nn ne — D u ee 2 : Fıba, HARVARD UNIVERSITY. LIBRARY OF THE MUSEUM OF COMPARATIVE ZOOLOGY [0.155° LIBRARY OF SAMUEL GARMAN NE 6, . Herrn De la Cepede's | Raturgeſchichte der Amphibien oder der eyerlegenden vierfuͤßigen Thiere und der Schlangen. Eine Fortſetzung von Buͤffon's Naturgeſchichte. Aus dem Franzoͤſiſchen uͤberſetzt und mit Anmerkungen und Zuſaͤtzen verſehen ‚von Johann Matthaͤus Bechſtein. Erfer Band. Mit Kupfer n. Weimar, im Verlage des Induſtrie⸗ Comptoir's. „ 8 | c 5 333 . e * ** UF 1. a 9 8 8 Nl N Pa E IE i * 24 9 ort Gewidmet Herrn Profeſſor Schneider zu | Frankfurt an der Oder aus reinſter Hochſchaͤtzung und Dagkbarkzit fur das Licht das er uͤber die Naturgeſchichte der Amphibien verbreitet hat. N . A n. de i g e. Da der Graf von Buͤffon jetzt an der Geſchichte der Wallſiſche ſo wie an der Vollendung ſeiner Naturgeſchichte der vierfuͤßigen Thiere und Voͤgel ar⸗ beitet, und die allgemeine und beſonde⸗ re Naturgeſchichte beendigt zu ſehen wuͤnſcht, ſeine Geſundheit aber nicht verſtattet, daß er ſich mit allem De⸗ tail dieſes großen Werks, deſſen weit⸗ umfaſſenden Plan er init fo viel Geiſt entworfen, und deſſen wichtigſte Theile er mit ſo viel Ruhm ausgefuͤhrt hat, 380 en Jet 1 ſelbſt befchäftigen kann, fo hat er mir die Bearbeitung der Naturgeſchichte der kriechenden Amphibien und Schlan⸗ gen uͤbertragen, die ich jetzt bekannt mache. Paris den 28. Auguſt 1787. Gr. De la Cepede. Aus⸗ Auszug aus den Negiſtern der koͤniglichen Akademie der Wiſſenſchaften von 25. Jul. 1787. Die Akademie hat die Herren Fou gero ux, Brouſſonnet und mich zu Commiſſarien er— nannt, um ihr einen Bericht uͤber ein Werk zu er⸗ ſtatten, unter dem Titel: Naturgeſchichte der vierfuͤßigen Amphibien vom Grafen de la Cepede. Der Verfaſſer giebt zu Anfange ſeines Werks eine methodiſche Ueberſicht von allen den Amphi⸗ bien, von welchen er handeln will.) Die Un⸗ terſcheidungskennzeichen, auf welche feine Einthei⸗ lung ſich gruͤndet, ſind in die Augen fallend, vom Clima und aͤußeren Zufaͤllen unabhaͤngig, bey bey⸗ den Geſchlechtern und in jedem Alter der Thiere die naͤmlichen, und aus der Unterſuchung und Ver« gleichung einer Menge von Exemplaren dieſer ver⸗ | 74 för je⸗ ) Dieſe foll am Ende deſſelben folgen. B. 4 var. Auszug aus den Regiſtern ſchiedenen Thierarten, und den Beſchreibungen vieler Autoren hergenommen. Die ganze Ordnung der vierfuͤßigen Ampbi⸗ bien theilt der Verfaſſer in zwey große Claſ— ſen, davon eine die geſchwaͤnzten, die an⸗ dere die ungeſ chwaͤnzten vierfuͤßigen Amphi⸗ bien begreift. Die erſte Claſſe enthaͤlt zwey Gat⸗ tungen, die Schildkroͤten und die Eidech⸗ ſen, von denen erſtere ſich durch den feſten, knoͤ⸗ chernen Panzer unterſcheiden, welcher letztern fehlt. Da einige Schildkroͤtenarten in Bil dung und Lebensart merkliche Abweichungen zei⸗ gen, und der Herr Graf de la Cepede einige neue Arten beſchreibt, fo hat er für noͤthig gefun— den, ſie in zwey Abtheilungen zu ordnen, deren jede ihre feſten, leicht zu erkennenden Merk: male hat, ſo daß man die Arten, die zu einer oder der andern Abtheilung gehoͤren, ſchon an den Ruͤcken⸗ und Bruſtſchildern unterſcheiden kann. Die e r ſte Abtheilung der Seeſchildkroͤten enthält ſechs Arten, von denen zwey von den Reis ſebeſchreibern nur fluͤchtig erwaͤhnt werden. Der Verfaſſer nennt ſie die eee und die Nas⸗ der königl. Akademie der Wiſſenſchaften. v Nashorn ⸗Schildkroͤte. Die zweyte Ab- theilung, welche die Schildkroͤten, die auf dem Lande und in ſuͤßem Waſſer leben, begreift, ent- haͤlt achtzehn Arten, von denen vier noch unbe⸗ kannt waren, und die Namen Gelbe, Chagri- nirte, Roͤthliche und Schwärzliche ma kroͤte führen, - Weit zahlreicher als die Schildkröten ſind die Eidechſen, und ihre Bildung und Lebensart bieten eine groͤßere Mannigfaltigkeit dar. Der Verfaſſer fand daher noͤthig ſie in acht Abtheilun⸗ gen zu bringen. Die erſte enthält das eigentli- che Kroko dill, das ſchwarze Krokodil, den Gavial oder das Ganges-Kroko dill, das wenig bekannt war und deſſen Größe, Dil» dung und Aehnlichkeit mit den andern Krokodillen auseinandergeſetzt wird, und acht andere Eidechſen⸗ arten. Die zweyte Abtheilung enthaͤlt den Le⸗ guan, den Baſilisken und drey andere Arten. In der dritten findet man die gruͤne und graue Eidechſe nebſt ſechs andern Arten. In der vierten befindet ſich das Chamaͤleon und zwanzig andere Arten, davon zwey noch un⸗ bekannt waren. Der Verfaſſer hat ihre Amerika⸗ 9. 72 niſchen 17 Auszug aus den Regiſtern x kaniſchen Namen Mabuya und Mops: Ei- dechſe beybehalten. In die fuͤnfte Abtheilung kommen drey Arten, von denen eine, der Platt- kopf neu iſt. Die ſechſte Abtheilung enthaͤlt den Seps und die Chaleide. Den letzten Namen giebt der Verfaſſer einer ganz neuen durch ihre Bildung ſehr merkwuͤrdigen Eidechſe. In der ſiebenten Abtheilung ſteht der fliegende Drache allein; und die achte endlich enthaͤlt die Salamander — ſechs Arten, unter denen der Herr Graf zwey neue bekannt macht. Die zweyte Claſſe, das heißt die unge⸗ ſchwaͤnzten vierfuͤßigen Amphibien, behandelt der Verfaſſer unter drey Gattungen und unter- ſcheidet ſie durch leicht erkennbare und feſte aͤußere Merkmale, die er durch Vergleichung ihrer Bil⸗ dung mit den Abweichungen in ihrer Lebensart ge- funden hat. 5 Die erſte Gattung enthaͤlt die Seöfäe, zmöff Arten; die zweyte den gruͤnen Laub⸗ froſch und die uͤbrigen Laubfroͤſche, ſieben Arten; und die dritte und letzte vierzehn Arten von Kröten. Der der k. Akademie der Wiſſenſchaften. xı Der Verfaffer hat nicht allein lebende Thiere beobachtet, und aufbewahrte Exemplare der mei⸗ ſten Arten, von denen er handelt, genau unter⸗ ſucht, ſondern auch die vorzuͤglichſten Beobachtun⸗ gen anderer Schriftſteller geſammelt, und eine Menge handſchriftlicher Bemerkungen von Natur⸗ forſchern benutzt, die groͤßtentheils die Gegenden bereiſt haben, welche vorzüglich das Vaterland der Amphibien ſind. Er hat gegen zwanzig neue Arten bekannt ge⸗ wach deren zum Theil noch nirgends Erwaͤhnung geſchehen war, oder die noch nicht ſorgfaͤltig ver- glichen und im Syſtem geordnet waren, und be⸗ ſchreibt im Ganzen hundert und dreyzehn Arten vierfuͤßiger Amphibien. 5 | Sein Hauptaugenmerk geht auf Weretnfochn der Wiſſenſchaft und Verminderung der Menge willkuͤhrlich angenommener Arten. Er ſucht ſorg⸗ faltig den Einfluß des Clima's und die vom Al⸗ ter, Geſchlecht, und der Jahrszeit herruͤhrenden Abaͤnderungen zu beſtimmen, um nur nach den bedeutenden und bleibenden Unterſchieden die Ar⸗ ten zu trennen, und die Varietaͤten darunter zu ordnen. So giebt es manchen Artikel, wo der Ver R «i;) der in jedem Lande gewöhnlichen, als auch der ſy⸗ 2 Auszug aus den Regiſtern Verfaſſer fuͤnf bis ſechs von andern Schriftſtellern fuͤr eigene Arten angeſehene Thiere, . wieder zuſam⸗ menſtellt. Jeder Artikel enthaͤlt ein Berzeichniß ſewohl ſtematiſchen Benennungen des Thiers und auch die Namen unter denen es bey den Reiſebeſchreibern U vorkommt. 7101 Man findet in dem Werke Biss großen Anzahl von Thieren ihr Maaß und, die, Verhält- niſſe ihrer einzelnen Theile angegeben. Auf die Beſchreibung folgt die Erzaͤhlung ihrer Lebensart, ihr Wohnort, Paar⸗ und Legezeit, Zahl und Ge⸗ ſtalt der Eyer, Dauer des Wachsthums und Le⸗ bensdauer, Nahrungsmittel, Waffen u. ſ. w. Zur genaueren Kenntniß ſind die Aehnlichkeiten in der Geſtalt und Lebensart, ſowohl verwandter, als Thiere anderer Art angemerkt. Um Wiederholun⸗ gen zu vermeiden, ſind aber nur die hauptſächlich⸗ ſten Arten weitlaͤuftiger behandelt, bey den uͤbri— gen nur die Abweichungen gezeigt. | | Was jede Gattung im allgemeinen betrifft; | wird bey der Auseinanderſetzung ihrer eharakteriſti⸗ ſchen Zuͤge a ie und an der Spitze des ganzen der k. Akademie der Wiſſenſchaften. wu ganzen Werks ſteht eine Abhandlung uͤber die aͤu— ßern, und merkwuͤrdigſten Theile der innern Bil— dung der vierfuͤßigen Amphibien, worin ihre Le⸗ bensart mit der der andern Thiere verglichen wird, und welche die allgemeinen Reſultate der Beobach— 5 tungen des Verfaſſers und eine Ueberſicht ihrer all⸗ gemeinen Aehnlichkeiten und Verhaͤltniſſe untekeln ander giebt. Am Ende des Werks beſchreibt der Verfaſſer zwey Thiere, die er zweyfuͤßige Amphibien | nennt, und die er zwiſchen die vierfüßigen Amphi⸗ bien und die Schlangen, deren Geſchichte er der Akademie gleichfalls vorlegen wird, in die Mitte ſtellen zu muͤſſen glaubt. Von der erſten dieſer beyden Thierarten hat noch kein Schriftſteller et⸗ was erwaͤhnt; es wurde aus Mexico mitgebracht; die zweyte iſt von Hrn. Pallas beſchrieben. Der Verfaſſer zeigt, daß fie nicht Mißgeburten feyn koͤnnen, weil man ſie in ihrem Vaterlande in Menge findet; auch zeigt er durch die Vergleichung des Mexikaniſchen Thiers mit den Eidechſen und Schlangen, daß es vermoͤge ſeines Schwanzes, und der Anordnung und Geſtalt ſeiner Schuppen mit keiner Eidere, auch nicht mit dem Seps und ̃ der sr Auszug aus den Regiſtern der Chaloide mit denen ſeine ganze Geſtalt uͤbri⸗ gens die meiſte Aehnlichkeit hat, fuͤr einerley gehal⸗ ten werden kann; daß es alſo keine Mißgeburt oder verſtuͤmmelte Eidechſe iſt. Eben fo wenig kann es eine mißgebohrne Schlange ſeyn, und fei- ne Fuͤße koͤnnen nicht als zufaͤllige Auswuͤchſe an⸗ geſehen werden, weil ſeine Beine mit den Zehen, Naͤgeln und Schuppen, die vollkommenſte Sym⸗ metrie zeigen, und auch keine einzige bekannte Schlangenart in der Anordnung der Schuppen mit ihm uͤbereinſtimmt. Auch Herr Pallas hat in den Verhandlungen der kaiſerl. Akademie zu Petersburg bewieſen, daß das von ihm beſchriebe— ne Thier weder fuͤr eine monſtroͤſe Eidechſe noch Schlange angeſehen werden kann. Der Herr Graf de la Cepede zeigt in dem Artikel, wo er von dieſen Thieren handelt, daß die beyden von ihm beſchriebenen Arten aus— genommen, alle uͤbrigen bis jetzt fuͤr zweyfuͤßige Amphibien ausgegebenen Thiere nichts als Sala— manderarten? oder verſtuͤmmelte und mißgebohrne Eidechſen, z. B. Seps und Chaleiden gewe⸗ fen find, Die - der k. Akademie der Wiſſenſchaften. xy Die vorzuͤglichſten Arten jeder Abrheilung, 1 beſonders die noch unbekannten, oder unvollkom⸗ men abgebildeten, ſind mit Abbildungen verſehen. Was die Exiſtenz der zweyfuͤßigen Amphibien betrifft, fo wagen wir darüber kein Urtheil zu faͤl⸗ len, und glauben, daß zahlreichere Beobachtungen und Belege noͤthig ſeyn duͤrften, um ſie als beſtaͤn⸗ dige Arten in das Syſtem der EN Br zunehmen. Das Werk des Grafen de la Cepede ſcheint uns mit vieler Sorgfalt und Einſicht abge- faßt zu ſeyn. Seine Beſchreibungen ſind deutlich und beſtimmt; die Charaktere der Claſſen, Gat⸗ tungen und Arten ſind gut aufgefaßt, und der hi⸗ ſtoriſche Theil iſt mit Kritik gemacht. Der Ver⸗ faſſer hat das langweilige und oft abſchreckende Detail durch feine angenehme Darſtellung anzie- hender zu machen geſucht. Wir glauben, daß dieſe Geſchichte der Am⸗ phibien verdient von der Akademie approbirt, und unter ihrem Privilegium gedruckt zu werden. Gegeben im Louvre den 25. Jul. 1787. D' Aubenton. Fougeroux de Bondaroy. Brouſſonnet. Ih xy Auszug a. d. Regiſtern d. k. Akademie. Ich beſcheinige, daß gegenwaͤrtiger Auszug dem Original und dem Urtheile der Akademie gleichlautend iſt. Paris den 29. Jul. 1787. 9 Unterzeichnet, Marquis de Condorcet. Vor⸗ Vorrede des Ueberſetzers. / Aus dem vorſtehenden Urtheile und der Inhalts⸗Anzeige der Pariſer Akademie uͤber gegenwaͤrtiges Werk iſt erſichtlich, was der Leſer in demſelben zu ſuchen ha⸗ be. Es hat uns in der That in Deutſchland noch an einer Schrift gefehlt, in welcher der Naturfreund die Geſchichte der Am⸗ phibien ſo vollſtaͤndig finden koͤnnte, als es ihm wohl von andern Zweigen der Zoologie möglich iſt, und zwar mit einer Dela Cepedes Natg d. Amph. I. Bd. Dar⸗ xu Vorrede Darſtellung, welche ihm, da doch nun einmal die Amphibien theils als verſteckte und uͤberraſchende, theils als ungeſtalte⸗ te oder giftige Thiere fuͤr abſchreckend, ja eckel und ſchauerlich gelten, nicht nur die Vorurtheile, die mehrentheils in die⸗ ſen Vorſtellungen zum Grunde liegen, benimmt, ſondern auch ihre Kenntniß, als etwas angenehmes, ja anlockendes zeigt. Unſer Herr Verfaſſer hat dieß auf eine ſehr befriedigende Art gethan, und ſich hierin, ſo wie in der ganzen Behand⸗ lung feines Gegenſtandes als ein gluͤckli⸗ cher Nachahmer Buͤffons gezeigt, ja auch ſelbſt ſeine Schrift fuͤr eine Fortſez⸗ zung der Werke jenes unſterblichen Man⸗ nes angekuͤndigt. So wie jener nicht ſowohl fuͤr den eigentlichen gelehrten Kenner, als vielmehr fuͤr jeden Verehrer und Freund der Natur, für den gebilde⸗ ten Leſer aus allen Staͤnden ſchrieb, ſo auch Herr La Cepede. Es iſt daher dieß Werk ganz dazu geeignet, der Lieb— haber der BIER immer mehr zu mas chen I: v. ves Ueberſetzers XIX chen — es hat dieß in Frankreich gethan, und ich hoffe dieſe Ueberſetzung ſoll in Deutſchland ein Gleiches bewirken. Die Naturgeſchichte der Amphibien hat der Natur der Sache nach mit mehr Schwierigkeiten zu kaͤmpfen, als jeder andere Theil dieſer Wiſſenſchaft; daher denn auch noch die vielen Verwirrungen, Irrthuͤmer und Unrichtigkeiten, ja die geringe Bearbeitung dieſes Gegenſtan⸗ des. Wenn ſich in Deutſchland zu den ubrigen Zweigen der Naturforſchungen eine Menge Schriftſteller draͤngen, um ſie entweder aufzuhellen oder doch weiter zu verbreiten, ſo finden wir bey dieſem nur einen Merrem, Schneider und Schoͤpf, denen es vorzüglich darum zu thun war, Licht in dieß Dunkel zu brin⸗ gen. Und ſo iſt es von jeher allenthal⸗ ben geweſen. Es waͤre daher kein Wun⸗ der, wenn Herr la Cepede, da er ſo wenig vorgearbeitet fand, nicht alle die chien gehoben, nicht alle den l | ** 2 F. or- Br; Vorrede Forderungen ein Genuͤge geleiſtet haͤtte, wie es wohl mancher Syſtematiker und gelehrte Forſcher hie und da verlangen wird. Genug, daß er mehr gethan als alle ſeine Vorgaͤnger, und uns eine Schrift geliefert hat, welche ihrem In⸗ halte und Gehalte nach fuͤr den Kenner ſowohl als fuͤr den bloßen Liebhaber von Nutzen ſeyn muß, und welche ſo ganz da⸗ zu gemacht zu ſeyn ſcheint, die Kenntniß dieſes Theils der Naturgeſchichte immer ey zu verbreiten. Ich habe aus guten Gruͤnden der ache Ausgabe dieſes Werks gerade den Zufchnitt geben zu muͤſſen geglaubt, den die Ueberſetzung der Buͤffonſchen Saͤugethiere und Voͤgel vom Herrn Prof. Ot to hat, deren Fortſetzung ſie ſeyn ſoll. Auf eben dieſe Art ſind auch meine Be⸗ merkungen und die Zuſaͤtze in Hinſicht der Beſchreibungen und Abbildungen ein⸗ gerichtet. Ich habe dazu alles gefammelt, was mir, fern von großen Bibliotheken | und des Heberfeger® xx und Cabinetten, zu ſammeln möglich war, und diejenigen Berichtigungen und Verbeſſerungen beygefuͤgt, die ich ent⸗ weder durch Anſchauung und Verglei⸗ chung der natuͤrlichen Koͤrper in Cabinet⸗ ten oder der Natur ſelbſt oder durch die Schriften anderer, vorzuͤglich eines Schneiders mit Zuverlaͤßigkeit aufzu⸗ ſtellen im Stande war. Der Leſer wird alſo hier vieles weit vollſtaͤndiger, auch oft genauer finden, als in dem Originale ſelbſt, und ich kann noch uͤberdieß das ſchoͤne Verſprechen machen, daß mir 7 mein gelehrter und wuͤrdiger Freund, Herr Profeſſor Schneider zu Frank⸗ furt an der Oder die gegruͤndetſte Hoff⸗ nung gemacht hat, dieß Werk mit einem fuͤnften Bande zu vermehren, welcher nicht nur neue Abbildungen, Zuſaͤtze, Berichtigungen und Verbeſſerungen zu demſelben, ſondern auch eine kurzgefaßte Phyſtologie, eine neue ſyſtematiſche Auf⸗ ſtellung, und eine Synopſis der Amphi⸗ bien enthalten wird. Hierdurch ſollen | ns hoffent: - n VBortene des uebert hoffentlich die Wuͤnſche des deutſchen Le⸗ ſers ſo befriedigt werden, wie er es nur von einem noch ſo wenig bearbeiteten Bun verlangen kann. Waltershauſen bey Gotha, den 2. Febr. 180. — J. M. Bechſtein. Inhalt des erſten Bandes — Einleitung. Allgemeine Bemerkungen über die kriechenden Amphibien 73 Schildkroͤ en. 35 Meerſchildkroͤten: r. Niefen:, Schild: kroͤte 5 er 66 2. Gruͤnſchaalige 5 107. 3. Rarett: 75 ; 7 110 4. Nashorn; ** ; 4 122 5. Schieferartige : ; : 124 6 Lederartige 198 Fluß- und Landſchildkroͤten: 4 Schlamm: Schildkröte 355 Runde : : ur 154 Br die Europaͤiſche Schildkroͤtde. 157 f 9. Terrapin: Schildkröte PR 165 Zufaß aus dem Schoͤpfiſchen Werke 166 10. Schlangen: : s 25 171. Zufatz aus Schoͤpf 7 171 11. Penſylvaniſche oder roͤthliche 178 vn 12. Scorpion; : 2 2 187 13. Gelbe : | 190 14. Beißige oder weiche 11 Zuſatz: die große weichſchaalige Schild: kroͤte Bertrams 197 „„ 152 Inhalt | | Seite 15. Breitrandige oder Griechiſche La Ce⸗ pedie's e 17 85 200 Zuſatz: die breitrandige Schildkroͤre aus Schoͤpf 7 215 Die Griechiſche Schildkroͤte 320 16. Geometriſche . 229 Zuſatz * A N. 233 17. Rauhe e 4229 18. Gezaͤhmte 2 241 Zuſatz: die petſchirte Schildkroͤte Wat; baums s 4 42 19. Gekielte : : 248 20. Zwerg: oder karmoiſinrothe 2 250 Zuſatz aus Edwards s 252 21. Caroliniſche oder kurzſchwaͤnzige — 254 22 Chagrinirte : s VE 256 23. Kaſtanienbraune 3 7 2 2 s 9 24. Schchorzliche : 2 2 260 Anhang. Meerſchildkroͤten: *. Großfuͤßige Schildkroͤte : 2 2361 2. Gefurchte 4 2 8 266 3. Japaniſche NN : 275 Flußſchildkroͤten: : 5 277 | 4. Weichſchaalige. } % 277 * Dreykrallige 88 : 280 ** Knorpel⸗ : : 2 280 5. Caſpiſche 1 : 283 6. Gemahlte : : 4. 285 7, Gehelmte : 5 ; 293 | 8. Drey— Inhalt. REN wi... | Seite e . Dreykiel ige 9 297 9. Charakteren g 19 302 zo. Warzige REN | 304 11. Aſchfarbige n 308 12. Getuͤpfelte | 9% 4 310 13. Flachkoͤpfige 2 314 14. Schoͤne 2 Br 317 15. Laͤnghaͤlſige 2 32 r Landſchildkroͤten: ; 2 322 16. Doſen⸗ : : 325 * Doſenſchildkroͤte Sch sp fs : 323 5 ** Caroliniſche Schildkröte Edwards 329 17. Spengleriſche : 24 332 18. Gefranzte : 1 338 19. Indiſche-Perraults 9 * 345 * Indiſche Schildkroͤde Vos maers 344 20. Sporn⸗ 1 ENT 346 21. Getaͤfelte 4427 22. Areolirte : : ? 355 23. Zierliche : aan 361 24. Platte : 1..28.:4..368 25. Schuppige 1 - 365 I Gopher : : 467 Eidechſen. Eidechſen mit plattem Schwanze und fuͤnf Zehen an den Vorder⸗ fuͤßen: | 1. Gemeines Krokodill . e Schwimmendes Krokodill — 423 Erg 2. Schwar; \ zur? In bal t. . Echwetzes 8 : 425 3. Gavial 19 1 Zuſatze: Ganges Krokodil 4 431 Kaiman ; — 128 4. Schlenderſchwan 978 ; 443 Zuſatze: Schleuderſchwanz des Seba 447 Schleuderſchwanz des Feuille“e 448 E 5. Drachenkopf 4 A 450 ; Zuſatz: Drachenkopf des Seba 453 6. Warn Eidechſe 2 46⁰ 7. Dornaugige * 467 8. Gabelkoͤpſige 5 „5 9. Breitzehige ! 473 * Zweyfleckige N „ 474 10. Doppeltkielige . Ei de ehfen mit einem runden Schwanze, fünf Zehen an je dem Fuße und einen Kamm ar ‚von aufgerichtesen Schuppen auf dem Ruͤcken: 11. Leguan 3 : „ 486 Zuſatz: Seba's Iguana 497 12. Gehoͤrnte Eidechſe ; 499 13. Baſilisk : · 50 14. Amboiniſche Eidechſe 506 Zuſatz: Amboiniſche Eidechſe Horn: ftedts a 410 15. Fecht Eideche. ; 513 16. Stachelkoͤpfige : ; 519 Verzeichniß der Kupfer tafeln zum erſten Bande. Taf. I. Fig. r. Die Rieſenſchildkroͤte. Nach La Cepede Taf. J. gezeichnet, aber nach Schneider (Naturgeſchichte der Schildkröoͤ⸗ ten Taf. I.) verbeſſert. — — Fig. 2. Die Karett⸗ Schildkröte. af. HI. Fig. 2. Die Schteſerge rig Schilde kröte. Nach Schoͤp f, Taf. XVIII. A. — — Fig. 2. Die Leder: iter Nach La Cepede, Er III. Taf. III. Fig. z. Die Schlamm- Sgildtröte Nach La Cepede, Taf. IV. — — Fig. 2. Die runde Schildkroͤte. Nach La Cepede, Taf. V Nah IV. Fig. 1. Die Europaäͤiſche Schild kroͤte. Nach Schoͤpf, Taf. J. Kr 750 Verzeichnitz SEN Taf. VI. Fig. 10 Die Terrapin: e 0 Rach Schoͤpf, Taf. XV. 0 — Taf. V. Fig. 1. Die Schlangen Schildkröte. Nach Schoͤpf, Taf. VI. m) jene 2. Die Penſylvaniſche Schild⸗ e Nach Schopf, Taf. XXIV. Taf. VI. Fig. 1. Die gelbe Schildkroͤte. Nach La 3 Taf. VI. Fig. Die beißige Schildkroͤte. 7 1 La Ebbe Taf. VII. Daf. vun. 80 15 Die 3 Schild⸗ kroͤte. Nach La Cepede, Taf. VIII. Fig : Die Griechiſche Schildkröte. Nach Schopf, Taf. VIII. Taf. VIII. Fig. 1. Die Geometriſche Sum - | kroͤte. Nach La Cepede, Taf. IX. — — Fig. 2. Die rauhe Schildkröte. Nach La Cepede, Taf. X. 2 Taf. IX. Fig. 1. Die petſchirte Schildkroͤte. Nach Walbaum's Chelonographie, S. 77. — — Fig. 2. Die chagrinirte Schildkroͤte. Nach La Cepede, Taf. XI. | * Taf. der Kupfertafeln. 5 * Taf. X. Fig. 1. Die Zwerg⸗Schildkroͤte. Aus Seligmanns Voͤgel VI. Taf. 99. — — Fig. 2. Die Caroliniſche Schildkroͤte Aus Seligmanns Voͤgel VI. Taf. 100. 1 0 X. Fig. 1. Die kaſtanienbraune S kroͤte. Nach La Cepede, Taf. XII. — — Fig. 2. Die ſchwaͤrzliche Schildkröte. Nach La Er Taf. XIII. 5 Taf. XII. Fig. r. Die Hu Shildfräte Nach Schoͤpf, Taf. VII. — — Fig. 2. Die weichſchaalige Schild⸗ kroͤte. 9 7 Schoͤpf, Taf. XX. U Taf. XIII. Fig. 1. Die Caſpiſche Sener e = Aus S. G. Gmelins Reiſen. III. S. 59. Taf. 10. — — Fig. 2. Die Spengleriſche Sail kroͤte. 8 Aus den Schriften der Berliner naturforſchen? den Geſellſchaft. VI. = 122. Taf. 3. Taf. XIV. Fig. 1. Die gefranzte . Aus Schoͤpf, Taf. XXI. — Fig. 2. Die Indiſche Schildkroͤte. 2. Des Perraults. b. Des Vos⸗ . maers. Nach Schoͤpf, Taf. XXI. Taf. xxx Verzeich niß Taf. XV. Fig. r. Die gemahlte Schildkröte. . Nach Schoͤpf, Taf. IV. a — — Fig. 2. Die gehelmte Schildkroͤte. Nach Schöpf, Taf. III. Fig. r. Taf. XVI. Fig. 1. Die getaͤfelte Schildkröte, — — Fig. 2. Die dreykielige Schildkroͤte. Nach Schöpf, Taf. II. | Taf. XVII. Fig. 1. Die Charakteren Schild kroͤte. Nach Schopf, Taf. III. Fig. 4. — — Fig. 2. Die aſchfarbige Schildkröte. | Nach Schoͤpf, Taf. III. Fig. 2. Taf. XVIII. Fig. 1. Diegetäpfelte Schildkroͤte— Aus Seba Thesaur. tab. 80. — — Fig. 2. Die areolirte Schildkroͤte. Taf. XIX. Fig. 1. Die zierliche Schildkroͤte. Nach Schopf, Taf. XXV. Fig. r. — — Fig. 2. Die ſlachkoͤpge Schildkroͤte. Aus den Schriften der Berliner Geſellſchaft. X. S. 271. Taf. 7. Caf. XX. Fig. r. Die Sporn⸗Schildkroͤte. Nach Schneider Zool. Abh. S. 317. *) Taf. .) Im Zeh it Taf. XX. Fig. 1. bey der ſchönen Schild- £rdte eitirt. Herr D. Schoͤp f hat aber noch keine Ab⸗ bildung geliefert, | der Kupfertafeln. N Taf. XX. Fig. 2. Die Japaniſche Schildkröte, | Aus den neuen Schwedifchen Abhandlung. 1787. - 3. S. 192. Taf. 7. Fig. 1. Taf. XXI. Fig. 1. Die langhälfige Schildkröte. Shaw New Holland. N. II. Pl. VII p. 1g. — — Fig. 2. Die ſchuppige Schildkroͤte. Aus Bontius hist, nat. Indiae orientalis. V. 30. p. 82. Taf. XXII. Fig. 1. Das gemeine Krokodil.) Nach La Cepede, Taf. XIV. — — Fig. 2. Das Ganges⸗Krokodill. Nach La Cepede, Taf. XV. | \ N Taf. XXIII. Fig. r. Das Amerikaniſche Kroko dil. | ; Nach Seba Thes. f. tab. 106, fig. 1. — — Fig. 2. Der Schleuderſchwanz. Nach Seba Thes. II. tab. 103. Taf. XXIV. Fig. r. Der Drachenkopf. Aus Seba Thes. I. tab. 101. fig. 1. — — Fig. 2. Die Warn; Eidedfe | Nach La Cepede, Taf. XVII. Taf. XXV. Fig. 1. Die dor naͤugige Eidechſe. Nach Seba Thes. I. tab. 109. fig. 4. — — Fig. 2. Die gabelkoͤpfige Eidechſe. Nach Seba Thes, I, tab. 109, fig, 5, Taf. 1 XXXII Verzeichniß d. Kupfert. 1 XXVI. Fig. 1. Die zwey ſtecktge Eidechſe. Nach den neuen Schwediſchen 9 1784. . Taf. 4. — — Fig. 2. Die doppelkkielige Eidech fe | Nach La Cepede, Taf. XVI. 190 Taf. XXVII. Fig. 1. Der Leguan. Aus Seba Thes. I. tab. 100. fig. 1. — — Fig. 2. Der Baſilisk. | Aus Seba Thes. I. tab. 100. fig. 1. Taf. XXVIII. Fig. 1. Die Amboiniſche Eidechſe. Aus den neuen Schwed. Abhandl. VI. 2. Taf. 5. — 75 Fig. 2. Die Fecht⸗ Eidechſe. „Aus La Cepede, Taf. XIX, — — Fig. 3. Die ſtachelkoͤpſige Eidechſe. Aus Seba Thes. I. tab. 107. fig. 1. ? Natur⸗ Naturgeſchichte der | eyerlegenden vierfuͤßigen Thiere o der der kriechenden Amphibien. De la Cepede's Naturg d. Amph. 1. Bd. A 5 4 5 98 n . * r 5 75 Y N 1 NN wi; 7 * 5 — * Naturgeſchichte b der eyerlegenden vierfuͤßigen Thiere d der der kriechenden Amphibien Einleitung. Allgemeine Bemerkungen. =) Wee man einen Blick auf die unermeßliche Menge organiſcher lebender Weſen, die unſern A 2 Erd⸗ a) Für uns Deutſche ſind in Anſehung der * e⸗ meinen Eigenſchaften der Amphibien uͤberhaupt vorzuͤglich merkwuͤrdig die gelehrten Bemuͤhungen des Herrn Profeſſor Schneiders zu Frankfurt an der Oder — 1) in ſeiner Allg e⸗ meinen Naturgeſchichte der Schildkroͤ⸗ ten nebſt einem ſyſtematiſchen Verzeichniſſe der einzel⸗ 2 Einleitung. Erdball bevoͤlkern und lebendig machen, fo fallen uns zuerſt die verſchiedenen Arten der Saͤugethiere 5 und einzelnen Arten. Leipzig 1783. Mit deſſen zweyten Beytrag darzu. 1789. 2) Deſſen Amphibio- rum Physiologiae specimen I. et II. Trajecti ad Viadrum. 1790, et Züllichoviae 1797. 3) Deffen Historia Amphibiorum naturalis et litterariae. Fasciculus primus continens Ra- nas, Calamitas, Bufones, Salamandras et Hy- dras in genera et species descriptos notisque suis distinctos. Jenae 1797. Doch erſtrecken ſich dieſe allgemeine Bemerkungen, wie man es aus den Titeln der Schriften ſieht, bis jetzt bloß uͤber einzelne Theile der Amphibiologie, ſind eigentlich fuͤr den Naturforſcher von Profeſſion beſtimmt und wir erwarten daher noch eine zuſammenhaͤngende und vollſtaͤndige Einleitung in dieſen Zweig der Na⸗ turgeſchichte von dieſem erſten deutſchen Amphibio— logen. Zuſammenhaͤngend, aber zu kurz gefaßt findet man weiter die allgemeinen Eigenſchaften der Am— phibien: 1) In Hrn. Profeſſor Batſch's zu Se na Verſuch einer Anleitung zur Kenntniß und Ge ſchichte der Thiere und Mineralien. Jena 1788. S. 430 — 444. 2) In Herrn Hofrath Blu— menbachs Handbuch der Naturgeſchichte. te Auflage. Göttingen 1797. S. 220 — 230. 3) In meiner gemeinnuͤtzigen Naturgeſchichte des Sin: und Auslandes. I. Leipzig 1792. S. 557 — 563. 1287 - 1293. 4) In Hrn. Aſſeſſor Bork⸗ hauſens zu Darmſtadt Verſuch einer Erklaͤrung der zool. Terminologie, Frankfurt am Main 1790. S. 136 — 165. Am vollſtaͤndigſten hat bis jetzt (auch mit Benutzung des La Cepediſchen Werkes) alles hierhergehoͤrige zuſammengetragen und geordnet: Hr. Rath Donndorf in feiner Fortſetzung von Goe: 1 85 zes und Voͤgel in die Augen, deren Geſtalt, Le— bensart, Sitten und Betragen mein Vorgaͤnger, der Graf von Buͤffon in feinem bekannten un- ſterblichen Werke beſchrieben hat. Minder auf— fallend, aber nach ihnen im Range die naͤchſten, und jenen edleren Thieren durch ihren Bau, die Anzahl ihrer Sinne, die Waͤrme, die ſie belebt, und durch ihre Lebensart am aͤhnlichſten, ſind die eyerlegenden vierfuͤßigen Thiere 9). | A 3 Schon ze's Europaͤiſcher Fauna oder Naturgeſchichte der Europaͤiſchen Thiere, in angenehmen Gefchichten und Erzählungen. Siebenter Band. Leipzig. 1797. B. | 2) In verbis simus faciles, modo in re conveniamus kann man auch hier anwenden. Die Franzoͤſiſchen Na: turforſcher find gewohnt, wie die Alten, die e er ſt e Ordnung der Amphibien die ey⸗ erlegenden Quadrupeden oder eyerle genden vierfüßigen Thiere zu nennen.“ Bey uns iſt es nun einmal gewoͤhnlich, dieſelbe mit dem Namen der kriechenden Amphibien zu belegen. Wenn nicht unſer Herr Verfaſſer die beyden Ordnungen nach der Beſchreibung der allgemeinen Eigenſchaften getrennt haͤtte, ſo wuͤr— de ich kein Bedenken getragen haben, unſere deut— ſchen Ueberſchriften mit jenen zu vertauſchen, und— die Naturgeſchichte der Amphibien, worunter wir beyde Ordnungen der l eyerlegenden Qu a⸗ drupeden und der Schlangen begreifen, in. die beyden Ordnungen der kriechenden und ſchleichenden Amphibien einzutheilen. Es iſt freylich an dem, daß dieſe Thiere im aͤußern. und innern Koͤrperbau gar merklich voneinander ö ab⸗ 6 Einleitung. Schon ihr Name kuͤndigt ihr Unterſcheidungsmerk⸗ maal von den Saͤugethieren an; welches in der Hervorbringung ihrer Jungen aus Eyern beſteht. Sie unterſcheiden ſich ferner durch den Mangel der Bruͤſte; und ſtatt des Haares haben ſie eine horn oder beinartige Bedeckung aus harten Schil⸗ den, ſcharfen Schuppen, und mehr oder weniger hervorſtehenden Buckeln, oder eine nackte mit Schleim abweichen, auf der andern Seite iſt es aber auch wieder eben fo ausgemacht, daß fie in vielen wer ſentlichen Stuͤcken miteinander übereintreffen, Nach der Syſtematik, woran wir Deutſche gewoͤhnt ſind, haͤtte alſo der Hr. Verfaſſer erſt eine allgemeine Beſchreibung der Amphibien uͤberhaupt, und dann die abgefonderte der zwey verſchiedenen Ordnungen liefern ſollen. Es herrſcht zwar, wie bekannt, bey dieſen verſteckten Thieren noch ſehr viel Dunkelheit ſowohl in Ruͤckſicht der allgemeinen Eigenſchaften der Thierordnungen ſelbſt als auch der Natur und Lebensart der einzelnen Gattungen und Ar⸗ ten derſelben. Allein über. jenes haben wir doch durch die Schriften eines Batſch, Blumen. bachs, Borkhauſens, Schneiders u. a. m. ſchon fo viel vorgearbeitet erhalten, daß wir Deutz ſche allerdings auch hierin ſchon um etwas weiter vorgeruͤckt find, als die Ausländer, Da dieſe Ue⸗ berſetzung aber keine Umarbeitung des Plans ſelbſt erlaubt, ſo muͤſſen wir allerdings diejenigen, welche die Geſchichte der Amphibien unter einen mehr allgemeinen Geſichtspunkt gefaßt haben wollen, vorzuͤglich auf jene, oben angegebene, Schrif: ten verweiſen, wo ſie alles zuſammen finden werden, was zur allgemeinen Ueberſicht der Amphibien ges hoͤrt und bis jetzt bekannt iſt. B. Einleitung. 7 Schleim uͤberzogene Haut. Sie kriechen mehr als ſie gehen und ſtrecken ihre Fuͤße nicht, wie die Saͤugethiere aus, ſondern tragen ſie gebogen und vom Koͤrper wegwaͤrts, ſo daß ihr Leib ſich nur ſehr wenig über den Boden erhebt. ©). A 4 Dieſe 5) Der Verfaſſer ſetzt noch hinzu: x „C'est ce qui les a fait comprendre sous la denomination general de Heptiles, que nous ne leur donnerons cependant pas, et qui ne doit appartenir qu’auxserpens et aux animaux qui presqu’entierement depouryus de pieds ne changent de place qu'en appli- quant leur corps meme a la terre.“ (Zu deutſch: Man begriff ſie deshalb unter dem allgemeinen Namen der kriechenden Thie⸗ re, der ihnen uͤbrigens nicht zukommt, und den wir den Schlangen und denjenigen Thieren bey— legen werden, die ganz ohne Fuͤße ſich mit ihrem Körper unmittelbar auf der Erde forthelfen müf: ſen.) und citirt dazu in der Note D' Aubenton sur les Quadrupedes ovipares et les serpens in der Encyclopedie methodique. Da wir aber ſelbſt die Benennung kriechende Amphibien mit angenommen haben, theils weil ſie in Deutſchland allgemein angenommen iſt, theils fuͤr die Ueberſetzung bequemer war, als die Benennung eyerlegende vierfuͤßige Thiere, die Schlan: gen uͤberdem in dem Syſtem durch die Benennung ſchleichende Amphibien hinlaͤnglich davon unterſchieden find, fo haben wir kein Bedenken ger tragen dieſe Stelle in der Ueberſetzung des Textes ſelbſt wegzulaſſen. B. 8 Einleitung. Dieſe Thiere find nicht fo zahlreich, als die uͤbrigen vierfuͤßigen Thiere. Wir kennen nur hundert und dreyzehn Arten, dahingegen Buͤf— fon und D' Aubenton die Geſchichte von mehr als dreyhundert Saͤugethieren beſchrieben haben. Es iſt uͤbrigens ſchwer ſie alle zu zaͤhlen, und noch ſchwerer nur die wirklich exiſtirenden zu zaͤhlen ohne falſche Arten zu machen; denn es giebt vielleicht keine Thierclaſſe auf die die Reiſenden weniger aufe merkſam geweſen wären, als die Amphibien. Ges woͤhnlich haben fie auf ſehr unbeſtimmte Erzaͤhlun— gen und einer fluͤchtigen Beobachtung ihnen neue, oft uͤbelpaſſende Namen gegeben, ſich ſelten genau genug von allem unterrichtet, und ſo oft mehrere Arten mit einem und eine Art mit mehreren Na— men belegt. Wie viele abgeſchmackte Maͤhrchen hat man nicht von dieſen Thieren geglaubt, weil man ſie gewoͤhnlich nur in der Entfernung ſah, ſie nur um abentheuerlicher und uͤbertriebener Be— ſchreibungen willen aufſuchte, ſie wirklich einige ganz beſondere Eigenſchaften beſitzen, und bey ſel— tenen und entfernten Gegenſtaͤnden leicht die Ein— bildungskraft ins Spiel kommt, die ſie verſchoͤnert und umſchafft, 4). Wie ſelten haben fi) die Rei— ſenden um die beſonderen Kennzeichen und die Haupt⸗ d) Ein Verzeichniß aller wahren und abgeſchmack⸗ ten Eigenfchaften, die man dieſen Thieren beylegte, kann man bey Conrad Geßnern de Quadrup. ovip, finden. Ein leitung. 9 Hauptzuͤge jeder Art bekuͤmmert! wie felten geben ſie uns eine genaue und richtige Beſchreibung der Geſtalt, der Sitten und Eigenheiten derſelben! Als ich mir vornahm uͤber die Geſchichte der kriechenden Amphibien einiges Licht zu verbreiten, unterſuchte ich nicht allein forgfältig und beſchrieb auf das genaueſte eine anſehnliche Menge dieſer Thiere, welche ſich in dem Cabinette des Koͤnigs befanden, das mir zu dieſem Behuf offen ſtand, und von denen mehrere den Naturforſchern noch unbekannt waren; ich ſammelte nicht allein alle bis jetzt bekannt gewordenen Beobachtungen uͤber dieſe Thiere, und verband damit die Beobachtun— gen, die mir ſonſt von lebenden Individuen ver⸗ ſchiedener Arten mitgetheilt waren, oder die ich ſelbſt zu machen Gelegenheit hatte; ſondern ich verglich auch dieſe Schilderungen mit der Einrich⸗ tung der verſchiedenen Thiere ſelbſt, mit ihren an⸗ erkannten Eigenſchaften, mit dem Einfluſſe des Klima's, und vorzuͤglich mit den großen phyſiſchen Geſetzen, die die Natur nie widerruft: — und nur erſt nach dieſer angeſtellten Vergleichung glaub⸗ te ich uͤber die Wahrheit mehrerer erzaͤhlter That— ſachen entſcheiden, und beſtimmen zu koͤnnen, ob man fie als die beſtaͤndigen Reſultate der Organi⸗ ſation einer ganzen Art oder als voruͤbergehende Erſcheinungen eines individuellen Inſtinets anſehen duͤrfe, der durch zufaͤllige Urſachen vervollkommnet oder geſchwaͤcht wird. A 5 Aber r Einleitung. Aber ehe wir uns mit den Eigenheiten der ver⸗ ſchiedenen Arten ins beſondere beſchaͤftigen, wollen wir einen Blick auf dieſe Thierordnung im allgemeinen werfen, und auf ihr von der Sonnenhitze beguͤnſtigtes Klima, wo die groͤßten dieſer Geſchoͤpfe von der ihnen nothwendigen Wäre me der Athmoſphaͤre belebt werden; einen Blick auf das alte Egypten, das periodiſch von den Fluten eines maͤchtigen Stromes bewaͤſſert wird, deſſen Ufer weit mit feuchtem Schlamm bedeckt der Natur und der Lebensart dieſer Thiere einen fo angemeſſenen Wohnplatz gewähren; die Baͤu— me, die Waͤlder, ſelbſt die Monumente und die ſtolzen Pyramiden dieſes Landes liefern uns beſon⸗ dere Arten dieſer Thiere. Wir wollen einen Au⸗ genblick Afrika's heiße Kuͤſten betrachten, die brennenden Geſtade am Senegal und Gam— bia, die waſſerreichen Kuͤſten der neuen Welt, je⸗ ne tiefen Einficdelegen, wo dieſe Amphibien Waͤr⸗ me, Feuchtigkeit und Ruhe genießen; die ſchoͤnen Gegenden des Morgenlandes, die die Natur mit allen ihren Erzeugniſſen bereichert hat; alle die Inſeln, welche von den Meeren des heißen Erdguͤrtels beſpuͤlt werden; — dann wollen wir in Gedanken alle die Amphibien um uns verfam- meln, welche jene Erdſtriche bevoͤlkern, um ſie durch die Vergleichung deſto beſſer kennen zu lere nen. Zuerſt Einleitung. 5 11 Zuerſt die Schildkroͤten, die in ihrem innern Baue den Saͤugethieren am aͤhnlichſten ſind, die Bewohner der Seekuͤſten ſowohl, als die, welche in ſuͤßem Waſſer, in Wäldern, und ers habenern Gegenden wohnen; dann die ungeheu⸗ ren Crocodile, welche die Gewaͤſſer großer Ströme bevoͤlkern, dieſe Rieſen an der Spitze der Legionen von Eidechſen, einer Gattung ſo man⸗ nigfaltig in ihrem Farbenſpiel, ihren Organen und ihrer Größe, die von der Länge einiger Zolle durch alle Stufen bis zu der Groͤße von 25 bis 30 Fuß abwechſelt; endlich auch die kleinern Arten dieſer Geſchoͤpfe, welchen die Natur den Schlamm ihrer Moröfte zur Grenze beſchied, um überall das Bild des Lebens und der Bewegung anſchaulich zu machen. Trotz aller Verſchiedenheit in ihrer Bildung gleichen ſich alle dieſe Thiere untereinan⸗ der, und unterſcheiden ſich von den uͤbrigen durch auffallende Merkmaale und Eigenſchaften. Wir wollen damit anfangen dieſe Unterſcheidungskenn⸗ zeichen aufzuſuchen, und zu ſehen, welchen Grad des Lebens und der Thaͤtigkeit die Natur dieſen Bere beſchied. Die Thiere unterſcheiden ſich von den Pflan⸗ zen, und noch mehr von der rohen Materie, im Verhaͤltniß der Anzahl und der Thaͤtigkeit der Sinne, mit denen ſie verſehen ſind, und die, je nach⸗ dem fie fie für die Eindruͤcke der äußeren Gegen⸗ ſtaͤnde mehr oder weniger empfaͤnglich machen, ſie mit 12 | Einleitung. mit ihnen hinwiederum mehr oder weniger in Ver⸗ bindung ſetzen. Um den Platz zu beſtimmen, den die eyerlegenden Quadrupeden auf der unermeßli⸗ chen Leiter der Dinge einnehmen, muͤſſen wir die Anzahl und die Stärke ihrer Sinne kennen ler- nen. ö Den Sinn des Geſichts haben dieſe Thiere allgemein. Die meiſten haben ſogar ziemlich auf- fallende und nach Verhaͤltniß ihres Förperlichen Umfangs ſehr große Augen. Da ſie groͤßten⸗ theils die Seekuͤſten und die Ufer der Stroͤme in dem heißen Erdſtrich bewohnen, wo die Sonne beynah nie durch Wolken verſchleyert iſt, und wo die Lichtſtralen von den Waſſerflaͤchen und den Sandufern beſtaͤndig zuruͤckprallen, ſo muͤſſen ihre Geſichtswerkzeuge ſtark ſeyn, um nicht geſchwaͤcht, und durch den beſtaͤndigen Lichtſtrom zerſtoͤrt zu werden. Ihr Auge muß alſo ziemlich ſcharf ſeyn, und man bemerkt wirklich, daß fie die Gegenftän- de in weiter Entfernung entdecken. ). Ueberdem 5 beweiſt ) Die Erfahrung in der freyen Natur) belehrt mich faſt taͤglich, daß nicht der Sinn des Geſichts, fon: dern das Gehoͤr, wenigſtens in der Weite, der ſchaͤrfſte bey dieſen Amphibien zu ſeyn ſcheine. Wer der Froſch, Eidechſe noch Kroͤte ꝛe. bemerkt einem fo wie der Haſe zuerſt durchs Geſicht, und wenn man faſt vor ihnen ſteht; allein durchs Gehör werden fie einen ſogleich gewahr und entfliehen ſobald ſie das geringſte Geraͤuſch bemerken. Die beſondere inne: 5 h te Eiuleitung. 13 beweiſt noch, bey mehreren unter ihnen, eine beſon⸗ dere Bildung ihres Auges die Zartheit und Reiz- barkeit dieſes Organs. Ihre Augen ſind beynah durchgehends, wie bey den Vögeln, mit einer Nick— haut verſehen, und ein großer Theil von ihnen, fo wie die Krocodille und die übrigen Eidechſen ha⸗ ben noch dazu die Faͤhigkeit ihren Augenſtern, ſo wie die Katzen, zu vergroͤßern und zu verkleinern, um gerade die noͤthige Menge von Lichtſtralen aufs zufaſſen , und dem übrigen Lichte, das dem Auge nur ſchaden würde, den Eingang zu verwehren. F) Dadurch unterſcheiden ſie die Gegenſtaͤnde ſowohl bey dunkler Nacht als beym hellſten Sonnenlichte; ihr Auge iſt alſo ſehr ſcharf, und um deſto feiner, da es nie durch zu vieles Licht geblendet wird. Wenn re Einrichtung des Auges dieſer Thiere ſcheint vor⸗ zuͤglich Bezug auf ihren Aufenthalt und die Naͤhe der Gegenſtände, die ſie angehen, zu haben. Die Amphibien entfliehen daher ihrem entfernten Fein⸗ de niemals durchs Geſicht, ſondern bloß durchs Ge: hoͤr. Froͤſche, Kroͤten, Eidechſen, Schlangen, und Schildkroͤten werden daher von Raubvoͤgeln, Raub: thieren und Menſchen gar zu leicht erſchlichen, und wenn der Menſch bey einem Vogel oder Säugethie: re der Flinte noͤthig hat, um ſich deſſelben zu bemaͤch⸗ tigen, fo iſt bey dieſen bloß ein Blasrohr und Rus the u. ſ. w. nöthig. B. | f} Man fehe die Naturgeſchichte und Beſchreibung der Katze beym Herrn Grafen von Buͤffon und D Aubenton. 4 Einleitung · Wenn alle Sinne dieſer Thiere die naͤmliche Staͤrke haͤtten, ſo wuͤrden wir ihnen eine große Reizbarkeit nicht abſprechen koͤnnen, aber ihr Ge⸗ hoͤr iſt unſtreitig viel ſchwaͤcher als bey den Saͤu⸗ gethieren und Vögeln. 8) Ihr inneres Ohr hat nicht alle die Theile, aus welchen die Gehoͤrwerk⸗ zeuge der beſſer organiſirten Thiere zuſammengeſetzt find, „) eben fo wenig kann man ſagen, daß die Einfachheit dieſes Organs durch eine groͤßere Em⸗ pfindlichkeit erſetzt waͤre; es iſt von wenigem Um⸗ fange und wenig entwickelt. Ueberdem wuͤrde auch eine groͤßere Feinheit ſchwerlich den Mangel aͤußerer Ohren erſetzen, welche den Schall, wie ein Brennſpiegel die Lichtſtrahlen, auffaſſen, und ſo verſtaͤrkt zu dem innern Sitze des Gehoͤrs lei⸗ ten. ) Die kriechenden Amphibien haben ſtatt der aͤußeren Ohren nichts als kleine Oeffnungen, welche dem Schalle den Zugang nur ſchwach ge⸗ ſtatten. H. Es laͤßt ſich daraus leicht ſchließen, daß 8) Dieß wohl; allein im Verhaͤltniß gen ihr So ſicht, wie ich glaube, ſchaͤrfer. B. A) Man vergleiche damit die Abhandlung von Vie g⸗ d'Azyr über die Gehoͤrwerkzeuge in den Me | moires de l’Academiede 1778. La Cep. — Fer⸗ 5 ner uͤber dieſen Gegenſtand in Ruͤckſi Ex der Schild⸗ kroͤten. Schneider a. a. O. S. 15 B. ) Muſchenbroek phyſikal. Versuche. ) Auch dieſe find ja gewöhnlich nicht offen, ſondern K mit einer duͤnnen Haut bedeckt, welche aber, ſo wie ein Raſonanzboden den Schall verſtärken muß. In⸗ wendig Einleitun g. A 5 daß ihr Gehoͤr bey weitem nicht ſo ſcharf als ben den Saͤugethieren ſeyn kann; auch iſt ein großer Theil von ihnen beſtaͤndig ſtumm, oder ſie geben nur einen heißern unangenehmen und unreinen Laut von ſich, )) und auch daraus laͤßt ſich ſchlie. ßen, daß ſie die Eindruͤcke koͤnender Koͤrper nicht rein und ſcharf erhalten; denn die Gewohnheit ſtets rein und ſcharf zu hoͤren, hat auch bald einen Einfluß auf die Reinheit der durch die eigenen Or⸗ gane hervorgebrachten Toͤne. Man wird viel- leicht den Einwurf machen, daß bey den mei⸗ ſten dieſer Thiere, die Stimmorgane zu man⸗ gelhaft ſind, um Toͤne, und vollends deutliche Toͤne oder eine Art von Sprache hervorzubringen; aber gerade dieß iſt ein Beweiß mehr von der Schwaͤche ihres Gehoͤrs, das bey einem geringen Grade von Empfindlichkeit den Mangel guter Stimmorgane gewiß fühlen würde, =) x Ihren Geruch darf man fih eben fo wenig ſehr fein vorftellen. Die Thiere, bey welchen er | am wendig am Gaumen befinden ſich vielmehr bey den Schildkroͤten und Froͤſchen zwey Spalten, die zu den Gaͤngen des Gehoͤrs gehen und vielleicht daſſelbe befoͤrdern helfen. S. Schneider a. a. O. B. 2 Manche einen ſehr reinen, ſogar pfeifenden z. B. die Feuerkroͤte u. ſ. w. Von der Stimme der Froͤ⸗ ſche u. ſ. w. ſ. Schneider Hist, amph. Fasc. r. p- 104, und Amph, Physiol. Spec. bs: 23. B. m) S. Vieg -d Azyrs Abhandlung uͤber die Stim⸗ men der Thiere in den Memoires de Academie de 1779. 16 Einleitung. am ſtaͤrkſten iſt, ertragen im allgemeinen ungern ſehr ſtarke Gerüche, und wenn fie ihnen lange aus- geſetzt find, fo ſtumpft ſich ihr Organ ab und ver— liert ſeine Reizbarkeit. Aber der groͤßte Theil die⸗ ſer Thiere lebt mitten in dem Moder ſchlammiger Ufer, deren Geruch die Luft verpeſtet, und in den Moraͤſten voll verweſender und verweſter organi⸗ ſcher Koͤrper; einige von ihnen verbreiten ſelbſt, wenn fie in Haufen beyſammen find, einen hefti⸗ gen Geruch. Der Sitz des Geruchs iſt auch bey ihnen, das Krokodill ausgenommen, ſehr wenig merf- lich, und ihre Naſenloͤcher find wenig geöffnet. *) Da uͤbrigens die Naſe unter ihren aͤußern Theilen immer noch der empfindlichſte iſt, und die Nerven, die dorthin laufen, bey vieleu von ihnen von au« K ßeror⸗ n) Bey den Voͤgeln hat das naͤmliche ſtatt, und doch riechen ſie ſehr weit. Es kommt hier auf die inne⸗ re Geruchsorgane an, welche bey dieſen Thieren gewoͤhnlich vollkommen ſind; ſo haben z. B. die Flußſchildkroͤten zwey Naſenhoͤhlen voll feiner übers einander liegender Blaͤtter, zwiſchen welchen ſich die Geruchswarzen ausbreiten. Auch hat die weich— ſchaalige Schildkroͤte u. f. w. hervorſtehende Naſen— röhren. Mir ſcheint auch der den Geruch abſtuͤm— pfende Aufenthalt dieſer Thiere keinen Beweiß von der Stumpfheit des Sinnes zu ſeyn, indem ſich aus eben dem Grunde ja gerade das Gegentheil beweiſen läßt. Das Auffuchen beyder Gatten zur Paarungszeit ſcheint auch bey vielen einen ſehr gur ten Geruch zu verrathen, B. Einleitung. 17 ßerordentlicher Stärfe find o), fo dürfte unter ih- ren Sinnen der Geruch immer noch den zweyten Platz einnehmen. Der Geſchmack muß bey den Amphibien noch viel ſchwaͤcher ſeyn, denn er richtet ſich nach der Reizbarkeit des Organs, wo er ſeinen Sitz hat, und wir werden weiter unten bey der Be— ſchreibung einzelner Arten ſehen, daß ihre Zunge im allgemeinen klein oder mit Schleim uͤberzogen, und ſo gebaut iſt, daß ſie ſchwerlich die Eindruͤcke ſchmackhafter Körper durchlaͤßt. >). Ihr Gefuͤhl muß noch ſtumpfer ſeyn. Bey⸗ nah alle ſind mit harten Schuppen, mit einer bornartigen Schaale, Decke und mit feſten Schil⸗ den bekleidet, und koͤnnen daher durch das Gefuͤhl wenig deutliche Eindruͤcke erhalten. Bey den | meiſten 0) Memoires pour servir à Ihistoire naturelle des Animaux Article: La Tortue de terre de Coromandel. p) Hier ſindet wohl ein großer Unterſchied ſtatt. So ſind z. B. die Zungen der Schildkroͤten meiſt fo be ſchaffen wie die von andern Thieren, ſind musku⸗ los, mit einer drüßigen Haut umkleidet, und haben meren, die nichts anders als Nerv: Enden ſind. Da ihre Nahrunsmittel einfacher ſind und ihre Wahl in der Speiſe noch forgfaͤltiger als bey manchen vierfuͤßigen Thieren und Voͤgeln geſchieht, ſo iſt auch daraus bey vielen auf einen 2 Geſchmack zu ſchließen. ſ. Schneider a. a. O. S. 226 u. f. B. 5 De la Cepedes Natg. d. Amph. I. Bo B i 18 Einleitung. meiſten find die Zehen verwachſen, fo daß fie fie nur mit Mühe auf der Oberfläche der Koͤrper feſt— ſtellen koͤnnen, und bey einigen Eidechſen, deren Zehen ſehr lang und ſehr getrennt ſind, iſt wieder der untere Theil oft mit harten Schuppen beſetzt, die dem Gefühle faſt undurchdringlich werden. Die eyerlegenden Quadrupeden ſind alſo in der Anzahl der Sinne den edleren Thieren zwar gleich; aber das Geſicht ausgenommen, ſind ihre Sinne alle, in Vergleichung mit den lebendig ge= baͤhrenden, ſo ſchwach, daß ſie eine bey weitem klei⸗ nere Anzahl ſinnlicher Eindruͤcke erhalten muͤſſen, daß ihre Communication mit aͤußeren Gegenſtaͤn⸗ den weder ſo haͤufig noch ſo vollkommen ſeyn kann, und daß fie auch innerlich weder fo häufig noch mit der Kraft geruͤhrt werden koͤnnen; daraus enf« ſteht dann auch die Kaͤlte ihrer Leidenſchaften, die Art von Traͤgheit, ihr unentwickelter Inſtinet und die unbeſtimmten Begierden, die man bey vielen Arten dieſer Thiere antrifft. Vielleicht reicht die Schwaͤche ihrer Sinne ſchon hin, ihre innere Organiſation fo zu modificiren, daß die Geſchwindigkeit der Bewe— gungen gemaͤßigt, der Umlauf der Säfte langfa- mer gemacht, die Reibungen und alſo auch die in« nere Waͤrme, welche durch die Bewegungen des Lebens erzeugt wird und fie wiederum erhält, ver⸗ mindert wird; vielleicht iſt aber auch im Gegen— theile die Schwaͤche ihrer Sinne rn eine Folge von ‚Einleitung. 19 von der geringen Wärme dieſer Thiere. Dem ſey wie ihm wolle, ſo viel iſt wenigſtens gewiß, daß ihr Blut viel kaͤlter iſt, als bey den Saͤugethie— ren. Zwar fehlt es uns noch an genauen Beo— bachtungen uͤber die innere Waͤrme der Krokodille, der groͤßern Schildkroͤten, und anderer auslaͤndi⸗ ſcher Amphibienarten; doch laͤßt ſich mit Wahr- ſcheinlichkeit vermuthen, daß fie nicht bey allen Ara ten die naͤmliche iſt, da ſie unter verſchiedenen Graden der Breite wohnen, und da ausgemacht iſt, daß fie uͤberall einen geringeren Grad der Waͤr⸗ me beſitzen, als die uͤbrigen vierfuͤßigen Thiere und inſonderheit die Voͤgel. Sie wuͤrden ſonſt nicht bey einem Grade von Kaͤlte erſtarren, der weder bey den Saͤugethieren noch bey den Voͤgeln eine Veraͤnderung hervorbringt. Die Maſſe ihres Bluts iſt ebenfalls geringer. Haſſelquiſt zergliederte 1751 zu Cairo ein Krokodill und ſagt, daß aus der gro⸗ ßen Pulsader, als fie zerſchnitten war, nur we⸗ nig rothes duͤnnes Blut (sang fleuri et appauvri) floß. Die Gefäße der Lunge, der Muskeln und alle uͤbrigen enthielten beynah gar kein Blut. Die Maſſe dieſer Fluͤßigkeit iſt alfo bey den Krokodillen verhaͤltnißmaͤßig nicht ſo groß als bey den Saͤuge⸗ thieren, man findet dieß auch bey allen uͤbrigen Amphibien. 7) Eine Quantitaͤt Blut braucht B 2 eine 7) Reife nach Palaͤſtina von Fr. Haffelguift, Mit⸗ blied der Akadem. zu Stockholm. S. 346. 20 Einleitung. eine betraͤchtliche Zeit ehe es auf ſeinem Kreislaufe einmal durch die Lunge kommt; denn eine Schild— kroͤte, deren Lunge geoͤffnet und an mehreren Stel— len zerſchnitten war, der man die Pulsader, welche von dem Herzen zur Lunge fuͤhrt, unterbunden hatte, lebte dennoch noch vier Tage. Die Lunge der Amphibien ſcheint uͤberdem kein Blut, als was zu ihrer Erhaltung noͤthig iſt, aufzunehmen. ) Da ſie von der athmoſphaͤriſchen Luft, welche in die Lunge kommt, viel ſeltener erfriſcht und belebt wird als bey den Saͤugethieren, ſo iſt ſie dichter, die Bewegung, die ſie empfaͤngt und mittheilt, ſind viel langſamer, und oft ſogar unmerklich. Daß der Kreislauf des Bluts bey vielen Amphibien, z. B. bey den Froͤſchen viel langſamer ſey als bey den Saͤugethieren und bey den Voͤgeln, wußte man ſchon lange. Innere und aͤußere Urſachen verei- nigen ſich alſo, um die innere Thaͤtigkeit der Am⸗ phibien geringer zu machen. ). Das Knochengeruͤſt der eyerlegenden vierf⸗ ßigen Thiere iſt einfacher als bey den lebendig gebaͤh⸗ renden. Mehrere Ade fo wie die Salaman⸗ der, r) engine pour servir à Histoire nnn e de animaux. art. de la Tortue de Coroman- el ) Wer über dieſen Gegenſtand, über Lunge, Herz, Blut und deſſen Umlauf eine genauere und voll- ſtandigere Beſchreibung verlangt, den verweiſe ich auf Hrn. Prof. Schneiders allgem. N. G. der Schildkroͤten von S. 207 — 285. B. Einleifung. 21 der, Froͤſche, Kroͤten, Laubfröfche haben keine Rippen. Der Hals der Schildkroͤten hat zwar acht Wirbel— beine, aber bey allen Eidechſen, das Krokodill ausge— nommen, das ſieben hat, findet man nie mehr als vier, und allen Amphibien ohne Schwanz fehlen ſie ganz; da man bey allen Voͤgeln wenigſtens eilf, und bey allen Saͤugethieren wenigſteus ſieben zaͤhlt. ). Ihr Darmkanal iſt viel kuͤrzer, bleibt ſich in der Weite mehr gleich, und iſt weniger ge— kruͤmmt; 1) die fluͤßigen ſowohl als die trockenen Exkremente haben einen gemeinſchaftlichen Aus— gang. Eidechſen, Froͤſche, Kroͤten, und Laubfrö- ſche haben alle keine eigentliche Blaſe. !) Merk: wuͤrdig iſt es, daß ſie hierin nicht allein mit dem Biber, der einen großen Theil ſeines Lebens im Waſſer wohnt, ſondern auch mit den Voͤgeln 878 Aehn⸗ t) Meine Beobachtungen über den Knochenbau der Amphibien ſtimmen in dieſer Rückſicht mit dem uͤberein, was der beruͤhmte Anatomiker Camper mir in einem Briefe vom 2gten Aug. 1786 daruͤ— ber mittheilte. La C. — Man vergleiche hieruͤbet Hrn. Schneiders N. G. der Schildkroͤten S. 56 u. f. und ferner S. 1 u. f. a) Von dem Magen und Daͤrmen der Schildkröten. f: en G. der Schildkröten. S. 93. u. f 5 x) Von den Nieren, der Harnblaſe und den Harn: gaͤngen der Schildkroͤtenarten findet man das merk⸗ wuͤrdigſte bey Herrn Schneider a. a. O. S. 116 u. f. und von den Harnblaſen der Froͤſche, Beſchreit bung und Abbildung in dem beruͤhmten Röfek ſchen Werke von den Froͤſchen. 22 Einleitung. Aehnlichkeit haben, die ein ganz anderes Element bewohnen. - 8 Das Herz der kriechenden Amphibien Y) iſt klein, und hat nur eine Kammer, dahingegen die Menſchen, die Saͤugethiere, das Wallfiſchge⸗ ſchlecht und die Voͤgel deren zwey haben. Sie haben in Vergleich mit den Saͤugethieren wenig Gehirn. ) Ihr Athemholen iſt ſehr un⸗ regelmaͤßig; oft ſehr lange und in ſehr ungleichen Zwiſchenraͤumen ausgeſetzt. 4) 5 Es herrſcht daher in den verſchiedenen Prin⸗ zipien der zum Leben nothwendigen Bewegungen eine große Einfachheit, die ſowohl in den erſten Triebfedern, als in ihren Wirkungen ſichtbar iſt. Die Federn in der Maſchine ſind ſparſamer ange⸗ bracht. Bey mehrern kriechenden Amphibien ſcheinen Theile an den Abſonderungswerkzeugen zu fehlen, die Abſonderung muß alſo auf eine einfa— chere Art geſchehen; 5) man bemerkt in mancher Ruͤckſicht weniger Anhaͤnglichkeit der verſchiedenen Theil⸗ Y Vom Herzen der Schildkroͤten. f. Schneiders N. G. der Schildkr. S. 233. B. 2) Vom Gehirn der Schildfröten. ſ. Schneider a. a. O. S. 285. . a) Memoires pour serv.-a I'Hist. natur, des anim, Art, de la Tort. de Coromandel. 5) ©. Anatomifche Bemerkungen (Observata ana- tomica) von Gerard Blaſius. S. 65, auch die Memoires pour serv. a I Hiss. nat. Art. de la Tortue de terre, du Crocodile, du Ca- meleon, du Tokai (Gecko), de la Salamandre. Einleitung. 23 Theile voneinander, deßwegen iſt auch ihre Ein— wirkung aufeinander geringer, die Mittheilung unvollkommener, die Bewegung langſamer, und die Reibung ſchwaͤcher. Eine Menge Urſachen, warum dieſe Maſchinen einfoͤrmiger, und der Zer— ſtoͤrung weniger ausgeſetzt ſind, das heißt, warum in ihnen die Bewegungen des Lebens, deſſen Trieb- federn in einen weiterem Raume verbreitet ſind, nicht fo. leicht gehemmt werden koͤnnen, wenn fie nicht von mehreren Punkten zu gleicher Zeit ange⸗ griffen werden. | Diefe beſondere Organiſation der Eriechenden. Amphibien gehoͤrt mit unter die Urſachen ihrer ge⸗ ringen Reizbarkeit; und ſollte nicht die Kaͤlte ihres Temperaments noch durch die Verwandſchaft ihrer Beſtandtheile mit dem Waſſer vermehrt wer⸗ den? — Denn ſie ſuchen nicht allein aus Man- gel an innerer Wärme das Sonnenlicht, ſondern ihr liebſter Aufenthalt ſind auch, einer natuͤrlichen Verwandſchaft wegen, warme Suͤmpfe und Mo⸗ raͤſte. Naͤſſe in Verbindung mit Wärme, hilft ſtatt ihnen zu ſchaden, vielmehr zu ihrer Entwicke⸗ lung, vergroͤßert ihren koͤrperlichen Umfang, dringt in die Gefaͤße ein, und vermiſcht ſich mit ihren Beſtandtheilen. Daß die waͤſſerigen Theile, mit denen ſie angefuͤllt ſind, kein aufgedunſtes We⸗ ſen, keine ſchaͤdliche Anſchwellung oder mehr Krank⸗ heit als wirkliches Wachsthum ſind, beweiſt ſich hinlaͤnglich dadurch, daß fie nicht allein, wenn ihr B 4 Koͤrper 24 Einleitung. Koͤrper von der Feuchtigkeit, in der ſie leben, durchdrungen iſt, keine von ihren weſentlichen Ei— genſchaften verlieren, ſondern, daß ihre Repro— ductionskraft in dem Grade zunimmt, als ſie mit warmen Waſſertheilen, die mit ihrer Natur ſo verwandt ſind, angefuͤllt ſind. Dieſe Uebereinſtimmung ihrer Natur mit dem Waſſer beweißt, wie ſehr ihre Lebensbewegungen an mehreren voneinander unabhaͤngigen Triebfedern haͤngen. Ein ſolcher Ueberfluß an Feuchtigkeit iſt unſtreitig Maſchinen ſehr nuͤtzlich, deren innere Bewegungen oft zuruͤckgehalten werden, ohne voͤl⸗ lig zu ſtocken, in denen die Weichheit der Beſtand⸗ theile ohne Nachtheil die Mittheilung der Kräfte vermindern kann, und deren Glieder mehr grobe Beſtandtheile, die nur den Raum ausfüllen, als thaͤtige, feiner organiſirte Theile noͤthig haben. Bey Körpern hingegen, die mit einer vollen Le= benskraft begabt find, deren Fortdauer eine gewiſ⸗ fe Geſchwindigkeit der innern Bewegungen, eine groͤ⸗ ßere Schnellkraft der einzelnen Theile, eine ſchnel⸗ lere Mittheilung aller äußern Eindruͤcke durch das Ganze verlangt, die gewiſſermaßen weniger Nah⸗ rung als aͤußere Anſtoͤße noͤthig haben, die mehr belebt als angefuͤllt ſeyn wollen; bey dieſen Koͤr⸗ pern wuͤrde ein Ueberfluß von waͤſſeriger Subſtanz ihren Untergang nach ſich ziehen. Deßwegen ar— teu die edferen Thierarten fo leicht an Strandlän« dern aus, wo ungeheure Wälder die Duͤnſte auf⸗ en Einleitung. 25 halten und verdichten, wo eine Menge niedriger kriechender Pflanzen auf dem ſchlammigen Boden, die Feuchtigkeit zuruͤckhalten, daß die Winde ſie nicht zerſtreuen koͤnnen, wo die Sonnenwaͤrme, die einen Theil dieſer waͤſſerigen Duͤnſte erhebt, nur die Athmosphaͤre noch mehr mit ihnen ſchwaͤn— gert, und ihren ſchaͤdlichen Einfluß weiter verbreis tet und vervielfacht. Den Inſekten hingegen ſchadet die Feuchtigkeit ſo wenig, daß ſie gerade an moraſtigen, von dem Meere kaum verlaſſenen Ufern, die beſtaͤndig in dicke Nebel und in Wolken von Dunſt gehuͤllt ſind, an koͤrperlichem Umfange gewinnen, und mit viel lebhafteren Farben ſpie⸗ fen. ©) | So wenig alfo in mancher Ruͤckſicht die Eries chenden Amphibien von der Natur beguͤnſtigt zu ſeyn ſcheinen, ſo haben ſie doch noch weſentliche Vorzuͤge vor andern zahlreichen Thierklaſſen, und fie ver- dienen unſere Aufmerkſamkeit um deſto mehr, da ſich aus ihrer Natur, die gewiſſermaßen das Mit- tel zwiſchen den hoͤheren und niedern Klaſſen der lebenden organiſirten Koͤrper haͤlt, die Beziehung einer betraͤchtlichen Menge von wichtigen Erfah— rungen auf einander ergiebt, welche auf den erſten Blick keinen Zuſammenhang zu haben ſcheinen, deren Gruͤnde und deren Verbindung man aber | B 5 durch e) Bey den Sumpf- und Waſſervoͤgeln muß es wohl gleiche Beſchaffenheit haben. B. 26 Einleitung: durch die Zuſammenſtellung derſelben leicht entdek⸗ ken wird. | Nicht alle Gattungen dieſer Thiere haben ih⸗ ren erſten angewieſenen Wohnplatz im Waſſer. Mehrere von ihnen wohnen in trocknen und erha— benen Gegenden, in Felſenhoͤhlen, oder mitten in den Waͤldern, und klettern behend auf die aͤußer⸗ ſten Zweige der hoͤchſten Baͤume; aber beynah al— le ſchwimmen und tauchen ſehr gut, weßwegen ih⸗ nen auch mehrere Naturforſcher den allgemeinen Namen Amphibien geben. Doch befindet ſich keins unter ihnen, das nicht genoͤthigt waͤre von Zeit zu Zeit an das Waſſer zu kommen, in wel— ches ſie ſich ſo gern eintauchen. | Alle Thiere, welche Blut haben, müffen ath⸗ moſphaͤriſche Luft athmen, und daß die Fiſche ſich lange auf dem Grunde des Meers und der Stroͤ— me halten koͤnnen, kommt bloß daher, weil fie be⸗ ſondere Werkzeuge haben, die im Waſſer befindli- che Luft davon zu ſcheiden, oder fie zu ihren Blut— gefäßen zu führen. Die Amphibien find alſo ge— noͤthigt, zuweilen Athem zu holen; 4) die Luft Mg * d) Viele Amphibien ſcheinen bey ihrem Athemholen nicht wie der Menſch und die vierfuͤßigen Thiere an ein gewiſſes Zeitmaaß gebunden zu ſeyn; allein ein langſames Athemholen, wie man gewöhnlich glaubt, kommt ihnen, wenigſtens im wachenden Zus ſtande nicht zu. Froͤſche und Eidechſen haben naͤm⸗ * lich, Einleitung: | 27 dringt in ihre Lunge, erfriſcht ihr Blut, obgleich, wie ſchon oben bemerkt iſt, ſeltener, als bey den Saͤugethieren, vermindert die Dicke dieſer Fluͤßig⸗ keit, und unterhaͤlt ihren Kreislauf. Die Am- phibien ſterben daher aus Mangel an Luft, wenn ſie zu lange unter dem Waſſer bleiben; und nur in ihrem Winterſchlafe ſcheinen fie das Athemho— len eine lange Zeit entbehren zu koͤnnen; weil zu der geringen Bewegung, die ihr Blut in dem Zu— ſtande ihrer Erſtarrung zu haben braucht, keine große Fluͤßigkeit deſſelben noͤthig iſt. Die kriechenden Amphibien ſind bey ihrem Mangel an heftigen Leidenſchaften, in ſich ſelbſt weniger bewegt, und weniger thaͤtig nach außen, daher gegen Gefahren geſicherter als andere Thie— re. Sie ſetzen ſich ihnen weniger aus, weil ſie weniger heftige Triebe haben; uͤberdem find Ber ſchaͤdigungen bey ihnen von geringer Bedeutung. Sie koͤnnen betraͤchtliche Theile ihres Koͤrpers, zum Beyſpiel den Schwanz oder die Fuͤße verlieren, ohne daß ihr Leben dadurch in große Gefahr kommt. ) Einige von ihnen erhalten ihre verlor» nen lich, wie ſchon der Augenſchein ſogleich lehrt, in einer Minute weit mehrmalen Athem als irgend ein Saͤugethier. B. e) S. Plinii Hist. nat. Lib. 2. Cap. 3, und] weis ter unten den Artikel Plattſchwaͤnziger Su lamander (Salamandre'a, queue plate). 3 | In 28 Einleitung. nen Glieder wieder, f) vorzüglich wenn die Waͤr⸗ me der Athmoſphaͤre dieſe Reproduction befördert; und was denen, die nur nach dem urtheilen, was fie gewöhnlich vor Augen haben, noch wunderba— rer vorkommen muß: es giebt Amphibien, die ſich noch eine lange Zeit bewegen, nachdem man ihnen die zum Leben unentbehrlichſten Theile genommen bat; die Schildkroͤten leben noch mehrere Tage, | wenn In dem koͤniglichen Kabinette befindet ſich eine große Eidechſe von der Art, die ich die Dra— chenköpfige (Dragone) genannt habe, welche nur drey Pfoten hat. Die eine verlor fie wahr: ſcheinlich durch einen Zufall, als das Thier ſchon erwachſen war, denn die Narbe iſt ziemlich groß. Hr. de la Borde, koͤniglicher Arzt zu Cayenne und Correſpondent des koͤniglichen Kabinets ſandte ſie aus Suͤdamerika. Er fand eben da noch eine Eidechſe von einer anderen Art, die auch nur drey Pfoten hatte. Er erwaͤhnt ihrer in einer Sammlung von neuen und interreſſanten Beobach— tungen, die er uͤber die Naturgeſchichte von | Südamerika herauszugeben Willens iſt. Man leſe die 2 Abhandlungen des Hrn. Bonnet im Journal de Physique November 1777 und Januar 1779. La Cep. — Ferner: Hrn. Hof: rath Blumen bachs Specimen physiol. com- Paratae inter animalia calidi et frigidi sangui- nis im VIII. B. den Comment. soc. reg, scient, Goetting. und deſſen Handbuch der N. G. ste Tafel S. 29. Hr. Blumen bach exſtirpte faſt das ganze Auge eines Sumpffalamanders (Laerta la- custris) und binnen 1o Monaten war es ganz wieder reproducirt. ſ. auch Schneider Amph. Physiol. Spec. I. p. 9. B. | Einleitung | 29 wenn man ihnen gleich den Kopf abſchneidet; 8) die Froͤſche ſterben nicht ſogleich, wenn man ihnen gleich das Herz ausgeſchnitten hat, und ſchon ſeit Ariſtoteles Zeiten weiß man, daß das Herz ei⸗ nes Cameleons noch eine Weile ſchlaͤgt wenn man ihn ſecirt hat ). Sollte dieſe merkwuͤrdige Er⸗ ſcheinung nicht hinlaͤnglich beweiſen, wie wenig die verſchiedenen Theile der Amphibien von einander abhängen. ). Sie beweiſt nicht allein, daß ihr Nervenſyſtem bey weitem nicht in der genauen Verbindung miteinander ſteht, wie bey den Saͤu⸗ gethieren, weil man die Nerven des Kopfs von denen trennen kann, die im Ruͤckenmark entſprin⸗ gen, ohne daß das Thier ſogleich ſtirbt, oder auch nur in den erſten Augenblicken viel zu leiden ſcheint; | | ſon⸗ g) S. weiter unten den Artikel Griechiſche Schild⸗ kroͤten. La Cep. — Siehe auch Schneiders N. G. der Schildkr. S. 286 und 292. B. A) S. Conr. Geßners Thierbuch. ates Buch von den Amphibien S. 5. Ausgabe von 1554. 1) Ich habe fo eben eine gemeine Flußſchild⸗ kroͤte (Testuda europaea, Schneider) vor mir, deren Hinterleib mit Beinen und Schwanz ſchon ſeo abgeſtorben, abgewelkt, und in Faͤulniß! uͤberge⸗ gangen iſt, daß er abſcheulich ſtinkt, dahingegen die vordern Theile, Hals und Vorderfuͤße ſich noch leb— haft bewegen, ſogar die geſchloſſenen Augen bey einer heftigen Erſchuͤtterung ſich noch etwas oöoffnen. Das Abſterben, welches ſchon 14 Tage gedauert hat, ſchreibe ich den Zupfen der Kinder auf et Trocknen an Schwanz und Hinterfuͤßen zu. RE TER san AR 30 Einleitung. ſondern daß auch ihre Blutgefaͤße nicht in der ge⸗ nauen Verbindung miteinander ſtehen, weil ſonſt da, wo die Pulsadern zerſchnitten ſind, alles Blut ausſtroͤmen, und das Thier ſogleich ſterben wuͤrde. | Alles dieß verträgt ſich ſehr gut mit der Lange ſamkeit und der Kaͤlte des Bluts der Amphibien, und man darf ſich nicht daruͤber wundern, daß ſie nicht allein nicht augenblicklich ſterben, ſobald ihr Kopf vom Rumpfe getrennt iſt, ſondern daß ſie auch noch mehrere Tage leben koͤnnen, ob ſie gleich die Werkzeuge zu ihrem Unterhalte verlohren has ben. Sie koͤnnen ihre Nahrung lange entbehren, und man weiß, daß Schildkroͤten und Krokodille uͤber ein Jahr ohne Nahrung dahingebracht ha⸗ ben. 0) Die meiſten kriechenden Amphibien ſind mit Schuppen oder einer hornartigen Bedeckung vers ſehen, und die Ausduͤnſtung ſchraͤnkt ſich daher nur auf einige Stellen ihres Koͤrpers ein; da ſie nun noch dazu kaltes Blut haben, ſo verlieren ſie ſehr wenig von ihrer Maſſe und duͤrfen auch weni⸗ ger wieder erfegen. Bey ihrer geringen Waͤrme erleiden ſie nie eine ſolche Austrocknung, die bey man⸗ chen Saͤugethieren einen brennenden Durſt erzeugt; und ſie haben nicht noͤthig ihre innern Gefaͤße, die nie ſehr erhitzt werden, durch haͤufiges Trinken an⸗ | zu⸗ Y S. die einzelnen Artikel ihrer Geſchichte. Einleitung. 31 zufriſchen. Plintus und andere alte Naturfor⸗ ſcher haben ſchon die Bemerkung gemacht, daß die Thiere, die nicht ſtark ausduͤuſten, und nur eine geringe innere Wärme haben, ſehr wenig Nah- rung zu ſich nehmen. Wirklich ſteht auch der Ab⸗ gang an Kraͤften beſtäͤndig mit ihrem Widerſtande in Verhaͤltniß; der Widerſtand Hänge von der groͤ⸗ ßern oder geringern Reibung ab, dieſe wieder von der Geſchwindigkeit der Bewegungen, die ihre Grund in der innern Waͤrme hat. Ob aber gleich die kriechenden Amphibien 1 liche Verletzungen und Stoͤße, die nur einzelne Theile treffen, leicht ertragen, ſo unterliegen fie doch bald anhaltenden aͤußeren Angriffen, die ihr ganzes Syſtem zu gleicher Zeit treffen, weil ſie ih⸗ nen nicht genug innere thaͤtige Kraft entgegenſezs zen koͤnnen. Da einer geringen innern Waͤrme nichts mehr entgegen iſt, als aͤußere groͤßere oder geringere Kaͤlte, ſo iſt es nicht zu verwundern, daß die Amphibien in einer mehr kalten als gemaͤßig⸗ ten Athmoſphaͤre nicht mehr ausdauern koͤnnen. Deßwegen trifft man die groͤßten Amphibienarten, Schildkroͤten, Krokodille, nur in dem heißen Erd- guͤrtel, oder doch nur in den zunaͤchſt angrenzenden Laͤudern, ſowohl der alten als neuen Welt, und dieſe größern Arten find nicht allein der heißen Zo- ne beynah ausſchließlich eigen, ſondern je weiter ſich Individuen oder Spielarten davon in weiter von dem Meauator Bene Laͤnder verlieren, und je 32 ; Einleitung. je höher und feuchter, folglich auch je kaͤlter fie ſind, deſto kleiner werden ſie verhaͤltnißmaͤßig. In den heißen Laͤndern ſind die Krokodille groͤßer und zahlreicher als in den andern 2), und wenn zuwei⸗ len eine Ausnahme ſtatt findet, daß näher am Ae⸗ quator wohnende Thiere kleiner ſind, als die in Ländern von größerer Polhoͤhe, wie das in Ame⸗ rika der Fall iſt, ſo iſt entweder die Bevoͤlkerung des Landes oder Verfolgung Schuld, daß ſie nicht die zu ihrem voͤlligen Wachsthum noͤthige Ruhe und Nahrung finden. Die Waͤrme der Luft iſt den fintechenien Amphi⸗ bien ſo noͤthig, daß wenn in den an die heiße Zone graͤnzenden Laͤndern die kalte Jahrszeit eintrit, ſie alle ihre Thaͤtigkeit verlieren, ihre Sinne matt wer— den, ihr Blut noch kaͤlter wird, ihre Kraͤfte ſchwinden, und fie begierig dunkle Schlupfwinkel, Felſenhoͤh⸗ len, Sumpfloͤcher aufſuchen, und ſich im Schilf und dem Geſtraͤuch der Ufer verſtecken, um ſich ge⸗ gen die Kälte zu ſchuͤten, und den Funken der Le— benswaͤrme, der ſchon im Erloͤſchen iſt, noch eini— ge Augenblicke laͤnger zu erhalten. Aber die zu— nehmende Kaͤlte uͤbereilt ſie dennoch in ihren Schlupfwinkeln, die ſie gewoͤhnlich in tiefen Waͤl— dern oder an unzugaͤnglichen Kuͤſten haben, um ſich den Nachſtellungen ihrer Feinde zu entziehen, ind die ſie a der Zeit, wo e huͤlflos und erſt arrt liegen E Catesby nat. Hist. of Carolina, II. 63. Einleitung. | 33 liegen, eine gefundene Beute ſeyn wuͤrden. Dort liegen fie in einem tiefen Schlafe, oder vielmehr in einem todesaͤhnlichen Zuſtande, und ihre Erſtar— rung iſt ſo groß, daß kein Geraͤuſch, kein Stoß, ſelbſt Wunden ſie nicht aufzuwecken im Stande ſind. In dieſer gaͤnzlichen Empfindungsloſigkeit bringen fie die kalte Jahrszeit hin, wo fie von ei⸗ nem Thiere nichts als die Geſtalt an ſich haben, und nur noch gerade ſo viel innere Bewegung, um die voͤllige Aufloͤſung des Koͤrpers zu verhindern, die bey organiſirten Körpern allemal auf einen voͤl⸗ ligen Stillſtand der Maſchine erfolgt. Man ent⸗ deckt nur wenige matte Merkmaale der Bewegung, die noch in ihrem Blute iſt, die aber deſto langſa⸗ mer ſeyn muß, da fie durch keinem Athemzug an geregt oder erhalten wird. Denn gewoͤhnlich fin— det man ſie im Schlamme oder laͤngs den hohlen Ufern der Stroͤme erſtarrt, wo das Waſſer oft uͤber ſie hertritt, und wo ſie folglich lange ohne ei⸗ nen Athemzug zubringen muͤſſen, und dennoch bey dem erſten warmen Fruͤhlingstage wieder zum Vorſchein und ins Leben zuruͤckkommen. Die kriechenden Amphibien ſind nicht die ein⸗ zigen Thiere, welche unter gewiſſen Graden der Breite des Winters erſtarren; die ſchleichenden oder die Schlangen und die Schaalenthiere thun das naͤmliche, ſogar edlere Thiere, wie die Murmel⸗ thiere, Siebenſchlaͤfer, Hamſter, Fledermaͤuſe, Igel, fallen in einen jährlichen Winterſchlaf, der De la Cepedes Natg. d. Amph. I. Bd. C aber 34 Einleitung. aber unſtreitig nicht fo feſt ift als bey den Amphi⸗ bien. Da ihre Maſchine reizbarer iſt als der obengenannten kriechenden und ſchleichenden Am— phibien und Schaalenthiere, ſo behalten ſie mehr inneres Leben, das Athemholen hoͤrt trotz ihrer Erſtarrung nie ganz auf, und ſchon dieß, ſo ſchwach es auch ſeyn mag, erhaͤlt doch die innere Bewegungen beſſer im Gange. Wenn zuweilen im Winter warme Tage ein— fallen, ſo erwachen die Amphibien mehr oder we— niger aus ihrem Schlafe m); haͤlt nun die Witte rung an, ſo iſt es leicht zu erklaͤren, wie Reiſende an gelinden Wintertagen in einigen Ländern Kro— kodille in ihrer vollen Lebhaftigkeit finden und dann zu voreilig behaupten konnten, daß ſie dort nie erſtarrten. Zuweilen kann die Beſchaffenheit ihrer Nahrungsmittel die jaͤhrliche Erſtarrung ver— hindern. Erhitzendere, kraͤftigere (plus jsubstan- tielle) Nahrungsmittel vermehren die Spannkraft ihrer veſten Theile, die Maſſe ihres Bluts und den Kreislauf ihrer Saͤfte, ſo daß alsdann die da— durch hervorgebrachte groͤßere innere Waͤrme den Mangel der aͤußern erſetzen kann. Die Amphibien liegen oft ſechs Monate und drüber in dieſem todesaͤhnlichen Zuſtande, dennoch bekommen beym Erwachen ihre ſchlummernden f Kraͤf⸗ m) Beobachtungen über das Luiſi aniſche Kroko— dill vom Hrn. de la Coudrenier. Journal de Physique, 1782. Einleitung. 35 Kraͤfte alle ihre vorige Thaͤtigkeit wieder. Man hat zuweilen, wie wir weiter unten ſehen werden, Waſſerſalamander erſtarrt in den Eisſtuͤcken ge⸗ funden, die man im Sommer von Eisbergen hol— te, wo fie wahrſcheinlich eine geraume Zeit einge ſchloſſen waren; aber ſobald das Eis ſchmolz und die Waͤrme ſie aufthaute, wurden ſie wieder lebendig. So wie alles in der Natur ſeine Graͤnzen hat, ſo wuͤrden auch die Amphibien, bey einer allzuhef— tigen, oder zu lang anhaltenden Kaͤlte, ohne Zweifel umkommen muͤſſen. Die thieriſche Ma— ſchine pflanzt die innere Bewegungen, die ihr von außen mitgetheilt werden, nur eine beſtimmte Zeit fort, dann muͤſſen neue Nahrungsmittel den Ver— luſt der zerſtreuten Beſtandtheile erſetzen, aͤußere Stoͤße die innere Bewegung wieder erneuern, und durch neue Eindruͤcke die Federn der Maſchine wie⸗ der geſpannt werden. Im Ganzen verliert der Koͤrper der Amphibi⸗ en, waͤhrend ſeiner langen Erſtarrung aͤußerſt we— nig von feiner Subſtanz, 1) nur die aͤußerſten, . der u) Den pten October 1651 wog der Ritter George Ent eine Landſchildkroͤte, ehe ſie ſich in die Erde verbarg, ſo genau als moͤglich. Sie wog 4 Pfund 3 Unzen und 3 Drachmen. Den sten Octob. 1652 zog man die Schildkroͤte aus der Erde, wo ſie ſich den Tag vorher vergraben hatte, und fand ſie 4 Pfund 6 Unzen 1 Drachme ſchwer. Den ı6ten März 1653 kam fie von REN wieder aus der Erde und 36 Einleitung. der austrocknenden Kaͤlte am meiſten ausgeſetzten, und von dem Mittelpunkte der matten noch uͤbri— gen innern Bewegung entfernteren Theile, erleiden ei⸗ ne Veraͤnderung. Beſteht die aͤußere Decke dieſer Thiere aus einem feſten hornartigen Schilde, wie bey den Schildkroͤten und Krokodillen, fo vertrock⸗ net ſie, verliert ihre Organiſation, und kann mit dem uͤbrigen Koͤrper, an deſſen innerer Bewegung und Nahrung fie keinen Theil mehr hat, nicht län» ger eins ſeyn. Sobald daher der Fruͤhling die N Thiere und wog noch 4 Pfund 4 Unzen. Am a4ten Octob. 1653 wurde die Schildkroͤte aus dem Loche, das ſie ſich, nachdem ſie einige Tage vorher nicht gefreſſen hatte, gegraben hatte, herausgezogen. Sie wog 4 Pfund 5 Unzen. Die Augen, die fie lange Zeit nicht aufgethan hatte, waren jetzt offen und ſehr feucht. Den ıgten März 1654 kam die Schild: kroͤte aus ihrem Loche, wurde gewogen, und hatte 4 Pfund 4 Unzen 2 Drachmen. Den sten Oct. 1654, als ſie den Winterſchlaf antreten wollte, war ihr Gewicht 4 Pfund 9 Unzen 3 Drachmen, und den letzten Februar 1655, als ſie erwachte, 4 Pfund 7 Unzen 6 Drachmen. Ferner: am zten Oct. 1655, 4 Pfund 9 Unzen, (ſie hatte ſchon eiz nige Zeit nicht gefreſſen); am 25ten März 1656, 4 Pfund 7 Unzen 2 Drachmen; den zoten Sept. 1656, 4 Pfund 12 Unzen 4 Drachmen; den sten März 1657, 4 Pfund 11 Unzen 2 / Drachme. Man ſieht aus dieſen Beobachtungen wie wenig dieß Thier, und ſo wahrſcheinlich alle, waͤhrend feines Winterfchlafs und einem, mehrere Monate anhaltendem Faſten, durch Ausduͤnſtung von ſeiner Maſſe verlor. Collection academique, Tom, VII. p. irao. 121, 8 Einleitung 37 Thiere neu belebt, ſo wird dieſe aͤußere Haut, ſie ſey nackt oder ſchuppig, da ſie nun nicht mehr zu dem lebendigen Koͤrper gehoͤrt, und als etwas fremdartiges anzuſehen iſt, von den innern Bewe— gungen, an denen ſie keinen Theil mehr nimmt, allmaͤhlig zuruͤckgetrieben. Der Nahrungsſaft, der ſie ſonſt unterhielt, geht uͤbrigens wie vorher, nach der Oberflaͤche des Koͤrpers, ſtatt aber eine Haut auszubeſſern, die mit dem Inneren keine Gemeinſchaft mehr hat, fängt er an eine neue Haut anzulegen und auszubilden, die nun unter der alten fortwaͤchſt. Dieſe wird dadurch vom: Körper allmaͤhlig gehoben und abgeloͤſt, bis fie endlich alle noch übrige Verbindung mit dem Thie⸗ re verliert, und nun, da ſie von innen keine Nah⸗ rung mehr erhaͤlt, den aͤußern Urſachen, die ihre Zerſtoͤrung bewirken, deſto weniger widerſteht, ſo von beyden Seiten angegriffen, nachgiebt, zer⸗ bricht, und das Thier endlich aus dieſer ihm un» nuͤtz gewordenen Scheide neubekleidet hervorgehen laͤßt. Auf dieſe Art, duͤnkt mich, geht der jaͤhrliche Wechſel der Haut vor ſich. Aber der Win— terſchlaf iſt nicht die einzige Urſache des Häutens. der Amphibien, denn ſie verlieren ihre Haut auch in den warmen Laͤndern, wo ſie nie erſtarren. Gi: nige haͤuten ſich ſogar in gemaͤßigten Himmelsſtri⸗ chen zweymal des Sommers. Gerade entgegen— geſetzte Urſachen bewirken dieſe Veraͤnderung; die C 3 Waͤrme 38 Einleitung; Waͤrme der Athmoſphaͤre thut hier, was Froſt und Mangel an Bewegung thaten, die aͤußere Schaa⸗ le vertrocknet von der Hitze, ihr Gewebe wird zer⸗ ſtoͤrt und ihre Organiſation vernichtet. ) ER | Ganz 0) Folgende Beobachtung hat mir der Hr. v. Tow chy, Mitglied der koͤniglich. Societaͤt der Wiſſen⸗ ſchaften zu Montpellier, mitgetheilt. Sie iſt aus einem Werke entlehnt, das dieſer Naturforſcher uns ter dem Titel: Memoires pour servir al’Histoire des fonctions de l’äconomie animale des oi- seaux wird drucken laſſen. „Ich fieng, fagt der Hr. von Touchy, den gten May 178; eine gruͤ⸗ ne Eidechſe mit gelben und blaͤulichen Flecken, die 10 Zoll lang war, ſetzte ſie lebendig in ein Glas, das mit einem Stuͤck loͤcherig gewebter Leinwand, zugebunden wurde, und ſtellte es auf einen Mar⸗ mortiſch in ein kuͤhles Zimmer im unteren Stock— werke. Das Thier lebte in dieſer Gefangenſchaft ohne Nahrung zwey Monate. In den erſten Ta⸗ gen gab es ſich viele Muͤhe aus ſeinem Gefaͤngniſſe zu kommen, verhielt ſich aber nachher ſehr ruhig. Am fuͤnfundvierzigſten Tage merkte ich, daß ſie an⸗ fieng ſich zu haͤuten, und fah nach und nach die alte Haut vertrocknen, hart werden und in kleinen, duͤr⸗ ren und entfaͤrbten Stuͤcken abfallen. Die neue Haut zeigte ſich ſchoͤn gruͤn gefaͤrbt mit ſehr artigen Flecken. Sie ſtarb den drey und ſechzigſten Tag noch während des Haͤutens; die alte Haut ſaß noch auf dem Kopfe, den Pfoten und dem Schwanze veſt. Waͤhrend ſie ſich haͤutete, und auch vorher, habe ich ſie nie in der Erſtarrung geſehen, ſie lief in dem Glaſe umher, wenn man es in die Hand nahm, und auch ohne das oft von ſelbſt. Zuwei⸗ len ſchloß ſie die Augen, that ſie aber bald ſehr munter Einleitung. 39 Ganz verſchiedene Thiergeſchlechter kommen darin mit den kriechenden Amphibien uͤberein, daß ſie jaͤhrlich, manche ſogar noch oͤfter, ihre Haut ausziehen, und gewiſſe aͤußere Theile verlieren; vorzüglich geſchieht es bey den Schlangen, bey mehreren behaarten Thieren und bey den Voͤgeln. Selbſt von den Inſecten und den Pflanzen darf man in gewiſſer Ruͤckſicht ſagen, daß ſie ihre Haut ausziehen. Die Geſchoͤpfe, an denen wir dieß be- merken, moͤgen uͤbrigens Namen haben, wie ſie wollen, fo läßt ſich dieſe Veränderung bey allen aus der naͤmlichen allgemeinen Urſache herleiten. Sie entſpringt immer aus dem Mangel an Gleich— gewichte zwiſchen den inneren Bewegungen und den Einwirkungen von außen. Haben die letzten die Oberhand, ſo veraͤndern und entkleiden ſie den organiſchen Koͤrper ſeiner aͤußern Huͤlle, bekommt hingegen die Lebenskraft wieder das Uebergewicht, fo. ſchafft und erneuert fie wieder. Dieß Gleichge⸗ wicht aber kann auf hundert und tauſend Arten aufgehoben werden, und die Erfolge ſind immer E 4 nach munter wieder auf. Sie lag halb zuſammenge— kruͤmmt in dem Glaſe, deſſen Boden etwas erhoͤht war, was ihre Lage noch unbequemer machte. Sie hatte gewiß ſchon einmal gehaͤutet, ehe ich ſie fieng, wie Schlangen und Eidechſen gewoͤhnlich thun, wenn ſie im Fruͤhjahr aus ihren Loͤchern kommen, das bewies ihre friſche Farbe und ihre zarte Haut, als ich ſie bekam. 8 19°. 7 Einleitung: nach der verſchiedenen inneren Einrichtung der Körper die fie treffen, verſchieden. Es geht daher mit dem Abwerfen der Haut, wie mit allen Eigenſchaften und Formen, welche die Natur den Körpern austheilt, und fo mannich- faltig verbindet, als wenn ſie in Allem alle moͤg⸗ lichen Modificationen erſchoͤpfen wollte. Oft ver» leitet uns die Eingeſchraͤnktheit unſerer Kenntniſſe N zu glauben, die ausſchweifendſte Phantaſie habe Formen und Eigenſchaften an Körpern zueinander⸗ geſellt, die nie beyeinander ſeyn ſollten. Wenn man die Natur ſorgfaͤltig nicht allein in ihren groͤ⸗ ßeren Erzeugnißen, ſondern auch in der unendli⸗ chen Menge kleiner Geſchoͤpfe ſtudirte, deren ges ringere Maſſe fuͤr die Verſchiedenheit innerer und aͤußerer Formen, und folglich auch fuͤr die daraus entſpringenden Eigenheiten der Lebensart, em⸗ pfaͤnglicher zu ſeyn ſcheint, ſo wuͤrde man natuͤrli⸗ che Geſchoͤpfe finden, von denen die Erzeugniſſe der Einbildungskraft oft nur Copien ſeyn wuͤrden. Dennoch bleibt immer ein großer Unterſchied zwi⸗— ſchen den Originalen, und den mehr oder minder treuen Copien; denn wenn die Phantaſie unge— reimte (disparates) Formen und Eigenſchaften vereinigt, ſo bereitet ſie dieſe Verbindung nicht durch die allmaͤhlige Stufenfolge ins unendliche vervielfaͤltigter Schattirungen vor, welche die von« einander entlegenſten Gegenſtaͤnde verkettet, und indem ſie die ſchoͤpferiſche Kraft verraͤth, das Sie⸗ 1 5 gel Einleitung. 41 gel iſt, mit dem die Natur ihre dauernden Werke ſtempelt, und ſie von den fluͤchtigen Producten der Phantaſie unterſcheidet. ‚ Wenn die kriechenden Amphibien ihre alte Huͤlle abgeworfen haben, ſo iſt ihre neue Haut oft noch weich genug, um fuͤr die Stoͤße von außen empfindlich zu ſeyn, deßwegen ſind ſie um die Zeit furchtſamer und, wenn ic) fo fagen darf, bedaͤchti⸗ ger in ihrem Weſen, und halten ſich fo viel fie koͤn⸗ nen, ſo lange verborgen, bis ihre neue Haut durch die Nahrungsſaͤfte genug geſtaͤrkt, und durch die Wirkung der Luft gehaͤrtet genug iſt. )) Die kriechenden Amphibien haben im allge⸗ meinen ein ziemlich ſanftes Temperament, Grau» ſamkeit gehoͤrt nicht zu ihren Charakterzuͤgen, und wenn einige unter ihnen, z. B. die Krokodille viel zerſtoͤren, ſo kommt es bloß daher, weil ſie eine E 5 große 0 Wenn die Saͤugethiere beym Haͤaͤren, die Voͤgel beym Mauſern und die Raupen beym Haͤuten eine Art von Kraͤnklichkeit empfinden, die mehrmalen in eine toͤdliche Krankheit ausartet, ſo iſt es auch bey den Amphibien fo. Sie zeigen eine gewiſſe Unthaͤ— tigkeit und Schlaͤfrigkeit, legen ſich aber dabey gern an die Sonne. Auch geſchieht die Ablegung der Huͤlle gewoͤhnlich nicht eher, als bis die Sonne warm ſcheint und warme Witterung zu vermuthen iſt. Die Ottern pflegen ſich bey uns gewoͤhnlich vorher auf Buͤſche oder in die Gipfel kleiner Nadelbaͤume zu winden, damit ſie die Sonne recht anſcheinr. Oft haͤuten ſie ſich auch in dieſer Lage und bleiben etliche Tage ſo ſitzen. f f 42 Einleitung. große Maſſe zu unterhalten haben. 7) Doch ich werde weiterhin, in den einzelnen Artikeln dieſer Geſchichte, deutlicher zeigen koͤnnen, wie die allge= meinen, allen dieſen Amphibien zukommenden Eigenſchaften, in jeder Art nach ihrer beſon— dern Organiſation modificirt find. Wir werden zum Beyſpiel finden, daß einige von Fiſchen leben, andere vorzuͤglich auf kriechende Thiere, die auf dem Lande ſich aufhalten, auf kleinere vierfuͤßige Thie— re, und ſelbſt auf Voͤgel, die ſie auf den Zweigen erhaſchen koͤnnen, Jagd machen; noch andere ſich ausſchließlich von Inſecten naͤhren, die in der Luft ſchwaͤrmen, oder von Pflanzen leben, unter denen ſie die gewuͤrzhafteſten und wohlriechendſten aus— waͤhlen. r) So ſehr vermannigfacht die Natur in allen Claſſen die Mittel zum Unterhalt, und ſo genau verbindet fie hinwiederum alle Weſen durch tauſendfache Aehnlichkeiten. Die unendliche Kette der Weſen, ſtatt ſich nur nach einer Seite zu ver— laͤngern, und wenn ich ſo ſagen darf, nur in einer geraden Linie fortzugehen, geht beſtaͤndig wieder in ſich ſelbſt zuruͤck, dehnt ſich nach allen Sei⸗ 9) Man ſehe die beſondere Geſchichte des Kroko— d ills. 7) Von der Nahrung der Schildkroͤten f. Schnei— ders N. G. der Schildkroͤten S. 191. Von dem was Ariſtoteles uͤber die kriechenden und ſchlei— chenden Amphibien ſagt ſ. Schneider Amph. Phy- siol. Spec. l. p. 29. B. Einleitung, 43 Seiten und Richtungen aus, erhebt ſich und ſinkt und ſchlingt ſich zuruͤck, und bildet durch alle die tauſend Wege, die fie nimmt, durch alle die Kruͤm⸗ mungen, durch die ſie ſich windet, durch die tau— ſend Punkte, wo ſie ſich ſelbſt wieder beruͤhrt, ein veſtes Gewebe, deſſen Theile alle dicht verſchlun— gen und feſt verbunden ſind, von dem kein Theil getrennt werden kann, ohne das Ganze zu zerrei— ßen, wo unſichtbar das erſte Glied in das letzte greift, wo man die Moͤglichkeit nicht einſieht, wie die Natur ein ſo unermeßliches wunderbares Ge— webe bilden konnte. Man findet die kriechenden Amphibien zuwei— len in Haufen beyeinader, demohngeachtet kann man nicht ſagen, daß ſie Geſellſchaften ausmachen. Denn was entſteht aus ihrem Beyeinanderſeyn? Sie bauen nicht, ſie jagen nicht gemeinſchaftlich, fie fuͤhren keine Kriege, kurz, ſie thun nichts, wor- in ein gemeinſchaftlicher Plan ſichtbar ware, ) | | | Sie 4) Wie die Bieber und Bienen wohnen fie freylich nicht beyſammen, aber es giebt Arten unter ihnen, die theils immer, theils zu gewiſſen Geſchaͤfften eben ſo geſellſchafftlich beyeinander ſeyn muͤſſen, wie mehrere Thiere aus andern Thierklaſſen, die Voͤgel z. B. auf ihrem Zuge. So koͤnnen z. B. die gruͤnen Waſſerfroͤſche, ſo wie die Feuerkroͤten nie ohne ihres gleichen leben, und wenn ſich eins von ihnen verirrt hat, ſo eilt es auf den Ruf der übrigen ſogleich wieder zur Geſellſchaft; ja man findet fogar, daß Froͤſche die vom verſchiedenen Alter bis zu lihrer 44 ‚Einleitung: Sie bauen ſich Feine Zufluchtsoͤrter, und wenn fie dergleichen zuſammen an den Ufern in Felſen und hohlen Baͤumen, u. ſ. w. waͤhlen, ſo iſt das keine bequeme Wohnung, die fie für eine gewiſſe Anzahl vereinigter Individuen, und ihren verſchiedenen Beduͤrfniſſen gemaͤß eingerichtet haͤtten, ſondern ein bloßer Schlupfwinkel, den jedes nur fuͤr ſich ſucht, um ſich zu verſtecken, an dem fie nichts aͤn⸗ dern, den eins waͤhlt, wenn er fuͤr eins hinreicht, und viele, wenn er fuͤr viele groß genug iſt. Wenn mehrere zuſammen jagen oder fiſchen, ſo geſchieht das nur, weil ſie alle durch einerley Koͤder gereizt werden; wenn ſie zu gleicher Zeit ihre Beute anfallen, ſo geſchieht das, weil ſie ih⸗ nen zu gleicher Zeit in den Wurf kam; wenn ſie ſich gemeinſchaftlich vertheidigen, ſo iſt die Urſach, weil ſie zu gleicher Zeit angegriffen wurden, und wenn vielleicht einmal eins oder das andere ihnen bey Gelegenheit einen ganzen Trupp durch ein Ge— ſchrey bey vorhandener Gefahr rettete, fo geſchah das nicht, weil ſie, wie man von den Affen und ei— nigen andern Thieren erzähle, die Wache über die ge⸗ ihrer Mannbarkeit eigene Geſellſchaften' bilden, wie manches Wild.“ So verſammelt die Begat— tungszeit alle unſere Arten von Froͤſchen und Sa— lamandern, und auch für den Winter ſuchen kſich viele, wie die Fiſche, eine gemeinſchaftliche Ruhe⸗ ſtaͤtte aus, wie z. B. die grünen Waſſerfröſche, Sumpfſalamander, auch die gemeinen und Feuer— Ottern. B. — ——ñ——EZé— ——— Einleitung. . gemeinſchaftliche Sicherheit hatten, ſondern es war bloß eine Folge der Furcht, wie man es bey allen Thieren trifft, die fie beſtaͤndig zu ihrer indi— viduellen Erhaltung auf der Hut ſeyn laͤßt. Obgleich die kriechenden Amphibien weniger reizbar zu ſeyn ſcheinen als die Saͤugethiere, ſo fuͤhlen ſie dennoch nicht minder bey der Ruͤckkehr des Fruͤhlings den gebieteriſchen Drang der Liebe, der bey den meiſten Thieren, ſelbſt den ſchwaͤchſten Staͤrke, den langſamſten Thätigkeit, und den furchtſamſten Muth giebt. Obgleich die mehrſten dieſer Thiere gewoͤhnlich ſtumm ſind, ſo haben ſie doch meiſt alle beſondere Toͤne, um dieſe Begier⸗ den auszudruͤcken. Das Maͤnnchen lockt das Weibchen mit einem ausdrucksvollen Tone, den dieſes mit einem aͤhnlichen erwiedert. Vielleicht iſt die Liebe fuͤr ſie nur eine matte Flamme, von der ſie nie ſehr heftig gereizt werden, und die Feuchtigkeit, welche ihr Koͤrper im Ueberfluß hat, daͤmpft vielleicht die innere ſchoͤpferiſche Waͤrme, die man mit mehr Grund als man wohl dachte, mit wirklichem Feuer verglich, und die von allem, was dem kalten Elemente des Waſſers ähnlich iſt, gemaͤßigt und unterdruͤckt wird. Doch ſcheint es, als haͤtte die Natur bey dem groͤßten Theil dieſer Geſchoͤpfe, was ihnen an innerer Thaͤtigkeit ab— geht, durch eine ganz für den Genuß der Liebe ge— eignete Bildung erſetzen wollen. Die Geſchlechts⸗ theile des Maͤnnchens find beſtaͤndig bis zu dem g Be Au⸗ 46 Einleitung. Augenblick der Paarung mit dem Weibchen inner⸗ halb des Körpers verborgen; &) die innere Wär: me, die ſich alſo den zur Fortpflanzung beſtimmten Werkzeugen bey dem männlichen Geſchlechte mit- theilt, muß die Lebhaftigkeit ihrer Empfindungen vermehren; uͤberdem fühlen fie nicht, wie die mei- ſten andern Thiere, den Kitzel der Liebe nur we— nige Augenblicke, ſondern die Vereinigung des Maͤnnchens mit dem Weibchen dauert Tage lang, und weder Furcht noch Wunden koͤnnen fie in die: ſem Taumel voneinander trennen. 1). So ungewoͤhnlich lange als die Begattung der kriechenden Amphibien dauert, eben fo ungewöhn- lich groß iſt auch ihre Fruchtbarkeit. Unter den lebendiggebaͤhrenden Thieren, werfen die klein— ſten Arten insgemein die meiſten Jungen; aber die fuͤr dieſe Thiergeſchlechter allgemeine und feſte Regel paßt auf die kriechenden Amphibien | nicht, t) Bey den männlichen Eidechſen und Schildkroͤten kommen die Geſchlechtstheile aus dem After, und ſie befruchten auch die Weibchen auf dieſem Wege. Froͤſche, Kroͤten und Laubfroͤſche (auch die Sala— mander) laſſen die Saamenfeuchtigkeit, wodurch ſie die von den Weibchen gelegten Eyer befruchten, gleichfalls durch den After gehen, wie wir in der Geſchichte der einzelnen Thiere ſehen werden. La C. — Ausfuͤhrlicher ſehe man uͤber die Geſchlechts— theile und Erzeugung der Schildkroͤten, Sch en ei— ders N. G. der Schildkr. S. 125 — 190. B. a) Man ſehe im Folgenden den Artikel Rieſen⸗ ſchildkroͤte. Einleitung. 47 nicht, deren Organiſation jene Schranken uͤber— ſchreitet. Im Gegentheil ſind die groͤßten Am— phibienarten bey weitem fruchtbarer als die kleinen, wie man in der Beſchreibung der Meerſchildkröten ſehen wird. So empfindlich aber auch die kriechenden Am- phibien für den Genuß der Liebe ſeyn mögen, ſo wenig elterliche Liebe fuͤhlen ſie fuͤr ihre Jungen. Sobald die Eyer gelegt ſind, kuͤmmern ſie ſich nicht weiter darum. Zwar waͤhlen ſie gewoͤhnlich einen bequemen Platz fuͤr ihre Brut, und einige bereiten ihn wohl gar etwas ſorgfaͤltiger zu dieſer Abſicht zu, fie graben Löcher, wo fie die Eyer hineinlegen, und bedecken ſie mit Sand und Blaͤttern; aber wie wenig iſt das alles noch in Vergleich mit der unermuͤdeten Sorgfalt, mit der die Eyer und die Jungen vieler Voͤgel gepflegt ſeyn wollen? — Man kann auch nicht ſagen, daß ihre Bildung ſie hinderte die noͤthigen Materialien zu einem beſſern Neſt als die Loͤcher ſind, welche ſie graben, her— beyzuſchaffen und zu bearbeiten. Haben ſie nicht in ihren fuͤnf langen, bey den mehrſten Arten ge— theilten Zehen, in ihren vier Füßen, ihrer Schnau— ze und ihrem Schwanze mehr Werkzeuge dergleichen zu bewerkſtelligen, als die Voͤgel in 50 zwey Klauen und einem Schnabel? Die Groͤße der kriechenden Amphibien- eyer iſt nach der Größe der Arten verſchie— den und in größerem Maaße als bey andern Thie- ren. 48 | Einleitung. ren. Die Eleinften Amphibieneyer haben kaum eine halbe Linie im Durchmeſſer und die groͤßten ſind zwey bis drey Zoll lang. Die Embryonen haͤngen ſich zuweilen aneinander, ehe ſie ins Ey eingeſchloſſen werden, deßwegen findet man un⸗ ter ihnen, wie unter den Voͤgeln, Mißge— burten. Beym Seba findet man die Abbildung einer kleinen Schildkroͤte mit zwey Koͤpfen, und in dem (ehemaligen) Cabinette des Koͤnigs findet man eine ſehr kleine gruͤne Eidechſe mit zwey deut⸗ lich abgeſonderten Köpfen und Haͤlſen. x) Die Schaale der kriechenden Amphibien⸗ eyer iſt nicht bey allen Arten gleich; bey den meiſten, beſonders den Schildkroͤten, iſt fie biegſam und weich, wie naſſes Pergament; bey den Krokodillen und einigen großen Eidechſen hin⸗ gegen iſt ſie von einer ſproͤden, kreidenartigen Maſſe, wie die Voͤgeleyer, doch noch duͤnner und zerbrechlicher. | Die Weibchen der Friechenden "Amphibien be⸗ brüten ihre Eyer nicht ſelbſt. Luft und Sonnenwaͤrme bruͤten ſie aus, und merkwuͤrdig iſt es, daß, ob— gleich die kriechenden Amphibien eine groͤßere aͤu— ßere Waͤrme zum Leben noͤthig haben als die Voͤ⸗ gel, ihre Eyer ſich dennoch in einer viel kaͤltern Temperatur der Luft aufſchließen. Es ſcheint als wenn &.) Der für die Beförderung der Wiſſenſchaften uner⸗ muͤdet thaͤtige Herzog von Roche foucault ſande te ſie ins koͤnigliche Cabinet. Einleitung. 