* N 5 De f ru. Anton Storck, | Ihro Kapſerl. 7 0 Apoftol Maj. Hofrath und ⸗Arzts, ꝛc. Nrobahuge von dem ſichern Geruch und Rugen Sirus, Hahne, 5 Shine und der 5 Aus dem gateinifhen uͤberſetzt, . a | mite einer Vorrede und einigen Erfahrungen | | e 5 * „G Ludewig Rumpelt, | Churfürſtl. Saͤchß. er Chirurg. ET Auflage „ mit Fupfern. Dresden und Worſchen, In der e Buchhandlung 3 1765. or vw „Pit 9 f m | ae Dem ene Hochbeet und Hocherfahrnen Herrn, | | Ihro Kayſerl. Königl. Apoſtol. Majeftät Hofrath und Leibarzt; NE überreichet orsenmärtige Ueberſetzung | mit aller he der ueberſetzer. > Hochedelgebohrner, Hocherfahr⸗ f ner Herr, Dodethibre Herr Hofrath. w. Hochedelgeb. haben durch de ro herausgegebene Abhandlung vom Schierling, und der in der⸗ ſelben vom neuen entdeckten und | bestätigten Heilkraft und Wirkung dieſer N Pflanze, ſowohl der Arzeneykunſt, als dem ganzen menſchlichen Geſchlecht ein Ge⸗ ſchenk gemacht, wovor Ihnen auch noch die Nachwelt den e Dank ent⸗ N wird. 8 S — a & rühmlich und usch Ders end : ten Entdeckungen! und Beobachtungen find; fo vortreflich und nachahmungswuͤrdig iſt 5 auch zugleich Dero uneigennuͤtziger und edler Character, in welchem Sie Sich, durch die offenherzige Mittheilung eines | | unvergleichlichen Arzeneymittels, der Welt . bekannt gemacht haben. a EN | In Betracht dieſer von 8 an Tag | | gelegten ausnehmenden Güte und Men, ſchenliebe, wage ich es daher, ohne mir erſt von Ihnen Erlaubniß ausgebeten zu haben, Ew. Hochedelgeb. ſowohl gegen- wleäartige Ueberſetzung, als auch die von mir in Dreßden mit dem Schierling angeſtellte 1 Verſuche, mit aller Ergebenheit zuzueig nen; und hoffe, Dieſelben werden mir meine Freyheit um ſo weniger übel aufneh⸗ men, je gewiſſer es iſt, daß ich bey der ur ee Ihrer Ahandlungen nur al⸗ lein * — lein das Wohl der Menſchen zum Augen⸗ merk gehabt, und geglaubt habe: Beobach⸗ tungen, wodurch ſo ſichtlich geweſene Luͤ⸗ cken in der Heilungskunſt erſetzt werden, wuͤrden in deutſcher Sprache, da die we⸗ nigſten unſerer Wundaͤrzte die lateiniſche verſtehen, einen weit ee Nutzen N i bekommen. Ihre gezeigte Leutſeligkeit läßt id 5555 hoffen, daß Dieſelben meine Schreibart, die vielleicht nicht ohne Tadel ſeyn wird, Sich werden gefallen laſſen. In Sachen, wo es das Wohl der Menſchen betrifft, kann man die Zierlichkeit der Worte entbehren. Ich habe mich daher bey der Ueberſetzung nicht an Worte, ſondern an Sachen ge⸗ bunden, und mich nur allein bemuͤhet, den - Sinn derselben hinlänglich auszudrücken. Die Dorf cht laſſe Ew. Hochedelgeb. | verdienftvolles Leben, zu fernerer Erweite a 4 rung Re “A 5 eung der Arzeneywiſenſchaft, von u ben W ſten Dauer ſeyn, und gebe Ihnen alle die Arten von Wohlergehen, welche es ver⸗ gnuͤgt und glücklich machen koͤnnen. Ih wiuͤnſche es von Herzen, und verſichere, daß ich mit der vollkommenſten Hochachtung 9 und Ehrerbierung kin m a en Socebegeßohenen 15 \ gehorfamer Diener, 8 | Arie, Ludewig We Bm EN | SN die ele auflage, b von des 5 Herrn Hofrath Störcks Ab⸗ | O handlung vom Schierling, | a völlig vergriffen, dieſelbe aber dennoch beſtaͤndig geſucht wird; ſo liefere ich hiermit nicht nur eine neue Aufage von der Abhandlung vom Schierling, 5 . a | 5 9 Vorrede des bender, | nebft einem weit beſſern und richtigern 0 Kupfer von dieſer Pflanze, als in der 5 erſten Auflage befindlich war; ſondern a auch die uͤbrigen Abhandlungen des Herrn Stoͤrcks, welche er von andern giftigen Pflanzen, als dem Stechapfel, 5 Bilſenkraut, Eiſenhuͤtlein und Zeit⸗ loſen, ans Licht zu geben beliebet hat, in unſerer deutſchen Sprache. Wo zu- gleich von einer jedem dieſer Pflanzen die beßte Zeichnung beygefüͤgt! worden. - Im übrigen empfiehlet ſich dem gene 1 . Een vn au allem Wohlwollen der a Vom Vorrede des Ueberſetzers. men Pr urimum ad inveniendum contulit, qui ſperavit | poſſe reperiri. | | SENECA, „ 5 ; 5 = 2 5 8 s iſt gewiß, daß in unſern Zeiten die Naturlehre und Arzeneywiſſenſchaft ei⸗ nen großen Grad der Unfehlbarkeit er⸗ halten hat. Man hat ſich gleichſam um 8 die Wette bemuͤhet, durch ſorgfaͤltig an⸗ geſtelte Erfahrungen und Verſuche, den Wachsthum derſelben zu befoͤrdern. | Dem allen ohngeachtet muß man dennoch geſte⸗ hen, daß dasjenige Fach der Heilungskunſt, in wel⸗ chem von denen Eigenſchaften und Wirkungen der einfachen Arzeneymittel gehandelt wird, bis hieher noch immer das unvollkommenſte und mangelhafte ſte iſt. - Nirgends wurden die Erfinder durch ihre Entde⸗ ckungen mehr betrogen, als eben hier; Und wie konn⸗ te es auch anders ſeyn: da der Umfang der natuͤrli⸗ chen Koͤrper ſo groß, und die Natur und Miſchung ihrer Beſtandtheile von dem Schoͤpfer vielmals ſo unergruͤndlich tief verborgen iſt? Und da man, nach 8 ES | wa dem EN Vorrede des 1 a ; und dem Zeugniß der größten Männer ), nicht hoffen darf, daß man einen ſo nuͤtzlichen Theil der Medicin in ein beſſer Licht ſetzen wird, als nur durch oft wie⸗ derholte Beobachtung uͤber die Wirkung der einfa⸗ chen Arzeneymittel, die überdieß nur von Kennern und von Männern, welchen Spitäler anvertrauet ſind, und welche ſich nicht von Vorurtheilen und fal⸗ ſchen Meynungen blenden laſſen, mit aller Sorgfalt angeſtellt werden muͤſſen; Wie konnte es daher an⸗ ders ſeyn, als daß, in dieſem Betracht, auch zuwei⸗ len Aerzte, welche in dem beßten Ruf ſind, aus ih⸗ ren gemachten Entdeckungen falſche ee 5 Bm) ? Es iſt daher nicht zu verwundern, wenn vielmals | | Dinge in der Claſſe der beſondern Arzeneymittel aus⸗ gemerzt worden, welche doch eine vorzuͤgliche Wir ⸗ kung beſaſſen: andere hingegen in derſeben aufge⸗ nommen, auch wohl bis in den Himmel erhoben wor⸗ den, die es am wenigſten verdienten. Beſonders hat man diejenigen Arten von Pflanzen, welche unter die giftigen gerechnet werden, bis hieher nur als ſolche betrachtet, auf welchen der Fluch ruhet. Man war mehr bemuͤhet, zu erfahren, was dieſe Koͤr⸗ per fuͤr Zufaͤlle in dem thieriſchen Koͤrper erwecken, und auf was Art fie toͤdten; als wie fie zum Nutzen De e verwendet werden können. / 2) Man 1 zu beit Endet die Sonne des 6 Hrn. Prof. Ludwigs zur Materia Medica des Geoffroy, worin⸗ nen er nach ſeiner bekannten Geſchicklichkeit ſehr wohl | zeigt: daß der ſicherſte Weg, die Kräfte der i tel zu beſtimmen, eine genaue Deobarhkung der Be gen in dem e Rörper ſey. Vorrede des ueberſetzers. Da es aber eine ausgemachte Wahrheit iſt, daß viele Dinge vor ſchaͤdlich und giftig gehalten werden, und es auch wirklich ſind, die doch, unter gewiſſen Umſtaͤnden und zur rechten Zeit gegeben, die vortref⸗ lichſte Wirkung hervorbringen; ſo kann man beynahe behaupten, daß es im eigentlichen Verſtande gar kei⸗ ne Gifte giebt, und auch hier jene diaͤtetiſche Regel, non qualitas ſed quantitas nocet, ſtatt findet. Die alten Griechen haben vielleicht aus dieſem Grunde, unter dem Wort Poguanev, eben ſowohl ein Gift als ein Arzeneymittel verſtanden. Und es giebt uns der Sublimat, der Brechweinſtein und vies le andere Dinge, den deutlichſten Beweiß, daß wir auch die heftigſten Gifte durch klug genommene Maas⸗ regeln zum Nutzen der Menſchen gebrauchen koͤnnen. HBellmontius urtheilet daher nicht unrecht, wenn er ſagt: venena ſunt medicamenta optima. quorum uti- les, ſed reconditae vires detegendae & in lucem pro- ducendae fünt ftudio laboreve.) Was vor Verbindlichkeit find wir däher nicht dem £ Herrn Stoͤrck ſchuldig, daß er die Ehre einer Pflan⸗ rettet, welche bis hieher als eine der giftigſten aus⸗ geſchrieen worden, und uns in der Cicuta durch ſeine ee ein Mittel wieder zu erkennen giebt, ) N . i a womit 3) Oper. p. 373. ) Obwohl nicht zu leugnen, daß wir in Ne Schrifken des Hipvocratis und Galens viele Dinge finden, die ſie uns nicht beſtimmt genug beſchrieben haben, und andere darinnen angetroffen werden, die uns ganz unbekannt oder zweifelhaft find; fo ſcheint es dennoch, daß dieſe zween ez Vater der Aerzte die Cicufa oder den le | on Vorrede des Ueberſetzers. womit man die allerſchlimmſten und fuͤrchterlichſten Krankheiten, welche bis hieher am meiſten die De⸗ muͤthigung der Aerzte waren, mildern, oder wohl gar ausrotten kanjagnn. een „ Es ſchon als ein nuͤtzliches Arzeneymittel gekannt haben. Hip⸗ pocrates ruͤhmt die Cicuta in ſeinem Buche, de natura muliebri p. 607. 19. als ein gutes innerliches Mittel wi⸗ der die Krankheiten der Mutter; und Galen verſichert an vielen Orten in dem ſeinigen: de compofitione mediea- mentorum Lib. VII. Cap. 2. 3. 5. Lib. IX. Cap. 4, R Lib. X. Cap. 1. daß die Cicuta vielen Patienten mit Rus zzen gegeben worden. In feinem Buch de antidotis Lib. II. Cap. 13. hat er folgende Formel, worunter eine ziem liche Menge von dem Saft der Cicuta kommt: Rec, Sue- ei eicutae, Succ, hyoſe, aa, drach. iv. Caſtorei, pipe im ris albi, Coſti, Myrrhae, Opii za. drach, j. Haeclae- vigata, additis duobus paſſi Cyathis, in fale commifce- _ bis, donee inſpiſſentur, & inde confinges paſtillos ad fabae græcæ magnitudinem. Dato eum vini Cyathis du- obus. Dieſes Gemiſche fol von einem Apollidor her. kommen, und von Heraclida von Tarent zu Stillung der hiſteriſchen Schmerzen und Kraͤmpfe gebraucht worden ſeyn. So findet man auch noch bey neuern Schriftfiele lern Beyſpiele, daß die Cicuta heilſame Wirkungen ge⸗ than hat. Velfch ruͤhmt das Kraut davon, Chil. I. Exot. Cur. & Ob. p. 258. wider den Krebs, und Chil. II. Cur. 725. und Decad, 8. Cur. 10. zur Beförderung der Schwan. gerſchaft, als ein Bad gebraucht. In den Philofophie cal ⸗Transactions No. 25 1. ſtehet eine Erfahrung von eis nem Pferd, das die Raute hatte, und auf keine Art u. rirt werden konnte, auch durch die allerbeßten und bee waͤhrteſten Mittel nicht; endlich fraß es ſehr begierig und mit jgutem Appetit die Cicuta, und curirte ſich damit ſelbſt. So hat auch gleichfalls Mead in feiner Obf, von Giften, p. 144. eine Erfahrung, daß n \ e | | N 5 ; 0 0 . Vorrede des Ueberſetzers. Es iſt zwar nicht der Klugheit gemäß, Dinge oh⸗ ne Bedacht vor Arzeneymittel zu erkennen, welche bis hieher vor Gifte gehalten worden; indeſſen wuͤrde es jedoch gleichfalls unvernuͤnftig ſeyn, wenn man dergleichen Dinge, welche, ohne alle Abſicht eines Ei⸗ gennutzes, von praven Maͤnnern, nur blos allein aus Eifer vor den Wachsthum der Arzeneywiſſenſchaft, entdecket werden, ohne Prüfung, verwerfen und ver⸗ abſcheuen wollte. Die Beobachtungen des Herrn Stoͤrcks ſind mit einer 1 0 Aufrichtigkeit ae „ welche alle i . Zeichen er peſt e. curirt 1 war, nachher aber keinen Schlaf Pate mit guter Wirkung eine Zeitlang Cicuta aß. Als fie endlich krank wurde, und ein Fieber bekam, gab ihr Nicolaus Fontanus verſchiedene Doſes vom Opio, um ihr Ruhe und Schlaf zu ſchaffen. Es wollte aber nicht helfen. Man nahm endlich wieder zur Cicuta ſeine Zu⸗ flucht, und die Frau wurde geſund. Der beruͤhmte Der⸗ ham macht daher in ſeiner Phylico-theelogie p. 117. in der folgenden Note die Anmerkung: Ja die Cicuta nicht allein, ſondern auch noch viele andere Kraͤuter, wo nicht die allermeiſten, ſo man fuͤr giftig haͤlt, koͤnnen in der Mediein ihren großen Nutzen haben; Er beruft ſich des⸗ halb auf die Meinung des gelehrten Tancred Robinſon, welcher in einem Briefe vom 7. Nov. 1704. dem Herrn Rap verſchiedene Beobachtungen und gluͤckliche Verſuche, die er mit verſchiedenen giftigen Pflanzen, als dem Helle⸗ boro, Napello, Cicuta, Hyoſe. Sem. Stram. Elaterio &. angeſtellt hat, mittheilte, und in demſelben ſich mit den Worten ausdrücte: „Daß die giftigften Pflanzen, wenn „fie gehoͤrig corrigiret, und in der rechten Doſis gegeben werden, wohl vor die allerkraͤftigſten und beßten Arze⸗ uneyen in der Welt paßiren konnen. S. l. e. . b Vorrede des —— . a Zeichen der Wahrheit an ſich hat, und koͤnnen des⸗ | halb um fo weniger in Zweifel gezogen werden; Sie gründen ſich uͤberdieſes nicht auf eine einzige, ſondern | auf zahlreiche Erfahrungen, und find meiſtentheils vor den Augen der groͤßten und erleuchteſten Aerzte unſerer Zeit gemacht worden. Es iſt daher kaum zu vermuthen, daß die Aerzte, welche manchmal eine allzufurchtſame Klugheit zeigen „ der Stimme der Vorurtheile Gehoͤr geben, und ein Mittel wider bis hieher vor unheilbar geachtete Krankheiten mit gleich- guͤltigen Augen anſehen werden. Ein jeder rechtſchaf⸗ ſener Arzt wird vielmehr, nach meinen Gedanken, alle Gelegenheit ergreiffen, die Tugenden einer Pflan⸗ ze zu prüfen, und näher kennen zu lernen, welcher kei⸗ ne einzige in ihrer Kraft in der ganzen Meteria Me⸗ 5 dica beynahe gleich zu kommen ſcheinet „aber auch dabey die Beſcheidenheit haben, in der Cicuta nis mals ein Univerſalmittel zu erwarten. Da zum guten Gluͤcke das Schickſal der Arzeney⸗ ö mittel nie von der entſcheidenden Weißheit kleiner Geiſter und gemeiner Wundaͤrzte abhängt; fo werden ſich vernuͤnftigere um fo weniger von ihrem Wider⸗ ſpruch irren laſſen, ſondern ſich vielmehr bemuͤhen, durch neue Erfahrungen das Ihrige dazu beyzutra⸗ gen, die Curart der allerhaͤßlichſten Krankheiten, die ehedem alle Mittel verlacht haben, immer mehr und | mehr feſt zu ſetzen. Die Geſchichte der Arzeneymif | ſenſchaft lehret uns, daß ſie Stuffenweis ihren Wachs⸗ thum erhalten. Die Entdeckungen in derſelben ſind anfaͤnglich nie vollkommen geweſen; allein durch Er⸗ wägen, Vergleichen, und gute ausgeſuchte Wahl, haben fie einen Grad der ie erlangt, ii Vorrede des Ueberſetzers. zu welchem fie ohne neue Verſuche und Beobachtun⸗ a gen nicht gekommen ſeyn wuͤrden. In dieſer Abſicht will ich aber gegenwaͤrtig einem jeden vorläufig wohl⸗ meynend rathen, ſich vors erſte mit derjenigen Art der Cicuta, welche Herr Stoͤrck anwendet und an⸗ ruͤhmet, recht genau bekannt zu machen. Man wird ſonſt vergebliche Verſuche damit anſtellen, und auf eine laͤcherliche Art die gute Wirkung der Cicuta in Zweifel ziehen, und ein Arzeneymittel mit Schimpf⸗ worten belegen, die doch die Unwiſſenheit verdient hat. Ich kann aus eigner Erfahrung verſichern, daß, in Anſehung der Wirkung, ein großer Unterſchied, unter den Arten, welche man in denen Apothecken unter dem Nahmen des Schierlings verkauft, iſt, und daß daher die gluͤcklichen Verſuche, welche mit dieſer Pflanze angeſtellt werden, blos allein von der Wahl der aͤchten Cicuta und der rechten Zubereitung des Extracts aus derſelben abhaͤngen ). Ich habe aus Muͤnchen, aus Nuͤrnberg, von denen hieſigen Apothecken, und ſelbſt aus Prag, niemals diejenige Cicuta erhalten, welche mit der aus Wien erhaltenen + er — 1 uͤbereingekommen, 1 18 Bee ich t menen von der 1) Die Nachrichten, ſo man aus Frankreich uͤber die mit der Cicuta angeſtellten Verſuche hat, bekraͤftigen eben die⸗ ſes; und nach dieſen nemlichen Nachrichten ſoll ſich Herr Juſſieu vom Herrn Stoͤrck in Wienn ſelbſt Saamen von der Cicuta ausgebeten, und denſelben in den Königlichen Garten geſaͤet, und nachdem er eine vollkommene Pflanze davon erhalten hat, wahrgenommen haben, daß fie nicht von der großen Cicuta, die Tourneuf Cicuta major C. B. P. und in dem Floræ Pariſ. Prodromo des Herrn Dali- bard Conium ſeminibus ſtristis, Hort. Cliff, heißt, une terſchieden ſeh. S. Gaz, ſalut, No. 38. 5 Vorrede des Ueberſetzers. 1 der erwähnten Gattung den guten Effect der Wien- ner Cicuta geſehen. Zuweilen haͤtte ich mich faſt von dem Anſehen und Geruch dieſes Krautes betruͤgen laf ſen, und die hieſige oder Prager Sorte vor die wah⸗ re gehalten; Das Abkochen beyder Gattungen hat mich aber nie betrogen. Die unbrauchbare Art gab ein gruͤnenzendes Decoct, und das von der Wienner Cicuta hatte allezeit einen beſondern durchdringenden, wie Spaniſche Fliegen oder Maͤuſe⸗Seige riechenden Geſtank, der die groͤßten Zimmer durchſtänkerte. Hierbey muß ich auch bemerken, daß ſich das De⸗ coct oder Infuſum von der Wienner Cicuta in der Waͤrme nicht lange haͤlt, ſondern bald verdirbt, und dann einen faulen, ſehr widrigen Geruch annimmt. Es it jedoch auch ſehr wahrſcheinlich, daß, da nach den Erfahrungen der Kräuterfenner, eine jede Pflanze ein ihr befonderes dienliches Erdreich erfor⸗ dert, und die riechbare Eigenſchaft derſelben groͤßten⸗ theils von Sonne und Luft abhaͤngen, auch vielmals an einem Ort Kraͤuter wachſen, deren innerlicher Bau an ſich ſelbſt gewiſſermaſſen unterſchieden iſt, obgleich die Arten und Geſchlechter einerley ſind, eben auch die Cicuta nicht an allen Orten gleich ſtarke Kräfte beſitzet. Ich werde um fo mehr in dieſen Gedanken beftärft, da ich, meiner vielen Bemühungen’ ohner⸗ achtet) in unſern Gegenden bis hieher noch nicht eine mit der aus Wienn erhaltenen Cicuta, in Anſehung ihres Geruchs, voͤllig übereinkommende Pflanze ha⸗ be antreffen koͤnnen. Die Herren Kraͤuterkenner wer⸗ den daher der Welt einen angenehmen Dienſt erwei⸗ ſen, wenn ſie, w wie Herr Hill ‘) mit der Valeriana, 3) The virtues of wild Valerian &c, London 1753. — auch Vorrede des Ueberſetzers. auch mit der Cicuta eine genaue Unterſuchung anſtel⸗ | len, damit, nach dem Wunſch eines geſchickten Arz⸗ tes, der unter vielen Aerzten gewoͤhnliche Scepticiſ⸗ mus auch hier vielleicht in etwas getilgt, und die Un⸗ glaͤubigen, ſo wie ich, von der guten Wirkung des Schierlings uͤberzeugt werden moͤgen. Denn ich kann mit Wahrheit verſichern, daß ich bis hieher noch von keinem Arzeneymittel ſolche ſichttiche und ſonderbare Wirkung wahrgenommen habe. Aus dem Grund hoffe ich der Welt einen angenehmen Dienſt zu er⸗ weiſen, wenn ich die Abhandlung des Herrn Stoͤrcks von der Cicuta gemeinnuͤtziger mache, und kuͤrzlich diejenigen Verſuche erzaͤhle, welche ich dahier mit dem . Schierling gemacht habe. 8 | „ = ARE e Eine Frau von 28. Jahren, welche in ihrer Kind. heit lange Zeit mit einem ausgeſchlagenen Kopf und triefenden entzuͤndeten Augen beſchwert war, be⸗ kam, nachdem endlich dieſe Uebel, der Himmel weiß, durch wie vielerley, und was vor Schmieralien, ver⸗ trieben worden waren, ohngefehr vor 16. Jahren un⸗ ter dem Kinnbacken der rechten Seite des Halſes eine Reihe von 6. bis 8. abgeſonderten ſcirrhoͤſen Druͤ⸗ ſen, die nach und nach zum Theil ſo groß wie eine kleine Welſche Nuß, zum Theil wie eine Haſelnuß groß, anwuchſen. Unendlich viele Mittel wurden dawider gebraucht; ihre Druͤſen⸗Geſchwuͤlſte blieben einerley. Ihre Aerzte und Eltern hofften, es wuͤr⸗ den dieſelben bey dem Eintritt ihrer mannbaren Jah⸗ re und monathlichen Reinigung ſich verliehren; die⸗ . Hoffnung aber n war a vergeblich; che = 2; b 3 a Vorrede des Ueberfegere, 175 10 fiengen vielmehr nunmehro gegen die Zeit ihrer Reinigung an, Schmerzen zu verurſachen, und bald groͤßer, bald wieder kleiner zu werden. Man that noch einen Verſuch, dieſe Geſchwuͤlſte, weil fie das heranwachſende wohlgebildete Madchen ziemlich ver⸗ unzierten, zu tilgen; aber auch dieſer Verſuch be» wuͤrkte nichts; die Eltern wurden daher, fo wie das Frauenzimmer ſelbſt, des Gebrauchs der Arzeneymit⸗ tel uͤberdruͤßig, und uͤberlieſſen dieſe Geſchwuͤlſte ih⸗ rem Schickſal. In ihrem 18. Jahre hatte ſie das ‚Unglück, ſich unvorſichtiger Weiſe an ihre linke Bruſt zu ſtoſſen. Einige Zeit darauf bemerkte ſie in dieſer Bruſt, oberhalb nach der Achſel zu, ein kleines Knöe | | chen, welches ſie, nach der Gewohnheit des ſchoͤnen Geſchlechts, um ſo geringer achtete, je weniger es durch einen Schmerz, oder durch eine andere Unbe⸗ © quemlichkeit, fein Daſeyn zu erkennen gab. Mit N dem zten Jahre fieng jedoch auch dieſes Knoͤtchen an, ſich zu vergroͤßern, und ſo, wie die Druͤſen am Hal⸗ ſe, zuweilen zu ſchmerzen. Sie verſchwieg und er» trug aber ihr Ungluͤck mit Gedult, und verheyrathe⸗ te ſich zu Anfang des 1760. Jahres; wurde darauf ſchwanger, und brachte den 21. Jan. 176 f. einen ſehr ſchwaͤchlichen Sohn zur Welt. Die Weißheit alter und junger kluger Weiber bekam folglich ein Feſt. Einige davon wollten bey der guten Frau zum Stillen nicht Milch genug wahrnehmen, andere hiel⸗ ten ſie zu dicke, wieder andern ſchienen die Warzen zu klein; täglich wurden daher auf 19. Tage lang gewiß ein halb Dutzend Hausmittelgen an dieſer Fraun probirt, und von ein paar der barmherzigſten Schwe⸗ ſtern, vermittelſt einer Zieh⸗ ee 0 lang 1 — Vorrede des Ueberſetzers. ſtark an ihren Bruͤſten geſogen, bis dabey der armen Woͤchnerin Sehen und Hören, vergieng, und ihre Bruͤſte ſich endlich heftig entzuͤndeten, gewaltig auf⸗ ſchwollen, und die heftigſten Schmerzen verurſachten. Hier mußte nun endlich ein Wundarzt zu Huͤlfe ge⸗ nommen werden. Das Looß traf alſo mich. Bey meinem erſten Beſuch ſahe ich ſogleich, daß hier an keine Zertheilung mehr zu denken war; ich legte da⸗ her das Unguentum ſambucinum mit Sperma ceti auf die Bruͤſte, und gebrauchte andere in dergleichen Faͤllen gewoͤhnliche und bekannte Mittel, die gute Frau verſpuͤhrte in kurzer Zeit darauf Linderung, und den zweyten Tag brachen ihre Bruͤſte an drey Orten auf. Es gieng hier, wie es bey dergleichen Umſtaͤn⸗ den, wo die Patientinnen den rechten Zeitpunkt und die ſchicklichen Mittel verſaͤumen, und das zeitigere Aufſtechen der Bruͤſte verabſcheuen, gar oͤfters zu ge- hen pflegt, nehmlich es fielen, nach und nach, noch an fuͤnf andern Orten Loͤcher in die Bruͤſte. Ich unterhielte die Vereiterung durch erweichende und zer⸗ theilende Umſchlaͤge, verband die in der Bruſt befind⸗ lichen Oeffnungen mit einem gelinden fluͤßigen Di⸗ geſtiv, bekam hierauf eine ſtarke und gute Eiterung, und es ließ ſich die Heilung recht gut an, die Bruͤſte wurden weicher, ihre Entzuͤndung legte ſich, ſo, daß ich hoffte, die Patientin wuͤrde bald wieder hergeſtellt ſeyn. Allein den 15. Tag fieng die Patientin an, über ein heftiges Brennen in den Bruͤſten zu klagen. Der Eiter wurde duͤnner und weniger; Ich unter⸗ ſuchte die Bruſt daher aufs ſorgfaͤltigſte, und fand alſo den oben erwahnten mir bis hieher noch unbe⸗ kannten Knoten in der linken Bruſt. Die Haͤrte N 5 | deſſel⸗ Vorrede des Ueberſetzers. 5 deſſelben befremdete mich, ich bezeigte daher gegen die Patientin meine Verwunderung. Dieſe glaubte mich aber zu troͤſten, und ſagte mir: daß dieſe Ge⸗ ſchwulſt ſchon lange einen weſentlichen Theil ihres Körpers ausmachte, und ſchon 5. Jahr lang in ih⸗ rer Bruſt befindüich waͤre, ich ſollte mich um dieſen l Knoten nicht graͤmen, ich würde vielleicht fo wenig bey demſelben ausrichten, als die, ſo ihre Beulen am Halſe haͤtten vertreiben wollen. Bey ſo bewandten Umſtaͤnden gerieth ich auf die Gedanken, hier bey dies ſer Patientin die Cicuta zu verſuchen. Ich verſprach alſo, der Patientin, wenn ſie mir folgen wollte, ge⸗ wiſſe Pillen zu geben, die ihr ihren Knoten in der Bruſt, (der doch ſchon fo groß wie eine große Welſche Nuß war) und vielleicht auch ihre garſtigen Beulen am Halſe vertreiben wuͤrden. Sie willigte darein; ich gab ihr alfo Morgens und Abends 3. Stuͤck von den Cicuten⸗Pillen, ſo ich von einem guten Freund aus Wien erhalten hatte, und ließ darauf einige Taf - ſen von dem ſogenannten deutſchen Thee nachtrinken. Den zten Tag darauf hatte die Frau einige Fieber⸗ 1 Bewegungen, große brennende Hitze in den Bruͤ. ſten, und klagte über Verſtopfſung. Ich ſetzte dem 5 ohngeachtet die Pillen fort, verſchrieb aber ein Puls ver aus tartaro folubili, Nitro, und ließ davon taͤg⸗ lich in der Zwiſchenzeit einen Theeloffel voll nehmen. Ihr Leib wurde hierauf wieder freyer, und ihr Puls wieder ordentlich, und die brennende Hitze in der Bruſt gemaͤßigter. Den gten Tag waren ſchon die Druͤ⸗ ſen am Halſe kleiner, der Knoten in der Bruſt aber | groͤßer und ſchmerzhaft. Ich gab ſodann taglich | arpegmal 4 Stuͤck ai und ließ dabey wiederum von Er Vorrede u Uebe von erwaͤhntem Pulver, wozu ich noch Rhabarber ſez⸗ | te, weil ihr der Leib abermals verſtopft war, öfters Priſen nehmen. Als nun hierauf die Schmerzen und die Geſchwulſt in der linken Bruſt immer groͤßer und ſtaͤrker wurden; fo war leicht zu merken, daß hier eine neue Vereiterung vorgehen wuͤrde, aus dem Grunde legte ich, in Ermangelung der Herb. Cicu- tae das Empl. de Cicuta, mit gleichen Theilen Un- guento fambucino vermiſcht, über, und erhielte Das durch, daß die Schmerzen erträglicher, und die Ver⸗ eiterung geſchwinder erfolgte, ſo, daß ich am ııten Tage, als ich meine Patientin beſuchte, den harten Knoten aufgebrochen, und den ſchoͤnſten Eiter vor⸗ fand. Die Druͤſen am Halſe wurden ebenfalls im: mer kleiner, beweglicher und weicher. Ich verband hierauf einige Tage lang die noch vorhandenen Oeff⸗ nungen in der Bruſt mit einem fluͤßigen Digeſtiv, und dem erwaͤhnten Pflaſter, gab in der nemlichen Doſis die Cicuta⸗Pillen fort, und ſah mit vielem Vergnuͤgen, daß nach verfloſſenen 26. Tagen ſowohl die Druͤſen am Halſe, als der Knoten in der Bruſt, gluͤcklich ausgeſchworen, die Bruͤſte natuͤrlich, die Oeffnungen in denſelben geſchloſſen, und die Patien⸗ tin durch eine ſehr geringe Doſis der Cicuta vollkom- men geſund worden war. Es iſt ſehr wahrſcheinlich, daß dieſe Patientin uͤber lang oder kurz von dieſem Knoten in der Bruſt Gefahr zu befuͤrchten gehabt haben wuͤrde, und das um ſo mehr, da dieſelbe eine Menge einer ſerophulöſen Materie in ſich gehabt hat; — ſo iſt auch ferner ſehr wahrſcheinlich, daß bey dieſer Frau eben auch verhaͤrtete Druͤſen im Gekroͤße ge⸗ n geweſen ſeyn e weil in den letzten 5 Tagen 5 7 i N f 7 Vorrede des Ueberſetzers. Lügen der Cur taͤglich mit dem Stuhlgange eine eis terichte Materie, jedoch ohne alle Beſchwerniß, fort. gegangen iſt. Oder ſollte dieſe Materie eine Folge von den aufgeloͤſten Druͤſen am Halſe und in der Bruſt geweſen ſeyn? Zu Ende des letztverſloſſenen Februarii kam gegenwärtige Patientin zum zweyten male mit einem weit geſuͤndern Sohn in die Wochen, ſtillte ihn dießmal ſelbſten, und befindet ſch in der beſten Geſundheit. a Ei 46jährige Frau hatte ſeit vielen Jahren einen 5 mitten in der linken Bruſt neben der Warze ſitzenden kleinen Knoten, von welchem ſie die Urſa⸗ chen ſeines Daſeyns nicht anzugeben wußte, und an | dem ſich nach und nach unvermerkt immer mehr und mehr kleine Knötchen anſetzten, fo, daß endlich faſt die ganze linke Bruſt ſich verhaͤrtete. Dieſe Verhaͤr⸗ tungen blieben lange Zeit beweglich und unſchmerz⸗ haft; als ſich aber in ihrer Ehe allerhand Verdrieß. lichkeiten ereigneten, ſo fanden ſich in dieſen Knoten zuweilen Schmerzen und unvermuthete Stiche ein; es wurden dieſelben auch nach und nach etwas größ ſer, haͤrter und unbeweglicher. Dabey liefen auch einige Druͤſen unter der linken Achſel an, die ihr je⸗ doch keine Schmerzen verurſachten. Vor 2. Jahren entzuͤndete ſich, ohne zu wiſſen warum, ihre Warze der linken Bruſt, 05 ſchwor weg; Das Geſchwuͤr, gkeit von keinem Wundarzte beſorgt werden durfte, blieb offen, fraß, wiewohl nur in der Oberflaͤche der Haut, um ſich, und jauchte eine Zeit- lang nur maͤßig. Die Patientin nahm daher ihren 5 eben n ſehr zu Herzen, a, wee ſo aus Schamhafti 17 | Vorrede des Ueberſetzers. ihn ſeinem Schickſal, und hielte den Schaden nur kaäͤglich rein. Allein ſeit einem Jahre haͤuften ſich die ſtechenden Schmerzen in ihrer Bruſt, das Ge ſchwuͤr fraß mehr und mehr um ſich, und wurde ſo groß wie ein Gulden, aus demſelben wuchſen kleine harte calloͤſe Warzen, aus welchen eine duͤnne, etwas riechende Jauche floß; ſie entdeckte daher den ihr nunmehro bange machenden Schaden einem Apo⸗ thecker, der ihr ohne großes Bedenken ſogleich das hier verfertigte Extractum Cicutaͤ in Pillen von 2. Gran taͤglich zu 6. Stuͤck verordnete. Ueber 14. Wochen lang nahm ſie alſo, ohne auszuſetzen, das hieſige Extrackt, verſpuͤhrte aber nicht die geringſte Veraͤnderung davon. Der Schluß war alfo bey dem Herrn Apothecker richtig, das Ertracktum Ci⸗ eutä ſey, wie alle neuentdeckte Mittel, unnuͤtz. Sie klagte endlich einem hieſigen berühmten Arzt ihre Noth; dieſer wieß fie zu mir. Ich fieng demnach den 29. Julii 1761, die Cur bey ihr mit dem Wie ner Extraͤckt an, und ließ ihr von demſelben Mor⸗ . gens und Abends allezeit 4. Pillen zu 2. Gran mit einem verduͤnnenden Getraͤnke nehmen, aͤuſerlich aber verordnete ich, des Tags uͤber Saͤckchen von der Ci⸗ cuta, und des Nachts das Cicuten⸗Pflaſter aufzu⸗ legen. Schon in den erſten 8. Tagen fand ich ihre Knoten in der Bruſt weicher und beweglicher, die ausflieſſende Jauche reiner und weniger ſtinkend, auch die Schmerzen gemäßigter und ſeltener. Ich fuhr daher noch 14. Tage in dieſer Doſis mit dem Ge⸗ brauch der Cicuta fort; ſodann ſtieg ich bis auf 6. 2 Pillen auf jede Doſis, und bemerkte mit Vergnügen, 2 Be rg von Tag zu Tag ihre verhärtere Druͤſen ſowohl i Vorrede des N ſowohl weicher, als kleiner, die Schmerzen ſehr gen _ ringe, und ihre Umſtaͤnde in allen Betracht beſſer wurden; ſo, daß die Patientin ſelbſt vielmals ihre Verwunderung uͤber den Unterſcheid der Wiener Ci. cuta von der hieſigen, ſo unter dieſem Nahmen ver⸗ | kauft wird, bezeigte. Die ausflieſſende Feuchtigkeit wurde nach und nach ebenfalls weniger, und die Warzen weicher, platter, und vertrocknete endlich. 