämmtliche Körperflecken meist nur bei helleren Stücken gut sichtbar, während sie bei dunk- leren meist viel weniger ausgesprochen, oder selbst gar nicht wahr- nehmbar sind. Der Schwanz besitzt zwar nach unten zu auch oft eine bläuliche Binde, doch zeigt dessen untere Schneide von dem lebhaften Orange der vorigen Art höchstens nur eine schwache Spur, und ist von der Wurzel bis zur Spitze breit hell, weisslich. Ueberhaupt ist der ganze Schwanz bei dieser Art viel durchschei- nender und heller als bei irgend einem anderen Triton, so dass bei günstiger Beleuchtung die grösseren Blutgefässe als rothe Streifen längs dessen Mitte nicht selten ganz deutlich erkannt werden kön- nen. Die meist ziemlich hellgelblichen Vorderbeine sind schwarz gefleckt und gemarmelt, die Hinterbeine namentlich gegen die Füsse zu, oft aber auch ganz, dunkel, schwärzlich. Die Kehle und der Bauch sind fast immer ungefleckt, und höchstens der letztere zeigt mitunter nach den Seiten zu einzelne dunkle Flecken oder Tupfen. Die Cloakenwülste sind ganz schwarz oder schwarzblau. Das Weibchen ist von dem Männchen schon durch die Körper- forın ziemlich leicht unterscheidbar. Der Leib ist bei ihm bedeutend gestreckter, der Bauch mehr aufgetrieben, gerundeter und dicker, die erhabenen Kanten zu Seiten des Rücken viel weniger oder auch gar nicht ausgeprägt, der Kopf verhältnissmässig plumper und grösser als beim anderen Geschlechte. Der im Ganzen viel niedrigere Schwanz zeigt an seinen Enden nur eine sehr kurze, meist nur eine Schreiber, Herpetologia europaea, 3 34 Salamandrina. halbe Linie lange freie Spitze, die zuweilen sogar ganz fehlt, und selbst in ihrer höchsten Ausbildung die Länge einer Linie wohl kaum jemals überschreitet. Die Zehen der Hinterfüsse sind voll- kommen frei, ohne Spur von häutigen Erweiterungen oder Anhängen ; doch findet sich hier an den Fussballen nach aussen zu eine dem Männchen fehlende warzenartige Hervorragung, welche gleichsam die Spur eines sechsten Fingers bildet. Diese Eigenthümlichkeit, verbunden mit dem Bau des Schädels*“) und der unvollkommenen Ausbildung des Rückenkammes bringen diese Art in einige Beziehung zu dem südeuropäischen Triton platycephalus Gravh. Die Färbung ist im Ganzen meist heller, licht olivenbraun oder ockergelb, seltener schwärzlich, bald ziemlich einfarbig, bald durch mehr oder weniger, aber stets sehr kleine schwarze Punkte unregelmässig gesprenkelt, der Rücken von den Seiten häufig durch eine mitunter auch auf den Schwanz fortgesetzte wellige, oft sehr stark gekerbte oder ge- buchtete dunkle Binde mehr weniger deutlich geschieden. Der Bauch, sowie auch manchmal die zwei ersten Drittel der unteren Schwanzschneide sind hier viel lebhafter orange als beim Männchen; dieselbe Färbung zeigt auch die Cloake, die höchstens an den Rän- dern in seltenen Fällen geschwärzt ist. Die Hinterfüsse sind, na- mentlich an den Sohlen, hell, sämmtliche Beine in der Färbung von einander überhaupt nicht verschieden. Die Länge des erwachsenen Thieres beträgt 3 bis 31/3 Zoll. — Nach der Laichzeit bildet sich die frei hervorragende Schwanzspitze mehr weniger zurück, so dass sie dann bedeutend kürzer erscheint oder selbst auch ganz verschwindet. Die Körperfarbe verdunkelt sich, während die Mittellinie des Rückens namentlich beim Weib- chen oft eine ziemlich lebhaft gelbe Färbung erhält. In dieser Form sind die Männchen meist nur an der dunklen Farbe der Cloake und der Hinterfüsse zu kennen. Das frischgefangene Thier soll nach Dumeril beim Berühren einen starken Moschusgeruch entwickeln, eine Behauptung, die ich nach meinen Erfahrungen nicht bestätigen kann. Junge Stücke sind auch hier den Weibchen ähnlicher als den Männchen, lassen sich aber durch die soeben genannten Merk- male ihrem Geschlechte nach meist ziemlich sicher bestimmen. Die Laichzeit fällt bei dieser Art viel später als bei faeniatus. Die Larven sind oben hell lederbraun, mit einem etwas dunkleren Streifen über die Mitte des Rückens. Bei schon ziemlich erwach- senen springen im männlichen Geschlechte die Seitenkanten und der *) Der Processus orbitalis ist hier mit dem os tympani durch einen knöcher- nen Fortsatz verbunden. Dasselbe zeigen ausser Triton platycephalus Grav. auch noch Triton vittatus Jen. un Pleurodeles Waltl Mich. Triton. 35 Schwanzfaden schon deutlich vor. Erstere sind von einem Bande zarter Silberflecken begleitet, das bis zum Schwanzende fortläuft; ebensolche Flecken sieht man auch in grosser Anzahl an der unte- ren Seite des Rumpfes. Der Bauch ist schön goldglänzend, der Schwanz an der Unterschneide zart orange. Die geographische Verbreitung dieser Art kann vor der Hand noch nicht mit Sicherheit festgestellt werden, da sie bisher von tae- niatus nicht allgemein gehörig unterschieden wurde. Doch scheint sie auf den Westen Europas beschränkt zu sein, indem sämmtliche Tritonen, die von anderen Localitäten als helveticus angeführt wer- den, wahrscheinlich auf die oben beschriebene südliche Form von taeniatus zu beziehen sind, eine Annahme, von deren Richtigkeit ich mich durch Einsicht der betreffenden Exemplare in vielen Fällen überzeugt habe. Die eigentliche Heimath unseres Thieres scheint Frankreich zu sein, wo es so ziemlich allerseits verbreitet sein dürfte, und z. B. um Paris die häufigste Tritonart ist. Von hier aus dringt das Thier nordwestlich bis nach England, nördlich bis Belgien vor. Seine östliche Verbreitung scheint die Schweiz und Würtemberg nicht zu überschreiten, während es nach Süden zu jenseits der Py- renäen auch in Spanien und Portugal etwa bis zum vierzigsten Breitegrade vorkommt. Die von dort stammenden Stücke sind durch oft schon mit freiem Auge sehr deutlich sichtbare Porenfeihen am Kopfe vor den süddeutschen Exemplaren sehr ausgezeichnet; auch nehmen hier die schwarzen Flecken namentlich an den Seiten des Körpers oft so überhand, dass sie durch Aneinanderstossen und Zu- sammenfliessen die Grundfarbe fast ganz verdrängen. 3. Triton vittatus: Dentium palatinorum series postice paullum di- vergentes. Caput poris haud distinctis. Pedes graciles, elongati, compressi. Cutis glabra. — Long. 12—13 cm. Triton vittatus Jenyns Man. of brit. vertebr. anim. pag. 305, 6 (1835). — Lissotriton palmipes var. Bell. Brit. rept. pag. 139, c. fig. pag. 141 (1839). — Ommatotriton vittatus Gray Catal. of amph. II, pag. 29, 1 (1850). _ mas. Supra cinereus aut fuscescens, punctis crebris atris variegatus, lateribus fascia flavescenti utrinque nigro limbata; crista dorsali elevatissima, acute serrata, supra anum humili ; pedum posticorum tibüis limbo membranaceo instructis, tarsis digitisque eorum valde depressis et elongatis. fem. Supra fusco-grisea, concolor, fascia laterali subtus Tinea nigra limbata; dorso erista earenti linea mediana flavescenti ; pedibus postieis simplicibus. 36 Salamandrina. Eine im Ganzen noch wenig bekannte Art, über deren Formen ich mich leider wegen Mangels an Material ebenfalls nicht hinreichend unterrichten konnte, da ich nur wenige Wein- geistexemplare zu untersuchen Gelegenheit hatte. Der Körper ist schlank, etwa von der Grösse eines mittleren Triton eristatus, in seinem Ha- bitus jedoch mehr an taeniatus erinnernd, mit mässig verschmälerter, gerundet abgestutzter Schnauze. Der nach vorn und rückwärts ziem- lich gleich stark verengte Kopf ist etwa um ein Drittel länger als breit, mit etwas hinter den Augen gelegenem grössten Querdurchmesser. Seine Oberfläche zeigt auch nach langem Liegen im Weingeist selbst unter der Lupe kaum eine Spur von Poren. Die Zunge ist ziemlich gross und dick, von etwa rundlicher oder undeutlich rhombischer Gestalt, nach hinten zu in einen verschmä- lerten, unter eine scheidenartige Hautfalte hineinreichenden Anhang fortgesetzt. Die Gaumenzähne stehen in ziemlich geraden, von vorn nach hinten sehr allmälig und nur mässig divergirenden Reihen. Die Kehlfalte ist gewöhnlich nicht bemerkbar, der Rumpf stets vollkommen gerundet, ohne Spur von Kanten längs der Rücken- seiten. Dfe Haut ist durchaus glatt und eben. Die Oberseite geht hinsichtlich ihrer Färbung von Schiefergrau durch Graubraun bis ins Hellbraune über, ist entweder ungefleckt, oder durch dunkle Punkte und Mackeln unregelmässig gezeichnet, und zeigt stets an ihrer Seite gegen den Bauch zu eine helle, scharf dunkel begrenzte Längsbinde. Die Unterseite war bei allen von mir untersuchten Exemplaren einfarbig, weisslich, soll aber nach Du- meril im Leben gelb oder selbst röthlich und mitunter mit mehr weniger schwarzen Punkten besetzt sein. Das Männchen ist zur Brunstzeit durch die ausserordentliche Entwicklung des Rückenkammes, sowie sonst auch durch die Bil- dung der Hinterfüsse vor allen europäischen Arten sehr ausgezeichnet. Der Kamm, welcher weit vorn am Kopfe, fast schon vor den Augen beginnt, erhebt sich schnell zu einer so bedeutenden Höhe, dass dieselbe bei ganz erwachsenen und in vollster Brunst befindlichen Stücken den senkrechten Durchmesser des Körpers oft merklich übertrifft. Zwischen den Hinterbeinen stark erniedrigt, breitet er sich am Schwanze wieder bedeutend aus, so dass dessen unterer Hautsaum dem Körper des Schwanzes etwa an Höhe gleichkommt, der obere ihn aber meist merklich übertrifft. Der freie Rand dieses Kammes ist zwischen den Hinterbeinen ganzrandig, sonst aber mit sehr regelmässigen, spitz dreieckigen Zähnen versehen, welche am Fig. 5. Triton vittatus Jen. Triton. 37 Rücken höher als breit, über dem Schwanze jedoch breiter als hoch sind. Von den bei dieser Art überhaupt sehr gestreckten und stark zusammengedrückten Beinen sind bei den Männchen besonders die hinteren dadurch ausgezeichnet, dass deren Füsse sowohl in den Tarsen als Zehen bedeutend abgeplattet und zugleich so stark ver- längert und gestreckt sind, dass die gesammte Fusslänge die des betreffenden Beines stets merklich übertrifft. Auch sind hier die Schienen an ihrem ganzen Hinterrande mit einem bogigen, ziemlich breiten und bis auf den Daumen reichenden Hautsaume versehen. Die Farbe des Körpers ist oben braun oder grau, in der Regel durch zahlreiche, ziemlich kleine, von einander getrennt bleibende oder zusammenfliessende unregelinässig rundliche schwarze Flecken ziem- lich gleichförmig gemarmelt, weit seltener mit grösseren, in Längs- reihen stehenden Mackeln versehen. Nur in der ersten llälfte des Schwanzes sind diese Flecken immer gross und zusammenfliessend, so dass dadurch die hellere Grundfarbe mehr weniger verdrängt wird und nur als unregelmässige Schnörkelzeichnung zurückbleibt. Weiter nach hinten werden sie jedoch bald wieder kleiner, so dass gegen Ende des Schwanzes die Grundfarbe wieder fast allein zur Geltung kommt. Der Rückenkamm ist durch in gleichen Abständen hintereinander stehende, senkrechte, von einem dunklen Schatten begleitete, spitz dreieckige, schwarze Querbinden sehr hübsch und regelmässig gezeichnet, welche Binden sich am Schwanze in grössere rundliche Flecken verwandeln, und an der Basis des Kammes hin- ziehend nach oben und unten zu von viel kleineren Flecken begleitet werden. Der meist einfarbig helle Bauch wird von der Rumpffarbe durch zwei parallele, schwarze Längsstreifen getrennt, die vom Halse über die Wurzel der Vorderbeine an den Leibesseiten bis zu den Hinterschenkeln verlaufen, und einen bandartigen, hellen Zwischen- raum einschliessen, der wie der Unterleib im Leben gelb oder röth- lich, im Tode jedoch rein weiss erscheint. Die Kehle ist mit zahl- reichen schwarzen Flecken besetzt, welche denen der Oberseite an Grösse meist nachstehen. Die Cloake ist am Rande dunkel, die Beine sind oben, und namentlich die hinteren auch unten wie die Körper gezeichnet, an den vorderen die Seitenbinde an ihrer Innenseite oft bis zu den Füssen hin mehr weniger deutlich fortgesetzt. Das Weibchen besitzt statt des Rückenkammes eine schon hin- ter der Schnauzenspitze beginnende, gelbliche Längslinie. Die Beine, namentlich die hinteren, sind viel weniger gestreckt, die Zehen, be- sonders an den letzteren, viel kürzer und mehr gerundet, die Schie- nen jedoch ebenfalls stark zusammengedrückt, nach hinten zu fast scharf, schneidig, aber ohne Hautsaum. Der nach oben und unten ziemlich gut ausgebildete Schwanzkamm ist stets ungezähnt, ganz- 38 Salamandrina. . randig, die Cloake mit strahlig gestellten Papillen und Ruzeln ver- sehen. Die Farbe ist oben einförmig graubraun oder schiefergrau, nur am Kopfe mit meist wenig deutlichen hellen Flecken oder Marmelzeichnungen. Die helle Seitenbinde ist nur nach unten hin scharf schwarz begrenzt, diese Grenzlinie aber meist weit nach vorn reichend und gewöhnlich schon gleich hinter den Augen sehr deut- lich. Der Schwanz zeigt an seinem Körper unregelmässige kleinere oder grössere dunkle Flecken, sein Kamm bleibt jedoch stets hell und ungefleckt, was ebenso mit der Kehle und Cloake der Fall ist. Ueber Entwicklung und Jugendzustände ist noch nichts be- kannt. Auch scheint sich die Verbreitung dieser Art auf einen ver- hältnissmässig kleinen Theil des nordwestlichen Europas zu be- schränken; die spärlichen Angaben über ihr Vorkommen beziehen sich auf England, Holland, Belgien und Nordfrankreich. 4. Triton alpestris: Dentium palatinorum series postice valde di- vergentes. Cutis glabra aut subtiliter granosa. Corpus subtus croceum, concolor. — Long. 7—10 cm. Salamandra ignea Bechst. in Lacep. Naturg. d. Amphib. II, pag. 260, tab. XX, fig. 1—4 (1800). — Triton alpestris Wolf in Sturm’s Fauna III, tab. a, b, c, d (1828). — Molge ignea Gravenh. Delic. mus. zool. Vratisl. pag. 81, 2 (1829). — Hemitriton alpestris Duges Urod. de France pag. 268, 11 (1852). mas. Plumbeus vel fuscescens, fascia Taterali pallescenti nigro-pumc- tata; crista dorsali humili, integerrima, a cervicibus usque ad caudae finem non interrupta; cute glabra. Salamandra aquatica Wurfb. Salamandrolg. pag. 64, tab. II, fig. 4 (1685). — Triton Wurfbainii Laur. Synops. reptil. pag. 38, 38 (1768). — Triton salamandroides Laur. 1. c. pag. 40, 47 (1768). — Triton alpestris Schrank bair. Reise pag. 156 (1786). — Lacerta palustris var. Razoum. hist. nat. du Jorat pag. 109 (1789). — La- certa gyrinoides Merr. Schrift. Berl. naturf. Fr. IX, pag. 194, tab. VI (1789). — Gekko gyrinoides Meyer Synops. reptil. pag. 25, 6 (1795). — Lacerta lacustris 7 Gmel. Linn. Syst. nat. I, pag. 1066 (1790). — Salamandra cincta Latr. hist. nat. d. Salam. pag. 31 et 52, 5, tab. V, fig. 5 (1800). — Molge Wurfbainii Merr. Syst. amphib. pag. 186, 6 (1820). fem. Pallide cinerea vel livida, fascia laterali minus distincta ; crista dorsali obsoleta ; cute subtiliter gramosa. Triton alpestris Laur. Synops. reptil. pag. 38, 2, tab. II, fig. 4 (1768). — Triton salamandroides Schrank bair. Reise pag. 156 (1786). — Lacerta triton Merr. Schrift. Berl. naturf. Fr. IX, pag. 195 (1789). — Lacerta laeustris & Gmel. Linn. Syst. nat. I, pag. 1066 (1790). — Salamandra alpestris Schneid hist. am- phib. I, pag. 71, 6 (1799). — Salamandra rubriventris Daud. hist. nat. d. rept. VIII, pag. 239, tab. 98, fie. 1 (1803). — Molge alpestris Merr. Syst. amphib. pag. 187, 7 (1820). Triton. 39 juv. Lividus aut cinereo-fuscescens, dorso pallidiore ad latera fascüs undulatis obscuris notato. var. Supra immaculatus, plumbeus vel fuscescens, cute laevissima. Triton apuanus Bonap. Iconog. fauna ital. tab. fie. 3 (1841). — Triton neglectus Jan. Cenni s. mus, civ. di Mil. pax. 55 (1857). ‘Der Körper ist minder schlank, der Rumpf eher etwas verdickt, der Kopf ziemlich platt und breit und viel mehr krötenartig als bei irgend einer der vorangehenden Arten, nach hinten manchmal schwach halsförmig verschmälert, seine Oberfläche mit meist erst nach längerem Liegen im Weingeist hervor- tretenden, genabelten Drüsenpunkten. Die Ober- lippe ist unterhalb des Auges in einen bogigen Lappen nach abwärts verlängert. Die Gaumen- Fig. 6. zähne bilden zwei nach hinten ziemlich stark divergirende Streifen. Die Zunge ist mittel- gross, rundlich, nach vorn ziemlich verdickt, nach hinten in einen kurzen, stielartigen An- hang fortgesetzt, der in eine scheidenartige Hautfalte hineinpasst. Der Schwanz ist zwischen den Hinterbeinen ziemlich deutlich gerundet, weiter nach rückwärts aber stark seitlich zu- sammengedrückt, lanzettförmig. Die Haut ist entweder vollkommen glatt, oder namentlich beim Weibchen und nach der Brunstzeit mehr weniger fein chagrinirt oder gekörnt. Die Färbung wechselt vom bläulichen Schiefergrau durch Asch- farben und Eisengrau einerseits zu hellerem oder dunklerem Braun oder Gelbbraun andererseits bis zum tiefen Schwarz in allen mög- lichen Zwischenstufen ab. Die Grundfarbe der Oberseite ist am Schwanze fast immer, am Rumpfe gewöhnlich durch dunklere, bräun- liche oder schwärzliche Flecken unterbrochen, die meist eine unregel- mässig zackige Form haben und inmselartig bald dichter, bald zer- streuter über den ganzen Oberkörper vertheilt sind. Mitunter stossen diese Flecken mit ihren Rändern mehr weniger zusammen, so dass sie dann eine Art unregelmässigen Netzes bilden, dessen Maschen die helleren Stellen der Grundfarbe umfassen. Die Unterseite ist wenigstens in der Mitte des Bauches fast immer ganz ungefleckt, von schön safrangelber, oft bis zu lebhaftem Feuerroth gesteigerter Farbe. An den Seiten des Körpers, dort wo die dunkle Rücken- farbe an das Gelb des Bauches grenzt, zieht sich fast immer eine aus rundlichen schwarzen Flecken gebildete Binde hin, die meist auf hellerem Grunde stehend, besonders nach unten zu deutlich her- vortritt, während sie nach oben zu durch Zusammenfliessen ihrer Triton alpestris Liur. 40 Salamandrina. Flecken mit der Grundfarbe oft undeutlich wird. Sehr selten kommt es vor, dass diese Flecken theilweise oder selbst ganz zusammen- fliessen und ein an den Seiten hinziehendes schwarzes Längsband bilden. Die goldgelbe Iris zeigt stets eine schwärze Beimischung, die entweder als senkrechter Streifen unterhalb der Pupille auftritt, oder auch zwei wagrechte, dunkle Wölkchen bildet, ja manchmal sogar die ganze Unterhälfte derselben einnimmt. Das Männchen besitzt zur Paarungszeit einen im Nacken ent- springenden, niedrigen, stets vollkommen ganzrandigen Rücken- kamm, der in seinem ganzen Verlaufe ziemlich gleich hoch bleibt, und ohne Unterbrechung über dem After auf den Schwanz übergeht. Die Cloake ist stark verdickt und aufgetrieben. Die Farbe der Oberseite ist zu dieser Zeit gewöhnlich heller oder dunkler blei- farben oder schiefergrau, oft, namentlich an den Seiten, mit einem entschiedenen Stich ins Blaue, seltener bräunlich. Die schwarzen Seitenpunkte sind gewöhnlich ziemlich gross und deutlich, und er- strecken sich an den Vorderbeinen vorbei über die Halsseiten bis auf den Kopf, dessen Seiten mehr oder weniger bedeckend. Die helle Seitenbinde, auf der sich diese Flecken befinden, ist gewöhnlich sehr hervortretend, weiss oder gelblich, nach unten gegen den Bauch zu von einem schön blauen Streifen begrenzt. Aehnliche schwarze Flecken wie an den Seiten überziehen auch die ganzen Beine bis zu den Zehenspitzen, und gewöhnlich ist auch die Cloake, wenigstens nach hinten oder aussen zu, mit einigen grossen, runden schwarzen Flecken besetzt. Die Kehle ist meistens einfarbig, ohne Querfalte. Der Schwanz zeigt häufig unregelmässige, bläulichweisse Flecken, seine mit grossen schwarzen Mackeln gezeichnete Unterschneide ist gegen den After zu stark gelblich. Der Rückenkamm ist weisslich oder gelblich, schwarz gefleckt. Häufig zieht unmittelbar neben dem Kamme jederseits auch eine Reihe schwarzer Flecken über den Rücken hin, die gewöhnlich mit den Flecken des Kammes abwech- selnd gestellt sind, und oft auch mehr oder weniger auf den unteren Theil desselben hinaufgreifen. Diese Flecken erstrecken sich nicht selten viel weiter nach vorn als der Kamm selbst, so dass sie mit- unter erst zwischen den Augen enden; auch erscheinen sie bei Indi- viduen mit nur schwach entwickeltem Kamme meist viel deutlicher ausgeprägt. Das Weibchen zeigt statt des Rückenkammes gewöhnlich eine vertiefte Längslinie und einen viel niedereren, aber verhältniss- mässig längeren Schwanz als das Männchen; auch ist die Haut des- selben, wenigstens am Rücken, selbst zur Paarungszeit mehr weniger fein gekörnt. Die Grundfarbe der Oberseite ist gewöhnlich mehr ins Graue oder Braune, ja mitunter sogar ins (relbe geneigt, bald Triton. 41 dunkler, bald mehr, oft sogar sehr hell, nicht selten mit kleinen dunklen Punkten besetzt. Bei den gefleckten Varietäten treten die dunkleren Inselflecken meist nicht nur in grösserer Anzahl auf, son- dern sind auch häufig viel deutlicher und schärfer ausgeprägt als bei den Männchen. Die schwarze Fleckenbinde an den Seiten ist jedoch gewöhnlich undeutlicher, da sie nicht nur aus kleineren Flecken besteht, sondern auch wegen des hier nicht so ausgesprochenen oder auch ganz fehlenden hellen Seitenstreifens viel weniger hervor- tritt. Auch ist ihre Erstreckung nach vorn zu eine viel geringere, so dass sie am Kopfe meist nur am Unterkiefer in Form von schwachen Flecken zu erkennen ist. Auch fehlt hier die blaue Seitenlinie ge- gen den Bauch zu, so dass hier die schwarze Fleckenreihe unmittel- bar an das Gelb der Unterseite grenzt. Beine und Cloake erscheinen meist ungefleckt, die Kehle zeigt jedoch häufig bald sparsame, bald mehr zahlreiche schwarze Punkte oder Flecken. Die Unterschneide des Schwanzes hingegen ist bis zur Spitze lebhaft orange, von zahl- reichen schwarzen Flecken unterbrochen. Zur Paarungszeit sieht man aus den Wülsten der halbgeöflneten Cloake ein Bündel feiner, weisser Haare hervortreten, eine Erscheinung, die auch bei Triton taeniatus beobachtet wird. Nach der Paarung werden beide Geschlechter dunkler, selbst schwarz, die Haut wird auch beim Männchen körnig, beim Weibchen selbst rauh, mit zahlreichen weissen Wärzchen besetzt, die besonders an den Seiten hervortreten. Der Kamm des Männchens bildet sich zurück, bleibt aber als ganz niedriger Hautsaum oft noch ziemlich lange bestehen, und indem die hellen Stellen desselben gelblich werden, erscheint er von der Grundfarbe des Körpers oft schön ab- gehoben. Nur ausnahmsweise bleibt die hochzeitliche Färbung auch nach dem Verluste des Kammes den ganzen Sommer hindurch bestehen. Die ausser dem Wasser lebenden Individuen haben entweder eine gänzlich schwarze Oberseite, oder behalten auch ihre ursprüng- lichen Farben bei, nur dass sie in diesem Falle viel mehr gesteigert und von einander schärfer abgehoben erscheinen, so dass solche Stücke bei stets rauher, sammtartiger Haut oft ein sehr intensives, dunkles Blaugrau mit davon lebhaft abstechenden, schön braunen Inselflecken zeigen, wovon sich der mitunter noch als schwache Hautleiste sichtbare, schwarz und gelb gefleckte Rückenkamm sehr hübsch abhebt. Junge Thiere haben einige Aehnlichkeit mit weiblichen tae- niatus; die Grundfarbe des Körpers ist hier lederbraun, die hellere Rückenmitte nach aussen zu durch ein dunkles, bräun- liches Band begrenzt, welches nach innen zu meist scharf abge- setzt, wellig oder zackig erscheint, nach den Seiten zu aber immer 43 Salamandrinä. lichter werdend sich nach und nach in Punkte auflöst. Beim Weib- chen bleibt diese Färbung manchmal auch im erwachsenen Zustande bestehen, nur dass hier das dunkle Band beiderseits des Rückens oft breiter ist und sich nach aussen zu in ein mehr oder weniger grobmaschiges Netzwerk auflöst, das die ganzen Körperseiten über- zieht. Stücke dieser Form untersuchte ich namentlich aus den Karpathen. Unter allen einheimischen Tritonen laicht alpestris verhältniss- mässig am frühesten, im Gebirge allerdings später als in der Ebene. Die Larven haben in ihren frühesten Stadien eine bräunliche Fär- bung und sind am Rücken mit zwei dunklen Längsstreifen gezeich- _ net. Haben sie etwa die Hälfte ihrer Ausbildung erreicht, so ist die Oberseite licht olivenbraun, der Schwanz durch zusammen- fliessende schwarze Flecken genetzt oder marmorirt. Der Bauch und die Seiten sind lebhaft metallglänzend. Später treten an den Leibesseiten weissliche Flecken auf, die immer grösser, liehter und zahlreicher werden und sich durch Zusammenfliessen nach und nach zu dem hellen Seitenstreifen umbilden, der für die Erwachsenen so bezeichnend ist. Der um diese Zeit in eine stumpfe Spitze aus- gehende Schwanz ist an seinem Rande weder hell gesäumt noch mit dunklen Flecken gezeichnet. Im einer viel späteren Periode zeigt sich über dem Anfang der Rückenmitte ein röthlich gelber Streifen, der Metallglanz der Seiten und des Bauches verschwindet, und in dem hellen Seitenstreifen erscheinen nach und nach immer mehr kleine, schwarze Flecken. Die Grundfarbe ist zu dieser Zeit leder- braun, verschieden weiss gefleckt und gezeichnet. Entsprechend diesen Farbenänderungen bildet sich auch der breite Flossensaum des Schwanzes immer mehr zurück, die Finger werden dieker und kräftiger und das Thier erhält endlich seine vollkommen ausgebildete bleibende Gestalt. Triton alpestris ist ziemlich gleichmässig über ganz Mittel- europa verbreitet, hält sich jedoch fast ausschliesslich an das Ge- birge, wo er bis zu 3000 Fuss und vielleicht auch höher hinauf- steigt. Das nördlichste, mir bekannte Vorkommen, ist das südliche Schweden, wo er z. B. bei Landskron und an einigen anderen Orten angeführt wird. . In dem übrigen Theil der Halbinsel, sowie in Grossbritannien und Irland scheint er zu fehlen. Sonst erstreckt sich seine Verbreitung von Belgien nach Südwesten über ganz Frank- reich bis nach Spanien, von wo aus ich ebenfalls Exemplare zu untersuchen Gelegenheit hatte. Da diese Art von Rosenhauer für Andalusien nicht angegeben wird, und ebenso auch in Portugal fehlt, so dürften die mir vorgelegenen Stücke — welche einer näheren Bezeichnung des Fundortes ermangelten — wohl in den nördlicheren Triton. 43 Theilen der Halbinsel, wahrscheinlich in den Pyrenäen oder den asturischen Gebirgen gesammelt worden sein. Diese spanischen Stücke zeigen häufig an den Seiten des Bauches grosse, schwarze Flecken, die entweder nach oben mit der Körperfarbe zusammen- hängen, oder auch von derselben getrennt ziemlich weit nach unten und innen stehen; auch erscheint die untere Schwanzschneide öfters ungefleckt. — Von Frankreich geht alpestris dann durch die Schweiz in die Alpen über, in deren ganzer Kette er wohl die vorherr- schendste Tritonenart bildet. Ausserdem findet er sich wohl auch in dem grössten Theil des deutschen Berglandes nördlich von den Alpen, beispielsweise im Schwarzwalde, im Taunus und Rhöngebirge, im Erzgebirge und in den Sudeten, um von da weiter in die Karpathen überzugehen, welche die östlichste Grenze seines Verbreitungsbe- zirkes zu bilden scheinen. Im Mainthale kommt er übrigens nicht vor, sowie er nach Kaluza auch in Schlesien fehlt. Südlich von den Alpen kommt er in Illyrien, Norditalien und in den Appeninen vor; doch konnte ich mir über seine Verbreitung in letzterem Ge- birge keine näheren Angaben verschaffen, obwohl er hier wahr- scheinlich auf die nördlichen Ausläufer beschränkt sein dürfte, da er von Risso wenigstens für Süditalien nicht angeführt wird; auch fehlt er im Genuesischen. Im südlichen Illyrien und Norditalien scheint die ungefleckte, durch vollkommen glatte Haut ausgezeich- nete Varietät, welche von Bonaparte als Triton apuanus be- schrieben wurde, vorzuherrschen, obwohl dieselbe auch sonst in den Alpen, wie z. B. in Oesterreich, vorkommt. 5. Triton marmoratus: Dentium palatinorum series postice modice divergentes, ultra dimidium eranii non prolongatae. Rostrum depressum. Dorsum granulosum. Gula laevis, plica transverva instructa. — Long. 12—14 cm. Triton Gesneri Laur. Syneps. reptil. pag. 38, 37 (1768). — Sala- mandra marmorata Latr. hist. nat. d. Salam. pag. 29 et 33, 2, tab. III, fig. 2 (1800). — Triton marmoratus Schinz Naturg. u. Abbildg. d. Reptil. pag. 207, tab. 86, fig. 3 (1833). — Hemisala- mandra marmorata Duges Ann. science. nat. XVII, pag. 261, 4 (1852). mas. Orista dorsali a cervieibus incipienti undulata, integra, supra anum humili, supra caudam elevatissima. fem. Orista dorsali obsoleta, dorso linea mediana rubescenti. Pleurodeles Waltli Bonap. Iconogr. fauna ital. tab, 85, fig. 5 (1841). 44 Salamandrıina. Typus: Supra virens, maculis atris plus minusve confluentibus sig- natus ; subtus fusco-nigrescens, albo-punctulatus. var. a) Supra fuscescens, dorsi maculis brunneis. var. b) Abdomine rubescenti. juv. Supra virens, nigromaculatus, linea dorsali flavida, Tateribus Fuscescentibus ; subfüs rubescens, immaculatus. %°Salamandra elegans Lesson Rev. zool. soc. Cuv. pag. 199 (1839). ” Der Körper ist kräftig, ziemlich plump und gedrungen, in der Mitte merklich bauchig verdiekt oder aufgetrieben. Der Kopf Fies 7. ist kurz und breit, mit nach vorn stumpf zugerun- deter, oben etwas abgeplatteter Schnauze und mit — wenigstens bei Weingeistexemplaren — schon mit freiem Auge sichtbaren Poren, die oft ziemlich deut- lich gereiht, oft aber auch mehr vereinzelt und zer- streut stehen. Die Parotiden sind nach hinten zu als schwache Auftreibungen bald mehr, bald weniger bemerkbar. ‘Die Gaumenzähne bilden zwei nach Triton marmo- rückwärts mässig divergirende Reihen, die entweder vatus Lat. gleich an ihrem Ursprung auseinandertreten, oder aber im Anfange ihres Verlaufes auf grössere oder geringere Er- streckung einander genähert, oft fast ‚parallel bleiben, und nach hinten etwa bis zur Mitte des Kopfes reichen. Die Zunge ist etwas verlängert kreisförmig, hinten in einen kurzen stielartigen Anhang fortgesetzt, der unter eine vom Boden der Mundhöhle abgehobene Hautfalte hineinreicht. Die Beine sind kräftig, die hinteren merk- lich stärker als die vorderen, der Schwanz deutlich kürzer als der übrige Körper, etwa von Rumpflänge. Die Haut ist fein sammt- artig chagrinirt, und wenigstens bei erwachsenen Stücken immer auch noch mit zerstreuten erhabenen Körnern besetzt, die auf der Oberseite des Körpers sehr gut hervortreten, nach den Rumpfseiten zu aber undeutlicher werden ünd auf der Unterseite vollkommen verschwinden. Die Färbung der Oberseite zeigt meistens ein schönes, gesät- tigtes Dunkelgrün, kann jedoch durch Graugrün und Olivenfarben bis ins Bräunliche übergehen. Diese Grundfarbe ist stets durch eine grössere oder geringere Anzahl grosser, unregelmässiger, sehr scharf begrenzter Flecken unterbrochen, welche, gewöhnlich mit Ausnahme einiger kleiner gegen die Rückenmitte zu stehender, fast immer mehr oder weniger zusammenfliessen und inselartige Flecken der Grundfarbe einschliessen. Die Farbe dieser Flecken ist bei den grüngefärbten meist ein tiefes Schwarz, bei den bräunlichen Stücken Triton. 45 aber in der Regel braun, doch stets viel gesättigter als die Grund- farbe, von ihr sehr deutlich abgehoben, lebhaft kastanienbraun oder zimmtfarben. Die der Oberseite eingestreuten Körner sind bei allen Varietäten dunkler tiefbraun oder schwarz, mit hornartigem Glanze. Die dunklen Marmorflecken des Rückens dehnen sich stets auch auf die oberen Theile des Schwanzes aus, während dessen untere Hälfte, wenigstens nach vorn zu, fast immer einfarbig ist. Ueber die Mitte des Schwanzes zieht sich ın seiner ganzen Erstreckung ein bald mehr, bald weniger breites, perlmutter- oder selbst silberglänzendes Längsband. Die Unterseite wechselt von Braunroth durch Schwarz- braun und Schwarzgrau bis fast zum reinen Schwarz, ist jedoch fast immer durch weissliche, im Leben mehr weniger deutlich geröthete Punkte gesprenkelt, die entweder mehr vereinzelt und zerstreut stehen, oder aber in grössere Parthien gruppenweise vereinigt sind, was besonders auf der Kehle und am Rande des Unterkiefers häufig auftritt. In äusserst seltenen Fällen kommt es vor, dass durch Ineinanderfliessen solcher in Gruppen beisammenstehender Punkte Flecken entstehen, welche die Grundfarbe der Unterseite unter- brechen, oder durch wechselseitiges Zusammenfliessen mehr weniger, ja selbst ganz verdrängen, so dass dann die Bauchseite einfarbig weisslich, im Leben mehr weniger röthlich gefärbt erscheint. Die mit sehr ausgebildeten Warzen versehene Cloake ist mit dem Unter- leibe meist gleichfarbig, die Beine in Zeichnung und Färbung mit dem Körper übereinstimmend, die Zehen sehr regelmässig hell und dunkel geringelt. Das Männchen besitzt zur Brunstzeit einen stark ausgebildeten, zwar wellig gebogenen, aber dennoch ganzrandigen Hautkamm, der im Nacken beginnend sich schnell erhebt, über den ganzen Rücken an Höhe ziemlich gleich bleibt, zwischen den Hinterbeinen zwar plötzlich erniedrigt, aber nicht unterbrochen ist, und am Schwanze wieder allmälig- fast doppelt so hoch wie am Rücken emporsteigt. Dieser im Allgemeinen dunkle Kamm ist in seinem ganzen Verlaufe von in regelmässigen Abständen hintereinander folgenden, senkrech- ten Streifen unterbrochen, welche bei Weingeistexemplaren meist farblos, im Leben aber blassroth erscheinen. Der Schwanz ist sehr breit lanzettförmig, seine helle Mittelbinde breit und lebhaft silber- glänzend. Das Weibchen besitzt einen nur wenig zusammengedrückten Schwanz und statt des Kammes eine röthliche oder gelbliche Linie, die in der Regel die Marmorflecken nicht durchzieht; die Kehle ist blasser, die helle Mittelbinde des Schwanzes weniger deutlich. Die am Lande lebenden Stücke zeichnen sieh gewöhnlich durch viel lebhaftere Färbung vor den im Wasser lebenden aus. Das bei 46 Salamandrina. diesen oft nur grauliche oder bräunliche Grün der Grundfarbe ist bei jenen häufig bis zum reinsten Apfelgrün gesteigert, die dunkle- ren Marmelflecken tief schwarz, die Unterseite mitunter schön wein- roth und die Rückenlinie durch bald blasseres, bald tieferes Carmin oft bis zum lebhaftesten Zinnoberroth gesteigert. Da hier durch Zusammenziehung der Haut in der Regel auch die erhabenen Drüsen- punkte viel stärker hervortreten, so bekommt die Haut eine sehr ausgesprochene, sammtartige Beschaffenheit, was in Verbindung mit der sehr intensiven Färbung das Thier dann zu einer wahrhaft prachtvollen Erscheinung macht. Die Jungen sind im Allgemeinen den Alten ziemlich ähnlich. Die Färbung der Oberseite ist hier gewöhnlich ein nach den Seiten zu mehr ins Braune ziehendes, unreines Grün, von dunklen Marmor- flecken und einer gelblichen Rückenlinie unterbrochen. Die Unter- seite ist einfarbig röthlich, die für das alte Thier meist so bezeich- nenden helleren Punkte nicht bemerkbar. Eine ähnliche Farbe zei- gen auch die Larven, welche unter allen Tritonen hier wohl die be- deutendste Grösse erreichen, da sie nicht selten bis gegen drei Zoll lang werden, bevor sie die Kiemen verlieren. — Die Eier sind schwefelgelb. Der Verbreitungsbezirk dieser Art ist ein ziemlich beschränkter, indem marmoratus nur in einigen Ländern des südwestlichen Europas vorkommt. Seine Heimath dürfte Südfrankreich und der nördliche Theil der pyrenäischen Halbinsel sein; doch kommt er in Frank- reich noch einzeln bis Paris vor, während er sich von den Pyrenäen nach Westen durch die asturischen und galizischen Gebirge bis nach Portugal hinabzieht, hier aber auch nur in den nördlicheren Theilen häufig ist. Im Süden der Halbinsel scheint er jedoch zu fehlen. Die Angabe Eichwald’s*), dass sich marmoratus auch in Litthauen finde, beruht wohl auf einem Bestimmungsfehler. 6. Triton Blasii: Dentium palatinorum series postice modice diver- gentes, ultra dimidium cranii valde prolongatae. Hostrum con- verum. Dorsum et latera cum gula pedibusque subtus granosa. — Long. 15—18 cm. Triton Blasii de /Isle du Drenoef Nat. zool. sur un nouv. Batrac. urod. de France. Ann. science. natur. ser. 17, IV, pag. 364, tab. XII, fig. 1, 2, 4 (1862). — Triton marmoratus var. Strauch. Revis. Salam. pag. 46 (1870). *) Zoolog. special. Ross et Polon. pag. 165, 2 (1831). Triton. 47 mas. Orista dorsali ante oculos incipienti valde elevata, serrata, supra anum interrupta. fem. Orista dorsali obsoleta, dorso linea mediana aurantiaca. Triton marmoratus Bonap. Iconogr. d. Fauna ital. tab. 85, fig. 4 (1841). Typus. Supra virens, maculis fuscis plus minusve confluentibus sig- natus ; subtus aurantiacus, nigromaculatus. var. a) Supra immaculatus, punctis crebris fuscis subdistinctis ad- spersus; caudae acie inferiori aurantiaca. var. b) Taenia dorsali maculisque corporis retieulatis nigrofusces- centibus (2). Diese Art bildet eine interessante Zwischenform zwischen der vorhergehenden und der nächstfolgenden Species, indem sie in Bil- dung des Kammes und theilweise auch in der Zeichnung mit cri- status übereinstimmt, anderseits aber namentlich durch die Zahn- stellung wieder an marmoratus erinnert. Der Körper ist schlanker und viel grösser als bei marmoratus, wie denn überhaupt diese Art unter allen europäischen Tritonen das grösste Ausmaass erreicht, da einzelne Stücke davon selbst den eristatus sehr häufig an Länge übertreffen. Der Kopf ist im Allge- meinen länger, die Schnauze hingegen kürzer und gerundeter als bei marmoratus, mit nach vorn zu deutlich gewölbter Oberseite. Die Gaumenzähne bilden ebenfalls zwei nach hinten nur mässig diver- girende Reihen, die aber nach rückwärts viel mehr verlängert sind als bei marmoratus, so dass sie daselbst weit über die Hälfte des Schädels nahezu bis zum Rande des Keilbeines hinausragen. Die Zunge ist länglich gerundet, die Beine einander stark genähert. Die Haut ist viel rauher als bei marmoratus, indem sie nicht nur sehr stark chagrinirt ist, sondern überdies noch mit einer grossen Anzahl dicht stehender Körner besäet erscheint, die auch an den Rumpfseiten noch sehr gut hervortreten, und, obwohl feiner werdend, auch die Unterseite der Kehle und Beine überziehen. Die Kehl- falte ist meist deutlich. Die Färbung ist im Allgemeinen auf der Oberseite braungrün, mit länglichen, blassbraunen, meist ziemlich grossen Flecken besetzt, die am Rande nicht sehr scharf begrenzt sind und daselbst häufig mit der Grundfarbe mehr weniger verfliessen, nach oben zu meist zahlreich und ziemlich dicht gestellt sind, während sie nach den Seiten zu oft ganz undeutlich werden. Diese Flecken, die manch- mal auch eine dunkel orangebraune Farbe zeigen, haben gewöhnlich eine unregelmässig winkelige oder zackige Form, fliessen bald mehr, 48 Salamandrina. bald weniger zusammen, und legen sich in Zwischenräumen breit an den Kamm oder Rückenstreifen an. Die Unterseite ist lebhaft orange, an den Seiten oft ins Blassgelbe oder Weissliche übergehend, mit scharf begrenzten, kreisformigen schwarzen Flecken unregelmässig besetzt. Die Zehen sind geblich, sehr regelmässig schwarz ge- ringelt. Das Männchen besitzt zur Paarungszeit einen hohen, schon etwas vor den Augen beginnenden Kamm, der an seinem freien Rande sägeartig gezähnt und über dem After unterbrochen ist. Er ist hellbraun, fein schwarz gesäumt und ausserdem noch mit einer Reihe langer, schwarzer Flecken gezeichnet. Die hintere Hälfte des Schwanzes besitzt ein breites, milchweisses oder silberglänzendes Längsband und die Unterschneide desselben ist mit kleinen, schwar- zen Mackeln versehen. Die gelb und weiss punktirte Kehle ist mit unregelmässigen schwarzen Schnörkeln und Zeichnungen besetzt. Das Weibchen besitzt statt des Kammes eine von der Mitte des Hinterkopfes bis zur Schwanzwurzel verlaufende orangegelbe Mittel- linie, der Schwanz zeigt keine milchweisse Längsbinde, und seine Hinterhälfte entbehrt an der Unterschneide der beim Männchen vorkommenden schwarzen Flecken. Die braune Kehle ist unge- fleckt. In seltenen Fällen zeigt die Oberseite statt der Flecken eine grosse Anzahl brauner, mit dem Grunde mehr weniger verfliessender Punkte, wobei zugleich die Unterschneide des Schwanzes orange- farben wird. Die Weibchen besitzen oft statt der orangegelben Mittellinie ein breites, schwärzlich braunes Rückenband, welches nach aussen zu unregelmässig begrenzt ist; in diesem Falle ist auch die Oberseite mit zahlreichen, schmalen Flecken von derselben Farbe bedeckt, welche unter sich mehr weniger zusammenfliessend eine Art Netz bilden, das von der Grundfarbe meist gut abgehoben er- scheint. Diese Art wurde erst in neuester Zeit (1858) von de l’Isle du Drenoef in Frankreich aufgefunden, wo sie namentlich in der jretagne häufig ist; ihre weitere Verbreitung kann jedoch wegen Mangels diesbezüglicher Beobachtungen vor der Hand nicht festge- stellt werden. 7. Triton eristatus: Dentium palatinorum series parallelae. Corpus supra dense verrucosum ad latera granulis albidis sparsum. Plica gularis distineta. — Long. 12—16 cm. Salamandra aquatilis Camerar. Symb. et embl. IV, pag. 70, tab. XI, fie. 1 (1590). — Salamandra aquatica Seba loeuplet. Triton. 49 rer. natur. thesaur. I, pag. 141, 4, 5, tab. LXXXIX, fig. 4, 5 (1734). — Lacerta palustris Linne Syst. nat. I, pag. 201, 8 (1758). — Triton americanus Laur. Synops. reptil. pag. 40, 46 (1768). — Salamandra laticaudata Bonnat. tabl. encyclop. meth. Erpetol. pag. 63, tab. XI, fig. 4, a, b (1789). — Lacerta aquatica Gmel. Linn. syst. nat. I, pag. 1066, 43 (1790). — Salamandra cristata Schneid. hist. amphib. I, pag. 57, 2 (1799). — Molge palustris Merr. Syst. amphib. pag. 187, 8 (1820). — Salamandra platy- cauda Rusconi Am. d. Salam. tab. I, fig. 3, 4, tab. II, fig. 1, 2 (1821). — Lacerta lacustris Blumenb. Handb. d. Naturg. pag. 253, 10 (1821). — Triton palustris Flem. Brit. anim. pag. 157, 6 (1838). — Hemisalamandra cristata Duges Ann. d. sciene. natur. 3. ser. XVII, pag. 262, 5 (1852). mas. Orista dorsali ante oculos ineipienti profunde serrata, supra anum interrupta; cauda ad latera fascia pellueida albieanti. Salamandra aquatica Wurfb. Salamandralog. pag. 65, tab. II, fig. 3 (1683). — Lacertus africanus Seba locuplet. rer. natur. thesaur. I, pag. 22, 2, tab. XIV, fig.2 (1734). — Triton eristatus Laur. Synops. reptil. pag. 39, 44 (1768). — Gekko palustris Meyer Synops. reptil. pag. 22, 2 (1795). — Gekko aquaticus Meyer l.c. pag. 24, 5 (1795). — Lacerta porosa Retz. Fauna suee. I, pag. 288 (1800). fem. Orista dorsali obsoleta, dorso stria mediana interdum flavescenti ; caudae fascia albicante minus conspiena, acie inferiore auran- tiaca. Lacertus aquaticus Gesn. quadruped. ovipar. pag. 25 (1617). — Lacerta africana Seba locuplet. rer. natur. thesaur. I, pag. 22, 3, tab. XIV, fig. 3 (1734). — Salamandra pruinosa Schneid. histor. amphib. I, pag. 69, 5 (1799). Typus: Supra einereus aut olivaceus, maculis nigrescentibus rotun- datis plus minusve conspicuis; subtus aurantiacus , nigroma- eulatus. var. a) Subtus maculis nigris confluentibus mazximis fere concolor, macula aurantiaca passim notatus. var. b) Subtus niger, concolor, gula pallidiore. var. c) Subtus aurantiacus, concolor. var. d) Supra et subtus laete aurantiacus aut sulphureus, macula nigra passim notatus. Triton ietericus Reichenbach. Ein zweifelhaft. Triton (1856). juv. Obscure griseus aut nigrescens, linea aurantiaca per totam cor- poris longitudinem decurrente; caudae acie inferiore flawescente. Triton carnifex Laur. Synops. reptil. pag. 38, 41 (1768). — La- certa lacustris d Gmel. Linn. Syst. nat. I, pag. 1066 (1790). — Gekko carnifex Meyer Synops. reptil. pag. 23, 4 (1795). — Sa- Schreiber, Herpetologia europaea. 4 50 Salamandrina. lamandra carnifex Schneid. histor. amphib. 1, pag. 71, 7 (1799). — Triton nyethemerus Michah. Isis NXIH, pag. 806, 3 (1830). — Triton marmoratus Bibr. Proced. zool. soc. pag. 23 (1838), — Tyiton Bibroni Bell Brit. rept. pag. 129, c. fig. (1839). — Pe- troponia nigra Massalongo Mem. nuovi ann. delle science nat. di Bologna pag. 14, c. tab. (1854). Der Körper ist gerundet, ziemlich gestreckt und kräftig, in der Mitte, besonders beim Weibchen, etwas bauchig erweitert. Der Fie. 8, Kopf ist platt und breit, nach hinten vom Rumpfe f nur wenig unterschieden, die Kehlfalte fast immer sehr deutlich. Die Oberlippe ist nament- lich zur Paarungszeit nach den Mundwinkeln zu in Form eines die Unterlippe bedeckenden Hautsaumes nach abwärts erweitert. Die im Leben rundliche Pupille zeigt nach längerem Liegen im Weingeist nach unten zu oft einen deutlich einspringenden Winkel. Desgleichen sind die Kopfporen bei frischen Exemplaren nur wenig bemerkbar, während sie durch Einwirkung des Alkohols gewöhnlich bald sichtbar werden, und als einzelne Porenzüge namentlich über und unter den Augen, sowie an den Kieferrändern deutlich hervortreten; letztere Reihe setzt sich, allerdings wenig ausgesprochen, auch auf die Leibesseiten fort. Die Gaumenzähne bilden zwei nach vorn zu nur schwach convergirende, in dem grössten Theile ihrer Erstreckung ziemlich parallele und fast gerade lange Reihen, die erst an ihrem hintersten Ende etwas nach aussen gerichtet erscheinen. Die Zunge ist ge- rundet, ziemlich kreisförmig. Die Haut ist porös, schwammig und wenigstens bei erwachsenen Thieren stets durch zahlreiche, dicht stehende Körner oder Warzen rauh, was besonders an den Leibes- seiten, weniger an der Kehle und den Beinen hervortritt. Der Bauch ist glatt, manchmal mit sehr feinen, unregelmässig verlau- fenden Querfalten. Die Färbung der Oberseite wechselt von einem bald helleren, bald dunkleren Aschgrau, Grün-, Braun- oder selbst Blaugrau bis ins tiefe Schwarz in mancherlei Schattirungen ab. Ueberdies finden sich auf dem ganzen Oberkörper meist nicht sehr zahlreiche, aber gewöhnlich ziemlich grosse, runde, einzeln stehende schwarze Flecken zerstreut, die jedoch in der Regel von der Grundfarbe nur selten scharf abgehoben erscheinen, und in manchen Fällen, namentlich bei dunkleren Varietäten oder im weiblichen Geschlechte, auch ganz verschwinden; bei südlichen Stücken zeigen sich diese Flecken manchmal von einem helleren Hofe umzogen. Der gewöhnlich Triton cristatus Laur. Triton. 51 etwas hellere Kopf ist meistens unregelmässig schwarz marmorirt, die Beine ebenfalls mit schwarzen Punkten besetzt, die Zehen gelb und schwarz geringelt. Der Rumpf zeigt sich mit bald mehr, bald weniger zahlreichen weissen Körnern besetzt, die sich gern gruppenweise vereinen und an den Seiten gewöhnlich eine ziemlich zusammenhängende Längsreihe bilden. Obwohl diese Kör- ner an gewissen Körperstellen mitunter sehr dicht und in ziemlicher Anzahl beisammen stehen, so bleiben sie doch von einander fast immer vollkommen getrennt, und fliessen nur ausnahmsweise zu grösseren Flecken oder unregelmässigen Schnörkeln zusammen; letzteres ist namentlich an der Kehle und manchmal auch an den Kopfseiten der Fall. Der Schwanz ist meist ziemlich ungefleckt oder höchstens an der Wurzel noch mit einigen kleinen Mackeln versehen. Der Bauch und die Unterseite der Beine sind lebhaft gelb oder selbst orange, ersterer fast immer mit grossen, zerstreut stehenden schwarzen Flecken meist nicht sehr dicht besetzt. Die Cloake ist einfarbig. Das Männchen besitzt zur Paarungszeit einen hohen, am Rücken tief und unregelmässig ausgezackten Kamm, der etwas vor den Augen beginnt, über dem After unterbrochen ist und sich am Schwanze wieder bedeutend erhöht, demselben dadurch eine breite Lanzettform ertheilend. Die Cloake ist stark wulstig verdickt, schwarz, die Grundfarbe der Oberseite meist ziemlich hell, graulich oder olivenfarben, die dunklen Flecken hinlänglich unterschieden. Die Iris ist golden, mit einem von der Pupille senkrecht nach ab- wärts ziehenden schwarzen Streifen. Der Schwanz ist schon von der Basis an sehr stark zusammengedrückt, an den Seiten mit einer namentlich in seiner hinteren Hälfte sehr deutlichen, breiten, silber- ‘oder perlmutterartig glänzenden hellen Längsbinde. Die Basis des- selben ist meist ziemlich einfarbig, dunkelbraun, sein Ende in der Regel blassbraun oder selbst orange, die obere und untere Schneide schwarz gesäumt, die letztere höchstens gegen den After zu gelb- lich. Die Kehle ist meist dunkel und stets mit zahlreichen weissen Körnchen gesprenkelt, die Lippen sind gewöhnlich schwarz ge- schnörkelt, der Bauch tiefer gelb als beim Weibchen. Der Kamm ist etwa von Körperfarbe, ungefleckt, über dem Schwanze nur schwach gewellt oder gezähnelt. Das Weibchen besitzt statt des Kammes eine mehr weniger vertiefte Rückenlinie, die oft heller, weisslich oder blassgelb gefärbt ist und sich manchmal zwischen den Hinterbeinen zu einem sehr niedrigen Hautsaume erhebt. Die nur schwach verdickte Cloake ist gelb. Der Schwanz erscheint verhältnissmässig länger, aber viel niedriger und weniger. zusammengedrückt als beim Männchen, die 4* 52 Salamandrina. Unterschneide desselben mit breitem, bis zur Spitze ziehendem, hoch- gelbem Saum; die helle Seitenbinde ist nur schwach angedeutet. Die Oberseite ist gewöhnlich dunkler, oft schwärzlich, die Flecken stets kleiner und weniger deutlich, mitunter auch ganz fehlend. Der Kopf zeigt am Scheitel keine dunkle Marmorirung und an den Sei- ten keine derlei Schnörkel. Die erhabenen weissen Punkte sind meistens zahlreicher als bei den Männchen, und während sie bei diesen vorwiegend auf den Rumpf und namentlich auf dessen Seiten beschränkt erscheinen, verbreiten sie sich bei den Weibchen auch über die oberen Theile der Beine sowie über beide Seiten des Schwanzes. Die Iris ist stark mit Schwarz gemengt,'so dass ihre gelbe Grundfarbe mitunter nur sehr untergeordnet auftritt; auch ist in einiger Entfernung von der Pupille ein schwarzer Ring bald mehr, bald weniger deutlich zu bemerken. Die Kehle entbehrt der weissen Körnerpuukte, der Bauch ist meistens heller, mehr schwefel- als orangegelb. Nach der Laichzeit verliert das Männchen den Kamm und die silberglänzende Mittelbinde des Schwanzes verschwindet. Da sich dann die Haut auch stärker zusammenzieht, so treten hierdurch die erhabenen Körner viel deutlicher hervor und der Körper erscheint gewöhnlich sehr rauh und warzig. Letzteres ist in noch höherem Grade bei Weibchen und überhaupt bei solchen Stücken der Fall, die das Wasser bereits verlassen haben und am Lande unter Steinen, Moos, Baumrinden und dergleichen angetroffen werden, wo dann die ganze Oberseite des T'hieres wie mit einem grauen Reif über- flogen erscheint. Es ist dies die von Schneider als Salamandra pruinosa beschriebene Form. Auch ist ausser der Paarungszeit die Grundfarbe der Oberseite weniger lebhaft, meist viel dunkler, und die schwarzen Flecken nur wenig oder nicht sichtbar; ja nicht selten überzieht ein einförmiges, mit weissen Körnchen untermischtes Schwarz die ganze Oberseite des Körpers; das Gelb der Unterseite erscheint jedoch in diesem Falle viel gesättigter, als im Frühjahre. In seltenen Fällen werden die schwarzen Flecken der Unter- seite so gross, dass sie durch Zusammenfliessen die gelbe Farbe theilweise, ja mitunter selbst ganz verdrängen, so dass dann alle un- teren Theile vorherrschend oder auch einfarbig schwarz erscheinen. Häufiger findet man Stücke, bei denen die schwarzen Flecke sämmt- lich nach den Seiten gedrängt erscheinen, und durch Ineinander- fliessen zu breiten schwarzen Streifen verschmelzen, die oft nur eine schmale unregelmässige gelbe Binde über die Mitte des Unterleibes frei lassen. Eben so kann es vorkommen, dass die schwarzen Flecken der Unterseite mehr weniger oder selbst ganz verschwinden, und Triton. 53 dadurch das Gelb zur vorherrschenden oder allein übrig bleibenden Farbe wird. Bei solchen Stücken erstreckt sich das Gelb des Bauches bisweilen auch mehr oder weniger auf die Körperseiten hinauf, ja in äusserst seltenen Fällen kann das Ueberhandnehmen der gelben Farbe so weit gehen, dass der dunkle Grundton der Oberseite theil- weise, ja fast ganz verdrängt wird, wo dann der ganze Körper prachtvoll schwefel- oder orangegelb mit nur vereinzelten oder wohl auch gänzlich fehlenden dunklen Flecken erscheint; Stücke dieser Form wurden von Reichenbach als Triton ictericus beschrieben. Die Jungen sind ausser Wasser meist einfarbig schwarz, im Wasser hingegen tief olivenbraun oder schwarzgrau, durch dunklere, gewöhnlich aber ziemlich undeutliche Flecken marmorirt. Vom Kopfe verläuft über die Mitte des Rückens bis zur Schwanzspitze eine schwefel- oder orangegelbe Linie. Die ebenso gefärbte Unter- seite ist entweder einfarbig, oder auch mit grösseren schwarzen Flecken meist ziemlich sparsam besetzt, die namentlich gern an den Seiten des Bauches auftreten, die Mitte desselben hingegen öfters ganz frei lassen. Die Haut ist besonders bei tief schwarzen, ausser Wasser befindlichen Stücken fein, aber dicht chagrinirt, doch be- sitze ich auch mehr ins Graue geneigte, im Wasser gefangene Junge mit vollkommen glatter Haut. Die anfangs gelbgrünen Larven erscheinen durch auftretende schwarze Pigmentflecken bald verschiedentlich dunkel gebändert oder gezeichnet, der Schwanz zu gewissen Zeiten förmlich genetzt. Sein zuerst nur schmaler, weisslicher Saum wird späterhin breiter und greift in Form von Flecken mehr weniger in denselben hinein; seine Spitze erscheint bei ziemlich erwachsenen Larven in einen lan- gen Faden ausgezogen. Die gelbe Färbung der Unterseite mit den darauf zerstreuten Flecken tritt erst zu Ende der Verwandlung auf. Cristatus ist über einen grossen Theil Europas verbreitet, und erstreckt sich von England und vom südlichen Schweden über Däne- mark, Holland und Belgien bis nach Frankreich, soll nach Paulino d’Oliviera sogar noch in Portugal vorkommen, obwohl dies meines Wissens die einzige Angabe ist, die desselben jenseits der Pyrenäen erwähnt. Desgleichen findet er sich durch ganz Deutschland und Oesterreich — etwa mit Ausnahme Tirols, wo er wenigstens ausser- ordentlich selten ist — bis nach Italien, wo er aber mehr auf die nördlichen Provinzen beschränkt sein dürfte, da er wenigstens von Risso für den Süden nicht angeführt erscheint. Oestlich zieht sich die Art durch Ungarn und Galizien bis nach Russland, scheint aber hier den Dnjepr nicht zu überschreiten; wenigstens konnte ich für ihr weiteres Vorkommen nach Osten hin keine Daten auffinden. In 54 Salamandrina. den südlichsten Theilen Europas scheint eristatus theilweise durch die folgende Art ersetzt zu sein. Das von Massalongo als Petroponia nigra beschriebene Thier ist nur ein junger, etwas abnorm gebildeter Nigrino von Triton eristatus. 8. Triton platycephalus: Dentium palatinorum series postice valde divergentes. Lingua ampla, depressa, postice lateribusque libera. Caput magnum, planum. Regio analis in conum apice apertum producta. Cutis granulosa. — Long. 7'9—10'5 cm. Molge platycephala Gravenh. Delic. mus. zool. Vratisl. I, pag. 84, 3 (1829). — Euproctes Rusconi Gen@ Synops. reptil. Sardin. pag. 28, 20, tab. I, fig. 3, 4, 5 (1839). — Euproctus platyce- phalus Bonap.-Amph. europ. pag. 68, 88 (1839). — Pelonectes platycephalus Fitzing. Syst. reptil. pag. 33 (1843). — Triton glaecialis Philippi Seanee de l’Acad. Montpell. pag. 20 (1847). mas. Tibüs postieis laeribus. fem. Tibeis postieis tuberculo prominenti imstructis. Mesapterna montana Savi nuovo giorn. letter. Toscano XXXVL, pag. 234 (1839). Typus. Supra obscure olivaceus aut nigro-fuscus, maculis ferru- gineis plus minusve distinctis; subtus grisescens vel rubiginosus, nigromaculatus ; eutis granulis albidis scabra. var. a) Supra griseus, albo-punetulatus, subtus pallens, digitis apice atr.atıs. Hemitriton cinereus Duges Ann. d. science. natur. 3. ser. XVII, pag. 263, 6, tab. I, tig. 14, 15 (1852). — Triton cinereus Dum. Bibr. Erpetol. gener. IX, pag. 151, 10 (1854). var. b) Supra fuscus aut wigrescens, subtus plumbeus, albido punc- tatus. Hemitriton rugosus Duges Ann. science. natur. 3. ser, XVI, pag. 264, 7, tab. I, fig. 16, 17 (1852). — Triton rugosus Dum. Bibr. Erpetol. gener. IX, pag. 150, 9 (1854). var. c) Supra griseo-fuscus aut nigrescens, fascia sinuosa a capite ad caudae finem plerumque decurrente; subtus luteus vel rubescens, aut concolor, aut nigromaculatus ; digitis apice interdum atratis ; cute gramulis atris prominentibus adspersa. Hemitriton punctulat us Duges Ann. science. natur. 3. ser. XVII, pag. 265, tab. I, fig. 1, 2, 3, 18 (1852). — Hemitriton Bibroni Duges 1. e. pag. 266, tab. I, fig. 19, 20 (1852). — Hemitriton asper Duge£s ]. ce. pag. 266, tab. I, fig. 21, 22 (1852). — Triton pyrenaeus Dum. Bibr. Erpetol. gener. IX, pag. 139, 3 (1854). — Triton repandus Dum. Bibr. ]. ce. pag. 151, 11, tab. 106, fig. 2 Triton. 55 (1854). — Triton puneticulatus Dum. Bibr. I. ec. pag. 152, 12, tab. 106, fig. 3 (1854). — Triton Bibroni Dum. Bibr. |, c. pag. 153, 13 (1854) juv. Supra fuscescens, griseo punctatus, linea mediana maculisque dorsi et capitis pallide ferrugineis ; subtus albo-rubiginosus ; regione anali plana, cauda corpore breviore, eute subtiliter granosa. \ Der Körper ist kurz, gedrungen, der oberseits gewölbte Rumpf in beiden Geschlechtern statt des Kammes von einer vertieften °- Rückenliniedurchzogen, die sich vorn meist mehr oder weniger deutlich über den Hinterkopf bis gegen die Augen hin fortsetzt. Der Kopf ist gross und breit, oberseits stark platt ge- drückt, bei Jungen länger, bei erwachsenen Stücken etwa so Jang als der halbe kumpf, mit stumpfer, zuge- vundeter Schnauze. Die Nasenlöcher sind klein, von einander nicht so weit wie von den Augen entfernt, kreisförmie. Die stark nach Triton platycephalus Grarvh. a Cloake, 5 Hinterbein des Weibehens mit dem oben gerückten Augen sind spornartisen Höcker c. klein, kaum vorspringend und etwas schief nach vorn gegen einander gerichtet. Die Zunge ist bei frischen Stücken flach und gross, fast den ganzen Boden der Mundhöhle ausfüllend, eiför- mig, an den Seiten und auch hinten in ziemlicher Ausdehnung frei. Bei Weingeistexemplaren erscheint sie jedoch durch Einschrumpfung oder Zusammenziehung oft mehr weniger klein und rhombisch, mit nur wenig oder fast ganz verwischten freien Rändern. Die Gaumen- zähne zeigen in der Art und Weise ihres Verlaufes manche Ver- schiedenheiten. In den meisten Fällen erscheinen sie in den ersten zwei Dritteln ihrer Erstreckung einander bis zur Parallelität ge- nähert, während sie in dem letzten Drittel gewöhnlich plötzlich und ziemlich stark auseinanderweichen, auf diese Weise etwa die Form eines umgekehrten Y (A) nachahmend; doch findet man mitunter auch Stücke, bei denen die Zahnreihen gleich von ihrem Ursprunge an nach hinten in Gestalt eines nach rückwärts geöffneten V (A) convergiren, sowie selbstverständlich auch zwischen diesen Extremen 56 ; Salamandrina.- liegende Uebergänge eben nicht besonders selten sind. Der Schwanz ist niedrig, in der Jugend kürzer, bei erwachsenen Stücken etwa so lang oder selbst etwas länger als der Körper, an der Basis deutlich gerundet, nach hinten jedoch in der Weise zusammengedrückt, dass derselbe oben gleich hinter der Wurzel schneidig erscheint, während -sich am Unterrande die Zusammendrückung etwa erst in der Mitte einstellt. Die Beine sind kurz und stämmig, die hinteren viel kräf- tiger als die vorderen, die ziemlich eylindrischen oder auch abge- platteten Zehen vollkommen frei, die Sohlen glatt. Die bei Jungen vollkommen flache und längsgespaltene Cloake wölbt sich mit zu- nehmendem Alter immer mehr empor, und während dadurch ihre Mündung mehr zusammengezogen wird, streckt sich die ganze Bil- dung zunehmend nach hinten, so dass bei erwachsenen Thieren die Cloake in beiden Geschlechtern als ein nach hinten und unten oft sehr stark vorragender, stumpfer Kegel erscheint, welcher an seiner Spitze von. der rundlichen Analöffnung durchbohrt ist. Obwohl dieser Charakter die in Rede stehende Art sehr auszeichnet, so scheint er doch nicht unter allen Umständen — vielleicht nur zur Brunstzeit — vorhanden zu sein, da ich auch vollkommen er- wachsene Thiere mit ganz flacher und längsgespaltener Cloake an- traf. Die Haut ist — wenigstens bei ausgebildeten Stücken — wohl niemals vollkommen glatt, sondern stets mit bald grösseren, bald kleineren, zerstreuten oder auch ziemlich dicht stehenden Kör- nern entweder mehr oder weniger besetzt. Die Färbung der Oberseite ändert von einem bald helleren, bald dunkleren Grau oder Ölivenbraun durch Schwarzbraun oder Schwarzgrau bis ins Schwarze verschiedenartig ab, und ist ent- weder einfarbig, häufiger jedoch mit helleren Binden oder Flecken verschiedenartig gezeichnet, welche Zeichnungen in seltenen Fällen so überhand nehmen können, dass die ursprüngliche Grundfarbe nur mehr unregelmässige Mackeln bildet. Ebenso kann die Unter- seite von Schmutziggrau oder Rostfarben durch Lichtgelb oder Orange selbst bis ins Röthliche wechseln und erscheint bald ein- farbig, bald mit helleren, viel öfters jedoch mit dunkleren, meist sehwärzlichen Mackeln verschiedenartig gefleckt oder gesprenkelt. Die Färbung der Kehle ist meist heller, die des Bauches auf der Unterschneide des Schwanzes oft bis zu dessen Spitze fortgesetzt, die Zehen an ihrem Ende häufig schwarz. Das Weibchen ist von dem Männchen vorzüglich durch die Bildung der Hinterbeine verschieden; während diese nämlich bei letzterem ohne Auszeichnung sind, erscheinen sie bei ersterem an der Aussenseite der Schienen stark dreieckig erweitert oder mit einem höckerartigen Vorsprunge versehen, der mitunter nach rück- Triton. 57 wärts bis an die Fusswurzel gerückt, über dieselbe manchmal fast spornartig vorragt. Auch ist hier der Bauch häufiger dunkler ge- fleckt als bei dem anderen Geschlechte. Ganz junge Thiere sind oben braun oder russfarben, grau punktirt, vom Nacken bis zur Schwanzspitze mit einer rostrothen oder weisslichen Linie, welche zu beiden Seiten von ebenso gefärbten Flecken begleitet ist. Eine ähnliche Querbinde findet sich vor, und ein ebensolcher Fleck hinter den Augen. Der Bauch ist in diesem Alter lichtgrau oder rostfarben, oft heller gefleckt oder gesprenkelt. Die Länge des erwachsenen Thieres beträgt gewöhnlich zwischen drei und vier Zoll. Diese Art findet sich in zwei Formen, welche auch in geogra- phischer Beziehung von einander ziemlich geschieden erscheinen, in- dem die eine ausschliesslich auf Italien, die andere hingegen auf die Pyrenäen beschränkt zu sein scheint. Die erste Form ist im Allgemeinen etwas kleiner und schlan- ker, der Kopf gestreckter und nach hinten meist deutlich, wenn auch schwach halsartig verschmälert. Die im Ganzen ziemlich glatte Haut zeigt sich oben mit einer bald geringeren, bald grösseren Anzahl kleiner, ziemlich farbloser und daher mehr weniger durch- scheinender, fast sandartiger Körner bestreut; die Zehen sind ziemlich eylindrisch. Die Oberseite zeigt ın der Regel auf dunkel oliven- oder schwarzbraunem Grunde bald mehr, bald weniger zerstreute rost- braune Flecken, die entweder ziemlich scharf und gut hervortreten, oder aber auch bis zum Verschwinden undeutlich werden können. Die Unterseite ist grau oder rostfarben, entweder mit einzelnen und zerstreuten, oder mit mehr zahlreichen und zusammenfliessenden schwarzen oder blauschwarzen Flecken. Die westliche Form umfasst jene Varietäten, welche fast die alleinige Grundlage zu der Duges’schen Gattung Hemitriton ab- gaben. Der Körper ist hier meist etwas kräftiger und grösser, der Rücken oft etwas platter, der Kopf meist minder gestreckt und na- mentlich in seinem hinteren Theile öfters ohne Spur einer halsarti- gen Verengung in seiner ganzen Breite dem Rumpfe aufsitzend. Die Körner der Haut sind viel zahlreicher, oft sogar ganz gedrängt stehend, meist sehr deutlich kegelförmig, oft sogar dornartig und gewöhnlich mehr weniger nach rückwärts gerichtet, entweder nur an der Spitze, oder auch in ihrer ganzen Ausdehnung schwarz und hornartig. Die oft deutlich abgeflachten Zehen zeigen sich, nament- lich bei helleren Varietäten, an der Spitze häufig schwarz. Die Oberseite ändert hinsichtlich ihrer Färbung durch Grau und Braun bis ins Schwarze ab, ist jedoch nur selten einfarbig, sondern zeigt in den meisten Fällen eine bald schmälere, bald breitere helle Mittel- 58 Salamandrina. binde, die gewöhnlich gelb oder orangefarben und an ihren Seiten- rändern unregelmässig erweitert oder ausgebuchtet ist, und vom Nacken an oft bis zur Schwanzspitze fortläuft. Die Unterseite, ob- wohl manchmal eintönig grau o.ler bräunlich, erscheint doch häufiger lebhaft gelb oder orange, mitunter selbst bis ins Röthliche gestei- gert; sie zeigt sich meistens einfarbig, obwohl auch manchmal schwarz gefleckt oder gezeichnet. Die Larven sind oben olivenbraun mit grauen Nebelflecken, unten aschgrau; der schon von der Wurzel an stark zusammenge- drückte Schwanz zeigt oben und unten einen breiten Flossensaum. Das erwachsene Thier findet sich zur Brunstzeit in stehenden oder langsam fliessenden Gewässern, die es übrigens nach der Paarung verlässt, um dann am Lande zu leben, wo es besonders in gebirgi- gen Gegenden in der Nähe des Wassers an feuchten Stellen unter Steinen, Baumrinden und dergleichen angetroffen wird; an denselben Orten findet man auch die noch nicht erwachsenen, aber schon ver- wandelten Jungen; die Nahrung soll — wenigstens am Lande — vorwiegend aus Raupen bestehen. Mit Sicherheit ist Triton platycephalus bisher nur aus dem nördlichen und mittleren Sardinien und Corsiea, sowie auch aus den Pyrenäen nachgewiesen; da er übrigens von Gervais auch als in Algier vorkommend angeführt wird, so ist es sehr wahrscheinlich, dass diese Art in den spanischen und portugiesischen Gebirgen auch noch anderweitig zu finden sein dürfte. 2. Gatt. Pleurodeles. Michahelles neue südeurop. Amphib. Isis. XXIII, pag. 191, 2 (1830). Dentium palatinorum series subparallelae remotae, ultra nares internas plus minusve prolongatae. Lingua rotumdata postice Tateribusque Tibera. Cauda anceps corpore longior, apicem versus valde compressa. Cutis verrucosa. } Der Körper ist kräftig und gedrungen, beim Männchen schlan- ker, beim Weibehen plumper und dicker, von oben ziemlich nieder- gedrückt, stets breiter als hoch. Der Kopf ist beim Männchen etwas länger als breit, mit fast abgestutzter Schnauze, beim Weibchen hin- gegen viel breiter, vorn sehr flach krötenartig gerundet. Sein hin- terer Theil legt sich meist in seiner ganzen Breite an den Rumpf an, seine Oberseite ist in der Jugend sehr schwach gewölbt, bei älteren Stücken platt, bei sehr alten namentlich oft sogar deutlich Pleurodeles. 51) der Länge nach vertieft, mit beim Männchen weniger, beim Weib- chen meist sehr deutlich und stark aufgetriebener, parotidenartiger Backengegend. Die Nasenlöcher sind sehr klein, von Gestalt einer mit ihrer Concavität nach rückwärts gekehrten bogigen Ritze. Die Augen sind mittelgross, ziemlich flach gewölbt und nur wenig vor- stehend, die beiden Augenlider in Grösse und Bildung einander voll- kommen gleichend. Die Öberlippe ist namentlich bei jüngeren Thieren nach hinten zu stark über den Unterkiefer herabreichend, die Mundöffnung selbst etwas kleiner als die Mundspalte, indem eine im Mundwinkel befindliche derbe Haut die vollständige Ent- fernung beider Kiefer von einander verhindert. Die dicke, fleischige Zunge ist verhältnissmässig klein, rundlich, meist nahezu kreisförmig, vorn ziemlich breit angeheftet, hinten und an den Seiten jedoch in hinreichender Ausdehnung frei. Die Gaumenzähne Dilden zwei im Allgemeinen ziemlich gerade und parallel verlaufende Reihen, die von einander durch einen breiten Zwischenraum getrennt sind, und nach vorn schwach zusammenneigend die inneren Nasenlöcher da- selbst bald mehr, bald weniger überragen. Uebrigens treten diese Zahnreihen nur wenig hervor, so dass sie hier schwerer zu sehen und in ihrem Verlaufe zu verfolgen sind, als bei irgend einem an- deren europäischen Urodelen. Der Hals ist nicht unterscheidbar, der Kopf auf seiner Unterseite durch eine meist sehr tiefe und deut- liche Kehlfalte vom Rumpfe geschieden. Die Beine sind kurz und stämmig, die vorderen fast unmittelbar hinter dem Kopfe eingefügt, die hinteren kaum länger aber deutlich dicker, diese mit fünf, jene mit vier flachgedrückten freien Zehen, wovon an den Vorderfüssen die zwei mittleren, an den Hinterfüssen die dritte und vierte von einander hinsichtlich der Länge nicht stark .verschieden sind. Der Schwanz ist bei jungen Thieren etwa körperlang, streckt sich jedoch mit zunehmendem Alter immer mehr, so dass er bei Erwachsenen das Ausmaass des Körpers stets stark überschreitet. An der Basis noch ziemlich dick und durch eine seichte Abplattung von oben fast undeutlich viereckig, erscheint er bald seitlich zusammengedrückt, nach hinten sehr allmälig verschmälert, am Ende in eine ziemlich stumpfe Spitze ausgehend; er ist stets deutlich niedriger als der Rumpf, und beiderseits mit einem sehr schmalen Flossensaum um- geben, der beim Weibehen oft kaum zu unterscheiden ist, und über- haupt auf der Oberseite häufig nur an der Schwanzwurzel hervor- tritt, während er auf der Unterschneide viel besser ersichtlich ist und gegen den After zu schwach leistenartig verdickt erscheint. Die Haut ist namentlich auf der Oberseite des Körpers mit zahlreichen, dicht aneinanderstehenden Warzen besetzt, welche bei älteren Thieren an der Spitze häufig hornartig verdickt und glänzend sind, der 60 Salamandrina. Bauch mit hinter einander liegenden feinen Querrunzeln versehen. Sehr häufig findet sich an den Seiten des Rumpfes eine Reihe grösserer Höcker, die oft in schief nach hinten und unten ziehende, mitunter mehr weniger dreieckig zugespitzte Querwülste übergehen. Diese Höcker befinden sich stets an jenen Stellen, wo die Leibesdecken an die Rippen stossen, und werden durch letztere im Tode wegen der durch Weingeist bewirkten Einschrumpfung der Haut nur noch stärker hervorgetrieben. In sehr starkem Alkohol kann die Zu- sammenziehung der Körpermasse oft so weit gehen, dass, wenn dabei der Rumpf zugleich gebogen ist, die freien Rippenenden durch die aus beiden Ursachen entstehende Spannung oft durch die Haut hin- durchgepresst werden und als feine nadelartige Spitzen manchmal bis zur Länge einer Linie aus den oberwähnten Höckern hervor- ragen. Dieser Umstand hat einige Naturforscher zur unrichtigen Deutung veranlasst, dass die Durchbohrung der Haut durch die Rippen, normal sei, und dass letztere bei dieser Gattung eine gegen- über den anderen Urodelen ganz unverhältnissmässige Entwicklung zeigten, was übrigens durchaus nicht der Fall ist. Dass die hier gegebene Ansicht die richtigere ist, geht wohl unzweifelhaft daraus hervor, dass die Durchbohrung der Haut stets nur bei gebogenem Körper und nur an der convexen Seite stattfindet, während die ent- gegengesetzte Seite niemals davon getroffen wird und auch bei der genauesten Untersuchung keinerlei Spuren von Oeffnungen erkennen lässt, durch welche die Rippen durchtreten könnten. Die einzige Art dieser Gattung lebt im südwestlichen Europa in Cisternen, Teichen und tieferen klaren Wassertümpeln, ausser der Paarungszeit auch am Lande unter Steinen, Baumrinden und in anderweitigen Schlupfwinkeln. 1, Pleurodeles Waltlii: Ochraceus vel sordide olivaceus, maculis nigrescentibus plus minusve conspiewis. — Long. 15°8—26'3 cm. Pleurodeles Waltl Michah. Isis XXIU, pag. 195, tab. II (1830). — Salamandra pleurodeles Schlegel Abb. neuer od. unvollst. bek. Amphib. pag. 122, tab. 39, fig. 2, 3 (1837). — Pleurodeles Waltlii Dum. Bibr. Erpetol. gener. IX, pag. 72, tab. 101, fig. 2, tab. 103, fig. 1 (1854). — Pleurodeles exasperatus Dum. Bibr. l. ce. pag. 73 (1854). Die Grundfarbe der Oberseite ist gewöhnlich ein schmutziges Ockergelb, das bald mehr ins Graue, bald mehr ins Rothe, häufig auch ins Braune, Olivenfarbige oder selbst Schwärzliche übergeht. Jüngere Stücke sind gewöhnlich heller, mit zunehmendem Alter An A a u Pleurodeles. 61 wird jedoch die Färbung immer dunkler; auch mag hierbei der Aufenthalt des Thieres in oder ausser dem Wasser wahrscheinlich Fig. 10. eben so von Einfluss sein, wie bei den Tritonen. Im Allgemeinen sind die Männchen vorwiegend gelblich oder bräunlich, während die Weibchen häufiger ins Graue geneigt erscheinen. Die Unterseite ist in der Regel heller als die Ober- seite, der ganze Körper überdies noch mit ge- wöhnlich ziemlich ikleinen, unregelmässig ge- rundeten schwärzlichen Flecken besetzt, die aber nur bei helleren Stücken deutlicher hervor- treten und auf der Unterseite wegen des hier lichteren Grundes sich meist besser abheben als am Oberkörper. Obwohl diese Flecken meist ziemlich isolirt stehen, so kommt es doch auch nicht selten vor, dass sie bald mehr bald we- niger zusammenfliessen, was ausnahmsweise selbst so weit gehen kann, dass sie die Grundfarbe theilweise oder fast ganz verdrängen. Der untere Flossensaum des Schwanzes und die Zehenspitzen sind fast immer heller, gelblich. Die zahlreichen Körperwarzen erscheinen, wenigstens bei älteren Stücken, in der Regel an der Spitze von einer schwarzen, hornartig glänzenden Verdiekung gekrönt, welche Körner sich bei sehr grossen Exemplaren auch auf die Unterseite erstrecken. Die Sohlen und Zehen sind unten zwar mehr oder weniger gerun- zelt, sonst aber glatt und kaum mit Spuren von Warzen. Die Jungen sind von den Alten durch hellere, meist ins Ziegel- rothe neigende Oberseite und fast immer einfarbige Unterseite ver- schieden; auch sind die Warzen und Hautkörner hier minder ent- wickelt. Die Länge des erwachsenen Thieres beträgt gewöhnlich 6 bis 8 Zoll, doch sah ich auch Stücke, welche das Ausmaass von zehn Zollen bedeutend überschritten und in der Mitte des Rumpfes über einen Zoll im Querdurchmesser hatten. Die erwachsenen Larven sind weisslich oder hell gelblich, er- scheinen aber durch zahlreiche, grösstentheils zusammenfliessende dunkelaschgraue Flecken vorherrschend grau, durch lichtere Stellen hier und da unterbrochen. Die im Allgemeinen weisse Unterseite ist mit kleinen grauen Pünktchen ziemlich zerstreut gesprenkelt; am Schwanze herrscht, namentlich nach unten und hinten zu, die helle Grundfarbe vor, indem hier die grauen Flecken viel sparsamer und getrennter stehen. Der Kopf ist breit und plump, fischartig, übrigens minder flach und abschüssig, als bei dem ausgebildeten Thiere, und nur zwischen den Augen deutlich niedergedrückt. - Von den drei grossen Kiemenbüscheln ist der mittlere der kürzeste, wäh- | | F Pleurodeles Waltlii Mich. 62 Salamandrina. rend der untere und längste bis hinter die Kniee der Vorderbeine reicht; die tiefe Kiemenspalte ist in der Mitte nach vorn gebuchtet. Die Mundöffnung ist verhältnissmässig klein, indem die Lippenränder etwa nur zur Hälfte frei, nach hinten zu aber verwachsen sind und als breite Hautfalte bis zum Rande des Unterkiefers herabhängen. Der Rumpf ist seitlich mehr zusammengedrückt, die Spitze der Rippen — wenigstens bei Weingeistexemplaren — als kleine, kegel- _förmige Hervorragungen meist deutlich bemerkbar. Der etwa körper- lange Schwanz ist hoch, seitlich sehr stark zusammengedrückt, lanzett- förmig spitz auslaufend. Der Flossensaum desselben namentlich oberseits sehr hoch, nach vorn sich verschmälernd über den Rücken bis zum Nacken ziehend, wo er in eine gegen die Augen verlau- fende öfters undeutliche Furche übergeht. Die Beine und Zehen sind sehr stark zusammengedrückt, letztere vollkommen frei; die Haut ist fast glatt. 4 Die Grösse des eben verwandelten Thieres beträgt etwa zwei Zoll. Da man übrigens häufig Larven findet, die schon ziemlich erwachsenen Thieren an Grösse kaum nachstehen oder wenigstens die frisch verwandelten Jungen an Länge mindestens um das Dop- pelte, an Volumen aber wohl um das Sechs- bis Achtfache über- treffen, so liegt die Vermuthung nahe, dass diese Species sich nicht immer verwandelt, sondern nach Art der Axolotl — denen diese grossen Larven auch auffallend ähnlich sehen — nebst der vollende- ten auch in der Larvenform oft durch das ganze Leben permanent vorkommt. Da unter einer Parthie mir aus Andalusien zugekom- mener Pleurodeles, welche zu derselben Zeit und ın demselben Tüm- pel gefangen wurden, die Anzahl dieser Larven und der erwachsenen Thiere nahezu eine gleich grosse war, so scheint diese Axolotlform vielleicht eben so häufig vorzukommen, wie die vollendete. Die Verbreitung dieser Art ist eine ziemlich beschränkte; sie findet sich von Madrid an durch das ganze südliche Spanien und Portugal und kommt auch im gegenüberliegenden Marocco bei Tan- ger und Ceuta vor. Die Stücke aus Afrika zeichnen sich vor den europäischen durch ihre bedeutendere Grösse aus. Pleurodeles exasperatus Dum. ist nur auf ein Älteres, ausser Wasser befindliches Exemplar gegründet. 3. Gatt. Chioglossa. Barboza du Bocage in Guer. Menev. Rev. Mag. Zool. 2. ser. XVI, pag. 249 (1864). Neuerges, Cope Proced. Acad. Philadelph. XIV, pag. 343 (1862). Dentium palatinorum series sinmatae, ultra nares internas non prolongatae. Lingua magna, oblongo-ovata, lateribus posticeque libera, me- dio peduneulo protrachli affıxa. Corpus teres, gracile. Cauda longissima, apicem versus compressd@. Uutis subglabra. r Der Körper ist gerundet, fast walzenförmig, sehr schlank und gestreckt, der Kopf kurz und platt, nach hinten schwach aber doch deutlich verengt, mit nach längerem Liegen im Weingeist etwas angedeuteten, länglichen Parotiden; die Schnauze ist sehr kurz, zu- gerundet. Die Augen sind gross und vorstehend, die neben der Schnauzenspitze stehenden Nasenlöcher von einander viel weiter als von den Augen entfernt. Die Zunge ist gross, länglich eiförmig, mit ihrer vorderen Spitze im Kinnwinkel befestigt, seitlich und hin- ten in bedeutender Ausdehnung frei und zugleich mit ihrer ganzen Mitte an einem langen, dünnen Stiele angewachsen, der in eine Scheide zurückgezogen werden kann. Die Gaumenzähne bilden zwei leicht geschweifte, vorn bogenförmig convergirende Reihen, die nach hinten stark auseinander treten und an ihrem Anfange nicht über die inneren Nasenlöcher hinausreichen. Die Kehlfalte ist meistens deutlich unterschieden. Der in der Jugend etwa körperlange Schwanz wird mit zunehmendem Alter schnell länger, so dass er bei erwach- senen Stücken mindestens anderthalbmal, oft aber mehr als zweimal so lang ist, wie der Körper. Er ist an der Wurzel fast drehrund, nach hinten aber von der Seite zusammengedrückt, am Ende scharf zugespitzt und stets ohne alle Spur eines Flossensaumes. Die Cloake ist längsgespalten, flach oder kaum gewölbt, ziemlich weit von der Ansatzstelle der Hinterbeine entfernt. Die Vorderbeine sind schlank, vierzehig, die dritte Zehe die längste, die zweite länger als die vierte. Die kräftigeren Hinterbeine haben fünf Zehen, von denen die dritte und vierte die längsten und einander ziemlich gleich sind, die fünfte nach dem Daumen die kürzeste ist. Alle Daumen sind sehr kurz, die Zehen überhaupt etwas platt gedrückt, mit meist nur in den Fingerwinkeln bemerkbaren, schwachen Hautsäumen. Die Sohlen sind vollkommen glatt, die Körperhaut durch sehr feine, sich mannig- 64 Salamandrina. fach durchkreuzende Falten äusserst zart und oft kaum merkbar gerunzelt. Von den zwei Arten dieser Gattung ist in Europa nur eine vertreten. 1. Chioglossa lusitanica: Nigra, albo-punctata, fasciis duabus eu- preis in cauda wnitis per medium corporis decurrentibus. — Long. 13°17 cm. Chioglossa lusitanica Barboza du Bocage Note sur un nouv. Batrac. du Portug. in Guer. Menev. Revue et magaz. du Zool. 2. ser., XVI, pag. 249, tab. 21, fig. 1—5 (1864). Die Grundfärbe des Körpers ist im Leben schwärzlich, im Tode meist dunkel bleifarben oder eisengrau, seltener schmutzig bräun- roth, mit feinen, milchweissen Punk- ten übersäet, die mitunter flecken- oder wolkenartig zusammenfliessen, oft aber auch stellenweise nur wenig hervortreten oder — wenigstens im Alkohol — selbst ganz verschwin- den. Zwei kupferrothe Längsbinden beginnen am Kopfe etwa am oberen Hinterrande der Augen, bleiben hier ziemlich parallel, nähern sich in der Halsgegend plötzlich bogig, um sodann ziemlich parallel oder sanft nach auswärts geschweift über den ganzen Rücken bis zur Schwanz- wurzel zu verlaufen, woselbst sie sich zwischen der Einlenkung der Hinterbeine vereinen und als einziger Streifen über die Firste des Schwanzes bis zu dessen Spitze hinziehen. Der zwischen diesen Binden liegende Streifen der Grundfarbe ist im Allgemeinen schmä- ler als jede Binde für sich betrachtet, verengt sich jedoch allmälıg nach vorn und hinten und ist am Halse am schmälsten; die Binden selbst sind in der Mitte des Rückens am breitesten, nach hinten schmäler als nach vorn. Im Leben sind dieselben mit einer Art feinen Kupferstaubes überpudert, der bei älteren Stücken noch mit Goldstaub untermischt ist und dem frischgefangenen Thiere ein un- gemein elegantes Aussehen verleiht; bei jüngeren Stücken herrscht jedoch die röthliche Kupferfarbe vor. Uebrigens verschwindet dieser schöne Metallglanz im Weingeist schon nach wenigen Stunden, sowie überhaupt die ganzen Binden durch Einwirkung des Alkohols ihre lebhafte Färbung in kurzer Zeit verlieren und eine unscheinbare, meist trüb milchweisse Farbe annehmen, ja mitunter fast ganz un- Fig. 11. Chiorlossa lusitanica Barb. Spelerpes. 65 sichtbar werden. Die Kehle, der Hals und die Unterseite der Beine sind einfarbig hellbraun. — Die Länge des erwachsenen Thieres beträgt etwa 5 Zoll. Diese schöne Art wurde von Barboza du Bocage bei Coim- bra in Portugal entdeckt; später ward sie auch von Heyden in der Sierra de Gerez aufgefunden, sowie sie überhaupt im nördlichen Portugal noch weiter verbreitet sein dürfte. Das Thier lebt ausser Wasser, wo es an feuchten Stellen unter Steinen, abgefallenem Laube und dergleichen angetroffen wird. Ueber Fortpflanzung und Ent- wieklung ist bisher noch nichts bekannt. 4. Gatt. Spelerpes. Rafınisque Atlant. Journ. I, pag. 22 (1832). Geotriton Tschudi Classific. d. Batrach. pag. 93 (1839). Dentium palatinorum series quatuor, duae anteriores trans- verse, duae posteriores per longitudinem dispositae. Lingua plana, eireularis, pedunculo gracili extensili medio tantum affıza. Corpus graceile, plieis lateralibus transversis plus minusve distinctis. Outis glabra. Der Körper ist schlank, gestreckt, oft bis ins Schleichenartige verlängert, mit vollkommen glatter Haut. Der Rumpf zeigt an den Seiten eine Reihe hinter einander stehender, verticaler Hautfalten, die bald mehr, bald weniger ausgeprägt erscheinen und in den meisten Fällen auch auf den Schwanz fortsetzen. Die Parotiden sind nicht ausgebildet. Die Zunge zeigt in ihrem Baue einige Uebereinstim- mung mit der der vorigen Gattung; obwohl in Grösse bei den ein- zelnen Arten sehr veränderlich, ist sie doch stets mehr oder weniger rundlich, ziemlich flach und am Rande ringsum ‚vollkommen frei, so dass sie eine etwa pilzförmige Scheibe bildet, die in der Mitte ihrer Unterseite auf einem dünnen, im Leben wahrscheinlich contraetilen Stiele aufsitzt. Noch bezeichnender ist die Bezahnung, welche allein ‚schon genügt, um diese Gattung von allen anderen Urodelen Europas auf den ersten Blick zu unterscheiden. Während nämlich sonst im Gaumen stets nur zwei von vorn nach rückwärts ziehende Zahn- reihen unterschieden werden können, findet man bei Spelerpes vier (seltener drei) Gruppen von Zähnen, wovon zwei Reihen in schräger, gewöhnlich schwach bogiger Richtung hinter den inneren Nasen- löchern vorbei gegen einander ziehen, so dass sie mitsammen einen sehr stumpfen Winkel bilden, dessen Schenkel sich aber in der Mitte Schreiber, Herpetologia europaea, 5 66 Salamandrina. nicht berühren. Ausser diesen Zahnreihen (den eigentlichen Gaumen- zähnen) finden sich im hinteren Theile des Rachens noch anderwei- tige Zähne (die Sphenoidalzähne), welche entweder in mehrfachen Längsreihen stehend zwei von einander getrennte nach hinten diver- girende Längsgruppen bilden, manchmal aber auch ganz regellos ver- theilt in einem einzigen bürstenartigen Haufen vereinigtsind. Die vor- deren Querreihen sind gewöhnlich von den hinteren Zahngruppen durch einen mehr oder weniger grossen Zwischenraum getrennt, obwohl es auch vorkommt, dass sich letztere so weit nach vorn er- strecken, dass sie mit der Querreihe der betreffenden Seite zusammen- stossen. Die Vorderfüsse sind vier-, die hinteren fünfzehig, die Zehen selbst bald frei, bald wieder durch Spannhäute oder selbst durch Verwachsung mit einander verbunden. Der in der Regel drehrunde, seltener schwach zusammengedrückte Schwanz ist ziem- lich dünn, am Ende scharf zugespitzt, ohne Spur eines Hautsaumes. Von den zahlreichen Arten dieser Gattung findet sich nur eine einzige im südlichen Europa, woselbst sie unter Steinen und Moos, in faulem Holze und dergleichen namentlich in gebirgigen Gegenden angetroffen wird. 1. Spelerpes fuscus: Supra fuscus, lineis maculisque rubescentibus evanidis; subtus cinereus aut fuliginosus, albo sparsus; digitis postieis semipalmatis. — Long. 7'9—10'5 cm. Geotriton fuscus Bonap. Iconogr. d. Fauna ital. II, tab. 84, fig. 4 (1832). — Salamandra Genei Schleg. Abbild. neuer od. unvollst. bek. -Amphib. pag. 122, tab. 39, fie. 5—7 (1837). — Geotriton Genei Tschudi Classificat. d. Batrach. pag. 94, tab. 5, fig. 3 (1839). — Spelerpes fuscus Strauch Revis. d. Salamandr. pag. 83, 77 (1870). Der Körper ist oben gewölbt, unten flach, längs der Mittellinie des Rückens mit deutlich durch die Körperdecken hervortretender Fig. 12. Wirbelsäule. Der Kopf ist rund, mit abge- ’ stutzter Schnauze, die Augen sind gross und vorstehend, die Nasenlöcher seitlich. Die Zunge ist kreisrund; die von den queren Gaumenreihen getrennten Sphenoidalzähne stehen in zwei von einander geschiedenen Längsgruppen. Der vollkommen drehrunde Schwanz ist etwas kürzer als der Körper. Die Beine sind schlank und gestreckt, vorn mit vier, hinten mit fünf kurzen, deutlich abgeflachten Zehen, deren erstere nur am Grunde, letztere etwa zur Hälfte mit schwachen Interdigitalmembranen verbunden sind. Die Sohlen sind glatt. Spelerpes fuscus Bonap. | Bradybates. 67 Die Oberseite ist im Allgemeinen braun oder gelblich und schwärzlich gemischt, mit gewöhnlich sechs sehr undeutlichen, oft auch ganz verschwindenden röthlichen Linien und eben solchen Flecken gezeichnet. Die grauliche oder schwach rostbraune Unter- seite ist sehr fein weiss gesprenkelt; die Beine sind gewöhnlich heller. Diese Art scheint auf Italien beschränkt zu sein, woselbst sie von Genua an durch die apuanischen Alpen über einen grossen Theil der Halbinsel verbreitet sein dürfte. Nach Bonaparte findet sie sich namentlich im Römischen und Toscanischen, sowie in den askolanischen Bergen, nach Savi auch bei Mazza und Poretta; des- gleichen kommt Spelerpes auch in Sardinien vor, wo er namentlich in den Bergen von Iglesias gemein ist. Die Angabe Hallowell’s *), dass das Thier auch in Spanien vorkommt, bedarf noch der weiteren Bestätigung. Ueber Entwicklungsgeschichte und Lebensweise ist Näheres noch nicht bekannt; das ausgebildete Thier findet man, ausser an den bereits oben erwähnten Oertlichkeiten, auch sehr gern in Höhlen. Salamandra fusca Laur. und Salamandra Savi Gosse werden häufig, obwohl kaum mit Recht, als Synonyma hierher gezogen. Erstere dürfte wahrscheinlich eine im Weingeist verbleichte Salamandra atra sein, letz- tere vielleicht eher zu Salamandrina perspieillata gehören. 5. Gatt. Bradybates. Tschudi Classificat. d. Batrach. pag. 56 (1839). Dentium palatinorum series duo, rectae, nares internas vix adtingentes. Lingua papillaris, minima, tota affıza. Cauda corpore brevior, apicem versus compressa. Outis verrucosa. Der Körper ıst auffallend plump, kurz und gedrungen, der Kopf klein, an der Stirn vertieft, mit zugerundeter Schnauze. Die Nasen- löcher liegen seitlich und sind sehr weit nach rückwärts, fast unter die Augen gerückt; diese sind klein, durch einen grossen Zwischen- raum von einander getrennt. Die Ohrdrüsen sind nicht ausgebildet. Die Zunge ist sehr klein, warzenförmig und vollkommen mit ihrer ganzen Unterfläche an den Boden der Mundhöhle angewachsen, so dass sie nicht den geringsten freien Rand zeigt, daher auch ziemlich *) Journ. Acad. Philad. 2. ser. III, pag. 349. 68 Salamandrina. schwer zu unterscheiden ist. Die Gaumenzähne, deren Zahl übri- gens sehr gering ist, bilden zwei kurze, nach vorn zu die inneren Nasenlöcher kaum erreichende, gerade Längsreihen. Der Schwanz ist viel kürzer als der Körper, auffallend dick, ‘an der Wurzel fast drehrund, in der hinteren Hälfte jedoch deutlich von der Seite zusammengedrückt und sowohl oben als unten mit einem deutlichen Hautsaume versehen. Die kurzen Beine haben vorn vier, hinten fünf freie Zehen. Die warzige Haut bildet am Rumpfe mehr weniger deutliche Querfalten, wodurch derselbe fast geringelt erscheint. 1. Bradybates ventricosus: Fuso-aeneus, obsolete transversim li- neolatus. ;radybates ventricosus Tschudi Classificat. d. Batrach. in Mem. de’la soc. d. seienc. natur. de Neuchatel. 1839, pag. 91, tab. II, fig. 2. ‘ Das einzige bisher gefundene Exemplar dieser Art, welches auch zur Aufstellung der Gattung diente, stammt aus Spanien und befindet sich im Museum zu Neuenburg. — Bei dem Umstande, dass dieses Thier seit den dreissiger Jahren nicht wieder gefunden wurde, wäre es wohl möglich, dass es keine selbstständige Art sei, sondern — ‘ähnlich wie Petroponia nigra — eine abnorme Form einer an- deren Gattung bildet. 6. Gatt. Salamandrima. Eilzingpr neue Classificat. d. Reptil. pag. 41, 2 (1826). Seiranota Barnes Sillim. Amer. Journ. of science. and art. XI, pag. 278 (1826). Dentium palatinorum series antice parallelae, postice valde divergentes. Lingua magna, antice angustata, apice affiza, posterius late- ribusque libera. Palmae plantaeque tetradactylae. Parotides indistinctae. Cutis dense et subtiliter gramosa. Der Körper ist schlank, ziemlich gerundet, am Rücken etwas flach gedrückt, mit längs der Mittellinie desselben bis zum Schwanz- ende durch die Hautdecken deutlich vortretender Wirbelsäule. Der Kopf ist platt, mit sehr kurzer, zugerundeter Schnauze, in der Augen- gegend am breitesten, von da nach hinten zwar allmälig, aber sehr deutlich halsförmig verengt, die Parotiden selbst nach langem Liegen in Weingeist kaum sichtbar. Die ziemlich grossen Nasenlöcher sind Salamandrina. 69 rund, weit nach vorn gegen die Schnauzenspitze inmitten eines er- habenen, glatten, ringförmigen Wulstes gelegen; die dazwischenlie- gende Schnauzenspitze ist schmal, etwas vorstehend, seitlich von den Ringwülsten der Nasenlöcher durch eine Längsfurche getrennt. Die Augen sind gross und vorstehend, der zwischen ihnen liegende Theil des Kopfes dadurch mehr oder weniger vertieft erscheinend. Die Schnauzenkante ist, obwohl stumpf, doch sehr deutlich, die Seiten des Kopfes, namentlich in der Zügelgegend, fast senkrecht abfallend. Die Zunge ist gross und flach, nach vorn merklich verschmälert, im Allgemeinen von etwa eiförmiger oder selbst herzförmiger Gestalt; ihre Spitze ist stets vollkommen abgerundet, ihr. hinterer Theil er- scheint jedoch bald bogig, bald gerade abgestutzt und dabei durch seitliches Vortreten oft nahezu viereckig; sie ist durch ein von vorn bis zur Mitte reichendes Längsband an den Boden der Mundhöhle befestigt, daher an den Seiten und auch rückwärts in ziemlicher Ausdehnung frei. Die Gaumenzähne bilden zwei vorn parallele, hinten aber stark auseinandertretende Reihen, welche in ihrer Ge- sammtheit etwa die Form eines umgekehrten Y (A) darstellen und nach vorn zu die inneren Nasenlöcher nicht überragen. Die Beine sind schwach, seitlich etwas zusammengedrückt, die Füsse vorn und hinten mit vier ziemlich kurzen, deutlich abgeplatteten Zehen. Der Schwanz ist stets länger als der Körper, dünn und viel niedriger als der Rumpf, von den Seiten anfangs nur sehr wenig, nach hinten mehr zusammengedrückt, unten mit einer vom After bis zur Spitze ziehenden glatten Hautleiste. Der ganze Körper ist oben und unten mit ziemlich dicht stehenden kleinen Körnchen besetzt, die nur an den Sohlen fehlen, und zwischen den Augen sehr zerstreut stehen. # Die einzige Art dieser Gattung lebt im südlichen Europa an feuchten Orten, namentlich in der Nähe von Brunnen, Quellen und dergleichen in ähnlicher Weise, wie unser gemeiner Salamander. — Ueber Fortpflanzung und Entwicklung ist noch nichts bekannt. 1. Salamandrina perspicillata: Supra nigra, opaca, vertieis litura rufescenti ; abdomine albido, nigro-maculato ; pedibus caudaque infra ruberrimis. — Long. 7'9—10'5 cm. Salamandra terdisitata Bonnat. Tabl. enceyclop. method. Erpetol. pag. 64, tab. 12, fig. 2 (1789). — Salamandra tridactyla Daud. hist. nat. d. reptil. VIII, pag. 261 (1803). — Molge tridactylus Merr. Syst. amphib. pag. 188, 11 (1820). — Salamandra per- spicillata Savi Mem. Bibl. ital. XXII, pag. 228 (1823). — Sala- mandrina perspicillata Fiting. neue Classificat. d. Reptil. pag. 70 Salamandrina. 66 (1826). — Seiranota condylura Barn. Sillim. Amer. Journ. of science. and art. XI, pag. 278 (1826). — Seiranota perspieillata Bonap. Amph. eurp. pag. 66, 83 (1839). Die Färbung der Oberseite ist im Allgemeinen ein mattes Schwarz. Der Kopf zeigt hinten stets einen bald grösseren, bald kleineren, rothgelben Fleck, dessen Form und Aus- bildung übrigens nicht sehr beständig ist. _ Bei typischen Exemplaren zeigt derselbe die Gestalt eines Hufeisens oder eines nach vorn zu offenen, gleichschenkligen Dreieckes, dessen Spitze oder Convexität nach hinten gerichtet erscheint, wäh- rend die gegen die Augen ziehenden Schenkel an ihren Enden gewöhnlich mehr oder weniger ver- diekt sind, dadurch eine Art brillenähnlicher Zeich- Salamandrina-perspi- Mung darstellend. Nicht selten kommt es jedoch eillata Savi. vor, dass diese Brillenflecken durch theilweises oder selbst gänzliches Zusammenfliessen nur einen einzigen, stumpf dreieckigen Flecken bilden, in anderen Fällen ist die ganze Zeichnung auf einen kleinen, am Hinterhaupte stehenden Bogen oder Halbmond reducirt. Die Kehle ist schwarz, nach vorn gegen den Kinnwinkel zu stets mit ziemlich grossen, weisslichen Flecken, welche durch Vermehrung und Erweiterung oft zusammen- fliessen und häufig die Vorderhälfte, manchmal auch einen grösseren Theil der Kehle vorherrschend oder ganz hell färben. Der Unterleib ist weisslich, mit besonders an den Seiten stehenden, bald grösseren, bald kleineren, bald von einander getrennten, bald wieder zusammenfliessen- den, mitunter selbst fehlenden schwarzen Flecken. Das Schwarz der Oberseite erstreckt sich an der Schwanzwurzel in Form eines drei- eckigen Fleckens fast immer mehr weniger, oft bis zum wechsel- seitigen Zusammenfliessen gegen die Cloake nach abwärts. Letztere, sowie die Unterseite der Beine und des Schwanzes sind im Leben schön feuerroth — im Weingeist schwefelgelb oder weisslich —, welche Farbe sich, obwohl meist minder lebhaft, auch auf die Ober- seite der Zehen erstreckt. In manchen Fällen zieht sich das Roth der Unterseite an den betreffenden Körpertheilen auch mehr weni- ger auf die Oberseite hinauf, so dass der Schwanz namentlich an den Seiten und, besonders in seiner hinteren Hälfte oft auch oben theil- weise oder fast ganz roth erscheint, und nur in der Mitte von einer nach hinten schmäler werdenden Längsbinde, häufig nur an der Wurzel, durchzogen wird; dasselbe ist dann gewöhnlich auch mit den Beinen der Fall, so dass die Grundfarbe an denselben oft nur in Gestalt kleiner Flecken zurückbleibt oder auch ganz verschwindet. Die Länge des erwachsenen Thieres beträgt gewöhnlich zwischen Salamandra. 71 drei und vier Zoll; die Weibchen sind in der Regel etwas grösser und kräftiger als die Männchen. Diese zierliche Art findet sich von Genua angefangen — wo sie allenthalben sehr gemein ist — nach Süden wahrscheinlich durch die ganze Apenninenkette, obwohl bestimmte Angaben über ihr Vorkommen nur aus den nördlicheren Theilen vorliegen, sowie auch auf der Insel Sardinien. Nach Gray*) soll sie auch in Dalmatien vorkommen, eine Angabe, die wohl auf einem Irrthume beruhen dürfte, da sie sonst von Niemandem daselbst erwähnt oder gefunden wurde. Das Thier bewohnt namentlich gern mit Kastanienbäumen bepflanzte Hügel, die nur selten oder vorübergehend vom Schneefalle getroffen werden; so sehr es übrigens kältere und höher gelegene Orte meidet, so wenig liebt es dagegen die Hitze, indem es derselben durch Ver- kriechen sorgfältig zu entgehen sucht. Dem entsprechend ist daher Salamandrina auch nur zu gewissen Zeiten anzutreffen; sie erscheint gewöhnlich schon im April, soll sich im Juni paaren, verbirgt sich dann bei steigender Hitze, in hohlen Bäumen, Felsenritzen, unter Moos oder Steinen eine Art Sommerschlaf haltend, kommt dann ım September wieder hervor, um sich im October wieder bis zum kom- menden Frühjahr zurückzuziehen. 7. Gatt. Salamandra (Wurfb.). Laurenti Synops. reptil. pag. 41, IV (1768). Dentium palatinorum series sinuatae, ultra nares internas plus minusve prolongatae. Lingua subeircularis lateribus tantum libera. Parotides valde prominentes. Palmae tetradactylae, plantae pentadactylae. Der Körper ist ziemlich plump, seitlich durch bald mehr, bald weniger deutliche Querwülste theilweise fast geringelt. Der Kopf ist dick und ziemlich platt, mit- in Form von Längswülsten stark hervortretenden Ohrdrüsen. Die Augen sind gross und vorstehend, die Iris dunkel. Die Zunge ist ziemlich gross, vorn fast halbkreis- förmig, hinten flach bogenförmig zugerundet oder selbst abgestutzt und durch einen von vorn nach rückwärts ziehenden, ziemlich brei- ten Mittelstreifen an den Boden der Mundhöhle befestigt, so dass sie nur an den Seitenrändern in grösserer Ausdehnung frei ist. Die Gaumenzähne stehen in zwei langen, die inneren Nasenlöcher nach vorn zu meist mehr oder weniger überragenden Reihen, die in der *) Catalogue of Amphib. II, pag. 29, 1. 72 Salamandrina. Regel deutlich S-förmig geschwungen und nur ausnahmsweise in ihrer hinteren Hälfte parallel sind. Die kleinen Nasenlöcher sind von einander stets weiter, als von den Augen entfernt. Die Beine sind ziemlich kräftig, die vorderen mit vier, die hinteren mit fünf kurzen und platten Zehen. Der stumpf kegelförmig zugespitzte Schwanz ist höchstens von Rumpflänge, seitlich schwach zusammen- gedrückt und deutlich höher als dick, im Ganzen etwa von gerundet vierseitigem Querschnitt. Die im Allgemeinen glatte Haut ist weich und porös, glänzend und von zahlreichen Drüsenöffnungen durch- bohrt, von denen sich namentlich zwei längs der Mittellinie und zwei andere längs der Seiten des Rumpfes hinziehende Längsreihen bemerklich machen, deren erstere auch auf den Schwanz fortsetzen. Die Arten dieser Gattung leben an schattigen oder feuchten Orten, in Erdlöchern, unter Steinen, Moos, Baumrinden und der- gleichen, wo sie während der heissen oder trocknen Tageszeit ver- borgen bleiben, bei Regenwetter aber oder auch in den Abend- und früheren Morgenstunden hervorkommen, um ihrer grösstentheils aus Regenwürmern bestehenden Nahrung nachzugehen. Sie gebären lebendige Junge, welche entweder ihre Entwicklung schon im Inneren des Weibehens durchmachen, gewöhnlich aber als schon mit vier vollkommenen Beinen und äusseren Kiemen versehene Larven in meist klares Wasser, namentlich von Quellen, abgesetzt werden. Die zwei europäischen Arten können in nachfolgender Weise unterschieden werden: a) Gaumenzähne in mässig geschwungenen, hinten und vorn ziem- lich gleich weit von einander entfernten, die inneren Nasen- löcher wenig oder auch gar nicht überragenden Reihen. Körper einfärbig, schwarz. . . . MER “00 BEE b) Gaumenzähne in stark RE. Bach Hrn einander manchmal bis zur Parallelität genäherten, die inneren Nasen- löcher nach vorn zu stark überagenden Reihen. Körper schwarz und.gelb gelleckb.. «. . .. ,» . „:» eure in, OBERE l. Salamandra atra: Niyra, immaculata; dentium palatinorum se- riebus modice sinuatis ultra nares internas paullum prolong gatis. — Long. 10°5—15'8 cm. Salamandra atra Laur. Synops. reptil. pag. 42, 50, tab. I, fig. 2 (1768). — Salamandra fusca Laur. |. c. pag. 42, 52 (1768). — Lacerta Salamandra ß Gmel. Linn. Syst. nat. I, pag. 1067 (1790). — Lacerta atra Sturm Deutschl. Fauna III, 4. Hft. c. fig. (1805). — Salamandra nigra Gray Catal. of Amphib. II, pag. 16, 1 (1850). Der Körper ist verhältnissmässig ziemlich schlank, am Rücken sanft gerundet, an den Seiten und am Bauche mehr flach. Der Laur. Laur. Salamandra. 13 Kopf ist etwa um die Hälfte länger als breit, nach hinten mitunter etwas verschmälert, mit sehr kurzer, entweder vollkommen gerun- deter oder ziemlich breit und stumpf abgestutzter Schnauze. Die Ohrdrüsen sind gut doppelt so lang als breit, nach hinten mässig erweitert, durch eine an ihrer Innenseite befindliche Ausrandung oft mehr oder weniger nierenförmig. Die Gaumen- zähne bilden zwei schwach S-förmig gebogene Streifen, die in der Regel hinten kaum mehr ge- nähert sind als vorn, und die inneren Nasenlöcher meist wenig oder auch gar nicht überragen. Die Salamandra atra nach vorn stets deutlich verschmälerte Zunge ist Laur. : : # ee: 2 an ihrem Hinterrande gewöhnlich in weitem Bogen gerundet. Die am Rücken ziemlich glatte Haut ist an den Seiten grob gerunzelt und hier nach oben zu mit einer Reihe hinter einander liegender Warzen versehen, die meist ziemlich kugelförmig und stark hervortreten, und von einzelnen grösseren und vielen kleinen Drüsenöffnungen durchbohrt sind. Die Kehle ist stark gerunzelt, nach hinten oft mit deutlicher Querfalte. Die Beine und der Bauch sind glatt, auf letzterem die Seitenfurchen des Rumpfes als sehr seichte Querlinien meist deutlich fortgesetzt. Der Schwanz ist deutlich vierseitig, unten oft von einer seichten Längs- furche durchzogen. Der Körper ist im Leben tief schwarz, einfärbig, welche Farbe jedoch nach längerem Liegen im Weingeist etwas verbleicht und mehr ins Russbraune übergeht, wodurch dann die Hautdrüsen auch für das freie Auge um so deutlicher hervortreten; auf solche Exem- plare ist wahrscheinlich die Laurenti’sche Salamandra fusca ge- gründet. Die Grösse des erwachsenen Thieres beträgt meistens 4 bis 5, sehr selten 6 Zoll, wovon der Schwanz etwa zwei Fünftel wegnimmt. Diese Art zeigt in ihrer Entwicklung Eigenthümlichkeiten, die sich nicht nur bei keinem anderen .Urodelen, sondern überhaupt in der ganzen Qlasse der Amphibien nicht wieder finden. Während nämlich die anderen Arten dieser Gattung ihre Jungen ausnahmslos ins Wasser absetzen, ist dies bei Salamandra atra nicht ‘der Fall, indem hier dieLarven so lange im Körper des Weibchens verbleiben, bis sie ihre vollständige Ausbildung erreicht haben. Der Anfang der Trächtigkeitsperiode ist im Allgemeinen von der des gefleckten Salamanders nicht verschieden; wie bei diesem treten auch bei atra etwa zwanzig oder auch mehr Eier in jedes Ovarıum. Während sich aber sonst all diese Eier in regelmässiger Weise zu Larven entwickeln, ist dies bei atra nur für zwei allein der Fall, indem in Fig. 14. 74 Salamandrina. jedem Eileiter nur das äusserst gelegene Ei zur Entwicklung kommt, die dahinter liegenden aber in eine formlose Masse zusammenfliessen und dem Keime, nachdem er die Eihülle gesprengt, zur Nahrung dienen, so dass sie von der sich entwickelnden Larve verschluckt und verdaut werden; ist dieser Nahrungsvorrath aufgezehrt, so wird das Junge geboren. Daher werden beide Jungen meist ziemlich gleichzeitig geworfen und stimmen auch in ihrer Entwicklung nahezu überein. Nur ausnahmsweise kommt es vor, dass zwischen der Ge- burt der beiden Jungen ein längerer oder kürzerer Zwischenraum verfliesst, was wahrscheinlich davon herrühren dürfte, dass von den zwei bereits in der Entwicklung begriffenen Eiern eines abstarb und dann das nächstfolgende an seine Stelle rückte, wodurch dann dessen Ausbildung gegenüber dem anderen natürlich verspätet wurde. Die durch Tödtung der Mutter im Weingeist nicht geschä- digten Jungen können herausgeschnitten und in einem mit Moos und Erde gefüllten, feucht gehaltenen Behälter noch mehrere Wochen am Leben erhalten werden. Auch diese Larven sind von denen aller anderen Amphibien dadurch ausgezeichnet, dass ihre schön rosenroth gefärbten Kiemen eine ganz enorme Entwicklung zeigen, indem sie mit ihren äussersten Enden fast bis zu der Wurzel der Hinterbeine reichen, somit nahezu dem halben Körper an Länge eleichkommen. Doch verschwinden diese Kiemen schon vor der. Geburt und sind an den frischgeworfenen Thieren nur mehr in Ge- stalt kleiner Knötchen oder Stummel zu bemerken. Auch der Schwanz, welcher bei den Neugeborenen nur eine ganz schwache Compression zeigt, ist bei aus den Weibehen herausgenommenen Larven stark seit- lich zusammengedrückt und ruderförmig. — Der Umstand, dass diese Thiere gewöhnlich an Orten leben, welche oft auf weit und breit keine permanenten Wasseransammlungen zeigen, macht diese eigen- thümliche Entwicklungsweise wohl erklärlich. Die Verbreitung dieser Art ist eine ziemlich geringe, indem sie fast ausschliesslich auf die Alpenkette beschränkt zu sein scheint, in der sie allerdings von Savoyen und Piemont angefangen bis in die östlichsten Ausläufer vorkommt. Vereinzelt soll sie nach Hein- rich*) auch in den Sudeten, nach Zawadzki**) in den Karpathen vorkommen. In den Alpen steigt sie etwa bis 7000 Fuss Meeres- höhe hinauf, dürfte aber unter 3000 Fuss nicht weit hinabgehen; wenigstens habe ich das Thier zwischen 2000 bis 3000 Fuss nur selten und stets mehr vereinzelt gefunden, während es in bedeutenderen *) Mährens und Schlesiens Fische, Reptilien und Vögel pag. 49, 23 (1856). **) Fauna der galizischen und bukowinischen Wirbelthiere. Stuttgart 1840. Salamandra. 75 Höhen meist in grosser Menge und gewöhnlich auch gesellige ange- troffen wird. Nach Schulz*) soll diese Art auch zu wiederholten Malen im Ber- liner Thiergarten gefunden worden sein, wohin sie aber jedenfalls nur durch Verschleppung mittels Felsstücken oder durch mit den Wurzeln ausgehobene Pflanzen und dergleichen gelangt sein mag. 2. Salamandra maculosa: Nigra flavoque varia; dentium palati- norum seriebus valde sinuatis postice approsximatis, antice ultra nares internas distinete prolongatis. — Long. 15'8—21'07 cm. Salamandra terrestris Aldrov. Quadrup. digit. ovip. pag. 641 (1663). — Lacerta Salamandra Linn“ Mus. reg. Ad. Frider. I, pag. 45 (1754). — Proteus tritonius Laur. Synops reptil. pag. 37, 35, tab. II, fig. 2 (larva). 1768. Salamandra maculosa Laur. 1. c. pag. 42, 52 (1768). — Salamandra maculata Schrank bair. Reise pag. 311, 5 (1786). — Gekko Salamandra Meyer Synops. reptil. pag. 25, 8 (1795). — Triton corthyphorus Wagl. Amphib. I. Hft. (larva). 1820. — Salamandra vulgaris Cloquet Diet. science. natur. XLVII, pag. 50, tab. 36 (1827). a) Typus: Supra aterrima, palpebris, parotidibus maculisque per- dorsum et latera sparsis magnis irregularibus aurantiacis. var. b) Ut a, sed macalis saepe rarioribus parvis interdum sat regu- lariter rotundatis. var. c) Uta, sed maculis lateralibus obsoletis, palpebralibus paroti- dumque parvis. var. d) Ut a, sed maculis dorsalibus antieis in fascias transversas connexis. var. e) Ut a, sed maculis maximis plus minusve confluentibus. var. f) Ut a, sed maculis parotidum in fascias plus minusve inter- ruptas supra dorsum prolongatis. var. g) Maculis parotidum cum dorsalibus in fascias continuas longi- tudinales confluentibus ; maculis lateralibus separatis. var. h) Ut 9, sed etiam maculis lateralibus per longitudinem confluen- tibus, unde corpore flavo, fascüs tribus nigris notato. var. ı) Ut h, sed fasciis flavis latissimis, nigris multo angustioribus. var. k) Corpore maculis masximis confluentibus fere toto flavo, maculis rarioribus nigris passim notato. var. 1) Dentium palatinorum seriebus postice parallelis, antice cireu- latim divergentibus. *) Fauna marchica pag. 477. 76 Salamandrina. Salamandra Moncherina Bonap. Iconogr. d. Fauna ital. fol. 15, tab. 85, fig. 1 (1832). — Salamandra corsica Savi Descriz. d’al- cune nuove spec. di rett. in Giorn. lett. Pisa Nr. 102, pag. 208 (1839). juv. Supra atra, subtus fuscescens; corporis maculis albescentibus, parotibus parum elevatis. Der Körper ist plump und gedrungen, der Rumpf in der Mitte schwach bauchig verdickt, von oben ziemlich niedergedrückt, deut- lich breiter als hoch. Der Kopf ist höchstens um ein Drittel länger als breit, in seinem hin- tersten Theile nur sehr wenig nach rückwärts verschmälert, mit grossen, etwa nierenförmigen oder nach hinten stark erweiterten Parotiden. Die im Leben rundliche Pupille erscheint im Tode oft dreieckig, mit seitlicher Einbuchtung und nach unten gewendeter Spitze. Die Zunge ist ziemlich gross und kreisförmig, bei frischen Exemplaren dick und kissenartig gewölbt. Die Gaumenzähne bilden im Allgemeinen zwei stark S-förmig gebogene, über die inneren Nasenlöcher nach vorn zu sehr deutlich hinausragende Strei- fen, welche im Ganzen einen etwa spatel- oder glockenförmigen Raum einschliessen, sich nach rückwärts stark, manchmal selbst bis zur Parallelität, nähern und im Grunde des Gaumens plötzlich und stark nach aussen verlängert erscheinen. Der Schwanz ist höchstens von Rumpflänge, an seiner Unterseite oft von einer seichten Längs- furche durchzogen. Von den stark abgeplatteten Zehen ist an den Vorderfüssen die dritte die längste, an den Hinterfüssen die dritte und vierte fast gleich lang. Die am Rücken ziemlich glatte Haut ist an den Seiten grob netzartig gerunzelt und an der Grenze des Rückens nach aussen zu mit einer Reihe hinter einander liegender, stark wulstförmig hervortretender Auftreibungen versehen, die von zerstreuten grösseren Drüsenöffnungen durchbohrt sind. Die über die Mittellinie des Körpers in einer unregelmässigen Doppelreihe hinlaufenden Poren sind auf schwach erhabenen, linsenförmigen oder elliptischen Warzen gelegen. Kehle, Bauch und Beine sind fast vollkommen glatt, erstere, namentlich in der Jugend, manchmal mit deutlicher Querfalte; die meist in etwas schiefer Richtung von oben nach unten und rückwärts ziehenden Seitenfurchen des Rumpfes am Bauche als ziemlich entfernt hinter einander stehende seichte Quer- eindrücke meist deutlich unterscheidbar. Die Färbung und Zeichnung ist, obwohl stets Schwarz und Gelb die Grundlage bildet, im Ganzen doch sehr veränderlich, indem Fig. 15. Salamandra maculosa Laur. Salamandra. 77 bald diese, bald jene Farbe die Oberhand gewinnt, wodurch dann vielerlei, mitunter von einander sehr verschiedene Varietäten ent- stehen, die häufig auch an verschiedene Standorte gebunden sind. Bei typischen Stücken ist die Grundfarbe des Körpers ein tie- fes, glänzendes Schwarz, von dem sich lebhaft orange- oder schwefel- gelbe verschieden geformte Flecken sehr scharf abheben. Obwohl die Vertheilung dieser Flecken auf den ersten Blick meist eine ziem- lich regellose zu sein scheint, so zeigt sich doch bei einer genaueren Vergleichung ganzer Reihen von Individuen, dass dieselben eine entschiedene Tendenz haben, sich mehr oder weniger in vier Längs- reihen zu ordnen, von denen die zwei mittleren über die Augenlider und Ohrdrüsen hinweg längs des Rückens hinziehen, während auf jeder Seite des Körpers etwa in gleicher Höhe mit den Beinen eine andere Fleckenreihe hinläuft. Uebrigens ist sowohl die Form, als auch die Zahl und Grösse dieser Flecken ungemein veränderlich, so dass kaum zwei Exemplare zu finden sind, die in der Zeichnung vollkommen übereinstimmen. Unter allen Flecken sind die auf den Augenlidern und Ohrdrüsen befindlichen wohl die beständigsten, da sie nur in den allerseltensten Fällen fehlen; dasselbe gilt von einer an der Oberseite sämmtlicher Schenkel nahe ihrer Einlenkungsstelle gelegenen Mackel, und auch über den Mundwinkeln steht gewöhnlich ein gelber Fleck, der aber öfters mit der Parotidenmackel zusammen- fliesst. Alle anderen Flecken sind hingegen betreffs ihrer Verthei- lung, Zahl und Grösse ausserordentlich veränderlich, obwohl im All- gemeinen die gelbe Farbe viel häufiger überhand nimmt, als die schwarze. Ganz einfarbig schwarze Individuen dürften wohl kaum vorkommen; wenigstens habe ich deren nirgends erwähnt gefunden. Solche Stücke wären übrigens von Salamandra atra, abgesehen von der bedeutenderen Grösse und plumperen Gestalt, sehr leicht durch die Zahnstellung, sowie auch dadurch zu unterscheiden, dass bei maculosa die doppelte Reihe der Rückenporen viel deutlicher hervor- tritt und die längs der Rückenseiten hinziehenden Erhöhungen nicht so stark kugelig gewulstet sind, wie bei atra, sondern etwas flacher und mehr in die Quere verlängert erscheinen. Was nun die weitere Beschaffenheit der gelben Flecken betrifft, so kommen dieselben nur selten mehr sparsam und vereinzelt vor, in welchem Falle sie dann häufig eine ziemlich regelmässig gerundete Form besitzen und auch an Grösse von einander wenig verschieden erscheinen; doch können sich dieselben anderseits auch wieder so vermehren, dass dann der ganze Körper mit zahlreichen, mehr weniger kreisförmigen und ziemlich kleinen Mackeln besetzt ist. In den meisten Fällen sind jedoch diese Flecken gross, meist sehr unregelmässig, die des Rückens mitunter namentlich nach vorn zu der Quere nach zusammenfliessend. 78 Salamandrina. Bei südlichen Stücken kommt es nicht selten vor, dass die gelben Flecken so ausgedehnt werden, dass sie durch Zusammenstossen sich vereinend von der schwarzen Grundfarbe nur untergeordnete, kleine Inselflecken übrig lassen; noch häufiger kommt es vor, dass die hinter einander liegenden Flecken zu mehr oder weniger ununter- brochenen Längsbinden zusammenfliessen, die dann am Schwanze sich vereinigend, denselben vorherrschend gelb färben und nur ver- einzelte schwarze Mackeln übrig lassen, während am Körper die Grundfarbe in Gestalt unregelmässiger Längsbinden erhalten bleibt, deren über den Rückenfirst hinziehende im Nacken fast immer mehr oder weniger erweitert ist. In manchen Fällen kann die Breite der gelben Binden so sehr überhand nehmen, dass der Körper fast ein- farbig gelb erscheint, und von der ursprünglichen Grundfarbe nur drei schmale schwarze Längsstreifen erübrigen, deren mittlerer am Hinterhaupte häufig eine kleine, kreuzförmige oder rhombische Erweiterung zeigt. In all den Fällen, wo das Gelb am Oberkörper so sehr überhand nimmt, bildet es auch an Bauch und Beinen die vorherrschende Farbe, namentlich erscheint ersterer dann meist ein- farbig gelb oder nur mit undeutlichen, verwaschenen schwärzlichen Flecken; die Kehle bleibt jedoch stets gefleckt. Bei typischen Stücken ist die Unterseite schwarz, obwohl stets etwas heller als der Rücken, entweder einfarbig, oder mit gelben, gewöhnlich aber minder lebhaften Flecken gezeichnet ; letzteres ist bei der Kehle immer der Fall, nur dass hier die Mackeln gern gegen die Kieferränder ge- drängt sind, woselbst sie durch Ineinanderfliessen oft eine hufeisen- förmige Zeichnung darstellen. Alle bisher besprochenen, von einander oft so abweichenden Formen, werden übrigens wohl niemals unter einander getroffen, sondern sind meistens, wie schon erwähnt, auch an verschiedene Standorte gebunden, und kann im Allgemeinen der Grundsatz auf- gestellt werden, dass die schwarze Grundfarbe bei den nördlicheren Stücken vorherrscht, während das Gelb, wenn auch nicht bei allen, so doch jedenfalls nur bei südlichen Exemplaren überhand nimmt; mir sind wenigstens letztere nur aus der apenninischen und nament- lich aus der pyrenäischen Halbinsel bekannt. Obwohl maculosa zu den häufigeren europäischen Amphibien gehört, so ist ihre Lebensgeschichte doch in allen Punkten noch nicht vollständig aufgeklärt. Da in der Cloake trächtiger Weibchen sehr oft Spermatozoen gefunden werden, so kann eine Begattung beider Geschlechter — obwohl noch niemals beobachtet — so doch mit grosser Wahrscheinlichkeit vorausgesetzt werden. Die Larven werden in ziemlicher Anzahl, oft bis siebzig und selbst mehr, gewöhnlich alle an zwei auf einander folgenden Tagen geboren. Sie werden Salamandra. 79 meistens in klares, kaltes Wasser, namentlich von Quellen, abge- setzt, sollen jedoch manchmal auch am Lande an feuchten Stellen ihre Entwicklung durchmachen. Bei gefangenen Exemplaren kommt es ausnahmsweise vor, dass sie neben den lebendig geborenen Jungen auch noch Eier legen. Die Paarungszeit selbst scheint jedoch an keine bestimmte Jahreszeit gebunden, da man sowohl trächtige Weibehen als auch Larven vom Frühjahr angefangen bis in den Herbst hinein findet. Die frisch geworfenen Larven sind sämmtlich ziemlich gleich gross, haben schon vier vollständig entwickelte Beine, eine breit zugerundete Schnauze, und ausser den ziemlich grossen Kiemen einen stark zusammengedrückten, am Ende abgerundeten Ruderschwanz. Die Farbe derselben ist im Allgemeinen ein helleres oder dunkleres Braun, durch schwarze Flecken verschieden mar- morirt oder gezeichnet. Die Iris ist stets golden, bei sehr jungen finden sich auch an den Leibes- und Schwanzseiten goldige Flecken, während der Bauch und die Wurzel der Beine fast farblos ist. Bei weiterer Entwicklung nimmt die Goldfarbe noch mehr überhand, so dass sie sich auch auf den Rücken hinaufzieht und den Bauch fast gänzlich bedeckt. Nach und nach erscheinen dann die später charakteristischen gelben Flecken, welche aber bei Larven mehr weisslich sind. Die zuerst auftretenden Mackeln befinden sich auf den Augenlidern, den Ohrdrüsen und der Wurzel der Schenkel und des Oberarmes, sind somit jene Flecken, die auch beim erwachsenen Thiere die beständigsten und bezeichnendsten sind. Später kom- men dann nach und nach die anderen Mackeln dazu, deren Färbung allmälig gesättigter wird. Wenn dann die Kiemen zu schwinden beginnen, so begeben sich die Thiere zeitweise aufs Land, die Kiemenöffnungen schliessen sich nach und nach, während sich der Schwanz zurundet. Uebrigens ist bei den eben ans Land gekom- menen Jungen weder das Schwarz, noch das Gelb besonders inten- siv, ersteres mehr ins Braune, letzteres mehr ins Weisse geneigt, sowie auch der Unterleib noch längere Zeit hell gefärbt, höchstens mit schwärzlichem Anfluge, erscheint. Während das Thier zu seiner Entwicklung im Freien einen ziemlich langen Zeitraum benöthigt, geschieht dies in der Gefangen- schaft oft schon in wenigen Wochen, da die höhere Temperatur des Wassers in diesem Falle den Vorgang wahrscheinlich beschleunigt. Die Jungen scheinen die ersten Jahre ihres Lebens in grosser Verborgenheit zuzubringen, da man fast stets nur ganz erwachsene Individuen findet; die Grösse der letzteren beträgt meistens 5 bis 7 Zoll, soll aber in seltenen Fällen selbst 10 Zoll erreichen. Uebri- gens dürften diese Grössendifferenzen wenigstens theilweise mit dem Standorte zusammenhängen, da z. B. Jahre lang auf feuchtem 80 Salamandrina. Lehm gehaltene Stücke eine ausserordentliche Grösse erreichen, und sich dabei sogar die Zahl der Wirbel vermehrt. ‘Die Weibchen scheinen bei dieser Art die Männchen an Zahl weitaus zu überwiegen, und gehören die letzteren zu den Selten- heiten, was allerdings noch kein vollgültiger Beweis für die Praeva- lenz des anderen Geschlechtes ist, da es ja möglich ist, dass durch eine verborgene, bisher noch unbekannte Lebensweise sich die Männ- chen unseren Nachforschungen entziehen. Schliesslich mag noch angeführt werden, dass oft bereits lange in der Gefangenschaft isolirt gehaltene Weibchen plötzlich Junge werfen, welche Erscheinung sich selbst noch ein zweites Mal wiederholen kann. Will man hier nicht etwa eine parthenogenetische Entwicklung der Eier annehmen — eine Vermuthung, die bei der überwiegenden Anzahl der Weibchen gerade nicht so unzulässig erscheint —, so kann dies nur durch die Voraussetzung erklärt werden, dass eine einmalige Befruchtung für lange hin zur Entwicklung der Eier ausreicht *). Salamandra maculosa ist über den grössten Theil des mitt- leren, westlichen und südlichen Europa verbreitet, und kommt von den Niederlanden angefangen durch Frankreich, Spanien und Por- tugal, selbst bis nach Algier vor; doch wird sie aus dem süd- lichsten Theile der pyrenäischen Halbinsel nicht angeführt, während sie in Frankreich wieder im Norden seltener ist, als im Süden. Im mittleren Europa, wo sie fast allenthalben häufig ist, mehr die Nie- derungen bewohnend, scheint sie im Süden, wie z. B. in Italien, mehr auf das Gebirge beschränkt; nach Osten dürfte sie den Dnjepr nicht überschreiten, sowie sie auch auf der Balkanhalbinsel nicht angeführt erscheint; desgleichen fehlt sie auf Sardinien. Die von den italienischen Autoren als Salamandra corsica Savi ange- führte Art kann die Berechtigung einer selbstständigen Form nicht bean- Fig. 16. spruchen. Das Hauptgewicht bei deren Unter- E scheidung wird auf die Bezahnung gelegt. Die Gaumenzähne bilden nämlich hier nicht zwei S-för- mig geschwungene Reihen, sondern in ihrer hin- teren Hälfte vollständig parallel laufend, weichen sie vorn plötzlich kreisförmig aus einander. So auffallend übrigens dieses Merkmal auch auf den ersten Blick zu sein scheint, so hält es bei einer Untersuchung zahl- reicher Exemplare doch durchaus nicht Stich, da auch bei der echten maculosa die Zahnstellung durchaus Salamandra corsica Savi. nicht so eonstant ist, und die Zahnreihen durch mehr oder minder bedeutendes Aneinandertreten in ihrem hinteren Verlaufe sich der Form von corsica oft ungemein nähern, *) Aehnliche Fälle, wo in der Gefangenschaft allein gehaltene Weibchen Eier lesten, die sich zu vollkommen ausgebildeten Larven entwickelten, kennt‘ man übrigens auch von Triton marmoratus und ceristatus. 0 Salamandra. sı so dass letztere nur als ein durch zahlreiche Uebergänge vermitteltes Ex- trem angesehen werden kann. Als fernere Merkmale werden im Gegen- satze zu maculosa bei corsica angeführt, dass der Kopf viel breiter als lang, die Zunge viel kreisförmiger, aber seitlich und hinten in grösserer Ausdehnung frei, die Parotiden länger als breit und von nur wenigen Poren geöffnet, die Rückenwarzen selten und minder vorstehend, die Fin- ger zusammengedrückt und durch schwache Spannhäute verbunden, die äusserste Hinterzehe sehr kurz und die oelben Flecken kleiner und in nur geringer Anzahl vorhanden seien. — Alle diese Merkmale kommen aber mehr oder weniger auch bei maculosa vor, so dass sonach corsica höchstens als eine, nicht einmal besonders scharf ausgeprägte Localvarietät ange- sehen werden kann. 6 Schreiber, Ilerpetologia europaea. I. Ordng. Anura. Cauda nulla, pedes postici elongati. * Der Körper ist ungeschwänzt, kurz und dick, im Ganzen von etwa scheibenförmiger oder viereckig elliptischer Gestalt, mit bald mehr oder weniger gewölbter, bald aber auch mehr flacher und ab- geplatteter Oberseite. Der kurze Kopf ist von vorn nach rückwärts stets merklich erweitert, mit bogig verrundeter oder stumpf abge- stutzter Schnauze, hinten ohne Spur einer halsartigen Verengung in seiner ganzen Breite dem Rumpfe angefügt. Die Augen sind gross und vorstehend, mit deutlichen, längsgespaltenen Lidern, wovon das untere das obere an Grösse stets bedeutend übertrifft und ganz über das Auge hinauf geschoben werden kann. Die Pupille ist bald senkrecht, bald rundlich oder auch in horizontaler Richtung ver- längert, die Iris immer lebhaft gefärbt oder metallglänzend. Die Nasenlöcher sind klein, ganz nach vorn an die Schnauzenspitze ge- rückt und fast senkrecht nach abwärts in den Rachen geöffnet. Das Trommelfell ist manchmal schon im Leben deutlich, tritt aber oft erst nach längerem Liegen im Weingeist, oder selbst gar nicht her- vor, was übrigens mitunter bei einer und derselben Art nach der Dicke der darüber hinwegziehenden Haut, daher namentlich oft nach dem Alter, verschieden ist; es kann daher dem Trommelfell in syste- matischer Beziehung auch nur eine untergeordnete Rolle zuerkannt werden. Der grosse, bis weit hinter die Augen gespaltene Mund ist im Oberkiefer gewöhnlich, im Unterkiefer fast niemals bezahnt. Die Gaumenzähne, welche bei den Urodelen gewöhnlich zwei von vorn nach hinten ziehende Längsstreifen bildeten, sind hier als zwei ziemlich kurze, zwischen oder etwas hinter den inneren Nasenlöchern quer gestellte Gruppen oder Reihen vorhanden, die von einander durch einen bald grösseren, bald kleineren Zwischenraum getrennt Anura. 83 sind; doch können auch ın beiden Kiefern sowie im Gaumen alle Zähne vollkommen fehlen (Bufonidae). Die meist ziemlich grosse Zunge bietet durch die Verschiedenheit in Gestalt und Befestigung in systematischer Hinsicht sehr wichtige Merkmale; in der Regel ziemlich dick und fleischig ist sie nur selten ganz oder grössten- theils an dem Boden der Mundhöhle befestigt, viel häufiger jedoch in ihrem vorderen Theile angewachsen, während ihre hintere Partie mehr oder weniger frei und nach Art einer Fliegenklappe heraus- schlagbar erscheint; ihr Hinterrand ist entweder ganz oder mit einer bald seichten, bald aber auch sehr tiefen Ausrandung oder Einbuch- tung versehen, wodurch sie dann mehr weniger herzförmig, zwei- lappig oder selbst zweihörnig erscheint. Die Seitentheile des Gau- mens sind durch die auch nach innen stark hervortretenden Aug- äpfel meist deutlich gewölbt, die Mündungen der eustachischen Röhren als zwei in den inneren Mundwinkeln stehende Oeffnungen bald mehr bald weniger ersichtlich. Viele Anuren haben wenigstens im männlichen Geschlechte eigenthümliche Schallblasen, welche ent- weder an der Kehle oder an den Seiten des Kopfes hinter den Mund- winkeln liegen, und beim Schreien — das übrigens stets mit ge- schlossenem Munde geschieht — hervortreten und durch Mitschwin- gung den Ton verstärken. Die Beine sind kräftig und wohl ent- wickelt, die vorderen nach einwärts gebogen, mit vier meist freien Zehen. Die bald mehr bald weniger verlängerten Hinterbeine be- sitzen fast immer fünf ungleiche Zehen, wovon in der Regel die vierte die längste, der Daumen hingegen die kürzeste ist; nicht selten findet sich hier nach aussen zu ein schwielen- oder höcker- artiger Vorsprung, der gleichsam das Rudiment eines sechsten Fin- gers darstellt; auch sind die Hinterzehen nur ausnahmsweise ganz frei, sondern gewöhnlich durch Schwimmhäute gesäumt oder ver- bunden. In manchen Fällen zeigen sich sämmtliche Zehen an der Spitze mit teller- oder scheibenförmigen Erweiterungen versehen, welche nach Art der Saugnäpfe wirkend, durch Erzeugung eines luftleeren. Raumes das Thier zum Klettern oder Haften an senk- rechten oder selbst überhängenden Flächen befähigen (Calamitae). Die Haut ist entweder mehr weniger glatt, oder aber bald mit klei- neren, bald mit grösseren Warzen, Höckern und anderweitigen drü- sigen Hervorragungen versehen, welche der Oberfläche des Körpers oft ein sehr rauhes und unebenes Ansehen verleihen. Die Männchen sind von den Weibchen ausser durch geringere Grösse auch noch dadurch verschieden, dass sie zur Paarungszeit an gewissen Körpertheilen schwielige, von einer rauhen, feilenartigen und meist auch geschwärzten Haut überzogene Stellen zeigen. Solche Schwielen finden sich am häufigsten an den Daumen der Vorder- 6* 84 Anura. füsse, welche dann in dieser Periode oft auch verdickt erscheinen ; doch giebt es auch Formen, bei denen sich solche Hautverdickungen an den Armen und an der Brust zeigen, während bei anderen Gat- tungen auch der Rand des Unterkiefers mehr weniger mit kleinen, punktförmigen Warzen bedeckt ist, die sich manchmal sogar auf der ganzen Unterseite des Körpers bis zu den Hinterbeinen zerstreut finden können. n Die Anuren leben theils auf dem Lande, theils auch im, oder wenigstens am Wasser. In letzterem Elemente sind sie wenigstens zur Paarungszeit fast immer zu finden, wobei stets eine Art von Be- gattung stattfindet, indem das auf dem Weibchen sitzende Männ- chen das erstere mit den Vorderbeinen entweder unter den Achseln oder in der Lendengegend umfasst und den in gallertigen Schnüren oder Klumpen austretenden, meist zahlreiche Eier enthaltenden Laich unmittelbar bei dessen Entleerung befruchtet. Die anfangs zu Bo- den sinkenden Eimassen quellen durch Aufnahme von Wasser bald an und heben sich an die Oberfläche. Nach bald kürzerer, bald längerer Zeit erscheinen dann die Larven, deren Entwicklungsgrad übrigens unmittelbar nach dem Verlassen des Eies bei verschiedenen Familien und Gattungen sehr ungleich ist. Während bei einigen der Embryo schon im Eie die lebhafteste Bewegung zeigt, und das junge Thier die Eihülle selbst sprengt, werden andere erst durch Zersetzung der Eihülle frei, auch dann noch einige Zeit an den schleimigen Eischnüren hängen bleibend. Desgleichen zeigen auch die Kiemen bei den verschiedenen Formen dieser Gruppe einen sehr wechselnden Grad der Ausbildung, und während sie bei den einen gross und lange bleibend sind, erscheinen sie bei anderen wieder sehr klein und äusserst hinfällig. Diesen Verschiedenheiten ent- sprechend ist auch die Zeitdauer der Entwicklung im Allgemeinen sehr verschieden, und während manche ihre vollendete Ausbildung verhältnissmässig ziemlich schnell erreichen, gelangen wieder in anderen Fällen die Larven zu einer solchen Grösse, dass das eben entwickelte Thier unmittelbar nach Abwerfung des Schwanzes viel kleiner ist, als die erwachsene Quappe (Pelobates). Alle Anurenlarven haben übrigens einen rundlichen oder ellip- tischen Körper und einen von demselben fast immer deutlich abge- setzten, seitlich zusammengedrückten Ruderschwanz; in ihren ersten Jugendzuständen bald kürzere, bald längere Zeit gesellig zusammen lebend, zerstreuen sie sich dann, wenn sie mehr heranwachsen. Von den vier Beinen erscheint das hintere Paar stets eher als das vor- dere; in dem Maasse, als der Körper und die Beine an Wachsthum zunehmen, bilden sich der Schwanz und die äusseren Kiemen zurück, bis sich endlich auch das Maul spaltet, worauf dann die jungen Pelobatidae. 85 Thiere in der Regel das Wasser verlassen, sich gewöhnlich noch einige Zeit hindurch in dessen Nähe unter Steinen,- Pflanzen und dergleichen aufhaltend, woselbst man sie oft in grösserer Menge beisammen trifft, meist noch mit einem kurzen Schwanzstummel versehen, der aber am Lande bald eintrocknet und abfällt; gewöhn- lich pflegen sie an sonnigen Tagen oder während eines warmen Regens das Wasser in Schaaren zu verlassen. — Die meisten Arten pflegen im Laufe eines Jahres nur einmal zu laichen, doch kommen bei südlichen Formen nicht selten auch zwei Generationen vor, wo- von in der Regel die im Hochsommer oder Herbste ausgekommene ihre vollendete Entwicklung erst im nächsten Frühjahre erreicht. Die europäischen Mitglieder dieser Ordnung zerfallen in vier Familien, welche sich in nachstehender Weise aus einander halten lassen. 1. Oberkiefer und Gaumen bezahnt Mund vollkommen zahnlos, Parotiden is dert; Papille horizontal verlängert, Zunge am Hinterrande stets ganz, Hinter- beine wenig verlängert, Haut fast immer durch zahlreiche, stark erhabene Warzen rauh und uneben. . . 4. Fam. Bufonidae . Zehen an der Spitze nicht erweitert 3 . “ „ sämmtlich in rundliche Kletter he er- ek Oheeiehion fehlend, Trommelfell deutlich, Hinterfüsse über die Hälfte mit Behr verbunden; Haut oben vollkommen glatt, unten fein warzig.. . 2. Fam. Calamitae Pupille rund, Hinterbeine stets bedeutend verlängert. Zunge entweder ganz angewachsen und ganzrandig, oder hinten frei und durch sehr tiefe Ausrandung fast zweihörnig. . 3. Fam. Ranidae Pupille vertical, Hinterbeine meist wenig verlängert. Zunge wenn hinten frei so höchstens schwach ausgerandet. Körper gewöhnlich ziemlich plump, krötenartig. . 1. Fam. Pelobatidae 180} Ep? 1. Fam. Pelobatidae. Pupilla verticalis. Lingua magna, discoidea, lateribus numquam libera. Maxilla inferior edentula. Der Körper ist im Allgemeinen ziemlich plump und breit, der Habitus daher mehr krötenartig, nur selten mehr schlank und frosch- artig. Der gewöhnlich kurze Kopf ist nach vorn in bald spitzerem, bald stumpferem Bogen gerundet, mit theils vorhandenen, theils fehlenden Ohrdrüsen. Die stark erweiterbare Pupille ist stets senk- 3 86 Pelobatidae. recht gestellt, von länglicher oder mehr weniger dreieckiger Form. Das Trommelfell ist nur selten sichtbar, die Schallblasen fehlen meistens. Der Oberkiefer ist bezahnt, der Unterkiefer zahnlos. Die Gaumenzähne bilden zwei zwischen oder hinter den inneren Nasen- löchern vorbeiziehende (@Querreihen, die gewöhnlich ziemlich kurz und durch einen deutlichen Zwischenraum von einander getrennt, weit seltener ziemlich lang und einander fast bis zur Berührung genähert sind (Alytes). Die Zunge ist gross, der Hauptform nach ei- oder scheibenförmig, entweder ganz angewachsen oder nur in ihrem manchmal mehr weniger ausgerandeten Hintertheile in grösserer Ausdehnung frei. Die Beine sind kräftig, die hinteren in der Re- gel nur mässig verlängert, die Sprungfähigkeit daher selten stark entwickelt. Bei einer Gattung trägt die Ferse nach innen zu eine linsenförmige, an ihrem Aussenrande schneidige Hornplatte. Die Hinterzehen sind niemals vollkommen frei, sondern entweder durch Schwimmhänte in grösserer oder geringerer Ausdehnung verbunden, oder aber an allen Rändern durch bis zur Spitze hinlaufende Haut- lappen gesäumt. Zur Paarungszeit zeigen die Männchen gewöhn- lich an den Vorderzehen, manchmal auch an den Armen und sogar an der Brust verdickte, mit feinen Warzen bedeckte Schwielen. Die Haut ist nur selten ganz glatt, häufiger sowohl oben als auch unten mit grösseren oder kleineren Warzen bald sparsamer, bald dichter besetzt. Ausser den Parotiden finden sich manchmal auch in den Mundwinkeln und am Oberarm drüsige Anschwellungen, die aber meist nur bei den Männchen und auch gewöhnlich bloss zur Paarungs- zeit entwickelt sind. Die Pelobaten leben entweder im Wasser oder auf dem Lande, woselbst sie als grabende Höhlenbewohner nicht nur den grössten Theil ihrer Lebenszeit auf dem Trocknen zubringen, sondern: sich mitunter sogar auf dem Lande paaren und dann nicht einmal zur Laichzeit ins Wasser gehen. Bei der Begattung wird das Weibchen von dem Männchen stets an den Lenden umfasst, und die Eier wer- den entweder in Trauben oder in kurzen Schnüren abgesetzt. Bei den südlichen Formen findet gewöhnlich eine zweimalige Paarung im Jahre statt, und die Larven beanspruchen zu ihrer Entwicklung eine bedeutende Zeit, so dass sie in Folge dessen oft eine unver- hältnissmässige Grösse erreichen und länger als alle anderen Anuren im Wasser verharren. Im europäischen Faunengebiete ist diese Familie durch vier Gattungen vertreten, deren Bestimmung durch nachfolgende Ueber- sicht erleichtert werden mag. ; l. Ohrdrüsen fehlend, Trommelfell niemals sichtbar, Hinterfüsse mit ganzen Schwimmhänten, „1. „son linie He . . i Pelobates. 87 Öhrdrüseh wenigstens nach aussen zu deutlich abgehoben, Hinter- zehen mit seitlichen Hautsäumen oder halben Schwimmhäuten 3 2. Hinterfüsse an der Ferse nach innen zu mit linsenförmiger, schneidiger Hornplatte. Zunge in ihrem hinteren Theile in grösserer Ausdehnung frei. Gaumenzähne in zwei, zwischen den inneren Nasenlöchern stehenden, durch einen deutlichen Zwischenraum von einander getrennten, scharf abstehenden kurzen Querreihen. Männchen zur Paarungszeit an der Hinter- seite des Öberarms mit grosser, eiförmiger, von zahlreichen Poren durchbohrter Drüse. Haut fast ganz glatt. 1. Gatt. Pelobates Wel. Hinterfüsse ohneHornplatte. Zunge ganz angewachsen. Gaumen- zähne in zwei zwischen und etwas hinter den inneren Nasen- löchern stehenden wenig hervortretenden kurzen Quergruppen. Männchen zur Paarungszeit ohne Oberarmdrüse. Haut warzig. 2. Gatt. Bombinator Merr. 3. Trommelfell bald mehr, bald weniger deutlich. Zunge am freien Hinterrande mit seichterer oder tieferer Ausbuchtung. Gaumen- zähne in zwei, amı vorderen Innenwinkel zwischen den inneren Nasenlöchern stehenden, von einander stark entfernten kurzen Gruppen. Männchen mit deutlichen Schallblasen und zur Paarungszeit an der Brust, auf der Unterseite des Oberarms, auf der Vorderseite des Unterarms und am ersten und zweiten Finger mit von kleinen, dunkeln Warzen besetzten Schwielen. Zehen der Hinterfüsse mit bis zur Spitze reichenden Haut- Ren nal lan Beste an ee Bat. Beladytes Fitzg. Trommelfell sehr deutlich. Zunge fast ganz angewachsen, nur hinten etwas frei und ohne Spur einer Ausrandung. Gaumen- zähne in zwei hinter den inneren Nasenlöchern vorbeiziehenden, langen, einander oft fast bis zur Berührung genäherten Quer- gruppen. Schallblasen fehlend. Hinterfüsse mit halben Schwimmhäuten..s#..h 7.00 Hate her Au Gratt; Alytes Wel. 1. Gatt. Pelobates. Waeler natürl. Syst. d. Amphib. pag. 206, 22 (1830). Cultripes Müller Ueb. 3 verschied. Famil. d. froschart. Th. Isis XXV, pag. 538 (1832). Parotides nullae. Tympanum latens. Pupilla elliptiea. Lingua rotundato-cordata, postice libera, s8 Pelobatidae. Pedes postici modice elongati, disco subpollicario corneo in- structt. Cutis glabra. Der Körper ist plump, krötenartig, der Kopf deutlich kürzer als im hintersten Theile breit, mit gerundeter oder abgestutzter, nach vorn zu meist stark abschüssiger Schnauze. Die mittelgrossen Nasenlöcher sind eiförmig, etwas schief nach vorn zu gegen einander gerichtet und von den Kieferrändern ziemlich entfernt gegen die Oberseite des Kopfes gerückt. Die von einander durch einen breiten Zwischenraum getrennten Augen zeigen an ihren oberen Lidern nach hinten zu eine oder auch mehrere Querfalten ; die Pupille ist elliptisch ; Ohrdrüsen und Trommelfell sind nicht unterscheidbar. Die Zunge ist gross und dick, flach gewölbt und ganz mit feinen Warzen besetzt, im Allgemeinen von ziemlich kreisförmiger Gestalt, mit einer schwachen, oft kaum merkbaren Ausbuchtung am Hinter- rande; mit ihrem vorderen, grösseren Theile an den Boden der Mundhöhle angewachsen erscheint sie seitlich nur an den äussersten Rändern, hinten jedoch in etwa einem Drittel ihrer Grösse voll- kommen frei. Die Gaumenzähne bilden zwei zwischen den inneren Nasenlöchern quergestellte kurze, stark abstehende Reihen, die von einander durch einen sehr deutlichen Zwischenraum getrennt sind. Die Schallblasen fehlen. Der Rumpf ist gedrungen, oben meist deutlich gewölbt. Die Vorderbeine reichen, an den Körper angelegt, bis zu den Hinterbeinen, diese überragen nach vorn gestreckt den Kopf stets um ein Beträchtliches, oft fast um Fusslänge. Jene haben vier vollkommen freie, ziemlich rundliche und nur schwach zusam- mengedrückte Zehen, von denen die dritte bedeutend länger als die drei anderen unter einander ziemlich gleichen ist. Die Hinterfüsse besitzen schwach abgeplattete, am Ursprung ziemlich dicke, gegen Ende etwas zugespitzte Zehen, deren vier erste an Länge allmälig zunehmen, während die fünfte etwa der dritten gleicht. Alle Hinter- zehen sind bis zu ihrer Spitze durch Schwimmhäute verbunden und zeigen an den Gelenken, ebenso wenig wie die vorderen, nirgend welche Verdickung oder Anschwellung; Rudimente des Daumens oder eines sechsten Fingers sind niemals vorhanden. An der Ferse der Hinterfüsse findet sich unter dem Daumen nach hinten zu eine stark hervortretende, harte, etwa linsenförmige Hornscheibe, die an ihrem freien Rande schneidig geschärft ist und schon bei älteren Larven sehr deutlich hervortritt. Die Haut ist mit theilweiser Aus- nahme des Kopfes glatt, obwohl die sehr gut entwickelten Drüsen dieselbe namentlich am Rücken in Form kleiner Linsen mitunter stellenweise etwas auftreiben, welche Erhöhungen aber durchaus Pelobates. 89 nicht scharf begrenzte Warzen, sondern nur sehr flache, am Um- kreise allmälig in die Körperhaut verfliessende, häufig kaum merk- bare Auftreibungen darstellen, die die allgemeine Glätte der Haut in keiner Weise unterbrechen. Die Seiten des Rumpfes zeigen keine Drüsenreihen. Die Männchen sind von den Weibchen, abgesehen von ihrer meist trüberen Färbung, auch noch dadurch unterschieden, dass sie zur Paarungszeit an der Hinterseite des Oberarmes eine grosse, eiförmige Drüse besitzen, welche von zahlreichen Poren durchbohrt ist, die beim Drucke eine wasserhelle Flüssigkeit von sich geben. Brunstschwielen sind bei dieser Gattung nicht entwickelt. Die Pelobaten sind Landthiere, welche nur zur Paarungszeit im Wasser angetroffen werden, das sie nach vollendetem Brunstgeschäfte sogleich wieder verlassen. Sie sind entschiedene Nachtthiere, die sich des Tages über unter der Erde aufhalten, in welche sie sich mit Hülfe ihrer hornartigen Fussschwielen sehr gewandt eingraben; sie scharren dabei, mit den Fersen nach auswärts stossend, den Bo- den auf, und indem sie sich zugleich fortwährend nach rückwärts schieben, verschwinden sie in kurzer Zeit unter der Erde, die sich dann über ihnen vollkommen schliesst. Sie leben daher eigentlich nicht in Höhlen, da sie in der That vollkommen von Erde bedeckt sind, ohne dass irgend ein Gang oder Rohr von ihrem Ruheplatz zur Oberfläche führt. Des Abends wühlen sie sich dann heraus, um ihrer Nahrung nachzugehen, des Morgens graben sie sich wieder dort ein, wo sie gerade vom Tage überrascht werden. Daraus er- klärt sich auch, dass die Thiere, obwohl in manchen Gegenden häufig, im Allgemeinen doch ziemlich selten angetroffen werden, da sie ausser der Paarungszeit nur des Nachts ihre unterirdischen Schlupf- winkel verlassen, und von letzteren über der Erde keinerlei Spur auzutreffen ist. Die im Wasser gefundenen Pelobaten tauchen bei einer Beunruhigung wohl auf den Grund, ohne sich jedoch nach Art anderer Batrachier mit dem Kopf in den Schlamm einzuwühlen; sie bleiben im Gegentheil meist ruhig auf dem Boden des Wassers sitzen, sich höchstens durch einige scharrende Bewegungen ihrer Hinter- beine etwas tiefer in denselben versenkend. Im Allgemeinen nähern sich die Arten dieser Gattung in ihrer Lebensweise mehr den Kröten als den Fröschen, obwohl sie womög- lich noch plumper und träger sind als jene. Der Laich wird in einer einfachen, dicken Schnur abgesetzt, in der sich die Eier in einfacher Reihe befinden ; das Geschäft des Laichens selbst ist wegen der Kürze dieser Schnur meist rasch beendet. Die Larven zeichnen sich durch ansehnliche Kiemen und besonders durch ihre ganz ausserordentliche Grösse vor denen aller übrigen Anuren sehr aus, 90 Pelobatidae. und sind namentlich wegen ihres dicken, muskulösen Schwanzes im erwachsenen Zustande selbst grösser als das eben verwandelte Junge. Diese enormen Dimensionen der Larven erklären sich wohl ganz ungezwungen aus dem Umstande, dass Pelobates unter allen euro- päischen Froschlurchen zu seiner Metamorphose die längste Zeit in Anspruch nimmt. Die das Wasser verlassenden Jungen halten sich nicht — wie es sonst bei den Anuren meistens der Fall ist — noch einige Zeit in der Nähe desselben auf, sondern vergraben sich entfernt davon sofort in die Erde. Urp3 Die zwei europäischen Arten sind in nachfolgender Weise leicht zu unterscheiden: a) Kopf von vorn nach rückwärts deutlich gewölbt, in seinem hinteren Theile fast immer wulstig aufgetrieben und daselbst wenigstens im erwachsenen Zustande meist deutlich rauh oder gekörnt. Hornscheibe der Fersen röthlichbraun oder gelblich fuscus b) Kopf oben vollkommen flach, daselbst und an den Seiten ganz rawh, Hornscheibe der Fersen glänzend und tief schwarz eultripes 1. Pelobates fuscus: Caput supra converum postice medio gibbum et aspero-granosum ; disco subpollicario flavido vel fulvescenti. — Long. 6°585—7'9 cm. Butfo fuseus Laur. Synops. reptil. pag. 28, 10 (1768). — Rana vespertina Pall. Reise d. versch. Prov. d. russ. Reich. I, pag. 458, 15 (1771). — Rana fusca Meyer Synops. reptil. pag. 10, e (1795). — Bufo.vespertinus Schneid. histor. amphib. I, pag. 225, XVI (1799). — Rana alliacea Shaw Gener. Zool. III, pag. 146, tab. 41, 42 (1802). — Bombinator fuscus Fitzing. neue Classificat. d. Reptil. pag. 65, 3 (1826). — Bombina marmorata Sturm Deutschl. Fauna III (1828). — Pelobates fuscus Wagl. natürl. Syst. d. Amphib. pag. 206 (1830). — Cultripes minor Müller Isis XXV, pag. 558 (1832). Der Kopf ist oben von hinten nach vorn zu deutlich gewölbt, mit ziemlich kurzer, niedriger, gerundeter Schnauze. Der hintere Theil desselben zeigt in seiner Mittellinie der Länge nach eine bald mehr, bald weniger wulstig hervortretende Auftreibung, die durch die daselbst sehr dünne und fest anliegende Haut ausgezeichnet ist, und namentlich im Alter fast immer deutlich rauh oder gekörnt er- scheint; letztere Eigenschaft ist oft auch an der vorderen Kopfhälfte namentlich hinter den Nasenlöchern mehr oder weniger zu bemerken. Letztere sind mittelgross, von einander etwa so weit wie von den Augen entfernt. Der Sporn kommt an Länge etwa der gegenseitigen Pelobates. 91 Entfernung der Nasenlöcher gleich. Die Kieferränder, die Kopf- seiten und der Unterleib sind vollkommen glatt, der Rücken nicht Fis. 17. selten mit sehr flachen, linsenförmigen Hervorragungen in grösserer oder ge- ringerer Menge versehen. Die Färbung ist beim ersten Er- scheinen des Thieres im Frühjahre meist ziemlich dunkel, grau, röthlich- oder selbst schwarzbraun, dıe Flecken- zeichnung oft kaum hervortretend oder mindestens nicht scharf abgehoben. Aber schon während des Laichens, und noch mehr später am Lande hellt sich die Grundfarbe zu einem lichten Grau, ja selbst fast bis zu reinem Weiss auf, East Tann: und die bandartigen, stellenweise zu- a Hornschwiele. sammenfliessenden Flecken zeigen eine schön kastanienbraune oder schwärz- liche Färbung. Auch treten dann besonders an der Einlenkung der Gliedmaassen lebhaft mennigrothe, nach längerem Liegen im Wein- geist weiss werdende, Hautwärzchen sehr deutlich hervor, die sich theilweise oft auch auf die Schenkel und Körperseiten ausdehnen. Die Zeichnung ist übrigens sehr veränderlich, obwohl die dunkeln Körpermackeln bei Untersuchung zahlreicher Exemplare einiger- maassen eine Tendenz erkennen lassen, sich in vier, allerdings sehr unregelmässige Längsreihen zu stellen, von denen die zwei obersten etwa von den Nasenlöchern an den Augenlidern vorbei längs der Mittel- linie des Rumpfes hinziehen, während die zwei anderen die Seiten des Rückens begrenzen. Je zwei von der Schnauzenspitze zu den Augen, und von dem Innenrande der Augenlider mehr weniger auf den Rücken verlängerte Mackeln sind noch am beständigsten ; fliessen letztere an der Basis oder in einem Theile ihres Verlaufes "zusammen, so entsteht eine nach hinten zweischenklige oder auch kreuzförmige Zeichnung (Rana vespertina P all). — Der Sporn zeigt immer eine gelbliche oder bräunliche Färbung, die Unterseite ist weisslich, ein- farbig oder dunkel gefleckt. Das Thier verbreitet, wenn es beunruhigt wird, einen durch- dringenden, knoblauchartigen Geruch. Das viel lebhafter gefärbte Weibchen zeichnet sich namentlich durch eine bedeutendere Anzahl rother Punkte aus, ist für gewöhnlich stumm, höchstens im Schmerze Töne ausstossend, während das Männchen eine tiefe, volltönende Stimme hat, deren einsilbiges Gequacke dem Rufe des Wasserfrosches an Stärke am nächsten kommt, Unter den im Frühjahr erscheinenden 92 Pelobatidae. Batrachiern ist fuscus einer der ersten; die Männchen kommen ge- wöhnlich vor den Weibchen heraus und sind meistens auch in weit grösserer Anzahl zu finden als diese. Die Paarung dauert selten länger als einen Tag, wird aber meistens schon während einer ein- zigen Nacht vollendet. Die Larven bleiben nach dem Auskriechen nur sehr kurze Zeit in grösserer Menge beisammen, zerstreuen sich bald und sind dann immer nur mehr einzeln zu finden. Die Verbreitung dieser Art kann mit Genauigkeit noch nicht festgestellt werden, da sie von manchen Autoren mit der in Färbung und Zeichnung ähnlichen Bufo variabilis vermengt oder verwechselt zu sein scheint, oder wenigstens in den oft oberflächlichen Beschrei- bungen von letzterer nicht immer mit Bestimmtheit unterschieden werden kann. Doch dürfte sie vorzugsweise auf Deutschland und Frankreich beschränkt sein, woselbst sie, wenn auch nicht allerorts, so doch sehr häufig vorkommt. Doch scheint sie sich mehr in den nördlicheren und mittleren Gegenden der genannten Länder zu fin- den, während sie nach Süden zu abnimmt. In Oesterreich ist sie beispielsweise um Wien häufig, kommt auch noch in Krain, weiter nach Süden aber, meines Wissens wenigstens, nicht mehr vor. Als häufig wird sie endlich noch von den älteren russischen Autoren angeführt, nach denen das Thier südwärts bis über den Kaukasus und östlich die Wolga überschreitend bis in das gemässigte Sibirien vordringen soll; doch bin ich betrefls dieser Angaben von der Richtig- keit der Bestimmung nicht ganz überzeugt. 2. Pelobates cultripes: Caput "vertice plano, supra lateribusque totum aspero-granosum ; disco subpollicario aterrimo. — Long. 527—6°59 cm. Rana cultripes Cuv. regn. anim. II, pag. 105 (1829). — Rana c#lcarata Michah. Isis XXIII, pag. 807, 4 (1830). — Cultripes provincialis Müller Isis XXV, pag. 538 (1832). — Bombinator fuscus Dug. Recherch. sur V’osteol. et la myol. d. Batrac. tab. II, fig. 11—14 (1834). — Bufo calcaratus Schinz Naturg. u. Abbild. d. Reptil. .pag. 233, tab. 96, fig. 2 (1833). — Pelobates cultripes Tschudi Classificat. d. Batrach. pag. 83 (1839). Der vorigen Art im Allgemeinen ziemlich ähnlich, doch durch nachfolgende Merkmale gut und sicher unterschieden. Der Kopf zeigt hinten keine Auftreibung und ist oben und an den Seiten durch mehr oder weniger dicht stehende Körner nahezu ganz rauh, so dass nur die Schnauzenspitze nebst den Augenlidern glatt erscheinen. Die hornige Scheibe an den Fersen ist viel stärker entwickelt, als Bombinator. 93 bei fuscus, etwas länger als der gegenseitige Abstand der Nasen- löcher, meist auch sehr hoch und scharf schneidig, und immer von tief schwarzer, glänzender Farbe. Die Nasenlöcher sind von den Augen gewöhnlich deutlich weiter, als von einander entfernt. Die Zeichnung stimmt so ziemlich mit fuscus überein, indem anch hier auf grauem Grunde braune oder schwarzgrüne, theils isolirte, theils ineinanderfliessende Flecken stehen, die auf dem Rücken gewöhnlich am grössten sind; die äussersten Spitzen einiger oder auch aller Hinterzehen sind öfters schwarz. Die erwachsenen Larven sind weisslich, mit zahlreichen, bläu- lichen oder bräunlichen Punkten übersäet, der Sporn schon sehr kenntlich und wie die Spitzen der Hinterzehen schwarz. Cultripes scheint ausschliesslich auf den südwestlichen Theil Europas beschränkt zu sein und wurde bisher wenigstens nur in Südfrankreich, Spanien und Portugal gefunden; doch scheint er im Süden der pyrenäischen Halbinsel zu fehlen, da er mindestens von Rosenhauer in seinen „Zhieren Andalusiens“ nicht angeführt wird. 9. Gatt. Bombinator. Merrem Syst. amphib. pag. 178, 5 (1820). Parotides nullae. Tympanım latens. Pupilla trigona. Lingua integra, mente tota affıwa. Pedes postiei modice elongati plantis palmatis. Cutis verrucosa. Der Körper ist ziemlich plump und flach, mehr krötenartig, der Kopf oben vollkommen platt, mit verrundeter Schnauzenspitze und schief nach aussen und unten gerichteten Seiten. Die Nasen- löcher sind klein, länglich eiförmig -oder elliptisch, etwas schief nach vorn gegen die Schnauzenspitze gekehrt und von einander wenig- stens so weit wie von den Augen entfernt. Die Pupille hat die Ge- stalt eines senkrecht gestellten, gleichschenkeligen Dreieckes; die Ohrdrüsen und das Trommelfell sind nicht sichtbar. Die grosse, im Allgemeinen ziemlich kreisförmige Zunge ist mit ihrer ganzen Unter- fläche an den Boden der Mundhöhle fest gewachsen, welche Ver- wachsung namentlich in ihrer hinteren Hälfte eine so innige ist, dass ihr Rand daselbst gleichsam mit den sie umgebenden Weichtheilen verfliesst und daher oft schwer zu unterscheiden ist. Ihre mehr weniger flach kissenartig gewölbte Oberfläche ist bald ziemlich glatt, 94 Pelobatidae. bald mit einzelnen unregelmässigen Runzeln und Vertiefungen ver- sehen. Die Gaumenzähne bilden zwei kurze, von einander durch einen schmalen Zwischenraum getrennte Gruppen, welche etwas hin- ter und zwischen den inneren Nasenlöchern stehen; diese sind ver- hältnissmässig gross und vollkommen kreisrund. Die Schallblasen fehlen, die Mündungen der eustachischen Röhren sind im inneren Mundwinkel als zwei sehr kleine, nadelstichartige Oeffnungen (bei wohl gereinigtem Rachen) gut sichtbar. Die Vorderbeine reichen an den Körper angelegt etwa bis zu den Hinterschenkeln, die Hinter- beine überragen nach vorn gestreckt den Kopf etwa um die halbe Fusslänge. Jene haben vier freie, ziemlich dieke und nur wenig abgeplattete Zehen, von denen die drei ersten an Länge allmälig zunehmen, während die vierte so ziemlich der zweiten gleicht. Bei den Männchen finden sich zur Paarungszeit an der Innenseite des Unterarmes, an der stark verdiekten Daumenschwiele und an den zwei ersten Fingern schwarze, durch zahlreiche Drüsenwärzchen sammtartig rauhe Hautverdiekungen, deren grösste an den Unter- armen immer länglich ist und durch Erstreckung nach vorn zu manchmal mit den Verdiekungen der Daumenschwielen und mitunter selbst des Daumens in eine einzige Masse zusammenfliesst. Die Hinterfüsse haben fünf etwas mehr abgeflachte Zehen, die an der Basis ziemlich breit, gegen die Spitze aber stark dreieckig verschmä- lert sind, und von denen die vierte an Länge alle anderen übertriflt. Das Rudiment eines sechsten Fingers ist an der Unterseite der Daumenwurzel als kleine, etwas längliche Schwiele zwar nicht stark vorragend, aber doch immerhin deutlich zu bemerken. Beim Männ- chen sind die Hinterzehen fast oder bis zu ihrer Spitze mit ziemlich dicken und derben, namentlich zwischen der vierten und fünften Zehe sehr breiten Schwimmhäuten verbunden; bei den Weibehen sind diese Häute schmäler und nur etwa zwei Drittel der Zehenlänge vereinend. Die Haut ist namentlich am Rücken mit bald grösseren, bald kleineren, bald mehr gedrängten, bald mehr vereinzelt stehen- den Warzen besetzt, die unter der Lupe mit zahlreichen sehr kleinen schwarzen Drüsenpunkten besetzt erscheinen, und an ihrer Spitze* mit einem oder mehreren hornartig schwarzen, an der Basis weiss- lichen grösseren Kegelpunkten gekrönt sind, die bald zerstreut und einzeln stehen, bald auch wieder zu gedrängten Gruppen oder Reihen vereint sind. Die Unterseite ist, ausser sehr zerstreut stehenden schwarzen Drüsenpunkten ziemlich glatt, nur die Hinterseite der Schenkel zeigt sich gegen den After zu mit dicht gedrängten grö- beren Warzen besetzt, die von auf weisslichem Grunde stehenden schwarzen Drüsenpunkten gekrönt sind. Die einzige Art dieser Gattung lebt in stehenden oder langsam Bombinator. 95 fliessenden Gewässern besonders in Teichen, Lachen und Sümpfen, wo man sie vom Frühjahre bis zum Spätherbste antrifft; sie zieht trübes oder dicht bewachsenes Wasser dem klaren und pflanzenfreien entschieden vor. Das Thier springt ziemlich gut und sucht in der Nähe des Wassers überrascht sich in letzteres zu retten, sich dann tief in den Schlamm des Grundes einwühlend. Am Lande betroffen duckt es sich entweder auf den Boden, seine mit der Erde ziemlich übereinstimmende Färbung als Schutzmittel verwerthend, oder legt _ sich wohl auch auf den Rücken, dabei den Unterleib nach oben wöl- bend und so lange in dieser Stellung verharrend, bis die Gefahr vorüber ist. Auch sondert die Art bei Beunruhigung oft einen weissen, seifenartigen Schaum ab, der namentlich an der Oberseite der Hinterschenkel in grösserer Menge hervortritt. Das Männchen hat einen ziemlich schwachen, melancholisch eintönigen Ruf, den es namentlich in den Abendstunden gern ertönen lässt. Der Laich wird wie bei den Fröschen in Klumpen abgesetzt. Die Gefangen- schaft verträgt das Thier nur schwierig. 1. Bombinator igneus: Supra griseus aut terreo-olivaceus, subtus aurantiacus, maculis atro-coeruleis variegatus. — Long. 4 cm. Rana variegata Linne Syst. nat. I, pag. 211, 5 (1758). — Rana bombina Linn& fauna suec. pag. 101, 277 (1761). — Bufo igneus Laur. Synops. reptil. pag. 29, 13 (1768). — Bufo bombinus Latr. hist. natur. d. reptil. II, pag. 110 (1800), — Rana ignea Shaw Gener. Zool. III, pag. 116, tab. 35 (1802). — Bufo pluvialis Daud. hist. nat. d. rain. gren. et crap. tab. XXVI, fig. 1, 2, 3 (1802). — Bombinator igneus Merr. Syst. amphib. pag. 179, 4 (1820). — Bufo bombina Goldfuss Handb. d. Zool. pag. 133 (1820). — Bom- binator bombina Wagl. natürl. Syst. d. Amphib. pag. 206 (1830). mas. Pedibus antieis in brachiis digitisque primis et secundis callo instructis ; pedibus postieis latissime palmatis. fem. Pedibus antiecis callis destitutis, posticis minus palmatis. pull. Supra ceinereus, albo-pustulosus, subtus albidus, immaculatus ; plantis tuberculis majoribus binis. var. a) Rostro breviore, crassiore, rotundiore; pedibus robustis, digitis 7 brevibus, crassis, teretibus. Bombinator pachypus Bonap. Iconograf. d. Fauna ital. (1832). var. b) Verrucis valde prominentibus apice atro-gramosis. Die Färbung der Oberseite ändert von einem schmutzigen Asch- oder Olivengrau, durch Braun oder Erdfarben bis ins Schwärzliche 96 Pelobatidae. verschiedenartig ab; sie ist entweder einfärbig oder mit unregel- mässigen dunklen Flecken besetzt, die aber fast immer sehr undeutlich Fir. 18. und vom Grunde nur wenig abgehoben er- - scheinen. Die Unterseite ist im Leben orange — nach längerem Liegen im Weingeist weiss- lich — mit unregelmässigen schwarzblauen Flecken verschieden gefleckt oder marmorirt. Die Anzahl, Grösse und Vertheilung dieser Flecken ist übrigens sehr veränderlich, und während sie manchmal so klein und vereinzelt sind, dass die Unterseite vorherrschend gelb erscheint, kann durch Vergrösserung und Zu- sammenfliessen derselben auch das Gegentheil vorkommen; doch habe ich ein gänzliches Fehlen ;ombinator igneus der Flecken nie beobachtet, wogegen mir Stücke, = vorher Ey & mit die durch vollständiges Ineinanderfliessen der- den Brunstschwielen. selben eine durchaus einfarbig schwarze Unter- seite hatten, mehrere Male vorgekommen sind. Die Ränder des Oberkiefers und die Zehen zeigen fast immer deut- liche schwarze Flecken. Das Thier kommt übrigens in zwei etwas differenten Formen vor, welche aber, obschon in ihren Extremen habituell deutlich ver- schieden, doch durch so viel Uebergänge verbunden sind, dass von einer Aufstellung zweier Arten keine Rede sein kann. Die Stamm- form zeichnet sich nämlich durch etwas längere Schnauze und we- niger warzigen Rücken, sowie durch schlankere Beine und mehr gestreckte, dümnere und flachere Finger vor der als Bombinator pachypus Bonap. (brevipes Blas.) beschriebenen Form aus, welche durch eine kürzere mehr gerundete Schnauze, durch sehr dicht war- zigen Rücken, glattere Unterseite und kräftigere Beine mit kurzen, dickeren und mehr gerundeten Zehen von igneus verschieden ist. Uebrigens ist pachypus nicht einmal als Localform zu betrachten, da sie durchaus nicht — wie oft behauptet wird — auf Südeuropa beschränkt ist, sondern gemeinschaftlich mit ögneus und in allen Uebergängen zu letzterem auch in Deutschland gar nicht selten vor- kommt. | Eine sehr ausgezeichnete Localvarietät stellen die in Monte- negro vorkommenden Stücke vor. Die Haut ist bei denselben, im Ganzen genommen, glatt, mit aus ihr stark hervorstehenden, zahl- reichen, von einander meist getrennten Warzen. Die bei der Stamm- form auf letzteren einzeln oder nur sehr zerstreut stehenden schwar- zen Drüsenpunkte sind hier auf jeder Warze viel zahlreicher und alle an der Spitze derselben zusammengedrängt, so dass namentlich Bombinator. 97 der Rücken durch die von der glatten Haut scharf abgehobenen, mit schwarzen Drüsenkörnern gekrönten Warzen sehr ausgezeichnet ist; mitunter fliessen mehrere hinter einander stehende Warzen zu un- regelmässigen schwarzen Längswülsten zusammen; auch werden sie am Kopf und besonders gegen das Ende der Beine niedriger, so dass dann die schwarzen rauhen Gipfelflecken derselben unmittelbar auf die Haut zu sitzen kommen. Auch sind diese montenegrinischen Stücke durch die Färbung ausgezeichnet, indem bei denselben die Unterseite meist Schwarz zur Grundfarbe hat, auf welcher gewöhn- lich nur sehr vereinzelte untergeordnete oder auch gar keine gelben Flecken vorkommen. Ganz junge Thiere sind, nach eben bestandener Verwandlung, oben grau, mit weisslichen, auf dunklerem Grunde stehenden Pusteln besetzt, die an den Seiten oft zu ziemlich deutlichen Längsreihen zusammen treten. Die Kopfseiten sind schwarz gefleckt, die Beine mit eben solchen Mackeln oder Querbinden versehen. Die Unter: seite ist vollkommen ungefleckt, weisslich oder hellgrau, mit dunk- lerem Bauche. Die Fersen der Hinterbeine haben zwei einander gegenüber stehende, deutlich vorspringende grössere Höcker, die Sohlen aller Füsse deren kleinere, an den Hinterfüssen oft deutlich gereihte, die Gelenke sämmtlicher Zehen sind unterseits stark schwie- lıig verdickt, die Schwimmhaut nur in den Fingerwinkeln entwickelt. Bei fortschreitendem Wachsthum geht dann sehr bald das Weiss der Unterseite in Gelb über, die schwarzen Flecken erscheinen nach und nach, meist anfangs als zerstreute kleine Sprenkeln, die später durch Zusammenfliessen grössere Mackeln bilden. In demselben Maasse entwickelt sich auch die Schwimmhaut und die Schwielen und Höcker der Sohlen und Zehen verschwinden. Bombinator erstreckt sich — mit wenigen Unterbrechungen — vom südlichen Schweden durch Dänemark und die Niederlande über ganz Deutschland und Oesterreich nach Frankreich bis zu den Py- renäen, welche er jedoch nicht zu überschreiten scheint; östlich dringt die Art durch Ungarn und Galizien nach Russland vor, doch konnte ich hier ihre Verbreitungsgrenze nicht genau eruiren; in der Krimm und in den Kaukasusländern findet sie sich jedoch nicht. Desgleichen fehlt sie auf der Balkanhalbinsel, sowie sie auch in Ita- lien mehr auf die nördlicheren Provinzen beschränkt sein dürfte, ob- wohl sie auch hier — beispielsweise bei Genua — noch nicht überal] aufgefunden wurde. Die italienischen Stücke gehören nach Bona- parte alle zu pachypus. Das südlichste mir bekannte Vorkommen ist Montenegro. Schreiber, Herpetologia europäcd nt 98 3. Gatt. Pelodytes. Fitzinger Syst. reptil. I, pag. 32, 8 (1843). Parotides conspicuae, oblongae, rectae. Lingua magna, rotundato-ovata, margine postico libero parum emarginato. Dentium palatinorum pugilli remoti, inter nares antepositi. Pedes postici graciles, digitis lobatis. Cutis subverrucosa. Der Körper ist bald ziemlich schlank, froschartig, bald mehr plump und krötenartig, der Rumpf im Ganzen nur wenig gewölbt, nach hinten zu namentlich beim Männchen stark eingezogen, an den Seiten vom Bauche durch eine ebenfalls im männlichen Geschlechte besser hervortretende Hautfalte geschieden. Der Kopf ist platt, kaum breiter als lang, mit winkelig nach abwärts gebogenen Seiten und etwas vorragender, zugerundeter Schnauze. Die Nasenlöcher sind von einander etwa so weit wie von den Augen entfernt, mittel- gross, von eiförmigem Umriss, mit etwas schief nach vorn gegen einander gerichtetem, spitzem Winkel und meist sehr deutlich auf- geworfenem Hinterrande. Die schmalen, länglichen Ohrdrüsen ver- laufen ziemlich gerade vom Hinterwinkel der Augen bis über die Wurzel der Vorderbeine hin. Das rundliche Trommelfell ist je nach der Dicke der darüber hinwegziehenden Haut bald sehr deutlich, bald aber auch vollkommen unsichtbar. Hinter der Einlenkung der Unterkiefer befindet sich eine meist ziemlich deutliche Drüse. Die Zunge ist gross, nach vorn deutlich verschmälert, von im Ganzen etwa eiförmiger, oder durch eine mehr weniger seichte Ausrandung an ihrem freien Hinterrande schwach herzförmiger Gestalt. Ihre Oberfläche ist gewöhnlich ziemlich flach und eben, manchmal aber auch in der Mitte ziemlich deutlich der Länge nach vertieft. Die Schallblasen sind im männlichen Geschlechte gut ausgebildet, seit- lich, mit der Mundhöhle durch grosse, neben der Zunge liegende Spalten verbunden. Die Gaumenzähne stehen in zwei kleinen, von einander durch einen breiten Zwischenraum getrennten Gruppen, welche zwischen den inneren Nasenlöchern von dem oberen Innen- winkel derselben ausgehen. Die freien Vorderfinger sind rundlich oder schwach abgeplattet, an ihren Spitzen etwas angeschwollen, die ersten zwei an Länge unter einander wenig verschieden, der dritte der längste. Die schlanken, den Kopf wenigstens um Fuss- länge überragenden Hinterbeine haben fünf ziemlich gestreckte, etwas abgeflachte Zehen, von denen die vierte etwa doppelt so lang als Pelodytes. 99 die fünfte, diese etwas kürzer als die dritte ist. Das Rudiment eines sechsten Fingers ist in Form einer kleinen, über dem Daumen ge- legenen Schwiele ziemlich deutlich sichtbar. Sämmtliche Hinter- zehen sind bis zu ihrer Spitze mit schmalen, zur Brunstzeit aber oft ziemlich stark erweiterten Hautsäumen umgeben. Die Oberseite ist namentlich am Rücken in der Regel mit zahlreichen, ungleich grossen, meist länglichen kleinen Warzen besetzt, welche nach aussen und unten zu gewöhnlich kleiner und körniger werden und beim Männchen an den Seiten des Rumpfes zwei mehr oder weniger aus- gesprochene Längsreihen bilden, deren obere an den Seiten des Rückens hinzieht, während die untere etwa an der Bauchgrenze verläuft. Kehle und Brust sind in der Regel vollkommen glatt, die hinteren Theile des Bauches hingegen, sowie die Unterseite der Schenkel mit kleinen, körnigen Warzen bald mehr, bald weniger dicht besetzt. Die Männchen besitzen zur Paarungszeit auf der Brust nahe der Einlenkungsstelle der Vorderbeine jederseits eine dunkle, rund- liche Warze; eine ähnliche, aber viel grössere und längliche Schwiele findet sich auf der Unterseite des Oberarms nahe seiner Wurzel, und eine dritte, gewöhnlich noch grössere und ebenfalls längliche etwa in der Mitte des Unterarms, vom Armgelenke bis gegen die Hand- wurzel hinziehend; ähnliche dunkle Rauhigkeiten zeigen sich auch am ersten und zweiten Finger, sowie manchmal auch noch an an- deren Stellen der Vorderbeine. Alle diese Warzen bestehen unter der Loupe betrachtet aus erhabenen, dicht gedrängten dunklen Pünktchen, welche bei gehöriger Vergrösserung über die ganze Innenseite des Unterarms zerstreut erscheinen und auch die Warzen am Bauche krönen. Die einzige Art dieser Gattung lebt im südwestlichen Europa. 1. Pelodytes punctatus: Supra griseo-viridis aut fuscescens, Ma- culis punctisve atro-viridibus variegatus ; subtus concolor, albidus vel rubescens. — Long. 4 cm. Rana Daudinii Merr. Syst. amphib. pag. 177, 18, «, ß (1820). — Bombinator plicatus Fitzing. neue Classificat. d. Reptil. pag. 65, 1 (1826). — Obstetricans punctatus Dug£s Recherch. sur V’osteol. et la myol. d. Batrach. pag. 7 (1834). — Alytes punctatus Tschudi Classificat. d. Batrach. pag. 84 (1839). — Pelodytes punctatus Fitzing. Syst. reptil. I, pag. 32 (1843). mas. Plicis lateralibus distinctis, callis pectoralibus et brachialibus violaceis. Rana plicata Daud. hist. natur. d. rain. gren. et crap. pag, 35, IV ( 1802). 7* 100 Pelobatidae. fem. Plicis lateralibus obsoletis, pectore brachüsque callis destitutis. Rana punctata Daud. hist. natur. d. rain, gren. et crap. pag. 34, II, tab. XVI, fig. 1 (1802). Die Grundfarbe der Oberseite ändert von Gelb oder Graugrün durch Bräunlich bis zu Aschfarben mannigfaltig ab. Die Rücken- Fig. 19. warzen oderauch sonstige grössere Flecken der Oberseite zeigen ein mehr oder weniger reines Dunkel- grün, das besonders gegen die Mitte der Mackeln oft bis ins Schwärzliche übergeht. Die Sei- ten des Rumpfes sind mitunter mitkleinen, orangefarbigen Punk- ten gesprenkelt, die gewöhnlich etwas helleren Beine fast immer dunkelgrün gefleckt oder gebän- dert. Die Unterseite ist einfar- big, weisslich oder fleischröthlich, an den Beinen namentlich im hr punctatus Daud. Tode oft ins Bräunliche ziehend. en ale Die Brunstschwielen des Mänsr chens sind im Leben schön vio- lett, im Tode tief sammtschwarz. Die Grösse des erwachsenen Thie- res kommt etwa der des Laubfrosches gleich. Diese Art wurde bisher nur in Frankreich gefunden, woselbst ihr Verbreitungsbezirk übrigens noch festzustellen ist; mir liegen wenigstens nur Angaben von Beauvais und Montpellier vor. Das Thier lebt nach Art der Frösche im Wasser, klettert ziemlich gut und vermag sich selbst auf senkrechten Glaswänden sitzend zu er- halten, hierbei seine etwas verdickten Zehenspitzen wahrscheinlich nach Art der Laubfrösche als Saugnäpfe benutzend oder wohl auch durch festes Anpressen und nachheriges Heben der mittleren Bauch- fläche einen luftleeren Raum herstellend. Pelodytes laicht zweimal des Jahres und legt seinen traubenförmigen, etwa 21/, bis 3 Zoll langen und !/g bis ®/, Zoll breiten Laich stets auf Blätter und andere schwimmende Körper ab, die es ganz mit Schleim umgiebt. Die nach dem Auskriechen sehr kleinen Larven wachsen schnell heran und erreichen vor ihrer vollständigen Ausbildung eine bedeutende Grösse. Ihre Entwicklung nimmt sehr lange Zeit in Anspruch, so dass namentlich die zweite, im October ausgekommene Brut erst Ende Aprils oder Anfangs Mai ihre vollendete Ausbildung erlangt, und somit sieben bis acht Monate im Larvenzustande verbringt, Alytes. 101 wobei die Kaulquappen auch den ganzen Winter mitunter selbst unter zolldickem Eise in lebhafter Bewegung angetroffen werden. Aller- dings mag in diesem Falle die durch die kalte Jahreszeit sich hin- ziehende Entwicklung die Dauer derselben bedeutend verlängern, da die erste Brut zu demselben Zwecke eine viel kürzere Frist be- ansprucht. 4. Gatt. Alytes. Wagler nat. Syst. d. Amphib. pag. 206, 23 (1830). Parotides distinctae. Tympanum conspieuum. Pupilla linearis. Dentium palatinorum pugilli approximati, naribus postpo- sitis. Lingua integra masxima, ovalis, fere tota affıxa. Pedes posticei modice elongati, plantis semipalmatiıs. Outis verruculosa. Der Körper ist ziemlich plump und breit, krötenartig, der Kopf flach, merklich kürzer als ım hinteren Theile breit, hinten und zwischen den Augen vollkommen flach, an der Schnauze hingegen stark gewölbt, seitlich fast senkrecht abfallend.. Die im Ganzen halbkreisförmige Mundspalte steigt nach hinten in einem schwachen Bogen gegen das Trommelfell in die Höhe. Die weit vorn an der Schnauze stehenden Nasenlöcher sind mittelgross, spitz eiförmig, mit etwas schief nach vorn gegen das Kopfende gerichtetem Winkel. Ihre Entfernung von einander und von den Augen ist etwa eben so gross, wie der Abstand letzterer unter sich. Diese sind sehr stark vorstehend, mit länglich spaltenförmiger oder schwach dreieckiger Pupille, an den oberen Lidern nach rückwärts zu meist mit einer oder mehreren Querfalten. Die Ohrdrüsen sind länglich, mit sehr kleinen Poren besetzt, vom Hinterwinkel der Augen in schwachem Bogen um das Trommelfell herumziehend; sie treten übrigens wenig hervor, so dass sie, da sie ziemlich flach ne in der Regel nur nach aussen zu deutlich abgehoben erscheinen, während sie nach innen zu sich meist allmälig verlieren. Ausser den Parotiden findet sich noch eine kleinere Drüse hinter dem Trommelfell. Dieses ist ziem- lich gross und deutlich, von rundlicher Gestalt, nicht viel aber doch stets deutlich höher als lang, sein senkrechter Durchmesser etwa der Entfernung der beiden Nasenlöcher gleichkommend. Die Zunge ist sehr gross, fast den ganzen Boden der Mundhöhle ausfüllend, von 102 Pelobatidae. breit eiförmiger Gestalt, in der Mitte meist mit deutlicher Längs- furche. Sie ist fast mit ihrer ganzen Unterseite festgewachsen, indem sie nur in ihrem hintersten Theile etwas frei erscheint; ihr Hinterrand ist stets vollkommen gerundet oder abgestutzt, ohne Spur einer Ausrandung. Die Gaumenzähne stehen in zwei in einiger Entfernung hinter den inneren Nasenlöchern vorbeiziehenden, ein- ander oft bis zur Berührung genäherten langen Quergruppen. Die Schallblasen fehlen. Die Beine sind ziemlich kurz und dick, die vorderen an die Rumpfseiten angelegt etwa bis zur Einlenkung der, Hinterbeine reichend, diese nach vorn gestreckt die Schnauzenspitze stark überragend. Erstere haben vier vollkommen freie, ziemlich rundliche und kräftige, an den Gelenken nicht verdiekte Zehen, von denen die erste kleiner als die vierte, diese kürzer als die zweite, diese kürzer als die dritte ist; die Handballen zeigen drei deutliche, rundlich hervorstehende Höcker, die in ihrer Lage dem ersten, drit- ten und vierten Finger entsprechen. Die Hinterfüsse haben etwas mehr platte, stumpf zugespitzte, unterseits ebenfalls glatte Zehen, welche durch eine derbe, kurze ‘Schwimmhaut etwa bis zu einem Drittel ihrer Länge verbunden sind, von wo aus sich dieselbe als schmaler Hautsaum bis zu den Fingerspitzen fortsetzt. Die Haut ist oben, und manchmal auch unten mit kleinen nicht sehr hervor- ragenden Warzen bald dichter, bald spärlicher besetzt, die Kehle stets vollkommen glatt. Die einzige Art lebt im westlichen Europa. 1. Alytes obstetricans: Supra cinereus, dorso verrucarum serie subangulato ; subtus albidus. — Long. 4—5 cm. Bufo obstetricans Laur. Synops. reptil. pag. 28, 12 (1768). — Rana campanisona Laur. l. c. pag..30, 18 (1768). — Rana Buto d‘ Gmel. Linn. Syst. nat. I, pag. 1047 (1790). — Bufo vul- garis var. Bechst. in Lacep. Naturg. d. Amphib. II, pag. 438, k (1800). — Rana obstetricans Wolf in Sturm’s Deutschl. Fauna III, Hit. 4 e. fig. (1805). — Bufo companisonus Goldfuss Handb. d. Zool. pag. 484 (1820). — Alytes obstetricans Wagl. Descript. et icon. amphib. tab. XXII, fig. 3—5 (1833). — Obstetricans vul- ga vis Duges Rech. sur Posteol. et la myol. d. Batrach. pag. 7 (1834). Die Oberseite ist gewöhnlich heller oder dunkler grau, sehr selten bräunlich, mit dunkleren, meist auf die Warzen beschränkten oft wenig merkbaren Flecken bald mehr, bald weniger besetzt. Zu beiden Seiten des Rückens zieht sich, gleichsam -als Fortsetzung der Parotiden, in der Regel eine Reihe grösserer, gewöhnlich heller oder weisslich gefärbter Warzen hin, die dann an den Körperseiten nach Alytes. 