49 wenn die zuſammengeſetzteren thieriſchen Maſchi⸗ nen, wie z. B. die Voͤgel, eine lebhafte aͤußere Waͤrme noͤthig haben um in Bewegung geſetzt zu werden, hingegen ſobald ſie im Gange ſind, durch die Reibungen der inneren Theile einen Grad von Waͤrme hervorbringen, der die aͤußere Waͤrme zur Erhaltung ihrer Bewegung nicht ſo noͤthig macht. Die Jungen der kriechenden Amphibien ken⸗ nen daher ihre Muͤtter nie, ſie erhalten keine Nah⸗ rung, keine Pflege, keine Huͤlfe, keine Erziehung von ihnen; ſie ſehen, fie hören nichts, was ſie nach⸗ ahmen koͤnnten; es waͤhrt lange ehe die Noth und das Beduͤrfniß ſie Toͤne bilden lehrt, denn ihre Mutter wuͤrde ſie nicht hoͤren, ihr Geſchrey wuͤrde in die Luͤfte verfliegen, und ihnen weder Huͤlfe noch Nahrung verſchaffen. Nie antwortet die Zaͤrtlich⸗ keit dieſen endlich gefundenen Toͤnen, und nie kann ſich unter dieſen Thieren jene Art von Sprache des Gefuͤhls bilden, die viele Thiere ſo gut verſte⸗ ben, Sie find daher des groͤßten Mittels bes raubt, ſich ihre verſchiedenen Gefuͤhle mitzutheilen, und ihre Reizbarkeit zu üben, die durch die Mit⸗ theilung ihrer wechſelſeitigen Empfindungen härte vervollkommnet werden koͤnnen. Obgleich ihre Reizbarkeit keiner Erhöhung faͤ⸗ hig iſt, ſo laͤßt ſich doch ihr Naturell beugen. Man hat es ſo weit gebracht, Krokodille zu zaͤhmen, die doch die groͤßten, ſtaͤrkſten und gefaͤhrlichſten unter ihnen allen ſind, und die kleinern Amphi⸗ bien ſuchen mehrentheils ihren Aufenthalt in De la Cepede's Naturg. d. Amph. 1. Bd. D a der go Einleitung, der Naͤhe unſerer Wohnungen Y). Einige theilen ſie ſogar mit uns, weil ſie hier die Inſekten, von denen ſie leben, in groͤßerer Menge finden; und indem wir einige Arten von ihnen z. B. die kleinen Schildkroͤten aufſuchen, in unſere Gaͤrten bringen, ſie hegen, ſchuͤtzen und naͤhren, ſuchen andere un⸗ ſere Wohnungen von ſelbſt auf, ſo wie die grauen Eidechſen, und werden haͤuslich bey uns. Sind ſie es nicht fo ſehr wie andere Hausthiere, ſo find ſie dafuͤr deſto unabhaͤngiger, es iſt ihre eigene Wahl bey den Menſchen zu ſeyn, und ihre Geſel— ligkeit iſt deſto uneigennuͤtziger und fuͤr uns deſto nuͤtzlicher, da fie uns von laͤſtigen Inſecten befrey⸗ en, ohne beſondere Nahrung oder Wohnung da⸗ fuͤr zu erhalten. Beynah alle kriechenden Amphibien Velber einen ſtarken biſamaͤhnlichen Geruch, der eben nicht angenehm iſt, und daher mehr dem Ge⸗ ruche anderer Thiergeſchlechter, der Schlangen, der Marder, der Wieſel, der Iltiße und amerikani⸗ ſchen Stinkthiere und einiger Voͤgel, z. B. des Wiedehopfs gleich kommt. Dieſer ſtaͤrkere oder ſchwaͤchere Geruch iſt die Folge beſonderer abge— ſchiedener Feuchtigkeiten, deren Abfonderungs- Werkzeuge bey einigen, beſonders den Krokodillen, ſehr ſichtbar find, wie wir weiter unten bey Bes ſchreibung der einzelnen Arten ſehen werden. Die y) Die grüne Eidechſe wird auch fo ‚ah daß fie ihren Herrn kennen lernt und ihm folgt, Ninz gelnattern habe ich ſo zahm geſehen als man nur ir⸗ gend einen Vogel oder Saͤugethier machen kann. B. Einleitung. st Die kriechenden Amphibien haben im Allge⸗ meinen ein ſehr langes Leben. Daß z. B. die großen Meerſchildkroͤten, fo wie die Fluß- uud Landſchildkroͤten ſehr alt werden, iſt keinem Zivei« fel mehr unterworfen, und darf uns auch bey die— ſen Thieren nicht wundern, deren Blut eine ſehr gelinde Waͤrme hat, die ſehr unmerklich ausduͤn⸗ ſten, die mehrere Monate lang faſten koͤnnen, ſo wenig aͤußern Zufaͤllen ausgeſetzt find, und aͤußere Beſchaͤdigung fo leicht erſetzen. Sie leben aber auch nur in ſo fern laͤnger als die Saͤugethiere, als man ihre Lebenslaͤnge nach der Dauer ihrer Exi— ſtenz berechnet. Zaͤhlt man hingegen bloß die ei- gentlichen Augenblicke des Lebens, die einzigen, die billig in Rechnung kommen koͤnnen, das heißt, die Zeit, wo ſie ihre volle Kraft und den ganzen Ge⸗ brauch ihrer Faͤhigkeiten haben, fo werden wir fin- den, daß in Ländern, die von dem Aequator et— was entfernt ſind, ihr Leben wirklich ſehr kurz iſt, ob es gleich einen langen Zeitraum zu umfaſſen ſcheint. Da ſie beynah ſechs volle Monate in der Erſtarrung zubringen, ſo muß man zuerſt die Haͤlfte ihrer Lebensjahre abziehen; und wie viel faͤllt hiervon noch weg, wenn man die Zeit abzieht, wo ſie kraͤnkeln, und nach dem Abwurf ihrer al— ten Haut in einem Winkel warten muͤſſen, bis ih⸗ re neue Bedeckung ausgebildet iſt, und fie hinlaͤng⸗ lich vor Gefahren ſichern kann! Wie viel muß man nicht fuͤr den taͤglichen Schlaf abrechnen, dem ſie mehr als viele andere Thiere unterworfen ſind, D 2 weil a Einleitung. weil weniger äußere Eindrüde fie aufwecken köͤn⸗ nen, und vorzüglich weil der Sporn des Hungers fehlt! Es bleibt daher den Amphibien nur eine kleine Anzahl von Jahren uͤbrig, wo ſie empfind⸗ lich und thaͤtig find, wo fie ihre Kraͤfte gebrauchen, ihre Maſchine abnutzen, und ihrer Zerſtoͤrung ge= ſchwinder entgegengehen. Da ſie waͤhrend ihres Winterſchlafs fuͤr jeden Eindruck unempfaͤnglich, kalt, ſtarr und faſt leblos ſind, ſo naͤhern ſie ſich einigermaßen dem Zuſtande der rohen Materie, die nur deßwegen ſo lange dauert, weil fuͤr ſie die Zeit nichts als eine Folge paßiver Zuſtaͤnde, und une thaͤtiger Lagen, ohne Aeußerungen ſelbſtthaͤtiger Kraft, folglich ohne innere Urſachen ihrer Zerſtoͤ⸗ rung iſt; alſo nicht nach lebhaften inneren Ruͤh— rungen und thaͤtigen Aeußerungen berechnet wer⸗ den kann, die die Kraͤfte der Maſchine entwickeln, aber zu gleicher Zeit abnuͤtzen. | Mehrere Reiſebeſchreiber ſagen, daß einige Eidechſen und andere kriechende ungeſchwaͤnzte Am⸗ phibien, ein mehr oder minder wirkſames Gift enthalten. Wir werden in den einzelnen Artikeln der Geſchichte fehen, daß nur eine ſehr kleine An— zahl dieſer Thiere für giftig angeſehen werden kann. Wir wiſſen, daß kein Saͤugethier und kein Vogel Gift hat; nur unter den Schlangen, Fiſchen, Wuͤrmern, Inſecten und Pflanzen findet man mehr oder weniger giftige Arten; es ſcheint daher als wenn die thieriſchen Koͤrper, deren Saͤfte am wenigſten erhitzt werden, und deren Organiſation am einfachſten iſt, das meiſte Gift enthielten. | Wir Einleitung. 53 Wir gehen jetzt von der Betrachtung der allge: meinen Eigenſchaften der kriechenden Amphibien zur naͤhern Unterſuchung ihrer verſchiedenen Arten uͤber. Wir wollen mit den verſchiedenen Schild— kroͤten⸗ Familien, den Meer- Fluß- und Land— ſchildkröten, den Anfang machen; dann die Kro— kodille und die übrigen Eidechſen folgen laſſen, des ren kleinen Arten, vorzuͤglich die Salamander, ſich an die Froͤſche und die übrigen ungeſchwaͤnzten Am⸗ phibien anreihen, welche die Geſchichte der kriechen den Amphibien ſchließen werden. Ich werde vor— zuͤglich bey denen verweilen, die ihres beſondern Baues, ihrer Größe, ihrer Kraft und ihrer aus- gezeichneten Eigenſchaften wegen, einer vorzüglis chen Aufmerkſamkeit und einer genauern Beobach— tung werth ſind. Um die Natur zu mahlen, will ich verſuchen ihr nachzuahmen, und ſo wie ſie jene ausgezeichneten Thiergattungen mit beſonderer Vorliebe behandelt zu haben ſcheint, ſo ſollen fie auch der vorzuͤglichſte Gegenſtand unſerer Aufmerkſamkeit ſeyn, weil ſie am meiſten ins Licht geſtellt find und das meiſte Licht über die Gegen⸗ ſtaͤnde um ſie her verbreiten. Wenn es darauf ankommt die Grenzen zu ziehen, welche die ver— ſchiedenen Arten voneinander trennen, und wir über den Werth der vorhandenen Kennzeichen zwei— felhaft find, fo wollen wir lieber nur eine Art an- nehmen, als deren zwey machen, in der Ueberzeu⸗ gung, daß die Individuen der Natur nichts ko— A en daß fie aber, tros ihrer unermeßlichen Frucht⸗ 3 har⸗ 54 Einleitung. barkeit, die Arten der Thiere nicht unnuͤtz gehaͤuft hat. Ihre Wirkungen ſind zahllos, aber nicht die Urſachen, die ſie wirken laͤßt. Wir wuͤrden die erhabene Einfalt ihres Plans ſchlecht darſtellen und ſehr unwuͤrdig von ihrer Kraft urtheilen, wenn wir ihr ohne Grund eine zweckloſe Vervielfaͤltigung der Arten ſchuld geben wollen; und glauben hin— gegen ihre Macht beſſer zu ehren, wenn wir an— nehmen, daß alle dieſe Abwechslungen die die Schoͤpfung verherrlichen, daß die Mannichfaltige keit der Abaͤnderungen (Varietés) die ſie ſchmuͤk⸗ ken, durch kleine Abweichungen vom gewöhnlichen Wege der Ausbildung verſchiedener Arten entſtan— den. Wir wollen die Wiſſenſchaft nicht durch eis nen ſcheinbaren Reichthum arm machen, und ſie durch Ueberladung mit willkuͤhrlich angenommenen Arten erdruͤcken; wir wollen nie vergeſſen, daß die Natur auf ihrem erhabenen Throne, wo ſie uͤber Zeit und Raum gebietet, nur einer kleinen Zahl von Kräften bedarf, um das Todte zu bele— ben, Weſen zu entwickeln, und in des Weltalls weitem Raume die Koͤrper hinrollen zu laſſen 2). 2) Ueber die Terminologie, die bey Beſchreibung der einzelnen ſowohl kriechenden als ſchleichenden Am— phibien nöthig iſt, kann man nachſehen D. Bork— hauſens Verſuch einer Erklärung der zool. Ters minologie. S. 136. B. Die 55 Die Schildkroͤten. ) Bcaonab alle Thiere hat die Natur auf irgend ei— ne Weiſe mit einer gewiſſen Vorliebe behandelt; ſie gab dem einen Schoͤnheit, dem andern Kraft, dieſem Groͤße oder moͤrderiſche Waffen, jenem die Mittel der Unabhaͤngigkeit, die Kunſt zu ſchwim— men oder ſich in die Luft zu erheben. Aber un— angenehmen Wirkungen der Luft ſind ſie, von ih— rer Geburt an, alle ausgeſetzt; einige ſind daher gezwungen ſich muͤhſam tiefe unterirdiſche Behaͤlt— niſſe zu graben, andere ſuchen duͤſtere Felſenhoͤh— ten und tiefe Wälder zu ihrer Wohnung; einige | D 4 kleinere a) Die vorzuͤglichſten Werke uͤber die Schildkroͤten, welche wir beſitzen, ſind die ſchon mehrmalen er— wähnte Allgemeine Naturgeſchichte der Schildkroͤten von Herrn Schneider nebſt deſſen beyden Beytraͤgen dazu, und Herrn. D. Schoͤpfs Naturgeſchichte der Schild— kroͤten mit Abbildungen, wovon aber erſt 5 Hefte erſchienen ſind. Das erſtere iſt vorzuͤglich wegen den allgemeinen Eigenſchaften dieſer Thiere, das andere aber wegen der beſondern Naturgeſchich— te derſelben, merkwuͤrdig. Weiter vergleiche man: Goeze's Europaͤiſche Fauna, fortgeſetzt von Donndorf Band VII. S. 31 bis 42. B. 56 Schildkroͤten. kleinere verſtecken ſich in hohlen Baͤumen und Fel⸗ ſenritzen, oder fluchten ſich oft in die Wohnung ih— rer aͤrgſten Feinde, vor denen weder ihre Kleinheit noch ihre Lift fie lange verbergen kann; noch an— dere unvollkommener gebaut, oder weniger mit Inſtinct verſehen, muͤſſen ſich armſelig auf der nackten Erde behelfen, und haben gegen die ſtreng— ſte Kaͤlte und das rauheſte Wetter keine weitere Decke, als die Zweige eines Baums oder einen hervorragenden Felſen. Selbſt die, deren Woh- nungen die bequemſten und ſicherſten find, genie⸗ ßen der ſuͤßen Ae die ſie ihnen gewaͤhren, nur durch Arbeit und Fleiß; die Schildkroͤten allein erhielten gleich 5 ihrer Geburt eine dauerhafte Wohnung. Dieſe Schutzwehr, die den heftig ſten Angriffen widerſteht, iſt an keinen Ort gebun⸗ den; ſie ſind nicht gezwungen, wenn die Nahrung an dem Orte ihres Aufenthaltes ihnen ausgeht, eine mit Muͤhe erbaute Wohnung zu verlaſſen, alle Frucht ihres Fleißes verloren zu geben, und an entfernten Geſtaden vielleicht noch muͤhſamer eine neue Wohnung zu bauen; ſie tragen den Schild, den die Natur ihnen gab, uͤberall bey ſich, und von ihnen kann man woͤrtlich fagen, daß ſie ihr Haus mit ſich herumtragen, in welchem ſie deſto geſicherter gegen ihre Feinde ſind, da ſeine Feſtigkeit alle ihre Angriffe vereitelt. Die meiſten Schildkroͤten koͤnnen, wenn ſie wollen, Kopf, Fuͤße und Schwanz in die harte knochige Schaale, die ſie oben und unten bedeckt, zuruͤck⸗ Schildkröten. 37 zuruͤckziehen, und die Loͤcher ſind klein genug, daß die Klauen der Raubvoͤgel und die Zähne der Raubthiere ihnen ſchwerlich ankommen koͤnnen. Wenn fie unbeweglich in dieſem Vertheidigungszu— ſtande bleiben, fo koͤnnen ſie ohne Furcht und ob» ne Gefahr die Angriffe der Raubthiere abwar— ten 5). Sie ſind dann nicht wie lebendige We⸗ fen zu betrachten, die der Kraft wieder Kraft ent- gegenſetzen, und durch den Widerſtand und den Sieg ſelbſt mehr oder weniger leiden, ſondern ſie ſtellen ihrem Feinde nichts als ihren dichten Schild entgegen, gegen den er ſeine Waffen vergeblich braucht. Seine Angriffe treffen einen Felſen, und fie find unter ihrem natuͤrlichen Schilde fo gedeckt, wie in der unzugaͤnglichſten Felſenhoͤhle. Dieſer undurchdringliche Schild oder Panzer, der ſie umgiebt, beſteht aus zwey knoͤchernen Blaͤt— tern, die mehr oder weniger zugerundet und gewoͤlbt ſind, das eine iſt oberhalb, das andere unterhalb des Koͤrpers. Erſteres vereinigt die Rippen und den Ruͤcken mit ſich, und heißt der Oberſchild (carapace) ), das andere welches mit den Kno— chen verbunden ib die das Bruſtbein trennen, D 3 nennt 5) Hayfiſche und Jagua're find Feinde der Schildkröten. ſ. Schneiders N. G. der Schild: kroͤten. S. 190 und Erſte Beytr. dazu. S. 6. B. e) Auch Schaale und Schild ſchlechthin, und Ruͤcken⸗ ſchild. B. f 3 Schildkroͤten. nennt man den Unterſchild 4). Sie ſind nur an den Seiten miteinander verbunden, und laſſen zwey Oeffnungen, eine vorn fuͤr den Kopf und die Vorderfuͤße, die hinten für die Hinterfuͤ— ße, den Schwanz und den After e). Wenn die Schildkroͤten laufen oder ſchwimmen wollen, ſo muͤſſen ſie Kopf, Hals und Beine ausſtrecken, die dann aͤußerlich ſichtbar werden F). Alle dieſe Glieder find fo, wie der Schwanz, und der Vorder— und Hintertheil des Koͤrpers mit einer Haut be— deckt, die mit dem Rande des Ruͤckenſchildes und des Bruſtbeins verwachſen iſt, welche, wenn das Thier Kopf und Fuͤße zuruͤckzieht, ſich in Falten legt, und weit genug iſt, um die verſchiedenen Be— wegungen der Koͤrpers nicht zu hindern. Sie iſt, wie bey den Eidechſen, Schlangen und Fiſchen mit kleinen Schuppen beſetzt, wodurch die Schild— kroͤten mit den letzteren einige Aehnlichkeit bekom⸗ men 8) Der d) Auch Bruſtbein ſchlechthin, oder Unterſchaale Bruſtſchild, Bauchſchild. Man vergleiche uͤber dieſen Gegenſtand Schneiders N. G. der Schild: fröten S. 1. u. f. B. Scheider g „ d S B. ) Bey den Meerſchildkroͤten iſt der Kopf zu groß, als daß er ſich unter dem Panzer zuruͤckzoͤge. Auch die Schwimmfuͤße verbergen ſich nicht ganz darun— ter. B. 8) Schneider a. a. O. S. 13. B. Schildkröten. 5 Der Kopf “) iſt bey allen Schildkroͤten nach der Schnauze, an welcher vorn die Naſenloͤcher ) ſtehen, zugerundet. Der Mund ſteht unterwaͤrts und iſt bis hinter die Ohren geoͤffnet. Die obere Kinnlade geht uͤber die untere hinaus, und beyde find (gewöhnlich) zahnlos; aber die Knochen, aus denen ſie beſtehen, haben ſcharfe Raͤnder, und ſind hart genug um ziemlich feſte Körper zu zermal⸗ men „). Dieſe Stellung und Bildung ihres Mundes iſt zum Genuß der Seegraͤſer und ande— rer Gewaͤchſe, von denen fie ſich naͤhren, ſehr be— quem. Faſt bey allen Schildkroͤten iſt der Ort, wo die Ohren 2) ſtehen, nur durch die befondern Schildchen und Schuppen merklich, die fie bedek— ken. Ihre Augen m) ſind groß und hervorſte— hend. Der Unterſchild iſt beynah immer kleiner als der Oberſchild, deſſen Rand vorn und vorzuͤglich hinten über jenen hervorragt; er iſt auch nicht fo hart, und oͤfters ganz platt. Beyde Schaalen ſind aus mehreren feſten Stuͤcken zuſammengeſetzt, deren Raͤnder gezaͤhnelt ſind, und mehr oder weniger ineinander, greifen. Bey h) Schneider a. a. O. S. 14. B. 1) Schneider a. a. O. S. 21. B. k) Schneider a. a. O. S. 38. H. ) Schneider a. a. O. S. 15 — 21. B. a) Schneider a. a. O. S. 22 — 36; auch deſſen Zweyte Beytr. S. 4. Hervorſtehend find die Au⸗ gen an den wenigſten Arten. B. 60 Schildkroͤten. Ben einigen find die Stuͤcken des Bauchſchildes et- was beweglich. Beyde Schaalen ſind mit Schild— chen oder Schuppen beſetzt, die in Groͤße, Ge— ſtalt und Anzahl nicht allein bey verſchiedenen Ar— ten ſondern auch oft bey Individuen von einerley Art verſchieden ſind. Zuweilen ſtimmt die Anzahl und Geſtalt der Schuppen mit der Anzahl und Geſtalt der Schaalenftüde überein, die darunter liegen. i 1 85 Man unterſcheidet die Schildchen oder Schup- pen, die am Rande des Oberſchildes liegen n) von denen, die in der Mitte oder dem Mittelfelde lie— gen, und die Scheibe (disque) genannt werden. Dieſe iſt oft mit dreyzehn bis funfzehn Schildchen oder Schuvpen, die der Länge nach in drey Rei⸗ hen liegen, beſetzt. Fuͤnf liegen in der mittelſten Reihe, (Ruͤckenſchuppen, Ruͤckenfelder) und nes ben ihnen auf jeder Seite vier andere Seiten— ſchuppen (Seitenfelder). Der Rand beſteht ge— woͤhnlich aus zwey und zwanzig bis fünf und zwan⸗ zig Schildchen oder Schuppen. Die Anzahl der Felder des Bauchſchildes wechſelt bey einigen von zwoͤlf bis vierzehn, bey andern von zwey und zwan⸗ zig zu vier und zwanzigen. Oft fallen die Schup⸗ pen wegen großer Trockniß oder aus andern Urſa— chen ab. Sie ſind halbdurchſichtig, biegſam, elaſtiſch, haben bey einigen, z. B. der ſchieferartigen Schild— kroͤte, ſehr ſchoͤne Farben, weßwegen fie zu allerley Zier- 5 Randſchildchen, Nandſchuppen. B. Schildkröten. 61 Zierrathen verarbeitet und ſehr geſucht werden, und was ſie zur Verarbeitung fuͤr Kuͤnſtler vorzuͤglich geſchickt macht, iſt, daß ſie bey maͤßigem Feuer weich und etwas fluͤßig werden, ſo daß ſie ſich in dieſem Zuſtande verbinden und formen laſſen und allerley Figuren annehmen 0), Es giebt noch einige merkwuͤrdige innere Kennzeichen, wodurch ſich die Schildkroͤten von den andern kriechenden Amphibien unterfcheis den p). Ausgezeichnet iſt vorzüglich die Größe ihrer Blaſe, welche den Eidechſen und den unge- ſchwaͤnzten kriechenden Amphibien ganz fehlt. Auch die Zahl ihrer Halswirbelbeine 7) weicht von den uͤbrigen ab; ich habe bey der Rieſenſchildkroͤ⸗ te, der Guianiſchen und der Flußſchild— kroͤte, die ich gelbe genannt habe, acht gezaͤhlt, da die Krokodille nur fieben, die meiſten E i⸗ dechſen nicht über vier und die: ene, kriechenden Amphibien gar keine haben. Dieß ſind die Hauptzuͤge in der Bildung bed Schildkroͤten. Wir kennen vier und zwanzig Arten derſelben, die alle an Größe und an- dern leicht zu findenden Charaktern unterſchieden ſind. Die Schaale der groͤßten Schildkroͤten iſt vier bis fuͤnf Fuß lang, und drey bis vier Fuß breit o) Man behandelt ſie wie Horn und Klauen. B. ) Dieſe find ſehr duͤrftig angegeben. Vollſtaͤndiger fin⸗ det man ſie in Schneiders N. G. der 8 von S. 81 an. B. 4) Schneider a. a. O. S. 56. B. 62 Schildkroͤten. Fuß breit. Der ganze Hoͤrper iſt oft von der er⸗ habenſten Stelle des Ruͤckens angerechnet, vier Fuß dick. Der Kopf iſt ohngefaͤhr ſieben bis acht Zoll lang und ſechs bis ſieben Zoll breit; der Hals und der Schwanz ſind ohngefaͤhr eben ſo lang. Das Gewicht einer großen Schildkroͤte iſt gewoͤhn— lich über 800 Pfund, davon wiegen die beyden Schaalen beynah 400. Die kleinſten Arten hin⸗ gegen meſſen von der Spitze der Schnautze bis zum Ende des Schwanzes oft nur einige Zolle, ſelbſt wenn ſie ausgeſtreckt ſind, und das ganze Thier wiegt oft kein Pfund. | i Die vier und zwanzig Arten weichen auch in der Lebensart ſehr voneinander ab. Einige leben beynah beſtaͤndig im Meere, andere hingegen in ſuͤßem Waſſer, oder in hohen trockenen Gegenden. Nach dieſer Verſchiedenheit habe ich die ganze Gattung in zwey Abtheilungen oder Fami— lien zerſpalten. Die erſte hat ſechs Arten, die groͤßten von allen, die vorzuͤglich im Meere leben. Sie ſind von den andern leicht durch ihre viel längeren Füße und ungleichen Zehen zu unter— ſcheiden, die mit Haͤuten verbunden ſind, und alſo Schwimmfuͤße bilden, welche oft zwey Fuß, folg— lich über ein Drittheil der Schaale lang find ). Ibre 7) Kuͤrzer find die Kennzeichen dieſer Familie folgen: de: Testudines marinae: pedibus piniformi- bus prioribus longioribus. Die See: oder W haben floſſenaͤhnliche Fuͤße, deren N 65 Ihre beyden Schilde berühren ſich auch auf bey— den Seiten in einem großeren Theile ihres Um— fangs; die vordere und hintere Oeffnung find da— her kleiner, und die Klauen der Raubvoͤgel, die Zaͤhne der Cayman, der Tieger Cuguars, und ande⸗ re Feinde der Schildkroͤten ſind ihnen daher nicht fo gefaͤhrlich; doch koͤnnen die meiſten Meerſchild⸗ kroͤten ihren Kopf und ihre Füße nur halb unter die Schaale verbergen, und ſie nicht ganz einzie⸗ hen wie die Fluß- und Landſchildkroͤten. Die Schildchen des Bruſtbeins ſitzen nicht wie bey den Landſchildkroͤten in zwey, ſondern in vier Reihen, und ihre Anzahl iſt viel groͤßer. | Die Meerſchildkroͤten find unter den kriechen⸗ den Amphibien, was die zahlreichen Gattungen der Wallroſſe, Seeloͤwen, Manati's und Seekaͤlber unter den Saͤugerhieren ſind. Ihre Zehen find wie bey dieſen verwachſen, und mehr Floßen als Fuͤße; fie gehören wie dieſe, mehr dem Waſſer als der Erde, machen in der Ordnung zu der ſie gehoͤren, den Uebergang zu den Fiſchen, welchen a fie deren Zehen gänzlich in eine Schwimmhaut ver⸗ wachſen ſind; die vordern ſind laͤnger als die hin⸗ tern. Ihre Bedeckung iſt abſchuͤſſig und nicht uͤber⸗ all knochenartig; ſondern hat einige biegſame ‚Stel: len. Sie koͤnnen ihre Glieder auch nicht ganz un⸗ ter den Panzer zuruͤckziehen. Aa Linns Syst. nat. XIII. I. 3. p 1036. Schneider a. a. O. S. 10. 9 Donndorfs Europ. Fauna VII. S. 41. 3 | 64 Schildkroͤten. ſie in vielen Stuͤcken ihrer Lebensart und ihres Baues aͤhnlich ſind. | 90 5 Die zweyte Familie begreift alle die uͤbrigen Schildkroͤten in ſich, die ſowohl im ſuͤßen Waſſer als in Waͤldern und trockenen Gegenden leben. Zu dieſer Familie gehoͤrt alſo ſowohl die Griechiſche Schildkroͤte, die beynahe in allen war⸗ men Laͤndern auf dem Trocknen lebt, als auch die gemeine Flußſchildkroͤte, die man im mittaͤgigen Frankreich und in andern gemaͤßigten Laͤndern Eu⸗ ropens in ſuͤßen Waſſern findet. Alle Schildkroͤ⸗ ten in dieſer Familie haben ſehr ſtarke Füße, kurze, beynah gleichlange Zehen, ohne Schwimmhaut, mit ſtarken krummen Naͤgeln beſetzt ). Das 2 2 | Ober⸗ ) Dieſe Familie hätte billig aus zwey beſtehen ſollen, da man ſtatthafte Charaktere dazu aufgefunden hat, und dieſe hier angegebenen in der Folge, z. B. bey der Griechiſchen, den Hrn. Verf. ſelbſt nicht zu ges nuͤgen ſcheinen. Wir machen daher billig zur zweyten Familie: 15 Die Fluß- Schildkröten: Terkudineg flu viatiles: pedibus palmatis testa cum ster- no membrana juncta et binis sterni}pro- cessibus in medio utrinque fulta, Sie haben Schwimmfuͤße, aber dabey fehr deut: liche Zehen. Ober- und Unterſchild find (meiſt ohne Knochennaͤthe) durch eine dicke Haut verbun— den und durch zwey Angeln in der Mitte auf bey— den Seiten geſtuͤtzt. Der Oberſchild ſelbſt, ſo wie ſeine Schildchen ſind flach und nicht ſo glaͤnzend hart, als bey den Landſchildkroͤten. Kopf und Fuͤße koͤn— nen ſie unter denſelben zuruͤckziehen. a Linne Syst, nat. XIII. p. 1038. Schneider a. a. O. * Schildkröten. 65 Ober- und Unterſchild find nur an einem kleinen Theile ihres Umfangs miteinander verbunden; ſie koͤnnen ſich alſo mit mehr Freyheit bewegen, und das iſt ihnen auch ſehr noͤthig, da ſie viel mehr gehen als ſchwimmen. Ihre obere Schaale iſt gewoͤhnlich viel gewoͤlbter, ſo daß ſich die meiſten, wenn man ſie umkehrt, von ſelbſt umwenden, und wieder auf die Beine kommen koͤnnen; da hinge⸗ gen beynah, alle Meerſchildkroͤren, deren Schaale platter iſt, wenn man ſie auf dem Ruͤcken legt, vergeblich wieder in die Hoͤhe und in ihre gehoͤrige Lage zu kommen ſuchen. S. 41. und Zweyte Beytr. S. 5. Donndorfs Europ. Fauna a. a. O. S. 41. Die dritte Familie begreift Die Land-Schildkroͤten: Testudines ter- restres: pedibus clavatis unguiculatis, te · sta convexa cum sterno commissuris os- seis juncta. | Sie haben kolbige Füße, vorn mit fünf und hin ten mit vier Zehen; einen hochgewoͤlbten, ſehr fer ſten, mit der untern Schaale durch Knochennaͤthe ver— bundenen Ruͤckenſchild. Dieß zeichnet ſich durch bes ſondere Schoͤnheit vor den uͤbrigen aus. a Linns Syst, nat. XIII. p 1043. Schneider a. a. O. S. 349. Donndorfs Europ. Fauna a. a. O. S. 41. B. De la Cepede's Naturg -d. Amph. I. Bd. E Er ſte 6 Erſte Familie. Meerſchildkroͤten. Die Rieſenſchildkröte. Die freye (2) Schildkroͤte. e) La Tortue franche.) u) | (Taf. I. Fig. 1.) Eins der ſchoͤnſten Geſchenke, die die Natur den Bewohnern des heißen Erdſtrichs verliehen hat, | | eins 6) Vielleicht Erz + oder große Schildkroͤte. B. er) Testudo marina und mus marinus, Lat. The green turtle, Engl. Jurucua, in Braſilien. Tartaruga, Portug. | Tortue Mydas, D’4ubenton Encyclop. me- thodique. Testudo Mydas, Lin. Syst. (XII. 1. p. 352. n. 3. XIII. 3. p. 3. Testudo palmarum un- guibus binis, plantaeum solitarüs, testa ovata. Von dem verſtuͤmmelten Worte Mydas, das von Emydes (gur) abftammt. ſ. Schneis ders N. G. der Schildkr. S. 74. und Ges- neri Hist. anim. IV, p. 1136, B.) Testudo marina vulgaris, Ray Synopsis Qua- drup. p. 254. | Tortue franche, Rochefort Hist. nat. des An- silles. p. 225. “ N — Tor: Die Rieſenſchildkroͤte. 67 eins der nuͤtzlichſten Erzeugniſſe, die ſie an die Ge⸗ en des Meeres ſetzte, iſt die große Meerſchild— E 2 kröte, Tortue Francke, Du Tertre, Antill. p. 227. Testudo atra, Mus. Ad Fr. I. p. 50. — — Seba Mus, I. tab. 79, fig 4, 5, 6. Te green Turtle, Patrick Brown Natu ral Histo. ry of Jamaica, p. 465. Testudo unguibus pal marum duobus, plantarum singularibus. Hans Sloane. Reiſe nach Madera, Barbados u, ſ. w. mit der Naturgeſchichte dieſer Inſeln. Lon⸗ don 1725. Vol. 2. p. 331. Testudo Mydas. Osbeck it 293. (ueberſ. S. 383. Testudo marina. Gerner, Quadrup. ovip. p. 105. (Die Beſchreibung paßt auf alle Meer— ſchildkroͤten und die Figur Testudo marina pri- ma) am ſchicklichſten auf die Karettſchild⸗ kroͤt e. B.) Aldrovandi Quadrup. 712. tab 714. (Gehoͤrt wahrſcheinlich zur Karettſchildkroͤte. B.) N mus, 27, tab, 17, lig. 1. (Dieſe ſchlech⸗ te Figur gehört ebenfalls eher zu der Karett⸗ ſchildkroͤte. B. Bradley natur, tab. 4. fg, 4. . Catesby natur. Hist of Carolina II p. 38. Maregrave, Brasil. 241. Jurucuja Brasilien- sibus. (2) { Testudo viridis, Schneider. La Cep. Ich füge noch hinzu: Testudo viridis. Sch nei⸗ ders N. G. der Schildkr. S. 299. Die gruͤ⸗ ne Schildkroͤte. Deſſen zweyte Beytr. zur N. G. der Schildkr. S. 7. Nr. 1. Die Rieſenſchildkroͤte. Deſſen Zool. Abd handlungen. S. 304. Die Mydas⸗ Schildkröte. Schoͤpfs Natur⸗ geſchichte der Schildkr. S. 23. 91. Taf. 17. A. Testu- 68 ‚Schildkröten. Eröte, die den Namen Rieſenſchildkroͤte fuͤhrt. Die große Kunſt des Menſchen, die Schiffarth, würde für, ihm bey weitem nicht von dem Testudo atra, Linnei Apel. acad. I. 284. Amphibiae Gryllenborg. n. 21. Die Seeſchildkroͤte. Seeligmanns Voͤ⸗ gel VI. Taf. 101. (9) ' 3 75 Die Rieſenſchildkroͤte. Muͤllers Linnei⸗ ſches Nrkhrſpſtem: III. S. 18. Nr. 3. Taf. 1. Fig. 1. 2. — — Blumen buch Handbuch der N. G. ste Ausgabe S. 231. Testudo Mydas: pe- dibus pinniformibus, marginibus maxilla- rum dentatis, testa ovata. — — Batſch Thiere. I. 447. — — Borowsky Thierreich IV. 15. N. ı Daf. K — Leske Naturgeſchichte. S. 302. Nr. 3. — Donndorfs T hiergeſchichte. S. 441. Ny. 2. ® — — Oekonomiſche Zool. S. 105. Nr. 2 — — Meidingers Vorleſ. S. 160. N. 3. — — Funke, N. G. für Schulen. 1 S. 267. — Meine N. G. des In und Auslandes I. S. 567. Nr. 4 Der Mydas. Beckmanns Naturhiſt. S. 58. — — Bergmanns N. G. III. 222. Nr. 3. er Mydas, Herrmann tab. aflin. anim. p. 244 — — Arnemann, Arzeney- Mittellehre. 1. S. 74. Testudo marina. a Linné Syst. nat. Ed. II. p. 58. Die Rieſenſchildkroͤte. Donndorfs Zool. Beytr. zur XIII. Ausgabe des Linneiſchen Na⸗ turſyſtems. III. S. 6— 9. B. Die Rieſenſchildkroͤte. 69 dem Nutzen ſeyn, faͤnde er nicht an den entfernten Kuͤſten, wohin ſeine Begierden ihn locken, eine überflüßige und ſchmackhafte Speiſe, und in ihr ein ſicheres Heilmittel gegen die traurigen Folgen eines langen Aufenthaltes in einem engen einge— ſchloſſenen Raume, mitten unter halbverfaulten Koͤrpern, die Feuchtigkeit und Sonnenhitze in Gaͤh— rung ſetzen k). Dieß koͤſtliche Nahrungsmittel giebt ihm die Rieſenſchildkroͤſe. Ihr Nutzen iſt um ſo groͤßer, da ſie vorzuͤglich in den heißeſten Laͤndern wohnet, wo die Waͤrme, die Entwickelung aller Keime der Faͤulniß, ſo ſehr beſchleunigt. Man findet fie in großer Menge in der heißen Zo— ne an allen Inſeln und Landkuͤſten ſowohl der al⸗ ten als neuen Welt. Die Baͤnke an den Kuͤſten der Inſeln und des feſten Landes ſind mit einer Menge von Seegraͤſern Y) und andern Gewaͤchſen bekleidet, die das Meer bedeckt, aber doch nahe genug an der Oberflaͤche find, daß man fie bey ru⸗ higer See leicht erkennen kann. Auf dieſen gruͤ—⸗ nen Triften im Grunde der See, ſieht man die E Rie⸗ x) Man macht von den Rieſenſchildkroͤten Bouillons, die in der Lungenſucht und dem Scorbut vortreffli— che Dienſte thun. Das Fleiſch hat einen das Blut verſuͤßenden, nahrhaften, aufloͤſenden und zerthei— lenden Saft, von dem ich ſehr gute Wirkungen ver- ſpuͤrt habe. Anmerkung des Hrn. de la Borde, koͤnigl. Arztes zu Cayenne. ) ſ. Mare Cates by Naturgeſchichte von Carolina, Florida und den Bahama Inſeln, herausgegeben von Edwards. London 1754. 2. Th. S. 38. se Scſchildkroͤten⸗ Rieſenſchildkröͤten friedlich graſen 2). Sie find oft von der Spitze der Schnauze bis ans Ende des Schwan⸗ zes, ſechs bis ſieben Fuß lang, gegen drey bis vier Fuß breit, an der erhabenſten Stelle des Ruͤk⸗ kens ungefähr eben fo dick, und wiegen dann ges gen 800 Pfund. Man findet fie in fo großer Menge beyeinander, daß man glauben ſollte ſie waͤren zur Nahrung fuͤr die Schiffer, die ſich an dieſen Baͤnken vor Anker legen, in Heerden zus ſammengetrieben. Dieſe Heerden des Meers ges ben denen, die auf dem Trocknen graſen, um ſo weniger nach, da ihr Geſchmack vortrefflich und ihr Fleiſch ſehr ſaftig und nahrhaft und zugleich der Geſundheit ſehr zutraͤglich iſt. Die Rieſenſchildkroͤte iſt an der Geſtalt ihrer Oberſchaale ſehr kenntlich. Dieſe iſt oft vier bis fuͤnf Fuß lang, drey bis vier Fuß breit, und ey⸗ rund. Der Rand iſt aus vielen Schildchen zu⸗ ſammengeſetzt, die je weiter vom Kopf, deſto groͤ⸗ ßer werden, und deren aͤußerer Umriß eine gleich⸗ ſam wellenfoͤrmig ausgeſchweifte Kante bilden. Das Mittelfeld oder die Scheibe beſteht gewoͤhn⸗ lich aus funfzehn heller oder dunkler braunrothen (roux) 2) Unter den großen Seegewaͤchſen, Sarigaffen ge nannt, die an einigen Stellen der See an der Ober— fläche ſichtbar find, fonft aber in großer Menge auf dem Grunde und an den Kuͤſten wachſen, halten ſich außer vielen andern Seethieren auch eine ungeheu— re Menge Schildkroͤten auf. Beſchreibung von Hiſpaniela in der c alg. Geſchichte der Reiſen. Th. 3. Buch 5 Die Rieſenſchildkroͤte. 7¹ (roux) Schuppen 4), die wie die Randblaͤtter zuweilen aus Trockniß oder andern Urſachen abfal— len 5), und in Anzahl und Geſtalt nach dem Als ter, vielleicht auch nach den Geſchlechtern, verſchie— den ſind. Ich habe mich davon uͤberzeugt, da ich mehrere Schildkroͤten von verſchiedener Groͤße un⸗ terſuchte ). Wenn das Thier im Waſſer iſt, ſo fiehe 4) Gewöhnlich werden ihrer nur dreyzehn angegeben. ſ. Schopf a. a. O. S. 83. 91. 95. Auch die Abbildung des Hrn. Verf. ſelbſt ſcheint ihrer nur dreyzehn zu haben. Wenn die Mauſerung der Schildkroͤte ſeine Richtigkeit hat, ſo laͤßt ſich dar⸗ aus die Verſchiedenheit in der Anzahl der Schild: chen, wie bey den Schlangen, keicht erklaͤren; eben daher auch die Abwechſelung in der Farbe, die bey denen, die ſo eben gemauſert haben, heller ſeyn muß, als bey denen, deren obere Rinde abgetrock— net und zum Abfallen reif iſt. Deswegen ſehen auch die langgelegenen trockenen Schilder fo dum kel, gewoͤhnlich ſchwarzgruͤn aus, und werden in Weingeiſt ganz ſchwarz. B. 20 Ich habe eben ſo wie Herr Schneider an einer gemeinen Flußſchildkroͤte bemerkt, daß 'ſich zwar nicht der ganze Panzer, aber wohl die obere rindi— ge Schaale deſſelben, ſo wie die Schuppen an den Beinen der Voͤgel, oder die Oberhaut an einigen Baͤumen, abloͤßte. Das Wachsthum iſt wohl die Urſache von dieſer Art von Abwerfung, und wie bey den Schlangen, Eidechſen und Raupen noͤthig. B. 1) Die Zahl der Schuppen wechſelt bey einzelnen Rie: ſenſchildkroͤten ab, ſcheint ſich aber doch nach dem Alter zu richten. Anmerk. des Hrn. v. Wider⸗ ſpach, Officier beym Bataillon von Guiana und Torreſpondent des koͤuigl. Cabinets. 72 Schildkröten. ſieht das Rückenſchild hellbraun aus, und iſt gelb gefleckt 4). Das Bauchſchild iſt nicht ſo hart und kleiner als die obere Schaale; es beſteht aus 23 auch 24 Blaͤttern in vier Reihen. Dieſer zwey Schilde wegen hat ſie in einigen Gegenden den Namen Soldat bekommen 9). Die Fuͤße der Rieſenſchildkroͤte find ſehr lang, die Zehen daran find in eine Schwimmhaut ver- wachſen. Ueberhaupt gleichen ſie eher Floßen als Fuͤßen; das Thier braucht ſie auch viel ſeltener zum Gehen als zum Schwimmen, und erhält da⸗ durch eine neue Aehnlichkeit mit den Fiſchen und Seehunden, die eben ſo mitten im Waſſer leben. Ohne dieſe Bildung würde es ein Element ver— laſſen, in welchem es ſehr ſchlecht fortkommen müßte, weil feine Fuͤße dem Waſſer nicht Fläche genug zum W'derſtande geben koͤnnten, und lieber auf dem Trocknen wohnen, wo es, wie die Land— ſchildkroͤten, die man mitten in den Wäldern fin⸗ det, leichter fortkommen wuͤrde. Die erſte Zehe an den Hinterfuͤßen iſt die kuͤr⸗ zeſte, und hat einen ſpitzigen Nagel, der deutlich zu ſehen iſt; an der zweyten iſt er kleiner und abge— rundeter, und die drey übrigen haben nur haͤutige, wenig merkliche Naͤgelanſaͤtze; an den Vorderfuͤ⸗ ßen d) Nach handſchriftlichen Nachrichten, die Hr. de Fougerour de Bondaroy über die Schildkroͤ— ten geſammelt und mir mitgetheilt hat. t e) Conrad Geßner, Amphib. (de Quadruped= bus oviparis). Zuͤrch 15 54. S. 105. (N). Die Rieſenſchildkröt. 573 ßen hingegen haben die zwey innern Zehen ſpitzige, und die drey uͤbrigen nur haͤutige Naͤgel. Es kann ſeyn, daß es hierin bey dieſer Art auch Ab— weichungen giebt N, doch die Hinterfuͤße haben nie mehr als einen ſpitzigen Nagel, der das Kenn» zeichen der Art iſt 8). Der Kopf die Fuͤße und der Schwanz ſind, wie der Körper der Eidechſen, Schlangen und Fi— ſche, mit kleinen Schuppen beſetzt; auch ſind wie bey dieſen Thieren, die Schuppen auf dem Schei⸗ tel groͤßer als an den uͤbrigen Theilen. Man be— hauptet, daß das Gehirn der Rieſenſchildkroͤten, trotz ihres Umfangs, nicht groͤßer ſeyn ſoll, als ei- ne Bohne A), dieß wuͤrde das beſtaͤtigen, was ich an einem andern Orte über die Kleinheit des Ge— m E 3 hirns F) Linn. Amphib, rept. Testudo Mydas. (XIII. 3. p. 1037. Hier werden mehrere Varietäten ans geführt, von denen aber Var. 8) zu der ſchiefer⸗ artigen Schikdkroͤte gehört. B.) g) Wenn man noch ein Unterſcheidungszeichen von den Naͤgeln hernehmen will, ſo mag es wohl dieſes ſeyn. Sonſt wiſſen wir (ſ. Allgemeine Litteratur— Zeitung, Suppl. 1787. Nr. 19. S. 148. und Schoͤpf a. a. O. S. 95.), daß man Exemplare mit Einem Nagel an jedem Fuße (Gmelin Tin. XIII. „ Lin. Amoen. acad I. p. 287. n. 7.) mit Zwey Naͤgeln an jedem Fuße, und mit zwey Naͤgeln an den Vorderfuͤßen und einem an den Hinterfuͤßen geſehen habe. B. A) Man ſehe die Memoires pour servir a l’Hist, nat. des anım, Article de la Tortue de Coro- mandel, 2 A Schildkröten. birns bey den Amphibien im allgemeinen ge ſagt habe. | Der Mund der Rieſenſchildkroͤten liegt unter« halb des Kopfes, und oͤffnet ſich bis hinter die Ohren. Die Kinnbacken haben keine Zaͤhne, ſind aber ſehr hart und ſtark, und die Knochen, aus denen ſie beſtehen, ſind gezackt und ſpitzig. Mit dieſen kraͤftigen Kinnbacken zerſchneiden fie die Seegewaͤchſe, welche die Bänke der Kuͤſten bedek⸗ ken, und zermalmen ſelbſt Steine und die Mu⸗ ſcheln, von denen ſie ſich zuweilen nähren. Ich will hier die Ausmeſſung einer jungen, noch nicht ausgewachſenen Rieſenſchildkroͤte mittheilen, die ſich im koͤnigl. Kabinette befindet. Bey dieſer ſowohl als bey allen uͤbrigen, von denen ich in der Folge reden werde, iſt bey der Angabe der Laͤnge und Breite allemal die Woͤlbung der obern Schaale mit gemeſſen. | Fuß Zoll Lin. Laͤnge von der Spitze der Schnauze | bis ans hintere Ende der Ober⸗ ſchaale - . a 3 Laͤnge des Kopfes . — 1 8 Breite 2 . „ Länge der Oberſchaale - „ Breite 5 1 18 27 Länge der Vorderfuͤße 33 Die Rieſenſchildkroͤte. 75 Fuß Zoll Lin Länge der Hinderfuͤe. — 11 — Rippen zählte ich an jeder Seite eilf ). e Wenn * Y Diefe Ausmeſſung hat unfer Verfaſſer in einer No⸗ te mitgetheilt. Ich habe fie aber als eine Haupt: ſache in den Text geruͤckt, und will ſtatt jener Note hier zur mehrerer Vergleichung Hrn. D. Schoͤpfs Beſchreibung (a. a. O. S. 83. Taf. XXVII. Fig. 2) die Mydas Schildkroͤten ausziehen. und dann einige Bemerkungen beyfuͤgen. Sie iſt von einem jungen Thiere genommen, das aber alle eis genthümliche Merkmale an ſich hatte. (Lin. Am, acad. I. 284.) ö Der Schild iſt 25 Linien lang, 19 ıfz Linie breit, 3 Linien vom Rande und 9 Linien vom Brufts bein auf, hoch. Die Geſtalt iſt eyfoͤrmig, vorne mäßig ausgeſchweift und hochbogig, von der Seite bis ans Ende ſeicht ſaͤgenfoͤrmig gezaͤhnt, hinten ſpitzwinklich und ausgekerbt. Die Scheibe iſt nies drigconver, durchaus und gleich gekielt, hat 13 zart gegrübelte Schuppen, deren Raͤnder ſich dicht an⸗ einander fügen. Die Ruͤckenfchuppen find ungleich, breiter als lang, nach beyden Seiten abſchuͤſſig, ſechseckig mit gradlinigen Winkeln, mit Ausnahme der letzten, welche einem Quadranten mit abge— ſtumpfter Spitze ähnlicher iſt. Die mittelſte Ruͤk⸗ kenſchuppe iſt 9 Linien breit und 4 Linien lang. An jeder Seite ſtehn 4 ungleiche Schuppen; die beyden mittleren ſind ſich am aͤhnlichſten und die groͤßten, oben zugeſpitzt, unten abgeſtumpft, und haben eine ganz kleine keilfoͤrmige Erhabenheit in der Ecke am hintern Rande; der Rand iſt horizon⸗ tal, breiter und ſchaͤrfer als an der ſchieferar⸗ tigen Schildkroͤte meiſt mit 25 Schuppen bez ſetzt, welche klein, ſcharf, viereckig, platt und ziem⸗ lich gleich ſind, die vorderſte ausgenommen, welche ſchmaͤ⸗ A See im Meergraſe geweidet haben, fo gehen fie * Schildkroͤten. Wenn die Rieſenſchildkröten im Grunde der an ſchmaͤler und uͤber queer laͤnger iſt. Der Bauch— ſchild iſt 21 Linien lang, 13 Linien breit und wie an der ſchieferartigen beſchaffen. Die Fuͤ⸗ ße ſind ebenfalls wie bey dieſer, außer daß ſie im Verhaͤltniß des Körpers etwas größer find; daher fie Walbaum (Schildkröten S. 112.) die groß: füßige (Testudo macropus) nennt. An jedem Fuß ſind zwey Krallen: die eine des Hinterfußes iſt eyrund und ſtumpfer. Der Schwanz iſt ſpitzi⸗ ger als an der ſchiefer artigen. Die eigen: thuͤmliche Farbe des Schildes und der Gliedmaßen iſt ein tiefes Gruͤn, welches in Weingeiſt ſchwarz wird, und daher erklärt ſich der Linneiſche oben an; gefuͤhrte Name: Testudo atra. So weit Herr | Schoͤpf. Ich habe mehrere pan von dieſer Schild⸗ kroͤte geſehen und verglichen, und beym erſten An: blick lſollten ſie einem wegen der gar zu großen Aehnlichkeit, die Männchen von der ſchieferarti⸗ gen Schildkroͤte ſcheinen. Das Abweichen— de, was ich bemerkt habe, beſteht in folgendem: An der ſogenannten Rieſenſchildkroͤte iſt der Kopf etwas ſchmaͤler, und die obere Kinnlade gerader ausgeſchnitten und nicht ſo ſpitzig und beyde Kinnladen vorn etwas gezaͤhnelt; die Halshaut iſt glaͤtter; die Vorderfuͤße find mehr zugeſpitzt; die Hinterfuͤße mehr zugerundet; beyde ſind nach dem Ende zu unten mit ſtarken, großen, harten Schup— pen beſetzt; der Schwanz ſteht etwas vor, das Ober— ſchild iſt faſt eyrund, vorn an den Seiten, wo die Vorderfuͤße ſich ausſtrecken, ſeichter ausgeſchweift als an der ſchieferartigen Schildkroͤte; es iſt ſtark gewoͤlbt; ſo daß das Thier um ein Drittel niedriger als das Oberſchild lang iſt; die fünf Ruͤk— kenſchuppen ſind breiter als lang, beſonders zeigen die Die Rieſenſchildkröte. 77 an die Mündung großer Ströme nach ſuͤßem Waſ⸗ fer A), in dem ſie ſich ſehr wohl zu befinden ſchei— nen, ſchwimmen ruhig, den Kopf uͤber dem Waſ— ſer, und ſchoͤpfen friſche Luft, die ſie von Zeit zu Zeit noͤthig haben. Doch wird ihnen dieß Ver— gnuͤgen, friſche Luft zu ſchoͤpfen und ſich in ſuͤßem fließendem Waſſer baden zu koͤnnen, weil die Kuͤ— ſten, die fie bewohnen, wegen der Menge von . | RE Fein⸗ die beyden mittlern einen ſpitzigern Winkel nach den Seitenſchuppen zu, als an jener, in der Mitte laͤuft eine kielfoͤrmige Erhoͤhung hin, die auf der zten und zten Schuppen eine Art von Zahn bildet; an den Seiten ſtehen nur vier Schuppen, die denen der Karett: Schildkroͤte ganz ahn⸗ lich, nur nach oben zu etwas ſpitzwinklicher find; das Hauptkennzeichen iſt, daß das fuͤnfte kleinere Seitenfeld nach den Vorderfuͤßen zu fehlt, und daß die vorderſte oder die Randſchuppe am Hals eine Trapeziumsartige Geſtalt hat. Uebrigens ſtehen die acht Rippen an den Seitenfeldern weiter vor und die knochenloſen Seitenfelder werden dadurch höher und ſchmaͤler; der Rand iſt in der Anzahl der Schuppen und der ganzen Geſtalt derſelbe, nur laufen die Schuppen bis zur zehnten mit den Seitenſchuppen abwärts und gleich abſchuͤßig, da ſie hingegen bey der Karett⸗ Schildkroͤte von der fünften an, am Rande horizontal auslaufen und von unten auf ſtark in die Höhe geſtuͤlpt find; und dieß halte ich mit für ein Hauptmerkmal. Der Unterſchild iſt ganz der naͤmliche. In der Farbe habe ich keinen Unterſchied zwiſchen dieſer und der Kar ett— Schildkroͤte bemerkt. Einige find heller andere dunkler rothbraun. B. k) Bomare hist. nat. des Antilles. p. 246. Schneider a. a. O. S. 173. B. f 78 Schildkröten: Feinden, die auf ſie lauern, und der Jaͤger, die fie verfolgen, zu gefaͤhrlich ſind, nur ſelten zu Theil, und fie thun es beſtaͤndig mit der groͤßten Vorſicht. Kaum bemerken ſie nur den Schatten eines ver— daͤchtigen Gegenſtandes, fo rauchen fie unter, und ſuchen die Tiefe des Meeres. Die Landſchildkroͤte war von jeher das Sym⸗ bol der Langſamkeit; die Meerſchildkroͤte hingegen, dürfte das Sinnbild der Vorſicht ſeyn. Da dies ſe bey den Thieren immer die Folge von Gefah— ren iſt, denen ſie entgangen ſind, ſo darf ſie uns bey dieſer Schildkroͤte nicht befremden, der um de⸗ ſto mehr nachgeſtellt wird, da ihre Jagd viel ein⸗ bringt, und gar nicht gefaͤhrlich iſt. Ob man gleich aus einigen Zügen in der Ge⸗ ſchichte dieſer Thiere auf eine große Ueberlegenheit des Inſtinets vor andern ſchließen ſollte, ſo bes weiſen doch die meiſten dieſer Zuͤge mehr paßive als active Eigenſchaften. Da ſie an den Kuͤſten, die fie beſuchen, immer hinlaͤngliche Nahrung fine den, da fie von wenigem leben, und mit Seegraͤ— ſern zufrieden ſind, ſo ſtreiten ſie miteinander nie ums Futter, das ſie im Ueberfluß haben; da ſie überdem, wie alle Schildkroͤten und kriechende Am— phibien, Monate, ſelbſt Jahr und Tag faſten koͤn⸗ nen, ſo herrſcht ein ewiger Friede unter ihnen. Sie ſuchen ſich einander nicht, aber fie finden ſich ohne Muͤhe zuſammen, und bleiben ohne Zwang beyeinander. Sie verſammeln ſich nicht aus Raub— gier in e Haufen, um ſich einer ſchwer zu erlan⸗ Die Rieſenſchildkroͤte. 79 erlangenden Beute leichter zu bemaͤchtigen, ſondern einerley Trieb fuͤhrt ſie an den naͤmlichen Ort, und einerley Lebensart erhaͤlt ihre Heerden in Eintracht. Da ihr hoͤrnerner Schild den haͤrteſten Stoͤßen und den ſchwerſten Laſten wiederſteht, ohne zer⸗ truͤmmert zu werden, ſo ſind ſie durch ihn gegen ihres gleichen geſchuͤtzt genug, daß ſie ſich einander nicht ſcheuen duͤrfen, und da ſie keine Waffen zum Angriff haben, ſo koͤnnen ſie den Frieden, der un ter ihnen herrſcht, nicht ftören. f Sanftmuth und Kraft zum Wiederſtande zeich⸗ nen daher die Rieſenſchildkroͤte aus, und vielleicht ſpielten die Griechen auf dieſe Eigenſchaften an, als fie fie der Schönheit zur Geſellſchafterin gaben, und Phidias fie als ein Symbol zu den Für ßen feiner Venus ſtellte 9). Ihre Lebensart hat nichts ſchimmerndes, ſo wenig als ihre Farbe, aber an ihren Gewohnhei⸗ ten halten ſie ſo feſt, als ihr Schild hart iſt. Sie leiden mehr als ſie handeln, und ihre Begierden ſind nie ſehr heftig; ſie ſind mehr klug und vor— ſichtig als muthig, vertheidigen ſich ſelten thaͤtig, ſondern ſuchen in Sicherheit zu kommen, und ſtren⸗ gen alle ihre Kraͤfte an, ſich an der Erde feſt zu halten, wenn man, da ihr Schild nicht leicht zu zerbrechen iſt, ſie mit demſelben umwerfen will. Die ) Pausanias in eliacig, 80 Bi. Schildkröten. Die Beſtaͤndigkeit in ihrem Weſen zeigt ſich ſelbſt in ihrem Geſchlechtstriebe 2). Das Männ- chen ſucht das Weibchen hitzig auf, und ihre Be— gattung dauert gegen neun Tage. Sie paaren ſich mitten in den Wellen, Bruſt gegen Bruſt *), halten ſich mit ihren Floſſen feſt umſchlungen, und ſchiffen ſo, ununterbrochen durch die Wolluſt ver— einigt, ohne daß die Wellen ihre Hitze daͤmpfen. Man ſagt ſelbſt, daß ihre natuͤrliche Schuͤchtern⸗ heit fie zu der Zeit verlaͤßt; fie find außer fich vor Begier, keine Gefahr kuͤmmert ſie, und das Maͤnnchen haͤlt das Weibchen noch feſt umſchlun— gen, wenn es ſchon von den Jaͤgern verfolgt, und toͤdlich verwundet, ſich verblutet 9), Den⸗ m) Hieruͤber, ſo wie uͤber das Eyerlegen und den Fang der Meerſchildkroͤten u. ſ. w. ſiehe was Hr. Profeſſor Schneider in ſeiner N. G. der Schild— tröten S. 166 bis 191 geſammelt und aus dl tern und neuern Nachrichten zuſammengeſetzt hat. B. | n) Handſchriftliche Nachrichten von den Schildkroͤten, geſammlet von de Fougeroux. o) Ich habe Maͤnnchen waͤhrend der Begattung ge— fangen, ſagt Dampier, und ſie ſind dann ſehr leicht zu bekommen, weil ſie gar nicht ſcheu ſind. Das Weibchen wollte beym Anblick des Kahns ent— fliehen, aber das Männchen hielt es mit den beyden- Vorderfuͤßen feſt. Wenn man ſie in der Paarung trifft, ſo iſt es am ſicherſten das Weibchen zu toͤd— ten, denn das Maͤnnchen hat man dann gewiß. Dampier Tom. I. p. 118. Die Rieſenſchildkroͤte. St Dennoch vergeht ihre gegenfeitige Zuneigung mit dem Beduͤrfniße, das fie erzeugte. Die Thies re verſtehen die große Kunſt des Menſchen nicht, moraliſche Ideen mit ſinnlichen Eindruͤcken zu ver⸗ knuͤpfen, ſie durch ein lebendiges Gefuͤhl zu er— waͤrmen, und ſo die Reize des Genußes zu ver— laͤngern, und in der gluͤcklichen Erinnerung der Zaͤrt⸗ lichkeit die Vergnuͤgungen wiederholt zu genießen. Gleich nach der Paarung verläßt das Maͤnn⸗ chen ſeine Geſpielin, die es ſo ſehr zu lieben ſchien, laͤßt fie allein ans Land gehen, und ſich allen Ge— fahren ausſetzen, um die Frucht ihrer Vereinigung abzulegen, die weniger vorübergehend ſeyn zu muß fen ſchien. Die Paarungszeit der Rieſenſchildkröten ſcheint in den verſchiedenen Laͤndern, nach der Tempera⸗ tur, der Lage dießeits oder jenſeits des Aequators, der Regenzeit u. ſ. w. verſchieden zu ſeyn. In den meiſten warmen Ländern des noͤr d⸗ lichen Amerikas, paaren ſie ſich am Ende des Maͤrzes oder im Anfang des Aprils, und nicht lan— ge darauf legen die Weibchen ihre Eper ans Ufer. Sie ziehen die kieſigen Ufer und die ſandigen Küs ſten ohne Schlamm und Seeauswuͤrfe allen übrie gen vor, weil da die Sonnenhitze die Eher, wel— che fie, fobald fie gelegt find, verlaſſen, am ge— ſchwindeſten ausbruͤtet 12 Es p) Dieſe Beobachtung ſtreitet mit der Agb d De la Cepede's Naturg-d. Amph. I. Bd. 7 1 32 Schildkröten. Es ſcheint übrigens, daß die Muͤtter nicht aus Gleichguͤltigkeit gegen ihre zukuͤnftigen Jun. gen die Eyer im Sande liegen laſſen, denn ſie waͤhlen ſorgfaͤltig einen Platz fuͤr ſie und graben am Strande, noch etwas weiter landwaͤrts als die hoͤchſten Wellen zu gehen pflegen, mit ihren Schwimmfuͤßen eins oder mehrere Loͤcher in den Sand, die etwa einen Fuß im Durchſchnitt ha— ben und zwey Fuß tief find. Dahinein legen fie ihre Eyer, oft mehr als hundert 7). Sie find rund, haben zwey bis drey Zoll im Durchmeſſer, und ihre Schaale iſt wie naſſes Pergament, weich und biegſam ). Das Weiße darin ſoll ſelbſt bey ſehr ſtarkem Feuer nicht hart werden, das Gelbe hingegen wird, wie bey den Huͤhnereyern hart ). Keine Furcht oder Gefahr kann ſie zu dieſer Zeit, wo fie ſich einzig mit ihren Eyern beſchaͤftigen, von der muͤtterlichen Sorgfalt für dieſelben abhal⸗ ten “). Sie bedecken fie, als wenn fie die Ab- ſicht haͤtten ſie vor Nachſuchungen zu verbergen, mit Ariſtoteles und Plinius, ſie iſt aber durch die einhelligen Berichte aller Reiſebeſchreiber und Beo— bachter auſſer Zweifel geſetzt. Ueberhaupt ſcheinen beyde alte Naturforſcher uͤber die Amphibien, von denen ſie nur eine geringe Anzahl kennen, ſehr un— zureichende Nachrichten gehabt zu haben. ) Fougeroux handſchriftl. Bemerkungen. r) Ray Synopsis animalium. 5) 17 Reiſe nach den amerikaniſchen Inſeln. Tom. p. 304. * Cie nat, hist, of Carolina, Vol, II. p. 38. Die Rieſenſchildkroͤte. 83 mit etwas Sand, doch leicht genug, daß die Sonne fie erwärmen und ausbruͤten kann. ö Sie legen öfter, gewoͤhnlich dreymal =) im Jahr; jede Brut vierzehn Tage &), an manchen Orten drey Wochen ) nach der vorigen. Aus Furcht vor ihren Verfolgern, die ihnen beym Tas geslicht nachſtellen, und vielleicht auch vor der Sonnenhitze, in dieſen heißen Himmelsſtrichen, waͤhlen ſte gewoͤhnlich die Nachtzeit um ihre Eyer zu legen, und wahrſcheinlich ſchreibt ſich von Dies ſen naͤchtlichen Wanderungen die Sage der Alten her, daß ſie bey Nacht bruͤteten 2), | Zu allen ihren kleinen Vorbereitungen zum Eyerlegen muͤſſen ſie einen leichten Flugſand haben, und ſie haben deßwegen eine gewiße Vorliebe fuͤr einige Kuͤſten, die ihnen beſonders bequem, eine ſam, und alſo fuͤr fie auch weniger gefährlich find; fie reifen fogar große Strecken zur See, um dort⸗ hin zu kommen. Die, welche jaͤhrlich auf den Caymans Inſeln nicht weit von der Suͤd⸗ „ kuͤſte „) „Auf den afrikaniſchen Kuͤſten legen die Schildkroͤten mehr als einmal, einige in allem ge gen 250 Eyer. Labat, Alrique occidentale, Vol. 2. Die Fruchtbarkeit dieſer Amphibien iſt oft noch groͤßer.“ &) Catesby am angeführten Orte. 7 Fougeroux handſchriftl. Bemerkungen.“ S) Plinius Lib. IX, Cap. XII. 4) Dieſe Inſeln ſind den Schildkroͤten ſo gelegen, daß die Spanier ſie bey ihrer Entdeckung wegen der i Menge 23.2 Cchildeten: Füfte von Cuba ihre Eyer legen, weil fie da ein ſehr bequemes Ufer finden, kommen von hundert franz. Meilen weit dorthin. Die Schildkroͤten, welche ſich einen großen Theil des Jahrs hindurch auf den Kuͤſten von Gallapagos unter dem Ae⸗ quator in der Südfee aufhalten, gehen zur Lege- zeit an die weſtliche Kuͤſten von Suͤdamerika, die uͤber zweyhundert franz. Meilen weit iſt, und die, welche auf der Aſcenſtonsinſel legen, muͤſſen noch weiter reiſen, denn die naͤchſte Kuͤſte iſt dreyhundert franz. Meilen weit entfernt 2). Die Sonnenhitze allein iſt in den Gegenden, wo die Schildkroͤten wohnen, hinreichend die Eyer auszubruͤten. Nach zwanzig oder fünf und zwan⸗ zig Tagen kommen die kleinen Schildkroͤten aus dem Sande hervor. Sie ſind hoͤchſtens zwey oder drey Zoll und nicht ganz fo breit, wie ich aus eiges nen Meſſungen an Rieſenſchildkroͤten weiß, die eben aus dem Ey kamen, folglich weit von der Groͤße entfernt, zu der fie in der Folge gelangen koͤnnen. Doch muß die Zeit, in der die Jungen aus den Eyern kommen koͤnnen, nach der Tempe⸗ ratur der Luft verſchieden ſeyn. Froger „) ver: ſichert, daß auf Sanct Vincent, einer Inſel des Menge Schildkroͤten, womit die Ufer bedeckt waren, las Tortugae nannten. Allgem. Geſch. der Rei- ſen, 3. Th. 5. B. Reiſe Chriſt. und Barthol. in ) Dampier, r. Th. €) Froger, Beſchreibung einer eiſe in die Suͤdſee. Seh. Die Rieſenſchildkroͤte. 85 des grünen Vorgebirgs, nach fiebenzehn Tagen die Jungen. auskriechen, aber ſie muͤſſen wenigſtens neun Tage alt ſeyn, ehe ſie im Stande ſind das Meer zu gewinnen. Der Inſtinct mit dem ſie ſchon verſehen ſind, oder vielmehr die Aehnlich— keit in ihrem Bau mit Vater und Mutter, fuͤhrt ſie zu 92 den nahen Gewaͤſſer, wo fie Sicherheit und Nah⸗ rung finden. Sie ſchleppen ſich langſam hin, ſind aber noch zu ſchwach dem Stoße der Wellen zu wiederſtehen, und werden wieder auf das Ge⸗ ſtade zuruͤckgeſchleudert, wo die großen Seevögel, die Tieger oder Kuguars auf fie lauern und ſie ver⸗ zehren 4). Auf die Art kommen nur wenige da⸗ von. Ueberdem zerſtoͤren die Menſchen ſchon eine Menge von ihnen vor ihrer Entwickelung. Man. ſucht auf den Inſeln, wo ihrer viel ſind, die Eyer im Sande auf, die eine ſehr angenehme und ge⸗ ſunde Speiſe ſind. Auf den Inſeln im Mexicaniſchen Meere b uf en legen die Rieſenſchildkroͤten vom April bis September; aber dieſe Legezeit wechſelt nach der Verſchiedenheit der Laͤnder; denn auf der Kuͤſte Iſſi ini in Afrika dauert ſie vom September bis zum Jaͤnner e). Waͤhrend dieſer Zeit ſucht man ſowohl die Eher als die jungen Schildkroͤten lauf, die leicht zu fangen find. Man thut ſie in größe- re oder kleinere Behaͤlter, die mit Palliſaden umge⸗ F 20 Des 4) Froger, | edensapiß: e) Leyer Reiſe nach Iſſi ni auf der Gott 86 Schildkroͤten. ben ſind und von der Fluth erreicht werden koͤnnen, dort laͤßt man ſie groß werden, um ſie, wenn man ſie braucht, bey der Hand zu haben ohne auf einen ungewiſſen Fang warten, und ſich den Unbequem⸗ lichkeiten, die oft damit verbunden ſind, ausſetzen zu muͤſſen. In dieſer Jahrszeit gehen auch die Fiſcher auf die Jagd der alten Weibchen, die ih- nen auf dem Lande weniger entgehen koͤnnen, und deren Fleiſch man vorzuͤglich in der Brutzeit, für beſſer haͤlt als das von den Maͤnnchen F). Trotz der Finſterniß unter deren Schutz die Rieſenſchildkroͤten ans Land ſteigen um ihre Eyer zu legen, entgehen ſie doch den Nachſtellungen ih⸗ rer Feinde nicht. Beym Anbruch der Nacht, vor« zuͤglich wenn Mondſchein iſt, lauern die Fiſcher ruhig am Ufer bis die Schildkroͤten ans Land ſtei⸗ gen, oder wenn ſie gelegt haben, ins Meer zuruͤck⸗ gehen, ſchlagen fie mit Keulen todt 8) oder werfen ſie geſchwind um, ehe die Thiere Zeit haben, ſich zu vertheidigen, oder ihnen nach ihrer Gewohn⸗ heit mit den Schwimmfuͤßen Sand in die Augen zu werfen. Wenn fie ſehr groß find, fo gehöre mehr als ein Mann dazu fie umzuwerfen %), oft braucht man ſogar Hebel dazu. Die Rieſenſchild⸗ kroͤte hat ein zu plattes Schild als daß ſie wieder auf die Beine kommen koͤnnte, wenn ſo das ober⸗ ſte 7) Stoane am angeführten Orte. 8) Fougeroux handſchriftl. Bemerkungen. 4) Beſchreibung der Inſeln des grünen Vorgebirges in der allgem. Geſch. der Reiſen, fuͤnftes Buch. Die Rieſenſchildkröte. 97 ſte zu unterſt gekehrt iſt. Um die Erzaͤhlung von dieſem Schildkroͤtenfange recht ruͤhrend zu machen, ſagt man, ſie braͤchen in laute Klagen aus, wenn ſie ſo umgekehrt und außer Stande waͤren ſich zu helfen, und vergößen ſogar Thraͤnen ). Einige Meer- und Landſchildkroͤten A) haben wirklich ei- ne ſtaͤrkere oder ſchwaͤchere ziſchende Stimme, und ſeufzen ſogar ziemlich deutlich, wenn Furcht oder Liebe ſie heftig in Bewegung ſetzt; vielleicht giebt die Riefenfchilofröte, wenn fie fi) vergebens an⸗ ſtrengt, wieder in ihre natuͤrliche Lage zu kom⸗ men, und die Furcht anfaͤngt ſie zu uͤberwaͤltigen, ahnliche Toͤne von ſich, aber jene Zeichen des Schmerzes ſind unſtreitig uͤbertrieben. Eine maͤßige Anzahl Matroſen kann auf die Art in weniger als drey Stunden vierzig bis funf⸗ zig Schildkroͤten fangen, die eine große Menge Eyer bey ſich haben. Am Tage zerſtuͤcken ſie die, welche fie des Nachts gefangen haben, und falzen das Fleiſch, und auch die Eyer und Eingeweide ein ). Eine große Schildkroͤte giebt oft 33 Kannen gelbliches oder gruͤnliches Fett oder Oel m), das zum Brennen, und, wenn es friſch iſt, auch zu Speifen verbraucht wird. Alle Knochen die— ſes Thieres find wie bey dem Wallfiſchgeſchlecht F 4 von 1) Ray synopsis animalium. p. 225. *) Man fehe unten den Artikel Caouane (oder 75 rett⸗Schildkröte). D Fougeroux. m) Ebenderſelbe. | 668 88 Schildkröten. von dieſem Oele durchdrungen. Man ſchleppt ſie auch wohl auf dem Ruͤcken fort und bringt ſie in die Behaͤlter, wo ſie aufgehoben werden. N; Die Fiſcher von den Antillen und den Ba⸗ hama-⸗Inſeln, welche an die Kuͤſten von Cuba und auf die benachbarten, vorzuͤglich auf die Ca y⸗ mans-Inſeln, kommen, haben gewoͤhnlich ihre Fahrzeuge binnen ſechs Wochen oder zwey Mona- ten geladen, und nehmen ihren Fang mit nach Hauſe n). Die geſalzenen Schildkröten find eine ge⸗ woͤhnliche Speiſe des Volks und der Sklaven, und in den Amerikaniſchen Colonien werden fie fo haus fig als der Stockfiſch in. manchen Europaͤiſchen Ländern gegeſſen 0), Man kann die Rieſenſchildkroͤten auch im Waſ⸗ fer fangen 0). Hierzu bedient man ſich einer Art von Harpune wie beym Wallfiſchfange. Man waͤhlt eine ruhige mondhelle Nacht bey ſtiller See. Ein Fiſcher beſteigt einen kleinen Kahn und nimmt einen Ruderer mit. Sobald fie einer großen Schildkroͤte nahe ſind, und das merkt man an dem Schaume, den ſie macht, wenn ſie in die Hoͤhe ſteigt, rudern fie mit aller Macht darauf zu, daß ſie age meien kann, und der Fiſcher wirft ſei⸗ ne ) Hawkins Reiſe in die Suͤdſee. S. 29. ©) Alle Nationen, die Beſitzungen in Amerika haben, und beſonders die Englaͤnder ſchicken kleine Fahr⸗ zeuge an die Kuͤſten von Neuſpanien und der be: nachbarten wuͤſten Infeln auf den Schildkroͤten⸗ fang. Anmerk. des Hrn. la Borde. #0) Catesby natur. his tor. of Carolina. II. p. ig. Die Rieſenſchildkröte. 09 ne Harpune ſo ſtark, daß ſie das obere Schild durchbohrt, und ins Fleiſch dringt. Wenn die Schildkroͤte verwundet iſt, ſo ſtuͤrzt ſie ſich auf den Grund und man laßt ihr ein Seil, das an der Harpune befeſtigt iſt, nachlaufen; wenn ſie ſich dann verblutet hat, ſo kann man ſie leicht in das Fahrzeug oder auf den Strand ziehen. Im Suͤdmeer hat man eine andere Art fie zu fangen. Ein geſchickter Taucher wirft ſich in einiger Entfernung von dem Orte, wo waͤhrend der Tageshitze die Schildkroͤten oben ſchwimmen und ſchlafen, in die See, taucht unter, dicht nee ben einer Schildkroͤte kommt er wieder hervor, faßt ſie beym Schilde in der Gegend des Schwan⸗ zes und zieht fie mit dem Hintertheile ins Waſſer. Die Schildkroͤte wacht davon auf, arbeitet vorn mit den Schwimmfuͤßen, und haͤlt ſich ſo uͤber dem Waſſer. Der Taucher haͤlt ſie nun feſt, daß ſie nicht entfliehen kann, bis ſeine Gefaͤhrten dazu kommen und ſie auffiſchen >). 8 5 Auf 25 Anſons Reife um die Welt. — Dieſer beruͤhme te Schiffahrer wundert ſich, daß die Spanier auf den Suͤdſeekuͤſten in der Gegend von Panama, wo die Lebensmittel nicht immer im Ueberfluß find, ſich haben einbilden koͤnnen, das Schildkroͤtenfleiſch ſey ungeſund, und gewiſſermaßen giftig. Er glaubt, daß die ſonderbare Geſtalt des Thiers dieß Vorur— theil erzeugt hat. Die indiſchen Sklaven und Ne— ger am Bord der Eskader, die wie ihre Herren von dieſem Vorurtheil eingenommen waren, erſtaunten, als ſie die englaͤndiſchen Matroſen das Fleiſch eſſen ſahen 90 Schildkroͤten. 4 Auf den Kuͤſten von Guiana faͤngt man die Schildkroͤten in Netzen, la Fole genannt. Ein ſolches Netz iſt funfzehn bis zwanzig Fuß breit und vierzig Fuß lang. Die Maſchen haben einen Fuß ins Gevierte, und das Garn iſt anderthalb Linien ſtark. Eine Maſche um die andere iſt mit einem Träger (lots) verſehen, der einen halben Fuß lang iſt und aus einem ſtachlichen Strauch ge- macht wird, den die Indianer Muku⸗Muku nennen, und der die Stelle des Korks vertritt. Un⸗ ten an das Netz befeſtigt man einige große Steine 40 bis 30 Pfund ſchwer um das Netz ausge- ſpannt zu erhalten. An die beyden Enden, die oben aufſchwimmen, ſind große Stuͤcken Muku⸗ muku befeſtigt, die den Ort anzeigen, wo das Netz iſt. Man ſtellt dieſe Netze gewoͤhnlich ganz nahe an kleine Eylande, weil die Schildkröten vorzuͤg⸗ lich nach einigen Arten von Meertang (kucus) ge⸗ hen, die an den Felſen, welche die Inſeln umge⸗ ben, häufig wachſen. | Von Zeit zu Zeit wird das Netz unterſucht; ſobald es anfaͤngt ſchief zu gehen, zieht man es ge= ſchwind zuruͤck. Die Schildkroͤten koͤnnen ſich aus un: \ dieſer fahen, und hofften ſchon darauf, daß es ihnen übel bekommen wuͤrde; als ſie ſich endlich vom Gegen— theil überzeugten, fo machten fie es nach, und graz tulirten ſich zu einer Entdeckung, durch die ſie ins⸗ kuͤnftige mit wenigen Koſten eine beſſere Mahlzeit halten koͤnnten, als ihre Herren. Allg. Geſch. der Reifen. S. 432. Band 41. Ausgabe in 12, 1753. Die Rieſenſchildkröͤte. 91 dieſer Art von Netzen nicht leicht los machen, weil die Wellen, die nahe an den Inſeln ziemlich ſtark ſind, den beyden Enden des Netzes beſtaͤndig eine Bewegung mittheilen, die ſie verwirrt macht. Wartet man zu lange die Netze nachzuſehen, ſo fin⸗ det man die Schildkroͤten oft ertrunken. Wenn die Hay⸗ und Schwerdtfiſche gefangene Schildkröten im Netze finden, die nicht fort koͤn⸗ nen, ſo freſſen ſie ſie und zerreißen das Netz 9). Die Zeit zu dieſem Fange iſt vom Januar bis zum Maͤrz ). Oft faͤhrt man auch nur in einem Boot ſo lei⸗ ſe als möglich, zu einer ſchlafenden Schildkroͤte, wirft ſie um und faͤngt ſie, ehe ſie aufwachen und entfliehen kann, dann treibt man ſie vor ſich her bis ans Ufer. Das war ohngefaͤhr die Art wie die Alten ſie in den Indiſchen Meeren fiſch⸗ ten 5). Plinius, ſagt, man hoͤrte fie ziemlich weit ſchnarchen, wenn ſie oben auf dem Waſſer ſchwimmen und ſchlafen. Dieß Schnarchen koͤnnte von der geringen Oeffnung ihrer Stimm⸗ ritze herruͤhren ), die, wie auch bey den Lande ſchildkroͤten, ſehr eng iſt „) und ihnen das Tauchen leicht macht, ohne daß ſie Waſſer ſchlucken. ö Muse, ndr Wenn ) De la Borde. 41825 7) Allgem. Geſch. der Reiſen. Band 54 S. 380 f. 3) Plin. Lib. IX. Cap. XII. t) ſ. Schneiders N. G. der Schildkr. S. 227. B. #) Mem. pour servir à I Hist., nat, des anita. Art. Tortue de Coromandel. 92 Schildkröten. Wenn die Schildkroͤten am Tage einige Zeit oben auf ſchwimmen, und der brennenden Son⸗ nenhitze in den Gegenden des Aequators aus geſetzt ſind, vorzuͤglich wenn die See dabey ruhig iſt, und die kleinen Wellen nicht uͤber ſie hinſchla⸗ gen, und ihren Schild naß erhalten, ſo trocknet die Sonne die obere Schaale, macht ſie leichter, und hindert ſo die Schildkroͤten gut unterzutauchen. So nah graͤnzt ihre ſpeeifiſche Schwere an die Schwere des Waſſers und ſo viel Muͤhe macht es ihnen ihr Gewicht zu vergrößern &), denn die Schildkroͤten koͤnnen ſich wirklich leichter oder ſchwerer machen, indem ſie wie die Fiſche, die ih⸗ re Luftblaſe fuͤllen, wenn ſie in die Hoͤhe ſteigen wollen, ihre Lunge mit mehr oder weniger Luft “füllen, und fo ihren koͤrperlichen Umfang vergröͤ⸗ ßern oder verkleinern )). Doch muß das Ges wicht, das ſich die Schildkroͤten durch Ausleerung der Lunge geben koͤnnen, nicht ſehr betraͤchtlich ſeyn, weil es dem Gewicht, das ſie durch das Aus⸗ trocknen ihres Schildes verlieren, nicht die Waage halten kann, welches doch, wie aus folgemdem Verſuche erhellt, nie 4/1 6 ihres ganzen n c | Ich habe mit moͤglichſter Genauigkeit die Oberfgaol einer Eleinen Schüldkröte gewogen, fi ſie dann x) Plin, . e. Schneiders N. G. ber Saint. 220. 1 7 S. über) dieſen Gegenſtand weitläuftiger Sch nei⸗ deen een B. * — Die Rieſenſchildkroͤte. 92 dann anderthalb Monat in ein Gefaͤß mit Waſſer geſteckt, und fie fogleich, ehe das eingezogene Waſ⸗ ſer ausduͤnſten konnte, wieder gewogen. Das Waſſer hatte ihr Gewicht um 45/278 vermehrt, die Trockniß, welche die Sonne in der Oberſchaale einer ſchwimmenden Schildkroͤte verurſacht, kann ihr daher nicht mehr als 45/278 ihres Gewichts nehmen. Die Oberſchaale der größten Schildkroͤ⸗ ten wiegt nicht mehr als 278 Pfund, ſie kann al— fo nur um 45 Pfund durch die Sonnenzitze leich— ter werden, und das iſt noch nicht der ſechzehnte Theil einer großen Schildkroͤte, die 800 Pfund wiegt. In dem Falle, wenn ihr Schild ausgetrocknet iſt und fie nicht tauchen koͤnnen, wird es den Fi— ſchern ſehr leicht ſie zu fangen. Wenn ſie ſehr nahe am Ufer ſind, wohin man ſie ziehen will, ſo klammern ſie ſich ſo feſt an den Boden, daß vier Menſchen Muͤhe haben ſie loszureißen. Da ſie noch dazu keine getheilte Zehen und keine Naͤgel haben, alfo die Gegenſtaͤnde nicht einmal gut um⸗ faſſen koͤnnen, ſo laͤßt ſich daraus ein Schluß auf ihre erſtaunliche Staͤrke machen, die man iſchon aus der Staͤrke ihrer Kinnbacken ſieht, und daraus, daß ſie ohne Muͤhe ſo viele Menſchen auf dem Ruͤk⸗ ken tragen 2), als darauf ſtehen koͤnnen. Man ſagt ſogar, daß es im Indiſchen Ocean Schildkroͤ⸗ 5 ten Bm. Syst, nat, Amphib, rept, Testudo My- A8, a 94 Schildkroͤten. ten giebt, die ſo groß und ſtark find, daß fie vien⸗ zehn 2) Mann forttragen. So uͤbertrieben dieß ſeyn mag, ſo bleibt es doch wahr, daß die Staͤrke der Rieſenſchildkroͤte ſehr merkwuͤrdig iſt, vorzuͤg⸗ lich da ſie trotz ihrer Kraft ein ſehr friedliches Thier iſt. 1 Wenn man die Schildkroͤten ſtatt ſie zu ſalzen lieber friſch eſſen, und nichts von dem angenehmen Geſchmacke ihres Fleiſches verlieren will, ſo nimmt man ihnen das Bruſtſchild, Kopf, Fuͤße und Schwanz, und kocht ſie mit der obern Schaale, die dann die Stelle einer Schuͤſſel vertritt. Das be— fie Stuͤck iſt das, was zunaͤchſt am Ruͤckenſchilde oder am Bruſtbein ſitzt. Das Fleiſch ſo wie die Eyer der Rieſenſchildkroͤte ſind vorzuͤglich in den Krankheiten eine ſehr heilſame Speiſe, denen die Seeleute am meiſten unterworfen find, man be= hauptet ſelbſt, daß ihre Saͤfte, wenigſtens in den heißen Laͤndern, ein ſehr wirkſames Arzeneymittel in allen den Krankheiten waͤren, wo blutreinigende Mittel anzuwenden find 2), Die Ray Synops. anim, p. 255. 0 5) Barriere, essai sur I'Hist. nat. de ‚la France equinoxiale. La Cep. | Nach Brown (p. 465.) wird „die Brühe vom Fleiſch, das wie Rindfleiſch auf den Maͤrkten vers kauft wird, als ein Stärkungsmittel angeſehen und heilt oft ſcorbuthiſche und kraͤtzige, ja ſelbſt die hart⸗ naͤckigſten veneriſchen Zufaͤlle.“ Wegen der geruͤhm— ten Eigenſchaften ihres Fleiſches und Fettes, 1 25 hen Die Nieſenſchildkrdte. of Die Rieſenſchildkroͤte ſcheint die naͤmliche zu ſeyn, welche von einigen amerikaniſchen Voͤl⸗ kern fuͤr heilig gehalten, und als ein beſonderes Geſchenk der Gottheit verehrt wird. Sie nennen ſie Gottes -Fiſch wegen der außerordentli— chen Wirkung, die, wie fie ſagen, ihr Fleiſch her⸗ vorbringt, wenn jemand Gift bekommen hat. | Das hen fich alle Schiffer mit einem hinlaͤnglichen Vor⸗ rathe von dieſem Thiere, um die Leute auf einer langen Seereiſe wider den Scharbock zu ſichern oder davon zu befreyen. Man fertigt daher ganze Schif fe auf den Fang aus. Ganz neuerlich aber hat der Verfaſſer Voyages a Isle de France dieſe Ger wohnheit der Seefahrer den Vorwurf gemacht, daß ſie auf einem bloßen Vorurtheile beruhe und be— hauptet, daß die Landluft nebſt friſchem Gemuͤße weit mehr ausrichten. Sloane ſagt in der Einleis tung zur Naturgeſchichte von Jamaika S. 8, daß bey denjenigen Perſonen, welche davon eſſen, nicht allein das Hemd unter den Achſeln, ſondern auch Haut und Geſicht ganz gelb werden. Dieß nebſt der Seeluft und der haͤufigen gelben Sucht, ſoll nach ſeiner Meynung die Urſache ſeyn, warum die Europaͤer in Jamaika in einiger Zeit ihre weiße Farbe in die gelbe verwandeln. Hernach, wo er allgemein von den Meerſchildkroͤten ſpricht, heißt es, die Bruſt nebſt der Leber und dem Fette, welches wie Mark ſchmecke, ſeyen die geſuchten Leckerbiſſen. Der haͤufige Genuß davon bringe einen gelben Schweiß, ſo wie der Genuß des gelben Fettes eint gelbe Haut hervor. Eben dieß wird Vol. II p. 331. widerholt. Stubbes (Phil Transactions No. 27) ſagt, daß von dem gruͤnen Fette der Harn eine gelblichgruͤne und oͤhlige Farbe annehme. Ver— gleiche Schneider a. a. O. S. 301 — 303. B. [ 96 Schildkroͤten. Das Fleiſch ſteht zuweilen hell⸗ oder dunfek gruͤn aus, und deßwegen wird ſie von einigen Rei⸗ ſebeſchreibern, die gruͤne Schild kroͤte genannt. Dieſer Name gehoͤrt aber ſchon einer andern Art von Meerſchildkroͤten, und kommt der Rieſen⸗ ſchildkroͤte deſto weniger zu, da die gruͤnliche Farbe des Fleiſches nur zufaͤllig iſt. Sie haͤngt von der Verſchiedenheit der Gegenden und Kuͤſten, die ſie beſuchen, und von dem Unterſchiede der Nahrung ab, und man trifft ſie nicht einmal bey allen Indi⸗ viduen in einer Gegend; denn auf den kleinen In⸗ ſeln an der Kuͤſte von Neu-Spanien, ſuͤdlich von Cuba, findet man grüne, ſchwarze und gel⸗ be zu gleicher Zeit. | Seba hatte in ſeiner Sammlung verſchiedene, dem Bezoar aͤhnliche Coneretionen, ſie waren grau mit gelb untermiſcht und die Oberflaͤche war mit kleinen Knoͤtchen beſetzt. Er hatte fie aus Oft- und Weſtindien erhalten, mit dem Beyſatz, es wären koͤſtliche Coneretionen, die man in den gro— ßen Meerſchildkroͤten faͤnde. Die Indianer legen ihnen, ihrer Seltenheit wegen, noch mehr Kraͤfte bey, als den orientaliſchen Bezoar ſelbſt, und brauchen ſie vorzuͤglich gegen die Blattern; vielleicht weil die Knoͤtchen auf ihrer Oberflaͤ⸗ che den Blattern aͤhnlich ſehen ©). Die Kraͤfte dieſes Steins ſind gewiß eben ſo eingebildet als die Kraͤfte des orientaliſchen Bezoars, aber daß ſich dieſe Coneretionen in dem 9 Seba, Tom, 2. P. 141. Die Rieſenſchildkröte. 97 dem Koͤrper großer Schildkroͤten haben bilden koͤn— nen iſt wohl moͤglich, da ſich dergleichen auch in andern Amphibien unleugbar erzeugt haben, wie wir weiter unten ſehen werden. Obgleich dieſer Bezoar von keinem Nutzen iſt, ſo liefern uns die— ſe Thiere doch noch außer ihrem Fleiſch und ihren Eyern andere nuͤtzliche Dinge. Ihre obere Schaa— le gebrauchen die Indianer um die Haͤuſer da⸗ mit zu decken J), und Diodorus Siculus ſowohl als Plinius erzählen, daß die Völker ſchaften, die an Aethiopien und das rothe Meer graͤnzten, fie zu Kaͤhnen gebrauchten, um an den Kuͤſten hin zu fahren. ). In den aͤlteſten Zeiten, als die Voͤlkerſchaften und die Erfindungen noch in ihrer Kindheit wa— ren, als die Völker die toͤdtliche Kunſt noch nicht kannten, ihre Pfeile mit einem Metall zu bewaff: nen, das haͤrter als der knoͤcherne Panzer einer Schildkroͤte iſt, dienten dieſe feſten und dichten Schaalen, die mehrere Fuß im Durchmeſſer haben, zu Schilden; und die halbwilden Horden, die noch jetzt die Gegenden um den Aequator bewohnen, denken an keine ſtaͤrkere Wehr. Da die Größe der Rieſenſchildkroͤten fo Aus ßerſt verſchieden iſt, und von zwey oder drey Zoll Laͤnge bis zu ſechs oder ſieben Fuß ſteigt; da die⸗ ſer große 7 in einer ie ſehr dich⸗ ten ) Aelian. et Plin. Hist. nat, loc. cit. e) Diodor. Sicul. et Plin, loc. cit. Dela Cepedes Natg. d. Amph. I. Bd. G 98 Schildkröten. ten und harten Schaale geſchieht, wo folglich die Materie gewiſſermaßen eingepreßt und gedraͤngt ſeyn, und der Wachsthum langſam von Statten gehen muß, ſo iſt es nicht zu verwundern, daß eine geraume Zeit dazu gehoͤrt, ehe eine Schildkroͤte ih⸗ sen völligen Wachsthum erreicht. Sie ſind nicht eher als etwa im zwanzigſten Jahre vollkommen ausgewachſen; dieß hat man an den Schildkroͤten wahrnehmen koͤnnen, die in den Gehegen, von denen oben die Rede geweſen iſt, groß gezogen find, Duͤrfte man die Lebens- laͤnge bey den Amphibien eben ſo wie bey den Saͤugethieren berechnen, fo wuͤrde man aus dieſen zwanzig Jahren, die ſie zur voͤlligen Entwickelung brauchen, leicht auf ihr ganzes Alter ſchließen koͤn⸗ nen; aber dieß Verhaͤltniß duͤrfte hier wohl nicht ſtatt finden. Die Schildkroͤten wohnen haͤufig in einem Elemente, deſſen Temperatur viel gleichfoͤr⸗ miger iſt, als die Temperatur der Luft, ſie wohnen beynah beſtaͤndig in einerley Elemente mit den Fi⸗ ſchen, und haben alſo wahrſcheinlich unter andern Eigenſchaften ein hohes Alter mit ihnen gemein. Da aber alle Thiere zu der Zeit ſterben, wenn ihre Knochen voͤllig dicht und hart geworden ſind, da die Schildkroͤtenknochen viel härter als die Kno— chen der Fiſche, alſo dem Zuſtande der voͤlligen Verdichtung von Ratur naͤher ſind, ſo darf man im allgemeinen das Alter der Schildkroͤten wohl nicht ſo hoch annehmen als bey den Fiſchen. Doch haben ſie mit dieſen Thieren hinwiederum ſo viele Aehn⸗ \ Die Rieſenſchildkroͤte. 99 Aehnlichkeiten, daß man aus den zwanzig Jah— ren ihres Wachsthums wohl auf ein ſehr hohes Alter, ſelbſt mehr als auf hundert Jahre ſchließen darf. Nach dieſen Vorausſetzungen dürfen wir uns uͤber den Mangel genauer Beobachtungen nicht wundern, da dieſer Zeitraum das Leben eines Beo— bachters weit uͤberſteigt. Ob man aber gleich uͤber die Lebenslaͤnge der Rieſenſchildkroͤten keine voͤllig ſichere Erfahrungen hat, ſo weiß man doch wenigſtens von der Fluß— ſchildkroͤte (Bourbeuse. La Ce p. Testudo lu- taria. Li n.), die in ſuͤßen Waſſern wohnt, daß fie wenigſtens achtzig Jahre erreicht, wodurch un- ſere Meinungen über das Alter, das die Rieſen⸗ ſchildkroͤten erreichen koͤnnen, beſtaͤttigt wird. Die⸗ ſes hohen Alters wegen iſt die Rieſenſchildkroͤte bey den Japaneſen das Sinnbild des Gluͤcks, und man trifft deßwegen mehr oder minder ent» ſtellte Figuren von ihr haͤufig in den Tempeln und in den Pallaͤſten ihrer Fuͤrſten an 7. | Eine Rieſenſchildkroͤte kann in jedem Sommer gegen dreyhundert Junge zur Welt bringen, von denen jedes in kurzer Zeit wieder dreyhundert ber» vorbringen kann. Man erſtaunt billig, wenn man bedenkt, mit welcher Menge von Thieren eine einzige Schildkroͤte ihr Lebelang einen großen Strich bevoͤlkern kann. Alle Kuͤſten des heißen Erdſtrichs muͤßten mit dieſen Thieren bedeckt ſeyn, G 2 de⸗ ] 175 Allgem. Geſch. der Reifen. Band 40, Seite 381. 100 Scchhildkroͤten. deren Vermehrung vielleicht nicht einmal ſchaͤdlich, ſondern nuͤtzlicher ſeyn wuͤrde als die Vermehrung vieler anderen. Aber kaum der dreyßigſte Theil der Jungen kommt zu einem maͤßigen Alter, uͤber⸗ dem wird eine erſtaunliche Menge Eyer, ehe ſie ausgebruͤtet ſind, weggenommen; und ſelbſt wenn ſie ſchon etwas erwachſen ſind, wie viele werden da Feirden aller Art, die Jagd auf ſie machen, und den Menſchen zur Beute, die ſie zu Waſſer und zu Lande verfolgen! Dennoch findet man, trotz aller Gefahren die fie umgeben, eine erftaun= _ liche Menge dieſer Thiere in allen warmen Laͤndern der alten und neuen Welt e), wo 8) Auf den Inſeln des grünen Vorgebirges ſind ſie in ſo großer Menge, daß Jährlich mehrere Schiffe dorthin kommen, ſich damit befrachten und ſie eingeſalzen nach den amerikaniſchen Freyſtaaten liefern. (ſ. Beſchreib. der Inſeln des grünen Vor— gebirges. Allgem. Geſch. der Reiſen. Buch 5.) Man ſagt, fie fraͤßen dort Bernſtein, den man zu: weilen an den Kuͤſten findet. Georg Roberts Reiſe nach dem gruͤnen Vorgebirge und den Inſeln dieſes Namens. 1721. | Bey dem weißen Vorgebirge find fie. in Menge und fo groß, daß 30 Perſonen von einer — einzigen Mahlzeit halten koͤnnen. Ihre Oberſchaa— le hat nicht weniger als 15 Fuß im Umfange. Les maire's Reiſe nach den Canariſchen Inſeln. Dampier ſah auf den Kuͤſten der Inſel Timor ganz grüne Rieſenſchildkroͤten. Wilhelm Dam pier's Reiſe nach den Suͤdlaͤndern. Cook fand ſie in großer Menge an den Kuͤſten von Neuhollan d. Zu Die | Rieſenſchildkröͤte. Io wo niedrige und ſandige Kuͤſten ſind. Man fin⸗ det fie im ſuͤdlichen . bis zu den Bahama-Inſeln, und an den Kuͤſten um das Cap Florida % In allen dieſen Gegen— den beyder Welten, 25 bis 30 Grade ſuͤdlich oder nördlich vom Aequator, trifft man die naͤm⸗ liche Art Rieſenſchildkroͤken an, nur nach Ver— ſchiedenheit der Temperatur der Luft, der Kraͤuter oder Muſcheln, von denen ſie ſich naͤhren, unmerk— lich verſchieden. Und ſollten dieſe Thiere nicht leicht von einer Inſel zur andern ſchiffen koͤnnen, da fie mehr See- als Landthiere find, lange unter dem Waſſer bleiben koͤnnen, da es ihnen ſchwerer wird unter zu tauchen als in die Höhe zu ſteigen, da fie ſehr leicht auf der Oberflaͤche ſchwimmen, und alſo auf ihren Reiſen die friſche Luft genießen, die ſie noͤthig haben; da fie ferner auf allen Baͤn— ken die Eräfer und Muſcheln zu ihrem Unterhalte finden, und dazu Monate lang ohne Nahrung zubrin⸗ gen koͤnnen? — Die Erfahrung beſtaͤtigt dieſe Reiſen wirklich; fie ſchwimmen über hundert See— meilen weit '), um ihre Eyer an eine bequeme Kuͤſte zu legen, und die Schiffer haben Schild— 3 kroͤten, Zu Cayenne fängt man jährlih im April, May und Junius, wenn ſie dort ihre Eyer auf den Strand legen, etwa 300 Stuͤck. De la Borde. A) Catesby am angef. Orte. ) Dampier, allgemeine Reifen XIII. S. 683. — Plin. IX. Sect. 12. Vergl. Schneider g. a. O. S. 172. B. 12 Schildkröten Fröten, die von der Rieſenſchildkroͤte ſehr wenig verſchieden waren A), ſiebenhundert franzöfifche Meilen weit von irgend einer Kuͤſte gefunden; man hat ſie ſogar unter betraͤchtlichen Graden der Brei⸗ te getroffen, wo ſie ruhig auf dem Waſſer ſchwam⸗ men und ſchliefen. Die Rieſenſchildkroͤten ſind aber nicht ſo aus⸗ ſchließend an jenen Himmeisſtrich allein gebunden, daß man fie nicht zuweilen in den uns nahgelege⸗ nern Meeren antreffen ſollte. Vielleicht bewoh⸗ nen ſie ſelbſt das Mittelmeer, wo ſie dann wahr⸗ ſcheinlich die ſuͤblichſten Gegenden zu ihrem Auf⸗ enthalte haben dürften; in denen es eine Menge Karett⸗Schildkroͤten (Caouanes: Testu- do Caretta. Lin.) giebt, die den Rieſenſchildkroͤ⸗ ten ſehr gleichen 2). Vorzuͤglich würden fie zur Brut die niedrigen, ſandigen, beynah ganz wuͤſten und heißen Kuͤſten zwiſchen Egypten und der eigentlichen Barbarey wählen, wo fie Einſam⸗ keit, Schutz, Waͤrme, Boden und alles finden, wie ) Dritte Reife des Cap. Cook. Cates by erzaͤhlt, daß er am 20. April 1723 unter 30 Graden der Br. ohngefaͤhr in gleicher Ent⸗ fernung von den Azoren und den Buhama⸗In⸗ fein, eine Cauane, die auf dem Meere ſchlief, mit der Harpune erlegen ſah. Nat. von Carolina. Th. 2. S. 40. Hr. dela Borde ſah viele Schildkroͤten 300 franz. Meilen weit vom Lande auf der See ſchwim— men. 5) S. den Art. Cauane. (Karettſchildkroͤte.) Die Rieſenſchildkroͤte. 103 wie fie es brauchen; man hat wenigſtens an den Kuͤſten von (ehedem) Provenze und Langue— doe, wo zuweilen Schildkroͤten gefangen werden, junge Brut gefunden m). Doch koͤnnen auch zu» weilen beſondere Zufaͤlle einzelne Schildkroͤten, ohne daß ſie umkommen, in Gegenden von hoͤhe— rer Breite fuͤhren. Sibbald verſichert von einem glaubwuͤrdigen Zeugen gehoͤrt zu haben, daß man auf den Oreadiſchen Inſeln n) zuweilen Rieſenſchildkroͤten gefangen hat; es laßt ſich auch vermuthen daß ſie unter einer groͤßern Polhoͤhe nicht allein leben, ſondern auch zu ihrer völligen Größe gelangen koͤnnen »). Stürme und andere Revolutionen koͤnnen, die ungeheuren Wall- fiſche, die in den Reichen des ewigen Winters herrſchen, oft aus ihren Eismeeren in die gemaͤ⸗ ßigten Zonen herabtreiben; zufällig koͤnnten alſo G 4 die 1 m) Bemerkung des Hrn. von Touchy. n) Sibbald, Prodrombs) Hist. 5 Edim- burgi 1684 0) Hr. Bomare theilt in feinem Dictionair d' Hist. natur. einen Brief mit, den er im Jahr 1772 von Hrn. de dene Advokaten beym Oberconſeil am Cap, von St. Domingo aus erhielt, daß eine 1754 in der Meerenge von Antiochien gefangene Schildkroͤte die naͤmliche war, die 1742 von Hrn. Laborie, dem Vater, ganz jung zu St. Domingo eingeſchifft wurde. Sie wog damals beynah 25 Pfund, entkam in der Meerenge von Antiochien, wo das Schiff ſcheiterte, und wuchs auf den Kuͤſten von Frankreich fort. Dict. d' Hist. nat. de Val- mont de Bomare, Art, de Tortues de mer. 104 Schildkröten. 5 die Rieſenſchildkroͤten und dieſe Ungeheuer ſich begeg⸗ nen P) und man würde auf den Ebnen des alten Oce— anszwey Geſchoͤpfe nebeneinander ſehen, von denen das eine gewohnt war ſtets im Sonnenbrande der hei: ßen Zonen zu leben, und das andere in die Reiche der Finſterniß und des Eiſes verwieſen, beynah noch nie des Lichtes ſanften Einfluß genoß, und ſtatt der ſchoͤnen Tage der Natur nur Stürme und Schreckniſſe kennen lernte. Man ont hiervon vorzuͤglich zwey merkwuͤrdige Beyſpiele. Im Jahr 1732 wurde eine Rieſen⸗ ſchildkroͤte zu Dieppe gefangen, die ein Sturm in den Hafen geworfen hatte; fie wog acht bis neunhundert Pfund, war gegen ſechs Fuß lang und vier Fuß breit. Zwey Jahre nachher fiſchte man in der Enge von Antiochien noch eine groͤßere Schildkroͤte auf; ſie war 8 Fuß lang, und wog über 800 Pfund. Da bey den Schilöfrd- ten die Schaale beynah die Hälfte des ganzen Ge— wichts ausmacht 9), fo mußte ihr Fleiſch auf 400 Pfund wiegen. Sie wurde in die Abtey Long⸗ veau bey Vannes in Bretagne geſchickt. Die Schaale war 5 Fuß lang. Doch erreichen die Schildkroͤten nur an ganz von Menschen verlaſſenen Geſtaden, wie z. B. an eini⸗ p) Man hat große Schildkroͤten an der Mündung der Loire gefangen, und erſt vor einigen Jahren wur den eine Menge Kachelotten auf die Kuͤſten von Bretagne geworfen. ) Bemerkung des Hr. v. Widerſpach. Die Rieſenſchildkröͤte. 105 einigen amerikaniſchen Kuͤſten nahe am Ae- quator im ſtillen Meere, die hoͤchſte Groͤße, zu der ſie gelangen koͤnnen, und erlangen in Ruße das voͤllige Alter, das die Natur ihnen beſtame at. 0 Die Raubthiere ſind daher nicht die einzigen Geſchoͤpfe, die in der Nachbarſchaft des Menſchen nicht gedeihen und ſich vermehren koͤnnen; der Beherrſcher (roi) der Natur, wie er ſich nennt, wird oft ihr Tyrann, und verbannt nicht allein die ihm ſchaͤdlichen Raubthiere in unbewohnte Gegen— den, ſondern ſeine unerſaͤttliche Raubgier ſchadet oft ihm ſelbſt und er verſcheucht die nuͤtzlichſten und un⸗ ſchaͤdlichſten Thierarten in entlegene Wuͤſten, er vermindert ſeine Genuͤße, ſtatt ſie zu vermehren, und zerſtoͤrt in einem vergeblich und leichtſinnig hingewuͤrgten Individuum oft eine zahlreiche Nach— kommenſchaft. 5 Man ſollte verſuchen, die Rieſenſchildkroͤten an allen Kuͤſten des gemaͤßigten Himmelsſtrichs einheimiſch zu machen, und ihnen an ſandigen Kuͤ— ſten, die hoͤher liegen als die Flut geht, Plaͤtze zu verſtatten, um ihre Eyer zu legen und ſie ausbruͤ— ten zu laſſen. Der Gewinn einer ſo fruchtbaren und nuͤtzlichen Thierart waͤre ein wirklicher Reich— thum, der ſich von ſelbſt erhielte und vermehr— te, und wuͤrde nicht, wie hundert andere, mit ſo viel Schweiß und Muͤhe den Suͤdlaͤndern entriffe- ne Gegenſtaͤnde der Pracht und Schwelgerey das gerechte Mitleiden der Philoſophie verdienen. G 5 Jetzt 106 Schildkroͤten. Jetzt gehen wir zu den uͤbrigen Schildkroͤten fort, die wie die Rieſenſchildkroͤten im Meere leben, und ihr in ihrer Geſtalt, ihren Eigenſchaften und Gewohnheiten fo ähnlich find, daß wir uns begnü- gen koͤnnen bloß die e jeder Art aufzu⸗ ſuchen. * Die gruͤnſchaalige Schildkroͤte. 107 Die gruͤnſchaalige Schildkroͤte. (La Tortue ecaille - verte.) 7) Ich gebe der Schildkroͤte, von der jetzt die Rede iſt, nicht den Namen der gruͤnen Schildkroͤ— te, wie mehrere Reiſebeſchreiber ſie nennen, weil man auch die Rieſenſchildkroͤte ſo genannt hat, und man ſich nicht genug vorſehen kann, Verwechslun⸗ gen in den Namen zu vermeiden; eben ſo unbe⸗ quem finde ich den Namen Amazone, den ſte nach dem Amazonenfluſſe, deſſen Ufer fie haͤu⸗ fig beſucht s), in vielen Gegenden von Amerika fuͤhrt, weil, wie mich duͤnkt, auch eine andere Schildkroͤte fo benannt wird, die keine Seeſchild⸗ kroͤte, alſo von dieſer ganz verſchieden iſt. Ich nenne ſie gruͤnſchaalige e wegen der Far⸗ * be⸗ 7) Die grüne Schildkroͤte. Dampier Tom, I. (Deſſen Reife um die Welt. I. 197. Man kann fie, wenn ſie eine beſondere Art iſt: Testudo Chloronotos nennen. B.) 5) Die grünſchaalig e Schildkroͤte iſt nicht die ein! zige, die an den Amazonenfluſſe wohnen. Die Schildkroͤten aus dem Amazonenfluſſe, heißt es in der Allg. Geſch. der Reiſen, werden als die ſchmackhafteſten zu Cayenne am meiſten 5 Es giebt in dieſem Strome eine ſo große Menge dieſer Thiere von verſchiedener Groͤße, daß ſie mit ihren Eyern allein zum Unterhalte der Einwohner an den Ufern hinreichen wuͤrden.“ Allg. Geſch. d. Reif. Th. 53. S. 438. 108 Schlldkröten. he ihrer Schuppen, die wirklich grüner als bey al⸗ len übrigen, dabey ſehr ſchoͤn, durchſichtig, ſeht duͤnn, aber doch zu vielen Arbeiten zu benutzen ſind. FF Ihr Kopf iſt klein und rund; in Geſtalt und Sitten gleichen ſie den Rieſenſchildkroͤten, nur ſind ſie nicht ſo groß, und etwa den vierten ae kleiner £). Man trifft. fa haufig in der Südſee am Cap Blanco in Neuſpanien an“) Es ſcheint auch, daß man fie im Mexicaniſchen Merbuſen und uͤberall an den amerikaniſchen Kuͤſten, im heißen Erdguͤrtel, ſowohl ober- als unterhalb des Aequators finde, doch hat man ſie an den Kuͤſten der alten Welt noch nicht bemerkt. She 79 Anmerk. des Hen. v. Widerſpach. u) „Ich habe bemerkt, daß zu Ca p Blanco in Neufpanien in der Suͤdſee, die grünen Schild: fröten, (eben die, welche wir grünfchaalige nennen), welche die einzigen find, die man hier findet, groͤ— ßer ſind als an allen andern Orten in dieſem Meere. Sie wiegen hier gewoͤhnlich 280 bis 300 Pfund. Das Fett iſt gelb, das magere weiß, und das Fleiſch iſt außerordentlich ſuͤß. Zu Bocca— To ro find fie kleiner, ihr Fleiſch iſt nicht fo weiß, und das Fett nicht ſo gelb. In der Handuras und Campeſche- Bay find ſie noch kleiner, das Fett iſt gruͤn, und das Fleiſch ſchwaͤrzer; doch fieng ein englaͤndiſcher Capitain eine zu Port royal die im Durchſchnitt vom Ruͤcken bis zur Bruſt 4 Fuß und 6 Fuß in die Breite maß. Sie gab 8 Galonen Fett (35 Pariſer 7 Dam- pier, Tom. I. p. 116. Die gruͤnſchaalige Shilöfröte 109 Ihr Fleiſch iſt eben fo wohlſchmeckend und vielleicht auch eben fo geſund als das von der Ries ſenſchildkroͤte; in einigen Ländern zieht man es fo- gar dieſem vor. Ihre Eyer ſind geſalzen und an det Son⸗ ne getrocknet ſehr gut zu eſſen. Herr Bomare iſt der einzige Naturforſcher, der dieſe Schildkröte, die ich ſelbſt nur aus Reiſebeſchreibungen, und den Beobachtungen des, Herrn von e kenne, bis jetzt beſchrieben hat. N Die 110 Schildkröten: er — — —ͤ bßDUꝛæ Die Karett⸗Schildkroͤte oder Cauane⸗ (La Caouane.) x) (Taf. I. Fig. 2.) Die meiſten Naturforſcher, die dieſe Schildkröte beſchrieben haben, geben ihr den Namen Karett⸗ Schild⸗ * Le Caret. M. D’Aubenton, Encycloped, Testudo Caretta, Lin. Amph. rept. n. 4. Ich muß hier bemerken, daß die Figur beym Seba die Linne“ hierbey anweiſet, nicht feine Karett— Schildkroͤte, ſondern die iſt, die er imbricata, und wir Karett-Schildkroͤte nennen. Testudo Cephalo. Schneider. Testudo marina, Cauana dicta, Ray Synops, | anim, p. 257. i The lodger head Turtle. Brown nat. hist. of Jamaica p. 465. Testudo 3, unguibus utrin- 5 binis acutis, squamis dorsi quinque 1 18. Tertue Caouane. Rochefort hist. des Antilles, p- 248. fig, p. 246. | Ebenfo Labat p. 308, (Labat Voyageaux Isle de l’Amerique. I. p. 182. 371. Ueberf. von Schade II. Kap. 17. Caouane, du Tertre, p. 228. Testudo marina Caouana dicta, Sloane, Reife nach Mad. Barbad. ꝛc. Th. 2. S. 331. Ca- tesby Carol. II. (p. 39. tab. 3g. 2) tab. 40. Testudo corticata vel corticosa. Rondelet hist, pes Poissons. Lyon 1558. p. 337. 8 ?) 43 1. 2 KT, Yon EHER ZU rote. / ? 9 2: 2 e er EC 57. . e Die Rarett: Schildkröte. III Schildk rote; aber da die Reiſebeſchreiber ſeit langer Zeit diejenige ſo benannt haben, welche uns Er; | das Canuaneros und Juruca auf den Antillen. Diet, d’Hist. nat, p. V. du Bomare, La Cep. Testudo Caretta. IJ. testa ovato-cordata, serrata; scutellis disci quindecim, dorsali- bus postice gibbis. Die Caret Schildkroͤte. Schoͤpfs N. G. der Schildkr. S. 75. 84. 88. Die Oberſchaale iſt ey: fat herzfoͤrmig, ſaͤgen— foͤrmig gezaͤhnt; die Scheibe hat 15 Felder, das von die auf dem Rücken hinterwaͤrts hoͤckerig find. Taf. XVI. XVII. Fig. 3. Testudo Cephalo. T. scutis dorsalibus poſti- ce gibbis, unguibus palmarum plantarum- que binis. Schneiders N. G. der Schild— kr. S. 303 und 53. Deſſen Beytraͤge J. S. 9. Nr. 3. Deſſen Zool. Abh. S. 304. Testudo Caretta. Lin. Syst. XIII. p. 1038. n. 4. (Mit der Schneiderſchen Differen- tia specifica.) Testudo Caretta. T. pedibus pinmiformibus, unguibus palmarum plantarumque binis, te- sta ovata acute serrata. Lin. Syst. XII. 1. P. 351. n. 4. 