4 Es wuͤrde leicht geweſen ſeyn, dieſe Warzen mit ge. linden aͤtzenden Mitteln gaͤnzlich zu tilgen, ich wollte aber ſehen, was die Cicuta thun koͤnne, und brauch⸗ te alſo außer ihr weder innerlich noch aͤuſerlich nichts weiter, als zweymal eine gelinde Larans. In Dies fen hoffnungsvollen Umſtaͤnden war alſo der Scha⸗ den dieſer Patientin bey ordentlichem fortgeſetzten Br. Gebrauch der Cicuta in erwaͤhnter Doſis bis in den Monath October v. J. Hier aͤuſerten ſich aber uns vermuthet Zufaͤlle, welche ſowohl die Patientin, als ihren Arzt in Verlegenheit ſetzten. Denn ſie bekam Reiſſen und krampfigtes Ziehen in den Haͤnden und Fuͤſſen, ſo, daß ſie zuweilen weder gehen, noch was anfaſſen, und des Nachts uͤber manchmal vor Schmer⸗ zen in den Fuͤſſen kaum ſchlafen konnte. Sowohl die Patientin, als ihr Arzt und gute Freunde, hiel⸗ ten dieſes vor einen Erfolg der Cicuta, und ich muß es geſtehen, daß ich anfaͤnglich ſelbſten ungewiß war, was ich denken ſollte; allein ich entdeckte gar bald das Geheimniß, als ich mich um die Umſtaͤnde ihrer i monathlichen Reinigung genauer erkundigte, und ver⸗ nahm, daß fie in dem Zeit⸗Punkt, dieſelbe zu ver liehren, lebte, und ihre Reinigung ſchon das vorige ü mal 8. Wachen lang weggeblieben war; aus dem Grunde 4 nn Vorrede des Ueberſetzers. Grunde vertroͤſtete ich die Patientin zur Gedult, ver⸗ ordnete eine Aderlaſſe, und ermahnte fie, demohn geachtet mit dem Gebrauch der Cicuta fortzufahren; allein es war vergeblich, ihr das Vorurtheil, daß die⸗ fe Umftände von der Cicuta herruͤhrten, aus dem Kopf zu bringen, ſie that alſo nur das erſtere, und ſetzte den Gebrauch der Pillen aus, und brauchte ei⸗ nige andere von ihrem Arzt verordnete Mittel. Ihr N N und ziehende Schmerzen in den Gelenken lichen harten Knoten, von welchen der groͤßte nur der Haͤnde und Fuͤſſe blieb aber lange Zeit einerley; in ihrer Bruſt, auf welche ſie nur allein das Cicu⸗ ten ⸗Pflaſter legte, ereignete fi) aber dabey nicht die geringſte Veränderung, fie hatte nicht die geringſten Schmerzen daran, und die noch in derſelben befind⸗ wie eine Haſelnuß groß und beweglich war, wurden trockneten Warzen eine Feuchtigkeit mehr zum Vor⸗ ſchein. Im Monath December ſtellte ſich unver⸗ muthet ihre monathliche Reinigung wieder ein; hier⸗ auf verlohren ſich auch in kurzem ihre rhevmatiſchen arthritiſchen Schmerzen in denen Haͤnden und Fuͤſ⸗ fen, und mein Urtheil, daß dieſe Zufälle keine Fol- gen der Cicuta, ſondern der weggebliebenen monath⸗ lichen Reinigung geweſen, wurde dadurch beſtaͤtiget. Die Patientin ließ mich daher aufs neue um Pillen bitten, um ihren Reſt der verhärteten Drüfen in ih⸗ rer Bruſt zu vertilgen. Ich gab ihr welche, mit der Verordnung, nunmehr täglich zweymal 8. Stuͤck da⸗ von zu nehmen, aͤuſerlich aber mit dem Cicuten-Pflas ſter fortzufahren. Sie thats, und verſpuͤrte gleich in den erſten 8. Tagen, daß ihre Knoten noch kleiner | und weder groͤßer noch kleiner, noch kam aus denen ver⸗ x * 8 — Vorrede 2 Ueberfigere, und weicher wurden, und die Pillen kein Reiſſen in den Gliedern erweckten. Sie fuhr daher mit dem Gebrauch der Pillen bis zum Februar dieſes Jahres fort, und befand ſich dabey ſo wohl, daß man die balsigſte Geneſung hoffen konnte. Ich weiß aber nicht, wer ihr dann muß weiß gemacht haben, ich a rechnete ihr die Wiener Pillen zu hoch an, (nemlich die Unze zu 2 fl. Kayſergeld) und man koͤnnte dieſe nemlichen Pillen nunmehro in wohlfeilern Preiß auch eben ſo aͤcht in hieſigen Apothecken bekommen; ſie . machte mich daher mit ihrem geitzigen unhoͤflichen U den. Anſinnen verdrießlich, daß ich ihr, ohne vor meine vielen Bemuͤhungen das Geringſte anzunehmen, den Rath gab, die Cicuta aus Wien ſelbſt bringen m laſſen, und fie. als eine Undankbare verließ. Wie 5 9 ich aber erfahren, ſo braucht ſie nun ein Hiefiges Ex⸗ trackt, das aus einer ſogenannten Cicuta, die nach 5 genauer Mutkeſuchung eine Myerhis ih, gemacht wor in junger SE von 29. Jheen 15 cd 500 5 ſeiner ausſchweifenden Lebensart, vor 4. Jah⸗ ren die geile Seuche erworben, und ſein Uebel durch 1 Liederlichkeit und Nachlaͤßigkeit ſo überhand nehmen laſſen, daß er endlich Geſchwuͤre im Halſe, und dann ein haͤßliches Ozena venerea bekam. Er begab ſich ö daher in die Cur eines Feldſcherers, und hielte unter deſſen Direction eine vergeblich angewandte Speichel⸗ a Cur aus. Da nun dieſer bey dieſer fruchtloſen Cur feine ganze Weisheit erſchoͤpft hatte, und weiter kei⸗ nen andern Weg, das Uebel zu heben, wußte, ſo U er ihn; darauf folgte der Nan dem Rath eines b / Vorrede des Ueberſetzers. eines Winkel⸗ Arztes. Dieſer verſuchte auf eine an⸗ dere Manier ſein Heil bey dieſem Menſchen, ſein Ue⸗ bel blieb aber einerley, und fraß vielmehr weiter um ſich, und fieng gewaltig zu ſtinken an, daß ſich der Patient ſelbſt kaum riechen konnte. Ein dritter Wundarzt verſuchte zum zweytenmal bey ihm die Speichel » Eur ; aber auch dieſe bewuͤrkte weiter nichts, als daß der arme Menſch dabey auf der rech⸗ ten Seite ſeine halbe Naſe verlohr. Endlich bekam ich dieſen ſchoͤnen Gaſt in die Eur. Seine Umſtaͤn⸗ de waren bejammernswuͤrdig und abſcheulich, und der mir bey der erſten Unterſuchung ſeines Uebels ent⸗ gegen kommende Geſtank ſo durchdringend haͤßlich, daß ich es kaum ausſtehen, und auch in den erſten Zeiten mich wirklich nicht lange bey dem Verband aufhalten konnte. Ich hatte damals, kurz zuvor, ehe ich dieſen Patien⸗ ten bekam, die ſchoͤne Differtation des Herrn Prof. Hundertmarcks de Ozena venerea geleſen, und freue⸗ te mich, bey aller Haͤßlichkeit des Uebels, eine Ges legenheit bekommen zu haben, die in dieſer Abhand⸗. lung gegebenen Rathſchlaͤge zu verſuchen. Ich ſieng daher bey dieſem Menſchen die Cur nach deſſen Me⸗ thode an, verordnete demulcirende Traͤnke, weil dern Patient ausgemergelt war, und verband das Geſchwür mit dem Ol. æthereo balſ. peruv. in Liq. anod. min. Hoffm. aufgelöſt, und mit Aqua vulner, verduͤnnt, und ließ mit einer ſchwaͤchern balſamiſchen Injection oͤfters den Schaden reinigen. Es ließ ſich auch hier⸗ auf dieſer haͤßliche Schade gut an, und wurde bald darnach reiner, und ſtank nicht mehr ſo hefftig, ſo, daß ich meine innigſte Freude daruͤber hatte. Ich fuhr daher in guter Hoſſrung mit dem Gebrauch 4 15 x er 6, / * Vorrede des „ Udets W ſer Mittel uͤber 18. Wochen lang fort, n ſonberten ſich auch nach und nach verſchiedene Stuͤckchen von den ſchwammichten Knochen ab; allein es wurde die⸗ ſes Naſengeſchwuͤr in dieſer Zeit bald gut, bald wie⸗ der boͤsartig. Weil ich nun aus dieſer abwechſelnden Beſſerung und Verſchlimmerung ein annoch im Koͤr⸗ per verborgen ſitzendes veneriſches Gifft vermuthete; | fo gab ich den Kornbrandewein mit Sublimat, und da dieſes Mittel auch keinen Nutzen ſchaffte, endlich das verſuͤſſete Queckſilber mit Millepedibus u. d. gl. und brauchte dabey aͤuſerlich alle in dergleichen Faͤllen geruͤhmte und bekannte Mittel. Allein alles dieſes war vergeblich, und hinderte nicht, daß nicht endlich der Gaumen und Pflugſchaarknochen angefreſſen wur⸗ de, und folglich auch im Halſe und an dem Gaumen neue haͤßliche Geſchwuͤre entſtunden. Ueberdieß be⸗ kam der Patient dabey an der rechten Seite eine Thrä« nenfiſtel, welche endlich ebenfalls von auſen im Au⸗ genwinkel aufbrach, ſich entzuͤndete, und ſeine Uebel noch dringender und ſchlimmer machte. In ſolchen Umſtaͤnden nahm ich endlich, nachdem ich mich faſt ein halb Jahr mit dieſem Patienten ohne Nutzen ge⸗ martert hatte, meine Zuflucht zur Cicuta. Zu dem Ende ließ ich mir ſowohl Kraut als Extract aus Wienn kommen, und gab dann dem Patienten anfänglich täglich 2. mal 3. Pillen davon, jede zu 2. Gran; äuferlich aber verband ich mit dem Decoct der Cicuta. Kaum hatte derſelbe 14. Tage lang dieſelbe gebraucht, ſo ſahe ich ſchon die beßte Veranderung des Schadens; der Geſtank des Geſchwuͤrs wurde ſchwaͤcher, das Ge ⸗ ſchwuͤr ſelbſt reiner, und der Eiter in demſelben beßer; ich ſtieg daher mit der Doſis der n ſogleich and 21 | 8. | Vorrede des Ueberſetzers. | 6. Pillen des Morgens, und eben fo viel des Abends, und ließ darauf duͤnnen Habergruͤtz Schleim nachtrin⸗ ken. Auf dieſe Art fuhr ich wieder mit dem beßten Erfolg auf 4. Wochen lang fort; nach dieſer Zeit ſtieg ich bis auf 8. Pillen auf jede Doſis, und bewuͤrkte damit in Zeit von 10. Wochen ſo viel, daß ſich nicht nur ein großes Stuͤck von dem carioͤſen Gaumen⸗Kno⸗ chen, ſondern auch in der Naſe der Ueberreſt der an⸗ gefreſſenen Knochen abſonderte, das Geſchwuͤr ſich vollkommen reinigte, gutes derbes Fleiſch in der Höhe le der Naſe wuchs, und daſſelbe ſich mit einer feſten Haut uͤberzog. Das Loch im Gaumen, das anfäng⸗ lich, nachdem der Knochen heraus war, uͤber einen Groſchen groß war, und dem Patienten beym Trinken und Reden hinderte, fuͤllete ſich nach und nach eben⸗ falls ſo weit aus, daß es nur noch ſo groß, wie eine Erbſe war, und blieb rein. Als ich nun durch Huͤlfe der Cicuta fo weit gekommen war, daß dem Patien⸗ ten von neuem wieder ſein deben, und mir meine Kunſt lieb wurde; ſo ſetzte ich den innerlichen Gebrauch der Cicuta aus, weil mein Vorrath von dem Extrackt oh⸗ 4 — nedem zu Ende gieng, verband jedoch noch immer fort mit dem Infuſo Herbae cicutae, worunter ich etwas von dem Balfamo Commendatoris miſchte, und mach⸗ te mich an die Behandlung ſeiner Thraͤnen⸗Fiſtel, und Geſchwuͤr des Thraͤnen⸗Sacks. Bald hätte ich aber dabey die Gedult verlohren. Es war noͤthig, ehe ich an die Heilung des Geſchwuͤrs denken durfte, den Na⸗ ſengang zu oͤffnen. Unter allen bekannten Metho⸗ den dieſer Operation ſchien mir hier in dieſem Fall die Methode des Forer die ſchicklichſte zu ſeyn, weil ich von auſen, durch das verlohren gegangene rc b {> 6 a 2 i — Vorrede des ueberſtgers Naſenbein, Raum genug zu haben glaubte, von un⸗ 3 ten hinauf durch die Nafe dieſen Gang mit einer Sonde oͤffnen zu können. Es war aber dieſe Ver⸗ ſtopfung und Verwachſung an dem Ende dieſes Ca⸗ nals von denen hier befindlich geweſenen Exulceratio⸗ nen viel zu groß, ich konnte daher dieſer Methode 0 nicht ſicher folgen, weil ich in Gefahr war, den Gang zu verfehlen. Ja ich muß hier im Vorbeygehen auf⸗ richtig geſtehen, daß ich auf der gegenuͤber ſtehenden geſunden Seite den Ausgang des Naſen⸗Canals ſchwer finden, und da ich ihn endlich fand, wegen der ſchieffen Einſenkung nn doch nicht weit ge⸗ nug mit der allerfeinſten Sonde penetriren konnte. Ich verſuchte daher, durch die aͤuſere Oefnung des Thraͤnenſack⸗Geſchwuͤrs, den Gang in die Nase zu befreyen, der Weg bis in den Sack war aber fo ae kruͤmmt, daß ich erſt mit vieler Mühe, vermittelſt 1 einer krumm gebogenen Sonde, in denſelben kam, und als ich glaubte, nunmehro gewonnen zu haben; ſo blieb meine Sonde auf dem Olle unguis ſitzen. Ich erweiterte, ſo viel mir nach der an dem Augenwinkel befindlichen Geſchwulſt moͤglich war, die aͤuſere Oef⸗ nung, verſuchte denn auf die nemliche Art zu verſchie⸗ denen malen mein Gluͤck, ich fand aber allezeit den erwaͤhnten knoͤchernen Widerſtand, und wuͤrde, wenn ich auch denſelben durchſtoſſen, und mir einen neuen Weg gebahnt haͤtte, gewißlich, weil die Direction meiner Sonde zu horizontal war, meinen Endzweck, nemlich den Thraͤnen einen freyen Abfluß zu ſchaffen, nicht erhalten haben. Ich machte daher wiederum einen neuen Verſuch, und wollte durch den obern Thränenpunkt eine gekruͤmmte feine Nadel bringen, | aber Vorrede 975 ucberſtgers. f aber auch damit gluͤckte es mir nicht. Die Defnung des obern Thraͤnenpunkts war ſehr enge, und der Pa⸗ tient und ich konnten das obere Augenlied nicht ſtille genug halten. In dieſer Verlegenheit gerieth ich auf den Einfall: ob es nicht möglich wäre, zwiſchen der caruncula lachrymali und dem untern Augenlied, in geraderer Linie in den Thraͤnenſack zu kommen. Ich fand, nach reiffer Ueberlegung, daß ich wenig Ge⸗ fahr lauffen konnte. Aus dem Grunde nahm ich da⸗ her eine ftarfe filberne Nadel, um welche unten et⸗ 1 was uͤber der Spitze rund herum eine ſeichte Furche eingefeilt war, und ſtach fie an dem beſchriebenen Ort in den Thräaͤnenſack, und ſtieß ſie von da bis in die Naſe, hierauf band ich unten an die eingefeilte Fur⸗ che der Nadel einen langen doppelten Faden, und zog ihn mit der Nadel oben heraus, und ließ ihn in dern Wunde. Durch dieſe Methode verſchaffte ich in kur⸗ zer Zeit, nachdem ich alle Tage dieſen Faden, wie bey einem Setaceo gewöhnlich, oben weiter heraus zog und abſchnitte, ſowohl den Thraͤnen als der Ma⸗ terie im Sack ihren Abfluß und natuͤrlichen Gang, und befreyete alſo meinen Patienten von dem zweyten haͤßlichen Uebel ). Ich wuͤrde bey der Beſchreibung | dießer gehellken Feet viele nuͤtzliche Anmer⸗ 0 2 f D. ik kun⸗ 5 In des He. e Melanges de chirurgie! pag. 92, fin« det man eine Methode, die Throͤnenfiſtel mit einem Setaceo zu heilen, die mit der hier von mir kuͤrzlich beſchriebenen 5 große Aehnlichkeit hat. Da dieſes ſchoͤne Werk bald in deutſcher Sprache ans Licht treren wird, ſo will gegen⸗ waͤrtig nichts weiter erwähnen, als daß ich mich bey Durch⸗ leſung deſſelben nicht wenig freuete, da ich wahrnahm, daß icch mit dieſem geſchickten Arzt und Wundarzt 8 gleiche ! Gedanken e de, - * Vorrede des urberſtsero! 805 | kungen machen koͤnnen, wenn es meinem gegenwäͤrti⸗ il gen Endzweck gemäß wäre. Vielleicht werde ich aber bald anderwaͤrts Gelegenheit dazu finden. Gegen⸗ wärtig fage ich nur noch, daß die Heilung derſelben ſehr durch das Infuſum Cicuta befoͤrdert worden, wel⸗ ches ich den 6. Tag nach der Operation, nachdem ich das Setaceum weggenommen hatte, mit dem Balfa- mo Commendatoris verſetzt, täglich 2. mal, vermit⸗ telſt einer anelſchen Spritze, in den Thränenſack ein ⸗ ſpritzte, den Sack ſodann gelinde druͤckte, daß das Infuſum wieder zur Naſe heraus kam. Ich konnte dieſes Einſpritzen aber nicht länger als 8. Tage lang fortſetzen, denn in dieſer Zeit hatten ſich beyde Oeff⸗ “ nungen fo gefchloffen, daß ich keinen Weg mehr das hin fand; ich legte daher nur noch eine Zeitlang ein Baͤuſchgen, das in die nemliche Injection eingetaucht war, auf den Augenwinkel. Nun find es übers. | Monathe, daß dieſer Menſch völlig hergeſtellt iſt, und weder an ſeiner Naſe noch an ſeinem Augenwinkel ei⸗ nen neuen Zufall bemerkt hat; Er wuͤnſcht nur, aus Einfalt, daß ihm jemand, an ſtatt des verlohren ge⸗ gangenen rechten Naſenbeins, einen neuen Knochen oder ſonſt ein Stuͤck Fleiſch einheilen, und ſein noch im Gaumen befindliches kleines Loch, das völlig tro⸗ Keen und calloͤs iſt, ſchlieſſen moͤchte. Was dieſes ttzte anbelangt, fo koͤnnte es vielleicht mit Gedufe und Fleiß erhalten werden, in Anſehung des ei ſtern aber mag hier die Hand eines geſchickten Wachspouſ. ver die Stelle eines Wundarztes vertreten. Vine Frau von etliche 40. Jahren hatte ſchon ing: 2. Johr ein ae ne das fie 95 ö an 4 ph 1 W | Vorrede des Ueberſetzers. | 3 durch ſtarkes Tabackſchnupfen zugezogen hat. Sie brauchte uͤber ein Jahr lang einen gewiſſen hie⸗ figen Arzt wider ihr Uebel; Sein Bemühen war ver⸗ geblich; Das Geſchwuͤr fieng immer mehr und mehrt zu ſtinken an, und verſchlimmerte ſich. Sie ſuchte endlich bey mir Huͤlfe. Ich fand bey der Unterſu⸗ chung, daß das linke Naſenloch oberwaͤrts mit einem ſchwammichten Fleiſch verſtopft, und die Scheider wand der Naſe uͤber dieſem Fleiſch durchfreſſen war, ſo, daß ich mit der Sonde aus dem rechten Naſenloch durch die Scheidewand ſchief aufwärts bis zum lin⸗ ken Oſſe unguis hinfahren mußte, ehe ich die ange⸗ . freffenen Knochen, welche nach dem hier vorhandenen Geſtank zu vermuthen waren, entdecken konnte. Ue⸗ ber dieſe ſchlimmen Umſtande war dieſe Patientin mit hefftigen Kopfſchmerzen beſchwert, und an dem lin⸗ ken Auge im großen Augenwinkel ſeit einigen Mona⸗ then ſchon ein dunkelrother Fleck befindlich, der eine Anfreſſung des Of: unguis und der hier befindlichen Theile befürchten ließ, und die ſchlimmſten Folgen drohete. In ſolchen Umſtaͤnden gab ich ihr daher | das Ertractum Cicutà zu 8. Gran früh und abends, und rieth ihr des Tags über die Naſe oͤffters mit dem Infuſo Cicuta auszuſpritzen und zu reinigen. Zehn Tage lang fuhr ſie mit dem Gebrauch des Extracts, ohne die geringſte Beſchwerniß zu merken, fort, allein den 11. Tag bekam die Patientin ein Brechen, und brach ſich ſo oft, als ſie daſſelbe nahm. Ich mußte daher die Pillen ausſetzen. Zum Gluͤcke konnte ſie aber doch das Infuſum Cicuta vertragen, weil fie ſchon laͤngſt keinen Geruch mehr hatte. Ich fuhr da⸗ her blos allein mit dem aͤuſerlichen Gebrauch der Ci⸗ c 3 / cuta — 05 f A Vorrede des Ueber cuta fort, und gab innerlich täglich einen Bolum aus Calomel, ſulphure ant. aurato III. præcip. Milleped. und Extr. fumariæ, weil ich wegen vieler Umſtaͤnde ſuſpicionem luis hatte. Mit dieſen auf 14. Tage lang | gebrauchten Bolis, und dann dem alleine fortgeſetzten Gebrauch des Infuſi Cicutä, worunter ich in den letzten Zeiten Balſam. Gemen miſchte, brachte ich es in 2. Monathen dahin, daß, ſich viele Stuͤck⸗ chen Knochen in der Naſe erfoliirten, das Geſchwuͤn rein wurde, das ſchwammichte Fleiſch ſich ſetzte, der | Kopfſchmerz und der aͤuſerlich im Augenwinkel befind⸗ | lich geweſene rothe Fleck ſich verlohr, und die Patien⸗ tin von der Gefahr, einen Schandfleck in ihrem Ge⸗ | ſicht zu bekommen, befreyet wurde und dichte 10 Junoheie wieder erhielt. \ in Mann von etlichen 30. ne von einer a | ſanguiniſch muntern, geſunden Leibesbeſchaffen⸗ heit, hatte ſeit 4. bis 5. Jahren allezeit im Fruͤhjahe und Herbſt große Flechten an beyden Händen bekom⸗ men, welche, wie ich vermuthe, von einem Urte bleibſel einer in ſeinem ledigen Stand gehabten und uͤbel curirten Gonorrhea ihren Urſprung her haben mochten. Er brauchte unendlich viele blutreinigende Traͤnke vergeblich darwider. Ich ließ ihm daher im vorigen Jahr 2. Monath lang in ganz kleiner Doſi die Cicuta⸗Pillen mit einem demulcirenden Trank gebrauchen, und dabey mit einem Liquore, der aus Extr. Cicutae, Sapone veneta, in Spiritu vini aufge- lloͤßt, und mit Kalkwaſſer verduͤnnt, beſtund, die Flechten an den Haͤnden fleißig beſtreichen. Es ver- lohren ſich ſeine Flechten hierauf, und haben ſich ” % 1 N * 0 des urber bers. N bis hieher bey dieſem Mann nicht wieder geaͤuſert, und es befindet ſich derſelbe vollkommen geſund. in gewiſſer 30jaͤhriger Herr von Adel hatte ſeit langer Zeit hinter- und unterwärts am rechten f Ohr eine ziemlich unbeweglich ſcirrhoͤſe Geſchwulſt, in der Größe eines kleinen Huͤner⸗Eys. Sie verur⸗ ſachte ihm keine Schmerzen und Unbequemlichkeit, dem ohngeachtet wuͤnſchte er, weil ſie ihn etwas ver⸗ unſtaltete, daß er ſie loß ſeyn moͤchte. Ein beruͤhm⸗ ter Arzt verſuchte daher bey ihm, weil man ein ge⸗ wiſſes unreines Gift in ſeinem Koͤrper vermuthete, eine gelinde Speichel⸗Cur; allein es bewuͤrkte dieſel⸗ be nicht die Be igſte Veraͤnderung in feiner Ge⸗ ſchwulſt. Er nahm einige Monath. lang das Ex⸗ tractum Cicutaͤ, fo aus der in unſern Apothecken ber findlichen Cicuta gemacht worden; aber auch daſſel⸗ be, (wie es auch nicht anders ſeyn konnte, weil es nur aus einer Myrrhis bereitet worden) war ohne Effeckt. Am 9. Julii vorigen Jahres ließ ich ihm das Wiener Extrackt taͤglich zweymal zu 6. Gran nehmen, und dabey aͤuſerlich Saͤckgen, mit dem Kraute der Cicuta gefuͤlt, und in Waſſer gekocht, 5 des Tags uͤber 2. bis 3 mal eine halbe auch ganze | Stunde lang warm auf die Geſchwulſt legen, und beym Ausgehen dieſelbe mit dem Empl. cicutae bede⸗ cken; Schon am 25. Aug. bemerkte ich die beſte Veraͤnderung in dieſer Ohrendruͤſen⸗Geſchwulſt; fie war kleiner, beweglicher „ und ſchien, als wenn fie. halb durchſchnitten wäre. Der Patient befand ſich auch dabey vortreflich wohl. Ich gab ſodann 12. Gran 5 inne Dofis vom Exteackt, und ſetzte den 5 ö N * * ſſich der Herr Patient erhitzt, und dann darauf erkaͤl⸗ Vorrede des uche erwähnten Gebrauch der Saͤckgen und des Pflaſters, | unter das ich noch das Empl. diaſulph. Rul..mifchte, ö dabey fort. Die Geſchwalſt wurde hierauf an i. rem untern Theile ſehr klein, und die obere Helfte derſelben platter, fo, daß ich mit der Zeit die gaͤnzli? che Zertheilung derſelben hoffen konnte. Im Mo. nath September unternahm der Herr Patient eine Reiſe auf einige Tage, ich gab ihm daher 60. Stuͤck ö illen mit, und bath ihn, in der erwähnten Doſis dieſelben ordentlich fortzubrauchen, eine gute Diät, zu beobachten, und aͤuſerlich nur allein das Pflaſten uͤberzulegen. Wider Vermuthen blieb er aber über 14. Tage aus, und hatte alſo, da feine mitgenom menen Pillen alle waren, weiter nichts, als das Pflaſter gebraucht. Auf ſeiner Ruͤck⸗ Reise mochte tet haben. Er brachte alſo einen Schnupfen und Hu⸗ ſten mit, der ihm ſehr beſchwerlich war, und des Nachts keine Ruhe ließ. Er wollte daher denſelben abwarten, und ſetzte alſo ferner den Gebrauch der Ci⸗ cuta aus. Allein es ſchlug ein Fieber dazu, an wel⸗ chem er, der Bemuͤhungen zween der beſten Aerzte ohnerachtet, am 23. Oct. ſtarb. Das aus ſeiner Ader gelaſſene Blut war ſpeckicht, ich habe 10. Tas ge nach ſeinem Tode noch etwas davon in meinem Zimmer gehabt, und damit verſchiedene Verſuche ges macht, aber nichts, was auf ein Liquamen putridum ſchlieſſen ließ, in demſelben gefunden, es ſchien viel- mehr, als ob eine Saͤure die Lymphe des Bluts ver⸗ dickt gehabt habe. Es wuͤrde aber zu weitlaͤuftig ſeyn, wenn ich hier die bey dieſem Patienten von Tag zu Tag vorgegangenen Veranderungen erzaͤhlen wolle | te. U N \ Vorrede des Ücberfenere, te. Vielleicht gefällt es einem derer Herren Aerzte, dieſe letztere ſeltene Krankheit dieſes Patientens mit Gelegenheit ſelbſten zu beſchreiben. Meine Abſicht bey der Erzaͤhlung dieſer Geſchichte war, nur allein den Unterſcheid der Wiener Cicuta von der hieſigen zu zeigen. Ich bedauere aber, daß der Todt meinen Verſuch ſo bald unterbrochen hat. | Ein 46. jaͤhriger Mann hatte ſeit 2 Jahren, nach einem zuruͤck getriebenen Ausſchlag im Geſicht, der nach ei⸗ nem Fieber erfolgt ſeyn fol, eine Ohrendruͤſen⸗Geſchwulſt bekommen, die anfaͤnglich wie eine kleine welſche Nuß ſo groß war. Er brauchte deshalb unendlich viele Mittel. Auch Schinder, Schaͤfer und alte Weiber verſuchten bey ihm ihr Heil. Allein ſein Uebel wurde von Tag zu Tag ſchlimmer, und endlich wirklich krebsartig; die vorher klein und weiß geweſene Geſchwulſt veraͤnderte ihre Farbe, wurde blaulicht platt, und breitete ſich nach und nach uͤber die Helfte ſeines Geſichts aus, und nahm nicht nur den halben Backen bis zum Jochknochen ein, ſondern gieng auch hinterwaͤrts bis uͤber das Ohr, und unterwaͤrts bis unter die Kinnlade her⸗ unter; dabey war ſie blaulicht, varikoͤs, ſteinhart, die Lippen oedematoͤs, aufgeſchwollen, und die untere Maxilla mit der Geſchwulſt verwachſen, daß dieſer elende Mann den Mund nicht uͤber einen halben Zoll weit aufmachen konnte; Seine Schmerzen waren dabey ſo hefftig, daß er in denen letzten 4. Wochen kaum eine Nacht Ruhe hatte. Aus feinem rechten Ohr floß ſeit einiger Zeit eine haͤßlich riechende Ma⸗ terie; und an feinem Schluͤſſelbein der nemlichen Seite, ſaß ein Paquet von unendlichen kleinen Knoͤtgen, welche zuſam⸗ men eine Geſchwulſt wie ein Gaͤnſe⸗Ey fo groß ausmachten. Ueberdieß hatte er auch hin und wieder in ſeinem Unterleibe, beſonders an der Gegend der Leber, einige harte, runde Kno⸗ ten, an welchen er aber nicht die geringſten Schmerzen bis hieher empfand. In dieſen Umſtaͤnden ſuchte er bey mir Huͤlfe. Weil nun der Patient annoch bey ziemlichen Kraͤften war, und alle andere Aerzte ihm ihre Huͤlfe verſagten; ſo = 5 ie ar glaubte \ Vorrede des Ueberſetzers. glaubte ich, daß man bey einem ſo deſperaten Uebel doch noch das letzte Mittel, nemlich die Cicuta, verſuchen koͤnnte. Ich gab daher den 26. Auguſt vorigen Jahrs 2. mal des Tags 3. Stuͤck von den wahren Cicuta⸗Pillen, und ließ ihm dabey, weil es die Jahreszeit erlaubte, fleißig Molken trin⸗ ken. Aeuſerlich aber legte ich einen Umſchlag aus der Cicu - ta über, und mit dem Decokto Cicutaͤ das Ohr gelind aus. ſbpritzen und reinigen. Schon den ꝛten Tag nach dieſem Verband und Mitteln hatte der Patient weniger Schmerzen. Den 28tten klagte er über ein Saufen in Ohren, und bemerk⸗ te, daß etwas Blut aus ſeinem Ohr gefloſſen waͤre, ich zapfte daher auf dem Fuß etliche Unzen Blut ab, und gab 7 ihm Abends bey ſchlafen gehen, weil die Schmerzen den Par tienten noch nicht ruhig ſchlafen lieſſen, ein Paregoricum. Der Patient ſchlief hierauf vortreflich, und war den 29. und in den folgenden 6. bis 7. Tagen recht munter und voll gu⸗ ter Hoffnung. Den 26. Sept. war die Geſchwulſt am Ba⸗ cken gleichſam in lauter kleine abgeſonderte Knoten getheilt, und zwiſchen denſelben fand ich weiche Stellen, die den Ein⸗ druck der Finger behielten, andere exulcerirte Stellen gaben einen guten Eiter, und die bisher ſchwarzblau geweſene Far⸗ be der Geſchwulſt wurde heller und roͤthlicher, die Geſchwulſt der Lippen hatte ſich aber noch nicht geſetzet. Ich gab daher täglich zwey mal 6. Stuͤck Pillen, und befahl ihm, viel Mol⸗ ken zu trinken. Den gten Sept. war das Paquet verhaͤrte⸗ ter Knoten auf dem Schluͤſſelbein um die Helfte kleiner und beweglicher, und die Schmerzen am Ohre und Backen fehr ertraͤglich. Ich hatte daher, ſo wie der Patient, ſelbſt das innigſte Vergnuͤgen uͤber die vortrefliche Wirkung der Cicuta, und fuhr mit dem Gebrauch derſelben getroſt fort. Den 14. war die Geſchwulſt am Backen und Ohr wieder etwas ſchmerz ⸗ haffter, und es erhoben ſich einige abgeſonderte Knoten, wurden größer, und machten Mine, in Suppuration uͤber zu gehen. Dabey klagte er über einen Schmerz im Unter⸗ leibe, und hatte eine tonnende Geſchwulſt in der Gegend des Magens, welche fich rechts hinüber, bis unter die kur⸗ zen Ribben in die Gegend der Leber erſtreckte. Ich ordnete ihm ein gelindes Laxans aus Tamarinden, a. = N | \ 7 Vorrede des Ueberſetzers. den Leib mit einem Uuguento aus felle tauri, Sapone ve- neta und Ung. de althea, fleißig beſtreichen; gab in der er⸗ waͤhnten Doſis die Cicuta-Pillen fort, und trachtete auf alle Art die Zertheilung dieſer Geſchwülſte zu befördern; Mein Bemühen ſchien auch nicht vergeblich zu ſeyn, der Schmerz und Geſchwulſt in dem Unterleibe ließ nach, und es defand ſich den 15. 16. der Patient fehr wohl; Allein den 17. fand ich den Leib wieder groͤßer und ſchmerzhaffter, den Puls klein und geſchwind, und den Urin truͤbe. In ſolchen Um⸗ ſtaͤnden verband ich mit dem Gebrauch des Extrakts die Fie⸗ ber⸗Rinde, und ließ davon des Tags 3. mal ein halb Drach⸗ ma mit vielem Molken nehmen. Der Schmerz am Backen hatte nach dem fortgeſetzten Gebrauch der erwaͤhnten Mittel gaͤnzlich nachgelaſſen, und es giengen einige harte Knoten an demſelben in gute Vereiterung uͤber. Ich legte daher auf die eiternde Stellen nur allein mit dem Infuſo Cicutaͤ aͤngefeuchtete Charpie, und darüber das Empl. de Cicuta, und ließ den Umſchlag weg. Den 20. waren die Umſtaͤnde noch die nemlichen, und ich merkte weder Beſſerung noch Verſchlimmerung, der Urin hatte ſich noch nicht veraͤndert, blieb truͤbe, und hatte einen ſtarken Bodenſatz. Den 22. war der Unterleib etwas haͤrter, und der Patient klagte uͤber einen hefftigen Schmerz an der rechten Seite deſſelben. Der Puls war ſtaͤrker und ſchneller, der Athem kuͤrzer, der bis⸗ her gut geweſene Appetit des Patientens ließ nach. Ich verordnete ihm daher erweichende Clyſtire, und eine kuͤhlen⸗ de Mixtur mit Oximel und Nitro ꝛc. und ſetzte die Pillen aus, weil es ſchien, als wenn ſie alle verhaͤrtete Druͤſen auf einmal in Vereiterung ſetzen wollten, und ließ nur allein die Fieberrinde mit den übrigen Mitteln und mit dem Molken fleißig fortbrauchen. Den 23. und 24. war keine Veraͤnde⸗ rung vorhanden; Allein den 25. hatte der Patient einen ſehr unruhigen Schlaf, und bekam aus dem rechten Naſenloch ein hefftiges Naſenbluten, der Puls war des Morgens hier⸗ auf, als den 26., matt und geſchwind, und glaubte der Patient durch das Bluten ſehr erleichtert zu ſeyn. Allein mir ſchien ſeine Krankheit ſehr gefaͤhrlich zu werden; Denn ich fand in der linken Seite ſeines Unterleibes eine 120 A ERS Rn ; ſtandene | Vorrede des Ueberſetzers. ſtandene abgeſonderte harte Geſchwulſt, auch den Backen 2 verändert, und die Materie faul, riechend, der Urin ſah dunkelbraun, und dabey klagte der Patient uͤber hefftigen Durſt. Bey ſo zweiffelhaften Umſtaͤnden nahm ich wieder zum Extrakto Cicuta meine Zuflucht, und gab davon 18. Gran pro doſi taͤglich 2. mal in fluͤßiger Form, und ließ in den Zwiſchenzeiten 3. mal den Cortieem peruvianum in grofe fer Doſis fortbrauchen; Allein mein Bemühen war vergeb⸗ lich. Den 28. fand ſich an dem Unterleibe eine Windſucht ein, und in der darauf folgenden Nacht dekam der Patient abermals einen ſo ſtarken Blutfluß, ſowohl aus dem rechten Naſenloch, als rechtem Ohr und den Geſchwuͤren am Ba⸗ cken, der kaum mit dem Eichenſchwamm zu ſtillen war. Den 29. und 30. kam wieder von Zeit zu Zeit das Bluten zum Vorſchein, fo, daß wenn man das Blut an einem Ort ſtil⸗ lete, es an einem andern wieder hervor kam; Ich ließ die Rinde des Extrakts in noch groͤßerer Doſis nehmen, um vielleicht einen heilſamen Auswurf der ſchaͤdlichen Materie auf irgend einem Weg zu bewirken, und verſchiedene hier ſchickliche Umſchlaͤge auf den Leib legen; es war aber zu viel unreine Materie im Koͤrper vorhanden, und in Bewegung geſetzt worden, daß man mit Horatz ſagen konnt: Qu poterunt umquam ſatis expurgare Cicutæ. Der Patient gab daher am 2. Oct, ſeinen Geiſt auf. Die Betrachtungen uͤber dieſe ſeltene Geſchichte will ich zur Zeit, nach dem Beyſpiel des Herrn Stoͤrks, andern uͤberlaſſen, und, um meine Leſer nicht mit mehrern Erzählungen länger aufzuhalten oder verdruͤßlich zu machen, und die Graͤnzen einer Vorrede zu uͤberſchreiten, ſo will ich, unter vielen an⸗ dern mit der Cicuta gemachten Verſuchen, nur noch eine ein⸗ zige Beobachtung anführen, mit deren glücklichen Endigung ich noch jetzo beſchaͤftiget bin. N | Eine alte Jungfer von 49. Jahren hatte vor 9. Jahren, da ſie vor Kammer⸗Jungfer bey einer vornehmen Herr⸗ ſchaft in Dienften ſiund, das Schickſal, ſich an ihre linke Bruſt zu ſtoſſen. Sie bekam hierauf einen kleinen En | d no⸗ Vorrede des Ueberſetzers. Knoten unter der Warze, welchen fie niemalen, weil er iht keine Schmerzen verurſachte, achtete. Bey dem erſten un⸗ gluͤcklichen Brand in unſern Vorſtaͤdten vor 3. Jahren, hatte ſie das Ungluͤck, mit andern abzubrennen; der ausgeſtande⸗ ne Schrecken verurſachte ihr eine Entzündung in dieſer Bruſt. Ein hieſiger Wundarzt verordnete ihr Umſchlaͤge mit Wein gekocht; der harte Knoten brach endlich auf, und es ent⸗ ſtund ein Krebsgeſchwuͤr, das, unter der Aufſicht dieſes nemlichen Wundarztes, in 3. Jahren, unter den grauſam⸗ 22. Dec. vorigen Jahres dieſe Patientin zum erſtenmal fahe, das Geſchwuͤr an der Bruſt ſo groß war, daß es kaum mit einem Teller bedeckt werden konnte. Es erſtreckte ſich vor⸗ waͤrts bis an das Bruſtbein, und hinterwaͤrts bis unter den Arm. Man ſah nicht das geringſte Merkmal von einer da geweſenen Bruſt, als oberwaͤrts ſaß noch ein halbmondfoͤr⸗ miger Bogen, das ein Gebuͤrge von oͤffters heftig blutenden und jauchenden Schwaͤmmen vorſtellte, unter denen der eine, nach dem Bruſtbein zu, fo groß wie ein Huͤnner⸗Ey war, der andere aber, unter dem Arm, hatte die Groͤße eines Gaͤnſe Eys; Der Anblick war abſcheulich, und der dabey vorhandene Geſtank unerträglich, Ueberdieß hatte die elen⸗ de Patientin unter der Achſel der nemlichen Seite tief ange⸗ freſſene harte Knoten, aus welchen eben ſo, wie aus der Bruſt, eine Menge ſtinkende Jauche heraus lief, dabey war ihr lin⸗ ker Arm ſteif, und bis an