103 oben zu eine mehr oder weniger deutliche, erhabene Längsleiste bilden. In manchen Fällen finden sich zwischen den bräunlichen Fig. 20. Flecken der Oberseite auch röthliche Punkte eingestreut. Die Unterseite ist weisslich, an der Kehle und gegen die Bauchseiten, um den After und an den Tarsen fein schwarz gefleckt. Alytes ist ein echtes Landthier, das unter der Erde in selbstgegrabenen, oft über drei Fuss langen Gängen lebt und nicht einmal zur Laichzeit in das Wasser geht. Bei der nur kurze Zeit dauernden Paarung werden die aus der Cloake des Weibchens austretenden Eier- schnüre von dem auf demselben um die Lenden a ereilan angeklammerten Männchen abwechselnd mit Base. dem rechten und linken Hinterfuss erfasst, her- a. rechter Vorderfuss vorgezogen, und in achterförmigen Schlingen von unten. um die eigenen Hinterbeine gewickelt. In der Regel finden zwei Brunsten, eine im Frühjahr und eine im Herbste, statt. Die Anzahl der bei jedesmaligem Laichen ausgestossenen Eier ist eine verhältnissmässig geringe, dürfte hundert wohl kaum jemals erreichen, sinkt aber auch oft bis gegen zwanzig herab. Das mit dem Laich beladene Männchen vergräbt sich sofort unter die Erde, woselbst es etwa acht bis zwölf Tage verharrt, worauf es sich dann ins Wasser begiebt, um die Eier abzustreifen, aus denen dann sofort die Larven auskriechen. Das Weibchen geht niemals ins Wasser, ja gewaltsam in dasselbe hineingegeben, stirbt es sogar in kurzer Zeit. Die Entwicklung der Kaulquappen nimmt viel Zeit in Anspruch, und namentlich zieht sich die zweite Brut durch den ganzen Winter bis zum nächsten Frühjahr hin, in ähnlicher Weise wie es bei Pelodytes der Fall ıst. Das ausgebildete Thier führt eine nächtliche Lebensweise und hat trotz der fehlenden Schallblasen eine sehr starke, helltönende Stimme; seine Bewegungen sind ziemlich träge und schwerfällig, auch verbreitet es beunruhigt oft einen sehr intensiven, knoblauchartigen Geruch. Die Verbreitung dieser Art ist eine ziemlich beschränkte. Als ihre eigentliche Heimath ist Frankreich zu betrachten, von wo aus sie sich nach Osten in die Schweiz, das nördliche Italien und nach West- deutschland erstreckt; nach Süden die Pyrenäen überschreitend kommt sie auch in den nördlichen und mittleren Gegenden der iberischen Halbinsel vor. Bei allen Stücken, die ıch aus den letzt- genannten Oertlichkeiten zu untersuchen Gelegenheit hatte, war im Vergleiche zu deutschen oder nordfranzösischen Exemplaren die dunkle Farbe der Oberseite viel mehr entwickelt, indem sie entweder 104 Calamitae. zahlreiche, einzeln stehende bräunliche oder dunkel blaugraue Flecken bildete, oder auch oft in grösseren, mehr oder weniger zusammen- hängenden Mackeln auftrat, welche durch Verbreiterung und Inein- anderfliessen die helle Grundfarbe mitunter ganz verdrängend die Oberseite vorherrschend dunkel färbten, in welchem Falle dann die meist sehr ausgebildeten und in grosser Anzahl auftretenden Warzen durch ihre hellere, gewöhnlich weissliche Färbung besonders gut hervortraten, 2, Fam. Calamitae. Pupilla eircularis. Maxilla inferior edentula. Parotides nullae. Digiti apice diseis scamsorüs instructi. Der Körper ist meistens ziemlich schlank, gewölbt und frosch- artig, seltener mehr plump, platt und krötenartig, mit gewöhnlich stumpf zugespitzter Schnauze. Die Pupille ist kreisförmig, die Pa- rotiden sind niemals entwickelt. Die in Form und Grösse sehr ver- änderliche Zunge ist in ihrem hinteren Theile stets frei. Die Männ- chen haben häufig an der Kehle oder auch an den Seiten des Kopfes gut entwickelte Schallblasen. Der Oberkiefer ist stets bezahnt, der Unterkiefer zahnlos. Die nur selten fehlenden Gaumenzähne stehen in zwei in der Gegend der inneren Nasenlöcher befindlichen Quer- gruppen. Von den gewöhnlich schlanken Beinen sind besonders die’ hinteren meist bedeutend verlängert. Höchst mannigfaltig ist die Bildung der Füsse, deren Zehen entweder frei, oder mit theil- weisen oder auch ganzen Schwimmhäuten verbunden sind. In allen Fällen jedoch zeigen die Finger an ihrer Spitze eine bald kleinere, bald grössere tellerartige oder scheibenförmige Erweiterung, welche durch festes Anpressen an die Unterlage und durch Zurückziehen des mittleren Theiles als eine Art Saugnapf verwendet wird, und die Thiere befähigt, sich nicht nur an vollkommen glatten, vertica- len Flächen zu erhalten, sondern selbst auf der Unterseite von Blät- tern, Zweigen und dergleichen mit nach abwärts gekehrter Ober- seite durchaus fest und sicher zu sitzen. Die Haut ist auf der Ober- seite fast immer glatt, unten jedoch stets mit zahlreichen, an der Spitze (bei gehöriger Vergrösserung) mit einer feinen Oeffnung ver- sehenen Warzen bedeckt, welche wahrscheinlich zur Aufsaugung der auf den Blättern niedergeschlagenen Thautropfen dienen. Sämmtliche Mitglieder dieser formenreichen Gruppe sind Baum- Hyla. 105 thiere, welche mit Hülfe ihrer Saugscheiben sehr geschickt in den Zweigen herumklettern und ihre aus Kerbthieren bestehende Nah- rung in gewandten Sprüngen erhaschen. Sie gehen nur zur Paarungs- zeit ins Wasser, um ihren in Klumpen zusammenhängenden Laich daselbst abzusetzen, bei welchem Geschäfte das Männchen das Weib- chen stets in der Achselgegend umfasst. Die Familie ist vorzugs- weise auf die westliche Halbkugel beschränkt; in Europa hat sie nur einen einzigen Vertreter, 1. Gatt. Hyla. Laurenti Synops. reptil. pag. 32, IV (1768). Calamita Schneid. histor. amphib. I, pag. 151 (1799). Hyas Wagl. natürl. Syst. d. Amphib. pag. 201, 7 (1830). Dendrohyas Wagl. ]l. e. pag. 342 (1830). Tympanum conspicuum. Pedes postici valde elongati plantis plus minusve palmatis. Der Körper ist in der Regel ziemlich schlank, der bald mehr kurze, bald wieder mehr verlängerte Kopf an den Seiten in der Zügelgegend oft stark concav, mit theils gerundeter, theils abge- stutzter Schnauze. Die nur selten wenig, in den meisten Fällen hingegen stark oder selbst sehr stark hervorragenden Augen sind entweder mit straffen, oder auch mit ziemlich schlaff anliegenden Lidern versehen. Das Trommelfell ist stets deutlich. Die an Grösse sehr wechselnde Zunge kann auch in ihrer Gestalt und Anheftungs- weise sehr verschieden sein, indem sie einerseits vom gerundet Drei- ‘eckigen durch Elliptisch bis zum Kreisrunden abändert, anderseits aber entweder ganz angewachsen oder am Hinterrande mehr weniger frei erscheint. Bei den meisten Arten besitzt das Männchen eine grosse Schallblase an der Kehle. Die Gaumenzähne bilden zwei gerade oder gekrümmte Querreihen, die entweder hinter die inneren Nasenlöcher gestellt sind, oder aber zwischen ihnen stehend bald mit dem Vorder-, bald mit dem Hinterrande derselben gleichlaufen. Die Vorderzehen sind öfters frei, die Hinterzehen wenigstens an der Basis durch Schwimmhäute verbunden, alle Finger übrigens ziem- lich abgeplattet und mit stark entwickelten Kletterballen versehen. Die Rückenhaut ist entweder vollkommen glatt, oder aber durch mehr weniger zahlreiche Höcker, Warzen oder Drüsenreihen oft ziemlich rauh und uneben, was in manchen Fällen auch auf der Oberseite des Kopfes vorkommt; auch findet sich nicht selten über dem Trommelfell eine grössere Drüse. Die Kehle ist bald glatt, bald rauh. ' 106 1. Hyla Calamitae. arborea: Dentium palatinorum pugilli naribus interpositi ; lingua subcircularis pone emarginata; tibiae femoribus longitu- dine aequales; plantae semipalmatae ; dorsum laeve. — Löng. 4 em. Typus: Rana dryophytes Rondel. pise. palustr. lib. I, cap. VII, pag. 225 (1554). — Rana arborea Schwenkt. Theriotroph. pas. 153 (1605). — Ranunculus viridis Gesn. quadrup. ovip. pag. 49 (1617). — Rana Hyla Linne Syst. nat. I, pag. 213, 15 (1758). — Rana viridis Linne Fauna suec. pag. 102, 280 (1761). — Hyla viridis Laur. Synops. reptil. pag. 33, 26 (1768). — Calamita arboreus Schneid. hist. amphib. I, pag. 153 (1799). — Hyas arborea Wagl. natürl. Syst. d. Amphib. pag. 20, 1 (1830). — Dendrohyas arborea Tschudi Classificat. d. Batrach. pag. 74, 12 (1839). — Dendrohyas viridis Fitzing. Syst. reptil. I, pag. 30 (1843). Supra laete viridis, concolor , subtus albida, fascia laterali Slexuosa ad lTumbos introrsum sinuata. var. Supra sortide virescens “aut fuscescens, maculis obscuris inter- dum signatus. Der beine zu Fig. Körper ist mässig schlank, nach rückwärts gegen die Hinter- stark eingezogen, mit gewölbtem Rücken. Der Kopf ist deutlich breiter als lang, oben zwischen den Augen flach und nach vorn bis zu den Nasenlöchern kaum merkbar, von da aber fast senkrecht abfallend ; die Kopfseiten sind nahezu vertical, die Schnauze stumpf zugespitzt oder abgerundet. An den Nasen- löchern entspringt eine deutliche Kante, welche, durch das Auge unterbrochen, um das Trommelfell herumläuft, sich hinter demselben nach abwärts biegt und oft in eine an den Rückenseiten bis zum Körperende fortgesetzte Längsfalte übergeht. Die Nasenlöcher sind mittelgross, meist etwas höher als breit und an den Seiten des Kopfes unmittel- bar unter dem Ende der Schnauzenkante gelegen ; 21 Hylaarborea gje sind von einander etwa so weit wie von den Schwktf. a. Vordertuss. Augen entfernt. Das Trommelfell ist ziemlich kreisförmig, kleiner als das Auge. Die Kehle zeigt eine aus schlaffer Haut bestehende, bald mehr, bald we- niger ausgebildete Querfalte. Die inneren Nasenlöcher sind ziem- lich gross, rundlich oder etwas in die Quere verlängert, der Gaumen beiderseits mit einer nach hinten ziehenden Längsfurche versehen. Die Gaumenzähne bilden zwei kurze, zwischen den inneren Nasen- löchern stehende, nach hinten etwas convergirende Gruppen, welche Hyla. ; 107 von einander etwa eben so weit wie von jenen entfernt sind. Die ziemlich grosse und flache Zunge ist im Allgemeinen von unregel- mässig kreisföormiger Gestalt, an der Oberfläche meist mit unbe- stimmten Vertiefungen versehen, in ihrem hinteren Theile fast bis zur Hälfte frei und daselbst in der Mitte mit deutlicher, bald seich- terer, bald tieferer Ausrandung. Die Vorderbeine sind etwa von Rumpflänge, die hinteren, deren Schenkel und Schienen gleich lang sind, überragen nach vorn gestreckt den Kopf mindestens um Fuss- länge. Die Vorderfüsse haben vier nur am Grunde durch eine kaum merkbare Spannhaut verbundene Zehen, von denen die dritte die äusserste nur wenig überragt; eine Daumenschwiele ist nicht vor- handen. Die Hinterzehen sind etwa bis zur Hälfte oder auch etwas darüber mit dünnen Schwimmhäuten verbunden, die dritte und fünfte ziemlich gleich lang, der Daumen an seiner Basis mit deutlicher Längs- schwiele. Die Haut ist am Rücken vollkommen glatt, auf der Unter- seite klein und dicht warzig, die Sohlen der Vorderfüsse rauh, die Gelenke aller Zehen unten stark kugelig angeschwollen; die Haut des Unterarmes bildet oben vor der Handwurzel eine deutliche Querfalte. Die Färbung ist im Ganzen sehr veränderlich. Bei nördlichen oder mitteleuropäischen Stücken überzieht gewöhnlich ein gleich- mässiges helles Grün die ganze Oberseite des Kopfes, des Rumpfes und der Gliedmaassen. Im Süden ist das Grün in der Regel minder rein und hell, ja bei Exemplaren aus dem tiefsten Süden bildet . häufig ein mehr oder weniger dunkles Braun die vorherrschende Grundfarbe. Jüngere Thiere zeigen in der Regel mehr ein lichtes, stark ins Gelbliche ziehendes Grün, welches mit zunehmendem Alter mehr und mehr in ein immer satteres, reines Grün übergeht, welch letzteres jedoch gewöhnlich erst im zweiten Lebensjahre herrschend wird. Uebrigens hat sowohl der Standort, als auch das Licht sowie die Zeit der Häutung und der Paarung auf die leicht veränderliche Farbe einen grossen Einfluss. Während unter sonst gleichen Um- ständen die Einwirkung des Lichtes die Färbung erhöht, färbt der Mangel desselben das Tbier in kurzer Zeit dunkler, mitunter bräun- lich oder selbst schwärzlich. Auch sind die Thiere im Stande ihre Farbe nach der Färbung der ihnen zum Aufenthalte dienenden Pflanzen in der Weise zu modificiren, dass sich ihr Colorit dem der betreffenden Pflanzen mehr weniger genau anpasst. Unmittelbar nach der etwa alle vierzehn Tage stattfindenden Häutung ist die Oberseite gewöhnlich mehr asch- oder lavendelblau, mitunter auch grasgrün, nach dem Laichen häufig grau oder unregelmässig ge- fleckt oder gemarmelt, in manchen Fällen selbst schwärzlich. Die bei typischen Stücken einfarbige Oberseite zeigt, namentlich im 108 Calamitae. Süden, nicht selten braune, schwarze, violette oder selbst röthliche Punkte und Flecken, die manchmal oft kaum aus der Grundfarbe hervortreten, oft aber auch sehr scharfabgehoben und mitunter sogar in regelmässigen Längsreihen angeordnet erscheinen. Diese süd- liche Form, die besonders auf Sieilien und Sardinien vorkommt, findet man in Museen hier und da mit dem Namen Hyla sarda Bo- nelli bezeichnet. Bei allen diesen mitunter so verschiedenartigen Varietäten fin- det sich jedoch stets ein schwärzlicher, nach oben gelblich oder weisslich begrenzter Streifen, der gewöhnlich an den Nasenlöchern entspringend über die Augen und das Trommelfell hinwegzieht, und in bald geringerer, bald grösserer Breite meist in seichten Wellen- biegungen an den Seiten des Rückens bis zum Ursprung der Hinter- beine verläuft, vor denen er eine nach innen gerichtete Einbuchtung bildet. Dieser Streifen geht häufig auch mehr weniger deutlich auf die Beine über, zu deren beiden Seiten er sich bis zu den Fuss- wurzeln hinzieht, wo sich dann die beiden einander entgegengesetzten Streifen meist über den Handgelenken verbinden und auch den Rand der Füsse noch mehr oder weniger dunkel säumen, wodurch dann das Grün der Oberseite an den Fusswurzeln scharf abgeschnitten . erscheint, und die an der Oberfläche der Füsse zurückbleibende Grundfarbe die Form eines meist ziemlich grossen, breit herzförmi- gen, nach aussen hell umrandeten Fleckens annimmt. Die Aftergegend ist fast immer schwärzlich, weiss punktirt, die Unterseite weisslich oder bräunlich, die Finger mehr weniger rosa. oder fleischfarben. Die Iris ist golden, die Pupille schwarz. Das erwachsene Männchen hat eine schwarzbraune Kehle, deren Färbung von der durchscheinenden, schwarz pigmentirten Schallblase her-. rührt. Unser Laubfrosch lebt bekanntermaassen auf Bäumen und Sträu- chern oder auch im Röhricht der Sümpfe, woselbst er sich besonders nach der Paarung noch längere Zeit hindurch aufhält. Zu dem letztgenannten Geschäft begiebt er sich ins Wasser, meist schon einige Tage vor dem Laichen und zwar in der Regel das Männchen früher als das Weibchen. Die Larven erreichen bis zu ihrer voll- endeten Ausbildung eine ziemliche Grösse. Das Thier ist in der Regel erst im vierten Jahre ausgewachsen und fortpflanzungsfähig, und das Männchen lässt dann seinen lauten Ruf gewöhnlich Abends und namentlich zur Paarungszeit erschallen, dabei seine grosse Schallblase kugelförmig hervortreibend. In der Gefangenschaft gelingt es jedoch durch reichliche Nahrung das Thier schon nach zwei Jahren zur vollendeten Reife zu bringen. Die Ueberwinterung findet im Schlamme der Gewässer statt. Vor den Ranidae. 109 anderen Fröschen zeichnet sich der Laubfrosch durch weit geringere Scheu und Furchtsamkeit aus, indem er bei Annäherung des Men- schen nur selten entflieht, sondern sich meist ruhig ergreifen lässt. Er verträgt die Gefangenschaft sehr gutund hält bei gehöriger Pflege ‚ Jahre lang aus. Hyla arborea ist unter allen europäischen Amphibien eine der am weitesten verbreiteten Arten, da sie sich mit Ausnahme des hohen Nordens, von Grossbritannien und Irland, und wie es scheint auch der Krimm, nicht nur in ganz Europa sammt den dazu gehörigen Inseln findet, sondern auch’noch im nördlichen Afrika und mittlerem Asien vorkommt, woselbst sich deren Verbreitung bis Japan erstreckt; ja’ nach Tschudi soll die Art selbst in Amerika und Australien ge- troffen werden, also eine vollkommen kosmopolitische sein. 3. Fam. Ranidae. Pupilla rotundata. Parotides nullae. Macxilla inferior edentula. Digiti simplices. Der Körper ist bald ziemlich schlank und gewölbt, bald mehr plump und abgeplattet, der Kopf kurz und hinten vollkommen von der Breite des Rumpfes. Die Öhrdrüsen fehlen immer. Das Trommel- fell ist entweder deutlich sichtbar oder unter der Haut verborgen, die Schallblasen manchmal vorhanden, manchmal fehlend. Die Zunge ist stets gross, länglich oder dreieckig eiförmig, bei einigen ganz- randig und dann fast mit ihrer ganzen Unterseite an den Boden der Mundhöhle angewachsen, bei anderen wieder am Hinterrande tief ausgerandet oder fast zweihörnig und in der vorderen Hälfte allein befestigt. Die Gaumenzähne stehen immer in zwei queren, meist ziemlich kurzen, manchmal aber auch längeren Reihen oder Gruppen, die bald zwischen, bald hinter den inneren Nasenlöchern verlaufen und unter sich gewöhnlich durch einen deutlichen Zwischen- raum getrennt, manchmal aber einander auch’fast bis zur Berührung genähert sind. Die Vorderbeine haben stets freie, die stark ver- längerten Hinterbeine wenigstens an der Basis durch Schwimmhäute verbundene Zehen. Die Haut ist bald glatt, bald mit mehr weniger feinen Körnern oder auch grösseren Warzen meist ziemlich sparsam, mitunter in Reihen, besetzt. Die Mitglieder dieser Familie sind vorzugsweise Wasserthiere, welche entweder beständig an oder im Wasser leben, oder dasselbe 110 | Ranidae. wenigstens zur Paarungszeit aufsuchen, um darin ihren klumpen- förmigen Laich abzusetzen. Das Weibchen wird dabei von dem Männchen stets unter den Achseln umfasst. Die Larven verlassen die Eihüllen mit bereits ausgebildeten Kiemen. In Europa ist diese Gruppe nur durch zwei Gattungen vertre- ten, die sich in folgender Weise leicht unterscheiden lassen: a) Zunge gross, ganzrandig, von gerundet dreieckiger oder eiför- miger Gestalt und fast mit ihrer ganzen Unterseite an den Boden der Mundhöhle angewachsen. Gaumenzähne in zwei ziemlich geraden, hinter den inneren Nasenlöchern vorbeizie- henden und einander fast bis zur Berührung genäherten langen Querreihen; Trommelfell (im Leben wenigstens) nicht sichtbar. Vorderfüsse an den Handballen mit drei grossen, rundlichen Höckern, die in ihrer Lage dem ersten, dritten und vierten Finger entsprechen. Zehen unterseits an den Gelenken ohne Anschwellungen . . . . 2... 1. Gatt. Discoglossus b) Zunge länglich, nach rückwärts etwas erweitert, hinten tief ausgerandet oder zweihörnig und nur in ihrer vorderen Hälfte an den Boden der Mundhöhle angewachsen. Gaumen- zähne in zwei zwischen den inneren Nasenlöchern stehenden, nach hinten etwas convergirenden und von einander durch einen deutlichen Zwischenraum getrennten kurzen Quergruppen. Trommelfell deutlich. Vorderfüsse an den Handballen ohne Höcker, sämmtliche Zehen unterseits an den Gelenken mit sehr deutlichen Anschwellungen. . . . . 2... 2. Gatt. Rana l. Gatt. Discoglossus. Ötth. nouv. mem. soc. helv. se. nat. I (1856). Tympanum latens. Lingua integra magna, ovata, fere tota affixa. Dentium palatinorum series longae et valde approximatae, naribus postpositae. Palmae tuberculis tribus institutae. Digiti subtus laeves. Der Körper ist kräftig, der Rumpf auf der Oberseite nur schwach gewölbt und viel platter als bei irgend einem anderen europäischen Frosche. Der flache Kopf ist etwas kürzer als breit, mit beim Männchen ziemlich spitzer, beim Weibchen mehr breiter und stumpfer Schnauze. Die Seiten des Kopfes sind schief nach aussen und ab- wärts gerichtet, und von dessen Oberfläche durch keine Kante ge- Otth Linne Discoglossus. 111 schieden. Die mässig grossen Nasenlöcher sind fast kreisrund, von einander etwa eben so weit wie von den Augen entfernt und stark nach oben gerückt. Das obere Augenlid zeigt nach hinten zu ge- wöhnlich einige Querfalten. Das Trommelfell ist bei frischen Stücken niemals sichtbar, tritt jedoch nach längerem Liegen im Weingeist oft ziemlich deutlich hervor. Der Unterkiefer hat im Kinnwinkel einen kleinen, kegelförmigen Vorsprung, welcher in eine entsprechende Vertiefung des Oberkiefers hineinpasst. Die grosse, fleischige Zunge ist von gerundet dreieckiger oder breit eiförmiger Gestalt, ohne Spur einer Ausbuchtung am Hinterrande, längs ihrer Mitte oft mit einer bald mehr, bald weniger deutlichen Furche durchzogen. Sie ist fast mit ihrer ganzen Unterfläche an den Bo- den der Mundhöhle angewachsen, indem sie nur am Hinterrande und manchmal auch seitlich in sehr geringer Ausdehnung frei er- scheint. Schallblasen sind keine vorhanden. Die inneren Nasen- löcher sind gross, quer elliptisch oder eiförmig, den Zahnreihen des Gaumens parallel gestellt; diese ziehen in einiger Entfernung hinter jenen als ziemlich gerade oder schwach geschwungene Reihen in nahezu horizontaler Richtung: auf einander zu, sich fast bis zur gegenseitigen Berührung verlängernd. Die Vorderbeine, welche beim Männchen stärker und kräftiger sind als beim Weibchen, sind kurz und stämmig, an den Körper angelegt oft kaum bis zur Ein- lenkung der Hinterschenkel reichend. Sie besitzen vier kurze, schwach abgeplattete, am Ende abgestumpfte Zehen, die durch keine Schwimmhaut verbunden und unterseits an den Gelenken nicht an- geschwollen sind. Die Handballen sind mit drei sehr deutlichen rundlichen Höckern versehen, die in ihrer Lage dem Daumen, dem dritten und dem vierten Finger entsprechen ; von diesen Höckern ist der mittlere gewöhnlich ziemlich kugelförmig und am weitesten nach vorn gerückt, der hinter dem Daumen gelegene der am meisten vorspringende. Die Hinterbeine, welche nach vorn gestreckt .die Schnauzenspitze stets um ein Bedeutendes überragen, haben fünf unten ebenfalls glatte, schwach zusammengedrückte und fast zuge- spitzte Zehen, welche beim Weibchen nur am Grunde, beim Männ- chen aber gewöhnlich bis zur Hälfte, seltener weiter, mit einer dicken, derben Schwimmhaut verbunden sind, die sich öfters als schmaler Hautsaum bis zum Ende der Zehen hinzieht. Die Haut ist im männlichen Geschlechte in der Regel vollkommen glatt, bei Weib- chen jedoch durch kleine Körner oder höckerartige Erhabenheiten oft mehr oder weniger rauh, was namentlich an den hinteren und seitlichen Theilen des Rumpfes, sowie manchmal auch auf der Ober- seite der Hinterbeine vorkommt. Die Männchen zeichnen sich zur Brunstzeit durch den sehr 112 Ranidae. verdickten, fast scheibenförmig angeschwollenen Daumen aus, der dann in Form und Grösse von der ihm vorangehenden, ebenfalls verdickten Daumenschwiele kaum verschieden ist. Diese, sowie jener und der darauf folgende Finger sind zu der Periode an der Innen- seite mit einem feilenartigen, aus dicht beisammen stehenden schwar- zen Pünktchen gebildeten Polster überzogen; ähnliche, aber meist etwas weniger dicht stehende Körnchen finden sich auch am Rande des Unterkiefers, besonders gegen den Kinnwinkel zu, sehr zer- streute oft auch an der Kehle und am ganzen Bauch, zahlreichere und oft ziemlich dichtgestellte häufig auch — mit Ausnahme der Schenkel — auf der Oberseite der Hinterbeine, wo auch die Schwimm- häute davon ganz drüsig schwarz gesäumt sind und einzelne dieser Pünktchen bis auf die Zehen hinaus vorkommen. Auf der Unter- seite der Schenkel und in den Kniekehlen sind diese Drüsenpunkte in der Regel nur vereinzelt zu treffen. Die einzige Art lebt im südlichen Europa. 1. Discoglossus pietus: Supra griseo -olivaceus, aut flawidus aut Fuscescens, maculis obsceuris plerumque faseiisve lueidioribus in- terdum signatus. — Long. 7—9 cm. Discoglossus pietus Dum. Bibr. Erpetol. gener. VII, pag. 425. mas. Pedibus anticis pollice calloque subpollicario atratis et valde incerassatis; plantis usque ad medium saltem palmatis; cute glabra. fem. Pedibus antieis simplieibus,. plantis ad basin tantum palmatis ; cute subverrucosa. var. a) Supra immaculatus, concolor ; pedibus maculis transversis vix conspieuis. [1] » P » » » . var. b) Supra maculis minoribus sat regulariter rotundatis per series longitudinales dispositis. Pseudis sardoa Gene Synops. reptil. Sardin. pag. 24, XVII, tab. 5 (1839). — Discoglossus sardus Tschudi in Otth. neue europ. Froschgatt. pag. 8 (1856). var. c) Maculis dorsalibus majoribus irregulariter confluentibus. var. d) Maculis dorsalibus in fascias longitudinales plus minusve con- fluentibus. var. e) Supra taenüs tribus longitudinalibus albis vel flavidis inter oculos eruciatim cohaerentibus. Rana picta Gravenh, Delic. mus. zool. Vratisl. pag. 39, 8 (1829). — Discoglossus pictus ÖOtth. nouv. mem. soc. helv. science. nat. 1, Discoglossus. 113 pag. 6, fig. 1—8 (1856). — Pseudes pictus Leunis Synops. d. Na- turg. d. Thier. pag. 337, 6 (1860). var. f) Ute, sed taenia mediana obsoleta. pull. Supra griseus, immaculatus, fasciis longitudinalibus interdum obscurioribus; pedibus maeulis nigricantibus vix distinctis. Die Grundfarbe der Oberseite ändert von einem unreinen Licht- gelb durch Grau oder Grünlich bis ins Olivenfarbene einerseits, und Fig. 22. durch Röthlichbraun bis ins dunkle Kastanienbraun anderseits sehr mannig- faltig ab. Aufdieser Grundfarbe stehen gewöhnlich bald mehr, bald weniger, bald grössere, bald kleinere röthliche, bräunliche oder selbst schwärzliche Flecken, die sehr häufig von einem helleren, gelblichen Saum umgeben sind. Während diese Flecken bei den einen mehr klein, ziemlich regelmässig gerundet und in oft ganz deutliche Längsreihen gestellt erscheinen, sind sie bei anderen wieder grösser, mehr Discoglossus pietus Otth. weniger unregelmässig und nicht selten a. rechter Vorderfuss von unten, : . nen van stellenweise zusammenfliessend. In oben, c. Daumen, d. Daumen- manchen Fällen fliessen die hinter schwiele. einander stehenden Flecken theilweise oder selbst durchaus zu continuirlichen Längsbinden zusammen. Dies kommt am häufigsten bei den Rückenflecken vor, die sich dann zu zwei am oberen Augenlid entspringenden und nach hinten meist breiter werdenden dunklen Binden vereinen. Eine eben solche Längs- binde, die von der Schnauzenspitze durch das Auge bis in die Schläfengegend zieht, ist, obwohl häufig theilweise unterbrochen, doch fast in allen Varietäten sehr beständig. Desgleichen zeigen auch die Augenlider nach hinten und innen zu fast immer einen sehr deutlichen dunklen Flecken, welcher nach rückwärts, oft auch nach den Seiten zu bald mehr, bald weniger ausgedehnt erscheint, dadurch mit dem entsprechenden des anderen Lides besonders häufig nach vorn hin zu einer etwa dreieckigen Mackel zusammenfliessend, was besonders bei jüngeren Stücken sehr oft vorkommt; seltener tritt der Fall ein, dass sich die beiden Augenflecken erst im hinte- ren Theile ihres Verlaufes vereinen. Bei der als Discoglossus pictus beschriebenen Form ist die Oberseite von drei weisslichen oder gelb- lichen Längsbinden durchzogen, deren mittlere über die Firste des Schreiber, Herpetologia europaea. 8 114 Ranidae. Rückens bis zur Schnauzenspitze hinzieht, während die beiden an- deren von den Körperseiten bis über die Augenlider verlaufen, zwischen denen sie durch Vereinigung mit der hier gewöhnlich sehr breit werdenden Mittelbinde eine Art kreuzförmiger Zeichnung bil- den. In manchen Fällen ist die mittlere dieser drei Linien nicht vorhanden, sowie diese Zeichnung auch, obwohl nicht bei allen, so doch nur bei Männchen vorzukommen scheint. Auf den Beinen sind die dunklen Mackeln häufig zu Querbinden erweitert; die Unter- seite erscheint immer einfarbig weisslich oder gelblich, an Kehle und Beinen oft dunkler, ins Braune, manchmal aber auch ins Fleischrothe geneigt. Ganz junge Thiere sind oben einfarbig grau, mitunter mit vier mehr weniger deutlichen dunkleren Längslinien, die dunklen Flecken der Oberseite höchstens an den Beinen in schwachen Spuren vor- handen. Discoglossus scheint unsere Rana esculenta in einigen Theilen des südlichen und südwestlichen Europas zu vertreten, wo er wie diese unter ähnlichen Verhältnissen vorkommt, nur dass er mitunter auch in ziemlich salzhaltigem Wasser angetroffen wird. Uebrigens scheint seine Verbreitung eine ziemlich beschränkte zu sein, da er bisher nur von Sardinien und den dazu gehörigen kleineren Inseln, sowie von Corsica und Sieilien angeführt wird; doch ist es nicht unwahrscheinlich, dass er auch auf dem Festlande von Unteritalien vorkommt, da eine Verwechslung unseres Thieres mit den beiden anderen europäischen Froscharten gerade nicht zu den Unmöglich- keiten gehört. Das kaiserliche Cabinet in Wien besitzt Stücke aus dem nördlichen Spanien, woselbst er vielleicht ziemlich weit ver- breitet ist, da ich beispielsweise unter einer mir aus Andalusien zu- gekommenen Sendung auch ein Stück (als Rana esculenta einge- sandt) vorfand. Nach Strauch *) soll die Art auch in Griechenland vorkommen, doch konnte ich für diese Angabe keine weiteren Be- lege auffinden. — Ausser Europa findet sich Discoglossus noch an der Nordküste von Afrika, wo er namentlich in Algier zu den ge- meinsten Arten gehört. Ueber Fortpflanzung und Entwicklung wurde meines Wissens noch nichts bekannt gemacht. *) Essai d’une Erpetologie de P’Algerie pag. 77, 2 (1862). 115 2. Gatt. Rana. Linn& Syst. nat. I, pag. 354 (1767). Tympanum conspiewum. Lingua oblonga, posterius libera et bifurca. Dentium palatinorum pugilli breves, naribus interpositi. Digiti subtus in artieulis callis instructi. Der Körper ist bald mehr schlank und kantig, bald mehr plump und gerundet, der Rumpf nach rückwärts gegen die Hinterbeine zu stark eingezogen, bald mehr flach und abgeplattet, meistens jedoch ziemlich hoch und im hinteren Theile des Rückens durch die stark vorspringenden Beckenknochen höckerartig aufgetrieben, sein oberer Theil von den Seiten durch zwei erhabene Drüsenleisten fast immer deutlich geschieden. Die Form des Kopfes ist selbst bei einer und derselben Species ungemein verschieden, bei jüngeren Exemplaren und im männlichen Geschlechte meist mehr verlängert zugespitzt, bei älteren Stücken sowie bei Weibchen in der Regel mehr kurz und stumpf zugerundet. Das Trommelfell ist stets deutlich sicht- bar. Die Augen sind gross und sehr vorstehend. Die grosse Zunge ist länglich, nach hinten etwas erweitert und daselbst durch eine tiefe Ausrandung zweitheilig oder zweihörnig; in ihrem vorderen Theile an den Boden der Mundhöhle befestigt, ist sie in ihrer hinteren Hälfte vollkommen frei und herausschlag- bar. Die Gaumenzähne stehen in zwei zwischen den inneren Nasenlöchern befindlichen, kurzen, von einander durch einen bald grösseren -bald kleineren Zwischenraum getrennten Gruppen, die ge- wöhnlich nach hinten zu schwach convergiren. Die Schallblasen sind bald vorhanden, bald fehlend *). Die Mündungen der eustachi- schen Röhren sind im inneren Mundwinkel als zwei die inneren Nasenlöcher an Grösse wenigstens um das Doppelte übertreffende Oeffnungen sehr deutlich sichtbar. Die Vorderbeine, welche bei den Männchen kürzer und stämmiger sind als bei den Weibchen, be- sitzen vier freie Zehen und zeigen an den Handballen keine Schwie- len; der Daumen ist im männlichen Geschlechte zur Paarungszeit nicht verdickt, obwohl mit einer schwielig rauhen, manchmal ge- schwärzten Haut versehen. Die meist stark verlängerten Hinter- beine haben fünf durch Schwimmhäute verbundene Zehen und an den Sohlen eine grosse, stark vorspringende Daumenschwiele, mit- *) Aus den mit Schallblasen versehenen Arten bildete Fitzinger (Syst. reptil. I, pas. 31) die Gattung Pelophylas. 8#+ 116 Ranidae. unter ihr gegenüber gegen die Basis des fünften Fingers noch einen kleinen, meist wenig vortretenden rundlichen Höcker. Sämmtliche Zehen sind unterseits an den Gelenken mit sehr deutlichen, schwielen- artigen Auftreibungen versehen. Die Haut ist meist ziemlich glatt oder nur mit mehr vereinzelten, seltener mit zahlreicheren drüsigen Hervorragungen oder Warzen bedeckt. Die meisten Arten dieser Gattung sind Wasserthiere, welche die Ränder von Teichen, Sümpfen und langsam fliessenden Gewässern bewohnen, an deren Ufern sie besonders im Sonnenschein nach Art der Hunde auf den Hinterbeinen sitzen, sich bei herannahender Gefahr kopfüber in weiten Sprüngen in die Fluth stürzend, woselbst sie sich dann mit der Schnauze tief in den Schlamm des Grundes oder unter locker aufliegende Steine einwühlen. Die Nahrung be- steht aus Insecten und kleineren Wirbelthieren. Die zwei Arten unserer Fauna unterscheiden sich durch nach- stehende Merkmale: a) Der zwischen den Augen gelegene Stirntheil der Länge nach mehr weniger vertieft und stets viel schmäler als ein einzelnes Augenlid; Trommelfell etwa so gross wie das Auge; Daumen- schwiele der Hinterfüsse sehr gross, länglich, von den Seiten stark zusammengedrückt, mit stumpf schneidigem Rande, nebst ihr stets noch ein zweiter, rundlicher kleiner Höcker zwischen der Basis der vierten und fünften Zehe. Gaumen gewöhnlich in der Mitte deutlich der Länge nach vertieft, die Gaumenzähne stark hervortretend. Männchen an den Seiten des Kopfes hin- ter den Mundwinkeln mit grossen Schallblasen, dessen Daumen zur Paarungszeit nicht geschwärzt. Schenkel hinten schwarz BPmarmelt, E22 in 29 0), 6 b) Der zwischen den Augen gelegene Stirntheil flach oder schwach gewölbt und mindestens eben so breit als ein einzelnes Augen- lid; Trommelfell meist deutlich kleiner als das Auge. Daumen- schwiele der Hinterzehe gross aber weniger vorstehend mit verrundetem Aussenrande, die zweite Schwiele häufig ganz fehlend. Gaumen längs der ziemlich breit gewölbten Mitte beiderseits der Länge nach gefurcht, die Gaumenzähne meist weniger hervortretend.. Männchen ohne Schallblasen, dessen Vorderdaumen zur Paarungszeit mit geschwärzter Schwiele. Hinterseite der Schenkel selten gemarmelt. Vom Auge über Linne. das Trommelfell ein schwarzer Fleck . . . . temporaria Linn&. Rana. 117 1. Rana esculenta: Spatium interoculare subsulcatum, palpebris multo angustius ; tympanum oculo magnitudine fere aequale; pa- latum medio sulcatum, dentium pugillis valde prominentibus ; plantarum callus subpollicarius maximus, compressus, extermus parvus, subobsoletus. — Long. 7'9—10'54 cm. Rana fluviatilis Rondel. Aquatil. hist. lib. de palustr. pag. 217 (1554). — Rana edulis Aldrov. Quadrup. disit. ovip. I, pag. 589 c. fig. pag. 591 (1663). — Ranunculus viridis Charl. Exereit. different. nomin. anim. pag. 27 (1677). — Rana aquatica Ray Sy- nops. meth. anim. quadr. et serp. pag. 247 (1713). — Rana viridis Roesel hist. nat. ranar. pag. 53, tab. XII—XVI (1758). — Rana es- culenta Linne Syst. nat. I, pag. 212, 14 (1758). — Rana vulga- ris Bonnat. tabl. encyclop. meth. Erpet. pag. 3, 6, tab. 2, fig. 1 (1789). — Rana palmipes Spix nov. spec. ranar. Brasil. pag. 5, tab. 5, fig. 1 (1840).— Pelophylax esculentus Fitzing. Syst. reptil. I, pag. 31 (1843). mas. Capite ad latera vesicis vocalibus instructo; palmarum pollice nuptiae tempore scabro, sed non atrato. fem. Vesicis vocalibus nullis, palmarum pollice glabro. Typus: Supra vörens, glabriuscula, maculis fuscis nigrisve subaequa- libus irregulariter dispositis; dorso lineis flavidis tribus, rostro lateribus nigro-lineatis. juv. Supra virens aut grisea, subtus albida, dorso linea mediana flavescenti maculisque nigris rarioribus. ? Rana terrestris Andrzejowski Amphib. nostr. in Nouv. Mem. soc. imp. nat. Moscou II, pag. 342, 3 (1832). var. a) Supra viridis, nigro-maculata, lineis flavescentibus lateralibus obsoletis. var. b) Ut a, sed lineis flavescentibus omnibus obsoletis. Rana maritima Bonap. Iconogr. d. Fauna ital. II (1832). var. c) Maculis dorsalibus plus minusve confluentibus, Tinea flavens- centi laterali plerumque obsoleta. Rana esculenta var. marmorata Massalonso Sasg. di un’ er- petol. popol. veron. pag. 47, XX (1854). var. d) Supra virens, nigromaculata, lateribus pedumgque partibus in- Ferioribus carneis aut roseis. Rana esculenta var. roseo-virens Massal. Sagg. erp6tol. veron. pag. 47, XX (1854). ‘ var. e) Supra virens, concolor, lateribus passim maculatis, lineis fla- vescentibus ommibus conspieuis (Oroatia), 118 var. var. var. var. var. var. var. var. var. var. Ranidae. f) Supra virens, immaculata, fasciis flavescentibus omnibus ob- soletis. g) Supra laete viridis, immaculata, strüs duobus ex atomis fuseis compositis ab oculis supra dorsum decurrentibus ; lateribus fla- vescentibus maculis nigro-nebulosis seriatim positis ; corpore rude, mazximo (Rossia merid.). Rana cachinans Pall. Zoograph. rosso-asiat. III, pag. 7, 1, tab. |, fig. 2 (1831). h) Dorso ad latera fasciae spinalis virescentis maculis ex atomis obscuris compositis magnis, rotundis, exeisis, per seriem longitu- dinalem dispositis; lateribus punctulis nigrescentibus ereberrimis nebulosis; corpore verrucis parvis scabriusculo, rude, maximo. (Rossia merid.) Rana cachinans Pall. Zoogräph. rosso-asiat. III, pag. 7, 1, tab. I, fig. 1 (1831). — Rana tigrina Eichw. Fauna casp. caucas. pag. 157 (1842). 1) Supra virens aut fuscescens, lateribus maulto pallidioribus ; maculis obscuris ereberrimis, mediocribus, ad latera passim, in Femoribus fere omnibus confluentibus ; linea spinali conspieua, lateralibus subobsoletis (Croatia). k) Supra sordide olivacea aut griseo-fuscescens, linea spinali pallescenti; laterum femorumque maculis nigris erebrioribus et majoribus plus minusve confluentibus ; macula nigra interdum ab oculo supra tympanum producta; Tlumbis clunibusque luteis (Alpes). Rana alpina Risso hist. nat. d. prineip. product. de P’Eur. merid. II, pag. 93, 31 (1826). l) Supra griseo-viridis aut fusco-livida, limeis flavescentibus obsoletis ; dorso maculis fuscis raris, magnis, irregulariter exeisis, eorum interstitüis interdum punctis minoribus sparsis (Hispania). m) Supra sordide olivacea aut grisescens, amtice maculis magnis raris fuscescentibus; linea dorsali pedumque fasciis obsoletis; corpore maximo (Hungaria). n) Supra virens aut fusco-olivacea, maculis majoribus fere qua- dratis per series longitudinales dispositis ; corpore femoribusque interdum albo-sparsis (Hispania, Italia). Rana hispanica Michahell. Isis XXI, pag. 160 (1830). 0) Supra grisea aut fuscescens, nigromaculata, lineis flavescentibus lateralibus obsoletis. p) Supra einerea, maculis erebris majoribus fuscis intersparsisque var. var. var. var. var, var. var. var. var. und Rana. 119 minoribus varia; linea spinali interdum flava vel virescenti; cor- pore robustissimo lateribus subverrucoso (Europa orient.). Rana ridibunda Pall. Reise d. versch. Prov. d. russ. Reich. I, pag. 458, 14 (1771). —Rana gigas Gmel. Linn. Syst. nat. III, pag. 1053, 14, 8 (1790). — Bufo ridibundus Schneid. hist. amphib. I, pag. 226, XVII (1799). q) Suprea grisea vel lutescens, dorso verrucoso, linea spinali sae- pius obsoleta, maculis fuscis magnis rotundatis per series duas dispositis ; lateribus inferius maculis magnis atris variegatis, trunco pedibusque posticis albosparsis ; corpore robustissimo (Rossia merid.). i Rana caucasica Pall. Zoograph. rosso asiat. III, pag. 15, 10 (1831). — Rana dentex Krynicki Observ. quaed. de rept. indig. im Bull. de la soc. imp. d. nat. de Moscou, III, pag. 63, 2, tab. II (1837). r) Supra fusco-grisea, maculis atris subobsoletis rarissimis, cor- pore verrucis crebris scaberrimo (Chersones. taur.). s) Supra fusca aut rubiginosa, corpore praecipue ad latera ver- rucis prominentibus scaberrimo (Hispan. merid.). t) Supra rubiginosa, punctis albidis crebris sparsa; maculis obscuris rarioribus subobsoletis. u) Supra obscure cuprea aut castanea, saepius subrugosa ; linea spinali obsoleta, maculis nigris potius parvis interdum seriatim positis (Europa merid.). Rana maritima Risso hist. nat. d. princ. prod. de l’Eur. mer. III, pag. 92, 30 (1826). v) Supra castanea, maculis magnis raris irregulariter excisis ; taenia spinali latissima, lateralibus obsoletis; corpore masximo. (Croatia). w) Supra fuliginosa aut atro-fusca, maculis ad trunci fomo- rumque latera confluentibus aterrimis ; linea spinali plus minusve obsoleta (Lusitan. Lisbona). x) Maculis obscuris area undulata subremota cireumdatis (Hispan. Granada). y) Supra maculis nigris creberrimis confluentibus plus minusve atra, concolor (Gallia). Der Körper ist bald ziemlich schlank, bald wieder mehr plump gedrungen. Der Kopf ist dreieckig, abgeplattet, etwa so lang als breit oder wohl auch etwas breiter, mit nach vorn zu kaum ab- fallender, in ziemlich spitzem Bogen gerundeter Schnauze. Seine Seiten sind schief und ziemlich steil nach aussen und abwärts ge- 120 Ranidae. richtet, die von den Nasenlöchern zu den Augen hinziehende Schnauzen- kante nur sehr wenig hervortretend. Die kleinen, länglich eiförmi- Rio. 23. gen Nasenlöcher sind von einander etwa so j weit wie von den Augen und von der Schnauzenspitze entfernt. Die Stirn ist zwischen den Augen meist deutlich, oft sogar furchenartig der Länge nach vertieft, nur selten flach oder selbst schwach gewölbt, und ihre Breite daselbst höchstens der eines ein- zelnen oberen Augenlides gleichkommend. Die Pupille ist rundlich oder etwas in hori- zontaler Richtung verlängert, das ziemlich kreisförmige Trommelfell gross, sein Durch- messer etwa dem des Augapfels gleichkom- mend. Die Zunge ist gross, nach vorn zu deutlich verschmälert, am Ende ihres zweiten Drittels etwa am breitesten, mit tiefer, bei jungen Stücken meist breiterer, bei älteren Exemplaren gewöhnlich etwas schmälerer Ausbuchtung, die dadurch entstandenen End- Rana eseulenta Linne. lappen oder Hörner bei jenen kürzer und seitlicher gestellt als bei diesen. Die Gaumen- zähne bilden zwei kurze, nach hinten unter sehr stumpfem Winkel convergirende Gruppen, welche ziemlich genau zwischen die inneren Nasenlöcher gestellt sind, fast immer sehr scharf hervortreten und von einander durch einen deutlichen Zwischenraum getrennt sind. Der von ihnen nach hinten ziehende, mittlere Gaumentheil (das Keilbein) ist schmal und schwach der Länge nach gewölbt. Die Vorderbeine, welche an den Körper angelegt etwa die Einlenkung der Hinterschenkel erreichen, besitzen ziemlich walzenförmige, kräf- tige Finger, unter denen der Daumen der stärkste ist. Die Hinter- beine, welche nach vorn gestreckt die Schnauzenspitze stets um ein Bedeutendes überragen, haben stark gestreckte, gegen das Ende etwas verjüngte Zehen, die in der Regel wenigstens auf einer Seite bis oder doch fast bis zur Spitze mit ziemlich derben Schwimmhäuten verbunden sind; an der Wurzel des Daumens befindet sich ein sehr grosser, stark hervorragender länglicher Höcker, der wegen seiner deutlichen seitlichen Zusammendrückung eine etwa bogige oder fast halb linsenförmige Gestalt besitzt und an seinem Aussenrande fast stumpf schneidig erscheint. Ihm gegenüber findet sich auf der anderen Seite des Fusses, etwa zwischen der Basis der vierten und fünften Zehe, stets noch ein zweiter, rundlicher Höcker, der aber immer sehr klein ist und auch nur wenig hervortritt. Die Haut ist im Rana. : 121 Allgemeinen ziemlich glatt, obwohl auf der Oberseite einzelne, bald grössere, bald kleinere Warzen fast immer vorkommen, welche in seltenen Fällen durch Ueberhandnehmen dem Thiere ein nahezu krötenartiges Aussehen verleihen. Vom Hinterrande der Augen bis zum Ursprung der Hinterbeine sind zwei an den Seiten des Rückens hinlaufende Drüsenreihen in Form einer bald mehr, bald weniger ausgeprägten Längsleiste gewöhnlich gut ersichtlich. Das Männchen besitzt hinter den Mundwinkeln gelegene Schall- blasen, die durch zwei zu Seiten der Zunge gelegene Spalten mit der Mundhöhle zusammen hängen und beim Schreien in Gestalt kugelförmiger Blasen hervorgetrieben werden; auch zeigt hier der Daumen zur Paarungszeit eine rauhe, jedoch nicht geschwärzte Schwiele. Obwohl im Habitus weniger veränderlich, als die folgende Art, zeigt esculenta doch namentlich hinsichtlich der Färbung und Zeich- nung so ausserordentlich viele Varietäten, dass sich etwas Allge- meines in dieser Richtung kaum sagen lässt. Die Stammform ist im erwachsenen Zustande oben mehr weni- ger hell- oder dunkelgrün, durch gewöhnlich ziemlich gleichgrosse, an den Beinen meist zu Querbinden erweiterte schwarze Mackeln unregelmässig gefleckt oder gemarmelt; die Kieferränder sind in der Regel schwarz gesäumt und vom Nasenloch zum Auge zieht häufig eine ebenso gefärbte Linie; auch zeigt der Rücken drei in ziemlich paralleler Richtung vom Hinterkopf bis zum Rumpfende verlaufende gelbliche Längslinien, von denen im Allgemeinen die mittlere am beständigsten ist. Die mehr plumpen Weibchen sind an den meist zahlreicheren Flecken und deutlicheren Schenkelbinden, sowie nament- lich daran zu erkennen, dass in diesem Geschlechte die Unterseite grau oder schwärzlich marmorirt ist, ein Merkmal, das, obwohl nie in so ausgesprochener Weise, übrigens manchmal auch bei Männchen vorkommt. Diese der Grundform zukommende Färbung ist aber schon nach dem Alter mancherlei Veränderungen unterworfen. Nach eben bestandener Verwandlung sind die Jungen gewöhnlich grün, grau oder selbst fleischfarben, bald heller, bald dunkler in allen möglichen Abstufungen gefärbt. Von den drei gelben Rückenlinien ist wenig- stens die mittlere fast immer vorhanden, die dunklen Flecken hin- gegen sind meist nur schwach entwickelt, indem sie gewöhnlich nur als spärliche (etwa 6 bis 8) runde Punkte am Rücken auftreten. Dasselbe gilt von den Schenkelbinden, die in der Regel auch erst im späteren Alter deutlicher werden. Bei ein- bis zweijährigen Thieren ist die Grundfarbe meist grau oder graugelb, die Mittellinie des Rückens mit gelbem Längsstreif, Die mehr oder weniger grüne 122 Ranidae. Grundfarbe tritt überhaupt gewöhnlich erst im Laufe;des zweiten Jahres auf und erreicht im dritten Jahre ihre höchste Ausbildung, in diesem Alter ein ziemlich reines Grasgrün annehmend. Bei zu- nehmendem Alter wird dann diese Farbe wieder dunkler, graugrün oder olivenfarben, die schwärzlichen Flecken vermindern sich oder verschwinden mitunter selbst ganz, die gelben Rückenstreifen werden theilweise oder ganz undeutlich und das Thier erhält dann eine durchaus einfarbige Oberseite. Noch weit verschiedener, als nach dem Alter, zeigen sich die Stücke nach den Standorten, und wollen wir im Folgenden die haupt- sächlichsten Abänderungen etwas näher besprechen. Was erstens die Grundfarbe anbelangt, so kann diese von Grün durch Grau und Gelblich ins hellere oder dunklere Braun, ins Rost- oder tief Kastanienfarbige, ja bis nahezu ins Schwärzliche durch alle möglichen Abstufungen und Zwischentöne übergehen. Wie sie übrigens auch immer beschaffen sein mag, so bleibt sie doch meistens auf der ganzen Oberseite ziemlich gleichförmig, und nur selten kommt es vor, dass einzelne Theile durch eine besondere Färbung ausgezeichnet sind. Letzteres ist im Allgemeinen noch am häufig- sten an den Leibesseiten der Fall, welche, wenn auch nicht anders, so doch oft um vieles lichter erscheinen, als der Rücken. Bei der als Rana alpina Risso von einigen Autoren als eigene Art ange- sehenen Varietät, die namentlich in den Voralpen und Gebirgs- gegenden (z. B. im Salzburgischen) fast die ausschliessliche Form bildet, sind die Seiten besonders nach hinten zu schön dottergelb gefärbt, welche Farbe sich dann meistens auch auf die Schenkel ausdehnt. Die in den meisten Fällen weissliche Unterseite zeigt mitunter einen schwach röthlichen Anflug, der ausnahmsweise zu rosen- oder selbst fleischroth gesteigert sein kann. Was nun das Verhältniss zwischen Grundfarbe und Fleckenzeichnung betrifft, so ist dasselbe ebenfalls den mannigfaltigsten Abänderungen unter- worfen. Während die Flecken manchmal nur sparsam vorhanden sind oder von der Grundfarbe wenig abgehoben erscheinen, ja mit- unter sogar vollkommen fehlen, sind sie in anderen Fällen wieder in grosser Anzahl und sehr deutlich entwickelt, obwohl in Form und Farbe auch wieder vielfältig wechselnd. Letztere ist zwar meistens mehr oder weniger schwärzlich, nicht selten aber auch braun oder dunkelgrün ; gewöhnlich sind die Flecken voll und zusammenhängend gefärbt, doch kommt es auch vor, dass sie aus einer Anhäufung von zahlreichen dunklen Atomen oder Punkten bestehen, die durch ihre dichtgedrängte Stellung fleckenartige Zeichnungen hervorbringen. Die Form der Flecken ist am häufigsten rundlich, oft ziemlich regel- mässig und fast kreisförmig, mitunter aber auch sehr unregelmässig, Rana. 123 ihr freier Rand meist ganz, manchmal aber auch in der verschie- densten Weise gekerbt oder ausgebuchtet; auch sind die Mackeln bald von einander gesondert, bald auch wieder mehr weniger zu- sammenfliessend und mit einander verschmelzend, so dass sie an einigen Stellen die Grundfarbe oft theilweise oder fast ganz ver- drängen, was namentlich an den Leibesseiten und den Schenkeln häufiger der Fall ist, die durch Ueberhandnehmen der Flecken oft vorherrschend schwarz werden und die Grundfarbe nur noch als vereinzelte hellere Mackeln und Zeichnungen übrig lassen. Ebenso wie die Form und Anzahl der Flecken kann auch die Stellung der- selben mannigfaltig abändern. Während sie in den meisten Fällen ziemlich unregelmässig vertheilt sind, kommt es mitunter auch vor, dass sie theilweise oder alle in mehr oder weniger deutliche Längs- reihen geordnet sind. Bei der als Rana hispanica Michah. hier und da ebenfalls als eigene Art aufgeführten südeuropäischen Form ist dies. in besonders ausgezeichneter Weise der Fall. Sehr selten findet man endlich noch Stücke, bei welchen die hinter einander stehenden Mackeln theilweise oder selbst ganz zusammenfliessen, auf diese Art mehr oder weniger regelmässige oft ununterbrochene Längsbinden bildend, in welchem Falle dann gewöhnlich nur wenige Flecken- reihen vorhanden sind und die zwischen ihnen gelegenen Körper- stellen, wenigstens am Rücken, meist ganz oder nahezu.ungefleckt erscheinen. Nicht minder wechselnd als die dunklen Zeichnungen sind die für die Stammform so charakteristischen hellen Längslinien; am beständigsten davon ist, wie schon erwähnt, die mittlere längs der Wirbelsäule hinlaufende, während die beiden seitlichen sehr häufig fehlen. Die Farbe dieser Streifen ist gewöhnlich mehr oder weniger gelb, kann aber mitunter auch ins Grüne oder Weissliche übergehen; auch sind sie in der Regel ziemlich schmal, manchmal aber auch, namentlich die mittlere, von ansehnlicher Breite. Dass auch die Beschaffenheit der Haut hinsichtlich ihrer Glätte “und Rauhigkeit mancherlei Verschiedenheiten unterliegt, wurde be- reits im Früheren angeführt. Endlich ist auch noch die Grösse der Stücke nicht nur nach dem Alter, sondern auch nach den Standorten einem bedeutenden Wechsel unterworfen, so dass die Thiere an manchen Oertlichkeiten ganz ausserordentliche Dimensionen annehmen, eine Körpergrösse von oft über vier Zoll und ein Gewicht von nahezu einem halben Pfunde erreichen. | Diese von einander oft so sehr abweichenden Formen sind übri- gens nicht immer an bestimmte Gegenden gebunden, und lässt sich eine Regel in dieser Hinsicht kaum feststellen; im Allgemeinen 124 , Ranidae. kann höchstens behauptet werden, dass die Stammform besonders den mittleren und nördlichen Theil Europas bewohnt; die dunk- leren, namentlich die braun gefärbten oder mit gereiheten Flecken versehenen Varietäten scheinen vorzugsweise dem Süden anzuge- hören, während Stücke mit ausgekerbten oder zu Längsreihen ver- fliessenden Flecken besonders im Osten vorkommen. Aus einer be- deutenden Anzahl von Exemplaren, die ich zu untersuchen Gelegen- heit hatte, scheint auch hervorzugehen, dass die Grösse der Thiere im Allgemeinen von Westen nach Osten entschieden zunimmt. Rana esculenta hält sich vom Frühjahre bis zum Spätherbste in der Nähe klarer Gewässer auf; Tages über, namentlich bei hei- terem Wetter, meist ruhig am Ufer sitzend, begeben sie sich des Abends in der Regel in das Wasser, um daselbst ihre laute Stimme erschallen zu lassen; diese, die unter allen europäischen Batrachiern an Stärke nur von Bufo calamita übertroffen wird, besteht aus zwei unmittelbar auf einander folgenden Lauten, von denen der eine in der zu dem Ende aufgebläheten Kehle, der andere mit Hülfe der hervorgetriebenen Schallblasen erzeugt wird; der erstere ist auch dem Weibchen eigen. Die Ueberwinterung findet unter Wasser statt, woselbst sich namentlich die älteren Thiere sehr tief in den Schlamm des Grundes einwühlen, während die jüngeren, die wegen ihrer geringeren Stärke nicht so tiefin den Boden eindringen können, sich mehr auf die oberen, weichen Schlammschichten beschränken müssen, daher aber auch von der Frühlingssonne viel eher erweckt werden als jene, und in Folge dessen oft um einige Wochen vor den Alten zum Vorschein kommen; übrigens pflegt sich das Thier auch bei Nacht oder bei schlechtem Wetter im Boden des Wassers verborgen zu halten. Der Wasserfrosch ıst ein gewaltiger Räuber, der nicht nur alle Arten von Gliederthieren, Würmer und Schnecken verzehrt, sondern selbst kleineren Wirbelthieren, namentlich Amphibien und Fischen, sehr gefährlich wird, und daher für Aquarien durchaus nicht zu empfehlen ist. Die oben einfarbig graugrünen, unten weissen Lar- ven stehen denen des Laubfrosches an Grösse nur wenig nach; die Jungen bleiben nach überstandener Verwandlung noch eine kurze Zeit beisammen, während welcher sie dann an den Ufern häufig in Menge angetroffen werden. Die Verbreitung dieser Art ist eine sehr bedeutende, indem sie vom mittleren Schweden an mit Ausnahme von Grossbritannien und Sardinien in ganz Europa vorkommt, und an geeigneten Localitäten überall ziemlich gleich häufig erscheint. Von Europa aus greift ihr Verbreitungsbezirk nach Süden bis in das nördliche Afrika, östlich durch ganz Mittelasien bis nach Japan hinüber. Rana. "195 2. Rana temporaria: Spatium supraoculare planum, palpebris lati- tudine saltem aequale; tympanum oculo minus; palatum latum, medio subconvexum, lateribus sulcatum, dentium pugillis minus prominentibus ; plantarum callus subpollicarius magnus, oblongo rotundatus, externus rarius conspieuus. — Long. 7'9—10'54 cm. Rana gibbosa Gesn. quadrup. ovipar. pag. 51 (1617) — Rubeta sibbosa Aldrov. quadrup. digit. ovip. pag. 610 (1663). — Rana tempöraria Charlet Exereit. different. nomin. anim. pag. 27 (1677). — Rana fusca terrestris Roesel histor. natur. ranar. I, pag. 1, tab. I-VII (1758). — Rana alpina Laur. Synops. reptil. pag. 135 (1768). — Rana atra Bonat. Tabl. encyclop. Erpetol. pag. 9, 21 (1789). — Rana cruenta Pall. Zoogr. rosso-asiat. pag. 12, 6 (1831). mas. Palmarum pollice nuptiae tempore atro-scabroso. &. platyrrhina: Rostro brevi, obtuse rotundato ; fronte plana, la- tissima ; pedum posticorum caleibus caput non superantibus, plan- tarum callo paullum elevato. Rana temporaria Linne Syst. nat. I, pag. 357, 14 (1767). — Rana muta Laur. Synops. reptil. pag. 30, 17 (1768). — Ranaal- pina Fitzing. neue Classific. d. Reptil. pag. 64, 11 (1826). — Rana flaviventris Millet Faune de Main et Loire II (1828). — Rana scotica Bell Brit. rept. pag. 102 (1839). — Rana platyrrhinus Steenstrup Ber. üb. d. 24. Versamm. deutsch. Naturf. pag. 131 (1846). P. oxyrrhina: Rostro acuminato, prominenti ; fronte subconvexa angustiori; pedum posticorum caleibus caput non superamtibus, plantarum callo valde elevato. Rana temporaria Linns Fauna suec. pag. 101, 278 (1761). — Rana oxyrrhinus Steenstrup Ber. üb. d. 24. Vers. deutsch. Nat. pag. 31 (1846). — Rana arvalis Nilson Skand. Faun. III, Amphib. pag. 104 (1860). y. agılis: Rostro oblongo, acuminato; fronte plana, lata ; pedum posticorum caleibus caput longe superantibus, plantarum‘ callo modice elevato. Rana temporaria Millet Faune de Main et Loire II (1828). — Rana agilis Thomas Note sur deux espec. de grenouill. in Ann. d. science. nat. 4. ser., Zool. IV, pag. 365 (1855). Typus: Supra grisea vel fuscescens, macula obligua ab oculis ad oris angulum nigrescenti. var. a) Supra immaculata, concolor. var. b) Supra maculis nigrescentibus plus minusve sparsa. var. c) Maculis obscuris irregulariter confluentibus. 126° Ranidae. var. d) Maculis seriatim positis ad latera per longitudinem cohae- rentibus. var. e) Maculis glandulosis, albo-ocellatis, in series quatuor plerumgque dispositis. - var. f) Ot e, sed maculis lateralibus per longitudinem confluentibus. var. g) Ut f, sed maculis etiam dorsalibus confluentibus, unde dorsum taenüis quatuor albidis, nigro-limbatis. var. h) Supra glandulis verrueisque interdum seriatis plus minusve sparsa. Eine der vorigen Art ziemlich nahe stehende, übrigens in ihrem Gesammthabitus so ausserordentlich veränderliche Form, dass eine Fir. 24. allgemein® Schilderung i ihres Körperbaues kaum thunlich erscheint. Der Kopf ist jedoch immer breit und platt, der zwischen den Augen gelegene Stirntheil vollkommen flach oder auch schwach gewölbt, an Breite einem einzelnen Angenlide mindestens gleichkommend, ' in den meisten Fällen jedoch selbst merklich breiter. Die Schnauze ist meistens vie] kürzer und breiter verrun- det als bei esculenta, nur selten mehr gestreckt und dann stumpf zugespitzt, in Folge dessen die Augen bald mehr nach vorn, bald > Rana temporärıd Binne, wieder mehr gegen die # Vorlran dn toten, & mi de Kopfmitte gerdikeN. Die. Seiten des Kopfes sind schief und meist ziemlich steil nach aussen und abwärts gerichtet, von den Nasenlöchern zum Vorderwinkel der Augen mit meist ziem- lich deutlicher Kante. Das Trommelfell ist fast immer kleiner als das Auge, so dass es oft nur die Hälfte, bei anderen Formen ein Drittel vom Durchmesser desselben beträgt. Die Zunge ist wie bei esculenta gebildet, die Gaumenzähne jedoch, im Vergleich mit dieser, etwas mehr nach rückwärts gelegen und meistens auch viel weniger hervortretend. Das Keilbein (der mittlere, zwischen den inneren Rana. "Jan Augenwölbungen liegende Gaumentheil) ist viel breiter als bei der vorigen Art, schwach der Länge nach gewölbt, seitlich durch ziem- lich tiefe Furchen begrenzt. Aeussere Schallblasen fehlen. Der Rumpf ist bald schlank und froschartig, bald aber auch wieder sehr gedrungen, plump und fast krötenartig. Noch weit verschiedener ist die Bildung und Entwicklung der Beine, indem namentlich die hinteren oft ziemlich kurz und kräftig sind, und nach vorn gestreckt mitunter mit den Fersen kaum die Augen überragen, manchmal aber auch wieder so lang und schlank sein können, dass sie mit den Fersen weit über die Schnauzenspitze hinausragen. Die Zehen sind viel weniger gegen die Spitze verdickt als bei esculenta und nament- lich an den Verderfüssen bis zu ihrem abgestutzten Ende nahezu durchaus gleich dick, an den Hinterzehen die Schwimmhaut niemals bis zur Spitze, sondern höchstens bis zur Basis des letzten, an der längsten Zehe meistens aber nur des zweiten oder selbst des dritt- letzten Gliedes reichend. Die Daumenschwiele der Hinterfüsse ist von sehr wechselnder Grösse, bald mehr, bald weniger vorstehend, gewöhnlich aber viel stumpfer und gerundeter, als bei der vorigen Art; auch ist der an der entgegengesetzten Seite des Fusses befind- liche, bei esculenta immer sehr deutliche Höcker, hier entweder gar nicht oder nur sehr unvollkommen entwickelt. Bei den Männchen ist überdies zur Brunstzeit der Daumen der Vorderfüsse mit einer rauhen, schwieligen, sammtartig schwarzen Haut überzogen. Die Haut ist meistens ziemlich glatt oder nur mit zerstreuten drüsigen Erhebun- gen versehen, die nur in seltenen Fällen in grösserer Menge vor- kommen und dann selbst in mehr oder weniger deutliche Längs- reihen zusammentreten können. Bei den meisten Varietäten findet man hinter dem Kopfe auf der Mitte des Rumpfanfanges eine kurze Doppelreihe von Drüsen, die nach vorn zu convergirend eine Art V-förmiger oder zweischenkliger, nach hinten offener Bildung dar- stellen. Die vom Hinterwinkel des Auges über die Körperseiten hinziehenden Drüsenleisten sind niemals so breit und wulstig und meistens auch viel weniger deutlich als bei esculenta, obwohl manch- mal auch wieder sehr gut sichtbar und, wenn auch mehr schmal, so doch leistenartig vortretend. Doch ist in diesem Falle ihr Verlauf in der Regel etwas anders als bei der vorigen Art, denn während diese Drüsenleisten bei eseulenta vom Hinterwinkel des Auges in schwach divergirender Richtung nach hinten und über die ganze Länge der Rückenseiten fast parallel und ziemlich gerade hinziehen, um gewöhnlich etwa im letzten Viertel des Rumpfes noch vor der Basis der Hinterschenkel und meist ziemlich plötzlich zu enden, haben sie bei femporaria ım Allgemeinen einen mehr geschwungenen Verlauf, indem sie am Trommelfell und in der Rückenmitte nach aussen 128 Ranidae. treten, während sie sich im Nacken und namentlich gegen Ende ihres Verlaufes einander mehr oder weniger nähern und auch fast immer weiter nach hinten über die Wurzel der Hinterschenkel vor- bei bis gegen das obere Körperende auf einander zuziehen. Die Färbung ist zwar im Allgemeinen auch ziemlich verschieden, im Ganzen aber doch viel beständiger, als bei der vorigen Art. Die Grundfarbe ist in den meisten Fällen ein bald helleres, bald dunk- leres Braun, das einerseits ins Gelbe oder Graue, andererseits wieder mehr ins Röthliche übergeht. Während bei sehr hellen Stücken die Färbung fast blass fleischfarben oder weissgrau erscheint, kann sie andererseits ins dunkel Nussbraun oder Aschgrau bis nahezu ins Schwärzliche übergehen. Nur in äusserst seltenen Fällen erhalten sowohl die Grundfarbe als auch die dunklen Flecken einen mehr oder weniger grünlichen Ton, wodurch dann solche Stücke mit eini- gen Varietäten von esculenta grosse Aehnlichkeit erhalten. Uebri- gens ist das Colorit auch nach dem Geschlechte meist ziemlich ver- schieden, und während die Männchen vorzugsweise grau, braun, olivenfarben oder selbst schwärzlich erscheinen, zeigen die Weibehen fast immer, namentlich im erwachsenen Zustande eine charakteri- stische braunrothe Grundfarbe, die in dieser Weise beim anderen (reschlechte wohl kaum vorkommt; doch werden ausnahmsweise auch ganz dunkle Weibchen angetroffen. Bei allen Varietäten findet sich von den Augen über das Trommel- fell bis gegen den Ursprung der Vorderbeine ein nach hinten spitz dreieckig ausgezogener, dunkler Flecken, häufig auch vom Nasen- loch zu den Augen eine ebensolche Linie. Desgleichen erscheinen, die helleren Kieferränder oft dunkel gefleckt oder gesäumt, und die Stirn zeigt zwischen den Augen nicht selten einen bald mehr, bald weniger deutlichen Flecken, der in querer Richtung oft bis auf die Augenlider erweitert ist und manchmal in zwei oder mehrere, un- regelmässige Mackeln aufgelöst erscheint. Sehr oft ist jedoch diese Zeichnung bloss theilweise vorhanden oder in Form eines dunklen Schattens oder Nebels nur angedeutet. Die Oberseite des Rumpfes ist entweder einfärbig, oft aber auch mit dunklen, meist schwärz- lichen Mackeln gezeichnet, die meist ziemlich einzeln stehen, manch- mal aber auch in grösserer Menge vorkommen und durch Ueber- handnehmen und Zusammenfliessen in. seltenen Fällen die Oberseite vorwiegend oder selbst ganz schwarz färben können. Wenn übrigens der Rücken auch ganz einfärbig und ungefleckt ist, so sind doch meistens die zwei im Nacken divergirend nach hinten gerichteten, vorhin besprochenen Drüsenreihen fast immer in grösserer oder ge- ringerer Ausdehnung schwärzlich gefärbt, sowie die dunklen Flecken überhaupt sehr gern den Drüsen folgen, dieselben namentlich an Rana. 129 ihrem Umfange häufig mehr weniger umgebend oder auch wohl ganz einschliessend, wodurch dann eine Art von Augenflecken ent- stehen, die einen oft deutlich erhabenen, gewöhnlich etwas in die Länge gezogenen hellen Mittelpunkt besitzen. Nicht selten sind diese Drüsenflecken am Rücken in deutliche Längsreihen gestellt, die oft durch Zusammenfliessen zu zwei hellen, schwarz gesäumten Linien verschmelzen; da in diesem Falle auch an den seitlichen Drüsenleisten schwarze, oft der Länge nach zusammen fliessende Flecken stehen, so erhält dadurch das Thier vier, oft sehr regel- mässig und scharf abgegrenzt über dessen Oberseite hinziehende helle, schwarz gesäumte Streifen, welche demselben ein sehr elegantes und fremdartiges Aussehen verleihen. Solche, zur Oxyrrhinaform ‚gehörige Varietäten finden sich namentlich in Oesterreich. Viel häufiger als am Rücken, finden sich dunkle Flecken an den Seiten des Rumpfes, wo sie nicht selten in ziemlicher Menge beisammen- stehend demselben ein mehr oder weniger marmorirtes Ansehen geben. An der Wurzel der Vorderbeine steht nach vorn zu fast immer ein länglicher schwarzer Flecken, die Hinterbeine sind, we- nigstens mit Ausnahme von ganz dunklen Varietäten, stets durch schwärzliche Flecken quer gebändert. Die Unterseite ist vorherr- schend weisslich, doch nicht selten auch gelblich oder röthlich, welch letztere Färbung manchmal bis zum lebhaftesten Carminroth gesteigert sein kann; auch ist deren Grundfarbe, namentlich im weib- lichen Geschlechte, durch graue oder röthliche Nebel- oder Puder- flecken bald mehr, bald weniger, oft fast bis zum Verschwinden der Grundfarbe, gesprenkt oder gemarmelt. Rana temporaria erscheint in drei Formen, welche häufig als verschiedene Arten aufgefasst werden, da sie in ihren Extremen allerdings so bedeutende Verschiedenheiten zeigen, dass dieselben beim Abgange eines grösseren, die Uebergänge vermittelnden Ma- teriales leicht für eine specifische Auseinanderhaltung derselben zu sprechen scheinen. Die erste und am weitesten verbreitete Form, die wir in Ueber- einstimmung mit Steenstrup die platyrrhine nennen wollen, um- fasst die grössten und stattlichsten Stücke mit vorn breit zugerun- deter, platter Schnauze. Die Augen sind verhältnissmässig weit nach vorn gerückt, die Stirn sehr breit und flach. Die beiden Gruppen der Gaumenzähne tragen nur kleine, wenige und unregel- mässig gestellte Zähne. Die Vorderbeine sind länger als die Schienen der nur mässig verlängerten Hinterbeine, welche seitlich an den Körper angelegt, mit der Ferse gewöhnlich nur bis zum Auge oder etwas darüber hinaus reichen. Auch ist die Daumenschwiele der Hinterfüsse nicht stark entwickelt, indem sie stets kürzer ist, als die Schreiber, Herpetologia europaea. 9 130 Ranidae. zwei letzten Daumenglieder zusammengenommen, und etwa nur ein Drittel der genannten Zehenlänge ausmacht. Die Schwimmhaut reicht in beiden Geschlechtern bis an das zweitletzte Glied der längsten Zehe. Der Körperbau ist ziemlich plump und kräftig, die Rumpfseiten meist durch dunkle Flecken gemarmelt, die sich manch- mal auch auf die Unterseite erstrecken. Letztere ist bald_hell, weisslich, bald mehr gelb oder auch entschieden röthlich gefärbt, die Kehle bei Männchen oft bläulich. Platyrrhina ist unstreitig die in Europa verbreitetste Form, welche von der Küste des Mittelmeeres bis nach Schweden und Nor- wegen angetroffen wird; auch scheint sie die einzige zu sein, welche in die Alpen hinauf steigt, wo sie mitunter noch bis auf achttausend Fuss Meereshöhe gefunden wird. Alpine Stücke zeichnen sich ge- wöhnlich auf der Unterseite durch bedeutendes Ueberhandnehmen der rothen Färbung aus; solche, auch oberseits stark ins Röthliche ziehende, fast ungefleckte Exemplare dieser Varietät bilden die Rana alpina Fitzinger’s. Unter allen drei Formen laicht platyrrhina in der Regel zuerst, indem sie in der Ebene und in südlichen Ge- genden oft schon Ende Jänners zur Paarung schreitet; sie hat eine laute, einem gedehnten Grunzen gleichende Stimme. Die zweite Form bildet die Rana oxyrrhina Steenstrup. Die Schnauze ist hier mehr kegelförmig zugespitzt, der Oberkiefer meist etwas über den Unterkiefer verlängert. Die Augen sind weniger nach vorn gerückt, die Stirn ist schmäler und etwas gewölbt. Die beiden Gruppen der Gaumenzähne tragen mittelgrosse, meistens in je drei Parallelreihen gestellte Zähne. Die Vorderbeine sind länger als die Schienen der Hinterbeine, welche an den Körper angelegt mit der Ferse höchstens die Nasenlöcher erreichen; ihre Daumen- schwiele ist sehr zusammengedrückt, gross und stark vorragend, den zwei letzten Daumengliedern etwa an Länge gleichkommend und beiläufig zwei Drittel der betreffenden Zehenlänge ausmachend; die Schwimmhaut an der längsten Zehe beim Männchen bis zur Basis des vorletzten, beim Weibchen bis zur Wurzel des drittletzten Zehen- gliedes reichend. Der Körper ist meist klein, die Gestalt viel schlan- ker als bei platyrrhina. Die Oberseite ist längs der Mitte des Rückens häufig breit heller gefärbt und besonders neben den seitlichen Drüsen- leisten oft mit dunkleren Flecken oder Linien gezeichnet (Rana ar- valis Nils.). Die Rumpfseiten sind«meist dunkel marmorirt, die Unterseite jedoch fast immer einfärbig. Die Verbreitung dieser Form scheint mehr auf den Norden be- schränkt zu sein, obwohl sie nach Süden zu einzeln bis nach Oester- reich angetroffen wird. Von hier aus kommt sie nach Norden bis ins südliche Skandinavien mit der vorigen gemeinschaftlich vor, geht Rana. 131 aber von hier aus bis zum Nordcap hinauf, sich dann längs des Polar- kreises östlich durch Sibirien und ganz Nordasien bis Japan, ja sogar bis Nordamerika fortziehend (Rana sylvatica Lecont). Ihre Laich- zeit fällt gewöhnlich um einige (3 bis 4) Wochen später, als bei pla- tyrrhina, die Stimme besteht in einer Reihe wiederholter, kurzer, beim Männchen tieferer, beim Weibchen hellerer Laute. _ Endlich wurde in neuerer Zeit noch eine dritte Form unter- schieden, welche von Thomas als Rana agilis beschrieben ward. Die Schnauze ist hier ziemlich spitz und verlängert, die Augen sind mehr nach rückwärts gerückt, die Stirn ist breit und abgeplattet. Der Gaumen trägt in jeder Gruppe meist vier bis fünf Parallelreihen von Zähnen, die meist ziemlich gross und auch länger sind, als bei den vorhergehenden. Die Vorderbeine sind etwa so lang als die Schienen der äusserst schlanken Hinterbeine, welche an den Körper angelegt mit den Fersen die Schnauzenspitze weit überragen. Der Körper ist schlank, die Grösse meist mittelmässig, manchmal aber auch bedeutend, die Oberseite ist gewöhnlich gelblich, mitunter selbst ins Rosafarbige geneigt, manchmal aber auch schwärzlich grau, die Kehle niemals bläulich, die Unterseite weiss oder gelblich und in beiden Geschlechtern stets ungefleckt, die Rumpfseiten sind niemals gemarmelt, die Beine regelmässig und satt quergebändert. Diese Form scheint mehr auf den Süden beschränkt u’ sein und findet sich namentlich in der Schweiz, in Frankreich, Dalmatien und Italien, fehlt jedoch auf Sardinien. Sie lebt vorzugsweise in Sümpfen, niemals in klarem und kaltem Gebirgswasser, und erscheint und laicht später als die beiden anderen. Die Rana dalmatina Fitzinger’s ist wohl nur auf ein riesiges Exemplar dieser letzteren Form gegründet. So verschieden nun diese drei Formen in ihren Extremen er- scheinen, so können sie nach meiner Ansicht doch auf Speciesrechte keinen Anspruch machen, da man bei einer genaueren Untersuchung und Vergleichung bedeutender Mengen sehr häufig auf Thiere stösst, welche die Merkmale verschiedener dieser Formen vereinen. So findet man nicht selten Stücke, die bei allen der platyrrhina zu- kommenden Eigenthümlichkeiten den zugespitzten Kopf der oxyr- rhina zeigen, während anderseits (z.B. im südlichen Illyrien) Exem- plare von der schlanken, ausgezeichnet langbeinigen Form der typi- schen agilis mit vollkommen platyrrhiner Schnauze sehr häufig vor- kommen, so dass in solchen Fällen von einer festen Einreihung in eine der drei genannten Varietäten keine Rede sein kann. Ich glaube daher nicht im Unrechte zu sein, wenn ich die Rana pla- tyrrhina, oxyrrhina und agilis höchstens als drei Rassen einer und derselben Species gelten lasse, welche, wenn auch in ihren End- 9* 133 Bufonidae. gliedern bedeutend von einander abweichend, doch wieder ander- seits durch so viele Uebergänge mit einander verbunden erscheinen, dass eine scharfe Auseinanderhaltung derselben in allen Fällen wohl kaum durchführbar erscheint. 3 4. Fam, Bufonidae. Pupilla horizontalis. Maxilla inferior et superior edentulae. Der Körper ist bald schlank und froschartig, bald auch wieder mehr oder weniger plump und krötenartig, der Rumpf auf der Ober- seite entweder deutlich gewölbt oder aber auch platt und abgeflacht. Die Schnauze ist theils kurz und stumpf zugerundet oder abgestutzt, theils mehr weniger kegelförmig vorgezogen und zugespitzt. Die oft stark vorstehenden Augen haben eine in horizontaler Richtung verlängerte, spitzwinklige und sehr erweiterbare Pupille; die kleinen Nasenlöcher stehen gewöhnlich weit nach vorn. Das Trommelfell ist nur bei einer einzigen Gattung sichtbar, die Parotiden hingegen nicht selten sehr entwickelt und stark wulstartig vortretend. Beide Kiefer und in der Regel auch der Gaumen sind vollkommen zahnlos, die im inneren Mundwinkel gelegenen Mündungen der eustachischen Röhren sehr deutlich. Die Zunge ist gross und schmal, wenigstens doppelt so lang als breit, am Hinterrande fast immer ganz und nur mit ihrem vorderen Theile am Boden der Mundhöhle befestigt. Die Beine sind kräftig, die vorderen mit vier rundlichen oder abgeflach- ten, die hinteren mit gewöhnlich fünf entweder freien, oder mit Schwimmhäuten mehr weniger verbundenen Zehen. Die Haut ist bald glatt, bald durch erhabene Körner und Warzen mitunter sehr rauh und uneben. Diese vorzugsweise den Aequatorialgegenden eigenthümliche Familie ist in Europa nur durch eine einzige Gattung vertreten. 1. Gatt. Bufo. Laurenti Synops. reptil. pag. 25, II (1768). Dentes palatini nulli. Lingua posterius libera, integra. Parotides distinctae. Outis verrucosa. Bufo. 133 Der Körper ist plump, auf der Oberseite meist deutlich gewölbt, seltener flachgedrückt, der Kopf ist platt, die Schauze kurz, mit stumpf abgestutzter oder breit zugerundeter Spitze. Die Augen stehen sehr stark vor, das Trommelfell ist fast immer deutlich. Die Öhrdrüsen sind sehr entwickelt, als längliche Wülste an den hinteren Kopfseiten vortretend. Der Gaumen ist vollkommen zahnlos, die nach vorn meist etwas verschmälerte Zunge im Ganzen von läng- licher oder schmal eiförmiger Gestalt, nicht ausgerandet und in ihrem grösseren hinteren Theile vollkommen frei und herausschlagbar. Die Männchen besitzen an der Kehle stets innere, durch zwei neben der Zunge liegende Längsspalten mit der Mundhöhle zusammenhängende Schallblasen. Die Beine sind kurz, die hinteren nur mässig ver- längert, mit fünf, selten mehr als bis zur Hälfte mit Schwimmhäuten verbundenen, oft aber auch fast ganz freien Zehen; von diesen ist an den Vorderfüssen die dritte, an den hinteren die vierte die längste. Sämmtliche Sohlen sind stets mit zwei deutlich vorstehenden Schwie- len versehen, wovon die innere in der Regel mehr länglich und walzenförmig, die äussere hingegen mehr rundlich und kugelförmig ist. Die Haut ist durch hervorstehende Warzen und Höcker fast immer mehr weniger rauh und uneben. Die Kröten sind Landthiere, welche das Wasser in der Regel nur zur Laichzeit aufsuchen und auch im Trocknen überwintern. Die Weibchen werden von den Männchen bei der Paarung unter den Achseln umfasst, die Eier in mehr weniger langen Schnüren abgesetzt. Die Männchen zeigen einen sehr intensiven Geschlechts- trieb, so dass sie sich oft mit verschiedenen Arten, ja mitunter selbst mit todten Individuen begatten und durch die Heftigkeit ihrer Um- armungen nicht selten die Weibchen erdrücken; da die letzteren an Zahl gewöhnlich viel geringer sind, so machen sich die Männchen deren Besitz oft streitig, wobei das neu hinzukommende durch Stossen mit der Schnauze das bereits in Begattung begriffene weg- zudrängen sucht, während der angegriffene Theil durch Ausschlagen mit den Hinterbeinen sich seines Gegners zu entledigen sucht. Wenn wir bei der Systematik wohl mit Recht vor Allem die Entwicklungsgeschichte berücksichtigen, so müssen wir aus denselben Gründen, die uns bewogen die Pelobaten am tiefsten zu stellen, den Bufonen den höchsten Platz anweisen; denn unter allen Anuren ent- wickeln sich die Kröten am schnellsten. Ihre Larven werden schon vor dem Durchbruch der Kiemen, ja sogar bevor sie noch einer willkürlichen Bewegung fähig sind, durch Zersetzung der Eihüllen frei, worauf sie dann noch einige Zeit an den Eischnüren hängend angetroffen werden. Die äusseren Kiemen werden stets sehr bald 134 Bufonidae. abgestossen und sind hier überhaupt niemals so ausgebildet wie bei den Fröschen. Die erwachsenen Thiere sind im Frühjahre und überhaupt wäh- rend ihres Wasseraufenthaltes stets dunkler und trüber gefärbt, als später, wo sich unter dem Einflusse der Luft und des Landaufent- haltes die Farben erhellen und schärfer werden. Desgleichen sind die Weibehen immer bunter und mannichfaltiger gefärbt als die Männchen und zeigen in der Regel auch auf der Unterseite dunkle Flecken, die den Männchen gewöhnlich fehlen oder wenigstens in weit minderem Grade zukommen. Alle Arten sind Nachtthiere, welche bei Tage in verschiedenen Schlupfwinkeln verborgen weilen und meist erst des Nachts ihrer Nahrung nachgehen. Obwohl die Weibchen der Schallblasen entbehren, können sie doch leise, quikende Töne von sich geben. Die drei Arten unserer Fauna können in nachfolgender Weise bestimmt werden. 1. Hinterzehen mit zwar oft ziemlich kurzen, aber doch stets deut- lichen, meist etwa halben Schwimmhäuten. Hinterschenkel ebue; Drüsen und Aare rar Kee Hinterfüsse nur in den Zehenwinkeln mit sehr kurzen, oft kaum merkbaren Spannhäuten und in beiden Geschlechtern an der Hinterseite der Schenkel mit deutlichen Drüsen. Erster und zweiter Vorderfinger von ziemlich gleicher Länge. Stirn zwischen den Augen höchstens so breit als ein einzelnes Augen- lid. Ohrdrüsen ziemlich gross, flach elliptisch . . calamita . Erster und zweiter Vorderfinger von ziemlich gleicher Länge. Interocularraum meist bedeutend breiter als ein einzelnes Augen- lid. Ohrdrüsen am Aussenrande vollkommen gerade, sehr stark aufgetrieben, etwas nach hinten divergirend. Hinterfüsse we- nigstens mit halben Schwimmhäuten . . . . . vulgaris Erster Vorderfinger deutlich länger als der zweite. Interocular- raum etwa so breit wie ein einzelnes Augenlid. Ohrdrüsen ziemlich flach, durch seitliche Einbuchtung oder Ausrandung stets mehr oder weniger nierenförmig. Hinterfüsse höchstens mit halben Schwimmhäuten . . 2. 2.2... ... variabilis 166) 1. Bufo vulgaris: Manuum digitus primus et secundus lougitudine aequales; spatium interoculaye palpebris latius; parotides valde elevatae subdivergentes, laterfbus rectis; plantae semi-vel ultra palmatae. — Long. 7'9—21'07 em. Rana bufo Linne Mus. reg. Ad. Frid. pag. 48 (1754). — ? Rana ventricosa Linne |, ce. pag. 48 (1754). — Bufo terrestris 2 Laur Laur Pall. Bufo. 135 Roesel hist. natur. ranar. nostrant. pag. 85, tab. XX, XXI (1758). — Rana rubeta Linne Fauna suec. pag. 276, 101 (1761). — Bufo vulgaris Laur. Synops. reptil. pag. 28, 11 (1768). — Bufo cine- reus Schneid. hist. amphib. I, pag. 185 (1799). — Bufo salsus Schneid. 1. c. pag. 213, VII (1799). — Bufo Roeselii Latr. hist. nat. rept. II, pag. 108 (1800). — Bufo ferruginosus Risso hist. nat. d. prince. prod. de l’Eur. merid. II, pag. 94, 36 (1826). — Bufo tuberculosus Risso 1. c. pag. 94, 37 (1826). — Bufo alpinus Schinz Naturg. u. Abbild. d. Reptil. pag. 236, tab. 96, fig. 5 (1833). — ?Bufo vinearum Lesson in Revue zool. pag. 33 (1842). — Phryne vulgaris Fitzing. Syst. reptil. I, pag. 32 (1843). — Bufo com- mutatus Steenstrup Ber. üb. d. 24. Vers. deutsch. Naturf. pag. 134 (1846). mas. Palmarum digito primo et secundo nuptiae tempore atro-scabroso. var. Maximas; verrucis praecipue temporum, gulae pedumgque conice elevatis, mucronatis; tympano vix conspieuo ; parotidibus turgi- dissimis. Bufo spinosus Daud. hist. nat. d. reptil. VIII, pag. 199 (1803). — Rana verrucosissima Pall. Zoogr. rosso-asiat. III, pag. 15, 11 (1831). — Bufo colechicus Eichw. Zool. spec. Ross. et Polon. pag. 167, 4 (1831). — Bufo japonicus Schleg. Fauna japon. pag. 106, tab. 2, fig. 5, 6 (1838). — Bufo palmarum Schinz Europ. Wirbelth. pag. 73 (1840). — Bufo gargarızans Cantor. Ann. of. nat. hist. pag. 483 (1842). Der Körper ist plump und dick, in der Mitte stark bauchig aufgetrieben, der Kopf etwa so lang als breit, mit kurzer, an der Spitze zugerundeter Schnauze, oben platt oder zwischen den Augen auch schwach der Länge nach vertieft, der Interocular- raum meist viel breiter als ein einzelnes Augenlid; seine Seiten sind in der Jugend ziemlich senkrecht, mit zunehmendem Alter jedoch immer mehr schief nach aus- wärts geneigt und dann oft deutlich der Länge nach, namentlich unter den Augen mitunter fast furchenartig vertieft. Die Schnauzenkante ist, obwohl verrundet, so Eule, vulsa doch meistens gut hervortretend. Die a rechter Hinterfuss von unten. Nasenlöcher sind von einander etwa eben so weit wie von den Augen entfernt. Die stark hervortretenden Ohrdrüsen sind etwa doppelt so lang als breit, in etwas divergirender Richtung nach hinten bis zur Schultergegend ziehend; sie sind vom Hinterrande des Auges und vom Oberrande des Trommelfells meist durch einen kleinen, aber deutlichen Zwischen- Fig. 25. 136 Bufonidae. raum getrennt, und an ihrer Oberfläche von ziemlich zahlreichen zerstreut stehenden Poren durchbohrt; hinsichtlich ihrer Form er- scheinen sie in den meisten Fällen ziemlich gleichbreit, balken- förmig, häufig übrigens auch in der Mitte, seltener nach vorn zu erweitert, immer jedoch nach aussen zu vollkommen geradlinig be- grenzt. Das Trommelfell ist klein und rundlich, kaum von halber Grösse des Auges, unter dem Anfang der Ohrdrüsen gelegen und je nach der Dicke und Derbheit der über dasselbe hinweg ziehenden Haut bald recht deutlich, bald aber auch wieder vollkommen un- sichtbar. Die Pupille ist quer verlängert, nach unten fast stumpf dreieckig oder halbkreisförmig; der Vorderrand des Oberkiefers zeigt in der Mitte einen schwach winkeligen Einschnitt, in den eine ent- sprechende kleine Erhöhung des Unterkiefers passt. Die Zunge ist ziemlich bandförmig, nach rückwärts öfters schwach erweitert, mit gerundetem Hinterrande. Die Beine sind, namentlich im männlichen Geschlechte, kräftig, die vorderen etwa von Rumpflänge, mit dicken, etwas flachen oder fast eylindrischen und mit Ausnahme der dritten unter einander ziemlich gleich langen Zehen. Die Handballen haben einen grossen, schwach convexen, etwa kreisförmigen Höcker und einen kleineren aber viel mehr hervortretenden an der Basis des Daumens. Beim Männchen sind die ersten zwei bis drei Finger zur Brunstzeit nach oben und innen zu mit einer schwarzen, feilenartig rauhen Haut bedeckt. Die nur mässig verlängerten Hinterbeine erreichen nach vorn gestreckt mit den Fussballen etwa die Schnauzen- spitze. Ihre Zehen sind etwas flacher als die vorderen, wie diese unterseits an den Gelenken angeschwollen, und unter einander we- nigstens zur Hälfte, oft aber auch fast ganz mit dicken, derben Schwimmhäuten: verbunden; die Länge derselben nimmt von der ersten bis zur vierten allmälig zu, die fünfte ist etwas kürzer als die dritte. Die Fersen zeigen zwei sehr deutliche Höcker, wovon der nach aussen stehende etwa halbkreisförmig oder gerundet drei- oder viereckig und ziemlich flach ist, während der nach innen ge- legene eine mehr walzenförmige Gestalt besitzt und durch sein starkes Hervortreten fast einem sechsten Finger gleicht. Die Schädel- mitte, die Schnauze und namentlich die vorderen Kopfseiten sind ziemlich, die Kieferränder immer vollkommen glatt, die übrige Ober- seite des Körpers und der Beine hingegen sehr rauh und ausserdem mit verschieden grossen, bald mehr flachen, bald mehr erhabenen, bald mehr zerstreuten, bald wieder sehr dicht gedrängten rundlichen oder kegelförmigen, mitunter dornig zugespitzten Warzen besetzt. Die ganze Unterseite trägt zahlreiche, gedrängt stehende flache und ziemlich gleichartige Warzen, die durch linienförmige Zwischenräume getrennt, gleichsam als Maschen eines unregelmässigen Netzes er- Bufo. 137 scheinen und meistens mit einem erhabenen schwarzen Drüsenpunkt besetzt sind. Ganz junge Thiere sind von den alten durch eine viel rauhere Oberfläche des Kopfes sowie durch fast ganz parallel verlaufende mehr gewölbte Parotiden unterschieden. Die Färbung ist nach Alter und Geschlecht sowie nach Stand- ort und Jahreszeit manchen Verschiedenheiten unterworfen. Jüngere Stücke sind gewöhnlich mehr oder weniger schmutzig gelb, röthlich oder kupferbraun (Rana rubeta Linn), welche Farbe bei den Weib- chen meist auch im erwachsenen Zustande noch vorherrscht, wäh- rend ältereMännchen gewöhnlich einfarbig bleigrau oder schmutzig olivengrün sind; manchmal ist die Grundfarbe durch hellere oder dunklere Flecken unterbrochen, die bald mehr, bald weniger deut- lich hervortreten, in Vertheilung und Gestalt aber keinerlei Regel- mässigkeit zeigen; manchmal sind auch die Körperwarzen durch röthliche Färbung ausgezeichnet. Die Iris ist golden, der Aussen- rand der Ohrdrüsen fast immer deutlich dunkelbraun gesäumt, die Unterseite schmutzig weissgrau oder gelblich, beim Weibchen meistens, beim Männchen seltener dunkel gefleckt oder gemarmelt. Die Grösse dieser Art nimmt von Norden nach Süden entschie- den zu, und Stücke aus dem südlichsten Europa erreichen mitunter enorme Dimensionen; auch sind bei solchen Exemplaren die Körper- warzen, namentlich die an den Kopfseiten, der Kehle und den Vorder- beinen stehenden, oft mehr oder weniger spitz kegelförmig vorra- gend, ja häufig in ziemlich lange und spitze, oft sogar getheilte und gewöhnlich schwarze Dornen ausgezogen. Es ist dies der Bufo palmarum der Autoren, welcher seinen Namen dem Umstande ver- dankt, dass er bei Tage gern unter den Blättern der Zwergpalme (Chamaerops humilis L.) gefunden wird. Bufo vulgaris findet sich nur im Frühjahre im Wasser, wo man dieselbe zu allen Tages- und Nachtstunden in Copula sehen kann. Der Laich tritt in einer Doppelschnur von oft über vierzig Fuss Länge heraus und enthält oft über zwölfhundert sehr kleine, in den Schnüren abwechselnd gestellte Eier. Uebrigens wird diese ganze Laichmasse nicht auf einmal, sondern in einzelnen Zwischenräumen abgelegt, daher auch das Männchen die von Zeit zu Zeit hervortre- tenden Eier nur absatzweise befruchtet. Demzufolge dauert bei dieser Art auch das Paarungsgeschäft meist ungemein lange, so dass die Thiere oft zehn bis zwölf Tage, ja selbst oft drei bis vier Wochen ununterbrochen auf einander sitzen; das Weibchen giebt, wenn es während dieser Zeit beunruhigt wird, einen leisen, quikenden Ton vonsich. Die ziemlich kleinen Larven halten sich gesellig zusammen und schwimmen bei Sonnenschein munter umher, während sie bei 138 Bufonidae. trübem Wetter am Grunde seichter Stellen ruhig zu verweilen pfle- gen. Die Geschlechtsreife tritt erst nach vollendetem vierten Lebens- jahre ein; in den Winterquartieren findet man oft grössere Mengen gesellig beisammen; das Thier scheint ein bedeutendes Alter zu er- reichen, da Fälle bekannt sind, dass einzelne Exemplare selbst in der Gefangenschaft über vierzig Jahre ausdauerten. Die Art hat eine sehr weite Verbreitung, indem sie mit Aus- nahme von Sardinien in ganz Europa vorkommt, von wo sie südlich nach Nordafrika, östlich nach Asien übertritt, woselbst sie bis Japan angetroffen wird. u 2. Bufo variabilis: Manuum digito primo seeundo longiore ; spatium interoculare palpebris aequale; parotides parum elevatae, reni- formes ; plantae vix semipalmatae. — Long. 7’9—13'17 cm. Rana variabilis Pall. Spicileg. zoolog. VII, pag. 1, tab. 6, fig. 1, 2 (1767). — Bufo Schreberianus Laur. Synops. reptil. pag. 27, 7 (1768). — Bufo viridis Laur. l. c. pag. 27, 8 (1768). — Rana sitibunda Pall. Reise d. versch. Prov. d. russ. Reich. I, pag. 458, 16 (1771). — Rana bufina Müller Zool. dan. prodom. pag. 293 (1776). — Rana bufo Gmel. Linn. Syst. nat. 1, pag. 1047, y (1790). — Bufo sitibundus Schneid. hist. amphib. I, pag. 225, XV (1799). — Rana viridis Shaw gener. zool. III, pag. 153 (1802). — Bufo variabilis Merr. Syst. amphib. pag. 180, 1 (1820). — Bufo ro- seus Merr. l. c. pag. 183, 12 (1820). — Rana pieta Pall. Zoogr. rosso-asiat. III, pag. 9 (1831). mas. Palmarum digito primo et secundo nuptiae tempore atro-scabroso. var. Maculis obscuris in cervicibus decussatim confluentibus. Bufo erucigera Eichw. Zool. spec. Ross. et Polon. pag. 167, 3, Y (1831). Der Körper ist mässig plump, in der Mitte zwar deutlich aber nur selten bedeutend bauchig erweitert, der Kopf flach, wenigstens so breit als lang, mit kurzer, stumpf zugespitz- ter oder verrundet abgestuzter Schnauze. Der Interocularraum ist etwa so breit als ein ein- zelnes Augenlid, die Kopfseiten in der Jugend ziemlich steil, im Alter mehr schief nach aussen und unten abfallend, und dann namentlich unter dem Auge oft deutlich der Länge nach vertieft; die vom vorderen Augenwinkel zu den Nasen- löchern hinziehende Schnauzenkante ist ziemlich Bufo variabilis Pall. verrundet und wenig merkbar. Der Oberkiefer zeigt in seiner Mitte einen schwach winkeligen Fig. 26. Bufo. 139 Ausschnitt in den eine entsprechende kleine Erhöhung des Unter- kiefers hineinpasst. Die kleinen Nasenlöcher sind von einander etwa eben so weit wie von den Augen entfernt. Die gewöhnlich länglich elliptische Pupille ist nach unten zu oft stumpf dreieckig erweitert, mitunter sogar dem Rhombischen genähert. Die von deutlichen Poren durchbohrten Ohrdrüsen sind nur flach gewölbt, vorn gewöhnlich deutlich breiter als hinten, im Allgemeinen von etwa nierenförmiger Gestalt. Ihre Länge ist ziemlich bedeutend, indem sich dieselben vom Hinterrande der Augen in paralleler oder schwach eonvergirender Richtung nach rückwärts bis auf den An- fang des Rückens hinziehen, so dass ihr Ende gewöhnlich noch etwas hinter den Achseln liegt. Das meist deutliche Trommelfell ist klein und rundlich, an Grösse kaum dem halben Auge gleichkommend. Die Zunge ist elliptisch oder länglich eiförmig, die Mündungen der eustachischen Röhren den inneren Nasenlöchern an Grösse wenig nachstehend. Die an der Kehle befindliche Schallblase ist klein, durch eine unvollständige Zwischenwand in zwei Hälften getheilt. Die Vorderbeine sind etwa von Rumpflänge, der erste Finger deut- lich länger als der zweite, und beide zur Brunstzeit im männlichen Geschlechte nach oben und innen zu mit einer geschwärzten, feilen- artig rauhen Haut überzogen, welche Eigenschaft, obwohl stets im minderen Grade, nicht selten auch noch dem dritten Finger zu- kommt. An den Handballen ist der innere Höcker kleiner und läng- lich, der äussere gut doppelt so grosse von gerundet dreieckiger oder unregelmässig kreisförmiger Gestalt. Die Hinterbeine erreichen mit den Fussballen meist nur das Auge, ihre Tarsen sind mit einer von der Daumenschwiele bis zu den Fersen ziehenden, besonders beim Männchen scharf schneidigen Hautleiste versehen; die hier stark hervorragende Daumenschwiele ist länglich, walzenförmig, die ihr gegenüber liegende äussere kürzer, flacher und rundlich. Von den höchstens bis zur Hälfte mit Schwimmhäuten verbundenen Zehen nehmen die vier ersten an Länge allmäliıg zu, während die fünfte etwas kürzer als die dritte ist. Die Finger aller vier Füsse sind unterseits an den Gelenken mit deutlichen, besonders in der Jugend fast knopfförmig hervorragenden Anschwellungen versehen. Schenkel- drüsen sind keine vorhanden. Die Oberseite ist mit mittelgrossen, meist rundlichen oder linsenförmigen, gewöhnlich nur mässig oder schwach hervorragenden Warzen besetzt, die nur an den Seiten des Rumpfes dichter gestellt sind, während am Rücken die Zwischen- räume fast immer grösser sind als die einander ziemlich gleichen Warzen; übrigens treten dieselben meist nur bei jüngeren und mittelgrossen Exemplaren schärfer hervor, während sie mit zuneh- mendem Alter immer flacher werden, so dass bei sehr grossen Stücken 140 Bufonidae. die Oberseite ziemlich glatt erscheint. Die Schnauze und die Kopf- seiten bis zum Trommelfell, der Unterarm und die Schienen, in min- derem Grade oft auch die ganze Oberseite des Kopfes sind glatt. Die Unterseite ist mit dicht stehenden, kleinen, flachen Warzen be- setzt, die von vorn nach hinten zu meist erhabener werden und an den Schenkeln gewöhnlich ihre grösste Ausbildung erreichen; von den Knieen abwärts sind die Hinterbeine vollkommen glatt. Die Färbung ist im Frühjahre und während der Laichzeit, so lange das Thier im Wasser lebt, meist mehr oder weniger schmutzig grau, die ganze Oberseite mit dunkelgrünen, unregelmässigen Flecken besetzt. Ausserdem finden sich noch, namentlich nach den Seiten hin kleinere, rosen- oder mennigrothe Warzen bald in grösserer, bald in geringerer Menge über die Haut zerstreut, was besonders bei Weibchen häufiger der Fall ist. Nach dem Laichen, wenn die Thiere das Wasser verlassen haben, hellt sich die Farbe unter dem Einflusse der Luft und des Landlebens immer mehr und mehr auf, so dass der anfangs graue Grundton nach und nach in ein reines Schnee- weiss übergeht und die dunklen Flecken eine schön grasgrüne Farbe annehmen. Nur die rothen Punkte pflegen dann gewöhnlich zu verbleichen und verschwinden mitunter wohl auch vollkommen. Die Unterseite ist schmutzig weissgrau oder gelblich, beim Weibchen häufig dunkler gefleckt oder gemarmelt, was im minderen Grade manchmal auch beim Männchen vorkommt. In seltenen Fällen dehnen sich die rothen Punkte mehr aus, so dass sie fleckenartig werden und durch Zusammenfliessen mitunter einzelne Körperstellen in grösserer Ausdehnung bedecken. So sind namentlich bei süd- europäischen Stücken nicht selten die ganzen Augenlider und Pa- rotiden schön rosenroth gefärbt und zahlreiche rothe Flecken und Punkte erscheinen über die ganze Oberseite zerstreut; Merrem’s Bufo roseus ist wohl auf derartige Exemplare gegründet. Bei Stücken aus dem südöstlichen Europa stossen die Flecken in der Nacken- gegend oft in Form zweier, mit ihrer Convexität einander zuge- kehrter Halbmonde oder eines sogenannten Andreaskreuzes zusam- men, zwischen dessen sämmtliche Schenkel eine rundliche Mackel in ziemlich regelmässiger Weise gestellt ist; diese Varietät ward von Eichwald als Bufo erueigera beschrieben. Bufo variabilis lebt ausser der Laichzeit am Lande, wo er, da er schlecht gräbt, bei Tage gewöhnlich unter Steinhaufen, in Mauer- ritzen, im Getreide und dergleichen verborgen weilt, des Nachts aber hervorkommt, um seiner Nahrung nachzugehen. Einige Tage vor dem Laichen begiebt sich das Thier ins Wasser, in dem es auch nach der Paarung noch einige Zeit verweilt, was namentlich von den Weibchen gilt, mitunter aber auch beim Männchen der Fall ist, Bufo. 141 namentlich dann, wenn es nicht zur Begattung kommen konnte. Unter allen einheimischen Kröten hat viriabilis die längste Laich- zeit, da man die Thiere meist einen ganzen Monat und wohl auch länger beim Paarungsgeschäfte antrifft; die Begattung selbst findet zu allen Tageszeiten statt, doch wird warmen, sonnigen Tagen in dieser Richtung entschieden der Vorzug gegeben. Die Larven, welche in Gestalt und Grösse denen von Rana esculenta sehr ähnlich sind, kriechen schon nach drei bis vier Tagen aus, und verlieren ihre äusseren Kiemen schon am zweiten Tage. Junge Thiere sind von alten in Färbung und Zeichnung nicht verschieden, nur dass sie, wie bereits erwähnt, meist rauher und warziger sind, als im erwachsenen Zustande, wo sie öfters ziemlich glatt erscheinen. Das vollendete Thier springt wegen seiner ziemlich gut entwickelten Hinterbeine besser als irgend eine andere einheimische Kröte, klettert auch an alten Mauern, Felsen und dergleichen ziemlich gewandt hinan und schwimmt auch recht gut. Ihre Stimme ist, wegen der wenig, ausgebildeten Schallblasen, schwach und kann nur in nächster Nähe vernommen werden. Die Art ist wahrscheinlich schon vom südlichen Schweden an- gefangen durch fast ganz Europa verbreitet und gehört beinahe allenthalben zu den gemeinsten Arten, doch scheint siein den Nieder- landen, in Frankreich und in Portugal zu fehlen, sowie sie auch in Italien nicht überall vorkommt. Ausser Europa ist die Art nach Günther auch im nördlichen Afrika und westlichen Asien bis Kur- distan verbreitet. Südliche Exemplare erreichen oft eine bedeutende, der vorigen Art kaum nachstehende Grösse. 3. Bufo calamita: Manuum digitus primus secundo longitudine aequalis ; spatium interoculare palpebris fere angustius ; parotides paullum elevatae breves, ellipticae; plantae vix basin palmatae; tibiae glandulis instructae. — Long. 5'27—7'9 cm. Bufo terrestris foetidissima Roesel hist. natur. ranar. nostrant. pag: 107, tab. 24 (1758). — Bufo calamita Laur. Synops. reptil. pag. 27, 9 (1768). — Rana foetidissima Hermann tab. affinit. annimal. pag. 260, h (1783). — Rana bufo Gmel. Linn. Syst. nat. I, pag. 1047, d (1790). — Rana salsa Gmel. Linn. syst. nat. I, pag. 1049 (1790). — Bufo eruciatus Schneid. histor. amphib. I, pag. 193, II (1799). — Rana mephitica Shaw gener. zool. I, pag. 149, tab. 43 (1802). — Bufo cursor Daud. hist. nat. d. rept. VIII, pag. 164 (1803), — Rana portentosa Blumenb. Handb. d. Naturg. pag. 248, 7 (1821). — Bufo viridis Dum. Bibr. Erpetol. gener. VIII, pag. 681, 6, partim (1841). 142 Bufonidae. Diese Art ist sehr häufig mit der vorhergehenden vermengt oder verwechselt worden, obwohl sie durch den viel plumperen Körper und die im Verhältniss zu dem- selben sehr kurzen Beine schon dem Ha- bitus nach auf den ersten Blick zu er- kennen ist. Der Kopf ist etwa so lang als breit, oben platt, zwischen den Augen flach oder — namentlich in der Jugend — auch mehr weniger deutlich gewölbt und da- selbst höchstens so breit als ein einzelnes Augenlid, die ziemlich steil abfallenden Seiten unter den Augen besonders im Alter deutlich der Länge nach vertieft, die verrundete Schnauzenkante nur bei ganz kleinen Stücken besser hervortretend, der Oberkiefer in der Mitte mit einem schwach winkligen Einschnitte versehen. Die Nasenlöcher sind von einander etwa eben so weit wie von den Augen entfernt, die Pupille erscheint durch eine schwache Einbie- gung am Aussenrande theilweise dreieckig, ja mitunter durch eine zu gleicher Zeit eintretende Einkerbung der Oberseite oft sogar stumpf rhombisch. Die Ohrdrüsen, welche übrigens-bei ganz kleinen Stücken meist kaum merkbar sind, sind flach gewölbt, im Ganzen etwa von elliptischer Gestalt, viel kürzer als bei variabilis, ihr Hinter- ende etwa mit der Mitte des Oberarms in gleicher Linie gelegen. Das Trommelfell ist viel undeutlicher als bei der vorigen Art, in vielen Fällen kaum zu unterscheiden. Die ziemlich bandförmige Zunge ist nach rückwärts nur wenig erweitert, die an der Kehle gelegene Schallblase durch zwei beiderseits der Zunge neben der Hinterhälfte der Unterkieferäste gelegene Längsspalten nach innen geöffnet. Die Vorderbeine sind meist etwas länger als der Rumpf, die Hinterbeine kürzer als bei irgend einem anderen europäischen Anuren, nach vorn an den Körper angelegt in der Regel mit der Spitze der längsten Zehe höchstens das Schnauzenende erreichend, bei jenen die Finger mit Ausnahme des mässig verlängerten dritten einander ziemlich gleich, bei diesem die vier ersten Zehen allmälig länger werdend, die fünfte etwas kürzer als die dritte, die Schenkel äusserst kurz; auch sind hier die Zehen nur an der Basis mit sehr kleinen, kaum merkbaren Spannhäuten verbunden, und die Schienen in beiden Geschlechtern mit auch ausser der Paarungszeit vorhan- denen Drüsen versehen, die Tarsen übrigens wie bei variabilis durch eine an ihrer Innenseite hinlaufende erhabene Hautleiste ausge- Bufo calamita Laur. a rechter Hinterfuss von oben. Bufo. 143 zeichnet. Die äusseren Höcker der Hand- und Fussballen sind gross und flach scheiben- oder kegelförmig, die inneren kleiner, länglich walzig, alle Zehen unterseits mit deutlichen Gelenksanschwellungen. Mit Ausnahme der Schnauze und der Kopfseiten ist der ganze Kör- per sowie die Beine bis zu den Zehenwurzeln oben und unten mit zahlreichen, dicht stehenden kleinen Warzen bedeckt, die in der zweiten Hälfte des Unterleibes bedeutend grösser werden, aber dabei viel flacher und von einander weiter entfernt sind als auf Brust und Kehle; ausserdem ist noch die Oberseite des Rumpfes mit bald mehr, bald weniger zerstreut stehenden, grösseren aber unter einander ziemlich gleichartigen etwa linsenförmigen Warzen besetzt. Auch die Färbung ist bei calamita im Allgemeinen stets eine wesentlich andere als bei variabilis, obwohl beide Arten in manchen Varietäten einander mitunter ziemlich ähneln. Die Grundfarbe ist niemals rein weiss, wie oft bei variabilis, sondern stets grau oder grünlich, in manchen Fällen gelbbraun oder auch — namentlich beim Weibehen — selbst mehr röthlich braun, ja ausnahmsweise fast schwärzlich. Auf dieser sehr wechselnden Grundfarbe stehen bald mehr, bald weniger dunkelgrüne oder bräunliche, dann und wann in unregelmässige Längsreihen geordnete und nur ausnahmsweise bindenartig zusammenfliessende Flecken, und fast immer auch oft ziemlich zahlreiche gelbe oder rothe warzige Punkte. Sehr häufig bilden die letzteren den Mittelpunkt der dunklen Flecken, so dass sie von denselben hofartig umgeben werden, sowie sich überhaupt die dunkeln Zeichnungen gern den Körperwarzen anschliessen, die- selben bald mehr, bald weniger bedeckend oder säumend, was be- sonders in der Jugend sehr deutlich hervortritt. Diese dunklen Mackeln fehlen nur in seltenen Fällen ganz, sondern sind: wenigstens in geringem Grade fast immer vorhanden und treten namentlich am Oberkiefer sowie auch an den Körperseiten meist am deutlichsten hervor. Doch haben die Flecken niemals das schöne Grasgrün von variabilis, zeigen auch nie dieselbe Grösse und die inselförmige oder landkartenartige Vertheilung, die für die vorige Art so bezeichnend ist, sondern sind in den meisten Fällen ziemlich klein und von mehr oder weniger unregelmässig rundlicher Gestalt. An den Beinen sind sie namentlich bei ganz jungen Stücken oft quer bindenartig erweitert, auch zeigen letztere am oberen Augenlide fast immer einen grösseren dunklen Fleck. Auch die rothen Warzenpunkte fehlen nur selten und zeigen namentlich bei jüngeren oder auch bei süd- lichen Exemplaren eine sehr intensive, auch im Weingeist standhal- tende Färbung, wobei sie oft in grosser Anzahl die ganze Ober- fläche des Körpers übersäen. Fast immer verläuft über die Mitte des Rückens eine schon am Kopfe beginnende und bis zum After 144 Bufonidae. hinziehende etwas vertiefte, glatte, mehr weniger lebhaft schwefel- gelbe Linie, und parallel mit ihr vom Auge bis zur Wurzel der Hinterbeine oft auch noch eine röthliche, aber mehr unregelmässige, meist etwas ausgezackte Binde, welche den Rücken von den Körper- seiten trennt. Das Auge ist grünlich grau, die Pupille gelb, die Zehenspitzen sind, mit Ausnahme von ganz jungen Thieren, röthlich braun oder schwärzlich, hornartig verdickt. Die Unterseite ist in der Regel einfarbig weisslich, seltener durch kleine, zerstreut stehende schwarze Flecken gesprenkelt. Calamita hält sich eben so gut im Wasser als auf dem Lande auf. Bei Tage trifft man das Thier gewöhnlich im Trocknen, wo es in Höhlen, im Getreide und anderweitigen Schlupfwinkeln ver- borgen ist und des Abends schon von hier aus seine scharfe, schnar- rende Stimme ertönen lässt; zur Nachtzeit begiebt es sich ins Wasser, das natürlich auch zur Laichzeit aufgesucht wird, wo es jedoch nie- mals offene, sondern stets nur mit Röhricht oder anderen Wasser- pflanzen mehr oder weniger dicht bewachsene Stellen auswählt. Das Laichgeschäft selbst wird nur bei Nacht vorgenommen und meist auch in einer einzigen Nacht zu Ende geführt. Die nur in eine Reihe geordneten Eier sind ziemlich gross aber weniger zahl- reich als bei den vorhergehenden Arten. Die Larven sind kleiner als bei irgend einem anderen europäischen Batrachier, erscheinen schon nach drei bis vier Tagen ausserhalb der Eihüllen an den Eischnüren hängend und werfen ihre äusseren Kiemen noch schneller ab als die von variabilis. Obwohl calamita unter allen einheimischen Anuren zuletzt hervorkommt, so erreichen deren Larven doch zuerst ihre vollendete Ausbildung, es bringt daher diese Art unter allen Batrachiern die kürzeste Zeit im unentwickelten Zustande zu, daher sie wohl mit Recht als die vollkommenste Form der ganzen Ordnung zu betrachten ist. Unter allen einheimischen Kröten ist Calamita der beste Gräber und zeigt in dieser Hinsicht manche Aehnlichkeit mit Pelobates. Obwohl das Thier häufig nur schon vorhandene Löcher durch Schar- ren mit allen vier Füssen und entsprechende Drehungen des Körpers erweitert, so ist es doch auch im Stande ganz frische Höhlen anzu- legen, indem es nach Pelobates Art mit dem Hinterleib vorangehend die Erde mit seinen derben hornartigen Zehenspitzen wegkratzt; in einige Tiefe gelangt, kehrt es sich dann um, wühlt mit der Schnauze und den Vorderbeinen weiter, die losgeworfene Erde wie ein Maul- wurf mit den Hinterfüssen hinausschleudernd. Auf diese Art er- zeugt es seiner Körpergrösse entsprechende in schräger Richtung nach abwärts führende Gänge. — In ihren anderen Bewegungen ist diese Art plumper und schwerfälliger als irgend eine ihrer Ver- BEE En 3ufo. 145 wandten, da sie wegen ihrer äusserst verkürzten Hinterbeine des Sprungvermögens vollkommen ermangelt und stets auf allen Vieren ziemlich unbeholfen einher humpelt, ein Umstand, der das Thier selbst in der Dämmerung von variabilis unterscheiden lässt; auch ist wegen ihrer fast ganz freien Hinterzehen die Schwimmfähigkeit nur eine beschränkte. Calamita ist vom südlichen Skandinavien, von England und Irland an nach Süden zu durch fast ganz Deutschland und Frank- reich bis zur pyrenäischen Halbinsel verbreitet, woselbst sie aller- dings auf den Norden beschränkt scheint, da sie wenigstens aus Portugal und Andalusien nicht angeführt wird. Desgleichen findet sie sich in vielen Gegenden Oesterreichs, in Ungarn und Galizien, sowie auch in Russland, doch hier, wie es scheint, mehr auf einzelne Oertlichkeiten beschränkt. Obwohl oft mit variabilis gemeinschaft- lich vorkommend, fehlt sie doch an vielen Orten, wo erstere häufig angetroffen wird, so in manchen Gegenden Italiens, in Sardinien, in Griechenland und auf der taurischen Halbinsel. Schreiber, Herpetologia europaea 10 Ueber die geographische Verbreitung der europäischen Lurche. Die geographische Verbreitung der europäischen Amphibien kann derzeit wohl noch nicht mit jener Schärfe und Sicherheit fest- gestellt werden, welche den strengen Anforderungen der Wissen- schaft entspricht. Vollkommen fehlende oder äusserst lückenhafte Daten über mitunter grosse Länderstrecken einerseits, höchst unge- naue oder selbst fehlerhafte Angaben und Bestimmungen anderseits machen eine präcise Erledigung dieser Frage für jetzt noch nahezu unmöglich. Demungeachtet halte ich es nicht für unangemessen, das- jenige, was auf Grundlage der bisher vorliegenden Daten in dieser Richtung angeführt werden kann, nicht mit Stillschweigen zu über- gehen, da sich schon aus dem im Ganzen ziemlich lückenhaften Bilde doch schon so manche interessante Resultate ergeben, und von der Zukunft zu erhoffen ist, dass sie, ist nur einmal zu einer euro- päischen Lurchgeographie der Anstoss gegeben, diesem Gegen- stande mehr Aufmerksamkeit widmen und durch Erläuterungen und Berichtigungen zur Vervollständigung und Rectificirung dieses Erst- lingsversuches beitragen werde. Nach dem im systematischen Theile auseinandergesetzten sind bisher in Europa 28 Amphibienarten aufgefunden, die sich in 16 Genera vertheilen, von denen auf die Urodelen 8 Gattungen mit 16 Species, auf die Anuren ebenso viele Genera aber nur mit 12 Arten entfallen. Um für unsere Zwecke von der ganzen Classe, so wie sie in Europa vertreten ist, ein übersichtliches Bild zu gewinnen, wollen wir die beiden Ordnungen derselben vergleichend zusammenstellen. Es repräsentirt sich nämlich unsere Lurchfauna in nachfolgender Weise: Geographische Verbreitung. 147 Urodela. AU Wr a. Genera. Species. Genera. Species. I. Proteus. l. anguinus. I. Pelobates. 1. fuscus. II. Triton. 2. taeniatus. n 2. cultripes. 4 3. helveticus. II. Bombinator. 3. igneus. e 4. vittatus. III. Pelodytes. 4. punctatus. n 5. alpestris. IV. Alytes. 5. obstetricans. a 6. marmoratus. V. Hyla. 6. arborea. R T. Blasii. VI. Discoglossus. 7. pietus. 5 8. cristatus. VII. Rana. 8. esculenta. 2 9. platycephalus. - 9. temporaria. III. Pleurodeles.. 10. Waltlii. VIII. Bufo. 10. vulgaris. IV. Chioglossa. 11. lusitanica. £ 11. varıabılıs. V. Spelerpes. 12. fuscus. e 12. calamita. VI. Bradybates. 13. ventricosus. VII. Salamandrina. 14. perspicillata. VIII. Salamandra. 15. atra. » 2 16. maculosa. Wie man aus dieser Zusammenstellung ersieht, sind beide Ord- nungen an Artenzahl von einander nicht bedeutend verschieden, indem die Urodelen die Anuren nur um vier Species überwiegen. Während jedoch bei den letzteren die Arten unter den einzelnen Gattungen ziemlich gleichmässig vertheilt sind, springt bei den erste- ren sofort die ausserordentliche Entwicklung der Gattung Triton in die Augen, deren Artenzahl verhältnissmässig eine so grosse ist, dass factisch genau die Hälfte aller europäischen Urodelen aus Tri- tonen bestehen, und dieselben etwas über 281/, Procent unserer ganzen Amphibienfauna ausmachen. Was nun die Vertheilung dieser Arten und Gattungen über die Länder Europas betrifft, so wird es am besten sein, die einzelnen naturgemäss mehr zusammengehörenden Ländercomplexe in dieser Richtung näher zu untersuchen, da wir auf diesem Wege nicht nur zur Kenntniss der verschiedenen Specialfaunen gelangen, sondern auch aus der vergleichenden Betrachtung der letzteren auf die der Verbreitung unserer Lurche zu Grunde liegenden Gesetze hingeführt werden können. Wir wollen zu dem Ende die den einzelnen Ge- bieten zukommenden Amphibien namentlich anführen, die einem Lande eigenthümlichen Arten hierbei durch gesperrte Schrift hervor- hebend. Es finden sich nämlich in: 10* 148 Amphibien. I. Island. 4. Triton alpestris. 5 „ eristatus. 6. Salamandra maculosa. 7. Bombinator igneus. Keine Amphibien ? II. Skandinavien. S. Hyla arborea. 1. Triton taeniatus. : 9. Rana esculenta. m 3 alpestris. 5 5 10. temporarıa. 3. „. eristatus. ILB ir E 4. Pelobates fuscus. 18° ER T Be 5. Bombinator igneus. FIR en 6. Hyla arborea. i 7. Rana esculenta. VI. Frankreich. 8. „ temporaria. . Triton taeniatus. 9. Bufo vulgarıs. „ helveticus. 10. „ variabiılıs. „ vittatus. 43, „ marmoratus. 2 Blası. 1 2 = „ ealamita. 4. „ alpestris. 5 III. Grossbritannien und 6 7 Irland. ‚.., eristatus; 1. Triton taeniatus. 8. platycephalus. 2. „ helveticus. 9: Bilasande atra. 8. „., vabkatus, 10. » maculosa. 4. „ eristatus. 11. Pelobates fuscus. 5. Rana esculenta. 12. » eultripes. 6. „ temporaria. 13. Bombinator igneus. 7. Bufo’ vulgaris. 14. Pelodytes punctatus. 8. „ calamita. 15. Alytes obstetricans. 16. Hyla arborea. IV. Dänemark. 17. Rana esculenta. 1. Triton taeniatus. 18. „ temporaria. 2. „ eristatus. 19. Bufo vulgaris. 3. Bombinator igneus. 20. „ variabilis. 4. Hyla arborea. 21. „ calamita. 5. Rana esculenta. 6. ,„ temporaria. VI. Pyren. Halbinsel. 7. Bufo vulgaris. 1. Triton taeniatus. 8. „ „varıahilis ? 2. „ helveticus. vV. Niederlande und ji a RE £ z. „ marmoratus. Belsien. 5. platycephalus. 1. Triton taeniatus. » 6. EU odeler Waltlii. 2. ,„ helveticus. 7. Chioglossa lusitanicea. 3... „ wvittaton. 8. Bradybates ventricosus. — —— 12. Mrae| or DD ent OoODoÄAISp pump mm ap Geographische Verbreitung. 13. 14. . Salamandra maculosa. . Pelobates cultripes. . Alytes obstetricans. . Hyla arborea. . Discoglossus pietus. . Rana esculenta. „ temporaria. . Bufo vulgaris. „ variabilis. „ calamita. VIII. Deutschland. . Triton taeniatus. helveticus. „ alpestris. eristatus. . Salamandra atra. > maculosa. . Pelobates fuscus. . Bombinator igneus. . Alytes obstetricans. . Hyla arborea. . Rana esculenta. „ temporaria. . Bufo vulgaris. „ variabilfs. „ ealamita. IX. Italien. . Triton taentatus. „ alpestris. „ eristatus. „ platycephalus. . Spelerpes fuscus. . Salamandrina perspicil- lata. . Salamandra atra. 4 maculosa. . Bombinator igneus. . Alytes obstetricans. . Hyla arborea. . Discoglossus pictus. 15 16. 149 Rana esculenta. „ temporaria. . Bufo vulgaris. „ variabilıs. a) . IIlyrien und Dalmatien. . Proteus anguinus. . Triton taenıatus. „ alpestris. „ eristatus. ‚ Salamandra atra. ! maculosa. . Pelobates fuscus. . Bombinator igneus. . Hyla arborea. . Rana esculenta. „ temporarnıa. . Bufo vulgarıs. „ variabilıis. „ calamita. XI. Ungarn und Karpathen- N ID e\ vr oomnnnem rom Hm länder. . Triton taenıatus. „ alpestris. „ . eristatus. . Salamandra atra. 4 maculosa. . Pelobates fuscus. . Bombinator igneus. . Hyla arborea. . Rana esculenta. „ . temporaria. . Bufo vulgaris. „ varıabilis. „ ealamita. XII. Balkan-Halbinsel. . Triton taeniatus, . Hyla arborea. . Rana esculenta. . Bufo vulgaris. „ variabilis. 150 Amphibien. XIII. Russland (ohne Krim). 9. Bufo vulgaris. 10. ‚,„ "waxziahılr. 1. Triton taeniatus. i 2. „ eristatus. 11. „ calamita. ht a XIV. Taurische Halbinsel. 4. Pelobates fuscus. 5. Bombinator igneus. 1. Rana esculenta. 6. Hyla arborea. 2. ,„ temporaria. 7. Rana esculenta. 3. Bufo vulgaris. 8. „ temporaria. 4. „.; variabılis Um nun das numerische Verhältniss der diesen verschiedenen Gebieten zukommenden Amphibien noch übersichtlicher beisammen zu haben, wollen wir die den einzelnen Faunen zukommenden Arten in Zahlen ausgedrückt tabellarisch zusammenstellen; es sind näm- lich die 16 Gattungen betreffs ihrer Artenzahl in den einzelnen Ländern in nachfolgender Weise vertheilt: (Siehe die Tabelle auf nebenstehender Seite.) Wenn wir nun die hier gemachten Zusammenstellungen etwas aufmerksamer durchgehen, so können wir daraus so manche inter- essante Ergebnisse ersehen. Bevor wir an die einzelnen Faunen einige Bemerkungen knüpfen wollen, mag erwähnt werden, dass die Classe der Lurche auf Island ganz zu fehlen scheint, da mir keinerlei Angaben bekannt sind, die in dieser Richtung einen sicheren Schluss zuliessen. Wenigstens wird in „Ebel’s Naturkunde“, deren zweiter und grösserer Theil fast ausschliesslich über Island handelt, von Amphibien durchaus nichts erwähnt, obwohl dies Schweigen allerdings nur ein negativer Beweis ist. Nach Gaimard sollen daselbst die Frösche nicht fehlen, obschon er sich über die Art derselben nicht näher ausspricht. Da die vulcanische Natur Islands einen ehemaligen Zusammenhang mit dem europäischen oder amerikanischen Festlande nicht sehr wahr- scheinlich macht, so dürfte auch das Vorkommen von Amphibien daselbst schier ein ziemlich zweifelhaftes sein, zumal anderweitige Erfahrungen lehren, dass die mehr im offenen Meere gelegenen In- seln der Classe der Lurche in der Regel entbehren. Sollte übrigens doch eine europäische Art daselbst vorkommen, so dürfte es kaum eine andere, als Rana temporaria und wahrscheinlich in der oxyr- rhinen Form sein. Wenn wir nun die anderen Ländergebiete unter einander ver- gleichen, so sehen wir, dass der Reichthum an Amphibien in den verschiedenen Ländern ein sehr verschiedener ist. Als das an Lur- Geographische Verbreitung. "WILCM "pue] -ssny -[osut -IIeH -ues1[eg &1 "opue] -uoyyed -IC]7 pın uesun a m uoLıÄ]]J Ne} -„ - om aa uorgey] "pur -yosmad ‘[osut ZATEH -uoasdg BIER! -yuRıq sı (8) 2 ° | Wr 6 {9 I I I I I —— a 6 "uoro[ogq pun | peu pur | -aurq -19PaIN | "purjaf pun uoru -UreyLIg -SS0.1H) "U9TABU -1pueg | "pue[s] * + Tyfezyuuumeson) ET ee * SNSSOLSOOSLA - @ÄH sojÄIYy - soydpood Aoprurqwog ° sogegqojod eıpueueeg - "BuLIpueweleg + soyeqäpeug * sodaopodg * * 8ssoJooryg) safopo.mald UOJLLL, *.sn99014 Suny4eng 152 Amphibien. chen reichste Gebiet stellt sich sofort Frankreich heraus, welches, wenn auch die Anzahl der Genera im Verhältniss zu anderen Ländern daselbst keine besonders überwiegende ist, doch an Menge der Arten alle übrigen Faunen bei Weitem übertrifft. Von den in Europa vorkommenden 16 Gattungen sind in Frankreich 9 vertreten, die zusammen 21 Arten, also drei Viertel oder 75 Procent unserer ein- heimischen Lurche enthalten. Auffallend ist noch besonders der grosse Reichthum an Tritonen, von welcher Gattung Frankreich überhaupt sämmtliche in Europa vorkommenden Species besitzt. Nicht viel ärmer an Amphibien erweist sich die pyrenäische Halb- insel, welche die französische Fauna sogar noch um zwei Gattungen übertrifft, ihr aber an Artenzahl um drei nachsteht. Aufdiese Länder folgen dann in hinsichtlich der Amphibienmenge absteigender Reihe in nachstehender Weise-die übrigen Faunen, welche wir der leichteren Uebersichtliehkeit halber mit Wiederholung der bereits ‚besprochenen zwei Gebiete unter einander anführen, und zwar: 1. Frankreich . . .» . . . . 2 „mit 21 Arten in :9 Gattungen 2. Pyrenäische Halbinsel’ ! ..... „ 18 „ „u F 3. LANE, (a na an le ET a - 4. Deutschland (sammt Schweiz und Deutsch-Oesterreich) ae ch8 e 5. Illyrien und Dalmatien... ... „ 14 ., 6 « 6. Ungarn und die Karpathenländer „ 13 „ ch Fi 7. Niederlande und Belgien oe ? 60 { 8. Russland (ohne die Krim) . | x N; ” I WEandımamıen el a he FI . „oh > 10. Grossbritannien und Irland re r 11. Dänemark nu Sie Aa c WEL SEEN LONG „rs Rt 12. Balkan-Halbinsel (Griechenland) „ 5 _ „ RN. fr 13. Taurische Halbinsel (Krim) oh ee er B 14. Island . che EL > 8 Es entfallen somit auf Frankreich, die pyrenäische und apen- ninische Halbinsel, sowie auf Deutschland über die Hälfte, auf Illy- rien und Dalmatien die Hälfte, auf Ungarn und die Karpathenländer, auf die Niederlande sammt Belgien sowie auf Russland und Skandi- navien weniger als die Hälfte, auf Grossbritannien sammt Irland und auf Dänemark etwa ein Viertel, auf die Balkan-Halbinsel weni- ger als ein Viertel und auf dieKrim nur ein Siebentel der in Europa vorkommenden Lurche. Von eigenthümlichen Arten, die ausserhalb der betreffenden Gebiete nicht gefunden werden, besitzt Frankreich zwei, die pyrenäische Halbinsel drei, Italien zwei und Illyrien eine. Wenn wir jetzt die Areale der einzelnen Gattungen und Arten betrachten, so ersehen wir aus den obgemachten Zusammenstellungen, (Geographische Verbreitung. | 153 dass von den ersteren die Genera Rana und Bufo die verbreitetsten sind, indem sie sich in allen Gegenden, wo überhaupt Amphibien vorkommen, also in sämmtlichen zur Betrachtung kommenden drei- zehn Gebieten finden. Diesen zunächst steht die Gattung Triton, welche, mit Ausnahme der Krim, ebenfalls in ganz Europa vertreten ist. Hierauf folgt dann die Gattung Hyla, die in 11 Gebieten vor- kommt, und auf diese in absteigender Reihe die Genera Bombinator (in 9 Gebieten), Salamandra (in 8), Pelobates (in 7), Alytes (in 4), Discoglossus (in 2) und Proteus, Plewrodeles, Chioglossa, Spelerpes, Bradybates und Salamandrina (in je 1 Gebiete). Wenn wir nun die einzelnen Arten betref/s ihrer Verbreitung einer ähnlichen Betrachtung unterziehen, so können wir hierbei von jenen, die in ihrer Gattung allein stehen, absehen, da ihr Vorkommen bereits aus dem über das betreffende Genus Bemerkten hervorgeht. Hinsichtlich der übrigen Species mag Folgendes angeführt werden. Zu den verbreitetsten europäischen Lurchen gehören unstreitig Rana esculenta und bufo vulgaris, da sie in sämmtlichen Faunen vertreten erscheinen; ihnen zunächst kommen Triton taeniatus und Rana tem- poraria, die sich in 12 Gebieten finden, worauf dann in absteigender Reihe Triton eristatus und Bufo variabilis (in je 10), Bufo calamita (in 9), Driton alpestris und Salamandra maculosa (in je 8), Pelobates Fuseus (in 6), Triton helveticus und Salamandra atra (in je 5), Tri- ton vittatus und platycephalus (in je 3), Triton marmoratus und Pe- lobates cultripes (in je 2) und Triton Blasiü (in 1 Gebiete) folgen. Um nun die Verbreitung der einzelnen Gattungen und Arten besser übersehen zu können, wollen wir dieselben zum Schlusse hier nochmals unter Beifügung der von ihnen bewohnten Gebiete an- führen, wobei wir von den weiter verbreiteten zu den minder ver- breiteten herabsteigen. Betrachten wir zuerst die Genera, so ergiebt sich nachstehende Folge: 1. Rana: Skandinavien, Grossbritannien, Dänemark, Niederlande und Belgien, Frankreich, Pyren. Halbinsel, Deutschland, Italien, Ilyrien und Dalmatien, Ungarn und Karpathen- länder, Balkan-Halbinsel, Russland und Krim. 2. bBufo: Skandinavien, Grossbritannien, Dänemark, Niederlande und Belgien, Frankreich, pyren. Halbinsel, Deutschland, Italien, Illyrien und Dalmatien, Ungarn und Karpathen- länder, Balkan-Halbinsel, Russland und Krim. 3. Triton: Skandinavien, Grossbritannien und Irland, Dänemark, Niederlande und Belgien, Frankreich, pyren. Halbinsel, Deutschland, Italien, Illyrien und Dalmatien, Ungarn und Karpathenländer, Balkan-Halbinsel, Russland, 154 Amphibien. 4. Hyla: Skandinavien, Dänemark, Niederlande und Belgien, Frank- reich, pyren. Halbinsel, Deutschland, Italien, Illyrien und Dalmatien, Ungarn und Karpathenländer, Balkan-Halb- insel, Russland. ‚ 5. Bombinator : Skandinavien, Dänemark, Niederlande und Belgien, Frankreich, pyren. Halbinsel, Deutschland, Italien, Illy- rien, Ungarn und Karpathenländer, Russland. 6. Salamandra: Niederlande und Belgien, Frankreich, pyren. Halb- insel, Deutschland, Italien, Illyrıien und Dalmatien, Un- garn und Karpathenländer, Russland. 7. Pelobates: Skandinavien, Frankreich, pyren. Halbinsel, Deutsch- land, Illyrien, Ungarn und Karpathenländer, Russland. 8. Alytes: Frankreich, pyren. Halbinsel, Deutschland, Italien (?). 9. Discoglossus: Pyren. Halbinsel, Italien (Inseln). 10. Pelodytes: Frankreich. 11. Spelerpes: Italien. 12. Pleurodeles: Pyren. Halbinsel. 13. Salamandrina: Italien. 14. Proteus: Illyrien und Dalmatien. 15. Chioglossa : Portugal. 16. Bradybates: Pyrenäen. Stellen wir endlich in gleicher Art auch sämmtliche Species zusammen, so folgen dieselben unter gleichzeitiger Anführung ihrer Areale in nachstehender Weise auf einander: 1. Rana esculenta: Skandinavien, Grossbritannien, Dänemark, Nie- derlande und Belgien, Frankreich, pyren. Halbinsel, Deutschland, Italien, Illyrien und Dalmatien, Ungarn und Karpathenländer, Balkan-Halbinsel, Russland, Krim. 2. Bufo vulgaris: Skandinavien, Grossbritannien, Dänemark, Nieder- lande und Belgien, Frankreich, pyren. Halbinsel, Deutsch- land, Italien, Illyrıen und Dalmatien, Ungarn und Kar- pathenländer, Balkan-Halbinsel, Russland, Krim. 3. Rana temporaria: Skandinavien, Grossbritannien, Dänemark, Niederlande und Belgien, Frankreich, pyren. Halbinsel, Deutschland, Italien, Illyrıen und Dalmatien, Ungarn und Karpathenländer, Russland, Krim. 4. Triton taeniatus: Skandinavien, Grossbritannien und Irland, Dä- nemark, Niederlande und Belgien, Frankreich, pyren. Halbinsel, Deutschland, Italien, Illyrien und Dalmatien, Ungarn und Karpathenländer, Balkan-Halbinsel, Russ- land. 5. Hyla arborea: Skandinavien, Dänemark, Niederlande und Bel- gien, Frankreich, pyren, Halbinsel, Deutschland, Italien, 10. 1 Geographische Verbreitung. 155 Illyrien und Dalmatien, Ungarn und Karpathenländer, Balkan-Halbinsel, Russland. . Bufo variabilis: Skandinavien, Dänemark (?), Frankreich, pyren. Halbinsel, Deutschland, Italien, Illyrien und Dalmatien, Ungarn und Karpathenländer, Balkan-Halbinsel, Russ- land, Krım. . Triton eristatus: Skandinavien, Grossbritannien, Dänemark, Nie- derlande und Belgien, Frankreich, Deutschland, Italien, Illyrien und Dalmatien, Ungarn und Karpathenländer, Russland. . Bombinator igneus: Skandinavien, Dänemark, Niederlande und Belgien, Frankreich, Deutschland, Italien, Illyrıen und Dalmatien, Ungarn und Karpathenländer, Russland. . Bufo calamita : Skandinavien, Grossbritannien, Niederlande und Belgien, Frankreich, pyren. Halbinsel, Deutschland, Illyrien und Dalmatien, Ungarn und Karpathenländer, Russland. Sulamandra maculosa: Niederlande und Belgien, Frankreich, pyren. Halbinsel, Deutschland, Italien, Ilyrien und Dal- matien, Ungarn und Karpathenländer, Russland. Triton alpestris: Skandinavien, Niederlande und Belgien, Frank- reich, pyren. Halbinsel, Deutschland, Italien, Illyrien und Dalmatien, Ungarn. . Pelobates fuscus : Skandinavien, Frankreich, Deutschland, Illyrien, Ungarn, Russland. . Salamandra atra: Frankreich, Deutschland, Italien, Ilyrien, Ungarn. . Triton helveticus: Grossbritannien und Irland, Niederlande und Belgien, Frankreich, pyren. Halbinsel, Deutschland. . Alytes obstetricans: Frankreich, pyren. Halbinsel, Deutschland, Italien (?). . Triton platycephalus: Frankreich, pyren. Halbinsel, Italien. „ evittatus: Grossbritannien, Belgien, Frankreich. » .marmoratus: Frankreich, pyren. Halbinsel. . Discoglossus pictus: Pyren. Halbinsel, Italien (Inseln). 20. . Pelodytes punctatus: Frankreich. . Spelerpes fuscus : Italien. 23. 24. . Proteus anguwinus: Illyrien und Dalmatien. . Triton Blasii: Frankreich. . Chioglossa lusitanica: Portugal. . Bradybates ventricosus: Pyrenäen. Pelobates cultripes: Frankreich, pyren. Halbinsel. Pleurodeles Waltli: Pyren. Halbinsel. Salamandrina perspiecillata : Italien. d 156 Amphibien. Um von allen bisher besprochenen Thatsachen noch einen Totaleindruck zu gewinnen, wollen wir die Gesammtresultate über die Verbreitung aller Gattungen und Arten in einer Schlusstabelle zusammen stellen, wobei wir die Gattungen durch römische, die den- selben entsprechende Specieszahl aber durch daneben gestellte ara- bische Ziffern bezeichnen, und zuletzt noch den in Procenten aus- gedrückten Reichthum an Amphibien jedes Gebietes hinzufügen wollen. Es würde sich demnach die Uebersicht der europäischen Lurch- fauna mit Rücksicht sämmtlicher daselbst vertretener Gattungen und Arten für die einzelnen Länder in nachstehender Weise gestalten: Davon Artenzahl G e.-biet. Genera. . - in Procenten. Urodelen. | Anuren. | Island . Skandinavien . Grossbritannien und Irland Dänemark Niederlande und Belgien Frankreich . Pyren. Halbinsel. . Deutschland. . | Italien Illyrien und Dalmatien . | Ungarn u. Karpathenländer Balkan-Halbinsel Russland (ohne Krim) . Krim... )- dasasiia Diese Schlusstabelle bringt uns namentlich einige Gesetze über die Verbreitung der europäischen Lurche sehr gut zur Anschauung. - &o ersehen wir aus derselben, dass, obwohl die Urodelen die Anuren im Ganzen um vier Arten übertreffen, die letzteren doch die ersten in allen Gebieten durchschnittlich überwiegen, was besonders hin- sichtlich der Genera auffallend hervortritt, nicht selten aber auch betrefis der Species der Fall ist, und dass im Ganzen die Zahl der Anurenarten in den einzelnen Ländern viel geringeren Schwankungen unterworfen ist als die der Urodelen. Aus beiden Thatsachen ist Geographische Verbreitung. 157 daher ersichtlich, dass die Schwanzlurche im Allgemeinen viel häufi- ger auf einzelne und kleinere Gebiete beschränkt sind, während die froschartigen Amphibien durchschnittlich eine viel weitere und gleichmässigere Verbreitung besitzen. Endlich geht aus dieser letzten Zusammenstellung noch hervor, dass im Westen Europas beide Ordnungen der Amphibien der Haupt- sache nach ziemlich gleichförmig vertreten sind, während nach Osten hin die Anuren im Verhältniss zu den Urodelen entschieden zu- nehmen, so dass die Fauna des östlichsten Europas vorherrschend aus froschartigen Amphibien besteht. Nachdem wir nun die Verbreitung der Amphibien in den ein- zelnen Ländercomplexen näher kennen gelernt haben, bleibt uns noch die Aufgabe übrig, die Vertheilung derselben in den grösseren Theilen unseres Faunengebietes zu erörtern, wodurch dann die geo- graphischen Beziehungen der ganzen Classe noch klarer und deut- licher hervortreten dürften. Wir wollen zu dem Ende Europa von Norden nach Süden zu in drei Theile unterscheiden, die wir als Nord-, Mittel- und Südeuropa bezeichnen. Nordeuropa, als dessen Grenze nach unten wir etwa den 55.Gr. nördl. Br. annehmen, umfasst Island, Schottland, das nördliche Dänemark, Skandinavien und Nord- russland; zu Mitteleuropa, vom 55. bis 45. Gr.nördl. Br. reichend, gehört Irland, England und das südliche Dänemark, ferner die Niederlande und Belgien mit dem grössten Theile Frankreichs, dann Deutsch- land mit dem nördlichsten Theile Italiens und mit Illyrien, Ungarn und die Karpathenländer sowie das übrige Russland mit Ausnahme von Nordkaukasien; Südeuropa endlich umfasst alle vom 45. Gr. nördl. Br. nach abwärts gelegenen Länder, wie die pyrenäische Halbinsel, Süd- frankreich und Italien, die Balkan-Halbinsel und Nordkaukasien. Wir stellen nun im Nachfolgenden die diesen drei Haupt- gebieten zukommenden Amphibienarten übersichtlich zusammen, wobei wir, um die den einzelnen Faunen eigenthümlichen Species ersicht- licher zu machen und die Vergleichung überhaupt zu erleichtern, die gleichnamigen Arten in eine Reihe neben einander setzen, die Plätze für etwa fehlende Species durch Striche ersetzend. — Es fin- den sich demnach in: bi 158 Nordeuropa. . Triton taeniatus. . Triton alpestris. . Triton eristatus. . Pelobates fuseus. . Bombinator igneus. . Hyla arborea. . Rana esculenta. . „» temporaria. . Bufo vulgaris. varıabılıs. calamiıta. n ” Nachdem wir hier die Species zusammengestellt, wollen wir in gleicher Weise auch mit den Gattungen verfahren, da dadurch der Ueberblick derselben und in Folge dessen auch die daraus sich er- gebenden Schlüsse noch besser und deutlicher hervortreten. Es finden sich nämlich in den drei Haupttheilen Europas fol- Amphibien. Mitteleuropa. 1. Proteus anguinus. 2. Triton taeniatus. 3. „» helveticns. 4. „ vittatus. 5. „ alpestris. 6. „. marmoratus. Mi „ Blası. 8. „ eristatus. 9. Salamandra atra. 10. h, macu- losa. 11. Pelobates fuscus. 12. Bombinator igneus. 13. Pelodytes punctatus. 14. Alytes obstetricans. 15. Hyla arborea. 16. Rana esculenta. 17. „ temporaria. 18. Bufo vulgaris. “19. „ - variabilis. 20. „ calamita. gende Lurchgattungen, und zwar in: DD u 8. 9. Chioglossalusitanie 10. 2% 13. 14. 15. 16. 17: 18. 19. 20. 21. 22, 23. 24. . Proteus anguinus. . Triton taeniatus. . Triton alpestris. . Triton cristatus. in . Salamandrina per- Südeuropa. „ helveticus. “ marmoratus „ platycepha- lus. Pleurodeles Waltli. Spelerpes fuscus. Bradybates ventri- COSUS. spicillata. Salamandra macu- losa. Pelobates cultripes. Bombinator igneus. Pelodytes punctatus Alytes obstetricans. ) Hyla arborea. j Discoglossus pictus. H 8 p ‚1 Rana esculenta. 4 „ temporaria. Bufo vulgaris. n variahilis. „ ealamita. Geographische Verbreitung. 1) Nordeuropa. Mitteleuropa. Südeuropa. = 1:4 01Proteue: 1. Proteus. 1. Priton. 3. Triton. 2. Triton. = Pe —- 3. Pleurodeles. te — 4. Chioglossa. &. — 5. Spelerpes. zer‘ _ 6. Bradybates. — — 7. Salamandrina. — 3. Salamandra. 8. Salamandra. 2. Pelobates. 4. Pelobates. 9. Pelobates. 3. Bombinator. 5. Bombinator. 10. Bombinator. — 6. Pelodytes. 11. Pelodytes. = 7. Alytes. 12. Alytes. 4. Hyla. 8. Hyla. 13. Hyla. _ — 14. Discoglossus. 5. Rana. 9. Rana. 15. Rana. 6. Bufo. 10. Bufo. 16. Bufo. Die Schlüsse, welche sich aus diesen beiden Zusammenstellungen für die geographische Verbreitung der europäischen Lurche ergeben, sind leicht ersichtlich. Vor Allem fällt sofort die entschiedene Zu- nahme unserer Thiere von Norden nach Süden zu in die Augen, so dass Südeuropa mehr als doppelt so viel Arten besitzt, wie der Nor- den unseres Welttheiles. Es entfallen nämlich auf Nordeuropa we- niger als die Hälfte, auf Mitteleuropa nahezu zwei Drittel und auf Südeuropa über drei Viertel der Gesammtzahl aller einheimischen Amphibien. Nordeuropa bleibt hinter Mitteleuropa um 9, hinter Südeuropa um 13 Species zurück; zwischen Mittel- und Südeuropa ist der Abstand hinsichtlich der Artenzahl ein weit geringerer, sehr auffallend tritt jedoch der Unterschied beider Faunen hervor, wenn wir die Zusammenstellung der Genera betrachten, indem Südeuropa keiner einzigen europäischen Lurchgattung entbehrt, und da das Verhältniss der Genera in den drei Gebieten wie 6:10:16 er- scheint, so ergiebt sich hieraus, dass Mitteleuropa ein und zwei Drittel Mal, Südeuropa aber zwei und zwei Drittel Mal so viel Gat- tungen besitzt als Nordeuropa. Sehen wir uns endlich noch um die den einzelnen Gebieten eigenthümlichen Formen um, so bemerken wir, dass der Norden keine einzige, Mitteleuropa nur drei, Süd- europa hingegen acht specifische Arten besitzt, so dass hiermit über ein Viertel aller europäischen Amphibien auf den Süden unseres Welttheiles beschränkt erscheinen. Da ferner von der Gesammtzahl 160 Amphibien. der einheimischen Lurche in Südeuropa nur vier fehlen, und alle nordeuropäischen Arten auch in Mitteleuropa vertreten sind, so er- sieht man auch, dass den im Norden auftretenden Formen nach Süden zu eine viel weitere Verbreitung zukommt, als dies umgekehrt von den südlichen Arten der Fall ist. Es versteht sich übrigens wohl von selbst, dass die einzelnen Gattungen und Arten über jedes der drei Gebiete nicht gleichförmig verbreitet sind, sondern bald ein grösseres, bald ein kleineres Areale haben. Es mag in dieser Richtung nur bemerkt werden, dass die Anuren, deren weitere Verbreitung im Allgemeinen wir schon früher constatirten, auch viel weiter nach Norden gehen, als die Urodelen, und während letztere das südliche Skandinavien kaum überschreiten dürften, erstrecken sich die Anuren bis an oder selbst über den Polarkreis. Unter allen einheimischen Amphibien scheint Rama temporaria am weitesten nach Norden vorzudringen, da sie noch bei Quicjöck in den Lappmarken vorkommt, und sich vielleicht, wie wir bereits oben erwähnten, sogar auf Island findet. Schliesslich wollen wir noch die westliche und östliche Hälfte unseres Welttheiles einer ähnlichen Betrachtung unterziehen, wobei wir den 35. Gr. östl.L. als Grenze zwischen West- und Osteuropa an- nehmen. Zu ersterem gehören hiermit ausser Island und den briti- schen Inseln noch fast ganz Skandinavien, ferner Dänemark mit den Niederlanden und Belgien, Frankreich und die pyrenäische Halbinsel, Deutschland, Italien, Illyrien und Dalmatien; Osteuropa umfasst Ungarn und die Karpathenländer, Russland und die Balkan-Halb- insel. Stellen wir nun für beide Theile zuerst die Species in einer der früheren analogen Weise zusammen, se ergiebt sich hiermit nachfolgende Uebersicht. Westeuropa. Osteuropa. 1. Proteus anguinus. 1. Proteus anguinus. 2. Triton taeniatus. 2. Triton taenıatus. 3 »„ helveticus. u 4 „. vıttatus. = 5. - „. alpestris. 3. Triton alpestris. 6 x marmoratus. Zu 7 „ Blası. 8. .yub erısbakus: 4. Triton eristatus. 9. platycephalus. — ” 10. Pleurodeles Waltli. rn, 11. Chioglossa lusitaniea. 277 ! Geographische Verbreitung. 161 12. Spelerpes fuscus. 13. Bradybates ventricosus. 14. Salamandrina perspicillata. 15. Salamandra atra. 16. J maculosa. 17. Pelobates fuscus. 18: 5 eultripes. 19. Bombinator igneus. 20. Pelodytes punctatus. 21. Alytes obstetricans. 22. Hyla arborea. 23. Discoglossus pictus. 24. Rana esculenta. 25. ,„ temporaria. 26. Bufo vulgaris. 27. „ variabılıs. 28. „ calamıta. Eine ähnliche Zusammenstellung stehende Uebersicht: Westeuropa. . Proteus. . Triton. . Pleurodeles. . Chioglossa. . Spelerpes. . Bradybates. . Salamandrina. . Salamandra. . Pelobates. . Bombinator. . Pelodytes. . Alytes. . Hyla. . Discoglossus. . Rana . Bufo. m SS NIS PRPOD — » — HH [or >) Su Sr su VO) se 9. 10. 14} 12. 13. 14. PB . Salamandra atra. A maculosa. . Pelobates fuscus, . Bombinator igneus. Hyla arborea. Rana esculenta. „ temporaria. Bufo vulgaris. variabilis. calamita. ” R) der Gattungen liefert nach- Osteuropa. . Proteus. . Triton. . Salamandra. . Pelobates. . Bombinator. . Hyla. . Rana. . Bufo. Die Vergleichung dieser Zusammenstellungen ergiebt noch aufge fallendere Unterschiede, als es bei den vorigen der Fall war. Na- mentlich tritt hier das schon im Früheren erwähnte Gesetz der Schreiber, Herpetologia europaea. 11 162 Amphibien. Abnahme der Amphibien nach Osten zu in sehr auffallender Weise zur Erscheinung, indem der Westen alle in Europa überhaupt vor- kommenden Gattungen und Arten enthält, wogegen auf den Osten von beiden nur die Hälfte entfällt. Es besitzt demnach der Osten keine einzige ihm eigenthümliche Species, während nicht weniger als die Hälfte aller einheimischen Lurche auf den Westen beschränkt erscheint. Auch die bereits aus dem Vorigen gezogene Behauptung, dass die Urodelen im Allgemeinen mehr auf den Westen gehäuft sind, während die Anuren eine im Ganzen mehr gleichmässige Ver- breitung zeigen, wird hier neuerdings erhärtet. Wenn man näm- lich die zwei Ordnungen der Amphibien bezüglich ihrer Vertheilung in beiden Gebieten vergleicht, so sieht man, dass von den Urodelen 5 Gattungen und 10 Arten nur im Westen vorkommen, während von den Anuren nur 3 Genera und 4 Species im Osten nicht ver- treten sind, Auch werden im Westen die Anuren von den Urodelen an Menge genau in derselben Weise übertroffen, wie dies im Osten von den Urodelen gegenüber den Anuren der Fall ist, indem sich in Westeuropa die Urodelen zu den Anuren wie 4 zu 3, in Osteuropa hingegen wie 3 zu 4 verhalten. Um nun von allem bisher über die geographische Verbreitung der Amphibien Gesagten noch einen Totaleindruck zu gewinnen, wollen wir die Resultate unserer gesammten Untersuchungen in einer Haupttabelle zusammen stellen, wobei wir wie vordem die Gattungen durch römische, die denselben entsprechende Specieszahl aber durch daneben gestellte arabische Ziffern bezeichnen, und zu- letzt noch den in Procenten ausgedrückten Reichthum an Amphibien für jedes einzelne Gebiet hinzusetzen. Es würde sich demnach die Uebersicht der europäischen Lurch- fauna mit Rücksicht sämmtlicher daselbst vertretener Gattungen und Arten für die fünf Haupttheile des ganzen Faunengebietes in nachstehender Weise gestalten: R Mr, Davon Artenzahl Lebe t. H Iynr Urodelen. | Anuren. |” Proseuken: Nordeuropa VL 11 1.5 VB Mitteleuropa X. 20 II. 10 VI. 10 Südeuropa XVI. 24 VIH. 13 IV. 11 ‚Westeuropa x'VI..28 | VIIL16 VII. 12 Osteuropa VII. 14 II. 6 Vv.8 Geographische Verbreitung. 163 Wenn auch aus dieser letzten Tabelle keine neuen Thatsachen mehr hervorgehen, so bringt dieselbe doch die der Verbreitung un- serer Lurche zu Grunde liegenden Gesetze sehr klar zur Anschauung, so dass wir dieselben zum Schlusse unserer Betrachtungen noch einmal zusammenfassen wollen. Es geht nämlich aus den bisher gepflogenen Untersuchungen hervor, dass: 1. die Urodelen, sowie die Amphibien überhaupt, von Norden nach Süden und namentlich nach Westen hin in steigendem Verhältnisse zunehmen, und 2. dass die Anuren im Ganzen viel gleichmässiger verbreitet erscheinen als die Urodelen und im Norden und Osten die letzteren durchschnittlich überwiegen. So wären wir denn mit unseren Ausführungen zu Ende und wollen es noch einmal hervorheben, dass mangelhafte Angaben und zweifelhafte Bestimmungen manche Unrichtigkeiten und Lücken werden veranlasst haben, deren Ausgleichung erst von der Zukunft zu erwarten ist; doch kann auch nicht geläugnet werden, dass schon aus dem Gegebenen eine hinreichende Menge interessanter Resultate ersichtlich ist, und dass hierdurch die der Verbreitung der europäi- schen Amphibien zu Grunde liegenden Gesetze wenigstens in ihren Hauptmomenten mit genügender Klarheit hervortreten. 12 nu "oh AI s in Ws Er kr ea | I Hi Ps eh Br f \r > ‚SE f Sog 4.2 a a ba, BE, F ir Atıya Pe i RR, dr ji ‘ H uBlr‘ Ki! ) } 4 ei , ap a et ar Sa . ’ RN 17 har 147 Ma u. f 0R 5 u We u # ORT dar y vuot arıha. Art sem Po brurE n 2 MR Marl j ildle lan v i sei, fs a dp ; ‚ ee yir i hıf? ACT ENT, Mur“ Kath } dAlı = # dr aor ls aha (ao Br In. un AO GENRE day u. ad aaa N nz Mk bl 0 er Ne) f hau v h Ne} Yı ”) alrlı).. us Kar ter Eat 3 cr Di, ” f Er ar eh : : U t DIDTIECKENT. a Ar ee ie “en { a Pr s - 3 - , K: “ nie NT # w D . 4 R w Ze E - ‘ UN N as Fr “ f} - g [ [2 Il. ABTHEILUNG. | ae UNBW ah et a Frl SEE ei w. ei, = AiLLAURLAIU WUNDE, FIET TEE 1.8 E PN TB DN NG: Die Reptilien sind kaltblütige Wirbelthiere, welche während ihrer ganzen Lebenszeit durch Lungen athmen. Die Gestalt des Körpers ist im Allgemeinen sehr verschieden, und kann von der kurzen Scheiben- bis zur gestreckten Walzenform in allen möglichen Abstufungen wechseln. Der Kopf ist fast immer länger als breit, in vielen Fällen hinten mehr weniger von der Breite des Rumpfes und von demselben gar nicht oder nur durch eine bald seichtere, bald tiefere Einschnürung geschieden, in anderen Fällen wieder mittelst eines deutlichen, ob- wohl selten langen Halses mit dem Körper verbunden. Die gewöhn- lich kleinen Nasenlöcher sind meist weit nach vorn gerückt und bald über der Schnauzenspitze, bald hinter derselben an den Seiten des Kopfes gelegen. Die Augen zeigen einen sehr verschiedenen Grad der Entwicklung; während sie bei einigen äusserst klein, ja mitunter selbst von der allgemeinen Körperhaut überzogen sind, erscheinen sie bei anderen frer und gut ausgebildet, obwohl nur selten stark vorragend oder von besonderer Grösse. Die Augen- lider, welche nicht selten ganz fehlen, geben durch ihre wechselnde Bildung der Systematik sehr verwendbare Merkmale an die Hand; sie erscheinen meist längsgespalten, wobei das untere Lid das obere an Grösse stets bedeutend übertrifft, und der Pupille gegenüber nicht selten mit einer glasartig durchscheinenden Stelle versehen ist; doch kommen auch ringförmige, meist theilweise in die Augenhöhle zurückgezogene, ja mitunter selbst halbkugelförmige oder uhrglas- artige, nur in der Mitte geöffnete Lider vor. Sehr häufig findet sich auch eine sogenannte Nickhaut, welche gleichsam als drittes 168 Reptilia. Lid vom Innenwinkel des Auges bald mehr, bald weniger weit nach vorn geschoben werden kann. Ein äusseres Ohr ist niemals vor- handen, bei vielen jedoch das Trommelfell an der Oberfläche der Kopfseiten frei zu Tage liegend. Das Maul ist bald mehr, bald weniger weit gespalten, in manchen Fällen ziemlich nach hinten auf die Unterseite des Kopfes gerückt, bei vielen einer ausserordent- lichen Erweiterung fähig. Die Bezahnung ist vielen Verschieden- heiten unterworfen; während einige Reptilien vollkommen zahnlos sind, und nach Vogelart bloss schneidig geschärfte Kieferränder be- sitzen, zeigen sich andere mit mehr weniger zahlreichen Zähnen versehen, die sowohl in den Kiefern als auch im Gaumen stehen. Diese, fast nie zum Kauen, sondern gewöhnlich nur zum Ergreifen und Festhalten der Beute dienenden Zähne sind meistens klein und nur selten in eigenen Höhlen der betreffenden Knochen eingekeilt, sondern entweder den Kieferrändern aufsitzend (Acrodonten) oder an der Innenseite derselben in einer Rinne festgewachsen (Pleuro- donten); ihre Form ist in der Regel die eines schlanken, nach rück- wärts schwach gekrümmten Kegels, mitunter sind sie aber auch seitlich zusammengedrückt und an der Spitze gezackt. Bei einigen Familien sind dieselben mit einem Canal oder einer Rinne versehen, die, in Verbindung mit an den Kopfseiten gelegenen Giftdrüsen, zur Ableitung des von denselben ausgeschiedenen Secretes dienen. Ebenso verschieden als die Bezahnung erweist sich die Form der Zunge; sie ist bald dick und fleischig, bald dünn und bandförmig, im er- steren Falle mitunter in ihrer ganzen Unterseite an den Boden der Mundhöhle angewachsen, im letzteren Falle meist mehr weniger hervorstreckbar, an der Spitze oft gabelig oder zweitheilig und meist in eine Scheide zurückziehbar. Nicht minderem Wechsel unterliegt die Ausbildung der Beine; während einige Formen keine Spur von äusseren Gliedmaassen zei- gen, sind sie bei anderen theils nur als Rudimente, theils aber auch in der gewöhnlichen Vierzahl vorhanden. Doch auch im letzteren Falle sind sie fast immer kurz und schwach, nur selten geeignet den Körper über den Boden zu erheben. Die Zehen, deren Zahl von zwei bis fünf wechselt, sind in der Regel vollkommen frei und in eine Linie gestellt, nur selten einander entgegengestellt und dann mitunter in zwei einer Greifzange ähnliche Bündel verwachsen. Manchmal sind dieselben ganz oder theilweise erweitert, und an der Unterseite dieser Erweiterungen mit eigenthümlichen, meist blätter- oder scheibenartigen Kletterballen versehen, welche nach Art der Saugnäpfe wirkend den Thieren ein Haften an senkrechten oder selbst überhangenden Flächen und Gegenständen gestatten. Die Enden der Finger zeigen fast immer scharfe, hornige Krallen, die Reptilia. 169 nur selten an einzelnen Zehen fehlen, und bei einigen Formen nach Katzenart zurückgezogen werden können. Der niemals fehlende Schwanz ist selten deutlich abgesetzt und nur ausnahmsweise kurz und stummelartig, bei den meisten hingegen gut, ja selbst bedeutend entwickelt, so dass er die Länge des Kör- pers oft um ein Mehrfaches übertrifft. Die Cloake ist meistens quer, seltener längsgespalten. I) Die Haut ist niemals nackt, sondern stets mit verschiedenen Bedeckungen versehen, die theils als wirkliche Knochenschuppen in eigenen Taschen der Lederhaut stecken, meistens aber nur aus schuppenähnlichen, von Oberhaut überzogenen Ausstülpungen der Lederhaut bestehen. Bei vielen sondern sich in diesen Erhöhungen des Coriums noch besondere Knochenbildungen ab, welche, theils unter einander, theils mit dem Skelette verwachsend, mitunter zu panzerartigen oder schildförmigen Bildungen zusammentreten. Die bei den Amphibien so häufigen Drüsen sind bei den Repti- lien viel seltener und in der Regel nur auf einzelne Körperstellen beschränkt. Die Reptilien sind mit wenigen Ausnahmen Raubthiere, welche in der Regel nur lebende Beute und fast immer ganz verschlingen. Die meisten leben am Lande, nur die Minderzahl unter ihnen be- ständig, sehr viele hingegen in der Nähe des Wassers, das sie dann oft und gern aufsuchen; doch findet man sie auch häufig an voll- kommen dürren, wasserarmen Orten, wo sie hinsichtlich ihres Feuchtigkeitsbedürfnisses ausschliesslich auf Thau und Regen ange- wiesen erscheinen. Die meisten sind einer sich mehrmals im Jahre wiederholenden Häutung unterworfen, wobei die alte, ausgetrocknete Epidermis gewöhnlich im Zusammenhange abgestreift wird. Fast alle legen Eier, die von einer leder- oder pergamentartigen Schale umgeben sind, mitunter von einem gemeinschaftlichen Eischlauch eingehüllt erscheinen und nur ausnahmsweise von den Eltern be- brütet werden sollen, sondern in der Regel an solche Orte abgelegt werden, wo sie durch die natürliche Wärme der Umgebung zur Ertwicklung gelangen. Ihre Anzahl ist im Vergleiche zu den Amphibien nur eine geringe; einige Reptilien gebären jedoch auch lebendige Junge. Uebrigens sind diese Ver- hältnisse hier nicht von der Bedeutung, wie bei anderen Thier- classen, indem oft eine und dieselbe Art je nach Umständen bald eierlegend, bald lebendig gebärend sein kann. Die Jungen, welche an Form und Körpergestalt den Alten vollkommen gleichen, unter- scheiden sich jedoch von den letzteren fast immer bedeutend in Färbung und Zeichnung; in dieser Hinsicht differiren häufig auch 170 Reptilia. die beiden Geschlechter, von denen das weibliche in der Regel das männliche an Grösse übertrifft. H Alle in Europa vorkommenden Reptilien halten während der kalten Jahreszeit einen Winterschlaf, wobei sie sich mitunter ge- meinschaftlich an geschützte, oft tief unter der Erde liegende Oert- lichkeiten zurückziehen, welche sie dann, je nach Klima und Witte- rung, bald früher, bald später verlassen. | Die Classe zerfällt in vier Ordnungen, welche mit Ausnahme ‘der Hydrosaurier auch sämmtlich bei uns vertreten sind; ihre Unter- scheidung kann in nachfolgender Weise geschehen: 1. Körper gestreckt, frei, Mund immer bezahnt, Cloake quer gestellt „ kurz, scheibenförmig, in einen knöchernen oder leder- artigen Panzer eingeschlossen, der nur vorn und hinten zum Durchtritt der Gliedmaassen, des Kopfes und Schwanzes ge- öffnet ist. Kiefer stets zahnlos, mit schneidig zugeschärf- ten Rändern. Cloake längsgespalten, Zehen niemals frei. 3. Ordng. Chelonia. 2. Körper fusslos ee „ mit vier deutlichen Beinen . . . 2. Ordng. Sauria. 3. Augen wenn frei, so mit deutlichen längsgespaltenen Lidern; wenn verborgen, so After mit einer Porenreihe 2. Ordng. Sauria. Augen wenn frei, so stets vollkommen lidlos; wenn verborgen, so After ohne Porenreihe. . . . „ . 1. Ordng. Ophidia. I. Ordng. Ophidia. Pedes, palpebrae tympanumgque nulla. Der Körper ist sehr verlängert, gestreckt spindelförmig oder walzig, bald in seiner ganzen Ausdehnung ziemlich gleich dick, häufiger jedoch nach vorn und rückwärts mehr weniger deutlich verschmälert, die Vorderbeine niemals vorhanden, die Hinterglied- maassen manchmal in Form zweier zu Seiten des Afters hervor- ragender Sporne angedeutet (Peropoda). -Der Kopf ist bald klein und hinten in seiner ganzen Breite mit dem Rumpfe verschmolzen, bald wieder ziemlich gross und durch eine mehr oder weniger aus- gesprochene halsartige Einschnürung vom Körper deutlich geschie- den. Seine Form ist entweder die eines stumpf zugespitzten Kegels, gewöhnlich aber die eines gestreckten Ovales oder einer Ellipse, von oben meist mehr oder minder abgeplattet, dessen Seiten bald schief nach aussen und abwärts gerichtet, bald wieder plötzlich und ziem- lich steil, nicht selten sogar senkrecht abfallend, wodurch dann an der Grenze seines Ober- und Seitentheiles eine von den Nasenlöchern zum oberen Augenrand hinziehende, bald mehr, bald weniger deut- liche Kante, die sogenannnte Schnauzenkante (Canthus rostralis) entsteht. Mitunter ist der Kopf der Länge nach gefurcht oder ver- tieft, was seltener oben (Coelopeltis), häufiger an den Seiten, beson- ders in der zwischen Nasenloch und Auge liegenden, sogenannten Zügelgegend (Regio frenalis) der Fall ist. Der Mund ist bei den einen klein und dann oft ziemlich weit hinter die Schnauzenspitze an die Unterseite des Kopfes gerückt (Stenostomata), bei anderen wieder bis weit hinter die Augen gespalten und dann einer ausser- ordentlichen Erweiterung fähig (Eurystomata). Die stets ziemlich kleinen Nasenlöcher sind immer nach vorn, bald zu Seiten, bald über der Schnauzenspitze gelegen; bei einigen findet sich zwischen Nasen- 172 Reptilia. loch und Auge eine tiefe, mit Schuppen ausgekleidete Grube (Bo- throphes). Die Augen sind von verschiedener Grösse, oft sehr klein und rudimentär und selbst von der allgemeinen Körperhaut überzogen (Scolecophides), meist jedoch verhältnissmässig gross, ziemlich in der Mitte der Kopfseiten gelegen und dem Kieferrande stark genähert. Augenlider sind niemals vorhanden, indem die über das Auge ohne Unterbrechung hinziehende Oberhaut daselbst glasartig durchschei- nend wird, und dasselbe nach Art eines Uhrglases bedeckt; die Pu- pille ist bald rundlich, bald senkrecht gestellt und längsgespalten. Das Trommelfell ist niemals sichtbar. Die nie zum Kauen, sondern stets nur zum Ergreifen oder Verwunden der Beute dienenden Zähne sind hinsichtlich ihrer Bildung und Anordnung manchen Verschieden- heiten unterworfen, obwohl ihre Form stets die eines schlanken, nach rückwärts gekrümmten Kegels ist. Während aber diese Zähne bei den einen kurz, durchaus solid und unbeweglich sind (Aglypho- donta), erscheinen bei anderen wieder einzelne derselben bedeutend verlängert, in eigene Falten des Zahnfleisches zurücklegbar und dann mit einem längs ihrer Axe durchziehenden Canale (Solenoglypha), oder mit einer an ihrer Vorderseite verlaufenden Furche versehen (Proteroglypha), die zur Ableitung des in den Giftdrüsen erzeugten Secretes dient. Was nun die Stellung der Zähne betrifft, so sind bei den meisten beide Kiefer und der Gaumen bezahnt, obwohl der Oberkiefer bei einigen Giftschlangen oft so rudimentär wird, dass er nur auf einen nach vorn zu stehenden Rest beschränkt ist} und dann der Oberrand des Mundes fast zahnlos erscheint. Die zu einem Tastorgan umgewandelte, stets vorstreckbare Zunge ist lang und schmal, mehr: weniger bandförmig, nach hinten in eine eigene Scheide zurückziehbar, nach vorn gabelig oder zweispaltig; bei den meisten kann sie durch einen am Vorderrande der Oberlippe angebrachten Ausschnitt auch bei geschlossenem Munde hervorgestreckt werden. Der Schwanz ist immer vorhanden, obwohl von sehr wechselnder Form und Länge, bei den einen sehr kurz und dann meist ziemlich plötzlich und stumpf zugespitzt, bei anderen wieder lang oder sehr lang in eine dünne Spitze allmälig verjüngt, in manchen Fällen sogar höher als breit, von der Seite zusammengedrückt und ruder- förmig. / Die Haut der Schlangen ist in ihrer ganzen Ausdehnung stets mit zusammenhängenden Oberhautgebilden bedeckt, welche, da sie für die Systematik von besonderer Wichtigkeit sind, etwas näher betrachtet werden müssen. Im Allgemeinen können diese Gebilde in zwei Gruppen gebracht werden, die man je nach ihrer Ausdeh- nung und Gestaltung mit dem Namen Schuppen oder Schilder belegt. Die Oberseite des Rumpfes und Schwanzes ist ohne Aus- Ophidia. 173 nahme.mit Schuppen bekleidet, die sich in manchen Fällen auch auf Kopf und Unterseite ausdehnen. Diese Schuppen, deren Form im Allgemeinen die einer verrundeten Raute oder eines länglichen Sechseckes ist, sind entweder am ganzen Körper ziemlich gleich gross, häufig jedoch nach den Seiten zu bedeutend vergrössert, so dass hier ihre Breite die Länge oft deutlich übertrifft, während am Rücken in der Regel das Gegentheil der Fall ist; desgleichen sind die Schwanzschuppen gewöhnlich der Quere nach erweitert. Ihre Oberfläche ist bald glatt, bald mit längs ihrer Mittellinie hinlaufen- den, erhabenen Leisten versehen, welche Kiele (carinae) genannt werden. Die Länge und Gestalt dieser Kiele ist übrigens mancherlei Wechsel unterworfen, und während sie bei manchen Gattungen sehr scharf und deutlich vorspringen, sind sie wiederum bei anderen so schwach und stumpf, dass sie oft nur bei schiefer Ansicht der Schuppen und besonders günstiger Beleuchtung hervortreten; auch können sie die ganze Länge oder nur einen Theil der Schuppen durchziehen, sind in ihrer gesammten Erstreckung entweder ziem- lich gleich stark, oder aber gegen das Ende mehr weniger verdickt, ja mitunter selbst knotig angeschwollen. WUebrigens sind diese Kiele für die Systematik von keiner sehr grossen Bedeutung, da sie bei vielen Arten erst im Alter hervortreten, in der Jugend aber oft vollkommen fehlen. Weit seltener sind die Schuppen der Länge nach vertieft oder ausgehöhlt, wodurch sie dann in manchen Fällen eine fast löffelförmige Gestalt erhalten (Coelopeltis). Was endlich die Stellung der Schuppen be- trifft, so sind sie stets ın hinter einander liegende Längs- und zugleich in entweder ziemlich gerade, meistens aber mehr we- niger schiefe Querreihen geordnet, und dabei entweder vollkommen angewachsen und neben einander liegend, oder in ihrem hinteren blärts ep his D h one Pall. Theile in grösserem oder gerin- { aucns Fe P E . . N die auf Sale en er. os a ano reihen und die Art sie zu zählen an. ren die hinteren theilweise be- deckend ; letzteres wird mit dem Ausdruck geschindelt (imbricatus) bezeichnet. Obwohl die Anzahl der Längsreihen sowohl nach vorn, noch mehr aber nach hinten zu allmälig abnimmt, so bleibt sie an den gleichen Körperstellen bei einer und derselben Art meist ziemlich beständig, in Folge dessen sie ein für die Systematik gut verwendbares Merkmal abgiebt. Man pflegt daher die Schuppenreihen zu zählen, wobei man von der 174 Reptilia. untersten Längsreihe beginnend bis zur letzten der entgegengesetzten Seite fortschreitet, und, um einer Irrung vorzubeugen, gewöhnlich in einer und derselben Querreihe weiterzählt, die Zählung selbst etwa in der Mitte oder in dem ersten Drittel des Rumpfes vorneh- mend. Figur 28 (a. v.S.) sucht die Art und Weise, wie die Schuppen gezählt werden, zur Anschauung zu bringen. Bei den meisten Schlangen sind Kopf und Unterseite mit grösseren, polygonalen Oberhautgebilden bedeckt, welche eine mehr tafelartige Gestalt haben und mit dem Namen Schilder (Scuta) be- legt werden; die am Kopfe gelegenen werden im Allgemeinen Kopf- schilder, die auf der Unterseite des Körpers gelegenen Bauch- schilder (Gastrostega) und Schwanzschilder (Urostega) genannt. Fig. 29, Die Bauchschilder haben in der fi Regel die Gestalt von queren Schienen oder Halbringen, die einander in Form und Grösse ziemlich gleichen und fast immer bedeutend mehr in die Breite als in die Länge entwickelt sind; sie stehen stets in einfacher Reihe hinter einander, während die meist schmäleren Schwanzschilder Pr _ Pig] PP „m 3 ee © » a fast immer eine Doppelreihe bil- den. Alle zuletzt genannten Schil- Zamenis atrovirens Shaw. der sind theils vollkommen auf a Bauchschilder (Gastrostega), d Schwanz- 5 5 schilder (Urostega), e Afterschilder (scuta der Unterseite gelegen, theils aber analia), d letzte Schuppenreihe. auch nicht selten mit ihren äusser- - sten Enden mehr weniger auf die Körperseiten hinaufgebogen, wodurch dann, wenn dies ziemlich plötzlich geschieht, mitunter eine oft ziemlich deutliche Leiste ent- steht, die an der Grenze zwischen Ober- und Unterseite hinlaufend, als sogenannte Bauch- oder Seitenkante bezeichnet wird. Der am hintersten Rumpfende gelegene After stellt eine quer geöffnete Spalte vor, die in der Regel von zwei, seltener von einem Schilde, dem Afterschilde (scutum anale), bedeckt wird (Fig. 29). Die grösste Mannichfaltigkeit zeigen jedoch die Schilder an der Oberfläche des Kopfes, der dadurch zu dem systematisch wichtigsten Theile des Schlangenkörpers wird; wir wollen zu dem Ende dessen Beschilderung in ihrer höchsten Ausbildung betrachten, wie sie bei den europäischen Ophidiern etwa in der Familie der Colubrinen vorkommt. Wenn wir den Kopf einer solchen Schlange von oben ansehen (Fig. 30), so finden wir ihn etwa von der Schnauzenspitze bis zum Scheitel mit einer Anzahl von Schildern bedeckt, die in Ophidia. 175 ihrer Gesammtheit mit dem Namen des Hutes oder Pileus bezeich- net werden. Man kann in demselben bei den meisten einheimischen Schlangen acht Schilder unter- scheiden, die mit Ausnahme eines einzigen stets paarweise vorhan- densind; dieses unpaare, welches so ziemlich die Mitte der ganzen Kopftäfelung einnimmt, ist meist von ziemlicher Grösse, nach vorn sehr stumpfwinkelig oder fast gerade abgestutzt, nach hinten Calopeltis Aesculapii Ald. in eine dreieckige Spitze ausge- [2 Stirnschild (seutum frontale), b Brauen- zogen; es wird mit dem Namen schilder (scuta supraocularia), c hintere : n (se. praefrontalia), d vordere Schnauzen- Stirn- oder Frontalschild schilder (se. internasalia), e Scheitelschilder (seutum Frontale, a) belest. Von (sc. parietalia). den Augen wird dieses Stirn- schild durch zwei zu dessen Seiten stehende Schilder, die Brauen- oder oberen Augenschilder (scuta supraocularia, b) getrennt; sie sind von dem Frontale meist wenig an Länge, öfters jedoch an Breite verschieden, an ihrem Aussenrande bald gerade, bald etwas ausgebuchtet, und nicht selten daselbst über die Augen mehr weni- ger vorspringend. Diesen drei zwischen den Augen gelegenen Schildern schliessen sich dann nach vorn noch zwei, nach hinten aber nur mehr ein Paar grösserer Tafeln an; das unmittelbar vor dem Frontale stehende Paar führt den Namen derhinterenSchnau- zen- oder Praefrontalschilder (scuta praefrontalia, ec), die auf diese nach vorn zu folgenden zwei Schilder werden die vorderen Schnauzen- oder Internasalschilder (scuta internasalia, d) ge- nannt; sie bilden den vordersten Theil des Pileus und sind in der Regel die kleinsten aller Kopfschilder. Das letzte und grösste Schilderpaar endlich, welches nach hinten den Pileus abschliesst, besteht aus den beiden Scheitel- oder Parietalschildern (scuta parietalia, e), welche nach rückwärts stets mehr oder weniger ver- schmälert, im Allgemeinen etwa eine unregelmässige Dreiecksform zeigen. Was nun die Seiten des Kopfes betrifft (Fig. 31 a. f. S.), so zeigt sich hier zunächst an der Schnauzenspitze ein grösseres, un- paares Schildchen, welches nach unten an den Mundrand, nach oben zu aber an die Internasalia stosst; es ist dies das Rüssel- oder Rostralschild (scutum rostrale, f). Der Unterrand desselben zeigt meistens einen bald mehr, bald weniger tiefen Ausschnitt, welcher dazu dient, die Zunge auch bei geschlossenem Munde hervortreten zu lassen; nach hinten ist das Rostrale fast immer verschmälert und 176 Reptilia. gewöhnlich etwas auf den Pileus übergewölbt, so dass es nicht selten auch von oben theilweise sichtbar ist. An das Rüsselschild fügt sich dann zu beiden Seiten des Kopfes eine Anzahl nach hinten meist grösser werdender Schilder an, welche den Rand des Ober- kiefers säumend unter dem Auge weg bis zum Ende der Mund- spalte ziehen; sie werden als Oberlippen- oder Supra- labialschilder (scuta supra- labialia, 9) unterschieden, und sind, da sie bei einer und der- selben Art der Zahl nach ziem- lich beständig sind, für die Cha- rakteristik nicht ohne Werth. Endlich kann man zu beiden Sei- ten der Schnauze noch eine Reihe von Schildchen bemerken, welche vom Seitenrande des Rostrale A. Tropidonotus viperinus Latr. Bungabend Snake GER ie ae f Rüsselschild (seutum rostrale), g Ober- labialen und dem Pileus hinziehen. Ka 9 een FerrelaH oe y Na- Das erste dieser Schilder, welches EL AS; nach oben zu an das Internasale, (sc. frenale), 7 hintere Augenschilder nach unten an die ersten Labialia (sc. postocularia), m Schläfenschilder (sc. grenzt, heisst wegen der in ihm temporalia). x a: B. Periops hippocrepis Linne. ausgehöhlten Nasenlöcher das n Untere Augenschilder (sc. subocularia). Nasenschild (scutum nasale, h); es wird stets als einziges Schild- chen aufgefasst, wenn es auch, wie es oft vorkommt, durch eine in querer. Richtung durch die Nasenlöcher gehende Naht in zwei Hälf- ten getheilt erscheint. Die unmittelbar vor den Augen gelegenen Schilder werden vordere Augen- oder Praeocularschilder (scuta praeocularia, i) genannt; die Form und Anzahl derselben ist selbst bei einer und derselben Art nicht immer beständig, ihr ober- ster Theil sehr häufig mehr weniger auf den Pileus umgebogen und daselbst als dreieckige Platte zwischen das Praefrontale und Supra- oculare eingekeilt. Der zwischen dem Nasale und den vorderen Augenschildern gelegene Seitentheil der Schnauze ist endlich noch durch ein oder mehrere Schildchen ausgefüllt, die mit dem Namen Zügelschilder (scuta frenalia, k) belegt werden, und in ihrer Lage gewöhnlich den Praefrontalen entsprechen. Die das Auge von rückwärts begrenzenden Schilder werden hintere Augenschilder Ophidia. 177 (seuta postocularia, I), die auf diese folgenden endlich Schläfen- schilder (seuta temporalia, m) genannt; mit dem letzteren Namen werden übrigens alle zwischen den Parietalen und hintersten Supra- labialen gelegenen, gewöhnlich in mehreren Reihen über einander stehenden Schildchen bezeichnet. Doch sind gewöhnlich nur die unmittelbar an die Postocularen stossenden von erheblicherer Grösse und entschieden schildartiger Bildung, während die weiter nach hinten folgenden oft kaum mehr von den Schläfenschuppen unter- schieden werden können. — Obwohl der Unterrand der Augen bei den meisten einheimischen Schlangen die Supralabialen berührt, so kommt es doch auch vor, dass letztere von jenen durch dazwischen eingeschobene Schildehen getrennt sind (Periops), die man dann als untere Augenschilder (scuta subocularia, n) unterscheidet. Wenn wir nun endlich noch die untere Kopffläche betrachten (Fig. 32), so finden wir hier zunächst ein im vorderen Kinnwinkel stehendes, unpaares, meist drei- eckiges Schildchen, welches der Ausrandung des Rostrale gegen- überstehend als Kinn- oderMen- talschild (scutum mentale, 0) bezeichnet wird. Den beiden Reihen der Oberlippenschilder entspricht am Rande des Unter- kiefers jederseits eine analoge Reihe von Unterlippenschil- 0 ld en NEON! dexm (seuta sunlanalin, P) deren lippenschilder (scuta sublabialia), qg Rinnen- vorderstes Paar das Mentale zwi- schilder (sc. inframaxillaria), » Kehlschild schen sich einschliesst und in (se. gulare), s Kehlschuppen (squamae der Mittellinie zusammenstosst. gulares. = . Hinter diesen zweiletzt genannten und zwischen den anderen Sublabialen sieht man endlich noch zwei hinter einander liegende Paare grösserer, länglicher Schilder, die Rinnen- oder Inframaxillarschilder (scuta inframasillaria, q), deren vorderes Paar fast immer in seiner ganzen Länge zusammen- stosst, während das hintere nicht selten nach rückwärts mehr weni- ger stark divergirt. Die gemeinschaftliche Naht des ersten Sub- labialpaares sowie der vorderen und hinteren Inframaxillaren ist gewöhnlich stark .rinnenartig vertieft und als sogenannte Kinn - furche (suleus gularis) für die meisten Schlangen sehr bezeichnend. Der durch Auseinandertreten der hinteren Rinnenschilder gebildete Raum wird entweder durch meist in einer Reihe bis zu den Bauch- schildern fortgesetzte und ihnen ähnliche kleine Schildchen, die Kehlschilder (scuta gularia, r), oder aber durch die von den Seiten Schreiber, Herpetologia europaea. 13 178 Reptilia. des Hinterkopfes herüberziehenden Kehlschuppen (squamae gu- lares, s) ausgefüllt. Diese Bildung der Kopfschilder ist übrigens in der hier be- sprochenen Weise nicht bei allen Schlangen vorhanden, doch wird man auf Grundlage des eben Auseinandergesetzten sich bei etwa vorkommenden Abweichungen leicht zurecht finden und ihnen die gehörige Deutung zu geben wissen. Alle Schlangen sind Raubthiere, welche sich nur von lebend gemachter Beute nähren, die bei den kleinsten Arten aus Kerbthieren, sonst aber durchgängig aus Wirbelthieren besteht; die meisten sind wegen ihres sehr erweiterbaren Mundes befühigt Thiere zu ver- schlingen, deren Grösse die Dieke ihres Körpers oft um ein Mehr- faches übertrifft. Da sie auf diese Weise meist ziemlich grosse Portionen ‚verzehren, so pflegen sie nur in gewissen Intervallen Nahrung zu sich zu nehmen, zu deren Verdauung dann aber auch eine ihrer Grösse angemessene Zeitlänge beansprucht wird. Beim Erhaschen des Frasses suchen sie das Thier wo möglich am Kopfe zu erfassen, es dann durch abwechselndes Vorschieben ihrer Kiefer- theile allmälig hinabwürgend; grössere Beute pflegen sie vorerst durch Umschlingungen zu erdrücken und hierauf in bequemer Weise zu packen; die giftigen Arten bringen dem betreffenden Thiere in der Regel nur einen Biss bei, dann ruhig die Wirkung desselben abwartend. Sämmtliche Ophidier sind einer periodisch wiederkehrenden Häutung unterworfen, bei der sich die alte Oberhaut gewöhnlich an den Lippenrändern ablöst und im Zusammenhange umgekehrt, etwa wie ein Handschuh, abgestreift wird. Vor der Häutung, deren Herannahen an dem Trüberwerden der Augen leicht zu erkennen ist, nehmen die Thiere durch einige Zeit keine Nahrung zu sich, wer- den träge und minder bissig und zeigen mehr trübe und unreine Far- ben; um jedoch dieHaut zu diesem Geschäfte geschmeidig zu machen, ist ein gewisser Grad von Feuchtigkeit unumgänglich nöthig, sowie auch fremde, namentlich rauhe Gegenstände vorhanden sein müssen, zwischen denen sich die Schlange beim Abstreifen der Haut durch- zwängen kann; fehlen diese Bedingungen, so geht die Häutung nur unvollständig vor sich, und kann dadurch eine solche Störung in dem Lebensprocess des Thieres hervorgebracht werden, dass es dar- über nicht selten zu Grunde geht. Die meisten Ophidier sind Landthiere und lieben die Hitze und den Sonnenschein; man findet sie daher vorzüglich in der heissen Jahreszeit und am häufigsten an freien, der Sonne ausgesetzten Stellen. Während manche Arten das Wasser entschieden meiden, siedeln sich andere mit Vorliebe in dessen Nähe an, sich dann häufig Ophidia. 179 in dasselbe begebend, theils um sich zu baden, theils um darin nach Nahrung zu suchen; nur die Seeschlangen sind vollkommene Wasser- thiere, welche freiwillig das Festland niemals betreten. Obwohl fusslos sind die Schlangen doch im Stande mit Hülfe ihrer bis an die Hautdecken reichenden Rippen und der nach hinten gerichteten Bauchschilder durch nach einander folgendes Anstemmen dieser Theile an rauhen Flächen mit ziemlicher Schnelligkeit weiter zu kommen und auch durch zu gleicher Zeit ausgeführte Windungen und Schlingungen des Körpers auf erhabene Gegenstände zu klettern; desgleichen vermögen sie sich im Wasser durch wellenförmige Bie- gungen ihres Körpers ziemlich gewandt fortzuhelfen, sowie sie auch durch Einbohren des Kopfes im lockeren Boden allenfalls vorgefun- dene Höhlungen erweitern und zu ihrem Gebrauche adaptiren kön- nen. Viele von ihnen sind Nachtthiere, die des Tages über ver- borgen leben oder höchstens um sich zu sonnen ihre Schlupfwinkel verlassen, von denen sie sich überhaupt selten weit entfernen; in der Ruhe pflegen sie meist in einen Teller zusammengerollt zu lie- gen, wobei der Kopf den Mittelpunkt der Scheibe einnimmt. Die Männchen sind’ von den Weibchen gewöhnlich durch ge- ringere Grösse und manchmal auch durch etwas lebhaftere Färbung verschieden; häufiger kommt es noch vor, dass die für die Jungen charakteristische Zeichnung sich beim weiblichen Geschlechte durch längere Zeit, mitunter selbst durchs ganze Leben lang erhält, wäh- rend sie bei den Männchen meistens bald verschwindet. Alle Schlangen leben einzeln, obwohl man sie an geeigneten Oertlich- keiten oft in Menge beisammen findet, ohne dass sie jedoch durch ein geselliges Band vereinigt würden. Nur zur Brunstzeit kommt es vor, dass sie sich mitunter in grösserer Zahl zusammenfinden und dann in ganzen Haufen an und unter einander liegen; dasselbe ge- schieht oft auch während des Winterschlafes, wo sie ebenfalls manch- mal in Mehrzahl ein gemeinschaftliches Lager beziehen. In der Regel legen die Schlangen Eier, die oft nach dem Legen in einem zu- sammenhängenden Eischlauch vereinigt sind. Die europäischen Ophidier vertheilen sich in fünf Familien, deren Unterscheidung im Nachstehenden folgt: l. Unterseite des Rumpfes mit einer, die des Schwanzes fast immer mit zwei Reihen von Schildern. Augen frei und deutlich. Der ganze Körper oben und unten mit gleichartigen, in der Quere erweiterten, hinten bogigen Schindelschuppen bedeckt. Augen unter dem dasselbe bedeckenden Ocularschild nur als dunkle Punkte durchscheinend. Rostrale sehr weit auf den Pileus übergewölbt, das grösste aller Kopfschilder. Mund- spalte klein, hufeisenförmig, weit hinter der Schnauzenspitze an 12* 180 Reptilia. der Unterseite des Kopfes gelegen. Kinnfurche fehlend. Schwanz äusserst kurz . . . oe.) D..Fam. Scolecophides, . Unterseite des Es mit einer Doppelreihe von Schildern. After ohne Sporne. Augen nach oben zu stets von einem ein- zigen, grossen Supraoculare begrenzt. Kinnfurche sehr deut- lich; Schwanz nach hinten stark verdünnt und zugespitzt. . 3 Unterseite des Schwanzes mit einfacher Schilderreihe. After zu beiden Seiten mit einem kurzen, nagelartigen Sporne. Augen rundherum von einem Kranze kleiner Schuppen umgeben. Kopf kegelförmig mit stark vorragender Schnauze, hinten in seiner ganzen Breite mit dem Rumpfe verschmolzen und ganz mit kleinen, unregelmässigen Schildchen bedeckt, die nur an der Schnauzenspitze BR sind. Schwanz kurz, am Ende stumpf kegelig . . . el. 0.,4', Fam. Per6opodes. 3. Kopf oben mit neun grösseren Schildern, Nasenschild nach vorn mit dem Rostrale zusammenstossend, Augen nach unten zu gewöhnlich von einem Supralabiale berührt . . . 4 Kopf oberseits wenigstens vor den Augen oder auch ganz EN kleinen, unregelmässigen Schildehen oder mit Schuppen be- deckt. Nasenschild und Rostrale nicht an einander stossend. Unterrand der Augen von den Supralabialen durch eine oder mehrere Reihen von Schuppen oder kleinen Schildchen getrennt. Hintere Inframaxillaren meist wenig entwickelt. Pupille ver- tical, längsgespalten. Schuppen gekielt. Schwanz kurz. Mund oben vorn jederseits mit langen, hohlen, zurückziehbaren Gift- zähnen. Anale einfach. . . . . . ... 2. Fam. Viperidae. 4. Kopfseiten in der Zügelgegend (zwischen Nasenloch und Auge) mit einer tiefen, durch Schilder ausgekleideten Grube. Unteres Postoculare lang und schmal, nach vorn zu zwischen das Auge und das vierte Supralabiale eingeschoben. Pupille vertical, längsgespalten, hintere Inframaxillaren meist sehr undeutlich. Schuppen gekielt, Anale einfach, Schwanz kurz. Mund oben nach vorn zu beiderseits mit langen, hohlen, zurückschlagbaren Giftzähnen. . . . ..." 1. Fam. Bothrophes. Kopfseiten in der Zügelgegel chne Grube. Postocularia klein, hintere Inframaxillaren immer deutlich, Anale doppelt. Zähne kurz und unbeweglich, niemals durehbohrt. 3. Fam. Colubridae. 189) Br 181 1. Fam. Bothrophes. Caput inter nares et oculos fovea instructum. Der Körper ist bald plump und in der Mitte mehr weniger verdickt, bald wieder ziemlich schlank und fast vollkommen walzig. Der gut unterschiedene Kopf ist von elliptischer, eiförmiger oder selbst dreieckig herzförmiger Gestalt, oben platt, die Schnauzenkante sehr deutlich ausgebildet, am Vorderende etwas aufgeworfen; seine Bekleidung ist bei verschiedenen Gattungen sehr verschieden, indem er bald mehr oder weniger beschuppt, bald mit den gewöhnlichen neun regelmässigen Schildern bedeckt erscheint; doch sind die Supra- ocularia meistens vorhanden. Die Nasenlöcher stehen in der Regel an der Naht des getheilten Nasale, die Seiten des Kopfes besitzen in der Zügelgegend eine tiefe, mit Schildern ausgekleidete Grube. Die Pupille ist senkrecht, längsgespalten, das hintere Inframaxillar- paar meist wenig entwickelt. Das sehr erweiterbare Maul besitzt oben nach vorn zu sehr lange, hohle, zurücklegbare Giftzähne. Das Rostrale ist höher als breit, unten stark ausgerandet, nach oben mehr weniger verschmälert. Die Schuppen sind gekielt, der Bauch mit einer einzigen, der kurze Schwanz mit einer doppelten Schilder- reihe versehen. Diese fast ausschliesslich auf Amerika und Asien beschränkte Familie ist in Europa nur durch eine einzige Gattung vertreten. E 1. Gatt. Trigonocephalus. Oppel Ordng. Famil. u. Gatt. d. Rept. pag. 65, 11 (1811). Pileus seutis novem tectus. Oculi supralabiale unicum tantum adtingentes. Seuta postocularia duo. Anale simplex. Kleine oder mittelgrosse Schlangen mit deutlich abgesetztem, elliptischem oder dreieckigem Kopf. Der Pileus ist mit neun regel- mässigen, breiten Schildern bedeckt, das Rostrale nicht oder nur wenig nach oben übergewölbt. Die Internasalia sind klein und viel breiter als lang, die Supraocularia von dem Frontale an Grösse meist wenig verschieden, die Parietalia verhältnissmässig klein. Die Nasenlöcher liegen an der Naht des getheilten Nasale, von den zwei Postocularen ist das untere oft bedeutend vergrössert und weitnach 182 | Bothrophes. vorn verlängert. Das Auge wird von unten nur durch ein einziges Supralabiale berührt. Das Afterschild ist einfach, ungetheilt. Die einzige europäische Art dieser Gattung lebt angeblich im äussersten Südosten unseres Welttheiles. 1. Trigonocephalus halys: Nares minimae, scutum postoculare in- Fferius superiore plus quam duplo longius ; tempora scutis magnis regularibus per longitudinem dispositis. — Long. 0'63 m. Coluber halys Pall. Reise d. versch. Prov. d. russ. Reich. III, pag. 703, 38 (1772). — Vipera halys Latr. hist. natur. d. Rept. IV, pag. 87 (1802). — Echidna aspis f. Pallasii Merr. Syst. Amph. pag. 151, 9 (1820). — Trigonocephalus halys Boie Bemerk. üb. Merr. Syst. d. Amph. in Isis XX, pag. 560 (1827). Der Körper ist schlank und durchaus gleichdick, der deutlich gesonderte Kopf lang elliptisch, im hinteren Theile ziemlich gleich- breit, von den Augen nach vorn zu nur wenig verschmälert mit platter Oberfläche, etwas aufgeworfener Schnauzenspitze und steil abfallen- den Seiten, welche durch die in ihrer ganzen Erstreckung sehr gut SS — ausgebildete Schnauzenkante von der Oberseite sehr scharf abgesetzt erscheinen. Die mässig grossen Augen sind von oben nur wenig sichtbar, der kurze, in eine ziemlich stumpfe Spitze auslaufende Schwanz etwa ein Neuntel bis ein Siebentel der ganzen Körperlänge betragend, Trigonocephalus halys Pall. sein Ende oben und seitlich mit einer deutlichen, unten mit einer weniger bemerkbaren Längsfurche versehen. Das Rostrale ist hoch, nach oben bedeutend bogig verschmälert und kaum auf den Pileus übergewölbt, unten durch sehr tiefe Aus- randung‘ fast zweischenklig, an der Spitze abgestutzt oder äusserst stumpfwinklig. Die vollkommen queren Internasalia sind kurz, etwa doppelt so breit als lang, sehr oft gegen einander in einem stumpfen, nach vorn gerichteten Winkel convergirend. Die Praefrontalia sind kaum breiter, aber zwei- bis dreimal so lang als die Internasalia, im Ganzen von ziemlich viereckiger Hauptform. Das Frontale ist ziemlich gross und breit, mit parallelen oder nach hinten nur schwach Fig. 33. Inyp BE Trigonocephalus. 183 sich nähernden Seiten, vorn gerade abgestutzt oder sehr stumpf- winklig, rückwärts in eine mässige Spitze verlängert. Die Supra- ocularia sind etwa um ein Drittel schmäler als das Frontale, mit schwach vorspringendem, etwas ausgebuchtetem Augenrande. Die Parietalia sind ziemlich gross, nach hinten gerundet, an den Seiten oft unregelmässig eingeschnitten oder getheilt. Das Nasale ist gross, etwa trapezisch, von vorn nach rückwärts bedeutend verschmälert, dem ersten Supralabiale aufliegend, etwas hinter der Mitte theilweise oder auch ganz getheilt, das kleine, kreisrunde Nasenloch in der Mitte dieser Theilungslinie gelegen. Von den zwei über einander stehenden Zügelschildern ist das obere länger, das untere höher als breit, letzteres hinten mehr weniger dusgerandet und mit Ausnahme einer schmalen, oben vorspringenden Kante tief eingedrückt und gegen die Grube nach innen geneigt. Von den zwei länglichen Praeocularschildern ist das obere etwas grössere in seinem ganzen Verlaufe ziemlich gleich breit, das untere aber durch die dasselbe begrenzende Zügelgrube nach vorn zu bedeutend verschmälert; die Grube selbst ist sehr tief und deutlich, im Allgemeinen von etwa dreieckiger Form und nach unten zu von dem zweiten und dritten Supralabiale durch ein längliches, oft bis zum Auge reichendes Schildchen getrennt. Von den zwei Postocularen ist das obere klein, unregelmässig polygonal oder halbkreisförmig, das untere sehr gross, schmal und nach vorn zu bogig oder winklig etwa bis zur Mitte des unteren Augenrandes verlängert. Nach rückwärts ist es von drei grossen, in einer Längsreihe hinter einander stehenden Tem- poralschildern gefolgt, die von vorn nach hinten an Grösse abneh- men; über dem ersteren dieser Schilder stehen nach oben zu eines, über dem zweiten zwei, über dem dritten in der Regel drei kleinere, oft schon, namentlich gegen den Pileus zu, ziemlich schuppenartige Schildehen. Von den acht Supralabialen berührt das erste das Na- sale, das zweite das untere Zügelschild und das accessorische Gruben- schildehen, das dritte das letztgenannte Schild, das Auge und oft auch das untere Praeoculare, das vierte das untere Postoculare und das erste Temporale, das fünfte das letztgenannte allein, das sechste dieses und das zweite Temporale, das siebente die zwei letzten und das achte endlich das letzte Temporale. Die hinteren Inframaxil- laria sind als solche kaum zu unterscheiden, da sie von den sie be- grenzenden Kehlschuppen in Form und Grösse kaum abweichen. Die Körperschuppen sind scharf gekielt, länglich eiförmig oder lan- zettlich, längs des Rückens schmal, nach den Seiten aber bedeutend vergrössert. Sie sind ziemlich locker anliegend, deutlich geschindelt und nicht sehr schief gestellt; nach Schlegel sollen siein 27 Längs- reihen geordnet sein, obwohl ich bei allen von mir untersuchten 154 Bothrophes. Stücken stets nur 23 zählte. Die Zahl der Bauchschilder wechselt zwischen 164 und 170, die der Schwanzschilder zwischen 34 bis 42. Ich sah kein Exemplar, welches die Länge von zwei Fuss und die Dicke eines Fingers merklich überschritten hätte, kann jedoch nicht sagen, ob das Thier nicht bedeutendere Ausmaasse erreicht. Die Grundfarbe der Oberseite ist ein helles, meist mehr oder weniger ins Gelbe geneigtes Grau, welches durch breite, zackige, stellenweise in alternirende Doppelflecken aufgelöste und bis zur Schwanzspitze hinziehende Querbinden unterbrochen ist. Aehnliche, aber viel kleinere und undeutlichere, häufig etwas in die Länge ge- zogene Flecken laufen längs der Körperseiten in einer oder zwei abwechselnden Reihen hin; am Schwanz ist jedoch diese Reihe immer einfach, und die einzelnen Flecken durch Streckung oder Anein- anderrückung mitunter zu einem continuirlichen Längsstreifen ver- bunden. Desgleichen zeigt auch der Kopf bald mehr, bald weniger regelmässige Zeichnungen; gewöhnlich ist schon die Schnauze mit . einigen unbestimmten Flecken versehen, und zwischen den Augen findet sich quer über das Frontale ziehend eine ebensolche, breite Binde. Hinter ihr steht dann auf jedem Parietalschild ein bald grösserer, „bald kleinerer dunkler Fleck, der manchmal streifenartig verlängert bis zu einer im Nacken stehenden, meist ziemlich grossen Mackel reicht, die ebenfalls zwei nach rückwärts ziehende Fortsätze absendet, die mitunter durch Vereinigung ihrer Enden einen helleren Raum der Grundfarbe einschliessen. Endlich zieht noch an den Seiten des Kopfes ein ähnlicher Streifen vom Hinterrande des Auges bis zum Mundwinkel, oft auch an ihm vorbei bis auf die Halsseiten hin. Die Farbe sämmtlicher Zeichnungen ist ein dunkles Braun- grau oder Olivengrün, ihre Ränder sind bald mehr, bald weniger ausgesprochen schwärzlich gesäumt. Uebrigens sind mit Ausnahme der Rückenflecken alle anderen Mackeln sehr veränderlich, oft sehr undeutlich oder nur theilweise ausgebildet, ja mitunter wohl fast ganz fehlend. Der Schwanz ist gegen das Ende oft röthlich gefärbt; die Unterseite, welche im Leben gelbröthlich sein soll, ist im Tode hellgrau oder weisslich, mit dunkleren Pünktchen meist nicht sehr dicht gesprenkt. Diese Schlange, deren Vaterland das westliche Asien ist, wird von vielen Autoren als europäische Art angeführt, und soll bereits im südlichen Russland in den in der Nähe des Kaukasus und des Kaspisees gelegenen Steppen vorkommen. Nach einer brieflichen Mittheilung des Herrn v. Palmen, Amanuensis am zoologischen Museum zu Helsingfors, soll das dortige Cabinet ebenfalls ein von Professor Nordmann in den europäischen Theilen des Kaukasus gesammeltes Exeinplar besitzen. Obwohl nun die von mir unter- Viperidae. s 185 suchten Stücke ausnahmslos aus Transkaukasien und dem Talysch- gebirge stammen, so will ich gerade die Möglichkeit nicht abstreiten, dass diese in den nächsten Grenzgebieten Europas ziemlich weit verbreitete Schlange in einzelnen Stücken auch noch in dem euro- päischen Theile Südrusslands zu finden sein mag. 2. Fam. Viperidae. Seuta internasalia et praefrontalia nulla. Scutum nasale rostrale non adtingens. Oculi subtus a supralabialibus squamis aut seutellis parvis separati, pupilla oblongo-verticali. Sceuta inframazxillaria posteriora rudimentaria. Seutum anale simplex. Die Viperiden sind kleirfe Schlangen von kurzem, gedrungenem Körperbaue und rundlichem, von oben meist etwas abgeplattetem Rumpfe, der in der Mitte oft stark verdiekt, nach vorn und hinten aber sehr deutlich und gewöhnlich auch ziemlich rasch verjüngt ist. Der vom Halse stets gut gesonderte Kopf ist verhältnissmässig gross, von mehr weniger dreieckiger oder selbst herzförmiger Gestalt, von oben aus gegen die Schnauzenspitze zu kaum nach abwärts gewölbt, mit gewöhnlich deutlich erhabenem oder selbst buckeligem Scheitel und meist gut ausgesprochener Schnauzenkante. Die mittelgrossen oder kleinen, bald rundlichen, bald mehr in die Länge gezogenen Nasenlöcher stehen gewöhnlich an den Seiten des Kopfes, können aber auch ganz nach oben auf die Schnauzenspitze gerückt sein. Die Augen sind von mässiger Grösse, mit senkrechter, längsgespal- tener Pupille, von den Supralabialen stets durch eine bis fünf Reihen von Schuppen oder kleinen Schildchen getrennt. Die Oberfläche des Kopfes ist entweder ganz mit kleinen Schuppen oder zahlreichen, unregelmässigen Schildchen, oder: auch mit einzelnen grösseren Ta- feln oder Schildern bekleidet. Nur die Internasalia und Praefron- talia fehlen immer, wogegen die Supraocularen gewöhnlich vorhanden sind. Das Frontale und die Parietalia sind oft recht deutlich, ob- wohl auch in solchem Falle meist ziemlich unregelmässig, an den Rändern häufig unter einander mehr weniger verschmelzend oder aber auch verschiedenartig eingeschnitten oder getheilt, ja selbst in einzelne grössere oder kleinere Täfelchen aufgelöst. Das Rostrale ist von dem Nasale stets durch ein oder mehrere Schildchen getrennt, die Zügelgegend ausnahmslos mit Schuppen oder unregelmässigen Schildchen bedeckt, welche, sich unter den Augen vorbeiziehend, die 186 Viperidae. letzteren stets von den Supralabialen trennen. Die Schläfe sind mit grösseren, öfters schilderartigen Schuppen bedeckt, die hinteren Inframaxillaren sehr klein, von den benachbarten Kehlschuppen oft kaum zu unterscheiden. Das sehr erweiterbare Maul besitzt in dem äusserst kurzen Oberkiefer nur hohle, verlängerte Giftzähne, die in wulstartige Verdickungen des Zahnfleisches zurückgelegt werden können. Die Schuppen sind immer gekielt, der Bauch stets mit einer, der kurze Schwanz gewöhnlich mit zwei Schilderreihen auf der Unterseite; das Anale ist einfach, ungetheilt. n Sämmtliche Viperiden sind Nachtthiere, welche bei Tage in der Regel in ihren Schlupfwinkeln verborgen bleiben, oder dieselben höchstens um sich zu sonnen zeitweilig verlassen; es sind durch- gängig plumpe und schwerfällige Thiere, welche an der Schwanz- spitze rasch emporgehoben sich bis zu der sie fassenden Hand nicht zurückbiegen können. Sie erdrücken ihre Beute nur selten, sondern begnügen sich meist damit, ihr einen Biss zu versetzen, die Wirkung desselben ruhig abwartend; alle Mitglieder dieser Gruppe sind le- bendiggebärend. Diese Familie, welche ausschliesslich auf die östliche Halbkugel beschränkt ist, wird in Europa nur durch zwei Gattungen vertreten, die sich in nachfolgender Weise unterscheiden lassen: a) Pileus mit Ausnahme der Supraocularia ganz mit Schuppen oder kleinen, unregelmässigen Schildchen bedeckt; Augen von den Supralabialen mindestens durch zwei Schuppenreihen ge- trennt. Schnauzenspitze mehr weniger aufgeworfen. 1. Gatt. Vipera b) Frontale und Parietalia, wenn auch oft ziemlich klein und unregel- mässig, so doch immer sehr deutlich vorhanden; Augen von den Supralabialen nur durch eine einzige Reihe kleiner, un- regelmässiger Schildcehen getrennt. Schnauzenspitze nicht auf- geworfen. Ian Sara, ana ET BNGRREESNE 1. Gatt. Vipera. Gronov Zoophylac. pag. 25 (1753). Pileus, exceptis scutis supraocularibus, totus squamosus. Oculi a supralabialibus seriebus sguamarum saltem duabus separati. Der Körper ist ziemlich plump, gerundet, in der Mitte mehr weniger verdickt, der Kopf sehr deutlich, dreieckig oder herzförmig, in seinem hinteren Theile erhöht oder buckelig, mit aufgeworfener Ju ie Gron. Merr. Vipera. 