5 — — Die Amerikaniſche Caret⸗Schild⸗ kroͤte. Walbaums Chelonogr. S. 4. 95. Testudo marina. Caldesi observ. anatom. p. 132. — — Gottwald Schildkröten p. 21. tab. a. I. II? tab. b. fig. III? N The mediteranean Tortoise. Pet. Brown New Illustr. of Zool. Pl. 48. fig. 3. (Ein Junges). Testudo Caouanua, pedibus pinniformibus, testa ovata, margine serrata, scutellis me- An tte gets engen e ftarum pal- 112 Schilder bten. das beſte Schildplatt liefert K), fo laß ich dieſer lieber den Namen Cauane, unter dem ſie einzig bey den Eingebohrnen der Gegenden, wo man ſie ſindet, und auch ſonſt ſchon hinlaͤnglich bekannt iſt. Sie iſt noch größer als die Rieſenſchildkroͤ⸗ te )), und unterſcheidet ſich von dieſer hinlaͤnglich durch marumque binis, Bonaterre Erpetol, gen, NSS € 5 Coret. Diet, encyclop. Planch. Vol. 2. tab, 25. fig. 2. | 1 Die Meerſchildkroͤte. Meyers Zeitvertr. Daf 38. 1. ’ 8 Die Karett? Schildkroͤte. Donndorfs Thiergeſch. S. 412. Nr. 3. f — — Oekonom. Zool. S. 105. Nr. 3. — — Bergmanns N. G. III. S. 123. — — Beſchreibung der Laͤnder und Voͤlker von Amerika. II. S. 814. | ee — — Müllers Naturſyſt. III. S. 30. Nr. 4. — — Borowsky Thiere. IV. 1 Nr. 2. Taf. 1. B. (ſchlechte Figur). — — Neuer Schauplatz der Natur. VII. S. 638. Nr. 4. n 5 — — Batſch Thiere JI. S. 448 — — — Meine N. G. des In- und Auslan— des. I. 1. 568. Nr. 6. ’ — — Donndorfs Zool. Beytr. III. S. 9. Nr. 4. „ 5 a x) So iſt es in Frankreich, wo Caret bey den Kaufleuten die gegebene Benennung des eigentli— chen Schildpatts iſt, welches aber allein von der ſchieferartigen Schildkroͤte kommt; daher auch dieſe Schildkroͤte von den Franzoͤſiſchen Na: turforſchern gemeiniglich Caret genannt wird. B. 5) Bem. des Hrn. v. Widerſpach. ſ. Catesby Carol. II. p. 40. WR Die Kareit- Schildkröte. 113 durch die Dicke des Kopfes, durch die Groͤße des Machens, und die Länge und Staͤrke des obern Kinnbackens. Der Hals iſt dick und mit einer runzlichen Haut bekleidet, die ſich hin und her ſchieben laͤßt, und hier und da mit zerſtreuten Schuppen beſetzt iſt ). Der Körper iſt eyrund, die obere Schaale in der Mitte breiter, hinten und vorn aber ſchmaͤler, als bey den übrigen Arten ), der Rand der obern Schaale erhaͤlt durch die Stellung der Randſchildchen ein ſaͤgefoͤrmiges An ſehen. Im Mittelfelde liegen der Laͤnge nach Reihen Schuppen, unter denen die Ruͤckenſchup⸗ pen ſich zu einem Hoͤcker erheben und hinten in eis ne Spitze auslaufen. Die obere Decke ſieht im Waſſer gelb mit ſchwarz gefleckt aus 2), Das Bruſtſchild endigt ſich nach dem After zu in eine am Rande etwas abgerundete Art von Streiſen oder Band, und hat gewoͤhnlich 22 bis 24 Schild⸗ chen. Der Schwanz iſt kurz, die Fuͤße ſind mit dichten Schuppen beſetzt, die Zehen, welche eine Haut verbindet, ſind ſehr lang und ſehen, wie bey der Rieſenſchildkroͤte, Floßen aͤhnlich, die vordern ſind laͤnger aber ſchmaͤler als die hintern, und das Kennzeichen der Art ſind zwey ſcharfe Naͤgel an den Vorde. - nnd e 0) Die ) Brown Jamaica. p- 465, a) Catesby a. a. O. 2) Fougerouf handſchriftl. Bem. 2 Sch will zur Belang die genauere Sch oͤp fe ſche DelaCepede'e Naturg. b. Amph. I. Bd. H 114 Schildkroͤten. Die Cauana bewohnt die heiße Zone der neuen Welt, wie die Rieſenſchildkroͤte, doch etwas noͤrd⸗ ſche Beſchreibung a. a. O. S. 76. hier ausziehen. Die Oberſchaale iſt mehr herz- als eyfoͤrmig, hin: ten etwas ſpitzig ausgehend, vorn etwas ausge— ſchweift und rundlich, an den Seiten und hinter— waͤrts weitlaͤuftig und hier befonders tief und ſpiz⸗ zig gezaͤhnt, flach gewoͤlbt und 1/3 von der Länge hoch. Die Scheibe hat 15 Schuppen, und es iſt wie bey andern Schildkroͤten eine Ausnahme, (die Varietaͤt des Walbaums a. a. O. S. 19. 101. Gmel. Lin, I. c. p. 109, g), wenn die Schuppens zahl vermehrt iſt, ſo daß kleine eingeſchoben ſind, wie z. B. 7 Schuppen laͤngs dem Ruͤcken. Die fuͤnf mittlern Ruͤckenſchuppen ſind faſt ſechsek— kig und leicht gekielt, und dieſer Kiel iſt nach dem Hintertheil jeder Schuppe erhabener und hoͤckrig oder in einen ſcharfen Zahn ausgehend; die beyden flachabſchuͤſſigen Seiten find regelmäßig mit 5 über: zwerch liegenden, länglichen, fuͤnfeckigen, ungleichen Schuppen, wovon die mittelſte die größte iſt, ber deckt; dieſe ſind auf der Oberflaͤche uneben, oben platt und gleich, unten aber zwiſchen den 8 hervor— ſtehenden Rippen mit ſieben deutlichen Vertiefun— gen verſehen (f. Walbaum Gerippe der Caret— Schildkroͤte. S. 40. §. 28.); der Rand iſt dicker als die Scheibe, wulſtig und niedergedruͤckt, und beſteht aus 25 kleinern, ungleichen, faſt laͤnglich viereckigen, nach hinten zu rautenfoͤrmigen und ſpitzig auslau— fenden Schuppen. Der Bauchſchild iſt kuͤrzer und ſchmaͤler als der Ruͤckenſchild, zu beyden Seiten mit Fluͤgelanſaͤtzen und vorn und hinten mit einem graden abgerundeten Lappen verſehen, laͤngs der Mitte der Laͤnge nach flach vertieft und ſtumpf keil— foͤrmig gekantet, mit einer dicken lederartigen in 12 und an den Seiten in 4 kleine Felder 2 * 5 e ut Die Karetie Schildkröte. 115 nördlicher als dieſe. Auf Jamaika findet man H 2 ſie Haut bekleidet. Der Kopf iſt von maͤßiger Groͤße und eyfoͤrmig, mit einer groͤßern Schuppe auf dem Scheitel und 12 darneben liegenden kleinen, einen kurzen, keilfoͤrmigen Schnabel, an deſſen Spitze die rundlichen Naſenloͤcher liegen und mit ungleichen, meſſerfoͤrmigen, in einander tretenden und nach der Spitze zu fein gekerbten Kiefern. Der Hals iſt kuͤrzer und dicker als der Kopf mit einer runzlichen Haut bekleidet. Die Fuͤße liegen horizontal auf— warts geſtreckt; die vordern find viel länger als die hintern, dieſe fo wie jene mit zwey fürzern, ſtar— ken, platten, wenig gekrümmten, ſpitzigen Krallen am Rande des erſten und zweyten Fingers beſetzt; an den Vorderfuͤßen iſt der Vordertheil ungetheilt, faſt ſichelfoͤrmig und endigt ſich in eine ſtumpfe mit einer großen Schuppe belegten Spitze; an den Hinz terfuͤßen iſt der aͤußerſte Theil ſpatenfoͤrmig und ſtumpf ausgekerbt, und wie an den Vorderfuͤßen uͤberzogen; die Spitze der unbekrallten Finger ſind jede mit einer großen Schuppe belegt. Der Schwanz iſt kegelfoͤrmig, mit einer runzlichen Haut bekleidet, etwas länger oder kuͤrzer als der Ober: ſchild. Die Farbe iſt verſchieden, oben ſchmutzig gelbbraun, unten weißlich, oder oben braunroth mit gel: ben Streifen mit oder ohne ſchwarzen Rand, und unten weißgelb oder pommeranzengelb u. ſ. w. Dieß iſt die Beſchreibung nach Schoͤpf. Nach meinen Unterſuchungen, die ich an vielen Exemplaren gemacht habe, beſteht der Unterſchied zwiſchen dieſer und der ſogenannten Rieſenſchildkroͤte in folgendem. Der Kopf iſt ſtaͤrker, die Oeffnung wellenfoͤrmiger gebogen, der Oberkiefer abſchuͤſſiger und haakenfoͤrmiger; der Hals runzlicher und bins ten ſtaͤrker; die Vorderfuͤße mehr eyrund, vorn mit einem faſt kegelfoͤrmigen, und am zweyten Gelenke mit einem breitern kleinern Nagel verſehen; die Hin⸗ 116 Schildkröten. ſie ſeltener 4). Sie wohnt auch in der alten Welt, vor⸗ zuͤglich haͤufig im Mittellaͤndiſchen Meer, wo. man Hinterfuͤße haben eben ſolche zwey Nägel wie die vordern, ſind ſpatenfoͤrmig und etwas eingekerbt; der Oberſchild iſt mehr herz- als eyfoͤrmig, bey den Vorderfuͤßen mehr ausgeſchweift, und uͤberhaupt weit flacher; von den 5 Ruͤckenfeldern, die ſchmaͤ⸗ ler und nicht fo ſpitzwinklich find, als an der Hiefens ſchildkroͤte, find die vorderſten am hoͤchſten gekielt und ſo nach und nach abnehmend; die letzte gar nicht, hat aber wie bey jener, auf der Mitte eine erhoͤhte Rippe hinlaufend und auf beyden Seiten dazwiſchen eine knochenloſt Vertiefung wie die Seitenfelder; von den Seitenfeldern iſt das vorderſte nach dem Halſe zu das kleinſte und dadurch, und durch den vorderſten laͤnglichen ſechseckigen Randſchild, der bey einigen Exemplaren, aber nicht bey allen, nach der erſten Nandſchuppe an noch einen dreyeckigen Anſatz hat, unterſcheidet ſich dieſe Schildkroͤte haupt: fächlich von jener. Der Kopf hat bey dieſer ſo wie bey jener oben auf dem Scheitel eine große achtecki⸗ ge in der Mitte getheilte Schuppe, die vorn einen kleinen, faſt eyrunden Anhang hat, und mit lo faſt allzeit fuͤnfeckigen Schuppen umgeben iſt, wovon die nach dem Halſe zu am ſchmaͤlſten ſind, und die nach der Stirn zu die egalſte und achteckig iſt; vorn auf der Stirn ſitzen noch fuͤnf andere kleinere, und an jeder Seite des Kopfs noch 7 Schuppen. An den Unter— ſchild find an den Seiten die Fluͤgel durch ein vier⸗ eckiges haͤutiges Feld getheilt, und jeder Theil zeigt nach dem Rande zu fechs | bis acht rippenartige Erz habenheiten, die wie die Finger einer Hand mit den etwas ausgehoͤhetem Rande der Oberſchaale verbun— den ſind. Die knochige Erhabenheit des Mittelfel— des iſt an dieſer flaͤcher als an der Rieſenſchildkroͤte und die Farbe dunkler. B. d) Brown a. a, O. Die Karett⸗ Schildkröte. 17 man ſie, befondersin Cagliariund Caſtel Sar- do in Sardinien, unter dem 41ſten Grad der Breite in Menge faͤngt. Sie wiegt dort oft gegen 400 (ſardiniſche) Pfund ). Rondelet, der in Languedoc wohnte, er⸗ zaͤhlt, daß er eine Cauana einige Zeit, vermuthlich in einem Baſin, gehalten hat; fie war an der Kü« ſte feiner Provinz gefangen, gab einen leiſen un. deutlichen Laut von ſich, und ließ zuweilen ſolche Seufzer hoͤren, wie man fi ie. der Rieſenſchildkroͤte dusche be Ds | Die Schilde von der Are haben, ob fie: gleich groͤßer ſind als von der Karetſchildkroͤte, mit denen ein großer Handel getrieben wird, beynah gar keinen Werth. Man brauchte ſie ſonſt zu Spiegelrahmen und andere Prachtgeraͤthe damit. zu belegen 3), aber jetzt achtet man ſie nicht mehr, weil fie beynahe durchgehends von einer Art von Kraͤtze verunſtaltet ſind. Man hat ſogar Cauane gefunden, auf deren Oberſchaale Moofe und Mu- H 3 ſcheln e) Cetti Storia de N III. p. 12. La C. Ueberſ. III. S. 14. Das von Hrn. D. Schoͤpf. Taf. 15 abgebildete Exemplar war zu Livorno gefangen. Sie bewohnt uͤberhaupt das Atlanti— ſche und Mittellaͤndiſche Meer. PERS Geſchichte der Fiſche. Lyon 1588. g) Es iſt überhaupt noch zweifelhaft, ob. man die Schaalen von dieſer Schildkroͤte je zu. Kunſtwaa— ren verbraucht hat. Vielleicht daß bloß die Ver⸗ wechſelung der Namen an dieſer Benutzungsan⸗ gabe Schuld iſt. B. * 118 Scchhildkroͤten. ſcheln ſaßen und deren Hautfalten voll kleiner Schaa⸗ lenthiere waren ). , Die Cauane hat ein viel wilderes Anſehen als die uͤbrigen Schildkroͤten, ſie iſt groͤßer und ſtaͤrker und daher auch dreuſter; ſie braucht ein nahrhafte— res Futter, und iſt weniger mit Seegraͤſern zufrie⸗ den; ſie iſt ſogar ein Raubthier, greift ſelbſt junge Krokodille an und verſtuͤmmelt fie oft 79. Man ſagt, ſie lauerte um die groͤßeren Amphibien mit mehr Vortheil anzugreifen, im Hintergrunde der Hoͤhlen, die laͤngs den Kuͤſten hin ſind, in welche die Krokodille, wenn fie ſich verbergen wollen, ruͤcklings hineinkriechen muͤſſen, weil ſie ſich ihrer Länge wegen nicht würden darin umwenden koͤn⸗ nen; da faßt fie fie dann Fräftig beym Schwanze, ohne ſich vor ihren Zaͤhnen fuͤrchten zu duͤrfen Y. Da ihre Nahrungsmittel groͤßtentheils aus dem Thierreiche genommen, alſo unreiner und der Faͤulniß eher unterworfen find, als bey der Rieſen— ſchildkroͤte, da fie ohne Unterſchied Seegewuͤrme I) und allerley fleiſchige Koͤrper verſchlingt, ſo ſchmeckt ihr Fleiſch darnach; es iſt oͤhlig, ranzig, faſerig, lederartig und hat einen unangenehmen Seege— ſchmack. Der Biſamgeruch, den alle Schildkroͤ— ten *) Brown a. a. O. La C. und Schoͤpf a. a. O. S. 79. 1) Abhandl. des Hrn. dela Coudreniere. Jour- nal de Physique. November 1782. Bemerkung des Hrn. More au de Saint-Mery, General- Procurator des Conſeils zu St. Domingo. ) Brown a. a. O. Die Karett: Schildkröte. 119 ten haben, iſt bey der Cauane zum Eckel ſtark m), deßwegen wird ſie wenig geſucht, doch iſt auch ſie ſchon von Seefahrern ohne Nachtheil gegeſſen wor— den 1), und man hat ihr Fleiſch ſehr hitzig gefun— den. Man ſalzt es zuweilen ein, um, wie man ſagt, die Negerſklaven 0) damit zu fuͤttern; fo weit geht die Gewinnſucht, daß ſie alles, was Erde und Meer hervorbringt, aufbietet, um von den Un- gluͤcklichen einen groͤßern Vortheil zu ziehen. Oehl geben die Cauanen in Menge, es taucht aber nicht zur Speiſe, weil es aͤußerſt übel riecht )), zum Brennen aber, ſo wie zum Lederbereiten und zum Kalfatern oder Ueberziehen der Schiffe, die es des uͤbeln Geruchs wegen vor dem Wurme bewahren ſoll, iſt es ſehr brauchbar. Der Nutzen der Cauane ſteht daher mit der Rieſenſchildkroͤte in keinem Verhaͤltniß; ſie hat, da ſie weniger verfolgt wird, weniger Feinde zu fuͤrchten, und iſt daher in einigen Meeren in weit groͤßerer Menge anzutreffen. Da ſie von Natur ſtaͤrker iſt als die uͤbrigen Schildkroͤten, ſo macht fie auch weitere Reiſen; und man hat fie über achte hundert franzoͤſiſche Meilen weit in der See getrof— fen, wie ich ſchon oben angemerkt habe. 1 H 4 Weil m) Bemerkungen des Hrn. v. Widerſpach. n) Brown nat. hist, Jam, p. 466. o) Neue Reife nach den amerikaniſchen Inſeln. Th. P) Aue de iſt es doch den Italiaͤniſchen Moͤnchen ein angenehmes Gericht. Die Eyer ſind auch eine beſſere Speiſe. Schöpf a. a. O. S. 79. 10 Schildkröten. Weil ſie auch zuweilen von Fiſchen lebt, ſo binder fie ſich weniger an die Kuͤſten, wo die Seegraͤſer wach⸗ fen. Sie kann ohne Mühe große Schnecken, Seehoͤr⸗ ner und dergleichen zerbeißen, um die Schnecken herauszuhohlen; und die nordamerikaniſchen Fi⸗ ſcher erzaͤhlen, daß ſie oft große Seemuſcheln finden, die die Karett Schildkröte halb zerbiſſen hat 9). Ihr Fang iſt zuweilen gefaͤhrlich. Wenn man ihr zu nah kommt um ſie umzuwerfen, ſo vertheidigt ſie ſich mit den Fuͤßen und den Rachen, und was ſie einmal mit ihren Kinnbacken gefaßt hat, laͤßt ſie ſchwerlich wieder los. Um dieſes heftigen Wider⸗ ſtandes willen, den fie ihren Verfolgern entgegen⸗ ſetzt, hat man ihr eine Art von Bosheit Schuld gegeben, und ihr alſo gewiſſermaßen ihre gerechte Vertheidigung zum Vorwurfe gemacht, und ſie verurtheilt, weil ſie ihre Waffen zur Rettung ihres Lebens gebraucht, und das iſt denn nicht das erſte⸗ mal, daß der Staͤrkere es dem Schwaͤchern zum Verbrechen macht, daß er durch Widerſtand ſeinen Genuß verzögert, und feine Verfolgung mit Ges fahren verbindet. Nach Cates bn giebt es noch eine fehr große aber ſeltene Meerſchildkroͤte unter dem Namen des Koffer's, ſie iſt ſchmal aber fehr dick, und ihre obere Schaale iſt gewoͤlbter als bey den uͤbrigen Meerſchildkroͤten ). Unfireitig iſt es die naͤmli⸗ 4 ) Catesby H. p. 40. r) Testudo areuata, Catesby II. p. 40. Die Karett⸗Schildkroͤte. 121 che, die Dampier ) unter dem Namen der Dicken⸗, oder Koffer -Schildkroͤte zu feis ner erſten Art macht. Beyde ſind dicker als alle übrigen Meerſchildkroͤten, haben eine gewoͤlbtere obere Schaale, einen ſchlechten Geſchmack und un— angenehmen Geruch, und geben ein gutes Brennoͤhl. Ich führe dieſe Schildkroͤte unter den Caua⸗ nen an, zu denen ſie mir zu gehören ſcheinen, bis weitere Beobachtungen etwas naͤheres daruͤber ent⸗ ſcheiden. Y Allgem. Geſch. der Reiſ. 48 B. ©. 344. fl. 9 3 Das 122 Schildkroͤten. Die Nas hornſchildkroͤte. (La Tortue nasicorne.) 9 Die Naturforſcher haben dieſe Art mit den Caua⸗ nen verwechſelt, ob ſie ſich gleich durch ein ſehr auffallendes Kennzeichen, das den wahren Caua⸗ nen mangelt und nach welchem ich dieſe Art be— nannt habe, von ihnen unterſcheidet. Dieß iſt eine weiche Erhoͤhung über der Schnauze, in wel⸗ cher die Naſenloͤcher ſtehen. Dieſe Nashornſchild— kroͤte lebt in den Meeren des neuen Welttheils um | den 7) Zu dieſer Schildkröte gehört die, welche in Grono- vii Mus p. 85. n. 69 beſchrieben iſt, und die Lin: ne“ für feine Karett-Schildkroͤte (unſere Cau— ane) hielt. Die Schildkroͤte beym Gronovius hat den Hoͤcker auf der Naſe, welche unſere Nas: hornſchildkröte auszeichnet. La Cep. Hr. D. Schoͤpf zieht dieſe Stelle auf die Ka— rett⸗Schildkröͤte (a. a. O. S. 75. u. 89.) und ſo thut es auch Donndorf in den Zool. Beytr. III. S. 9. Genauere Unterſuchungen dieſer Schild— kroͤte von Kennern, beſonders in der Gegend ihres Aufenthalts muͤſſen hier entſcheiden. So viel iſt gewiß, daß die Nafenlöcher aller Karett: Schildfrör ten in einer etwas erhabenen runzlichen Haut liegen. Da nun die Beſchreibungen mehrentheils von ver— trockneten Exemplaren gemacht worden ſind und noch gemacht werden, ſo iſt natuͤrlich, daß im lebendigen Zuſtande dieſe Theile hoͤher ſind. Doch kann ich hier Die Nashornſchildkroͤte. 123 den Aequator. Es fehlt uns noch an hinlaͤngli⸗ chen Beobachtungen uͤber dieſe Schildkroͤte, um ihre Merkmahle naͤher angeben zu koͤnnen, doch halt ich ſie von der Caua ne, mit der ſie, nach dem, was der Hr. von Widerſpach daruͤber ſagt, noch weniger Aehnlichkeit als mit der Rieſenſchild⸗ kroͤte hat, fuͤr ſehr verſchieden. Man ißt ſie ſo wie die letztere, da man die Cauane beynah nie zur Speiſe gebraucht. Ich wuͤnſchte, daß die Reis ſenden ſich um dieſe Schildkroͤte, die vielleicht die Baſtardſchildkroͤte der amerikaniſchen Fiſcher iſt, ſo wie um die uͤbrigen noch unbekannten Arten, etwas naͤher bemuͤhten. Es iſt um ſo mehr der Muͤhe werth etwas genauere Unterſuchungen anzu— ſtellen, da dieſe Arten bey der geringen Verſchie— denheit im aͤußern, ſich dennoch nicht mit einander begatten, alſo weſentlich voneinander getrennt ſind. hier nicht entſcheiden. Iſt dieſe Schildkroͤte wirk— lich verſchieden, ſo koͤnnte man ſie Testudo na- sicornis nennen. Vergl. Schneiders zweyte Beytr. zur N. G. der Schildkroͤten. S. 10. Nr. 4. B. Die 224 Schildkroͤten. Die ſchieferartige Schildkröte. (Die KarettSchildkroͤte. Carette.) 2) (Taf. II. Fig. 1.) Fir den Philosophen wird die Nieſenſchildkröte wegen der angenehmen und Beilfamen Nahrung, die — u) La Tuilee, D' Aubenton Encycl, meth. Testudo imbricata. Lin, amph. rept. n. 2. Tortue Caret. Rochefort hist. nat. des An» till. p. 249. f Testudo imbricata. Schneider. ‚Testudo caretta. Catesby Carolin. Vol. 2. p. 39. tab. 39. IR — — Gronov. Zoophyl. p. 164. n. 72. Testudo pedibus pinniformibus, testa cor- data, margine serrato, scutellis imbricatis, latuisculis, C— — Kay, Syn. anim, quadr. p. 258, ‚Testudo sguamata, Bont. jav. 82.) Beyde Synonymen fallen weg; letzteres iſt ein ganz anderes Thier, das vielleicht nicht einmal zu den Schildkroͤten gehoͤrt. ſ. unten. B. The hawk's-bill Turtle, Testudo 1 major, unguibus utrinque quatuor. Brown. Jamai- ca. p. 465. n. 1. — — Seba, mus. I. p. 130, tab, 80, fig. 9. Testudo marina americana. Testu- Die ſchieferartige Schildkroͤte. 125 ſie uns giebt, immer die erſte im Range bleiben; wer hingegen das ſchimmernde lieber hat, wird ihr g un⸗ Testudo caretta, Sloane Voyag, aux Isle Ma- dere, Barbade etc. Vol, 2. Caret, du Tertre Antill. Tom. II. p. 229. n. 24. Caret, Labat. Voy. aux Isle de !’Amerique J. 182. 311. Ueberſ. von Schad II. S. 356. Caret, Dict. d'Histoire nat. p. V. de Bomars, La Cep. Vergleiche, ferner: Testudo imbricata, testa el« liptica, subcarinata, serrata, scutellis dis ci imbricatim laxe incumbentibus. Die ſchieferartige Schildkroͤte. Das Schild iſt ellip— tiſch und faͤgenfoͤrmig gezaͤhnt, der Ruͤcken gekielt, die Schuppen liegen mit ihrem Hinterrande auf dem Vorderrande jeder naͤchſtfolgenden. Schoͤpf N. G. der Schildkr. S. 96. und 81. 86. Taf. 18. A. B. Taf. 17. Fig. 1. 1 Testudo imbricata, testa scutis laxis atque imbricatim incumbentibus, unguibus palma- rum plantarumque quaternis. Schneiders N. G. der Schildkröten. S. 309, Derſelbe im Leipziger Magazin zur Naturkunde. 1786. 3. S. 258. Deflen erſte Beytraͤge zur N. G. der Schildkr. S. 4. Nr. 1. Deſſen zweyte Beytr. S. 11. Nr. 35. Deſſen Zool. k Abh. ©. 304. 4 Testudo imbricata. T. pedibus pinniformibus, testa cordata subcarinata: scutellis imbri- catis, cauda squamata, Lin. Syst, nat. XII. 1. p. 350. n. 2. Testudo imbricata. J. palmarum ylantarum- que unguibus binis, scutis laxe atque imbri- catim incumbentibus. Gmelin Lin. Syst- XIII. 3. p. 1036, n. 2. Testudo Caretta. Hnorr Delic. natur. sel. tab. 126 Scchildkroͤten. ihr unſtreitig die gegenwaͤrtige vorziehen, der ich den Namen Karett-Schildkroͤte laſſe, un⸗ ter i tab. 56. Eine ſchlechte Figur, die mit Unrecht zur Karet⸗Schildkroͤte gerechnet worden. Testudo Caretta, pedibus pinniformibus, te- sta cordata margine serrata, scutellis im- bricatis unguibus palmarum plantarumque quatuor. Bonaterre Erpet, Gen. Test. n. 6. tab. IV. fig. 1. La Cepede's Figur. 4 scaly Tortoise Shell. Grew Mus, soc. reg. P. I. c. 3. p. 38. tab. 3. g Testudo imbricata (ſchieferartige Schildkroͤte). Walbaum Chelonogr. S. 46. n. ııo. Was er S. 13 von der Caretta ſagt, geht meiſt auf die ſchieferartige Schildkroͤte. — — I. pedibus pinniformibus, testa cor- data, subcarinata, margine serrata, scutel. lis imbricatis latiuseulis, cauda squamasa. Die Caretta. Blumenbachs Handbuch der N. G. ste Aufl. S. 231. Nr. 2. Die Karet-Schildkroͤte. Schedels Waa— ven Lexik. II. S. 482. Kleins Claſſ. der vierf. Thiere. S. 297. Nr. 3. Deſſen natuͤrl. Ord. der vierf. Thiere. S. 107. Nr. 8. Def fen quadr. disp. p. 99. Meyers Ueberſ. d. neueſten Zool. Entd. S. 130. Fermin Su⸗ rinam (Ueberſ.) S. 82. Bruce Reiſen nach den Quellen des Nils. Anh. Taf. 42. (2) Das Schuppenſchild. Muͤllers Naturſyſtem. III. S. 17. Nr. 2. Neuer Schauplatz der Na— tur VII. Onomatolog. hist, nat. VII. 490. Die Schuppenſchildkroͤte. Leske N. G. S. 302. Nr. 2. N — — Borowsky Thierreich IV. S. 19. Nr. 3. — — Batſch Thier. I. S. 447. Die Die ſchieferartige Cchildfröte. 127 cer dem fie in ihrem Vaterlande allgemein bekannt iſt. Von dieſer Art erhaͤlt man vorzuͤglich die ſchoͤnen Schilde, die ſeit den aͤlteſten Zeiten her, der Schmuck der praͤchtigſten Pallaͤſte waren, in neuern Zeiten aber von dem Glanze des Goldes, und dem Feuer, das die Politur den harten und durchſichtigen geſchnittenen Steinen giebt, ver— draͤngt worden ſind. Man braucht ſie nur noch zum Schmuck der einfacheren aber zierlichen Geraͤ— the, minder beguͤterter, aber vielleicht deſto ge= ſchmackvollerer Perſonen. Wenn man fie noch zu— weilen unter dem Putze des ſchoͤnen Geſchlechts findet, fo find fie von blendendern und gefuchtee ren Zierrathen verſteckt, die man ihnen vorzieht, und denen ſie allenfalls zur Unterlage dienen. Was ſie aber durch die Vergleichung mit glaͤnzendern Dingen und durch die Entdeckung Amerikas, woher ſie in großer Menge nach Europa gebracht und allgemein bekannt wurden, verloren haben, haben ſie auf der andern Seite durch den ausge— breiteten Gebrauch gewonnen, der eine Folge ihres geringern Preißes wurde. Wie Die Schuppenſchildkroͤte. Donndorfs Thiergeſch. S. 411. — — Funks N. G. I. S. 367. — — Meine N. G. des Sn: und Ausl. I. S. 568. Nr. 5. — — . G. III. S. 222. Nr. 2. — — Oekonomiſche Zool. S. 104. — Meidingers Vorleſ. J. S. 160. Nr. 2. Die ſchieferartige Schildkr. Donndorfs Zobl. Beytr. III. S. 3 — 6. . a 128 2 Schildkröten. Wie viel kleine Geraͤthe aller Art ſteht man nicht mit dieſen jetzt allgemein bekannten Schild⸗ chen belegt, die halbdurſichtig ſind, die Farbe und Politur gewiſſer gefaͤrbter Kriſtalle, und dabey ei⸗ ne Biegſamkeit haben, die man dem Glaſe vers geblich mitzutheilen geſucht hat. Dieſe Schildkroͤte iſt an ihren glänzenden Schildchen, und vorzuͤglich an der Art wie ſie ge⸗ ſtellt ſind, ſehr kenntlich. Sie liegen dachziegel⸗ fürmig übereinander; und es find ihrer im Mit⸗ telfelde gewöhnlich dreyzehn, in drey Reihen, wie bey der Rieſenſchildkroͤcſte. Der Rand der obern Schaale, welcher ſchmaͤler iſt als bey den meiſten Seeſchildkroͤten, hat gewohnlich 25 Schildchen. ö Die obere vorn zugerundete, und hinten zuge⸗ ſpitzte Schaale, iſt beynah herzfoͤrmig; uͤberdem zeichnet ſich die ſchieferartige Schildkroͤte vor andern Arten ſehr merklich durch die Laͤnge des Kopfs und Halſes, aus. Der obere Kinnbacken ragt uͤber den untern hervor, ſo daß die Schnauze einige Aehnlichkeit mit einem Raubvogelſchnabel hat. Die Englaͤnder nennen ſie deßwegen auch (bec a faucon) Falkenſchnabel x). Dieſer Na- me hat aber einige Verwirrung angerichtet, weil man, ohne die beyden Arten gehoͤrig zu unterſchei— den, auch die Cauane fo genannt hat Y), und in der Naturgeſchichte wird man nur zu leicht ver⸗ fuͤhrt x) Catetby Carol. Vol. 2. p. 5g. (Hawsbill: Ha bichtsſchnabel ſagen die Engländer. V.) Brown a. 4. O. g Die ſchieferartige Schildkröte. 129 führt, unter gleichlautenden Namen einerley Ge⸗ genſtaͤnde zu ſuchen ). | zn "ng Va Man ) Ich will hier die genauere Beſchreibung aus Schoͤpfs N. G. der Schildkroͤten a. a. O. beyfüs gen. Das Schild iſt elliptiſch, nach vorne zu et⸗ was vorgezogen und mäßig ausgeſchweift, nach hins ten zu verengernd und ſpitzig zulaufend mit einem an den Seiten gekielten und nach hinten zu ſaͤgen— j artig gezaͤhnten Rande, zwar niedergedruͤckt aber doch etwas hoͤher als der Kopf, gegen den Ruͤcken erhaben und gekielt. Die Scheibe iſt nach Verhaͤltniß der Groͤße mehr oder weniger gewoͤlbt und der Rüden keicht gekielt. An jungen iſt die Scheibe ſtaͤrker ges woͤlbt, und faſt dreyeckig, wie ein gebrochenes Dach, weil an ihnen auch die Seitenſchuppen gebogen und auf der hintern Haͤlfte einer jeden mit einer kielfoͤr⸗ migen Erhöhung. verſehen find, deren ganze Rich— tung in einer parallelen Kruͤmmung bis nach dem hintern Rande des Schildes geht. Die Bekleidung beſteht aus eckigen nach hinten ſich ſchmaͤlernden Schuppen, welche durchaus ſchieferartig uͤbereinan— der oder mit den Raͤndern etwas untereinander ges ſchoben liegen; an Erwachſenen iſt die Vereinigung lockerer als an juͤngern. Dieſe Schuppen ſind an jungen Thieren duͤnn, zart und durchſichtig, bey er— wachſenen aber dick und ſtark, vorn und hinten vers duͤnnt, hornartig, durchſichtig, glatt, glaͤnzend und ber: meift aus weißlichen, roth, braun und ſchwarz flam⸗ mig gemiſcht. Auf der Scheibe liegen der Regel nach 13 Schuppen; die fuͤnf mittelſten ſind ungleich breiter als lang, nach beyden Seiten abſchuͤſſig mit einem glatten und nicht ſehr ſcharfen Kiel, nach hinten ſehr ſtumpfwinklich; die erſte und kleinſte iſt uͤberzwerg rautenfoͤrmig; die zweyte, dritte und vierte find einander ähnlich, ebenfalls meiſt rauten⸗ foͤrmig, oder genauer genommen, ſechseckig; die De la Cepedes Natg. d. Amph. I. Bd. J letzte / 130 Schildkröten. Man findet die ſchieferartige Schildkrote, ſo wie die mehreſten uͤbrigen Arten in den heißen Ge⸗ / N gen⸗ letzte iſt meiſt laͤnger, ihre erſte Haͤlfte ſchmaͤler als die vierte, und hat nur vier Ecken, weil ſie hinten zugerundet iſt. Die acht Seitenſchuppen ſind in Anſehung der Laͤnge des Rumpfes breiter als lang, verſchoben fuͤnfeckig, unten abgeſtumpft, oben ſpiz⸗ zig; an jungen Thieren laͤuft von der Mitte der Schuppe nach der hintern Ecke hin eine kielfoͤrmige, uͤberzwerche ſchwache Erhoͤhung. Die hintern Ränder der Ruͤcken - und Seitenſchuppen ſind ſelten ganz gleich, ſondern mehr oder weniger zugerundet, warzig oder gar ausgenagt. Der Rand iſt nach dem Umfange laͤnglich eyfoͤrmig, nach dem Kopfe hin etwas vorgezogen, flachbergig und aus⸗ geſchweift, ſteigt von da nach den Armen etwas ſchraͤg abwaͤrts, geht dann in einen flachen Bogen, der erſt gekerbt, hernach ſaͤgenartig gezaͤhnt iſt, nach dem Hintertheil in einen ſpitzigen Winkel zufam: men. Er beſteht aus 2; ſchieferartig gelegten Schuppen, wovon die vorderſten linienfoͤrmig, die vier naͤchſten laͤnglich viereckig mit ſtumpfen Kanten, die weiter hinterwaͤrtsliegenden flach und viereckig mit vorragender Spitze ſind und die ganz letzten ſich über dem Schwanze mit einer kielfoͤrmigen Erhoͤ— hung zuſammen fügen. Der Bauchfchiid tft kuͤrzer als der Ruͤckenſchild; der Vordertheil kuͤrzer und zugerundet, der hintere laͤnger und ſtumpfſpitzig, der mittlere platt und zweykielig. Er beſteht aus 12 ebenfalls ſchieferartig gelegten Schuppen, die breiter als lang, oder weich und lederartig ſind. Die beyden Fluͤgelanſaͤtze haben vier aͤhnliche vier— eckige Schuppen. é Der Kopf iſt nach Verhaͤltniß feiner Breite län: ger und nach vorne zugeſpitzt, oben abgerundeter als an der Cauane, auch iſt der Hals länger ges N | ſtreckt Die ſchieferartige Schildkröte, itzt genden von Amerika ), aber auch in den A ſi a⸗ tiſchen Meeren. Von dorther kamen auch hoͤchſt— wahrſcheinlich die ſchoͤnen Schilde, deren ſich die Alten noch vor Plinius Zeiten bedienten, und welche die Roͤmer um deſto hoͤher ſchaͤtzten, da ſie ſehr ſelten waren und weit hergebracht wurden 5); denn es ſcheint, daß ſie vorzuͤglich auf die Dinge einen beſondern Werth legten, welche ein Beweis ihrer großen Macht und ihrer ausgebreiteten Herr⸗ ſchaft ſeyn konnten. Die ſchieferartige Schildkröte koͤmmt der Rie⸗ ſenſchildkroͤte an Groͤße nicht bey; ihre Fuͤße ſind auch floſſenaͤhnlich, und oft mit vier Nägeln vere ſehen. b Ihre Legezeit iſt im noͤrdlichen Amerika ges woͤhnlich im May, Junius und Julius. Sie le⸗ gen ihre Eyer nicht in den Sand, ſondern am lieb- ſten in einem mit kleinen Kieſeln vermiſchten Kies. Die Eyer find wohlſchmeckender als von allen ante dern Schildkröten, aber 1 Fleiſch iſt nicht ange⸗ J 2 nehm ſtreckt, als an den uͤbrigen Arten und mit einer kah⸗ len runzlichen Haut bedeckt. Der Schnabel, wel— chen man mit einem Falkenſchnabel vergleicht, ragt unter der Naſe keilförmig zugeſchaͤrft vor und iſt ſchraͤge abſchuͤſſig nach der Oeffnung des Mundes. Die Kiefer ſind ſcharf und ganz. Die Fuͤße ſind floſſenartig; die vordern länger und ſchimaͤler, die hintern kuͤrzer und runder; jeder Fuß meiſt nur mit einem, doch auch zuweilen mit einem zweyten, we niger ins Geſicht fallenden Nagel bewaffnet. B. a) Nach Dampier findet man in der Suͤdſee keine. 5) Plinii hist. nat. I. g. c. 11. I. 16, c. 43. V. 132 Sgt. nehm, und hat, wie man ſagt, eine purgirende Kraft e), es verurſacht heftiges Erbrechen, Beulen und Geſchwuͤre uͤber den Koͤrper und ein hitziges Fieber, das aber fuͤr diejenigen, die Kraft genug haben, der Heftigkeit des Mittels zu widerſtehen, eine heilſame Criſis ſeyn ſoll 45. Nach Dam⸗ pier ſollen die guten oder boͤſen Eigenſchaften des Fleiſches von den Nahrungsmitteln, und alſo von den Gegenden herruͤhren, wo ſie ſich aufhalten. Die ſchieferartige Schildkroͤte muß, ob ſie gleich kleiner iſt, doch mehr Staͤrke haben, als die Rieſenſchildkroͤte, weil man ſie fuͤr boͤsartig aus giebt. Sie vertheidigt ſich viel beſſer, wenn man ſie fangen will, und ihre Biſſe ſind ſehr heftig und ſchmerzhaft. Ihre obere Schaale iſt N und ihre Süße find, im Verhaͤltniß mit ihrer Groͤ⸗ ße, 00 Mieter Vol, I. La Cep. Deshalb gehört auch wohl Testudo purgans, Labat Voy. en Guinee. Tom. III. p. 323, hierher. Schopf a. A O. S. 70% B. g 4) Diejenigen, welche nach der Schildkrotinſel oder den andern Inſeln auf ihren Fang ausgehen, leben 3 bis 4 Monate bloß davon, ohne Brod, Cafs ſawa, oder etwas anders zu genießen. Sie duͤrfen aber verſichert ſeyn, dadurch von allen Krankheiten ihres Koͤrpers, ſogar den veneriſchen geheilt zu wer— den. Dieſe Speiſe bringt ihnen ſogleich einen Durchfall zu Wege, der ſie vortrefflich ausreinigt. Man vermehrt oder ſchwaͤcht ihn, je nachdem der Kranke bey Kraͤften iſt, oder nicht, indem man ihm mehr oder weniger mit dem Fleiſche der Rieſen⸗ ſchildkroͤte vermengt, genießen läßt. Labat a. . O. und Schoͤpf a. a. O. S. 101, B. Die ſchieferartige Schildkroͤte. 133 ße, langer als bey andern Schildkroͤten, deßwe— gen kann fie, wenn man fie auf dem Ruͤcken ge» worfen hat, durch hin und her ſchaukeln, weit ge— nug auf die Seite kommen, um mit den Fuͤßen den Boden zu erreichen und ſich aufzuhelfen e). Die ſchoͤnen Schilde ihrer Schaale wiegen gewoͤhn— lich zufammen 3 bis 4 / zuweilen aber auch 7 bis 8 Pfund 8). Die, welche dick, hell, durch- ſichtig, goldgelb, mit roth und weiß, oder ganz ſchwarzbraun beſprengt oder jaſpirt ſind, werden am meiſten geſchaͤtzt ). Wenn man fie formen will, ſo werden ſie in warmen Waſſer erweicht, und unter einer eiſernen Preſſe in die Form ge— druͤckt 2); dann werden fie polirt und mit dünnen, 33 goldenen e) Vergl. Labat a. a. O. oder Schoͤpf a. a. O. S. 97. . pP Eben. g) Ray Syn. p. 258. La Cep. Auch wohl 15 bis 20 Pfund, Schoͤpf a. a. O. S. 100. B. A) Fougereaux. La Cep. — Es giebt auch ſchwarz und weißgeflecktes, ja ſolches, das ganz weiß iſt, und welches man das blonde Schildkrot nennt. Dieß iſt aͤußerſt ſelten. B. 1) Es wird weder geloͤthet noch geſchmolzen, und es iſt irrig, wenn man glaubt, daß verſchiedene Kunſt— ſachen von geſchmolzenen oder gegoſſenen Schildfror gemacht wären. Es iſt dieß nichts weiter, als ger - raſpeltes Schildhorn, das gepreßt worden iſt, und ſich durch die Waͤrme aneinander gefugt hat. Nach Europa wird gegenwaͤrtig das meiſte aus den Weſtindiſchen Inſeln und dem waͤrmern Ame— rika gebracht und man ſchaͤtzt, daß nach Mar ſeille allein jährlich gegen 1000 Pfund eingeführt wer * 134 Schildkröten. goldenen oder ſilbernen Zierrathen belegt, um ihre Farben zu erhoͤhen. Man ſagt, daß in einigen Gegenden, vorzuͤg⸗ lich auf den naſſen oͤſtlichen Kuͤſten von Suͤdame⸗ rika, dieſe Schildkröten ſich mehr in uͤberſchwemm⸗ ten Gegenden als im Meere aufhalten, weil ſie dort haͤufigere und angemeſſenere Nahrung fins den Y. werden. Die Hollaͤnder ſammeln es auf der Inſel Timor u. ſ. w. und die Chineſen holen es auf der Inſel Sulu. Schoͤpf a. a. O. B. ) v. Widerſpach. Man ſagt, die Karettſchilde kroͤten naͤhrten ſich vorzuͤglich von einer Art See⸗ ſchwamm (Fungus), den die Amerikaner en ohr nennen. eee a. er TE RER IDEE EE . FELD 2 — W 05 Mues, a ER ua ss, BIC 2 Ina. r eee 5 A / 0 25 4 15 ardege & , „ 275 3 Ira 8 . Lseoen:= \F.chıtt . Die lederartige Schildkroͤte. 135 Die lederartige Schildkroͤte. (Die Laute oder Leyer: La Luth.) 4 (Taf. II. Fig. 2.) Die meiſten Seeſchildkroͤten, von denen ich bis jetzt gehandelt habe, findet man ſeltener außerhalb der 4 Mendes D Lyra. Lat. Rat de mer, tortue a clin bey den Fifchern in einigen Gegenden. BR Tortue luth. D’Aubenton Encycl. meth. Testudo coriacea. Lin. Amph. rept. n. 1. Tortue couverte de cuir, ou Tortue mercuriale, Rondelethist, des Poiss. Lyon, 1558. (Hist. de piscibus, P. I. p. 445. Leyd. 1554. B.) Testudo coriacea, Vandelli ad Lin. Patav. 1761. n. 4. La Cep. Ferner: Testudo coriacea. Schneider, N. G. der Schildkr. 312. Nr. 4. Testudo testa co- riacea, per longitudinem striata. Defel: ben zweyter Beytr. zur N. G. der Schildkr. S. 12. Nr. 6. Deſſen Zool. Abhandl. S. 105. Gmelin Lin. Syst. Ed. XIII. I. 3. P. 1026. * 1. 8 Testudo coriacea, J. pedibus pinniformibus muticis, testa ceriacea, cauda angulis gep- tem exaratis. Lin. Syst. Ed. XII. I. p. 350. n. 1. — — Pennant british Zool. 1776. III. p. 7. 8. — — Gerner, de Aquatilibus. tab. VIII. p. 1144. Mit einem Holzſchnitt aus Rondelet, der 168 Schildkröten. Wendezirkel; doch iſt die Cauane nicht die ein⸗ zige, welche man auch in den Meeren, die unſerem Clima naͤher ſind, antrifft. Man findet im Mit⸗ telmeere eine Art Schildkroͤten, die an Länge oft die groͤßten Riefenſchildkroͤten uͤbertrifft. Sie heißt die Leyer (la Luth) und beſucht vorzüglich, wenigſtens zur Legezeit, die wuͤſten und zum Theil ſandigen Geſtade der Barbaren; fie geht nicht hoch in das Adriatiſche Meer hinauf, auch in das ſchwarze Meer kommt fie wegen der hoͤhe⸗ ren Breite und des Climas nur ſelten. Sie uns terſcheidet ſich von allen übrigen ſowohl See- als Landſchildkroͤten dadurch, daß fie. kein ſichtbares Bruſtbein hat. Die obere Schaale bedeckt, wie ein der aber etwas verbeſſert iſt. Zjusd. de Qua- eee ovip. p. 106. — Hermann, tab. affın. anim. p. s — — Hist. de Academie de Scien. d. 1765. 44. ar — Molina, Naturgeſchichte von Chili. S. 190. (Die Lederſchildkroͤte.). Das Lederſchild. Muͤllers Naturſyſtem III. S. 16. Nr. 1. — — Donndorfs Europ. Faun. VII. S. 42. Nr. 1. | — — Leske Naturgeſchichte. S. 302. Nr. 1. — — Neuer Schauplatz der Natur. VII. ©. Sie Schildkröte mit lederartigem Schik de. Onomat. hist. nat. VII. 487. Die Lederſchildkroͤte. Bergmanns Na turg. III. S, 221. Nr. 1. — — Donndorfs Zool. Beytr. III. 5 2. * Die lederartige Schildkroͤte. 137 ein großer Panzer den Ruͤcken des Thiers, iſt aber nach vorn und hinten zu, nicht lang genug, daß es Kopf, Schwanz und Pfoten unter dieſer Ruͤ— ſtung verbergen koͤnnte. Hierin naͤhert ſich die Leyer den Krocodillen und den andern großen Am- phibien, welche die Seekuͤſten bewohnen. Die. obere Decke iſt erhaben, gewoͤlbt, an einem Theil des Umfangs zugerundet, endigt fi) aber nach hin⸗ ten zu in eine ſo ſcharfe und verlaͤngerte Spitze, daß das Thier über feinem ordentlichen Schwanze noch einen zweyten zu haben ſcheint. Auf der obern Schaale laufen den Ruͤcken entlang fuͤnf ziemlich erhabene ſcharfe Graͤten, von denen vorzuͤglich die mittelſte ſehr hervorſtehend iſt; einige Naturfor— ſcher zählen ihrer ſieben, dann find aber die Außer» ſten Raͤnder des Schildes auf beyden Seiten mit— gerechnet. Das Ruͤckenſchild hat nicht, wie bey andern Seeſchildkroͤten Schuppen, ſondern iſt wie der ganze Koͤrper, Kopf, Hals, Fuͤße und Schwanz durchaus mit einer dicken Haut uͤberzo— gen, die in Farbe und Conſiſtenz einem harten, ſchwarzen Leder gleicht. Linne!“ nennt fie deßwe— gen die Lederſchildkroͤte (Testudo coriacea) und ſie naͤhert ſich dadurch mehr als eine andere den Manati's und Seerobben, deren Fuͤße eben— falls mit einer ſchwaͤrzlichen harten Haut uͤberzogen ſind. Der untere Theil des Koͤrpers iſt platt; die Füße oder vielmehr die Floſſen haben nach den An— gaben der mehreſten Naturforſcher keine Naͤgel, doch habe ich an einem Exemplar im koͤniglichen | 35 Ca- 138 Schildkröten. Cabinette häufige Naͤgelanſaͤtze an den Hinterfuͤ— ßen gefunden. Die Oberlippe iſt geſpalten, und die Unterlippe, die nach oben gekruͤmmt iſt, tritt in dieſe Oeffnung hinein. Rondelet erzaͤhlt, daß er eine von dieſen Schildkroͤten geſehen hat, die zu Frontignan an den Kuͤſten von Langue— doc gefangen, fuͤnf Ellen lang, zwey breit war, und eine betraͤchtliche Menge gutes Brenn oͤhl gab m). Herr Amoureur der jüngere, Mit⸗ glied der koͤniglichen Societaͤt zu Montpellier, hat eine Beſchreibung von einer andern geliefert, welche im Hafen von Cette in Languedoc gefangen wurde, und ſieben Fuß fuͤnf Zoll lang war u), Die, nach welcher ich gegenwärtige Beſchreibung gemacht habe, war beynah von der naͤmlichen Groͤ⸗ ße. Ihre ganze Ausmeſſung iſt folgende: Fuß Zoll Lin. Ganze Länge s „ ee, ae 2 Breite - a EEE A — 1 Dicke = = 1 8 — Laͤnge der Oberale - 1 2 Breite 4 4 4 — Laͤnge des Halſes m Kopfes 1 5 — Länge der Kinnladen = — 8 6 Breite m) Rondelet a. a. O. u) Journal de Physique 1778. Jan. p. 565. jet Suppl. 13. p 230. Die unvollkommene 2 bung dieſes Thieres kann man ausgezogen leſen bey Hrn. Schneider a. a. O. S. 218. Im Linneiſchen Syſtem XIII. I. c, wird eine Ba: rietaͤt „) daraus gemacht. B. Die lederartige Schildkroͤte. 139 1 5 Fuß Zoll Lin. Breite des Halſes = N Ai Großer Durchmeſſer des Auges — 2 1 — 6 Länge der Vorderpfoten = 3 Dicke S N Länge der Hinterpfoten Nn Dicke 2 . 5 I 7 IQ: ; Länge des Schwanzes - 3 1 — Die lederartige Schildkröte be wo 9 nt nicht allein das Mittelmeer, man findet ſie auch an den Kuͤſten von Peru und Mexico, und an den meiften Afrikaniſchen Kuͤſten im heißen Erd» ſtrich o), und es ſcheint auch, als wenn fie wenige ſtens zur Zeit der größten Hitze, noͤrdlichere Ce» } genden beſuchte. Am 4ten Auguſt 1729 fieng man dreyzehn franz. Meilen von Nantes, noͤrd⸗ lich von der Mündung der Loire, eine Schildkroͤ— te, die 7 Fuß 1 Zoll lang, 3 Fuß 7 Zoll breit, und 2 Fuß dick war. Herr dela Font, Singes nieurobriſter zu Nantes, ſchickte an den Herrn May ran eine Beſchreibung derſelben, und alle angegebene Merkmale paßten genau auf die Leyer, die ſich im koͤniglichen Kabinette befand. Zwar war in der Beſchreibung von Zaͤhnen die Rede, die man bis jetzt noch an keiner Schildkroͤtenart gefunden hat, aber es iſt ſehr leicht die großen her= vorragende Zacken der eingeſchnittenen Kinnbak— ken an der Leyer fuͤr Zaͤhne zu halten; auch kommt die Stellung und Form dieſer Zacken an der Leyer * a mit ) Fougereaux geſchriebene Nachrichten. mann, der nicht wußte, wo ſie her war *). * 110 Schildkröten. mit den vorgeblichen Zaͤhnen der bey Nantes gefundenen Schildkroͤte uͤberein. Sie erhob nach der Erzählung des de la Font ein entſetzliches Geſchrey als man ihr den Kopf mit einem eiſernen Haken zerſchlug; man haͤtte ihr Geheul eine Vier- tel Meile weit hoͤren koͤnnen, und ihr vor Wuth ſchaͤumender Rachen ſtank entſetzlich 5). Inm Jahr 1756, etwas über die Mitte des Sommers hinaus, fieng man ebenfalls eine große Leyer-Schildkroͤte an den Kuͤſten von Cornwal— lis in England )). Pennant hat in den Philos. Transact. die Beſchreibung und Figur einer ſehr kleinen Schildkroͤte geliefert, die 3 Zoll 3 Linien lang und 1 7/2 Zoll breit war. Es iſt aus der Beſchreibung und aus der Figur klar, daß es eine ſehr junge Leyer-Schildkroͤte iſt, die kurze Zeit, nachdem ſie aus dem Ey gekommen war, gefangen wurde, wie auch Pennant felbft ver- muthet. Er ſah fie bey einem Londner Kauf— Die ») Histoire de Academie des Sciences, année 1729. 9 British, Zoology. London 1776. 2 Vol. 7 Transact. Philos. 1771. Vol. 61. P. I. n. 32. 3 266. tab. 10. fig. 4.5. (Sie heißt; the tu- berculated: Testudo tuberculata,) Im Gme— lin⸗Linneiſchen Syſteme iſt fie als Var. 8 auf: gefuͤhrt. Hr. Prof. Schneider hat in ſeiner N. G. der Schildkr. die Pennantſche Stelle ausgezos gen. Der Kopf iſt groß und ſchuppig; der Hals dick und faltig; das Ende der obern Kinnlade ge— * ſpalten Die lederartige Schildkroͤte. 141 Die lederartige Schildkröte gehörte mit zu de nen, welche die alten Griechen ſehr gut kannten, weil fie dort einheimiſch war. Es iſt bekannt, daß in Griechenland, oder uͤberhaupt an den Kuͤſten des Miltelmeeres, die Schaale einer großen Schild» Erdte den Erfindern der Muſik einſt zum muſikali⸗ ſchen Inſtrument dienen mußte, auf das fie Darm⸗ oder Metallſaiten zogen, und man ſagt, daß die Schaale der Leyerſchildkroͤte vorzuͤglich dazu ges braucht worden ſeyn ſoll; und das war denn die erſte rohe Laute, durch die noch halbwilde Voͤlker den Zauber einer Kunſt kennen lernten, die unter ihren Händen in der Folge fo viel Kraft gewann ). 1 | Die 1 ſpalten; der Ruͤcken mit fünf vorſtehenden Laͤngs— rippen verſehen, die mit großen, gelben Buckeln bedeckt ſind, den dunkelbraunen Zwiſchenraum neh— men kleinere und niedrige Buckel ein; der Umfang des ganzen Ruͤckens mit einer aͤhnlichen erhabenen Rippe eingefaßt und das Ende nach dem Schwanze zu gabelfoͤrmig; der ganze Schild lederartig und biegſam; der Schwanz zugeſpitzt und vorragend; der Bauch mit Buckeln beſetzt und mit ſechs ſehr hervorragenden Streifen bezeichnet. Die vordern Floſſen find länger als der ganze Körper, ſehr dünn, dunkel und haben an der innern Seite einen weis ßen Saum, beyde Oberflaͤchen ſind mit niedrigen Buckeln bedeckt; die hintern ſind breit, erweitern ſich gegen das Ende und theilen ſich ganz unmerklich in zwey Lappen; nirgends ſieht man eine Spur von Fingern oder Naͤgeln. B. 5) Daher der Name ums, der dieſer Art Inſtrumen— ten bey den Alten gegeben wurde. Die alten Dich ter erwähnen ihrer oft. 3. B. Horaz Od. III. II. 3. Tu- 142 Schildkröten. Die Leyerſchildkroͤte war auch deßwegen gemiffer- maßen dem Merkur geweiht, den man fuͤr den Erfinder der Leyer hielt. Die Neueren haben dieſe Schildkroͤte nach dem Beyſpiele des Alter— thums auch oft die Leyer oder Laute genannt, und ihr Name mag immer an den edlen und glaͤnzenden Dienſt erinnern, den ihr Schild einſt im goldenen Zeitalter den Voͤlkern am ſchoͤnen Geſtade des mittellaͤndiſchen Meeres leiſtete. Tuque Testudo resonare septem Callida nervis | Nec loquax olim neque grata. Und weiter O Testudinis aureae Dulcem quae strepitum, Pieri temporas! O mutis quoque piscibus Donatum Cygni, si libeat, sonum. Die Alten ſetzten die Schildkroͤten unter die Fiſche, (Plinii hist. nat. lib. IX, c. 10), deshalb konnte hier geſagt werden, daß ſtumme Fiſche die Stimme des Schwans von ſich geben ſollten. Der gleiche auch Gesneri hist. animal. Lib. IV. p. 1138. B. Z3wey⸗ Die Schlammſchildkroͤte. 143 Zweyte Familie. Fluß und Land⸗ Schildkröten. 7 Die | Schlamm: Schildkroͤte. f (La Bourbeuse,) z) (Taf. III. Fig. 1.) Die verſchiedenen Schildkroͤtenarten, von denen ich bis jetzt geredet habe, leben nicht allein mitten 2 im t) Der Unterſchied, den wir Deutſchen zwiſchen Fluß und Land Schildkroͤten machen, iſt oben S. 64. angegeben. B. u) Mus aquatilis. Lat. Jogame, Dogame, Doocame, In Japan. La Bourbeuse, D' Aubenton Encycl. meth. Testudo lutaria. Lin. amph. rept, n. 7. Testudo aguarum dulcium seu lutaria. Ray, Synops. p. 254. Rondelet, hist, des Poiss, Part. a, p. 170. La Cep. Siehe weiter: Testudo lutaria, pedibus Sub- palmatis, eauda corpore dimidio breviore, testa planiuscula, postice tribus scutellis carinata. Schneider N. G. der Schildkr. S. 338. Nr. 9. Deſſen zweyte Beytr. zur N. G. der Schildkr. S. 13. Nr. 7. Lin. Syst. f Natu- 444 Schildkroͤten. im ſalzigen Meerwaſſer, ſondern ſuchen auch zu weilen das ſuͤße Flußwaſſer auf, oder gehen ans Land, naturae XII. 1. p. 351. n. 7. Ed. XIII. I. 3. p. 1040. n. 7. N | Testudo unguibus acuminatis, üb ER tarumque quaternis. Lin. Amoen. acad, I. p. 139. n 23. Testudo lutaria, pedibus 'subpalmatis, cauda corpore dimideo breviore,. testa subeonvexa postice tribus scutellis carinata. Lin. Syst. | nat. X. I. p. 198. n. 5. — — Schoͤpf N. G. der Schildkr. S. F. u. f. Die Schlamm⸗-Schildkroͤte. Müllers Nas turſyſt. III. S. 41. Nr. 7 — — Donndorfs Fool. Beytr. III. S. 18. wo noch mehrere Synonymen befindlich ſind. Schon die Herren Schneider und Schoͤpf glau— ben, daß dieſe Schildkroͤte mit der Lin nei⸗ ſchen Testudo orbicularis oder der Schneis deriſchen Europaea (nicht Herrn La Ce— pede's Test. orbicularis oder la Ronde) und der La Cepediſchen gelben Schildkroͤte (la Jaune) einerley ſey; und ſo viel ergiebt ſich aus der ganzen Anſicht der leider ſehr unvoll— kommenen Beſchreibung und aus den Erzaͤhlun— gen, die uns Hr. La Cepede von dieſen Thie⸗ “fen giebt, daß fie die größte Aehnlichkeit miteinander haben muͤſſen. Alle drey ſollen ſich auch in Europa vorfinden. | Wenn wir annehmen dürfen, daß Hr. La Ca pede die Beſchreibung und Zeichnung von ſei⸗ ner Schlamm- Schildkroͤte von einem vers, trockneten Exemplare nahm, ſo laͤßt ſich daraus die Farbe der Schaale und des Thiers, die Geſtalt des Kopfs und der kuͤrzere Schwanz leicht erklären. Ich habe acht Europaͤiſche Schild⸗ kroͤten, Die Schlamm - Schildfröte, 145 Land, um ihre Eyer zu legen, oder auch die Pflan- zen, die ſich fuͤr ſie ſchicken, aufzuſuchen. Man . darf kroͤten ( Test. europaea, Schneider.) vor mir, die faſt alle in etwas abweichen, allein da vier Exemplare davon lebendig, und drey wirklich Ita— liaͤniſche Schildkroͤten der Art find, fo laßt ſich leicht bemerken, daß ſie alle zu einer und eben derſelben Art gehören. Am aähnlichſten koͤmmt der unſrigen ein Staliänifches Mannchen, bey dem die ſtrahliche gelbe Zeichnung des Oberſchildes gaͤnzlich fehlt, an deſſen Koͤrper man auch bloß undeutlich durchſchimmernde gelbe Flecken bemerkt, und an welchen der Unterſchild faſt gaͤnzlich dunkel iſt. An dieſer Schildkroͤte, an welcher der Ruͤckenſchild 4 ı/2 Zoll lang und 4 1/4 Zoll breit iſt, bemerkt man die Ruͤckenkante ſehr deut: lich. Uebereinkommen alle vor mir habende Thie— re in der Geſtalt und Lage des Koͤrpers und ſei— 8 ner Theile darin: daß die Scheibe 13, mehr oder — weniger, klar oder grob parallel gefurchte Felder und 25 eben ſo gefurchte Randſchuppen hat, daß die groͤßte Breite des Schildes hinter der Mitte iſt, daß das vierte bis ſiebente Randſchild ſich abge— rundet mit dem aus 12 mehr oder weniger ge— fürchten Unterſchilde verbindet. Die Abweichun— gen dieſer acht Exemplare beſtehn aber in folgen— dem: 1) Nach der Groͤße der Oberſchilde von 3 Zoll bis zu 9 Zoll. 2) Nach der Geſtalt derſel— ben, ſo daß einige mehr rund als eyrund, und andere mehr eyrund als rund ſind. 3) Nach der Erhabenheit, ſo daß einige mehr flach und ande— re (nicht bloß Maͤnnchen) mehr gewoͤlbt, und ſo— gar an den Seiten ſehr abſchuͤßig ſind. 4) Nich dem Rande, ſo daß einige mehr ausgeſchweift, andere mehr eingezogen, einige am Schwan ze tief, andere nur ſeicht ausgeſchnitten, nach dem Dela Cepede's Naturg. d. Amph. 1. Bd. K Sale 145 darf daher nicht glauben, daß fie ganzlih in die. Schildkroͤten. großen Gewaͤſſer des Oceans gebannt ſind, ſo wie — N keine Halſe zu zugerundet, oder etwas ausgeſchweift, die hintern Randſchuppen zugerundet, oder an ihren Einfuͤgungen etwas gekerbt ſind. 5) Nach den Schuppen, fo daß die Winkel der Ruͤcken— ſchuppen mehr oder weniger ſpitzig in die Zwis ſchenwaͤnde der Seitenſchuppen eingreifen und die Seiten derſelben mehr oder weniger gerade oder ausgeſchweift ſind — der Kiel auf der Mitte der Ruͤckenſchuppen hin, weniger oder mehr be— merklich iſt, zuweilen gar in Geſtalt einer dreyefz kigen Pyramide von dem erſten bis zum letzten Ruͤckenſchild hinlaͤuft — die ungepaarte Rand— ſchuppe an der Vorderſeite ganz, oder in der eitte getheilt iſt — die Furchen auf allen Schup— pen groͤber oder klaͤrer, abſtehender oder ſeichter bey großen und kleinen Exemplaren verſchieden, allzeit aber auf den Mittelfeldern ihren Anfangs- punkt in der Mitte am hintern Ende haben, an den Seitenfeldern im hintern obern Winkel, und an den Randſchuppen in den hintern untern Winkel. Eine merkliche Abweichung an einem Exemplare ift dieſe, wo die zwey mittlern Seiteafel⸗ der von dem hintern Furchenpunkt an, durch eine Diagonallinie nach den untern vordern Win- kel zu in zwey Dreyecke getheiti werden, nach deren Grundlinien zu dann die farbigen Strahlen— linien auslaufen. 6) Nach der Farbe — ſo daß die Grundfarbe entweder ſchwarz, ſchwarz— braun, ſchwarzgruͤn, oder auch, wiewohl ſeltner, dunkelkaſtanienbraun iſt — die Strahlenzeichnung entweder ganz oder nur an den Randſchuppen fehlen, bald in ganzen bald in abgeriſſenen, oft kaum merklichen Strahlenlinien erſcheinen, ſchwe— felgelb, rothgelb oder weißgelb ſind. 7) 1555 eM — Diͤ Schlamm- Schllokrdte. 147 keine einzige von denen, die ich jetzt beſchreiben wer— ber eee in Flußwaſſer oder in hohen Ge K 2 genden dem Unterſchilde, welcher nach der Vorder- und Hinterſeite entweder faſt gerade oder mehr und weniger ausgeſchnitten iſt, deutliche oder undeut— liche Furchen und Strahlenlinien hat, welche letz⸗ tere auch an zweyen fehlen. Ich will nun noch einige Verſchiedenheiten der einzelnen Exemplare angeben. Die aus Ita— lien ſind runder als die . wie von dem oben angegebenen Männchen die 9 Naaſe auswei— ſen. An den beyden Maͤnnchen, die an dem er— 2 habenern Ober und ausgehoͤhlten Unterſchilde zu erkennen ſind, ſind die hintern Nandſchilder aus: gekerbt, die Furchenpunkte find erhaͤben und un: ordentlich ausgegruͤbelt und der Kiel deutlich. Die Grundfarbe iſt ſchwarzgruͤn, an einem Exemplare die gelben Strahlen fehlend, an den andern nur abgebrochen, an dem Weibchen aber ſehr deutlich; Die vier deut ſchen Exemplare ſtimmen mit Hrn. D. Schöpfs Beſchreibung S. 1. u. f., über: ein, welcher auch mehrere von mir oben angege— bene Verſchiedenheiten bemerkt hat. Ein aus Frank reich ſtammendes Exemplar weicht unter allen am meiſten ab, und wenn einem nicht der Totaleindruck, den das ganze Anſehen des Thiers auf einem macht, uͤberzeugte, daß es zu derſelben Art gehöre, fo wuͤrde man ſich durch die Abweichungen leicht verleiten laſſen konnen, es als Art zu trennen. Die Verſchiedenheiten lies gen vorzuͤglich in der Oberſchaale. Dieſe iſt eye kund, ſtark gewoͤlbt, und an den Seiten ſehr abs ſchuͤſfig; auf dem Mittelfelde lauft mit der Spitze nach dem Schwanze zu ein erhabener py— ramidenfoͤrmiger Kiel; alle Schuppenwinkel ſind ſchaͤrfer, die Seiten deſſelben ausgeſchweifter, die Furchen 148 Schildkroͤten. genden allein wohnt. Sie koͤnnen alle auf dem Lande, und eben ſowohl alle, kuͤrzere oder laͤngere Zeit im Fluß- oder Seewaſſer leben; daher darf das, was ich von dem Aufenthalte der See⸗ Fluß⸗ und Land- Schildkroͤten geſagt habe, und noch ſagen werde, nur als eine Anzeige ihres liebſten und gewoͤhnlichſten, nicht aber ihres beſtaͤndigen und ausſchließlichen Wohnorts verſtanden wer- | den Furchen krauſer und feiner; die 2 mittlern Sei: tenfelder, wie ich oben bey Nr. 5 angegeben ha: be, durch eine deutlich abgeſetzte Diagonallinie getheilt, die auch die Farbenſtrahlen abweichend macht; an dem Schwanze bilden die Randſchup— pen einen tiefen Einſchnitt und die vordere un— gepaarte Randſchuppe am Hals iſt in der Mit— te tief eingeſchnitten; der Bauchſchild iſt in der Mitte etwas hohl, vorn faſt gerade, hinten flach— ausgeſchnitten, alle Seitenfelder durch eine erha— bene Verbindung der Furchen in zwey deutliche Dreyecken getheilt; die Farbe iſt dunkelkaſtanien— braun mit rothgelben auch gelbrothen abgebroche— nen Strahlenlinien, die auf dem Ruͤckenkiel ſich abgeſondert vom Schwanze anfangen und nach dem Halſe zu ausſpreizen, an den in zwey Dreyecke getheilten Seitenfeldern verſchieden auslaufen und an den Randſchuppen, ſo wie auf dem dun— kel und hellkaſtanienbraunen gefleckten Unterſchil— de ganz fehlen; die Farbe der nackten Koͤrper— theile iſt ſchwarzbraun, einzeln rothgelb gefleckt; die Länge des Oberſchildes 6 /, die Breite 5 1/2, allein, die Woͤlbung mitgemeſſen, wie die Laͤnge 6 ı/2 Zoll franz. Maaß. Was mehr von der Testudo lutaria zu merken it, der ſehe bey Schneider a. a. O. und auch S. 71, und bey Schoͤpf a. a. O. B. Die Schlamm: SchildFröfe. 149 den K). Alles, was man von dieſen drey Fami— lien im allgemeinen ſagen kann iſt, daß man die erſte am haͤufigſten im Meer, die zweyte gewoͤhn— lich in Fluͤßen, und die dritte auf Anhoͤhen und in Wäldern findet, und daß dieſe Verſchiedenheit durch ihre verſchiedene innere und aͤußere Bildung, ſo wie durch ihre Nahrungsmittel verurſacht wird, die ſie nur an einem oder dem andern Orte finden. Die Schlamm Schildkroͤte findet man am gewoͤhnlichſten in ſuͤßen Waſſern; fie iſt kleiner als irgend eine Seeſchildkroͤte, denn ihre ganze Laͤnge von der Spitze der Schnauze bis zum Ende des Schwanzes, betraͤgt gewoͤhnlich nur ſieben oder acht, und ihre Breite drey oder vier Zolle; iſt alſo auch kleiner als die Griechiſche oder die Moſaiſche Schild— fröte. Gewoͤhnlich iſt die obere Schaale mit 25 am Rande ſeicht gefurchten Schildchen eingefaßt. Das Mittelfeld beſteht aus dreyzehn eben ſo ge— furchten, und in der Mitte ſchwach punktirten Schilden. Die fuͤnf Ruͤckenſchuppen bilden in der Mitte den Ruͤcken entlang einen; ſtumpfen Kiel. Die Farbe des Ruͤckenſchildes, ſo wie der Haut uͤberhaupt, iſt mehr oder weniger ſchwaͤrzlich. Der hintere Theil des Bruſtbeins endigt ſich in gerader Linie. Die Zehen, deren ſich 5 an den Vorder— füßen und 4 an den Hinterfuͤßen befinden, find deutlich voneinander unterſchieden, und durch eine K 3 Haut x) Allein wie paßt dieß für die Folge. Unten bey der Griechiſchen Schildkroͤte ſagt er ja ausdruͤck⸗ lich, daß ſie nie in Fluͤſſe noch Moraͤſte gehe. B. 150 1 i Schildkröten. Haut verbunden. Die aͤußerſte Zehe an jedem Vorderfuße hat gewoͤhnlich keinen Nagel 7). Der Schwanz iſt beynah ſo lang als die Haͤlfte der oberen Schaale, und die Schildkroͤte zieht ihn nicht, wie die meiſten anderen, unter die Schaale zuruͤck, ſondern ſtreckt ihn gerade aus, wenn ſie geht ), deßwegen gaben ihr die Alten den Na⸗ men Waſſerratte oder Waſſermaus a). Wenn man ſie gehen ſieht, ſollte man glauben, es waͤre eine Eidechſe, die unter einem Schilde ſteckt. Man hoͤrt, wie von den uͤbrigen Schildkroͤten, zuweilen ein abgebrochenes Ziſchen von ihr. Außer den gemaͤßigten und warmen Geher den Europens 2) find ſie auch in Aſien , in Japan und in Oſſtin d ien einheimiſch. Man trift ſie viel nördlicher als die Seeſchildkroͤten an, und hat fie ſogar in Schleſten einigemal in den Fluͤßen gefun⸗ den; doch wuͤrde ſie ein rauheres Clima ſchwerlich ertragen, wenigſtens ſich dort nicht fortpflanzen. Sie erſtarrt im Winter, ſelbſt in gemaͤßigten Laͤn⸗ dern; und bleibt indeß auf dem Lande. Schon gegen 5 Dieß waͤre etwas ganz eigenes, wenn es ſich an mehreren Exemplaren fo fände. Ich habe keins fo geſehen. B. 2) Cetti Naturgeſchichte der Amphibien und Fiſche Sardiniens. (Ueberſ. S. 12 und 13.) La Cep. — Hier iſt von unſerer gewoͤhnlichen Europaͤiſchen Flußſchildkroͤte die Rede. B. a) Rondelet a. a. O. 8 5) Sie iſt in allen Strömen Sardiniens häufig. Ce tz ti's Naturg. der Amph. und Fiſche Sard. S. 12. c) Allg. Geſch. der Reif. B. 40. S. 382. Die Schlamm Schildkröte _ ıst gegen das Ende des Herbſtes fängt fie in Langue⸗ doc an, an ihr Winterlager zu denken, ſie graͤbt dazu ein Loch, gewoͤhnlich einen halben Fuß tief, und bringt damit zuweilen einen Monat zu. Oft muß ſie gar den Winter hinbringen, ohne daß ſie vollig bedeckt iſt, weil die Erde nicht immer wieder über fie zuſammenfaͤllt, wenn fie im Loche iſt. Mit den erſten Frühlingstagen kommt ſie wieder zum Vorſchein, und macht ſich ins Waſſer, wo ſie ſich dann beynah ununterbrochen aufhaͤlt. Beym Sonnenſchein, und wenn es warm iſt, kommt fie oft an die Oberflaͤche. Im Sommer iſt ſie wieder mehrentheile am Lande. In einigen waſſerreichen Gegenden von La n— guedoec, in der Naͤhe der Rhone, in den Suͤm— pfen von Arles, und an mehreren Orten der Pro— vence vermehrt fie ſich ſtark 5. Der Herr Praͤſident de la Tour d' Aygue, ein Kenner und Liebhaber der Natur, hat mich verſichert, daß man in einem Sumpfe von einer halben franzoͤſ. Meile, in einer Ebene am Duro, eine ſolche Men— ge Flußſchildkroͤten faͤnde, daß die Landleute in der umliegenden Gegend drey Monate lang davon leben koͤnnen. Die Schlamm⸗ Schildkröten legen ihre Eyer nur aufs Land, graben dazu wie die Seeſchildkroͤ— ten ein Loch, und bedecken ſie wieder mit Erde oder Sand. Die Schaale iſt nicht ſo weich, als | \ 84° an 4 1 d) Bemerk. des Hrn. von Touchy. 152 ge Schildkröten. | an den Rieſenſchildkroͤteneyer, und die Farbe ab⸗ wechſelnder. Die Jungen, welche eben aus dem Ey kommen, find oft nur ſechs Linien breit ©). Da dieſe Schildkroͤte getrenntere Zehen, und keine ſo ſchwere Laſt zu tragen hat als andere, vorzuͤg— lich als die Griechiſche Schildkroͤte, ſo iſt es nicht zu verwundern, daß fie auf ebenem Boden viel ge⸗ ſchwinder laufen kann. | Ihr Wachsthum dauert, wie bey den Meer- ſchildkroͤten ſehr lange; doch bilden fie ſich, ihrer geringen Groͤße wegen, geſchwinder aus, als die Rieſenſchildkroͤten, leben aber auch nicht fo lan⸗ ge. Doch hat man bemerkt, daß fie, wenn kei⸗ ne Unfaͤlle dazwiſchen kommen, achtzig Jahr und drüber alt werden koͤnnen. Dieſe Erfahrung be⸗ ſtaͤtigt ſehr die Vermuthung uͤber das hohe Alter der Seeſchildkroͤten. Weil die Schlamm- Schildkroͤte die Schnek⸗ ken, Wuͤrmer und ungefluͤgelten Inſekten ſehr liebt, die an den Ufern und auf dem Waſſer leben, ſo iſt ſie ein ſehr nuͤtzliches Thier in Gaͤrten, die ſie von ſchaͤdlichen Ungeziefer rein haͤlt, ohne daß ſie etwas beſchaͤdigt. Sonſt ſucht man ſie auch, wie einige andere Schildkroͤten, zum medieiniſchen Ge— brauch auf. Sie laͤßt ſich wie ein Hausthier be— handeln; man haͤlt ſie in kleinen Baſins, in wel— chen man, wenn der Rand etwas ſteil iſt, ein Brett vom Ufer aus legt, damit ſie leicht herausſteigen, er und e) Bemerk. des Hrn. Präf. de la Tour d'Aigue. Die Schlamm Schildkröte. 153 und ihrer Nahrung nachgehen kann. Wenn man beſorgt, daß ſie allein nicht hinlaͤngliche Nahrung finden moͤchte, ſo kann man ihr Kleye und Ger— ſte darneben geben. Sie kann uͤbrigens, wie alle andere Amphibien, eine geraume Zeit ohne Nah- rung hinbringen, und ſelbſt wenn ſie weſentliche Theile ihres Koͤrpers z. B. den EM verlohren hat, noch eine Weile leben H. So nuͤtlich fie in den Gärten gegen die In⸗ fecten iſt, ſo ſehr muß man darauf Acht geben, daß ſie nicht in Teiche oder Fiſchbehaͤlter kommt. Sie greift ſelbſt ziemlich große Fiſche an, wie man verſichern will, faͤllt ſie beym Bauch an, und beißt fie ſo, daß fie ſich verbluten und matt werden; dann ſchleppt ſie ſie auf den Grund, und verzehrt ſie mit einer ſolchen Begierde, daß nichts als die Graͤten und das knorpeliche am Kopfe übrig bleibt. Zu- weilen wirft ſie auch die Luftblaſe weg, die denn in die Hoͤhe ſteigt und oben ſchwimmt; wenn dieſe Blaſen auf einem Teiche ſchwimmen, ſo iſt es auch ein ſicheres Merkmal, daß Schildkroͤten darin ſind 8). K 5 Die P Ray, Synops. p. 254. g) Alles was hier von Nahrung, Fortpflanzung, Nuz— zen und Betragen dieſer Schlamm-Schildkroͤte ger ſagt worden iſt, paßt voͤllig auf unſere Europaͤiſche Schildkroͤte, und es iſt daher wahrſcheinlich, daß hier keine andere als dieſe gemeint und die Beſchrei— bung vielleicht bloß nach einem vertrocknetem und verſtuͤmmelten Exemplare ſo verſchieden ausgefallen „t. B. 154 1273 Schildkröten. Sie runde edit, La Ronde. ) h) (Kak. III. Fig. 20. OR Linne“ findet ſich dieſe Schildkröte ® im ſuͤdlichen Europa; ihr Schild iſt beynah ganz rund und deßwegen nennt er fie Testudo ore bicularis (die kreisrunde) 2). An zwey Exem⸗ plaren im koͤniglichen Kabinette hat der Rand der Oberſchaale drey und zwanzig Schildchen, das Mittelfeld dreyzehn. Die Schnppen ſind ſehr glatt, hell von Farbe, und mit ſehr kleinen, hellen und dunkeln rothbraunen oder roͤthlichen (rousses) Flecken beſprengt. Der Bruſtbild iſt hinten aus⸗ geſchnitten und hat 12 Felder. Die Schnauze endigt ſich in eine ſtarke ſcharfe Spitze, in Geſtalt eines kleinen Hornes. Die Fuͤße ſind ſtark, rund, die Zehen haben eine gemeinſchaftliche Haut und ſind h) La Ronde. D' Aubenton Encycl. meth. (Testudo orbieularis. Lin. amph. rept. n. 5. Testudo europaea. Schneider n. 5.) Beyde Synonymen gehören nicht hierher, no dern vielmehr zur gelben Schild kroͤte. B. 3) Dieſe Linneiſche Schildkroͤte, deren Angabe zu kurz und ſchwankend iſt, gehoͤrt nicht hierher, ſondern iſt, wahrſcheinlich die gelbe Schildk roͤ⸗ te unfers Verfaſſers oder, die, Europaͤiſche Schildkroͤte. B. „A „„ eee — . — 5 2 r ie 2 A Irr wiwunrz 3 1 5 A 40 al, las er gs; 6. Hell rote. a 2. e. Ah Gl, . run * 2. SH ( Die runde Schildkröt. 59 ſind nur durch die ſtarken und langen Naͤgel etwas merklich. Dieſer Naͤgel ſind an den Vorderfuͤ— ßen fuͤnf, an den Hinterfuͤßen vier. Dieſe Art wohnt am liebſten mitten in Fluͤßen oder Moraͤ⸗ ſten, und in ihrer Lebensart muß fie, je nachdem ſie ihr an Staͤrke gleich kommt, der e geen Schildkroͤte ſehr aͤhnlich ſeyn. | Man findet dieſe Schildkröte nicht allein im fuͤdlichen Europa, ſondern auch in Preu⸗ ßen H, wo die Bauern ſie in die Schweins⸗Spuͤlich⸗ faͤſſer werfen und fuͤttern, weil ſie glauben, daß ihre Schweine davon geſuͤnder und fetter wuͤrden; und eine Schildkroͤte lebt oft zwey Jahre in dieſer ſon⸗ derbaren Wohnung 9. Die runde Schildkröte muß zu einer e ee Groͤße gelangen koͤnnen, obgleich die beyden Exem⸗ plare, die ich bey der Beſchreibung vor Augen hat⸗ te, ſehr klein, naͤmlich 3 Zoll 9 Linien lang und 2 Zoll 5 Linien breit waren; weil ſie beyde noch alle Zeichen eines ſehr geringen Alters hatten, und ſehr wenig ausgewachſen zu ſeyn ſchienen. Wenn dem fo iſt, fo möchte ich fie beynah für eine Ab⸗ art der Terrapene halten, von der ich fogleich reden werde. So lange uͤbrigens noch keine wei⸗ teren 0 Ichthyologia, cum amphibiis regni Borussiz meth. Linnaeana disposita al Joh Christ. Muff. -D Wulf. La Ce p. — Hier iſt von unſerer Euro: paͤiſchen Schildkroͤte die Rede, und dieß Citat paßt alſo nicht hierher. B. 156 Schildkröten. teren Beobachtungen daruͤber angeſtellt ſind, will ich ſie getrennt laſſen. Bey beyden kleinen Schildkroͤten, die ich un⸗ terſuchte, habe ich eine beſondere Bemerkung ge— macht. Die vorletzten Stuͤcken ihres Bruſtbeins waren getrennt und ließen die nackte Haut des Bauchs ſehen, die, bey der einen mehr als bey der andern einen kleinen Beutel machte, in deſſen Mitte man vorzuͤglich bey der einen den Urſprung der Nabelſchnur ſah. Ich fordere die Naturfor⸗ ſcher auf, zu unterſuchen, ob ſich dieſer Einſchnitt im Bruſtbein, und dieß Zeichen der Jugend, noch bey mehreren Schildkroͤten findet. Bey dem Kro- kodill und einigen Eidechſen hat man etwas aͤhnli⸗ ches bemerkt, und vielleicht duͤrfte das noch ben mehreren Amphibien der Fall ſeyn mn). Zuſatz ö m) Nach dieſer Beſchreibung, fo wie nach der Abbil: dung, ergiebt ſieh, daß die runde Schildkroͤte des Verfaſſers von der runden des Linne“ ganz verſchieden ſey, wozu noch kommt, daß der Verf. an einem 3 3/4 Zoll langen Exemplare noch die Nabeloͤffnung am Bauche bemerkte, da Herr Schneider bey der jungen Europäifchen Schild: kroͤte von 1 1/2 Zoll Länge fchou keine Spur mehr davon gewahr wurde. Vergleiche Sehneiders zweyte Beyrtaͤge zur N. G. der Schildkr. S. 14. und Schöpfs N. G. der Schildkroͤten S. 7. — en Die Enropäifche Ehildkröte. 157 | Zuſas. Die Europaͤiſche Schildkroͤte. ) Testudo europaea. Schneider. (Taf. IV. Fig. 2.) e Kopf iſt eyfoͤrmig, oben etwas erhöht, an den Seiten und unten platt, mit einer ſchwuͤ— lich u) Um eine vollſtaͤndige Beschreibung von der Euro— paͤiſchen Schildkroͤte zu liefern, da die Be⸗ ſchreibung unter unſers Verfaſſers gelben und Schlamm Schildkroͤte verſteckt, und die Na— turgeſchichte bey dieſem Artikel und dem der run— den vermiſcht vorgetragen iſt, ſo will ich hier mit wenigen Abaͤnderungen die Schoͤp fi ſch e, welche nach meinen verglichenen Exemplare die genaueſte iſt, mit den gehörigen Synonymen beyfuͤgen. Man vers a. auch, was ich oben bey der Schlamm: Schildkroͤte Note 1) geſagt habe. Testudo europaea. T. testa ovali, planiuscu- la, subcarinata, fusco atra, punctis strüs- que albo - flavicantibus radiatis, (Rüden: ſchild oval, niedrig, mehr oder weniger gekielt, von dunkler Farbe mit lichten ſtrahlig geordne— ten punktirten Linien). Schoͤpfs N. G. der Schildkr. S. 1. Taf. 1. Testudo europaea, testa orbiculari planiuscu« la lawi,... Schneiders N. G. d. Schild⸗ tröten. S. 231. Nr. 5. S. 184. Testudo orbicularis. T. pedibus pahnatis, testa orbiculata planiuscula, Lin. Syst, X, et XII. n. 3. Testudo orbicularis, T. testa orbieulari pla- niuse lich⸗ ſchuppichen Haut bedeckt, von Farbe wie der Ruückenſchild, gelb oder weiß gefleckt. Die Augen ſtehen | zıiuscula laevi. Emelin Lin. Syst. nat. XIII. 3. P „ | Testudo lutaria. Marsigli Danub, illustr. 4, t. 33. 34. — — Brunnich spol. mar. adriat. p. 90. Testudo aquarum dulcium et lutaria. Ray quadr. p. 254. Ar Testudo orbicularis, 11 F, ichth. Horus P · 5 DD. E; Testudo aquae duleis. Johnston quadr, 1464 tab. 80. n. 3. Testuggine de fiume. Cetti storia di Sardes gna, T. III. p 92. (Ueberſ. III. S. 12. Die Fluß Schildkroͤte.) | Testudo punctata, Gottwald Schildkr. Taf. 12. Die ſkeletirte Waſſerſchildkröte. Mey: ers Thiere J. Taf. 29. Die ee Muͤllers Naturſyſt. III. S. 32 Boch Thiere. I. S. 447. Leske Naturgeſch. S. 303. Nr. 4. Bocks N. G. von Preußen. IV. S. 468. Bergmanns N. G. III. S. 12 1 ik, ea * 2 * * N Nr. 35 a i * ; Meidingers Vorleſ. I. S. 160. Nr. 4 Borowsky Thiere. IV. S. 21. Nr. 5. Funke, N. G. für Schulen. J. S. 268. e gemeine Fluß ſchildkroͤte. Blumen na Handbuch S. 232. Nr. 4. Meine N. W. des Sn: und Ausl. I. S. 566. Nr. 3. i — — Donndoefs Thiergefhichte. e ee. Nr. 4. Def SEN Die Europaͤiſche Schildfröte 159 ſtehen ſchraͤger am vordern Theil des Kopfs (und haben einen dunkelbraunen, meiſt auf der obern Haͤlfte goldgelben Stern). Die Naſenloͤcher dicht beyſammen an der obern und aͤußern Spitze des abgeſtumpften Oberkiefers. Die Kinnladen ſind ſcharf und ohne Zaͤhne. Den maͤßig dicken Hals deckt eine ſchlaffe, runzliche Haut, an Farbe und Flecken den Kopf und Fuͤßen aͤhnlich. Die Vor⸗ derfuͤße ſind kuͤrzer als die hintern, ſaͤmmtlich von außen mit großen Schuppen belegt, jene mit fuͤnf und dieſe mit vier durch eine Schwimmhaut verbune denen Zehen und mit eben fo viel gekruͤmmten (uns ten etwas ausgehoͤhlten) und ſpitzigen Krallen be⸗ waffnet. Der Schwanz hat faſt die halbe Laͤnge des Körpers, Läuft ſpitzig zu, und iſt oben, an der Seite und unten an der Spishälfte ſtark beſchuppt, und ſchwarz mit gelben oder weißen Fleckey, wie der uͤbrige Leib. Das Ruͤckenſchild iſt (rundlich-) oval, meiſt um einen Drittheil laͤnger als breit, flach gewoͤlbt; die Woͤlbung durchaus ziemlich gleich; die Ober⸗ ſchaale iſt ſelten glatt, faſt allzeit durch mehrere pas rallel laufende größere oder kleinere nach innen vera . kuͤrzte N Deſſen Europ. Faun. VII. S. 4% Nr. 2. i Die Schild kroͤt e. Schwenkfeld, theriotr. Sie les. p. 164. — — Loniceri Kraͤuterb. S. 626 — — Merklein, Thierreich S. 470. N Die gemeine Flußſchildkroͤte. Donm dorfs Zool. Beytr. III. S. 11. kuͤrzte Furchen rauh und uneben, und zwar mehr fo an den hintern als vordern Schuppen. Drey— zehn Schuppen bedecken die Scheibe; fuͤnf nach der Mittellaͤnge, und vier zu jeder Seite. Die erſte Schuppe der Mittelreihe iſt ungleichſeitig, fuͤnf eckig, am vordern Rande breiter und ausgebo— gen, abhaͤngiger als die folgenden und meiſtens ſtumpf gekielt. Die zweyte und dritte find vier eckig, oder faft ſechseckig, wenn man die kleinen Winkel in Anſchlag bringet, welche ſich nach den Naͤthen der Seitenſchuppen hinwaͤrts vorbeugen. Die vierte naͤhert ſich mehr der ſechseckigen, ſo wie die letztere der fuͤnfeckigen Figur, und dieſe beyde ſind auch an den meiſten Thieren etwas ſtaͤrker ge— kielt. Dieſe Schuppen der Mittelreihe ſind an aͤltern Thieren meiſt platt, an juͤngern aber etwas gebogener. Der Kiel am Rüden iſt niedrig, oft wenig bemerklich, und manchmal nur durch eine kleine Erhabenheit am hintern Rande der Schup— pen angedeutet. Von den vier Seitenſchuppen iſt die vorderſte von unregelmaͤßiger Geſtalt, einem Viertheils Zirkel (Quadranten) mit abgeſtumpf— ter Spitze aͤhnlich. Die zweyte iſt von oben ab— waͤrts laͤnglich viereckig, fo auch, aber mit abneh- mender Groͤße und Woͤlbung, die dritte und vierte. Dieſe ſtrahliche punktirte Zeichnung iſt unter allen bekannten Arten der europaͤiſchen Sehild— kroͤte ausſehließend eigen; es iſt daher kein Anſtand zu nehmen, ſie zum Beſtimmungsharak⸗ ter derſelben anzuwenden. Das Die Europäifhe Schildkröte 161 Das Schuppenfeld (areola) der Ruͤckenſchup⸗ pen liegt am hintern Rande in der Mitte, an den Seitenſchuppen aber, an deren hintern und obern Winkel, und wird in beyden von mehreren paral— lelen Furchen umſchloſſen, deren Zahl die jaͤhrliche oder periodiſche Vergrößerung der Schuppen an= zuzeigen ſcheint. Dieſe Furchen aber ſowohl als die Schuppenfelder, nach welchen jene geordnet. ſind, werden mit der Thiere zunehmendem Alter allmaͤhlig unſcheinbarer, und verlieren ſich endlich ſo ganz, daß einige vor mir liegende groͤßere Schaa⸗ len, in Vergleichung zu kleinern und juͤngern, voll⸗ kommen (wenigſtens an den vordern Schuppen) glatt ſind o), und daher eine merkliche Verſchieden⸗ heit zwiſchen Individuen einer und derſelben Art veranlaſſen. Es kommen auch Schaalen vor, welche ſich durch eine nach der Mittellaͤnge des Ruͤckens hinlaufende, aus dicht zuſammengedraͤng⸗ ten kleinen Linien entſtehende Binde auszeichnen; mit einer ſolchen Binde iſt die oben angezeigte Gottwaldiſche Figur vorgeſtellt, und ich habe ſie an mehreren Schaalen bemerket. Der o) Sie ſcheinen nicht allzeit im Alter glaͤtter zu wer⸗ den, denn ich habe Schaalen von der hoͤchſt moͤg⸗ lichſten Größe vor mir liegen, an welchen die Fur— chen fo deutlich und deutlicher als an jungen Thie⸗ ren ſind. Wahrſcheinlich mauſern dieſe Thiere, wie fhon mehrmalen erinnert worden, die Schuppen aus, und dann ſehen ſie vor dem Mauſern rauher aus, als wenn die obere Rinde abgefallen iſt. V. De laCepede's Naturg d. Amph. I. Bd. L Ar 162 Schlldkröten; Der Rand enthält 25 Schuppen; die erſte und ungepaarte iſt die kleinſte, ſchmal und laͤnglich; die übrigen find fait alle laͤnglich- viereckig; die drey vorderſten flach gewoͤlbt, ſcharfgeraͤndet; die vier mittlere an den Seiten ſchmaͤler, abſchuͤſſiger, am Rande ſelbſt ſtumpf und gerinnelt, nach unten und auswaͤrts aber erweitern ſie ſich, (beſonders die ste und 6te,) um die Fortſaͤtze des Bruſtſchildes aufzunehmen; vier hintere ſcharfgeraͤndet und mehr auswaͤrts gebogen; die letzte, (oder die eine von dem uͤber dem Schwanze liegenden Paar) wieder etwas gewoͤlbter und unterwaͤrts gebogen. An Farbe und Zeichnung kommen die Randſchuppen mit den uͤbrigen uͤberein; punktirte Strahlen ver— breiten ſich von dem hintern und untern Winkel nach den entgegengeſetzten Seiten. Der Bauchſchild iſt an Laͤnge und Breite dem innern Umkreis des Oberſchildes faſt gleich. Die Farbe iſt bey einigen ſchmuzig weiß, bey an- dern gelblich, in der Mitte und laͤngs der Naͤthe braun oder ſchwarz gefleckt. Eine Nath in die Laͤnge und fuͤnfe in die Quere, welche an juͤngern Thieren meiſt ſchwaͤrzlich ſind, theilen das Bauch— ſchild in zwoͤlf ungleiche Felder. Im aͤußern und Bintern Winkel jedes Feldes zeiget ſich (an juͤn— gern Thieren deutlicher) ein punktirtes Schuppen— feld, umgeben mit mehreren und parallelen Fur— chen, welche an aͤltern Thieren (vermuthlich wegen der beſtaͤndigen Friktion an andern Koͤrper) kaum oder gar nicht bemerkbar bleiben. * . f malte Die Europäifche Schildkröte. 163 Quernath des Bauchſchildes iſt weniger feſt, und geſtattet einige Beweglichkeit, fo daß beyde Hälf- ten, doch mehr die vordere, dem Oberſchilde et— was naͤher gebogen werden koͤnnen; ſo bemerkte ich es wenigſtens an zwey lebendigen Thieren, ich weiß jedoch nicht, ob an allen das mahmliche ſtatt findet? Die vordere Haͤlfte des Bauchſchildes iſt kleiner, an den Seiten gerundet, vorne etwas ausgeſchnitten und aufwärts gebogen; die hintere Hälfte iſt größer, am Ende abgeſtumpft und ein= gekerbt. Der Bauchſchild der Maͤnnchen iſt platt, der Weibchen aber etwas gewoͤlbter. Der Ruͤk— kenſchild wird von zwey knoͤchernen aufrechtſtehen— den Fortſaͤtzen des Bauchſchildes getragen, deren kaͤrzerer auf der vordern, der längere auf der hin⸗ tern Haͤlfte deſſelben ſitzet, beyde aber mit ihren obern Enden in eine flache Vertiefung unter -und innerhalb des sten und öten Randſchildes eingrei= fen; eine dichte, aber doch biegſame Membrane verbindet uͤbrigens die beyden Schilder ſo, daß einige Beweglichkeit zwiſchen ihnen ſtatt findet. Das Vaterland dieſer Schildkroͤte ſind die füßen Waſſer der warmen und gemäßigten Gegen— den von Europa. Sie wird daher in Italien, Sardinien, Ungarn, Frankreich, Preußen, an der Donau und in ebenen Ge— genden Deutſchlands an ſumpfigen und mo— raſtigen Orten angetroffen. Wahrſcheinlich lebt fie auch in mehreren Gegenden von Aſien und Amerika. Ihre Nahrung machen Waſſerin- Ni. Er 272 ſecten, 164 Schildfröten: inſecten, Gras, Pflanzen, Schnecken, Würmer und Fiſche aus. Gezaͤhmt haͤlt ſie ſich am beſten in einem Spuͤlichfaß fuͤrs Vieh bey Brod, Mehl, Salat, Kleye. Ja ſie frißt auch bloß Heu. Sie wird gegeſſen und daher in manchen Orten auf den Markt gebracht. Sonſt ſollte ſie in mehreren Krankheiten dienen, allein neuere Aerzte laͤugnen dieß. Sie faͤllt im Winterſchlaf und vergraͤbt ſich deshalb. Die den kleinen Huͤhnereyern aͤhnlichen laͤnglichen Eyer werden im Fruͤhjahr in den Sand vergraben und die Jungen ſollen erſt nach einem Jahre ausſchliefen. Das Wachsthum geht lang- ſam, daher man auf ihr Alter ſchließt. B. b | Die Die Terrapin Schildkroͤte. 165 Die Terrapin⸗ Schildkröte. Ca Terrapène). y) Ich laſſe dieſer Flußſchildkroͤte den Namen Terra⸗ pene, den ihr Brown gegeben hat. Man findet ſie auf den Antillen, beſonders in Jamaika, wo ſie in Seen und Moraͤſten, unter den Waſſerpflan⸗ zen, die dort wachſen, ſehr häufig if. Ihr Kör- per, ſagt Brown, iſt im allgemeinen oval und flach; ſie iſt zuweilen etwas uͤber 8 oder 9 Zoll lang, und ihr Fleiſch wird für geſund und ſchmack⸗ haft gehalten 7). Es ſcheint, als wenn dieß die naͤmliche Schild⸗ kroͤte ſeyh, die Dampier Hecate nennt. Die ſe liebt, nach ſeiner Beſchreibung das ſuͤße Waſſer, ſie ſucht die Teiche und ſuͤße Seen, und kommt ſelten ans Land. Sie wiegt 12 bis 15 Pfund. Die Beine ſind kurz, die Fuͤße platt, der Hals lang und duͤnn, und ihr ul ſchmeckt gut *). L 3 Alle p) The Terrapin, testudo quarta minima lacu- stris, unguibus palmarum quinis, plantarum quaternis, desta depressa. Brown Hist. nat. Jam. p. 466. La Cep. — Ferner: Schneiders N. G. der Schildkr. S. 335. Deſſen zweyter Beytr. S. 15. Nr. 9. B. 5) Bron a. a. O. g 5 Dampier Reiſe um die Welt. I. S. 191. — 166 Schildkröten Alle dieſe Kennzeichen ſcheinen auch auf die Terra⸗ pene zu paſſen. Zu ſas. Die Terrapin⸗ Schildkroͤte. 9 Testudo Terrapin. Schöpf. | (Taf. IV. Fig. 2.) Dieſe Schildkroͤte wird zuweilen bis zu Fuß lang; hat Schwimmfuͤße, vorn vier und hinten fuͤnf Zehen und einen kurzen Schwanz. Der Mit obiger Schildkroͤte iſt der größten Wahr⸗ ſcheinlichkeit nach Hrn. D. Schoͤpfs Terrapin einerley, daher ich hier deſſen Beſchreibung und Abbildung beyfuͤge. Testudo Terrapin. T. testa supera depressa, “scutellis dorsi anterioribus carinatis, mar- gine laterali costato, postice crenato. (Ein niedriges Oberſchild, vordere Ruͤckenfelder gekielt, der Rand in den Seiten . nach hinter: wärts gekerbt). Schoͤpfs N. G. der Schildkr. S. 71. Taf. 15. Terrapin. Bonaterre. Expetol. p. 26. Testudo palustris. T.testa depressa, ungui- bus palmarum gas, plantarum quater- nis. Gmelin Lin. I. 2, p. 1041. n. 23. Die Terrapin. Donndorfs Zool. Beytr. III. S. 20. Nr. 23. 8 Der Name Terrapin kommt mehreren Wilen ze 3. B. Der Ca roliniſchen. DB I yracıfehe BERND Ze a DI Terrapin „ krötz. Die Terrapin: Schildfröte: 167 Der ablange Schild iſt ſehr flach, niedrig, aber ebenmaͤßig gewoͤlbt; beyde Seiten der Schei— be ſtellen ſchraͤge, abſchuͤſſige, kaum merklich kon⸗ vexe Flächen dar; der Rand iſt vorne ausgeſchweift, an den Flanken gerade, am Hintertheil eyfoͤrmig zugerundet und gekerbt. Die 13 Felder der Schei— be find um ihr ſehr kleines Schuppenfeld tief ges furcht und breit gereifet; welche Reifen (oder er⸗ habenen Abſtaͤnde der Furchen) nach vorne breiter find: Der Ruͤckenkiel it ſtumpf, und an den Fu⸗ gen der Felder unterbrochen. Das erſte Ruͤckenfeld iſt faſt fuͤnfeckig und ſtumpf gekielt, und deſſen vordere Seite an Brei⸗ te den 3 vorderſten Randfeldern gleich. Das zweyte und dritte ſind ſechseckig, breiter als lang, haben krummlinige Seiten, (beſonders die erwach⸗ ſenen,) und nach vorne ſtumpfe Ecken; ihr Kiel iſt zwar erhabener als an dem erſten, aber doch ſtumpf, glatt und nach hinten abhaͤngiger; das vierte iſt den vorigen ahnlich, aber breiter, abſchuͤ— ßiger, und ſeine hintere Seite gebogener; das fuͤnfte iſt unregelmaͤßig fuͤnfeckig, platt abſchuͤßig, mit einem kaum merklichen und ſehr niedrigen Kiel. Die Schuppenfelder ſind an den juͤngern Pan⸗ zern rauh punktirt, kleiner, und von dem Kiele der Laͤnge nach getheilet; an groͤßern und aͤltern Panzern ſind ſie abgenutzt und kaum mehr merklich. Der Kiel auf den vier erſtern Ruͤckenfeldern iſt er⸗ 1 habe⸗ 18 Schildkröten. habener und ausgezeichneter, und ſcheint deshalb, nebſt der uͤbrigen Bildung des Panzers, ein nicht zu verachtendes Unterſcheidungs⸗ Kennzeichen an die Hand zu geben. Die 4 Seitenfelder der Scheibe, an jeder Seite, ſind platter als an irgend einer andern Art; ihr kleines Schuppenfeld liegt nach der Mit⸗ te des hintern Randes, und iſt mit tiefen und brei⸗ teu Furchen und Reifen umgeben, ausgenommen an der hintern Seite, wo jene Reifen und Furchen ſich verſchmaͤlern. Das erſte Seitenfeld hat eine unregelmaͤßige viereckige Geſtalt; die untere Seite iſt breiter und bogig; das zweyte iſt das groͤßeſte, und fuͤnfeckig; das dritte iſt unregelmaͤßig und ver⸗ ſchoben fuͤnfeckig; das funfte iſt das kleinſte und von unregelmaͤßiger Geſtalt. Der Rand des Oberſchildes iſt vorne abge⸗ ſtumpft und ausgeſchweift; laͤngs der Flanken hin gerade, an der hintern Haͤlfte eyfoͤrmig gerundet, und ſtumpf gekerbet; ringsum aber iſt die aͤußerſte Kante in die Höhe aufgebogen, und bildet gleich⸗ ſam eine Leiſte um den innern Rand. Die 24 Randfelder find beynah viereckig, ſchmal, und mit der Scheibe gleich abſchuͤßig; das vorderſte unge⸗ paarte iſt ein verkuͤrztes Viereck, und ſcharfkantig; die drey vordern naͤchſtliegenden haben eine aufge⸗ bogene ſtumpfe Kante; die fünf längs den Flan- ken find obenher ſchmal, erweitern ſich aber bau» chig unter und auswaͤrts, zumal die drey mittlern, welche ſich mit den, an dieſer Art hoͤhern Fluͤgeln des Die Terrapin⸗ Schildkröte. 169 des Bauchſchildes vereinigeu; die drey naͤchſtfolgende find breiter, haben eine ſchaͤrfere, aber doch aufge— bogene Kante; die hinterſten beyden find oben ver— tieft und an der Fuge ausgekerbt. Der Schild iſt meiſtens einfarbig, aber in nicht immer von derſelben Farbe, ſondern entweder braͤunlich, bleyfarben, oder aſchfarben; an den jüngern Schaalen, dergleichen die abgebildete iſt, doch gemeiniglich lichter, und hin und wieder, be— ſonders um die Saͤume der Ruͤcken- und Randfel⸗ der, mit etwas weißgelb untermiſchet. | Der Bauchſchild iſt ſchmaͤler und etwas Für« zer als der obere; vorne abgeſtumpft und ausge⸗ ſchweift; hinten ſchaͤrfer ausgekerbt; platt, ſtark, beträchtlich und überall gleichweit von dem obern abſtehend. Durch die gewoͤhnlichen Naͤthe wird er in 12 Felder getheilt. Die mittlern Quernä- the ſind geradelinig. Die Fluͤgel des Bruſtſchil⸗ des find breit und hoch, ſchraͤge aus- und auf: waͤrts ſtehend; durch eine enge und feſte Nath mit dem Panzer vereiniget, von auſſen an den drey mittlern Randfeldern, nach innen aber auch an den beyden jenen naͤchſtliegenden. Die Farbe des Bauchſchildes iſt bey einigen ganz weiß, bey andern braͤunlich, oder, wie in dem abgebildeten Exemplar, weiß mit ſchwarzen Streifen. Der größte von den Panzern iſt 6 1/2 Zoll lang, 4 3/4 Zoll breit, und 1 1/2, vom Rande ab, hoch. Das abgebildete Exemplar iſt 4 4 2 2 Zoll 170 Schildkroͤten. 5 Zoll lang, 3 1/4 Zoll breit, 1 Zoll, vom Rande ab, hoch. Die Fluͤgel des Bauchſchildes 1 Zoll breit, und 1/2 Zoll hoch. Es ſcheint alſo das gewoͤhnlichere und mittlere Verhaͤltniß der Hoͤhe zur Lange des Panzers zu ſeyn, wie 1 zu 4. Ihre Heimath iſt Nordamerika. Unter dem Namen Terrapins werden ſie haͤufig in Phi. ladelphia und andern Orten auf die Maͤrkte zum Verkauf gebracht. Obgleich die Beſchaffenheit des Kopfes und der Glieder mir nicht genau bes kannt ſind, ſo weiß ich doch zuverlaͤßig, daß ſie ei⸗ ne Waſſer⸗Schildkroͤte iſt, denn die groͤßte Schaa⸗ le, welche ich von dieſer Art beſitze, iſt von einem in den halbſuͤßen Gewaͤſſern an der Kuͤſte von Long» Eyland gefangenen Thiere. Zwey ſolche Pan⸗ zer habe ich aus Amerika mitgebracht, und zwey an⸗ dere kleinere ſind mir ſpaͤter durch Herrn Prof. Heinrich Muͤhlenberg zugeſchickt worden. * * Die Die Schlangen» Schilöfröte .ıyı Die Schlangen: Schildkröte ) (Taf. V. Fig. 1.) Dieſe Art iſt an der Länge ihres Schwanzes ſehr kenntlich, der beynah fo lang als, ihre Schaale iſt. Die t) La Tortue serpentine. D' Aubenton, Encycl. meth. Testudo serpentina. Lin. amph. rept. n. 15. ‚Testudo serpentina. Schneider Nr. 8. S. % 337. La Cep. a | Hr. La Cepede giebt von dieſer Art nur die unvollkommene Linneiſche Beſchreibung nach dem Syſtem. In dem Museum Adol- . pho Fridricianum II. p. 36. iſt fie etwas ge: nauer; am genaueſten aber finden wir ſie in dem Schoͤpfiſchen Werke. S. 32. Taf. VI. Deſ⸗ ſen Beſchreibung und Abbildung ich auch bey— gefuͤgt habe. Man kann ferner vergleichen: Testudo serpentina. TJ. pedibus digitatis, te- sta subcarinata: postice obtusa acute quin- cue dentata. Gmelin Lin. I. 3. p. 1042. n. 15. Schneider a. a. O. und deſſen zweyter Beytr. S. 16. Nr. 10. Testudo serpentina. TJ. testa ovali depressa, trivariam convexa, squamis acuminatis, margine postico rotundato acute serrato, (Ruͤckenſchild eyfoͤrmig und niedrig, mit dreyfa— cher Woͤlbung und ſpitzig- erhabenen Schuppen; der hintere Rand zugerundet und ſcharf gezaͤhnt.) Schoͤpf a. a. O. Testu- 172 Schildkröten. Die Schaale ſelbſt iſt etwas kielfoͤrmig, und hin- ten in fünf ſcharfe Spitzen ausgezackt. Die Ze⸗ hen find wenig getrennt. Sie wohnt in China im ſuͤßen Waſſer 1). In ihrer Lebensart naͤhert fie ſich der Schlamm - Schildfröte, fie geht den In⸗ ſekten nach und frißt auch Fiſche. Zu ſ as. Die Schlangen⸗Schildkroͤte. Testudo serpentina. Lin. 5 Sie erreicht ein Gewicht von funfzehn bis zwanzig, auch mehrern Pfunden. Der Kopf iſt groß, platt, dreyeckig, mit warzig⸗ ſchuppiger Haut Testudo serrata. Pennant Suppl. Arct. Zool. P- 79. Testudo serpentina. Bonaterre Expetol, n. 20. — Hermann, tab. affın. anim. p. 270. Die Schlangen: Schildkröte Müllers Naturſyſt. S. 47. Nr. 15. — — Neuer Schauplatz der Natur. VII. S. 642. Nr. 15. — — Onomatol- hist. natur. VII. p. 503. — — Donndorfs Zool. Beytr. III. S. 23. Nr. 15 u) Linne“ ie auch noch bey Algier. Allein Hr. D. Schoͤpf behauptet, daß Linne“ die ſeinige wohl ebenfalls aus Amerika bekommen haben muͤßte; welche Verwechſelung des Vaterlandes bey Naturalien, die auf Schiffen kommen, ſehr leicht ſtatt haben kann. | Die Schlangen: Schildkröte 173 Haut bedeckt. Die Augenhoͤhlen ſtehen ſchraͤge. Die Naſenloͤcher ſind klein und enge beyſammen. Der Rachen iſt weit, die Kinnladen ſcharf und uns gezaͤhnelt. Der Hals iſt mit warzig⸗ſchuppicher Haut bekleidet, kurz und dick, wenn das Thier in Ruhe iſt, wenn es aber nach feiner Beute ſchnap— pet, ſo kann es ihn bis zur Drittel-Laͤnge des Schildes ausſtrecken. An den Vorderfuͤßen ſind fuͤnf, an den hintern vier deutliche, aber durch eine Schwimmhaut verbundene Finger, mit eben ſo vielen faſt geraden, zugeſpitzten Krallen bewaff⸗ net, welche länger als die Finger ſelbſt find. Der gerade Schwanz mißt 2/3 der Laͤnge des Ober⸗ ſchildes, iſt oben mit einem Kamm von knoͤchernen ſpitzigen ruͤckwaͤrts gekruͤmmten Schuppen beſetzt, welche ſich allmaͤhlich verkleinern; unten und an den Seiten iſt er mit kleinern Schuppen beleget. Eine rauhe, ſchlaffe, runzliche, mit Warzen und weicheren Schuppen verſehene Haut, umkleidet die uͤbrigen untern Theile zwiſchen beyden Schildern. Der Ruͤchenſchild iſt niedrig und flach gewoͤlbt, eyfoͤrmig, und ſeine Verhaͤltniſſe ſo, daß gemeinig⸗ lich die Breite 3/4 und die Höhe 1/3 der Länge halt. Die Scheibe hat 13 Felder, wovon die fünf mittleren faſt ganz wagereeht liegen, (denn das Ruͤckenſchild iſt vorne und hinten nur wenig abſchuͤßig,) und an Breite und Länge weniger uns tereinander verſchieden ſind, als bey irgend einer Art. Die an den Seiten der Ruͤckenfelder ziem- lich ſtumpfen Ecken machen, daß ſie an Geſtalt eher 1 quer 174 Schidkedten. quer uͤber liegenden Dierecken, als Secksecken glei⸗ chen, mit Ausnahme jedoch des erſten und fuͤnften, deren aͤußere Raͤnder etwas gekruͤmmter ſind. Die einzelnen Felder find wenig erhaben, und mit pas rallelen Furchen durchzogen; ſie ſind nicht im ei⸗ gentlichen Verſtande gekielt, aber aus dem Vor⸗ derrande eines jeden, und hauptſaͤchlich aus den. Seitenecken, erheben ſich Runzeln, (ſtumpf und knotig bey alten, ſcharf bey juͤngern Thieren,) welche ftrahlenweife nach dem hintern Rande eines jeden Feldes zuſammenlaufen, und daſelbſt auf den drey vordern Feldern ſich in einen glatten Hoͤcker endigen, auf dem vierten und fuͤnften aber, auf welchen dergleichen ſtrahlige Runzeln noch zahl— reicher ſind, erheben ſie ſich in eine ſtumpfe Spitze. Von den Seitenfeldern hat das erſte eine un⸗ regelmaͤßige fuͤnfeckige Figur, mit nach vorne aus⸗ gebogenem Rande; das zweyte und dritte ſtellen ablange Vierecke vor, und ſind breiter als lang; das letzte iſt das kleinſte und faſt ganz viereckig. Wie auf den Feldern der Mittelreihe, entſtehen auch hier am Vorderrande eines jeden Feldes aͤhn⸗ liche erhabene Linien, welche hin und wieder durch Knoͤtchen unterbrochen werden, ſich nach dem hin⸗ tern und obern Rande hinziehen, und ſich dort in eine mehr oder weniger erhabene Spitze enden, welche aber doch auf den beyden hinterſten Feldern hoͤher und ſpitziger iſt, als auf den vordern. Von den Runzeln der Seitenfelder iſt diejenige am aus— gezeichnetſten, ſchaͤrfer und weniger als die uͤbrigen une Die Schlangen» Schilöfröte, 175 unterbrochen, welche aus der Vereinigungsnath der erſten Rüden -und Seitenfelder entſtehend, ganz gerade ſich nach der hinten befindlichen Spitze ziehet; und indem ſie in derſelben Rich— tung auch uͤber die uͤbrigen drey Felder fort— laͤuft, ſo entſtehet daher an dem erhabenen Theil der Seitenfelder gleichſam ein Seitenkiel. Die erhabenen Spitzen aller Seitenfelder ſtehen dem- nach in gerader Linie hinter einander; zwiſchen dieſem Seitenkiel aber und dem Rande der Mit⸗ telfelder bleibt noch eine ſchmale Vertiefung, oder eine uͤber die ganze Schaale laͤngshin ge— hende breite Furche, und hierdurch eigentlich er— haͤlt der Ruͤckenſchild ſeine dreyfache Woͤlbung. Uebrigens iſt die hornige Belegung duͤune, durch— ſichtig, glatt; glaͤtter aber und am wenigſten geſtreift oder gefurcht ſind die vordern Raͤnder der Felder. Die Farbe iſt dunkel und ſchmu⸗ zig, auf der Scheibe und dem Nande gleich; braunſchwarz an aͤltern, braungelb an juͤngern Thieren. Der Rand enthaͤlt * ſchmale Sch Die erſte und ungepaarte iſt die ſchmaͤlſte, breiter als lang, uͤberzwerch und laͤnglich viereckig und bogig. Die vier vordern Randſchuppen ſind ſchmal, etwas erhabener nach der Scheibe hin, die Kante ſelbſt iſt ſcharf und etwas umgebogen; die vier mittlern in den Flanken haben eine faſt fenfrechte Stellung, find oben ſchmal, nach unten breiter; die vier naͤchſtfolgenden hintern nehmen wies 176 Scchildkroͤten. wieder an Breite zu, ſtehen horizontal aus, ſind etwas erhaben, und in eine Spitze ausgehend; da= her hat „der hintere zugerundete Rand ſechs bis acht tiefe und ſpitzige Einſchnitte.