die Hand geſchwollen, ihre rechte Bruſt ebenfalls voller harter Knoten, ihr Schlaf wegen beffe tiger Schmerzen unruhig, ihr Appetit ſchlecht, und ihr Puls ſo beſchaffen, daß dieſelbe, allem Vermuthen nach, bald mit einem ſchleichenden Fieber ihren Geiſt aufgegeben haben wuͤrde. Bey ſo zweiffelhaften Umſtaͤnden dieſer Patientin, fieng ich bey ihr am 29. Dec. die Cur mit der Cicuta an, und gab ihr anfänglich 2. mal des Tags 3. Stuͤck Pillen, mit Habergruͤtzſchleim, oder Milch und Thee, und, um die Krafft der Eicuta recht zu pruͤffen, verband ich mit nichts, als mit dem Decocto Cicutaͤ. Schon den 4. Jan. dieſes Jahres, waren die Schmerzen in der Bruſt ſo gemaͤßigt, daß fie nunmehro die Nacht ganz ruhig ſchlief, und der 0 N . J > ſten Schmerzen, fo weit um ſich fraß, daß, als ich am f 73 Vorrede des Ueberſetzers. such des Geſchwuͤrs hatte ſich ſehr verändert, der Ausfluß der Jauche war aber ſehr ſtark. Den 8 klagte ſie uͤber ein Magendruͤcken und ſtarkes Brennen im Oberarm. Ich gab dann 4. Stück Pillen auf jede Doſts, und ließ taͤglich biel Milch trinken. Den 16. kamen unvermuthet ihre Menſes, die ſchon ein paar Monath lang weggeblieben waren, zum Vorſchein, es ließ hierauf ihr Magendruͤcken nach, die Par tientin befand ſich recht wohl, und ihr Geſchwuͤr war weit reeiner, und unterwaͤrts an den Raͤndern guter Eifer vor⸗ handen. Den 20. hatten die Schmerzen faſt vollig nachge⸗ laſſen, von dem kleinen Schwamm waren einige faule Stuͤck⸗ gen abgeſondert, und es ſchien, als wenn der ganze Schwamm ſelbſt ſich geſenkt und kleiner geworden waͤre, der Arm war beweglicher und weniger geſchwollen. Den 29. konnte die Patientin wieder auf der rechten Seite ſchlafen, welches ſſe über 2. Jahr, wegen darauf folgender Beklemmung auf dern Bruſt, nicht zu thun vermoͤgend geweſen war. Der Urin gieng ihr ſehr häufig ab, und hatte einen Bodenſatz. Den 6. waren die Druͤſen in der rechten Bruſt faſt gaͤnzlich ver⸗ ſchwunden, und nur noch ſo klein wie eine Bohne. Den g. bekam die Patientin einen gewaltigen Huſten und Schnupf⸗ fen, weil ſie ſich, als eine arme Perſon, in einem Zimmer bey Menſchen aufhalten mußte, die ſich vom Waſchen naͤhr⸗ ten, und die Waͤſche vielmals in der Stube trockneten. Ich hätte daher gerne geſehen, daß die Patientin wo an derwaͤrts in eine Stube haͤtte kommen koͤnnen, es war aber ſogleich nicht moglich zu machen. Ich verwieß ſie demnach zur Gen dult, und ließ nunmehro 6 Stuͤck Pillen auf jede Doſis nehmen. Den 15. war der kleine obere Schwamm gaͤnzlich verſchwunden, und um denſelben herum nur noch einige une | reine Stellen, welche ich mit einem Unguento aus pulv. berbz eicutæ und mell. rof. verband, um das Geſchwuͤ rn herum fieng ſich eine duͤnne Haut zu erzeugen an. Der große Schwamm nach der Achſel zu wurde ebenfalls welker, und fieng an, an einigen Orten zu ſchwaͤren. Den 24. veraͤn⸗ derte die Patientin ihr Logis, und begab ſich zu ihren Freun⸗ den, wo ſie zwar beſſere Lufft genoß, aber doch allerhand kleine Hausdienſte verrichten mußte; Sie befand fich, W —9 4 N g | 2 ER 5 wi * 7 \ * a 15 N 3 ö x | 5 0 N 1 - ; ‘ £ 5 A NE j \ 5 5 * [3 — | Vorrede des Ueberſeners. fen dabey wohl, und ihr Geſchwuͤr wurde von Tag ſu Tag beſſer, reiner und kleiner. Noch hatte ſich aber ihre Reini⸗ gung, obgleich die Zeit dazu da war, nicht wieder eingefun⸗ den. Den 2. Merz waren meine Wienner Cicuten⸗Pillen alle, und meine neue Proviſton noch nicht angekommen, ich gab ihr daher in der erwaͤhnten Doſis von denen aus dem hieſt⸗ gen Extrakt gemachten Pillen. Den 4. klagte die Patientin aber wieder über Schmerzen, bekam aufs neue Geſchwulſt im linken Arm, und es lieffen ihr dabey des Tags uͤber die Fuͤſſe an, die ſich jedoch des Nachts allezeit wieder ſetzten. Den 11. war ihr Geſchwuͤr unreiner, und hatte einen garſti⸗ gen Geruch. Den 12. bekam ſie wieder von den wahren Cicuta⸗ Pillen täglich 2. mal 8. Stück, dabey verordnete ich ihr, des Morgens allezeit eine gute Doſis von dem Pulver der Fieber⸗Rinde zu . „die Patientin bekam nach der Rinde, wider ihre bisherige Gewohnheit, allezeit eine Oeff⸗ nung, und den 16. hatte die Geſchwulſt in Fuͤſſen und Hand ſchon viel nachgelaſſen. Den 17. bekam fie hefftige Schmer⸗ zen in dem großen Schwamm. Den ıgfen fieng er an zu ſuppuriren, und den 22. war er gänzlich) weg, und theils weggeſchworen, theils verſchwunden, daß ich ſelbſt nicht ſagen kann, wie und auf was Art, und das darunter zum Vorſchein kommende Fleiſch war wohl beſchaffen; Und ge⸗ genwaͤrtig, als ich dieſes ſchreibe, befindet ſich die Patien- kin ſo wohl, und ihr Geſchwuͤr iſt ſo rein und gutartig, iht Arm ſo beweglich, wie zuvor, ihr Appetit, Schlaf und Kraͤfte ſo gut, daß ich nach aller Wahrſcheinlichkeit eine gaͤnzliche Hei ung dieſer ſo elend geweſenen Patientin hoffen kann. 0 . „„ Sollte ich alſo bey ſo ſichtlichen und bewunders⸗ wuͤrdigen Wirkungen der Cicuta nicht befugt ſeyn, dieſelbe vor ein vortreflich Arzeneymittel zu halten und unter dieſem Nahmen der Welt anzupreiſen? Ich werde beydes thun, und mich fernerhin bemuͤhen, zum Nutzen der kranken und nothleidenden Menſchen, 0 N durch, * Vorrede des Ueberſetzers. | durch mehrere Verſuche das Meinige beyzutragen, um die Ehre einer beſchrien geweſenen Pflanze zu ret⸗ ten; erhalte ich dieſes, ſo werde ich allezeit meine Be. muͤhungen vor belohnt genug achten. Das Geſchrey derjenigen, welche die Cicuta ohne alle Kenntniß und Unterſuchung verwerfen, ſoll mich im geringſten nicht abſchrecken; Es iſt ſo wenig beweiſend und uͤberzeu⸗ gend, als die goldene und filberne Weſte, und dern ſpaniſche Gang und die gelehrte Mine eines medicinis ; ſchen Stutzers. Dreßden den 29. Merz, 1762. Ti 3 | | Georg Ludewig Rumpelt. 3 | 4 > — — * 8 . j 4 2 — x 4 r ’ — . 9 + ES £ . 2 — . 8 — 8 5 1 * _ 1 5 e 2 2 A * — x — 1 8 1 / 7 7 \ f Se. - * 7 * * \ . 8 | = 4 2 — 1 1 x N = s f * * 5 Are > . 13 - 2 - * 1 * * 1 U \ 1 — = x 8 N * 1 Saal 7 hi a 4 5 t „= = 4 1 * > — * 2 2 17 — DER * — — 1 n „ 1 e € ) — 5 1 > > B 8 7 1 „ 2 f x = x 2 N . — * — 2 1 * 7 5 \ - 4 7 7 ‘ = 2 “ 7 7. * > f 5 2 7 x 2 * r I > . — » ” — — 2 7 x 3 * — 7 * — € 2 7 xt Ar 7 2 2 \ 127 ; 1 7 2 4 * N ’ * Yo 19 14 >, 32 ? . < — _ > 2 & — * N Al, 1 a N init Ai IN N 0 N \ Einleitung Beschreibung des Schierfings, und n wie del Extract des Schierlings zu 5 | verfertigen. Erſis Kapitel. An ſchattigten und fetten Orten, bey Gräs ben und Dämmen der Aecker und Zaͤu⸗ nen der Wieſen, waͤchſt eine fo genann⸗ te Schirm⸗ „Pflanze, welche im Monath 8 Ja—ulio bluͤhet. Ihre Blaͤtter find an | 3 dicken, ausgehoͤhlten Shielen befeſtiget, und | wie die Myrrhis auf verſchiedene Art feimares aus⸗ gekerbt, und von dunkelgruͤner Farbe. Ihr Sten. gel iſt hoch, ruthenfoͤrmig, glatt, eben, dick und inn⸗ wendig hohl, hellgruͤn mit roͤthlichen Flecken, fo wie eine Schlangenhaut hin und wieder bezeichnet, nicht ſelten waͤchſt er uͤber 3. Schuh hoch. Die Umbel⸗ len oder Schirme ſitzen an den aͤuſerſten Spitzen der ö Sveige. * en find daran weiß Der Saa⸗ I N A 2 men 1 men ift dem Anis gleich, zuweilen etwas weiſer. Die eine ſpannenlange fingersdicke Wurzel iſt, wenn ſie den Schoß treibt, innwendig hohl, vorhero aber voll. Ihr Geruch iſt unangenehm und ſtinkend. S. Mo- riſon Tom. 3. p. 280. Dieſes Kraut haben . Kraͤuterkenner Cicutam vulgarem genennt; im deut⸗ ſchen heiſt es Schierling. Plinius ſchreibt, daß der = Stengel des Schierlings von vielen ohne Schaden gegeſſen werde. Rajus giebt vor, daß jemand, mit Nahmen Boulle, in febribus malignis und quartanis ben, und allen ſchweißtreibenden Mitteln vorgezogen habe. Kenealmus hat nach feiner 3. und aten Obſervat. in Scirrhis der Leber, der Milz, der Ge⸗ s kroͤsdruͤſe, einen Scrupel oder 3 2. Scrupel radicis cicutae in Subſtanz, oder ein bis zwey Quentchen in infufo als ein reſolvens gegeben. So wird auch der Saft der Cicutae unter ſehr viele emplaſtra und Yinimenta officinalia genommen. Richts deſtoweni⸗ ger wird dieſes Kraut faſt von allen Schriftſtellern mit ſchwarzen Farben abgemahlt, unter die Gifte gerechnet, verdammt, und daher aus der Mediein ganzlich verbannt. Man trifft es zwar uͤberall haͤu⸗ ſig an; indeſſen wird es doch nicht in den Gaͤrten gelitten, und weder vors Vieh, noch vor Menſchen gebraucht. Aus dieſem Grunde iſt es allezeit verge⸗ bens hervorgewachſen, und auch wieder ohne Nutzen vergangen und verdorrt. Da wir aber alle wohl wiſſen, daß nichts von dem guͤtigen Schoͤpfer erſchaf⸗ 5 „ ifrs Kapitel. 91 . % bis zu einem Scrupel von der radice cicutae gege⸗ | * 6 — ſen worden, was nicht gut und nuͤtzlich fey, fo habe ich mir vorgeſetzet, die Kräfte dieſer Pflanze vor al⸗ len andern zu erforſchen. Zu dem W he 1 5 is 1 ven Schierling 1 5. | bierbon die mehreſten alten und neuen Schriſtſteller nachgeleſen und um Rath gefragt. Alles, was ich aber gefunden habe, beſtehet darinnen, daß dieſes Kraut, vornehmlich in denen aͤltern Zeiten, zur Zer⸗ theilung kalter Geſchwuͤlſte, zur Aufloͤſung der Scir⸗ rhus und Milderung der Schmerzen bey Krebſen, mit großem Nutzen angewendet worden ſeyr. Von allen aber wurde es, innerlich zu brauchen, vor das ſchaͤdlichſte Gift ausgeſchryen. Auf dieſe Art muſten die erſten Proben mit dem aͤußerlichen Gebrauch ge⸗ macht werden. Ich machte daher aus dieſem getrock⸗ neten und geschnittenen Kraut durchnaͤhte Kraͤuter⸗ Saͤckchen, von welchen ich eins einige Minuten lang in ſiedendes Waſſer tauchte, ſodann auspreßte, und warm auf den leidenden Theil legte. Auf dieſe Art Fa ich den Fortgang des ſchlimmſten heißen Bran⸗ des etlichemal Graͤnzen geſetzt, und das verdorbene von dem geſunden abgeſondert. Bey denen, welche dergleichen in Waſſer gekochte Kraͤuter⸗Saͤckgen, we⸗ gen des unangenehmen Geruchs, oder wegen des da⸗ her erregten Juckens, nicht vertragen konnten, ließ ich ſie in Milch kochen. Sodann vertrugen fie die⸗ ſelben ohne Beſchwerniß eher, und hatten alle möge liche Linderung. Einem ſechzigjaͤhrigen Mann, der ſeit vielen Jahren mit podagraiſchen Schmerzen be⸗ ſchwert war, ſtillte ich nicht nur alsbald mit einem ſolchen Fomento die Schmerzen, ſondern ich erweich⸗ te und zertheilte damit gaͤnzlich feine tophos podagri- cos. Daher geſchahe es, daß, als das Podagra wieder kam, daſſelbe weder ſo heftig, noch ſo lang anhaltend war. Bey einem jährigen rhevmatiimo und dolore archritico habe ich mit denen Pillen, 175 1 * „ „ Erſtes Rapitel. ne we che nachher beſchrieben werden ſollen, und a | Fomentation aus der Cicuta, denen Patienten ver» ſchiedene mal eine große Linderung verſchafft, andere auch gar dadurch von dieſen Krankheiten befreyet. Bey einigen habe ich zwar, ob ſie wohl lang gebraucht worden, nichts ausrichten koͤnnen; indeſſen habe ich, fo viel ich weiß, niemanden damit geſchadet. Beg ſcirrhoͤſen Kroͤpfen, verhaͤrteten Druͤſen und Bruͤ. ſten, ja ſogar in den ſchlimmſten Krebſen, habe ich nicht geringe Wirkung geſehen und erfahren. Da aber, wo inflammatoriſche oder hitzige ſeröſe Geſchwül⸗ ſte zugegen ſind, iſt dergleichen Umſchlag aus der Ci⸗ euta minder zutraͤglich. Es wird jedoch auch daſſel⸗ be in dieſen Fällen zu gebrauchen ſeyn, wenn zuvor die gehoͤrigen Evacuationes unternommen worden. Die Pflaſter, worein der Saft der Cicuta kommt, haben in der Arzneywiſſenſchaft einen großen Nutzen, fie loͤſen oft diejenigen Verhaͤrtungen auf, und 1 { len ſie, welche nach allen andern Mitteln nicht weis chen wollen. In Betracht deſſen bin ich auf die Ge danken gekommen, ob nicht alle dieſe auflöfende, durchdringende und zertheilende Kraft in dem Saft der Cicuta verborgen liege? Ich habe daher den Saft der Cicutaͤ ausgepreßt, und in einem irdenen Gefäße bey dem gelindeſten Feuer zu einem Extrackt abrauchen laſſen. Indeſſen war es unbillig, dieſen Extrackt bey einem Menſchen zuerſt zu verſuchen. Aus dieſem Grunde gab ich in einem Tag dreymal einem kleinen S Schoos⸗ Hunde einen Serupel von die⸗ ſem Extrackt mit einem bißgen Fleiſch zu freſſen. Und gab ſodann genau acht, was vor Veränderungen in dem Hund vorgehen würden. N e ” ge. * a ER S8 * und, > 1 — Vom Schierling. 7 fund, war munter, und erwartete mit großer Begier⸗ de ein Stuͤck Freſſen. Den andern Tag gab ich die nehmliche Menge von dem Extrackt, und beobachtete das nehmliche. Ja auch den dritten Tag bemerkte ich keinen ſchlimmen Zufall an dem Hunde. Hier⸗ durch wurde ich alſo beherzter und dreiſter, und mach⸗ te den Verſuch an mir ſelbſt, und nahm Morgens und Abends einen Gran von dieſem Ertrackt, und trank eine Taſſe voll Thee nach. Hierauf beobachte | fe ich eine genauere Diät, damit ich es bald wahre nehmen koͤnnte, wenn etwas ungewoͤhnliches in mei⸗ nem Körper vorgehen wuͤrde. In dieſer Doſi fuhr ich 8. Tage lang fort, ohne die geringſte Beſchwer⸗ niß darauf zu empfinden; ich war munter, robuſt, und hatte das befte | Gedaͤchtniß, guten Appetit und ſanften Schlaf. In der folgenden Woche darauf verftärfte ich die Doſin, und verſchluckte Morgens und Abends jedesmal zween Gran, aber auch hierauf erfolgte in meinem Koͤrper weder was uͤbels, noch was ungewöhnliches. Nunmehr war es mir alſo erlaubt, mit gutem Recht und gutem Gewiſſen dieſes Mittel auch bey andern zu verſuchen. Indeſſen wollte ich doch gerne wiſſen, was vor eine Kraft in der Wur⸗ zel der Cicuta befindlich ſey. Wenn man die friſche Wurzel in Scheiben ſchneidet, ſo giebt ſie eine Miſch von ſich, welche bitter und ſcharf ſchmeckt. Von dieſer Milch nahm ich ein paar Tropfen auf die Zun⸗ ge, welche davon alsbald ſteif wurde, aufſchwoll und ehe chmerzte, fo, daß ich kein Wort reden konnte. n dieſes uͤbeln Erfolgs wurde mir bange, ich erinnerte mich aber, bey denen Schriftſtellern 55 zu haben, daß die acida en Wirkung die ⸗ | 2 4 jez. 1 ** — \ en. ei: Ich wuſch daher die Jute Zunge mit iure Saft ab, und rieb mit dem nemlichen Saft die Spitze derſelben; worauf ich auch alsbald große Lin⸗ | derung verfpührte, die Schmertzen und Spannungen verlohren ſich, und ich konnte wieder ſtammeln. In einer Viertelſtunde wiederhohlte ich eben das, und fing ſodann etwas leichter zu reden an; und nach⸗ dem ich mich annoch zu verſchiedenen mahlen des Zitronen ⸗Safts bedienet hatte, fo war endlich nach zween Stunden die Zunge wieder völlig frey, und alle Furcht verſchwunden. Vielleicht liegt alſo nur in der Milch der Wurtzel das Gifft verborgen? Die vertrocknete und zu Pulver geftoffene Wurtzel iſt eben auch nicht ſchaͤdlich. Denn ich habe zu verſchiedenen mahlen einen auch zween Gran von dieſem Pulver ohne Schaden genommen. Als ich nun hiervon gewiß verſichert war, ſo habe ich mir folgende Pillen bereitet: Ich nahm friſches Kraut, ſo viel ich wollte, ohne Wurtzel, druckte den Saft aus, lies denſelben nur wenige Augenblicke ſtehen, damit das Unreine 3 ſich zu Boden feste, ſodann lies ich den Safft, bey ſehr gelindem Feuer, unter oͤffterm Umruͤhren, zu einer gehoͤrigen dicken Conſiſtenz einkochen, miſchte alsdenn von dem Pulver des Schierlings, fo viel als noͤthig, | darunter, biß es zu einer Pillen- Maße wurde. Aus 5 Maße habe 1 Es von 2. I 25 e lige * Wenn aus „ einer hinlönglchen 1 9 eine Zeitlaug gekochten W der Safft — Hy aus- . ifo Kapitel; I 1 9 ſer Mittel widerſtünden, und deren Vielen b. Ei 9 0 1 | Vom Schierling. a ausgepreßt wird, ſ0 erhaͤlt man einen zwar nuͤtzlichen, | aber minder wirckſamen Extrackt. Die Pillen koͤn⸗ nen vergoldet oder verſilbert, oder mit verſchiedenen andern Pulvern beſtreuet werden, damit fie den uͤblen Geruch verliehren. So kann auch der nemliche Ex⸗ trackt in Bolos und Mixturen gemiſcht, oder in einer andern ſchicklichen Form gegeben werden, damit dem Patienten der lange Gebrauch nicht eckelhaft und zu⸗ wider werde. Ich ſieng allezeit mit der kleinſten Dioſi an, und gab anfangs nur allein fruͤh und abends eine einzige Pille, den dritten oder vierten Tag gab ich drey. Nach 8. Tagen fieng ich an, des Tages dreymal 2. Stuͤck nehmen zu laſſen, auf dieſe Art ſtieg ich allmaͤhlig immer höher, (wenn es die Noth erfor⸗ derte) bis ich taͤglich zu 1. Drach. oder 17 Drach. ge⸗ 5 kommen war. Niemals habe ich darauf etwas ſchlim⸗ mes bemerckt, ob ich wohl dieſe Pillen auch bey geſun⸗ den Perſonen ein, zwey und mehrere Jahre lang, ſtets fortbrauchen lies. Zuweilen habe ich die Cur ſogleich mit einer groͤßern Doſi dieſer Pillen angefangen, und wenn die Leibes⸗Beſchaffenheit und Kraͤffte der Patien⸗ ten gut waren, anfangs ſogleich zwey bis dreymal des Tags 2. 3. auch wohl 4. Stuͤck dieſer Pillen gegeben. Nichtsdeſtoweniger iſt es allezeit beſſer, mit einer kleinen Doſti anzufangen, und es find. gewiſſe Idioſyncraſien, 7 „ bey welchen die allerunſchaͤdlichſten Mittel Schaden bringen koͤnnen; damit wir nun bey dieſen keine Ge⸗ fahr laufen, und nach und nach von der Natur der⸗ gleichen Patienten eine Kaͤnntnis erlangen, fo muß man erſt den ſicherſten Weg gehen. So oft, als die Pillen vverſchluckt werden, giebt man eine oder zwey Taſſen voll 1715 oder voll Kalbs » 8 nachzutrincken. g 7 RE Wenn 50 a a Wa ep 10 Wenn man das pulvis radicis cicutae mit einer hin; 1 laͤnglichen Menge mucilaginis gummi tragacanthi zu N Pillen macht, ſo bekommt man ein ſehr wirckſames Medicament, bey deſſen Gebrauch man aber auch A mehr Vorſicht vonnoͤthen hat. I" z R a ee Z3obeytes Kapitel. erte eee 190 Von verhaͤrteten Ohren⸗ Druͤſen. „ @ N in ſehr ſchoͤnes Mädchen trug ſeit 3. Jahren 0 Sr an dem lincken Ohr eine ganglid) ſeirrhoͤſe 9 Ohren⸗Druͤſen⸗Geſchwulſt, (parotis) die pur⸗ — purroth ausſahe, und zuweilen ſehr 1 te, zuweilen aber nicht den geringſten Schmertz erreg⸗ te, und in der Groͤſſe eine Manns⸗Fauſt übertra Es wurden von verſchiedenen Aertzten und Wund⸗ äͤrtzten unterſchiedene innerliche und äufferliche Mittel gebraucht, fie waren aber alle ohne Wirckung. Ende, lich lies die Patientin den Hrn. Leber, Wundarzt | bey dem buͤrgerlichen Spital, ruffen, der mich denn mit zur Huͤlfe nahm. Nach ſorgfaͤltig unterſuchten Umſtaͤnden und verſchriebenen Recepten erſahen wir, daß ſowohl innerlich als äußerlich die ſtäͤrckſten auflde ſenden und zertheilenden Mittel angewendet worden. Es war uns alſo von dieſer Art nichts weiter mehr ; übrig, als der Gebrauch des ſpiritus frumenti cum mercurio ſublimato. Wir ſchritten demnach, nach 79 einem vorher aufgelegten Emplaſtro de ladano zu deſ⸗ j | 155 e „und lessen a der Patientin einen | Tranck Von verhaͤrteten Ohren ⸗Druͤſen. 11 0 k aus rad. gram. cichor. tarax. haufig nachtrin⸗ cken. Ob ſie nun wohl 3. Monath lang fleißig von dieſem Mittel gebrauchte, ſo ſpuͤhrten wir demohnge⸗ ö achtet nicht die geringſte Huͤlfe, und nicht die mindeſte Veraͤnderung. Wir beſchloſſen daher, die aus der eicuta bereiteten Pillen zu verſuchen. Ich ſieug des ⸗ halb mit einem Gran des Morgens und Abends zu nehmen, an, lies aber dabey jedes mal ein oder ein paar Thee-Taffen voll von einem infuſo flor. ſambuci nachtrincken. Nach 8. Tagen kam die Patientin voller Troſt wieder, erzehlte und wies uns fe daß die Größe der Geſchwulſt ſowohl kleiner, weicher als beweglicher war. Von der Wirckung dieſes Mit⸗ tels erſtaunt, erlaubten wir der Patientin, welche ihre Schoͤnheit wieder zu erhalten begierig war, gar gerne, daß ſie den Gebrauch deſſelben fortſetzte. Mach Ver⸗ lauf der andern 8. Tage kam ſie wieder zu uns, der Schade war jedoch in dem vorigen Zuſtand. Ich ver⸗ mehrte derohalb die Dofis, und gab früh und abends zween Pillen. Hierauf hatte innerhalb 3. Tagen die Härte über den zten Theil abgenommen; Und als wir die Pillen in der nemlichen Doſi fortbrauchten, ſo war binnen 6. Wochen alle Härte verſchwunden, und nur noch ein ſchlapper weicher Sack zurück geblie⸗ ben. Ich gab daher eine Purgantz, und lies den welcken Sack mit Tuͤchern, welche mit dem aromati⸗ 5 ſchen Rauch aus maſtiche, olibano, myrrha &c. im- bragniret waren, oͤffters reiben, welches von ſolcher guter Wirckung war, daß ohngefehr binnen 6. Tagen der gantze Sack verſchwunden war, und das Maͤd⸗ chen ihre erſte Schönheit gaͤntzlich wieder erlangte. | Jh führte dieſe e wieder ee arts AR / U 1 77 | * 12 — Kapitel... 2 N80 tin zu dem Fe Herrn van Swieten, und ſie Halte tale ihm ihre gantze eee 5 Zbweyte Beobachtung. Von einem krebsartigen Bruſt - e und ſchwaͤrenden Druͤſen unter der Ahle und am Halſe. „ | © Sean (von etlichen 30. Jahren) hatte gels vielen Jahren dieſe Beſchwernis, daß bald unter den Achſeln, bald in der Schoos, bald am Hals die Druͤſen anliefen. Nach dem Gebrauch eines Pflaſters und Laxier⸗Mittels, verſchwanden zwar die⸗ ſe Tumores anfaͤnglich allezeit wieder; Nach einigen Zeit wurden ſie aber hartnaͤckiger, und giengen zu: weilen durch den Gebrauch des Pflaſters in Ge ſchwuͤre über, welche, wenn fie eine Menge eines Ichoris von ſich gegeben, nach einigen Wochen auch wieder ſelbſt zuheilten. Die Patientin kam n — * A \ und nach von Kraͤfften; die Fuͤſſe und Achſel⸗Drüſen liefen an, ja endlich ſchwoll ſelbſt die rechte Bruſt auf, und wurde gantz ſcirrhoͤs. Und als ſodann ein Pflaſter auf die Bruſt geleget wurde, ſo nahm ein hefftiger Schmertz die Bruſt ein, die Haͤrte ver⸗ wandelte ſich in Knoten, und wurde purpurroth, her⸗ nach blaͤulicht, endlich zerriß an zween Orten die Haut, und es kamen zween krebsartige Geſchwuͤre zum Vor⸗ ſchein, aus welchen der ſtinckenſte und fhärffite Ichor 1 heraus floß. Der Schmertz vermehrte ſich täglich gegen Abend ſehr ſtarck. Die Patientin conſulirte verſchiedene Aertzte und Wund⸗Aertzte, brauchte viele en von keinem hatte 15 aber jemalen Linderung 3 befoms | Eu 3 ER Don einem krebsartigen Bruſtgeſchwüre. 13 f bekommen. Endlich kam ſie den 14. Sept. 1757. zu mir; Da ich nun die Umftände wohl erwoͤget hatte, ſo glaubte ich, hier die beſte Gelegenhet zu ha⸗ ben, die Pillen zu verſuchen. Ich gab ihr daher Morgens und Abends zween Stuͤcke, von denen jede Pille einen Gran wog, und lies allezeit von einem Inſuſo foliorum veronicæ nachtrincken. Den 22. Sept. ſahe ich, daß beynahe uͤberall die blaue und ins gelbe fallende Farbe in eine ſchoͤne Roͤthe, folglich in die natuͤrliche Farbe verwandelt worden; die Schmertzen * . weit ertraͤglicher waren, und ſtatt des ſtinckenden Ichoris eine duͤnne dem Eiter aͤhnliche Materie zum Vorſchein kam. Den 2. Oct. war die Farbe beynahe an der gantzen Bruſt natuͤrlich, die Größe und Härte _ kleiner, die Schmergen gering, und der Eiter gut. Den 14. Oct. fieng die Bruſt wieder an zu ſchwellen, roth zu werden, zu ſpannen und von groſſen Schmer⸗ ten gequält. zu werden, fo floß auch, an flatt des Eis ters, ein Ichor aus. Ich bedauerte den fehlgeſchla⸗ genen Ausgang des Verſuchs, indeſſen lies ich doch den Muth nicht ſincken: denn ich entdeckte, nach ge⸗ nauem Nachforſchen, daß die Zeit der monathlichen Reinigung bevorſtuͤnde, und urtheilte, daß die Urſache des Uebels von derſelben hergeleitet werden koͤnne. Ich beredete daher die Patientin, daß ſie ohnunter⸗ brochen den Gebrauch der Pillen fortſetzte. Den folgenden Tag kamen die Menfes zum Ausbruch, * Bruſt ſetzte ſich wieder, die Farbe wurde natuͤr⸗ lich, und die Schmertzen verringert, die Patientin fuhr daher um ſo viel eifriger mit dem Einnehmen fort. Den 24. Oct. fand ich die Bruſt weit kleiner, wee er ein N 8 und befahl ge ok⸗ * 14 e Rapid. page Morgens und Abends Fe Pillen zu nehmen. Den 1 3. Nov. lo eine große Menge guten Eiters aus dem Geſchwuͤr, die Bruſt war kleiner, die Patientin | J * fühlte in derſelben ein oͤfteres Grübeln, und die Tu- mores unter der rechten Achſel fiengen ebenfalls an zu ſchmeltzen, und kleiner zu 11 Den 19. Nov. ü eee die Patientin, daß ihre Menſes zu rechter Zeit gefloſſen, und dabey wieder die Bruſt angeſchwol. | len, und die Schmertzen größer geworden waͤren; fie ließ ſich aber dadurch nicht ſchrecken, ſondern feßte die Pillen beſtaͤndig fort. Als ich die Bruſt befahe, fand ich den Theil uͤber der Warze, in Anſehung der Groͤße, beynahe natuͤrlich. Der Theil unter der Warze aben . war faſt noch wie ein Stein ſo hart, ich gab daher 5 morgens und abends 4. Pillen. Den 2. Dec. kam die Patientin gantz traurig, und klagte, daß ſie wegen der heftigen naͤchtlichen Schmertzen in der Bruſt nicht ſchlafen koͤnne, daß der Appetit gaͤntzlich wegů der Mund bitter ſey, und glutinoͤſe und ſtinckende Ructus vorhanden wären. Die Patientin bekannte aber, daß fie ſelbſt die Schuld diefer Zufälle ſey, in⸗ dem ſie ſagte: ſie habe vor einigen Tagen geraͤuchert Schweinefleiſch und nicht wohl gekochten Kohl gegeſ⸗ . | - fen, von daher habe fie ſogleich ein Drücken im Mas gen, und Sckel und Schmertzen bekommen. Ich ver⸗ ſchrieb deshalb eine Purgantz aus rhei elecli Scrup. ij. erem. tartari Scrup. j. worauf ſie 5. mal zu Stuhle gieng, wieder Appetit und Linderung der übrigen Zu⸗ fälle bekam. Als dieſes geſchehen, gab ich morgens und abends 5. Pillen, jede von 2. Granen, folglich nahm ſie nun eine weit groͤßere Menge, als vorher. Den 18. Dec. ſagte mir die e daß ſie zur 0 Zeit Von einem krebsartigen Bruſtgeſchwůre. 15 Zeit ihrer monathl. Reinigung die Schmertzen kaum demerckt habe, und die Farbe der Bruſt natürlich ge⸗ blieben ſey. Als ich hierauf die Geſchwulſt unter der Achſel unterſuchte, befand ich, daß ſie weit kleiner, und ſehr beweglich war; Die Geſchwuͤre waren rein, und ſchienen zu heilen, der ausflieſſende Eiter war wenig, und von guter Conſiſtenz und Farbe. Die Helfte der Bruſt uͤber der Warze war, in Anſehung der Farbe, Groͤße und Weiche, gantz natuͤrlich; allein die Helfte unter der Warze wollte ſich noch nicht des ben, und blieb noch ſteinhart; es war daher mit Recht an deren Zertheilung zu zweifeln, nichts deſtoweniger verſprach die Patientin, da ſie ſchon ſo großen Fort⸗ gang geſehen hatte, ohne Ablaß dieſe Pillen fleißig zu gebrauchen, und bath, daß ich ſie ihr nicht abſchlagen ſollte. Ich lies alſo morgens und abends 6. Pillen nehmen. Den 24. Dec. hatte die Patientin hefftige Schmertzen in der Bruſt, fie fieng wieder an zu ſpan · 9 nen, und ſtarck roth zu werden. Alle dieſe ſchlimmen Zufälle haben ſich aber, wie die Patientin ſagte, dar⸗ auf eingefunden, weil ſeit 3. Tagen die Geſchwuͤre 1 der Bruſt von einer dicken Borcke verſchloſſen, und der freye Ausgang der Materie gehemmet worden a war. Ich legte daher, zur Erweichung dieſer Borcke, das emplaftrum de fpermate ceti &c. auf die Bruſt, den andern Tag darauf fielen die Borcken ab, und es floß ein ſcharfes Serum aus den Geſchwuren, dar⸗ nach kam Eiter, und bald darauf wurde die Geſchwulſt r Bruſt vermindert, die Roͤthe verſchwand, und aller Schmertz verlohr ſich. Den 5. Jan. ſieng nun endlich auch die Haͤrte unter der Warze, welche bis Au e Bellen hatte, ſich zu zertheilen an, 3 16 TE Repitel. an, die Pott hatte keine Schmertzen und Ul Menftrua ſtellten ſich, ohne einen ſchlimmen Zufall zu erwecken, zur gehörigen Zeit ein. Den 3. Febr. klag⸗ te die Patientin über beſtaͤndige Rufus, Eckel, An. xietates præcordiorum, und über große Schmertzen 5 in der Bruſt, und ſagte: daß ſie dieſes allezeit be⸗ merckte, wenn fie von Huͤlſen⸗Früchten etwas genoͤſſe. Indeſſen fand ich die Bruſt, in Anſehung der Groͤße, Farbe, Weichheit, noch in eben der Verfaſſung, als ſie den 15. Jan. war. Weil ich nun den Magen von Speiſen uͤberladen fand, fo gab ich ihr eine Pur⸗ ganz, welche denn auch mit Nutzen gewirckt hat, her⸗ nach muſte mit dem Gebrauch der Pillen fortgefahren werden. Den 24. Febr. befand ſich die Patientin ziemlich wohl, der Scirrhus unter der Achſel war viel 7 kleiner, und diejenige Härte, welche unter der War; e | der Bruſt ſaß, war weicher anzufühlen, und in Theile getheilt, ich freute mich daher ſehr, daß auch g dieſer fo hartnaͤckige Seirrhus endlich ſich veraͤnderte. Den 13. Mart. traf ich alles in dem nemlichen Zu⸗ 7 ſtande, ohne die geringſte Veränderung, an. Ich rieth ihr daher, daß fie taͤglich 6. Pillen nehmen ſollte. Den 10. April war der Scirrhus unter der Pupilla weich, und konnte man nunmehro keine molecula, oder Theile deſſelben, unterſcheiden, die ulcera waren weit kleiner, ſchoͤner, und der Eiter gut. Den 29. April waren die Umſtaͤnde beynahe einerley. Die Pa⸗ tientin bath aber, daß ich ihr eine Purganz verſchrei⸗ ben ſollte, weil fie etwas Eckel und ein Drücken empfaͤn⸗ de. Ich gab ihr daher 1. Drach. rhei, das eine große Menge einer gallichten Materie ausgefuͤhret hatte, 4 worauf ſich die Patientin wieder wohl befand. Den a 1 7 s 5 von einem Scirrhoi in der Brust. 24. May hatte faſt die gantze Bruſt ihre na⸗ tuͤrliche Weichheit und Groͤße wieder erlangt, die Geſchwuͤre ſiengen au, ſich zu ſchlieſſen, und es kam nur noch etwas weniges „ aber. oh der Farbe als Conſiſtentz nach, guter Eiter zum Vorſchein, ſo war auch der Tumor unter der Achſel ge. ring. Den 3. Jul. war die Bruſt eig natürlich, die Geſchwuͤre ſchloſſen ſich, und der Tumor unter 9 der Achſel war kaum ſo groß als eine Erbſe. Ich f befahl, daß ſie nunmehro die Pillen beyſeite ſetzen, und nach einigen Wochen wieder kommen ſollte, da⸗ mit ich ſehen koͤnnte, ob die Bruſt gut bleiben, oder wieder ſchlimm werden würde, Den 26. Aug. fand ich alles gut, und die Frau gänglich geſund. Ich habe gleich zu Anfang der Cur, hernach in . Monath, und endlich nach gantz vollendeter Cur, dieſe Frau zu dem beruͤhmten Hrn. Baron van Swieten geführt, damit er den Fortgang des Verſuchs ſehen konnte, er ſreuete ſich allezeit darüber, und hatte die Patien- tin jedesmal, nach ſeiner 1 Güngken, mit 5 en a ea N Dritte Beobachtung. . Von einem Scirrho in der Bruſt. 