187 oder selbst hornartig ausgezogener Schnauzenspitze. Die Nasen- löcher stehen bald seitlich, bald oben an der Spitze der kurzen Schnauze; die Augen sind von den Supralabialen durch wenigstens zwei Schuppenreihen getrennt, die Oberseite des Kopfes ist mit Aus- nahme der (mindestens bei Europäern) stets vorhandenen Supra- ocularschilder ganz mit Schuppen oder schuppenartigen Schildchen bedeckt. Diese Gattung, deren Arten gewöhnlich dürre, steinige Gegen- den bewohnen, ist in unserem Faunengebiete nur durch nachstehende zwei Arten vertreten: a) Schnauzenspitze mit beschupptem, hornartigem Zapfen. ammodytes b) Schnauzenspitze abgestutzt, leicht aufgeworfen und scharf- ae ie ae al al ln msi slar aBpis 1. Vipera ammodytes: Rostrum cono squamoso prominenti instruc- tum. — Long. 0'63—0'95 m. Coluber Ammodytes Linne Syst. nat. I, pag. 216, 174 (1758). — Vipera illyrica Laur. Synops. reptil. pag. 100, 120 (1768). — Vipera ammodytes Latr. hist. natur. d. rept. III, pag. 306 (1802). — Echidna Am nn. Mezr. 2 nr pag- en 8 (182 — Pelias Ammodytes ve Isis xx, pag. 558, 4 (1827). — Rhinechis Ammodytes Fitzing. Syst. Reptil. I, pag. 28 (1843). Typus: Supra cinerea, fascia flexuosa nigricanti per dorsum decur- rente; cauda apicem versus rubescenti. var. a) Ut supra, sed dorso roseo aut fusco-rubescenti. var. b) Supra griseo-flavescens, fascia dorsali angustissima, taeniac- Jormi. (Graecia.) var. c) Taenia dorsali fusco-brunnea. var. d) Ut c, sed maculis dorsalibus nigro-limbatis. var. e) Taenia dorsali in maculas rhomboides plus minusve soluta. var. f) Supra griseo-viridis, fascüs transversis atris per totam dorsi longitudinem dispositis. (Cducasus.) var. g) Üt supra, sed faseüs tramsversis dorsi in maculas duas alter- nantes solutis. (Oaucasus.) var. h) Fascia dorsali plus minusve obsoleta. u var. i) Supra cinereo-nigrescens, maculis obseurioribus vix conspieuis, Linne. Linne, 188 Viperidae. Der Körper ist plump und gedrungen, in der Mitte stets mehr oder weniger, oft bedeutend verdickt, nach vorn und rückwärts merklich verdünnt, mit ziemlich flachkem Rücken und gerundeter Unterseite. Der Kopf ist sehr deut- —__ lieh unterschieden, verhältnissmässig gross und namentlich nach hinten IV “a En sehr breit, fast herzförmig, von da Su nach vorn in etwas ausgeschweiftem Bogen mässig verschmälert, mit zu- gerundeter, nach oben in einen hornartigen Zapfen ausgezogener Schnauze. Seine Oberseite ist nach rückwärts sehr deutlich gewölbt, am Scheitel oft fast buckelig er- haben, von den Augen nach vorn zu aber merklich vertieft, wodurch dann die Schnauzenkante sehr gut hervortritt; die Kopfseiten sind ziemlich steil abfallend, hinter den Augen oft deutlich eingedrückt oder vertieft. Der sehr kurze, schnell in eine dünne Spitze ausge- zogene Schwanz beträgt ein Dreizehntel bis ein Siebentel der ganzen Körperlänge. Das Rostrale ist mittelgross, etwas höher als breit, nach unten zu stark ausgerandet, nach oben stets deutlich verengt, mit abge- stutzter oder verrundeter Spitze; dasselbe wird von dem bereits genannten, mit kleinen Schuppen bekleideten Fleischzapfen über- ragt, dessen Form und Grösse übrigens vielen Verschiedenheiten unterliegt. In der Regel ist er kegelförmig und senkrecht gestellt, manchmal aber auch eylindrisch und dann bald mehr, bald weniger schief nach vorn gerichtet, ja in sehr seltenen Fällen fast horizontal abstehend; desgleichen ist die Länge desselben sehr wechselnd, und mag hierbei nur bemerkt werden, dass dieselbe im Allgemeinen um so mehr zunimmt, je mehr er sich der Walzenform nähert. Ganz ungehörnte Exemplare sind mir weder aus eigener Erfahrung, noch aus literarischen Angaben bekannt, obwohl ich deren Vorkommen nicht in Abrede stellen möchte, da ich Stücke aus Portugal unter- suchte, bei denen dieser Zapfen auf einen äusserst kurzen, kaum merkbaren Stummel reducirt war, so dass dadurch eine Art Ueber- gang zu Vipera aspis, namentlich zu der als Vipera Haugyi beschrie- benen Form derselben dargestellt wird. — Die Supraocularia sind ziemlich gross und sehr deutlich über die Augen vorspringend; sonst ist die ganze Oberseite des Kopfes mit zahlreichen kleinen Schuppen bedeckt, die von ziemlich unregelmässiger Form und stets vollkommen glatt oder höchstens etwas dachförmig erhaben sind, und erst am Hinterhaupte in die regelmässigen, gekielten Körper- Vıpera ammodytes Lynne. e Vipera. 189 schuppen übergehen. In seltenen Fällen sind die Parietalia und das Frontale mehr oder weniger angedeutet. Zwischen Rostrale und Nasale findet sich ein, manchmal auch zwei über einander stehende Praenasalschildehen, wovon ım letzteren Falle das obere das untere stets an Grösse übertrifft. Das Nasale selbst ist gross, mehr weniger rundlich oder etwas in senkrechter Richtung verlän- gert, in der Mitte gegen das ziemlich grosse Nasenloch zu sehr deutlich vertieft, am Hinterrande oft unregelmässig eingekerbt oder getheilt. Die Zügelgegend ist vollkommen mit Schuppen bedeckt, die sich in doppelter Reihe um das Auge herum ziehend diese von den Supralabialschildern trennen. Das Auge selbst ist meistens etwas in horizontalem Sinne verlängert, die dasselbe unmittelbar begrenzende Schuppenreihe in der Regel kleiner als die darauf fol- gende. Die Schläfen sind mit grossen, flachen und ungekielten Schuppen bekleidet, Supralabialia sind gewöhnlich neun, Sublabialia etwa zwölf vorhanden, von denen die vier (seltener fünf) ersten die vorderen Inframaxillaria berühren. Die Körperschuppen sind lan- zettlich eiförmig, deutlich geschindelt und nach den Seiten zu merk- lich vergrössert, mit Ausnahme der untersten Reihe scharf gekielt, in 21 (sehr selten in 23) Längsreihen geordnet: Bauchschilder sind 133 bis 164, Schwanzschilderpaare 24 bis46 vorhanden. Die Länge des erwachsenen Thieres’ beträgt selten mehr als zwei Fuss, doch sind mir ausnahmsweise auch Stücke bis zu drei. Fuss vorge- kommen. Die Färbung und Zeichnung dieser Schlange ist ziemlich ver- änderlich, obwohl alle Varietäten ihre Beziehung zur Grundform meistens leicht erkennen lassen. Diese zeigt in der Regel auf der ganzen Oberseite ein ziemlich gleichförmiges Aschgrau, welches längs der Rückenfirste durch ein dunkles, aus zusammen hängenden Rhombenflecken gebildetes Ziekzackband unterbrochen ist. Eine zweite Reihe aber viel kleinerer Flecke zieht sich an den Seiten des ‘Körpers hin, ihrer Stellung nach den Buchten der Rückenbinde ent- sprechend; endlich finden sich noch am Hinterkopfe vier dunkle Mackeln und vom Auge gegen die Mundwinkel zu eine ähnlich ge- färbte Binde Der Schwanz ist gegen das Ende ziegelroth (bei Weingeiststücken gelblich) gefärbt. Diese Grundform ist in der hier geschilderten Schärfe aber nur selten zu finden, wogegen durch Aenderungen der Farbe und Zeichnung sehr viele Varietäten her- vorgebracht werden. Vor allem kann die Färbung des Grundes aus Aschgrau oft bis zu Weisslichgrau erhellt sein, während es einerseits durch Gelbgrau ins Sandgelbe, Röthliche oder Bräun- liche und andererseits wieder durch Grünlichgrau ins lichtere oder dunklere Olivenfarben, ja fast bis ins Schwärzliche in allen mög- 190 Viperidae. lichen Abstufungen und Zwischentönen übergehen kann. Nach Schlegel soll es auch ganz einfarbig schwarze Exemplare geben; mir sind übrigens solche Stücke nie zu Gesicht gekommen, und finde ich eine derartige Varietät auch von keinem anderen Autor irgendwo erwähnt, glaube auch deren Existenz wenigstens als normale Form überhaupt bezweifeln zu müssen, da die Tendenz zu dunklen Fär- bungen bei dieser Schlange im Allgemeinen nur selten auftritt. In manchen Fällen ist die ganze Oberseite im Leben mit einem rosen- rothen Anflug übergossen, der dann diesem Thiere ein überaus prachtvolles Ansehen giebt, im Weingeist aber leider sehr bald ver- schwindet. Nicht minder als der Grundton wechselt die Zeichnung dieser Schlange, obwohl sich die hierher gehörenden Veränderungen weniger auf die Farbe, als auf die Form, Verbindung und Schärfe der Flecken beziehen. Am unbeständigsten unter allen Mackeln sind wohl die am Hinterhaupte stehenden, da sie nur selten scharf ausgeprägt, sondern in den meisten Fällen nur schwach angedeutet oder auch ganz verwischt erscheinen. Desgleichen ist auch der vom Hinterrande des Auges in schiefer Richtung gegen den Mundwinkel ziehende Streifen sehr häufig nur von geringer Schärfe und auch die Rückenbinde kann oft fast bis zum Verlöschen undeutlich wer- den, ein Umstand, der bei der seitlichen Fleckenreihe noch viel häufiger eintritt. Die meisten Verschiedenheiten ergeben sich jedoch aus der Form und Verbindungsweise der Rückenflecken: in der Re- gel bestehen sie aus grossen Rhomben, die mit ihren Spitzen zu- sammenhängend ein mehr weniger breites Zickzackband vorstellen, das über die Mittellinie des Rückens oft bis zum Schwanzende hin- läuft; nicht selten ist jedoch diese Binde theilweise unterbrochen, ja manchmal in ihrer ganzen Erstreckung in isolirte, hinter einander stehende Rhombenflecken aufgelöst; andere Varietäten zeigen wie- der eine ununterbrochene, aber in ihrer ganzen Erstreckung durch- aus gleichbreite, oft nur sehr schmal bandförmige Binde; derlei Stücke untersuchte ich namentlich aus Griechenland und dem süd- lichen Illyrien. Wenn bei dieser letzten Form die Rüekenbinde in etwa gleichen Abständen unterbrochen ist, so entstehen hierdurch in ziemlich regelmässiger Weise hinter einander liegende, meist kurze und entweder gerade oder winkelig gebogene Querbinden, die in seltenen Fällen selbst in je zwei schief gegen einander stehende Flecken zerfallen können. Diese Varietät, die stets mit einer grün- lich grauen Färbung des Grundes verbunden ist, scheint auf den Kaukasus beschränkt zu sein; sie zeigt in der Zeichnung viele Aehn- lichkeit mit Vipera aspis und ist für die obgenannten Gegenden um so charakteristischer, als daselbst eine andere Form der Ammodytes überhaupt nicht vorkommt. — Die Grundfarbe der Unterseite ist Vipera. 191 eigentlich ein helles Braungelb, das aber durch zahlreiche schwarze Pünktehen und oft auch noch durch kleinere oder grössere schwarze Flecken meist so sehr verdrängt wird, dass es mit Ausnahme des stets ungefleckten Hinterrandes der Schilder fast gar nicht hervor- tritt, und dieselben dadurch heller oder dunkler grau erscheinen. Auch können die auf der Bauchseite vorkommenden schwarzen Flecken durch Vergrösserung bald weniger, bald mehr zusammen- fliessen, so dass dadurch die Unterseite ganz oder wenigstens vor- herrschend schwarz wird und die ursprüngliche Grundfarbe nur in vereinzelten Flecken erkennen lässt. Das Vorkommen dieser Art ist ein viel ausgedehnteres, als man gewöhnlich anzunehmen pflegt, indem sie, obwohl nicht überall gleich häufig, doch ein so bedeutendes Gebiet bewohnt, dass sie, nächst der Kreuzotter, wohl die verbreitetste europäische Giftschlange genannt werden kann. Als ihre eigentliche Heimath sind die Mittel- meergegenden anzusehen, von wo aus sie aber sowohl nach Norden als nach Osten ziemlich weit vordringt. Zuerst finden wir Ammo- dytes auf der pyrenäischen Halbinsel, .wo sie sowohl in Spanien als auch in Portugal gemein ist, ja in manchen Gegenden selbst in Städten — wie beispielsweise in Sevilla — in Menge zu finden ist. Die Pyrenäen scheinen jedoch ihrer weiteren Verbreitung ein Hin- derniss entgegenzustellen, da sie wenigstens nördlich von diesem Gebirgszuge fast ganz fehlt, indem sie aus Südfrankreich nur von der Gegend um Lyon, und auch hier nur als sehr selten, bekannt ist, eine Oertlichkeit, zu der sie vielleicht auch von Italien aus ihren Weg gefunden haben mag, da sie daselbst, wenn auch nur verein- zelt, so doch auf der ganzen Halbinsel vorzukommen scheint. Von hier aus dringt sie nordwärts nach Tirol, wo sie allerdings nur im Süden häufiger ist, einzeln aber wohl auch in den nördlicheren Theilen vorkommen dürfte, da sie selbst an der Südgrenze Bayerns bei Rosenheim noch gefangen wurde. Von Tirol aus zieht sich unsere Art durch Kärnthen und Krain nach Südsteiermark, in allen drei Gebieten noch überall sehr gemein, in letzterem Lande selbst bei Marburg noch nicht selten und wahrscheinlich auch noch weiter nach Norden gehend. Des Ferneren erstreckt sie sich durch das illyrische Küstenland nach Istrien, sowie durch das croatische Küsten- land nach Dalmatien, in beiden Ländern die häufigste und fast ein- zige Giftschlange; desgleichen findet sich Ammodytes im südlichen Ungarn, so namentlich im Banat, bei Orsowa und Mehadia, sowie auch im südwestlichen Siebenbürgen; von hier aus tritt das Thier durch die Wallachei auf die Balkan-Halbinsel über, woselbst sie aller Orten ebenfalls sehr häufig ist. Endlich kommt unsere Schlange auch noch im Kaukasus vor, von hier aus südlich bis nach Syrien 192 Viperidae. \ vordringend, wo sie namentlich vom Libanon her bekannt ist, so wie sie aus dem entgegengesetzten Theile Südeuropas auf Nordafrika übertritt. r Ammodytes ist, wie alle europäischen Giftschlangen, ein voll- kommenes Nachtthier, daher man sie bei Tage selbst an solchen Orten, wo sie zu den gemeineren Schlangen gehört, meist nur selten antrifft. Zu dieser Zeit verlässt sie ihre Verstecke noch am liebsten nach einem warmen Gewitterregen, besonders wenn auf denselben sofort Sonnenschein eintritt. Dann findet man sie meist in unmittel- barer Nähe ihrer Schlupfwinkel ruhig im Teller eingerollt liegen, das Herannahen des Menschen gewöhnlich ohne Scheu abwartend und höchstens im letzten Augenblick sich vor ihm zurückziehend. Fern von ihrem Wohnplatz überrascht, kann sie meistens ohne Mühe gefangen werden, da sie in ihren Bewegungen sehr plump und langsam ist und oft nicht einmal zu fliehen versucht, sondern, wohl im Vertrauen auf die Furchtbarkeit ihres Gebisses, den Feind ruhig erwartet. Bei Nacht hingegen kommt sie regelmässiger her- vor und kann dannan geeigneten Localitäten namentlich bei Monden- schein oft in-Menge herumkriechend und nach Nahrung suchend beobachtet werden. Man kann siedaher besonders Nachts und nament- lich mit Fackeln sehr leicht sammeln, zumal sie auch durch ein etwa entzündetes Feuer herangelockt, auf dasselbe oft freiwillig zukriecht. Die Bodenverhältnisse, welche diese Schlange zu ihrem Wohnorte erwählt, sind übrigens nicht allerorts dieselben; in manchen Ge- genden, beispielsweise in den Südalpen und im Karste, findet sie sich ausschliesslich im Kalkgebirge, daselbst dürre, mit Buschwerk sparsam bewachsene Oertlichkeiten besonders vorziehend; ander- weitig, wie z. B. in Spanien und Portugal, findet sie sich wieder in Wäldern und Gärten, während sie auf der Balkan-Halbinsel beson- ders in Weinbergen sehr gemein ist. Im vollkommenen Flachlande dürfte sie übrigens nur selten vorkommen, während sie in hügeligen oder selbst bergigen Gegenden entschieden häufiger ist. Wie weit sie hier in verticaler Richtung emporsteigt, vermag ich mit Be- stimmtheit nicht anzugeben, doch habe ich sie selbst noch am Cawn in den südlichen Kalkalpen in nahezu 4000 Fuss Meereshöhe ge- fangen. Das Thier scheint gegen Kälte ziemlich empfindlich zu sein, da sie meist unter allen Schlangen, die mit ihr dieselbe Gegend bewohnen, zuletzt hervorkommt, und sich gewöhnlich auch früher als alle anderen wieder zurückzieht. Die Nahrung scheint aus- schliesslich aus Mäusen zu bestehen, welche sie in der Gefangen- schaft, wenn man sie hier überhaupt zum Fressen bringt, häufig erst in der Nacht verschlingt, auch wenn sie dieselben schon während des Tages getödtet hatte. Wenn wir etwa von Trögonocephalus, als Vipera. 195 eigentlich nicht mehr in unser Faunengebiet gehörend, absehen, so muss Ammodytes unstreitig als die giftigste europäische Schlange bezeichnet werden; ihr Biss tödtet schnell, was schon die Alten wussten. Die beiden Geschlechter sind unter einander sowie von den Jungen in Färbung und Zeichnung nicht verschieden. 2. Vipera aspis: Caput ante oculos angulatum, rostro prominenti. Long. 0'63—0'79 m. Vipera aspis Bonap. Iconograf. d. Fauna ital. (1832). — Vipera Redii Fitzing. Syst. reptil. I, pag. 28 (1843). Typus: Supra einerea, subtus atra, maculis angustis nigris quadru- pliei serie per totam corporis longitudinem decurrentibus. Vipera Mosis Charas Laur. Synops. reptil. pag. 100, 219 (1768). — Coluber Chersea Razoum. hist. natur. d. Jorat. I, pag. 118, 24 (1789). — Coluber Redii Gmel. Linn. Syst. nat. I, 1091 (1790). — Vipera aspis var. a, cinerea de Betta Erpetolog. d. Prov. venete in Atti dell’ Acad. di Agricolt. Arti e Commerce. di Verona, XXXV, pag. 244 (1857). var. a) Supra cinerea, subtus atra aut fusco-chalybea, passim albo- rubrove sparsa; maculis dorsalibus majoribus erebrioribusque. Vipera Francisi Redii Laur. Synops. reptil. pag. 99, 218 (1768). — Vipera Redii Metaxa Monograf. d. serp. de Roma. Isis XX (1827). — Vipera Aspis var. b, cinerascens de Betta Erpetol. d. prov. ven. pag. 244 (1857). var. b) Ut supra, sed maculis dorsalibus per longitudinem confluen- tibus. Coluber vipera a Latr. hist. natur. d. Salam. de France pag. XXIII (1800). — Vipera vulgaris Latr. hist. natur. de rept. III, pag. 212, 1 (1802). var. c) Supra livida, subtus albida vel rubescens, atro-sparsa; ma- culis dorsalibus fuscescentibus subobsoletis, lateralibus nullis. Vipera Aspis var. l, isabellina de Betta Erpetol. d. prov. ven. pag. 245 (1857). var. d) Supra rufo-flava, maculis atris lucide limbatis; abdomine nigrO-SPAN SO. Vipera Aspis var. g, fulva de Betta Erpetol. d. prov. ven. pag. 245 (1857). var. e) Supra rufescens, subtus fusco-chalybea, punctis albis, atris aut rubris sparsa. Vipera Aspis var. d, rufescens de Betta Erpetol. d, prov. ven. pas. 245 (1857). Schreiber, Herpetologia europaea. 13 194 var. var. var. var. var, var. var. var. var. var. Viperidae. f) Supra et subtus rufescens, maculis dorsalibus interdum an- gustissimis. Vipera Aspis var. h, rufiventris de Betta Erpetol. d. prov. ven. pag. 245. g) Supra rufa, subtus atra, robro-sparsa; maculis dorsalibus in vittam angulosam plus minusve cohaerentibus. Coluber aspis Linne Syst. nat. I, pag. 218, 192 (1758). — Co- luber berus Razoum. hist. natur. d. Jorat I, pag. 115, 22 (1789). — Coluber berus var. e Bonnat. tabl. encycl. meth. Erpet. pag. 58, 157 (1789). — Vipera berus var. Daud. hist. nat. d. reptil. VI, pag. 303 (1803). — Echidna Aspis Merr. Syst. amphib. pag. 151, 9, @ (1820). — Pelias aspis Boie Bemerk. üb. Merr. Syst. d. Amph. Isis XX, pag. 558, 3 (1827). — Vipera Aspis var. c,rufa de Betta Erpetol. d. prov. ven. pag. 244 (1857). h) Supra fusea vel brumnea, subtus atra, albo-rubrove sparsa ; maculis dorsi laterumque plus minusve conspicuis. Vipera Aspis var. e, fusca et f, brunnea de Betta Erpetol. d. prov. ven. pag. 245 (1857). i) Supra fusca, subtus plumbea. Vipera Aspis var. i, fusca-plumbiventris de Betta Erpetol. d. prov. ven. pag. 245 (1857). k) Ut g, sed maculis lateralibus obsoletis. Coluber vipera b, Latr. hist. natur. d. Salam. de France pag. XXII (1800). — Vipera berus Curv. regne anim. Il, pag. 91 (1829). l) Supra rufa, strüs transversis quatuor brevibus seriatim dis- positis. Vipera Redii Latr. hist. natur. d. rept. III, pag. 304 (1800). — Coluber Charassii Shaw gener. zool. III, pag. 379 (1802). m) Supra einerea vel rufa, maculis dorsalibus lineae medianae concolori plus minusve adnexis. Vipera chersea Latr. hist. nat. d. rept. III, pag. 297 (1802). n) Supra cinerea vel rufescens, maculis dorsalibus masximis, rhomboideis, in fasciam angulosam conjunctis. (Sicilia.) Vipera Hugyi Schinz Naturg. u. Abbild. d. Reptil. pag. 179, tab. 78, fig. 2 (1833). — Vipera Heegeri Fitzing. Mus. Vindob. 0) Supra einerea vel fusca, maculis dorsalibus magnis, rotundatis, nigro-limbatis. Vipera ocellata Latr. hist. natur. d. reptil. III, pag. 292, fig. 1 (1802). —Aspis ocellataFitzing. Classificat. d. Reptil. pag. 62 (1826). p) Supra nigra, concolor, dorso interdum pallidiore. Vipera prester Metaxa Monograf. d. serp. de Roma pag. 43, 5 (1823). — Vipera atra Meissner Mus. d. Naturg. Helvet. pag. 93, tab. II, fig. 3. Vipera. 195 Der Körper ist ziemlich walzenförmig, von oben etwas nieder- gedrückt, in der Mitte meist viel weniger verdickt als bei Ammodytes. Der sehr deutlich geschie- Fig. 35. dene Kopf ist von hinten f nach vorn allmälig aber ziemlich stark verjüngt, im Allgemeinen von etwa ei- oder birnförmiger Gestalt. Seine Oberseite ist am Schei- tel schwach gewölbt, vorn flach, mit abgestutzter, scharfkantiger und deutlich aufgeworfener Schnauzen- spitze. Die ziemlich grossen Nasenlöcher sind rundlich und in der Mitte des hinten oft unregelmässig getheilten oder eingekerbten Nasal- schildes, die Augen voll- kommen seitlich gelegen. Der Schwanz ist kurz, mit einem nach abwärts ge- Vipera aspis Linne. krümmten, beim Männchen etwas längeren Stachel an der Spitze. Das Rostrale ist schief von unten nach aufwärts gewölbt, nach oben zu stark verschmälert, seine an das Praenasale stossende Seite die längste; die Supraocularia sind klein, länger als breit, mit deutlich vorspringendem Augenrande. Die ganze übrige Oberseite des Kopfes ist mit zahlreichen, unregelmässigen klei- nen Schuppen bedeckt, welche flach oder schwach convex, und bis hinter die Augen glatt sind, am Hinterkopfe aber all- mähg in die regelmässigen, gekielten Körperschuppen übergehen. Zwischen den Augen finden sich mitunter ein bis drei grössere, un- regelmässig polygonale Schildchen, die als Andeutungen des Fron- tale und der Parietalia betrachtet werden müssen. Das Rostrale ist von dem Nasale durch ein hohes, nach oben dreieckig erweitertes Praenasalschildehen geschieden, das Nasale selbst gross, vorn und oben ziemlich gerade, hinten und unten mehr gerundet, in der Regel den zwei ersten Supralabialen aufliegend. Die übrigen Kopfseiten sind ganz mit kleinen Schuppen bedeckt, welche stets in doppelter Reihe unter dem Auge herumziehend, dieses von den Supralabialen trennen, und auch noch hinter dem Auge zwei bis drei über einander 13 502, Dr > =, u 196 Viperidae. stehende, gewöhnlich etwas schiefe Reihen bilden. Die Schläfen- schuppen sind gross, flach und geschindelt. Supralabialia sind meistens zehn, Sublabialia neun vorhanden, deren vier bis fünf erste die vorderen Inframaxillaren berühren; die hinteren Inframaxillaren sind meist undeutlich, schuppenförmig. Die Körperschuppen sind lanzettlich eiföormig, mit scharfen, am Schwanze etwas schwächer werdenden Kielen, in 21 Längsreihen geordnet. Die Zahl der Bauch- schilder wechselt von 141 bis 158, die der Schwanzschilderpaare von 33 bis 46. Die Länge des erwachsenen Thieres beträgt etwa 2 bis 21/, Fuss. Die Färbung und Zeichnung dieser Art ist ausserordentlich veränderlieh, indem sowohl die Grundfarbe des ganzen Körpers sehr variirt, als auch die Zahl und Grösse, die Form und Färbung, sowie auch die Verbindung der Flecken dem mannigfaltigsten Wechsel unterworfen ist. Bei typischen Stücken ist die ganze Oberseite aschgrau, mehr oder weniger deutlich ins Grünliche geneigt, durch vier in paralleler Richtung über Körper und Schwanz hinlaufende Reihen dunkler Flecken gezeichnet; doch kann die Grundfarbe von Aschgrau durch Gelblich und Röthlich ins Braune und Olivenfarbige bis zum tiefsten Schwarz in allen möglichen Zwischentönen abändern, ist bald mehr matt und trübe, oft aber auch, namentlich bei gelb- lichen und röthlichen Varietäten, sehr intensiv und nahezu brennend. Der Kopf ist im Allgemeinen wie der Rücken gefärbt, bei lichten Varietäten oft gegen die Spitze zu bräunlich oder überhaupt dunkler. Am Hinterrande des Auges entspringt eine ziemlich breite, in schräger Richtung nach hinten und unten ziehende dunkle Binde, die bald mehr, bald weniger auf die Halsseiten verlängert ist. Auf Stirn und Schnauze stehen gewöhnlich ebenfalls einzelne, dunkle Mackeln, die aber weder in Form noch in Stellung beständig sind, sondern bald rundlich, bald wieder viereckig oder streifenartig erscheinen, ja in manchen Fällen auch nur angedeutet oder selbst gar nicht vorhanden sind. Die Supralabialschilder sind milchweiss oder gelblichweiss, welche Farbe, umschlossen von dem dunklen Postocularstreif und dem ebenso gefärbten Rande des Unterkiefers eine Art von weisslicher Binde an der Mundspalte darstellt. Hinter dem Scheitel stehen zwei dunkle Streifen, die nahe bei einander entspringend in schiefer Richtung nach den Seiten des Hinterhauptes gerichtetsind, und inihrem Winkel einen mehr oder weniger grossen, bald rundlichen, bald viereckigen oder auch unregelmässig geformten Nackenfleck einschliessen. Was nun dieKörperzeichnung anbelangt, so sind die dieselbe bildenden Flecken gewöhnlich rechtwinklig, etwa zweimal so breit als lang und bei typischen Stücken, wie schon erwähnt, in vier parallele Längsreihen gestellt. Die mittleren zwei Vipera. 197 Reihen sind stets grösser als die seitlichen, wenigstens gegen den Kopf zu und am Schwanze fast immer, oft aber auch durchgängig der Quere nach in eine einzige Reihe zusammenfliessend; die An- ordnung der Seitenflecken ist gewöhnlich eine derartige, dass sie mit den Rückenflecken wechseln, wenn diese zusammenfliessen, oder mit den Rückenflecken sich vereinigen, wenn diese alterniren; doch kann es auch vorkommen, dass die Flecken in allen vier Reihen fast durchgängig getrennt und abwechselnd gestellt sind. In manchen Fällen sind die zwei mittleren Fleckenreihen durch ein schmales, über die Firste des Rückens hinziehendes gleichgefärbtes Längsband vereinigt, wodurch dann eine von Stelle zu Stelle mit Querfortsätzen versehene Binde entsteht, deren Aeste bald einander gegenüber ge- stellt, bald mit einander wechselnd erscheinen. Da die Rückenflecken meist deutlich breiter als lang sind, so entsteht durch die seitliche Verschmelzung derselben meist eine hinter einander liegende Reihe schmaler, in der Regel etwas schräger, strichartiger Querbinden; sind jedoch schon die ursprünglichen Flecken grösser und breiter, so bilden sie durch ihre Verbindung mehr unregelmässig rundliche Mackeln, ja es kann in diesem Falle die Erweiterung der Flecken so weit gehen, dass nicht nur die neben einander, sondern auch die hinter einander stehenden Mackeln unter einander verfliessen, wo- durch dann eine breite, mehr weniger zusammenhängende Zickzack- binde entsteht, welche dem Thiere in der Zeichnung eine grosse Aehnlichkeit mit Ammodytes verleiht. Diese Form, welche sich von den typischen Stücken meist auch durch längeren und robusteren Körper unterscheidet, wurde von Schinz als Vipera Hugyi beschrie- ben, findet sich auch in den Sammlungen hier und da unter der Be- zeichnung Vipera Heegeri Fitzing. Diese Varietät scheint vorzugs- weise auf Sicilien vorzukommen, doch habe ich derartige Stücke auch aus Portugal untersucht. Die Farbe aller Flecken und Zeich- nungen ändert vom hellen Röthlichbraun durch dunkles Schwarz- braun bis zu reinem Schwarz in allen Schattirungen ab; gewöhnlich sind sie einfarbig, manchmal aber auch heller oder dunkler, nament- lich schwarz gesäumt; sind in letzterem Falle die Rückenflecken quer zusammenfliessend und überhaupt alle Mackeln, namentlich die der Mittelreihe, gross und rundlich erweitert, so bildet dies die als Vipera ocellata Latr. bezeichnete Form. — Die Unterseite ist am Kopfe meist der Oberseite ziemlich ähnlich gefärbt, am Bauche hin- gegen von Hellbräunlichgelb durch Bräunlichgrau und Dunkel grau bis zu Schwarz wechselnd, entweder einfarbig, oder mit helleren, weiss- lichen, gelblichen oder röthlichen, anderseits mit dunkleren, nament- lich schwärzlichen Punkten, die Sprenkelung durch Ueberhandnehmen oft die Grundfarbe mehr weniger, mitunter selbst ganz, verdrängend; 198 Viperidae. doch sind die einzelnen Schilder, sowohl an ihren hinteren als auch an ihren seitlichen, der untersten Schuppenreihe anliegenden Rän- dern fast immer hell oder weisslich, während sich anderseits die Sprenkelung des Unterleibes häufig auch auf die meist etwas helleren Körperseiten theilweise hinauf erstreckt. Der Schwanz ist unten, manchmal auch oben, safran- oder selbst orangegelb gefärbt. Die Jungen sind von den Alten durch minder scharfe Farben und durch die stets einfarbige, bräunliche oder weissliche Unterseite verschieden, die nur sehr unmerklich grau oder schwärzlich ge- sprenkelt ist. — In seltenen Fällen nimmt das ganze Thier eine gleichmässige tiefschwarze Färbung an, die höchstens in der Mitte des Rückens etwas heller erscheint, aber keinerlei Zeichnungen auf- weist; diese Form soll sich namentlich in der Schweiz finden; mir ist sie übrigens nie zu Gesicht gekommen, so dass ich auch nicht vollkommen überzeugt bin, ob diesen Angaben nicht eine Verwechse- lung mit der Kreuzotter zu Grunde liegt. Da Aspis in manchen Varietäten eine mit Pelias berus Ba übereinstimmende Zeichnung besitzt, so erscheint sie von vielen Autoren mit dieser vermengt oder verwechselt, daher auch ihre geopraphische Verbreitung mit vollkommener Genauigkeit nicht leicht festzustellen ist; doch ist die Art jedenfalls nur auf die südlicheren Theile unseres Faunengebietes beschränkt, bewohnt mit Ammodytes oft dieselben Gegenden, doch wohl kaum in gleicher Zahl oder an gleichen Standorten, hat aber, namentlich nach Osten zu, eine weit- aus geringere Verbreitung als diese. Von der pyrenäischen Halb- insel ist Aspis bisher nur aus dem nördlichen Portugal bekannt, wo sie, abwohl auch nur selten, die Sierra de Gerez nördlich von den Städten Caldar und Montalegre bewohnt. In Frankreich kommt sie, mit Ausnahme des nördlichsten Theiles, überall vor, obwohl sie auch hier nach Süden zu entschieden häufiger wird. Von hier aus tritt sie über den Jura — wo sie besonders häufig ist — in die Schweiz über, hier nur im Osten des Landes fehlend, sonst aber in allen Gebirgsgegenden überall zu finden. Desgleichen ist sie in ganz Italien, namentlich auf trockenem Felsboden, allenthalben die ge- meinste Giftschlange, scheint aber von den dazu gehörigen Inseln nur auf Sicilien, und zwar in der Form der Vipera Hugyi Schinz, vorzukommen. Auf der apenninischen Halbinsel herrscht nament- lich die graue Färbung vor, während in Frankreich mehr die röth- lichen Varietäten vertreten scheinen. Von Italien aus zieht sich unsere Schlange nördlich nach Südtirol, wo sie, auch meist in der erstgenannten Färbung, etwa bis Botzen vorkommt, und östlich in das illyrische Küstenland, wo ich sie selbst noch einzeln bis Görz beobachtet habe. Hier fand ich das Thier nur in der röthlichbraunen Vipera. 199 Form, mit der typischen, stets getrennt bleibenden Fleckenzeichnung, und zwar ausschliesslich im Sandsteingebirge, also nıe an denselben Oertlichkeiten, wie Ammodytes, die hier immer nur den Kalk be- wohnt. Nach Strauch soll diese Art nördlich sogar bis ins Lavant- thal in Kärnthen und südlich bis Istrien vordringen, mir selbst sind jedoch von den genannten Gegenden keine Stücke zu Gesicht ge- kommen, weder aus Istrien — von wo ich ausser Ammodytes über- haupt keine Giftschlange kenne — noch aus Kärnthen, obschon ich namentlich die aus letzterem Lande stammenden schwarzen Kreuz- ottern einer sehr sorgfältigen Prüfung unterzog, da Strauch unter diesen auch die Aspis vermuthet. In den übrigen Theilen des öst- lichen und südöstlichen Europas scheint unsere Schlange fast gänz- lich zu fehlen, da sie hier nur von den Cycladen, obwohl auch als sehr selten, angegeben wird. — Ausserhalb Europas findet sich das Thier noch in Algier; über die verticale Verbreitung konnte ich Näheres nicht ermitteln, doch scheint sie bei dieser Art geringer zu sein, als bei den anderen europäischen Giftschlangen, obwohl sie in ganz ebenen Gegenden auch nicht gern vorkommt. Aspis ist erst im dritten Jahre fortpflanzungsfähig und erst im sechsten oder siebenten Jahre vollkommen ausgewachsen; das Weib- chen wirft gewöhnlich acht bis zwölf, ausnahmsweise aber selbst 20 bis 30 Junge, welche im Juli oder August etwa nach vier monat- licher Tragzeit geboren werden. Ausser den hier beschriebenen Arten wird von einigen Autoren auch noch Vipera cerastes Linne als in Europa vorkommend angegeben. So behauptet Pallas*), dass sich diese Schlange in Südrussland in den gegen den Caspisee gelegenen Steppen findet, wo sie von den Kalmücken ebenso wohl gekannt als gefürchtet sei; der Arzt der Sareptaner Colonie, Dr. Wier, soll ein von dieser Viper gebissenes Mädchen behandelt und die getödtete Schlange auch selbst gesehen haben. Ferner wird sie von Ehrhard **) auf den Oycladen vermuthet und endlich noch von Konstantinopel ange- führt ***). Trotz dieser Angaben glaube ich doch Anstand zu nehmen, dieser Art das europäische Bürgerrecht zu verleihen, bevor nicht neuere und ganz zuverlässige Untersuchungen die obgenannten Behauptungen bestätigen. Sollte übrigens das Thier dennoch in Europa gefunden wer- den, so wäre es von den beiden anderen Vipern schon durch die fehlenden Supraorbitalschilder und die kleinen, ganz nach oben an die Schnauzen- spitze gerückten, halbmondförmigen Nasenlöcher sofort zu erkennen. Auch findet sich über jedem Auge gewöhnlich ein langes, kegelförmig zuge- spitztes Horn, und die Schuppen sind mit am Ende kolbig aufgetriebenen, nicht bis zur Spitze reichenden Kielen versehen. Desgleichen ist die Bauchkante sehr scharf ausgebildet und die stark dachig erhabenen Schwanzschilder so klein, dass sie die Schuppen an Grösse nur wenig *) Zoographia rosso-asiatica III, pag. 48, 46 (1831). **) Fauna der Cycladen. ek) Riegler: Die Türkei und ihre Bewohner ], pag. 125, 200 Viperidae. übertreffen. Letztere sind in 29 bis 32 Reihen geordnet, wovon aber nur die der Rückenmitte regelmässige Längsreihen bilden, die der Körperseiten hingegen in sehr schiefe Querreihen gestellt sind. Die Färbung ist ge- wöhnlich grau- oder röthlichgelb, mit sechs Längsreihen dunkler Flecken, deren mittlere in der Regel nach hinten zu querbindenartig zusammen- fliessen. - 9. Gatt. Pelias. Merrem Syst. Amphib. pag. 148, 50 (1820). Echidnoides Mauduyt Herpetol. de la Vienne pag. 29 (1851). Sceutum frontale et parietalia conspieua. Oculi a supralabialibus serie scutellorum unica tantum se- parati. Der Körper ist kräftig, ziemlich plump und dick, nach vorn mehr als nach hinten verdünnt, der Kopf mittelgross, vom Halse ziemlich deutlich geschieden, hinten etwa in der Gegend der Mund- winkel am breitesten, von da nach vorn in etwas geschweiftem Bo- gen mässig verengt, mit kurzer, zugerundeter Schnauze. Seine Oberfläche ist am Scheitel schwach erhaben, sonst aber vollkommen platt und eben, gegen vorn zu nicht nach abwärts gewölbt, mit sehr deutlicher, obwohl nicht scharfer Schnauzenkante. Die Seiten des Kopfes sind steil abfallend, die Zügelgegend vor den Augen kaum merkbar vertieft. Der Schwanz ist kurz, beim Männchen etwa ein Sechstel, beim Weibchen kaum ein Achtel der ganzen Körperlänge betragend und hier wegen seiner geringeren Dicke auch viel deut- licher abgesetzt-als beim Männchen, in eine ziemlich feine, horn- artige Spitze endend, die öfters schwach nach aufwärts gekrümmt erscheint und oben fast immer eine ziemlich deutliche, jederseits hingegen eine etwas minder ausgesprochene, kielartige Längskante zeigt. Das Rostrale ist schief von unten nach aufwärts gewölbt, höher als breit, unten ausgerandet, mit bald mehr, bald weniger ausge- sprochenen Winkeln, nach oben meistsehrdeutlich verengt, mit verrun- deter oder stumpfwinkliger Spitze, von oben nur äusserst wenig sichtbar, seine an das Praenasale stossende Seite die längste. Die Internasalia und Praefrontalia sind durch acht bis zwanzig kleine, unregelmässig polygonale Schildchen ersetzt, die den ganzen oberen Theil des Kopfes vor den Augen bedecken und hinten bis zum Frontale reichen. Zwei derselben — sehr selten bloss ein einziges — berühren nach vorn das Rostrale, während je zwei andere nach aussen an der Schnauzenkante stehen. Das Frontale ist ziemlich gross und stets sehr deutlich, in seiner Form übrigens ungemein Pelias. 201 wechselnd. In der Regel ist es ziemlich kurz und breit, von den Supraocularen immer ganz oder wenigstens theilweise durch kleine, unregelmässige Schildehen getrennt, nach hinten gewöhnlich in eine dreieckige Spitze ausgezogen, welche oft in Gestalt eines kleinen Schildehens abgetrennt und zwischen den Grund der Parietalia ein- geschoben erscheint. Diese sind klein, selten viel länger aber stets bedeutend schmiäler als das Frontale, ebenfalls sehr unregelmässig, obwohl nach rückwärts gewöhnlich mehr weniger verengt, manch- mal theilweise oder sogar ganz in grössere Schilder aufgelöst und dann ziemlich undeutlich; in seltenen Fällen sind sogar Frontale und Parietalia theilweise mit einander verschmolzen. Die Supra- ocularia sind länglich, etwa halb so breit als das Frontale, mit schwach bogigem, etwas über die Augen vorspringendem Aussen- rande. Zwischen dem Nasale und Rostrale findet sich ein senkrecht gestelltes, nach oben dreieckig erweitertes Praenasalschild, das mit seiner nach unten gerichteten Spitze fast immer das erste Supra- labiale berührt; sehr selten ist dasselbe in zwei über einander stehende unregelmässige Schildchen zerfallen. Das Nasale ist sehr gross, etwa die halbe vordere Kopfseite einnehmend, oben und vorn ziemlich gerade, nach unten und hinten mehr weniger verrundet, in der Mitte um das Nasenloch herum meist deutlich vertieft, am Hinterrande fast immer unregelmässig eingeschnitten oder gekerbt, dem ersten und zweiten Supralabiale aufliegend; das Nasenloch selbst ist ziemlich gross, rund, etwas nach oben und hinten gerichtet. Der Raum zwischen dem Nasale und den Augen ist durch vier bis zehn kleine, unregelmässige Schildchen ausgefüllt, die sich in ein- facher, seltener aber in nur theilweise doppelter Reihe unter dem Auge hinziehen, dasselbe von den Supralabialen trennend und auch am Hinterrande noch in ein- bis zweifacher Reihe begrenzend. Die Schläfen sind mit grossen, flachen Schuppen bekleidet. Supralabialia sind in der Regel neun, Sublabialia zehn vorhanden, von den letz- teren die drei bis vier ersten die vorderen Inframaxillaria berührend ; diese sind kurz und breit, die hinteren hingegen meist so klein und unscheinbar, dass sie von den darauf folgenden Kehlschuppen und Gularschildern kaum unterschieden werden können und daher ganz zu fehlen scheinen. Die Schuppen sind länglich lanzettlich, scharf und deutlich gekielt, ziemlich locker aufliegend, nach unten zu deut- lich erweitert, die letzte Reihe glatt und gut doppelt so gross als die vorletzte, in 21 Längsreihen geordnet. Die Zahl der Bauch- schilder beträgt 132 bis 155, die der Schwanzschilderpaare 25 bis 41. Die Gattung enthält nur eine einzige Art. 202 Viperidae. 1. Pelias berus: Supra einereus vel ferrugineus, vitta dorsali dentato- repanda. — Long. 0:63—0'79 m. Pelias Berus Merr. Syst. amphib. pag. 148, 1 (1820). — Vipera limnaea Bendiscioli in Brugnatelli Giorn. di Fis. Chim. ce Stor. nat. 2. Dec. IX, pag. 431. — Pelias dorsalis Gray Zool. Miscell. pag. 71 (1831). — Pelias chersea Wagl. nat. Syst. d. Amph. pag. 178 (1830). — Vipera torva Lenz Schlangenk. pag. 133, tab. I—IV et VIII (1832). — Vipera berus Schleg. Essai sur la physion. d. serp. II, pag. 591, tab. XIV, fig. 15, 16 (1837). — Vipera communis Flem. hist. of. Brit. anim. pag. 156, 5 (1838). — Echidnoides tri- lamina Mauduyt Herpetol. de la Vienne pag. 29 (1852). — Vipera Pelias Soubeiran de la Vipere pag. 30 (1855). — Pelias Renardi Christoph Bullet. de la soc. imper. d. natur. de Moscou. II, pag. 600 (1861). var. a) Supra cinereus vel griseo-olivaceus. Vipera ceilonica Soba thesaur. rer. natur. couplet. I, pag. 54, tab. XXXIN, fig. 5 (1734). — Vipera squamosa Seba |. c. II, pag. 9 tab. VIII, fig. 4 (1734). — Echis americanus Seba ]. c. II, pag. 36, tab. XXXVI, fig. 1 (1734). — Coluber Tlehua Seba l. c. J, pag. 58, tab. LIX, fig. 1 (1734). — Vipera orientalis Seba l. c. II, pag. 82, tab. LXXVII, fig. 1 (1734). — Coluber Berus Linne Syst. nat. I, pag. 217, 183 (1758). — Coluber chersea Sturm Deutschl. Fauna III, 3. Hft. (1802). — Vipera Berus Daud. hist. nat. d. rept. VI, pag. 89, tab. LXXIL, fig. 1 (1803). — Vipera tri- gonocephalus Daud. |. c. VI, pag. 175 (1803). — Coluber coe- ruleus Sheppard Transact. of the Linn. soc. VII, pag. 56 (1804). — Pelias Berus « Merr. Syst. amphib. pag. 148, 1 (1820). var. b) Supra ferrugineus vel rufo-fuscescens. Coluber chersea Linne in schwed. Abhand. XI, pag. 255, tab. 6 (1749). — Coluber Aspis Müller Zool. dan. prodrom. pag. 36, 303 (1788). — Pelias Berus f Merr. Syst. amphib. pag. 148, 1 (1820). — Coluber Berus Blumenb. Handb. d. Naturg. pag. 258, 3 (1821). — Pelias chersea Bonap. Iconogr. d. Fauna ital. (1832). var. c) Supra et subtus ater, fascia dorsali obsoleta. Coluber prester Linn& Fauna suec. pag. 104, 287 (1761). — Co- luber vipera Anglorum Laur. Synops. reptil. pag. 98, 217, tab. 4, fig. 1 (1768). — Vipera prester Latr. hist. natur. d. rept. III, pag. 309 (1802). — Pelias Berus Y Merr. Syst. amphib. pag. 148, 1 (1820). — Pelias prester Steenstrup in Kroyer Naturhist. Tids- schr. II, 545. var. d) Supra ater, opacus, subtus politus, obsolete obscuriüs macu- latus, lateribus coerulescente nebulosis. (Rossia.) Coluber Melanis-Pall. Reise d. versch. Prov. d. russ. Reich. I, pag. 460, 19 (1771). — Vipera melanis Latr. hist. nat. d. reptil. III, pag. 311 (1802). — Pelias Berus d Merr. Syst. amphib. pag. 149 (1820). Pelias. 203 var. e) Supra aterrimus, opacus, subtus politus, lacteus. (Rossia.) Coluber Seytha Pall. Reise d. versch., Prov. d. russ. Reich. I], pag. 713, 37 (1771). — Coluber schytha Bonnat. Tabl. eneyel. meth. Erpötol. pag. 15, 22 (1780). — Vipera schytha Latr. hist. nat. d. rept. III, 312 (1802). — Pelias Berus E Meır. Syst. ampbhib. pag. 149 (1820). Die Färbung und Zeichnung dieser Schlange ist nach Geschlecht und Standort mannigfachen Abänderungen unterworfen; die Grund- Fig. 36. farbe der Oberseite kann einerseits von einem hellen Weissgrau, durch Asch- und Grüngrau ins Oliven- farbige und Braungraue, anderseits von Sandgelb durch Lichtroth und Schwarzbraun bis zu tiefem Schwarz in allen möglichen Zwischentönen wechseln. Die Oberfläche des Kopfes ist mit bald mehr, bald weniger ausgesprochenen dunklen Zeichnun- gen versehen, die bei normalen Stücken aus acht, theils paarigen, theils unpaarigen Flecken oder Binden bestehen. Gewöhnlich findet sich ein dunkler Fleck auf der Schnauzenspitze, drei in einer Quer- Pelias berus Linne. reihe zwischen den Augen und vier am hinteren Theile des Kopfes; von den letzteren sind die nach innen stehenden lang bindenartig, etwa von den Parietalschildern aus im Bogen nach hinten und aussen ziehend, während die anderen kurz und klein und in der Concavität der ersteren in der Schläfengegend gelegen sind; vom Hinterrande der Augen entspringt ein in schiefer Richtung gegen die Halsseiten verlaufender Streifen, der sehr häufig mit der zuletzt genannten Schläfenmackel verschmilzt. Uebrigens sind diese Kopfzeichnungen bei verschiedenen Stücken sehr ungleich entwickelt, oft durch Ver- einigung den Kopf mehr weniger schwarz färbend, oft auch theil- weise ziemlich undeutlich oder selbst fehlend; nur die beiden Bogenflecken am Hinterkopf sowie der Augenstreifen sind fast immer vorhanden. Die Supralabialia sind gewöhnlich weisslich, an den Nähten häufig dunkler gesäumt. In den durch die Divergenz der hinteren Kopfbinden gebildeten etwa dreieckigen Raum schiebt sich ein gewöhnlich rhombenförmiger Flecken ein, der den Anfang eines breiten Zackenstreifens bildet, der über die Mittellinie des Rückens bis zum Schwanzende hinzieht; diese Zeichnung besteht en © > == Ss o, SITES IT IR 204 Viperidae. aus einer Reihe hintereinanderliegender, meist unregelmässig rhom- bischer Querflecken, die nur selten theilweise von einander getrennt sind, sondern gewöhnlich zu einer ziemlich ununterbrochenen Längs- binde verfliessen, indem die einzelnen Flecken entweder durch bald schmälere, bald breitere, bandartige Fortsätze verbunden sind, oder auch, namentlich nach hinten zu und fast ausnahmlos am Schwanze so breit und an einander gerückt werden, dass sie mit ihren stumpfen Winkeln zusammenstossen. An den Seiten des Körpers zieht sich, gleichsam als Fortsetzung des Augenstreifens, fast immer noch eine zweite Reihe von Flecken hin, welche auch ziemlich gross und von unbestimmt rundlicher Gestalt sind, in den Ausbuchtungen der Rückenbinde stehen und nach vorn gegen den Kopf zu oft der Länge nach zusammenfliessen und sich mit dem Halsstreifen ver- binden. Endlich erscheint manchmal nach unten zu an der Grenze der Bauchschilder noch eine dritte Reihe viel kleinerer und nur selten besonders deutlicher Flecken, die mit den vorigen abwechselnd . gestellt sind, oft aber auch mit ihnen zusammenfliessen, und dann die ganzen Körperseiten nach unten zu mehr oder weniger dunkel färben. Die Farbe sämmtlicher Zeichnungen kann von Braungrau durch Braun bis ins tiefste Schwarz in allen Zwischenstufen ab- wechseln, erscheint oft, namentlich bei helleren Stücken, sehr intensiv und scharf abgehoben, manchmal aber auch wieder sehr undeutlich und nur schwach hervortretend. In seltenen Fällen kommt es vor, dass die dunklen Rückenflecken fast in ihrer ganzen Ausdehnung zu- sammenfliessen, auf diese Weise einen nahezu gleichbreiten, seitlich nur stellenweise etwas wellig erweiterten Streifen bildend; desgleichen kann es geschehen, dass sich die Grundfarbe an der Grenze der Rückenflecken mehr oder weniger aufhellt; ist dabei die Dorsalbinde schwach oder kaum abgehoben und die lichte Säumung sehr hell und zugleich ziemlich breit, so tritt fast nur die letztere deutlich hervor, und erscheint dadurch das Thier mit einer lichten Zacken- binde auf dunklerem Grunde versehen. Diese Form der Zeichnung, welche der Schlange ein sehr auffallendes Aussehen verleiht, kenne ich namentlich von Stücken aus den Schneebergeralpen in Oester- reich. — Die Färbung der Unterseite kann von Weiss durch Grau und Braungelb bis zu Schwarz wechseln, wobei die einzelnen Schilder entweder einfarbig, oder bald dunkler, bald heller gefleckt erscheinen, welche Flecken oft wolkenartig zusammenfliessen und besonders gern an der Basis der Schilder auftreten, hier nach vorn zu häufig so zunehmend, dass sie unter dem Halse die Grund- farbe oft ganz verdrängen. Der Schwanz ist mitunter, namentlich bei südlichen (italienischen) Stücken gegen die Spitze zu gelblich oder selbst orange gefärbt. In manchen Fällen nimmt endlich die Pelıas. 205 ganze Oberseite eine tief schwarze Farbe an, wobei alle Zeichnungen spurlos verschwinden; ist dasselbe auch an der Unterseite der Fall, so bildet dies die Form Pelias prester Linne, ist dabei die Unter- seite milchweiss, so entsteht die Pelias scytha Pall., ist dabei endlich die Unterseite dunkler, die Körperseiten hingegen bläulich gewölkt oder gesprenkelt, so giebt dies die Varietät Pelias melaenis Pall. Die Männchen sind von den Weibehen sowohl durch die Körpergrösse als auch die Schwanzlänge, sowie sehr häufig auch durch die Färbung verschieden; während jenes das Gesammtmaass von zwei Fussen nur selten übersteigt, zeigt dieses nicht selten selbst über 21/, Fuss Körperlänge; ferner beträgt beim Männchen, wie schon erwähnt, der Schwanz etwa nur ein Sechstel, beim Weib- chen hingegen ein Achtel des Totalmaasses; endlich treten im männlichen Geschlechte vorzugsweise helle, namentlich graue und damit verwandte Farben auf, während bei Weibchen braune Tinten vorherrschen. Uebrigens ist die oft ausgesprochene Ansicht, dass die‘Farbe ein Geschlechtsunterschied sei, in dieser Allgemeinheit durchaus unrichtig, denn obwohl in vielen Gegenden die zuletzt erwähnten Verschiedenheiten des Colorits regelmässig zu beobachten sind, so giebt es doch Oertlichkeiten, wo alle Kreuzottern ohne Unterschied des Geschlechtes durchaus gleichmässig gefärbt er- scheinen; so sind beispielsweise alle italienischen Stücke immer braun; dasselbe ist auch im Fichtelgebirge, wenigstens an manchen Stellen desselben, der Fall, da unter einer grossen Menge von Exem- plaren, die ich von da erhielt, alle stets ohne Ausnahme die genannte Färbung zeigten; ebenso sind alle in den Hochalpen vorkommenden Thiere dieser Art in beiden Geschlechtern stets tief schwarz und einfärbig. } Unter all unseren Giftschlangen hat Berus unstreitig die weiteste Verbreitung, indem sie mit wenigen Ausnahmen fast ganz Europa bewohnt, und einerseits vom nördlichen Skandinavien an südlich bis in die pyrenäische Halbinsel hinabgeht, anderseits aber auch nach Osten hin fast durch das ganze Faunengebiet zu finden ist. Der höchste Punkt, wo die Kreuzotter noch vorkommt, ist Quickjock in den Lappenmarken, nördlich vom Polarkreise, unter dem 67. Gr. nördl. Br. Von hier aus geht sie durch Finnland und Skandinavien nach Jütland über, wo sie sich nicht nur auf dem Festlande, sondern auch auf den Inseln Seeland und Möen findet. Von da zieht sie durch Hannover, die Niederlande, Belgien und Frankreich bis in die iberische Halbinsel, woselbst sie sowohl in Spanien als auch in Portugal vorkommt, allerdings, wie es scheint, im Norden häufiger als im Süden. Auf den britischen Inseln kommt 206 Viperidae. sie in England und Schottland vor, fehlt aber auf Irland; dagegen ist sie auf einigen schottischen Inseln heimisch, wie beispielsweise auf Arran und wahrscheinlich auch auf Lewis, der nördlichsten der Hebriden. Von den genannten Ländern geht sie östlich nach Deutschland, nach der Schweiz und nach Italien über; in der Schweiz ist sie besonders in den nördlichen und Centralalpen häufig, fehlt aber im Jura, sowie sie auch im Osten des Landes bis zum Fusse der Albiskette nicht angetroffen wird; in Italien wurde sie bisher nur in dem nördlicheren Theil der Halbinsel gefunden und scheint daselbst Ascoli in den Abruzzen ihr südlichster Verbreitungspunkt zu sein; nach de Betta soll Berus auch im Friaul vorkommen, obwohl ich sie, wenigstens in dem mir bekannten östlichen Theile, niemals gesehen habe. Von ihrem weiteren Zuge längs der süd- östlichen Küstenländer sind mir nur wenige Daten bekannt, und dürfte unser Thier hier überhaupt nur selten vorkommen und zum grossen Theile wohl auch ganz fehlen. Letzteres scheint z. B. in den illyrischen Küstenländern entschieden der Fall zu sein, da sie mir während eines neunjährigen Aufenthaltes daselbst niemals zu Gesicht kam und ich auch keine anderweitige Belege für ihr dortiges Vorkommen erlangen konnte. Von Üroatien ist sie mir nur aus der Gegend um Warasdin bekannt, in Dalmatien scheint sie wenigstens in den Küstenstrichen zu fehlen, obwohl ich ihr Vorhandensein in den im Innern gelegenen Bergen mft grosser Wahrscheinlichkeit vermuthe, zumal ich Stücke aus Montenegro selbst untersucht habe. Ueber ihr Vorkommen auf der Balkan-Halbinsel sind mir keinerlei Daten bekannt. Was nun die Verbreitung dieser Schlange in Deutschland anbelangt, so ist sie hier fast allenthalben bald in grösserer, bald in geringerer Menge zu finden: so trifft man sie in allen Alpenländern, obwohl im Durchschnitt nur in jenen Gegenden häufiger, wo sie mit Aspis und Ammodytes nicht collidirt, während sie in von den beiden anderen Giftschlangen bewohnten Oertlich- keiten nur mehr vereinzelt aufzutreten pflegt: nördlich von den Alpen zieht sie sich durch Baden, Würtemberg und Bayern, sowie durch Böhmen, Mähren und Schlesien nach Norddeutschland, wo sie aufwärts bis zur Ostseeküste vorkommt; doch ist sie in den genannten Ländern in allen Main- und Rheingegenden nur selten oder selbst gar nicht zu finden, während sie anderweitig mitunter sehr häufig ist. Was nun endlich ihre Verbreitung im Osten unseres Continents betrifft, so dringt sie hier über Ungarn und die Karpathenländer nach Russland vor, wo sie fast allenthalben an- getroffen»wird und nach Süden hin sogar den Kaukasus überschreitet, sowie Berus überhaupt von hier aus noch durch den ganzen süd- licheren Theil Nordasiens bis zu den japanesischen Inseln vorkommt. Pelias. 207 Die Standorte, welche die Kreuzotter zu ihrem Wohnplatz wählt, sind im Allgemeinen sehr verschiedener Natur. Doch kommt sie am liebsten in Haide- und Moorgegenden, sowie in lichten Wäldern und steinigen, mit Gebüsch hinreichend versehenen Halden und Felswänden vor; nur den reinen Hochwald scheint sie zu meiden, da sie hier wenigstens nur äusserst selten gefunden wird; eine Ausnahme machen in dieser Richtung ausgerodete Waldstellen, wo sich dem Thiere in den umgestürtzten Wurzelstöcken und Erd- schollen vortreffliche Verstecke bieten. Im Norden mehr in der Ebene heimisch, zieht sie sich im Süden mehr ins Gebirge zurück, wo sie mitunter bis gegen achttausend Fuss Meereshöhe hinauf steigt. Sie kommt im Frühjahre ziemlich zeitlich hervor, so dass man sie manchmal selbst zu einer Zeit, wo der Boden noch’ theil- weise mit Schnee bedeckt ist, an einzelnen davon freien Stellen bereits sich sonnend liegen sieht. Bei Tage gewöhnlich in oder doch nahe ihrer Höhle verweilend, unternimmt sie bei Nacht grössere Streifzüge,um noch Nahrung zu suchen, welche vorzugsweise aus mäuse- artigen Thieren besteht; ganz junge Ottern fressen übrigens auch Eidechsen, während man ım Magen von im Walde gefangenen Stücken öfters auch Frösche (Rana temporaria) findet. Auch scheinen sie die Mäuse nicht nur im Freien zu fangen, sondern auch in ihren Schlupfwinkeln zu verfolgen, da man aus geöffneten Schlangen nicht selten noch ganz nackte Junge von den genannten Nagethieren herauszieht, die offenbar aus dem Neste geraubt worden sind. Die Kreuzotter paart sich im Frühjahr gewöhnlich im April oder Mai, nur ausnahmsweise auch zu anderen Jahreszeiten. Die Anzahl der in einem Weibchen zu findenden Eier ist nach der Grösse des Thieres verschieden; jüngere enthalten etwa 5 bis 6, ältere hingegen auch 12 bis 14 Eier. Die Fähigkeit zur Fortpflanzung scheint übrigens erst ziemlich spät einzutreten, da man bei Schlangen unter anderthalb Fuss Körperlänge weder Eier noch bewegliche Spermatozoen antrifft. Obwohl die Eier eigentlich gelegt werden, so zerreissen die Jungen doch die Eischalen sofort, daher .Berus gewöhnlich als lebendig gebärend angenommen wird; die Jungen, welche bei ihrer Geburt bereits die Giftzähne besitzen, haben etwa zu dieser Zeit 7 bis 8 Zoll Länge, und streifen wenige Stunden nach dem Auskriechen schon ihre Haut ab. Der Wurf selbst findet in der Regel im Hochsommer statt, meist im August oder im September. In der Gefangenschaft nimmt das Thier nur selten Nahrung zu sich. Der von Schmidt in den Abhandlungen der böhmischen Gesellschaft der Wissenschaften 1788 pag. 96 beschriebene und tab. 1 und 2 abge- bildete Coluber bohemicus dürfte wohl kaum etwas anderes, als eine aller- dings äusserst seltene Varietät von berus sein, bei dem die sonst so cha- rakteristischen Hinterhaupts- und Augenstreifen, sowie auch die seitlichen 208 Colubridae. Fleckenreihen fehlen. Doch will ich für diese Ansicht gerade nicht ein- stehen, da die Angabe von nur 15 Schuppenreihen (welche Zahl bei kei- ner europäischen Schlange vorkommt) und noch viel mehr der spätere Ausspruch des Autors, dass das Thier auch manchmal ohne Giftzähne (!) vorkommt, ein für mich wenigstens unlösbares Räthsel bildet. 3. Fam. Colubridae. Pileus scutis novem tectus. Scutum rostrale nasale adtingens. Seuta inframazillaria anteriora et posteriora conspieua. Sulcus gularis distinctus. Seuta abdominalia simplieia, anale et subeaudalia paria. Die Colubriden sind kleine oder mittelgrosse Schlangen mit ziemlich schlankem. in der Mitte meist nur wenig verdiektem Körper, der gewöhnlich walzig oder verlängert spindelförmig, manchmal aber auch durch seitliche Zusammendrückung höher als breit erscheint, und nach unten gegen den Bauch zu oft mit einer deutlichen Seitenkante versehen ist. Der Kopf ist bald mehr, bald weniger geschieden, meist von elliptischer oder eiförmiger Gestalt, auf seiner flachen oder schwach nach vorn geneigten Oberseite mit neun regelmässigen Schildern bedeckt; es sind dies zwei Interna- salia, zwei Praefrontalia, zwei Supraocularia, zwei Parietalia und ein Frontale; unter diesen sind die Internasalia in der Regel die kleinsten, die Parietalia hingegen die grössten. Das Frontale ist immer stark in die Länge gezogen, in seiner Mittellinie mitunter vertieft oder gefurcht, nach hinten als dreieckige Spitze zwischen die Parietalia eingekeilt. Die Seiten des Kopfes fallen bald ziemlich steil oder selbst senkrecht ab, oder sind mehr weniger schief nach aussen und unten geneigt; sie sind daher von oben sammt den Augen oft nur theilweise oder fast gar nicht, manchmal aber auch wieder in ihrer ganzen Ausdehnung sichtbar; dem entsprechend ist auch die Schnauzenkante bald sehr scharf und deutlich, bald mehr weniger verrundet und unmerklich. Die Bekleidung der Kopfseiten besteht vorn aus dem Rostrale, seitlich aus dem Nasale, aus einem — seltener aus zwei — Zügelschildern, aus einem bis drei Prae- und zwei bis vier Postocularen, denen sich nach hinten zu die oft ziemlich undeutlichen Temporalia anschliessen. Das Nasale ist stets seitlich vor der Schnauzenspitze unmittelbar hinter dem Rostrale gelegen und nur selten einfach, sondern durch eine die Nasenlöcher durchgehende Naht bald mehr, bald weniger getheilt. Das obere Praeoculare ist fast immer in Form einer dreieckigen Platte auf Colubridae. 209 den Pileus übergebogen, vor den Augen oft sehr deutlich eingedrückt oder vertieft, sein oberer Theil daher oft stark leistenartig nach aussen vorspringend. Die Augen, welche meist eine runde, seltener eine längsgespaltene und vertical gestellte Pupille besitzen, sind nach unten zu von den Supralabialen nur ausnahmsweise durch Subocularschilder getrennt. Von den Inframaxillaren sind beide Paare wohl entwickelt, die Kinnfurche ist immer gut und deutlich ausgesprochen. Die Körperschuppen sind bald glatt, bald gekielt, ausnahmsweise selbst der Länge nach vertieft, gewöhnlich nach den Seiten zu merklich vergrössert, bald fest und knapp anliegend, bald wieder in der hinteren Hälfte mehr weniger frei und dann deutlich geschindelt. Die Unterseite ist mit grossen, quererweiterten Schildern bedeckt, die am Bauche eine einfache, unter dem Schwanze aber eine Doppelreihe bilden; der Schwanz selbst ist von mittlerer oder auch bedeutender Länge, von seiner Wurzel gegen die Spitze zu stets sehr allmälig und stark verdünnt. Das Anale ist immer ge- theilt. Sämmtliche Mitglieder der Familie sind in beiden Kiefern, wie auch im Gaumen, bezahnt, die Gaumenzähne in zwei parallele Längsreihen gestellt, die Zähne selbst bald glatt, bald gefurcht, niemals aber durchbohrt oder mit Giftdrüsen in Verbindung. Die Colubriden sind meistens Tagthiere, welche die Hitze und den Sonnenschein lieben und unter diesen Bedingungen ihre grösste Lebhaftigkeit entfalten; sie sind schnell und gelenkig, leicht erreg- bar und zornmüthig und greifen ihre Feinde wüthend an, werden aber auch wieder meist in kurzer Zeit und oft vollständig zahm, so dass sie in der Gefangenschaft sehr gut fortzubringen sind. Ob- wohl als echte Landthiere vorzugsweise am Boden lebend, können die meisten doch mit viel Geschicklichkeit klettern und schwimmen, ja manche siedeln sich mit Vorliebe in der Nähe des Wassers an (Tropidonotus), aus demselben dann theilweise auch ihre Nahrung holend; letztere besteht nur bei jüngeren Thieren aus Insecten, bei älteren aber ausschliesslich aus Wirbelthieren aller Classen, die sie theils lebend hinabwürgen, theils durch Umschlingungen früher er- drücken; ihr sehr erweiterbares Maul setzt sie in die Lage auch solche Beute zu verzehren, welche im Verhältniss zur Körpergrösse der Schlange oft von ziemlich ansehnlichen Dimensionen ist. Wenn- gleich viele Nattern oft fern von allen Gewässern gefunden werden, so lieben sie doch, wenigstens in der Gefangenschaft, fast alle das Wasser, legen sich oft stundenlang hinein und trinken es nach langer Entbehrung mit grosser Gier, indem sie entweder den Kopf tief in die Flüssigkeit versenkend dieselbe aufsaugen, oder aber durch Kaubewegungen des Unterkiefers das Wasser schöpfen. Unter natürlichen Verhältnissen legen sämmtliche Colubriden Fier, Schreiber, Herpetologia europaea. 14 210 Colubridae. die von den Weibchen stets an solche Orte abgesetzt werden, wo sie durch die Wärme der Umgebung zur Reife gelangen können. Diese Familie, welche den grössten Theil der europäischen Schlangen umfasst, ist in viele, mitunter — wenigstens nach äusseren Merkmalen — sehr schwer zu begrenzende Gattungen zerfällt worden, wovon die zu unserer Fauna gehörigen etwa in nachstehender Weise unterschieden werden können: 1. Der Unterrand des Auges von Supralabialschildern begrenzt 2 & „ den Supralabialen durch 3 bis PH kleine Schildchen getrennt. Frontale nach vorn bedeutend erweitert, im hinteren Theile schmal und ziemlich gleichbreit. Supraocularia kaum schmäler als die Mitte des Frontale, mit geradem, stark vorspringenden Augenrande. Seiten des Kopfes gegen. die Augen zu deutlich vertieft, die Schnauzenkante gut ausgeprägt. Schläfe mit ziemlich kleinen, unregelmässigen oder schuppenartigen Schildern. Körperschuppen glatt, in 25 bis 27 Längsreihen. . . . . . 2.6. Gatt. Periops Wagl. 2. Zwischen Nasale und Praeoculare nur ein einziges Zügelschild, Frontale die Supraocularia nach vorn gewöhnlich nicht überragend . . . . 3 Zwischen Nasale und Be zwei hinteren Zügelschilder. Frontale sehr lang und schmal, die bedeutend breiteren Supraocularia nach vorn zu merklich überragend, die letzteren von den Praefrontalen durch die breit einge- schobenen Praeocularia getrennt. Kopf zwischen den Augen mehr oder weniger furchenartig vertieft mit sehr entwickelter, leistenartiger Schnauzenkante. 1 Prae- und 2 Postocularia. Schuppen locker anliegend, im Alter meist deutlich der Länge nach vertieft, in 19 Reihen. . . . . 3. Gatt. Coelopeltis Wagl. 3. Zügelschild vom Auge durch das Praeoculare getrennt. . . 4 a . unter dem Praeoculare vorbei bis zum Auge reichend. Supraocularia klein, viel schmäler und kürzer als das Frontale. 1 Prae- und 1 bis 2 Postocularia. Inframaxillaria kurz. Schuppen glatt, in 19 Längsreihen. 1. Gatt. Tarbophis Fleisch 4. Zügelschild nicht oder nur wenig länger als hoch, Körper- schuppen sämmtlich in deutlichen Längsreihen . . 5 Zügelschild gut doppelt so lang als hoch, Schuppen di ai Ausnahme der mittelsten Längsreihe in schiefe Querreihen gestellt. Kopf sehr gestreckt, mit vertiefter Zügelgegend und gut entwickelter Schnauzenkante. Frontale lang und schmal, | höchstens so breit wie die stark vorspringenden Supraocularia. | 1 Prae- und 2 Postocularia. . . . . 2. Gatt. Psammophis Boie 5. Supraocularia am Augenrande mehr weniger leistenartig vor- Colubridae. 11 springend; Seiten des Kopfes gegen die Augen zu stets deutlich vertieft, die Schnauzenkante daher gut ausgesprochen. 2 Prae- und 2 Postocularia.. . . . 6 Supraocularia nicht oder kaum lee iigend) Ben vollkommen flach oder höchstens unmittelbar vor den Augen kaum merkbar vertieft, die Schnauzenkante daher wenigentwickelt 7 . Schuppen stets vollkommen glatt, in 19 Längsreihen. 7. Gatt. Zamenis Wagl. Schuppen am Rücken im Alter gekielt, in mindestens 25 Längs- zahen :: : .„.. DINERAW NH. Gatt: Elaphis Ald. . Schuppen entweder elkbarkeen glatt oder höchstens von der Seite besehen kaum merkbar gekielt. 1 Prae- und 2 (sehr selten 3) Postocularia; letztere meistens von zwei Temporal- schildern begrenzt . . . ... 8 Schuppen mit Ausnahme der an als Binckeuhilder a den scharf und sehr deutlich gekielt. Postocularia nach hinten nur von einem einzigen, grossen Temporale begrenzt. 4. Gatt. Tropidonotus Kuhl. . Rostrale höchstens so lang als breit und mit den anderen Kopfschildern fast immer in gleicher Fläche liegend. Frontale meist ziemlich regelmässig fünfeckig, nach vorn nur selten bedeutend erweitert, mit gewöhnlich geraden Aussenwänden. Internasalia nach vorn zu kaum convergirend . . .. 9 Rostrale viel länger als breit, nach hinten als spitzes Dreieck bis weit auf die Oberseite des Kopfes verlängert, im Alter spitz kegelförmig vorstehend, mit den anderen Kopfschildern nicht in derselben Fläche, sondern denselben als viel stärker gewölbte Kuppe deutlich aufliegend. Frontale (bei Erwachsenen) nach vorne bedeutend erweitert mit gewöhnlich bogigen Seiten. Internasalia schief nach hinten gegen einander gerichtet. Parietalia breit, Schuppen vollkommen glatt, in 27 bis 29 Längs- reihen Mi ind. » 20 .20..9. Gatt. Rhinechis Michah. . Nasale N ne in der Mitte deutlich verschmälert, das etwas gegen den Öberrand gerückte Nasenloch in der Theilungslinie selbst gelegen. Körperschuppen glatt oder höchstens von der Seite besehen kaum merkbar gekielt, in 21 bis 27 Längsreihen. Bauchkante deutlich ausgebildet. 8. Gatt. Callopeltis Bonap. Nasale meist nur unvollkommen oder auch gar nicht getheilt, länglich, in seiner ganzen Erstreckung ziemlich gleich hoch, mit centralem Nasenloch. Schuppen stets vollkommen glatt und glänzend, in 19 bis 21 Längsreihen. Bauchkante nicht ausgebildetswan . umrma Mt „Brdundsans 10. Gatt. Coronella Laur. 14* 212 1. Gatt. Tarbophis. Fleischmann Dalmat. nova serp. gen. pag. 17 (1831). Trigonophis Eichw. Zool. spec. Ross. et Polon, III, pag. 174 (1831). Tachymenis Wiegm. Acta nova Acad. caes. Leop. 1834 pag. 251. Ailurophis Bonap. Amphib. europ. pag. 17, 32 (1839). Scutum loreum elongatum, usque ad oculum productum. Scuta supraocularia parva, frontale multo angustiora. Scuta inframazillaria brevia. Praeoculare 1, postocularia 1—.2. Squamae laeves, per series novemdecim dispositae. Der Körper ist ziemlich kräftig, in der Mitte nur wenig verdickt, nach vorn mehr als nach hinten verjüngt, mit kaum ausgesprochener Bauchkante. Der flache Kopf ist kurz, und namentlich im hinteren Theile oft sehr breit, bei älteren Thieren rückwärts, besonders zu Seiten der Parietalia mehr weniger aufgetrieben und dadurch fast otternartig, von den Augen nach vorn zu schwach verengt, mit breit zugerundeter Schnauze. Seine Oberseite ist ziemlich platt und niedergedrückt, erst unmittelbar vor der Spitze nach abwärts gewölbt, die flachen Seiten schief nach unten und aussen gerichtet, daher nicht nur die Augen, sondern auch die seitliche Beschilderung des Kopfes von oben ganz sichtbar und die Schnauzenkante verwischt. Die Augen sind mittelgross mit längsgespaltener, senkrecht gestellter Pupille. Der Schwanz ist kurz, kaum ein Sechstel der ganzen Körperlänge betragend, in eine mässig dünne Spitze ausgezogen. Das Rostrale ist breiter als hoch, durch die nach unten deutliche Ausrandung und allerseits sehr stumpfe Winkel fast halbmondförmig, beinahe ganz auf der Vorderseite der Schnauzenspitze gelegen und daher von oben kaum oder nur wenig sichtbar. Die Internasalia sind etwa trapezisch, wenigstens um die Hälfte kleiner als die in querer Richtung ziemlich gleichbreiten Praefrontalia. Das Frontale ist verhältnissmässig kurz, aber breit, nach vorn stets deutlich, oft selbst bedeutend erweitert, mit gerade abgestutzter Vorderseite, nach rückwärts in eine ziemlich grosse, dreieckige Spitze ausgezogen. Die Parietalia sind mittelgross, ganz auf der Oberseite des Kopfes gelegen, an ihrem Hinterende gewöhnlich verrundet. Die Supra- ocularia sind klein, etwa halb so schmal und bedeutend kürzer als das Frontale, nach hinten erweitert, über den Augen mehr weniger deutlich ausgerandet und nicht vorspringend. Das den zwei ersten Supralabialen aufliegende Nasale ist gross, fast über die Hälfte der vorderen Kopfseiten einnehmend, in seiner ganzen Erstreckung Tarbophis. 213 ziemlich gleich hoch und oft nur über dem Nasenloch, ja mitunter selbst gar nicht getheilt. Das Zügelschild ist etwa so lang aber viel niedriger als das Nasale, nach hinten mehr weniger verschmälert und unter dem Praeoculare vorbei bis an das Auge reichend. Das Praeoculare ist von mässiger Grösse, stark auf die Oberseite des Kopfes gerückt und das Frontale meistens, oft sogar in einer kurzen Naht, berührend. Postocularia sind in der Regel zwei — ausnahms- weise nur eins — vorhanden, untereinander an Grösse wenig ver- schieden. Die Temporalia sind als solche kaum entwickelt, sondern die ganzen Schläfen mit kleinen, von den Schuppen kaum zu unter- scheidenden Schildchen bedeckt. Von den acht bis neun Supra- labialen berührt das vierte und fünfte das Auge, von den elf bis zwölf Sublabialen sind die vier bis fünf ersten den Inframaxillaren angefügt. Diese sind kurz, namentlich das hintere oft sehr klein und fast ganz schuppenförmig. Die ziemlich grossen Schuppen sind glatt, sechseckig, nach den Seiten nur wenig erweitert, ziemlich locker anliegend, in neunzehn Längs- und nicht sehr schiefe Quer- reihen gestellt, an der Spitze mit zwei, bald mehr, bald weniger deutlichen, vertieften Punkten versehen. Die Zahl der Bauchschilder wechselt zwischen 191 und 250, die der Schwanzschilderpaare zwischen 40 und 75. Die einzige Art dieser Gattung lebt im südlichen und süd- östlichen Europa. 1. Tarbophis vivax: Supra cinereus, nigro-sparsus, dorso maculis Fuseis vel nigris magnis, lateribus multo minoribus, alternis ; subtus albicans, punctis nigris plerumque ürroratus. — Long. 0:63—0'80 m. Coluber vivax Fitzing Classificat. d. Reptil. pag. 57, 27 (1826). — Tarbophis fallax Fleischm. Dalmat. nova serpent. gen. pag. 18 tab. I (1831). — Trigonophis iberus Eichw. Zool. spec. Ross. et Polon. III, pag. 175 (1831). — Dipsas fallax Schleg. Essai sur la phys. d. serp. II, pag. 295. tab. XI. fig. 35, 36 (1837). — Ailurophis vivax Bonap. Amphib. europ. pag. 44, 41 (1839). — Tarbophis vivax Dum. Bibr. Erpetol. gener. VII, pag. 913 (1854). — Tachymenis yivax Günth. Catal of Colubr. snak. pag. 33, 1 (1858). Die Färbung und Zeichnung dieser Schlange ist im Allgemeinen ziemlich beständig. Die Grundfarbe der Oberseite bildet in der Regel ein ziemlich helles Grau, welches aber dadurch, dass jede Schuppe mit übrigens nur wenig hervortretenden schwarzen Pünkt- chen gesprengt ist, meist ziemlich unrein erscheint. Die Oberfläche 214 Colubridae. des Kopfes ist gewöhnlich mit unbestimmten dunklen Wolkenflecken versehen, und vom Hinterrande der Augen gegen die Mundwinkel Fig. 37. hin zieht sich ein ähnlich gefärbter Fleck oder Schatten, der aber selten scharf ausgesprochen ist, ja in vielen Fällen auch ganz verwischt ist. Im Nacken findet sich ein grosser, die ganze Breite desselben einnehmender Flecken, der sich oft seitlich auf den Hals und manchmal in der Mitte auch nach vorn in Form eines Strei- fens bis auf das Frontale verlängert. In seltenen Fällen ist diese Mackel sehr stark erweitert, und am Vor- derende scharf und gerade abge- schnitten, so dass sie dann ein grosses, die ganze Halsbasis umfassendes Dreieck mit nach rückwärts gekehr- ter Spitze darstellt. Von dieser Zeichnung an zieht sich über die a Mitte des Rückens eine Reihe grosser, Tarbophiiyivak Mitzinb! bald ziemlich kreisrunder, bald quer a. Rostrale. erweiterter und dann schief gestellter Fleckenhin, dienurausnahmsweisein zwei Mackeln getrennt sind, und nach dem Schwanz zu undeutlicher und heller werden, ja gegen dessen Spitze nicht selten auch ganz verschwinden. Da diese Flecken entweder aus ganz dunkelbraunen oder schwarzen, oder nur aus dunkel genetzten oder gemarmelten Schuppen bestehen, so treten sie dementsprechend bald schwächer, bald schärfer hervor. Gewöhnlich verhält sich die Sache derart, dass die Schuppen der vorderen Flecken ganz einfarbig dunkel sind, während sich ihnen nach hinten zu immer mehr bräunliche Flecken einmischen, durch deren allmähliches Ueberhandnehmen die ganze Zeichnung nach rückwärts immer weniger scharf und deutlich wird, und endlich meist ganz verschwindet. Abwechselnd mit diesen Rückenmackeln läuft an den Körperseiten je eine Reihe bedeutend kleinerer Flecken hin, die immer viel höher als lang, ziemlich senk- recht gestellt, aber meist viel undeutlicher sind, so dass sie oft nur in der vorderen Körperhälfte, namentlich an den Halsseiten, schärfer hervortreten, während sie nach rückwärts zu fast immer früher als die Rückenflecken verschwinden oder undeutlich werden. In seltenen Fällen fliessen die letzt besprochenen Mackeln mit den Rückenflecken zusammen, auf diese Weise mehr weniger ununterbrochene, in der Psammophis. 215 Mitte stark erweiterte Querbinden darstellend. Die Unterseite ist hellgrau oder weissgelb, entweder einfarbig oder durch zahlreiche schwarze Punkte gesprenkt oder bepudert; nicht selten ist auch die Bauchseite mit meist wolkenartigen oder viereckigen schwarzen Flecken versehen, die häufig in Reihen gestellt sind, und durch Ueberhandnehmen oft die ganze Unterseite schwarz färben, obwohl fast immer wenigstens an den Seiten helle, würfelartige Flecken der Grundfarbe zurückbleiben. — Die Grösse des erwachsenen Thieres beträgt selten über zwei Fuss Gesammtlänge. Diese Schlange findet sich von Triest angefangen durch ganz Istrien, Dalmatien und Albanien bis nach Griechenland, desgleichen im südlichen Russland bis zum Caspisee sowie auch in den Kaukasus- ländern. Nach Dumeril kommt sie ausserdem in Egypten vor, ich selbst untersuchte auch Stücke aus Syrien. Sie ist ein Nachtthier und lebt vorzugsweise in steinigen Gegenden, im Gerölle, alten Mauern u. dgl., wo sie oft noch mitten im Winter anzutreffen ist; ihre Nahrung besteht hauptsächlich aus Eidechsen und Mäusen. / 2. Gatt. Psammophis. Boie Isis XX, pag. 521 (1827). Seutum frontale longissimum, angustum. Scuta supraocularia excedentia. Canthus rostralis valde distinctus. Scutum loreum latitudine duplo longius. Praeoculare unum, postocularia duo. Squamae laeves, exceptis medüs per series obliquas trans- versas dispositae. Der Körper ist gestreckt und schlank, in der Mitte kaum merkbar verdickt, der ziemlich deutlich geschiedene Kopf lang, von hinten nach vorn allmälig aber stark verschmälert, von länglich dreieckiger Gestalt. Seine Oberseite ist flach oder vor den Augen mehr weniger deutlich vertieft, mit schwach nach abwärts gewölbter, über den Unterkiefer stark vorragender Schnauzenspitze. Die Kopfseiten sind ziemlich senkrecht gestellt, die Zügelgegend selbst bei ganz jungen Stücken schon merkbar vertieft, die Schnauzen- kante daher scharf hervortretend und nach rückwärts in den vor- springenden Rand der Supraocularia übergehend. Die Nasenlöcher sind klein, nach hinten meist in horizontaler Richtung etwas ritzen- förmig verlängert. Die vollkommen seitlich stehenden Augen sind 216 Colubridae. mittelgross, von oben nur theilweise sichtbar, mit rundlicher Pu- pille. Der Schwanz ist lang, fein und dünn auslaufend, etwa ein Drittel der ganzen Körperlänge betragend*). } Das Rostrale ist ziemlich breit, nach oben nur wenig überge- wölbt; die Internasalia sind klein, dreieckig oder trapezisch, an Grösse mehr als um die Hälfte hinter den Praefrontalen zurückbleibend, welch ‚letztere sich nach aussen stark erweitern. Das Frontale ist sehr lang, in seiner hinteren Hälfte schmäler oder höchstens so breit wie die Supraocularia, in der Vorderhälfte ziemlich jäh und stark, oft bis zu den Praeocularen erweitert, am Vorderrande in der Jugend oft gerundet, sonst aber gewöhnlich im stumpfen Winkel zwischen die Praefrontalia eingeschoben. Die Supraocularia sind gross und breit, nach vorn zu etwas verschmälert, hinten ziemlich gerade ab- gestutzt, mit vorspringendem Augenrande. Die Parietalia sind etwa von der Länge des Frontale, nach rückwärts stark dreieckig ver- schmälert, seitlich beiläufig bis zur gemeinschaftlichen Naht der Postocularia herabgebogen. Das dem ersten Supralabiale aufliegende Nasenschild ist länger als hoch, deutlich getheilt, der hintere Theil etwas kleiner als der vordere, das Nasenloch in der Theilungslinie. Das Zügelschild ist in seiner ganzen Erstreckung ziemlich gleich breit, gut doppelt so lang als hoch, dem zweiten und dritten Supra- labiale aufliegend; auch ist der vordere Theil desselben in seinem Oberrande etwas auf den Pileus übergebogen, so dass das Zügel- schild auch auf der Oberseite des Kopfes als sehr schmales, den Praefrontalen nach aussen zu anliegendes Dreieck sichtbar ist. Das Praeoculare ist fast beilförmig, viel höher als breit, in seinem oberen Theile nach vorn und hinten stark erweitert, dem vierten und fünften Supralabiale aufliegend und als grosse dreieckige Platte fast bis zum Frontale auf den Pileus übergebogen. Die zwei Post- ocularia sind höher als breit, ziemlich gleich oder das obere etwas grösser; letzteres ist hinten von dem Parietale, das untere von zwei schmalen, länglichen Temporalen begrenzt. Von den acht Supra- labialen berührt das fünfte fast allein das Auge. Die Schuppen sind vollkommen glatt und flach, am Rücken länglich sechseckig, nach den Seiten hin merklich erweitert; die Stellung derselben ist eine höchst eigenthümliche, indem die längst der Rückenfirste hin- ziehenden genau hintereinander liegend ein über die Mitte des Öberkörpers verlaufendes sehr ausgesprochenes Längsband bilden, von dem aus zu beiden Seiten hin sehr regelmässige schiefe Quer- *) Nicht selten findet man den Schwanz abgebrochen , in welchem Falle er dann gewöhnlich in eine hornartige, spitzkegelförmige und gefurchte Spitze ausgeht, Psammophis. 217 reihen unter spitzem Winkel nach vorn divergiren. Die Zahl der Bauchschilder wechselt von 158 bis 160, die der Schwanzschilder- paare von 88 bis 97. Die einzige Art lebt im äussersten Südosten Europas. 1. Psammophis sibilans: Supra olivaceus vel grisescens, strüis pallescentibus plerumque tribus. — Long. 1'26—1'58 m. Coluber hipponensis Klein Tentam. herpetol. pag. 38, 117 (1755). — Coluber sibilans Linne Syst. nat. I, pag. 383, 260 (1767). — Culuber taeniolatus Daud. hist. nat. gen. d. rept. VI, pag. 428 (1803). — Natrix sibilans Merr. Syst. amphib. pag. 114, 83 (1820). — Psammophis sibilans Boie Bemerk. üb. Merr. Syst. d. Amph. Isis XX, pag. 547, 1 (1827). — Psammophis moniliger Schleg. Essai phys. d. serp. II, pag. 207, 2. tab. VII. fig. 4—9 (1837). var. a) Flavofuscus, strüs lateralibus duobus antice obsolescentibus, squamis seriei mediae nigris, ad basim albescentibus. Coluber moniligera Latr. hist. nat. d. reptil. IV, pag. 116 (1802). — Coluber gemmatus Shaw. gen. zool. III, pas. 539 (1802). var. b) Supra flavofuscus, lateribus fuscogriseis, taeniis nigricantibus tribus, squamis seriei mediae per longitudinem albostriatis. var. c) Ut supra, sed fascia laterali subtus albo-limbata, taeniae dor- salis squamis ad medium usque atratis. Psammophis sibilans var. hierosolimitana Jan. Iconogr. gener. d. Ophid. 34. Heft tab. II. fig. 2 (1870). var. d) Ut supra, sed. taeniis nigricantibus quatuor , inferioribus la- tioribus. Psammophis sibilans var. 4-lineata Jan. l. c. 34 Heft, tab. Ill. fig. 1 (1870). var. e) Ut c, sed fasciae dorsalis sguamis concoloribus, tramsverse ob- scuro-fasciatis. var. f) Griseo-fuscescens, taeniis nigricamtibus tribus, fasciae mediae squamis ad basim apiceque puncto lacteo instructis. var. g) Supra cinereus aut griseo-olivaceus, sguamis nigro-terminatis, Fascia camdida nigro-limbata ad dorsi abdominisque latera. var. h) Supra fusco-olivaceus, squamis praecipue dorsalibus nigro- limbatis (senescens). juv. Supra fusco-griseus aut pallide-olivaceus, plerumque concolor, pileo interdum pieturis regularibus notato, 918 Galikuidas, Eine in Färbung und noch mehr in Zeichnung sehr veränder- liche Schlange. Ganz junge Exemplare sind gewöhnlich hellbraun oder bräunlich grau, am Kopfe häufig mit weisslichen, dunkel gesäumten Binden und Zeich- nungen versehen, die oft sehr symmetrisch und regelmässig ver- theiltsind. Aeltere Stücke haben mitunter auch noch die Farbe der Jungen, obwohl die Grund- farbe öfters ins Sandgelbe, Gelb- EIEH—E b Olivenfarbige, Bl TE raune, Olivenfarbige, Blaugraue AT LLIAII und verwandte Töne übergeht, Sri im Allgemeinen aber doch mei- stens ziemlich hell bleibt; in manchen Fällen sind Rücken und Seiten verschieden gefärbt, indem die bräunliche oder gelbliche Oberseite nach den Seiten zu ins Graue übergeht. Diese Grundfarbe ist nun bei Erwachsenen gewöhnlich, bei Jungen seltener, von streifenartigen Längsbinden durchzogen, deren Zahl und Bildung jedoch vielen Verschiedenheiten unterliegt. In den meisten Fällen ist die Oberseite durch drei helle, weissliche oder gelbliche Längs- streifen gezeichnet, deren einer über die mittelste, die zwei anderen meist über die vierte oder fünfte Schuppenreihe hinziehen. Diese Binden machen sich aber manchmal nur als schmale Aufhellung der Grundfarbe bemerkbar, sind auch namentlich im vorderen Theile des Körpers häufig undeutlich oder verwaschen, während sie nach hinten zu gewöhnlich schärfer werden und oft bis zur Schwanzspitze hinziehen. Zudem verläuft mitunter noch an der Bauchgrenze eine breite, milchweisse und schwarz gesäumte Binde, welche die Unter- hälfte der letzten Schuppenreihe und den Oberrand der Bauchschilder bedeckt. Alle diese Streifen kommen übrigens eben so oft zusammen, als auch einzeln vor; auch zeigen die Körperschuppen nicht selten schwärzliche Seitenränder, die neben den hellen Binden oft zu dunklen Säumen zusammenstossen. Bei anderen Varietäten ist die mittelste Schuppenreihe schwarz, am Grunde und an der Spitze jeder einzelnen Schuppe mit einem kleinen, rundlichen, weissen Flecken versehen, der an der Basis grösser und oft ins Blaue geneigt ist; dadurch entsteht dann eine sehr regelmässige, perlschnur- oder rosenkranzartige Zeichnung (Psammophis moniligera Latr.). Mit- unter werden diese hellen Flecken so gross, dass sie nur einen schwarzen Querfleck über die Mitte der Schuppe übriglassen, während Psammophis sibilans Linne. u - Coelopeltis. 219 sie anderseits auch wieder der Länge nach zu einem einzigen Streifen verfliessen können. In seltenen Fällen ist endlich die bräunliche Rückenfarbe von der grauen Seitenfärbung scharf abgesetzt, mit- unter sogar durch einen schwarzen, nach unten oft weiss gesäumten Längsstreifen geschieden. Die Unterseite ist stets einfarbig, weiss- gelb, welche Färbung gewöhnlich auch den Lippenschildern, wenig- stens nach unten hin, zukommt, obwohl letztere bei jüngeren Thieren gern dunkel gefleckt oder gezeichnet erscheinen. Die vertiefte Zügelgegend ist häufig dunkler, die Färbung derselben manchmal als mehr oder weniger deutlicher Streifen auch durch das Auge bis auf die Schläfen fortgesetzt. Ganz alte Stücke sind stets gelbbraun oder hell lederfarben, mit namentlich am Rücken schwarz gesäumten oder punktirten Schuppen, die Längsstreifen höchstens nach vorn gegen den Kopf zu schwach angedeutet. Die Länge des erwachsenen Thieres beträgt gewöhnlich drei bis vier, manchmal auch fünf Fuss. Diese namentlich im Norden von Afrika und westlichen Asien vorkommende Schlange findet sich einzeln auch in Südrussland in den unteren Dongegenden *). Ueber ihre Lebensweise ist mir nichts bekannt. 3. Gatt. Coelopeltis. Wagler nat. Syst. d. Amph. pag. 189, 76 (1830). Rhabdodon Fleischmann Dalmat. nova serpent. gen. pag. 25 (1831). Scutum frontale longissimum, angustum, ultra supraocularia productum. Praefrontalia a supraocularıbus scutis praeocularibus se- parata. Scuta frenalia duo, postposita. Praeoculare unum, postocularia duo. Vultus ante oculos sulcatus, cantho rostrali distincvissimo. Der Körper ist gestreckt, walzig, in der Mitte schwach verdickt, seitlich kaum zusammen gedrückt, die Bauchkante nicht ausgebildet. Der Kopf ist gross und hoch, vom Halse wenig gesondert, von den Augen nach vorn ziemlich kurz und schnell verjüngt, sonst aber fast gleichbreit. Die ‚Oberseite desselben zeigt vor den Augen gegen die Schnauzenspitze zu;eine besonders im Alter sehr ausgebildete ) Demidoff, Voyage dans la Russie meridionale et la Crim&e. pag. 342 (1840). 2230 Colubridae. Vertiefung; desgleichen sind auch die schief abfallenden Kopfseiten gegen die Augen zu sehr stark furchenartig eingedrückt, daher die Schnauzenkante sehr deutlich entwickelt ist und als scharf ausge- prägte Leiste vom oberen Augenrande zur Mitte der Internasalia hinzieht. Die Nasenlöcher sind gross und nach rückwärts gerichtet, die ebenfalls stark entwickelten Augen vollkommen seitlich gestellt, mit rundlichem Sehloch, von oben nur theilweise sichtbar. Der mittellange Schwanz ist dünn und spitz auslaufend, etwa ein Fünftel der ganzen Körperlänge betragend. Das etwa siebeneckige Rostrale ist gewölbt, höher als breit, von oben theilweise sichtbar, gegen den Mund zu mit tiefer Ausrandung und einer zu ihr parallelen Furche über derselben. Die Internasalia sind klein, beilförmig, viel breiter als lang, nach hinten und aussen bis zum vorderen Zügelschilde spitzig ausgezogen; die mehr als doppelt so grossen Praefrontalia sind gegen ihre gemeinschaftliche Naht hin abschüssig, mit ihrem Aussentheile winkelig auf die Kopf- seiten bis zum zweiten Zügelschilde herabgebogen. Das Frontale ist das längste aller Schilder, in seinem grösseren hinteren Theile schmal und parallelseitig, in seinem vorderen Ende plötzlich erweitert, abschüssig und die Supraocularia deutlich überragend. Die Parie- talia sind kaum länger aber sichtlich breiter als die Supraocularen, nach rückwärts ziemlich stark verschmälert. Die Supraocularia sind gut doppelt so breit als der hintere Theil des Frontale, nach vorn kaum verengt, mit stark vorspringendem Augen- und vollkommen gerade abgestutztem Hinterrande. Das Nasale ist etwa so gross als die hinter ihm liegenden Zügelschilder zusammen, nach unten und rückwärts in eine deutliche Spitze verlängert, das Nasenloch fast die ganze hintere Hälfte desselben einnehmend. Das erste Zügelschild ist gewöhnlich viel höher als breit, ziemlich parallelrandig, der vor- deren Hälfte des zweiten Supralabiale aufliegend, während das hintere etwas niederere kaum höher als breit, etwa trapezisch ist und bei- läufig bis zur Mitte des dritten Lippenschildes reicht. Das Prae- oculare ist sehr gross, im unteren Theile schmal, im oberen Theile sehr stark erweitert, gegen das Auge zu in eine scharfe Spitze aus- gezogen, so dass es im Ganzen eine fast beil- oder hammerförmige Form hat. Es ist vor den Augen stark eingedrückt vertieft, sein oberer Theil nach aussen leistenartig vorspringend und im Winkel auf die Oberseite des Kopfes übergebogen, wo es, sich zwischen die Praefrontalia und Supraocularia einschiebend, bis zum Frontale reicht. Die zwei Postocularia sind höher als breit, an Länge unter einander wenig verschieden, nach hinten von zwei über einander liegenden, länglich schuppenförmigen Temporalen begrenzt, deren unteres das obere an Grösse übertrifft. Von den acht Supralabialen Coelopeltis. | 221 berührt das vierte und fünfte das Auge, von den 11 Sublabialen liegen die sechs ersten den ziemlich gleich grossen, durch eine sehr tiefe Kinnfurche von einander getrennten Inframaxillaren an. Die Schuppen sind ziemlich locker anliegend und deutlich, oft sehr stark, geschindelt. Sie sind entweder ganz glatt oder in der Mitte mehr weniger der Länge nach gefurcht oder vertieft, was namentlich bei alten Stücken mitunter in so hohem Grade der Fall ist, dass die Schuppen dadurch nahezu löffelförmig werden. Doch giebt es auch ziemlich erwachsene Stücke mit fast ganz glatten oder nur äusserst schwach vertieften Schuppen, so dass dieselben oft nur bei schiefer Ansicht eine seicht eingedrückte Längslinie erkennen lassen. Ander- seits können aber auch schon ziemlich junge Thiere sehr deutlich vertiefte Schuppen zeigen, und nur bei eben ausgekrochenen Indi- viduen ist dies niemals der Fall. Die zwei untersten Schuppenreihen des Rumpfes sowie auch die Schwanzschuppen sind übrigens immer glatt. Die einzelnen Schuppen haben eine länglich rhombische oder lanzettliche Form, sind nach den Seiten zu stark vergrössert und in 19 Längs- und ziemlich schiefe Querreihen gestellt. Die kaum auf die Oberseite aufgebogenen Bauchschilder betragen gewöhnlich gegen 180 (168 bis 210), die Schwanzschilderpaare schwanken meist zwischen 90 und 100, können aber auch bis auf 69 reducirt sein. Die einzige europäische Art lebt im südlichen Europa. 1. Coelopeltis lacertina: Supra wiridi-olivacea aut testacea, dorsi parte subantica lateribusque nigricantibus; subtus pallide fla- vescens, scutis nigro-marginatis aut atro-mebulosis. — Long. 0'95—1'26 m. Coluber monspessulanus Hermann Observat. zoolog. I, pag. 283 (1804). — Natrix monspessulana Merr. Syst. amphib. pag. 130, 152 (1820). — Malpodon lacertina Fitzing. Classificat. d. Reptil. pag. 59 (1826). — Psammophis lacertina Boie Bemerk. üb. Merr. Syst. d. Rept. Isis XX, pag. 526, 61 (1827). —Coluber Aesculapi Duges Annal. science. natur. XI, pag. 388 et 394, tab. XLVI, fig. 17, 18 (1827). — Coluber insignitus Geoffr. Descript. de V’Egypt. Rept. tab. VII, fig. 6 (1827).— Coelopeltis lacertina Wagl. nat. Syst. d. Amphib. pag. 189 (1830). — Coelopeltis monspessu- lana Bonap. Amph. europ. pag. 45, 45 (1839). — Coluber mon- speliensis Gervais Annal. scienc. natur. 30 ser. X, pag. 207, 4 (1848). var. a) Ut supra, sed dorso maculis obscuris per series 3—6 dispo- sitis. Natrix lacertina Wagl. in Spix Serpent. Brasil. pag. 18, 4, tab. V (1824). — Coluber vermicularis Eichw. Fauna caspio-caucas. pag. 155, tab. XXIX, fig. 1, 2, 3 (1831). — Coluber vermicu- 222 Colubridae. latus Mönetr. Catal. rais. d. obj. de Zool. pag. 72, 238 (1832). — Coluber hippocrepis Schinz Naturg. u. Abbild. d. Reptil. pag. 148, tab. 62, fig. 2 (1833). — Coluber moilensis Reuss Zool. Misc. im Mus. Senkenberg. I, pag. 142, tab. 7, fig. 1, a, b (1834). var. b) Ut supra, sed maculis dorsalibus obsoletis. Coluber rupestris Risso hist. nat. de l’Europe m£ridion. III, pag. 91, 24 (1826). var. c) Lateribus interdum albescentibus maculis nigris per longitu- dinem ordinatis. var. d) Supra fusco-olivacea, concolor, subtus flavescens aut rubescens, lateribus lineatim cinereo-suffusis. ? Coluber atratus Herm. Observat. zoolog. I, pag. 283 (1804). — ? Natrix lugubris Merr. Syst. amph. pag. 133, 172 (1820). — Coluber Neumapyeri Fitzing Classificat. d. Reptil. pag. 57, 13 (1826). — Bothrops distincetus Eichw. Reise Caucas. I, 2, pag. 748 (1836). — Rhabdodon fuscus Fleischm. Dalmat. nove serpent. gen. pag. 26, tab. II (1831). — Coluber fuscus Schinz Naturg. u. Abbild. d. Reptil. pag. 150, tab. 64, fig. 2 (1833). — Coelopeltis monspessulana var. Neumayeri Bonap. Amph. europ. pag. 45 (1839). juv. Supra testacea aut griseo-olivacea, vel concolor vel sguamis nigris, luteo-marginatis, seriatim positis; subtu salbo-flavescens, maculis Fuseis interdum variegatus. Coelopeltis monspessulana Ranzani in Nov. comm. acad. science inst. Bonon. pag. 95, tab. II, fig. 10 (1836). a: Diese Schlange kommt hinsichtlich ihrer Grundfärbung in zwei verschiedenen Formen vor, welche auch häufig geographisch ziemlich streng geschieden sind. ; Bei der echten lacertina zeigt die Oberseite in der Regel ein helles Graugelb, Isabellgelb oder Lederfarben, das mitunter ins grünlich Olivenfarbige oder Braungelbe übergeht. Der Kopf ist namentlich bei lichteren Varietäten nicht selten mit helleren, dunkel gerandeten oder begrenzten Binden und Flecken gezeichnet, die ge- wöhnlich die Praefrontalia, den Vorderrand des Frontale und der Supraocularia einnehmen, und sich manchmal auch vom Frontale aus gabelartig nach hinten über die Parietalia erstrecken. Doch sind diese Zeichnungen meist nur bei jüngeren oder mittelgrossen Stücken zu finden, während ganz alte Exemplare derselben wohl stets entbehren. Der Körper ist entweder einfärbig oder durch dunkle Flecken verschiedenartig gezeichnet. Vollkommen gleich- farbene Stücke kommen übrigens nur sehr selten vor, da auch bei solchen Exemplaren, die keine Flecken zeigen, die Oberseite des Rumpfes in der Regel gegen den Hals zu durch stark mit Schwarz Coelopeltis. 223 untermischte Schuppen auf eine kurze Erstreckung schwärzlich er- scheint; auch sind in diesem Falle die zwei bis drei untersten, meist helleren oder selbst weisslichen Schuppenreihen namentlich an der Basis und Spitze in grösserer oder geringerer Ausdehnung schwarz ge- färbt, wodurch dann die Körperseiten bald mehr, bald weniger dunkel wer- ‘den. Bei anderen Varietäten ziehen über die Oberseite des Körpers drei bis sechs Reihen ziemlich unbe- stimmter dunkler Flecken hin, die aber häufig nur schwach abgehoben sind und gewöhnlich aus ganz oder theilweise schwärzlichen, weiss ge- strichelten Schuppen bestehen. Die Unterseite ist bei ungefleckten Stücken meist ‘gelblich, mit mehr Coelopeltis lacertina Fitzing. weniger — oft bis zum Nana A AR der Grundfarbe — schwärzlich ge- wölkten oder geränderten Schildern, deren dunkle Färbung aber gegen den Kopf zu in der Regel all- mälig verschwindet. Bei der gefleckten Form ist die Bauchseite entweder ebenfalls einfärbig weissgelb, bei älteren Stücken aber häufig an den Seiten der Schilder mit schwärzlichen, unregelmässigen Längsflecken gezeichnet, welche nach vorn hin allmälig zu mehr weniger ausgesprochenen Längsreihen an einander stossen; auch nehmen die schwarzen Schuppenflecken der Oberseite nach unten oft so zu, dass sie namentlich an den zwei ersten Schuppenreihen ebenfalls ziemlich deutliche dunkle Längsstreifen bilden, obwohl das Schwarz gewöhnlich nur an der Spitze jeder einzelnen Schuppe tief und gesättigt erscheint. Endlich sind bei dieser Varietät noch die Seiten des Kopfes fast immer mit milchweissen, schwärzlich gesäumten Flecken versehen, die sich oft auch in grösserer oder geringerer Erstreckung auf die Halsseiten, obwohl hier meist ohne schwarze Randung und daher gewöhnlich zu Streifen verfliessend, fort- setzen. Die zweite, gewöhnlich als Coelepeltis Neumayeri Fitzing. unter- schiedene Form, ist von der echten lacertina durch die stets ein- farbige, dunkel olivenfarbige oder nussbraune Oberseite ver- schieden; die Seitenschuppen und oft auch die Bauchschilder sind sehr häufig an den Rändern mit kreideweissen Flecken ver- sehen, die in der Regel nach vorn hin zunehmen und daselbst 224 Colubridae. meist zu ziemlich continuirlichen Längsstreifen zusammenfliessen ; die Unterseite ist oft röthlich gefärbt. Diese Art findet sich auf der pyrenäischen Halbinsel, in Süd- frankreich, Sieilien und Dalmatien, sowie auch in den Kaspi- und Kaukasusländern. Im Westen des Verbreitungsbezirkes scheint die Stammform zu praevaliren, während siein Dalmatien durchaus fehlt, indem hier nur Neumayeri vorkommt; doch findet sich letztere ein- zeln wenigstens auch im Westen, stellenweise sogar ohne die Stamm- form, sowie in Südrussland ebenfalls beide Varietäten vorzukommen scheinen. Das Thier liebt trockne, dürre Oertlichkeiten, wo es sich von Mäusen, Eidechsen und Vögeln — etwa bis zu Amselgrösse — nährt; es ist sehr heftigen und bösartigen Charakters, wird kaum jemals: ganz zahm und geht in der Gefangenschaft meist bald zu Grunde. Ganz neugeborene Junge sind entweder einfärbig, oder mit sechs bis acht Reihen sehr scharf hervortretender dunkler Punkte versehen, die durch einzelne, in abwechselnden Schuppenreihen in ziemlich gleicher Entfernung hinter einander liegende schwarz punk- tirte oder gefleckte, seitlich oft gelb gerandete Schuppen entstehen. Auch zeigen die Seitenschuppen am Aussenrande mitunter einen hellen Strich und die Unterseite ist gewöhnlich dicht dunkel gefleckt oder gemarmelt. e 4. Gatt. Tropidonotus. Boie Isis XX, pag. 518 (1827). Tropiäbbus Kuhl Isis XV, pag. 473, 12 (1822). Scutum frontale antice vix dilatatum. Seuta supraocularia non excedentia. Scutum temporale unum, maximum. Squamae carinatae, apice plus minusve emarginatae, per series 19—21 dispositae. Kleine oder mittelgrosse Schlangen mit oft ziemlich kräftigem, von der Seite meist etwas zusammengedrücktem Rumpfe und ge- wölbtem, mit keiner Seitenkante versehenem Unterleibe. Der mittel- grosse, vom Halse stets deutlich geschiedene Kopf ist oben meist ziemlich flach oder nur schwach nach vorn und abwärts gewölbt, mit ziemlich oder vollkommen flachen, etwas schief nach aussen und unten abfallenden Seiten und daher nur wenig entwickelter Schnauzen- kante. Die Augen sind gross, von oben gut sichtbar, mit rundlicher Pupille. Der verhältnissmässig dünne und spitz auslaufende Schwanz ist kurz, etwa ein Fünftel der ganzen Körperlänge betragend. Tropidonotus. 225 Das Rostrale ist schwach gewölbt, quer, stets deutlich breiter als lang, mit namentlich nach hinten zu sehr stumpfen Winkeln, von oben mehr weniger sichtbar. Die Internasalia haben im Allgemeinen eine etwa dreieckige oder trapezische Form, ihre nach aussen ge- richteten meist bogigen Seiten sind immer die längsten. Die Prae- frontalia sind selten merklich länger als die Internasalia, das Fron- tale ist mittelgross, ziemlich breit, mit fast parallelen oder schwach nach vorn divergirenden Seiten und verwischtem oder wenig aus- gesprochenem Vorderwinkel. Die Parietalia sind bei den ein- zelnen Arten verschieden entwickelt, übrigens nach rückwärts stets deutlich verschmälert und nach aussen nur wenig auf die Kopfseiten hinabgebogen. Die länglichen, über das Auge nicht vorspringenden Supraocularen sind nach hinten meist deutlich, obwohl nicht bedeu- tend erweitert, am Aussenrande schwach eingebuchtet. Das Nasale ist stets bedeutend länger als breit, im Ganzen ziemlich gleich hoch, bald sehr deutlich, bald aber auch nur unter dem mittelgrossen, dem Öberrande genäherten Nasenloch getheilt. Das Zügelschild ist selten merklich länger als hoch, die Zahl der Praeocularia zwischen eins und drei, die der Postocularia zwischen zwei bis fünf wechselnd; die ersteren sind entweder ganz flach oder nur wenig vertieft, als kleine dreieckige Platte auf die Oberseite des Kopfes übergebogen, die letzteren nach rückwärts stets von einem ein- zigen, grossen Temporale begrenzt. Supralabialia sind sieben bis acht, Sublabialia acht bis zehn vorhanden. Die hinteren Infra- maxillaren sind meist etwas länger als die vorderen, stark divergi- rend, durch dazwischen eingeschobene Schuppen oft von einander getrennt. Die Körperschuppen sind am Rücken klein, nach den Seiten aber meist stark vergrössert, sehr schwach geschindelt und mit der Loupe besehen an der Spitze fast immer deutlich ausge- randet. Sie sind von mehr oder weniger scharfen, schon in der Jugend deutlichen Kielen durchzogen und in 19 bis 21 Längs- und nicht sehr schiefe Querreihen geordnet. Die Arten dieser Gattung leben. vorzugsweise in der Nähe des Wassers, schwimmen und tauchen vortrefflich und nähren sich vor- wiegend von Amphibien und Fischen, obwohl sie ausnahmsweise auch Kerbthiere zu sich nehmen. ‚Die drei europäischen Species können in folgender Weise unter- schieden werden. | 1. Postocularschilder drei bis vier, Schuppen in 19 Längsreihen 2 Nur zwei Post- und gewöhnlich auch zwei (ausnahmsweise ein) Praeocularia. Frontale nach vorn kaum erweitert. Sieben Supralabialia, das vierte und fünfte unter dem Auge; 21 Schuppen- reihen 2. np 2 Ve N umiperimnus Latr. Schreiber, Herpetologia europaea. 15 226 Ya Colubridae. Nur ein Prae- und drei Postocularia. Frontale nach vorn etwas erweitert. Supralabialia sieben, das dritte und vierte unter dem Auge. . . . . a e ß er, ee Linz Zwei bis drei Prae- uiid dreh bis vier Porbchlkrie, Frontale nach vorn kaum erweitert. Supralabialia acht, das Auge fast nur von dem vierten allein gestützt... . . . . tessellatus 1. Tropidonotus viperinus: Scutum frontale antice vix. dilatatum ; praeocularia 1— 2, postocularia 2. Scuta supralabialia 7, quarto quwintoque oculo subpositis; squamarum series 21. — Long. 0'63—0'95 m. ?Coluber pseudo&chidna Hermann Observat. zoolog. I, pag. 276 (1804). — ?Coluber natricula Herm. 1. c. pag. 278 (1804). — Natrix viperina Merr. Syst. amphib. pag. 126, 127 (1820). — Tropidonotus viperinus Boie Isis XIX, pag. 206 (1826). — Tropidonotus tessellatus Wagl .nat. Syst. d. Amphib. pag. 179, partim (1830). — Coluber viperinus Gervais Ann. d. sc. natur. 2°, ser. VI, pag. 312 (1836). Typus: Supra flavo-griseus vel cinereo-olivaceus, maculis dorsalibus var. var. var. var. var. juv. alternis nigricantibus in taeniam angulosam plus minusve cohae- rentibus; lateribus pallidioribus maculis verticalibus nigris ple- rumque albo-ocellatis ; subtus flavescens, nigro-tessellatus. Coluber viperinus Latr. hist. nat. d.. rept. IV, pag. 47 c. fig. pag. 32, 4 (1802). a) Ut supra, sed maculis dorsalibus vix cohaerentibus. b) Tuaenäis flavescentibus binis per totam corporis longitudinem decurrentibus ; maculis dorsi laterumque distinctis. Coluber viperinus var. aurolineatus Gervais Ann. d. sc. na- tur. 20 ser. VI, pag. 312 (1836). — Natrix viperina var. bili- neata Bonap. Amph. europ. pag. 53 (1839). — Tropidonotus chersoides Dum. Bibr. Erpetol. gener. VII, 1, pag. 562, 3 (1854). c) Ut supra, sed dorso inter taenias obscuriore maculis plus mi- nusve obsoletis. Natrix ocellata Wagl. in Spix Seprent. Brasil. pag. 32, tab. XI, fig. 1 (1824). d) Ut a, sed maculis omnibus parum distinctis. Natrix chersoides Wagl. in Spix Serp. Bras. tab. X, fig. 1 (1824). e) Supra fuscus, lateribus cinereus, maculis omnibus paullum conspieuis. Pileo nigrescenti pallide variegato; maculis dorsalibus laterumque distinctissimis. Lauı ' Tropidonotus. 227 Eine ziemlich veränderliche Art, deren extreme Formen einer- seits mit tessellatus, anderseits mit natrix oft grosse Aehnlichkeit be- sitzen, aber an der Beschilderung des Kopfes und der Zahl der Schuppenreihen immer sicher zu erkennen sind. Fis. 40. Der Körper ist ziemlich plump [ und gedrungen, mit stark ver- dünntem, vom Kopfe sehr deut- lich abgesetztem Halse. Der Kopf ist ziemlich gross und flach, viel breiter und kürzer als bei tessel- latus, an den Seiten meist deut- lich gerundet, nach vorn zu ge- wöhnlich sehr allmälig und bogig verschmälert, im Ganzen von ziemlich elliptischer, seltener von mehr länglich dreieckiger oder eiförmiger Gestalt. Die Schnauze ist kurz, breit zugerundet und sehr wenig über den Unterkiefer vorstehend. Die Kopfseiten sind schief von oben nach unten und Tropidonotus viperinus. Latr. aussen gerichtet, daher die Aero. bBehnpnfn, Schnauzenkante kaum merkbar und die grossen rundlichen Augen von oben ganz sichtbar. Der ziemlich spitz auslaufende Schwanz ist kurz, etwa ein Fünftel der ganzen Körperlänge betragend. Das Rostrale ist breiter als hoch, ziemlich gross, unten schwach ausgerandet, von oben mehr weniger sichtbar, mit sehr stumpfem oder fast verrundetem Hinterwinkel. Die Internasalia sind etwa dreieckig, mit gerundetem Aussenrande, die Praefrontalia quer, viel breiter als lang; das fast durchaus gleichbreite Frontale ist mittel- gross, hinten als ziemlich grosse Spitze zwischen die Parietalia ein- gefügt; diese sind sehr gross, nach den Seiten gewöhnlich bis zur Hälfte des oberen Postoculare herabgebogen. Die über dem Auge deutlich ausgerandeten Supraocularia sind ebenfalls ziemlich gross, entweder in ihrer ganzen Länge fast gleich breit oder nach rück- wärts sehr mässig erweitert. Das dem ersten Supralabiale auflie- gende Nasenschild ist länglich, ziemlich gleich hoch, mit, bogigem Vorderrand, nach rückwärts etwa in der Mitte in eine stumpfe Ecke erweitert und nach vorn zu als ziemlich scharfe Spitze zwischen das Rostrale und die Internasalia eingekeilt. Es ist in der Mitte ge- wöhnlich nur unter dem Nasenloch deutlich getheilt, letzteres selbst ist von mässiger Grösse, rundlich oder trapezoidisch, dem Ober- 15* 228 Colubridae. ' rande des Schildes näher als dem Unterrande. Das meist etwa trapezische Zügelschild liegt grösstentheils dem zweiten Supralabiale auf. Praeocularia sind in der Regel zwei, manchmal aber auch nur eins, vorhanden, davon das obere fast immer grösser als das untere und als dreieckige Platte auf den Pileus übergebogen. Postocularia finden sich stets zwei, deren oberes das untere an Grösse gewöhnlich um das Doppelte übertrifft. Das Temporale ist sehr gross, länglich, fast horizontal gestellt, dem fünften und sechsten Supralabiale auf- liegend; Oberlippenschilder sind immer nur sieben, Sublabialia acht vorhanden; von den ersteren berühren das dritte ‚und vierte das Auge, von den letzteren liegen in der Regel die fünf ersten den Inframaxillaren an, deren hinteres Paar oft durch eingeschobene Schuppen getrennt ist. Die Schuppen sind länglich, gerundet sechs- eckig, sehr deutlich und ziemlich scharf gekielt, in 21 Längsreihen gestellt. Die Anzahl der Bauchschilder wechselt von 148 bis 160, die der Schwanzschilderpaare von 50 bis 70. Die Länge des er- wachsenen Thieres beträgt meist zwischen zwei und drei Fuss, doch sollen nach Ehrhard *) auf den Cycladen selbst klafterlange Exem- plare nicht selten sein; mir sind übrigens solch riesige Stücke nie- mals zu Gesicht gekommen. Die Färbung und Zeichnung dieser Schlange ist nach Alter und Standort vielen Verschiedenheiten unterworfen. Die Grundfarbe der nach den Seiten gewöhnlich lichter werdenden Oberseite kann von einem helleren oder dunkleren Grau oder Gelbgrau durch Braun und Olivenfarben fast bis ins Schwarze in allen Abstufungen wech- seln, wobei im Allgemeinen die dunkleren Färbungen häufiger bei alten, die helleren hingegen mehr bei jungen Thieren angetroffen werden. Bei letzteren ist der gewöhnlich mehr dunkle oder selbst schwärzliche Kopf oben mit übrigens sehr veränderlichen helleren Flecken oder Binden gezeichnet, von denen besonders zwei vom hinteren Theile der Parietalia in divergirender Richtung nach rück- wärts und aussen ziehende Längsflecken noch am beständigsten sind, nicht selten ziemlich scharf abgehoben erscheinen und oft auch ver- hältnissmässig spät verschwinden. Im Nacken finden sich sehr häufig zwei oft zusammenfliessende schwärzliche Flecken, die oft mit einer an den hinteren Kopfseiten stehenden Mackel mehr weniger ver- schmelzend nach vorn zu einen helleren, halsbandartigen Raum ein- schliessen. Die gelben Labialia zeigen dunkle, gewöhnlich schwarz gesäumte Wolkenflecken, vom Auge gegen die Mundwinkel zieht ein in den meisten Fällen ziemlich deutlicher, bandartiger Streifen. Hinter den dunklen Nackenflecken beginnt eine Reihe ähnlich ge- *) Fauna der Cycladen pag. 75 (1858). Tropidonotus. 229 färbter querer, unregelmässig rhombischer oder rundlicher Flecken, die meist durch seitlich schwarz gefärbte Schuppen entstehen, und abwechselnd nach rechts und links aus der Mittellinie des Rückens etwas nach den Seiten gerückt sind. Da nun die hinter einander stehenden Flecken nicht selten zusammenstossen oder theilweise verschmelzen, so wird dadurch häufig ein bald mehr, bald weniger regelmässiges Zickzackband hervorgebracht, welches, in Verbindung mit dem zweischenkeligen Nackenflecken und der ziemlich kurzen, gedrungenen Körperform dem Thiere auf den ersten Blick oft eine täuschende Aehnlichkeit mit der Kreuzotter giebt. Doch findet man diese Rückenbinde meist nur bei jüngeren Stücken sehr scharf und ohne Unterbrechung bis zur Schwanzspitze fortgesetzt, während sie bei mittleren Exemplaren im Verlaufe des Schwanzes fast immer verschwindet, und bei ganz ausgewachsenen Thieren in der oberwähn- ten Vollkommenheit kaum jemals vorkommen dürfte. Abwechselnd mit den jetzt besprochenen Rückenflecken stehen an den Körper- seiten kleinere, längliche und senkrecht gestellte Flecken, die häufig einen, mitunter aber auch zweı über einander stehende, weissliche oder gelbliche Punkte einschliessen, wodurch im letzteren Falle, da die Flecken dann gewöhnlich in der Mitte auch etwas eingeschnürt sind, eine etwa achterförmige Zeichnung entsteht. Doch sind diese Augenflecken meist nur bei jüngeren Thieren, und auch hier durchaus nicht immer, zu sehen, während bei älteren Stücken die schwarzen Seitenmackeln entweder gar nicht, oder nur in ganz unregelmässiger Weise mit helleren Flecken untermischt sind. Diese senkrechten Seitenflecken hängen nach unten in der Regel mit den schwarzen Bauchflecken zusammen, sich hier mitunter in zwei Schenkel thei- lend, die einen von den Bauchschildern kommenden helleren Flecken zwischen sich aufnehmen; doch fliessen diese zwei Schenkel in der hinteren Körperhälfte fast immer zusammen, wodurch dann diese Seitenmackeln an ihrem unteren Ende dreieckig erweitert erscheinen. Bei hell gefärbten Stücken sind die in den Zwischenräumen der Rückenflecken stehenden Schuppen öfters gelb gerandet; desgleichen sind auch die hinteren und besonders unter den Seitenflecken lie- genden Schuppen oft in grösserer oder geringerer Ausdehnung gelb- lich. Die Unterseite ist gelb oder orange, im Tode weissgelb, nach hinten zu oft ins Graue geneigt, durch rechtwinklige oder trape- ziısche, meist zu zweien neben oder hinter einander stehend schwarze Flecken bald mehr, bald weniger gewürfelt, die seitlichen Flecken mitunter mehr weniger zu unregelmässigen Längsbinden zusammen- fliessend. Nur selten fehlen diese Mackeln fast ganz, während sie anderseits durch Ueberhandnehmen die Unterseite vorherrschend schwarz färben können, was namentlich gegen den Schwanz zu fast 230 Colubridae. immer geschieht, so dass in der Regel an letzterem die ursprüng- liche Grundfarbe gewöhnlich nur mehr in der Form heller, meist alternirender Querflecken ersichtlich ist; desgleichen werden die dunklen Flecken der Unterseite nach vorn zu meist spärlicher, so dass sie gewöhnlich schon am Halse grösstentheils verschwinden, am Kopfe aber niemals mehr vorhanden sind. Die Zeichnung der Oberseite ist im Allgemeinen vielen Ver- änderungen unterworfen; während bei manchen sämmtliche Flecken und Binden ziemlich tief schwarz und sehr scharf abgehoben er- scheinen, sind sie bei anderen nur schwach ausgesprochen, oft nur wenig dunkler als die Grundfarbe, die des Rückens nicht zusammen- hängend, die der Seiten meist noch undeutlicher, öfters nur durch dunkler gerandete Schuppen hier und da angedeutet. Solche Stücke ‚mit wenig ausgesprochenen Zeichnungen zeigen, da sie namentlich gern mit bräunlicher Grundfärbung vereint zu sein pflegen, mitunter eine sehr grosse Aehnlichkeit mit tessellatus. Bei der als Tropidonotus chersoides oft als eigene Art unter- schiedenen Form ist die Oberseite mit zwei gelblichen, meist über die siebente und achte Schuppenreihe hinziehenden Längsstreifen gezeichnet; solche Stücke zeigen bei genauer Grundfärbung und minder ausgebildeter Fleckenzeichnung oft viel Aehnlichkeit mit analogen Varietäten von natrix. Auch ist bei chersoides der Rücken zwischen den gelben Linien nicht selten dunkler, olivenbraun ja selbst schwärzlich gefärbt, sowie in seltenen Fällen auch ungestreifte Stücke zu finden sind, bei denen der bräunliche Rücken von den grauen Seiten scharf abgegrenzt erscheint. Diese nur‘in den Mittelmeerländern vorkommende Art hat in Europa eine ziemlich beschränkte Verbreitung; als ihre eigentliche Heimath muss hier die pyrenäische Halbinsel angesehen werden, woselbst sie allenthalben sehr gemein ist, und von wo sie nordöstlich bis nach Südfrankreich vordringt. Sonst scheint sie auf dem Fest- lande Europas nicht weiter vorzukommen, da sie ausser den ge- nannten Standorten nur noch von Sicilien und Sardinien, sowie von den Cycladen bekannt ist*). Das Thier lebt vorzüglich an den Ufern von Seen, Teichen und auch von fliessenden, klaren Gewässern, und nährt sich fast ausschliesslich von Fischen, obwohl es mitunter auch Kerbthiere zu sich nimmt **), *) Das in Brehm’s illustrirtem Thierleben V, pag. 224 von Metaxa über den um Rom vorkommenden Tropidonotus viperinus Gesagte bezieht sich auf eine Varietät von, natrir. **) Siehe darüber die interessante Beobachtung von Dieck in der Berliner entomolog. Zeitschr. XIV, pag. 172 (1870). Tropidonotus. 231 2. Tropidonotus tessellatus: Scutum frontale antice vix dilatatum ; praeocularia 2—3, postocularia 3—4. . Scuta supralabialia 8, quarto fere solo oculo subposito; squamarum series 19. — Long. 0'80 m. Typus: Supra flavofuscus aut olivaceus, maculis nigrescentibus al- var. var. var, var. var. juv. ternis parum conspicuis per series quatuor dispositis; subtus flavo- nigroque variegatus; praeocularibus binis, postocularibus tribus. Coronella tessellata Laur. Synops. reptil. pag. 87, 188 (1768). — Coluber tessellatus Bonnat. tabl. encycl. meth. Erpetol. Oph. pag. 60, 164 (1780). — ? Coluber hydrophilus Lindacker Syst. Verz. d. böhm. Amph. in Abh. d. k. böhm. Ges. d. Wiss. I, pag. 123, 3 (1791). — Natrix tessellatus Merr. Syst. amphib. pag. 136, 194 (1820). — Coluber viperina Bendiscioli Monogr. serpent. Mantov. pag. 423. — Tropidonotus tessellatus Wagl. nat. Syst. d. Amphib. pag. 179 (1830). — Tropidonotus viperinus Schleg. Essai phys. serp. II, pag. 325. tab. XII. fig. 14, 15. partim (1837). — Natrix viperina de Betta Catal. syst. rer. natur. I, pag. 21 (1853). a) Supra maculis plus minusve obsoletis fere concolor. Tropidonotus tessellatus var. concolor Jan. Ennumer. sist. Of. Potamoph. pag. 20 (1864). b) Lateribus sguamis flavidis aut rubescentibus cum maculis ni- gris alternantibus aut permisxtis. c) Supra fusco-olivaceus, subtus medio saltem niger, lateribus rubro-tessellatis. Coluber gabinus Metaxa Monogr. d. Serp. Roma pag. 31. fig. 1. a, b (1823). — Natrix gabina Bonap. Iconogr. d. Fauna ital. (1832). d) Supra et subtus nigrescens vel ater, maculis ommibus fere aut plame obsoletis. Natrix torquata var. nigrescens de Betta Catal. syst. rer. natur. pag. 22 (1853). e) Scutis praeocularibus tribus, postocularibus quatuor. Coluber hydrus Pall. Reise d. versch. Prov. d. russ. Reich. I, pag. 459 (1771). — Natrix hydrus Merr. Syst. Amphib. pag. 127, 135 (1820). — Tropidonotus hydrus Eichw. Zoll. spec. Ross. et Polon. II, pag. 172, 2 (1831). — Tropidonotus sceutatus Eichw. 1. c. pag. 173, 3 (1831). — Tropidonotus elaphoides Brandt Note s. quatre nouv. serp. in Bull. sc. Ac. imp. Petersb. III. Nr. 16 pag. 244, 1 (1838). Supra albescens vel pallide testaceus, maculis atris valde di- stinctis, pileo nigro-picturato ; subtus albidus, nigro tessellatus. 232 Colubridae. Tropidonotus tantalus Eichw. Zool. spec. Ross. et Polon. II, pag. 173, 5 (1831). — Tropidonotus gracilis Eichw. 1. ce. pag. 173, 6 (1831). Der Körper ist mässig schlank, in der Mitte kaum verdickt, durch starke Zusammendrückung von den Seiten deutlich höher als Fie. 41. breit, auf der Unterseite schwach - gewölbt. Der stets deutlich ge- sonderte Kopf ist sowohl in seiner Gestalt, als auch namentlich in der Bildung des Frontalschildes nach dem Alter manchen Ver- änderungen unterworfen. Bei eben ausgekrochenen Exemplaren ist er im Ganzen mehr länglich elliptisch, nach’ vorn nicht sehr Ve ae stark verschmälert, mit ziemlich breit gerundeter Schnauze, bei älteren Stücken hingegen sehr % d gestreckt, verlängert ei- oder fast un Pe herzförmig, hinten am breitesten, Tropidonotus tessellatus. Laur. nach vorn zu stark und ziemlich a Schwanzspitze von unten, 5 von der gerade zugespitzt verschmälert, Seite. so dass — mit Ausnahme ganz junger Thiere — diese Schlange an der länglich dreieckigen Kopf- form von allen Verwandten schon auf den ersten Blick zu unter- scheiden ist. Die etwas schief von oben nach aussen und unten abfallenden Kopfseiten sind flach oder höchstens vor den Augen kaum merkbar vertieft. Die Schnauzenkante. ist verrundet, die grossen, kreisföormigen Augen sind von oben ganz sichtbar. Der verhältnissmässig dünne und fein auslaufende Schwanz ist ziemlich deutlich abgesetzt, kurz, etwa ein Fünftel der ganzen Körperlänge betragend, sein Ende oft mit drei bis vier spitzen, von einander durch deutliche Längsfurchen getrennten Schuppen versehen. In der Beschilderung des Kopfes ist diese Schlange manchen Veränderungen unterworfen, welche mitunter als specifische Ver- schiedenheiten aufgefasst werden, eine Annahme, die aber um so weniger statthaft erscheint, als diese Abweichungen, wie ich mich durch Untersuchung zahlreicher Exemplare überzeugt habe, nicht einmal an bestimmte Standorte oder Altersformen gebunden sind, oft nur an einer Seite des Kopfes auftreten und auch nicht von anderweitigen Merkmalen constant begleitet werden. Die erste Tendenz zur Veränderlichkeit finden wir bereits am Rostrale, das bei Vergleichung eines bedeutenden Materiales so Tropidonotus. 233 viele Verschiedenheiten zeigt, dass etwas allgemein Gültiges über seine Hauptform kaum gesagt werden kann. Sehr seltene Fälle ausgenommen ist es jedoch schwach gewölbt, quer, seine Breite die Höhe sehr deutlich überwiegend, unten flach ausgerandet. Seine an das erste Supralabiale stossenden Seiten sind ziemlich gerade, an ihrem oberen Ende mit gut ausgesprochenem Winkel; alle anderen Seiten hingegen sind in der Regel sehr undeutlich, indem die übri- gen Winkel gewöhnlich äusserst stumpf oder auch ganz verrundet sind, so dass die an die Nasalia und Internasalia stossenden vier Nähte von vorn betrachtet meist in eine ziemlich zusammenhängende Bogenlinie verfliessen, die nach hinten bald sehr stumpf zugespitzt, bald aber auch fast gerade abgestutzt erscheint und von der Ober- seite des Kopfes gewöhnlich gut sichtbar ist. Die Internasalia stellen im Allgemeinen zwei ziemlich rechtwinkelige, an der vorderen Spitze häufig abgestutzte Dreiecke dar, deren äussere, oft bogige Seite immer die längste ist. Die Praefrontalia sind gewöhnlich nicht be- deutend länger, als die Internasalia und der Quere nach so ziemlich gleich breit. Das mässig grosse Frontale ist im Ganzen ziemlich gleichbreit, mit geraden oder nur ausnahmsweise schwach bogigen Rändern, in der Jugend nicht selten nach vorn und rückwärts ziem- lich gleichmässig, ja nach hinten manchmal sogar etwas mehr er- weitert, im Alter jedoch nahezu parallelseitig oder nur wenig nach vorn verbreitert. Die ziemlich grossen Parietalia sind dreieckig, nach hinten ziemlich stark verschmälert, mit gewöhnlich etwas schief nach innen abgestutztem Hinterrande. Die Supraocularia sind etwa über halb so breit als das Frontale, nach rückwärts in der Jugend weniger, im Alter mehr erweitert, über den Augen sehr deutlich und ziemlich stark ausgerandet. Das Nasale ist doppelt so lang als breit, ziemlich gleich hoch, das erste Supralabiale nach hinten stark überragend, bald vollkommen, bald unvollkommen oder auch gar nicht getheilt, das etwas hinter die Mitte gerückte Nasenloch dem Oberrande genähert. Das in seiner Form äusserst veränderliche Zügelschild liegt bei normalen Stücken dem zweiten und dritten Supralabiale auf. Am unbeständigsten ist jedoch die Zahl der Augenschilder: typische Exemplare haben in der Regel zwei Prae- und drei Postocularia, doch giebt es auch Stücke, bei denen drei vordere und vier hintere Ocularia vorkommen, was namentlich bei Tropidonotus hydrus Pall. südrussischen Formen normal zu sein scheint, daher auch zur Ab- trennung derselben als eigene Art unter dem Namen Tropidonotus hy- 234 Colubridae. drus Veranlassung gab. Da übrigens ausser dieser Verschiedenheit in der Zahl der Augenschilder zwischen echten tessellatus und hydrus durchaus kein Unterschied besteht, und auch bei Stücken von anderen Standorten die Zahl der Ocularen, oft nur einerseits, oft auch auf beiden Seiten vergrössert erscheint'*), so dürfte eine specifische Trennung beider Formen um so weniger statthaft sein, als diese Art in Beschilderung des Kopfes überhaupt sehr veränderlich ist. Von den Praeocularen ist das obere stets das grösste und als drei- eckige Platte bald mehr, bald weniger, aber niemals stark auf den Pileus übergebogen; die Postoculagen sind entweder unter einander ziemlich gleich gross, oder nach oben hin deutlich vergrössert. Das Temporale ist gross, länglich am Aussenrande der Parietalia ge- wöhnlich noch von zwei grösseren, schuppenartigen Schildchen ge- folgt. Supralabialia sind in der Regel acht, ausnahmsweise sieben, vorhanden, das Auge im ersten Falle grösstentheils dem vierten, im letzteren Falle dem dritten Lippenschilde aufliegend.. Von den neun bis zehn Sublabialen berühren meist die vier ersten die In- framaxillaren, deren hintere gewöhnlich länger, ziemlich stark divergirend und häufig durch dazwischen geschobene Schuppen von einander getrennt sind. Die Körperschuppen sind mittelgross, von länglich lanzettlicher Gestalt, nach unten zu stark vergrössert, in neunzehn Längs- und nicht sehr schiefe Querreihen geordnet; sie sind mit ziemlich scharfen Kielen versehen, die am Schwanze zu deutlichen Längsreihen zusammenstossen. Die Anzahl der Bauch- schilder beträgt gewöhnlich etwas über 160 (158 bis 187), die der Schwanzschilderpaare meist etliche 60 (57 bis 76). Die Länge des erwachsenen Thieres beträgt selten mehr als dritthalb Fuss, soll aber nach Ehrhard auf den Cycladen oft bis zu sechs Fuss an- steigen. Obwohl tessellatus in Zahl und Bildung der Kopfschilder sehr veränderlich ist, so’zeigt sich die Art doch in Färbung und Zeichnung ziemlich beständig, und kommen in dieser Richtung nur geringe Verschiedenheiten vor. Frisch ausgekrochene Thiere zeigen eine fast weissliche oder nur schwach ins Graue oder lichte Gelbbraun ziehende Grundfarbe, und sind am Kopfe mit sehr veränderlichen schwarzen Zeichnungen und Flecken versehen, die übrigens meistens schon in ziemlich kurzer Zeit verschwinden. Vom Hinterrande der Parietalia entspringen, in schiefer Richtung von innen nach aussen divergirend, zwei meist allmälıg etwas breiter werdende schwärz- liche Streifen, die bis gegen die Mundwinkel hinziehend sich da- *) So besitze ich beispielsweise Exemplare aus Illyrien, bei denen die Zahl der Postocularia auf einer Seite bis zu fünf erhöht ist. Tropidonotus. 235 selbst oft in einen länglichen, nach rückwärts gerichteten Flecken fortsetzen. Diese Nackenzeichnung ist auch im Alter fast immer noch ziemlich deutlich, obwohl sie dann wegen der dunkleren Grund- färbung nie mehr so scharfabgehoben erscheint, wie in der Jugend. Gleich hinter dlem Kopfe beginnen vier Reihen abwechselnd gestellter, rundlicher oder unregelmässig viereckiger schwärzlicher Flecken, deren mittlere oft in schiefe Querbinden zusammenfliessen, während die seitlichen und viel grösseren senkrecht gestellt sind; die letzteren sind, wenigstens in der Jugend, meist bis an das Schwanzende deutlich ausgeprägt, während die ersteren in der Regel im Laufe des Schwanzes verschwinden. Bei älteren Stücken ist die Grund- farbe gewöhnlich lederbraun oder graugelb, geht aber durch Oel- braun und dunkel Olivenfarben ausnahmsweise sogar bis ins Schwarze über. In dem Maasse, als sich die Grundfarbe verdunkelt, werden meistens auch die Flecken undeutlicher, so dass sie bei älteren In- dividuen oft nur mehr durch schwärzliche Ränder oder Anflüge der Schuppen schwach angedeutet erscheinen. Uebrigens kommt es nur selten vor, dass jede Spur von schwarzen Zeichnungen gänzlich fehlt, und die 'Thiere, abgesehen von Alter und Grundfarbe, auf der Ober- seite vollkommen einfärbig sind. Die zwischen den senkrechten Seitenflecken befindlichen Schuppen sind nicht selten mehr oder weniger gelb oder röthlich gefärbt, und stossen mitunter zu ziemlich deutlichen, mit den schwarzen Flecken alternirenden oder theilweise vermengten Querbändern zusammen. Die Unterseite ist immer hell und dunkel gewürfelt, wobei bald die eine, bald die andere Farbe vorherrschen kann. Kopf und Kehle sind übrigens stets weisslich, ungefleckt, während im Verlaufe des Halses bald früher, bald später, schwarze Flecken auftreten, die namentlich in der Mittellinie des Körpers immer grösser und zusammenfliessender werden, so dass die hintere Hälfte der Unterseite und besonders der Schwanz in den meisten Fällen wenigstens in der Mitte breit zusammenhängend schwarz gefärbt erscheint, und die ursprüngliche Grundfarbe des Unterleibes bis auf die an den Schilderseiten stehenden Flecken, ja, namentlich am Schwanze, oft auch ganz verdrängt wird. Bei ganz jungen Thieren sind die hellen Stellen der Unterseite stets weisslich, bei älteren Stücken geht jedoch das anfängliche Weiss der Kehle und des Kopfes nach rückwärts bald in Gelb, Orange oder selbst ins Röthliche über, auf diese Weise eine namentlich längs der Bauch- seiten oft sehr lebhafte Würfelzeichnung bildend. Dort, wo die Seitenränder der Bauchschilder mit der untersten Schuppenreihe zu- sammenstossen, zeigen’ einzelne von ihnen sehr häufig einen schwarzen, meist auch die benachbarte Schuppe theilweise umfassenden Flecken; da. diese Flecken gewöhnlich in ziemlich regelmässigen Abständen 236 Colubridae. auf einander folgen, so bilden sie bei jungen Thieren oft eine sehr ausgesprochene Längsreihe, während sie bei älteren Stücken meist mit den seitlichen Körperflecken zusammenfliessen. Bei Individuen mit schwärzlicher Grundfarbe — die übrigens nur selten vorkommen — ist auch die Unterseite vorherrschend schwarz, indem hier die hellen Würfelflecken nur vereinzelt, meist in zwei unterbrochenen Längs- reihen, auftreten, die erst gegen den Hals zu häufiger werden und zu zwei continuirlichen Seitenbändern verfliessen. Doch ist selbst bei solchen Stücken die Zeichnung der Oberseite gewöhnlich noch in Spuren bemerkbar, und kommen vollkommen einfarbige, tief schwarze Stücke ım Allgemeinen nur äusserst selten vor. Die geographische Verbreitung dieser Schlange kann vorder- hand noch nicht mit genügender Sicherheit festgestellt werden, da die Art bisher von vielen Autoren mit viöperinus verwechselt oder vermengt wurde. Als eigentliche Heimath dürften die südlich von den Alpen gelegenen Länder zu betrachten sein, woselbst sie auf dem Festlande von Italien, sowie in ganz Illyrien und Dalmatien an geeigneten Orten oft in Menge vorkommt. Uebrigens wird sie auch in und selbst noch nördlich von den Alpen einzeln angetroffen; so findet sie sich in der Schweiz bei Genf, in Oesterreich um Wien, nach Lindacker*) wahrscheinlich auch in Böhmen, nach Kirsch- baum**) sogar noch im Nassauischen; desgleichen wird sie von Heinrich***) auch für Mähren und Schlesien als nicht selten an- geführt, obwohl sie anderseits von Kaluzay) aus Schlesien nicht erwähnt wird. — Von Oesterreich und Illyrien zieht sich dann die Art, etwa dem Laufe der Donau folgend, durch Südungarn nach Russland hinübör, wo sie — unter der Form von Tropidonotus hy- drus — längs des ganzen Nordsaumes des Schwarzen Meeres und von da weiter bis zum Caspisee allenthalben ziemlich häufig scheint. Ob die Art nach Westen zu die Alpen überschreitet, konnte ich nicht eruiren, da unser Thier von französischen und spanischen Autoren wenigstens nicht aufgeführt erscheint, und anderweitige Angaben auf einer Verwechselung mit viperinus beruhen können; so gehören beispielsweise die von Rosenhauerjf) als andalusisch angeführten tessellatus alle zu viperinus, wie ich mich durch Untersuchung des in meinen Besitz übergegangenen Materiales unzweifelhaft überzeugt habe. In Griechenland scheint tessellatus ebenfalls zu fehlen und *) Systemat. Verzeichn. d. böhm. Amphib. in Abh. d. königl. böhm. Ges. d. Wiss. I. (1791). **) Die Reptilien und Fische des Herzogthums Nassau. Wiesbaden 1865. *%**) Mährens und Schlesiens Fische, Reptilien und Vögel. Brünn 1856. y) Systematische Beschreibung der schlesischen Amphibien und Fische. 1855. ff) Die Thiere Andalusiens. Erlangen 1856. ’ Tropidonotus. 237 nur auf einigen dazu gehörigen Inseln, so viel ich erörtern konnte nur auf den Cycladen, vorzukommen. Da sich diese Art fast nur von Fischen nährt, so liebt sie helles Wasser, daher sie vorzüglich an den Ufern klarer Bäche und Seen, sowie namentlich am Gestade des Meeres oft in grosser Menge ge- funden wird. Wie alle Tropidonotusarten verträgt sie die Gefangen- schaft recht gut, obwohl sie, ausser Fischen, selten zu einer anderen Nahrung zu bewegen ist. 3. Tropidonotus natrix: Scutum frontale antice subdilatatum; prae- oculare 1, postocularia 3; supralabialia 7, tertio quartoque oculo subpositis; sguamarum series 19. — Long. 0'95—1'26 m. Natrix torquata Gesn. de serpent. nat. pag. 110 (1621). — Natrix rubetaria Aldrov. Serpent. et Dracon. histor. pag. 290 (1640). — oluber natrix Linne Mus. reg. Ad. Frid. I, pag. 27 (1754). — Na- trix vulgaris Laur. Synops. reptil. pag. 75, 149 (1768). — Coluber helveticus Bonnat. tabl. eneycl. meth. Ophiol. pag. 51, 134 (1780). — Coluber vulgaris Razoum. hist. nat. du Jorat. I, pag. 121, 26 (1789). — Coluber bipes Gmel. Linne Syst. nat. I, pag. 1099 (1790). — Coluber tyrolensis Gmel. 1. c. pag. 1102 (1790). — Coluber helvetus Donnd. Zoolog. Beitr. II, pag. 207, 33 (1798). — Coluber bipedalis Bechst. in Lacep. Naturg. d. Amphib. IV, pag. 174, 30 (1802). — Coluber scopolianus Daud. hist. nat. d. reptil. VIII, pag. 328 (1803). — Natrix torquatus Merr. Syst. amphib. pag. 124, 123 (1820). — Natrix hybridus Merr. 1. c. pag. 125, 124 (1820). — Coluber torquatus Risso hist. natur. de ’Eur. merid. III, pag. 90, 21 (1826). — Tropidonotus natrix Boie Isis XIX, pag. 206 (1826). — Tropidonotus hybridus Boie Isis XX, pag. 534, 4 (1827). — Coluber minutus Pall. Zoogr. rosso-asiat. II, pag. 41, 36. juv. (1831). Typus: Supra cinereus vel griseo-olivaceus, maculis alternis nigris per series 4—6 dispositis, occipite ad latera macula transversa alba aut flavescenti pone nigro-limbata; subtus albo-nigroque varius. 5 var. a) UÜt supra, sed. abdomine nigrescente. Natrix gronoviana Laur. Synops. Rept. pag. 75, 150 (1768) — Coluber gronovianus Gmel. Linn. Syst. nat. I, pag. 1101 (1790). — Coluber arabicus Gmel. ]. c. pag. 1102, 234 (1790) — Coluber gronovius Bechst. in Lacep. Naturg. d. Amphib. IV, pag. 175, 31. tab. 26. fig. 1 (1802). var. b) Supra cinereus, maculis magnis fuscescentibus distinetissimis. (Eur. mer.) var. c) Supra cinereus, aut flavo-fuscove griseus aut nigrescens, mU- culis magnis atris in fascias transversas interdum confluentibus ; macula oceipitali alba obsoleta. (Kur. merid.) € 238 var. var. var. var, var. var. var. var. Colubridae. Coluber viperinus Metaxa Monogr. d. Serp. di Roma pag. 34 (1823). — Coluber sieulus. Cuv. regne anim. II, pag. 84 (1829). d) Supra cinereo-fuscescens, maculis atris regularibus mazximis alternis per series tres dispositis. (Corcyra.) e) Supra einereus vel sordide olivaceus, maculis parvis rarioribus aut obsoletis. Coluber ponticus Pall. Zoograph. rosso-asiat. II, pag. 38, 31 (1831). f) Ut supra, sed maculis lateralibus in faseias transversas per- pendiculares connexis. (Eur. mer.) 2) Supra griseus aut cinereo-fuscescens, maculis omnibus angustis tranverse elongatis. (Eur. mer.) h) Supra ceinereus aut sordide olivaceus, maculis fere ommibus in annulos transversos plus minusve conjunctis; collare plerumque obsoleto. (Corsica, Sardin.) Natrix torquata Aldrov. Serpent. et Dracon. hist. pag. 287. fig. 289 (1640). — Natrix Cetti Gene Synops. reptil. Sardin. pag. 18, XI, fig. 1 (1839). — Tropidonotus Cetti Leunis Synops. d. Thierreich. pag. 328 (1860). i) Supra fusco-olivaceus aut cinnamomeus, maculis dorsalibus magnis rhombeis, lateralibus alternis verticaliter elongatis ; collare obsoleto. (Eur. merid.) k) Supra griseus, nigro maculatus striolisgue albis creberrimis sparsus. (Illyria.) l) Supra füsco-griseus, maculis parvis distinctissimis per series sex dispositis. (Austria.) var. m) Supra obscure olivaceus, maculis atris minus vel haud. di- var. var. stinctis lineisque pallescentibus binis interdum subobsoletis per totam corporis longitudinem decurrentibus ; collare nonnunguam parum conspicuo. Coluber persa Pall. Zoogr. rosso-asiat. III, pag. 41, 35 (1831). — Tropidonotus persicus Eichw. Zool. spec. Ross. et Polon. III, pag. 173, 7 (1831). — Tropidonotus persa Eichw. Fauna casp. caucas. pag. 132. tab. XXI. fig. 1—3 (1842). — Tropidonotus natrix var. subbilineata Jan Ennum. sist. Potamoph. pag. 8 (1864). n) Supra. griseus, albo-bilineatus, maculis nigris minimis ; subtus albus, sceutis regulariter atro-limbatis. (Ins. Jon.) 0) Supra griseus, nigro-maculatus, lineis duabus albis vel flave- scentibus valde conspiewis. (Eur. merid.) Tropidonotus Oppelii Boie Isis XX, pag. 534, 2 (1827). — Coluber natrixvar.dalmatinus Schinz Naturg. u. Abbild. d. Reptil. ; Tropidonotus. 239 pag. 144. tab. 58. fig. 1 (1833). — Coluber bilineatus Bibr- Bory Exped. scientif. Mor. pag. 73, 22. tab. XIV. fig. 2 (1836). — Natrix torquata var. murorum Bonap. Amph. eur. pag. 54 (1839). — Tropidonotus natrix var. bilineata Jan Ennum. sist. Potamoph. pag. 8 (1864). var. p) Supra fusco-griseus vel migrescens, striolis albescentibus cre- berrimis sparsus; collare interdum obsoleto. (Illyr. Hispan.) var. q) Supra niger, punctis parvis lacteis sparsus; collare plus minusve obsoleto. (Eur. orient.) Tropidonotus ater Eichw. Zool. spec. Ross. et Polon. III, pag. 173, 4 (1831). — Tropidonotus natrix var. niger Demidoff Voyage d. la Russ. merid. pag. 350. tab. 11 (1840). — Tropido- notus natrix var. picturata Jan Ennum. sist. Potamoph. pag. 8 (1864). var. r) Supra coeruleo-nigrescens, squamarum strüs lateralibus albis, interdum per longitudinem confluentibus. (Ross. merid.) Tropidonotus natrix var. colchicus Demid. Voyage pag. 350. tab. 12. fig. 1 (1840). var. s) Supra atro-fuscus comcolor, collare plerumque subobsoleto. (Illyr. Hispan.) var. t) Supra et subtus ater, concolor, collare plerumque indistincto. Coluber seutatus Pall. Reise d. versch. Prov. d. russ. Reich. 1, pag. 459, 17 (1771).— Coluber Aesculapii fem. Sturm Deutschl. Fauna III, 2 Heft. c. fig. b. (1799). — Natrix torquata var. minax Bonap. Amph. europ. pag. 54 (1839). — Tropidonotus seutatus Eichw. Fauna caspio-caucas. pag. 135. tab. XXIII, fig. 1, 2 (1842). — Tropidonotus natrix var. nigra Jan Ennum. sist. Potamoph. pag. 8 (1864). Der Körper ist gestreckt, ziemlich dick, von den Seiten merklich zusammengedrückt, mit stark gewölbter Unterseite. Der in der Jugend mehr, im Alter weniger deutlich gesonderte Kopf ist ziemlich gross, bei eben ausgekrochenen oder sehr jungen Stücken von länglich elliptischer Gestalt, bei älteren Exemplaren aber von hinten nach vorn allmälig verengt, mit gerundet abgestutzter Schnauze. Seine Oberseite ist in der Jugend fast vollkommen platt, bei älteren Thieren hingegen schwach von hinten nach vorn und abwärts ge- wölbt, im ersteren Falle mit fast senkrechten, im letzteren mit etwas schief nach aussen abfallenden Seiten. Die Zügelgegend ist höchstens vor den Augen kaum merkbar vertieft, die Schnauzenkante daher fast vollkommen verrundet. Die grossen, rundlichen Augen sind von oben grösstentheils sichtbar, der ziemlich dünne und spitz auslaufende Schwanz ist nicht abgesetzt, mittellang, etwa ein Fünftel der gan- 240 Colubridae. zen Leibeslänge betragend. Die Länge des ausgewachsenen Thieres übersteigt nur selten vier Fuss. Das Rostrale ist gewölbt, quer, bedeutend breiter als hoch, Fig. 43. über dem Munde deutlich ausge- randet, mit allerseits sehr stum- pfen Winkeln, von oben in der Jugend weniger, im Alter etwas besser sichtbar. Die Internasalia sind breiter als lang, ebenfalls quer, im Allgemeinen von etwa dreieckiger oder trapezischer Form, mit bogiger Aussenseite, etwa um ein Viertel kürzer als die Praefrontalia. Das Frontale ist ziemlich gross, breit, mit in der Jugend fast parallelen, im Alter nach vorn schwach divergiren- den Seiten, vorn mit äusserst stumpfem oder fast undeutlichem Tropidonotus natri. Linne. Winkel, hinten als mässige Spitze a. Rostrale. zwischen die Parietalia eingescho- ben. Diese sind von mässiger Grösse, nach hinten ziemlich verschmälert, am Ende mehr weniger abgestutzt, seitlich bis gegen das zweite Post- oculare hinabgebogen, am Aussenrande nur von zwei Schildern begrenzt. Die Supraoecularia sind länglich, über den Augen meist deutlich aber schwach ausgerändet, nach rückwärts merklich erweitert. Das das erste Supralabiale nur selten überragende Nasale ist länglich, ziemlich gleich hoch, wenigstens nach unten zu deutlich getheilt, sein vorderer Theif viel grösser als der hintere, das mässig grosse Nasenloch ganz nach oben gerückt. Das Zügelschild ist viereckig, etwas höher als breit, dem zweiten Supralabiale aufliegend. Das einzige Praeocu- lare ist gut doppelt so hoch als breit, bei jungen Thieren ganz flach, bei älteren in der Mitte zwar schwach aber doch deutlich concav, nach oben etwas erweitert und als kleines Dreieck auf den Pileus übergebogen. Die drei Postocularia sind an Grösse unter einander meist wenig verschieden, die zwei untersten nach rückwärts von dem sehr grossen, länglichen Temporale begrenzt, das dem fünften bis siebenten Supralabiale aufliegt. Auf dieses folgen nach hinten noch zwei grössere, über einander stehende, schuppenartige Schilder. Supralabialia sind sieben vorhanden, das dritte und vierte unter das Auge gestellt. Von den zehn Sublabialen berühren in der Regel die sechs ersten die Inframaxillaren, deren hintere die vorderen an Länge übertreffen, stark divergiren und meist durch dazwischen Tropidonotus. 241 eıngeschobene Schuppen von einander getrennt sind. Die Körper- schuppen sind ziemlich klein, rhombisch, nach den Seiten bedeutend vergrössert, in 19 Längs- und nicht sehr schiefe Querreihen ge- ordnet, ihre Kiele scharf und deutlich. Die ziemlich weit nach auf- wärts umgebogenen Bauchschilder wechseln von 163 bis 177, die Schwanzschilderpaare von 48 bis 79. Bei der. ausserordentlich weiten Verbreitung dieser Art durch fast ganz Europa und noch darüber hinaus kann es nicht auffallen, wenn wir bei ihr eine grosse Menge theils klimatischer, theils localer Varietäten antreffen. So verschieden übrigens auch die einzelnen Extreme sind, so lassen sich doch all diese mannigfaltigen Formen durch Uebergänge um so leichter verbinden, als diese Schlange in der Beschilderung des Kopfes ziemlich beständig bleibt. Bei der Stammform zeigt die Oberseite ein bald ziemlich reines, bald mehr ins Schieferblaue oder Olivenfarbene ziehendes Aschgrau, das aber bei den verschiedenen Varietäten durch Braungrau und dunkel Oelfarben bis ins tiefe Schwarz übergehen kann. Bei süd- lichen Stücken zeigt die Grundfarbe mitunter einen Stich ins Gelb- liche oder Bräunliche, der manchmal selbst bis zu brennendem Zimmtbraun gesteigert erscheint. Die Oberseite des Kopfes ist je- doch immer dunkler und einfarbig, die Ocularıa meist etwas heller, die Supralabialia weisslich, lichtgrau oder hellbräunlich, an den Nähten mit schwarzen Säumen, die sich gewöhnlich auch auf die Sublabialia ausdehnen. In der Regel findet sich hinter den Mund- winkeln nach aufwärts ein meist etwas bogiger, bald schmälerer, bald breiterer, weisslicher oder gelblicher Flecken, der nach vorn zu oft undeutlich wird, nach hinten aber durch eine meist grössere, rückwärts in der Regel etwas verlängerte, beiläufig dreieckige schwarze Mackel fast immer sehr scharf begrenzt erscheint. Da- durch bildet sich an den hinteren Kopfseiten eine Art von Hals- band, welches nach oben zu durch die dazwischen liegende Grund- farbe in grösserer oder geringerer Ausdehnung getrennt ist, da die hellen Flecken niemals, die schwarzen hingegen nur ausnahmsweise so sehr in die Quere erweitert sind, dass sie in der Mittellinie des Nackens zu einer zusammenhängenden Binde verfliessen. Hinter dieser für die typischen Stücke sehr charakteristischen Zeichnung beginnen drei bis sechs Reihen abwechselnd stehender Flecken, deren Grösse und Deutlichkeit übrigens bei verschiedenen Exemplaren ausserordentlich wechselt. Während sie in seltenen Fällen voll- kommen fehlen oder nur hier und da durch einzelne, dunkel ge- randete Schuppen angedeutet werden, sind sie bei anderen Stücken wieder sehr scharf und deutlich ausgeprägt, oft unter einander ziem- lich gleich gross, oft wieder in den einzelnen Reihen von sehr ver- Schreiber, Herpetologia europaea. 16 242 Colubridae. schiedener Grösse. Die Farbe dieser Flecken ist in der Regel ein ziemlich reines Schwarz, doch können sie auch eine oft ziemlich ausgesprochene braune Färbung zeigen, was besonders bei solchen Individuen vorkommt, bei denen auch der Grundton mehr ins Gelb- liche oder Bräunliche geneigt-ist. Nicht selten fliessen auch die neben einander stehenden Flecken der Mittelreihe zu grösseren schiefen Mackeln oder Querbinden zusammen, während anderseits dasselbe auch an den Seiten des Körpers geschehen kann, wo dann ’die über einander liegenden Flecken zu ziemlich hohen, senkrecht gestellten Binden verschmelzen; ja in. sehr seltenen Fällen können bei ziemlich grossen Flecken dieselben der Quere nach so sehr erweitert sein, dass sie unter einander zusammenstossend sich zu unregel- mässigen, nur hier und da unterbrochenen breiten Querringen ver- einen (Tropidonotus Cetti Gene). Doch kommt dieses Verfliessen der Flecken nur bei südlichen Stücken vor, und scheint namentlich die zuletzt erwähnte Form ausschliesslich auf Corsica und Sardinien beschränkt zu sein. Bei anderen Varietäten erscheinen ausser den bisher genannten Zeichnungen noch zwei schmale weisse oder gelbliche Binden, welche hinter dem Kopfe anfangend über die ganze Länge des Körpers hinziehen, in der Regel die sechste und siebente Schuppenreihe um- fassend. Doch sind diese Binden meist nur bei heller gefärbten Stücken scharf ausgesprochen (Tropidonotus murorum Bonap.), während sie bei dunkleren Exemplaren im Allgemeinen viel schwächer hervortreten (Tropidonotus subbilineatus Jan.). Je mehr sich nun die Grundfarbe verdunkelt und aus Grau durch ein schmutziges Braun bis ins Schwarze übergeht, desto un- deutlicher werden auch in der Regel die Flecken, während in dem- selben Maasse gewöhnlich auch das Halsband undeutlicher wird oder selbst ganz verschwindet, indem zuerst nur der helle Vordertheil desselben ins Graue oder Bräunliche übergeht, das hintangrenzende Schwarz aber noch ziemlich deutlich ersichtlich bleibt, bis endlich die dunkle Grundfarbe die ganze Oberseite gleichmässig überzieht (Tropidonotus minax Bonap.). Doch giebt es auch ziemlich lichte Stücke mit vollkommen verloschenem hellem Halsbald, während dasselbe anderseits wieder bei ganz schwarzen Exemplaren in aller Schärfe vorhanden sein kann, in welchem Falle dann gewöhnlich auch die Ocularschilder eine gelbliche oder weissliche Färbung zei- gen; Stücke von der erstgenannten Form, welche überdies auch noch gewöhnlich durch sehr scharfe, oft in Querbinden erweiterte oder zusammen stossende Flecken ausgezeichnet sind, wurden von Cuvier als eigene Art unter dem Namen Tropidonotus siculus be- Tropidonotus,. 243 schrieben, und sind vorzüglich in Griechenland und Süditalien zu finden. ; In seltenen Fällen ist die ganze Oberseite durch zahlreiche kleine Flecken oder Strichelchen dicht hell und dunkel gesprenkelt, wo dann die dunklen Flecken meist schmutzig braungrau oder schwärzlich, die hellen hingegen grau oder lichtbräunlich sind (Tro- pidonotus sparsus mihi). Solche Stücke fand ich im südlichen ‘ Illyrien und im Salzburgischen, das kaiserliche Cabinet besitzt deren aus Spanien. Die schwarzen Exemplare aus dem südöstlichen Europa zeigen oft auf der ganzen Oberseite ziemlich zerstreute, milchweisse Punkte (Tropidonotus ater Eichw.), oder es sind die unteren Schuppen an ihren Seitenrändern bald mehr, bald weniger mit weissen Strichen gesäumt, die bei häufigerem Auftreten öfters zu unregelmässigen Längslinien zusammenstossen (Tropidonotus col- chieus Demid.) Die Unterseite zeigt sich im Ganzen weit weniger veränderlich. Kopf und Kehle sind hier stets weiss und ungefleckt, welche Fär- bung auch nach rückwärts auf grössere oder geringere Erstreckung noch vorherrscht. In der Regel erscheinen aber. bald hinter dem Kopfe vereinzelte schwarze Flecken, die gewöhnlich an den Schilder- rändern stehen, am Halse meistens noch ziemlich schmal sind, nach rückwärts hingegen zunehmend breiter und auch häufiger werden, so dass sie endlich in der Mittellinie zusammenfliessend die Unter- seite immer mehr und vorherrschend schwarz färben, so dass von der hellen Grundfarbe zuletzt nur noch bald grössere, bald kleinere, namentlich an den Seiten stehende Flecken zurückbleiben. Exem- plare mit ganz einfärbig heller Unterseite dürften wohl kaum vor- kommen, während das Gegentheil ziemlich häufig, ja bei auch ober- seits dunklen Stücken sogar gewöhnlich der Fall ist. Bei Tropido- notus ater zeigen auch die dunklen Mackeln der Unterseite milch- weisse Punkte, während die hellen Flecken schwarz gesprenkelt sind; bei Tropidonotus colchicus nehmen die Bauchschilder mitunter an den Seiten eine gelbliche oder bräunliche Färbung an. Individuen von den jonischen Inseln sind an der hellen Unterseite durch am Hinterrande schmal schwarz gesäumte Schilder oft in sehr regel- mässiger Weise quer gestreift, und bei südlichen Formen soll endlich das Weiss des Bauches manchmal in Gelb übergehen; doch stehen mir über die letztere Angabe, da sich selbe nur durch lebende Thiere nachweisen lässt, keine eigenen Erfahrungen zu Gebote. Die Jungen sind von den Alten nur wenig verschieden, indem sie in der Regel schon als Neugeborene die den einzelnen Varie- täten zukommenden Merkmale in kaum geringerem Grade als die erwachsenen Thiere an sich tragen; nur das Halsband tritt in der 16 * 244 Colubridae. Jugend stets merklich schärfer und auffallender hervor, als in dem späteren Lebensalter. Tropidonotus natrix gehört zu den verbreitetsten Schlangen, indem sie sich, mit Ausnahme des höchsten Nordens, fast in ganz Europa findet, von hier aus südwestlich nach Afrika, östlich nach Asien übergehend. Im Gebirge soll sie bis zu 6000 Fuss in verti- caler Richtung hinaufsteigen, obwohl ich das Thier selbst in so be- deutenden Höhen niemals gefunden habe. Sie hält sich fast immer nahe am Wasser auf, obschon sie einzeln mitunter auch an ganz trockenen und wasserarmen Orten sich findet. Uebrigens halten sich die einzelnen Varietäten nach meinen Erfahrungen nicht immer an denselben Standorten auf, indem die Stammform und ihr nahe- stehende Stücke gewöhnlich in Sümpfen leben, während die längs- gestreiften und schwarzen Formen häufiger in klarem, fliessendem Wasser vorkommen. Die Nahrung besteht vorwiegend in Molchen und Fröschen, seltener in Kröten; doch sollen sie manchmal auch Mäuse, Eidechsen und andere Thiere zu sich nehmen, obwohl es mir meiner- seits nie gelang, ihnen derartige Nahrung beizubringen; übrigens ist die Geschmacksrichtung bei einzelnen Individuen sehr verschieden, und während manche ohne Unterschied Frösche, Unken, Kröten ete. zu sich nehmen, hungern sich andere eher zu Tode, bevor sie etwas anderes als echte Frösche ergreifen. Die Ringelnatter ist sehr sanften Charakters, beisst selbst frisch gefangen niemals und sucht sich nur durch Entleerung ihres kreideweissen Unrathes zu vertheidigen; das Thier verbreitet einen ziemlich starken, moschus- artigen Geruch, nimmt in der Gefangenschaft fast immer ihm zu- sagende Nahrung an und kann den Verlust der Freiheit Jahre lang ertragen. Die Paarung findet im Frühjahre statt, wobei man dann Männchen und Weibchen am liebsten in den Morgenstunden an sonnigen Stellen innig verschlungen antrifft. Die Eier werden im Hochsommer in Moos, unter abgefallenes Laub, in den Mulm alter Bäume, in Dünger, Mist und dergleichen gelegt, woselbt sie etwa noch drei Wochen bis zu ihrer vollendeten Reife brauchen. Sie haben beiläufig die Grösse von Taubeneiern und hängen in einem gemeinsamen Schlauche perl- schnurartig zusammen; ihre Anzahl ist im Allgemeinen nach der Grösse der Schlange ziemlich verschieden, und während kleinere Stücke meist nur 15 bis 20 Eier legen, kann deren Zahl bei ganz grossen und vollkommen ausgewachsenen Thieren selbst auf etliche 30 ansteigen. Die eben ausgekommenen Jungen bleiben manchmal an ihrer Geburtsstätte noch einige Zeit in grösserer Menge bei- sammen, sich erst später trennend, um dann einzeln die Lebensweise der Alten zu beginnen. 245 5. Gatt. Elaphis. Aldrovandi Serpent. et dracon. hist. pag. 266 (1640). Scuta supraocularia excedentia. Scuta prae- et postocularia duo. Squamae in adultis carinatae, per series 25—27 dispositae. Die Elaphisarten sind grosse Schlangen mit seitlich oft zu- sammengedrücktem, in der Mitte nur wenig verdicktem Körper, mit . meist ziemlich flacher Unterseite und bald wenig, bald auch wieder deutlich entwickelter Seitenkante. Der Kopf ist gross, stark ge- streckt, von länglich elliptischer oder eiförmiger Gestalt, oberseits wenigstensam Scheitel stets flach oder nur äusserst schwach gewölbt, an der Schnauzenspitze oft etwas nach abwärts geneigt. Die ziem- lich grossen Augen sind von oben bald mehr, bald weniger sichtbar, haben eine kreisförmige, manchmal in horizontaler Richtung etwas verlängerte Gestalt und eine rundliche Pupille. Der Schwanz ist verhältnissmässig kurz, am Ende nicht sehr fein auslaufend. Das Rostrale ist stets deutlich breiter als hoch, mit allerseits sehr stumpfen Winkeln, nur sehr schwach auf den Pileus überge- wölbt und mit seinem Hinterende kaum zwischen die Internasalia eingeschoben. Diese sind quer, ihre Länge der Breite ziemlich gleichend oder derselben nur wenig nachstehend. Das Frontale ist nach vorn immer erweitert, jedoch mit seinen äussersten Seitenecken von dem oberen Ende des Praeoculare stets durch die Supraocularıa getrennt, die nach hinten bald mehr, bald weniger erweitert sind und am Aussenrande über die Augen stets deutlich vorspringen. Das Nasale ist länglich, in der Regel dem ersten und zweiten Supra- labiale aufliegend, in der Mitte deutlich getheilt, mit ziemlich grossem, dem Oberrande genähertem Nasenloch. Das Zügelschild ist fast niemals länger als hoch, meistens schief von oben nach unten und hinten gerichtet. Das obere Praeoculare ist sehr gross, vor den Augen vertieft, im unteren Theile schmal, nach oben und vorn jedoch stark erweitert und als dreieckige Platte auf den Pileus übergebogen, im Ganzen von etwa beilförmiger Gestalt; das untere ist sehr klein, länglich, schmal, das Zügelschild gewöhnlich nicht berührend. Post- ocularia sind stets zwei vorhanden, deren oberes das untere meist an Grösse übertrifft. Supralabialia finden sich acht bis neun, Sub- labıalia zehn bis zwölf. Die hinteren, meist stark aus einander tretenden Inframaxillaren sind häufig kleiner als die vorderen. Die Körperschuppen sind klein oder mittelgross, stark gestreckt und 246 Colubridae. ziemlich deutlich geschindelt, von länglich rhombischer oder sechs- eckiger Gestalt, in der Jugend glatt, im Alter deutlich aber nicht scharf gekielt, die Kiele selbst nur am Rücken besser ausgebildet, nach den Seiten hin jedoch bald verschwindend; die Schuppen sind in 25 bis 27 Längsreihen gestellt. Diese Gattung ist nur in Südeuropa vertreten, und lassen sich die drei unserem Faunengebiet zukommenden Arten in nachfolgender Weise bestimmen: 1. Oberes Praeoculare von den Supralabialen nur durch ein ein- ziges Schildchen getrennt. . . . una Hi Oberes Praeoculare von den Sripkalstickin ERREhT, zwei kleine, schuppenförmige Schildchen getrennt. Frontale ziemlich lang, nach vorn zu stark erweitert; Supraocularia gegen die Prae- frontalia zu stark zugespitzt verschmälert . . sauromates 2. Frontale mit geraden Seitenrändern, Internasalia und Prae- frontalia bedeutend breiter als lang. Vordertheil des Nasale als scharfe und ziemlich lange Spitze zwischen das Rostrale und die Internasalia eingekeilt, dessen Hintertheil in der Mitte nach oben in eine spitze Ecke erweitert, hinten nach vorn zu einge- buchtet; oberes und unteres Postoculare gleich gross; Infra- maxillaria meist von sechs Sublabialen berührt. . . dione Frontale mit nach einwärts gebuchteten Seiten, Internasalia wenig, Praefrontalia kaum breiter als lang. Vordertheil des Nasale mit ziemlich rechtwinkliger, zwischen das Rostrale und die Internasalia kaum eingekeilter Spitze, dessen Hintertheil oben ziemlich geradrandig und daselbst in der Mitte nach auf- wärts nicht oder kaum erweitert und mit rechtwinkliger oder gerundeter Spitze; unteres Postoculare viel kleiner als das obere; Inframaxillaria gewöhnlich nur von fünf Sublabialen beraliens bar nalen aisiz loya/] rl sl alas! Zur seen 1. Elaphis dione: Praeoculare superius a supralabialibus seutello unico separatum ; frontale lateribus rectis; nasale antice acumi- natum, postice margine superiore anguloso ; postocularia magni- tudine subaequalia. — Long. 0°95—1'26 m. Typus: Supra griseo-canescens, vel lividus vel olivaceus, taenüs pal- lescentibus tribus series macularum obscurarum includentibus ; oceipite maculis obscuris divergentibus binis. Coluber Dione Pall. Reise d. versch. Prov. d. russ. Reich. UI, pag. 117, 38 (1771). — Natrix Dione Merr. Syst. Amphib. pag. 133, 175 (1820). — Chironius Dione Fitzing. neue Classif. d. Reptil. pag. 60 (1826). — Coelopeltis Dione Eichw. Fauna caspio-caucas, Ald. Elaphis. 247 pag. 151, tab. XXVII, fig. 1—3 (1842). — Elaphis Dione Dum. Bibr. Erpetol. gener. VII, 1, pag. 254, 4 (1854). var. a) Ut supra, sed. taeniis albicantibus qwinque, inferioribus per corporis latera ad anum usque decurrentibus minus conspicuis. var. b) Ut supra, sed taeniüs pallescentibus vix conspicuis aut obsoletis. Coluber eremita Eichw. Zool. spec. Ross. et Polon. III, pag. 174, 5 (1831). — Coluber trabalis Schleg. Essai phys. d. serp. II, pag. 167, 24 (1837). — Coluber poecilocephalus Brandt Note sur quat. esp. serp. Bull. scient. de /’Ac. sc. Petersb. III, Nr. 16, pag. 244, 2 (1838). juv. Supra maculis crebris transversis, nigro-reticulatis; taenüis albes- i eentibus vix aut antice tantum distinctis. Der Körper ist mässig schlank, in der Mitte kaum verdickt, mit gerundetem Rücken und nur wenig ausgesprochener Seitenkante. ne. Der Kopf ist mittelgross, etwa in der & Gegend der Mundwinkel am breitesten, nach vorn viel mehr als nach hinten ver- schmälert, im Ganzen von länglıch ellip- tischer Gestalt. Seine Oberseite ist kaum merkbar gewölbt, nach vorn gegen die verrundete Schnauzenspitze zu schwach nach abwärts geneigt; die Kopfseiten sind steil, gegen die Augen zu schwach einge- drückt vertieft, mit verrundeter Schnauzen- kante. Die Mundspalte ist nach hinten etwas in die Höhe gezogen, mit mehr weniger aufgeworfenen Lippenrändern. Die mittelgrossen Augen sind vollkommen seitlich gestellt, von oben gut sichtbar, mit kreisrunder Pupille. Der dünne Schwanz ist in eine ziemlich stumpfe Spitze ausgezogen, von nur mässiger Länge, etwa ein Sechstel oder ein Fünftel des ganzen Thieres betragend. { Das grosse Rostrale ist gewölbt, breiter als hoch, über dem Munde sehr stark ausgerandet, mit allerseits sehr stumpfen Winkeln, von oben nur wenig sichtbar und kaum zwischen die Internasalia eingeschoben. Diese sind quer, etwas breiter als lang, im stumpfen Winkel nach vorn zu gegen einander convergirend; die etwa doppelt so grossen Praefrontalia sind der Quere nach ziemlich gleich breit, nach hinten schwach verengt, nach aussen auf die Kopfseiten zum Zügelschilde hinabgebogen, im Ganzen von ziemlich viereckiger Ge- stalt. Das verhältnissmässig kurze und ziemlich breite Frontale ist vorn fast gerade abgestutzt, nach hinten etwas verengt und in eine Elaphis dione Pall. 248 Colubridae. kurze Spitze ausgezogen; die Parietalia sind gross, viel länger und breiter als das Frontale, nach hinten in gerader Linie stark dreieckig verschmälert, nach aussen zu die gemeinschaftliche Naht der Post- ocularia nicht erreichend, an der Spitze gewöhnlich etwas schief nach innen abgestutzt. Die mittelgrossen Supraocularia sind nach vorn stark verschmälert, über den Augen deutlich ausgerandet, am Hinterende schief nach innen abgestutzt. Das Nasale ist länglich, dem ersten und zweiten Supralabiale aufliegend, in der Mitte sehr deutlich getheilt, seine vordere, als ziemlich lange und scharfe Spitze zwischen das Rostrale und die Internasalia eingekeilte Hälfte viel höher als lang, sein Hintertheil am Ende meist ausgerandet, nach oben in der Mitte in eine deutliche Ecke erweitert. Das ziemlich grosse Nasenloch ist rundlich, nach oben gerückt, am Ende der vor- deren Nasalschildhälfte gelegen. Das dem zweiten und dritten Supralabiale aufliegende Zügelschild ist höher als breit, schief von oben nach unten und hinten gerichtet, im Ganzen von etwa rhom- boidischer Gestalt; das obere Praeoculare ist sehr gross, fast beil- förmig, unten schmäler, nach vorn zu etwa in der Mitte in eine stumpfe, nach hinten gegen die Augen zu in eine ziemlich scharfe Ecke erweitert und vor denselben deutlich eingedrückt vertieft, sein oberes Ende als dreieckige- Platte auf den Pileus übergebogen;; das untere Praeoculare ist sehr klein, schuppenförmig, in einer Aus- buchtung des vierten Supralabialschildes gelegen. Die Postocularia sind höher als lang, das obere kaum grösser als das untere, nach hinten in der Regel von zwei schmalen, länglichen Temporalen be- grenzt. Von den acht Supralabialen ist das vierte und fünfte unter dem Auge gelegen, von den 11 bis 12 Sublabialen berühren ge- wöhnlich die sechs ersten die Inframaxillaria, deren hintere viel kürzer und auch schmäler als die vorderen und, obwohl nicht diver- girend, doch durch zwei Schuppenreihen vollkommen von einander getrennt sind. Die Körperschuppen sind verlängert sechseckig, am Rücken klein, nach den Seiten zu bedeutend vergrössert, in 25 bis 27 Längs- und ziemlich schiefe Querreihen gestellt. Die Zahl der Bauchschilder wechselt von 188 bis 202, die der Schwanzschilder- paare von 63 bis 75. Die Länge des erwachsenen Thieres beträgt etwa drei bis vier Fuss. Färbung und Zeichnung dieser Schlange sind im Allgemeinen ziemlich veränderlich. Die Oberseite zeigt in der Regel ein helles Aschgrau oder Gelbbraun, das aber einerseits bis ins Weisslichgrau, anderseits bis ins bräunliche Olivenfarben übergehen kann. Der Kopf ist an den Nähten oft schwärzlich gesäumt oder beschattet und besitzt ausserdem noch meistens vor den Augen etwa über den Hinterrand der Praefrontalia gegen die Praeoeularia hinziehend einen . Elaphis. 249 dunklen Fleck oder eine unregelmässig wellige Querbinde. Vom Hintertheil des Frontale und der Supraocularia entspringen beider- seits je ein länglicher, bandartiger Flecken, die in schiefer Richtung nach aussen und hinten über die Parietalia ziehend weit über den Pileus hinaus bis auf den Nacken verlängert sind, und an ihrem Ursprunge oft mit einander verschmolzen sind. Obwohl diese Bin- den gewöhnlich nur wenig dunkler als die Grundfarbe sind, so treten sie doch meistens dadurch sehr gut hervor, dass sie an ihren Rän- dern gewöhnlich scharf schwärzlich gesäumt oder gefleckt erscheinen, ja namentlich nach vorn zu durch eben diese Säume oft nur noch angedeutet sind. Eine ähnliche, aber meist schmälere Binde er- streckt sich vom Hinterrande der Augen schief bis zur Mundspalte, und ist oft, namentlich bei jüngeren Thieren, auch vor den Augen längs der Kopfseiten etwa über die Schnauzenkante hin bis zum Rostrale, obwohl bedeutend schmäler, oder auch nur in Spuren, fort- gesetzt; die Labialia sind gewöhnlich bald mehr, bald ‚weniger schwarz gesäumt oder umschattet. — Die Grundfarbe der Oberseite ist durch drei über die ganze Körperlänge verlaufende Längsstreifen unterbrochen, von denen der über die Rückenfirste hinziehende ge- wöhnlich die drei mittelsten, die Seitenstreifen hingegen die sechste und siebente Schuppenreihe umfassen. Diese Längsbinden sind jedoch nur bei grösseren Stücken scharf ausgesprochen, während sie bei jüngeren Exemplaren meist nur schwach angedeutet oder auch gar nicht — wenigstens in der hinteren Körperhälfte — sichtbar sind; mitunter ist unter diesen Binden jederseits noch eine zweite sichtbar, die aber in allen Fällen viel weniger scharf ausgeprägt ist und auch vor dem After immer endet. Die von den drei Haupt- streifen gebildeten Zwischenräume sind durch je eine Reihe hinter einander stehender Flecken ausgefüllt, die in der Weise gestellt sind, dass die Mackeln der einen Reihe mit denen der Nebenreihe alterniren, ja nicht selten stellenweise, den sie trennenden hellen Rückenstreifen durchbrechend, zu schiefen, zackigen Querbinden verschmelzen. Diese Flecken, welche entweder rundlich oder un- regelmässig winkelig und meist auch etwas schräg gestellt sind, werden gewöhnlich durch eine Verbindung mehrerer, am Rande in grösserer oder geringerer Ausdehnung schwarz oder braun gefärbter Schuppen gebildet, daher sie in der Regel mehr netzförmige Zeich- nungen darstellen, die sich nur durch Erweiterung der dunklen Schuppenränder manchmal zu vollen Flecken gestalten. Obwohl diese Flecken auch am Schwanze fast immer noch gut sichtbar sind, so werden sie hier doch allmälig kleiner und gegen die Spitze end- lich undeutlich; auch findet sich, abwechselnd mit den obgenannten Mackeln, auch an den Körperseiten fast immer noch eine Reihe ‘ 250 Colubridae. ähnlich gebildeter, meist senkrechter, mehr weniger zackiger Flecken, die aber stets viel kleiner und undeutlicher sind, als die am Rücken stehenden. Die Unterseite ist weisslich, gelblich oder fleischfarben, in der Regel mit ründlichen schwarzen Punkten besetzt, die meist vier bis fünf ziemlich regelmässige Längsreihen bilden, gegen Kopf und Schwanz zu aber gewöhnlich an Menge abnehmen, um endlich am Vorderhalse und in der hinteren Schwanzhälfte ganz zu ver- schwinden. Die Jungen sind von den Alten hauptsächlich dadurch ver- schieden, dass bei ihnen die ganze Oberseite mit einer so grossen Menge netzförmiger, unter einander mehr weniger verfliessender Fleckenzeichnungen bedeckt ist, dass dadurch die hellen Körper- streifen fast ganz verschwinden, oder höchstens nur in der vorderen Leibeshälfte schwach sichtbar bleiben. Diese schöne Art findet sich in den zwischen dem Kaukasus und dem Uralflusse liegenden Steppen Südrusslands, namentlich an der Cuma, bei Astrachan und überhaupt an der unteren Wolga und auf deren Inseln, und dringt westlich dem Nordsaume des schwarzen Meeres folgend bis Odessa vor; in der Krim fehlt sie jedoch. Das Thier ist schnell und flüchtig, liebt dürre, sandige, namentlich aber salzhaltige Standorte, findet sich aber ausnahmsweise auch in Ge- hölzen und kleineren Wäldern. Ausser Europa hat jedoch diese Schlange eine viel weitere Verbreitung, indem sie über den Ural hin nach Osten durch die ganze Kirgisensteppe, und südlich den Kaukasus überschreitend noch durch ganz Armenien und Persien vorkommt. 2. Elaphis sauromates: Praeoculare superius a supralabialibus scutellis binis squamiformibus separatum ; scutum frontale longius- culum, antice valde dilatatum ; scuta supraocularia antice acu- minato-attenuata. — Long. 1'26—1'90 m. Coluber sauromates Eichw. Zoolog. spec. Ross. et Polon. II, pag. 174, 2 (1831). — Coluber xanthogaster Andrzejowski Amph. nostr. in Nouv. Mem. Soc. imp. nat. Moscou II, pag. 333, 5, tab. XXI, fig. 4, tab. XXIII (1832). — Elaphe Parreyssii Fitzing. in Wagl. Icon. et descript. Amphib. tab. XXVII (1833). — Elaphis Parreyssii Bonap. Amph. pag. 50, 53 (1839). — Haemorrhois trabalis Bonap. 1. c. pag. 50, 54 (1839). — Tropidonotus sau- romates Eichw. Fauna caspio-cauc. pag. 140, tab. XXV, fig. 1, 2 (1842). — Elaphis Sauromates Dum. Bibr. Erpetol. gener. VII, 1, pag. 288, 14 (1854). Typus: Supra fusco-flavoque striatus, dorso maculis obscuris per series unam vel duas dispositis. Elaphıs. 251 var. Maculis dorsalibus in taeniam angulosam plus minusve cohae- rentibus. Coluber sauromates Demidoff Voyage d. la Russie merid. tab. VII (1840). Der Körper ist mässig schlank, in der Mitte etwas verdickt, gestreckt spindelig, mit gerundetem oder manchmal etwas concavem Rücken undkaumausgesprochener Seitenkante. Der mässig unter- schiedene Kopf ist gross, von länglich elliptischer oder eiför- miger Gestalt, hinter den Mund- winkeln am breitesten, von da nach vorn zu sehr allmälıg in sanftem Bogen verschmälert, mit stumpfer, breit zugerundeter Schnauze. Seine Oberseite ist flach, nach vorn zu nur wenig nach abwärts gewölbt, daher von der Seite gesehen ziemlich gleich hoch, die Kopfseiten selbst sind ziemlich steil, vor den Augen deutlich vertieft, die Schnauzen- 2 kante daher hier ziemlich aus- JRR gesprochen. Die mittelgrossen Augen sind vollkommen seitlich Elaphis sauromates Eichw. gestellt, von oben gut sichtbar, auBantzale- rundlich eiförmig, mit ziemlich kleiner, kreisrunder Pupille. Die Mundspalte steigt nach hinten zu etwas in die Höhe, die Lippenränder sind convex, namentlich im Alter selbst wulstig aufgeworfen; der verhältnissmässig kurze Schwanz ist dünn, in eine ziemlich stumpfe Spitze ausgezogen. Das grosse Rostrale ist gewölbt, breiter als hoch, unten nur schwach ausgerandet, mit allerseits sehr stumpfen Winkeln, von oben nur wenig sichtbar und kaum zwischen die Internasalia ein- geschoben; diese sind quer, deutlich breiter als lang, die etwa um die Hälfte grösseren Praefrontalia der Quere nach ziemlich gleich breit, etwa viereckig, nach hinten schwach verengt, nach aussen auf die Kopfseiten bis zum Zügelschilde herabgebogen. Das Fron- tale ist ziemlich gross, länglich fünfeckig oder wegen der etwas ein- gebogenen Seitenränder fast glockenförmig, nach vorn zu stark erweitert ohne jedoch in der Regel die Praeocularia zu erreichen, an seiner Basis fast gerade abgestutzt, nach hinten zu als lange und scharfe Spitze zwischen die Parietalia eingekeilt. Diese sind. ziemlich Fig. 45. 252 Colubridae. gross, viel breiter aber wenig kürzer als das Frontale, nach dem gerundet abgestutzten Hinterende zu stark verschmälert, mit etwas buchtigem Aussenrand, der nach vorn zu die gemeinschaftliche Naht der Postocularia meist nicht erreicht. Die Supraocularia sind mittel- gross, nach vorn gegen die Praefrontalia hin stark zugespitzt- verschmälert, nach hinten ' deutlich erweitert und daselbst etwas schief abgestutzt, am Aussenrande mässig vorspringend. Das Nasale ist länglich, dem ersten und zweiten Supralabiale aufliegend, in der Mitte sehr deutlich getheilt, sein vorderer Theil ziemlich gleich breit, länger als hoch, sein hinterer Theil etwas höher aber deutlich schmäler als der vordere, das Nasenloch selbst ziemlich gross, rund- lich, grösstentheils in der Vorderhälfte des Schildes und dem oberen Rande näher als dem unteren gelegen. Das Zügelschild ist höher als breit, schief von oben nach unten und hinten gerichtet, von un- deutlich verlängert sechseckiger oder elliptisch lanzettlicher Gestalt, das zweite und oft auch das dritte Supralabiale berührend, von dem vierten Supralabiale durch ein kleines, schuppenartiges Schildehen getrennt. Das obere Praeoculare ist sehr gross, vor den Augen vertieft, unten schmal, nach oben zu etwa in der Mitte gegen vorn und hinten in eine scharfe Ecke erweitert und als längliches Dreieck auf die Oberseite des Kopfes umgebogen, im Allgemeinen von etwa beilförmiger Gestalt, nach unten zu durch zwei kleine, schuppen- förmige Schildehen von den Supralabialen geschieden. Das obere Postoculare ist höher als breit, in der Regel das untere an Grösse übertreffend; die Temporalia sind in Form und Zahl im Ganzen ziemlich unbeständig. Von den neun Supralabialen berühren ge- wöhnlich das fünfte und sechste das Auge, von den zehn bis elf Sublabialen sind die sechs bis sieben ersten den Inframaxillaren angefügt, deren vordere breiter und oft auch deutlich länger als die ziemlich auseinanderweichenden hinteren sind. Die Körperschuppen sind ziemlich klein, länglich lanzettlich oder rhombisch, nach den Seiten zu vergrössert, oben ziemlich deutlich aber nicht scharf ge- kielt, die Kiele überhaupt nur am Rücken deutlich ausgesprochen, obwohl auch hier gegen die Basis der Schuppen meist verschwindend, nach den Seiten zu aber immer undeutlicher werdend, so dass sie meist schon auf der dritten Schuppenreihe gar nicht mehr zu be- merken sind, oft aber selbst auf der vierten Reihe manchmal kaum mehr unterschieden werden können. Sie sind in 25 Längs- und ziemlich schiefe Querreihen gestellt. Die Zahl der Bauchschilder wechselt von 202 bis 220, die der Schwanzschilderpaare von 63 bis 75. Die Länge des erwachsenen Thieres beträgt gewöhnlich fünf bis sechs Fuss, soll aber manchmal auch ein weit bedeutenderes Ausmaass erreichen, Elaphis. 253 Die Grundfarbe der Oberseite ist gewöhnlich ein bald helleres, bald dunkleres Braungelb, das anderseits bis zu lichtem Stroh- oder selbst Zitronengelb, anderseits bis zu tiefem Schwarzbraun abändern kann. Der Kopf ist in der Regel mehr oder weniger dunkelbraun, häufig schwarz bethaut oder gegen rückwärts zu auch ganz schwärz- lich, nach vorn und an den Seiten hingegen heller, ins Weissgelbe geneigt und daselbst oft namentlich an den Schildernähten mit ver- schiedenen dunkleren, fein schwarz oder grau gesäumten Zeichnungen versehen. Auf der Oberseite des Kopfes findet sich, etwa längs des Hinterrandes der Praefrontalia, häufig eine schärfer ausgeprägte, sich verschmälernd durch das Auge bis gegen die Mundwinkel hin- ziehende schwärzliche Binde, vor der mitunter noch eine zweite, aber stets undeutlichere, über die Internasalia zu den Augen hin- zieht. Desgleichen verläuft längs des Seitenrandes der Parietalia ein breiter, dunkler Streifen, der sich nach rückwärts im Nacken zu einem grossen, unregelmässigen Fleck erweitert; der zwischen diesem Nackenflecken und der Augenbinde gelegene Theil des Kopfes er- scheint wegen der daselbst herrschenden lichteren Grundfarbe als ein ziemlich breiter, schief von oben nach seitwärts und abwärts gerichteter Flecken meist sehr scharf abgehoben. Die Lippenschilder sind fast immer dunkel gerändert. Die Rückenschuppen zeigen längs der Mitte zu beiden Seiten der Kiele einen besonders in ihrer hin- teren Hälfte besser hervortretenden, dunkelbraunen oder schwärz- lichen Schatten, wodurch oft der ganze Körper_mehr weniger deut- lich mit unterbrochenen, helleren und dunkleren Längsstreifen ver- sehen erscheint. An den unteren Schuppenreihen ist diese dunkle Zeichnung mehr auf einen schmalen Mittelstreif oder auf einen kleinen Flecken an der Spitze der Schuppen reducirt, wodurch dann die ganzen Körperseiten heller erscheinen, da die lichtere Grundfärbung hier mehr zur Geltung kommt; dies ist namentlich an den zwei letzten Schuppen- reihen der Fall, die fast ganz licht sind, während die darüber liegenden zwei bis drei Reihen durch die ziemlich scharf gesonderten dunklen Mittelstreifen, die sich der Länge nach an einander reihen, mit über die Mitte der Schuppen laufenden Längslinien versehen sind, die besonders auf der dritten Reihe scharf und deutlich hervortreten; gegen die Mitte des Rückens werden hingegen die obgenannten dunklen Schuppenparthien oft so gross, dass sie mitunter den grössten Theil der Schuppen einnehmen und die ursprüngliche gelbe Grundfärbung derselben nur mehr als schmale Seitenränder erkennen lassen; letzteres ist namentlich gegen den Schwanz zu häufig in immer höher werdendem Grade der Fall, so dass dieser Körpertheil dadurch nicht selten vorherrschend dunkel wird. Ausserdem zieht sich über den ganzen Rücken eine Reihe oft wenig deutlicher un- 254 Colubridae. regelmässiger Querflecken hin, die von nussbraunen, mit schwarzen Flecken oder Sprenkeln versehenen Schuppen gebildet werden, und meist bis zur Schwanzspitze verfolgt werden können. Diese Rücken- flecken, welche in seltenen Fällen zu einem ununterbrochenen Zick- zackbande verbunden sein können, haben im Allgemeinen die Form von länglich runden, ziemlich breiten und schiefen Querbinden, lösen sich stellenweise in zwei rundliche, schräg neben einander stehende Flecken auf, und sind, da die hinter ihnen stehenden Schuppen oft an ihrer Basis schwarz gefärbt erscheinen, namentlich nach rück- wärts häufig ziemlich scharf begrenzt, während sie nach vorn zu oft wenig abgehoben sind. Nebstdem laufen noch an den Körper- seiten zwei Reihen ähnlicher, aber meist etwas hellerer Flecken hin, deren obere mit den Seitenrändern der Rückenflecken fast in gleicher Horizontallinie stehen, sich aber auch häufig zwischen dieselben hineinschieben und manchmal theilweise mit ihnen verbinden oder zusammenfliessen, in Folge dessen sie daher im Allgemeinen meist wenig regelmässig und scharf erscheinen. Die untere Reihe besteht dagegen aus in der Regel fast gleich grossen, rundlichen Flecken, die in ziemlich gleichen Abständen hinter einander stehend mit den Flecken der Oberreihe wechseln. Die Unterseite ist vorherrschend hell, meist strohgelb, manchmal aber auch, namentlich nach den Seiten zu, röthlich oder selbst bläulich gefärbt, die Bauchschilder nach aussen hin mit gewöhnlich dreieckigen, grauen oder schwärz- lichen Flecken versehen, die häufig dunkler gesäumt oder gewölkt sind und nach unten zu in der Regel noch von einer zweiten Reihe mehr verwaschener, rundlicher Mackeln begleitet werden. Beide Fleckenreihen werden übrigens nach vorn allmälig undeutlicher und heller, obwohl sie meist bis an die Kehle hin noch theilweise zu unterscheiden sind; auch zeigen die Kehlschuppen besonders an der Spitze sehr häufig dunkle Flecken, sowie auch in seltenen Fällen die ganze Bauchseite vollkommen ungefleckt ist, und die dunklen Mackeln nur am Schwanze vorkommen. Sauromates ist ausschliesslich auf den Südosten unseres Faunen- gebietes beschränkt, woselbst sie vom südlichen Podolien angefangen durch alle im Norden des schwarzen Meeres liegenden Länder bis zum Kaukasus und Caspisee vorkommt. Ueber ihre Jugendzustände und Lebensweise ist mir nichts bekannt. 3. Elaphis cervone: Praeoculare superius a supralabialibus sceu- tello unico-separatum; frontale Tateribus sinuosis ; nasale antice rectangulum, postice margine superiore rectilineo ; postoculare superius inferiore majus. — Long. 1'90—2'21 m. Elaphis. 255 Elaphis Cervone Aldrov. Serpent. et dracon. histor. pag. 267 (1640). — Coluber Naui Donnd. Zool. Beitr. III, pag. 206, 27 (1798). — Coluber quadristriatus Donnd. 1. c. III, pag. 207, 31 (1798). — Coluber quaterradiatus Gmel. Naturf. XXVII, pag. 169 ce. tab. fig. 1 (1799). — Coluber quadrilineatus Latr. hist. nat. Sal. France pag. XXXI, 7 (1800). — Coluber elaphis Shaw Gener. Zool. III, pag. 450 (1820). — Natrix Elaphis Meır. Syst. Amphib. pag. 117, 98 (1820). — Natrix Naui Merr. I. ce. pag. 134, 81 (1820). — Tropidonotus elaphis Wagl. nat. Syst. d. Amphib. pag. 179 (1830). — Elaphis quadrilineatus Bonap. Amph. europ. pag. 49, 52 (1839). — Elaphis quaterradiatus Dum. Bibr. Erpetol. gener. VII, 1, pag. 254, 4 (1854). Typus: Supra corneo-olivaceus aut cervino-fuseus, lineis utrinque duabus nigrescentibus ; subtus flavescens. adolesc: Supra fusco-griseus, vel rufescens, vel flavo-cinereus, maculis nigrescentibus triserialibus taeniis obscuris per longitudinem con- nexis; subtus albo-chalybaeoque varius. juv. Supra cinereus vel flavo-griseus, maäculis nigrescentibus per series 4—5 dispositis; subtus pallide obscureque varius. Coluber elaphis Metaxa Memor. zoolog. med. pag. 36, fig. 2 (1833). ‘ Der Körper ist ziemlich kräftig, in der Mitte nicht besonders verdickt, seitlich stark zusammengedrückt und daher viel höher als Fie. 46. breit, mit ziemlich flacher Unterseite s und deutlich ausgesprochener Seiten- kante. Der ziemlich grosse Kopf ist deutlich unterschieden, hinter den Mundwinkeln am breitesten, von da nach vorn sehr allmälig aber ziemlich stark verschmälert, mit gerundeter, etwas vorstehender Schnauze, im Allgemeinen von ge- streckt eiförmiger Gestalt, seine Länge die Breite fast um das Dop- pelte übertreffend. Die Oberseite desselben ist flach, nach vorn zu sanftnach abwärtsgewölbt, dieSeiten fast senkrecht abfallend. Die Zügelgegend ist vor den Augen deut- lich vertieft, die Schnauzenkante jedoch nicht besonders scharf aus- gesprochen. Der Schwanz ist mittellang, etwa ein Fünftel bis ein Viertel der ganzen Körperlänge betragend, am Ende in eine nicht sehr dünne, längsgefurchte Spitze auslaufend. Das Rostrale ist etwas gewölbt, deutlich breiter als hoch, mit äusserst stumpfem Hinterwinkel und kaum zwischen die Internasalia Elaphis cervone Ald. 256 Colubridae. eingeschoben. Diese sind breiter als lang, gegen ihre gemeinschaft- liche Naht hin kaum verschmälert, so dass sie mit den Praefrontalen in einer ziemlich geraden‘ oder nur äusserst stumpfwinkelig ge- brochenen Linie zusammenstossen. Das Frontale ist mittelgross, ziemlich breit, nach vorn zu zwar deutlich aber nicht bedeutend erweitert, vom oberen Ende des Praeoculare ziemlich weit abstehend, mit fast geradem Vorder- und meist etwas ausgebuchtetem Seiten- rande, sein hinterer Theil als mässige Spitze zwischen die Parietalia eingeschoben. Diese sind gross, etwa um ein Viertel länger als breit, nach hinten stark verschmälert, mit ziemlich geraden Aussen- rändern; sie sind fast ganz auf der Oberfläche des Kopfes gelegen und an ihren vorderen Aussenecken nur äusserst wenig auf die Seiten desselben hinabgebogen. Die Supraocularia sind sehr gross und breit, nach hinten zu stark erweitert und am Ende schief abgestutzt, am Aussenrande ziemlich deutlich über die Augen vorspringend. Das Nasale ist etwa doppelt so lang als hoch, in seiner ganzen Erstreckung ziemlich gleich breit, das erste Supralabiale fast immer mehr weniger überragend, in der Mitte vollkommen getheilt, mit ziemlich grossem, an den Oberrand gerücktem Nasenloch. Das Zügel- schild ist rhombisch oder lanzettlich, dem zweiten und dritten Supralabiale aufliegend. Das obere Praeoculare ist sehr gross, nach vorn und aufwärts stark erweitert und als kleines Dreieck auf den Pileus übergebogen; das untere hingegen sehr klein, bedeutend länger als hoch, dem dritten und vierten Supraoculare aufliegend. Das obere Postoculare ist meist deutlich grösser als das untere. Die mittelgrossen Schläfenschilder sind länglich, meist in der Zahl von drei bis vier vorhanden und gewöhnlich dem sechsten und siebenten Lippenschilde anliegend. Supralabialia sind acht vorhanden, das vierte und fünfte das Auge berührend. Von den elf bis zwölf Sub- labialen stossen in der Regel die fünf ersten an die Inframaxillaren, deren vordere meist grösser als die hinteren sind, welche häufig durch Schuppen von einander getrennt erscheinen. Die Körper- schuppen sind länglich sechseckig, nach den Seiten hin allmälig grösser werdend, mit zwei vertieften Punkten an der Spitze, in der Jugend glatt, im Alter deutlich aber nicht sehr scharf gekielt, die Kiele überhaupt nur am Rücken mehr hervortretend; sie sind in 25 Längs- und nicht sehr schiefe Querreihen gestellt. Die Zahl der Bauchschilder beträgt 200 bis 218, die der Schwanzschilderpaare 65 bis 85. Die grössten mir untergekommenen Exemplare maassen etwa sieben Fuss. Obwohl diese Art im Ganzen nur wenig abändert, so tritt sie uns doch in ihren verschiedenen Lebensaltern in sehr wechselnder Farbe und Zeichnung entgegen, so dass eigentlich nur ein vom Elaphis. 257 Hinterrande der Augen schief zu den Mundwinkeln ziehender schwar- zer Streifen für alle Fälle beständig ist. Eben ausgekrochene Thiere sind meistens hell aschgrau, oft mit einem schwachen Stich ins Gelb- liche, gefärbt. Der oben dunklere oder schwärzliche Kopf zeigt zwei gelbe, in der Regel bogige Flecken, und über die ganze Körper- länge bis zur Schwanzspitze verlaufen fünf bis sechs Reihen schwärz- licher, gewöhnlich ziemlich unregelmässiger Flecken, deren mittlere die äusseren an Grösse fast immer merklich übertreffen. - Die vor- herrschend weissliche Unterseite besitzt auf den einzelnen Schildern dunkle, meist eisengraue Flecken, die sich nach vorn in der Regel verschmälern. Je älter nun das Thier wird, desto mehr hellt sich der Kopf auf, seine Zeichnungen verschwinden und die Grundfarbe der Oberseite geht allmälig ins Gelbliche, Röthliche und endlich ins Nussbraune oder Olivenfarbige über. Zugleich fangen die dunklen Fleckenreihen an der Quere nach zu verschmelzen und nach und nach immer undeutlicher zu werden, während anderseits vier dunkle Längslinien auftreten, welche die einzelnen Flecken einer Reihe unter einander verbinden und in dem Maasse allmälig schärfer und deutlicher werden, als die ursprünglichen Körpermackeln verwischter und unmerklicher werden; mit diesen Veränderungen hält auch die Unterseite insofern gleichen Schritt, als ihre dunklen Flecken sich immer mehr und mehr verlieren, um endlich im erwachsenen Zu- stande in der Regel gänzlich zu verschwinden. Mittlere Stücke sind daher meistens schmutzig strohgelb oder braungrau, mitunter auch röthlichbraun gefärbt und ihre zwei mittleren Fleckenreihen zu etwas schief stehenden Querbinden verschmolzen, welche an ihren Aussenenden durch in diesem Alter schon ziemlich deutliche dunkle Längsstreifen vereint sind, wodurch dann eine Art leiterförmiger Zeichnung entsteht, die dem Thiere auf den ersten Anblick einige Aehnlichkeit mit Rhinechis scalaris verleiht; auch sind die mit den Rückenflecken wechselnden Seitenflecken gewöhnlich ebenfalls schon durch eine dunkle Längsbinde verbunden, während die Unterseite noch ziemlich stark dunkel gefleckt erscheint. Bei ganz alten Thieren ist endlich die Oberseite dunkel nussbraun oder oliven- farben, die schwärzlichen Flecekenreihen sind ganz verschwunden, und vom Anfang des Halses ziehen vier dunkle Längsstreifen über den Körper hin, deren untere bis zum After verlaufende in der Regel die vierte und fünfte Schuppenreihe umfassen, während die zwei mittleren, über die achte und neunte Schuppenreihe hinziehend, auch auf den Schwanz fortsetzen, in dessen Verlaufe sie dann meist allmälig verschwinden. Diese Längsstreifen, welche im Allgemeinen eine tief dunkelbraune Färbung besitzen, .zeigen sich in ziemlich regelmässigen Abständen an den Stellen, wo sie einst über die Schreiber, Herpetologia europaea. 17 = 258 Colubridae. schwarzen Körperflecken hinzogen, durch einzelne, ganz oder theil- weise schwarze Schuppen, tiefer gefärbt. Die Unterseite ist in diesem Alter fast immer einfärbig, meist schwefel- oder kanariengelb, die helle Färbung derselben häufig auch auf die Seiten des Körpers mehr weniger ausgedehnt, die Bauchschilder höchstens an den Aussen- rändern dunkel gefleckt. Nur selten kommt es vor, dass sich das Braun des Körpers, obwohl etwas lichter werdend, auch auf die Bauchseiten hinabzieht, hier namentlich den Hinterrand der Schilder bald in geringerer, bald in grösserer Ausdehnung mit wolkenartigen Flecken oder Säumen bedeckend, was namentlich gegen den Schwanz zu in immer ausgedehnterem Maasse der Fall ist, so dass dieser Körpertheil dann gegen die Spitze immer mehr, und endlich ganz braun gefärbt erscheint. Die Verbreitung dieser Art scheint eine ziemlich beschränkte zu sein, indem sie eigentlich nur von der Provence angefangen bis Genua, dann in ganz Mittel- und Süditalien — aber nur auf dem Festlande — sowie endlich in Dalmatien häufiger vorkommt. Nach Dumeril soll sie in Frankreich übrigens auch in den Departements Main und Loire gefunden worden sein, so wie sie nach Ehrhard, obwohl sehr selten, auch auf den Cycladen vorkommt. Nach Schlegel soll das Thier auch in Aragonien und Catalonien zu finden sein, sowie auch in ganz Ungarn, namentlich aber bei Mehadia im Banate, vor- kommen; doch konnte es mir namentlich in Bezug auf die letzteren Angaben durchaus nicht gelingen, dieselben durch auch nur einige Sicherheit gewährende Daten zu erhärten. Die Nahrung dieser Schlange besteht, je nach ihrer Grösse, aus Mäusen, Maulwürfen, Ratten und Vogeleiern; sie ist von sanftem Charakter, beisst nur sehr selten und hält die Gefangenschaft gut und ziemlich lange aus, namentlich wenn sie mit Hühnereiern gefüttert wird, die sie fast jederzeit gern annimmt. 