“ Der ganze Umkreis des Randes iſt gereifet, er erhebt ſich naͤm⸗ lich um ein merkliches uͤber der ihm anſchließenden untern Flaͤche der Scheibe, ſo daß eine ſeichte Zwiſchenfurche entſtehet. Der Bruſtſchild dieſer Art iſt im Verhaͤltniß der Groͤße des Thieres klein, und beſonders ge— ſtaltet. Er iſt lanzetfoͤrmig; ſeine Laͤnge betraͤgt nur 2/3, und feine größte Breite nur 1/3 der Laͤnge des Oberſchildes. Die hornige Belegung iſt duͤnne und von weißlicher Farbe. Eine lange Nath und fünf gebogene Queernaͤthe theilen es in zwoͤlf ungleiche Felder; wovon die erſten und leg» ten die kleinſten find, Der Körper des Bruff- ſchildes iſt meiſtentheils flach, und wenig hoͤher als der Rand des Ruͤckenſchildes. In der Mitte des Bauchſchildes iſt eine eyfoͤrmige Grube, wel— che an juͤngern Thieren mit einer Membrane be» deckt iſt. Ein ſchmaler knoͤcherner Fortſatz er— ſtreckt ſich von der Mitte des Bauchſchildes beyder- ſeits nach dem Rande des Oberſchildes, in deſſen Naͤhe er etwas breiter, und mittelſt eines dichten und zaͤhen Ligaments mit den ſechſten und ſieben⸗ ten Randſchuppen verbunden wird. Das Vaterland dieſer Schildkroͤte iſt Nor d— amerika, wo die ſich in füßen, hauptſaͤchlich ſte⸗ henden Gewaͤſſer aufhaͤlt. Sie iſt ſchaͤdlich und 4 raus Die Schlamm: Schildfrdte. 177 raͤuberiſch, ſtellt jungen Enten und Fiſchen nach, und beißt ſich auch mit ihres Gleichen herum. Zu⸗ weilen ſtreift ſie auf trockenem Boden umher und ſchnappt halb ſpringend und ziſchend mit ſchnell verlaͤngertem Halſe nach ihrer Beute. Sie beißt ſic in einem vorgehaltenen Stock ein und kann ſo in die Hoͤhe gezogen werden. In dem Schlamm wuͤhlt ſie ſich ſo ein, daß nur der Ruͤcken vorſteht. Wenn man ſie im Zimmer hat, ſo ſuchen ſie ſich immer die verborgenſten Winkel auf, und diejeni⸗ gen, welche Hr. D. Schoͤpf in Amerika in der Stube hatte, verbargen ſich am liebſten in Aſchenhaufen im Camine. B. De la Cepedes Narg: d. Amph. I. Bd. M Die 178 5 Schildkröten, Die Penſylvaniſche oder röthliche Schildkröte. =) La Rougeatre.) (Taf. v. Big. 20 Ich fuͤhre hier noch eine Schildkroͤte an, die un⸗ ter dem Namen der Sumpfſchildkroͤte aus | | A; x) Ht. La Cepede giebt hier nur eine ſehr unvoll⸗ kommene Beſchreibung aus Edwards Glanurus an. Eine vollkommnere mit einer ſehr auffallen— den Varietaͤt hat uns Hr. D. Schoͤpf in feinem bekannten Werke gegeben, die ich unten anfuͤh⸗ ren werde. Hier ſind die fehlenden Synonymen: Testudo pensylvanica. T. testa elliptica, lae- vi, unicolore, dorso planiusculo, scutellis äntermediis rhomboideis subimbricatis; pri- mo subtriangulo: marginis XXIII. (Ober⸗ ſchaale elliptiſch, glatt, einfärbig, auf dem Ruͤk⸗ ken platt, die mittelſten Felder rautenfoͤrmig, das vorderſte dreyeckig und alle ſchieferartig gefugt; 23 Randfelder). Schoͤpfs N. G. der Schildkr. S. 125. Taf. 24. Testudo pensylvanica. T. palmarum ungui- bus quinque, plantarum quatuor, caudae api- ce corneo acuto. Gmelin Lin. I. 5. p. 1042. n. 26 Nach Seligmann. | Testudo lutaria pensylvanicaa Edwards, Ir, Die kleine Moraſt-Schildkroͤte. Selig⸗ mann a. a. O. (unten). Gentleman’s Magazine. Januar 1758. (ſchleche Figur). i TR ‚Testu- * IT 3 Heeg, 5 ,, 2. Dr ei 2 75 Hence, 5 0 ler. g Die Penſylvaniſche Schildkröte. 179 Penſylvanien geſchickt, und von Edwards beſchrieben )) iſt. Ihr Schwanz hat am Ende eine ſcharfe hoͤrnerne Spitze, wie mehrere Grie— chiſche, und die Seorpion-Schildkroͤte. Die Zehen find durch eine Haut verbunden. Ih— re Farbe iſt im Ganzen braun, aber die Blaͤtter an den Seiten und die Schuppen am Rande der Kinnbacken und um die Augen ſind e eben ſo das Bruſtſchild. M 2 Zuſatz. Testudo subrubra, digitis fissis, testa ellip. tica, scutellis fusco - luteis: postice brevio. ribus, cauda unguiculata. Bonaterre Er- petolog. n. 19, tab. 5, fig. 1. (nach Edwards). Die Moraſt⸗Schildkroͤte aus Penſylva— nien. Schneiders N. G. der Schildkr. S. 347. Deſſen zweyt. Beytr. S. 16. Nr. 11. Die Penſylvaniſche Schildkroͤte. Donn— dorfs Zool. Beytr. III. S. 22. Nr. 26. i a) Mit beweglichem a Schöpf . . D. S. 128. Sale „. 5 85 5 Vaude Schoͤpf . S. 129. B. Taf. 2 B. 90 Edwar. * lannres de Phist. natar; Londres 1764, Part. II. cap. 77. planch, 287. La Cep- 5 Vögel VII. Taf. 77. 3 Figuren. 180 Schildkröten. 3 u ſ a tz. Die Penſylvaniſche Schildkroͤte. (Testudo pensylvanica, Schöpf.) A. Mit beweglichem Bauchſchilde. Die Oberſchaale iſt 3 Zoll 3 Linien lang, 2 Zoll 3 Linien breit und 1 Zoll hoch, elliptiſch und mäßig convex. Das Verhaͤltniß der vordern und hintern Haͤlfte der Schaale iſt ungleich, von der Mitte naͤmlich des mittelſten Ruͤckenfeldes und den ihr entſprechenden beyderſeitigen Naͤthen zwi— ſchen dem zweyten und dritten Seitenfelde iſt der Vordertheil der Schaale laͤnger als der hintere; zugleich iſt jener Vordertheil von jenem Mittelpunf- te aus langſam und ſchraͤg abfallend, der Hinter— theil hingegen bey feiner Kuͤrze converer und nach hinten ſchroff abfallend. Von einer Seite zur andern der Schaale erhaͤlt ſich durchaus eine ziem- lich gleiche Woͤlbung. Der Ruͤcken iſt platt und ohne Spur von einem Kiel. Die Scheibe hat 13 durchaus glatte, faſt glaͤnzende Felder, ohne Fur⸗ chen und Runzeln, wenn man einige, wie es ſcheint zufaͤllige Rauhigkeiten naͤchſt dem Rande einiger Felder, abrechnet. Sie ſind uͤbrigens durchaus einfaͤrbig, blaß oder vielmehr gelblich— braun, doch iſt die Farbe des Hintertheils weder ſo gleich, noch ſo ſchoͤn. Die Die Penſplvaniſche Schildkröte. 181 Die hornige Belegung der Felder ſcheint duͤn— ner und ſproͤder, und dem Knochenſchilde weit fe— ſter aufzuliegen, als an andern Arten. Auch zeichnet ſich die Geſtalt der Felder auf der Scheibe, zumal der Mittelreihe vor vielen Arten, gar ſehr aus, und auch noch dadurch, daß ihre Naͤthe nicht bloß aneinander gefuͤget, ſondern einigermaßen mit dem Hinterrande einer jeden Schuppe, dem der naͤchſtfolgenden aufliegend, folglich ziegelartig gelagert find. | | Das erſte Feld der Scheibe ftellet ein zwar gleich- aber nicht geradeſchenkliches Dreyeck, mit hinterwaͤrts gekehrter Spitze dar, davon jede Sei— te 10 Linien lang iſt. Mit ſeiner vordern etwas bogigen Baſis fuͤllt es die Breite der drey vorder- ſten Randſchilder; die Schenkel ſind etwas ein⸗ waͤrts gekruͤmmt, und die Spitze iſt ſtumof, mit der ſie dem naͤchſtfolgenden, oder zwoten Ruͤcken⸗ feld, uͤber deſſen Rand hinaus aufliegt. Dieſes erſte Feld iſt wohl nach ſeiner Laͤnge in der Mitte ein klein wenig conver, aber doch ohne eigentli⸗ chen Kiel. 5 Das zweyte iſt laͤnger als breit, 11% bey sl; die volle Länge wuͤrde eigentlich 127%“ ſeyn, aber eine Linie breit deckt es die uͤberragende Spitze der vorhergehenden Schuppe. Die Figur itt laͤnglich rautenfoͤrmig, deren vordere Spitze un⸗ ter dem Ende der erſten Schuppe verſteckt, die hin⸗ tere zugerundet iſt; die Seiten fügen ſich in einem M 3 ſtum⸗ 182 Schildkröten, ſtumpfen Winkel; die Naͤthe ſind nicht gerade⸗ linig; die Oberflaͤche iſt ganz platt und glatt. Das dritte Feld bildet ebenfalls eine kurze Raute, denn ein Sechseck koͤnnte man es nur dann nennen, wenn man die vorne ein- und hin- ten auswärts gebogenen runden Raͤnder als gera- delinig annaͤhme. Es iſt 9““ breit, und faſt eben ſo lang; ganz platt und eben. 5 | Das vierte Feld iſt eine unregelmäßige Figur; vorne ausgeſchweift, und an den Seiten bis zur Math des Zten und 4ten Seitenfeldes gerade hin⸗ gehend, der übrige und hintere Theil iſt faſt halb— zirkelfoͤrmig gerundet; es it 6% lang und 7“ breit; und nach hinten zu abhaͤngig. Das fuͤnfte Feld iſt das kleinſte?; 6““ lang und 8““ breit; und naͤhert ſich am meiſten einem Fuͤnfeck; und ſtehet faſt ſenkrecht. Die Seitenfelder ſind weniger von der ge⸗ woͤhnlichen Bildung abweichend, auſſer daß fie, wegen der kleinern Breite der Ruͤckenfelder, ver- haͤltnißmaͤßig viel breiter als lang ſind. Ihre Fi⸗ gur ergiebt ſich aus der Abbildung. Das zweyte, welches das größte iſt, hat 10“ Laͤnge und 15.“ Breite. Sie ſind von oben herab gleich gebogen, wie die uͤbrigen glatt, ihre Raͤnder uͤberragend (ziegelartig), und ihre Naͤthe wie alle übrige ein— fach, vertieft und nicht ganz geradelinig. Der Rand iſt ringsumher ganz, am Vorder— theil ziemlich gerade zugeſtuzt; überall der Woͤl⸗ bung der Be entſprechend; die vorderſten Felder Die Penſolvaniſche Schildkröte, 183 Felder ſchraͤg abſchuͤſſig und ſcharfkantig; von dem, sten. an ſenkrecht angedruͤckt, und bis zum Sten, zur Verbindung mit dem Bauchſchild, nach unten erweitert: die vier letztern beyder Seiten ſenkrecht, ſchmal und ſcharfkantig. Es find der Randfel⸗ der 23; nehmlich eilf an jeder Seite, nebſt einem. vorderſten ungepaarten, welches das kleinſte iſt. Der Bauchſchild iſt kuͤrzer und ſchmaͤler, als der innere Umkreis des Oberſchildes. Es iſt in. drey Lappen getheilt; der mittelſte iſt der breiteſte, aber kuͤrzeſte, und zu beyden Seiten mittelſt zwo eingeſchalteter Felder an das ste — Ste (von dem ungepaarten an gezaͤhlt) Randfeld durch eine ein« fache Nath feſt und unbeweglich verbunden. Dies ſes Mittelſtuͤck iſt platt, und etwas über den Ho⸗ rizontalrand des Oberſchildes hervorragend. Der. vordere Lappe ſtellet ein Dreyeck mit bogigen gan⸗ zen Raͤndern und ſtumpfer Spitze vor. Der hin⸗ tere Lappe erweitert ſich erſt von ſeiner Baſi aus mit gekruͤmmten Seiten, verengert ſich aber wie⸗ der an der hintern Hälfte, und iſt ganz hinten ſpiz⸗ zig ausgekerbt. Der vordere ſowohl als der hin⸗ tere Lappen ſind durch ein feſtes ſenniges Band an das Mittelſtuͤck verbunden, welches beyden dieſen Lappen einige, doch dem vordern mehrere, Beweg⸗ lichkeit geſtattet; zwiſchen ihnen aber und dem Rande des Oberſchildes bleibt noch hinlaͤnglicher Raum für die Füße und den Schwanz; und dieſe Art kann ihr Gehaͤuſe keinesweges fo ganz ver⸗ ſchließen, wie die Doſen⸗ Schildkroͤte. Der M 4 Bauch⸗ 184. Schildkröten, ſchild iſt durch eine Längsnath, und auffer den zwey bee weglichen und geraden Quernathen, noch durch vier andere ſchraͤge am Vorder-und zwey ſchraͤge am Hinterbogen, in eilf Felder getheilt. Zunaͤchſt den Märhen finden ſich Spuren von mehrern Furchen, welche vermuthen laſſen, daß dieſes obſchon kleine Exemplar doch ſchon mehrere Jahre alt ſey, und dieſe Art folglich zu keiner betraͤchtlichen Größe an— wachſen moͤge. Die Hauptfarbe ſcheint braun geweſen, und die lichteren gelblichen Stellen, wel— che zugleich die glaͤtteſten ſind, nur durch Abreiben entſtanden zu ſeyn. Nach Ed war ds iſt der Kopf um die Kinnbacken und Augen herum gelbroͤthlich; der obere Theil des Kopfs, die Kehle und der Hals ſind braun; die vordern Füße haben 5 Zehen mit ſpitzigen Klauen, die hintern nur vier; alle vier haben floſſenaͤhnli⸗ che Auswuͤchſe; Schenkel und Fuͤße ſind mit ei⸗ ner rauhen Haut bedeckt. Die obere Schaale iſt in 13 braune Schuppen getheilt; dieſe ſind (am Rande) mit noch kleinern umgeben, davon die, welche ſich am Kopf und Schwanze befinden, braun, und die, welche an den Seiten ſtehen, gelbroͤth— lich find. Die untere Schaale iſt anders abge- theilt als die obere; ſie haͤngt mit dieſer an den Seiten vermittelſt zweyer Gelenke oder Angeln zu— ſammen, welche die beyden Schaalen gaͤnzlich ſchließen, wenn das Thier Kopf und Füße einge⸗ zogen hat. Der untere Theil iſt dunkelbraun und an den Raͤndern der Schaale roͤthlich ſchattirt. | Der Die Penſplvaniſche Schildkröte 185 Der Schwanz ift klein und dunkel mit einer fchar= fen hornigen Spitze, womit das Thier, wie er vermuthet, ſeine Bewegung nach Belieben hem— met, wenn es auf abſchuͤſſig ſteilen Schlammbaͤn⸗ ken fortſchreitet. Lebendig ſoll es einen ſehr ſtar⸗ ken Muskus⸗Geruch von ſich geben. B. Mit unbeweglichem Bauchſchilde. Die obere Schaale iſt eben ſo geſtaltet und gezeichnet, nur iſt fie an den Seiten etwas gedruck— ter, und ſcheint daher etwas laͤnglicher. Der Hauptunterſchied liegt in der Geſtalt, Fuͤgung und Einrichtung des Bauchſchildes. Dieſes iſt ver— haͤltnißmaͤßig zur Oberſchaale ſchmaͤler, und fuͤr einen Theil ſeiner Laͤnge faſt gleichbreit. Es iſt 2" 9, lang, und in der Mitte, ohne die Fort: ſaͤtze 1“ 3/4 breit. Es entſteht daher ein größe- rer Abſtand zwiſchen dem Bauchſchilde und dem Oberſchilde, welches größere und ſtaͤrkere Glied- maßen zu vermuthen erlaubt. Die Verbindung zwiſchen dem Bauch- und Oberſchilde iſt eben fo feſt und unbeweglich als an der vorigen. Das Merkwuͤrdigſte aber iſt, daß an dieſer der Bruſtſchild nicht, wie an der vorigen, einen be— weglichen Vorder- und Hinterlappen hat, ſondern. aus einem unzertheilten und ganz unbeweglichen Knochenſtuͤcke beſtehet. Die braune Oberfläche davon iſt aber gleichwohl, wie an der vorigen, durch weiße Naͤthe, von einer ziemlich jener ähn- lichen 186 . Schildkröten. lichen Richtung, auch nur in eilf Felder Ba theilt. Vielleicht geht dieſe abweichende Bildung des Bauchſchildes nur auf die Geſchlechtsverſchieden⸗ | heit. B. Die Scorpion Schildkröte, 187 Die Scorpion = Schildkröte, Ta Tortue Scorpion.) 2) Dieſe Schildkroͤtenart iſt in Surinam zu Hau⸗ ſe, ihre Schaale iſt eyrund, von dunkler Farbe und 2) La bortue scoxpion, D Aubenton Encycl. meth. Testudo scorpioides, Lin. amph rept. n. 8. Testudo fimbriata. Schneider N. G. der Schildkr. S. 349. Nr. 12. (Gehört. nach ebendemſelben in den erſten Beytr. S. 5. Nr. 2. nicht hierher, ſondern iſt wirklich von T. scorpioides, Lin. verſchieden. ſ. auch def ſen zweyt. Beytr. S. 16. B.) Man vergleiche ferner: Testudo scorpioides, T. palmarum unguibus quinis, plantarum quaternis fronte colloso triloba, cauda unguiculata., Gmel. Lin. I. 9. p. 1041. n. 8. f 0 Testudo scorpioides. T. pedibus subdigitatis, Fronte colloa. Lin. Syst, XII. p. 352 n. 8. Testudo gcorpioides. Hermann, tab. aflın. anim. p. 270, Die Scorpion Schildkroͤte. Schoͤpf R. G. der Schildkr. S. 116. — — Schneider N. G. der Schildkr. S. 66. — — Muͤllers Naturſyſt. III. S. 42. Nr. 8. — — Neuer Schauplatz der Natur. VII. S. 640. — — Ondmat. hist. nat. VII. p. 503. — — Donndorfs Zool. Beytr. III. S. 19. Nr. 8. B. *. N 188 Schildkroͤten. und hat laͤngs uͤber dem Ruͤcken hin 3 Graͤten. Das Mittelfeld hat dreyzehn Schuppen, von denen die fuͤnf mittelſten ſehr lang gezogen ſind, und der Rand gewoͤhnlich drey und zwanzig. Der Bruſt⸗ ſchild deſſen Rand beynahe ganz iſt, hat dreyzehn Felder. Der Kopf iſt vorn mit einer ſchwuͤli— chen Haut bedeckt, die ſich auf der Stirn in drey Lappen theilt. Jeder Fuß hat fünf, wenig ge— trennte Zehen; welche, die aͤußerſten Zehen an den Hinterfuͤßen ausgenommen, Nägel haben 4). Ih— ren Namen hat ſie von einem beſondern Merkmaal erhalten; der Schwanz endigt ſich naͤmlich in eine ſcharfe, hoͤrnerne, wie ein Nagel gekruͤmmte Spitze, die mit dem Stachel eines Scorpions Aehnlichkeit hat. Linne! hat dieſe Schildkroͤte zuerſt bekannt gemacht. Im koͤniglichen Kabi- nette habe ich mehrere Ober- und Unterſchaalen von ihr gefunden, die mit der Nachricht eingeſandt worden waren: ſie waͤren von einer Sumpfſchild— kroͤte in Guinea, die nicht größer würde als die beygefuͤgten Schaalen auswieſen. Die groͤßten Schaalen hatten ſechs bis ſieben Zoll in die Lange und vier bis fuͤnf in die Breite. So a) Linne ſetzt noch hinzu: die Zehen an den Füßen ſind nur zur Haͤlfte mit einer Schwimmhaut ver— wachſen. Der Schild iſt ganz ſchwarz, der Geſtalt nach laͤnglich oval, auf dem Ruͤcken mit drey un— merklichen Winkeln; die Blaͤtter deſſelben ſehen den Wappenſchildern nicht ungleich. B/. Die Scorpion » SchildEröfe. 189 So hätten wir alſo auch eine Fluß- vder- Sumpfſchildkroͤte mit einem bewaffneten Schwan— ze. Etwas aͤhnliches findet ſich bey den mehrſten Griechiſchen oder gemeinen Land- Schildkröten, vorzüglich den völlig ausgewachſenen. Die 190 Schildkroͤten. Die gelbe Schildkröte. (La Jaune.) 5) (Taf. VI. Fig. 1.) Von dieſer Fluß⸗Schildkroͤtenart habe ich mehre⸗ re lebendige Exemplare geſehen, und ſie noch bey keinem bekannten Naturforſcher beſchrieben gefun⸗ den. Man hatte ſie in Tonnen mit Waſſer aus Amerika kommen laſſen, um ſie zu Arzeneymitteln zu gebrauchen. Gewoͤhnlich wird dieſes niedliche Thier noch einmal ſo groß als die Schlamm ⸗Schild⸗ kroͤte. Eine Schaale im koͤniglichen Kabinette, die von einem Thiere dieſer Art iſt, iſt ſieben Zoll, neun Linien lang. Seine Farbe iſt ein ſchoͤnes dunkles Grasgruͤn, mit Goldgelb gezeichnet. Dies ſe Farben ſind nicht nur auf der Schaale, ſondern auch auf dem Kopfe, den Pfoten und dem Schwan— ze 2) Ich habe es ſchon oben bey der Schlamm : und Europäifchen Schildkroͤte bemerkt, daß diefe Schild⸗ kroͤte dieſelbe iſt, die ſich nach Abbildung und Bez ſchreibung auch faſt durch gar nichts auszeichnet. Denn auch unſere Europaͤiſche hat zuweilen einen dunkelgrasgruͤnen Grund, welches das einzige Un? terſcheidungszeichen dieſer Amerikaniſchen Va⸗ rietat der gemeinen Fluß-Schildkroͤte etwa wär re. Man vergleiche Schoͤpfs Schildkr. S. 7. 8. Schneiders zweytr. Beytr. S. 13. und Donn⸗ dorfs Zool. Beytr. III. S. 15. 9 Die gelbe Schildkroͤte. 191 ze die herrſchenden. Der Grund iſt gruͤn und auf demſelben iſt eine Menge kleiner ſehr ſchoͤngelber, dichter Flecken, die oft ineinander fließen und ſtrah— lenaͤhnlich aneinander ſtehen; überhaupt für das Auge eine ſehr angenehme Miſchung machen. Das Mittelfeld hat gewoͤhnlich 13 Schilde und der Rand 25. Das Bruſtbein beſteht aus zwoͤlf Schilden, und iſt hinten in gerader Linie abge— ſchnitten, wie bey der Schlamm ⸗Schildkroͤte, mit welcher das Thier uͤberhaupt viel Aehnlichkeit hat. Der Kopf hat im Ganzen eine angenehme Geſtalt; die Beine haben getrennte, nur mit einer Haut et— was verbundene Zehen, und jede Zehe einen lan⸗ gen krummen und ſcharfen Nagel. Der Schwanz iſt duͤnn, faſt halb ſo lang als die Oberſchaale, und wenn das Thier geht, fo trägt es ihn ausge» ſtreckt, wie die Schlamm - Schilöfröte, Seine Bes wegungen find behender als bey den Land- Schild- kroͤten, uͤberhaupt iſt ſein Weſen ſo angenehm als ſeine Farben. Beym Paaren verrathen ſie ihre Begierden durch halblaute Seufzer. Ein Exemplar von dieſer Art wurde unter dem Namen einer Land-Schildkroͤte an das koͤnig⸗ liche Kabinet geſchickt. Zu dieſem Irrthum hat unſtreitig das Anlaß gegeben, daß alle Fluß— Schildkroͤten einen Theil des Jahrs auf dem Lan— de beben, wie ich bey der Schlamm- Schildkroͤte ſchon angemerkt habe. Man 192 Schildkröten. Man findet dieſe gelbgefleckte Schildkröte nicht allein in Amerika; auch auf der Aſcenſions— Inſel, woher das koͤnigliche Kabinet ein Exem— plar erhielt, und in einigen Europaͤiſchen Gegen— den ſind ſie zu Hauſe, nur ſind die Farben hier oft matter. Die TU u : g zuge 1 CH 2 AR 0 BR RE 9 2 beifsege IB 1 e . Die beifige Schildfröte: 179; Die beißige Schildfröte, (Weiche Schildkröte: La Molle.) e) J (Taf. VI. Fig. 2.) Dieß iſt unter den Fluß⸗Schildkroͤten die größte Art, und kommt den kleinen See Schildkroͤten nach. Pen nant iſt der erſte, der ihrer er⸗ Feen ger u waͤhnt €) Testudo curtilaginea, Petr. Boddaert episto- 5 la de testud, cartil. ex mus. Joan. Albert. Schlosseri. Amsterdam 1772. (Dieß Sy | nonym gehört nicht hierher, ſondern en weich⸗ ſchaaligen Schildkröte. ſ. unten. B.) Tiectudo ferox. Schneiders N. G. d. Schild⸗ . kroͤten S. 330. Nr. 6. La Cem Man vergleiche ferner: Testudo ferox. T. testa cartilaginea ovata, poedum unguibus tribus, naribus tubulatis prominentibus. Gmelin Lin. I. 3. p. 103g. 120. 51 | | "Testudo ferox: T. testa cartiliginea ovata, pedum unguibüs trıbüs, naribus tabulatis prominentibus. Schoͤpf N. G. der Schildkr. S. 102, Taf. 19. (Pennants Figur). Testudo mollis, digitis membrana ulis, bes ta monophylla, in medio oe, margins cartilaginea, scabra, naribus tubulosis. Bos. naterre Expetolog. n. 15. Beſchreibung und Abbild. nach La Cepede— iver · Wortoiss, Pennant; Supplem, of . Arctic Zoology. p. 78. | De la Cepede's Naturg. d. Amph. 1. Bh. N Te- 14 Schildkroͤten. waͤhnt 4); er erhielt ſie aus Suͤdkarolina. Der Doctor Garden, dem man zwey Thiere der Art brachte, ſchickte eins an Hrn. Ellis, das andere an Pennant. Man findet ſie in den Fluͤßen im ſuͤdlichen Theile von Carolina, und nennt ſie dort weichſchaalige Schildkroͤten; da ſie aber keine eigentliche Schaale oder Schup— pen hat, ſo habe ich die Benennung weiche Schildkroͤte vorgezogen. Sie wohnt in Menge in den Stroͤmen von Savanah und Alata— maha, und iſt auch, wie man dem Doctor Gar⸗ den verſicherte, in dem oͤſtlichen Florida nicht ſelten. | Sie erlangt eine betraͤchtliche Groͤße und wiegt oft ſiebenzig Pfund. Eine davon, die Doctor Garden beſaß, war 25 bis 30 Pfund. Er hatte ſie beynah ein Vierteljahr, aber bemerkte in der ganzen Zeit nicht, daß ſie das geringſte von den vielerley Nahrungsmitteln, die man ihr vor⸗ warf, genoſſen haͤtte. Die Oberſchaale dieſes Thieres war 20 Zoll lang und vierzehn breit. Die Hauptfarbe war dunkelbraun, etwas ins gruͤnliche ſpielend, die | Mitte Testudo ferox. Schneiders erſt. Beytr. S. 10. Die weiche Schildkroͤte. Deſſen zweyter Beytr. S. 17. Nr. 14 Die beißige Fluß: Schildkröte Donn⸗ dorfs Thiergeſchichte S. 413. Nr. 5. Die beißige Schildkroͤte. Deſſen Zool. Beytr. III. S. 16. Nr. 20. B. d) Philosoph, Wen 25 Vol. 6. I. n. 32. fig. 1 — Die beißige Schildkroͤte. 195 Mitte der Schaale war hart, ſtark und knochig, aber der Rand vorzüglich am Hintertheile Enorpes lich, weich und biegſam, gleich gegerbtem Leder, ließ ſich nach allen Seiten biegen, war aber dabey dick und ſtark genug, um das Thier hinlaͤnglich zu decken und zu beſchuͤtzen. Gegen den Schwanz zu war die Schaale mit kleinen, glatten, laͤngli⸗ chen Buckeln oder Knoͤpfen beſetzt, die nach dem Kopfe zu etwas groͤßer und erhabener wurden. Der Bruſtſchild hatte eine ſchoͤne weißliche Farbe, und gieng zwey bis 3 Zoll weiter vor als die Oberſchaale, ſo daß 5 Thier ſeinen Kopf, wenn es ihn zuruͤckzog, auf den vordern weichen und knorpelichen Theil deſſelben legen konnte. Der hintere Theil deſſelben war hart, knochenartig er- haben und war nach Doct. Garden wie ein Sattel geſtaltet. Dier Kopf war etwas dreyeckig, im Verhaͤlt⸗ niß gegen das Thier klein, erweiterte ſich aber nach dem Halſe zu, welcher dick, 13 1/2 Zoll lang war, und leicht unter die Schaale zuruͤckgezogen werden konnte. Die Augen ſtanden im Vorder— theile des Kopfs nach oben zu, nicht weit vonein— ander; die Augenlieder waren groß und beweg— lich; der Augenſtern klein; die Iris ganz rund und ſehr ſchoͤn gelb, und gab dem Auge ein ſehr leb⸗ haftes Anſehen. Das Auge war uͤberdem mit einer Nickhaut verſehen, die ſich ſchloß, wenn das Thier furchtſam wurde oder ſchlief. N 2 5 Das 196 2. Schildkröten. Das Maul war, wie bey den übrigen Schild⸗ kroͤten, unten am Kopf; jeder Kinnbacken beſtand aus einem Knochen, aber eine Eigenheit dieſer Art war die Geſtalt und Stellung der Naſenloͤcher. Der obere Theil des oberen Kinnbackens endigte ſich in einem knorpelichen, etwas eylindriſchen, we⸗ nigſtens 3/4 Zoll langen Auswuchs, welcher ei⸗ nem Maulwurfsruͤſſel ähnlich, ‚aber zart, dünn und etwas durchſichtig war. Am Ende deſſelben ſtanden die Nafenlöcher, die ſich auch in den Gau⸗ men oͤffneten. Die Beine waren dick und ſtark, die vorderen hatten 5 Zehen, von denen die drey erſten kuͤrzer und ſtaͤrker als die andern und mit krummen Naͤ⸗ geln verſehen waren ). Neben der fuͤnften ſtan⸗ den noch zwey falſche oder Schein-Zehen, die eine große Haut ausdehnen helfen, durch die alle uͤbri⸗ gen verbunden waren. Die Hinterfuͤße waren eben fo. wie die vordern, ausgenommen, daß fie ſtatt zweyer Scheinzehen nur eine hatten. Vor⸗ der⸗ und Hinterfuͤße waren mit einer runzlichen dunkelgruͤnen Haut bekleidet. Die beißige Schildkroͤte iſt ſtark und wild; wenn ſie angegriffen wird, hebt ſie ſich auf ihre Hinterpfoten, ſpringt wuͤthend gegen ihren Seind, und beißt heftig. 8 Die ) Die zwey letzten hatten mehr Glieder, waren aber kleiner und ohne Klauen, und mit der Schwimm— haut bis über ihre Ecken hinaus bedeckt und ver⸗ bunden. Be ; Die beißige Schildkroͤte. 197 Die Schildkroͤte des Doet. Garden hatte einen dicken, breiten und kurzen Schwanz. Es war ein Weibchen, ſie legte funfzehn Eyer, und nach ihrem Tode fand man beynah noch eben ſo viele bey ihr. Die Eyer waren völlig rund, und hatten beynah einen Zoll im Durchmeſſer. Dieſe Schildkroͤte iſt ſehr gut zu eſſen, und man haͤlt ſie ſelbſt fuͤr ſchmackhafter als die Nene Schildkroͤte. Ich glaube, wenn man die Naturgeschichte des neuen Welttheils erſt beſſer kennen wird, ſo dürfte die beißige Schildkroͤte, die man in Caroli⸗ na und Florida geſehen hat, wohl in mehreren Fluͤſſen im ſuͤdlichen und nördlichen Amerika gefun- den werden. Als der Hr. v. Widerſpach, Cor- reſpondent des koͤniglichen Kabinets ſich an den Ufern des Oyapoke in Suͤd- Amerika be⸗ fand, brachten ſeine Neger ihm den Kopf und ei— nige andere Theile von einer Fluß- Schildkroͤte, die fie ſchon zerſtuͤckt hatten, und die er hernach in- der wilden Schildkroͤte, die Hr. Pennant be⸗ ſchrieben hat, wieder zu finden glaubte. | 3 u ſ a tz. Die große weichſchaalige Schildkroͤte.«⸗ N 7 Dieß: ge) The great softshelled Tortoise. Bartram travels trough Nord and South- Carolina. „ 1791. 8, p. 177. Ueberſ. S. 171. af. | Testa- 198 Schildkröten. Dieß von Bartram beſchriebene Thier, def- fen Panzer 2 1/2 Fuß lang und 1 1/2 Fuß breit war, trifft darin mit dem vorhergehenden uͤberein, daß Geſtalt und Bildung des Panzers, weiche Beſchaffenheit deſſelben, die hornigen Knoten auf den Enden, die rüffelfürmige Naſe, Lebensart, Sitten und Vaterland gleich ſind. Verſchieden iſt es 1) durch die in der Abbildung nur bemerkli⸗ che Vorragung des Ruͤckgrats und der Rippen. 2) Durch die ebenfalls in der Abbildung an— gezeigten mit fünf Fingern und eben fo viel Kral- len beſetzten Vorder- und Hinterfuͤße, die über die Schwimmhaut hinausreichen. | 3) Vorzüglich aber durch die warzigen Zoͤpfe, die die Lippen und Winkel des Mundes umgeben und an der Figur auch an Kinn und Hals ſich be⸗ finden. Wahrſcheinlich iſt es einerley Thier, und nur die Zeichnung von einem vertrockneten Exemplare genommen, wodurch die 10 Wirbelbeine des Ruf. kens und die eben fo viel Rippen u. ſ. w. ſehr ſicht⸗ bar werden. Dieß Thier bewohnt die ſchlammigen Stellen der Fluͤſſe und Suͤmpfe unter den Wurzeln und dem Laub der Waſſerpflanzen, und uͤberfaͤllt aus dieſem Hinterhalt, wenn es hungrig iſt, ſeinen ſichern und unbeſorgten Raub. Es kann naͤmlich ſeinen Hals Tesstudo (ferox?) verrucosa. Bartram. Schoͤpf N. G. der Schildkröten S. 105. Die beißige Schildkröte. 199 Hals auf eine unglaubliche Laͤnge vorſtrecken, und ſo mit blitzaͤhnlicher Geſchwindigkeit ſorglos umherſchwimmende Thiere, vorzuͤglich junge Waſ— ſervoͤgel anfallen und erſchnappen; denn dieſe Art iſt fleiſchfreſſend und verzehrt auch Froͤſche und klei- ne Fiſche. Zuweilen erhebt es den Kopf uͤber das Waſſer, und giebt, indem es athmet und blaͤßet, einen ſchwachen ziſchenden Laut von ſich. Sie wohnen an allen Fluͤſſen, Seen und Lachen des oͤſtli⸗ chen Florida, und werden 30 — 40 Pfund ſchwer. Ihr Fleiſch iſt fett und wohlſchmeckend, allein ungewohnten, oder uͤbermaͤßig davon genie— ßenden Perſonen verurſacht es einen leichten Durchfall. | | N A Die 200 Schildkrdten. Die breitrandige Schildkroͤte. ) (Die Griechiſche oder gemeine Land Schildkroͤte. La Grecque, ou la Tortue de terre commune.) g) anf VII. Fig. 1.) So nennt man die Land ⸗Schildkroͤte, a rie⸗ chenland, und in den meiſten gemäßigten Laͤn⸗ | dern J >) Hier beginnen die Beſchreibungen der ei gentlis chen Landſchildkroͤten. Ich habe hier die Benennung briitrandige Schildkroͤte nach Schoͤpf gewählt, weil die Abbildung und Hauptbeſchreibung, die 330 angegez ben worden, auf diefe gehen, wie Hr. D .Shöyf | hinlaͤng⸗ 8) Griechiſch; vA vegraie. Tortuga de Garriga in Languedoc. Kr Isicame oder Sanki in Japan. Le Grecque. D' Aubenton Ency cl. meth. Testudo terrestris vulgaris, Hay Synops. p. 253. Testudo graeca pedibus subdigitatis, testa pa. tice gibba, margine laterali obtusissimo, gcu- tellis planiusculis. Lin. Syst. nat. edit, XIII. P. 352. Testudo gracca. Schneider. (Die vier letz ten Synonymen gehoͤren nicht zu der Abbildung und Hauptbeſchreibung die Hr. La Cepede hier aufſtellt, ſondern zu der eigentlichen Griechi— ſchen oder Moſaiſchen Scllderdte e die ich im Anhange beſchreihen werde. B. * Die breitrandige Schildkroͤte. 201 dern Europens zu Haufe iſt. Man nannte fie lange Zeit bloß Landſchildkroͤte, aber da dieſer Name bloß ihren Wohnort, den ſie mit mehrern andern Arten gemein hat, anzeigt, fo habe ich die Benen— nung vorgezogen, die ihr neuere Naturforſcher geben. Man findet ſie in Waͤldern und auf N 3 | Ans hinkaͤnglich gezeigt hat. Hr. La Cepede wirft hier mehrere Landſchildkroͤten untereinander, und was er 1155 die Naturgeſchichte ſeiner Amphibien ſagt, gehört allerdings der Griechiſchen Schild⸗ kroͤte, paßt aber nicht auf ſeine Hauptbefchreiz bung. Es wird daher noͤthig ſeyn, die Griechi ſche Schildkroͤte im Anhang genauer zu beſchrei— ben und die Synonymen nach dieſen beyden getrenn— ten Arten zu ordnen. Hierher gehoͤrt demnach: Testudo marginata. TI. testa oblonga, gibba ; lateribus retusa, margine postico explana- to-depressa, scutellis XXI. (Die breitrandige Schildkroͤte; das Ruͤckent ſchild ablang, hochgewoͤlbt, mit ſtark eingezoge: nen Flanken; der aus 24 Schuppen beſtehende Rand iſt hinterwaͤrts flach auswärts gebreitet.) Schoͤpf N. G. der Schildkr. S. 58. Taf. XI. und XII. Fig. r. Die Pfuhl⸗Schildkroͤte. Meyers Thiere. II. Taf. 61 —63. Testudo graja, testa postice explanato - de- pressa, lateribus retusa, scutellis subgibbis, glabris ; marginali F lineari. Her- mann. Die gemeine oder Griechiſche Landſchild⸗ kroͤte. Schneiders zweyter Beytr. S. 17. Nr. 15. Die breitrandige Schildkroͤte. Donn dorfs Zool. Beytr. III. S. 33. Nr. 7. ei — 202 a Schildkröten. | Anhoͤhen, und es iſt wohl niemand, der fie nicht geſehen hat, oder wenigſtens dem Namen nach kennt. Ihre Langſamkeit war von jeher un» ter Philoſophen und Dichtern in Schluͤßen und Bildern und in den Spruͤchwoͤrtern des Volks beruͤhmt; und ſie iſt wirklich eins der langſamſten Thiere unter allen Amphibien. Sie braucht ſehr lange Zeit zu dem kleinſten Wege; ob ſie aber gleich langſam von der Stelle kommt, ſo ſind doch die Bewegungen ihrer einzelnen Theile oft ſehr leb— haft, ich habe ſie Kopf, Beine und Schwanz ſehr munter bewegen ſehen. Vielleicht iſt die Schwe- re ihres Schildes, den ſie zu tragen hat, und die Stellung ihrer Fuͤße, die ſehr auf der Seite, und weit voneinander ſtehen, allein an der Langſam— keit ihres Ganges Schuld. Denn ihr Blut iſt eben ſo warm als bey andern Amphibien, die mit Leichtigkeit auf die hoͤchſten Baͤume klettern; und ob gleich ihre Finger wie bey den Eidechſen, die ſehr behend laufen koͤnnen, getrennt ſind, ſo iſt doch auch ihre Bildung allein einem leichten und geſchwinden Gange nicht hinderlich. Unnſere Griechiſchen Schildkroͤten haben in vie⸗ len Stuͤcken Aehnlichkeit mit den gemeinen Fluß— Schildkroͤten; ihre Groͤße iſt nach dem Alter, und der Gegend, die ſie bewohnen, verſchieden. Es ſcheint als wenn die, welche in Gebirgsgegenden wohnen, groͤßer wuͤrden, als die Schildkroͤten der Ebenen. Die, welche ich nach dem Leben beſchrie— ben babe, maß, die e der Schaale mitge⸗ rechnet, * 1 Die breitrandige Schildkroͤte. 203 rechnet, vierzehn Zoll in die Laͤnge und zehn in die Breite ). Der Kopf war einen Zoll und zehn Linien lang, und 1 Zoll 2 Linien breit. Der obere Theil war platt und dreyeckig. Die Augen hatten eine Nickhaut; bloß das untere Augenlied war beweglich, wie ſchon Plinius bemerkt hat, der dieſe Eigenheit aber faͤlſchlich den Krokodillen und Amphibien uͤberhaupt zuſchreibt. Die Kinnbacken waren ſehr ſtark und gezaͤhnelt; und auch die inne= re Seite war rauh, welche hervorſtehende Spitzen man faͤlſchlich fuͤr wirkliche Zaͤhne gehalten hat. Die Ohroͤffnung iſt mit einer Haut bedeckt; der Schwanz iſt ſehr kurz, nur zwey Zoll lang. Die Vor⸗ derfuͤße ſind bis an die Spitze der Zehen drey Zoll ſechs Linien, und die Hinterfuͤße zwey Zoll fed)s Linien lang. Kopf, Beine und Schwanz ſind mit einer koͤrnigen Haut und ungleichen harten, mehr oder weniger braunen Schuppen bedeckt. Einige von den aͤußerſten Schuppen an den Zehen, waren ziemlich groß, ſtanden etwas von der Haut ab, und waren ſo ſpitzig, daß man ſie auf den er— ſten Blick fuͤr Naͤgel haͤtte halten koͤnnen. Die Fuͤße waren ſtark, und da die Zehen alle in eine Haut verwachſen find, fo kann man fie nicht an= ders als an den Nägeln am Ende unterſcheiden ). | Diefe, A) So groß wird keine Griechiſche Schild: kot e, 3) Ich muß hier bemerken, daß bey dieſer Bildung der Fuͤße Linne“ den Ausdruck pedes e | 9 | nicht ® 204 Schildkröten. Dieſe Schildkroͤte hat gewöhnlich ſtumpfere Nägel als die Fluß⸗Schildkroͤte, weil fie fie durch den haͤufigern Gebrauch mehr abnutzt. Wenn ſie geht, ſo ſetzt ſie ihre Naͤgel einzeln einen nach den andern auf den Boden, ſo daß wenn ſie einen Vorderfuß auf die Erde ſetzt, zuerſt der innere Nagel den Boden beruͤhrt, dann der zweyte und die folgenden einer nach dem andern. Dadurch macht ſie mit dem Fuße gewiſſermaßen die Bewe⸗ gung eines Rades. Es ſcheint als wenn ſie die Beine ſo wenig als moͤglich vom Boden aufheben moͤchte, um durch viele kleine aufeinanderfolgende Schritte, die ſchwere Laſt, die ſie zu tragen hat, mit weniger Mühe fortzuſchleppen. Dreyzehn geraͤn⸗ dete Schilde bedecken die Oberſchaale und vier und zwanzig den Rand. Die letztern find ver- haͤltnißmaͤßig größer als bey allen andern Schild⸗ kroͤten, und geben durch ihre Lage dem Rande ein gezaͤhntes Anſehen. Der Bruſtſchild hat gewoͤhn⸗ lich 12 oder 13 Schilde; die welche ich beſchreibe, hatte 13. Die Felder der Oberſchaale ſind mit zwey Farben marmorirt, wovon die eine mehr oder weniger dunkel (foncee) und die andere weiß⸗ lich iſt. Die obere Schaale iſt ſehr gewoͤlbt; die Schild⸗ kroͤte, welche ich ſelbſt maß, war 4 Zoll 3 Linien / dick 0 8 b nicht hätte brauchen ſollen, wie ſchon Cetti in ſei⸗ ner Naturgeſch. der Amph. und Fiſche Sardiniens angemerkt hat. (Linne beſchreibt Nas breitrandi“ ge Schildkroͤte nicht. B.) Die breitrandige Schildkroͤte. 205 dick; deßwegen kann ſie auch, wenn ſie auf den Ruͤcken gelegt wird, ſich wieder umwenden, und bleibt nicht, wie die Rieſen-Schildkroͤte, ein Raub ihrer Feinde. Wenn ſie ſich umwenden will, ſo kann ſie das mit den Beinen, die zu kurz ſind, um auf den Boden zu reichen, nicht allein; ſie braucht bloß Kopf und Hals dazu, mit dem ſie ſich gegen die Erde ſtemmt, um ſich gewiſſermaßen in die Hoͤhe zu heben. So ſchaukelt ſie hin und her, bis fie die Seite gefunden hat, wo das Erd: reich am abhaͤngigſten iſt, und ihr die leichteſte Arbeit macht. Alsdann ſtrengt fie alle Kräfte an, ſich auf dieſe Seite zu legen, bis ſie die Erde mit den Füßen erreichen und ſich ganz umwenden kann. Es ſcheint als wenn man die Maͤnnchen von den Weibchen daran unterſcheiden koͤnnte, daß der Bruſtſchild der letzten beynah platt, bey den Maͤnn⸗ chen hingegen immer etwas eingebogner iſt Y. Den See- und Fluß-Schildkroͤten macht das Element, in dem fie leben, ihre Laſt beträchtlich leichter, denn jedermann weiß, daß ein Koͤrper im Waſſer merklich von ſeinem Gewichte verliert; den Land ⸗Schildkroͤten kommt dieß nicht zu ſtatten. Das Gewicht, welches die Griechiſche Schildkroͤte zu tragen hat, iſt ein Beweis von ihrer Staͤrke. Man kennt dieſe Dan aus der Leichtigkeit, mit der ſie Y Cetti. Im Dugi S. io. in der Ueherſ. S. 11.) Hier iſt aber von der Griechiſchen Schild— kroͤte die Rede. Dieſe Bemerkung paßt aber wohl auf alle Land: und Sluß; Schildkroͤtenn. B,. 206 ‚Schildkröten. fie ſehr N Soner zerbeißen kann. Ihre Kinn⸗ backen-Muskeln find jo Eräftig, daß von einer kleinen Schildkroͤte, der man den Kopf abgefchnit- ten hatte, die Kinnbacken noch eine halbe Stunde nachher ziemlich laut zuſammenklappten; und ſchon ſeit Ariſtoteles hielt man die Schildkröte fuͤr das Thier, das verhaͤltnißmaͤßig die meiſte Staͤrke in den Kinnbacken hat. Aoͤ.ber dieſe Erſcheinung iſt bey dieſer Schild— kroͤte nicht die einzige, welche beweiſt, wie ſchwer die Amphibien zu toͤdten find. Franz Redi hat in dieſer Ruͤckſicht in Toſcana Verſuche ange- ſtellt, deren bauptjächlichfte Reſultate ich hier mit⸗ theilen will 2). Er nahm im Anfang des Rovembers eine ge⸗ meine Land ⸗Schildkroͤte, machte eine große Oeff— Uung in die Hirnſchaale, nahm alles Gehirn her— aus, und räumte die ganze Hirnhoͤhle völlig rein auf. Sobald das Gehirn ausgenommen war, ſchloßen ſich die Augen des Thieres um ſich nie wieder zu oͤffnen. Dennoch bewegte es ſich, als es in Freyheit geſetzt wurde, nach wie vor, kroch, als wenn ihm nichts geſchehen waͤre, und half fc, ine es nicht ſchen konnte, gewiſſermaſſen a mit * * B h Osservazioni di Francisco Rede intorno aglı animali viventi, che si troVono negli animali viventi. Napoli 1687. p 126. (Dieſe Verſuche ſind an der Griechiſchen Schildkroͤte gemacht wor⸗ den. Be a ders N. S. d. Re u ZZ Die breitrandige Schildkröte 207 mit Tappen fort. Nach drey Tagen wuchs eine neue Haut uͤber die Hirnſchaale her, und die Schildkroͤte lebte und bewegte ſich ganz wie ge— woͤhnlich, bis in die Mitte des Mays, das heißt, beynah noch ſechs Monate. Als fie todt war, un« terſuchte Redi die Hirnſchaale wieder, und fand nichts darin als ein Tropfchen zuſammengelaufenes trocknes ſchwarzes Blut. Er wiederholte dieſen Verſuch mit mehreren ſowohl Land- als Fluß ⸗ und See⸗Schildkroͤten, und alle lebten ohne Ge⸗ hirn eine mehr oder minder betraͤchtliche Zeit hin- durch. Darauf hieb er einer großen Griechiſchen Schildkröte den Kopf ab, ließ alles Blut, was aus den Halsadern fließen konnte, verlaufen, und die Schildkroͤte lebte, wie ſi ch aus ihren Bewe⸗ gungen an den Vorder- und Hinterfuͤßen deutlich ſehen ließ, noch mehrere Tage. Dieſer Natur⸗ forſcher hieb noch vier andern Schildkroͤten den Kopf ab; zwoͤlf Tage nach dieſer Operation oͤffne⸗ te er ſie, und fand das Herz noch klopfen; das Blut, was zuruͤckgeblieben war, gieng noch ein und aus, und die Thiere lebten alſo noch. f Beweiſen dieſe Verſuche, die ſeitdem von meh⸗ rern Naturforſchern angeſtellt ſind, nicht augen— ſcheinlich, was ich oben von der Organiſation der Amphibien im Allgemeinen geſagt habe? m), 6 5 Die 3) Man ſehe oben die Einleitung uͤber die Natur der Amphibien. 208 Schildkröten. Die Nahru ng der Griechiſchen Schildkröte beſteht in Fruͤchten, Wuͤrmern, Schnecken und Inſerten. Da fie keine Thiere angreift, die Blut haben, auch keine Fiſche wie die Schlamm ⸗Schild⸗ krdoͤte, welche in Teiche und Moraͤſte geht, wo man dieſe nie findet, ſo iſt ſie ein ſehr gutartiges friedſames Thier. Sie it fo ruhig als ihr Gang langſam iſt, wird leicht haͤuslich, laͤßt ſich mit Kleyen und Mehl futtern, und man hat ſie gern in den Gaͤrten, wo fie die Inſecten verfolgt. *). Sie kann, wie alle uͤbrigen Schildkroͤten und Amphibien, eine lange Zeit ohne Nahrung leben. Gerard Blaſtus hatte eine Land-Schildkroͤte, die zehn Monate lang keine Art von Speiſe oder Getraͤnk annahm. Am Ende des zehnten Monats ſtarb ſie; aber nicht vor Hunger, denn man fand ihre Eingeweide noch voll Ereremente, von denen einige ſchwaͤrzlich, andere gruͤn und gelb waren; fie ſtarb bloß vor Kälte o). Die Griechiſchen Schildkroͤten werden ſehr alt. Cetti ſah in Sardinien eine, die vier Pfund wog, und ſchon ſeit ſechzig Jahren in einem Hauſe war, wo ſie wie ein alter Bedien⸗ ter angeſehen wurde ). In etwas nördlichen 1 Gegen⸗ u) Geht auf die unten von mir beſonders beſchriebene | Griechiſche Schildkroͤte. B. 00 Anatomiſche Bemerkungen von Gerhard Bla us. 0 ett S. 3 9 (Ueberſ. S. 11. Hier iſt nicht von J. marginata, ſondern von 2, . die ede . verſchieden. In Sardinien legen ſie zu Ende Die breitrandige Schildkroͤte. | 209 Gegenden bringen die Landſchildkroͤten den Win⸗ ter unter der Erde in Löchern zu, die fie ſich zuwei— len ſelbſt graben, und wo fie, je nachdem die Wit⸗ terung ſtreng iſt, mehr oder weniger erſtarren. So verbarg ſie ſich in Sardinien ſchon zu Ende des Novembers 7). Im Fruͤhling kommen ſie wieder aus ihren Loͤchern hervor und paaren ſich, je nachdem das Clima heiß iſt, kuͤrzere oder längere Zeit nachher. Man hat uͤber die Paarung dieſer Schildkroͤten viel Maͤhrchen geſchrieben “) und nacherzaͤhlt; über die Brunſt der Maͤnnchen, die Schamhaftig⸗ keit der Weibchen u. d. m. Das einzige, was da— von geſagt werden kann, iſt, daß die Maͤnnchen ein ſehr großes Zeugungsglied haben, alſo ihre Hitze, wenn ſie die Weibchen ſuchen, ſehr auffal— lend iſt. In den Gegenden von Afrika, wo fie häufig find, ſollen die Männchen ſogar um die Weibchen kaͤmpfen. Sie ſollen ſogar von dem gebieteriſcheſten aller Triebe beherzt gemacht, ob— gleich langſam, doch muthig aufeinander losgehen und ſich mit derben Kopfſtoͤßen begruͤßen H. Die Legezeit iſt nach der Waͤrme der Laͤnder des Rede,) ſo auch in dem, was in der Folge erzaͤhlt wird. ? g) Ebenderf. ebendaſ. r) Conrad Gesner. s) Linne“ a. a. O. De la Cepedes Natg. d. Amph. I. Bd. 210 Schildkröten: des Junius vier bis fünf Eyer, weiß wie Tauben: eyer. Das Weibchen legt ſie in ein Loch, das ſie mit den Vorderbeinen graͤbt, und bedeckt ſie mit Erde. Die Sonnenwaͤrme bruͤtet die Eyer aus, und im Anfange des Septembers ) kommen die Jungen ſo groß wie eine Nußſchaale hervor ). Die Griechiſche Schildkroͤte geht nie ins Waſ⸗ fer, dennoch iſt ihr innerer Bau wie bey den See— Schildkroͤten *), und wenn ſie gleich in ihrer Le— bensart kein Amphibium iſt, ſo iſt ſie es doch ver⸗ moͤge ihrer Organiſation. Man findet ſie beynah in allen warmen und ‚gemäßigten Ländern der alten Welt, im füdli- chen Europa, Macedonien, Griechen— land, auf Amboina und Ceylon in Oſtin- dien, Japan )), auf der Inſel Bourbon D, 5 der 5) Cetti, von welchen dieß entlehnt iſt, ſagt, beym Eintritt des erſten September-Regens. Deſſen N. G. von Sard. (ueberſ.) S. 11. B. 1) Cetti. x) Gerhard Blaſius fand bey einer Landſchild—⸗ kroͤte, die er zergliederte, das Perikardium voll hel— les Waſſer. Anat. Bemerk. S. 63. Sloane fand eben das bey einem Alligator, wie wir unten ſehen 9 (Beweißt nichts fuͤr das Angefuͤhr— te. Allgem. Geſch. der Reifen. Th. 40. S. 382. ) Auf der Inſel Bourbon gab es ſonſt eine Men— ge Landſchildkroͤten; aber die Schiffe haben ſie ſo duͤnn gemacht, daß man uur auf dem weſtlichen Theil derſelben noch welche antrifft, wo die Ein— wohner ſelbſt fie jetzt nur in der Faſten fangen duͤr— fen. Barbinais le Gentil Reife um die Welt. Die breitrandige Schildkroͤte. 211 der Aſcenſtons-Inſel, und in den Afrika— niſchen Wuͤſten. In Libien und in In— dien iſt ihr Fleiſch vorzuͤglich ſchmackhaft und ges ſund; und man begreift nicht, warum den Neu— Griechen und Tuͤrken der Genuß deſſelben unter— ſagt iſt. Es fehlt uns noch an Beobachtungen um zu beſtimmen, ob die SuͤdamerikaniſchenLand⸗— Schildkroͤten 4) von der Griechiſchen verſchie— den 5), ob fie dort einheimiſch, oder von andern Orten hin verpflanzt ſind. Sie ſind dort ſehr haͤufig und man ſucht ſie mit Hunden auf, die da— zu abgerichtet ſind, ſie an der Faͤhrte zu erkennen, und anzuſchlagen, wenn fie fie gefunden haben, bis der Jaͤger kommt. Man nimmt ſie lebendig mit, ſetzt ſie in einen Garten oder in beſondere Ge— hege, und fuͤttert ſie mit Pflanzen und Fruͤchten. Ihre Vermehrung iſt ſtark. Sie wiegen 5 auch 6 Pfund und druͤber. Ihr Fleiſch ſoll, ob es gleich etwas zaͤh iſt, ſehr gut ſchmecken. Die . 2 Jun⸗ a) Die breitrandige Schildkroͤte gehoͤrt wahrſcheinlich nach Suͤdamerika zu Hauſe, denn ein Panzer, den Hr. D. Schoͤpf in Holland ſah, ſollte von daher gekommen ſeyn. B. 5) Es giebt Landſchildkroͤten, die im Braſilianiſchen Sabutis heißen, und die Einwohner von Para alı len andern vorziehen. Sie koͤnnen ſich alle einige Monate lang ohne merkliche Nahrung außer dem Waſſer halten. Allg. Geſch. der Reiſen. Th. 53. S. 438. (So wird die Geometriſche Schildkroͤte genannt. ſ. Pisces americ, p. 106. tab, 109. n. 5, B.) 212 Schildkröten. Jungen wachſen ſechs bis acht Jahre. Die Weib- chen paaren ſich ſchon, wenn fie erſt halb ausge» wachſen ſind, die Maͤnnchen hingegen nie, bis ſie ihren groͤßten Wachsthum vollendet haben. Schon hieraus ſcheint einzuleuchten, daß die Weibchen hitziger find als die Maͤnnchen „), und daß die Sage der Alten, von der Brunſt der Maͤnnchen, und der Zuruͤckhaltung der Weibchen, eine Sage iſt. N a Im noͤrdlichen Amerika und den nahge⸗ legenen Inſeln ſcheinen fie durch das Clima einige kleine Veraͤnderungen erlitten zu haben, im Grun— de aber unſere gemeine Land-Schildkroͤten zu ſeyn. In unſerm gemaͤßigten Europa gelangen ſie bey weitem nicht zu der Groͤße als in den heißen Gegenden Indiens. Man hat eine Griechiſche Schildkroͤte von der Kuͤſte Coromandel ge— bracht 4), die von der Spitze der Schnauze bis zum Ende des Schwanzes vier und einen halben Fuß lang und vierzehn Zoll dick war. Der Kopf war ſieben Zoll lang, und vier breit. Das Ge— hirn war im Ganzen ſechzehn Linien lang, neun Linien breit; die Zunge einen Zoll lang, vier Li— nien breit, eine Linie dick; die Oberſchaale drey Fuß lang, zwey Fuß breit. Es war ein Maͤnn— chen und hatte ein eingebogenes Bruſtbein. Die Ruthe gieng in den After und war 9 Zoll lang und 1 1/2 Zoll dick. Die Blaſe war außeror- dent⸗ c) Bemerkung des Hrn. la Borde. d) S. unten die Indiſche Schildkroͤte. B. Die breitrandige Schildkroͤte. 213 dentlich groß, und man fand 12 Pfund hellen und klaren Urin darin. | Der Schwanz war ſehr dick, hatte an der Wurzel ſechs Zoll im Durchmeſſer und war vier: zehn Zoll lang. Als das Thier todt war, war er ſo ſteif geworden, daß es unmoͤglich war ihn zu bie— gen; es laͤßt ſich daraus ſchließen, daß ſie ziemlich ſtark damit muß ſchlagen koͤnnen. Die Spitze war hornartig e) und glich der Spitze am Schwanze der Scorpion-Schildkroͤte. Die gro⸗ ßen Land - Schildfröten haben alſo außer ihren Schilden noch Waffen zum Angriff; ſehr ſtarke und ſcharfe Kinnbacken und Beine und Schwanz, die ſie wohl zum Angriff brauchen koͤnnten. Da ſie ſie aber nicht mißbrauchen, und bloß zu ihrer Vertheidigung anzuwenden ſcheinen, ſo beſtaͤtigt dieß was wir oben von ihrer friedlichen Lebensart geſage haben. Im koͤniglichen Kabinette befinden ſich ds zwey ſehr große Griechiſche Schildkroͤten; die eine Oberſchaale iſt beynah zwey Fuß fuͤnf Zoll, und die andern zwey Fuß vier Zoll lang. Die erſte hat am Ende des Schwanzes eine ähnliche Ver— haͤrtung wie die von Coromandel, doch glaube ich nicht, daß dieß Kennzeichen ſich nur bey großen Schildkroͤten findet. Ich habe einen aͤhnlichen, Berne Anſatz auch an einer lebenden Schild— O 3 kroͤte e) Memoires pour servir à l’hist, nat. Art. la Tortue de Coromandel. 214 Schildkroͤten. kroͤte bemerkt, die nicht größer war als die im Ar fang dieſes Artikels beſchriebene. Sie unterſchied ſich freylich etwas durch die helle und gruͤnliche Farbe ihrer Schilde von den gewoͤhnlichen Schild⸗ kroͤten, und es koͤnnte ſeyn, daß das Exemplar über das ich keine weiteren beſondern Nachrichten einziehen konnte, vielleicht eine beſtaͤndige Abart geweſen waͤre, welche das Horn fruͤher als die andern Griechiſchen Schildkroͤten bekommt H. Noch befindet ſich in dem Kabinette der Kopf einer Land⸗Schildkroͤte von der Inſel 97 rigo, der beynah 5 Zoll lang ift. Varietaͤt der Griechiſchen Schildkroͤte, aus dem Nachtrag Vol. II. p. 488. uͤberſetzt. Herr Arthand, beſtaͤndiger Secretair der Geſellſchaft der Philadelphen, hat mir von St. Domingo eine große Land-Schildkroͤte zugeſchickt, die der unter dem Namen Griechiſche Schild— kroͤte (Tortue grecque) beſchriebenen vollig gleicht, ausgenommen an den Schuppen auf dem Kopfe, den Beinen und dem Sichen die größe e hellrot ſind. ? | Zuſaͤtze. Man ſehe Schneiders Naturgeſch. der Schild⸗ kroͤten. Leipzig 1785. S. 348, und die dort an⸗ gefuͤhrte Beobachtung des Prof. Hermanns zu Strasburg. (An den eigentlichen Griechiſchen Schildkroͤten bemerkt man nur eine hornartige Schwanzſpitze, hier iſt auch von dieſer die Rede.) B. Die breitrandige Schildkroͤte. 215 Zu ſaͤ tz e. Um fo viel als möglich Deutlichkeit und Volle ſtaͤndigkeit in dieß Werk zu bringen, will ich noch die genaue Beſchreibung der breitrandigen- Schildkroͤte aus dem Schoͤpfiſchen Werke hier einruͤcken, und darauf eben daher die Grie⸗ chiſche folgen laſſen. Die breitrandige Schildkröte Testudo marginata. Schöpf. Kopf und Gliedmaßen hat Hr. D. Schoͤpf nicht geſehen. Der hochgewoͤlbte Panzer iſt laͤng— lich, fo daß deſſen nach der Länge gemeſſener Bo» gen, den Querbogen um ein Viertheil uͤbermißt; die Hoͤhe iſt ein Drittheil, die Breite der Woͤlbung aber der halben Laͤnge des Panzers gleich. Die Scheibe hat 13 Felder. Die fünf mittlern find flach erhaben, fo naͤmlich, daß das Mittel des Feldes an einer bejahrtern Schaale etwas uͤber ſei⸗ nen plattern Umkreis erhaben iſt; fie ſind meiſt glatt, oder mit Parallel - Linien nur leicht gefurcht. Das vorderſte Feld iſt fuͤnfeckig, mit krummlini⸗ gen Seiten, abhaͤngig, und nach unten niedrig ge⸗ kielt; das vorragende Schuppenfeld lieget nach oben und iſt mit parallelen Furchen umgeben. Das zweyte naͤhert ſich einem Sechsecke, deſſen vordere Schenkel kuͤrzer und gekruͤmmt, die hintern breiter e und 216 Schildkröten und gerader, die mittlern aber ebenmaͤßig und ger bogen find. Das dritte oder mittelſte liegt wage⸗ recht, iſt wenig erhaben, ſechseckig, die vordern und hintern Raͤnder ſind breiter und geradliniger, als die an den Seiten. Das vierte iſt ungleich— ſeitig ſechseckig, nach hinten ſchmaͤler und abſchuͤſ⸗ ſig, das in der Mitte liegende Schuppenfeld vor« ragender. Das fuͤnfte ungleichſeitig fünfeclig, flaͤcher und ſtark abhaͤngig. Die vier Seitenfelder haben die obere Hälfte, in deren Mitte das Schuppenfeld lieget, converer, die untere ſehr glatt abſchuͤſſig und leicht gefurcht. Das erſte hat eine unregelmaͤſſige Geſtalt, der un» tere Rand iſt bogig. Das zweyte und dritte ſind von oben abwärts ablang - viereckig, und an Größe wenig unterſchieden; ihnen an Geſtalt ziemlich aͤhn⸗ lich, aber kleiner iſt das vierte. Die Hauptfarbe der Schuppen iſt braun⸗ ſchwaͤrzlich, bis auf die mittlern mehr gewoͤlbt vor— ſtehenden Schuppenfelder, welche mit Gelb, aber ungleich bezeichnet ſind. Der Rand beſtehet aus 24 Schuppen; davon die vorderſte ungepaarte die kleinſte, gleichbreit und etwas vorragend iſt; die drey naͤchſtliegenden zu beyden Seiten ſind mit dem vordern Theil der Scheibe gleich abhaͤngig und ſcharfkantig. Von der fuͤnften aber bis zur neunten ſind ſie alle viel abſchuͤſſiger, und des Oberſchildes Flanken erſchei⸗ nen einwaͤrts gebogen und verengt, beſonders bey der 6ten, ten und sten Schuppe, welche bey drey Die breitrandige Schildkroͤte. 217 drey Linien einwaͤrts ſtehen, ſo daß bey der Anſicht des Panzers von oben her von dem Mittel der darunter gelegene Rand gedeckt wird; auch in der Gegend die Kante des Randes am meiſten abge— ſtumpft. Der hintere Theil des Randes begreift ſleben Schuppen, (naͤmlich die über dem Schwanze, und drey ihr an jeder Seite zunaͤchſt liegende,) welche ungewoͤhnlich breit, und flach auswaͤrts ge— bogen find; die an den hintern Naͤthen vorſprin— genden Ecken bilden an jeder Seite drey deutliche ſaͤgefoͤrmige Einſchnitte; die letztern find die fief- ſten. Das hinterſte uͤber dem Schwanze liegende Feld iſt das breiteſte, zugerundet, flach, und nie— derwaͤrts gebogen, ſo daß es ſich tiefer, als die uͤbrigen, herabſenkt. Dieſes letzte Feld iſt einfach, und ſcheint auch nie getheilt geweſen zu ſeyn, in⸗ dem nur ein einfaches Schuppenfeld am aͤußerſten Rande zu ſehen iſt, und nach dieſem einzigen die parallelen Furchen umher geordnet ſind. Es hat demnach der Rand am Panzer bey die— fer Art feine eigene und von den meiſten Arten arg» gezeichnete Bildung; es ſind naͤmlich von den 24 Randfeldern I vorderſtes, das ſchmalſte, gleichbreit, vorne ſpitzig. | 1 hinterſtes, das breitefte, breitgeſtreckt, zuge— rundet. 11 zu beyden Seiten, 3 vordere, der Scheibe gleich abhaͤngig, mit wogiger und ſcharfer Kante. O 5 5 28 Scghhitlendkroͤ. 5 in den Flanken, ſenkrecht, ſtumpfkantig, und von dieſen die drey mittlern ſtark ein⸗ E waͤrts gebogen. Z hintere, breit auswaͤrts geſtreckt, mit ſaͤ— gefoͤrmigen Einſchnitten. Die Schuppenfelder find viereckig, aber die⸗ fe ſowohl, als die fie umgebenden parallelen Zur- chen, erſcheinen an der ſchon bejahrten Schaale nur ganz wenig. Die Farben des Randes verhalten ſi ch folgen dermaßen. Die Schuppen in den Flanken, von der vierten bis zur achten, haben die vordere Haͤlf⸗ te ſchraͤge abwärts, ſchwarz, das Übrige gelb. Die vordern und hintern Randfelder ſind dunkelfarbig, (ſchwaͤrzlich-braun) und nur an der Stelle des kleinen Schuppenfeldes mit einen gelben Fleck von unbeſtimmter Groͤße und Figur bezeichnet. Die Farbenſtellung an den Schuppen der Flanken aber bildet bey der Anſicht des Panzers von der Seite und in einiger Entfernung zwiſchen dem 4fen bis zum gfen Randfelde, ſechs dreyeckige gelbe, mit eben ſo vielen ſchwarzen abwechſelnden Streifen; jene haben ihre breitere Baſin oberwaͤrts und die Spitze nach unten, der Gegend des Schuppenfel— des zugekehrt; dieſe find unten breiter und veren— gen ſich nach o ben. Die untere Seite des Ran— des iſt blaß. Der Bauchſchild theilt ſich in drey Theile, und zwölf Felder. Der Vordertheil iſt dem obern Ran— de an Laͤnge gleich und ausgekerbt; der hintere kuͤrzer Die breitrandige Schildkröte 219 kuͤrzer als der Oberrand und zwieſpaltig. Die Felder des Mittelſtuͤckes ſind ungleich; das vorde— re iſt kuͤrzer, beyde aber ſchließen ſich durch ihre aufgebogenen Fluͤgel an das Oberſchild. Dieſe Verbindung geſchiehet durch eine feſte, gewundene Knochennath, von dem vierten bis zum neunten Randfelde; aber nur das ste, 6fe, 7te und ste ſtehen in ganzer und unmittelbarer Verbindung; das 4te und gfe nur zum Theil und mittelſt eines eingeſchobenen Knochens. Die Farbe des Bauch— ſchildes iſt groͤßtentheils weißlich oder ins Gelbe fallend, mit ſchwarzen dreyeckigen Flecken, deren Grundflaͤchen an den Quernaͤthen anſtehen. Der Bauchſchild des hier beſchriebenen Exemplars war nach der Mitte hin tiefer. Dieſer von Hrn. Profeſſor Hermann uns mitgetheilte Panzer if 10 ı/2 Zoll lang; das Oberſchild 3 / Zoll, mit dem Bauchſchilde aber 41/2 Zoll hoch; an der eingezogenen Stelle der Flanken 5 Zoll, am hintern breitern Rande faſt 6 17/2 Zoll breit. Jede der einzelnen hintern Randſchuppen waren 2 Zoll breit. Der ganze Panzer iſt ſehr ins Gewicht fallend. Er ſchien von einem bejahrten Thiere zu ſeyn, denn er war hier und da an der Oberflaͤche abgerieben. Die 220 Schildkröten. Die Griechiſche Schildkröte, Testudo graeca. Sehöpf. g) (Taf. VII. Fig. 2.) Beſchreibung und Abbildung find nach! dem Exemplar der Hermanniſchen Schildkroͤte (Te- 8) Testudo graeca. T. testa hemisphaerica, seutellis disci subconvexis, flavis, nigro ein- ctis, margine laterali obtuso, postice gibbo. (Der Oberſchild halbrund; die Felder der Scheibe mehr oder weniger erhaben, gelb mit ſchwarzer Ein- faſſung; der Rand in den Flanken ſtumpf, am Hin— tertheile gewoͤlbt. Schoͤpf N. G. der Schildkr. S. 43. Taf. VIII. A. VIII. B. — Testudo graeca, pedibus subdigitatis, testa po- stice gibba, margine laterali obtusissimo, scu- tellis planiusculis. Lin. Syst. X, et XII. Gme- lin Lin, XIII. p. 1043. n. 10. Schneiders Schildkr. S. 358. Nr. 16. Testudo Hermanni, pedum unguibus, quaternis caudae apice unguiculato, Gmelin Lin. I. c. II. 22. a Testudo &raeca. Knorr delic. Natur. T. II. tab. BR, fig. I. P. 109, Testudo geometrica, testa gibba tessellata, sub- tus postice acute emarginata, pedibus fissis, cauda brevissima. Brunnich Spol. mar. adri- at. p. 92. { | Testudo terrestris vulgaris, Ray quadr,p. 243. Testugine di Terra. Cetti storia. III. p. g. 10. Ueberſ. Die Land- Schildkroͤte S. 8 — 11. Lands Schildkröte von oben und unten. Meyers Thiere. J. Taf. 28. | Die £ L 2 TI), e 1. „„ ech 2 | 2 Dee . Die Griechiſche Schildkroͤte. 221 (Testudo Hermanni. Gmelin Li n. . 3. p. 1041. n. 22. und Schneiders Schild— kroͤten S. 348.) ſelbſt gemacht. Des Thiers ganze Laͤnge von der Naſe bis zur Schwanzſpitze betraͤgt 7 Zoll; die des Ruͤckenſchildes allein nur 4 Zoll 10 Linien; deſſen Breite 3 Zoll 6 Linien, und die Höhe mit dem Bauchſchilde 2 Zoll 9 Li— nien 2). Der Kopf iſt 1 Zoll lang, 9 Linien breit und 7 Linien hoch. Der inwendig gewoͤlbte Schaͤdel iſt mit etwas groͤßern Schuppen belegt. Die Stirn iſt abſchuͤſſig. Die Naſenloͤcher (fe hen Die gemeine Schildkroͤte. Klein, Claſſific. der vierf. Thiere. 295. Nr. 1. f Testudo terrestris. Arab. Zolhafae. Lohajae Buzi vel Sukar. Forskal. faun. orient. p- 12. Die Moſaiſche Schildkroͤte. Donndorfs Europ. Fauna. VII. S. 48. Deſſen Thiergeſch. . Ain, a — — Müllers Naturſyſt. III. S. 44. Nr. 10. — — Leske Naturgeſch. S. 303. Nr. 5. — — Neuer Schauplatz der Natur. VII. S. 640. Nr. 10. i f | Onomatol. hist. natur. VII. p. 489. Borowsky Thierreich IV. S. 22. Nr. 6. Batſch, Thiere. J. S. 446. Eberts Naturlehre. 1. S. 298. Funke, N. G. fuͤr Schulen. J. S. 368. Meidingers Vorleſ. . S. 160. N. 5. deine N. G. des In- und Auslandes N a Donndorfs, Zool. Beytr. III. S. 26. Nr. 10. B. ER ei Sen Boldt | — + Ah) Ein vor mir liegendes Exemplar iſt gerade 4 Zoll lang, 3 Zoll breit und 2 Zoll hoch. B. 4 222-0 &childkröten: ben nahe beyſammen, und nichts vor. Die Spitze des Schnabels hat an jeder Seite einen zahnfoͤrmigen Einſchnitt. Die Kinnladen ſind am Rande zwar ſehr zart, aber doch deutlich ge— zahnelt, wie man dieſes, wenn man ſie ſeitwaͤrts anſiehet, am beſten gewahr wird. Der Hals iſt ungefähr 9 Linien lang, mit einer ſchlaffen ſchup⸗ pigen Haut bezogen. Die Arme find kurz; der Vorderarm bis an die Nägel nur etwa einen Zoll lang und einen halben Zoll breit. Auf dem Ruͤk⸗ ken der Vorderbeine liegen vier groͤßere eyfoͤrmige Schuppen; die uͤbrigen ſind alle kleiner. Der aͤußerſte Fuß iſt kolbig, die Finger nicht zu unter— ſcheiden, aber doch vier Krallen; ſtark, gerade, kurz und abgeſtumpft. Die Laͤnge der Schenkel betraͤgt im Ganzen 1 1/2 Zoll, aber nur 2/3 da- von ragen uͤber das Oberſchild vor. Ihre Yan hat kleinere Schuppen; Finger find an den Hin- kerfuͤßen ebenfalls keine, aber doch vier K rallen, die ſtark, gerade, kurz und abgeſtumpft ſind. Doch iſt meiſt noch eine fuͤnfte Kralle vorhanden, aber um die Hälfte kuͤrzer, geſchmeidiger, und der vier- ten oder aͤußerſten Kralle dicht angedruͤckt, daher ſie denn auch leicht uͤberſehen wird. Die Laͤnge der Schenkel und die Hoͤhlen haben groͤßere und ſtaͤrkere Schuppen. Der Hals, die Schultern und die uͤbrigen Theile, kleinere, und wie es ſcheint, weichere. Die Farbe an den Kopf und den Extre⸗ minäten iſt oben dunkler, unterhalb aber mehr ins Gelbe Bar Der Die Griechiſche Schildkröte. 223 Der Ruͤckenſchild iſt oval, hoch, gleich und auch an den Seiten gewoͤlbt; die Höhe iſt gemei— niglich der halben Laͤnge gleich, und es gleichen ſich auch der Bogen uͤber den Ruͤcken gemeſſen, nach der Queere und nach der Laͤnge; daher iſt der Ab— hang aus dem Mittelpunkt des Schildes ſich faſt nach allen Seiten gleich. Der Rand iſt vorne ſcharf und ausgeſchnitten, in den Flanken ſtumpf und angezogen, hinten hoͤckerig. 955 Die Scheibe hat 13 Felder, bald flach, bald mehr oder weniger gewoͤlbt; in der Mitte ei— nes jeden ') find die Merkmale des platten punk⸗ tirten Schuppenfeldes, welches von mehrern ſeichten conzentriſchen Furchen umſchloſſen iſt. — Das vorderſte und hinterſte der Mittelreihe haben eine unregelmäßige fuͤnfeckige Geſtalt, letzteres iſt brei⸗ ter und erhabener als jenes Y); die drey mittlern, oder das zweyte, dritte und vierte, find weder ge— nau viereckig noch ſechseckig, und ihre Seiten ſind wie 5) An meinen zwey vor mir habenden Exemplaren nicht bey jedem Felde gerade in der Mitte; in der Mittelreihe naͤmlich bey der erſten und zweyten nahe am Ende des Hinterrandes; und bey den Seitenfeldern allzeit uͤber der Mitte nach oben zu, und weit von der Mitte nach der hintern Seite zu geruͤckt. B. f 7) An meinem Exemplare iſt das vorderſte das breites ſte und erhabenſte, ſo daß es ein ſehr erhabenes Kreuz hat und kielfoͤrmig erſcheint; in der Groͤße folgt dann das zweyte Feld, und die drey uͤbrigen ſind darin einander gleich. B. 224 A Schildkröten. wie die der uͤbrigen, etwas bogig 0. Meiſt an jeder Schuppe find diejenigen Linien, wel— che von den Ecken des Schuppenfeldes nach den Randecken der Schuppe ſelbſt ſich hinziehen, ein klein wenig erhaben. — Dieſe vorſtechenden Queer— linien ſind aber in der oben angezeigten Meyeri— ſchen Figur zu ſtark und grell ausgedruͤckt; daß je⸗ nes Bild daher ein ganz anderes Thier vorzuſtellen ſcheinet. — Die Felder der Mittelreihe ſind am Vorder- und Seitenrande ſchwarz, und ein ſchwar— zer laͤnglicher Fleck erſtreckt ſich auf dem 2ten, Zten und Aten Felde vom vordern Rande bis in und uͤber die Mitte derſelben, durchſchneidet ſelbſt das kleine Schuppenfeld, erreicht aber niemalen den hintern Rand, welcher, nebſt dem uͤbrigen Theile der Felder, gelb iſt. *). Seitenfelder find an jeder Seite vier; entwe— der flach, oder nur wenig erhaben, und gleich ab- haͤngig; an ihrem obern und mittlern Theile zeigt ſich das etwas vertiefte und punktirte Schuppen— feld, mit ſeichten Linien umfurchet. Das erſte und vierte haben eine unregelmaͤßige Geſtalt, das zweyte und dritte find ablang- viereckig, alle aber haben bogige Seiten *). Auch fie find mit ſchwarz und 9) An meinen Exemplaren find fie deutlich ſechseckig. B m) An meinen Exemplaren iſt die dunkle Farbe fa: ſtanienbraun, rothbraun auslaufend, und erhebt ſich vom Rande aus nach der Mitte in Strahlen. B. n) Bey mir ſtellt das erſte Schuppenfeld 1 uns Die Griechiſche Schildkröte. 225 und gelb bemahlet, ſo daß der hintere Rand ganz gelb, der vordere und obere ganz ſchwarz, der mittlere Raum aber ſchwarz mit gelb unterbro— chen iſt. Der Rand des Oberſchildes hat 25 Schup— pen ); die vorderſte ungepaarte iſt die kleinſte und nur wenig vorragend, die beyden hinterſten ſind hoͤtzer gewoͤlbt, und reichen mit ihrer einwaͤrts gekruͤmmten Spitze tief unter die Horizontallinie der uͤbrigen herab. Die uͤbrigen 22 ſchließen ſich mit faſt gleich abſchuͤßiger Woͤlbung an die Schei— be an; doch ſind die fuͤnfe, (das vierte bis zum achten) in den Flanken etwas ſenkrechter geſtellt, und ihre Kante ſtumpfer; die drey vordern und drey hintern, welche über den Vorder- und Hin— terfüßen liegen, haben ſchaͤrfere Kanten und an den Fugen leichte Einſchnitte, und die Kante der letzten und vorletzten iſt uͤberdieß noch ein wenig aufwärts gekruͤmmt. An den vorerwaͤhnten Schup- pen in den Flanken iſt, obgleich, wie geſagt, ihre Kante ſtumpfer iſt, als die der übrigen, die Fort ſetzung Quadraten mit abgeſtumpfter Spitze war; das vier; te iſt ungleich viereckig und die beyden mittlern ſind deutlich fuͤnfeckig; die Zeichnung iſt wie bey der Mittelreihe. B. 0) An meinem Exemplar nur 24, denn die hinterſte Schuppe macht nur ſcheinbarlich zwey aus, indem dieſelbe durch eine ſeichte Furche getheilt wird, die aber nicht den vierten Theil durchgeht, und alſo nicht zwey Felder bildet. B. Dela Cepede's Naturg. d. Amph I. Bd. P 226 Schedler oe der 5 von vorne nach hinten, nicht ganz vertilget. An Laͤnge, Breite, Geſtalt und Farben ſind die Schuppen des Randes wenig unter ſich verſchieden. Nach der hintern und uns» tern Ecke eines jeden derſelben zeigen ſich mehr oder minder deutliche Spuren des viereckigen mit Parallelfurchen umgebenen Schuppenfeldes. Der vordere und groͤßere Theil derſelben iſt ſchwarz, der übrige und obere Theil gelb 7). Die vorderſte ungepaarte Schuppe iſt ganz gelb. Die Vereinigung des Ruͤcken⸗ und Baud)- ſchildes geſchiehet unmittelbar durch die ste, Ete, te und Ste (von dem ungepaarten an gezaͤhlet) Randſchuppe, mittelſt einer feſten bogigen Kno⸗ chennath; hierzu kommen aber noch zwey von un= ten ſichtbare eingeſchaltete Knochen, welche ſich zum Theil noch an die vierte und neunte Randſchuppe anſchließen. Der Bauchſchild iſt 3 1/2 Zoll lang. Die Breite feines Vordertheiles iſt 2“ 1% Das hintere 2“ 3 /. Das mittlere 3“ 34 Eine Laͤngs⸗ und 5 Quernaͤthe durchkreuzen es. Der Vordertheil iſt wenig, der hintere tief und ſcharf ausgekerbt. Das Mittelſtuͤck des Bauchſchildes iſt zwiſchen der zweyten und vierten Quernath ent« halten, p) An meinen Exemplaren erhebt ſich von dem Win; kel des Schuppenfeldes ein breites kaſtanienbrau— nes Dreyeck, deſſen einer Schenkel nach vorne oben in der Ecke und der andere unten an der Vor— derſeite ſich endigt. B. Die Gricchiſche Schildkroͤte. 226 balten, und wird durch die dritte oder mittelſte Quernath wieder in zwey ungleiche Felder abge— theilt, und beyderſeits durch ſeine etwas aufwaͤrts gebogene Fluͤgel dem Oberſchilde angeheftet. Die mittelſte Ouernath trifft genau auf die Nach zwi- ſchen der öten und 7ten Randſchuppe. Der Vor— dertheil des Bauchſchildes iſt maͤßig aufwaͤrts ge⸗ bogen, das Mittelſtuͤck iſt bey den Maͤnnchen et- was vertiefter als bey den Weibchen, das Hinter- theil iſt ganz flach. In der Mitte durch, neben der ganzen langen Nath herab, und an beyden Fluͤgeln, iſt das Bauchſchild gelb, die zwiſchenge— legenen Seiten ſind ſchwarz. Von den Schup⸗ penfeldern und ihnen zupaſſenden Furchen ſind meiſt nur ſchwache Spuren uͤbrig. 5 Dieſe Schildkroͤte wohnt in den meiſten von dem mittellaͤndiſchen Meere beſpuͤlten Laͤn⸗ dern. Von Griechenland hat ſie den Namen. In Dalmatien, Languedoc, Sardinien, und Afrika findet man ſie ebenfalls. Im obern Italien iſt ſie aber uͤbrigens ein Fremdling, wie in Deutſchland; man haͤlt ſie dort nur in Gaͤrten, wo ſie ſich auch fortpflanzt, im Winter aber, von October an, verbirgt. BVarietaͤt. Schoͤpf a. a. O. S. 54 Taf. IX. B. Sie zeichnet ſich 1) aus: durch die groͤßere Convexitaͤt aller Ruͤckenſchuppen, beſonders der P 2 fuͤnf⸗ 228 Schildkröten. fünften; 2) durch die nach hinten gelegenen brei⸗ ten, auswärts und aufwärts geſtuͤlpten Randſchup— pen, welche, wenn man das Schild von unten an— ſieht, es in einer eyfoͤrmigen Geſtalt erſcheinen laf- fen, da es von oben anzuſehen, doch nur ablang iſt. Schoͤpf. | B. Die Die Geometriſche Schildkroͤſe. 229 Die Geometriſche Schildkröte. (La Geometrique.) ) (Taf. VIII. Fig. 1.) Dieſe Art hat mit der vorigen viel Aehnlichkeit; ihre Zehen ſind nicht getrennt, ſondern mit einer | P 3 ſchuppi⸗ ) La Geometrique. D’Aubenton Encycl. meth. Testudo geometrica. Lin. amph, rept, n. 13. Testudo picta seu stellata. M orm. mus.3ı7. Testudo tessellata minor. Ray Syn. quadr. 4259. 5 T IE testa tessellata major. Grew, Mus, 36. tab. 3 pg. ı et 2. Seba, Mus. I. tab. 80. lig. 3 et 8. Testudo geometrica. Schneider N. G. S. 3 2% Nr. 13, Na Tepe 9 Vergleiche ferner: Testudo geometrica. T. scutellis testae ova- tae omnibus elevatis superne planis, strüs flavis velut e centro ‚stellatim concurrenti- bus. Schneider a. a. O. und deſſen zweyt. Beytr. S. 19. Gmelin Lin. I. 3. p. 1040. n 13. Schoͤpf N. G. der Schildkr. S. 51. zur. Testudo unguibus acuminatis: palmarum 3, plantarum 4. Lin. Mus. Adolph. Frid,; I. 50. Amoen, acad. I. 139. n. 24. Testudo geometrica, pedibus posticis palma- tis, testae scutellis elevatis truncatis. Lin. Syst. nat. X. I. p. 199. n. 9. XII. I. p. 353. n. 13. Hnorr, delic. nat. T. II. tab., 52. lig. 230 Schildkröten. ſchuppigen Haut überzogen, fo daß der ganze Fuß dick und rund iſt, und die Zehen nicht voneinan⸗ der zu unterſcheiden, und nur an den Nägeln kennt— lich ſind. An jedem Vorderfuße find fünf, und an jedem Hinterfuße vier Naͤgel. Die Fuͤße ſind auch unten mit ziemlich großen Schuppen bedeckt, die nur mit einem Ende in der Haut feſt ſitzen, dick, an der Spitze zuweilen zugerundet ſind, und | 10 alſo 4 lig. 3. Blumenbachs Handb. der N. G. S. 242. Nr. 5. | Testudo nigricantibus et flavescentibns figuris geometricis. Jaboti (Sabuti). Pisc, Americ, p. 106. t. 106. n. 5. f. Piso hist. nat. utri- usque Indiae. p. 105. f 1. Die geſternte Schildkroͤte. Gottwald, Schildkr. Taf. K. Fig. 13. 16. Thunberg Reiſen, (deutſche Ueberſ.) S. 166. 266. , Die geometriſche Schildkroͤte. Müllers Natueſyſt. UI S. 45. Nr. 13. — — Leske Naturgeſchichte. S. 303. Nr. 6. — — Borowsky Thierreich IV. 23. N. 17. Ne. 5 — — Batſch Thiere. I. 446. — — Neuer Schauplatz der Natur. VII. S. 612. Nr. 641. x | — — Eberts Naturlehre. J. S. 199. — — Funks N. G. l. S. 368. — — Meidingers Vorleſ. J. S. 160. Nr. 6. — — Donndorfs Thiergeſchichte. S. 414. Nr. 8. — — Deſſen Zool. Beytr. III. S. 28. Nr. 13. — — Meine N. G. des In und Auslandes J. S. 566. Nr. 1. Die Schildkroͤte mit geometriſchen Fi⸗ guten, Onomatol, hist, nat. VII. S. 489, Die geometriſche Schildkroͤte. 231 alſo wie Naͤgel ausſehen, die hier und dort auf der Haut ſitzen. Das Exemplar, das ich bey der Be— ſchreibung vor Augen hatte, maß 10 Zoll in der Laͤnge, 8 Zoll in der Breite und beynah 4 Zoll in der Dicke. Die Oberſchaale der geometri— ſchen Schildkroͤte gehört mit zu den gewoͤlbte⸗ ſten. Die darauf abwechſelnden Farben machen ſie ſehr ſchoͤn. Die Schuppen der beyden Schaalen, deren gewoͤhnlich dreyzehn im Mittelfelde, drey und zwanzig auf dem Rande, und zwoͤlf auf ver Bauchſchaale ſind, ſind in der Mitte erhaben, am Rande ſtark geſtreift, von einander durch ziemlich tiefe Furchen abgeſondert, und mehrentheils fechs- eckig. Sie ſind ſchwarz, in der Mitte iſt ein gel⸗ ber ſechseckiger Flecken, von dem nach allen Seiten Stralen von derſelben Farbe ausgehen, die alfe zuſammen eine Art von Netz bilden, das aus lau— ter gelben, ſehr ſcharfen Linien auf einem ſchwar⸗ zen Grunde beſteht, und geometriſche Figuren bildet; daher ihr Name. Man findet fie in Aſten, auf Madagaf- ear, der Aſcenſtonsinſel, von woher ſie in das koͤnigl. Kabinet geſchickt wurde, und auf dem Cap, two fie zwölf bis funfzehn Eyer legt *). Mehrere geometriſche Schildkroͤten weichen in Ruͤckſicht der Anzahl und Richtung der gelben Stralen auf den Schuppen, in der Erhabenheit der P 4 Schup⸗ 7) Bemerkung des 1 Bruyère, Mitglied der So: cietaͤt zu Montpellier. 232 Schildkroͤten. Schuppen ſelbſt, in der gelben mehr oder weniger gleichförmigen Farbe des untern Schaalenbkuſt⸗ beins und der Erhabenheit der Blaͤtter darauf, von der oben beſchriebenen ab. Ich weiß nicht, ob dieß beſtaͤndige Varietaͤten oder Unterſchiede des Alters und Climas ſind. Dem ſey wie ihm wolle, ſo muß ich, bis naͤhere Beobachtungen et— was darüber feſtſetzen, zu einer dieſer Varietaͤ— ten auch die Hecate des Brown rechnen 3). Sie iſt dieſem Reiſebeſchreiber zufolge auf dem feſten Lande in Amerika einheimiſch aber auch auf Jamaika, wohin ſie haͤufig gebracht wird, ſehr gemein. Ihre Oberſchaale iſt dick und oft 1/2 Fuß lang. Die Oberfläche iſt in laͤngliche Sechs- ecke getheilt, von der Seite gehen gelbe feine Strah— len bis in den Mittelpunkt, der auch gelb iſt. Ich glaube, daß dieſe Hecate ſo wie vielleicht die geometriſche Schildkroͤte mit der Terrapene des Dampier eine Art ausmacht. Die Terra— pene dieſes Reiſenden iſt kleiner im Umfange als ſeine Hecate, welche die Terrapene des Brown iſt, wie ich ſchon bemerkt habe. Ihr Ruͤcken iſt gewoͤlbter, ob ſie ihn gleich ſonſt ſehr aͤhnlich iſt. Ihre Schaale iſt von Natur wie geſchnitten, fährt er fort; ſie lieben naſſe und moraſtige Gegenden. Ihr Fleiſch wird ſehr geſchaͤtzt, und man findet ſie haͤufig a der Pinien-Inſel zwiſchen dem fe⸗ ſten s) Brown, nat, hist. of Jamaica. p. 466. n. 5. (Scheint wegen ihrer Größe nicht hierher zu gehoͤ⸗ ren. B.) Die Geometriſche Schildkröte. 223 ſten Lande von Amerika und Cuba. Sie hal⸗ ten ſich in tiefen Waͤldern auf, wo ihr Fang den Jaͤgern viel Muͤhe macht. Sie tragen ſie in ihre Huͤtte, zeichnen ſie auf der Oberſchaale und laſſen ſie wieder ins Holz gehen; denn ſie ſind verſichert, daß ſie ſie nicht weit von dem Orte wieder finden werden. Nach einer Monat langen Jagd, kennt jeder die ſeinigen wieder, und bringt fie nach Cu— ba 9. Ich kann es nicht oft genug wiederholen, daß in der Naturgeſchichte der Schildkroͤten noch viel zu beobachten iſt, um ſie gehoͤrig aufzuklaͤren; ich kann nichts als die Luͤcken anzeigen, und die Art, wie ſie zu ergaͤnzen ſind, und die feſten Punkte an— geben, an die ſich die neuen Beobachtungen bequem anreihen laſſen. 1% 3 u % a . Die Geometriſche Schildkroͤte. Ich will hier aus dem Schoͤp fiſchen Werke, und von fuͤnf Panzern, die ich vor mir habe, eine etwas genauere Beſchreibung entwerfen. Der Panzer iſt eyfoͤrmig; die Oberſchaale hochgewoͤlbt, die untere nur an den Seiten und in der Mitte eben; die Hoͤhe betraͤgt ſaſt die Haͤlfte der Laͤnge. P 5 Nach 1) Beſchreibung von Neuſpanien. Allgem. Geſch. d. Heil. Th. 3. Buch. 5. | 234 Schildkroͤten. 1 Nach vorne iſt der Oberſchild abhaͤngiger, hinter⸗ waͤrts und an den Seiten ſtark abſchuͤſſig. Ge— woͤhnlich iſt der hoͤchſte Punkt des Schildes, auf dem dritten Felde der Mittelreihe, doch habe ich auch eine Schaale vor mir, wo er auf dem vierten iſt, und von da an laͤuft alsdann die Schaale nach dem Halſe ſehr flach herab. Nach Verhaͤltniß des Thiers iſt der Panzer dick und ſchwer. Die Scheibe beſteht aus 13 Feldern. Die fuͤnf mitt⸗ lern ſind meiſtens ſehr hoch gewoͤlbt, und oben, bey aͤltern ſchmaͤler, bey jüngern breiter, platt abge- ſtumpft; zwiſchen ihnen ſelbſt und den Seitenfel⸗ dern entſtehen daher ſtarke Vertiefungen; die ein— zelnen Felder umgeben feine und regelmaͤßige Rippen und Furchen, die nach der Mitte zu am ſtaͤrkſten ſind, und deren Anzahl ſich bey jedem Felde von 6 bis zu 10 belaͤuft, ohne Ruͤckſicht auf Groͤße und Alter In jedem einzelnen Felde ift oben und mitten eine bald groͤßere bald kleinere ſeichte Vertiefung mit chagrinirten Puncten, welche im Mittelpunkt eine glatte, laͤngliche, ſeltner run— de, nur auf der erſten Schuppe meiſt kreuzfoͤrmige Erhoͤhung ziert. Das erſte und letzte Feld der Mittelreihe iſt unregelmäßig fuͤnfeckig nach Ver- tiefung und Furchen gerechnet, das zweyte und dritte laͤnglich und regelmaͤßig ſechseckig und das vierte nach hinten zu verkuͤrzt ſechseckig; im Um⸗ fang ſind ſie faſt alle gleich groß, mehrentheils iſt aber das dritte und vierte hoͤher als die uͤbrigen, ſeltner das dritte, vierte und fünfte, und am ſel⸗ tenſten Die Geometriſche Schildkröte, 255 tenſten das vierte allein. Von den vier Seiten— feldern iſt das vierte das kleinſte und die beyden mittlern ſind gleich groß und gleich geſtaltet; das erſte hat eine unregelmaͤßige, faſt dreyeckige, ſelt— ner fuͤnfeckige Geſtalt mit einer abgerundeten Ba⸗ ſis, die zwey folgenden find abwaͤrts laͤnglich ſechs— eckig und das vierte unregelmaͤßig fuͤnfeckig. Der breite Rand iſt am Vordertheil abhängig, an den Seiten und nach hinten aber mit der Scheibe gleich abſchuͤſſig, an der Kante etwas aufgebogen und ſcharf, und nach vorne tief ausgeſchnitten. Die gewoͤhnlichſte Zahl der Randfelder iſt 26, ſeltner 24 (man muß ſie von unten zaͤhlen, oben ſind die Theilungsſchnitte oft undeutlich); das vorderſte ungepaarte iſt außerordentlich klein und laͤnglich viereckig; das hinterſte ebenfalls ungepaarte, iſt das größte, undeutlich und ungleich ſechseckig, baus chiger und tiefer herabgehend als die uͤbrigen, ein⸗ waͤrts - nur an der Kante ſehr wenig auswärts gekruͤmmt; alle, zumal an den Seiten, ſind laͤng⸗ lich, viereckig, wie die obern Felder gefurcht, und haben das punktirte Feldchen in der hintern und untern Ecke, nicht vertieft, ſondern meiſt gleich, auch wohl etwas erhabener. Die Farbe dieſer Oberſchaale iſt dunkelkaſtanienbraun, oder ſchwaͤrz⸗ lich kaſtanienbraun auslaufend; die punktirte Fel⸗ derflaͤche mit den erſten daraufſtoßenden Furchen iſt gelb; von hieraus laufen vier aus einem Mittel- punkte aus jedem Ruͤcken⸗ und Seitenfelde 8 bis 13 gelbe, einer Linien breite Streifen nach dem 5 Rande 236 Schildkroͤten. Rande der Felder, wo ſie ſich in der Vertiefung mit den aͤhnlichen Streifen der naͤchſtliegenden Felder zuſammenſtoßen; die Randſchuppen haben meiſt nur zwey, ſeltner drey ſolcher Streifen, die hinterſte aber vier bis ſechs. Ueberhaupt haben das vierte und fünfte Ruͤckenfeld und das erſte und vierte Seiten» feld die meiſten gelben Strahlen. Der Bauch— ſchild hat fünf Quernaͤthe und eine vertiefte Laͤngs⸗ nath, die wie bey allen Fluß- und Landſchildkroͤ⸗ ten gezaͤhnelt, wie an allen Thierſchaͤdeln, ineinan— der greifen. Er iſt hinten und vorn ausgeſchnit⸗ ten, macht an den Seiten fuͤr die Fuͤße mit dem Rande, ziemlich enge eyfoͤrmige Oeffnungen, und enthaͤlt 12 Felder, wovon die beyden mittelſten die groͤßten ſind, und alle nach hinten zu ein glat⸗ tes oder geringeltes Mittelfeldchen haben, um welches deutliche oder undeutliche Rippen und Fur— chen herumlaufen. Eine enge Knochennath verei— nigt beyde Schaalen etwas gewoͤlbt von dem fuͤnf⸗ ten bis zum neunten Randfelde; aber die inwen— digen Fortſaͤtze des Bauchſchildes ſchließen ſich auch noch an die jenen aͤußerſten zunaͤchſt liegenden Rand» felder an. Die Farbe des Bauchſchildes iſt gelb, um die Felder herum mehr oder weniger kaſtanien— braun, und nur bey den wenigſten Exemplaren fin- det man von dem Vereinigungsfelde der Furchen aus, ſolche, obgleich An Strahlen, wie auf den Oberfeldern. Der | Die Geometriſche Schildkrdte. 237 Der Kopf, Schwanz und die Füße find gelb, die Schuppen auf der Mitte des erſtern hellkaſta⸗ nienbraͤunlich. Die Gliedmaßen gehen wenig vor. Varietät: Noch einen etwas abweichenden Panzer habe ich vor mir, den ich etwas näher an» geben muß. Die Oberſchaale iſt etwas breiter als bey andern, daher ſie nicht ſo eyrund erſcheint; das vierte Feld der Mittelreihe iſt das hoͤchſte, daher von da aus die Schaale nach vorne zu nach und nach abhaͤngig wird; die Felder erheben ſich alle nicht merklich, haben breitere und regelmaͤßigere Punktfelder, worunter ſich vorzuͤglich das zweyte und dritte Mittelfeld durch ihren laͤngern, ſechsecki⸗ gen Mittelpunkt auszeichnet; die Rippen und Fur— chen ſind feiner und erhabener; die Randfelder laufen nicht bloß ſcharf, ſondern deutlich gezaͤhnelt aus, das vorderſte ungepaarte ſteht merklich vor; die mittelſten, welche das Unterſchild verbinden, haben einen deutlichen, breiten, ausgehoͤhlten und gezaͤhnelten Rand, und das letzte iſt nicht bauchig, ſondern laͤuft gerade aus, und der untere Rand ſteht ausgeſchweift vor. Die Farbe iſt glaͤnzend kaſtanienbraun, die naͤchſten Rippen nach dem gel- ben Mittelpunkte zu rothbraun, und die Strei— fen alle ſchmaͤler und glaͤnzend goldgelb. Der Un⸗ terſchild iſt deutlich gefurcht, nach vorne zu aber ausgebrochen. 75 Sie hat einige Aehnlichkeit mit der zierlichen Schildkroͤte. ſ. unten. Noh 238 Schildkröten. Noch habe ich einen 5 Zoll langen Panzer vor mir, deſſen Mittelfelder ſehr hoch gethuͤrmt, oben ſehr ſchmal nur wenig abplatirt und kaſtanien⸗ braun ſind, und deſſen hinterer Randſchild unge— mein bauchig ausgebogen, und am Rande eben fo weit eingezogen iſt; am Bauchſchild läuft der Laͤnge nach eine ſtarke und breite Vertiefung hin. * Die N BE: , . NZ) j 1. ZI: geomeltt | che I, Aelel her- ee, 2 * * . Dr 7772 Ar AA: 22 . a ei f en 8 — 42 — — * E * 7 x EL gs er Ya 4 * * Die rauhe Schildkröte. 230 — ———— ———1üäü =. Die rauhe Schildkroͤte. (La Raboteuse,) u) (Taf. VIII. Fig. 2.) Dieſe kleine Schildkroͤtenart gehoͤrt nach Seba unter die Land⸗Schildkroͤſen. Ihre Schnauze | } endigt u) La Tortue raboteuse. D' Auben:on Encycl, meth. | Testudo scabra. Lin. Ä Testudo pedibus palmatis testa planiuscula, _ seutellis omnibus intermediis dorsatis. Lin. amph. rept. XII. J. p. 35. (Man kann nicht mit voͤlliger Gewißheit behaupten, ob die hier angeführte Linneiſche Schildkroͤte dazu gezählt werden darf, doch iſt es wahrſcheinlich. Linne“ ſagt: das Ruͤckenſchild iſt ziemlich flach, vorne ausgeſchweift, und ſeine mittleren Felder ſind ge— kielt; der Bauchſchild iſt vorne abgeſtumpft; die Fuͤße ſind floſſenartig mit ſcharfen Naͤgeln ver— ſehen. Der Panzer iſt zur Seite und unten weiß und ſchwarz gefleckt. Sie wohnt in Oſtin⸗ dien und Carolina. Man vergleiche: Schopf N. G. der Schildkr. S. 17. und Schneider N. G. S. 325. B.) g Gronov. Zoophyl n. 74. Seba, mus. 1. tab. 79. fig. 1 et 2. Testudo terrestris amboinensis minor. La Cep. Vergleiche ferner: Schneiders zweyt. Beytr. S. 20. Donndorfs Zool. Beytr. III. S. 14. 7. und wenn die Linneiſche rauhe en Ä | iecg 4 240 Schhildkroͤten. endigt ſich in eine Spitze; die Augen liegen, wie bey den uͤbrigen Schildkroͤten, ſchief im Kopfe; die Oberſchaale iſt beynah ſo breit als lang, der Rand deſſelben iſt vorn und an den Seiten ganz, nach hinten zu aber ungleich gezackt. Die Felder ſind glatt und flach, ausgenommen die Ruͤcken— ſchuppen, die in der Mitte einen erhabenen Rand bilden. Die Farbe iſt weißlich, unregelmaͤßig, mit ſchwarzen Streifen geaͤdert, die ihr ein mar— morirtes Anſehen geben. Das Bruſtſtuͤck iſt vorn ausgeſchweift (kestonné); und war in der Mitte, an dem Exemplar, das ich beſaß, etwas eingedruͤckt. Von der Spitze der Schnauze bis zum Ende des Schwanzes maß ſie nahe an drey Zoll in die Brei— te «). Nach Seba wird dieſe Art nie groͤßer. Sie hat an den Vorderfuͤßen fuͤnf, an den Hinterfuͤßen vier Naͤgel, denn die fuͤnfte Zehe iſt unbewaffnet; der Schwanz iſt kurz; die Farbe des Kopfs, der Beine und des Schwanzes iſt mit der Oberſchaale uͤberein weißgelblich mit brau— nen hierher gehört, fo koͤnnen noch folgende Synonp— men verglichen werden: Die Land⸗Schildkroͤte. Müllers Naturſy⸗ ſtem. III. S. 34. Nr. 6. — — Neuer Schauplatz der Natur. VII. S. 639. Nr. 6. ® — — Onomatol- hist. natur. VII. p. 507. Linne“ nennt fie wegen des Ruͤckenkiels scabra ’ (hoͤckerige). B. x) Dieß Exemplar befindet ſich im koͤniglichen Kabi: nette. Die rauhe Schildkröte. 241 nen Bändern und Flecken, die an manchen Stel⸗ len, z. B. auf dem Kopfe groͤßer und breiter ſind als auf der Schaale. Man findet ſie in Oſtin— dien, vorzuͤglich auf Amboinaz ſie iſt aber auch in Amerika und namentlich in Carolina zu Hauſe. De la Cepedes Natg. d. Amph. I. Bd. Q Die 241 Schildkroͤten. Die gezaͤhnelte Schildkroͤte. (La Dentelee,) 5) Dieſe Art iſt nur aus der Beſchreibung des Lin— ne“ bekannt; ſie hat an den Vorderfuͤßen fuͤnf, und an den Hinterfuͤßen vier ungetrennte Zehen, die ſich in ein ſtarkes, rundes Fußblatt vereinigen, wie bey vielen Land-Schildkroͤten. Die Ober— ſchaale iſt gewoͤhnlich etwas herzfoͤrmig, hat einen oder zwey Zoll im Durchmeſſer, und der Rand iſt gezaͤhnt oder mehr ausgenagt. Die Felder, wel— che y) La Dentelee, D Aubenton, Encycl. meth. Testudo denticulata. Lin. Syst. XII. p. 252. n. 9. (Testudo denticulata. T. pedibus subdigitatis, testa orbiculato - cordata, mar- gine eroso. — Gmelin Lin. I. 3. p. 1043. ne 9. B.) Testudo denticulata. Schneiders Schildkr. S. 360. Nr. 17, La Cep. Man kann noch nachſehen: Die gezaͤhnelte Schildkroͤte. Muͤllers Naturſyſtem III. S. 43. Nr. 9. Dieſer ſetzt hinzu, daß dieſe Schild— kroͤte auch in Hudſons bay wohne, und man nehme das ganze Schild, wenn es ſchoͤn gelb ſey, um Schnupftabacksdoſen daraus zu machen. — — Neuer Schauplatz der Natur. VII. S. 640. Nr. 9. — — Onomatolog. hist. nat. VII. p. 488. — — Donndorfs Zool, Beptr. III. S. 25. Nr. 9. B. Die petſchirte Schildkröte. 243 che ſie bedecken, ſind ſechseckig mit erhabenen Punk⸗ ten beſetzt und ſchmutzigweiß. Man findet ſie in Virginien. Zu ſa tz. Die petſchirte Schildkroͤte. (Testudo signata. Walbaum.) z) (Taf. IX. Fig. 1. Var.) 5 Wegen des ſaͤgenfoͤrmig gezaͤhnelten Randes kommt dieſe Land -Scildfröte mit der gezaͤhn⸗ ten uͤberein, daher ſie einige zu derſelben zaͤhlen. Allein es iſt dieß noch nicht gewiß; deshalb auch hier die ganze Beſchreibung mit der Abbildung zu fernerer Vergleichung eingeruͤckt iſt. Nach Hrn. D. Walbaum ſoll fie ſowohl mit der Grie— chiſchen Schildkroͤte, wie ſie Muͤller im Linneiſchen Naturſyſtem beſchreibt, oder mit der Zwerg⸗Schildkroͤte des Linne“ Aehn⸗ lichkeit haben, doch von beyden vorzuͤglich in der Form des Umfangs verſchieden ſeyn. Die Schaa⸗ le fiſt 2 Zoll 11 Linien lang, 2 Zoll breit, zo Li⸗ nien hoch, im Umfange oval, ſcharfkantig und ge« zaͤhnt; bey den Hinterfuͤßen etwas breiter als vorn, 2 oben 8) Deſſen Schildkröten. S. 71. 120. Schneiders Schildkroͤten. S. 360. a Nr. 17. Gmelin Lin. I. 3, p. 1043. n. g 8. Donndorfs Fool. Peytr. III. D. 25. Nr. 9. 6. 24 Schildkröten: oben nach allen Gegenden niedrig gewoͤlbt, und mit geraͤndelten, faſt gleichen Schuppen bedeckt, unten groͤßtentheils platt und vorn aufwoͤrts ge⸗ kruͤmmt; an Farbe gelblichweiß, oben mit ſchwar⸗ zen Punkten wie mit Fliegenkoth gefleckt und uns ten kaſtanienbraun in die Laͤnge und Queere ge— ſtreift. Den Oberſchild decken 39 unebene Schup⸗ pen, wovon 23 auf der Scheibe in drey Reihen wechſelsweiſe und die uͤbrigen rund um den Rand fisen, und welche durch tiefe Naͤthe getrennt ſind. Die Schuppen find von einem wulſtigen und ge— ſtreiften Rande umſchloſſen, in deren Mitte ſich ein 8 tief eingedruͤcktes unebenes Feld befindet; daher ſie einem abgedruckten Pettſchafte gleichen. Die erſte iſt nagelfoͤrmig mit drey graden und einer vor— dern bogigen Seite und in der Mitte mit einem kielfoͤrmigen Felde; die zweyte und dritte ſind ſechseckig vorn und hinten abgeſtutzt, etwas grö« ßer als die erſte und vierte, und in der Mitte mit einer geringen kielfoͤrmigen Erhoͤhung verſehen; die vierte iſt ebenfalls ſechseckig, an der hintern 5 Seite aber enger als vorn; die fuͤnfte iſt nagel⸗ foͤrmig d. h. hinten abgerundet und breiter als vorn. Zuweilen ſitzt auch zwiſchen der vierten und fünften Schuppe noch eine kleine laͤngliche, vierecki— ge als uͤberzaͤhlige (ſ. Taf. IX. Fig. 1.), wodurch die Schaale als eine Varierät anzuſehen iſt. Die Seitenſchuppen haben einerley Groͤße mit den Ruͤckenſchuppen, nur iſt die letztere kleiner und rau⸗ tenfoͤrmig. Die erſte hat die Form eines Qua- dran⸗ Die petſchirte Schildkröte, 245 A dranten, liegt an der erſten und zweyten Rand- ſchuppe, und it etwas länger als die zweyte; Dies ſe hat vier gleiche Seiten, wovon die obere ſich et- was gegen die zweyte und dritte Randſchuppe biegt; die dritte iſt enger als die vorhergehende, hat 5 Ecken und ſtoͤßt gegen die dritte und vierte Rüf- kenſchuppe; die vierte tritt mit einer Ecke in den ſpitzigen Winkel der vierten und fuͤnften Ruͤcken⸗ ſchuppe. Der Rand hat eine anſehnliche Breite, iſt wulſtig, vorn ausgeſchweift, in der Gegend des Halſes mit einem graden, ausgekerbten Zahn, und nicht weit davon ſeitwaͤrts mit vier andern fägen- artigen Zähnen verfſehen; an den Seiten des Schildes ragt er in Form eines gekerbten Kiels her⸗ vor, und endigt hinterwaͤrts mit einem ſtumpfen, abgenutzten Winkel, neben welchen zehn aufwaͤrts⸗ gebogene, ſaͤgenfoͤrmige Zacken, naͤmlich fuͤnf an jeder Seite ſitzen. Er hat verſchiedene Biegun— gen; vorn uͤber dem Halſe macht er einen flachen Bogen aus, der aber niedriger als die Scheibe des Schildes iſt; an den Seiten geht er in gerader Lie nie fort bis an die Hinterfuͤße, wo er ſich in die Hoͤhe kruͤmmt; hinter den Fuͤßen ſteigt er ſchief gegen ſein ſtumpfwinkliches Ende herab, und neigt ſich gegen das Hinterende des Bruſtſchildes, uͤber welches er ein wenig herabtritt; feine Oberfßnaͤche iſt uneben und ſchuppig; die Schuppen haben fei⸗ ne Streifen und Furchen, welche an der obern Haͤlfte uͤberzwerch, und an der untern der Laͤnge nach bis an das Ende laufen; die meiſten ſind un⸗ 23: gleich- 246°.» Schildkröten. gleichfeitig viereckig, nur die vorderſte kleine na⸗ gelfoͤrmige und ausgekerbte, und die hinterſte größe. te fuͤnfeckige ausgenommen. Der Bauchſchild iſt faſt fo lang als der Oberſchild mit zwey Fortſaͤtzen und Fluͤgeln. Er iſt durch fuͤnf geſtreifte, braune Queerbinden und eine dergleichen lange, welche zu beyden Seiten der mittelſten Nath von vorn nach hinten laͤuft, in acht punktirte, braͤunliche Felder eingetheilt. Die Scheibe deſſelben iſt beynahe platt, und bey der mittelſten Nath wie eine flache Rinne eingedruͤckt. Die Fortſaͤtze ſind im Grunde breiter als lang; der vordere aufwaͤrts gekruͤmmte erreicht den vordern Rand des Oberſchildes, iſt auf beyden Seiten flachbogig, vorn abgeſtutzt, und et— was eingedruͤckt, und hat daſelbſt nach beyden Sei— ten einen kleinen Abſatz, auch auf demſelben eine Eur- ze, hervorragende Spitze, welche wie ein Stachel ſchief und ſeitwaͤrts herausſtehet. Der hintere Fortfatz uͤbertrifft den vordern in der Groͤße, reicht an das e des Oberſchildes, iſt an beyden Seiten des Randes flachbogig und hat daſelbſt ungefaͤhr um die Mitte einen ſaͤgenfoͤrmigen Zahn. Er en- digt ſich mit zwey gleichen ſtumpfwinklichen Spiz- zen, zwiſchen welchen eine große und weite Kerbe iſt, worin der Schwanz ſeinen Platz hat. Er ſteigt allmaͤhlig etwas tiefer herab, als die Ober⸗ fläche der Scheibe iſt; feine beyden Spitzen aber kruͤmmen ſich ein wenig aufwaͤrts gegen das Hin— terende des Schildes. Die Fluͤgel ſind breit, kurz, aus- Die petſchirte Schildkroͤte. 247 auswaͤrts gewoͤlbt, und vermittelſt einer Nath an dem Schilde befeſtigt. Zwiſchen dem vordern Fortſatze des Bruſtbeins und dem Vordertheil des Randes am Oberſchild iſt eine große bogige Luͤcke für Kopf und Vorderfuͤße; hingegen find drey en— gere, ungleiche, zuſammenſtoßende Luͤcken zwiſchen dem hintern Fortſatze und dem Hintertheil des Ran— des am Schilde; die zwey zu beyden Seiten ſind ablang, und oben bogiger als unten, und die drit— te unter dem Ende des Schildes iſt viel kleiner und rautenfoͤrmig. Das Vaterland iſt unbekannt. B. 2 4 Die 248 Schildkröten: Die gekielte Schildkröte, (La Bombee.) 