15 Dine Frau von 24. Jahren, 0 im uͤbrigen allezeit 55 $ geſund war, bemerckte ſeit einem Jahr in der e Bruſt ein hartes bewegliches tuberculum, das — allmählich ſo ſehr anwuchs, daß es den 12. Oct. 1758. als ſie zu mir kam, die Groͤße eines Gänfe-Eyes harte, Bey der Unterſuchung fand ich, daß es ein wircklicher See fen | gs gab 3 Po, e und bends ee ip Kapitel | us Abends 3. Pillen, jede von 2. Gran, und befahl, daß ſie ein Infuſum, welches ihr beliebig, nachtrincken ſollte. Den 25. Det. kam ſie wieder zu mir, wo ich denn einen weichern und etwas kleinern Tumorem vorfand; die Patientin bath, ob fie denn kein Pfla⸗ ſter auflegen duͤrfte, allein ich ſchlug es ihr ab, damit ich verſuchen konnte, was die Pillen allein bewirckten, | und erſuchte fie daher, daß fie nunmehro Morgens und Abends 4. Pillen einnehmen ſollte. Den 16. Nov. ſahe ich den Scirrhum in verſchiedene weiche Abbſchnitte vertheilt, und freute ſich die Frau über den gluͤcklichen Fortgang. Sie hatte ihre monathliche Reinigung ordentlich gehabt, und die Pillen auch zur Zeit ihres floxus menſtrui nicht ausgefeßt, weil ſie davon keine Beſchwernis bemerckt hatte. Ich vers ſchrieb eine Purgantz, die ſehr wohl wirckte, und die Bruſt wurde mercklich kleiner. Darnach befahl ich ihr, die Pillen ſortzuſetzen. Den 15. Dec. kam ſie wieder, und ihre Bruſt war beynahe natuͤrlich, nur eine geringe, teigartige Größe war vorhanden. Den ö 3. Jan. war die Bruſt gantz natuͤrlich. Ich verord⸗ 5 daher aufs neue eine Purgantz, und ſeit der Zeit habe ich die Frau nicht wieder geſehen. | 1 Vierte Beobachtung. Von einem Arebogefchwüre in der vent. 15 N J. Monath Aug. 1758. wurde eine Jungfer von 18. Jahren in unſerm Hoſpital an einem morbo acuto curirt, und nachdem ſie wieder zu Kraͤften kam, ſo fuͤhlte fie in der rechten Bruſt hefftige Schmertzen; 85. Bruſt w war aber 10 75 995 einem halben Jahr wie ein Von einem Rerbegeſhwůr! in der Bruſt. 19 ein Stein ſo hart. Ich gab daher Pillen aus dem gummi ammoniaco, ſapone veneto, ſal. polych.rheo - &c. äußerlich aber legte der Wundartzt, Hr. Haffner, ein Cataplaſma aus fap. venet. in Milch aufgeloͤſt, auf. Anfangs giengen die Sachen gut, die Bruſt fieng an, weich zu werden, und die Schmertzen lieſſen nach. Nachhero aber vermehrten ſich die Schmertzen wieder, die Bruſt wurde von neuem hart und roth, endlich ſchwartzgelb, und nach einigen Tagen borſtete die Haut, und es kam ein Geſchwuͤre zum Vorſchein, aus welchem ein garſtiger und gewaltig ſtinckender Ichor heraus floß. Ich lies daher ein Fomentum aus foliis cicutæ auf die Bruſt legen, innerlich aber gab ich Morgens und Abends 3. Pillen, jede von 2. Granen. Noch an demſelben Tage wurden von die⸗ ſen Mitteln die Schmertzen gemindert. Den dritten Tag fieng die ſchwartzgelbe Farbe zu verſchwinden an, und ſtatt des ſtinckenden Ichoris erſchien ein duͤnnes Eiter. Den ſiebenden Tag hatte die gantze Bruſt eine angenehme Roͤthe, das Geſchwuͤre war ſchoͤn; chmertzen, welche des Tags uͤber gering waren, waren nur gegen Abend etwas ſtaͤrcker, und aus dem 85 Geſchwuͤre kam nun ein guter Eiter zum Vorſchein, ſo war auch die Bruſt weicher. Den funfzehenden Tag ſchien das Geſchwuͤre heilen zu wollen, die Bruſt war weit weicher, ihre Farbe beynahe natürlich, und die Schmertzen entweder nur wenig, oder gar weg. Den zwanzigſten Tag war die Bruſt ſehr weich, und das Geſchwuͤre zu. Den vier und zwantzigſten Tag waren heftige Schmertzen gegenwärtig, die ſogleich angefangen hatten, als das Geſchwuͤre zugegangen . Man N zur Tilgung der Schmertzen, zu B 2 dem 5 * * o Rt. b eege Aab, mie 600 dem Opio ſeine Zuflucht nehmen. | Den fünf und z wangszigſten Tag war die Bruſt um die Warze her⸗ um ſehr weich, und eine dunckle Fluctuation zu bemer⸗ cken; des Nachts muſte wegen der großen Schmer ben abermals Opium gegeben werden. Indeſſen feng ich doch mit dieſem Tage an, Morgens und Abends 4. Pillen zu geben, und lies fleißig ein Fomentum aus der Cicuta auflegen. Den acht und zwanzigſten 4 Tag war die Fluctuation deutlicher, und ſodann die Schmertzen am heftigſten, die Patientin bath ſelbſt, 5 die Bruſt aufzuſtechen, welches denn auch auf mein Anrathen von dem hieſigen Chirurgo meines Hoſpi⸗ tals, Hrn. Haffner, geſchehen. Es floß eine Menge eines guten Eiters aus, die Schmertzen lieſſen als⸗ bald nach, und die Bruſt fiel gantz zuſammen, nur 1 allein an dem Umfange fuͤhlte man einige ſcirrhoͤſe Theile, im uͤbrigen war die Farbe der Bruſt natuͤrlich. Als dieſes geſchehen, haben wir außer den Pillen und Fomentation aus der Cicuta nichts weiter applicirt, damit wir erfahren konnten, was dieſe Mittel allein ausrichten wuͤrden. Es kam täglich eine zien 6. Menge eines guten Eiters zum Vorſchein, und die ſeirrhoͤſen Portiones zertheilten ſich fo geſchwind, daß den 40. Tag faſt nichts mehr von denſelben uͤbrig war. Das nun reine Geſchwuͤre fieng daher an zu heilen. Den funfzigſten Tag war die Bruſt geſund, und das Geſchwuͤre mit einer Narbe bedeckt. Die Patientin N wurde alſo gantz allein mit dieſen Pillen und dem | Fomento aus der Cicuta wieder vollkommen geheilt, ſo iſt auch niemals von dem Fomento und den Pillen eine ſchlimme Wirckung bemerckt worden, der Leib war Fr offen, ii gehörig beſchaffen, ausgenommen DEREN an 1 N 15 Von einer Verhaͤrtung der Bruſt. 21 em denjenigen Tagen, wo das Opium gegeben wor⸗ den. Zu Ende gab ich der Patientin eine Purgantz, die mit ſehr gutem Nutzen 4. Sedes verurſfachte. Endlich kamen nach 3. Tagen zum erſten mal ohne eintzige Beſchwerniß die Menſes zum Vorſchein, wege ‚Yale denn, völlig geſund, das Hoſpital verließ. Fuͤnfte Beobachtung. Von einer Verhaͤrtung der Bruſt bey einer e ſtillenden Srau. 8 Eu Frau von 28. Jahren bemerckte 6. Wochen nach ihrer letzten Niederkunft in der rechten Bruſt eine Härte und Schmertz, und ihr ſaugendes Kind wollte an dieſer Bruſt nicht anziehen. Anfangs hatte ſie weiter nichts, als Tuͤcher, mit einem aromati⸗ ſchen Rauch impraͤgniret, aufgelegt. Da ſie aber die Härte zunehmen, und die Schmertzen ſich vermehren ſahe, ſo legte ſie ein Pflaſter auf die Bruſt; allein die Bruſt wurde davon roth, und die Schmertzen ſo hegftig, daß die Krancke weder Tag noch Nacht ſchlaf⸗ fen konnte. Endlich kam im achten Monath ein Die ber, großer Durft und ſchwere Reſpiration dazu, weshalb denn die Mutter ſammt dem Kind in ein Ho⸗ ſpital gebracht wurde. Ich verordnete alsbald, das Kind von der Mutter abzuſondern; allein daſſelbe at weder gegeſſen noch getruncken, fondern ſchryge ih beftändig gantz krafftlos; ſo bald man es aber wieder an die Bruſt legte, war es ſtill, und ſchlief hernach ſanft. Man konnte alſo dem Kinde die Milch der Mutter erlauben. Weil das Fieber ſtarck, der Fu voll und litt war, a ich eine Ader öffnen. 4 hne Kapitel- 8 Auf die e Bruſt legte ich ein 1 Cataplaſma, und lies als eine Artzney und zum ordent⸗ \ lichen Getrände ein decodtum refolvens nitroſum tein- cken. In 2. Tagen war der Schmertz in der Bruft ſehr gemildert, und das Fieber gaͤntzlichweig. Eben dieſe Mittel lies ich noch 3. Tage lang fortbrauchen, und alsdenn war beynahe der Schmertz weg, und die Härte blieb einerley, indeſſen kam das Fieber nicht wieder. Ich veraͤnderte deshalb die Artzney⸗Mittel, und lies nunmehro aͤußerlich ein Catsplaſma aus Sa- pone veneto, in Milch aufgeloſt, überlegen; 5 atzen aber gab ich folgende Mixtur: 11 440 | — Rec. Sapon. venet. unc. AR „ 1 Solv. in aq. flor. famb, lun. „ 15 dein adde ,, Sal. polychr. drach. ER 9 Syr. de Cichor. c. rheo unc. nf. NI. S. Alle 2. Stunden eine une davon zu u \ | men. Fe + Als nun 10. Tage lang 1 unteuah v von deer Mix⸗ 5 tur gebraucht worden, fo fand ich an der Bruſt nichts veraͤndertes, und die Patientin bekam allmaͤhlig einen 5 Eckel uͤber dieſes Artzneymittel. So fiengen auch bey 1 dem ſonſt geſunden Kinde die Hals⸗ Druͤſen anzulaufen, und ſich zu verhaͤrten an. Ich gab deshalb der Mut⸗ ter dreymal des Tages 3. Pillen einzunehmen, und befahl, eine große Menge von einem Infulo flor. famb. nachzutrincken. Innerhalb 8. Tagen bemerckte ich ſchon, daß die Bruſt an ihrer Ober⸗Flaͤche weicher ges 1 worden, und die ua daß fi ſreyer wefpie \ | rirte, | Von einem Arcbs am Munde. 23 rirte, „und der Urin haufiger floͤße. Das ſaugende Kind empfand davon nicht die geringſten Zufälle. Nach g. Tagen fand ich den Scirrhum der Bruſt in verſchiedene Abſchnitte zertheilt; Das Kind verfiel in eine geringe Diarrhaͤe; und die Mutter lies nicht mehr ſo viel Urin von ſich. Den 14. Tag war die Bruſt ganz taigicht, die Patientin hatte guten Appe⸗ tit, und fo wie zuvor auf gewoͤhnliche Art täglich) offes nen Leib. Bey dem Kind aber ge noch der gelin⸗ de Durchfall an, es wurde aber dadon nicht geſchwaͤcht, und die Hals⸗Druͤſen erlangten allmaͤhlich ihren na⸗ ruͤrlichen Zuſtand wieder. Den 24. Tag war die Bruſt beynahe natuͤrlich, und das Kind wurde nun nicht mehr von der Diarrhaͤe geplagt. Den 30. Tag gab ich der Mutter ein Drachma Rhabarber, wornach ſie trefflich purgirte, und nach etlichen Tagen verlies ſie, | völlig geſund, ſamt dem gefunden Kind, das Hofpie tal. Die Doſis dieſer Pillen habe ich nicht ai es waren täglich 9. Stuͤck hinlaͤnglich. Sechſte Beobachtung. roch einem Krebs am Munde. inen Mann von vier und ſechtzig Jahren hatte der heßliche Krebs die ganze Gegend, von dem | ‚linden Windel des Mundes an, biß zu dem Ohr, eingenommen. Alle und jede angewandte Mittel hate ten den Schaden im geringſten nicht gehemmt; ſelbſt die Peruvianiſche Rinde hatte nichts ausgerichtet. Ich gab daher Morgens und Abends 6. Pillen mit dem Infufo flor. ſambuci, und aͤuſſerlich legte ich das ee Wrobel Kg Den erſten Sg a: B 4 hatte — — 4 19 Zweytes Bepil hatte der Patient keine Linderung, den andern aber lieſſen die Schmertzen nach, der Patient hatte die Mache über geſchlafen, und das Geſchwuͤre ſtanck nicht mehr ſo hefftig. Den dritten Tag floß aus dem Ge⸗ ſchwuͤre eine Menge ſcharfe Jauche, und die zuvor ſehr angeloffenen Lippen ſetzten ſi ch. Den vierten Tag kam weniger Jauche zum Vorſchein, ſo war auch der | Geſtanck geringer. Den fuͤnften Tag floß ſtatt der Jauche ein duͤnner Eiter aus, und das Geſchwuͤre ſchien noch ſo ziemlich rein. Den ſechſten, ſiebenden, achten / neunten Tag bemerckte man eben das. Die Schmertzen waren gering und der Appetit gut. Den 10. Tag wurden die Schmertzen wiederum hefftiger, g die Lippen des Geſchwuͤrs waren geſpannt, g eſchwol⸗ len und ſehr rorh. Den 12. Tag floß aufs neue eine Menge Jauche aus dem Geſchwuͤre, worauf ſich die Schmertzen milderten, und die Geſchwulſt der Lippen ſich verkleinerte. Den 13. Tag war das Geſchwuͤre wieder garſtig, roch haͤßlich, und verurſachte u Schmertzen. Den 14. Tag vermehrte ich die Doſin der Pillen, und gab morgens und abends 8. Stuͤck. Den 15. Tag jauchte das Geſchwuͤre ſehr ſtarck, die Schmertzen nahmen aber ſehr ab. Den 16. Tag war guter Eiter da, und der Patiente klagte uͤber keine Schmertzen mehr. Den 17. Tag ſchien das Geschwüre rein zu ſeyn, der Eiter war gaͤntzlich gut, und der Schmerz war weg. Den 18. Tag beobachtete man das nemliche. Den 19. Tag kamen aufs neue wie⸗ der große Schmertzen zum Vorſchein, und die Lippen des Geſchwuͤrs liefen an, weshalb denn der verdrieß⸗ 0 Inn 9 7 Aa Land eg, und ſech amen ue | anver⸗ IN‘ Von einer Verhaͤrtung in der Bruſt. 25 anvertraute; allein, dieſer richtete mit allen feinen Pflaſtern und Träucken ſo viel aus, daß der Krebs in kurtzer Zeit beynahe das gantze Geſichte einnahm, und dem elenden Patienten innerhalb 3. Wochen den Tod verurſachte. Bey dem Gebrauch der Pillen wur⸗ de dem Krebs Graͤntzen geſetzt, denn er griff weder in die Weite noch in die Tiefe um ſich; er wurde aber rt ſchimmer, da der Patient von denen Pillen ablies. Siebende Beobachtung. Von einer Verhaͤrtung in der say Es adeliche Dame hatte ſich auf der 8200 die Flinte etwas hefftig wider die rechte Bruſt ge⸗ ſtoſſen. Sie hatte zwar davon keinen ſonderlichen Schmertz; allein, nach einigen Wochen bemerckte ſie in der nemlichen Bruſt ein Tuberculum, in der Groͤße einer Erbſe. Dieſes Tuberculum wuchs ohne Schmertz Et allmählig fe an, daß es groͤßer als eine welſche Nuß wurde. In dieſem Zuſtand ſchickte die Dame nach mir. Nachdem ich nun ihre Umſtaͤnde erwogen, ſo gab ich ihr alsbald morgens und Abends 3. Pillen. Nach 8. Tagen kamen ſie wieder zu mir, ich fand aber bey der Unterſuchung der Bruſt nichts veränderliches, 5 Den 16. Tag zeigte ſich das Tuberculum an der Ober⸗ flaͤche weicher, und empfand die Dame nirgendwo in der Bruſt einen Schmertz; Bey dem Gebrauch dieſer Pillen hatte fie täglich wider Gewohnheit 2. biß 3 mal dünnen Stuhlgang, indeſſen wurden dadurch die Keäffte nicht geſchwächt, noch der Appetit verderbt. In Zeit von einem Monath ſchien das Tuberculum n weicher NR weit beweglicher. Nach Verfluß 925 B 5 N 26 Zpeptes Kapitel. 1 50 des fehl Monaths war daſſelbe beynahe um die A Helffte kleiner und weich, ich rieth daher, die Pillen fleißig fortzubrauchen; Allein, ich habe von der Zeit an dieſe Dame nicht wieder geſehen. Waͤhrenden Gebrauchs diefer Pillen war fie beſtaͤndig geſund, ihre Menſes floſſen ordentlich, und ſetzte fie dieſelben auth wäaͤhrendem Abfluß derſelben nicht aus, weil fie keine ſchlimme Zufaͤlle von denſelben bemerckt e 05 0 . Achte Beobachtung. Von einem verborgenen Krebs in der Brut, der in eine gute Vereiterung übergieng, durch Verſehen der Patientin . * 2 Wo toͤdtlich wurde. N ®: ine Frau von 43. Jahren kam den 22. Mot. 4 SI 1759. zu mir, und zeigte mir ihre lincke Bruſt, die ziemlich groß, ſteinhart und unbeweglich war, roth und ſchwartzgelb ausſahe, und ſehr ſchmertzte; Dabey konnte ſie den Arm dieſer nemlichen Seite, | wegen des Schmertzes der Bruſt und Geſchwulſt der Achſel⸗Druͤſen nicht bewegen, ihre Reſpiration war bey 1 dem Gehen ſchwer, kurtz, und mit einem trockenen Hu⸗ 1 ſten verbunden. Aus allen Zeichen konnte man ſchlieſ⸗ 3 ſen, daß ein verborgener Krebs zugegen war. Sie ſchob die Schuld und den Urſprung auf ihren Mann, der ſie, EN vor einem halben Jahr, mit dem Ellebogen hefftig wi⸗ y der dieſe Bruſt geftoffen hatte, wovon bald hernach ein Tuberculum entſtanden, das endlich ſo a 0 gewor⸗ den, und in einen Krebs übergegangen war. ( Ehe d noch dieſer Frau ein Medicament verordnete, führte 4 ich ſie zu dem Herrn Baron van Swieten, der denn, und a nach e e den Umſtand vor ſchwer Von einem verborgenen Krebs in der Bruſt. 27 und vor wuͤrdig hielt, mit demſelben einen Verſuch zu machen. Er rieth, daß ich ihr taͤglich morgens und abends 3. Pillen geben, und die Frau alle 14. Tage zu ihm ſchicken ſollte, damit er ſich auf dieſe Art von der Wirckung derſelben vergewiſſern koͤnne. Den 30. Mertz kam die Frau wieder zu mir, und ſagte: ihre Schmerzen waͤren zwar geringer, im uͤbrigen aber die Bruſt in ihrem erſten Zuſtande verblieben. Ich befahl ihr daher, ihre Bruſt zu entbloͤßen, worauf ich denn ſogleich wahrnahm, daß die Farbe der gantzen Bruſt ſich geandert hatte, denn derjenige Theil der Bruſt, welcher vorher purpurroth geweſen, hatte nunmehro eine angenehme roͤthliche Farbe, und dieje⸗ nigen Stellen, welche ſchwarzgelb und ſchwaͤrtzlich was ren, fielen nunmehro ins purpurrothe, ja die Bruſt war ſogar, nach der Achſel zu, weicher; ich rieth da⸗ her, daß ſie den Gebrauch der Pillen fleißig fortſetzen ſollte. Den 6. April führte ich ſie zu dem Herrn van wieten, er freuete ſich ungemein uͤber die gluͤckliche Wirckung dieſes Artzney⸗Mittels, denn da er vorher die deutlichſte krebsartige Farbe an der Bruſt geſehen hatte, ſo fand er ſie nun in die natuͤrliche Farbe ver⸗ andert, die Bruſt war nur noch an einigen Orten ſchoͤn roth, und nirgend blaue oder ſchwartzgelbe Flecken mehr. So bezeugte auch die Frau, daß die Schmertzen weit geringer, die Reſpiration waͤr nur noch ſchwer, und mit einem trockenen Huſten verbun⸗ den. Herr van Swieten fand die Bruſt dey dem Befühlen an dem Rand herum weicher und kleiner, er beſchenckte deshalb die Frau mit Geld, damit ſie deſto munterer mit dem Gebrauch der Pillen fortfah⸗ ren ſollte. in 12. Il war die Bm wieder 7 uf er weis 4 | — 18.5 | 4 OR! ag Sweytes Bebi 00. * # — weicher und etwas kleiner. Allein uͤber der Wanze wat 8 ein gewiſſes Spatium von 3. Zoll lang und 2. breit, das ſich auf keine Weiſe veränderte, und ſehr roth f und unbeweglich war. Ich befahl daher der Pati. entin, morgens und abends 5. Pillen zu nehmen. Den 20. April gieng ich mit der Frau abermals zu dem Herrn Baron van Swieten, wo ſie denn, uͤber manchmal zum Vorſchein kommende heftig 1 . nagende und brennende Schmertzen klagte; ihr 3 ſten war etwas heftiger, und wie die Patientin ſagke, der Schmertz in der Bruſt bey dem Huſten am groͤß⸗ ten, gleich als ob die Lunge an der Bruſt d hieng, und 10 | dieſelbe beym Huſten einwaͤrts zoͤge. Im übrigen war diejenige anderthalb Zoll breite Portion der Bruſt nach der Achſel zu, in Anſehung der Weichheit, Farbe und Geoͤſſe, gantz natuͤrlich. Daher ſagte der Herr Baron van Swieten, die Haͤrte der Bruſt ſey wie Eis geſchmoltzen. Nichts deſtoweniger war der Tu⸗ nun dem trocknen Huſten in etwas begegnet wurde, mor uͤber der Warze unverändert geblieben. Damit ſo verordnete ich auſſer denen Pillen noch ein Decockt aux rad. alth. fol. alth. und tyr altheæ. Den 27. April beklagte ſich zwar die Patientin noch über den nehm⸗ lichen Huſten und uͤber die nehmlichen Schmertzen, a allein ſie bemerckte doch auch, daß ſie ihr Leibgen weit feſter zuſchnuͤren konnte, als vor 14. Tagen, wor⸗ aus fie denn ſchloß, ihre Bruſt muͤſſe kleiner ſeyn. Wir fuhren daher mit der Doſi der Pillen und dem Gebrauch des Decockts fort. Den 4. May begaben wir uns wiederum zu dem Herrn Baron van Swie⸗ ten, die Bruſt war, bis auf diejenige Haͤrte, welche übe der Wartze feſt ua: den Ribben ſaß, Feiner won 3 * U en N \ Bi N | | Von einem verborgenen Krebs in der Bruſt. 29 weicher. Den 18. Map befand ſich die Patientin noch beſſer, der Huſten war weniger beſchwerlich, der Schmertzen mittelmäßig, und die Bruſt weicher. Nur die Härte über der Warze war noch einerley; allein, es wurde mit dem Huſten ein zacher Speichel ausge⸗ worffen. Den 1. Jun. freute ſich der Herr van Swie⸗ ten ungemein, als er ſah, daß die Bruſt wenigſtens z kleiner war. Allein die Patientin beklagte ſich uͤber naͤchtliche Schmertzen, und daß ihr der Huſten des Nachts Beſchwernis verurſachte. Der Herr Baron rieth daher, daß die Patientin abends von der maſſa ‚Pig, de eynogloſſa nehmen ſollte. Den 15. Juni kam die Patientin vergnuͤgt wieder zu mir, und ſagte: daß fie nunmehr wohl ſchlief, ſel⸗ ten huſtete, und faſt gar keine Schmerzen mehr häts te; Die Reſpiration war etwas freyer, und ſie hat⸗ te einen purulenten Auswurf. So ſieng auch Die. Härte über der Warze an weich zu werden. Den 29. reſpirirte die Patientin noch freyer. Der puru⸗ lente Auswurf war leichter, nur die Härte über den Warze war in einerley Zuſtand. Ich legte daher aͤußerlich ein Fomentum aus foliis cicutae auf. Den 13. Julii kam ſie wieder, und klagte, daß nach bm gebrauchten Umſchlag die Härte über der Warze zu f De anfieng. Da ich nun die Bruſt betrachten te, fo ſahe ich, daß an einem kleinen Fleck das Ober⸗ 9 häutlein abgegangen, und die Haut geborſten war, und daraus ein ſcharfer Ichor abflos. Als ich mich ſorgfaͤltig um die Urſache bekuͤmmerte, ſo geſtand die Patientin, daß ſie ein unangenehmes Jucken und Grübeln in der Bruſt empfunden, und daher theils mit den Aigen 8 = RR ſich mit dem n 5 den f N i Ei 95 30 3ßweytes Kapitel. den harten Theil der Bruſt ſtark gerieben hätte, von dieſer Zeit an habe ſie nun das ſtarke Brennen und den Ausfluß des Ichoris gemerkt. Ich befahl dem⸗ nach, den Umſchlag fortzubrauchen, und morgens und abends 8. Pillen zu nehmen. Den 20. Julii war ſchon ein ziemlich tiefes Geſchwuͤre vorhanden, die 4 Lippen des Geſchwuͤrs waren ſchwarzgelb der Shoe ſtank gewaltig, die Schmerzen waren groͤf er, und die Patientin ſpuckte mit unter Eiter aus. Den 27. Julii war das Geſchwuͤre noch tiefer, allein die Schmerzen hatten nachgelaſſen, der ausflieſſende Ichor ſtank, und es war kein Eiter vorhanden; aus dem Geſchwüre kamen aber breite, lederartige, harte Broͤ⸗ ckelchen zum Vorſchein, es ſchien daher die Härte uͤber der Warze, welche biß hieher bey allen Mitteln hartnaͤckig war, ſich durch die Exfoliation zu vermin⸗ dern. Der purulente Auswurf war häufig, der Hu⸗ ſten erweckte aber allezeit indem Geſchwuͤre eine Span⸗ nung und große Schmerzen. Die Lippen des Ge⸗ ſchwuͤrs erlangten allmaͤhlich ihre natürliche Farbe wieder. In dieſem Zuſtand nahm ich die Patientin in mein Hoſpital, der Chirurgus, Herr Haffner, ver⸗ band ſie des Tags zweymal, und füllte das Geſchwuͤr mit Charpie aus, welche zuvor mit dem infufo eicu⸗- tae benetzt worden. Es kamen caͤglich verſchiedene u lederartige Stuͤckchen heraus, und der Tumor wur⸗ de viel kleiner, die Patientin hatte keinen Schmer; mehr, ſchlief ohne Opio, nur den Tag über huſtete ſie oͤfters, und warf purulenten Speichel aus. Den F. Aug. kam in dem Geſchwuͤre Eiter zum Vorſchein, der Geſtank war beynahe ganz weg, und die Harte | Wade e die Vereiterung Verringert, die e | | des Von einem verborgenen Krebs in der Bruſt. 3 des Geſchwuͤrs waren rein, und hatten die beſte Far⸗ be, die Kräfte der Patientin waren noch fo ziemlich, der Auswurf freyer, und die Reſpiration weit leich⸗ ter. Den 16. Auguſt fuͤhrte ich die Patientin aber⸗ . mals zu dem Herrn van Swieten, der ſich denn ver⸗ wunderte, daß der vorher hartnaͤckige Scirrhus nun⸗ mehro durch eine gutartige Suppuration ſich ver⸗ minderte, und gab uns die groͤßte Hoffnung, daß das Geſchwuͤr, wenn die noch gegenwaͤrtige wenige Haͤrte gar verzehrt worden, vielleicht von ſelbſt zuheilen wuͤr⸗ de. Und gewiß, es gieng auch alles gut von ſtat⸗ ten, und waren ſchon viele Zeichen der Geneſung vorhanden. Den 24. Aug. klagte die Patientin aufs neue uͤber das oͤftere Huſten, und uͤber die daher kommenden großen Schmerzen in der Bruſt, wobey ſie ſagte: daß die Bruſt wie an eine Schnur gebunden ſey, und, bey dem Huſten, mit dem heftigen Schmerz nach der Bruſt⸗Hoͤle zu gezogen wuͤrde. Die Naͤch⸗ te waren daher abermals unruhig, wir muſten dem⸗ nach wieder zu dem Opio unſere Zuflucht nehmen. Nach deſſen Gebrauch befand ſich die Patientin wie⸗ der wohl, hatte Appetit, die Kraͤfte wurden ſtaͤrker, der Huſten war minder beſchwerlich, und der puru⸗ lente Auswurf leichter. Den 2. Sept. gegen 8. Uhr des morgens ſahe ich die Patientin in gutem Zuſtand vor dem Bette herum gehen, ohne daß ſie weder über Schmerzen noch Huſten klagte. Eben denſel⸗ ben Morgen wurde ihr von guten Freunden Wein gebracht, den die Patientin, da ihre Freunde weg waren, in den nuͤchtern Magen begierig hinein goß, worauf ſie alsbald ſchwindlich wurde, ſich erbrach, umfel, und in wenig Minuten Wes Haß 232 Swweytes Map Fin ite. K Nach dem Tode hatten wir in der karten ind Wehen. Hirnhaut verſchiedene variföfe Venen gefunden, und das Cerebellum wurde von einer Menge eines klump⸗ richten Gebluͤts zuſammen gedruͤckt. Der mittlere Lappen der linken Lunge war ganz ſcirrhoͤs und ſchwer, der obere aber theils ſcirrhoͤs, theils ausgeſchworen. 5 Alle beyde Lappen aber mit dem Bruſtfell vorwärts feſt verwachſen, ſo, daß ſie ohne Verletzung nicht da⸗ von abgeſondert werden konnten. Das Geſchwuͤre war rein, die Bruſt⸗Muſculn ganz geſund, die Lip⸗ pen des Geſchwürs hatten die beſte Farbe, und ſien⸗ gen an, ſich wieder mit den benachbarten Theilen zu vereinigen, und ſich mit einander zu ſchlieſſen. Man wuͤrde daher an der gaͤnzlichen Heilung dieſes Img ſchwuͤrs nicht haben zweifeln koͤnnen. Neunte Beobachtung. Von ſcirrhoͤſen und krebsartigen a Druͤſen. "N Ein Frau von 23. Jahren hatte ſeit 2. Sabre. | um den ganzen Hals herum geſchwollene und ſcirrhoͤſe Druͤſen, die Dicke des Halſes war daher beynahe dem Kopf gleich. Verſchiedene von dieſen Druͤſen waren von einem krebsartigen Geſchwüre zer⸗ nagt. Die Patientin hatte, von allen denen in groſ⸗ ſer Anzahl verſuchten, und von verſchiedenen Aerz⸗ ten und Wundaͤrzten angerathenen Mitteln, nicht die geringſte Huͤlfe verſpuͤrt, und kam endlich in unſer Ho ſpital. Der geſchickte Wundarzt, Herr Haffner, legte aͤußerlich alle diejenigen Mittel auf, welche die n anzeigte und Medalke Ich gab ge aͤufi⸗ | N x & je. * f 1 4 ” ’ | 9 i - 7 Von krebsartigen Sals⸗Druͤſen. 33 haͤufige Decockta und Pillen aus gum, ferulac. ref. ling. ſancti, ſap. venet. terra fol. tartari, mafla pil, extr. cath. &c. welche Arzuneymittel denn 5. Wochen lang aufs fleißigſte fortgebraucht wurden. Allein, ich bemerckte ge 1 05 die geringſte Veraͤnderung des Schadens. ie Geſchwuͤre gaben beſtaͤndig einen ſtinckenden und 1 Ichorem von ſich, ja die ichoroͤſe Materie fraß ſogar die wembranam cellulo- Sam an, und verurſachte tiefe Sinus und Fiſtuln. In Betrachtung deſſen gab ich den fpiritum frumenti cum mercurio ſublimato. Allein die re bemerckte darnach einen Schmertz in der Bruſt, fieng an zu huſten, und klagte uͤber ein Brennen an dem Bruſt⸗ bein, obwohl eine große Menge Decockt dabey getrun⸗ cken wurde. Nichts deſtoweniger habe ich doch die⸗ ſen Spiritum bis in die vierdte Woche fortbrauchen laſſen, weil die durch den Gebrauch dieſes Spiritus entſtandenen Zufaͤlle hernachmals weit gelinder gewor⸗ den; allein, es entſtund alsdenn ohne Linderung eine gelinde Salivation. Ich ſetzte daher den Gebrauch dieſes Mittels beyſeite, und legte äußerlich ein Fomen⸗ tum aus der Cicuta auf, und gab außer einem infufo aus heder. terr. veron. agtimon. &c. annoch täglich dreymal 4. Pillen. Den 6, Tag lieſſen die Schmer⸗ zen nach, die braun und blaue Farbe der exulcerirten Diruͤſen verwandelte ſich in eine angenehme Rothe, der Ichor verſchwand, und ſtatt deſſen kam ein dünner Eiter zum Vorſchein. Den 10. Tag war die Geſchwulſt des Halſes und der Druͤſen noch weit kleiner, die Ge⸗ ſchwuͤre ziemlich rein, der Eiter gut, und die Patientin ſchlief ruhig, hatte guten Appetit, und nicht die ges | 9 nen DR 210 dag waren 2255 einige Geſchwü⸗ * „ e Repitel ee; Geſchwuͤre mit einer Narbe bedeckt, die I des Halſes war weit kleiner, die Druͤſen waren viel natuͤr⸗ licher, und die Sinus nicht mehr ſo tief. Ich verordnete demnach, daß die Patientin hinfuͤhro taͤglich 3. 1 6. Pillen nehmen ſollte. Den 32. Tag waren die u m⸗ ſtaͤnde abermals beſſer, die mehreſten Sinus hatten ſich geſchloſſen, und fanden ſich nur noch an der lin. cken Seite zween große callöfe Fiſtuln, welche, nach⸗ dem ſie geoͤffnet wurden, mit eben dem Fomento, und den nemlichen Pillen, in Zeit von 14. Tagen geheilt waren; ſodann erlangten beynahe alle Glanduln ihre naturliche Beſchaffenheit wieder, und konnte man nir. gend mehr eine ſcirrhoͤſe Härte entdecken, hier und da bemerckte man nur noch einige taigartige Tubercula. Ich gab ſodann eine Purganz aus Rhei drach. ſ. Scam- mon. gr. vüj. Sal, polychr. gr. xv. die 6. Sedes bewirck⸗ te, und die Patientin nicht ſchwaͤchte. Nachher gab ich noch zween Wochen lang täglich Zmal 6. Pillen zu nehmen, aͤuſſerlich wurde nichts weiter aufgelegt. Nach dieſen verfloſſenen zween Wochen war die Pas tientin vollkommen geſund. Dieſelbe hatte ſtets zur gehörigen Zeit ihre Menſes, und verurſachten die Pil⸗ len nicht die geringſte Hindernis dieſes Blutfluſſes. Ich behielt dieſe wieder hergeſtellte Frau annoch bey 3. Wochen lang in dem Hoſpital, damit ich ſehen koͤnnte, ob die Glanduln nicht wieder aufſchwellen, oder ob die vielleicht zu frühzeitig gefchloffenen Sinus wieder aufbrechen würden. Allein die Frau blieb ge⸗ ſund, ich ſchickte ſie deshalb aus dem Spital, bath ſie aber, daß ſie wieder zu mir kommen ſollte, ſo bald ſie nur die geringſte Geſchwulſt bemerckte. Nun gehet es aber ſchon in den e daß ich ſie nicht geſehen 8 99975 . Neude f . Von einem Rrebe in der Bruſt. 5 3 3 Zehende Beobachtung. Von verhaͤrteten Druͤſen unter der Rinlade. Eier Jungfer von 18. Jahren waren die Glandu- læ ſub maxillares ſcirrhös geworden, und war jede derſelben faſt wie ein Huͤhner⸗Ey groß. Ich gab ihr daher morgens und abends 6. Pillen, die ſie einen gantzen Monath lang ohne allen Nutzen gebraucht hatte. Erſt in der ſechſten Woche fiengen die Ge chwülſte an, ſich zu erweichen, und zu verkleinern. Endlich nahm man in dem gantzen Umfang der Ge⸗ ſchwulſt eine taigartige Weichheit wahr. In der ſiebenden Woche fieng ich an, kaͤglich zmal 6. Pillen nehmen zu laſſen, dabey gab ich alle 8. Tage eine purgans rhabarbarinum. Auf dieſe Art wurde dieſe ß Patientin in Zeit von 3. Monathen vollkommen wie⸗ der hergeſtellet. Eilfte Beobachtung. Von einem Krebs in der Bruſt. Eve Frau von 67. Jahren hatte 2. Jahre 50 8 | nen haͤßlichen offenen Krebs in der linden Bruſt, der einen ſo großen Umfang hatte, daß deſſen ober⸗ ſter Rand beynahe biß an die untere maxillam reichte. Der untere Rand aber bis zu dem Bauch herunter⸗ gieng. Der beruͤhmte Herr Baron van Swieten, der Decanus, Herr Ditman, der Profeſſor der Ana⸗ tomie, Herr Gaſſer, und Profeſſor der Chirurgie, Herr Jaus „und noch andere, welche in dem Unis verſitaͤts⸗Collegio einem chirurgischen Examine bey⸗ | oe haben dieſe elende Frau zuerſt geſehen, 7 C 2 es Se: vert Bap. 88 9 ſie den 20. Junii 1759. zu mir ee Die bb a Bruſt war ſchwartzgelb, und hoͤckericht, der ausflieſ ſende Ichor ſtanck haͤßlich, und ſie hatte weder Appe⸗ tit, noch wegen der Schmertzen einigen Schlaf. Ich verordnete alſo der Patientin taͤglich morgens und abends 4. Pillen zu nehmen, und aͤuſerlich legte u, des Tags uͤber, ein Fomentum ex foliis cicutz, des Nachts aber das emplaftrum diapompholigos auf. Den 28. Juni kam fie wieder, und erzählte mit vielem Vergnuͤgen, daß ſie nun nicht mehr fo viel. Schmer⸗ a Gen hätte, des Nachts gut ſchlief, auch nicht mehr 0 — eeinen ſolchen Geſtanck, wie zuvor, bemerckte. 22. Julii war wieder alles gut, und klagte die Patien ?