6. Gatt. Periops. Wagler natürl. Syst. d. Amphib. pag. 189, 77 (1830). Oculi a supralabialibus seutellis parvis disjuneti. Scuta supraocularia excedentia. Squamae laeves, per series 25—27 dispositae. Der Körper ist gestreckt, ziemlich schlank, nach vorn und hinten sehr allmälig verdickt, mit flacher Unterseite. Der Kopf ist gross, in der Jugend mehr, im- Alter weniger gesondert, verhältnissmässig breiter und namentlich seitlich mehr gerundet als bei der folgenden Periops. 259 Gattung, oberseits ziemlich flach, in der Jugend nach vorn zu schwach nach abwärts gewölbt, mit zugerundeter, etwas vorragender Schnauze. Die ziemlich steilen, obwohl etwas schief abfallenden Kopfseiten sind gegen die Augen zu schwach vertieft, die Schnauzen- kante daher nur hier ziemlich deutlich. Die Augen selbst sind voll- kommen seitlich gestellt, von oben übrigens gut sichtbar, mit runder Pupille.. Der ziemlich kräftige Schwanz ist viel kürzer, als bei der folgenden Gattung, etwa den fünften Theil der ganzen Körperlänge betragend. Das sehr grosse Rostrale ist bedeutend breiter als hoch, nament- lich im Alter gewölbt, mit sehr deutlicher Ausrandung über dem Munde, von oben in der Regel gut, nur bei sehr grossen Exemplaren oft kaum sichtbar, mit allerseits sehr stumpfen Winkeln. Die Inter- nasalia sind meist breiter als lang, nach’ aussen hin fast immer deutlich erweitert, daher in ihrer Naht gewöhnlich unter stumpfem Winkel zusammenstossend. Die bald ziemlich gleichbreiten, bald nach aussen etwas verschmälerten Praefrontalen sind stark auf die Kopfseiten hinabgebogen. Das Frontale ist gross, hinten schmal und fast gleich breit, von der Mitte nach vorn zu meist bogig und sehr stark erweitert, den oberen Theil des Praeoculare gewöhnlich in einer kurzen Naht berührend, mit ziemlich geradem Vorderrande und zwischen die Parietalia als breite, nicht sehr scharf dreieckige Spitze eingekeiltem Hinterende, im Ganzen etwa von glockenför- miger Gestalt. Die Parietalia sind gross, mit schiefem, ziemlich geradlinigem Aussenrande und breit abgestutztem Hinterende. Die Supraoecularia sind gut so breit als die Mitte des Frontale, schwach gewölbt, nach vorn zu stark verschmälert, mit bogigem Innen- und geradem, vorspringendem Aussenrande, hinten in der Regel schief abgestutzt. Das Nasale ist länger als hoch, dem ersten und zweiten Supralabiale aufliegend, deutlich getheilt, seine grössere Vorderhälfte nach hinten und unten stark verlängert, das ziemlich grosse runde Nasenloch an den Oberrand gerückt. Das etwa trapezische Zügel- schild ist niedriger als das Nasale, dem dritten Supralabiale auflie- gend und von dem vierten durch ein kleines, unregelmässiges Schild- chen getrennt. Das Praeoculare ist wenigstens doppelt so hoch als breit, mitunter in zwei über einander stehende Schildchen getheilt, dereren unteres aber stets bedeutend kleiner ist, vor den Augen schwach vertieft, sein oberer Theil gegen das Auge zu stark leisten- artig vorspringend und weit auf den Pileus übergebogen. Das Auge ist von den Supralabialen durch drei bis vier kleine, unregelmässige Subocularschildchen getrennt. Die zwei Postocularia sind gewöhnlich nahezu von gleicher Grösse, mitunter aber auch das obere etwas stärker entwickelt als das untere. Die Schläfen sind meist mit 17* 260 Colubridae. ziemlich zahlreichen, kleinen, unregelmässig schuppenartigen Schil- dern bedeckt, obwohl bei ganz normalen Stücken unmittelbar hinter den Postocularen zwei über einander stehende Temporalia vor- kommen, die aber selten besonders hervortreten. Von den neun Supralabialen berührt das erste den vorderen, das zweite meist die- sen und den hinteren Theil des Nasale und mit seiner Spitze manch- mal auch das Frenale, das dritte das Frenale, das vierte bis siebente die Subocularen. Zwischen dem dritten und vierten Supralabiale ist nach oben ein kleines, unregelmässiges Schildchen eingefügt, welches das Zügelschild, das Prae- und das erste Suboculare berührt. Die hinteren Inframaxillaria sind von einander gewöhnlich durch Schuppen getrennt, die sich manchmal sogar noch zwischen die vor- deren Rinnenschilder einschieben. Die gestreckt lanzettlichen Körper- schuppen sind ziemlich klein, nach den Seiten zu etwas vergrössert, vollkommen glatt und vor der Spitze mit zwei vertieften Punkten versehen, die bald mehr, bald weniger hervortreten. Sie sind deut- lich geschindelt, etwas locker anliegend und in 25 bis 27 Längs- und stark schief stehende Querreihen geordnet. Die etwas nach aufwärts umgebogenen Bauchschilder wechseln von 214 bis 249, die Schwanzschilderpaare von 84 bis 98. Die einzige Art dieser Gattung lebt in den Mittelmeerländern. 1. Periops hippocrepis: Supra flavidus, dorsi maculis rotundatis mazximis, laterum rhombeis minoribus fascüsque pilei transversis obsceuris;.subtus flavescens, scutis ad latera nigro-maculatis. — Long. 0°95—1'26 m. Coluber domesticus Linne Syst. nat. I, pag. 389, 341 (1767).— Natrix Hippocrepis Merr. Syst. Amphib. pag. 105, 50 (1820). — Haemorrhois hippocrepis Boie Generalübers. d. Fam. u. Gatt. d. Ophid. Isis XIX, pag. 982 (1826). — Periops hippocrepis Wagl. natürl. Syst. d. Amphib. pag. 189 (1830). — Calopeltis hippocrepis Eichw. Nouv. mem. soc. imp. nat. Moscou IX, pag. 441 (1839). — Zamenis hippocrepis Günth. Catal. of Colubr. Snak. pag. 103, 2 (1858). var. a) Ut supra, sed maculis dorsalibus nigro-limbatis. var. b) Dorsi maculis distinctis, laterum ürregulariter confluentibus. var. c) Supra badius vel nigrescens, dorso maculis eircularibus con- catenatis flavescentibus ; lateribus flavo-varüis. var. d) Supra praecipue posterius irregulariter nigro-flavoque varius. Juv. Supra viridiflavus aut grisescens, maculis dorsalibus orbieulatis laterumque rhombeis distinctissimis ; subtus albidus, concolor. Periops. 261 Coluber hippoerepis Linne Mus. reg. Ad. Frid. pag. 36, tab. 16, fig. 2 (1754). — Natrix bahıensis Wagl. in Spix Serp. Brasil. pag: 27, tab. 10, fig. 2 (1824). Die Grundfarbe der Oberseite ist in der Jugend gewöhnlich grüngelb oder graulich, im Alter hingegen meistens ziemlich rein gelb, mitunter, namentlich nach vorn zu selbst orange, manchmal auch ins Röthliche oder Braune geneigt, seltener schmutzig olivenbraun. Der Kopf zeigt in den meisten Fällen ziemlich regelmässige, dunkle Zeich- nungen, deren vorderste in Gestalt einer bald mehr, bald weniger brei- ten Querbinde zwischen den Augen steht, und öfters auch nach abwärts unter die Augen über die Subocu- Periops hippoerepis Linne. larıa hin bis zum Mundrande ver- längert ist; dieser Flecken ist ent- weder gerade oder schwach gebogen, bald ziemlich gleichbreit, bald auch, namentlich am Vorderrande, in der Mitte etwas ausgerandet oder verschmälert; auch ist vor dieser Binde oft noch eine andere angedeutet, die aber gewöhnlich nur in schwachen Spuren bemerkbar ist. Hinter dieser Augenbinde findet sich dann eine zweite, nach vorn bogige Binde, welche über die Parietalia hinziehend nach den Seiten gegen abwärts und rückwärts meist bis über die Mundwinkel auf die Halsseiten herabläuft. Der zwischen den Schenkeln dieser Binde nach rückwärts befindliche Raum wird durch eine grosse, meist elliptische oder eiförmige, nach vorn zu oft spitz ausgezogene “oder dreieckige Mackel theilweise ausgefüllt, wodurch dann der zwischen dieser und der voranstehenden Zeichnung frei bleibende Theil der Grundfarbe als hellerer, hufeisenartiger Flecken hervor- tritt. Manchmal werden die zwei Querbinden des Kopfes durch einen über die Kopfmitte ziehenden Längsstreifen verbunden, und bei älteren Thieren nehmen sie oft allmälig so in die Breite zu, dass sie endlich den ganzen Pileus schwarz oder überhaupt dunkel färben, und das ursprüngliche Gelb meist nur in der Form unregel- mässiger Flecken oder Bänder besonders an den Schildernähten zurückbleibt. Der Rand der Oberkiefer ist gelb eingefasst oder ge- säumt, der Unterkiefer blasser; die Iris ist orangefarben. Hinter der obgenannten Nackenmackel beginnt eine Reihe grosser, bald mehr rhombischer, bald mehr rundlicher dunkler Flecken, die hinter dem Kopfe meist breiter und quer elliptisch sind, weiter nach rückwärts zu jedoch gewöhnlich ziemlich regelmässig kreisförmig werden, und Fig. 47. 262 Colubridae. über die ganze Rückenmitte hinziehend meist von einander getrennt bleiben, gegen den Schwanz zu-aber häufig in eine unregelmässige Längsbinde zusammenfliessen. In die Zwischenräume dieser Rücken- flecken fügt sich, abwechselnd mit ihnen gestellt, seitlich eine zweite Reihe kleinerer, meist mehr unregelmässig viereckiger oder rund- licher Mackeln ein, unter welcher, abermals alternirend, eine dritte Reihe noch kleinerer, mehr senkrecht gestellter Flecken hinzieht, die meistens nach abwärts bis auf die Bauchschilder reichen. Uebrigens sind die drei mittleren Fleckenreihen für gewöhnlich so gross, dass die ursprüngliche Grundfarbe nur am Umkreise derselben als schmaler Saum ersichtlich ‘bleibt, wodurch dann eine oft sehr regelmässige Kette heller Ringe entsteht, die über die ganze Oberseite bald mehr, bald weniger deutlich ausgesprochen hinziehen. Häufig sind jedoch nur die Mittelflecken scharf und deutlich ausgeprägt, während die seitlichen namentlich nach hinten und unten zu öfters undeutlich werden, die über einander liegenden nicht selten zu schiefen Quer- binden zusammenfliessen oder sich überhaupt nach unten hin sehr unregelmässig ausbreiten und mitsammen verschmelzen, so dass dann die Körperseiten ganz unregelmässig hell und dunkel gesprenkt erscheinen; nur in seltenen Fällen sind auch die Rückenflecken un- deutlich, so dass dann die ganze Oberseite mit schwärzlichen und gelben Schuppen unregelmässig untermischt ist, wodurch das Thier dann mit einigen Varietäten von Zamenis viridiflavus grosse Aehn- lichkeit erhält. Doch kommt dies wohl nur bei alten Stücken vor bei denen überhaupt die Zeichnung oft weniger bestimmt hervor- tritt, während dieselbe in der Jugend gewöhnlich sehr scharf und deutlich abgehoben erscheint. Die Färbung der Kopfbinden und Körperflecken wechselt von einem helleren oder dunkleren Braun bis zu Schwarz in allen Zwischentönen ab; letztere Farbe tritt je- doch oft nur am Umkreise der Zeichnungen als mehr oder weniger dunkle Säumung hervor, was besonders bei jüngeren Exemplaren häu- figer der Fall ist. Die Unterseite ist in der Jugend vörherrschend weisslich, im Alter mehr gelblich und dann besonders an den Seiten mit schwarzen, in ziemlich gleichen Abständen auf einander folgenden Flecken besetzt, die nach hinten zu meist häufiger werden und durch gegenseitiges Zusammenfliessen namentlich den Schwanz in manchen Fällen vorherrschend dunkel färben, während sie anderseits nicht selten, besonders gegen den Hals zu, in unregelmässige Längsbinden zusammenstossen. Die Verbreitung dieser Art beschränkt sich in Europa auf die pyrenäische Halbinsel, auf Sardinien und Griechenland, wo sie an geeigneten Stellen mitunter ziemlich gemein ist, Abweichend von Zamenis. 263 .den verwandten Zamenisarten soll diese Schlange ein sehr sanftes Naturell besitzen, so dass sie gefangen bald zahm wird und nur selten zu beissen versucht. 7. Gatt. Zamenis. Wagler natürl. Syst. d. Amphib. pag. 188. 73 (1830). Scuta supraovcularia excedentia. Scuta prae- et postocularia duo, illorum superius maximum- Squamae laeves, per series 19 dispositae. = Der Körper istschlank, gestreckt, in der Mitte meist wenig verdickt mit ziemlich flacher Unterseite und häufig deutlich ausgesprochener Bauchkante. Der deutlich geschiedene Kopf ist gross, platt, mit steil abfallenden Seiten und verrundeter Schnauzenspitze, im Ganzen etwa von elliptischer oder länglich eiförmiger Gestalt. Die Zügel- gegend ist gegen das Auge zu deutlich vertieft, die Schnauzenkante daher hier gut ausgesprochen. Die Augen sind gross, vollkommen seitlich gestellt, wenig vorragend, mit rundlicher Pupille. Der Schwanz ist lang und sehr allmälig in eine dünne Spitze ausgezogen. Das Rostrale ist stets breiter als lang, von oben meist nur wenig sichtbar, mit äusserst stumpfer Spitze. Die Internasalia sind ın die Quere stets stärker als in die Länge entwickelt, bald ziemlich gleichbreit, bald auch nach aussen schwach verschmälert. Das Frontale ist gross, in seiner hinteren Hälfte ziemlich gleich breit, von der Mitte nach vorn zu'‘stark erweitert; sein Vorderrand ist fast gerade abgestutzt, sein hinteres Ende als breit dreieckige Spitze zwischen die Parietalia eingeschoben; diese sind sehr gross, hinten abgestutzt, nach vorn in stumpfem Winkel zwischen das Frontale und die Supraocularia eingefügt, nach aussen bis gegen das untere Postoculare auf die Kopfseiten herabgewölbt. Die Supraocularen sind gross, mit geradem, stark vorspringendem Augenrand. Das Nasale ist länglich, das erste Supralabiale fast stets überragend, in der Mitte vollkommen getheilt, mit ziemlich grossem, rundem Nasen- loch. Das Zügelschild ist stets niedriger als das Nasale, über das zweite und dritte Supralabiale gestellt. Das obere Praeoculare ist bedeutend grösser und höher als das untere, senkrecht gestellt, seine untere Hälfte schmal und stark concav, so dass der obere viel breitere Theil nach aussen stark leistenartig vorspringt und namentlich gegen das Auge zu in eine scharfe Spitze erweitert, sowie auch als ziemlich grosse dreieckige Platte auf den Pileus umgebogen erscheint. Das untere Praeoculare ist klein, oft fast schuppenförmig, Von den zwei 264 Colubridae. Postocularen ist das obere stets grösser als das untere, jenes nach rückwärts von dem herabgebogenen Theil des Frontale, dieses von zwei länglichen Temporalschildern begrenzt. Von den acht bis neun Supralabialen berühren gewöhnlich das vierte und fünfte das Auge. Die in neunzehn Längsreihen geordneten Schuppen sind vollkommen glatt. Die Zamenisarten leben an trockenen, sonnigen Orten, nament- lich gern in dürren, steinigen Gegenden, mitunter aber auch in Ge- büschen und an lichten Waldstellen; sie sind äusserst bissig und schwer zähmbar und nähren sich von Eidechsen, Nagethieren und Vögeln, die kleineren Arten und ganz junge Fhiere wohl auch von Insecten. Die zwei europäischen Species können in nachfolgender Weise unterschieden werden: a) Kopf mässig getreckt, höchstens doppelt so lang als breit, nach vorn und rückwärts meist ziemlich ra verschmälert. Halsseiten ohne Augenflecken. . . . . viridiflavus b) Kopf sehr gestreckt, weit über döppalk: so lang als breit, von hinten nach vorn sehr allmälig aber ziemlich stark verschmälert. Halsseiten mit Augenflecken . .-. . . 2... . Dahlü 1. Zamenis Dahlii: Caput Tatitudine plus quam duplo longius ; col- lum ad latera maculis atris, albo-limbatis. — Long. 0'63—0'95 m. Coluber Dahlii Savigny Descript. de ’Egypt. Suppl. tab. 4, fig. 4 (1809). — Tyria Dahlii Fitzing. Classificat. d.. Reptil. pag. 60 (1826). — Psammophis Dahlii Schleg. Essai Phys. Serp. II, pag. 215, tab. VII, fig. 12, 13 (1837). — Dendrophilus Dahlii Fitzing. Syst. Rept. I, pag. 26 (1843). — Zamenis Dahlii Dum. Bibr. Erpetol. gener. VII, pag. 692, 3 (1854). Typus: Supra einereo-virens aut fusco-griseus, subtus albidus, con- color ; collo ad latera maculis 3—5 magnis, nigr escentibus, albo- marginatis. var. a) Ut supra, sed lineis duabus albescentibus per totam corporis longitudinem decurrentibus. (Ross. merid.) Tyria argonauta Eichw. Fauna caspio-caucas. pag. 144, tab. 26, fig. 1, 2 (1842). var. b) Maculis lateralibus numerosis (10— 20), anterioribus in medio colli confluentibus. (Ross. merid.) Tyria najadum Eichw. Zoolog. special. Ross. et Polon. III, pag. 174, 1 (1831). var. c) Maculis lateralibus, exceptis antieis, in series macularum punc- tiformium solutis. (Ross. merid.) Latr. Sav. . / Zamenis. 265 Tyria ocellata Eichw. Zoolog. special. Ross. et Polon. III, pag. 174, 2 (1831). — Coluber ocellatus Menetr. Catal. rais. d. obj. de Zool. rec. d. un voyage au Cauc. pag. 70, 236 (1832). \ var. d) Capite a naribus ad oris angulos linea nigra instructo ; cor- pore serie macularum unica media. Eine durch ihren äusserst schlanken und gestreckten Körper- bau vor allen europäischen Schlangen sehr ausgezeichnete Art, die Fio. 48. höchstens mit den Jungen der fol- di genden Species einige Aehnlichkeit besitzt. Der grosse, vom Halse ziem- lich deutlich gesonderte Kopf ist flach, ziemlich breit und niedrig, von hinten nach vorn sehr allmälig verschmälert, mit breit zugerundeter Schnauze. Der Rumpf, welcher selbst bei Erwachsenen kaum über Blei- stiftstärk&® erreicht, ist fast durch- aus gleich dick und nach hinten nur sehr allmälig in den äusserst dünnen und lang zugespitzten Schwanz aus- laufend, der etwa ein Drittel der ganzen Körperlänge beträgt. Das Rostrale ist gewölbt, die Praefrontalia sind ziemlich gleich- breit, die Parietalia ebenfalls breit, Blhehiel DEAHP Sav. gegen ihr meist ziemlich gerade ab- gestutztes Hinterende nur mässig ‘verschmälert. Die Supraocularia sind gross, fast breiter als die Mitte des Frontale, nach hinten nur sehr wenig erweitert. Das Na- senloch ist ziemlich in der Mitte des Nasale gelegen, das etwa tra- pezische Zügelschild vorn um die Hälfte niedriger als das Nasale, Das untere Praeoeulare ist sehr klein, vom unteren Augenwinkel schief nach vorn und abwärts gerichtet. Die Postocularia sind schmal, das obere fast doppelt so hoch als das untere. Von den acht bis neun Supralabialen ist das vierte unter dem Praeoeulare öfters getheilt. Die Schuppen sind länglich sechseckig oder rhombisch. Die Zahl der Bauchschilder beträgt 210 bis 216, die der Schwanzschilderpaare 120 bis 130. Die Grösse des erwachsenen Thieres ist etwa 21/, bis 3 Fuss. Die Färbung der Oberseite ist in der Regel ein namentlich am Halse oft sehr deutlich ausgesprochenes Hell- oder Grünlichgrau, das aber nach hinten zu fast immer ins Gelbbräunliche oder selbst Röthlichbraune übergeht, welche Farbe im Allgemeinen auch dem Pileus zukommt, An den Seiten des Halses finden sich stets grosse, 266 Colubridae. meist längliche Flecken, die von schwarzer oder brauner Farbe und am Umfange blassgelb oder weisslich umrandet sind. Diese Augen- flecken, welche zu beiden Seiten meist etwas abwechselnd gestellt sind» können übrigens an Grösse und Anzahl äusserst verschieden sein. In der Regel sind nur wenige vorhanden, meist drei bis fünf, selten mehr, so dass namentlich bei Stücken aus dem südöstlichen Europa ihre Anzahl mitunter bis über 20 steigen kann (Zamenis najadum Eichw.). In allen Fällen nehmen sie jedoch von vorn nach hinten an Grösse ab, so dass sie meistens nur am Vorderhalse als deutliche Augenflecken auftreten, nach rückwärts aber bald auf einfache Mackeln oder selbst Punkte reducirt erscheinen. Aeusserst selten kommt es vor, dass die Flecken in senkrechter Richtung so ausgedehnt sind, dass je zwei gegenüberstehende am Rücken zu schiefen, in der Mitte gewöhnlich ausgerandeten Querbinden zu- sammenstossen, was aber auch nur bei den unmittelbar hinter dem . Kopfe stehenden eintritt, in welchem Falle dann noch oft ein von den Nasenlöchern durch d&s Auge bis zu den Mundwinkeln ziehender schwarzer Längsstreifen angetroffen wird. Noch weit seltener kommt es vor, dass sämmtliche Seitenflecken so weit nach oben rücken, dass sie in der Mittellinie des Körpers zusammenstossend als eine ein- zige Längsreihe über denselben hinziehen. Die Zügelgegend ist, besonders an den Schildernähten, meist mehr oder weniger geschwärzt, sowie auch die hinteren Supralabialia nach oben zu häufig in grösserer oder geringerer Ausdehnung dunkel gesäumt erscheinen; sonst sind die Labialia, desgleichen, wenigstens zum Theile, auch die Prae- und die Postocularia hellgelb oder weisslich, welche Färbung ohne Ausnahme auch der stets ungefleckten Unterseite zukommt. Die Jungen sind von den Alten im Allgemeinen nicht unter- schieden, nur dass sich bei jenen Varietäten, welche eine grössere Anzahl von Flecken besitzen, die letzteren oft in viele kleinere Flecken oder Punkte auflösen, die in unregelmässigen Reihen mit- unter ziemlich weit über die Körperseiten hinziehen (Zamenis_ ocel- latus Eichw.). Bei der im südlichen Russland vorkommenden, von Eichwald als Zamenis argonauta unterschiedenen Form, ist die Oberseite durch zwei helle, über die ganze Körperlänge hinziehende Längsstreifen ausgezeichnet. Zamenis Dahlii ist namentlich in Dalmatien und Südrussland zu Hause, in welch letzterem Lande sie in meist sehr ausgezeichneten Varietäten besonders in den Kaukasusgegenden vorkommt. Nach Dumeril soll sie auch die Balkan-Halbinsel bewohnen, obwohl ich sie in der Expedition de Moree nicht erwähnt finde und das Thier daselbst, meines Wissens wenigstens, auch von neueren Reisenden Zamenis. 267 nicht angetroffen wurde. Die Angabe Dehne’s*), dass die Artauch in den Abruzzen vorkommt, dürfte. vielleicht auch aufeiner Verwechselung mit jungen Exemplaren der folgenden Species beruhen. Ausser Europa wird das Thier noch von Egypten, sowie aus Kleinasien und Persien angeführt. Die Nahrung dieser schmucken Schlange besteht aus kleinen Eidechsen und grösseren Kerbthieren, namentlich aus der Ordnung der Orthopteren; sie klettert mit Vorliebe auf Bäume, ist in ihren Bewegungen sehr schnell und gelenkig, nimmt aber in der Gefangen- schaft in der Regel keine Nahrung zu sich. 2. Zamenis viridiflavus: Caput latitudine vie duplo longius; collum ad latera maculis ocellatis destitutum. — Long. 1'26—2'53 m. ? Anguis Aesculapii vulgaris Ald. Serpent. et dracon. hist. pag. 270 (1640). — Coluber natrix Gmel. Linn. Syst. nat. I, 1100, y (1790). — Natrix atrovirens Merr. Syst Amphib. pag. 110, 69 (1820). — Coluber viridiflavus Fitzing. Classificat. d. Reptil. pag. 57, 14 (1826). — Zamenis viridiflavus Wagl. natürl. Syst. d. Amph. pag. 188 (1830). — Hierophis viridiflavus Fitzing. Syst. reptil. I, pag. 26 (1845). — Zamenis atrovirens Günth. Catal. of Colubr. snak. of the collect. of Brit. Mus. pag. tO1, 7 (1858). ’ Typus: Supra fusco-cinereus, maculis atris punctisque albis prae- cipue collum versus notatus, squamarum lines media lueidiore Slavescenti ; subtus albidus. — Long. 0'95—1'26 m. Natrix gemonensis Laur. Synops. reptil. pag. 76, 93 (1768). — Coluber natrix Daud. hist. natur. gener. d. reptil. VII, pag. 38 var. 2 (1803). var. a) Supra atrovirens, maculis striolisque flavidis antice transverse, postice per longitudinem comfluentibus; subtus flavescens. — Long. 1'26—1'58 m. Coluber communis Donnd. Zoolog. Beitr. III, pag. 208, 40 (1789). — Coluber vulgaris Bonnat. tabl. encycl. method. Erpet. Ophiol. pag. 28, 60, tab. 38, fig. 3 (1790). — Coluber Franciae Suckow Anfangsgr. d. Naturg. III, pag. 241, 176 (1798). — Coluber viri- diflavus Latr. hist. natur. d. reptil. IV, pag. 88 (1802). — Colu- ber atrovirens Shaw. gener. Zool. III, pag. 449 (1802). var. b) Ut supra, sed. corpore aterrimo strüsque sulphureis vel auran- tiacis. — Long. 158—1'90 m. Coluber sardus Suckow Anfangsgr. d. Naturg. UI, pag. 224, b (1798). — Coluber luteostriatus Gmel. Naturf. XXVII, pag. 170, tab. 3, fig. 2 (1799). *) Verzeichniss derjenigen Reptilien, welche Dr. Rabenborst im Jahre 1847 in Italien gefunden, Allgem. deutsche naturhist. Zeit, II, pag. 219 (1856), 268 Colubridae. var. c) Supra ater, concolor, subtus griseus, abdomine in medio ple- rumgque pallidiore. — Long. 1'58—1'90 m. Anguis Aesculapii niger Aldr. Serpent. et dracon. hist. pag. _ 271 (1640). — Coluber viridiflavus var. a. carbonarius Fitzing. Classific. d. Reptil. pag. 57, 14 (1826). — Zamenis atro- virens A. carbonarius Günth. Catal. of Colubr. snak. of Brit. Mus. pag. 101, 7 (1858). var. d) Supra fuscus, lineis flavescentibus per medias squamas decur- rentibus; subtus flavidus. — Long. 1'90—2'53 m. Coluber caspius Iwan Voyage en Russ. I, pag. 317, tab. 21 (1769). — Natrix Pethola Merr. Syst. amphib. pag. 109, 65 y (1820). — Haemorrhois trabalis Boie Isis XX, pag. 538 (1827). — .Coluber trabalis Pall. Zoograph. rosso-asiat. II, pag. 42, 38 (1831). — Coluber acontistes Pall. 1. c. III, pag. 43, 39 (1831). — Zamenis trabalis Dum. Bibr. Erpetol gener. VII, 1, pag. 689, 2 (1854). — Zamenis atrovirens B. caspius Günth. Catal. of Colübr. snak. of Brit. Mus. pag. 101, 7 (1858). juv. Supra plumbeo-olivaceus, aut concolor, aut maculis faseiisve ob- scurioribus praecipue collum versus notatus; capite nigrescenti regulariter flavo-picturato; subtus albidus. Coluber personatus Daud. hist. natur. gener. d. reptil. VIII, pag. 324, tab. 100, fig. 2 (1803). — ? Coluber gallicus Herm. Observat. zoolog. pag. 281 (1804), — Natrix personatus Merr. Syst. amphib. pag. 114, 81 (1820). — Zamenis personatus Wagl- natürl. Syst. d. Amphib. pag. 188 (1830). — Coluber thermalis Pall. Zoogr. rosso-asiat. III, pag. 44, 40 (1831). Der Körper ist durch seitliche Zusammendrückung etwas höher als dick, mit ziemlich flach gewölbter, am Schwanze fast platter Unterseite und namentlich im Alter nur wenig ausgesprochener Seitenkante. Der vom Halse ziemlich deutlich gesonderte Kopf ist gross, eiförmig, etwa um die Hälfte länger als breit, am Scheitel ziemlich flach, an der Schnauze nach vorn zu schwach nach abwärts gewölbt, in der hinteren Hälfte ziemlich gleich breit, von den Augen nach vorn zu sehr allmälig in sanftem Bogen verschmälert, mit ziemlich gerundeter Schnauzenspitze. Die Kopfseiten fallen nach unten zwar ziemlich steil, aber doch immerhin so schief nach aussen ab, dass gewöhnlich der grösste Theil der seitlichen Beschilderung von oben fast ganz sichtbar ist. Die fast vollkommen senkrecht gestellten Augen sind gross, der Schwanz nimmt etwa ein Drittel der Körperlänge ein. Das Rostrale ist gewölbt, am Mundrande ziemlich stark aus- gebuchtet, nach oben zu bogig verengt, mit kaum zwischen die Internasalia eingeschobener Spitze. Diese sind nur wenig breiter als lang, etwa viertelkreisförmig, nach aussen hin bogig verschmäilert, Zamenis. 269 ° Die Praefrontalia sind viel breiter als lang, die Parietalia nach rück- wärts mässig verengt, mit ziemlich geraden Aussenrändern und breit abgestutzter oder ver- :rundeter Spitze. Die Su- praocularia sind nach hinten stark erweitert, mit etwas bogigen Hin- ter- und kaum merkbar ausgerandeten Aussen- seiten. Das Nasale ist etwa um ein Drittel länger als hoch, sein etwas erweiterter Vor- dertheil als dreieckige Spitze zwischen das Ro- strale und die Interna- salia eingeschoben, das Nasenlocch dem Ober- rande genähert. Das Zügelschild ist länglich, nach rückwärts etwas Fig. 49. Zamenis viridiflavus Latr. a Rostrale. verschmälert, der obere Theil des Praeoculare oft bis zur vorderen Aussenecke des Frontale auf den Pileus umge- bogen, das untere in einer Ausbuchtung des vierten Supralabiale eingefügt. Die beiden Temporalia sind gross, das untere bedeutend grössere das sechste und siebente Supralabiale berührend. Hinter den Schläfenschildern sind zwischen die Parietalia und das hinterste Supralabiale in der Regel sechs schuppenartige Schildchen in zwei Reihen zu je drei über einander gestellt. Supralabialia sind ge- wöhnlich acht vorhanden, Sublabialia neun, davon meist die fünf ersten an die hinten nur wenig aus einander, tretenden Inframaxil- laren angefügt. Die Schuppen sind ziemlich regelmässig rhombisch sechseckig, mit etwas abgestumpfter Spitze und oft zwei vertieften Punkten vor derselben, ziemlich deutlich geschindelt, nach den Seiten zu allmälig breiter werdend. Der Schwanz erscheint durch die an seiner Wurzel fast plötzlich um wenigstens das Doppelte vergrösser- ten Schuppen auch an seiner Oberseite deutlich abgesetzt. Die Zahl der Bauchschilder beträgt meist gegen 200, die der Schwanzschilder- paare gegen 100, obwohl erstere von 160 bis 227, letztere von 89 bis 110 wechseln können. Die Färbung und Zeichnung dieser Schlange ist sowohl nach dem Alter, als auch nach den Standorten, mannigfachen, mitunter 270 Colubridae. sehr bedeutenden Abänderungen unterworfen, die sich aber, bei’ Untersuchung eines hinreichend®n Materiales, alle sehr wohl an einander reihen lassen. Ganz junge Thiere, welche durch ihre äusserst schlanke und lang gestreckte Form der vorigen Art sehr ähnlich sind, zeigen auf der Oberseite eine meist ziemlich eintönige Färbung, indem sie am Vordertheile des Körpers, namentlich aber am Halse, meist mehr weniger bleigrau oder hell schieferfarben erscheinen und daselbst häufig hinter einander stehende dunklere, aber sehr selten scharf ausgeprägte Querbinden besitzen, die durch braune, schwärzlich ge- randete Schuppen gebildet werden. Diese Farbe des vorderen Körper- theils ändert sich aber nach rückwärts in der Regel sehr bald, indem die dunklen Aussenränder der Schuppen allmälig kleiner und undeut- licher werden, während das Braun der Schuppenmitte sich immer mehr ausbreitet und nach kurzer Erstreckung gegen hinten zu bald alle Schuppen einfarbig nuss- oder schmutzig gelbbraun erscheinen lässt, welche Färbung sich dann meist gleichmässig bis ans Ende des Schwanzes erhält. Manchmal sind die obgenannten Querbinden auch heller, indem sie durch Aneinanderstossen von an der Basis mehr weniger weisslichen Schuppen gebildet werden, sowie überhaupt die Schuppen der vorderen Körperhälfte und namentlich die des Halses an ihren seitlichen Ecken oder Rändern oft mit weissen Flecken oder Strichen versehen sind; in sehr seltenen Fällen können endlich diese Binden sehr scharf ausgeprägt sein, indem sie von tief schwarzen Schuppen gebildet werden, die theilweise gelb gefärbt sind, was besonders am Umfange der Binden häufiger auftritt. Bei solchen Stücken ist in der Regel diese Zeichnung, wenn auch etwas schwächer werdend, bis weit nach hinten fortgesetzt und wird noch überdies an den Körperseiten von ähnlichen, aber kleineren und in unregelmässige Längsreihen gestellten Flecken begleitet; auch ist . dann gewöhnlich die Unterseite mit sehr regelmässig gereihten schwarzen Flecken versehen, die meist am Hinterrande der Bauch- schilder stehen. In den meisten Fällen sind aber, wie schon erwähnt, alle bis jetzt besprochenen Zeichnungen eben nur am Halse deut- lich, während der übrige Theil der Oberseite in der Regel eine ein- tönige, gewöhnlich hell nussbraune Färbung zeigt; nur selten kommt es auch schon in diesem Alter vor, dass die Schuppen längs ihrer Mittellinie etwas heller sind, was gegen hinten zu deutlicher hervor- tretend dann eine allerdings nur wenig bemerkbare Längsstreifung hervorbringt. Mit Ausnahme des oberwähnten Falles ist die Unter- seite stets einfärbig, weisslich oder hellgelb, die Bauchschilder höchstens an den Seiten mit schwärzlichen Flecken. Die Oberseite des Kopfes ist in der Jugend schwärzlich oder dunkelbraun, nach vorn zu etwas Zamenis. al lichter, am Pileus stets mit ziemlich beständigen, weissgelben Zeich- nungen versehen. Davon sind zwei in der Mitte des Kopfes, etwa über den Hinterrand des Supraocularia und das Frontale ziehende, oft in Flecken aufgelöste Querstriche noch am häufigsten, da sie wenigstens bei ganz jungen Thieren wohl nie zu fehlen scheinen. Aehnliche, aber öfters undeutlichere Zeichnungen erstrecken sich meist in schiefer Richtung über die Mitte der Parietalia, sowie auch der Hinterrand dieser Schilder nicht selten mehr weniger gelb ge- fleckt oder gesäumt erscheint; die zwischen den Augen befindliche Zeichnung setzt sich auf die Postocularia, die den Hinterrand der Parietalia umgebende meist auf die letzten Supralabialen fort. End- lich sind noch die Praeocularen und oft auch das Zügel- und Nasen- schild bald mehr, bald weniger gelblich, und zeigen sämmtliche Zeichnungen des Pileus mitunter einen dunkleren Saum. Im Nacken findet sich häufig ein breiter, besonders nach vorn zu deutlicher dunkler Hufeisenflecken und die stets hellen, weisslichen oder blass- gelben Labialia sind meist an den Nähten dunkel gesäumt. Diese jugendliche Färbung wird bei derjenigen Varietät, welche ich als die Stammform betrachte, mit geringen Abänderungen auch im Alter ziemlich beibehalten, nur dass hier die Kopfzeichnungen fast niemals in der obgeschilderten, regelmässigen Weise auftreten, sondern meist als unbestimmte, bald mehr, bald weniger deutliche Schnörkel und Flecken über den ganzen Pileus zerstreut und zu- gleich minder rein und hell gefärbt sind als bei jungen Exemplaren; auch ist der dunkle Hufeisenfleck im Nacken gewöhnlich nicht mehr zu bemerken. Die, im Vergleich zu den Jungen, meist etwas dunkler graubraune Oberseite ist in der Vorderhälfte des Körpers mit zahl- reichen dunklen Flecken gezeichnet, die durch aneinanderstossende an ihren Aussenseiten schwarz gefärbte Schuppen entstehen und namentlich im Anfange des Halses sehr deutlich sind, woselbst sie auch öfters zu grösseren oder kleineren Querbinden zusammenfliessen; auch zeigen sich die Schuppen der vorderen Körperhälfte an ihren Seiten sehr häufig weiss gefleckt oder gerändert. Die hintere Körper- hälfte ist von der vorderen stets sehr abweichend gefärbt, und kommen in dieser Richtung bei der in Rede stehenden Form zwei Varietäten vor, deren Verschiedenheit durch das spätere Verhalten der die Flecken des Vorderkörpers bildenden Schuppen bedingt wird. Bei der einen Form breitet sich das Schwarz zu Seiten letzt- genannter Schuppen so weit aus, dass es, den grössten Theil der- selben überziehend, nur einen schmalen, bräunlich gelben Mittel- strich übrig lässt, wodurch dann die vordere Hälfte des Körpers ziemlich deutlich längsgestreift erscheint. Indem nun diese schwärz- lichen Ränder nach hinten zu immer heller und undeutlicher wer- 272 Colubridae. den, nimmt in demselben Maasse die gelbbraune Mittelfarbe der Schuppen immer mehr überhand, bis endlich durch vollkommenes Verschwinden der dunkeln Randfärbung die hintere Körperhälfte einfärbig nuss- oder gelbbraun wird. Weit häufiger kommt es jedoch vor, dass die dunkle Färbung in der vorderen Körperhälfte wenig ausgesprochen erscheint, oft nur auf die äussersten Ecken einzelner Schuppen beschränkt ist, nach hinten aber zunehmend breiter wird und mehr ins Braune übergeht. Indem nun zu gleicher Zeit auch die anderen Schuppen mit Ausnahme ihrer Mittellinie immer dunkler werden, geht nach und nach die ganze Färbung der Oberseite in ein gleichmässiges Grau- oder Nussbraun über, während die an einander stossenden helleren Mittellinien der Schuppen eine zwar nicht scharfe, aber immerhin ziemlich deutliche Längsstreifung hervorbringen. Entsprechend den dunklen Rückenzeichnungen können auch ähnlich gebildete Seitenflecken oft in grösserer oder geringerer Erstreckung über den Körper hinziehen. Die Unterseite ist stets weisslich oder hellgelb, die Bauchschilder seitlich sehr häufig dunkel gefleckt, in seltenen Fällen auch in ihrer gänzen Erstreckung mit dunklen Wolkenflecken oder schwärzlichen Punkten mehr weniger besetzt; bei einzelnen Stücken zieht sich die Färbung der Körperseiten auch oft ziemlich weit auf die Unterseite hinab, so dass daselbst die helle Grundfarbe oft nur als eine Art Mittelstreif über die Bauchfläche hinläuft. Diese Form, welche man nach der ganz gut kenntlichen Lau- renti’schen Beschreibung als Zamenis gemonensis bezeichnen könnte, findet sich von Norditalien und den südlichsten Alpenländern an nach Osten hin durch ganz Illyrien und Dalmatien bis in die Her- zegowina, und scheint einzeln auch in die Karpathenländer, selbst bis nach Galizien (Zawadzki!), vorzudringen; die Angabe, dass sie, die Alpen nach Norden überschreitend, auch mitunter in Deutsch- land gefunden wurde, dürfte wohl auf einer Verwechselung mit Aes- culapii beruhen. Während bei der jetzt geschilderten Form die schwärzlichen Schuppen meist nur am Halse und auch mehr vereinzelt vorkommen, zeigen bei der zweiten Varietät — der echten viridiflavus der Auto- ren — sämmtliche Schuppen eine dunkel schwarzgrüne oder selbst tief schwarze Färbung, welche an den meisten derselben einen lichtgelben Flecken freilässt; diese Flecken sind am Halse mehr an das Ende der Schuppen gerückt, meist breiter als lang und durch Zusammen- stossen häufig zu schmalen, in der Mitte des Rückens ziemlich ge- raden, an den Seiten jedoch mehr buchtigen Querbinden gruppirt. Indem nun diese Flecken nach rückwärts allmälig schmäler und länger werden, fangen sie etwa im zweiten Drittel des Körpers an Zamenis. 213 sich von den neben ihnen liegenden zu sondern, während sie zu- gleich durch ihre zunehmende Verlängerung den hinter und vor ihnen liegenden immer näher rücken, bis sie endlich mit denselben zusammenstossend gegen den Schwanz hin zu vollkommen regel- mässigen gelben Längslinien verfliessen, deren Anzahl der Anzahl der Schuppenreihen entspricht. Der Kopf ist hier wie bei der ersten Form oft noch ziemlich regelmässig gelb gefleckt oder gezeichnet, die Ocular- und Supralabialschilder sind meist ebenfalls hellgelb, die letzteren mit gewöhnlich dunkleren Nähten. Die Unterseite ist ein- färbig stroh- oder schwefelgelb, welche Färbung sich auch auf die untersten Schuppenreihen hinaufzieht; die Bauchschilder sind seitlich häufig mit schwarzen- Flecken versehen. Diese elegante Form scheint sich ausschliesslich in Frankreich sowie — mit Ausnahme Norditaliens — auf der apenninischen Halb- insel zu finden. Im ersteren Lande dringt sie etwa bis in die Breite von Paris vor, im letzteren kommt sie ebensowohl auf dem Fest- lande als auch auf den Inseln vor, obwohl sich die tief schwarzen Stücke (Zamenis sardus Suckow) nur im Süden finden. Einzeln findet sich diese Varietät auch auf einigen griechischen Inseln, bei- spielsweise, obwohl selten, auf den Cycladen. Als zunächst mit dieser Varietät verwandt ziehe ich eine dritte Form hierher, welche als Zamenis caspius Iwan oder trabalis Pall. bisher allgemein als eigene Art aufgefasst-wurde, aber sowohl im Habitus und in der Beschilderung als auch in den Proportionen der einzelnen Körpertheile, wie nicht minder in der Hauptanlage der Zeichnung so sehr mit viridiflavus übereinstimmt, dass ich durchaus keinen festen Anhaltspunkt finde, sie von jener als eigene Art zu trennen, sondern sie nur als eine Localrasse der in Rede stehenden Art ansehen kann, zumal ich Stücke zu untersuchen Gelegenheit hatte, welche zwischen der Stammform von viridiflavus und zwischen der echten caspius so vollkommene Mittelformen bilden, dass man sie ebensowohl zu der einen, als. zu der anderen Art stellen könnte. Die Grundfarbe des Körpers ist im Allgemeinen auch hier die- selbe, wie bei der Stammform, indem sie in der Regel heller oder dunkler graugelb oder nussbraun, ausnahmsweise aber auch grau oder selbst schwärzlich erscheint. Die für diese Art überhaupt charakteristischen hellen Mittelstreifen der Schuppen sind auch bei caspius, wenn auch nicht so scharf wie bei der vorigen Varietät, so doch meist noch allgemeiner vorhanden, indem in der Regel sämmt- liche Schuppen längs ihrer Mitte lichter gefärbt sind, wodureh dann der ganze Körper meist ziemlich regelmässig dunkler und heller ge- streift wird. Diese lichten Längslinien erscheinen bei den mehr grau gefärbten Stücken hellgrau oder weisslich, während sie bei Sehreiber, Herpetologia europaea. 18 274 Colubridae. braunen Exemplaren ein schmutziges Gelblich oder Lichtbraun zeigen. Uebrigens sind, wie schon erwähnt, diese Streifen niemals sehr scharf begrenzt und oft an manchen Stellen, wie beispielsweise am Rücken, kaum zu unterscheiden, während sie anderseits am Halse nur äusserst selten fehlen. Die bei der Stammform in der ersten Hälfte des Körpers vorkommenden schwarzen Flecken sind bei caspius gewöhnlich nicht vorhanden, obwohl sie übrigens ausnahmsweise auch vorkommen und dann durch ihr tiefes, glänzendes Schwarz von der-Grundfarbe sehr scharf abgehoben erscheinen. Der Kopf zeigt keine gelben Zeichnungen, die Unterseite ist fast immer einfärbig, meist hellgelb, welche Farbe auch auf die Seiten des Körpers und namentlich des Kopfes mehr weniger hinaufgreift; seltener erscheint auch die Bauchseite bräunlich oder selbst röthlich, dann oft auch mit violettem Schiller, noch seltener ist der Unterleib mit dunklen Flecken oder Sprenkeln aber meist ziemlich zerstreut besetzt. Diese Form ist ausschliesslich dem Osten Europas eigen, und kommt von Ungarn an — wo sie bei Pest mit der Stammform zu- sammentrifft — südlich bis nach Griechenland und die dazu ge- hörenden Inseln, östlich durch ganz Südrussland bis zum Caspisee vor; die schwarzfleckige Abart erhielt ich nur aus der Balkanhalb- insel (Epirus). Eine vierte und letzte Form endlich, der Zamenis carbonarius, entsteht dadurch, dass die helleren Mittelstreifen der Schuppen ganz verschwinden und die sonst nur auf die Seitenränder beschränkte dunkle Färbung derselben auch den Mitteltheil überzieht, so dass dann die ganze Oberseite einfürbig schwarzgrau oder selbst tief kohl- schwarzerscheint, und selbstdie gelblichen Kopfzeichnungen wenigstens im Alter meist spurlos verschwinden, so dass nur die Labial- und Ocularschilder — wie überhaupt bei allen Varietäten dieser Art — mehr weniger gelblich oder weisslich sind. Die Unterseite ist ge- wöhnlich dunkel aschgrau, in der Mitte meist weisslich, oft auch dunkel gefleckt oder gesprenkelt, am Schwanze wenigstens gegen die Spitze zu einfärbig stahl- oder eisengrau. Die Körperseiten zeigen namentlich im Leben oft einen ziemlich ausgesprochenen bläulichen Schiller. Die Jungen sind übrigens auch hier wie bei der Stammform gefärbt, nur dass sie sich meist nach wenigen Häu- tungen schon vollkommen verdunkeln, obwohl man ausnahmsweise auch ziemlich grosse Stücke findet, welche beinur mässig geschwärzter Oberseite die ursprünglichen Zeichnungen der Grundform noch theil- weise erkennen lassen. Diese Varietät, welche sich von der Stammform ausser der Fär- bung auch noch durch etwas kräftigeren Körperbau unterscheidet, findet sich von Südtirol angefangen durch ganz Italien bis Sieilien, Callopeltis. 275 östlich jedoch nur bis Illyrien; nach Dalmatien dringt sie nicht mehr vor, einzeln soll sie auch auf den Cycladen vorkommen. Obwohl an manchen Orten mit der Stammform vermengt, scheint sie dieselbe im Allgemeinen doch mehr weniger auszuschliessen, da in den Ge- genden, wo letztere häufig ist, carbonarius meist nur selten oder gar nicht angetroffen wird und umgekehrt. Viridiflavus ist unstreitig die grösste europäische Schlange, obwohl die einzelnen Formen derselben sehr verschiedene Ausmaasse erreichen. Am kleinsten scheint die Stammform zu bleiben, da sie die Länge von vier Fuss wohl kaum überschreiten dürfte; die gelb- streifigen und schwarzen Varietäten werden als mehr südliche For- men schon grösser, und gehören hier Exemplare von fünf his sechs Fuss Länge gerade nicht zu den Seltenheiten. Die bedeutendsten Ausmaasse erreicht aber jedenfalls caspius, obwohl auch da die Grösse des Thieres nach Osten entschieden zunimmt. Ungarische Stücke dürften die Gesammtlänge von vier Fussen wohl selten überschreiten, während südrussische Exemplare schon sechs bis sieben Fuss errei- chen; ja nach Ehrhard*) soll diese Schlange auf den griechischen Inseln die enorme Länge von acht Fuss und selbst darüber erreichen, wobei die Dicke dem Handgelenk eines erwachsenen Mannes gleich- kommt. Die Nahrung dieser Art besteht je nach der Grösse aus Eidechsen, Mäusen, Vögeln, Ratten und dergleichen; der riesige caspius des griechischen Archipels soll sogar Tauben- und Hühnerschläge plündern. 8. Gatt. Callopeltis. Bonaparte Amphib. europ. pag. 17, 37 (1839). Scuta supraocularia vix excedentia. Nasale amtice vel postice dilatatum, naribus margini superiori approximatis. ; Scutum praeoculare unum, postocularia duo. Squamae laeves aut subtillime carinatae, per series 21—27 dispositae. Abdomen planum aut subconvexum, lateribus angulatum. Der Körper ist bald mehr, bald weniger schlank, gegen den Kopf zu deutlich verdünnt, unten ziemlich flach, mit oft plötzlich auf die Körperseiten umgeknickten Bauchschildern, wodurch dann *) Fauna der Cycladen pag. 76. 15 * 276 Colubridae. eine sehr deutliche Seitenkante entsteht, die den Oberkörper vom Unterleibe sondert. Der Kopf ist stets stark gestreckt, von länglich elliptischer oder dreieckiger Gestalt, hinter den Augen am breitesten, von da nach hinten nur wenig, nach vorn in gerader Linie sehr all- mälig aber merklich verschmälert, mit deutlich abgestutzter Schnauze; seine Oberfläche ist ziemlich platt, die Seiten steil, fast senkrecht abfallend und entweder vollkommen flach oder höchstens gegen das Auge zu kaum merkbar vertieft, die Schnauzenkante daher verrundet und nur wenig ausgeprägt. Die von oben stets gut sichtbaren Augen ragen schwach vor, die Pupille ist rundlich. Der Schwanz ist verhältnissmässig ziemlich kurz, den fünften oder sechsten Theil der ganzen Leibeslänge betragend. Das Rostrale ist viel breiter als hoch, ziemlich vertical gestellt, nach oben dreieckig verschmälert, mit allerseits sehr stumpfen Win- keln und deutlicher Ausbuchtung am Mundrande, vom Pileus aus entweder gar nicht oder nur wenig sichtbar. Die Internasalia sind gewöhnlich breiter als lang, die Praefrontalia meist noch etwas brei- ter. Das Frontale ist gross, vorn fast gerade abgestutzt, hinten stets als ziemlich breite Spitze zwischen die Parietalia eingeschoben; diese sind länglich, nach rückwärts ziemlich stark verschmälert, seit- lich etwas auf die Postocularia herabgebogen, vorn im stumpfen aber scharfen Winkel zwischen das Frontale und die Supraocularia ein- gefügt mit abgestutztem Hinterende. Die Supraocularia sind ziem- lich schmal, am Aussenrande meist mehr oder weniger merkbar ausgerandet und daselbst über die Augen nicht vorspringend. Das Nasale ist etwa von der Länge des ersten Supralabiale, in der Mitte stets vollkommen getheilt, in seiner ganzen Erstreckung nie durch- aus gleich hoch, mit an den Oberrand gerücktem, mittelgrossem Nasenloch. Das Zügelschild ist länger als breit, deutlich niederer als das Nasale, das zweite und dritte Supralabiale berührend. Das einzige Praeoculare ist bedeutend höher als breit, ziemlich steil auf- steigend, fast flach oder höchstens in seinem unteren Theile schwach vertieft, nach vorn zu etwa in der Mitte eckig erweitert und als mehr oder weniger deutliches Dreieck auf die Oberseite des Kopfes zwischen die Praefrontalia und Supraocularia eingekeilt. Die Post- ocularia sind schmal, das obere gewöhnlich deutlich grösser als das untere, nach hinten meist von zwei Temporalen begrenzt. Supra- labialia sind acht vorhanden, das vierte und fünfte unter das Auge gestellt; von den neun bis zehn Sublabialen stossen meist die fünf bis sechs ersten an die hinten stark aus einander tretenden Infra- maxillaria. Die Schuppen sind länglich rhombisch oder sechseckig, kaum geschindelt, entweder vollkommen glatt oder in der hinteren Körperhälfte kaum merkbar gekielt, in 21 bis 27 Längsreihen geordnet. Callopeltis. 277 Die Callopeltisarten leben an trockenen, buschigen, namentlich aber steinigen oder auch waldigen Orten und nähren sich haupt- sächlich von Mäusen, Eidechsen und kleineren Schlangen. Die zwei europäischen Arten, welche wir in diese Gattung ver- einigen, lassen sich in folgender Weise unterscheiden: a) Frontale ziemlich gleich breit, mit seinen vorderen Aussenecken das obere Ende des Praeoculare niemals erreichend. Nasale in der Mitte des Oberrandes deutlich erniedrigt. Schuppen stets vollkommen glatt, klein, in 25 bis 27 Längsreihen gestellt. quadrilineatus b) Frontale nach vorn stark erweitert, mit seinen vorderen Aussen- ecken das obere Ende des Praeoculare fast immer erreichend; vorderer Theil des Nasale niedriger als der hintere. Schuppen mitunter in der hinteren Körperhälfte kaum merkbar gekielt, ziemlich gross, in 21 bis 23 Längsreihen gestellt. Aesculapii 1. Callopeltis quadrilineatus: Scutum frontale antice vix dilatatum, nasale supra nares attenuatum; squamae laevissimae, per series 25—27 dispositae. — Long. 0°653—0'80 m, Coluber leopardinus Schleg. Essai Phys. serp. II, pag. 169, 26 (1837). — Callopeltis leopardinus Bonap. Amphib. europ. pag. 48, 50 (1839). — Ablabes quadrilineatus Dum. Bibr. Erpetol. oener. VII, pag. 319, 6 (1854). — Coluber quadrilineatus Günth. Catal. of Colubr. suak. of the eollect. of Brit. Mus. pag. 88, 3 (1858). — Coronella quadrilineata Jan Ennum. sist. Of, Co- ronell. Arch. p. Zool. Modena II, 2, pag. 247, 8 (1863). Typus: Supra einereo-flavescens vel rufescens, dorso pallidiore ma- eulis alternis badiis nigro-limbatis, amterioribus transverse con- Fluentibus; lateribus nigro-maeulatis; subtus in medio atro-chaly- baeus, utrinque albidus. Coelopeltis leopardinus Leunis Synops. d. Naturg. d. Thierreich. pag. 328 (1860). var. a) Ut supra, sed maculis dorsalibus sangwineis, lateribus interdum fusco fasciatis. Coluber cruentatus Steven Bullet. Soc. imper. natur. Moscou. VII, pag. 317, tab. IX (1835). — Coluber leopardinus var. eruentatus Demid. Voyage d. la Russie merid. tab. 9 (1840). var. b) Maculis dorsalibus fere omnibus transverse confluentibus. var. c) Supra taenüs alternis albidis badiisque per totam corporis longitudinem decurrentibus. Coluber trilimeatus Metaxa Monograf. d. serp. di Roma pag. 44 (1823). — Coluber quadrilineatus Pall, Zoograph. rosso-asiat. Pall. Ald. 278 Colubridae. III, pag. 40, 34 (1831). — Callopeltis leopardinus var. Me- taxa Bonap. Amph. europ. pag. 48 (1839). var. d) Supra flavo-griseus aut pallide flavescens, taeniis obscuriori- bus quatuor subobsoletis, squamis in medio fulvo-punctatis; ab- domine maculato. (Dalmat.) var. e) Supra cinereo-olivaceus, dorso maculis obsoletis stiolis nigris sparso ; subtus in medio chalybaeo-nigricans, utrinque carneus. Der Körper ist schlank und ziemlich gleich dick, fast walzig, der hinreichend deutlich abgesetzte Kopf gestreckt dreieckig, etwa Fig. 50. doppelt so lang als in der Augen- gegend breit, oben fast flach oder kaum merkbar der Länge nach ge- wölbt, von der Seite gesehen ziem- lich gleich hoch, nach vorn meist etwas mehr als nach rückwärts ver- engt, mit gestutzt gerundeter, schwach vorragender Schnauze, Seine Seiten sind in der Jugend fast senk- recht, im Alter etwas schief aber noch immer ziemlich steil abfallend und entweder vollkommen flach oder höchstens vor den Augen kaum merkbar vertieft; diese sind ziemlich b gross, mässig vortretend, von oben Callopeltis quadrilineatus Pall. namentlich bei alten Thieren gut « Rostrale, b Schuppen. sichtbar. Der Schwanz ist kurz, ziemlich dünn auslaufend, etwa ein Sechstel der ganzen Körper- länge betragend. Das von oben kaum sichtbare Rostrale ist nicht zwischen die Internasalia eingeschoben; diese sind quer, breiter als lang, die Praefrontalia höchstens so lang als breit. Das Frontale ist sehr breit, mit fast parallelen oder nur wenig nach vorn divergirenden Seiten, im Ganzen kaum um ein Viertel länger als an der Basis breit. Die Parietalia sind seitlich mit spitzem Aussenwinkel ziemlich weit auf die Postoculargegend herabgebogen, die Supraocularia fast doppelt so lang als breit, mit ziemlich parallelen Seiten und sehr schwach ausgebuchtetem, über die Augen nicht vorspringendem Aussenrande. Das Nasale ist in der Mitte des Oberrandes über dem Nasenloch deutlich winkelig verengt, letzteres selbst von mittlerer (Grösse und fast ganz nach oben gerückt. Der Vordertheil des Na- sale ist bedeutend höher als breit und als lange und ziemlich scharfe Spitze zwischen das Rostrale und die Internasalia eingekeilt; der Callopeltis. 279 hintere Theil ist gewöhnlich deutlich kleiner und namentlich schmäler als der vordere. Das Zügelschild ist bald ziemlich gleich hoch, bald nach hinten etwas erhöht, die Temporalia sind in Zahl und Grösse sehr verschieden. Die länglich rhombischen Schuppen sind klein, nach den Seiten etwas erweitert, vollkommen glatt, oft mit zwei ein- gedrückten Punkten an der Spitze; sie sind ziemlich schief gestellt und in 25 bis27 Längsreihen geordnet. Die Zahl der Bauchschilder schwankt zwischen 222 und 260, die der Schwanzschilderpaare zwischen 75 und 86. Die Länge des erwachsenen Thieres übersteigt nur selten drittehalb Fuss. Die Grundfarbe der Oberseite ist gewöhnlich ein ziemlich helles Gelb- oder Röthlichgrau, welches nach den Seiten zu mehr ins Braune, gegen den Bauch und den Rücken zu aber mehr ins Lichtgraue oder selbst Weissliche übergeht, wodurch mitunter ziemlich deutliche, von einander jedoch niemals scharf abgesetzte Längsstreifen entstehen. Die Oberseite des Kopfes ist fast immer mit sehr scharfen, aber manchen Veränderungen unterworfenen bindenartigen Zeichnungen versehen, die gewöhnlich von tief schwarzer Färbung, manchmal aber auch braun und nur am Umkreise schwarz gesäumt sind. Ty- pische Exemplare zeigen über die Praefrontalia eine mehr oder we- niger breite, im Bogen zu den Augen ziehende Binde, die manchmal hinter denselben bis zu den Mundwinkeln verlängert ist; zwei andere, aber schmälere Streifen beginnen am Hinterrande der Supraocularıa, in schiefer Richtung hinter den Augen vorbei bis zum Mundwinkel ziehend; endlich entspringt etwa von der Mitte des Frontale noch ein gewöhnlich mehr weniger spiess- oder lanzettförmiger Längs- fleck, der über die Naht der Parıetalia verlaufend vor deren Ende oft jederseits einen nach aussen oder vorn gerichteten, winklig run- den oder selbst länglichen Fortsatz abgiebt und nach rückwärts in einen hufeisenförmigen Nackenfleck übergeht. Auch finden sich auf den Labialen häufig einzelne, mehr weniger nach unten ziehende senkrechte Längsflecken, sowie auch das Rostrale nach oben zu oft schwarz gesäumt erscheint. Hinter dem obgenannten Nackenflecken, dessen Schenkel sich nach rückwärts oft miteinander verbinden, be- ginnt bei der Stammform eine Reihe grosser, kastanien- oder nuss- brauner Mackeln, die am Halse oft unregelmässig geformt sind und nach rückwärts an Breite zunehmend bald in etwas schief stehende, mehr weniger elliptische Querflecken übergehen. Diese Mackeln, welche durch eine schwarze Umgrenzung von der Grundfarbe fast immer sehr scharf abgehoben erscheinen, sind meist nur im Anfange ihres Verlaufes ganz und rundlich, während sie in der Regel weiter nach hinten zu in ihrer Mitte eine immer tiefer wrdende Einbuch- tung erhalten, so dass sie bald als eine Doppelreihe verbundener 280 Colubridae. Querflecken erscheinen, die in der Jugend als solche bis zur Schwanz- spitze hinlaufen, sich aber im Alter fast immer wenigstens in der hinteren Körperhälfte trennen und in zwei etwas schief neben ein- ander stehende Flecken auflösen. Abwechselnd mit diesen Rücken- mackeln läuft an den Seiten des Leibes eine Reihe schwarzer Flecken hin, die aber stets viel kleiner und oft nur durch einige schwarz- gerandete Schuppen angedeutet sind, ja wohl manchmal auch gänz- lich fehlen. Aus dieser Grundform, der echten leopardinus der Autoren, entwickelt sich nun eine zweite, als Callopeltis quadrilineatus unter- schiedene Rasse, die vorzugsweise im Osten Europas angetroffen wird. Indem nämlich hier die Rückenflecken schon vom Anfang an vollkommen getrennt sind, fliessen die derselben Reihe angehörenden der Länge nach vollkommen zusammen, so dass an Stelle der Flecken- reihen zwei‘vom Halse bis zur Schwanzspitze verlaufende, braune Längsbinden entstehen, die jedoch meist durch theilweise Erweiterung ihren Ursprung aus verflossenen Mackeln noch deutlich darthun und nur selten die Form vollkommen gleichbreiter, regelmässiger Strei- fen annehmen. Da diese Binden, entsprechend dem schwarzen Rande der dieselben bildenden Flecken, nach aussen zu ebenfalls schwarz gesäumt sind, so grenzen sie sich namentlich von der helleren Mittel- zone um so schärfer ab, als letztere durch ihre oft bis zu Milchweiss aufgehellte Grundfarbe in Gestalt eines Längsstreifens sehr deutlich hervortritt. Die kleineren schwarzen Seitenflecken sind bei dieser Form oft sehr undeutlich, während das Braun der Leibesseiten hin- gegen meist tiefer und gesättigter ist, so dass dasselbe zu beiden Seiten des Körpers ebenfalls je eine braune Längsbinde bildet, und somit der Oberkörper in seiner ganzen Erstreckung von vier braunen, durch helle Zwischenzonen geschiedene Streifen durchzogen wird, deren Entstehung aber eine sehr verschiedene ist. An diese Rasse schliesst sich eine in Dalmatien obwohl selten vorkommende Form an, bei welcher die oberwähnten vier Längs- streifen so schwach ausgeprägt sind, dass sie aus der Grundfarbe oft kaum hervortreten, während zugleich sämmtliche Schuppen in ihrer Mitte einen braunen, punktförmigen Fleck zeigen. Endlich findet sich im südlichen Russland noch eine vierte Varietät, welche, obwohl in der Anlage der Zeichnung mit der Stammform übereinstimmend, sich doch von derselben wesentlich dadurch unterscheidet, dass die Farbe der Rückenmackeln statt Braun ein lebhaftes Blutroth ist (Callopeltis eruentatus Stev.). Die von Ehrhard von den Cycladen erwähnte Varietät der Coronella austriaca mit korallenrothen Streifen dürfte wahrscheinlich als eine Verbindung dieser mit der vierstreifigen Form ebenfalls hierher gehören. Callopeltis. 281 Die Unterseite ist, wenigstens an der Kehle, fast immer weiss, durch schwarze, meist ziemlich trapezische Flecken mehr weniger gewürfelt, welche Flecken aber an Zahl gewöhnlich bald so zuneh- men, dass sie durch Ineinanderfliessen die Unterseite vorherrschend schwarz färben und die ursprüngliche Grundfarbe nur an den Seiten noch theilweise übrig lassen, obwohl sie auch hier durch meist auf die Körperseiten mehr weniger hinaufgreifende schwarze Flecken in ziemlich regelmässigen Abständen unterbrochen ist. Dieses Schwarz des Unterleibes zei&t im Leben, namentlich bei frisch gehäuteten Stücken, oft einen entschieden stahlblauen Glanz, der besonders bei Drehung und schief auffallendem Lichte mitunter prachtvoll rosen- roth schillert; nur in sehr seltenen Fällen ist die Unterseite ganz oder vorherrschend hell, gelblich, manchmal auch bräunlich ge- färbt. Quadrilineatus gehört vorzugsweise dem Südosten unseres Welt- theiles an, wo sich die Schlange namentlich in Griechenland häufig findet und von hier aus nach Südrussland übergeht, daselbst beson- ders in der Krim und in den caspi-kaukasischen Tiefländern zahl- reicher auftretend.. Nach Westen reicht ihre Verbreitung durch Dalmatien und Istrien bis nach Italien, ist aber hier, wie es scheint, nur auf die südlichsten Theile der Halbinsel sowie auf Sicilien be- schränkt; die Angabe Schlegel’s, dass die Art auch in der Pro- vence zu Hause sei, dürfte wohl auf einer Verwechslung mit der oft gleichbenannten Elaphis cervone beruhen. Die Nahrung dieser schönen Schlange besteht vorzüglich aus Sauriern und Ophidiern und ist das Thier namentlich durch das Verzehren junger Vipern unstreitig als sehr nützlich zu betrachten. 2. Callopeltis Aesculapii: Scutum frontale antice valde dilatatum, nasalis pars anterior posteriore humilior ; squamae laeves vel subcarinatae, per series 21—23 dispositae. — Long. 1'26—1'90 m. Anguis Aesculapii Aldı. Serpent. et dracon. histor. pag. 268 (1640). — Coluber natrix Gmel. Linn. Syst. nat. I, pag. 1100, ß (1790). — Coluber natrix var. a Daud. hist. nat. göner. d. rept- VII, pag. 38 (1803). — Coluber Aesculapii Boie Bemerk. üb. Merr. Syst. d. Amph. Isis XX, pag. 534, 5 (1827). — Zamenis Aesculapii Wagl. nat. Syst. d. Amphib. pag. 188 (1830). — Cal- lopeltis flavescens Bonap. Amphib. europ. pag. 47, 49 (1839). — Elaphis Aesculapii Dum. Bibr. Erpetol. gener. VII, pag. 278, 12 (1854). — Elaphis flavescens Lichtenst. Namensverz. d. Berl. Reptil. u. Amphib. pag. 27 (1856). Typus: Supra fusco-olivaceus vel migrescens, squamis in dorso sub- carinatis praecipue ad latera passim albo-marginatis; macula subconspiceua pone oris angulum abdomineque flavescentibus, 282 Colubridae. Natrix longissima Laur. Synops. reptil. pag. 74, 145 (1768). — Coluber Aesculapii Host in Jacq. coll. bot. chem. et hist. nat. IV, pag. 336, tab. 27 (1790). — Coluber longissimus Bonnat. tabl. encycl. meth. Erpet. Ophiol. pag. 59, 159 (1790). — Coluber ascle- piadeus -Donnd. Zool. Beitr. II, pag. 205, 21 (1798). — Natrix Aesculapii Merr. Syst. Amphib. 117, 99 (1820). — Coluber fu- gax Eichw. Zool. spec. Ross. et Polon. II, pag. 174, 4 (1831). var. a) Supra lividus aut flavo-fuscus, squamis lasvibus rarius albo- marginatis; subtus flavescens. Coluber flayescens Gmel. Linn. Syst. nat. I, pag. 1115 (1790). — Coluber Sellmanni Donnd. Zool. Beitr. III, pag. 207, 36 (1798). — Coluber pannonicus Donnd. ]. c. pag. 208, 37 (1798). — Na- trix Scopolii Merr. Syst. Amphib. pag. 104, 48 (1820). var. b) Supra fusco-olivaceus vel nigrescens, taeniis subflavidis tribus per totam corporis longitudinem decurrentibus ; subtus flavescens. Coluber romanus Suckow Anfangsg. d. Naturg. III, pag. 198, 75 (1798). —Coluber Aesculapii Latr. hist. nat. Salam. France XXX, 6 (1800). — Coluber flavescens Schinz Naturg. u. Abbild. d. Reptil. pag. 147, tab. 61, fig. 2 (1833). var. c) Supra griseus, squamarum marginibus albidis crebrioribus versus latera interdum per longitudinem aut decussatim coentibus; subtus flavescens aut albidus. Coluber leprosus Bechst. in Lacep. Naturg. d. Amphib. IV, pag: 217, tab. 33, fig. 1 (1802). var. d) Supra obscure olivaceus, abdomine atro-griseo vel migrescenti ad latera maculis albis seriatim positis; squamarum margimibus albis abdomen versus per longitudinem saepe confluentibus. (Slavon.) juv. Supra fusco-cinereus, maculis obscurioribus caudam versus saepe confluentibus per series quatuor dispositis; macula suboculart, temporali et cervicali migrescentibus; subtus plumbeus. Der Körper ist bald mehr schlank, bald auch wieder ziemlich dick, gegen den Kopf zu meist merklich verdünnt, höher als breit, mit flachem, an den Seiten eine sehr deutliche Kante bildendem Unterleibe. Der ziemlich abgesetzte Kopf ist gestreckt elliptisch, nicht ganz zweimal so lang als breit. Die mässig grossen Augen sind von oben grösstentheils sichtbar, der nicht sehr dünn aus- laufende Schwanz ist mittellang, etwa den fünften Theil der ganzen Körperlänge wegnehmend. Das ziemlich gewölbte Rostrale ist hinten entweder gar nicht oder nur in äusserst stumpfem Winkel zwischen die Internasalia ein- geschoben, daher von oben wenig sichtbar, die Internasalia selbst sind meist etwas breiter als lang, nach aussen kaum verschmälert, die Callopeltis. 283 Praefrontalia wenig breiter als lang; das Frontale ist gross, nach vorn in gerader Linie stark erweitert und mit dem oberen Ende des Praeoculare häufig in einem Punkte zu- sammenstossend. Die Supraocularia sind nach hinten merklich erwei- tert, mit geradem oder kaum ausgebuchtetem Augenrande. Der vor dem rundlichen und ziemlich grossen Nasen- loch liegende Theil des Nasale ist höher als breit und als nicht sehr lange aber ziemlich scharfe Spitze zwischen das Ro- strale und die Interna- salia eingekeilt; sein hinterer Theil ist viel höher und nach oben zu als spitze Erweiterung etwas zwischen die In- ternasalıia und Praefron- talıa eingeschoben. Das Frenale bleibt ziemlich gleich hoch oder ist nach hinten etwas erniedrigt, das auch von oben sehr gut sichtbare Praeoculare=ist fast doppelt so hoch als breit. Die länglich sechseckigen Schuppen sind ziemlich gross, nach den Seiten zu etwas erweitert, unter der Loupe betrachtet an der Spitze oft mit zwei vertieften Punkten versehen, im vorderen Theile des Körpers stets vollkommen glatt, nach hinten zu aber, namentlich bei etwas schiefer Ansicht wenn auch sehr fein, so doch häufig deutlich gekielt, in 21 bis 23 Längs- und nicht sehr schiefe Querreihen gestellt. Die im sehr deutlichen Winkelnach oben umge- knickten Bauchschilder wechseln von 214 bis 247, die Schwanz- schilderpaare von 60 bis 86. Die Grösse des erwachsenen Thieres beträgt meistens vier bis fünf, seltener bis gegen sechs Fuss. Die Grundfarbe der Oberseite ändert von einem mehr weniger dunklen Strohgelb durch Grau- und Braungelb ins Olivenfarbige, Grau- oder Schwarzgrüne fast bis zum Schwarzen in allen möglichen Zwischentönen ab, Doch ist diese Grundfarbe nur selten gleich- Fig. 51. Callopeltis Aesculapii Ald. a, b juvenis. 284 Colubridae. mässig über die ganze Oberseite vertheilt, sondern zeigt durch stellenweise Erhellung oder Verdunkelung meist an verschiedenen Körpertheilen verschiedene Schattirungen oder auch streifenartige Andeutungen. So wird namentlich nach vorn und nach den Seiten zu die Färbung fast immer heller, und ist daher auch bei sonst ziemlich dunklen Stücken besonders der Hals und Kopf oft ganz strohgelb. Diese gelbliche Färbung zieht sich häufig auch nach rückwärts bis zur Schwanzspitze in Form dreier, gegen die dunklere Körpermitte immer deutlicher werdender Streifen fort, von denen namentlich der mittlere am häufigsten und deutlichsten hervortritt, während die beiden seitlichen gewöhnlich weniger ausgesprochen sind, sowie diese Längsstreifen überhaupt von der sie begleitenden Grundfarbe nicht sehr scharf gesondert und abgehoben erscheinen (Callopeltis romanus Suck.). Desgleichen sind auch die Lippen- schilder und ein senkrechter, nach unten erweiterter, halsbandartiger Flecken hinter den Mundwinkeln gelblich; doch ist auch letzterer nicht besonders scharf abgesetzt, wird manchmal ziemlich undeutlich und kann sogar ausnahmsweise gänzlich verschwinden, sowie er anderseits in manchen Fällen nach hinten zu eine mehr weniger sichtbare, schwarze Begrenzung zeigt. Sehr bezeichnend für diese Art sind an einzelnen Schuppen bald häufiger, bald seltener auf- tretende weisse Strichflecken, die besonders an den mittleren Körper- seiten häufig sind, nach vorn und hinten aber, sowie auch gegen den Rücken zu meist an Häufigkeit abnehmen. Diese Striche treten besonders an den Oberrändern der Schuppen auf, können aber auch an den unteren, ja sogar an allen Rändern vorkommen, und stellen- weise durch Aneinanderstossen oft V- oder Xförmige Zeichnungen hervorbringen. Bei mehr gelblich gefärbten Stücken sind diese weissen Flecken gewöhnlich nur spärlich vorhanden (Callopeltis flavescens Gmel.), während sie bei dunkel olivengrünen oder schwärz- lichen Exemplaren in der Regel viel häufiger auftreten (Callopeltis Aesculapii Ald.), ja bei ganz grauen, meist in Gebirgsgegenden vorkommenden Varietäten oft nahezu auf alle Ränder sämmtlicher Schuppen ausgedehnt erscheinen und durch Aneinanderstossen der hinter einander liegenden mitunter ziemlich regelmässige weisse Längsstreifen hervorbringen (Callopeltis leprosus Donnd.). Die fast immer ungefleckte Unterseite ist in den meisten Fällen schwefelgelb, seltener weissgelb, welche Farbe sich auch auf die Körperseiten bald mehr, bald weniger hinaufzieht, so dass namentlich die unterste, oft auch die vorletzte Schuppenreihe ganz oder theil- weise hell erscheinen. Doch zeigen diese, sowie auch die aufge- bogenen Oberränder der Bauchschilder nach hinten zu gewöhnlich einen dunklen, an den oberen Schuppen an Grösse abnehmenden Callopeltis. 285 Flecken. Obwohl diese ungefleckte, oft schön kanariengelbe Unter- seite für diese Art meist sehr bezeichnend ist, so kommen doch auch Stücke vor, wo diese Regel eine Ausnahme erleidet, indem hier die Bauchseite eine dunkel eisengraue, ja mitunter fast schwarze Färbung annimmt. In diesem Falle zeigen dann die Bauchschilder an der Seitenkante fast immer bald grössere, bald kleinere milchweisse Flecke, welche durch Zusammenstossen einen mehr oder weniger deutlichen Längsstreifen erzeugen; indem dann zu gleicher Zeit die Bauchschilder an ihren aufgebogenen‘, namentlich aber an den die unterste Schuppenreihe berührenden Rändern ebenfalls mehr oder weniger weisslich gewölkt sind, wird durch diese hintereinander liegenden Zeichnungen eine Art zweiter, mit dem obgenannten paralleler Längsstreif gebildet, dem sich nach oben zu oft noch einige anschliessen, die durch das Aneinanderstossen der bei dieser Form besonders nach den Seiten zu sehr zahlreichen weissen Schuppen- flecken entstehen. Die in der Mitte des Körpers meist ziemlich grossen weissen Seitenmackeln werden nach rückwärts zu allmälıg kleiner und schmäler, so dass sie in der Regel am Schwanze nur mehr in schwachen Andeutungen oder auch gar nicht zu sehen sind; gegen den Hals zu werden jedoch diese Flecken immer grösser, fliessen nach und nach am Hinterrande der Schilder in einander, so dass letztere endlich gegen den Kopf zunur mehr am Vorderrande und immer schmäler schwarz gewölkt erscheinen. Ausser diesen Seitenzeich- nungen zeigt manchmal auch der Unterleib selbst noch hier und da vereinzelte, weisse Mackeln. Alle diese Zeichnungen werden jedoch mit zunehmendem Alter immer kleiner und undeutlicher, obwohl sich selbst bei ganz ausgewachsenen Stücken ein Rest derselben in Form einer schmalen weissen Säumung der Seitenkante fast immer noch erkennen lässt. Diese von der Stammform so abweichende, interessante Varietät kenne ich nur aus Slavonien; sie ist ausser den bereits erwähnten Merkmalen meist auch noch durch das gänzliche Fehlen des hellen Halsbandfleckes ausgezeichnet. Die Jungen sind von den Alten ziemlich verschieden. Die Färbung der Oberseite bildet hier ein bald helleres, bald dunkleres Grau- oder Gelbbraun und ist von vier, sehr selten von sechs Reihen mittelgrosser, dunkler, viereckiger oder rundlicher Flecken unter- brochen, die namentlich am Halse in der Regel sehr scharf und deutlich hervortreten, nach hinten aber oft undeutlich werden oder aber auch sich allmälig nähernd zu vier ununterbrochenen Längs- binden verfliessen, deren seitliche meist am After enden, während die mittleren über den Körper hinaus bis zur Schwanzspitze hin- ziehen; auch zeigt der Rücken oft weisse, mitunter in senkrechte Querbinden gestellte Sprenkeln. Die oft bräunlich gefleckte oder 286 Colubridae. gewürfelte Unterseite ist nach vorn zu mehr gelblich, welche Farbe aber nach rückwärts immer mehr ins Stahlgraue oder Bleifarbige übergeht. Der Kopf ist gewöhnlich kürzer, plumper und weniger flach als im Alter, das Frontale nach vorn oft kaum erweitert, das Praeoculare mitunter getheilt. Vom Hinterrande der Augen bis gegen die Mundwinkel zieht in etwas schiefer Richtung ein schwärz- licher Flecken hin, der nach unten und aussen sehr scharf begrenzt ist, nach oben aber meist ziemlich unmerklich in die braune Färbung des Kopfes übergeht; desgleichen steht am Unterrande der Augen fast immer ein bald mehr, bald weniger deutlicher schwärzlicher Fleck, der an der Naht der vierten und fünften Supralabialen oft bis auf die Unterlippe fortgesetzt erscheint; auch findet sich häufig am Mundwinkel eine gewöhnlich etwas schief nach vorn gerichtete Mackel, die oft mit dem Augenstreifen zu einer Bogenbinde zu- sammenfhiesst, sowie endlich noch im Nacken ein zweischenkliger oder hufeisenförmiger, mehr weniger scharf begrenzter Flecken. Der zwischen der schwarzen Kopf- und Nackenzeichnung befindliche Raum ist durch eine helle, besonders nach hinten sehr scharf be- grenzte gelbliche oder weissliche Färbung ausgefüllt, welche eine ziemlich deutlich halsbandartige Zeichnung darstellt und dem Thiere im Vereine mit der plumpen und gedrungenen Kopfform und der eigenthümlichen Färbung einige Aehnlichkeit mit Tropidonotus na- trixz verleiht. In manchen Fällen kommt es auch vor, dass die im Nacken zusammenstossenden dunklen Halsbandflecken nach rückwärts in einen bald kürzeren, bald längeren Fortsatz erweitert sind. Die so eben erwähnten Merkmale sind aber nur bei ganz jungen Thieren in der geschilderten Weise zu finden, und verschwinden meist schon im Verlaufe des ersten Jahres ganz vollständig, um der bleibenden Färbung der Alten Platz zu machen. Am ersten erhält der Rumpf seine Normalfarbe, während sich die Kopfzeichnungen, obwohl auch schnell schwächer werdend, doch etwas länger erhalten, ja die unter dem Auge auf die Labialen herabziehende Mackel als ein dunkler Schatten sogar oft bei fast erwachsenen Stücken ziemlich gut unter- schieden werden kann; die mitunter geäusserte Ansicht, dass die Art mit zunehmendem Alter immer dunkler werde, ist übrigens nach meinen Erfahrungen nicht richtig, indem ich die den einzelnen Varietäten zukommende Farbe und Zeichnung in allen Altersstufen als ziemlich beständig fand. Auch sind die einzelnen Formen nicht auf bestimmte Standorte beschränkt, obwohl im Allgemeinen im Süden die dunkleren Stücke vorzuherrschen scheinen; nur im Ge- birge fand ich immer nur die graue, oben als leprosus bezeichnete Varietät, obwohl ich sie einzeln, allerdings sehr selten, auch im Thale gefangen habe. Callopeltis. 287 Aesculapii lebt sowohl in lichten Wäldern als auch in mehr offenen Gegenden, scheint aber namentlich für steinige Oertlichkeiten besonders eingenommen zu sein; ins Gebirge steigt sie nach meinen Erfahrungen nicht viel über zweitausend Fuss hinan. Da sie sich vorzugsweise von Mäusen nährt, so kommt sie häufig auch nach Sonnenuntergang hervor, wo man sie dann besonders in mondhellen Nächten nicht selten erbeutet. Obwohl anfangs etwas bissig, wird sie doch in kurzer Zeit fast immer so zahm, dass sie ihrem Pfleger das dargereichte Futter selbst aus den Händen nimmt, daher sie sich mehr als irgend eine andere europäische Schlange für die Ge- fangenschaft empfiehlt. Als eigentliches Vaterland dieser Art dürfte Italien zu betrachten sein, woselbst sie sehr weit verbreitet ist, obwohl sie auch stellen- weise, wie z. B. im Genuesischen, gänzlich fehlt. Von hier aus dringt sie durch die am Südabhange der Alpen gelegenen Länder nach Norden vor, und scheint ein solches Fortschreiten noch gegen- wärtig und ziemlich rasch statt zu finden, da ich z. B. ganz be- stimmte Erfahrungen habe, dass das Thier in einigen südalpinen Landstrichen, wo es noch vor 15 bis 20 Jahren entweder gar nicht oder nur äusserst selten vorkam, gegenwärtig bereits ziemlich häufig ist. Hier scheint Aesculapii mit vöridiflavus ım Kampfe ums Dasein zu ringen, da ich in den genannten Gegenden in früheren Zeiten die letztgenannte Art als die häufigste Landschlange antraf, während ich seit dem Auftreten und Ueberhandnehmen der ersteren eine ent- schiedene Abnahme von viridiflavus bemerkte; diese Beobachtungen gelten namentlich für dassüdliche Illyrien, wofür ich diese Thatsache durch während einer fast zwanzigjährigen Zeitdauer gepflogene sehr sorgfältige Untersuchungen und genaue Aufzeichnungen als ziemlich entschieden hinstellen kann. Von Italien und Illyrien aus tritt die Schlange dann nördlich in die Alpen über, denen sie in ihrem Zuge bis zur Donau folgt, obwohl hier allerdings nur stellenweise vorkommend. So findet man sie beispielsweise in der südlichen Schweiz und in Tirol, von wo sie, wahrscheinlich den Thälern des Inn folgend, durch das Salz- burgische nach Oesterreich geht, hier längs der Donau bis Wien gelangend, wo sie namentlich bei Baden nicht selten ist. Von hier aus tritt sie, dem Laufe der Donau bis zu ihrer Mündung folgend, nach Ungarn und in die Karpathenländer über, wo sie allenthalben ziemlich häufig ist. Ausserdem werden die Alpen von unserem Thiere auch nach Westen zu überschritten, indem die Schlange von der Schweiz und von Italien aus nach Frankreich übertritt, daselbst namentlich in den mittleren und südlichen Theilen des Landes vor- kommend; ja sie tritt von hier aus selbst nach Spanien über, woher 288 Colubridae. ich sie aus Andalusien erhielt, obwohl die Art sonst meines Wissens von der pyrenäischen Halbinsel nicht erwähnt wird. In ihrer Ver- breitung nach dem weiteren Norden scheint Aesculapii namentlich dem Rheine gefolgt zu sein, wo sie bis Schlangenbad und Ems im Nassauischen angetroffen wird, und von da in nordöstlicher Richtung durch Thüringen bis in die Harzgegenden hinaufgeht, in den ge- nannten Ländern beispielsweise bei Blankenheim und Mädchensprung vorkommend. Endlich findet sich das Thier noch, obwohl sehr selten, in den Sudeten, häufig hingegen in ganz Dalmatien. Aus dem Umstande, dass Aesculapii mitunter inselartig an von einander sehr entfernten Oertlichkeiten vorkommt, glauben einige Naturforscher schliessen zu können, dass die von den Römern zu religiösen Zwecken gehaltene Schlange auf ihren Eroberungszügen nach Deutschland verschleppt worden sei. Obwohl die Thatsache, dass unser Thier namentlich an altrömischen Niederlassungen (Ems, Baden, Salzburg ete.) häufiger getroffen wird, diese Ansicht unter- stützt, so dürfte doch die Schlange selbst durch allmälige Erweiterung ihres Verbreitungsbezirkes vielleicht in dieser Richtung mehr ge- leistet haben, als man etwa in der Regel anzunehmen geneigt ist, zumal gewiss nicht in Abrede zu stellen ist, dass sie alle Standorte, an denen sie heutzutage gefunden wird, auch auf ganz natürliche Weise durch Wanderung namentlich längs grösserer Flussthäler er- reicht haben kann. 9. Gatt. Rhinechis. Michahelles in Wagl. Icon. et desript. Amphib. (1833). Scutum rostrale Tatitudine multo longius, ultra mandibulas valde prominens longeque in pileum deflexum. Seuta internasalia medium versus comvergentia. Sceuta supraocularia non excedentia. Frontale et oceipitalia lata, illud antice valde dilatatum. Squamae laeves; per series 27—29 dispositae. Der kräftige Körper ist ziemlich plump und gedrungen, von walzenförmiger oder schwach compresser Gestalt, nach vorn und hinten nur sehr allmälig verjüngt, mit meist wenig hervortretender oder auch ganz verwischter Seitenkante. Der namentlich im Alter wenig unterschiedene Kopf ist kurz, hinten sehr breit, oben ziemlich platt, nach vorn zu allmälig aber besonders bei erwachsenen Stücken stark zugespitzt, mit weitüber den Unterkiefer vorragender Schnauzen- spitze, daher im Ganzen von fast kegelförmiger Gestalt. Die Kopf- Rhinechis. 289 seiten sind bei ganz jungen Thieren vollkommen flach und senkrecht, was für die Zügelgegend auch bei Erwachsenen der Fall ist, während die Supralabialia und die Schläfengegend mit zunehmendem Alter immer mehr nach aussen vortreten, wodurch dann der Kopf über den Lippenschildern namentlich gegen und unter das Auge zu mehr weniger vertieft oder selbst gefurcht wird und dessen untere Seiten stark nach aussen gerichtet erscheinen, was namentlich bei sehr alten Exemplaren in auffallendem Grade hervortritt. Die Schnauzenkante ist ziemlich verwischt, die grossen, von oben hinreichend sichtbaren Augen stehen nur wenig vor und haben eine rundliche Pupille. Der namentlich bei alten Thieren ziemlich stumpfe und überhaupt nicht sehr spitz auslaufende Schwanz ist kurz, höchstens den sechsten Theil der ganzen Körperlänge betragend. Das Rostrale ist gross, viel länger als breit, mit den anderen Kopfschildern nicht in einer Fläche liegend, sondern sehr stark über dieselben hervorgewölbt, so dass es namentlich im Alter fast kegel- förmig vorsteht. Es ist in stark schiefer Richtung von unten nach vorn und dann nach rückwärts gerichtet, sein oberer Theil als grosse, dreieckige Spitze kuppenförmig weit nach hinten gewölbt und den Internasalen aufliegend. Es ist am Mundrande ziemlich stark aus- gerandet, an der schief gegen denselben geneigten Fläche meist deutlich vertieft, die an das erste Supralabiale stossenden Ränder sehr kurz, die darauf folgenden fast doppelt so lang und nach ein- wärts geschweift, die Hinterseiten unter sehr spitzem Winkel zu- sammenstossend. Die Internasalia sind meistens deutlich breiter als lang, schief nach hinten gegen einander gerichtet, nach aussen in der Regel bald mehr, bald weniger merkbar erweitert, ihre gemein- schaftliche Naht gewöhnlich die kürzeste Seite, ihr Aussenrand gegen das Nasenloch hin in stumpfem Winkel erweitert. Die Praefrontalia sind quer, bedeutend breiter als lang, in der Jugend meistens ziem- lich gleichbreit, im Alter jedoch gewöhnlich deutlich nach aussen vergrössert. Das Frontale ist verhältnissmässig kurz aber sehr breit, bei Jungen oft kaum merkbar, bei erwachsenen Stücken aber stets bedeutend nach vorn erweitert, so dass seine Seitenecken da- selbst mit der oberen Ecke des Praeoculare in einem Punkte zu- sammenstossen; seine Aussenränder sind meist bald mehr, bald we- niger geschweift, sein Vorderende fast gerade abgestutzt, die Ge- sammtform etwa fünfeckig oder selbst glockenförmig. Die Parietalia sind namentlich bei ganz jungen Thieren sehr breit und hier etwa eben so lang, bei älteren Exemplaren aber etwas länger als das Frontale, mit mehr weniger gerundeten Aussenrändern, nach vorn zu als breite und ziemlich scharfe Spitze zwischen das Frontale und die Supraocularia eingefügt. Diese sind ebenfalls breit, nach hinten Schreiber, Herpetologia europaea. 19 290 CGolubridae. stark erweitert, an ihrem geraden, nicht vorspringenden Aussen- rande fast so lang als das Frontale.. Das den zwei ersten Supra- labialen aufliegende Nasale ist länglich, in der Mitte stets deutlich getheilt, jede Hälfte nach oben zu etwas winkelig erweitert, die erste mit stark bogigem Vorderrande, die zweite mit etwa in der Mitte winkelig nach rückwärts gebrochenem Hinterrande; das Nasenloch ist mittelgross, kreisrund, stark nach oben gerückt. Das dem zweiten und dritten Supralabiale aufliegende Zügelschild ist etwa trapezisch, beiläufig von halber Höhe des Nasale, in der Jugend wenig, im Alter bedeutend länger als hoch, bald ziemlich gleichbreit, bald auch theilweise, obwohl nicht bedeutend, erweitert. Das einzige Prae- oculare ist gut doppelt so hoch als breit, nach vorn zu in der Mitte winkelig erweitert und als dreieckige Platte bis zu den Vorderecken des Frontale auf den Pileus umgebogen. Die zwei Postocularia sind klein, das untere in der Regel grösser, manchmal unter ihm noch ein drittes, das sich vom fünften Supralabiale abtrennt. Die zwei Temporalen der ersten Reihe sind ziemlich gross, länglich, das obere stets das untere Postoculare berührend; hinter diesen sind in zweiter Reihe drei bis vier kleinere, länglich schuppenförmige Schildchen übereinander gestellt. Supralabialen sind bei normalen Stücken sieben vorhanden, welche Zahl jedoch sehr häufig dadurch auf acht erhöht ist, dass das fünfte davon unter dem Postoculare getheilt ist. Von diesen Schildern berühren in der Regel das vierte und fünfte das Auge; nur in dem Falle, wenn drei Postocularen vorhanden sind, wird durch das unterste derselben das fünfte Supralabiale vom Auge getrennt, so dass dieses dann nach unten zu bloss von dem vierten Lippenschilde begrenzt ist. Sublabialia finden sich neun bis zehn, die hinteren Inframaxillaren sind meist sehr deutlich kürzer als die vorderen. Die etwas gewölbten Schuppen sind vollkommen glatt, länglich rhombisch, ziemlich deutlich geschindelt, in 27 bis 29 Längs- und sehr schiefe Querreihen gestellt. Die Bauchschilder, deren Zahl von 206 bis 220 wechselt, sind breit, auf die Körperseiten umge- bogen und so weit gegen den Kopf vorgeschoben, dass nur wenige Kehlschuppen vorkommen. Die Zahl der Schwanzschilderpaare kann von 48 bis 68 ändern. Die einzige Art dieser Gattung lebt im südlichen Europa. 1, Rhinechis scaläris: Supra fulvus, lutescens aut pallide olivacenus, lineis duabus nigro-fuseis per totam corporis longitudinem decur- rentibus ; subtus flavescens, concolor. — Long. 1'26—1'58 m. Coluber scalaris Boie Bemerk. üb. Merr. Syst. d. Amph. Isis XX, pag. 536, 2 (1827), — Rhinechis Agassizii Michah. in Wagl. Rhinechis. 291 Icon. et descript. amph. tab. XXV (1833). — Coluber bilineatus Schinz Naturg. u. Abbild. d. Reptil. pag. 148, tab. 63, fig. 1 (1833). — Coluber Agassizii Dug. Ann. sc. nat. III, pag. 139 (1835). — Xenodon Michahelles Schleg. Essai phys. serp. II, pag. 92, 6 (1837). — Rhinechis sealaris Bonap. Amph. europ. pag. 48, 51 (1839). juv. Supra cinereus, maculis regularibus tramsversis per totam cor- poris langitudinem decurrentibus, lateribus nigro-maculatis; sub- tus chalybaeus aut flavescens, maculis pallidis obscurisve varie- gatus. Coluber laevis var. Dug. Ann. sc. nat. 1, ser. XII, pag. 369 (1825). — Coluber Hermanni Lesson Acta Soc. Linn. Bord. XII, pag. 58 (1838). adolesc. Supra griseo-rufescens aut pallide olivaceus, maculis dorsa- libus transversis ad latera lineis obsceurioribus per longitudinem connexis. Subtus dilute griseus, maculis obscurioribus irregulariter notatus. Elaphe scalaris Seba Thesaur. rer. natur. II, pag. 106, tab. C (1734). — Coluber scalaris Schinz in Cuv. Thierr. II, pag. 123 (1822). Die Färbung und Zeichnung dieser Schlange ist nach den ver- schiedenen Altersstufen manchem Wechsel unterworfen. Ganz junge Fig. 52. Thiere besitzen in der Regel eine mehr weniger helle, graue, oft deut- lich ins Grüne neigende Grundfarbe. Der Kopf zeigt häufig eine breite, schwarzbraune Gabelbinde, die vom Vorderrande des Frontale ausgehend sich mit ihren Schenkeln bis über das Nasenloch erstreckt, manchmal aber durch Verkürzung der beider- seitigen Aeste auch in zwei isolirte, schiefe Streifen getrennt ist. Des- gleichen findet sich an den Seiten des Kopfes ein schwärzlicher, in senkrechter Richtung durch die Augen ziehender breiter Streif, der nach unten zu schmäler wird und nach hinten einen vom oberen Augen- Rhinechis scalaris Schinz. 2 R x Rostrafe. winkel bis zur Mundspalte ziehenden Ast abgiebt. Endlich steht noch im Nacken ein breiter, oft undeutlicher Querfleck, der in der Mitte durch einen hellen Zwischenraum der Grundfarbe mehr weniger ge- 19* 292 Colubridae. theilt ist. Von hier aus beginnt eine Reihe breiter, in ziemlich regelmässigen Abständen hinter einander folgender schwärzlicher oder dunkelbrauner Querflecken, welche auf der Längsaxe des Kör- pers senkrecht stehend über die Mitte des Rückens bis zur Schwanz- spitze hinziehen; diese Mackeln sind von einander meist vollkommen getrennt oder erscheinen höchstens unmittelbar hinter dem Kopfe durch seitliche Längslinien unter sich und mit dem Nackenfleck ver- bunden; doch trennen sich diese Verbindungslinien in der Regel sehr bald, obwohl sie als nach rückwärts und vorwärts reichende seitliche Verlängerungen der Quermackeln noch eine Weile, in aller- dings immer mehr abnehmendem Grade, angedeutet sind, wodurch dann die Rückenflecken etwa die Gestalt von liegenden römischen Einsern erhalten. Abwechselnd mit diesen, am meisten in die Augen fallenden Zeichnungen läuft auch an den Seiten des Körpers eine zweite Reihe kleinerer, gewöhnlich längsgestellter Flecken hin, unter welcher man oft noch eine dritte, ja manchmal selbst eine vierte Reihe noch kleinerer Mackeln bemerkt; doch sind diese Flecken sel- tener in deutlich unterscheidbare Längsreihen gestellt, sondern meist ziemlich unregelmässig über die Körperseiten vertheilt, die über einander stehenden mitunter wohl auch zu mehr weniger senkrecht gestellten Querbinden theilweise oder ganz verschmolzen. Je älter nun das Thier wird, desto mehr geht die anfangs graue Grundfarbe ins Röthliche oder Gelbbraune über, so dass etwas grössere Stücke gewöhnlich eine licht graubraune oder lederbraune Haupt- färbung zeigen. Zugleich fangen die Kopfzeichnungen zu verschwinden an, indem sie allmälig weniger scharf und undeutlicher werden, ob- wohl sich als- Reste derselben namentlich an den Schildernähten stehende unbestimmte dunkle Zeichnungen oft noch lange erhalten, und besonders die vom Auge zu den Mundwinkeln ziehende Binde gewöhnlich noch recht gut sichtbar ist, wie denn überhaupt letztge- nannter Streifen in der Regel erst bei sehr grossen Stücken voll- kommen verschwunden ist. Der Nackenfleck ist meist ziemlich regelmässig dreieckig, mit nach vorn gerichteter Spitze, nach hinten zu in zwei anfangs über die vordere Körperhälfte, mit zunehmendem Alter aber immer weiter nach rückwärts reichende Längslinien fort- gesetzt, welche in Verbindung mit den noch vorhandenen Quer- flecken des Rückens eine oft sehr regelmässig leiterartige Zeichnung bilden, deren viel lichtere Sprossen stets merklich schmäler als die sie trennenden Zwischenräume der Grundfarbe sind, und dort, wo sie mit den beiden Längsstreifen zusammenstossen, viel dunkler, ja oft fast schwarz gefärbt erscheinen. Doch sind auch die Längsstreifen in diesem Alter nur selten bis zur Spitze des Schwanzes durchaus gleich scharf, sondern werden gegen Ende desselben immer lichter Rhinechis. 293 und verwaschener, so dass sie mit Ausnahme der den Seitenenden der Rückenmackeln entsprechenden Stellen oft kaum mehr kenntlich erscheinen. Ausserdem finden sich meist noch zu Seiten des Körpers bald mehr, bald weniger kleinere, oft in unregelmässige Längsreihen gestellte, schwärzliche Flecken. Die Schuppen sind gegen den Bauch zu namentlich an den oberen Seitenecken öfters weisslich gesäumt, die Unterseite selbst mit schwärzlichen Flecken meist in ziemlich regelmässiger Weise gezeichnet. Je älter jetzt das Thier wird, desto mehr macht sich die röth- liche oder gelbliche Färbung herrschend, die Seitenflecken ver- schwinden bald ganz, und in dem Maasse, als die beiden Seiten- streifen sich immer weiter und schärfer nach hinten fortsetzen, wer- den die Quermackeln des Rückens immer undeutlicher, so dass sie bei grossen Stücken meist nur stellenweise angedeutet erscheinen, ja bei ganz alten Exemplaren wohl stets vollkommen fehlen, wo dann die ganze Oberseite eine einförmig röthlichbraune oder gelb- liche, seltener eine licht olivengrüne Färbung zeigt, welche von zwei dunkelbraunen oder schwarzen, vom Nacken bis zur Schwanzspitze laufenden Längslinien durchzogen wird. Ausnahmsweise kommt es vor, dass auch schon ziemlich kleine Exemplare vollkommen die Färbung der Alten zeigen, und nach Duges soll sich umgekehrt die leiterartige Zeichnung der jüngeren Thiere im weiblichen Geschlechte häufig durch die ganze Lebenszeit erhalten ; doch dürfte letzterer Fall, wenn er überhaupt vorkommt, gewiss sehr selten sein, da mir we- nigstens niemals ein vollkommen ausgewachsenes Stück zn Gesichte kam, das eine andere, als die obbeschriebene Zeichnung hatte. Nur die Schnauze erscheint auch im Alter häufig dunkler, welche Fär- bung sich allmälig verlierend als ein dunkler Schatten über den Hinterkopf bis zu den Halsseiten hinausreicht. Die dunklen Bauch- flecken werden im Alter auch zunehmend seltener, so dass ganz erwachsene Thiere eine meist einfärbig gelbliche oder weissliche Unterseite zeigen. — Rhinechis ist verhältnissmässig die stärkste europäische Schlange, indem sie bei einer Länge von 4 bis 5 (selten bis 6) Fuss eine Dicke von oft nahezu zwei Zoll erreicht. Die Verbreitung dieser Art ist eine ziemlich beschränkte, indem sie von Italien, wo sie aber nur in den Küstenstrichen vorkommt, durch Südfrankreich und die pyrenäische Halbinsel vorkommt, hier namentlich sehr allgemein und häufig auftretend. Ausserdem findet sich die Schlange noch im nördlichen Afrika. Ueber Sitten und Lebensweise ist mir nichts bekannt. 294 10. Gatt. Coronella. Laurenti Synops. reptil. pag. 84, XXV (1768). Zacholus Wagler natürl. Syst. d. Amphib. pag. 190, 78 (1830). Sceutum rostrale latitudine numquam longius. Seuta internasalia transversa. Scuta supraocularia subemarginata non excedentia. Praeoculare unum, postocularia duo. Squamae laevissimae per series 19—21 dispositae. ‚Die Coronellen sind kleine Schlangen von bald ziemlich schlan- kem, bald mehr gedrungenem, walzenförmigem Körper, der in seiner ganzen Erstreckung ziemlich gleich dick und nach vorn und rück- wärts nur wenig verdünnt ist; die Seitenkante ist niemals sichtbar. Der mittelgrosse Kopf ist in der Jugend mehr, im Alter weniger abgesetzt, von elliptischer oder länglich eiförmiger Gestalt, mit bald ziemlich breit gerundeter, bald mehr weniger stumpf zugespitzter oder auch abgestutzter Schnauze, oberseits stets deutlich abgeplattet, seine flachen Seiten entweder ziemlich senkrecht oder schief nach aussen und abwärts gerichtet. Die kleinen Augen stehen wenig vor, sind von oben immer sichtbar und haben eine rundlich kreis- förmige oder etwas elliptische Pupille. Der bald ziemlich stumpfe, bald aber auch ziemlich stark zugespitzte Schwanz ist kurz, höchstens den vierten Theil der ganzen Körperlänge betragend. Das Rostrale ist höchstens so lang als breit, von oben theils gar nicht sichtbar theils wieder mit seinem Hinterende stark auf den Pileus übergebogen. Die Internasalia sind meistens breiter als lang, nach innen gewöhnlich bald mehr, bald weniger erweitert, hinten ziemlich gerade abgestutzt. Die Praefrontalen haben im All- gemeinen eine ziemlich viereckige Gestalt, das Frontale ist mittel- gross, sehr selten gleichbreit, sondern meistens nach vorn, mitunter sogar stark, erweitert, sein Vorderwinkel sehr stumpf oder fast ver- schwindend, sein Hintertheil stets als ziemlich breit dreieckige Spitze zwischen die Parietalia eingeschoben. Diese sind gross, nach hinten verschmälert, vorn gewöhnlich winkelig zwischen das Frontale und die Supraocularia eingefügt; letztere springen an ihrem Aussenrande nicht vor und sind über den Augen zwar schwach aber dennoch ziemlich deutlich ausgebuchtet. Das Nasale ist stets länglich, mit ziemlich parallelen Rändern, in der Mitte entweder ganz oder auch nur unvollständig getheilt, mit nicht besonders grossem, centralem Nasenloch; es ist dem ersten Supralabiale entweder an Länge gleich, oder ragt über dasselbe mehr weniger hinaus. Das Zügelschild ist Coronella. ; 295 ebenfalls länger als breit, viel niedriger als das Nasale, das dritte Supralabiale nur selten überragend. Das einzige Praeoculare ist stets bedeutend höher als breit, nach oben oft kaum merkbar, manch- mal aber auch sehr stark erweitert, sein Oberende mitunter als mehr weniger deutliches Dreieck auf den Pileus zwischen die Praefrontalia und Supraoecularia eingeschoben. Die zwei Postocularia sind entweder gleichgross oder das obere ist grösser als das untere. Die Temporalia sind wenig entwickelt, meist ziemlich klein, oft ganz schuppenförmig. Supralabialia sind 7 bis 8, Sublabialia 9 bis 10 vorhanden, die hin- teren Inframaxillarıa meist deutlich kürzer als die vorderen. Die Schuppen sind immer vollkommen glatt und glänzend, von ziemlich regelmässig rhombischer oder sechseckiger Gestalt, bald nur wenig, bald auch ziemlich deutlich geschindelt, in 19 bis 21 (sehr selten 23) Längsreihen geordnet. Die Coronellen leben an trockenen, mit Gebüsch und Steinen versehenen Orten, wo sie sich vorzüglich von Eidechsen und Blind- schleichen, mitunter wohl auch von Mäusen und selbst von Insecten nähren. Die drei europäischen Arten können in folgender Weise ge- schieden werden. 1. Rostrale deutlich breiter als lang und entweder gar nicht oder nur sehr wenig auf die Oberseite des Kopfes übergewölbt. Zügel- schild das dritte Supralabiale berührend oder selbst darüber hinausragend. Praeoculare als von oben meist deutlich sicht- bares Dreieck zwischen die Praefrontalia und Supraocularia eingeschoben. Supralabialia 8, das vierte und fünfte unter dem Auge gelegen . : DEF ieh, Fo. Rostrale etwa so lang als br EN sein Hint a, als grosse, drei- eckige Platte auf die Oberseite des Kopfes zwischen die Inter- nasalia eingeschoben. Frontale nach vorn zu stark erweitert. Das nach oben meist etwas verschmälerte Praeoculare kaum auf den Pileus übergewölbt. Zügelschild höchstens bis zu Ende des zweiten Supralabiale reichend. Supralabialia 7, das dritte und vierte unter dem Auge gelegen. Postocularia ziemlich gleichgross, nach hinten von zwei länglichen Temporalen be- grenzt. 19 Schuppenreihen . . . . .. .„ austriaca . Kopfseiten ziemlich vertical, Binterkopf ernals erhöht. Fron- tale deutlich nach vorn erweitert, Supraocularia hinten schief abgestutzt. Praeoculare nach aufwärts kaum erweitert, von oben mehr weniger sichtbar. _ Postocularia hinten von zwei länglichen Temporalen begrenzt. 21 Schuppenreihen girondica Kopfseiten schief nach auswärts und abwärts gerichtet, daher sammt den Augen und der ganzen Beschilderung bis zu dem 180) 16) Laur. Daud. 296 Colubridae. Kieferrändern von oben vollkommen sichtbar; Hinterkopf im Alter deutlich erhöht. Frontale fast gleichbreit, Supraocularia hinten gerade abgestutzt. Praeocularia nach oben sehr stark erweitert, Postocularia nach hinten von einem einzigen, rhom- bisch schuppenförmigen Temporale oder von dem sechsten Su- pralabiale begrenzt. 19 bis 21 Schuppenreihen . cucullata 1. Coronella cucullata: (aput postice elevatum lateribus obliquis; rostrale latissimum, semilunare, in pileum non deflerum ; fron- tale antice vix dilatatum; frenale secundo tertioque labiali super- positum ; supralabialia 8, quarto quintoque oculo subpositis ; tem- porale 1, rhombeum, squamiforme ; squamarum series 19 —21. — Long. 0'63 m. Coluber eucullatus Geoffr. Descript. Egypt. Reptil. tab. VII, fig. 3 (1827). — Coronella laevis var. Schleg. Essai phys. serp. II, pag. 69 (1837). — Coronella laevis Eichw. Nouv. Mem. de Mos- cou IX, pag. 442 (1839). — Macroprotodon mauritanicus Guichen. Rept. et. poiss. d. ’Explor. scient. de P’Alg. pag. 22, tab. 2 (1850). — Lycognathus cucullatus Dum. Bibr. Erpetol. gener. VII, pag. 926, 4 (1854). — Coronella cucullata Günth. Proceed. zool. Soc. of Lond. pag. 470 (1859). — Psammophylax cucullatus Jan. Enumer. sist. Of. Coronell. Arch. Zool. Modena II, fasc. 2, pag. 309, 4 (1862). Der Körper ist kurz, bald mehr schlank und dünn, bald auch wieder ziemlich kräftig und gedrungen, der Köpf mittelgross, ziem- Fig. 53. lich$platt, bei jüngeren Stücken nach vorn ziemlich stark verengt, bei älteren breit elliptisch, nach vorn nur wenig verschmälert, oben in seiner ersten Hälfte bis _ zu den Augen ziemlich flach, von da nach rückwärts besonders im Alter steil aufsteigend, am Ende der Parietalia am höchsten. Die Spitze des Kopfes ist breit zuge- rundet, die Schnauzenkante kaum ausgesprochen. Die Kopfseiten sind schief nach aussen und ab- wärts gerichtet, daher nicht nur I die ziemlich kleinen Augen, son- a dern auch die ganze Beschilde- Caronella cucullata Geofr. rung der Seitentheile bis zum a Rostrale. Kieferrande von oben ganz und = + a EEE Geo Coronella. 297 vollkommen sichtbar. Die im zusammengezogenen Zustande kreis- förmige Pupille nimmt bei Erweiterung eine vertical elliptische Form an. Der Hals ist besonders bei älteren Stücken ziemlich un- deutlich, der Schwanz kurz und mässig zugespitzt. Das Röstrale ist viel breiter als lang, vollkommen quer huf- eisenförmig, fast ganz senkrecht gestellt; es ist auf die Oberseite des Kopfes gar nicht übergebogen und mit seinem Hinterende nicht zwischen die Internasalia eingekeilt. Diese sind länger als breit, nach rückwärts schwach erweitert, im Ganzen von etwa trapezischer oder überhaupt viereckiger Gestalt; die Praefrontalia sind etwas länger und breiter als die Internasalia. Das Frontale ist ziemlich schmal, bei normalen Stücken durchaus gleichbreit, mit meist ziemlich deut- lichem Vorder- und kurzem, stumpf dreieckigem Hinterwinkel. Die Parietalia sind sehr gross, etwa so lang als der vor ihnen liegende Kopftheil, nach hinten stark verschmälert und besonders bei alten Exemplaren ziemlich steil aufsteigend, so dass sie rückwärts sehr deutlich erhöht erscheinen. Die Supraocularia sind ziemlich gleich- breit, mit gerade abgestutztem Hinter- und sehr deutlich ausge- buchtetem Aussenrande. Das Nasale ist gut doppelt so lang als hoch, nach hinten nur wenig erweitert und das erste Supralabiale stark überragend; es ist an seinem Hinterende oben schief abgestutzt und entweder ganz, oder wenigstens überhalb des meist etwas nach aufwärts gerückten rundlichen Nasenloches deutlich getheilt. Das Frenale ist etwas niedriger als der Hintertheil des Nasale, etwa um die Hälfte länger als, hoch, im Allgemeinen von länglicher, nach hinten in eine ziemlich scharfe Spitze abfallender Form, über das Ende des dritten Supraoculare oft etwas hinausragend. Das Prae- oculare ist unten sehr schmal, nach oben aber schnell und sehr stark beilförmig erweitert und als ziemlich grosses Dreieck auf die Ober- seite des Kopfes zwischen die Praefrontalia und Supraocularia ein- geschoben. Das obere Postoeulare ist meist deutlich grösser als das untere, dieses nach hinten in der Regel von einem einzigen, rhom- bisch schuppenförmigen Temporale begrenzt; in manchen Fällen ist jedoch das sechste Supralabiale so bedeutend nach aufwärts entwickelt, dass es mit seinem Oberrande bis zum Parietale reicht und daher auch die Postocularen nach rückwärts begrenzt. Supralabialen sind acht vorhanden, das vierte und fünfte unter das Auge gestellt; von den neun Sublabialen stossen gewöhnlich die sechs ersten an die Inframaxillaren. Die ziemlich regelmässig sechseckigen Schuppen sind nach den Seiten deutlich erweitert, in der Mitte des Körpers in 19 bis 21 Längsreihen gestellt. Die Zahl der Bauchschilder wechselt zwischen 162 und 195, die der Schwanzschilderpaare von 32 bis 57. Die Grösse des erwachsenen Thieres beträgt etwa zwei Fuss. 298 Colubridae. Die Grundfarbe der Oberseite ist gewöhnlich ein helleres oder dunkleres Graubraun, von vier bis sechs Reihen unregelmässiger, durch schwarz gerandete Schuppen gebildeter Flecken durchzogen, die aber meistens nur bei jüngeren Thieren deutlich ausgebildet sind, mit zunehmendem Alter jedoch gewöhnlich bald verschwinden, so dass sie bei erwachsenen Stücken oft sehr undeutlich oder nur in schwachen Spuren vorhanden sind, und namentlich in der Mittel- linie des Körpers als vereinzelte schwarze Schuppenränder noch er- sichtlich sind. Vom Nasenloch durch das Auge zieht bis gegen den Mundwinkel ein schwärzlicher Streifen, der unter dem Auge nach abwärts in schiefer Richtung einen oft bis an den Lippenrand rei- chenden Fortsatz abgibt; letzterer ist gewöhnlich sehr deutlich und meistens auch dann gut sichtbar, wenn der horizontale Streifen nur mehr weniger angedeutet oder auch ganz verschwunden ist. _ Ge- wöhnlich findet sich auch an den Kopfseiten ein meist winkelig ge- bogener Streifen, der etwa von den Mundwinkeln an nach oben und vorn bis zum Frontale zieht und dann und wann mit dem gegen- überliegenden in der Mitte des Kopfes zusammenstösst. Endlich erscheint noch auf der Mitte des Nackens ein bald grösserer, bald kleinerer schwärzlicher Fleck, der nach vorn oder nach hinten oft streifenartig verlängert ist und an den Seiten stets zwei mit ihm oft zusammenhängende nach abwärts schmäler werdende Querflecken zeigt, die in ziemlich paralleler Richtung mit dem im Mundwinkel gelegenen Flecken oft bis auf die Unterseite der Kehle ziehen.‘ All diese Zeichnungen sind jedoch sehr veränderlich, und während die einzelnen Flecken besonders in der Jugend sehr scharf und von einander getrennt erscheinen, werden sie mit zunehmendem Alter theils durch Verschwinden, theils durch Zusammenfliessen minder scharfund ausgeprägt. Bei ausgewachsenen, mauchmal wohl auch bei Jungen Exemplaren, ist gewöhnlich der durch das Auge ziehende Streifen theilweise oder ganz verloschen und nur der von dem Auge nach abwärts reichende Fortsatz deutlich ausgebildet; desgleichen ist der nach vorn meist allmälig in die dunklere Kopffarbe über- gehende Nackenfleck mit den halsbandartig nach abwärts ziehenden Seitenstreifen zu einem grossen, mehr weniger unregelmässig drei- eckigen oder querbindenartigen Flecken verbunden, dadurch eine Art kapuzenförmiger Zeichnung darstellend. Die Lippenränder und die Unterseite sind blassgelb oder apfelgrün, im Leben oft rosa überlaufen, bald einfärbig, bald durch drei- oder viereckige schwarze Flecken mehr weniger gewürfelt, die wenigstens in der Mittellinie der hinteren Bauchhälfte fast immer als schwache Reihe erscheinen, nach rückwärts meist deutlicher werden und am Schwanze eine zu- sammenhängende schwarze Mittelbinde bilden. In Ausnahmsfällen Coronella. 299 sollen die schwarzen Flecken der Unterseite so häufig auftreten, dass sie die helle Grundfarbe fast ganz oder selbst vollkommen ver- drängen; mir sind übrigens solche Stücke nie zu Gesicht gekommen. Diese in ganz Nordafrika gemeine Schlange wurde von der Expedition scientifique de Moree in Griechenland aufgefunden. In neuerer Zeit wurde das Thier auch von Dieck bei Algesiras in An- dalusien gesammelt, woselbst es, nach der Anzahl der mir freund- lichst übermittelten Exemplare zu schliessen, eben nicht selten zu sein scheint. Die Nahrung besteht in kleinen Nagern und Eidechsen. Die Varietät textilis DB. scheint in Europa nicht vorzukommen. 2. Coronella girondica: Caput planum ; rostrale latum, in pileum vix defleeum, angulo posteriore obtusissimo; frontale antice dila- tatum ; frenale labiali secundo tertioque superpositum; suprala- bialia 8, quarto quintoque oculo subpositis; temporalia 2; squa- marum series 21. — Long. 0°63 m. Zacholus girondicus Wagl. natürl. Syst. d. Amphib. pag. 190 (1830). — Coronella laevis part. Schleg. Essai phys. serp. II, pag. 69 (1837). — Coronella girundica Dum. Bibr. Erpetol. gener. VII, pag. 612, 2 (1854). Typus: Supra flavo-aut cinereo-fuscescens, dorso maculis irregulari- bus nigris per seriem umicam dispositis; lateribus subobsolete nigro-maculatis; subtus sulfurea, nigro-tessellata. Coluber girondicus Daud. hist. natur. d. reptil. VI, pag. 432 (18038). — Natrix girondicus Merr. Syst. amphib. pag. 108, 61 (1820).— Coluber laevis Rosenh. Thiere Andalus. pag. 15 (1856). — Coronella laevis var. hispanica Böttg. Beitr. z. Kenntn. d. Rept. Span. u. Portug. Offenb. Ver. f. Naturk. X, pag. 7, 4 (1869). var. a) Ut supra, sed maculis dorsalibus divisis alternis. Coluber meridionalis Daud. hist. natur. d. reptil. VII, pag. 158 (1805). — Natrix meridionalis Merr. Syst. Amphib. pag. 129, 147 (1820). — Coronella meridionalis Boie Bemerk. üb. Merr. Syst. d. Amph. Isis XX, pag. 539, 3 (1827). var. b) Ut a, sed maculis lateralibus cum dorsalibus transverse con- Sluentibus. var. c) Ut a, sed maculis lateralibus per longitudinem confluentibus. var. d) Supra cinereo-rufescens, dorso maculis nigris seriatim positis ; squamis lateralibus interdum albo-rufove marginatis cereberrime rubro sparsis. Coluber Riccioli Metaxa Monogr. d. Serp. di Roma pag. 41, fig. 3, 4 (1823). —?Coluber strigatus Risso hist. natur. de ’Eur. merid. 300 | Colubridae. III, pag. 90, 23 (1826). — Coluber rubens Gachet Bull. soc. Linn. Bord. III, pag. 225 (1829). — Zamenis Riccioli Bonap. Amph. europ. pag. 47, 48 (1839). Der Körper istschlank, kaum kleiner, aber meist viel dünner als bei austriaca, der Kopf mittelgross und namentlich nach vorn zu ver- Fig. 54. hältnissmässig viel gestreckter als bei der folgenden Art. Er ist vom Halse bald mehr bald weniger geschieden, von hinten nach vorn in der Jugend mehr, im Alter weniger, aber stets nur allmälig in fast gerader Linie verschmälert, mit zugerundeter Spitze, im Allgemeinen von gestreckt elliptischer oder verlängert eiförmiger Gestalt; seine Oberseite ist flach, die Schnauzenkante verrundet oder höchstens unmittelbar vor den Augen schwach angedeutet. Die Kopfseiten sind meist etwas minder steil als bei austriaca, die Zügelgegend Coronella eirondie. Mur vor den Augen kaum merkbar vertieft; Daud. letztere sind mittelgross, mässig vorragend, a Rostrale. ziemlich vertical, bei älteren Thieren durch Verflachung der Kopfseiten oft etwas schief und dann von oben mehr sichtbar, mit kreisrunder Pupille. Der Schwanz ist viel dünner und schlanker als bei austriaca, etwa ein Viertel der ganzen Körper- länge betragend, in eine ziemlich lange und feine Spitze auslaufend. Das Rostrale ist deutlich breiter als lang, ziemlich halbkreis- förmig, von oben nicht oder sehr wenig sichtbar, am Mundrande deutlich ausgerandet, sein äusserst stumpfer oder fast verrundeter Hinterwinkel nicht zwischen die Internasalia eingeschoben. Diese sind klein, unregelmässig viereckig, mit mehr weniger gerundeten Seiten, gegen ihre gemeinschaftliche Naht zu etwas verschmälert. Die Praefrontalen sind meist deutlich breiter als lang, das Frontale ist mässig gross, nach vorn merklich erweitert, mit geraden Aussen- seiten und äusserst stumpfem oder fast verwischtem Vorderwinkel, sein Hintertheil als ziemlich lange Spitze zwischen die Parietalia hineinragend;; diese sind gross und lang, nach hinten zu stark ver- schmälert, vorn in scharfem Winkel zwischen das Frontale und die Supraocularia eingefügt; letztere sind länglich, nach rückwärts etwas erweitert, mit schiefem Hinter- und deutlich ausgebuchtetem Augen- vande. Das Nasale ist etwa doppelt so lang als hoch, länglich, hin- ten manchmal etwas erweitert, das erste Supralabiale stets bedeutend überragend und meist vollständig oder wenigstens über dem rund- lichen Nasenloch deutlich getheilt. Das Zügelschild ist merkbar niedriger als das Nasale, stets länger als hoch, nach rückwärts ge- Coronella. 301 wöhnlich etwas verschmälert und als deutliche Spitze zwischen das Praeoculare und das dritte Supralabiale hineinragend, letzteres meist bis zu seinem Ende begleitend. Das Praeoculare ist schmal, stets merklich höher als breit, vertical gestellt, nach aufwärts kaum er- weitert, in der Mitte manchmal sehr schwach vertieft oder einge- drückt und etwas nach oben übergebogen, so dass es als kleines Dreieck vom Pileus aus gewöhnlich theilweise sichtbar ist. Das obere Postoculare ist fast immer merklich grösser als das untere, die zwei Temporalia sind deutlich, schmal, etwa doppelt so lang als breit, der Aussenrand der Parietalia ist von zwei bis vier kleinen Schildern oder Schuppen begrenzt. Supralabialia sind stets acht vorhanden, das vierte und fünfte unter das Auge gestellt; von den neun bis zehn Sublabialen erscheinen gewöhnlich die fünf ersten den Inframaxillaren angefügt, deren hintere meist etwas kürzer als die vorderen sind. Die Schuppen sind rhombisch, deutlich geschindelt, nach den Seiten zu nur wenig vergrössert, in der Mitte des Körpers in 21 (sehr selten in 23) Längsreihen gestellt. Die Zahl der Bauchschilder wechselt von 174—190, die der Schwanz- schilderpaare von 55—71. Die Grösse des erwachsenen Thieres be- trägt etwa zwei Fuss. Die Grundfarbe der Oberseite ist in der Regel ein bald lichteres, bald dunkleres Gelb- oder Graubraun, das nur selten bis zu röthlich Olivenfarben %esteigert ist. Vom Hinterrande des Auges bis zum Mundwinkel zieht gewöhnlich ein schiefer, schwarzer Streifen hin, der jedoch fast niemals auf die Halsseiten verlängert ist, wohl aber manchmal nach aufwärts bis zum oder selbst vor das Frontale weiter- zieht und dann oft mit dem gegenüberliegenden zu einer binden- artigen Zeichnung zusammenstösst; der hintere Kopftheil ist in der Regel durch schwärzliche Mackeln und Punkte mehr weniger dunkel gewölkt oder gesprenkelt, nach vorn zu oft mit einem deutlicher abgesetzten schwarzen Flecken versehen. Am Anfange des Halses finden sich zwei längliche, ziemlich parallele oder auch etwas con- vergirende Streifen, die an ihrem Hinterende oft durch einen Quer- fleck verbunden sind und nach vorn meistens undeutlich werden, indem sie daselbst unter sich oder auch mit der dunklen Kopffarbe verschmelzen. Von hier aus zieht sich nun bei der Stammform (Coronella girondica Daud.) über die Mitte des Rückens eine Reihe schiefer, unregelmässiger Flecken hin, die durch schwarz gerandete Schuppen gebildet werden, aber namentlich nach hinten zu oft ziem- lich undeutlich sind, und ausnahmsweise in zwei schief neben ein- ander stehende Mackeln aufgelöst erscheinen (Üoronella meridionalis Daud.). Häufig bemerkt man auch an den Seiten des Körpers eine ähnliche Fleckenreihe, die gewöhnlich mit einem langen dunklen 302 Colubridae. Streifen jederseits des Halses beginnt, aber stets mehr oder weniger undeutlich ist und oft nur in schwachen Spuren erkannt werden kann; manchmal stossen diese Seitenflecken mit den Rückenmackeln zusammen, manchmal bilden sie wieder durch Zusammenfliessen einen in der Regel nicht besonders ausgeprägten schwärzlichen Seiten- streifen. Zu beiden Seiten der letztgenannten Fleckenreihe zeigt der Körper öfters eine sehr, intensive röthliche Färbung, welche da- durch entsteht, dass die daselbst oft unregelmässig braun oder weiss gerandeten Schuppen eine grosse Anzahl korallenrother Punkte tragen (Coronella Riceioli Metaxa). Diese Form scheint nament- lich in Italien vorzukommen, während man bei spanischen Stücken (wenigstens im Tode) keine Spur einer derartigen Färbung bemerkt. Ausser den genannten Zeichnungen sind noch alle Körperschuppen mit sehr feinen, schwarzen Atomen besetzt, ohne jedoch an der Spitze einen grösseren dunklen Punkt zu haben, wie er bei austriaca so häufig vorkommt. Die bei Weingeistexemplaren weissliche Unter- seite ist im Leben schön schwefelgelb und beiderseits fast immer mit einer Reihe von einander entfernt stehender, schwarzer Flecken versehen, welche, bald mehr, bald weniger ausgeprägt, meistens eine länglich viereckige oder trapezische Form haben, und indem sie nach rückwärts fast immer, mitunter aber auch nach vorn quer erweitert sind, nicht selten die Gestalt von römischen Einsern an- nehmen. Diese Flecken, welche in der Regel alle ziemlich gleich sind, erscheinen meist auf nicht unmittelbar hinter einander liegende Schilder vertheilt, obwohl sie hier und da auch zu zweien, selten jedoch zu mehreren auf einander folgen; auch werden diese Mackeln nach vorn zu meist undeutlicher und kleiner, so dass der Hals ge- wöhnlich, die Kehle aber immer einfärbig und ungefleckt sind; end- lich kommt es noch vor, dass sich zwischen diese seitlichen Flecken- reihen in der Nähe des Halses noch manchmal theilweise eine dritte. mittlere einschiebt, deren Flecken dann mit den seitlichen wechseln, sowie es anderseits auch geschehen kann, dass letztere sich am Halse zu einer einzigen Reihe vereinen. Girondica ist über fast ganz Italien, Südfrankreich und die pyrenäische Halbinsel verbreitet, und findet sich auch noch in dem gegenüberliegenden Nordafrika; nach Dume£ril soll sie auch in Griechenland (bei Athen) vorkommen, obwohl mir über ein so weites Vordringen nach Osten sonst keine Daten vorliegen. Ueber Sitten und Lebensweise ist mir nichts bekannt. Coronella. 303 3. Coronella austriaca: Caput planum; rostrale longiusculum, in pileum productum ; frontale antice dilatatum; frenale primo et secundo labiali superpositum ; supralabialia 7, tertio quartoque oculo subpositis; temporalia 1— 2; squamarum series 19. — Long. 0°63—0'80 m. Coronella austriaca Laur. Synops. reptil. pag. 84, 48, tab. 5, fie. 1 (1768). — Coluber versicolor Razoum. hist. nat. du Jorat I, pag. 122, 27 (1789). — ? Coluber oculus cati Suckow Anfangsgr. d. Naturg. III, pag. 247, 189 (1798). — Coluber coronella Bonnat. Tabl. eneycl. meth. Erpet. Ophiol. pag. 31, 68, tab. 36, fig. 2 (1790). — Coluber austriacus Gmel. Linn. Syst. nat. I, pag. 1114 (1790). — Coluber thuringiacus Bechst. in Lacep. Naturg. d. Amphib. II, pag. 182, tab. 1, fig. 2 (1800. — Natrix laevis Merr. Syst. Amphib. pag. 101, 36 (1820). — Coronella laevis Boie Bemerk. üb. Merr. Syst. d. Amph. Isis XX, pag. 539. 1 (1827). — Zacholus austriacus Wagl. natürl. Syst. d. Amphib. pag. 190 (1830). — Natrix Dumfrisiensis Flem. hist. of Brit. anim. pag. 156, 4 (1838). — Zacholus laevis Eichw. Fauna caspio cauc. pag. 149 (1842). Typus: Rufo-cinerea vel rubescens, dorsi maculis alternis, fasci« var. var. var. var. var. var. var. postoculari et macula oceipitali postice emarginata obscuris. a) Rostra acuminato valde prominenti, ventre subanguloso ; ma- culis dorsalibus minimis linea interdum obscuriore per longitu- dinem connexis. (Ital.) Zocholus Fitzingeri Bonap. Amph. europ. pag. 47 (1839). — Zacholus italicus Fitzing. Mus. Vindob. b) Fascia postoculari in colli latera plus minusve prolongata. c) Maculis dorsalibus transverse connexis. d) Maculis per longitudinem in taenias duas vel quatuor con- Siuentibus. e) Ut supra, sed maculis dorsalibus etiam transverse cohaeren- tibus. f) Supra grisescens, punctis atris per medium corporis decur- rentibus. Coluber tetragonus Latr. hist. nat. Salam. France XXXV, 10 (1800). 2) Supra fusco-olivacea, pileo nigrescenti ; macula cervicali fascüs- que colli transversis plus minusve distinctis; corporis maculis evanidis; subtus fusca, lateribus lueidioribus. (Ross. merid.) Coronella laevis var. Demid. Voyage d. la Russie merid. tab. 12, fig. 2 (1840). 304 Colubridae. var. h) Supra et subtus fusco-cuprea, concolor, scutis abdominalibus nitidissimis. (Ross. merid.) Coluber eupreus Pall. Zoograph. rosso-asiat. III, pag. 54, 4 (1831). var. 1) Supra fusca, immaculata, medio lateribusque lucidioribus ; subtus rosea, lateribus flavescentibus. (Ross. merid.) Coronella laevis var. caucasica Demid. Voyage d. la Russie merid. tab. 13 (1840). var. k) Supra fuscescens, fere concolor, subtus albescens vel flavescens, aut concolor aut cinereo-nebulosa. (Ross. merid.) Coluber caucasicus Pall. Zoograph. rosso asiat. III, pag. 46, 43 (1831). juv. Maculis ommibus distinctissimis, migris; fascia postoculari ad nares usque producta ; abdomine rubescenti. Coluber ferrugineus Sparm. Neue schwed. Abhand. XVI, pag. 180, tab. 7, fig. A, B (1795). Der Körper ist nicht sehr schlank, nach vorn und hinten nur wenig verdünnt, im-Allgemeinen von ziemlich walzenförmiger Ge- Fig. 55. stalt; der nur wenig abgesetzte Kopf ist mittelgross, ziemlich breit, mit etwas hinter der Mitte gelegenem grösstem Querdurchmesser, von da nach vorn in gerader Linie und ziemlich stark verschmälert, mit ge- rundet abgestutzter Spitze; er ist oben flach, die Schnauzenkante stark verrundet, seine ziemlich senkrecht abfallenden Seiten in der Zügelge- gend längs der OÖbernaht der Supra- labialiaschwach vertieft. Die kleinen, schwach vorragenden Augen sind Re von oben theilweise sichtbar, der a nicht sehr dünn auslaufende Schwanz Coronella austriaca Laur. ist kurz, etwa den sechsten Theil der a Rostrale. ganzen Körperlänge wegnehmend. Das Rostrale ist etwa so hoch als breit oder nur wenig breiter, unten schwach ausgerandet, hinten stark auf den Pileus übergebogen und als ziemlich grosse, dreieckige Spitze zwischen die Internasalia eingekeilt; diese sind viel breiter als lang, quer trapezisch oder dreieckig, nach aussen mehr weniger erweitert, die Praefrontalia ziemlich gleichbreit; das Frontale ist gross, nach vorn stets deutlich erweitert, mit geraden Seitenrändern und äusserst stumpfem Vorder- winkel, hinten als breite dreieckige Spitze zwischen die Parietalia Coronella. 2», ab eingeschoben; diese sind gross, nach hinten verschmälert, vorn in ziemlich scharfem Winkel zwischen das Frontale und die Supraocu- laria eingefügt, letztere länglich, nach hinten schwach erweitert, mit schiefem Hinter- und etwas ausgebuchtetem Augenrande. Das Na- sale ist etwa doppelt so lang als hoch, länglich rechteckig, vom ersten Supralabiale an Länge wenig verschieden, entweder gar nicht oder nur unvollständig getheilt, mit rundem, centralem Nasenloch. Das Frenale ist klein, etwa halb so lang, aber viel niedriger als das Nasale, meist ziemlich regelmässig viereckig, gewöhnlich merklich kürzer als das zweite Supralabiale oder höchstens bis zu dessen Hinterrand reichend. Das Praeoculare ist über doppelt so hoch als das Zügelschild, nach oben meist etwas verschmälert, vollkommen flach und senkrecht gestellt, vom Pileus aus nicht oder kaum sicht- bar; die beiden Postocularia sind in der Regel ziemlich gleichgross, die zwei Temporalia mässig entwickelt, der Aussenrand der Parie- - talia gewöhnlich von drei Schildchen begrenzt, deren hinterstes meistens das grösste. Supralabialen sind immer nur sieben vor- handen, das dritte und vierte unter das Auge gestellt. Von den neun Sublabialen berühren in der Regel die fünf ersten die Infra- maxillaren, deren hintere meist den vorderen an Länge nachstehen. Die Schuppen sind spiegelglatt, glänzend, nach den Seiten zu deut- lich vergrössert, in der Mitte des Körpers in 19 Längsreihen ge- ordnet *). Die Anzahl der Bauchschilder wechselt zwischen 159 bis 189, die der Schwanzschilderpaare von 46 bis 64. Das grösste von mir gemessene Exemplar mass 28 Zoll. Die Grundfarbe ist auf der Oberseite gewöhnlich braun, manch- mal ins Olivenfarbige, häufiger ins Graue, Grelbliche, namentlich aber ins Röthliche geneigt, am Rücken in der Regel dunkler als an den Seiten, die einzelnen Schuppen meist mit bald mehr, bald weniger ausgesprochenen dunklen Sprenkeln besetzt, nicht selten auch mit einem oder zwei deutlicheren dunklen Punkten an der Spitze, der stets dunklere Kopf ebenfalls schwärzlich gesprenkelt; die dunkle Farbe des letzteren wird gegen hinten zu immer gesättigter und tiefer, so dass sie endlich in eine nach vorn undeutliche, nach rück- wärts aber besonders in der Jugend sehr scharf begrenzte, meist zweischenklige oder ausgerandete Nackenmackel übergeht, die bei älteren Thieren meist braun und manchmal undeutlich, bei jungen hingegen fast immer tief schwarz erscheint; sehr häufig ist dieser Flecken nach hinten in Gestalt eines Hufeisens verlängert, dessen *) Strauch giebt in seiner Erp6tologie de l’Algerie pag. 54 die Anzahl der Schuppenreihen bei dieser Art mit 21 an. Ich zählte, übereinstimmend mit Du- meril und Jan, bei einer srossen Anzahl untersuchter Exemplare stets aus- nahmslos nur 19 Reihen. Schreiber, Herpetologia europaea. 20 zu Zi “ & 306 Colubridae. Schenkel mitunter ziemlich weit am Halse hinziehen. Ausserdem findet sich, bei Jungen meist schon vom Nasenloch, bei älteren Thie- ren gewöhnlich erst vom Auge an ein längs der Kopfseiten zur Mundspalte laufender dunkler Streifen, der ebenfalls nicht selten mehr weniger auf die Halsseiten verlängert ist. An die Schenkel des Nackenfleckens schliesst sich nun bei typischen Exemplaren eine Doppelreihe unregelmässiger, abwechselnd gestellter Flecken an, die gewöhnlich die achte Schuppenreihe ganz, die siebente und neunte aber theilweise einnehmen, sowie auch an den Seiten des Körpers in gleicher Höhe mit dem Augenstreifen eine Reihe viel kleinerer und undeutlicher Flecken meist über die vierte Schuppenreihe hin- zieht. Sämmtliche Flecken entstehen in der Regel dadurch, dass einzelne Schuppenreihen mehr weniger dunkelbraun gefärbt und besonders an den Rändern mit schmalen, schwärzlichen Längsflecken und Strichelehen untermischt oder gesäumt sind, obwohl namentlich bei den Seitenflecken häufig nur das letztere der Fall ist. Die. Unterseite ist besonders in der Jugend fast immer einfärbig ziegel- roth, weit seltener grau oder weisslich, bei älteren Stücken meist gelbgrau oder röthlich, manchmal selbst strohgelb und entweder einfärbig, oder mit dunkleren, schwärzlichen Sprenkeln und Wolken- flecken bald mehr, bald weniger besetzt, durch Ueberhandnehmen und Zusammenfliessen derselben öfters auch theilweise oder ganz schwarz. Die Lippenschilder sowie die Unterseite des Kopfes sind aber stets hell, mit dunklen Sprenkeln und unregelmässigen Flecken oft ziemlich dicht besetzt. Das Auge ist braun, die Iris gelb. Diese eben beschriebene Grundform ist jedoch in ihrer vollen Reinheit nur selten zu finden, indem namentlich die Fleckenzeichnung der Oberseite sehr mannigfaltig abändert und zu vielen, mitunter sehr ausgezeichneten Varietäten Veranlassung giebt. Am häufigsten kommt es vor, dass je zwei neben einander stehende Rückenmackeln zu etwas schief gestellten Querbinden verschmelzen, was besonders nach vorn zu öfters der Fall ist; seltener geschieht es, dass die hinter einander stehenden Flecken in mehr weniger regelmässige Längsbinden zusammenfliessen, was auch nur meist in dem vorderen Theile des Körpers eintritt, manchmal jedoch allerdings so weit geht, dass die Fleckenreihen in ihrem ganzen Verlaufe durch ununter- brochene Längsstreifen ersetzt sind. Wenn in diesem Falle die Flecken der Mittelreihen auch noch in die Quere zusammenstossen, so wird hierdurch eine manchmal sehr regelmässige, leiterartige Zeichnung hervorgebracht, die über die Mitte der Oberseite bald auf kürzere, bald auf längere Erstreckung hinziehend dem Thiere ein sehr ausgezeichnetes Ansehen verleiht. Nur ausnahmsweise finden sich Stücke, bei denen die vier Fleekenreihen in zahlreiche Coronella. 307 kleine Mackeln und Sprenkeln aufgelöst erscheinen, welche über die ganze Oberseite unregelmässig zerstreut sind; diese Form, welche noch dadurch ausgezeichnet ist, dass die zwei Temporalschilder ge- wöhnlich zu einem einzigen verschmelzen, findet sich namentlich in den Kaukasusländern. Eine andere Reihe von Varietäten entsteht dadurch, dass die bei den bisher erwähnten Formen sehr ausgesprochenen dunklen Flecken viel weniger entwickelt sind, immer kleiner und undeutlicher werden, ja in manchen Fällen selbst vollkommen verschwinden, so dass dann die ganze Oberseite vorherrschend oder auch durchaus gleichfarbig und ungefleckt erscheint. Am häufigsten tritt diese Rückbildung bei den Seitenflecken ein, während die Rückenmackeln weit beständiger sind und namentlich am Halse wenigstens in Spuren fast immer noch theilweise erkennbar bleiben. Im Allgemeinen scheint die Tendenz der Zeichnungen, sich in kleinere und allmälig undeutlich werdende Flecken aufzulösen, mit dem Vordringen des Thieres nach Südosten zuzunehmen, so dass Stücke mit vorherrschend einfärbiger Oberseite namentlich in der Krim, sowie in den Kaspi- und Kaukasusländern angetroffen werden; die von einigen Autoren als Coronella caucasica Pall. unterschiedene Form wird eben durch derartige Exemplare gebildet, welche sich von ihren mitteleuropäischen Verwandten auch durch die gewöhnlich ziemlich dunkelbraune, meist auch auf die Unterseite ausgedehnte Grundfärbung unterscheiden. Doch ist letztere manchmal auch weiss oder gelblich, bald einfärbig, bald mit dunklen Flecken verschiedenartig gewölkt oder gezeichnet, die gelbe Grundfarbe des Bauches in seltenen Fällen selbst ins Rosenrothe übergehend, sowie anderseits der Oberkörper längs der Seiten mitunter eine dunklere, verwaschene Längsbinde oder einen etwa über die Aussenränder der Bauchschilder hinziehenden gelb- lichen Streifen zeigt. Diesen russischen Stücken nahe steht eine andere Varietät, welehe man wegen ihres vorherrschenden Vorkommens in Italien und den dazu gehörenden Inseln als Coronella italica Fitzing. be- zeichnen könnte. Die Grundfarbe der Oberseite ist hier bei den meisten ein lichtes Graubraun, das aber in seltenen Fällen bis ins dunkle Olivenbraune abändert; die Fleckenzeichnungen sind hier nur wenig ausgebildet, so dass sie in der Regel bloss auf vereinzelte, dunkle Schuppenränder reducirt sind; diese sehr undeutlichen schwar- zen Fleckenreihen werden dann gewöhnlich noch von einem dunklen Längsband durchzogen, das, gesättigter als die Körperfarbe aber heller als die Flecken, die letzteren meistens noch deutlich erkennen lässt. Doch kommen derlei dunkle, über die Flecken hinziehende Längsstreifen manchmal auch bei der Stammform vor, obwohl sie bei 20* 308 Colubridae. Stücken mit verschwindenden Mackeln viel häufiger auftreten. Uebri- gens ist Coronella italica von allen anderen Varietäten dieser Art namentlich dadurch verschieden, dass das Rostrale viel stärker als sonst ge- wölbt ist, den Internasalen fast kuppen- artig aufliegt und so stark kegelförmig über den Unterkiefer vorragt, dass diePhy- siognomie des Thieres fast Aehnlichkeit mit Coronella italica Fitzing. Rninechis erhält; auch sind hierdie Bauch- schilder auf die Seiten des Körpers meist so plötzlich aufgebogen, dass dadurch in der Regel eine ziemlich deutlich ersichtliche Seitenkante gebildet wird. Trotz dieser, auf den ersten Anblick sehr auffälligen, Unterschiede glaube ich diese Form doch nicht als eigene Art auffassen zu müssen, da sie in der Beschilderung des Kopfes und in der Anzahl der Schuppenreihen ganz mit austriaca übereinstimmt. Sehr ausgezeichnete Stücke dieser Varietät untersuchte ich namentlich aus Sicilien, doch ist sie nicht ausschliesslich auf Italien beschränkt, da ich mit dieser Form vollkommen identische Exemplare auch aus der pyrenäischen Halb- insel vor mir hatte. Die Jungen sind im Allgemeinen von den Alten nicht unter- schieden, nur dass die Fleckenzeichnungen in diesem Alter fast immer sehr scharf und regelmässig und meistens mehr weniger schwärzlich sind, welche Farbe in der Regel auch die ganze Hinter- hälfte des Kopfes zeigt*); auch ist die Unterseite fast immer ein- färbig, am häufigsten ziegelroth. Neugeborene Thiere haben etwa die Länge von sechs Zoll. . Austriaca kommt vom nördlichen Skandinavien und England an durch fast ganz Europa, obwohl nicht allerorten in gleicher Menge, vor. Am häufigsten ist sie jedenfalls in Mitteleuropa, während sie nach Süden zu entschieden seltener wird, ja hier theilweise wohl auch gänzlich fehlt. So scheint sie im südlichen Frankreich und Italien mehr durch die vorhergehende Art ersetzt zu sein, und von den zu letzterem Lande gehörenden Inseln fehlt sie beispielsweise auf Sardinien. Auch in der pyrenäischen Halbinsel dürfte sie mehr auf die nördlichen Theile beschränkt sein, da sie in Portugal jeden- falls fehlt und auch in Südspanien wahrscheinlich nicht vorkommt; wenigstens hatte sich mir eine ziemlich grosse Anzahl von aus An- dalusien als austriaca bezogener Stücke sämmtlich als zu girondica *) Die Angabe Frivaldszky’s (Monogr. Serp. Hung. pag. 39.), dass die Jungen fast ganz weiss seien, dürfte auf einer Verwechselung mit Tropidonotus tessellatus beruhen. a Peropodes. 309 ‘ gehörend erwiesen. Auch über ihr Vorhandensein auf Griechenland war ich nicht in der Lage ganz sichere und zweifelhafte Daten zu erhalten. Die Art hält sich am liebsten an lichten Waldstellen und son- nigen Gehängen auf, wo sie theils in Erd- und Felsenlöchern, theils unter losen Baumrinden oder grösseren Steinen sich ansiedelt. Ob- wohl frisch gefangen ziemlich bissig, wird sie doch meistens in kurzer Zeit zahm und nimmt dann in der Regel auch ohne Umstände Nahrung zu sich; letztere besteht — wenigstens nach meinen Er- fahrungen — ausschliesslich aus Eidechsen und Blindschleichen, welche Thiere sie gewöhnlich vor dem Verzehren durch Umschlin- gungen erdrückt. Das Weibchen legt im Hochsommer etwa ein Dutzend ziemlich grosser Eier, aus denen sofort die Jungen heraus- kriechen, daher diese Schlange auch häufig zu den lebendig gebä- renden gerechnet wird. “ 4. Fam. Peropodes. Corpus utrinque juxta anum calcare instructum. Die Peropoden sind kleine bis sehr grosse Schlangen mit bald ziemlich gleich dickem, walzenförmigem, bald in der Mitte mehr weniger verdicktem Körper. Der mässig grosse Kopf ist entweder hinten vollkommen von der Breite des Rumpfes und daher von ihm nicht unterschieden, oder aber durch eine deutlich halsförmige Ver- jüngung des vordersten Körpertheiles gut abgesetzt. Seine Oberfläche ist theils mit grossen, regelmässigen Tafeln, theils mit kleinen, schuppenartigen Schildchen oder auch mit Schuppen bedeckt, so dass oft nur das Rostrale und die Labialia deutlich sind. Die Augen sind immer frei, mit länglich runder, senkrecht gestellter Pupille, das Maul bald weit gespalten und dabei sehr ausdehnbar, bald wieder weni- ger tief geschlitzt und nur schwach erweiterbar. Die kurzen Zähne sind immer vollkommen solid, weder gefurcht noch durchbohrt, die der Kiefer vom zweiten oder dritten an, die der doppelten Gaumenreihe schon vom ersten angefangen nach hinten allmälig kleiner werdend. Die Körperschuppen sind klein und zahlreich, bald glatt, bald mehr weniger deutlich gekielt und oft weit auf die Bauchseite hinab- ‚greifend, so dass letztere in Folge dessen manchmal nur mit ziemlich schmalen und in die Mittellinie des Unterleibes gestellten Schildern versehen ist. Der verhältnissmässig kurze oder selbst sehr kurze Schwanz ist entweder gegen hinten stark zugespitzt auslaufend und rollfähig, oder aber nach rückwärts nur wenig verdünnt, stumpf 310 Peropodes. kegelförmig und nicht einrollbar, unten bald mit doppelter, bald mit einfacher Schilderreihe. Zu beiden Seiten des Afters findet sich — wenigstens bei Erwachsenen — stets ein kurzer, klauenartiger Sporn, der als Rudiment der hinteren Gliedmaassen angesehen werden muss. Diese Familie, zu welcher die grössten aller Schlangen gehören, ist in Europa nur durch eine einzige Gattung vertreten. 1 Gatt. Eryx.- Daudin hist. natur. gener. d. reptil. VII, pag. 251 (1803). Caput a trunco indistinetum, scutellis numerosis squamifor- mibus tectum. Oculi seutellis eincti, pupilla oblongo-verticali. Gula tota squamosa, sulco gulari parum conspieuo. Seuta abdominalia et subcaudalia angusta, simplicia, Der Körper ist kräftig, durchaus gleich dick und walzenförmig, der etwa kegelförmige Kopf nach vorn zw schwach und allmälıg verjüngt, mit ziemlich stark abgestutzter, über den Unterkiefer weit vorragender Schnauze; seine Oberseite ist von den Augen nach vorn zu schwach nach abwärts gewölbt, sein hinterer Theil vollkommen von der Dicke des Rumpfes und ohne Spur einer halsförmigen Ver- engung in denselben übergehend. Das bis weit hinter die Augen gespaltene Maul ist nur einer geringen Ausdehnung fähig; die Nasenlöcher sind klein, spalten- oder punktförmig, die Augen eben- falls ziemlich klein, deutlich gewölbt aber kaum vorstehend, von oben gut sichtbar, mit länglich elliptischer, senkrecht gestellter Pupille. Die kurzen, oft schwer zu unterscheidenden Sporen sind nach innen gekrümmt, in einer Vertiefung zu Seiten des Afters ge- legen. Der nicht rollfähige Schwanz ist sehr kurz, nach rückwärts nur wenig verdünnt, von stumpf kegelförmiger Gestalt. Das Rostrale ist das grösste aller Kopfschilder, gut doppelt so breit als lang, oberseits schwach gewölbt und in der Mitte im Bogen in eine ziemlich scharfe Spitze nach hinten verengt, seine Unterseite vollkommen horizontal gestellt, vor dem deutlich ausgebuchteten Mundrande mit bogiger (Juerfurche, die Ober- und Unterseite nament- lich in der Jugend in ziemlich scharfer Kante zusammenstossend; die Internasalia sind etwa ein Drittel so breit als das Rostrale und beiläufig so lang als dessen oberer Theil längs der Mittellinie‘ ge- messen. Ausser den genannten Schildern ist der ganze Pileus mit zahlreichen, kleinen, unregelmässig vieleckigen Schildchen bedeckt. Eryx. 311 die sich auch auf die Zügelgegend ausdehnen und am Scheitel all- mälig kleiner werdend in die gewöhnlichen Körperschuppen über- gehen.” Das Nasale ist in der Jugend fast immer 'getheilt, im Alter hingegen der vordere Theil desselben sehr häufig mit dem daran stossenden Internasale verschmolzen, das Nasenloch selbst immer an der Grenze dieser drei oder zwei Schilder gelegen. Die Augen sind mit einem Kranze von gewöhnlich neun bis zehn kleinen, schuppen- förmigen Schildehen umgeben, die Schläfe wie der übrige Körper beschuppt. Supralabialia sind etwa zehn bis zwölf vorhanden, mit Ausnahme der hintersten alle höher als lang, die vordersten zwei bis drei in der Regel die höchsten, die letzten fünf bis sechs etwa die niedrigsten. Das Mentale ist wenig breiter aber deutlich länger als die daran grenzenden Sublabialia, von vorn nach rückwärts drei- eckig verschmälert und etwas über die Sublabialen hinausragend; von letzteren sind nur die fünf bis sechs ersten deutlich, breiter als lang, die folgenden aber kaum zu unterscheiden, klein und schuppen- förmig. Der übrige Unterkopf ist gänzlich mit kleinen, flachen, gerundet rhombischen Schuppen bedeckt, die in schiefe Querreihen gestellt sind; die kurze, meist nur zwischen zwei bis drei Schuppen- paaren hinziehende Kinnfurche ist fein und seicht, mitunter nur schwach bemerkbar. Die gerundet sechseckigen Körperschuppen sind klein und zahlreich, nach den Seiten zu mässig vergrössert, schwach gewölbt, bei Weingeistexemplaren oft mehr oder weniger eingedrückt; sie sind namentlich am Rücken grösstentheils glatt, gegen den Schwanz zu jedoch mit immer deutlicheren, stumpfen Kielen versehen, die aber gewöhnlich nur in.der Mitte der Schuppen hervortreten, gegen die Spitze aber und häufig auch gegen die Basis derselben in der Regel mehr weniger verschwinden. Diese Schuppen sind in 35 bis 5l Längs- und nur mässig schiefe Querreihen gestellt. Der Bauch und Schwanz sind mit einer einzigen Reihe schmaler, quer sechseckiger Schilder versehen, deren Breite die Länge selten um mehr als das Doppelte übertrifft; das Anale ist einfach, von den vorangehenden Gastrostegen an Form und Grösse kaum ver- schieden. Die Anzahl der Bauchschilder kann von 167 bis 194, die der Schwanzschilder von 17 bis 28 wechseln. Die Spitze des Schwanzes ist mit einer grossen, stumpf kegelförmigen Schuppe bedeckt. Die Eryxarten sind schnelle und flinke Thiere, die in offenen Gegenden namentlich auf Sandboden leben, in den sie sich mit Hilfe ihrer kegelförmigen Schnauze mit grosser Behendigkeit einwühlen; ihre Nahrung besteht aus Eidechsen, Schleichen und kleineren Säugern, die sie sowohl über als auch unter der Erde aufsuchen. Die einzige Art unserer Fauna lebt im südöstlichsten Europa. 312 Peıopodes. 1. Eryx jaculus: Supra maculis faseiisve transversis pallidis ob- scurisque irregulariter variegatus; subtus griseo-flavescens, Com- color. — Long. 0'653 m. Anguis colubrina Hasselg. It. Palaest. pag. 319, 64 (1757). — Eryx cerastes Daud. hist. natur. gener. d. rept. VI, pag. 254 (1803). — Eryx turcica Merr. Syst. amphib. pag. 85, 1 (1820). — Pseudoboa turcica Schneid. Classif. d. Riesenschl. Denkschr. Akad. Wiss. Münch. VII, pag. 129 (1821). — Boa tatarica Lichtenst. in Eversm. Reise pag. 146, 16 (1823). — Anguis helluo Pall. Zoo- graph. rosso-asiat. III, pag. 54, 53 (1831). — Tortrix eryx Schleg. Abbild. neuer od. unvollst. bek. Amphib. tab. 33, fig. 18 bis 20 (1837). — Eryx jaeulus Bonap. Amph. europ. pag. 44, 43 (1839). var. a) Supra griseo-flavescens, maculis fascüsque nigro-fuscis ad la- tera praesertim confluentibus irregulariter variegatus. Boa turcica Oliv. Voyage emp. Ottom. I, pag. 329 (1801). — Eryx turcica Daud. hist. natur. gener. d. reptil. VII, pag. 267, tab. LXXXV, fie. 2, tab. LXI, fig. 34, 35 (1803). var. b) Supra obscuro-fuscus vel nigrescens, maculis fasctisque griseo- flavidis ad latera praesertim confluentibus irregulariter variegatus. Anguis jaculus Linne Syst. nat. I, pag. 228, 209 (1758). — Eryx jaeulus Daud. hist. natur. gener. d. reptil. VII, pag. 257 (1805). var. c) Supra flavo-griseus vel pallide fuscescens, maculis numerosis atris passim majoribus vix confluentibus. Eryx familiaris Eichw. Zool. spec. Ross. et Polon. III, pag. 176, 2 (1831). Die Grundfarbe der Oberseite ist in der Regel ein ziemlich helles, unreines Strohgelb. Die Vorderhälfte des Kopfes ist fast immer einfärbig, vom Hinterrande des Auges zieht schief, gegen (lie Mundwinkel ein dunkler, am Ende meist winkelig nach vorn um- gebogener Streifen; auch sind die vorderen Labialia häufig ebenso gesäumt oder gewölkt. Die Grundfarbe des Körpers ist auf der ganzen Oberseite durch zahlreiche dunkle Flecken unterbrochen, deren Zahl und Gestaltung übrigens in mannigfacher Weise wechseln kann; in den meisten Fällen sind sie jedoch mehr in die Breite ent- wickelt und namentlich am Rücken zu unregelmässigen Querbinden ausgebildet, diebald isolirt, bald wieder stellenweise zusammenhängend über den ganzen Körper bis zur Schwanzspitze hinziehen. Aehnliche aber viel kleinere und unbestimmtere Flecken stehen an den Seiten, sich häufig in die Zwischenräume der Rückenbinden theilweise hinein- schiebend; doch sind letztere meist nur bei jüngeren Thieren von ersteren ziemlich getrennt, während sie im Alter gewöhnlich mit ihnen zu einem unregelmässigen Netzwerk zusammenfliessen. Die Eryx. 313 Farbe sämmtlicher Flecken und Zeichnungen kann von einem oft Fio. 57. ziemlich hellen Braun bis zu tie- ‘ fem Schwarz wechseln. Je nach der Grösse dieser Zeichnungen ist bald das Hell der Grundfarbe, bald das Dunkel der Flecken vor- herrschend, so dass in manchen Fällen bei Ueberhandnehmen der letzteren diese zur Grundfarbe wird und das ursprüngliche Gelb- lich die Zeichnungen bildet. Ge- wöhnlich sind übrigens die helle und die dunkle Farbe ziemlich gleichmässig vertheilt und habe ich ein bedeutendes Ueberwiegey der ersteren überhaupt nur bei sehr grossen Stücken beobachtet. Nur ausnahmsweise kommt es vor, dass die ganze Oberseite mit zahl- reichen, bald kleineren, bald grösseren, meist ziemlich isolirt bleibenden Mackeln in unregel- mässiger Weise besetzt ist (Eryx familiaris Eich.), während ander- Eryx jaculus Linne. a Bauchschilder, d Afterschild, ce Schwanz- seits wieder sämmtliche Mackeln BERGEN, ud 2 SErERDgen. zu einem bald mehr grob- bald mehr feinmaschigen Netzwerk verfliessen. Die Unterseite ist schmutzig weisslich oder graugelb, fast immer einfärbig oder höchstens mit zerstreuten, schwärzlichen Pünktchen namentlich an den Seiten besetzt. Das erwachsene Thier erreicht bei Fingerdicke etwa die Länge von zwei Fussen; sehr alte Stücke können dieses Ausmaass jedoch auch überschreiten, was namentlich hinsichtlich der Dicke oft be- deutend der Fall ist. Diese Art, als deren Vaterland das westliche Asien zu betrachten ist, hat in Europa eine sehr beschränkte Verbreitung; sicher nach- gewiesen ist das Thier nur auf einigen griechischen Inseln (Tinos, Naxos), sowie von der europäischen Türkei und dem südlichsten Russland, woselbst es aber auch auf die gegen den Caspisee liegenden Steppen beschränkt scheint. Die Angabe Bonaparte’s, dass diese Schlange auch schon im südöstlichsten Ungarn*) vorkomme, düıfte wohl auf einer unrichtigen Beobachtung beruhen. *) „Habitat in extrema Pannonia* Bonap. Amph. europ. pag. 44. 314 5. Fam. Scolecophides. Caput indistinctum, antice scutis magnis tectum. Oculi minimi, scuto obtecti. Os parvum, arcuatum, inferum. Suleus gularis nullus. Cauda brevissima. Corpus supra et suptus squamis homogeneis imbricatis tectum. Kleine, wurmförmige Schlangen mit etwas abgeplattetem, nach hinten schwach verdicktem Körper. Der Kopf ist nicht unter- schieden, hinten vollkommen von der Dicke des Rumpfes, meist ziemlich flach, mit breiter, stumpfgerundeter oder abgestutzter, am Rande oft fast schneidiger Schnauze. Die Mundspalte ist sehr klein, hufeisenförmig und vollkommen auf der Unterseite des Kopfes weit hinter der Schnauzenspitze gelegen; das Maul ist nicht erweiterbar, die Oberlippe mit ihrem Rande die untere bedeckend. Die kleinen, nur in geringer Zahl vorkommenden Zähne sind immer solid, weder gefurcht noch durchbohrt und stets nur in einem einzigen Kiefer vorhanden. Die kleinen Nasenlöcher sind seitlich, ei- oder spalten- förmig, die etwa in der Mitte der Kopflänge gelegenen Augen ver- kümmert, sehr klein, obwohl als deutliche Punkte unter dem sie ganz bedeckenden Ocularschilde durchscheinend. Der vom Rumpfe nicht unterschiedene Schwanz ist äusserst kurz, höchstens viermal so lang als der Kopf breit, mit bald halbkugeligem, bald stumpf zugespitztem und dann schwach nach abwärts gekrümmtem Ende. Der sehr weit nach rückwärts gerückte After ist nach hinten bogig. Der Kopf ist nur in seiner Vorderhälfte mit sieben Schildern bedeckt, welche in der Regel so gross sind, dass sie von oben über die Seiten hin bis nach unten reichend, die ganze Schnauze etwa von den Augen an bis gegen die Mundspalte bedecken. Das grösste dieser Schilder ist das Rostrale, welches auf der Unterseite des Kopfes am Mundrande beginnend, bogig über die Schnauzenspitze auf die Oberseite des Kopfes übergewölbt ist und daselbst in Form einer eiförmigen oder rundlichen Platte bis weit nach hinten gegen die Stirngegend verlängert ist. Es ist vorn stets am breitesten, sein wenigstens um die Hälfte kleinerer Untertheil nach rückwärts deutlich verschmälert und vor dem Munde ohne oder mit kaum merkbarer Ausrandung. Diesem Rostrale schliessen sich nach hinten jederseits zwei andere, grosse Schilder an, welche ebenfalls nach unten herumgebogen sind. Die ersteren — die Nasalia — sind viel höher als lang, nach oben bedeutend verschmälert, in ihrem unteren Typhlops. 315 Theile das kleine Nasenloch tragend; sie sind dem Rostrale fast in seiner ganzen Frstreckung zu beiden Seiten angefügt, ihre schief und ziemlich breit abgestutzten Hinterränder auf der Oberseite des Kopfes durch zwei schuppenartige, etwa halbkreisförmige Schildehen von einander getrennt, ihr dem Frenale anliegender Seitenrand deutlich nach vorn gebuchtet. Die nun folgenden, etwas kleineren Zügelschilder sind ebenfalls viel höher als lang, mit ziemlich senk- recht abgestutztem Hinterrande. Die Ocularia sind etwa halb so hoch und viel schmäler als die Frenalia, hinten stark bogig gerundet, die Augen in ihrem Vorderwigkel gelegen, ihre bis gegen die Kopf- mitte hinaufreichenden Mi. durch ein grosses, schuppen- artiges Schildchen von einander“getrennt, sein Oberrand von einem schief gestellten, gerundet rechteckigen Supraoculare überlagert. Ausser diesen Schildern ist der ganze Körper sowohl oben als unten mit sehr fest anliegenden, flachen Schindelschuppen bedeckt, welche stets vollkommen glatt, hinten bogig gerundet und etwa doppelt so breit als lang sind. Die Kinnfurche ist niemals vorhanden, die Zunge ziemlich lang, vorstreckbar, am Ende in zwei Spitzen aus- gezogen. Die hierher gehörigen Thiere leben unter Steinen und im feuch- ten Erdreich, wo sie nach Art der Regenwürmer Gänge wühlen und auf kleine Würmer und Kerbthiere Jagd machen. In Europa sind sie nur durch eine einzige Gattung vertreten. 1. Gatt. Typhlops. Schneider histor. amphib. II, pag. 339 (1799). Rostrum convexum. Sceuta capitis lateralia ad os non contingentia. Cauda conica, deorsum subarcuata. Der Kopf ist nach vorn etwas verschmälert mit stark gewölbter, am Ende breit zugerundeter Schnauze, die Seitenschilder desselben von der Mundspalte durch eine Schuppenreihe getrennt. Der schwach nach abwärts gebogene Schwanz ist am Ende mit einer spitzkegel- förmigen Schuppe versehen. Die einzige Art lebt im südöstlichen Europa. 1. Typhlops lumbricalis: Supra fusco-flavescens, subtus flavida, squamis dorsalibus apice nigro-punctatis. — Long. 0'26—0'32 m. Anguis lumbricalis Daud. hist. natur. gener. d. reptil. VII, pag. 308 (1803). — Typhlops vermicularis Merr. Syst. amphib. pag. 316 Scolecophides. 158, 1 (1820). — Typhlops lumbricalis Cuv. regne anim. 1, pag. 74, nota 1 (1829). — Typhlops flavescens Bibr. Bory Ex- pedit. scientif. Mor&e III, pag. 72, 19, tab. 13, fig. 3 (1836). — Ty- phlops vermicalis Brehm illustr. Thierleb. V, pag. 189 (1869). Der ganze Körper ist mehr oder weniger glänzend, gelbbraun Fig. 58. Typhlops lumbricalis Daud. oder lederfarben, oben in der Regel dunkler, mehr ins Braune geneigt, unterseits dagegen lichter, hellgelb oder weisslich. Die Rückenschuppen sind vor ihrem Ende mit einem schwärzlichen Punkte versehen. Der Schwanz ist stumpf kegelförmig, der etwa federkieldicke Körper meist acht bis zehn, selten bis zwölf Zoll lang; dieser besitzt rundherum 21, jener nur zwölf Schuppenreihen. Das Thier ist bisher nur in Griechenland gefunden worden, wo es sowohl auf dem Festlande, als auch auf den Inseln vorkommt, sich von hier aus durch Kleinasien bis zum Südrande des Kaukasus er- streckend. 2. Ordng. Sauria. Pedes quatuor aut nulli. Oeculi, pedibus defieientibus, palpebrati aut scuto obtecti. Der Körper ist fast immer gestreckt, meist ziemlich schlank und entweder durchaus gleichdiek und walzig, oder an den Seiten des Rumpfes mehr weniger bauchig verdickt, manchmal auch von oben niedergedrückt und abgeplattet, ausnahmsweise selbst wurm- oder schlangenartig verlängert. Der sehr verschieden gestaltete Kopf ist hinten theils in seiner ganzen Breite dem Rumpfe angefügt, theils wieder durch eine bald kürzere, bald längere halsartige Ver- dünnung oder auch durch eine namentlich auf der Unterseite oft ziemlich tiefe Querfalte von demselben geschieden, nicht selten mit sehr mannigfaltigen Auswüchsen und Hautanhängen versehen. Die Nasenlöcher sind klein, meist an den Seiten des Kopfes und ziemlich weit nach vorn gerückt, manchmal aber auch weit nach oben und unmittelbar über die Schnauzenspitze gestellt (Phrynocephalus). Die Augen sind mit wenigen Ausnahmen (Blanus) immer frei und nur selten lidlos, die Augenlider selbst.übrigens von sehr wechselnder Form und Ausbildung. Die Ohröffnung ist bald frei und deutlich, bald auch wieder von der äusseren Körperhaut überzogen, im ersteren Falle das Trommelfell oft ganz an der Oberfläche des Kopfes gelegen. Das in, der Regel ziemlich weit gespaltene Maul ist niemals erweiter- bar, die Bezahnung meist nur auf die Kiefer beschränkt, indem der Gaumen entweder gar keine oder höchstens zwei kleine, ziemlich weit nach hinten gerückte Zahngruppen besitzt. Die Zähne selbst sind bald einfach und schlank kegelförmig, bald auch mehrzackig oder sägeartig und entweder mit ihrem äusseren Grundtheil an dem seitlich erhabenen Rande der Kieferknochen angewachsen (Pleuro- dontes), oder dem Rande der Kiefer selbst aufgesetzt (Acrodontes). 318 Sauria. Die Zunge ist äusserst verschieden gebildet, bei einigen sehr lang, wurmförmig und zu bedeutender Länge hervorschnellbar (Vermi- lingues), bei anderen wieder dünn hornartig, vorn tief zweispaltig und nur mässig vorstreckbar, nach rückwärts in eine scheidenartige Hautfalte eingeschlossen (Fissilingues); in anderen Fällen ist die Zunge ebenfalls flach und hornartig, an der Spitze mehr weniger ausgeschnitten, aber verhältnissmässig kurz, wenig ausstreckbar, gegen hinten bedeutend erweitert und daselbst nicht gescheidet (Brevilingues); endlich kann sie noch kurz, dick und fleischig, nicht protractil, am Ende gerundet und mit Warzen besetzt sein (Crassi- lingues), Die Beine zeigen sehr verschiedene Grade der Ausbildung, doch sind sie auch in ihrer entwickeltsten Form immer ziemlich weit von Fio. 59. einander entfernt, gewöhnlich stark nach aussen gerückt und verhältnissmässig in der Regel so schwach, dass sie den Kör- per nur ausnahmsweise (Chamaeleo) über den Boden zu erheben im Stande sind. Die meist stärkeren Hinterbeine zeigen an der Unterseite der Schenkel nicht sel- ten eine etwa von der Aftergegend bis gegen die Kniekehle hinziehende Drüsen- reihe, die mit dem Namen der Schenkel- poren(pori femorales, Fig. 59) belegt wird. Eben so verschieden als die Form und Gestaltung der Beine erweist sich auch die Bildung der Füsse. Eine allgemeine Uebereinstim- mung findet hier nur insofern statt, als dieselben bei den meisten Echsen sowohl vorn als auch hinten fünf Zehen besitzen, die aber je nach der den Füssen zukommenden Verwendung sehr mannig- faltig gebildet sein können. Mit wenigen Ausnahmen sind alle Zehen stets vollkommen frei und von einander bis auf den Grund getrennt, und nur bei einer einzigen Familie erscheinen sie theil- weise in zwei, einander entgegensetzbare Bündel verwachsen und zu echten Greiffüssen umgewandelt (Chanuaeleo, Fig. 60, A). ‘ Doch können auch die gänzlich freien Zehen in ihrer Gestaltung noch manchem Wechsel unterliegen, obwohl sie in den meisten Fällen mehr weniger cylindrisch oder höchstens von oben oder von den Seiten zusammengedrückt, sonst aber ohne irgend welche Auszeich- nung sind (Lejodactyli); oft sind sie jedoch unterseits mit über die ganze Länge der Schuppen verlaufenden Kielen und ausserdem noch an den Seiten mit stark abstehenden, dreieckigen Schuppen ver- sehen, wodurch sie dann am Aussenrande bald mehr, bald weniger deutlich gezähnt oder gesägt erscheinen (Pristidactyli, Fig. 60, B, C). Lacerta agilis Linne. Saurıa. 319 Diesen nur zum Gehen oder Laufen bestimmten Füssen (pedes am- bulatorii) stehen dann als wesentlich verschieden die Kletterfüsse (pedes seamsorü) gegenüber, welche sich namentlich dadurch aus- , 21 Fig. 60. U > IN III NS IN h \ \ SEN uN) N NS S NN SD v A ‚Greiffuss von Chamaeleo vulgaris. — B Hinterfuss von Phrynocephalus auritus mit gesägten Zehen. — (C Hinterzehe von Acanthodactylus vulgaris mit gezähntem Rande (a) und gekielter Unterseite (5). — D Kletterfuss von Ascalabotes fascicu- laris mit ganz erweiterten, zum Theile krallenlosen Zehen; daneben ein einzelner Finger von unten mit quergestellten Haftlamellen. — EZ theilweise erweiterte Hinterzehe von Hemidactylus verruculatus mit linsenförmigen, zweireihig gestellten Hattscheiben auf der Unterseite. zeichnen, dass bei ihnen die Zehen theilweise oder ganz erweitert sind, und an der Unterseite dieser Erweiterungen blätter- oder scheibenförmige Haftballen zeigen, welche nach Art der Saugnäpfe wirkend, den Thieren das Gehen an senkrechten oder selbst über- hängenden Wänden ermöglichen (Ascalabotae, Fig. 60, D, E). Mögen nun die Füsse wie immer gestaltet sein, so sind doch sämmtliche Zehen in den meisten Fällen mit Krallen bewaffnet, die gewöhnlich ziemlich lang und scharf, in der Regel frei, manchmal aber auch sehr kurz und zurückziehbar sind (Ascalabotae). Der Schwanz ist bei allen gut entwickelt, nur selten kürzer als der Körper, sondern denselben meist deutlich, oft um ein Bedeutendes, an Länge über- treffend. Die Haut der Eidechsen ist ebenso wie bei den Schlangen fast immer in ihrer ganzen Ausdehnung mit zusammenhängenden Epi- dermisbildungen bedeckt, die im Allgemeinen in gleicher Weise wie bei den Ophidiern benannt werden, obwohl sie im Vergleiche mit "320 Saurla. letzteren eine weit grössere Mannigfaltigkeit zeigen. Auch hier können der Hauptsache nach Schuppen und Schilder unterschieden werden, deren erstere vorzugsweise auf der Oberseite des Rumpfes und am Schwanze auftreten, während letztere mehr am Kopfe und auf der Bauchseite angetroffen werden. Aber schon die Schuppen, welche bei fast allen Schlangen sehr gleichförmig entwickelt sind, zeigen hier bedeutende Verschiedenheiten, welche um so weniger übergangen werden dürfen, als sie für die Systematik meist sehr brauchbare Anhaltspunkte bilden. Was also die Beschuppung (pho- lidosis) anbelangt, so ist sie in der Mehrzahl der Fälle auf den Rücken (notaeum) und Schwanz beschränkt, obwohl sie sich nicht selten auch auf die Bauchseite (gastraeum) ausdehnt. Abgesehen davon zeigen aber die Schuppen auch in ihrer Grösse, Form und Anheftung mancherlei Verschiedenheiten, die in der Herpetologie durch eigene Namen fixirt werden. Was vor allem die Grösse der Schuppen betrifft, so kann diese nicht nur bei verschiedenen Arten, sondern auch bei einer und derselben Species an einzelnen Körper- stellen ungemein wechseln. Mit dieser Verschiedenheit der Grösse steht häufig auch die Dicke und Derbheit derselben im engen Zu- sammenhange, so dass namentlich kleinere Schuppen häufig dicker und mehr hervortretend, grössere hingegen meistens mehr flach und dünn sind. Erscheinen die Schuppen bei verhältnissmässig geringer Grösse deutlich gewölbt, und zeigen sie dabei einen im Allgemeinen ziemlich rundlichen Umriss, so werden sie Körnerschuppen (squamae gramulosae, Fig. 61, b) genannt. Grössere Körner treten oft stark aus der Körperfläche hervor, wölben sich dabei mehr we- niger stark in die Höhe und gehen dann allmälig in Warzen-, Kegel- oder selbst Dornschuppen (squamae verrucosae, conicae, mucronatae, Fig. 61,c,d) über. Sowohl die Körner, als auch die aus ihnen hervorgehenden anderweitigen Schuppenformen sind stets mit ihrer ganzen Unterseite auf der Oberfläche der Haut angewachsen, während dies bei mehr in die Fläche entwickelten Schuppen nicht immer vorkommt, indem sie in diesem Falle oft nur am Grunde angeheftet erscheinen, mit ihrem nach rückwärts gerichteten Theile aber oft mehr oder weniger frei sind, auf die benachbarten über- greifen und ihnen aufliegen; man pflegt diese Art der Beschuppung als geschindelt (sguamae imbricatae, Fig. 61, e, h) zu bezeichnen. Uebrigens können die flachen Schuppen auch noch in ihrer Ge- sammtform manchem Wechsel unterliegen, indem sie bald unregel- mässig rundlich, bald rhombisch oder mehr weniger sechseckig und dabei bald mehr in die Breite, bald mehr in die Länge entwickelt sind, welch letzteres namentlich am Schwanze sehr häufig vorkommt. Auch ist dieser Körpertheil überhanpt von dem der Schlangen meist Sauria. 321 dadurch unterschieden, dass er auf der Unterseite nur selten be- schildert, sondern oben und unten in der Regel gleichmässig be- schuppt ist, wobei die Schuppen meist in sehr regelmässiger Weise a: flache, ganz angewachsene Schuppen aus der Rumpfseite der Lacerta viridis. — b Körnerschuppen aus der Haut von Lacerta muralis. — c kegelige Dorn- und Höckerschuppen aus der Schläfengegend des Stellio vulgaris. — d gekielte Warzen- und Höckerschuppen aus dem Rücken des Gonyodaetylus Kotschyi. — e glatte, quer erweiterte Schindelschuppen von Gongylus ocellatus. — ‚f wirtelförmig ge- ordnete, ungleichseitige Schuppen aus dem Schwanze des Acanthodactylus vulgaris. — g dachförmig gekielte gleichseitige Schuppen aus dem Schwanze der Lacerta vi- ridis. — h aufliegend gekielte Schindelschuppen aus dem Rücken der Tropido- saura algira. neben einander gestellt sind und rund herumlaufende Quergürtel bilden, eine Anordnung, die mit dem Worte gewirtelt (squamae vertieillatae, Fig. 61, f) bezeichnet wird. Endlich können noch sämmt- liche Schuppen glatt (laeves) oder gekielt (carinatae) sein, wobei die Kiele selbst wieder manche Verschiedenheit zeigen; so kann namentlich die Bildung der Kiele in doppelter Weise vor sich gehen, die dann auch auf das ganze Aussehen der Schuppen von wesent- lichem Einfluss ist. Eine Art von Kielen entsteht nämlich dadurch, dass sich die Schuppen längs ihrer Mittellinie mehr weniger winkelig erheben, wodurch dann zwei von einander oft sehr deutlich geschie- dene und mitunter sehr steil abfallende Seiten entstehen; solche Schuppen, die besonders häufig am Schwanze sehr gutausgebildet vor- kommen, werden zweiseitig oder dachförmig genannt (Fig. 61, 9). Eine andere Art von Kielen entsteht dadurch, dass über die voll- kommen flachen Schuppen der Länge nach erhabene Leisten oder Schreiber, Herpetologia europaea. 21 322 Sauria. s Linien hinziehen, die von den betreffenden Schuppen bald mehr, bald weniger abgehoben erscheinen; ich nenne diese Art von Schup- pen aufliegend gekielte (Fig. 61, h). In beiden Fällen sind übrigens die Kiele nicht immer in ihrer ganzen Länge gleich hoch und erscheinen namentlich nach hinten zu oft mehr oder weniger knotig oder höckerig erhöht oder selbst dornig verlängert. Endlich ist noch darauf zu achten, ob die Kiele genau durch die Mitte der Schuppen ziehen, oder nicht; im ersten Falle werden dann die Schuppen in zwei ganz oder wenigstens nahezu gleiche Hälften ge- theilt und heissen gleichseitige (Fig. 61, g), während sie im letz- teren Falle, wo sie durch den Kiel in zwei ungleiche Hälften getheilt werden, ungleichseitig genannt werden (Fig. 61, f). Die Unterseite des Körpers ist häufig ebenfalls mit Schuppen ‚ bedeckt, die bald mit denen der Oberseite übereinstimmen, öfters jedoch von ihnen verschieden sind; bei vielen hingegen ist die Bauch- seite mit Schildern bedeckt, die aber niemals wie bei den Schlangen in einer einzigen Reihe stehen, sondern in mehrere, gewöhnlich längs- und zugleich quergestellte, manchmal aber auch in schief ver- laufende Reihen geordnet sind. Die Afterspalte ist an ihrem Vorder- rande sehr häufig von einem grösseren Schilde begrenzt, welches als After- oder Analschild (scutum amale) unterschieden wird; bei manchen’Arten findet sich vor dem After eine Reihe kleiner Drüsen- öffnungen, welche als Afterporen (pori anales) bezeichnet werden. Die wichtigsten Verschiedenheiten zeigt aber auch bei den Eidechsen der Kopf, welcher wie bei den Schlangen häufig ebenfalls mit grösseren Schildern bedeckt ist, nur dass diese Gebilde hier eine viel weiter gehende Zertheilung und Mannigfaltigkeit erreichen, indem die schon bei den Ophidiern vorkommenden Schilder bei den Sauriern entweder in mehrere getrennt sind oder durch neu hinzu- tretende vermehrt werden. Um uns in diesen für die Systematik wichtigen Verhältnissen gehörig zu orientiren, wollen wir die Bildung des Kopfes an einigen Formen betrachten, bei denen die Beschilde- rung in besonderer Vollständigkeit entwickelt ist. Wir finden auch hier (Fig. 62) die ganze Oberseite des Kopfes mit einer Anzahl von Schildern bedeckt, die wir in ihrer Gesammtheit wie bei den Schlan- gen mit dem Worte Pileus belegen. Man kann hier im Allge- meinen paarige und unpaare Schilder unterscheiden; von letzteren sind nie mehr als vier vorhanden, während die ersteren in ihrer Anzahl ziemlich veränderlich erscheinen. Wenn wir nun die un- paaren Schilder betrachten, so finden wir als erstes derselben ein etwas hinter der Schnauzenspitze liegendes, meist vorzugsweise in die Breite entwickeltes Schildchen, welches als Internasalschild Sauria. 323 (scutum internasale, Fig. 62, a) bezeichnet wird. Das nächste unpaare, gewöhnlich auch das zweitgrösste aller Kopfschilder ist dann das Stirnschild (scutum frontale, Fig. 62, b); endlich finden sich noch am Scheitel ein bis zwei meist ziemlich kleine, hinter einander liegende Schildchen, wovon das vordere das Interpa- rietale (seutum inter- parietale, Fig.62, c), das nach rückwärts gelegene aberdasHinterhaupts- schild (scutum ocei- pitale, Fig. 62, d) heisst. Diese jetzt genannten Schilder sind nun durch andere stets paarweise vorhandene Schilder von einander getrennt oder umgeben, deren Zahl und Beschaffenheit aber bei den einzelnen Familien A Lacerta viridis Ald. B Gongylus ocellatus Forsk. a Seutum internasale. — b sc. frontal. — ce sc. manchem Wechsel unter- interparietale. — d se. oecipitale. — e scuta supra- liegt. Sehr häufig finden nasalia. — sc. frontonasalia. — g sc. supraocu- . h As ] laria. — h sc. frontoparietalia. —i sc. parietalia. — . S1Ch vor dem nternasale k sc. supraciliaria. zwei meist in der Mittel- linie der Schnauzenspitze zusammenstossende, auch vorzugsweise in die Breite entwickelte Schilder, die man als die oberen Nasenschilder (scuta suprana- salia, Fig. 62, e) bezeichnet. Zwischen das Internasale und Frontale schieben sich gewöhnlich zwei ziemlich grosse Schilder ein, die als Frontonasalschilder (scuta frontonasalia, Fig. 62, f) unterschieden werden; das hinter dem Stirnschild liegende Paar besteht aus den Frontoparietalschildern (scuta frontoparietalia, Fig. 62, h), denen sich an ihren hinteren Aussenrändern die zwei Scheitelschilder (seuta parietalia, Fig. 62, i) anschliessen, welche in der Regel die grössten aller Schilder sind und das Interpärietale und Occipitale zwischen sich einschliessen. Endlich finden sich noch seitlich an das Frontale und den vorderen Aussenrand der Frontoparietalia grenzend je vier etwa über den Augen liegende Schilder, die soge- nannten oberen Augenschilder (scuta supraocularia, Fig. 62, 9). Diese vier Schilder sind jedoch häufig an Grösse von einander sehr verschieden, so dass in den meisten Fällen nur das zweite und dritte 21* 324 Saurla. von bedeutender Ausdehnung sind, während das vierte und noch mehr das erste ein weit geringeres Ausmaass haben; die zwei mitt- leren, grossen Supraoeularschilder bilden dann in ihrer Vereinigung eine etwa eiförmige oder elliptische Scheibe, die mit dem Namen des Discus palpebralis (Fig. 62, 9 + 95) belegt wird. Auch sind die oberen Augenschilder fast immer nach aussen zu von der Augen- höhle durch eine Reihe kleiner, gewöhnlich schmal länglicher Schild- chen getrennt, die als die oberen Augenschilder (sceufella supra- ciliaria, Fig. 62, %k) unterschieden werden. Alle genannten Schilder stossen in der Regel unmittelbar durch Nähte aneinander, obwohl einzelne derselben mitunter durch dazwischen eingeschobene Schuppen oder kleine, unregelmässige Schildechen von einander ganz oder theilweise getrennt sind; letzteres ist namentlich bei dem Discus palpebralis nicht selten der Fall, der sowohl nach innen (Acanthodactylus, Podarcis) als auch noch häufiger nach aussen von den benachbarten Schildern in derobgenannten Weise geschieden ist. Was nun die Seiten des Kopfes betrifft (Fig. 63), so finden wir hier bei den meisten Eidechsen in ähnlicher Weise wie bei den Schlangen an der äussersten Schnauzenspitze ein grösseres, unpaares Schildchen, welches nach unten zu an den Mundrand, nach oben hin aber an die Supranasalia oder in deren Ermangelung an das Inter- nasale stösst und als Rüsselschild (scutum rostrale, Fig. 63, a) be- zeichnet wird; es ist in der Regel stark in die Breite entwickelt und gewöhnlich wenig nach oben übergewölbt, so dass es vom Pileus aus meist nur in geringer Ausdehnung sichtbar ist. An das Ro- strale fügt sich dann zu beiden Seiten des Kopfes eine Reihe von Schildern, welche den Rand des Öberkiefers säumend unter dem Auge weg bis zum Ende der Mundspalte ziehen. Sie werden ebenso wie bei den Öphidiern als Oberlippenschilder (scuta suprala- bialia, Fig. 63, b)bezeichnet; von diesen ist das unter dem Auge ge- legene fast immer das grösste und meistens nach oben gegen den Orbitalrand mehr weniger erweitert, während die dahinter liegenden gewöhnlich schnell kleiner werden. Endlich kann man zu beiden Seiten der Schnauze noch eine Reihe von nach hinten meist grösser werdender Schildchen unterscheiden, die vom Seitenrande des Ro- strale ausgehend zwischen den Supralabialen und den Pileusschildern hinziehen. Das erste dieser Schilder, welches nach vorn an das Röstrale, nach oben an das Supranasale und unten an das erste Supralabiale stösst, wird das Nasalschild (scutum nasale, Fig. 63, €) genannt. Es fehlt häufig und ist überhaupt bei den meisten Sau- riern so klein, dass es durch das in ihm ausgehöhlte Nasenloch oft fast ganz eingenommen wird und dann nur in Form eines schmalen, das Nasenloch ganz oder selbst nur theilweise umgebenden Ringes Saurla. 325 vorhanden ist; es kann in Folge dessen bei oberflächlicher Betrach- tung mitunter leicht übersehen werden, so dass dann die Nasenlöcher, obwohl im Nasenschilde selbst gelegen, doch an der Grenze mehrerer Schilder zu liegen scheinen; da aber die Lage der Nasenlöcher in systematischer Beziehung meist von Bedeutung ist, so erscheint es zur Ver- meidung von Irrthümern gerathen, sich bei Unter- suchung dieser Verhältnisse der Loupe zu bedienen. Unmittelbar hinter dem Na- sale finden sich dann ge- wöhnlich ein bis zwei, sel- tener drei, im ersteren Falle stets über, ım letzteren theilweise auch hinter ein- ander gestellte kleine Schildehen, die als Naso- frenalschilder (scuta na- sofrenalia, Fig. 63, d) be- nannt werden. Auf diese Fig. 63. A Podarecis variabilis Pall. see ocellatus Forsk. folgt dann ein bedeutend Lacerta muralis Laur. un 2 : a Scutum rostrale. — b scuta supralabialia. — ech Schildchen, daß c scutum nasale. — d sc. nasofrenale. — e se. eigentliche Zügelschild frenale. — f sc. frenooculare. — g sc. praeocu- (scutum frenale, Fig. 63, e), lare. — % sc. suboculare.. — i scuta postocu- Ich kin laria. — % scutella suborbitalia. — ! scuta tem- Br GREIR] TAGEN RN: I ZN poralia. — m squamae temporales. — r scutel- eIM noch grösseres, das lum masseterieum. — o sc. tympanale. Frenooceularschild (scu- tum freno-oculare, Fig.63,f), folgt, das, nach oben meist mehr oder weniger erweitert, mit seiner hinteren Ecke bis gegen die Augenhöhle reicht. An dieses schliessen sich nach unten zu noch ein oder mehrere kleine Schildcehen an, welche zwischen den vorderen Augenwinkel und die betreffenden Supralabialia eingeschoben sind und als vordere Augenschilder (scuta praeocularia, Fig. 63, 9) aufgefasst werden können. Nur in seltenen Fällen kommt es vor, dass der untere Augenrand von den entsprechenden Supralabialen durch ein oder mehrere Schildchen getrennt ist, die dann als untere Augenschilder (scuta subocu- laria, Fig. 63, h) bezeichnet werden, sowie endlich auch hinter den 326 Saurıa. Augen mitunter einzelne grössere Schildchen, die hinteren Augen- schilder (scuta postocularia, Fig. 63, i), angetroffen werden. Ausser- dem ist die Augenhöhle noch an ihrem unteren Rande meist mit kleinen, schuppenartigen Schildchen gesäumt, die den Namen der unteren Augenhöhlenschildchen (scutella suborbitalia, Fig. 63, k) führen. Die nun folgende Schläfengegend kann theils mit Schildern, theils mit Schuppen bedeckt sein, die dann im Allgemeinen als Schläfenschilder (scuta temporalia, Fig. 63, !) oder Schläfen- schuppen (squamae temporales, Fig. 63, m) bezeichnet werden. Doch ist auch in jenem Falle, wo die Schläfe mit Schuppen bekleidet sind, der Aussenrand der Parietalia gewöhnlich von grösseren, meist läng- lichen Schildchen gesäumt (Fig. 63, C); auch kommt es dann häufig vor, dass zwischen den Schuppen ein einzelnes, grösseres Schildchen entwickelt ist, das sogenannte Scutum massetericum (Fig. 63, n), sowie anderseits am Oberrande der Ohröffnung meist ebenfalls ein grösseres, in der Regel längliches oder bogiges Schildchen vorhanden ist, das mit dem Namen des Ohrschildes (scutum tympanale, Fig. 63, 0) be- legt wird. Wenn wir nun endlich noch die Unterseite des Kopfes be- trachten, so finden wir hier zunächst im Kinnwinkel ein ziemlich grosses, unpaares Schildchen, welches dem Rostrale gegenüber liegt, und in gleicher Weise wie bei den Schlangen als Kinnschild (scu- tum mentale, Fig. 64, a) bezeichnet wird. Der Reihe der Oberlippen- schilder entspricht dann am Rande des Unterkiefers eine analoge Reihe von fast immer sehr schmalen, länglichen Unterlippen- schildern (scuta sublabialia, Fig. 64, b), deren vorderstes Paar das Mentale zwischen sich fasst. Endlich schliesst sich an das letztge- nannte und den Aussenrand der Sublabialen noch eine Reihe grosser, hinter einander liegender Schilder an, welche den Namen der Unter- kieferschilder (scuta submazillaria, Fig. 64, c) führen. Die übrige Unterseite des Kopfes ist fast immer mit kleinen Schuppen bedeckt, die nach hinten gewöhnlich grösser werden und am Ende des Halses häufig eine Querreihe meist grösserer Schuppen bilden, welche, nur an der Basis angeheftet und mit ihrem hinteren freien Theile über eine sehr fein beschuppte Hautfalte hinausragend, den Kopf sehr deutlich vom Halse sondern und in ihrer Gesammtheit das sogenannte Halsband (collare) bilden. Die Gestalt und Richtung dieses Hals- bandes ist übrigens manchen Verschiedenheiten unterworfen, die auch in systematischer Beziehung nicht ohne Werth sind; in den meisten Fällen ist es allerdings in seiner ganzen Ausdehnung vollkommen frei und gesondert, dann in der Regel als ziemlich gerade oder schwach bogige Falte über das Hinterende des Kopfes wegziehend (Lacerta, Fig. 64, B, 0). Doch erscheint es manchmal auch von Sauria. 327 beiden Seiten des Halses schief nach innen und rückwärts gerichtet, auf diese Weise gleichsam aus zwei Schenkeln bestehend, die gegen Fig. 64. c 152 IH Y b REIT WAR a FRERERENTNTIN IR \ AEEEETTEONN INN) N A ERESLETTTENN IR > OD A Acanthodactylus Savignyi mit schiefem, in der Mitte angewachsenem und verwischtem Hals- band. — B Lacerta muralis mit schwach bogigem, freiem, ganzrandigem Halsband. — ( Lacerta viridis mit geradem, gezähneltem Halsband. @ Kinnschild (scutum mentale). — d Unterlippen- schilder (scuta sublabialia). — c Unterkiefer- schilder (se. submaxillaria). — d Kehlfurche (sul- cus gularis). einander zuziehend sich aber nicht immer erreichen (Acanthodactylus Savignyi, Fig. 64, A). Auch kann es geschehen, dass die Hals- bandschuppen nur wenig oder bloss am äussersten Rande frei sind, wodurch dann das Halsband in seiner ganzen Erstreckung (Psam- modromus) oder wenigstens theilweise undeutlich oder verwischt (obsoletum) wird. Letzteres ist nament- lich dann häufig der Fall, wenn sich die Halsband- schuppen von den benach- barten Schuppen an Form und Grösse nicht wesentlich unterscheiden, woselbst sich dann das Halsband, beson- ders in seiner Mitte, meist unmerklich in die Beschup- pung der Vorderbrust ver- liert (Acanthodactylus Sa- vignyi, Fig. 64, A). End- lich ist noch der freie Rand des Halsbandes zu berück- sichtigen, welcher insofern verschieden sein kann, als die denselben bildenden Schuppen an ihrem Hinterende entweder gerade abgestutzt oder aber mehr we- niger gerundet oder selbst winkelig vorgezogen erscheinen; im er- steren Falle bilden die in ziemlich gerader Richtung an einander stossen- den Schuppenenden eine fast un- unterbrochene Linie, und wird dann das Halsband ganzrandig (inte- grum, Fig. 64, B) genannt, während Lacerta taurica Pall. dasselbe im zweiten Falle als ge- kerbt (erenulatum), gezähnt oder gesägt (serrulatum, Fig. 64, C) bezeichnet wird. Gewöhnlich setzt 328 Sauria. sich das Halsband auch nach aufwärts in eine vor der Wurzel der Vorderbeine hinwegziehende Hautfalte fort, die man als Schulter- falte (plica axillaris, Fig. 65) unterscheidet, jain manchen Fällen ist diese allein der einzig sichtbare Rest des Halsbandes (Zropidosaura). Endlich wird noch die Beschuppung des Unterkopfes manchmal durch eine etwa über die Mitte desselben reichende, bald mehr, bald weniger deutliche Querfalte unterbrochen, die mit sehr feinen Schup- pen bekleidet ist und die Kehlfalte (Plica gularis, Fig. 64, C) heisst. > Alle einheimischen Saurier sind Landthiere, die im Allgemeinen unter sehr verschiedenen Verhältnissen leben, obwohl sie in der Regel in offenen Gegenden und namentlich an trockenen Stellen am häufigsten vorkommen. Wenngleich manche auch mit Vorliebe auf Bäumen und Sträuchern herumklettern, so ist doch mit einer einzigen Ausnahme (Chamaeleo) keine europäische Echse ein echtes Baumthier. Die Mehrzahl derselben sind Tagthiere, die besonders bei Sonnenschein hervorkommen und in der Wärme am lebhaftesten sind; doch führen manche auch eine nächtliche Lebensweise, sich dann während des Tages unter Steinen, Baumrinden, in Felsklüften und dergleichen verbergend; essind fastdurchwegflinke und gelenkige Thiere, die meist ebenso gut laufen als klettern, und sich im Noth- falle auch im Wasser ganz gut forthelfen können. Beim Klettern - leisten ihnen — abgesehen von den hierzu besonders eingerichteten Füssen einiger Arten — namentlich die nach rückwärts gerichteten Schwanzschuppen sehr wichtige Dienste, indem sie an rauhen Flächen dem Zurückgleiten ein merkliches Hinderniss entgegensetzen. Mit wenigen Ausnahmen (Chamaeleo) wird beim Gehen der Leib auf dem Boden geschleift, und werden namentlich schnellere Bewegungen stets auch von schlangenartigen Seitenwindungen des Körpers be- gleitet, die natürlich bei den Arten mit verkümmerten Beinen einzig und allein das Fortkommen ermöglichen, und auch im Wasser das Thier an der Oberfläche erhalten. Die Saurier sind fast durchgängig Raubthiere, die sich nur von lebender Beute, von Insecten, Würmern, Schnecken und kleineren Vertebraten nähren, welche sie stets ganz verschlingen; sie trinken meist schlappend, indem sie — wenigstens die Fissilinguer — durch wiederholtes Eintauchen der Zunge das Wasser zu sich nehmen. Doch ist ihr Bedürfniss nach Flüssigkeit im Allgemeinen gering, so dass sie sehr häufig in ganz dürren und wasserarmen Gegenden leben, wo dann in der Regel der auf den Boden und die Pflanzen niederfallende Thau ihren Bedürfnissen in dieser Richtung vollkommen genügt. Wie die Schlangen sind auch die Eidechsen einer mehrmals im Jahre wiederkehrenden Häutung unterworfen, nur dass sich bei ihnen die Haut gewöhnlich nicht im Sauria. -: 329 Zusammenhange, sondern meist nur in grösseren Fetzen loslöst. Die meisten halten sich in der Regel an ganz bestimmte Standorte, die häufig mit ihrer Körperfarbe in hohem Grade übereinstimmen und ihnen jedenfalls als bestes Schutzmittel gegenüber ihren zahlreichen Feinden zugute kommen. Auch pflegen sie ihren einmal gewählten Schlupfwinkel ziemlich hartnäckig zu behaupten, so dass sie sich von demselben selten weit entfernen. Alle einheimischen Arten halten einen Winterschlaf, den sie oft gesellig in Erdlöchern, namentlich unter Baumwurzeln, in hohlen Bäumen, Felsenlöchern und dergleichen verbringen. Keine Eidechse ist giftig, obwohl manche Arten, selbst unter den Europäern, den Menschen durch ihr überaus kräftiges Gebiss empfindlich verletzen können; die meisten Saurier sind stumm, und nur einige nächtliche Arten haben eine ziemlich laute, frosch- ähnliche Stimme. Die meisten Eidechsen pflanzen sich durch Eier fort, die von den Weibchen unter Moos, in hohle Bäume, in Felsenritzen, Mulm, Ameisenhaufen, unter Steine und überhaupt an solche Orte gelegt werden, wo sie durch die daselbst herrschende natürliche Wärme leicht zur Reife gelangen; die Eier selbst, deren Anzahl ein Dutzend nur selten übersteigt, sind mit einer leder- oder pergamentartigen Schale bedeckt und kommen in der Regel im Spätsommer aus. Der Geschlechtstrieb ist namentlich bei den Männchen ein sehr intensiver, so dass sich dieselben zur Brunstzeit meist in grosser Erregung um die Weibchen herumzanken, sich dabei gegenseitig oft wüthend mit ihrem Gebisse anfallen und bei der Gelegenheit nicht selten den Schwanz abbeissen. Uebrigens ersetzt sich dieser Körpertheil ge- wöhnlich bald wieder, indem er anfangs in einen kurzen, kegelförmigen Stummel auswächst, der sich dann allmälig zu einem vollständigen Schwanz verlängert, sich aber von einem ursprünglichen, niemals verletzten durch eine etwas andere Art der Beschuppung stets leicht unterscheidet. Wenn der Schwanz durch den Biss nur eine seitliche Verletzung erhält, so kann es auch vorkommen, dass aus der ver- wundeten Stelle ein zweiter Schwanz -hervorsprosst, so dass man in Folge dessen Thiere mit zwei oder selbst mehreren Schwänzen eben nicht sehr selten antrıfft. : Ueber die Art der Paarung selbst besitzen, wir leider nur wenige Daten; zuerst wurde dieselbe meines Wissens von Eversmann an Podarcis variabilis beobachtet und auch recht gut abgebildet*). Der Vorgang bei dieser, gewöhnlich im Frühjahr stattfindenden Begattung ist ein höchst eigenthümlicher, indem da- bei das Männchen das Weibchen am Ende des Rumpfes knapp vor *) Lacertae imperii rossici in Nouv. mem, de la soc. imper. des natural. de Moscou III, tab. XXIX (1834). 330 Sauria. den Hinterbeinen mit dem Maule fasst, sich gegen dasselbe theil- weise herumdreht und seine Ruthen in dessen Cloake hineindrückt. Es scheint übrigens diese Art der Copula unter den Saurier ziemlich allgemein verbreitet zu sein, da sie später in ganz gleicher Weise von Glückselig (an Lacerta viridis *) und auch von mir selbst bei der Blindschleiche beobachtet wurde, nur hatte im letzteren Falle das Männchen das Weibchen am Halse gefasst, so dass beide Thiere zusammen eine Art Ring bildeten. Die europäischen Saurier vertheilen sich in sieben Familien, die sich in nachfolgender Weise unterscheiden lassen. 1. Augen frei, Ohröffnung meist deutlich, Körper mit flachen, körnigen oder warzigen Schuppen. Schwanz meist ziemlich lang und gewöhnlich schon von der Basis an nach hinten all- mälig verjüngt (Squamata) . . . ; Bun 2 Augen und Öhröffnung von der Körpehsch überzee Leib durchaus gleichdick, wurmförmig, die sehr weiche Haut durch ringförmige Quer- und darauf senkrechte Längsfalten in läng- lich rechteckige Täfelchen gethelt. Schwanz vollkommen gleichdick, äusserst kurz, am Ende plötzlich kegelförmig zu- gespitzt. Rumpfseiten mit tiefer Längsfurche**). Beine fehlend. (Annulata). . » » 2»... . 1. Fam. Amphisbaenidae. . Beine stets vorhanden, Schenkel unterseits immer mit einer von der Aftergegend gegen die Kniekehle ziehenden Porenreihe. Zehen stets alle bekrall. Bauch mit meist ziemlich breiten, queren, seltener mit kleinen, schuppenartigen Schildern. Kehle sehr häufig mit einem aus gewöhnlich grösseren Schuppen ge- bildeten Halsband. Zunge vorn tief zweispaltig, lang, dünn und vorstreckbar, am Grunde in eine Scheide zurückgezogen. Schwanz länger als der Körper und rundum wirtelig beschuppt. Ohröffnung stets vorhanden, Oberseite des Kopfes mit grösse- ren Schildern in rogelmässiger Weise bekleidet (Fissilingues) 4. Fam. Lacertidae. Beine manchmal fehlend, ihre Schenkel unterseits fast immer ohne Porenreihe. Bauch stets beschuppt. Hals, wenn auch manchmal quer gefaltet oder eingeschnürt, so doch niemals mit einem Halsband. Ohröffnung manchmal fehlend.. . . . . 3 [84] *) Verhandlungen der kais. königl. zoolog. botan. Gesellsch. in Wien. XII, pag. 1134 (1863). **) Bei Exemplaren, welche durch längere Zeit in schwachem Weingeist ge- legen sind, kann sich diese Längsfalte durch Aufquellung des Körpers oft ganz verziehen; in diesem Falle ist sie aber demungeachtet als schmaler, durch fein netzartige Beschuppung ausgezeichneter, hellerer Seitenstreifen immer leicht zu erkennen, Sauria. 