4 Die zu den Land Schildkröten gehören muß, iſt nach Linne“ in den warmen Laͤndern zu Hauſe, und zeichnet ſich durch ihre ganz getrennten Zehen, ohne Haut, ihre kielfoͤrmige Oberſchaale, deren vier erſten Schilde ſich kammartig erheben, und durch den Bruſtſchild aus, der keine Einſchnitte hat. Ich habe in der Sammlung des Hrn. von der Marck einen Panzer von dieſer Art geſehen. Die Oberſchaale war 6 Zoll ae und 6 12 Zoll breit. a) La Bombèee. D' Aubenton, Encycl. metz. Testudo carinata. Lin. Syst. XII. p. 353. n. 2. (Testudo pedibus digitatis, testa gibbosa; scutcllis dorsalibus quatuor inferioribus ca- rinatis, sterno integro. — Gmelin Lin. I. 3. p 1043. n 12. B.) Testudo carinata. Schneiders Schildkr. S. 361. Nr. 18. La Cep | S. ferner: Die Kielſchildkröte. Müllers Naturſyſtem III S. 45. Nr. 12. — — Neuer Schauplatz der Natur. VII. S. 641. Nr. 12. — — Onomat. hist nat. VII. p. 486. — — Donndorfs Zool. Beytr. III. S. 27. Nr. 12. Testudo carinata. Schneiders zweyt. Beytr. S. 12. Nr. 19. B. Die gekielte Schildkroͤte. 249 breit. Das Thier mußte 2 Zoll 7 Linien dick ges weſen ſeyn. Die Scheibe beſtand aus drey— zehn leicht geſtreiften Schuppen, der Rand aus fuͤnf und zwanzigen, und das Bruſtbein aus zwoͤlfe. Die Schaale war gruͤnlichbraun mit gelben, nach allen Seiten laufenden Strichen. In den Far- ben kommt fie beynah mit der gelben Schild— kroͤte uͤberein, nur daß ſie ſtatt der Flecken, Stri⸗ che hat. Der Bruſtſchild war gelblich. 250 | ‚Schildkröten. Dee awerg = oder Barmeifinothe Schildkröte. Vermillon.) 60. Auf dem Cap giebt 14 eine Act kleiner Land⸗ Schildkroͤten, von denen Worm eine lebendig geſehen 5) La ande Manche, e Encycl meth, Testudo pusilla. Lin. Syst. XII. p 353. n. 14. Testudo terrestris pusilla, ex India orientali. Norm, Mus 313. N Testudo virginea. Grew, Mus. 38. tab. 3. fig. 2. Dieß Citat wird von Schoͤpf S. 36. zu feiner Doſen-Schildkroͤte, welche mit der Caroliniſchen einerley iſt, gezogen. B.) Ray, Synops. quadr. p 259. Testudo tessalata minor africana, the Afri- can land Tortoise. Edwards hist, nat. des Oiseau. London 1751. tab, 204. Testudo pusilla. Schneiders N. G. der Schildkr. S. 356. Nr. 15. La Cep. Vergleiche ferner: Die kleine Schildkroͤte. Schneiders zweyt. Beytr. S. 21. Nr. 20. Die Afrikaniſche Landſchildkroͤte. Se— ligmanns Voͤgel. VI. Taf. 99. Die Zwergſchildkroͤte. Muͤllers Naturfyft. III. S. 46. Nr. 14. — — Batſch Thiere J. S. 446. — — Borowsky Thiere. IV. S. 24. Nr. 9. — — Neuer Schauplatz der Natur. VII. S. 641. Nr. 14. — — Onomat. hist. nat. VII. p. 450. Testudo pusilla, Beckmanns phy. oͤkonom. Bibl. XIV. S. 582. Die kleine Schildkroͤte. Donndorfs Zool. Beytr. III. S. 29. Nr. 14. B. Die Zwerg ⸗Schildkroͤte. 251 geſehen und einige Zeit in feinem Garten gehalten hat. Die Kaufleute, von denen er fie erhielt, ga— ben ſie fuͤr eine Oſtindiſche aus, wo ſie vielleicht wirklich zu Hauſe iſt. Die Oberſchaale dieſer klei— nen, ſehr niedlichen Schildkroͤte iſt kaum vier Fin— ger lang; die Felder ſind ſehr ſchoͤn ſchwarz, weiß, purpurfarben, gruͤnlich und gelb gefleckt; und wenn fie ſich abblaͤttern, fo ſieht die Schaale dar: unter ſchwaͤrzlichgelb aus. Das Bruſtſchild iſt weißlich; den Kopf hat man mit einem Papas geyenkopfe verglichen, und auf dem Scheitel ſteht ein kleiner, karmoiſinrother, mit gelb gemiſch— ter Auswuchs, wodurch ſie einige Aehnlichkeit mit der Nashorn- Schilöfröte erhält, und wovon ich ihr den Namen karmoiſinrothe Schildkroͤte ge— geben habe. Die Fuͤße haben vier Naͤgel und ſehr harte Schunk; Die Schenkel find mit einer lederar⸗ tigen Haut bekleidet, und der Schwanz iſt ſehr duͤnn und kurz. An dem Putze dieſer Schildkroͤte hat die Natur nichts verſaͤumt, aber durch ihre Klein: heit verliert ſie beynah allen Vortheil, den ihr ſonſt ihr Schild, unter dem ſie ſich verbergen kann, ge— waͤhren wuͤrde. Auf ſie ſcheint das zu paſſen, was Kolbe von den Landſchildkroͤten auf dem Cap ſagt. Er erzaͤhlt, daß die großen Seeadler, die man Beinbrecher nennt, nach dem Fleiſche die⸗ fer Schildkroͤten ſehr luͤſtern ſind. Trotz der Stär- ke ihres Schnabels und ihrer Klauen wuͤrden ſie aber doch die Schaale der Schildkroͤte nicht zer— brechen koͤnnen, aufheben hingegen koͤnnen ſie ſie leicht; 252 Schildkroͤten. leicht; ſie nehmen ſie deßwegen mehrere Male mit in die Luft, und laſſen ſie von der Hoͤhe auf eine Klippe niederfallen. Die Hoͤhe des Falls und die daraus folgende Geſchwindigkett machen den Stoß ſo gewaltſam, daß die Schaale zerſchmettert, und dem Adler ſeine Beute zu Theil wird, die er, wenn fie ſchwerer geweſen wäre, hätte unangerührt laſſen muͤſſen. 9. Man hat den europäifchen Adlern von jeher eben dieſen Kunſtgriff Schuld gegeben, um die griechiſche Schildkroͤte zu bekommen, und die ſonderbare Todesart, die die Alten vom Eſchy⸗ Ius erzählen, iſt bekannt. Eine Schildkroͤte, vie ein Adler aus der Luft fallen ließ, traf, erzaͤhlt man, fein bloßes Haupt, und erſchlug ihn. J). Die karmoiſinrothe Schildkroͤte ſcheint nicht bloß das Vorgebirge der guten Hoff— nung, ſondern den ganzen füdlichen Theil von Afrika zu bewohnen. Edwards beſchrieb ein Thier dieſer Art, das er von Sancta - Crux er⸗ hielt ). Zu ſ aß. t Ich will hier die etwas abweichende Edwar⸗ diſche Beſchreibung nach Seeligmann a. a. O. zur Vergleichung beyfuͤgen. 1 Das e) Kolbe’ 5 Reiſe. Th. 2. S. 198. d) Conrad Geßner, Buch 2. von den Gate e) Adwards, hist, nat, des Ois. p. 104. Die Zwerg⸗Schildkrdte. 253 Das Thier iſt 3 1/2 Zoll lang und die Schaa— le 3 3/4 Zoll. Die Augenringe find roͤthlichnuß— farben; die Lippen fo hart, wie ein Vogelſchna— bel; der Kopf mit gelblichen Schuppen bedeckt; Hals, Hinterbeine und Schwanz mit einer ſchmuz- zigfleiſchfarbenen Haut uͤberzogen, die ſich zuſam⸗ menſchiebt und das Thier in den Stand ſetzt, aus ſeiner Schaale aus und einzuziehen; die Vorder— füße außen mit gelblichen Schuppen bedeckt, die man auch ſieht, wenn die Fuͤße hineingezogen ſind; die Schaale rund, oben ſehr hochgewoͤlbt, unten flach. Sie hat viele Abtheilungen oder beſondere Schuppen, von denen eine jede eine Furche um ſich herum hat, und eine jede ſolche Furche wird gegen die Mitte der Schuppe zu, unmerklicher. Die Schaale iſt gelblich und hat große und kleine un» regelmäßige, ſchwarze Flecken. An den Vorder— fuͤßen ſind fuͤnf und an den hintern vier Klauen. Zwey dieſer Thiere, ein Maͤnnchen und ein Weibchen, waren in dem Medieiner-Garten zu London drey Jahre lang lebendig, und begatte— ten ſich, wie die andern vierfuͤßigen Thiere. Al— lein es wurden keine Eyer entdeckt. B. Die 24 Schildkröten. Die Caroliniſche oder kurzſchwaͤnzige Schildkroͤte. (La courte queue.) 5 In Carolina findet man eine Landſchildkröte, die am Kopf und an den Fuͤßen mit harten, ſchwuͤ— ligen Schuppen bedeckt iſt. Ihre Zehen find un- getrennt, an den Vorderfuͤßen hat ſie fuͤnf, an den Hinterfuͤßen vier Naͤgel. Eins ihrer Unterſchei⸗ dungsmerkmaale iſt ihr ſehr kurzer Schwanz; ſie iſt aber nicht ganz ungeſchwaͤnzt, wie Lin ne— ſagt. Die obere Schaale iſt vorn halbmondfoͤr— mig ausgeſchnitten, an den Seiten glatt, und die Felder darauf groß, an den Seiten geſtreift in der Mitte punktirt. Sie ſcheint ziemlich groß zu werden. Eine Schaale von ihr, im koͤnigli⸗ chen ) La courte- queue. D' Aubenton Enc. meth, Testudo carolina. Lin. amph. rept. n. 11. Testudo tessalata minor carolinensis. Ed. wards hist, nat. p. 205. Testudo pedibus digitatis calloso- squamosis, testa ovali. subconvexa, scutellis planis striatis, medio punctatis, Gnonov. Zooph. 17. B. 77. Testudo terrestris major americana. Seba, Mus. I. tab. 80. ig. 1. Testudo carolina. Schneider, Nr. 7. S. 334, Die Caroliniſche Schildkroͤte. 255 chen Cabinette mißt 10 Zoll 6 Linien in die Laͤn⸗ ge, 8 Zoll 10 Linien in die Breite ). 8) Es können bey dieſer Schildkroͤte bloß die Citate aus Gronow, Seba und Schneider ſtehen bleiben, obgleich auch dieſe in etwas abweichen. Die übrigen gehören, wie Hr. D. Schoͤpf hin— laͤnglich dargethan hat, zu der Dofen:S childs kroͤte. ſ. unten. Der Vergleichung halber fuͤge ich dort die Edwardiſche Abbildung aus See ligmann bey, nebſt der Beſchreibung, da ſie von der gegebenen etwas abweicht. Es waͤ⸗ re zu wuͤnſchen geweſen, Hr. La Cepede hätte feine kurzſchwaͤnzige Schildkroͤte genau be ſchrieben, wo ſich denn aus der Beſchreibung des Bauchſchildes bald haͤtte ergeben muͤſſen, ob er auch die Doſen-Schildkroͤte meynt, deren er doch im Nachtrag als einer eigenen Art aus der Blo— chiſchen Beſchreibung erwähnt. . Die 256 Schildkröten. Die chagrinirte Schildkroͤte. (La Chagrinee.) 7) (Taf. IX. Fig. 2.) Wie geben dieſen Namen einer neuen Akt von Schildkroͤten, die Sonnerat aus Oſtindien brachte. Sie iſt durch die Bildung ihrer obern Schaale merkwuͤrdig, die von allen bis jetzt bekann⸗ ten Arten abweicht. Dieß Schild iſt 3 Zoll 9 Linien lang und 3 Zoll 6 Linien breit, und ſcheint aus zwey übereinander gelegten Schaalen zu befte- hen, von denen die oberſte kleiner und kuͤrzer iſt. Dieſe kleinere Schaale, welche die Scheibe vor: ſtellt, iſt 2 Zoll 8 Linien lang, 2 Zoll breit, et» was hervorfpringend, knochig und mit einer Men— ge kleiner Punkte, wie Chagrin beſaͤt, wovon wir dem Thiere den Namen gegeben haben. Sie be⸗ ſteht aus drey und zwanzig Stuͤcken, iſt aber unbe« ſchuppt. Sechszehn derſelben, etwas breiter als die übrigen, ſitzen auf beyden Seiten in der Mitte, ſind ſie von dem Kopfe an durch eine Reihe von ſechs A) Die Chagrinirte Schildkröte. Schnei ders zweyt. Beytr. S. 22. Nr. 22. mit der Cepediſchen Abbildung. Testudo granoloso, scuti disco granuloso. Donndorfs Zool. Beytr. U, S. 34. Nr. tr. V. — 7 2 ? Se = Ces, 7 4 2 7 7 . U e. g che T FETT 2 EU G ll 27 2. 2 — 1 \ n r 2 Die chagrinirte Schildkroͤte. 257 ſechs kleinern Stuͤcken getrennt; alle dieſe drey Reiben ſchließen ſich hinten an ein größeres Stuͤck, das den Hintertheil des Mittelfeldes ausmacht. Die Randſtuͤcke, acht auf jeder Seite, find knor⸗ pelich und halbdurchſichtig, ſo daß die acht Rip⸗ pen, an welchen der knorpliche Theil der Laͤnge nach erhaben iſt, durchſcheinen. Hinten iſt der Rand beynahe ſo breit als die Scheibe. Der Bruſtſchild geht weiter vor- und hinter⸗ waͤrts als die obere Schaale, es iſt vorn etwas ausgeſchnitten, knorplich, durchſichtig, und mit ſieben knochigen, chagrinartigen Platten beſetzt, die den Stuͤcken des Mittelfeldes aͤhnlich, aber un⸗ tereinander an Groͤße und Geſtalt verſchieden ſind. Drey von ihnen ſind vorn, zwey in der Mitte, und drey nach hinten zu. Der Kopf iſt wie bey den Flußſchildkroͤten ge⸗ ſtaltet, und aus den Runzeln der Haut am Halſe ſieht man, daß ſie ihn nach Gefallen ausſtrecken kann. | 73 Da wir von der Lebensart dieſer Schildkroͤte weiter nichts wiſſen, und an dem Exemplare, nach dem dieſe Beſchreibung gemacht iſt, Beine und Schwanz fehlten, ſo wagen wir nicht zu beſtim— men, ob fie zu den Fluß- oder Land-Schildkroͤten gehoͤrt. Da aber ihr Oberſchild beynah gar nicht De la Cepede's Naturg-d, Amph. I. Bd. R ge⸗ * 258 Schildkroͤten. gewoͤlbt if, fo iſt zu vermuthen, daß fie eher zu den Fluß als Land -Schildkroͤten ‚gehört. . 9152 i) Hr. Schneider ſagt a. a. O.: Dieſe Art ver: dient alle Aufmerkſamkeit, weil ſie, wie ich glaube, auf eine deutliche Art die Meer- und Fluß⸗ Schildkroͤten miteinander verbindet. Das be— ſondere an dieſer neuen Art iſt, daß die knöcherne Scheibe ohne Bedeckung von Leder oder Horn iſt. . Die kaſtanienbraune Schildkroͤte. 259 Die Eaftanienbraune Schildfröte. (Die rothbraͤunliche Schildfröte. La Roussatre) A) (Taf. XI. Fig. 1.) Dieſe neue Art iſt, ſo wie die vorige, durch Hrn. Sonnerat aus Oſtindien gebracht worden. Ihre, Oberſchaale iſt platt, fuͤnf Zoll ſechs Linien lang und eben ſo breit. Die Scheibe hat 13 Felder, der Rand 12. Sie ſind ſehr dünn, matt geftveift, an der Mitte glatt, und roͤthlichkaſtanienbraun, wovon ſie den Namen hat. Der Bruſtſchild iſt hinten ausgeſchnitten und hat 13 Felder; der Kopf iſt platter als bey den meiſten andern Schild— Feöten, und die fünf Zehen an den Vorder - und Hinterfuͤßen haben lange und ſpitzige Naͤgel. An dem Sonneratſchen Exemplare fehlte der Schwanz, uͤber deſſen Geſtalt ſich daher nichts be— ſtimmen laͤßt. Ich glaube aber, nach der platten Ruͤckenſchaale und den Naͤgeln zu urtheilen, die zwar nicht abgenutzt waren, daß fie eher eine Fluß- als Landſchildkroͤte iſt. Das Exemplar, was ich vor mir hatte, war ein Weibchen, und das Bruſt— ſchild platt. Ich fand bey ihr mehrere Eyer, die weich, eyrund und einen Zoll lang waren. N 2 Die 0 Die roͤthliche Schildkroͤte. Schneiders zweyt. Beytr. S. 24. Nr. 23. Testudo badia, J. scuto depresso badio, ca- pite complanato, Donndorfs Zool. Beytr, III. S. 34. Nr. 120 1 f 260 Schildkroͤten. Die ſchwaͤrzliche Schildkroͤte. (La Noiratre.) I Taf. XI. Fig. 2.) Ich gebe dieſen Namen einer Schildkroͤte, deren keiner von den bekannteſten Naturforſchern und Reiſebeſchreibern erwaͤhnt, und von der auch ich nur eine unvollſtaͤndige Beſchreibung geben kann, weil ich nur die Schaalen von ihr geſehen habe, die in dem koͤnigl. Cabinette aufbewahrt werden. Die Schaale iſt 5 Zoll 4 Linien lang und beynah eben ſo breit, nur wenig gewoͤlbt, und von ſehr dunkler, ſchwaͤrzlicher Farbe. Die Scheibe hat dreyzehn dicke Felder, die am Rande geſtreift und in der Mitte ſo glatt ſind, daß es ſcheint, ſie muͤß⸗ ten fettig anzufuͤhlen ſeyn. Die fuͤnf Felder in der mittleren Reihe ſind etwas erhaben und bilden laͤngs dem Ruͤcken eine Schaͤrfe oder Kiel. Der Rand hat 24 Felder; der Bruſtſchild iſt hinten ausgeſchnitten und hat 13 Felder. Ob fie eine Land- oder Fluß⸗ Schildkrö⸗ teiſt, und wo ſie ſich aufhält, weiß ich nicht. An⸗ J Die ſchwaͤrzliche Schildkroͤte. Schneit ders zweyt. Beytr. S. 23. Nr. 24. a Testudo nigricans. T. scuto suborbiceulari e een nigricante. Donndorfs Zeol. Beptr. III. S. 34. Nr. 33 B. Ä 2 „„ Ir! a a | ee Die großfuͤßige Schildkroͤte. 261 * Ann hann g. *) Meer ⸗ Schildkröten. 1. Die großfuͤßige Schildkröte. Testudo macropus. Malbaum. n) Sie gehort unter die Meer- Schildkroͤten und iſt nach Schoͤpf weiter nichts als eine Rieſen⸗ Schildkroͤte, welches ich ebenfalls durch ein Exem⸗ plar, das ich vor mir habe, beſtaͤttigen kann; denn R 3 auf m) In dieſem will ich noch die von Hr. La Cepede unberuͤhrten Arten, die theils beſtimmt, theils un⸗ beſtimmt, theils auch nur Varietaͤten von vorherge— henden find, nach den hieruͤber bekannten Nachrich— ten anfuͤhren, damit dieß Werk ſo vollſtaͤndig als moͤglich werde, und zum weitern Nachforſchen in dieſem Zweige des Wiſſenswuͤrdigen, Anlaß geben moͤge. B. m) Deſſen Beſchreibung einiger Schildkr. 53. S. 112. Testudo macropus, stuto ovato carinato emar- ginato, pedibus maximis bifariam unguicu= lalis. Gmelin Lin. I. 3. p. 168. n. 16 — Donndorfs Zool. Beytr. III. S. 11. Nr. 16. 162 Schildkröten. auf daſſelbe paßt Herrn Walbaums Befchreie bung woͤrtlich. Mein Exemplar iſt 1 Fuß 4 Zoll lang; die Oberſchaale 10 ıf2 Zoll; die Höhe von Bauchſchild bis zur hoͤchſten Kielerhoͤ— hung auf der dritten Schuppe des Ruͤckenfeldes faſt 5 Zoll; das Floſſengelenk des Vorderfußes 6 Zoll lang und 2 Zoll breit. Das Walbau— miſche Exemplar war, von der Kopfſpitze bis zum Schwanzende, 2 Zoll 10 1/2 Linie lang, und 1 Zoll 4 Linien breit, ein kaum aus dem Ey gekrochenes Thier, welches der anhaͤngende Nabel- ſack anzeigt. Der Kopf iſt an demſelben groß, im Durchſchnitt rund, vorn mit einem kurzen Schna— bel verſehen, oben und zu den Seiten gewoͤlbt, an der Stirn abſchuͤſſig, unten verengt und faſt flach, auf den Seiten mit einer ſiebeneckigen Schuppe und mit daran ſtoßenden vieleckigen kleinern verſehen; der Schnabel iſt kielfoͤrmig zuſammengedruͤckt, und endigt ſich mit einer ſchief vorwaͤrts aufſteigenden ſtumpfen Kante, die oben eine ſehr kurze, etwas vorſtehende Spitze hat; die ungleichen Kiefern ſind meſſerfoͤrmig, und die obere nimmt die untere faſt ganz auf, und bedeckt ſie; uͤber der Spitze des Schnabels ſtehen die runden Naſenloͤcher; die Au— gen liegen neben der Stirn, ſind mittelmaͤßig groß, ragen hervor, und haben aufgeſchwollene und ſchie— fe Augenlieder, wovon Das obere größer ſchuppig— und das untere nach dem Rande zu, weiß warzig iſt. Der Hals iſt kurz, ſo dick als der Kopf, runzlich, warzig und oben mit zerſtreuten kleinen 5 e Schup⸗ Die großfuͤßige Schildkroͤte. 263 Schuppen beſetzt. Die Vorderfuͤße ſind floſſenar— tig und in Anſehung des Rumpfes groͤßer als bey andern Meer- Schildkroͤten, ausgeſtreckt bis fait an das Ende des Rumpfes reichend, von Geſtalt wie bey der Rieſen-Schildkroͤte, am vordern Rand des Handgelenks mit zwey pfriemenfoͤrmigen Kral— len verſehen und am hintern gezaͤhnt, hinten runz— lich und vorn geſchuppt; die Hinterfuͤße ſind um die Haͤlfte kuͤrzer, am Ende beilfoͤrmig, am aus— wendigen ſtumpfen Rande gerade und mit zwey pfriemenfoͤrmigen kurzen Krallen bewaffnet, am in» wendigen aber bogig und wellenfoͤrmig ausſchweift. Der kurze Schwanz iſt kegelfoͤrmig, etwas nieder— gedruͤckt, nahe an der Spitze mit etlichen Schup⸗ pen beſetzt. Der Oberſchild iſt im Umfange eyfoͤrmig und geraͤndelt, vorn über dem Halſe etwas ausge— ſchweift und bogig, an den Seiten hinter den Vor— derfuͤßen bis zum Ende mit ſehr niedrigen, ſaͤgen⸗ artigen Zähnen beſetzt, hinten ſpitzwinklich und aus— gekerbt, oberwaͤrts gewoͤlbt und uͤber der Mitte der Laͤnge nach etwas kielfoͤrmig und bogig, uͤberhaupt mit 36 aneinander ſtoßenden Schuppen bedeckt, wovon 13 auf der Scheibe in drey Reiben wech⸗ felsweiſe und 23 auf dem Rande liegen. In der mittelſten Reihe der Scheibe findet man fünf uns gleiche Schuppen, welche breiter als lang, in der Mitte wenig kielfoͤrmig, an den Seiten abſchuͤſſig, und im Umfange ſechseckig ſind; nur die letzte ſieht einem Quadraten mit abgeſtutzter Spitze ähnlich. N An 264 Schildkroͤten. An jeder Seite dieſer Reihe liegen 4 ungleiche Seitenſchuppen, wovon zwey und zwey einander aͤhnlich ſind; die beyden mittelſten uͤbertreffen die andern in der Groͤße, haben s ungleiche Ecken, ſind oben gegen die Ruͤckenſchuppen zwiſchen deren Spitzen ſie etwas hineintreten, ſpitzig und unten abgeſtutzt, und die vordern und hintern an jeder Seite hat nur vier ungleiche Ecken. Die Rand⸗ ſchuppen find klein, flach und einander ahnlich, die erite lange und ſchmale in der Halsgegend ausge: nommen; von den Armen an bis zum Ende ſteht die hintere Ecke etwas vor. Der Unterſchild hat auf beyden Seiten einen breiten, abgeſtutzten, auf⸗ ſteigenden Fluͤgel, womit er am Oberſchild ange- fugt iſt, und vorn und hinten einen großen abge— rundeten Fortſatz. Er iſt inwendig ausgehöhlt, auf der Oberfiäche ungleich, bauchig, zweyeckig und dreyſeitig, wie ein Sarg: Dedel, doch fo, daß der mittlere Theil flach ausgehoͤhlt iſt und die Fluͤ. gel ſchraͤg nach dem Rande des Oberſchildes in die Hoͤhe ſteigen. Ueber die Mitte des Bruſtſchildes geht eine tiefe Queerfurche, hinter welcher ein Ab— ſatz ohngefaͤhr eine Linie tief herabtritt, deſſen Ober- flaͤche oben ſo eckig, wie die vordere Haͤlfte des Bruſtbeins iſt. In dieſem Abſatze befand ſich nahe bey der Furche ein rundes Loch, welches mit einem runden, weichen Koͤcher oder Sack von der Groͤße einer Kirſche bedeckt war, an welchem eine größere leere geoͤffnete Blaſe hieng. Die auswen⸗ dige Flaͤche des Bruſtbeins iſt mit einer pergament⸗ ar⸗ Die großfuͤßige Schildkrote. 265 artigen, glatten Haut überzogen, welche durch fei— ne Laͤngs- und Queerſtrichen in runzliche, laͤnglich— viereckige, ungleichſeitige Felder abgetheilt wird. Dieß in Weingeiſt aufbewahrte Thier iſt oben kohlſchwarz, welche Farbe ſich in der Mitte der Schuppen in rußſchwarz verwandelte, wenn es trocken wurde. Den Rand des Schildes und der Fuͤße umgiebt ein ſchmaler, ſtrohgelber Streifen, und der Unterleib iſt gelb; an dem kohlſchwarzen Kopf haben die Seitenſchuppen einen feinen gelben Rand; Augenlieder, Naſenloͤcher, Unterrand des Oberkiefers find ſtrohgelb; der Oberrand des Un⸗ terkiefers ſtrohgelb; die Kehle, der Unter- und Seitenhals ſtrohgelb, oben aber etwas braͤunlich— ſchwarz; die Unterflaͤche der Fuͤße hat von der Mitte bis an den Leib eine blaßgelbe, und in der vordern Haͤlfte eine ſchwaͤrzliche Haut, die am Rande gelb ausſieht. R 5 Die 266 Schildkroͤten. 2. Die gefurchte Schildkroͤte. Testudo Gigas. Walbaum. o) Sie iſt gefurcht, hat floſſenartige zweykrallige Füße und einen abgerun- deten, graden, zahnloſen Schnabel, auf deſſen Rande erhabene Punkte ſitzen. Herr P. Walbaum hat die Beſchreibung dieſer Meerſchildkroͤte nach einem in feinem Kabi⸗ nette befindlichen ausgeſtopften Exemplare gemacht. Sie hat einen ſehr großen, eyfoͤrmigen, oben und unten gewoͤlbten Körper, der 3 Fuß 3 Zoll lang, 2 Fuß 9 / Zoll breit, faſt 11 Zoll hoch, und mit einem gezaͤhnten Rande umgeben iſt. Der | Kopf o) Die gefurchte Rieſenſchildkroͤte. Testu- Ao Gigas, sulcata, pedibus pinniformibus, binis unguibus, rostro obtuso, edentulo. Walbaum in den Schriften der Berliner Ge: ſellſchaft naturf. Freunde. XI. S. 248. Testudo Gigas, fulcata, pedibus pinniformi- bus biunguieulatus, rostro obtusiusculo, eden- £ulo, punctis in margine elevatis scabro. Walbaum in den neuen Schriften der Geſell— fchaft naturforſchender Freunde zu Berlin. I. S. 630. (Die naͤmliche, nur etwas genauere Be— ſchreibung, die aber manche den Sinn entſtellen— de Druckfehler enthaͤlt.) Jurucua et Tartarugu. Brasiliae. p. 421? Marcgravf hist, nat. Die gefurchte Schildkroͤte. 267 Kopf iſt mittelmäßig, faſt eyfoͤrmig, in die Queere abgeſtutzt⸗ viereckig, oben niedrig gewoͤlbt, unten und an den Seiten meiſt flach, an der Stirn bis auf die Naſenloͤcher etwas abſchuͤſſig, vorn keilfoͤr⸗ mig zuſammengedruͤckt, und von den Naſenloͤchern ſteil abſchuͤſſig, allwo er ſich mit einem ſtumpfen Schnabel endigt. Der Schnabel iſt ſehr ſtark, gerade und halb ſo lang als der Kopf, zahnlos, keilfoͤrmig zuſammengedruͤckt, vorn ſteil abſchuͤſſig, abgerundet, und ſteht nur wenig von den Naſen— loͤcher hervor. Die Kiefern find runzlich, uns gleich, faſt gerade geſtreckt, greifen ineinander, und beſtehen aus dicken, harten Knochen, welche an der vordern Hälfte mit einer hornigen Scheide, und an der hintern mit vieleckigen Schuppen bes kleidet find, Der Oberkiefer iſt paraboliſch, oben un» ter den Naſenloͤchern in der Form eines lateiniſchen Wausgeſchweift, von da ſteil abſchuͤſſig, und en- digt ſich mit einer abgerundeten und unterwaͤts ein wenig ausgeſchweiften Spitze. Der untere ſcharfe Rand iſt meſſerfoͤrmig, mit hervorragenden Punks ten rauh gemacht. Er hat beynah eine gerade Richtung, iſt aber dabey an dem untern Rande et» was ſchlangenfoͤrmig auf und niedergebogen. Statt der Zaͤhne dienen ihr zwey ſcharfe, hervorſtehende, bogenfoͤrmige Rippen, welche an der inwendigen Flaͤche dieſes Kiefers hintereinander ſitzen. Der Unterkiefer iſt kuͤrzer und ſchmaͤler, als der Ober— kiefer, meiſt gerade geſtreckt, und endigt ſich mit einer etwas abgenutzt winklichen, aufgekruͤmmten Spitze. 268 Schildkroͤten Spitze. Er beſteht aus einem dichten und feſten Knochen, der nach hinten wie ein lateiniſches U in zwey Armen getheilt, vorn am Kinne gewoͤlbt und auf beyden Seiten platt iſt. Der obere ſchar— fe Rand iſt meſſerfoͤrmig, aber bey der Spitze ſehr fein gekerbt und faſt gerade; ſteigt aber gekruͤmmt gegen den Mundwinkel in die Höhe. Hinter dies ſem Rande an der inwendigen Flaͤche liegt eine mondfoͤrmige Grube, und nach derſelben eine ſtar⸗ ke hervorſtehende bogige Rippe, welche bey geſchloſ⸗ ſenem Munde zwiſchen die Rippen des Oberkiefers tritt. Die Mundſpalte iſt mittelmaͤßig, faſt ge⸗ rade, dabey aber ein wenig auf- und niedergebo— gen; die Naſenloͤcher ſind oval, nahe beyeinander, und ſitzen in einem weichen niedrigen Hoͤcker über - der Spitze des Schnabels. Die mittelmaͤßigen Augen ſitzen hoch und nahe am Schnabel, haben dicke, runzliche und ſchuppige Augenlieder, die ei— ne ſchraͤge Richtung, von vorn nach hinten in die Hoͤhe haben. Unter den Schlaͤfen zeigt ſich eine flache, mit einer ſchuppigen Haut bedeckte Grube fuͤr die Ohren. Der Hals iſt eben ſo dick und lang als der Kopf und mit einer runzlichen Haut bedeckt. Der Rumpf mit ſeinem Harniſch iſt oben mehr als unten gewoͤlbt, im Umkreiß eyfoͤrmig, an beyden Seiten gezaͤhnt, und hinten uͤber dem Schwanze ausgekerbt. Der Ruͤckenſchild iſt ſtark gewoͤlbt, faſt eyfoͤrmig, oben uͤber der Mitte des Ruͤckgrats beynahe gerade und flach, hinten aber uͤber dem Kreuzbeine und vorn bey dem Halſe ab— genutzt Die gefurchte Schildkröte: 269 nutzt kielfoͤrmig und dabey abſchuͤſſig, und umher mit einem breiten Rande umgeben, welcher eine gleiche abſchuͤſſige Richtung mit der Scheibe hat. Dieſer Rand iſt bey dem Halſe und den vordern Fuͤßen ſtumpf und ſchwach ausgeſchweift. Von bier an wird er platt, an der aͤußerlichen Kante ſcharf und abgenutzt gezaͤhnt, und ſteigt in einem flachen Bogen herab bis in die Mitte des Schildes, als dann ſteigt er auf gleiche Weiſe wieder in die Höhe mit größeren und ſcharfen ſaͤgenartigen Zaͤh⸗ nen bis uͤber den Schwanz, wo er ſich mit einem kielfoͤrmigen Ausſchnitte endigt. Der ganze Ruͤk⸗ kenſchild iſt mit einer duͤnnen hornigen Rinde uͤber⸗ zogen, die aus verſchiedenen vieleckigen, zuſammen⸗ gefuͤgten ungleich geſtalteten Stuͤcken oder Schup⸗ pen beſteht. Dieſe ſind in der Mitte eben, gegen den Rand aber ein wenig gewoͤlbt, und daſelbſt mit zwey Furchen umgeben. Funfzehn derſelben liegen in drey Reihen auf der Scheibe, und ſieben und zwanzig auf dem Rande. Sie ſtoßen mit ih» ren Raͤndern an die benachbarten dicht an, und ſind nur durch ſchmale Naͤthe oder tiefe Furchen von einander abgefondert. Die Mittelſchuppen ſind kleiner als die Seitenſchuppen. Die erſte iſt faͤcherfoͤrmig, breiter als lang, nach hinten aus gebreitet, oben abgenutzt kielfoͤrmig, hat im Umfange ſechs ſtumpfe Winkel, und eben fo wiel ungleiche Seiten, wovon die vordere bogig, und die hintere ausgeſchweift if. Die zweyte und dritte Nüden- ſchuppe find faſt platt, viel ſchmaͤler aber laͤnger | ale 20 Schildkroͤten. als die erſte, haben auch verſchiedene Ecken, wo⸗ von diejenigen an den Seiten ſehr kurz und ſtumpf ſind. Die vierte iſt der dritten aͤhnlich, aber brei— ter und kuͤrzer, und hat an der rechten und linken Seite weiter hervorſtehende Ecken. Die fuͤnfte iſt faͤcherfoͤrmig, kuͤrzer und viel breiter als die vierte, oben kielfoͤrmig, hat im Umkreiſe ſechs ſtumpfe Winkel, und eben fo viel ungleiche, et⸗ was bogige Seiten, wovon die vordern ausge— ſchweift und die kuͤrzeſte iſt. Die Seitenſchuppen ſind zweymal breiter als lang, von zunehmender Laͤnge und Breite. Die erſte auf jeder Seite iſt die kleinſte, unordentlich-vieleckig und hat im Um⸗ kreiſe beynah die Geſtalt eines Quadranten. Die zweyte, welche etwas laͤnger und zweymal breiter als die erſte iſt, hat vier ungleiche Ecken, und an der Vorderſeite unterwaͤrts einen bogigen Rand. Die dritte uͤbertrifft alle an Groͤße und iſt einem laͤnglichen Vierecke faſt gleich. Die vierte iſt der dritten ähnlich, aber etwas kleiner. Die fünfte, welche an die vierte und fuͤnfte Ruͤckenſchuppe ſtoͤßt, hat vier ungleiche Seiten und eben ſo viel Ecken. Die Schuppen, welche den Rand bedecken, ſind un— ordentlich viereckig, naͤmlich theils verſchoben, theils ungleichſeitig, nur die erſte ſechseckige und die vier letzte ausgenommen, welche fünf Ecken haben. Der Bruſtſchild, welcher aus knoͤchernen und knorplichen Theilen beſteht, iſt laͤnger als breit, ſchmaͤler und kuͤrzer als der Ruͤckenſchild, hat vorn und hinten einen graden halben runden Lappen, fait Die gefurchte Schildkrote. 271 faſt wie ein Griechiſches a geſtaltet, wovon der vordere breiter und kuͤrzer als der hintere iſt, an beyden Seiten breitet er ſich mit zwey Fluͤgeln aus, in der Form eines Schwalbenſchwanzes der Bau- kunſt, welche an dem untern Rande des Ruͤcken⸗ ſchildes gefuͤgt ſind. Die Oberflaͤche deſſelben iſt uneben, der Laͤnge nach faſt platt, in der Mitte etwas eingedruͤckt, und mit einer langen Furche durchzogen, an den Flügeln aber gewoͤlbt und auf⸗ ſteigend. Auswendig iſt er mit einem harten, wachsgelben Leder uͤberzogen, welches vermittelſt drey laͤnglicher Furchen, und einiger andern ſchie⸗ fen und in die Queere laufenden, in 18 unglei- che, theils dreyeckige, theils viereckige und theils fuͤnfeckige Felder abgetheilt wird. Der Schwanz iſt ſehr kurz, ſchuppig, halbkegelfoͤrmig, unter⸗ waͤrts platt, und ragt kaum uͤber den Rand des Ruͤckenſchildes hervor. Die Fuͤße ſitzen horizon⸗ tal an der Unterflaͤche des Harniſches, gleichen dem Ruͤcken, ſind floſſenartig, mit verſchiedenen viel⸗ eckigen Schuppen groͤßtentheils bedeckt. Die vor⸗ dern ſind im Umfange faſt walzenfoͤrmig, gegen das Ende niedergedruͤckt und reichen bis in die Mitte des Rumpfes. Der Oberarm, welcher ne— ben dem Halſe hervorgeſtreckt liegt, iſt kurz und mit einer nackten Haut bekleidet, welche das Thier nur allein in den Harniſch zuruͤckziehen kann; der Unterarm iſt zweymal länger und mit dem Ober— arm durch einen hervorſtehenden Ellenbogen unter einen ſpitzigen Winkel verbunden und nach hinten i gerich⸗ 272 Schlldkrdten. gerichtet. Die ſogenannte Hand iſt ablang, ungetheilt, oben und unten platt, am En⸗ de ſehr duͤnn und abgerundet. Der auswendige Rand iſt bogig, ſehr hart und dick, wird aber ge⸗ gen das Ende duͤnner, woran zwey dicht anliegen⸗ de Krallen ſitzen. Der inwendige Rand iſt haͤu⸗ tig, und wellenfoͤrmig gekraͤußelt. Die fünf Fine ger von ab- und zunehmender Laͤnge ſind in einer ebenen Flaͤche zuſammen gewachſen und liegen un⸗ ter den großen Schuppen der Hand verborgen. Die Hinterfuͤße, welche auch fünf Zehen und zwen Krallen an dem auswendigen Rande haben, ſind in der Bekleidung und Dicke den Armen gleich, aber auf die Hälfte kurzer. Der Plattfuß iſt ey⸗ foͤrmig, breiter und kuͤrzer als die Hand. Die Krallen oder Klauen find ſtark, kurz, niederge⸗ druͤckt, etwas ſpitzig, von weißlichen Horn, fiz« zen auf dem erſten und zweyten Finger, ſowohl an der Hand als an dem Plattfuße, und liegen an dem auswendigen Rande dicht angedruͤckt. Die Bekleidung am Kopf, Hals, Schwanz und Fü- ßen beſteht aus einer zaͤhen Haut, welche mit ver— ſchiedenen kleinen und groͤßern, theils harten theils rauhen Schuppen bedeckt iſt, dergleichen aber an den Schultern, der Kehle und der Unterflaͤche des Halſes fehlen. Die Farbe uͤberhaupt iſt oben ſchmutzig braun und unten gelb. Die Theile beſonders betrachtet, ſo iſt der Kopf oben kaſtanienbraun mit greiſen Punkten beſchneyt, an den Seiten und unten aber gelb; Die gefurchte Schildkroͤte. 273 gelb; die Fuͤße und der Hals oben gelblich ſchwarz, unten gelb; der Ruͤckenſchild ſchwarzbraun mit hell— gelb gefleckt, auch an dem Rande der Felder mit ausgebleichten gelben Furchen geziert, und endlich der Bruſtſchild, wie oben ſchon erwaͤhnt, wachs⸗ gelb mit braun eingedruckten Punkten beſprengt. Die Heimath iſt unbekannt, vermuthlich aber iſt fie in den Weſtindiſchen Meere gefan— gen und von da nach Deutſchland gebracht werden Ob dieß Thier eine neue Art, oder nur eine Spiel— art der dunkel beſchriebenen Meerſchildkroͤten ſey, laͤßt Hr. D. Wal baumunentſchieden. In vielen Stuͤk⸗ ken ſoll fie Aehnlichkeit mit der Rieſen-Schild— kroͤte (Testudo Mydas. Lin.) haben. Weil ſie aber in der Hoͤhe des Harniſches, in der Bildung der Schuppen, welche umher gefurcht ſind, und in der Zahl der Krallen an den Fuͤßen von jener, wie auch von allen uͤbrigen abweicht, ſo hat er kein Bedenken getragen ihr einen neuen Namen zu ge— ben. So weit Hr. D. Walbaum. N Ich will eben ſo wenig wie Herr Walbaum ganz beſtimmt uͤber dieſe Schildkroͤte entſcheiden; doch ſcheint fie mir gar nicht zur Rieſen-Schild— kroͤte zu gehoͤren, aber auch eben ſo wenig eine neue Art zu ſeyn. Mir iſt es nach der Verglei— chung, die ich mit einem Exemplare, von der Hälfte der Größe, im Schnepfenthäler Na— turalienkabinette gemacht habe, eine Karett— Schildkroͤte (Testudo Caretta. Lin.) zu De la Cepedes Natg. d. Amph. I. Bd. S ſeyn 274 | Schildkroͤten. ſeyn. Alles paßt bis auf die Kleinigkeiten, daß die Furchen auf den Ruͤckenfeldern (die aber dieſer Art nicht bloß eigen ſind, ſondern die ich auch, wiewohl ſchwach, an einer Rieſen-Schildkroͤte ge⸗ funden habe), die bey meinem Exemplar bloß ans gedeutet ſind, und wie Runzeln ausſehen, und daß die erſte Schuppe der Mittelreihe auf den Oberſchild ſich nicht nach hinten ausbreitet, ſon— dern vielmehr nach vorne zu etwas breiter iſt, als auf der Hinterſeite. Letzteres waͤren daher, wenn es kein Verſehen in der Beſchreibung iſt, der al— leinige Hauptunterſchied dieſer neuen Art; ſonſt iſt es eine muſterhaft genaue Beſchreibung der Ka— rett⸗Schildkroͤte, wie man ſogleich bey der Vergleichung finden wird. 3. Die FRA 2) 1 Neo 7 G. e, [4 Die Sapanifche- Schildfröte. 275 3. Die Japaniſche Schildkroͤte. Testudo japanica. Thunberg. y) (Taf. XX. Fig. 2.) Eine Meer ⸗Schildkroͤte. Sie iſt von mittelmaͤ⸗ ßiger Größe, ohngefaͤhr ı/4 Elle lang. Die Schaale iſt rundlich eyfoͤrmig, auf dem Ruͤcken ſcharf kielfoͤrmig, gekerbt, vorne faſt herzfoͤrmig, hinten vierlappig, glatt, oben ſchwarz, unten weiß und faſt eine Spanne lang. Die Ruͤckenſchuppen find faſt viereckig, laͤnglich und klein; die dazwi⸗— ſchenliegenden obern irregulaͤr, die untern fuͤnfeckig und die groͤßten, und die Randſchuppen laͤnglich— viereckig. Die Fuͤße ſind floſſenartig und zuſam— mengedruͤckt; die vordern laͤnger und gegen die Mitte mit einem Nagel beſetzt, oben ſchwarz, un« ten weißlich. Der Schwanz iſt ſehr kurz und geht nicht vor. | Da die Schuppen dieſer Schildkroͤte dünn, klein und undurchſichtig find, fo dienen fie zu kei— 8 | 8 2 nem \ * p) Testudo japanica. T. pedibus pinniformi- bus uniunguiculatis, testa carinata, erenata, postice quadriloba. Thunberg in den neuen Schwediſchen Abhandlungen auf das Jahr 1787. VIII. S. 171. Taf. 7. Fig. 1. — Donndorfs Zool. Beytr. III. S 32. Nr. 4. * 276 Schildkröten. nem Gebrauch, fie ſelbſt aber wird in Japan ge⸗ geſſen. | | Sie wohnt in kleinen Seen und Gewaͤſſern, und wird von den Einwohnern zum Vergnügen un⸗ terhalten. Sie ſuchen ſie zu fangen, indem ſie ihr Lockſpeiſen ins Waſſer werfen, nach welchen ſie geht. | 5 ae —— Fluß⸗ Safe ü N NN | m) ) J. CI, CD / „ 2. e, aue. 0 , Zorg Die weichſchaalige Schildkroͤte. 277 Fluß ⸗Schildkroͤten. 4. Die weichſchaalige Schildkröte. Testudo rostrata. Thunberg. q) (Taf. XII. Fig. 2.) 3 iſt eine Fluß-Schildkroͤte, und wie ſchon Hr. D. Schopf bemerkt hat und die Vergleichnng — S 3 ſogleich 9) Testudo rostrata, pedibus palmatis, testa in- tegra, carinata, elevato striata, scabra. Thunberg nova Acta acad suec. Vol. VIII. (Ueberſ.) S. 172. Taf. VII. Fig. 2. 3. Testudo rostrata, testa orbiculari ovata, mo- nophylla, coriacea, carinata, rugis obliguis e punctis elevatis striata, scabra. Die weichſchaaliche Schildkröte des Thun: berg. Der Ruͤckenſchild tellerförmig, gekielt; die tellerfoͤrmige Bedeckung des Ruͤckens beſteht aus einer ungetheilten Haut, beſetzt mit erhabe— nen Warzen in ſchraͤge laufenden Reihen.) ST N. G. der Schildkr. S. 108. Taf. Testudo membranacea. T.ypedibus palmatis; unguiculis tribus testa orbieulari ovata, membranacea grisea, striata, scabra. Blu: menbachs Handbuch der N G. S. 231. Nr. 1. Testudo membranacea. T. pedum unguiculis tribus, testa dorsali membranacea ovata gri- sea siriata. Gmelin Lin. 1,3. p. 1039. Nr. 37; 278 Schildkröten: ſogleich zeigt, mit den folgenden beyden einerley. Ich gebe die Beſchreibung aus dem Schoͤp fi⸗ ſchen Werke. Das Thunbergiſche Exemplar war einer Hand groß. Der Kopf iſt niedrig gewoͤlbt und glatt; die Augen find nach Verhaͤltniß des klei⸗ nen Koͤrpers groß; die Lippen ſind breit, die obe⸗ re etwas auf- die untere abwaͤrts gebogen. Die Naſe verlängert ſich in einen ſtumpfen Ruͤſſel. Die ſehr kurzen Vorder und Hinterfuͤße ſind mit einer breiten Schwimmhaut, nicht nur zwiſchen den Fin⸗ gern, ſondern auch nach ihrer ganzen Fläche ver⸗ ſehen; ſie haben fünf Finger, aber nur die drey erſten davon ſind mit Krallen bewaffnet. Der Schwanz iſt kurz und erreicht den Rand des Schil— des nicht. Der Ruͤckenſchild iſt ey- oder vielmehr tellerfoͤrmig; er iſt etwas gekielt, und beſteht aus einem biegſamen, lederartigen Ueberzuge, ganz und einfoͤrmig, ohne Abtheilungen im Rand und Felder; uͤber den Ruͤcken hin aber laufen ſchraͤge und gebogene Reihen, von meiſt enge aneinander ſtehenden, theils laͤnglichen, theils rundlichen er— habenen Warzen oder Punkten, welche nach hin— ten zu meiſt unmerkbarer werden, uͤberhaupt aber dem Ruͤckenſchild ein runzliches Anſehen Be Der 17. — Schneiders Schildkr. Wörbede S. XLVI. und 45. Taf. IJ. Deſſelben erſter Beytr. S. 10. Schriften der Berliner naturf. Geſellſch. X. S. 267. Die weichſchaaliche Schildkroͤte. Donn⸗ dorfs Zool. Beytr. III. S. 15. Nr. 17. Die weichſchaalige Schildkröte. 279 Der Ruͤckenſchild iſt, in feinem natürlichen Zuſtande, ſeicht erhaben und nach ſeinem ganzen Umfange flach ausgebreitet; etwas gewoͤlbter iſt die vordere Haͤlfte nach der Mitte hin, platter und niedriger aber die hintere Haͤlfte. Der Rand iſt durchaus ganz, nirgends eingekerbt, und nur an den Seiten, (vielleicht auch hier nur zufällig etwas aufgeſtuͤlpet. | Der Bauchſchild iſt nach vorne dem Rücken» ſchild an Länge und Breite faſt gleich; nach hin— ten aber viel kuͤrzer und ſchmaͤler; nur der mittle— re laͤngliche Haupttheil, mit den beyden Seiten— fortſaͤtzen, welche zur Vereinigung der beyden Schilder dienen, ſind hart und knochig, das uͤbri— ge weich und knorplich; er iſt rund umher ganz wenig erhaben, glatt, und haͤutig ohne Abtheilung in Felder; die Farbe weißlich. Die Hauptfarbe iſt graubraun, bald heller bald dunkler; ob aber dieß die natuͤrliche bey ei— nem ausgewachſenen vollkommenen Exemplare ſey, iſt noch ungewiß, da diejenigen, die bey uns bekannt ſind, nur junge in Weingeiſt aufbewahrte ſind. i | Zum Vaterlande giebt Hr. Hofrath Blumen bach Guiana an. | Vielleicht daß gar nach Hrn. D. Schoͤpfs Muthmaßungen die beißige Schildkroͤte Pennants (f. oben) auch zu dieſer Art gehört, und daß dieß bloß die jungen und jenes die alten Thiere ſind. Schoͤpf. | S 4 Die 20 Schildkröten. Die dreykrallige Schildkröte. Testudo triunguis. Forskal. 7) Nach der kurzen Beſchreibung kann man nicht anders als ſie zur vorhergehenden zaͤhlen. Sie hat an jedem Fuß drey Krallen; der Oberſchild iſt tellerfoͤrmig und runzlich mit niedergedruͤckten glat— ten Rande; die Naſe ſteht cylindriſch W uͤber den Kopf hinaus. Im Nil. Die Knorpel ⸗Schildkroͤte. ° Testudo cartilaginea. Boddaert. s) Auch dieſe Schildkroͤte gehört der größten e nach zu der vorhin beſchriebenen weich⸗ 4 7 ee, triunguis pedum_unguieulis tribus, dorsi disco rugoso orbic sulato, limbo depres- siore laevi, naribus in cylindro elevato et ultra caput prominente. Forskal Fauna arab. p g. — Gmelin Lin. 1.3. p. 1039. n. 18. — Schneiders Schildkr. . 333. Der ſelbe in den Schriften der Berliner naturforſch. Geſellſch. X. S. 280. — Schoͤpf, N. G. der Schildkr. S. 117. ' ! Teriſe; Ludſchjat. Abdalatif, Merkwuͤr— digkeiten von Egypten. S. 154. 3) Testudo cartilaginga: T. testa orbieulari membranacea, striata in dorso, pedum un- guibns tribis, naso cylindrico prolongato. Boddaert in den Schriften der Berlin. naturf⸗ Geſellſch. 6 * E Dane Dach a ma ne el 2 Die weichſchaalige Schildkröt, 281 weichſchaaligen, wie die in den Noten angegebe— nen Citate ausweiſen. An dem von Herrn Schneider beſchriebenen und abgebildeten Exem— plare iſt der Kopf rund gewoͤlbt, da er an der Boddaertiſchen plattgedruͤckt ſeyn ſolls der Rand des Oberſchildes iſt nicht wie nach Bo d— daert, niedergedruͤckt, wenn dieß eine eigene Be— deutung haben ſoll, ſondern mit dem Rüden gleich abſchuͤſſig, und glatt, d. h. ohne die erhabenen Rüͤckenſtreifen; die Schnauze verlängert ſich oben. in einem eylindriſchen Ruͤſſel; die Lippen ſind breit, die Oberlippe nach oben, die untere nach unten zu⸗ ruͤckgeſchlagen; beyde Kiefern ſehen gelblich aus; die Oeffnung der Augen iſt horizontal; das obere Augenlied breiter als das untere; der Hals mit ei⸗ ner angheichen Haut bekleidet; vorn und hinten SA n Geſellſch. III. S. 265. Deſſen epistola de festudine cartiliginea ex Museo J. As Schlosseri. Amsterd. 1772. — Gmelin Lin» I. 3. p. 1039. n. 19. — Schneiders Zool. Abhandl. S. 309. 310. Testudo Boddaerti, T. testa orbiculari, mem- branacea, striata in dorso, pedum anterio- rum posticorumque palmatorum, unguibus ternis, naso cylindrico prolongato. Schnei: ders erſte Beytr. S. 9. Nr. 7. Mit einer Ab: bildung von oben und unten. Derſelbe im Leipziger Magazin. zur Naturgeſch. und Oekon. 1789. 3. S. 263. Taf. 2. Derſelbe in den Schriften der Berliner naturf. Freunde. IV. 3. S. 3 8..©.265. | Die Knorpel: Schildkröte. Donndorfs Zool. Beytr. III. S. 16. Nr. 19. 282 Schildkröten. fünf Finger an den großen Füßen ; fie find mit ei⸗ ner Schwimmhaut verbunden; haben 3 Krallen, zeigen aber keine Spur von falſchen Fingern zur Un⸗ terſtuͤtzung der Schwimmhaut, wie bey der beißi- gen Schildkroͤte (T. ferox) Auch iſt es wahrſcheinlich ein Zeichnungsfehler, wenn Bo d— daerts Abbildung vorn vier und hinten drey Krallen hat. Der Schwanz iſt ſehr kurz und zu— geſpitzt und ragt nicht vor. Der Ruͤckenſchild iſt wellenfoͤrmig; der oberſte Theil deſſelben vorn uͤber dem Halſe etwas in die Hoͤhe zuruͤckgebogen und bildet daher an feiner Bafis auf dem Rüden eine krumme tiefe Linie und iſt dicht mit erhabenen Koͤrnern beſetzt; an den Seiten dieſes Theils laͤuft der Rand des Theiles vom Schilde, welches aus— geſchweift iſt, etwas umgebogen oder umgefchla- gen bis an den vollen Cirkelbogen herab; doch ſieht man dieſe ſcharfe umgebogene Kante deutlich. Die vordere Haͤlfte des ganzen Ruͤckens iſt in der Mitte convex; hinterwaͤrts aber iſt er ganz gleich⸗ foͤrmig, platt und niedergedruͤckt. Laͤngs dem ganzen Ruͤcken hin laufen erhabene Streifen. An dem Bauchſchilde wird man fo wenig als am Ruͤk— kenſchilde eine Abtheilung oder Feld gewahr. Er iſt vorn ſo lang als der Ruͤckenſchild, nur an den Seiten unter den Vorderfuͤßen iſt er etwas mehr ausgeſchnitten, als der Oberſchild und mit einer runzlichen Haut in der Hoͤhlung ausgefuͤllt. Dieſe Hoͤhlung mit der runzlichen Haut iſt fuͤr die Fuͤße, wenn ſie ſich im Gehen nach hinten ausſtrecken. —— — 1, s. Die Die Caſpiſche Schildkröte. 283 5. Die Caſpiſche Schildkroͤte. Testudo caspica. Gmelin. .) (Taf. XIII. Fig. 1.) Schon Herr Profeſſor Schneider ſagt in der unten angefuͤhrten Stelle, daß dieſe Schildkroͤte nach Beſchreibung und Abbildung unſerer Euro» paͤiſchen Schildkroͤte gar ſehr gleiche, und nur darin verſchieden ſey, daß in der Zeichnung der Kopf oben nicht platt, ſondern gewoͤlbt, und am Hintertheile, fo wie über den Augen geſchuppt, und der Schwanz an beyden Zeichnungen geringelt und durch Punkte wie chagrinirt vorgeſtellt ſey, da unſre Art hingegen den ganzen Schwanz mit kleinen harten Schuppen bedeckt habe. Die obere Schaale hat 8 Zoll und 7 Linien in der Laͤnge, und in ihrer Mitte, wo ſie am brei⸗ teſten iſt, beträgt fie 7 Zoll und 8 Linien; die un- tere Schaale iſt 7 Zoll 6 Linien lang, und 5 Zoll 3 Linien breit. Doch ſoll ſie auch manchmal ſo ö groß t) S. G. Gmelins Nufifhe Reiſe III. S. 59. Taf. ro von oben und Taf. 11 von unten. Testudo caspica. TJ. testa orbiculari, palma- rum unguibus quinis, plantarum quaternis, capite squamato, cauda nuda. Sch ne i⸗ ders N. G. der Schildkroͤten. S. 344. Nr. 11. Gmelin Lin. I. 3. p. 1041. n. 24. — Don dorfs Zool. Beyer III. S. 21. Nr. 24. 84. Schildkröten, groß werden, daß einige Menſchen auf ihrer obern Schaale ſtehen und ſich von dem Thiere fortſchlep⸗ pen laſſen koͤnnen. Der Rumpf iſt ungemein err haben, halb ſchwarz und halb gruͤn, rings an dem Rande herum in 25 Schildchen abgeſondert, wo— von das erſte das kleinſte iſt, alle aber die Geſtalt eines Parallelogramms haben. Die Mitte der Scheibe theilt ſich in 5 Schildchen, die ziemlich gleich viereckig find, die Naͤthe, welche die Schild⸗ chen bilden, find bald gerad - bald krummlinig, und anaſtomoſiren miteinander. Die drey erſten Schildchen uͤbertreffen die drey letzten etwas an Groͤße. Auf der vordern Seite beobachtet man ‚ fünf, und auf der untern vier Schildchen; von denſelben haben einige die Geſtalt eines Rhombus und andere die von einem Quadrate. Der Bruſt⸗ ſchild iſt ſehr glatt, ſchwaͤrzlich, weiß gefleckt, nach hinten zu zweyfach geſpalten, ſtumpf, vorwaͤrts mit einer dreywinklichen Furche bezeichnet, auf beyden Seiten mit vier Queerfurchen und einer an— dern in die Länge laufenden verſehen, welche letz— tere viele ſchneckenfoͤrmige Gaͤnge macht. Die Süße ſowohl als die Hände find halbſchwimmfoͤr⸗ mig, jene haben vier und dieſe fuͤnf Zehen. Sie haͤlt ſich im Bache Puſahat bey der Stadt Schachamir und in den 1 Gil a⸗ nifhen ſuͤßen Waſſern auf. 6. Die Die gemahlte Schildkröte. 285 6. Die gemahlte Schildkroͤte. Testudo picta. Hermanni. u) (Taf. XV. Fig. 1.) Dieſe ſchoͤne Schildkröte gehöre unter die Fluß⸗ Schildkroͤten, obgleich die enge und knoͤcherne Ver⸗ bindung beyde Schilder die angenommenen Kenn⸗ zeichen der Land⸗Schildkroͤten aufzuweiſen haben. Der Kopf iſt nach Verhaͤltniß des Thiers klein, platt und deſſen runzlich-ſchuppige Haut ſchwaͤrz⸗ lich mit eingemiſchtem Gelb oder gelben Punkten; die Kinnladen ſind ungezaͤhnelt. Die Vorderfuͤße bus 1 „ ſind de) Testudo pieta, T. testa depressa' glaberri- ma, scutellis disci medii subquadrangulis, flavo marginatis; sterno scüto longitudine . aequali. (Rückenſchild niedrig und ungemein glatt; mittler Felder der Scheibe faſt viereckig a mit gelben Einfaſſungen. Bauchſchild von glei— gl cher Länge mit dem Schoͤpf N. G. f der Schildkr. S. 23. Taf. 1 Testudo picta, testa e e macula duplici ex atro coerulessente notata, scutel- lis margine Jlavo cinctis, collo per longitu- dinem flavo nigroque striato. Gmelin Lin. J. 3. p 1045. n. 30. — Schneiders N. G. der Schildkr. S. 348. N Testudo novae Hispaniae, Seba Thes. I. tab. 80. lig. 5. Die gemahlte Schildkroͤte. Donndorfs Zool. Beytr. III. S. 30. Nr. 30. 286 Schildkroͤten. find halb floßartig mit fünf, die hintern ganz floß- artig mit vier Zehen, zuweilen mit blutfarbigen Striemen bemahlt, alle mit langen, gebogenen, ſcharfen Naͤgeln verſehen; doch die hintern laͤnger und ſtaͤrker. Der Schwanz iſt ein Viertheil ſo lang als die Schaale, ſchuppig, ſchwarz und der Laͤnge nach gelb geſtreift. Die Laͤnge des abgebildeten Schildes betraͤgt 5 1/2, die Breite in der Mitte 3 5/4, über den * Schenkeln 4 und die Hoͤhe 1 1/2 Zoll. Der Ruͤckenſchild iſt niedrig, aber ſanft und gleich ge: woͤlbt, durchaus glatt und von ablanger Figur. Seine Hauptfarbe iſt ſchwer durch Worte auszu— druͤcken, und iſt ein eigenes mit Gelb gemiſchtes lichtes Braun. Dreyzehn wenig convexe Felder bedecken die Scheibe; ſie ſind ſehr und faſt glaͤn⸗ zend glatt, ohne die mindeſte Spur von Furchen oder Schuppenfeldern; faſt alle naͤhern ſich der viereckigen Geſtalt, mit Ausnahme der drey vor- derſten, und der zwey letzten in der Mittelreihe; die Seiten der Felder find mehr gebogen als gera— de, ihre Ecken meiſt ſtumpf, und die Vereinigung und Naͤthe nur leicht gefurcht. Das erſte Feld der Mittelreihe iſt einfarbig, bis auf eine gelbe innerhalb zwey ſchwarzen, uͤber die Mittellaͤnge hin⸗ laufende Linie, durch welche es in zwey gleiche Haͤlf⸗ ten getheilt wird; uͤbrigens iſt es von unregelmaͤ— ßiger, fuͤnfeckiger Geſtalt, und nach vorne etwas breiter; der Vorder- und Hinterrand ſind in ent— gegengeſetzten Richtungen aus- und eingebogen ; die Die gemahlte Schildkroͤte. 287 die Seiten krummlinig. Das naͤchſtfolgende Feld iſt groͤßer als die uͤbrigen, und deſſen vorderer Rand, mittelſt welchem es ſich an die ihm vorlie— genden anſchließet, iſt in der Mitte mehr vorwaͤrts gezogen, und mit einem breiten, gelben, hinten durch eine ſchmale ſchwarze Linie begraͤnzten Saum bemahlet; der uͤbrige Theil dieſes Feldes iſt faſt viereckig, mit etwas gebogenen Seitenlinien, und wird durch die über den Ruͤcken laufende Linie wie der in zwey lange Vierecke abgetheilt. Das drit⸗ te neiget ſich nach hinten abwaͤrts, iſt an ſich brei⸗ ter als das vorhergehende, aber nach vorne mit einem ſchmaͤlern gelben Saum verſehen, doch eben ſo mittelſt der gelben Ruͤckenlinie in zwey gleiche Vierecke abgetheilt, welche nach vorne in ſpitzigen, nach hinten aber in ſtumpfen Winkeln fi) aneinan⸗ der ſchließen; die Seiten dieſes Feldes find eben- falls geſchweift. Das vierte Feld iſt nach ſeinem vordern Rande wieder breiter als das dritte und geſchweifte, deſſen hinterer Rand aber ſchmaͤler und geradelinig; die Seitenraͤnder laufen in fcharfer und gekruͤmmter Richtung nach hinten; der vorde— re gelbe Saum iſt ſchmal, und die gelbe Ruͤcken⸗ linie theilet dieſes Feld in zwey abgeſtumpfte Drey— ecke. Das fuͤnfte Feld iſt das kleinſte, von faſt ſechseckiger Geſtalt und geradelinigen Raͤndern, mit gelben Vorderſaum und Mittellinie. Einen eigentlichen Kiel hat dieſes ganz glatte Schild nicht, an deſſen Stelle aber durchlaͤuft die in der Be— ſchreibung der einzelnen Felder mehrmals erwaͤhnte, gelbe 288 Schildkröten. gelbe Ruͤckenlinie, die volle Länge des Oberſchildes, von der vorderſten und kleinſten Randſchuppe bis zur hinterſten nach der Mitte; und wird an jeder Seite von einer ſchmaͤlern ſchwarzen Linie begleitet. An jeder Seite der Scheibe liegen vier Felder; das erſte von unregelmaͤßiger Geſtalt, und einfar⸗ big; das zweyte, dritte und vierte ſind viereckig, aber von nach hinten zu abnehmender Groͤße, und von ſtumpfen Winkeln; der vordere gelbe Saum eines jeden iſt gerade und breit, der obere ge kruͤmmt und ſchmal, aber ebenfalls durch eine zarte ſchwarze Linie von der Hauptfarbe der Felder ab⸗ geſchieden. Die ſo bemahlten vordern Saͤume der Felder bilden durch ihre Vereinigung ſechs gelbe Streifen von ungleicher Breite, wovon drey quer uͤber die Scheibe, und die drey ſchmaͤlern nach der Laͤnge hin laufen. Nur allein die mittelſte oder Nuͤcken⸗ linie läuft gerade; die übrigen find derte en gebogen. Von Schuppenfeldern und Furchen ſind auf der erwachſenen Schaale keine Spuren. Des Oberſchildes Rand iſt mit der Woͤlbung deſſelben faſt gleich abſchuͤſſig und ſcharf, nur in den Seiten iſt er etwas angezogener und ſtumpf. Er hat 25 Schuppen, wovon die erſte und unge» paarte die kleinſte und ſchmalſte, ein wenig an der Spitze ausgezackt, und nach der Laͤnge durch einen gelben Strich getheilet iſt; die drey vordern an je— der Seite [ ind ſcharf, ganz und horizontal auslau- 8 fend; Die gemahlte Schildkroͤte. 289 laufend; die vier nächitfolgenden jeder Seite find von oben herab abſchuͤſſiger, enger, angezogener, unterwaͤrts ausgewoͤlbter und breiter, und vereini— gen ſich mit dem Bauchſchilde, welches mit feinen kurzen Fluͤgeln unmittelbar an die ste und öte Randſchuppe anſchließet; die vierte und ſiebente aber find an dieſen znnaͤchſt liegenden Randhaͤlfcen ſtumpf, an den abgekehrten aber, wie der übrige Rand, ſcharf; mit den ſtumpfen Haͤlften ſtehen ſie gleichfalls, mittelſt zwiſchen eingeſchalterer Kno— chen, mit dem Bauchſchilde in Verbindung; die fuͤnf hinterſten Randſchuppen erweitern ſich wieder, ſind ſcharf, ganz, und horizontal ausſtehend. Den Rand ſchließen zwo uͤber dem Schwanze liegende Schuppen, welche aber dem abgebildeten Exem— plare mangelten, wahrſcheinlich nur aus Alter oder durch Zufall, weil auf einer Seite noch Ueber— bleibſel davon zu ſehen ſind. Die Farbe der Randſchuppen iſt dieſelbe mit | der Hauptfarbe des Ruͤckens, doch etwas mehr ins Schwarze ziehend; den mittlern Theil einer jeden nimmt ein gelber oder orangefarbiger Fleck ein, und dieſen umgiebt in einigem Abſtande eine Bo— gen = oder dem Buchſtaben i aͤhnliche Linie von derſel⸗ ben Farbe; dieſe Bezeichnung iſt auf verſchiedenen Exemplaren mehr oder weniger deutlich ausgedruͤckt. Die untere Flaͤche des Randes hat aͤhnliche Ver⸗ zierungen, und ein laͤnglich- runder Fleck von hel⸗ lerer Farbe ſtehet immer in der Mitte jeder Schuppe. Dela Cepedes Natg. d. Amph. I. Bd. T Der 290 Schildkrdten. Der Bauchſchild kommt an Laͤnge, und zu⸗ mal vorne, dem Oberſchilde faſt immer gleich; er iſt von ablanger Figur, der vordere Theil abge- rundet, der hintere abgeſtumpfet, beyde leicht ge zackt und etwas aufwaͤrts gebogen. Durch eine Nath in die Laͤnge und fuͤnfe in die Queere, (von welchen letztern das vorderſte und hinterſte Paar ſich in ſcharfen Winkeln ſchließen) iſt er in zwoͤlf ungleiche Felder getheilet. Der Mitteltheil des Bauchſchildes hat kurze und wenig aufgebogene An— ſaͤtze, welche durch eine enge, feſte und knoͤcher ne Nath an das Oberſchild anſchließen; dieſen Mit⸗ teltheil des Bauchſchildes bezeichnen die zweyte mehr gerade und die vierte gebogene Quernath; ihn ſelbſt aber theilet die dritte oder mittelſte, auch gebogene Queruath in zwey ungleiche Hälften, Auſſer dieſen erwaͤhnten Naͤthen, welche eigentlich nur die hornigen Belegungen des Bauchſchildes verbinden, wird man an dieſer Schildkroͤte auch noch andere drey queer uͤber laufende Linien ges wahr; naͤmlich a) eine, welche in meiſt gerader Richtung den Bauchſchild durchſchneidet; in der Gegend ihres Zufammenfluffes mit der langen Mittelnath iſt ein Fleck bemerklich, welcher das Anſehen eines ehemals da befindlichen Nabels er- regt, aber doch nicht bey allen angetroffen wird; b) zwey Linien auf dem vordern Theil laufen zwi— ſchen der erſten und zweyten Nath vom Rande nach der Mitte, und endigen ſich an einem ihm gleich⸗ ſam eingeſchalteten eyrunden Flecke; o) eine Quer- linie . Die gemahlte Schildkröte, 291 nie zwiſchen den beyden hinterſten Quernaͤthen. Dieſe Linien aber ſind die eigentlichen Knochen— naͤthe des Bauchſchildes ſelbſt, (denn der Knochens bau aller Schildkroͤtenpanzer hat ſeine eigene Fuͤgun— gen, und dieſe treffen faſt niemalen mit den Naͤ— then der aufliegenden hornartigen Schuppen zu— ſammen,) welche nur an dieſer Art durch die ſehr zarte und duͤnne Schuppenbelegung zum Vorſchein kommen. Die Farbe des Bauchſchi des iſt blaßgelb oder weiß, hier und da dunkel gewoͤlkt; nur der aͤußer— ſte Theil ſeiner dem Ruͤckenſchilde anſchließenden Fluͤgel hat mit deſſen unterem Rande gleiche Farben. In der Farbe variiren ſie etwas. So iſt das Sebaiſche Schild von bloß gelbroͤthlicher, faſt Orangefarbe, und die Schuppen ſind durch blaßgelbe Streifen, faſt in geometriſchen Abthei⸗ lungen bezeichnet. Kopf, Fuͤße und Schwanz ſind tief orangefarbig. Zuweilen iſt die untere Seite des Randes mit aſchgrau, orange und gelbroth bemahlt. An jungen Thieren iſt die Schaale ganz glatt, ohne Eindruͤcke von Schuppenfeldern und mit nur ſehr dunkeln Spuren von Runzeln am Umkreiſe der Felder. Das Vaterland dieſer Schildkroͤte iſt Nor d⸗ amerika und Neufpanien, Sie liebt ſtille und tiefe Fluͤſſe, und einſame Oerter. An hei⸗ tern Tagen ſonnt ſie ſich in Geſellſchaft auf Staͤm⸗ je T 2 men . 292 Schildkroͤten⸗ men oder aus dem Waſſer erhabenen Steinen, iſt aber ſehr ſcheu, und taucht ſchnell unter, wenn ſich ihr jemand naͤhert. So ſchnell ſie ſchwimmt, ſo langſam kriecht ſie auf dem Trocknen. Unter dem Waſſer kann ſie ſich ſtundenlang aufhalten, außer und ohne Waſſer aber dauert ſie nicht lange. Sie ſoll ſehr gefraͤßig und den jungen Enten, die ſie an den Fuͤßen unter das Waſſer zieht, gefaͤhrlich ſeyn. 4 Man ißt ſie. S ch d p f. / 8 7. Die 5 Dr = gemaklte Fe SE rt 2. Dr N 4 2 2 Wr LK EKZ. 7 * ey 2 3 —— — 2 Die gehelmte Schildkroͤte. 293 1 7. Die gehelmte Schildkroͤte. Testudo galeata. Schöpf. &) Testudo scabra. Retzii. (Taf. XV. Fig. 2) Dieſe Fluß ⸗Schildkroͤte ſoll nach des Hrn. Profeſſor Retzius in Lund Beſchreibung und Abbildung, die er an Hrn. D. Schoͤpf ſchickte, und welche wir hier bloß wiederholen muͤſſen, die wahre raus he Schildkroͤte des Linne! ſeyn. Der Kopf hat 5/8 Zoll Länge und 172 Zoll in der groͤßten Breite, iſt glatt und wie mit einem Harniſche verſehen; der Schnabel kurz und unge⸗ zaͤhnt; die Naſenloͤcher eylindriſch; die Augenhoͤh⸗ len groß, rund, ſchraͤge und dem Schnabel nahe liegend. Die Gehoͤrwerkzeuge liegen unterhalb des auf dem Kopfe bemerklichen Helms (welcher T 3 mit ) Testudo galeata. T. testa depressa ovali, dorsi scutellis tribus intermediis acute ca- rinatis, marginis scutellis XX. Schoͤp f N. G. der Schildkr. S. 14. Taf. III. Figt 1. — Donndorfs Zool. Beytr. III. S. 32. Nr. 2. ) St. auch die rauhe Schildkröte La Cepede's und die warzige Walbaums. S. 239 u. 304. Nicht eher wird man mit voͤlliger unbezweifelter Gewißheit die Sache entſcheiden koͤnnen, als bis man das Exemplar ſelbſt auffindet, von welchem Linne“ den Namen und die Kennzeichen feis ner rauhen Schildkroͤte genommen hat. a 294 Schildkroͤten. mit dem Ruͤcken gleiche Farbe hat) und ſind durch einen weißen eyfoͤrmigen Fleck bedeckt, der eine ver= tiefte Einfaſſung hat. Ueber jedem Auge iſt eine beſondere Nath ſichtbar, von welcher aus noch ei= ne andere ſich zwiſchen dem Auge 0 dem Schna⸗ bel hin erſtrecket. Der Kopf iſt unten weißlich, ſo wie auch die Kehle und der ganze Hals unterhalb weißlich und zart gerunzelt find; die obere Kinnlade iſt am Kane de ebenfalls weiß. Zwey kurze, bewegliche, ben rng Anhaͤng⸗ ſel (Cirri) oder Warzen ſtehen an jedem Rande des untern Kiefers. Der Hals iſt von ungefaͤhr gleicher Laͤnge mit dem Kopfe, aber doch ſchmaͤler, und von jenem durch eine nach vorne gekehrte Falte, zumal wenn er nicht ausgeſtreckt iſt, unterſchieden. Die Fuͤße ſind floſſenartig; oben braun, un⸗ ten ſchmutzig weiß, am obern Theile runzlich, an den Schenkeln ſchuppig; alle haben fuͤnf Finger, und eben ſo viele zugeſpitzte Naͤgel, welche jeder aus einer eigenen mit einer ſpitzigen Schuppe be» legten Scheide hervorgehen. Die Hinterpfoten ſind abgeſtumpft, die vordern ſchraͤge zugerundet; die Naͤgel nach vorne geſtreckt. Der Schwanz iſt koniſch, ſpitzig, und raget nur wenig uͤber den Ruͤckenſchild hervor. Die Länge des Panzers beträgt kaum 2 12, die Breite 2 und die Hoͤhe 1 Zoll. Von den dreyzehn Feldern der Scheibe find die drey mittel. ſten, Die gehelmte Schildkröte. 295 ſten, nemlich die 2te, Zte und 4te der mittlern Reihe, ſcharf gekielt, obgleich der Kiel ſelbſt we— nig erhaben iſt. Von derſelben Reihe iſt das vorderſte Feld durch eine erhabene Linie halb und ſeicht gekielt; das hinterſte etwas merklicher. Alle dreyzehn Felder ſind dunkel aſchfarben; ſie ſind wie mit ſchwarzen Punkten beſtreuet; dieſe, und ſchwarze erhabene gegen der Felder Mittelpunkt gezogene Linien, geben der Oberflaͤche ein rauhes Anſehen, welches aber bloß im trockenen Zuſtande deutlich iſt, im friſchen aber nicht eher bemerkt wird, bis der Schild von dem anhaͤngenden Schleime gereinigt worden. Der Saum der Felder iſt laͤngſt der Naͤthe glaͤnzend ſchwaͤrzlich und ſchwach geſtreift. An einigen Stellen erſtrek. ken ſich jene erwaͤhnte erhabene Linien auch bis durch den Saum der Felder, an andern wieder nicht. Von der ſchwer zu beſchreibenden Geſtalt der Felder giebt die Zeichnung eine deutlichere Vor— ſtellung. Der Rand des Ruͤckenſchildes hat 24 Felder, von gleicher Farbe mit denen der Scheibe, uͤbri— gens aber ſind ſie glatt, am Saum weiß und die Naͤthe ſchwarz; die 10 hintern (s letzten jeder Seite) und 6 vordern (3 erſten jeder Seite) ſind ſcharf geraͤndet, die mittlern laͤngſt der Seite gele- genen aber ſtumpf, und, wie es aus der Zeichnung erhellet, abſchuͤſſiger. Der Bauchſchild iſt in der Mitte etwas ein. gedruͤckt; beſtehet aus en und 3 (2) kleine ren, 206 | Schlldkroͤten. ren, nach vorne gelegenen Feldern; iſt glatt, hin⸗ ten abgeſtumpft, weiß und braun gewoͤlkt, und hat ſchwarzbraune Naͤthe. Sie wohnt in Oſtindien. Hr. Metzius hat- te ſie zwey Jahre lebendig. Sie wurde, ſagt er, in ſuͤ⸗ fem Waſſer unterhalten, doch mochte fie auch zu— weilen gerne im Trocknen ſeyn, ob ſie gleich bey mir niemalen uͤber einige Stunden auſſer dem Waſſer war. Nur einmal hoͤrte ich ſie einen ſchwachen und rauhen Ton von ſich geben, und zwar im Winter, zu welcher Jahrszeit das fie ent— haltende Glas und Waſſer in der Naͤhe des Ofens geſtellt blieb. Ihre Nahrung war Weizen - oder Roggenbrod. Fliegen, denen man Fluͤgel und Fuͤße abgeriſſen hatte, verſchlang fie zuweilen be⸗ gierig, anderemale verſchmaͤhte fie ſolche; Pflan— zen ruͤyrte fie niemals an. Vom Anfang des Ok— tobers bis zur Mitte des Mayes nahm ſie keine Nahrung, erhob dann nur ſelten den Kopf uͤber das Waſſer, und warf keinen Unrath aus, wel— cher in der uͤbrigen Zeit weiß, wie Maͤuſekoth ge⸗ bildet und zuſammenhaͤngend war. Am Sonnen- ſchein ergoͤtzte ſie ſich; ſie pflegte dann ſich auf die Hinterfuͤße ſtuͤtzend, an den Seiten des Glaſes zu lehnen, öffnete und ſchloß mit traͤgem Wohlbeha— gen die Augen wechſelsweiſe. 5 Ein anderes in Stock hol m, im Cabinet der koͤnigl. Academie der Wiſſenſchaften aufbewahrtes Exemplar hat mit dieſem auch in Ruͤckſicht der Groͤße Aehnlichkeit, nur ſcheint der Ruͤcken etwas hoͤher gekielt zu ſeyn. 8. Die | 5 / RE ,. gelte, e S. . 22 . = / 7 EN 2. Ne Oreghectegte . 7 El. note. 2 I, 7 — 7 — N * * * 4 — run ** Die dreykielige Schildkroͤte. 297 8. Die dreykielige Schildkroͤte. Testudo tricarinata. Schöpf. 20 (Taf. XVI. Fig. 2.) Es ik eine Fluß- Schildkröte, von der man bis jetzt nur zwey Exemplare kennt, das eine im Bes fig des Hrn. Profeſſor Hermanns zu Strasburg, wovon die gegebene Schoͤpfiſche Beſchreibung und Abbildung iſt, und das zweyte in Lund, wovon Hr. Profeſſor Retzius die aͤhnliche Be⸗ ſchreibung Hrn. D. Schopf zugeſendet hat. Die Groͤße des erſten Panzers iſt 17 Linien Laͤnge, 13 in der Breite und 7 in der Hoͤhe; des zwey⸗ ten 2 1/4 Zoll in der Länge, 1 374 Zoll in die Breite und 7/8 Zoll in die Höhe, Es ſind viel leicht bloß junge Thiere. Der Kopf des Thiers iſt verhaͤltnißmaͤßig groß, von braunſchwarzer, zur Seite und untere waͤrts weiß gemengter Farbe. Die Stirn iſt glatt. Die Augenhoͤhlen eyförmig. Die Na⸗ fenlöcher etwas vorragend. Die Kinnladen ſcharf 8 zn“ und x) Testudo tricarinata. T. testa evali demisse convexa, margine integra, scutellis disci omnibus carinatis, (Ruͤckenſchild iſt oval, nie? drig, gewoͤlbt; am Rande ganz; alle Felder der Scheibe find gekielt.) Schoͤpfs N. G. der Schildkr. S. 10. Taf. !! — Donndorfs Zool. Beytr. III. S. 32. Nr. x. — 208 Schildkröten. 5 und ungezaͤhnelt. Die Haut am Halſe iſt faltig, warzig und nicht ſchuppig, braunſchwarz und un— ten weißgeſtreift. Die kurzen und ſtarken Vor— derfuͤße deckt eine warzig-ſchuppige Haut, und an dem Ruͤcken der Pfoten ſind nur hie und da einige breitere Schuppen bemerklich; ſie haben 5 mittelſt einer Schwimmhaut durchaus verbundene Finger, und eben ſo viele ſcharfſpitzige und gekruͤmmte Naͤ—⸗ — gel. Die Hinterfuͤße find ebenfalls ſtark, und et was laͤnger als die vordern; ſie haben nur 4 deut⸗ liche und gleichfalls durch eine Schwimmhaut ver> bundene, mit ſcharfen Naͤgeln bewaffnete Finger; doch ſcheint noch ein unvollkommener und une bewaffneter fuͤnfter Finger da zu ſeyn. Der mit Schuppen belegte Schwanz iſt zugeſpitzt und kurz, ſo daß er nur wenig über des Nückenſchites Rand hinausraget. Die Scheibe des Ruͤckenſchildes bat 13, ſaͤmmtlich runzlich rauhe, und gekielte Schuppen oder Felder. Die fuͤnf Ruͤckenfelder ſind zwar ſtaͤrker als die übrigen, aber ſtumpf gekielt, und nach beyden Seiten abſchuͤſſig; das vorderſte iſt das groͤßeſte, fo wie das hinterſte das kleinſte, bey- de von faſt fuͤnfeckiger Geſtalt; die drey mittlern dieſer Reihe, das zweyte, dritte und vierte, ſind ſechseckig. Ihre Schuppenfelder (areolae) find verhaͤltnißmaͤßig groß, zunaͤchſt dem hintern Rand anliegend, und daſelbſt mit erhabenen Punkten und Warzen beſetzt, von welchen aus ſich bogige Runzeln nach dem Vorder-und Seitenrande hin ver⸗ Die dreykielige Schildkröte. 299 verbreiten. Ein ſchmaler, leicht geſtreifter Saum ſcheidet den eigentlichen Rand von dem Schuppen⸗ felde mittelſt einer zarten gefurchten Linie, welcher Saum in der Figur am erſten und dritten Rüden» felde nur (deutlicher aber an den Seitenfeldern) ausgedruͤckt werden konnte, und ein noch unvollen- detes Wachsthum des Panzers anzeiget. Die Krümmung des Kiels iſt zwar ziemlich gleichfoͤr⸗ mig, doch abſchuͤſſiger am hinterſten Ruͤckenfelde, als vorne, welches eine andere Anzeige eines noch jungen Thieres iſt, nach Beobachtung naͤmlich ähnlicher Verhaltniſſe an den Panzern anderer Arten von ungleichem Wachsthum und Alter. Die hintern Raͤnder der Ruͤckenſchuppen find um etwas weniges über den Rand jedes naͤchſt⸗ folgenden erhoͤhet, ohne daß jedoch die Fortſetzung des Kiels dadurch ungleich oder unterbrochen wuͤr⸗ de. Die Seitenſchuppen find platt - abſchuͤſſig. Die erſte und groͤßte iſt von unregelmaͤßiger Ge⸗ ſtalt; die zweyte und dritte ſind von oben nieder⸗ waͤrts ablang⸗ fuͤnfeckig; die vierte iſt die kleinſte und naͤhert ſich der Geſtalt eines verſchobenen Vier⸗ ecks. Ihre Schuppenfelder liegen nach der Mitte des hintern Randes und ſind warzig; eine ſeichte Linie, die mit dem obern, vordern und untern Rande jeder Schuppe in kleinem Abſtande paral- lel laͤuft, beſchreibt einen ſchmalen und zart ge— ſtrichelten Saum, zwiſchen welchem und dem ei« gentlichern Schuppenfelde ſich mehrere dorther kom⸗ mende und dem Rande zulaufende Runzeln befin- den. 300 Schildkroͤten. den. Ein erhabener und gerade laufender Sei: tenkiel iſt an den Seitenfeldern deutlich bemerklich; er theilet ſie ſo, daß der obere Abſchnitt ein Drey— (wenigſtens am 2fen und Zteu) der untere hinge— gen ein Viereck bildet. Es beginnt dieſer Geiten- kiel vorne und zunaͤchſt an der Fuge der 2ten und Aten Randſchuppe, und endiget ſich hinten bey der Fuge der 11ten und ı2ten. Gegen dem hintern Ran⸗ de jeder Schuppe iſt dieſer Kiel jedesmal um etwas ſchwuͤlſtiger, nach dem vordern Rande hin aber verklei⸗ nert er ſich, ohne doch unbemerklich zu werden. Zwi— ſchen den angezeigten Warzen und dkunzeln iſt der uͤbri⸗ ge Zwiſchenraum der hornigen Oberflaͤche ganz glatt. Der Rand des Oberſchildes wird von der Scheibe durch eine bogige Furche geſchieden, iſt ſcharf und ganz, nämlich nirgends weder gezaͤhnelt noch gekerbt. Er enthaͤlt 23 kleine Schuppen, deren vorderſte die kleinſte iſt; die uͤbrigen ſaͤmmt— lich ſind ziemlich gleichfoͤrmig, vierſeitig, wenig gewoͤlbt, und mit der Scheibe gleich abhängig; doch ſind die vier hintern etwas breiter und ange— zogener, als die vordern. Die Randſchaͤrfe ſelbſt iſt etwas aufgeſtuͤlpet, fo, daß die gelbe Farbe ſei⸗ ner untern Flaͤche oben um etwas zum Vorſchein kommt. Die ste, 6te, 7fe und ste Schuppe find am Rande ſelbſt ſcharf, erweitern ſich aber baue chig nach unter- und auswaͤrts, und durch fie geſchieht die Vereinigung des Ruͤcken- und Bauchſchildes. Die Farbe des ganzen Ruͤckenſchildes iſt durch— aus gleich und dunkelbraun. Der Die dreykielige SchildEröte, 30 Der Bauchſchild iſt betraͤchtlich ſchmaͤler, als das Ruͤckenſchild, ablang, flach, doch nach der Mitte ein wenig vertieft, vorne bogig, hinten abgeſtumpft. Die Laͤnge betraͤgt 14 Linien, die Breite in der Mitte und mit Einſchluß der beyden Fluͤgel 11, ſonſt aber an der Baſis des vordern und hintern Anſatzes nur 6 Linien. Durch eine Nath in die Laͤnge, und fuͤnfe in die Quere, wird es in 12 ungleiche Felder getheilet, oder nur in 11, wenn das vordere dreyeckige Segment, wel⸗ ches zwiſchen den beyden erſten Queernäthen ent» halten iſt, nur fuͤr eines gezaͤhlet wird, da die durchhingehende Nath nicht ſehr deutlich erſcheinet. Das Mittelſtuͤck des Bauchſchildes wird durch zwey ziemlich gerade laufende Queernaͤthe einge⸗ ſchloſſen, iſt ungetheilt, (naͤmlich nicht, wie in der europaͤiſchen Schildkroͤte, durch die mittelſte Quer— nath in zwey Haͤlften abgetheilt) und wird mit dem Ruͤckenſchilde mittelſt anderer kleinerer zwiſchenge⸗ legener Felder, welche eigentlich die Fluͤgel des Bauchſchildes ausmachen, verbunden; dieſer Zivi- ſchenfelder fanden ſich an dem abgebildeten Exem— plare 3 an der einen, und nur 2 an der andern Seite. Die Naͤthe ſind einfach, ſchmal geſtreift und ſchwaͤrzlich. Die Farbe des Bauchſchildes iſt wie die der untern Flaͤche des Randes gelblich, hie und da braun gefleckt. An dem Lundiſchen Exemplar ſind nur 22 Randſchuppen. Das Vaterland iſt unbekannt. S choͤpf. 9. Die 322 ee 9. Die Charakteren: Schildkröte, Testudo scripta. Schöpf. Testudo scabra. Thunberg. a) Taf. XVII. Fig. 1.) Dieſe Hrn. D. Schoͤpf von Hrn. Ritter Thun⸗ berg mitgetheilte Abbildung ſoll auch die Lin⸗ neiſche rauhe Schildkroͤte vorſtellen. Als lein da Linne“ die ſchriftaͤhnlichen Zuͤge in ſeiner Angabe nicht bemerkt, ſo iſt ſie wohl nicht dafur zu nehmen. Es iſt eine Fluß Schildkroͤte, allein die naͤhere Beſchreibung fehlt. Der Umriß des Panzers naͤhert ſich dem kreisfoͤrmigen am meiſten und ſcheint ſehr niedrig oder gedruͤckt und am Ran⸗ de gekerbt zu ſeyn. Die Vereinigung des Ruͤcken⸗ und Bauchſchildes geſchieht nicht bloß durch den mittlern Theil des letztern, ſondern auch noch durch erweiterte Anſaͤtze der vordern und hintern Lappen; auch iſt zwar der Bauchſchild, wie in den meiſten Arten, an die vier mittelſten (des sten bis zum gten a) Testudo seripta. T. testa orbieulari, de pressa: seutellis omnibns superne characte- ribus notatis ; marginis XX ünferne eut- tatis. (Rüdenfchild kreisfoͤrmig und niedrig; oben durchaus mit Ichriftahnlichen Zügen bezeich⸗ net; die 25 Randfelder haben unten jedes einen ſchwarzen Fleck. Schopf N. G. der Schildkr. S. 19. Taf. Ul, Fig. 4. Die Charakteren: Schilöfröfe.e 303 sten) Randſchilde befeſtigt, welche ſich aber an dieſen Arten nicht, wie bey andern, nach unten und bauchig zu dieſer Abſicht zu erweitern ſcheinen. Ob die ſchriftaͤhnlichen Zuͤge des Oberſchildes nur ſeicht oder tief eingegraben ſind, iſt nicht bekannt, eben ſo das Vaterland des Thieres und was ſonſt zu ſeiner Geſchichte gehoͤrt. 10. Die 304 Schildkröten: 10. Die warzige Schildkrdte. Testudo verrucosa, Malbaum. b) Das Thier, welches hier Walbaum beſchreibt, iſt jung, welches aus ſeiner Kleinheit und dem of— fenen Nabelloche erhellet, es läßt ſich alſo nicht mit Gewißheit behaupten, ob es eine beſondere Art ſey. So viel aber ſcheint ſicher, daß es nicht die Linneiſche rauhe Schildkroͤte (T. sca- bra) ©) iſt. Es iſt ohngefaͤhr fingerlang, aber nicht fo breit, der Oberſchild 1 Zoll 10 Li⸗ nien lang, und 1 Zoll 3 1/2 Linie breit. Der Kopf iſt laͤnglicheyfoͤrmig, mit einem kurzen, faſt eyfoͤrmigen Schnabel, auf deſſen ſtumpfer Spitze die rauhen Naſenloͤcher ſtehen; die glatte Haut deſſelben iſt bunt, und hat weder Naͤthe noch Schuppen; die Augen liegen hoch, neben der Stirn, ragen etwas hervor, und haben glatte, ge— raͤndelte und ſchief liegende Augenlieder; die Fuͤße 8 ſind S Testudo verrucosa. Walbaum Schildkr. S. 61. und 116. Testudo scabra. T. capite glabro discolore, scuto ovali demisse convexo excelse carina- to scabro. Gmelin Lin, I. 3. p. 1040. n. 6. — Schneiders N. G. der Schildkr. S. 327. Schoͤpfs N. G. der Schildkr. S. 17. 6) Lin. Syst- XII. I. p. 357. n. 6. Vergleiche oben die rauhe Schildkroͤte (La Rabo- teuse.) S. 239% Die warzige Schildkröte. 305 ſind kurz, und kolbig, haben vorn fuͤnf, und hin⸗ ten vier kurze egale Zehen, wovon die mittelſte die groͤßte iſt, ſind mit einer kurzen Schwimmhaut und ſpitzigen, zuſammengedruͤckten Krallen verſehen, oben ſchuppig und unten warzig; der Schwanz iſt dünn, kurz, kegelfoͤrmig, zugeſpitzt, am Grunde warzig, an der Spitze ſchuppig. Alle weiche Thei⸗ le haben eine durch unzählige feine Warzen 305 werdende Haut. f Der Oberſchild iſt oval, vorn ein wenig aus- geſchweift, an den Seiten des Randes flachbogig und eben, hinten abgerundet, dabey auch etwas ſaͤgenartig gezabne und endlich uͤber dem Schwan⸗ ze ausgekerbt; feine Oberfläche iſt niedrig gewoͤlbt, und durch einen ſtark hervorſtehenden, halbſtock⸗ foͤrmigen Kiel erhoͤht, welcher von der erſten bis zur letzten Ruͤckenſchuppe ſich hinzieht; er iſt mit pergamentartigen, eckigen, ungleichen, warzigen aneinanderſtoßenden Schuppen bedeckt, wovon 13 in drey Reihen der Laͤnge nach wechſelsweis auf der Scheibe, und 25 auf dem Ronde dicht nebenein⸗ ander liegen, fo daß fie durch eine feine Nath zus ſammengefuͤgt find. Fuͤnfe derſelben von unglei— cher Geſtalt und Größe befinden ſich in der mittel— ſten Reihe, welche in Form eines aufgeſperrten @ ‚über dem Kiel getrennt liegen. Die erſte und letz⸗ te Schuppe, welche groͤßer und etwas niedriger als die andern ſind, haben 5 und die mittlere 6 Ecken. Die 8 Seitenſchuppen find faſt flach, ungleichſei⸗ tig, wovon die vier mittelſten als die groͤßten 3, De la Cepedes Natg. d. Amph. I. Bd. u und 306 Schildkroͤten. und die uͤbrigen 4 Ecken an ſich haben. Die Randſchuppen ſind viereckig und faſt einander gleich, nur die erſte beym Halſe ausgenommen, welche klei⸗ ner und verkehrt herzfoͤrmig iſt. Don den Füßen, bis an das aͤußerſte Ende des Randes ſtehet die. hintere rechtwinklige Ecke der drey letzten Schup⸗ pen hervor. Der Bruſtſchild wird uͤberall vom Ruͤckenſchilde bedeckt. Er iſt ganz platt, nur der äußere Rand der Flügel ausgenommen, welcher gegen den Rand aufwaͤrts gekruͤmmt, und unter demſelben angefuͤgt iſt. Vorn und hinten endigt er ſich mit einem breiten, halbtellerfoͤrmigen, gera— den Fortſatz wie ein aufgeſperrtes a, wovon der vordere ausgekerbt und etwas ausgeſchweift iſt, der hintere aber am Rande gekerbt, und am Ende ausgekerbt, auch laͤnger als der vordere iſt. Zwi⸗ ſchen den Fortſaͤtzen und dem Schilde ſind zwey große Luͤcken für Hals, Vorder- und Hinterfuͤße. Aus wendig iſt er mit einer pergamentartigen Haut überzogen, welche durch eine lange Mittellinie und durch fünf theils Queer -theils Schiefnärke in zwoͤlf ungleiche Felder abgetheilt wird. Im allgemeinen war die Farbe des Thiers, welches lange in Weingeiſt gelegen hatte, oben greißnußbraun, unten kaſtanienbraun, am Rande mit dunkelgelb eingefaßt. Einzeln betrachtet ſah der Kopf bunt aus; naͤmlich am Grunde hatte er eine ſchwarzbraune Farbe, welche von zwey weißen, auseinander gehenden Streifen, die von den Sei- ten der Stien neben den ngenbrennet und | - Schlaͤ⸗ Die warzige Schildkroͤte. 307 Schlaͤfen weg nach dem Hinterkopfe hin hiengen, und von zwey weißen Punkten auf dem Hinterkopfe erleuchtet wurde; die Seiten des Kopfs waren braun, auf den Schlaͤfen mit einem weißen Fleck geziert; die Kehle weißlich; der Hals greiß und oben braͤunlich; der Oberſchild greiß nußbraun, ausgenommen die Naͤthe zwiſchen den Randſchup⸗ pen, welche dunkelbraun ausſahen. Der Bruſt⸗ ſchild war kaſtanienbraun mit einem pommeranzs gelben Rande umgeben; Fuͤße und Schwanz kamen in der Farbe mit dem Oberſchilde uͤberein. Zwey Exemplare waren bloß dadurch unter— ſchieden, daß der Rand des Oberſchildes in der Halsgegend bey dem einen gerade ausgeſtreckt und beym andern etwas abſchuͤſſig war. Das Vaterland iſt nicht bekannt. \ Na. 2 11. Die / | * 388 Schildkröten 11. Die aſchfarbige Schildkroͤte. Testudo cinerea. Brown. d) (Taf. XVII. Fig. 2.) * Es if‘ eine Fluß- Schildkröte, wie die Geſtalt und Beſchaffenheit der Fuͤße und die zwey Angeln auf beyden Seiten des Bruſtſchilds, die durch ei⸗ ne ſehnige Haut mit dem Oberſchilde verbunden werden, zeigen. Sie hat eine artige Zeichnung. Alles was in dem abgezeichneten Browuſchen Exemplar weiß gemahlt iſt, die Einfaſſung und Schattirung der Ruͤcken- und Randfelder, iſt an dem von Hrn. Schneider unterſuchten Exem⸗ plare ſtrohgelb. Deshalb mußten die unten angege⸗ benen Charaktere der Art „laͤngs dem Kiele und den Naͤthen der Schuppen weiß geſtreift“ entweder allgemein: hell geſtreift, oder beſſer nach dem, was bis d) The einereous Tortoise. Brown’s new Illu- strations of Zoology. London 1776. 4. tab. XLVIIl, fig. ı et 2. Testudo cinerea. T. testa ovata, depressa, integerrima, laevi; carina et scutellorum suturis albo faseiatis. Guͤckenſchild eyfoͤr— mig, niedrig, glatt und am Rande ganz; längs dem Kiele und den Naͤthen der Schuppen weiß geſtreift.) Schoͤpfs N. G. der Schildkr. S. 2 1. Taf. 3. Fig. 2. Die aſchfarbige Schildkroͤte (des Brown's). Schneider in den Schriften der Berliner Ge— ſellſchaft naturf. Freunde. X. S. 268. ‚Tortue cendrse. T. cinerea, digitis membrana unitis, testa elliptica, cinerea depressa, lu ulis albidis margine variegata, ‚Bonaterre Erpetolog. n. 14. a ; x J N N F g 17 e 1 y 8 N | "| 79 5 j 2 2 * / Die afchfarbige Schildkröte. 309 bis jetzt bekannt iſt: ſtrohgelb oder weiß ge— ſtreift, ausgedrückt werden. Die Geſtalt der Fel— der iſt nach dem Schneiderſchen Exemplar auch nicht ſo eckig. Der eyfoͤrmige Ruͤckenſchild hat 15 Felder, 5 in der Mitte und auf jeder Seite; doch zeigt das Schneiderſche Exemplar auf der linken Seite ſechs und auf der rechten vier. Der Rand iſt ganz und hat 24 Schuppen. Die Haupt- farbe iſt aſchgrau, die Einfaſſung der Ruͤcken- und Randfelder ſtrohgelb oder weiß (wenn letzteres nicht eine verblichene Farbe iſt); die Abtheilungen der Felder ſchwarz geſaͤumt; die Mittelfelder des Ruͤk⸗ kens laͤngs der Mitte mit einem ſtrohgelben oder weißen Strich verſehen. Der Schwanz mittel⸗ maͤßig lang. Die Vorder- und Hinterfuͤße haben 5 Zehen mit Nägeln bewaffnet, find aſchgrau, un- ten mit ſtrohgelben oder weißen Tuͤpfeln. Herr Schneider meynt, daß die ſechs weißen Flecken auf dem Kopfe, zwey gleich hinter den Augen und zwey groͤßere dahinter, mehr nach der Mitte zu und zwey ſehr kleine Punkte zwiſchen den Augen, alle mit ſchwarzer Einfaſſung, in der Natur wohl ſtrohgelb ſeyn wuͤrden, ſo wie der weiße Strich zwiſchen den Augen und die zwey weißen Punkte. Wir haben von Hrn. Prof. Schneider noch eine genauere Beſchreibung und. Abhilzung. zu er⸗ warten. Das von demſelben angegebene Eyempfar iſt aus dem Bloch iſch en Cabinette zu Berlin, und foll aus dem St. Lorenzofluſſe in Amerika ſeyn. U 30 12. Die 310 Schildkröten.‘ 12. Die getüpfelte Schildkröte. Testudo punetata. Schöpf. ) (Taf. XVIII. Fig. 1.) Eine Fluß Schildkroͤte, deren ausgewachſenen Schaalen 45 Linien lang, 32 Linien breit und 13 Linien hoch ſind. Geſtalt, und Bildung des Kopfes, der Fuͤße, Anzahl der Finger und ihrer Naͤgel, ſind wie bey der Europaͤiſchen Schildkroͤte. Der Schwanz iſt ziemlich lang. Dieſe Theile ha⸗ ben mit dem Schilde einerley Farbe und der Kopf iſt auch gelb gefleckt. Die Schoͤpfiſche Be— ſchreibung iſt folgende: Der Ruͤckenſchild iſt laͤng— licher Figur, glatt, niedrig, aber doch gleich ge: woͤlbt. Die Scheibe hat fuͤnf Felder nach der Mitte und viere an jeder Seite. Die drey mitt⸗ lern e) Testudo punetata, testa oblonga, modice con- vexa, laevi, fusca, guttis flavis sportis, (Ruͤckenſchild ablang, niedrig gewoͤlbt, glatt, dun kelfarbig, mit zerſtreuten gelben runden Flecken.) Schoͤpfs N. G. der Schildkroͤt. S. 28. Taf. V. ‚Testudo terrestris Amboinensis. Seba Thes, "1. tab. 80, fig. 7. Testudo guttata, Die getuͤpfelte Schild⸗ kroͤte. Schneider in den Schriften der Berliner naturf. Freunde. X. S. 264. Def: fen zweyt. Beytr. zur N. G. der Schildkr. S. Be — Donndorfs Zool. Beytr. III. ©. 33 . i Die getuͤpfelte Schildkroͤte. 311 lern Felder des Ruͤckens, naͤmlich das zweyte, drit— te und vierte, ſind in erwachſenen Schaalen mehr flach als erhaben; alle uͤbrige, um jene auf der Scheibe herum liegende, ſind abſchuͤſſiger und da⸗ bey mehr erhaben als flach. Von der Mittelreihe ſind das erſte und fuͤnfte unregelmaͤßige Fuͤnfecke; jenes zugleich laͤnger und ſchmaͤler, dieſes kuͤrzer und breiter. Die drey Mittelfelder find faft. vier eckig, doch naͤhern ſie ſich, wegen eines zur Seite etwas vorſpringenden Winkels, welcher den Naͤ— then der Seitenfelder entgegen ſtehet, auch in ete was der ſechseckigen Figur. Das mittelſte Feld auf der Scheibe iſt breiter und laͤnger, als die ihm zunaͤchſt liegenden in derſelben Reihe. Der Ruͤk⸗ ken iſt durchaus ohne Kiel. Von den Seitenfel⸗ dern hat das erſte eine unregelmaͤßige Geſtalt; das zweyte und dritte iſt von oben abwärts laͤnglich⸗ viereckig; das vierte iſt das kleinſte, und faſt vier⸗ eckig. Die Oberfläche des ganzen Schildes iſt un- gemein glatt, fo daß auch an vollwuͤchſigen Erem- plaren gar keine, an andern nur ſchwache Spuren von concentriſchen Runzeln wahrzunehmen ſind. Die Vereinigungsnaͤthe der Felder ſind nur leicht eingefurcht, und meiſt alle bogig. Die Hauptfar- be der Scheibe und des Randes iſt braunſchwarz; an den meiſten ſchwarz, an andern dunkelbraun; immer aber iſt der Schild mit gelben und rundli— chen Flecken gezieret, von verſchiedener Zahl, Groͤ⸗ er und Stellung; auf re Grunde ſind dieſe 1 4 Flecken — 312 Schildkröten. Flecken meiſtens citronengelb, auf braunen Schaut len aber mehr orangefarbig. Der Rand hat 25 Schuppen, wovon 12 an jeder Seite, und ein ungepaartes kleinſtes vorne uͤber dem Halſe, liegen; die uͤbrigen ſind faſt alle mehr oder weniger viereckig. Die drey vordern an jeder Seite haben mit der Scheibe gleiche Woͤl⸗ bung, ſind breit und ſcharfkantig; die vier naͤchſt⸗ folgenden jeder Flanke find oben enger und ſtumpf⸗ kantig, unterwaͤrts mit den Fluͤgeln des Bauch⸗ ſchildes durch eine feſte knoͤcherne Nath verbunden; die vier hintern werden wieder breiter als die vor⸗ hergehenden, ſind abwaͤrts gebogen und haben ſcharfe Kanten; die letzte jeder Seite iſt wiederum enger aber etwas erhabener. Ueberhaupt aber iſt der Umkreis des Randes ziemlich gleich foͤrmig und ganz, auch vorne nur wenig ausgeſchnitten. Der Bauchſchild iſt nach vorne hin dem Ober⸗ ſchilde an Laͤnge gleich, nach hinten aber iſt es um einige Linien kuͤrzer und ausgekerbt; der Mittel⸗ theil iſt flach, der vordere und hintere Anſatz aber meiſt etwas aufwaͤrts gebogen. Die lange Nath und fuͤnf Queernaͤthe, (wovon die erſten und letz⸗ ten in ſpitzigen Winkeln zuſammenlaufen, die uͤbri⸗ gen aber etwas gebogene Linien beſchreiben) theilen ſeine Oberfläche in 12 gefurchte Felder; die Win⸗ kel dieſer Furchen vereinigen ſich an der Seite der langen Nath, an der entgegengeſetzten Ecke aber bemerkt man die Spuren der Schuppenfelder. ö Des Die getuͤpfelte SchildEröte: 313 Des Bauchſchildes Hauptfarbe iſt meiſt ſchwaͤrz— lich, und hat zuweilen Weiß, zuweilen Roth eins gemiſcht. Die ſchmalen Fluͤgel des Bauchſchildes biegen ſich etwas aufwaͤrts, und ſchließen ſich mittelſt ei⸗ ner engen Knochennath an die vier Randfelder der Flanken an, vom fuͤnften naͤmlich bis zum achten. Das Vaterland dieſer Schildkroͤte iſt Nord— amerika. Seba giebt auch Amboina an, welches aber wohl unrichtig iſt. Sie liebt ſumpfi⸗ ge Gegenden. Der Farbe nach giebt es Abweichungen. Die jungen ſind z. B. glaͤnzend ſchwarz, mit ſaffran⸗ gelben Flecken. Weiter giebts hellkaſtanienbrau— ne mit gelben Flecken; dunkelbraune mit Woge ien kt u. ſ. w. 1 5 5 13. Die — 314 5 Schildkröten. 13. Die flachkoͤpfige Schildkröte. Testudo platyeephala. Schneider. N | Caf XI. gig. 20 — Die Abbildung dieſer Fluß⸗Schildkroͤte zeigt von der Kopf ⸗ bis zur Schwanzſpitze 7 7/2 Zoll Laͤn⸗ ge, wovon der Panzer 8 1/2 Zoll wegnimmt. Die vorzuͤglichſten Merkmahle ſind nach Hrn. Schneiders Angabe folgende: Der Kopf iſt wieder die Gewohnheit platt gedruͤckt und ſehr nie⸗ drig und flach, da er ſonſt erhaben und ziemlich hoch iſt. Nur an den Seiten erkennt man über der Trommeloͤffnung, in einer ſanften Vertiefung, Spuren von laͤnglichen Schilderabtheilungen; ſonſt iſt der ganze Kopf glatt. Die Fuͤße haben vorn fuͤnf, hinten vier deutliche Finger mit ſpitzigen und langen Krallen, und deutlicher, aber ſchmalen Schwimmhaut. An den Hinterfuͤßen ſteht in ei⸗ ner ziemlichen Entfernung ein Anſatz wie eine fuͤnf⸗ ) Testudo ylatycephiala, eapite depresso, plano, seuto supra plana, ad latera infracto. (Der Kopf iſt platt und flach, der Ruͤckenſchild oben platt und an den Seiten gebrochen.) Schneider in d. Schr. d. Berl. naturf. Freunde. X. S. 271. Taf. 7. Testudo planiceps. T. testa elliptica; scu-. tellis disci mediis concavis, lateralibus in- fractis; margine reflexo, Schopf N. ©. der Schildkr. S. 136. Taf. XXVII. Die flachkoͤpfige Schildkroͤte. Donndorfs Zool. Beytr. lb. S. 34. Nr. 14. Die flachkoͤpfige Schildfröte: 315 fünfte äußere oder hintere Zehe hervor, welche aber vielleicht nur eine am trocknen Thiere ſpitzig hervor— ſtehende Randſchuppe iſt. Der Panzer iſt oben platt niedergedruͤckt, und an den Seiten wie ein zerbrochenes Dach eingedruͤckt, fo daß an den Geis ten zwey ſcharfe Kanten zu ſehen find, welche ne⸗ ben den mittelſten Ruͤckenfeldern weggehen. Unter der Kante ſind die vier Seitenfelder ſehr vertieft, und laufen abſchuͤſſig nach dem Rande zu. Das zweyte und dricte Mittelfeld haben eine ſtarke Ver⸗ tiefung. Der Rand läuft nicht mit den Seiten in einer Linie und abſchuͤſſig fort, ſondern iſt vom dritten Randfelde bis an das vorletzte umgebogen. Der ganze Panzer iſt elliptiſch, und hinten etwas höher gewölbt als vorn. Der Rand beſteht aus 25 Feldern; am achten Felde biegt er ſich merklich aus; der zehnte macht mit dem eilften in der Fur ge einen Zacken, und uͤberhaupt laͤuft der Rand vom Ende des neunten Feldes nach hinten ſchmaͤ⸗ ler und bey jedem Felde ausgeſchweift zu. Die beyden hinterſten Felder haben, wie gewoͤhnlich, zwi⸗ ſchen ſich eine ſtarke Kerbe, ſind aber nicht merklich heruntergebogen. Der Bruſtſchild iſt merklich län« ger als der Oberſchild, vorn zugerundet, hinten in der Mitte tief eingekerbt. Statt der gewoͤhnlichen 12 Abtheilungen des hornigen Ueberzuges finden ſich hier 13; denn die 2 vorderſten Felder find in 3 getheilt und das mittelſte ſieht faſt wie ein Herz aus und iſt das groͤßte. Die Grundfarbe iſt hellbraun; f doch ei Schildkröte. doch laſſen ſich keine Miſchungen und Flecken erken⸗ nen, da das Exemplar, von welchem die Abbildung genommen worden, ſtark mit Firniß uͤberzogen und ſchmutzig geworden war. Das Vaterland iſt Oſtindien. 14: Die Die ſchöne Schldkröte. zy —— a 14. Die ſchoͤne Schildkroͤte. Testudo Pulchella. Schöpf. g) (Taf. XX. Fig. I.) \ Bloß Hrn. Geheimen Hofrath Schoͤpf vers danken wir die Abbildung und Beſchreibung dieſer neuen Art Fluß⸗Schildkroͤte. Er hatte ein klei⸗ nes Thier und eine groͤßere Schaale vor ſich; das Schild des erſteren maß 1 Zoll 8 Linien in die Laͤnge, 1 Zoll 6 Linien in die Breite und 6 Linien in die Hoͤhe. Der größere Schild war 3 Zoll 6 Linien lang, 2 Zoll 11 Linien breit und 1 Zoll boch. Der Kopf iſt eyfoͤrmig, oben platt und mie einer glatten Haut bedeckt, an welcher, an dem klei⸗ nen Thiere, keine Schuppen bemerklich ſind, von blaßbrauner Farbe, und weißgelb punktirt. Der Schnabel iſt kurz und ſtumpf. Die Fuͤße haben eine Schwimmhaut; vorne 3, hinten nur 4 deut⸗ liche Finger und eben fo viele Krallen. Eine grö- ßere 5 Testudo Pulchella, T. testa ovata, ERBEN sa, obtuse earinata, scutellis areolatis, late costatis, eleganter striatis. (Oberſchild ey⸗ foͤrmig, niedrig, ſtumpf gekielt; die Schuppen mit Feldern, breiten Streifen und niedlich ges ſtrichelt.) Schoͤpf N. G. der Schildkr. S. 134. Taf. XXVI. — Wenne enk Zool. Vence S. 33. Nr. 10. 