“ N Als ic ich nun die Bruſt unterſuchte, ſo fand ich, ſtatt des Ichoris, einen guten Eiter. Den 6. Julii war die Farbe der Bruſt hellroth, der Eiter gut, die Ge⸗ : ſchwulſt hatte abgenommen, der Geſtanck war gering. Die Patientin verſprach daher, eifrig fortzufahren, und ſagte unendlichen Danck. Den 14. Julii war der Krebs viel kleiner, der Eiter gut, kein Geſtanck mehr da, die Farbe ſchoͤn, und ſagte die Patientin; daß ſich zuweilen große Stuͤckgen von der Bruſt ab? geſondert, und heraus gekommen wären, daß allezeit, uͤber den andern oder dritten Tag, eine ſehr große Menge Serum aus der Bruſt lief, und daß nachher die Groͤße derſelben mercklich zuſammen fiel. Den tin nicht die mindeſte Beſchwernis. Nachher fuhrte | ich dieſe Patientin, da eben examen medicum war, abermals in das Collegium. Der beruͤhmte Herr: van Swieten, der Herr Decanus, und alle uͤbrige Profeſſores der Artzneygelahrheit, welche dieſelbe zu⸗ vor geſehen hatten, e die Augen u 1 | ckung Von einem Brebs in der Bruſt. i | Kuna und geſchwinde Veränderung. Denn die Farbe der Bruſt war gut, der Geſtanck weg, der Eiter ſchoͤn, und die Größe des Krebſes um die Helfte kleiner. Der Herr van Swieten beſchenckte hierauf die Patientin mit Geld, und vermahnte ſie freundlich, daß ſie ja fleißig mit dem Gebrauch der Pillen fortfahren ſollte. Den 3. Aug. war die Bruſt wiederum kleiner, allein die Naͤchte waren wegen der gegen Abend zum Vor⸗ ſchein kommenden Schmertzen unruhig; es wurde da⸗ her ein ſchmertzſtillend Mittel gegeben, welches gar bald alle Unruhe ſtillte. Das Fomentum aus der Cicuta, und die Pillen, wurden in der nemlichen Doſi fortgebraucht. Den 5. Aug. war die krebsartige Blruſt noch etwas weniges größer, als eine Manns⸗ Fauſt; der ausflieſſende Eiter war ſchoͤn, der Geſtanck weg, und die Kräffte nach Beſchaffenheit des Alters gut. Den 26. Aug. giengen wir wieder zu dem Herrn van Swieten, er ſah mit Vergnuͤgen, wie alle u n. ſtaͤnde ſo gut waren, und gab die groͤſte Hoffnung, daß vielleicht der Krebs in wenig Wochen (wenn es fo fortgieng) aänglich geſchmoltzen ſeyn würde. Den 2. Sept. befand ſich die Patientin uͤberall wohl, und der Krebs war nicht mehr, wie eine Fauſt, ſo groß. | Den 6. Sept. ſchickte fie zu mir, und lies mir fagen: daß, als ſie des Morgens auf der Gaſſen, um Obſt zu verkauffen, geſeſſen hätte, fo habe fie, von einem plotzlich entſtandenen Wind, eine gewaltige Kaͤlte durch ihren gantzen Leib verſpuͤhrt, darauf ſey alsbald ein hefftiger Leib⸗Schmertz, und nach dieſem ein ſtar⸗ cker und ſchmerßhaffter Durchfall, mit Verluſt der Kraͤffte, erfolgt. Ich befahl, daß fie ſogleich von dem e der pi len ablaſſen e und verordnete G3 |, « zaͤhlige Scirrhi ſaſſen, und von welchen die mehreften 4 boͤßartig exulcerirt waren. So war auch ihre lincke Bruſt gantz ſcirrhoͤs, und an dem Theil, nach der Ach⸗ ſel zu, von ſchwartzgelber und purpurrother Furbe. Sa daſelbſt floß aus einem engen Loche eine Menge chen Kranckheit ſchicken. Den andern Morgen lies Von ſcirrhoͤſen Druͤſen am Hals, in der Se, i | D. 4. April 1759. ſchickte der Herr Profeſſor 1 1 bi 38 * zweytes Kapitel, 4 4 an ſtatt derſelben ſolche Mittel, welche ſich zu derglel⸗ 5 De fie mir Nachricht geben: daß der. Bauch⸗ Fluß und die Schmertzen noch eben fo hefftig wären, und durch ö N den Stuhlgang Blut abgieng, dabey habe fie großen Durſt, und öfftere Ohnmachten. Auf diefe Nahe richt begab ich mich mit dem Wund - Arge, Herrn Leber, noch an denſelben Morgen zu ihr, und wand⸗ te alles dasjenige mit der groͤſten Sorgfalt an, was ich ſowohl innerlich als äußerlich vor nützlich hielt; b allein, es war mit allen vergebens. Den 3. Tag wurde das Geſicht leichenhafft, und den 4. gab dieſe Elen⸗ de ihren Geiſt auf. Nach dem Todt ſchnitte Herr Leber die Bruſt ab, und trug ſie, weil abermals ein Examen medicum war, in das Collegium. Herr van Swieten und alle Profeſſores ſahen ſodann die ge⸗ ſchwinde und gute Wirckung in dieſem deſperaten Fall, 4 bedauerten aber, daß der glücfliche Fortgang des Ver⸗ ſuche Rn einen zufälligen Todt geſtoͤhret „ a Zwoͤlffte Beobachtung. und unter der Achſel, welche kreten und exulcerirt waren. Haen eine Frau zu mir, an deren Hals un⸗ eines brennenden und freſſenden ee heraus. Ueber⸗ | = Von ſeirrhoͤſen Druͤſen am Zals. 39 Ueberdies waren annoch ſowohl unter der Achſel, als in der Schoos, viele Scirrhi von verſchiedener Art anzutreffen. Ich gab dieſer Frau gleich anfangs des Tags 3mal 4. Pillen, und lies ein Infuſum herbæ ve⸗ ronicæ nachtrincken. Den 14. Tag kam die Patien⸗ tin wieder, und ſagte: daß nach dem Gebrauch der Pillen die exulcerirten Scirrhi weit mehr gejaucht - ‚hätten, indeſſen habe doch der Ichor bey dem Aus⸗ fluͤſſen nicht das geringſte Brennen auf der Haut erre⸗ get. Die vorherige ſchwartzgelbe Farbe der verhärtes ten Druͤſen war nunmehro natuͤrlich, oder hellroth, ſo waren ſie ſelbſt auch viel kleiner, und die Bewegung des Halſes und der Druͤſen groͤßer. Die Patientin hatte ebenfalls unter den Achſeln Linderung, denn ſie konnte die Arme leichter bewegen, und ohne Schmer⸗ gen, (welches vorher unmoͤglich war) genauer an den Leib bringen. Die ſchwartzgelbe und blaue Farbe in der Bruſt war faſt gantz verſchwunden, und die Bruſt weicher, dabey kleiner, und aus der engen Oeffnung an derſelben floß guter Eiter aus. Ich glaubte alſo, man muͤſſe in der nemlichen Dofi mit den Pillen forte fahren, und gab ihr daher eine ſolche Menge mit, welche auf 3. Wochen zulangte, damit die weit ent⸗ fernt wohnende Patientin nicht alle Tage kommen duͤrfte. Nach dieſen verbrauchten Pillen kam fie wie⸗ der, viele Scirrhi waren ſchon gäͤntzlich verſchwunden, und die meiſten Geſchwuͤre mit einer guten Narbe be⸗ deckt. Die Tubercula unter der Achſel, und in der Schoos, waren klein, alle beweglich, und auf keine Art ſchmertzhaft. Die Bruſt war faſt natuͤrlich, weich und hart, und konnte nur noch etwas weniges Eiter 5 aus der Sefinung gedruckt werden. * Me: ur als 10 5 C 4 denn — f 2 40 . boepes Kapitel. URN. denn auf einen gantzen Monath Pillen mit, nch ohne die Doſis zu vermehren. Nach Verfluß des Monaths kam die Patientin wieder, und fragte: ob fie die Pillen annoch fortſetzen ſollte, weil ſie weder am Hals, noch unter den Achſeln, und in der Schoos, noch in der Bruſt, weder Schmergen noch Beſchwer⸗ nis mehr empfaͤnde. Ueberdies waͤren alle Geſchwuͤre geheilt, und die Seirrhi fo klein, daß fie dieſelben oh⸗ ne alle Beſchwernis tragen koͤnnte. Da ich nun die Bruſt betrachtete, ſo fand ich ſie gantz natuͤrlich, die Oeffnung war wohl zugeheilt, und das Tubereulum gegen die Achſel bemerckte man kaum, ſo klein war es. Die Geſchwuͤre des Halſes hatten feſte Narben, die Scirrhi waren entweder gäntzlich weg, oder doch ſo klein, daß kaum der ſiebende Theil davon mehr uͤbrig war. Unter den Achſeln fand man noch ein oder zwey Tubercula, in der. Größe einer Erbſe, die übrigen aber waren alle weich und natürlich. In der Schoos, ſagte die Frau, waͤre alle Geſchwulſt weg, und koͤnne ſie nun frey herum gehen. Ich gab aufs neue auf 4. Wochen Pillen mit, und befahl, daß ſie nach ihrem Verbrauch wieder kommen ſollte; N ich erwarte fie noch biß jetzo. Dreyzehende Beobachtung. Yon verhaͤrteten Ohren⸗ und Hals⸗ Dei 5 mit krebsartigen Geſchwůren. | Ei Jungfer von 18. Jahren hatte ſeit vielen Jah⸗ ren Parotides, und ſo ſehr angeſchwollene und ſtirrhoͤſe Druͤſen des Kienbackens, und des gantzen \ u „daß der Hals die Dicke des Kopfs weit ß | 1 „ af, Von verhaͤrteten Ohren⸗ und Sals⸗Druͤſen. gr traf. Die von denen geſchickteſten Aertzten und Wund⸗ Aertzten verordneten Artzney-Mittel hatten nicht das geringſte geholfen. Ja die mehreſten derſelben fien gen an, ſchwarßzgelb zu werden, zu ſchmertzen, und end-. lich in krebsartige ſtinckende Geſchwuͤre uͤberzugehen. Es kam hierzu noch ein naͤchtlicher Schweiß, Verfall der Kraͤffte, und Abzehrung. Ob nun wohl dieſe Pa⸗ tientin von denjenigen, in deren Dienſt ſie war, ſehr geliebt wurde, ſo muſte ſie dem ohngeacht, wegen ſo abſcheulicher Geſchwuͤre, und unertraͤglichen großen Geſtancks, und der daher befürchtenden Anſteckung, in unſer Hoſpital gebracht werden. Ich und der Wund⸗ Artzt, Herr Haffner, fanden zwiſchen dieſen Scierhis und Geſchwuͤren unzählige Sinus und Fiſtuln, übers dies war die Patientin ungemein ſchwach, und klagte, daß ſie wegen der naͤchtlichen Schmertzen niemals ſchlafen koͤnne. Es muſte daher des Abends Opium ein⸗ genommen werden. Allein, des Tages uͤber gab ich amal 3. Pillen mit infuſo hederæ terreſtris ſcabioſæ ve- ronicæ und vieler Milch. Aeußerlich applicirten wir ein Fomentum aus der Cicuta. Den 3. Tag waren die Schmertzen ſchon viel gelinder, der Ichor flof ö ſtaͤrcker, und zwar ſchaͤrfer, aber weniger ſtinckend, ſo hatte ſich auch der Hals etwas geſetzt. Den 8. Tag kam guter Eiter zum Vorſchein, die mehreſten Druͤſen waren be⸗ weglicher worden, und fieng die Patientin ohne Opio zu ſchlafen an, fo war auch der naͤchtliche Schweiß nicht mehr ſo heftig. Den 14. Tag war der Eiter faſt uͤberall gut, und die ſcirrhoͤſe Geſchwuͤlſte kleiner. Sodann vermehrte ich die Doſis der Pillen, und gab morgens und abends 4. Stuͤck, dabey wurde das Fo⸗ menkum aus der Ciecuta fab ee Den 5 6 E 4 SR Bw weres Bepiel. eee eee 30. Tag il der Nachtſchweiß gäntzlich . 4 viele Sinus waren ſchon geſchloſſen, die Geſchwuͤre hatten die beſte Farbe, und einige derſelben lieſen ſich ſchon zur Heilung an; indeſſen waren doch noch 3. calloͤſe Fiſtuln vorhanden, welche durch das chirurgi⸗ a ſche Meſſer aufgeſchnitten werden muſten. Den 40. Tag hatten ſich ſchon einige Geſchwuͤre geſchloſſen; si die übrigen gaben guten Eiter, die Geſchwulſt des Halſes war weit kleiner, und die Patientin hatte wie ⸗ der Appetit und Kraͤffte. Den 60. Tag waren faſt | alle Geſchwuͤre zu, der Hals hatte ſich geſetzt, die Farbe der Haut war natürlich, und alle Druͤſen kleiner und beweglicher; allein über dem lincken Schlüffelbein hieng ein Scirrhus, der größer als ein Gaͤnſe⸗Ey war, welcher bey dem Anſtoſſen den Klang eines Knorpels gab, und eben dieſer Tumor wurde die gantze Zeit x über, durch den Gebrauch dieſer Mittel, auf keine Weiſe verändert. Den 74. Tag wurden viele Sie rhi in verſchiedene Abſchnitte zertheilt vorgefunden; an der lincken Seite des Halſes gieng aufs neue eine Druͤſe in ein Geſchwuͤre über, und gab drey Tage lang eine eiterigte Materie von ſich; nachher fiel der gantze Sack zuſammen, und in wenig Tagen war es mit einer Narbe geſchloſſen. Den 90. Tag hatte der Hals an verſchiedenen Orten eine natuͤrliche Weichheit und Groͤße, und war kaum der zehnte Theil der Geſchwulſt noch übrig. Allein der Scirrhus über dem Schluͤſſel⸗ bein verblieb in einerley Zuſtand; da er indeſſen be⸗ weglich war, und der Krafft aller Mittel widerſtund, ſo wollten wir ihn mit dem Biſtouri wegnehmen; x allein, die Patientin gab es nicht zu, ſondern verlies, 15 3 al nun wieder e genug hatte, und den Hals ohne von Sahra Ohren⸗ und Sala Dein. a3: f | ohne Beſchwerden bewegen konnte, unſer Seite und wanderte zu den Ihrigen. Zwey Monathe lang ſetzte ſie ſodann alle Artzney⸗Mittel aus, und dieſe gantze Zeit über find die Seirrhi weder größer noch kleiner geworden. Endlich kam ſie wieder zu mir, und bath: ob es denn nicht angieng, die Pillen bey ihrem Dienſt zu gebrauchen? Ich gab ihr alsbald mein Jawort, und täglicy morgens und abends 3. Pillen einzunehmen mit. Nach 3. Wochen, als die Pillen verbraucht waren, kam ſie wieder zu mir, und ihre Seirrhi waren kleiner und beweglicher. Zu Ende der 5. Woche war die Patientin wieder da, und zeigte mir mit großer Freude, daß der allerhartnackigſte Scirrhus über dem lincken Schluͤſſelbein, den wir vorher vor cartilaginoͤs hielten, nunmehro kleiner, und in 6. Knoten getheilt war. Ich bewunderte den Effect, den ich ſo lange Zeit gewuͤnſcht hatte, und rieth ihr, nunmehr morgens und abends vier Pillen zu nehmen. Nach 4. Wochen ſahe ich die Patientin abermals, und alles war noch gut. Nunmehro braucht ſie in den ffuͤnfften Monath dieſe Pillen, und nimmt dermahln täglich zmal 6. Stuͤck, fie verſpuͤhrt daher nicht das geringſte Uebel, iſt robuſt, ſchlaͤfft wohl, hohlt freyen Athem, das ſie vorher nicht gekonnt hatte, hat guten Appetit, täglich, auf eine natuͤrliche und wohlbeſchaffene | Art, offenen Leib, die zuruͤckgebliebenen Scirrhi wer. den allmaͤhlig kleiner, und alles verſpricht eine zwar 1 me, 9 aber. gängliche m ch 5 u ur Vier⸗ - tig verwunderte, indem nun ſchon mehr als die Hefe _ | r ” 7 1 — 3 oo PER SALE Mar: ei „ — 7 . * 12 „ RR. | POLE weytes Kapitel. 4795 1 8 | Vierzehende e Von einer verhärteten Bruſt bey eden, Be en 2. Sept. 1779. kam eine rb bol! 40. Jah⸗ nz ren, deren rechte Bruſt vor 6. Wochen ange⸗ ſchwollen, und in einen Scirrhum uͤbergegangen war, zu mir. Der gelehrte Medicus, Collin, der mich damals mit ſeiner Gegenwart beehrte, hatte dieſe Frau gleichfalls geſehen. Ich gab ſogleich im Anfang täge lich zmal 3. Pillen, und befahl, daß ſie nach 8. Tagen wieder kommen ſollte. Sie kam auch ſodann voller Troſt wieder, denn ihr Scirrhus war weicher und beweglicher. Ich rieth ihr, fleißig mit dem Gebrauch der Pillen fortzufahren. Nach 3. Wochen ſtellte ich es an, daß bey der Wiederkunft der Patientin der Herr Collin wiederum zugegen war, der ſich denn uͤber die geſchwinde Wirckung bey dieſer Frau bens — — 0 te des Scirrhi verſchwunden war. Sodann gab ich ihr eine auf einen gantzen Monath hinreichende Men⸗ ge von Pillen, damit die Patientin, welche beynahe eine Stunde weit von mir abwohnte, nicht allzuofft zu mir kommen duͤrffte. Nach dieſen verbrauchten Pillen war der Scirrhus kaum noch ſo groß, als ein Ey. Hierauf verſchrieb ich eine Purgantz, und ver⸗ ſorgte fie auf den kuͤnfftigen Monath mit Pillen. u Ende deſſelben erwartete ich die Frau mit Verlangen, N ich habe fie nicht wieder geſehen. e } ven i ee 45 Funfzehende Beobachtung. Von einer ſcirrhoͤſen, veneriſchen, Hoden⸗ Ge⸗ ſchwulſt, mit einem Krebs, am maͤnn⸗ lichen Glied. A Sam von 53. Jahren hatte ſich durch einen unreinen Beyſchlaf eine veneriſche Kranckheit zugezogen, und dieſelbe, theils aus Schamhafftigkeit, theils aus Mangel der Mittel, verabſaͤumt. Endlich ſchwoll ihm der lincke Teſticul an, und ſchmertzte hef⸗ tig, und wurde gantz feirchös. Das menibrum vi- rile wurde ſo groß, daß es die Groͤße eines penis equini weit übertraf. Nachher wuchſen an dreyen Orten aus dem Membro ſchwammichte Auswach⸗ ſungen heraus, welche in kurtzer Zeit in den haͤßlich⸗ ſten Krebs uͤbergiengen. Selbſt das Scrotum war von einem krebsartigen Geſchwuͤre angefreſſen, der gantze lincke Teſticulus blos, exulcerirt, und hieng krebsartig aus dem Scroto heraus. Der Patient konnte daher weder ruhig liegen, noch vor Schmer⸗ zen ſchlafen, noch weniger aber herum gehen. Er wurde demnach bey dieſen gefährlichen Umftänden in unſer Hoſpital gebracht. Als nun ich und der Wund⸗ Artzt, Herr Saffner, dieſe Theile unterſuchten, io: > konnten wir kaum vor Geſtanck bleiben; Der inde aus dem Scroto haͤngende Teſticulus war gantz krebs⸗ artig, und größer als 2. männliche Faͤuſte. Man durfte weder den Penem, noch das Scrotum, noch den Teſticul ſtarck angreifen, denn es kam alsbald darnach eine Menge Blut zum Vorſchein. Der Pa- tient wurde wegen der Schwäche oͤffters ohnmächtig; Der Geſtanch war aber aß hefftig, 5 daß wir ihn bey * En — 2 46 7 PER Bapirik N . andern Krancken nicht laſſen konnten, a in ein beſonder Zimmer legen muſten. Anfangs gab ich | täglich anderthalb Unzen von der Fieber-Rinde, das ° mit auf diefe Art die Schärfe verbeſſert, und das Verdorbene von dem Geſunden abgeſondert wuͤrde. Allein der Patient wollte den 4. Tag die Rinde, man moͤchte ſie in einer Form geben, in welcher man woll⸗ te, nicht weiter mehr nehmen, ſo haben wir auch da⸗ von weder die geringſte Linderung, noch Veraͤnde⸗ sad rung bemerckt. Die Kräffte des Patienten nahmen vielmehr ab, und der Appetit verlohr ſich gar. Bey dieſem deſperaten Caſu beſchloß ich alſo, die Pillen und das Fomentum aus der Cieuta zu verſuchen. Ich gab daher gleich anfangs des Tags uͤber 3. mal 6. Pillen, und ließ die leidenden Theile auf das fleife ſigſte mit dem Fomento bähen. Noch an demſelben Abend ließen die Schmertzen nach, und der elende Patient fieng von ſelbſt zu ſchlafen an. Den an⸗ dern Tag waren ſchon einige faule Stickgen abge⸗ ſondert, der Penis hatte ſich geſetzt, und der Geſtanck war nicht mehr ſo groß. Den 3. Tag war alles noch beſſer. Den 4. Tag gaben alle krebsartige Ges ſchwuͤre guten Eiter, der Penis hatte mehr als den Iten Theil von feiner Größe verlohren, fo war auch der Teſticul kleiner und weicher, die Geſchwuͤre hat- ten eine ſchoͤne Farbe, der Patient ſchlief ohne Pare⸗ gorico, und fieng an, Appetit zu bekommen. Den 8. Tag hatte der Penis faft feine natuͤrliche Größe wieder, die Frebsartigen Theile waren ſehr viel ver“ beſſert, und der Eiter blieb überall gut, von deem Scroto fielen große Stuͤcken ab, der Teſticul war Ban und kaum noch 0 groß, als ein Ey. Den 12. > 1 — | > 1 f De ven einer ceirrh. v vener. Soden Befehl 47 12. Tag war wiederum alles beſſer. Den 18. Tag war weiter nichts krebsartiges mehr zu ſehen, der Teſticulus hatte die natuͤrliche Groͤße und Weichheit wieder, und das, was von dem krebshafften Ge⸗ ſchwuͤre weggefreſſen war, ſah man wieder hervor wachſen. Die Lefzen des Scroti hatten die beſte Farbe, und fiengen an, ſich zu vereinigen; an dm Pene wurden nunmehro, ſtatt der krebshafften Aus⸗ wachſungen, ebene und reine Geſchwuͤre vorgefun⸗ den. Alle Verrichtungen des Patienten waren beſ⸗ fer, und die Kraͤffte ſtaͤrcker. Mit dieſen Pillen, (und zwar in einerley Doſi) und der Fomentation aus der Cicuta, habe ich bis an den Zoſten Tag con⸗ tinuirt, ſodann war das Scrotum gaͤntzlich geheilt, und die Geſchwuͤre des Penis weit kleiner und (hir ner. Indeſſen wurde der Patient täglich gegen Abend von einem unangenehmen Jucken uͤber den gantzen Leib geplagt, ich habe daher die fernere Cur mit antiveneriſchen Mitteln geendiget, damit nicht das im Blut ſitzende veneriſche Gifft andere ſchlim. me Folgen erwecken moͤchte. In dieſem Fall haben alſo die Pillen und das Fomentum mehr geleiſtet, als man jemals hoffen konnte. Der gelehrte Feld⸗ Medicus, Herr Kollmann, der Wund⸗Artzt des buͤrgerlichen Spitals, Hr. Leber, der Frater Ab⸗ don, Wund Artzt bey denen barmhertzigen Bruͤ⸗ dern in der Leopold⸗ Stadt, und andere von meinen Freunden in dieſer Kunſt, denen ich dieſen Patien» - | ten gezeiget hatte, haben ſich über die geſchwinden, und kaum glaublichen Wirckungen der Cicuta ge | BO verwundert. 8 Sc 1 — „ Km + 17) ER We 5 389 Sushte ie Scchzehende Dose = 5 Von fiſtuloͤſen Geſchwuͤren am S Ex, Frau von 36. Jahren hatte an der iucken Seite des Halſes, aus einer unbekannten Urſa⸗ | che, 2. Fiſtuln bekommen, welche fo viele und bes - wundernswuͤrdige Sinus verurſachten „ daß der ge⸗ ſchickte Wund⸗ Artzt, Herr Haffner, mit feiner Sonde, bis zur Zunge, zu dem Bruſt⸗Bein, un zwiſchen dem Schlund und der Luft⸗Roͤhre zur ent gegengeſetzten Seite des Halſes fahren konnte, und was noch wunderſamer war, ſo waren annoch diefe Sinus auf den gantzen Leib herum vertheilt. Denn als man in die Fiſtuln Injectiones brachte, fobe merckte die Patientin, daß fie vorwärts, biß zur Hertz⸗Grube, und hinterwaͤrts, biß zu denen Len⸗ den, drungen „ welches der brave Wund⸗Artzt gar leicht glaubte, denn er muſte meiſtentheils 6. Unzen von der Injection einſpritzen, ehe dieſe Sinus aus⸗ gefuͤllt wurden. Um nun dieſen Schaden zu heilen, verſuchten wir alles, was uns zutraͤglich ſchien, und was die beſten Schriftſteler in dergleichen Fällen an⸗ gerathen 0 1 Allein wir . 1 ee. nne tis und andern Mice, nene gemattert ar 0 ten, ſo erfolgten gewaltige Schmertzen und Abzeh⸗ rung des Koͤrpers. Aus dieſem Grund beſchloſſen ich und der Herr Haffner, die Cicuta bey dieſer Pa⸗ tientin zu verſuchen. Wir bedeckten daher mit dem Fomento aus der Cicuta den gantzen Hals und Ruͤ. cken. 0 Haffner ſpritzte taͤglich 2. mal song ge Bu | Von einer Vabertung der Lebe, 49 lind ein schwaches Infuſum Cicutae in dieſe Fiſtuln und Sinus, wobey die Patientin morgens und abends 6. Pillen nahm. Gleich an dem erſten Tag wur⸗ den die Schmertzen gemildert, und die Patientin fchlief- ohne Opio, welches vorher niemals geſchehen war. Den 3. Tag bemerckte der Wund Artzt, daß dieſe Fiſtuln ſchon weniger Injection einnahmen. Den 10. Tag befand ſich die Patientin wohl, und alles ſchien zu heilen. Den 14. Tag konnten nur kaum 2. Unzen eingeſpritzt werden. Die Patientin klagte aber ein Spannen im Ruͤcken, ein Brennen an dm Bruft- Bein, und eine Trockenheit in dem Munde Ich rieth daher, die Injectiones aus der Cicuta zu unterlaſſen, und blos allein mit gantz gelindem Druck ein Decoctum hordei mit Roſen⸗ Honig einzuſpritzen. Nachdem dieſes geſchehen, fo war innerhalb 8. Tas gen alles geheilt, und die Fiſteln mit feſten Narben bedeckt. Die Frau blieb hernach noch 6. Wochen in dem Hoſpital, und haben wir niemals den She den wieder auf brechen ſehen. Siebenzehende Beobachtung. Von einer Verhaͤrtung der Leber. Din Mann, dem, nach einem zu zeitig vertriebenen Quartan⸗Fieber, forn auf dem Unterleib, eine Hirte von einer Spanne lang, und einer halben Span⸗ ne breit, entſtanden war, wurde in unſerm Hoſpital in Zeit von 4. Monaten, blos allein mit dieſen Pillen, und dann und wann gegebenen Purgantibus, curirt. Sodann habe ich annoch zween andere ähnliche Fälle in meinem en gehabt, bey welchen die Eur mit \ D dieſen 2 36% weſtes Kapitel. dieſen ao ebenfalls glücklich ablief. 5 eben net: N Pillen haben einen Scirrhum in der Leber aufge⸗ loͤßt, und die daher entſtandene Gelbeſucht vertrieben. Allein dabey wurde zugleich häufig Molcken getrun⸗ cken. Wenn aber nach kalten Fiebern die Miltz auf- ſchwillt, und deren Subſtantz ſchwammicht wird, ſo thun die Pillen weng, es helffen alen ae andere 4 Die! nicht, % 4 Achtzehende Beobachtung. Von einem Staar, wobey der Scans 1 N heilſam wer. 4 ey einem 50. jährigen Mann, der wegen des Staars an beyden Augen blind war, und in meinem Hoſpital an einem hitzigen Fieber curirt wur⸗ 5 de, bewirckten dieſe Pillen ſo viel, daß er innerhalb zween Monathen nicht nur allein herumgehen, ſon⸗ dern auch die e und 91100 ee N 5 konnte. 130 Neunzehende Beobachtung. Von einem anfangenden Staar. N &; iner Jungfer von 22. Jahren wurde, wegen ei⸗ | nes an beyden Augen ſich anfangenden Staars, das Geſicht ſo ſchwach, daß ſie, ohne genaue Auſmerck⸗ 5 ſamkeit, kaum mehr allein gehen konnte. Durch den Gebrauch dieſer Pillen aber wurde, binnen zween und einen halben Monath, der anfangende Catarackt gaͤntzlich zertheilt, und das Geſicht wieder fo gut, daß ſie nun die feinſte Nadel einfaͤdeln, und auf das beſte Panter kann, Der e Leber hat dieſe 5 i 14 zZ — AN | N 1 Von einem ſcirrhoͤſen Kropf. . f zu dem Herrn Baron van Swieten geführt, damit er dieſe Geſchichte hoͤren, und die Wirckung der Reer we Be moͤchte. 5 Zwanzigſte Beobachtung. Von einem ſcirrhoͤſen Kropf. 5 Frau von 25. Jahren hatte einen feirchöfen Kropf, der nicht nur den fördern Theil des Halſes einnahm, ſondern auch biß in die Hoͤhle der Bruſt eingedrungen war, und die Reſpiration beſchwerlich machte. Durch den Gebrauch dieſer Pillen wurde der Kropf in Zeit von 4. Monathen, theils durch die Vereiterung, theils durch eine gutartige Zertheilung, 2 verzehrt, und die Reſpiration freyer gemacht. Zugleich wurde ein an dem linken Schenckelbein ſitzendes tie⸗ 15 boͤsartiges Geſchwuͤre geheilt, das biß hieher der raft aller Arzneymittel wiederſtanden, und den fleiſ⸗ ſigen Wundarzt meines Spitals, Herrn Saffnern, . uber ein halb Jahr lang gemartert hatte. | Dieſes find alfo diejenigen Verſuche, welche ich mit gluͤcklichem Erfolg unternommen habe; ich koͤnnte zwar noch mehrere anfuͤhren, allein, da ſie noch nicht geendiget ſind, ſo glaube ich, ſie noch mit Stillſchwei⸗ gen übergehen zu koͤnnen. Damit aber meine Ver⸗ ſuche nicht allein vorgebracht. werden, und ich nicht allein Cicero in meinem Hauſe ſcheine, ſo werde ich och mit wenigem der Verſuche anderer in dieſer Nun beruͤhmten Maͤnner gedencken. N 8 waren 3. Schweſtern, von denen zwey an aufs - | geſchwollenen und ſeirrhoͤs gewordenen Halsdruͤſen e ud, en, die a der Herr van Swie⸗ - = on — > — 52 e Rapitel. HN 15 9 niemals einen ſchlimmen Zufall bemerckt, obſchos 15 — ten, Praͤſes unſerer Facultaͤt, mit dieſen Pillen ges rettet, und wieder hergeſtellt. In einem ähnlichen Fall, wo beynahe die Huͤlfsmittel unſerer Kunſt, wie wohl vergebens, erſchoͤpft worden ſind, und woſelbſt die electriſche Krafft nichts ausgerichtet hat, hat der berühmte Leibmedicus, Herr Keſtler, vortreffliche Wirckung von dieſen Pillen wahrgenommen; f ſeine Patientin lange Zeit täglich bis 30. Stück len, jede von zween Granen gebrauchte. T dem Soldatenſpital in der Leopoldſtadt war ein Soldat, dem an der rechten Parotide ein Scirrhus! von ſolcher 1 Groͤße heraus wuchs, daß er, an det nemlichen Seite, * das ganze Geſicht, bis zu dem Auge, einnahm. Dieſet 5 Scirrhus drohete mit großem Schmerz, mit der gel- ben, blauen und ſchwaͤrzlichen Farbe, und andern ſchlim⸗ men Zeichen, den . Krebs, und die daraus d folgende Verzehrung. Der gelehrte Feldmedicus, Johannes Kollmann, der über dieſes Spital . | ſetzt iſt, nahm ſodann meine Pillen in Gebrauch, und legte einen Umſchlag aus der Cicuta auf. Wor⸗ a auf ſich denn nicht nur in kurzen die Furcht vor den Krebs legte, ſondern auch die ſcirrhoͤſe Geſchwulſt binnen wenig Wochen fat gänzlich zertheilt wurde. Der gute Soldat, der die geringen uͤbrig gebliebenen ö Verhaͤrtungen für nichts achtete, wollte nunmehr nicht weiter im Spital bleiben, ſondern gieng, da 8905 im | übrigen geſund war, zur Armee. Eine adeliche: verſchwieg auf drey Jahre lang einen wee Krebs in beyden Bruͤſten. Endlich wurden die Schmertzen allzuheftig, es erſchienen daher in den 5 gelbe und blaue Beulen, welche haͤßliche * ‚ Reben | Vom Schierling ah 5 7 Krebsgeſchwuͤre verkuͤndigten. Hierdurch wurde ſie bewogen, den geſchickten Stadt⸗Arzt, Herrn Joſeph Poͤck, ruffen zu laſſen, und ihm ihr Uebel zu entde⸗ cken; Nachdem dieſer den Schaden beſehen, ſo beſchloß er alsbald, meine Pillen anzuwenden, mit denen er auch ſo viel bewirkte, daß, innerhalb 3. Wochen, nicht nur alle Schmerzen nachlieſſen, ſondern auch die ſchwaͤrz⸗ liche und blaugelbe Farbe verſchwand, und eine natuͤr⸗ liche Farbe wieder zum Vorſchein kam. Nach eini⸗ gen Tagen ſetzten ſich die Beulen. Und in anderthalb Monathen fieng die Härte der Bruͤſte, in der Ober⸗ flaͤche, weich zu werden an. Nach zween Manathen war ein großer Theil der Härte: in verſchiedene kleine Abſchnitte zertheilt, die nach einem gegebenen Laxir⸗ mittel gar verſchwanden, und die Groͤße der Bruſt verminderten. Da dieſe Dame ſo vorzuͤgliche Wir⸗ kung ſahe, ſo nahm ſie auf das fleißigſte, und mit dem groͤßten Zutrauen, dieſe Pillen ein, und bezeugte, daß ſie, von dem Gebrauch dieſer Pillen, nicht nur in der Bruſt Linderung verſpuͤhrte, ſondern auch von einem Brechen und Magenkrampf, der ſie zuvor des Tages etlichemal geplagt hatte, ingleichen auch noch von gewiſſen rhevmatiſchen Schmerzen, welchen ſie oͤffters unterworfen war, befreyt worden ſey. Allein, bey dem beſten Fortgang dieſes Verſuchs ſchlug eine inflammacoriſche hitzige Krankheit dazu, die ihr den Todt verurſachte. Das bey dieſer hitzigen Krankheit zu verſchiedenen malen abgezapfte Blut war allezeit ſpeckigt, und ſehr feſt und zähe; Man hat ſich daher nicht (wie einige wollen) zu fuͤrchten, daß dieſe Pillen das Blut in einen faulen Liquor auflöfen. Dieſe Dame em viele Werbe lang taͤglich 30. Pillen eingenom⸗ D 3 men, A 54 bp Rapiti, e men, und ame über ſchlimme Zufälle geffage: > Serdinand Leber, Wundarzt bey dem bürgerlichen Spital, der nicht nur, wegen ſeiner ſchoͤnen Erfahrung in der Wundarzneykunſt, ſondern auch wegen ſeiner geſchwinden Dienſtwilligkeit, ſowohl gegen Arme als Reiche, ſehr zu loben iſt, hat ebenfalls mit dieſen Pil⸗ 6 len verſchiedene Verſuche gemacht. Er hat die harte naͤckigſten Scirrhus in verſchiedenen Theilen des Lei⸗ bes damit aufgeloͤßt. Verſchiedene Krebſe ſowohl au 5 den Bruͤſten, als auch im Geſicht, an den Augen, an der Naſe ꝛc. damit ertraͤglicher gemacht, auch einige voͤllig damit geheilt. Alle ſeine Patienten hatte er dem Herrn van Swieten gezeigt, damit derſelbe von dem Erfolg gewiß ſeyn moͤchte. Eben dieſer Herr CLoeber hat dieſe Pillen in verſchiedenen Augenfehlern mit gutem Nutzen gegeben, allein bey ſehr eingewur⸗ zelten alten Schäden waren u emeiniglich unwirk⸗ ſam. Allein Verſuche ſind erlaubt. Inzwiſchen hat Herr Leber mit mir bemerkt, daß alle diejenigen, weblche bey dem Staar, oder anderer Verdickung der Augen ⸗Feuchtigkeiten, dieſe Pillen gebraucht hatten, wenn auch gleich die Cur nicht gluͤcklich ausſchlug, je⸗ doch niemals darnach ſchlimmer worden. Die Erfah⸗ rung hat dahero gelehrt, daß dieſe Pillen ſolchen Krankheiten nur allein Graͤnzen ſetzen, und iſt es zu dem Ende genug, wenn man ſodann nur morgens | und abends zwey Stuͤck davon einnimmt. Allein, manchmal iſt die Wirkung ſehr langſam, und erſt im Iten, aten Monath merklich; Man muß daher nicht } ſogleich verzagen, wenn fi, nach ae Pillen in eini⸗ gen Wochen nichts verändert. Da ich dieſes ſchreibe, en eine Frau von ach 30. e gi mir, Rn | — 1 SR Vom Sing. BE 0 che der gc und geſchickte Spital⸗ Chirurgus zu St. Mar ſchon vor 3. Monathen zu mir geſchickt hatte. | Diefe d Frau hatte ſeit einigen Jahren einen Scirrhum 0 in der linken Bruſt, der durch den Gebrauch verſchie⸗ dener Mittel hefftig zu ſchmerzen, und in einen Krebs uͤberzugehen anfieng. Ich gab ſogleich nach erwoge⸗ nen Umſtaͤnden des Tages Zmal 3. Pillen. In wenig Tagen wurden die Schmerzen getilgt, allein der Seite rhus blieb unveraͤndert. Ich vermehrte allmaͤhlig die Doſis, bis die Patientin täglich 18. Stuͤck bekam, und ſo fuhr ich auf dieſe Art bis in die eilfte Woche fort; dem ohngeachtet fand ich an dem Scirrho noch keine Veraͤnderung. Ich zweifelte daher an der Wire kung; jedoch die mit den geſtillten Schmerzen zufrie⸗ dene Frau fuhr e annoch fleißig mit dem Gebrauch der Pillen fort. In der dreyzehnden Woche fieng der Scirrhus ſich zu erweichen, in Abſchnitte ſich zu thei⸗ len, und ſo geſchwind zu ſchmelzen, an, daß in Zeit von . Tagen kaum der zwoͤlfte Theil davon mehr übrig, und der Ueberreſt 5 und bagarig A S fuͤhlen war. 9 Be 3 6 wi; ö Ban ee nn neus ebene 4 Dulles Kapitel. Zugaben. f Thus dem oben erwähnten iſt zu erkennen, 1 Schierlings ein ſehr unſchaͤdliches Mittel bereiten kann, welches bey jeder Leibes⸗Beſchaffenheit, | bey jedem Alter und Geſchlecht ꝛc. in ziemlich gro. a fer Dofi gegeben werden kann. 1 2. Zugabe. Dieſes Mittel ſtoͤhrt keine Handlung 1 des Körpers, weder die Secretiones nech Sue: A tiones. 3 Sugabe. Es wirkt Unmertch und führt weder 4 durch den Stuhlgang, noch durch Brechen, noch durch den Urin, noch durch den Schweiß aus. en Zugabe. Es lößt die Verhaͤrtungen und Seir⸗ rhoͤſitaͤten, auch in denjenigen Faͤllen, auf, wo andere, ja ſo gar die durchdringenſten Mittel, nichts ausrichten. Es iſt daher ein vortrefiches 1 aufloͤſendes und zertheilendes Mittel. 1 5. Zugabe. Was es nicht zertheilt, bringt es meh⸗ rentheils zu einer gutartigen Vereiterung. 