331 3. Kopf oben mit Schuppen oder mit zahlreichen, kleinen, unregel- mässig polygonalen Schildern. Hals gewöhnlich durch eine tiefe Einschnürung oder durch deutliche Querfalten von dem meist plumpen Rumpfe getrennt. Beine stets vollkommen ausgebildet. 4 Kopf oben mit grossen, flachen, regelmässig geordneten Schil- dern, hinten ohne Einschnürung und meist auch ohne halsartige Verengung in den gewöhnlich ziemlich walzenförmigen Rumpf übergehend. Beine meist ziemlich schwach oder auch ganz verkümmert. Köfper oben und unten mit gleichartigen, ziem- lich grossen und fast immer geschindelten Schuppen. Zunge kurz und flach, nur wenig ausstreckbar, an der Wurzel dick und nicht gescheidet, vorn verdünnt und mehr oder weniger ausgeschnitten (Brevilingues). OU 4. Zehen frei, Körper von oben abgeplattet. Augenlider oft ru- dimentär, Beschuppung des Rumpfes häufig ungleichmässig. Zunge fleischig, kurz und dick, am Ende stumpf abgerundet oder kaum ausgerandet, warzig (Orassilingues). - - 6 Zehen bis gegen das Ende in zwei von gemeinschaftlicher Haut umhüllte Bündel verwachsen. Hinterkopf in einen pyramiden- förmigen, den Nacken überragenden Helm erweitert. Augen gross und vorstehend, mit convexem, uhrglasartigem, nur gegen- über der Pupille durchbohrtem Lide. Ohröffnung nicht sicht- bar. Körper von den Seiten stark zusammengedrückt, viel höher als dick, mit schneidiger Rücken- und Bauchkante und ganz mit kleinen, flach körnigen Schuppen bedeckt. Beine hoch und durchaus gleich dünn, Schwanz nach unten spiralig eingerollt. Zunge sehr lang, wurmförmig hervorschnellbar, mit verdickter Spitze (Vermilingues) 7. Fam. Chamaeleontidae. 5. Seiten des Rumpfes ohne Längsfurche. Schuppen gross und glatt, vollkommen geschindelt, viel breiter als lang, mit bo- gigem Hinterrande. Schwanz selten über Körperlänge, niemals gewirtet . ... Me 222 BAMNBEINEIASE, Rumpf von den orte bie zum After pa tiefer Längsfurche. Schuppen hart und knochig, rhombisch, oberseits wenigstens am Schwanze deutlich gekielt und in rund herumziehende, quere Gürtel geordnet. Schwanz viel länger als der Körper. Beine fehlend, Leib gestreckt, schlangenartig (Ptychopleurae) 3. Fam. Chaleides. 6. Augen mit rudimentären, ganz oder theilweise schmal ring- förmigen Lidern. Pupille vertical, Ohröffnung immer vorhanden. Oberseite des feinschuppigen Rumpfes oft mit eingestreuten grösseren Höckerschuppen. Unterseite der manchmal krallen- 332 Amphisbaenidae. losen Zehen häufig erweitert und mit blätterartigen Kletter- scheiben ,. . 2.6. Fam. Ascalabotae. Augen mit Blicke, ib tigen Lidern; Pupille rundlich, Ohröffnung öfters fehlend. Die stets bekrallten Zehen niemals erweitert und ohne Kletterballen . . . 5. Fam. Iguanidae. 1. Fam. Amphisbaenidae. Caput antice scutatum. Oculi auresque latentes. Truncus ad latera sulcatus. Cutis plieis transversis et longitudinalibus in areas rectan- gulares divisa. Der Leib ist gestreckt, walzenförmig, in der Regel ziemlich gleichdick, vom Kopf und Schwanz entweder gar nicht oder sehr wenig unterschieden. Die etwa eiförmige Zunge ist breit und platt, nach vorn in zwei kleine, dünne Fäden auslaufend. Die Schnauze ist mit grossen Schildern bedeckt, die hintere Kopfhälfte sowie der übrige Körper aber durch rund herum ziehende, ziemlich tiefe Quer- furchen in zahlreiche Ringe getheilt, welche wieder durch darauf senkrechte seichtere Längsfalten in lauter rechteckige Täfelchen zerfallen. Zu beiden Seiten des Rumpfes zieht eine tiefe — im Weingeist durch Aufquellung oft verschwindende — Längsfurche hin, welche durch X-förmige feine Linien zertheilt ist. Die Augen sind äusserst klein und unvollkommen und durch die über sie hin- wegziehende Körperhaut als oft kaum merkbare dunkle Punkte durchscheinend. Die äussere Ohröffnung fehlt. Von den Glied- maassen sind höchstens die vorderen entwickelt, die aber stets auch nur mehr stummelartige, mitunter selbst krallenlose Zehen haben. Der After zeigt öfters eine vor ihm hinziehende Porenreihe, der Schwanz ist von sehr wechselnder Länge. Von den wenigen Gattungen dieser Familie ist in Europa nur eine einzige vertreten. 1. Gatt. Blanus. Wagler natürl. Syst. d. Amphib. pag. 197, 6 (1830). Corpus apodum, lumbrieiforme. Caput a trunco subdistinetum, seuto frontorostrali masximo. Seutelli praeanales poris perforati. Cauda conica, brevissima. Blanus. 333. Der Körper ist gestreckt, walzenförmig, vollkommen von der Gestalt und Grösse eines Regenwurmes. Der vom Rumpfe oberseits durch eine etwas tiefere Querfurche gesonderte Kopf ist bei jungen Thieren deutlich, bei älteren oft kaum länger als breit, nach vorn ziemlich stark, nach hinten kaum merkbar verengt, mit stumpf kegel- förmig vorragender Schnauze. Die Bekleidung desselben ist sehr einfach, indem das vordere Drittel desselben oben fast ganz durch ein grosses, nach hinten oft schwach erweitertes, etwa gerundet sechseckiges Schild eingenommen wird, das aus der Verschmelzung des Internasale und der Frontonasalia entstanden ist und als Fron- torostrale bezeichnet wird. Die an die hinteren Seiten desselben stossenden Ocularia sind klein, dreieckig, die Augen vollkommen bedeckend, in ihrer ganzen Länge dem Oberrande des zweiten Supra- labiale aufliegend und mit ihrer nach hinten gerichteten, meist etwas abgestutzten Spitze an die obere Ecke des dritten stossend. Der übrige Theil des Oberkopfes ist mit vier Querreihen regelmässig rechteckiger Schildchen bedeckt, deren hinterste von denen des Kör- pers nicht verschieden sind, während sich die drei Vorderreihen durch verhältnissmässig bedeutendere Grösse auszeichnen, was na- mentlich von den sechs in der Mittellinie hinter einander liegenden der Fall ist. Das Rostrale ist ziemlich gross, vierseitig, nach oben übergewölbt, nach rückwärts schwach verengt und daselbst am Ende breit abgestutzt. Das Nasale ist mit dem ersten Supralabiale zu einem einzigen, grossen, vierseitigen Schilde verschmolzen, das bis zum Kieferrande hinabreicht und nahe’ an seinem Vorderrande die kleinen, meist etwas in senkrechter Richtung verlängerten Nasen- löcher trägt. Hinter diesem Schilde finden sich noch zwei ziemlich grosse Supralabialia, von denen das vordere, mehr in die Höhe ent- ‚ wickelte, etwa viereckig, das hintere, viel kleinere, aber mehr drei- eckig ist. Die Unterseite des Kopfes trägt ausser dem rückwärts breit abgestutzten Mentale hinter demselben noch ein unpaares Inframaxillare, das sich an Grösse von dem Mentale meist wenig unterscheidet, übrigens aber von sehr wechselnder, gewöhnlich mehr weniger unregelmässig polygonaler oder selbst rundlicher Gestalt ist. Von den drei Sublabialen ist das vorderste, etwa dreieckige, das kleinste, während die zwei darauf folgenden ziemlich gleich gross, oder das hintere grösser, und ihrer Form nach unregelmässig vier- bis fünfseitig sind. Die bis gegen das Kopfende reichende Mund- spalte ist ganz auf der Unterseite gelegen, die kurz hinter dem Kopfe beginnende Seitenfurche bis zum After hinziehend; dieser selbst ist bogig, die unmittelbar vor ihm liegenden Täfelchen grösser, meist viereckig, nach aussen verschmälert, die vor diesen befind- lichen sechs Schildehen bedeutend kleiner, dreieckig oder trapezisch, 334 Amphisbaenidae. nach aussen vergrössert und von je einer Pore durchbohrt. Der Schwanz ist äusserst kurz, nicht‘abgesetzt und erst an seinem Ende in eine stumpf kegelförmige Spitze ausgezogen. Die Haut ist weich, die Täfelehen auf Rücken, Schwanz und Seiten schmal, länger als breit, am Halse und auf der Unterseite etwas breiter. Die einzige Species lebt regenwurmartig unter Steinen und in Erdlöchern. 1. Blanus cinereus: Supra flavo-carneus, rufescens vel grisescens, abdomine capitisque parte anteriore pallidioribus, suleis ommibus albescentibus. Cauda capite duplo longior, annulis circa viginti. — Long. 26—32 cm. Amphisbaena cinerea Vandelli Florae et Fauna Lusit. spec. Mem. ‘de l’Acad. regl. d. sc. de Lisboa I, pag. 69 (1780). — ? Amphis- baena rufa Hempr. Amph. gen. nov. spec. Verh. d. Ges. nat. Fr. Berl. pag. 130, 2 (1820). — Amphisbaena oxyura Wagl. in Spix serpent. Brasil. pag. 72, 1, tab. XXXV, fig. 1 (1824). — Blanus cinereus Wagl. nat. Syst. d. Amphib. pag. 197 (1830). — Blanus rufus Wiegm. Ueb. die fusslo.. Amph. Arch. f. Naturg. pag. 157, 5, ß (1836). Der Rumpf zeigt etwa 125, der Schwanz 18 bis 23 Querringe. Blanus einereus Vand. a Analgegend. Ist letzterer unverletzt, so endet er in einen ziemlich spitzen Ke- gel und beträgt etwas über die doppelte Kopflänge und etwa den neunten bis zehnten Theil der ganzen Körperlänge. Die Farbe der Oberseite kann von einem glänzenden blassen Fleischfarben einerseits durch Grauröthlich ins Kastanienbraune, anderseits durch ein bläuliches Asch- oder Eisengrau selbst bis zum Schwarzen mannigfaltig ab- ändern. Die Unterseite des Kör- pers sowie die Vorderhälfte des Kopfes sind gewöhnlich etwas lichter, sämmtliche Furchen mehr oder weniger weisslich. Die Art lebt vorzugsweise auf der pyrenäischen Halbinsel, von wo sie auch auf das nördliche Afrika übergeht; in neuerer Zeit wurde sie von Erber auch auf den griechischen Inseln aufgefunden. Scinceidae. 335 Man findet das Thier namentlich häufig unter Steinen, wo es für den ersten Augenblick leicht für einen Regenwurm gehalten werden kann, welcher Irrthum aber bei allfälliger Bewegung des- selben sogleich verschwindet, da letztere nicht durch Zusammen- ziehungen des Körpers, sondern durch seitliche Schlangenwindungen bewerkstelligt wird. Ueber die Nahrung ist mir Näheres nicht bekannt, doch dürfte selbe vorzugsweise aus kleinen Kerfen bestehen, da das Thier auch öfters in Ameisenhaufen angetroffen wird. 2. Fam. Seincidae. Caput a trunco indistinetum sceutis magnis, regularibus tectum. Seutum nasale conspicuwum. Pori femorales ac collare nulla. Corpus supra et subtus squamis magnis imbricatis tectum. Die Seinke sind Eidechsen mit walzigem, oft ziemlich gedrun- genem Körper, der bald kurz und kräftig, bald lang und schlangen- artig ist. Der mässig grosse Kopf ist hinten vollkommen von der Breite des Rumpfes und meist ohne Spur einer halsartigen Veren- gung in denselben übergehend. Die stets zu Seiten der Schnauzen- spitze befindlichen Nasenlöcher sind klein, bald im Nasenschilde selbst, bald an der Grenze zweier oder mehrerer Schilder gelegen. Die Augen sind an Grösse und Ausbildung manchem Wechsel unter- worfen, ihre Lider entweder deutlich und längsgespalten (Sauroph- thalmi), oder mehr weniger verkümmert und nur in Gestalt eines ganzen oder theilweise erhaltenen Ringes vorhanden (Gymnoph- thalmi), ja in manchen Fällen zieht sogar die Körperhaut ohne Unter- brechung über die Augen hinweg. Desgleichen ist die Ohröffnung bald vorhanden, bald fehlend, obwohl in dieser Richtung manchmal selbst bei einer und derselben Art fAnguis fragilis) Verschieden- heiten vorkommen. Die an der Basis etwas breiter werdende Zunge ist niemals gescheidet, klein, flach und ziemlich dünn, am freien Ende schwach ausgerandet und entweder ganz oder theilweise mit schuppenartigen Warzen bedeckt. Der Gaumen ist theils flach, theils von einer deutlichen Längsfurche durchzogen, bald mit, bald ohne Zähne. Die Gliedmaassen sind niemals besonders entwickelt, gewöhnlich ziemlich kurz und schwach, manchmal nur stummel- artig ausgebildet und zum Gehen durchaus untauglich, ja nicht sel- ten ein oder selbst beide Paare wenigstens äusserlich gänzlich feh- lend. Schenkelporen sind nicht vorhanden. Diesen Verschieden- heiten in der Form der Extremitäten entspricht eine ebenso grosse Mannigfaltigkeit in der Bildung der Zehen, welche bald rundlich 336 Scincidae. und ganzrandig, bald flach und seitlich gesägt sınd, und von der gewöhnlichen Fünfzahl bis auf Null redueirt sein können. Der vom Rumpfe oft ziemlich deutlich, manchmal aber auch wieder gar nicht abgesetzte Schwanz ist theils kürzer, theils länger als der Körper, obwohl in letzterem Falle denselben selten bedeutend übertreffend, bald ‚kegelförmig, bald walzig, manchmal von den Seiten oder von oben entweder ganz oder theilweise zusammengedrückt. Der Kopf ist immer mit grösseren, regelmässig geordneten Schildern bedeckt, deren Zahl und Ausbildung übrigens bei den einzelnen Gattungen und Arten sehr verschieden ist; doch sind bei den Europäern das Internasale, Frontale, Interparietale und die Pa- rietalia, sowie vier bis sechs Supraocularia und ein Nasalschild immer vorhanden. Der Körper und Schwanz sind oben und unten mit durchaus gleichartigen, festanliegenden Schindelschuppen bedeckt, die meist stark glänzend und spiegelglatt, manchmal aber auch ge- streift oder gekielt sein können; sie sind immer, oft bedeutend, breiter als lang, am Hinterrande mehr weniger bogig gerundet, vor dem After mitunter vergrössert. Ein Halsband ist niemals vorhanden; auch ist die Beschuppung dieser Gruppe von der aller anderen Echsen wesentlich dadurch verschieden, dass die einzelnen Schuppen ein Knochentäfelchen als Grundlage enthalten, welches aus einer theil- weisen Verkalkung der Lederhaut hervorgeht. Die europäischen Seinke vertheilen sich in fünf Gattungen, welche durch nachstehende Merkmale sehr scharf auseinander ge- halten werden können. l. Beine vollkommen fehlend; Körper walzig gestreckt, schlangen- artig. Internasale vom Rostrale stets durch dazwischen ein- geschobene Supranasalia getrennt. Ohröffnung nur ausnahmsweise anterschendbaritulnaleot,. „sum me Zu Vi 2 Beine, wenn auch mitunter sehr klein und stummelartig, so doch stets deutlich vorhanden; Ohröffnung, obwohl manchmal klein, so doch immer sichtbar, Oceipitale fehlen. . . ..38 2. Internasale, Frontale und Interparietale quer erweitert, viel breiter als lang; Occipitale fehlend. Nasenlöcher an der Grenze des Nasale und Supranasale. . . . .1. Gatt. Ophiomorus. Frontale und Interparietale deutlich länger als breit, Oceipi- tale vorhanden. Nasenlöcher in der Mitte des Nasenschildes. 2. Gatt. Anguis. 3. Füsse mässig entwickelt, fünfzehig; Körper eidechsenartig. Nasenlöcher im Nasale. . 2.0.0 ven. nn nn ei Füsse dreizehig, sehr weit auseinander gerückt, äusserst klein und stummelartig., Körper walzig gestreckt, schlangenförmig. Internasale und Rostrale durch zwei in ihrer ganzen Breite zu- Ophiomorus. 337 sammenstossende Supranasalia getrennt. Frontale nach hinten erweitert, glockenförmig. Frontonasalia und Frontoparietalia fehlend. Nasenlöcher an der Grenze des Rostrale und Nasale 3. Gatt. Seps. Daud. 4. Supranasalia fehlend, das Internasale daher mit dem Rostrale meistens zusammenstossend. Frontale stets nach hinten ver- engt, Frontonasalia vorhanden. Nasenlöcher ganz im Nasale. Augenlider verkümmert, einen schmalen, feinschuppigen, ganzen oder nur theilweisen Ring bildend. Körper schlank, gestreckt, Schwanz mindestens körperlang . . 4. Gatt. Ablepharus. Fitz. Internasale und Rostrale durch zwei in ihrer ganzen Breite zusammenstossende Supranasalia getrennt. Frontale nach hinten glockenförmig erweitert, das grösste aller Schilder. Nasen- löcher an der Naht des Nasale und Rostrale. Frontonasalia und Frontoparietalia fehlend.. Körper ziemlich kräftig und gedrungen, Schwanz kaum körperlang, gestreckt kegelförmig 5. Gatt. Gongylus. Wiegm. 1. Gatt. Ophiomorus. Dum. Bibr. Erpet. gener. V, pag. 799, XXIV (1839). Corpus anguiforme, apodum. Scuta internasalia, frontale et interparietale masima, longi- tudine latiora. Oceipitale nullum. Nares in sutura scuti nasalis et supranasalis. Der Körper ist fusslos, gestreckt, schlangenartig, der etwa kegel- förmige Kopf auf allen vier Seiten schwach abgeplattet, mit breiter, an der Spitze gerundeter und über den Unterkiefer etwas vorragender Schnauze. Die Zunge ist platt, schuppig, vorn schwach ausgerandet und ohne Querfurche, der zahnlose Gaumen mit einer Längsrinne versehen. Die Kieferzährfe sind kürzer als bei der folgenden Gattung, _ gerade und stumpf kegelförmig. Der Schwanz ist lang, rund, spitz auslaufend. Das Rostrale ist’gross, breiter als lang, stark nach oben über- gewölbt, im Ganzen von etwa dreieckiger Gestalt. Die Supranasalia sind gross, gegen ihre gemeinschaftliche Naht verengt, am Grunde durch das Nasenloch halbkreisförmig ausgerandet; das Internasale ist bedeutend breiter als lang, das Frontale ebenfalls stark in die Quere entwickelt, sehr gross, nach vorn merklich verschmälert. Die Frontonasalia sind klein und durch die bedeutende Entwickelung Schreiber, Herpetologia europaea. 2 338 Scineidae. des Frontale ganz nach aussen gedrängt; das Interparietale ist sehr gross, etwa stumpf dreieckig, das Occipitale fehlt gänzlich. Supra- ocularia sind vier vorhanden, die Frontoparietalia sind sehr klein, die Parietalia länglich, schmal, schief nach hinten convergirend und durch das Interparietale weit von einander entfernt. Das Nasale ist etwa trapezisch, mittelgross, am Oberrande durch das Nasenloch halbkreisförmig ausgebuchtet. Das Nasofrenale fehlt, von den zwei Frenalen ist das vordere gross, fünfeckig, das zweite etwas kleinere vierseitig. Das Auge ist vorn von zwei kleinen, viereckigen Freno- oeularschildern begrenzt, das untere Augenlid mehr oder weniger durchscheinend. Die fünf bis sechs Supralabialia sind ziemlich gleich gross, das erste etwa trapezisch, die drei folgenden viereckig, die letzten fünfeckig. Die Ohröffnung ist unter der vierten oder fünften Schuppe der an die Supralabialen angefügten Reihe befind- lich. Die Körperschuppen sind mässig breit, sechseckig , hinten deutlich bogig, die Praeanalschuppen sämmtlich unter einander gleich. Die einzige Art lebt im südöstlichen Europa. 1. Ophiomorus miliaris: Supra fulvus vel flavescens, subtus albidus, lateribus cinereus, squamarum punctis nigris per longitudinem seriatim dispositis. — Long. 26—32 cm. Anguis miliaris Pall. Reise d. versch. Prov. d. russ. Reich. II, pag. 718, 39 (1771). —Eryx mi- liaris Daud. hist. natur. gen. d. Rept. VII, pag. 270 (1803). — Tor- trix miliaris Merr. Syst Amphib. pag. 82, 3 (1820, — Anguis punctatissimus Bibr. Bory Ex- ped. scientif. Mor. h. n. Rept. pag. 71, 18 tab. XI, fig. 5, ab c (1836). — Ophiomorus miliaris Dum. Bibr. Erpetol. gener. V, pag. 799, 1 (1839). Der Körper ist oben gelb- lich, licht kaffeebraun oder kupferfarben, unten weisslich, die Seiten ziemlich scharf ab- gegrenzt bleigrau. Der Kopf ist schwarz gesprenkelt und sämmtliche Schuppen zeigen über ihre Mitte einen dunklen Ophiomorus miliaris Pall. Punkt oder Strich, wodurch dann ebenso viele Reihen Anguis. 339 dunkler Sprenkel entstehen, als Schuppenreihen vorhanden sind. Gegen die Seiten hin erscheinen diese Punkte meist grösser und einander mehr genähert, am Schwanze sind sie hingegen in der Re- gel weniger unterschieden. Die Länge des Thieres beträgt 10 bis 12 Zoll, die Dicke ist etwa die eines starken Federkieles. Die Schuppen bilden rund um den Körper herum 28 Längsreihen. Diese Art lebt von Griechenland angefangen nach Osten bis ins südliche Russland, woselbst sie namentlich in den Caspigegenden häufiger auftritt. Ueber Nahrung und Lebensweise ist mir nichts bekannt. Da ich diese Species leider nicht selbst untersuchen konnte, so habe ich die beigegebene Abbildung aus dem Werke Bory’s und Bibron’s entlehnt; doch stimmt dieselbe, namentlich was die Kopfseiten betrifft, mit den von den Autoren gegebenen Beschreibungen nicht in allen Stücken überein. 2. Gatt. Anguis. Linn& Syst. nat. pag. 227, 110 (1758). Corpus elongatum, apodum. Seutum frontale et interparietale latitudine longiora. Oceipitale conspieuum. Nares in medio scuti nasalis. Der Körper ist walzig gestreckt, fusslos, schlangenartig. Der durch die etwas aufgetriebene Schläfengegend schwach abgesetzte Kopf ist nach vorn allmälig verengt, mit bald mehr, bald weniger breit verrundeter Schnauzenspitze. Seine Oberfläche ist gegen vorn zu schwach nach abwärts gewölbt, die Seiten fast senkrecht abfallend, die Schnauzenkante vollkommen verrundet. Die Nasenlöcher sind zu Seiten der Schnauzenspitze gelegen, die ziemlich kleinen Augen mit sehr deutlichen, längsspaltigen Lidern versehen. Die Ohröffnung ist äusserst verschieden, indem sie theils vollkommen von der Körper- haut überzogen oder als sehr kleine, kaum merkbare Ritze etwa in Kopflänge hinter der Mundspalte unter einer Schuppe verborgen, manchmal aber auch wieder vollkommen nach aussen geöffnet und sehr gut sichtbar ist*). Der längsgefurchte Gaumen ist zahnlos, beide Kiefer jedoch mit ziemlich schlank kegelförmigen, nach rück- wärts gekrümmten Zähnen versehen, die in der Jugend gewöhnlich *) Auf derartige Stücke, die sich übrigens sonst in gar nichts von der Stamm- form unterscheiden, gründete Fitzinger seine Gattung Otophis. 22* 340 Scincidae. in grösserer Anzahl vorhanden sind, als im Alter. Die vorn in zwei kurze Gabelspitzen ausgezogene Zunge ist bei Weingeistexemplaren in ihrem vordersten Theil mit einer deutlichen Einschnürung oder Querfurche versehen. Der vom Rumpfe kaum abgesetzte Schwanz ist eylindrisch, im unverletzten Zustande etwa körperlang und am Ende in eine stumpfe Kegelspitze ausgezogen. Das kleine Rostrale ist dreieckig, fast vertical gestellt, sehr schwach gewölbt und von oben nicht oder kaum sichtbar; es ist nach hinten zu von drei kleinen Schildchen begrenzt, deren grösstes in der Mitte liegt, während die beiden seitlichen an den Vorderrand der Nasalia stossen. Die Supranasalia sind selten einfach, sondern gewöhnlich in drei bis vier kleine Schildehen aufgelöst, die sich zwischen die drei früher genannten und das Internasale einschieben; dieses selbst ist mittelgross, meist etwas breiter als lang, am Hinter- rande fast immer deutlich zweimal gebuchtet. Die etwa um die Häfte kleineren Frontonasalia stossen in der Mittellinie in der Regel in grösserer oder geringerer Ausdehnung zusammen, so dass in Folge dessen das Internasale von dem Frontale gewöhnlich voll- kommen getrennt erscheint. Letzteres, das grösste aller Kopf- schilder, ist etwas länger als breit, nach hinten schwach erweitert und daselbst meistens ziemlich gerade abgestutzt. Das etwas kleinere Interparietale ist vorn nicht viel schmäler als das Frontale, nach hinten immer stark dreieckig verengt; die etwa unregelmässig vier- eckigen Frontoparietalia sind sehr klein, kaum halb so gross als die Frontonasalia und sehr weit nach aussen gerückt. Das Oceipitale ist kaum kleiner als ein Frontonasale, von unregelmässig rhombischer oder deltoidischer Gestalt, bei jüngeren Thieren durch den stark gerundeten Hintertheil oft mehr schuppenartig. Von den fünf bis sechs Supraocularen, deren drei vorderste an den Seitenrand des Frontale stossen, sind die zwei ersten an Länge und Breite wenig verschieden, während die hinteren gut doppelt so breit als lang sind. Die Parietalia sind schmal, fast doppelt so lang als breit, nach hinten zu stark gegen einander convergirend. Das kleine Nasale ist durch das in seiner hinteren Hälfte ausgehöhlte, vollkommen kreisrunde Nasenloch oft mehr weniger ringförmig, liegt grösstentheils dem zweiten Supralabiale auf und wird vom Rostrale durch ein kleines Praenasalschildchen getrennt. Die ganze Zügelgegend erscheint mit kleinen, in drei bis vier Längsreihen über einander liegenden schuppenartigen Schildchen besetzt, welche sich, etwas grösser werdend, auch auf die Schläfengegend fortsetzen; die Augenlider sind beide mit kleinen Schuppen bedeckt. Supralabialia sind etwa zehn vorhanden, das Mentale ist sehr klein, dreieckig, die schmalen Sublabialen kaum überragend; letztere sind an den Seiten stets von Anguis. 34l zwei Reihen länglich schuppenförmiger Schildchen eingefasst, denen sich nach aussen zu noch jederseits vier bis fünf grössere Submaxil- laren anschliessen. Von den Schuppen des Körpers sind die des Rückens und der Unterseite am grössten, vollkommen quer sechseckig, die seitlich kleiner, etwas schief nach hinten gerichtet, mehr rhom- bisch, mit verrundeten Hinterecken. Die Anzahl der Schuppen- reihen rund um den Körper herum beträgt gewöhnlich 25; von den Praeanalschuppen sind namentlich die zwei mittleren etwas grösser als die vorangehenden. | Die Gattung enthält nur eine einzige Art. 1. Anguis fragilis: Supra fusco-grisea vel cuprea, aut concolor aut nigro-fasciata ; lateribus abdomineque pallidioribus aut obscuw- rioribus. — Long. 32—47 em. Caecilia vulgaris Aldrov. Serpent. et dracon. hist. pag. 245 (1640). — Caeecilia typhlus Ray Synops. quadrup. pag. 289 (1693). — Anguis fragilis Linn& Syst. nat. I, pag. 229, 270 (1758). — An- guis elivica Laur. Synops. reptil. pag. 69, CXXIX (1768). — Erix elivicus Daud. hist. nat. gener. d. rept. VII, 281 (1803). Typus: Supra fusco-grisea vel cuprea, concolor, subtus plumbeo-albida. Anguis fragilis var. grisea de Betta Erpetol. delle Prov. ven. pag. 164, c (3857). — Anguis fragilis var. fusca de Betta I. c. pag. 164, e (1857). var. a) Üt supra, sed lateribus punctis nigricantibus per longitudinem plus minusve cohaerentibus ; subtus atra vel obscure plumbea. Anguis fragilis var. vulgaris de Betta Erpetol. d. Prov. ven. pag. 164, a (1857). var. b) Ut supra, sed linea dorsali mediana interdum dupliei nigri- canti. Anguis eryx Linne Syst. nat. I, pag. 229, 262 (1758). — Anguis bicolor Risso hist. natur. de l’Eur. merid. III, pag. 89, 16 (1826). — Anguis Besseri Andrzej. Amphib. nostr. Nouv. mem. soc. imp. Moscou II, pag. 338, 2, tab. XXII, fig. 7, tab. XXIV (1832). — ?An- guis vittatus Gravenh. Verz. zoolog. Mus. Bresl. pag. 25, 2 (1832). — Anguis fragilis var. lineata de Betta Erpetol. d. Prov. ven. pag. 164, b (1857). var. c) Ut supra, sed sguamis abdominalibus punctis nigris per longi- tudinem dispositis. Anguis cinerea Risso hist. natur. de l’Eur. merid. II, pag. 88, 15 (1826). var. d) Uta vel b, sed sguamis dorsalibus omnibus nigro-striolatis. Anguis fragilis var. nigriventris de Betta Erpetol. d. Prov, ven. pag. 164, d (1857). 342 Sceincidae. var. e) Corpore supra maculis coeruleis sparso; auribus plerumque conspicuis. Anguis incerta Krynicki Observat. de reptil. Bull. soc. imp. nat. Moscou. VII, pag. 52, 2 (1837). — Anguis lineata Kryn. I. ec. pag. 54, 3 (1837). — Siguana Ottonis Gray Cat. of slend. tong. saur. Ann. of nat. hist. I, pag. 334 (1839). — Otophis eryx var. colehica Demid. Voyage de la Russie mer. pag. 341, tab. 5, fig. 1—3 (1840). — Otophis Eryx Fitzing. Syst. reptil. I, pag. 23 (1842). var. f) Supra et subtus fusco-nigrescens, concolor. pullus. Supra pallide griseu vel flavescens, lateribus abdomineque ater- rimis, linea. dorsali unica vel binis nigricantibus. Anguis lineata Laur. Synops. reptil. pag. 68, 126 (1768). juv. Supra fusco-flavescens vel fulvo-testacea, dorso linea nigra ple- rumque distineta, abdomine lateribusque atro-chalybaeis. Die Färbung des Thieres ist im Ganzen eine ziemlich veränder- liche. Frisch ausgekrochene Exemplare sind oben gewöhnlich hell grauweiss, fast silber- oder perlmutterglänzend, der Unterleib und die Seiten nach oben hin sehr scharf abgegrenzt tief schwarz. Am Interparietale findet sich ein dunkler Flecken, von dem aus eine, seltener zwei meist etwas wellige schwarze Linien über die ganze Mitte desOberkörpers bis zur Schwanzspitze hin- ziehen. Je älter nun das Thier wird, desto mehr geht in der Regel die Grund- farbe ins Braune über, so Anguis fragilis Linne. dass etwas grössere Stücke gewöhnlich hell isabellfar- ben oder licht chocoladebraun sind, welche Färbung später ins ent- schieden Braune, Kupferfarbige, ja ausnahmsweise selbst ins Schwärz- liche übergehen kann. Mit dieser Umänderung der Grundfarbe tritt gewöhnlich auch der schwarze Rückenstreifen immer mehr zurück, die dunklen Parthien der Seiten und oft auch des Unter- leibes lösen sich in schwarze Längslinien oder Punktstreifen auf, die sich manchmal im Alter selbst ganz verlieren, sowie überhaupt die Fig. 68. Anguis. 343 _ Bauchseite mit zunehmendem Wachsthum häufig lichter wird, vom tiefsten Schwarz allmälig durch Blauschwarz ins Bleigraue oder selbst ins Weissliche übergehend. Doch kommen auch ganz er- wachsene Stücke vor, bei denen die Grundfarbe der Oberseite mehr weniger grau oder wenigstens braungrau ist, sowie sich anderseits die schwarzen Rücken und Seitenstreifen und auch die dunkle Unter- seite im Alter ebenfalls, namentlich im weiblichen Geschlechte, nicht selten erhalten; auch kann es vorkommen, dass die meisten oder ‚selbst sämmtliche Schuppen der Oberseite längs ihrer Mitte einen dunklen Stich zeigen, wodurch dann der ganze Oberkörper mehr weniger mit schwärzlichen Sprenkeln oder Punktstreifen versehen erscheint. Mitunter trifft man auch auf Thiere, die auf der Rücken- seite mit mehr weniger zahlreichen hellblauen Punkten besetzt sind obwohl nun diese Zeichnung, besonders wenn sie sehr intensiv ist, ihre Entstehung häufig einer blossen Abreibung der Oberhaut ver- dankt, so ist dies doch sicher nicht immer der Fall, indem man auch vollkommen reine Exemplare dieser Form findet, bei denen — wie man sich mit der Loupe leicht überzeugen kann — diese eigenthümliche Art der Zeichnung dadurch entsteht, dass durch die feine, braun- gelbe Oberhaut ein blassblaues oder fast weissliches Pigment durch- schimmert; auch sind es namentlich derartige Stücke, bei denen eine äussere Ohröffnung oft sehr gut sichtbar ist, obwohl letztere Eigen- schaft auch mit den gewöhnlichen Zeichnungen verbunden sein kann, wie ich mich durch wiederholte Untersuchungen überzeugt habe. Solche Exemplare — von einigen Autoren unter den Namen Otophis ery& auch als eigene Art unterschieden — scheinen vorzugsweise im Osten Europas vorzukommen, da ich ein derartiges Verhalten vor- zugsweise an ungarischen, noch häufiger aber an südrussischen Stücken beobachtete. — Endlich kann es noch vorkommen, dass in seltenen Fällen das ganze Thier sowohl oben als unten einfärbig schwarz- braun oder selbst schwarz erscheint, eine Färbung, die wahrscheinlich durch die Feuchtigkeit des Standortes bedingt wird. Uebrigens ist bei allen Varietäten die ganze Oberfläche mehr weniger spiegelglatt oder selbst schwach metallglänzend, die Kiefer und manchmal auch der Oberkopf dunkel punktirt und die Kehle mit zahlreichen schwarzen Sprenkeln versehen. Die Länge des Thieres beträgt in den meisten Fällen etwa einen Fuss, kann jedoch ausnahmsweise selbst 18 Zoll erreichen. Die Blindschleiche ist vom nördlichen Skandinavien und Eng- land an durch ganz Europa verbreitet und dürfte nur in den süd- licheren Gegenden theilweise, wie z. B. auf Sardinien, fehlen. Sie findet sich namentlich gern in mit Buschwerk bestandenen Gegenden, sowohl in der Ebene, als auch im Gebirge, woselbst sie bis gegen 344 Seincidae. 3000 Fuss Meereshöhe emporsteigt. Bei Tage gewöhnlich in Erd- löchern, unter Baumrinden, besonders aber unter grösseren, flach aufliegenden Steinen verborgen, kommt sie vorzugsweise des Abends aus den genannten Schlupfwinkeln heraus, um ihrer namentlich aus Regenwürmern und Nacktschnecken bestehenden Nahrung nachzu- gehen. Zum Zwecke des Winterschlafes wühlen sich die Thiere mit ihrer festen, kegelförmigen Schnauze oft bis zu drei Fuss tiefe Gänge aus, die nach aussen mit Moos, Gras und dergleichen fest verstopft wer- den und an ihrem Ende oft eine grosse Anzahl — mitunter 20 bis 30 Stück — gemeinschaftlich beherbergen, wobei in der Regel die jüngsten der Mündung am nächsten liegen, während die grösseren und älteren mehr die rückwärtigen Theile der Höhle einnehmen. Das Weibchen wirft, meist erst im vierten oder fünften Jahre, im Hochsommer 8 bis 26 Junge. Bei der Begattung bilden die Thiere, wie schon oben erwähnt, eine Art Ring, indem sie die Cloake fest aneinanderdrücken, wobei das Männchen das Weibchen mit dem Maule am Halse festhält. Die von einigen Autoren als Anguis clivica unterschiedene Form ist nur auf Stücke mit abgebrochenem Schwanze gegründet, der sich hier überhaupt nicht wieder ersetzt, sondern nur in eine stumpf kegelförmige Spitze ausheilt. 3. Gatt. Seps. Laurenti Synops. reptil. pag. 58. XVII (1768). Zygenis Fitzing. Classific. d. Reptil. pag. 23, 7 (1826). Corpus elongatum, anguiforme. Pedes quatuor, brevissimi, valde remoti, tridactyli. Scutum frontale maximum, frontonasalia, frontoparietalia et oceipitale nulla. Nares in sutura scutelli nasalis et rostralis. Der Körper ist gestreckt, walzig, in seiner Form etwa dem der Blindschleiche gleichend, der gar nicht abgesetzte Kopf klein, von hinten nach vorn allmälig verengt, mit am Ende verrundeter, spitz kegelförmiger Schnauze, oben nach vorn zu ziemlich stark nach ab- wärts gewölbt, seine Seiten fast senkrecht abfallend.. Die kleinen Nasenlöcher sind weit nach vorn zu Seiten der Schnauzenspitze ge- legen, etwas schief nach oben und hinten gerichtet, die nur mässig grossen Augen mit längsgespaltenen Lidern versehen; die Ohröffnung ist deutlich, nahe der Mundspalte gelegen, nach hinten von einer seichten, sich gegen den Hals zu verlierenden Längsfurche begrenzt. Die Zunge ist platt, schuppig, mit ausgerandeter Spitze, der hinten Seps. 345 breit längsgefurchte Gaumen vollkommen zahnlos. Die zum Gehen durchaus untauglichen Beine sind äusserst kurz und zart, nach hinten gestreckt und dicht an den Körper in einer ihnen an Form und Grösse entsprechenden Vertiefung angelegt, die vorderen von den hinteren weit entfernt; diese ziemlich rundlich, jene hingegen von den Seiten sehr stark zusammengedrückt, letztere an Länge etwa der Entfernung zwischen Auge und Ohröffnung gleichkommend, die vorderen noch kürzer; sie sind sämmtlich mit verhältnissmässig langen und dünnen Zehen versehen, deren mittlere die längste ist und welche alle mit sehr kleinen, spitzen und schwach gekrümmten Krallen bewaffnet sind. Der Schwanz ist bei ganz reinen Stücken länger als der Körper, kegelförmig zugespitzt und ziemlich dünn auslaufend. Das Rostrale ist gross, breiter als hoch, stark nach oben über- gewölbt, mit sehr breit abgestutztem oder nach vorn schwach bo- gigem Hinterrande. Die zwei Supranasalia sind quer, viel breiter als lang, ihr Durchmesser im Allgemeinen ziemlich gleich bleibend, in der Mittellänge des Kopfes in ihrer ganzen Länge zusammen- stossend; das ebenfalls quere Internasale ist meist etwas breiter als lang, sechs- oder siebenseitig, nach hinten in der Regel im Bogen und ziemlich stark verengt. Die Frontonasalia, Frontoparietalia und das Oceipitale fehlen. Das alle anderen Kopfschilder an Ausdehnung weit übertreffende Frontale ist sehr gross, länger als breit, nach vorn viel mehr als nach rückwärts verengt, mit entweder gerade abgestutztem oder mehr weniger ausgebuchtetem Hinterrande. Das Interparietale ist klein, deltoidisch oder dreieckig, sehr deutlich länger als breit. Supraocularia sind vier vorhanden, das erste das Internasale und Frontale, die zwei folgenden das Frontale, das letzte das entsprechende Parietale berührend; diese selbst sind schief gegen einander geneigt, etwa um die Hälfte länger als breit, hinten in einer kurzen Naht zusammenstossend. Das Nasale und Nasofrenale sind sehr klein, unter einander an Grösse wenig verschieden, jenes durch das in seinem Vordertheile ausgehöhlte, bis zum Rande des Rostrale reichende Nasenloch theilweise ringförmig; das vordere Frenale ist sehr gross, schief nach hinten gerichtet, sehr deutlich höher als lang und mit seinem oberen Theile ziemlich weit auf den Pileus zwischen das Supranasale und erste Supraoculare hineingeschoben; das hintere ist bedeutend kleiner, von den zwei über einander gestellten Freno- oeularschildchen an Form und Grösse kaum verschieden. Die Augen- höhle ist oben durch eine Reihe kleiner, von vorn nach hinten an Länge abnehmender Supraciliaren, hinten durch drei bis vier über einander stehende Postocularschildehen begrenzt; die Augenlider sind am Rande fein körnig beschuppt, das untere in der Mitte mit 346 Scincidae. einem nackten, etwas durchscheinenden Flecken versehen. Von den fünf bis sechs Supralabialen nehmen die drei ersten nach hinten zu an Höhe ab, und das vierte allein reicht bis zum Augenhöhlenrand hinauf. Die Schläfe sind mit manchmal etwas vergrösserten, schuppen- artigen Schildern bedeckt, die aber sehr bald in die regelmässige Beschuppung des Körpers übergehen. Das sehr grosse Mentale ist gut doppelt so breit als lang, hinten gerade abgestutzt. Die Sub- labialia sind schmal, länglich, die Schuppen vollkommen glatt, breiter als lang, mit stark bogigem Hinterrande und in 24 Längsreihen geordnet, die vor dem After gelegenen von den anderen Bauch- schuppen in Form und Grösse nicht unterschieden. Die Beine sind an ihrer Aussenseite mit einer einzigen Längsreihe von etwa neun bis zwölf Schuppen versehen, die, mit Ausnahme einer etwas gerin- geren Grösse, mit den Körperschuppen übereinstimmen. Die einzige Art dieser Gattung lebt im südlichen Europa. l. Seps chalcides: Supra griseo-fuscescens vel cupreus, aut concolor, aut obseure lineatus, subtus plumbeo-albidus. — Long. 32—36 cm. Lacerta chalcides Linn Syst. nat. I, pag. 209, 42 (1758). — Ameiva meridionalis Meyer Synops. reptil. pag. 28, 4 (1795). — Chalcida vulgaris Meyer |. ce. pag. 31, 1 (1795). — Lacerta Seps Latr. Salam. de France XVII, 4 (1800). — Chalcides tri- dacetylus Daud. hist. nat. gen. d. reptil. IV, pag. 367, tab. LVII, fig. 3 (1803). — Seps chaleidica Merr. Syst. amphib. pag. 75, 1 (1820). — Zygnis chaleidica Fitzing. Classificat. d. Reptil. pag. 53 (1826). — Seps chalcides Bonap. Amph. europ. pag. 41, 39 (1839). Typus: Supra griseo-virescens vel cupreus, concolor. Seps concolor Metaxa Memor. zool. med. pag. 32 (1833). — Seps chalcides b. concolor Bonap. Amph. europ. pag. 41 (1839). var. a) Dorso in utroque latere lineis albescentibus duabus, nigro lim- batis. Caecilia major Imperati hist. nat. lib. 28, pag. 899 ce. fig. pag. 917 (1599). — Lacerta chaleidica Aldrov. quadrup. digit. ovip. pag. 637 c. fig. pag. 638 (1663). — Chaleides tridactyla Co- lumna Eephras. I, pag. 35, tab. 36 (1616). — Seps Chalecidica Ray Synops. meth. quadrup. pag. 273 (1713). — Chaleides tri- dactyla Columnae Laur. Synops. reptil. pag. 64, 114 (1768). — Chamaesaura chalcis Schneid. histor. amphib. II, pag. 207 (1801). — Chalcides Seps Latr. hist. nat. d. rept. II, pag. 82 (1802). — Seps vittatus Leuck. Observ. zool. pag. 9, 1 (1828). — Seps chalcides Cuv. regne anim. II, pag. 64 (1829). — Seps quadri- lineata Metaxa Mem. zool. med. pag. 31 (1833). — Seps chal- sides a. lineata Bonap. Amph. europ. pag. 41 (1839). Seps. 347 var. b) Ut supra, sed dorso lineis mediis obscurioribus binis. var. c) Supra lineis alternis obscuris lueidisque bisnovem. Zygnis striata Fitzing. Classific. d. Reptil. pag. 53 (1826). — Seps lineatus Leuck. Observ. zool. pag. 10 (1828). — Seps striata Guer. Men. Iconogr. du regne anim. Rept. tab. 15, fig. 3 (1829). — Seps chalcides ce. striata Bonap. Amph. europ. pag. 41 (1839). Die Grundfarbe des Körpers ändert von einem helleren oder dunkleren Grau durch Braun oder Olivenfarben bis in Kupferrothe Fig. 69. Seps chalcides Linne. mannigfaltig ab, und ist stets von einem bald mehr, bald weniger leb- haften Metallglanz begleitet; die Unterseite ist immer hell, weisslich oder bleigrau, im ersten Falle öfters mit einem grünlichen oder perl- mutterartigen Schimmer. Uebrigens ist die Oberseite nur selten ganz einfarbig (Seps concolor Metaxa), sondern in der Regel mit helleren oder dunkleren Längsstreifen ge- zeichnet, die aber in ihrer Breite, Zahl und Deutlichkeit vielen Ver- schiedenheiten unterliegen. In den meisten Fällen finden sich zu beiden Seiten des Rückens je zwei gewöhn- lich hellere, weissliche, dunkel ge- säumte Längsstreifen (Seps lineatus Bonap.), die aber an Breite bei den einzelnen Stücken vielfach wechseln, was auch von der schwarzen Ein- fassung derselben gilt, die überhaupt meist nur an der Grenze der weissen Streifen — obwohl manchmal bloss aus hinter einander liegenden Flecken bestehend — so doch scharf und gesättigt erscheint, während sie nach aussen zu allmälig lichter werdend sich nach und nach in die Grundfarbe verliert; auch ist der oberste, gegen die Mitte des Rückens gekehrte dunkle Saum gewöhnlich deutlich schmäler als die seitlichen, oft aber auch weniger scharf, ja mitunter selbst gänzlich fehlend. Zu den jetzt besprochenen Seitenstreifen gesellen sich manchmal noch zwei über die Mitte des Rückens ziehende Längslinien, die, in einigen Fällen nur durch ver- einzelte Flecken angedeutet, in der Regel von schwärzlicher oder dunkelbrauner Farbe sind, und sich meist so zwischen die Seiten- 348 Scincidae. streifen einschieben, dass sie von diesen und von einander gleich weit entfernt erscheinen. Endlich kann es noch vorkommen, dass die schwarzen Linien so zahlreich und genähert sind, dass dadurch die ganze Oberseite in sehr regelmässiger Weise mit (gewöhnlich 18) abwechselnd helleren und dunkleren Längsstreifen durchzogen ist (Seps striatus Fitzing.). Bei sämmtlichen Varietäten werden übrigens gewöhnlich alle Streifen gegen den Schwanz hin undeutlich oder lösen sich wenigstens in Punkte auf; bei regenerirtem Schwanze erzeugen sich die Streifen nie mehr, so dass dann bei solchen Stücken die Zeichnung an der einstigen .Bruchstelle wie abgeschnitten erscheint. — Die Länge des Thieres beträgt 12 bis 16 Zoll, die der Beine oft kaum über drei Linien. Seps ist, mit Ausnahme des nördlichsten Theiles, in ganz Italien und dessen Inseln verbreitet, und geht von hier aus über Genua durch Südfrankreich in die pyrenäische Halbinsel über, daselbst aller Orten ziemlich häufig vorkommend; das Thier findet sich vorzugs- weise im Grase, namentlich auf feuchten Wiesen, ist äusserst flink und behend und nährt sich fast nur von Insecten; es gebiert leben- dige Junge. — Ausser Europa kommt die Art noch im nördlichen Afrıka vor. 4. Gatt. Ablepharus. Fitzinger Verh. d. Ges. naturf. Fr. zu Berl. pag. 297 (1824). Pedes quatuor, humiles, pentadactyli. Seuta supranasalia nulla, frontonasalia conspieua. Seutum nasale magnum, naribus medüs. Palpebrae imperfectae, plicam squamulis tectam pone vel supra oculos formantes. Aures exiguae. Cauda corpore longior. Der Körper ist gestreckt, schleichenartig, fast durchaus gleich dick, oben meist etwas niedergedrückt, mit platter Unterseite. Der vom Halse nicht oder kaum geschiedene Kopf ist mittelgross, von hinten nach vorn allmälig aber ziemlich stark verschmälert, mit am Ende abgerundeter Schnauze und senkrecht abfallenden Seiten. Die verhältnissmässig ziemlich grossen Nasenlöcher sind seitlich gestellt, die wohl entwickelten Augen haben verkümmerte Lider, die nur in Gestalt einer feinschuppigen Hautfalte meist hinter, manchmal aber auch über den Augen sichtbar sind, im letzteren Falle eine Art von Ablepharus. 349 Ring bildend. Die Ohröffnung ist klein oder sehr klein, doch immer- hin deutlich. Die an der Spitze ausgerandete Zunge ist platt, schuppig, der vorn seicht dreieckig vertiefte Gaumen zahnlos, die Kieferzähne einfach, kegelförmig. Die schwachen, etwas zusammen- gedrückten Beine sind sämmtlich mit fünf ungleichen Zehen ver- sehen, der vom Rumpfe nicht abgesetzte Schwanz ist bei unver- letzten Thieren stets länger als der Körper, nach hinten zu sehr all- mälig und ziemlich fein zugespitzt. Das Rostrale ist gross, stets breiter als lang, auf den Pileus übergewölbt und daher von oben gut sichtbar, hinten fast immer in grösserer oder geringerer Ausdehnung mit dem Internasale zu- sammenstossend, welches ebenfalls ziemlich gross und in der Regel breiter als lang ist. Letzteres ist auch mit den Frontonasalen der Fall, welche bald mehr weniger in der Mittellinie des Kopfes zu- sammenstossen, bald wieder vollkommen von einander getrennt sind. Das bei den einzelnen Arten an Grösse sehr verschiedene Frontale und Interparietale ist nach hinten immer stark dreieckig verschmälert, letzteres von ersterem entweder durch wohl ent- wickelte Frontoparietalia getrennt, oder aber mit diesen (den Fronto- parietalen) zu einem einzigen, grossen Schilde verschmolzen. Die Parietalia sind länger als breit, schief nach hinten und innen ge- richtet, einander gewöhnlich rückwärts in kurzer Naht berührend. Die drei bis vier Supraocularen sind gross, vom oberen Augenrande oft noch durch dazwischen eingeschobene Supraciliarschildchen ge- trennt. Ein Occipitale ist niemals vorhanden. Die Nasalıa sind gross, nach oben ziemlich weit zwischen das Rostrale und Inter- nasale eingeschoben und daher daselbst einander stark genähert. Das rundliche, verhältnissmässig grosse Nasenloch ist ganz im Na- sale gelegen, ohne ein anderes Schild zu berühren; die Supranasalia fehlen. Frenalia sind zwei vorhanden, eines hinter dem anderen gelegen, das erste meist sehr deutlich höher als das zweite. Die Schläfe sind mit wenigen, ziemlich - grossen Schildern bedeckt, das Mentale ist gross, nach hinten von einem unpaaren, meist noch etwas grösseren Inframaxillare begrenzt, dem sich beiderseits drei bis vier andere anschliessen, die schmalen, länglichen Sublabialia begleitend. Der Körper ist oben und unten mit ziemlich grossen, meist voll- kommen glatten Schindelschuppen bedeckt, die hinter dem Kopfe und unter dem Schwanze am breitesten sind und auf letzterem oft eine regelmässige, schilderartige Längsreihe bilden. In Europa ist diese Gattung nur durch eine einzige Art vertreten. 350 Scincidae. 1. Ablepharus pannoniceus: Scutum frontale maximum, ab inter- parietale multo minore scutis frontoparietalibus separatum; plica palpebralis pone oculos tantum conspicua. — Long. 8—10 cm. Sceincus pannonicus Lichtenst. Verz. Doubl. zool. Mus. Berl. pag. 103, 59 (1823). — Ablepharus pannonicus Fitzing. Verh. Ges. naturf. Fr. Berl. pag. 297, tab. 14 (1824). — Ablepharus Kitai- belii Bibr. Bory Expedit. scientif. Moree III, pag. 69, 14, tab. 11, fig. 4 (1836). Typus: Supra griseus, fusco-olivaceus vel cupreus, fascia utringque laterali obsceuriore interdum albo-limbata; subtus plumbeus aut nigrescens. var. a) Ut supra, sed quamis praecipue dorsalibus punctis nigrescen- tibus änterdum seriatis. var. b) Dorso Tineis nigrescentibus quatuor, Tateribus nonnunguam duabus minus conspieuis. Der Körper ist schlank und gestreckt, der kurze Kopf stumpf vierseitig, von hinten nach vorn allmälig verschmälert, mit am Ende ziemlich zugespitzter Schnauze, im Ganzen etwa von pyramidenförmiger Gestalt. Seine Oberfläche ist sehr sanft nach vorn und abwärts geneigt, die Schnauzenkante nur wenig aus- gesprochen. Die Beine sind kurz und schwach, die vorderen nicht viel länger als der Hals, die hinteren etwa so lang wie Kopf und Hals zusammengenommen, an jenen der dritte und vierte Finger ziemlich gleich gross, an diesen der vierte der längste. Die ziemlich spitzen Krallen sind seitlich zusammenge- drückt, der sehr allmälig verdünnte Schwanz ist bei ganz reinen Stücken gut ein- und ein halbmal so lang als der Körper. Das etwa dreieckige Rostrale ist ziemlich gross, nach oben etwas übergewölbt, mit gewöhnlich abge- Ablepharus pannonicus Fitz. rundetem Hinterende. Das Inter- nasale ist quer, meist breiter als lang nach vorn und rückwärts ziemlich gleichmässig verschmälert, in der Fig. 70. Ablepharus. 351 Regel mit dem Frontale in geringer Ausdehnung zusammenstossend. Die Frontonasalia sind breit, seitlich zu den Zügelschildern hinab- gebogen, nach innen stark verschmälert und einander manchmal bis zur Berührung genähert. Das Frontale ist das grösste aller Kopfschilder, länger als breit, nach hinten stark gerundet dreieckig verschmälert, im Ganzen von etwa deltoidischer Gestalt, die vorderen Seiten viel kürzer als die hinteren oder äusseren, diese unter spitzem, jene unter stumpfem Winkel zusammen neigend. Das ebenfalls deltoidische Interparietale ist meist deutlich kleiner als das Inter- nasale, seine Vorderränder kürzer als die hinteren. Von den drei Supraoeularen ist das erste sehr klein, dreieckig, die zwei folgenden hingegen sehr gross, viel breiter als lang, schief nach aussen und hinten gerichtet und mit ihren Innenrändern das Frontale berüh- rend. Supraciliaren sind keine vorhanden, so dass der Oberrand des Auges unmittelbar an die zwei ersten Supraocularen stösst. Die Frontoparietalia, welche sich in Form und Lage den Supraocularen anschliessen, sind immer deutlich kleiner, als das letzte derselben, stossen in der Mitte in einer mehr weniger langen Naht zusammen und treten nach hinten und aussen stark winkelig auseinander. Die ziemlich grossen Parietalia sind etwa doppelt so lang als breit. Die Nasalia sind breit, nach oben zu als scharfe Spitze zwischen Rostrale und Internasale eingeschoben, dem ersten Supralabiale aufliegend. Von den zwei darauf folgenden Frenalen ist das vordere bedeutend schmäler aber ebenso hoch als das Nasale, das zweite, nach hinten stark erweiterte, vorn um die Hälfte niedriger als das erste. Hinter diesen finden sich noch drei im Bogen vor den Augen über einander stehende Frenoocularia, von denen das auf das Zügelschild folgende in der Regel das grösste ist. Das Augenlid ist fast immer nur am Hinterrande des Auges sichtbar, daselbst eine von einer Doppelreihe über einander stehender kleiner Schuppen bedeckte Falte bildend, die nach rückwärts von zwei bis drei grösseren Postocularschildchen begrenzt ist; in manchen Fällen ist jedoch das Augenlid auch in dem vorderen Augenwinkel als sehr kleine, in ähnlicher Weise be- schuppte Falte, mehr weniger bemerkbar. Von den sechs bis sieben Supralabialen berührt das vierte und längste das Auge; das Mentale ist gross und quer, gut doppelt so breit als lang, hinten gerade ab- gestutzt und daselbst von einem grossen, unpaaren Submaxillare begrenzt, dem sich beiderseits noch drei andere anschliessen, von denen das erste Paar in der Mitte zusammenstosst, während das zweite durch eine grosse, schilderartige Schuppe getrennt ist. Die Sublabialen sind alle schmal, länglich, gewöhnlich in der Zahl von sechs vorhanden. Die Ohröffnung ist klein obwohl deutlich, rund, zwischen einigen Schuppen unmittelbar hinter dem Mundwinkel 352 Scincidae. gelegen. Die Körperschuppen sind vollkommen glatt, sehr breit sechseckig, in der Mitte des Rumpfes in 20 bis 24 Längsreihen ge- ordnet, im Nacken sehr gross, etwa viermal so breit als lang, daselbst nur in zwei Reihen gestellt, nach hinten zu allmälig schmäler und etwas länger, am Schwanze aber wieder breiter werdend, so dass sie namentlich längs der Mitte seiner Unterseite eine einzige, fast schilderartige Querreihe bilden. Die Kehle, die Brust und der Bauch sowie die Beine sind kleiner beschuppt, die Sohlen gekörnt, die Zehen oben und unten mit einer einzigen Reihe von Querschuppen bekleidet. Die Grundfarbe der Oberseite ändert von einem ziemlich lichten Bleigrau und Gelbbraun durch Olivenfarben und Leberbraun bis ins dunkel Kupferige, ja manchmal selbst ins Schwärzliche ab, ist aber fast immer von einem mehr weniger ausgesprochenem Metallglanz begleitet. Der Kopf ist nicht selten mit verschiedenartigen schwarzen Punkten oder Strichelchen besetzt und zeigt jederseits einen vom Nasenloch durch das Auge über den Rand des Pileus ziehenden braunen oder schwärzlichen Streifen, der über die Schläfe hin auch auf den Rücken fortsetzt und sich in der Regel erst im Verlaufe des Schwanzes verliert. Diese Streifen sind übrigens nur an den Kopf- und Halsseiten durchaus scharf gesondert und abgesetzt, während sie am Rumpfe nur nach oben deutlich begrenzt sind, nach unten hingegen allmälıg in die Färbung des Bauches übergehen, wodurch dann gewöhnlich die ganzen Körperseiten mehr bräunlich und von dem meist mehr graulichen Rücken scharf gesondert erscheinen ; doch verliert sich diese am Rumpfe oft sehr hervortretende Scheidung der Rücken- und Seitenfärbung am Schwanze in dem Maasse immer mehr und mehr, als daselbst auch die diese Trennung bewirkenden Seitenstreifen allmälıg undeutlicher werden; nicht selten erscheinen letztere heller, selbst weisslich begrenzt oder gesäumt, was nament- lich nach oben zu öfters der Fall ist; auch zeigen die Schuppen häufig kleine schwarze Punkte oder Sprenkel, die manchmal zu mehr weniger deutlichen Punktstreifen zusammentreten, ja in seltenen Fällen zeigt der Oberkörper ausser den zwei gewöhnlichen Seiten- streifen noch vier, oft heller, meist weisslich, gesäumte oder selbst einen helleren Zwischenraum einschliessende feine Längslinien, die dann gewöhnlich sogar am Schwanze noch deutlich sind. Bei der- artigen Stücken ist in der Regel auch an den Körperseiten, nament- lich nach unten zu, eine allerdings sehr verwaschene helle Streifung bald mehr, bald minder deutlich zu erkennen. Die Beine sind häufig heller gesprenkelt, die bei lichten Exemplaren meist blei- oder hell röthlichgraue, bei dunkleren Stücken hingegen gewöhnlich tief eisen- graue oder selbst schwärzliche Unterseite ist häufig mit äusserst Ablepharus. 353 feinen, schwarzen Punkten gepudert. Sämmtliche Schuppen und Schilder zeigen unter der Loupe einen schmalen, goldenen Rand. — Die Grösse des Thieres beträgt selten über vier Zoll. Pannonicus findet sich vom mittleren Ungarn (Pesth, Plattensee) an nach Osten und Süden durch ganz Griechenland und Südrussland bis nach Persien. Das Thierlebt namentlich aufgrasigen Hügeln, wo es sei- ner, wohlhauptsächlich aus Insecten und Würmern bestehenden Nahrung nachgeht; im Winter vergräbt es sich unter die Erde. Ueber Paa- rung und Fortpflanzung ist mir nichts bekannt, in der Gefangen- schaft bringt man die zarten Geschöpfe nur schwierig fort. Ausser der hier besprochenen Art werden von einigen Autoren auch noch zwei andere Species als in Europa vorkommend angeführt, die ich aber aus dem Grunde in diese Fauna aufzunehmen nicht für gut fand, weil mir sichere Beweise für die Richtigkeit dieser oberwähnten Angaben nicht vorliegen. Die erste dieser Arten, der Ablepharus bivittatus Menetr., könnte noch am ehesten in Europa vorkommen, obwohl er daselbst meines Wissens bisher . noch nicht aufgefunden wurde, da ich ihn nur von Transkaukasien und aus dem Talysch Gebirge, also obwohl von der nächsten Grenze unseres Faunengebietes, so doch nur aus dem asiatischen Russland kenne; biwittatus kommt im Allgemeinen in der Beschilderung des Pileus mit pannonicus überein, unterscheidet sich aber von ihm namentlich dadurch, dass die Augenlider einen vollständigen Ring bilden, der über dem Auge drei grössere, flache Schildchen enthält; auch stossen die Frontonasalia stets in ihrer ganzen Breite zusammen, so dass also das Internasale vom Fron- tale stets vollkommen getrennt ist, und die zwei Zügelschilder sind an Höhe unter einander kaum verschieden. Die Oberseite ist bronzefarben, mit braun gerandeten Schuppen und vier Reihen grauer, bräunlich ge- säumter Flecken; die Unterseite ist graulich, mit zwei parallelen, weissen Längsstreifen; auch hat das Thier einen viel gedrungeneren, mehr seineus- artigen Habitus und der Schwanz ist viel besser unterschieden, als bei Pannonicus. Die zweite der erwähnten Arten, der Ablepharus Boutonüi Desjard., wird von Dumeril*) als in Griechenland vorkommend angeführt, indem er ein Fläschehen mit Thieren dieser Art von einem Matrosen erhielt, der die Expedition nach Morea mitgemacht hatte. Doch ist es sehr wahrscheinlich, dass diese Stücke von einem anderen Schiffe in den Be- sitz des französischen Matrosen übergegangen seien, eine Vermuthung, die um so mehr an Gewissheit gewinnt, wenn man berücksichtigt, dass diese — überhaupt fast nur auf oceanischen Inseln vorkommende — Art seit dieser Zeit (1816) von niemand anderm weiter in Griechenland be- obachtet wurde. Boutoni hat übrigens mit bivittatus die Bildung der Au- genlider gemein, ist aber von den beiden anderen Arten namentlich da- durch unterschieden, dass die beiden Frontoparietalia mit dem Interparietale zu einem einzigen, etwa rhombischen Schilde verschmelzen, das nach vorn zu bis an das Frontale reicht und dasselbe an Grösse bedeutend übertrifft. *) Erpetologie generale V, pag. 813, 3 (1839). Schreiber, Herpetologia europaea. 9 354 5. Gatt. Gongylus. Wagler natürl. Syst. d. Amphib. pag. 162, 80 (1830). Pedes quatuor, pentadactyli. Seuta supranasalia conspicua, frontonasalia nulla. Sceutum nasale pusillum, naribus margine antico excavatis. Palpebrae perfectae, per longitudinem fissae. Aures valde conspiceuae, trigonae. Cauda conica, corpori longitudine vix aequalis. Der Körper ist kräftig, eidechsenartig, ziemlich plump und walzig, am Rücken gewölbt, mit flacher Unterseite. Der kurze Kopf ist hinten fast von der Breite des Rumpfes, nach vorn ziemlich stark zugespitzt verschmälert, mit am Ende abgestutzt verrundeter Schnauze, im Ganzen etwa von vierseitig pyramidenförmiger Gestalt. Er ist oben schwach niedergedrückt und ziemlich stark nach vorn und abwärts gewölbt, mit steilen, fast senkrecht abfallenden Seiten. Die ziemlich kleinen Nasenlöcher sind weit nach vorn zu Seiten der Schnauzenspitze gelegen, die wohl ausgebildeten Augen mit sehr deutlichen, längsgespaltenen Lidern versehen. Die etwas hinter den Mundwinkeln gelegene Öhröffnung ist mittelgross, dreieckig, das ziemlich tief liegende Trommelfell kaum sichtbar. Die an der Spitze ausgerandete Zunge ist mit schuppenförmigen Warzen besetzt, der stets zahnlose Gaumen bald mit, bald ohne Längsfurche. Die Beine sind ziemlich kurz, die vorderen viel schwächeren stark von den Seiten zusammen gedrückt, nach vorn gestreckt etwa bis zum Mund- winkel reichend, die hinteren etwa so lang wie Kopf und Hals zu- sammengenommen oder auch etwas kürzer; der Rumpf zeigt hinter den Vorderbeinen eine seichte, längliche, zum theilweisen Einlegen der Gliedmaassen geeignete Vertiefung. Die Füsse sind fünfzehig, mit verhältnissmässig kräftigen Krallen, an den vorderen die dritte und vierte Zehe fast gleich lang, an den hinteren die vierte deutlich länger als die dritte. Der höchstens körperlange Schwanz ist bald mehr, bald weniger merkbar abgesetzt, nach hinten sehr allmälig spitz kegelförmig verdünnt. Das mässig grosse Rostrale ist breiter als lang, stark auf den Pileus übergewölbt und daher von oben fast ganz sichtbar, am Seiten- rande zur Aufnahme des Nasale oben tief ausgerandet, sein Hinter- rand etwas nach vorn bogig. Die zwei Supranasalia sind quer, dop- pelt so breit als lang, in der Mitte der Schnauze in einer Naht zu- sammenstossend. Das ziemlich grosse Internasale ist etwa sieben- seitig, breiter als lang, wegen der fehlenden Frontonasalia mit seinem meist gerade abgestutzten Hinterende unmittelbar an das Frontale Gongylus. 355 stossend. Dieses ist das grösste aller Kopfschilder, länger als breit, von vorn nach rückwärts bis hinter die Mitte stark erweitert, von da nach hinten wieder plötzlich verengt und mit ausgerandeter Spitze, im Ganzen von etwa glockenförmiger Gestalt. Die Fronto- parietalia fehlen; das in Folge dessen unmittelbar an das Frontale stossende Interparietale ist klein, etwa deltoidisch, nach hinten stark | dreieckig zugespitzt, nach vorn verrundet oder stumpf zwei- seitig. Die Parietalia sind mittelgross, schief nach innen und hinten gerichtet, meist wenig länger als breit, einander entweder gar nicht oder nur in einer sehr kurzen Naht berührend. Von den vier bis fünf Supraocularen berühren in der Regel die drei ersten das Frontale, die zwei letzten sind bedeutend kleiner, von den beiden vordersten ist das zweite dem ersten gleich oder auch grösser als dasselbe. Das Nasale ist sehr klein, wegen des im Verhältniss zum Schilde grossen Nasenloches fast nur rückwärts in der Form eines schmalen Ringes zu bemerken, nach hinten von einem kleinen, ziemlich hohen Nasofrenale begrenzt, das den ersten zwei Supralabialen aufliegt. Das erste Frenale ist gut doppelt so gross als das zweite, dieses von dem darauf folgenden Frenooculare an Grösse nur wenig, an Gestalt kaum verschieden ; die letzten zwei Schilder sind nach oben zu von dem darüber stehen- den Supraciliaren durch zwei bis drei kleine Schildchen getrennt. Das obere Augenlid ist sehr kurz, das untere hingegen bedeutend entwickelt und mit Ausnahme eines durchscheinenden, länglich ellip- tischen Fleckens mit kleinen Schuppen bedeckt, die am Oberrande desselben in eine Längsreihe gestelltsind. Nach hinten ist die Augen- höhle von drei im Bogen über einander stehenden, nach aufwärts grösser werdenden Postocularen begrenzt, zwischen die sich nach ‘oben zu noch zwei bis drei kleine Schildchen einschieben ; die Schläfe sind mit grossen, schuppenartig geschindelten Schildern bedeckt; von den sieben bis acht Supralabialen sind die drei ersten höher als lang und ziemlich rechteckig, das vierte, etwa trapezische ist vom Unterrande des Auges durch zwei schmale Subocularschildcehen ge- trennt, das fünfte allein unmittelbar das Auge berührend. Das Mentale ist gross, quer, viel breiter als lang, hinten gerade abge- stutzt und daselbst von einem grossen, unpaaren Submaxillare be- grenzt, das nach hinten zu beiderseits noch von gewöhnlich drei allmälig kleiner werdenden gefolgt wird, deren erstes Paar in der Mitte der Kehle zusammenstosst, während das nächste durch zwei hinter einander stehende grosse Schuppen getrennt ist. Die ziemlich grossen Sublabialia sind in der Zahl von sieben bis acht vorhanden. Alle Schuppen sind gleichgross, mittelmässig, quer sechseckig mit bogigem Hinterrande, vollkommen glatt oder mit der Spur eines 23 * 356 Scincidae. Längsstreifens versehen, rund um den Rumpf herum in etwa dreissig Längsreihen gestellt. Die zwei unmittelbar auf die Parietalen fol- genden Schuppenpaare sind bedeutend in die Quere erweitert, die Praeanalschuppen nur wenig vergrössert. Sämmtliche Zehen sind oben und unten mit je einer Reihe von viereckigen Tafelschuppen bedeckt, die an den Seiten der Finger in einer deutlichen Längs- furche zusammenstossen. Die Sohlen sind mit deutlich erhabenen Warzen besetzt. Von den zwei Arten dieser Gattung findet sich nur eine im südlichen Europa. 1. Gongylus ocellatus: Supra griseo-viridis vel fuscescens, maculis nigris albo-ocellatis interdum transverse aut per longitudinem cohaerentibus plerumque notatus; subtus albidus, concolor. — Long. 13—16 cm. Gongylus ocellatus Bonap. Amph. europ. pag. 40, 38 (1839). — Seincus ocellatus Leunis Synops. d. Naturg. d. Thierr. pag. 317, 32 (1860). var. a) Supra griseo-viridis, maculis atris striola alba divisis sparsus. Lacerta ocellata Forskal Descript. animal. pag. 13, 4 (1775). — Scincus ocellatus Meyer Synops. reptil. pag. 30, 3 (1795). — Scineus tiligugu Latr. hist. natur. d. rept. II, pag. 72 (1802). — Mabouya ocellata Fitzing. Classific. d. Reptil. pag. 53, 15 (1826). — Tiliqua ocellata Gray Synops. reptil. in Griff. anim. Kingd. Cuv. IX, pag. 68 (1831). — Gongylus ocellatus Gene Synops. reptil. Sardin. pag. 14, IX (1839). var. b) Supra griseo-fuscescens, macularum striolis corpori comcolo- ribus. var. c) Ut supra, sed dorsi macularum albescentium margine obscuro obsoleto. var. d) Maculis ocellatis in fascias transversas plus minusve cohae- rentibus. Scincus ocellatus Daud. hist. natur. g@ner. d. reptil. IV, pag. 308, tab. LVI (1802). var. e) Supra griseo-fuscescens, maculis atris cerebris et.approximatis. Scineus tiligugu Daud. hist. natur. gener. d. reptil. IV, pag. 251 (1802). var. f) Maculis ocellatis per longitudinem seriatis aut cohaerentibus. var. g) Dorso ad latera fascia lucidiore maculis ocellatis plus minusve confluentibus limbata. Scineus tiligugu Gmel. Syst. nat. Linn. I, pag. 1075, 66 ( — Ameiva tiligugu Meyer Synops. reptil. pag. 29, 9 (1795). — Gongylus. 357 Scincus variegatus Schneid. histor. amphib. II, pag. 185 (1801). — Scinceus tirus Rafin. Caratt. ale. nuovi gen. e spec. di anim. pag. 9, 22 (1810). — Seincus Tiligugus Merr. Syst. amphib. pag. 73, 18 (1820). — Seineus thyro Metaxa Deser. nuov. spec. Seine. Mem. Zool. Roma. I (pag. 1821). — Tiliqua ocellata Cuv. regne anim. II, pag. 63 (1829). var. h) Supra griseo-fuscescens, corpore ad latera fascia obscura in- structo; maculis dorsalibus rarius ocellatis. Seincus mabuya Daud. hist. natur. gener. d. reptil. IV, pag. 246 (1802). juv. Corpore fascia laterali destituto, maculis ocellatis interdum obso- lescentibus. Das Thier kommt in zwei etwas verschiedenen Formen vor, welche von den älteren Autoren häufig auch als eigene Arten be- trachtet werden. Die eine Form, der echte Gongylus ocellatus Forsk., zeigt bei Fig. 71, Gongylus ocellatus Forsk. mehr schlankem, walzenförmigem Körperbau eine hell graugrüne oder licht gelbbraune Grundfärbung, und ist auf der Oberseite mit ziemlich gleichmässig vertheilten schwarzen Flecken besetzt, die gewöhnlich die Grösse einer Schuppe einnehmen und durch einen sehr scharf be- grenzten, durch ihre Mitte ziehenden weissen Längsstrich in sehr regel- mässiger Weise getheilt sind. Die zweite Form, der Gongylus kligugu der Autoren, zeigt bei ge- wöhnlich plumperem und gedrun- generem Körperbau meist eine schmutzig graubraune Grundfarbe, die aber mitunter bis zu einem ziemlich dunklen Braun gesteigert sein kann. Die Seiten des Körpers besitzen stets eine, in der Regel durch Anhäufung der Flecken her- vorgebrachte, dunkle Längsbinde, die nach oben zu oft noch von einem helleren Bande begrenzt oder durchsetzt wird. Auch sind hier die weissen Theilstriche der Flecken sehr häufig mehr oder weniger undeut- lich oder wohl auch ganz fehlend. Uebrigens kann in beiden Varietäten an den Flecken bald das Hell der Mitte, bald das Dunkle des Randes 358 Seincidae. mehr weniger vor- oder zurücktreten, so dass in extremen Fällen die Flecken fast nur auf das weisse Mittelfeld beschränkt, ander- seits aber auch wieder ganz schwarz sind; auch zeigen die Flecken sehr oft eine ganz deutliche Tendenz in quere Binden zusammen zu treten, was bei grösserer Anzahl der Mackeln oft auch in ziemlich vollkommener Weise der Fall ıst, und namentlich in der ersten Hälfte des Schwanzes, sowie auch bei jungen Thieren häufiger zu beobachten ist. Ganz ungefleckte Stücke sind mir nie unterge- kommen, obschon die Zeichnungen bei jungen Exemplaren — die überhaupt immer zur Ocellatusform gehören — mitunter fast bis zur Unkenntlichkeit undeutlich sind. Die Unterseite ist immer ein- färbig, weisslich. Die Grösse des ausgewachsenen Thieres beträgt etwa fünf bis sechs Zoll. Die Art ist in den meisten Mittelmeerländern ziemlich häufig, obwohl hier gegen Westen zu entschieden seltener werdend, so dass sie in der pyrenäischen Halbinsel nur mehr sehr vereinzelt bei Lan- jaron in den Alpujaras (einer südlichen Kette der Sierra nevada) angetroffen wird. Gemein ist das Thier hingegen auf Sicilien und Sardinien, sowie auch in Griechenland, doch, wie es scheint, ebenfalls nur auf den Inseln; es lebt namentlich auf kleineren Anhöhen und am Meeresufer, sich hier unter Steinen oder im Sande verbergend. Uebrigens ist mir Näheres über die Lebensweise nicht bekannt, ob- wohl die Nahrung höchst wahrscheinlich aus Insecten bestehen dürfte. — Die auf den Canarischen Inseln vorkommende Varietät mit von der Oberseite scharf gesonderter tief schwarzer Unterseite (Gongylus viridanus Gravenh.) wurde bisher in Europa nicht auf- gefunden. Ausser den hier angeführten Scincoiden soll nach Schinz*) auch noch Seineus offieinalis Linne in Europa vorkommen, indem ihn Dr. Otth in Bern aus Griechenland erhalten haben soll; doch glaube ich, dass dieser Behauptung um so eher ein Irrthum zu Grunde liegen dürfte, als das Thier, meines Wissens wenigstens, von keinem anderen Autor jemals für Griechenland erwähnt und auch von keinem neueren Reisenden daselbst gefunden wurde. — Uebrigens wäre Scincus, abgesehen von der verschie- denen Beschilderung des Kopfes, von Gongylus noch namentlich durch die keilförmig zugespitzte, stark über den Unterkiefer vorragende Schnauze, sowie durch den viel kürzeren, fast rübenförmigen Schwanz und die seit- lich gesägten Zehen leicht zu unterscheiden. *) Europäische Fauna oder Verzeichniss der Wirbelthiere Europas pag. 31 (1840), 359 3. Fam. Chalcides. Corpus elongatum, eylindricum, squamis vertieillatis per an- nulos tramsversos dispositis. Pileus scutatus. Der Körper ist in der Regel cylindrisch, sehr stark verlängert oder selbst schlangenartig gestreckt, der vom Kopfe und Schwanze nicht abgesetzte Rumpf an den Seiten gegen den Bauch zu fast immer mit einer mehr oder weniger ausgesprochenen Längsfurche versehen. Die Beine sind stets schwach, oft nur stummelartig oder theilweise, mitunter selbst ganz fehlend. Der Kopf ist oberseits mit grösseren, polygonalen Schildern bedeckt, die Augenlider und die Ohröffnung sind in der Regel deutlich vorhanden. Die vorn aus- gerandete Zunge ist frei, wenig vorstreckbar, am Grunde nicht ge- scheidet und mit zotten- oder schuppenförmigen Warzen besetzt. Der Körper und der Schwanz sind mit schwach geschindelten, rundum in quere Gürtel gestellten Schuppen bedeckt. Die Mitglieder dieser Gruppe sind Landthiere, welche unter der Erde ın selbst gewühlten Höhlungen leben und sich je nach der Grösse von Insecten, Würmern, Schnecken und kleineren Wirbel- thieren nähren; von den 16 hierher gehörigen Gattungen ist in Europa nur eine einzige vertreten. 1. Gatt. Pseudopus. Merrem. Syst. amphib. pag. 78, 30 (1820). Corpus anguiforme, sulco laterali profundo pedumque posti- corum rudimento prope anum instructum. Cauda trunco multo longior. Scutum frontale maximum. Nares in medio scuti nasalis. Seutella nasofrenalia tria, superposita. Der Körper ist vollkommen walzig, gestreckt, schlangenartig, der ziemlich grosse Kopf vom Rumpfe kaum geschieden, hinten am breitesten, nach vorn allmälig aber stark verjüngt, mit zugespitzt gerundeter Schnauze, im Ganzen von etwa viereckig pyramiden- förmiger Gestalt. Seine Oberfläche ist sanft von hinten nach vorn und abwärts gewölbt, die Seiten fast senkrecht abfallend, die Schnauzen- kante verrundet, Die Nasenlöcher sind vorn zu Seiten der Schnauzen- 360 Chaleides. spitze gelegen, von den deutlich längsgespaltenen Augenlidern das obere etwas kleiner als das untere; die unmittelbar hinter der Mund- spalte gelegene Ohröffnung ist klein, horizontal gestellt, spalten- oder verlängert eiförmig. Die an der Spitze stark dreieckig aus- gerandete Zunge ist im vorderen Drittel frei, dünn und schwach der Länge nach gefurcht, dahinter mit einer tiefen, sich beim Ausstrecken verlierenden Querfalte versehen; sie ist vorn mit körnigen, im grösse- ren hinteren Theile aber mit fadenförmigen oder zottenartigen War- zen besetzt. Der Gaumen ist bezahnt, die Zähne selbst eine jeder- seits in der Mitte unterbrochene Längsreihe bildend. Der Rumpf zeigt eine sehr deutliche, mit kleinen Schuppen ausgekleidete, tiefe Längsfalte, welche etwas hinter dem Kopfe beginnend beiderseits längs der Bauchgrenze bis zum After hinzieht; die relative Länge des Rumpfes im Verhältniss zum Kopfe ist übrigens nach dem Alter nicht immer gleichbleibend, indem bei erwachsenen Thieren die Ent- fernung von der Schnauzenspitze bis zur Ohröffnung etwa achtmal, bei jungen hingegen nur sechs- bis siebenmal in der Rumpflänge enthalten ist. Am Ende der oberwähnten Längsfurche findet sich beiderseits des Afters je ein kurzer, stielartiger Stummel, der bald einfach, bald auch wieder zweitheilig erscheint und als ein Rudiment der Hinterbeine aufgefasst werden muss. Der vom Rumpfe nicht abgesetzte Schwanz ist sehr gestreckt, stets weit über die Hälfte, ja oft selbst zwei Drittel der ganzen Körperlänge wegnehmend. Die Bekleidung des Kopfes ist sowohl hinsichtlich der Form als auch der Anzahl der Schilder manchen Veränderungen unter- worfen, so dass die Deutung dieser Bildungen und deren Zurück- führung auf die. gewöhnliche Beschilderung des Eidechsenkopfes oft ziemlich willkürlich und gezwungen erscheint. Das etwa gerundet dreieckige Rostrale ist ziemlich gross, wenig breiter als hoch, mit seinem oberen, stark verengten Ende schwach übergewölbt; es ist seitlich von dem ersten Supralabiale, am hinteren Rande aber von drei neben einander stehenden Schildchen begrenzt, deren mittleres das grösste ist. Die Oberseite des Kopfes ist nur in der Jugend ziemlich regelmässig beschildert, während sie mit zunehmendem Alter immer unregelmässiger wird, so dass man unter ganz er- wachsenen Thieren kaum zwei Stücke finden dürfte, die einander in der Bekleidung der Pileus vollkommen gleichen; doch kann man immer ein sehr grosses Frontale unterscheiden, das in der Jugend ziemlich schmal und länglich, mit zunehmendem Alter aber stets breiter und dann auch nach hinten meist mehr oder weniger er- weitert erscheint, obwohl die Entwicklung desselben in die Länge die im die Quere in allen Fällen merklich übertrifft. Dieses-Fron- tale stösst rückwärts stets unmittelbar an das bedeutend kleinere, Pseudopus. 361 nach hinten immer stark verschmälerte Interparietale, welches seiner- seits wieder unmittelbar an das Occipitale grenzt, das aber nur in der Jugend immer deutlich, ziemlich klein und nach hinten erwei- tert ist, bei alten Thieren aber selten mehr unterschieden werden kann, indem es den darauf folgenden Nackenschuppen gleicht oder mit ihnen mehr weniger verschmilzt. Der Raum zwischen Frontale und Rostrale ist durch eine sehr veränderliche Anzahl kleinerer, un- regelmässiger Schilder erfüllt, unter denen sich öfters ein grösseres, etwa als Internasale zu deutendes, merklicher abhebt. Der Aussen- rand des Frontale ist in der Regel von drei bis vier Supraocularen begrenzt, deren vorletztes die übrigen an Grösse gewöhnlich be- deutend übertrifft. In dem Winkel zwischen dem letzten Supraocu- lare und dem Frontale einerseits, sowie dem Interparietale anderseits finden sich die kleinen, nach innen zu meist dreieckig verschmälerten Frontoparietalia, die im Allgemeinen sehr beständig sind, da sie fast immer deutlich unterschieden werden können. Die Parietalia sind gewöhnlich ziemlich gross, obwohl sonst in Form und Grösse äusserst veränderlich, bei Jungen meist ziemlich regelmässig viel- eckig, bei Alten hingegen nicht selten ganz undeutlich und kaum zu unterscheiden. Das Nasale ist klein, durch das verhältnissmässig grosse, rundliche Nasenloch in der Jugend fast ringförmig, das Ro- strale nicht berührend; es liegt den zwei ersten Supralabialen auf und ist hinten von drei über einander stehenden, kleinen Nasofrenal- schildern begrenzt. Die Zügelgegend ist ganz mit kleinen, unregel- mässigen Schildern bedeckt, der Oberrand der Augenhöhle von den Supraocularen durch eine Reihe von vier bis fünf schmalen, läng- lichen Supraciliaren getrennt; die Augenlider sind, mit kleinen, in mehrere Längsreihen gestellten, schuppenförmigen Schildchen besetzt, die Schläfe mit bereits ziemlich regelmässigen Schindelschuppen ver- sehen. Supralabialia sind etwa 10 bis 12 vorhanden, die unter dem Auge stehenden von letzterem durch kleine, in Reihen gestellte Schildehen getrennt. Das ziemlich dreieckige Mentale ist quer, fast doppelt so breit als lang, die schmalen, länglichen Sublabialia sind mit Ausnahme des ersten breiten vorn in doppelter, hinten in drei- facher Reihe gestellt, zwischen sich die neun bis zehn grossen Sub- maxillaria einschliessend. Die Seiten des Halses sind unmittelbar hinter der Ohröffnung mit kleinen, glatfen Schuppen bedeckt, die stark auf einander geschindelt und am Hinterrande gerundet sind. Die übrigen Körperschuppen sind etwa rhombisch, von unten nach aufwärts schwach geschindelt, auf der Bauchseite mehr sechseckig, breiter als lang; doch ist die Beschuppung auch nach dem Alter ziemlich verschieden, indem in der Jugend sämmtliche Schuppen — mit Ausnahme der an der Kehle stehenden — an der Spitze aus- 362 Chaleides. gerandet und sehr scharf und deutlich gekielt sind, so dass die Kiele über den ganzen Körper hinlaufende, zusammenhängende Längs- linien bilden. Je älter aber das Thier wird, desto mehr verlieren sich die Kiele, so dass ganz erwachsene nur mehr am Schwanze deutlich gekielt sind, während der Rumpf oberseits nur schwache Streifen, unterseits aber gar keine oder höchstens Spuren von Kielen zeigt; in gleichem Maasse mit den Kielen verschwindet auch die Ausrandung an der Spitze der Schuppen immer mehr, so dass die- selben am Hinterrande endlich ziemlich gerade abgestutzt erschei- nen; desgleichen werden alle Hautbedeckungen mit zunehmendem Alter immer härter und knochiger. Der Oberkörper enthält in der Regel 12, der Bauch meist 10 Schuppenreihen; der vollständig er- haltene Schwanz etwa 240 Quergürtel. f Die einzige Art dieser Gattung lebt im südöstlichen Europa. 1. Pseudopus apus: Supra griseo-flavescens vel fulvus, sqguamis apice nigro punctatis, subtus flavidus vel carneo - fuscescens; carinis trunei subobsoletis, caudae conspiewis. — Long. 9O—100 cm. Lacerta apoda Pall. Reise d. verschied. Prov. d. russ. Reich. III, pag. 702, 3 (1772). — Bipes Sheltopusik Bonnat. tabl. enc. meth. Erpetol. pag. 68, 2 (1789). — Lacerta apus Gmel. Linn. Syst. nat. I, pag. 1079, 77 (1790). — Chalcida apus Meyer Synops. reptil. pag. 31, 5 (1795). — Chamaesaura apus Schneid. hist. amphib. II, pag. 212 (1801). — Sheltopusik didactylus Latr. hist. nat. d. reptil. II, pag. 273 (1802). — Seps sheltopusik Daud. hist. nat. gener. d. reptil. IV, pag. 35.(1803). — Bipes Pallasii Oppel Ordn. Fam. u. Gatt. d. Reptil. pag. 43 (1811). — Proetopus Pal- lasii Fisch. Observ. sur le Jeltopous. Mem. ac. Moscou IV, pag. 241 (1813). — Pseudopus serpentinus Merr. Syst. amphib. pag. 78 (1820). — Pseudopus Oppelii Fitzing. Classif. d. Reptil. pag. 50 (1826). — Histeropus Pallasii Bory Dict. class. d’hist. nat. VIII, pag. 484. — Pseudopus Pallasii Cuv. regne anim. II, pag. 69 (1829). — Ophiosaurus serpentinus Eichw. Zool. spec. Ross. et Polon. III, pag. 179, 2 (1831). juv. Supra cinereus, fasciis fusco-badüis transversis, subtus albidus; carinis truncei caudaeque elevatissimis. Pseudopus d’Urvillii Cuv. regne anim. II, pag. 69 (1829). — Pseudopus Fischeri M£netr. Catal. rais. d. obj. de Zool. pag. 65, 222 (1832). Die Färbung und Zeichnung sind je nach dem Alter sehr ver- schieden; ganz junge Thiere zeigen auf der Oberseite ein ziemlich helles, fast reines Aschgrau, welches unten durch Weiss ersetzt wird. Der Kopf zeigt immer scharf abgehobene dunkelbraune Streifen, Pseudopus. 363 unter denen einer zwischen Nasenloch und Auge, ein zweiter hinter dem Auge und ein dritter, von einem Auge zum andern unter dem Fio. 72. Kinne hinziehender am bestän- m digsten sind. Auch finden sich gewöhnlich am DBeginne der Seitenfurche zwei ebenso gefärbte Flecken, zwei andere etwas höher hinter ihnen und endlich noch weiter hinter ihnen ein dritter in der Mitte des Nackens. Aehn- liche Querbinden stehen auf Hals und Rumpf, deren vordere meist ziemlich tief nach abwärts rei- chen und sich mit ihren unteren Enden oft mehr oder weniger verbinden, während die hinteren 005 gegen den Schwanz zu immer undeutlicher werden um endlich ganz zu verschwinden; an den Seiten des Körpers zeigen sich in der Regel ebenfalls braune Längs- flecken, von denen sich einzelne manchmal bis auf den Schwanz erstrecken. Je älter nun das Thier wird, desto mehr geht die Bias ee ursprünglich graue Grundfarbe ee allmälıg ins Braune oder Gelbe über, während zugleich die Flecken- und Bindenzeichnungen immer mehr zurücktreten und sich endlich ganz verlieren, so dass vollkommen erwachsene Stücke immer einfärbig strohgelb, dunkel kupferroth oder kastanienbraun erscheinen, wobei der Kopf meist lichter ist als der Körper. Die Färbung der Unterseite kann von Grau durch Gelbbraun oder Rothbraun bis ins Fleischfarbige wechseln. Die Grösse des erwachsenen Thieres beträgt reichlich drei Fuss. Pseudopus ist von Istrien und Dalmatien angefangen durch das ganze südöstliche Europa bis in das angrenzende Asien verbreitet und findet sich ausserdem auch im Norden von Afrika. Er bewohnt hier namentlich grasige, mit Gebüsch bewachsene Ebenen und Thäler, wo er seiner aus Insecten, Schnecken, Reptilien und kleinen Säuge- thieren bestehenden Nahrung nachgeht. Bei der Gefangennahme sucht er sich seines Feindes niemals durch Beissen, sondern nach Art mancher Schlangen durch Ausspritzen seines Unrathes zu ent- 364 Lacertidae. ledigen, so wie das Thier, trotz seines kräftigen Gebisses, überhaupt sehr sanften und gutmüthigen Charakters ist und auch die Gefan- genschaft leicht und lange erträgt. — Ueber die Art und Weise seiner Fortpflanzung ist mir nichts bekannt. Der Name Sheltopusik, der nach der Angabe der meisten Autoren von Lepechin als die in Südrussland gangbare Bezeichnung des Thieres erwähnt sein soll, bezieht sich in dem genannten Reisewerke nicht auf diese Art, sondern auf Zamenis caspüıs; übrigens scheint man mit diesem Worte in Russland überhaupt jedes schlangenartige Geschöpf zu bezeichnen. 4. Fam. Lacertidae. Corpus tetrapodum, pedibus pentadactylis. Capiıt supra scutis magnis regularıbus tectum. Seutum nasale nullum. Aures apertae. Pori femorales distincti, anales nulli. Dorsum squamosum, abdomen scutatum. Cauda longa, vertieillata. Der in der Regel ziemlich schlanke Körper ist gestreckt, im Umfange meist mehr weniger gerundet, manchmal aber auch, be- sonders in der Jugend, wenn auch nicht stark, so doch sehr deutlich von oben niedergedrückt, in seiner ganzen Länge fast gleichdick oder wohl auch in oder hinter der Mitte schwach bauchig verdickt oder aufgetrieben. Der vom Rumpfe stets deutlich gesonderte Kopf ist mittelgross, nach vorn ziemlich stark zugespitzt verschmälert, mit platter Oberfläche, steil abfallenden Seiten und fast immer gut ausgesprochener Schnauzenkante, im Allgemeineu von etwa viereckig pyramidenförmiger Gestalt. Die kleinen Nasenlöcher sind weit nach vorn zu Seiten der Schnauzenspitze gelegen, manchmal ziemlich stark nach oben gerückt (Podareis, Acanthodactylus), die wohl ausgebildeten Augen meistens mit längsgespaltenen Lidern versehen, deren unteres das obere an Grösse stets bedeutend übertrifft, und gegenüber der Pupille nicht selten einen durchscheinenden Fleck besitzt. Das Ohr ist immer nach aussen geöffnet, das Trommelfell selbst, obwohl bald ganz oberflächlich, bald tiefer nach innen gelegen, doch in allen Fällen deutlich unterscheidbar. Der Mund ist bis weit hinter die Augen gespalten, die beiden Kiefer stets, der Gaumen nicht immer bezahnt. Die protractile, an der Spitze zweitheilige oder stark aus- gerandete Zunge ist platt, dünn, mit schuppenartigen Warzen bedeckt, am Grunde in eine Scheide zurückgezogen. Die stets in Lacertidae. 365 der Vierzahl auftretenden Beine sind mässig entwickelt, gerundet oder seitlich mehr weniger zusammengedrückt und in der Regel in fünf, mit gekrümmten Krallen bewaffnete Zehen endend, die an den kräftigeren Hinterbeinen von sehr ungleicher Länge sind; die Schenkel- poren sind immer vorhanden. Der mindestens körperlange Schwanz ist gestreckt kegelförmig, in der Regel schon von der Basis an nach rückwärts sehr allmälıg und stark verdünnt, nur ausnahmsweise anfangs ziemlich dick und dann daselbst auch meist von oben mehr weniger verflacht oder abgeplattet. Die Bekleidung des Oberkopfes ist im Allgemeinen ziemlich beständig, indem sie in den meisten Fällen aus 16 grösseren Schildern besteht, und zwar aus zwei Nasorostralen, einem Internasale , zwei Frontonasalen, einem Frontale, zwei grossen, den Discus palpebralis bildenden Supraocularen, zwei Frontoparietalen, einem Interparietale, einem manchmal fehlenden Occipitale und aus zwei grossen, die beiden letztgenannten Schilder einschliessenden Parietalen. Es hat daher die Beschaffenheit des Pileus in systematischer Beziehung nur geringen Werth, da er bei den meisten Gattungen fast ganz über- einstimmend gebildet ist. Mehr Verschiedenheiten zeigen hingegen die Seitentheile des Kopfes, welche in Folge dessen auch zur Unter- Fie. 73, scheidung der Gattungen ” und Arten oft recht brauchbare Anhalts- punkte bieten, obwohl in dieser Riehtung be- merkt werden mag, dass man sich hierbei selten auf ein einzelnes Merk- mal verlassen kann, da die Beschilderung oft manchen Abnormitäten unterliegt, daher die von ihr entnommenen Cha- raktere erst in Verbin- dung mit anderen ihre volle Gültigkeit erhalten. Ein eigentliches Nasale ist niemals vorhanden, Lacerta viridis Aldrov. ; a Internasale, d Frontonasalia, ce Frontale, d Supra- Indem dasselbe mit dem ocularia, d, + d; Discus palpebralis, e Frontoparie- Supranasale derselben talia, f Interparietale, g Oceipitale, % Parietalia, E : i Nasorostrale, k Nasofrenalia, 7 Frenale, m Freno- Seite in der Regel zu oculare, » Praeocularia. einem einzigen Schilde verschmilzt, welches das 366 Lacertidae. Nasenloch gewöhnlich von vorn und oben begrenzt und als Naso- rostralschild (scutellum nasorostrale, Fig. 73, ö) bezeichnet wird; unmittelbar hinter dem Nasenloch stehen meistens ein oder zwei kleine Nasofrenalia (Fig. 73, %), worauf dann ein Frenale (Fig.73, 7) und ein stets grosses Frenooculare (Fig. 73, m) folgen, an das sich dann am unteren Augenrande noch ein bis zwei kleine Praeocular- schildchen (Fig. 73, n) anfügen. Das Auge ist oben stets von einer Reihe schmaler, länglicher Supraciliaren, unten fast immer von einem Supralabiale begrenzt, die Schläfe bald mit Schuppen, bald mit Schildern bekleidet. Die Lippenschilder sind wohl entwickelt, die unteren am Innenrande stets von vier bis sechs grossen Sub- maxillaren begleitet. Die Kehlfalte ist bald mehr, bald weniger deutlich, das Ende des Kopfes unterseits sehr häufig durch ein aus meist grösseren Schuppen bestehendes Halsband bezeichnet, das nach oben in eine an der Wurzel der Vorderbeine vorbeiziehende Schulter- falte übergeht. Rumpf und Beine sind oberseits stets mit gleich- artigen Schuppen bedeckt, die gewöhnlich klein und zahlreich, manch- mal aber auch gross und dann nur in geringer Anzahl vorhanden sind, im ersteren Falle in der Regel gegen den Bauch zu etwas grösser, im letzteren aber nicht selten kleiner werden (Notopholis nigropunctata). Diese Schuppen sind bald körnig, bald flach, bald ge- rundet, bald mehr oder weniger sechseckig und entweder vollkommen glatt, häufiger jedoch theils dachig, theilsaufliegend gekielt, hierbei bald mit ihrer ganzen Unterseite angewachsen und einfach neben einander liegend, bald wieder mit ihren freien Rändern sich theilweise deekend und daher geschindelt. Der Bauch und die Unterseite der Beine sind stets mit Schildern bekleidet, welche meist breiter als lang und in Fig. 74. der Regel an den Glied- maassen mehrsechseckig, am Bauche aber ziemlich viereckig und nur aus- nahmsweise klein und fast schuppenartig; ge- wöhnlich in Längs- und a daraufsenkrechtstehende Querreihen, manchmal aber auch schief gestellt sind. Nicht selten ge- a schieht es, dass die zwei Mittelreihen der Bauch- Lacerta viridis Linne. schilder, indem sie gegen a Bauchschilder, 5b Brustdreieck. ee mehr weniger aus einander treten, daselbst zwischen sich eine etwa dreieckige Parthie Lacertidae. 367 von Schildern einschliessen, die in ihrer Gesammtheit mit dem Namen des Brustdreieckes (triangulum pectorale, Fig. 74, b) belegt werden. Der After ist in der Regel mit einem oder mehreren grösseren Schil- dern bedeckt, der Schwanz immer rundum wirtelförmig beschuppt, seine Schuppen selbst stets mehr oder weniger verlängert und nach hinten gewöhnlich spitz oder winkelig ausgezogen, fast niemals glatt, sondern meist dachig, seltener aufliegend gekielt. Die Lacertiden sind kleine oder mittelgrosse Eidechsen, welche sich besonders an trockenen und sonnigen Stellen aufhalten; sie sind ohne Ausnahme Tagthiere, bewegen sich flink und behende und nähren sich von Insekten, Würmern und kleineren Wirbelthieren. Die Vermehrungfindet fastimmer durch Eier statt, die gewöhnlich etwas kleineren, meist lebhafter gefärbten Männchen sind an den kräftigeren Hinterbeinen sowie an der wegen der eingeschlossenen Ruthen ver- dickten Schwanzwurzel bei einiger Uebung leicht zu unterscheiden. Obwohl die Färbung und Zeichnung im Allgemeinen selbst bei einer und derselben Art meist sehr vielen Verschiedenheiten unterliegt, so kann doch nicht in Abrede gestellt werden, dass sich bei Unter- suchung eines grösseren Materiales in dieser Richtung für die ganze Familie eine gewisse Uebereinstimmung ergiebt, indem namentlich die Jungen sehr häufig längsgestreift erscheinen, welche Streifung sich dann wenigstens im männlichen Geschlechte allmälig in mit zunehmendem Alter oft undeutlicher werdende oder selbst ganz ver- schwindende Fleckenreihen auflöst, bei den Weibchen hingegen meist viel länger, oft sogar noch im erwachsenen Zustande erhalten bleibt; desgleichen sind bei allen Lacertiden die Beine sehr oft mit hellen Tropfenflecken versehen, was namentlich an den hinteren Gliedmaassen und besonders in der Jugend fast immer der Fall ist. Diese Familie, welche den grössten Theil unserer einheimischen Saurier in sich fasst, zerfällt in sieben Gattungen, deren Unterschei- dung in nachstehender Uebersicht enthalten ist*): 1. Augenlider längsgespalten, das untere viel grösser als das obere » » In Form einer ringartigen, mit kleinen Schuppen bedeckten Falte das Auge rund herum einschliessend. Hals- band und Kehlfurche kaum unterscheidbar, Schulterfalte nicht über die Wurzel der Vorderbeine hinaufreichend. Nasenloch in der Naht zweier übereinanderstehender, etwas aufgewulsteter Nasorostralschilder, die zwei ebenfalls übereinanderstehende Nasofrenalen hinter sich haben. Körperschuppen gross, rhom- bisch, geschindelt und scharf aufliegend gekielt, in gerade Quer- *) Bei der Untersuchung der Kopfschilder ist das auf pag. 490 über die Ver- änderlichkeit dieser Bildungen Gesagte wohl zu beachten. 2 368 Lacertidae. und schiefe Längsreihen geordnet. Bauchschilder breiter als lang, in acht Längsreihen gestellt, die zwei äussersten von den angrenzenden Schuppen oft kaum verschieden. Schläfe mit ziemlich kleinen Schildern, Finger unterseits gekielt. Schwanz anfangs rundlich vierseitig, sonst drehrund, seine Schuppen dachig, mit diagonalen, scharf schneidigen und deutliche Längs- reihen bildenden Kielen.. . . 2 2. ... 1. Gatt. Ophiops . Occipitale fehlend, Discus palpebralis fast immer mehr weniger von feinen Körnerschuppen umgeben, daher das erste und vierte Supraoculare meist fehlend. Frontale nach hinten sehr stark verschmälert, im Alter mit deutlicher, bis zum Internasale reichenden Längsfurche. Schläfe mit feinen, nach unten ge- wöhnlich grösser werdenden Körnerschuppen. Finger unten gekielt, die Kiele der Schwanzschuppen in deutlichen Längs- reihen. } Hal Deeipitale Re Bin onnkgiehnälie höchstens nach aussen mit einer Reihe von Körnerschuppen, daher das erste und vierte Supraoculare immer deutlich. Frontale nach hinten niemals sehr stark verengt, flach oder gewölbt. . Nasenlöcher zwischen drei meist wulstig aufgeworfenen Schildext über dem ersten Supralabiale. Zwei übereinanderstehende Nasofrenalen. Halsband gerade oder schwach bogig, vollkommen frei, aus grösseren Schuppen. Körperschuppen rundlich, flach, körnig, neben einander in mehr weniger deutliche Querreihen gestellt, mit feinen Körnchen in den Zwischenräumen. Bauch- schilder vierseitig, von der Mittellinie des Unterleibes nach vorn in sehr spitzem, nach aussen in sehr stumpfem Winkel divergirende Reihen bildend. Schwanz mittellang, anfangs ziemlich dick und abgeplattet, dann plötzlich verdünnt und drehrund, ziemlich fein auslaufend. Schenkelporen in der Anal- gegend von einander entfernt. . . . . 2. Gatt. Podareis Nasenlöcher zwischen drei Schildern an der Obernaht des ersten Supralabiale. Ein Nasofrenale. Halsband schief oder schwach bogig, mit kaum vergrösserten Schuppen. Körperschuppen rhombisch. Bauchschilder klein, vierseitig, unter einander ziemlich gleich, in 10 bis 14 Längsreihen gestellt. Schwanz lang und dünn, an der Basis gerundet vierseitig, sonst dreh- rund, mit rhombischen, nicht sehr scharf und diagonal gekielten Schuppen. Schenkelporen einander in der Analgegend bis zur Berührung genähert.. . . . . 3. Gatt. Acanthodactylus . Halsband undeutlich oder ganz fehlend. Nasenlöcher zwischen zwei Schildern über der Naht des Rostrale und ersten Supra- labiale. Ein Nasofrenale; Schläfe beschildert. Körper mit Menet Wael. Fitz. ÖOphiops. 369 mehr weniger grossen, flachen, aufliegend gekielten und hinten spitzig ausgezogenen Schindelschuppen. Bauchschilder klein, unter einander wenig verschieden... . . . Meohnssehpy d Halsband immer sehr deutlich, vollkommen Be aus grösseren Schuppen. Bauchschilder gross, quer erweitert, Ri. zwei Mittel- reihen meist deutlich kleiner. Finger unterseits immer glatt. 6 5. Halsseiten zwischen der Ohröffnung und den Vorderbeinen mit feinen Körnerschuppen. Schläfe mit nicht sehr zahlreichen, nach oben und hinten kleineren und schuppenartigen Schildchen. Halsband kaum unterscheidbar. Körperschuppen ziemlich gross, rhombisch, mässig zugespitzt, in gerade Quer- und sehr schiefe Längsreihen gestellt. Bauchschilder in 6 bis 8 sehr regelmässige Längsreihen geordnet. Finger unten gekielt, Schwanzschuppen dachig. . . „20.0. 4. Gatt. Psammodromus Fitz. Schuppen de Haissellin obwohl kleiner, so doch mit den an- deren Körperschuppen gleich gebildet. Schläfe mit wenigen, ziemlich grossen, unregelmässig vielseitigen Schildern. Hals- band vollkommen fehlend. Körperschuppen sehr gross, wenig zahlreich, lang und scharf zugespitzt. Bauchschilder klein, rhombisch oder gerundet sechseckig, geschindelt, gewöhnlich nur in sechs Längsreihen. Finger unten glatt. Schwanz ge- rundet vierseitig, äusserst lang und dünn auslaufend. 7. Gatt. Tropidosaura Boie. 6. Körperschuppen klein, bald körnig, bald mehr weniger flach, weder aufliegend gekielt noch vollkommen geschindelt. 5. Gatt. Lacerta Linne. Körperschuppen gross und flach, rhombisch, sehr deutlich auf- liegend gekielt und vollkommen geschindelt. Stets zwei über- einander gestellte Nasofrenalschilder. . 6. Gatt. Notopholis Fitz. 1. Gatt. Ophiops. M£netries Catal. raison. d. obj. de Zool. pag. 63 (1832). Amystes Wiegm. Verhandl. d. Gesellsch. naturf. Fr. Berlin (1835). Palpebrae eirculares, sguamulatae. Nares in sutura duorum scutellorum supra primum labiale. Seutella nasofrenalia duo, superposita. Oollare obsoletum. Spuamae notaei magnae, carinatae, imbricatae. Der Körper ist gestreckt, schlank, der etwa vierseitig pyrami- dale Kopf im hinteren Theile ziemlich hoch, mit steil abfallender, zugespitzter Schnauze und senkrechten, in der Zügelgegend schwach Schreiber, Herpetologia europaea. 94 370 Lacertidae. der Länge nach vertieften Seiten, der Canthus rostralis daher sehr gut ausgesprochen. In dieser Schnauzenkante selbst liegen an deren Vorderende die mässig grossen, rundlichen Nasenlöcher, die so weit nach aufwärts gerückt sind, dass sie auch auf der Oberseite des Kopfes vollkommen sichtbar sind. Die Augenlider sind auf eine zu- sammenhängende, ringförmige Falte reducirt, welche mit feinen Schuppen bedeckt und im Vorder- und Hinterwinkel des Auges etwas erweitert ist. Das Trommelfell ist deutlich, die mittellange Zunge an der Spitze ausgerandet und mit schuppenförmigen, geschindelten Warzen bedeckt. Die Vorderbeine ragen nur selten über die Schnauzen- spitze hinaus, die Hinterbeine reichen bei den Männchen wenigstens bis zur Schulter, bleiben aber bei den Weibchen oft bedeutend hinter dieser Länge zurück; von den schwach zusammengedrückten, unter- seits gekielten Zehen ist an den Vorderfüssen die vierte kaum länger als die dritte, während an den hinteren die fünfte die zweite nicht viel überragt. Der Schwanz ist an der Wurzel gerundet viereckig, dann drehrund, etwas mehr als die Hälfte der ganzen Körperlänge betragend. Das stark nach oben übergewölbte Rostrale ist ziemlich gross, breiter als lang, mit seiner hinteren Spitze das Internasale nur selten berührend; dieses ist vollkommen quer, bedeutend breiter als lang, im Ganzen von etwa gerundet rhombischer Form. Die nach innen verschmälerten Nasofrenalia sind in der Jugend bedeutend, im Alter hingegen nur wenig oder auch gar nicht breiter als lang, ja manch- mal sogar die Länge die Breite selbst deutlich überwiegend. Das etwa spatelförmige Frontale ist gross, vorn gerundet, hinten fast auf die Hälfte seiner ursprünglichen Breite verengt, mit einer na- mentlich bei etwas grösseren Stücken sehr deutlichen Längsfurche, die sich von ihm aus über die Naht der Frontonasalia bis auf das Internasale fortsetzt. Die Frontoparietalen sind nicht oder nur wenig länger als breit, das Interparietale ist äusserst veränderlich, obwohl in den meisten Fällen schmal und sehr gestreckt, die Fronto- parietalia oft an Länge übertreffend und nicht selten in zwei hinter einander liegende kleine Schildchen zerfallen. Das gewöhnlich mehr weniger dreieckige Ocecipitale ist sehr klein, oft ziemlich weit nach hinten gerückt und mitunter das Interparietale nicht be- rührend. Der nach aussen von einer Reihe kleiner Supraciliar- schuppen gesäumte Discus palpebralis ist gross, namentlich in der Jugend sehr deutlich gewölbt, das vordere seiner Schilder manch- mal etwas kleiner als das hintere. Die grossen Parietalen sind ziem- lich gleich breit, in der Jugend nach aussen gern verrundet, im Alter aber mit meist vollkommen geraden, unter rechtem oder stumpfem Winkel zusammenstossendem Aussen- und Hinterrande; Öphiops. 371 sie sind gegen die Schläfe zu von zwei schmalen Schildehen begrenzt, deren vorderes das hintere an Länge stets bedeutend übertrifft. Von den zwei über einanderstehenden Nasorostralen sind die oberen und grösseren über der Schnauzenspitze fast immer bis zur gegenseitigen Berührung genähert, die Nasenlöcher selbst in der Naht dieser beiden Schildehen ausgetieft; hinter diesen folgen zwei ebenfalls über ein- ander gestellte, meist etwas kleinere Nasofrenalen, deren oberes schon grösstentheils auf den Pileus zu liegen kommt und welche in Ausnahmefällen auch zu einem einzigen Schilde verschmelzen. Das etwas schief nach hinten gerichtete Frenale ist ziemlich klein, mit parallelen Vorder- und Hinterseiten, im Ganzen immer deutlich höher als lang, das sehr grosse Frenooculare oben in scharfer Kante schmal auf den Pileus übergebogen. Von den vier Supraciliar- schildchen ist das letzte und vorletzte klein, das zweite gewöhnlich das längste. Die Schläfe sind mit ziemlich zahlreichen, mässig kleinen, unregelmässig polygonalen Schildehen bedeckt, die nach unten zu deutlich an Grösse zunehmen und von der Seite gesehen oft schwache Spuren von Kielen zeigen; die Ohröffnung ist nach vorn zu von einem grösseren, bogigen Schildchen begrenzt. Von den sieben bis neun Supralabialen ist das fünfte unter dem Auge stehende sehr gross, nach unten verschmälert und nach vorn gewöhnlich bis an das Freno- oculare verlängert, von dem es nur manchmal durch ein dazwischen liegendes Praeocularschildchen getrennt ist. Die Halsseiten sind zwischen der Ohröffnung und den Vorderbeinen mit ziemlich dicken, mehr weniger gerundeten und gewölbten, mitunter fast körnigen Schuppen bedeckt, die, obwohl meist ebenfalls deutlich geschindelt, von den Rückenschuppen doch dadurch wesentlich verschieden sind, dass sie, abgesehen von den bereits genannten Merkmalen, auch kleiner und vollkommen glatt oder kaum mit Spuren von Kielen versehen sind. Die ganze Oberseite des Körpers ist mit verhältniss- mässig grossen, rhombischen, aber etwas ungleichseitigen und scharf gekielten Schindelschuppen bedeckt, die nach rückwärts zu immer grösser werden und in ziemlich gerade Quer- und zugleich in schief von der Rückenmitte nach aussen und hinten ziehende Längsreihen gestellt sind. Die Kehle und der Hals sind unterseits mit kleinen, flachen und glatten Schuppen bedeckt, welche von unregelmässig polygonaler Form und meist deutlich geschindelt sind. Eine Kehl- furche fehlt vollkommen, desgleichen ist auch das Halsband kaum angedeutet und die Schulterfalte vollkommen seitlich, so dass sie über die Wurzel der Vorderbeine nicht hinaufreicht. Aehnliche Schuppen wie auf Kehle und Unterhals, nur bedeutend grössere, stehen auch auf der Brust, während der Bauch mit acht Längsreihen von Schildern versehen ist, welehe mit Ausnahme der zwei äussersten, 24 * 372 Lacertidae. die manchmal von den daran stossenden Seitenschuppen kaum zu unterscheiden sind, alle breiter als lang, etwa quer sechseckig er- scheinen, obwohl auch hier die zwei Mittelreihen öfters schmäler sind als die anderen. Die etwa länglich rhombischen Schwanz- schuppen sind geschindelt, dachförmig, die oberen hinten meist schwach geschweift und in eine kurze, aber scharfe Spitze ausge- zogen, die unteren nicht zugespitzt, nur schwach dachförmig, von der Mitte schief nach auswärts gerichtet; sämmtliche Schwanz- schuppen sind mit in Längsreiben gestellten Kielen versehen, welche auf der Oberseite fast schneidig scharf, auf der Unterseite aber viel schwächer und stumpfer sind und mit Ausnahme der mittleren, mehr dreieckigen oder trapezischen Schuppen, diagonal verlaufen. Das Anale ist etwa sechseckig, mittelgross, von einigen ebenfalls ver- grösserten Schildchen umgeben. Die Beine sind oben im Allge- meinen wie der Körper beschuppt, unten jedoch, mit Ausnahme der gekielten Sohlen und Zehen, mit glatten Schuppen versehen, die an der Hinterseite des Oberarmes sehr klein, an den Hinterschienen und Schenkeln aber sehr gross und tafelartig erweitert sind; die von zwei Schuppen umgebenen Schenkelporen sind nur in geringer Zahl, etwa jederseits neun bis zwölf, vorhanden. Die einzige Art lebt im südöstlichen Europa. 1. Ophiops elegans: Supra cupreo-olivaceus vel grisescens, lateribus Faseiis albescentibus binis maculis atris passim confluentibus lim- batıs; subtus- albidus. — Long. 13—16 cm. Ophiops elegans Menetr. Catal. rais. d. obj. de Zool. rec. au Cauc. pag. 63, 217 (1832). — Amystes Ehrenbergii Wiegm. Verhandl. d. Gesellsch. naturf. Fr. Berl. (1835). — Algira punctata Gray. Ann. of. nat.-hist. I, pag. 283 (1839). — Ophiops macrodactylus Berth. Ueb. ein. neue od. selt. Amphib. pag. 14, 14 (1842). juv. Supra griseo-viridis vel fuscescens, fasciis lateralibus candidis regulariter nigro-limbatis. adult. Ut supra, sed fasciis albescentibus interdum minus conspiewis maculisque atris per series quatuor dispositis. senesc. Supra griseus, maculis atris fascisque albidis plus minusve obsoletis. var. a) Supra irregulariter nigro-maculatus, fascüs albescentibus nullis. var. b) Supra immaculatus, fasciis albidis conspicuis. Eine kleine, schlanke Eidechse, welche im Habitus und in der Zeichnung mit manchen Varietäten unserer Lacerta muralis grosse Aehnlichkeit besitzt. Die Färbung ist übrigens nach den verschiedenen ÖOphiops. 373 Altersstufen manchem Wechsel unterworfen, obwohl fast immer mit einem bald mehr, bald weniger ausgesprochenen Metallglanz über- | gossen. Ganz junge Exemplare sind am Rücken gewöhnlich grau- grün oder bräunlich und zu bei- den Seiten mit je zwei hellen Seitenstreifen versehen, deren innerer am oberen Augenrande anhebt, während der untere meist erst im Mundwinkel beginnt. Diese Streifen sind zu dieser Zeit fast immer rein weiss und auf einem tief sammtschwarzen oder dunkelbraunen Grunde verlau- fend; doch tritt in der Regel der obere dieser Streifen weit besser hervor, da das Schwarze nament- lich unter ihm gewöhnlich ziem- lich breit und meist auch über ihm fast immer sehr scharf ist, während hingegen der untere Streifen häufig nur durch ein schmales, oft undeutliches und gewöhnlich auch nicht sehr dunkles Längsband von der hellen Bauchfärbung getrennt ist. Der Schwanz ist, meistens hell braungelb gefärbt, die Beine mit weissen Tropfenflecken besetzt. Je älter nun das Thier wird, desto mehr hellt sich im Allgemeinen die Grundfarbe auf, während die dunklen Einfassungen der Streifen in hintereinander stehende Mackeln zerfallen, und, da sie den hellen Seitenbinden meist noch immer folgen, in der Regel in vier Längs- reihen geordnet erscheinen, die mitunter durch theilweises Zusammen- fliessen die Gestalt von unregelmässig gemarmelten Binden an- nehmen. Doch werden mit noch weiter zunehmendem Alter auch diese Mackeln gewöhnlich kleiner und sparsamer, und die dann noch heller werdende Grundfarbe dehnt sich häufig auch auf die, wegen der wegfallenden dunklen Begrenzung hier ohnedem viel weniger abgehobenen lichten Seitenstreifen aus, so dass sehr alte Stücke meist einfärbig hellgrau sind, mit nur sehr vereinzelten oder auch ganz fehlenden schwarzen Flecken und öfters auch kaum mehr an- gedeuteten Seitenbinden; doch sind die Thiere auch in diesem Alter gewöhnlich noch mit einem ziemlich deutlichen Kupferglanz über- gossen, der dann der grauen Grundfarbe einen mehr weniger merk- baren Stich ins Braune verleiht; auch verschwinden die weissen Tropfenflecken der Beine mit zunehmendem Alter meist voll- ständig. Fig. 75. ÖOphiops elegans Menetr. 374 Lacertidae. Uebrigens kommen ausser diesen, vom Alter abhängigen Fär- bungen noch manche andere Varietäten vor, die im Allgemeinen alle darauf hinausgehen, dass theils die dunklen Flecken, theils wieder die hellen Seitenbinden mehr oder weniger in den Vordergrund treten und dabei die Grundfarbe bald lichter bald dunkler wird. Die Länge des ausgewachsenen Thieres beträgt etwa fünf bis sechs Zoll. Diese Art findet sich in Südrussland gegen den Caspisee sowie auch in der Türkei, von wo aus sie auf das benachbarte Asien über- geht. Nach Menetries hält sich das Thier vorzüglich auf der Erde auf, ist langsam und wenig lebhaft und kann leicht mit der Hand gefangen werden. 2. Gatt. Podareis. Wagler natürl. Syst. d. Amphib. pag. 155, 54 (1830). Eremias Dum. Bibr.. Erpetol. gener. V, pag. 286, XIX (1839). Discus palpebralis squamis parvis gramiformibus circumdatus. Scutum occipitale nullum. Nares in medio trium sceutellorum supra primum labiale. Collare liberum, distinctissimum. Pororum femoralium series ante amum remotae. Squamae notaei rotundatae, comvexiusculae, granulis minimis interpositis. Der Körper ist bald schlank und gestreckt, bald wieder ziemlich kurz und gedrungen, der Kopf hinten hoch und flach, über den Augen meist deutlich gewölbt, nach vorn zu stark abschüssig, mit bald mehr, bald weniger zugespitzter und etwas aufgeworfener, fast hechtartiger Schnauze. Die etwas seitwärts gerichteten Nasenlöcher sind ziemlich weit nach vorn und oben gelegen, die Augenlider der Länge nach gespalten, feinschuppig. Die vorn ausgerandete Zunge ist mit geschindelten, schuppenartigen Warzen bedeckt, der Gaumen bald bezahnt, bald zahnlos. Die Vorderbeine ragen niemals über die Schnauzenspitze hinaus, die hinteren erreichen höchstens die Ohr- öffnung; der sehr verschieden lange Schwanz ist an der Basis ver- hältnissmässig breit, dann ziemlich plötzlich verdünnt und fein auslaufend, in seinem vorderen verdickten Theile von oben sehr deutlich abgeplattet und daher mehr gerundet vierseitig, sein hinterer Theil drehrund oder seitlich zusammengedrückt. Das Rostrale ist ziemlich gross, namentlich im Alter stark ge- wölbt und ziemlich weit auf den Pileus übergebogen, durch die zwei in der Mitte der Schnauzenspitze zusammenstossenden Nasorostral- Podareis. 375 schilder meist vom Internasale getrennt, welches quer und von etwa rhombischer Gestalt ist. Die Frontonasalia sind nach innen verengt, in der Jugend nicht oder kaum, im Alter hingegen fast immer etwas länger als breit; das etwa spatelförmige Frontale ist nach hinten bedeutend verengt, bei älteren Thieren häufig von einer mehr we- niger tiefen, vorn breiter werdenden Mittelfurche durchzogen, die gewöhnlich über die Frontonasalnaht bis auf das Internasale fortsetzt, daher dann die Frontonasalen in der Mitte am höchsten, nach innen und aussen hin aber meist deutlich, oft fast dachig abfallend er- scheinen. Die Frontoparietalen sind etwa von der Grösse der Frontonasalen, nach aussen hin immer stark dreieckig verschmälert, ihre Breite von der Länge meist wenig verschieden. Das Interparietale ist deltoidisch, seine hinteren Seiten viel länger als die vorderen; das Occipitale fehlt. Supraocularen sind nur die zwei mittleren vor- handen, welche zusammen einen etwa eiförmigen Discus palpebralis bilden, der grösstentheils von feinen Körnerschuppen umgeben ist, die vorn und hinten zu grösseren Gruppen zusammentreten und hier nicht selten ein oder mehrere Schildchen einschliessen. Das Nasorostrale bildet mit den zwei über einander stehenden Nasofre- nalen einen ringförmigen, bald mehr, bald weniger vortretenden Wulst, auf dessen Höhe die mittelgrossen, kreisrunden Nasenlöcher stehen. Das obere Nasorostrale ist immer bedeutend kleiner als das untere, das Frenale wenig oder nur mässig, das Frenooculare sehr stark entwickelt, letzteres nach unten zu immer von einem kleinen Praeoculare gefolgt, dem sich manchmal noch ein sehr grosses Sub- oculare anschliesst, welches dann die betreffenden Supralabialen von dem Auge trennt. Die Schläfe sind mit zahlreichen feinen Körner- schuppen besetzt, die nach unten zu etwas grösser werden. Sämmt- liche Schildernähte des Kopfes sind namentlich bei älteren Thieren ziemlich tief und scharf ausgesprochen. Die Kehlfurche ist gewöhn- lich nur wenig angedeutet, das sehr deutliche Halsband gerade oder schwach bogig, am Rande gekerbt‘ oder gezähnelt, aus namentlich in der Mitte merklich vergrösserten Schuppen bestehend. Die Rücken- schuppen sind klein, flach körnig, glatt, in deutliche Querreihen ge- stellt, namentlich bei älteren Stücken etwas von einander entfernt und mit sehr feinen Körnchen in den Zwischenräumen. Die ziemlich zahlreichen Bauchschilder sind meist ziemlich regelmässig viereckig, in schiefe, gegen die Mitte des Unterleibes convergirende Längs- und zugleich in ziemlich gerade Querreihen gestellt. Die Schwanz- schuppen sind wenigstens oberseits- immer mit diagonalen Kielen versehen, wie Schenkelporen in der Analgegend durch einen bald grösseren, bald kleineren Zwischenraum getrennt, die Zehen auf der Unterseite gekielt. 376 Lacertidae. i Die zwei in den osteuropäischen Steppen Herkrnee Arten können in folgender Weise unterschieden werden: a) Frenale länger als hoch ; Unterrand der Augenhöhle von einem grossen, länglichen Supralabiale begrenzt; Praeanalgegend mit einem grossen, sechseckigen Schilde. Hinterbeine fast bis zu den Ohren reichend, mit zahlreichen, dicht an einander ge- rückten und in der Analgegend nur durch einen geringen Zwischenraum getrennten Schenkelporen. Körper schlank, mit langem, am Grunde schwach verdicktem, später seitlich zu- sammengedrücktem Schwanz . . . vo. Hmeler Pals b) Frenale höher als lang; Unterrand den pam durch ein grosses Suboculare von den Supralabialen getrennt. Praeanal- schuppen klein und zahlreich, meist ziemlich gleichartig und nur ausnahmsweise mit einem etwas grösseren Schildehen in der Mitte des Afterrandes. Hinterbeine die Achseln nicht über- ragend, mit wenig zahlreichen, von einander etwas entfernten und in der Analgegend durch einen ziemlichen Zwischenraum getrennten Schenkelporen. Körper gedrungen, mit kurzem, am Grunde stark verdicktem und N später dreh- | rundem Sohwanz... „an... . . .„ variabilis Pall. 1. Podareis velox: Frenale oblongum, scutum labiale septimum ocu- lum adtingens. Pedes postici ad aures usque pertinentes, poris analibus numerosis, approximatis, ante anum paullum remotis. Corpus gracile, cauda longa, ad basin parum inerassata, postice compressa. — Long. 10—16 cm. Ameiva velox Meyer Synops. reptil. pag. 28, 5 (1795). — Ere- mias coeruleo-ocellata Dum. Bibr. Erpetol. gener. V, pag. 295, 2 (1839). — Eremias yelox Bonap. Amph. europ. pag. 38, 32 (1839). juv. Dorso aequaliter albo-nigroque striato, lateribus ‚pedibusque albo- guttatis ; pileo nigro-variegato. Lacerta vittata Eversm. Lac. imp. ross,. in Nouv. m&m. de la soc. imp. d. nat. de Moscou III, pag. 358, 9, tab. XXI, fig. 4 (1834). — Aspidorhinus gracilis Eichw. Fauna casp. cauc. pag. 93, tab. XI, fig. 4—6 (1842). adolesc. Supra griseus, striis nigris albisque interdum solutis minus conspieuis; pedibus albo-ocellatis, capite concolore. Lacerta ’velox;Pall. Reise d. versch. Prov. d. russ. Reich. I, 457. 12 (1771). { x adult. Supra griseo-fuscescens, maculis atris dorsalibus per series ürre- gulares dispositis, Tateralibus coeruleo-ocellatis. Wi m Podarcıs. 377 Lacerta argulus Eichw. Zool. spec. Ross. et Pol. III, pag. 188, 5 (1831). — Lacerta velox Eversm. Lac, imp. Ross. in Nouv. mem. soc. imp. nat. Mosc. MI, pag. 353, tab. XXX, fig. 3 (1834). — Po- darces velox Eichw. Fauna casp. cauc. pag. 95 (1842). Der Körper ist ziemlich schlank und gestreckt, der Kopf nach vorn steil abfallend, mit stark verschmälerter und ziemlich lang zugespitzter Schnauze. Die Vorderbeine er- reichen, an den Hals angelegt, etwa die Schnauzenspitze, die Hinterbeine ragen stets über die Schultern hinaus, so dass das Ende der längsten Zehe gewöhnlich die Ohröffnung erreicht. Der am Grunde nur wenig ver- dickte Schwanz ist nach hinten allmälıg aber sehr stark verdünnt, und daselbst durch seit- liche Zusammendrückung stets deutlich höher als breit, seine Länge anderthalb oder selbst zweimal so viel betragend, als der übrige Körper. Das mässig grosse Rostrale ist etwa so lang als breit, hinten durch die in der Mitte breit zusammenstossenden Nasorostralschilder von dem Internasale getrennt, das Frontale hinten oft bis über die Hälfte seiner ursprünglichen Breite verschmälert, das Interparietale fast immer länger als breit; die Parietalia sind hinten gewöhnlich breit und gerade abgestutzt, mit meist ziemlich rechtwinkeligen oder stumpf abgerundeten Aussenecken. Die etwa unregelmässig halb- kreisförmigen Supraocularia, deren hinteres das vordere an Grösse manchmal etwas übertrifft, stellen in ihrer Vereinigung eine eiförmige oder elliptische Scheibe dar, welche mit Ausnahme eines Theiles ihres Innenrandes ganz von kleinen Körnchen umgeben ist, die vorn gegen die Frontonasalia zu stets ein bis zwei grössere Schildchen einschliessen, und bei sehr jungen Stücken manchmal gegen die Frontoparietalen zu fehlen, so dass dann letztere in ihrer ganzen Ausdehnung an das hintere Supraoculare stossen. Die das Nasenloch umgebenden Schilder sind nur schwach aufgeworfen, das etwa tra- pezische Frenale ist meist länger als hoch, das untere Nasofrenale in der Regel nicht überragend, dem dritten und häufig auch dem vierten Supralabiale aufliegend. Das Auge ist unten von dem sehr vergrösserten, siebenten Lippenschilde begrenzt, die Schläfe sind mit feinen Körnerschuppen bedeckt, die am Rande der Parietalen oft etwas vergrössert und länglich sind. Die sechs bis acht Sub- labialen sind nach innen von fünf Submaxillaren begleitet, deren erstes und letztes Paar ziemlich gleich gross sind, von den etwa Podareis velox Pall. 378 Lacertidae. neun bis zwölf Halsbandschuppen sind die mitteren meist doppelt so gross, als die daran stossenden; die Körperschuppen, von denen etwa zwei Querreihen der Länge eines Bauchschildes entsprechen, sind rundlich, schwach gewölbt, höchstens bei sehr alten Exemplaren kaum merkbar geschindelt, zwischen den Hinterbeinen ziemlich schnell in die Schwanzschuppen übergehend. Diese sind auf der Oberseite bei Jungen schärfer, bei Alten stumpfer gekielt, mit Aus- nahme der Mittelreihe von länglich rechteckiger oder schwach rhomboidischer Gestalt, ihr Hinterrand in der Jugend durch schiefe Abstutzung in eine mehr oder weniger scharfe Spitze ausgezogen, im Alter hingegen meist ziemlich gerade abgestutzt und nicht zu- gespitzt; die Unterseite des Schwanzes ist mit länglichen, in der Jugend stumpf gekielten und hinten zugespitzten, im Alter voll- kommen glatten und hinten abgestutzten oder verrundeten Schuppen bedeckt. Von den ziemlich gleich grossen, fast regelmässig rhom- bischen Bauchschildern stehen etwa 14 in einer Querreihe. Die Vorderbeine sind an ihrer ganzen Hinterseite mit kleinen Körner- schuppen bedeckt, welche, obwohl etwas grösser und flacher, auch noch die Aussen- und Vorderseite des Unterarmes überziehen; die Aussenseite des Oberarmes ist hingegen mit flachen, rhombischen Schindelschuppen bekleidet, die sich, an Grösse bedeutend zunehmend, bis auf die Handwurzel erstrecken. Die Hinterbeine sind oben wie der Körper beschuppt, die Schenkel nach vorn, die Schienen nach unten zu mit einer einzigen Reihe grosser, quer sechseckiger Schilder. Die sehr deutlich zusammengedrückten Zehen sind unterseits mit einer Reihe scharf zugespitzter, längs der Mitte sehr stark gekielter Schuppen versehen. Die Krallen sind ziemlich kurz und breit, die sehr dicht aneinandergerückten Schenkelporen ziemlich zahlreich (15 bis 20), der gegenseitige Abstand beider Reihen meist geringer als die Breite des Analschildes; dieses ist gross, meist ziemlich regelmässig sechseckig, nach vorn manchmal noch von einem ähn- lichen kleineren Schildehen begrenzt. Die Färbung und Zeichnung ist nach dem Alter sehr veränder- lich. Ganz junge Thiere zeigen auf der Oberseite ein helles Weiss- grau, das an den Beinen viel lichter ist und hier oft in fast voll- kommen reines Weiss übergeht, am Kopfe aber von verschieden- artigen Linien und Zeichnungen unterbrochen ist, die meist ziemlich symmetrisch vertheilt und von schwärzlicher Farbe.sind. Vom Hinter- rande des Pileus entspringen vier tief schwarze, nach rückwärts etwas breiter werdende Längsstreifen, deren mittlere sich aber in der Regel schon in der Vorderhälfte des Rumpfes vereinen, so dass dann nur drei sehr scharf begrenzte schwarze Binden über den ganzen Rücken hinziehen, die mit den dazwischen liegenden, gleich Podareis. 379 breiten weissen Zwischenräumen wechselnd eine sehr hübsche, regel- mässige Zeichnung darstellen. Alle dunklen Streifen setzen sich übrigens auch auf den Pileus fort, obwohl sie hier immer viel un- deutlicher werden und zur Bildung der oberwähnten Kopfzeichnungen Veranlassung geben; von den weissen Rückenstreifen fliessen die zwei mittleren an der Schwanzwurzel zusammen, von wo aus sie dann als einfache weisse Binde etwa bis zur Hälfte des Schwanzes sichtbar bleiben, beiderseits von den eben so weit fortgesetzten seit- lichen schwarzen Rückenstreifen begleitet. Die hintere Hälfte des Schwanzes ist hingegen immer einfärbig graugelb. Ausser diesen genannten Rückenzeichnungen sind aber auch noch die Seiten des Körpers von je zwei schwarzen Streifen durchzogen, deren oberer von der Ohröffnung oft bis zur Schwanzspitze, deren unterer aber nur zwischen den Beinen hinzieht; ersterer besteht eigentlich aus zwei parallelen Linien, welche vom Ohre bis zu den Vorderbeinen vollkommen getrennt, an den Schwanzseiten aber verschmolzen sind, während sie am Rumpfe stellenweise durch Querbalken verbunden sind und dadurch von der ursprünglichen Grundfarbe nur runde oder längliche weisse Flecken zwischen sich übrig lassen. Die schwarzen Beine sind mit grossen, weissen Tropfenflecken besetzt. Je älter nun das Thier wird, desto mehr geht die ursprünglich weissgraue Grundfarbe in Gelb- oder Braungrau über, die daher auch nicht mehr so scharf abstechenden schwarzen Längsstreifen lösen sich anfangs nur theilweise, später aber immer mehr in Flecken und im hohen Alter endlich in zahlreiche kleine Mackeln oder selbst Punkte auf, welche, entsprechend ihrer Entstehungsweise, in bald mehr bald weniger deutliche Längsreihen geordnet sind. Zugleich werden die an den Rumpfseiten stehenden Augenflecken in der Mitte immer schöner blau, während die weissen Tropfenflecken der Beine allmälig undeutlicher werden, indem sie der lichter gewor- denen Grundfarbe ähnlich werden und namentlich an den Vorder- beinen meist ziemlich frühzeitig verschwinden. Doch bleibt die ursprünglich schwarze Färbung der Beine am Umfange der Tropfen- flecken sehr gern in Form eines dunklen Ringes zurück, der aber namentlich an den Hinterbeinen mit zunehmendem Alter oft so breit wird, dass er den hellen Mittelraum mitunter ganz verdrängt, so dass dann die Beine in diesem Falle mit, aber auch selten stark abgehobenen, schwärzlichen Flecken versehen sind. Der Kopf ist, mit Ausnahme ganz junger Thiere, immer ungefleckt, die Unterseite stets einfärbig, weisslich oder beingelb. Der Schwanz ist unterseits in seiner ganzen Erstreckung schön” korallenroth, doch kann ich nicht angeben, ob dies in allen Altersstufen der Fall ist, da ich nur mittlere Exemplare in frischem Zustande zu untersuchen Gelegen- 380 Lacertidae. heit hatte. — Ausnahmsweise zeigt sich die Färbung der Jungen auch bei ziemlich grossen Exemplaren bald mehr, bald weniger deutlich erhalten. Die Länge des erwachsenen Thieres beträgt etwa fünf bis sechs Zoll. Diese hübsche Art findet sich im südlichen Russland, nament- lich in den gegen den Caspisee gelegenen Steppen; ob sie auch in der Krim vorkommt, kann ich mit Bestimmtheit nicht angeben, da ich sie selbst von dort aus nicht kenne, und die Angaben der Auto- ren (Dum&ril, Demidoff) hierüber nicht übereinstimmen. Das Thier lebt in den Ritzen von Lehm- und Mergelhügeln, theilweise auch auf losem Flugsande, besonders aber auf etwas lehmigem, durch Sträucher mehr zusammengehaltenem Sandboden. 2. Podareis variabilis: Frenale altum, orbita scuto suboculari magno a supralabialibus separatum. Pedes postici ultra azxillas non pertinentes, poris femoralibus paucioribus, distantioribus, ante anum valde remotis. Corpus robustum, cauda breve, ad basin valde deplanato-incrassata, postice tereti. — Long. 13—16 cm. Ameiva arguta Meyer Synops. reptil. pag. 28, 7 (1795). — Po- dareis variabilis et arguta Wagl. natürl. Classificat. d. Amphib. pag. 156 (1830). — Eremias variabilis Bonap. Amphib. europ. pag. 38, 33 (1839). Typus: Supra einereus vel griseo-fuscescens, maculis irregularibus atris, albo-ocellatis, in series plerumque sex per longitudinem dis- positis; subtus albidus. Lacerta deserti Andrzejowski Amph. nostr. in Nouv. mem. soc. imp. Moscou. II, pag. 324, 1 (1832). — Podarcis deserti Eichw. Fauna casp. cauc. pag. 96 (1842). var. a) Maculis nigris in fascias transversas plus minusve confluentibus. Lacerta arguta Pall. Reise d. versch. Prov. d. russ. Reich. II, pag. 718, 40 (1771). — Lacerta variabilis Pall. Zoograph. rosso-asiat- III, pag. 31, 26 (1831). — Podarcis variabilis Menetr. Catal. rais. d. obj. de Zool. rec. au Cauc. pag. 62, 215 (1832). var, b) Maculis,. praecipue albis, elongatis per longitudinem partim confluentibus. juv. Supra einereo-virescens, maculis ocellatis imperfectis aut mumerosis. ? Podarcis irritans Mönötr. Catal. rais. pag. 62, 216 (1832). Der Körper ist ziemlich plump und gedrungen, der schwach depresse Kopf in eine kurze, aber doch zugespitzte Schnauze aus- gezogen, über die sich die zwei Erhöhungen der Nasenlöcher fast Podarcis. 381 in Form eines ringförmigen Wulstes erheben. Die Vorderbeine ragen nicht über die Schnauzenspitze, die hinteren nicht über die Achseln hinaus; der an der Basis sehr breite und später drehrunde Schwanz ist wenig länger als der Körper. Das Rostrale ist von dem Inter- nasale durch die dazwischen einge- schobenen Nasorostralen fast immer getrennt, die Frontonasalen sind meistens etwas länger als breit, . das Frontale ist vorn gut doppelt so breit als lang, nach hinten in einen äusserst stumpfen Winkel aus- gezogen. Das Interparietale ist klein, die Parietalia sind hingegen gross, quer, etwa so breit als lang, hinten gerade abgestutzt und mit ziemlich rechtwinkligen Aussenecken ; wegen Podkreis vwariabilis Pall. des fehlenden Oceipitales stossen sie etwa im letzten Drittel ihrer Länge zusammen, nach aussen zu sind sie von drei bis fünf kleinen Schild- chen oder auch von Schuppen begrenzt. Die etwa unregelmässig halbkreisförmigen Supraocularen, deren hinteres das vordere na- mentlich im Alter an Grösse meist deutlich übertrifft, stossen ge- wöhnlich in gerader Linie zusammen und stellen in ihrer Vereini- gung eine ziemlich kurz elliptische oder fast kreisförmige Scheibe dar, welche von einem Ringe feiner Körnerschuppen umgeben ist, die vorn und hinten an Grösse zunehmen und daselbst nicht selten einzelne, meist auch ziemlich convexe Schildchen einschliessen ; doch ist dieser Schuppenring nach innen zu in der Regel nicht vollständig, indem die Supraocularia das Frontale und die Frontoparietalen bald in grösserer, bald in geringerer Ausdehnung berühren. Das den zwei ersten Supralabialen aufliegende untere Nasofrenale ist etwa eben so lang aber viel niedriger als das Nasorostrale, das obere hin- gegen zwei- oder dreimal kleiner als jenes. Das gewöhnlich dem zweiten und dritten Lippenschilde aufliegende Frenale ist klein, meist höher als breit und daher das vor ihm liegende Nasofrenale in der Regel deutlich überragend. Das sehr grosse Frenooculare ruht auf dem dritten und vierten Supralabiale auf und ist oben in ziemlich scharfer Kante auf die Stirne umgebogen, daselbst in seiner ganzen Breite an das betreffende Frontonasale sich anfügend. An dieses Frenooculare schliesst sich nach hinten ein kleines Prae- und ein sehr grosses, längliches Suboculare an, welche Schilder, sich Fig. 77. 382 Lacertidae. zwischen die Supralabialen und den unteren Augenhöhlenrand ein- schiebend, diesen von jenen trennen und nach rückwärts noch von einem oder zwei kleineren Schildern gefolgt werden. Das in der Mitte unter dem Auge stehende Suboculare selbst ist gut dreimal so lang als hoch, nach unten und rückwärts etwas erweitert, dem fünften bis siebenten Supralabiale aufliegend; die vor und hinter diesem Suboculare stehenden Schilder sınd klein, von etwa vier- eckiger oder unregelmässig gerundeter Form. Von den fünf bis sechs Supraciliaren ist in der Regel das erste das längste, am Ober- rande des Ohres findet sich gewöhnlich ein kleines Tympanale. Von den sieben bis neun Supralabialen sind die ersten drei oder vier höher als breit, die Kehlfalte ist durch etwas kleinere Schuppen angedeutet. Die schwach convexen, runden oder mehr weniger verrundet sechs- eckigen Kehlschuppen sind glatt, nach hinten allmälig grösser, flacher und deutlicher geschindelt werdend, das vollkommen quere Halsband besteht aus etwa 12 bis 15 fast viereckigen Schuppen. Die Körper- schuppen sind rundlich, schwach convex, jede derselben von einigen kleinen Körnchen umgeben. Die ziemlich regelmässig vier- oder sechsseitigen Brustschuppen sind zahlreich, kleiner als die Halsband- schuppen, vollkommen flach und schwach geschindelt. Die kaum grösseren und den Brustschuppen überhaupt sehr ähnlichen Bauch- schilder sind fast quadratisch, jederseits der Mittellinie des Unter- leibes in 14 bis 16 schiefe und in 25 bis 27 quer über den ganzen Bauch hinter einander stehende Reihen gestellt, deren letztere am häufigsten aus je 16 (14 bis 18) Schildern bestehen. Die Praeanal- gegend ist mit kleinen, glatten, deltoidischen und geschindelten Schuppen besetzt, die mitunter in der Mitte des Afterrandes ein, seltener zwei hinter einander liegende grössere Schildchen ein- schliessen. Die Oberseite des Oberarmes zeigt durchaus gleiche, glatte, rhombische Schindelschuppen, die Vorderseite und der Schen- kel, sowie die Unterseite der Schienen hingegen grosse, breite, sechs- eckige Tafeln; die Unterseite der Vorderbeine und Hinterseite des Unterarmes, wie auch die ganze Oberseite der Hinterbeine sind fein körnig beschuppt. Die nicht sehr an einander gerückten Schenkel- poren sind meist nur in der Zahl von neun bis zehn (8 bis 14) vor- handen, ihre Reihen in der Analgegend durch einen ziemlichen Zwischenraum von einander getrennt. Die Schwanzschuppen sind anfangs, namentlich unten und an den Seiten, länglich rechteckig, schief gestellt, glatt oder nur stumpf gekielt, mit vollkommen gerade abgestutztem Hinterrande; während nun letzterer nach hinten immer mehr und mehr in eine winkelige Spitze ausgeht, fangen die zuerst flachen Schuppen an sich zugleich etwas dachförmig zu erheben, und lassen auf diese Weise immer deutlicher werdende Kiele 83 > Acanthodactylus. entstehen, die aber nicht genau durch die Mittellinie der Schuppen verlaufen. Die Färbung und Zeichnung ist im Allgemeinen ziemlich be- ständig. Die Oberseite ist immer grau oder graubraun, mit in der Regel ziemlich grossen, unregelmässigen, am häufigsten in sechs Längsreihen stehenden schwarzen Mackeln, welche in ihrer Mitte gewöhnlich einen weissen Fleck oder Strich einschliessen, und öfters zu unregelmässigen Querbinden zusammenstossen ; mitunter sind diese Mackeln auch mehr weniger in die Länge gezogen, was weniger mit den schwarzen Flecken selbst, als namentlich mit den weissen Mittelfeldern der Fall ist, die nicht selten so stark gestreckt sind, dass sie besonders nach vorn zu in oft mehr weniger ununter- brochene Linien zusammenfliessen. Bei jungen Stücken zeigt die ebenfalls aschgraue Grundfarbe gern einen Stich ins Grünliche, und die Augenflecken sind entweder durch schwarze Halbkreise nur theil- weise angedeutet, oder aber auch schon deutlich, dann aber häufig viel zahlreicher als im Alter und in sechs bis zehn Längsreihen ge- stellt. Die Unterseite ist immer ungefleckt, einfärbig weisslich. Die Länge des erwachsenen Thieres beträgt etwa fünf bis sechs Zoll. Diese Art ist von Podolien angefangen längs der ganzen Nord- seite des schwarzen Meeres, durch die Krim, Kaukasien und die un- teren Wolgaländer bis zum Ural verbreitet, von hier auch noch in das benachbarte Asien übertretend. Das in seinen Bewegungen ziemlich plumpe und schwerfällige Thier lebt auf trockenem, san- digem, noch lieber aber auf hartem, lehmigem Boden, der mit nie- deren Kräutern, besonders aber mit Artemisien, bestanden ist. Das in der Regel grössere und stärkere Weibchen legt etwa drei bis sieben Eier, die von der Grösse einer Erbse sind und eine gelbliche Farbe haben. 3. Gatt. Acanthodaetylus. Wiegmann Herpetol. mexic. pag. 10, 6 (1834). Scutum oceipitale nullum. Nares inter tria scutella in sutura primi supralabialis. Pororum femoralium series ante anum contingentes. Squamae notaei rhomboideae, imbricatae. Digiti subtus carinati, lateribus dentieulati. Der Körper ist bald ziemlich schlank, bald mehr gedrungen und kräftig, der Kopf entweder flach und niedrig, oder auch kurz 384 Lacertidae. und ziemlich hoch, nach vorn gewöhnlich ziemlich steil abfallend und meistens auch schnell und stark zugespitzt. Die mittelgrossen Nasenlöcher sind weit nach vorn und oben gerückt, die Augenlider längsgespalten; die Zunge ist mittellang, an der Spitze ausgerandet, mit schuppenförmigen, geschindelten Warzen besetzt. Die Gaumen- zähne fehlen. Die Vorderbeine ragen selten über die Nasenlöcher, die hinteren niemals über die Ohröffnung hinaus. Die Zehen sind unten gekielt, seitlich durch spitz abstehende Schuppen bald mehr, bald weniger deutlich gezähnelt; der ziemlich lange Schwanz ist fein und dünn ausgezogen. Das Rostrale ist meist ziemlich gross, breiter als lang, nach oben deutlich übergewölbt, durch die dazwischen eingeschobenen Nasofrenalen in der Regel von dem bald mehr breiten, bald mehr länglichen Internasale getrennt. Die Frontonasalia sind fast immer deutlich länger als breit, das Frontale ist gestreckt, vorn stark ge- rundet erweitert, im hinteren Theile bedeutend verengt, im Allge- meinen von etwa spatelförmiger Gestalt und fast immer von einer mehr weniger ausgesprochenen Längsfurche durchzogen. Die Fronto- parietalen sind meistens nicht viel länger als breit, nach aussen hin immer stark dreieckig verschmälert. Das Interparietale ist das kleinste aller Kopfschilder, deltoidisch, seine hinteren Seiten ge- wöhnlich länger als die vorderen. Die stark in die Quere entwickelten Parietalen sind in ihrer rückwärtigen Hälfte nahezu gleich breit, wegen des fehlenden Oceipitales in ziemlicher Ausdehnung anein- anderstossend, hinten fast vollkommen gerade abgestutzt und nach aussen meist in ihrer ganzen Länge von einem einzigen, schmalen Schildehen begrenzt. Die zwei mittleren Supraorbitalen sind in der Regel deutlich breiter als lang, nach aussen immer, häufig auch nach vorn und hinten von kleinen Körnerschuppen umgeben. Das Nasorostrale und Nasofrenale sind einfach, meist schwach convex, jenes an seinem Hinterrande das Nasenloch in der Weise enthaltend, dass es zugleich dem Nasofrenale und dem ersten Supralabiale an- liegt.‘ Die Zügelgegend zeigt stets ein Frenale und ein Freno-oculare, welch letzteres am Vorderrande des Auges von einem kleinen Prae- oculare gefolgt wird. Das Auge ist nach oben hin von etwa fünf, nach hinten kleiner werdenden Supraciliaren, nach unten aber theils von einem Supralabiale, theils von einem grossen Suboculare be- grenzt. Die Schläfe sind mit kleinen, körnigen Schuppen bedeckt, die nach unten gewöhnlich grösser und schilderartig werden. Die senkrecht gestellte Ohröffnung zeigt am Oberrande ein grösseres, längliches Schildehen, die Schildernähte des Kopfes sind alle tief und scharf ausgeprägt. Das meist mehr weniger bogige oder in schiefer Richtung gegen die Brust hin ziehende Halsband ist ent- Acanthodactylus. 335 weder vollkommen frei, oder in der Mitte in grösserer oder geringerer Ausdehnung angewachsen und dann hier manchmal ziemlich un- deutlich oder in die Brustschuppen sich verlierend; die Kehlfalte ist nur selten schwach angedeutet. Die Rückenschuppen sind klein, rhombisch, schwach geschindelt und theils glatt, theils dachig ge- kielt, die mittelgrossen, ziemlich gleichartigen Bauchschilder in 10 bis 14 Längs- und zugleich in vollkommen gerade Querreihen ge- stellt, die Analgegend zeigt immer zwei bis drei hinter einander liegende, grössere Schilder. Die Schenkelporen sind klein aber zahl- reich, dicht an einander gedrängt, die beiden Reihen vor dem After bis zur gegenseitigen Berührung genähert, die Schwanzschuppen mit Ausnahme der Mittelreihe rhomboidisch, oben mit nicht sehr scharfen aber doch deutlichen, in Längsreihen gestellten Kielen. Die drei europäischen Arten dieser Gattung können in folgender Weise bestimmt werden: 1. Die das Nasenloch umgebenden Schilder schwach wulstig, Auge nach unten von einem winkelig bis gegen den Lippenrand zwischen das vierte und fünfte Supralabiale eingeschobene Sub- ocularschild begrenzt. Rückenschuppen wenigstens nach hinten zu mehr weniger deutlich gekielt . . . .. Die das Nasenloch umgebenden Schilder kaum ll une nach unten von dem fünften Supralabiale begrenzt, Rücken- schuppen vollkommen flach und ohne Spur von Kielen, Bauch- sehilder ın zehn Längsreihen . =... 4... "ka „vulgaris 2. Alle vier Supraocularen vorhanden. Rückenschuppen namentlich nach hinten zu schwach und undeutlich gekielt. Halsband in der Mitte angewachsen und hier oft undeutlich, seine Schenkel schief nach innen und rückwärts gerichtet. Bauchschilder in 12 bis 14 Längsreihen NG: trennen ‚Bayignyi Nur die zwei mittleren Ssaenlaren Torkanden) das erste und vierte durch kleine Körnerschuppen ersetzt. Rückenschuppen deutlich gekielt. Halsband vollkommen frei, schwach bogig. Bauchschilder in 10 Längsreihen. . .. . lineo-maculatus l. Acanthodactylus lineo-maculatus: Scuta supraocularia duo, granulis semicincta; collare subarcuatum, liberum. Squamae notaei distincte carinatae, scuta abdominalia per series decem disposita. — Long. 13—16 cm. Acanthodactylus lineo-maculatus Dum. Bibr. Erp6tol. gener. V, pag. 276, 4 (1839). — Chorodromus lineo-maculatus Fitzing. Syst. reptil. I, pag. 20 (1843). Schreiber, Herpetologia europaea. 95 DB Aud. DER. 386 Lacertidae. Der Discus palpebralis bildet eine etwa eiförmige Scheibe, welche vorn, aussen und hinten von Körnerschuppen umgeben ist. Die das Nasenloch umgebenden Schilder sind leicht aufgeworfen, der Unterrand der Augenhöhle durch ein grosses, längliches Sub- oculare begrenzt, welches sich in stumpfem Winkel zwischen die benachbarten Supralabialen bis gegen den Oberlippenrand hinab- drängt. Das vollkommen freie Halsband ist quer, schwach bogig und gezähnelt, aus neun ziemlich grossen Schuppen bestehend. Die Rückenschuppen sind alle deutlich gekielt, die Bauchschilder in zehn Längsreihen gestellt, die sich ausnahmsweise auf 12 vermehren. Die Oberseite des Körpers zeigt nach Dumeril auf grauem, kupfrigem oder selbst goldfarbigem Grunde am Rücken verschieden grosse, unbestimmte schwarze Flecken, die in vier Längsreihen ge- stellt und durch je einen weisslichen Streifen von einander getrennt sind, meist mehr oder weniger zusammenhängen, manchmal aber auch in ziemlich regelmässiger Weise gesondert hinter einander stehen. Desgleichen läuft von der Schulter bis zu den Schenkeln längs der Körperseiten eine andere Reihe von Flecken hin, welche blau und von einem schwarzen Saume umgeben und nament- lich nach hinten zu häufig durch einen Streifen derselben Farbe unter einander verbunden sind. Die wie der Rücken gefärbten Beine zeigen weisse Tropfenflecken, die oft mit bald mehr, bald weniger schwarzen Punkten untermischt sind. Die Oberseite des Kopfes ist röthlichbraun, die ganze Unterseite weisslich. Nach Strauch zeigt die bräunlichgelbe Oberseite längs der Rückenmitte je eine Reihe unregelmässiger schwarzer Flecken und mehr weniger deutlicher, schwarzgesäumter Tropfen, die im Leben blau, im Tode hingegen weisslich sind. Der bräunliche Schwanz ist an der Wurzel mit einer über seine Mitte ziehenden Längsreihe schwarzer, kleiner Punkte versehen. Die Länge des Thieres beträgt etwa fünf bis sechs Zoll. Diese Art, die ich leider nicht aus eigener Anschauung kenne, findet sich nach Strauch in Spanien, dürfte aber wahrscheinlich auch im südlichen Russland vorkommen. Ob die von einigen Autoren als synonym eitirte Zacerta cruenta Pall. hierher gehört, scheint mir sehr fraglich; weit eher dürfte dies mit der von Eichwald in seiner Zoologia specialis III, pag. 187, 1 beschriebenen Lacerta pustulata der Fall sein. Das Thier soll übrigens mit der folgenden Art viel Aehnlichkeit besitzen, von der es sich jedoch durch die oberwähnten Merkmale leicht unterscheidet. Ueber die näheren Verhältnisse des Vorkommens und der Lebensweise ist mir ebenfalls nichts bekannt. Acanthodactylus. 387 2. Acanthodactylus Savignyi: Scuta supraocularia quatuor ; col- lare obliguum, medio adnatum. Squamae notaei subcarinatae, seuta abdominalia per series 12—14 disposita. — Long. 13—16 cm. Lacerta Savignyi Audouin Descript. somm. Pl. Rept. Suppl. (1828). — Acanthodactylus Savignyi Dum. Bibr. Erpetol gener. V, pag. 273, 3 (1839). — Scrapteira maculata Gray Ann. of nat. hist. I, pag. 281 (1839). — Psammoplanis Savignyi Fitzing. Syst. reptil. I, pag. 20 (1843). Typus: Supra pallide einereus vel griseo-olivaceus, maculis confluen- tibus atris vel fuscescentibus reticulatus ; subtus albidus. var. a) Ut supra, sed maculis obscuris disjunctis. var. b) Ut supra, sed maculis dorsalibus rarioribus, lateralibus reti- culatis. var. ce) Supra pallide olivaceus vel fusco-flavidus, strüs fuscescentibus maculas albidas per longitudinem dispositas includentibus. var. d) Lateribus taenia lata albida vel fuscescenti ab oculis ad fe- mora usque decurrenti. var. e) Supra pallide einereus vel fusco-flavescens, concolor. juv. Supra grisescens, albido-lineatus nigroque seriatim punctatus. adolesc. Supra albo-griseus vel fusco flavescens, strüs albis minus conspicuis maculis nigrescentibus subseriatis. Der Körper ist schlank, der ziemlich gestreckte Kopf in der Wangengegend am breitesten, von da nach vorn in sanftem Bogen Acanthodactylus Savignyi Aud. merklich verschmälert, mit langer, stark zugespitzter Schnauze, oben ım hinteren Theile ziemlich flach, von den Augen ziemlich sanft nach vorn zu abfallend mit senkrechten Seiten und daher sehr deutlicher Schnauzenkante. Die Vorderbeine reichen bis zu den Nasenlöchern, die Hinterbeine bis oder auch über die Schultern, der Schwanz ist andert- halb- bis zweimal so lang als der Körper. Das Rostrale ıst ziemlich stark übergewölbt, das Internasale und die Frontonasalia meist länger als breit, das verhältnissmässig kurze 25* 388 Lacertidae. Frontale hinten sehr stark verengt, das Interparietale sehr klein. Supraoeularen sind vier vorhanden, alle deutlich breiter als lang, die zwei mittleren ziemlich gleichgross, das erste etwas, das vierte bedeutend kleiner als jene*). Die das Nasenloch umgebenden Schil- der sind leicht aufgeworfen, das Nasofrenale ist auf der Schnauzen- kante selbst gelegen, das Frenale kaum breiter aber meistens deutlich höher als das Nasofrenale, dem darauf folgenden Frenooculare an Grösse bedeutend nachstehend. Das Auge ist nach unten von einem grossen, länglichen Suboculare begrenzt, welches, sich winkelig zwischen das vierte und fünfte Supralabiale einschiebend, mit seiner Spitze manchmal bis zum Mundrande, meist aber nur bis in die Nähe desselben reicht. Das aus 10 bis 13 ziemlich gleichen Schuppen bestehende Halsband ist sehr deutlich, schwach gezähnelt, in schiefer Richtung gegen die Brust hinziehend, wo sich dessen Schenkel bogig vereinen und angewachsen sind, so dass es in der Mitte manchmal weniger deutlich erscheint, während es seitlich in die tiefe, an der Wurzel der Vorderbeine bogig vorüberziehende Schulter- falte übergeht. Die im Nacken kleinen, rundlich körnigen, ziemlich stark gewölbten und fast vollkommen glatten Schuppen werden nach hinten allmäliıg grösser, flacher und zugleich innen deutlicher, gekielt, so dass dann der Oberkörper etwa von der Mitte des Rückens an mit zwar verhältnissmässig kleinen, aber doch ziemlich regel- mässig rhombischen Kielschuppen bedeckt ist, die in gut ausge- sprochene, schief von der Mittellinie des Rückens nach aussen und hinten ziehende Querreihen gestellt sind. Die Brust ist mit ziemlich kleinen und flachen Schuppen bedeckt, welche von etwa rhombischer oder deltoidischer Gestalt sind und sich verhältnissmässig stark nach rückwärts erstrecken, so dass die eigentlichen Bauchschilder erst ziemlich weit hinten beginnen. Diese sind regelmässig rhom- boidisch, breiter als lang, mit ihrem spitzen Winkel nach innen gerichtet, in 20 bis 25 Quer- und 12 bis 14 Längsreihen gestellt, deren zwei äusserste etwas kürzer als die übrigen sind. Der Anal- raum ist mit kleinen Schuppen bedeckt, welche am Rande der Cloake ein grösseres Schildchen einschliessen, dem sich nach hinten meist noch ein bis zwei ähnliche kleinere anfügen. Schenkelporen sind etwa 20 bis 30 vorhanden, die Zehen an der Unterseite sehr scharf gekielt. Der an der Basis ziemlich dicke Schwanz ist mit schief ge- stellten Schuppen besetzt, deren vollkommen gerade abgestutzter Hinterrand erst gegen das Ende allmälıg in eine äusserst kurze Spitze *) Nach Dumeril sollen bei afrikanischen Stücken das erste und vierte Supraoculare durch Körnerschuppen ersetzt sein ; ich selbst hatte leider keine Ge- legenheit Exemplare aus diesen Gegenden zu untersuchen. Acanthodactylus. 389 ausgezogen erscheint und dessen diagonal verlaufende Kiele oberseits nicht hoch aber doch scharf, unterseits aber kaum merkbar sind. Die Grundfarbe der Oberseite kann von einem sehr hellen Weiss- grau durch Grau- oder Grünlichgelb bis ins Bräunliche abändern. Ganz junge Thiere sind in der Regel am Rumpfe mit sechs weissen Längsstreifen gezeichnet, wovon die zwei untersten zwischen den Beinen, die nächstfolgenden etwa vom Aussenrande des Pileus längs der Rückenseiten bis auf den Schwanz hinaus verlaufen, während die zwei mittleren vom Hinterrande der Parietalen bis zu ihrer Ver- einigung an der Schwanzwurzel hinziehen und im Nacken nicht selten noch zwei aber bald verschwindende Streifen zwischen sich einschliessen. Die Zwischenräume sämmtlicher Streifen sind ge- wöhnlich mit schwarzen Flecken besetzt, die in ziemlich regelmässiger Weise hinter einander stehend die ursprüngliche Grundfarbe nur in der Form von fast augenartigen Flecken übrig lassen. Je älter nun das Thier wird, desto mehr treten diese ursprünglich weissen Streifen zurück, indem sie allmälig die Farbe des Grundes annehmen, der dann durch noch ziemlich ausgesprochene schwarze Fleckenreihen unterbrochen ist, die manchmal eine ziemlich regelmässig viereckige Form haben; mit zunehmendem Alter werden jedoch diese Mackeln immer unbestimmter, gehen theilweise ein oder verfliessen anderseits mit den benachbarten, so dass ganz erwachsene Stücke meist un- regelmässig schwärzlich gefleckt oder genetzt erscheinen, welche letztere Form der Zeichnung namentlich an den Körperseiten sehr häufig auftritt. Nur sehr selten kommt es vor, dass sämmtliche Flecken ganz und gar verschwinden und dann der ganze Oberkörper vollkommen einfärbig und ungefleckt erscheint. Auch kann es ge- schehen, dass alle schwarzen Mackeln schon in der Jugend gänzlich fehlen, in welchem Falle dann die meist mehr ins Bräunliche ge- neigte Grundfarbe mit zunehmendem Wachsthum die allmälıg etwas dunkler grau werdenden weisslichen Streifen in Form unregelmässiger Brücken und Fortsätze überschreitet, dadurch allmälig ein über die ganze Oberseite ausgebreitetes Netzwerk bildend, dessen Maschen die Ueberbleibsel der hellen Streifen als meistens lichtgraue Zwischen- räume zwischen sich einschliessen. Bei manchen Varietäten ist die grünlich oder bräunlich gelbe Oberseite von sechs etwas dunkleren, bräunlichen Längsbinden durchzogen, welche in ziemlich gleicher Entfernung hinter einander liegende, länglich elliptische weisse Mackeln in sich einschliessen; indem hier die dunkle Farbe dieser Flecken an ihrem Umfange häufig gesättigter wird, dehnt sie sich zugleich oft so sehr aus, dass sie mit dem nächstgelegenen dunklen Streifen zusammenstossend je zwei derselben als brückenartige Binden- mackel vereinigt und auf diese Weise zur Entstehung von in den 390 Lacertidae. hellen Räumen ziemlich regelmässig hinter einander liegenden, mehr weniger viereckigen dunklen Querflecken Veranlassung giebt. Bei eini- gen der besprochenen Formen ist der Körper ausserdem durch eine meist ziemlich breite, weissliche oder hell braungelbe Seitenbinde ausge- zeichnet. Der gewöhnlich braungelbe Kopf ist bald einfärbig, bald wieder dunkler gewölkt, der Schwanz gewöhnlich mehr ins Dunkel- oder Grünlichgrau geneigt; die Beine zeigen stets mehr weniger deutlich weisse Tropfenflecken, die in der Jugend meist heller, im Alter gewöhnlich dunkler umrandet sind; die Unterseite ist immer einfärbig, weisslich. Die Länge des erwachsenen Thieres beträgt etwa fünf bis sechs Zoll. In Europa wurde diese Art bisher nur in der Krim beobachtet; ausserdem findet sie sich namentlich im nördlichen Afrika. Ob die als synonym häufig hierher bezogenen Lacerta Olivieri Aud., Dume- rilii und desertt Miln. Edw., sowie grammica Rathke zu dieser Species gehören, wage ich wegen der mannigfachen Widersprüche, auf die man bei Vergleichung der betreffenden Beschreibungen mit der in Rede stehenden Art geräth, nicht zu entscheiden. 3. Acanthodactylus vulgaris: Scuta supraocularia duo, granulis semicincta ; collare obliguum, medio adnatum. Squamae notaei laeves, scuta abdominalia per series decem disposita. — Long. 15—13 cm. Lacerta velox Milne Edw. Rech. & Phist. d. Lez. Ann. sc. nat. XV], pag. 78 (1829). —Acanthodactylus Boschianus Bonap. Amph. europ. pag. 37, 31 (1839). — Scapteira pulchella et leiocera Gray Ann. nat. hist. I, pag. 280 (1839). — Ctenodactylus vul- garis Fitzing. Syst. reptil. I, pag. 20 (1843). — Acanthodactylus velox Gray Catal. Liz. brit. Mus. pag. 36 (1845). — Acanthodae- tylus vulgaris Strauch Erpetol. de l’Alg. pag. 35, 26 (1862). juv. Supra aterrimus, lineis albis regulariter striatus. Acanthodactylus vulgaris var. a. Dum. Bibr. Erpetol. gener. V, pag. 268, 1 (1839). adolesc. Supra fusco-olivaceus vel nigrescens, strüs punctisque albidis signatus. Lacerta erythrura Schinz Naturg. u. Abbild. d. Reptil. pag. 102, tab. 38, fig. 4 (1833). — Acanthodactylus vulgaris var. b. Dum. Bibr. Erpetol. gener. V, pag. 268, 1 (1839). — Acanthodac- tylus Bellii Gray Catal. Liz. brit. Mus. pag. 36 (1848). adult. Supra fuscescens vel olivaceus, maculis nigris irregularibus sertatim dispositis. Acanthodactylus. ” 391 Der Körper ist in der Jugend schlank, im Alter aber ziemlich kräftig und gedrungen, der Kopf im ersteren Falle flach und niedrig, Fig. 79. bei Erwachsenen aber verhältniss- mässig kurz und hoch, mit steil abfallender, ziemlich schnell und stark zugespitzter Schnauze. Die Vorderbeine überragen kaum die Nasenlöcher, während die hinteren etwa bis zur Ohröffnung reichen; der Schwanz ist anderthalb bis zweimal so lang als der Körper. Das Rostrale ist gross, die Nasorostralen und das Interna- sale breiter als lang, letzteres vorn gerundet, hinten meist ziem- lich spitzwinkelig. Die Fronto- nasalia sind deutlich länger als breit, das Frontale stark verlän- gert, den Discus palpebralis weit überragend, mit abgestutztem oder gerundet viereckigem Vor- der- und ziemlich geradem oder sehr stumpfwinkligem Hinter- rande. Das nach hinten in eine scharfe und oft ziemlich lange Spitze ausgezogene Interparietale ist manchmal durch Quertheilung in zwei Schildchen zerfallen, die nella vabse BB. Parietalia sind nicht viel länger a Schwanzstück, d Zehe von oben, als breit, nach aussen zu meist N von drei Schildchen gesäumt, - deren mittelstes jedoch fast allein die ganze Länge des Parietale einnimmt. Das erste und vierte Supraoculare sind stets durch mehr weniger kleine Körnerschuppen verdrängt, zwischen welche sich namentlich vorn fast immer ein- zelne grössere und convexe Schildchen einschieben. Die allein vor- handenen zwei mittleren Supraocularen sind breiter als lang, das vordere meist etwas grösser als das hintere, beide zusammen einen etwa unregelmässig elliptischen oder eiförmigen Discus palpebralis bildend. Die das Nasenloch umgebenden Schilder sind nur sehr schwach gewölbt, jenes selbst ziemlich gross, gerundet, am Vorder- ende des Canthus rostralis gelegen. Das Nasofrenale ist klein, das Frenale mindestens doppelt so gross als jenes und von dem darauf Den 392 - Lacertidae. folgenden Frenooculare an Grösse meist nicht sehr stark verschieden. Die Schläfe sind mit kleinen, unregelmässig polygonalen Schildehen bedeckt, die nach oben hin in feine Körnerschuppen übergehen. Die gewöhnlich in der Sechszahl vorhandenen Supralabialen sind wohl entwickelt, die ersten drei höher als breit, das vierte nach hinten, das sechste nach vorn zu spitz abfallend, das fünfte das grösste, nach oben bedeutend erweitert und bis zum Orbitalrande reichend. Das aus etwa neun bis elf grösseren Schuppen bestehende Halsband ist etwasschief nach hinten gerichtet und in der Brustmitte, wo sich dessen Schenkel in einem sehr stumpfen Winkel oder Bogen ver- einigen, angewachsen und daher hier manchmal, namentlich in der Jugend, etwas undeutlich. Die Halsseiten sind mit fast kugelförmi- gen Körnern besetzt, die übrigen Körperschuppen hingegen flach und glatt, sehr schwach geschindelt, am Ende des Rumpfes ziemlich plötzlich in die Schwanzschuppen übergehend. Diese sind oben von der trapezischen, in eine kurze Spitze ausgezogenen Mittelreihe an schief nach auswärts gerichtet, hinten gerade abgestutzt und mit diagonalen Kielen versehen, die aber meist nur an den zwei bis drei ersten Reihen beiderseits deutlich sind; übrigens sind die Wirtel wegen der schiefen Stellung der Schuppen anfangs nicht sehr aus- gesprochen, treten aber nach hinten allmälig besser hervor; die Unterseite des Schwanzes ist etwa bis zur Mitte mit dreieckigen, glatten Schuppen bedeckt. Die Kehlfurche fehlt, die Kehle ist mit kleinen, flachen, länglich rhombischen Schuppen bekleidet, die nach hinten allmälig grösser, namentlich breiter und mehr deltoidisch werden. Die sechs bis sieben Sublabialen sind klein, alle vier- oder länglich fünfeckig, das sehr grosse Mentale ist von fünf Paar Sub- maxillaren gefolgt. Die in 10 Längs- und etwa 30 Querreihen stehenden Bauchschilder sind mit Ausnahme der mehr sechsseitigen Mittelreihen mehr weniger rhombisch, die an die untersten Schuppen stossende Reihe jederseits um die Hälfte kleiner als die vorangehende und so wie diese fast gleichseitig. Die Praeanalgegend ist mit nach aussen kleiner werdenden deltoidischen Schuppen bedeckt, die zwi- schen sich drei bis vier grosse, hinter einander liegende Schilder von ziemlich sechseckiger Form einschliessen. Die Zehen sind dünn, an den Gelenken stark knotig angeschwollen, unterseits mit drei scharfen Längskielen, die an ihren Rändern abstehenden, scharf dachig gekielten Schuppen namentlich hinten eine sehr deutliche Zähnelung hervorbringend. Die Anzahl der zur Brunstzeit stark röhrig hervortretenden Schenkelporen wechselt zwischen 20 und 30. die Krallen sind lang und spitz. Ganz junge Thiere sind auf der Oberseite tief sammtschwarz, mit sieben bis neun weissen Linien über den Rücken, von denen Acanthodactylus. 393 drei am Hinterrande des Pileus, die anderen aber von den Kopf- seiten entspringen. Die mittlere der drei erstgenannten ist immer unvollständig, indem sie sowohl nicht selten unterbrochen, als auch niemals weiter als bis höchstens gegen die Mitte des Rückens fort- gesetzt ist; die diese Linie einschliessenden beiden anderen Streifen sind jedoch über den ganzen Körper hin deutlich, vereinen sich jedoch auf der Schwanzwurzel in eine einzige übrigens bald ver- schwindende Linie. Von den zwei Seitenstreifen geht der obere, obwohl bald undeutlicher werdend, auf den Schwanz über, während der untere an der Wurzel der Hinterbeine endet; oft kann man unter diesem Streifen noch einen jederseits unterscheiden, der aber meistens sehr wenig hervörtritt, da er von der hellen Bauchseite gewöhnlich nur durch eine sehr unvollständige dunkle Binde ge- sondert ist. Die Oberseite der ebenfalls schwarzen Beine ist mit scharf abgesetzten, weissen Tropfen besetzt. Bei zunehmendem Wachsthum verändert sich nun die Zeich- nung dergestalt, dass sich in die zwischen den weissen Linien lie- genden schwarzen Bandstreifen helle, meist gelbgraue oder braun- gelbe Punkte einfügen, welche anfangs ziemlich klein und rundlich und in eine regelmässige Längsreihe gestellt sind. Doch sind diese Flecken in der Mittellinie des Rückens meist viel grösser und zahl- reicher, so dass sie die ursprüngliche schwarze Farbe bis auf unter- geordnete Flecken fast immer mehr weniger verdrängen, und halb- erwachsene Stücke in Folge dessen zu beiden Seiten eines heller gefärbten Mittelbandes jederseits zwei breite schwarze Streifen zeigen, die von weissen Linien gesäumt und mit hellen Flecken besetztsind. Desgleichen finden sich auch an den Beinen bald lichte Mackeln ein, welche durch Zusammenfliessen das einstige Schwarz endlich bis auf einen schmalen Ringsaum der weissen Tropfenflecken zurückdrängen. Mit noch weiter fortschreitendem Wachsthume geschieht nun mit den vier schwarzen Seitenstreifen dasselbe, was mit der Mittel- binde des Rückens schon früher stattfand; während nämlich die weissen Längslinien immer undeutlicher werden, nehmen die in ihren Zwischenräumen aufgetretenen hellen Flecken fortwährend an Aus- dehnung zu, so dass sie endlich von der ursprünglichen Grundfarbe nur noch bald mehr, bald weniger unterbrochene schwarze Flecken übrig lassen, die, entsprechend ihrer Entstehungsweise, fast immer in deutliche Längsreihen gestellt sind. Zugleich verschwindet der schwarze Umkreis der Tropfenflecken an den Beinen immer mehr, so dass sie dann nur mit geringer Schärfe hervortreten. Der Kopf und der Schwanz sind in jedem Alter mehr braungelb, die Unter- seite immer einfärbig, weisslich. 394 Lacertidae. Die Länge des erwachsenen Thieres beträgt etwa sechs bis sieben Zoll. ' Diese Eidechse findet sich namentlich auf der pyrenäischen Halbinsel, wo sie an trockenen und steinigen Orten sehr gemein ist; doch scheint sie mehr im Süden und Osten des Landes vorzukommen, da sie von Bocage für Portugal nicht erwähnt wird. Von Spanien aus geht dann das Thier in das südliche Frankreich, und, nach Bo- naparte, auch noch in die benachbarten italischen Küstenländer über. Ausserhalb Europas findet sich die Art noch im nördlichen Afrika. f Glückselig glaubt*), das Thier auch bei Mehadia im südöstlichen Ungarn gefunden zu haben; doch möchte ich die Richtigkeit der Be- stimmung in diesem Falle sehr bezweifeln. 4. Gatt. Psammodromus. Fitzinger Classificat. d. Reptil. pag. 22, 2 (1826). Aspistis Wagl. natürl. Syst. d. Amphib. pag. 156. 56 (1830). Nares supra suturam rostralis cum primo labiale. Tempora scutellata. i Collum ad latera squamis parvis graniformibus tectum. Collare vix distinetum. Squamae notaei majusculae, rhombeae, acutae, carinatae et imbricatae, per series regulares obliquas dispositae. Seuta abdominalia rhomboidea, per series rectas juxta posita. Digiti subtus carinati. Der Körper ist ziemlich schlank, der verhältnissmässig grosse Kopf im hinteren Theile hoch, nach vorn zu schief abfallend, mit sehr allmälig aber ziemlich stark zugespitzter Schnauze; seine Seiten sind senkrecht, die Zügelgegend schwach der Länge nach vertieft, die Schnauzenkante daher gut ausgesprochen. Die Nasenlöcher sind sehr weit nach vorn unmittelbar unter dem Ende des Canthus ro- stralis gelegen, die Augen mit deutlichen, längsgespaltenen Lidern versehen. Die Ohröffnung ist ziemlich gross, senkrecht verlängert, mit deutlichem Trommelfell. Die mässig lange Zunge ist an der Spitze ausgerandet, mit geschindelten, schuppenförmigen Warzen bedeckt; der Gaumen ist zahnlos. Die Vorderbeine reichen höchstens bis zu den Nasenlöchern, die hinteren bis oder selbst etwas über die *) Verhandlungen der k, k. zoolog. bot. Gesellsch. Wien XIU, pag. 1131 (1863), Psammodromus. 395 Achseln; an jenen sind die drei ersten Finger allmälıg verlängert, der vierte etwa so gross wie der dritte, der fünfte kaum kürzer als der zweite; an den Hinterfüssen sind die vier ersten stufig ver- grössert, der letzte den zweiten nichtüberragend. Sämmtliche Zehen sind übrigens schwach compress und unten gekielt; ihre Ränder sind von oben gesehen ziemlich glatt, erscheinen jedoch von der Seite betrachtet durch spitze, nach abwärts gerichtete, dreieckige Schuppen nach unten zu deutlich gesägt. Der anfangs rundlich vierseitige, dann drehrunde Schwanz ist anderthalb- bis zweimal so lang als der Körper, sehr dünn und spitz auslaufend. Das Rostrale ist ziemlich klein, breiter als“ lang, nach oben übergewölbt, durch die in der Mitte der Schnauzenspitze mehr weniger breit zusammenstossenden Nasorostralia vom Internasale getrennt, welches immer quer und deutlich breiter als lang ist. Die Frontonasalen sind nicht oder nur wenig länger als breit, das Fron- tale ist ziemlich kurz und breit, in der Mitte fast immer bald mehr, bald weniger bogig verengt, nach vorn nur mässig erweitert; die Frontoparietalen sind kurz, kaum länger als breit. Das Interparie- tale ist von den Frontoparietalen an Länge nicht sehr verschieden, wohl aber meist deutlich länger als das kleine, gewöhnlich trape- zische Occipitale. Von den vier Supraocularen ist das erste sehr klein, das zweite in der Regel deutlich grösser als das dritte; die grossen Parietalia sind ziemlich gleichbreit, hinten abgestutzt, nach aussen von mehreren länglichen Schildehen begrenzt, die von vorn nach hinten an Grösse abnehmen. Das rundliche Nasenloch ist mittelgross, in der hinteren und unteren Ecke des Nasorostralschildes unmittelbar über der Naht, welche das Rostrale mit dem ersten La- biale bildet, gelegen. Das Nasofrenale ist klein, höher als breit, deutlich schmäler aber kaum niedriger als das darauf folgende Fre- nale; dieses ist ziemlich viereckig, etwas schief von oben nach unten und hinten gerichtet, ganz oder grösstentheils dem zweiten Supra- labiale aufliegend, mit dem es auch in der Länge meist ziemlich übereinstimmt. Das Frenooculare ist etwa um die Hälfte grösser als das Frenale, nach oben gut auf das Doppelte seiner ursprüng- lichen Länge erweitert, das Praeoculare verhältnissmässig nicht sehr klein, nach hinten verengt, trapezisch oder fünfeckig. Von den vier Supraciliaren übertrifft das zweite alle anderen an Länge um ein Bedeutendes, die Schläfe sind mit nicht sehr zahlreichen, polygo- nalen Schildchen bedeckt, die nach unten ziemlich gross sind, nach oben und hinten aber kleiner und schuppenartiger werden, und im Allgemeinen glatt oder nur äusserst undeutlich gekielt erscheinen. Von den sechs bis sieben Supralabialen ist das zweite und dritte höher als lang, viereckig, das fünfte das grösste, das Auge unten 396 Lacertidae. fast ganz begrenzend, das sechste übrigens auch gross, fast doppelt so lang als hoch. Die Subeiliarschuppen werden gegen den Hinter- winkel des Auges immer grösser und schilderartiger, die Ohröffnung ist vorn von einem gut entwickelten Tympanale begrenzt. Subla- bialen sind gewöhnlich sechs vorhanden, das letzte das grösste, über doppelt so lang als breit, hinter ihm am Rande der Mundspalte meist noch zwei schuppenartige Schildchen. Das sehr grosse Men- tale ist nach hinten von vier Submaxillaren gefolgt, von denen das letzte fast den drei ihm vorangehenden zusammengenommen an Grösse gleichkommt. Die ganze Unterseite des Kopfes ist mit flachen, stark geschindelten, etwa unvollkommen sechseckigen Schuppen be- deckt, die vorn kleiner und länglich, nach hinten aber mehr ge- rundet, quer erweitert und ziemlich stark vergrössert sind. Die Kehlfalte ist meist ziemlich deutlich, obwohl sie mitunter auch ganz verwischt sein kann. Das Halsband ist zwar vorhanden aber kaum merkbar, weil dessen Schuppen von den darauf folgenden Brust- schuppen in Form und Grösse wenig verschieden sind und überdies noch so fest anliegen, dass sie ohne genauere Untersuchung durch- aus nicht ersichtlich sind; die vor der Wurzel der Vorderbeine in schiefer Richtung hinaufziehende Schulterfalte ist jedoch gut ausge- sprochen. Die Seiten des Halses sind zwischen Ohröffnung und Oberarm mit. kleinen, glatten, oder kaum merkbar gekielten Körner- schuppen bedeckt, die Rückenschuppen sind ziemlich gross, rhom- bisch und hinten in eine kurze, aber deutliche und scharfe Spitze ausgezogen; sie sind, mit Ausnahme der untersten mehr gerundet und schilderartigen, sehr scharf aufliegend gekielt, in stark schiefe Längs- und zugleich in ziemlich gerade Querreihen gestellt, und deutlich geschindelt. Die etwa rhomboidisch sechseckigen Bauch- schilder sind, mit Ausnahme der etwas schmäleren Mittelreihen, ziemlich gleichgross, in sehr regelmässige Längsreihen gestellt, deren man sechs, oder wenn man die beiden seitlichen schon mehr schuppenartigen auch noch dazu rechnet, acht unterscheiden kann, und die zugleich 25 bis 30 Querreihen bilden. Das Brustdreieck ist klein, meist nur aus vier bis sieben Schuppen bestehend, daher die Bauchschilder ziemlich weit nach vorn reichend, die Praeanal- gegend grösstentheils von einem einzigen, grossen Schilde bedeckt. Die Schenkelporen sind meist gross und deutlich, in ihrer Zahl von 10 bis 15 ändernd. Die länglich rhombischen Schwanzschuppen sind namentlich oberseits sehr scharf dachig gekielt und zugespitzt. Die einzige Art dieser Gattung lebt im südlichen Europa. Psammodromus. 397 1. Psammodromus hispanicus: Supra griseus, fuscescens vel oli- vaceus, maculis atris seriatis linea flavescenti divisis; subtus albo-margaritaceus. — Long. 10—13 cm. Psammodromus hispanicus Fitzing. Classificat. d. Reptil. pag. 52 (1826). — Lacerta Edwardsiana Duges Annal. d. sciene. natur. XVI, pag. 386, VI, tab. 14, fig. 1—6 (1829).— Aspistis Edward- siana Wagl. natürl. Syst. d. Amphib. pag. 156 (1830). — Noto- pholis Edwardsiana Wiegm. Herpetol mexic. I, pag. 10 (1834). — Psammodromus Edwardsii Dum. Bibr. Erpetol. gener. V, pag. 253, 1(1839). —Psammodromus Edwardsianus Bonap. Amphib. europ. pag. 37, 29 (1839). —Lacerta Schreibersii Schinz Europ. Wirbelth. II, pag. 28 (1840). var. a) Maculis dorsalibus transverse confluentibus (adolescens). var. b) Maculis dorsalibus per longitudinem cohaerentibus. var. c) Maculis atris obsoletis; strüis albescentibus utrinque-duabus (senescens). var. d) Supra cupreo-einereus, concolor, maculis atris strüsque flavidis naullis. Psammodromus cinereus Bonap. Descript. esp. ined. Lac. Ann. sc. nat. XII, pag. 62 (1839). juv. Supra griseo-fuscescens, maculis erebris nigris, albo-ocellatis. Die Färbung der Oberseite kann von einem dunklen Kupfer- Fig. 80. Psammodromus hispanicus Fitz. a Hinterzehe. braun durch Olivenfarben und Gelblichbraun bis ins Graue ab- ändern. Ganz junge Thiere zeigen auf in der Regel stark ins Braune geneigtem Grunde eine grosse Anzahlekleiner, rundlicher schwar- ‘zer Flecken, die in der Mitte einen weissen Punkt einschliessen und bald mehr, bald weniger deut- liche Längsreihen bilden, übrigens von einander ziemlich gleich weit entfernt sind, so dass sie höch- stens an den Seiten hier und da zusammenfliessen. Mit fortschrei- tendem Wachsthum pflegen sich dann bei gleichzeitiger Aufhel- lung der Grundfarbe die schwarzen Flecken zu vergrössern, so dass sie 395 Lacertidae. durch Zusammenstossen mehr weniger ausgedehnte Querbinden bilden, welche stellenweise durch die mehr strichförmig gewordenen weissen Mittelfelder unterbrochen werden. Auch treten dann gewöhnlich hellere, weissliche (im Leben gelbliche) Längsstreifen auf, die über die ebenso gefärbten Mittelstriche der Körperflecken hinziehend, jene meist mehr oder weniger undeutlich machen; doch können diese Längslinien auch vollkommen fehlen und zeigt sich dann der in diesem Alter meist mehr ins Graue ziehende Grund, mit schwarzen Flecken versehen, die durch einen weissen Strich getheilt und in ziemlich regelmässige Abstände hinter einander gestellt sind. Was die hellen Längsstreifen betrifft, so können selbe in der Zahl von vier bis sechs vorhanden sein, obwohl ersteres häufiger vorkommt, indem namentlich die Körperseiten gern ein Paar solcher Linien zeigen, die besonders gegen den Hals zu in den meisten Fällen ziem- lich deutlich sind. Da diese Längsstreifen über die Mitte der schwarzen Körperflecken hinziehen, so zeigen sie sich von Stelle zu Stelle durch etwa viereckige schwarze Flecken eingefasst, die an den benachbarten Streifen in der Regel abwechselnd gestellt sind und manchmal durch quere Erweiterung mit den neben ihnen liegenden zu unregelmässigen Quermackeln, oft aber auch wieder durch Streckung mit den in derselben Reihe liegenden zu einem continuir- lichen Längsstreifen zusammenfliessen. Mit zunehmendem Alter werden jedoch die dunklen Mackeln meist kleiner und unscheinbarer, verlieren sich nicht selten auch vollkommen, so dass dann das zu dieser Periode gewöhnlich graue oder hell kupferfarbige Thier ganz ungefleckt ist, und nur an den Seiten mit je zwei weissen Streifen versehen erscheint, die aber sehr häufig auch nicht besonders hervor- treten, ja in manchen Fällen selbst ganz verschwinden können. — Der Kopf ist namentlich an den Schildernähten dunkel gewölkt oder gepudert, das obere Augenlid zeigt gewöhnlich einen schwarzen Punkt und die Schläfe nicht selten einen weissen, der Körper über den Achseln oft einen blaugrünen Flecken. Die kaum unterscheid- bare Iris ist schwarz. Die Oberseite der Beine ist fast immer mit ziem- lich grossen weissen Tupfen besetzt, welche in der Regel schwarz um- randet sind und an den Schenkeln in zwei bis drei Längsreihen stehen. Die einfärbig perlgraue Unterseite ist oft ins Bräunliche oder Grün- liche geneigt und namentlich im Leben sehr häufig mit einem bald mehr, bald weniger lebhaften Perlmutter- oder Metallglanz über- flogen, der sich in Form eines grünlich schillernden Streifens nicht selten auch noch an den unteren Parthien der Körperseiten bemerk- lich macht, ja mitunter selbst die ganze Oberseite überzieht. Die Länge des erwachsenen Thieres beträgt etwa vier bis fünf Zoll. Y Lacerta. 399 Diese schmucke Eidechse lebt auf der ganzen pyrenäischen Halbinsel, sowie in Südfrankreich und nach Bonaparte auch in den darangrenzenden italischen Küstenländern; sie ist äusserst schnell und flüchtig und hält sich vorzüglich an dürren, trockenen Stel- len auf. Bekanntlich hat Bonaparte unter dem Namen Psammodromus cine- reus noch eine zweite Art aus Südfrankreich beschrieben, die von hispa- nieus, abgesehen von der stets einfärbig grauen Oberseite, noch dadurch verschieden sein soll, dass bei cinereus das Ohr von den Achseln und der Schnauzenspitze gleich weit absteht, die Schläfe beschildert sind und die Vorderbeine nur bis zu den Augen reichen, während bei hispanicus das Ohr den Achseln genähert, die Schläfe feinschuppig und die Vorderbeine bis zu den Nasenlöchern verlängert sind; auch sollen bei cinereus die Schenkelporen kaum sichtbar, bei hispanicus hingegen sehr deutlich, hier der Schwanz doppelt, dort nur anderthalbmal so lang als der Körper sein. Demungeachtet glaube ich nicht anstehen zu müssen, diese beiden Arten in eine einzige zu vereinen, zumal ich durch die Untersuchung eines grossen Materiales hinreichend Gelegenheit hatte, die Unbeständig- keit der oben angeführten Merkmale zu erweisen. So fand ich z. B. Exemplare, welche die den Achseln genäherten Ohren des hispanicus mit den deutlich beschilderten Schläfen des cinereus vereinten; ebenso trifft man ganz echte hispanicus, bei denen die Vorderbeine durchaus nicht bis zu den Nasenlöchern reichen, während umgekehrt gerade wieder einfärbig graubraune Stücke vorkommen, deren Vorderbeine nahezu die Nasenlöcher erreichen. Desgleichen ist auch die Länge des Schwanzes durchaus nicht beständig, und was endlich noch die auf die Grösse der Schenkelporen gegründete Unterscheidung betrifft, so sind diese Bildungen nach Ge- schlecht und Jahreszeit so vielen Veränderungen unterworfen, dass ihre Grösse und Entwickelung eine specifische Trennung beider Formen kaum zu rechtfertigen vermag. 5. Gatt. Lacerta. Linn& Syst. nat. I, pag. 200, 105 (1758). Nares in margine postico nasorostralis supra suturam rostralis ‚cum primo labialt. Collare distinctum, liberum. Digiti subtus lateribusque laeves. Squamae notaei parvae, vie imbricatae. Seuta abdominalia per series rectas juxtaposita. Der Körper ist bald ziemlich schlank, bald auch wieder mehr kräftig und gedrungen, der etwa pyramidale Kopf nach vorn bald mehr, bald weniger steil abfallend und verschmälert, mit senkrechten Seiten und nicht besonders entwickelter Schnauzenkante, unter deren Vorderende die rundlichen, mittelgrossen Nasenlöcher liegen. Die 400 Lacertidae. Augenlider sind längsgespalten, das Trommelfell ist deutlich. Die an der Spitze ausgerandete Zunge ist mittellang, mit schuppenför- migen, geschindelten Warzen bedeckt, der Gaumen bald bezahnt, bald zahnlos. Der im Allgemeinen wenig deutliche Hals ist bei- - läufig so lang oder auch etwas kürzer als der Kopf, die denselben bedeckende Haut von den Ohren bis zu den Schultern hin mehr oder weniger deutlich der Länge nach gefaltet. Der stets gerundete Rumpf ist entweder ziemlich walzig oder auch von oben schwach niedergedrückt, der den Körper an Länge gewöhnlich stark über- wiegende Schwanz bei den meisten Arten schon von der Basis ange- fangen allmälig und stark nach hinten verdünnt. Die Beine sind im Ganzen nur mässig entwickelt, die vorderen höchstens bis zur Schnauzenspitze, die hinteren nur selten über die Achseln reichend, an ersteren der Daumen stets am kürzesten, auf den dann in wach- sender Länge der fünfte, der zweite, der dritte und der vierte Finger folgen, die beiden letzteren übrigens unter einander wenig ver- schieden; an den Hinterfüssen sind die vier ersten Zehen stufig ver- grössert, die fünfte nicht länger als die zweite. Sämmtliche Finger sind übrigens cylindrisch oder von der Seite etwas zusammenge- drückt, weder seitlich gesägt, noch unten gekielt, an den Gelenken schwach knotig verdickt, mit meist ziemlich kurzen aber gewöhnlich stark gekrümmten und scharf zugespitzten Krallen. Das Rostrale ist fünfseitig, breiter als lang, der Mundrand am längsten, die Labialränder am kürzesten, die zwei oberen Seiten in stumpfem Winkel zusammentretend. Die Nasorostralia stossen in der Mitte der Schnauzenspitze meistens zusammen, das Internasale ist quer und fast immer breiter als lang. Die Frontonasalia sind nach aussen stets mehr oder weniger erweitert, das etwa länglich sechs- eckige Frontale ist nach hinten fast immer, obwohl nur mässig ver- engt. Die Frontoparietalen sind unregelmässig fünfseitig und wenigstens bei erwachsenen Thieren in der Regel länger als breit, das Interparietale ist symmetrisch fünfeckig oder deltoidisch, das Oc- cipitale dreieckig oder trapezisch, die relative Grösse beider Schilder bei den einzelnen Arten übrigens sehr verschieden, jenes nach rückwärts immer verengt, dieses hingegen erweitert. Supraocularen sind ausnahmslos vier vorhanden, die beiden mittleren sehr gross, das erste stets bedeutend kleiner als das vierte; der Discus palpebralis ist nach aussen häufig durch feine Körnerschuppen gesäumt. Die Parietalia sind die grössten aller Kopfschilder, am Hinterrande meistens ziemlich breit abgestutzt, am Aussenrande oft durch läng- liche Schildchen gesäumt. Die Bekleidung der Kopfseiten ist nach den Arten ziemlich verschieden, und daher auch in systematischer Beziehung gut verwendbar. Das etwa dreieckige Nasorostrale ist Lacerta. 401 immer einfach, nahe an seinem Hinterrande die Nasenlöcher ent- haltend, welche entweder der durch das Rostrale und erste Labiale gebildeten Naht unmittelbar anliegen, oder etwas von ihr entfernt nach aufwärts gerückt sind. Das Nasofrenale ist bald einfach, bald doppelt, im letzteren Falle das eine stets wenigstens theilweise über das andere gestellt. Das Frenale ist von sehr wechselnder Grösse, jedoch immer deutlichrkleiner als das Freno-oculare, welches überhaupt das grösste Schild der ganzen Zügelgegend ist. Das Auge ist nach oben stets von einer Reihe länglicher Supraciliarschilder begrenzt, die Schläfe sind theils mit Schildern, theils mit Schuppen bedeckt, welche im letzteren Falle häufig ein Scutum massetericum einschliessen ; die Ohröffnung zeigt am Vorderrande nach oben zu fast immer ein grösseres, längliches Schildehen. Von den sieben bis acht Suprala- bialen sind die vor dem Auge stehenden in der Regel mehr vier- eckig und höher als lang, das unter dem Auge liegende das grösste, merklich länger als hoch, nach unten beiderseits verschmälert, am Hinterrande über der Mitte in eine deutliche Ecke erweitert. Die Sublabialen, deren Zahl sechs nur selten übersteigt, sind alle schmal, länglich fünf- oder viereckig; das Mentale ist gewöhnlich fünfseitig, die vier bis sechs Paar Submaxillaren sind sehr entwickelt, die beiden Seiten des Unterkiefers fast vollständig bedeckend. Die Kehlfurche ist bald mehr, bald weniger ausgesprochen, das aus grösseren Schuppen bestehende Halsband immer sehr deutlich, quer und vollkommen frei. Die Körperschuppen sind im Allgemeinen klein und zahlreich, bald mehr rundlich und körnerartig, bald mehr flach und länglich; sie sind stets in deutliche Querreihen gestellt, nie aufliegend, meist aber stumpf dachig, wenn auch oft sehr schwach, gekielt und niemals ausgesprochen geschindelt. Der Unterleib ist mit meist viereckigen, in gerade Quer- und sechs bis zehn Längsreihen ge- stellten Schildern bedeckt, deren äusserste oft allmälig in die daran stossenden Seitenschuppen übergehen, während die beiden Mittel- reihen häufig etwas schmäler als die benachbarten sind. Die Beine sind oben der Hauptsache nach wie der Körper beschuppt, die Schenkel unten mit grösseren, stets flachen Schuppen, die Vorder- seite der Gliedmaassen mit stark in die Quere erweiterten, etwa sechseckigen Tafeln bedeckt; desgleichen sind die Zehen mit hinter- einander liegenden viereckigen Täfelchen besetzt, welche oben meist länger als unten sind. Die Praeanalgegend zeigt stets ein grosses, queres Analschild. Die Lacerten sınd flinke und lebhafte Thiere, welche sich meist an freien und trockenen Orten, mitunter aber auch im Walde oder an feuchten Stellen aufhalten; sie nähren sich hauptsächlich von Kerfen und nur die grösseren unter ihnen nehmen auch kleine Schreiber, Herpetologia europaea. 36 402 Lacertidae. Wirbelthiere zu sich. Die hierher gehörigen Arten sind von einigen Autoren in mehrere Genera vertheilt worden, die aber auf so unter- geordnete Merkmale gegründet sind, dass sie kaum als Untergattungen aufrecht erhalten werden können. Zur Bestimmung der sieben Europäer mag nachfolgende Ta-_ belle dienen: #, Rückenschuppen rundlich, bald ziemlich flach, bald deutlich gewölbt und körnerartig; Discus palpebralis von den Supra- ciliaren stets durch eine Reihe kleiner Körner getrennt. . Rückenschuppen schmal, länglich und immer deutlich gekielt, zwei Querreihen derselben der Länge eines Bauchschildes ent- sprechend; Schläfe mit unregelmässig polygonalen Schildern, Balsband' gözähnelt. 47. N. re Schuppen wenigstens am Schwanze immer deutlich gekielt, Kopf gegen die Schnauzenspitze mässig abfallend. . . . 2... Rücken- und Schwanzschuppen glatt, erstere ziemlich flach, linsenförmig, höchstens zwischen den Hinterbeinen mit der Spur eines Kieles, letztere etwas quer gewölbt, hinten vollkommen gerade abgestutzt. Kopf mit stark verlängert zugespitzter, nach vorn sehr steil abfallender Schnauze. Nasofrenalia eins oder zwei. Schläfe meist ziemlich fein gekörnt, in der Regel mit einem mässig entwickelten Masseterieum in der Mitte, Hals- band vollkommen ganzrandig. Vorderbeine die Schnauzenspitze meist nicht erreichend, Hinterbeine höchstens etwas über die Achseln ragend. Schwanz anderthalb- bis zweimal so lang als der Körper: . . . ol, ern. ar ORTRERBHER Oceipitale meist ki an immer schmäler als das Frontale. Parietalia am Aussenrande von kleinen Schildehen gesäumt. Ein Nasofrenale, Schläfe fast immer mit einem grösseren Schilde in der Mitte. PBauchschilder in sechs bis acht Längsreihen Oceipitale sehr gross, nach hinten stark erweitert und daselbst viel breiter als das Frontale. Parietalia am Aussenrande von zwei grossen, länglichen Schildehen gesäumt. Zwei überein- anderstehende Nasofrenalia, Schläfe mit grossen Schildern. Bauchschilder in zehn Längsreihen, die äussersten bedeutend kleiner und länger als breit, Halsband gezähnelt. Vorderbeine nicht ganz bis zu den Nasenlöchern, Hinterbeine fast immer bis zu den Achseln reichend. Rückenschuppen körnig, im Alter schwach dachig gekielt. Schwanz von doppelter Körperlänge, mit in der Jugend verrundeten, im Alter spitz ausgezogenen Schuppen RER a RE er) rs . Schläfe gewöhnlich feinkörnig, mit einem mässig entwickelten Massetericum in der Mitte. Halsband vollkommen ganzrandig, 5 3 rn 2. for} Lacerta. 403 Bauchschilder in sechs Längsreihen. Vorderbeine wenigstens bis gegen die Nasenlöcher, Hinterbeine über die Achseln reichend. Schwanz fast von doppelter Körperlänge, mit oberseits sehr stumpf zugespitzten, ungleichseitigen Schuppen . . muralis Schläfe mit ziemlich grossen, unregelmässigen Schildern, zwischen diesen ein meist sehr entwickeltes Massetericum, das den grössten Theil der Schläfe bedeckt und (wenigstens theilweise) nur von einer Schilderreihe umgeben ist. Halsband schwach gezähnelt, Bauchschilder in acht Längsreihen, die äusserste etwa nur ein Drittel so gross wie die vorletzte, Vorderbeine bis zum Vorderrand der Augen, Hinterfüsse etwa bis zu den Achseln reichend. Schwanz anderthalb- bis zweimal so lang als der Körper, seine Schuppen kurz zugespitzt . . taurica Parietalia am Aussenrande von zwei schmalen, länglichen Schildern gesäumt, Zügelgegend mit vier Schildern; Bauch- schilder in acht Längsreihen, deren äusserste etwa doppelt so gross als die daran stossenden Seitenschuppen. Schwanz min- destens anderthalbmal so lang als der Körper, von der Basis nach hinten zu allmälig verjüngt . . . . in. Parietalia am Aussenrande ohne grössere Schilder. Zügelgegend nur mit drei Schildern, Discus palpebralis von den Supraciliaren durch keine Körnerreihe getrennt. Bauchschilder in sechs bis acht Längsreihen. Vorderbeine selten über die Augen hinaus- ragend, Hinterfüsse niemals die Achseln erreichend. Schwanz bis zur Mitte ziemlich gleichdick und nur wenig länger als der Körper, mit oberseits spitz ausgezogenen Schuppen . vivipara Die zwei Nasofrenalschilder genau übereinander gestellt, der Discus palpebralis von den Supraciliaren wenigstens im Alter fast immer durch eine kürzere oder längere Reihe kleiner Körner getrennt. Vorderbeine bis zu den Nasenlöchern, Hinter- beine höchstens bis zu den Achseln reichend; etwa 16 bis 20 Schenkelporen. Schwanz von doppelter Körperlänge mit ober- seits scharf zugespitzten Schuppen . . . . NT WINNIE Das obere Nasorostrale theilweise auf dem unteren‘ theilweise auf dem Frenale aufruhend, so dass diese drei Schilder zUu- sammen etwa ein Dreieck bilden. Discus palpebralis von den Supraciliaren durch keine Körnerreihe getrennt. Vorderbeine nie über das Auge hinausragend, Hinterbeine die Achseln nicht erreichend; meist nur 11 bis 14 Schenkelporen. Schwanz etwa anderthalbmal so lang wie der Körper, mit oberseits winkelig ausgezogenen Schuppen . . . 