318 Schildkroͤten. ßere und vorragende Schuppe ſcheint die Stelle des fünften Fingers an den Hinterfuͤßen zu bezeichnen. Die Farbe der Fuͤße iſt braun, mit weißgel⸗ ben Schuppen, beſonders nach der Laͤnge der Sir gur untermiſchet. Der Schwanz einen Zoll lang, duͤnne, ſpitzig, ſchuppig; oben braun, längs den Seiten und un» ten, weißgelb geſtreift. Dier Panzer iſt eyfoͤrmig, niedrig gewoͤlbt, ſtumpf gekielt, nach vorne und zu beyden Seiten gleich mit faſt unmerklicher Woͤlbung abſchuͤſſig; bis an die Kante nach hinten abhaͤngiger; vorne nur wenig ausgeſchweift. Die Scheibe hat 13 Felder, die mittlern find ſich an Breite ziemlich gleich, und gleich vom Kiel aus plattabſchuͤſſig. In ihren Figuren, welche die Abbildung deutlicher macht, haben ſie nichts auszeichnendes. | Die Felder haben, jedes an feinem hintern Rande, ein dem Umriſſe aͤhnliches, etwas vertief⸗ tes, rauhpunktirtes Schuppenfeld, welches an dem kleinen Exemplare nur mit einem, etwas erhabe⸗ nern, nach Verhaͤltniß des Feldes breiten, glei= chen, glatten und weiß geſtrichelten Saum oder Reif umfaſſet iſt. An dem groͤßern Schilde aber ſiehet man dieſer Reifen mehrere, drey bis vier; als ſo viele verſchiedene Anſaͤtze des Wachsthums, das vielleicht ſich noch auf eine groͤßere Zahl mit den Jahren er hoͤhen kann. Es iſt aber auch hier bey der Vergleichung brtneselih, daß das Schuppen- feld Die ſchoͤne Schildkröte. 319 feld an den kleinſten Thieren ſchon ſeine beſtimmte Groͤße habe, und durch das zunehmende Wachs⸗ thum und Erweiterung der Felder nicht weiter ver— aͤndert werden. Die auf dem Saume der Felder des kleinen Thieres dicht zuſammenſtehenden Linien ſind an den innern Reifen der groͤßern Schaale nicht mehr ſo deutlich, wohl aber auf den aͤußern. Der Kiel ſaͤmmtlicher Ruͤckenfelder iſt glatt, ſtumpf, gleich, und an dem jungen Thiere zuſam⸗ menhaͤngend, wenigſtens nur durch die Naͤthe un- terbrochen. Die Geſtalten der vier Seitenfelder lehret die Abbildung; in den übrigen Verhaͤltniſſen find fie. den vorigen gleich. i Der Rand, welcher mit der Scheibe gleich ab⸗ ſchuͤſſig, aber doch etwas erhabner iſt, hat 25 Fel⸗ der, deren vorderſtes das kleinſte, kurz, faſt vier⸗ eckig iſt und mit den beyden ihm naͤchſten keilformi⸗ gen, die Breite des erſten Ruͤckenfeldes ausfüller ; die uͤbrigen ſind meiſt viereckig, vom sten bis zum Sten etwas ſchmaͤler, weiterhin wieder breiter, und mehr auswaͤrts gekehrt, mit etwas vorragenden Spitzen; die beyden hinterſten ſind faſt regelmaͤ— ßig viereckig und abſchuͤſſiger. Sie haben alle auch ihre deutliche Schuppenfelder und von da aus— gehende kleine gelbliche Striche. Die Kante iſt ganz ſcharf, laͤngſt den Seiten etwas aufgeſtuͤlpet, hinterwaͤrts etwas gekerbt. Die Naͤthe ſind durchaus einfach und meiſt gerade. Die 320 Schildkröten. Die Farbe des Panzers if ſchwarzbraun, und wie ſchon erinnert, auf den Reifen der Felder mit weißgelblichen, (an dem jüngern Thiere mehr in die Augen fallenden.) Strichen gezieret. Der platte Bauchſchild iſt an dem kleinen Thiere 15% lang, und 11““ breit, ablanger Ge. ſtalt, vorn dem Panzer gleich, hinten etwas kuͤr⸗ zer, und an beyden Enden ſtumpf, doch am gro« ßen Exemplare hinten ein wenig gekerbt. Er iſt in 12 Felder getheilt, weißgelb und braun gefleckt, und haͤngt durch zwey von den mittelſten Feldern ausgehende und gemach aufgebogene Fortſaͤtze, un⸗ mittelbar mit dem öten und 7ten, mittelbar aber auch mit dem sten und Sten Randfelde zufammen, durch einfache Naͤthe. | Das Vaterland iſt unbekannt. 1. Die * Die lanshaͤlſige Schildkroͤte. 321. 15. Die langhaͤlſige Schildkroͤte. Testudo longicollis. Shaw. A) (Taf. XXI. Fig. I.) Eine Fluß ⸗ Schildkröte. Der Hals if lang, wohl immer ausgeſtreckt, und von ovalen Koͤrnern rauh; der Kopf iſt glatt; ſie iſt oben dunkelolivenbraun, unten blaß weißlichgelb; die Schaale iſt nur etwas gekoͤrnt, oben wie ſchwarzes Leder, unten dunkel— gelb, an den Einſchnitten dunkelbraun ſchattirt; die Vorderfuͤße ſind kurz, mit vier rauhſchuppigen Zehen, die wie an die Hinterfuͤße mit einer Schwimmhaut verbunden ſind; die Klauen wie id een der Schwanz kaum merklich. In Neu: Holland. Ah) Testudo longicollis. Shaw, New Holland, II. Pl. VII. S. 19. — Goͤttingiſches e der Naturwiſſenſch. 2. Heft. S. 146. Dela Cepede's Naturg.d. Amph. 1. Bd. 7. Land⸗ 322 Schildkroͤten. 1. Land ⸗Schildkroͤten. 16. Die Doſen⸗Schildkroͤte.) La Tortue à boite. Ueber dieſe von Hrn. Bloch bekannt gemachte Schildkroͤte, habe ich von Hrn. Camper genaue» re Nachrichten erhalten ). Sie wohnt in Suͤd— amerika, iſt 4 Zoll 3 Linien lang, und 3 Zoll breit. Der Ruͤckenſchild beſteht aus 14 Stuͤcken, die der Laͤnge nach in drey Reihen ſtehen. In der mittelſten find 5, in jeder der beyden andern 4 Stuͤcke. Der Rand beſteht aus 25 andern Stuͤcken. Die obere Schaale iſt ſehr gewoͤlbt, wie bey den meiſten Land-Schildkroͤten, und zur freyeren Bewegung des Kopfs vorn ausgeſchnitten; eben ſo hinten zur freyer Bewegung der Fuͤße. Die untere Schaale iſt nicht ausgeſchnitten, fon= dern hat vorn und hinten zwey Klappen, die an einer Art von knorplichen, mit einer ſehr elafti- ſchen 7) Aus den Zuſaͤtzen Vol. II. p. 459, — S. Abhand. der Geſellſch. Naturf. Freunde zu Berlin. 7. Th. Art d t Taf. „ 9.) | k) Lettre de M. Camper, Membre des Etats generaux etc. à Mr. le Comte de la Cepede, datee de Leeuwarden de 30 Oct. 1787. Die Doſen⸗Schildkroͤte. 323 ſchen Haut überzogenen Scharniere, beweglich find, das an der Vereinigung des Ruͤcken- und Bauch— ſchildes angebracht iſt. Die Schildkroͤte kann dieſe Klappen nach Gefallen oͤffnen und verſchlie— ßen, indem es fie an dem Rande der Schaale an» druͤckt. Sie iſt dann wie in eine Dofe verfchlof- ſen, wovon ihn Bloch den Namen gegeben hat. Die vordere Klappe iſt kleiner als die hintere. Bloch hat das Thier ſelbſt nicht geſehen. Die Farbe des Rückenſchildes iſt braun und gelb; des Bauchſchildes blaßgelb mit ſchwarzen Flecken. Die: fe Farben, fo wie ihre Geſtalt, geben ihr viel Aehn⸗ lichkeit mit der gekielten Schildkroͤte (Bom- bee), deren Bruſtſchild auch nicht ausgeſchnit— ten iſt. La Cep. Ich fuͤge hier noch die genaueren und etwas abweichenden Beſchreibungen aus dem Schoͤp fi— ſchen und Seligmanniſchen Werke bey. a) Die Doſen⸗Schildkroͤte. Schoͤpf. D (Taf. XII. Fig. 1.) Sie wird aufs hoͤchſte 3 bis 6 Zoll lang. Der Kopf iſt laͤnglich⸗ oval; die Kinnladen ſind ſcharf, + 2 aber Testudo elausa, testa ovali gibba, dorsi scu- tellis carinatis, sterno bivalvi, loricam oc- cludente. (Der Ruͤckenſchild oval, hochgewoͤlbt, die Mittelfelder gekielt; der Vauchſchild zwey— klappig 224. Schildkröten. aber ungezaͤhnelt; Kopf, Vorder-und Hinterfuͤ⸗ ße von brauner und gelbgefleckter Farbe, der Schaa— le aͤhnlich; die Vorderfuͤße ſind undeutlicher, die hintern deutlicher gefingert, jene mit fuͤnf, dieſe mit vier langen gekruͤmmten Krallen bewaffnet. Der Schwanz iſt ſehr kurz, damit er ſich deſto fuͤg⸗ licher mit den Fuͤßen in die Schaale verbergen laſſe. Der Ruͤckenſchild iſt oval, hoch, aber gleich⸗ foͤrmig gewoͤlbt. Die 13 Felder der Scheibe ſind durch meiſt gerade, aber ſeichte Naͤthe, unterſchie— den. Die fuͤnf Ruͤckenfelder vergroͤßern ſich nach der Mitte der Scheibe. Das erſte ſcheint vier— eckig zu ſeyn, aber durch den am untern Rande vor⸗ klappig und die Schaale verſchließend.) Schoͤpf N. ©. der Schildfröt. S. 36. Taf. VII. Testudo clausa, disci scutellis carinatis, ter- no vi repando, valvularım A; ad scutum apprimendo. Gmelin Lin. 1.3, p, 1042. U. 25. Testudo virginiana. Grew Mus. 38. t 3. fie.2, Die Doſen-Schildkroͤte. Bloch, Schrif— ten der Berliner naturf. Geſellſch. VII. S. 18. Schneider ebendaſelbſt X S. 270. Schnei⸗ ders erſte Beytr. S. 8. Nr. 6. Testudo incarcerata (Pr isonniere) digitis fis sis, testa elliptica, admodum convexa, Scu- tellis laevibus fuseis, faseüs luteis rivula- tis. Bonaterre Erpetol. n. 24. Testudo incarcerato - striata (Prisonniere- striee) digitis fissis, testa elliptica, convexa, scutellis striatis, Juseis luteo - maculatis. Bonaterre ibid. n. 25. Courte- queue. Cepede ſ. oben. Die Dofen: n Donndorfs ae. e Ill. S. 2 Die Doſen⸗ Schildkröte. 325 vorſpringenden ſtumpfen Winkel naͤhert es ſich der fuͤnfeckigen Geſtalt; es iſt flachgewoͤlbt, abſchuͤſ— ſig und ſtumpf gekielt; das vertiefte und punktirte Schuppenfeld liegt am obern und mittlern Theile, und iſt mit mehreren gedraͤngten und ſeichten und parallelen Furchen umzogen, ſie erſtrecken ſich bis an den Rand des Feldes, deſſen Umriß fie nach bilden, und werden nur durch den Kiel und eine ſchwache, von den vordern Ecken des Schuppen— feldes nach den gegenuͤberſtehenden Ecken des Fel⸗ des ſtreichenden Linie, unterbrochen. Das zweyte iſt breiter als das vorhergehende, ſechs eckig planer und weniger abſchuͤſſig; auch iſt deſſen hinterer Rand wieder breiter als der vordere; das Schuppenfeld liegt nach hinten, und iſt eben wie am erſten Felde, mit Furchen umzogen. Das dritte Feld iſt feche- eckig, die Vorder- und Hinterraͤnder ſind breiter, als die an den Seiten; es iſt ſehr flach gewoͤlbt; Schuppenfeld und Furchen wie am zweyten. Das vierte iſt wenig gewoͤlbt, nach hinten abſchuͤſſig, ſechseckig, am Vorderrande breiter, das Schup— penfeld liegt faſt in der Mitte und der Kiel dieſes Feldes iſt in deſſen Mitte ſcharf abgeſchnitten. Das fuͤnfte, ungleichſeitig fuͤnfeckig, ſchmaͤler und ab⸗ ſchuͤſſiger als der vorhergehende; das Schuppen⸗ feld liegt mehr nach der untern Haͤlfte; iſt uͤbri⸗ gens wie die vorigen, aber unmerklicher gekielt. Der Kiel auf den Ruͤckenfeldern iſt auf den vier erſten am deutlichſten, etwas breit und ſtumpf; er be ſich ganz niedrig am Vorderrande jedes 2 3 Feldes, — 326 Schildkröten. Feldes, erreichet aber nicht den hintern Rand der» ſelben, ſondern ſchneidet ſich am hintern Rand des Schuppenfeldes kurz ab. Von den vier Seitenfeldern der Scheibe bat das erſte eine irreguläre Geſtalt, unten naͤmlich bogig, oben abgeſtumpft, die Seitenraͤnder gera— de; das Schuppenfeld liegt nach oben und hinter» waͤrts, und iſt, wie in den folgenden, mit paral⸗ lelen Furchen umgeben. Das zweyte iſt das groͤ⸗ ßeſte, von oben ablang viereckig, doch, daß der obere Rand winklich, der untere bogig iſt; das Schuppenfeld liegt in der oberen und gewoͤlbteren Mitte; das dritte iſt dem vorigen gleichgeſtal— tet, aber kleiner und etwas ſchraͤge gebogen; das vierte iſt das kleinſte, viereckig, mit ungleichen und ſchraͤgen Seiten. An allen iſt die obere Hälf- te etwas erhabener, die untere platter und abſchuͤſ⸗ ſiger; die Furchen uͤbrigens wie bey den Ruͤcken⸗ feldern beſchaffen. Die gewoͤhnlichere Hauptfarbe der Scheibe iſt braun, oder braunſchwarz, mit lichtgelben oder gelben wogigen Flecken und Streifen ſchoͤn durch— mahlet. Die Schuppenfelder ſind ganz braun oder faſt ſchwaͤrzlich; der Kiel groͤßtentheils gelb; die uͤbrigen gelblichen Flecken aber ſind um dieſes Schuppenfeld her mit einer ſcheinbaren, doch nicht genau zu beſtimmenden Regelmaͤßigkeit geordnet. Des Oberſchildes Rand iſt vorne ausgeſchnit⸗ ten, ſcharfkantig und leicht gekerbt; mit dem Ruͤk⸗ ſchilde gleich abſchuͤſſig, und aus 25 Feldern be⸗ \ ſtehend. Die Dofen = Schildkröte, 327 ſtehend. Das erſte ungepaarte iſt das kleinſte, laͤnglich und mit etwas vorragender Spitze; die uͤbrigen ſind einander faſt alle, an Groͤße und meiſt viereckiger Geſtalt, ziemlich aͤhnlich; das rauh -punftirte und umfurchte Schuppenfeld lieget in jedes Feldes hintern und untern Winkel; an Farbe ſind ſie der Scheibe gleich, naͤmlich braun mit untermiſchtem Gelb. Die vorderſten und hin— terſten Felder haben ſchneidend ſcharfe und durch— ſichtige Kanten; die zwiſchengelegenen ſind von oben herab etwas fenkrechter geſtellt, an der un— tern Seite erweitern ſie ſich, find bauchig und mit— telſt eines ſehr dichten Bandes mit dem Bauch— ſchilde vereinigt. Der Bauchſchild dieſer Art iſt vor allen an- dern an Größe, eigenthuͤmlicher Geſtalt und Ein- richtung gaͤnzlich ausgezeichnet. Die Bildung iſt nach dem Umkreiſe der innern Randſeite des Ober— ſchildes geformet, und ihm genau anpaſſend. Wie gewoͤhnlich, iſt es durch eine lange, und fünf Quer— naͤthe in 12 ungleiche Felder abgetheilt, wovon die mittlern Parallelogrammen, die uͤbrigen aber mehr dreyeckige Figuren vorſtellen. Die mittelſte Quer nath faͤllt in gerader Linie mit der Nath ein, wel⸗ che zwiſchen dem sten und Eten Randfelde iſt, und durch ſie wird das Bauchſchild in zwey Klappen ge— theilet; ein ſehniges Band vereiniget ſie, und giebt ihnen Beweglichkeit. Die hintere Klappe ift grö- ßer als die vordere; beyde aber ſind von elliptiſcher Fi⸗ gur, mit faſt durchaus gleichem Rande, ſo daß EA der 228 Schildkroͤten. der ganze Bauchſchild nach ſeinem voͤlligen Umfan⸗ ge genau dem innern Rande des Oberſchildes an- paſſet, und das Thier mit eingezogenem Kopf und Fuͤßen in vollkommene Sicherheit ſich innerhalb ſeine, durch jene Klappen geſchloſſene Panzer, ver— bergen kann. Die hintere Klappe iſt platt, und auf ihr ruhet die ganze Schaale; welche, wenn ſie geſchloſſen auf der Erde lieget, die vordere kleine Klappe von der Horizontallinie ab- und aufwärts darſtellet. Man trifft noch folgende Abaͤnderungen an: An einigen Exemplaren haͤngt der Kiel zu⸗ ſammen, an andern iſt ein Zwiſchenraum da; ei= nige, beſonders die kleinern haben eine deutlichere punktirte Vertiefung als die groͤßern; der vordere Ausſchnitt des Randes iſt auch bey größeren Schaa— len betraͤchtlicher als bey kleinern; bey einigen iſt die Hauptfarbe ſchwarz, bey andern braunſchwarz, es giebt aber auch Exemplare, wo die gelbe Farbe die Oberhand zu haben ſcheint. Nordamerika iſt das Vaterland. Sie liebt ſumpfige Gegenden, geht aber auch aufs trok— kene, ſo daß man ſie auch in den heißeſten Tagen auf dürren Hügeln antrifft. Zum Schwimmen ſcheint fie nicht wohl gebildet zu ſeyn, und damit trifft denn der Umſtand uͤberein, daß einige ſie zu den Land- Schildkroͤten rechnen, wofuͤr auch die hohe Woͤl ing der Schaale und die Bildung der Fuͤße ſprechen. Das Thier iſt durch einen fo fe= ſten Panzer geſchert, daß ihm ein aufgelegtes Ge⸗ wicht 9 2 rn 2 — ) 7 2 7 € 2 7 5 g EEE — . l e. A: 7 . 925 5 2 Dee 2 4 IA e 2 9 Ir 7 — 1 * ee} 8 1 a Kia. r a m u a De Die Caroliniſche Schildkröte 320 wicht von 4 — 300 Pfund nicht nur nicht ſchaden, ſondern auch ſein Fortſchreiten nicht einmal hindern fol. Das Fleiſch wird von einigen für. wohl- ſchmeckend, von andern fuͤr ranzig angegeben. Die Eyer aber werden durchgaͤngig als ſchmackhaft ge— ruͤhmt; die groͤßten ſind den Taubeneyern gleich und werden aufgeſucht. Sie naͤhrt ſich vom Pfer— demiſt, Ratten und Kaͤfern, und kann ſogar 4 bis 5 lange Schlangen verzehren; um ſich dieſer zu bemaͤchtigen, packt ſie ſie in der Mitte und quetſcht ſie zwiſchen den Klappen ihres Panzers todt. In der Begattung haͤngen beyde Geſchlech— ter 14 Tage zuſammen. Man hat Beyſpiele, daß ſie auf 46 Jahre gelebt haben. Sie werden hier und da in Kellern gehalten, um wach fie Schnek⸗ ken und Maͤuſe zu vertilgen. 5 b) Die Caroliniſche Schildkroͤte. Edwards. m) (Taf. X. Fig. 2.) Sie iſt 5 3/4 Zoll ans und der Panzer 3 1/2 Zoll. Der Kopf iſt mit einer harten und on e horn» Hi) Testudo tesseleta minor Carolinensis. Ed- wards Av. 205. Die Land: Schildfräöte von Carolina. Seligmanns Vögel Taf. roco. Testudo Carolina, pedibus digitatis, teste gibba, cauda nulla. Lin. Syst. XII. p. 352. n. 11. — Gmelin Lin. I. 5, p. 1041. n. 11. Testu- 330 Schildkröten. hornigen Haut bedeckt, die oben auf der Platte dunkelbraun, an der Seite aber und an der Kehle gelb und mit kleinen ſchwarzen Flecken beſetzt iſt. Die Naſenloöcher liegen an der Spitze des Mundes. Die Augen ſind gelb. Der Hals iſt mit einer leeren dunkelpurpurfleiſchfarbenen Haut bedeckt, ſo wie die Hinterbeine; die Vorderfuͤße haben gelbe harte Schuppen; an dieſen find 5 und an jenen vier Zehen, alle mit ſehr ſtarken Klauen bewaffnet. Sie hat keinen Schwanz, obgleich ein Anſatz zu denſelben vorhanden if, Der uns tere Theil der Schaale iſt in zwey Theile getheilt. Sie theilet ſich queer uͤber den Bauch heruͤber und iſt an den Seiten mit der obern Schaale durch eine Haut verbunden, die biegſam iſt, und durch dieß Mit⸗ tel kann das Thier, wenn es ſeinen Kopf und die Beine hineingezogen hat, ſeine Schaale ſo feſt wie eine Au— ſter, anſchließen. Die Oberſchaale iſt ſehr hoch und i Testudo carolina. Bonaterre Erpetol. n. 23. Schneiders Schildkr. S. 337. Nr. 7. Die Cäroliniſche Schildkroͤte. Müllers Naturſyſtem. II. S. 4% Nr. Ir. — — Batſch, Thiere. I. S. 446. — — Borowsky Thierreich IV. S. 23. Taf. II. — — Neuer Schauplatz der Natur. VII. S. — — . Onomat. hist. nat. VII. p. 486. — — Donndorfs Zool. Beytr. III. S. 72. Nr. 11. | Die kleine Land: Schildkröte. Bertram Reiſe durch Carolina. ©. 269. Die Caroliniſche Schildkröte. 331 und rund, und theilt ſich in viele Schuppen und iſt hornartig. Es ſieht nicht anders aus, als wenn eine jede ſolche Schuppe um ihren Rand her— um geſtochen und ihre Ringe eingegraben waͤren, welches aber gegen den Mittelpunkt zu aufhört. Oben iſt die Schaale dunkelbraun und hat gelbe Flecken von verſchiedener Form, unten aber iſt ſie flach, gelb und hat ſchwarze Flecken. Dieſe kleine Schildkroͤte nennen die Englaͤn— der in Amerika Terrapins. Edwards ſtand vorher in der Meynung, daß nur gemaͤßigte und heiße Himmelsſtriche die Land-Schildkroͤten erzeug- ten. Allein er ſah nachher eine Tobacksdoſe, in Silber gefaßt, wovon die obere Schaale der Schildkroͤte der Deckel, und die untere die Buͤchſe war. Der obere Theil war gewoͤlbt, der untere flach, beyde waren hellgelb-hornfarbig, ohne Flecken, und dem Baue nach haͤlt er ſie fuͤr die oben beſchriebene. Sie war aus der Hudſons— bay, wo ſie einheimiſch iſt, gebracht worden. 17. Die 332 Schildkröten. ) 17. Die Spengleriſche Schildkroͤte. Testudo Spengleri. Malbaum. 1) (Taf. XIII. Fig. 2.) Von dieſer Land-Schildkroͤte iſt nur der Panzer beſchrieben, den Hrn. D. Walbaum von Hrn Kunſtverwalter Spengler zu Karben nden, zu dieſem Zwecke erhalten hat. Sie koͤmmt Linnels Schlangen⸗ Schildkröte (Testudo serpen- g tina) am naͤchſten, hat einen ovalen, gelben, glat⸗ ten Harniſch, der oben drey Rippen, und faſt zie- gelartige, vier- fünf- und ſechseckige Schuppen, an den Seiten einen ſcharfen Rand, und hinten zehn lange gekruͤmmte Zacken hat. | Er iſt dünn und ohngefaͤhr einer Fauſt groß, 3 1/2 Zoll lang, und bey den Hinterfuͤßen, wo er am breiteſten iſt, 2 Zoll 7 Linien breit. Er hat einen faſt eyfoͤrmigen, hinten und vorn ge— zaͤhnten Umfang, an beyden Seiten eine gerade und ſcharfwinkliche gekerbte Kante, iſt oben glatt, niedrig gewoͤlbt, hinten bey den Fuͤßen breiter als vorn, ) Testudo Spengleri. T. testa flava subeari-, nata: postice obtusa acuta 10 dentata, sguamis imbricatis. Gmelin Lin. I. 3. p. 1043. n. 27. Walbaum in den Schriften der Berlin. naturf. Freunde. VI. S. 122. Taf. 3. Schneiders erſte Beytr. S. 8. Nr. 6. — Donndorfs Zool. Beytr. III. S. 24. Nr. 17. eee, wee, Ce 4 2 e be ! 2 5 ER 8 ag — Die Spengleriſche Schildkroͤte. 333 vorn, der Laͤnge nach dreyfach gereift, vorn höher als hinten, unten aber platt mit einem aufſteigen— den Vorderende. Der Oberſchild hat drey erha— bene und voneinander ſtehende Rippen oder Reifen, wodurch er etwas eckig wird. Die mittelſte und größte derfelben iſt eine Linie breit, und ſteht eben ſo viel empor. Sie gehet von dem vordern Rande bis an den hintern Rand der Scheibe; die beyden uͤbrigen ſind halb ſo lang, duͤnner und nicht ſo hoch, und laufen queer uͤber die Mitte der erſten, zweyten und dritten Seitenſchuppe, reichen aber nicht bis an die auswendige Seite der erſten und dritten Schuppe. Der Rand iſt ziemlich breit, vorn und hinten aber am breiteſten, iſt glatt und flacher als die Scheibe, an den Seiten der Schei- be abſchuͤſſig kielfoͤrmig und ſcharf, vorn wie der Buchſtabe B ausgeſchweift, hat aber daſelbſt uͤber dem Halſe einen kleinen abgeſtutzten Zahn, und nicht weit davon an jeder Seite zwey andere ſaͤ— genartige nidrige Zaͤhne; hinterwaͤrts iſt er ſpitz— winklich, und uͤber dem Schwanze ausgekerbt, hat darneben nach beyden Seiten hin zehn lange, fäͤgenartige, ſpitzige Zähne, welche eine horizonta— le. Richtung und eine aufwärts gebogene Spitze haben; vorn uͤber dem Halſe macht er einen ge— druͤckten Bogen aus, an den Seiten und hinten geht er in einer horizontalen Richtung fort, doch ſo, daß er uͤber den Hinterfuͤßen ſich etwas erhebt, und darauf ſich ein wenig wieder ſenket. Der Wesch bat beynah eben die Laͤnge als der Ober⸗ 34 Schildkröten. Oberſchild, aber von geringerer Breite, zwey ſehr große Fortſaͤtze und zwey aufſteigende kleine Fluͤgel, welche durch eine knochige Nath an der Mitte des Randes feſt gewachſen find. Die Unterflaͤche deſ⸗ ſelben iſt meiſt platt und gerade ausgeſtreckt, doch in der Mitte etwas eingedruͤckt, und vorwärts et— was gekruͤmmt in die Höhe ſteigend. Ueber die Mitte laͤuft der Laͤnge nach eine feine Furche, wel⸗ che fuͤnf andere, etwas gekruͤmmte Queerfurchen durchſchneiden, und alſo die ganze Unterflaͤche in 6 Paar ungleiche, viereckige Felder abtheilen, wo⸗ von das kleinſte Paar, wie ein Halskragen un- ter dem Halſe des Thieres liegt. Die Fortſaͤtze ſind weit laͤnger als die Scheibe oder der mittlere Theil des Bruſtbeins, halb oval, und am Grun— de breiter als an ihren Enden. Der vordere hat mit dem Oberſchilde gleiche Laͤnge, iſt an beyden Seiten flachbogig, und vorn abgebiſſen. Der hintere uͤbertrifft dem vordern an Laͤnge, ſteht von dem Schilde weit ab, iſt an der Unterflaͤche gerade ausgeſtreckt, an den Seiten flachbogig und hat daſelbſt ohngefaͤhr um die Mitte einen ſaͤgenartigen Zahn. Er endigt ſich mit zwey ſpitzwinklichen breiten Spitzen, zwiſchen welchen eine große recht— winkliche Kerbe ſich befindet, woraus der Schwanz geſtreckt wird. Die kleinen Fluͤgel ſteigen ſchraͤge gegen den Seitenrand des Schildes in die Hoͤhe, und find daſelbſt unterwaͤrts durch eine knochige Nath feſt gewachſen. Die ide Luͤcke zum Aus⸗ | ſtrecken Die Spengleriſche Schildkröte, 335 ſtrecken der Hinterfuͤße iſt länger und enger als die zu den Vorderfuͤßen. Der Oberſchild beſteht aus 38 ungleichen, eckigen Schuppen, welche mit ihrem hintern Ran« de, wie Dachziegeln übereinander liegen, 13 ans dere ſitzen abwechſelnd in 3 Reihen auf der Scheibe, und 25 auf dem Rande. Ihre Oberfläche iſt glatt. Sie haben aber viele feine ausgehoͤhlte Striche, die mit dem vordern und Geitenrande Parallel laufen, an dem hintern Rande aber ein kleines, ebenes, punktirtes Feld übrig laſſen, wel» ches ſie vorn und an den Seiten einſchließen. Die fuͤnf Ruͤckenſchuppen ſind faſt gleich groß, aber ſchmaͤler als die drey erſten Seitenſchuppen der Scheibe, in der Mitte wegen der erhabenen Rip— pe keilfoͤrmig, an den Seiten flach, hinten und vorn abgeſtutzt, außer der letzten, deren Ende in einen ſpitzigen Winkel auslaͤuft. Die erſte iſt et« was bucklich und hat Ecken, wovon die vordere einen rechten Winkel gleicht; die zweyte, dritte und vierte, welche in der Breite nach und nach zunehmen, haben ſechs Ecken. Die fünfte ift faſt der erſten gleich aber ein wenig laͤnger, vorn abge— ſtutzt und hinten ſpitzig, wie ein krummliniger ſpiz— ziger Winkel. Die erſte Seitenſchuppe iſt groͤßer als die übrigen, gleicht im Umfange einen Qua— dranten, deſſen rechter Winkel ſchief abgeſtutzt er— ſcheint. Sie graͤnzt an die erſte und zweyte Ruͤk— kenſchuppe, von der Mitte ihrer Oberflaͤche faͤngt die oben beſchriebene kielfoͤrmige Rippe an, welche uͤber 33 Schildkroͤten. uͤber die zweyte und dritte Schuppe queer hinlaͤuft. F Die zweyte Seitenſchuppe iſt kuͤrzer und breiter als g die erſte, hat fuͤnf ungleiche Ecken, wovon die ſtumpfeſte gegen die Fuge der zweyten und dritten Ruͤckenſchuppe tritt. Die dritte hat eine faſt aͤhn⸗ f liche Form mit der zweyten, welche fie aber in den Länge uͤbertrifft; ihr hinterer Rand iſt etwas auge gehoͤhlt, und um die Hälfte kuͤrzer als der vorde . re. Die vierte iſt klein und auf die Hälfte ſchmaͤ⸗ ler als die dritte. Sie hat vier ungleiche Seiten und eben ſo viel verſchobene Ecken, wovon die ſpitzigſte hinterwaͤrts auf dem Rande des Schildes liegt. Sie ſtoͤßt an die vierte und fünfte Ruͤcken⸗ ſchuppe. Die Schuppen, welche auf dem Rande liegen, ſind groͤßtentheils ungleich, doch kommen diejenigen, welche auf der einen Hälfte des Ran⸗ des ſich befinden, mit denen auf der gegenuͤberſte⸗ henden Haͤlfte in der Form und Groͤße uͤberein, außer der erſten, welche einzeln und über dem Hal— ſe des Thiers ſitzt. Sie haben auch auf ihrer Oberflache feine Striche, welche auf den mehre— ſten mit der hintern und vordern Seite derſelben parallel laufen. Die erſte Schuppe iſt klein, laͤn⸗ ger als breit, pfeilfoͤrmig, und an der hervorra- genden Spitze abgeſtutzt. Sie zweyte auf jeder Seite uͤbertrifft die uͤbrigen in der Groͤße, hat 8 ungleiche Seiten und eben ſo viel Ecken, wovon die ſpitzigſte wie ein Saͤgezahn anderthalb Linien uͤber der dritten Schuppe hervor ſteht; die dritte, welche Fürger iſt, hat nur ungleiche Seiten, wovon die j 1 N DEE erh. Die Spengleriſche Schildkröte. 337 die vordere und groͤßeſte etwas abgerundet iſt, und auch mit der untern Ecke etwas uͤber die vierte her— vorragt. Die vierte hat gleiche Form mit der dritten, iſt aber kuͤrzer; die vier folgenden ſind die kuͤrzeſten und laͤnglich viereckig, und liegen auf dem ſcharfen kielfoͤrmigen Seitentheil des Randes. Die letzten 3 Schuppen von zu- und abnehmender Laͤnge, worin ſie die vorhergehenden uͤbertreffen, haben eine ungleich rautenfoͤrmige Geſtalt, deren zugeſpitzte und etwas aufwärts gekruͤmmte Enden nach hinten gerichtet ſind und weit voneinander fahren. Die 6 Paar Schuppen, welche den Bruſtſchild bekleiden, ſind ungleich viereckig, von zu- und abnehmender Länge und Breite, das erſte Paar das kleinſte und das vierte das groͤßte. Die Farbe des ganzen Oberſchildes iſt wachs— gelb, mit vielen ſehr kleinen unregelmäßigen, edi= gen, braͤunlichgreiſen Flecken marmorirt; am Bruſtſchild groͤßtentheils kaſtanienbraun, am Ran— de zu beyden mit einer eitrongelben Binde einge— faßt. | | Die Heymath iſt ungewiß; wahrſcheinlich Oſtindien. % Dela Cepede' s Naturg d. Amph. 1. Bd. P 13. Die 338 \ Schildkröten: | ne u 19. Die gefranzte Schildkröte. Testudo fimbriata. Bruguiere. o) (Taf. XIV. Fig. 1.) Mit der Scorpion-Schildkroͤte des Lin⸗ ne‘ p) hat fie die größte Aehnlichkeit, daher man auch auf die Vermuthung fallen koͤnnte, daß Li n⸗ ne! 00) Testudo Matamata, ein unvollſtaͤndiges Exemplar von dieſer Art beſchrie⸗ T. testa ovali subcon- vexa trifariam carinata, pedibus subdigita- tig, naso eylindrico proboscideo, callo utrin- que fimbriato, Bruguiere Journ- hist, nat. Paris 1792. T. I. 4. p. 253, tab. 13. Mey ers Zool. Annal. J. S. 169. Nr. . Testudo fimbriata, testa ovali depressa, pone angustioraintegra trifariam convexa, squa- mis acuminatis, sterno obovato, acute emar- ginato. Schoͤpf N. G. der Schildkr. S. 113. Taf. XXI. | Testudo fimbriata, testa sriata et echinata, fronte callosa triloba. Schneiders Schild; kr. S. 349. Nr. 12. — Testudo terrestris major, putamine echinato et striato seu Raparapa. Barrere hist. de la France Equinox. p. 163. Fermin hist. nat. de la Hollande Equinox. Deffen Be ſchreibung von Surinam. II. S. 226. Hart— finks Beſchreibung von Guiana. JI. S. 114. Die gefranzte Schildkroͤte. Donndorfs Zool. Beytr. III. S. 24. Nr. 28. *) S. oben S. 187. ) Die gefranzte Schildkröte, 339 beſchrieben habe. Allein hieruͤber laͤßt ſich nichts gewiſſes ausmachen. Wir theilen daher dieſe Schildkroͤte nach Bruguiere mit, der fie in den angezeigten Werke am vollkommenſten beſchrieben und abgebildet hat. Die Laͤnge des Thiers iſt 2 Fuß 3 Zoll 8 Li⸗ nien. Der Kopf iſt groß, platt, vorn halbeirkel⸗ foͤrmig zugerundet, auf der Oberftaͤche runzlich und warzig, nach den Seiten mit horizontalen haͤutigen, 5 Zoll breiten Fluͤgelanſaͤzen verſehen und nach dem Halſe zu mit einer vorragenden nach hinterwaͤrts dreyklappigen Schwiele bedeckt. Die cylindriſch ruͤſſelfoͤrmige Naſe iſt 10 Linien lang, vorn abgeſtumpft, und von zwey mittelſt einer knorplichen Scheidewand getheilten Naſenloͤchern durchbohrt. Die Augen ſtehen an der Wurzel des Ruͤſſels etwa 10 Linien weit auseinander. Das Maul iſt groß und ſtark geſpalten, beyde Kiefer an Laͤnge gleich, einfach ausgezaͤhnelt; der untere hat unten einen doppelten, haͤutigen, nach vorne gekehrten Anſatz. Der ſehr vorgeſtreckte Hals iſt 7 Zoll lang, 4 7/2 breit, oben platt und warzig, an jeder Seite aber und der Laͤnge nach mit ſechs abwechſelnd groͤßern oder kleinern, haͤuti⸗ gen und gefranzten Fluͤgelanſaͤtzen verſehen; vier ähnliche haͤutige Anſaͤtze hat auch die untere Seite des Halſes, welche den vorhin erwaͤhnten beyden Anſaͤtzen am Kiefer entgegen ſtehen und ſich in zwey in die Laͤnge laufende Runzeln verlieren. Die re find mie . und nn be: 340 Schildkröten. deckt, haben fuͤnf ſeicht geſpaltene Zehen, an je— dem eine ſtarke, 10 Linien lange, ſpitzige, oben convexe, unten platte Kralle. Die Hinterfuͤße ſind ſchuppig, haben vier mit Krallen verſehene, aber noch weniger geſpaltene Zehen, als an den Vorderfuͤßen; der fuͤnfte und innere Finger oder Daumen iſt klein und ohne Krallen, welche uͤbri— gens denen der Vorderfuͤße gleich ſind. Der Schwanz iſt nur einen Zoll lang, etwas gekruͤmmt, und mit einer koͤrnigen Haut bedeckt. Der Panzer iſt 15 Zoll lang und 11 Zoll breit. Die 13 Scheibenfelder des niedrig gewoͤlb⸗ ten Ruͤckens, fuͤnf in der Mitte und vier an jeder Seite, ſind unter ſich ungleich, faſt kegelfoͤrmig; fie bilden der Laͤnge nach eine dreyfache Reihe er— habener Spitzen, wovon die hinterſten etwas laͤn— ger ſind als die vordern. Es ſind dieſe Felder vom Umfang gegen die Mitte runzlich und am Hinterrand etwas gezaͤhnelt. Die 25 viermal kleinern Felder des Randes find faſt viereckig, haben ſchraͤ⸗ ge ausſtrahlende Runzeln auf der Oberflaͤche und find am innern Rande gezaͤhnelt. Die Unterſchaa⸗ le iſt um einen Zoll kuͤrzer als die Oberſchaale und nur halb fo breit; fie iſt dabey laͤnglich-eyfoͤrmig, platt, hinten ſtark ausgekerbt, und in 13 Fel⸗ der getheilt, wovon 12 in doppelten Reihen und ein ungepaartes vorne an liegen. Die Hauptfarbe iſt braun, auf der Oberſchaa⸗ le ins ſchwaͤrzliche ſich ziehend, und auf der Unter: ſchaale heller. Dieſe Die gefranzte Schildkroͤte. 341 Dieſe Schildkroͤte wohnt in Guiana. Ehe— dem war ſie in den Fluͤſſen der Inſel Cayenne ſehr haͤufig, weil ihr aber wegen ihres geſunden und wohlſchmeckenden Fleiſches ſehr nachgeſtellt wurde, ſo iſt ſie ſeltner geworden, und jetzt wird ſie kaum noch in einiger Menge in dem See Mayacara und in den Fluͤſſen Routomine und Houeſſe“ angetroffen. Sie naͤhrt ſich von den an den Ufern der Fluͤſſe wachſenden Pflanzen, geht des Nachts bloß hervor, entfernt ſich aber nicht weit vom Ufer. Herr Gout tier ehemals Director der Senegal-Compagnie in Cayenne be— ſitzt das hier beſchriebene und abgebildete wohlbe— haltene Exemplar. Es war ein Weibchen; er be— kam es lebendig, und erhielt es einige Zeit ſehr leicht mit Gras und Brod. Vor ſeinem Tode legte es 5 Eyer, von denen eins, wieder alle Er— wartung in der Schublade, worin ſie aufbewahrt waren, auskroch. 2 19. Die „ Schildkröten; 19. Die Indiſche Schildkroͤte. Testudo indica. Perrault. 9) (Taf. XIV. Fig. 2. a.) 5 Die Laͤnge des von Perrault beſchriebenen und abgebildeten Thieres betrug von der Naſen- bis zur 99 Tortue des Indes. Description anatomique Par Mr. Perrault. Memoires de PAcad. des Sciences depuis 1666 — 1699. Tom, Hl: Part. 2. Die große Schildkroͤte aus Indien. Per⸗ rault, Charras und Dodart Abhandlung aus der Naturgeſch. II. S. 131. Taf. sg. die Schildkröte und Taf. 60 die Zergliederung der⸗ ben. 1 8995 indica. T. testa supra collum refle- xa, sceutellis tribus “primoribus tuberosis. (Der Oberſchild über dem Hals auf- und ruͤck⸗ waͤrts gebogen, die drey vorderſten Felder der Scheibe jedes mit einem Hoͤcker beſetzt.) Sehnei⸗ ders N. G. der Schildkroͤten S. 355. Nr. 14. — Schoͤpfs N. G. der Schildkr. S. 118. Taf. XXII. A, — Gmelin Lin. Syst. I. 3. p. 1035, n 29 Tortue des Indes. Recueil des Planches sur les Sciens et les Arts liberaux, Vol. VI. Planche XXV. fie. ı Die Indiſche Schildkröte Donndorfs Zool. Beytr. III. S. 29. Nr. 29. S. auch Tortue grecque de la Cöte de Coro- mandel. La Cepede p. 154. Ueberſ. oben S. 212. ö 7 Die Indiſche Schildkröte. 343 zur Schwanzſpitze 4 1/2 Fuß und die Höhe 14 Zoll. Der Panzer war 3 Fuß lang und 2 Fuß breit. Kopf, Hals und Fuͤße find mit einer ſchlaf— fen, runzlichen und faſt koͤrnigen Haut bedeckt. Der Kopf iſt 7 Zoll lang und 5 Zoll breit, und deſſen Haut zaͤrter als die der uͤbrigen Theile. Die Kiefer ſind geſaͤget, und uͤberdieß mit einer dop⸗ pelten Reihe Zähne verſehen. Die Vorderfuͤße ſind 9 Zoll lang; die Pfo⸗ ten kolbig, ungetheilt und mit 5 Krallen bewaffe net. Die Hinterfuͤße 1 Zoll lang, die Pfoten gleichfalls kolbig, und mit vier Krallen verſehen. Die Krallen find 1 7/2 Zoll lang, oben und un= ten conver, abgenutzt und ſtumpf. Der Schwanz iſt an der Wurzel ſechs Zoll dick, vierzehn Zoll lang, und endigt ſich in eine hornige Spitze. Der Oberſchild iſt aus mehrern Feldern von verſchlede— ner, doch meiſt fuͤnfeckiger Figur zuſammengeſetzt; ſtatt des ſonſt ausgeſchnittenen Vorderrandes, iſt uͤber den Hals der Rand in die Hoͤhe und zuruͤck⸗ gebogen, damit der Hals einen deſto größeren Spielraum bekommt. Die drey vorderſten und größten Felder, nämlich zwey zu den Seiten und eins in der Mitte, haben in ihrer Mitte einen run⸗ den, 3 — 4 Linien hohen und einen halben Zoll breiten Hoͤcker. Der Oberſchild iſt mit dem Bauch⸗ ſchild durch feſte und harte Baͤnder vereinigt, doch fo, daß einige freye Bewegung ſtatt findet. Die: ee des Panzers ſowohl, als die übrigen Y 4 Theile 344 Schildkrdten. Theile des Thieres iſt ein ſtark ins Braune gehen des Graue. Das Vaterland iſt Oſtindien und ei die Kuͤſten von Coromandel. Varie tat. Die Indiſche Schildkroͤte des Vosmaers. Testudo indica. Fosmaeri. r) (Taf. XIV. Fig. 2. b.) Ein Panzer, welcher Hrn. D. Schoͤpf von Hrn. Vosmaer abgezeichnet geſchickt wurde. Beyde Abbildungen, dieſe und die vorhergehende, ſind ſich an Groͤße und Verhaͤltniß, Geſtalt und aufgebogenem Rande, der in den Flanken ſtumpf und convex iſt, gleich, auch die Farbe iſt wenig verſchieden; nur daß dieſer Vos maerſchen die Hocker auf den vordern Feldern mangeln und daß der Rand mehr gekerbt if. Wahrſchein⸗ lich iſt dieß eine bloße Geſchlechts- Alters- oder Climas⸗Verſchiedenheit. Der Panzer kam vom Vorgebirge der guten Hoffnung. Die Laͤnge des Oberſchildes iſt 2 Fuß 8 Zoll, die Breite Testudo indica; testa supra eollum reflexa, disci scutellis anterioribus laevibus; mar- gine crenato. (Der Oberſchild über den Hals auf und ruͤckwaͤrts gebogen; die vorderſten Felder der Scheibe glatt; der Rand gekerbt.) Schoͤpfs N. G. der Schildkr. S. 120. Taf. XXII. B. 7 . 65 Ale ge ante , Ve- 22 Der Naehe, 0 Lell, , | 2 rn. ar EEE Fe . TE ach — Die Indische Schildkröte 345 Breite 18 ıf2 Zoll und die ſenkrechte Höhe 14 Zoll. Die Scheibe hat 13 und der Rand 23 Felder. Die zwey Mittelfelder des Bauchſchildes find die größten, und vor ihnen find 5 und dahin ter 7; zwey den Randſchildern zunaͤchſt liegende ſind kleiner als die uͤbrigen. Die Farbe des Ober— ſchildes iſt ſchwaͤrzlich; des Bauchſchildes aſch— farbig. Schoͤpf. Y 5 : 20. Die * 346 Schildkröten. 20. Die Sporn » Schildkröte. Testudo sulcata. Miller. s) Der Oberſchild iſt eyrund, erhaben und höckerig und hat geſtreifte und mit einer Furche umgebene Felder. Der Bauchſchild iſt vorn und hinten zweyſpaltig und ragt vorn wie eine Gabel uͤber den Sand des obern hervor. Die Vorderfuͤße haben fuͤnf und die hintern vier Naͤgel und an den Schen⸗ keln befinden ſich zwey Sporne. Die Stirn iſt eckig und der Schwanz kurz und kegelfoͤrmig. Das Vaterland find die Sudamerifani- ſchen Inſeln. a s) Testudo suleata. T. eaudata, pedibus digi- tatis, testa gibba: seutellis lineatis gulco eircumscriptis. Gmelin Lin, I. 3. p. 1045. n. 31. Miller on var. subj. t. 26. A. B. C. Schneiders Zool. Abhand. S. 315. Testudo calcarata, testa ovata convexa, sSter- no antice, et postice biſido, anterius ultra marginem testae prominente furca, palma- rum unguibus quinis, plantarım quaternis, femorum calcaribus binis, fronte angulata, Schneider a. a. O. S. 317. | Die gefurchte Schildkroͤte. Donndorfs Zool. Beytr. III. S. 30. Nr. 31. b un 21. Die — 4 Die getäfelte Schildkroͤe. 347 421. Die getaͤfelte Schildkroͤte. Testudo tabulata. 7 ulbaum. t) (Taf. XVI. Fig. 1.) Der Oberſchild iſt laͤnglich-eyrund und hochgewoͤlbt; die Felder der Schei— be find ſcharfwinklich, fein und gleich gr £) Testudo tabulata. Malbaum Chelonogr. p. 728 et 122. | | Testudo tabulata. J. testa ovali gibba, scu- tellis disei medio flavis, margine nitente ‚atris, sulcatis, lateralibus polygonis. Ge- lin Lin. I. 3. p. 1045, n. 33. et p. 1041. n. 7. 6. | Testudo oblonga gibba, scutellis disci rectan- gulis, sulcatis, areolis subsibberis; margo aeqgualis seutellis XXIII. (Oberſchild ablang und hochgewoͤlbt; Felder der Scheibe rechtwink— lich, gefurcht, mit vorſtehenden Schuppenfeldern; Rand gleichfoͤrmig mit drey und zwanzig Feldern.) Schöpfs N. G. der Schildkr. S. 63. Taf. XIII. und Taf. XII. Fig. 2 8 892 m. S \ Testudo terrestris Bräasiliensis. Seba Thes. I. tab, 80. fig. 2. g Testudo americana terrestris, forte Jabo ti Brasiliensibus, Ca gado de Terra Lusi- tanis dietaee Marggravii. Hil. Sto- baeus act. litt, et scient Suec. 1730. p. 59. — Schneiders N. G. der Schildkr. ©.3 62. Testudo terrestris squamis aureis desselata, Plumier. Goutier Observ. sur Ihistoire na- turell. T. I. Par, III. p. 150. Tabl. c. 8 8 f Testu- 348 Schildkroͤten. gefurcht, mit kaum etwas vorſtehen— den Schuppenfeldern: der Rand iſt faſt gleichfoͤrmig, das hinterſte Feld ſehr bauchig und das ſtebente an jeder Seite eingezogen. 2). Die größten Panzer von dieſer Land-Schild— kroͤte, die wir kennen, find 10 bis 11 Zoll lang, 6 bis 6 1/2 Zoll breit und 5 bis 3 1/4 Zoll hoch. Die Beſchreibungen des Stobaͤus und Walbaum, ſowohl was die äußern Theile der Decke Testudo tessellata. Schneider in din Schrif⸗ ten der Berliner naturforſch. Freunde. X. S. 262. Die getaͤfelte Schildkroͤte. Donndorfs Zool. Beytr. IH. S. 31. Nr. 33. u) So möchte ich die Kennzeichen dieſer Schildfrd: te, von welcher ich mehrere Exemplare unterſucht habe, angeben, und zur mehreren Deutlichkeit noch zuſetzen: Der ganze Rand jeder Schuppe der Scheibe iſt auf beyden Seiten gleich— gefaͤrbt und in der Mitte ungefleckt. Auf dieſe Art wuͤrde ſich vielleicht dieſe Schildkroͤte von den aͤhnlichen, naͤmlich der areolirten und griechiſchen, auch wohl dem flachen Exemplar der geometriſchen, gleich beym erſten Anblick unterſcheiden laſſen. Denn daß die Felder der Scheibe rechtwinklich waͤren, davon habe ich wenig— ſtens kein Exemplar geſehen, auch habe ich einen ſehr ſchoͤnen Panzer aus dem Meiningiſchen Naturalien-Kabinette vor mir, welcher 24 Rand— ſchuppen hat, naͤmlich ein ſchmales ungepaartes vorderes, ſo deutlich als es nur die vor mir liegen— den geometriſchen, areolirten und griechiſchen Schaa— len immer haben moͤgen. Ich werde unten von dieſem Exemplare mehr reden. Die getäfelte Schildkröt, 349 Decke ſelbſt als ihre Farbe betrifft, ſtimmen im Ganzen mit den mehreſten uͤberein, die ich zu ſehen Gelegenheit gehabt habe. Die meinige wird da» her ſehr wenig abweichen. | Der Kopf iſt wie bey der gemeinen Fluß Schild- kroͤte, nur etwas gewoͤlbter und laͤnglich - eyrund, Auf dem Scheitel liegt eine große, rundliche, un— merklich achteckig eingezogene Schuppe, die mit mehrern kleinern vorn und hinten umgeben iſt, und welche ſich nach dem Hals zu in Runzeln verlaufen; der Mund iſt abgeſtumpft, hat etwas vorſtehende eyrunde Naſenloͤcher, eine weite gera— de Oeffnung und fein und flachgezaͤhnelte Kiefern. Die Augen ſind ſchwarz. Der Hals ziemlich lang und ſchuppenartig gerunzelt. Oberkopf und Ober— hals find kaſtanienbraun, hellgelb, auch roͤthlich— braun gefleckt; der Unterhals ſchmutzig hellgelb. Die kurzen platten Vorderfuͤße ſind großſchuppig, haben s breite, abgenutzte Nägel, aber keine ein« geſchnittene Zehen; die Hinterfuͤße find faſt Drey- eckig, kolbig, kleinſchuppig und haben vier gleich- mäßige Krallen; der Schwanz iſt kurz, kegelfoͤr— mig, ſieht nicht weit vor, und iſt ſo wie die Fuͤße ſchmutzigbraun, gelb oder gelbroth gefleckt. Der Panzer iſt ſchwer und ſtark hochgewoͤlbt, vorn ſtark ausgeſchnitten, an den Seiten am ſtaͤrk⸗ ſten, und faſt ſenkrecht abſchuͤſſig, weniger nach hinten, und nach vorne zu mehr ſchief ablaufend. Die 13 Scheibenfelder ſitzen wechſelsweiſe in drey Reihen; die Seitenſchuppen greifen mit ihrem obern 8 Win⸗ 30 Schildkrdten. Winkel in die Enden der Ruͤckenſchuppen und bil— den dadurch an den Seiten hin eine flache, aber ſcharfe Zickzack-Nath, unten aber mit den Rand— ſchuppen eine ſeichte Schlangenlinie. Wenn man die Schuppen nach der Länge des Schildes betrach— tet, ſo ſind ſie alle breiter als lang, und ſtehen ben jungen Schildkroͤten höher als die Naͤthe, bey alten aber wenig oder gar nicht. Die Schuppen der Scheibe werden von ſehr vielen gleichlaufenden, feinen und regulaͤren Reifen und Furchen, oder mit breiten Rahmen umgeben und uͤber die Haͤlfte bedeckt, die ſchaͤrfern Winkel bilden als bey irgend einer Art und wo der breiteſte Reif gewoͤhnlich, wie bey allen gereiften Schildkroͤten, der vorletzte nach dem Mittelſtuͤck zu iſt. Auf der Mitte der Scheibe liegt ein ungereiftes und ungefurchtes Feld, das etwas gewoͤlbt, mit erhabenen Punkten dicht ehagrinirt, im Mittelpunkt gewoͤhnlich abge⸗ rieben und glatt iſt, und die Form der Umfangs— Linien hat, und von einem ausgezeichnet regulaͤren und erhabenen Reifen eingefaßt iſt. Das erſte Ruͤk— kenfeld iſt in Geſtalt eines undeutlichen Kreuzes etwas kielfoͤrmig erhaben, von fuͤnfeckiger Geſtalt, nach vorn mit zwey Seiten, die einen ſehr ſtum— pfen Winkel bilden, etwas breiter als hinten und in dieſem Winkel bis zur Haͤlfte der Reifen et⸗ was eingeknickt. Das zweyte und dritte iſt ſechs— eckig, breiter als lang und regelmaͤßig; das vierte iſt unregelmaͤßig ſechseckig und nicht ſo breit, und das fuͤnfte gleicht einigermaßen dem erſten, iſt aber | | kleiner, — Die getaͤfelte Schildkröte, 351 kleiner, hat in der Mitte einen erhabenen Fleck, ſcheint ein ungleichſeitiges Viereck, wovon die vor— dere Seite die kuͤrzeſte und die hintere die breiteſte iſt, doch ſind die vordere und hintere Seite etwas bogenfoͤrmig, und letztere hat ſogar bey den mei— ſten zwey auch drey Seiten mit ſehr ſtumpfen Win— keln, ſo daß ein undeutliches Sechseck, ja auch ein Siebeneck daraus wird. Die Seitenſchuppen ſind nicht groͤßer als die Ruͤckenſchuppen, denn was ih⸗ nen in der Laͤnge abgeht, iſt durch die Breite er— ſetzt. Die erſte hat einigermaßen die Form eines Quadranten, nur iſt die untere Bogenſeite nicht ganz regulaͤr und nach vorne zu etwas eingedruͤckt und die Spitze nach oben zu abgeſtumpft; die zwey⸗ te iſt fuͤnfeckig, oben naͤmlich mit 2 ſchmalen und, unten einer etwas gebogenen Seite; die dritte iſt ebenfalls fuͤnfeckig, doch ſind die zwey den Seiten nicht gleich, ſondern die eine nach hinten und oben zu macht mit der hintern Seite einen weit ſtumpfern Winkel als an der vordern, und die untere Seite iſt auch mehr abgerundet; in dem untern hintern Winkel entſteht auch eine Vertiefung; die vierte iſt die kleinſte und ſtellt ein irregulaͤres Viereck vor, wovon die obere Seite die kleinſte iſt, und nach dem untern Vorwinkel iſt das Mittelfeld vertieft und die darauf folgenden Streifen ſind merklich erhabener. Der Randſchuppen find an der Zahl. gewoͤhnllch 23, doch auch 24, machen unten bey jungen Thieren einen ſcharfen gekerbten, bey alten aber einen abgeſtumpften, und hinten und vorn einzeln 352 Schildkroͤten. einzeln ſeicht gezahnten Rand. Sie ſind faſt alle einander gleich und bilden laͤngliche Vierecke, doch ſehn die beyden vorderſten mehr einem Quadranten gleich, und die fuͤnfte, neunte und eilfte auf jeder haben oben einen ſtumpfen Winkel und ſtellen da» her einigermaßen Fuͤnfecke vor; ihre Ausbreitung richtet ſich nach der Geſtalt der Scheibe, ſo daß die drey erſtern nach vorne ſchief ablaufen, die fuͤnf mittlern ſenkrecht ſtehen, und die neunte bis eilfte ſich etwas bauchig wieder herauswoͤlben, uͤberdem iſt die ſiebente ſehr eingezogen und die hinterſte ſehr ges woͤlbt und unten weit nach dem Bruſtſchild gebo» gen; das punktirte Mittelfeld ſteht am Rande mehr nach dem hintern als nach dem vordern Wine kel, Furchen und Streifen find nicht fo regelmaͤ— ßig und die lange Vorderſeite iſt gewöhnlich in drey— eckig pyramidenfoͤrmiger Geſtalt etwas eingezogen; wenn eine vordere ungepaarte Randſchuppe da iſt, ſo iſt ſie laͤrglich viereckig, klein, und halb eirkel⸗ foͤrmig gefurcht und gereift. Die gewoͤhnliche Farbe der Scheibenfelder iſt regelmäßig, am Ran⸗ de dunkelkaſtanienbraun, rothbraun auslaufend und in der Mitte hoͤher oder tiefer gelb. Doch findet man auch welche, die am Rande ſchwarz— braun und in dem Mittelpunkte rothgelb ſind; auch ſolche die am Rande hellkaſtanienbraun und nach der Mitte zu gelbroͤthlich find. Die Randfelder haben entweder die naͤmliche Farbe, oder ſind ganz entweder hoch⸗ oder blaßgelb und haben auf der | | | vor⸗ Die getäfelte Schildkroͤte. 353 vardern Seite eine kaſtanienbraune, rothbraun aus⸗ laufende Pyramide ſtehen. | Die Unterſchaale ift ſchmaͤler als die Ober⸗ ſchaale, nur wenig kuͤrzer, flach, in der Mitte und den Seiten etwas gewoͤlbt, vor und beſonders hin- ter der Mitte eingedruͤckt, mit breiten, aber kurzen Fluͤgeln, hinten ausgeſchnitten, vorn aber gerade oder etwas abgerundet; in der Mitte laͤuft eine lange Nath durch und an den Seiten fuͤnf andere, wodurch ſie alſo in 12 Felder getheilt wird, von welchen das vierte auf jeder Seite breiter, als die beyden hinterſten und das dritte das ſchmaͤlſte iſt; das zweyte hat in der Mitte eine Beugung und zieht ſich mit den langen, ſchmalen erſten etwas in die Hoͤhe gebogenen in einer ebenen Flaͤche nach vornen. Die Fluͤgel ſtehen gegen den Rand in die Hoͤhe, ſind auswaͤrts gewoͤlbt und an dem Rande durch eine Nach unterwaͤrts befeſtigt. Die Felder ſind eben ſo, doch ungleicher und flaͤcher gereift und gefurcht wie die obern, und das runz⸗ liche, auch wohl punktirte Feldchen ſteht an der hintern Ecke jeder Schuppe. Gewoͤhnlich iſt die Farbe laͤngs der Mitte hin kaſtanienbraun und nach den Seiten und vorne hin hoch- oder matt⸗ gelb. Doch giebt es auch Exemplare die ganz ſchwarzbraune Schuppen haben und in der Mitte nur mit einem hochgelben Feldchen, auch ganz gelbe. An jungen Thieren ſind die Furchen, wel— che die Schuppenfelder umgeben weniger, als an alten. De la Cepedes Natg. d. Amph. I. Bd. 3 Nun 354." Cchilbfrdten. Nun noch ein Paar Worte von dem ſchoͤnen Exemplar, das ich aus dem Meiningiſchen Cabinette vor mir habe. Es iſt 4 1/2 Zoll lang, 3 Zoll breit, 2 1/ Zoll hoch. Der Rand iſt vorn und hinten ſcharf gezaͤhnelt, in der Mitte aber gekerbt, bey der ſechſten, fuͤnften und achten Schuppe ſtark eingezogen (am ſtaͤrkſten bey der fies benten) und bey der neunten ſehr herausgebogen; das vorderſte ungepaarte Feldchen, welches das 24te macht, iſt 3 Linien lang, 1 Linie oben, und un⸗ ten von vorne nach hinten zunehmend 3 Linien breit; die uͤber den Fuͤßen, Schwanz und Kopf unzuſammenhaͤngenden Raͤnder ſind durchſichtig, eben ſo wie die freye Raͤnder des Bauchſchildes. Alle Mittelpunkte der Scheibenfelder find etwas gekielt und glatt, das zweyte und dritte des Mit⸗ telruͤckens am erhabenſten. Alle Scheibenfelder ſind den vierten Theil noch ſchoͤn kaſtanienbraun ins braunrothe ſich ziehend, eingefaßt, das uͤbrige nach der Mitte zuwachsgelb; an den Randſchil⸗ dern erheben ſich an jeder vordern Seite bis an die Seitennath ſchoͤne kaſtanienbraune Pyramiden, das uͤbrige iſt wachsgelb; die Bauchſchaale iſt in der Mitte hellkaſtanienbraun, uͤbrigens hellgelb. Das Vaterland dieſer Schildkroͤte iſt das ſuͤdliche Afrika. Mit Unrecht ſcheint Suͤd⸗ arte dafuͤr ausgegeben zu werden. | 22, Die 7 EEE 7 A e 4 ce e, 22 , BRETT. ER; . N 8 2. He are er N 24 . e, di Die areolirte Schildkroͤte. 355 22. Die areolirte Schildkroͤte. Testudo areolata, Thunberg. u) (Taf. XVII. Fig. 2.) Eine Land- SchildEröte., Der Kopf iſt fchlangen« artig, oben kaum etwas gewoͤlbt, in der Mitte mit einer großen fuͤnfeckigen Schuppe und daneben mit kleinern viereckigen beſetzt; die Füße find Fol« big, ſtark beſchuppt, o ohne merkliche Zehenabthei⸗ | 3 2 lung, u) Testudo areolata, pedibus digitatis, testae gibbosae seutellis elevatis subquadrangulis striatis medio depressis scabris. Thunberg, nov. Act. Acad, suec. VIII. p. 180. (Ueberſ. S. 173.) Testudo areolata. T. testa ablonga modice gibba; scutellis subquadrang g ulis, elevatis, profunde sulcatis; areolis depressis sca- Brig. (Oberſchild laͤnglich, maͤßig gewoͤlbt, mit erhabenen, parallel gerippten, faſt viereckigen Feldern und vertieften und rauhpunktirten a penfeldern.) anal s N. G. der Schildkr. S 121. Taf. X Testudo EIER Brasiliensie, Seba Thes, I. tab. 80. fig. 6. | Die areolirte Schildkröte. Donndoerfs Zool. Beytr. III. S. 33. Nr. 8. Ich wuͤrde zum Kennzeichen der Art nicht die ver— tieften Schuppenfelder ſetzen, welche Vertiefung man bey groͤßern Exemplaren kaum gewahr wird, ſondern: der Rand iſt durch eine vertiefte Fur; che von der Scheibe getrennt und feine Schup⸗ pen ſind alle viereckig 356 Schildkroͤten. lung, vorn mit fuͤnf und hinten mit vier ſtarken, vorn etwas abgeſtumpften Krallen beſetzt; der Schwanz iſt kegelfoͤrmig zugeſpitzt, nur wenig uͤber den Oberſchild vorragend. Die Farbe aller die— ſer Theile iſt gelb, auf der Mitte des Kopfs etwas braͤunlich. Die bekannten Panzer von dieſem Thiere ſind 3 1/4 Zoll lang; ich habe aber ein Exem— plar aus dem Meiningiſchen Cabinette vor mir, woran derſelbe gerade die angegebene S e- baiſche Figur bedeckt, wenn ich ihn darauf lege, der alſo 4 Zoll lang, 3 Zoll breit und faſt 2 Zoll hoch iſt. Er hat eine mehr eyrunde als laͤngliche Geſtalt, iſt allenthalben faſt gleich breit, vorn und hinten ſtumpf angerunder. Die Woͤlbung der Oberſchaale iſt faſt uͤberall gleichmaͤßig und regulaͤr, vorne ſeicht ausgeſchweift, mit kaum merklich vor⸗ ragender erſter Randſchuppe, an den Seiten ziem- lich geradlinig und mit ſenkrechten Randſchuppen bis zur untern auf jeder Seite, die ſich bis zur letz— ten etwas abſchuͤſſig auswaͤrts beugt, ſo wie von der dritten bis zur erſten, die ſich ebenfalls vor— waͤrts beugen und am unterſten Rande aufgeſtuͤlpt erſcheinen, beſetzt. Die Scheibe hat in drey Rei— hen drepzehn Felder &), welche ſehr wenig erha— ben, am Ruͤckenfelde durch eine ſeicht zickzackfoͤrmi— ge und am Rand und an der Seite und hinten | durch x) Doch giebt es auch hierin Ausnahmen; denn die Schoͤpfiſche Figur hat deren 15, in der Mit: telreihe eine vierte und in der linken Seitenreihe eine vierte Schuppe uͤberzaͤhlig eingeſchaltet. Die areolitte Schildkröt. 357 durch eine gleiche und tiefe Nath abgeſondert find, Schon dieſe Abſonderungslinien davon geben zu er— kennen, daß ſie ſich im Ganzen, mii den aͤhnlich gezeichneten Schildkroͤten verglichen, mehr oder weniger der viereckigen Geſtalt naͤhern. Vom aͤußerſten Umfang jedes Feldes erheben ſich ſtufen— weile 5 bis 9 concentriſche, mehr flache als erha- bene, auch wohl in der Mitte noch fein durchfurch— te Rippen, wovon die innere die durch eine tiefe Furche abgeſondertſte und erhabenſte, nicht immer aber die breiteſte iſt. Dieſe gerippte Einfaſſung iſt gewoͤhnlich von allen Seiten gleich breit, doch macht davon bey groͤßeren Exemplaren das erſte bis dritte Feld der Mittelreihe eine Ausnahme, wo die Rippen am hintern Rande ſchmaͤler ſind als am vordern, ſo daß das chagrinirte gleichgeſtaltete Schuppenfeldchen nicht allzeit in der Mitte des Feldes liegt. Die Schuppenfeldchen liegen an kleinern Exemplaren merklich niedriger, bey groͤ— ßern aber weniger merklich als die Randrippen. Bey einigen Exemplaren hat das erſte und zweyte, bey andern auch das dritte und vierte Schuppenfeld der mittlern Reihe einen deutlichen Kiel, bey den wenigſten hat ihn das erſte und vierte Feld; alle aber haben, fo wie auch die Seitenfelder, in der Mitte eine irreguläre Erhöhung meiſt in der dun— keln Form eines Kreuzes. Die größten Felder find in der Mitte und auf den Seiten das zweyte und drit— te, dann folgen die beyden erſten auf den Seiten, die übrigen find ſich dann in der Größe faſt gleich. | 9: Das \ 358 Schildkröten. Das erſte Mittelfeld iſt fuͤnfeckig, und da die obere Seite, wiewohl undeutlich, in der Mitte eine Beugung zeigt, auch wohl ſechsechig; das zweyte iſt undeutlich ſiebeneckig, die untere Seite iſt naͤmlich in vier ungemein ſtumpfwinkliche Seiten ge⸗ theilt; das dritte iſt ſechseckig und die vordere und hintere Seite gleich; das vierte ebenfalls fechsek⸗ kig, doch die hintere Seite ſchmaͤler, und das fuͤnf⸗ te ungleich viereckig, wenn man aber die untere Seite in drey Theile theilt, wie die ſehr ſtumpfen Winkel andeuten, auch fechseckig. Das erſte Seitenfeld iſt ein Quadrant, oben mit ſtark abge⸗ ſtutzter Spitze, das zweyte und dritte iſt fuͤnfeckig und das vierte ungleich viereckig. Die Rande ſchuppen ſind alle etwas verſchoben viereckig, nur die zwey vorderſten (ovalen und ungepaarten kiel⸗ foͤrmigen) fuͤnfeckig; ſie haben einen geraden und ganzen Rand, der neben den drey erſten Schuppen auf jeder Seite etwas ſcharf und in die Höhe ge⸗ zogen auslaͤuft, an der Seite ſich aber ſehr ſtumpf mit dem Oberſchilde vereinigt, doch zeigen die juͤn⸗ gern Schaalen uͤberall einen ſcharfen Rand; die erſte Schuppe auf jeder Seite an der kleinen unge⸗ paarten, fo wie die hinterſten find die größten, die übrigen find alle gleich und die hinterſte hat an mei⸗ nem Exemplar keine Spur einer Theilung, wie es bey andern angegeben wird; die Rippen der Nand- felder find nicht fo ſchoͤn regelmäßig, ſondern ge— wohnlich noch mit feinen Adern durchzogen, das merk⸗ f Die areolirte Schildkroͤte. 359 merklich vertiefte Schuppenfeldchen liegt unten in der hinteren Ecke, nur wie ſich von ſelbſt verſteht, bey dem letztern in der Mitte. Der Bauchſchild iſt ganz platt, an den Seiten der Fluͤgel etwas gewoͤlbt, hinten merklich kuͤrzer als die Oberſchaale und maͤ ßig eingeſchnitten, vorn abgeſtumpft und an mei— nem Exemplare dreymal flach ausgekerbt; er iſt durch die mittlere Laͤngsnath und durch die fuͤnf Seitennaͤthe in 12 Felder getheilt, von welchen die beyden vorderſten ſehr klein und das vierte auf jeder Seite ſehr groß iſt. Die ſtarken Fluͤgel ſind durch eine ſehr enge und feſte Knochennath an das halbe vierte bis zum halben neunten Randfeld ge⸗ bunden. Der ausgeſchnittene Raum für den Kopf und den Vorderfuͤßen iſt ſehr weit und hat eine Backofenloch⸗Geſtalt, der zu den Hinterfuͤ⸗ ßen und den Schwanz iſt klein. An meinem Exem⸗ plare iſt die Farbe der aͤußern Einfaſſung der Fel⸗ der gewoͤhnlich nur auf den drey aͤußern Seiten ſchmal rothbraun und der innere Raum hellgelb; an dem Rande iſt gewöhnlich bloß die äußere Sei⸗ te rothbraun und das ganze uͤbrige Feld hellgelb. Die Unterſchaale iſt ſtrohgelb und hat ſechs auf den mittlern Schuppen vertheilte dreyeckige kaſta⸗ nienbraune Flecken. Andere Schaalen ſind ganz gelb; und an dem Schoͤpfiſchen Exemplare war die Farbe der Schuppenfelder rothgelb, die innern Rippen der Felder weiß, und der tiefere Raum zwiſchen den erhabenen Theilen der Felder 3 4 | ſchmuz⸗ 360 Schildkroͤten. ſchmutzig braun; die Unterſchaale durchaus ſtroh⸗ oder ſehr blaßgelblich. Das Vaterland iſt Oſtindien. Seba ſagt, ſein Exemplar ſey aus Braſilien. Es it alſo die Heymath noch nicht ganz ausgemacht. 23. Die e A N lee. A le / * Die zierliche Schildkröte. 361 23. Die zierliche Schildkröte. Testudo elegans. Sebae. ) (Taf. XIX. Fig. 1.) Es iſt eine Land⸗Schildkroͤte. Man Hält fie beym erſten Anblick fuͤr eine geometriſche. Wenm Commenſons Schildkroͤte hierher gehört, wo⸗ ran faſt nicht zu zweifeln iſt, fo wird die Schaale 8 Zoll. lan g. An dem von Hrn. D. Schoͤpf abgebildeten und beſchriebenen Exemplare, hat die Oberſchaale 2 Zoll 8. Linien Laͤnge, 2 Zoll 3 Linien Breite und r 3 3 Zoll y) Testudo terrestris ceilonica es minor. Seba, Thes. I. tab, 79. fig, 3. Testudo elegans. T. testa hemisphaerica, scutellis suleatis convexis quadrifariam Bir- gatis; areolis planis punctatis, latioribus quam longis. (Die Oberſchaale halbkugelich- gewoͤlbt, mit erhabenen gefurchten, vierftreifigen: Feldern; die Schuppenfelder platt, punktirt, breiter als lang. Schoͤpf, N. G. der Schildkr. S. 131. Taf XXV. La jolie tortue terrestre de Madagascar s. Te- studo alte fornicata, dorsi scutis subpentago-: ne striatis nigris, centro punctato radiisque luteis. Commensen, in XXV. labore Zoo- logico in Madagascari exantlato Mser. (2 Die zierliche Schildkroͤte. Donndetes Zool. Beytr. IV. S. 23. Nr. 9 S. oben auch eine Varietaͤt 14 Geometriſchen Schildkroͤte. 362 Schlildkroͤten. Zoll 5 oder 6 Linien Hoͤhe. Dabey mißt der Bogen von Rand zu Rand, der Laͤnge nach und über die Queere faſt 4 Zoll. Der Kopf it klein mit kleinen Schuppen belegt; die Naſe ſtumpf; der aͤußere Rand des Oberkiefers von oben herab geſtreifelt. Die Vorder- und Hinterfuͤße ſind kolbig, erſtere laͤnger, mit ſtarken laͤnglichen Schuppen belegt und mit fuͤnf Krallen bewaffnet; die hintern mit kleinen Schuppen und vier Krallen verſehen. Der Schwanz iſt kegelfoͤrmig und kurz. Kopf, Schwanz und Fuͤße haben die gelbe Farbe des Schildes zur Hauptfarbe. Die Scheibe hat 13 Felder, welche die den meiſten Arten gewoͤhnlichen fuͤnf und ſechseckigen Geſtalten haben. Sie erheben ſich nach der Mitte zu mittelſt mehrerer paralleler Reife und Furchen. Die Umriſſe der Felder find. meiſt geradelinig und geradewinklich; fo auch ihre Verbindungsnaͤthe, einfach, gerade und ſo genau gefuͤget, daß ſie vor den uͤbrigen Furchen kaum anders, als nach ihrer tiefſten Lage zu unterſcheiden find, | So wie die aͤußern Reife undeutlich und ſchmal ſind, ſo werden ſie nach innen deutlicher; der innerſte um das Schuppenfeld pflegt jedesmal der breiteſte zu ſeyn, und folgt genau dem N Umriſſe des Feldes. Das Schuppenfeld iſt platt, 1 (uicht eingedruͤckt oder vertieft, wie an der Geometriſchen) rauh punktirt, im Verhäaͤltniſſe zu ſeinem Felde groß, und uͤberhaupt breiter als lang; durch 1 — in, Die zierliche Schildkröte 363 che Umſtaͤnde fi ch dieſe Art ſchon fer von der Geo⸗ metriſchen unterſcheidet. Die Hauptfarbe des Oberſchildes iſt glaͤnzend ſchwarzbraun; die Einfaſſung der Schuppenfelder lichtbraun; die Schuppenfelder ſelbſt ſtrohgelb, und von der nehmlichen Farbe ſind die ſchoͤn ge— ordneten breiten Streifen, welche ſich aus den Ecken der Schuppenfelder auswaͤrts verbreiten, und indem ſie ſich mit andern ihnen begegnenden verbinden, zwiſchen ſich ziemlich regelmäßige Sechs⸗ ecke, Rauten und Triangel bilden. Der Rand des Oberſchildes haͤlt ringsum mit der Scheibe gleiche Woͤlbung, und iſt an den Seiten faſt ganz ſenkrecht. Vorn iſt er ſtark aus: geſchnitten; ringsum ſehr ſcharfkantig; nach hin- ten mehr oder weniger gekerbt. Die Felder ſind alle ziemlich viereckig. Das Schuppenfeld, nebſt der obern hintern, und untern vordern Haͤlfte ſind blaßgelb, der übrige Theil ſchwarzbraun. Der Rand hat aber nur 23 Felder; ein vorderſtes fehl- te; das hinterſte iſt das breiteſte und ungepaart. Der Bauchſchild iſt um weniges kuͤrzer als der Oberſchild; er iſt nach der Mittellaͤnge herab flach vertieft, und in zwoͤlf Felder abgetheilt, gelb von Farbe, und an der innern Seite der Quernaͤ⸗ the braun gefleckt. Der vordere Fortſatz iſt vorne zugerundet und doppelt ausgekerbt; der hintere iſt ſcharf und tief ausgeſchnitten. Als Vaterland dieſer Schildkröte wird O ſt i n⸗ dien angegeben. Schoͤpf. 25. Die 364 Schildkroͤten. 24: Die platte Schildkroͤte. Testudo planitia. Gronov. 2) Es iſt eine noch nicht ganz beſtimmte Land - Schild« Fröten - Art. | BE | Der Kopf iſt eyrund, vorn ſpitzig, oben ges woͤlbt und niedergedruͤckt; die großen runden Au⸗ gen liegen vorn am Kopf nahe beyſammen; der Schnabel hat eine ſtumpfe, etwas vorragende Spitze; die Kinnladen ſind ungezaͤhnelt; die un⸗ tere endigt ſich mit einer krummgebogenen Spitze; die runde Zunge liegt looſe. Der eyrunde ges woͤlbte Oberſchild beſteht aus erhabenen gleichen und breiten Blaͤttern; der Unterſchild iſt an den Seiten ſchmal und zieht ſich daſelbſt in eine ſcharfe ganze Kante zuſammen. Die vier Fuͤße ſind kurz und dick, mit fünf ſpitzigen krummen Krallen bes waffnet. Sie wohnt in Surinam. Z) Testudo planitia. T. pedibus digitatis, te- sta ovali convexa laevi. Gronov. Zooph. n. 76. — Gmelin Lin. Syst. I. 3. p. 1045 n. 32. Testudo pedibus cursoriis, unguibus acumina- tis quinis palmarıım plantarumgue, Gronov. Mus Ichth II p. 36. n. 70. — Schneiders N. G. der Schildkr. S. 361. Die flachkoͤpfige Schildkroͤte. Donndorfs Zool. Beytr. III. S. 31. Nr. 32. 25. Die 2 9 N 8 5 e ee e ge eG N ee Die ſchuppige Schildkroͤte. 365 25. Die ſchuppige Schildkroͤte. Testudo squamata, Bontü. a) Ich habe dieß zweydeutige Thier, das nach Bon⸗ tius niemand wieder weder geſehen noch beſchrie⸗ ben hat, mit Fleiß bis zum Ende der Naturge— ſchichte der Schildkroͤten verſpart, weil es hier als ein natuͤrliches Bindeglied zwiſchen dieſer und der folgenden Gattung ſtehen kann. Linne“ hat es zur ſchieferartigen Schildkroͤte gerechnet, allein dahin gehoͤrt es gewiß nicht; es gehoͤrt viel⸗ leicht gar nicht zu den Schildkröten. Doch iſt es auch kein Schuppenthier (Manis) ob es ſich gleich auch dieſer Geſtalt nähert, Wir laſſen es alſo un« ter den Schildkroͤten ſtehen, wohin es Bontius N ſe tt. a) Testudo squamata, Tamach (unten ſteht Tau- 8 nah), alüs Larii dieta Jacobi Bontii hist. nat. et med. Lib. V. c. XXX. p. 82. in Guil. Pisonis Indiae utriusque re naturali et me- dica. Walbaums Chenologr. S. 4. — Schoͤpfs N. G. der Schildkr. S. 87. Testudo squamata. T. corpore ovato super- ne una cum callo cauda et pedibus squama- to inferne laevi et molli. Schneiders N. G. der Schildkr. S. 340. Nr. 10. — Gmelin Lin. Syst. I. 3. p. 1040 n 21. | Die weichbaͤuchige Schildkröte Don dorfs Thiergeſch. S. 413. Nr. 6. Ra Die ſchuppige Schildkröte. Deſſen Zool Beytr. III. S. 18. Nr. 21. 366 Schildkroͤten. ſetzt. Er hat zwey Exemplare davon geſehen und eins davon eine Zeitlang im Waſſer unterhalten. Der Kopf iſt klein, und wie an einer Schlange geſtaltet; die Augen find klein und nach allen Sei⸗ ten beweglich; die Zaͤhne ſehr ſpitzig, womit das Thier kleine Fiſche faͤngt und zerfleiſcht. Der gan⸗ ze Koͤrper iſt oben mit Schuppen, wie bey dem Karpfen, nur daß ſie dicker ſind, bedeckt. Der Schwanz iſt lang und ebenfalls mit Schuppen be= deckt. Der Bauch glatt, weich und daher leicht zu verwunden. Er nennt es ein Amphibium; mußte es alſo zu den Flußſchildkroͤten zaͤhlen. An der Figur ſieht man die Schuppen an den Fuͤßen deutlich, nicht aber die Anzahl der Finger oder Naͤgel, auch nicht die Schwimmhaut; die hintern Fuͤße ſind etwas laͤnger als die vordern; der Kopf iſt langgeſtreckt, und die obere ungezaͤhnte Kinnla⸗ de ragt vorn etwas gebogen weit uͤber die untere hervor. Die Schuppen ſind kleiner, zahlreicher und liegen nicht in der Ordnung neben- oder viel⸗ mehr uͤbereinander, wie bey den uͤbrigen Schild— kroͤten; das hinterſte vorſtehende Ende iſt drey— eckig. Sie laufen in gleicher Groͤße und Richtung uͤber den langen Schwanz hin; gegen den Kopf zu aber werden ſie kleiner. u | Die Ja van er nennen dieß Thier Taunah, welches ſo viel als Erdgraͤber heißt, weil es ſich an den Ufern der Fluͤſſe Hoͤhlen in die Erde graͤbt, um ſich darin zu verbergen. Bey den Chi— neſen heißt es Lary, welches einen Läufer be⸗ 5 deu⸗ Die ſchuppige Schildkröte. 367 deutet, im Öegenfaße (per antiphrasin) feiner Lang⸗ ſamkeit, da keine Schildkroͤte langſamer geht als dieſe. Ueberhaupt iſt es von Natur ein kaltes, ſchlaͤfriges und traͤges Thier. Sein Fleiſch hat ei⸗ nen vortrefflichen Geſchmack. Auch brauchen die chineſiſchen Aerzte die Schuppen getrocknet, zu Pul⸗ ver gerieben und mit ihren gebrannten Waſſer oder Reißwaſſer vermiſcht, in choleriſchen Zufaͤllen und in der Dyſenterie, und Bontius will ihre ſchmerz— ſtillende Kraft in der Kolik erfahren haben. 5) B. 5) Zum Schluß der Schildkroͤten will ich noch det Landſchildkroͤte erwähnen, deren in Bertram's Reiſen durch Nord- und Suͤdcarolina, Ueberſetzung von Zimmermann. Berlin 1793. S. 175 er 5 waͤhnt wird, deren Beſchreibung aber zu unbe— ſtimmt iſt, als daß man entſcheiden koͤnnte, ob ſie zu einer der vorhergehenden Arten, z. B. der plat⸗ ten (Nr. 24) gehört, oder eine neue Art iſt. Sie wird Gopher genannt. Voͤllig ausgewachſen iſt die Oberſchaale faſt 18 Zoll lang und zo bis 12 Zoll breit und der Ruͤcken ſehr hoch; ſie beſteht aus vielen regelmäßigen, durch Naͤthe vereinigten Abz theilungen und iſt mit dünnen hornartigen Schup⸗ pen bedeckt; die Unterſchaale iſt in fuͤnf Theile der Queere nach getheilt, vorn ſpatelfoͤrmig, hinten ausgeſchnitten; beyde Schaalen haͤngen an den Seiten durch einen hohen hornartigen Knorpel zu: ſammen. Der Kopf iſt maͤßig groß; die obere Kinnlade ein wenig gekruͤmmt, mit harten ſcharfen Ecken; die Augen groß; die Naſe geſpitzt; die Vor— derbeine mit breiten hornartigen Schuppen bedeckt, ohne Zehenabtheilungen mit fünf langen etwas fla⸗ chen 368 Schildkröten. chen Naͤgeln; die Hinterbeine ſcheinen gleichſam abge⸗ ſtumpft zu ſeyn, und haben breite, ſtumpfe Naͤgel, deren Anzahl unbeſtimmt, und nicht allzeit dieſelbe iſt. Die gewoͤhnliche Farbe des Thiers iſt hellafch grau, ſo daß man es in einiger Entfernung fuͤr einen Stein oder Baumſtrunk anſieht. Es lebt auf duͤr— ren Sandhuͤgeln, worein es ſich große und tiefe Höhlen graͤbt, und eine erſtaunliche Menge Erde auswirft. Die Eyer find größer als eine Muske⸗ tenkugel, vollkommen rund und die Schaale hart. Dieſe Schildfröte wird für eine vortreffliche Speiſe gehalten. B. . Die 369 Die Eidechſen. Nie Eidechſen machen unter allen Friechenden Amphibien die zahlreichſte Gattung aus. Nach einer genauen Vergleichung ſowohl meiner eigenen als fremder Naturforſcher und Reiſebeſchreiber Beo⸗ bachtungen über dieſe Thiere, glaube ich ſechs und funfzig in der Lebensart und den aͤußern Merk⸗ maalen verſchiedene Arten zaͤhlen zu muͤſſen. Sie ſind leicht von den andern kriechenden Amphibien zu unterſcheiden; an dem Mangel der knoͤchernen Schaale von den Schildkroͤten, und an dem Schwanze von den Froͤſchen, Laubfroͤſchen und Kroͤten, die keinen haben. Ihr Koͤrper iſt mit dickeren oder duͤnneren Schuppen, oder mehr oder weniger hervorſtehenden Warzen bedeckt. Ihre Groͤße wechſelt von zwey oder drey Zolle bis zu ſechs und zwanzig bis dreyßig Schuhen Länge, Die Geſtalt und das Verhaͤltniß ihres Schwanzes iſt ebenfalls abwechſelnd; man findet ihn platt und rund, zuweilen ſo lang wie der Koͤrper, zuweilen ganz kurz; durchgehends aber ſteht er horizontal und iſt an ſeiner Wurzel beynahe ſo dick als der Hintertheil des Koͤrpers, an dem er ſteht. f Die Hinterfuͤße der Eidechſen ſind laͤnger als die vordern. Sie haben fuͤnf, vier, auch nur Dela Cepede's Naturg d. Amph. I. Bd: Aa drey 5 379. | Eidechſen. | drey Zehen vorn und hinten. Ben den meiſten find die fünf Zehen an den Hinterfuͤßen von uns gleicher Laͤnge, die dritte und vierte find die läng- ſten und die aͤußere iſt wie ein Daumen von den andern getrennt, da im Gegentheil bey den leben— dig gebaͤhrenden vierfuͤßigen Thieren die Zehe, wel che den Daumen vorſtellt, nach innen ſteht. Die Zahl der Finger ⸗Gelenke ſchraͤnkt ſich nicht wie bey den Saͤu gethieren auf zwey oder drey ein, man findet zuweilen vier, wie bey den Vöo⸗ geln, dadurch koͤnnen ſie beym klettern ſich leicht an den Zweigen der Baͤume feſt halten. Die Lebensart dieſer Thiere iſt eben fo ver⸗ ſchieden wie ihre aͤußere Bildung; einige leben im Waſſer oder an den wuͤſten Ufern großer Stroͤme, und Moraͤſte; andere hingegen waͤhlen gerade die bewohnten Gegenden am liebſten zu ihrem Aufenk⸗ halte. Einige wohnen in den Gehoͤlzen und Elet- tern ohne Mühe auf die hoͤchſten Zweige der Baͤu⸗ me, andere haben haͤutige Fluͤgel an den Seiten, womit ſie ſich eine betraͤchtliche Weite durch die Luft forthelfen koͤnnen, und verbinden fo mit dem Talente zu ſchwimmen und zu klettern zugleich die Faͤhigkeit von Aſt zu Aſt zu fliegen. UUm in der Aufzaͤhlung der großen Menge von Thieren, welche die Eidechſen⸗ Gattung ausma⸗ chen, einige Ordnung zu beobachten, habe ich die⸗ jenigen, welche ſich in ihrer Groͤße, aͤußeren Bil⸗ dung und ihrer Lebensart am naͤchſten kommen, in acht Webeilpnsten oder Familien a zuſam⸗ Eidechſen. 3571 zuſammengeſtelt ). Die erſte von eilf Arten, begreift die Krokodille, Schleuderſchwaͤn⸗ ze, Drachenköpfe und die übrigen Eidechſen, die einen platten Schwanz und eine Groͤße von mehrern Schuhen haben. In der zweyten Ab- theilung ſind die Leguane und andere kleinere (obgleich oft 4— 5 Fuß lange) Eidechſen, die ſich durch einen Kamm von in die Höhe ſtehenden Schuppen laͤngs dem Ruͤcken auszeichnen. Dieſe Abtheilung enthaͤlt fuͤnf Arten. In die dritte Abtheilung ſtelle ich die bey uns gemeine graue und im füdlichen Frankreich häufige grüne Ei⸗ dechſe mit noch fuͤnf andern Arten, die ſich alle | Aa 2 durch 6) Andere machen aus dieſen Familien, wenigſtens aus mehrern derſelben, beſondere Gattungen. Es kommt hier darauf an, wie man die hierherge— hoͤrigen Thierordnungen beſtimmt. So tren: nen z. B. Laurenti und Herr Batſch die Ei⸗ dechſen und Froͤſche als Ordnungen und vertheilen alsdann meiſt nach den Familienkennzeichen unſers Verfaſſers dieſelbe in Gattungen. Eben ſo nimmt Hr. Schneider in ſeinen critiſchen Abhand— lungen über die Amphibien, mehrere Gattungen ſ. deſſen Amphib. Physiol. Spec. II. und hist. amphib nat. et lit. Fasciculus II) und ſetzt be⸗ ſonders ſtatthafte Kennzeichen fuͤr die Gattungen Stellio und Salamandra feſt. Man vergleiche uͤber dieſe Eintheilung der Eidechſen und ihre Ein⸗ theilung: Laurenti Synops. reptil p. 36 63. Ordo Il. — Batſch, Anleitung zur Kenntniß der Thiere. J. S. 437 441. 454 — 457. Genus CXIX — CXXXI. Aleyers Synops. rept. p. 15 — 32. Ueberhaupt wegen der hierhergehoͤrigen Schriften: Donndorfs Zool. Beytr. II. S. 69. B. STR: Eichdechſen. durch den fehlenden Kamm auf den Ruͤcken, den runden Schwanz und ziemlich große in Queerbaͤn— der getheilte Bauchſchuppen unterſcheiden. Die Queerbaͤnder und der Kamm auf dem Ruͤcken fehlen der vierten Abtheilung. Dieß und der runde Schwanz find ihre Unterſcheidungs⸗ merkmaale. Sie begreift 21 Arten, von denen ich nur den Chamäleon und den Stink, den man faͤlſchlich das Landkrokodil nennt, anfuͤhre. Der Gecko, Geckotte und noch eine dritte neue Art machen die fuͤnfte Abtheilung aus. Ihr Kennzeichen ſind dachziegelfoͤrmig uͤber— einanderliegende breite Schuppen auf der untern Seite der Zehen. Die ſechſte Abtheilung begreift die Sepe und Chaleide, die an den Vorder- und Hinter- fuͤßen nur drey Zehen haben. Die ſiebente Abtheilung unterſcheidet ſich durch die flügelähnlichen Haͤute, deren oben Er⸗ waͤhnung geſchah. Ich zaͤhle in dieſer Abtheilung nur eine Art, zu der ich alle die gefluͤgelten Eidechſen rechne, die bey den Reiſebeſchreibern vorkommen. Die Gruͤnde davon wird man unter dem Artikel fliegender Drache finden. Die achte Abtheilung endlich begreift ſechs Arten, zu denen ich den Erd- und Waſſer— Salamander zähle, Dieſe ſechs Arten un⸗ terſcheiden ſich dadurch, daß fie drey oder vier Ze» hen an den Vorderfuͤßen und vier oder fuͤnf an den Hinterfuͤßen haben. Ich laſſe dieſen Thieren aus- ſchließ · Eidechſen. 373 ſchließlich den Namen Salamander, mit dem man oft mehrere unter ſich ſelbſt und von den aͤch— ten Salamandern ſehr verſchiedene Eidechſen be» nannt hat. Sie haben alle viele Aehnlichkeit mit den Froͤſchen und andern ungeſchwaͤnzten Amphi⸗ bien, nicht allein wegen ihrer ſchuppenloſen Haut, ſondern auch in ihrer Lebensart, ihren Verwand⸗ lungen, ehe ſie zum voͤlligen Wachsthum gelangen, und ihrem laͤngern oder kuͤrzern Aufenthalte im Waſſer⸗ Auch im Bau der inneren Theile, und der Form und Zahl der Knochen naͤhern ſie ſich denſelben. Sie haben zwar Halswirbelbeine wie die andern Eidechſen, aber beynah alle haben keine Rippen wie die Froͤſche, und ſie machen alſo den Uebergang von den geſchwaͤnzten zu den unge— ſchwaͤnzten Amphibien. Beynahe alle Eidechſen haben nicht mehr als 2 — 4 Halswirbelbeine, aber das Krokodill, das durch ſeine Groͤße und Kraft an der Spitze diefer Thiere ſteht und auf der ent- gegengeſetzten Seite, wie hier die Salamander, das letzte Glied in der Reihe iſt, hat acht Wirbel⸗ beine am Halſe, wie alle Saͤugethiere. So ver- bindet es die Eidechſen mit den vollkommner orga- niſirten Geſchoͤpfen, und ſchließt ſich zugleich durch mehrere Stuͤcke in ſeiner Lebensart und Bildung an die Seeſchildkroͤten an. Aa 3 Erſte 374 Eidechſen. . : yy ß . EEE TEE Erſte Abtheilung. id e mit plattem Schwanze und fünf Zehen an den Vorderfuͤßen. Die Kroko di lle. Vergleicht man die Berichte der Reiſebeſchreiber, die Beobachtungen der Naturforſcher und die Der ſchreibungen der Nomenelatoren miteinander, um zu beſtimmen, ob es mehrere Arten von Krokodil⸗ len giebt, oder ob die an den Individuen bemerk⸗ ten Verſchiedenheiten nur vom Alter, Geſchlecht oder Klima herruͤhren, ſo ſtoͤßt man in Abſicht auf die Geſtalt, Farbe, Größe, Lebensart, Woh⸗ nung dieſer großen Amphibien auf eine Menge von Widerſpruͤchen. Die Reiſebeſchreiber ſchrei— ben dieſem Thiere Eigenſchaften zu, die anderen in Sitten und Bildung ganz verſchiedenen Eidech⸗ ſen gehoͤren. Sie geben ihm ſogar die Namen dieſer Thiere. Sie ſagen, es hieße bald Ligar, bald Guan 9 beydes Abkürzungen des Worts Igu⸗ 4) Allgem. Geſch. der Reifen. ytes Buch. 1 Eidechſen. 1 Igua ne (Leguan), das eine ganz andere Eidechſe iſt. Nach dieſen Abweichungen des Namens, der Geſtalt und Lebensart machen ſie denn mehrere Arten von Krokodillen. Alle wirklichen Krokodille aber ha— ben fuͤnf Zehen an den Vorderfuͤßen, und vier mit einer Schwimmhaut verbundene Zehen an den Hinterfuͤßen, und nur an den drey innern Zehen jedes Fußes Naͤgel. Nach Unterſuchung aller großen Eidechſen, die dieſes Unterſcheidungskenn— zeichen haben, und genauer Bemerkung aller Wer: ſchiedenheiten an den Individuen, die ich felbft ge⸗ ſehen, oder bey Schriftſtellern und Reiſebeſchrei— bern gefunden habe, glaube ich nicht mehr als drey Arten dieſer ungeheuern Geſchoͤpfe anneh- men zu duͤrfen. Die erſte Art iſt das gemeine oder aus⸗ ſchließlich ſogenannte Krokodill, das die Ufer des Nils bewohnt, vorzüglich in Afrika den Na- men Alligator führt, und das gruͤne Kroko⸗ dill, wie man es auch ſchon genannt hat, heißen koͤnnte. Die zweyte Art iſt das ſchwarze Krokodill vom Senegal, wo es Adanſon ſah, und die dritte das Krokodill, das an den Ufern des Ganges wohnt, und dem wir feinen Indiſchen. Namen Gavial laſſen. Dieſe drey Arten kom⸗ men in den angezeigten Hauptkennzeichen uͤberein, ſind aber durch andere Merkmaale verſchieden, die ich weiter unten anfuͤhren werde. Man giebt gewoͤhnlich den Amerikaniſchen Krpkodilen den Namen Kaymans, den fie in Aa 4 8 ihrem 376 ö Elidechſen. ihrem Vaterlande fuͤhren; ich habe mehrere von ihnen, von verſchiedenem Alter ſorgfaͤltig mit den Aegyptiſchen Krokodillen verglichen, und nicht den mindeſten Unterſchied, der nicht vom Einfluffe des Kluma's herruͤhren konnte, unter ihnen finden koͤnnen; alſo mich zu keiner Trennung der Arten berechtigt gefunden. Wenn ihre Kinnbacken zu⸗ weilen etwas kuͤrzer ſind, ſo iſt dieſer Unterſchied doch viel zu unbedeutend, und nicht beſtaͤndig ges nug, um die Kaymans fuͤr eine beſondere Art zu halten, um ſo mehr, da ſie in der Zahl der Zaͤhne ſo ſehr mit den Aegyptiſchen uͤberein kommen, als die Individuen dieſer letztern untereinander ſelbſt. Man ſagt das Geſchrey der Kaymans ſey ſchwaͤcher, ſie haͤtten weniger Muth, und waͤ⸗ ren kleiner; aber das iſt hoͤchſtens nur von den Krokodillen einiger Gegenden, beſonders um Gui⸗ ana, wahr e). Die Kaymans von Luiſia⸗ na bruͤllen wenigſtens eben ſo ſtark als die Kroko⸗ dille der alten Welt, und find zuweilen noch groͤ— ßer und kuͤhner; im Gegentheil giebt es hier Laͤn⸗ der, wo die Krokodille beynah ſtumm und fo furcht⸗ ſam und gutmüthig find, als die in Guiana. Das e) Um den Unterſchied zwiſchen dem Nil-Kroko⸗ dill uud den Amerikaniſchen näher kennen zu lernen, werde ich unten zur Vergleichung die Be— ſchreibung des Amerikaniſchen Krokodills beyfuͤgen, da überdem die Sache noch nicht fo aus- gemacht ſcheint, daß ſie beyde zu einer Art gehoͤren, als fie hier Hr. La Cepe de vortraͤgt. B. Eidechſen. 5 | 377 Das Nilkrokodill und der Kayman find daher nur Eine Art, die in beyden Welttheilen, je nachdem das Klima mehr oder weniger warm iſt, je nachdem ſie mehr oder weniger Nahrungsmittel und Gewaͤſſer finden, in der Groͤße und Lebensart einige Veraͤnderungen leidet. Dieſe erſte Art waͤre alſo beyden Welttheilen gemein, da man hin⸗ gegen das ſchwarze Krokodill nur noch in Afrika, und den Gavial an den Ufern des Ganges gefunden hat. Reiſende, welche die oͤſtlichen Kuͤſten von Suͤdamerika beſucht haben, ſagen, man finde dort eine große Eidechſe die ſie fuͤr eine kleinere, von der gewoͤhnlichen deutlich unterſchiedene Art Kaymans ausgeben. Aber dieſer vorgebliche Kayman iſt der ſogenannte Drachenkopf (Lacerta Drocoena, Lin.) der oft 5 — 6 Schuh lang wird. Meine Vermuthung daruͤber wurde durch einen aufmerkſamen Beobachter, der aus Guiana kam, beſtaͤtigt; ich zeigte ihm die obengenannte Art, und er erkannte ſie gleich fuͤr die Eidechſe, die man dort fuͤr die kleinere Gat⸗ tung des Kaymans ausgiebt. Dampier hält auch eine große Art Eidechſen, die in Neuſpanien und einigen andern Gegen— den Amerikas gefunden wird, und die die Spas nier auch Kaymans nennen, fuͤr eine neue Art Krokodille f). Ich glaube aber, daß dieſe Thiere vielmehr die ſogenannten Schleuder— Aa 3 ſch waͤn⸗ 5 Dampier, Tom, Ill. p. 287, u. f. 385 Eäidechſen. ſchwaͤnze find, denn fie haben ganz das Inter: ſcheidungsmerkmaal dieſer Art: wenn ſie laufen, ſagt Dampier ſelbſt, ſo tragen ſie das Ende des Schwaͤnzes hoch und wie ein Bogen gekruͤmmt, da die Krokodille hingegen ihn immer mehr hinter ſich her ſchleppen. Ueberdem haben die Krokodille aller Laͤnder vier Druͤſen, die einen ziemlich ſtar⸗ ken Biſam⸗ Geruch verbreiten, auch dieſe fehlen ihnen nach Dampier's Bericht; ein neuer Grund ſie nicht unter die Krokodille zu zaͤhlen. Jetzt wollen wir die hiehergehoͤrigen drey Arten von Rieſen unter den Eidechſen naͤher betrachten, und mit der anfangen, die an den Ufern des Nils wohnt, und ſchon ſeit den aͤlteſten Zeiten be⸗ Fang iſt. Das Das gemeine Krokodil, 379 ‚I Das gemeine Krokodill. (Le Crocodile proprement dit.) g) Wie die Natur dem Adler die Herrſchaft in die hoͤheren Regionen der Atmoſphaͤre, und dem Loͤ⸗ | wen g) Keen und Ne. ax gendes. Gr. (Aristote- les, hist. anim. II. c. 91 — Aelianus, higt. anim II. c. 33. II. 11. V. 52. VIII. 4. IX 2. 58. XII. 15. XVII. 6. B.) Crocodilus, Lat. (Plinius hist, nat. VII. c. 1 50 | | Alligator, auf den afrikaniſchen Kuͤſten. Diasik, bey den Negern am Senegal. Cayman, in Amerika. 5 Takaie, in Siam. 1705 Lagartor, in Indien bey den Portugieſen. Jakara, in Braſilien. . Kimbuta, auf Ceylon nach Ray. Leviathan, in der Bibel nach Scheuch zer. Champsan, in Aegypten. FKimsak, in einigen tuͤrkiſchen Provinzen. Le Crocodile. D’Aubenton Eneycl. meth. Lacerta Crocodilus. L. cauda compressa Ser- rata, pedibus triunguiculatis, palmis pen- tadactylis, plantis tetradactylis palmatis. Lin. amph. rept, XII. p. 359. n. 1. Orocodilus. Gronev. mus p. 74. n. 47. Conrad Gesners Thiergeſch. ater Band. von den Amphib. Crokodil. Aldrov. aquat. 677. Crocodilus. Seba. I. tab. 103 und 104. Bellon. aquat, 41. Crocodilu s. „„ Eidechſen. wen die ungeheuren Wuͤſten des heißen Erdſtrichs anwieß, ſo theilte ſie dem Krokodill die Ufer des Meers Crocodilus. Bron, p. 461. Crocodilus. Jobi Ludolphi commentarius. Crocodilus, Pros. Alpin. Lugd. Bat. 1735. Tom. J. cap. 5. Jonston Quadr. tab. 79. fig. 3. Crocodilus. Crocodilus niloticus. C. americanus. C. africanus. C. terrestris. Laurenti speci- mien medicum etc. Viennae. 1768. p. 53 et 54. (Der gelehrte Naturforſcher Herr Lau- renti, der wiehkere neue Amphibienarten be: kannt gemacht hat, wuͤrde gewiß die vier oben benannten Arten zu einer einzigen gemacht ha— ben, wenn er nicht dem Seba gefolgt waͤre.) Ray, Quadr, 201. Lacertus maximus. Bont. Jav. tab. 55. Crocodilus cayman. Olear. mus, 8. tab 7 fig. 8. Crocodilus. F alisni Nat t. tab. 43. Catesby Carol. Tom. II. Lacertus maximus. La Ce». Ich will hier noch einige Synonymen beyfuͤgen, die vorzuͤglich auf das Nilkrokodill paſſen. Lacerta Crocodilus. IL. capite cataphracto, nucha carinata, cauda superne eristis binis lateralibus horrida. Blumenbachs Hand⸗ buch der N. G. S. 237. Nr. 1. — Gmelin. Lin. Syst. I. 2. p. 1057. Nr. 1. Das Krokodill. Muͤller Naturſyſtem 1. 9-8 79. Nr. 1. Taf. 12. Fig. 3. — Neuer Schauplatz der Natur. IV. S. 77 Onomatol. hist. nat. II. S. 469. Kruͤnitz, Encyklopaͤd. LIll. S. 571. Jablonsky, allgem. Lexikon. S. 252 Leske Naturgeſchichte. S. 307. Nr. 1. Borowsky Thierreich IV. 42. e FEE Das * Das gemeine Krokodil. 381 Meers und der großen Stroͤme dieſer Gegenden zu. Wies Ungeheuer, das auf den Grenzen des * | Meers Das Krokodil. Seckov's N. G. der Thiere. Il. Von den Amphibien. S. 90. Nr. 1. Eberts Naturlehre. J. S. 306. Funks N. G. I. S. 362. Klein, Claſſific. S. 299. Eberhard, Thiergeſ. S. 49. \ Bergmanns N. G. III. S. 227. Nr. r. Meidingers Vorleſ. l. S. 163. Nr. 1. Perault, Chanras und Dodarts Abhandlung. aus der N. G. III. S. 53. nebſt Zergliederung. Taf. 95. 96. 97. — — Loniceri Kraͤuterb. ©. 627. 5 — — Lobo, Reife nach Habeſſinien. I. S. 227. II. S. 48. — — Dampier, Reiſ. um d. Welt. II. S. 416. — — Norden, Reiſen durch Egypten und Nubien. S. 293. 302. 334. 444. | — — Donndorfs Thiergef. S. 423. Nr. 1. — — Manigfaltigkeiten. II. S. 575 — 382. — — Neue Mannigfaltigk. III. S. 759 — 764. BEZIES Hamburger Magazin. VI. S. 596. — Goeze's Nuͤtzliches Allerley. 2te Aufl. I. S. 105. Deſſen Naturalienkabinet. S. so. — — Anmerkungen uͤber alle Theile der Nas turlehre. II. S. 435. — — Sammlung allgem. Reiſen. III. S. 349. VI. S. 133. Das Nilkrokodill. Batſch, Thiere I. S. 459. — — Meine N. G. des Sn: und Ausl. I. S. 582. Nr. . Lacerta Crocodilus. Haſſelquiſt Reiſe nach Palaͤſt. Ueberſ. S. 344. Nr. 53. — — Hermann, tab. affın, anim. p. 244. 245. 256. Le Crocodile. Bonaterre Erpetol. 35, n. Pl. I. f. 3. | Cre, BER. Eidechfen. Meers und des feſten Landes wohnt, uͤbt feine Herrſchaft an den Bewohnern beyder Elemente aus. Da es allen uͤbrigen Geſchoͤpfen ſeiner Ord⸗ nung bey weitem überlegen iſt, und feinen Unter⸗ halt nicht mit dem Geyer und Tieger, wie der Adler und der Lowe zu theilen braucht, fo herrſcht es viel unumſchraͤnkter als dieſe, und feine Herr⸗ ſchaft iſt viel dauernder, da es zwey Elementen ge⸗ hoͤrt, ſich Nachſtellungen leicht entziehen kann, bey geringerer Waͤrme des Bluts, weniger Abgang ſeiner Kraͤfte hat, und weniger bedarf um ſie zu erſetzen, Crocodilus nilotieus. Schneider, amph. phys. Spec. I. p. 32. — — Meyer, Synops. rept. p. 1. n. 1. Crocodilus aquaticus. lein, quadr. disp, P. 101. | ' Orocodilus. Schwenkfeld, theriotr. Siles. p. ad 9 — — Krahe, dis. de Crocodilo, Lips. 1662. 4. | — — ‚Link, de Sceleto Crocodili inseissi=- li lapite. Lips 1718. 4. Acta erud. Lips. A. 1718. M. Apr. p 188. Mylii Saxonia subter. II 88. a — — Syeneri disquisitio de Crocodilo in lapide scissili expresso in Miscell Berolin. I. 1710, in Muͤnters Ueberſ. 1781. S. 5. — — Arduin, des dents de Crocodile trouvées dans la montagne de la Favorite etc, Journal encycl. 1763. Januar p. 146. — — Walch, vom verſteinerten Kopfſcelet ei⸗ nes Krokodils. Naturforſcher X. S. 279. Taf. 4. Fig. 8. a We e — — Poigt, de lacrymis Crocodili, in de- lic. physicis, Rost, 1671. 8, p. 89. B. Das gemeine Krokodill. | a 383 erſetzen, da es lange ohne Nahrung leben kann, und alſo ſeltner ſich in zweifelhafte Kaͤmpfe einzulaſ⸗ ſen e hat. Es iſt größer als der Adler und Loͤwe, die ſtolzen Koͤnige der Luft und der Erde; und mit Ausnahme einiger ſehr großen Saͤugethiere z. B. des Elephanten und des Nilpferdes und einiger unge⸗ heuren Schlangen, an welche die Natur mit Wohle gefallen ihre Koͤrpermaſſe zu verſchwenden ſcheint, würde es das groͤßte lebendige Geſchoͤpf ſeyn, wenn die Natur nicht in das Meer, deſſen Ufer das Krokodill bewohnt, das Wallfiſchgeſchlecht ss) geſetzt haͤtte. Es iſt merkwuͤrdig, daß die Koͤr⸗ permaſſen der Thiere in dem Maaße zunehmen, als fie zum Fluge, zum Gange oder zur Bewe⸗ gung im Waſſer beſtimmt ſind. Die Adler und Geyer find weit kleiner als Löwen, Tieger und Kameele, und je mehr die Landthiere zu Uferbe⸗ wohner beſtimmt ſind, deſto groͤßer wird ihr Um⸗ fang, wie bey dem Elephanten und dem Nilpfer⸗ de, und immer bleiben noch die mehreſten Saͤu⸗ gethiere hinter dem Krokodil, wenn es ſeinen voͤl⸗ ligen Wachsthum erreicht hat. Es ſcheint der Natur ſchwer geworden zu ſeyn, Thieren von gro⸗ ßen Maſſen, hinlaͤnglich kraͤftige Werkzeuge zu geben, um ſie in einem ſo leichten Elemente, wie die Luft iſt, zu erhalten, oder ſie nur zu erhalten, oder ſie nur auf dem Lande zu bewegen; deswegen ſparte ſie die Thiere mit Rieſenkoͤrpern fuͤr das N Sg | Waſ⸗ gg) Cetacees: ſaͤugende Seethiere. B. * 384 Eidechſen. Waſſer auf, das ſeiner Fluͤſſigkeit wegen ihnen ausweicht, und durch feine Schwere fie trägt, Die menſchliche Kunſt, die nichts als geſchickte Anwen dung der Naturkraͤfte iſt, mußte ihn auf dieſem Wege folgen. Nur minder betraͤchtliche Maſſen bewegt der Menſch auf dem Lande fort, noch klei⸗ nere kann er in die Luft erheben; er größeſten Laſten aber traͤgt das Meer. Da aber das Krokodill nur ſehr heiße Laͤnder, der Wallfiſch hingegen die Polargegenden bewohnt, fo giebt es in den Gegenden, wo ſich das Kroko⸗ dill aufhaͤlt, immer nur wenige Thiere, denen es an Groͤße nachſteht. Gewoͤhnlich alſo genießt es der Herrſchaft uͤber ſeine ſchwaͤchern Nachbarn ohne Stoͤrung, und unfaͤhig ſehr heftiger Begierden, kennt es eigentliche Wildheit nicht ). Es lebt zwar vom Raube, verſchlingt Thiere, greift zuwei⸗ len gar den Menſchen an, aber nicht aus Mord⸗ luſt, wie der Tieger, der unerſaͤttlich nach Blute lechzt, ſondern lediglich aus Beduͤrfniß, das bey ihm deſto dringender iſt, da es eine große Koͤrper— maſſe zu unterhalten hat. Als Koͤnig in ſeinem Reich, wie der Adler und Loͤwe in dem ihrigen, vereinigt es ihre Kraft und ihren Adel. Die Wallfiſche, die erſten unter den ſaͤugenden See— thieren (Cetacdes), mit denen wir das Krokodill vorher verglichen, gleichen ihm hierin, daß ſie nur N ö u A) Ariſtoteles iſt 75 Fate Naturforſcher, der dieß 5 bemerkte. Das gemeine KRroFodif. 