4 | 6. Zugabe. Dem Krebs ſetzet es Graͤnen. 7. Zugabe. Die Krebs⸗ Scharfe verbeſſert es, und | tilgt den Geſtank. 1 | ‚3. Zugabe. Den krebshafften Ichorem permanelt es in guten Eiter. 9. Zugabe, Es ſtillt Me Schmerzen. daß man aus dem bey gelindem Feu. er verdickten Safft der Cicutà oder / 7 7 Zugaben, Erinnerungen und Seagen. 57 10. Zugabe. Heilet den Krebs. 11. öugabe. So heilet es auch. andere unheilbar Geſchwuͤre. 12. Zugabe. Es ſchließt und heilet Fiſtuln und Si⸗ nus, die ſich der Kraft aller andern Mittel wider⸗ feßen. 13. Zugabe. Aeußerlich gebraucht, zertheilt es euch waͤßrige Geſchwuͤlſte. 14. Zugabe. Es erſetzt das Geſicht, wenn es von einem noch nicht 193 11 alten Catarackt a worden. 15. Zugabe. Die anfangenden Catarackte zertheilt es entweder, oder hält 1055 wenigſtens deren a gang . na her Gebrauch hat gelehrt: Erstens Daß diejenigen Frauenzimmer, weiche eeinen Secirrhus oder einen Krebs an der Bruſt haben, alle Hand⸗Arbeit, und geſchwinde Bewe⸗ gung des Körpers meiden müffen. | Zweytens. Daß jedoch die Land » Luft und gelbe 8 Bewegung in derſelben die Heilung befoͤrdert. 1 Daß der Zorn, Traurigkeit und 19 cher Schrecken. ſchadet. ne Daß ſauere, weinartige, auſtere, fa⸗ A rinoſe, rohe und nicht gegohrne Dinge ſchaden. | Suͤnftens. Daß bey einem eingewurtzelten Scir⸗ a b. und Krebs alles Reiben und 5 1 0 eh. 7 8 Yo | 8 Drittes Napitel. Aus dieſem Grunde ſind harte und enge Schuur bruͤſte und rauhe Hembden zu meiden. | Sech ſtens. Daß hefftiger Huſten ſchaͤdlich; Mn. | er erweckt den Krebs, oder macht ihn ſchlimmer, erregt Blutfluͤſſe, ſchwächt die Kräfte, und verzoͤ⸗ gert aus dieſem runde die Hr und macht * beynahe unmöglich, 9 Diejenigen Frauenzimmer, PAR ſchwer Athem hoh⸗ i len, und keichen, und unter waͤhrendem Huſten Mm. der ſeirrhoͤſen oder krebshafften Bruſt | Schmerzen empfinden, und ſich dabey vorſtellen, als ob die Bruſt, wie von einer Schnur, hefftig 5 zuſammen geſchnuͤrt, und bey dem Husten in die hohle Bruſt hinein gezogen würde, haben gemei⸗ niglich ſcirrhoͤſe Langen, die an dieſem Theile feſt mit dem Bruſttell verwachsen find, Die he IR. daher ſchwer und faſt unmöglich, | Ich habe aus der Erfahrung gerte vrt diefe Pil len denen Lungenſuͤchtigen auf keine Weiſe ſchaͤd⸗ lich find, und den Auswurf gar nicht verhindern, ſondern denflben vielmehr 1 eee Fragen. 151 e Moe ſehr vielen Fällen habe ich bis hieher nue allein den Safft der Cicuta in Pillen e Emil ich auf diefe Art genau erforſchen moͤchte, was derſelbe blos allein ausrichten koͤnne. | Allein ich habe manchmal geſchwinde, marieb | ſehr ſpaͤte Wirkung bemerkt, es fragt ſich daher, ob kurs oh der N Wilen dieſes „ ee 0 u er ; * sg, — Zugaben, Erinnerungen und Sragen. 59 nicht mit aͤußerlichen Mitteln die Wirkung auf ver · ſchiedene Art beſchleunigen koͤnne? € len des Tags über, an dem leidenden Theil, Daͤm⸗ pfe aus dem Decockte der Cicutaͤ zu appliciren? 2. Srage. Waͤre es nicht nuͤtzlicher, wenn das aus der Cicuta bereitete Cataplaſma beſtändig auf die leidenden Theile gelegt wuͤrde? 1. Frage. Sollte es nicht zutraͤglich ſeyn, la ge Viele Verſuche haben bewieſen, daß in dieſen Umſtaͤnden ein dergleichen Fomentum ſehr nuͤtzlich ſey. Es giebt aber Patienten, welche daſſelbe, auf die bloſſe Haut gelegt, nicht vertragen e Dan her folgt die 3 Be Ob es nicht zutraͤglich wäre, bey der⸗ gleichen Patienten das Emplaſtrum diapompholi- nl Los auf die Haut zu legen, und darüber ein ſol⸗ ches Cataplaſma umyufhlagen ? ? x * Sollte es nicht zutraͤglich 758 zu der Zeit, wenn man den Scirrhum noch reitzen darf, das Emplaſtrum de cicuta, de ladano, ob de galbano aufzulegen? . Wird es nicht erfordert, bey dem Ge 8 ah der Pillen denen Patienten, deren Kräfte es zu erlauben BR) oͤffters eine Purganz du 8 geben? Denn die aufgelößte Materie wird durch feine x Was. Evacuation ausgefüh „ | Die deshalb bey einigen Patienten gemachte Ver⸗ ſuche ſcheinen dergleichen anzurathen, he erfor⸗ 5 dert RR die eee Pi — — | 6. Sra⸗ | 66 Drittes Bapitel, Sieben . 6. Stage. Wenn ſich Falle ereigneten, PEN, die Se 3 9 9 1 1 9 „ würde, 115 bepde J elle? Es itt daher noͤthig, daß jeder Arzt einem jeden dabey vorkommenden Zufall durch ſeinen Fleiß 1 practiſche Beurtheilungs⸗Kraft begegne. Nach dieſer angezeigten Nachricht erſuche ich an⸗ noch alle und jede Aerzte, dieſen Ertrackt bey einer jeden vorkommenden Gelegenheit zu prüfen. und an⸗ vi zuwenden, ja ich bitte zugleich, alle Vorurtheile und alles neidiſche Weſen beyſeite zu ſetzen, und zu erwaͤ⸗ gen, daß alles das Wohl der Sterblichen anbetriſt. Wenn aus dem Gebrauch etwas übels- erfolgen 4 ſollte, fo bitte ich, fleißig nachzuforſchen, ob die Schud an der allzugroſſen Hefftigkeit des Uebels, oder in dem von dem Patienten, oder von denen um denſel⸗ | ben befindlichen Perſonen begangen wordenen Feh⸗ ler, gelegen, oder ob es ſelbſt aus dem Amen entſprungen ? damit dieſes Arzneymittel nicht ſogleich ohne alle Beurtheilung und Unterſuchung als ſchaͤd⸗ lich und unwirkſam verdammet werde. Wer aber was beſſers von dieſem Mittel entdecken a der verſchweige daſſelbe zum Ruhm deſ⸗ . nicht. 4 1 u N 1 FE 2 — 8 a 9 — 4 4 4 * 1 Volbeucht. e öffterer ich die Cicuta oder den | Schierling bey denen Kranken anwende, je mehr bewundere ich die Guͤte und Kraft dieſer ; Ft Es ſi nd bey nahe unzaͤhliche Krankheiten, worinnen derſelbe at | und heilſam iſt. c Es iſt jedoch unnothig, Hier dem Schier 5 ling eine Lobrede zu halten; die mit dem⸗ ſelben auf das genaueſte angeſtellten Verſu⸗ wenn ich von andern ſchon vor verlohren gegebene und ihrem Schickſal uͤberlaſſene Patienten durch meine Cicuta wieder auf⸗ leben und ea werden ſehe. Was che reden fuͤr ihn. Ich ſchaͤtze mich daher ungemein gluͤcklich, und freue mich innigſt, 0 Dicke. e 8 55 n Was if dem Menſchen bach a a | | die Geſundheit? Aus dem Grund we ich alle meine Zeit, die mir nach mei beſtimmten Geſchaͤften uͤbrig bleibt, dh | Entdeckung und Unterfuchung, ſolcher Mit⸗ tel an, wodurch groſſe und ſchwer zu her bende Krankheiten gehoben werden koͤnnen. Ich ſchmeichle mir auch nicht mit der g geblichen Hoffnung eines gluͤcklichen Er⸗ folgs. Dem ohngeachtet werde ich nichts Verwegenes wagen; ſondern ich unterſu⸗ che alles erſt bey Thieren, oder auch wohl an mir ſelbſt, ehe ich daſſelbe denen Pati enten n zu geben mich unterſtehe. Auf Veh N Art hoffe ich gut und j cher ie 5 e 7 3 van All N 1 Erſtes Ba nter denen Aerzten und Kraͤuter⸗Ken⸗ nern ſind wegen der Cicuta, welche ich zur ie ee meines Extrackts N ‚nehme , ee Streitigkeiten — enkſtanden. Ich habe aus dem Moriſen eine hinlänglich deutliche Beſchrei⸗ bung von derſelben gegeben. Nur dieſes will ich hier noch hinzu fuͤgen, daß meine Cicuta, die Cicuta major, vulgaris, maculata, foetens iſt. Lin- neus beſchreibt fie unter dem Nahmen Conii femini- bus ſtriatis. vid. ſpec. plant. p. 243. N. I. Mathiolus redet p. 72 von ihr, C. Baubin p. 160. und Tabern. p- 1170. Cluſius Riſt. 2. p. 200. nennet ſie Gieu- a 5 tam majorem vulgarem. ung des Extrackts, ehe noch ihre Bluͤten heraus kommen. Die ganze Pflanze kann zum Extrackt genommen werden, nur die ganze Wurzel nicht. Der ausgepreßte Saft derſelben wird in einem irdenen glaßirten Gefäße, bey langſamen Feuer und oͤftern Umrühren, zur Conſiſtenz eines dicken Extrackts ein⸗ 1 Ich e 8 5 daß die Herren Apo⸗ . Es iſt am beſten, man ſammlet ſie, zur Verfer⸗ 19 05 thecker s Sweyter Thel. e . cee nicht eftyofrgfäig bey der Deputation die⸗ 4 ſes Safts wären, denn es iſt mir lieber, wenn das Erxtrackt roh und etwas markigt iſt. 1065 8 den Hals herunter, 55 auf, das Schluͤſſelbein Man kann zwar auch aus dem trockenen Kraut ein Ertrackt bereiten, wenn kein friſches zu bekom⸗ men. Es iſt aber weit weniger wirkſam. Ich be⸗ dauere dahero ſehr, daß, mir unwiſſend, etliche hun⸗ dert Pfund von dem Extrackt der Cicuta aus Wien in andere Länder iſt verſchickt worden, das nur aus dem trockenen Kraut war gemacht worden „von dem folglich die Wirkung weder fo gut noch ſo geſchwind, 1 als von dem Extrackt aus dem Saft ſeyn konnte. 4 Dieſe Pflanze hielten alle Apothecker vor verdächtig und giftig; ſie wollten mir daher anfaͤnglich nicht diejenige Menge verfertigen, welche ich verlangte. Da fie aber ſahen, daß die Cicuta⸗Pillen in alle Laͤn⸗ der verlangt wurden, ſo litten AR eit am Mi | Kraut Mangel. „ 0 Renee 7 Zweytes Kapitel. erte Beha, Von einer ſehr großen Verhaͤrtung an he, N 8 und Kinbacken⸗Druͤſen. e | & Sie Magd von 22. Jahren hatte, „ von den | NEW eriten Jahren ihres Lebens an, ſcirrhoͤſe ‚9 Drüfen Geſchwuͤlſte an den Ohren und Kin⸗ backen; vor F. Jahren vergrößerte ſich die Geſchwuſſ fo, daß fie fi) von dem linken Backen erfrede | 3 erſtreckte, dabey aber beſtändig ſteinhart und unem, Fi pfindlich war. Beym Schluß des dritten Jahres hatte diese Ge ſchwulſt ſchon die Größe eines Manns Kopfs. So ' waren auch die Drüfen unter der Achfel verhaͤrtet; Und an der rechten Seite des Halſes fanden ſich 15. Scirrhi, von welchen der kleinſte wie ein Huͤnerey Zweytes Rabil. 1 67 war. Nicht minder waren auch beyde Wee ſeirrhoͤs. Obſchon dieſes Weibsbild ſehr haͤßlich aussah, fo 1 war ſie doch dabey auch von der geilen Seuche ange⸗ | re und wurde daher in unſer Hoſpital gebracht. Ki Ich verordnete ihr zu dem Ende Decockta antive⸗ neria, Purgantia, mit dem Mercurio verſetzt, einige Zufaͤlle ihrer Seuche wurden auch darnach gelinder. Da aber dieſe Cur mir allzul angſam ſchien, ſo gab ich ihr den in Korn⸗Brandewein aufgeloͤßten Sub? limat, und ließ dabey häufig ein ſaturirtes Decockt von Kletten⸗Wurz trinken. Auf dieſe Art war fe 2 binnen 5. Wochen von ihrer Seuche befreyt. In Anſehung der ſcirrhoͤſen Geſchwuͤlſte erfolgte aber kei⸗ | ne Veränderung, ausgenommen, daß in der rechten Bruſt ein großer Schmerz bemerkt wurde. Da ich nun mit der geilen Seuche fertig war, m Ä wollte ich nun zur Zertheilung der verhaͤrteten Druͤ⸗ ſen ſchreiten; allein das Weibs- Bild wollte nicht länger in dem Spital bleiben, indem ſie ſich gaͤnzlich einbildete, es waͤre kein Mittel in der Welt, das ſo große und veraltete Geſchwuͤlſte heilen könnte. Sie wurde daher aus dem Hoſpital geſchickt. Da fie aber das liederliche Leben gewohnt war, ſo konnte ſie Bi Ran hüten, fie wurde daher in Verbrechen er⸗ 5 ee ‚gr 5 1 N \ 4 68 Zweyter Theil, griffen, und ins Gefaͤngniß RR: es fiel fi e in ein hitziges anhaltendes Fieber, und kam alſo von neuem in das Spital. Nach dem Gebrauche eini⸗ ger Hitze tilgender Arzeney⸗Mittel wurde ſie auch innerhalb vo. Tagen von dieſem Uebel wieder befreyt. Hierauf wollte ſie aber lieber in dem Spital bleiben, als wiederum ins Gefaͤngniß wandern. Ich bekam Er daher die befte Gelegenheit, die Kräfte der Cicuta zu verſuchen. Anfaͤnglich legte ich nichts auf, das mit ich ſehen konnte, ob allein durch den innerlichen Gebrauch bey dieſen ſchlimmen Geſchwuͤlſten mit der Cieuta was auszurichten ſeyn moͤchte. Ich gab zu dem Ende des Morgens und Abends vier Pillen, je. de von zween Gran. Nach fuͤnf Tagen waren ſchon alle Geſchwuͤlſte viel beweglicher, und fuͤhlte ſich be. ſonders die große Geſchwulſt an der linken Seite des Halſes weit weicher an. Ich ſahe alſo, daß die Ci⸗ euta blos durch innerlichen Gebrauch wirkſam genug ſey, und ſolche Dinge thue, welche mit dem ſtärkſten 5 e Mittel niemals bewirkt werden konnten. Damit ich jedoch die Cur beſchleunigte, ſo bedeckte 15 ich aͤußerlich alle Geſchwuͤlſte mit dem Cicuten⸗ Pfla⸗ ſter, legte darüber einen Bey⸗Umſchlag von dem nemlichen Kraut, und verftärkte die Doſin der Pil⸗ len. Den 10. Tag war die große Geſchwulſt weit kleiner, weicher, und eben das bemerkte ich in bey ⸗ den Bruͤſten. Die uͤbrigen Scirrhi aber waren, ob ſie ſchon weicher geworden, dem ohngeachtet niche kleiner, ſondern an ihrer Oberfläche entzuͤndet und ſchmerzhaft. Den 17. Tag war die Geſchwulſt an der linken Seite des Halfes etwas kleiner, beyde Bruͤ | ai weicher, y Ba und die ubrigen Seirrhi Pere — Zweytes Kapitel. 63 fiengen an, in Vereiterung uͤberzugehen. Die Kran⸗ ke nahm nun täglid) früh) und abends jedesmal 6. Pillen, jede von 4. Gran. Den 24. Tag waren fhon einige Druͤſen in Eiter uͤbergegangen, die Haut wur⸗ de jedoch nicht geoͤffnet, ob ſie ſchon dem Aufbrechen nahe war. Die Geſchwuͤlſte des Halſes und der Bruſt waren kleiner. In den folgenden Tagen brachen eini⸗ ge Geſchwuͤlſte auf, und gaben guten und viel Eiter, dem ohngeachtet wurde das Cicutenpflaſter und Um⸗ ſchlag beftändig uͤbergelegt. Den 36. Tag hatte ſich an einigen Orten die Geſchwulſt ſchon gaͤnzlich verloh⸗ ren, und die an einigen Orten geborſtene Haut fieng ſich auch ſchon zu ſchlieſſen an. Die ſcirrhöſen Ges ſchwuͤlſte des Halſes und der Brüfte waren um àver⸗ mindert. Hierauf gab ich taͤglich 4mal 5. Pillen von 4. Gran jede, und verſtaͤrkte die Doſis nicht weiter. Auf dieſe Art wurde dieſes Weibsbild durch den Ge⸗ brauch des Cicutenpflaſters, Umſchlags und Extracts, binnen 3. Monathen gänzlich geheilet. Der Hals und die Bruͤſte hatten ihre natuͤrliche Beſchaffenheit wies der, und aus dem vorher ungeſtalt und haͤßlich gewe⸗ fenen Weibsbild wurde nunmehro ein ziemlich artig Geſicht. Ihre monathl. Reinigung ſtellte ſich allezeit zur N Zeit, und hinlaͤnglich ein, und wur⸗ den waͤhrenden dieſes Ausfluſſes bey ihr mit Nutzen die Arzneymittel fortgeſetzt. Waͤhrender dieſer gan⸗ zen Eur gab man ihr nur zweymal ein Laxans anti⸗ phlogiſticon, weil der Leib verſtopft war. So wurde auch bey dem Gebrauch der Cicuta nicht die geringſte | Veraͤnderung in ihren Körper bemerkt. Die Patien⸗ tin hatte allezeit guten Appetit, war bey Kraͤfften, und klagte Wan über die ee ai Ich me N, | E 3 mich 6 Sweyter Theil. 55 mich ungemein, als ich eine ſo große und hartnäckige Krankheit blos allein durch die Cicuta ſo leicht heilen ſahe. Und da auch dieſe Kranke waͤhrender Cur ſich ganz erbar und fromm verhielt, und in ihrer guten Auf⸗ . führung fortzufahren verſprach, fo brachte ich es da⸗ hin, daß ſie noch in unſerm Spital von ihrem Ver⸗ ar ae und in Freyheit geſetzt wurde. Zweyte Beobachtung. Ä ven einer krebsartigen Verhaͤrtung nd G.. ö 3 ſchwuͤre an der Bruſt. großen harten und ſehr ſchmerzhaſten Geſchwulſt an der linken Bruſt in unſer Spital aufgenommen. Als ich nun die Bruſt wohl unterſuchte; fo fand ich ſie groͤßer als ein Kindeskopf, hart, unbeweglich, mit blaulichten Höckern beſetzt, hin und wieder weich und | ſehr ſchmerzhafft. Die Blutadern waren auf der Geſchwulſt varikss, der linke Arm geſchwollen, und konnte vor Schmertzen nicht bewegt werden. Ich legte alſo die weichfte Charpie auf, um allen Reiz zu vermindern, innerlich aber gab ich morgens und abends | das Extractum der Cicuta zu zwölf Gran, mit einem Infuſo von Gundelreben. Den sten Tag, nach dem Ge⸗ brauch dieſer Mittel, war ſchon die ganze Bruſt weicher, die Hoͤcker oder Erhabenheiten auf derſelben aber groͤf⸗ ſer, und gaben einen Ichorem von ſich. Dabey nah⸗ men indeſſen die Schmerzen zu, und muſten des Nachts mit Opio geſtillet werden. Den 7ten Tag fanden ſich noch die nemlichen Zufaͤlle, ich gab daher morgens und abends 18. Gran von dem Extract der Cicuta. Den gem San waren e auf der geſchwolle | ine Frau von 36. Jahren wurde wegen einer FJpeytes Bapitel, 75 | nen Bruſt aufgebrochen, aus welchen häufig eine gelbe: lichte, ſtinkende Materie flos, die Bruſt wurde hier⸗ auf kleiner, und die Schmerzen lieſſen nach. Den 1iten Tag kam eine ziemliche Menge des ſtinkenden Ichors zum Vorſchein, die Schmerzen waren aber gelinder, die Farbe der Bruſt roͤthlicher, und nicht mehr blaulicht. Ich gab nunmehro morgens und abends einen Scrupel von dem Extract. Den raten Tag floſſen die Geſchwuͤre ſehr ſtark; die Groͤße der Bruſt war kleiner, die Kraͤffte der Patientin hatten aber ſehr abgenommen, uͤberdies bemerkte ſie ein Schaudern uͤber den ganzen Koͤrper, und es erfolgte ein ſchneller Puls, Durſt und Hitze. Ich verminderte Daher die Dofi n des Extracts, gab taglich nur mor⸗ gens und abends allezeit 10. Gran; und lies dabey alle drey Stunden des Tags uͤber ein Drachma von der Fieberrinde nehmen. Den ı6ten Tag hatte fie weniger Schauder, und ſtatt des Ichors kam Eiter zum Vorſchein, die Kraͤffte waren aber noch ſchwach, und immer noch Durſt da. Ich lies die nemlihen Mittel fortſetzen. Den ein und zwantzigſten wurde kein Schauder mehr bemerkt, die Kraͤffte hatten zu⸗ genommen, der Appetit ſich eingeſtellt, der aus der Bruſt flieſſende Eiter war gut, und die Farbe derſel⸗ ben faſt natürlich, die Geſchwulſt war aber immer noch ſehr hart, jedoch im geringſten nicht ſchmerzhaft. Auf er gleiche Art fuhr ich noch 6. Tage lang fort, es blieb aber alles einerley. Aus dem Grunde gab ich den 27. Tag morgens fruͤh jedesmal 18. Gran von dem Extract, und taͤglich amal ein Drachma von der Fiee berrinde, legte auch einen Beyumſchlag, von Milch ‚und Eieura bach, auf, und füllte die Höhlen der Es Bruſt 72 N 5 er Thel Bruſt mit Charpie aus, welche mit dem a geg aus der Cicuta benetzt war. Den 36. Tag waren die | beſchaffen, der Appetit ſtark, und der Schlaf ruhig. Ich hoͤrte alſo mit dem Gebrauch der Fieberrinde auf, und gab wiederum nur allein das Extract, zu einen Scrupel des Tags amal mit einigen Unzen eines In⸗ fuſi aus Hollunderbluͤten, Ehrenpreiß und Gundel⸗ reben. Den 50. Tag war die Groͤße der Bruſt viel geringer, der Eiter gut, der Schmerz aber dabey ſo 1 ſtark, daß ſie des Rachts, obſchon Opium gegeben wurde, kaum ſchlafen konnte. Ich bemerkte aber, daß nach dergleichen großen Schmerzen eine Menge eines Seri aus dem Geſchwuͤre gefloſſen, und die Ge⸗ 5 ſchwulſt darauf viel abgenommen hatte. Hierauf gab ich taͤglich ein Drachma von dem Extract, und lies be. | ſtaͤndig mit dem Umſchlag fortfahren. Den 64. Tag jauchte das Geſchwuͤre der Bruſt ſehr ſtark, und es fiengen nun auch die Raͤnder des Geſchwuͤrs, welche 1 bisher unbeweg! ich, dick, calloͤs und zuruͤckgebogen ü waren, an, weich zu werden; die Kraͤffte blieben noch gut. Ich vermehrte die Doſis, und gab taglich go. Gran. Das Geſchwuͤr der Bruſt jauchte beſtaͤndig ſtark, der Eiter war jetzt aber nicht gut, doch bemerkte man keinen Geſtank. Den 70. Tag klagte die Patien⸗ tin uͤber eine Trockenheit auf der Bruſt, und über einen gelinden Huſten; die Größe der Bruſt und die Raͤn⸗ der waren zwar viel kleiner, die Schmerzen zuweilen aber ziemlich hefftig, die Kraͤffte nahmen wieder ab, und man bemerkte einen gewaltigen Geſtank. Ich nahm daher vom neuen meine Zuflucht zur Fieber⸗ 1 0 und gab Bo eine halbe Unze davon "u a alb 7 raffte 11 gut, die Farbe der Bruſt natuͤrlich, der Eiter wohl — Zweytes Kapitel. 73 halb Drachma vom Extract. Ueberdies lies ich der Patientin haͤufig Molken oder ein ſtarkes Decockt von Altheewurzel und Suͤßholz trinken. Die Ränder ber deckte ich mit dem Cicutenpflaſter, das Geſchwuͤr aber verband ich mit einem ſchwachen Infuſo Cicutaͤ, dem ich zu einem Pfund zween Drachma von Lythargiriums⸗ Eßig zuſetzte. Die Kraͤffte ſtellten ſich hierauf all⸗ maͤhlig wieder ein, der Huſten lies nach, der ſtarke Ausfluß der Jauche wurde vermindert, und es erſchien guter Eiter in dem Geſchwuͤre, indeſſen waren die Schmerzen dem ohngeachtet noch hefftig, und man muſte mit Opio den Schlaf befoͤrdern. Den 84. Tag befand ſich die Patientin ſo ziemlich wohl. Die Raͤn⸗ der des Geſchwuͤrs waren kleiner, beweglicher, ohne Schmerzen, das Geſchwuͤre in der Bruſt rein, die Haͤrte und Schmerzen derſelben geringer, auch die Kraͤffte hinlaͤnglich ſtark genug, und guter Eiter vor⸗ handen. Ich gab ſodann täglich zween Scrupel von dem Extract, und zween Drachma von der Fieberrin⸗ de, und lies haͤufig Molken und ein erweichendes De⸗ cockt trinken; Die aͤuſſerlichen Mittel blieben auch unveraͤndert. Den 90. Tag war die Groͤße der Bruſt noch weit kleiner, die Raͤnder hatten eine angenehme Roͤthe, waren welk, und aus dem Geſchwuͤre floß guten Eiter. Ich ſetzte alſo die Fieberrinde aus, und gab nunmehro ein ganzes Drachma von dem Extract der Cicuta. Den 100. Tag befanden ſich die Umſtaͤnde abermals verbeſſert. Der Eiter war gut, die Kraͤffte hinlänglich und die Naͤchte ruhig. Ich gab hierauf 4. Serupel von dem Extract, und lies mit dem uͤbri⸗ gen fleißig fortfahren. Den 110. Tag waren die Raͤn⸗ der des Geſchwüͤrs wieder unrein, und aus dem Ges N „ ſchwuͤr und einen Scrupel von dem Extract. Auf die Ran⸗ 74 | (Bupter Theil. ſchwuͤr ſelbſt floß eine Menge Serum; Doch war die Groͤße der Bruſt kleiner, die Schmerzen gering, und die Kraͤfften gut. Ich gab nun ein und ein halb Fac. | ma täglich) von dem Extract, und bedeckte das ganze Geſchwuͤre mit ſeinen Raͤndern mit einem Catapſaſna 4 | von der Cicuta. Innerhalb 4. Tagen fielen von den Raͤndern große Stuͤcken weg, und das Geſchwüre | jauchte ſehr ſtark, wodurch die Geſchwulſt der Bruff und der Raͤnder gar bald vermindert wurde. Indeſ⸗ 177 ſen verlohr die Patientin wider die Kraͤffte, und es kam ein neues gelindes Fieber, mit abwechſelnden Schau⸗ dern, zum Vorſchein. Aus dem Grunde gab ich alſo wieder taͤglich eine halbe Unze von der Fieberrinde, N der legte ich das Cicutenpflaſter, und fuͤllte das Ge⸗ ſchwuͤre mit Charpie aus, welche in das Infuſum Ci⸗ 4 eutä und Lythargiriums⸗ Eßig eingetaucht war. Doch gab ich fleißig Molken und ein Decockt von Althee⸗ wurzel und Suͤßholz zu trinken. Den 130. Tag kam ſehr wenig Jauche aus dem Geſchwuͤre zum Vor⸗ ſchein, es war vielmehr viel und guter Eiter vorhan⸗ f den, fo waren auch die Raͤnder klein, roͤthlich, un. ſchmerzhaft, und die Kraͤfften beſſer. Demohngeach⸗ tet fuhr ich mit der Fieberrinde in der nemlichen Doſi fort, von der Cicuta aber gab ich ein halb Drachma, und gebrauchte noch immer en die bene ze h ferlichen Mittel. 4 Den 136. Tag harten die unſtände noch eine beſtete f Beſchaffenheit, die Kraͤfften waren gut und die Nächte, | ruhig. Ich verminderte daher die Doſin der Fieber le und gab nur 2. Drachmas, von dem ar hi aber \ Zwveptes ARapitel. aber ein Drachma mit einer Menge Molken, lies aber die äufferlichen Mittel forkſetzen. Den 142. Tag befand ſich die Patientin ſehr wohl, die Raͤnder waren geſchmolzen, und es ſchien nur noch eine ſchwammichte Subſtanz uͤbrig zu ſeyn. Ich ſetzte demnach die Fieberrinde aus, und gab allein das Extract von der Cicuta mit Molken, und gebrauchte die benennten äufferlichen Mittel fort. Den 150. Tag chatten ſich die Umſtaͤnde wieder gebeſſert, und die Zu⸗ faͤlle vermindert, der Eiter war, ſo wie die Kraͤffte, gut, ich gab alſo taͤglich 4. Scrupel von dem Extract, und legte aͤuſſerlich nur allein das Cataplaſma von der Cicuta uͤber. Den 160. Tag waren die Raͤnder ſehr klein, faſt der Haut gleich, und ihre Härte bey⸗ nahe gaͤnzlich verſchwunden, die Kraͤfften hatten ſich erhalten, und es waren kaum die geringſten Schmer⸗ zen zu bemerken. Ich gab nun kaͤglich ein und ein halb Drachma von der Cicuta, und lies dabey den Tag uͤber fleißig das Cataplaſma, des Nachts aber das Cicutenpflaſter auflegen. Den 170. Tag war das Geſchwuͤre platt, alle Geſchwulſt und Härte weg, und die Raͤnder ganz verzehrt. Ich lies alſo noch 3. Tage lang das Cataplaſma auflegen, und in den nehmlichen Doſi das Extract nehmen. Sodann aber verband ich, weil alles Harte weg war, und nur eine Menge eines reinen Seri aus der Geſchwulſt floß, aͤuſſerlich allein mit Charpie, welche mit einem ſchwa⸗ chen Infuſo Cicutà benetzt war, und innerlich gab ich taͤglich 3mal ein halb Drachma⸗ von der Fieberrinde, morgens und abends aber 6. Gran von dem Extract, e ich jedoch . 5 Molken 8 615 | ies. FTW | Die / K 0 ' 5 >= 3 TEN * 12 ö N Zypweyter Theil. Die Drüfen unter der Achſel, welche gleichfas N feicchöe waren, verſchwanden faſt zu gleicher Zeit, und waren hier nur noch 3. Tubercula uͤbrig, die ohngefaͤhr die Groͤße einer Bohne hatten. Der Arm, ſo zuvor vor Schmerz nicht bewegt werden konnte, hatte nun. mehro hinlaͤngliche Bewegung, ſo waren auch die Kraͤffte gut. Den 6. Tag kam an der Seite des Ge. ſchwuͤrs ein weiſes Haͤutchen zum Vorſchein, das ſich allmaͤhlig gegen die Mitte zu ausbreitete, und die Schlieſſung des Geſchwuͤrs verſprach. Den 14. Tag hernach war das Geſchwuͤre durch den Gebrauch der nemlichen, ſowohl innerlichen als aͤuſſerlichen, Mittel faſt gänzlich mit einem zarten Häutchen gefchloffen, Das nemliche Haͤutchen riß aber bald wieder, und es floß aus der Wunde ein ſcharfes Serum aus. Ich gab daher ein Larier-Mittel aus einem halben Drachma Rhabarber, acht Gran Scamonio und 15. Gran Po⸗ a lichreſtſaltz. Die Patientin hatte darnach 6. Stuhle gänge, und befand ſich wohl. Den Tag hierauf gab ich wieder die vorherige Doſis der Fieberrinde und des Extracts, und verband mit dem ſchwachen Infuſo Cicurä. Das Haͤutchen wurde feſter, es wurde jedoch abermals von dem ausſchwitzenden ſcharfen Sero an⸗ gefreſſen. Aus dem Grunde gab ich nach 8. Tagen der Patientin die nemliche Purgans. Setzte aber hierauf den Gebrauch der Fieberrinde und des Ex⸗ tracts wieder fort, und legte aͤußerlich das Unguen⸗ tum Nutritum auf. In Zeit von 20. Tagen war eine feſte Narbe, und nicht das geringſte Merkmal von einer Bruſt da, ſo daß alle, welche dieſe Frau geſehen haben, glaubten, es waͤre ihr ihre Bruſt abgeſchnitten worden. Hierauf hoͤrte 5 mit dem e allen | le | 8 0 zweytes Kapitel. u 4 Mittel auf, „behielt aber doch die Patientin noch 14 Tage im Spital, damit ich ſehen konnte, ob etwann das Uebel wieder kommen möchte, Die Patientin befand ſich aber wohl, konnte ihren Arm gut bewegen, und ihr Geſchwuͤre blieb geſchloſſen. Ich gab ſodann noch einmal die nehmliche Purgans, und ſchickte ſie in 3. Tagen vollkommen geſund aus dem Spital. Da ſie ſich bey mir bedankte, ſo bath ſie zugleich um Erlaubnis, mich beſuchen zu "dürfen, wenn fie ja was an ihrer Bruſt bemerken ſollte, ich geſtund ihr dieſes gar gerne zu, allein, es ſind nun ſchon 6. Monathe verfloſſen, und dieſe Frau iſt noch nicht wiederkommen. Herr Haffner, der wuͤrdigſte Wundarzt meines Spitals, hat dieſer Frau mit dem größten: Fleiß, Sorgfalt und Geſchicklichkeit beygeſtanden, und nach Beſchaffenheit der Umſtaͤnde durch klug angeordnete aͤuſſerliche Mittel, weſche ua zu denen Zufällen ſehr ve. ſchickten, ſehr viel zur Cur eee 1 0 Dritte Beobachtung. Von einem Krebsgeſchwuͤr an den Lendl mit einem Beinfraß der Lenden ⸗ Wirbelbeine. 5 Din Mann von 27. Jahren hatte ſeit langer Zeit ein ſtinkendes Krebsgeſchwuͤr in der linken Ge⸗ gend der Lenden. Dieſes Geſchwuͤre breitete ſich immer a mehr und mehr in die Breite und Tiefe aus, und ſieng ſchon an, die Lenden⸗Wirbelbeine anzufreſſen. So wuchſen auch uͤberall ſchon Krebsſchwaͤmme aus. Da nun verſchiedene der beſten Wundaͤrzte bey demſelben die ſchicklichſten Mittel vergeblich verſucht hatten, ſo kam endlich der Patient in unſer Spital. Der gelehrte = ze Wund. \ f ö r 15 Wundarzt, le Seer, ER ſich erſtlich mit gelinden, ſodann mit aͤtzenden Mitteln, und endlich mit dem Eiſen und Feuer, den Krebsſchwamm wegzu⸗ ſchaffen, das Geſchwuͤre zu reinigen und zum ſchluͤſſen zu bringen, und ich verordnete innerlich ſolche blutrei⸗ nigende Mittel, welche ſich vorzuͤglich ſchickten. Es ſchien auch einige Tage lang, als ob wir was ausrich⸗ ten wuͤrden, allein das alte Uebel kam gar bald wie⸗ der zum Vorſchein, und zwar manchmal unter einer ſchlimmen Geſtalt. Wir ſahen vorher, daß wir unſer Heil vergeblich verſuchen würden. Die Peruvianiſche Rinde, welche ſonſt in dergleichen faulen Geſchwuͤren Wunder gethan hat, richtete hier, ob ſie ſchon in grof⸗ f fer Doſ und lange Zeit gebraucht wurde, nichts aus. Herr Haffner legte daher aͤuſſerlich ein Cataplaſma aus der Cicuta auf, und ich lies den Kranken täglich morgens und abends 9. Gran von dem Extract der Eis cuta nehmen, und dabey viel Gerſtenwaſſer oder Mol⸗ ken nachtrinken. Der Patient war vorher ausge ⸗ Appetit zu bekommen, ruhig zu ſchlafen, und aus dem zehrt, ſchwach, cachectiſch, und hatte gegen Abend ein Schaudern, ein Fieber und darauf einen abmattenden Schweiß. Innerhalb wenig Tagen fieng er aber an, Geſchwuͤre kam guter Eiter zum Vorſchein. Den g. Tag verordnete ich dem Patienten ein halb Drachma von dem Extract zu nehmen, und fleißig mit dem umſchlag | fortzufahren. Den 12. Tag war das Geſchwuͤre rein, die krebsartigen Schwaͤmme beweglich, welk, auf keine Art ſchmerzhafft, und an denen Wirbelbeinen ſonder⸗ ten ſich einige Stuͤckchen Knochen ab. Den 17, Tag bemerkte man gegen Abend kein Schaudern mehr, der A ſchlief gut, en keinen it, und * | che Zweytes Kapitel. 79 täglich mehr und mehr zu Kräften, in dem Geſchwuͤr war gutartiger Eiter, und aus den Schwaͤmmen um den Rand des Geſchwuͤrs floß viel Serum heraus. Den 20. Tag ſonderten ſich von denen angefreſſenen Wirbelbeinen verſchiedene Stuͤckchen Knochen ab es fieng ſich daher in dem Geſchwuͤr eine Narbe zu bilden an; da aber die Schwaͤmme welk waren, keine Schmerzen verurſachten, und allzulangſam weg⸗ giengen, indeſſen aber doch die Heilung und Schlieſ⸗ ſung des Geſchwuͤrs verhinderten, ſo ſchnitte ſie Herr Haffner mit dem Biſtouri weg. Der Patient empfand dabey nicht den geringſten Schmerz. Die innerlichen und aͤuſerlichen Mittel wurden fortgeſetzt. Den 25. Tag wuchs hin und wieder aus dem Rand des Geſchwuͤrs ein Haͤutchen, aus dem Grund ließ ſich daſſelbe zur Heilung an, hatte eine angenehme rothe Farbe, eiterte wenig, aber gut. So waren auch die Kräſte und der Appetit gut beſchaffen, der Schlaf ruhig, und der Leib offen. Man ſetzte alſo die nemlichen innerlichen und aͤuſerlichen Mittel ſort. Den 30. Tag war das Geſchwuͤr beynahe ganzlich Er geſchloſſen, und es kamen nunmehro keine Schwäne me mehr zum Vorſchein, und der Patient befand ſich wohl. Den 40, Tag hatte das Geſchwur eine feſte Narbe, und der Kranke war geheilt. Nichts deſto weniger gab ich noch 14. Tage lang, alle Mor⸗ gen und Abend, 6. Gran von dem Extrackt mit vie⸗ ſem Molken, damit auf dieſe Art alle Schärfe und Krebs » Materie aus dem Blut geſchoͤpft wuͤrde. Endlich gab ich eine Purgans, und ſchickte den PR | enten geſund aus dem Spital. 