2.2... on Nerkapalis 26* Laur. Pall. (er) Jacg. Gessn. Linne. 404 Lacertidae. 1. Lacerta Oxycephala: Syquamae glabr«e, dorsales rotundatae, pla- niusculae, caudales convexiusculae, apice trumcatae. Rostrum valde acuminato-depressum. Tempora granosa, collare integrum ; scuta abdominalia per series sex disposita. — Long. 15—21 cm. Lacerta oxycephala Dum. Bibr. Erpetol. gener. V, pag. 235, 10 (1839). — Podarceis oxycephala Bonap. Amphib. europ. pag. 36, 28 (1839). Typus: Supra grisescens vel fusco-flavida, nigro-retieulata , subtus plumbea, concolor ; scuto masseterico conspiceuo, modico. var. a) Ut supra, sed maculis striolisve characteriformibus atris punc- tisque albescentibus subrotundis irregulariter signata; subtus al- bida. Lacerta hieroglyphica Berthold üb. neue od. selt. Amphib. in Acta soc. reg. Goetting. VII, pag. 19, 12 (1842). var. b) Supra griseo-nigroque varia, dorso ad latera fascüs duabus nigrescentibus subtiliter albo-sparsis. Capite nigro -pieturato, abdomine caudaque maculis Tlateralibus atris. var. c) Supra grisea, atro punetata, taeniis dorsalibus ut in b, capite Fuseo-sparso ; subtus immaculata, concolor. var. d) Supra plumbeo-ceinerea vel fuscescens, maculis atris per lon- gitudinem plus minusve cohaerentibus. Scuto masseterico ple- rumque nullo. (Hispan.) var. e) Ut supra, sed taenüs 4—6 lueidioribus per longitudinem dis- positis, ad dorsi latera interdum atro-limbatis. (Hispan.) var. f) Supra maculis erebris confluentibus fere nigrescens, subtiliter albo-sparsa. var. g) Supra obscure grisea vel-fusco-cinerea, concolor ; subtus atro- grisea. var. h) Supra cinerea vel fusco-flavescens, concolor ; subtus albida. Eine mit der folgenden Art wahrscheinlich noch vielfach ver- wechselte Eidechse, die aber schon durch die vollkommen glatten Schuppen sofort zu unterscheiden ist; auch ist der. Rumpf meist etwas kräftiger und weniger schlank als bei muralis. Der ziemlich niedrige Kopf ist gestreckt, in der Wangengegend am breitesten, nach hinten kaum, nach vorn aber sehr stark zugespitzt verschmälert, im Ganzen von ziemlich regelmässig dreieckiger Gestalt; seine Seiten fallen steil oder selbst senkrecht ab, seine Oberfläche ist am Scheitel vollkommen platt, von den Augen nach vorn zu aber ziemlich stark Lacerta. 5 405 und häufig in concavem Bogen abschüssig, so dass dadurch die Schnauze bei typischen Stücken fast eine hechtartige Form erhält. Die Vorderbeine ragen selten viel über die Augen hinaus, die Hinterbeine reichen im Mittel etwa bis zu den Schultern , obwohl sie dieses Ausmaass manchmal etwas überschreiten oder Al auch dahinter zurückbleiben können. Der sehr dünn auslaufende Schwanz ist lang, das Ausmaass des Körpers oftmehr als um das Doppelte überschreitend. Das Rostrale ıst klein, bald das Internasale berührend, bald durch die sich dazwischen einschiebenden Naso- rostralen von demselben getrennt; die Frontonasalia sind meist deutlich länger als breit, das verhältnissmässig kurze aber ziemlich breite Frontale ist nach hinten gewöhnlich merklich, oft aber auch kaum oder selbst gar nicht verschmälert, seine Aussenränder fast immer geschwungen, seine Hinterseiten in äusserst stumpfem Winkel zusammenstossend. Die Frontoparietalen und das Interparietale sind ziemlich gleich lang, letzteres in der Regel fünfeckig, nach hinten verschmälert. Das gewöhnlich trapezische Oceipitale ist klein, in den meisten Fällen kaum halb so lang als das Interparietale. Der meist auch im Alter noch stark gewölbte, vorn abgestutzte Palpebral-Discus ist etwa eiförmig, aus zwei ziemlich gleich grossen Schildern gebildet, nach aussen in seiner ganzen Erstreckung durch eine feine Körner- reihe von den Supraciliaren getrennt. Die Parietalen sind lang aber nicht sehr breit, hinten ziemlich gerade abgestutzt, nach aussen bald von Schuppen, bald von länglichen Schildchen gesäumt. Das ziemlich grosse Nasenloch ist rundlich, vollkommen am Hinterrande des durch dasselbe stark ausgeschnittene Nasorostrale und etwas über der Naht des Rostrale und ersten Supralabiale gelegen. Es ist hinten von zwei übereinander stehenden Nasofrenalen begrenzt, die aber manchmal auch zu einem einzigen Schilde verschmelzen. Das Zügelschild ist gewöhnlich ziemlich gross, in der Regel wenig- stens so lang als hoch meist aber deutlich länger. Das Freno-ocu- lare ist von gewöhnlicher Bildung, die Supraciliarschildchen sind in der Mitte meistens verkleinert. Die Schläfe sind in der Regel fein gekörnt, mit einem mittelgrossen Massetericum in der Mitte; letzteres kann aber auch fehlen, sowie auch die Schläfenschuppen mitunter etwas grösser und tafelartig werden, was namentlich gegen den Oberrand des Ohres zu häufiger vorkommt, der stets von einem Fig. 81. Pi EB Lacerta oxycephala Dum. Bibr. 406 Lacertidae. länglichen Tympanale begrenzt ist. Von den sieben bis acht Supra- labialen sind die fünf ersten meist ziemlich regelmässig viereckig, das unter dem Auge stehende sechste gross, nach unten verhältniss- mässig wenig verschmälert. Die Kehlfurche ist kaum unterscheidbar, das vollkommen ganzrandige Halsband aus 11 bis 13 mittelgrossen Schuppen gebildet. Die Oberseite ist mit vollkommen gleichartigen, kleinen, ganz aufliegenden Schuppen bedeckt, welche am Rücken ziemlich flach, etwa linsenförmig und absolut glatt sind, sich auch zwischen den Hinterbeinen nur wenig vergrössern aber daselbst mehr sechseckig und etwas stumpf gekielt werden und dann ziemlich . plötzlich in die ebenfalls glatten, länglich viereckigen, hinten voll- kommen gerade abgestutzten und etwas quer gewölbten Schwanz- ‚schuppen übergehen. Die sehr regelmässig viereckigen Bauchschilder sind in sechs Längsreihen geordnet, deren mittlere und äusserste etwas kleiner und ziemlich gleich gross sind; im Allgemeinen ent- sprechen etwa drei quere Schuppenreihen der Länge des einzelnen Bauchschildes. Das grosse oder selbst sehr grosse Anale wird von sechs bis sieben polygonalen Schildern umgeben, die Anzahl der Schenkelporen beträgt meistens 20 bis 24, obwohl sie übrigens auch bis auf 16 herabsinken kann; der Abstand beider Reihen ist ge- wöhnlich geringer, als die Breite der zwei mittleren Bauchschilder- reihen zusammengenommen. Die Färbung und Zeichnung ist manchen Veränderungen unter- worfen; in den meisten Fällen zeigt die Oberseite ein helleres oder dunkleres Grau, das aber einerseits durch Grünlichgrau bis ins Olivenfarbene, anderseits durch Gelb- oder Röthlichgrau bis ins Bräunliche übergehen kann. In nur seltenen Fällen überziehen die genannten Farbentöne gleichförmig die ganze Oberseite, so dass sie dann vollkommen einfärbig erscheint und durchaus keinerlei Flecken oder Zeichnungen aufweist; weit häufiger kommt es hingegen vor, dass der ganze Rücken mit dunklen, meist schwärzlichen Mackeln besetzt ist, die bald mehr klein, punktförmig und von einander iso- lirt, öfters ‚jedoch ziemlich gross und meist unregelmässig linien- oder schnörkelartig sind und dann durch gegenseitiges Zusammen- fliessen nicht selten ein unregelmässiges Netzwerk bilden, dessen bald grössere, bald kleinere Maschen durch die übrig gebliebene helle Grundfarbe ausgefüllt werden; ja manchmal geschieht es, dass durch bedeutende Vergrösserung und allseitiges Zusammenfliessen der genannten Flecken das Schwarz zur Grundfarbe wird, auf der dann der Rest der einstigen Färbung nur noch als helle Puderung zu erkennen ist. Bei manchen Varietäten treten die Flecken auch zu unregelmässigen Längsbinden zusammen, was namentlich gern an den Seiten des Rückens, oft aber auch am ganzen Körper der Lacerta. 407 Fall ist, der dann von drei bis sieben schwärzlichen Fleckenstreifen durchzogen erscheint. Doch sind diese Binden wohl niemals voll und ganz ausgefüllt, sondern stets mehr weniger von der helleren Grundfarbe getheilt oder unterbrochen, so dass sie immer wie zer- fressen, gezackt oder gemarmelt aussehen. Ausser diesen schwärz- lichen Zeichnungen sind der Oberseite nicht selten auch mehr weniger weissliche Flecken eingestreut, die aber meist wenig deutlich und nicht scharf abgegrenzt sind, und am häufigsten in der Form von ziemlich rundlichen Tupfen auftreten, manchmal aber auch durch zahlreicheres Vorkommen und regelmässige Aneinanderreihung zu ununterbrochenen Längsstreifen zusammenfliessen, welche dann durch die in diesem Falle gewöhnlich mehr untergeordneten schwarzen Flecken zuweilen an den Rändern mehr weniger dunkel gesprenkt oder gesäumt erscheinen. Solche weiss gestreifte Individuen kommen namentlich im weiblichen Geschlechte vor, während umgekehrt die dunkle Streifung mehr dem Männchen eigen ist. Auch scheinen diese gebänderten Formen vorzüglich dem Westen Europas eigen zu sein, da ich sie ın sehr ausgezeichneter Weise fast nur bei spanischen Stücken beobachtet habe, die sich überdies auch noch durch das meist fehlende Massetericum sowie durch eine gewöhnlich geringere Zahl von Schenkelporen von der Stammform unterscheiden. Der Kopf ist häufig mit schwärzlichen oder dunkelbraunen Flecken versehen, welche theils zu grösseren und oft ziemlich regelmässigen Zeichnungen zusammentreten, oft aber auch nur ganz unbestimmte Sprenkel oder Wolkenflecken bilden; der Schwanz ist namentlich bei gefleckten Varietäten nicht selten mit mehr weniger ausge- sprochenen dunklen Querringen versehen. Die Unterseite, welche höchstens an den Seiten mitunter dunkle Flecke zeigt, ist sonst durchaus einfärbig, meist perlgrau oder bleifarben, welche Färbung aber in manchen Fällen bis zu tiefem Eisengrau, ja fast bis zu Schwarz, gesteigert erscheint. Die Länge des erwachsenen Thieres beträgt etwa sechs bis acht Zoll. Mir ist diese Art nur aus Dalmatien und Spanien (Murcia, Al- cante) bekannt, aus welchen Ländern ich eine grosse Anzahl zu untersuchen Gelegenheit hatte; nach Dum&ril kommt sie auch auf Corsica, nach Dehne!) auch in den Abruzzen vor; überhaupt dürfte das Thier im südlichen Europa sehr wahrscheinlich noch weiter verbreitet sein, aber wegen seiner Aehnlichkeit mit Lacerta muralis 1) Verzeichniss derjenig. Reptil., welche Dr. Rabenhorst in Ikal. gefund. Allg. deutsche naturh. Zeit. II, pag. 213 (1856). 408 Lacertidae. nicht gehörig beachtet oder von ihr auch nicht unterschieden worden sein, zumal sie auch das Vorkommen an trockenen, steinigen Stellen mit der folgenden Art gemein hat. 2. Lacerta muralis: Syuamae carinatae, dorsales granosae, caudales apice subacutae. Rostrum modice acuminato-depressum. Tem- pora plerumque granosa scutoque masseterico distincto. Collare integrum , sceuta abdominalia per series sex disposita. — Long. 15—13 cm. Lacerta vulgaris Aldrov. quadrup. digit. ovip. pag. 625 c. fig., pag. 627 (1663). — Lacerta agilis Risso hist. natur. de l’Eur. merid. III, pag. 86, 8 (1826). — Podarcis muralis Wagl. natürl. Syst. d. Amphib. pag. 156 (1830). — Zootoca muralis Gray Catal. of..Slend. tong. Saur. Ann. nat. hist. Lond. I, pag. 279 (1838). — Lacerta muralis Dum. Bibr. Erpetol. gener. V, pag. 228 (1839). Typus: Supra einereo-olivacea wvel fuscescens, lateribus maculoso- faseiatis abdomen versus punctis coeruleis notatis. Seps muralis Laur. Synops. reptil. pag. 61, 162 tab. 1 fig. 4 (1768). — Lacerta muralis Latr. Sal. de France XVI, 2 a (1800). — Lacerta agilis Latr. hist. natur. d. reptil. I, pag. 229 tab. 221, fig. 1 (1801). mas. Dorso maculato, Tateribus fascia plus minusve soluta maculisque coeruleis valde conspiewis; abdomine flavo vel rubescenti obsceure variegato. Poris femoralibus distinctissimis. fem. Dorso rarius maculato, lateribus fascia plus’ minusve continua maculisque- coeruleis minus distinctis; abdomine concolore al- bescenti. Poris femoralibus minus conspicwis. juv. Supra olivacea vel fuscescens, fascia migrescenti a naribus per corporis Tatera continuanti interdum maculis punctisve albis limbata. var. a) Supra fuscescens, dorso lateribusque maculoso-fasciatis; sub- tus rubescens, aut concolor aut passim nigro-punctata. Podarcis muralis var. rubriventris Bonap. Iconogr. Fauna ital. c. fig. (1836). var. b) Ut supra, sed dorso cyameo-coerulescenti, abdomine margari- tino (Cyelades, Capri). var. c) Supra virens, dorso lateribusque fascia nigrescenti-maculosa ; subtus albida. Podareis muralis var. albiventris Bonap. Iconogr. d. Fauna ital. c. fig. (1836). var. d) Ut supra, sed dorso postice interdum fuscescenti lateribusque albo-subbilineatis (Eur. mer.) var, var. var. var. var. var. var. var. var. var. var. var. var, Lacerta. 409 e) Ut supra, sed dorso interdum concolore aut fuscescenti, late- ribus lineis nigro-limbatis albidis binis (Eur. mer.). f) Ut supra, sed lateribus late nigrescentibus aut fuscescentibus distincte albo-bilineatis (Eur. mer.). Lacerta bifasciata Risso hist. natur. de l’Eur. merid. III, pag. 87, 10 (1826). — Podareis muralis var. sieulus Bonap. lconogr. d. Fauna ital. fig. a (1836). g) Ut supra, sed maculis dorsalibus laterumque lineis albidis nullis. h) Supra virens, dorso lateribusque fascia fuscescenti obscure maculata, lateralibus praesertim intus albo limbatis. Subtus albida vel pallide flavescens. Podarcis muralis var. campestris de Betta Erpetol. d. prov. ven. Atti d. acad. di agrie. arti ecomm. di Verona XXXV, pag. 152 (1857). i) Supra griseo-virescens aut flavo-cinerea, maculis nigris per longitudinem seriatis; subtus albida (Eur. merid.). j) Supra pallide grisescens , fasciis regularıbus nigro-marmoreis 5— 8 per dorsum decurrentibus. Subtus albida, concolor (Sardin.). k) Supra virens, maculis atris seriatis; subtus rubescens, concolor (Sieil.). Podarceis muralis var. Siculus Bonap. Iconogr. d. Fauna. ital. ig. b (1836). - 1) Supra einerea, virens vel coerulescens, maculis quadratis inter- dum seriatis, lateralibus saepe per longitudinem confluentibus; subtus albida vel rubescens (Eur. merid.). Podarcis muralis var. maculata Bonap. Iconogr. d. Fauna ital. c. fig. (1836). m) Supra grisescens, nigro - punctulata; abdomine ferrugineo, ‚Fusco-pieto. Lacerta Merremia Risso hist. natur. de l’Eur. merid. III, pag. 36, 9 (1826). n) Supra flavo-virens, nigro-punctulata, lateribus fascia subob- soleta fuscescenti (Hispan.). 0) Supra cinerea vel fuscescens, dorso irregulariter nigro-macu- lato fasetisque lateralibus serratis. p) Supra fuscescens, nigro-reticulata, abdomine flavo maculis parvis nigris regulariter seriatis. Podarcis muralis var. flaviventris Massalongo Erpet. pop. veron. pag. 36, 25 (1854). q) Supra obseure viridis (&) aut fuscescens (2), maculis nigris reticulata (&) aut fasciata (2). Subtus albida (Sardin.). 410 Lacertidae. Lacerta Caliscertula Bonnat. tabl. enc. meth. Erpet. pag. 47, 23 (1789). — Ameiva tiliguerta Meyer Synops. reptil. pag. 28, 2 (1795). — Lacerta tiliguerta Latr. hist. nat. d. reptil. I, pag. 239 (1802). var. r) Supra cinerea aut olivacea, maculis crebris nigris irregulariter variegata. Subtus albida (Ital. merid., Sicil.). var. s) Supra griseo-coerulescens, maculis nigris ad latera saepe seria- tis irregulariter marmorata; subtus albida, scutis ad latera nigro-punctatis (Ital. mer.). Lacerta Brognardii Daud. hist. nat. gen. d. reptil. III, pag. 221 (1803). var. t) Supra viridis, nigro-reticulata; subtus albida, late nigro- tessellata (Ital. mer.). Podarcis muralis var. nigriventris Bonap. Iconogr. d. Fauna ital. ec. fig. (1836). var. u) Supra pallide einerea vel coerulescens, maculis atris ereberrimis et confluentibus dense reticulata; subtus atra, aut concolor aut passim albo-punctulata (Ital. merid. Sicil.). var. v) Supra griseo-viridis aut olivacea, concolor, lateribus inter- dum fascia subobsoleta pallidiore aut obscuriore. Subtus albida (Ital. Dalmat.). Lacerta olivacea Rafın. Carrat. ale. gen. e spec. anim. e piante d. Sicil. pag. 8, 19 (1810). var. w) Supra immaculata , fuscescens aut olivacea; subtus cuprea, concolor (Ital.). Podareis muralis var. cupreiventris Massalongo Erpet. pop. veron. pag. 36, 22 (1854). var. x) Ut supra, sed subtus albida. Lacerta sericea Laur. Synops. reptil. pag. 61, 160 tab. 2, fig. 5, juv. (1768). — Lacerta puccina Rafin. Carrat. alc. gen. e spec, anim. e piante d. Sieil. pag. 8, 20 (1810). Der Körper ist gewöhnlich schlank und gestreckt, manchmal aber auch wieder ziemlich kräftig und gedrungen, mit von oben meist deutlich abgeplattetem, daher im Durchschnitt etwa gerundet vierseitigem Rumpfe. Der nach vorn stets zugespitzt verschmälerte Kopf ist bei dem Männchen grösser und mehr verlängert abgeplattet, beim Weibchen hingegen kleiner, kürzer, weniger breit und nament- lich nicht so stark niedergedrückt, wie im anderen Geschlechte. Die Gaumenzähne sind nur ausnahmsweise vorhanden. Die Vorderbeine reichen bis zu den Nasenlöchern oder selbst bis zur Schnauzenspitze, die Hinterbeine in der Regel bis oder auch etwas über die Achseln, Lacerta. all obwohl ihre Länge in manchen Fällen hinter den angeführten Maassen zurückbleibt. Der dünn auslaufende Schwanz beträgt meist etwa zwei Drittel der Gesammtlänge, manchmal übrigens etwas mehr (namentlich bei jungen Stücken), manchmal auch wieder etwas weniger. Das nach oben schwach übergewölbte Rostrale ist gross, etwa doppelt so breit als lang, durch die in der Mittellinie der Schnauzen- spitze fast immer zusammenstossenden Nasorostralen von dem Internasale in der Regel getrennt. Das Frontale ist ziemlich breit, nach rückwärts meist nur wenig verengt, mit gewöhnlich etwas bogigen Aussen - und in bald schärferem, bald stumpferem Winkel zusammenstossenden Hinterseiten, das Interparietale schmal, fünf- eckig, etwa dreimal so lang als das kleine, trapezische Occipitale, die Parietalen am Aussenrande durch mehre längliche Schildehen gesäumt. Der nach aussen stets 5 & Fig. 82. durch eine feine Körnerreihe be- grenzte Discus palpebralis ist nach vorn zu deutlich zugespitzt verschmälert, in der Jugend mehr, im Alter weniger gewölbt, das hintere seiner Schilder fast immer merklich kleiner als das vordere. Das mittelgrosse Nasenloch ist fast unmittelbar über der Vorder- Lacerta muralis Laur. naht des ersten Supralabiale ge- legen, nach hinten nur von einem einzigen, gegen die Basis erweiterten Nasofrenale begrenzt. Das gewöhnlich dem zweiten Supralabiale aufliegende Frenale ist schmal, höher als lang, sein oberer meist etwas erweiterter Theil bald mehr bald weniger auf den Pileus übergebogen und von dem unteren mitunter durch eine Naht getrennt. Supraciliaren sind in der Regel fünf, seltener sechs vorhanden, die ersten zwei sowie die letzten drei oder vier untereinander ziemlich gleich, jene etwa doppelt so lang als diese. Die Schläfe sind in den meisten Fällen mit zahl- reichen, kleinen, schuppenartigen Schildehen bedeckt, die zwischen sich ein verhältnissmässig grosses, mehr weniger rundliches Masse- tericum einschliessen und auch am Vorderrande der Ohröffnung ein grösseres, längliches Tympanalschildehen zeigen. Doch können diese kleinen, fast körnerartigen Schläfenschilder auch zu ziemlich grossen, flach polygonalen Schildern erweitert sein, wo dann ge- wöhnlich auch”ein grösseres Massetericum nicht zu unterscheiden ist; 412 Lacertidae. dies ist namentlich bei einigen griechischen Exemplaren meiner Sammlung der Fall, die sich, abgesehen von diesem Umstande, von der Stammform auch noch durch bedeutendere Grösse und stetes Vorhandensein der Gaumenzähne unterscheiden. Von den sieben Supralabialen sind das zweite und dritte schmal, höher als lang, ziemlich viereckig, das fünfte unter dem Auge stehende fast doppelt so lang als das vorhergehende. Sublabialen sind gewöhnlich sechs, Submaxillaren meist ebenso viele vorhanden, von letzteren die drei ersten Paare in der Mittellinie zusammenstossend, das vierte das grösste. Die Rückenschuppen sind rundlich körnig, ziemlich stark convex und wenn auch stumpf so doch bei schiefer Ansicht unter der Loupe immer sehr deutlich gekielt, etwa drei bis vier Quer- reihen derselben auf die Länge eines Bauchschildes gehend. Die Kehle ist mit flachen Schuppen bedeckt und zeigt eine immer sehr deutliche, durch feine Beschuppung ausgezeichnete Querfurche, die sich höchstens durch längeres Liegen in schwachem Weingeist etwas verzieht; das ziemlich geradrandige Halsband besteht aus etwa 9 bis 11 Schuppen, wovon die mittlere bedeutend vergrössert ist. Die in sechs Längsreihen stehenden Bauchschilder sind quer rechteckig oder rhomboidisch, breiter als lang, die zwei mittleren öfters mehr trapezischen Reihen von den seitlichen an Grösse meist wenig unterschieden, letztere nach aussen zu namentlich bei süd- licheren Stücken nicht selten noch von einer Reihe aber etwa nur ein Drittel so grosser Schilder begleitet, so dass in diesem Falle sehr deutlich acht Reihen unterschieden werden können. Das fast die ganze Aftergegend einnehmende Anale ist gross, bedeutend breiter als lang, mit Ausnahme des freien Hinterrandes rund herum von etwas vergrösserten Schuppen umgeben. Die unterseits immer scharf zugespitzten Schwanzschuppen sind oben in der Jugend fast gerade abgestutzt, im Alter jedoch etwas stumpfwinkelig ausgezogen mit unten scharfen, oben aber ziemlich stumpfen Kielen, die dort die Schuppen in zwei gleiche, hier in zwei etwas ungleiche Hälften zerfällen. Die beim Männchen sehr deutlich abgehobenen, beim Weibchen hingegen nur wenig hervortretenden Schenkelporen sind etwa in der Zahl von 15 bis 20 vorhanden. Hinsichtlich der Färbung und Zeichnung zeigt diese Art eine so überaus grosse Veränderlichkeit, dass auf eine ausführliche Schil- derung aller Varietäten um so weniger eingegangen werden kann, als dieselben im Ganzen oft wenig constant sind und durch häufige Zwischenformen verbunden erscheinen; doch werden wir später die Principien auseinandersetzen, die all diesen Abänderungen zu Grunde liegen, so dass es in Folge dessen keine Schwierigkeit haben dürfte, Lacerta. 413 sich in diesem Gewirre von Formen zurechtzufinden und sie auf wenige Haupttypen zurückzuführen. Ganz junge Stücke sind am Rücken immer einfärbig, heller oder dunkler olivengrau oder bräunlich; zu beiden Seiten des Körpers findet sich eine sehr deutliche und meist auch ziemlich scharf ab- gehobene dunkle Binde, die vom Nasenloch entspringend durch das Auge und die Schläfengegend auf den Rumpf fortsetzt, und sich an der Schwanzwurzel verliert. Diese Binde, welche gewöhnlich ziem- lich zusammenhängend und nur ausnahmsweise in einzelne Flecken aufgelöst erscheint, ist von dunkelbrauner oder schwärzlicher Farbe und sowohl oben als unten durch hellere, meist weissliche Flecken gesäumt, die mitunter mehr weniger der Länge nach zusammen- fliessen oder auch unregelmässig in das dunkle Seitenband eingreifen, wodurch dann dieses ein mehr gezäcktes oder zerfressenes Ansehen erhält. Die immer einfärbige Unterseite ist hell bleigrau oder weiss- lich, mitunter grünlich oder bläulich überlaufen, die Beine, besonders die hinteren, mit weissen, dunkeln umrandeten Tropfenflecken besetzt, die übrigens nicht bei allen Stücken gleich gut ausgeprägt erscheinen. Diese für die Jungen bezeichnende Zeichnung bleibt im weib- lichen Geschlechte nicht selten auch durch das ganze Leben hin- durch bestehen, obwohl hier, namentlich in der Mittellinie des Rückens, seltener auf seiner ganzen Oberfläche, mitunter bald mehr, bald weniger dunkle Flecken auftreten, die eine entschiedene Tendenz zeigen, sich in Längsreihen zu stellen; auch treten mit fortschrei- tendem Wachsthum die an der Grenze der dunklen Seitenbinden vorkommenden Saumflecken oft bis zu ihrem gänzlichen Ver- schwinden zurück. Bei den Männchen löst sich hingegen das dunkle Seitenband in der Regel bald auf, indem die an dessen Rande vorkommenden weissen Flecken mit zunehmendem Alter mehr weniger in dasselbe eingreifen, sich immer mehr ausbreiten und den anfangs zusammen- hängenden Streifen endlich in eine aus unregelmässigen dunklen Flecken bestehende Binde auflösen, die von den dazwischen einge- drungenen weisslichen Schnörkelflecken vielfach durchsetzt wird. Auch findet sich in diesem Geschlechte der Rücken fast immer mit dunklen Flecken gezeichnet, die namentlich gern ein über seine Mittellinie hinziehendes Längsband bilden, das übrigens in Form und Breite vielfachen Aenderungen unterliegt. Die Unterseite ist hier häufig gelblich oder selbst lebhaft ziegelroth gefärbt, die Seiten der Bauchschilder mit schwärzlichen und bläulichen Flecken ver- sehen, welch letztere zwar auch bei den Weibchen vorkommen, je- doch daselbst niemals so deutlich und scharf abgehoben erscheinen, 414 Lacertidae. wie im männlichen Geschlechte; desgleichen sind auch die Brust und die Unterseite des Kopfes fast immer durch schwärzliche Punkte und Sprenkeln gezeichnet, die sich nicht selten sogar über die ganze Bauchfläche ausdehnen. Die an den Seiten des Körpers hinziehende Fleckenbinde löst sich in der Regel am Schwanze in schwarze und weisse Mackeln auf, die gewöhnlich auf die abwech- selnden Schuppenwirtel vertheilt sind. Aus der eben geschilderten Grundform lassen sich nun alle dieser Species zukommenden Varietäten ableiten, welche, so ver- schieden sie auch in ihren Extremen sein mögen, bei Zugrundelegung eines hinreichenden Materiales doch leicht durch Uebergänge als zu demselben Stamme gehörend nachgewiesen werden können. Auch kann man dabei leicht die Gesetze erkennen, welche der Bildung dieser Varietäten zugrunde liegen, und glaube ich der Entstehung all dieser so verschiedenartigen Abarten im Ganzen drei Normen unterlegen zu müssen. Alle bisher bekannten Formen der Lacerta muralis lassen sich nämlich ihrer Entstehungsweise nach zufolge meiner Ansicht einfach darauf zurückführen, dass sich: 1. die Grundfarbe ändert, 2. dass sich die schwarzen Körperbinden in mehr weniger ge- trennte Mackeln auflösen, die bald als deutliche Fleckenbinden über Rücken und Seiten hinziehen, bald durch Vermehrung oder Zusammenfliessen in Form einer Marmorirung oder eines unregelmässigen Netz- oder Maschenwerkes die ganze Oberseite des Rumpfes bedecken, und 3. dass die den dunklen Seitenbinden anliegenden weisslichen Saummackeln durch mehr oder weniger vollständiges Zusammen- | fliessen zu streifenartigen Längsbändern verschmelzen. Was nun den ersten dieser drei Punkte betrifft, so kann die für die Stammform bezeichnende graue oder bräunliche Grundfarbe durch Olivenfarben und Gelbgrün in- gesättigtes Hell- oder Dunkel- grün, dann wieder durch Hellgrau und Graublau einerseits bis zu lebhaftem Kornblumenblau, anderseits wieder fast bis ins Weissliche abändern. Vollkommen einfärbige Stücke sind übrigens im Allge- meinen ziemlich selten, und scheinen namentlich in Verbindung mit olivengrüner Oberseite noch am häufigsten vorzukommen; hierher ge- hört beispielsweise die besonders in Dalmatien und Sicilien einheimische Lacerta olivacea Rafın., welche überhaupt eine sowohl hinsichtlich der Färbung als auch betreffs des Vorkommens sehr beständige Form bildet, zumal sie auch auf der Unterseite in beiden Geschlechtern stets einfärbig weisslich oder bleigrau ist. Doch kommen, obwohl seltener, einfürbige Exemplare auch in Verbindung mit olivengrauer oder bräunlicher Rückenfärbung vor, wobei dann die Unterseite Lacerta. 415 entweder weisslich (Zacerta sericea Laur.) oder auch lebhaft kupfer- farben (Lacerta ceupreiventris Massal.), doch wie es scheint stets ungefleckt, ist. Indem sich nun diese Verschiedenheiten der Grundfarbe mit aus den Abänderungen der dunklen oder hellen Körperzeichnungen entstehenden Formen verbinden, entstehen wieder andere Varietäten- reihen, die ich unter die vier. Hauptformen der fleckenbindigen (punctato-fasciata), der gestreiften (fasciata), der gemarmelten (marmorata) und der genetzten (reticulata) zusammenfassen möchte. Was die erste dieser Formen anbelangt, so entsteht dieselbe dadurch, dass die gewöhnlich längs der Seiten und der Rückenmitte hinziehende dunkle Fleckenbinde in mehr weniger zahlreiche, meist ziemlich grosse Mackeln zerfällt, die bald von einander getrennt, bald wieder theilweise untereinander zusammenhängend als meist ziemlich breite Marmelbinden über Rücken und Rumpfseiten hin- ziehen, von der ursprünglichen Grundfarbe oft nur schmale und manchmal ganz scharf begrenzte streifenartige Zwischenräume übrig lassend. Diese Form (Lacerta maculata Bonap.), welche meist mit einfärbig weisslicher, seltener röthlicher Unterseite (Lacerta sieula Bonap.) und gewöhnlich grünlicher oder hell grüngelber Oberseite vorkommt, findet sich in vielen Sammlungen als Lacerta Merremii Fitz. bezeichnet, und wurde unter diesen Namen in neuerer Zeit besonders durch den bekannten Naturalienhändler Erber in Wien, welcher das Thier in Dalmatien und Griechenland gesammelt, ver- sendet. Das sonst den Seitenbinden beigegebene Weiss ist bei typischen Stücken dieser Varietät gewöhnlich nur in geringem Grade vorhanden, ja sehr häufig wenigstens im Alter vollkommen verschwunden. Die zweite der obengenannten Formen, welche ich als die ge- streifte (/asciata) bezeichnen möchte, kann im Allgemeinen als eine Beibehaltung der jugendlichen Zeichnung betrachtet werden, und ist ihrer Bildungsweise nach das gerade Gegentheil der vorigen; denn die dort in grosse Mackeln aufgelösten Körperbinden fliessen hier stets in mehr weniger zusammenhängende Längsstreifen in- einander, und das bei jener Abart an den Seiten nur spärlich oder auch gar nicht vorhandene Weiss ist bei dieser Varietät meist sehr gut ausgebildet und gewöhnlich auch linienartig zusammenfliessend. Obwohl nun diese Form auch wieder in mancherlei Variationen auftritt, so zeigt sie doch immer unter allen Umständen die unver- kennbare Tendenz, die den Körper zeichnenden, sowohl hellen als auch dunklen Mackeln, zu der Länge nach gestellten Binden oder Streifen zusammenfliessen zu lassen. Auch diese Varietätenreihe scheint nur mit ungefleckter und in der Regel weisslicher Unterseite 416 Lacertidae. vorzukommen, während die Oberseite meistens grünlich oder hell- olivenfarben erscheint, welche Färbung aber nicht selten an den Seiten allmälig ins Bräunliche übergeht, das übrigens in seltenen Fällen auch die ganze Rückenseite überzieht. Letztere ist hier wohl niemals gänzlich gefleckt, und ist der Rücken bei dieser Form meist vorwiegend einfärbig, obwohl die für die Art als solche cha- rakteristische dunkle Mittelbinde nicht selten noch als bald mehr bald weniger ausgebildeter Fleckenstreifen bemerkbar ist, der aber niemals eine scharfe, regelmässige Binde bildet, wie es an den Seiten fast immer der Fall ist, so dass die Tendenz der Streifenbildung eigentlich nur an den Seiten bezeichnend ist, während am Rücken mehr eine-entschiedene Rückbildung der Mackeln zu bemerken ist. Was nun die Seitenstreifen selbst anbelangt, so ist hier der ge- wöhnlichste Fall wohl der, dass die“dunkle Fleckenbinde zu einem vollkommen ununterbrochenen Längsbande zusammenfliesst, das von den an seiner Ober- und Unterseite ebenfalls ineinanderfliessenden weissen Mackeln in Form zweier Linien sehr scharf abgegrenzt erscheint. Nur sehr ausnahmsweise kommt es vor, dass die weisse Säumung fehlt, und dann die Seiten des Körpers nur von einem dunklen Streifen allein durchzogen werden; weit häufiger geschieht es hingegen, dass das Schwarz der Seitenbinden fehlt oder sich nur an den Grenzen der weissen Längsstreifen anhäuft, wodurch dann dieselben oben und unten sehr regelmässig dunkel gesäumt er- scheinen; auch kann in diesem Falle das Schwarz den zwischen den zwei hellen Seitenlinien befindlichen Raum durch gegenseitiges Zu- sammenfliessen gänzlich ausfüllen, und ist dann der Körper mit zwei oft tiefsammtschwarzen ziemlich breiten Seitenbinden versehen, die von zwei scharf abgegrenzten weissen Linien in sehr regelmässiger Weise durchzogen werden (Lacerta bifaseiata Risso). Es versteht sich wohl von selbst, dass zwischen dieser und der vorigen Varietät einerseits, sowie auch zwischen ihr und der Stamm- form anderseits mancherlei Uebergänge beobachtet werden können, bei denen bald die dunklen Binden, bald die hellen Streifen nur angedeutet oder wenigstens nur unvollkommen ausgebildet sind oder wohl auch sich mit den einer anderen Varietätenreihe zukommenden Merkmalen eombiniren. Hierher gehört zum Beispiel die von de Betta als var. campestris beschriebene Form, die namentlich am Meeresufer bei Venedig vorkommt und mit grüner Oberseite drei über dieselbe auf mehr bräunlichem Grunde hinziehende schwarze Fleckenbinden vereinigt, von denen die seitlichen namentlich nach innen zu weisslich gesäumt sind. Die letzte der drei Varietätenreihen entsteht endlich dadurch, dass die schwarzen Flecken sowohl an den Seiten, als auch am Lacerta. 417 Rücken bedeutend vermehrt und dabei meist auch unregelmässig vergrössert und erweitert sind, und die Tendenz sich in die Länge zu ordnen höchstens an den Seiten noch manchmal in schwacher Andeutung erkennen lassen, sonst aber über die ganze Oberfläche des Körpers unregelmässig vertheilt sind, wobei sie dann noch von einander gesondert eine unregelmässige Marmorzeichnung bilden (var. marmorata) oder endlich durch theilweises Verschmelzen sich zu einem zusammenhängenden Netzwerk vereinen, das oft nur ganz kleine Maschen der ursprünglichen Grundfarbe übrig lässt (var. reticulata). Es kommt diese Varietätenreihe mit allen Färbungen combinirt vor, obwohl sie bei grüner und hell blaugrauer Rücken- farbe besonders ausgezeichnet ist, da die Zeichnung in diesen Fällen meist ziemlich rein schwarz und von der hier lichteren Grundfärbung sehr scharf abgehoben erscheint. Desgleichen kann auch die Unter- seite sehr verschiedene Färbungen haben, obwohl namentlich bei typischen Stücken meist Weiss vorherrscht, das übrigens bald ein- färbig, bald schwarz gefleckt sein kann, sowie überhaupt die schwarze Fleckung des Bauches unter allen drei Varietätenreihen hier am meisten hervortritt, indem die Mackeln der Unterseite daselbst oft so zahlreich sind, dass sie durch Zusammenfliessen die helle Grund- farbe nicht selten grösstentheils, ja mitunter selbst ganz verdrängen, so dass dann der Bauch ganz einfärbig schwarz ist. Letzteres ist namentlich bei der in Süditalien einheimischen Lacerta Brognardii Daud. der Fall, welche eine hell blaugraue, mehr weniger dicht schwarz genetzte Oberseite besitzt, und betrefis der Unterfärbung von einfärbig Weissgrau durch immer dichter werdende schwarze Würfelfleeckung bis zu gänzlichem Schwarz abändert. Bei grünen oder braunen Individuen ist übrigens die Unterseite theils weiss und ungefleckt (Lacerta tiliguerta Latr.), theils gelb und dann mit meist ziemlich regelmässig gereihten schwarzen Flecken (Lacerta Slaviventris Massal.) versehen, die in einzelnen Fällen aber auch bei weisser Bauchseite sehr gut entwickelt vorkommen (Lacerta ni- griventris Bonap.). Die Länge des erwachsenen Thieres beträgt gewöhnlich fünf bis sechs, manchmal aber auch reichlich sieben Zoll, wobei dann -auch der Rumpf an Dicke und Gedrungenheit bedeutend zunimmt. Was nun die geographische Verbreitung dieser Art betrifft, so gehört Lacerta muralis entschieden nur dem Süden unseres Faunen- gebietes an, und sind namentlich die Mittelmeerländer als die eigent- liche Heimath des Thieres zu betrachten, von wo aus sich dasselbe allerdings dem Laufe einzelner Flüsse folgend mitunter ziemlich weit nach Norden ausbreitet. Wenn wir sonach die einzelnen Länder in dieser Hinsicht etwas ausführlicher betrachten, so tritt Schreiber, Herpetologia europaea. 97 418 Lacertidae. uns die Art eigentlich zuerst in Frankreich entgegen; auf der spa- nischen Halbinsel scheint das Thier im Ganzen zu fehlen, denn ‘ wenn es auch von Dumeril als daselbst vorkommend angeführt erscheint, so wird es doch weder von Bocage für Portugal noch von Rosenhauer für Andalusien erwähnt, und dürften sich daher die obenerwähnten Dum&£ril’schen Angaben höchst wahrscheinlich nur auf die nördlichen Theile der Halbinsel beziehen, in die es durch die Pyrenäen von Frankreich aus übertritt, wie ich aus eigener Erfahrung weiss, da ich Stücke aus dem nördlichen Spanien selbst zu untersuchen Gelegenheit hatte. In Frankreich hingegen ist mu- ralis durch das ganze Gebiet hin gemein, und tritt von da aus nördlich nach Belgien über, wo sie mit Ausnahme der Ardennen noch allenthalben die häufigste Eidechse ist und über die Grenze des Landes einzeln sogar noch bis in die Niederlande vordringt. Sehr häufig ist die Art auch in ganz Italien, Istrien, Dalmatien und Griechenland, sowie auch auf den dazu gehörigen Inseln. Von diesem ihrem eigentlichen Verbreitungscentrum steigt aber muralis einerseits nach Norden hinauf, während sie anderseits auch noch weiter ostwärts vordringt. Bei seinem Zuge nach Norden ist das Thier übrigens auschliesslich dem Laufe des Rheinstromes gefolgt, in dessen Thäler es von Frankreich und der Schweiz aus — in deren nördlichen und westlichen Theilen es allenthalben gemein ist — durch die zwischen dem Jura und den Vogesen liegenden Pässe gelangt sein dürfte. Wir finden hier unsere Art fast überall längs des Rheines vorhanden, der Richtung des Flusses fast bis zu seiner Mündung folgend. So treffen wir die Eidechse im Badischen und Würtembergischen, wo sie namentlich im Neckargebiete häufiger auftritt, ferner im Nassauischen, in der bayrischen Pfalz und in Rheinpreussen, ja, wie wir bereits früher erwähnt haben, einzeln sogar noch in den Niederlanden. Anderweitig scheint das Thier in Deutschland nicht vorzukommen, und sind die sporadischen Angaben über dessen Vorhandensein in der Mark, in der Oberlausitz und in Schlesien jedenfalls noch sehr zu bestätigen. Nach Osten hin ist muralis bei seinem Vordringen namentlich der Donau gefolgt, längs deren Laufe sie von Niederösterreich an bis zur Mündung allent- halben ziemlich gemein ist; doch geht sie von hier aus nur wenig nach Norden hinauf, so dass sie schon in Böhmen nicht mehr zu treffen ist und auch in Mähren nur im äussersten Süden an der österreichisch ungarischen Grenze, aber auch nur vereinzelt, vor- kommt. Unter den anderen Ländern Deutsch -Oesterreichs scheint die Art nur in Südtyrol und den illyrischen Küstenländern vorzu- kommen; da das Thier von Freyer für Krain schon nicht mehr erwähnt wird, so dürfte es auch wahrscheinlich in Kärnthen und Lacerta. 419 Steyermark fehlen, und habe ich in letzterem Lande die Art auch selbst niemals getroffen, obwohl ich damit nicht in Abrede stellen will, ob sie nicht etwa in den mir unbekannten südlicheren Theilen der Provinz vorkommen mag. Auch in Ungarn hält sich muralis vorzugsweise der Donau entlang, so dass sie in den südlichen Theilen des Landes durchgängig häufig, in den nördlichen hingegen nur sehr vereinzelt oder auch gar nicht vorkommt. Vom Donaugebiete aus dringt die Eidechse wohl noch weiter nach Osten vor, wird aber hier entschieden selten, so dass sie in Südrussland im Ganzen nur vereinzelt, in der Krim selbst gar nicht angetroffen wird. Es versteht sich übrigens wohl von selbst, dass die einzelnen Varietäten in der Regel auch auf verschiedene Gebiete vertheilt sind, sowie auch die von dem Thiere gewählten Standorte nicht selten nach den einzelnen Abarten verschieden sind. Im Allgemeinen kommen die intensiver gefärbten Stücke ausschliesslich dem Süden zu, und die kornblumenblaue Form ist mir nur von Capri und den Cycladen bekannt; auch kann man bei dieser Art die Anpassung der Färbung an die Bodenbeschaffenheit insofern sehr gut beobachten, als die. mehr grauen oder bräunlichen Formen vorzugsweise im Ge- steine leben, während sich die grünen Varietäten ausschliesslich auf Wiesen und Grasplätzen aufhalten. Die von Germar in seiner „Reise nach Dalmatien“ als Zacerta velox angeführte Eidechse gehört wohl jedenfalls auch zu muralis; hingegen dürfte die von vielen Autoren als synonym hierher gezogene Lacerta saxi- cola Eversm. wahrscheinlich zu taurica gehören, obwohl diese Frage mit Sicherheit kaum zu entscheiden ist, da die von Eversmann in seiner Beschreibung einzig und allein erwähnte Färbung natürlich keinen sicheren Anhaltspunkt abgiebt. 3. Lacerta taurica: Squamae dorsales granosae, obtuse carinatae ; caudales apice acutiusculae. Scutum nasofrenale umieum, occi- pitale parvum. Tempora seutellata disco masseterico magno. Collare subdentatum ; seutorum abdominalium series octo, extremae multo minores. — Long. 13—16 cm. Lacerta taurica Pall. Zoogr. rosso-asiat. III, pag. 30 (1831). — Lacerta agilis Menetr. Catal. raison. d. obj. rec. au Caucase, pag. 60, 209 (1832). — Zootoca saxicola Krynicki Observ. quaed. de rept. indig. im Bull. de. la soc. imp. d. natur. de Moscou pag. 50, 4 (1837). — Podareis taurica Bonap. Amph. europ. pag. 35, 26 (1839). — Zootoca taurica Gray Catal. of Liz. in the brit. Mus. pag. 29 (1845). — Phenax taurica Fitzing. Syst. reptil. I, pag. 20 (1843). 27 * 420 Lacertidae. Typus: Supra viridi-olivacea vel griseo-fuscescens, maculis nigrescen- tibus maxime ad latera seriatis. Subtus flavescens, concolor, lateribus coerulescentibus. Lacerta saxicola Eversm. Lac. imp. ross. in Nouv. mem. de la soc. imper. d. nat. de Moscou II, pag. 349, 6, tab. XXX, fig. 2 (1834). mas. Corpore ad latera maculis nigris per longitudinem plus minusve confluentibus. fem. Corpore lateribus nigro-sparsis lineisque binis flavo-albescentibus. Lacerta taurica Bonap. Iconogr. d. Fauna ital. fig. (1836). juv. Supra nigro-fuscescens, lineis albidis binis per dorsum lateraque deeurrentibus ; subtus albo-chalybaea. Lacerta pelopenesiaca Bibr. Bory Expedit. scientif. de Moree III, .pag. 66, 9, tab. 10, fig. 4 (1836). var. a) Dorso concolore, Tateribus nigro-punctatis vel fasciatis. var. b) Dorso lateribusque maculis nigris per longitudinem seriatis. var. ce) Supra virens, lateribus maculis subquadratis nigrescentibus notata; subtus viridi-flava. Lacerta taurica Demidoff Voyage dans la Russ. mer. et la Crimee pag. 337, tab. I, fig 1 (1840). var. d) Dorso wirescenti fasciüis latis nigro-fuscescentibus tribus. Lacerta muralis Bibr. Bory Expedit. scientif. de Moree III, pag. 66, 8 tab. 10 fig. 2 a,b, c,d (&), fie. 3 a, b, c (1836). Etwa von der Grösse unserer Lacerta agilis, jedoch von etwas schlankerem, minder gedrungenem Körperbau. Der ziemlich hohe Kopf ist in der Wangengegend am breitesten, von da nach hinten kaum, ® nach vorn aber stark, obwohl nur sehr allmälig zugespitzt verschmä- lert. Er ist oberseits von den Augen ” gegen die Schnauzenspitze zu sehr sanft nach abwärts geneigt, seine Seiten sind steil, meist ziemlich senkrecht, die Zügelgegend kaum merkbar vertieft. Die Vorderbeine reichen etwa bis zum Vorderrande der Augen, die Hinterbeine bis oder auch etwas über die Achseln. Der Schwanz ist anderthalb bis zwei- mal so lang als der Körper. Das Rostrale ist ziemlich klein, etwas übergewölbt, hinten scharf Fig. 83. Lacerta taurica Pall. Lacerta. | 421 zugespitzt, durch die in der Mittellinie zusammenstossenden Nasorostralia von dem etwa rhombischen Internasale getrennt. Die Frontonasalia sind deutlich länger als breit, das Frontale ziemlich gross und breit, nach rückwärts nur schwach verengt, mit entweder stumpfwinkeligem, oder zweimal gebuchtetem Hinterrande. Die Frontoparietalen sind stets bedeutend länger als breit, ihr an die Parietalen stossender Rand mehr weniger geschweift. Das Inter- parietale ist von dem Oceipitale an Grösse wenig verschieden, ersteres bedeutend länger als breit, deltoidisch oder fünfeckig, letzteres meist ziemlich gleichseitig dreieckig oder trapezisch und etwa halb so breit als das Frontale. Der Discus palpebralis ist ziemlich lang und gestreckt, nach vorn zu stark verschmälert und im Ganzen kaum breiter als das Frontale, am Aussenrande durch eine Reihe feiner Körnerschuppen theilweise gesäumt. Die mittelgrossen Parie- talen sind nach aussen meist durch mehrere längliche Schildchen begrenzt. Das dem ersten Supralabiale aufliegende Nasofrenale ist schmal, viel höher als breit, nach oben bedeutend verschmälert, die ziemlich grossen, rundlichen Nasenlöcher zwischen ihm und dem Nasorostrale unmittelbar über der Vordernaht des ersten Supralabiale gelegen. Das dem zweiten Supralabiale aufliegende Frenale ist kaum höher aber bedeutend breiter als das vorige, schief von oben nach unten und hinten gerichtet. Das Freno-oculare ist von ge- wöhnlicher Bildung, gross, dem dritten Supralabiale aufliegend und unten mit ihm so ziemlich von gleicher Breite. Die fünf bis sieben Supraciliaren, deren zwei vordere lang, die hinteren aber klein sind, werden von den Supraocularen durch eine Reihe äusserst feiner, vom hinteren Seitenrande des Palpebraldiscus etwa bis zu dessen Mitte reichender Körner theilweise getrennt. Die Schläfe sind in der Regel mit verhältnissmässig ziemlich grossen, unregelmässig polygonalen Schildern bedeckt, zwischen denen sich ein Massetericum befindet, welches meistens so gross ist, dass es den grössten Theil der Schläfengegend einnimmt und gewöhnlich wenigstens theilweise nur von einer einzigen Schilderreihe umgeben ist; doch findet man ausnahmsweise auch Stücke, wo das Massetericum nur gering ent- wickelt ist, in welchem Falle es dann gewöhnlich auch von zahl- reichen, sehr kleinen Schildehen umgeben erscheint. Die ziemlich grosse Ohröffnung ist senkrecht gestellt, elliptisch oder eiförmig. Supralabialen sind in der Regel sieben, Sublabialen meist nur sechs vorhanden, vonjenen das fünfte an das Auge grenzend; die fünf Paar Submaxillaren sind mit Ausnahme der zwei vordersten sehr gross. Die Kehle ist mit flachen, geschindelten Schuppen bedeckt, welche vorn mehr länglich sechseckig sind, nach hinten zu aberallmälig grösser und gerundeter werden; die Kehlfurche ist sehr deutlich. Das Halsband 422 Lacertidae. besteht aus 10 bis 12 grossen, viereckigen Schuppen, welche, da sie etwas schief nach aussen gerichtet sind, den Rand desselben schwach gezähnelt erscheinen lassen. Die Körperschuppen sind am Rücken klein, körnig, unter der Loupe zwar schwach, aber immerhin deutlich gekielt, die Kiele gegen den Schwanz zu immer besser hervortretend; nach den Seiten zu werden jedoch diese Schuppen allmälig glatt und flach, sowie namentlich gegen den Bauch zu auch etwas ge- schindelt. Die Bauchschilder sind in acht Längsreihen geordnet, deren äusserste etwa nur ein Drittel, deren mittelste aber beiläufig nur halb so breit sind, als die daranstossenden. Das sehr grosse Anale ist etwa doppelt so breit als lang, von sechs bis sieben poly- gonalen Schildern umgeben. Die weit geöffneten, an der Spitze von etwas kegelförmig hervorragenden Schuppen gelegenen Schenkel- poren bilden eine eng geschlossene, fast kammartig abgehobene Reihe; ihre Anzahl beträgt gewöhnlich gegen 20 (19 bis 23). Die schmalen, verlängert vierseitigen Schwanzschuppen sind hinten kurz zugespitzt und mit scharfen, auch unterseits sehr deutlichen Kielen versehen. Die Färbung und Zeichnung ist manchen Veränderungen unter- worfen; ganz junge Stücke sind mit Ausnahme des gewöhnlich mehr gelbgrauen Kopfes auf der Oberseite ziemlich dunkel, meist bräun- licher oder selbst schwärzlich gefärbt und vom sechs parallelen, weisslichen Längsstreifen durchzogen, deren zwei mittlere vom Hinterkopfe an über den Rücken laufen, während die vier anderen zu je zwei an den Seiten des Rumpfes hinziehen, der obere am Hinterrande der Augen, der untere hinter der Ohröffnung ent- springend. Die gewöhnlich etwas helleren Beine sind namentlich an den Schenkeln mit weisslichen Tropfenflecken versehen. Je älter nun das Thier wird, desto mehr hellt sich die dunkle Grundfarbe auf, so dass sie bei erwachsenen Exemplaren durch Graubraun und Olivenfarben einerseits mehr ins Graue, anderseits wieder mehr ins Grüne übergehen kann, welch letzteres namentlich längs der Rückenmitte häufiger auftritt. Von den in der Jugend vorhandenen hellen Längslinien verschwinden die zwei mittleren mit fortschreitendem Wachsthum wohlimmer, während sich die seitlichen beim Weibchen gewöhnlich, beim Männchen aber nur ausnahmsweise erhalten. Ausserdem zeigt sich im Alter die Oberseite stets mit schwarzen, oft in mehr oder weniger deutliche Längsreihen ge- stellten Flecken besetzt, die namentlich an den Körperseiten hervor- treten, während sie am Rücken im Allgemeinen seltener sind, so dass das Thier längs der Mittellinie des Rumpfes häufig einfärbig erscheint. Die Anzahl und Form dieser Flecken kann jedoch sehr verschieden sein, indem sie bald klein und unregelmässig, bald Lacerta. 423 wieder ziemlich gross und mehr viereckig sind; desgleichen können sie von einander mehr getrennt, oder auch wieder durch wechsel- seitiges Ineinanderfliessen zu Binden vereinigt sein, welch letztere in Ausnahmefällen selbst so breit werden können, dass sie die Grund- farbe nur als streifenartige Zwischenräume erkennen lassen. Die im Tode weissgraue oder bräunliche Unterseite ändert im Leben durch Grün- und Citronengelb bis zu lebhaftem Orangefarben ab und ist an Schwanz und Beinen nicht selten leicht rosenroth an- gehaucht. Die Länge des Thieres beträgt etwa fünf bis sechs Zoll. Diese Art findet sich namentlich im südlichen Russland, wo sie besonders in der Krim und in den Kaukasusgegenden häufig ist; doch kommt sie eben nicht selten auch in Griechenland vor, ja nach Dumöril soll sie selbst noch auf Sicilien gefunden werden. In der Lebensweise stimmt das Thier mit Lacerta muralis überein, indem es vorzüglich dürre und steinige Oertlichkeiten bewohnt. 4, Lacerta ocellata: Scutum occipitale latum, maximum ; parietalia margine externo scutellis binis oblongis limbata. Nasofrenalia duo, superposita; tempora scutellata, disco masseterico nullo. Collare denticulatum; squamae dorsales granosae, subcarinatae; seuta abdominalia per series decem disposita. — Long. 47—64 cm. Timon ocellatus Tschudi Isis XXIX, pag. 551 (1836). —Lacerta ocellata Dum. Bibr. Erp. gen. V, pag. 218, 7 (1839). — Chryso- lamprus ocellatus Fitz. Syst. rept. I, pag. 20 (1843). — Lacerta senegalensis Gray Cat. Liz. brit. Mus. pag. 30 (1845). var. a) Supra viridis aut olivacea, comcolor. var. b) Utsupra, sed sgquamis flavidis nigrisque irregulariter intermizxtis. var. c) Supra griseo-virescens aut olivacea, squamis flavidis rarioribus intermiztis; dorso anmulis flavescentibus nigro-ocellatis saepe per longitudinem seriatis. var. d) Supra atra, lineis characteriformibus ocellisgue viridibus flavisve variegata. Lacerta ocellata Daud. hist. nat. gen. rept. III, pag. 125, tab. XXXII (1803). — Lacerta ocellata var. reticulata Dug. Mem. sur les espec. indig. du genre Lac. Ann. sc. nat. XVI, pag. 372 (1829). var. e) Supra atra, lineis irregularibus flavidis maculisque olivwaceis subobsoletis interdum signata. var. f) .Corpore ad latera maculis coeruleis per series duas vel tres dispositis, 424 | Lacertidae. Lacerta jamaicensis Daud. hist. nat. gen. rept. III, pag. 149 (1803). — Lacerta margaritata Schinz Naturg. u. Abbild. d. Reptil. pag. 98, tab. 37, fig. 3 (1833). - juv. Supra viridi- aut coeruleo-grisescens, maculis majusculis atris, flavo-ocellatis, interdum transverse confluentibus. Lacerta lepida Daud. hist. natur. gener. d. reptil. III, pag. 204, tab. XXXVII, fig. 1 (1803). adolesc. Supra flavo-virens, maculis nigris magnis, ocellatis, interdum confluentibus. Der Körper ist in der Jugend mehr schlank, im Alter aber ziemlich kräftig und gedrungen, der namentlich beim erwachsenen Fig. 84. Lacerta ocellata Daud. a juvenis, b adolescens. Thiere durch eine sehr deutliche Querfalte gesonderte Kopf beträgt etwa ein Drittel der Rumpflänge, und dessen Höhe kommt beiläufig seiner halben Breite und dem dritten Theile der Länge gleich; er Lacerta. 425 ist in der Schläfengegend besonders bei grösseren Stücken stark backenartig aufgetrieben, von den Augen nach vorn bei Jungen weniger, bei Alten hingegen ziemlich stark, obwohl nur allmälig zu- gespitzt, und dann im Schnauzentheile sehr deutlich von der Seite zusammengedrückt. Der Gaumen ist immer bezahnt, die Vorderbeine reichen an den Körper angelegt nicht ganz bis zu den Nasenlöchern, die Hinterbeine fast immer bis zu den Achseln. Der an der Wurzel sehr kräftige, dann allmälig in eine sehr dünne Spitze ausgezogene Schwanz nimmt etwa zwei Drittel der ganzen Körperlänge hinweg. Die Beschilderung des Pileus ist je nach dem Alter sehr ver- schieden, stets aber durch die bedeutende Entwickelung des Oceipi- tale ausgezeichnet, dessen Querdurchmesser den des Frontale fast immer merklich übertrifft, ja nicht selten die ganze Breite des Hinterkopfes einnimmt. Die grösste Breite zeigt übrigens dieses Schild bei ganz jungen Thieren, indem es hier vollkommen quer und gewöhnlich etwa dreimal so breit als lang erscheint; mit zu- nehmendem Alter wird es jedoch immer schmäler, so dass es bei mittleren Stücken etwa zweimal, bei erwachsenen aber anderthalbmal oder auch noch weniger, aber doch stets entschieden breiter als lang und fast immer mindestens so breit als das Frontale und ge- wöhnlich auch breiter als jedes einzelne Parietale ist; sein Vorder- rand ist an der Spitze stets abgestutzt, die Form also mehr weniger trapezisch. Das Interparietale ist fünfeckig, ın der Jugend grösser, im Alter kleiner, hier nach rückwärts immer stark, dort mitunter - nur wenig verengt, seine Veränderlichkeit in Grösse und Form übrigens meist weniger auffallend, als bei den anderen Kopfschildern. Sehr verschieden nach dem Alter sindhingegen wieder die Frontoparie- talen, welche bei ganz jungen Stücken quer und viel breiter als lang, bei mittleren etwa eben so breit als lang, bei erwachsenen aber fast stets länger als breit und dann an der Parietalnaht oft deutlich ausgebuchtet erscheinen; desgleichen ist auch das Frontale ziemlich veränderlich, indem es sich in der Jugend nach rückwärts bedeutend verschmälert, mit zunehmendem Alter aber immer breiter wird, so dass es bei ganz erwachsenen Individuen in seiner ganzen Erstreckung ziemlich gleich breit erscheint; auch ist sein Hinterrand bei jüngeren Thieren kurz dreieckig ausgezogen, bei alten Exemplaren jedoch deutlich zweimal nach einwärts gebuchtet und in Folge dessen als kurze, aber scharfe Spitze zwischen die Frontoparietalia ein- gekeilt. Der Discus palpebralis ist in der Jugend wegen des hier bedeutend schmäleren Frontale etwas breiter, als im Alter, der Aussenrand desselben stets durch eine Reihe kleiner Schuppen ge- säumt, und während die Frontonasalen bei jungen Stücken breiter als lang erscheinen, ist bei den älteren Thieren das Gegentheil der 426 Lacertidae. Fall. Das unveränderlichste aller Kopfschilder ist jedenfalls das Internasale, welches etwa so lang als breit und stets von gerundet rhombischer Gestalt ist. Die Beschaffenheit der Parietalen ist natürlich je nach der Form und Grösse der an dasselbe stossenden Schilder verschieden, so dass sie namentlich nach hinten bald mehr, bald weniger verengt erscheinen; in allen Fällen sind sie jedoch nach aussen stets von zwei grösseren, länglichen Schildern begrenzt. Endlich werden. die bei ganz jungen Thieren vollkommen ebenen Kopf- schilder mit zunehmendem Alter immer unebener, so dass sie bei Erwachsenen häufig ganz unregelmässig vertieft, gefurcht oder ge- runzelt, oder auch mit den Rändern parallelen Linien oder Streifen versehen sind, wobei dann auch sämmtliche Nähte meist stark ver- tieft und die Schilder selbst mehr weniger erhaben oder gewölbt erscheinen. Die verhältnissmässig kleinen, rundlichen Nasenlöcher liegen der Naht des Rostrale und ersten Supralabiale auf und sind nach hinten von zwei kleinen, ziemlich gleich grossen Nasofrenalen be- grenzt, welche genau übereinander gestellt sind; das dem zweiten Lippenschilde aufliegende Frenale ist kaum länger als ein einzelnes, aber etwa eben so hoch als beide Nasofrenalen zusammengenommen, meist etwas schief von vorn nach hinten gerichtet. Das namentlich im Alter nach vorn stark verschmälerte Freno-oculare ist sehr gross, am Hinterrande oben und unten winkelig eingeschnitten. Das untere Augenlid ist in der Mitte mit kleinen, platten und polygonalen Schildehen bedeckt, welche in regelmässige Längsreihen gestellt sind. Von den fünf bis sechs Supraciliaren sind das erste und das letzte bedeutend vergrössert, die mittleren kleiner und untereinander ziemlich gleich. Die Schläfe sind mit grossen, bald flachen, bald mehr gewölbten Schildern bedeckt, welche von unregelmässig poly- gonaler Form sind und gegen die Ohröffnung allmälig an Grösse abnehmen, übrigens in der Jugend ım Ganzen oft sehr klein und schuppenartig sind. Von den acht bis neun Supralabialen ist das fünfte unter dem Auge stehende wenigstens bei erwachsenen Exem- plaren verhältnissmässig kürzer und höher als bei den anderen einheimischen Arten und mit einer etwas schief von oben nach unten ziehenden Längskante versehen, unter der eine deutliche, besonders im Alter scharf ausgeprägte Furche hinläuft. Das ziemlich weit ge- öffnete Ohrfist etwa eiförmig, nach oben am Vorderrande von einem grösseren Bogenschilde begrenzt. Die Sublabialen und Submaxillaren sind in der Regel in der Sechszahl vorhanden. Die Körperschuppen sind klein, am Rücken rundlich eiförmig, körnig, und — etwa mit Ausnahme jüngerer Stücke — bei schiefer Ansicht unter der Loupe wenn auch schwach, so doch immerhin meist ziemlich deutlich dachig Lacerta. 427 gekielt, an den Seiten hingegen nur mehr etwas der Länge nach aufgetrieben, auch weniger dicht gestellt, gegen den Bauch zu endlich immer grösser, flacher, rhombisch und geschindelt werdend, etwa zwei bis drei Querreihen der Länge eines Bauchschildes entsprechend. Die Seiten des Halses sind mit rundlich körnigen Schuppen bedeckt; dasselbe ist in der Jugend auch mit der Unterseite des Kopfes der Fall, obwohl sie hier mit zunehmendem Alter schwach convex und ziemlich regelmässig sechseckig werden. Die Kehlfurche ist sehr deutlich, das aus etwa 10 bis 14 Schuppen bestehende Halsband gezähnelt. Von den in 10 Längsreihen stehenden Bauchschildern sind die zwei äussersten Reihen kleiner, kaum breiter als lang, die zwei mittleren ebenfalls schmäler, vorn etwa sechseckig, hinten mehr parabolisch, alle anderen hingegen stark in die Quere erweitert, von rhomboidischer oder ziemlich rechteckiger Gestalt. Das Anale ist gross, nach vorn zu von zwei bis drei Bogenreihen rhombischer oder deltoidischer Schuppen umgeben; Schenkelporen sind meist 12 bis 17 vorhanden, obwohl ihre Zahl manchmal auch bis auf 20 gesteigert erscheint. Die verlängert viereckigen Schwanzschuppen sind gleichseitig, besonders im Alter ziemlich scharf gekielt, ihr Hinterrand bei jüngeren leicht abgerundet, bei älteren Thieren je- doch in eine kurze, aber scharfe Spitze ausgezogen. Ganz junge Exemplare sind auf graugrünem oder braungrauem Grunde mit mehr weniger rundlichen und meist ziemlich grossen schwarzen Flecken besetzt, welche einen im Leben gelben, im Tode weisslichen Mittelpunkt besitzen. Diese Augenflecken, die gewöhnlich ziemlich gleichmässig über den ganzen Oberkörper vertheilt sind, zeigen sich oft in sehr deutliche Reihen gestellt und namentlich bei ganz jungen Stücken sehr häufig zu unregelmässigen Querbinden vereinigt. Der Kopf ist in diesem Alter oft gelblich gefleckt, das obere Augenlid mit einem grossen, schwarzen Punkte versehen; ähn- liche Fleckenzeichnungen wie am Oberkörper finden sich, obwohl minder ausgesprochen, auch auf der Oberseite der Beine; der Schwanz ist meist unregelmässig gefleckt oder geringelt, die Unterseite weiss, mit grünlichem Anflug. Je älter nun das Thier wird, desto mehr vergrössern sich die hellen Mittelpunkte obgenannter Augenflecke, wobei dann ihre Farbe zugleich lichter, grüngelb oder grünlich wird, während die schwarzen Umrandungen der benachbarten Mackeln zu einem unregelmässigen Netzwerk zusammenstossen, in dessen Maschen sich dann später dunklere Schuppen als Mittel- punkte herausbilden, so dass dadurch wieder ziemlich deutlich Augen- flecken entstehen, die aber mit fortschreitendem Alter durch Ver- grösserung der dunklen Mittelpunkte allmälig in helle Ringe über- gehen, die nun endlich bei ganz erwachsenen Thieren meist auch 428 Lacertidae. wieder von aussen oder innen durch die dunklere Farbe durchbrochen werden, und auf diese Weise in mehr weniger unregelmässige Schnörkel und Striche zerfallen, die oft die ganze Oberseite über- ziehen und nur an den Seiten die ursprüngliche Ringform noch öfters erkennen lassen. Je nachdem nun das ursprüngliche Dunkle der Ringflecken oder die hellere Farbe der Zwischenräume im Alter mehr zur Geltung kommt, sind dann die erwachsenen Thiere ent- weder lichter oder dunkler grün oder auch olivenfarben, übrigens nur selten einfärbig, sondern meist mit gelblichen oder schwärzlichen Schuppen unregelmässig untermischt, oder aber die Oberseite er- scheint vorherrschend schwarz und gewöhnlich mit verloschenen, unregelmässigen, olivengrünen Flecken und gelbgrünen Schuppen unordentlich gesprenkt, die dann wieder durch Zusammenfliessen häufig unregelmässig schriftartige Zeichnungen bilden oder auch grössere, inselartige Räume einschliessen, in deren Mitte dann gern hellere, augenförmig gestellte Schuppen auftreten. Bei ganz grossen Exemplaren ist in der Regel der Kopf und der Anfang des Rumpfes gleich- und einfärbig, ohne Zeichnung, bei mittelgrossen Stücken die Rumpfseiten häufig mit zwei bis drei Reihen ziemlich grosser, lichtblauer Augenflecken geziert, die bald mehr, bald weniger her- vortreten. Die Beine sind im Allgemeinen wie der Oberkörper, obwohl minder scharf und ausgesprochen, gezeichnet, der Schwanz entweder ganz einfärbig, oliven- oder braungrau, manchmal aber auch bald mehr, bald weniger mit schwärzlichen Schuppen unter- mischt, die gern zu mehreren beisammen stehen und namentlich bei jüngeren Thieren oft zu theilweisen dunklen Ringen zusammen- fliessen. Die Unterseite ist immer ungefleckt, einfärbig weissgelb. Die Länge des erwachsenen Thieres beträgt 18 bis 24 Zoll. Diese Art, die grösste und stärkste aller europäischen Lacertiden, findet sich von Nizza angefangen durch ganz Südfrankreich und die pyrenäische Halbinsel, von wo aus sie auch auf das nördliche Afrika übergeht; sie hält sich besonders gern unter den Blättern und Blattstengeln der Zwergpalme (Chamaerops humilis L.) auf und nährt sich von Kerfen, Reptilien und Mäusen. Die aus Algier und der Berberei angeführten Zacerta viridissima Rozet!) und agilis Poiret?) dürften wohl ebenfalls hierher gehören. 1) Voyage dans la regence d’Alger. I, pag. 233. 2) Voyage en Barbarie I, pag. 286. Lacerta. 429 5. Lacerta vivipara: Scuta supraocularia supraciliaribus adjacentia ; seutum nasofrenale unicum. Tempora scutellata, scutis majo- ribus ad marginem parietalium nullis; collare denticulatum. Squamae dorsales oblongo-hexagoneae, carinatae; sceuta abdomi- nalia per series sex vel octo disposita. Cauda ad basim eras- siuscula, corpore paullum longior. — Long. 10—16 cm. Lacertus vulgaris Ray Synops. anim. quadrup. et serpent. pag. 264 (1693). — Lacerta vivipara Jacq. nov. acta helvet. I, pag. 33, tab. I (1787). — Lacerta agilis Grasso Dissert. inaug. med. de Lac. agil. partim (1788). — Lacerta aedura Sheppard Descript. of Brit. Liz. in Transact. Linn. Soc. VII, pag. 50, 2 (1804). — Zoo- toca vivipara Wagl. nat. Syst. d. Amphib. pag. 155 (1830). — Zootoca muralis Gray Catal. slend. tong. in Jard. Ann. nat. hist. I, pag. 279 (1838). — Zootoca montana Bonap. Amphib. europ. pag. 21 (1839). Typus: Supra fuscescens, taenia dorsali nigrescenti; lateribus ob- scurioribus punctis flavidis seriatis. Subtus erocea , nigro-punc- tata (5) aut albida vel rubescens, concolor (2). Lacerta erocea Wolf in Sturm Deutschl. Fauna III, 4. Hft. e, fig. (1805). — Lacerta pyrrhogaster Merr. Syst. amphib. pag. 67, 16 (1820). — Lacerta chrysogastra Andrzejowski Amphib. nostr. in Nouv. mem. de la soc. imp. d. natur. de Moscou II, pag. 325, 2, tab. XXII, fig. 9 (1832). — Zootoca crocea Wiegm. Herpetol. mexic. I, pag. 9 (1834). — Zootoca pyrrhogastra Tschudi Monogr. d. Schweiz. Eidechs. pag. 27. var. a) Supra fuscescens, maculis seriatis nigris lineis flavidis albisve adjacentibus. Lacerta viridis Latr. hist. natur. d. Salam. de France XVI, g (1800). — Zootoca Jaquinii Cocteau in Guer. Magas. de Zool. Reptil. tab. 9. var. b) Ut supra, sed lineis albescentibus ad latera praesertim per longitudinem conflaentibus. Zootoca Guerinii Cocteau in Guer-Magas. de Zool. Reptil. tab. 9. var. c) Ut supra, sed etiam maculis atris per Tlongitudinem con- fluentibus. Lacerta Schreibersiana Milne Edw. Recherch. pour. serv. ä& Phist. d. lez. in Ann. d. scienc. natur. XVI, pag. 83, 4, tab. V, fie. 5 (1829). var. d) Ut supra, sed maculis nigrescentibus laterum evanidis, dorsa- libus plus minusve conspiewis. var. e) Maculis taeniisgue ommibus plus minusve obsoletis. var. f) Supra fuscescens, punctis atris albo-ocellatis; subtus albo- chalybaea. 430 Lacertidae. Lacerta montana Mikan in Sturm’s Deutschl. Fauna III, Hft. 4 c, fig. (1805). —Zootoca montana Tschudi Monogr. d. Schweiz. Eidechs. var. g) Supra et subtus atra, concolor. Lacerta nigra Wolf in Sturm’s Deutschl. Fauna III, Hft. 4 c., fie. (1805). — Lacerta atra ibid. Index (1805). — Atropis nigra Glückselig Böhm. Reptil. u. Amphib. Lotos. pag. 138 (1851). juv. Supra et subtus atra aut aeneo-nigrescens, dorso punetis seriatis albicantibus plus minusve conspicuts. Lacerta unicolor Kuhl Beitr. z. Zool. pag. 121 (1820). Der Körper ist bald mehr, bald weniger schlank, der mässig gestreckte Kopf von den Augen nach vorn allmälig verengt, oben flach, gegen die Schnauzenspitze sehr sanft nach abwärts geneigt, mit ziem- lich senkrechten Seiten. Die Beine sind kurz, die vorderen meist nur bis zum Vorderrande der Augen, die hin- teren gewöhnlich nicht viel über die Rumpfmitte oder höchstens bis gegen die Achseln, nie aber bis zu ihnen selbstreichend. Dieschwach compressen, schwärzlichen Krallen sind etwas nach aufwärts geneigt, die vorderen länger als an der Wurzel breit, die hinteren fast immer so lang als breit. Der sehr kräftige Schwanz ist in seiner ersten Hälfte fast gleich dick, dann aber all- mälig in eine kurze Spitze ausgezogen, seine Länge die des übrigen Körpers nur um etwa ein Drittel übertreffend. Das Rostrale ist meistens ziemlich stark auf den Pileus über- gewölbt, hinten mit scharfer Spitze; die Nasorostralen sind nach innen manchmal nur wenig, in der Regel aber ziemlich stark ver- engt, so dass sie mitunter gar nicht in der Mittellinie zusammen- stossen und dann das Rostrale das Internasale berührt; letzteres ist im Ganzen von gewöhnlicher Bildung, obwohl vorn gewöhnlich deutlich spitzer als hinten; desgleichen sind die Frontonasalia nach innen stets mehr oder weniger verengt, was in manchen Fällen in dem Grade der Fall ist, dass sie sich nicht einmal gegenseitig be- rühren und dann das Internasale mit dem Frontale zusammenstösst. Dieses ist gross, kurz und breit, mit ziemlich parallelen oder sanft geschwungenen Seiten, nach hinten nicht oder nur unmerklich ver- engt und deutlich breiter als der Diseus palpebralis. Die Fronto- Lacerta vivipara Jacgq. Lacerta. 431 parietalia sind von gewöhnlicher Bildung, das Interparietale meist bedeutend, wenigstens aber fast immer merklich grösser als das Oceipitale. Der Discus palpebralis zeigt nach aussen keine Körner- reihe und das vierte Supraoculare ist verhältnissmässig gross und gut entwickelt. Die meist ziemlich kurzen und breiten Parietalen sind am Aussenrande durch keine grösseren Schilder gesäumt. Das einzige Nasofrenale ist schmal, viel höher als lang, nach oben meist stark verengt, das ebenfalls schmale Frenale etwa doppelt so hoch als lang, in seiner ganzen Erstreckung in der Regel ziemlich gleich breit und das Nasofrenale stets deutlich überragend. Das Freno- oculare ist viereckig, am Hinterrande manchmal mit schwachem Vorsprung. Die vier Supraciliaren sind länglich, schmal, von vorn nach hinten an Grösse abnehmend, die Schläfe mit unregelmässigen Schildern bedeckt, die mitunter ein grösseres Massetericum zwischen sich einschliessen; das Auge ist nach unten von dem fünften Supra- labiale begrenzt. Sublabialia sind gewöhnlich fünf, manchmal aber auch nur vier, Submaxillarıia sechs vorhanden, die zwei vorderen Paare der letzteren fast doppelt so breit als lang. Die Nacken- schuppen sind rundlich körnig, glatt, die des Rückens regelmässig länglich sechseckig, sehr deutlich gekielt, schwach von aussen nach innen geschindelt und nach den Seiten zu etwas breiter werdend; im Allgemeinen entsprechen etwa zwei Schuppengürtel der Länge eines Bauchschildes. Die Kehlschuppen sind schwach convex, die mittleren nach hinten bedeutend vergrössert; das gezähnelte Halsband im Mittel aus neun (8 bis 10) Schuppen zusammengesetzt. Die Bauchschilder stehen fast immer in acht Längsreihen, deren äusserste sehr klein und parabolisch sind, während die anderen eine etwa viereckige Gestalt haben und mit Ausnahme der deutlich schmäleren Mittelreihen ziemlich gleich breit sind. Die Aftergegend ist fast ganz durch das grosse Anale bedeckt, das von sechs bis sieben ebenfalls ziemlich grossen Schuppen umgeben ist. Die Zahl der Schenkelporen wechselt zwischen 9 und 12, die Schwanzschuppen sind oben sehr deutlich gekielt und hinten spitzwinkelig ausgezogen, unten hingegen an der Schwanzwurzel vollkommen glatt mit ver- rundetem Hinterende, nach rückwärts aber immer mehr spitz- winkelig und gekielt werdend, so dass sie etwa in der zweiten Hälfte des Schwanzes denen der Oberseite gleich werden. Hinsichtlich der Färbung und Zeichnung ändert diese Art nicht so bedeutend ab, als die meisten anderen europäischen Lacerten, so dass verhältnissmässig nur wenig scharf ausgesprochene Varie- täten entstehen. Die Grundfarbe der Oberseite ändert von Grau oder Graubraun durch Grünlich- oder Röthlichgrau ins Nuss- oder Holzbraune, ja 432 Lacertidae. ausnahmsweise bis zu Schwarz verschiedenartig ab, wobei in der Regel der Rücken heller als die Seiten erscheinen und besonders die braunen Varietäten oft mit einem mehr weniger ausgesprochenen Bronze- schiller überzogen sind. Diese Färbungen treten jedoch nur selten allein auf, sondern sind in der Regel von verschiedenartigen dunkleren und helleren Flecken unterbrochen, die gewöhnlich mehr weniger deutlich gereiht sind, ja nicht selten auch zu binden- oder streifen- artigen Längszeichnungen verschmelzen. Bei der meist bräunlich gefärbten Grundform findet sich namentlich eine vom Oeceipitale über die Mittellinie des Rückens bis gegen die Schwanzmitte hin- ziehende Reihe von dunkelbraunen oder schwärzlichen Flecken, die nicht selten in ein mehr weniger zusammenhängendes Längsband vereinigt sind; auch sind die Seiten gewöhnlich mit Längsreihen gelblicher oder weisslicher Flecken oder Punkte versehen, von denen besonders eine vom Aussenrande der Parietalen über die Rücken- seiten hinziehende Reihe am häufigsten auftritt. Indem nun diese Flecken oder Linien bald allein stehen, bald wieder an der Seite schwärzlicher Mackeln liegen, können sie von einander zugleich vollkommen isolirt bleiben, oder auch zu bindenartigen Zeichnungen zusammenfliessen, was sowohl mit den hellen, als auch mit den dunklen Flecken, manchmal aber auch mit beiden zugleich der Fall sein kann. Mitunter können auch nur die dunklen Mackeln allein vorhanden sein, die dann ebenfalls oft zu streifenartigen Bändern zusammenhängen. Die Unterseite ist bei dieser Form im männlichen Geschlechte lebhaft dottergelb oder selbst orangegelb gefärbt und mit zahlreichen schwarzen Punkten gesprenkelt, beim Weibchen hingegen hell perlgrau oder weissbläulich und ungefleckt. Doch verhalten sich in letzterer Beziehung die Stücke nach den Stand- orten sehr verschieden, so dass sich einerseits das lebhafte Safran- gelb der Männchen bis zu einem unscheinbaren Lederfarben auf- hellen, anderseits wieder das Weiss der Weibchen mehr weniger ins Carminrothe neigen kann: ersteres findet sich besonders bei nördlichen, letzteres namentlich bei Varietäten aus dem östlichen Europa. Bei der als Lacerta montana Mikan unterschiedenen Form zeigt die Oberseite eine etwas hellere, meist etwa grünlichbraune Grundfarbe, die von mehr weniger zahlreichen schwarzen Mackeln unterbrochen ist, welche von gelblichen oder weisslichen Flecken begleitet oder geaugt erscheinen; die Unterseite ist hier in beiden Geschlechtern bläulichweiss. Eine dritte Form bildet endlich die Zacerta nigra Wolf, welche durch eine ober- und unterseits ganz einfarbig schwarze Färbung sehr ausgezeichnet ist, obwohl nach längerem Liegen im Weingeist Lacerta. 433 mitunter Spuren von Fleckenzeichnungen hervortreten. Bei dem höchst eigenthümlichen Eindruck, den dieses Thier auf den ersten Anblick hervorbringt, ist es nicht zu wundern, dass diese Form von einigen Autoren für eine eigene Species gehalten wird, ja der selige Glückselig hat aus dieser Varietät sogar ein eigenes Genus (Atro- pis!) construirt. Die Jungen sind ebenfalls dunkel, schwarz oder tief erzfarben und oft mit zwei Reihen hellerer Punkte versehen, die mitunter von einem dunkleren Hofe umgeben sind. Lacerta vivipara ist unter allen europäischen Eidechsen die verbreitetste Art, indem sie mit Ausnahme des südlichen und mitt- leren Italiens sowie der pyrenäischen und griechischen Halbinsel durch ganz Europa hin vorkommt. Hinsichtlich ihrer Lebensweise unterscheidet sie sich von unseren anderen einheimischen Arten da- durch, dass sie mehr an feuchten Stellen vorkommt, daher sie namentlich im Gebirge häufig ist, wo sie besonders in den Wäldern der Voralpen unter Baumrinden, neben Bächen, Wasserleitungen und dergleichen angetroffen wird; doch geht sie auch weit über die Holzregion hinauf, indem sie noch in den Hochalpen bis über 9000 Fuss Meereshöhe vorkommt. Das Thier wirft lebendige Junge und nährt sich in Uebereinstimmung mit seinem Aufenthalte vorwiegend von Regenwürmern. Die gewöhnlich als synonym hierher bezogene Lacerta praticola Eversm.!) dürfte bei dem Umstande, als der Autor die Lacerta crocea ohnedem anführt und überdies seiner praticola einen „sehr langen Schwanz“ zuschreibt, wohl eher zu taurica gehören. Ob die von Dehne?) aus den Abruzzen angeführte Zacerta porphyrea zu vivipara gehört, kann ich aus dem Grunde nicht entscheiden, weil die oberflächliche Beschreibung des Autors durchaus keinen Anhaltspunkt bietet und es mir trotz aller Be- mühungen nicht möglich war, aus jenen Gegenden irgend ein Material zu allfälliger Vergleichung zu erlangen. 6. Lacerta agilis: Scuta supraocularia supraciliaribus adjacentia; nasofrenalia duo, superius partim inferiori, partim frenali super positum. Tempora scutellata, disco masseterico nullo seutisquc majoribus duobus ad marginem parietalium. Collare denti- culatum. Squamae dorsales oblongae, carinatae, caudales acutae; scuta abdominalia per series octo dispositae. — Long. 15—21 cm. !) Lacertae imperii rossici in Nouv. mem. de la soc. imper. d. natur. de Moscou III, pag. 345, tab. 30, fig. 2 (1834). 2) Verzeichniss derjenigen Reptilien, welche Dr. Rabenhorst im Jahre 1847 in Italien gefunden. Allg. deutsche naturhist. Zeit. II, pag. 213 (1856). Schreiber, Herpetologia europaea. 23 434 Lacertidae. Lacerta communis Gesn. quadrup. ovip. pag. 30 c. fig. pag. 29, partim (1554). — Lacerta agilis Linne Syst. nat. pag. 203, 15, partim (1758). — Seps caerulescens Laur. Synops. reptil. pag. 62, 109, tab. 1, fig. 3 (1768). — Lacerta agilis Wolf in Sturm’s Deutschl. Fauna III, Heft 2, ce. fig. (1799). — Lacerta sepium Griff. anim. kingd. Cuv. IX, pag. 116 (1831). — Lacerta europaea Pall. Zoogr. rosso-asiat. III, pag. 29, 31 (1831). — Lacerta stir- ‘pium Bonap. Amph. europ. pag. 33, 23 (1839). Typus: Supra griseo - fuscescens, taeniis dorsalibus pallidioribus duabus maculisque atris albo-intermixtis per series plerumque tres dispositis. mas. Lateribus saepe virescentibus maculis atris minus comspieuis; abdomine viridi-vel chalybaeo-albescenti nigro-punctato. Lacerta viridis Latr. hist. natur. d. salam. de France pag. XV, var. e (1800). — Lacerta stirpium Daud. hist. natur. gener. d. reptil. III, pag. 155, tab. XXXV, fig. 2 (1803). — ? Lacerta viridis Eichw. Fauna caspio-caucas. pag. 83 (1842). fem. Lateribus concoloribus maculis nigris albo-intermixtis valde con- spieuis; abdomine albido vel flavescenti immaculato. Lacerta viridis Latr. hist. natur. d. Salam. de France pag. XV, c (1800). — Lacerta arenicola Daud. hist. natur. gener. d. reptil. pag. 230, tab. XXX VII, fig. 2 (1803). pull. Supra griseo-fuscescens, maculis nigris albo-ocellatis irregulariter seriatis; subtus albida, concolor. Seps argus Laur. Synops. reptil. pag. 61, tab. 1, fig. 5 (1768). — Lacerta Laurentii Daud. hist. natur. gener. d. reptil. III, pag. 277 (1803). juv. Ui supra, sed dorso lateribusque obscurioribus maculis passim confluentibus. var. a) Supra griseo-fuscescens, maculis dorsalibus nullis, Tateralibus distinctis. Lacerta chersonnensis Andrzejowski Amph. nostr. in Nour. mem, de la soc. imper. de Moscou II, pag. 327, 4, tab. XXI, fig. 11 (1832). var. b) Supra fusco-vel viridiflava, dorso lateribusque obscurioribus maculis densis, atris, subrotundis, abdomen versus interdum per longitudinem confluentibus (Hispan.). var. c) Supra griseo-virescens, dorso maculis atris majusculis sparso, lateribus faseiis transversis uneinatis aterrimis maculas albas includentibus (Hispan.). var. d) Maculis atris in medio albo-punctatis. var. e) Maculis atris maxime dorsalibus in medio albo-striolatis. var. f) Maculis atris ad latera albo-limbatis. Lacerta. 435 var. g) Maculis dorsalibus per longitudinem confluentibus. var. h) Maculis dorsalibus in fascias duas atras, taenia alba diwvisis, confluentibus. var. 1) Dorso ferrugineo, immaculato, lateribus fuscescentibus aut viri- dibus maculis plerumque parum comspicuis; abdomine albo- virescenti nigro-punctato. Seps ruber Laur. Synops. reptil pag. 62, 108, tab. 3, fig. 3 (1768). — Seps stellatus Schrank Fauna boica I, pag. 286, 266 (1798). — Lacerta agilis var. Erythronotus Fitzing Classificat. d. Reptil. pag. 51, 12 (1826). — Lacerta sericea Glückselig Böhm. Rept. u. Amph. in Lotos pag. 113 (1851). var. k) Dorso in medio aterrimo, albo-limbato ; lateribus nigrescentibus albo-variegatis, abdomen versus obscuro-viridibus. Subtus dilute albida (Helvetia). var. 1) Supra viridis, lateribus nigro-alboque maculatis (Ross. merid.). Lacerta colchica Eichw. Fauna caspio-caucas. pag. 83 (1842). var.m) Supra griseo-fuscescens, immaculata. Der Körper ist in der Jugend schlank, im Alter jedoch ziemlich kräftig und gedrungen, der Kopf hoch, in der Wangengegend schwach backenartig aufgetrieben, von den Fig. 86. Augen nach vorn ziemlich schnell in die kurze, stumpf abgestutzte Sehnauze verengt. Er ist oben in seinem Hintertheile mehr weniger ab- geplattet, gegen die Spitze hin nur schwach abfallend, im Alter zwischen und namentlich vor den Augen meist deutlich vertieft. Der Gaumen ist immer bezahnt. Die Beine sind kurz, die vorderen nie über die Augen, die hinteren nicht viel über die Rumpf- mitte hinausreichend. Der mässig dünn ausgezogene Schwanz ist etwa anderthalbmal so lang als der Körper. Lacerta agilis Wolf. Das ziemlich hohe Rostrale ist hinten spitz dreieckig ausgezogen und durch die gewöhnlich nicht sehr breit zusammenstossenden Naso- rostralschilder fast immer vom Internasale getrennt; die Fronto- nasalia sind meist etwas breiter als lang, das Frontale verhältniss- mässig kurz und breit, nach hinten meist nur sehr wenig verengt, mit in der Regel schwach geschweiftem Seitenrande und im Alter 28* 436 Lacertidae. manchmal mit einer seichten, über dessen Mittellinie hinziehenden Längsfurche; das Interparietale ist mindestens doppelt so gross als das trapezische Oceipitale, der Discus palpebralis viel schmäler als das Frontale, am Aussenrande ohne Schuppenreihe, das vierte Supra- oculare verhältnissmässig ziemlich gross. Die Parietalen sind am Aussenrande durch zwei grosse, längliche Schilder gesäumt. Die Nasenlöcher sind rundlich, mittelgross, etwas hinter der Rostralnaht über dem ersten Supralabiale gelegen. Die zwei Nasofrenalen sind bei normalen Stücken in der Weise übereinander gestellt, dass das obere theilweise auf dem unteren, theilweise aber auf dem Zügel- schilde aufliegt, so dass diese drei Schilder zusammen etwa ein Dreieck bilden. Doch ist das obere Nasofrenale manchmal auch dem unteren oder dem Zügelschilde allein aufgesetzt, sowie überhaupt Unregelmässigkeiten in dieser Richtung nicht selten vorkommen. Supraciliaren sind gewöhnlich fünf vorhanden, davon die zwei ersten bedeutend verlängert; die Schläfe sind mit ziemlich grossen, unregel- mässig polygonalen Schildern bedeckt, die kein deutliches Masse- tericum zwischen sich einschliessen. Von den sieben Supralabialen sind die drei ersten ziemlich viereckig, höher als breit, das vierte trapezisch, das fünfte unter dem Auge gelegen. Sublabialia sind in der Regel sechs, Submaxillaria fünf vorhanden, davon die drei ersten Paare zusammenstossend, das vorletzte Paar das grösste. Die Kehlfurche ist meist ziemlich verwischt, die vor ihr stehenden Schuppen länglich rhombisch oder sechseckig und in schiefe, nach aussen divergirende Längsreihen gestellt; die hinter ihr befindlichen Schuppen grösser, quer erweitert, mehr weniger verrundet sechseckig und meist ziemlich deutlich geschindelt aber kaum regelmässig ge- reiht. Das gezähnelte Halsband zeigt etwa 9 bis 11 grosse, von aussen nach innen schindelförmig übergreifende Schuppen. Die Halsseiten sind bis zur Wurzel der Vorderbeine hin mit rundlichen, schwach gekörnten und vollkommen glatten Schuppen bedeckt, die des Rumpfes hingegen sind in der Mitte des Rückens schmal, gut doppelt so lang als breit und sehr deutlich dachig gekielt, werden aber gegen den Bauch zu schnell breiter, grösser und vollkommen flach, so dass dadurch Rücken und Seiten ganz verschieden beschuppt erscheinen. Auch sind sämmtliche Schuppen in sehr ausgesprochene Querreihen gestellt, von denen im Durchschnitt zwei der Länge eines Bauchschildes entsprechen, und während die des Rückens voll- kommen neben einander liegen, zeigen sich die seitlichen sehr schwach geschindelt, nicht selten auch mit kleinen Körnchen in den Zwischen- räumen. Das Brustdreieck enthält etwa 7 bis 12 Schilder, der Unterleib ist mit acht Längsreihen von Schildern bedeckt, deren äusserste klein, parabolisch und fast etwas länger als breit sind, so Lacerta. 437 wie auch die zwei Mittelreihen den daran stossenden an Grösse bald mehr, bald weniger nachstehen. Das grosse Anale ist mit Ausnahme des freien Hinterrandes ganz von grösseren Schuppen gesäumt, die beim Männchen stark, beim Weibchen aber viel weniger hervor- tretenden Enke sind gewöhnlich in der Zahl von 11 bis 14 | vorhanden. Die Schwanzschuppen sind länglich, etwas ungleich- seitig, sehr deutlich dachig gekielt, oberseits in eine schärfere, unter- seits mit Ausnahme der vollkommen flachen und glatten Basal- schuppen in eine stumpfere Spitze ausgezogen. Die Färbung und Zeichnung ist theils nach Alter und Ge- schlecht, theils auch nach dem Standorte, manchen Verschiedenheiten unterworfen, obwohl sich die Art im Allgemeinen nicht sehr ver- änderlich zeigt, so dass die Grundanlage der Zeichnung trotz mancher Modificationen doch bei den allermeisten Stücken noch gut erkennbar ist. Ganz junge Exemplare zeigen auf oft ziemlich dunklem, gelb- oder graubraunen Grunde eine sehr veränderliche Anzahl weisser, schwärzlich umrandeter Augenflecken, die meistens in unregel- mässige Längsreihen gestellt sind, von denen gewöhnlich drei über den Rücken und drei bis vier längs der Körperseiten hinziehen, ob- wohl die ersteren manchmal auch fehlen und der Rücken dann durchaus ungefleckt erscheint. Diese für die im Spätsommer aus- kommenden Jungen charakteristische Zeichnung ändert sich jedoch gleich nach dem Hervorkommen aus den Winterquartieren in der Weise, dass sich die allgemeine Grundfarbe längs der Rückenmitte und der Körperseiten merklich verdunkelt und ins Braune umsetzt, während die von dieser Veränderung nicht betroffenen schmalen Zwischenzonen bedeutend heller werden, was namentlich mit den oberen, zu Seiten des Rückens hinziehenden, weit weniger jedoch mit den an der Bauchgrenze verlaufenden, der Fall ist, so dass dann die Thiere in diesem Alter besonderslängs der dunkleren Rückenmitte jederseits ein meist schon recht deutliches helles Längsband zeigen; auch sind zu der Zeit die schwarzen Augenflecken meist nicht mehr in so grosser Anzahl vorhanden, wie bei den Neugeborenen, indem sie sich durch stellenweises Zusammenfliessen theilweise vergrössern und vermindern. Je älter nun das Thier wird, desto mehr hellen sich in der Regel die beiden längs der dunklen Rückenmitte hin- ziehenden Streifen auf und die anfänglichen Augenflecken werden durch Ueberhandnehmen und gegenseitiges Zusammenfliessen des schwarzen Randes auf verhältnissmässig wenige aber meist ziemlich grosse Mackeln reducirt, von denen bei normalen Stücken gewöhnlich eine Reihe über die Rückenmitte, und eine bis zwei Reihen längs der Rumpfseiten hinziehen. Uebrigens ist die Zahl und Grösse dieser 438 Lacertidae. Flecken sowie auch das Verhältniss des Schwarzen und Weissen in denselben vielen Verschiedenheiten unterworfen; namentlich kann das letztere ganz von ersterem eingeschlossen sein, so dass also noch vollkommene Augenflecken vorhanden sind, oder die eine Farbe erscheint der anderen an einem oder auch an beiden Aussen- rändern anliegend; desgleichen ist das Weiss bald mehr rundlich und punktförmig, bald mehr länglich und strichartig, welch letzteres besonders gern bei den Rückenflecken der Fall ist. Der Schwanz erscheint durch die in schmaler Bandform auf ihn fortgesetzte Rumpf- zeichnung gewöhnlich mit drei dunklen, durch helle Zwischenräume getrennten Streifen versehen, die Flecken des Rückens auf ihn bald mehr, bald weniger fortgesetzt. Sämmtliche Fleckenzeichnungen sind übrigens namentlich bei den Weibchen meistens sehr gut aus- gebildet, während bei den Männchen besonders die seitlichen Mackeln häufig nur unvollständig vorhanden oder in unregelmässige Punkte aufgelöst sind, und namentlich die weisslichen Flecken hier oft ganz fehlen. Auch nehmen in letzterem Geschlechte die Körperseiten zur Brunstzeit eine lebhaft lichtgrüne Färbung an, die sich oft theil- weise auch auf die Beine erstreckt und manchmal sogar auf den Rücken ausdehnen kann; doch scheinen solche ganz grüne Formen fast ausschliesslich auf den Südosten Europas beschränkt zu sein. Die in der Jugend einfärbig weissliche oder hell perlgraue Unterseite ist im Alter bei den Männchen gelbgrün oder weissblau, bei den Weibchen schwefelgelb oder weisslich, bei jenen bald mehr, bald weniger dicht schwarz gesprenkelt, bei diesen gewöhnlich einfärbig und ungefleckt. Ausser dieser hier beschriebenen Stammform kommen nun noch mancherlei Varietäten vor, die sich von den typischen Stücken mit- unter ziemlich weit entfernen, obwohl auch an ihnen das allen Abänderungen zu Grunde liegende Urbild fast immer sofort zu erkennen ist. Vor allem kann die Ausbildung und Verbindungweise der Flecken Veranlassung zu manchen Verschiedenheiten bieten. Nur sehr selten fehlen alle Mackeln vollkommen, so dass das Thier dann ganz einfärbig und ungefleckt erscheint; häufiger hingegen kommt es vor, dass entweder nur die Rückenmackeln, oder bloss die Seiten- flecken allein fehlen. Desgleichen kann auch die Anzahl, die Ver- theilung und‘ Verbindungsart der Flecken verschieden sein, sowie auch manchmal das Schwarz allein vorhanden erscheint. So kann die Zahl derselben bald grösser, bald geringer, die Grösse und Gestalt sehr wechselnd, letztere namentlich bald unregelmässig, bald mehr rundlich oder ziemlich regelmässig viereckig sein, welch letzterer Fall besonders an den Rückenflecken öfters zu bemerken Lacerta. 439 ist. Obwohl gewöhnlich ziemlich deutlich der Länge nach gereiht, kommt es doch auch vor, dass sämmtliche Mackeln mitunter voll- kommen unregelmässig über den ganzen Oberkörper bald mehr, bald weniger dicht zerstreut sind. Ferner zeigen namentlich die Rücken- flecken häufig eine Tendenz der Länge nach zusammenzufliessen, so dass dadurch oft sehr regelmässige schwarze Bandstreifen entstehen, welche durch die dann gewöhnlich ziemlich rein weisslichen Seiten- streifen oft sehr scharf begrenzt und durch das gleichzeitige Zu- sammenstossen der eingeschlossenen Strichflecken mitunter auch noch von einer weissen’ Längslinie durchzogen sind. Die Seitenmackeln fliessen hingegen nur äusserst selten der Länge, häufig jedoch der Quere nach zusammen, auf diese Weise verschieden geformte, bald ziemlich senkrechte, bald mehr schief gestellte Querbinden darstellend, welche die sie begleitenden Mackeln entweder ganz, oder nur theil- weise einschliessen, so dass sie ım letzteren Falle nach hinten oft hufeisenförmig geöffnet, in ihrer Concavität die weisse Zeichnung umfassen. Bei der als Lacerta erythronotos unterschiedenen Form ist die ganze Mitte des Rückens breit einförmig rostfarben, die Seiten grün oder graubraun, bald schwarz gefleckt, bald — und zwar viel häufiger — ganz unregelmässig schwarz gesprenkelt; der Unterleib ist hier in der Regel grünlich weiss, mit schwarzen Punkten bald mehr, bald weniger besetzt. Eine wirklich prachtvolle, mit der vorigen in ihren Grundzügen übereinstimmende Varietät, wurde von Tschudi in der Schweiz be- obachtet. Dieselbe ist zu beiden Seiten des tief schwarz gefärbten Rückens scharf weiss gesäumt, an den mit weissen Punkten und Schnörkelflecken versehenen Körperseiten ebenfalls schwärzlich, gegen den Bauch zu ins Dunkelgrüne übergehend; die Unterseite ist schmutzig weiss. Doch ist diese Abart nicht etwa eine ständige Localform, sondern nur eine, wie es scheint seitdem nicht wieder beobachtete melanische Ausartung eines einzelnen Exemplares. Die Länge des erwachsenen Thieres beträgt gewöhnlich sechs bis acht Zoll, doch erreichen namentlich die in Südrussland vor- kommenden, ganz grün gefärbten Stücke, nicht selten reichlich 10 Zoll Gesammtausmaass. Lacerta agilis ist von Schweden und England aus über Dänemark, ganz Deutschland und die Schweiz bis zu den Alpen verbreitet, die sie aber nach Süden hin nicht zu überschreiten scheint; nach Westen zieht sie durch Belgien — wo sie aber bisher nur bei Arlon beobachtet wurde — nach Frankreich, und von hier über die Pyre- näen sogar in die iberische Halbinsel. Doch scheint sie daselbst nur ein sehr locales Vorkommen zu haben und konnte ich die Grösse 440 Lacertidae. ihres Verbreitungsbezirkes allhier nicht mit der wünschenswerthen Genauigkeit ermitteln. In Portugal kommt sie wenigstens nach Barbosa de Bocage!) nicht vor. In Spanien ist sie hingegen nach Argas?) häufig, obwohl dies vielleicht nur für die Umgebungen von Madrid seine Geltung hat. Das kaiserliche Cabinet in Wien besitzt ebenfalls Stücke aus Spanien, obwohl leider ohne nähere Angabe des Fundortes. Endlich hatte ich selbst Gelegenheit eine Anzahl von Exemplaren aus dem südlichen Theile der Halbinsel zu untersuchen, welche in der Umgebung von Granada gesammelt worden waren. Alle mir aus Spanien zu Gesichte gekommenen In- dividuen waren von unseren deutschen an Grösse nicht verschieden, zeichneten sich aber stets durch einen entschieden ins Grünliche oder Gelbliche ziehenden Ton der Grundfarbe sowie häufigdurch das sehr tiefe Schwarz der Flecken aus, die theils ziemlich rundlich und oft in sehr grosser Menge und merklicher Grösse über die ganze Oberseite zerstreut und in diesem Falle meist ohne weisse Bei- mischung waren, theils aber wieder an den Seiten zu sehr scharf ausgeprägten hufeisenförmigen Querbinden zusammenstiessen, die an ihrer nach rückwärts geöffneten Concavität eine weisse Mackel einschlossen. Die schwarze Punktirung der Unterseite war bei diesen Formen auch im männlichen Geschlechte nur wenig ausge- sprochen. Nach Osten hin verbreitet sich unser Thier durch ganz Ungarn und die Karpathenländer nach Südrussland, wo sie, mit Ausnahme der Krim, in allen nördlich vom Pontus gelegenen Ländern sowie auch im Kaukasus — hier namentlich in der grossen, ganz grün gefärbten Form — nicht selten ist. In ganz Italien und Griechenland, sowie in den südlich von den Alpen gelegenen öster- reichischen Kronländern, also in Illyrien, Istrien und Dalmatien, fehlt die Art jedoch gänzlich. Was die verticale Verbreitung dieser Eidechse betrifft, so sind hier die Autoren der Ansicht, dass selbe im Allgemeinen ziemlich gering sei und im Durchschnitt 2000 Fuss Meereshöhe nur selten übersteigt. Ich kann jedoch nach meinen Erfahrungen dieser Be- hauptung nicht ganz beistimmen, und wenn es auch so ziemlich richtig ist, dass man die Art nur selten im Gebirge antrifft, so scheint mir dies doch weniger mit der Erhebung über die Meeres- fläche, als vielmehr mit der Bodenbeschaffenheit zusammenzuhängen. Denn da das Thier vorzugsweise in Erdlöchern lebt, so meidet es selbstverständlich harten Boden und demzufolge in der Regel auch {) Liste des Mammiferes et Reptiles observees en Portugal. Revue et Mag. de Zool, par Guer. Men. XVI, 1863. 2) Elementos de Zoologia. Madrid 1863. Lacerta. 441 das Gebirge; fällt jedoch der letztere Grund hinweg, so geht die Art ziemlich hoch hinauf, und habe ich dieselbe in dem mit lockeren Erdreich bedeckten Gaisberge bei Salzburg selbst in 4000 Fuss Meereshöhen noch ziemlich häufig beobachtet. Im Vergleich mit den anderen europäischen Lacerten ist agilis in ihren Bewegungen ziemlich langsam und schwerfällig; ihr Lauf fördert nur wenig schnell, sie hält sich fast ausschliesslich am Boden auf und klettert nur selten und unbeholfen. Die Eier des Thieres verbreiten mitunter im Finstern einen schwachen, phosphorescirenden Schein, die Nahrung besteht wohl ausschliesslich aus Insecten. 7. Lacerta viridis: Discus palpebralis margine externo serie granorum limbatus; nasofrenalia duo, superposita. Tempora scutellata, disco masseterico nullo scutisgque majoribus duobus ad marginem parietalium. Collare denticulatum. Squamae dorsales oblongae, carinatae, caudales ocutae. Scuta abdominalia per series octo disposita. — Long. 33—63 cm. Lacerta major & viridis Gesn. quadrup. ovip. pag. 29 c. fig. pag. 36 (1554). — Lacerta viridis Aldrov. quadrup. digit. ovip. pag- 633 (1637). — Lacerta cyanolema Glückselig Böhm. Reptil. u. Amphib. Lotos pag. 111 (1851). — Podareis ceyanolema Glücksel. Verhandl. d. zool. bot. Gesellsch. Wien XII, pag. 1134 (1863). Typus: Supra viridis (&) vel fuscescens (2), aut concolor (5), aut maculis nigris, albo-ocellatis (2). Subtus immaculata, flavida aut virescens. var. a) Supra laete viridis, concolor. Seps viridis Laur. Synops. reptil. pag. 62, CXI (1768). — Lacerta chloronota Rafın. Caratt. ale. nuovi gen. e spec. anim. d. Sieil. pag. 7, 16 (1810). — Lacerta viridis var. concolor Duges Mem. sur les espec. indig. du genre Lac. Ann. sc. nat. XVI, pag. 374 (1829). var. b) Supra virens, squamis atris fuscisve intermixtis. Seps varius Laur. Synops. reptil. pag. 172, tab. 3, fig. 2 (1768). — Lacerta viridis Daud. hist. natur. gener. d. reptil. III, pag. 144, tab. XXXIV (1803). — Lacerta elegans Andrzejowski Amph. nostr. Nouv. mem. soc. imp. natur. Moscou Il, pag. 328, 6, tab. XXII, fig. 13 (1832). — Lacerta smaragdina Schinz Naturg. u. Abbild. d. Reptil. pag. 99, tab. 37, fig. 2 (1833). var. c) Supra squamis olivaceis nigrisque aequaliter sparsa (Graecia). var. d) Supra fusco-virescens, punctis viridibus flavisque variegata. var. e) Supra griseo-virescens, punctis maculisque atris et badiüis sparsa; subtus flavo-virens vel coeruleo-albida. Lacerta viridis var, cinereo-nigrescens de Betta Erpetol, var. var. var. var, var. var. var. var. var. var. var. Lacertidae. d. prov. ven. Atti d. Acad. di agric. arti e comm. di Verona XXXV, pag. 129 (1857). f) Supra flavo-virens, punctis atris creberrimis variegata. Lacerta viridis Latr. hist. nat. Salam. de France pag. XV, d (1800). — Lacerta viridis var. punctata Duges Mem. sur les esp. du genre Lac. pag. 374 (1829). — Lacerta viridis var. versicolor de Betta Erpetol. d. prov. ven. pag. 129 (1857). g) Supra atra, punctis flavescentibus crebris sparsa (Illyr.). h) Supra atra, concolor. Lacerta viridis var. nigra Gachet. Act. de la soc. Linn. de Bordeaux (1833). i) Supra fuscescens, maculis ad latera plus minusve conspieuis. Seps terrestris Laur. Synops. reptil. pag. 61, 107, tab. 3, fig. 1 (1768). k) Supra viridis aut fusco-olivacea, maculis subquadratis nigrescen- tibus interdum albo-limbatis in dorso saepe seriatis. Lacerta serpa Rafin. Caratt. ale. gen. e spec. anim. d. Sicil. pag. 8, 17 (1810). — Lacerta sicula Rafın. ]. ec. pag. 8, 18 (1810). — Lacerta viridis var. maculata Dug. Mem. esp. Lac. pag. 375 (1829). l) Supra griseo-virescens, obscurius marmorata, lateribus guttis albidis parvis per series duas dispositis (Graecia). m) Supra punetis lineisque atris et flavis irregulariter variegata, dorso interdum lineis flavescentibus duabus. Lacerta viridis var. variolata Dug. Mem. esp. Lac. pag. 376 (1829).- n) Supra viridis aut fusco-olivacea, dorso lateribusque Tineis duabus flavo-albescentibus nigro-limbatis, his minus conspicuis saepiusque interruptis. Lacerta bilineata Daud. hist. nat. gen. d. reptil. III, pag. 152, tab. XXXV, fig. 1 (1803). — Lacerta sericea Daud. |. c. pag. 224 juv. (1803). — Lacerta viridis var. radiata Dug. Mem. esp. Lac. pag. 375 (1829). — Lacerta bistriata Schinz Naturg. u. Abbild. d. Reptil pag. 100, tab. 37, fig. 1 (1833). — Lacerta viridis var. quadriradiata Dum. Bibr. Erpet. gen. V, pag. 210, 6 (1839). 0) Ut supra, sed dorso maculis atris irregulariter marmorata. p) Supra fusco-virescens, corporis lineis tribus laterumque guttis albidis obsceurius limbatis. Subtus albescens (Graeeia). q) Supra fusco-cuprea aut cinereo-nigrescens, lineis corporis tribus nec non laterum femorumque guttis albescentibus. Subtus albida (Ross. merid.). Lacerta. 443 Lacerta exigua Eichw. Zoolog. spec. Ross. et Polon. III, pag. 188, 3 (1831). — Lacerta sylvicola Eversm. Lac. imp. ross. Nouv. mem. soc. imp. natur. Moscou III, pag. 344, 3, tab. XXXI, fig. 1 (1834). var. r) Supra fusca aut obscure olivacea, lineis corporis quwinque guttisque femorum albis aut flavidis. Subtus flavescens (Ross. merid.). Lacerta quinque-vittata Menetr. Catal. rais. d. obj. de zool. rec. au Cauc. pag. 61, 211 (1832). var. s) Ut supra, sed corporis linearum interstitiis maxime lateralibus albido-maculatis (Ross. merid. Dalmat.). -Lacerta strigata Eichw. Zool. spec. Ross. et Polon. III, pag. 189, 6 (1831). x pull. Supra fusco-flavescens vel griseo-olivacea, concolor, subtus albida. juv. Ut supra, sed maculis obscuris lineisque pallidis duabus plus minusve conspiceuis ; lateribus virescentibus. Der Körper ist walzig, ziemlich kräftig, der Kopf in der Jugend verhältnissmässig kurz und breit, seine Oberfläche deutlich gewölbt, Fio. 87. von den Augen nach vorn f zu ziemlich steil und schnell abfallend, im Alter hin- gegen länger, mehr allmälig dreieckig zugespitzt, oben und an den Seiten ziemlich flach und nach vorn weit weniger abschüssig, dann im Ganzen etwas breiter als hoch und etwa doppelt so lang als breit. Der Gaumen ist immer bezahnt; die Vorderbeine erreichen au den Körper angelegt in der Regel die Nasenlöcher, die hinteren die Achseln, obwohl letztere übrigens oft auch nur vier Fünftheile der Rumpflänge besitzen; die Krallen sind an den Lacerta viridis Gesn. Vorderzehen bis viermal, an a. juvenis. den hinteren etwa dreimal so lang als breit. Der gegen die Spitze stark verdünnte Schwanz ist doppelt so lang als der übrige Körper. 444 Lacertidae. Das gewöhnlich seicht längsgefurchte Rostrale ist nur wenig nach aufwärts gewölbt, das Internasale in der Jugend meist breiter als lang, im Alter aber so lang als breit oder selbst länger. Die Frontonasalen sind bei Jungen so breit als lang oder wenig länger, bei Alten hingegen bedeutend länger als breit. Das Frontale ist gross, bei jungen Thieren in der Mitte meist ziemlich stark bogig verengt und daher hier schmäler oder höchstens so breit als die angrenzenden, ziemlich gewölbten Supraocularschilder; bei erwach- senen Stücken zeigt sich jedoch das Frontale ziemlich parallelseitig, nach vorn nur wenig oder kaum erweitert und stets deutlich breiter als der flache Palpebraldiscus, welcher wenigstens im Alter durch eine kürzere oder längere Körnerreihe von den Supraciliaren ge- trennt ist. Die Frontoparietalen sind in der Jugend etwa so lang als breit, im Alter länger, hier das Interparietale viel schmäler und das Oceipitale verhältnissmässig länger als dort. Die Parietalen sind am Aussenrande von zwei grösseren, länglichen Schildchen be- grenzt. Das über der Rostralnaht des ersten Supralabiale gelegene Nasenloch ist hinten von zwei genau übereinander gestellten Naso- frenalen begrenzt, deren unteres dem ersten Lippenschilde aufliegt und mit dem oberen in der Grösse ziemlich übereinstimmt. Das mehr weniger senkrecht dem zweiten Labiale aufgesetzte Zügel- schild ist etwa doppelt so breit als ein einzelnes und eben so hoch als beide Nasofrenalen zusammengenommen. Das Freno-oculare ist viel grösser als sämmtliche vorausgehenden Kopfschilder, an seinem Hinterrande sowohl oben als auch unten nach vorn gebuchtet. Die Schläfe sind mit ziemlich grossen, unregelmässig polygonalen Schildern bedeckt, die flach oder nur sehr schwach gewölbt sind und höchstens gegen das Ohr zu manchmal kleiner und schuppen- artig werden; ein durch besondere Grösse hervortretendes Massete- ricum ist in der Regel nicht vorhanden; von den sieben bis acht Supralabialen begrenzt das fünfte das Auge. Die länglich sechs- eckigen, in schiefen Querreihen stehenden Kehlschuppen sind von den dahinter liegenden viel breiteren Halsschuppen durch eine sehr deutliche Querfurche getrennt; das deutlich gezähnelte Halsband besteht im Mittel aus neun (6 bis 12) grossen, auf einander ge- schindelten Schuppen. Die Körperschuppen sind am Anfang des Rückens klein und körnig, später aber mehr schmal und länglich, stumpf gekielt, nach den Seiten hin etwas kürzer, breiter und rund- licher werdend, und obwohl sie hier immer weniger dachig, bloss schwach aufgeworfen oder endlich nahezu ganz flach werden, so lassen sie doch die Spur eines schrägen Kieles unter der Loupe und bei günstiger Beleuchtung oft fast bis zur untersten Reihe hin noch erkennen. Im Ganzen kommen etwa zwei Querreihen von Schuppen Lacerta. 445 auf die Länge eines Bauchschildes. Letztere stehen in acht Längs- reihen, deren äusserste parabolisch und etwa nur doppelt so gross, als die daran stossenden Schuppen sind. Das Anale ist sehr gross, die mittlere der dasselbe umgebenden Schuppen manchmal erweitert, die Anzahl der Schenkelporen beträgt gewöhnlich 15 bis 18 (11 bis 20). Die Schwanzschuppen sind schmal, länglich fünfeckig, voll- kommen gleichseitig, hinten spitz ausgezogen und sowohl oben als unten scharf dachig gekielt. Die Färbung ist nach Alter, Geschlecht und Standort vielen Verschiedenheiten unterworfen. Ganz junge Thiere sind oberseits einfärbig lederbraun, grau- oder braungrün, welche Farbe bei etwas grösseren Stücken namentlich gegen die Seiten zu in ausgesprocheneres Grün übergeht, so dass dann eine bräunliche Rücken- und eine grün- liche Seitenzone meist ziemlich gut unterschieden werden kann. Zu dieser eintönigen Färbung gesellen sich dann später einzelne, dunkle, oft mehr weniger deutlich gereihte Flecken hinzu, mitunter auch zwei zu Seiten des Rückens hinziehende, aber meist nur schwach hervortretende hellere Längsstreifen. Die ferneren Veränderungen des Thieres sind im Allgemeinen nach den Geschlechtern ziemlich verschieden; so setzt sich beim Männchen die Grundfarbe der Ober- seite immer mehr ins Grüne um, während die bei Jüngeren auf- getretenen schwarzen Flecken durch allmälig weiter gehende Zertheilung zugleich immer kleiner werden, zwischen die stets vor- herrschender werdende grüne Hautfärbung bald nur als dunkle Punkte eingestreut erscheinen und mit zunehmendem Alter endlich oft gänzlich verschwinden, so dass sehr alte Exemplare häufig fast ganz rein und einfärbig grün sind. Doch kommt diese Form, die Lacerta chloronotos Rafın., nicht bloss den Männchen, sondern mit- unter auch den Weibchen zu, nur ist bei diesen die Grundfarbe dann gewöhnlich viel heller und meist noch weniger mit schwarzen Flecken untermischt, als im anderen Geschlechte. Bei mittelgrossen Männchen zeigt sich hingegen das Grün sehr oft mit gelben, braunen und schwarzen, gegen den Kopf zu manchmal selbst mit blauen Schuppen in sehr verschiedenartiger Weise gemischt, wobei bald die eine, bald die andere Farbe vorherrschen kann und durch Zusammen- stossen von gleichfärbigen Schuppen häufig unregelmässige Striche und Schnörkel entstehen (Zacerta variolata Dug.). Sehr oft zeigt sich bei diesen Formen das Schwarz so vorherrschend, dass es zur Grundfarbe werdend die hellen Schuppen nur als zerstreute Sprenkel oder schriftartige Zeichnungen enthält, ja in äusserst seltenen Fällen kann die dunkle Farbe alle anderen so vollständig verdrängen, dass die ganze Oberseite einfärbig schwarz wird (Zacerta nigra Gach.). Bei den zuletzt genannten Varietäten ist der Kopf ge- 446 Lacertidae. wöhnlich dunkel und mit ähnlichen hellen Zeichnungen wie der Körper versehen. Bei den Weibchen hingegen bleibt die Grundfarbe meist trüber, bräunlich oder schwarzgrün, während die schon ziemlich früh er- scheinenden schwarzen Flecken gewöhnlich grösser und zahlreicher werden, mitunter eine ziemlich regelmässige, besonders viereckige Gestalt annehmen und namentlich am Rücken gern in Längsreihen gestellt sind, an den Seiten aber meist nur unregelmässig zerstreut vorkommen. Nicht selten sind diese Mackeln besonders nach aussen zu von weissen oder gelblichen Strichen oder Flecken begleitet, welche dureh Zusammenfliessen öfters bald mehr, bald minder unter- brochene Längsstreifen hervorbringen, wovon in der Regel zwei zu Seiten des Rückens vom oberen Augenrande bis zur Schwanzwurzel hinziehende sehr scharf und deutlich hervortreten, während zwei andere etwa von der Ohröffnung bis zur Wurzel der Hinterbeine längs der Körperseiten verlaufende gewöhnlich viel undeutlicher und mehr unterbrochen sind. Diese Form — die Lacerta bilineata Daud. — findet sich in vielen Sammlungen auch unter der Be- zeichnung Lacerta Michahellesii Fitz.; gesellt sich zu diesen vier Streifen noch eine mittlere Rückenlinie dazu, so entsteht die Varietät qwinque-radiata Dum. Bibr.; auch kann es bei all diesen Abände- rungen geschehen, dass nebst den hellen Strichen auch die ihnen anliegenden dunklen Mackeln der Länge nach zusammenfliessen, wodurch dann natürlich die streifenartige Zeichnung noch besser hervortritt; in noch ausgezeichneterem Grade ist letzteres aber dann der Fall, wenn die ganze Grundfarbe des Körpers mehr oder weniger dunkel wird, wie es z. B. bei Stücken aus dem südöstlichen Europa, namentlich bei südrussischen, seltener schon bei griechischen und dalmatinischen, vorkommt. Es entsteht dadurch eine höchst eigen- thümliche Form, die auf tief dunkel olivengrüner, kupferbrauner oder selbst schwärzlicher Oberseite von drei (Lacerta exigua Eichw.) oder fünf (Lacerta qwinque-vittata Men &tr.) oft sehr scharfen, weissen, im Leben gelblichen Streifen durchzogen ist; dabei sind in der Regel auch die Schenkel mit hellen Tropfenflecken besetzt, nicht selten auch die zwischen den hellen Streifen bandartig hinziehenden dunklen Zwischenräume der Grundfarbe, namentlich die seitlichen, durch lichte Mackeln unterbrochen (Lacerta strigata Eichw.). Bei dem wirklich frappanten Eindruck, den diese Form auf den ersten Anblick macht, ist es nicht zu wundern, däss sie von vielen Autoren als eigene Species betrachtet wird; doch habe ich mich an Orginal- exemplaren durch genaue Untersuchung der Körperbedeckungen von der Hierhergehörigkeit dieses Thieres unzweifelhaft überzeugt, sowie ich auch betreffs der allerdings auffallenden Färbung dennoch Lacerta. 447 — namentlich aus Griechenland und Dalmatien — Exemplare sah, welche den Uebergang zu der in Rede stehenden Varietät ganz un- gezwungen vermitteln. Lacerta viridis ist vorzugsweise in Südeuropa verbreitet, obwohl sie stellenweise auch ziemlich weit nach Norden hinaufgeht. Von der pyrenäischen Halbinsel, wo sie namentlich in Spanien allenthalben gemein ist, tritt sie, die Pyrenäen überschreitend, nach Frankreich über, wo sie aber nach Norden hin schnell seltener wird, so dass sie schon in der Breite von Paris nur mehr vereinzelt, weiter hinauf aber wahrscheinlich gar nicht mehr vorkommt, da sie schon in Belgien vollkommen fehlt. Von Frankreich geht die Art durch die westliche und südliche Schweiz nach Italien über, wo sie sowohl auf dem Festlande, als auch auf den Inseln (mit alleiniger Ausnahme Sardi- niens) allenthalben sehr verbreitet ist. Desgleichen erstreckt sie sich von hier aus durch ganz Südtyrol, Illyrien, Istrien und Dalmatien bis nach Griechenland, hier überall in Menge vorkommend. In öst- licher Richtung finden wir das Thier durch Ungarn und die Kar- pathenländer längs der ganzen Nordküste des schwarzen Meeres bis in den Kaukasus verbreitet; nach Norden hin ist es jedoch nur stellenweise anzutreffen, indem es dem Laufe der Flüsse folgend seinen ursprünglichen Verbreitungsbezirk hier und da ziemlich weit überschreitet. So ist unsere Eidechse von der Schweiz aus längs des Öberrheines etwa bis zu den unteren Maingegenden vorgedrungen, und geht auch von Ungarn aus die Donau hinauf nach Oesterreich über, wo sie namentlich in der Wiener Gegend nicht selten, einzeln aber bis an die bayerische Grenze noch zu finden ist. Von Oesterreich aus zieht sich dann die Eidechse durch Böhmen, Mähren und Schle- sien nach Preussen, wo sie namentlich im Brandenburgischen mit Sicherheit nachgewiesen ist; übrigens soll sie auch bei Danzig vor- kommen, ja selbst auf der Insel Rügen gefunden worden sein. Lacerta viridis ist ein lebhaftes, in allen Bewegungen sehr flinkes und gelenkiges Thier, das mit Vorliebe an Gesträuchen und Baumstämmen hinaufklettert, daher auch mehr bewachsene Gegenden, lichte Waldstellen und dergleichen zu seinem Wohnorte besonders bevorzugt. Die Grösse ist im Allgemeinen nach dem Standorte sehr verschieden, und kann in dieser Richtung sehr bedeutenden Ab- weichungen unterliegen. Während beispielsweise Exemplare aus dem westlichen Europa im Durchschnitt selten mehr als 12 oder höchstens 15 Zoll Länge erreichen, zeigen namentlich dalmatinische und griechische Stücke oft warhaft colossale Dimensionen, so dass sie das Gesammtausmaass von zwei Fussen nicht selten übertreffen. Solche Thiere, welche immer eine ganz gleichmässig grüne Oberseite besitzen, sind wegen ihrer bedeutenden Grösse häufig mit ocellata 448 Lacertidae. verwechselt worden, von der sie sich übrigens bei einiger Uebung — abgesehen von den specifischen Merkmalen — schon auf den ersten Blick durch die verhältnissmässig schlankere, mehr walzen- förmige Gestalt, sowie durch den weit mehr gestreckten und in der Schläfengegend nur wenig aufgetriebenen Kopf unterscheiden. Solch grosse Stücke unterscheiden sich von der Stammform auch noch da- durch, dass sie im männlichen Geschlechte niemals eine blaue Kehle haben und dass ihre Schenkelporen viel mehr hervortreten und intensiver gefärbt sind als bei typischen Stücken. Das Gegentheil dieser grossen, grünen Exemplare bilden die dunklen, gestreiften Stücke, welche gleichsam eine Art von Zwergform darstellen, da sie die Länge von fünf bis sechs Zoll im Ganzen wohl kaum überschreiten dürften. Bei allen wie immer gezeichneten Varietäten ist übrigens die Unterseite stets einfärbig, hell schwefelfarben oder grünlich gelb; bei den Männchen die Kehle sehr häufig schön blau überlaufen. 6. Gatt. Notopholis. Wagler natürl. Syst. d. Amphib. pag. 342 (1830). Squamae notaei magnae, imbricatae, carinatae. Sceuta nasofrenalia duo, superposita. Collare liberum. Sceuta abdominalia per series sex juxtaposita. Im Allgemeinen der Gattung Lacerta sehr nahe stehend und von derselben hauptsächlich durch die Form der Schuppen unter- schieden, welche wenigstens am Rücken gross, flach, sehr deutlich geschindelt und scharf aufliegend gekielt, sowie immer in sehr regel- mässige Reihen gestellt sind. Das Nasenloch ist hinten stets von zwei kleinen, übereinandergestellten Nasofrenalen begrenzt, die etwa zusammengenommen so hoch als das darauf folgende Zügelschild sind. Die Schläfe sind mit mässig grossen, meist ziemlich schilderartigen Schuppen bedeckt, die zwischen sich häufig ein grösseres Massetericum einschliessen. Die Kehlfurche ist tief und sehr deutlich, das aus grösseren Schuppen gebildete Halsband nur am Grunde angewachsen, Die Halsseiten sind zwischen dem Ohr und den Vorderbeinen mit vollkommen kugeligen Körnerschuppen bedeckt, welche ganz glatt oder höchstens nach oben zu kaum merkbar gekielt sind. Die ziem- lich viereckigen Bauchschilder sind stets in sechs Längsreihen gestellt, die ebenso wie die Querreihen vollkommen gerade angeordnet sind, und deren mittlere und äussere den dazwischen liegenden an Breite etwas nachstehen. Die Beine sind kurz, mit sowohl unten Notopholis. 449 als auch seitlich durchaus glatten Zehen; der Schwanz ist mässig lang. Das etwa halbkreisförmige Anale ist sehr gross, fast die ganze Aftergegend bedeckend. Die drei südeuropäischen Arten dieser Gattung können durch nachfolgende Merkmale unterschieden werden: 1. Die Rücken- und die Seitenschuppen ziemlich gleichgross, so dass im Durchschnitt nur eine einzige Schuppenreihe der Länge eines Bauchschildes entspricht; Massetericum oft ziemlich un- deutlich oder fast fehlend. Hinterbeine höchstens bis zu den Achseln reichend . . . ; By Ay ; Rückenschuppen etwa doppelt, s so gross als = Seitenschuppen, so dass in der Regel zwei Querreihen der letzteren auf eine der ersteren kommen. Hinterbeine die Achseln oft etwas über- ragend, Auge am Unterrande gewöhnlich von dem sechsten 10) Supralabiale begrenzt . . . . . . . nigropunctata Dum. Bibr. 2. Hinterbeine lange nicht bis zu den Achseln reichend, Anale ge- wöhnlich beiderseits mit einem bis zwei Schildern. Oberseite einfärbig : -: » ensure la “ers Pltzingerl Hinterbeine fast bis, zu den Achseln reichend, Anale beiderseits von etwa 12 Schuppen umgeben. Körperseiten mit heller Längs- teen Eilır: Install le aha Aa feiacien, MOTHER 1. Notopholis Fitzingeri: Squamae dorsales lateralibus magni- tudine aequales. Scutum massetericum nullum vel minimum, amale scutello uno vel binis ad latera. Pedes postici ad axillas usque non productile. Cauda corpore duplo longior. — Long. 7—10 em. Lacerta nigra Fitzing. Classific. pag. 52, 16 (1826). — Noto- pholis Fitzingeri ‘Wiegm. Herpetol. mexic. I, pag. 10, 6 (1834). Lacerta Fitzingeri Dum. Bibr. Erpetol. gener. V, pag. 194, 3 (1839). — Tropidopholis Fitzingeri Fitz. Syst. reptil. I, pag- 21 (1843). — Tropidophorus nigra Wretschko in Fitzing. Bild. Atl. d. Wirbelth. pag. 81 (1867). — Tropidopholis nigra Fitzing. Bild. Atl. z. Naturg. d. Wirbelth. II, fig. 44 (1867). Der Körper ist klein und schlank, der Kopf flach, in der Backen- gegend am breitesten, nach vorn schnell und ziemlich stark verengt mit sehr sanft abfallender Schnauze; seine Seiten sind ziemlich senkrecht, die Zügelgegend kaum merkbar der Länge nach vertieft, die Schnauzenkante verrundet und wenig ausgesprochen. Die Vorder- beine reichen etwa bis zum Vorderrande der Augen, die hinteren höchstens bis zu den Achseln, obwohl sie in der Regel hinter dieser Länge bedeutend zurückbleiben. Der Schwanz ist anderthalb bis zweimal so lang als der Körper, erst gegen Ende verdünnt. Schreiber, Herpetologia europaea. 99 Wiegm. Bibr. 450 Lacertidae. Das Rostrale ist deutlich nach hinten übergewölbt, vom Inter- nasale durch die in der Mittellinie zusammenstossenden Nasorostralen gewöhnlich getrennt, das Frontale fast durch- aus gleichbreit, nach vorn und rückwärts beinahe gleichstark dreieckig vorgezogen. Die Frontoparietalen sind klein, quer fünf- re eckig, bedeutend kürzer als das gegen sein ziemlich breit abgestutztes Hinterende ver- schmälerte Interparietale, welches das etwa eben so breite, trapezische Occipitale an Länge um das Doppelte übertrifft. Der Discus pal- pebralis ist am Aussenrande in seiner ganzen Notopholis Fitzingeri Erstreckung durch feine Körnerschuppen ge- Wiegm. säumt, das vordere seiner Schilder stets deutlich grösser als das hintere. Die grossen Parietalen sind gestreckt, ziemlich gleichbreit, nach aussen in der Regel von zwei bis drei Schildchen begrenzt, von denen das erste bedeutend grösser als die folgenden ist. Das Auge ist oben von vier länglichen Supraciliaren, nach unten von dem fünften Supralabiale begrenzt, welches von geringer Höhe und nach unten nur wenig oder kaum verschmälert ist. Die Schläfe sind mit unregelmässig polygonalen Schildern bedeckt, die nach vorn und unten gewöhnlich klein und körnig, nach oben und hinten gegen das Ohr zu aber meist grösser und auch flacher werden. Ein Massetericum ist nur selten angedeutet. Von den sechs Submaxillaren sind die zwei vorletzten sehr gross, das letzte Paar kleiner als das zweite. Der Unterkopf ist vor der Kehlfurche mit schief gestellten, länglich sechseckigen, hinter ihr aber mit rundlichen, in der Mitte nach rückwärts be- deutend vergrösserten und deutlich geschindelten Schuppen bedeckt. Das stark gezähnelte Halsband zeigt wenige, in der Regel nur fünf, aber ziemlich grosse Schuppen, von denen die mittlere weitaus die grösste ist. Die Körperschuppen sind vollkommen rhombisch, schief nach auswärts gerichtet, mit diagonalen Kielen, hinten in eine kurze Spitze ausgezogen, die des Rückens von denen der Seiten nicht ver- schieden und eben so lang als die Bauchschilder, in der Regel in 16 Längsreihen gestellt. Das grosse Anale ist gewöhnlich hinten jederseits von einem bis zwei kleinen Schildern begrenzt, während dessen mehr weniger bogiger Vorderrand von sechs bis sieben kleineren Schuppen gesäumt wird. Die Anzahl der Schenkelporen beträgt 11 bis 13. Der gut abgesetzte, in der ersten Hälfte ziemlich gleichdicke Schwanz ist mit mehr länglich rechteckigen Schuppen bedeckt, welche oben sehr scharf und stark erhaben gekielt und an ihrem deutlich gebuchteten Hinterrande in eine kurze, aber scharfe Fig. 88. Notopholıs. 451 Spitze ausgezogen, unten aber schwächer gekielt und hinten nur spitzwinkelig sind. Die Oberseite ist immer eintönig, dunkel olivenfarben, der Bauch dottergelb oder weisslich, grün überlaufen. Unter allen europäischen Eidechsen ist Fitzingeri die kleinste Art, indem ihr Gesammtausmaass in der Regel nur drei bis vier, höchstens aber fünf Zoll erreicht, wovon oft der Schwanz über zwei Drittel wegnimmt. Das in unseren Sammlungen noch ziemlich seltene Thier wurde bisher nur auf Sardinien gefunden; über den Aufenthalt und die Lebensweise ist mir Näheres nicht bekannt. 2. Notopholis moreotica: Squamae dorsales lateralibus magnitudine aequales. Scutum massetericum conspicuum, amale sceutellis utringue duodenis ad latera. Pedes postici azxillas fere con- tingentes, cauda corpore fere duplo longior. — Long. 13—16 cm. Alsiroides moresticus Bibr. Bory Expedit. scientif. Mor&e. Reptil. pag. 67, 10, tab. X, fig. 5, a, b, e (1832). — Lacerta moreotica Dum. Bibr. Erp6tol. gener. V, pag. 192, 2 (1839). — Notopholis moreotica Bonap. Amphib. europ. pag. 32, 19 (1839). — Algira Cuvieri Gray Catal. of Slend. tong. saur. Ann. nat. hist. I, pag. 283 (1839). Der Körper ist ziemlich schlank, der Kopf gestreckt, beiläufig so hoch als hinten breit. Die Vorderbeine reichen etwa bis zum Vorderrande der Augen, die hinteren fast bis zu den Achseln; der Schwanz ist von doppelter Körperlänge. Das Interparietale und Oceipitale sind dreieckig, ersteres schmal, sehr gestreckt und viel länger als das letztere. Die Schläfe sind mit ungleichseitig polygonalen Schildchen bedeckt, welche ein grösseres Massetericum einschliessen. Die Unterseite des Kopfes ist vorn mit länglich sechseckigen Schuppen bekleidet, die nach hinten breiter, quer und sehr deutlich geschindelt werden; die Kehlfurche ist wenig ausgesprochen. Das schwach gezähnelte Halsband besteht etwa aus sieben auf einander geschindelten Schuppen. Die Körper- schuppen sind rhombisch, die des Rückens von denen der Seite an Grösse wenig verschieden. Das Brustdreieck enthält etwa sechs bis sieben Schuppen; von den in beiläufig 22 Querreihen stehenden Bauchschildern sind die äussersten klein, trapezisch und sehr deutlich geschindelt, die mittleren etwas grösser, fünfeckig, eben so lang als breit, die anderen sechsseitig, sehr breit. Das grosse Anale ist jederseits von etwa einem Dutzend sehr kleiner, geschindelter Schuppen gesäumt. Die 12 bis 13 Schenkelporen sind ziemlich 29* 452 Lacertidae. gross, röhrenförmig, ihre beiden Reihen in der Analgegend fast bis zur Berührung einander genähert. Die Schwanzschuppen sind länglich viereckig, ihre Kiele am Ende in eine kurze, stumpfe Spitze verlängert. Der Körper ist an der Oberseite olivenfarben, die Seiten schwärzlich, weiss gefleckt; ein vom Unterrande des Auges ent- springender gelber Streifen zieht sich über Hals und Körper bis auf die Schwanzwurzel hin, die Lippenschilder zeigen stellenweise dunkle Flecken. Die ganze Unterseite ist einfärbig, weisslich. Diese Art, welche ich leider nicht aus eigener Anschauung kenne, wurde bisher nur in Gricehenland gefunden. 3. Notopholis nigro-punctata: Syquamae dorsales lateralibus duplo majores. Anale scutellis S—10 parvis limbatum. Pedes postici awillas contingentes vel superantes. Cauda corpore sesquilongior. — Long. 13—16 cm. Lacerta nigro-punctata Dum. Bibr. Erpetol. gener. V, pag. 190, 1 (1839). — Notopholis nigro-punctata Bonap. Amph. europ. pag. 32, 18 (1839). Der Körper ist in der Regel ziemlich schlank und gestreckt, etwa unserer Lacerta muralis oder vivipara im Habitus gleichend, manchmal aber auch der derberen und gedrungenen Form der La- certa agilis ziemlich nahe kommend. Der ziemlich flache Kopf ist etwa um ein Viertel oder um ein Drittel länger als breit, die sehr wenig abfallende Schnauze ziemlich stark zugespitzt; seine Seiten sind fast senkrecht, die Backengegend meist schwach aufgetrieben. Die Vorderbeine ragen gewöhnlich über die Augen, die Hinterbeine über die Achseln etwas hinaus oder erreichen sie zum mindesten ; der an der Basis deutlich abgeplattete, hier fast vierseitige Schwanz ist nach hinten allmäliıg ziemlich dünn ausgezogen, seine Länge die des Körpers etwa um die Hälfte überwiegend. Das Rostrale ist deutlich übergewölbt, vom Internasale gewöhnlich durch die Nasorostralia getrennt. Die Frontonasalen sind meist etwas länger als breit, das Frontale breit, nach hinten nur schwach aber doch deutlich verengt, nach vorn viel weiter als nach rückwärts vorgezogen. Die Frontoparietalen sind in der Regel ebenfalls länger als breit, das Interparietale von sehr wechselnder Grösse, obwohl bei normalen Stücken meist kleiner und namentlich entschieden schmäler als das nach hinten gewöhnlich stark erweiterte Occipitale. Die Parietalen sind nach aussen zu in ihrer Vorderhälfte von einem grossen, länglichen Schildehen begrenzt; der Discus palpebralis ist Notopholis. 453 schmäler als das Frontale, von den Supraeiliaren durch eine Reihe von Körnerschuppen getrennt, das vordere seiner Schilder nur wenig Fig. 89.& grösser als das hintere. Das Frenale ist verhältnissmässig sehr gross, dem Frenooculare an Grösse wenig oder auch gar nicht nachstehend, die Schläfe mit ziemlich kleinen und zahlreichen, unregelmässig polygonalen Schildchen be- deckt, die ein Massetericum von sehr verschiedener Form und Grösse, manchmal auch gar keines, einschliessen. Die Zahl der Supralabialen ist ebenfalls ziemlich unbeständig, ım Allgemeinen etwa von sieben bis neun wechselnd, das Auge unten in der Regel von dem sechsten, manchmal aber auch von dem fünften oder siebenten Lippenschilde be- Notopholis nigro-punctata D. B. grenzt; die OÖhröffnung zeigt BB SR EBnBnER: oben am Vorderrande ein grosses Schildchen. Von den sechs Paar Submaxillaren ist das dritte und vierte sehr gross, das letzte etwa so gross wie das erste. Die Kehlschuppen sind schmal, schief länglich sechseckig, die Halsschuppen grösser, quer rundlich sechseckig, die mittleren nach rückwärts nicht merklich vergrössert. Da® schwach gezähnelte Halsband be- steht aus etwa acht bis neun grossen, auf einander geschindelten Schuppen. Die Körperschuppen sind im Nacken mehr gerundet sechseckig, schwach convex, am Rücken aber rhomboidisch, diagonal gekielt, mit stumpfer oder selbst abgerundeter Spitze, nach rückwärts allmälıg in die länglich rechteckigen, am Hinterrande kurz winkelig zugespitzen Schwanzschuppen übergehend. Die Seiten des Rumpfes sind mit bedeutend kleineren aber mehr gewölbten Schuppen be- deckt, die auch weniger ausgesprochen geschindelt und nicht so scharf gekielt sind, als die Rückenschuppen; von den letzteren stehen in der Mitte des Körpers meistens 11 bis 12, von den Seitenschuppen fünf bis sechs (ausnahmsweise aber auch bis neun) in einer Quer- reihe. Im Durchschnitt entsprechen etwa zwei @uerreihen der Seitenschuppen einer der Rückenschuppen. Die mittleren Bauch- schilder sind meist sogar schmäler als die äussersten und kaum halb 454 Lacertidae. so breit als die daranstossenden. Das Anale ist schr gross, halb- kreisförmig, vorn etwa von 8 bis 10 unregelmässig polygonalen Schildchen umgeben. Die Vorderseite des Oberarmes ist mit drei bis vier grossen, sehr stark in die Quere erweiterten glatten Tafeln bedeckt; eine Reihe ähnlicher, von deltoidischen Schuppen begleiteter Schilder findet sich auch auf der Vorderseite der Schenkel, deren Hinterseite wie die des Oberarmes körnig beschuppt ist. Die in der Praeanalgegend einander oft stark genäherten Schenkelporen be- tragen in der Regel etwa 15 (14 bis 18) in jeder Reihe. Die Färbung der Oberseite ist bald dunkler oder heller oliven- grün oder bräunlich, manchmal selbst kupferfarben, häufig mit sehr lebhaftem grünen oder röthlichen Metallschimmer überflogen und immer mit zerstreuten, kleinen schwarzen Punkten besetzt, welche höchstens die Grösse einer halben Schuppe einnehmen und sich am Schwanze allmälig verlieren. Die Seiten des Kopfes und die Kehle sind namentlich im Leben bald mehr bald weniger blau, höchstens an den Kieferrändern dunkel gefleckt, die Unterseite des Körpers licht perlgrau, einfärbig, beim Männchen oft lebhaft rothgelb. Diese Art wird gewöhnlich ebenfalls als nur in Griechenland vorkommend angeführt, obwohl sie unter allen ihren Verwandten am weitesten nach Norden vorkommt. Ich selbst habe sie z. B. bei Görz in Illyrien nicht selten beobachtet, auch Exemplare aus Istrien und Fiume gesehen, und habe die nicht ganz ungegründete Ver- muthung, dass dieselbe selbst im südlichen Krain noch vorkommen dürfte. Da das Thier auf den ersten Anblick mit muralis und vivi- para sehr ähnlich ist, so mag es häufig übersehen worden sein und glaube ich keinen so grossen Fehlschuss zu machen, wenn ich das- selbe vom südlichen Illyrien angefangen durch ganz Istrien, Dal- matien und Griechenland vorkommend vermuthe, obwohl es sich wahrscheinlich mehr an die Küstengegend halten dürfte. Die Art bewohnt vorzüglich steinige, mit Buschwerk bewachsene Standorte und findet sich besonders gern in alten Oelbäumen; sie ist äusserst scheu, schnell und lebendig und an ihren zahlreiche Schlupfwinkel bietenden Wohnplätzen sehr schwer zu erbeuten. 7. Gatt. Tropidosaura. Fitzinger Classific. d. Reptil. pag. 22, 3 (1836). Algyra Cuv. regne anim. II, pag. 31 (1829). Psammuros Wagl. natürl. Syst. d. Amphib. pag. 156, 57 (1830). Squamae notaei magnae, acutae, carinatae, imbricatae. Seutum nasofrenale unicum. Tropidosaura. 455 Tempora scutellata, disco masseterico nullo. Oollare nullum, plica axillaris conspicua. Seuta abdominalia postice rotundata, imbricata. Von der vorigen Gattung durch nachstehende Merkmale unter- schieden. Der Discus palpebralis ist am Aussenrand durch keine Körner- reihe gesäumt, das über der gemeinschaftlichen Naht des Rostrale und ersten Supralabiale liegende Nasenloch nach hinten nur von einem einzigen Nasofrenale begrenzt. Die Schläfe sind mit wenigen und ziemlich grossen Schildern bedeckt, die niemals ein Massetericum zwischen sich einschliessen. Das Halsband ist vollkommen verwischt, die Schulterfalte jedoch deutlich sichtbar. Kopf und Rumpf sind unterseits mit ziemlich kleinen, mehr schuppenartigen Schildern be- deckt, die an ihrem Hinterrande gerundet und schwach auf einander geschindelt sind. Die Körperschuppen sind sehr gross und voll- kommen geschindelt, flach, scharf gekielt und am Hinterrande in eine ziemlich lange Spitze ausgezogen; die Schuppen der Halsseiten, zwischen Ohröffnung und Wurzel der Vorderbeine sind zwar kleiner, aber sonst ebenso wie die Rückenschuppen gebildet. Der etwa vierseitig cylindrische Schwanz ist äusserst lang und dünn, den Körper an Länge fast dreimal übertreffend. Die einzige Art lebt im südlichen Europa. 1. Tropidosaura algira: Supra obscure olivacea vel cuprea, strüs ad latera flavescentibus binis; subtus albida, concolor. — Long. 21—32 cm. Lacerta algira Linn& Syst. nat. I, pag. 203, 16 (1758). — Ameiva algira Meyer Synops. reptil. pag. 29, 8 (1795). — Scincus algirus Latr. hist. natur. d. reptil. II, pag. 73 (1802). — Algira barbarica Guer. Menv. Iconogr. regne anim.'tab. 5, fig. 2 (1829). — Psammuros alsira Wagl. natürl. Syst. d. Amphib. pag. 156 (1830). — Tropi- dosaura Algira Dum. Bibr. Erpetol. gener. V, pag. 168, 1 (1839). var. a) Dorso linea media nigrescenti. var. b) Ströüs flavescentibus obscuro-limbatis aut maculatis. var. c) Strüs flavescentibus plus minusve obsoletis. Der Körper ist schlank und ziemlich gleichdick, der etwa vier- seitig pyramidenförmige Kopf etwas flachgedrückt, um ein Drittel länger als hinten breit, von rückwärts nach vorn zu sehr allmälig aber ziemlich stark zugespitzt verschmälert, mit senkrechten Seiten. Die Vorderbeine reichen nicht ganz bis zur Schnauzenspitze, die hinteren bis in die Achselgegend. 456 Lacertidae. Das Rostrale ist breiter als lang, fünfseitig, die zwei oberen Seiten sehr ‘gross und im stumpfen Winkel zusammenstossend, die Fig. 90. seitlichen kleiner und ziem- lich senkrecht gestellt. Das nach aussen stark ver- schmälerte Internasale ist quer, viel breiter als lang, die ziemlich grossen Fronto- nasalen hingegen deutlich länger als breit. Das nach rückwärts mässig verengte Frontale ist in seiner zwei- ten Hälfte ziemlich gleich- breit, an den Seiten- und Hinterrändern schwach bo- gig, nach rückwärts in eine kurze Spitze ausge- zogen. Die Frontoparie- talen sind in der Ju- gend etwa so lang als breit, während im Alter die Länge die Breite meist etwas überwiegt. Das Inter- Tropidosaura algira Linne. parietale und das Occipitale a Rückenschuppen. sind schmal, beide ziemlich gleichbreit, ersteres länger, nach hinten verschmälert, letzteres trapezisch. Die Parietalen sind länger als breit, nach aussen von zwei länglichen Schildern begrenzt. Der ziemlich lange und schmale Palpebraldisceus zeigt nach aussen hin keine Körnerreihe, das vordere seiner Schilder ist meist etwas grösser als das hintere. Die ziemlich grossen Nasenlöcher sind weit nach vorn, am äussersten Ende des Canthus rostralis gelegen und von kreisförmiger Gestalt. Das Naso- frenale und das Zügelschild sind ziemlich gleichhoch, beide etwas schief von vorn nach hinten und unten gerichtet, das Freno-oculare etwa so hoch als lang. Supraciliaren sind in der Regel vier vor- handen, von denen gewöhnlich das zweite alle anderen bedeutend an Ausdehnung übertrifft und meist sehr lang und stabförmig ist. Von den unregelmässig polygonalen Schläfenschildern sind die grösseren flach, die kleineren schwach der Länge nach aufgetrieben, das Tym- panale gewöhnlich sehr entwickelt; von den sieben Supralabialen sind die ersten drei ziemlich viereckig, meist etwas höher als breit, das vierte trapezisch oder dreieckig, das fünfte unter dem Auge ge- Tropidosaura. 457 legen. Das Mentale ist gross, die sechs schmalen Sublabialen von vier Paar Submaxillaren begrenzt, die Ohröffnung ziemlich kreis- förmig. Die scharf zugespitzten Körperschuppen sind auf der Ober- seite des Rumpfes meist in 25 Längsreihen geordnet, die Achseln und die Hinterseite der Schenkel sind fein gekörnt, desgleichen zieht sich hinter der kleinen, schiefen Schulterfalte vor der Wurzel der Oberarme ein Streifen feiner, glatter Körnerschuppen hin. Die in der Regel in sechs Längsreihen stehenden Bauchschilder sind vollkommen flach, rhombisch oder rundlich sechseckig und auch unter der Schwanzwurzel noch ziemlich deutlich, das Anale ıst fünfeckig, die Praeanalschuppen zahlreich. Die 17 oder 18 Schenkel- poren sind von drei Schuppen umgeben, wovon eine den zwei anderen an Grösse nachsteht. Die schwach compressen Zehen sind unten mit einer Reihe glatter, auf einander geschindelter Täfelchen bedeckt, die Nägel mässig lang, spitz und gebogen. Die Schwanzschuppen sind unten schmäler als auf der Oberseite. Die Oberseite ist heller oder dunkler olivenfarben oder kupfer- braun, meist lebhaft gold- oder kupferglänzend oder mit grünlichem oder perlmutterartigem Schimmer, namentlich im Alter, überflogen. Beiderseits des Körpers finden sich je zwei gelbe Streifen, die bei helleren Stücken oft dunkel oder schwärzlich, obwohl nicht scharf gesäumt oder gefleckt sind, und deren obere vom Rande des Hinter- kopfes bis zur Schwanzspitze hinziehen, während die beiden unteren vom Mundwinkel bis zum After verlaufen. In manchen Fällen zeigt sich auch noch über der Mittellinie des Rückens ein mitunter ziemlich scharfer, schwarzer Längsstreif, in anderen Fällen können wieder selbst die Seitenstreifen bis zum Verschwinden undeutlich werden. Die Schläfe besitzen gewöhnlich ebenfalls einen goldgelben Längsstreif und in der Achselgegend findet sich fast immer eine kleine Parthie von unregelmässigen, braunen, schwarz umsäumten Tropfenflecken. Die Unterseite ist stets einfärbig, weisslich, gold- oder grünlich metallglänzend. Die Jungen sind von den Alten wenig verschieden, nur dass sie gewöhnlich eine ziemlich dunkelbraune Grundfarbe und weniger in- tensiven Metallglanz besitzen. Die Grösse des erwachsenen Thieres beträgt etwa 8 bis 10 Zoll. Diese Art, unstreitig die schönste aller europäischen Eidechsen, lebt auf der pyrenäischen Halbimsel und im griechischen Archipel, hier namentlich auf den Cycladen; sie zeichnet sich vor ihren Ver- wandten auch dadurch aus, dass sie mit Vorliebe auf Bäume steigt, namentlich auf Ficus und Ceratonien. Das Thier soll in seiner Heimath sehr lebhaft und zornmüthig sein, sogar auf den Menschen los- springen und sich in denselben verbeissen. Auf dem Festlande 458 Iguanidae. Griechenland wurde Tropidosaura bisher noch nicht aufgefunden, auch kommt sie auf den Inseln im Allgemeinen nur vereinzelt vor, während sie in Spanien und Portugal an geeigneten Stellen sehr häufig ist und von hier aus auch auf das benachbarte Nordafrika übergeht. Der von Masius*) als im südlichen Griechenland vorkommend an- geführte Psammosaurus gehört wohl jedenfalls auch zu Tropidosaura, und dürfte eine Verwechselung des Namens Psammuros mit Psammosaurus Ver- anlassung zu der etwas räthselhaften Beschreibung des betreffenden Thieres gegeben haben. 5. Fam. Iguanidae. Pileus irregulariter squamoso-scutellatus. Scutum nasale conspicuum, subtubulosum. Palpebrae distinctae, per longitudinem fissae. Notaeum et gastraeum squamosum. Der Habitus und die Körperbildung sind bei den verschiedenen Mitgliedern dieser Familie ungemein wechselnd. Der gewöhnlich ziemlich kräftige und nur mässig gestreckte Rumpf ist bald von oben, bald von der Seite her zusammengedrückt, im letzteren Falle oft mit schneidiger Rückenkante oder eigen- thümlichen, meist kammartigen Hautanhängen versehen, die mitunter durch besondere Knochen gestützt sind und nicht selten vom Rücken auch auf den Kopf und Schwanz fortgesetzt erscheinen. Der oft mit sehr abenteuerlichen Leisten, Vorsprüngen und Hautgebilden verzierte Kopf ist in der Regel nur wenig gestreckt, ja manchmal sogar sehr kurz und breit, übrigens meistens gut abgesetzt und sehr häufig durch eine bald mehr, bald weniger ausgesprochene quere Falte oder Einschnürung vom Rumpfe getrennt. Die gewöhnlich weit nach vorn gerückten Nasenlöcher sind in oder zwischen meist etwas wulstig aufgeworfenen Schildchen gelegen, die Augenlider stets deutlich, längsgespalten,, die Ohröffnung theils sichtbar, theils von der allgemeinen Körperhaut überzogen, im ersteren Falle das Trommelfell bald an der Oberfläche, bald wieder ziemlich tief nach innen gelegen. Die dicke, schwammartige Zunge ist kurz und breit, mit Ausnahme ihrer verrundeten oder schwach ausgerandeten Spitze an den Boden der Mundhöhle festgewachsen und in keine Scheide zurückziehbar; die Zähne sind bald einfach hackig, bald schmal und meisselförmig, manchmal sogar selbst sägeartig ausgeschnitten oder gezackt. Die verhältnissmässig langen und schlanken Beine sind *) Thierwelt pag. 202, Berlin 1862. Iguanidae. ı 459 simmtlich mit fünf dünnen, bekrallten Zehen versehen, die After- und Schenkelporen bald vorhanden, bald fehlend; der Schwanz zeigt sich in Form und Entwickelung sehr verschieden, obwohl sein Aus- maass unter die halbe Körperlänge selten herabgeht. Bei allen Mitgliedern dieser Familie ist stets der ganze Körper oben und unten beschuppt, die Schuppen auf der Oberfläche des Kopfes meist zu kleinen, unregelmässigen Schildern erweitert, sonst aber ungemein verschieden gebildet, bald anliegend, bald geschindelt, bald klein und flach, bald wieder gross und erhaben, ja theilweise selbst zu Höcker-, Kegel- oder Stachelschuppen verwandelt. Die Thiere, welche theils auf Bäumen (Dendrobates), theils am Boden (Humivagi) leben, nähren sich vorzugsweise von Insecten und kleineren Wirbelthieren; die Arten mit ausgezackten Zahnkronen sollen auch Pflanzenstoffe verzehren. Von den zwei Hauptabtheilungen dieser Familie ist in unserer Fauna nur die Gruppe der Erdleguane vertreten, deren vier Gattungen in nachfolgender Weise unterschieden werden können: 1. Ohröffnung deutlich . i Br rk a n „ fehlend, Kopf kurz, kr PR hat ganz vorn über die Schnauzenspitze gestellten, einander sehr genäherten Nasen- löchern. Augenlider am freien Rande durch spitz dreieckig abstehende Schuppen gewimpert. Rückenschuppen gleichartig, klein, diek, rhombisch und stumpf gekielt, in etwas unregel- mässige Quer- und sehr schiefe Längsreihen gestellt. Schenkel- und Afterporen fehlend, Zehen seitlich durch lang abstehende, spitz dreieckige Schuppen scharf sägeartig gezähnt 1. Gatt. Phrynocephalus . Schwanz durch stachelige Schuppen gewirtelt, Rückenschuppen in geraden Querreihen, Bauchschuppen glatt Schwanz nicht gewirtelt, seine Schuppen von denen des Bere nicht verschieden; diese oben und unten gekielt, ziemlich flach und geschindelt und wenigstens in der Mitte des Rückens in schiefe Querreihen gestellt. . . . .» . . 2. Gatt. Agama 3. Rückenschuppen verschiedenartig, gekielt und geschindelt. Kopf in der Backengegend mit gruppenförmig gestellten Stachel- schuppen. Schenkelporen fehlend. Schwanz nur an der Wurzel flachgedrückt, sonst drehrund. . . . . . 8. Gatt. Stellio Oberkörper mit durchaus gleichartigen, kleinen und ziemlich flachen Schuppen. Kopf in der Backengegend ohne Stachel- gruppen. Schenkelporen vorhanden. Schwanz in der ersten Hälfte oder selbst bis gegen Ende des zweiten Drittels sehr breit und platt, von hier an allmälig kegelförmig verjüngt 4. Gatt, Uromastix ID DD Kaup. 3 Daud. Daud. Merr. 460 Iguanidae. 3 1. Gatt. Phrynocephalus. Kaup Zoolog. Monograph. Isis XX, pag. 614, 4 (1827). Caput brevissimum. Palpebrae ciliatae. Aures sub cute latentes. Digiti ad latera denticulati. Squamae notaei imbricatae, per series transversas dispositae. Der Körper ist plump und dick, der Kopf breit und kurz, fast krötenartig, vom Rumpfe durch eine deutliche Querfalte getrennt, die an den Halsseiten in eine Längsfalte übergeht. Die Nasenlöcher sind über der Schnauzenspitze zwischen zwei etwas aufgeworfenen Schildern ‘gelegen, die Augenlider durch horizontal abstehende Schuppen gewimpert, die Ohröffnung von der allgemeinen Körperhaut überzogen. Die Beine sind lang und schlank, mit fünf stark ge- streckten, durch spitz dreieckige Schuppen seitlich sägeartig ge- zähnelten Zehen; die Schenkel- und Afterporen fehlen. Der meist mittellange Schwanz ist bald rundlich, bald namentlich an seiner Wurzel deutlich abgeplattet, entweder schlaff oder rollfähig. Die Rückenschuppen sind immer geschindelt, und in deutliche Querreihen gestellt, sonst aber theils glatt, theils gekielt, bald gleichartig, bald ungleichartig. Die Oberseite des Kopfes ist mit kleinen, unregel- mässig polygonalen Schildchen bedeckt, die etwas convex oder schwach höckerartig aufgetrieben sind und mitunter ein allerdings nur wenig hervortretendes Oceipitale erkennen lassen. Die Schuppen der Unter- seite sind entweder glatt oder gekielt. Die einzige Art lebt in den Steppen des südöstlichen Europas. 1. Phrynocephalus auritus: Scutum oceipitale distinetum, minimum ; syuamae notaei homogeneae, carinatae. Labia ad oris angulum lobo valvato instructa. — Long. 32—42 cm. Lacerta mystacea Pall. Reise d. versch. Prov. d. russ. Reich. II, pag. 702, 36, tab. V, fig. £ (1772). — Ameiva aurita Meyer Synops. reptil. pag. 29, 12 (1795). — Lacerta lobata Shaw. Gener. zool. III, pag. 244 (1802). — Gecko auritus Latr. hist. natur. d. reptil. II, pag. 61, tab. 56, fig. 3 (1802). — Agama aurita Daud. hist. nat. gön. d. reptil. III, pag. 429, tab. 85, fig. 2 (1803). — Agama mystacea Merr. Syst. Amphib. pag. 53, 17 (1820). — Phryno- cephalus mystacius Kaup Isis XX, pag. 614 (1827). — Lacerta aurita Pall. Zoogr. rosso-asiat. III, pag. 21, 18 (1831). — Megalo- chilus auritus Eichw. Zool. spec. Ross. & Polon. III, pag. 135, 1 461 (1831). — Phrynocephalus auritus Dum. Bibr. Erpet. gener. IV, pag. 524, 4 (1836). — Saccostoma auritum Fitzing. Syst. reptil. I, pag. 87, 1 (1843). Phrynocephalaus. Der Körper ist oben schwach gerundet, unten platt, in der Mitte stark bauchig verdickt, der Kopf dick und aufgetrieben, nur Eie. 91. wenig länger als breit, oben ziemlich flach, mit gewölbter Supraoculargegend und mehr weniger vertiefter Mittellinie, von den Nasenlöchern nach vorn zu fast senkrecht abfallend, die ab- gestutzt gerundete Schnauze mit etwas vorragendem Unterkiefer. Die Seitentheile des Kopfes zeigen unter den Augen eine tiefe Furche, welche, allmälig seichter werdend, nach vorn unter den Nasen- löchern vorbei zieht und sich hier mit der von der entgegen- gesetzten Kopfseite kommenden vereinigt. Die Nasenlöcher sind nach aufwärts gerichtet, einander sehr genähert und ganz am Vor- derende des Kopfes zwischen zwei grösseren Schildchen gelegen, deren obiges bogig ist. Die Augen sind gross, stark vertieft, die Mundwinkel durch eine grosse, etwa ohrförmige, mit feinen Schuppen bedeckte Hautfalte sehr ausge- zeichnet; diese eigenthümliche Hautbildung ist an ihrem freien Rande mit ungleich grossen, spitzen,-zahnartig abstehenden Schuppen versehen und mit beiden Kieferrändern in der Weise verbunden, dass sie am Unterkiefer viel weiter nach vorn reicht, als am Oberkiefer, indem sie hier etwa in der Gegend des hinteren Augenwinkels plötzlich senkrecht zu den Kopfseiten abgeschnitten erscheint, während sie dort allmälig schmäler werdend beiläufig bis unter den Vorder- rand des Auges hinzieht. Die Vorderbeine überragen mit der ganzen Fusslänge die Schnauzenspitze, die hinteren evreichen mit der längsten Zehe etwa den Vorderrand der Augen, die Füsse an den letzteren sind länger als die Schienen. Die etwas flach gedrückten Zehen sind vorn mässig, hinten sehr stark verlängert, hier die äusserste bis zur Wurzel der vorletzten und längsten reichend, dort die ersten vier stufig, die kleinste äusserste nicht ganz bis zur Mitte der vor- Phrynocephalus auritus Pall. a Hinterfuss. 462 Iguanidae. letzten ragend. Der Schwanz ist namentlich in seiner ersten Hälfte von oben sehr deutlich abgeplattet, gegen Ende hin rundlich. Die Oberfläche des Kopfes ist mit zahlreichen Schildchen be- deckt, welche in der Mittellinie desselben am grössten, über den Augen hingegen am kleinsten sind, obwohl sie hier nach aussen zu allmälıg grösser werdend in mehr weniger spitz oder stumpf drei- eckige, über den freien Rand der Augenbrauen sägeartig hervor- stehende Täfelehen übergehen. Die Nasenlöcher sind von einander gewöhnlich nur durch eine einzige Reihe von Schuppen oder grösseren, unregelmässigen Schildchen getrennt, das Occipitale obwohl klein, so doch meist immer ziemlich deutlich, von mehr weniger rundlicher Gestalt. Die Kopfseiten zeigen unter den Augen eine Reihe nach hinten grösser und erhabener werdender Schuppen, in der darunter liegenden Furche jedoch sehr kleine, polygonale Schildchen. Die Schuppen der Postorbitalgegend sind verhältnissmässig die grössten, meist rundlich polygonal und namentlich im Alter theilweise ziem- lich spitz kegelförmig hervorstehend. Das Rostrale ist von den Supralabialen in Form und Grösse nicht unterschieden, diese — deren Zahl etwa 30 beträgt — sind an der Schnauzenspitze unten gerade abgestutzt, werden aber nach den Seiten zu immer mehr gerundet und endlich spitz dreieckig, so dass dann der Oberkiefer am freien Rande nach hinten zu deutlich sägeartig gezähnt erscheint; nach oben zu sind die Supralabialen von einer oder zwei Reihen ihnen ähnlicher Schuppen gefolgt. Die Augenlider sind mit sehr feinen, rundlichen und glatten Körnerschuppen besetzt, die Wimperschuppen am freien Rande lang und spitz dreieckig. Das Mentale ist etwas grösser als die Sublabialen; diese sind etwa fünfeckig, am Oberrande gerade, der Unterkiefer daher nicht gezähnt. Der Körper ist oben mit ziemlich kleinen und dicken, durchaus gleichartigen Schuppen bedeckt, welche stumpf gekielt, rhombisch, und in etwas unregelmässige Quer- sowie in sehr schiefe Längs- reihen gestellt sind; diese Schuppen, welche in der ersten Hälfte des Schwanzes etwas grösser und deutlicher quer gereiht werden, er- scheinen hier zugleich nach hinten zu immer schäfer gekielt, so dass sie gegen Ende des Schwanzes scharf dachig erhaben sind. Die deutlich niedergedrückten Beine sind oberseits mit grösseren Schuppen bedeckt, welche sämmtlich in regelmässige Reihen gestellt erscheinen, die auf den Hinterschienen fast gerade, sonst aber schief zur Längenaxe des Beines gerichtet sind. Die Schuppen der Unter- seite sind von denen des Oberkörpers an Grösse wenig verschieden, obwohl im Allgemeimen etwas ausgedehnter, sonst übrigens durch- gängig flach und regelmässig; am Kopfe werden sie in der Mittellinie gegen den Kinnwinkel zu kleiner und schmäler, etwa länglich sechs- Phrynocephalus. 463 eckig und zugleich schwach erhaben. Diese Schuppen, welche in ihrer Mitte von einer Pore durchbohrt werden, sind schief von innen nach aussen gerichtet und werden gegen den Rand des Unterkiefers zu allmälig grösser und breiter, so dass sie endlich von den ihnen anliegenden Sublabialen in Form und Entwickelung kaum mehr verschieden erscheinen. In der Hinterhälfte des Kopfes sind die Schuppen — mit Ausnahme der in der Mittellinie stehenden, die fast dreieckig sind — mehr rhombisch oder sechseckig, nicht viel länger als breit, nach hinten scharf zugespitzt und, mit Ausnahme der in der Mittellinie gelegenen, in ziemlich deutliche Querreihen gestellt. Auch diese Schuppen zeigen sich bei gehöriger Vergrösserung an der Spitze mit einer Pore versehen, die der Backengegend namentlich bei älteren Stücken mehr weniger spitz kegelförmig aus- gezogen. Die Haut ist am Unterhalse deutlich quer gefaltet, die Brustschuppen sind bedeutend grösser, rhombisch oder dreieckig, scharf gekielt und scharf zugespitzt; nach hinten werden sie jedoch wieder etwas kleiner, glatt und fast quadratisch, und indem sie zu- gleich ihre Spitzen immer mehr und mehr verlieren, treten sie zu allmälig deutlicheren, geraden Querreihen aneinander. Die an der Basıs glatten, dreieckigen Schwanzschuppen erhalten bald deutliche Kiele, welche durch zunehmendes Schärferwerden die Schuppen endlich vollkommen zweiseitig dachförmig erscheinen lassen. Der Oberarm ist auf der Hinterseite nach oben zu mit grossen, flachen, etwa rhombischen Schuppen bekleidet, während der Unterarm eben- solche, aber viel kleinere Schuppen zeigt, die in deutliche, etwas schiefe Querreihen gestellt und kaum merkbar gekielt sind; ähnliche, aber ganz glatte Schuppen stehen auch auf der Unterseite der Hinterbeine, wobei die der Schienen grösser sind als die an den Schenkeln befindlichen. Die Zehen sind unten mit einer Längsreihe breiter Täfelchen bedeckt, die von hinten nach vorn geschindelt und sehr deutlich der Länge nach gekielt sind. Die Krallen sind mässig lang, gekrümmt, etwa von ihrer Mitte an bogig zugespitzt. Die Oberseite ist schmutzig gelb oder braungrau, mit zahl- reichen, theilweise zu grösseren Flecken zusammenstossenden schwar- zen Schuppen untermischt. Die Unterseite ist einfärbig, weisslich gelb, das letzte Schwanzdrittel und unten oft auch oben schwarz. Bei jungen Thieren sind alle Schuppen viel flacher, weniger nach hinten zugespitzt, ihre Kiele nur am Schwanze gut ausgebildet, sonst viel undeutlicher und namentlich auf der Unterseite des Körpers oft ganz fehlend. Die Färbung ist hier mehr ins Graue geneigt, die schwarzen Flecken grösser, meist kurz länglich, am Rumpfe oft in ziemlich gut ersichtliche Längsreihen geordnet, am Schwanze zu bald mehr, bald weniger vollständigen Querringen zusammenfliessend. 464 Iguanidae. Die Grösse des erwachsenen Thieres beträgt 12 bis 16 Zoll. Diese interessante, dem westlichen Asien angehörige Art, findet sich auch schon im südlichen Russland, wo sie die im Westen des Caspisees zwischen dem Uralflusse und Don gelegenen Gegenden bewohnt. Besonders häufig ist sie im Flugsande der an den Flüssen Kuma und Terek hinziehenden Steppen. Das Thier ist sehr flink und lebhaft, wühlt sich mit grosser Behendigkeit in den losen Sand- boden ein und zeigt auch seinen Feinden gegenüber wenig Furcht, indem es selbst auf den Menschen muthig losspringt, wobei sich die kammartigen Hautfalten in den Mundwinkeln stark aufblähen und unter dem Einflusse der Erregung bald eine rothe, bald eine blaue Färbung annehmen. — Die Nahrung besteht wahrscheinlich aus melasomen Insecten. 2. Gatt. Agama. Daudin hist. natur. gener. d. reptil. III, pag. 333 (1803). Caput breve, trigonum. Palpebrae ciliatae. Aures apertae. Digiti subdenticulati. Squamae notaei imbricatae, per series obliquas dispositae. Der Körper ist ziemlich kräftig und abgeplattet, der Kopf kurz, dreieckig, hinten stark backenartig aufgetrieben, sein oberer Theil nach vorn zu stark abschüssig, die Schnauzenkante meist mehr weniger verrundet. Die Nasenlöcher sind einander genähert, die Ohröffnung deutlich, mit in dieselbe versenktem, aber doch immerhin sichtbarem Trommelfell. Die Kehle zeigt eine selten stark ent- wickelte Längsfalte, der Hals eine gewöhnlich sehr ausgebildete, häufig doppelte Querfalte. Die vorn verschmälerte und ausgerandete Zunge ist schwammig, mit weichen, bürstenartigen Warzen bedeckt. Die Beine sind lang und schlank, der gut ausgebildete Schwanz rundlich oder schwach von der Seite zusammengedrückt. Schenkel- poren sind niemals, Afterporen nur im männlichen Geschlechte vorhanden. Der Körper istbald gleichmässig, bald ungleichmässig beschuppt, die Schuppen der Oberseite wenigstens in der Mitte des Rückens in schiefe Querreihen gestellt, sehr deutlich gekielt und geschindelt, die der Unterseite fast immer glatt und viel weniger ausgesprochen geschindelt. Der Pileus ist mit zahlreichen, gewöhnlich ziemlich gleich grossen Schildchen bedeckt, welche bald glatt, bald wieder Agama. 465 mehr weniger aufgetrieben sind und ein besonders hervortretendes Öccipitale nur selten erkennen lassen. Der Schwanz ist ebenso wie der Körper beschuppt, niemals gewirtelt. Die einzige Art unserer Fauna lebt im südöstlichen Europa. l. Agama sanguinolenta: Pholidosis notaet homogenea, gastraei carinata. Nares subverticales, plica collaris duplex. — Long. 32 cm. Lacerta scutata Gmel. Linn. Syst. nat. I, pag. 1063, 5 (1790). — Lacerta sanguinolenta Pall. Zoogr. rosso-asiat. III, pag. 23, 19 (1831). — Agama oxiana Eichw. Zool. spec. Ross. & Polon. III, pag. 185 (1831). — Trapelus aralensis Eversm. Lac. imp. ross. Nouv. m&m. soc. imp. nat. Moscou. III, pag. 366 (1834). — Trapelus sanguinolentus Eichw. Fauna casp.-cauc. pag. 112, tab. XIV, fig. 5, 4 (1842). — Podorrhoa sanguinolenta Fitzing. Syst. reptil. I, pag. 81, 5 (1843). Der Körper ist ziemlich plump, der an den Seiten bauchige Rumpf kaum mehr als zweimal so lang wie der Kopf; dieser ist etwa um ein Drittel länger als breit, sehr hoch und dick, mit in der Jugend mehr gerundeter, im Alter mehr zugespitzter Schnauze; er ist etwas hinter den Augen am breitesten, nach hinten nur sehr wenig verengt, mit gerundeten oder fast eckig vorspringenden Backen. Seine Oberseite ist namentlich in der Supraoculargegend stark ge- wölbt, die Augenbrauenplatte besonders im Alter kantenartig über die Augen vorspringend, seine Mittellinie zwischen den Augen bald mehr, bald weniger der Länge nach vertieft. Die Seiten des Kopfes sind in der Jugend ziemlich flach, die Zügelgegend jedoch mit zu- nehmendem Alter immer mehr, endlich, besonders nach vorn zu, fast furchenartig vertieft, daher auch die Schnauzenkante mit fort- schreitendem Wachsthum immer besser hervortretend. Die Nasen- löcher sind am Vorderende dieses nach hinten sehr deutlichen Can- thus rostralis ziemlich weit über der Schnauzenspitze, in einem grösseren, rundlichen, etwas aufgeworfenen Schildchen gelegen und fast senkrecht nach aufwärts gerichtet; ihre Grösse ist mittelmässig, ihre Form rundlich. Die etwas über und hinter dem Mund- winkel gelegene Ohröffnung ist ziemlich gross, rundlich, durch an ihrem Oberrande stehende Stachelschuppen oft theilweise verdeckt, der Hals seitlich und unten mit tiefer, doppelter Querfalte. Die Beine sind verhältnissmässig dünn, an den Schenkeln nur wenig verdickt, die vorderen die Schnauzenspitze überragend, die hinteren mit der längsten Zehe etwa bis zur Öhröffnung reichend; die Hinterfüsse sind schmal, gestreckt, an die Schienen angelegt dieselben nur wenig überragend. An den Vorderfüssen sind der erste und letzte Finger ziemlich gleichlang, die drei mittleren stufig nach aussen vergrössert, Schreiber, Herpetologia europaea. 30 466 Iguanidae. die Hinterzehen werden von der ersten zur vierten allmälig länger, ihre fünfte ist etwas grösser als die erste; die Finger sämmtlicher Füsse sind übrigens ziemlich lang und schlank, etwas zusammen- gedrückt und durch seitlich abstehende Schuppen schwach gezähnelt. Der an der Basis dicke und etwas abgeflachte Schwanz wird dann schnell dünner und rundlich und läuft sehr allmälıg in eine ziemlich feine Spitze aus; seine Länge beträgt etwa anderthalbmal so viel, als der übrige Körper. Der ganze Körper ist mit mehr weniger gleichartigen, ziemlich flachen Schuppen bedeckt, die nur am Kopfe etwas gewölbter und dicker und in der Vorderhälfte desselben durch kleine, unregel- mässig polygonale Schildchen ersetzt werden. Die Kieferränder sind durch eine ziemlich grosse, aber sehr veränderliche Anzahl kleiner Schildehen gesäumt, welche sich bezüglich ihrer Form und Grösse im Allgemeinen von den daran stossenden kaum unter- scheiden, und in der Mitte ein etwas grösseres Rostrale und Mentale einschliessen; nur die Supralabialen springen deutlich zahnartig vor und lassen dadurch den Rand des Oberkiefers gesägt erscheinen. Die Augen sind bei Jungen kaum oder nur wenig, bei Alten hin- gegen stark vertieft, so dass sie hier besonders nach unten und hinten von einer bogigen Furche umgeben sind. Die Augenlider sind dieht mit feinen Körnerschuppen bedeckt, der freie Rand derselben durch abstehende, in der Jugend mehr flach gerundete, im Alter namentlich am unteren Lide sehr spitz dreieckig vortretende Schuppen gewimpert oder selbst scharf gesägt; letztere, sowie über- haupt die meisten in der Nähe des Auges gelegenen Schuppen sind besonders bei älteren Stücken von einer öder mehreren Poren durch- bohrt. Der Canthus rostralis ist von den Nasenlöchern bis über den Rand der Augenbrauen hin mit flachen, übereinander ge- schindelten Schuppen bedeckt, welche über den Augen dachartig vorspringen; der vertiefte Interocularraum zeigt gewöhnlich etwas grössere Schilder, die, sowie die des Hinterkopfes, unregelmässig vieleckig und in der Regel vollkommen glatt oder kaum merkbar gekielt sind. Diese Schildchen, welche auf der Stirn oft mehr weniger gewölbt sind, werden am Hinterkopf gewöhnlich grösser und flacher und schliessen hier manchmal ein grösseres, als Occipitale zu deutendes Schild, ein. Die Kopfseiten sind vom Rande des Oberkiefers bis zu den Augen mit in regelmässige Längsreihen gestellten, ziemlich flachen Tafelschuppen bedeckt, das Rostrale ist nur wenig, das Mentale bedeutend von den daranstossenden an Grösse verschieden. An den Schläfen sind die Schuppen dicker und derber, werden in der vorspringenden Backengegend in der Jugend stumpf, mit zunehmendem Alter aber immer mehr spitz Agama. 467 kegelförmig, so dass sie bei ganz erwachsenen Exemplaren endlich in vollkommene Dornen umgewandelt erscheinen. Diese letztge- nannte Beschuppung setzt sich auch auf die Oberseite des Halses und des Hinterhauptes fort, wo sie meist noch stärker und aus- gesprochener hervortritt, als in der Schläfengegend. Die mehr weniger rhombischen Körperschuppen sind ziemlich deutlich ge- schindelt, und schon in frühester Jugend, wenn auch stumpf, so doch ganz gut sichtbar gekielt, die der Oberseite grösser, ihre Kiele vor der Spitze der Schuppen endend, obwohl gegen dieselbe stärker und erhabener werdend, so dass sie hier in einen mehr weniger aus- geprägten Kegel, oder ım Alter selbst in einen Dorn, ausgezogen erscheinen. Uebrigens ist die Beschuppung des Körpers im Ganzen durchaus nicht sehr regelmässig, da sie namentlich in der Jugend aus grösseren und kleineren Schuppen ziemlich unordentlich ge- mischt ist, und erst mit zunehmendem Alter sich nach und nach so ordnet, dass bei erwachsenen Stücken die Schuppen in der Mitte des Rückens schiefe, an den Körperseiten hingegen gerade Quer- reihen bilden; hier sind auch die Schuppen am kleinsten, und gehen von da aus allmälig in die wieder etwas grösser werdenden, regel- mässig rhombischen und zarteren Flächenschuppen der Unterseite über, die ebenfalls deutlich gekielt und nach hinten in eine bald mehr, bald weniger merkbare, glashelle Spitze ausgezogen sind. Die Beine sind wie der Körper, aber noch viel regelmässiger be- schuppt, indem die hier vollkommen rhombischen Schuppen in sehr deutliche schiefe Querreihen gestellt sind und auch ihre sehr schar- fen Kiele zu ziemlich ausgesprochenen Längslinien an einander stossen. Die Schuppen der Kehle und des Halses sind etwas derber und dicker als die Bauchschuppen, sonst aber weder in Grösse noch in Beschaffenheit von den letzteren merklich verschieden. An den etwas dachig geschindelten Schwanzschuppen treten die Kiele mit zunehmendem Alter immer schärfer hervor und bilden zusammen- hängende, deutliche Längsstreifen, die Schuppen selbst erscheinen hier in ziemlich ersichtliche schiefe Quer- und in zugleich sehr deutliche Längsreihen geordnet. Die Oberseite zeigt auf schmutzig erdfarbenem, bald ins Graue, bald ins Gelbliche oder Bräunliche ziehendem Grunde meist ziemlich grosse, schwarze, etwa länglich viereckige Flecken, die gewöhnlich in vier Längsreihen gestellt sind und gegen den Kopf zu mitunter zu Binden zusammenstossen. Der Hals ist seitlich unter den Falten fast immer schwarz, welche Farbe sich übrigens meist auf den gan- zen Unterhals und selbst auf die Kehle ausdehnt. Der Schwanz zeigt wenigstens gegen die Spitze zu gewöhnlich helle und schwarze Halbringe, die Unterseite ist in der Regel schmutzig weissgelb ein- 30* 468 Iguanidae. färbig, der Kopf mit Ausnahme der schwarzen Kehle im Alter meist ebenso, in der Jugend hingegen mit dunkleren Schnörkeln oder Flecken. Die mässig langen, kräftigen, anfangs ziemlich breiten, am Ende sichelförmig zugespitzten Krallen sind gelblich oder bräunlich. Die Grösse des erwachsenen Thieres beträgt etwa 12 bis 15 Zoll. Diese ebenfalls dem westlichen Asien angehörende Art findet sich in Gemeinschaft mit der vorigen auch schon in den nördlich vom Kaukasus gelegenen Steppen Südrusslands. 3. Gatt. Stellio. Daudin hist. natur, göner. d. reptil. IV, pag. 5 (1803). Aures apertae. Squamae notaei heterogeneae, imbricatae, carinatae. Pori femorales nulli. Cauda squamis muricatis verticillata. Der Körper ist bald mehr, bald weniger kräftig, der etwa drei- eckige Kopf flach und nur wenig verlängert, seine Seiten in der Zügelgegend vertieft, in der Backengegend schwach aufgetrieben, die schon von den Nasenlöchern an deutliche Schnauzenkante in den vorspringenden Rand der Augenbrauen übergehend. Die Ohröffnung ist gross, das Trommelfell obwohl etwas vertieft so doch sehr dent- lich sichtbar, kreisförmig; die etwa eiförmigen oder rundlichen Nasenlöcher sind zu Seiten der Schnauzenspitze unter dem Vorder- ende des Canthus rostralis gelegen. Die dicke Zunge ist schwammig, an der Spitze etwas verschmälert und ausgerandet. Der Hals ist dünner als der Hinterkopf und mit mehreren welligen, unregel- mässigen Falten versehen, wovon gewöhnlich zwei auf der Unterseite und mehrere verästelte an den Seiten vorkommen; auch setzen sich von den letzteren manchmal eine oder zwei bogig über die Wurzel der Vorderbeine bis auf den Rumpf fort. Dieser ist depress, oben schwach gewölbt, in der Mitte mehr weniger bauchig erweitert und mit einer etwa zwischen den Beinen hinziehenden Längsfalte an den Seiten, die sich nur in Alkohol manchmal verzieht. Die Beine sind verhältnissmässig lang und kräftig, an allen Füssen die vierte Zehe nur wenig grösser als die dritte. Der mittellange Schwanz ist nur an der Wurzel abgeplattet, sonst drehrund. Der Körper ist oben mit ungleichartigen, gekielten, unten mit glatten Schindelschuppen bedeckt, welche am Kopfe in kleine poly- gonale Schilder übergehen, die ziemlich derb und aufgetrieben, theils Stellio. 469 glatt, theils auch gekielt sind und gegen den Hinterkopf und die Schläfe in kegel- oder selbst dornartige Schuppen übergehen, die namentlich in der Nähe der Ohröffnung gern zu grösseren Gruppen vereinigt sind. Die vorspringende Augenbrauenleiste ist an ihrem Aussenrande mit flachen, schief stehenden Schindelschuppen bedeckt, das Rostrale und Mentale gross und deutlich, die Labialen von den daran grenzenden Schuppen oft nur wenig verschieden. Die Augen- lider sind durch ziemlich flache, etwas dreieckig vorgezogene Schuppen schwach gewimpert, der Interocularraum mehr wenigerdeutlich vertieft. Die in sehr deutliche Querringe gestellten Schwanzschuppen sind dick, länglich viereckig, mit bald stumpferen, bald schärferen, nach hinten erhöhten und daselbst in eine scharfe Spitze ausgehenden Kielen. Die Schenkelporen fehlen, die Afterporen sind dagegen vorhanden. Die einzige Art unserer Fauna lebt im südöstlichen Europa. 1. Stellio vulgaris: Pholidosis notaei e sguamis magnis parvisque carinatis et mucronatis irregulariter mixta, latera spinarum acervulis seriatim positis. Gula squamis aculeatis muricata. — Long. 32 cm. Lacerta Stellio Hasselg. Reise n. Paläst. pag. 351 (1762). — La- certa Agama Linn& Syst. nat. I, pag. 367, 28 (1767). — Iguana cordylina Laur. Synops. reptil. pag. 47 (1768). — Cordylus stellio Laur. ]. c. pag. 52, 80 (1768). — Stellio vulgaris Latr. hist. nat. d. reptil. II, pag. 22 (1802). — Agama cordylea Merr. Syst. amphib. pag. 55, 31 (1820). — Stellio antiquorum Eichw. Zool. spec. Ross. et Polon. III, pag. 187, 2 (1831). Typus. Supra flavo-fuscus vel nigrescens, maculis magnis rhomboideis albo-flavescentibus in dorso; subtus sordide lutescens, obsolete obsceurius punctatus. var. a) Supra griseo-fuscescens, maculis dorsalibus pallidis per lon- gitudinem confluentibus. var. b) Supra nigrescens, dorso irregulariter flavo-nigroque variegato. var. c) Supra aterrimus, squamis flavescentibus in fascias transversas conmexis. Stellio cyprius Fitzing. Syst. reptil. I, pag. 85, 2 (1843). var. d) Supra griseo-fuscescens, dorso obscuriore squamis atris plus mimusve SPArso. var. e) Supra pallide flavescens aut cinereus, sguamis atris rarissimis vel nullıs. Juv. Squamis gularibus simplieibus, granosis, in spinas haud prolongatis. 470 Iguanidae. Der Körper ist ziemlich platt, von der Mittellinie des Rückens gegen die Seiten zu nur schwach abfallend, der Kopf etwa um ein Fünftel länger als hinten breit, mit stark vorspringender, in den Rand der Augenbrauen übergehender Schnauzenkante. Die Vorderbeine reichen, an den Körper angelegt, bis zur Einlen- kung der Hinterbeine, diese nach vorn gestreckt etwa bis zu den Ohren. Der sehr allmälig und nur mässig zugespitzte Schwanz ist um die Hälfte länger als der Körper. Der Kopf ist oben mit zahlreichen, unregelmässig polygonalen Schildchen be- deckt, welche theils ziemlich flach und glatt, theils wieder mehr weniger höcker- artig erhaben und gekielt und namentlich am Hinterkopf besonders gegen aussen hin mehr kegelig oder selbst dornig zugespitzt erscheinen. Das zu Seiten der Schnauzenspitze am Vorderende der Zügelfurche lie- gende Nasenschild ist gross, stark convex, die vollkommen kreis- runden, nach rückwärts gerichteten Nasenlöcher nahe dem Hinter- rande desselben ausgehöhlt. Die Seiten des Hinterkopfes sind na- mentlich in der Gegend des Ohres und der Halsfalten mit Gruppen von gekielten oder theilweise selbst messerartig zusammengedrückten Stachelschuppen besetzt, desgleichen sind die Schuppen des Unter- halses sämmtlich mehr weniger spitz kegelförmig oder dornartig ausgezogen. Das Rostrale ist deutlich unterschieden, quer, nach oben nicht erweitert, drei- bis viermal breiter als hoch. Die Supra- labialen sind von den darüber liegenden, ebenfalls in regelmässige Längsreihen gestellten Schildehen nur wenig verschieden, die den Unterrand der Augenhöhle begrenzende Reihe in der Regel dachig gekielt. Das Mentale ist verhältnissmässig sehr gross, unregelmässig dreieckig, die Sublabialen etwa länglich viereckig und bedeutend grösser als die daran grenzenden Schilder. Sowohl die Lippen- als auch andere Kopfschilder zeigen sich bald mehr, bald weniger von feinen Poren durchbohrt. Die Oberseite des Rumpfes ist mit kleinen, ziemlich flachen und schwach geschindelten Schuppen bedeckt, denen sich bedeutend entwickeltere, übrigens sehr ungleich grosse Schuppen beigesellen, welche gewöhnlich in mehr weniger ausgesprochene Querreihen gestellt sind und in der Mitte des Rückens oft eine ziem- lich zusammenhängende Längszone bilden. Diese, an ihrem Hinter- rande unter der Loupe durch aufgesetzte Dornen gezähnelten Schuppen, sind bald stumpfer, bald schärfer gekielt, die Kiele selbst Stellio vulgaris Latr. Stellio. 471 häufig am Ende dornartig ausgezogen. Ausserdem zeigen sich noch die Seiten des Rumpfes mit zahlreichen Stachelgruppen besetzt, welche aus einer grösseren, rundum von kleineren umgebenen Dorn- schuppe bestehen, und, da sie namentlich auf den Hautfalten sitzen, in mehr weniger deutliche Längs- und Querreihen geordnet sind. Die Oberseite der Beine ist mit sehr grossen, rhombischen Schuppen bedeckt, welche sehr scharf gekielt und zugespitzt sind und sich noch theilweise auch auf die Fusswurzeln erstrecken. Die Unterseite des Rumpfes und der Beine ist mit durchaus gleichartigen Schuppen bekleidet, welche auf der Brust etwas grösser und mehr sechseckig, nach rückwärts aber etwas kleiner und mehr rhombisch, übrigens durchaus glatt und in ziemlich deutliche Querreihen gestellt sind; vor dem After zeigt sich beim Männchen eine Gruppe von 30 bis 40 Porenschuppen. Die Hinterschenkel führen ziemlich grosse, etwa sechseckige, der Unterarm und die Hinterschienen noch grössere, aber mehr bogig verrundete Schuppen. Die Fusssohlen und Handflächen sind mit derben, rhombischen Kielschuppen, die Unterseite sämmt- licher Zehen mit einer Reihe querer Täfelchen bedeckt. Der Schwanz ist durch länglich viereckige Schuppen gewirtelt, deren nach hinten steil ansteigenden Kiele dornig zugespitzt sind. Der Hinterrand dieser Schuppen zeigt sich an der oberen Schwanzwurzel meist fein gezähnelt, auch ist in der Regel jede zweite Querreihe nach rück- wärts etwas stärker erhaben, wodurch dann namentlich in der ersten Hälfte des Schwanzes je zwei Schuppengürtel zu ziemlich deutlichen Doppelwirteln vereinigt erscheinen. Die Krallen sind ziemlich kräftig, bis über die Mitte gleichbreit, gegen Ende von unten sichelförmig zugespitzt. Die Färbung und Zeichnung ist manchen Veränderungen unter- worfen. In der Regel zeigt die Oberseite ein ziemlich dunkles Braungelb oder Schwärzlichbraun, das längs der Mittellinie des Rückens von einigen grossen, meist etwa rhombischen lehmgelben Mackeln unterbrochen ist. Desgleichen sind auch die Stachelgruppen an den Körper- und Halsseiten, sowie auch zu Seiten des Hinter- kopfes ebenso gefärbt; da ferner die helle Farbe besonders gern an den grösseren Rumpfschuppen vorkommt, so bildet sie, diesen fol- gend, auf dem dunklen Grunde häufig mehr weniger deutliche Quer- binden. Die Schnauzenspitze, sowie auch die Beine namentlich gegen die Füsse zu, sind gewöhnlich ebenfalls heller, die Krallen hornbraun, mit schwärzlicher Oberkante. Der stets ins Bräunliche oder Gelbliche ziehende Schwanz ist wenigstens gegen die Spitze zu immer schwärzlich geringelt, welche Zeichnung aber nach vorn zu häufig undeutlicher wird oder in unbestimmte Flecken aufgelöst erscheint, Die Unterseite ist an Rumpf und Beinen schmutzig gelb, 472 Iguanidae. oft undeutlich dunkel gefleckt und gezeichnet, am Kopf hingegen vorwiegend schwärzlich oder überhaupt dunkel, mit meist ziemlich zerstreuten gelblichen Flecken gezeichnet. Der Schwanz ist schmutzig orange- oder ockergelb, einfärbig. Diese Grundform ist nun manchen Veränderungen unterworfen, welche theils in dem Wechsel der Grundfarbe, theils in dem wechsel- seitigen Verhältnisse dieser und der hellen Zeichnungen begründet sind. Was die erstere anbelangt, so kann sie aus dem gewöhnlichen Olivenbraun, durch Gelbbraun und Graugelb bis ins helle Lehm- oder Aschfarben, anderseits aber auch bis ins tiefste Sammetschwarz abändern. Ebenso können auch die lichten Flecken durch Vermeh- rung und Erweiterung verschiedenartig zusammenfliessen und die Grundfarbe bald mehr, bald weniger verdrängen, was namentlich in der Mittellinie des Rückens, manchmal aber auch auf der ganzen Oberseite der Fall ist, so dass diese dann nicht selten fast einfärbig und nur mit vereinzelten, meist auf grössere Schuppen beschränkten schwarzen Flecken besetzt erscheint. Uebrigens werden lichte Va- rietäten nicht immer auf die letztgenannte Art, sondern oft auch durch Erhellung der Grundfarbe hervorgebracht, da dadurch natür- lich die lichten Flecken immer undeutlicher werden und am Ende ganz in der Grundfarbe aufgehen. Der Fall, dass die hellen Zeich- nungen von der dunklen Farbe überwuchert werden, scheint im Allgemeinen seltener zu sein, und sind mir wenigstens Exemplare mit ganz dunkler Rückenseite niemals untergekommen. Die Jungen sind im Durchschnitt von den Alten nicht ver- schieden, nur dass hier die Höcker- und Stachelschuppen weniger entwickelt und namentlich die Schuppen des Unterhalses niemals dornig, sondern einfach körnig und ziemlich flach gewölbt sind. Diese, dem nordöstlichen Afrika und westlichen Asien angehö- rende Art findet sich auch bereits in der europäischen Türkei, auf einigen ägäischen Inseln und im Kaukasus. Das oft über fusslange Thier bewohnt trockene, dürre Oertlichkeiten, wo es sich namentlich im Gesteine, an alten Mauern und dergleichen herumtreibt; es hält gewöhnlich den Kopf hoch und macht damit von Zeit zu Zeit eigen- thümliche nickende Bewegungen. Die Nahrung besteht hauptsächlich aus grösseren Insecten, in der Gefangenschaft nimmt es namentlich gern Schmetterlinge zu sich; doch erträgt die Eidechse unser Klima nur schwer, indem sie bei dem geringsten Temperaturwechsel das Fressen einstellt und sofort zu Grunde geht. Von manchen Autoren wird auch der im Kaukasus vorkommende Stellio caucasicus Eichw. zu unserer Fauna gerechnet. Da ich jedoch über das Vorkommen dieser Art in den europäischen Theilen Südrusslands keine sicheren Daten erhalten konnte, so habe ich von der definitiven Aufnahme Uromastix. 473 derselben vorderhand noch Abstand genommen. Uebrigens ist caucasicus an den viel weniger vorspringenden Augenbrauen, an den flachen und ungekielten Schildern des Hinterkopfes, sowie an den vollkommen ebenen, niemals in Dornen ausgezogenen Unterhalsschuppen leicht zu erkennen, und während bei vulgaris der ganze Rücken mit kleineren und grösseren Kielschuppen untermischt ist, wobei letztere fast immer mehr weniger deutliche Querreihen bilden, ist bei caucasicus die Oberseite des Rumpfes vorherrschend mit sehr feinen, glatten oder undeutlich gekielten Körner- schuppen bedeckt, die Mitte des Rückens hingegen in ihrer ganzen Aus- dehnung bis auf die Schwanzwurzel mit grösseren, flachen und meist auch glatten Schuppen belegt, welche nicht wie bei vulgaris mit kleineren unter- mengt sind, sondern für sich allein eine zusammenhängende, ziemlich breite Längszone bilden, die nach vorn allmälig in die feinkörnigen Nacken- schuppen übergeht. Auch stehen zwischen den kleinen Körperschuppen hier und da gleichsam kleine Inseln von etwas grösseren, aber ebenfalls flachen oder nur schwach körnigen Schuppen, die meistens auch durch eine hellere Färbung ausgezeichnet sind und an den Seiten des Körpers finden sich vereinzelte oder zu Gruppen vereinigte aber stets ziemlich kleine Dornschuppen. Endlich ist noch die Färbung eine andere, indem das Thier meist nur in der Jugend lichter, schmutzig graugelb oder erd- farben, im Alter aber namentlich in der Vorderhälfte des Körpers viel dunkler, fast schwärzlich ist, welche Färbung sich dann gewöhnlich längs der aus grösseren Schuppen gebildeten Rückenzone bis gegen die Schwanz- wurzel hinzieht; auch sind die Seiten des Unterleibes fast immer mehr weniger breit schwärzlich, die kleinen hellen Körperflecke undeutlich dunkel umrandet und die Unterseite des Kopfes häufig tief schwarz und sehr scharf gemarmelt. 4. Gatt. Uromastix. Merrem Syst. amphib. pag. 56, 18 (1820). Aures apertae. Squamae notaei parvae, homogeneae, appressae, per series transversas dispositae. Pori femorales distincti. Cauda depressiuscula, squamis crassis muricatis verticillata. Der Körper ist plump, abgeplattet und nur mässig verlängert, der fast schildkrötenartige Kopf mit kurzer, stumpf verrundeter Schnauze. Die nach hinten gerichteten Nasenlöcher sind seitlich gelegen, die Ohröffnungen gross, länglich, senkrecht gestellt, übrigens durch die Falten der Halshaut oft theilweise verdeckt, mit ziemlich tief liegendem, aber dennoch deutlich sichtbarem Trommelfell. Die dieke, schwammige Zunge ist dreieckig, am Ende in zwei kleine Spitzen gespalten. Der verhältnissmässig ziemlich lange Hals ist mit zahlreichen, welligen Falten umgeben, von denen manchmal einzelne über die Schultern vorbei auf die Rumpfseiten fortsetzen. 474 Iguanidae. Die Beine sind nur mässig lang aber kräftig, mit ziemlich kurzen und dicken Fingern, deren vier erste allmälig stufig verlängert erscheinen. Die Schenkelporen sind gross, ihre Reihen gegen die Cloake zu etwas winkelig zusammenneigend. Der kaum körperlange Schwanz ist stark abgeplattet, in der ersten Hälfte oder selbst bis gegen Ende des zweiten Drittels sehr breit, von da an langsam kegelförmig ver- Jüngt. Der Körper ist mit durchaus gleichartigen, etwa rundlich vier- eckigen Schuppen bedeckt, welche immer glatt und kaum merkbar geschindelt sind, der Kopf oben mit kleinen, glatten, unregelmässig polygonalen Schildchen bekleidet, welche am Scheitel etwas erwei- tert, in der Supraoculargegend aber am kleinsten sind; die Ohr- öffnung ist am Vorderrande durch höcker- oder dornartige Schuppen gezähnelt, das Rostrale deutlich, die Supralabialen nach rückwärts gegen den-Mundwinkel zu zahnartig vorspringend. Die Oberseite der Beine ist mehr weniger mit Höckern besetzt, die Zehen sind mit geschindelten, meist glatten Täfelchen belegt. Die viereckigen, oben fastimmer dornig ausgezogenen Schwanzschuppen bilden Wirtel, die an der Oberseite grösser als unten sind. 1. Uromastix spinipes: Supra virens aut olivaceus, concolor ; trunco ad latera tuberculis sparso. — Long. 63—95 cm. Stellio spinipes Daud. hist. natur. gener. d. reptil. IV, pag. 31 (1803). — Uromastix spinipes Merr. Syst. Amphib. pag. 56, 35 (1820)..— Mastigura spinipes Flem. Philos. of zool. II, pag. 277, 25 (1822). Der Körper ist kräftig, der Rumpf in der Mitte stark bauchig erweitert und an den Seiten mit bald mehr, bald weniger zahl- reichen, oft bis auf den Rücken fortgesetzten Querfalten. Der Kopf ist gross und plump, etwa hinter der Mitte am breitesten, nach vorn zu ziemlich schnell und deutlich dreieckig verengt; er ist hinten und auch noch zwischen den Augen ziemlich flach, vor denselben stark nach abwärts gewölbt, von den Nasenlöchern an fast senkrecht zum Mundrande abfallend. Der Rand der Augenbrauen bildet eine geschwungene, in der Mitte deutliche ausgerandete stumpfe Leiste, die Zügelgegend ist bei jüngeren Thieren weniger, bei alten aber stark und besonders nach unten fast furchenartig vertieft, die Schnauzenkante ziemlich stumpf, obwohl deutlich. Die Nasenlöcher sind gross, rundlich, unter dem Vorderende des Canthus rostralis in einem bedeutend grösseren, etwas aufgeworfenen Schildchen ge- legen. Die Beine sind ziemlich kurz, die vorderen die Schnauzen- Uromastix. 475 spitze, die hinteren die Achseln kaum erreichend, die Finger etwas von der Seite zusammengedrückt. Die Kopfschilder sind ziemlich klein, zahlreich, am Hinterhaupt und zwischen den Augen deutlich, vor denselben zwischen den Schnauzenkanten bedeutend gewölbter und vergrössert. Ein als Oceipitale zu deutendes Schildchen ist nur äusserst selten entwickelt. Das Rostrale ist quer erweitert, sechseckig, die Supralabialen klein, niedrig, länglich viereckig oder undeutlich fünfeckig, jederseits etwa in der Zahl von 12 bis 14 vorhanden; das Mentale ist von den daran stossenden Labialen nur im Alter unterschieden, wo es, wenn auch viel kleiner als das Rostrale, so doch stets bedeutend grösser als die angrenzenden Unterlippenschilder ist; diese sind gewöhnlich etwas grösser als die Supralabialen, alle ziemlich regelmässig vier- oder fünfeekig, gegen den Mundwinkel zu allmälig kleiner werdend, etwa 18 auf jeder Seite. Die den Labialen anliegenden Schuppen sind meist in ziemlich deutliche Längsreihen gestellt, was namentlich am Öberkiefer gut hervortritt, die Wangen mit grösseren, gewölbten oder selbst kegelförmigen Schildern bedeckt. Die in ziemlich deut- liche Längs- und zugleich in schiefe Querreihen gestellten Rücken- schuppen sind klein, im Allgemeinen in der Jugend mehr körnig, mit zunehmendem Alter aber immer flacher werdend, die des Unter- leibes nur wenig grösser, aber regelmässiger und ın sehr deutliche Querreihen gestellt. Die Seiten des Rumpfes zeigen zerstreute, ziemlich kleine und wenig convexe, meist rundliche Höckerschuppen. Die Kehlschuppen sind etwa von der Grösse der Rückenschuppen, nur deutlicher gekörnt, die Vorderbeine besitzen an den Unterarmen höchstens einzelne, die Hinterbeine zahlreichere Höckerschuppen. Sonst sind die Vorderbeine mit schwach geschindelten, ziemlich grossen, rhombischen oder verrundet sechseckigen Schuppen besetzt, welche bei Alten vollkommen flach, bei Jungen aber an der Ober- seite namentlich gegen die Spitze mehr weniger kegelförmig ver- dickt sind, was besonders am Aussenrande des Unterarmes der Fall ist, woselbst sie auch am grössten und bei kleineren Thieren oft auch deutlich gekielt sind; die Innenseite der Vorderglieder ist mit durchaus flachen Schuppen bekleidet, von denen die unter dem Ober- arm stehenden die kleinsten sind; auch zeigt sich die Beschuppung der Vorderbeine besonders auf der Oberseite in ziemlich ersichtliche, schiefe Reihen gestellt. Die Hinterbeine sind oberseits in der Jugend körnig, im Alter tafelartig beschuppt, die eingestreuten rundlich kegelförmigen Höcker mitunter gekielt oder zugespitzt; die Unter- seite derselben führt flache, rhombische, in schiefe Querreihen ge- stellte Schuppen, die Aussenschneide der Schienen eine Reihe grosser, bei jüngeren Thieren spitz kegelförmiger, im Alter mehr flacher 476 Iguanidae. Höckerschuppen. Die Schenkelporen sind von einem Schuppenkranz umgeben. Die Sohlen sind mit derben, an den Vorderfüssen flachen, an den hinteren besonders im Alter fast warzenartig hervorragenden Schuppen besetzt, welche in der Jugend deutlich, bei Erwachsenen unmerklich oder gar nicht gekielt sind; die Zehen zeigen oben und an den Seiten an den Vorderfüssen fast immer glatte, an den hin- teren mitunter gekielte Schuppen, ihre Unterseite hingegen eine einzige Reihe querer, regelmässig sechseckiger Täfelchen, die von je drei Längskielen durchzogen sind, die bei kleineren Stücken ge- wöhnlich recht deutlich, bei grösseren aber viel stumpfer und oft undeutlich sind. Der etwa rumpflange, sehr kräftige und dicke Schwanz ist oberseits mit grossen und dicken, etwa länglich recht- eckigen Schuppen versehen, die am Ende in einen spitz kegelför- migen, nach aufwärts ragenden Dorn verlängert sind. Die daraus gebildeten‘ Wirtel stossen auf der Unterseite des Schwanzes erst gegen dessen Spitze rund herum zusammen, während sie an den anderen Schwanztheilen durch Reihen bedeutend kleinerer Tafel- schuppen unterbrochen sind, die nach vorn gegen den After zu immer kleiner und zahlreicher werden und sich auf der Schwanz- wurzel auch zw#schen die Wirtel der Oberseite einschieben. Die in der Jugend mehr gestreckten und stark gekrümmten, im Alter aber ziemlich kurzen und kräftigen Nägel sind seitlich zusammenge- drückt und an der Wurzel oben und unten von je einer grossen Schuppe umhüllt. Die Färbung der Oberseite ist schmutzig gelbbraun oder oliven- grün, die des Schwanzes und der Unterseite gelblich, obwohl ersterer manchmal auch schwärzlich ist. Die Grösse des erwachsenen Thieres beträgt oft bis gegen drei Fuss, wovon der Schwanz nicht ganz die Hälfte wegnimmt. Diese im Norden von Afrika weit verbreitete Art findet sich nach Erhard!) auch auf Kreta und soll ferner noch auf den Inseln Melos und Santorin beobachtet worden sein; sie hält sich an dürren, steinigen Öertlichkeiten auf und soll sich ausschliesslich von Pflanzenstoffen nähren. !) Fauna der Cycladen $. 