385 zu ihrer Erhaltung und Fortpflanzung zerſtöͤren; und das waͤren denn die vier großen Beherrſcher der Gewaͤſſer, der Wuͤſten und der Lüfte, die Uñe⸗ bergewicht an Kraft mit einer gewiſſen Sanftheit des Inſtinkts verbinden, und den niedrigern Ge— ſchlechtern und den untergeordneten Tyrannen Grau⸗ ſamkeit ohne Beduͤrfniß uͤberlaſſen. Die Geſtalt des Krokodills gleicht, im Gans zen genommen, den uͤbrigen Eidechſen, wenn man aber die einzelnen Merkmaale, die es unterſchei⸗ den, heraushebt, ſo findet man, daß ſein Kopf geſtreckter, platter, und voll ſtarker Runzeln iſt. Die Schnauze iſt dick und etwas gerundet. Druͤ⸗ ber iſt eine runde Hoͤhlung mit einer ſchwaͤrzlichen, weichen und ſchwammigen Materie ausgefuͤllt, wo⸗ rin ſich die Naſenlöͤcher befinden. Sie ſind halbmond⸗ foͤrmig und ihre Spitzen nach hinten gekehrt. Der Rachen iſt bis hinter die Ohren geſpalten, und die Kinnbacken ſind oft mehrere Fuß lang. Die untere Kinnlade iſt auf beyden Seiten gerade ab⸗ geſchnitten, die obere hingegen iſt wellenfoͤrmig ausgerandet, nach der Kehle zu iſt ſie weiter und geht uͤber den Rand der untern hinaus, von da ſchmaͤlert fie ſich allmaͤhlig und laͤßt die untere her⸗ vorgehen, bis zur Spitze der Schnauze, wo ſie wieder weiter wird, und die untere gewiſſermaßen einſchließt. Daher kommts, daß die Zähne an den Stellen, wo eine Kinnlade über die andere heim ragt, wie Haken oder Hundszaͤhne ausſehen. So ſtehen die zehn vordern Zähne der obern Kinnlade. Belacepede 2 Raturg d. Amph. I. Bd. Bb Die 386 Eidechſen. Die beyden vorderſten Zaͤhne der Unterkinnlade hingegen gehen nicht allein, wenn das Maul ge— ſchloſſen iſt, in die obere hinein, ſondern ſogar hindurch und ihre Spitzen ſtehen über der Schnau⸗ ze wie zwey kleine Hoͤrner hervor. So habe ich es bey allen etwas großen Krokodillen gefunden, die ich unterſuchte. Sogar bey einem jungen Krofo- dill vom Senegal, das ſich im koͤniglichen Ca— binette befindet, und 4 Fuß und 3 — 4 Zoll lang iſt, iſt es ſchon merklich. Dennoch iſt niemand auf dieß beſondere Kennzeichen aufmerkſam gewe— ſen als einige Mathematiker, die Ludwig XIV. nach den Orient ſchickte und die im Koͤnigreiche Siam ein Krokodill beſchrieben ). Die ö) Memoires pour servir a Ihist. nat. des anim, Tom. 3. La Cepede. Dieſe die obere Kinnlade bürchſtöchende Vorder⸗ zaͤhne der Unterkinnlade ſind an dem Indiſchen Krokodill angegeben, das Hr. Schneider als eine neue Art angeſehen wiſſen will, und welches er in feinen Amphib. phys. Spec. I. p. 33. ge; nauer beſchreibt. Außer den von La Cepede auch bemerkten gro— ßen untern Vorderzaͤhnen, giebt er noch, nach dem Berichte oͤer nach Siam geſchickten Jeſuiten, zwey zwiſchen den Augen und etwas daruͤber ſtehende knoͤcherne, zwey Zoll hohe, und faſt einen Zoll dicke Kiele, die man Kaͤmme nennt, als Unterſcheidungs— Kennzeichen an, die aber an jungen Thieren noch nicht ſo auffallend find. Eben fo hat es 6 Hals wirbel, 11 Ruͤckenwirbel, 8 Lendenwirbel, 11 wah⸗ re und 7 falſche Rippen auf jeder Seite, dahinge— gen das tee 7 Halswirbel, 11 Ruͤckenwir⸗ bel, Das gemeine Krokodil. 287 Die Zahl der Zähne iſt in der oberen Kinnfa- de oft 36, in der unteren 30; doch giebt es dar— in Ausnahmen. Sie ſind ſtark, etwas hohl, ge— ſtreift, kegelfoͤrmig, ſpitzig, nicht alle gleich lang x), haben ſtarke Wurzeln, ſtehen auf jeder Seite nur in einer Reihe, und ſind etwas nach hinten zu ge— bogen, vorzuͤglich vorn an der Schnauze. Sie ſtehen ſo, daß ſie ineinandergreifen, wenn das Maul geſchloſſen iſt, und mehrere von den unteren treten in Höhlen des oberen Zahnfleiſches ein, und fo umgekehrt. Die Herren von der Akademie, die ein ganz junges Krokodill, das im Jahr 1681 nach Frankreich gebracht wurde, zergliederten, riſ— ſen ihm einige Zaͤhne aus, und fanden auf dem Grunde der Zahnhoͤhlen, ſchon andere ganz kleine Zähne, woraus man ſieht, daß die Krokodille fo wie die Saͤugethiere, ihre Schneidezaͤhne verlieren und andere dafür bekommen ). Die untere Kinnlade allein iſt, wie bey anderen Thieren, be— weglich. Man darf nur einen Blick auf ein Ske— lett werfen um ſich davon zu überzeugen, Trotz als lem was darüber geſchrieben iſt *). Bb 2 Die bel, 5 Lendenwirbel, 2 Heiligenbeinwirbel und 12 wahre und falſche Rippen auf jeder Seite zaͤhlt. Aelianus hist. anim, XII. 41. B. ) Die laͤngſten nennt Plinius Hundszaͤhne. Hist. nat lib. XI. c. 61. i) Memoires pour servir a Thist. nat, des anim. Tome 3, Art, Crocodile. m) Labat vol, 2. p. 344, Ray Synops. anin, P. 262, a a 388 ka sa? ar Eidechſen. Die meiſten Saͤugethiere koͤnnen die Kinnla⸗ den nicht allein von oben nach unten, ſondern auch feitwärts, rechts und links bewegen, um die Speiſen zu zerreiben, dieß kann das Krokodill nicht, das uͤberhaupt nur ſchwer kauen kann, weil feine Zähne nicht aufeinander, ſondern zwiſchen einander faſſen; zerreiſſen und feſthalten kann es deßwegen ſeine Beute ſehr gut, aber gewoͤhnlich ſchluckt es fie, ohne zu kauen n). Es hat darin Aehnlichkeit mit den Fiſchen und mehreren Hay⸗ fiſchen, deren Zaͤhne viel Aehnlichkeit mit den Krokodillzaͤhnen haben. f Die Alten 0) und auch einige Neuere ) fer ben geglaubt, das Krokodill Hätte keine Zunge; es hat aber wirklich eine ſehr breite, und verhaͤltniß⸗ mäßig noch größere Zunge als der Ochs; es kann ſie nur nicht ausſtrecken und aus dem Maule brin⸗ gen, weil ſie an beyden Seiten durch eine Haut, die ſie bedeckt, an die untere Kinnlade befeſtigt iſt. Dieſe Haut hat mehrere Oeffnungen die zu den Druͤſen auf der Zunge führen )). 2 Das 1) Obgleich das Krokodil feine Nahrung, ohne fie zu kauen und mit ſeinem Speichel zu vermiſchen, verſchlingt, ſo verdaut es ſie dennoch leicht, weil kein Thier verhaͤltnißmaͤßig ſo viel Galle und Ver— dauungsſaͤfte hat. S. Haſſelquiſt Neife nach Palaͤſtina. S. 346. o) Plin. lib. XI. c. 65. 5) Naturgeſch. von Jamaika. S. 461. 9) Memoires pour servir a Phist, nat, des aniq. Art, Crocodile, Das gemeine Krokodil, 380 Das Krokodill hat keine Lippen, daher weiſt es beſtaͤndig, es mag noch ſo ruhig gehen oder ſchwimmen, die Zähne, als wenn es im Zorn waͤ⸗ re. Was dieſes fuͤrchterliche Ausſehen noch ver⸗ mehrt, ſind die funkelnden, nahe beyeinander und ſchraͤg ſtehenden Augen, die ihm ein widerliches, wildes Anſehen geben. Sie haben zwey Aus genlieder die beyde beweglich 1) und fehr gerunzelt ſind. (Dabey auch eine Nickhaut wie die Vögel, welche das Auge ſtaͤrkt und erhaͤlt) ). Ueber dem Auge ragt ein zackiger Rand, wie ein Paar duͤſtere Augenbraunen hervor. Dieß fuͤrchterliche Anſehen mag nicht wenig zu dem boͤſen Rufe von ſeiner unerſaͤttlichen Grauſamkeit, von der manche r. uhren erzaͤhlen, beygetragen haben. Die Ohren ſitzen ſehr nahe uͤber den Augen ud find mit einer wenig hervorragenden aufge— ſchlitzten Haut bedeckt, die wie ein Paar geſchloſ⸗ ſene Augenlieder ausſehen. Weil bey mehreren anderen Eidechſen die Ohroͤffnung ſichtbarer iſt, ſo haben manche Naturforſcher geglaubt, das Kroko⸗ dill haͤtte gar Feine Ohren. Das obere Stuͤck der Haut iſt beweglich, und wenn es zuruͤckgezogen iſt, kann man das Trommelfell im Ohre ſehen. Wahr⸗ ſcheinlich haben einige Reiſende dieſe Haͤute fuͤr | N RE“ und daher kommt denn die use u, Bib Sage N — » Plinius fagt, nur das untere Augenlied wäre am Krokodill beweglich, genauere Beobachtungen aber haben dieß widerlegt. 5) Brown, nat. hist, of Jamaica, p. 467. 390 Eidechſen. Sage von Krokodillen mit vier Augen ). So wenig dieſe Ohren hervorragen, ſo erzaͤhlt doch Herodot, daß die Einwohner von Memphis den gezaͤhmten Krokodillen, die ſie hielten, Ohren- gehaͤnge anhiengen. | Das Gehirn der Krokodille iſt ſehr klein )). Der Schwanz iſt ſehr lang, und an feiner Wurzel ſo dick als der Koͤrper, von dem er eine Fortſetzung zu ſeyn ſcheint. Seine platte ruder⸗ aͤhnliche Geſtalt macht, daß es ihn ſehr gut als Steuer gebrauchen, das Waſſer ſchlagen, und ſchnell ſchwimmen kann. Auſſerdem ſind die vier Zehen an ſeinen Hinterfuͤßen noch durch eine Schwimmhaut verbunden. An den Vorderfuͤ⸗ ßen hat es fuͤnf Zehen. Nur die drey innern Ze⸗ hen an jedem Fuße haben 1 bis 2 Zoll lange Raͤ⸗ gel. it kuss. Zur Sicherheit gab ihnen die Natur einen beynah undurchdringlichen Harniſch; ihr ganzer Koͤrper, der Scheitel allein ausgenommen, wo le⸗ diglich eine Haut die Hirnſchaale bedeckt, iſt mit Schuppen beſetzt; die in den Seiten, an den Bei⸗ nen und dem größten Theile des Halſes rund, un⸗ gleich groß, und unregelmaͤßig geſtellt ſind. Auf dem Ruͤcken und dem Schwanze ſind ſie hingegen viereckig und laufen in Queerbinden über den Koͤr⸗ per. Um das Krokodill zu verwunden iſt es da⸗ her | ) Histoire des Moluques, Liv. II. p. 116. a) Memoires pour seryir-a.l'hist, nat. Art. Cro⸗ codile. BEP * Das gemeine Krokodil. 391 her nicht rathſam, es von hinten zu ſchießen, wie wenn die Schuppen dachziegelfoͤrmig aufeinander ſchloͤßen, ſondern von der Seite und in die Fugen der Schuppenbinden, wo nur Haut iſt. Mehrere Naturforſcher ſagen, die Zahl der Binden ſey unbeſtimmt, ich habe ſie aber ſorgfaͤltig an fie ben, ſowohl Afrikaniſchen als Amerikaniſchen Kro— kodillen, von verſchiedener Groͤße gezaͤhlt; das erſte war mit Kopf und Schwanz 13 Fuß 9 Zoll 6 Linien lang, das zweyte 9 Fuß, das dritte und vierte 8, das fuͤnfte 4, das ſechſte 2 Fuß, und das ſiebente war geſtorben wie es aus dem Ey kam, und ſie hatten eins ſo viel Binden als das andere, ausgenommen das 2 Fuß lange, welches genau beſehen, eine mehr zu haben ſchien. Die viereckigen Schuppen ſind erſtaunlich feſt, und dabey biegſam, ſo daß ſie nicht brechen. Sie ſind kugelfeſt wenn der Schuß nicht ſehr nahe auf ſie geſchieht, oder das Gewehr ſehr ſtark geladen iſt. Die Neger machen ſich Muͤtzen oder vielmehr Hel— me davon, die die Axt aushalten &). Uebrigens muß die Härte der Schuppen wohl nach dem Als ter und Geſchlechte des Thiers verſchieden ſeyn. Herr de la Borde verſichert, daß der Panzer völlig kugelfeſt iſt, ausgenommen unter den Schul— tern. Nach Herrn de la Coudreniere koͤn— nen u auch unter dem Bauche und um die Augen Bb 4 herum dec) Labat, vol. 2. p. 34%. Alkins Reiſe in der allg. Gefch. der Reiſen, Buch 7. 302 Eidechſen. herum angeſchoſſen werden )). Mitten auf jeder \ Schuppe iſt eine harte, kammfoͤrmige Erhöhung,‘ die ſie noch feſter macht. Daß dieſe Hoͤcker auf den Seitenfchuppen hoͤher ſeyn, und alſo der Ku⸗ gel mehr widerſtehen ſollten, wie man geſagt hat, iſt nicht ſo; ich habe mich durch den Augenſchein an mehreren Krokodillen davon uͤberzeugt. Mit⸗ ten auf dem Halſe ſind zwey Queerreihen, eine von 4, die andere von 2 Stuͤcken mit Hoͤckern be⸗ ſetzt, und an dem Schwanze laufen auf jeder Seite zwey andere Reihen ſo gehoͤckerter Schuppen ent⸗ lang, die ihm ein rauhes Anſehen geben, und gegen das Ende zu in eine Reihe zuſammen lau⸗ fen. Die Schuppen am ganzen unteren Theile des Koͤrpers, unter dem Bauche, Kopfe, Halſe, Schwanze, den Beinen, und im inneren der Pfo⸗ ten, deren Rand haͤufig ausgezackt iſt, machen auch Queerbinden, ſind viereckig und biegſam, wie die auf dem Ruͤcken, aber nicht ſo hart, und ohne Erhabenheiten. An dieſen ſchwaͤchern Theilen pflegen die Raubfiſche das Krokodill anzugreifen, auch der Delphin verwundet es dort, wie Pli⸗ nius ſagt, und wenn der Hay, der unter dem Namen Saͤgefiſch bekannt iſt, ſich mit ihm in einen Kampf einlaͤßt, wo fie bende mit vieler Hart⸗ 8 15 naͤckig⸗ ) Observations sur le Crocodile de Louisiane par Mr. de la Coudreniere. Journal de Phy- sique 1782. (S. Lichtenbergs Magazin fuͤr das neueſte aus der Naturgeſchichte. B. II. 2. S. 39. >, | Das gemeine Krokodill. N 393 naͤckigkeit auf einander losgehen, fo reißt ihm die⸗ ſer, weil er den hoͤckerigen Ruͤckenſchuppen nichts anhaben kann, den Bauch auf 8). Die Farbe des Krokodills iſt grunlichgelb, hin und wieder fleckig und ſtreifig, gruͤn angelaufen wie etwas roſtige Bronze. Unter dem Leibe, dem Schwanze und den Pfoten iſt die Farbe weißgelb⸗ lich. Man leitet den Namen des Krokodills von der Aehnlichkeit ſeiner Farbe mit dem Safran (lat. Crocus, griechiſch Lees) her; auch von Keaxos und deıras, welches furchtſam bedeutet, weil man vor⸗ gab, er ſcheue ſich vor dem Safran 4). Ariſto⸗ teles ſcheint die Krokodille fuͤr ſchwarz zu halten, und es giebt wirklich am Senegal ſehr braune Krokodille, aber dieſe konnte der Philoſoph wobk nicht kennen. Die Krokodille haben oft 49 Wirbelbeine, 7 im Halſe, 12 im Ruͤcken, s an den Lenden, 2 an der Stelle des Schaambeins und 23 im Schwanze, aber dieſe Zahlen ſind ſehr veraͤnder⸗ lich. Ihr Schlund iſt ſehr weit, und laͤßt ſich er⸗ ſtaunlich ausdehnen, die Blaſe fehlt ihnen, ſo wie den Schildkroͤten, die Harngänge gehen in den Maſtdarm. Der After iſt unten am hinterſten Theile des Leibes, und die maͤnnlichen Geſchlechts⸗ theile ſind wie bey den Schildkroͤten und den uͤbri⸗ gen Eidechſen bis zur Begattung, im Koͤrper ver ſchloſſen, und kommen nur durch den After zum B95 3 Vor⸗ 2) Allgem. Geſch. der Reifen. Band 39. S. 35. a) Gesner de Quadrup, ovip. p. 18. 394 Eidechſen. Vorſchein. Sie haben unter den Kinnbacken und neben dem After zwey Druͤſen oder kleine Saͤck— chen, die ein fluͤchtiges Weſen, das einen ſtarken Biſamgeruch hat, enthalten. Beym Sloane 5) findet man eine Beſchreibung der inneren Theile des Krokodills, die ich hier zum Theil einruͤcke. Es war ein großes Thier, ein ſechszehnfüßiget Alligator. „Die Luftroͤhre war gebogen und theilte ſi 0 ehe ſie in die Lunge trat, die aus Blaͤschen, mit Blutgefaͤßen untermiſcht, beſtand. Sie beſtand aus zwey großen Fluͤgeln, von denen an jeder Seite des Ruͤckgrads einer ſaß. Das Herz war klein, und der Herzbeutel enthielt eine Menge Waſſer. Das Zwergfell beſtand aus Haͤutchen oder vielmehr aus Sehnen und Nerven. Die Leber war lang und dreyeckig; und hat eine große Gallenblaſe voll heller gelber Galle. Eine Milz fand ich nicht. (Das find noch immer Slo a⸗ nen's Worte). Die Nieren nahe am After wa- ren breit, und ſaßen am Ruͤckgrade feſt. Das Krokodill hatte keine Zunge (das heißt nur keine freye mit keiner Haut verwachſene Zunge). Der Magen war ſehr weit und inwendig mit einer har— ten Haut gefuͤttert. Ich fand einige runde, ab- geſchliffene Kieſel, wie man fie im Kieſe am Ufer findet, und einige Graͤten darin. Die Augen waren I b) Voyages aux Isles Madere, Barbade, de la Jamaique etc. par Sloane Tom. II. p. 332. * — Das gemeine Krokodil, 395 waren kreisfoͤrmig, und hatten beyde eine Nick— haut. Die Pupille war laͤnglich wie bey den Katzen.“ Man kann hiermit das vergleichen was Haſſelquiſt in feiner Reife nach Palaͤſtina ſagt J. Die Größe der Krokodille iſt nach der Tem⸗ peratur der Himmelsſtriche, unter denen ſie leben, verſchieden. Die groͤßeſten ſind in dem Klima, das ihnen am zutraͤglichſten iſt, nicht uͤber 25 bis 29 Fuß lang ). In einigen Gegenden, wo das Klima ihnen nicht ſo guͤnſtig iſt, wie z. B. auf den Kuͤſten von Guiana, ſcheinen fie ge- woͤhnlich nicht über 13 bis 14 Fuß lang zu wer den. Nach Brown werden fie oft 14 bis 24 Fuß lang e). Auf Jamaika, erzaͤhlt Slo a⸗ ne, ſind ſie an den Kuͤſten und in den tiefen Stroͤmen gar nicht ſelten. Man fieng eins von 19 Fuß, und brachte ihm die Haut davon als eine Geltendeit Dissen Im Senegal, nicht weit von cen giebt es ihrer in Menge, die viel groͤßer und ge⸗ fährlicher find, als, die an der Mündung des Stroms. Die Leute des General Bruͤn ſchoſſen eins, das 25 Fuß in die Laͤnge maaß. Die Ein⸗ wohner waren ſehr froh daruͤber; ſie glaubten, das | | muͤſfe e S. 344. f. d) Vom Nil: Krokodill ſagen Einige, daß es 23 bis so Fuß lan in werde. B. e) Natur. hist. of Jamaica. p. 461. „PD Sloane's Reiſe a. a. PR Sr 306 SEidechſen muͤſſe der Vater von allen den andern ſeyn, und nun wuͤrde ſich die ganze Brut fuͤrchten 8). 8 Einige Reiſebeſchreiber machen fie noch groͤ— ßer. Barbot erzaͤhlt, man haͤtte am Sene⸗ gal und Gambia welche gefangen, die wenig» ſtens 30 Fuß lang geweſen waͤren. Jobſon er zaͤhlt auch von einem 30 Fuß langen Krokodill, da er aber das Thier nicht ſelbſt geſehen, ſondern nur ſeine Faͤhrte im Sande gemeſſen hat, ſo kann ſeine Ausſage nicht in Anſchlag kommen 2), In Jamaika und in einigen Gegenden des feſten Landes von Nordamerika findet man nach Cates by uͤber 20 Fuß lange. Bey Geß. ner kann man im 2ten Buche unter den Artikel Ktokodill alles nachleſen, was die Alten von der Groͤße dieſer Thiere geſchrieben haben. einige machen fie 26 Ellen lang. Haſſelquiſt ſagt in feiner Reife nüch Palä⸗ ſtina, daß die Krokodill⸗Eyer, die er dort beſchreibt, von einem 30 Fuß bangen eee ee waͤren. Auf Mabagasbe r, an dem ufer eines Fluſſes, der ſich in die St. Auguſtins Bay ergießt, ſchoſſen die Leute des Kapitaͤns Keeling einen 2) Brün's zweyte Reiſe nach = Senegal, in der Allgem. G. der Reifen. (De B BDtyns Oftinbifthe Reiſebeſchr. VI. S. 79. B.) A} Smith Voyage en Guinée. Reiſe des Cepitan Jobſon in der allgem. Geſch. der Reiſen. Buch 7. (S. auch Smith, neue Reiſe nach Guinea. S. 46. B.) Das gemeine Krokodill. 397 | einen Alligator, den fie ganz langſam am Ufer ge» hen ſahen. Ob er gleich mit vielen Kugeln erlegt war, ſo waren ſeine convulſiviſchen Bewegungen, die noch lange fortdauerten, dennoch im Stande Furcht einzujſagen. Er war 16 Fuß lang, und feine Kehle fo weit, daß es gar nicht zu verwun⸗ dern war, daß er einen Menſchen verſchlingen konn⸗ te. Keeling ließ das Ungeheuer bis an ſein Schiff bringen, um es allen feinen Leuten zu zei⸗ gen. Es wurde geoͤffnet; der Geruch des Flei⸗ ſches war ſehr angenehm, und es ſah auch fehe appetitlich aus, dennoch wagten die dreuſteſten Matroſen nicht es zu koſten ). In dem koͤnig⸗ lichen Kabinette iſt eine vierzehn Fuß lange Haut, die an der dickſten Stelle des Koͤrpers 4 Fuß im Umfange hat, daraus laͤßt ſich bey den groͤßten Krokodillen auf einen Umfang von 8 — 9 Fuß ſchließen. Um uͤber die Verhaͤltniſſe dieſer Thiere urtheilen zu koͤnnen, will ich die Ausmeſſung ehen dieſes Exemplars herſetzen: Die ganze Länge beträgt = 1345 9, 6% Länge des Kopfes = a Fänge von der Mitte der Augen a bis an die Spitze der Schnauze T 6 6 Länge der obern Kinnlade - ı 10 — Laͤnge des Theils der mit Zaͤhnen beſetzt iſt 5 5 I — Fr Ent⸗ 2 Reiſe des Capitaͤn aun nach Bantam und Banna. 398 5 2 Eidechſen. e ig voneinan⸗ 2 Wer the Due, Yet Größter Durchmeſſer des Auges — 1 Größter Umfang des Korpers 4 4 6 Breite des Kopfes W den Augen «X, 1 I 6 Breite der Sni an der ſchmalſten Stelle 5 — 8 — Laͤnge der Vorderfuͤße bis an die Spitze der Zehen 5 19 — Laͤnge der Hinterfuͤße bis an die Spitze der Zehen - 2 ⁹.ᷓ N = Länge des Schwanzes = 6 — 3 . des Schwanzes an der | ae - « 92 962 10 — Mit dem An un des Frühlings regt fü ſich bey dem Krokodill der Geſchlechtstrieb. Das Weib— chen liegt, wie die übrigen Eidechſen bey der Der gattung auf dem Ruͤcken, und ihre Vereinigung ſcheint ſehr innig zu ſeyn. Wie lange der eigent« liche Akt der Begattung dauert, weiß man nicht, aber nach den Beobachtungen zu ſchließen, die ſich an unſern einheimiſchen Eidechſen machen laſſen, muß ihre Paarung zwar ungleich kuͤrzere Zeit als bey den Schildkroͤten, aber doch immer viel laͤn— ger dauern, und oͤfter wiederholt werden, als bey den meiſten Saͤugethieren; und wenn ſie voruͤber it, hört das Männchen nicht auf ſich um das Weibchen zu bekuͤmmern, ſeine Aufmerkſamkeit dauert Das gemeine Krokodil. 399 dauert fort, und er hilft ihm auch wieder auf die Fuͤße. Man hat lange geglaubt, die Krokodille leg— ten nur einmal, aber Hr. de la Borde verfis chert, daß im ſuͤdlichen Amerika die Weibchen zwey⸗ zuweilen dreymal mit einer Zwiſchenzeit von wenigen Tagen legen. Jede Brut hat 20 bis 24 Ener; fo kann alſo ein Krokodill in allem auf 72 Eyer legen. Dieß nähert fi auch der Angabe des Ritters Linne, welcher ſagt, daß ihre Zahl ſich zuweilen auf hundert belief. Das Weibchen legt die Eyer auf den Sand laͤngs den Kuͤſten, die es bewohnt. In einigen Gegenden, zum Beyſpiel um Cayenne und in Surinam ) macht es neben dem Waſſer, wo es ſich aufhaͤlt, eine kleine Erhoͤhung mit einer Hoͤlung in der Mitte, rafft Blatter und Stop— peln zuſammen, legt die Ener hinein und deckt fie wieder mit Laube zu. In dieſem Haufen entſteht dann von der Faͤulniß eine Gährung, und dieſe Waͤrme mit der Sonnenwaͤrme verbunden, bruͤtet die Eyer aus. Die Legezeit fängt in den Gegen— den von Cayenne mit der Legezeit der Schild— kroͤten, das iſt, mit dem April an, dauert aber laͤnger. ; | Sonderbar iſts, daß das Ey, aus dem ein Thier ſo groß wie ein Alligator kommen ſoll, nicht größer iſt als ein Truthennen -Ey 1). Im koͤ⸗ nig⸗ Y De la Borde. | ) Catesby Carolina II. p. 63. 400 Eeidechſen. niglichen Kabinet iſt ein Ey von einem 14 Fuß langen Krokodill, das in Ober- Aegypten ges fangen wurde, als es eben gelegt hatte. Das En iſt laͤnglich rund, weißlich; die Schaale iſt kreidenartig, und wie an den Huͤnereyern, nur nicht ſo hart. Das innere Haͤutchen, womit die Schaale gefuͤttert iſt, iſt dicker und ſtaͤrker als an den meiſten Vogeleyern. Der große Durchmef fer beträgt nur 2 Zoll 5 Linien, und der kleinere 1 Zoll 11 Linien. Einige Amerikaniſche, die ich maaß, waren laͤnglicher und hatten 3 Zoll 7 Li⸗ nien zum großen und 2 Zoll zum kleinern Durch⸗ meſſer. 977 | Die kleinen Krokodille liegen zuſammengebo⸗ gen in den Eyern und find nicht länger als 6 bis 7 Zoll, wenn ſie die Schaale zerbrechen. Man hat bemerkt, daß ſie die Schaale nicht immer mit dem Kopfe, ſondern zuweilen mit den Hoͤckern auf dem Ruͤcken zerſprengen. Wenn ſie aus dem Ey kommen, fo ziehen fie den übrigen Eydotter mit einem Haͤutchen umgeben, und eine Art von Nach— geburt, die Haut, in der ſie gelegen haben, an der tabelſchnur hinter ſich her. Ich habe dieſe Be— merkung an einem jungen Krokodille gemacht, das wie es aus dem Ey kam, gefangen wurde, und im koͤniglichen Kabinette aufbewahrt wird. Ei⸗ nige Zeit nach der Geburt bleibt der Dabelein- ſchnitt am Bauche noch merklich *), verſchwindet | aber m) Seba Tom. I, P- 62, 1. ff Das gemeine Krokodil, 408 aber nachher, die Schuppenbinden ſchließen fich allmaͤhlich und der Einſchnitt, durch den der Na⸗ bel hervortrat, verliert ſich. Dieß kommt mit dem überein, was ich an der runden Schild- kroͤte bemerkt habe, deren Bruſtbein eingeſchnit⸗ ten war und noch die Stelle am Bauche zeigte, wo die Nabelſchnur geſeſſen hatte. Die Krokodille bruͤten alſo ihre Eyer nicht ſelbſt aus. Dieß ließ ſich ſchon aus ihrem Natu⸗ rell ſchließen, und das Vorgeben des Plinius, daß Maͤnnchen ſowohl als Weibchen uͤber den Eyern ſaͤßen, verdiente ſchon an ſich, auch ohne das ausdruͤckliche Zeugniß der Reiſenden, keinen Glauben 1). Wenn man die eyerlegenden Thiere beobachtet, welche einiger Zaͤrtlichkeit fuͤr das an⸗ dere Geſchlecht empfaͤnglich ſind, und denen man eine Art verliebter Sorgfalt anmerkt, wenn wir auf die Vögel Achtung geben, fo ſehen wir, daß die Arten, bey denen der Geſchlechtstrieb am we⸗ nigſten heftig iſt, ſich auch nach der Begattung nicht weiter um einander bekuͤmmern; dann kom⸗ men die Arten, wo das Maͤnnchen dem Weibchen das Neſt bauen, und die Materialien dazu zuſam⸗ mentragen hilft, waͤhrend das Weibchen bruͤtet, daſſelbe nicht verlaͤßt, und ihm durch ſeinen Ge⸗ ſang ſeine Muͤhe verſuͤßen zu wollen ſcheint; die endlich, bey a der es ſich am ſtark 0 1) Plin. lib. 1 0 82, De la Cepedes Narg.d. Amph. Z. Bd. Ce 402 Be Eidechſen. ſtaͤrkſten zeigt, find die Arten, wo Maͤnnchen und Weibchen wechſelsweiſe brüten. Das Krofodill müßte alſo nach dieſen Beobachtungen für ſehr zaͤrtlich verliebt angenommen werden, wenn das Maͤnnchen, fo wie das Weibchen die Eyer bebruͤ⸗ ten ſollte; wie laͤßt ſich aber eine fo ſtarke, innige und dauernde Anhaͤnglichkeit von einem Thiere er⸗ warten, das bey ſeinem kalten Blute beynah nie von heftigen Leidenſchaften und tiefen Gefuͤhlen geruͤhrt werden kann? — Die Waͤrme der Luft allein, oder einer Art von Gaͤhrung bruͤtet daher die Krokodillen⸗Eyer aus, und die Jungen wif ſen bey ihrer Geburt von ihren Eltern nichts. Ue⸗ brigens erzaͤhlt Hr. de la Borde, daß in Su⸗ rinam das Krokodillweibchen ſich nie weit von den Eyern entfernt, gewiſſermaßen Wache dabey haͤlt, und ſie wuͤthend vertheidigt, wenn man ſich daran vergreifen will. Die Jungen haben aber vom erſten Augenblicke ihres Lebens an ſchon Staͤrke genug, um fremde Huͤlfe entbehren zu koͤnnen. Sobald ſie aus dem Ey kommen, eilen ſie von ſelbſt dem Waſſer zu, wo ſie mehr Schutz und Nahrung finden ). Doch wird, fo lange ſie noch jung ſind, ein großer Theil von ihnen, theils von Raubfiſchen, oft auch von den alten Krokodillen ſelbſt gefreſſen, die dann bloß aus Hunger thun, was andere reißende Thiere nur aus Grauſamkeit zu thun ſcheinen. | Man o) Catosby, Carolina,. Tom, U. p. 63. gm Das gemeine Krokodill. 403 Man hat noch nicht Beobachtungen genug uͤber die Krokodille geſammelt um genau beſtimmen zu koͤnnen, wie lange fie leben; daß fie aber ſeht lange leben muͤſſen, laͤßt ſich aus folgender Beo— bachtung ſchließen, die mir der Hr. Vicomte von Fontange, Commandant van St. Do⸗ mingo mitgetheilt har. Der Herr von Fon tange fieng zu St. Domingo junge Krokodil— len, die er aus dem Ey kommen ſah, er zog ſie auf, und wollte verſuchen fie lebendig nach Frank⸗ reich zu bringen, ſie ſtarben aber unterwegs vor Kaͤlte. Sie waren ſchon 2 Jahr und 2 Mona⸗ the alt, und maaßen noch nicht mehr als beynah 20 Zoll. Wuͤchſen nun die Krokodille immer in dem naͤmlichen Verhaͤltniß fort, ſo muͤßte man bey großen Krokodillen fuͤr jede 20 Zoll Laͤnge, 2 Jahre 2 Monathe rechnen; aber beynah bey allen Thieren iſt die Entwickelung in der Jugend ſchnel— ler, man duͤrfte alſo wohl fuͤr jede 20 Zoll eine betraͤchtlich laͤngere Zeit in Anſchlag bringen; doch wir wollen nur bey 26 Monathen bleiben, weil man ſagen koͤnnte, daß ein Thier, das ſich nicht in völliger Freyheit befindet, an feinem Wachs- thum gehindert wird, und ein Krokodill von 25 Fuß Laͤnge wird ſonach nicht unter 32 Jahr alt ſeyn koͤnnen. Dieſe Langſamkeit in ihrem Wachs⸗ thum bemerkten auch die Miſſionarien, die Lu d— wig XIV. nach dem Orient ſchickte. Sie fiengen ein ganz junges Krokodill, und fuͤtterten es zwe) Monath lang, ohne daß es indeß merklich groͤße N Ce 2 gewor · 404 Eidechſen. größer geworden wäre ). Dieſe langſame Ent⸗ wickelung hat auch wohl den Ariſtoteles und Plinius zu dem Irrthum verleitet, daß die Kro— kodille ihr ganzes Leben hindurch wuͤchſen. Sie beweiſt uͤbrigens, welch ein außerordentlich hohes Alter ein ſolches Thier erreichen muß. Da das Krokodill beynah eben fo viel als die Seeſchildkroͤ⸗ ten im Waſſer wohnt, mit einem eben ſo feſten Panzer bekleidet iſt, und noch längere Zeit zu ſei⸗ nem Wachsthum braucht, als die Rieſenſchildkroͤ⸗ te, die mit dem zwanzigſten Jahre ausgewachſen zu ſeyn ſcheint, und uͤber ein Jahrhundert lebt, ſollte da das Krokodill nicht noch ein hoͤheres Alter erreichen muͤſſen? — Das Krokodill bewohnt vorzuͤglich die Ufer großer Stroͤme, die oft austreten, und an deren ſchlammigen Ufern die Schaalenthiere, Wuͤrmer, Froͤſche und Eidechſen, von denen es ſich naͤhrt, im Ueberfluß ſind. Nach Cates by halten ſich aber die Nordamerikaniſchen Krokodille nicht allein nahe an der Muͤndung der Stroͤme, ſondern auch in den Stroͤmen tiefer im Lande und in ſalzigen und ſuͤßen Seen auf. Sie verſtecken ſich am Ufer unter dem Schilfe, um die Heerden und andere Thiere anzufallen )). In Suͤdamerika hal— ten ſie ſich am liebſten in ſchlammigen Seen und uͤber⸗ 2) Memoires pour seryir à P’hist, nat, des anim, Tome 3. (7 Catesby a. a. O. Das gemeine Krokodill. 405 uͤberſchwemmten Gegenden auf ). Cates by beſchreibt in ſeiner Naturgeſchichte von Caroli— na 9), die moraſtigen von der See uͤberſchwemm— ten Ufer mit dicken Waͤldern von Banianen und Geſtraͤuch bedeckt, unter denen ſich die Krokodille verſtecken. Die kleineren verkriechen ſich in das dickſte Gebuͤſch, wo die großen nicht hineindringen koͤnnen, und wo fie vor ihren moͤrderiſchen Zaͤhnen. ſicher ſind. Dieſe uͤberſchwemmten Waͤlder wim⸗ meln von Raubfiſchen und andern gefraͤßigen Thie⸗ ren, die ſich unter einander bekriegen. Man trifft auch oft große Schildkroͤten unter ihnen an, die aber gemeiniglich von Raubfiſchen gefreffen werden, welche wieder den Krokodillen, die maͤch— tiger als ſie alle ſind, zur Beute werden. Die Spuren dieſer Kaͤmpfe, Gerippe halbgefreſſener Thiere ſchwimmen haͤufig in dieſen Waͤldern umher. Hier im Moraſte mit Schlamm uͤberzogen, liegt das Krokodill einem umgeſtuͤrzten Baum aͤhnlich, und erwartet unbeweglich mit einer Geduld, wie ſie von ſeinem kalten Blute zu erwarten iſt, auf den guͤnſtigen Augenblick, wo es ſeine Beute ha⸗ ſchen kann. Seine Farbe und Geſtalt taͤuſcht die Fiſche, Eeevögel und Schildkroͤten, nach denen es ſehr luͤſtern if. Es fallt aber auch Schaafe, Schweine und ſelbſt Stiere an “)). Wenn es zu— weilen in einem großen Strome abwaͤrts ſchwimmt, N Ce 3 ſo r) De la Borde. s) Catesby a. a. O. N 4) Ebend. 406 Eidechſen. fo ſieht es nur mit dem halben Kopfe aus dem Wafſ⸗ ſer hervor und lauert ſo auf ein Thier, das ſich dem einen oder andern Ufer naht. Koͤmmt dann eins zur Traͤnke, ſo taucht es unter, ſchwimmt un⸗ ter dem Waſſer nahe heran, haſcht es bey den Beinen, zieht es mit in den tiefen Strom und er⸗ ſaͤuſt es. Bey großem Hunger frißt es auch Men⸗ ſchen 2). Vorzuͤglich ſoll es auf die Neger Jagd machen ). Die ſehr großen Krokodille, welche leicht in die Augen fallen, denen alſo die kleinen Thiere leichter ausweichen koͤnnen, muͤſſen oft und hart von Hunger geplagt werden und alſo ſehr ges faͤhrlich ſehn, beſonders im Waſfer. In dieſem Elemente kann das Thier ſeine ganze Kraft ge⸗ brauchen, und bewegt ſich trotz ſeiner ſchweren Maſſe mit vieler Leichtigkeit, indem es mitunter ein dumpfes Gemurmel von ſich hoͤren laͤßt. Ob es ſich gleich, ſeiner Laͤnge wegen nicht gut ſchnell umwenden kann, ſo iſt ſeine Geſchwindigkeit hin⸗ gegen außerordentlich, wenn es das Waſſer durch- ſchneidet, und auf ſeine Beute losſtuͤrzt. Es wirft fie mit einem Schlage feines hoͤckerigen Schwanzes um, packt fie mit feinen Klauen, zer— reißt ſie, oder zerſtuͤckt ſie mit ſeinen ſtarken ſpitzi⸗ gen u) In Ober- Aegypten verſchlingen fie oft Weis ber die am Nil Waſſer ſchoͤpfen, und Kinder, die am Ufer ſpielen. Haſſelquiſt Reiſe nach ii ſtina. S. 347. x‘ Observations sur le Crocodile de la . siane par Mr, de la Coudreniere. Journal de Physique 1782. Das gemeine Krokodill. 407 gen Zaͤhnen, und wuͤrgt ſie den ungeheuern Schlund hinab, der ſich bis hinter die Ohren öffnet, Auf dem Lande findet es bey weitem mehr Schwierig keiten ſich fortzuhelfen, und iſt daher den Thieren, die es verfolgt, nicht gefaͤhrlich. Dennoch laͤuft es auf geradem Wege und ebenem Boden ziemlich ſchnell. Wenn man ihm daher entgehen will, ſo muß man nicht gerade aus, ſondern im Kreiſe oder im Zickzack laufen. In der Beſchreibung von Neuſpanien ) wird erzaͤhlt, daß ein rei fender Engländer von einem ungeheuern Krokodill, das aus dem See Nikaragua kam, ſo ſchnell verfolgt wurde, daß es ihn erhaſcht haben wuͤrde, wenn die Spanier die ihn begleiteten, ihm nicht zugerufen haͤtten, den geraden Weg zu verlaſſen, und im Kreiſe herumzulaufen. In Suͤdameri⸗ ka kommen nach Herrn de la Borde die gro- ßen Krokodille ſeltener aus den Strömen hervor, als die kleineren. Wenn die Seen, in denen ſie ſich aufhalten, zuweilen austrocknen, ſo bleiben fie mehrere Monathe auf dem Trocknen, ohne wieder einen Strom erreichen zu koͤnnen, und leben indeß von Wildprett oder hungern, und find dann ſehr gefährlich Es giebt wenige Gegenden, i in denen ſich etwas große Krokodillen aufhalten, wo es nicht mit Le⸗ bensgefahr verknuͤpft waͤre, ins Waſſer zu fallen. In dem großen Strome auf der Inſel Celebes, Cc 4 om Allgem. Geſch. der Reiſen. Fter Theil. 408 Eidechſen. ſind die Krokodille gefährlicher als in irgend einem andern Strome des Orients. Die Ungeheuer be- gnuͤgen ſich nicht damit gegen die Fiſche zu Felde zu ziehen. Sie verfammeln ſich in Haufen und lauern auf dem Grunde des Waſſers auf voruͤber— fahrende Kaͤhne. Sie halten ſie an, werfen ſie mit dem Schwanze wie mit einem Haken um, fal⸗ len dann uͤber die Menſchen und Thiere her, und ſchleppen fie in ihre Schlupfwinkel 3). Man hat Faͤlle, daß ſie des Nachts in die Kaͤhne geklettert oder geſprungen ſind und alle die darauf waren ge⸗ freſſen haben. Man muß große Vorſicht anwen⸗ den, wenn man ſich an Ufern aufhält, welche von dieſen Thieren bewohnt ſind. Herr dela Borde ſah fie felbit ſich an kleinen Fahrzeugen in die Höhe richten. 8 | Vergleicht man alle dieſe Erzählungen der Reiſebeſchreiber miteinander, ſo ergiebt ſich daraus, daß die Gefraͤßigkeit und Kuͤhnheit der Krokodille nach der Verſchiedenheit des Klimas, der Groͤße, des Alters, der Lage des Thiers, der Beſchaffen⸗ heit und der Menge ſeiner Nahrungsmittel ſich vermehrt, vermindert oder gar verſchwindet. Oft kann der Hunger ſie zwingen, ſich untereinander ſelbſt aufzuzehren, wie ich ſchon bemerkt habe, und wenn Noth ſie zwingt, ſo muß der Schwaͤchere dem Staͤrkeren unterliegen; aber nach allem dem, „ ne | was 20 Beſchreibung der Inſel Celebes oder Mac aſ⸗ ſar in der allgem. Geſch. der Reiſen. Th. 39. S. 248. Das gemeine Krokodill. 00 was ich- bis jetzt erzähle habe, iſt es klar, daß die Berichte einiger Naturforſcher, daß das Krokodill⸗ weibchen die ausgebruͤteten Jungen ins Waſſer fuͤhrte, und daß die Maͤnnchen und Weibchen die⸗ jenigen fraͤßen, welche nicht folgen koͤnnen, falſch ſind. Wir wiſſen nun, daß die Sonnenwaͤrme die Eyer ausbruͤtet, daß die Jungen allein ins Waſ⸗ ſer gehen, daß die Krokodille nur aus aͤußerſter Noth ſich an ihrer eigenen Brut vergreifen, und kein Inſtinkt der Grauſamkeit ſie dazu treibt. Trotz der Mannigfaltigkeit der Nahrungsmit⸗ tel, die dem Krokodill angewieſen ſind, muß es doch zuweilen Monathe lang faſten, weil viele Thiere wegen ſeiner Langſamkeit ihm leicht aus⸗ weichen koͤnnen. Es verſchlingt dann kleine Stei⸗ ne und Stuͤckchen Holz, damit ſeine Eingeweide nicht zuſammenſchrumpfen. Brown verſichert, daß man mehreremal beobachtet habe, daß Kroko⸗ dille Monathe lang ohne die mindeſte Nahrung zu brachten 2. Man hat den Verſuch gemacht ih⸗ nen die Schnauze mit einem Metalldrate zu vor- binden und ſie ſo in die Tiefe gehen zu laſſen, wo ſie ſich dann von Zeit zu Zeit an der Oberflaͤche ſehen laſſen um Athem zu holen. Nach den Berichten der Reifebefchreiber ſcheint es, als wenn die Krokodille nah am Aequator das ganze Jahr hindurch nie erſtarrten; die hingegen, welche näher an den Wendezirkeln oder unter noch > Ec groͤße⸗ a) Bron nat. hist, of Jamaica. p. 462. 410 Eidechſen. i größeren Graden der Breite ſich aufhalten, ver⸗ bergen ſich beym Anfange des Froſtes in tiefe Höh- len am Ufer und bringen den Winter in der Er— ſtarrung zu. Plinius fagt, die Krokodille braͤch— ten die vier Wintermonathe in Hoͤhlen und ohne Nahrung zu, daraus läßt ſich ſchließen, daß die Nilkrokodille, welche den Alten am beſten bekannt waren, in der kalten Jahrszeit erſtarrten 5). In den Gegenden Amerika's, die mit Aegypten unter einerkey Graden der Breite liegen, die alſo, da der neue Welttheil uͤberhaupt ein kaͤlteres Kli⸗ ma hat, als die alten, nicht fo warm find als Ae⸗ gypten, ſchlafen die Krokodille den Winter hin- durch. Wenn fie in Karolina aus dieſem Schla— fe erwachen, fo ſtoßen fie, nach Catesby's Er: zahlung, ein fuͤrchterliches Gebruͤll aus, das man ſehr weit hoͤren kann ). Vielleicht verſtaͤrken die Echo's der Ufer die dumpfen Töne dieſer Thiere und rechtfertigen Cates by's Erzählung. Uebri⸗ gens ſagt Herr de la Coudreniere von den Krokodillen in Luiſiana; ihr Geſchrey ſey immer nur ein einzelner abgebrochener Ton, den ſie nicht wiederholen, gleiche aber an Staͤrke dem Gebruͤll eines Stiers 4). Der en Jobſon erzaͤhlt eben⸗ 5) Plin. lib. VI. cap. 38. Den Winterſchlaf der Krokodile ſcheint Plinius im ııten Buch, Kap. 91 zu beruͤhren. c) Catesby nat. hist, of Carolina. Vol. 2. p. 65. J) Observations sur le Crocodile de Lonisiane, Wa de Phys. 1782. Das gemeine Krokodil. ‚Alk ebenfalls, daß die Afrikaniſchen Krokodille am Gambia, wo fie ſich in großer Menge aufhal— ten, und bey den Regern Bumbos heißen, ſo laut ſchreyen, daß man ſie ſehr weit hoͤren kann. Man ſollte glauben, ſetzt er hinzu, die Stimme kaͤme aus einem tiefen Brunnen; dieß ſetzt ſehr tiefe Toͤne in ihrer Stimme voraus, die ſie einem dumpfen erſtickten Gebruͤll aͤhnlich machen ). Das Zeugniß des Herrn de la Borde, das ich ſchon angeführt habe, beſtaͤtigt gleichfalls Cates⸗ by's Erzaͤhlung. Wenn das Krokodill in Fälteren Gegenden, wie die uͤbrigen Amphibien, erſtarrt, ſo ſchadet die Kaͤlte und das Faſten ſeiner Haut nicht, und es haͤutet ſich nicht ſo wie dieſe. In den Laͤndern, wo die Menſchenzahl die Krokodille nicht zwingt zerſtreut zu leben, gehen ſie immer in zahlreichen Haufen zuſammen. Herr Adanſon ſah im Senegall Heerden von mehr als zweyhundert beyſammen, die mit dem Kopfe uͤber dem Waſſer daher ſchwammen, einer Menge von Baumſtaͤmmen gleich, die von der Fluth fort⸗ getrieben werden. Aber dieſes Zuſammenleben iſt bey den Krokodillen nicht die Folge eines gluͤcklichen Inſtinkts; fie verfammeln ſich nicht, wie etwa die Biber, zu gemeinſchaftlichen Arbeiten; Nachah⸗ mung ſchaͤrft ihre Talente, und gemeinſames Wir⸗ ken * e) Kapitän Jobſon's Reiſe nach dem Gambia. Alloem. Geſch. der Reiſen. tes Buch. 412 Eidechſen. ken ihre Kraft nicht; ſie ſuchen ſich nicht, wie die Robben und Seekuͤhe (Lamantins), aus gegen- ſeitiger Zuneigung auf, ſondern einerley Beduͤrf— niß führe fie an einen Ort zuſammen. Dieſes Zu⸗ ſammenſeyn giebt uͤbrigens einen neuen Beweis ab, daß man den Krokodillen keine Grauſamkeit zuſchreiben kann. Auch die Nachgiebigkeit ihres Naturells beweiſt, daß ſie nicht zu den reiſ⸗ ſenden Thieren gehören, denn man hat fie fo- gar gezaͤhmt. Auf der Inſel Bourbon und den Molucken maͤſtet man zuweilen Krokodille, die auf die Art gewiſſermaßen Hausthiere werden. In andern Laͤndern fuͤttert man ſie der Pracht wegen. Der König von Saba auf der SEla- venkuͤſte in Afrika, haͤlt zwey Teiche voll Kroko⸗ dille zur Pracht. Am Rio-San-Domingo und an den weſtlichen Kuͤſten Afrika's werden ſie von den Einwohnern gefuͤttert, und die Kinder ſogar ſpielen, wie man ſagt, mit dieſem Unge⸗ heuer. — Mit Erſtaunen ſieht man, ſagt Brun in feiner Reife nach Biſſao ꝛc., daß im Rio⸗ > San=- Domingo die Krokodille, die fonft fo ſchreckliche Thiere ſind, niemanden etwas zu Leide thun. Die Kinder ſpielen mit ihnen, fegen ſich ihnen auf den Ruͤcken und pruͤgeln ſie ſogar, ohne im mindeſten von ihnen beſchaͤdigt zu werden. Vielleicht kommt dieß von der guten Pflege her, welche dieſe Thiere bey den Einwohnern finden. In allen uͤbrigen Theilen von Afrika fallen ſie ohne Unterſchied Thiere und Menſchen an. Doch ſind zuwei⸗ — Das gemeine Krokodill. 43 zumeilen Neger dreuſt genug ſich mit ihnen zu mefe fen, und fie mit Dolchen anzugreifen. Ein Mes ger von Fort St. Louis machte ſich taͤglich ein Vergnügen daraus, und kam lange glücklich durch. Endlich aber ſchlug es ihm fehl und er wurde einſt ſo ſtark verwundet, daß er ohne die Huͤlfe ſeiner Gefaͤhrten von einem Ungeheuer gefreſſen worden ſeyn würde H. Die Alten wußten recht gut, daß das Kroko— dill ſich zaͤhmen ließe, und Ariſtoteles raͤth, nur es hinlaͤnglich zu fuͤttern, um von ihm nichts zu fuͤrchten zu haben; denn der Hunger allein macht es gefaͤhrlich. Herr de la Borde ſah zu Cayenne Krokodille, die mik Schildkroͤten zu gleicher Zeit in einem Behaͤlter waren. Sie lebten lange in dieſer Geſellſchaft ohne ſich an den Schildkröten zu vergreifen. Man fuͤtterte fie mit den Ueberbleibſeln aus der Kuͤche. Wenn das Ktokodill nicht fo grauſam iſt als die Haye und andere Raubfiſche, mit denen es den Aufenthalt und einige Adobe, Eigenſchaften gemein hat, fo hat es auf der andern Seite, we— gen der Kälte feines Bluts, auch den Muth dieſer Thiere nicht. Plinius ſagt, es floͤhe, wenn man es verfolgte, es ließe ſich ſogar lenken, wenn jemand dreuſt genug waͤre, ihm auf dem Ruͤcken zu ſpringen, und nur dann ſey es gefaͤhrlich, wenn man vor ihm liefe 8). Auch Proſper Alpie a nus Allgem. Geſch. der Reifen. g) Plin. lib. VIII. a 38. 414 Eidechſen. nus erzaͤhlt, wie Aegyptiſche Landleute ein Kroko⸗ dill fiengen, ihm Rachen und Pfoten banden, es zu den Leuten trugen, die es kaufen wollten, es dort losbanden und ein Weilchen vor ihnen herum— gehen ließen, ihm den Rachen und Pfoten wieder verbanden und es endlich erdroſſelten, um ihn die Haut abzuziehen ). Das mag wohl von den Krokodillen wahr ſeyn, die Plinius nicht kann⸗ te, denn in den kaͤltern und naͤſſern Amerikaniſchen Gegenden haben die Krokodille, wie alle große Thiere uͤberhaupt weniger Kraft und Muth, aber mit ihren Repraͤſentanten in den trockneren Laͤn— dern der alten Welt, dürfte ſich ſchwerlich fo ſpie⸗ len laſſen. In den Gegenden von Cayenne in Südamerika, fangen die Neger zuweilen klei⸗ ne, 5 bis 6 Schuh lange Kʒaymans. Sie bin- den ihnen die Pfoten und koͤnnen dann mit ihnen machen was ſie wollen, ohne daß das Thier ſich zur Wehr ſetzt. Will man recht vorſichtig ſeyn, fo bindet man ihnen auch die Kinnladen zuſam⸗ men, oder ſteckt ihnen ein dickes Blech in den Rachen. In einigen Stroͤmen von St. Domin⸗ go hingegen, wo die Krokodille oder Kaymans ziemlich unſchaͤdlich ſind, werden ſie von den Wil⸗ den verfolgt. Das Thier flieht und verſteckt ſich gewoͤhnlich mit dem Kopfe und einem Theile des Koͤrpers in ein Loch; dann legt man ihm eine Schlinge von einem ſtarken Seile an einen Hin⸗ ' | terfuß A) Proſper Alpin's Naturgeſch. von Aegrpten. Leyden 1755. Th. 1. Kap. 5. i 8 Das gemeine Krokodil. 415 terfuß und einige Neger fpannen ſich daran und ziehen es bis in ihre Huͤtte, ohne daß das Thier Miene macht, ſich zu vertheidigen ). Die Krokodille haben ein warmes Klima noͤ— thig. In gemaͤßigten Himmelsſtrichen gedeihen ſie nicht A), und bleiben immer kleiner je weiter ſie vom Aequator entfernt leben. Man findet ſie uͤbrigens noch in allen Welttheilen einige Grade über die Wendezirkel hinaus. Man trifft fie zu- weilen in- den Strömen von Korea, achtzehn bis zwanzig Ellen lang ). Auch im Lande der Papus find fie einheimiſch n). Dampier traf fie an den Kuͤſten der Inſel Timor n). Auf dem feſten Lande von Amerika noch zehn Grade - über den Wendezirkel des Krebſes hinauf, vorzuͤg⸗ lich fo weit als der Neusſtrom in Nordkar o- ling hinauf geht, ohngefaͤhr bis zum 33ſten Grad der Breite giebt es viele Krokodille. Wei⸗ ter hinauf habe ich nie von dieſen Thieren reden hören, ſagt Cates by. Dieſe Breite trifft ohn⸗ gefaͤhr mit den noͤrdlichſten Gegenden von Afrika überein, wo fie zu finden find ). Im Amazo⸗ nen⸗ ) De la Borde, k) Memoires pour servir a hist, nat, ‚des anim. Art, Crocod. D In Hamels Beſchreibung von Corea. Allgem. Geſch. der Reiſen. Th. 24. S. 244. m) Reiſe des Fernand Mendez Pinto. Allg. Geſch. der Reiſen. Th. 2. Buch. 2. n) Dampiers Reiſe nach den Suͤdlaͤndern. 0) Catesby nat. hist. of Carolina. Tom, . p. 63. 1 416 ne Eidechſen. nenfluſſe und den meiſten Fluͤſſen, die er auf nimmt, ſind die Krokodille zahlreich. Man ver⸗ ſicherte dem Herrn de la Coudreniere, daß man ſie zwanzig Fuß und laͤnger finde. Im Guzaquil hatte er ſchon viele von 12 bis 15 Fuß lang geſehen. Da fie im Umazonenfluf- ſe den Nachſtellungen weniger ausgeſetzt ſind, ſo fuͤrchten ſie ſich vor den Menſchen eben nicht. Bey Ueberſchwemmungen kommen ſie zuweilen in die Hütten der Indianer ). In Thuͤringen und auch in England hat man in Schachten über 30 Fuß tief unter der Erde Verſteinerungen von Krokodillen, und in der Provinz Norting ham ein ganzes Gerippe ge⸗ funden )). Doch hier iſt nicht der Ort zu unter> ſuchen, was fuͤr Revolutionen auf verſchiedenen Theilen unſeres Erdkoͤrpers dieſe Verſteinerungen vorausſetzen. So furchtbar uns das Krokodill vorkommen mag, fo fürchten ſich doch die Neger am Sene— gal nicht es im Schlafe, oder an Orten, wo es nicht genug Waſſer hat um ſchwimmen zu koͤnnen, zu überfallen. Sie gehen dreuſt darauf los, ba» ben den linken Arm mit Leder umwunden und grei« fen es mit ihren Haſſageyen an. Sie ſuchen ihm die 5) Allgem. Geſch. der Reiſen. Th. 53. S. 439. 9) Englaͤndiſche Bibliothek. Th. 6. S. 406. (Man ſehe auch oben die von mir angefuͤhrten Stellen 95 verſteinerten Krokodillen und ihren Theilen. 2 Das gemeine Krokodill. 417 die Augen und den Schlund mit mehrern Stichen zu durchbohren, reißen ihm dann die Kehle auf, ſtecken ihre Haſſagey zwiſchen die Kinnbacken, daß es ſie nicht ſchließen kann, und halten es ſo lange unter Waſſer, bis es von der Menge Waſſer, die es verſchlucken muß, erſtickt iſt '). Einer meiner Neger, erzaͤhlt Adanſon, erlegte einſt ein ſieben Fuß langes Krokodill. Er ſah es am Ufer unter einem Baume im Geſtraͤuche ſchlafen. Leiſe, um es nicht aufzuwecken, ſchlich er hinzu und gab ihm ſo geſchickt einen Saͤbelhieb in den Hals zwiſchen den Schuppen und den Knochengelenken durch, daß er es bis auf etwas weniges morſch durchhieb. Das Krokodill, das tödlich verwundet war, kruͤmmte ſich, obgleich mit Mühe zuſammen, und gab dem Ne— ger mit dem Schwanze einen Schlag an die Bei⸗ ne, daß er zu Boden ſtuͤrzte. Ohne ſeine Beute fahren zu laſſen, ſprang dieſer wieder auf, und um vor den moͤrderiſchen Zaͤhnen des Thiers ſicher zu ſeyn, umwickelte er ihn den Rachen mit der Schaam- Schürze (pagne), indeß fein Ka- marad den Schwanz des Thiers hielt. Ich ſelbſt ſprang ihm auf den Ruͤcken um es feſt zu halten, und der Neger hieb ihm nun vollends mit ſeinem Saͤbel den Kopf vom Rumpfe ). In Aegypten macht man auf dem Wege des Ungeheuers einen tiefen Graben, und bedeckt ihn ) Labat. Th. 2. S. 337. 5) Voyage au Senegal par M. Adanson. p. 148. De la Cepedes Natg. d. Amıpp- 1. Bd. D d 4 3 418 Eidechſen ihn mit Laubwerk und Erde; dann jagt man mit einem großen Geſchrey das Krokodill auf, welches, um wieder ins Waſſer zu kommen, auf ſeinem vo— rigen Wege zuruͤckeilt, über den Graben muß, hineinſtuͤrzt, und dort todgeſchlagen oder in Schlin⸗ gen gefangen wird. Andere binden ein ſtarkes Seil mit einem Ende an einen Baum und an das andere befeſtigen ſie ein Lamm und einen Haken. Auf das Geſchrey des Lammes kommt das Kroko— dill, und faͤngt ſich, indem es ſeine Beute faſſen will, an der Angel. Je mehr es ſich loszumachen ſucht, deſto tiefer dringt der Haken ins Fleiſch; man läßt dann das Seil nach, folgt ihm und zieht es endlich daran todt aus dem Waſſer. 5 Die Wilden in Florida haben noch eine andere Art ſie zu fangen. Zehn oder zwoͤlf von ihnen ruͤcken gegen ein Krokodill an, das am Ufer auf Beute lauert. Sie haben einen Baum, der an der Wurzel abgehauen iſt, bey ſich. Kommt nun das Krokodill mit offenem Rachen auf ſie los, ſo ſtoßen ſie ihm die Stange in den offenen Schlund, werfen es um, und toͤdten es. Manche Wilden ſollen ſogar dreuſt genug ſeyn, bis unter das Krokodill zu ſchwinmen, und ihm den Bauch aufzureiſſen, beynah der einzige Ort, wo es verwundbar iſt. Die Menſchen ſind aber nicht die einzigen Feinde des Krokodills, auch die Tiger und Wil pferde machen Jagd darauf. Die letzten find deſto gefährlicher für fie, da fie ihnen bis auf den 4 Grund * Das gemeine Krokodill. 419 Grund des Meers folgen koͤnnen. Auch die Ku guars, ob ſie gleich ſchwaͤcher ſind als die Tiger, toͤdten eine große Menge von ihnen. Sie lauern an dem Ufer der Stroͤme verſteckt auf die jungen Krokodille, haſchen ſie, wenn ſie den Kopf aus dem Waſſer ſtecken und verzehren ſie. Treffen ſie aber auf groͤßere und ſtaͤrkere Krokodille, ſo iſt die Reihe angegriffen zu werden, an ihnen. Vergebens ha— ken ſie dem Krokodill ihre ſcharfen Klauen in die Augen, ſeine Staͤrke iſt zu uͤberwiegend und es zieht fie mit auf den Grund hinab ). | Ohne dieſe vielen und mächtigen Feinde wuͤr⸗ de ein Thier, das fo furchtbar iſt, wie das Krofo- dill, ſich entſetzlich vermehren. Alle Ufer der gro— ßen Stroͤme in dem heißen Erdſtrich wuͤrden von ihnen bevoͤlkert werden, und die Unmoͤglichkeit bey ihrer Menge hinlaͤngliche Nahrung zu finden, ‚würde fie bald wild und grauſam machen. Furcht— bar durch ihre Waffen und noch furchtbarer durch ihre Menge wuͤrden ſie bald den Menſchen aus dieſen neuen und fruchtbaren Laͤndern vertrieben haben, die er zuweilen nur mit Muͤhe gegen ſie behauptet. Denn wie ſollte er alle die Vorthei— le, die ihnen ihre Groͤße, ihre Waffen, ihre Staͤrke und Anzahl gaͤben, beſiegen? — Pro Did 2 ſper 4) Allgem. Geſch. der Reiſen. Th. 53. S. 440, (Pennant zieht dieß in feinerHistory of Quadru- peds (ſ. meine Ueberſ. davon B. I. S. 297. N; 186.) auf dem Braſiliſchen Tiger (Felis On⸗ an, Lin. B.) 8 ö 420 | Eidechſen. ſper Alpin ſagt, daß die groͤßten Krokodille in Aegypten die Naͤhe der Menſchen fliehen, und ſich an den Ufern des Nils über Memphis aufhal⸗ ten, wo man ſie zuweilen dreyßig Ellen lang fin— det u). In den weniger bevoͤlkerten Ländern iſt der Fall aber umgekehrt. In dem Amazonen⸗ flu ſſe und dem Oyapoc, der Bay St. Vin⸗ cent, und den Seen, die mit ihr zuſammenhaͤngen, ſind ſie in ſo großer Menge, daß ſie die Pirogen aufhalten. Sie folgen dieſen leichten Fahrzeugen nach, doch ohne es zu verſuchen ſie umzuwerfen, oder die Menſchen anzugreifen. Zuweilen, wenn ſie nicht zu groß ſind, kann man ſie mit den Ru⸗ dern verjagen K). Herr de la Borde hingegen erzaͤhlt, als er auf ſeiner Reiſe in einem Boote an den Oſtkuͤſten von Suͤdamerika hinfuhr, traf er an der Muͤndung eines kleinen Stroms, den er hinauffahren wollte, ein Dutzend große Krokodille, die ihm den Paß verlegten. Er feuerte einigemal auf ſie, um ſie fortzujagen, aber ſie wichen nicht von der Stelle. Er gerieth beynah in Verſu— chung uͤber ſie hin zu fahren, nur die Beſorgniß hielt ihn zuruͤck, ſie moͤgten ſein kleines Fahrzeug umwerfen und ihn verſchlingen. Er ſah ſich da— her genoͤthigt, zwey volle Stunden zu warten, wor⸗ auf ſich die Krokodille entfernten, und ihm 00 e e Zum u) Naturgeſch. von Aegypten von Proſper Alpin. 1 Th. Cap. 5. &) v. Widerſpach. Das gemeine Krokodill. 42¹ Zum Gluͤck geht ein großer Theil der jungen Brut, noch ehe ſie aus dem Ey kommt, verloren. Auſſer jenen groͤßeren Feinden, von denen ich ſchon geredet habe, ſucht eine Menge kleinerer Thiere, die ſonſt bey dem Anblick des Krokodills fliehen, ſei⸗ ne Eyer am Ufer auf. Die Manguſte, die Affen, Sagoins, Sapajus und eine Menge Seevoͤgel find ſehr luͤſtern darnach Y). Viele zerbre⸗ chen ſie auch nur aus Spielerey. Auch die Neger in Afrika und einige Indiſche und Amerikaniſche Völker 2) eſſen die Eyer und das Fleiſch des Krokodills, vorzuͤglich vom Schwan— ze und Bauche. Es iſt ſehr weiß und jene Voͤl⸗ ker finden es ſehr ſchmackhaſt, beynah alle Euro— paͤer hingegen, die es koſten wollten, wurden durch ſeinen ſtarken Biſamgeruch abgeſchreckt. Indeſſen erzaͤhlt Adanſon, daß er von einem Krokodill, das unter ſeinen Augen am Senegall getoͤdtet wurde, gegeſſen, und das Fleiſch nicht ſchlecht gefunden habe. Die Schmackhaftigkeit des Flei⸗ ſches muß übrigens nach dem Alter und der Nah rung des Thieres ſehr verſchieden ſeyn. Zuweilen findet man Bezoars bey den Kroko— dillen, ſo wie bey manchen andern Eidechſen. Se— ba hatte in ſeiner Sammlung verſchiedene Stuͤcke, die er aus Amboina und Ceylon bekommen hatte. Die größten waren von der Größe eines | D d 3 Enten⸗ ) Beſchreibung der Inſel Hip e Allgem. 3 der Reiſen. 3. Th. 5. Buch 72 de Carolina, II. 55 65. 422 Eidechſen. Enten⸗Eyes, nur etwas länger, und die Ober— fläche hatte kleine Erhabenheiten von der Größe eines Pfefferkorns. Dieſe Coneremente beſtan⸗ den, wie alle Bezoars, aus duͤnnen uͤbereinander⸗ liegenden Rinden; die Farbe war dunkelgrau mar⸗ morirt mit mehr oder weniger Weiß eingeſprengt a). Die Roͤmer kannten die Krokodille lange Zeit nicht ſelbſt: erſt 38 Jahre vor der ehriſtli⸗ chen Zeitrechnung zeigte der Evil Seaurus fünf dergleichen dem Volke 5). Auguſt brachte ihrer noch mehrere lebendig nach Rom, und ließ Menſchen mit ihnen kaͤmpfen. Heliogabal un⸗ terhielt einige. Dieſe Tyrannen der Welt ließen mit ungeheuern Koſten Krokodille, Tiger, Löwen u. d. gl. aus Afrika kommen, und hatten ihre Freu⸗ de daran, alle Ungeheuer, die die Erde hervor⸗ bringt, um ſich zu verſammeln. Die Krokodille waren daher fuͤr die Roͤmer und andere alte Voͤlker ſehr furchtbare Thiere. Sie kamen aus fernen Laͤndern und es iſt daher nicht zu verwundern, wenn man ihnen auſſerordentliche Kräfte zuſchrieb. Es giebt beynah kein Stuͤck am Krokodill, dem man nicht beſondere Heilkraͤfte in irgend einer Krankheit zugeſchrieben haͤtte. Die Zähne 2), die Schuppen, das Fleiſch, die Ein⸗ geweide, alles hatte wunderbare Wirkungen. In Haſſelquiſts Reife nach Palaͤſtina H) findet 8. man a) Seba. Tom. II. p. 13g. 5) Plin. lib. VIII. cap. 40. o) Plin. lib. XXVII. cap. 28, d) p. 57. — — Das gemeine Krokodill. 423 man mehrere wahre oder eingebildete Eigenſchaf⸗ ten aufgefuͤhrt, die die Araber und Egyptier noch jetzt der Galle, dem Fette und den Augen des Krokodills zuſchreiben. | In ihrem Vaterlande war man damit noch nicht zufrieden. Sie floͤßten durch ihre Verheerun⸗ gen oft Schrecken ein, die Furcht benebelte die; Vernunft, man machte ſie zu Goͤttern, gab ihnen Prieſter, die Stadt Areinoe wurde ihnen ges weiht e), und man verehrte ihre Aeſer andaͤchtig in hohen Pyramiden neben den Gräbern der Koͤ— nige. Jetzt iſt in eben den Laͤndern, wo man ſie ſonſt anbetete, ein Preiß auf ihren Kopf gefetzt. So aͤndern ſich die Meynungen. Zu ſa ß. Das ſchwimmende Krokodill. ) Dieß Krokodill wird von den meiſten als eine Vorietaͤt des gemeinen oder Nil-Krokodills D d 4 betrach⸗ e) Eneyclopedie methodique. Dictionaire d’an- tiquites, par Mr. Abbé Mongez l’aine, Garde du Cabinet d' Antiques et d Histoire naturelle de St. Genevieve, de Academie des Inscript, etc, pP Crocodylus natans. C. nucha nuda, dorsi scutis quadratis planis, plantis semipalmatis, digitis duobus exterioribus palmatis; palmis pentadactylis, plantis tetradactylis. Meyer Synops. rept. P. 20. . 2. ’ ro- 4 424 Eeiodcchſen. betrachtet; der ſelige Meyer macht es aber unter obigem Namen zu einer beſondern Art. Es iſt aus dem ſo verſchieden angegebenen Beſchreibun— gen und Abbildungen nichts gewiſſes zu behaupten. Es ſcheint ſich durch den gedruͤcktern, kuͤrzern, Ee- gelfoͤrmigen Kopf, den nackten Nacken und die Fuͤße, deren Zehen alle mit Krallen bewaffnet ſind, auszuzeichnen. Außerdem ſoll noch der Ruͤcken mit ebenen viereckigen Schuppen bedeckt ſeyn, die vier⸗ zehigen Hinterfuͤße follen nur eine halbe Schwimm- haut haben, mit Aus nahme der zwey aͤußeren Zehen, die durch eine ganze Schwimmhaut ausgeſpannt ſind. Es ſoll vorzuͤglich Ceylon bewohnen. . | B. Das Orocodylus maxillis depressis conicis, plan- tis semipalmatis, digitis duobus exteri- oribus palmatis. Gronoviü Zoophyl. Fasc. I. p. 10. n 39. | 1 45 Crocodylus africanus. C. dorso scutis qua- dratis planis tessellata; lateribus, abdo- mineque squammis ovatis imbricatis; cauda Supra una alterave crista carinarumz pedi- bus anticis. pentadaetylis, posticis tetrada- etylis natatoriis, omnibus unguiculatis. Taurenti Specim. p. 54. n. 85. | Crocodylus africanus, recens natus. Seba Mus l. p. 161 tab 103. fig. 2. Hat hinten 5 Zehen. Vorder- und Hinterfuͤße find hands foͤrmig. Crocodili africani, recens nati al- sera speeies. fig. 3. Crocodilus americanus €x Curassoa. hg. 4. Auf der Wurzel des fl Schwan⸗ — Das ſchwarze Krokodil. 425 Das ſchwarze Krokodill. (Le Crocodile noire.) | Zweyte Art. Dieſe Art unterſcheidet ſich von der erſten durch ihre viel dunklere, beynah ſchwarze Farbe, da das Nilkrokodill gruͤnlich, oder wie Bronze aus— ſieht. Adanſon hat dieſes Thier zuerſt am S e— negal gefunden und beſchrieben. 8 ). Es hat längere Kinnladen als das eigentliche Krokodill, iſt raubgieriger und koͤnnte daher auch wohl im in⸗ neren Bau verſchieden ſeyn, der haͤufig bey der verſchiedenen Lebensart der Thiere zum Grunde liegt. Daß dieſes Thier mit dem Nil- Krofo- Ded 5 dill Schwanzes ſtehen 2 Reihen Schuppen, die aber in der Mitte zuſammenlaufen. Fig 3 und 4 haben hinten nur 4 Zehen, die aber, wie ge— woͤhnlich, mit einer Schwimmhaut verbunde ſind. ö 5 Lacerta Crocodylus. Var. ß, Gmelin. Lin. Syst. I. 5. p. 1057. | Der Caiman. Kleins Hiſtorie der vierf. Thier re. S. 109 Nr. 3. (ganz unbeſtimmt). Der afrikaniſche Caiman. Deſſen Claſ—⸗ ſification der vierf. Thiere. S. 304. Nr. 2 u. 3. Donndorfs Zool. Beytr. III. S. 73. Nr. 1. B. 3) Adanson’s Voyage au Senegal. p. 73. (Ueber: feß. S. 107. Eine zweyte Gattung von Krofo: dillen. B.) 5 a 426 Eidechſen. 8 dill zu einer Gattung gehoͤren, und daß ſeine Ab⸗ weichungen im Bau und in der Farbe bloß vom veraͤndertem Klima herruͤhren ſollten, iſt nicht wohl glaublich, da Adanſon in eben dem Strome auch eine Menge grüner, den Aegyptiſchen völlig ähnlicher Krokodille fand. In Amerika hat man dieſe Gattung noch nicht angetroffen, und Adanſon iſt auch der einzige Naturforſcher, der ſie im Senegal gefunden, und ihrer erwaͤhnt hat ). A) Aus dieſer kurzen und unvollſtaͤndigen Beſchreibung laͤßt ſich nicht abſehen, warum Hr. La Cepede dieß Krokodill von dem folgenden getrennt hat, da doch Adanſon der verlaͤngerten Schnauze aus— druͤcklich erwähnt. (Schneider amph. physiol. Spec. I. p 33.) Es wäre daher bloß, nach den jetzigen Angaben zu urtheilen, eine Farbenvarietaͤt des Gavials. Wir muͤſſen von reiſenden Natur- forſchern noch nähere Aufklaͤrung hieruͤber abwar— ten. Vergl. Donndorfs Zool. Beytr. III. S. 74. Nr. 50. 6. — Meyer Synops. 9 p. 21. « Der 8 A 2 2 Beh 5 N, * Das langſchnauzige Krokodill. 427 — ———— ee een Der Gavial, oder das langſchnauzige Krokodill. (Gavial ou le Crocodile a machoires alongées). i) Dritte Art. (Taf. XXII. Fig. 2.) Do letzte Art von Krokodillen wohnt in In⸗ dien an den Ufern des Ganges, wo ſie den . | Na- ) Dieß Krokodill iſt hauptſaͤchlich unter dem Nas men des Ganges: Krokodills bekannt. Lacerta gangelica. L. maxillis elongatis teretibus subeylindri icis, eauda superne cris- sis binis in unam confluentibus horrida, Gronovii Gazoph. Fasc. II. p- 11. n. 40. — Gmel. Lin. I. 3. p. 1057. n. 30. Merk, Heſſiſche Beytr. zur Gelehrſamkeit und Kunſt. Frankf. am Main 1787. B. II. Th. 1. S. 73 bis 87. (Hier iſt vorzuͤglich der Scheidel mit dem des Nilkrokodills verglichen.) Lacerta Crocodilus, ventre marsupio donatus (Anzeige eines Jungen 13 faucibus merganse- ris rostrum aemulantibus,. Edwards Phil, Transact. Vol. 49. P. II. p. 639. tab. 19. Crocodylus terrestris. C. capite subgloboso, corio communi obtecto, antice in rostrum cylindrico conicum longum attenuato; gcu- lis convexiformibus. Corpore subtus scu- tis guadratistesselato, supra callis subrotun- dis seutiformibus tecto, Cauda supra ca- rinarum crista duplici, mox. confluente in unam. Pedibus omnibus peniadaetylis quin- que . Eidechſen. Namen Gavial fuͤhrt. Sie gleicht den Nil⸗ Krokodillen an Farbe und in ven übrigen Hauptunterſcheidungszeichen. Der Gavial hat, wie der Alligator, fuͤnf Zehen an den Vorder— und vier an den Hinterfuͤßen, aber nur an den drey innern Zehen jedes Fußes Naͤgel; in eini⸗ gen beſondern Kennzeichen hingegen weicht er merklich vom Aegyptiſchen Krokodill ab. Seine Kinnladen ſind viel laͤnger und viel ſchmaͤler, ſo daß ſie wie ein langer Schnabel ausſehen, der ſehr gegen den dicken Kopf abſticht. Die Zaͤhne ſind nicht, wie bey dem gemeinen Krokodill ungleich an Länge und Dicke, auch find ihrer mehr. Im koͤniglichen Cabinette iſt ein Exemplar dieſer Gate 5 tung que unguiculatis figsis. Taurenti Spec. amph. p. 54. n. 86. Kooxoltiros » Tayyn. Aelianus de natur. anim. X, c. 414. | Goc gang etteus. C. maxillis elongatis teretibus subeylindrieis, cauda superne cri- stis binis in unam confluentibus horrida, pedibus pentadactylis fissis. Meyer, Syn. rept, p. 20 n. 3. Crocodilus gangetieus, Schneider amph. phys. spee. I. p. 32. Le Gavial. Bonaterre Erp. 35. n. 2. Pl. 1 fig. 4. Das Krokodill mit dem langen Schna⸗ bel. Kruͤnitz. Encyclop. LIII. S 577. Adanſon, Senegal. S. ro2, 212, 218,220, 221. Afrikaniſches Krokodill. Berlin. Samml. V. S. 264. Die Gavial-Sidechſe. Suckov's N. G. III. S. 93. Nr. 2. Das Ganges-Krokodill. Donndorfs Zool. Beytr. III. S. 73. Nr. 50. B. — Großer Durchmeſſer des Auges — 2 Das langſchnauzige Krokodill. 429 tung von etwa 12 Fuß Laͤnge, das in der obern Kinnlade 58 und in der untern 30 Zähne hat. Die Zahl der queeruͤberlaufenden hoͤckerichen Streis fen auf dem Ruͤcken iſt um den vierten Theil groͤßer als beym gemeinen Krokodill die viereckigen Schup— pen, woraus ſie beſtehen, beruͤhren ſich alle, und ſind am Rande erhabener, in der Mitte aber nicht ſo ſehr als beym Nil-Krokodill. Dieſe Abweichun⸗ gen ſind mehr als hinreichend fi e als eine eigene Art zu betrachten. Der Gaival erreicht, wie der Alligator, eine betraͤchtliche Groͤße. Im koͤnigl. Kabinette iſt ein Stuͤck von der Kinnlade eines Gavials, der, nach dieſem Stuͤcke zu urtheilen 30 Fuß 10 Zoll lang geweſen ſeyn muß. Ich kann dem Leſer kei⸗ ne deutlichere Vorſtellung von dieſe ungeheuren Thiere geben, als wenn ich ihn auf die Abbil— dung und die folgende Tabelle verweiſe, welche die vornehmſten Ausmeſſungen des . me. zwölffüßigen Thieres liefert. — Die ganze Laͤnge betrug =» 11“ 10% 6% Laͤnge des Kopfes = 2 1 1 Von der Spitze der Schnauze bis zwiſchen die Augen 5 1 0 Laͤnge der obern Kinnlade? 2 — 6 Laͤnge des Theils der mit Zaͤhnen beſetzt iſt . - 1 a ,- Abſtand der Augen voneinander — 3 3 Groͤß⸗ 439 Eidechſen. Größter Umfang des Leibes 3“ 6 1. Länge des Kopfes hinter den Augen 4 5 22 — — Laͤnge der Schnauze wo ſie am duͤnnſten iſt 5 e ee Laͤnge der Vorderpfoten bis an die Nagelſpitze⸗ > 1 Länge der Hinterpfoten = 1 Länge des Schwanzes = 5 2 > 8 1 Sein Umfang an der Wurzel 8 „ Die Krokodille, welche Tavernier am Ufer des Ganges von Tutipur bis nach Ace rat, einer Strecke von 25 Coſſen, antraf, gehoͤr⸗ ten unſtreitig zu dieſer Art. Er ſah eine Menge von diefen Thieren zuſammen auf dem Sande lie⸗ gen und ſchoß auf ſie. Der Schuß traf in die Kinnlade eines großen Thieres und gab Blut, aber es entkam und gieng ins Waſſer. Am an⸗ dern Tage traf Tavernier, da er den Gan— ges weiter hinunter fuhr, wieder eine Menge von ihnen, wie die vorigen, am Ufer. Er ſchoß auf zwey mit drey Kugeln, und in dem Augenblick legs ten ſie ſich auf den Ruͤcken, ſperrten den Machen auf und verendeten Y. Es ſcheint, als wenn die Alten ſchon den Gavial gekannt haͤtten, denn Aelian erzaͤhlt, daß w man an den Ufern des Ganges Krokodille mit N einer Y Vovage de REN Allgem. Geſch. der Reiſen. 3. Th. 3. Buch. > Das langſchnauzige Krokodill. 431 einer Art von Horn an der Spitze der Schnauze gefunden haͤtte. Edwards iſt unter den neuern Naturforſchern der erſte, der den Gavial im Jahr 1756 unter dem Namen des langſchnaͤbeli— chen Krokodills beſchrieb und ſeinen langen ſchmalen Kinnbacken mit dem Schnabel einer Tauch⸗-Ente verglich 7). Sein Exemplar war augenſcheinlich noch nicht ausgewachſen. Es hatte am Bauch einen offenen Sack oder Beutel, von dem ich weder an dem vorher beſchriebenen, noch an einem andern juͤngeren, das im koͤnigl. Cabi⸗ nette aufbewahrt wird und 2 Fuß 3 Zoll lang iſt, habe eine Spur finden koͤnnen. Vielleicht verliert ſich dieſe Oeffnung, wenn das Thier größer wird, und iſt nichts anders als der Einſchnitt von der Nabelſchnur, oder es iſt ein Geſchlechtsunterſchied. Noch befindet ſich im koͤnigl. Kabinette ein halb⸗ verſteinertes Stuͤck von einem Kinnbacken mit Zaͤh⸗ nen in Kalkſtein, das in der Gegend von Dax in Gaſcogne gefunden und von Herrn von Borde eingeſchickt iſt. Es ſcheint mir nach an⸗ geſtellter Unterſuchung einen Gavial gehoͤrt zu ha⸗ ben. 3 u ſatz e. Beſchreibung des Ganges⸗Krokodills. Vielleicht wird es manchem meiner Leſer nicht unangenehm ſeyn, wenn ich ihm hier eine ſo genau a als 9 Philos, Transact. 1756. — 432 Eidechſen. als moͤgliche Beſchreibung von dem Ganges— Krokodill gebe, das ich ſelbſt beſize. Es wird ſich daraus manche Verſchiedenheit in Beſchreibung der einzelnen Theile bey andern Schriftstellern er er⸗ e i | | (Pariſer Maaß.) Die ganze Laͤnge betraͤgt e u Die Länge des Kopfs = N SE: — — des Halſes = 2 8 3 — — des Schwanzes 2. 2 — — der Vorderfuͤße bis zu der Nagelſpitze 7 — — der Hinterfuͤße Lee Breite des Kopfs hinter den | Ohren — 17 10 Der Umfang daſelbſt = T1 8 Breite der Schnauze wo ſie am duͤnnſten iſt 0 „r 2 Umfang daſelbſt E «„ — ER Breite des Leibes, wo er am 2 Fickſten IE 1 n Umfang daſelbſt 5 — — 2 3 Umfang der Schwanzwurzel — 1 6 Umfang der Vorderbeine an der . Wurzel » 8 38 — — — hinter den Zehen — 3 — Umfang der Hinterbeine an der Wurzel « n 1 — — hinter den Zehen — Das Ganges Krofodill, 433 Im Ganzen hat dieß Krokodil die Geſtalt des Nil- Krokodills, und nur die langgeſtreckte Schnau— ze, die etwas kleinern Fuͤße und der zugeſpitztere Schwanz ſcheinen es auszuzeichnen. Edwards hat die Schnauze ganz richtig mit der des Säge tauchers verglichen, denn ſo nimmt ſie ſich von der Seite und von oben aus. Der Rachen oͤffnet ſich bis hinter die Ohren; die Zaͤhne der obern Kinnlade fangen ſich aber erſt in der Mitte des Auges, und die der untern vor denſelben an. Die obere Kinnlade iſt in ihrer Mitte von dem hinterſten Zahn angerechnet, nach oben, und nach innen zu ſeicht ausgeſchweift, beugt ſich dann bo⸗ genfoͤrmig wieder etwas aus- und unterwaͤrts, zieht ſich von da wieder auf- und ſtark einwaͤrts, fo daß hier vor der loͤffelfoͤrmig abgerundeten Spitze, auf welcher die 2 rundlichen Naſenloͤcher ſtehen, der ſchmalſte Theil deſſelben iſt. Die Mitte dieſer Kinnladen iſt flach und rund, wenig abſchuͤſſig; die Spitze iſt aber nach vorne und nach den Sei⸗ ten abgerundet, wie der Nagel an einem Gaͤnſe⸗ oder Saͤgetaucherſchnabel. Die untere Kinn⸗ lade iſt da, wo die obere von der Mitte ſich unter⸗ waͤrts beugt, am eingezogenſten, ſchmaͤlſten und eingebogenſten, erhebt ſich nach der Spitze zu et⸗ was, laͤuft nach hinten zu faſt gerade aus, denn ſie zieht ſich erſt uͤber den Ohren etwas aufwaͤrts, in der obern ſtehen auf jeder Seite 18 und in der untern 15 Zaͤhne, alſo oben zuſammen 36 und unten 30, fie find alle kegelfoͤrmig, vorn an der De la Cepede's Naturg. d. Amph. I. Bd. Ee Seite 434 Ei.dechſen. Seiten am ſpitzigſten, hinten am ſtumpfſten und in der Mitte am laͤngſten; die laͤngſten von unten paſſen in die Ausſchweifungen der obern Kinn⸗ lade, und die laͤngſten von oben in die Aus⸗ ſchweifung der untern Kinnlade; oben iſt der eilf⸗ te der laͤngſte und ſtaͤrkſte an jeder Seite. Der Scheitel iſt zwiſchen den Ohren flach und vier⸗ eckig, zwiſchen den 1 104 Zoll im Durchmeſſer ha⸗ benden Augen verſchmaͤlert und nach der Form der Augen ausgerundet, vor den Augen etwas er⸗ haben, dann niedergedruͤckt und platt bis zur ab⸗ gerundeten Spitze; von den Augen bis hinter die Ohren geht eine Vertiefung; die Seiten des Kopfs find hinten eckig, und der Unterkopf iſt flach. Das obere Augenlied hat rundliche War⸗ zen und das untere iſt an der Kante ausge— zackt. Die ganze Oberflaͤche des Kopfs iſt rund gerunzelt und uͤber den Ohren findet man zwey gro⸗ ße, runde, ſchuppenartige Vertiefungen. Der Hals iſt dick und ſtark; im Genick ſtehen in halb» mondfoͤrmiger Stellung vier hornartige, gekielte, abgerundete Erhöhungen, wovon die beyden mitte lern die groͤßten ſind und als eine Schwiele zuſam⸗ menhaͤngen, die zwey zur Seiten aber iſolirt ſtehen. Mitten auf dem Halſe ſtehen noch 5 ſolcher Kie— le, wovon die beyden mittlern, je zwey und zwey⸗ ſchwielig zuſammen haͤngen, und die groͤßten ſind, neben ſich zur Seite, in der Mitte aber 2 kleine- re haben, die allein ſtehen. 277 uͤbrige Oberhals hat einige € — 4 7* Das Ganges⸗ Krokodil. 435 einige warzenaͤhnliche und zuſammengedruͤckte Er- bödungen, kleine, runde und eyrunde Schuppen, die an den Seiten groͤßer und regelmaͤßiger, und an dem Unterhals in Queerſtreifen getheilt ſind und diereckig ausſehen. Die Vorderfuͤße haben fünf gekruͤmmte Zehen, wovon die drey innern nur wei— ße kegelfoͤrmige Naͤgel haben; an den Seiten nach außen ſtehen nach vorne zu drey hochgekielte Schup⸗ pen, eben ſo oben nach der Wurzel zu drey weniger hohe Kiele; an der Wurzel ſind die Schuppen viereckig, dann verſchoben und ungleich viereckig, nach der Spitze zu aber wieder in regelmaͤßige Streifen geſtellte Vierecke. Ueber den Vorderfüs ßen iſt auf den Schultern oder dem Anfang des Ruͤk⸗ kens eine glatte ungekielte Stelle. Von da an bemerkt man auf dem Ruͤcken 10 Reihen neben⸗ einanderſtehender, kielfoͤrmiger Erhoͤhungen; mit⸗ ten auf denſelben laufen naͤmlich 15 in Queerbaͤn⸗ der geſtellte Schwielen hin, davon jedes nach au⸗ ßen zwey große, nach innen aber zwey niedrige Kiele hat, und wovon nur der dritten und zehnten die aͤußeren großen Hoͤcker fehlen; naͤchſt dieſen Schwielenſtreifen ſtehen noch eine Reihe hoher Schwielenhoͤcker und zwey Reihen kleinerer und ſchwaͤcherer auf jeder Seite, wovon die letztern aber uͤber der Mitte des Bauchs auslaufen; zwiſchen dieſen Seitenreihen ſtehen kleinere und groͤßere, eyrunde und runde Schuppen; unter den Seiten aber fangen Queerſtreifen an, die in lauter vierek⸗ kige, aneinanderhaͤngende Schuppen unter dem „ Bauche * 1 436 0 Eidechſen. Bauche getheilt ſind. Die Hinterfuͤße haben vier Zehen, die mit einer halben Schwimmhaut beklei⸗ det ſind, an welchen die aͤußere kleine Nagel hat und auch mit weniger Schwimmhaut vereinigt iſt; an der Hinterſeite nach der Spitze ſtehen 9 kiel⸗ foͤrmige Erhabenheiten, die aber nicht knochig ſind; die Schuppen ſind wie an den Vorderfuͤßen, nur daß einige ſtumpfe Kiele auf der Oberſeite, nicht wie an jenen der Laͤnge nach, ſondern nach der Queere ſtehen. Der kegelfoͤrmige, nur an der Spitze durch die vereinigten großen kielfoͤrmigen Erhöhungen zuſammengedruͤckt ſcheinende Schwanz hat rund herum deutliche Schuppenſtreifen, die oben auf bis zu einem Drittheil von der Wurzel an, in der Mitte mit zwey niedrigen und an jeder Seite mit einem erhabenen hornartigen Kiele oder Fortſetzung der Ruͤckenhoͤcker, doch ohne zuſam⸗ menhaͤngende Bandſchwielen, beſetzt ſind; von da an hoͤrt die mittlere niedrige Reihe auf, und nur an den Seiten gehen die zwey Kielreihen, doch in weicherer und floſſenaͤhnlicherer Geſtalt bis ſieben Zoll vor der Schwanzſpitze hin, wo ſie ſich verei- nigen und bis zur Spitze, nur gabelfoͤrmig ge— theilt oder zuſammenhaͤngend bis ans Ende als eine ſcharfe ausgehende Kante fortlaufen. Die ganze Unterſeite iſt in viereckigen zuſammenhaͤngen— den Schuppen getheilt, die von gleicher Groͤße mit den Bauchſchuppen, nur zwiſchen dem Hinterbeine noch einmal ſo klein ſind. An den Seiten des ö | Schwan⸗ 4 Das Ganges: Krokodil. 437 Schwanzes bemerkt man Spuren von kielfoͤrmigen Erhoͤhungen, die der Laͤnge nach laufen. Die Farbe iſt uͤberhaupt, und vorzuͤglich auf den ungeſchwielten Stellen ſchwarzgruͤn, auf den erhoͤhten Schwielen ſchmutzig braunroͤthlich und am Unterleibe ſchmutzig gelb. Genauer laͤßt ſich die Beſchreibung an mei⸗ nem Exemplare nicht machen. Ee 3 Das 43 ee Der Kaiman oder das Amerikaniſche Krokodill. *) (Taf. XXIII. Fig. 1.) Dieß Thier, das unſer Herr Verfaſſer mit dem Nil⸗Krokodill fuͤr einerley hält, und nach | ‚welcher m) Lacerta Alligator. T. capite imbricato plas no, nucha nuda, cauda superne binis lineis lateralibus a ; Blumenbahs Handb. der N. G. S. 237. — Gmelin Es Syst. J. 3. P. 1058. n. 51. Croeodillus americanus, Laurenti Spec. amph. P · 54. N. 84. Crocodylus Alligator. C. capite imbricate - plano, nucha nuda, cauda superne binis li- neis bateralibus aspera, pedibus pentada- ctylis, plantis natatorüs. Meyer, Synops. rept, p 21. n. 4. Crocodylus maxillis depressis conicis, plantis vix semipalmatis. Gronovü Zoophyl, I. p. 10. n. 38. Alligator. Milliam Bertram's travels through North and South Carolina. Philadelphia 1791. 8. (Ueberf. S. 91. 120.) a Kaiman. Batſch Thiere. S. 450, — Kruͤnitz, Eucyklopad. XXVIII. D. II, a II. S. 575. — — Donndorfs Thiergeſ. S. 424. Nr. 2. — — Borowsky Thierreich IV. S. 45 Taf. 4. — — Funks N. G. I. S. 364. — — Neuer Schauplatz der Natur. II. ©. = | et Das Amerikaniſche Krokodill. 439 welchen alſo jene Stellen, die auf fein gem ei⸗ nes Krokodill, das ſich in Amerika aufhaͤlt, Ee 4 paßen, Der Kaiman. Hartfinks Beſchr. von Guiana. I. S. 138. — — Dobrizhoffer, Geſch. der Abiponer. I. S. 392. — — Eharlevoir. Geſch. von Paraguay. S. 22. 23. — — Beckmanns phyſ. öfonom. Bibl. XV. S. 474 — — Allgem. Beſchr. der Laͤnder und Voͤlker von Amerika. II. S. 553. 562. 610. 698. Crocodylus americanus, Seba Thes. I. p. 169. tab. 106. Lacertus maximus. Catesby Carolina. II. p. 63. s Der Alligator. Schoͤp f, Reife durch Amerika. | II. S 213. — — Dampier, Reiſe um die Welt. S. 497. g 500. Krokodill der neuen Welt. Goeze Na turalienkabinett. S 51. Crocodile de „ Rechefort, hist, des Antill, P. 241, lig. 1. Lacertus egregius. Barrere, Franc, equinox. 5 154. Le Cayman, Bonnaterre Erpetolog, p. 35. 2.9, PI, 1. her 2 Die Kaiman⸗Eidechſe. Suckow's Naturg. III. S. 93. Nr. 3. Amerikaniſches Krokodill. Klein, quadr. disp p. 100. Deſſen Claſſif. S. ae Def fen natuͤrliche Ordn. S. 169. Nr. 2. — Le Page, Reiſen um die Welt. S. 41. 7 — Labat, Reiſe nach Weſtindien. II. S. 151. 228. 347. 10 Bon: 440 Eidechſen. paſſen, ſoll nach denen, welche es trennen, kleiner als jenes ſeyn, nur 12 — 30 Fuß groß werden. Es hat einen flachen, beſchuppten Kopf, der ſich nach und nach in eine duͤnne Schnauze verliert, einen nackten Nacken, der ganze Leib iſt in band— foͤrmige Streifen abgetheilt, die oben auf dem Rücken eine doppelte Reihe keilfoͤrmiger Erhöo⸗ hungen bilden, die nicht ſo hoch ſind, als am Nilkrokodill, und wovon die aͤußerſte Reihe in der Gegend der Hinterfuße ſich endigt, die andere aber auf jeder Seite bis vor das Schwanzende fortgeht; auf den Hinterbeinen ſteht auf der Hinterſeite ein keilfoͤrmiger Rand; die Vorderfuͤße und Hinter⸗ fuͤße haben fuͤnf mit Naͤgeln verſehene Zehen, und letztere ſind mit einer Schwimmhaut verbunden. Der Bauch hat lauter viereckige Einſchnitte auf den Queerbaͤndern. Der Oberleib iſt dunkel faf- frangelb, auf den Schwielen dunkelkaſtanienbraun, eben ſo die Fuͤße; der Bauch iſt blaßgelb. Dieſes Krokodill, das im mittlern Amerika lebt, ſoll ſcheuer und furchtſamer feyn als das Nil⸗ Krokodill. Seine Nahrung machen vorzuͤglich Fiſche aus. Man hat aber auch Stuͤcken Holz, Leder und Eifen in feinem Magen gefunden. Es legt nur etwa dreyßig Eyer, denen die Raubvoͤgel ſehr Bontius Java. tab. 455 Jacare. Mareg rav, Bras. Dr 5 Crocodilus. Sloane Jam. Der Kaiman. Donndorfs * Beytr. 1, S. 74. Nr. 31. — Das Amerikaniſche Krokodil. 440 ſehr nachſtellen, und welche daher ſeiner groͤßeren Vermehrung Graͤnzen ſetzen. Aus den bisher gegebenen Beſchreibungen der bekannten Krokodillen ergiebt ſich, daß noch viel von reifenden Naturforſchern ins Licht zu ſtellen iſt. Der Indiſchen neuen Art, deren die nach Sia m geſchickten Jeſuiten gedenken, haben wir oben S. 386 nach Hrn. Schneiders Angabe (Amph. phys. Spec. I. p. 33.) erwähnt, Ich bemerke hier nur noch zum Schluß, was Pennant in feinen View of Hindooston. London 1798. Vol, II. ſagt ). Man muß dreyerley Arten von Krokodillen unterſcheiden, den gemeinen Oſtindiſchen (der dem Nil-Kro— kodill am naͤchſten kommt); dann den Gavial mit dem Gaͤnſeſchnabel, und drittens einen klei— nern, der nie uͤber 12 Fuß lang wird, deſſen Kopf und Hals halb ſo lang ſind als der Leib, und der einen ungeheuern Rachen hat, mit zwey Vor— derzaͤhnen im Unterkiefer, die in ein Paar Deffnun« gen des Oberkiefers paflen ). Dieſer letztere Ee 3 fälle 1) S Litteratur-Zeitung. 1799. Nr. 385. 183 9) Ich weiß nicht, was es mit dem Durchgreifen ſol— cher Zaͤhne des Unterkiefers fuͤr eine Bewandniß hat. 442 Eidechſen. fälle nie Menſchen an, und wird auch nie im Ganges gefunden. B. hat. An einigen Krokodillen, die ich geſehen habe, reichte ein großer Zahn auf jeder Seite in ei⸗ ner Ausſchweifung des Oberkiefers uͤber dieſen hinaus, durchſtach ihn aber nicht. An andern Exemplaren, an welchen vorn, auf der runden knöchernen Schnauze, die Oberhaut abgenutzt war, giengen die zwey runde Naſenloͤcher ganz durch, und durch dieſe ſtachen dann, wenn die untere Kinnlade etwas zuruͤckgezogen war, zwey untere ſpitzige Vorderzaͤhne. Allein dieß war nicht von Natur ſo, ſondern nur ein Machwerk des Aus⸗ . Der Der Schleuderſchwanz. 443 — —— SD CEEEREETEETEREEETE EEE EEE TREE TE TEE. Der Schleuderſchwanz. (Fouette- queue.) ) Water diefem Namen kommen bey mehrern Natur⸗ forſchern einige Arten von Eidechſen vor, die ihrem Schwan⸗ ʒ) Le Fouette- queue. D Aubenton F meth. (Bonnaterre Erpet. 55. n. 4. Pl. 3 lig 1. B.) 1 RE e Lin. Amph. rept. X. P- 200. n. 2. Gmelin Lin 1. S. p. 1058. n. 2, Lacerta cauda depressa- plana pinnatifida, pedibus palmatis. Seba. Mus. 1. tab. 106. fig. 1. (Gehört nicht hierher ſondern zu den Krokodillen. B.) Coudiverbera peruviana. Laurenti specimen medicum. Vienna® 1768. p 37. Feuillee. Diarium Bot. II p. 319. La Cep. J DR die hierher gehörige Figur aus Seba Thes, - I. tab. 103 lig. 2. genommen. Dieß Thier aber hat feine paſſende Stelle unten hinter der plattkoͤpfigen Eidechſe (La Tete- plate). S. Schneideri Amph. phys. Spec. II. P-. 41. Man vergleiche ferner: Der ſchwarze Wafferfalamander. Moli- na hist. nat Chil p. 197. Der And erſchuenk . Natur- ſyſtem Ill. S. 84. Nr. 2. Taf. 2. Fig. — Borowsky Thierreich V. S. 40 Nr. 2. — — Donndorfs a S. 425. Nr. 30 Bergmanns N. G. III. S. 228. Die Schlen der⸗ Eidechſe. Suckow' s N. G. MI. S. 94. Nr. 4. a. Se 444 Ei.idechſen. Schwanze die Bewegung einer Peitſche geben koͤn⸗ nen. Beſonders kommt die Eidechſe, von der ich jetzt reden werde, und der Drachenkopf in dem folgenden Artikel unter dieſem Namen vor. Dieß hat zu allerley Verwirrungen in den Erzaͤhlungen der Reiſebeſchreiber, in Betreff dieſer Eidechſen Anlaß gegeben, um ſo mehr, da der Drachenkopf auch unter dem Namen Cordyle vorkommt, den man auch dem Schleuderſchwanze gab, fo daß nun nicht allein der Drachenkopf, der ſeinen Schwanz wirklich ſo bewegen kann, ſondern auch ganz andere Gattungen von Eidechſen, die es nicht koͤnnen, unter einerley Namen erſcheinen. Um aller dieſer Verwirrung auszuweichen, behalte ich den Namen Schleuderſchwanz bloß der einzi- gen Art vor, von der ich jetzt reden werde 9). Der Schleuderſchwanz wohnt in den heißen Gegenden von Suͤdamerika, vorzuͤglich in Pe— ru. Er wird oft mehrere Fuß lang. Der Rüf- ken iſt, ſo wie die Seiten, mit viereckigen und ovalen Schuppen beſetzt. Der Schwanz, welcher. am Geſtirnter Geck. Kleins Hiſtorie der vier— füßigen Thiere. S. 121. Nr. 3. Deſſen Quadr. disp. p. 112. Deſſen Clafſif. S. 350. Nr. 4. Der Schleuderſchwanz. Donndorfs Zool. Beytr. S. 76. Nr. 2 9) Wie die Folge ausweiſt, ſo hat der Hr. Ver faſ⸗ ſer die Sache noch verwirrter gemacht als 5 e war, - Der Schleuderſchwanz. 445 zam Rande gezaͤhnt iſt, und den er wie eine Peit⸗ ſche bewegen kann, giebt ihm Aehnlichkeit mit dem Drachenkopf, ſo wie die platte Geſtalt des Schwan⸗ zes und die breiten Fußblaͤtter mit dem Krokodill, von welchem er uͤbrigens leicht zu unterſcheiden iſt, da das Krokodill an den Hinterfuͤßen nur vier, der Schleuderſchwanz aber an jedem Fuße fuͤnf Zehen hat. Ich halte deßwegen auch das Thier auf der 10ö6ſten Tafel des erſten Theils beym Seba für einen Schleuderſchwanz. Linne“ zieht es zu den Krokodillen 7), das kann es aber der Zahl der Zehen wegen ſo wenig ſeyn als ein Drachenkopf, der keine ſo breite Fußblaͤtter hat. Seba giebt Amerika fuͤr das Vaterland dieſes Thieres an, und das trifft ſehr gut mit dem zuſammen, was Linne ſelbſt von dem Schleuderſchwanze ſagt ). Zugleich muß ich bemerken, daß das Thier auf der 103 Platte, Theil 1, Fig. 2, beym Seba, das Linne fuͤr den Schleuderſchwanz Hält: 0), ein Drachenkopf iſt; denn ob ihm gleich der Zeichner an den Hinterfuͤßen eine Schwimm⸗ haut gegeben hat, fo ſteht doch im Texte ausdruͤck⸗ lich, daß es keine habe. A 5 wie ich ſchon 9 oben „ Fer 7.4 4 ) 1 | 3 Und das mit Recht. Es iſt das Am erikaniſche Krokodill. B. r ) Linne“ a. a. O. \ £) Linne“! meynt ja dieß Thier gar nicht, ſondern Seba Thes. II. tab. 103, fig. 2. wovon unſere Abbildung genommen ii B. 0 381 22, 2 446 Eidechſen. N oben geſagt habe u), daß der Schleuderſchwanz die Eidechſe iſt, welche Dampier fuͤr eine Art des amerikaniſchen Krokodills hielt. Auf Ceylon giebt es eine große Eidechſe, die dem Krokodille ſehr aͤhnlich iſt, aber ſich durch ihre blaue und geſpaltene Zunge, die ſie beym Ziſchen oder Athemholen fuͤrchterlich ausſtreckt, unterſchei⸗ det. Die heißt Kobbera-Guion. Gewoͤhn⸗ lich iſt ſie ſechs Schuh lang; ihr Fleiſch ſchmeckt ſchlecht; ſie geht haͤufig ins Waſſer, lebt aber groͤßtentheils auf dem Lande von Vögeln und an⸗ dern Thieren, die ſie haſchen kann. Vor dem. Menſchen fuͤrchtet fie ſich, und nimmt es nicht mit ihm auf, Hunde hingegen und andere Thiere, die ſie angreifen wollen, jagt ſie mit dem Schwanze fort, mit dem ſie ſich wie mit einer Peitſche wehrt. Ob ihre Zehen durch Haͤute verbunden find, weiß ich nicht. Sind ſie es, ſo gehoͤrt ſie zu den Perua⸗ niſchen Schleuderſchwaͤnzen, die durch das Klima vielleicht einige Abaͤnderungen erlitten haben; im andern Falle wuͤrde ſie zu den ene zu zahlen ſeyn. Zu ſa tz. Da unſer Verfaſſer hier alles untereinander gewirrt hat, fo will ich die eigentliche Beſchreibung des Schleuderſchwanzes Cacerta caudi- as Lin,) bier beyfügen, Der an) Artikel Krokodil, > 7 2 5 5 de n d z ene ., ae 8 x GL 1 ech, | G y x 7 73030 2 . . LENZ » 2 7 * . us Der Schleuderſchwanz. 447 Der Schleuderſchwanz des Seba. Salamandra Cordylus. Seba Thes, II. p. 108. tab. 109, fig. 2 (Taf. XXIII. Fig. 2.) Nach der Sebaiſchen Abbildung iſt dieß Thier 14 3/4 Zoll lang, wovon der Schwanz 8 1/2 Zoll mißt. Der Leib iſt eydechſenartig; allein der Schwanz weicht ſowohl durch die Duͤnnheit ſei— nes Strunkes, als auch durch die faͤcherfoͤrmige und ausgeſchnittene Ausbreitung auf beyden Sei⸗ ten ſehr merklich ab. Der Kopf iſt einem Eidech— ſenkopfe gleich, groß, oben etwas platt und mit klaren Schuppen beſetzt, welche auf der Naſe et was groͤßer ſind. Die Zunge iſt dick und breit und ſitzt feſt im Munde, welcher mit ſehr viel klei⸗ nen Zaͤhnen bewaffnet iſt; die Ohrhoͤhlen ſtehen hinter den Kinnladen und gehen tief in den Kopf hin⸗ ein. Der Hals iſt kurz und dick und hat einen Kropf. Der Oberleib iſt ohne Schuppen, glatt und weich wie feines Tuch, dunkelgelb mit weißli— chen, gleichſam ſechsblaͤtterigen Bluͤmchen, die in der Mitte etwas roͤthlich ſind, und bis zum Schwanze in einer gewiſſen Ordnung auf den Körper ſtehen, gefleckt. Der Schwanz iſt blaß fer gelb, und allenthalben mit roͤthlichen Flek— ken bezeichnet. Er iſt an den Seiten gleich“ ſam mit einer in viele Einſchnitte getheilten, 5 dortzontalen Floſſe beſetzt, welche an dem dickern % Ende 448 Eeidechſen. Ende deſſelben kuͤrzer, gegen das Ende zu aber laͤnger und breiter wird, und corallenroth iſt, wie die Paͤrſchfloſſen. Die Beine und Fuͤße haben gefäfelte Schuppen, welche, wie der Oberleib ge. faͤrbt, aber wie der Schwanz roth gefleckt ſind. Die Vorderfuͤße haben 5 runde Zehen, welche am vorderſten Ende ſehr ausgebreitet ſind, und lange, gelbe, krumme Naͤgel haben; die Hinterfuͤße ſind größer, breiter und laͤnger, habe eine reine Mennig- farbe und wie die Gaͤnſe eine Schwimmhaut, damit ſich das Thier deſto beſſer im Waſſer forthelfen kann. Seba giebt zum Vaterland des Schleuder— ſchwanzes Aegypten und Arabien an. Al⸗ lein es iſt bekannt, daß man ihn in Angabe der Wohnplaͤtze feiner Thiere nicht recht trauen kann. Der Schleuderſchwanz des Feuillele. Feuillee Journal d Observations physiques et bo- ene T. II. p. 319. Dieß von Feuillele beſchriebene Thier, wel— ches im letzten Line iſchen Syſtem als Varietaͤt zu dem obigen Sebaiſchen gezogen wird, hat, wie Seba ſelbſt a. a. O. ſagt, viel Aehnlichkeit mit dem obigen, wenn man die Farbe und die Geſtalt des Schwanzes ausnimmt; wozu man noch die kammfoͤrmige Erhoͤhung ſetzen kann, die von Kopf an bis zum Schwanze laͤuft. Viel⸗ leicht daß dieß von Feuille'e beſchriebene Thier, wie bey dem Waſſerſalama nder, das Maͤnn⸗ chen Ion Der Schleuderſchwanz. 449 chen und das Sebaiſche das Weibchen if. Es iſt ebenfalls 14 Zoll 7 Linien lang, ſchwarz, ins Blaue uͤbergehend, die Farbe uͤber den Augen und unter dem Bauch ſchieferfarben. Die Haut iſt ohne Schuppen, aber wie beym Chamaͤleon gekoͤrnt; der Kopf hoch; die Schnauze ſpitzig; von der Stirn oben auf den Kopf faͤngt ein wel— lenfoͤrmig ausgezackter Kamm an, der bis an die Schwanzſpitze geht, und am Schwanze weit hoͤ— her wird; die offenen Nafeniöcher find mit einer fleiſchigen Haut umgeben; die Augen groß, Tan» ger als breit, hochgelb mit blauer Pupille; der Mund hat zwey Reihen ſehr kleiner, ſpitziger und etwas gebogener Zaͤhne; die Zunge iſt breit, dick, roth, am Gaumen angewachſen; unter der Kehle iſt ein Kropf, der ſich aufblafen laͤßt. Vorder⸗ und Hinterzehen ſich durch eine Haut ver— bunden, und das letzte Glied hat eine runde, brei⸗ te Haut, auf welcher ein Kiel (cröte) ſteht, der die Stelle des Nagels vertritt, und welches aus— ſieht als wenn auf dem letzten Gelenke die Nägel in Scheiden verborgen waͤren. Der Schwanz, welcher an der Wurzel rund iſt, wird wie ein Spatel oder Ruder immer nach und nach breiter, fo daß er 2 Zoll breit iſt; er iſt am Ende abge⸗ rundet, und on dem Seitenrande eingeſchnitten, oben darauf laͤuft aber der ſchon erwähnte Kamm hin. Dieß Thier wohnt in Chili und Peru. Das & euilleeifche Exemplar wurde in einem Quell- waſſer gefunden. B. | Dela Cepede's Naturg. d. Amph J. Bd. Ef Das / 4j Eidechfem Der Dcachenkopf. {La Dragonne.) x) (Taf. XXIV. Fig. 1.) 0 Er gleicht im aͤußern dem Krokodill ſehr. Er hat, ſo wie dieſer, eine weite Kehle, Hoͤcker auf dem Ruͤcken > x) La Dragonne. D’Aubenton Encycl. meth. Hist, nat. des Quadr, ovipar, (Bonaterre Erpetolog. 36. n. 1. Pl. 3. ig. 2. B.) Lacerta Dracaena. Lin. Syst. XII. p. 360. n. 3. Lacertus indieus. Ray Synops. p. 270. Seba, locupletissimi rerum naturalium the= sauri acurata descriptio, tom. I. tab, ıor, fig, 1. Lacerta maxima caudi - verbera, Cordylus. Musaeum Wormianum, Cap. XXII. p. 318. Lacertus indicus. La Cepede. Man vergleiche ferner: Lacerta Dracaena. L. cauda supra denti- culata longa, digitis ubaequalibus, corpo- re laevi. Gmelin Lin. Syst. I. 3. p. 1059 . 3 8 Stellio salvaguardia. St. corpore sguammu- lis minutissimis saturate spadiceo, pedibus croceo alboque tessellatis, capite tenni, in rostrum elongato. Laurenti Syn. rept. p. 57. n. 92. | Lacerta 7) Ich gebe hier die Abbildung aus Sebae Thesau- rus, weil unſers Verfaſſers Figur keinen Dras chenkopf, ſondern die doppelkielige Eidech— fe des Linne vorſtellt. Schneider l. o. B. Der Drachenkopf. ası Ruͤcken, einen platten Schwanz, und iſt oft fo groß als ein junges Krokodill. Auf. feine dunkel rothgelbe Farbe, die oft mehr oft weniger gruͤnlich uͤberlaufen iſt, traͤgt zu der Aehnlichkeit bey; deß⸗ wegen hielt man ihn auf den oͤſtlichen Kuͤſten von Suͤdamerika für eine kleine Art des Kai— mans ). Der Unterſchied beſteht aber darin, daß er, wie die meiſten Eidechſen, fünf ganz ge= trennte Zehen an jedem Fuße hat, ſtatt daß ſie bey dem Krokodill durch eine Schwimmhaut vereinigt ſind. Alle Zehen haben krumme ſcharfe Naͤgel. Der Kopf iſt oben platt und an den Seiten zu— ſammengedruͤckt, fo daß er die Geſtalt einer vier. ſeitigen Pyramide hat, von der die Schnauze die Spitze ausmacht. Dieß und die getheilte Zunge, die nicht wie bey dem Krokodill verſteckt und ; Ff 2 unbe⸗ Lacerta Dracaena. Schneider, Amph. phy- siol. Spec. Il, p. 40. Die Drachen-Eidechſe. Suckow's N. G. III. S. 95. Nr. 5. | | Der Drachenkopf. Müllers Naturſyſt. III. S. 85. Nr. 3. — — Borowsky Thierreich. IV. S. 47. Nr. 3. — — Bergmanns N. G. III. S. 228. — — Donndorfs Zool. Beytr. III. S. 77. Lacerta caudiverbera Wedelſchwanz. Klein, quadr disp p. 101. Deſſen Claſſiſic. S. 30 f. Nr. 1. Deſſen Hiſt. der vierf. Thiere. S. 11. Nr, . =) v. Widerſpach. 452 Eidechſen. 15 unbeweglich iſt, ſondern ſehr leicht und ſchnell her⸗ vorſchießt, giebt dem Kopfe des Thiers Aehnlich— keit mit einem Schlangenkopfe. Die Augen ſind hervorſtehend und funkelnd; die Ohroͤffnung iſt groß, und mit einem Rande von Schuppen einges faßt. Der Körper iſt ſtark, rund und wie das Krokodill mit harten, knochigen Schuppen beſetzt, die faſt alle in der Mitte einen ſcharfen vorſprin— genden Rond haben. Auf dem Ruͤcken find eini- ge groͤßer als die andern, und bilden durch ihre Erhabenheiten eine Art von Kamm, der nach dem Schwanze zu hoͤher wird. Hier ſchließen ſich zwey Reihen anderer ſpitzigerer Schuppen, die zwey Saͤ⸗ gen bilden, an, und laufen gegen das Ende des langen Schwanzes in eine Reihe zuſammen. Das Thier kann ſeinem Schwanze eben die Bewegung geben, wie der Schleuderſchwanz; deßwegen kommt es auch unter dieſem Namen vor, den ich aber um Verwechſelung zu vermeiden, bloß jenem Thiere beygelegt habe. Es führt auch den Na— men Cordyle, der auch fihon einer andern Ei— dechſe gehört, die ich unter dieſem Namen beſchrei— ben werde. | | Der Drachenkopf haͤlt ſich vorzüglich im ſuͤd— lichen Amerika auf. Herr de la Borde ſandte ein Exemplar von Cayenne aus ins koͤ— nigliche Cabinet; nach dieſem habe ich vorliegende Beſchreibung gemacht. Seine Verhaͤltniſſe ſind folgende: Ganze x Der Drachenkopf. 