1 3 Coin . Werte 2 Ve 9 ö e de. e Mr 2% u Beerte Beobachtung. Von einem faulen Schenkel⸗ Gehe, ine Frau von 36. Jahren hatte ſeit vielen Jah⸗ ren auf dem rechten Schienbein ein ſtinkendes Geſchwure; nach dem Gebrauch verſchiedener inner⸗ licher und äuferlicher Mittel ließ ſich dieſes Geſchwuͤre zur Heilung an; da man aber zur Schlieſſung def ſelben kam, ſo brach es plotzlich wieder auf, und gab nicht nur eine Menge eines ſcharfen Ichoris von ſich, ſondern es wuchs auch ſchwammicht Fleiſch aus dem⸗ ſelben. Unterſchiedliche mineraliſche Baͤder ſchienen zwar manchmal Dienſte zu thun. Der alte Schade zeigte ſich aber gar bald wieder. Wir verſuchten ſelbſt in unſerm Spital verſchiedene Mittel, wodurch die Schärfe des Bluts verbeſſert, und das ſchwam⸗ michte Fleiſch aͤuſerlich getilgt, und denn die Schlieſ⸗ | ſung des Geſchwuͤrs bewirkt werden ſollte. Wir waren aber hierbey nicht gluͤcklich: Denn wenn gleich das Geſchwuͤre einen oder 2. Tage geſchloſſen war, ſo erfolgte doch nie eine feſte Narbe, die Patientin be⸗ merkte gar bald wieder ein Jucken, es ſchwitzte eine Feuchtigkeit durch die Narbe, auf derſelben wuchs ſchwammicht Fleiſch, und das Geſchwuͤre wurde ale | wieder ſchlimmer. Wir gebrauchten alſo das Infu⸗ ſum Cicuta äuferlich allein zum Umſchlag, des Nachts aber legten wir das Cicuten⸗Pflaſter auf, und liefe | ſen dabey innerlich weiter nichts wie Molken trinken. Hierauf ſonderte ſich das ſchwammichte Fleiſch von freyen Stuͤcken ab, das Geſchwuͤre war innerhalb s Tagen mit einer feften Narbe geſchloſſen, und die 51 konnte ihren Suß ſehr wohl RE, Du | | | letzt Zweytes Kapitel. it 81 6 letzt gab IR eine Purgans, behielte aber die Patien⸗ tin, ohne derſelben Arzney zu geben, noch 8. Tage im Spital. Da ich nun. ſahe, daß ihr ben ai ſehe gut | be war, fo entlies ich ſie. Fünfte Beobachtung. Von einem haͤßlichen Geſchwuͤre am 1 und an der Bruſt, mit einem Beinfras an den Rippen. En Mann von 62. Jahren hatte in der 8 Gegend des Unterleibes ein vieljaͤhrig ges garſtiges Geſchwuͤre, das eine Spanne lang und 7. Zoll breit, und ſo tief war, daß es faſt in die Hoͤhle des Unter⸗ leibes gieng. Auf feiner linken Bruſt ſaß beynahe ein eben fo großes Geſchwuͤre, woraus ſehr viel ſcharſes, ſtinkendes Serum floß, das die Rippen angefreſſen hatte. Als dieſer Mann purgirt hatte, legte Herr Haffner auf beyde Geſchwuͤre einen Umſchlag aus der Cicuta, und weil der Patient zugleich einen Hu⸗ ſten hatte, fo muſte er auch ein Decockt aus der Althee, dem man noch Drymel fimpfer und Antimonium dia- phoreticum non ablutum zuſetzte, nehmen. Innerhalb 5 wenig Tagen waren beyde Geſchwuͤre viel reiner, und gaben guten Eiter, und der Patient, ſo vorher ſchwach N war, kam wieder zu Kraͤfften. Gegen den 10. Tag ſonderten ſich ſehr viele Stuͤckgen von den angefreffee nen Rippen ab, und an dem Rand des Geſchwuͤrs fieng ein weiſes Häutchen zu entſtehen an. So war auch das Geſchwuͤre am Unterleib minder tief, und gab guten Eiter. Den 14. Tag lies ich ihn abermals eine Purgans nehmen; hierauf fuhr ich mit dem nemlichen e von der Ahe fort. ae 17. Tag waren AS, Be \ | ſteinharten Bruft. Bey veraͤnderlicher Lufft und Bir \ - j ? \ Kr 188 1 1 \ 175 Dan 7 u 8 m 995 / en z IR + \ ER KIN, 5 fi | 1 82 | Seen heil“ ER beyde Geſchwuͤre weit reiner, minder bear, u und es ſonderten ſich immer einige Stuͤckgen von den Rippen ab. Den 31. Tag war das Geſchwuͤre auf dem 18 0 4 leib geſchloſſen, und beynahe aller Huſten weg; D Das Geſchwuͤre auf dem Unterleib war aber noch 2 0 groß. Indeſſen wurde dieſes doch auch gegen den 50. Tag blos allein mit dem aͤuſſerlichen Gebrauch der Cicuta geheilt. Hierauf purgirte der gute Alte noch einmal, und gieng geſund aus unſerm Spital. 9 Er erzählte fodann, daß er dieſe Geſchwuͤre ohngefähe ſchon 10 Jahre lang gehabt habe, daß er beynahe an 0 feiner Wiedergeneſung gezweifelt, bey dem Gebrauch unzaͤhlicher Mittel dennoch nichts ausgerichtet hätte, 0 und endlich, faſt von allen Kraͤfften erſchoͤpft, in das Spital gebracht worden wäre, um hier den Reſt en 0 ner Tage zu beſchlieſſen. 7 c 5 , St Beobachtung. 0 Von einer großen ſchmerzhafften Wabern | | der Bruſt. 3 Ern 28. Aheige Fran ſchlepte fich ſchon ſeit 4. ah. | ren an der linken Seite mit einer ſehr großen terung hatte ſie hefftige Schmerzen in derſelben. Da aber dieſe Schmerzen allezeit von ſelbſt nachlieffen, | und die Farbe der Bruſt nafürlic) blieb, auch die Ge⸗ ſchwulſt die Bewegung des Armes nicht verhinderte; 5 ſo gebrauchte ſie kein Mittel davor, und wies keinem einzigen Menſchen dieſe Bruſt. Zu Ende des Mo⸗ ! naths Februari 1760. verfiel fie endlich in eine hitzi⸗ 90 Krankheit, und wurde in unſer Spital gebracht. In Zeit von 26, Tagen 1 fie ſich IR N brich N | lich che Krankheit wieder zu erhohlen an. Da ſie aber aus dem Bette aufſtund, und herumgieng, ſo bemerkte ſie in der rechten Bruſt einen beſtaͤndigen ſtechenden und nagenden Schmerz, ſie verſchwieg den⸗ ſelben aber einige Tage, weil er nicht allzuhefftig war. Sie konnte aber nachher vor Hefftigkeit des Schmer⸗ zes nicht mehr ſchlafen, verlohr den Appetit und Kraͤff⸗ te, wies alſo dem Herrn Haffner ihre Bruſt, welcher ſodann mir ſie vorzeigte. Wir fanden die Bruſt un⸗ gemein hart, purpurroth, mit blaͤulichten und ſchwar⸗ zen Streifen untermiſcht, und den Arm dieſer Seite zu⸗ gleich angeſchwollen. Die Schmerzen waren gewaltig groß, nagend, ſtechend, und die Blutadern ſchwarz und varifös. Der Puls geſchwind, klein, und das Herz ſchlug beſtaͤndig. Wir legten demnach aͤuſſerlich einen Umſchlag aus der Cicuta uͤber, innerlich aber Sweptes Bapiel, . gab ich eine gelinde nitroͤſe und ſchmerzſtillende Emul⸗ ſion. Die nemliche Nacht wurde der Schmerz gelin⸗ dert, und ſie hatte bey 3. Stunden einen ſo ziemlich ruhigen Schlaf. Nach dem Schlaf aber waren die Schmerzen wiederum hefftig, und man bemerkte in x x der Bruſt noch keine Veränderung von dem Umſchlag. Man ſetzte ein Clyſtier, um den Leib zu öffnen, und fuhr denn mit der ſchmerzſtillenden nitroͤſen Emulſion fort. Die folgende Nacht war noch ruhiger, die Schmerzen in der Bruſt gelinder, indeſſen war doch noch ihre Farbe, Härte und Geſchwulſt unverandert. Den 3. Tag wurden, weil der Puls ziemlich gut ges funden wurde, morgens und abends 8. Gran von dem Extracto Cicutä gegeben, und allezeit einige Unzen von dem Decockt der Althee nachzutrinken befohlen; Des Abends ſpat gab man aber ein ſchmerzſtilendes FJ 2 Miel, 4 \.\ 1 „ IZweyter Theil. e Mittel, um eine ruhige Nacht zu bewirken. Die | x deckte ich die Bruſt mit dem Cicutenpflaſter. Den Cicutenpflaſter aufgelegt wurde. Ich lies daher das ö ganze Nacht war hierauf ruhig, die Patientin wurde alſo ſehr erquickt. Des morgens waren die Schmer⸗ zen erträglich , die Bruſt weich, und konnte alſo mit wenigern Schmerzen befühle werden. Der Arm aber lies ſich vor Schmerz und Geſchwulſt nicht bewegen. 1 Den 12. Tag waren ſchon keine ſchwarze und blaw lichte Streifen mehr vorhanden, die varikoͤſen Blut⸗ adern hatten ihre natuͤrliche Beſchaffenheit wieder, die Schmerzen waren wenig, und die Geſchwulſt des Arms ebenfalls vermindert. Man gab ſodann täglich mal 10. Gran von dem Extract, legte fleißig den Umſchlag | auf, und lies die ſchlafmachenden Mittel weg, weil die Patientin, weniger von Schmerzen geplagt, nun ſelbſt zu ſchlafen anfieng. Den 20. Tag war die Farbe der Bruſt beynahe natürlich, die Harte war aber noch groß, und die Bruſt unbeweglich, und ſchien gleich, ſam angewachſen zu ſeyn. Die Geſchwulſt des Arms war viel kleiner, und konnte die Patientin die Finger und Hand ohne Schmerzen bewegen. Ich gab hier⸗ auf des Tags 30. Gran von der Cicuta, und fuhr fleißig mit dem Umſchlag fort, des Nachts aber bes | 23. Tag ſahe die Bruſt wieder roth aus, und ſchmerzte hefftig, beſonders zu der Zeit, wenn des Nachts das Pflaſter weg, und brauchte nur allein den Umſchlas und das Extract aus der Cicuta, des Abends gab ich aber ein ſchmerzſtillendes Mittel, um des Nachts ruhig zu ſchlaffen. Den 30. Tag hatte die Bruſt ihre natuͤr⸗ liche Farbe wieder, und waren die Schmerzen gering. 9 00 sic 40. Gran von dem Extract, und lahr I Soenrs Kapitel. Ma 85 mit dem Umſchlag fort. Den 40. Tag war die Ge⸗ ſchwulſt am Arm ganz weg, und konnte ſehr gut bes wegt werden, die Bruſt war kleiner, weicher und beweglicher. Den 50. Tag hatte ſich die Bruſt wie. der gebeſſert; allein es hatte die Frau einen Eckel vor Speiſen, klagte uͤber Bitterkeit im Munde, und ihre Schenkel waren etwas angelauffen; Ich lies daher den Gebrauch des Extracts einige Tage aus⸗ ſetzen, und in Menge ein Infuſum aus Hollunderblüs ten trinken, den Umſchlag aber ſetzte ich fort. Den 54: Tag gab ich eine Purgans aus Rhabarber, Scam⸗ monio und Polychreſtſalz. Sie hatte davon 4. Stuhl⸗ gaͤnge, den andern Tag darauf wieder Appetit, und ihre Schenkel hatten ſich beynahe gänzlich wieder ge⸗ fest. Die Bruſt war beweglich, und ſchmerzte beym Aufuͤhlen nicht, nur dann und wann bemerkte ſie ei⸗ nige Stiche darinnen. Ich lies hierauf die Schenkel mit dem durch Tuͤcher aufgefangenen Rauch von ge. linden gewuͤrzhafften Dingen reiben, und legte noch fleißig den Umſchlag aus Cicuta über die Bruſt. Den 60, Tag gab ich wieder, weil ſich die Patientin wohl befand, und die Schenkel natuͤrlich, und der Appen gut war, morgens und abends 6. Gran von dem Extract mit vielem Infuſo aus Hollunderblüten. Den 66. Tag fand man die Bruſt in viele kleine Kno⸗ b ten getheilt, und dabey ohne Schmerzen; Ich gab ſo⸗ täglich amal 10. Gran von der Cicuta, und gebrauchte immer noch den Umſchlag. Den 80. Tag war die Größe der Bruſt ſehr klein, der Arm konnte ES ohne Schmerz bewegt werden, die Patientin hatte Kraͤffte, guten Appetit, und cchlief des Nachts ruhig. Den 91. Lag bemerkte ich nur noch eine ganz kleine | 5 3 % Bi Be * 86 > öweyter Theil, | Härte in der Bruſt, die auf allen Seiten bewegt wer⸗ 9 den konnte. Die Patientin war aber des beſtaͤndigen 1 Umſchlagens uͤberdruͤßig, und konnte den unangenehs men Geruch davon nicht laͤnger mehr leiden, wi ſetzte das Umſchlagen daher bey Seite, und legte ſtatt dee ſelben das Cicutenpflaſter uͤber, und gab morgens und abends 15. Gran von dem Extract der Cicuta. Nun⸗ mehro erweckte das Pflaſter keine Schmerzen mehr, es wurde vielmehr alles täglich beſſer, ſo daß die Bruſt den 125. Tag ſchlapp, haͤngend, und ohne die geringſte . Haͤrte war. Die Patientin gieng demnach aus dem Spital; Ich befahl ihr aber, daß ſie noch eine Zeit⸗ lang das Extract in kleiner Doſi gebrauchen ſollte, damit auf dieſe Art das N e m a. wieder⸗ ae koͤnne. Siebende Beobachtung. 6 Von einem offe enen Krebs in der Beal Ess Jungfer von 2 1. Jahren hatte in der fnfen | Bruſt einen offenen Krebs, huſtete dabey oͤffters, und klagte uͤber ein beſtändiges Brennen und uͤber nagende Schmerzen, inwendig in der Bruſt der inner⸗ lichen Seite. Ihre ganze Maſſe des Bluts war ver⸗ derbt, dabey hatte ſie die Kraͤtze, und war gänzlich ’ \ ausgemergelt, So ſpuͤhrte ſie auch täglich allezeit gegen Abend einen Schauder, ſodann bekam ſie Hitze und einen ſtinkenden Schweiß, und aus dein Ge ſchwuͤre lief viel ſtinkende Jauche. Bey dieſen ſchlim men Umſtaͤnden verſuchte ich alſo die Cicuta, und gab ſogleich morgens und abends 8. Gran von dem Extrack⸗ to Cicutar, aͤuſſerlich aber legte ich einen ee 8 | T 77 > Iweytes Napitel. 87 der nemlichen Pflanze auf, dabey muſte die Patientin haͤufig Molken, oder pure Milch, mit noch einmal ſo viel Waſſer verduͤnnt, trinken. In Zeit von ı 2. Tas gen befand ſich die Patientin ſchon beſſer, huſtete we⸗ niger, und es hatte das Schaudern gegen Abend, und die Nachtſchweiſe, beynahe gaͤnzlich nachgelaſſen, ihre Kraͤffte nahmen zu, es erſchien in dem Krebsge⸗ ſchwuͤr ein dünner Eiter, der Ausfluß einer Jauche war vermindert, und man bemerkte keinen Geſtank mehr. Noch war aber in dem Oberleib ein Brennen und ein nagender Schmerz. Ich gab nun kaͤglich 4. mal 8. Gran vom Extract, und fuhr mit denen uͤbri⸗ gen Mitteln fort. Den 30. Tag war die Größe der Bruſt weit kleiner, die Kraͤffte ziemlich gut, das Ge⸗ ſchwuͤre rein, und der Appetit wohl beſchaffen; Der Schlaf aber war, wegen des beftändigen inwendigen Brennens in der Bruſt, ohne Opio unruhig und ſchlecht. Die Kraͤtze fieng an abzutrocknen, und es konnte die Patientin auſſer dem Bette ſich auf hal⸗ 5 ten. Ich gab ſodann des Tags uͤber 2. Scrupel von 5 dem Extract. Den 46. Tag befand ſich die Patientin ziemlich wohl, die Größe der Bruſt war viel kleiner, N und es ſieng das Geſchwuͤre kleiner zu werden an. Das Brennen und der nagende Schmerz inwendg unter der linken Bruſt dauerte aber immer noch fort, ob er wohl zuweilen ſehr geringe war. Den 60. Tag war die Härte der Bruſt beynahe gänzlich verſchwun⸗ den, und das Geſchwuͤre weit kleiner und reiner. Ich gab nunmehro des Tags, bey dem Gebrauch der übrigen Mittel „ein Drachma von dem Extract. Den 80. Tag war alle Härte in der Bruſt 05 und 5 05 Geſchwüre . gaͤnzlich geſchtoſſen. Das its F 4 nere 1 f Da nun der Wundarzt ſodann die Sonde in die Deffe unter dem Bruſtmuskul beynahe bis an den oberſen | 2 4 We 4 ET ener Thel. . | nere Brennen: und der nagende Schmerz unter der | linken Bruſt war Abſatzweiſe fo hefftig, daß ſie manch⸗ mal davor nicht ſchlafen konnte. Indeſſen hatte ſie ziemliche Kraͤffte; alle Kraͤtze war weg, ihre Geſichts⸗ Farbe war faſt natürlich, nur blieb die Patientin mas ger. Den 84. Tag war das Geſchwuͤre geheilt, die Patientin gieng, auſſer dem Bette, herum, aß, und ſchlief auch manchmal, ohne Opio, ſanft. 8 erſchien ihre monathl. Reinigung, die ſchon ſeit fünf | Monathen weggeblieben war; Die Patientin freute ſich deshalb, und hoffte, nicht ohne Grund, das Bren⸗ nen und der nagende Schmerz wuͤrde nun nachlaſſen, 4 weil ſich derſelbe erſt da eingeſtellt hatte, als ihre Zeik wegblieb. Ihre Reinigung dauerte 2. Tage, den zten aber hoͤrte ſie auf, ihr Brennen und ihr Schmerz N wurde daher ſtaͤrker, und ihre Umſtaͤnde wurden ſchlimmer. Den 4. Tag entſtund an dem untern Rand der Bruſt ein purpurrothes Tuberculum, das ſehr 5 ſchmerzte. Herr Saffner legte ihr, um die Schmer⸗ zen zu ſtillen, ein ſehr erweichendes Cataplaſma auf. Und weil auch die Patientin zugleich einen großen ö Durſt, ſtarkes Fieber und einen harten Puls hatte, ſo lies ich ihr eine Ader oͤffnen, und gab reſolvirende und hitzdaͤmpfende Traͤnke. Es erfolgte wenig Linde⸗ rung davon. Den 6. Tag brach das Tuberculum auf, und es floß eine Menge des ſchäarfſten Ichors aus. | ne ——— — — —— — — nung brachte, ſo fande er nicht nur einen Gang, der Rand der Bruſt hingieng, ſondern auch hier zugleich eine angefreſſene Ribbe; Der Wundarzt ſchnitte | wma da ware die EN noch ziemlich Wa . N] 6 REEL 25 . JZpweytes Kapitel. e ten, den ganzen Gang und alle druͤber liegende Theile auf, damit er ſehen konnte, wie weit die Ribben an⸗ gefteſſen. waren. Die Patientin verfiel nach dem Schnitt in eine kleine Ohnmacht, man verband daher die Wunde, und verſchob alles auf den folgenden Tag. Gegen Abend war ein hefftig Fieber und großer Schmerz vorhanden, es wurden der Patientin daher hitztilgende und ſchlafmachende Mittel gegeben, wor⸗ auf ſie eine ziemlich ruhige Nacht hatte. Den andern Tag nach dem Schnitt fand Herr Haffner bey dem Verband der Wunde mehrere Ribben angefreſſe ſen, und auch eine andere Oeffnung, welche in die Hoͤhle ö der Bruſt gieng, und durch welche beym Huſten ein ſtinkender Ichor heraus getrieben wurde. Man ſpritzte hierauf ein Decockt von Gerſte mit Roſenhonig in die Höhle der Bruſt, damit das Gefhwüre gereinigt, und die Abſonderung des Unreinen von dem Geſun⸗ den bewerkſtelligt wuͤrde. Dabey ſetzte man die tem⸗ perirenden und ſchlafmachenden Emulſiones fort, und es befand ſich die Patientin fo ziemlich wohl. Den⸗ noch entſtund alle Tage gegen den Abend ein Fieber⸗ chen, und in der Nacht ein Schweiß. Den 5. Tag | erweiterte der Herr Haffner die Oeffnung in der Bruſt, weil fie ſehr klein war, damit das, was in der Hoͤhle der Bruſt ſtack, deſto leichter. diele en, und heraus geſchafft werden koͤnnte. Den 8. Tag kamen nach dem Einſpritzen einige Stuͤckgen Küche aus der Wunde zum Vorſchein, wodurch man verſi⸗ chert war, daß die Ribben auch inwendig cariös wa⸗ ren. Ich gab daher der Patientin, auſſer dem Ge⸗ brauch des Decockti Lignorum und Milch, haͤufig * und niche hierauf mehr reinigerende F 5 und . Materie nicht mehr ſo ſehr, ſo hatte ſich auch der ruhig. Man gab taͤglich eine halbe Unze von der Fie⸗ ee 05 Iwepter Theil, e und balſamiſche Injectiones, die Patientin: könnte | aber dieſe nicht leiden, es entſtund ein ſtarkes Fieber, mehrere Schmerzen, und die aus der Wunde flieſſende Materie ſtank hefftig. Man ſetzte dieſe Injectiones 9 daher aus, und ſpritzte nur das Decocktum von Ger⸗ ſte mit Roſenhonig ein. Es ſonderten ſich hierauf einige Stuͤckgen Knochen ab, welche nach einem ſtar⸗ ken Huſten aus der Wunde mit ſehr viel ſtinkender i Jauche zum Vorſchein kamen. Nichts deſtoweniger verminderte ſich das Brennen und der . Schmerz nicht, ſie breiteten ſich in der Bruſt viel⸗ mehr weiter aus, und es wurde die Patientin, ob ſie gleich täglich in großer Menge Fieberrinde 1 | ſchwach, und ihr Abend⸗Fieber vermehrte ſich. | wir nun nach langem Gebrauch dieſer Mittel W nichts ausrichteten, ſo beſchloſſen ich und der Meier, Saffner, das Jufuſum Cicutä in die Hoͤhle der Bruſt einzuſpritzen, und mit der Fieberrinde das Extract der Cicutä zu vereinigen. Schon den andern Tag ſtank die aus der Höhle: der Bruſt hervorkommende Schmerz und das Brennen in etwas gemindert. Nach einigen Tagen vermerkte man, daß die Kräffte und der Appetit bey der Patientin zunahmen; ihr Schlaf war ingleichen die Nacht durch ſo ziemlich ta, und lies viel Molken trinken. Anfaͤnglich war das Infuſum Cicutä zur Injection ſchwach, als wir aber ſahen, daß dadurch weder die Lunge gereitzt, noch Beaͤngſtigungen davon entſtunden, deſſen Wir⸗ kung en Heilſam war, 0 we 1 ein RR berrinde, und einen Scrupel von dem Ertracto Cicu- 2 e Zweytes Kapitel. 1 91 ſaturirteres. In Zeit von 14. Tagen kamen mit einer duͤnnen purulenten Materie viele Stuͤckgen Knochen aus der Höhle der Bruſt zum Vorſchein, die Patien- tin befand ſich hierauf viel beſſer, konnte auſſer dem Bette ſeyn, und beynahe beftändig ohne Opio geruhig ſchlafen. Indeſſen fieng ſie an, vor ſo großer Doſis von der Fieberrinde einen Abſcheu zu bekommen, man gab daher täglich nur ein halb Drachma von dem Ertrackt, und zween von der Rinde. Mit dieſen Ma teln, und den Molken in großer Menge getrunken, nebſt der Injection, welche taglich zmal geſchah, ha ⸗ ben wir die Patientin 2. und ein halb Monath lang erhalten, und hatten wirklich einige Funken Hoffnung zu einer glücklichen Cur. Es geſchah aber, daß hier⸗ auf die Patientin in ein hefftiges und beynahe toͤdtli⸗ ches Seitenſtechen verfiel. Der geſchickte Herr Collin, welcher damals die Aufſicht uͤber das Spital hatte, brachte es indeſſen mit Aderlaſſ ſen, Umſchlaͤgen und andern verordneten Mitteln dennoch ſo weit, daß der ſtechende Schmerz nachlies, und ſich die Krankheit durch einen glücklichen Auswurf reſolvirte, fo, daß die Patientin auch nach dieſer Krankheit wiederum mit⸗ telmaͤßige Kraͤffte bekam; allein, die aus der Höhle P — der Bruſt hervorkommende Materie ſtank noch hefftig und war ichoroͤs. Nunmehro wollte weder die Rinde, noch das Extract, noch das Infuſum mehr helfen; es kam das Abendfieber wieder zum Vorſchein, und der Nachtſchweiß ſchwächte die elende Patientin fo (ehr, daß fie binnen 7. Wochen gänzlich abgezehrt ſtarb. Bey der anatomiſchen Unterſuchung fanden wir N das Bruſt⸗Fell in der linken Bruſt⸗Hoͤhle beynahe Bd ns und bie dect Ribben in Si aͤtt⸗ 174 N x 2 De N Ä 92 Sweyter Theil. „ Blättgen genfeöffeng Die Lunge der nemlichen Seits war ebenfalls angefreſſen. Es iſt gewiß, wenn die⸗ ſes Geſchwuͤr aͤuſſerlich an der Bruſt geweſen waͤre, wo die Hand des Wund⸗Arzts haͤtte beykommen, und mit dienlichen Mitteln den Fortgang des Uebels ver i hindern, und die Abſonderung des Carioͤſen haͤtte we fördern koͤnnen; ſo würde dieſe Patientin nicht nur an dem ſchlimmſten Krebs, ſondern auch an dem haͤßlichſten Geſchwuͤre glücklich geheilet worden eh Bey einem 23. jährigen Menſchen, dem wegen ei⸗ | ne Empyematis in der linken Bruſt der Tod ſchon auf der Zunge ſaß, verſchaffte der Herr Haffner, auf mein Anxrathen, durch eine große Oeffnung, dem Eiter einen Ausgang, und erhielte 5. und ein h lb Pfund eines dünnen ſtinkenden Eiters. Diefer Rath war zwar verwegen und unſicher, allein, da der Patient nun an dem war, zu erſticken, ſo war es wohl erlaubt, eine dergleichen Cur zu wagen. Wir haben ja ſehr oft geſehen, daß wir durch eine beherzte Operation gar viel- a den Menſchen das Leben gerettet, und ihnen daf ſelbe minder beſchwerlich gemacht haben. Als nun der Eiter herausgeſchafft war, ſo befand ſich der Patient ſehr ſchlecht, feine auſſern Theile waren kalt, der Puls I 55 blieb aus, ſein Geſicht war ganz verfallen, und mit einem kalten, zaͤhen Schweis bedeckt. Wir bedauer⸗ ten den unglücklichen Ausgang der Operation; l ſen verſaͤumten wir doch nichts, was dem Kranken annoch nuͤtzlich zu ſeyn ſchien. Wir rieben in die Naſe, an die Schlaͤfe und an die Stirne den Hirsch hoengeiſt ein; wir lieſſen von dem Ungariſchen Wei⸗ ne eine Unze, und 6. Tropfen vom Hirſchhorngeiſt, ein⸗ nehmen. em Kranke chien asia wieder FR en, Sweytes Bapitl 05 93 leben, und an Wem Puls der Hand bemerkte man ein Zittern, jo fieng er auch an, feine Augen auſzuma⸗ chen und Athem zu hohlen. Hirauf reichten wir ihm einige Unzen Bouillon, und verordneten ihm ein ruhi⸗ ges Verhalten. Allein, der Kranke behielte Beklem⸗ mung auf der Bruſt, und brach nach einer Viertel⸗ Stunde ſauerriechende Materie aus; wir glaubten daher, daß er nun ſterben werde. Da. wir aber mit einem Paregorico das Brechen geſtillt hatten, fo vers fiel er in einen leiſen Schlaf, welcher ihn, ob er ſchon eben nicht allzulang gedauert, doch ſehr ruhig war, dennoch in etwas erquickte. Den andern Tag fieng der Patient z reden an, und das, was man ihm reichte, willig zu nehmen. Der Herr Haffner reinigte ſo⸗ dann die Hoͤhle der Bruſt mit einer Injection aus Gerſtenwaſſer und Roſenhonig wohl aus, ich aber verordnete die dabey noͤthigen Mittel. Innerhalb 4. Tagen hatte der Patient ſchon ſo viele Kraffte, daß 0 er ſich ſelbſt nach allen Seiten ohne Ohnmacht bewe⸗ gen konnte. Herr Haffner unterſuchte mit einer Sonde die Hoͤhle der Bruſt, und fand, daß ſehr viele Ribben carioͤs waren, er verſuchte daher verſchiedene balſamiſche, reinigende Einſpritzungen, er fand aber keine fo zuträglich, als die aus dem Infuſo Eicurä, denn nach dieſer folgte guter Eiter. Die Kraͤffte des Patienten nahmen zu, der Appetit ſtellte ſich wies der ein; der Nachtſchweiß und das ſich gegen Abend einfindende Fiebergen wurde zwar gemaͤßigt, gaͤnzlich aber lies es ſich nicht tilgen. Wir konnten alſo keine voͤllige Heilung hoffen, indeſſen war es vor uns doch 5 ſchon genug, daß wir einen beynahe todten Menſchen, durch eine gewagte e eee dem age aus dem Pu Ra | 1 Sefer Theil 1 6 3 Rachen riſſen, ihm ſein Leben verlängerten, 55 es | ihm auch erträglicher machten. Wir friſteten diefem Patienten das Leben durch ſaturirte Injectiones aus der Cicuta, durch innerliche balſamiſche und ſchlaf⸗ machende Mittel, und durch eine Milch⸗Diaͤt, biß in den ſiebenden Monath, ſodann aber fieng er, da | es wieder auf den Winter zugieng, von neuem fehr zu huſten an, fein Fieber, fo allezeit gegen Abend wieder kam, vermehrte ſich, und endlich ſtarb er in» | nerhalb 31. Tagen. Nach ſeinem Tode fanden wir die Lunge groͤßtentheils ausgeſchworen, und die Ribben i angefreſſen. Iſt es nun nicht ein Wunder, daß ein in die Höhle der Bruſt an die bloſſe Lunge eingeſpritz⸗ tes ſaturirtes Infuſum Cicutd dennoch keine ſchlim⸗ men Zufaͤlle, keine Beaͤngſtigungen ꝛc. verurſacht hat? Es erhellet hieraus, daß das Gifft der Cicura fo ſchaͤdlich eben nicht fey. Ich fuͤhre dieſe Geſchichte hier nur deswegen an, weil ſie mit der Re den einige Aehnlichkeit hat. DH 8 Achte Beobachtung. Von einem krebsartigen esche an der Zunge. 17 80 € Menſch von 27. Jahren ſchleppte fi ſchon 6 ſeit ohngefehr 6. Jahren mit einem Tubereu⸗ lo an der Zungenwurzel, das zuweilen ſehr ſchmerzte, und das Schlingen beſchwerlich machte, nachher aber wieder ohne Schmerzen war. Dieſes Tubereulum wuchs allmaͤhlig wie eine Haſelnus fo groß, war ganz blaulicht, und allezeit ſehr ſchmerzhafft. Endlich brach es auf, es floß ein ſehr ſcharfer ſtinkender Ichor her⸗ Ki und enge ſich in ein garſtiges breites Ge⸗ Kom, f wu f Sweſdds⸗ Kapitel a | ſchwür. Das Schlingen war ungemein beſchwerlich. Einige Aerzte und Wundaͤrzte hielten es vor ein vene⸗ riſches Geſchwuͤr; fie fiengen daher ihre Cur mit fol chen Mitteln an, welche wider die veneriſche Seuche dienten. Der Patient muſte viele Decockta, Purgan. tia mit Mercurio, den Kornbrandwein mit dem Sub⸗ limat nehmen, alles war aber vergeblich, das Uebel — vermehrte ſich vielmehr nach dieſen Mitteln. Endlich mergelte man den Kranken mit der Speichel⸗Cur gar ab, ohne jedoch fein Geſchwuͤre im geringſten zu aͤn⸗ dern. Da nun alle dieſe hefftigen Mittel nichts aus⸗ richteten, fo uͤberlies man den Patienten feinen Schickſal, und gab ihm ein Zeugnis, daß fein Uebel unheilbar ſey, und er in das Haus der Unheilbaren aufgenommen werden muſte. Jedoch der Patient ſuchte demohngeachtet überall noch Huͤlfe, und klopfte beynahe vor allen Thuͤren der Wundaͤrzte an, er wur⸗ de aber von allen ohne Huͤlfe abgewieſen. Endlich kam er zu dem Herrn Haffner, Wundarzt bey mei⸗ nem Spital, da nun dieſer die Umſtaͤnde wohl erweg⸗ te, dachte er ſogleich, daß hier bey dieſem Patienten mit der Cicuta was zu verſuchen wäre. Er zeigte mir demnach den andern Tag, als ich ins Spital kam, dieſen Menſchen. Ich ſorgte daher, daß ihm ein Bette zurecht gemacht wuͤrde, und behielte ihn in dem Spital. Der arme Menſch war ganz ausgemergelt, Bi bekam alle Abend einen Schauder, und dann Hitze, verfiel hierauf in einen gewaltigen Schweiß, und Pe te aͤngſtlichen und unruhigen Schlaf. Tee Das haͤßliche Geſchwuͤre hatte beynahe die ganze Wurzel der Zunge weggefreſſen, an dem Rand und | Bm defect waren ee 2 7 | US. \ 1 96 9 0 werte hei Auswuͤchſe hervorgekommen, die alle 2 8 waren, | und den haͤßlichſten Ichorem von ſich gaben. Es war ein beſtaͤndiger brennender Schmerz gegenwaͤrtig, das Schlingen beynahe gaͤnzlich verhindert, der Patient konnte nicht deutlich reden, und das Geſchwuͤre fraß immer tiefer und weiter um ſich, das Zäpflein, die Mandeln und der ganze Hals waren ebenfalls ſchon angegriffen. Denn es zeigten ſich hier und da zieme lich tiefe Anfreſſungen, aus welchen eine ſcharfe Feuch⸗ tigkeit herauszuflieſſen anfieng. Der Patient huſtete oͤffters, und klagte uͤber ein beftändiges Kuͤtzeln und Brennen im Hals und bis in den Magen. Es roch ihm haͤßlich aus dem Munde, fo, daß wir es beym Beſehen vor Eckel kaum ausſtehen konnten. Der Zuſtand dieſes Patienten war alſo gewiß bejammerns⸗ wuͤrdig genug. Der gelehrte Herr Doctor Collin, der damals mit mir ins Spital gieng, hat ebenfalls dieſen Kranken geſehen, und wir zweifelten, ob in die ſem verzweifelten und eingewurzelten Uebel was mit der Cicuta auszurichten ſeyn moͤchte. Indeſſen war uns doch auſſer dieſem kein anderes Mittel mehr übrig, das nicht ſchon verſucht worden waͤre. Unſere erſte Indication war alſo, das haͤßliche unreine Ge? ſchwuͤr zu reinigen. Ich bath alſo den Herrn Haff⸗ ner, daß er des Tages oͤffters ganz gelind durch . eine Spritze das Infuſum Cicutä, mit Roſen⸗ donig vermiſcht, in den Hals einſpritzte, damit dadurch ale mählich das Unreine und die Schaͤrfe in den Ge⸗ ſchwuͤren üg würde. de gab ich ne} gendes: IN | ou Rec. Ext, Cent Br | e gum. el drach, a 13 Zweytes Kapitel. 97 Syr. Diacod. unc. J. | 1 80 ſamb. une. v. Alle 2. Stunden einen Löffel voll das von zu nehmen. Das ordentliche Getraͤnke war Molken, und ſeine Speiſe Fleiſch⸗Bruͤhe mit Brod, Graͤupchen und dergleichen. Schon in der erſten Nacht ſchlief 155 Patient ruhiger. Und den andern Tag roch das ſchwuͤre auch nicht mehr ſo haͤßlich, und war nicht 0 | unrein. Die Beſchwerlichkeit im Reden und Schlin⸗ gen war jedoch noch eben ſo groß. Man fuhr mit den erwaͤhnten Mitteln ſowohl innerlich als aͤuſſerlich fort. Den 3. Tag hatte das Brennen im Hals und bis in den Magen ziemlich nachgelaſſen, das Geſchwuͤre war weit reiner, und ſtank faſt gar nicht mehr. Ich gab noch die nemliche Mixtur, ſetzte aber von dem Extrack⸗ to Cicutaͤ einen ganzen Serupel zu. Den 6. Tag konnte der Patient ſchon derbere Speiſen ohne merk⸗ liche Schmerzen hinunter ſchlucken, das krebshaffte Geſchwuͤre war ziemlich rein, die Geſchwuͤrgen im Hals fiengen ſchon an, ſich mit einer Narbe zu übers ziehen, und das Brennen im Hals war kaum noch zu merken. Die nemlichen Mittel wurden fortgeſetzet. Den 11. Tag war gegen Abend faſt kein Schaudern mehr vorhanden, ſo war auch die Hitze gering, und der Nacht⸗Schweiß hatte gänzlich nachgelaſſen. Aus dem Krebsgeſchwuͤre kam ſtatt des Ichors Eiter zum Vorſchein, es hatte der Patient beym Hinunterſchlin⸗ gen feſter Dinge ſehr wenig Schmerzen, und man be⸗ merkte nur noch einen ſehr geringen Geſtank; Der groͤßer, der Eu gut, die Geſchwüre im Hals mei⸗ G ſtens Patient redete weit deutlicher, ſeine Kräften waren 98 ON Zweyter Theil. ſtens geſchloſſen, und er bemerkte nur noch etwas we⸗ niges von dem Bremen im Schlund. Man fuhr mit den nemlichen Mitteln fort. Den 15. Tag hatte das krebshaffte Geſchwuͤre die beſte Farbe, die chem. michten Auswuͤchſe waren kleiner, gaben keinen Icho⸗ rem mehr, und an dem Umfange des Geſchwuͤrs er zeugte ſich, als die erſte Hoffnung der Heilung, ein dünnes, weiſes Häutchen, woraus nun ſicher abzuneh⸗ men war, daß dem freſſenden Krebs ſeine ng | geſetzt waren. — Dier Hals war rein und geheilt, das Brennen im Schlund vergangen, die Kraͤfften des Patienten gut, und alle ſchlimme gegen Abend entſtandene Zufaͤlle, nebſt den Nachtſchweiß, waren verſchwunden. Ich gab ſodann taglich morgens und abends jedesmahl 8. Pillen von dem Extrackto Cicurä, jede von 2. Gran, laß hierauf viel Molken nachtrinken, und ſetzte die Einſpritzungen fort, Den 20. Tag hatten ſich die Um. ſtaͤnde abermals gebeſſert, das Geſchwuͤre fieng an, viel kleiner zu werden, die meiſten von ſchwammich⸗ ten Auswuͤchſen ſonderten ſich freywillig ab, man be⸗ merkte keinen Geſtank mehr, und an ſtatt des che | ris war guter Eiter vorhanden. Der Patient ſchlief des Nachts ruhig, hatte Kraͤffte, und guten Appetit. Den 30. Tag war das Geſchwuͤre ſehr rein, und die mehreſten Schwaͤmme abgefallen, und die noch vor⸗ handenen, waren welck, blaß, und beym Anfühlen un⸗ empfindlich. Der Patient konnte ſchon einen reinen Wein trinken, ohne in dem Geſchwuͤre davon einen Schmerz zu fühlen. Ich gab ſodann des Tags uͤber, 2. Scrupel von dem Extrackt, lies viel Molken trin⸗ ken, und das Geſchwuͤre oͤffters mit dem Infuſo Ci⸗ f a na — . 