82 (1858). 477 6. Fam. Ascalabotae. Pileus irregulariter squamoso-seutellatus. Palpebrae rudimentariae, circulares. Pupilla verticalis. Aures apertae. Notaeum ac gastraeum squamosum. Der Körper ist plump, mit verhältnissmässig kurzem, stark niedergedrücktem, in der Mitte mehr weniger bauchig erweitertem Rumpf und flacher Unterseite. Der Kopf ist gross, nach vorn zu mehr weniger abgeflacht, hinten dagegen erweitert und durch eine halsartige Einschnürung von den breit vorstehenden Schultern getrennt. Die Nasenlöcher sind ziemlich weit von einander entfernt, die Augen gross und vorstehend, mit verkümmerten, als bogige Falte mehr weniger an ihrem Umfange sichtbaren Lidern und ver- ticaler, länglicher Pupille.. Die Ohröffnung ist immer vorhanden, das Trommelfell tief in dieselbe versenkt. Die niemals in eine Scheide zurückziehbare Zunge ist breit und flach, fleischig und we- nig vorstreckbar, an der freien Spitze abgerundet oder schwach ausgerandet. Der Gaumen ist immer zahnlos. Die Beine sind kurz und niedrig, von rechts und links ziemlich weit auseinander gerückt, mit fünf sehr verschieden gebildeten Zehen; diese sind nämlich bald schlank und gestreckt, bald mehr kurz und kräftig, bald gerade, bald wieder winkelig geknickt oder gebogen und bei der Mehrzahl der hierhergehörigen Thiere namentlich dadurch ausgezeichnet, dass sie auf ihrer Unterseite mit eigenthümlichen Erweiterungen oder Haftapparaten versehen sind, welche nach Art der Saugnäpfe wir- kend die Thiere zum Klettern an verticalen und selbst an über- hängenden Gegenständen mit nach abwärts gekehrtem Rücken be- fähigen. Diese Vorrichtungen haben im Allgemeinen die Form von Scheiben oder Blättern, welche theils ganz, theils gespalten, manch- mal sogar fächerförmig getheilt und entweder auf der ganzen Unter- seite, oder nur an der Spitze oder am Grunde der Zehen allein entwickelt sind. Die Krallen sind kurz und unscheinbar, in vielen Fällen an einzelnen Fingern gänzlich fehlend und bei sehr vielen zwischen die Kletterscheiben vollkommen zurückziehbar, so dass sie bei manchen Formen im Tode oft ziemlich schwer zu sehen sind. After- und Schenkelporen sind nicht immer, und überhaupt nur im männlichen Geschlechte vorhanden. Der bald conische, bald mehr abgeplattete Schwanz ist nur selten länger als der Körper und 478 Ascalabotae. ausserordentlich gebrechlich, obwohl er sich sehr bald wieder durch Nachwachsen ersetzt, in welchem Falle er aber durch eine von der ursprünglichen ganz verschiedene Beschuppung und häufig auch durch eine etwas monströse Form leicht zu erkennen ist. Der Körper ist stets oben und unten mit zahlreichen, kleinen, flachen oder körnigen Schuppen bedeckt, zwischen denen häufig grössere Kiel-, Höcker- oder Stachelschuppen meist in mehr weniger regelmässige Reihen gestellt sind. Am Kopfe gehen diese Schuppen in unregelmässig polygonale Schildchen über, und sind hier in der Regel nur die Labialen und oft auch die Supraocularen als grössere Schilder hervortretend; desgleichen zeigt sich in manchen Fällen die Unterseite des Schwanzes mit einer Reihe grösserer Schilder bedeckt. Die Ascalaboten sind schnelle, lichtscheue Thiere, welche des Tages über unter Steinen, in hohlen Bäumen, Mauer- und Felsen- ritzen und ähnlichen Schlupfwinkeln selbst in bewohnten Häusern leben, des Nachts aber ihre Verstecke verlassen um ihrer aus Glieder- thieren bestehenden Nahrung nachzugehen. Ihre ohnedem düstere und unscheinbare Färbung ist bei frisch gefangenen Thieren durch daran haftenden Staub und Schmutz oft vollkommen unkennbar und trägt mit dazu bei, den Widerwillen der Ungebildeten gegen diese durchaus harmlosen Geschöpfe zu vermehren. Unter allen einhei- mischen Sauriern sind die Haftzeher die einzigen, welche eine ziem- lich volltönende, meist aus zwei auf einander folgenden kurzen Lauten bestehende Stimme haben. Die Verbreitung dieser Familie ist auf das südliche Europa beschränkt, und ist Genua der nördlichste mir bekannte Punkt, wo dieselbe noch vertreten ist. Die vier in unserer Fauna vorkom- menden Gattungen können in. nachstehender Weise leicht unter- schieden werden: 1. Oberseite des Körpers ungleichmässig beschuppt, indem zwischen sehr kleinen Grundschuppen bedeutend grössere und erhabene Höckerschuppen regel- oder en vertheilt sind. Sub- maxillarschilder vorhanden . . 2 Rumpf oben gleichmässig beit Bubräksilandehriih feh- lend. Zehen an der Spitze mit herzförmiger, unterseits durch eine tiefe Längsfurche getheilter und glatter Kletterscheibe, in deren Ausrandung die sehr kleinen Krallen fast ganz zurück- gezogen werden können. Schwanz unten ohne Schilderreihe, an der Basis mit einer grösseren, etwas nach oben und aussen ge- richteten, halblinsenförmigen Schuppe. 2. Gatt. Phyllodactylus Gray. 2. Zehen ganz oder theilweise erweitert, die Unterseite dieser Erweiterung mit blättrigen oder linsenförmigen Kletterscheiben. Krallen zurückziehbar"l sole „ana. bi „uamwdor. lagen Gymnodactylus. 479 Zehen nicht erweitert, schlank, in der Mitte winkelig eingeknickt, unten miteinerReihe hinter einander geschindelter Tafelschuppen. Krallen nicht zurückziehbar. Rumpfseiten mit feiner, aber deutlicher Längsfalte. Oberseite mit feinen Körnerschuppen, dazwischen mit bedeutend grösseren, meist regelmässig ge- reiheten Kiel- oder Höckerschuppen, welche am Schwanze Halb- ringe bilden und daselbst oft in Stacheln ausgezogen sind; Unterseite des Schwanzes mit einer Reihe breiter Schilder. 1. Gatt. Gymnodactylus 3. Zehen vom Grunde bis über die Mitte erweitert und daselbst unterseits mit einer Doppelreihe linsenförmiger Kletterscheib- chen, das dünne, bekrallte Zehenende vom Vorderrande dieser Erweiterung abstehend. Oberkörper mit sehr feinen, ziemlich flachen Körnerschuppen, zwischen denen bedeutend grössere, gekielte Höckerschuppen vertheilt sind. Schwanz unten mit einer Schilderreihe . . . . .... 8. Gatt. Hemidactylus Zehen vom Grunde bis zur Spitze erweitert, unterseits mit einer einfachen Reihe querer, breiter Lamellen. Nur die zwei mitt- Spix. Ouv. leren Finger bekrallt, Daumen, zweite und fünfte Zehe unbe- wehrt. Rumpf mit feiner, aber meist deutlicher Seitenfalte; Supraocularschilder fehlend, Oberseite feinschuppig und mit grösseren, meist dreiseitig pyramidenförmigen Höckerschuppen. Schwanz unten mit flachen, polygonalen, manchmal in der Mitte zu einer unregelmässigen Schilderreihe erweiterten Schuppen. 4. Gatt. Platydactylus 1. Gatt. Gymnodaectylus. Spix in Wiegm. Herpet. mex. pag. 19, 1 (1834). Pholidosis notaei heterogenea. Seuta submazillaria conspicua. Digiti simplices, unguiculati, in geniculis anfracti, subtus squamis lamelliformibus tecti. Cauda subtus scutorum serie. Der Körper ist verhältnissmässig ziemlich schlank, mit einer von den Achseln bis zu den Hinterbeinen und einer zweiten vom Unterende des Kopfes schief längs der Halsseiten über die Wurzel der Vorderbeine hinaufsteigenden Längsfalte. Der Kopf ist gross, über die Hälfte der Rumpflänge betragend, in seinem hinteren Theile stark aufgetrieben und nach rückwärts deutlich halsartig einge- schnürt, gegen die gerundet zugespitzte Schnauze hin mässig ver- Cuv. 480 Ascalabotae. engt und meist ziemlich stark abfallend. Die kleinen rundlichen Nasenlöcher stehen auf der Oberseite der Schnauzenspitze, etwa um die Breite des Rostrale von einander entfernt und dasselbe an seinen hinteren Aussenecken berührend;; die Pupille ist elliptisch, die Augen- lider bilden eine am Unterrande des Auges sehr schmale oder ganz zurückgezogene, an den Seiten und namentlich oben hingegen ziem- lich breite, über die Augen stark ringförmig vorstehende Falte, deren äusserster Rand mit grösseren Tafelschuppen besetzt ist. Das grosse Ohr ist rundlich, quer eiförmig oder spaltenförmig. Die ein- fachen, nicht erweiterten Zehen sind schlank und dünn, seitlich zusammengedrückt und nicht erweitert, alle bekrallt, die Krallen selbst nicht zurückziehbar. Die Form der Zehen ist sehr eigen- thümlich, indem dieselben dadurch, dass das vorletzte Glied mit dem darauf folgenden einen etwa in der Mitte der Zehe nach unten sehr deutlich vorspringenden Winkel bildet, gleichsam wie gebrochen erscheinen, ein Umstand, der namentlich an den Hinterfüssen sehr auffallend hervortritt; auch sind die äussersten Zehen nicht verkürzt und an den Hinterfüssen den anderen entgegensetzbar. Der Schwanz ist bei unverletzten Stücken rundlich, an der Basis etwas abgeflacht, ziemlich fein und dünn auslaufend. Die Oberseite ist ungleichförmig beschuppt, indem zwischen feinen, meist ziemlich flachen, unregelmässig polygonalen oder fein- körnigen Grundschuppen bedeutend grössere, erhabene und gekielte Höcker- oder Stachelschuppen eingeschaltet sind, die fast immer in ziemlich regelmässigen Reihen stehen und am Schwanze deutliche, oft dornige Halbringe bilden. Das Rostrale ist gross, breiter als lang, sehr häufig mit einer von seinem Ende nach unten zu ziehenden Längsfurche, die Labialen und Submaxillaren sowie das Mentale sind immer entwickelt, die Supraocularen bald mehr, bald weniger deutlich. Die Unterseite ist am Kopf und Rumpf mit zahlreichen, kleinen, flachen und rundlich sechseckigen Schuppen bedeckt, die meist ziemlich deutlich geschindelt und am Bauche gut doppelt so gross als an der Kehle sind. Vor dem After findet sich beim Männ- chen eine Porenreihe; die Sohlen sind gekörnt, die Zehen unterseits mit einer Reihe breiter, querer, hinter einander geschindelter Täfel- chen besetzt. Der Schwanz trägt unten eine Reihe breiterer, schilder- artiger Schuppen. Die zwei Arten unserer Fauna können in folgender Weise unterschieden werden: 1. Höcker des Rumpfes stark entwickelt, ziemlich convex, drei- eckig pyramidal und viel grösser als die dieselben trennenden Zwischenräume, in breite, fast zusammenstossende Querringe gestellt, die selbst am Schwanze niemals stachelig werden. Gymnodactylus. 481 Oberseite der Beine ohne oder höchstens an den hinteren mit einigen schwachen Höckerschuppen . . . . . geccoides Spix. Höcker des Rumpfes schwach entwickelt, ziemlich flach und mehr rundlich, mit einem starken Längskiel, die sie trennenden Zwischenräume wenigstens so gross als die Höcker, diese selbst am Schwanze stachelige Halbringe bildend. Oberseite der Beine, namentlich der hinteren, mit stark dreiseitig kegelför- migen, grösseren Höckern . . . . 2... Kotschyi Steindch. / l. Gymnodactylus Kotschyi: Tubercula parva, paullum elevata et distinete carinata, interstitiis aequalia vel minora, in cauda acu- leata, in pedibus maxime postieis valde esplicatis. — Long. 8S—10 cm. 6 ymnodactylus Kotschyi Steindachner Sitzungsber. d. kais. Acad. d. Wiss. Wien LXI, 3. Heft (1870). Typus: Supra griseus, fascüs angulosis nigro-violaceis ; subtus al- bidus, concolor. var. Supra cinereus, fascis obscuris plus minusve obsoletis. Stenodactylus guttatus Bibr. Bory Expedit scientif. Moree III, pag. 69, 13, tab. XI, fig. 3 (1832). Eine kleine Eidechse mit verhältnissmässig ziemlich kräftigem und gedrungenem Körper. Der Kopf ist ziemlich flach, hinten nur Fio. 93. mässig erhöht und zwischen den j Augen fast immer deutlich der Länge nach vertieft, mit tiefer, rundlicher und ziemlich grosser ÖOhröffnung. Die Vorderbeine ragen, an den Kör- per angelegt, nicht bis zur Schnauzen- spitze, die hinteren reichen etwa bis zu den Achseln. Der gewöhnlich sehr deutlich abgeplattete Schwanz ist kurz und ziemlich kräftig. Die Grundschuppen der Oberseite sind klein, meist gerundet körnig und die Höcker stets überwiegend. Diese sind verhältniss- mässig klein und flach, nicht sehr aus der Haut hervortretend, aber dabei scharf und stark längsgekielt; auch werden sie niemals so breit, dass sie zusammenstossende Quergürtel bilden, sondern sind stets durch Zwischenräume getrennt, die mindestens eben so gross, als die Höcker selbst sind; dagegen sind die hinter einander liegen- den einander meist näher gerückt, als die neben einander gelegenen, obwohl auch jene sich wechselseitig niemals berühren; doch bilden Schreiber, Herpetologia europaea. 31 Gymnodactylus Kotschyi Steindch. Hinterzehe. 482 Ascalabotae. sie gewöhnlich 10 bis 12 Längsreihen, welche vom Hinterhaupt bis über den Schwanz hinziehend, bei älteren Thieren meist ziemlich regelmässig, bei jüngeren aber häufig unregelmässig oder selbst ganz verwischt sind. Diese Höcker werden am Schwanze schon bei ganz jungen Exemplaren entschieden stachelig und bilden dornige Ringe; desgleichen sind die Unterarme und die ganzen Hinterbeine ober- seits mit Höckern besetzt, die namentlich auf den letzteren und bei grösseren Stücken sehr stark dreieckig kegelförmig, wenn auch nicht stachelig sind. Die kleinen Bauchschuppen sind flach, gerundet und in ziemlich regelmässige schiefe Querreihen gestellt; das Männchen besitzt vor dem After eine kurze Reihe von 3 bis 5 Poren. Die Supraocularen sind oft undeutlich und von den sie umgebenden Schuppen nicht oder kaum zu unterscheiden, das dreieckige Mentale von zwei Paar Submaxillaren gefolgt, in deren Winkel mitunter noch eine Anzahl deutlich vergrösserter, oft schilderartiger Schuppen zu bemerken ist. Die Färbung der Oberseite ist in der Regel ein helleres oder dunkleres Grau, das aber manchmal ganz oder stellenweise ins Bräunliche, ja ausnahmsweise selbst fast ins Schwärzliche übergehen kann; diese Grundfarbe ist in den meisten Fällen durch schwarze oder dunkel violette, in der Mitte winkelig nach rückwärts gerich- tete Querbinden unterbrochen, die hinten meist heller gerandet und im Alter meist nur am Rücken, in der Jugend aber auch am Schwanze vorkommen. Die Unterseite ist immer weisslich und un- gefleckt. Diese hübsche Art wurde von Erber auf den griechischen In- seln — namentlich auf Syra — und neuerdings auch in Apulien und Calabrien gefunden. Die Männchen scheinen äusserst selten zu sein, da ich trotz einer grossen Menge der mir zu Gebote stehenden Thiere nur wenige zu Gesicht bekam, so dass etwa eine Anzahl von 50 bis 60 Exemplaren im Durchschnitt etwa erst ein Männchen ergab. 2. Gymnodactylus geccoides: Tubercula magna, convexa, trigono- pyramidalia, interstitüs multo majora, in cauda non aculeata, in pedibusvix distinetis. — Long. 10—13 cm. Gymnodactylus geccoides Spix spec. nov. Lacert. Brasil. pag. 17, tab. 18, fig. 1 (1825). — Stenodactylus scaber Rüpp. Atl. z. Reise im nördl. Afr. Rept. pag. 15, tab. 4, fig. 2 (1827). — Cyrto- dactylus Spixii Gray in Griffth. anim kingd. IX, pag. 52 (1831). — Gecko scaber Schinz Naturg. u. Abbild. d. Reptil. pag. 75, tab. 16 (1833). — Gymnodactylus seaber Dum. Bibr. Erpetol. gen£r. III, pag. 421, 8 (1836). — Gonyodactylus scaber Fitzing. Syst. Reptil. I, pag. 93, 5 (1843). Gymnodactylus. 483 Mit der vorigen Art nahe verwandt, jedoch von ihr jedenfalls gut unterschieden. Der Körper ist im Ganzen etwas grösser und schlanker, der Kopf viel weniger flach, hinter den Augen ziemlich gewölbt, nach vorn zwar stark, aber nicht plötzlich abfallend, mit allmälig zuge- spitzt verrundeter Schnauze; die Pupille ist höher als breit, mit winkeligen Seiten, das grosse eiförmige Ohr oft in senkrechter Rich- tung mehr weniger verlängert. Die Beine sind etwas länger und namentlich schlanker als bei Kotschyi, die vorderen bis zur Schnauzen- spitze, die hinteren bis zu den Achseln reichend; desgleichen sind auch die Zehen verhältnissmässig länger und dünner, als bei der vorigen Art, die winkelige Einknickung derselben namentlich an den Hinterfüssen sehr scharf hervortretend. Alle Finger sind übri- gens von der Seite stark zusammengedrückt, was besonders an den hinteren so sehr der Fall ist, dass dieselben gegen Ende zu eine fast schneidige Oberkante erhalten. Die Krallen sind klein, schwach gebogen, der beim Männchen an der Basis etwas verdickte Schwanz ist rund, sehr dünn und spitz, bei reinen Stücken etwa um die Hälfte länger als der Körper. Die Labialen sind deutlich ausgebildet, jederseits etwa in der Zahl von neun bis zehn vorhanden, die unteren grösser als die oberen; das Rostrale ist quer, viel breiter als lang, oben gewöhn- lich längsgefurcht, das etwas grössere Mentale nach hinten dreieckig vorgezogen, von wenigstens zwei Paar Submaxillaren gefolgt, deren vordere, bedeutend grössere in der Mittellinie fast immer mehr we- niger zusammenstossen. Die Schnauze ist mit ungleich grossen, meist etwa unregelmässig sechseckigen Schuppen bedeckt, welche schwach convex und bedeutend grösser als die Grundschuppen des Hinterkopfes sind; letztere werden gleich hinter den Augen plötzlich sehr klein, zeigen jedoch hier bereits einzelne grössere, rundliche oder linsenförmige Höckerschuppen, welche daselbst noch ziemlich zerstreut und glatt, aber schon am Halse meist deutlich gereiht sind und sich bald in etwa dreieckige, stark gekielte Höcker verwandeln, die üßer den ganzen Rücken in regelmässigen und so dicht ge- drängten Reihen verlaufen, dass die ziemlich flachen, unregel- mässigen Grundschuppen nur die zwischen ihnen bleibenden Zwischenräume ausfüllen, die überdies viel kleiner als die Höcker- schuppen sind; diese werden gegen den Schwanz zu immer länger und stossen endlich daselbst zu deutlichen, breiten Quergürteln zu- sammen, welche aus länglich vierseitigen Schuppen bestehen, die von einem hinten in eine sehr kurze Spitze, aber niemals in einen Stachel ausgehenden Kiel durchzogen sind; an den Beinen sind diese Schuppen gar nicht, oder höchstens an den hinteren als schwache 3l* 484 Ascalabotae. Höcker vorhanden. Die Kehlschuppen sind flach oder kaum merk- bar gewölbt, klein und rundlich sechseckig, die Bauchschuppen ebenso geformt aber etwa nochmal so gross, jene kaum, diese hin- gegen sehr deutlich geschindelt; vor dem After findet sich eine Reihe von vier bis acht, von je einer Pore durchbohrter Schuppen. Die Unterseite der Hinterbeine ist mit grossen, flachen Schindel- schuppen, die des Schwanzes mit einer Reihe breiter, quer sechs- eckiger Schilder bedeckt. Die Oberseite ist hell aschgrau, der Rücken gewöhnlich mit zahlreichen, bald mehr, bald weniger erweiterten und meist in drei Reihen gestellten Längsflecken gezeichnet; die Lippen zeigen in der Regel einige kleine, braune Flecken, der Schwanz oberseits ähnliche Querbinden. Die Unterseite ist immer einfärbig, weisslich. Die Länge des erwachsenen 'T'hieres beträgt etwa vier bis fünf Zoll. Diese Art findet sich in Griechenland und der europäischen Türkei, wo sie stellenweise namentlich in hohlen Bäumen ziemlich häufig vorkommt. Diesen zwei Arten sehr nahe steht der in Südrussland vorkommende Gymnodactylus caspius Eichw., welcher, abgesehen von seiner ansehn licheren Grösse, die Beschuppung des Rückens mit geccoides, die des Bauches und der Beine aber mit Xofschyi gemein hat, sich übrigens von beiden noch durch die grosse Anzahl der Analporen — die hier bis auf 27 ansteigt — unterscheidet. Doch scheint diese Art in Europa noch nicht gefunden worden zu sein, da meines Wissens wenigstens Bacua der nörd- lichste Punkt ist, wo das Thier bisher beobachtet wurde. Ausser diesen zwei Ascalaboten mit nicht erweiterten Zehen wird von einigen Autoren!) auch noch der nordafrikanische Stenodactylus gut- tatus Cuv. als in Griechenland vorkommend angeführt, eine Behauptung, die wahrscheinlich darin ihren Grund hat, dass die Betreffenden die von Bibron in der Expedition de Moree unter diesem Namen angeführte Eidechse ohne nähere Prüfung für den echten guttatus des Cuvier nah- men; das von Bibron beschriebene Thier gehört aber offenbar gar nicht in die durch gleichförmige Beschuppung der Oberseite ausgezeichnete Gattung Stenodactylus Cuv., sondern unzweifelhaft zu einer der hier -be- schriebenen Gymnodactylusarten, und, wie ich glaube, wahrscheinlich zu Kotschyi, da sowohl die Abbildung als auch die in der Beschreibung her- vorgehobene Beschaffenheit der Höcker, welche hier als „ganz gerundet und weniger genähert als bei verruculatus“ bezeichnet werden, eher auf Kotschyi als auf geccoides zu passen scheint. !) Z. B. Schinz in seiner „Europäischen Fauna“ II, pag. 11 (1840). 485 2. Gatt. Phyllodaetylus. Gray Spieil. zool. pag. 3 (1830). Pholidosis notaei homogenea. Sceuta submazxillaria et supraocularia nulla. Digiti recti, apice disco scamsorio cordiformi, subtus plano sulcoque per longitudinem bipartito. Cauda subtus squamosa. Der Körper ist bald mehr, bald weniger verkürzt, mit theils ziemlich plumpem, theils wieder mit mehr gestrecktem und läng- lichem Kopf. Die Beine sind mässig entwickelt, die Zehen gerade und nur an der Spitze mit einer etwa herzförmigen, unterseits flachen und längsgetheilten Haftscheibe versehen, in deren Ausran- dung die sehr kleinen Krallen ganz zurückgezogen werden können. After- und Schenkelporen sind keine vorhanden, der sehr verschieden lange Schwanz ist von oben immer mehr oder weniger abgeflacht. Die Oberseite ist gleichmässig beschuppt, die Supraocularen und Submaxillaria sind nicht entwickelt, desgleichen ist auch die Unter- seite des Schwanzes mit Schuppen bedeckt. In Europa ist diese Gattung nur durch eine einzige Art ver- treten. 1. Phyllodactylus europaeus: Supra cinereo-carneus aut fusces- cens, maculis punctisve obscuris variegatus ; subtus albidus. Cauda ad basin utrinque squama majori, compressa, arcuata. — Long. 7—S cm. Phyllodactylus europaeus Gene Synops reptil. Sardin. indig. Mem. acad. sc. Torino 2. ser. I, pag. 9, tab. 1, fig. 1 (1839). — Phyllodactylus Wagleri Fitzing. Syst. reptil. I, pag. 95 (1843). Der Körper ist flach, der Rumpf ohne oder nur mit wenig unterschiedener Seitenfalte, der Kopf gross, etwa von halber Rumpf- länge oder selbst darüber, ziemlich dick und kräftig, hinter den Augen erweitert und nach rückwärts in einen sehr deutlichen und ziemlich dünnen Hals zusammengezogen, nach vorn hingegen nur allmälig und wenig verschmälert, von oben sehr stark niedergedrückt und nur schwach nach abwärts gewölbt. Die zu Seiten der Schnauzenspitze stehenden Nasenlöcher sind am oberen Ende der Rostral- und ersten Labialnaht gelegen und überdies noch von drei Schildern überlagert, von denen das vorderste das grösste ist. Das | 486 Ascalabotae. Augenlid ist als schmale, am Rande mit feinen Körnchen besetzte Falte unter den Augenbrauen deutlich sichtbar, sonst aber allent- Fig. 9. halben so stark in die Augenhöhle i zurückgezogen, dass es höchstens als äusserst schmale Ringleiste oder auch gar nicht merkbar ist. Die Ohröffnung ist mässig gross, rund- lich, hinter dem Mundwinkel ge- legen. Die Beine sind kurz und ziemlich schwach, die vorderen und Phyllodactylus europaeus Gen‘. Schlankeren die Schnauzenspitze Hinterzehe von unten. nicht erreichend, die hinteren, etwas stärkeren, die Rumpfmitte nur wenig überragend. Die Zehen sind etwas abgeplattet, die erste und fünfte kurz, die anderen ziemlich gleich lang. ‘Der Schwanz ist ziemlich kräftig, kürzer als der halbe Körper und deutlich abge- flacht, anfangs fast gleichstark, erst von der zweiten Hälfte all- mälig gegen die Spitze verdünnt. Der Körper .ist oben gleichmässig mit feinen, rundlichen und ziemlich flachen Schuppen bedeckt, die am Rumpfe schwach ge- schindelt, am Kopfe aber neben einander gestellt und auch etwas gewölbter und körniger, übrigens noch immer sehr flach und kaum vergrössert sind. Das Rostrale, welches die länglich viereckigen oder stumpf fünfeckigen Supralabialen an Grösse merklich übertrifft, ist etwa von dreieckiger Gestalt, mit abgestutzter oder verrundeter, etwas übergewölbter Spitze, beiderseits von einem grösseren, etwa als Supranasale zu deutenden Schildehen begleitet. Die Bauch- schuppen sind rundlich sechseckig, flach und schwach geschindelt, die der Oberseite an Grösse etwas übertreffend, die des Halses und der Kehle viel kleiner, etwa halb so gross als die des Unterleibes. Der Schwanz ist durchaus mit flachen, unten etwas längeren und ziemlich viereckigen Schuppen bedeckt, welche nicht sehr scharf abgesetzte Quergürtel bilden; die Basis desselben zeigt beiderseits eine abstehende, bedeutend grössere Schuppe, welche etwa von halb- linsenförmiger Gestalt und am freien Rande fast schneidig geschärft ist. Die Zehen sind mit kleinen, flachen Schuppen besetzt, welche oberseits ziemlich deutlich geschindelt sind. Die Färbung ist oben gewöhnlich röthlichgrau oder bräunlich, mit dunkleren oder helleren Pünktchen, Strichen oder Nebelflecken sehr unbestimmt gezeichnet, unten weisslich, ungefleckt. Die Länge beträgt nicht viel über drei Zoll. Hemidactylus. 487 Dieses in unseren Sammlungen noch ziemlich seltene Thier wurde bisher nur in Sardinien gefunden, wo es stellenweise nament- lich unter Baumrinden nicht selten ist. 3. Gatt. Hemidactylus. Cuvier regne anim. II, pag. 54 (1829). Pholidosis notaei heterogenea. Seuta supraocularia nulla, submazillaria conspicua. Digiti omnes ungwiculati, in geniculis anfracti, ad basim tantum dilatati, subtus serie dupliei discorum lentifor- mium instructi. Cauda subtus scutorum serie. Der Körper ist mässig schlank, der Rumpf bald mit, bald ohne Seitenfalte, der Kopf mehr weniger verlängert. Die Beine sind mässig entwickelt, die Zehen alle bekrallt, vom Grunde bis über die Mitte erweitert, die Unterseite dieser Erweiterung mit einer Doppel- reihe linsenförmiger Kletterballen versehen, denen sich am Grunde meist einige einfache Haftscheibcehen anschliessen; das aus den zwei letzten Fingergliedern bestehende, nicht erweiterte Zehenende ist dünn, nach aufwärts gerichtet, dem Vorderrande dieser Erweiterung ein- gefügt. Die Krallen sind kurz, schnell und fein zugespitzt. Im männlichen Geschlechte sind die Afterporen immer, die Schenkel- poren aber nur bei einigen Arten vorhanden; der mittellange Schwanz ist sehr verschieden gebildet. Die Oberseite des Körpers ist ungleichmässig beschuppt, die Supraocularschilder fehlen, die Submaxillaren hingegen sind gross und deutlich; der Schwanz ist unten mit einer Schilderreihe bedeckt. In Europa findet sich von dieser in allen Welttheilen vertre- tenen Gattung nur eine einzige Art. 1. Hemidactylus verruculatus: Plica lateralis distincta, tenuis; cauda depressiuscula, subverticillata, simplex; pori femorales nulli. — Long. 8—10 cm. Lacerta turcica Linn& Syst. nat. I, pag. 362, 13 (1767). — La- certa Hasselquisti Donnd. zoolog. Beitr. III, pag. 133, 5 (1798). — Gekus eyanodactylus Rafın. Caratt. alc. gen. e spec. anim. d. Sieil. pag. 9, 23 (1810). — Gekko Ascalabotes Merr. Syst. amphib. pag. 40, 1, $ (1820). — Gekko meridionalis Risso hist. , natur de ’Eur. merid. III, pag. 87, 12 (1826). — Hemidactylus triedrus Fitzing. Classific. d. Reptil. pag., 46 (1826), — Hemi- 488 Ascalabotae. dactylus granosus Rüpp. Atlas z. Reise im nördl. Afr. Rept. pag. 17, tab. V, fig. 1 (1827). — Hemidactylus verruculatus Cuv. regne anim. II, pag. 54 (1829). — Hemidactylus verru- cosus Gray Synops. reptil. in Griff. anim. kingd. IX, pag. 146 (1831). — Hemidaectylus maculatus Gervais Sur les anim. vertebr. de P’Alger. Ann. sc. nat. 3. ser., X, pag. 205 (1848). — Hemidacty- lus eyanodactylus Strauch Erpetol. de l’Alger. pag. 23, 10 (1862). Der Körper ist von oben stark abgeplattet, mit feiner, aber deutlicher Seitenfalte. Der Kopf ist gross und plump, die Hälfte des Rumpfes an Länge meist über- treffend, in oder hinter der Mitte am breitesten, nach rückwärts etwas b u“ weniger als nach vorn verschmälert, oben schwach convex, mit zuge- spitzter Schnauze. Die Nasenlöcher sind im hinteren Aussenwinkel des Rostrale, über dessen Naht mit dem ersten Supralabiale gelegen, das Augenlid ist am Ober- und oft auch am Vorderrande sehr deutlich, nach unten aber meist ganz in die Orbita zurückgezogen, oben mit ziemlich flachen, nach hinten grösser werdenden Tafelschuppen be- deckt, am äussersten Rande durch oft sehr stark vorstehende, mehr weniger dreieckige Schuppen gekerbt oder selbst spitz gesägt. Das Ohr ist eiförmig oder rundlich, mässig gross, meist etwas quer und schief nach vorn gerichtet. Die Vorderbeine die Schnauzenspitze, die hinteren die Achseln nicht erreichend. Der deutlich nieder- gedrückte Schwanz ist bei reinen Stücken etwa körperlang, gegen Ende rundlich und ziemlich dünn auslaufend. Hemidactylus verruculatus Cuv. a Zehe von unten, b von der Seite. Die Oberseite des Körpers ist ungleichmässig beschuppt, indem zwischen sehr kleinen, ziemlich flachen und in die Haut tief einge- senkten Körnerschuppen bedeutend grössere Höcker in ziemlicher Anzahl vertheilt sind. Die Schnauze ist oben mit ziemlich con- vexen, in der Mittellinie kleineren, rundlichen oder unregelmässig sechseckigen Körnerschuppen bedeckt, welche bereits zwischen den Augen einzelne grössere, etwa flach halbkugelförmige Schuppen einschliessen, die am Hinterkopf zahlreicher und höher: werden und am Rücken in gekielte, stumpf dreieckige und namentlich in der Mittellinie des Rückens oft etwas in die Länge gezogene Kegel übergehen, welche meist ziemlich stumpf und niedrig bleiben, und nur bei sehr alten Individuen stärker zugespitzt und deutlich drei- kantig werden. Diese Höcker bilden am Rumpfe bald mehr, bald weniger deutliche, aber meist ziemlich unregelmässige Längsreihen, vergrössern sich am Schwanze bedeutend, werden hier entschieden spitz kegelförmig und sind an seiner Basis gewöhnlich in deutliche Platydactylus. 489 Querreihen (meist zu je sechs Schuppen) geordnet, während sie gegen die Spitze desselben allmälig verschwinden. Das Rostrale ist gross, längsgefurcht, etwa doppelt so hoch als die daran stossenden Supra- labialen, deren Zahl etwa jederseits acht’ bis neun beträgt. Die Supraocularschilder sind nicht einmal angedeutet, da gerade die Supraorbitalgegend äusserst feinschuppig ist, die Kopfseiten zeigen zwischen sehr kleinen, körnigen Grundschuppen namentlich über dem Ohre zerstreute, grössere, halbkugelförmige Schuppen. Das Mentale ist ziemlich gross, etwa eben so lang als breit, nach rück- wärts stark dreieckig verschmälert und die Sublabialen weit nach hinten überragend; letztere von vorn nach rückwärts verschmälert, ihrer Zahl nach den Supralabialen gewöhnlich um ein Paar nach- stehend; den zwei grossen Submaxillaren schliessen sich meist noch einige kleinere, unregelmässige Schildchen an. Die Vorderbeine zeigen meist nur an der Aussenseite des Unterarmes, die hinteren dagegen an ihrer ganzen Oberseite grössere, halbkugelförmige oder kegelige Höcker. Die Schuppen der Unterseite sind vollkommen flach, rundlich sechseckig und sehr deutlich geschindelt, in bald mehr, bald weniger ausgesprochene, schiefe Querreihen gestellt, die der Kehle kaum halb so gross, als die Bauchschuppen, die der Beine am grössten. Das Männchen besitzt etwa sieben bis neun eiförmige, in der Mitte je einer Schuppe ausgehöhlte Afterporen, der Schwanz ist an der Unterseite mit einer Reihe quer sechseckiger Schilder besetzt. Die Oberseite ist auf schmutzig fleischfarbigem oder graulichem, mitunter selbst schwärzlichem Grunde gewöhnlich mit dunkleren Marmelflecken unregelmässig gezeichnet; auch ist die Zügelgegend nicht selten dunkler gefärbt. Die Unterseite ist einfärbig, weisslich. Die Länge des erwachsenen Thieres beträgt etwa drei bis vier Zoll. Diese Art ist von Südfrankreich (Toulon) angefangen, durch ganz Italien, Dalmatien und Griechenland verbreitet und findet sich auch im nördlichen Afrika. 4. Gatt. Platydactylus. Cuvier regne anim. II, pag. 52 (1829). Pholidosis notaei heterogenea. Scuta supraocularia nulla, submaxillaria conspicua. Digiti partim inermes, per totam longitudinem dilatati, sub- tus lamellis transversis integris instructi. 490 Ascalabotae. Der Körper ist mässig gestreckt, der Kopf ziemlich verlängert, der Rumpf nicht selten mit seitlichen Falten oder Hautsäumen ver- sehen. Die Zehen sind bald frei, bald durch Spannhäute verbunden, stets nur theilweise bekrallt und in ihrer ganzen Ausdehnung er- weitert, die Unterseite dieser Erweiterung mit zahlreichen, queren Haftlamellen versehen; auch sind alle Finger immer gerade, die Krallen selbst bald mehr, bald weniger zurückziehbar. Die After- und Schenkelporen sind theils vorhanden, theils fehlend, der mittel- lange Schwanz sehr verschiedenartig gebildet. Die Oberseite des Körpers ist ungleichmässig beschuppt, die Supraocularschilder fehlen, die Submaxillaren sind dagegen deutlich vorhanden. Die Unterseite des Schwanzes ist bald mit Schuppen, bald mit Schildern bedeckt. In Europa findet sich von dieser Gattung nur eine einzige Art. l. Platydactylus facetanus: Digiti intermediü tantum unguieulati, halluces, digiti secundi et quinti inermes. Plica lateralis dis- tincta, tenuis; cauda depressiuscula. — Long. 13—16 cm. Lacertus facetanus Aldrov. quadrup. digit. ovip. I, pag. 654 (1663). — Lacerta tarentula Jonst. hist. nat. quadrup. I, pag. 77 (1657). — Lacerta mauritanica Linne Syst. nat. I, pag. 361, 11 (1767). — Gecko muricatus Laur. Synops. reptil. pag. 44, 58 (1768). — Stellio mauritanicus Meyer Synops. reptil. pag. 31, 3 (1795). — Lacerta dubia Shaw Gener. zool. III, pag. 267 (1802). — Geko fascicularis Daud. hist. nat. gen. d. rept. IV, .pag. 144 (1803). — Agama scorpina Rafın. Caratt. alc. gen. e spec. anim. d. Sicil. pag. 9, 21 (1810). — Gekko Stellio Merr. Syst. amphib. pag. 43, 15 (1820). — Gekko mauritanicus Risso hist. nat. de l’Eur. mörid. III, pag. 87, 11 (1826). — Platydactylus fascicu- laris Gray Synops. reptil. in Griff. anim. kingd. IX, pag. 48 (1831). — Platydactylus muralis Dum. Bibr. Erpetol. gener. III, pag. 319, 8 (1836). — Ascalabotes mauritanicus Bonap. Amph. europ. pag. 28, 11 (1839). — Ascalabotes fascicularis Fitz. Syst. rept. I, pag. 102, 3 (1843). — Tarentola mauritanica Gray Ca- tal. of Liz. in the brit. Mus. pag. 164, 26 (1845). —Platydactylus mauritanicus Lichtenst. Rept. et amph. mus. Berol. pag. 4 (1856). — Platydactylus facetanus Strauch Erpetol. de l’Alger. pag. 22, 8 (1862). Der Körper ist ziemlich plump, abgeplattet, der Rumpf mit deutlicher, feiner, von der Wurzel der Vorderbeine bis zu den Hinter- schenkeln hinziehender Seitenfalte, die sich aber bei Weingeist- exemplaren durch Aufquellung mitunter verliert. Der Kopf ist be- sonders bei jüngeren Thieren unverhältnissmässig gross, viel länger als der halbe Rumpf, von vorn nach rückwärts stark erweitert, sein Hintertheil namentlich im Alter stark aufgetrieben und fast breiter Platydactylus. 491 als der Rumpf; er ist oben nur schwach gewölbt, zwischen den Augen oft deutlich der Länge nach vertieft, mit meist ziemlich gewölb- ten Augenbrauen und nach vorn abschüssiger und ziemlich stark, obwohl stumpf zugespitzter Schnauze. Die ziemlich kleinen, rundlichen Nasenlöcher sind ganz oben an der Schnauzen- spitze am äussersten Seitenrande des meist noch ziemlich unterscheidbaren Nasale etwa über der Naht des ersten Supralabiale mit dem Rostrale gelegen und von letzterem durch das Nasale getrennt. Die Augenlider sind in Gestalt eines bald mehr, bald weniger vollständigen, besonders nach vorn zu deutlichen und meist brei- teren, mit feinen Körnerschuppen besetzten Ringes gut sichtbar, oft aber auch stellenweise mehr oder weniger in die Orbita zurückge- zogen und daher undeutlich. Die Öhröffnung ist in der Regel schmal und etwas schief nach vorn gerichtet, ım Alter stark vertieft, in manchen Fällen auch mehr oder weniger eiförmig, die Mund- spalte bis zum Hinterrande der Augen reichend. Der Kopf ist vom Rumpfe durch eine tiefe, seitliche Einschnürung getrennt, die sich häufig auch noch am Halse als quere Hautfalte bemerkbar macht; auch findet sich bei Erwachsenen auf der Unterseite des Kopfes öfters eine hufeisenförmige, vom Kieferrande zum Hinterrande der Submaxillaren ziehende Falte. Die Beine sind plump und kräftig, die vorderen die Augen nicht oder nur wenig überragend, die be- deutend stärkeren Hinterbeine etwa bis zu den Schultern reichend, an jenen alle Finger ziemlich gleichlang, an diesen der erste etwas kleiner als der zweite, dieser wieder etwas kleiner als die drei ziem- lich gleichgrossen anderen. Sämmtliche Zehen sind übrigens flach, mit kurzen, ungetheilten, sammtartigen Haftlamellen, welche die ganze Breite der Finger einnehmen und in der Mitte etwas winkelig gebogen sind; auch sind nur die zwei mittleren Zehen bekrallt, der Daumen, der zweite und fünfte Finger hingegen unbewehrt. Der Schwanz ist bei Jungen fast vollkommen drehrund, im Alter jedoch an der Basis meist deutlich abgeflacht, bei reinen Stücken dem Körper an Länge gleich oder selbst merklich länger und dann auch sehr fein und spitz auslaufend. Der Körper ist oben mit feinen, unregelmässigen und ziemlich flachen Grundschuppen und ausserdem mit grösseren, gekielten Höckerschuppen bedeckt, die etwa eine dreiseitig pyramidale oder rundlich eiförmige Gestalt besitzen, bald mehr, bald weniger erhaben sind und an den Leibesseiten fast immer von etwas kleineren Kegel- oder Höckerschuppen umgeben werden, mit welchen vereint sie dann Fig. 96. Platydaetylus facetanus Ald. Zehe von unten. 492 Ascalabotae. hier stark hervortretende Warzen bilden. Diese Höcker und Warzen sind dann fast immer in deutliche Querreihen gestellt, welche eben so vielen, nur in der Rückenmitte manchmal verschwindenden Quer- falten des Rumpfes entsprechen, an deren Hinterrande die betreffen- den Schuppen mit gewöhnlich nach rückwärts gerichteter Spitze angebracht erscheinen; da ferner diese Hervorragungen auf den hinter einander liegenden Rumpffalten in ziemlich gleichmässigen Abständen vertheilt sind, so bilden sie auch stets mehr weniger ausgesprochene Längsreihen. Die Oberseite des Kopfes ist ganz mit gleichartigen, verhältnissmässig ziemlich grossen und gegen die Schnauze zu deutlich sechseckigen Schuppen oder Täfelchen besetzt, die äusserst schwach convex oder fast ganz flach und in der Supra- oculargegend auch kaum grösser als die daran grenzenden, obwohl hier meist ziemlich regelmässig stumpf fünfseitig sind. Das Rostrale ist ziemlich klein, zweimal so breit als lang, fünfseitig, mit stumpfer, etwas nach oben übergewölbter Spitze und von ihr bis zur Mitte reichender Längsfurche. Die Supralabialen sind gewöhnlich in der Zahl von etwa neun vorhanden, von vierseitiger oder stumpf fünf- eckiger Form, meist länger als hoch, nach rückwärts allmälig kleiner werdend. Die Schläfe sind sehr fein und ziemlich flach beschuppt und zeigen ausserdem noch einzelne grosse Höckerschuppen; der erste, aus mehreren Kegelschuppen gebildete Höcker steht in der Regel über der Ohröffnung. Das Mentale ist sehr gross, viel länger als breit, gewöhnlich ein Sechseck mit bogigen Seiten darstellend, das in seiner hinteren Hälfte nach rückwärts stark verengt ist und mit seinem meist gerade abgestutzten Ende bis an die feinen Kehl- schuppen reicht. Die Sublabialen, deren Anzahl etwa der der Supra- labialen entspricht, sind anfangs (die ersten drei bis vier) gross, viel breiter als lang, werden aber dann schnell kleiner und zuletzt meist ganz undeutlich und schuppenartig; zwischen den hinteren Seiten des Mentale und den Sublabialen finden sich noch einige grössere, unregelmässige Schildchen. Die Oberseite der Beine ist ebenfalls mit aus grösseren Schuppen gebildeten Höckern besetzt, die auch mehr weniger in Längsreihen stehen, obwohl letztere meist nur auf den Hinterschenkeln deutlicher hervortreten, während sie anderweitig ziemlich schwach ausgesprochen und daher die Warzen auf den übrigen Theilen der Gliedmaassen gewöhnlich ziemlich unregelmässig zerstreut sind. Der Schwanz ist bei reinen Stücken auf seiner mit kleinen, ziemlich flachen oder schwach gekielten und meist mehr weniger deutlich geschindelten Grundschuppen be- setzten Oberseite deutlich und ziemlich breit quer geringelt, jeder Ring in der Regel noch mit einer Querreihe von etwa sechs Kegel- oder Dornschuppen, die aber gegen die Spitze hin verschwinden, Chamaeleontidae. 493 versehen; das Weibchen zeigt ausserdem an der Schwanzbasis jeder- seits eine Reihe grösserer Stachelschuppen. Die Unterseite des Körpers ist mit feinen, flachen Tafelschuppen bedeckt, welche ziem- lich regelmässig rundlich sechseckig, kaum geschindelt und in schiefe Querreihen gestellt und zwischen den Hinterbeinen besonders im Alter deutlich vergrössert sind, an der Kehle hingegen viel kleiner werden, um sich dann gegen die Kieferränder zu wieder bedeutend zu vergrössern. Schenkel und Afterporen fehlen in beiden (Gre- schlechtern, die Beine sind unten wie der Rumpf beschuppt, der Schwanz hier kaum wahrnehmbar geringelt und mit flachen, die Bauchschuppen an-Grösse bedeutend übertreffenden, unregelmässigen Schildern bedeckt, die manchmal längs der Mittellinie desselben eine mehr weniger deutliche Reihe bilden. Die Färbung der Oberseite ändert von einem helleren oder dunkleren Grau durch Graubraun bis fast zu Schwarz sehr ver- schiedenartig ab; jüngere Thiere sind am Rücken und Schwanz stets mit ziemlich deutlichen, unregelmässig.welligen Querbinden versehen, welche bald heller, bald dunkler und manchmal auch im Alter noch in verloschener Andeutung bemerkbar sind, so dass sich namentlich bei helleren Stücken oft eine unbestimmte dunkle Puderung oder Fleckenzeichnung erhält und der Hinterrand der Schwanzwirtel nicht selten noch mehr oder weniger verdunkelt erscheint. Die Unterseite ist immer weisslich, ungefleckt, das Auge tief schwarz. Die Grösse des erwachsenen Thieres beträgt etwa fünf bis sechsZoll. Diese Art findet sich von Spanien und Portugal über Südfrank- reich und Genua durch fast ganz Italien und dessen Inseln, sowie auch in Griechenland allenthalben ziemlich häufig; aus Dalmatien ist mir das Thier nicht bekannt. In einigen zoologischen Handbüchern !) wird auch der meines Wissens nur in Südasien lebende Platydactylus guttatus Daud. als in Südeuropa vorkommend angeführt, eine Behauptung, für welche ich durchaus keine Belege auffinden konnte und die daher wohl das Resultat einer synony- mischen Verirrung sein dürfte. 7. Fam. Chamaeleontidae. Oculi magni, prominentes, palpebra unica tantum eirculari. Pedes scansorü, digitis in fascieulos duos oppositos coneretis. Pholidosis corporis homogenea, granoso-scutellata. Der Körper ist mässig schlank, der Rumpf von der Seite stark zusammengedrückt, viel höher als dick, die Rücken- und oft auch !) Z. B. Leunis Synopsis der Naturgeschichte des Thierreiches. II. Anfl., page. 316 (1860). 494 Chamaeleontidae. die Bauchkante schneidig oder gezähnelt. Der vom Rumpfe durch eine tiefe, halsartige Einschnürung getrennte Kopf ist ziemlich gross und dick, mit scharf hervortretenden Kanten und anderweitigen, übrigens nach dem Geschlechte oft sehr wechselnden Vorsprüngen und Aufsätzen versehen, der Mund bis hinter die Augen gespalten. Die Nasenlöcher sind flach, seitlich und ziemlich weit von einander abstehend, die Augen sehr gross, stark kugelig vorgequollen, durch ein einziges, nur gegenüber der Pupille in der Mitte geöffnetes Augenlid uhrglasartig bedeckt. Eine äussere Ohröffnung ist nicht vorhanden. Die in der Ruhe knopfförmige, am Grunde in eine Scheide zurückgezogene Zunge kann zu einem -cylindrisch wurm- förmigen Gebilde auf bedeutende Länge hervorgeschnellt werden. Die Beine sind hoch und mager, fast durchaus von gleicher Dicke, mehr auf der Unterseite des Rumpfes eingelenkt und nicht so seitlich abstehend, wie bei den anderen Sauriern, daher auch der Körper beim Gehen hoch auf den Beinen erhoben ist und mit dem Bauch nicht die Unterlage streift. Die Schenkel und Afterporen fehlen. Die Füsse sind fünfzehig, die Zehen selbst in zwei einander entgegen- gestellte Bündel verwachsen. Der Schwanz ist schlank, deutlich abgesetzt, nach unten spiralig eingerollt und greiffähig. Der Körper ist durchaus mit ziemlich gleichartigen, feinen Körnerschuppen bedeckt, welche am Rumpfe am kleinsten sind, am Schwanze recht deutliche Querreihen bilden und nur an der Ober- seite des Kopfes und gegen die Schneide des Rückens mitunter etwas grösser und schilderartig werden. Die Chamaeleonten sind vollendete Baumthiere, welche mit Hülfe ihrer Greiffüsse und ihres Rollschwanzes mit grosser Sicher- heit im Gezweige herumklettern, auf ebenem Boden aber sehr un- behülflich erscheinen; sie leben theils einzeln, theils in kleinen Ge- sellschaften, sind übrigens in all ihrem Thun und Lassen äusserst langsam und bedächtig, so dass sie oft tagelang nahezu unbeweglich an einer und derselben Stelle verharren. Ihre Nahrung besteht aus- schliesslich aus Gliederthieren, namentlich aus kleineren, fliegenden Insecten, welche sie mit ihrer eigenthümlich gebildeten Zunge er- haschen; indem nämlich die in derselben enthaltenen Blutgefässe plötzlich gefüllt werden, kann dieselbe mit grosser Schnelligkeit bis über halbe Körperlänge hervorgestreckt werden, wobei der mit klebrigem Schleim überzogene becherförmige Endknopf die Beute anleimt. Die grossen Augen können nach allen Richtungen und von einander völlig unabhängig bewegt werden. Die schon den Alten bekannten Farbenänderungen beruhen auf dem Vorhandensein von zweierlei Pigmentzellen, welche durch ihre gegenseitige Lage oder durch wechselseitiges Durchdringen die verschiedenen Schatti- Chamaeleon. 495 rungen hervorrufen; doch finden diese Aenderungen durchaus nicht plötzlich statt, sondern gehen mit einer gewissen Regelmässigkeit durch Zwischentöne aus einer Farbe in die andere über, sowie die- selben anderseits mit der Erregung der Thiere und namentlich mit der Einwirkung des Lichtes im engsten Zusammenhange stehen. Bei Gefahr suchen sie sich durch Fauchen und namentlich durch Aufblasen des Körpers zu schützen, wobei der sonst so hohe und dünne Rumpf eine nahezu walzenförmige Gestalt annimmt und dabei in solehem Grade durchscheinend wird, dass man im Stande ist, hinter demselben liegende Gegenstände durch ihn hindurch wahrzu- nehmen; auch versuchen sie wohl mitunter von ihrem schwachen Gebiss einen allerdings fruchtlosen Gebrauch zu machen. Ihre Ver- mehrung geschieht in der Regel durch Eier, welche das Weibchen in eine selbstgescharrte, etwa halbzolltiefe und einige Zoll weite Grube legt, die es dann wieder mit Erde zudeckt und durch darüber gelegte Blätter, Zweige und dergleichen zu verbergen sucht. Die Eier selbst, deren Anzahl etwa 30 bis 40 beträgt, sind rundlich, weisslich grau und mit einer sehr porösen Kalkschale überzogen. Die Familie enthält nur eine einzige Gattung. 1. Gatt. Chamaeleon. Lochnerus Rariora mus. Besler. pag. 44 (1716). Chamaeleo Laur. Synops. reptil. pag. 45, X (1768). Caput angulosum, occipite galeato. Digiti palmarum duo, plantarum tres extermi. Cauda teretiuscula, prehensilis. Der Körper ist schmal, mit bogiger, scharfer, nach dem Schwanz zu allmälig abfallender Rückenlinie. Der Kopf ist am Hinterhaupt in einen den Nacken überragenden Helm erweitert, die Zunge dick und fleischig, gegen die Spitze verdickt, am Ende mit einer becher- förmigen Anschwellung. Die Füsse sind dicker als die Beine, an den vorderen die zwei äusseren und drei inneren, an den hinteren die drei äusseren und zwei inneren bis über die Mitte in ein von der gemeinschaftlichen Körperhaut umhülltes Bündel verwachsen, wodurch eine Art Greifzange gebildet wird, deren Unterseite mit kleinen, quadratischen, in Querreihen stehenden Tafelschuppen be- deckt ist. An der Wurzel der Hinterbeine findet sich nach rück- wärts eine stark hervortretende, lappenförmige Erweiterung; die Krallen sind mittellang, ziemlich scharf und schwach gekrümmt. Der einzige Vertreter dieser Gattung findet sich im südwest- lichen Europa. 496 Chamaeleontidae. 1. Chamaeleon vulgaris: Galea occipitalis pyramidato-triangularis ; carina dorsalis usque ad medium, abdominalis per totam longi- tudinem serrulata. Cauda corpore paullum longior. — Long. 26—32 cm. » Chamaeleon cinereus Aldrov. quadruped. digit. ovip. pag. 670 (1663). — Chamaeleo Parisiensium Laur. Synops. reptil. pag. 45, 60 (1768). — Lacerta Chamaeleon Linne amoenit. academ. I, pag. 290, 14 (1785). — Chamaeleon mutabilis Meyer Synops. reptil. pag. 27 (1795). — Chamaeleon vulgaris Daud. hist. natur. gener. d. reptil. IV, pag. 181 (1803). — Chamaeleo africanus Kuhl Beitr. z. Zool. I, pag. 104, 4 (1820). — Chamaeleon cari- natus Merr. Syst. amphib. pag. 162, 1 (1820). — Chamaeleo sieulus Grohmann nuova deseriz. d. Camel. sic. pag. 7 (1832). — Chamaeleon hispanicus Fitzing. Syst. reptil. I, pag. 42, 8 (1843). Der Körper ist stark zusammengedrückt, der Rumpf steigt hinter dem Helme in steilem Bogen auf, erreicht etwa im ersten Drittel Fig. 97. Chamaeleon vulgaris Daud. seiner Länge die grösste Höhe und fällt von da allmälig nach rück- wärts ab, in seichtem Bogen in den Schwanz übergehend. Der Chamaeleon. 497 Rücken ist scharf und schneidig, mit nach rückwärts undeutlichem, aus feinen Sägeschuppen gebildetem Kamm; ein anderer, aus elfen- beinartig weissen Schuppen gebildeter Kamm läuft an der Unterseite vom Kinnwinkel bis zum After hin; die Schuppen desselben sind an der Kehle spitz kegelförmig, etwas nach rückwärts gerichtet und einreihig, werden aber vom Halse angefangen, nach rückwärts schmal körnig oder flach und zwei- bis mehrreihig. Der Kopf beträgt etwa den dritten Theil von der Länge des Rumpfes, den er auch an Breite etwas übertrifft. Die Schnauze ist ziemlich spitz, ihr Vorderende jedoch gerundet abgestutzt, die Mundspalte bis zum Hinterrande der Augen gerade, von da etwas schwach nach aufwärts verlaufend. Von der Spitze der Schnauze erheben sich zwei gezähnelte, scharf erhabene Kanten, welche in von einander divergirendem Bogen über den oberen Augenrand und von da nach aufwärts und rückwärts ziehen, wo sie mit einer dritten, von der Mitte der Stirn steil bogig aufsteigenden, kammartigen Leiste zusammentreffen. Der Hinter- kopf ist zwischen diesen Kanten aufgetrieben und bildet eine nach rückwärts gerichtete, den Nacken überragende Auftreibung, den so- genannten Helm, welcher in der Mitte sehr scharf gekielt und von dreiseitig pyramidaler Gestalt ist; die Seiten desselben, sowie die Schläfengegend sind schwach eingedrückt, der vordere Theil der Stirn zwischen den Kanten tief furchenartig vertieft. Die Nasen- löcher sind vor der Spitze der Schnauze in den Winkel zwischen dem Canthus rostralis und den Rand des Oberkiefers gestellt, die Augenhöhlen sehr gross, kreisförmig, von der Seitenkante des Kopfes bis nahe zum Kieferrande reichend; die Augenlider sind diekhäutig, derb, dicht und fein körnig beschuppt, mit längsspaltiger oder rund- licher, kleiner Oeffnung. Der Hals ist kaum zu unterscheiden und eigentlich nur durch eine tiefe Einschnürung hinter dem Kopfe an- gedeutet, welche jedoch auf der Unterseite durch die mehr weniger aufgetriebene Kehle verwischt wird. Die Beine sind viel länger als der Rumpf, die Krallen glashell,-durchscheinend. Der seitlich stark zusammengedrückte Schwanz ist etwas länger als der Körper, unten gerundet, oberseits von der Basis nach hinten allmälig an Schärfe abnehmend und in eine stumpfe Spitze verjüngt. Die Färbung ist im Tode gewöhnlich grau oder grünlichgrau, häufig mit helleren oder dunkleren Schattirungen und Flecken; das lebende Thier zeigt jedoch alle Farben von Orange durch Gelbgrün bis Bläulichgrün und alle Zwischentöne und Uebergänge dieser Farben durch Graubraun in Schwarz, Weiss, Fleischfarben, Rostbraun, Lila und Blaugrau, ausserdem noch lebhafte Schillerfarben, bald allein, bald in den mannigfaltigsten Flecken, Binden und anderweitigen Zeich- nungen. Ein vom Kinn bis zum After laufender Streifen, sowie die Schreiber, Herpetologia europaea. 393 498 Chamaeleontidae. Fusssohlen bleiben jedoch stets unverändert, desgleichen nimmt die Innenseite der Beine an dem Farbenwechsel meist nur geringen Antheil. Das Männchen ist von dem Weibchen hauptsächlich durch die Bildung des Helmes verschieden, welcher bei jenem etwas höher und länger, bei diesem hingegen etwas kürzer und niedriger ist, so dass er bei letzterem etwa nur um ein Viertel, bei dem Männchen jedoch etwa um ein Drittel der Kopflänge vorragt; auch ist die den Kopf vom Rumpfe trennende Halsfalte beim Männchen viel kürzer als beim Weibchen. In Europa ist Andalusien der einzig sicher constatirte Fundort. Die oft angeführte Behauptung, dass das Thier auch auf Sieilien vor- kommt, ist wohl darauf zurückzuführen, dass im Anfange der Dreissiger Jahre von Grohmann daselbst ein einzelnes Exemplar gefunden wurde, welches aber jedenfalls ein von einem Schiffe oder überhaupt aus der Gefangenschaft entkommenes Stück gewesen ist; ausserdem findet sich die Art auch noch im nördlichen Afrika. III. Ordng. Chelonia. Corpus in testa clausum. Os endentulum. Digiti nunguam liberi. Der Körper ist breit, scheibenförmig, von einer knöchernen, knorpeligen oder lederartigen Schale umgeben, welche nur vorn und hinten eine Oeffnung zum Durchtritt des Kopfes, der Gliedmaassen und des Schwanzes frei lässt. Der Kopf ist im Allgemeinen kurz und plump, hinten am breitesten und gerade abgestutzt, nach vorn bald mehr, bald weniger verengt oder zugespitzt, im Durchschnitt von etwa vierseitig pyramidenförmiger Gestalt. Die Kiefer und auch der Gaumen sind niemals bezahnt, erstere aber am Rande schneidig geschärft und mit hornigen Scheiden überzogen; diese als Oberschnabel (Rhinotheca) und Unterschnabel(Gmnathotheca) unterschiedenen Hornüberzüge sind bald ganzrandig, bald gekerbt oder selbst kammartig gesägt, in der Mitte oft in eine sehr scharfe Spitze ausgezogen und vor derselben namentlich am Oberschnabel häufig mit grösseren, zahnartigen Vorsprüngen oder Ausschnitten versehen. Die Nasenlöcher sind verhältnissmässig klein, ziemlich nahe bei einander ganz vorn an der Schnauzenspitze gelegen, die Augen stets mit deutlich längs- oder querspaltigen Lidern versehen, das Ohr bald nach aussen geöffnet, bald von der allgemeinen Körper- haut überzogen. Der Hals ist immer gut ausgebildet, obwohl an Länge sehr wechselnd, seine meist ziemlich schlaffe Haut oft quere Runzeln oder Falten bildend, in welche dann der Kopf nach Art einer Kaputze zurückgezogen werden kann. Die Zahl der Glied- maassen beträgt ausnahmslos vier, die Form derselben ist jedoch manchen Abänderungen unterworfen; niemals sind übrigens die Zehen frei, sondern stets durch Spannhäute oder selbst durch voll- 32*+ 500 Chelonia. ständige Verwachsung mit einander bis zu den Krallen verbunden. Was die Form der Füsse selbst anbelangt, so können hier im Ganzen vier Formen unterschieden werden, die wir mit dem Namen der Flossen-, Ruder-, Klump- und Schwimmfüsse bezeichnen. Nur bei den letztgenannten (Fig.98, d) allein können die einzelnen Zehen als solche unterschieden werden und sind auch einer wenigstens theilweise gesonderten Bewegung fähig, obwohl sie auch hier durch Fig. 98. A, “ x E Y Y a Flossenfuss von Sphargis coriacea, b Ruderfuss von Thalassochelys corticata, ec Klumpfuss von Testudo graeca, d Schwimmfuss von Emys caspica. derbe Spannhäute bis zu den Krallen verbunden sind; bei allen an- deren Arten der Füsse sind jedoch die Finger durch Verwachsung meist so innig mit einander verschmolzen, dass man dieselben für sich gar nicht mehr unterscheiden kann, und der ganze Fuss eine zusammenhängende, ungegliederte Masse bildet; ist derselbe dabei von mässiger Länge, mehr weniger rundlich und mit ziemlich wohl ent- wickelten Krallen versehen, so heisst er Klumpfuss (Fig. 98, ce); ist er bedeutend verlängert und abgeplattet, so nennt man ihn Ruderfuss (Fig. 98, b), während der Flossenfuss (Fig. 98, a) im Gegentheil verkürzt, sehr stark abgeflacht und schaufelartig ver- breitert ist. Ruderfüsse kommen übrigens nur an den vorderen, Flossenfüsse nur an den hinteren Gliedmaassen vor, auch sind an beiden die Nägel meist mehr weniger verkümmert und in der Regel höchstens in der Zweizahl vorhanden. Der Schwanz ist von sehr verschiedener Länge, sein Ende in manchen Fällen mit einem hor- nigen Nagel versehen. Die Haut der Schildkröten ist immer derb und in der Regel Chelonia. 501 mit schuppen- oder tafelartigen, öft ziemlich dicken Oberhautgebilden bedeckt, welche am Kopfe in vielen Fällen bald mehr, bald weniger regelmässige Schilder bilden, die im Allgemeinen ebenso wie bei den Schlangen und Eidechsen benannt werden. Obwohl die Be- schilderung des Kopfes bei den Cheloniern im Ganzen weit weniger Bedeutung hat, als bei den anderen Reptilien, da sie nicht immer so beständig und regelmässig ist und namentlich mit zunehmendem Alter durch Verschmelzung der Schilder oft ganz verwischt wird oder nur schwer zu deuten ist, so wollen wir doch die hierher ge- hörigen Verhältnisse etwas näher betrachten. Wenn wir zu dem Ende den Kopf einer Seeschildkröte, an dem sich die Beschilderung meistens am besten entwickelt zeigt, wählen, Fig. 99. so finden wir denselben oben von einer übrigens bei verschiedenen Arten sehr wechselnden Anzahl theils paariger, theils unpaariger Schilder be- deckt, wovon im All- gemeinen die Zahl der ersteren stets bedeutend grösser als die der letz- teren erscheint. Was die paarigen Schilder anbelangt, so bemerken wir von vorn nach rück- wärts schreitend, zuerst unmittelbar hinter den Nasenlöchern ein mit dem Namen derFronto- nasalia bezeichnetes Schilderpaar (Fig. 99, 4 Chelone viridis, B Thalassochelys A,b); manchmal ist jedes ’ Se dieser Schilder in zwei a Scuta nasalia, 5 sc. frontonasalia, ce scutum inter- nasale, d scuta supraorbitalia (d, anteriora, dg po- hinter einander liegende steriora), e scutum frontale, f sc. syneipitale, g scuta Theile zerfällt, in wel- parietalia (g} anteriora, gg posteriora), A sc. occi- E pitalia, © scutum interoceipitale. chem Falle man dann nur das hintere alsFron- tonasale, das vordere hingegen als Nasale benennt (Fig. 99, B, a,b). Zwischen den Frontonasalen, abgesehen davon ob sie einfach oder getheilt sind, sieht man oft ein unpaariges Schildchen, das sogenannte Interna- sale, eingeschlossen (Fig. 99, B, ec). Auf diese jetzt genannten 502 Chelonia. Schilder folgen dann zwei in der Regel unmittelbar an einander stossende unpaare Schilder, von denen das vordere und gewöhnlich kleinere das Stirnschild (scutum frontale, Fig. 99, A, B, e), das hintere meist bedeutend grössere aber das Syneipitalschild (seu- tum symeipitale, Fig. 99, A, B, f) heisst. An das Frontale schliesst sich dann nach rechts und links das oft in zwei oder auch mehrere Theile zerfallende Supraorbitale (Fig. 99, A, B, d) und an das Syneipitale das häufig ebenfalls in zwei Theile getrennte Parietale (Fig. 99, A, B, 9) an. Hinter dem Syneipitale und zwischen die Parietalia eingeschoben finden sich dann ein oder zwei Paar Occi- pitalia (Fig. 99, A, B, h), welche in manchen Fällen noch ein un- paares Interoceipitalschild zwischen sich haben (Fig. 99, B, i). Was ferner die Seiten des Kopfes anbelangt, so sind hier die Verhältnisse noch einfacher, indem der Schnauzen- und Kiefertheil fast ganz durch die hornigen Schnabelscheiden bedeckt werden, und gewöhnlich nur die Schläfengegend mit bei den einzelnen Familien übrigens sehr wechselnden Schildern bekleidet ist. Ein in systematischer Beziehung sehr wichtiger Bestandtheil des Schildkrötenkörpers ist die Schale (testa), welche bei allen ohne Ausnahme aus zwei Theilen, der Ober- oder Rückenschale (testa dorsalis, thorax) und der Brust- oder Bauchschale (testa ventralis, sternum), besteht. Beide Theile können natürlich in Form und Ge- staltung mannigfaltig abändern, obwohl die Rückenschale die Bauch- schale an Grösse stets übertrifft und hinsichtlich der Form auch immer mehr weniger gewölbt und erhaben ‚ist, während die Brustschale stets flach oder namentlich im männlichen Geschlechte selbst schwach concav oder eingedrückt erscheint. Beide Schalen sind ferner theils durch feste Knochennähte vollkommen unbeweglich mitsammen verwachsen, theils wieder durch Knorpel- oder Haut- massen unter einander vereinigt und dann natürlich auch einer aller- dings sehr geringen Bewegung fähig. Auch kann jeder dieser Panzertheile selbst wieder aus einzelnen, der Quere an einander stossenden Stücken zusammengesetzt sein, was namentlich bei der Brustschale, weit seltener bei der Rückenschale der Fall ist. Was nun die Oberfläche dieses Panzers betrifft, so ist derselbe nur in Ausnahmefällen mit einer ununterbrochenen und durchaus zusammen- hängenden Hautschicht bedeckt, sondern gewöhnlich mit ziemlich leicht ablösbaren polygonalen Horntafeln oder Schildern (scuta) bekleidet, welche das sogenannte Schildpat bilden und hinsichtlich ihrer Form und Zahl, sowie auch in Rücksicht ihrer gegenseitigen Lage für die Systematik sehr brauchbare Anhaltspunkte abgeben. Bei den meisten dieser Tafeln kann man eine in der Fläche der- selben liegende Stelle unterscheiden, welche durch besondere Glätte Chelonia. 503 oder Erhabenheit über ihre Umgebung schärfer hervortritt und häufig auch von mehr weniger concentrischen Streifen oder Furchen umgeben ist; diese Stelle, von der das Wachsthum der Horntafeln ausgeht, heisst das Mittelfeld oder die Areola, und die dasselbe umgebenden Linien werden Anwachsstreifen genannt. Ausserdem können noch die einzelnen Schilder von einem bald mehr, bald we- niger deutlichen Längskiel (carina) durchzogen sein, ein Um- stand, der namentlich bei jüngeren Thieren häufiger gefunden wird. Wenn wir nun die Anordnung der einzelnen Hornplatten auf den beiden Schalen untersuchen, so finden wir zunächst am Rücken- panzer eine Summe von die äusserste Begrenzung desselben bildenden Tafeln, welche eine andere, meist geringere Anzahl von Schildern umgeben; die er- steren bilden die sogenannten Rand- oder Marginalschilder (scuta marginalia, Fig. 100, 10—22), die letzteren hingegen inihrer Gesammtheit dieScheibe oder den Discus (Fig. 100, 1—9). Hier werden die längs der Rücken- mitte hinziehenden Platten als Wirbelschilder (scuta verte- bralia, Fig. 100, 1—5), die links und rechts daran stossenden aber als Rippenschilder (scuta co- Cistudo lutaria Gesn. stalia, Fig. 100, 6—9) unter- 1—9 Scheibe (diseus), 10—22 Rand . . (margo), 1—5 Wirbelschilder (scuta ver- schieden. Auch bezeichnet man tebralia), 6—9 Rippenschilder (sc. costalia), noch die einzelnen Randschilder re N Shrane nach ihrer Stellung mit vor randschilder (scuta margino -collaria), schiedenen Namen: so wird die we Ei Be ne unmittelbar über dem Halse ige Nee 50.92 Schenken stehende ae Platte das randschilder (sc. margino-femoralia). Nackenschild (scutum nuchale, Fig. 100, 10), die zwei ihm ent- gegengesetzten am Hinterende der Schale gelegenen werden die Schwanzschilder (scuta supracaudalia, Fig. 100, 11) genannt, Die an das Nuchale links und rechts grenzenden heissen die Hals- randschilder (scuta margino-collaria, Fig. 100, 12), die über den Vorderbeinen stehenden demnächsten die Armrandplatten (scuta margino-brachialia, Fig. 100, 13, 14), die über der Einlenkung der Hinterbeine befindlichen die Schenkelrandschilder (scuta mar- Fig. 100. 504 Chelonia. gino-femoralia, Fig. 100, 20—22), und die zwischen den beiden letzt- genannten am Seitenrande der Schale liegenden endlich die Seiten- randschilder (scıtta margino-lateralia, Fig. 100, 15—19). Die Unterschale enthält in der Regel eine geringere Anzahl von Schildern als der Rückenpanzer und ist von diesem auch noch da- durch unterschieden, dass bei ihr sämmtliche Platten fast immer paarig vorhanden sind. Es können hier in den meisten Fällen sechs hinter einander liegende Paare unterschieden werden, welche von der Mitte nach vorn und hinten zu an Grösse und namentlich an Breite immer merklich abnehmen, und in nachfolgender Weise be- nannt werden: die ersten, un- mittelbar unter dem Halse gele- genen Schilder heissen die Kehl- schilder (scuta gularia, Fig. 101, 1), die darauf folgenden die Armschilder (scuta brachialia, Fig. 101, 2). An diese schliessen sich dann nach hinten in auf einander folgender Reihe die Brust- (scuta pectoralia, Fig. 101, 3), dann die Bauch- (scuta abdominalia, Fig. 101, 4), die Fig. 101. Emys caspica Gmel. (Bauchschale.) 1 Kehlschilder (scuta gularia), 2 Arm- schilder (sc. brachialia), 3 Brustschilder (se. pectoralia), 4 Bauchschilder (sc. ab- dominalia), 5 Schenkelschilder (sc. femo- ralia), 6 Afterschilder (sc. analia), 7 Achsel- schilder (sc. axillaria), 8 Leistenschilder Schenkel- (scuta femoralia, Fig. 101, 5) und endlich die After- schilder (scuta amalia, Fig. 101, 6) an. Die Verbindung der Brust- mit der Rückenschale wird theils durch unmittelbares An- einanderstossen der betreffenden sc. ınguınalla). . g inalı Platten, theils aber auch durch kleinere, zwischen beide Schalen eingeschobene Schilder gebildet, von denen man namentlich ein unter den Achseln befindliches als Achselschild (scutum azxillare, Fig. 101, 7), und ein über den Schenkeln gelegenes als Leistenschild (scutum inguinale, Fig. 101, 8) bezeichnet. In manchen Fällen findet sich die Verbindung der beiden Panzerstücke auch durch eigene Randschilder hergestellt, welche, sich den mittleren der bisher genannten Platten nach aussen an- legend, dann alsBrustrandschilder (scuta sterno-lateralia, Fig. 102, 9—13) unterschieden werden. Auch schliessen mitunter die beiden Gularschilder noch ein einzelnes, unpaariges und meistens drei- Chelonia. 505 eckiges Schildchen zwischen sich ein, welches mit dem Namen des Zwischenkehlschildes (scutum intergulare, Fig. 102, 14) be- zeichnet wird. Die Schildkröten sind träge und langsame Thiere, welche theils im Wasser, theils auf dem Festlande leben und sich vorzugsweise von Fig. 102. animalischen, manchmal aber auch von vegetabili- schen Stoffen ernähren; sie legen sämmtlich kugelför- mige, mit einer lederartigen Schale überzogene Eier, welche von den Weibchen oft in grosser Anzahl an geeigneten Stellen in den Boden verscharrt werden. Die eben ausgekroche- nen Jungen haben noch eine weiche, knorpelartige Schale, welche aber durch allmälig zunehmende Kalk- ablagerung in Bälde er- härtet. Die Lebenszähigkeit derhierher gehörigen Thiere ist eine ganz ausserordent- Thalassochelys corticata. (Bauchschale.) liche, und man sieht sie oft 9—13 Brustrandschilder (seuta sterno-lateralia), die furchtbarsten Verwun- 14 Zwischenkehlschild (scutum intergulare). — . Die anderen Ziffern haben dieselbe Bedeutung dungen und Verstümmelun- wie in der vorigen Figur. gen scheinbar mit Gleich- muth durch lange Zeit er- tragen. Eine eigentliche Stimme kommt den Schildkröten nicht zu, doch lassen alle in der Erregung ein bald mehr, bald weniger lautes Zischen vernehmen. Die zu unserer Fauna gehörenden Chelonier zerfallen in drei Familien, welche sich in nachfolgender Weise leicht unterscheiden lassen: 1. Beine ziemlich gleichlang, vorn mit fünf, hinten mit vier Krallen. Schale nach rückwärts niemals merklich verengt, Kopf, Schwanz und Gliedmaassen unter den Panzer zurück- ziehbar; ersterer mit freiem Trommelfell und oben höchstens bis hinter die Augen beschildert. Discus immer mit dreizehn Platten . ars en oA Ri Vorderbeine sehr lang, ruderförmig, in den Ellbogengelenken nach rückwärts gekrümmt, die hinteren viel kürzer, breit, DD 506 Thalassites. flossenförmig. Finger nicht unterscheidbar, die einzelnen Füsse höchstens mit zwei Krallen. Schale nach rückwärts sehr deut- lich verschmälert, ei- oder herzförmig. Kopf, Schwanz und Gliedmaassen nicht zurückziehbar, ersterer ohne sichtbares Trommelfell und oben bis auf das Hinterhaupt beschildert. Schwanz sehr kurz, stummelartig, die Rückenschale nicht oder nur wenig überragend . . . . . .„ 1. Fam. Thalassites. . Zehen deutlich unterscheidbar, obwohl durch derbe Schwimm- häute bis zu den ziemlich langen, scharf gekrümmten Krallen verbunden. Hals und Schwanz ziemlich lang, Kopf nicht be- schildert. Schale flach gewölbt, nicht sehr hart, Areolen und Anwachsstreifen im Alter schwach ausgebildet oder fehlend. Brustschild mit acht bis dreizehn Platten . 2. Fam. Paludites. Zehen nicht unterscheidbar, sondern bis zu den ziemlich geraden dicken Krallen in eine ungegliederte Masse verwachsen (Klump- füsse). Hals und Schwanz kurz, Kopf bis zwischen die Augen mit grossen Schildern. Schale hoch gewölbt, sehr hart, die obere mit der unteren immer mittelst Knochennaht fest ver- wachsen. Areolen und Anwachsstreifen sehr deutlich. Brust- schild mit 11 bis 12 Schildern . . . . 3. Fam. Chersites. 186) 1. Fam. Thalassites. Pedes antieci maximi, remiformes, retroflexi; postici breves, dilatati. Digiti indistincti. Palmarum plantarumque ungues ad summum duo. Die Seeschildkröten sind grosse oder sehr grosse Thiere mit flach gewölbter, hinten stark verschmälerter Schale, die stets be- deutend länger als breit und von etwa ei- oder selbst herzförmiger Gestalt ist. Der kurze, fast vierseitige Kopf ist etwa in der Augen- gegend so hoch als breit, mit sehr kleinen, unter Wasser namentlich in der Jugend vollkommen verschliessbaren Nasenlöchern. Die Augen sind gross und vorspringend, die Lider meist schief oder fast senkrecht gespalten, das Trommelfell nicht sichtbar. Die Kiefer sind kräftig, schneidig geschärft, am Rande oft gesägt oder mit vor- springenden spitzen Zähnen versehen, der den Unterschnabel um- fassende Oberschnabel stets nach abwärts, jener meist nach aufwärts gekrümmt. Der kurze und dicke Hals ist mit quer herumlaufenden Runzeln oder Hautfalten versehen und nur unvollkommen zurück- ziehbar. Die Gliedmaassen sind unter einander an Länge sehr ver- Thalassites. 507 schieden, von oben bald mehr, bald weniger zusammengedrückt; die vorderen sind sehr entwickelt, ruderförmig, in den Ellbogengelenken nach rückwärts gekehrt, der Oberarm sehr kurz, der Unterarm hin- gegen viel länger und mit den Füssen und Zehen zu einer zusammen- hängenden, ungegliederten Masse verschmolzen, an der höchstens zwei am Aussenrande stehende kurze Krallen vorkommen. Die Hinterbeine sind bedeutend kürzer, noch mehr abgeplattet, fast schaufel- oder flossenartig und ebenfalls höchstens zweikrallig; sämmt- liche Gliedmaassen können unter den Panzer nicht zurückgezogen werden. Der Schwanz ist sehr kurz, kegelförmig, das Ende der Oberschale nicht oder nur wenig überragend. Der Kopf ist oben bis einschliesslich zum Hinterhaupte mit grossen, polygonalen Schildern bedeckt, die aber ebenso bei den einzelnen Arten, als auch nach dem Alter ziemlich veränderlich sind; desgleichen sind die Seiten des Kopfes namentlich in der Schläfen- gegend mit gewöhnlich nicht sehr zahlreichen unregelmässigen Ta- feln bekleidet, von denen die an den hinteren Rand: des Auges stossenden die Postorbitalia, die anderen aber die Schläfen- oder Temporalschilder genannt werden; manchmal ist auch noch der Vorderrand des Auges von Schildern begrenzt, die man dann als Praeorbitalia unterscheidet. Was die übrigen freien Körper- theile betrifft, so sind die Schultern, Achseln und die Schenkel an der Wurzel immer nackt, sonst aber der Schwanz und die Glied- maassen wenigstens bei jüngeren Thieren mit gewöhnlich ziemlich flachen, unregelmässig vielseitigen Schildern bedeckt, welche in der Regel an der Schneide der Beine am entwickeltsten sind. Die Schale ist entweder durch die ganze Lebenszeit weich und lederartig, und dann im Alter vollkommen glatt, in der Jugend aber mit zahlreichen polygonalen Schildern bekleidet, oder aber sie ist hart und knöchern und in gewöhnlicher Weise mit hornigen Schil- dern überzogen. Diese sind immer glatt, in der Regel flach, manch- mal aber auch gekielt und theils mit ihren Rändern an einander stossend, theils auch auf der Scheibe dachziegelartig geschindelt. Areolen und Anwachsstreifen fehlen oder sind höchstens bei ganz jungen Thieren mitunter in Spuren vorhanden. Die Oberschale ist nach vorn zu immer deutlich zusammengezogen, über dem Halse bald abgestutzt, bald mehr oder weniger ausgerandet; die Scheibe enthält 13 bis 21, der Rand 25 bis 27 Schilder; das Nuchale ist quer, viel breiter als lang, das Supracaudale immer doppelt. Das Brustschild ist vorn und hinten stets deutlich zusammengezogen, sein Mitteltheil aus 12 in zwei Längsreihen gestellten Schildern ge- bildet, welche meist am Vorderrande noch ein dreizehntes, unpaares Intergulare einschliessen. Die Verbindung der Unterschale mit der 508 Thalassites. Oberschale wird durch eigene Sternocostalschilder bewerkstelligt, welche zu beiden Seiten des Mitteltheiles eine Reihe von vier bis sechs ziemlich gleichgrossen, meist vier- oder fünfeckigen Platten bilden. Alle Mitglieder dieser Familie sind Seethiere, welche besonders die tropischen Meere bewohnen; sie kommen nur zum Zwecke des Eierlegens, dann aber oft in sehr grossen Gesellschaften ans Land und sind ausserordentlich fruchtbar. Ihre Lebensweise ist im All- gemeinen noch wenig bekannt, doch sollen sie vorzugsweise Pflanzen- stoffe verzehren, eine Behauptung, welche durch die überaus kräfti- gen und mit spitzen Zahnausschnitten bewaffneten Kiefer einiger Arten allerdings nicht sehr unterstützt zu werden scheint. Die bisher in Europa beobachteten Seeschildkröten sind, etwa mit einer einzigen Ausnahme, nur als Gäste zu betrachten, welche zeitweise durch Stürme von ihren eigentlichen Wohnbezirken in unsere Breiten verschlagen werden. Die hier in Betrachtung kommenden Arten gehören zu drei Gattungen, welche in nachfolgender Weise unter- schieden werden können. 1. Panzer hart und knöchern, mit hornigen, polygonalen Schildern überzogen. Vorderbeine höchstens bis zur Mitte des Körpers zurückreichend, Füsse wenigstens mit je einer Kralle Panzer weich, lederartig, nicht mit hornigen Schildern bedeckt, oben von zusammenhängenden Längskielen durchzogen. Vorder- beine bis ans Körperende zurückreichend, Füsse krallenlos. Oberschnabel in der Mitte tief ausgeschnitten und mit scharfem Zahn zu Seiten dieser Ausrandung . . . 1. Gatt. Sphargis . Scheibe der Rückenschale mit 13 Schildern; Brustschale breit, ihre Brachial-, Pectoral-, Abdominal- und Femoralplatten durch die Sternolateralschilder mit der Oberschale verbunden. Supra- orbitalia einfach, Interoccipitale und Internasale fehlend. tw Merr. 3. Gatt. Chelone Brogn. Scheibe der Rückenschale mit 15 Schildern; Brustschale schmal, ihre Pectoral-, Abdominal- und Femoralplatten durch die Sternolateralschilder mit der Oberschale verbunden. Supra- orbitalia doppelt, Internasale und Interoccipitale meistens vor- handen «li. mama. ww «a1 Gatt: Thalassocheiye Fitz. an oO > 1. Gatt. S phargis. Merrem Syst. amphib. pag. 19, 2 (1820). Dermochelys Lesueur in Cuv. regne anim. II, pag. 14, 2 (1829). Dermatochelys Wagl. natürl. Syst. d. Amphib. pag. 133, 2 (1830). Coriudo Flem. hist. of brit. anim. pag. 149 (1838). Testa coriacea, per longitudinem carinata. Pedes mutiei, anteriores corporis longitudine. Rhinotheca tripartita. Der Panzer ist weich, lederartig, die Ober- und Unterschale aus einem Stücke bestehend, die Scheibe vom Umfange nicht zu unterscheiden ; die Oberfläche desselben ist im Alter vollkommen glatt, in der Jugend jedoch mit zahlreichen, meist ziemlich flachen und sehr unregelmässig polygonalen Schildern bedeckt, was ebenso auch mit den Beinen der Fall ist. Diese sind ganz krallenlos, die vorderen sehr lang, nach rückwärts bis zu den Hinterbeinen ver- längert. Der im Alter ebenfalls glatte, in der Jugend hingegen mit regelmässigen Schildern bekleidete Kopf besitzt sehr kräftige Kiefer, deren Unterschnabel scharf spitzig nach aufwärts gekehrt und in einen entsprechenden tief winkeligen Ausschnitt des Ober- schnabels eingefügt ist; zu beiden Seiten dieses Ausschnittes findet sich je ein grosser, spitz dreieckiger und etwas schief nach rückwärts und abwärts gerichteter Zahn. Die Gattung enthält nur eine einzige Art. 1. Sphargis coriacea: Testa subcordato-acuminata, carinis septem per longitudinem elevatis. — Long. 126—158 cm.*). Testudo coriacea Rondel. pisc. marin. lib. 16, cap. 4, pag. 450 (1554). — Sphargis mereurialis Merr. Syst. amphib. pag. 19, 1 (1820). — Dermochelys atlantica Lesueur in Cuv. regne anim. II, pag. 14 (1829). — Dermatochelys coriacea Wagl. natürl. Syst. d. Amphib. pag. 133, tab. 1, fig. 1—23, juv. (1830). — Sphargis tubereulata Gravenh. Delic. mus. Vratisl. I, pag. 9 (1839). — Dermatochelys porcata Fitzing. Syst. reptil. I, pag. . 30 (1843). adult. Testa corporeque glabro. juv. Testa corporeque scutellis numerosis irregularibus tectis. *) Die angegebenen Maasse beziehen sich bei allen Schildkröten auf die Länge der Oberschale. 510 Thalassites. Die Schale ist etwa herzförmig, um ein Drittel länger als breit, die obere vorn über dem Halse und den Oberarmen sehr deutlich ausgerandet, hinten stark dreieckig verschmälert, die äusserste Spitze selbst etwas abgestutzt. Da übrigens der Hals und die Schultern knapp an die Schale anliegen, so sind die an deren Vorderrande be- findlichen Einbuchtungen wenig auffallend, indem sie, wenigstens in Fig. 103. Sphargis coriacea Rond. (juv.). a Brustschale. der Jugend, fast mit der Schale verschmelzen, da der Körper eben nicht unter der Schale liegt, wie bei den anderen Schildkröten, son- dern mit seinen freien Theilen der Schale gleichsam aufgesetzt und genau angepasst erscheint, und nicht von dem Panzer wie gewöhn- lich mehr weniger überragt oder gedeckt wird. Diese Oberschale wird nun von sieben erhabenen Längskielen durchzogen, von denen einer über die ganze Mittellinie, je einer längs des Aussenrandes, und zwei andere jederseits zwischen den drei erstgenannten in von einander ziemlich gleicher Entfernung hinziehen. Die Unterschale ist vorn etwa viereckig abgestutzt, hinten in stumpfem Winkel ver- längert, im Alter flach, in der Jugend aber mit fünf erhabenen Kielen durchzogen, deren einer in gerader Richtung über die Mittellinie, die vier anderen aber zu je zweien beiderseits des früheren bogig über die Seitentheile der Schale verlaufen. Bei ganz jungen Stücken weicht hier der eigentlich aus zwei Theilen zusammengesetzte Mittel- kiel in der Nabelgegend mehr weniger aus einander, die äussersten reichen bis zu den Hinterbeinen und die zwischen dem Aussen- und Mittelkiel hinziehenden sind gewöhnlich am höchsten, machen an den Hinterbeinen angelangt einen stumpfen Winkel nach innen und Spharsgis. i 511 stossen am Ende der Schale mit dem Mittelkiel unter ziemlich spitzem Winkel zusammen. Der Kopf ist etwa so lang als hinten breit, oben schwach convex, vorn etwas zusammengedrückt, die Augenlider fast senkrecht gespalten, im geschlossenen Zustande das hintere das vordere bedeckend. Der Hals ist kurz und dick, die Beine sehr stark abgeplattet, der Schwanz sehr kurz, compress, das spitze Schalenende kaum überragend. Die freien Körpertheile sind im Alter vollkommen glatt, leder- artig, in der Jugend aber mit polygonalen Täfelchen bedeckt, welche am Kopfe zu mehr weniger deutlichen Schildern entwickelt sind. Gewöhnlich finden sich zwei nach oben zu häufig mit dem Inter- nasale verschmolzene Nasalia, die durch diese Vereinigung in ihrer Gesammtheit ein hinter der Schnauzenspitze liegendes, etwa herz- förmiges Schildchen bilden. Am Scheitel sieht man ein verhältniss- mässig sehr grosses, nach vorn verengtes Syncipitale, an das sich zwischen den Augen ein bis zwei kleine, etwa dem Frontale ent- sprechende Schilder anfügen. Endlich sind meistens noch vier oder auch mehr Supraorbitalia vorhanden, von denen das erste und letzte gewöhnlich deutlich grösser, die mittleren hingegen in der Regel unter einander ziemlich gleich sind. Was die übrigen Pileusschilder betrifft, so sind sie im Allgemeinen so unregelmässig und veränder- lich, dass ein näheres Deuten derselben kaum angezeigt erscheint. Die Schläfen sind ganz mit grossen, unregelmässig polygonalen Schildern bekleidet. Die Halshaut zeigt oben etwas grössere, unten hingegen viel kleinere, ziemlich flache und zahlreiche unregelmässig vielseitige Täfelchen, welche in ähnlicher Weise auch die Oberfläche der Gliedmaassen überziehen. Die Schale ist im Alter zwischen den Kielen glatt, in der Jugend aber mit zahlreichen, bald ziemlich flachen, bald wieder schwach höckerförmigen unregelmässigen Schildehen bedeckt, die Kiele selbst an der Oberschale beim er- wachsenen Thiere durch schwach schneidige Zähne gesägt, bei jun- gen aber mit unregelmässig vier- oder sechseckigen, stark erhabenen und meist deutlich gekielten tafel- oder höckerartigen Schuppen besetzt, die in jedem der vier Scheibenkiele in einer einfachen Reihe von 20 bis 35 hinter einander liegen; auch wird hier der Mittelkiel gegen den Hals zu schwächer und undeutlicher, so dass er meist nicht so weit reicht wie die seitlich und namentlich nach vorn zu etwas bogigen benachbarten, welche den mittleren nach vorn zu fast immer mehr weniger überragen. Die diesen nach aussen zu folgenden Kiele sind die kürzesten, während die Randkiele, weiche in der Regel auch die am meisten erhabenen Schuppen zeigen, meist bis an das Ende des Schalenumfanges hinziehen. Die in den Zwischen- räumen der Kiele liegenden Täfelchen sind unter einander an Grösse 512 . Thalassites. wenig verschieden, ziemlich eben und stets viel kleiner als die auf den Kielen gelegenen; auch sind die letzteren am Mittelkiele in zwei Reihen geordnet. An der Brustschale sind die Kiele viel unregel- mässiger, indem sie ausser den grossen, über die Höhe derselben ziehenden Schildern noch am Rande von mehr weniger kleinen be- gleitet sind; auch sind hier der Mittel- und die Randkiele ziemlich gleich hoch, die beiden anderen aber höher, obwohl sie etwa auf dem ersten Viertel der Schale niedriger und oft undeutlich werden und von hier aus in stumpfem Winkel nach vorn zum Anfange des Mittelkieles ziehen. Die Färbung ist in der Jugend schwarz oder tief dunkelbraun, mit weissgelben oder bräunlich weissen Kielen; die letztgenannte Färbung zeigt sich auch am schneidig geschärften Rande der Beine, von denen die hinteren eine schief gerundet dreieckige oder beil- förmige Form haben. Aehnliche Flecken finden sich hier und da auch am Kopf und meist in grösserer Menge auch auf den Ellen- bogen. Der Hals und die Kehle sind fast ganz hell, gelblich oder licht weissbraun, desgleichen finden sich gewöhnlich am Brustschilde, namentlich in den zwei mittleren Kielzwischenräumen, zahlreiche lichte Täfelchen. Im Alter setzt sich die dunkle Grundfarbe in Hellbraun, die der Kiele in schmutziges Braungelb um; die Beine sind aber auch bei erwachsenen Stücken stets mehr oder weniger schwärzlich. Die Grösse des erwachsenen Thieres beträgt von der Schnauzen- spitze bis zum Schwanzende sechs bis acht Fuss, das Gewicht er- reicht mitunter bis sechzehnhundert Pfund. Diese in unseren Sammlungen noch immer seltene Schildkröte lebt im atlantischen Ocean und wurde an den europäischen Küsten einzeln schon bis Cornwallis gefunden; sehr selten verirrt sie sich auch ins Mittelmeer. Ueber die Lebensweise des Thieres ist nur wenig bekannt, doch dürfte sich dasselbe, aus der Bildung der Kiefer zu schliessen, wohl jedenfalls von Thieren, namentlich von Crustaceen und Mollusken nähren. Dem Fleische werden schädliche Eigen- schaften zugeschrieben. , 2. Gatt. Thalassochelys. Fitzinger system. Anordn. d. Schildkr. pag. 110, 2. Scuta disci qwindecim. Sternum angustum, ope scutorum pectoralium, abdominalium et femoralium metathoraci affızum. Seuta supraorbitalia duo, internasale et interoceipitale. con- spieua. Thalassochelys. 513 Der Panzer ist hart, knöchern, mit hornigen Platten in ge- wöhnlicher Weise bedeckt, die Oberschale etwa herzförmig und die Brustschale schmal, ihre Pectoral-, Abdominal- und Femoralplatten durch die Sternolateralschilder mit der Oberschale verbunden. Die Rückenschilder sind nicht geschindelt, der Discus besitzt fünfzehn, der Rand gewöhnlich siebenundzwanzig Platten. Die Kiefer sind einfach, an den Enden schwach gegen einander gekrümmt, der Kopf mit grossen Schildern in regelmässiger Weise bekleidet; Supra- orbitalia sind jederseits zwei vorhanden, das Internasale und Inter- oceipitale meist deutlich entwickelt. Die Beine sind mässig abge- plattet, die vorderen etwa bis zur Mitte der Schale nach rückwärts verlängert, die Füsse sämmtlich zweikrallig, die hinteren Nägel übrigens sehr klein und namentlich an den Hinterfüssen oft kaum zu bemerken. Der Schwanz ist sehr kurz, kegelförmig, von oben schwach zusammengedrückt. ‚ Die einzige Art findet sich namentlich im Mittelmeere. 1. Thalassochelys corticata: Testa fusco-badia, subtus flavida ; scutis marginalibus viginti septem. — Long. 95—100 em. Testudo corticata Rondel. pisc. mar. lib. 16, cap. 3, p. 445 (1554). — Testudo marina Aldrov. quadrup. digit. ovip. pag. 712 c. fig. pag. 714 & 715 (1663). — Testudo atra Linn& Mus. reg. Ad. Frid. I, pag. 50 (1754). — Testudo caretta Linne Syst. nat. I, pag. 197, 2 (1758). — Testudo cephalo Schneid. allg. Naturg. d. Schildkr. pag. 303, II (1783). — Testudo coauana Daud. hist. nat. gener. d.»reptil. II, pag. 54, tab. 16, fig. 2 (1803). — Caretta atra Merr. Syst. amphib. pag. 17, 1 (1820). — Caretta Cephalo Merr. l.c. pag. 18, 2 (1820). — Caretta Coauana Fitzing. Classif. d. Reptil. pag. 44, 5 (1826). — Chelonia Coauana Wagl. nat. Syst. d. Amphib. tab. I, fig. 1—26 (1830). — Chelonia virgata Wagl. deseript. et icon. amphib. tab. XXXIX (1833). — Thalassochelys caretta Bonap. Amph. europ. pag. 24,3 (1839). — Halichelys atra Fitzing. Syst. reptil. I, p. 30 (1843). — Thalassochelys Coauana Fitzing. 1.c. p.30 (1843). — Coauana caretta Gray catal. of shield. reptil. I, pag. 72 (1855). — Chelonia Cavuana Lichtenst. Rept. et ampb. mus. berol. pag. 1 (1856). — Chelonia caretta de Betta Erpetol. d. prov. ven. in Atti di agricolt. arti e comm. di Verona XXXV, pag. 109 (1857). — Chelonia corticata Strauch Erpetol. de P’Alger. pag. 19, 5 (1862). — Thalassochelys corticata Strauch chelon. Stud. in Mem. de Vacad. imper d. scienc. de. St. Petersb. VII, ser. V, Nr. 7, pag. 180, 60 (1862). juv. Testa margine profunde serrato ; scutis vertebralibus et costalibus carinatis. adolesc. Testa margine serrulato; carinis vertebralibus elevatissimis, eostalibus nullis. Schreiber, Herpetologia europaea. 33 514 Thalassites. adult. Testa margine integro, carinis ommibus obsoletis. var. Scutis marginalibus viginti quwinque. Chelonia pelasgorum Valenc. Expedit. scientif. Moree III, tab. VI (1835). Die Schale ist etwa ei-herzförmig, die obere längs der mehr weniger kielartig hervortretenden Mittellinie beiderseits stark ab- schüssig, über den Oberarmen in schiefer Richtung zu dem in der Jugend seicht ausgerandeten, im Alter aber ziemlich verrundeten Vorderrande zusammengezogen, über dem Schwanze tief winkelig ausgerandet; der Aussenrand ist bei erwachsenen Thieren vollkom- men ganzrandig, bei mittelgrossen schwach, bei kleineren sehr tief gesägt. Der Discus zeigt immer fünfzehn Schilder, indem sowohl die Vertebral- als auch die Dorsalplatten jederseits in der Fünfzahl entwickelt sind. Erstere sind ziemlich regelmässig sechseckig, in der Jugend sehr stark in die Quere erweitert und oft über doppelt so breit als lang, im Alter jedoch bedeutend kürzer, von den an die Costalen stossenden Seitenrändern die vorderen im Durchschnitt län- ger als die hinteren. Von den Costalen ist das erste sehr klein, ungleichseitig fünfeckig, seine drei Vorderwinkel stumpf, der hin- terste spitz, der mit der Aussenecke des ersten Vertebrale zusammen- stossende meist ziemlich rechtwinkelig; die vier anderen Costalen sind quer fünfeckig, die drei ersten davon mit gerundetem Aussen- und stumpfwinkeligem Innenrand, die zwei mittelsten und grössten etwa doppelt so breit als lang, das vorderste noch breiter, das letzte Costale ist stark ungleich- seitig fünfeckig, mit etwa in der Mitte stumpfwinkeligen Aussen- und ziemlich breit schief abge- stutztem Innenrande. In der Jugend ist die Scheibe mit drei deutlichen, über die -Vertebral- und Costalplatten laufenden Kielen versehen, die namentlich an den erstgenannten Schildern nach rückwärts höckerartig er- höht sind; mit zunehmendem Wachsthum verschwinden jedoch zuerst die Costal- und später auch die Vertebralkiele, so dass oe iR corticata Rond. bei ganz alten Thieren - die VRR NE OR Schilder vollkommen glatt oder Fig. 104. Thalassochelys. 515 höchstens am Hinterrande der Vertebralen schwach höckerförmig erhaben sind. Randplatten sind in der Regel siebenundzwanzig, ausnahmsweise aber auch nur fünfundzwanzig (Chelonia pelasgorum Valene.) vorhanden. Das Nuchale ist quer, drei- bis viermal so breit als lang, seine hinteren Winkel stumpf, seine seit- lichen spitz oder rechtwinkelig; das vordere Marginobrachiale ist ziemlich fünfeckig, die an- deren Randschilder bis zum letzten Marginofemorale etwa länglich rechteckig oder rhom- boidisch, diese und die Supra- caudalen bedeutend ver- grössert, erstere ungleichseitig fünfeckig, letztere ziemlich trapezisch, mit etwas zuge- spitzter Hinterecke. Das Brust- schild ist fast kreuzförmig, sein hinterer freier Theil viel schmäler als der vordere, beide stets deutlich verrundet. Das namentlich in der Jugend nicht immer vorhandene Intergulare ist klein, gleichschenkelig drei- eckig, die Gularen bedeutend grösser, meist ebenfalls mehr oder weniger dreieckig. DieBrachialen sind etwa viereckig, die Pectoral-, Abdominal- und Femoralschilder mehr weniger fünfeckig, die zwei erstgenannten breiter als lang, die Ab- dominalen die grössten, die Analplatten sind dreieckig mit bogigem Aussenrande, der auch stets die längste Seite ist. Sternolateralia sind jederseits fünf entwickelt, das erste sehr klein, die anderen, welche mit der Rückenschale zusammenstossen, gross, vier- oder fünfeckig, alle unter einander ziemlich gleich. Die Brustschale ist bei ganz jungen Thieren ebenfalls mit zwei sehr starken, obwohl stumpfen und nach hinten erhöhten Kielen versehen. Der Kopf ist gross und dick, oben schwach gewölbt, im Ganzen etwa von vierseitig pyramidaler Gestalt, die Schnauze stumpf ge- rundet, die Nase in der Jugend spitz vorstehend. Bei vollkommen normalen Stücken, die übrigens ziemlich selten sind, ist der Pıileus mit zwanzig Schildern bedeckt, von denen vier in der Mittellinie und acht zu jeder Seite des Oberkopfes liegen. Das oft fehlende Internasale ist rhombisch oder fünfeckig, beiderseits von den Nasalen 33* Thalassochelys corticata Rond. (Brustschale.) 516 Thalassites. und Frontonasalen eingeschlossen; von diesen sind die ersteren und kleineren-etwa sechseckig, die letzteren und grösseren mehr weniger fünfeckig, jene mehr in die Breite, diese mehr in die Länge entwickelt. Das Frontale ist mässig gross, ziemlich gleich breit, in den meisten Fällen ein etwas verlängertes Viereck mit gerundeter Vorder- und Hinterseite darstellend, sehr häufig aber auch durch Kniekung der genannten Seiten mehr weniger deut- lich fünf- oder sechseckig, das Internasäle bald be- rührend, bald wieder durch die dazwischen eingeschobe- nen Frontonasalen von dem- selben getrennt. Das Syn- cipitale ist das grösste aller Kopfschilder, sonst aber von sehr wechselnder, ob- wohl gewöhnlich mehr oder weniger rundlich polygo- Thalassochelys corticata Rond. naler Form, in der Jugend ebenso wie das Frontale deutlich convex;; dieses Syneipitale ist, mit Ausnahme der Nasalen und oft auch der Internasale, sonst mit allen Kopfschildern in Berührung, indem es vorn an das Frontale, seitlich an die Supraorbitalen und Parietalen und hinten endlich an die Oceipitalen und an das Inter- occipitale grenzt. Die Supraorbitalen sind jederseits doppelt, das vordere stark schief gestellt und etwa fünfeckig, das hintere meist ziemlich quer trapezisch oder durch Knickung der Aussenseite eben- falls fünfeckig. Dieselbe Hauptform haben im Allgemeinen auch die Parietalen, welche übrigens immer quer und bedeutend breiter als lang sind; auch ist gewöhnlich das hintere im Vergleich zum vorderen stark nach aussen vergrössert. Die Occipitalen sind unge- mein veränderlich, in der Regel klein und zu je zweien jederseits der Interoccipitale entwickelt; doch kann das letztgenannte Schild öfters auch fehlen. Die Nasenlöcher sind klein und eiförmig, das hintere Augenlid das vordere nicht bedeckend, die Ränder derselben mit ziemlich grossen, eonischen Tuberkeln. Die Schläfe sind mit Chelone. 517 einer sehr veränderlichen, aber niemals grossen (etwa 10—12) An- zahl unregelmässig polygonaler Schilder bedeckt, die nach hinten an Grösse abnehmen und wovon in der Regel drei, sehr selten vier, den hinteren Augenhöhlenrand begrenzen. Die Beine sind mit flachen Schildern bekleidet, die vorn am Ende und am Hinterrande der Flossen und rückwärts ebenfalls am Rande bedeutend ver- grössert, längs der Mittellinie des Unterarmes aber am kleinsten sind; der das Schalenende kaum überragende Schwanz ist beim Weibchen kürzer als beim Männchen und mit flach polygonalen, in Reihen gestellten Täfelchen besetzt. Die Farbe der Oberschale ist im Alter tiefer, in der Jugend heller kastanienbraun, dort einfärbig, hier mit mehr weniger dunk- len oder schwärzlichen Areolen, die Brustschale ist gelblich. Kopf und Beine sind im Allgemeinen mit der Schale übereinstimmend gefärbt, letztere an den Rändern gewöhnlich lichter oder gelblich. Das Thier erreicht von der Schnauzenspitze bis zum Schwanzende etwa 3 bis4 Fuss Länge und ein Gewicht von ebenso vielen Centnern. Diese Art ist an allen Mittelmeerküsten häufig, kommt aber auch in der ganzen Adria bis Triest und Venedig durchaus nicht selten vor, desgleichen ist sie auch an den atlantischen Küsten unseres Welttheiles allenthalben gemein. Das Thier nährt sich nur von animalischer Kost und wird in der Regel nicht gefangen, da - weder sein Fleisch, noch sein Schildpatt nutzbar ist; die frisch er- beutete Schildkröte giebt einen sehr starken, blasenden Zischton von sich und hat man sich bei der Gelegenheit auch vor ihren ge- waltigen Kiefern gehörig in Acht zu nehmen, da sie nicht zu schnell zahm wird und anfangs wüthend nach dem Menschen schnappt. 3. Gatt. Chelone. G Brogniart in Bullet. des scienc. par la soc. philom. (1800). Scuta disci terdecim. Sternum latum, ope scutorum brachialium, pectoralium, abdo- minalium et femoralium metathoraci affisum. Scuta supraocularia simplicia, internasale et interoccipitale nulla. Der Panzer ist hart und knöchern, mit hornigen Tafeln besetzt, die Oberschale herz- oder eiförmig, die Brustschale breit, ihre Brachial-, Pectoral-, Abdominal- und Femoralschilder durch die Sternolateralplatten mit der Rückenschale verbunden. Die Scheibe 518 Thalassites. besitzt dreizehn, der Rand fünfundzwanzig Schilder, die discoidalen sind bald neben-, bald theilweise schindelförmig übereinander ge- lagert. Die Kiefer sind entweder ganzrandig oder fein sägeartig gezähnt, der Kopf mit grossen Schildern in regelmässiger Weise bekleidet; die Supraorbitalen sind nur in der Einzahl vorhanden, das Internasale und Interoccipitale in der Regel nicht ausgebildet. Die Beine sind mässig entwickelt, ein- bis zweikrallig, die vorderen höchstens bis zur Mitte der Schale nach rückwärts verlängert, der Schwanz, obwohl sehr kurz, so doch manchmal den Panzer deutlich überragend. Die beiden bisher in Europa beobachteten Arten dieser Gattung sind in nachfolgender Weise leicht zu unterscheiden: - a) Platten der Scheibe neben einander gestellt und sich mit ihren Rändern vollkommen berührend; Füsse nur mit einer Kralle, Unterkiefer stark sägeartig gezähnt, Schwanz den Panzer deut- lich überragend . . . . 51 LA b) Platten der Scheibe geschadet; osadar ask ihren Rändern theilweise bedeckend; Füsse, wenigstens die vorderen, immer zweikrallig. Kiefer nicht gesägt, Schwanz den Panzer nicht übbrragend. : 3" sei1e -:..00ce mel ntkee ee EEE 1. Chelone viridis: Scuta disci postposita, pedes solidunguli ; man- dibulae denticulatae, cauda ultra testam prolongata. — Long. 2 m. Testudo viridis Schneid. allg. Naturg. d. Schildkr. pag. 299, tab. II (178%). — Testudo midas Schoepf. Naturg. d. Schildkr. pag. 83, tab. XVII, fig. 2 (1792), — Caretta esculenta Merr. Syst. amphib. pag. 18, 4 (1820). — Chelonia viridis Temm. u. Schleg. Fauna japon. pag. 18, 2, tab. IV, fig. 4, 5, 6 & tab. VI, fig. 1, 2 (1838). — Chelonia mydas Bonap. Amphib. europ. pag. 23, 1 (1839). — Chelone viridis Strauch chelon. Stud. in Mem. d. V’acad. imper. d. science. de St. Petersb. VII, ser. V, Nr. 7, pag. 185, 63 (1862). juv. Disco scabriusculo, seutis vertebralibus distincte, costalibus obsolete carinatis. adolesc. Testa glabra, margine obtuse serrulato. adult. Testa glabra, margine integerrimo. Die Schale ist etwa ei-herzförmig, die obere beiläufig um ein Viertel länger als in der Mitte breit, längs der Mittellinie des Rückens fast flach oder nur sehr wenig der Quere nach gewölbt, nach den Seiten zu aber ziemlich stark abschüssig; ihr Aussenrand ist ganz, über dem Halse und den Oberarmen schwach nach ein- wärts geschwungen, an den Seiten sanft gerundet und allmälig nach binten in einen stumpfen Winkel zusammengezogen; bei jüngeren Lin Chelone. 519 Thieren ist jedoch der Rücken von rechts nach links mehr weniger dachförmig, und der Seitenrand etwa von der dritten Marginalplatte an zwar stumpf, aber immerhin ganz deutlich gesägt. Von den fünf Vertebralen ist das erste quer gewölbt, nach vorn geneigt und im Alter etwas, in der Jugend aber bedeutend breiter als lang, sein Hinterrand etwas schmäler als der Vorderrand, seine äussersten Seiten bei kleinen Stücken bogig oder selbst stumpfwinkelig ge- brochen; seine an das nächste Vertebrale stossenden Winkel: sind ebenso wie die zwei vorderen stumpf, die seitlichen spitz. Die drei darauf folgenden Vertebralen sind etwa so lang als breit, ziemlich regelmässig sechseckig, das vierte nach hinten deutlich verschmälert, das letzte siebeneckig, nach rückwärts stark erweitert. Das erste Costalpaar ist etwa trapezisch, seine unregelmässig gerundete Aussenseite die längste, die an das zweite Vertebrale stossende Innenseite die kürzeste, die hintere länger als die Vorderseite; die zwei folgenden Costalpaare sind im Ganzen ziemlich quer fünfeckig, etwa doppelt so breit als lang, nach innen zu mit je drei stumpfen Winkeln, das dritte nach aussen zu schwach erweitert. Das letzte Paar ist trapezisch sechseckig, nach innen deutlich verschmälert, seine Hinterseite kürzer als die vordere. Das Nuchale ist dreimal so breit als lang, vierseitig, nach vorn mit zwei stumpfen, nach hinten mit zwei sehr spitzen Winkeln; die Marginocollaria sind trapezisch, mit bogigem Aussenrande und sehr kurzer Innenseite, oft selbst ziemlich dreieckig, im Ganzen kurz und klein. Das vor- dere Marginobrachiale ist gross, länglich fünfseitig, nach rückwärts verschmälert, sein vorderer, gegen das Nuchale gerichteter Winkel spitz, sein innerer stumpf, die zwei hinteren ziemlich rechtwinkelig. Die anderen Marginalschilder sind im Allgemeinen länglich recht- eckig, das zweite und vierte Marginolaterale, sowie das erste und letzte Marginofemorale durch stumpfwinkelige Knickung des Innen- randes namentlich bei jüngeren Thieren häufig mehr weniger deut- lich fünfeckig. Die Supracaudalen sind trapezisch, nach hinten erweitert, der an das letzte Marginofemorale stossende Rand der kürzeste. Das Brustschild ist an seinen freien Enden verrundet, sein Vordertheil weniger verschmälert als der Hintertheil. Das Inter- gulare ist klein, gleichschenkelig dreieckig, die Gularia gross, ziem- lich gleichseitig trapezisch, die Brachialen etwa doppelt so breit als lang, fünfseitig, die zwei äusseren und kürzesten Seiten im stumpfen Winkel zusammenstossend. Die Pectoralia sind etwas grösser aber kaum breiter, ihre drei Aussenseiten kurz und untereinander ziem- lich gleich, die hintere meist etwas länger als die vordere. Die wieder etwas grösseren Abdominalen haben im Allgemeinen eine mit den Pectoralen übereinstimmende Form, obwohl sie, da ihre drei 520 Thalassites. Aussenseiten unter äusserst stumpfen Winkeln zusammenstossen, im Ganzen mehr den Eindruck von querenVierecken machen. Die bedeutend schmäleren Femoralen sind fünfeckig, ihre zwei kurzen Aussenseiten fast gleich und unter rechtem oder nahezu spitzem Winkel zusammen- stossend, die hintere Seite bedeutend kürzer als die vordere. Die Analen sind ungleichseitig dreieckig, ihre gerundete Aussenseite die längste, ihre Vorderseite die kürzeste und mit der inneren recht- winkelig zusammenstossend. Von den fünf Sternolateralen ist das erste das kleinste, das dritte in der Regel das grösste, die zwei genannten sowie das letzte fünfseitig, das zweite und vierte hin- gegen vierseitig. Beim neugeborenen Thiere sind sämmtliche Dis- coidalplatten schwach gerunzelt und die Vertebralen von einem breiten und flachen, aber ziemlich dicken Längskiel durchzogen, desgleichen zeigen auch die Costalia schwache Andeutungen von kielförmigen Erhabenheiten. Fig. 107. 7# Chelone viridis Schneid. Chelone viridis Schneid. Brustschale. (adultus). Der Kopf ist plump und dick, im Ganzen etwas höher als breit, von hinten nach vorn sehr allmälig verjüngt mit zusammengedrück- ten Seiten und kurz gerundeter, unter den Nasenlöchern etwas vor- springender Schnauze. Der Pileus ist mit zwölf grossen, in Form und Zahl ziemlich beständigen Schildern bedeckt, von denen zwei Chelone. 591 unpaare in der Mitte des Kopfes und zehn paarige zu je fünf auf beiden Seiten gelegen sind; von den ersteren ist das vordere — das Frontale — klein, ziemlich regelmässig fünfeckig, mit nach vorn gerichteter Spitze und kurzem, gerade abgestutztem Hinterrande, das unmittelbar darauf folgende Syneipitale bedeutend grösser, sieben- seitig, links und rechts an die Supraocularen, hinten mit spitz zu- sammenstossenden Rändern an die Occipitalia grenzend. Von den zehn paarigen Schildern stossen die Frontonasalen und Oceipitalen unmittel- bar in einer Naht an einander, die ersteren sind etwa doppelt so lang als breit, fünf- oder sechseckig, vorn und rückwärts mit stumpfen Winkeln, mit ihrem inneren Hinterrande an das Frontale, mit dem äusseren an die vorderen Supraorbitalen stossend ; die Occipitalen sind ungleichseitig fünfeckig, länger als breit, ihre Vorder- und Hinterseiten ziemlich gleich und parallel, die an das hintere Parietale stossende in der Regel die kürzeste. Die Supraorbitalen sind meistens wenig kleiner als das Syneipitale, sechseckig, mit: dem Vorderrande an das Fronto- nasale, mit den zwei Innenrändern an das Frontale und Syneipitale, mit den zwei Aussenrändern an die Augenhöhle und das oberste Postorbitale und mit dem Hinterrande an das vordere Parietale grenzend; dieses ist ungleichseitig sechseckig, länger als breit, nach hinten gewöhnlich mehr weniger verschmälert. Das hintere Parie- tale ist in der Regel das kleinste aller Kopfschilder, ganz unregel- mässig sechseckig, nach innen an ein Occipitale, nach aussen meist an zwei Temporalien stossend. Der Oberkiefer ist vorn seicht aus- gerandet und seitlich mit äusserst schwachen, kaum ausgesprochenen Zähnen versehen, der Unterkiefer hingegen durch grosse und starke, etwas schief nach hinten gerichtete, spitz dreieckige und längs- gefurchte Zähne sehr vollkommen gesägt und überdies noch in der Mitte mit einem bedeutend grösseren Zahn bewaffnet; auch ist jeder Ast des Unterkiefers fast ganz von einem einzigen, sehr langen Sublabiale bedeckt. Der Seitentheil des Kopfes ist ebenfalls mit grossen, übrigens in Zahl und Form ziemlich veränderlichen Schildern bedeckt; doch finden sich fast immer vier übereinanderstehende, vier- oder fünfseitige Postorbitalen, während die Zahl der sehr un- regelmässigen Schläfenschilder beiläufig zwischen acht und zwölf beträgt. Der Nacken ist mit kleinen, dünnen und anliegenden Schuppen, die Unterseite des Kopfes mit einer längsgefurchten Haut versehen, welche hier und da durch seichtere Querfurchen in Form eines groben Netz- oder Maschenwerkes unterbrochen wird. Die Vorderbeine sind an der Aussenschneide mit etwa zwölf bis vierzehn grossen, polygonalen Tafeln bedeckt, welche nach hinten zu etwas vergrössert und auf die Unterseite der Gliedmaassen winkelig umge- bogen sind; ähnliche, aber mehr rundlich polygonale Schilder 529 Thalassites. finden sich auch auf der Hinterschneide der Flossen; der dazwischen liegende Theil ist oberseits mit mittelgrossen, unterseits aber mit vie] kleineren ganz unregelmässigen Tafeln bedeckt, nur dass unten die an die vorderen Randschilder stossende Reihe bedeutend ver- grössert und in der Ellbogengegend ebenfalls ein stärker entwickel- tes, etwa kreisförmiges Schild bemerkbar ist. Die Hinterbeine sind in ähnlicher Weise wie die vorderen bekleidet, die Füsse sämmtlich nur mit einer einzigen Kralle bewaffnet. Der den Panzer deutlich überragende Schwanz ist mit kleinen, in Längsreihen gestellten Schuppen besetzt. Die Färbung der Oberschale ist im Leben mehr grünlich, im Tode hingegen mehr bräunlich, mit sehr unbestimmten helleren und dunkleren Flecken versehen; das Brustschild ist gelb. Der Kopf und die Gliedmaassen sind oben bräunlich, an den Seiten mehr gelb- lich, der Hals und die Beine unten grünlich. Bei ganz jungen Thieren sind die Rückenkiele und der Körper dunkelbraun und nur die Schnauzenspitze, der Hals, dieOberarme und die Schenkel weiss- lich, das Brustschild hingegen sowie überhaupt alle unteren Theile mit Ausnahme der dunkler gefleckten Flossen gelblich. Die Länge des erwachsenen Thieres kann oft über sieben Fuss, das Gewicht dabei gegen zehn Üentner betragen. Diese im atlantischen Ocean einheimische Art wurde einzeln sowohl im Mittelmeer, als auch an den europäischen Westküsten bis nach England hinauf gefunden; die Nahrung besteht in Seepflanzen, welche das Thier mit seinen sägeartigen Kiefern meist am seichten Meeresgrunde abweidet. Ihr Fleisch ist sehr geschätzt. 2. Chelone imbricata: Scuta disci imbricata, pedes bisungues ; mandibulae integrae, cauda ultra testam non prolongata. — Long. 63—95 cm. Testudo imbricata Linn& Syst. nat. I, pag. 350, 2 (1767). — Testudo caretta Bonnat. tabl. enc. meth. Erpet. pag. 21 (1789). — Caretta imbricata Merr. Syst. amphib. pag. 19, 6 (1820). — Chelonia multiscutata Kuhl Beitr. z. Zool. pag. 78 (1820). — Chelonia imbricata Temm. u. Schleg. Fauna japon. pag. 13, 1, tab. 5, fig.1, 2 (1838). — Eretmochelys imbricata Fitzing. Syst. reptil. I, pag. 30 (1843). — Chelone imbricata Strauch chelon. Stud. pag. 181, 61 (1862). Juv. Testa striata, scutis vertebralibus distincte, costalibus obsolete carinatis; sterno bicarinato. adult. Testa glabra, scutis vertebralibus subcarinatis ; sterno Taevi. var. Scutis discoidalibus ommibus tricarinatis. Chelone. 523 Die Schale ist etwa ei-herzförmig, ziemlich niedrig und flach, beiläufig um ein Fünftel länger als in der Mitte breit, ihre beiden Seiten längs der Mittellinie in sehr stumpfem Winkel gegen ein- ander geneigt; ihr Aussenrand ist über dem Halse und den Öber- armen schwach nach einwärts geschwungen und nach aussen ab- schüssig, an den Seiten hingegen ın gleich- mässiger Rundung nach rückwärts verschmälert und ziemlich wagerecht abstehend. Auch ist derselbe bei erwachse- nen Stücken in der Marginofemoral- und Fig. 109. Chelone imbricata Linne. Supracaudalgegend, bei jüngeren jedoch schon vom fünften Marginal- paare angefangen durch die nach hinten immer stärker dreieckig vorspringenden Randplatten sehr deutlich gesägt. Das Nuchale ist vierseitig, dreimal so breit als lang, mit zwei sehr stumpfen Vorder- und zwei sehr spitzen Hinterwinkeln, bei jüngeren Thieren mit seinem etwas ausgezackten Hinterrande das erste Vertebrale be- deckend. Die Marginocollaria sind gleichschenkelig dreieckig, ihr Aussenrand gekrümmt, ihre manchmal abgestutzte und gegen innen gerichtete Spitze die Scheibe namentlich bei erwachsenen Exem- plaren nicht immer berührend; die Marginobrachialen sind recht- winkelig viereckig, die Marginofemoralia und Supracaudalia del- toidisch. Die Platten der Scheibe sind nicht, wie es gewöhnlich der Fall ist, neben-, sondern theilweise übereinander gestellt, indem sie sich mit ihren freien Rändern in der Jugend beträchtlich, im Alter aber nur unbedeutend schindelartig decken; auch sind diese Schilder im letzteren Falle dünn, vollkommen glatt und nur auf den Verte- bralen mit einem schwachen Kiel versehen, bei jüngeren Thieren hingegen etwas dicker, auf den Vertebralen scharf, auf den Costalen schwächer gekielt und überdies noch in ihrer ganzen Ausdehnung mit erhabenen Strahlenstreifen durchzogen, welche an den Wirbel- schildern von der Mitte des Hinterrandes, auf den Rippenplatten hingegen von dem hinteren Oberwinkel gegen den Rand gerichtet sind. Von den fünf Vertebralen ist das erste dreieckig, die anderen deltoidisch, von den vier Costalpaaren ist das erste etwas kleiner als die folgenden, vierseitig, die den Aussenrand bildende Seite ge- rundet und zugleich die längste, die an das erste Vertebrale stossende gewöhnlich die kürzeste; ihr hinterer Marginal- sowie auch der zwischen die Vertebralen eingeschobene Winkel sind spitz, die zwei anderen stumpf. Das zweite und dritte Costale sind etwas 524 Thalassites. grösser, doppelt so breit als lang, ungleichseitig fünfeckig, ihre zwei Aussenwinkel ziemlich recht, die drei inneren stumpf, das letzte endlich bedeutend verkleinert, ebenfalls fünfeckig, die Hinterseite die kürzeste. Sämmtliche Wirbelplatten sind übrigens an ihren freien Rändern niemals glatt, sondern sehr verschiedenartig ausge- schnitten, gezackt oder gewellt. Das in der Jugend beiderseits stark gekielte, im Alter aber glatte Brustschild besitzt ein drei- seitiges Intergulare, welches links und rechts von einem vierseitigen Gulare eingeschlossen wird, dessen Vorderwinkel stumpf, dessen Hinterwinkel hingegen spitz sind, auch ist von den zwei letzteren in der Regel der äussere schärfer als der innere. Die vier darauf folgenden Plattenpaare sind alle quer, um die Hälfte breiter als lang, fünf- oder sechseckig, ihre Aussenseiten immer die kürzesten; das Anale ist länglich vierseitig mit verrundetem Aussenwinkel, die fünf Sternolateralen vier- oder fünfseitig. Der Kopf ist flach, von den Seiten vor den Augen stark zu- sammengedrückt und zugespitzt und überhaupt länger und ge- Fig. 110, streckter als bei irgend einer anderen Seeschild- kröte. Der Pileus besitzt in der Regel vierzehn Schil- der, von denen zwei in der Mitte gelegene unpaarig, sechs andere zu beiden Seiten hingegen paarig entwickelt sind. Von den ersteren ist das vordere oder Frontale verhältniss- mässig klein, ziemlich regel- mässig sechseckig, vorn an die Frontonasalen, seitlich an die Supraorbitalen und hinten an das Syncipitale stossend; dieses ist sehr gross, seiner Hauptform nach ebenfalls sechs- oder siebeneckig, seitlich an die Supraorbitalen und vorde- ren Parietalen, hinten an die Occipitalen stossend; letztere schliessen in seltenen Fällen noch ein kleines Interoccipitale ein. Von den paarigen Kopfschildern sind die vordersten oder die Nasalen ge- wöhnlich die kleinsten, breiter als lang, fünfseitig, die darauf folgen- den Frontonasalia merklich grösser, länger als breit, übrigens auch Chelone imbricata Linne, Paludites. 525 fünfseitig. Die das Syneipitale von beiden Seiten einschliessenden Supraorbitalen und vorderen Parietalen haben eine ziemlich über- einstimmende, etwa länglich sechseckige Gestalt, die bedeutend kleineren hinteren Parietalen sind beiläufig unregelmässig viereckig, die dieselben an Grösse etwas übertreffenden Occipitalia meist mehr weniger sechseckig. Die Kiefer sind kräftig, gestreckt und zusam- mengedrückt, der obere merklich länger als der untere, ihre geraden und ungezähnten Hornscheiden schnabelartig gegen einander ge- bogen. Die Schläfe sind etwa mit sieben bis acht grossen, unregel- mässig polygonalen Schildern bedeckt, von denen immer drei den hinteren Augenrand begrenzen; der Unterkiefer zeigt jederseits ein grosses längliches Labiale. Die Beine sind mit tafelartigen Schil- dern bekleidet, welche an der Schneide der Flossen bedeutend ver- grössert sind; der erste Nagel ist in der Regel deutlich nach ab- wärts gekrümmt, der an den Hinterfüssen manchmal fehlende zweite hingegen gerade. Der Schwanz ist sehr kurz, über die Oberschale nicht hervorragend. Die Grundfarbe des Thieres ist im Ganzen kastanienbraun, mit sehr wechselnden, im Alter meist spärlicher werdenden gelben Zeich- nungen auf der Schale. Die Grösse beträgt zwei bis drei Fuss. Eine seltene Varietät zeigt auf sämmtlichen Scheibenplatten drei deutliche Längskiele, wovon die beiden seitlichen jedes einzelnen Schildes oft etwas nach rückwärts gegen den mittleren geneigt sind. Auch ist die Oberschale manchmal vorherrschend gelb und dann mit hell kastanienbraunen, auf den Vertebralen der Länge nach, auf den Costalen aber strahlig gestellten Streifen gezeichnet. Diese in allen Tropenmeeren häufige Art wurde bisher nur sehr vereinzelt an den europäischen Küsten beobachtet. 2. Fam. Paludites. Pedes subaequales, plantigradi. Digiti distincti, mobiles, palmati. Scuta sterno-lateralia nulla. Eine sehr zahlreiche Familie, deren Mitglieder im Allgemeinen an der schwach gewölbten und nicht sehr dicken Schale, sowie auch an der Bildung der Füsse leicht zu erkennen sind. Der Panzer ist gewöhnlich ziemlich elliptisch oder eiförmig, die immer ungegliederte und nur aus einem einzigen Stücke be- stehende Oberschale über dem Halse meist nicht oder nur wenig ausgerandet, nach hinten in der Regel etwas erweitert, nach den 526 Paludites. Seiten zu schwach abschüssig, ihr Rand gewöhnlich nur sanft nach abwärts geneigt, ja öfters, namentlich über den Schenkeln und dem Schwanze auch horizontal abstehend oder stellenweise selbst nach aufwärts umgebogen, so dass die Brust- und Bauchschale in den meisten Fällen in einer ziemlich scharfen Kante zusammenstossen. Die Scheibe zeigt immer dreizehn, der Rand dreiundzwanzig bis fünfandzwanzig gewöhnlich neben einander gestellte, manchmal aber auch mehr weniger dachziegelartig geschindelte Platten. Die Areolen sowie die Anwachsstreifen fehlen oder sind wenigstens in der Regel nur wenig entwickelt, dagegen erscheinen die einzelnen Schilder nicht selten von erhabenen Leisten oder Kielen durchzogen, was besonders an den Vertebralen und namentlich in der Jugend öfters der Fall ist. Die Brustschale ist gewöhnlich kürzer als die Rückenschale, meist vollkommen flach oder bei den Männchen längs der Mitte schwach vertieft, ihre Seitentheile nur schwach entwickelt und wenig aufgebogen, im Ganzen von mehr weniger breit eiförmiger Gestalt; auch ist die Unterschale bald einfach und ungegliedert, bald aus zwei oder mehreren hinter einander liegenden Querstücken gebildet, und entweder fest mit dem Brustschilde verwachsen oder aber durch eine häutige Naht mit demselben beweglich verbunden. Sternolateralplatten sind niemals vorhanden, Axillar- und Inguinal- schilder jedoch häufig ausgebildet. Die frei bleibenden Schalen- stücke sind meistens vorn abgestutzt, hinten ausgerandet, manchmal aber auch mehr weniger abgestutzt oder stumpf zugespitzt ver- schmälert. | Der niemals mit deutlichen Schildern bekleidete Kopf ist von sehr verschiedener Form und Bildung, bald kegelförmig und etwa so hoch als breit, bald wieder mehr abgeflacht und dann deutlich breiter als hoch, die Augen im ersteren Falle seitlich, im letzteren schief nach oben gerichtet. Die Augenlider sind fast gleich gross, stets schief von hinten nach vorn und unten gespalten; das deutlich freie Trommelfell ist ei- oder kreisförmig, der Hals ziemlich lang und — wenigstens bei den einheimischen Arten — vollkommen zurückziehbar, wobei seine schlaffe Haut sich über den Kopf kaputzenartig bis zu den Nasenlöchern hinüberschiebt. Die ebenfalls zurückziehbaren Beine sind ziemlich gleich lang, schwach zusammengedrückt, mit etwas schief nach rückwärts ge- drehten, ganz auftretenden Sohlen; sie sind sämmtlich mit wohl unterschiedenen, unter einander frei beweglichen Fingern versehen, welche durch eine derbe Schwimmhaut bald mehr, bald weniger unter einander verbunden sind. In der Regel zeigen die Vorder- füsse fünf, die hinteren vier Zehen, welche meistens mit ziemlich langen und gekrümmten spitzen Krallen bewaffnet sind. Die Beine Emys. 527 sind gewöhnlich mit ziemlich flachen höcker- oder schuppenartigen Bildungen, die Oberseite der Zehen mit hinter einander liegenden Täfelchen bedeckt. Der Schwanz ist verhältnissmässig lang, spitz und dünn, in den meisten Fällen mit glatten, vielseitigen Tafelschuppen be- kleidet. Die Paluditen sind kleine oder höchstens mittelgrosse Schild- kröten, welche meist in Sümpfen, Teichen und Seen, sowie auch in langsam fliessenden Gewässern leben. Sie sind flinker und ge- lenkiger als irgend welche Mitglieder dieser Ordnung, schwimmen und tauchen sehr gut, laufen aber auch ziemlich schnell und können sich, auf den Rücken gelegt, leicht wieder umwenden. Ihre Nahrung besteht ausschliesslich aus Thieren, namentlich aus Fischen. In Europa ist diese Familie nur durch zwei Gattungen mit je einer Art vertreten; die Unterscheidung derselben kann in folgender Weise leicht geschehen. a) Brustschale einfach, ungegliedert, mit der Rückenschale fest und unbeweglich verwachsen; zwischen Ober- und Unterschale jederseits ein deutliches Axillare und Inguinale. Seitenrand des Rückenpanzers mehr weniger leistenartig abgesetzt oder aufgebogen . . . . wur re Gate EMYE b) Brustschale aus zwei in ide rin Pectoralnaht beweglich an einander gefügten Stücken bestehend und mit der Rücken- schale ebenfalls durch eine häutige Naht beweglich verbunden. Axillar- und Inguinalschilder fehlen. Seitenrand des Rücken- panzers kaum leistenartig abgesetzt . . . 2. Gatt. Cistudo 1. Gatt. Emys. Merrem Syst. amphib. pag. 22, 5 (1820). Clemmys Wagl. natürl. Syst. d. Amphib. pag. 136, 13 (1830). Terrapene Bonap. Amphib. europ. pag. 13, 5 (1839). Sternum simplex, inarticulatum, metathoraci per symphysin affızum. Seutella axillaria et ingwinalia conspicua. Testa ad latera margine plus minusve elevato. Die Brustschale ist ziemlich breit, ungegliedert, aus einem ein- zigen Stücke bestehend und mit der Rückenschale in fester Knochen- naht unbeweglich verbunden; sie ist mit 12 grossen Platten bedeckt, denen sich seitlich an der Wurzel der Gliedmaassen noch je ein Axillar- und Inguinalschild anschliessen, welche nebst den Pectoral- Merr. Flem. 528 Paludites. und Abdominalplatten die Verbindung der Unter- mit der Ober- schale vermitteln; auch ist das Bauchschild vorn immer abgestutzt, hinter aber durch lappenartige Verlängerung der Analplatten drei- eckig ausgerandet. Der aus fünfundzwanzig Marginalen bestehende Rand der Oberschale ist an den Seiten mehr weniger leistenartig abgesetzt oder selbst nach aufwärts gebogen, wodurch dann eine oft ziemlich deutliche, längs des seitlichen Schalenumfanges hinlaufende furchenartige Vertiefung entsteht. Der Kopf ist unbeschildert, aber oft mit linienartigen Vertiefungen oder seichten furchenartigen Ein- drücken versehen, welche durch ihre gegenseitige Durchschneidung mitunter mehr weniger schilderartige Zeichnungen hervorbringen. Die Oberseite des Halses und der Gliedmaassen ist in der Regel mit zahlreichen, meist ziemlich kleinen höckerartigen Runzeln und Hervorragungen besetzt, welche gewöhnlich nur an der Vorderseite ‘der Unterarme zu grösseren, schuppenartigen Bildungen vergrössert sind. Der mittellange Schwanz ist unterseits mit einer Doppelreihe flacher Tafeln besetzt. Die einzige einheimische Art dieser Gattung lebt im südlichen Europa. 1. Emys caspica: Testa depressula, ovata, margine replicato integro ; sternum antice truncatum, postice bifidum. — Long. 21—26 cm. Emys vulgaris Gray Synops. reptil. pag. 24, 11 (1831). — Emys caspica Gray Catal. of shield rept. I, pag. 22, 9 (1855). Typus: Testa olivacea aut flavo-fusca, Tineis confluentibus flavidis atro-limbatis rivulata, scutis vertebralibus subcarinatis. Sternum nigrescens, ad latera flavo-limbatum aut maculatum; collum pedesque flavo-striata. Testudo caspica Gmel. Linn. Syst. nat. I, pag. 1041 (1790). — Emys lutaria var. Y Merr. Syst. amphib. pag. 25 (1820). — Emys caspica Michah. dalmat. Vertebrat. Isis XXIII, pag. 816, 5 (1830). — Clemmys caspica Wagl. natürl. Syst. d. Amphib. pag. 137, tab. 5, fig. 1—7 (1830). — Emys rivulata Bibr. Bory Expedit. scientif. Morse III, pag. 63, tab. IX, fig. 2, 3 (1832). — Emys vulgaris Temm. et Schleg. in Sieb. Fauna japon. pag. 52, 13 (1838). — Terra- pene caspica Bonap. Amph. europ. pag. 25, 5 (1839). juv. Testa sordide lutescens, aut concolor, aut scutis costalibus et mar- ginalibus macula flavescenti obscure limbata ; scutis vertebralibus et costalibus carinatis. Emys pulchella Gravenh. Delic. mus. zool. vratisl. I, pag. 14, tab. IV, fig. 1, 2 (1839). Emys. 529 var. a) Testa olivacea, maculis aurantiacis nigro-limbatis ocellata ; sterno fusco-flavoque vario, macula magna utringue nigra. Emys leprosa Schweigg. Königsb. Arch. I, pag. 298 (1812). — Emys Sigritzii Michah. Isis XXI, pag. 1295 (1829). — Emys Sigriz Dum. Bibr. Erpetol. gener.Il, pag. 240, 2 (1835). — Terra- pene Sigriz Bonap. Amph. europ. pag. 25, 6 (1839). var. b) Testa flavido-olivacea aut fusco-flavescens, maculis evanescen- tibus plus minusve concolor; sterno flavido, vix maculato, caudae pedumgque lineis flavescentibus parum conspieuis. Emys lutaria Bell. Monogr. testud. tab. 23 (1836). — Emys marmorea Spix testud. Brasil. pag. 13, tab. X (1840). Die Schale ist mässig und ziemlich flach gewölbt, von vorn nach hinten schwach erweitert und daher im Ganzen von etwa ellip- tisch eiförmiger Gestalt. Sie ist längs der Mittellinie bei jungen Thieren von vorn nach rückwärts sanft und ziemlich gleichmässig gewölbt, bei alten Exemplaren jedoch längs der drei mittleren Verte- bralen bald mehr, bald weniger, ja bei sehr grossen Stücken oft fast vollkommen flach, vom ersten Verte- brale mässig, vom fünften an ziem- lich stark nach abwärts, beziehentlich nach vorwärts und rückwärts ge- neigt; die bei Jungen und Weibchen schwach, beim Männchen hingegen stärker nach aussen abfallenden Co- stalen sind bei erwachsenen Thieren sehr schwach der Länge nach ge- wölbt.e. Der Randtheil der Ober- schale ist hinten mässig, vorn äusserst schwach, seitlich hingegen bei Jun- gen und Weibchen wenig, bei den Männchen hingegen sehr steil nach abwärts geneigt, so dass im letzteren Ei el Falle die Marginolateralschilder oft ySs caspıca mel, . (adultus). nahezu senkrecht gestellt erscheinen; die äusserste Randlinie ist über dem Halse abgestutzt oder äusserst seicht ausgerandet, an den Seiten bis zum Schwanze hin gleichmässig gerundet, bei älteren Männchen in der Marginolateralgegend oft ziemlich gerade und übrigens fast immer mehr weniger leistenartig abgehoben oder selbst aufgebogen, wodurch dann zu beiden Seiten der Schale eine innerhalb des Randes verlaufende furchenartige Vertiefung entsteht, ein Verhältniss, das namentlich bei mittleren Exemplaren gut hervorzutreten pflegt, Schreiber, Herpetologia europaea. 34 530 Paludites. während es bei ganz jungen und sehr alten Stücken viel weniger, ja oft kaum merkbar ist und bei ersteren die Tendenz zur Auf- wulstung meist nur durch eine bald mehr, bald weniger ausge- sprochene Concavität der betreffenden Schilder angedeutet erscheint. Von den fünf Vertebralen ist das erste bei sehr alten und ganz jun- gen breiter, bei mittleren Exemplaren aber gewöhnlich schmäler als die drei darauf folgenden, seine Form die eines hinten verengten und breit abgestutzten Fünfeckes, dessen zwei Vorderseiten unter einem sehr stumpfen, oft verrundeten Winkel zusammenstossen. Die drei nächstfolgenden Wirbelschilder sind im Allgemeinen quer sechseckig, breiter als lang, seitlich stumpfwinklig, ihre Vorder- und Hinter- seiten namentlich im Alter gern winkelig nach vorn gebrochen, beim zweiten und dritten ziemlich gleichlang, beim vierten jedoch der Hinterrand fast um die Hälfte schmäler als der vordere; das letzte Vertebrale ist endlich im Ganzen etwas kleiner als die vorangehenden, nach hinten bedeutend erweitert und gewöhnlich von mehr fünf- eckiger, durch Verrundung der Vorderseiten aber oft auch, nament- lich in der Jugend, von mehr trapezischer Form. Auch sind sämmt- liche Vertebralen bei jüngeren Stücken zu beiden Seiten deutlich dachig nach auswärts und abwärts geneigt und zugleich mit einem über ihre Mitte hinlaufenden, stumpf gerundeten Längskiel versehen , bei älteren Thieren erscheint jedoch nur das letzte Vertebrale stark, das erste sehr schwach dachig, während die drei mittleren nur sehr schwach der Quere nach gewölbt oder bei sehr alten Exemplaren fast vollkommen flach und in einer Ebene gelegen sind; desgleichen erscheinen hier die früher erwähnten Mittelkiele gar nicht oder nur mehr schwach angedeutet, so dass sie namentlich an dem zweiten und dritten Vertebrale meist nur als schwache Auftreibungen in der Mitte des Hinterrandes zurückbleiben, während sie sich am ersten und an den zwei letzten Wirbelschildern gewöhnlich noch etwas deutlicher, obwohl auch nur als stumpfe Erhebungen, erhalten. Von den acht Costalen ist das erste ungleichseitig viereckig, sein Innenrand am kürzesten, sein gebogener Aussenrand am längsten, der Vorderrand kürzer ’als der hintere; von seinen vier Winkeln ist der hintere und äussere ziemlich recht, die anderen stumpf. Die zwei folgenden Costalen sind ziemlich gleichgross oder das dritte etwas grösser als das zweite, beide quer fünfeckig und wenigstens das vordere immer breiter als lang, ihre unter sehr stumpfen Win- keln zusammenstossenden Innenseiten die kürzesten, ihre Vorder- und Hinterseiten die längsten, auf die Axe des Körpers ziemlich recht- winkelig gerichtet, an dem zweiten ziemlich gleichgross, an dem dritten der Hinterrand schmäler als der vordere. Das letzte Costale ist endlich bedeutend kleiner, nach aussen stets deutlich erweitert, Emys. 531 von entweder fünfeckiger, oder durch Verrundung des überhaupt äusserst stumpfen Aussenwinkels, von ungleichseitig viereckiger Ge- stalt, seine Vorder- und Hinterseite an Länge meist wenig verschie- den. Aehnliche Kiele wie an den Vertebralen finden sich in der Jugend auch an den Costalschildern, nur dass sie hier mehr auf die hintere Hälfte der Platten beschränkt sind, infolge dessen dann die- selben, obwohl die Kiele selbst verhältnissmässig ziemlich früh ver- schwinden, an den betreffenden Stellen auch bei älteren Thieren oft noch mehr oder weniger aufgetrieben erscheinen; desgleichen be- sitzen sämmtliche Discoidalschilder bei jungen Stücken eine sehr deutliche, feinkörnige Areola, die von sehr gut ausgebildeten An- wachsstreifen umgeben ist, welch letztere sich übrigens, wenigstens am Umfange der Platten, ziemlich lange erhalten und erst bei ganz alten Thieren vollkommen verschwinden. Unter den 25 Marginalen ist das Nuchale das kleinste, in der Jugend nicht, im Alter bedeutend länger als breit, dort stark, hier nur mässig nach rückwärts er- weitert, hinten bald mehr, bald weniger ausgerandet oder winkelig eingeschnitten. Die Marginocollaren sind trapezoidisch, nach aussen stets deutlich erweitert, ıhr an das Nuchale stossender Rand immer der kürzeste, ihr innerer Hinterwinkel im Alter wenig, in der Jugend hingegen meist sehr stumpf, daher dann die Form dieser Schilder mehr sphärisch dreieckig erscheinend. Das erste Marginobrachiale ist ebenfalls trapezoidisch, nach aussen mässig erweitert, sein vor- derer Marginalwinkel spitzig; das zweite Marginobrachiale sowie die drei ersten Marginolateralen sind länglich rhomboidisch, die hinteren Marginolateralen, die Marginofemoralen und Supracaudalen hingegen mehr trapezoidisch und breiter als lang, das letzte Marginofemorale sowie auch die Supracaudalen mit Ausnahme ihrer etwas gehobenen Spitze im Alter und besonders beim Männchen viel stärker nach abwärts geneigt, als die mehr nach aussen gerichteten vorangehenden Schilder. Aehnlich wie bei den Discoidalen sind auch an den Mar- ginalplatten die Anwachsstreifen selbst bei ziemlich grossen Thieren meist noch ziemlich deutlich. Die Brustschale, welche vorn nur wenig, hinten aber merklich kürzer ist als die Rückenschale, erscheint im Alter ziemlich gleich- breit, in der Jugend hingegen deutlich nach rückwärts verschmälert und ist im weiblichen Geschlechte vollkommen flach und eben, beim - Männchen jedoch längs der Mittellinie und noch mehr am Zusammen- stoss der Femoral- und Abdominalplatten schwach vertieft sowie am Vorder- und am Hinterende deutlich nach aufwärts gebogen, jenes ist ziemlich gerade abgestutzt, dieses tief winkelig ausgeschnitten. Die Gularia sind dreieckig, ihre Aussenseite die längste, ihre Vorderseite 34* 532 Paludites. die kürzeste, der vordere Nahtwinkel ein rechter, die anderen Winkel Fio. 112. . ziemlich spitzig; doch ist die Form j dieser Schilder insofern veränderlich, als sie bei jungen Thieren breiter als lang, bei älteren hingegen länger als breit sind. Die Brachialen sind quer trapezoidisch, breiter als lang, nach innen bedeutend verschmäilert, ihr Aussenrand gerundet, ihre Hinter- seite die längste. Die zwei folgen- den Paare sind, wenn man von ihren gegen die Oberschale aufgebogenen Seitentheilen absieht, ziemlich vier- eckig, breiter als lang, bald voll- kommen quer, bald, namentlich in der Jugend, etwas schief nach vorn und aussen gerichtet, die etwas kür- zeren Pectoralen mit dem herabgebo- genen Theil des vierten und fünften, Emys caspica Gmel. die etwas längeren Abdominalen (adultus). mit dem des fünften und oft auch des sechsten Marginalschildes zusammenstossend. Die wenig kür- zeren aber viel schmäleren Femoralen sind trapezoidisch, meist wenig oder, besonders in der Jugend, selbst nicht breiter als lang, nach innen mässig verschmälert, ihr verrundeter Aussenrand der längste. Die viel kleineren Analen sind ebenfalls trapezoidisch, nach hinten spitz dreieckig verschmälert, die dem Schwanze zugekehrte Seite die kürzeste. Die Axillaren und Inguinalen sind bald drei- eckig, bald unregelmässig viereckig, länger als breit, die ersteren kleiner und dem dritten und vierten, die letzteren grösser und dem siebenten, oft theilweise auch dem sechsten Marginale angefügt. Der Kopf ist in der Jugend am Scheitel schwach gewölbt, im Alter jedoch oben vollkommen flach, mit kurz zugespitzter, am äussersten Ende selbst aber etwas abgestutzter Schnauze. Die scharfen Ränder des Oberschnabels stossen in der Mitte im spitzen, nach oben oft etwas ausgebuchtetem Winkel zusammen und schliessen den in entsprechender Weise kurz zugespitzten Unterschnabel zwischen sich ein. Der Pileus ist stets vollkommen schilderlos, die Seiten des Kopfes zeigen jedoch häufig in der Schläfengegend ein bald mehr bald weniger deutliches, grosses Postorbitale, welches von der oberen Hälfte des hinteren Augenrandes bis nahe zum Trommelfell reicht. Die Halshaut ist mit zahlreichen dicht stehenden rundlichen Er- habenheiten bedeckt, welche bei mittleren und noch mehr bei älteren Emys. 533 Stücken fast die Form von Körnerschuppen annehmen und auf der Unterseite flacher und gewöhnlich auch etwas grösser sind, als am Oberhalse. Aehnliche Bildungen finden sich auch an den Oberarmen und den Hinterbeinen, nur dass sie hier im Allgemeinen etwas grösser und flacher sind und sich an den Hintergliedern am Hinter- rande und auf den Füssen in dickere, schwach geschindelte Schuppen verwandeln, während sie an den Unterarmen und besonders auf deren Oberseite in verhältnissmässig sehr grosse, quergestellte, tafel- artige Schindelschuppen übergehen. Sämmtliche Sohlen sind mit dicken, nicht sehr dicht stehenden Schuppen bedeckt, welche ım Allgemeinen von unregelmässig rundlicher Gestalt und an der Innen- seite der Fusswurzeln vergrössert und stark abstehend, an den Handwurzeln aber von bedeutend erweiterten, etwa linsenförmigen Schuppen begrenzt sind. Die Zehen sind bis zu den Krallen mit dicken, am Rande unregelmässig gezähnelten Schwimmhäuten ver- bunden, die Krallen selbst ziemlich lang, spitz, seitlich zusammen- gedrückt und schwach gekrümmt. Der Schwanz ist oben wenigstens zur Hälfte, unten aber nur an der Wurzel mit kleinen, etwa derb körnigen Schuppen bedeckt, sonst aber mit einer Doppelreihe flacher, unterseits meist längs einer deutlichen Furche hinziehender Täfel- chen bekleidet, die sich bei jungen Stücken auch an der Oberseite ziemlich weit nach vorn erstrecken, während sie hier bei alten meist nur an der Spitze, und selbst da oft nur unvollkommen zu bemerken sind. Die Länge des Schwanzes erscheint nach dem Alter ziemlich veränderlich, und während er bei eben ausgekrochenen Exemplaren fast die Länge der Brustschale erreicht, wird er mit zu- nehmendem Wachsthum verhältnissmässig immer kürzer, so dass er im Alter beim Männchen in der Regel etwas unter, beim Weibchen aber meist etwas über ein Drittel von der Länge der Unterschale erreicht. Hinsichtlich der Färbung und Zeichnung tritt diese Art in zweierlei Formen auf, welche auch geographisch insofern geschieden sind, als die eine vorzugsweise-auf den Osten, die andere hingegen ausschliesslich auf den äussersten Südwesten Europas beschränkt erscheint. Die Grundfarbe der Oberschale ist übrigens in beiden Fällen gelbgrün oder olivenfarben und entweder einfärbig, oder mit lebhaften, im Leben meist orangegelben und schwarz gesäumten Zeichnungen bald mehr, bald weniger deutlich versehen. Die Ver- theilung dieser zwei letztgenannten Farben ist nun bei den zwei er- wähnten Varietäten insofern verschieden, als bei der östlichen Form — der Emys caspica der Autoren — die schwarzgesäumten gelben Zeichnungen als bandartige Streifen die ganze Oberschale in Art eines grobmaschigen Netzwerkes überziehen, während bei der west- lichen — bisher unter dem Namen Emys Sigriz als eigene Art 534 Paludites. unterschiedenen — Form die beiden Farben in der Weise vertheilt sind, dass das Orange immer in Gestalt gesonderter, schwarz um- randeter Flecken auftritt, von denen stets ein sehr grosser, läng- licher, die Mitte jeder Discoidalplatte einnimmt; auch zeigt die bei der typischen caspica vorherrschend einfärbig schwarz, braun oder gelblich gefärbte Bauchschale bei Sigriz auf gelblich oder bräun- lichem, oder aus beiden Farben verschiedenartig gemischtem Grunde beiderseits auf der den Pectoral- und Abdominalschildern gemein- schaftlichen Naht eine meist etwas eingeschnürte, tiefschwarze Mackel von etwa länglich eiförmiger Gestalt. Was nun die Färbung der freien Körpertheile anbelangt, so sind dieselben im Allgemeinen heller oder dunkler olivenfaben, der Kopf meist einfärbig, der Hals, der Schwanz und die Gliedmaassen hingegen mit bald mehr, bald weniger ausgebildeten gelben Längs- streifen versehen. Bei der typischen caspica sind diese, im Ganzen meist ziemlich geraden, gleich breiten und von einander auch gleich weit abstehenden Linien immer schwärzlich gesäumt und namentlich an den Halsseiten sehr deutlich, ziemlich gerade und parallel, mitunter aber auch, besonders nach hinten zu, mehr weniger zusammenfliessend und beiderseits gewöhnlich in der Zahl von vier bis fünf vorhanden. Auf dem Öberhalse stehen ebenfalls drei bis fünf solcher Streifen, die aber nach vorn meistens etwas divergiren und deren mittlerer und deutlichster bis zum Hinterhaupte reicht, während die anderen häufig weniger scharf und nach vorn zu nicht selten verkürzt sind. Am Unterhalse sind endlich diese Streifen fast immer so zahlreich und einander so stark genähert, dass sie hier die Grundfarbe vollkommen verdrängen und dieser Körpertheil ab- wechselnd schwarz und gelb längsgestreift erscheint, wobei in der Regel die schwarzen Linien nur die halbe Breite der gelben besitzen; auch treten diese Streifen nach vorn hin meist etwas auseinander und gehen an der Kehle in eine unregelmässige Marmorzeichnung über. Besonders scharf sind dann diese Streifen noch an der Schneide der Beine entwickelt, während sie auf deren Oberseite meist nur wenig ausgeprägt und an den Hinterbeinen sowie auch an der Hinterseite aller Gliedmaassen mehr unregelmässig und ver- schiedentlich netzartig verbunden oder verzweigt sind. Diese hier besprochenen Zeichnungen sind nun bei Sigriz in derselben Ver- theilung zwar ebenfalls vorhanden, entbehren aber des schwarzen Saumes, so dass sie bloss als einfache gelbe Längsstreifen erscheinen. So verschieden auch immerhin der Eindruck sein mag, welchen typische Exemplare dieser beiden Formen beim ersten Anblick auf den Beschauer machen, so kann ich doch nicht umhin, beide Varie- täten als zur selben Art gehörend zu betrachten, eine Ansicht, Emys. 535 welche sich nach meiner Meinung jedwedem aufdrängen muss, der in der Lage ist, von diesen Thieren ein bedeutendes Material in allen Altersstufen zu vergleichen. Denn abgesehen davon, dass sich in der Form und Bildung der Schale zwischen caspica und Sigriz absolut kein durchgreifender Unterschied findet, ist auch die Zeichnung beider Thiere eine derartige, dass sie aus derselben Urform abgeleitet werden kann und die Veränderungen, denen dieselbe unterworfen ist, bei allen zwei Varietäten oft dasselbe Endresultat ergiebt. Denn schon die echte Netzzeichnung der caspica, sowie nicht minder die reine Fleckenzeichnung der Sigriz, welche eigentlich den einzigen Unterschied dieser zwei angeblichen Arten bilden, sind in vollendeter Weise fast nur bei mittelgrossen Stücken entwickelt, während sie bei jungen oder älteren Exemplaren in der Regel nur sehr unvoll- kommen, oder selbst gar nicht ausgebildet erscheinen. So werden im letzteren Falle bei caspica die bandförmigen Zeichnungen meistens so undeutlich, dass sie entweder nur in Spuren oder selbst gar nicht mehr bemerkt werden können und dann die ganze Oberschale ein- färbig bräunlich oder gelbgrün erscheint; ganz dieselbe Form ent- wickelt sich aber auch aus Sigriz, indem die orangegelben Flecken der Schilder trübe und undeutlich werden und endlich ganz in der Grundfarbe aufgehen, während zugleich dieschwarzen Umrandungen derselben nur an den Schildernähten als schmale Säume zurück- bleiben oder auch ganz verschwinden; desgleichen ist auch die schwarze Zeichnung der Brustschale durchaus nicht beständig, und besitze ich beispielsweise in meiner Sammlung Stücke aus Anda- lusien, wo nicht nur die Oberschale vollkommen einfärbig ölgrün, sondern auch die Unterschale durchaus gelblich oder nur mit Spuren von schwarzen Zeichnungen versehen ist, welch letzteres an den aufgebogenen Seitentheilen des Sternums noch am häufigsten vorkommt. Endlich werden auch die Streifen auf den freien Thei- len des Körpers bei beiden Varietäten im vorgerückten Alter gern undeutlich, so dass sie ebenso bei der einen wie auch bei der ande- ren Form oft nur wenig hervortreten. Die Jungen sind oben gewöhnlich ziemlich dunkel olivengrau, seltener ölgrün, bald einfärbig, bald mit helleren, dunkler gesäumten Kielen und Areolen; die Unterschale ist in diesem Alter meist vor- herrschend schwarz, welche Farbe oft auch bei den alten Thieren erhalten bleibt, obwohl sie hier gewöhnlich durch mitunter schon bei ziemlich jungen Exemplaren auftretende und mit zunehmendem Wachsthum immer grösser werdende gelbe Flecken theilweise oder selbst ganz verdrängt erscheint, und nur an den Nähten gern verbleibt. Die Grösse des Thieres beträgt von der Schnauzenspitze bis zum Schwanzende etwa einen Fuss. 536 Paludites. Diese Art findet sich von Ragusa in Dalmatien an durch ganz Griechenland und dessen Inseln und weiter östlich durch Südrussland bis zum Caspisee verbreitet, und kommt sowohl in diesem selbst, als auch in langsam fliessenden Gewässern sowie in Sümpfen und Seen durch das ganze Gebiet sehr häufig vor. Desgleichen findet sie sich auch auf der pyrenäischen Halbinsel, wo sie besonders in der Form von Sigriz, aber nur in den südlichsten Theilen des Landes lebt und von hier aus auch auf das nördliche Afrika übergeht. Das Thier liebt namentlich wärmere Gewässer und findet sich selbst noch als stän- diger Bewohner von heissen Quellentümpeln, denen eine constante Temperatur von 32° R. zukommt. - 2. Gatt. Cistudo. "Flemming Philos. of Zool. II, pag. 270, 1 (1822). Terrapene Merr. Syst. amphib. pag. 27, 6 (1820). Emys Wagl. natürl. Syst. d. Amphib. pag. 138, 17 (1830). Sternum articulatum, mobile, metathoraci ligamento adnexum. Scuta axillaria et ingwinalia nulla. Testa margine recto, vix replicato. Die Brustschale ist gegliedert, indem sie aus zwei hinter ein- ander liegenden, ungleich grossen Querstücken besteht, welche in der den Pectoral- und Abdominalplatten gemeinschaftlichen Naht durch weiche Knorpelmasse in der Weise verbunden sind, dass der kleinere vordere. Theil nach aufwärts gegen den Kopf zu bewegt werden kann; sie ist im Ganzen aus zwölf Schildern zusammenge- setzt, von denen die Pectoralen und Abdominalen mit dem Rücken- schild durch eine ebenfalls knorpelige Naht vereinigt sind, welche namentlich bei grösseren Stücken als eine mehr oder weniger deut- liche Furche erscheint und dem ganzen Brustbeine ebenfalls eine geringe Beweglichkeit gestattet. Axillar- und Inguinalschilder sind keine vorhanden; die Form der Unterschale ist länglich, sein vor- derer freier Theil über dem Halse in der Jugend meist abgestutzt, im Alter hingegen gewöhnlich mehr weniger verrundet, hinten über dem Schwanze bei kleineren Stücken ebenfalls ziemlich gerade ab- gestutzt, bei mehr erwachsenen aber schwach ausgerandet. Der aus 25 Marginalen bestehende Rand der Oberschale ist an den Seiten weder leistenartig abgesetzt noch nach aufwärts umgebogen. Der unbeschilderte Kopf ist mitunter durch das Zusammenstossen ihn durchziehender linienförmiger Eindrücke und Furchen mit schilder- artigen Bildungen versehen, die Oberfläche des Halses und der Glied- Cistudo. 537 maassen mit bald grösseren, bald kleineren, meist ziemlich rund- lichen und flachen Oberhautgebilden bedeckt, welche an der Vorder- und Unterseite der Vorderbeine tafelartig erweitert sind. Der ziemlich lange Schwanz ist mit reihenförmig gestellten Schildern besetzt. Die einzige europäische Art dieser Gattung ist fast über un- seren ganzen Welttheil verbreitet. 1. Cistudo lutaria: Testa ovata, modice convexa, in medio subcari- nata ; cauda longiuscula. — Long. 21—26 cm. Testudo lutaria Gesn. quadruped. ovipar. I, pag. 115, fig. 5 (1617). — Testudo orbicularis Linne Syst. nat. I, pag. 198, 3 (1758). — Testudo europaea Schneid. Naturg. d. Schildkr. pag. 323, V (1783). — Testudo meleagris Shaw natur. miscell. IV, pag. 144 (1789). — Testudo flava Daud. hist. natur. gener. d. reptil. II, pag. 107 (1803). — Emys lutaria Merr. Syst. amphib. - pag. 25, «@, ß (1820). — Emys europaea Wagl. natürl. Syst. d. Amphib. pag. 138 (1830). — Cistudo europaea Gray Synops. reptil. pag. 19, 4 (1831). — Cistudo lutaria Strauch Erpetol. de l’Algerie pag. 17, 3 (1862). Typus: Testa obscure olivacea, aut fusca, aut nigrescens, scutis lineis flavescentibus radiatis; corpore punctis maculisque flavidis sparso. var. a) Ut supra, sed lineis flavescentibus plus minusve interruptis. var. b) Testa flavescenti vel olivacea, lineis nigrescentibus radiatis. var. c) Ut supra, sed maculis areolaribus atris. var. d) Testa obscure olivacea vel nigrescenti, lineis radiatis subob- soletis. var. e) Ut supra, sed punctis numerosis flavescentibus sparsa. Testudo europaea Wolf in Sturm’s Fauna III, Heft 3, ce. fig. (1803). var. f) Testa fusco olivacea vel atra, concolor. Testudo lutaria Shaw gener. Zool. II, pag. 32 (1802). var. g) Testa comvexiuscula margine subrecto ; sterno fuscescenti, cor- pore flavido. Cistudo hellenica Bibr. Bory Expedit. scientif. Moree III, pag. 614 (1832). — Emys hellenica Valenc. 1. c. tab. VII, fig. 2 (1832). var. h) Testa aterrima, radüs flavidis areolas versus evanescentibus. Seutis discoidalibus et marginalibus gibbis, scabris, suturis pro- Fundis, suleiformibus. _Sternum laeve, flavescens. Emys Hoffmanni Fitzinger Mus. Vindob. pull. Testa orbiculata fusco-olivacea, concolor, scutis discoidalibus gra- 538 Paludites. nosis, vertebralibus distincte carinatis latissimis. Cauda sterno longitudine subaequalis. adolese. Scutis discoidalibus sulcatis areolis granosis, vertebralibus modice carinatis. Testudo pulchella Schoepf Naturg. d. Schildkr. pag. 134, XXVI (1792). — Emys pulchella Merr. Syst. amphib. pag. 25, 15 (1820). adult. Scutis discoidalibus glabris, vertebralibus subcarinatis. Die Schale ist beim eben ausgekrochenen Thiere kaum thaler- gross, fast vollkommen kreisrund, weich und lederartig, sehr schwach gewölbt, wird aber mit zunehmen- der Grösse allmälig gestreckter, här- ter und zugleich stärker gewölbt, so dass sie bei erwachsenen Stücken etwa eine elliptisch eiförmige Ge- stalt besitzt. Sie ist längs der Mittellinie bei Jungen von vorn nach rückwärts sanft und ziemlich gleichmässig gewölbt, bei alten Exemplaren jedoch längs der drei mittleren Vertebralen ziemlich ab- geflacht oder nur äusserst schwach der Länge nach gewölbt, vom Hinter- rande des ersten Vertebrale an sehr mässig, vom Hinterrande des vierten aber ziemlich stark nach abwärts, beziehentlich nach vorwärts und rückwärts geneigt; von den bei Jungen schwächer, bei Alten hingegen stärker nach aussen abfallen- den Costalen sind das zweite und dritte kaum, die anderen jedoch deutlich der Länge nach gewölbt; der Randtheil der Oberschale ist bei jungen Thieren vorn nur sehr wenig nach abwärts geneigt, ja bei eben ausgekrochenen Stücken fast horizontal abstehend, bei alten Exemplaren jedoch sanft nach unten gerichtet, hinten immer, na- mentlich aber in der Jugend, ziemlich flach nach aussen und abwärts geneigt, die bei ganz kleinen Individuen kaum stärker abschüssigen Seitentheile mit zunehmendem Wachsthume immer steiler werdend, so dass dieselben etwa in der Gegend des zweiten und dritten Mar- ginolateralschildes am stärksten nach unten abfallen; die äusserste Randlinie selbst ist vorn nur bei frisch ausgekrochenen Thieren vollkommen gerade, sonst aber wenn auch schwach, so doch immer- hin deutlich ausgerandet, an den Seiten bis zum Schwanze bei sehr jungen Stücken gleichmässig gerundet, sonst aber in der Gegend Fig. 113. Cistudo lutaria Gesn. (adultus). Cistudo. 539 der vorderen Marginolateralen mit zunehmendem Alter immer deut- licher und besonders bei grösseren Exemplaren fast geradlinig ein- gezogen, von da aber nach rückwärts wieder deutlich erweitert, so dass sie etwa am Beginn der Marginofemoralen den grössten Quer- durchmesser erreicht. Von den fünf Vertebralen ist das erste immer länger und schmäler als die drei folgenden, fünfeckig, vorn sehr stumpfwinkelig, hinten verschmälert, bei ganz jungen Individuen breiter als lang, bei mittleren und älteren umgekehrt. Die drei folgenden Vertebralen sind quer sechseckig, breiter als lang, seitlich stumpfwinkelig, ihre Vorder- und Hinterseiten fast immer ziemlich gerade, ‘die Seitenränder ebenso oder namentlich im Alter auch manchmal geschweift, jene am zweiten und dritten Schilde fast gleich- lang oder nur der Vorderrand des zweiten etwas schmäler, beim vierten und gewöhnlich auch etwas verkleinerten hingegen die Hinterseite stets bedeutend kürzer als die vordere; das letzte und kleinste Vertebrale ist endlich ebenfalls fünfeckig,-nach rückwärts stark erweitert und daselbst in der Mitte mit äusserst stumpfem, mitunter fast verrundetem Winkel, bei jüngeren Stücken breiter als lang, bei alten umgekehrt; auch sind die Vertebralen in der ersten Jugend mit einem über ihre Mitte hinlaufenden, ziemlich dicken und verrundeten Längskiel versehen, der sich aber in der vorderen Schalenhälfte ziemlich frühzeitig verliert, während er auf der hinte- ren Hälfte nur bei ganz alten Thieren vollkommen verschwindet, obwohl er auch hier als eine über die Höhe der Schalenwölbung hinziehende stumpfe Auftreibung in Spuren fast immer noch zu er- kennen ist. Von den acht Costalen ist das des ersten Paares das grösste, ungleichseitig viereckig, sein Innenrand am kürzesten, sein gebogener Aussenrand am längsten, der Vorderrand kürzer als der hintere; von seinen vier Winkeln ist der hintere äussere so ziemlich ein rechter, die anderen stumpf. Die zwei folgenden Costalen sind im Ganzen ziemlich gleichgross oder das dritte etwas kleiner als das zweite, beide quer fünfeckig und stets breiter als lang, ihre bei eben ausgekrochenen Exemplaren in ziemlich spitzen, mit zuneh- mendem Alter aber unter immer stumpferem Winkel zusammen- stossenden Innenseiten die kürzesten, ihre Vorder- und Hinterseiten die längsten, auf die Axe des Körpers ziemlich rechtwinkelig ge- stellt, an dem zweiten ziemlich gleichgross, an dem dritten der Hinterrand schmäler als der vordere. Das letzte Costale ist endlich bedeutend verkleinert, nach aussen schwach erweitert, von entweder fünfeckiger, oder durch Verrundung des überhaupt sehr stumpfen mittleren Aussenwinkels von ungleichseitig viereckiger Form, seine Hinterseite meist etwas kürzer als die vordere. Sämmtliche Discoi- dalen sind bei jüngeren Individuen mit sehr deutlichen, feinkörnigen 540 Paludites. Areolen versehen, welche, in ihrer Gestalt den betreffenden Schildern gleichend, an den Vertebralen auf der Mitte vor dem Hinterrande stehen, an den Costalen aber mit Ausnahme des letzteren etwas mehr nach vorn und oben gerückt erscheinen; bei eben ausge- krochenen Stücken sind diese Areolen so gross, dass sie mit Aus- nahme des äussersten schmalen Randes die ganze Fläche der Platten bedecken, daher dieselben in ihrer gesammten Ausdehnung mit fei- nen Körnchen bedeckt sind. Bei etwas grösseren Thieren zeigen - sich dann noch auf allen Discoidalen feine, furchenartige Streifen, welche in etwas divergirender Richtung von den Areolen gegen die Ränder der einzelnen Platten hinziehen; desgleichen sind noch die Costalen mit, den Areolen parallel verlaufenden, Anwachsstreifen und überdies bei ziemlich jungen Exemplaren mit namentlich gegen den Aussenrand gerichteten, undeutlich kielartigen Auftreibungen ver- sehen. AI diese zuletzt besprochenen Bildungen verlieren sich aber mit fortschreitendem Wachsthum immer mehr, so dass in Folge dessen ganz alte Individuen fast immer vollkommen glatte Schilder besitzen. Unter den 25 Marginalen ist das Nuchale das kleinste, bei ganz kleinen Stücken etwa um die Hälfte, bei älteren aber dop- pelt so lang als breit, gewöhnlich von ziemlich regelmässiger, schmal rechteckiger Gestalt oder nur in äusserst seltenen Fällen nach hinten kaum merkbar erweitert. Die Marginocollaren sind quer trapezisch, nach aussen deutlich erweitert und bedeutend breiter als lang; die nun folgenden Marginobrachialen sowie die zwei ersten Margino- lateralen sind im Allgemeinen länglich viereckig, von den letzteren das vordere durch Kniekung des Innenrandes oft stumpf fünfeckig, das vierte Marginolaterale und das erste und letzte Marginofemorale in der Regel stumpf fünfeckig, die anderen rechteckig oder schwach trapezisch; auch ist das letzte Marginofemorale meist deutlich höher als breit, während bei den Supracaudalen das Gegentheil der Fall ist. Aehnlich wie die Discoidalen sind auch die Marginalen in der Jugend mit Anwachsstreifen und Areolen versehen, deren letztere in den hinteren Aussenwinkel der Schilder gestellt sind. Die Brustschale, welche vorn wenig oder kaum, hinten aber merklich kürzer ist als die Rückenschale, erscheint nur bei ganz jungen Exemplaren sehr deutlich nach hinten verschmälert, sonst aber bei jüngeren Individuen ziemlich gleich breit, bei mittleren und alten hingegen nach rückwärts schwach erweitert, so dass sie dann im Ganzen etwa eine elliptisch eiförmige Gestalt besitzt. Sie ist im weiblichen Geschlechte ziemlich flach und eben, beim Männchen jedoch in der Mitte namentlich im Alter sehr deutlich vertieft, dem ungeachtet aber an ihren freien Vorder- und Hintertheilen kaum nach aufwärts gebogen; auch zeigt sich jener in der Jugend ziemlich Cistudo. 541 gerade abgestutzt, im Alter aber mehr zugerundet, während dieser nur bei eben ausgekrochenen Stücken abgerundet, sonst bei kleineren Bea. ziemlich gerade abgeschnitten, bei j mittleren sehr schwach, beı alten Thieren aber etwas stärker, obwohl auch 'nur immer sehr mässig win- kelig ausgeschnitten erscheint. Die Gularen sind ziemlich rechtwinkelig dreieckig, ihre Aussenseite die längste, ihre Vorderseite die kür- zeste, ihr hinterer Winkel immer der spitzeste; ihre Form ist im Ganzen sehr beständig, indem sie immer länger als breit und im Alter verhältnissmässig nur wenig schmä- ler als in der Jugend sind. Die Brachialen sind quer trapezoidisch, a IS breiter als lang, nach innen bedeu- (adultus). tend verschmälert, ıhr Aussenrand schwach gerundet oder auch beson- ders in der Jugend und nach vorn zu ziemlich gerade, ihre Hinter- seite die längste. Die zwei folgenden Paare sind, wenn man von ihren gegen die Oberschale aufgebogenen Seitentheilen absieht, etwa quer viereckig, breiter als lang, ziemlich gleich gross, die nach aussen sehr schwach erweiterten Pectoralen mit dem herabgebogenen Theile des fünften, die nach aussen meistens kaum merkbar ver- schmälerten Abdominalen mit dem des sechsten Marginale zusammen- stossend. Die merklich längeren und, mit Ausnahme von ziemlich kleinen Exemplaren auch etwas breiteren Femoralen sind trapezoi- disch, deutlich breiter als lang, nach innen etwa auf die Hälfte ihrer Aussenlänge oder selbst noch stärker verschmälert, mit Ausnahme des gemeinschaftlichen Nahtrandes sämmtliche Seiten immer etwas geschweift, die vordere unter allen die längste. Die kaum kürzeren Analen sind ebenfalls trapezoidisch, nach hinten etwa auf die Hälfte ihrer Vorderbreite verschmälert, ihre dem Schwanze zugekehrte Seite die kürzeste, der Vorder- und Aussenrand ziemlich gleichlang. Der Kopf ist dicker als der Hals, etwas breiter als hoch, mit kurz zugespitzter, am äussersten Ende selbst aber etwas abgestutzter Schnauze, im Ganzen von etwa vierseitig, pyramidenförmiger Gestalt; die scharf schneidigen Kieferränder stossen am Oberschnabel in der Mitte im spitzen Winkel zusammen, den in entsprechender Weise kurz zugespitzten Unterschnabel zwischen sich einschliessend. Der Pileus ist nicht beschildert, zeigt jedoch manchmal in seinem hin- 542 Paludites. teren Theile durch unregelmässig zusammenstossende Linien und Eindrücke einige schilderartige Bildungen, was in derselben Weise auch an den Kopfseiten der Fall ist, wo dadurch ein besonders im Alter ziemlich deutliches, von der Oberhälfte des hinteren Augen- randes bis gegen das Tympanum reichendes Postorbitale gebildet wird.. Die schlaffe Halshaut ist mit ziemlich flachen, rundlichen Erhabenheiten bedeckt, welche oberseits kleiner sind als am Unter- halse und im Alter ziemlich stark hervortreten, während sie bei kleineren Stücken namentlich unterseits meist nur wenig abgehoben erscheinen. Von den Gliedmaassen sind die vörderen fast ganz mit schwach geschindelten, tafelartigen Schuppen bedeckt, welche in ziemlich deutliche Querreihen gestellt und auf der Unterseite und Vorderschneide bedeutend vergrössert sind; die Hinterbeine sind dagegen mit ziemlich unregelmässigen, etwa linsenförmigen Schup- pen bekleidet, welche an der Oberseite am kleinsten, auf der Vorder- seite der Schenkel und der Hinterschneide der Fusswurzel aber be- deutend tafelartig erweitert sind. Die Zehen sind bis zu den mässig langen und schwach gekrümmten Krallen durch eine am Rande un- regelmässig gekerbte Schwimmhaut verbunden. Der gegen sein Ende stark kegelförmig verdünnte Schwanz ist bei eben ausge- schlüpften Thieren fast von der Länge der Bauchschale, wird aber mit zunehmendem Wachsthume allmälig kürzer, so dass er beim alten Männchen etwa wie die halbe Brustschale, beim Weibchen aber etwas darüber lang ist. Er zeigt in seiner ersten Hälfte auf der Unterseite eine meist sehr deutliche Längsfurche und ist mit in Längs- und zugleich mehr weniger deutliche Querreihen gestellten, etwa unregelmässig viereckigen Täfelchen besetzt. Die Färbung und Zeichnung ist im Allgemeinen sehr veränder- lich, obwohl sich sämmtliche Varietäten leicht auf dieselbe Grund- form zurückführen lassen. Bei dieser ist nämlich die Oberschale schwärzlich, mit gelben, von den Areolen gegen die Ränder der Schilder strahlig verlaufenden Punkten oder Strichen gezeichnet. Je nachdem nur diese Zeichnungen mehr oder weniger vorherrschen, kommt bald das Schwarz des Grundes, bald wieder das Gelb der Zeichnungen mehr zur Geltung, so dass die einzelnen Platten ent- weder schwarz und mit gelben Linien, oder durch Vorherrschen der letzteren auch überwiegend gelb erscheinen, wo dann die ursprüng- liche Grundfarbe die Strahlenzeichnung bildet. Da diese Linien stets gegen die Areolen zu convergiren, so stossen sie hier sehr häufig zusammen, und bilden hier durch ihre gegenseitige Ver- einigung ein bald grösseres, bald kleineres schwarzes oder gelbes Feld. Uebrigens können diese Strahlenstreifen bald kurz, bald lang, bald schmal, bald breit sein, sowie sie anderseits auch in schr wech- Cistudo. 543 selnder Anzahl auftreten und theils ganz und ununterbrochen, theils wieder in viele Striche oder Punkte aufgelöst sind. Auch kann sich ihre Deutlichkeit sehr verschieden verhalten, und während sie häufig sehr scharf und gut abgehoben erscheinen, können sie anderseits wieder bis zum Verschwinden undeutlich werden, so dass dann die ganze Oberschale einfärbig gelblich oder schwärzlich wird. Bei einer namentlich in der Donau häufigen Form ist die Oberschale auf schwarzem Grunde mit zahlreichen, gelblichen Punkten gezeich- net, welche im Allgemeinen klein, rundlich und ganz unregelmässig gestellt sind. Ebenso verschieden wie die Oberschale ist hinsichtlich der Färbung das Brustschild, obwohl auch hier Schwarz und Gelb immer die Grundlage bilden. Nur sind diese Farben sehr selten in Form von strahlenförmigen Zeichnungen geordnet, sondern entweder ganz unregelmässig unter einander gemischt und gemarmelt, oder aber es bildet die eine Farbe auf der vorherrschenden anderen ver- schiedenartige Flecken und Streifen, die namentlich gern an die Schildernähte gestellt sind. Noch viel häufiger als auf der Ober- schale kommt es hier vor, dass die eine der beiden Farben die andere gänzlich verdrängt, so dass dann die Brustschale einfärbig schwarz oder gelblich ist. Bei kleinen Stücken ist meistens die ganze Oberschale einfärbig schmutzig olivengrün und ohne oder nur mit wenig merkbaren Zeichnungen. So veränderlich übrigens die Färbung der Schale, so beständig zeigt sich im Allgemeinen die des Körpers. Dieser ist gewöhnlich schwärzlich, nur der Kopf bei jüngeren Exemplaren mehr oder weniger bräunlich, in der Jugend ziemlich oder auch ganz einfärbig, sonst aber mit bei zunehmendem Alter in der Regel allmälıg zahl- reicher werdenden, lebhaft gelben Flecken gezeichnet, die am Kopfe gewöhnlich am kleinsten, auf der Unterseite der Beine aber am grössten sind. Die zwischen der Schale eingeschlossene Haut der ‘Schulter- und Weichengegend ist gelblich, hier mit sparsamen, dort mit zahlreicher und dichter gestellten bräunlichen Marmelflecken gezeichnet. Bei einer in Griechenland vorkommenden, als Cistudo hellenica Valenc. beschriebenen Form dehnt sich diese Zeichnung der von der Schale bedeckten Theile auch auf die freien Körper- theile aus, so dass in Folge dessen dieselben vorherrschend gelb und mit unregelmässigen bräunlichen Zeichnungen netzartig durchzogen erscheinen; übrigens ist diese Varietät von der Stammform auch noch durch eine stärker gewölbte, an den Seiten mehr gerade oder selbst etwas nach einwärts geschwungene Oberschale verschieden. Eine höchst eigenthümliche Form dieser Art (Cistudo Hoff- manni Fitzing.) findet sich noch in Dalmatien. Sie weicht von den typischen Stücken nicht nur durch bedeutendere Grösse, son- 544 Paludites. dern besonders noch dadurch ab, dass die Schilder der Oberschale, besonders aber die Marginalen sehr uneben und gegen die Areolen zu stark gewölbt und in Folge dessen die Nähte mehr weniger ver- tieft, ja selbst furchenartig erscheinen. Die Färbung des Rücken- panzers ist tief und glänzend schwarz, mit feinen und langen gelben Strahlen, die an den Costalen ziemlich’ häufig sind, während sie an den Vertebralen, namentlich an den mittleren, sowie auch an den hinteren Marginalen in der Regel nur als sehr vereinzelte gelbliche Striche auftreten. Die Unterschale ist einfärbig gelblich. Die Länge des erwachsenen Thieres beträgt von der Schnauzen- spitze bis zum Schwanzende etwa zwölf bis fünfzehn Zoll. Lutaria gehört mit zu den verbreitetsten Reptilien, indem sie mit geringen Ausnahmen den grössten Theil Europas bewohnt. Sie findet sich von Mecklenburg an einzeln durch ganz Brandenburg, Posen und Schlesien, tritt von hier durch Sachsen und Böhmen nach Oesterreich über, um sich von da südwärts durch ganz Italien und dessen Inseln, sowie durch Ungarn und Dalmatien bis nach Griechenland zu verbreiten. Von den genannten Ländern dringt . sie westwärts durch die Schweiz — wo sie namentlich in der Rhone und in dem Genfersee, einzeln aber auch im Reussthale vorkommt — nach Frankreich, hier aber auch nur die südliche Hälfte des Landes bewohnend, und von da über die Pyrenäen in die iberische Halb- insel ein, wo sie sich, etwa mit Ausnahme der südlichsten Theile, ebenfalls allenthalben findet. Nach Osten verbreitet sich dann das Thier von Preussen und den Karpathenländern aus nach Russland, wo die Art von Kurland durch Litthauen, Wollhynien und Podolien nach Südosten zu in allen dem Pontus und Caspisee zuströmenden Flüssen und Gewässern vorkommt, obwohl hier nordwärts nicht überall gleich weit hinaufgehend; so findet sie sich beispielsweise in den Dnjeprgegenden nur bis Orel, in der Wolga bis Saretow, im Ural bis Orenburg; desgleichen wird das Thier auch in der Krim gefunden. In den anderen Gegenden des nördlichen und nordwest- lichen Europas fehlt sie, sowie sie auch in Oesterreich bisher in Tirol nicht sicher nachgewiesen ist. Als eigentliche Heimath des Thieres ist jedenfalls der Süden und Südosten unseres Welttheiles zu betrachten, indem die Art hier unstreitig am häufigsten ist, nach Norden zu aber entschieden seltener wird; übrigens war ihre Ver- breitung in vorhistorischer Zeit noch eine weit ausgedebntere, in- dem man Reste dieser Schildkröte aus der Steinzeit selbst noch im südlichen Schweden findet. Lataria lebt namentlich in langsam fliessenden Gewässern mit schlammigem Grunde, in grösseren Strömen und weit lieber noch im stehenden Wasser von Teichen, Seen und Sümpfen. Sie hält Ühersites. 545 sich Tags über im Wasser auf und kommt nur des Nachts ans Land; ihre Nahrung besteht vorzüglich aus Fischen, von denen sie ver- hältnissmässig ziemlich grosse Exemplare zu bewältigen versteht, indem sie denselben durch plötzliches Zuschnappen ein Stück Fleisch aus dem Rumpfe reisst und die an den Folgen der Wunde und an Verblutung gestorbenen Fische später am Grunde des Wassers bis auf die Gräten verzehrt; da bei der Gelegenheit öfters die Schwimm- blase losgetrennt wird und in die Höhe steigt, so kann man beim Suchen nach solchen Schildkröten aus allenfalls an der Oberfläche eines Wassers treibenden Blasen mit ziemlicher Sicherheit auf das Vorhandensein des Thieres schliessen; dasselbe ist daher auch der Fischzucht ziemlich schädlich, obwohl es sich sonst auch noch von Fröschen, Schnecken, Würmern und anderen kleineren Thieren nährt. Ihre Fortpflanzung und Lebensweise’ ist, trotz der Häufig- keit des Thieres, noch immer nicht gänzlich aufgeklärt, indem die im Mai gelegten Eier nach einigen schon im Juni, nach anderen aber erst im folgenden Frühjahre auskriechen sollen. Die Eier selbst werden von dem Weibchen nach der im Wasser erfolgten Paarung in der Nähe desselben in eine mittelst des Schwanzes und der Hinterbeine gegrabene, nach unten etwas verengte Grube von beiläufig zwei Zoll Weite mit dem unter die Cloake gehaltenen Hinterfusse eines über das andere gelegt, die Oeffnung hierauf mit Erde zugedeckt, und diese dann durch Drücken mit der Bauchschale fest gepresst. Gefangene wühlen sich während des Winters regel- mässig in den Bodenschlamm ihrer Wasserbehälter ein, die im Freien lebenden Thiere sollen sich jedoch nach de Betta am Fest- lande vergraben. 3. Fam. Chersites. Pedes subaequales, digitigradi, elavati. Digiti indistincti immobiles. Testa gibba, scutis sterno-lateralibus nullis. Die Landschildkröten sind mittelgrosse bis grosse Chelonier, welche im Allgemeinen durch einen hochgewölbten, schon in früher Jugend vollkommen verknöcherten Panzer, sowie durch die ziemlich gleich langen, in Klumpfüsse endenden Beine ausgezeichnet sind. Die Oberschale ist immer sehr convex, manchmal sogar höher als breit, im Umfange entweder nach hinten mehr weniger erweitert und somit eiförmig, oder aber an den Seiten ziemlich gleichbreit und daher mehr länglich, in manchen Fällen übrigens auch mehr Schreiber, Herpetologia europaea. 35 546 Chersites. A elliptisch, ja mitunter fast kreisförmig. Ihr über dem Halse oft mehr weniger deutlich ausgebuchteter Rand ist fast immer nach aussen und unten geneigt, ja namentlich an den Seiten nicht selten selbst senkrecht abfallend, hinten und über den Beinen aber manch- mal nur sehr sanft abschüssig, mitunter hier selbst horizontal ab- stehend oder sogar nach aufwärts gebogen, und dabei bald ganz, bald stärker oder schwächer gezähnt. Die Oberschale zeigt immer dreizehn Discoidal- und dreiundzwanzig bis fünfundzwanzig Mar- ginalplatten; diese Schilder, welche niemals geschindelt, sondern stets mit ihren Rändern durch Nähte aneinanderstossen, sind zwar an Ausdehnung bei den einzelnen Formen ungemein verschie- den, zeigen aber hinsichtlich ihrer Gestalt und Seitenzahl durch die ganze Familie hin eine grosse Uebereinstimmung. So erweisen sich die Vertebralen fast immer als sechsseitig, indem nur das erste der- selben manchmal fünfeckig ist, ee hat von den Costalen das erste Paar fünf, sieben oder acht, das dritte sieben oder acht, das zweite und vierte hingegen immer sechs oder sieben Seiten; das Nuchale ist stets vierseitig, sämmtliche anderen Marginalen sind dagegen fast ausnahmslos vierseitig, indem nur das Marginocollare allein manchmal fünfeckig erscheint. Die Oberfläche sämmtlicher Rückenschilder ist nur sehr ausnahmsweise, und dann meistens bloss als Resultat der durch hohes Alter bedingten Abreibung, glatt, sonst aber stets mit gut abgehobenen Areolen versehen, welche von ebenso deutlichen concentrischen Anwachsstreifen umgeben sind; diese Areolen, welche in ihrer Form den sie deckenden Schildern gleichen, sind bei ganz jungen Thieren fast über die ganze Oberseite der ein- zelnen Platten ausgedehnt, werden aber, obwohl sie eigentlich an Grösse nicht abnehmen, mit zunehmendem Alter doch insofern relativ kleiner, als sich um dieselben mit fortschreitendem Wachs- thum immer mehr Hornmasse in der Form von Anwachsstreifen ab- setzt. Was endlich noch die Lage der Areolen betrifft, so nehmen sie an den Vertebralen entweder die Mitte der Platten ein, oder sind theils dem Vorder-, theils dem Hinterrande derselben genähert; an den Costalen hingegen sind sie fast immer an den Innenrand, an den Marginalen an den hinteren Aussenwinkel der betreffenden Schilder gerückt. Die mit der Rückenschale immer durch feste Knochennaht ver- bundene Brustschale ist bald einfach, bald aus zwei bis drei hinter einander liegenden, mit dem stets unbeweglichen Mitteltheile ge- lenkig vereinigten Stücken bestehend. Sie ist im Ganzen ziemlich flach oder höchstens im männlichen Geschlechte längs der Mitte schwach eingedrückt vertieft, in der Regel hinten deutlich, vorn aber nicht oder nur wenig kürzer als die Brustschale, ihre freien Chersites. 547 Theile über dem Halse und der Brust bald abgestutzt, bald ausge- randet. Sie besitzt in den meisten Fällen zwölf, ausnahmsweise aber auch nur elf Platten, die in ähnlicher Weise wie die Schilder des Rückenpanzers hinsichtlich ihrer Seitenzahl sehr beständig sind; so sind die Brachialen und Analen immer vier-, die Gularen und Femoralen vier- oder fünf-, die Pectoralen fünf- bis sieben- und die Abdominalen sechs- oder siebenseitig. Die Axillaren und In- guinalen sind bald gross und deutlich, bald wieder ziemlich klein oder theilweise fast kaum merkbar. Der kurze und dicke Kopf ist etwa vierseitig pyramidal, oben gewöhnlich flach oder nur wenig nach vorn geneigt, hinten ziemlich gleichbreit, mit kurz dreickig verengter, an der äussersten Spitze selbst etwas abgestutzter Schnauze. Die Augen sind seitlich, dem Vorderende des Kopfes näher als dessen Hinterende gelegen, ihre Lider etwas schief von vorn nach hinten und oben gespalten. Das Trommelfell ist frei, gross, kreisförmig. Der den Unterkiefer um- fassende Oberkiefer ist bald ganzrandig, bald nach vorn zu mit zwei bis drei oft sehr ausgeprägten Zähnen versehen, mitunter auch an der Spitze stark verschmälert und in einen nach abwärts gekrümm- ten Schnabel ausgezogen. Der Kopf ist sowohl seitlich als auch oben mit hornigen Schildern bedeckt, von denen die des Pileus aber nur bis etwa zwischen die Augen hin grösser und regelmässig, sonst aber zahlreich, klein und ganz unregelmässig sind. Der ziemlich kurze, unter die Schale vollkommen zurückziehbare Hals ist mit einer schlaffen, faltigen Haut bedeckt, welche nach vorn zu kaputzen- artig über den Kopf gestützt werden kann. Die unter die Schale ebenfalls ganz retractilen Beine sind ziem- lich gleichlang, die vorderen sehr deutlich zusammengedrückt und in den Ellbogengelenken nach rückwärts gekrümmt. Die eigent- lichen Füsse sind von der unteren Hälfte der Beine nicht unter- schieden, sondern mit ihnen und den ebenfalls nicht sichtbaren und unbeweglich mit einander verwachsenen Zehen zu einer einzigen Masse, zu sogenannten Klumpfüssen (pedes clavati), verbunden, die vorn gewöhnlich mit fünf, hinten aber meistens nur mit vier bald mehr verlängerten und zugespitzten, bald wieder ziemlich kurzen und stumpfen Krallen versehen sind, auf deren Spitzen die 'Thiere mit dabei nach rückwärts gerichteten Sohlen auftreten. Die Ober- fläche der Beine ist mit höckerartigen Horngebilden bedeckt, die bald flach, polygonal oder rundlich, bald wieder mehr ei-, kegel- oder schuppenförmig und dann oft deutlich geschindelt sind; nicht selten findet sich auch auf der Innenseite der Vorderbeine sowie auch an den Hinterschenkeln nahe der Schwanzbasis ein grösserer, horniger Höcker oder auch eine ganze Gruppe warzenförmiger oder conischer 35% 548 Chersites. Erhabenheiten; auch zeigen mitunter die Tarsen eigenthümliche, den Nägeln ähnliche und diese an Länge oft sogar übertreflende sporenartige Bildungen. Der in den meisten Fällen kurze, etwa kegelförmige Schwanz ist an seiner Wurzel stets deutlich verdickt, an seinem Ende oft mit einem bald stumpfen, bald zugespitzten Nagel bewaffnet, sonst aber in ähnlicher Weise wie die Beine bekleidet. Die Weibchen sind von den Männchen, abgesehen von der schon erwähnten flachen Unterschale auch noch durch bedeutendere Grösse sowie auch durch den in der Regel längeren und an der Basis meist stärker verdickten Schwanz unterschieden. Die Jungen sind vor den Alten durch eine viel gedrungenere, selbst bei den im erwachsenen Zustande gestreckten Arten fast halbkugelige Form, sowie auch durch eine ‚eigenthümliche, an der Schnauzenspitze befindliche Hervorragung ausgezeichnet, die dem auskriechenden Thiere zum Oeffnen der Eischale dient. Die Chersiten sind Landthiere, welche in waldigen und grasigen (Gegenden vorwiegend von Pflanzen leben, wobei sie die Blätter mit den Vorderfüssen niederdrücken und mit ihren scharfen Kiefern Stücke davon abreissen. Sie sind in ihren Bewegungen ziemlich plump und schwerfällig, können sich, auf den Rücken gelegt, bloss auf unebenem Boden und auch hier nur mit vieler Mühe umdrehen, und vergraben sich in den kalten und gemässigten Gegenden zur Winterszeit in die Erde. In Europa ist diese Familie nur durch eine einzige Gattung vertreten. . 1. Gatt. Testudo. Linn& Syst. nat. I, pag. 197 (1758). Maeillae edentulae. Pileus antice scutis magnis postpositis duobus. Ungues palmarum quinque, plantarum quatuor. Sternum postice emarginatum, scutis duodecim. Cauda brevissima. Die Oberschale ist hochgewölbt, länglich, elliptisch oder ei- förmig, mit dreizehn Scheiben- und vierundzwanzig bis fünfund- zwanzig Randschildern, deren seitliche mehr, weniger nach abwärts gerichtet sind. Die nur aus zwölf Platten bestehende Bauchschale ist entweder einfach, oder ihr hinterer, freier Theil gelenkig mit dem Mittelstücke verbunden und nach oben beweglich, über dem Halse Testudo. 549 gerade abgestutzt oder schwach ausgerandet, über dem Schwanze hingegen durch lappenförmige Verlängerung der Analschilder tief winkelig ausgeschnitten. Der Kopf zeigt oberseits gewöhnlich nur zwei grössere, un- paare, unmittelbar hinter einander liegende Schilder, welche als Frontonasale (Fig. 115, a) und als Frontale (Fig. 115, b) aufge- Fig. 115, fasst werden können. Zu Seiten des ersteren und vor- deren findet sich etwa von der Schnauzenspitze bis zum Vorderrand® der Augen hin- ziehend je ein längliches, meist ziemlich viereckiges Schildchen, das als Nasen- schild (scutum nasale, Fig. 115, c) bezeichnet wird. End- lich ist auch noch die Schlä- fengegend mit grösseren Schildern, aber nur in ge- ringer Zahl bekleidet, von denen wieder das grösste, längs der Seiten des Hinter- e kopfes von dem Augenrande Testudo.graeca) Line. bis über das Trommelfell sich a Frontonasale, 5 Frontale, ce Nasale, erstreckende als Tympanale d Tympanale, e Massetericum. (Fig. 115, d) und ein eben- falls ziemlich grosses, unter . diesem am Hinterrande des Auges stehendes Schildchen als Massetericum (Fig. 115, e) be- sonders unterschieden wird. Die Kieferränder sind immer unge- zähnt, bald ganzrandig, bald mehr oder weniger gesägt, an den nur mässig vorstehenden Augen das untere Lid stets grösser als das obere. Die Beine sind kurz und plump, die vorderen mit fünf, die hinteren mit vier mässig langen und plattgedrückten Krallen be- waffnet, der sehr kurze Schwanz an seinem Ende öfters mit einem hornigen, den letzten Wirbel umhüllenden Nagel versehen. Die beiden Arten unserer Fauna können in nachfolgender Weise leicht unterschieden werden: a) Supracaudale doppelt, Schwanz am Ende mit hornigem Nagel. Rückenschale elliptisch, an den Seiten nicht nach einwärts ge- schweift, ihr Hinterrand weder flach ausgebreitet noch gesägt. Brustschild aus einem einzigen Stücke . . . . . graeca Linne. 550 Chersites. b) Supracaudale einfach, Schwanzende ohne Nagel. Rückenschale länglich, an den Seiten nach einwärts geschweift, ihr Hinter- rand bei älteren Thieren flach ausgebreitet und deutlich gesägt. Der hintere freie Theil der Brustschale mit dem Mittelstücke beweglich verbunden . . . » . 2.2... . nemoralis 1. Testudo graeca: Testa elliptica, lateribus subrectis margine po- stico praerupto, integro, scuto supracaudali diviso. _ Sternum inarticulatum, simplex. Cauda unguieulata. — Long. 26 cm. Testudd terrestris Gesn. quadrup. ovip. pag. 89 (1617). — Te- studo graeca Linne Syst. nat. I, pag. 198, 6 (1758). — Testudo Hermanni Gmel. Linn. Syst. nat. I, pag. 1041, 22 (1790). — Cher- sine graeca Merr. Syst. amphib. pag. 31, 38 (1820). juv. Testa suborbiculata, areolis maximis, granosis. adult. Testa ovali-elliptica, areolis parvis, glabris. var. a) Scutorum vertebralium et costalium marginibus anticis et late- ralibus maculaque areolari atris. var. b) Ut supra, sed costalibus fascia atra a margine externo areolas versus prolongata. var. c) Scutis discoidalibus excepto margine postico plus minusve atratis. Die Rückenschale ist beim eben ausgekrochenen Thiere mehr rundlich kreisförmig, von vorn nach hinten ziemlich gleichmässig gewölbt, ihre grösste Höhe aber meist etwas hinter der Mitte ge- legen, bei ausgewachsenen Stücken hingegen mehr elliptisch oder schwach eiförmig, sehr stark gewölbt, ihre grösste Höhe meist ziemlich in der Mitte gelegen und etwa ihrer halben Länge gleich- kommend. Der Umfang derselben ist hinten gewöhnlich stärker als vorn nach abwärts geneigt, was in der Jugend immer sehr deutlich, im Alter jedoch öfters weniger hervortritt, ihr äusserster Rand selbst vorn meist deutlich obwohl sehr seicht ausgerandet, an den fast senkrecht abfallenden Seiten ziemlich gerade, hinten gleich- mässig gerundet. Von den fünf Vertebralen ist das erste fünfeckig, bei jüngeren Thieren immer deutlich, bei erwachsenen oft aber kaum breiter als lang, seine Hinterseite am kürzesten und ziemlich gerade, alle anderen Seiten geschwungen, die zwei vorderen in einem sehr stumpfen, in seinem Zusammenstosse mit dem Nuchale kurz abgestutzten Winkel convergirend. Die drei folgenden Verte- bralen sind etwas kürzer, sechseckig, das mittlere davon immer, das zweite und vierte gewöhnlich breiter als lang, an allen die unter Ald. Testudo. 551 sehr stumpfen Winkeln zusammenstossenden Aussenseiten am kürze- sten und ziemlich gleichlang, das dritte ziemlich gleichbreit, das zweite nach vorn, das vierte nach hinten verschmälert; das letzte Wirbelschild ist endlich das grösste, nach rückwärts bedeu- tend erweitert, im Grunde eigent- lich ungleichseitig sechseckig, ob- wohl es durch die drei unter äusserst stumpfen oder fast ver- schwindenden Winkeln zusam- menstossenden Marginalränder im Ganzen mehr den Eindruck eines Trapezes mit gerundeter Hinter- seite macht. Von den vier Co- stalpaaren ist das erste trape- zoidisch, deutlich breiter als lang, sein gebogener Aussen- rand der grösste, sein Innenrand der kleinste, die an das erste Ver- tebrale stossende Seite kürzer als die hinterste; von seinen vier Winkeln ist der hintere und ‚äusserste nahezu ein rechter, der an die gemeinschaftliche Naht der zwei ersten Vertebralen grenzende der stumpfeste. Die zwei folgenden Costalen sind im Ganzen ziemlich gleichgross, nicht ganz doppelt so breit als lang und quer fünfeckig, ihre unter sehr stumpfen Win- keln zusammenstossenden Innenseiten die kürzesten, ihre auf die Axe des Körpers ziemlich rechtwinkelig gerichteten Vorder- und Hinterseiten am längsten. Das letzte Costale ist endlich bedeutend verkleinert, deutlich breiter als lang und trapezoidisch, nach aussen mässig erweitert, sein Vorderrand etwas grösser als der hintere. Sämmtliche Discoidalplatten sind gegen die Areolen zu bald mehr, bald weniger, oft selbst höckerförmig gewölbt, ein Umstand, der an den Costalen nur mässig, an den Vertebralen — besonders den drei mittleren — meist in bedeutend stärkerem Grade hervortritt, daher auch die zwischen den letzteren und den Costalen gelegenen Nähte besonders stark furchenartig vertieft erscheinen. Die Areolen selbst sind im Alter glatt, mässig gross, und von sehr deutlichen, gegen den Rand der Schilder immer tiefer werdenden Anwachsstreifen umgeben, in der Jugend hingegen feinkörnig und so gross, dass sie fast die ganze Fläche der betreffenden Platten bedecken. Unter den fünfundzwanzig Marginalen ist das Nuchale das kleinste, schmal, bis doppelt so lang als breit, vorn und rückwärts meist Fig. 116. Testudo graeca Linne. 