453 Ganze Laͤnge . - 260 5% gu Umfang der Kehle — 4 4 Entfernung der Augen voneinan- _ der 5 = = — 1 — Größter Umfang des Körpers — 7 6 Laͤnge der Vorderfuͤße bis an die Nagelſpitze 8 — — der Hinterfuͤße — 5 6 — — des Schwanzes 5 Umfang des Schwanzes an der Runge KR. — 5 8 a) Ff 3 Worm a) Wie Abbildung und Beſchreibung ausweiſen, ſo hat hier unſer Verfaſſer geirrt und nicht den ge: woͤhnlichen Drachenkopf (Lacerta Dracaena. Lin.) den wir aus Seba ua. a. O. kennen, be beſchrieben und abgebildet, ſondern aller Wahrſchein— lichkeit nach Linne“!s doppeltkielige Eidech ſe (Lacerta bicarinata), wie ſchon Hr. Schnei: der a. a. O. angezeigt hat. Er kann unmöglich Sebas Figur und Beſchreibung, auf die er ſich beruft, vor ſich gehabt haben, ſonſt wuͤrde er ſeinen Fehlgriff ſogleich, beſonders bey Betrachtung des ſehr langen Schwanzes, eingeſehen haben. Hier: durch faͤllt auch die große Aehnlichkeit weg, die er zwiſchen dem Drachenkopf und den Krokodillen findet, die wohl in Figur und Beſchreibung feiner Dra- gonne ftatt hat, nicht aber fo beym eigentlichen Drachenkopf. Ich will alſo die hierhergehörige Beſchreibung, auf die ſich auch unſere Abbildung bezieht, hier ein: ruͤcken, und auf dieſe Art unſers Verfaſſers Be— ſchreibung zu verbeſſern und zu vervollſtaͤndigen ſuchen. b Wenn 454 Eidechſen. Worm beſaß eine große Eidechſe, vier roͤmi⸗ ſche Schuh lang 5), die der Beſchreibung nach mit dieſer ziemlich uͤbereinſtimmt. Cluſtus kaante | daſſelbe Wenn man das Thier, das wahrſcheinlich Seba in natuͤrlicher Groͤße abgebildet hat, mißt, ſo hat es faſt 6 Fuß Lange, wovon bloß 1 Fuß 4 Zoll auf Kopf und Rumpf, und die übrige Lange auf den Schwanz gehen. Der Kopf iſt im Verhaͤltniß des Leibes klein, duͤnn, ſchmal, rund, nach der Schnau— ze zu ſpitzig auslaufend, einem Schkangenkopfe ahn⸗ lich mit großem Rachen, der gelb eingefaßt iſt. Die außern Ohren fehlen, doch ſind weite Gehoͤr— gange da, welche mit einem ſchmalen Saum einge faßt ſind. Die Augen ſind ſehr groß, glaͤnzend und blitzend; die Zunge iſt lang und wie bey den Schlanz gen geſpalten ſind, die Kinnladen mit feinen Zaͤhnen beſetzt; der Leib iſt rund und dick; an jedem Fuß ſtehen fünf ganz getrennte und mit langen, ſcharfen und gekruͤmmten Naͤgeln verſehene fingerfoͤrmige Zehen, der Schwanz hat oben auf dem ganzen Ruͤcken hin, bis zur Spitze einen erhaben ſaͤgenfoͤrmig ausgezackten Kiel. Der ganze Leib iſt mit ſehr kleinen Schuppen bedeckt und dunkelbraunroth, nur die Beine find überall mit ſaffrangelben Flecken ges ziert. ö Es iſt eine Amerikaniſche Amphibie, die beſtaͤn⸗ dig den Schwanz krauſelt und ſchlaͤngelt, und das her auch Schleuderſchwanz genannt wird, wel— ches Hr. La Cepede gewiß nicht von feiner ber ſchriebenen und abgebildeten Eidechſe ſagen kann. Sie hält ſich an den Kuͤſten auf und ihr Fleiſch wird von den Eingebohrnen ſehr gern gegeſſen. Es wird mit Huͤhnerfleiſch verglichen. B. 5) Musaeum Wormianum de pedestribus, Cap. 22. Fol. 310. Der Drachenkopf. 455 daſſelbe Thier ), und Seba hatte es in feiner Sammlung. Worm redet von der Anzahl und von der Geſtalt der Zaͤhne des Drachenkopfs, und ſagt, er haͤtte 17 auf jeder Seite der untern Kinnlade; die vordern waͤren klein und ſpitzig, die hinteren dick und ſtumpf.“ Ich habe in dem Exemplar, das ich beſchreibe, das naͤmliche gefunden. Man hat dem Plinius vorgeworfen, daß er ſich in Abſicht der Geſtalt der Zaͤhne des Krokodills ge— irrt hätte, weil er fie in Schneidezaͤhne, und Ba: kenzaͤhne eintheilt J). Was er unter Hundszaͤh— nen verſteht, haben wir ſchon oben unter dem Ar— tikel Krokodill geſehen, und in Betreff der Baf- kenzaͤhne koͤnnte ſein Irrthum wohl von einem Verſehen derer herruͤhren, die ihm ihre Beobach— tungen mittheilten. Der Drachenkopf kann wirk⸗ lich in den Morgenlaͤndern, welche die Alten kann⸗ ten, zu Hauſe ſeyn, man kann ſeine ſtarken Zaͤhne für Backenzaͤhne und das Thier ſelbſt für ein wirf- liches Krokodill angeſehen haben. So hat in neuern Zeiten die Verwirrung, die einige Meifebe- ſchreiber unter den mit dem Krokodill verwandten Eidechſenarten angerichtet haben, mehr als einen Irrthum in die Geſchichte des Krokodills gebracht. Aus der großen Aehnlichkeit des Drachenkopfs mit dem Krokodille, die man auf dem erſten Au⸗ a 4 gen⸗ c) Clusius, Lih. V. Cap. 20. d) Memoires pour servir & Phist, nat. des anim, 456 + Eidehfen genblick gewahr wird, ſollte man fchließen, bende Thiere müßten ſich in ihrer Lebensart ſehr aͤhnlich ſeyn; aber fie find gerade in einem Stuͤcke vonein» ander unterſchieden, das den groͤßten Einfluß auf die verſchiedene Lebensart der Thiere hat. Der Herr v. Buͤff on hat in feiner Naturgeſchichte der Voͤgel gezeigt, wie ſehr die Geſtalt des Schnabels allein die Nahrungsmittel dieſer Thiere, und da⸗ durch den Ort ihres Aufenthaltes, und ihre übrige Les bensart beſtimmt. Da fie fliegen, alſo ihren Aufen⸗ thalt ſehr leicht veraͤndern koͤnnen, ſo ſind ſie von der Geſtalt ihrer Fuße nicht fo abhängig, und doch giebt es ganze Ordnungen dieſer Thiere, deren Lebensart bloß durch ihre mit Haͤuten verbundene Zehen, die zum Schwimmen tauglich ſind, oder durch ihre ſcharfen und ſtarken Klauen, die zum Angriff und zur Vertheidigung geſchickter ſind, beſtimmt wird. Bey den vierfuͤßigen Thieren, den eyerlegenden ſowohl als den lebendig gebaͤhrenden, iſt das nicht jo. Nicht allein die Geſtalt ihrer Kehle und ih⸗ rer Zaͤhne, ſondern auch die Form ihrer Fuͤße, je nachdem ſie zum Feſthalten ihrer Beute oder zum Laufen oder Schwimmen, zum Aufenthalt an den Ufern oder in Ebenen, oder in Waͤldern geſchickt find, beſtimmen nothwendig die Art ihrer Nah— rungsmittel. Ein mehr oder weniger geſpaltener Rachen, einige Zaͤhne mehr oder weniger, ſtumpfe oder ſcharfe Klauen, verbundene oder getrennte Zehen, ſind allein mehr als hinreichend ihre Le— bensart voͤllig voneinander abweichend zu machen. fi Bey⸗ % Der Drachenkopf. 457 | Beyſpiele davon findet man unter den Gäügethin ren, unter denen gewoͤhnlich die, welche einerley Lebensart fuͤhren, an einem Ort wohnen, und ſich von einerley Nahrungsmitteln naͤhren, fo ver= ſchieden ſonſt ihr ganzer Koͤrperbau, ihre Groͤße und Staͤrke ſeyn mag, doch in der Bildung des Rachens, der Zähne und der Füße ſehr nahe über» einkommen. Der Drachenkopf und das Kroko— dill ſind ein neuer Beweiß davon. Im ganzen ſind ſie ſich ſehr aͤhnlich, der Unterſchied beſteht bloß in den Zehen, die bey dem Drachenkopf ge= trennt find, und Damit ändert ſich feine ganze Le— bensweiſe. Er kann deßwegen nicht ſo gut ſchwim— men, aber deſto beſſer laufen, Dinge feſthalten, klettern, und alſo ſich von Thieren naͤhren, die in den Waͤldern leben. Dieß alles ſtimmt auch ge— nau mit den Beobachtungen uͤberein, die wir ge— ſammelt haben. Herr de la Borde nennt ihn Krokodill⸗ Eidechſe, weil er, und mit Recht, glaubt, daß dieſe Thiere den Uebergang von den Krokodillen zu. den kleineren Eidechſen machen, und erzaͤhlt von ihm, daß er die uͤberſchwemmten Gegenden und moraſtigen Orte beſuche; ſich aber immer mehr auf dem Lande und in der Sonne als im Waſſer aufhalte. Er iſt ſchwer zu fangen, weil er in alle Loͤcher kriecht. Er beißt gefaͤhrlich und zuͤngelt beynah beſtaͤndig wie die Schlangen. Er hielt eine Zeitlang eins von dieſen Thieren lebendig, es hielt ſich ſtundenlang im Waſſer auf und verſteckte Ff 3 ſich 458 Eidechſen. ſich darin, wenn es ſich fuͤrchtete, kam aber oft her⸗ aus, um ſich zu ſonnen. Der große Unterſchied in der Lebensart des Drachenkopfs und des Krokodills kommt alſo nicht etwa von einem neuen Sinne her, ſondern von einem Haͤutchen am Fuß weniger, und einigen Ze⸗ hen mehr. Aehnliche Wirkungen ſieht man bey» nah bey allen Thieren, und es wuͤrde mit dem Menſchen eben fo gehen, beynah unmerkliche Ver aͤnderungen in feiner Bildung wuͤrden eine Aende— rung in ſeiner ganzen Lebensart bewirken, wenn ſein Verſtand, durch Geſelligkeit geſchaͤrft, nicht die Kunſt verſtaͤnde durch aͤußere Dinge den Man⸗ gel natuͤrlicher Kraͤfte zu erſetzen. e Eben die Thiere, welche die Krokodille verfol— gen, ſtellen auch dem Drachenkopf nach, der viel ſchwaͤcher iſt als jene, und oft von dem großen Krokodill ſelbſt gefreſſen wird. Veraͤnderte Le⸗ bensmittel koͤnnen ſein Fleiſch leicht ſchmackhafter machen als das Krokodillfleiſch, und es iſt daher leicht zu glauben, wenn die Bewohner der An— tillen es für ſehr ſchmackhaft und ſaftig ausge» ben, und es mit Huͤhnerfleiſche vergleichen. In Cayenne ſucht man auch ſeine Eyer auf, und auch in Ruͤckſicht der Fruchtbarkeit hat er Aehn⸗ lichkeit mit dem Krokodille, denn das Weibchen legt Fuente mehrere Dutzend Eyer ©), In Braſilien, beſonders am St. Fran⸗ eiſeus Strome, giebt es eine 25 Eidechſen, die Igna⸗ ) De la Borde: Der Drachenkopf. 450 Ignaraeu heiſſen, dem Krokodill ſehr ähnlich ſehen, und ſehr gut klettern. Nur die dunkle Farbe und kleinere Nägel Y) ſcheinen zwiſchen ihr und dem Drachenkopf einen Unterſchied zu machen, und wenn die Reiſebeſchreiber ſich nicht geirrt has ben, fo duͤrfte das Ignaracu nur als eine Spielart des Drachenkopfs angeſehen werden. D S. Dictionaire d'Histoire naturelle de Mr. Bomare. Article Ignaracu. Die 460 Eidechſen. Die Warn ⸗Eidechſe. a (Der Tupinambis: Le e 8 (Taf. XXIV. Fig. 2) Auch dieſe Eidechſe wohnt in den heißen Ländern der alten und neuen Welt. Man hat behauptet, | der g) Tupinambis, in Amerika. Galtabe“, am Senegal. Cayman, Guana, Ligan, Ligans, bey eini⸗ gen Reiſebeſchreibern, woher auch ihre Verwech— felung mit den oe und dem Kroko— d ill e. Tileunty Pallin, in Neufpanzen Lezard mouchete. D' Aubenton Encycl. meth. Lacerta monitor. Lin. Amph. rept. n. 6. Seba, Thes. I. tab. 94, lig I, 2, 3. Tab. 6, ls. 1, 2, 3. Tab. 97. lig. 2. Tab. 99, fig. Tab. 100, fig. 3. II. Tab. 30, lig. 2. Tab. 49. lig. 2. Tab. 86, fig. 2. Tab. 105. fie. 1. Skellio saurus. Laurenti specim. medic. p. 56. n. 89. | Stellio salvator. Laurent; specim, med, p. 56. n. 90. La Cepede. Unſer Verfaſſer hat hier die Synonymen recht gut geordnet. Im Gmeliniſch-Linnei⸗ ſchen Syſteme I. 3 p. 1059. werden 6 Varie⸗ taͤten angegeben, von welchen aber die mehreſten, wenn man ſie mit den Sebaiſchen Figuren vergleicht, woher ſie entlehnt ſind, nicht hierher gehoͤren koͤnnen. Daher ſie auch von Laurenti mit Recht als Arten Aar ſind. Wenn 5 noch DE as £ 256 f 2 ZH EL 10) x 5 N W (N NE U * Die Warn: Eidechſe. 461 der Tupinambis erreichte in der Gegend des Amazonen -Fluſſes, in Surinam und in 8 den noch eine annehmen wollte, ſo würde es vielleicht Var. 3 ſeyn : Stellio saxatilis, cinereus ni- gro maculatus, cauda. crassissima. Lan- renti Spec. p. 57. n. gt. Seba. Mus. I. tab. 79. lig. 4. Man muß nämlich annehmen, daß es ein von Natur verſtuͤmmeltes Eremplar iſt, welches die Geſtalt des Schwanzes deutlich zeigt. Daraus muͤßten denn freylich auch die vierzehi⸗ gen Vorderfuͤße erklaͤrt werden. Le 55 Bonnaterre Erpet. p. 37. n. 2. Pl. 3. fig. 4. Lacerta 1 L. cauda carinata, corpo- ‚re mutico, maculis ocellatis. Gmelin. Lin. - Syst. I. 3. p. 1059. n. 6. — Blumenbachs Handb. der N. G. S. 237. Nr. 4. Lacerta caudu ancipiti integra, pedibus pen- tadactylis, digitis omnibus unguieulatis. Mus, Ad. Frid. J. p. Ar. Lacerta monitor. Gmelin. Lin. I. c. 6. Stel- lio saurus, eoerulleus albo- e Lau- renti Spec p. 56. n. 8g. Lacerta monitor. Gmelin. Lin. l. c. d. Stel. lio saxatilis (?) | | Lacerta monitor. Hermann tab. affin. anims P- 247: Cordylus monitor. Meyer Syn. rept. p. 18. I. 9. \ Der Warner. Barowsky, Thierreich. IV. S. 49. Nr. 6. | Die Warn- Eidechſe. Bergmann, N. G. III. S. 228. — — Suckow's N. ©. III. S. 96. Nr. 7, Der Wachthalter. Müllers Naͤturſyſtem. III. S. 87. Nr. 6. Der 462 Eidechſen⸗ den benachbarten Laͤndern eine Groͤße von 12 Schuhen; hoͤchſtwahrſcheinlich hat man aber Kro⸗ kodille für dieß Thier angeſehen, und die Nach— richt gehoͤrt in die Zahl der vielen Maͤhrchen, die die Naturgeſchichte der Amphibien entſtellt haben. Der Tupinambis erreicht in den Gegenden, wo er die reichlichſte Nahrung und das guͤnſtigſte Kli⸗ ma hat, hoͤchſtens eine Laͤnge von ſechs bis ſieben ? Schuhen. Der Wachthalter. Leske Naturgeſchichte. S. 40 Nr.. — — Funke N. G. für Schulen. I. S. 364, — — Donndorfs Zool. 7 55 III. S. 78. Nr. 6. Deſſen Thiergeſch. S. 425. Nr 4. Der Waͤchter. Meidingers Vorleſ. I. S. ener. 5 Lacerta, Tejuguacu americana maxima, & a u- vesarde dicta, marmorei coloris. Klein quadr. disp. p 204 Deſſen Claſſif. S. 3 10. Nr. 2. Deſſen Hiſtorie der ne Thie⸗ re. S. 111. Nr. 20 Lacerta amboinensi 5 foemina et mas. Flein, quadr. disp p. 103. Deſſen Claſſif. S 320. Nr. 22. Deſſen Hiſt. der vierf. Thiere. S. 112. Nr. 23. Lacerta amboinensis altera, foemina. Hlein quadr. disp. p. 104 Deſſen Claſſif. S. 320. Nr. 23. Dieſſen Hiſtorie der vierf. Thiere. S. 112. Nr. 24. Lacerta mevicana, Klein quadr disp p. 106. Deſſem Claſſif. S. 329. Nr. 46. Deſſen Hiſtorie der vierf. Thiere. S. 114. Nr. 46. Lacerta eximia ceylonıca. Hlein quadr. disp. p 106 Deſſen Claſſif. S. es Nr. 49. Deſſon N der vierf. Thiere. S. 114. Nr. 49: . => Die Warn⸗Eidechſe. 463 Schuhen. Das Exemplar das ich beſchreibe, und das vom Vorgebirge der guten Hoffnung eing ſchickt wurde, iſt mit dem Schwanze 3 Fuß 8 Zoll lang. Folgendes find feine übrigen Ausmeſſungen; Umfang der Kehle = EEE A Nr. Größter Umfang des Koͤrpers ı 1 3 Laͤnge der Vorderfuͤße bis an die Spitze der Naͤgel 5 — 5 Länge der Hinterfuͤße 5 — 6 Länge des Schwanz = al Sein Umfang an der Wurzel — 2 10 * OY Ich habe noch ein anderes Exemplar aus S es neg al geſehen, das 4 Fuß 10 Zoll lang war. Au⸗ ßerdem iſt in dem koͤniglichen Cabinette noch ein Maͤnnchen, das in der Begattung getoͤdtet wurde. Die Geſchlechtstheile liegen noch außerhalb des Afters, und die 2 ganz voneinander getrennten Ruthen ſind 1 Zoll 3 Linien, das ganze Thier aber 2 Fuß 8 Zoll lang. | Der Schwanz des Tupinambis iſt Bo and beynah ſo lang als der Koͤrper. Jeder Fuß hat 5 ziemlich lange, ganz getrennte Zehen mit ſchar⸗ fen krummen Naͤgeln. Der Schwanz hat keinen Kamm wie bey dem Drachenkopf, aber die Schup⸗ pen am Ober- und Untertheil des Leibes, am Kopfe, am Schwanze und an den Pfoten geben ein eharakteriſtiſches Merkmaal, das dieß Thier von 454 Eidechſen. von allen andern plattſchwaͤnzigen Eidechſen unter⸗ ſcheidet. Sie find oval, hart, etwas erhaben und beynah alle mit einem Kreiſe kleiner, harter Körner eingefaßt, die in kreisfoͤrmigen und Queer— ſtreifen aneinandergereiht ſind. Ihr großer Durch— meſſer iſt an dem Capſchen Exemplare beynah eine halbe Linie. Die Farbe der Schuppen giebt dem Thiere ein recht artiges Anſehen. Der Koͤr⸗ per iſt mit blendend weißen Flecken und unregel⸗ mäßigen Streifen bedeckt, die ihm ein marmorar⸗ tiges Anſehen geben, und an den Seiten wie ges zackte Spitzen (dentelle) ausfallen 7). Aber die Natur gab ihm mit dieſem Putze ein trauriges Ges ſchenk, da es in der Naͤhe des Krokodills, ſeines Todfeindes lebt, der es dadurch ſchon von weitem erkennen kann. Es iſt zu ſchwach um ſich gegen groͤßere Thiere vertheidigen zu koͤnnen. Es greift den Menſchen nicht an; lebt von Voͤgeleyern U), kleinen Eidechſen und Fiſchen, die es aus dem Waſſer holt. Da es nicht ſo groß iſt, nicht ſo gute Waffen und daher auch nicht die Kraft hat, wie das Krokodill, ſo verfehlt es ſeine Beute oft, und darf daher in der Wahl feiner Nahrungsmit⸗ tel nicht fo edel ſenn. Es muß uͤberdem auf ſei⸗ N ner A) Die Hauptfarbe iſt ſchwarzbraun. Doch werhfelt ſſie ſo wie die Zeichnungen, fo daß fie auch blau und grau iſt mit groͤßeren oder kleineren weißen Flecken. | Mlle. Merian faud mehreremal einen Tupinam⸗ bis der ihr die Eyer vom Hofe ſtahl. Allgem. Gef der Reiſen. N n Die Warn⸗Eidechſe. 465 ner Jagd in beſtaͤndiger Furcht vor den Krokodillen leben, die in eben den Gegenden ſehr zahlreich find. Die Gegenwart eines Krokodills erregt, wie man ſagt, ein ſo großes Schrecken bey ihm, daß es laut an zu pfeifen faͤngt. Dieß Pfeifen iſt zugleich eine Warnung fuͤr Menſchen, die in ſolchen Gegenden baden, weil ſie ſich dann vor eis nem Krokodill in Acht zu nehmen haben. Der Tupinambis heißt deßwegen auch in manchen Na⸗ turgeſchichten und Reiſebeſchreibungen der Waͤch— ter oder Wachhalter (Sauvegarde ou Sau- veur). Er legt feine Eher, wie das Krokodill, in den Sand, und laͤßt fie von der Sonne aus⸗ bruͤten. Sie ſind ziemlich groß und eyrund. Die Indianer eſſen fie ohne Nachtheil ) und auch das Fleiſch des Tupinambis wird von den India— nern und von mehrern Europaͤern, die es in Afri⸗ ka und Amerika gegeſſen haben, für ſehr ſchmack— haft ausgegeben. 7 Man findet bey dieſem Thiere, wie bey dem Krokodille und anderen Eidechſen, Bezoar. Er gleicht, dem aͤußern nach, ganz dem Bezoar der Krokodille, iſt von der Größe eines Taubeneyes und hellaſchgrau mit ſchwarzen Flecken, und man ſchreibt ihm eben die eingebildete Kraͤfte zu, wie andern Bezoars, vorzuͤglich dem vom len und dem Leguan 9). Der 5 Allgem. Geſch. der Seifen, Band 54. S. 430. ) Seba, Tom. II. p. 140. De la Cepedes Natg. d. Amph. I. Bd. Gg 466 ER Eidechſen. Der Hunger, den der Tupinambis oft leiden muß, zwingt ihn zu den ſchlechteſten Nahrungs— mitteln ſeine Zuflucht zu nehmen; er frißt Aas und halbfaule todte Koͤrper, und wenn er auch das nicht mehr hat, ſo ſucht er Fliegen und Ameiſen. Er faͤngt ſich Inſekten in den Waͤldern, die er, wie die Ufer, oft beſucht, und da er vermoͤge ſei⸗ ner getrennten Zehen gut klettern kann, ſo ſucht er die Vogelneſter auf, muß ſich aber oft kuͤmmerlich behelfen, da die Thiere, die er verfolgt, behender ſind als er. So muß das Thier, das die Ehre hat bey den Menſchen den Namen des Wächters zu fuͤhren, oft bey der elendeſten Nahrung, die es muͤhſam erlangt, den ſchrecklichſten Hunger leiden, und wird am Ende gewoͤhnlich ein Raub des Staͤrkeren. Der Tupinambis iſt eben das Thier, das in Braſilien Tejugugeu uud Temapara Tus pinambis heißt und deſſen Ray und andere Schriftſteller Erwähnung thun my). Markgraf ſah einen Tupinambis 7 Monat lang ohne die mindeſte Nahrung hinbringen.“ Als ihm jemand auf den Schwanz trat, brach ein Stuͤck davon ab, und ſchnellte zwey Finger lang fort. Noch muß ich anmerken, daß der Name Tu⸗ juguacu und Temapara auch andern Eidech— fen beygelegt iſt, welches manche Verwirrung vers urſacht hat. | neu Die ın) Ray, Syn, anım, P- 265. Die dornaugige Eidechfe: 467 Die dornaugige Eidechfe oder die Eidechfe mit | Augenbraunen. (Le Sourcilleux.) 1) (Taf. XXV. Fig. 1.) Auf Ceylon, Amboina und wahrſcheinlich noch auf andern Oſtindiſchen Inſeln, die gleiches Clima haben, giebt es eine Eidechſe, die den Namen Augenbraunen-Eidechſe fuͤhrt, weil ſie auf dem Kopfe uͤber den Augen einen vor— ſtehenden mit kleinen Schuppen beſetzten Rand in ; Gg 2 Geſtalt n) Le Soureilleux. D' Aubenton Encycl. meth, (Bonnaterre Erp. 37. n. 3. Pl. 4 fig. 1. B.) Lacerta superciliosa. Lin. amph. rept. n. 4. Seba, Mus tom, 1. tab. 109. fig. 4. Didem tab. 94. fig. 4. (7). La Cepede. Man vergleiche ferner: Lacerta superciliosa. L. cauda carinata, dorso supereiliisgue qua- mis eiliatis. Gmelin Lin. I. 3 p. 1063. n. 4. Mus. Ad. Frid. I. p. 40. | Lacerta superciliosa. Hermann tab. affın, anim, p. 254. Iguaua superciliosa, Meyer, Syn. rept. p. 16. 1. 4, 5 Der Kam ruͤcken. Müllers Naturſyſt. III. S. 86. Nr. 4. Das Augenlied. Barowsky, Thierr. IV. Die dornaugige Eidechſe. Suck o ws Naturgeſch. Ul. S. 108, Nr. 22. Der Kielſchwanz. Donndorfs Zool. Veytr. l. S. 8. Nr. 4. B. 468 Eidechſen. Geſtalt der Augenbraunen hat. Auch iſt das Thier durch einen Kamm von kleinen geraden Schuppen oder Blaͤttern kenntlich, der wie eine Saͤge vom Hinterkopfe an bis an die Spitze des Schwanzes geht. Die Augen und die Ohröff- nungen ſind groß; die Schnauze zugeſpitzt, die Kehle weit; der Schwanz platt und viel laͤnger als der Koͤrper. Die Zehen ſind ganz getheilt und ſehr lang, vorzuͤglich an den Hinterfuͤßen. Die vierte Zehe an den Hinterfuͤßen iſt ſo lang als der KRNopf. Die Nägel find ſtark und krumm. Die. Schuppen auf dem ganzen Koͤrper ſind klein, un⸗ gleich groß, liegen uͤbereinander wie Fiſchſchuppen, und jede hat einen erhabenen Rand in die Laͤnge. Die Farbe des Thiers iſt hellbraun, hell- und dunkel⸗ roth gefleckt. Die ganze Laͤnge des Exemplars im koniglichen Cabinette, das ich beſchrieben, be— traͤgt einen Fuß. Da die Zehen dieſer Eidechſe ſehr lang und ganz getheilt ſind, ſo muß ſie in ih⸗ rer Lebensart in vielen Stuͤcken mit dem Dra— chenkopf uͤbereinkommen. Man ſagt, ſie ſchrie⸗ en, um ſich zuſammen zu halten 7). Das ſehr in die Augen fallende Merkmal die⸗ ſer Thiere, die aufgerichteten Schuppen, dieſe Art von Ruͤſtung, die dem Geſchoͤpfe ein ausgezeich- netes Anſehen giebt, und hier ſchon zum zweyten⸗ male vorkommt, findet ſich an dieſer Eidechſe und dem Drachenkopf nicht allein. Es geht damit, wie faſt mit allen Merkmalen, die ſich immer, ſtaͤr⸗ . 45 ker 6) Seba, Tom. I. p. 173. 1 Die dornaugige Eidechſe. 469 ker oder ſchwaͤcher ausgedruͤckt, bey mehrern Ar- ten zugleich finden. Der Kamm, deſſen wir oben erwaͤhnt haben, kommt auch bey dem Gabel⸗ kopfe, Leguan und Baſiliſken dor. Aber er ändert nicht nur feine Geſtalt bey jeder dieſer Eidechſen, und beſteht bald aus langen Stralen, bald aus kurzen breiten und ſpitzigen Schuppen, ſondern auch die Stellung deſſelben wechſelt bey den verſchiedenen Arten ab. Bey dem Baſilisken verbreitet er ſich ſtrahlenfoͤrmig uͤber den ganzen Körper vom Scheitel bis an die Schwanzppitze; bey der Amboiniſchen Eidechſe (Porte - erte) geht er eben fo über den Schwanz, und läuft ſaͤ⸗ gefoͤrmig den Ruͤcken hinauf; bey den Leguan be⸗ deckt er nicht bloß den Koͤrper, fondern auch zum Theil die Haut am Halſe; an dem Maͤnnchen vom plattſchwaͤnzigen Salamander laͤuft er uͤber den Ruͤcken, eben ſo in feinen Zaͤckchen bey der Runzel⸗Eidechſe (plisse); bey der mar⸗ morirten Eidechſe iſt er unter der Kehle kaum etwas merklich; bey der Fecht-Eidechſe (Ga- leote) ſteht er am Kopf und dem Vorderruͤcken, eben fo bey der Ag ame; und bey dem Stellio, der agurblauen Eidechſe und dem Teg ui⸗ rin iſt er gewiſſermaßen auf jeder Schuppe ſicht⸗ bar; er geht uͤber den Kopf und den Koͤrper des Chamaͤleons, und ſitzt bey der Cordyle an der Schwanzſpitze. Aber um nicht noch mehr Amphibien aufzuzaͤhlen, merk ich nur noch an, | 2 das 4760 Eidechſen. daß er bey der gabelkoͤpfigen Eidechſe aus duͤnngeſaͤeten Schuppen beſteht, bey der Augen⸗ braunen⸗Eidechſe, den Obertheil des Kopfes, Koͤrpers und Schwanzes einnimmt, und bey dem Drachenkopf, wie wir geſehen haben, ſich bloß uͤber den Schwanz e Die AT r ige, eg e ft aeg, : 5 De ZEN 4 fo ne. „PV / , / ” 4 > 5 Die gabelkoͤpfige Eidechſe. 471 Die gabelkoͤpfige Eidechſe. (La ene, pP) | U: EV I aid zu Huf Amboina, alfo eben da wo die Age braunen ⸗Eidechſe ſich aufhaͤlt, findet man | Gg 4 eine v) E Besebub fourchu. D’Aubenton Encyelop, meth, Lucerta scutata. Lin. amph. rept. n. 85 Iguara clamosa. Laurenti spec. medic. Seba, J. tab. 10g. fig. 3. La Cepede. Siehe ferner: Lacerta scutata.' L. cauda sub- compressa mediocri, utura dorsali denta- ta, 1 bimucronato. Gmelin Lin. I. 3. 1063. n. 5. 5 La Töte- ‚for chue. Bonnaterre Erp. 38. n. 4. Pl. 4. fig. 2. ö 5 Der Perlentraͤger. Muͤllers Naturſyſt. III. S. 86. Nr. 5. Die gabelkoͤpfige Eidechſe. Suckow's N. G. III. S. 108. Nr. 23. Der Schildtraͤger. Borowsky, Thierreich. IV. S. 48. Nr. 5. Die Perl: Eidehfe. Bergmanns Naturg. III. S. 228. Die Eidechſe mit einem Schilde. Ono- mat. hist. natur. IV. p. 617. Lacerta Salamandrina; salamandra prodigio= sa scutata, Amboinensis. Klein, quadr. disp. p. 109. Deſſen Claſſif. S. 842. Nr. 7. Deſſen Hiſtorie der e Thiere. S. 117. Nr. 7. Lacer- 47 = Eidechſen. eine andere Eidechſe, die ihr ſehr ähnlich iſt. Sie har gleichfalls vom Kopfe bis zum Schwanze einen kurzen ſtachlichen Kamm, mit dem Unterſchiede nur, daß die Schuppen einzelner ſtehen als bey jener. Der Schwanz iſt platt, wie am Krokodill, und hoͤchſtens ſo lang als der Leib. Auf dem Kopfe, der ſehr kurz und gewoͤlbt iſt, traͤgt fie zwey Erhoͤhungen wie Hoͤrner. Nach Seba iſt an der Spitze der Schnauze eine große Warze (ta- percle) mit kleineren weißlichen Warzen eingefaßt. Der Hals. it aufgeblaſen und der Körper mit weißen runden Knoͤtchen, wie mit Perlen beſetzt, die man auch unter den Augen, und der unteren Kinnlade findet. Lenden, Beine und Zehen ſind lang und duͤnn 9). Diüeſe und die vorige Edechſe haben fo viel Aehnliches in ihrer Bildung, daß auch ihre Les bensart ziemlich dieſelbe ſeyn muß, um fo mehr da ſie beyde das heiße Oſtin diſche Klima gemein haben; man erzähle auch von beyden, daß fie ſich durch ihr Geſchrey wieder zuſammen riefen ). Lacerta reutata. Hermann tab. affin. anim, p- 254. N Iguana scutata. Meyer Syn. rept. p 16. n 6. Der Perlen-Leguan. Donndorfs Zool. Beytr. III. S. 89. Nr. 5. B. 5) Nach Seba iſt die Hauptfarbe blaßgelb, blaͤulich uͤberlaufen; an einigen der Schwanz blaͤulich gerinz gelt; auch die Beine ſind mit blaßblauen Schup⸗ pen bedeckt. B. 1 Seba, J. p. 173. Die Die breitzehige Eidechſe. 473 Die breitzehige Eidechſe. (Le Large - doigt.) ) Das Wee dieſes Thiers, das ſich u in Indien aufhaͤlt, beſteht darin, daß ER N Fein ) Le Large-doigt. D’Aubenton Encycl. meth. “ E Erpet. P. 38. n. 5. Pl. 6. n. 2. lig. 2. B. Laterta principalis, Lin. amph, rept. n. 7. La Cepede. a Lacerta principalis. L. subcarinata, erista gulae integerrima, dorso laevi. er Ad, Fr. I. p. 43. Amoenit. acad. I. 1. p. 286. Gmelin Lin. Syst. I. 3, p. 1062. n 7. Lacerta principalis. Schneider, amph. phy- siol. spec. II. p. 37. Iguana prineipalis, Meyer, Syn. rept. p. 17. — 11. Der Buͤrgermeiſter. Müller, Naturſyſtem III. S. 88. Nr. 7. Der Fuͤrſt. Borow'sky, Thierreich. IV. S. 49. Nr. 7. Die breitzehige Eidechſe. Donndorfs Zool. Beytr. III. S. 35. Nr. 7. Die blaue Eidechſe. 1 Voͤgel. VII. Taſ. 35. Die gliederſchwaͤnzige Eidechſe. Suk⸗ kow's Naturgeſch. III. S. 104. Nr. 17. Tacerta ceylonica, maculis albis et nigris no- tata. Seba Thes. II. 35. fig. 3. Ich wuͤrde a ſchoͤne Figur, die allerdings hierher s 474 Eidechſen. ſein Schwanz zweymal ſo lang als der Körper, zu⸗ ſammengedruͤckt, oben etwas kielfoͤrmig erhoͤht, un- ten geſtreift und in mehrere Felder abgetheilt iſt, deren jedes aus fuͤnf Ringen zarter Schuppen be— ſteht. Unter dem Halſe hat es eine Haut wie der Leguan, die aber nicht gezaͤhnt iſt. An jeder Zehe ſowohl an den Vorder- als Hinterfuͤßen iſt das vorletzte Gelenk unten breiter als die andern, deß⸗ wegen gab ihm Herr d Aubenton den Namen, den ich auch beybehalten habe. Der Kopf iſt platt, an den Seiten zuſammengedruͤckt, die Schnauze ſehr dünn, und die Naſen- und Ohrenloͤcher ſind ſehr klein. Die zweyfleckige Eidechſe. (Le Bimacule), ) (Taf. XXVI. Fig. 1.) Die Kenntniß dieſer neuen Art verdanken wir Herrn Sparrmann, der mehrere Exemplare da- von gehört, haben abcopiren laſſen, wenn das Thier nicht unter dem folgenden Namen der zwey— fle ckiggen Eidechſe noch einmal vorkaͤ— me und dort abgebildet waͤre. Die Farbe giebt Seba ſo an: Die duͤnnen Schuppen ſind blaß— grau, und haben ſchwarze Flecken, auf dem ein— gedrückten Kopf ſtehen weißliche Puͤnktchen. B. £) Herr Profeſſor Schneider hält fie mit Recht mit der vorhergehenden fuͤr einerley und glaubt, Herr Sparrmann hätte ſich durch Linne‘s 5 n Die zweyfleckige Eidechſe. 475 von beſchrieben hat, welche der Herr Doctor Aerelius aus Suͤdamerika an den Herru Baron von Geer ſandte 2), Einige dieſer Thiere waren am Untertheile des Koͤrpers mit ſchwarzen Fleckchen beſaͤet, aber alle hatten zwey große ſchwarze Flecken auf den Schultern; daher der Name, den ihnen Hr. Sparrmann gegeben hat. Der Kopf iſt an den Seiten platt; der Schwanz zuſammengedruͤckt und zweymal ſo lang als der Koͤrper. Alle Zehen an den Vorder- und Hinterfuͤßen, die aͤußerſten ausgenommen, ſind mit Ballen oder Haͤutchen verſehen, die ihre Flaͤ⸗ che vergrößern. Dieß giebt dem Thiere eine Aehn— lichkeit mit der vorherbeſchriebenen Art. Nach der Erzählung des Doctors Acrelius find die Thiere gar nicht boͤsartig. Sie halten ſich haͤu— fig in den Gehoͤlzen auf, wo man fie zuweilen pfeifen hoͤrt. Man faͤngt ſie leicht in einer Stroh— ſchlinge, die man auf ſie zutraͤgt und dabey pfeift; ſie ſpringen hinein, und fangen ſich ſelbſt. Das Weibchen legt feine Eyer in die Erde. Man fin» det fie auf St. Euſtachius und in Penſylva— nien. Ihre Grundfarbe iſt abwechſelnd, oft ſchwaͤrzlich blau. Zu- ſchlechte Figur in den Amoenitat. acad. I. tab. 14. fig. 2. irre führen laſſen, fie für eine neue Art zu ni S. deſſen Amph, Physiol. Spec. Il. P. 1) Acta Halmiens. Noy. 1 84. Vol. V. p. 173. tab. IV. fig. 4. ? 476 Eidechſen. 5 Z u ſ a tz. age 5 Da ich die Sparrmanniſchs Abbildung hier mitgetheilt habe, ſo finde ich fuͤr noͤthig auch die ganze Beſchreibung beyzufügen. 700 Lacerta e L. eh carinata. ee culata, corpore duplo longiore, digit is p alma- rum ylantarumque lobatis. Sparrmann, Schwediſche . Gleberſ.) 1784. B. V. inf Taf. 4. Fig. 1. x) Die Abgezeichnete hat ohngefaͤhr die Länge von 8 ıf2 Zoll, und der Schwanz iſt faſt noch einmal ſo lang als der Leib. Es giebt aber auch großere. An Geſtalt gleicht fi 5 der grünen Eidechſe, nur iſt der Kopf etwas ſtaͤrker; die Schnauze iſt etwas dick, indem auf jeder Seite ein ſcharfer Rand von dem obern Rande der Augenhoͤhlen ge bildet, bis zur Naſenſpitze laͤuft; der Schwanz hat die doppelte Laͤnge des Koͤrpers, iſt ſcharf und auf der obern Kante gleichſam ausgezackt. An jedem Fuß find fünf Zehen, die an den vordern kleiner als an den hintern ſind, alle ſind am vorderſten Gelenke lange außer dem kleinſten fuͤnften und haben *) Man vergleiche: Gmelin. Lin. I. 3. p. 1069. ln Cordylus bimaculatus. Meyer Syn.|rept. p. 18. n. 10. Die zweyfleckige Stach el— Eidechſe. Donw dorfs Zool. Beytr. III. S. 77. Nr. 8 55 Die zweyfleckige Eidechſe. 477 haben unbedeutende Queerſtreifen und oben eine kleine erhabene Vorragung. Der ganze Koͤrper iſt mit rundlichen Schuppen beſetzt, unten mehr oder minder weiß, oben und an den Seiten hellblau, hin und wieder ins gruͤne ſpielend, mit mehr oder minder ſchwarzen Flecken beſtreut, die auch feh— len, ausgenommen einem großen Fleck auf jeder Schulter, weshalb eben dieſe Art die z weyflecki⸗ ge genannt worden iſt. Die Hauptfarbe ſoll auch verſchieden ſeyn, ſo daß in Penſylvanien, wo ſie unter der Erde, in Waſſerleitungen und hohlen Baͤumen lebt, Exemplare gefunden werden, die dunkelblau ſind mit gelben Mundwinkeln. Auf St. Euſtach ſind ſie gemein, leben zwiſchen gruͤ— nen Buͤſchen, ziſchen, ſind aber unſchaͤdlich. Ihre Eyer legen fie in die Erde. Wenn man fie fan— gen will, nimmt man einen Grashalm, macht da= von eine Schlinge, geht ſchnell auf ſie zu, haͤlt ihr, waͤhrend daß ſie ziſcht, dieſelbe vor den Kopf, fo wird fie von ſelbſt hineinſpringen und ſich aufs haͤngen. B. Die Die doppelkielige oder gefurchte Eidechſe. 7) (La Sillonnee.) 2 In Oſtindien giebt es eine kleine graue Ei⸗ dechſe ), die ich hier mit anfuͤhre, weil fie an den Seiten Y Le Sillone. D’ Aubenton, Encyclop. meth. (Bonnaterre Erp. 3g. n 7. B.) Tacerta bicarinata. Lin. amph, rept. n. 8. La Cepede. Lacerta bicarinata. L. cauda compressa gu- pra bicarinata medioeri, dorso quadrifari- am carinato-striato. Gmelin Lin. Syst. I. 3. Pp. 1060. n. 8. Die zweykielige Eidechſe. Suckow's N. G. lll S 98. Nr. 8. Cordylus ee Meyer, Syn. rept. p. 17 n. 8. Der Doppelkiel. Müllers Naturſyſtem II. S, 88. Nr. 8. 4 — — Borowsky N IV. S. 50. Nr. 8. — — Donndorfs Zool. Betr. ill. S. 79. Nr. 8. B. 2) 1 85 gehoͤrt des Herrn Verfaſſers Abbildung Tab. XVI. die er für den Drachenkopf (Dra- Sonne) ausgegeben hat. Da uns bisher eine treue Abbildung von dieſem F Thiere ge: fehlt hat, ſo haben wir Urſach Hrn. La Cepede dafuͤr zu danken, ohngeachtet er ſich geirrt hat. Man vergleiche oben unter dem Artikel Drachen— kopf ſeine genauere hierhergehoͤrige e Schneider Amph. Phys. Spec. II. p. 40. B. a) Sie wohnt auch im füdlihen Amerika, und den gegenuͤberliegenden Inſeln. VB. Die doppeltkielige Eidechſe. 479 Seiten erhaben gewoͤlbte, warzenfoͤrmige Schup— pen und einen an der Seite breitgedruͤckten Schwanz hat, wie die vorhergehenden Arten. Der Koͤrper hat keine Stacheln und unter dem Halſe iſt kein Kamm befindlich; aber auf dem Ruͤcken ſind zwey merkliche Streifen. Die beyden Seiten ſind wie in Faͤltchen gelegt und machen einen erhabenen Rand. Der Bauch hat 24 Queerbinden, und jede davon beſteht aus ſechs Stuͤcken. Der Schwanz iſt kaum halb ſo lang als der Koͤrper, unten geſtreift, an den Seiten glatt, und hat oben einen doppelten Rand. Zwey⸗ . Eäidechſen. ER Sweyte Abtheilung. Eidechſen mit einem runden Schwanze, fuͤnf Zehen an jedem Fuße, und einem Kamme von aufge⸗ richteten Schuppen auf dem Rüden, Der Leguan oder die Kamm⸗Eidechſe. (L’Iguane.) 5) (Taf. XXVII. Fig. 1.) In jenen Gegenden von Suͤdamerika, wo die Natur in voller Kraft wirkt, und vom Gipfel der Cor⸗ 5 ) Lezuana. The Guana, Engliſch. Senembi. „ Tamaeolin, in Amerika, nach Seba. L’Iguane. D’Aubenton Ene yclop. method, (Bonnaterre Erp. 39. n. 8. Pl. 4. fie, 3 B.) Lacerta Iguana. Lin. amph. rept. n. 26. Hay Synops. quadr. p. 265. Lacertus indi- cus Senembi et Iguana dictus. Igitana delicatissima, 71. Jguana tubercula- ta, 72. Laurenti Spec. meth, (Es ift noch nicht ausgemacht, ob die Luang tuberculata > des — | Kamm ⸗Eidechſe. 481 Cordilleras unzaͤhlige Stroͤme herabgießt, die ee noch nicht in enge Betten zwan— f gen, des Laurenti hierher, oder wie andere wollen, zur Iguana Calotes (Lacerta Calotes, Lin.) gehört, ob fie gleich von beyden ähnliche Eigen— ſchaften aufzuweiſen hat. Ich will zur Verglei—⸗ chung Laurenti Diagnoſe herſetzen. Igua- na delicatissima (Lacerta Iguana, Lin.) Gula pendula, sgquammulis minutissimis te- eta antice; dorso vero longitudinaliter, pe- ctinatis lamellis lonstssimis acutis, gengim per caudam decrescentibus; capite postice tuberoso, anticegibbo collo, supra nudo: Ex Mus. Comitis Turriani. ; Iguana tuberculata (Lacerta Calotes, Lin. Var. ). Gula pendula, squammis minutis- simis tecta antice, dorso vero longitudina- liter pectinatis, lamellis longissimis acutss, sensim per caudam decrescentibus; nucha- libus imbricatis;.capite supra plano; colle aculeis latis obtusissimis duris supra undi- que tecto. Ex Mus. Turriano. Juana Calotes (Lacerta Calotes, Lin.) Gula tumida, squammis magnis imbricata nuda;_ dorso longitudinaliter, et occipite. utrinque transversaliter longissimis dentibus pectina- ta; colore coeruleo. In India orientali. B.) Leguaua. Diction. d’Hist. nat. par, Valmont de Bomare. Seba, Thes. I > tal 95. fig. 1. 2. tab. g6. fig, 4. tab. 97. tie 3 tab 98. ig 1. The Guana, S rown, Naturgeſch. von Jamaika. Lacerta, 1. Major sgammis dorsi lanceo- latis erectis e nucha ad extremitatem cau- dae porreetis. Dela Cepede s Naturg. d. Ampp.t. Bd. 9 b RT 482 Eidechſen. gen, die unaufhörlich die Gefilde üͤberſchwem⸗ Men, ſchießen an den immer befruchtenden Ufern weite Grand lezard und Cuanas. Catesby nat. hist. of Carolina. Tom. 2. p. 64. Grand lezard. Du Tertre Antill. p. 308. Gros lezard, nomme Iguane. Hochefort An- till. p. 144. tab. p. 131. ‚Gros lezard, Labat. Tom. I. p- 314. Guaua. Sloane, Vol. a. Iguana, Gronovi. Mus. 2. p. 82. n. 60. Marcgr. Bras. 236, fig. 236. Senembi seu Igu- ana. . Jonston quadr. tab. 77, ig. 5. Olear. Mus. tab, 6. tig. 1. Jana. Bont. Java. 56. tab. 56. Lacerta Leguan. Nieremberg nat. 271. tab. 271. Norm Mus. 313. Clus. exot. 116. Yvana. La Cepede. Es kann ferner verglichen werden: Lacerta Iguana, IL. cauda teriti longa, sutu- ra dorsali dentata, crista gulae denticula- _ ta. Gmelin Lin. Syst. I. 3. p. 1062. n. 26. Lacerta cauda teriti, pedibus pentadactylis, crista dorsi longitudinali, gula pendula an- tice dentata. Amoenit. acad. I. p. 123. 287. Mus. Ad. Frid. I. p. 43. Bedi, Exper. 100. t. 101. N Ovied. Americ. I. 13. c. 3. Die Leguan⸗Eidechſe. Suckow's Naturg. III. S. 104. Nr. 19. Der Kamm Leguan. Müller, ad 1. S. 103. Nr. 26. Taf. 3. Fig. 2. — Bergmanns Naturgeſch. III. S. 230. Der Er gunn. Leske Naturg. S. 309. Nr. 9. a Blumenbachs Handb. 2 G. S. 2 m Nr. 5. Der wer Die Kamm⸗Eidechſe. 483 weite dichte Waͤlder auf. Die warmen Gewaͤſſer, die fie unaufhoͤrlich traͤnken und beleben, erhalten | a in Der Leguan. Botowsky Thierreich. IV. S. 59. Nr. 26, Taf. 4. Eberts Naturlehre. I. S. 315. Funks N. G. l. S. 364. Donndorfs Thiergeſ. S. 426. Nr. 8. Wolfs Reiſe nach Zeulon. S. 104. Kruͤnitz, Eneyklopäd. LXIX. S. 42. Meine N. G. des In und Auslandes. i 3 #113 I. ©. 585. Nr. 6. Der eßbare Leguan. Batſch Thiere. L. 461. Die Kamm⸗Eidechſe. Neuer Schauplatz der Natur. IV. S. 363. | | Iguana. Onomatol. hist. nat. IV. p. 526. — — Beckmann, Naturhiſt. S. 60. Iguana Leguan. Meyer, Syn. rept. p. 16. n. 2. Lacerta maximus, viridis, dentatus, inglu- vie magna, pendula. Barrere Franc. equi- nox. p. 154. | Lacerta Leguana, Senembi. Klein quadr. disp. p 107, — Lacerta Ig ua a Pectina- ta et strumosa. it. — Lacertus america- ug pectinatus.et strumosus, Leguanas. Juana dietus. it. == Lacerta s. Leguana surinamensis pectinata et strumosa. it. — Lacertus indicus, Senembi et Iguana dietus. p. 108. — Lacertus amboinensis, pectinatus et strumosus, maximus P 109. 1 Senembi. Kleins Claſſifi. S. 2. Nr. 2. — Leguana, daf. Nr. 3. — Tu ertianiſche bekaͤmmte Eidechſe mit einem Kropf. S. 333. Nr. 4. — Ame⸗ rikaniſche bekammte Eidere mit ei nem in den dichten Gebuͤſchen ein ewig junges Grün, ein Bild der unerſchoͤpflichen Fruchtbarkeit der Na- tur, die hier in voller jugendlicher Kraft wirkt und Keime auf Keime haͤuft. Nicht die Pflanzen al⸗ lein gedeihen in dieſen weiten menſchenleeren Ge— genden. Bewegung und mannigfaltiges Leben herrſcht überall, Bis einſt der Menſch die Herr⸗ ſchaft dieſer weiten Waͤlder uͤbernimmt, ſind ſie der Wohnplatz mannigfaltiger Geſchoͤpfe, von denen einige durch glaͤnzende Schuppen, blendendes Far⸗ benſpiel, Munterkeit und ſchnellen Lauf, andere durch den Schmuck ihres glaͤnzenden Gefieders und ihren reiſſenden Flug, alle aber durch die unerſchoͤpfliche Mannigfaltigkeit, 1 und Bildung das Auge ergoͤtzen, nem Kropf. daf. Nr. 5. — Surinam⸗ ſche bekaͤmmte, dee Eidexe, oder Leguana. daſ. Nr. 6. — India ni⸗ ſche-Eidexe. S. 337. Nr. 14. — Größte Amboiniſche Eidechſe. S. 340. Nr. 3 Tamaeolin, Sen embi in Neuſpanien. Kleins natuͤrliche Ordnung oder vermehrte Hiſtorie der vierfuͤß. Thiere. S. 115. Nr. 60. — A ſiati⸗ ſche Kammeidechſe. S. 116. Nr. 61. — Surinamſche Kammeidechſe. daſ. Nr. 64. — Soa Agor. daf. Nr. 65. — In di⸗ - aniſche gruͤnliche Kammeideichſe. daſ. N. 72. — Aboiniſche Salamandrine. NS. ai Nr. 3. 5 Ivana. Beſchreib. der Länder und Völker von Amerika. II. S. 11. 610. — Leiſten, Brittiſch. | Amerika. ©. 377. Der Leguan. i e Beytr. III. S. 5. M. 26, . 74 1 Die Kamm⸗Eidechſe. 495 ergoͤtzen, und jene dem Menſchen neue Gegenden zu einem lebendigen, unendlich mannigfaltigen und prächtigen Gemäide machen. Hier rollen rau— ſchend majeſtaͤtiſche Stroͤme, dort ſtuͤrzt ſich ein ſchuͤumendes Gewaͤſſer von hohen Felſen, und wir— belnde Wolken von Duͤnſten ſchimmern im Son— nenglanz; und ſtreuen ihre Strafen umher. Hier ſtickt der Schmelz der Blumen den glaͤnzenden Teppich von Gruͤn, aber das blendende Gefieder der Voͤgel verdunkelt beyde. Mit Erſtaunen ſieht man jene großen Amphibien, jene große Eidechſen, an deren bunten glaͤnzenden Harniſch die Sonnen ſtrahlen funkeln, die Wipfel der Baͤume zieren, und ihren Aufenthalt mit den Bewohnern der Luͤfte theilen. | Unter dieſen (enge Zierrathen, deren (hd ne Geſtalten der Blick in den dichten Wäldern gern durchirrt, und deren Bewegungen er mit Vergnuͤgen durch Aeſte und Blumen folgt, zeich— nen ſich der Drachenkopf (Dragonne) und der Tupinambis aus, aber noch auffallender durch die Schoͤnheit ihrer Farben, den Glanz ih— rer Schuppen und ihre ausgezeichnete Bildung, if die Eidechſe, von der ich jetzt reden werde. | Man erkennt den Leguan leicht an den gro⸗ ßen Sack unter dem Halſe und vorzuͤglich an dem gezaͤhnten Kamm, der vom Kopfe uͤber den Ruͤcken und Schwanz laͤuft, und auch den Vordertheil der Kehle ſchuͤtzt. Ihre Länge von der Spitze der nge bis ans Ende des Schwanzes betraͤgt 2b 3 off 486 Eidechſen. oft 5 bis 6 Fuß. Die, welche ich beſchreibe, und die Herr Sonini von Cayenne ins königliche Cabinett ſandte, iſt 4 Fuß lang. Die Maaßen aller Theile ſind folgende: Ganze ne = 4 ———¹ Groͤßter Umfang des Koͤrpers 1 — 4 Umfang der Schwanzwurzel ! — 5 9 — — obern Kinnlade⸗ — 3 3. Laͤnge der groͤßten Schuppe an der Seite des Kopfes — 1 — Länge des Sacks unter dem Halſe— 3 4 Breite deſſelben E „ — 1 10 Laͤnge der groͤßten Kammſchuppen — 1 10 Laͤnge des Schwanzes BE 221 Ganze Länge der Vorderfuͤße — 2 * — — der Hinterfuͤße — 9 9 Länge des groͤßten Nagels? — — 8 Der Kopf iſt an den Seiten zuſammengedruͤckt und oben platt; die Zaͤhne ſind ſcharf und wie die Zaͤhne der gruͤnen Eidechſen, die in den mittaͤgigen Gegenden Frankreichs bekannt ſind, geſtaltet. Die Schnauze, der Raum zwiſchen den Augen, und der Umfang der Kinnladen iſt mit ſehr glatten, glaͤnzenden, breiten und ſtark gefaͤrb⸗ ten Schuppen bedeckt. Drey Schuppen, groͤßer als die andern, ſitzen an jeder Seite des Kopfes unter den Ohren; die groͤßte von ihnen iſt eyrund, hat eine Politur wie Metal, und hebt die uͤbrigen Farben + Die Kamm⸗Eidechſe. 487 Farben ſehr. Die Augen ſind groß, ſo wie die Ohroͤffnungen. Kleine Knoͤtchen, wie Diaman⸗ ten zugeſpitzt, bedecken die Gegend ber den Na- ſenloͤchern, den Scheitel und die beyden Seiten des Halſes. Eine Art von Kamm aus großen in die Hoͤhe gerichteten, lanzenfoͤrmigen Schuppen gehen von den unteren Kinnbacken bis unter die Kehle und beſetzen den Vordertheil des großen Sacks, den das Thier nach Gefallen aufblaſen kann. Koͤrper, Schwanz und Füße find mit fei⸗ nen Schuppen bedeckt; die auf dem Ruͤcken haben eine erhabene Kante. Der ſonderbare Kamm, welcher, wie ſchon geſagt ill, vom Scheitel an über den ganzen Kör- per geht, beſteht aus ſehr langen, ſpitzigen, ſenk⸗ rechtſtehenden Schuppen. Die laͤngſten ſind auf dem Ruͤcken, von da nehmen ſie allmaͤhlig bis zur Schwanzſpitze ab, wo ſie kaum noch merklich ſind. Der Schwanz iſt rund. Zehen ſind an jedem Fuße fuͤnf; ſie ſind getrennt und haben ſtarke, krumme Naͤgel. An den Vorderfuͤßen hat die er⸗ ſte, oder innere Zehe nur ein Glied, die zweyte zwey, die dritte drey, die vierte vier, die fuͤnfte nur zwey Glieder; eben fo die Hinterfuͤße mit Aus- nahme der fuͤnften Zehe, die wie ein Daumen ab⸗ geſondert iſt und drey Glieder hat. Unter den Lenden befindet ſich auf jeder Seite eine Schnur von funfzehn hohlen, auf der Spitze durchbohrten Waͤrzchen, die vielleicht zu gewiſſen Abſonderungen beſtimmt find. Wir werden fie 254 bey 8.0 Eidechfen, bey mehrern Eidechfen « Arten antreffen. Es waͤ. re der Muͤhe werth zu wiſſen, zu welchem beſtimm⸗ ten Zweck ſie da ſind. Die Hauptfarbe des Leguans iſt gewöhnlich gruͤn, mit gelb oder einem hellern oder dunkleren Blau gemiſcht. Der Bauch, die Pfoten und der Schwanz ſind oft bunt geflammt. Der Schwanz des Exemplars, das ich beſchrieben habe, hatte mehrere Farben, die in ringfoͤrmigen, ziemlich breiten Streifen nebeneinander lagen; aber dieſe Farben aͤndern nach dem Alter, dem Geſchlechte und dem Vaterlande des Thiers. Ich habe mich davon durch den Augenſchein an einer Menge von dieſen Thieren von verſchiedenem Alter und Ge⸗ ſchlecht, und aus verſchiedenen Laͤndern uͤberzeugt; und daraus erklaͤren ſich die Abweichungen, die man in den Beſchreibungen der Naturforſcher von dem Leguan findet. Bruͤe ſah waͤhrend ſeines Aufenthaltes zu Kayor am Senegal eine Gu— ana (Leguan), die von der Schnauze bis zum Schwanze 3 Fuß maaß, und der Schwanz hatte auch gegen 2 Fuß. (Wahrſcheinlich war der Schwanz durch einen Zufall verſtuͤmmelt, denn gewöhnlich iſt er langer als der Körper), Die Haut war mit kleinen Schuppen von allerley Far— ben, gelb, gruͤn, ſchwarz, beſetzt, und glaͤnzte, wie mit dem ſchoͤnſten Firniß uͤberzogen. Sie hatte große, weitgeoͤffnete, rothe Augen, die wie Feuer brannten, wenn das Thier zornig wurde. | Seine — — Die Kamm Eidechſe. 450 Seine Kehle bließ ſich dann auf wie ein Tauben— kropf e). Dieß Thier iſt ſehr gutmuͤthig und unſchadlich, und lebt von Inſekten und Pflanzen. Es iſt uͤbrigens nicht zu verwundern, daß manche Reiſen⸗ de ſeinen Anblick fürchterlich fanden, denn wenn es zum Zorn gereizt iſt, ſo funkeln, wie ſchon er— waͤhnt, feine Augen, es ziſcht, ſchuͤttelt den lan⸗ gen Schwanz, blaͤßt den Kropf aus, ſtraͤubt die Schuppen, und ſtreckt den mit Schwielen gefträub- ten Kopf in die Höhe, Das Weibchen iſt gewöhnlich kleiner als das Männchen, ſchoͤner von Farben, ſchlanker gebaut, ſein Blick iſt ſanfter, und ſeine Schuppen ſind oft ſehr ſchoͤn glaͤnzend gruͤn. Es hat auch dieſen Putz nicht vergebens, denn man kann beynah ſa— gen, daß das Maͤnnchen leidenſchaftlich für daffel- be eingenommen iſt. Es fucht feine Gefaͤhrtin in den erſten Fruͤhlingstagen nicht nur hitzig auf, ſon— dern vertheidigt ſie auch mit einer Art von Wuth. Sein ganzes Naturell wird dann veraͤndert, ſeine Sanftmuth, die ſo groß iſt, daß man ſie oft Dumm⸗ heit genannt hat, verwandelt ſich in Wuth. Es ſtuͤrzt blindlings auf alles los, was ſeinem Weib⸗ chen zu nahe kommt; ſein Biß iſt zwar nicht gif⸗ tig, aber wenn es loslaſſen foll, was es einmal ge— faßt hat, fo muß man es todtſchlagen, oder ihm einen derben Schlag auf die Naſe geben H. H 5 Etwa c) Allgem. Geſch. der Reiſen. 7. Buch. Kap. 18. d) Catesby Carolina. Tom, Mi P- Ar 490 Eidechſen. Etwa zwey Monate nach dem Ende des Win- ters kommen die Weibchen aus den Gebirgen und Waͤldern und legen ihre Syer in den Sand am Seeufer. Die Zahl derſelben iſt gewoͤhnlich un⸗ gleich, von 13 bis zu 25. Sie ſind nicht dicker, aber länger als Taubeneyer. Die Schaale iſt weiß und biegſam wie an den Seeſchildkroͤten⸗Ey⸗ ern, denen fie ähnlicher find als den Krokodill-Ey⸗ ern. Das Innere iſt weißlich ohne Eyerklar. Alle Reiſende, die in Amerika geweſen ſind, verſichern, daß ſie an allen Saucen vortrefflich ſchmecken, und bey weitem beſſer ſind als Huͤhnereyer. Das Schwimmen wird den Leguanen, wie mehrere Schriftſteller verſichern, ſauer, ob ſie gleich am häufigiten an den Ufern der Seen und Strö- me wohnen. Sie bewegen ſich, nach Cates by, wenn fie im Waſſer find, bloß mit dem Schwan- ze, und halten die Füße feſt an den Leib). Dar- aus iſt ihre Unbehuͤlflichkeit im Waſſer ſehr erklaͤr⸗ lich, und ergiebt ſich zugleich die Richtigkeit der obigen Bemerkung, daß die Amphibien mit ge trennten Zehen uͤberhaupt ſchlecht ſchwimmen, und der Einfluß den dieſe Bildung auf die Abaͤnderung ihrer Lebensart haben muß. Im Fruͤhjahr freſſen die Leguane haͤufig die Blumen und Blaͤtter der Mahots-Baͤume, die an den Ufern wachſen, auch der Ano nen (Flaſchen⸗ baͤume) und mehrerer anderer Pflanzen; dabey bes merkt Cat es by, daß ihr Fett allemal die Farbe | IR der e) Ebenderſ. Die Kamm ⸗Eidechſe. 491 der Fruͤchte hat, die ſie zuletzt gefreſſen haben. Das kommt mit dem überein, was bey den See⸗ ſchildkroͤten von der Farbe des Fleiſches, die nach ihren hauptſaͤchlichſten Nahrungsmitteln abwech⸗ ſelt, geſagt iſt. Oft ſteigen die Leguane von den Baͤumen, um an der Erde Wuͤrmer, Fliegen und andere Inſekten zu fangen 8). Ob ſie gleich ſtarke Kinnladen haben, ſo verſchlucken ſie doch meiſt alles ohne es zu kauen A). Sie verſtecken ſich in Felfenlöchern ynd bohlen Bäumen 3). Sie ſchwingen ſich mit un glaublicher Behendigkeit auf die oberſten Zweige der Bäume, ſchlingen ſich um den Aſt und verſtek⸗ ken den Kopf in den Windungen des Koͤrpers. Ei⸗ ne Art von ſehr wohlriechendem Jasmin, der in Surinam überall ſtrauchartig waͤchſt, iſt der ge⸗ woͤhnliche Aufenthalt der Schlangen und Eidech⸗ fen, vorzuͤglich des Leguans, Es iſt bewunderns⸗ wuͤrdig anzuſehen, wie dieß Thier ſich unter dem Strauch zuſammenwindet und feinen Kopf in ſich ſelbſt verſteckt A. Wenn ſie gefreſſen haben, fez- zen ſie ſich auf einen Aſt, der uͤber das Waſſer haͤngt, um zu ruhen. Dieſe Zeit waͤhlt man in Braſilien um fie zu fangen. Ihre natuͤrliche Gutmuͤthigkeit mit der Art von Erſtarrung ver⸗ bunden, in der die Schlangen ſowohl als die Ei⸗ dechſen g) Anmerk. des Hrn. de la Borde. h) Cates by. 1) Ebenderſelbe. k) Allgem. Geſch. der Reifen. Br | 2 402 Eidechsen. | dechſen liegen, wenn fie viel gefreffen haben, bringe dann die Traͤgheit und Unthaͤtigkeit hervor, welche die Reiſenden bemerkt haben, und in der ſie die Gefahr nahe kommen ſehen, ohne ſich die Muͤhe zu geben, zu entlaufen, ob ſie gleich behend genug dazu find. Sie find ſonſt ſchwer zu tödren, ſelbſt mit dem Schießgewehr, wenn man ihnen aber nur etwas ſpitziges, nur einen Strohhalm in die Naſe ſtoͤßt, ſo kommen einige Topfen, Blut und br Thier ſtirbt /. Die Dummheit, die man dem Leguan Gabi oder vielmehr ihre große Argloſigkeit, die man beynah immer bey den Thieren antrifft, die keinen Schaden thun, geht fo weit, daß man ſie mit leich⸗ ter Mühe lebendig haſchen kann. In einigen Ges genden von Amerika faͤngt man ſie mit Hunden, die zu dieſer Jagd abgerichtet ſind, man kann ſie aber auch leicht in Schlingen fangen ). Der Jaͤger, der auf dieſe Eidechſen- Jagd geht, hat eine lange Stange, an der vorn eine Schlinge von einer Schnur . it =). Wenn er einen Leguan auf einem Zweige ſitzen und ſich ſonnen ſieht, fo fängt er an zu pfeifen. Die Ei⸗ dechſe, die das gern zu hören fcheint, ſteckt den Kopf etwas hervor. Der Jaͤger geht ihr immer naͤher und pfeifft und faͤngt endlich an, ſie mit der Spitze der Stange am Halſe und in den Seiten zu / 7) Allgem. Geſch. der Reifen. Buch 7. Kap. 17. m) De la Bord. „n) Labat's Reifen nach Afrika und Amerika. Die Kamm Eidechſe. 493 zu kitzeln. Das Thier leidet das nicht allein ge⸗ duldig, ſondern windet ſich ganz ſanft hin und ‚ber als wenn ihm das Streicheln gefiel. Der Jaͤ⸗ ger bringt es endlich mit Kitzeln und Pfeifen ſo weit, daß es den Kopf weit genug aus den Zwei— gen hervorſteckt um ihm die Schlinge uͤber den Hals zu bringen. Dann giebt er ihm einen der⸗ ben Stoß und wirft es zur Erde, faßt es bey der Schwanzwurzel und ſetzt ihn einen Fuß auf den Leib. Daß die Dummheit des Leguans nicht ſo groß ſeyn muß als man vorgiebt, ſieht man dar⸗ aus, daß, ſobald er merkt, daß er betrogen und ge= fangen iſt, er Zuflucht zu ſeinen Kraͤften nimmt, die er vorher nicht gebrauchen wollte. Er bewegt fi) heftig, ſperrt die Kehle auf, feine Augen rol⸗ len wie Feuer, er blaͤßt den Kropf auf, aber ſeine Muͤhe iſt vergeblich, der Jaͤger, der ihn unter dem Fuße feſthaͤlt, bindet ihm nun ohne Gefahr Pfo- ten und Schnauze, ſo daß ſich das arme Thier weder wehren noch davon laufen kann 0), Man kann es mehrere Tage ohne Nahrung a am Leben erhalten. Anfangs macht der Zwang es boͤſe, es iſt wild und tuͤckiſch, aber es wird bald zahm, bleibt in den Gaͤrten und den groͤßten Theil des Tages ſelbſt im Hauſe, laͤuft aber des Nachts umher, weil fein Augenſtern ſich wie bey den Kaz⸗ zen erweitern kann, ſo daß das ſchwaͤchſte Licht fuͤr ſie hinreichend iſt, und weil ſie dann die Inſekten leichter fangen. Wenn es laͤuft ſteckt es oft die 5 8 Zunge 0) Cates by. 404 Eidechſen. Zunge hervor. Es iſt ein ſehr ruhiges Thier und wird mit dem Menſchen bald vertraut P). Bro wn erzaͤhlt, daß er einen ausgewachſenen Leguan zwey Monat lang bey ſich gehabt hat. Im Anfang war er wild und boͤsartig, aber nach eini⸗ gen Tagen wurde er gediegſam, endlich brachte er den groͤßten Theil des Tages auf einem Bette zu, lief aber des Nachts immer umher. Ich habe nie bemerkt, faͤhrt er fort, daß das Thier etwas an⸗ ders genoſſen hätte, als die unmerklichen Koͤrper⸗ chen, die es aus der Luft ſchnappte. (Dieſe Koͤr⸗ perchen waren gewiß ſehr kleine Inſekten). Wenn es umherlief, leckte es immer mit der Zunge, wie das Chamaͤleon. Das Fleiſch wird von vielen Leuten ſehr geſucht, und als Fricaße“ ſchmeckt es beſſer als das ſchoͤnſte Fluͤgelwerk. Wenn der Le» guan jung iſt, iſt er noch leichter zu zaͤhmen, er iſt dann ein harmloſes ſchoͤnes Thierchen 9). Man darf ſich nicht wundern, daß ein ſo un⸗ ſchaͤdliches, friedliches Thier ſo heftig verfolgt wird, da es doch nichts frißt als einige unbrauch⸗ bare Blätter und ſchaͤdliche Inſekten, und zu ſei⸗— ner Wohnung an einer Felſenritze oder einigen duͤrren Reiſern genug hat, noch dazu in weiten ent= legenen Waͤldern wohnt, denen es zum Schmuck dient; denn ſein Fleiſch, vorzuͤglich das von den Weibchen, das zaͤrter und fetter iſt, ſchmeckt vor⸗ freff- pP) 4 nat. hist. of Jamaica. London 1756. P. 462. 5) De la Borde. Die KRamm-Eidechfe, 495 vortrefflich '). Die Einwohner der Bahamas Inſeln trieben ſogar einen Handel damit, führten fie lebendig nach Karolina und in andere Öegen« den und ließen fie zu ihrem Gebrauch einſalzen »), und auf einigen Inſeln, wo ſie ſelten ſind, ſpart man fie für die reichſten Tafeln auf ). Der Menſch hat ſich nie ſo viel Muͤhe gegeben, die ſchaͤdlichen Thiere auszurotten, als die zu fangen, die ihm gut ſchmecken. \ Auch bey dem Leguan findet man zuweilen, wie beym Krokodill und dem Tupinambis, Be⸗ zoar, der dem occidentaliſchen aͤhnlich iſt. Herr Dom bey brachte aus Suͤdamerika einen Les guan⸗Bezoar für das koͤnigliche Cabinet mit. Er hat genau die Geſtalt eines halben, etwas ausge⸗ hoͤhlten Eyes, beſteht aus glatten Lagen übereinan« ander, die aus kleinen Nadeln zuſammengeſetzt ſind, an denen, wie faſt an allen Bezoars, eine Art von Kryſtalliſation merklich iſt. Er iſt auf einer Seite hohl auf der andern gewoͤlbt. Man darf aber nicht glauben, daß er etwa ein Stuͤck von einem groͤßern Bezoar ſey, denn die Lagen ſind auf dem Rande eben ſo regelmaͤßig wie auf dem gewoͤlbtem Theile. Der Kern, um den ſich die- ſer Stein gebildet hat, muß beynah die naͤmliche Form 1) Man ſagt, das Fleiſch ſey den Leuten ſchaͤdlich die keine geſunde Saͤfte haben; und Hr. dela Borde glaubt, es ſey ſchwer zu verdauen. s) Cates by. f ) De la Borde. 496 | 5 Eidechſe. 2 Form gehabt haben. Die Oberfläche feiner Hoͤh ⸗ lung iſt nicht ſo polirt wie die andere Theile, die mehr Reibung erlitten haben. Der große Durch— meſſer dieſes Steins beträge 15 Linien und der kleine beynah 14. Seba hatte in feiner Samm— lung mehrere Bezoars der Art, von der Dicke eis nes Taubeneyes, gelblich aſchgrau mit dunklern Flecken. Man nennt dieſe Konkretionen bey den Indiern Beguan und ſchaͤtzt fie höher als viele andere Bezoars 1). Sie konnten den Alten ſchon bekannt ſeyn, da das Thier in Oſt- und Weſtin— dien lebt; und da es weder beym Ariſtoteles noch beym Plinius beſonders vorkommt, ſo ha— ben ſie es wahrſcheinlich unter dem Namen der gruͤnen Eidechſe mit begriffen. Dann duͤrfte wohl der Stein, den Plinius Sauritis nennt, (von Labees, Eidechſe) und den man zu feiner Zeit bey einer gruͤnen Eidechſe fand, nichts anders als der Bezoar des Leguans ſeyn, den man den eingebildeten Kräften wegen hochſchaͤtzte !). Was mich in dieſer Vermuthung beſtaͤrkt, iſt, daß der Name Sauritis weder bey den Alten noch bey den Neueren irgend einem andern Produkte aus dem Thier- oder Mineralreiche beygelegt iſt. Die Leguane ſind in Surinam in den Waͤl— | dern von Guiana, in den Gegenden von Ca— : yen⸗ u) Seba Th. 2. S. 140. x) Sauritin in ventre viridis laeerti arundine dissecti tradunt inyenire, Plin. lib. XXX VII. Sen. N Die Kamm Eidechfe, 407 Cayenne Y) und in Neuſpanien gar nicht ſelten; ſeltener hingegen auf die Antillen, wo fie der Leckerbiſſen wegen beynah ausgerottet ſind 7). An der Seehundsbay in Reuholland fand Dampier auch Guano's oder Leguane, die wenn man ihnen nahe kam, an zu pfeifen fiengen, aber nicht flohen 2). Auch in Aſien und Afri⸗ ka find fie zu Haufe, aber überall nur in den wär» mern Himmelsgegenden. Ihre Farbe wechſelt nach Alter, Geſchlecht und Vaterland ab, aber ihre Lebensart, Geſtalt und der Schmelz ihrer Schuppen 30 ſie überall aus. i 8 Im Linneiſchen Syſteme wird eaurente Iguana chamaeleontina &) für eine Varietaͤt des Leguans ausgegeben. Abbildung und Be⸗ ſchrei⸗ 5) De la Borde. 2) Ebenderf, ' a) Guillaume Dampier, Voyages aux terres Au- strales. Amsterdam 1705. (Dampiers Reiſe um die Welt. I. S. 111. 190. Ki 25 5) Deſſen Synop. rept. p. 4. n. 65. Lacerta Iguana. Gmelin Lin. I. c. £. a Lacerta tigrina peetinata, Asculabos di- cta. Klein, quadr. disp. p. 107. Deffen Claſſif. S. 331. Nr. 1. Deſſen natuͤrlichs Ordn. S. 115. Nr. 59. f De ſa Cepedes Natg. d. Amph. I. Bd J i 498 Eidechſen. dene von dieser Eidechſe findet man in Sehä)- Thes. I. p. 157. tab. 100. fig. 2. %) | Im 8 hat dieſelbe wohl mit dem Leguan einige Aehnlichkeit, allein genauer betrachtet, ſo weicht ſie doch merklich von demſelben ab; der Schwanz iſt naͤmlich kuͤrzer, der Halskamm ganz anders geſtaltet, ſo wie der Kopf, die Finger ſind dicker und der Kehlkropf iſt nicht gezaͤhnelt. Wenn die Abbildung in natuͤrlicher Groͤße ge⸗ macht iſt, ſo iſt ſie r Fuß 4 1/2 Zoll, wovon der Schwanz 9 1½ Zoll wegnimmt. Der Kopf hat eine ganz eigene keilartige Form und ſieht dem des Chamaͤleons aͤhnlich; die Stirn iſt ganz einge- druͤckt, und dreyeckig, auf beyden Seiten mit ei- nem erhabenen Rande, wie mit Augenbraunen ge— ſaͤumt; die Augen liegen tief und ihre Kreiße find mit feinen perlnaͤhnlichen Schuppen geziert; die Ohren: find mit einer Haut bedeckt; die Zunge iſt tief geſpalten; die Haut der untern Kinnlade, und der Kehle haͤngt ſchlaff wie ein Kropf herab. Auf den Nacken erhebt ſich ein hoher Kamm, der un— ten auf einer doppelten Reihe hoher Schupppen geſtuͤtzt iſt, damit er deſto feſter ſtehe. Dieſer hohe Kamm verſchwindet allmaͤhlich auf der Mitte des Ruͤckens, und laͤuft nur bis zur Schwanzſpitze in einer erhabenen, geſchuppten Zaͤhnelung hin. Der Leib iſt mit runden, dunkelbraunen Schuͤppchen beſetzt und a“ weiße, tiegerartig geftellte Flecken. | | lle c) Lacerta, tigrina, pectinata, Americana, ds- calabos dicta. Die gehörnte Eidechſe. 499 Alle Schuppen des Unterleibes ſind erhaben wie Perlen. Die Schuppen der Beine und Fuͤße ſind größer und marmorartig gefleckt. Vorder und Hinterfuͤße haben fuͤnf Zehen mit kurzen Naͤgeln. Der Schwanz hat auch etwas groͤßere Schuppen als der Leib, und iſt weitlaͤuftig dunkelbraun und weiß geringelt. Auch die Bauchſchuppen ſind groͤ⸗ ßer und weißlich. Das Thier ſieht ſehr ſchoͤn aus. Die Amerikaner nennen es Ascala- bos, weil es ſtille und ſchleichend den Menſchen in den Weg tritt, allein dabey nichts boͤſes Wil⸗ lens hat, ſondern ihm gleichſam nur gerne ſieht. Die gehoͤrnte Eidechſe. 4) Sie befindet ſich auf St. Domingo und hat viel Aehnlichkeit mit dem Leguan. Sie kommt mit ihr in der Größe, den Verhaͤltniſſen des Kör- pers, der Pfoten, des Schwanzes, in der Ge ſtalt der Schuppen und beſonders der großen Schuppen, die auf dem Ruͤcken und dem Obertheile des Schwanzes einen Kamm bilden, uͤberein. Der Kopf iſt wie bey dem Leguan geſtaltet und hat auch an der Seite große, ſehr erhabene ſpitzige War- zen e). Der Rand der Zähne iſt in kleine Spiz⸗ | ; 23 zen d) Wenn fie eine eigene Species ausmacht, fo kann man fie Lacerta cornuta nennen. 2 Ich habe zwey Exemplare der gehoͤrnten Eidechſe geſehen. An dem einen fehlten dieſe Warzen. 500 N Eidechſen zen getheilt, wie bey etwas alten Iguanen. Nur in folgendem unterſcheidet ſie ſich. Sie hat keinen Beutel unter der Kehle. Auf dem Kopfe, zwi⸗ ſchen der Naſe und den Augen ſtehen, vor einem knoͤchernen, koniſchen, mit einer einzigen Schup— pe uͤberzogenem Horne, vier große ſchuppige Wer zen H. Der Liebhaber, von dem wir dieſe Art oder Abart erhielten, verſicherte, daß fie auf Domin- go haͤufig ſey. Wir haben ihr einſtweilen den Namen gehoͤrnte Eidechſe gegeben, bis ſich aus weiteren Beobachtungen ergiebt, ob fie wirk— lich eine eigene Art ausmacht oder nur ne des Leguans ift. Der Abbe“ Bonnaterre, dem ich die 573 Nachricht darüber verdanke, wird fie in der Ency- clopedie Bag beſchreiben und abbilden laſſen 8). 2 Das eine von den beyden jetzt im tönigl. Sabinette befindlichen Exemplar mißt 3 Fuß 7 Zoll ganze Laͤn⸗ ge und das Horn iſt 6 Linien hoch. 8) Macht dieſe Eidechſe eine eigene Art aus, fo bus ſie in der dritten Abtheilung auf den Leguan fol⸗ gen. (Sie iſt aus den Supplementen lluͤberſetzt. Rt Bonnaterre 1 40. n. 9, Pl. 4. fig 4. 9 Der 7 Der Baſilisk. 50 Der Baſilisk. (Le Basilic.) A) Der Aberglaube hat dieſen Namen gebraucht um ein fuͤrchterliches Thier zu bezeichnen, das man | Ji 3 bald 2) Le Basilie. - D’Aubenton Eneycl. ae (Bonnaterre Erpet. A1. n. 10. Pl. 3. fig. 1. B.) Lacerta Basiliseus. Lin. amph. rept. n. 25. Dragon d Amerique, Amphibie qui vole, Ba- silic, Seba Thes. I. tab. too. lig. T. Basiliscus amer icanıs, Laurenti Specimen medicum. n. 73. La Cepede. Vergleiche weiter: Lacerta Basilicus. Ir cau- da teritilonga, pinna dorsali radiata, oc. pite cristato. Gmelin Ein. I. 3. P. 1062. n. 25, — Johnston de serpentibus. Libr. II. pi 33. — Herrmann tab. affin. anim. p. 249. 259. 355. Der Baſilisk. M allers Naturf. ll, S. oz. Taf. 3. Fig. T. ö | i Borowsky Thierreich. IV. ©. 58. — 7 Leske R. G. S. 309. Re. 8. Eberts Naturlehre. J. S. 313. Batſch Thiere. I. 460. Funke N. G. fuͤr Schulen. I. S. 372. Neuer Schauplatz der Natur. IV. S. 364. Onomat. hist. nat. VII. . 142. Go eze, nuͤtzlich. Allerley. J. S. 61. Bergmanns N. G. III. S. 230. Meidingers Vorleſ. I. S. 165. Nr. 7. Donndorfs Thierg. S. 426. Nr. 7. Meine N. G. des In- und Auslandes. 85, Nr. . Die + I > nn. 134134714 1 S. * 7 L 502 Eidechſen. bald wie eine Schlange bald wie einen kleinen Dra⸗ chen vorſtellt, deſſen Blicke ſchon toͤdtlich ſind. Von keinem Thiere trug man ſich mit ſo viel aben⸗ theuerlichen Maͤrchen und wunderbaren Kraͤften, und noch jetzt machen Charlatane mit feinem Na⸗ men das unwiſſende leichtglaͤubige Volk durch eine getrocknete, wunderlich zuſammengerunzelte Ro⸗ chenhaut, der man den Namen des Baſilisken giebt, fuͤrchten. Der Baſtilisk, den Marktſchreyer und Gaukler mit fo viel Lerm dem Volke zeigen, um es an ſich zu locken und zu betruͤgen, iſt nichts als eine kleine Art von Rochen, die man im mit⸗ tellaͤndiſchen Meere findet, und die man in die fon- derbare Figur zufammendorren läße ). Ich würde aus Furcht, daß ſich jemand durch die Exiſtenz einer Eidechſe dieſes Namens koͤnnte verfuͤhren laſſen, an die Maͤrchen zu glauben, an welche der Name erinnert, dieſen gemißbrauchten Namen bey dem wirklichen Thiere, von dem wir jetzt reden, nicht beybehalten haben, wenn jene Raͤr⸗ Die Bafilisten: Eidechſe. Suckow's N. G. III. S. 103. Nr. 16. | Iguana Basiliscus. Meyer, Syn. rept. p. 16. N. 1. Chamaeleo larvatus, Draco arboreus volans, americanus, amphibius sine Bastliscus. Rlein quadr. disp p. 116. Deſſen Claſſif. S. 362. Nr. 4. Deſſen natuͤrliche Ordnung. S. 125. Nr. 6. Der Baſilisk. Donndorfs Zool. Beytr. I. S. 84. Nr. 25 B. 5 N Hist. nat par Falmont do Bomarc. Der Bafılisf, 503 Märchen nicht fo abgeſchmackt wären, daß ich nicht befürchten darf, daß jemand ſich verleiten laſſen wird, ſie fuͤr wahr zu halten. Auch hat die Eidechſe, von der ich reden werde, ſchon bey allen Natur— forſchern einſtimmig dieſe Benennung erhalten. Der Baſilisk bewohnt das ſuͤdliche Amerika. Keine Eidechſenart iſt fo leicht zu erkennen als dieſe, wegen des außerordentlich ho— hen Kammes, der aus ſtralenfoͤrmigen getrennten Schuppen beſteht und vom Kopfe bis zur Schwanz: ſpitze geht. Außerdem hat das Thier eine Art von Kappe oder Krone auf dem Kopfe, wovon es den Namen Baſilisk führt, der fo viel als kleiner Koͤnig bedeutet. Das Thier wird ziem⸗ lich groß, und mißt oft, den Schwanz mitgerech⸗ net, 3 Fuß in die Laͤnge. Seine Zehen, an der Zahl fuͤnf an jedem Fuße, find durch keine Haut miteinander verbunden. Es lebt auf Baͤumen, wie beynah alle Eidechſen die getrennte Zehen ha— ben und klettern koͤnnen. Es kann nicht allein ge⸗ ſchwind auf den Aeſten laufen, ſondern wenn es den Kamm ſtraͤubt und die Kappe aufblaͤſt, wo⸗ durch es ſeinen Umfang vergroͤßert und ſich leichter macht, fo kann es ſich auch behend von Zweig zu Zwei⸗ ge ſchwingen. Es iſt aber nicht an den Aufente halt im Walde gebunden, es geht auch zu Waſſer, und wenn es ſchwimmen will, fo blaͤſt es gleich— falls ſeine Kappe auf und ſpannt die floſſenartige Haͤute auseinander Y. | Ji 4 Der Ak) Da unſer Verfaſſer dieß Thier nicht genau gen g e; 504 Eidechſen. Der Kamm, der den Baſilisken auszeichnet, und der ibm zur Vertheidiguug dienen kann, iſt zu⸗ ſchreibt, fo will ich die Beſchreibung aus Seba's Thesaurus nachholen. Das Thier ſieht, ohne die Kappe und den ſtoſ⸗ ſenartigen Kamme, einer Eidechſe gleich, und der Schwanz iſt noch einmal ſo lang als der Leib. Der Kopf iſt nach der Stirn zu erhaben und an dem Munde zugeſpitzt, und letzterer geſaͤumt; die Zunge kurz und dick, wie bey dem Salamander; auf dem Hinterkopf ſteht eine haͤutige, inwendig hohle und auswendig ſchuppige Kappe; uͤber den Augenbrau— nen ſieht man zwey knoͤcherne, weißliche Halbeirkel, an welchen die haͤutigen fein geſchuppten, die Au⸗ gen ſchuͤtzenden Augenbraunen haͤngen. Von dem Nacken an bis zur Schwanzwurzel laͤuft eine dem großen Paͤrſch aͤhnliche Floſſe, welche durch zuge— ſpitzte, knotenartige Knoͤchelchen aufgerichtet wird, die geſchuppte Haut ausſpannt und auf der Mitte des Ruͤckens am breiteſten iſt. Auf den Schwanz ſteht bis zur Mitte eine ähnliche noch breitere Floſ— ſe, die nach beyden Seiten beweglich iſt, und nach hinten in Wellenlinien abnimmt. Das Thier mag nun fliegen oder ſchwimmen, ſo ſpannt es jene Kappe und dieſe Floſſen als Seegel aus. Der gan— ze Oberleib iſt reihenweis mit kleinen Schuppen be— ſetzt, und dunkelaſchgrau; auf dem Ruͤcken, Bauch und Kamm ſind einige weißliche Flecken geſtreut, welche dieſe Theile einigermaßen marmorirt machen. Auf Huͤften, Fuͤßen, Zehen und dem duͤnnen Schwanzende ſtehen verhaͤltnißmaͤßig die groͤßteit Schuppen. Der Bauch iſt bloß aſchfarben. Die Fuͤße haben fuͤnf ſehr lange Zehen, mit krummen, ſpitzigen Krallen bewaffnet; die vordern ſind aber weit langer als die hintern. Das Schwanzende iſt ungleich und beſteht gleichſam aus knotigen Glie— dern. Das uͤbrige zeigt die Abbildung. B. * Der Baſilisk. Fos zugleich ein artiger Pußz. Die Blick des Thie ⸗ res find wohl nichts weniger als toͤdtlich, wie man von jenem fabelhaften Thiere erzählt, deſſen Na⸗ men es fuͤhrt, es muß vielmehr ein angenehmer Anblick ſeyn zu ſehen, wie das Thier in den Wild⸗ niſſen, die es belebt, ſchnell von Zweig zu Zweige ſpringt, oder wenn es ruhig ſitzt, ſeine natuͤrliche Lebhaftigkeit maͤßigt, und ſich mit Wohlgefallen betrachten laͤßt, ſeine Krone aufſetzt, ſanft den ſchoͤnen Kamm bewegt, niederlegt und aufrichtet und Wellen ſanften Lichts von den ſpielenden Schup⸗ pen in die Augen des Bewunderers ſendet. SR 7 — 5 e is Die Die Amboiniſche Eidechſe oder der Kammtraͤger. (Le Porte - crète.) ) Ich laſſe dieſer Eidechſe den Namen, den ihr Herr d' Aubenton gegeben hat. Sie traͤgt wirklich einen Kamm, der vom Kopfe bis zur aͤußerſten Schwanz⸗ ſpitze geht. Gewöhnlich beſteht er auf dem Ruͤk⸗ ken aus 70 kleinen, platten, langen und ſpitzigen Schup⸗ ) Bin jawacok jancur eckor, bey den Malayen nach Hornſtedt. Le Harte crete. D' Aubenton Eneycl, meth. (Bonnaterre Erp. 41. n. 12. Pl. 5. fig. 2. B.) Lacerta Amboinensis, Schlosser, epist. ad Dejean de Lacerta Amboinensi. Amst. 1768. 4to tab. 1. (Illuminirt und in Lebensgroͤße). | La Cepede. Vergleiche ferner: Tacerta amboinensis, L. caudai compressa longa, pinna caudali ra- diata, sutura dorsali dentata. Gmelin Lin. Syst. I. 5. p. 1364. n. 54. Lacerta Schlosseriana. Hermann, tab, affın. anim. p. 255. Iguana amboinensis, Meyer, Synops. rept. iG. un. / Buchoz in 880 Cent. Dec. I. Pl. VIII. Die Schloſſerſche Figur verkleinert. Bod da ert in den Schriften der Berliner Geſellſch. III. S. 459. Clev. Encycl. Journ. p. 141. ; Die Amboiniſche Eidechſe. Donndorfs Zool. Beytr. III. S. 89. Nr. 54. Die Amboiniſche Eidechſe. 507 Schuppen. Aa der Schwanzwurzel erhebt er ſich wie eine lange und breite Floſſe, die aus 14 bis 15 knorpelichen Stralen beſteht und am obern Rande mit kleinen ſpitzigen, oft ruͤckwaͤrts geboge⸗ nen Schuppen beſetzt iſt. | ; Man findet fie auf Java und Ambo ina ) Herr Schloſſer iſt der erſte Naturforſcher, der ihrer erwaͤhnt 1). Dieſe Eidechſe iſt das in Aſien, was der Baſilisk in Amerika iſt. Sie hat auch Aehnlichkeit mit dem Drachenkopf (Dragonne) und andern plattſchwaͤnzigen Eidechſen mit gezack⸗ tem Ruͤcken, darin, daß ihr Kopf beynah vierek⸗ kig und mit Warzen und großen Schuppen beſetzt if. Sie hat große Augen und erhöhte Naſenloͤ⸗ cher. Durch die Ohroͤffnungen ſieht man die Haut der Trommel. Unter dem Kopfe hat fie ei- ne platte, ſehr gefaltete Taſche oder Sack, die man das Halsband nennt. Die Zunge iſt dick, fleiſchig und leicht geſpalten. Die Zähne find ſaͤ⸗ gefoͤrmig und werden nach hinten zu immer größer, Vorn bat fie aber acht und unten ſechs kurze, run- de, ſpitzige, ſchief auswaͤrts ſtehende Zaͤhne, die durch einen kleinen Zwiſchenraum von den hinte⸗ ren oder Backenzaͤhnen abgeſondert find ). Der Kammtraͤger hat alſo zweyerley Zaͤhne, wie der | Kamm⸗ m) N es nova Act. Stockh. VII. 1785. 2. 1) Schloſſer a. a. O. o) Hornſtedt a. a. O. — 508 A Ebdechſen. 6 Drachenkopf v), dem er noch überden an Geſtalt und Stellung derſelben aͤhnlich iſt. Die fuͤnf Zehen haben Naͤgel und an jeder Seite einen ſcharfen, fägeförmig ausgezackten Rand. Der Schwanz iſt beynah dreymal ſo lang als der Hoͤrper. Die Farbe des Kopfes und des Halsban— des iſt gruͤnlich mit weißen Streifen; Kamm und Ruͤcken ſind heller oder dunkler rothgelb, der Bauch iſt weißlichgrau und an jeder Seite des Leibes ſind weiße Flecken oder Streifen, die auch uͤber die Fuͤ⸗ ße laufen. Bey andern Exemplaren ſcheint hinge gen die Hauptfarbe gruͤnlich mit ſchwarzen Strei⸗ fen und der Bauch weißlich zu ſeyn 7). Das Maͤnnchen unterſcheidet ſich durch einen hoͤheren Kamm und lebhaftere Farben. Dieß Thier iſt nicht nur ſchoͤn, es if auch ziemlich groß, zuweilen 3 bis 4 Fuß lang. Sein Rachen und ſeine Fuͤße ſind gut bewaffnet, auch ſein Ruͤcken und Schwanz haben eine Art von Wehr, und da es Kletterfuͤße hat, fo koͤnnte feine Beute ihm nicht leicht entgehen; auch fein ſchwie⸗ licher, mit Schuppen bedeckter Kopf ſcheint gegen Wunden geſichert zu ſeyn. Nach allen dieſen Eis genſchaften ſollte man den Kammtraͤger fuͤr ein Raubehier halten, das kleineren Thieren gefährlich werden koͤnnte; aber wir haben hier wieder ein Beyſpiel, daß man nicht zu voreilig aus aͤußern Merkmalen auf die Lebensart eines Nhe ſchlie⸗ ßen 5) Nämlich unſers Verfaſſers a oder Lin; ne“ 's Lacerta bicarinata. 6 i 7 Hornſted k. € Die Amboiniſche Eidechſe. 509 ßen darf, die innere Bildung und das Zuſammen⸗ treffen mehr oder minder beſtaͤndiger aͤußerer Ver⸗ haͤltniſſe bewirken darin gar leicht eine Abaͤnderung. Der Kammtraͤger wohnt am liebſten an den Ufern großer Stroͤme, aber er legt ſich dort nicht in den Hinterhalt um ſchwaͤchere Thiere zu belau— ern, ſondern faͤngt hoͤchſtens einige Wuͤrmer, lebt ruhig an den wenig beſuchten Ufern, und legt ſeine Eyer auf Sandbaͤnke oder kleine Inſeln um ſie deſto ſicherer zu verwahren. Seine vornehmſte Nahrung ſind Fruͤchte und Saamenkoͤrner, die er von den Bäumen am Ufer holt. Er macht da» ber rie von feiner Staͤrke, die auch nicht betraͤcht⸗ lich iſt, Gebrauch, geraͤth leicht in Furcht und flieht bey dem mindeſten Geraͤuſch. Es ſcheint als wenn die Gewohnheit anzugreifen und ſich zu vertheidigen zu genau zuſammenhienge. Wenn er einen Feind beſorgt, ſo ſpringt er ins Waſſer, ſchwimmt fort, wozu ihm die Haut auf dem Schwanze, die er als ein Ruder gebraucht, ſehr befoͤrderlich iſt, und verſteckt ſich unter den Klip⸗ pen. Die Fruͤchte, von denen er ſich ar geben ihm das ruhige friedliche Temperament, und feinem Fleiſche einen angenehmern Geſchmack als wenn er von andern weniger reinen Nahrungsmitteln lebte. Ungluͤcklicherweiſe kennt man in feiner Heimath ſein Fleiſch, das noch beſſer ſchmecken ſoll als das des Leguans, zu gut, und verfolgt es bis ins Waſſer unter die vorragenden Klippen, die ſein Zu⸗ 16) Eidechſen. Zuftuchtsort find, "Er läßt ſich dort mit der Hand fangen, ohne nur zu ſchreyen, oder die mindeſte Bewegung zu machen, als ob er ſich wehren wolle te. Dieſe Verleugnung des Lebens kommt viel⸗ leicht nur von dem ruhigen Naturell dieſes pflan⸗ zenfreſſenden Thieres her, das nie ſeine Waffen verſucht hat und nicht weiß was es fuͤr ſeine Erhal⸗ tung thun kann. Man hat dieſe Sanftmuth Dummheit genannt; aber wie oft werden nicht in der Welt friedliche, wenig ſchimmernde Eigenſchaf⸗ 8 ten mit . gt Namen belegt! — N | Z u ſ a 53. Die Amboiniſche Eidechſe. Lacerta amboinensis. 1 in den Schwedi⸗ ſchen Abhandlungen vom Jahr 1785. (Ueberſ.) VI. S. 130. Taf V. Maͤnnchen und Weibchen. ; Lacerta cauda compressa, longa, basi Pinna ra- diata,.dorso dentato. _ Le Lezard de Java. Bonnaterre Erp. At. n. 11. Hornſteds Eidechſe weicht in Abſicht der Flecken etwas von der Schloſſerſchen ab; dun hat letzterer das Weibchen nicht gekannt. n Das Maͤnnchen (Taf. V. Fig. 1.) Die | ganze Fänge von der Mund- bis zur Schwanzſpitze iſt 3 Schwediſche Fuß 8 Zoll; von der Mundfpizs ze bis zum After kaum 1 Fuß; der Floſſe 8 Zolk Die größte Breite 4 7/2 Zoll; der Schwanzwur⸗ zel 1 7/2 Zoll und der Floſſe 2 Zoll. 8 d 1 Die Amboiniſche Eidehfe.- 511 iſt viereckig, zugeſpitzt, auf dem Scheitel flach mit ſehr kleinen, eckigen, ſpitzigen Erhabenhei⸗ ten; eine runde, erhabene Schuppe ſteht in der Mitte nach dem Halſe zu; der Mund iſt zu⸗ ſammengedruͤckt; die Kinnladen ſind gleich; die Zaͤhne ungleich, ſpitzig, in einer Reihe auf dem Rand hingeſtellt, an der Zahl ohngefaͤhr 64, al⸗ fo in jeder Kinnlade 32, die Backenzahne etwas ſtaͤrker; die Zunge fleiſchig und dick; die Naſen⸗ loͤcher an den Seiten des Kopfs mit einem Deckel etwas verſchloſſen; die Augen mehr nach dem Scheitel als nach der Kehle zu; die Augenkreiſe laͤnglich, am Oberrande ſtark überftehend; die Ohr» löcher am Hintertheil des Kopfs, fo groß wie die Augen und mit einer Haut uͤberzogen; der Hals zuſammengedruͤckt, gezaͤhnelt, von der Laͤnge des Kopfs, mit ſchlaffer Haut und runden Schuppen; die Kehle mit zufammengedrüdten Sack; der Sumpf laͤnglich, zuſammengedruͤckt mit viereckigen, verſchiedentlich geordneten, an dem Bauche genau⸗ er aufgeſtellten Schuppen; der Rücken gekielt, ohn⸗ gefaͤhr mit 60 lanzetfoͤrmigen Zähnen beſetzt; der After ein großer eckiger Queerritz; der Schwanz faſt dreymal laͤnger als der Leib, nach und nach verduͤnnt, an der Spitze viereckig, mit gekielten abgeſtumpften Schuppen; der Obertheil des Schwanzes doppelt gekielt, gefurcht, ſaͤgenartig gezaͤhnt, an der Wurzel mit einer Floſſe von der Laͤnge des Rumpfs und Breite des Halſes, die am Rande gefügt iſt und 14 Ae hat; unten iſt 5¹² Eoydchſen. iſt der Schwanz winklich, und zwar bemerkt man gegen den Rumpf zu mehr Winkel als gegen die Spitze hin. Die Vorderfuͤße ſind geſpalten und fünfzehig; die erſte und fuͤnfte Zehe ſind faſt gleich, der zweyte etwas laͤnger, die dritte und vierte gleich und laͤnger als die zweyte; die Hinterfuͤße ſind ebenfalls fuͤnfzehig, die Zehen laͤnger als an den Vorderfuͤßen; die erſte die kleinſte, die zweyte laͤnger, die dritte und fuͤnfte faſt gleich und laͤnger als die zweyte, die fuͤnfte aber tiefer und abgeſon⸗ dert wie ein Daumen, die vierte die laͤngſte. Die Naͤgel an beyden Füßen ſpitzig und zuſammenge⸗ druͤckt. Die Farbe des ganzen Thiers iſt gruͤn (virescens) mit ſchwarzen unregelmäßigen Stri⸗ chen, am Bauche weißlich. Das Weibchen (Fig. 2.) hat einen kaum ſaͤgenartig gezaͤhnten Ruͤcken; die Schwanzfinne - iſt kaum halb ſo breit; der Schwanz hat am En⸗ de einen zugerundeten Anſatz. Das en: iſt wie beym Maͤnnchen. 5 Das Vaterland iſt Oſtindien. B. — Die Fecht ⸗Eidechſe. 513 Die Fecht⸗ Eidechſe oder Galeote. (Le Galeote-) r) | 5 (Taf. N Fig. 2.) — Dieſe Edechſe hat vom Kopfe bis in die Mitte des Ruͤckens einen Kamm, der aus großen, von- anein⸗ 1) Ralotes und e bey den Griechen. Ophiomacus. Lat. Le Galeote. D'Aubenton Encycl. method. (Bonnaterre 1 42. n. 18. Pl. 6. fig. 1. B.) Galiote. Dict. d’Hist,. nat. par Valmont de Bomare. Seba, Thes. I. 3. tab. 89. fig, 2. tab. 93. fig. 2. tab. 95. fig. 3. 4. Tom. Il. tab. 76. fig. 5. Iguana calotes. Laurenti specimen medic, n. 78. ö | a Iguana chalcidica. Ebendaf. Nr. 69. Lacerta calotes. Lin. amph. rept. n. . Edwards av. 74. t. 245.) La 5 e. Man vergleiche noch: Lacerta Calotes. L. cau- da teriti longa, dorso antiee capiteque po De laepede s Naturg⸗ d. Amph. I. Bd. KE stice — 514 Eidechſen. einander getrennten, duͤnnen, ſpitzig zulaufen⸗ den Schuppen beſteht. Einige aͤhnliche Schup— R pen stice dentato. Amoen. Acad. 1. p- 289. Mus. Ad. Frid. I. p. 289. Gmelin Lin. Syst. I. 3. p. 1063. n. 27. Iguana Calotes. - Meyer Syn. rept, P · 16. n. 3. Der Fechter. Muͤllers Naturſyſtem. III. S. 105: Ni. 2 | Die Kampf: Eidedhfe. Suckow's Naturg, III. S. 107. Nr. 21. % Lacertus eeylonieus, amphibius, So Ager. Hlein, quadr. disp. p. 108. Deſſen Claſſif. S. 334. Nr. 7. Deffen natürl. Ord. S. 116. Nr. 65. Mi Lacerta ceylonica lemniscata et pectinata coerulea, HKalotes et Ascalabotes Graetis dicta. Klein, quadr. disp. p. 108. Deſſen Claſſif. S. 335. Nr. 9. Deſſen na⸗ tuͤrl. Ordnung. S. 116. Nr. 67. 8 Lacertus ophiomachus pectinatus et aculea- tus. Hlein, quadr. disp. p. 108. Deffen Claſſif. S. 335. Nr. 10. Deſſen natuͤrliche Ordnung S. 116. Nr. 68. Lacerta mexicana strumosa altera saxicola, Tecoixin dicta. Klein, quadr. dis 8 p 108. Deſſen Claſſif. S. 336. Nr. 13. ſen natuͤrl. Ordnung. S. 116. Nr. 71. Der Fechter. Donndorfs Zool. Beytt. III. S. 87. Nr. 27. B. Die Fecht⸗Eidechſe. 515 pen ſtehen am Hinterkopfe unter den Ohr⸗ Öffnungen ). Aber der Kamm geht nicht wie bey dem Leguan uͤber die Kehle und den uͤbrigen Leib. Alle uͤbrige Schuppen der Galeote haben in der Mitte einen erhabenen ſcharfen Rand, der macht, daß das Thier uͤberall mit kleinen, der Laͤnge nach Wee re bedeckt iſt. Der Kopf iſt platt, hinten ſehr breit und alſo dem Chamaͤleonskopfe ſehr aͤhnlich. Die Augen ſind groß, wie die Ohroͤffnungen; die Kehle iſt etwas aufgeblaſen, wodurch ſie einige Aehnlichkeit mit dem Leguan bekommt; die Beine ſind lang, ſo wie die Zehen, die ganz getrennt ſind, und der Ruͤcken der Naͤgel iſt ſchwarz. Der Schwanz iſt ſehr duͤnn und uͤber dreymal ſo lang als der Koͤr⸗ per. Das Exemplar, das ich beſchreibe, iſt von der Spitze der Schnauze bis zum After, 3 Zoll 10 Linien lang, und der Schwanz hat 14 Zoll. Zuweilen iſt der Ruͤcken azurblau und der Bauch weißlich N, Kk 2 Die 4) Einige variiren darin, daß eine doppelte Reihe Zaͤhne auf den Ruͤcken hinlaufen, naͤmlich an der Seite des großen noch eine Reihe kleiner; . Seb I. tab. 95. lig. 4. B. | t) Gewoͤhnlich iſt die Farbe himmelblau, bald heller bald dunkler und mit weißen oder weißlichen nad 2 & 516 | , Eidech eu Die Galeote iſt im ſüdlichen A ſi en zu AU vorzuͤglich auf Ceylon, in Arabien und auch in Spanien. Sie laͤuft in den Haͤuſern und auf den Daͤchern herum, wo ſie Spinnen haſcht. Man ſagt ſelbſt, fie mache auf kleine Ratten Jagd, gegen deren Biß ſie durch ihre ſcharfen Schuppen und ihren Kamm wohl geſichert ſeyn koͤnnte. So viel iſt ausgemacht, daß ſie wegen ihren langen Zehen ſehr gut auf den Daͤchern herumklettern und das Ungeziefer verfolgen kann. Sie kaͤmpft auch zuweilen mit kleinen Schlangen, fo wie die grüs ne, und mehrere andere Eidechſen. 0 Zu ſ as. Unſer Herr Verfaſſer eitirt oben des Seba Lacerta fusca, nigris maculis ex Gallaecia (Thes, II. tab. 76. fig. 5. p. 79.) als hierher ge- hoͤrig, welche Laurenti als beſondere Art unter dem Namen Iguana chalcidica, getrennt, und das Linneiſche Syſtem als Varietaͤt des Fechters aufgefuͤhrt hat. Aus der Beſchreibung 1 2 laͤßt baͤndern uͤber den ganzen Leib, oder auch mit Aus: nahme der Beine geziert. Der Kamm iſt auch weißlich; der Bauch aber allzeit heller als die Ruͤk⸗ kenfarbe. B. — laßt ſich nicht viel abnehmen, da fie zu kurz if, aus der Anſicht der Figur, des kuͤrzern Schwan— zes, des ganz anders geſtalteten Kopfes, und der ſehr verſchiedenen Farbe, ſollte man freylich glau— ben, es ſey eine beſondere Art; auf der andern Seite hat ſie aber auch wieder Aehnlichkeit mit der Fecht⸗Eidechſe. Mir ſieht fie aus, wie ein ver⸗ dorbenes Exemplar von der folgenden ſtachel kd p⸗ figen Eidechſe. Man vergleiche damit Seba I. tab. 10%. fig. 1, 2, 3. freylich ſteht die geſpal⸗ tene Zunge und der Ruͤckenkamm im Wege; al- lein man weiß ja, wie ſehr dieſe Thiere in Anfe- hung des letztern variiren, und wie oft in Anſe⸗ hung der Zunge bey den Amphibien von Urfundie gen Veraͤnderungen entſtehen. So beſttze ich ein Krokodill, das eine ſehr große, lange, nachge⸗ machte Zunge im Rachen hat. Die Farbe iſt ſchwarzblau mit baten Punk- ten beſtreut; auf den Ruͤcken ſteht ein gezaͤhnter Kamm; der Kopf bekommt durch die erhabene vorwärts gezaͤhnte Schuppen ein rauhes Anſehen; an der Seite des Genicks ſtehen drey vorzuͤg— lich auszeichnete ſtachliche Plaͤße; die Ohren ſind ſchmal geſaͤumt; mitten auf der Stirn ſteht eine große Schuppe, wie eine weiße Roſe; uͤber den großen Augen, die mit einem ſchuppigen Ring um— geben ſind, ragen zwey ſchuppige Hoͤcker in die Hoͤhe; auch an der Naſe ſieht man ausgezeichnete a Kk 3 weiß⸗ 518 Eidechſen. weißliche Schuppen. Im Rachen ſind viele ſpiz⸗ zige Zaͤhne und an der Kehle ein kleiner Kropf; der Bauch iſt blaß aſchgrau, ſo wie der lange, duͤnne und zugeſpitzte Schwanz. Die Beine und Fuͤße kommen mit der vorhergehenden uͤberein. ! Im Linneiſchen Naturſyſtem werden noch folgende zwey Arten des Laurenti als hier; hergehoͤrende Varietäten angeführt: Iguana minima. Taurenti amphib. p. 48. — n. 70. . N? ö An der Kehle haͤngt ein etwas haͤutiger Sack, der vorn mit himmelblauen Linien geziert iſt; der Ruͤcken und der Schwanz find der Länge nach ge— zaͤhnelt; der Leib iſt oben ſchwarzblau (Rvides) unten gruͤn. Iguana tuberculata. Laurenti 1. c. p. 49. n. 72. An der Kehle ein Sack, der mit ſehr kleinen Schuppen bedeckt iſt; auf dem Ruͤcken der Laͤnge nach noch ein Kamm von langen ſpitzigen Schup⸗ pen, die nach und nach auf dem Schwanze abneh⸗ ji men; Die Fecht ⸗Eidechſe. 519 men; auf den Nacken liegen ſie dachziegelfoͤrmig uͤbereinander; der Kopf iſt oben gleich, und der ganze Oberhals mit breiten, ſehr Impfen har⸗ ten Schuppen bedeckt. Aus dem Museo Turriano. B. | / Die 520 Eidechſen. Die ſtachelkdpfige Eidechſe oder die Agame. (L’Agame.) 2) N (Taf. XXVIII. Fig. 3.) In Amerika findet man eine Eidechſe, die viel Aehnlichkeit mit der Galeote hat. Der Hin⸗ Kk 4 ter⸗ u) L’Agame. D' Aubenton Encyclop. method. (Bonnaterre Erp. 42. n. 14. Pl. 5. fig. 3. B. Lacerta Ag ama. Lin. amph. rept. n. 28. “ Gronov. Zeoph. 13. n. 54. Seba Thes T. 1. tab. 107. fig. I. 2. 3. Iguana Cordylina. n. 67. und Iguana Sala- mandrina. n. 68. Laurenti Spec. med. La Cepede. Lacerta Agama. L. cauda teriti longa, col. lo supra capiteque postice aculeato, occipi- tis squammis reversis. Amoenit. acad, I. p. 288. Mus. Ad. Frid. I. p. 44. Gmelin Lin. I. 3. p. 1064. n. 28. | Iguana Agama. Meyer, Syn. rept. p. 16. n. 8. 1 Der Stachel-Leguan. Muͤllers Naturſyſt. III. Sed. Nr. 28. | Der - 22 lee, En 5° „ ee ne , , — , 0 5 1205 7 n 2 \ It f NN,. h Nad ec ee e ch i 1 190 010 U 1 EICH . HN HH 1: 767770 di, 70 ö 77 ö N n e N N h 22 Miss, / ' ee / IT / 0 N rue! 4 Die ſtachelköpfige Eidechſe. 521 terkopf und der Hals ſind mit ſpitzigen Schuppen beſetzt. Die Ruͤcken - und Schwanzſchuppen find kielformig erhoͤht und endigen ſich in einen Sta- chel; das giebt dem Schwanze, der ſonſt lang und dünn iſt, ein winkliches Anſehen. Der Vorder— ruͤcken hat einen Kamm, der aus geraden, plat— ten und ſpitzigen Schuppen beſteht. Die Kehle hat unten eine ſchlaffe Haut wie ein Faͤhnchen. Von der Galeote, mit der fie ſonſt leicht zu verwechſeln iſt, unterſcheidet fie ſich vorzüglich da— durch, daß ihre Farben matter, ihr Bauch weni- ger geſtreift, und die Schuppen hinten am Kopf wie umgekehrt find und nach der Schnauze zu ſte⸗ hen. Das Männchen unterſcheidet ſich vom Weib- chen durch die groͤßern Kammſchuppen, auch geht der Kamm den Ruͤcken weiter hinunter. Das Weibchen hat an der Seite des Halſes keine Stacheln, am Leibe aber ſehr kleine, und die am Schwanz und | | auf Der Stachel: Leguan. Donndor fs Zool. Beytr. III. S. 90. Nr. 28. | Die Agam-Eidechſe. Suckow's Naturgef. III. S. 110. Nr. 25. Salamandrina americana, posteriore parte, pedibusque Lacertam referens. Klein quadr. disp. p. 109. Deſſen Claſſif. S. 341. Nr. 5. Deſſen natuͤrl. Ordn. S. 117. Nr. 5. Salamandrina americana, Lacerta emula, al- tera. Klein, quadr. disp. p. 109. Deſſen Claſif. S. 341. Nr. 6. Deſſen natuͤrl. Ordn. S. 117. Nr. 6. B. * 522 Eidechſen. auf dem Verdener ſind ſpitiger wie 100 dem Maͤnnchen 0. Rach Se ba's Erzaͤhlung haͤlt ſich dieſe Ei⸗ dechſe gern im Waſſer auf. 5 Ich glaube, daß die beym Sonne auf der de Platte, Wan 2 ck Art hieher zu | zaͤh⸗ 05 Seba ſagt: Kopf und Leib ſchen d dem Seloemhns n der, Beine und Fuͤße aber den Eidechſen gleich. In der Farbe find fie verſchieden. Seba's ſoge⸗ nanntes Männchen (Fig. 1.) iſt auf den Kopf dun⸗ kelkaſtanienbraun, der uͤbrige dunkle Oberleib hat rauhe ſchwaͤrzliche Hoͤcker und weiße Punkte; Bauch und Schwanz ſind aſchgrau. Am ſogenannten Weibchen (Fig. 2.) hat der Kopf weiße Schuppen; der Oberleib iſt dunkel aſchfarben, auf dem Ruͤcken mit fuͤnf weißen in die Queere ſtehenden seem. der Unterleib ift blaß aſchfarben. N Des Laurenti Iguana Salamandrina (Se- 5 l. C. fig. 3) die im Linneiſchen Syſtem als eine hierhergehoͤrige Varietaͤt aufgefuͤhrt und auch von unſern Hrn. Verfaſſer hierher gerechnet wird, aͤhnelt dem Chamaͤleon in Ruͤckſicht des Kopfs, welcher bis zum Halskamm nicht nach vor— ne gekehrte, ſondern lauter gleichfoͤrmige Schuppen hat; den Hals umgiebt eine loſe, weite, faſt haͤn— gende Haut; an den Seiten des Nackens ſtehen hinter den Ohren fpPBige, ſternartig geſtaltete Sta: cheln; eben ſo ſieht man oben nach dem Nacken dergleichen Stacheln. Der Oberleib iſt aſchgrau⸗ gelb und hat lauter ſtachliche Schuͤppehen; der Bauch iſt bloß afehgrau und der Schwanz oben weiß geſchuppt. B. Die babe Eidechſe. 523 zählen iſt Y), ſo wie Br own's fuͤnfte Art 2), die auf Jamaika häufig ſeyn fol, Auch Ed- wards blaue Eidechſe 2) halte ich für eine Ag a- me, und glaube, daß alle dle dreh Arten wahr⸗ ſchein⸗ ) Lacertus major e viridi cinereus, dorso eri- sta breviori donato. Dieſe Eidechſe findet fich häufig in den Wäldern von Jamaika; fie unter: ſcheidet ſich wenig von dem Leguan, iſt aber kleiner und grüner und hat längs dem Ruͤcken einen klei⸗ nen Kamm. Ihre Eyer ſind kleiner als Tauben⸗ Eyer. Sloana Jamaica II. p. 35, x) Tacerta, 3, minor viridis cauda sguammis erectis cristata. The guana lizard, and blue Liard of Edwards. Sk iſt in Jamaika ſehr gemein, und ſieht ſehr ſchoͤn und gruͤn aus. Die Farbe aͤndert ſich aber, wie bey mehrern Thieren der Art nach der Stellung des Thiers, ſie ſcheint noch veraͤnderlicher zu ſeyn als bey den an— dern Arten und ſich nach dem Orte zu richten, wo das Thier iſt. Der Koͤrper iſt mit leichten Schup— pen bedeckt die uͤber dem Schwanze einen Kamm bilden und ihm Aehnlichkeit mit dem Lezuan geben. Es iſt ſelten uͤber 9 bis 10 Zoll lang und ſehr zahm. Br own Jamaica p. 463. a) Die blaue Eidechſe zeichnet ſich durch die Bildung ihrer Zehen aus, die an jeder Seite klei⸗ ne Haͤutchen haben, doch nicht fo wie einige Waſ— ſervoͤgel, ſondern vielmehr wie einige Arten von Fliegen, die ſich damit anſaugen. So glaube ich auch, daß dieſe Eidechſe ſich auf der glatten Ober: flaͤche der großen Baumblaͤtter mit dieſen Haͤuten feſthalten. Sie hat einen kleinen erhöhten Rand auf ſcheinlich nur Varietäten von der eben bes ſchriebenen ſind. auf dem Ruͤcken, der auf dem Schwanze ausge⸗ zackt iſt. Der Obertheil des Koͤrpers iſt blau mit abwechſelnden helleren und dunkleren Queerſtreifen; der Untertheil iſt blaß fleiſchfarben. Edtbards Glanures p. 74. tab. 245. (Setigmann's Voͤgel VII. Taf. 35.) — Da die hier beſchriebene Eidechſe in Weingeiſt von der Inſel Nevis in Weſtindien nach England gebracht iſt, fo wär re es kein Wunder, wenn die Farbe ſich veraͤndert und aus gruͤn blau geworden wäre, Ich habe die: ſe Veraͤnderung an verſchiedenen gruͤnen Eidechſen, die in Weingeiſt 3 wurden, bemerkt. La Cepede. Mir ſcheint dieſe Eidechſe wegen der charakteri⸗ ſchen Ausbreitung an den Zehen, doch mehr zu der breitzehigen oder zweyfleckigen Eidechſe S. 473, als hierher zu gehoͤren. B. Ende des erſten Bandes. re 8 2 Zoe