552 Chersites. ziemlich gerade abgestutzt, nach hinten sehr häufig erweitert. Die Marginocollaren sind ungleichseitig fünfeckig, bei Jungen breiter als lang, bei älteren Stücken aber etwas länger als breit, ihre an das erste Costale stossende Seite die kürzeste, die dem nächstfolgen- den Marginale angefügte in der Regel die längste, die vordere und die an das erste Vertebrale grenzende ziemlich gleichgross. Die Marginobrachialen sind etwa” trapezisch und sowie alle anderen Marginalen breiter als lang, das vordere und grössere nach aussen stärker, das hintere und kleinere weniger erweitert, die übrigen Randschilder alle rhomboidisch viereckig, das stets doppelte Supra- caudale trapezisch, mit gerundetem Hinterrande, nach vorn be- deutend verschmälert. Die Bauchschale, welche vorn nicht, hinten aber merklich kürzer ist als die Rückenschale, zeigt etwa eine elliptische Gestalt, Fig. 117. mit schwacher Erweiterung nach hinten; ihr freier Theil ist vorn deutlich nach aufwärts gebogen, in der Jugend verrundet oder abgestutzt, im Alter aber sehr seicht ausgerandet, ihr freier Hintertheil flach und über dem Schwanze tief winkelig ausge- schnitten. Die Gularen sind ihrer Hauptform nach ziemlich recht- winkelig dreieckig, bei sehr jun- gen Stücken breiter als lang, bei älteren Exemplaren aber immer länger als breit, ihre Aussen- seite die grösste, ihre meist ge- schwungene oder manchmal selbst winkelig gebrochene Vorderseite die kürzeste. Die Brachialen sind etwa trapezoidisch, bei- läufig so lang als breit, nach innen zu mässig verschmälert, ihre gegen aussen zu stark geschwungene Hinterseite die längste, die Vorderseite die kürzeste, der Aussenrand stark bogig gerundet. Die Pectoralen sind die kürzesten, die Abdominalen die längsten aller Brustschilder, jene weit über doppelt so breit als lang, nach innen zu sehr stark verschmälert, etwa in der Verlängerung des äusseren Brachialrandes am längsten, dann unter den Vorderbeinen tief bogig ausgeschnitten, ihr gegen die Oberschale aufgebogener Theil nach aussen zu wieder mehr weniger stark erweitert, der an das vierte Marginale stossende Rand schief von hinten nach vorn gerichtet, Testudo graeca Linne. - Testudo. 553 der dem fünften Marginale angefügte und etwas grössere nach innen stark bogig geschwungen. Die Abdominalen sind die gröss- ten aller Brustplatten, indem sie den hinteren freien Theil der Unterschale immer, den vorderen sehr häufig an Länge übertreffen; sie sind im Ganzen genommen etwas breiter als lang, ihr Vorder- rand nach aussen zu nur schwach, ihr Hinterrand jedoch ebenda sehr stark nach hinten bogig, ihr gegen die Oberschale abgebogener Theil das sechste und siebente Marginale ganz, das fünfte hingegen nur in geringer Ausdehnung oder wohl auch gar nicht berührend. Die Femoralen sind trapezoidisch, deutlich breiter als lang, nach innen mehr als auf die Hälfte ihrer grössten Länge verschmälert, mit schwach gerundetem Aussenrande. Die deutlich kürzeren Analen sind endlich auch trapezisch, der-Quere nach ziemlich gleich- breit, ihr Vorder- und Hinterrand schief nach auswärts gerichtet, der erste deutlich länger als der letzte, der dem Innenrande ziem- lich gleichkommende Aussenrand gerade oder schwach gebogen und schief nach hinten gerichtet. Die Axillaren und Inguinalen sind endlich ziemlich klein und stark nach innen gerückt, die vorderen sehr lang und schmal trapezisch, die hinteren etwa gleichseitig dreieckig, an jenen die Innenseite die längste, die Aussenseite die kürzeste, diese an das vierte, der Vorderrand an das dritte Mar- ginale, die etwa gleichgrosse Hinterseite aber an den Vorderrand der Brachialflügel stossend; an den Inguinalen hingegen ist die etwas schief nach vorn gerichtete Spitze desselben dem siebenten, die Aussenseite dem achten Marginale, die Vorderseite aber dem hinteren Flügelrand des Abdominale angefügt. | Der Kopf ist etwas dicker als der Hals, etwa in der Wangen- gegend am breitesten, die seitlich stark zusammengedrückte Schnauze nach vorn zu mässig und kurz 'zugespitzt; die Nasenlöcher sind klein und rundlich, die Augen mässig vorstehend, das Trommel- fell kaum kleiner und\ziemlich deutlich. Die vorn bogig zusammen- stossenden Oberkiefer sind ganzrandig oder an der Spitze sehr un- deutlich gezähnelt, deren Seiten etwa im Beginne des letzten Drittels bogig nach abwärts geschwungen, den Unterschnabel deutlich um- fassend. Der Pileus ist vorn mit zwei grossen in gerader Naht an einander stossenden Schildern bedeckt, von denen das Frontale dem Frontonasale an Ausdehnung meistens nachsteht. Der hintere Theil des Kopfes ist dagegen mit zahlreichen, ganz unregelmässig polygonalen Schildchen besetzt, die gewöhnlich nach rückwärts zu deutlich verkleinert, in der Supraorbitalgegend aber in der Regel am grössten sind. Die äusserste Schnauzenspitze zeigt über den Nasenlöchern ein kleines, oft längsgetheiltes und ziemlich regel- mässig fünfeckiges Internasale, dem sich zu Seiten des Frontonasal- 554 Chersites. - schildes je-ein längliches, vier- oder fünfseitiges Nasale anschliesst. Das Tympanale ist sehr gross, gut doppelt so lang als breit, in seiner hinteren Hälfte über dem Trommelfell im Bogen verschmälert, das vorn unter ihm stehende Massetericum unregelmässig vielseitig, nach unten gewöhnlich von zwei kleinen, nach hinten aber nur von einem einzigem, ziemlich grossen und etwa dreieckigen Schildchen begrenzt, das den ganzen noch übrigen Raum zwischen dem Tym- panale und dem Trommelfell einnimmt. Die Kehle ist mit zahl- reichen, flach polygonalen Schildchen bedeckt, die im Allgemeinen ziemlich klein, meist länger als breit und gegen die Kieferränder zu deutlich vergrössert sind. Die Halshaut ist durchaus mit sehr kleinen und flachen Körnerschuppen besetzt, die an seiner Unter- seite nur wenig vergrössert sind. Die Beine sind im Ganzen mit ziemlich flachen, unregelmässig vieleckigen Schildern bekleidet, die an der Hinterseite der Vordergliedmaassen, sowie an dem grössten Theile der Hinterbeine sehr zahlreich und ziemlich klein, an der Oberseite und Vorderschneide der Unterarme, sowie auch an den Fussballen der Hinterbeine bedeutend vergrössert und zu theilweise ziemlich dicken, hornigen Schindelschuppen umgebildet sind. Des- gleichen ist die Hinterseite der Schenkel und die Sohle der Hinter- füsse mit grösseren polygonalen Tafelschuppen, die Sohle der Vorderfüsse aber mit sehr grossen und dicken Schindelschuppen besetzt. Die Nägel sind länglich, an der Spitze meist etwas abge- stutzt, die hinteren etwas schlanker und gestreckter als die vorde- ren. Der äusserst kurze, mit polygönalen Tafelschuppen bedeckte Schwanz ist am Ende mit einem verhältnissmässig langen, gegen die Spitze sehr-schwach verdünnten und nach abwärts gekrümmten Nagel versehen, der auf seiner Oberseite durch eine Längsfurche getheilt und nach vorn zu meist von einigen grösseren, paarigen Schildern begrenzt ist. Endlich ist noch die Unterseite der Vorder- beine gegen das Ellbogengelenk zu mit einer sehr grossen, etwa eiförmigen Hornschuppe versehen. Die Grundfarbe der Schale ist ein bald ziemlich reines, bald wieder mehr ins Grünliche ziehendes Gelb, das in der Jugend ge- wöhnlich unreiner als im Alter und durch schwarze Zeichnungen und Flecken in nicht immer gleichbleibender Weise unterbrochen ist; doch sind der Vorderrand der Vertebralen und Costalen, sowie auch die Seitenränder der ersteren immer, der Aussenrand der letzteren wenigstens theilweise schwarz. Desgleichen besitzen auch wenigstens die vorderen Vertebralen und in der Regel sämmtliche Costalen einen bald grösseren, bald kleineren, unregelmässigen schwarzen Fleck, der in der Jugend namentlich auf den Wirbel- platten gern an den Vorderrand gerückt, sonst aber gewöhnlich auf Testudo. 555 die Areolen gestellt ist. Dann zeigen endlich auch noch sämmtliche Marginalen einen vom Vorderrande gegen die hintere Ecke der Schilder gerichteten Flecken, der aber namentlich in der Jugend oft nur sehr klein und unbestimmt, in anderen Fällen wieder in eine einfache ‘'schiefe Querbinde, ja manchmal selbst in mehrere un- regelmässige Mackeln verwandelt sein kann. Zu diesen Zeichnungen tritt dann sehr häufig an den Costalen ein bald mehr bald weniger deutlicher, länglicher Querflecken dazu, der von dem Aussenrande der genannten Schilder ausgehend gegen die Areolen hinzieht und nicht selten mit der Areolarmackel verschmilzt. Endlich kann es noch geschehen, dass sämmtliche schwarze Zeichnungen sich so sehr erweitern, dass sie gegenseitig unter einander zusammenfliessen und dann einen bald grösseren, bald geringeren Theil der Rückenplatten zusammenhängend schwarz färben. Doch geht diese Ueberhand- nahme der schwarzen Farbe niemals so weit, dass sie das Gelb voll- ständig verdrängte, und wenn auch der grösste Theil der Schilder oft vorherrschend dunkel erscheint, so bleiben doch deren Hinter- ränder in grösserer oder geringerer Ausdehnung unter allen Um- ständen immer gelb. Die weniger lebhaft gefärbte Unterschale zeigt zu beiden Seiten eine bald schmälere, bald breitere, unregelmässige schwarze Längsbinde, die aber namentlich an den Schildernähten sehr häufig unterbrochen und dann in unbestimmte Mackeln und Flecken aufgelöst erscheint, in der Jugend aber oft so ausgedehnt ist, dass sie den grössten Theil der Platten fast ganz schwarz. färbt. Die Farbe der freien Körpertheile ist etwa ein schmutziges Grün- gelb, das an. der Vorderseite der Vorder- sowie an der Hinterseite der Hinterbeine mehr ins Braungraue, an der Vorder- und der Seitenpartie des Kopfes aber ins Schwärzliche umsetzt. Die Sohlen sämmtlicher Füsse sind verhältnissmässig am hellsten, meist schmutzig weissgelb, die grösseren Beinschuppen oft mit schwarzen Flecken versehen. Die Länge des Thieres beträgt vom Schnauzenende bis zur Schwanzspitze höchstens einen Fuss, das Gewicht etwa vier bis fünf Pfund. Die Verbreitung dieser Schildkröte ist eine ziemlich beschränkte, obwohl sie bei dem Umstande, dass das Thier namentlich von Klöstern vor verhältnissmässig ziemlich langer Zeit häufig in vielen Gegenden als Hausthier eingeführt und dann verwildert, in ihrer ursprüng- lichen Begrenzung kaum festzustellen ist. Als eigentliche Heimath der Art ist jedenfalls Griechenland anzusehen, von wo sie nordöst- lich durch Albanien und die Herzegowina bis Dalmatien hinaufgeht, daselbst noch bei Zara und Salona recht häufig, auf den Inseln, wie beispielsweise auf Curzola und Lesina, aber schon weit seltener vor- 556 Chersites. kommend. Nördlich dringt dann unsere Schildkröte von Griechen- land aus bis über die untere Donau vor, indem sie, bei Orsowa den Strom überschreitend, nicht nur in der Nähe des letztgenannten Ortes selbst, sondern auch noch in den nördlich davon gelegenen Herculesbädern bei Mehadia, namentlich am Fusse des Allion, recht häufig angetroffen wird, und sich allhier durch bedeutendere Grösse sowie durch die nach rückwärts zu sehr stark gewölbte Oberschale vor den dalmatinischen Stücken sehr auszeichnet. In Italien ist sie nur im südlichen und mittleren Theile häufig, namentlich in Calabrien, im Römischen und Neapolitanischen, obwohl sie weiter nordwärts durch das Toscanische einzeln selbst bis Genua vor- kommt; desgleichen wird sie auf Corsica, Sardinien und Sicilien an- getroffen und ist namentlich auf der letztgenannten Insel allent- halben gemein, während sie in Oberitalien entschieden fehlt. Die in Südfrankreich vorkommenden Thiere stammen historisch nach- weisbar von eingeführten Exemplaren her, was in gleicher Weise wohl wahrscheinlich auch mit den nach Argas*) auf den Balearen lebenden der Fall sein dürfte. Testudo graeca findet sich in waldigen oder buschreichen Gegen- den, wo sie ihrer vorwiegend aus saftigen Pflanzen bestehenden Nahrung nachgeht; doch frisst sie auch Schnecken, Würmer und andere kleine Thiere, und labt sich nicht selten auch mit besonde- rer Vorliebe an Menschenkoth, so dass man sie oft um solchen in grösserer Menge versammelt antrifft. Sie liebt die Wärme, verbirgt sich daher des Nachts oder bei kühlem und regnerischem Wetter, während sie anderseits wieder zu schöner Zeit hervorkommt und sich von den brennendsten Sonnenstrahlen mit Vorliebe oft stunden- lang in solcher Weise durchglühen lässt, dass man mitunter nicht im Stande ist, die Hand auf ihren Panzer zu legen. Die Begattung, welche den Thieren bei ihrer Unbehülflichkeit oft viele Schwierig- keiten macht, findet im Hochsommer statt, die etwa nussgrossen weissen Eier werden in der Zahl von zehn bis zwölf in sumpfigen Boden eingegraben. Die Art verlangt in der Gefangenschaft fast gar keine weitere Pflege, und kann, wenn man sie nur vor den Einwirkungen der Kälte schützt, den Verlust der Freiheit selbst in einem beschränkten Raume durch mehrere Decennien ertragen; ob- wohl ihre geistigen Fähigkeiten nur gering sind, so lernt sie den Menschen doch bald kennen und kann in kurzer Zeit so weit ge- bracht werden, dass sie vorgehaltenes Futter ohne Scheu aus der Hand frisst. *) Elementas de Zoologia pag. 280. Testudo. 557 2. Testudo nemoralis: Testa oblonga, scuto supracaudali simpliei. Sternum artieulatum, lobo posteriori mobili. Cauda inunguis. — Long. 32—36 cm. Testudo nemoralis Aldrov. quadrup. digit. ovip. pag. 700, e. fig. (1663). — Testudo mamginata Schöpf. Naturg. d. Schildkr. pag. 58, tab. XI, X, fig. 1 (1792). — Testudo graja Hermann Observ. zool. pag. 219 (1804). — Chersine marginata Merr. Syst. amphib. pag. 31, 39 (1820). — Chersus marginatus Wagl. nat. Syst. d. Amphib. pag. 138, 20 (1830). — Testudo campanulata Strauch Erpetol. de l/’Algerie. Mem. de l’Acad. imp. d. sciene, de St. Petersb. VII, ser. IV, Nr. 7, pag. 14, 1 (1862). juv. Testa elliptica, lateribus rectis, margine postico praerupto, integro. adult. Testa praelonga, lateribus retusis, margine postico eaxpanso, serrulato. var. a) Testa flavescenti, scutorum discoidalium marginibus anticis et lateralibus atris. var. b) Disco nigrescenti maculis areolaribus flavidis. Die Oberschale ist in der Jugend ziemlich elliptisch, an den Seiten gerade, hinten kaum erweitert, nach vorn sanft nach ab- Fig. 118. Testudo nemoralis Aldr. (adultus). wärts geneigt, mit senkrechtem Seiten- und steil abfallendem Hinterrande. Mit fortschreiten- dem Wachsthum biegen sich jedoch die hinteren Randschilder immer mehr nach aussen, wo- durch sich dann der betreffende Theil der Schale, vom achten Marginale angefangen, sehr deut- lich erweitert und verflacht, wäh- rend zugleich die bezüglichen Schilder selbst an ihrem hinteren Aussenwinkel allmälig stärker vorspringen, so dass dadurch die bei jüngeren Stücken vollkommen ganzrandige oder höchstens sanft wellige hintere Saumlinie mit zu- nehmendem Alter immer ausge- prägter gesägt wird. Während ferner bei kleinen Exemplaren der vordere über den Armen 558 Chersites. gelegene Randtheil der Schale ebenso, ja manchmal selbst etwas weniger breit als die Mitte derselben ist, breiten sich die an den obgenannten Theilen befindlichen Marginalen bei grösseren In- dividuen ebenfalls, wenn auch in viel geringerem Grade als am Hinterrande, aus, so dass dadurch die Oberschale auch nach vorn schwach erweitert und in Folge dessen in der Mitte sehr deutlich verengt und nach innen eingezogen "erscheint. Die Längswölbung der Schale bildet von vorn nach hinten eine ziemlich gestreckte, in der Mitte selbst sehr flache Curve, die nach vorn zu sanft, nach hinten aber viel steiler nach abwärts geneigt ist. Von den fünf Vertebralen ist das erste fünfeckig, in der Jugend kaum, im Alter aber meist merklich länger als breit, nach rückwärts fast immer verengt; von seinen Seiten sind die den Costalen angefügten in der Regel die längsten, die hintere dagegen die kürzeste, die zwei vor- deren unter sehr stumpfem, an seiner Spitze selbst mehr weniger abgestutztem Winkel zusammentretend. Die drei folgenden Verte- bralen sind ziemlich regelmässig sechseckig, stets bedeutend breiter als lang, an dem zweiten der Hinterrand etwas breiter, an dem vierten bedeutend schmäler als der Vorderrand,, an allen die unter sehr stumpfen Winkeln zusammenstossenden Aussenränder unter einander ziemlich gleichlang. Das letzte Vertebrale ist endlich trapezisch mit verrundetem Hinterrande, nach rückwärts bedeutend erweitert, seine Aussenseiten bald gerade, bald mehr oder weniger geschwungen. Von den vier Costalpaaren ist das erste etwa trape- zisch, gegen seinen gerundeten Aussenrand hin sehr stark erweitert, seine an das erste Vertebrale stossende Seite viel kürzer als die hintere; von seinen vier Winkeln ist der mittlere innere der stumpfste, der untere hintere nahezu ein rechter. Das zweite und dritte Costale sind bedeutend breiter als lang, sehr steil nach unten abfallend und auf die Längsaxe des Körpers ziemlich senkrecht ge- stellt; ihre Form ist gewöhnlich fünfeckig, bei sehr alten Stücken aber durch Verfliessung der überhaupt unter sehr stumpfem Winkel zusammenstossenden Innenseiten manchmal selbst viereckig, in ihrer ganzen Erstreckung der Länge nach ziemlich gleichbreit, ihre an die Vertebralen stossenden Seiten die kürzesten und unter sich ziemlich gleichlang. Das deutlich verkleinerte letzte Costale ist endlich trapezoidisch, sein Innenrand der, kleinste, seine Hinterseite kürzer als die vordere. Das Nuchale ist in der Jugend etwa so lang als breit, ja bei sehr kleinen Exemplaren auch wohl kürzer, wird aber mit zunehmendem Alter allmälig länger, so dass es bei erwachsenen Thieren gut doppelt so lang als breit und dabei meistens nach rückwärts etwas erweitert, manchmal aber auch in seiner ganzen Erstreckung ziemlich gleichbreit ist und mit seinem Testudo. 559 Vorderende über die daran stossenden Schilder gewöhnlich etwas hinausragt. Die Marginocollaren sind ungleichseitig fünfeckig, nach aussen bedeutend erweitert, daher auch der Saum der Schale über dem Halse tief ausgerandet erscheint; von seinen Seiten ist die an das erste Costale stossende der dem Nuchale angefügten an Länge kaum oder nur wenig überlegen, bei Jungen sein freier Vorderrand, bei Alten der Aussenrand der längste. Die Marginobrachialen sind trapezisch, das erste stets, das zweite aber nur im Alter merklich nach aussen erweitert, bei kleineren Stücken aber oft nahezu recht- eckig. Die folgenden Randschilder bilden etwa bis zum ersten Marginofemorale sehr sanft nach vorn gerichtete, fast einem Recht- ecke in ihrer Form genäherte Rhomboide, welche stets bedeutend breiter als lang, und in der Mitte des Schalenrandes so stark nach abwärts gebogen sind, dass das zweite bis vierte Marginolaterale von oben entweder gar nicht oder nur äusserst wenig sichtbar ist. Dieselbe Form wie die eben besprochenen Randschilder haben so ziemlich auch die Marginofemoralen, nur dass diese nach aussen sehr häufig in grösserem und geringerem Grade erweitert und daher bald mehr, bald weniger trapezisch sind, ein Umstand, der namentlich an dem letzten derselben fast immer, oft aber auch schon an dem fünften Marginolaterale eintritt. Das Supracaudale ist endlich immer einfach und unge- theilt, deutlich breiter als lang, trapezisch, gegen seinen gerun- deten Hinterrand zu mässig er- weitert. Sämmtliche Rücken- schilder sind mit deutlichen, besonders in der Jugend sehr scharf begrenzten und feinkör- “nigen, im Alter aber glatten Areolen versehen, die von zahl- reichen Anwachsstreifen umge- ben sind. Die Bauchschale (Fig. 119), welche vorn nicht, hinten aber merklich kürzer ist als die Rücken- schale, zeigt etwa eine verlängert Testudo .nemoralis Aldr. elliptische Gestalt und istim weib- lichen Geschlechte in der Mitte vollkommen flach, beim Männchen aber leicht der Länge nach con- cav; von ihren freien mit der Oberschale nicht verbundenen Theilen ist der vordere etwas kürzer als der hintere, und gewöhnlich auch tes neh 560 Chersites. etwas schmäler und stärker nach aufwärts gebogen, über dem Halse bald abgestutzt, bald schwach herzförmig ausgerandet, der hintere dagegen nicht oder nur wenig nach aufwärts geneigt, in der Jugend nur mässig, im Alter jedoch ziemlich stark nach rückwärts verengt und über dem Schwanze stark winkelig ausgeschnitten; auch ist dieser hintere Theil der Brustschale mit dem Mittelstück gelenkig verbunden, wodurch er eine allerdings nur geringe Beweglichkeit gegen die Oberschale zu besitzt. Die Gularen sind, obwohl ihr freier Vorderrand nach aussen zu fast immer mehr weniger deutlich winkelig gebrochen ist, ihrer Hauptform nach doch ziemlich drei- eckig, stets länger als breit, nach hinten zu stark spitzwinkelig verengt, ihre an die Brachialen stossende Seite immer die längste, wegen ihrer unter stumpfem Winkel gegen einander geneigten Vorderränder beide zusammen etwa die Gestalt eines Kartenherzens bildend. Die darauf folgenden Brachialen sind beiläufig trape- zoidisch, schief von aussen nach innen und hinten gerichtet und breiter als lang; sie sind gegen ihre gemeinschaftliche Naht zu bald mehr, bald weniger verengt, ihr gerader oder auch geschweifter Hinterrand immer der grösste, die gerundete Aussenseite länger als jede einzelne innere. Die Pectoralen sind die kürzesten, die Ab- dominalen aber die längsten aller Brustschilder, jene weit über dop- pelt so breit als an ihrem Zusammenstosse lang, nach aussen in der Jugend weniger, im Alter hingegen stark erweitert, etwa in der Verlängerung des äusseren Brachialrandes am längsten, von da nach der Oberschale zu aber nur unmerklich erweitert oder ziem- lich gleichlang bleibend, ihr Hinterrand deutlich gebogen, ihre gegen die Rückenschale aufgewölbten Flügel grösstentheils dem fünften, zu geringem Theile aber auch dem vierten und sechsten Marginale angefügt. Die Abdominalen sind die grössten aller Brust- platten, indem sie etwa an Länge dem hinteren freien Theile des Brustbeines gleichkommen, hinter dem vorderen aber in dieser Richtung meist merklich zurückbleiben; sie sind, allenfalls mit Aus- nahme von sehr alten Stücken, in der Regel etwas breiter als lang, ihr Hinterrand nach aussen.zu stark bogig nach abwärts gerichtet, ihr gegen aufwärts gebogener Theil das sechste und siebente Mar- ginale berührend. Die Femoralen sind ziemlich trapezisch, etwa so breit als lang, nach innen beiläufig auf die Hälfte ihrer Aussen- länge verschmälert, ihre Vorderseite immer die längste, ihre äussere gerade oder nur schwach bogig. Die deutlich kleineren Analen sind endlich trapezoidisch, nach rückwärts merklich verschmälert, von ihren vier Seiten die vordere die grösste, die hintere die kleinste, die äussere meist etwas länger als die innere. Die Axil- laren und Inguinalen sind gross und! sehr deutlich, meist mehr Testudo. 561 weniger dreieckig, die letzteren gewöhnlich etwas länger und schmäler als die ersteren. Sämmtliche Bauchplatten sind nur im hohen Alter ganz glatt, sonst aber mit ziemlich deutlichen Anwachs- streifen versehen, von denen besonders die der Länge nach gerich- teten im männlichen Geschlechte wegen der vertieften Bauchschale der Abreibung ziemlich lange widerstehen und daher auch oft bei schon ziemlich grossen Individuen noch recht deutlich sind. Der Kopf ist oben mit zwei grossen, hinter einander liegenden und in gerader Naht zusammenstossenden Schildern bedeckt, welche im Allgemeinen von ziemlich sechseckiger Form sind und von denen das Frontale das Frontonasale an Grösse meist etwas übertrifft oder ihm wenigstens gleichkommt. Zu beiden Seiten des letzteren findet sich je ein mittelgrosses, viereckiges, nach vorn verschmälertes Na- sale; der Hinterkopf ist mit kleinen polygonalen Schildern in sehr veränderlicher Zahl und Form bedeckt, die Augenhöhle nach hinten von zwei grossen Schildern begrenzt, zwischen welchen sich gegen das Trommelfell noch ein kleineres dreieckiges, und nach unten zu eins bis zwei etwa gleichgrosse, rundliche oder polygonale Schild- chen befinden. Die Vorderseite der Arme ist bis zu den Nägeln ganz mit grossen, dicken und mehr weniger geschindelten Schuppen besetzt, welche immer deutlich abgeplattet und an ihrem- freien Rande gerundet sind; ähnliche Schuppen finden sich auch an sämmt- lichen Sohlen, sowie an den Hinterbeinen über denselben, obwohl sie hier bald in kleine, schilderartige Bildungen übergehen. Die Halshaut ist sehr fein warzig, der die Oberschale kaum überragende Schwanz am Ende ohne Nagel und auf seiner Oberseite mit grösse- ren, derberen polygonalen Höckerschuppen bekleidet. Die Färbung der Schale besteht, wie bei der vorigen Art, aus Gelb und Schwarz, nur dass diese beiden Farben hier anders ver- theilt sind, als bei Testudo graeca. Bei jungen Thieren ist die Oberschale vorwiegend gelb, mit schwarzen Säumen an den Vorder- und Aussenrändern sämmtlicher Discoidalplatten; desgleichen zeigen auch die Vorderränder der Marginalen schwarze, nach unten ge- wöhnlich dreieckig erweiterte Flecken. Diese eben geschilderte Zeichnung bleibt manchmal auch im Alter noch bestehen, obwohl es hier in der Regel der Fall ist, dass mit zunehmendem Wachs- thume der Thiere sich auch die schwarzen Schilderränder ver- grössern, so dass bei älteren Stücken alle Discoidalplatten fast vor- wiegend schwarz gefärbt erscheinen und die ursprüngliche gelbe Grundfarbe nur an den Areolen als mehr oder weniger ausgedehnte helle Fleckenzeichnung zurückbleibt. Die Brustschale ist vorherr- schend gelb, mit grossen schwarzen Flecken an den meisten oder auch an allen Schildern; diese Flecken, welche stets vom Vorder- Sehreiber, Herpetologia europaea. 36 562 Chersites. rande der Platten ausgehen, nehmen gern eine mehr oder weniger dreieckige, nach hinten verschmälerte Gestalt an und sind in der Regel auf den Abdominalen am stärksten und ausgeprägtesten ent- wickelt. Die Farbe der freien Körpertheile ist etwa olivenbraun, das an der Vorderseite der Vorderbeine sowie auch an der Innen- seite der Hinterglieder gegen die Füsse zu in Schwarz übergeht; die dicken Armschuppen sind gelblich grün, die Hinterseite der Vorderbeine, die Unterseite des Schwanzes und die Schenkel sowie die untere Halshaut sind gelblich, hier und da dunkel schwarzbraun gezeichnet, von den Nägeln die vorderen schmutzig grau, die hinte- ren bräunlich. Die Länge des erwachsenen Thieres beträgt vom Schnauzen- ende bis zur Schnauzenspitze fünfzehn bis achtzehn Zoll, das Ge- wicht etwa acht bis zehn Pfund. Die Verbreitung dieser Art ist eine sehr beschränkte, indem sie nur in Griechenland und Süditalien vorkommt, in letzteren Gegenden aber nachweisbar erst durch Mönche eingeführt wurde. Ueber ihre Lebensweise ist mir Näheres nicht bekannt, doch dürfte sie sich hierin von der vorigen Art kaum unterscheiden, da sie sich wenigstens in der Gefangenschaft vollkommen übereinstimmend beträgt. Nach Freyer*) soll Testudo nemoralis auch in Krain vorkommen, in- dem ein einzelnes Exemplar dieser Art im Jahre 1840 in einer Felsen- spalte an der Kulpa gefangen worden wäre; doch glaube ich dieser An- gabe keine weitere Bedeutung schenken zu müssen, da Freyer, wie ich aus persönlicher Erfahrung weiss, in seinen Bestimmungen nicht eben rigoros war, indem z. B. auch das in seiner Fauna als neue Krainer Art unter dem Namen Coluber isabellinus beschriebene Thier nicht anderes als eine zufällig ins Laibacher Museum gelangte exotische Schlange ist. Von einigen Autoren wird auch noch die in den Kaukasusländern vorkommende Testudo pusilla Shaw. (T. mauritanica D. B.) als in Europa vorkonımend erwähnt. Wenn es nun auch nach den Schriften älterer russischer Autoren möglich scheint, dass dieses Thier einst in der Krim vorgekommen sein mag, so ist dies doch gegenwärtig sicher nicht mehr der Fall, sowie ich überhaupt auch sonst durchaus keinen Anhaltspunkt auffinden konnte, woraus man auf die Existenz dieser Art in den euro- päischen Theilen Südrusslands schliessen könnte, so dass mir die Einbe- ziehung dieser Schildkröte in unsere Fauna wohl nicht statthaft erscheint. Uebrigens hat pusülla in ihrem Habitus mit graeca viel Aehnlichkeit, unter- scheidet sich aber von dieser in allen Fällen durch das ungetheilte Supra- caudale, den äusserst kurzen, nagellosen Schwanz sowie auch durch einen in dessen Nähe an der Innenseite der Schenkel gelegenen kegel- oder warzenförmigen Höcker; desgleichen ist das hintere freie Stück der Bauch- Rn N £ Al Feb a 6. 1, d *) Fauna der in Krain bekannten Säugethiere, Vögel, Reptilien und Fische, page. 41. Testudo. 563 schale mit dem Mitteltheile desselben, ähnlich wie bei Testudo nemoralis, gelenkig verbunden, ein Umstand, der aber erst bei grösseren Stücken merkbar hervortritt. Die Farbe der Schale ist in der Regel ein stark ins Grünliche ziehendes Gelb, oberseits mit schwarzen Flecken in sehr wechselnder Weise gezeichnet; die Bauchschale ist hingegen vorwiegend schwarz, indem sie entweder auf jeder einzelnen Platte eine grosse der- artige Mackel besitzt, häufig aber auch durch Zusammenfliessen derselben bis gegen den Umfang hin fast durchaus dunkel gefärbt erscheint. Ueber die geographische Verbreitung der europäischen Kriechthiere. Dieselben Schwierigkeiten, welche wir schon bei Gelegenheit der geographischen Verbreitung der Amphibien am Ende des ersten Abschnittes angedeutet, treten uns in noch weit höherem Grade auch bei den Reptilien entgegen, da hier die einzelnen Arten nach Alter, Standort und Gegend noch viel mehr als bei den Lurchen variiren und in Folge dessen die Bestimmung der Species aus den Angaben der meist nur die Färbung und Zeichnung beschreibenden Autoren oft nur eine sehr zweifelhafte sein kann. Demungeachtet wollen wir auch hier die aus den bisher vorliegenden Daten zu ziehenden Resultate zusammenstellen, hoffend, dass künftige For- schungen manche Lücke in den nun folgenden Angaben ausfüllen, sowie allfällige Zweifel oder bei dem gegenwärtigen Stande der Dinge kaum zu vermeidende Unrichtigkeiten begleichen werden. Wenn wir nun vorerst die ganze Classe der Reptilien als solche betrachten, so ist dieselbe in unserer Fauna durch 64 Arten ver- treten, die sich in 42 Genera vertheilen, von denen auf die Ophidier 15 Gattungen mit 24 Species, auf die Saurier 23 Genera mit 35 Arten, auf die Chelonier endlich nur vier Gattungen mit fünf Arten entfallen *). Um nun von unserer Reptilienfauna zuerst ein übersichtliches Bild zu gewinnen, wollen wir die drei Ordnungen dieser Classe im *) Die in die Gattungen Sphargis und Chelone gehörenden Seeschildkröten werden bei den folgenden Betrachtungen nicht berücksichtigt, da sie nur einzeln durch Verschlagung zeitweise an unseren Küsten gefunden werden und daher als für die europäische Fauna charakteristische Formen sicherlich nicht angesehen werden dürfen, Geographische Verbreitung. 565 Nachfolgendem vergleichend zusammenstellen; es finden sich nämlich in den drei Hauptgruppen der Schlangen, Echsen und Schildkröten auf unserem Welttheile folgende Gattungen und Arten: (Siehe $. 566 und 567.) Aus dieser Zusammenstellung ersehen wir sofort, dass die ein- zelnen Ordnungen der Kriechthiere numerisch sehr ungleich ver- treten sind, so dass sich die Chelonier zu den Ophidiern und Sau- riern etwa wie die Zahlen 1 zu 5 und zu 7 verhalten, und während die ersteren kaum den zwölften Theil oder nur 7'81 Proc. unserer Reptilienfauna ausmachen, betragen die Schlangen genau drei Achtel - oder 37°5 Proc., die Eidechsen dagegen über die Hälfte oder 54'69 Proc. aller in Europa vorkommenden Arten; desgleichen ergiebt sich aus einer gegenseitigen Vergleichung der angeführten Zahlen, dass die Schildkröten unter allen einheimischen Kriechthieren das geringste, die Saurier aber das weitaus grösste Contingent stellen, so dass erstere von den Ophidiern fast um das Fünffache, von den Eidechsen hingegen genau um das Siebenfache an Artenzahl über- troffen werden. Um nun die Vertheilung der Reptilien über die Länder Europas ersichtlich zu machen, wollen wir hier, wie bei den Amphibien, die den einzelnen Ländern zukommenden Arten zusammenstellen, wo- durch wir dann wieder nicht nur die Specialfaunen, sondern theil- weise auch schon die der Verbreitung unserer Kriechthiere zu Grunde liegenden Gesetze kennen lernen. Indem wir nun hiermit die den einzelnen Gebieten zukommenden Reptilien namentlich anführen, wollen wir die einem Lande eigenthümlichen noch durch gesperrte Schrift hervorheben, während wir die nur äusserst selten und ver- einzelt auftretenden und daher für den Charakter der betreffenden Fauna wenig erheblichen Arten in Klammern einschliessen und die nicht auf dem Festlande vorkommenden Species mit einem Stern- chen (*) bezeichnen. Es finden sich demnach in: (Siehe 8. 568 bis 571.) ee a 2 =| Re" 5' 'SI[BIOWOU 'G = wooBıd 'F "opn3saL "AI "BLIeyn] °g "opn3std) "III wordsed *z sÄug 'JI wrRdLJIod *T 'SATEQDosseTetyL, "I soroadg wıoeuon "BruoI9yQ 566 eoLıme} "sıpeınu "epeydooAxo ‚snoruedstqg 'SLIBSTNA "TÄUSTARS "SNIETNIBULOAUL] "SITTGBLIBA "XOT9A "-suBdoJd 'snde "snya][990 ‚snoruouund "sopropeyo "SI[LOBAF MEREILDE "SNATOUTO sarpedg ‚snyeounptipenb "71T BRASHEDETE "OT TEHL OT ‚stdoroddıy ‘FI "9UOAAOO "EI "SOPBWOMES "ZI UOTE T "xtayeu ‘OT "sSnYe][98804 "6 ‚snuLiodta 'g "BULLIOORT *J, 9 v ‚srypodofpen) "IX "sIuaw®Z X ‚sdotioT "XI ‚stydefg "IIIA ‚snyouoptdot], "IIA sıyyodopaog "TA "LT “9T "GI "e4199®] 'IIX ‘FI smwoapowwesg ‘IX BL "cl "IL sapsprpoqyuwsy 'X OT "6 "STOIepoI "XI 8 ‘sdorgdg "IIIA ) ‚sndopnosT 'IIA ‘9 ‚sn[4SuoNg "TA °Q ‚snaegdorqy "A 7 ‚sdag "AI ‘€ ‚sınduy III 72 ‚snaoworgdg "II T ‚snugfel °I wıauen eines "STBITAIS " ‚stydowwesg "A "KBAIA 'G ‚stydoqae], "AI a: sed III ‚sıdsw *g ‚soyApowue 'z »waodıı "II ‘sAjeq 'g 'snpeqdooouosLı], "I sotmvadg ®wıauRN "erprydo 567 Geographische Verbreitung. "SLIBOTNA "SNUBIOORF "SNYETNIN.LIOA snoedoama 'soP109998 "rÄyosIoyl ‚sodrurds "SLIBSTNA "eyuojoundurs "SnyLIN® "BaLöte eyeypundorstu "BITJO9IOUL "TIOSUIZILA "SIPLITA °ce -uoofpeweyn "TIIXX Fe snjÄyoepAyeld "IIXX eg sujÄpeprwop 'IXX °zE ‚snf(pepolfÄyg EX "Te :9g "snpÄpoepouurkd) "XIX 6% "xgsewoaf) "IITAX 9% °ol[04S "IIAX He BURBoY "TAX °9z supeydoooukayg "AX :0g "wansoptdo.L], SNK: Er id ‚stpoydogoN "IIIX SU MIN] ER ‚snnoef 'ez "BOeLINe '7Z "BIIPUOHLS "TG ‚sdopydAL 'AX ‚xkaf 'AIX 568 . Reptilien. I. Island. 0 . Pelias berus. . Coelopeltis lacertina. . Tropidonotus viperinus. 3 4 5 LI. Skandinavien. 6. ” natrıx. 7. Elaphis cervone. 8 9 III. Grossbritannien und Irland. 1. Pelias berus. . Zamenis viridiflavus. 2. Tropidonotus natrix. . Callopeltis Aesculapii. 3. Coronella austriaca. 10. Rhinechis scalaris. 4. Anguis fragilıs. 11. Coronella girondica. 5. Lacerta vivipara. 12. = austriaca. 6. =. ag, 13. Anguis fragilis. 14. Seps chalcides. 15. Acanthodactylus vulgaris. 16. Psammodromus hispanicus. 1. Pelias berus. 17. Lacerta (oxycephala *). 2. Tropidonotus natrix. 1...» muralıs. 3. Coronella austriaca. It ocellata. 4. Anguis fragilis. 20. ,„ _ vivipara.® 5. Lacerta vivipara. 21. y agılis. 6. 3 agilis. 22. x virıdis. 23. Hemidactylus verruculatus. IV. Dänemark. 24. Platydactylus facetanus. 1. Pebies heran. 25, Thalassochelys corticata. 2. Tropidonotus natrix. ai zum lutarıa. 3. Coronella austriaca. 27. Testudo graeca. 4. Anguis fragilıis. 5. Lacerta vivipara. VII. Pyren. Halbinsel. 6. 5 agılıs. 1. Vipera ammodytes. V. Niederlande und 2. „ aspis. Belgien. 3. Pelias berus. , 4. Coelopeltis lacertina. 1. Pelias berus. 5. Tropidonotus viperinus. 2. Tropidonotus natrix. 6. A nal 3. Coronella austriaca. 7. Periops hippocrepis. 4. Anguis fragilis. 8. Callopeltis Aesculapii. 5. Lacerta muralis. 9. Rhinechis scalaris. 6. ee 10. Coronella cueullata. T. » agilis. 1%, n girondica. VI. Frankreich. n Blau En . Blanus cinereus. 1. Vipera ammodytes. 14. Anguis fragilis. 9 » . BRpıe. 15. Seps chalcides. 16. 17. 18. 19. 20. al. 223 23. 24. 25. 26. 27. 28. 29. 30. 31. onopouPom m Geographische Verbreitung. Ts 8. . (Periops hippocrepis *.) . Zamenis viridiflavus. . Callopeltis 4-lineatus. (Gongylus ocellatus.) Acanthodactylus lineo- maculatus. Acanthodactylus vulgaris. Psammodromus hispanicus. Lacerta oxycephala. # muralis. " ocellata. n agılis. 5 viridis. Tropidosaura algira. Platydactylus facetanus. Chamaeleon vulgaris. Thalassochelys corticata. Emys caspica (sigriz). Cistudo lutaria. (Testudo graeca *.) VIII. Deutschland 7). . Vipera ammodytes. » Aspım. . Pelias berus. . Tropidonotus tessellatus. 4 natrix. . Callopeltis Aesculapii. . Coronella austriaca. . Anguis fragilis. 9. Lacerta muralis. 10. & vivipara. innen; agilıs. 12; viridis. sSaronmH ” . Cistudo lutaria. IX. Italien. . Vipera ammodytes. » asple. . Pelias berus. . Coelopeltis lacertina*. . Tropidonotus viperinus *. & tessellatus. to 1 ww Em eos usomnmm Tropidonotus natrix. Elaphis cervone. 5 Aesculapiüi. . Rhinechis scalaris. . Coronella girondica. e austriaca. . Anguis fragilıs. . Seps chaleides. . Gongylus ocellatus*. . Acanthodactylus vulgaris. . Psammodromus hispanicus. . Lacerta oxycephala. & muralis. „+ (taumiea*). »„ vivipara. n viridis. . Notopholis Fitzingeri*. . Gymnodactylus Kotschyi. . Phyllodactylus euro- paeus*. . Hemidactylus verruculatus. . Platydactylus facetanus. . Thalassochelys corticata. . Cistudo lutaria. . Testudo graeca. A nemoralis. . Illyrien und Dalmatien. . Vipera ammodytes. = aspıs. . (Pelias berus.) . Tarbophis vivax. . Coelopeltis lacertina. . Tropidonotus tessellatus. 5 natrix. . Elaphis cervone. . Zamenis Dahlii. f) Die auf Südtirol beschränkten Arten wurden, was mir naturgemässer scheint, bereits zur italienischen Fauna gerechnet. 569 370 10. 11. 12. 13. 14. 15. 16. IT. 18. 19. 20. 21. 22 23. 24, 25. XI. re Foo oon1ouPrwmw- a eco ID Reptilien. 8. 9. 10. 11: 12. 13. 14. 15. 16. 10: 18. 19. 20. 21. 22. 23. 24. 25. 26. 27. 28. 29. 30. 31. 32. 33. 34. 35. Zamenis viridiflavus. Callopeltis 4-lineatus. P Aesculapii. Coronella austriaca. Anguis fragilis. Pseudopus apus. Lacerta oxycephala. ir muralıs. »„ Vivipara. hr viridis. Notopholis nigropunctata. Hemidactylus verruculatus. . Thalassochelys corticata. Emys caspica. Cistudo lutaria. Testudo graeca. UngarnundKarpathen- länder. Vipera ammodytes. . Pelias berus. . Tropidonotus tessellatus. m natrıx. . Zamenis viridiflavus. . Callopeltis Aesculapı. . Coronella austriaca. . Anguis fragilıs. . Ablepharus pannonicus. . Lacerta muralis. “ vivipara. ® viridis. . Cistudo lutaria. . Testudo graeca. XL. Balkan-Halbinsel. * . . 5. 6. 7 * Vipera ammodytes. Tarbophis vivax. Tropidonotus (viperinus *). & (tessellatus *). # natrix. Elaphis cervone. Periops hippocrepis. Zamenis Dahlii. * viridiflavus. Callopeltis 4-lineatus. (Coronella cueullata.) Eryx jaculus”, Typhlops lumbricalis. Ophiomorus miliaris. Anguis fragilis. Ablepharus pannonicus. Gongylus ocellatus*. Pseudopus apus. Lacerta muralis. j, taurica. „ viridis. Notopholis moreotica. “ nigropunctata. Tropidosaura algira*. Stellio vulgaris *. (Uromastix spinipes *.) Gymnodactylus Kotschyi. 2 geccoides. Hemidactylus verruculatus. Platydactylus facetanus. Thalassochelys corticata. Emys caspica. Cistudo lutaria. Testudo graeca. 5 nemoralıs. XIII. Russland (ohne Krim). . (Trigonocephalus halys.) Vipera ammodytes. . Pelias berus. . Tarbophis vivax. . (Psammophis sibilans.) ;. Coelopeltis lacertina. . Tropidonotus tessellatus (hy- drus). r natrix. . Elaphis dione. 10. LI ” sauromates. Zamenis Dahlıi. - Geographische Verbreitung. 571 12. Zamenis viridiflavus (caspius). 31. Emys caspica. 13. Callopeltis 4-lineatus. 32. Cistudo lutaria. 14. Coronella austriaca. ı h iaamlus. XIV. Taurische Halbinsel. 16. Ophiomorus miliaris. 1. Tropidonotus tessellatus (hy- 17. Anguis fragilis. drus). 18. Ablepharus pannonicus. 2. 5 natrix. 19. Pseudopus apus. 3. Elaphis sauromates. 20. Ophiops elegans. 4. Zamenis viridiflavus (caspius). 21. Podarcis velox. 5. Callopeltis 4-lineatus. 22. „ varıabilis. 6. Anguis fragilıis. 23. Lacerta muralıs. 7. Pseudopus apus. 24. a taurica. 8. Podarcis varıabılıs. 25., „ ,_ Yivipara. 9. Acanthodactylus Sa- 26. 2 agılıs. vienyi. 2. M viridis. 10. Lacerta taurica. 28. Phrynocephalus auritus. 11. „ vivipara. 29. Agama sanguinolenta. 12. = agılıs. 30. Stellio vulgaris. 13. Cistudo lutaria. Um nun das numerische Verhältniss der diesen Gebieten zu- kommenden Kriechthiere noch übersichtlicher beisammen zu haben, wollen wir die den einzelnen Faunen zustehenden Arten in Zahlen ausgedrückt neben einander tabellarisch zusammenstellen. Da, wie wir aus der obigen Aufzählung ersehen, in Island bisher noch keine Reptilien beobachtet wurden, so werden wir in der Folge von dieser Insel ganz absehen, und haben somit in den einzelnen Ländern die 42 Gattungen hinsichtlich ihrer Arten in nachfolgender Weise ver- theilt. (Siehe Tabelle auf S. 572 und 573.) Reptilien. "Josut uorslagl de. pun +| "eu La -uolaru 3 epusf | -suscr | ua [-Ipur uarıkı] world -1OPpaIN rd Br pueAS "pu ray | Ann | “AIrH -uey[eg umwdun Ei es FE EN BE E RD "smSuy - + sniomorydg Se N e ENTETE Pa u Kr, sdoyd£]L wu. 8 we x ie © BTguoron 000 sigpourgy - . * . smpedopeg EB sıuawerz “0. + sdomag oo... 0 0. sıyderg - - snyouopidons, .... spedopon . + + sıydowwesq .. . + stydoqaz], ee. semad one 0. Body * snjeydaoouostu]), snu9an en Geographische Verbreitung. YA nm a nn = | "opngsa], er op sku - sÄ[eypossejeyf * - uoaferueyg snj4pepÄyeld °- snj(pepiurg ° snpipeporfiyd * snp/pepouukn) ° * * xsewonn 2 2 SF ous 0.0. gurdy snjeydaoouAıyd eınesoprdo, sıpoydogon “2 0. egaader] snwoıpowwesd snj4pepoyyueoy sto.ıepod sdorydo ° - sndopnasq “+ snysduog 574 Reptilien. Aus dieser Zusammenstellung — in welcher die Sternchen und Klammern die bereits früher erwähnte Bedeutung haben — kann man sowohl die Reptilienfauna der verschiedenen Länder, als auch die den einzelnen Gattungen zukommenden Verbreitungsbezirke oder Areale sehr gut übersehen; wenn wir nun vorerst die verschiedenen Specialfaunen betrachten, so können wir die Länder Europas hin- sichtlich der ihnen zukommenden Artenmenge in folgender, ab- steigender Weise aneinanderreihen. Es enthält nämlich: 1. Die Balkan-Halbinsel . . . . 35 Arten in 27 Gattungen. 2. Italien. . . BE £ 3. Russland (ohne Be): a RR ET N 4. Die pyrenäische Halbinsel . . 31 „ „22 5 EI ee ie 6. Illyrien und Dalmatien . : 25, IL mis = 7. Ungarn und die EB ikeninuder aa a 8. Die taurische Halbinsel . . . 3 „ „10 H 9. Deutschland . . . 28% 5 IH x: 10. Die Niederlande und Hlloien a e 11. Skandinavien . . el A, 2 ri 12. Grossbritannien "und Irland . re 4 13. Di FE : Es entfallen demnach auf die Balkan-Halbinsel, auf Italien und Russland sowie auf die pyrenäische Halbinsel etwa die Hälfte, auf Frankreich und Illyrien sammt Dalmatien über ein Drittel, auf Un- garn und die Karpathenländer, desgleichen auf die taurische Halb- insel und Deutschland etwa ein Fünftel, auf die Niederlande und Belgien, auf Skandinavien, auf Grossbritannien sammt Irland sowie auf Dänemark aber nur beiläufig ein Zehntel aller einheimischen Kriechthiere. Von eigenthümlichen Arten, die ausserhalb der be- treffenden Gebiete nicht vorkommen, finden sich in Russland 6 (Trigonocephalus halys, Elaphis dione, Ophiops elegans, Podarcis velox, Phrynocephalus auritus, Agama samguinolenta), auf der pyre- näischen Halbinsel 3 (Blanus cinereus, Acanthodactylus lineo-macu- latus, Chamaeleon vulgaris), auf der Balkan-Halbinsel ebenfalls 3 (Typhlops lumbricalis, Notopholis moreotica, @ymmodactylus geccoides), in Italien 2 (Notopholis Fitzingeri, Phyllodactylus ewropaeus) und auf der Krim endlich nur 1 Art (Acanthodactylus Savignyi). Auch sind von der Species mancher Faunen einzelne ausschliesslich pelasgische Thiere, welche auf den betreffenden Festländern vollkommen fehlen und nur auf den dazu gehörigen Inseln vorkommen; dies ist bei Italien mit 7 (Coelopeltis lacertina, Tropidonotus viperinus, Periops hippocrepis, Gongylus ocellatus, Lacerta taurica, Notopholis Fitzingeri, (Geographische Verbreitung. 575 Phyllodactylus europaeus), bei der Balkan-Halbinsel ebenfalls mit 7 (Tropidonotus viperinus et tessellatus, Eryx jaculus, Gongylus ocel- latus, Tropidosaura algira, Stellio vulgaris, Uromastix spinipes), bei der pyrenäischen Halbinsel mit 1 (Testudo graeca) und bei Frank- reich auch nur mit 1 Art (Lacerta oxycephala) der Fall. Betrachten wir jetzt die den einzelnen Gattungen und Arten zukommenden Verbreitungsbezirke, so finden wir, dass unter den ersteren die Genera T’ropidonotus, Anguis und Lacerta als echt euro- päische Charaktergattungen anzusehen sind, indem sie, obwohl nicht immer in denselben Arten, so doch über alle 13 Ländergebiete ver- breitet sind; diesen zunächst steht dann die Gattung Coronella, welche — vielleicht mit Ausnahme der Krim — ebenfalls durch fast ganz Europa vorkommt. Hierauf folgt dann das Genus Pelias, das in 11 Gebieten vertreten ist und auf dieses in absteigender Reihe die Gattungen Callopeltis und Cistudo (in je 9 Gebieten), Vipera (in 8), Zamenis (in 7), Elaphis und Testudo (in je 6), Covelopeltis und Thalassochelys (in je 5), Pseudopus, Acamthodactylus, Hemidac- tylus, Platydactylus und Emys (in je 4), Tarbophis, Periops, Rhi- nechis, Seps, Ablepharus, Gongylus, Psammodromus und Notopholis (in je 3), Eryx, Ophiomorus, Podareis, Tropidosaura, Stellio sowie Gymnodactylus (in je 2) und endlich Trigonocephalus, Psammophis, Typhlops, Blanus, Ophiops, Phrynocephalus, Agama, Uromastix, Phyl- lodactylus und Chamaeleon (in je 1 Ländergebiete). Wenn wir nun in eben dieser Richtung auch die einzelnen Arten untersuchen, so können wir hierbei die in ihrer Gattung allein stehenden weglassen, da sich ihr Vorkommen bereits aus dem über das bezügliche Genus Gesagte ergiebt; betrefis der anderen Species mag Folgendes hervorgehoben werden: zu den in Europa am wei- testen verbreiteten Reptilien gehören ohne Zweifel Tropidonotus natrix, Coronella austriaca und Lacerta vivipara, da erstere in sämmt- lichen, die zwei letzteren hingegen in 11 Ländergebieten vorkommen; diesen schliessen sich dann in fallender Reihe an Lacerta agilis (in 10 Gebieten), Lacerta muralis (in 9), Vipera ammodytes und Lacerta viridis (in je 8), Zamenis viridiflavus und Tropidonotus tessellatus (in je 7), Callopeltis Aesculapii und Testudo graeca (in je 6), Vipera saspis und Callopeltis quadrilineatus (in je 5), Tropidonotus viperinus, Elaphis cervone, Lacerta oxycephala und taurica (in je 4), Zamenis Dahlü, Coronella girondica und Acanthodactylus vulgaris (in je 3), Elaphis sawromates, Coronella cueullata, Podarcis variabilis, Lacerta ocellata, Notopholis nigropunctata, Gymnodactylus Kotschyi und Te- studo nemoralis (in je 2), und endlich Elaphis dione, Podarcis velox, Acamthodactylus lineo-maculatus und Savignyi, Notopholis Fitzingeri und moreotica sowie @ymnodactylus geccoides (in je 1 Ländergebiete). 576 Reptilien. Um nun das zuletzt Besprochene übersichtlicher beisammen zu haben, wollen wir sämmtliche Genera und Species schliesslich nochmals unter Beifügung der von ihnen bewohnten Länder zu- sammenstellen, wobei wir von den weiter verbreiteten zu den we- niger verbreiteten herabsteigen. Klammern und Sternchen haben hier dieselbe Bedeutung wie im Früheren. Fassen wir vorerst die Gattungen ins Auge, so ergiebt sich nachstehende Reihenfolge: 1. Tropidonotus: Skandinavien, Grossbritannien und Irland, Däne- mark, Niederlande und Belgien, Frankreich, pyren. Halb- insel, Deutschland, Italien, Illyrien und Dalmatien, Ungarn und Karpathenländer, Balkan-Halbinsel, Russland, Krim. 2, Lacerta: Skandinavien, Grossbritannien und Irland, Dänemark, Niederlande und Belgien, Frankreich, pyren. Halbinsel, Deutschland, Italien, Illyrien und Dalmatien, Ungarn und Karpathenländer, Balkan-Halbinsel, Russland, Krim. 3. Anguis: Skandinavien, Grossbritannien, Dänemark, Niederlande und Belgien, Frankreich, pyren. Halbinsel, Deutschland, Italien, Illyrien und Dalmatien, Ungarn und. Karpathen- länder, Balkan-Halbinsel, Russland, Krim. 4. Coronella: Skandinavien, Grossbritannien, Dänemark, Nieder- lande und Belgien, Frankreich, pyren. Halbinsel, Deutsch- land, Italien, Illyrien und Dalmatien, Ungarn und Karpathen- länder, (Balkan-Halbinsel), Russland. 5. Pelias: Skandinavien, Grossbritannien, Dänemark, Niederlande und Belgien, Frankreich, pyren. Halbinsel, Deutschland, Italien, (Ilyrien und Dalmatien), Ungarn und Karpathen- länder, Russland. 6. Cistudo: Frankreich, pyren. Halbinsel, Deutschland, Italien, Illy- rien und Dalmatien, Ungarn und Karpathenländer, Balkan- Halbinsel, Russland, Krim. 7. Callopeltis: Frankreich, pyren. Halbinsel, Deutschland, Italien, Illyrien und Dalmatien, Ungarn und Karpathenländer, Balkan-Halbinsel, Russland, Krim. 8. Vipera: Frankreich, pyren. Halbinsel, Deutschland, Italien, Ily- rien und Dalmatien, Ungarn und Karpathenländer, Balkan- Halbinsel, Russland. 9. Zamenis: Frankreich, Italien, Illyrien und Dalmatien, Ungarn und Karpathenländer,.Balkan-Halbinsel, Russland, Krim. 10. Elaphis: Frankreich, Italien, Dalmatien, Balkan-Halbinsel, Russ- land, Krim. 11. Testudo: Frankreich, (pyren. Halbinsel *), Italien, Dalmatien, Ungarn, Balkan-Halbinsel. an Geographische Verbreitung. 577 . Coelopeltis: Frankreich, pyren. Halbinsel, (Italien *), Dalmatien, Russland. . Thalassochelys: Frankreich, pyren. Halbinsel, Italien, Illyrien und Dalmatien, Balkan-Halbinsel. . Platydactylus: Frankreich, pyren. Halbinsel, Italien, Balkan- Halbinsel. . Hemidactylus: Frankreich, Italien, Dalmatien, Balkan-Halbinsel. . Emys: Pyren. Halbinsel, Dalmatien, Balkan-Halbinsel, Russland. . Pseudopus: Istrien und Dalmatien, Balkan-Halbinsel, Russland, Krim. . Acanthodactylus: Frankreich, pyren. Halbinsel, Italien, Krim. . Tarbophis: Illyrıen und Dalmatien, Balkan-Halbinsel, Russland. . Ablepharus: Ungarn und Karpathenländer, Balkan - Halbinsel, Russland. . Notopholis: Italien *, Illyrıen (und Dalmatien?), Balkan-Halbinsel. . Gongylus: (Pyren. Halbinsel), Italien *, Balkan-Halbinsel *. . Periops: Pyren. Halbinsel, (Italien *), Balkan-Halbinsel. . Seps: Frankreich, pyren. Halbinsel, Italien. . Rhinechis: Frankreich, pyren. Halbinsel, Italien. . Psammodromus: Frankreich, pyren. Halbinsel, Italien. . Ophiomorus: Balkan-Halbinsel, Russland. . Tropidosaura: Pyren. Halbinsel, Griechenland *. . Eryx: Balkan-Halbinsel*, Russland. . Podarecis: Russland, Krim. . Gymnodactylus: Italien, Balkan-Halbinsel. . Stellio: Balkan-Halbinsel *, Russland. . Blanus: Pyren. Halbinsel. . Typhlops : Balkan-Halbinsel. . Ophiops: Russland. . Phyllodactylus: Italien”. . Phrynocephalus: Russland. . Agama: Russland. . Chamaeleon: Pyren. Halbinsel. . Uromastix : (Balkan-Halbinsel *). . Psammophis: (Russland). . Trigonocephalus: (Russland). Wenn wir nun endlich in gleicher Weise auch sämmtliche Arten einander reihen, so erhalten wir unter gleichzeitiger Angabe ihrer Verbreitungsbezirke nachstehende Folge: 1. Tropidonotus natrix: Skandinavien, Grossbritannien und Irland, Dänemark, Niederlande und Belgien, Frankreich, pyren. Halbinsel, Deutschland, Italien, Illyrıen und Dalmatien, Schreiber, Herpetologia europaea. 37 578 Du 10. 11. 13. Reptilien. Ungarn und Karpathenländer, Balkan-Halbinsel, Russland, Krim. . Anguis fragilis: Skandinavien, England, Dänemark, Niederlande und Belgien, Frankreich, pyren. Halbinsel, Deutschland, Italien, Illyrien und Dalmatien, Ungarn und Karpathen- länder, Balkan-Halbinsel, Russland, Krim. . Coronella austriaca: Skandinavien, England, Dänemark, Nieder- lande und Belgien, Frankreich, (pyren. Halbinsel), Deutsch- land, Italien, (Illyrien und Dalmatien), Ungarn und Kar- pathenländer, Russland. . Lacerta vivipara: Skandinavien, Grossbritannien und Irland, Dänemark, Niederlande und Belgien, Frankreich, Deutsch- land, Italien, Illyrien (und Dalmatien ?), Ungarn und Kar- pathenländer, Russland, Krim. . Pelias berus: Skandinavien, England, Dänemark, Niederlande und Belgien, Frankreich, pyren. Halbinsel, Deutschland, Italien, (Illyrien und Dalmatien), Ungarn und Karpathen- länder, Russland. . Lacerta agilis: Schweden, England, Dänemark, Niederlande und Belgien, Frankreich, pyren. Halbinsel, Deutschland, Ungarn und Karpathenländer, Russland, Krim. . Cistudo lutaria: Frankreich, pyren. Halbinsel, Deutschland, Ita- lien, Ilyrien und Dalmatien, Ungarn und Karpathenländer, Balkan-Halbinsel, Russland, Krim. . Lacerta muralis: Niederlande und Belgien, Frankreich, pyren. Halbinsel, Deutschland, Italien, Illyrien und Dalmatien, Ungarn und Karpathenländer, Balkan -Halbinsel, Russ- land. . Lacerta viridis: Frankreich, pyren. Halbinsel, Deutschland, Ita- lien, Illyrıen und Dalmatien, Ungarn und Karpathenländer, 3alkan-Halbinsel, Russland. Vipera ammodytes: Frankreich, pyren. Halbinsel, Deutschland, Italien, Illyrien und Dalmatien, Ungarn und Karpathen- länder, Balkan-Halbinsel, Russland. Tropidonotus tessellatus: Deutschland, Italien, Illyrien und Dal- matien, Ungarn und Karpathenländer, Balkan-Halbinsel *, Russland, Krim. . Zamenis viridiflavus: Frankreich, Italien, Illyrien und Dalmatien, Ungarn und Karpathenländer, Balkan-Halbinsel, Russland, Krim. Callopeltis Aesculapiü: Frankreich, pyren. Halbinsel, Deutschland, Italien, Illyrien und Dalmatien, Ungarn und Karpathen- länder. 14. 15. 16. IT. 18. 29: 20. 21. 22. 23. 24. 25. 26. 27. 28. 29. 30. 31. 32. 33. 34. "35. 36. 37. 38. 39. 40. 41. Geographische Verbreitung. 579 Testudo graeca: Frankreich, (pyren. Halbinsel*), Italien, Dal- matien, Ungarn, Balkan-Halbinsel. Callopeltis quadrilineatus : Italien, Illyrien und Dalmatien, Balkan- Halbinsel, Russland, Krim. Coelopeltis lacertina: Frankreich, pyren. Halbinsel, (Italien *), Dalmatien, Russland. Vipera aspis: Frankreich, pyren. Halbinsel, Italien, Deutschland, Illyrien. Thalassochelys corticata: Frankreich, pyren. Halbinsel, er Illyrien und Dalmatien, Balkan-Halbinsel. Platydactylus facetanus: Frankreich, pyren. Halbinsel, Italien, Balkan-Halbinsel. Hemidactylus verruculatus: Frankreich, Italien, Dalmatien, Bal- kan-Halbinsel. Elaphis cervone: Frankreich, Italien, Dalmatien, Balkan-Halb- insel. Emys caspica: Pyren. Halbinsel, Dalmatien, Balkan-Halbinsel, Russland. Pseudopus apus: Istrien und Dalmatien, Balkan-Halbinsel, Russ- land, Krim. Tropidonotus viperinus: Pyren. Halbinsel, Frankreich, Italien *, (Balkan-Halbinsel *). Lacerta oxycephala: Pyren. Halbinsel, Frankreich *, Italien, Dal- matien. Lacerta taurica: (Italien *), Balkan-Halbinsel, Russland, Krim. Tarbophis vivax: Illyrien und Dalmatien, Balkan -Halbinsel, Russland. Ablepharus pannonicus: Ungarn, Balkan-Halbinsel, Russland. Coronella girondica: Pyren. Halbinsel, Frankreich, Italien. Seps chalcides: Pyren. Halbinsel, Frankreich, Italien. Rhinechis scalaris: Pyren. Halbinsel, Frankreich, Italien. Periops hippocrepis: Pyren. Halbinsel, (Italien *), Balkan-Halb- insel. Zamenis Dahlii: Dalmatien, Balkan-Halbinsel, Russland. Gongylus ocellatus: (Pyren. Halbinsel), Italien*, Balkan-Halb- insel *. Psammodromus hispanicus: Pyren. Halbinsel, Frankreich, Italien. Acanthodactylus vulgaris: Spanien, Frankreich, Italien. Testudo nemoralis: Italien, Balkan-Halbinsel. Lacerta ocellata: Spanien, Frankreich. Ophiomorus miliaris: Balkan-Halbinsel, Russland. Podarcis variabilis: Russland, Krim. Notopholis nigropunctata: Ilyrien, Balkan-Halbinsel. 57* 580 Reptilien. . 42. Tropidosaura algira: Pyren. und Balkan-Halbinsel. 43. Elaphis sauromates: Russland, Krim. 44. Ery& jaculus: (Balkan-Halbinsel *), Russland. 45. Stellio vulgaris: Balkan-Halbinsel*, (Russland). 46. Gymmodactylus Kotschyi: Italien, Balkan-Halbinsel. 47. Coromella cucullata: Spanien, (Balkan-Halbinsel). 48. Blanus cinereus: Pyren. Halbinsel. 49. Typhlops lumbricalis: Balkan-Halbinsel. >) Ophiops elegans: Russland. 5Y. Podareis velox: Russland. #2. Gymnodactylus aeccoides : Balkan-Halbinsel. 53. Notopholis moreotica: Balkan-Halbinsel. 54. Elaphis dione: Russland. 55. Acamthodactylus lineo-maculatus: Spanien. 56. Acanthodactylus Savignyi: Krim. 57. Phyllodactylus europaeus : Sardinien *. 58. Notopholis Fitzingeri: Sardinien *. 59. Phrynocephalus auritus: Russland. 60. Agama sanguwinolenta: Russland. 61. Chamaeleon vulgaris: Spanien. 62. Uromastix spinipes: (Creta*). 63. Psammophis sibilans: (Russland). 64. Trigonocephalus halys: (Russland). Damit wir nun über alles bisher Gesagte einen Gesammtüber- blick gewinnen, wollen wir zum Schlusse noch eine die Verbreitung aller Gattungen und Arten ersichtlich machende Tabelle hinzufügen, in der wir die Genera durch römische, die sie umfassenden Species aber durch arabische Ziffern bezeichnen und endlich noch die in Procenten ausgedrückte Anzahl der Reptilien den einzelnen Länder- gebieten beigeben. Es gestaltet sich hiermit eine Totalübersicht der verschiedenen Localfaunen mit Rücksicht aller in denselben vertretenen Gattungen und Arten, sowie auch der ihnen zukommenden eigenthümlichen Formen in nachstehender Weise: 581 Geographische Verbreitung. LA GEEAN SIEX ° [pswrgjeg oyostıney, Eile X STEIIR E08 AIR (ULY ouyo) purjssuy ZT 'IIX ER 1 SEFTEARX " ° Psutgfeg-uegjeg gS I ON ESID< d9puejuaygediey pun uesun SA SLEXT 6% 'IHAX ° * » uogempeg) pum wortÄlgT ST IX EX FE "AIXX En TTS REUSUCH SH ZEN ST "IIIA ° * puepyosmmaq EEIX I IA | TE 'IXX * jsurqfey "uaakdg EI 'IIIA oT 'XI 216 "XIX ... .* yoıyueıg rl s "II N uorsfog .pun apur[iopain ee u SEI 9 ner euraireg "A & UI "II IN puepıf pun uoruweyagssonmg gs I "III ° * uoTAwumpueyg “Truopayy | “Iermeg | “orprydo — HACHETS) yaoıgqan Igezusy1y |oyorpumyyuasıy uoreq "usJu9901g UI "U9ULIOA 582 Reptilien. Wenn wir aus dieser Tabelle auch keinerlei neue Thatsachen ersehen, so ist sie doch geeignet uns über die Menge und Verthei- lung der Reptilien in den einzelnen Localfaunen eine vergleichende Uebersicht zu verschaffen. Vor allem tritt aber bei Durchsicht der- selben die grosse Gleichförmigkeit der nördlichen Faunengebiete, sowie die fast plötzliche und sehr bedeutende Zunahme der Kriech- thiere nach Süden hin sofort hervor; desgleichen fällt bei Russland die verhältnissmässig grosse Zahl der eigenthümlichen Formen in die Augen, ein Umstand, der durch das westliche Vordringen einiger asiatischer Arten bedingt wird und der Reptilienfauna dieses Landes einen theilweise schon sehr fremdartigen Charakter verleiht. Um nun die geographischen Beziehungen unserer Classe noch besser hervortreten zu lassen, bleibt uns endlich noch die Auf- gabe übrig, die Vertheilung der Kriechthiere über jene grösseren Theile unseres Faunengebietes zu untersuchen, die wir nach ihrer Lage als Nord-, Mittel- und Südeuropa bezeichnen. Ersteres, als dessen Südgrenze etwa der 55. Gr. nördl. Br. angenommen werden kann, umfasst ausser der hier gar nicht in Betracht kommenden Insel Island noch Schottland, das nördliche Dänemark, Skandinavien und Nordrussland; zu Mitteleuropa, vom 55. bis 45. Gr. nördl. Br. reichend, gehört Irland, England und das südliche Dänemark; ferner die Niederlande und Belgien mit dem grössten Theile Frankreichs, dann Deutschland mit dem nördlichsten Theile Italiens und mit Illy- rien, Ungarn und die Karpathenländer sowie das übrige Russland mit Ausnahme von Nordkaukasien. Südeuropa endlich umfasst alle vom 45. Gr. nördl. Br. nach abwärts gelegenen Länder, wie die pyrenäische Halbinsel, Südfrankreich und Italien, Dalmatien, die Balkan-Halbinsel und Nordkaukasien. Wir wollen nun im Nachfolgenden die diesen drei Faunen- gebieten zukommenden Reptilien zusammenstellen, wobei wir, um die vergleichende Uebersicht zu erleichtern, die gleichnamigen Arten neben einander stellen, den Raum für etwa fehlende Species durch Striche ersetzend. Es finden sich demnach in: | (Siehe S. 584 und 585.) Nachdem wir hier die Arten zusammengestellt, wollen wir nun in gleicher Weise auch noch die Genera neben einander reihen, da dadurch der Ueberblick derselben und in Folge dessen auch die sich daraus ergebenden Schlüsse noch besser und deutlicher hervortreten. Es finden sich nämlich in den drei Haupttheilen Europas fol- gende Reptiliengattungen: Geographische Verbreitung. 583 Nordeuropa. Mitteleuropa. Südeuropa. — 1. (Trigonocephalus.) En 1. Vipera. 2. Vipera. 1, Pelias. 2. Pelias. 3. Pelias. — 3. Tarbophis. 4. Tarbophis. — 4. Psammophis. — > — 5. Coelopeltis. 2. Tropidonotus. 5. Tropidonotus. 6. Tropidonotus. — 6. Elaphıs. 7. Elaphis. En = 8. Periops. — 7. Zamenis. 9. Zamenis. — S. Callopeltis. . 10. Callopeltis. — —_ 11. Rhinechis. 3. Coronella. 9. Coronella. 12. Coronella. — — 13. Eryx. — = 14. Typhlops. _- — 15. Blanus. — — 16. Ophiomorus. 4. Anguis. 10. Anguis. 17. Anguıs. — — 18. Seps. — 11. Ablepharus. 19. Ablepharus. — = 20. Gongylus. — 12. (Pseudopus.) 21. Pseudopus. = Zu 22. Ophiops. — 13. Podareis. 23. Podarcıs. E= 14. (Acanthodactylus.) 24. Acanthodactylus. = — 25. Psammodromus. . Lacerta. 26. Lacerta. — . 16. Notopholis. 27. Notopholis. = == 28. Tropidosaura. == 17. (Phrynocephalus.)- 29. Phrynocephalus. = 18. (Agama.) 30. Agama. = - 31. Stellio. —_ — 32. (Uromastıx”.) = == 33. Gymnodactylas. SE = 34. Phyllodactylus. == — 35. Hemidactylus. 7 a 36. Platydactylus. Fe = 37. Chamaeleon. — 19. (Thalassochelys.) 38. Thalassochelys. = 39. Emys. - 20. Cistudo. 40. Cistudo. — — 41. Testudo. © lo! e) =) & ler er 8 jet ot Reptilien. 584 DELFOTTU Doc co ‚snoruouued snaegdorqy 'sopıopeyo sdag 'sıptde.gz sınduy "SLIEITTUL SnIOWOLgIO "SNIAAUTD SNUBTEL sıpworzquung sdopydAL, ‚snpnoel xAıy ‘(edeLasne) b "BILPLOALO “ "eyepfnond vIfouo.1oN "SLIBTBOS SIUOSULUY ‚ıdemasay % "eyeoutgLipenb srypodorgen ' ‚SNARTFIPLATA s "Ipyeg Stuowez ‚stdomoddıy sdorıog "HUOAAOD x *SIPBLWO.AMBS ® "9uorp stydersz "XLeu $ snye][2sso} 2 : ‚snurgodta snyouoprdors, ' "BUTLIOIBT styppdofaoN "XBALA Sıydoqae], "85 EG - "95 "GG ‘76 "85 "66 "Is "05 "61 "sı "ZI "snaoq serog "F side -soyApowue waodıy (sifeq snpeydooouostLLL,) "edoanspns E 'G "I ‚snommouued snıeydaerqy "91 side) sımduy "BOBLIISNE BILOUOLON "ırdepnosoy $ "SNATHIPLITA SIUo wezZ (Z9U0A.199) “ "SIBWOANBS 5 ‘9uorp styders "XLIyeu eh, ‚snyepfosso} snyouoprdons, (‚swegtqis sıgdourwesg), "xeAra stydoq.ue], "snaog Seıfod au © -soy4powuuw wrodıy -edoansT9I4}T N "ET TI "El (eyeaurgrapenb sıyppdorey) "SI u S-5O Hana sıpdey smöuy 'F "BORLASNR B[OU0LON) 'E "xııyeu snyouoprdol], 'Z “snaoq sepod "I "gdoamspIoN "SI[EIOWOU 5 z9 ! "2998.13 OPNIS3], "II "erten] OpngSt,) 09 -eordseo sAwurg '6G "®7891}.109 SAJOY9OSSEIEQJ, '8G "STIBSTNA UOHTERUELN) "LG "SNnUB39987 snfÄppepÄyerg '9€ ‚snyeTnonLIOA SnJÄpeprwog 'CG -„snoedoana snj4goepopfÄyg "FG 'S9PLO9999 “ "eG -[Ägosgoyyp snfiyoepouukn 'zG („sodturds xrysewoaf]) "TG "SLIBSTNA OI[EIS '0G "eIIDJoUINSUBS BURAYV "GP ‚snyuine snpeydaooukayg 'gF "eatofe wanesoptdorz ‘IF eyeppund-o1stu = '9# "B9TI09.I0UL e "CH "„Modurzy,g stroydogon "FF SIDE : "87 (SIJLOR) B4IODR] 'Gp ereg00 ° 7 "eoLine en: 'sıpeanur “ 68 "epeqdoosAxo BY19ORT 'ge ‘snoruedsig snworpourwesg "€ 585 Geographische Verbreitung. "SLIBSTNA 2 "98 "Lustarg ö og "SnYeTnIeU-oaum SnfÄpepoyyuwosy ‘FE SEN ELTEA Ba: "XOI3BaA STVJPNYOL ’rCc "erzemf OPNISIT '6G ("eye91}.109 SAToQ9oSsse[eQL) "8% (“eyuojoumdues ewedy) 'Ig (suyune snpeydooou£kıyg) 9% ryepund-oaSıu stpoydogon "GG BIpLIER a er 'SUILSR # "EG "eıedIatA epIOder] '7Z (estiney) ‘ NG "SILANUL BJIOHeTT '0Z "ıÄustaeg snpÄgoepogyueaY "GT "SITTIGBLIBA SIOTePOT "SI 'SıpLo® “ 2) "BiediAtA 821909@] 'G 586 Reptilien. Endlich wollen wir zur Vervollständigung des Bildes noch sämmtliche Familien nach ihrem Vorkommen in den drei Haupt- faunen zusammenstellen, wobei wir die einer Familie entsprechenden Genera durch römische, die darauf entfallenden Arten aber durch arabische Ziffern bezeichnen. Es zeigen sich nämlich die Reptilien nach den einzelnen Familien in den drei Hauptgebieten unserer Fauna in nachstehender Weise vertheilt: re Nordeuropa. | Mitteleuropa. | Südeuropa. Bothrophes . Viperidae Colubridae . Peropodes Scolecophides . Amphisbaenidae . Seineidae . . Chalcides Lacertidae Iguanidae Ascalabotae Chamaeleontidae Thalassites . Paludites . Chersites . Die Schlussfolgerungen, welche wir nun aus den bisher ge- machten Zusammenstellungen ziehen können, sind ohne Schwierig- keit ersichtlich. Vor allem ist hieraus die bedeutende Zunahme der Kriechthiere von Norden nach Süden zu in die Augen springend, indem schon Mitteleuropa fast fünfmal, Südeuropa aber über zehn- mal so viel Arten besitzt als Nordeuropa, da nämlich der Norden kaum den zehnten (6 Arten), Mitteleuropa weniger als die Hälfte (29 Arten), der Süden hingegen nahezu alle (62 Arten) der auf un- seren Welttheil entfallenden Reptilien enthält. Aus einer Verglei- chung der diesen drei Hauptgebieten zukommenden Artenmenge ergiebt sich ferner, dass die nördliche Fauna hinter der mitteleuro- päischen um 23, hinter der südeuropäischen aber um 56 Species zurückbleibt, während diese jene wieder um 33 Arten übertrifft. Geographische Verbreitung. 587 Noch auffallender tritt aber der Reptilienreichthum Südeuropas her- vor, wenn wir auf die einzelnen Genera Rücksicht nehmen, indem — wenn wir etwa von der in den unteren Dongegenden überhaupt nur äusserst selten vorkommenden Gattung Psammophis absehen — der Süden alle in unserem Welttheile vorkommenden Genera ent- hält; erwägen wir noch, dass Nordeuropa nur 5, Mitteleuropa 20, Südeuropa hingegen 41 Gattungen besitzt, so sehen wir, dass sich die Menge derselben in den drei Hauptfaunen etwa wie die Zahlen l zu 4 und zu 8 verhalten, dass also Mitteleuropa viermal, Südeuropa dagegen achtmal so viel Genera beherbergt, als der Norden. Betrefis der für die einzelnen Faunengebiete charakte- ristischen Arten mag noch hervorgehoben werden, dass der Norden gar keine, Mitteleuropa kaum eine (Psammophis), Südeuropa aber nicht weniger als 35 ihm eigenthümliche Formen besitzt, so dass auf diese Weise über die Hälfte aller einheimischen Kriechthiere ausschliesslich auf den Süden unseres Welttheiles beschränkt er- scheint; da ferner von der Gesammtzahl der europäischen Reptilien in der südlichen Fauna nur zwei Arten fehlen, und alle Nordeuropäer auch in Mitteleuropa vertreten sind, so ersieht man auch, dass den im Norden vorkommenden Formen eine viel weitere Verbreitung nach Süden hin zukommt, als dies umgekehrt mit den südlichen Arten der Fall ist. Wenn wir nun endlich noch die über die Fa- milien gemachte Zusammenstellung überblicken, so sehen wir, dass von den 15 Familien, welche unsere einheimischen Kriechthiere umfassen, nur vier (Viperidae, Colubridae, Scineidae und Lacertidae) über alle drei Faunengebiete, wenn auch in sehr verschiedener Zahl von Gattungen und Arten, verbreitet sind, während im Süden keine einzige Familie der Vertretung entbehrt; auch mag noch bemerkt werden, dass die sieben Familien der bothrophes, Peropodes, Scoleco- phides, Amphisbaenidae, Ascalobotae, Chamaeleontidae und Chersites ausschliesslich, die der Chalcides, Iguanidae und Thalassites aber vorzugsweise auf Südeuropa beschränkt erscheinen. Natürlich ist die geographische Verbreitung der einzelnen Fami- lien, Gattungen und Arten, wenn sie auch zur selben Fauna gehören, doch häufig eine sehr ungleichartige, da sie selbstverständlich über ein bald geringeres, bald grösseres Areale eines und desselben Ge- bietes ausgedehnt sein können. Die weiteste Flächenverbreitung unter allen einheimischen Arten scheinen Tropidonotus natrix, An- guis fragilis und Pelias berus zu haben, da die ersteren fast gleich- mässig über ganz Europa vertheilt sind, während letztere nach Norden zu sogar den Polarkreis überschreitet, indem sie selbst noch bei Quickjock in den Lappenmarken unterm 67.Gr. nördl. Br. ange- -troffen wird; den genannten Arten dürften Coronella austriaca und 588 Reptilien. Lacerta vivipara an Ausdehnung ihres Areales etwa am nächsten kommen. Nachdem wir nun die Verbreitung unserer Thiere von Norden nach Süden hin verfolgt, wollen wir noch den Westen und Osten un- seres Welttheiles einer ähnlichen, vergleichenden Betrachtung unter- ziehen, wobei wir den 35. Gr. östl. L. als Grenze zwischen West- und Osteuropa annehmen; zu ersterem gehören sonach die britischen Inseln und fast ganz Skandinavien, ferner Dänemark, die Nieder- lande und Belgien, sowie Frankreich und die pyrenäische Halbinsel, endlich noch Deutschland, Italien, Illyrıien und Dalmatien; Osteuropa hingegen umfasst Ungarn und die Karpathenländer, sowie Russland mit der Krim und die Balkan-Halbinsel. Stellen wir nun für beide Theile zuerst die Arten in einer der früheren analogen Weise zusammen, so ergiebt sich folgende Ueber- sicht: Westeuropa. Osteuropa. _ 1. (Trigonocephalus halys.) 1. Vipera ammodytes. 2. Vipera ammodytes. Bully aRpib, — 3. Pelias berus. 3. Pelias berus. 4. Tarbophis vivax. 4. Tarbophis vivax. — 5. (Psammophis sibilans.) 5. Coelopeltis lacertina. 6. (Coelopeltis lacertina.) 6. Tropidonotus viperinus. 7. (Tropidonotus viperinus *.) T. $ tessellatus. 8. F tessellatus(hydrus). 8 R natrix. 9; 8 natrix. Zus 10. Elaphis dione. —_ Klıman, sauromates. 9. Elaphis cervone. 1asWwN,) (cervone). 10. Periops hippoecrepis. 13. Periops hippocrepis 11. Zamenis Dahlıı. . Zamenis Dahlıı. 12. „ | viridiflavus. 15. „ Viridiflavus (caspius). 13. Callopeltis quadrilineata. 16. Callopeltis quadrilineata. 14. 5 Aesculapii. 17; 4 Aesculapii. 15. Rhinechis scalaris. — 16. Coronella cucullata. 18. (Coronella ceucullata.) 17. 5 girondica. u 18. > austriaca. 19. Coronella austriaca. — 20. Eryx jaculus. - 21. Typhlops lumbricalıs. 19. Blanus cinereus. 20. 21. 24. 25. 26. 27. 28. 29. 30. 31. 32. 33. 34. 35. 36. 37. 38. 39. 40. 41. Geographische Verbreitung. | Anguis fragilıs. Seps chalcides. . Gongylus ocellatus. . Pseudopus apus. Acanthodactylus lineo-macu- latus. Acanthodactylus vulgaris. Psammodromus hispanicus. Lacerta oxycephala. a muralıs. Lacerta ocellata. ä vivipara. a agılıs. a viridis. Notopholis Fitzingeri *. Notopholis nigro-punctata. Tropidosaura algira. Gymnodactylus Kotschyi. Phyllodactylus europaeus*. Hemidactylus verruculatus. Platydactylus facetanus. Chamaeleon vulgaris. Thalassochelys corticata. 22 23 24 25 26 27 28 29. 30 36 37. 38. 39 40 41 42 45 44. 45 46 47 . Ophiomorus miliaris. . Anguis fragilis (Otophis). . Ablepharus pannonicus. . Congylus ocellatus *. . Pseudopus apus. . Ophiops elegans. . Podarcis velox. Pe varlabilıs. . Acanthodactylus Savignyi. . Lacerta muralıs. „ taurica. . Lacerta vivipara. agılıs. viridis. ” ” . Notopholis moreotica. > nigro-punctata. Tropidosaura algira”. . Phrynocephalus auritus. . Agama sanguinolenta. . Stellio vulgaris. . (Uromastix spinipes”.) . Gymnodactylus Kotschyi. = geccoides. . Hemidactylus verruculatus. . Platydactylus facetanus. . Thalassochelys corticata. 989 42. Emys caspica (sigriz). 48. Emys caspica. 43. Cistudo lutaria. 49. Cistudo lutaria. 44. Testudo graeca. 50. Testudo graeca. 20 a nemoralis. m 6. nemoralis. Stellen wir nun auch die Genera in gleicher Weise zusammen, so ergiebt sich folgende Uebersicht: 590 er! 12. 13. 14. 15. 16. 17. 18. 19. 20. 21. Hovvaıoa0 Westeuropa. . Vipera. . Pelias. . Tarbophıis. . Coelopeltis. . Tropidonotus. . Elaphis. . Periops. Zamenis. . Callopeltis. . Rhinechis. . Coronella. Blanus. Anguis. Seps. Gongylus. Pseudopus. Acanthodactylus. Psammodromus. Lacerta. Notopholis. Tropidosaura. . Gymnodactylus. . Phyllodaetylus *. . Hemidactylus. . Platydactylus. . Chamaeleon. . Thalassochelys. . Emys. . Cistudo. . Testudo. Reptilien. HOW - en Osteuropa. . (Trigonocephalus.) . Vipera. . Pelias. . Tarbophis. . (Psammophis.) . (Coelopeltis.) . Tropidonotus. . Elaphis. . Periops. . Zamenis. . Callopeltis. . Coronella. . Eryx. . Typhlops. . Ophiomorus. . Anguis (Otophis). . Ablepharus. . Gongylus*. . Pseudopus. . Ophiops. . Podareis. . Acanthodactylus. . Lacerta. . Notopholis.* . Tropidosaura *. . Phrynocephalus. . Agama. . Stellio. . (Uromastix *.) . Gymnodactylus. . Hemidactylus. . Platydactylus. . Thalassochelys. . Emys. . Cistudo. . Testudo. Geographische Verbreitung. 591 Wenn wir nun endlich noch die in West- und Osteuropa ver- tretenen Familien in einer Tabelle zusammenstellen, so .erhält die- selbe, wenn wir wie im Früheren die Genera mit römischen und die in ihnen enthaltenen Species mit arabischen Ziffern bezeichnen, die nachstehende Form: Ramilie. Westeuropa. Osteuropa. | Bothrophes . | Viperidae Il. 3 I. 2 Colubridae - IX. 15 IX. 16 Peropodes = IE Scolecophides . = Ioudl Amphisbaenidae . 91 = Scineidae III. 3 IV. 4 Chalsıdesss an Inst I.1 | Lacertidae N a2 VI. 12 Iguanidae — IV. 4 Ascalabotae IV. 4 III. 4 Chamaeleontidae 171 — Thalassites . 1 mel. eBaladites mr... II. 2 4. 2 Chersites . . I. 2 12 Wenn wir nun die Resultate dieser letzten Zusammenstellungen überblicken, so ersehen wir, dass der Unterschied zwischen dem Westen und Osten unseres Erdtheiles allerdings bedeutend geringer ist, als der zwischen Nord-, Mittel- und Südeuropa; doch zeigt sich der Osten in jeder Hinsicht reicher als der Westen, indem letzterer nur 45, ersterer hingegen 51, also 6 Arten (etwa 9 Proc.) mehr enthält. Davon sind 32 Species beiden Gebieten gemeinschaftlich, während 13 nur dem Westen, 19 aber nur dem Osten zukommen. Sehen wir ferner auf die Gattungen, so finden wir das Uebergewicht des Ostens über den Westen auch in dieser Richtung bestätigt, indem der letztere nur 30, der erstere hingegen 36 Genera besitzt, also auf je 5 Gattungen in Westeuropa je 6 im östlichen Europa ent- fallen; gemeinsam zeigen sich in beiden Gebieten 24 Genera, an eigenthümlichen Gattungen enthält aber Osteuropa gerade doppelt so viel (12) als der Westen (6). Ein ähnliches Verhältniss finden 592 Reptilien. wir endlich noch in Hinsicht der Familien bestätigt, indem auch hier den 11 Familien des Westens 13 im Osten entgegenstehen; als beiden gemeinsam erweisen sich 9, an eigenthümlichen Familien kommen aber dem Osten auch wieder genau zweimal so viel (4) zu als dem Westen. Obwohl also die Differenz zwischen dem Westen und Osten unseres Welttheiles der zwischen Nord-, Mittel- und Südeuropa beobachteten weitaus nicht gleichkommt, so fällt sie doch in jeder Hinsicht zum Vortheile des Ostens aus, eine Thatsache, die ihre Er- klärung wohl hauptsächlich darin findet, dass mehrere westasiatische Formen ihre Verbreitung bis in die südöstlichen Gebiete unseres Welttheiles ausdehnen. Wenn wir endlich das über die Verbreitung der Kriechthiere in den fünf Haupttheilen Europas Angeführte zum Zwecke einer Endübersicht noch in einer Schlusstabelle zusammenfassen, so erhält dieselbe mit Rücksicht sämmtlicher einheimischen Gattungen und Arten die nachfolgende Form: Eigen- Artenzahl Gebiet. Genera. thümliche in Ophidier. Saurier. | Chelonier. | Formen. | Procenten. Nordeuropa . ) 1: 3 | Mitteleuropa | XXI. 29 | IX. 14 Südeuropa . | XLI. 62 | XIV. 23 | XXI. 34 Westeuropa. | XXX. 45 XI. 18 XV. 22 | Osteuropa . |XXXVI.51| XIV. 21 |xVIM. 25 Wenn wir nun aus all den bisherigen Ausführungen ein End- resultat ziehen wollen, so können wir dasselbe in der Form von drei Grundgesetzen kurz zusammenfassen; es ergiebt sich nämlich aus den über die geographische Verbreitung der Kriechthiere gepflo- genen Untersuchungen, dass: 1. die Anzahl der Reptilien von Norden nach Süden bedeutend, von Westen nach Osten aber in weit geringerem Grade zu- nimmt, 2. dass die Chelonier im Norden unseres Welttheiles vollkommen fehlen und 3. dass sich die Saurier und Ophidier in den einzelnen Gebieten so ziemlich das Gleichgewicht halten und nur im Süden die ersteren die letzteren bedeutend überwiegen. Geographische Verbreitung. 593 Indem wir hiermit die Untersuchungen über die geographische Verbreitung der europäischen Reptilien schliessen, wollen wir noch- . mals hervorheben, dass dieser ganze Abschnitt eben nur als ein Versuch anzusehen ist, welcher zu genaueren und allseitigen Be- obachtungen in dieser Richtung aneifern soll, da es auf diesem Wege allein möglich ist, das etwa Unvollständige und Unrichtige dieser Untersuchungen zu beseitigen und über die geographischen Be- ziehungen der einheimischen Kriechthiere ein genaues und voll- ständiges Bild zu erlangen. Schreiber, Herpetologia europaeä. 38 Ueber das Sammeln, Präpariren und Aufbewahren von Amphibien und Reptilien. Der Fang von Lurchen und Kriechthieren erheischt im Ganzen weit weniger Umständlichkeit, als der der Mitglieder irgend einer anderen Thierclasse, und wenn wir demungeachtet darüber Einiges anführen, so thun wir dies nur aus dem Grunde, weil vieljährige Erfahrungen sowie lange Beschäftigung mit diesem Gegenstande doch manche Vortheile an die Hand geben, deren Kenntniss nament- lich für den angehenden Herpetologen nicht ohne Interesse sein dürfte. Das Sammeln von Amphibien und Reptilien kann in unserem Klıma in der Regel nur in der wärmeren Jahreszeit betrieben wer- den, indem es nur ausnahmsweise, wie bei Strassen- und Bahn- bauten, bei Ausrodung von Bäumen und dergleichen gelingt, hierher gehöriger Thiere auch im Winter habhaft zu werden, wo man sie dann allerdings unter geeigneten Verhältnissen oft in Menge bei- sammen findet. Was aber die eigentliche und gewöhnliche Sammel- zeit betrifft, so ist sie theils nach der Gegend, theils auch wieder nach den betreffenden Thieren selbst nicht immer gleich. Im All- gemeinen erscheinen die Amphibien früher als die Reptilien, indem die letzteren in der Regel erst bei schon ziemlich vorgerückter Jahreszeit aus ihrem Winterschlafe erwachen, während jene schon bei sehr geringer Wärme, sobald nur die Gewässer eisfrei geworden sind, ihre Schlupfwinkel verlassen und auch alsbald zur Fort- pflanzung schreiten. Es wird sich daher der Fang in den ersten schönen Tagen des Vorfrühjahres fast nur auf Batrachier beschrän- ken, die man zu der Zeit in stehenden oder langsam fliessenden Gewässern, oft schon im Februar, in Menge findet. Im Allgemeinen Sammeln. 595 kommen aber auch hier die Anuren früher als die Urodelen hervor, und ist der Fang derselben namentlich deshalb im Frühlinge sehr lohnend, weil man sie dann nicht nur zum Behufe des Laichens in beiden Geschlechtern oft in Masse im Wasser gesellig beisammen findet, sondern auch zu der Zeit die später meist wieder verschwin- denden äusseren Geschlechtsunterschiede sehr gut ausgeprägt er- scheinen. Dasselbe gilt im Allgemeinen von den meist etwas später erscheinenden Tritonen, die in ihrer vollendeten Schönheit und im Wasser eben auch nur gewöhnlich zur Paarungszeit anzutreffen sind. Allerdings können Amphibien mit Ausnahme des Winters auch noch zu jeder anderen Jahreszeit erbeutet werden, obwohl dann ihr Auffinden häufig mehr ein Werk des günstigen Zufalles als der voraussichtlichen Berechnung ist. Uebrigens gewähren Sümpfe und Uferplätze, sowie überhaupt feuchte und dumpfige Oertlichkeiten stets Aussicht auf mehr oder weniger Erfolg, und sind in dieser Richtung vorzüglich die frühen Morgen- und späteren Abendstunden zu empfehlen, da zu der Zeit sehr viele Lurche das Wasser oder ihre Schlupfwinkel verlassen und am Lande nach Nah- rung ausgehen. Desgleichen findet man in schattigen und nicht zu trockenen Gegenden oft unter grösseren, nicht zu fest aufliegenden Steinen, in Erdlöchern, unter Moos, Baumrinden und dergleichen mancherlei Amphibien, sowie man anderseits zur Regenzeit oft deren in Menge am Lande kriechend antrifft. Die Reptilien erscheinen, wie bereits erwähnt, meist erst im späteren Frühjahr und wählen mit geringen Ausnahmen mehr son- nige und trockene Orte zu ihrem Aufenthalte; namentlich sind es die Ränder der Wälder sowie steinige, theilweise mit Buschwerk bestandene Gegenden, welche dem Sammler die meiste Aussicht auf Erfolg versprechen und daher jedenfalls vor allem begangen werden imüssen; während man übrigens die Amphibien, wenigstens zur Laichzeit, oft in grosser Menge beisammen findet, ist dies bei Rep- tilien weit seltener der Fall, und wenn man auch an günstigen Stellen mitunter einzelnen Arten der Saurier ziemlich häufig begeg- net, so werden doch die Ophidier in den meisten Fällen nur ver- einzelt angetroffen. Da die Reptilien ohne Ausnahme die Wärme und den Sonnenschein lieben, so ist ein schönes Wetter zu einem erfolgreicheren Fange eine unerlässliche Bedingung und müssen auch dann einzelne von der Sonne durchwärmte Stellen, besonders frei liegende grössere Steine, kahle Felsen und altes Mauerwerk, sowie auch die stehengebliebenen Stumpfe gefällter Bäume einer genauen Besichtigung unterzogen werden. Eine Ausnahme von dieser Regel machen nur die Giftschlangen, welche, wenn sie in grösserer Menge erbeutet werden sollen, besonders in milden, mond- 5383* 596 Sammeln. hellen Nächten aufgesucht werden müssen, wo man sie dann, wenn sie an einer Oertlichkeit sehr häufig sind, durch ein angezündetes Feuer oft in ziemlicher Anzahl herbeilocken kann, indem die Thiere sehr gern dem Lichte zukriechen; doch kommen sie an solchen Localitäten nach einem warmen Gewitterregen auch am Tage oft in Menge hervor, daher auf einen derartigen Zufall stets gehörig ge- achtet werden soll. Der Apparat, der zum Fange von Lurchen und Kriechthieren gebraucht wird, ist im Ganzen sehr geringfügig; für erstere ist zum Wasserfange ein Hamen oder Kötscher, wenn man überhaupt grössere Mengen erbeuten will, das einzige aber auch unentbehr- liche Instrument. Es besteht dasselbe aus einem starken Draht- reifen, der an einen festen Spazierstock zum Anschrauben eingerich- tet wird und mit einem Sack von starker Leinwand in Verbindung ist; die Weite dieses Hamens braucht nicht bedeutend zu sein, doch ist es unumgänglich nöthig, dass der Reifen aus möglichst dickem und sehr starkem Draht gefertigt sei, damit man, falls sich etwa Lurche in den Schlamm des Grundes verbergen, in denselben mit dem Kötscher tief hineinstossen und das Thier dann mit einer oft tüchtigen Parthie Erdreich und Wasser herausheben kann. Ist hier das Instrument nicht hinreichend fest, so bricht es oft schon nach einmaligem Gebrauche ab oder biegt sich wenigstens an der Ein- fügungsstelle des Reifens in störender Weise um und wird zur fer- neren Dienstleistung bald untauglich. Während dieser Hamen beim Fange der Amphibien sehr wesent- liche Dienste leistet, kann er dagegen beim Sammeln der Reptilien ganz entbehrt werden; denn wenn es auch manchmal gelingt, damit Wasserschlangen herauszufischen, sowie Eidechsen oder im Teller liegende Ophidier mit ihm zu bedecken, so wird man doch nur äusserst selten in diese Lage kommen, und kann im ersteren Falle das Thier weit sicherer mit einem Stock herausgeschleudert, im letzteren aber mit den Händen ergriffen werden. Es ist also hier der Kötscher durchaus unnöthig, und weiss man im vornhinein, dass die zu besuchende Gegend vollkommen trocken und wasserlos ist, so kann man besagtes Instrument ohne Weiteres zu Hause lassen, da man dann sicher nicht in die Lage kommt, selbes zu verwenden. Ueberhaupt ist beim Sammeln der Reptilien der Fang mit freier Hand fast das einzige und sicherste Mittel, welches namentlich bei Schlangen kaum durch ein anderes zu ersetzen ist; das einzige, was hierbei empfohlen werden mag, ist, dass man auf der Reptilienjagd niemals mit Schuhen, sondern stets mit Stiefeln bekleidet sei, damit man bei allfälligem Treten auf Giftschlangen nicht den Gefahren eines Bisses ausgesetzt werde. Kommt man nun in eine Gegend, Sammeln. 597 wo man auf Reptilien zu stossen hofft, so gehe man sie möglichst geräuschlos und scharf um sich spähend durch, um beim Erblicken eines Kriechthieres dasselbe nicht vorschnell zu verscheuchen und ihm so nahe als möglich beikommen zu können. Wenn die Thiere im Sonnenschein ruhen, gelingt es bei gehöriger Vorsicht oft den- selben in solche Nähe zu gelangen, dass man sie sofort mit der Hand ergreifen kann; gewöhnlich wird man aber früher erblickt, und das Reptil begiebt sich dann auf die schleunigste Flucht, indem es nur ausnahmsweise vorkommt, dass sich Kriechthiere dem Men- schen gegenüber stellen. Nun heisst es rasch bei der Hand sein, um nicht das leere Nachsehen statt der erwünschten Beute zu haben. Schlangen können übrigens, bei nicht zu schwierigen Bodenverhält- nissen, selbst unter Anwendung aller Geschwindigkeit von ihrer ‘Seite, immerhin leicht eingeholt und gefangen werden; hierbei pflegen viele Sammler mit einem Fusse auf das Thier zu treten, um es dann auf diese Weise festhaltend, zur Vermeidung von Bissen leichter hinter dem Kopfe erfassen zu können; doch würde ich diese Methode Niemandem empfehlen, da man bei der Schnelligkeit, mit der hier verfahren werden muss, sowie auch in der Aufregung des Jagdeifers die Gewalt des Trittes nicht immer gehörig abmessen und daher die Schlange auf diese Weise oft leicht beschädigen kann. Weitaus vortheilhafter erscheint es, das eingeholte Thier, ohne auf dasselbe zu treten, durch einen raschen Griff zu erfassen und aufzuheben; wenn man dabei hübsch weit nach hinten anfasst, so kann man sich auch allfälliger Bisse der oft wüthend um sich schnappenden Thiere ziemlich leicht erwehren, da selbe, wenn man die Schlange weit von sich abhält, nur selten die Hand treffen werden; übrigens haben derlei Bisse ohnedies ganz und gar keine Bedeutung, indem sie nur selten bis aufs Blut dringen, wenn man dieselben ganz ruhig hinnimmt und dann die Zähne der Schlange durch allmäliges Vorschieben ihres Kopfes langsam wieder aus der Bisstelle loslöst; fährt man jedoch gebissen plötzlich mit der Hand zurück, so fügt man sich dadurch fast immer mehr weniger säge- artig reissende, bei giftlosen Schlangen allerdings ganz unerhebliche Streifwunden zu. Uebrigens kann man auch, nachdem man das Thier mit der einen Hand gefasst, ihm die etwa mit dem Taschen- tuch umwundene andere Hand entgegenhalten, wo man es dann, da es, nachdem es hineingebissen, nicht schnell wieder loszulassen ver- mag, leicht am oder hinter dem Kopfe fassen kann. Bei Giftschlangen hingegen sind natürlich mehr Vorsichts- maassregeln nöthig, damit man sich beim Fange nicht etwa ge- fährdet; doch macht im Allgemeinen die Plumpheit und Trägheit der hierher gehörigen Arten deren Erbeutung viel leichter als die 598 Sammeln. ihrer unschädlichen Verwandten. Schon der Umstand, dass die Giftschlangen, wohl im Vertrauen auf die Furchtbarkeit ihres Ge- bisses, den Menschen häufig viel näher heranlassen, ja oft im Teller eingerollt ganz ruhig erwarten, sowie dass sie auch auf der Flucht nur eine geringe Schnelligkeit entwickeln, erleichtert den Fang dieser Thiere ungemein. Da unsere einheimischen Thanatophidier wegen ihres gedrungenen Körperbaues am Schwanze ergriffen sich mit dem Kopfe nicht wieder bis zu ihm zurückbiegen können, so genügt es im Allgemeinen, eine aufgefundene Giftschlange mit dem Fusse oder Stocke niederzuhalten, sie vorsichtig am Ende des Schwanzes zu packen und dann rasch in die Höhe zu heben, was man übrigens auch beim kriechenden Thiere bei einiger Uebung leicht ausführen kann; so bedenklich dieses Verfahren auch scheint, so ist es doch gänzlich gefahrlos, wenn man nur dabei die Vorsicht nicht ausser acht lässt, die Schlange mit ausgestrecktem Arme möglichst weit von sich abzuhalten. Wer sich aber demungeachtet scheuen sollte, die Thiere in der genannten Weise zu ergreifen, kann sich zu dem Zwecke auch eines am Ende gespaltenen Stockes be- dienen, womit man die niedergedrückte Schlange am Halse gleich hinter dem Kopfe fest einklemmt; noch vortheilhafter ist aber zu dem Ende eine eigene Zange, zumal dieses Instrument auch zu Hause von grossem Nutzen ist, wenn man etwa aus einem mehrere Giftschlangen enthaltenden Käfig oder Behälter einzelne Stücke herausnehmen und anderweitig unterbringen will. Ich habe zu dem Behelfe eine etwa fünf Decimeter lange und feste Zange, bei welcher der Drehungspunkt im vierten Fünftel ihrer Länge gelegen ist, so dass sich der kürzere zu dem längeren Hebelarme etwa wie 1 zu 4 verhält; die den Griff bildenden längeren Arme sind an ihrem unteren Ende nach Art einer Scheere mit Ringen versehen, während die kürzeren Schenkel in flache, etwa fünf bis sechs Centimeter breite, länglich elliptische Blätter ausgehen, deren innere Seiten zum Behufe des festeren Fassens feilenartig rauh gemacht sind. Um diese Zange auf Excursionen bequemer mitnehmen zu können, lässt man sich diese Blätter zum Abschrauben einrichten, wodurch sie sich dann leicht in der Tasche unterbringen lassen, während man den Grifftheil seitlich unter dem Rocke anhängt. An Oertlichkeiten, wo durch vieles Geröll oder auch sehr höhlenreiches und zerklüfte- tes Gestein, wie es namentlich im Kalkgebirge häufig der Fall ist, sowohl der Fang mit freier Hand als auch der mit der Zange durch die Natur des Terrains sehr schwierig und zum Theile auch gefähr- lich ist, habe ich mich mit Vörtheil oft auch einer spitzen drei- zinkigen Gabel bedient, die an einem etwa zwei Meter langen Stocke fest angebunden war, Damit kann dann das in sonst unzu- Sammeln. 599 gänglichen Klüften und Steinspalten liegende Thier leicht ange- spiesst und festgehalten werden, ohne dass es erheblich verletzt wird, da sich, wenn man die Gabel herauszieht, die sehr bewegliche Haut alsbald wieder so vollkommen über die Wunden hinüber- schiebt, dass mar dieselben meist gar nicht mehr aufzufinden im Stande ist und sie auch nur selten den Tod der Schlange herbei- führen. Doch kann diese Art des Fanges mit Erfolg eigentlich nur zu Zweien betrieben werden, da, während der eine die Schlange mit der Gabel fest an die Unterlage andrückt, der andere gefahrlos durch Wegräumen der hindernden Steine zu ihr gelangen und sie dann mit der Hand oder irgend einem Instrumente ergreifen kann. Weit schwieriger als die Schlangenjagd ist dagegen der Fang der Eidechsen, da dieselben bei ihrer meist geringeren Körper- grösse und bedeutenderen Flüchtigkeit die Bemühungen des Samm- lers viel häufiger, als es bei den Ophidiern der Fall ist, vereiteln. Auch ist der Biss dieser Thiere, wenn auch immer ganz unschädlich, so doch bei den grösseren Arten wegen der ausserordentlichen Kraft ihrer Kiefer sehr unbehaglich, und kann sogar, wenn er nur mit Haut bedeckte Theile — wie etwa ein Fingergelenk — trifft, durch sein Eindringen bis auf die Knochen mitunter sehr schmerzhafte und ziemlich langsam heilende Verletzungen hervorbringen. Ein anderer Uebelstand liegt ferner noch darin, dass bei vielen Echsen der Schwanz ausserordentlich leicht abbricht, wodurch dann das Exemplar wenigstens für die Sammlung meist untauglich wird. Es ist daher der Fang mit freier Hand hier nur selten ausführbar und lohnend, und auch der Schöpfer lässt sich bei dem von diesen Thieren bewohnten meist sehr unebenen Terrain zu ihrer Bedeckung nur ausnahmsweise anwenden. Weit vortheilhafter ist daher eine andere Methode, die beinahe immer zum Ziele führt und ein Entkommen der Beute viel seltener, eine Beschädigung derselben aber gewiss auch nicht häufiger als beim Fange mit freier Hand nach sich zieht. Ich pflege mich nämlich auf der Eidechsenjagd einer langen und dünnen Gerte zu bedienen, die ich mir an Ort und Stelle von dem nächst besten Busch, dessen Holz nicht gar zu gebrechlich ist, ab- schneide. Damit suche ich mich nun den behaglich in der Sonne ruhenden Sauriern so weit zu nähern, dass ich denselben mit dem dünnen Ende der Ruthe einen raschen, aber nicht zu starken Schlag zwischen die Vorder- und Hinterbeine, also etwa auf die Mitte des Rumpfes, versetzen kann. Dieser, auf die Wirbelsäule des Thieres treffende Streich, tödtet dasselbe nur selten, hat aber die Folge, dass er wegen der damit verbundenen Erschütterung des Rückenmarkes die Eidechse auf kurze Zeit mehr oder weniger lähmt, so dass sie dann bei raschem Hinzuspringen leicht ergriffen werden kann, Es 600 Sammeln. führt diese Methode in den meisten Fällen weit sicherer zum Ziele, als der Fang mit freier Hand und wird man bei nur einiger Uebung die Stärke und Gewalt des Schlages nach der Grösse des Thieres leicht einzurichten vermögen und, wenn man auch manchmal fehl schlägt und dadurch den Schwanz abbricht, dieser Uebelstand ge- wiss nicht öfters als bei irgend einer anderen Art des Fanges ein- treten. Für die fusslosen und schlangenartigen Saurier gilt übrigens das über die Ophidier Gesagte; nächtliche Eidechsen werden am besten am Tage in ihren Schlupfwinkeln, namentlich unter Baum- rinden und Steinen, aufgesucht und lassen sich dann meist ohne Schwierigkeit greifen. Uebrigens ist sowohl von Schlangen, als auch von Echsen zu bemerken, dass sie sich von ihren einmal ge- wählten Wohnplätzen nur selten weit entfernen und daher, wenn auch einmal entkommen, bei öfterem Besuch derselben Oertlichkeit über kurz oder lang doch meist wieder auffinden lassen. Was endlich noch den Fang der Chelonier betrifft, so ist über denselben kaum etwas zu sagen, da die Landschildkröten einfach vom Boden aufgenommen werden, die Wasserschildkröten aber am leichtesten durch Fischer zu erhalten sind; erstere findet man am Tage besonders im Sonnenschein, den sie ungemein lieben, letztere aber wenigstens ausser Wasser nur des Nachts oder Abends. Da übrigens beim Verzehren der Fische durch Sumpfschildkröten die losgelösten Schwimmblasen der ersteren häufig emporsteigen, so hat man beim Besuche von Gewässern auf an ihrer Oberfläche treibende Blasen wohl zu achten, da sie in der Regel einen ziemlich sicheren Beweis von dem Vorhandensein unserer Thiere abgeben. Man kann dann zum Behufe des Sammelns des Abends oder in mondhellen Nächten die Ufer solcher Oertlichkeiten abgehen, obwohl es auch in diesem Falle stets vortheilhafter sein wird, sich an Fischer zu wenden. Um nun die erbeuteten Lurche und Kriechthiere nach Hause zu bringen, pflegen viele die kleineren Stücke gleich nach dem Fange in mitgenommene Gefässe mit Weingeist zu werfen. Doch würde ich jedem, der in seiner Sammlung auf schöne und wohlge- staltete Exemplare hält, dieses Verfahren entschieden widerrathen. Wenn man nämlich die Thiere sofort in Weingeist giebt, so nehmen sie im Todeskampfe und in dem verhältnissmässig engen Raume der Flaschen fast immer mehr oder weniger unschöne, ja öfters ganz verzerrte und unnatürliche Stellungen an, welche sich dann, da der Alkohol die Objecte in kurzer Zeit steif und ungelenkig macht, meist nicht mehr beseitigen lassen, so dass die auf solche Weise behandelten Stücke zu Hause nur selten mehr in eine natürliche und gefällige Sammeln. 601 Lage gebracht werden können. Wer daher die im letzteren be- sprochenen Uebelstände vermeiden will, der muss seine Gefangenen unbedingt lebend nach Hause bringen und sie erst hier tödten und mit Musse und Sorgfalt aufpräpariren. Es ist daher bei herpetolo- gischen Ausflügen nöthig, sich mit geeigneten Behältern zu versehen, in denen man die erbeuteten Thiere bis auf Weiteres unterbringen kann; am geeignetsten erweisen sich zu diesem Behufe leinene Säcke, die man sich etwa von der Länge und Breite einer Hand bis zur doppelten Grösse anfertigen lässt. Solche Säcke können nicht nur sehr bequem eingesteckt, sondern auch eben so gut zur Aufnahme einzelner, als auch mehrerer Thiere verwendet werden. Bei Repti- lien braucht man, nachdem die Säcke oben gut zugebunden, weiter nichts zu thun, als dass man vorsichtshalber die mit Giftschlangen gefüllten nicht in der Tasche verwahrt; bei Amphibien ist es jedoch, falls der Ausflug länger als einige Stunden dauert, unumgänglich nöthig die Säcke zeitweise nass zu machen oder mit feuchtem Moose locker zu füllen, damit die darin enthaltenen Thiere nicht durch Vertrocknung zu Grunde gehen. Uebrigens sind einzelne mitge- nommene Säcke nur für kleinere Excursionen ausreichend, bei grösseren, auf mehrere Tage ausgedehnten Ausflügen ist es aber unbedingt nothwendig, sich mit etwas umfassenderen Vorkehrungen zu versehen. Ich bediene mich in solchen Fällen mit Vortheil einer Botanisirbüchse, in welcher sich die Säcke, die Schlangenzange und noch manches andere allenfalls Mitzunehmende sehr bequem unterbringen lassen; wenn man dann diese Büchse mit feuchtem Moose nicht zu locker anfüllt, so kann man nicht nur alle erbeuteten Amphibien ohne Weiteres daselbst hineingeben und tagelang lebend darin herumtragen, sondern auch die mit Reptilien, namentlich aber mit Giftschlangen gefüllten Säcke sehr gut in ihr unterbringen, wenn man wegen der Lurche bei längerer Abwesenheit nur nicht die Vorsicht ausser Acht lässt, durch zeitweise Bespritzung mit Wasser das Moos vor gänzlicher Austrocknung zu bewahren. Die durch Kiemen athmenden Amphibien, wie Kaulquappen und Fisch- lurche, können selbstverständlich nur im Wasser lebend nach Hause gebracht werden. Hat man nun seine Beute in der geschilderten Weise glücklich nach Hause gebracht, so kann man sie dann gelegentlich in aller Bequemlichkeit präpariren und für die Sammlung herrichten, zu welchem Ende man die Thiere vorerst in Weingeist tödtet; natürlich wählt man dazu nicht frischen und reinen, sondern schon ander- weitig gebrauchten und verunreinigten Alkohol, der zu diesem Zwecke vollkommen ausreicht. Bei Amphibien genügt es für diesen Behuf ein entsprechend grosses Glas etwa zur Hälfte damit zu füllen und 602 Präpariren. die Thiere hineinzuwerfen; da der Weingeist den Lurchen das zu ihrem Leben so nothwendige Wasser sofort in grosser Menge ent- zieht, so erfolgt der Tod schon in wenigen Minuten. Etwas länger brauchen in dieser Hinsicht die Reptilien, welche, namentlich wenn sie etwas Luft schöpfen können, oft stundenlang im Alkohol auszu- harren vermögen. Um nun diesen Thieren den Todeskampf abzu- kürzen und überhaupt schneller zum Ziele zu gelangen, pflege ich sie zuerst in ein entsprechendes leeres Glas zu geben, da man sie — was namentlich bei den Schlangen der Fall ist — in ein schon mit Weingeist gefülltes viel schwerer hineinbringt; auf die Mündung dieses Glases decke ich nun eine Scheibe von dicker Pappe, welche in ihrer Mitte von einer Oeffnung durchbohrt ist, um das Rohr eines kleinen Trichters aufzunehmen, durch den ich dann das Gefäss bis zum Deckel vollständig mit Alkohol fülle, so dass das Thier absolut keine Luft schöpfen kann. Da übrigens die Reptilien stets etwas Weingeist verschlucken, so bildet sich nach einiger Zeit trotz der anfangs vollkommenen Füllung bald wieder ein kleiner Luftraum, welcher dann, da er vom Thiere sofort zur Athmung benutzt wird, durch Nachfüllen von Flüssigkeit wieder ausgeglichen werden muss. Wenn man sodann den Deckel mit etwas beschwert hat, damit er von dem Thiere nicht abgehoben wird, so stellt man das Gefäss ruhig zur Seite, bis das Reptil den Todeskampf überstanden hat, was bei dieser Art der Behandlung je nach der Stärke des ver- wendeten Weingeistes meist im Verlaufe der ersten oder höchstens zweiten Stunde der Fall sein wird. Will man nun die getödteten Lurche und Kriechthiere für die Sammlung herrichten, so ist es, wenn man dieselben in gefälligen und natürlichen Lagen aufstellen will, absolut nothwendig, dieses Geschäft sogleich nach deren Tode auszuführen, indem die Thiere eben nur zu der Zeit noch so weich sind, dass sie alle Biegungen und Lagen, die man ihnen zu geben wünscht, mit Leichtigkeit an- nehmen, während sie, wenn man einige Zeit zuwartet, durch die ein- getretene Todesstarre sowie auch vermöge der durch den Alkohol bewirkten Zusammenziehung bald so ungefüge und steif werden, dass ihnen eine günstige Lage oft nicht mehr gegeben werden kann. Am heiklichsten sind in dieser Hinsicht die Amphibien, und davon namentlich die mit Kämmen oder äusseren Kiemen versehenen Uro- delen, welche, wenn man sie in schönen und durchaus tadellosen Exemplaren zu haben wünscht, wirklich einer grossen Sorgfalt be- dürfen. Um nun dies zu bewirken, werfe ich immer nur ein einziges Stück allein in Weingeist, den bald erfolgenden Tod desselben sofort abwartend; kaum dass dann das Thier die letzten Zuckungen über- standen hat, so nehme ich’ es schnell heraus um es zur Aufstellung Präpariren. 603 zu bringen. Ich bediene mich zu dem Ende eines weissen Ross- haares, das am Ende mit einem Knoten versehen und in eine feine Nadel eingefädelt wird, um es mittelst derselben von der Innenseite des Mundes aus in dem vorderen Winkel der Unterkiefer durchzu- führen, so dass hiermit der Knoten inwendig zu liegen kommt und das Thier an dem hervorragenden Rosshaarfaden vertical nach ab- wärts hängt. Hierauf wird dasselbe in ein schon mit Weingeist ge- fülltes und entsprechend grosses Glasgefäss dadurch aufgehängt, dass man das Rosshaar an einem über die Mündung des Glases gelegten Querstab befestigt; diesen Querhölzern giebt man eine im Durch- schnitt rechteckige Form und schneidet sie, damit sie genau so hoch wie die Mündung des Glases aufliegen, an ihren Enden schief nach innen und unten ab, so dass sie sich dem etwas nach auswärts ge- neigten Rande des Gefässes genau anschmiegen. Zugleich werden sie zur Aufnahme des Rosshaares in der Mitte durchbohrt und nicht weit davon noch mit einem schiefen Einschnitt versehen, in welchem man dann das Haar nach einigen Umwickelungen um das (uerholz an demselben schliesslich durch Einklemmung festmacht. Es hat diese Art der Aufbereitung nicht nur das Gute, dass die Thiere dabei eine vollkommen verticale und regelrechte Lage annehmen, sondern dass auch die Kämme, die sich sonst nach dem Tode fast sofort an den Körper anlegen und dann kaum wieder ordentlich aufgerichtet werden können, eine durchaus aufrechte und natürliche Stellung beibehalten, ein Umstand, der zur Schönheit der Stücke gewiss sehr wesentlich beiträgt, abgesehen davon, dass diese charak- teristischen Merkmale überhaupt bei Sammlungsexemplaren stets zur Anschauung gebracht werden sollen. Da ferner die durch den Alkohol bewirkte Zusammenziehung und dadurch bedingte Frhär- tung des Thieres namentlich bei Amphibien sehr rasch vor sich geht, so kann man auch bei den hineingehängten Stücken allfällige un- günstige Lagen der Beine und des Schwanzes gleich nach dem Ein- setzen derselben richten, und dies so lange fortführen, bis alle Theile die gewünschte Stellung beibehalten haben, was in der Regel in wenigen Minuten der Fall ist. Zum Richten dieser Theile, sowie auch zum Herausnehmen von Lurchen und Kriechthieren aus Glä- sern und Behältern bediene ich mich eines mässig starken Messing- drahtes, der an einem Ende in ein Heft eingelassen und am anderen Ende in einen runden Haken umgebogen ist. Wenn man übrigens mehrere Individuen zugleich und mit we- niger Zeitverlust entsprechend aufstellen will, so kann man sich dazu auch einer Art Spannbrettes bedienen, das aus einem flachen und entsprechend grossen Gefässe besteht, in dessen Boden eine wohl geebnete Korkplatte mittelst Wasserglases fest eingekittet ist, 604 Präpariren. Will man nun diesen Apparat zur Präparirung von Amphibien und Reptilien benutzen, so füllt man ihn so weit mit Weingeist, dass die darein gelegten Thiere etwa einen Centimeter hoch von dem-. selben bedeckt erscheinen. Wenn man nun die soeben getödteten und daher noch vollkommen weichen und gelenkigen Thiere in diesen Behälter hineinlegt, so kann man alle ihre Theile, wie na- mentlich die Beine und Zehen, freie Kiemen und dergleichen mittelst Nadeln in eine durchaus regelrechte und naturgemässe Lage bringen und hierauf so lange zuwarten, bis sie in Folge der eingetretenen Todtenstarre dieselbe nicht mehr verändern. Es ist diese eben er- wähnte Methode namentlich bei Amphibien und Sauriern von grossem Vortheil, während sie bei Schlangen wegen der bedeutenderen Grösse und Schwere ihres Körpers weniger zu empfehlen ist. Letztere giebt man nach dem Tode am besten sogleich in die Aufstellungsgläser, wobei man nur trachten muss sie in denselben ziemlich gleichmässig zu vertheilen und ihnen zugleich eine derartige Lage zu geben, dass sich das ganze Thier in einer möglichst anschaulichen und hübschen Stellung präsentirt. Zu dem Ende fülle ich das Glas früher bis zu entsprechender Höhe mit Weingeist, fasse die Schlange mit der linken Hand am Kopfe und mit der rechten am Schwanzende, so dass ihre beiden Hälften ziemlich vertical und parallel nach abwärts hangen und senke die dadurch entstehende, etwa der Körpermitte entsprechende Biegung bis auf den Boden des Gefässes; indem ich nun trachte die den Kopf enthaltende Körperhälfte in den Vorder- grund, die den Schwanz enthaltende aber in den Hintergrund des Glases zu bringen, gebe ich zugleich beiden Theilen derart hin- und hergehende Biegungen, dass die der Vorderhälfte denen der Hinter- hälfte entgegengesetzt laufen und sich daher gegenseitig nicht decken, so dass auf diese Art die Schlange in etwa wiederholt achterförmigen Windungen das Gefüss von oben bis unten durchaus gleichmässig ausfüllt, wodurch dann das ganze Thier nicht nur vollständig sicht- bar wird, sondern das Präparat auch eine sehr hübsche und gefällige Form erhält. Da dasselbe aber nach einiger Zeit durch ihr eigenes Gewicht und die Zusammenziehung im Alkohol etwas nachsinkt und in Folge dessen tiefer in das Gefäss herabrücken würde, so sucht man diesen Uebelstand dadurch zu verhüten, dass man die gegen die Oberfläche gerückten Parthien der Schlange, namentlich aber deren Kopftheil, durch einen, oder nöthigenfalls auch mehrere Ross- haarringe an ein über die Mündung des Glases gelegtes Querholz hängt. Uebrigens kann man auch mehrere Schlangen in einem und demselben Glase in der eben geschilderten Weise zur Aufstellung bringen, wobei man natürlich durch eine entsprechende Anzahl von Präpariren. 605 Rosshaarschlingen für eine gehörige und schöne Vertheilung der- selben Sorge tragen muss. Dasselbe gilt selbstverständlich noch mehr für die anderen Reptilien sowie für die Amphibien, von denen man nöthigenfalls ganze Reihen an einem und demselben Faden aufhängen kann, indem man an ihm in solchen Abständen, dass sich die einzelnen Thiere nicht decken, mittelst durch deren Kinn- winkel gezogener Schlingen immer je ein neues Exemplar befestigt, auf diese Weise eine ganze Kette von Individuen bildend, die man hierauf um das über die Mündung des Glases gelegte Querholz hängt. Auch kann man, statt einer solchen Kette deren vier, und in Folge dessen eine ziemlich bedeutende Anzahl von Thieren in einem Ge- fässe aufstellen, wenn man an Stelle des Querholzes ein aus zwei recht- winkelig zusammengebundenen Stäben verfertigtes Kreuz über die Mündung des Glases legt, und dann über jeden Arm desselben eine der obgenannten Ketten hängt, wodurch dann natürlich acht Reihen von Individuen zur Aufstellung gelangen. Doch ziehe ich, wegen der grösseren Deutlichkeit und besseren Sichtbarkeit der Exemplare, für die Sammlung selbst stets die Einzelaufstellung vor, und nur bei Doubletten pflege ich, wegen der damit verbundenen Raum- ersparniss, deren mehrere in einem Glase unterzubringen. Uebrigens ist — mit Ausnahme der Schlangen — bei letzteren ein eigentliches Aufstellen gar nicht nöthig, und kann man, nachdem man die Thiere in einer der obgeschilderten Weisen in passenden Lagen erhärten gelassen, dieselben sofort in solcher Menge in mit Weingeist gefüllte Gefässe legen, dass sie dieselben vollständig ausfüllen. Eine andere Methode, die Amphibien und Reptilien in zweck- entsprechender Weise aufzupräpariren, besteht noch darin, dass man dieselben auf Glasplatten aufstellt. Man schneidet sich zu dem Ende aus nicht zu dieckem und möglichst farblosem Glase recht- eckige Streifen, deren Grösse der inneren Länge und Weite der zu verwendenden Gläser genau entspricht, und welche dann, nachdem man mittelst Rosshaarschlingen die Thiere in passender Lage an ihnen befestigt, einfach in die mit Alkohol gefüllten Aufbewahrungs- gefässe eingesenkt werden. Doch machen die früher geschilderten Methoden die soeben erwähnte in den meisten Fällen überflüssig und pflege ich letztere nur dann in Anwendung zu bringen, wenn die Thiere wegen ihrer Kleinheit oder geringen Schwere den Faden nicht in verticaler Richtung zu spannen vermögen und in Folge dessen eine schiefe Lage annehmen. Von grossem Vortheile und durch keine andere Methode ersetzbar ist aber die zuletzt bespro- chene Art der Präparirung für jene Fälle, wo man die Metamor- phosen einzelner Amphibien in ihren auf einander folgenden Ent- wickelungsstadien in einem und demselben Gefässe zur Anschauung 606 Präpariren. bringen will; endlich leistet sie noch manchmal gute Dienste, wenn es sich darum handelt einzelnen bereits im Weingeist erhärteten und ungelenkig gewordenen Stücken noch eine möglichst günstige Lage zu geben. Abgesehen von diesen, eine ordentliche und schöne Herstellung der Objecte bezweckenden Regeln, ist aber auch noch über die zu verwendenden Gefässe und die Conservirungsflüssigkeit so manches zu bemerken. Was erstere anbelangt, so wählt man dazu sogenannte Cylindergläser, welche bei einer bedeutenden Höhe eine verhältniss- ınässig nur geringe Weite besitzen und in jeder grösseren Stadt zu dem Zwecke käuflich zu haben sind. Die Grösse dieser Gläser hat sich natürlich nach den in ihnen aufzustellenden Thieren zu richten, doch reicht man für europäische Amphibien und Reptilien — wenn man etwa von den Schildkröten absieht — mit acht verschiedenen Nummern vollkommen aus, von denen die kleinsten bei 11 Centi- meter Höhe 2!/, bis 3 Centimeter Weite, die grössten aber bei 416 Decimeter Höhe etwa 1 Decimeter Weite besitzen, während die da- zwischen liegenden sechs Nummern sich allmälig zunehmend zwi- schen die beiden äussersten einfügen. Bei der Wahl dieser Gläser hat man vor allem darauf zu sehen, dass ihr etwas umgebogener Rand möglichst breit abgeschliffen sei, weil sie nur in diesem Falle durch darauf passende Glasscheiben vollkommen fest und luftdicht geschlossen werden können. Zum Verschlusse bedient man sich des sogenannten Spermacetpflasters, welches man dadurch bereitet, dass man das käufliche Spermacet oder Wallrath durch Anwendung von mässiger Wärme flüssig macht und hierauf der geschmolzenen Masse unter beständigem Umrühren so viel Unschlitt zusetzt, bis es seine natürliche Sprödigkeit verliert und ziemlich weich und geschmeidig wird; in den meisten Fällen dürfte etwa ein Drittel Unschlitt auf zwei Drittel Wallrath das richtige Maass sein, obwohl hierbei, wegen der nicht immer gleichartigen Beschaffenheit der verwendeten Be- standtheile, die Erfahrung und ein Versuch stets den besten Auf- schluss geben. Diese Masse wird hierauf zum Behufe des Stockens in irgend welche beliebige Form gegossen, nach dem Festwerden wieder aus ihr unter Zuhülfenahme sehr schwacher Erwärmung herausgestürzt und sodann in diesem festen, etwa seifenähnlichen Zustande zur weiteren Verwendung aufbewahrt. Um nun damit ein Glas zu verschliessen wird zuerst der abgeschliffene Rand desselben und dann auch der ihm etwa entsprechende äusserste Umfang der darauf zu passenden Glasscheibe mit diesem Pflaster in nicht zu dicker Schicht überzogen. Man nimmt zu dem Ende ein an der Spitze mit gerundeter Schneide versehenes kleines Messer, schabt damit unter seichtem Druck, damit die Masse keine Späne bildet, Präpariren. 607 eine kleine Parthie davon ab, streift sie an dem Rande des Glases oder Deckels ab und streicht sie sodann mit der flachen Klinge möglichst eben und gleichmässig aus einander, dieses Verfahren so lange wiederholend, bis das Ganze ringsum ordentlich beschmiert ist. Es ist von Vortheil, diese Operation vor dem ‚Füllen der Gläser auszuführen, weil der Kitt nur auf vollkommen trockenem Glase haftet, weshalb man sich auch beim späteren Eingiessen des Wein- geistes in Acht nehmen muss, dass die mit dem Fett bestrichenen Ränder bei der Gelegenheit nicht benetzt werden, widrigenfalls man die Fortsetzung der Arbeit bis zur Verdunstung der etwa darauf gerathenen Flüssigkeit aufschieben muss. Um nun das Gefäss end- lich zu verschliessen, wird der mit Spermacet bestrichene Rand des Deckels mässig fest, aber unter Vermeidung allen Schüttelns, auf die Mündung des Glases gedrückt und zuletzt noch die zwischen beiden vorhandene Furche mittelst des Fingers noch mit derselben Masse verschmiert, wodurch dann ein vollkommen fester und luftdichter Verschluss hergestellt ist. Will man dann so ein Gefäss etwa später wieder einmal öffnen, so braucht man nur ein flaches Messer zwischen Glasrand und Deckel vorsichtig einzuführen und letzteren damit abzuheben. Was die Chelonier anbetrifft, so können sie — mit Ausnahme der grossen, auszustopfenden Stücke — im Ganzen genommen eben- falls in der geschilderten Weise aufgestellt werden, nur dass man dazu selbstverständlich weitere und nicht so hohe Gefässe nimmt. Sehr hübsch machen sich zu diesem Behufe von vorn nach hinten zusammengedrückte, im Durchschnitt also elliptische Gläser, nur dass sie viel schwerer zu bekommen und auch bedeutend höher im Preise sind als die cylinderförmigen. Was nun ferner die Conservirungsflüssigkeit betrifft, so wird als solche in der Regel Weingeist genommen, der auch unter allen bisher angewandten Mitteln unstreitig noch immer den ersten Rang einnimmt und höchstens durch Fehler in seiner Verwendung all- fällige Nachtheile bringt. Um nun in dieser Hinsicht für alle Fälle sicher zu gehen, mag vor allem bemerkt werden, dass die Stärke des benutzten Alkohols für die Qualität der Präparate durchaus nicht gleichgültig ist, und dass daher durch eine unrecht gewählte Wein- geistsorte oft manches Thier in sehr kurzer Zeit mitunter fast bis zur Unkenntlichkeit entstellt werden kann. Es diene daher hier zur Richtschnur, dass namentlich zum ersten Einlegen der Amphi- bien immer nur ziemlich schwacher Weingeist genommen werden soll, da diese Thiere wegen ihres grossen Wassergehaltes von zu hochgradigem Alkohol so stark und so schnell zusammengezogen werden, dass sie in Folge dessen oft bis zur Unförmlichkeit ein- 608 Präpariren. schrumpfen. Man nehme daher zu diesem Behufe am besten keinen frischen, sondern vielmehr einen solchen Weingeist, in welchem an- dere Thiere schon einige Zeit gelegen hatten und der in Folge dessen eine etwa licht weingelbe Färbung zeigt; nach einigen Wochen kann man dann diese Flüssigkeit durch vollkommen reinen Brennspiritus ersetzen, da er nun auf die schon einmal starr gewor- denen Präparate keine weitere zusammenziehende Wirkung ausübt. Bei Reptilien ist diese Vorsicht im Allgemeinen weniger nöthig und namentlich bei Schlangen schon zum ersten Einlegen ein ziemlich starker Alkohol nicht unangezeigt. Hingegen zeigen die Kriech- thiere einen anderen Uebelstand, der wieder seine eigenen Vorsichts- maassregeln benöthiget, wenn er nicht späterhin das Präparat ver- unstalten soll. Da nämlich durch die verhältnissmässig derberen Hautbedeckungen der Reptilien der Weingeist viel weniger schnell eindringt, so kommt es namentlich bei heisser Zeit und grösseren Exemplaren nicht selten vor, dass sich durch die nicht schnell genug zurückgehaltene Fäulniss Gase entwickeln, welche nach aussen ent- weichend die Oberhaut blasenförmig auftreiben, ja nicht selten sogar stellenweise die Leibeshöhle durchbrechen und den jauchenartigen Inhalt derselben zum Ausfluss bringen. Diesem Missstande kann nun allerdings dadurch abgeholfen werden, dass man die Bauchhöhle der Thiere vor dem Einlegen in Alkohol durch einen feinen Schnitt in mässiger Ausdehnung öffnet, wodurch dann die Conservirungs- flüssigkeit den Körper allseitig durchdringen und den Eintritt der Fäulniss fast immer hintanhalten wird. Da man übrigens die Thiere jedenfalls lieber vollkommen unversehrt in der Sammlung hat, so kann auch folgendes, obwohl etwas kostspieligeres Verfahren zum Ziele führen. Da nämlich die oberwähnte Fäulniss nur langsam und allmälig fortschreitet, so ist man leicht im Stande, sie schon im Entstehen zu unterdrücken, wenn man ihr beim Auftreten sofort rasch und energisch entgegentritt. Man sehe daher zu dem Ende die frisch eingelegten Thiere alle Tage mit Aufmerksamkeit an, ob sie noch immer allseitig rein sind und keinerlei blasige Auftreibungen erkennen lassen; ist letzteres nirgends der Fall, so kann man das Präparat ruhig stehen lassen, ohne welchen Nachtheil befürchten zu müssen; zeigt sich aber irgendwo auch nur die kleinste, oft auf eine einzelne Schuppe beschränkte Auftreibung, so muss das Glas sofort geöffnet und das Thier herausgenommen werden. Indem man dann diese Blasen mit einer Nadel oder feinen Scherenspitze von rück- wärts aufsticht und vorsichtig ausdrückt, streicht man die sie bil- dende Haut wieder glatt, wäscht hierauf das Thier in reinem Wasser gut ab und giebt es nun in frischen, möglichst starken Alkohol, der dann das Weitergreifen der Fäulniss in der Regel meist vollkommen Präpariren. 609 abhält. Uebrigens hat man das Präparat auch dann noch einige Zeit hindurch täglich und genau zu besichtigen, da die genannte Erscheinung mitunter noch ein zweites Mal eintritt und dann eine neuerliche Wiederholung des obgeschilderten Verfahrens fordert; doch kommt dies in der Regel nur bei grösseren und in sehr heisser Zeit präparirten Stücken vor, während hingegen bei kleineren oder mittelgrossen und in kühlerer Zeit eingesetzten Thieren oft schon die ursprüngliche Flüssigkeit zur Conservirung derselben vollkommen hinreicht.. Es ist daher nach dem jetzt Auseinandergesetzten vom Vortheil, die frisch aufpräparirten Reptilien an einen möglichst kühlen Ort zu stellen, sowie man anderseits den beim obigen Ver- fahren abgegossenen Weingeist nicht wegzuwerfen braucht, sondern zum ersten Einlegen von Amphibien sehr wohl verwerthen kann. Bei allen Weingeistpräparaten wird übrigens die Flüssigkeit durch die aus den Thieren extrahirten Stoffe bald früher, bald später mehr oder weniger gelblich und muss daher nach einiger Zeit wieder erneuert werden. Ich pflege in dieser Hinsicht meine Sammlung gewöhnlich alle Jahre zu revidiren, wobei ich dann in sämmtlichen Gläsern, bei denen der Weingeist noch irgend einen Stich ins Gelb- liche zeigt, denselben durch reinen ersetze, bis endlich durchaus keinerlei Färbung mehr eintritt und das Präparat als vollkommen fertig und cabinetswürdig betrachtet werden kann. Will man dann, was bei manchen Sammlungen der Fall ist, die Gläser nicht weiter öffnen, so kann man sie noch über dem Glasdeckel mit Thierblase verschliessen, die man natürlich in feuchtem Zustande straff über die Mündung der Gläser spannt und unter dem umgebogenen Rande derselben mit einigen Fadenwindungen festbindet. Wenn man dann nach dem Trocknen der Blase die unter dem Gebinde hervorstehenden Theile derselben knapp abschneidet, so kann man sie noch, um dem ganzen Verschluss ein hübscheres Aussehen zu geben, mittelst eines Pinsels mit im Weingeist abgeriebenen Kienruss und nach dessen Trockniss endlich noch mit Firnis überziehen. Auch mag gelegent- lieh noch erinnert werden, dass man beim Wechsel des Alkohols und dem damit verbundenen jedesmaligen Herausnehmen und Waschen der Thiere sehr behutsam zu Werke gehen soll, weil sich bei Wein- geistexemplaren durch unvorsichtiges und zu derbes Anfassen leicht einzelne Schuppen ablösen und dann die Schönheit des Präparats beeinträchtigen. Indem wir nun den über die Aufstellung und Conservirung der Lurche und Kriechthiere handelnden Abschnitt schliessen, bemerken - wir nur, dass alle hier geschilderten Kunstgriffe und Vortheile das Resultat reichlicher Erfahrung und vieljähriger Praxis sind, und dass es nur bei genauer Befolgung und gewissenhafter Einhaltung Schreiber, Herpetologia europaea. 39 610 Versenden. sämmtlicher hier gegebenen Rathschläge gelingen wird seine Samm- lung mit durchaus schönen und fehlerfreien Präparaten zu versehen. Es versteht sich übrigens von selbst, dass man sich in einer ordent- lichen Sammlung nicht damit begnügen wird, von den verschiedenen Arten bloss einzelne Exemplare zu besitzen, sondern dass man jede Species nur dann als gehörig vertreten ansehen kann, wenn man sie in allen Varietäten und Altersstufen sowie in beiderlei Geschlech- tern in reinen und tadellosen Stücken aufgestellt hat. Ueber das Versenden von Amphibien und Reptilien. Die Lurche und Kriechthiere können natürlich sowohl im le- benden, als auch im todten Zustande versendet werden. Was nun den ersteren Fall betrifft, so gelten hier so ziemlich dieselben Regeln, welche für den Transport der auf Execursionen eingesammelten Thiere gegeben wurden. Die Amphibien werden nämlich, mit alleiniger Ausnahme der Ichthyodea, einfach in Kisten oder Schachteln mit feuchtem Moos, die Reptilien in Säcken ver- packt. Bei letzteren hat man nur in Betreff der Giftschlangen noch die Vorsicht zu gebrauchen, dass man dem Sacke aussen einen mit dem Namen des Thieres versehenen Zettel anbindet und dass man in jenen Fällen, wo etwa wegen der Verzollung die Sendung von Seite der Postanstalten untersucht wird, zur Vermeidung von Un- fällen den Inhalt derselben auch aussen auf der Adresse gehörig ersichtlich macht. Die beständig durch Kiemen athmenden Fischlurche können allerdings nur in Wasser versendet werden. Ich bediene mich zu diesem Zwecke einer möglichst starken, gewöhnlichen Trinkflasche, welche in eine entsprechende Schachtel in solcher Weise verpackt wird, dass sie rund herum von Heu oder Werg umgeben und daher vor Schütteln und Zerbrechen hinlänglich geschützt ist. Die Schachtel selbst muss hierbei etwas niedriger als die Flasche sein, so dass der Hals der letzteren aus einem entsprechenden Ausschnitte des Deckels hervorsteht. Damit nun während der Fahrt nicht zu viel Wasser herausspritzt, wird die, ohnedem nur bis zu zwei Drittel gefüllte Flasche mit einem Korkstöpsel verschlossen, durch den man zum Behufe des Luftwechsels einen starken Federkiel oder auch ein dünnes Blech- oder ein Glasrohr in der Weise hindurchführt, dass es den Pfropfen beiderseits etwas überragt; doch kann man die Oefinung Versenden. Zn! der Flasche auch mit feinem Drahtnetz oder doppeltem Flor ver- schliessen. Uebrigens können derlei Thiere auch in mit einem sieb- artigen Deckel versehenen Blechbüchsen oder in kleinen Fässchen verschickt werden, welche letztere dann an Stelle des Spundloches mit einem etwas grösseren, von Löchern durchbohrten Einsatzstücke versehen sein müssen. Doch ist die erstgeschilderte Art der Ver- sendung weit billiger und einfacher und hat noch überdies den Vor- theil, dass ein Verschütten des Wassers hierbei fast gar nicht statt- finden kann, während dies bei allen anderen Methoden stets mehr weniger der Fall ist und dadurch nicht selten die glückliche Ankunft der Thiere gefährdet. Schon getödtete Amphibien und Reptilien können sowohl in einzelnen Gläsern aufgestellt, als auch in grösseren Mengen in einem und demselben Gefässe versendet werden. Im ersteren Falle müssen etwa mit Glasdeckeln verschlossene Cylinder immer noch mit Thier- blase überbunden werden, ein Verfahren, das übrigens auch bei allen in anderer Weise verschlossenen Gläsern niemals ausser Acht gelassen werden soll. Da man aber bei Sendungen gewöhnlich Raum und Porto sparen will, so pflegt man in der Regel viele Thiere in einen einzigen Behälter zu vereinigen, wobei man dann nur die zwischen den einzelnen Stücken vorhandenen freien Räume mit Watte ausfüllt, um die durch das Schütteln auf der Reise herbei- geführte gegenseitige Reibung der Thiere zu verhüten. Statt eines Glases oder anderweitigen Gefässes kann man sich in diesem Falle mit Vortheil auch einer Rindsblase bedienen, die, nachdem sie ange- füllt und zugebunden, natürlich ebenso wie die Gläser noch in eine Kiste oder Holzschachtel verpackt werden muss. Am heiklichsten sind bei solehen Gelegenheiten die Schlangen zu behandeln, welche, wenn man sie nicht in ihren ursprünglichen Aufstellungsgläsern versendet, sehr leicht Schaden leiden oder wenigstens von dem Em- pfänger oft nur schwer wieder in eine gefällige Stellung gebracht werden können. Ich nehme dieselben zu dem Ende vorsichtig aus ihren Aufstellungsgefässen heraus und befestige sie, ohne ihre inne- gehabte Lage im Geringsten zu verändern, an einem entsprechend langen und breiten Streifen starker Pappe, woran ich sie mittelst Watte und Bindfaden gehörig emballire und so vor jeder Verletzung und ‘Aenderung ihrer Stellung geschützt in den grösseren, gemein- samen Behälter verpacke. — Da man bei derartigen Sendungen die einzelnen Thiere oft näher bezeichnen will, so hängt man den- selben kleine Zettel aus festem Kartenpapier an, auf denen man dann mittelst Bleistiftes die Namen oder betreffenden Nummern an- bringt; auch ist es bei sonstiger guter Verpackung und nicht zu 39:+ 612 Gefangenleben. grosser Entfernung genügend, wenn die die Thiere bergenden Ge- fässe etwa nur zur Hälfte mit Weingeist angefüllt werden, wenn nur die als Zwischenlage benutzte Baumwolle von demselben ge- hörig befeuchtet ist. Ueber das Halten von Amphibien und Reptilien in der Gefangenschaft. Mit einziger Ausnahme des Laubfrosches, der schon seit Langem ein Liebling des Menschen ist, hat letzterer seinen Vögeln und Säugethieren erst in neuerer Zeit hier und da auch die Lurche und Kriechthiere als Gefangene zugesellt. Die Haltung dieser ist na- türlich nach deren Lebenweise und Gewohnheiten manchen Ver- schiedenheiten unterworfen und kann daher für sämmtliche Mit- glieder beider Classen nicht unter einem behandelt werden. Die im Wasser lebenden Amphibien werden am besten in so- genannten Aquarien gehalten, deren Einrichtung heutzutage schon so allgemein bekannt ist, dass darüber wohl kaum etwas gesagt zu werden braucht. Die Grösse dieser Gefässe hängt natürlich von der Anzahl und Grösse der in ihnen zu haltenden Thiere ab, doch würde ich zum Zwecke der Beobachtung lieber mehrere kleinere, als einen einzigen grossen Behälter empfehlen, zumal es überhaupt nur selten statthaft ist, Amphibien von verschiedener Art und Grösse beisammen zu halten. Am einfachsten und billigsten macht man sich solche Aquarien, wenn man aus kleinen Kisten mit einer soge- nannten Lochsäge die vier Seitenwände bis auf etwa zwei bis drei Centimeter Breite, die man im Umfange gleichsam als Rahmen stehen lässt, herausschneidet und die dadurch gebildeten Oeffnungen von innen mit starken Glasplatten belegt, welche aber so gross sein müssen, dass sie sich innerhalb der Kiste mit ihren Seitenrändern berühren. Damit nün das Gefäss wasserdicht werde, pflege ich die durch den Zusammenstoss der Glastafeln entstehenden Fugen durch einen Kitt zu verschliessen, den ich mir aus mit Wasserglas ange- rührtem Cement bereite; doch darf man sich von dieser Masse nur geringe Mengen auf einmal anmachen, da sie ungemein schnell er- härtet und im festen Zustande natürlich nicht mehr verwendet wer- den kann. Was nun den Boden dieser Behälter betrifft, so kann man denselben entweder auch mit einer Glasplatte, oder aber mit Gefangenleben. 613 einer Schicht im Wasser verrührten Cementes belegen. Ist das Kistehen von ziemlicher Grösse, so ist es gut dasselbe auswendig oben und unten mit einem Blechstreifen zu umgeben, damit es durch den Wasserdruck nicht aus den Fugen gepresst werde. Da manche Amphibien zeitweise gern ins Trockene gehen, so muss man ihnen einerseits dazu die Gelegenheit verschaffen, anderseibs aber auch wieder das dadurch mitunter veranlasste Entrinnen der Thiere zu verhüten suchen. Um letzteres zu bewirken, braucht man das Aquarium nur oben rundum mit einem etwa zwei bis drei Centimeter breiten, unter einem schiefen Winkel nach oben und innen vorspringenden Rand zu versehen, den man auch nach Art eines Rahmens zum Abheben einrichten kann; zum Behufe des ersteren Umstandes kann man aus lockeren Steinen, Muscheln und Korallen mit Hülfe von Cement in der Mitte des Behälters eine Insel aufbauen, welche man dann, da- mit das Ganze schöner aussieht, noch mit Sumpfgewächsen bepflanzt. Da sich jedoch viele Lurche in diesen künstlichen Inseln so ver- kriechen, dass sie oft jahrelang nicht wieder zum Vorschein kommen, so pflege ich dieselben in meinen Aquarien nicht anzuwenden, son- dern sie lieber durch einen entsprechend grossen Bimstein zu er- setzen, den ich mittelst einer Schnur und eines daran gehängten Gewichtes derart am Boden festankere, dass er etwa ın die Mitte des Gefässes zu schwimmen kommt und den Thieren einen bequemen Aufstieg bietet. Da sich jedoch dieser Stein nach einiger Zeit durch Aufsaugung von Wasser senkt, so muss er dann und wann zum Behufe des Austrocknens auf einige Tage herausgenommen werden. Um endlich diese Behälter nicht zu oft mit frischem Wasser ver- sehen zu müssen, ist es von Vortheil sie mit Wasserpflanzen zu belegen, wozu sich am besten schwimmende Pflanzen, namentlich aus der Gattung Lemna L., eignen. Die am Lande lebenden Amphibien, wie Kröten, Salamander und dergleichen, können theils-in Vogelbauern, einfacher aber in offenen, nicht zu kleinen und entsprechend hohen Kisten gehalten werden, deren Boden etwa handhoch mit Erde und darüber noch wenigstens theilweise mit stets feucht zu haltendem Moose belegt ist; auch ist es von Vortheil, ein Wassergefäss so in den Boden ein- zusenken, dass sich der Rand desselben mit der Oberfläche der Erde in gleicher Höhe befindet. Die Reptilien werden, etwa mit Ausnahme einiger Schildkröten, ausschliesslich im Trockenen gehalten, zu welchem Ende man sich nicht zu kleine aber ziemlich niedrige Käfige von am besten läng- lich rechteckiger Form construirt, wovon der Deckel und die beiden längeren Seiten aus Glasrahmen, die zwei kürzeren Wände aber aus feinem Drahtgitter gebildet werden. Der Boden dieser Behälter 614 Fütterung. wird mit flachen Moosplatten belegt und mit einem seichten Wasser- gefäss versehen; auch soll man nicht versäumen einige grössere und rauhe Steine hineinzulegen, damit die Thiere bei der Häutung zwi- schen ihnen durchkriechend sich ihrer Oberhaut leichter entledigen können. Was endlich die Chelonier betrifft, so werden die Land- und Sumpfschildkröten wenigstens einfach frei im Zimmer gehalten, nur dass man diesen die Wohlthat eines öfteren Bades nicht versagen darf; die Jungen der letzteren halten sich übrigens am besten in Aquarien. Die den Gefangenen zu reichende Nahrung ist natürlich nach der Art derselben manchen Verschiedenheiten unterworfen; doch können alle im Wasser lebenden Schwanzlurche theils mit Regen- würmern, noch einfacher aber mit rohem Fleisch gefüttert werden, Die Würmer muss man übrigens, wenn sie zu gross sind, in kleinere Stücke zerschneiden, weil sie sonst von den Thieren entweder nicht genommen werden oder doch nicht selten den Erstickungstod der- selben zur Folge haben. Weitaus bequemer und praktischer ist je- doch die Fütterung mit rohem Fleisch, die ich bei sämmtlichen Wasserurodelen schon seit Jahren mit Erfolg anwende. Ich schneide zu dem Ende das Fleisch in kleine, wurmartige Stückchen und reiche diese den Thieren zur Nahrung; manche Arten, wie z. B. die meisten Tritonen, nehmen diese Fleischrationen meist ohne Weiteres vom Boden auf, während wieder andere, wie beispielsweise die Pro- teen, damit förmlich gefüttert werden müssen, was übrigens auch bei allen anderen Species, die das hineingeworfene Fleisch nicht aufnehmen, zu geschehen hat. Zu diesem Zwecke bediene ich mich eines etwa 2'/, Decimeter langen Stäbchens, an dessen Ende zum Anspiessen der Fleischstücke eine Nadel festgemacht ist; wenn man nun damit das Fleisch den Thieren vor die Mundöffnung hält und dabei etwas bewegt, so schnappen sie fast immer gleich darnach und können in dieser Weise oft viele Jahre lang durchgebracht werden. Uebrigens mag bemerkt werden, dass die Fleischmassen bei Proteen nicht viel über einen Centimeter lang und höchstens von der Stärke einer dünnen Stricknadel sein dürfen, weil sie sonst von der sehr kleinen Mundöffnung dieser Thiere nicht bewältigt werden können. Für Anuren und Salamander ist jedoch diese Art der Fütterung nicht anwendbar, und können diese Thiere in der Regel nur mit lebenden Würmern und Insecten ernährt werden. Uebrigens neh- men die meisten Amphibien in kurzer Zeit einen hohen Grad der Zähmung an, so dass sie bei gehöriger Behandlung sehr bald ihren Herrn kennen lernen, bei dessen Annäherung herschwimmen und Kucht. | 615 ihm das Futter aus der Hand nehmen. Endlich kann statt des rohen Fleisches im Nothfalle auch gekochtes benützt werden, wovon man mässig dicke Fasern mit der Hand abzieht und sofort zur Fütte- rung verwendet; doch ist die Ernährung mit rohem Fleisch als praktischer und ausgiebiger jedenfalls vorzuziehen. Auch mag noch bemerkt werden, dass frisch eingefangene Thiere meist erst nach einiger Zeit ans Fressen gehen, ein Fall, der auch beim Wechseln der Behälter oder des Aufenthaltsortes nicht selten eintritt. Hinsichtlich der Reptilien können Eidechsen und Schlangen nur mit lebenden Thieren gefüttert werden und nehmen auch dann weit seltener Nahrung zu sich als die Lurche, sowie sie überhaupt ihrer Haltung in der Gefangenschaft viel grössere Schwierigkeiten entgegensetzen als diese, indem die Amphibien nicht nur den Ver- lust der Freiheit fast durchgängig jahrelang mit Leichtigkeit ertra- gen, sondern bei gehöriger Fürsorge in diesem Zustande auch meistens fortgepflanzt werden können, ein Umstand der sowohl für die Beobachtung der Entwickelungsgeschichte, als auch für die Vermehrung seltener, von auswärts erhaltener Arten sehr wichtig ist, daher ich ihn noch etwas näher erörtern will. Um Amphibien zur Fortpflanzung zu bringen, ist es natürlich vor Allem nothwendig, ihnen die dazu geeigneten Bedingungen zu verschaffen, da man nur in diesem Falle einen sicheren Erfolg in Aussicht hat. Bei Fröschen und Kröten hat dies im Allgemeinen keine Schwierigkeit, indem sie ihren Laich in Schnüren oder Klum- pen meist frei ins Wasser absetzen; bei Tritonen hingegen, die ihre Eier einzeln zwischen die Blätter von Wasserpflanzen kleben, muss selbstverständlich für das Vorhandensein der letzteren gesorgt wer- den; zu diesem Behufe haben sich mir wieder die Arten der Gattung Lemma, namentlich aber L. trisulca L., am geeignetsten erwiesen. Ist einmal der Laich gelegt, so ist zu seiner Entwickelung die grösst- mögliche Ruhe sowie nicht minder die Entfernung aller störenden Einflüsse die Hauptbedingung. ° Es ist daher die erste Aufgabe des Züchters, zur Laichzeit die Aquarien stets nach frischgelegten Eiern zu durchsuchen, dieselben dann sammt den etwa mit ihnen ver- bundenen Wasserpflanzen behutsam herauszunehmen und sofort in ein eigenes und kleineres Gefäss zu übertragen. Damit nun das Wasser desselben durch Stagnation nicht etwa ein Absterben der Eier verursache, pflege ich jenes täglich in solcher Weise zu wech- seln, dass die Entwickelung des Laiches weder durch eine zu starke Bewegung der Flüssigkeit gestört, noch durch einen zu raschen Temperaturwechsel beeinträchtigt werde. Ich ziehe daher mittelst eines Hebers — wozu sich am besten ein Kautschukschlauch eignet — vom Grunde des Glases etwa die Hälfte des Wassers möglichst vor- 616 Zucht. sichtig ab und fülle hierauf etwa dieselbe Menge frischen Wassers von einem anderen, natürlich höher gestellten Gefüsse aus wieder mittelst des bis auf den Boden des Eibehälters reichenden Hebers in denselben hinein. Wendet man dieses Verfahren fortwährend an, so wird man bald die Freude haben, den grössten Theil der Eier sich entwickeln zu sehen, ein Umstand, der an der allmälig deut- licher hervortretenden Form der Embryonen leicht zu erkennen ist; sollten sich bei der Gelegenheit einzelne Eier durch unförmliches Anschwellen sowie durch Undurchsichtigkeit oder gar an ihnen auf- tretende Schimmelbildung als abgestorben erweisen, so müssen sie sofort aus der Flüssigkeit entfernt werden. Dieselbe Sorgfalt, wie die Ausbringung der Eier, fordert übri- gens auch die Pflege der endlich ausgekrochenen Larven. Das Wasser wird auch hier in der eben geschilderten Weise gewechselt und mag hierbei noch bemerkt werden, dass die an den Wänden des Gefässes sich anlegenden Algen bei der Gelegenheit nicht ent- fernt werden sollen, da sie den ganz kleinen Thieren theilweise zur Nahrung dienen, obwohl thierische Substanzen bald ihre ausschliess- liche Speise bilden. Die Beschaffung der letzteren macht nun bier allerdings die meiste Schwierigkeit, da die eben ausgekommenen Larven nur die kleinsten Organismen zu sich nehmen, also vorzugs- weise Infusorien, mikroskopische Krebse, sehr kleine Würmer und Insectenlarven fressen. Solche Geschöpfe können nun aus Sümpfen und Wassergräben eigens zu diesem Zwecke geholt, viel einfacher und vollkommen mühelos aber auch zu Hause erzeugt werden. Man nimmt nämlich frisch abgeschnittene Blätter und grüne Pflanzen- theile sowie auch einige thierische Abfälle — von denen nach meiner Erfahrung die in Aquarien abgesonderten Excremente der Amphibien besonders geeignet sind —, giebt sie in ein Glasgefäss und stellt sie, nachdem dieses mit Wasser gefüllt ist, in die Sonne. In einem so vorgerichteten Apparate entwickelt sich in kurzer Zeit eine solche Unmasse von Infusorien, dass ihre Menge zum Behufe der Fütterung der kleinsten Larven vollkommen ausreicht. Um nun von diesem Vorrathe eine beliebige Quantität zu benutzen, seihe ich eine ent- sprechende Parthie dieses infusorienhaltigen Wassers durch einen möglichst dichten Leinwandlappen durch und spüle diesen dann in dem Larvenbehälter aus. Wenn man dann dieses Verfahren täglich wiederholt, so werden die jungen Kaulquappen hinreichende Nah- rung erhalten und dabei bald so gross werden, dass sie etwas der- bere Kost vertragen können; auch braucht man hierbei nicht besorgt zu sein; dass die angelegte Infusoriencolonie erschöpft werde, da sich der Verlust derselben durch ihre ausserordentliche Vermehrung sofort wieder ausgleicht, wenn man nur darauf bedacht ist, die hin- Zucht. 617 weggenommene Flüssigkeit fortwährend durch neue zu ersetzen. Sehr gute Dienste zur Fütterung kleiner Larven leistet übrigens auch der unter dem Namen Tubifex rivulorum Lam. bekannte Roth- wurm, der sich im Schlamme von Lachen und Gräben oft in solcher Menge findet, dass er den Grund namentlich gegen das Ufer mit- unter stellenweise ganz roth färbt. Wenn man sich eine tüchtige Parthie soleher Würmer sammt dem sie bergenden Schlamme nach Hause bringt, in ein Wassergefäss wirft und die ganze Masse zur Ruhe kommen lässt, so machen sich die Thierchen bald heimisch, halten sich die längste Zeit sehr gut und kann dann eine solche Ansiedelung als ein vortreffliches Material zur Nahrung von Am- phibienlarven verwerthet werden. Kommt es jedoch vor, dass die bisher genannten Hülfsquellen ausnahmsweise versiegen, so wende ich in diesem Falle namentlich bei sehr jungen Larven auch ge- kochtes, in sehr feine, staubartige Partikelchen zerhacktes Fleisch an, dasins Wasser gestreut, von den Thierchen meist gern genommen wird; bei allmäligem Wachsthum der Larven können dieselben schon mit etwas grösseren Würmern und Fleischfasern, mit Insecten und dergleichen in ähnlicher Weise wie die Erwachsenen gefüttert wer- den, und macht dann ihre Fortbringung meist keine besondere Schwierigkeit mehr. Eine sehr gute Speise für ganz kleine Kaul- quappen sind endlich noch Fliegenmaden, welche man sich äusserst einfach dadurch verschafft, dass man ein kleines Stückchen Fleisch, einen Knochen, Knorpel und dergleichen in das offene Fenster legt, worauf sie von den Fliegen sofort zum Ablegen ihrer schnell aus- kriechenden Eier benutzt werden. Wenn man dann diese, Körper, nachdem man die daran sitzenden Maden in das betreffende Am- phibiengefäss abgeklopft, wiederum vors Fenster legt, so kann man fast täglich deren neue erhalten, wenn man nur die Fleischtheile - durch schwache Anfeuchtung vor dem Eintrocknen bewahrt. Ist auf diese Weise die Erziehung der jungen Amphibien so weit gediehen, dass sie der Reife nahe sind, so hat man wohl darauf zu achten, dass für die später am Lande wohnenden Arten ein leicht erreichbarer Platz vorhanden sei, den die Thiere zum Ausstieg ins Trockene benutzen können, widrigenfalls sie sonst in Bälde zu Grunde gehen. Dies ist namentlich bei den meisten Froschlurchen der Fall, deren Fortbringung im Vergleiche mit den Urodelen überhaupt weit grössere Schwierigkeiten macht, indem sie ihre Entwickelung in viel kürzerer Zeit durchlaufen und daher das Wasser meistentheils als noch sehr kleine Thiere verlassen. Solche eben ans Land gegan- gene Froschlurche müssen dann ausser Wasser in feucht gehal- tene Behälter gesetzt und mit einer grossen Menge von kleinen Insecten versehen werden, die man nur dadurch in Masse erhalten 618 Zucht. kann, dass man mit dem zum Fange der Amphibien geschilderten Hamen Wiesen und Grasplätze abstreift, wobei deren dann eine grosse Anzahl in den Sack hineinfallen und sofort in einem mit Moos locker ausgefüllten Gefässe lebend nach Hause gebracht werden kön- nen. Zum Glück wachsen die Anuren in ihrer frühen Jugend ziem- lich schnell, so dass sie im Allgemeinen bald so gross sind, dass sie mit Stubenfliegen ernährt werden können, von welchem Zeitpunkte an ihre weitere Fortbringung dann keine besondere Mühewaltung erfordert. Während auf diese Weise die Amphibien sehr leicht gehalten und meist auch ohne grosse Schwierigkeiten sogar gezüchtet werden können, ist dies, wie schon erwähnt, mit den Reptilien weit weniger der Fall, da diese selbst unter den günstigsten Verhältnissen in der Gefangenschaft nur selten mehrere Jahre lang ausdauern und nur in höchst ausnahmsweisen Fällen zur Fortpflanzung gebracht werden können. Die alleinige Ausnahme bilden in dieser Hinsicht die Chelonier, welche ohne besondere Pflege meist viele Jahre lang aus- halten, wenn sie nur mit der entsprechenden Nahrung versehen werden; bei Sumpfschildkröten besteht diese vorzüglich in rohem Fleisch, während die Landschildkröten hingegen Pflanzenstoffe, und darunter am liebsten Salatblätter, zu sich nehmen. Es versteht sich übrigens schliesslich wohl von selbst, dass man die gegen die Kälte sehr empfindlichen Lurche und Kriechthiere vor deren Einwirkung möglichst beschützen und sie daher während der kalten Jahreszeit in einem geheizten Raume halten, namentlich aber die aus südlichen Gegenden stammenden besonders vor raschen und plötzlichen Temperaturänderungen gehörig bewahren soll. Die Nahrung, wenn zur Winterzeit überhaupt welche genommen wird, ist dann natürlich die ihnen schon früher gereichte, nur dass dann bei den insectenfressenden Arten statt der nicht zu beschaffenden Kerbthiere Mehlwürmer als Ersatzfutter angewendet werden können. Nachträge und Berichtigungen. S. 18 ist in der Bestimmungstabelle die hinter dem Gattungsnamen Triton Laur. angehängte Zahl „19“ hinwegzulassen. S. 23 sind die am Rande hinter den Artnamen taeniatus Schnd. und helveticus Raz. angefügten Zahlen „24 und 31“ zu löschen. S. 38 Triton vittatus. Nach einer mir nachträglich zugekom- menen Mittheilung des Herrn Dr. Alf. Dubois ist die An- gabe der Autoren, dass die obgenannte Art in Belgien vor- kommt, durchaus unerwiesen und dürfte dieser Irrthum in Folge einer durch Dumeril stattgefundenen Verwechselung des T. vittatus mit einer Varietät des alpestris veran- lasst worden sein. S. 64 Chioglossa lusitanica. Bei der Abbildung Fig. 11 sind vom Xylographen die beiden Reihen der Gaumenzähne irr- thümlich als vorn in einander übergehend dargestellt worden. . 103 Alytes obstetricans kommt nach einer mündlichen Mit- theilung des Herrn Professors Dr. Peters auch in Mecklen- burg vor. . 265 ist im deutschen Texte Zeile 11 statt „über Bleistiftstärke“ Fingerdicke zu lesen. . 334 Blanus ceinereus. Die Angabe, dass diese Art auch au den griechischen Inseln vorkommt, ist insofern unrichtig, als sämmtliche von mir aus diesen Gegenden untersuchten Exem- plare von bereits zu Kleinasien gehörenden Eilanden stammten. . 886 ist in der Bestimmungstabelle nach den Gattungsnamen Ophiomorus „D. B.“, und nach Anguis „Linne“ anzuhängen, 620 Berichtigungen. S. 367 Anmerkung, ist statt $. „340“ 365 zu lesen. S. 544 Cistudo lutarıa. Nach „Fatio: Faune des vertebres de la Suisse, Bd. III* ist das Vorkommen dieser Art in der Schweiz sehr zweifelhaft, und dürften sich alle hierauf be- züglichen Angaben auf aus der Gefangenschaft entkommene oder absichtlich in Freiheit gesetzte Individuen reduciren. Systematische Uebersicht der in diesem Werke beschriebenen Arten. (Zugleich als Katalog der europäischen Lurche und Kriechthiere dienend.) I. AMPHIBIA @)°). I. Ordng. Urodela (7). 1. Fam. Ichthyodea (9). 1. Gatt. Proteus Laur. (10). anguinus Laur. (11). 2. Fam. Salamandrina (15). 1. Gatt. Triton Laur. (19). taeniatus Schneid. (24). helveticus Razoum. (31). vittatus Jenyns (35). alpestris Laur. (38). marmoratus Latr. (43). , Blasii de Isle (46). cristatus Laur. (48). platycephalus Gravh. (54). 2. Gatt. Pleurodeles Michah. (58). Waltlii Mich. (60). 3. Gatt. Chioglossa Barboza (63). lusitanica Barb. (64). *) Die eingeklammerten Zahlen beziehen sich auf die betreffende Textseite. 622 Systematische Uebersicht. 4. Gatt. Spelerpes Rafın. (65). Fusceus Bonap. (66). 5. Gatt. Bradybates Tschudi (67). ventricosus Tschudi (68). 6. Gatt. Salamandrina Fitzing. (68). perspieillata Savı (69). 7. Gatt. Salamandra Wurfb. (71). atra Laur. (72). maculosa Laur. (75). II. Ordng. Anura (82). 1. Fam. Pelobatidae (85). 1. Gatt. Pelobates Wagl. (87). fuseus Laur. (90). cultripes Cuv. (92). 2. Gatt. Bombinator Merr. (93). igneus Laur. (95). 3. Gatt. Pelodytes Fitzing. (98): punctatus Duges (99). 4. Gatt. Alytes Wagl. (101). obstetricans Laur. (102). 2. Fam. Calamitae (104). 1. Gatt. Hyla Laur. (105). arborea Schwenkf. (106). 3. Fam. Ranidae (109). 1. Gatt. Discoglossus Otth. (110). pietus Otth. (112). 2. Gatt. Rana Linne (115). esculenta Linne (117). temporaria Linne (125). 4. Fam. Bufonidae (152). 1. Gatt. Bufo Laur. (132). vulgaris Laur. (134). variabilis Pall. (138). calamita Laur. (141). Systematische Uebersicht. II. REPTILIA (167). I. Ordng. Ophidia (171). 1. Fam. Bothrophes (131). 1. Gatt. Trigonocephalus Oppel (131). halys Pall. (182). 2. Fam. Viperidae (155). 1. Gatt. Vipera Gronov. (186). ammodytes Linne (187). aspis Linn& (193). 2. Gatt. Pelias Merr. (200). berus Linn& (202). 3. Fam. Colubridae (208). 1 oa . Gatt. Tarbophis Fleischm. (212). vivax Fitzing. (213). . Gatt. Psammophis Boie (215). sibilans Linne (217). . Gatt. Coelopeltis Wagl. (219). lacertina Wagl. (221). . Gatt. Tropidonotus Boie (224). viperinus Latr. (226). tessellatus Laur. (231). natrix Linne (237). . Gatt. Elaphis Aldrov. (245). dione Pall. (246). sauromates Eichw. (250). cervone Aldrov. (254). . Gatt. Periops Wagl. (258). hippocrepis Linne (260). . Gatt. Zamenis Wagl. (263). Dahl Sav. (264). viridiflavus Latr. (267). . Gatt. Callopeltis Bonap. (275). quadrilineatus Pall. (277). Aesculapii Aldrov. (281). 623 624 Systematische Uebersicht. 9. Gatt. Rhinechis Michah. (288). scalaris Seba (290). 10. Gatt. Coronella Laur. (294). cueullata Geoffr. (296). girondica Daud. (299). austriaca Laur. (303). 4. Fam. Peropodes (309). 1. Gatt. Eryx Daud. (310). jaculus Linne (312). 5. Fam. Scolecophides (314). 1. Gatt. T'yphlops Schneid. (315). lumbricalis Daud. (315). II. Ordng. Sauria (317). 1. Fam. Amphisbaenidae (332). 1. Gatt. Blanus Wagl. (332). cinereus Vand. (334). 2. Fam. Seincidae (335). 1. Gatt. Ophiomorus DB. (337). miliaris Pall. (338). . Gatt. Anguis Linne (339). Fragilis Linne (341). 3. Gatt. Neps Laur. (344). chaleides Linn& (346). : +4. Gatt, Ablepharus Fitzing. (348), pamnonicus Fitz. (350). . Gatt. ßongylus Wagl. (354). ocellatus Forsk. (356). 3. Fam. Chaleides (359). 1. Gatt. Pseudopus Merr. (359). apus Pall. (362). 4. Fam. Lacertidae (364). 1. Gatt. Ophiops Menestr. (369). elegans Menetr. (372). 186) Qt Systematische Uebersicht. 625 . Gatt. Podareis Wagl. (374). . velox Pall. (376). variabilis Pall. (380). 3. Gatt. Acanthodactylus Wiegm. (383). lineo-maculatus DB. (385). Savignyi Aud. (387). vulgaris DB. (390). 4. Gatt. Psammodromus Fitzing. (394). hispamicus Fitz. (397). . Gatt. Lacerta Linne (399). oxycephala DB. (404). muralis Laur. (408). taurica Pall. (419). ocellata Daud. (423). riripara Jacg. (429). agilis Wolf (433). viridis Gesn. (441). 6. Gatt. Notopholis Wagl. (448). Fitzingeri Wiegm. (449). moreotica Bibr. (451). nigro-punctata DB. (452). 7. Gatt. Tropidosaura Fitzing. (454). algira Linne (455). [0) (br 8 5. Fam. Iguanidae (458). 1. Gatt. Phrynocephalus Kaup. (460). auritus Pall. (460). 2. Gatt. Agama Daud. (464). sanguinolenta Pall. (465). 3. Gatt. Stellio Daud. (468). vulgaris Latr. (469). 4. Gatt. Uromastix Merr. (473). spinipes Daud. (474). 6. Fam. Ascalabotae (477). 1. Gatt. Gymnodactylus Spix (479). Kotschyi Steindachn. (481). geccoides Spix (482). Schreiber, Herpetologia europaea. 40 626 Systematische Uebersicht. 2. Gatt. Phyllodactylus Gray (485). europaeus Gene (485). 3. Gatt. Hemidactylus Cuv. (487). verruculatus Cuv. (487). 4. Gatt. Platydaetylus Cuv. (489). Facetanus Aldrov. (490). 7. Fam. Chamaeleontidae (493). 1. Gatt. Chamaeleon Lochn. (495). vulgaris Daud. (496). II. Ordng. Chelonia (499). 1. Fam. Thalassites (506). 1. Gatt. Sphargis Merr. (509). coriacea Rond. (509). 2. Gatt. Thalassochelys Fitzing. (512). corticata Rond. (513). 3. Gatt. Chelone Brogn. (517). viridis Schneid. (518). imbricata Linne (522). 2. Fam. Paludites (525). 1. Gatt. Emys Merr. (527). caspica Gmel. (528). 2. Gatt. Cistudo Flem. (536). lutaria Gesn. (537). 3. Fam. Chersites (545). 1. Gatt. Testudo Linne (548). graeca Linne (550). nemoralis Aldrov. (557). REGISTER’*). A. Ablabes quadrilineatus 277. Ablepharus 337, 348, 566, 573, 575, 577, 583, 590. bivittatus 353. Boutonü 353. Kitaibeliüi 350. pannonicus 350, 566, 570, 571, 579, 584, 589. Acanthodactylus 324, 364, 368, 383, 566, 573, 575, 577, 583, 590. Bellü 390. Boschianus 390. lineo-maculatus 385, 566, 569, 574, 575, 580, 585, 589. Savignyi 327, 385, 387, 566, 571, * 574, 575, 580, 585, 589, velox 390. vulgaris 319, 321, 385, 390, 566, 568, 569, 575, 579, 585, 589, Acrodontes 317. Agama 459, 464, 567, 573, 575, 577, 583, 590. aurita 460. cordylea 469. mystacea 460. oxyana 465. sanguinolenta 465, 567, 571, 574, 580, 585, 589. scorpina 490. Aglyphodonta 172. Ailurophis 212. viwax 213. Algira barbarica 455. Cuvieri 451. punctata 372. Algiroides moreoticus 451. Algyra 454. Alytes 86, 87, 101, 147, 151, 153, 154, 159, 161. obstetricans 102, 147,148, 149, 155. 158, 161. Punctatus 99. Ameiva algira 455. arguta 380. aurita 460. meridionalis 346. tiliguerta 410. tıligugu 356. velox 376. Amphibien 3. Amphisbaena cinerea 334. oxyura 334. rufa 334. Amphisbaenidae 330, 332, 586, 587, 591. Amystes 369. Ehrenbergü. 372. Anguis 336, 339, 566, 572, 575, 576, 583, 590. Aesculapü 281. niger 268. " n vulgaris 267. Besseri 341. bicolor 341. cinerea 341. clivica 341, 344. ” .n *) Die mit Cursivschrift gedruckten Namen sind Synonyma, Varietäten oder nur anmerkungsweise angeführte Formen. 40* 628 Register. colubrina 312. eryx 341. fragilis 335, 341, 566, 568, 569, 570, 571, 578, 584, 587, 589. Fusca 341. grisea 341. helluo 312. incerta 342. Jaculus 312. lineata 341, 342. lumbricalis 315. miliaris 338. nigriventris 341 punctatissimus 338. vittatus 341. vulgaris 341. Annulata 330. Anura 6, 82, 147, 162. Ascalabotae 319, 332, 477, 586, 587, 591. Ascalabotes mauritanicus 490. fascieularis 319, 490. Aspidorhinus graciis 376. Aspis ocellata 194. Aspistis 394. Edwardsiana 397. Atropis 433. nigra 430. B. Bipes Pallasü 362. Sheltopusik 362. Blanus 317,332, 566, 572, 575, 577, 585, 590. cinereus 334; 566, 568, 574, 580, 584, 588. rufus 334. Boa tatarica 312. tureica 312. Bombina marmorata 90 Bombinator 87, 93, 147, 151, 153, 154, 159, 161. bombina 95. brevipes 96. Juscus 90, 92. igneus 95, 147, 148, 149, 150, 155, 158, 161. pachypus 95, 96, 97. plicatus 99. Bothrophes 172, 180, 181, 586, 587, 91, % Bothrops distinetus 222. Bradybates 16, 18, 67, 147, 151, 153, 154, 159, 161. ventricosus 68, 147, 148, 155, 158, 161. Brevilingues 318, 331. Bufo 132, 147, 151, 153, 159, 161. alpinus 135. bombina 95. bombinus 95. calamita 124, 134, 141, 147, 148, 149, 150, 155, 158, 161. calearatus 92. campanisonus 102. cinereus 135. colchieus 135. commutatus 135. erucigera 138, 140. erueiatus 141. cursor 141. ‚Ferruginosus 135. Foetidissima 141. Fuseus 90. gargarizans 135. igneus 95. ‚japonieus 135. obstetrieans 102. palmarum 135, 137. pluvialis 95. ridibundus 119. Roeselii 135 roseus 138, 140. salsus 135. Schreberianus 138. sitibundus 138. spinosus 135 terrestris 135, 141. tuberculosus 135. variabilis 134, 138, 147, 148, 149, 150, 155 158, 161. vespertinus 90. vinearum 135. viridis 138, 141. vulgaris 102, 134, 147, 148, 149, 150, 154, 158, 161. Bufonidae 83, 85, 132. C. Caecilia major 346. typhlus 341. vulgaris 341. Calamita 105. arboreus 108. Calamitae 83, 85, 104. Callopeltis 211, 275, 566, 572, 575, 576, 583, 590. Aesculapii 175, 177, 277, 281, 284, 566, 568, 569, 570, 575, 578, 584, 588. cruentatus 280. flavescens 281, 284. hippocrepis 260. leopardinus 277, 280. leprosus 284. | Metaza 278. | en Register. quadrilineatus 277, 280, 566, 569, 570, 571, 575, 579, 584, 588. romanus 284. Caretta atra 513. Cephalo 513. Coauana 513. esculenta 518. imbricata 522. Chaleida vulgaris 346. Chaleides 331, 359, 586, 587, 591. apus 362. Columnae 346. Seps 346. tridactyla 346. tridactylus 346. Chamaeleo 495. africanus 496. Parisiensium 496. siculus 496. Chamaeleon 319, 328, 493, 567, 573, 575, 577, 583, 590. carinatus 496. cinereus 496. hispunieus 496. mutabilis 496. vulgaris 496, 567, 569, 574, 580, 585, 589. Chamaelontidae 493, 586, 587, 591. Chamaesaura apus 362. chalcis 346. Chelone 508, 517, 564. imbricata 518, 522. viridis 501, 518. Chelonia 170, 499, 566, 581, 592. caretta 513. Cavuana 513. Coauana 513. corticata 513. imbricata 522. multiscutata 522. mydas 518. pelasgorum 514, 515. virgata 513. viridis 517. Ohersine graeca 550. marginata 557. Chersites 506, 545, 586, 587, 591. Chersus marginatus 557. . Chioglossa 16, 18, 63, 147, 151, 153, 154, 159, 161. lusitanica 64, 147, 148, 155, 158, 160. 619. Chironius Dione 246. Chorodromus lineo-maculatus 385. Chrysolamprus ocellatus 423. Cistudo 527, 536, 566, 573, 575, 576, 583, 590. europaea 331. hellenica 537, 543. 629 Hoffmanni 543. lutaria 503, 537, 566, 568, 569, 570, 571, 578, 585, 589. Olemmys 527. caspica 528. Coauana caretta 513. Cobra Ammodytes 187. Coelopeltis 171, 173, 210, 219, 566, 572, 575, 577, 583, 590. Dione 246. lacertina 222, 566, 568, 569, 570, 574, 579, 584, 588. leopardinus 277. monspessulana 222. Neumayeri 222, 223. Coluber acontistes 268. Aesculapü 221, 239, 281, 282. Agassizü 291. Ammodytes 187. arabieus 237. asclepiadeus 282. aspis 194, 202. atratus 222. atrovirens 267. aurolineatus 226. austriacus 303. berus 194, 202. bilineatus 239. 291. bipedalis 237. bipes 237. bohemicus 207. carbonarius 268. caspius 268. caucasicus 304. Charassii 194. Chersea 193, 202. coeruleus 202. communis 267. coronella 303. eruentatus 277. cucullatus 296. cupreus 304. Dahlü 264. dalmatinus 238. Dione 246. domesticus 260. elaphis 255. eremita 247. ‚Ferrugineus 304. ‚favescens 282. Franciae 267. fugax 282. Fuscus 222. gabinus 231. gallieus 268. gemmatus 217. girondieus 299. gronovianus 237. gronovius 237. 630 halys 182. helvetieus 237. helvetus 237. Hermanni 291. hippocrepis 222, 261. hipponensis 217. hydrophilus 231. hydrus 231. insignitus 221. isabellinus 562. laevis 291. leopardinus 277. leprosus 282. . longissimus 282. luteostriatus. 267. Melanis 202. meridionalis 299, minutus 237. moilensis 222. moniligera 217. monspeliensis 221. monspessulanus 221. natricula 226. natrix 237, 267, 281. Naui 255. Neumayeri 222. ocellatus 265. oculus cati 303. pannonicus 282. persa 238. personatus 268. poecilocephalus 247. ponticus 238. prester 202. pseudo-echidna 266. quadrilineatus 255, 277. quadristriatus 255. quaterradiatus 255. Redü 193. Riccioli 299. romanus 282. rubens 300. rupestris 222. sardus 267. sauromates 250, 251. scalaris 290, 291. schytha 203. scopolianus 237. scutatus 239. Seytha 203. Sellmanni 282. sibilans 217. siculus 238. strigatus 299. taeniolatus 217. tessellatus 231. tetragonus 303. thermalis 268. thuringiacus 303. Register. Tlehua 202. torquatus 237. trabalis 247, 268, trilineatus 277. tyrolensis 237. vermicularis 221. vermieulatus 221. versicolor 302. vipera 193. Vipera Anglorum 202. viperina 231. viperinus 226, 238. viridiflavus 267. vivax 213. vulgaris 237, 267. xanthogaster 250. Colubridae 180, 208, 586 , 587, 591. Cordylus stellio 469. Coriudo 509. Coronella 211, 294, 567, 572, 575, 576, 583, 590. austriaca 280, 295, 300, 302, 303, 567, 568, 569, 570, 571, 575, 578, 584, 587, 588. caucasica 304, 307. cucullata 296, 567, 568, 570, 575, 580, 584, 588. girondica 295, 299, 301, 567, 568, 569, 575, 579, 584, 588. girundica 299. ‘ hispanica 299. italica 307, 308. laevis 296, 299, 303. meridionalis 299, 301. quadrilineata 277. Riccioli 302. tessellata 231. textilis 293. Crassilingues 318, 331. Ütenodactylus vulgaris 390. Cultripes 87. minor 90. provincialis 92. Cyrtodactylus Spixrü 482. DD. Dendrobates 459. Dendrohyas 105. arborea 108. viridis 108. Dendrophius Dahliü 264. Dermatochelys 509. coriacea 509. porcata 509. Dermochelys 509. atlantica 509. Discoglossus 110, 147, 151, 153, 154, | 159, 161. Register. pictus 112, 113, 147, 155, 158, 161. sardus 112. . Dipsas fallax 213. E. Echidna Ammodytes 187. aspis 182, 194. Echidnoides 200. irilamina 202. Echis americanus 202. Elaphe Parreyssü 250. scalarıs 291. Elaphis 211, 245, 566, 572, 575, 576, 583, 590. Aesculapü 281. cervone 246 , 254, 255, 281, 566, 569, 570, 575, 579, 584, 588. dione 173, 246, 247, 566, 570, 574, 575, 580, 584, 588. avescens 281. Parreyssü 250. quadrilineatus 255. quaterradiatus 255. sauromates 246, 250, 566, 570, 571, 575, 580, 584, 588. Emys 527, 536, 566, 573, 575, 577, 583, 590. caspica 500, 504, 528, 533, 534, 535, 566, 569, 570, 571, 579, 585, 589. ’ europaea 537. hellenica 537. Hoffmanni 537. leprosa 537. lutaria 528, 529, 537. marmorea 929. pulchella 528, 538. rivulata 528. Sigritzü 529. Sigriz 529, 533, 534, 535, 536. Eremias 374. coeruleo-ocellata 376. varlabilis 380. velox 376. Eretmochelys imbricata 522. Eryx 310, 566, 572, 575, 583, 590. cerastes 312. cehvieus 341. ‚Familaris 312, 313. jaculus 312, 313, 567, 570, 571, 575, 580, 584, 588. miliarıs 338. turcica 312. Euproctes platycephalus 54. Rusconi 54. Eurystomata 171. 631 F, Fissilingues 318, 328, 330. G. Gecko auritus 460. murtcatus 490. scaber 482. ! Gekko aquaticus 49. Ascalabotes 487. carnifex 49. gyrinoides 38. mauritanicus 490. meridionalis 487. palustris 49. Salumandra 75. Stellio 490. triton 24. Geko fascieularis 490. Gekus eyanodactylus 487. Geotriton fuscus 66. Genei 66. Gongylus 337, 354, 566, 573, 575, 577, 583, 590. ocellatus 321, 323, 325, 356, 357, 566, 569, 570, 574, 575, 579, . 584, 589. tiligugu 397. viridanus 358. Gonyodactylus Kotschyi 321. scaber 482. Gymnodactylus 479, 567, 573, 575, 577, 583, 590. caspius 484. geccoides 481, 482, 484, 567, 570, 574, 575, 580, 585, 589. Kotschyi 481, 483, 484, 567, 569, 570, 575, 580, 585, 589. scaber 482. Gymnophthalmi 335. H. Haemorrhois hippocrepis 260. trabalis 250, 268. Halychelys atra 513. Hemidactylus 479, 487, 567, 575, 575, 379, 383, 990. cyanodactylus 488. granosus 488. maculatus 488. triedrus 487. verrucosus 488. verruculatus 319, 487, 488, 567, 568, 569, 570, 579, 585, 589. Hemisalumandra cristata 49. marmorata 43. 632 Register. Hemitriton 57. alpestris 38. asper 54. Bibroni 54. cinereus 54. punctulatus 54. rugosus 54. Hierophis viridiflavus 267. Histeropus Pallasüi 362. Humivagi 459. Hyas 105. arborea 108. Hyla 105, 147, 151, 153, 154, 159, 161. arborea 106, 147, 148, 149, 150, 154, 158, 161. sarda 108. viridis 106. Hydrosauria 170. Hypochthon 10. anguinus 11. Laurentü 11. Ichthyodea 8, 9. Iguana cordylina 469. Iguanidae 332, 458, 586, 587, 591. L. Lacerta 326, 369, 399, 566, 573, 575, 576, 583, 590. aedura 429. africana 49. Agama 469. . agilis 318, 403, 408, 419, 428, 429, 433, 454, 452, 567, 568, 569, 571, 975, 978, 585, 589. apoda 362. upus 362. aquatica 25, 49. arenicola 434. argulus 377. arguta 380. atra 72, 430. aurita 460. bifasciata 409, 416. bilineata 422, 446. bistriata 442. Brognardii 410, 417. Caliscertula 410. campestris 416. chalcides 346. chaleidica 346. Chamaeleon 496. chersonnensis 434. chloronota 441. chloronotos 445, chrysogastra 429. cinereo-nigrescens 441. colchica 435. communis 434. concolor 441. crocea 429, 433. cruenta 386. cupreiventris 415. cyanolema 441. deserti 380, 390. dubia 490. Dwumerilüi 390. kdwardsiana 397. elegans 441. erythronotos 438. Erythronotus 435. erythrura 390. europaea 434. exigua 443, 446. fasciata 415. Fitzingeri 449. Naviventris 417. grammiea 390. gyrinoides 38. Hasselquistii 487. helvetica 31. f hieroglyphica 404. jJamaicensis 424. 1 lacustris 38, 49. Laurenti 434. lepida 424. lobata 460. maculata 24, 215, 415, 442. major 441. margaritata 424. marmorata 415, 417. mauritanica 490. Merremia 409. Merremü 415. Michahellesüi 446. montana 450, 432. moreotica 451. muralis 321, 325, 327, 372, 403, 408, 420, 423, 452, 454, 566, 568, | 569, 570, 571, 575, 578, 585, 589. j mystacea 460. nigra 430, 432, 442, 445, 449. nigriventris 417. nigropunctata 452. ocellata 356, 402, 423, 447, 566, 568, 569, 575, 579, 585, 589. olivacea 410, 414. Olivier! 390. oxycephala 402, 404, 566, 568, 569, | 575, 579, 585, 589. | palustris 24, 38, 49. | paradoxa 31. peloponesiaca 420. porosa 49, Register. porphyrea 433. . praticola 433. puccina 410. punctata 24, 442. punctato-fasciata 415. pustulata 386. . pyrrhogaster 429. quadriradiata 442. quinqueradiata 446. quinquevittata 443, 446. radiata 442. reticulata 415, 417, 423. Salamandra 25, 72, 75. sanguinolenta 465. Savignyi 387. saxicola 419, 420. Schreibersiana 429. Schreibersü 397. scutata 465. senegalensis 423. sepium 434. Seps 346. sericea 410, 415, 435, 442. serpa 442. sicula 415, 442. smaragdina 441. Stellio 469. slirpium 434. strigata 443, 446. sylvieola 443. taeniata 24. tarentula 490 taurica 327, 403, 419, 420, 4383, 454, 566, 569, 570, 571, 574, 575, 579, 585, 589. tiliguerta 410, 417. triton 24, 38. tureica 487. unicolor 430. variabiis 380. variolata 442, 445. velox 376, 377, 390, 419. versicolor 442. viridis 321, 323, 327, 330, 365, 366, 403, 429, 434, 441, 567, 568, 569, 570, 571, 575, 578, 585, 589. viridissima 428. vittata 376. vivipara 403, 429, 452, 454, 567, 568, 569, 570, 571, 575, 578, 585, 588, 589. vulgaris 25, 408. Lacertidae 330, 364, 586, 587, 591. Lacertus africanus 49. aquaticus 49. Facetanus 490. vulgaris 429. Lejodactyli 318, x Lissotriton palmipes 25, 30, 35. punctatus 24. Lophinus palmatus 31. punctatus 24 Lycognathus cucullatus 296. M. Mabouya ocellata 369. . Mocropotodon mauritanicus 296. Malpodon lacertina 221. Mastigura spinipes 474. Megalochilus auritus 460. Megapterna montana >4. Molge 19. alpestris 38. cinerea 25. ignea 38. palmata 31. palustris 49. platycephalus 54. punctata 25. taeniata 24, 31. tridactylus 69. Wurfbaimiü 38. N. Nutrix Aesculapü 282. atrovirens 267. bahiensis 261. bilineata 226. Cetti 238. chersoides 226. Dione 246. Dumfrisiensis 303. Elaphis 255. gabina 231. gemonensis 267 girondieus 399. gronoviana 237. Hippocrepis 260. hybridus 237. hydrus 231. lacertina 221. laevis 303. longissima 282. lugubris 222. mertdionalis 399. minax 239. monspessulana 221. murorum 239. Naui 255. nigrescens 231. ocellata 226. Pethola 268. personatus 268. rubetaria 237. Scopolü 282, 633 634 sibilans 217. tessellatus 231. torquata 231, 237, 238. torquatus 237. viperina 226, 231. vulgaris 237. Neuerges 63. Notopholis 369, 448, 567, 573, 575, 577, 583, 590. Edwardsiana 397. Fitzingeri 449, 567, 569, 574, 575, 580, 585, 589. moreotica 449, 451, 567, 570, 574, 975, 580, 585, 589. nigropunctata 366, 449, 452, 567, 570, 575, 579, 585, 589. 0. Obstetricans punctatus 99. vulgaris 102. Otacurus 19. Ommatotriton vittatus 35. Ophidia 170, 171, 566, 581, 591. Ophiomorus 336, 337, 566, 572, 575, 577, 583, 590. miliaris 338, 566, 570, 571, 579 584, 589. Ophiops 368, 369, 566, 573, 575, 577, 583, 590. elegans 372, 566, 571, 574, 580, 585, 589. macrodactylus 372. Ophiosaurus serpentinus 362. Otophis 339. colchica 342. eryx 342, 343. BD: Paludites 506, 524, 586, 591. Pelias 186, 200, 566, 572, 575, 576 583, 590. Ammodytes 187. aspis 194. berus 202, 566, 568, 569, 570, 578, 584, 587, 588. chersea 202. dorsalis 202. melaenis 205. prester 202, 2095. Renardi 202. scytha 205. Pelobates 84, 87, 147, 151, 153, 154, 159, 161. cultripes 90, 92, 147, 148, 149 155, 158, 161. fuscus 90, 147, 148, 149, 150, 155, 158, 161. Register. Pelobatidae 85. Pelodytes 87, 98, 147, 151, 153, 154, 159, 161. punectatus 99, 147, 148, 155, 158, 161. Pelonectes platycephalus 54. Pelophylax 115. esculentus 117. Periops 177, 210, 258, 566, 572, 575, 577, 583, 590. hippocrepis 176, 260, 566, 568, 569, 570, 574, 579, 584, 588. Peropodes 171, 180, 309, 586, 587, 591. Petroponia nigra 50, 54, 68. Phanerobranchus platyrhynchus 11. Phenax taurica 419. Phryne vulgaris 135. _ Phrynocephalus 317, 459, 460, 567, 573, 575, 577, 583, 590. auritus 319, 460, 461, 567, 571, 574, 580, 585, 589. mystacius 460. Phyllodactylus 478, 485, 567, 573, 975, 977, 583, 590. europaeus 485, 567, 569, 574, 575, 580, 585, 589. Wagleri 485. Platydactylus 479, 489, 567, 573, 575, 577, 583, 590. facetanus 490, 567, 568, 569, 570, 579, 585, 589. Fascieularis 49. guttatus 493. mauritanicus 490. muralis 490. Pleurodeles 16, 18, 58, 147, 151, 153, 154, 159, 161. exasperatus 60, 62. Walt! 34, 60. Waltli 43, 60, 147, 148, 155, 158, 160, 161. Pleurodontes 317. Podarces velox 377. Podarcis 324, 364, 368, 374, 566, 573, 575, 577, 583, 590. albiventris 408. arguta 380. campestris 409. cupreiventris 410. cyanolema 441. deserti 380. Raviventris 409. irritans 380. maculata 409. muralis 408. nigriventris 410. oxycephala 404. rubriventris 408. Register. 635 siceulus 409. alliacea 90. taurica 419. alpina 118, 122, 125, 130. variabilis 325, 329, 376, 380, 566, aquatica 117. 571, 575, 979, 585, 589. arborea 108. velox 376, 566, 571, 574, 575, 580, arvalis 125, 130. 585, 589. atra 125. Podorrhoa sanguinolenta 465. bombina 95. Pristidactyli 318. bufina 138. Proctopus Pallasii 262. Bufo 102, 134, 138, 141. Proteroglypha 172. cachinans 118. Proteus 10, 147, 151, 153, 154, 159, calcarata 92. 161. campanisona 102. anguinus 11, 147, 149, 155, 158, caucasica 119. 160. eruenta 125. Carrarae 15. eultripes 92. Freyeri 15. dalmatina 131. Haidingeri 14. Daudinü 99. Laurentü 15. dentex 119. Schreibersit 15. dryophytes 118. iritonius 75. edulis 117. xanthostietus 14. ; esculenta 116, 117, 147, 148, 149, Zoisü 14. 154, 158, 161. Psammodromus 327, 369, 394, 566, Naviventris 125. 5730957154 577,583, 590.7 fuviatilis 117. cinereus 397, 398. ‚foetidissima 141. Edwardsianus 397. fusca 90, 125. hispanicus 397, 566, 568, 569, 579, gibbosa 125. 585, 589. gigas 119. Psammophis 210, 215, 287, 566, 572, ignea 95. 519, 577, 588, 587, 990% hispanica 118, 123. Dahlü 264. Hyla 108. hierosolimitana 217. maritima 117, 119. lacertina 221. - marmorata 117. moniliger 217. mephitica 141. monilegera 218. muta 125. > quadrilineata 217. obstetricans 102. sibilans 217, 566, 570, 580, 584, 588. oxyrrhina 125, 130. Psammophylax cucullatus 296. oxyrrhinus 125. Psammoplanis Savignyi 387. ) palmipes 117. Psammosaurus 458. pieta 112, 138. Psammuros 454, 458. platyrrhina 125, 129. algira 355. platyrrhinus 125. Pseudes pietus 113. plicata 99. Pseudis sardoa 112. portentosa 141. Pseudoboa tureica 312. punctata 100. Pseudopus 359, 566, 573, 575, 577, ridibunda 119. 583, 590. roseo-virens 117. apus 362,566, 570,571, 579, 584, 589. rubeta 135, 137. Fischeri 362. salsa 141. Oppelii 362. scotica 125. Pallasü 362. sitibunda 138. serpentinus 362. sylvatica 131. . d’Urvilli 362. temporaria 116, 125, 147, 148, Ptychopleurae 331. 149, 150, 154, 158, 160, 161. terrestris 117, 125. R. tigrina 118. variabilis 138. Rana 110, 115, 147, 151, 153, 159, 161. variegata 95. agıilis 125, 131. ventricosa 134, 636 verucosissima 135. vespertina 90, 91. viridis 108, 117, 138. vulgaris 117. Ranidae 85, 109. Ranueulus viridis 108, 117. Reptilien 167. Rhabdodon 219. Ffuseus 22. Rhinechis 211, 288, 308, 567 575, 577, 583, 590. Ayassizii 290. Ammodytes 187. scalaris 257, 290, 291, 567, 569, 579, 584, 588. Rubeta gibbosa 125. S. Succostoma auritum 461. ’ Salamandra 17, 18, 71, 147, 153, 154, 159, 161. abdominalis 25. alpestris 38. aquatica 38, 48, 49. aquatilis 48. atra 17, 67, 72, 147, 148 155, 158, 161. carnifex 50. cincta 38. corsica 76, 80. cristata 49. elegans 25, 44. exiqua 25. Jusca 67, 72, 73. Genei 66, ignea 38. Lacepediü 25. laticaudata 49. maculuta 75. ’ Register. 572, maculosa 72, 75, 147, 148, 149, 150, 155, 158, 161. marmorata 43. Moncheriana 76. nigra 72. palmata 31. palmipes 31. palustris 25. perspicillata 69. platycauda 49. pleurodeles 60. pruinosa 49, 52. punctata 24. rubriventris 38. Savi 67. taeniata 24. terdigitata 69. terrestris 75. tridactyla 69. vulgaris 75. Salamandrina 8, 15, 16, 17. 18, 68, 147, 151, 153, 154, 159, 161. perspicillata 67, 69, 147, 149, 155, 158, 161. Sauria 170, 317, 566, 581, 591. Saurophthalmi 335. Scapteira leiocera 390. pulchella 390. Seineidae 331, 335, 586, 587, 591. Scineus algirus 455. mabuya 357. ocellatus 356. offieinalis 358. pannonicus 350. thyro 357. tiligugu 356, 357. tirus 357. variegatus 357. Scolecophides 172, 180, 314, 586, 587, 591. Scrapteira maculata 387. Seps 337 ,.344, 566, 572, 575, 577, 583, 590. argus 434. caerulescens 434. chaleides 346, 566, 568, 569, 579, 584, 589. chaleidica 346. concolor 346, 347. lineata 346. lineatus 347. muralis 408. quadriliueata '346. ruber 345, sheltopusik 362. stellatus 435. striata 347. striatus 348. terrestris 442. varius 441. viridis 441. vittatus 346. condylura 70. perspieillata 70. Sheltopusik didactylus 362. Siquana ÖOttonis 342. Siren anguinus 11. Spelerpes 16, 18, 65, 147, 151, 153, 154, 159, 161. fuscus 66, 147, 149, 158, 161. coriacea 500, 509. mercurialis 509. tuberculata 509. Seiranota 68. Selenoglypha 172. Sphargis 508, 509, 564. Squamata 330. Register. 637 Stellio 459, 468, 567, 573,'575, 577, 583, 590. antiquorum 469. caucasicus 472, 475. cyprius 469. spinipes 474. vulgaris 321, 469, 473, 567, 570, 571, 575, 580, 585, 589. Stenodactylus 484. guttatus 481, 484. mauritanieus 490. scaber 482. Stenostomata 171. T. Tachynemis 212. vivaxz 213. Tarbophis 210, 212, 566, 572, 575, 577, 583, 590. Jullax 213. vivax 213, 566, 569, 570, 579, 584, 588. Tarentola mauritanicu 490. Terrapene 527, 536. caspica 528. Sigriz 529. Testudo 548, 566, 575, 576, 583, 590. alra 513. campanulata »557. caretta 513, 522. caspica 528. cephalo 513. coauana 513. coriacea 509. corticata 513. europaea 537. Java 537. graeca 500, 549, 550, 561, 562, 566, 568, 569, 570, 575, 579, 585, 589. graja 557. Hermanni 550. imbricata 522. lutaria 537. marginata 557. marina 513. mauritanica 562. meleagris 537. midas 518. nemoralis 550, 557, 562, 563, 566, 569, 570, 575, 579, 585, 989. orbicularis 537. pulchella 538. pusilla 562. - terrestris 550. viridis 518. Thalassites 506, 586, 537, 591. Thalassochelys 508, 512, 566, 573 I 575, 577, 583, 590. caretta 513. corticata 500, 501, 505, 513, 566, 568, 569, 570, 579, 585, 589. Coauana 513. Tiliqua ocellata 356, 357. Timon ocellatus 423. Tortrix eryx 312. miliaris 338. Trapelus aralensis 465. sanguinolentus 465. Trigonocephalus 181, 566, 572, 575, 577, 583, 590. halys 182, 566, 570, 574, 580, 584, 588. Trigonophis 212. iberus 213. Triton 18, 19, 147, 151, 153, 159, abdominalis 25. alpestris 22, 24, 27, 38, 147, 148, 149, 155, 158, 160. americanus 49. apuanus 39, 43. aquaticus 24. Bibroni 50, 55. Blasii 24, 46, 147, 148, 155, 158, 160. carnifex 49. cinereus 54. corthyphorus 75. eristatus 22, 48, 49, 80, 147, 148, 149, 150, 155, 158, 160. Gesneri 43. glacialis 54. helveticus 23, 27, 31, 147, 148 . 149, 155, 158, 160. vctericus 49, 53. lobatus 24. marmoratus 24, 43, 46, 47, 50, 80, 147, 148, 155, 158, 160. neglectus 39. nycthemerus 25, 50. palmatus 31. palustris 25, 49. parisinus 24. platycephalus 22, 34, 54, 147, 148, 149, 155, 158, 160. Punctatus 24. puncticulatus 55. Pyrenaeus 54. repandus 54. rugosus 54. salamandroides 38. taeniatus 22, 23, 24, 27, 41, 147, 148, 149, 150, 154, 158, 160. vittatus 23, 34, 35, 147, 148, 155, 158, 160. vulgaris 25. Wurfbainü 38. ’ 638 Tropidonotus 209, 211, 224, 566, 572, 575, 576, 583, 590. ater 239, 243. bilineatus 239. Cetti 238, 242. chersoides 226, 230. colchieus 239, 243. concolor 231. elaphis 255. elaphoides 231. gracilis 231. hybridus 237. hydrus 231, 233, 236. minax 242. murorum 242. natrix 226, 23 570, 571, 57 588. niger 239. Oppelü 238. persa 258. persteus 238. pieturatus 239. sauromates 250. sceutatus 231, 239. sieulus 242. sparsus 243. subbilineatus 238, 242. tantalus 231. tessellatus 226, 231, 308, 566, 569, 570, 571, 575, 578, 584, 588. viperinus 176, 225, 226, 231, 566. 568, 569, 570, 574, 575, 579, 584, 588. Tropidopholis Fitzingeri 449. nigra 449. Tropidophorus nigra 449. Tropidosaura 328, 369, 454, 458, 567, 573, 575, 577, 583, 590. algira 321, 455, 567, 569, 570, 575, 580, 585, 589. Tropinotus 224. Typhlops 315, 567, 572, 575, 577, 583, 590. flavescens 316. lumbricalis 315, 316, 567, 570, 574, 580, 584, 588. vermicalis 316. vermicularis 315. Tyria argonauta 264. Dahlii 264. najadum 264, 266. ocellata 265. 7, 566, 5, 577, 584, 587 uU ' Urodela 6, 7, 147, 162. Uromastix 459, 473, 567, 573, 575, 577, 583, 590. Register. spinipes 474, 567, 570, 575, 580, 585, 589. V. Vermilingues 318, 331. Vipera 186, 566, 572, 575, 576, 583, 590. ammodytes 187, 566, 568, 569, 570, 575, 578, 584, 588. aspis 187, 193, 566, 568, 569, 575, 579, 584, 588. atra 194. berus 194, 202. brunnea 194. ceilonica 202. cerastes 199. chersea 194. cinerascens 193. cinerea 193. communis 202. Franeisci Redi 193. Fulva 193. Fusca 194. Fusca-plumbiventris 194. halys 182. Heegeri 194, 197. Huggi 188, 194, 197, 198. ilyriea 187. isabellina 193. Iymnaea 202. melanis 202. Mosis 193. ocellata 194, 197. orientalis 202. Pelias 202. prester 194, 202. Redü 193. rufa 194. rufescens 193. rufiventris 194. schytha 203. squamosa 202. torva 202. trigonocephalus 202. vulgaris 193. Viperidae 180, 185, 586, 587, 591, >.%- Xenodon Michahelles 291. 2. Zacholus 294. austriacus 303. Fitzingeri 303. girondieus 299. ttalieus 303. laevis 303. Register. 639 Zamenis 211, 263, 566, 572, 575, viridiflavus 262, 264, 267, 272, 576, 583, 590, 566, 568, 569, 570, 571, 575, argonauta 266. 978, 584, 588. atrovirens 174, 267. Zootoca crocea 429. carbonarius 268, 274. Guerinü 429. caspius 268, 273, 275, 364. Jaquinü 429. Dahlii 264, 566, 569, 570, 575, montana 429, 430. 584, 588. muralis 408, 429. gemonensis 272. Pyrrhogastra 429. hippocrepis 260. saxicola 419. ocellatus 266. taurica 419. personatus 268. vivipara 429. Riccioli 300. Zuygnis 344. sardus 273. chalcidica 346. ‘ trabalis 268, 273. striata 347. ; } N Ren ö 4 ae = 7 5. go ul u de f A ENT y ) D) . . 4 4 er a | . MER rn \ bi Yt un 3 am Bir “Z y AOYET a * > N, i " 3 or . L ö D- ®” a x s \ in UFBRrAan | Le En f f MUSEUN RPETOLOGIA EUROPARA.- | Na EINE SYSTEMATISCHE BEARBEITUNG Kart: Ba eUla) AMPHIBIEN UND REPTILIEN BISHER IN EUROPA AUFGEFUNDEN SIND. VoN Dr. EGID SCHREIBER, DIRECTOR AN DER OBERREALSCHULE ZU GÖRZ, N AN an Phrynocephalus auritus Pall. Chamaeleon. vulgaris Daud. MIT ZAHLREICHEN IN DEN TEXT EINGEDRUCKTEN. HOLZSTICHEN. Bet BRAUNSCHWEIG, DRUCK UND VERLAG VON FRIEDRICH VIEWEG UND SOHN. 1:80, ‘ = NRERUN | R h 3 . vr Si {% P } Ir % wYrd AA IMURELUM KAO KEN i ANKUNDIGUNG. 1 In vorliegendem Werke hat sich der Verfasser die Aufgabe ge- stellt, eine schon lange bestehende Lücke in der Literatur der euro- päischen Vertebraten auszufüllen, indem er in einer Bearbeitung der einheimischen Kriechthiere und Lurche gleichsam eine Fortsetzung der von Blasius begonnenen „Europäischen Wirbelthiere“ liefert, als deren dritter Band die gegenwärtige Arbeit angesehen werden mag. | Es ist diese in der Form eines Handbuches gegeben, welches sowohl den Neuling in das Studium der Herpetologie einführen, als auch dem Fachmann zur näheren Örientirung und zum Nachschlagen dienen kann. Nach einer für die vorliegenden Zwecke vollkommen erschöpfen- den Behandlung der Terminologie wird den systematischen Unter- abtheilungen beider Classen stets eine analytische Uebersichtstabelle vorausgeschickt, welche auf Grundlage fast immer äusserer und mög- lichst auffallender Merkmale eine durchgängig leichte und sichere Bestimmung gestattet. In der weiteren Ausführung ist dann nach einer kurzen lateinischen Diagnose und Anführung der Synonymen die Behandlung des Stoffes in allen Theilen eine so vollständige und eingehende, dass sie denselben in jeder Hinsicht erschöpft und in allen Fällen Aufklärung und Sicherheit gewährt, sowie überdies durch zahl- reiche, mit grosser Sorgfalt gearbeitete Holzstiche sowohl das Studium der Terminologie als auch die Bestimmung der Species wesentlich erleichtert wird. Am Schlusse jeder Classe folgt dann eine Ausein- andersetzung über die geographische Verbreitung der sie enthaltenden Thiere, welche als erster Versuch in dieser Richtung auch in weiteren wissenschaftlichen Kreisen nicht ohne Interesse sein dürfte, während endlich noch einige taxidermische Andeutungen wenigstens dem An- | fänger nicht unerwünscht sein werden. Da überdies von Seite der Verlagshandlung keine Mühe gescheut wurde, um das Buch auch hin- sichtlich seiner Ausstattung in möglichster Vollendung herzustellen, so dürfte dieses Werk allen Freunden der Zoologie zur Ergänzung unse- rer einheimischen Literatur eine gewiss nicht unwillkommene Bei- gabe bilden. m Br R ! Verlag von Friedrich Vieweg und Sohn in Braunschweig. Archiv für Anthropologie. “ Zeitschrift : für Naturgeschichte und Urgeschichte des Menschen. OmE a7 der deutschen Gesellschaft für Anthropologie, Ethnologie und Urgeschichte. Herausgegeben von C. E. v. Baer in Dorpat, E. Desor in Neuenburg, A. Ecker in Freiburg, F. v. Hellwald in Canstatt, W. His in Leipzig, L. Lindenschmit in Mainz, G. Lucae in Frankfurt a. M., L. Rüti- meyer in Basel, H. Schaaffhausen in Bonn, (©. Semper in Würz- burg, R. Virchow in Berlin, C. Vogt in Genf und H. Welcker in Halle, BR edaction: FR: Hoker, 'L. Lindenschmit und der Generalsecretair der deutschen anthropologischen Gesellschaft. Mit in den Text eingedruckten Holzstichen und lithographirten Tafeln. gr. 4. Fein Velinpapier. geh. Erschienen ist: Erster Band. Preis 6 Thlr. — Zweiter Band. Preis 8 Thlr. 10 Sgr. — Dritter Band. Preis 7 Thlr. 15 Sgr. — Vierter Band. Preis 8 Thlr. 15 Sgr. — Fünfter Band. Preis 14 Thlr. 7 Sgr. — Sechster Band. Preis 12 Thlr. 10.Sgr. — Siebenter Band: Erstes und zweites Vierteljahrsheft. Preis 5 Thlr. 10 Sgr. Lehrbuch der Zoologie für Gymnasien, Realschulen, forst- und landwirthschaftliche Lehranstal- ten, pharmaceutische Institute etc. sowie zum Selbstunterrichte von Dr. Otto Wilhelm Thome, ordentl. Lehrer an der städtischen Realschule erster Ordnung zu Köln. Zweiter Abdruck. Mit 544 verschiedenen in den Text eingedruckten Holzstichen. gr. 8. Fein Velinpapier. geh. Preis 1 Thlr. Der Darwinismus und die Naturforschung Newton’s und Cuvier’s. Beiträge zur Methodik der Naturforschung und zur Speciesfrage. Von Dr. Albert Wigand, Professor der Botanik an der Universität Marburg. Erster Band. gr. 8. Fein Velinpapier. geh. Preis 4 Thlr. Verlag von Friedrich und Sohn i in: Brannschn ‘Lehrbuch der Ge und "Petrefaetenkun le Zum Gebrauche bei „ ray Vorlesungen und zum Selbstunterrichte. ’ e Von Carl Vogt. ee, Dritte vermehrte und gänzlich umgearbeitete Auflage In zwei Bänden. Mit 1528 in den Text eingedruckten Holzstichen und ne, Tafeln, gr. 8. Fein Velinpapier,. , geh. Erster Band. Preis 4 Thlr. Zweiter Band. Preis 4 Thlr. 20 ‚Ser. u | 7 $ Dr Ei‘ Fauna der Wirbelthiere Dec und der angrenzenden Länder von Mitteleuropa. Von Prof. J. H. Blasius. Erster Band: Naturgeschichte der Säugethiere. Mit 290 in den Text eingedruckten Holzstichen. gr. 8. Fein Velinpap. geh. Preis 2 Thlr. 20 Sgr. Die Wirbelthiere Ku RER F Von Mr Prof. I. H. Blasius und Graf A. Keyserling. Erstes Buch: Die unterscheidenden Charaktere. gr. 8. Fein Velinpap. geh, Preis 2 Thlr. 10 Sgr. Beiträge zur Kenntniss wirbelloser Thiere, = mit besonderer Berücksichtigung der Fauna des norddeutschen Meeres. Von 2% Heinr. Frey und Dr. Rud. Leuckart. Mit 2 Kupfertafeln. gr. 4. Fein Velinpap. geh. Preis 4 Thlr. AMNH LIBRARY nl 0002