0 nen gewaltigen Hunger, er aß daher das, was man ihm gab, ohne es gehoͤrig zu kauen, begierig hinun⸗ ter; Der Magen wurde alſo uͤberladen, der Patient hatte demnach den andern Tag hierauf eine beſtaͤndi⸗ ge Neigung zum Brechen, Eckel, Schauder, Herzens⸗ Angſt, Schwindel, Zittern in den untern Lippen, N Zuveytes Kapitel. | 99 eutä reinigen. Den 34. Tag hatte der Patient ei⸗ große Hitze, einen ungleichen hefftigen, geſchwinden | Puls, kurzes und beſchwerliches Athemhohlen, und ein aufgelauffen blaſſes Geſicht. Ich bedauerte alſo von Herzen, daß mir die ſchoͤne Hoffnung zu ei⸗ ner ſo gluͤcklichen Cur verdorben, und der Patient in aͤuſſerſte Lebens - Gefahr verſetzt worden. Bey die⸗ fen Umſtaͤnden achtete ich alſo vor die erſte Indication, den Magen von ſeiner Buͤrde zu befreyen, ich gab demnach 20. Gran von der Ipecacuanha, und einen Gran vom Brechweinſtein, kaum hatte der Patient das Pulver genommen, ſo brach er eine rohe, unge⸗ kochte Materie aus, ich lies das Brechen durch haͤufi⸗ ges Nachtrinken eines warmen Getraͤnkes erleichtern, ſo daß derſelbe 6. Vomitus bekam, und die begierig \ 7 hinuntergeſchluckten Speifen, und eine Menge eines gelben Seri, das ſaͤuerlich roch, wegbrach: hierauf hf en beynahe alle ſchlimmen Zufaͤlle nach. Ich gab ihm denſelben Tag nur eine duͤnne Fleiſchbruͤhe, abends aber ein Paregoricum. Die Nacht war ruhig, und des Morgens der Puls gleich, langſam und klein, und der Patient klagte über weiter nichts, als über eine unrein und ſchmerzte ſehr, jedoch hatte ſich das Schlin⸗ gen nicht verſchlimmert; Das bloſſe Infuſum Cicuta mit Roſen⸗Honig verſeßl, und täglich oͤffters gelinde V einge⸗ Indeſſen war das Geſchwuͤre wiederum 100 | Steht Theil, eingeſpritzt N einigte aber das Geſchwuͤre hin | Hierauf ſuchte ich mit einem angenehmen Julep, chick | licher Diär, etwas Wein, und einem Paregorico, das ich abends gab, dem Patienten ſeine Kraͤffte wieder zu verſchaffen. Den 39. Tag befand ſich der Patient ſo ziemlich wohl, und bath ſelbſt wieder, daß man ihm die Cicuta⸗ Pillen wieder geben ſollte. Ich gab ihm alſo nunmehro 2. Scrupel des Tags, viel Molken, und bey Tiſch etwas Wein. Die Umſtaͤnde verbeſſer⸗ ten ſich hierauf wieder von Tag zu Tag, und es zeigte das Geſchwuͤre die beſte Hoffnung zur Heilung. Da nun alles nach Wunſch gieng, ſo habe ich die Dofis | des Ertrackts nicht weiter verftärft, und nur gelinde Injectiones, die allein aus der Cicuta beftunden, des Tags uͤber öffters einſpritzen laſſen. Den 50. Tag | waren nur noch einige wenige verwelkte und ſchwaͤm. michte Auswüchfe da; Da nun dieſe die Schlieſſung des Geſchwuͤrs verhinderten, ſo nahm ſie Herr Haff⸗ ner mit der Scheere weg, der Patient hatte dabey keine Schmerzen, und es gab auch bey dem Schnitt kein Blut; das Einſpritzen wurde fleißig fortgeſetzt, weil es dem Kranken große Linderung und Nutzen ſchaffte. Die Sprache wurde freyer, das „ | beſſer, die Kräffte waren vollkommen, der Schlaf | herrlich, der Appetit groß, der Stuhlgang natürlich, | und der Urin floß häufig, und war wohl gefärbt. Man fuhr beſtaͤndig mit dem Gebrauch der erwaͤhn⸗ ten Mittel fort, und am 68. Tag war das Geſchwuͤre mit einer Narbe geſchloſſen. Sodann ließ man die Injectiones weg, gab aber doch auf 14. Tage lang in der nemlichen Doſi das Extrackt der Cicutaͤ. Als wir nun ſahen, in die Narbe feft, und der ae | | vo ig Zweytes Kapitel. 17 101 voͤllig geſund war; ſo ſetzten wir allmaͤhlig alle Mittel bey Seite, und erlaubten ihm, daß er in die Luft gieng, und dasjenige wieder aß, was er zuvor ge⸗ wohnt war. Ob nun wohl der Menſch vollkommen wieder hergeſtellt war, ſo behielten wir ihn nichts deſtoweniger noch bey 4. Wochen lang im Spital. Sodann aber bath er ſelbſt um ſeinen Abſchied. Der Herr Collin hat dieſen Patienten, waͤhrender ganzen Cur, mit mir befucht und beforgen helfen. Es war uns vielmals ein großer Troſt, da wir fahen, daß dies. fer von allen verlaſſene, und vor unheilbar gehaltene Menſch, vermittelſt der Cicuta, nicht nur von einem ſchleichenden Fieber, von Nachtſchweiſſen, von einer Verzehrung und Cachexie, befreyt, ſondern auch an ſeinem haͤßlichen Krebs curirt und ganzlich wieder here | geſtellt worden. Einige Wochen hierauf hat man mir geſagt dieſer Menſch habe ſich verheyrathet. Neunte Beobachtung. | Von der Gicht. 8 f ©. 42. jähriger Mann hatte een ſeit vielen Jahren die laufende Gicht, bey welchem ſich allezeit die Schmerzen des Nachts im warmen Bette vermehrten. Er gebrauchte lange Zeit verſchiedene Traͤnke, und andere ſowohl innerliche als aͤuſſerliche Mittel, bemerkte aber von keinem einige Linderung. Selbſt die Baͤder, ſowohl ſulphuriſche als andere, verſchafften ihm, ob er ſie wohl lange gebrauchte, kei⸗ nen Nutzen. Endlich ſetzte ſich die herumirrende Gicht Materie in der rechten Achſel, und an der Huͤffte der | nemlichen e fee. Er verlohr daher die Bewe⸗ . gung x N 102 zweyter Thel gung des Fuſſes und des Arms, beyde Thel wurden denn weniger empfindlich, und ſieng an zu ſchwinden. Man verſuchte wiederum verſchiedene Mittel, alle hal. fen aber nichts, fie vermehrten vielmehr die Schmer⸗ zen, und ſchienen das Uebel verſchlimmert zu haben. Der electriſche Funken wurde 3. Monath lang ge⸗ braucht, bewirkte aber bey dieſem Mann nicht die ge⸗ ringſte Veraͤnderung. Im verwichenen Fruͤhjahr kam er, als ich eben auf dem Lande war, zu mir, erzaͤhlte mir die Geſchichte ſeiner Krankheit. Von der Urſache und Urſprung derſelben wuſte er aber keine Nachricht zu geben. Da ich nun die große Kraft der Cicuta wider rhevmatiſche und arthritiſche Schmerzen, für . wohl laufende als feſtſitzende, bey vielen Patienten 5 wahrgenommen hatte; ſo glaubte ich, daß ſie auch im gegenwaͤrtigen Fall angewendet werden koͤnne. Ich gab alſo morgens und abends F. Pillen, jede von 2. Gran, und ließ viel vom Decockt der großen Klet⸗ ten⸗Wurtz trinken. Nach 8 Tagen kam er wieder zu mir, und klagte ſowohl uͤber großen Schmerz an der Achſel und Hüfte, als auch über ein unangenehmes Bitzeln und Laufen durch den ganzen Arm und 5 3 Sim übrigen war weiter keine Veranderung ch — zu rieth ihm hierauf, morgens und abends 8. nehmen, und fleißig mit dem Trank fortzufahren. Den 14. Tag waren die Schmerzen geringer, und an der ganzen leidenden Seite, im Arm und im Fuß, bemerkte der Patient einen juckenden, ſtinkenden Schweiß, und auf allen dieſen Theilen waren weiſe, durchſichtige, kleine Blattern ausgefahren, welche mit einem ſchar- fen Sero angefuͤllt waren. Die Empfindlichkeit war ebenfalls ſchon groͤßer. Der Appetit des Patienten We . war En zweytes Kapitel 103 | war gut, feine Kräfte fo ziemlich, der Stuhlgang nas tuͤrlich, und der Urin gieng haͤufig ab, wobey der Kranke allezeit ein Brennen in der Harnroͤhre em⸗ pfand. Hierauf ließ ich ihm taͤglich 20. Stuͤck Pillen nehmen, und dabey das Decockt fortbrauchen. Den 24. Tag ſchien der Arm an Fleiſch wieder zuzunehmen, und man bemerkte ſchon etwas mehr Beweglichkeit. Die uͤbrigen Umſtaͤnde waren noch einerley. Die Blattern erſchienen immer häufiger, das Jucken hatte noch nicht nachgelaſſen. Den 36. Tag klagte der Pas tient uͤber ein unangenehmes Brennen und Jucken durch den ganzen Leib; aus denen geplatzten Blattern wurden dicke Borken, und es kam die wahre Kraͤtze zum Vorſchein. Der Fuß und Arm waren aber ſchon beweglicher, ftärfer und fehr fühlbar, Ich ließ taͤg⸗ lich ein paarmal den ganzen Leib mit dem Infuſo Ci⸗ cutaͤ, das mit Milch gemacht war, waſchen. Bine nen wenig Tagen fielen die meiſten Borken ab, deſto⸗ — mehr Krebsblattern entſtunden aber, und deſto heffti⸗ ger war das Jucken. Den so. Tag konnte der Pas tient den Arm ſchon nach allen Seiten bewegen, den Fuß aber noch nicht, indeſſen war er doch ſchon be⸗ | weglich, biegſam, und uͤberall empfindlich. Ich gab hierauf taͤglich ein ganzes Drachma Extrackt, und lies, ſtatt des Decockts aus Kletten⸗Wurz, Molken > trinken, und mit dem Infuſo Cicutaͤ aus Milch ges macht, den Koͤrper zweymal abwaſchen. In Zeit von acht Tagen ließ ales Jucken nach, die Blattern und Borken verſchwanden, und der Patient ließ ſich zur völligen Beſſerung an. Den 69. Tag konnte der Pas tient herum gehen, und den Arm uͤberall hin bewegen, und wurde auch 8 eine Reiſe von anderthalb cas, 204 Zöwepyter Theil. Stunden nicht ſehr abgemattet. Hierauf verminderte ich allmaͤhlig wieder die Doſis der Cicuta, befahl aber dem Patienten, immer noch taͤglich eine gute Portion Molken zu trinken, der Leib aber wurde nicht mehr ge⸗ 1 | waſchen. Den go. Tag kam er bolt Waun 0 zu mir „ und bedankte ſich. N | Bu Zehnte 8 Von dem Winddorn. 5 wi in Mädchen von 18. Jahren hatte ſchon 17 5 7. | Jahren an dem tarfo des rechten Fuſſes, und an dem rechten Ellenbogen, eine ſpinam ventofam; Die in dergleichen Fall bekannten und beruͤhmten Mittel wurden bey ihr vergebens verſucht. Sie trank viele Monathe lang Holz⸗Traͤnke in großer Menge, es wurden dadurch ſtarke Schweiſſe erweckt, das Uebel ſchien fi) auch dadurch zu beſſern; allein, die Patientin bekam einen trockenen Huſten, verfiel in eine Schwach⸗ heit, wurde mager, und der Schade verſchlimmerte ſich wieder. Man gab antiſcorbutica, lies häufig Molken trinken, und die Geſchwuͤre ſchloſſen ſich hierauf beye nahe voͤllig. Da man aber die beſte Hoffnung zur glücklichen Cur hatte, entſtund ein neuer Schmerz an den leidenden Theilen, es kam wieder ein ſcharfer Ichor zum Vorſchein, und die Geſchwuͤre wurden wieder von neuem hoͤchſt unrein. Der Sublimat in Korn⸗Brandwein aufgeloͤßt, der ſonſt in andern dere | gleichen Fällen die erwuͤnſchte Wirkung thut, bewirkte hier nichts. Ich gab daher das Extractum Cicut mit viel Gerſten⸗Trank und etwas Milch. Aeuſſerlich a | ließ ich über das Geſchwuͤre und Geſchwuͤlſte nur allein da 5 S Zweytes Kapitel. ss 105 das Empl. diapompholigos legen, damit ich mich von der Wirkung verſichern konnte, welche die Cicuta, in» nerlich gegeben, in dergleichen Umſtand aͤuſſern wuͤrde. Binnen 4. Tagen waren die vorher unreine Geſchwuͤre ſchon reiner, der Eiter beſſer, die Schmerzen viel ge⸗ ringer, der Schlaf ruhiger, und der Appetit groͤßer. Den 6.7.8 und 9 Tag floß ſehr viel ſcharfes Serum aus den Geſchwuͤren. Den 12. Tag ſchienen die knoͤchern Geſchwuͤlſte viel kleiner zu ſeyn, und ihre dunkelrothe Farbe fieng an, natuͤrlich zu werden. Den 15. Tag ſonderten ſich aus dem Geſchtwüre am tarſo 3. Stuͤckgen Knochen ab. Den 17. war dieſes nemliche Geſchwuͤre rein, und an dem Rand deſſelben entſtund ein Haͤutchen, das die Heilung verſprach. Die Geſchwulſt der um dieſem Geſchwuͤre liegenden ſchad⸗ hafften Knochen war weit kleiner. Das Geſchwuͤre und die Geſchwulſt am Ellenbogen aber war noch un⸗ geaͤndert, hier waren noch viele Schmerzen, und es floß viel Serum aus demſelben. Doch ſchien die Be⸗ wegung des Gelenks etwas leichter zu geſchehen. Ich 8 legte demnach einen Umſchlag aus der Cicuta uͤber den Ellenbogen. Das Geſchwuͤre am tarſo aber ver⸗ band ich mit dem Empl. de Cicuta. Den 24. Tag war die Geſchwulſt an dem Ellenbogen⸗Gelenk weit kleiner, das Geſchwuͤre rein, es floß viel Serum und grießlichte Materie aus demſelben, die ſich von dem Knochen ab⸗ 4 | geſondert hatte. So war auch das Geſchwuͤre am tarſo des rechten Fuſſes viel kleiner, die Geſchwulſt um den⸗ ſelben faſt gar weg, und alles verſprach eine baldige Heilung. Den 34. Tag ſonderte ſich von dem Achſel⸗ bein bey dem Ellenbogen Gelenk ein großes Stuͤck Knochen ab. e verminderte ſich die and | 8 nun die Bewegung des Gelenks frey genug, und die 106 zweyter Theil | an dem Gelenke ſehr ſtark, und die Patientin konnte nun den Arm ſehr gut biegen, und damit Speiſen in den Mund bringen. Aus dem Geſchwuͤre am rs kam abermals viel Serum und ganz kleine Stuͤckgen Knochen zum Vorſchein, dabey klagte die Patientin | uͤber große Schmerzen. Indeſſen vermehrten ſich dach ihre Kraͤffte, ihe Appetit war gut, fie war munter und fetter. Den 48. Tag war das Geſchwuͤre am tarfo ganz zu, und beynahe an demſelben weder Geſchwulſt noch Schmerz mehr gegenwaͤrtig, ingleichen waren auch bey dem Ellenbogen⸗Gelenk die Umftände beſſer. Ich gab daher der Patientin eine Purgans, wornach acht⸗ mal ſehr viel gelblichter Unrath abgieng. Den andern Tag nach dem Purgiren nahm die Patientin gar nichts. In den folgenden Tagen gab ich ihr aber wie⸗ der Extracktum Cicuta und viel Molken zu trinken. Den 66. Tag befand ſich die Patientin noch beſſer, ſie konnte den Arm biegen, und nach allen Seiten hin bewegen, und das Geſchwuͤre am tarſo blieb ges ſchloſſen. Den 72. Tag waren alle Theile, welche ger ſchwollen waren, wieder in ihrem natürlichen Stand, und das Geſchwuͤre am Ellenbogen faſt ganz zu. Da Knochen nicht mehr geſchwollen waren, ſo hielte ich Rees vor unnoͤthig, auf dieſe Theile noch Umſchlaͤge zu le⸗ gen; der Herr Haffner verband daher das 1 1 nur allein mit Charpie, welche mit dem Infuſo Cicuta benetzt war. Den 90. Tag war das Geſchwuͤre am Ellenbogen auch zu, und wurde die Beweglichkeit des Arms von der entſtandenen Narbe im geren gehindert. Ich gab noch bey 12. Tage lang die Cicuta und Molken, dann ließ ich die Patientin purgiren; e a da Zweytes Kapitel. 10 da fie nun hierauf vollkommen geſund, und die Ges ſchwuͤre gefchloffen waren, ie ſchickten wir fie aus dem Spital. Eilfte Beobachtung. Von freſſenden Geſchwuͤren zwiſchen den Schultern und an Suͤſſen. | in Mann von 35. Jahren hatte auf dem tarſo beyder Fuͤſſe und zwiſchen den Schultern ſeit 2 Jahren haͤßlich freſſende Geſchwuͤre. Sein gan⸗ zer Koͤrper war uͤberdieß überall mit juckenden Blar⸗ tern, welche mit einem ſcharfen Sero angefüllt waren, beſaͤet. Aus den Geſchwuͤren floß ſtets ein ſcharfer Ichor heraus, der die benachbarten Theile anfraß, und alles bis auf die Knochen und Sehnen verzehrte. Der Gebrauch verſchiedener Mittel und die Baͤder ſchafften ihm zwar einige Linderung, wenn aber die Geſchwüre der Heilung am naͤchſten ſchienen: ſo wur⸗ den ſie auf einmal wieder ſchlimmer. Der Patient nahm dabey ab, wurde ſchwach, und verfiel in Nacht⸗ ſchweiſſe. Endlich zog er mich zu Rathe; da ich nun aus unendlicher Erfahrung wahrgenommen hatte, daß die Cicuta die Schaͤrfe des Bluts verbeſſert, und unrei⸗ ne Geſchwuͤre heilet, ſo verſchrieb ich ihm die Cicuta· Pil⸗ len, und einen Trank aus der Kletten⸗Wurzel. In Zeit von g. Tagen hatte das Jucken beynahe gaͤnzlich nach⸗ gelaſſen, die meiſten Blattern waren verſchwunden, und es floß nicht mehr fo viel Ichor aus den Geſchwuͤren. Den 20. Tag hatte der Patient mehr Kraͤfte, keine Nachtſchweiße mehr, und an dem Rand des Geſchwürs kam ein weißes Haͤutchen zum Vorſchein, das eine Nar⸗ be han. 0 ließ N den Patienten gelinde ai 9 iren, \ | 7 8 N 115 8 5 | 2 f 18 Iweyter Theil. 4 giren, und dann den Gebrauch des Extrackts mit dem | Trank aus Klettenwurzel fortſetzen. Der Patient be⸗ kam ſchon täglich ein halb Drachma von dem Extrackt. Den 36. Tag befand ſich der Patient ziemlich wohl, und alle Geſchwuͤre waren beynahe zu. Die Sehnen, welche vorher bloß in den Geſchwuͤren zu ſehen waren, 1 hatten, nachdem ſich eine Narbe erzeugt, doch nichts von ihrer Bewegung verlohren. Den 48. Tag waren die Geſchwuͤre mit einer duͤnnen Narbe uͤberzogen, damit nun dieſe derber und feſter wuͤrden, verband ich fie mit einem Unguento nutrito. Hierauf gab ich wie⸗ der eine Larans antiphlogiſticon. Den 60. Tag war | ren die Geſchwuͤre vollkommen gut geſchloſſen, und der Mann gaͤnzlich geſund. Ich rieth ihm dem ohngeach⸗ tet, daß er in einer maͤßigen Doſis das Extrackt noch 3. Wochen, mit einem Thee aus Hollunder⸗Bluͤten, forbrauchen ſollte, dann gab ich ihm wieder eine gelinde Purgans, damit das Blut und die erſten Wege von aller Schärfe völlig wieder befreyet wurden. Diefer Mann bekam nach dem Gebrauch der Cicuta eine weit beſſere Farbe im Geſichte, ſeine ſonſt ſchlappen 1 Muſculn wurden darnach derb und ſtark, und ſein | ganzer Körper fett und dine he det pi 1 a Zwoͤlfte Beobachtung. | Von der Klepbantiafi, a \ * Schmidt hatte ſchon ſeit 10. Jahren eine haͤß⸗ „ | liche Krankheit in der Haut, welche von der Elephantiaſi wenig unterſchieden war. Er hatte faſt bey allen Aerzten, Barbierern, Badern und Pfuſchern, 1 Hülfe BR die a Icnfiarißenun "OR ſanen Mit. 7 Zweytes Kapitel 109 vel lange Zeit gebraucht, ſich verſchiedener minerali⸗ ſcher Bäder und Dampf⸗Baͤder bedient, durch nichts aber etwas ausrichten koͤnnen. Im. übrigen konnte er noch ſeine Geſchaͤffte verrichten. Dieſe haͤßliche Kraͤtze kam nicht im Geſicht oder an den Haͤnden, ſondern nur an denen Theilen zum Vorſchein, welche die Kleider bedeckten. Dieſer Menſch konnte daher mit ſeinen Cammeraden umgehen, er ſchlief aber nie⸗ malen in einem Bette bey ihnen. Da er nun, nach⸗ dem er alle die kraͤfftigſten Mittel verſucht hatte, ſahe, daß ſein Uebel doch im geringſten weder weichen noch wanken wollte; ſo entſchloß er ſich, von keinem Arzt einen Rath mehr zu verlangen, und überließ ſein Schickſal der Natur, aß und ſoff indeſſen, was ihm gut ſchmeckte, und nahm ſich vor keine Witterung in acht. Er befand ſich eben nicht ſchlimm dabey. In⸗ deſſen ereignete es ſich, daß er im verfloſſenen Herbſt, als er ſich ploͤtzlich erfälter hatte, Seitenſtechen bekam, folglich in unſer Spital gebracht wurde. Bey dieſen Umſtaͤnden muſte man ihm zu verſchiedenen mahlen zur Ader laſſen, die Haut war aber ſo hart und zaͤhe, daß der Wund⸗Arzt kaum mit großer Gewalt und vieler Vorſicht durch dieſelbe kommen konnte. Sein aus der Ader gelaſſenes Blut hatte eine inflammato⸗ iſche Haut. Indeſſen wurde doch dieſe ziemlich ges faͤhrliche Krankheit dennoch in Zeit von 14. Tagen, | vermittelſt erweichender, ablöfender Tränfe, mit nitrös fen und Honig- Mitteln, durch einen gluͤcklichen Aus⸗ wurf gehoben. Den 18. Tag gab ich ihm eine Pur⸗ gans, worauf dieſer Menſch ſeine voͤllige Geſundheit wieder bekam. Nur ſeine Haut⸗Krankheit hatte ſich auf dieſe hitzige Krankheit nicht das geringſte geaͤn⸗ dert. N i * l L 110 Z3oepter Theil. 5 dert. Re glaubte alſo, man koͤnnte wohl hier am be⸗ ſten fein Heil mit der Cicuta verſuchen. Ich beredete f daher den Patienten, im Spital zu bleiben, und ver⸗ ſprach, ihm ſeine haͤßliche Krankheit zu heilen. Zu dieſem Ende gab ich ihm morgens und abends 1. Gran von dem Extrackto Cicutä, und ließ viel von einem Trank aus der Kletken-Wurzel und Suͤßholz nachtrinken. Zu gleicher Zeit ließ ich ihn, zmal des 3 Tags, den ganzen Körper mit gleichen Theilen Waſſer | und Milch waſchen, wovon in 2. Kannen allezeit eine Unze venetianiſche Seife aufgeloͤßt war. In Zeit von 10. Tagen waren ſchon viele Schuppen abgefallen, die | Falten weicher geworden, und man bemerkte auch eine geringe Ausduͤnſtung, und die ſonſt rauhe, runzliche, | haͤßliche, ſchwammichte, harte, und faſt dem Horn aͤhn⸗ liche, unempfindliche Haut war ſchon bey derben 927 greiffen empfindlich. Den 12. Tag fieng der Patient an, in Zeit von 24. Stunden ein halb Drachma von dem 4 Erxtrackte einzunehmen, im übrigen fuhr man mit dem 9 erweichenden Trank und dem Waſchen fort. Den 17. ) Tag hatten ſich beynahe ſchon alle Schuppen abgefons dert, und die Falten oder Runzeln der Haut ſiengen an, allmählich platt zu werden. Der Patient klagte aber uͤber fliegende Hitze und Beaͤngſtigung, jedoch war der Puls gleich, nicht fieberhaft, die Kraͤfte und der Appetit gut, es gieng bey dem Patienten viel und ſcharfer Urin ab, und er hatte taͤglich 3. bis 4. mal Ffreywillig ſtinkende, gallichte Stuhlgaͤnge. Der Pas | tient fuͤhlte beym Anfuͤhlen an den Stellen, wo die Schuppen gefeffen hatten, ein Brennen und Schmerz. Ich ließ alſo in der nemlichen Doſi mit den erwaͤhnten Mitteln Were 18 26, Tag fand ſcch er dem Pa- * In re 1 88 2 2 N * * 5 PP | 1 “ . N m — — — —— Zweytes Kapitel. 111 Potienten ein Schauder, denn Hitze, großer Durſt, und darauf ſtellte ſich ein heftig Fieber ein. Seine Augen glaͤnzten, die Zunge war trocken, der Urin hoch an der Farbe, und die Haut uͤber den ganzen Koͤrper, von einer gelinden Entzuͤndung, wie geſpannt, und der Patient konnte vor großen Schmer⸗ zen und Brennen nicht das geringſte Anfühlen leiden. Ich ſetzte daher den Gebrauch der Cicuta aus, lies ihn in großer Doſi Hollunder-Muß, Salpeter und Gerſten⸗Trank nehmen. Es erfolgten hierauf einige Stuhlgaͤnge, die Kräften wurden aber nicht t ſehr ge⸗ ſchwaͤcht, und nach und nach lieſſen die Zufäle gaͤnz⸗ lich nach, ſo, daß die Haut den 35. Tag faſt ihre na⸗ tuͤrliche Farbe hatte; Endlich fand ſich der Appetit wie⸗ der, und der Puls war gleich und langſam. Ich ſtaͤrk⸗ te ſodann den Patienten mit wenigen Speiſen, und gab ſowohl zur Arzeney als ordentlichem Getraͤnke ein Infuſum von Hollunder⸗Bluͤten, die in Molken ab⸗ * gekocht waren. Den 49. Tag war faſt die ganze Haut des Koͤrpers natuͤrlich, ſie war nur noch immer empfind⸗ licher, als fie ſonſt zu ſeyn pflegte. Der Patient hatte nachher gute Kraͤfte, vortreflichen Appetit, ruhigen Schlaf, wohlgefärbten Urin, und ordentliche Stuhl⸗ gaͤnge. Da aber auf der Haut verſchiedene juckende Blattern zum Vorſchein kamen, aus welchen beym Auf blatzen ein ſcharfes Serum floß; fo hielte ich vor gut, um das Blut noch mehr zu reinigen, die Cicuta noch fernerhin zu gebrauchen. Zu dem Ende verord⸗ nete ich dem Patienten, nochmals taͤglich 2mal 10. Gran vom Extrackto Cicuta zu nehmen, und mit dem Gebrauch der Molken fortzufahren. Nach essen Ge⸗ ee denn ER der ar in Zeit von 14. Tagen ganz⸗ 112 PR Theil. ganzlich geſund worden. Das Ober⸗Haͤutchen blieb zwar ziemlich dünne, und riß bey dem geringſten Bes | rühren; allein, diefer Umſtand wurde von dem Bod. ner Bad, welches dieſer Menſch 3. Wochen lang ge⸗ N brauchte, ebenfalls gehoben. Nach dem Bad kam der⸗ ſelbe zu mir, um ſich zu bedanken, war vollkommen geſund, und hatte die natürlichfe, beſte Haut. 4 Drepzehende Beobachtung. Von dem weißen Fluß. e Er ſonſt geſunde Frau von 42. Jahren war ſchon ſeit 7. Jahren, fie wuſte felbft nicht, aus was vor einer Urſache, mit einem beftändigen flaore albo beſchwert, und auch ſchon von dieſer Zeit aͤn floß ihre monathliche Reinigung nicht mehr. Die aus dem Utero hervorkommende Materie war anfänglich zaͤhe, ſchleimig und weißlich „dabey ſpuͤhrte fie in der re. gione hypogaſtrica ein Spannen und einen ſtechenden, | hin und her fahrenden Schmerz. Hiervon wurde zu- weilen bey ihr der Harn durch einen Zwang zuruͤck⸗ gehalten, oder doch der Abgang deſſelben beſchwerlich gemacht. Durch den Gebrauch der Baͤder und ande⸗ rer Arzneymittel wurde zwar dieſer Ausfluß in Zeit von 9. Monathen gehemmt; allein, es blieb darauf ein Spannen und ſtechender Schmerz in der regione hypogaſtrica zuruͤck, dabey bemerkte ſie öffters den Zwang beym Urinlaffen , und vielmals aufſteigende Hitze im Kopf, wozu ſich gelinde Ohnmachten geſell⸗ ten, nicht minder ſpuͤhrte ſie faſt alle Tage gegen Abend ein Schaudern im Ruͤckgrad. Wider dieſe Zus | “fälle 105 die DON nichts, als nur 1 De | ö e: 1 Decockt von der Althee; Ihre Krankheit war auch dabey faft auf 5. Jahr lang ziemlich gelinde, und ihre Kraͤfte ſo gut beſchaffen, daß ſie ihrer Arbeit vorſte⸗ hen konnte. Nach dieſer Zeit aber entſtunden na⸗ gende Schmerzen, die geſpannte regio hypogaſtrica ſchmerzte bey dem geringſten Anfuͤhlen hefftig, und ſie hatte ſowohl eine Verſtopfung des Harns als des Leibs. Nach dem Gebrauch erweichender Clyſtire 5 zweytes Rapttel 113 N und eben dergleichen Umſchlaͤge gieng endlich ein ſchar fer, truͤber Urin, und durch den Stuhlgang harte ſchwarze Knoten ab, die Patientin fand hierauf eini⸗ ge Linderung, kam wieder zu Kraͤften, und konnte ſich auſſer dem Bette auf halten. Aeuſſerlich bemerkte man beym Anfuͤhlen in der Mitte des Unterleibs (regio hy- pogaſtrica) eine harte Geſchwulſt, in welcher die Pa⸗ tientin einen beſtaͤndigen, nagenden, brennenden, ſte⸗ chenden Schmerz fuͤhlte. Die Frau bediente ſich daher taglich 2. Stunden lang eines ſehr erweichenden Ba⸗ des, und den Sten Tag, nach dem Gebrauch dieſes Bades, kam aus dem Utero ein gelblicher, ſcharfer A ſtinkender Ichor zum Vorſchein, worauf der Schmerz und das Brennen in etwas gelinder wurde. Sie fuhr mit dergleichen Baͤdern noch 14. Tage lang fort, und befand fi) ſehr gut darauf, es ließ ſich ihr Unkerleib ohne Schmerzen ziemlich derb befuͤhlen, und die Pas tientin konnte ohne‘ Beſchwernis herum gehen. Allein, der Ausfluß der ſchaͤrfſten Jauche wurde immer ſtaͤrker, und es fraß dieſelbe die Mutter⸗Scheide und Vulva an. Man nahm daher zu dem Gebrauch, ſowohl innerli⸗ cher als aͤuſſerlicher Mittel, Zuflucht. Die Patientin hatte davon auch auf einige Tage lang Linderung, | * der Wels wurde etwas N Allein, es g 2 Der. 114 JZpweyter Theil. vermehrten ſich hierauf! wieder die Schmerzen, es kam ein Fieber dazu, der Urin verſetzte ſich abermals, daß man ihn mit Clyſtiren und Umſchlaͤgen wieder in Gang bringen mufte, davon wurde aber auch der Ausfluß des Ichors wieder ſtärker. Die Patientin wurde da⸗ durch nach und nach geſchwaͤcht, bekam gegen Abend Schaudern, Hitze, und des Nachts häufigen Schweiß. Alles, was man hierbey verſuchte, war e. die Schmerzen wurden vielmehr immer hefftiger, harte | näckiger, und die ausflieſſende Jauche ſtinkender und ſchaͤrfer. Da ſie nun von Aerzten verlaſſen war, ſo kam ſie endlich ganz ausgezehrt und cachecktiſch in unſer Spital. Ich verſuchte alle Mittel, welche mie ſonſt in dergleichen gut gethan haben. Ich ſuchte zu- gleich mit einer weichen Diät und demulcirenden Des cockten die Schaͤrfe zu involviren. Es ſchienen ſich auch die Kräfte in etwas zu vermehren, und die Pas tientin munterer zu werden, allein, das Fieber gegen Abend und die Nachtſchweiſſe dauerten fort, ſo wur⸗ den auch weder die Schmerzen noch der Ausfluß ge⸗ mindert. Da ich nun ſahe, daß mit gewoͤhnlichen | Mitteln nichts zu machen war, ſo ſchritte ich zum | Gebrauch der Cicuta. Ich gab aber zugleich ein ſa⸗ turirtes Decockt aus der Althee, und ließ täglich öfters, | vam und Vaginam uteri ausſpritzen. Binnen wenig Ta⸗ gen nahm man ſchon eine große Veraͤnderung wahr, die Schmerzen lieſſen nach, das Abend» Fieber war | weit gelinder, der Schlaf ruhiger, der Schweiß min⸗ der hefftig, und es roch die aus dem Utero flieſſende Materie bey weitem nicht ſo hefftig. Den 18. Tag | gab ich ſchon in Zeit von 24. Stunden 24. Gran von ) mit einem ſchwachen Infuſo aus der Cicuta, die Vul- | | 1 Iweytes Kapitel. 1 15 dem Extrackt der Cicuta. Die Zufälle beſſerten ſich beynahe taͤglich, dem ohngeachtet waren manchmal die Schmerzen ſo hefftig, daß ſie mit dem Opio gelindert werden muſten. Den 30. Tag waren die Schmerzen ſehr groß und brennend, es ſtellte ſich ein Fieber ein, die Patientin hatte Durſt, „und ihre Kraͤfte verloh⸗ ren ſich merklich. Ich ſetzte daher den Gebrauch der Cicuta aus, verwarf ſie aber dem ohngeachtet nicht. Ich ließ der Patientin zur Ader, und gab ihr einen erweichenden Trank mit Nitro und Honig; aͤuſſerlich aber ſchlug ich ein erweichend Cataplaſma uͤber. Bey dem Anfall dieſes Fiebers ließ der Ausfluß der Jauche aus dem Utero gaͤnzlich nach, das Urinlaſſen wurde beſchwerlich, doch nicht gaͤnzlich verſetzt. Das aus der Ader gelaſſene Blut war dick und entzuͤndet. Die⸗ ſe ſchlimmen Umſtaͤnde dauerten ohne Nachlaß bis den 4. Tag, und die Patientin bemerkte oͤffters einen Schauder. Den 4. Tag war die Patientin ſehr ſchwach, ihr Puls ſetzte oͤffters ab, und man bemerkte oͤffters Veranderung der Farbe und Hitze im Geſicht. Ends lich kam gegen Abend, nach vorhergegangenem groſ⸗ ſen Schauder, kaltem Schweiß, und einer gelinden Ohnmacht, ein Schleim aus dem Utero zum Vor⸗ ſchein, der mit Blut⸗Striemen untermiſcht war, und ſehr ſtank. Jedermann glaubte daher, es fen eine toͤdtliche Gangrena vorhanden. Nach einer halben nde kam aber viel Eiter aus dem Utero zum rſchein, und die Patientin fand ſich dadurch erleich⸗ tert, die folgende Nacht war ruhig, und ſie wurde von einem ſanften Schlaf erquickt. Den Morgen darauf traf ich fie munterer an, ihr Puls war natuͤrlich, und der Ausfluß des Eiters nur noch mitrefmaßig. „ ä gab ee 116 i Wee Thel. N gab ſodann wiederum nur allein das Decocktum der Althee ohne Nitro, verband aber mit demſelben den Gebrauch der Pillen aus Olibano, Maſtix Sarcocolla und Mucilagine gummi tragacanthæ. Die Schmer⸗ zen in der Gegend des Uteri nahmen ab, und man bemerkte hier bey dem Befuͤhlen keine Härte mehr. Bloß allein mit dieſen Mitteln und einer weichen Diaͤt war alſo dieſe Patientin in Zeit von 12. Tagen von dem Ausfluß des Eiters gänzlich geheilt, und ihre | Kraͤffte hatten wieder zugenommen. Da fie aber, nachdem der Ausfluß nachgelaffen hatte, dennoch zu weilen einige Tropfen eines Ichoris bemerkte, und die Patientin uͤberdieß uͤber ſtechende herumlaufende Schmerzen im Ulero klagte, fo ſetzte ich die balſami⸗ ſchen Pillen aus, und gab an deren ſtatt das Extrack⸗ tum Cicutà. Durch deſſen Wirkung ſie denn auch innerhalb 3. Wochen gänzlich gefund worden. Die Patientin war dann dick, ſtark und munter, und klagte uͤber nichts; Der Ausfluß aus dem Ultero hat⸗ te gaͤnzlich aufgehört, der Urin gieng ohne Beſchwer⸗ nis ab, ihr Appetit war gut, und Mn RR 8 und erguickend. | | Vier gehende Berbadtung. ei wel | Von eben dieſem Uebel. ei 5 Ey 48. jährige Frau hatte ohngefähr föon fit 19. Jahren einen fluorem album; und ob fie wohl e en denen beßten Männern verordnete Arzney⸗ Mittel lange Zeit nach einander gebrauchte; ſo blieb ihr Uebel dennoch entweder in einerley Zuſtand, oder wurde vun gar ſhlimmer. Da 19 nun n ſohe, daß u. .— zweytes Napitel wi de eiuerleh blieben, ſte mochte Arzeneyen brauchen, oder keine nehmen, und ſie uͤberdies wahrnahm, daß ſie nach dem Gebrauch der Arzney⸗Mittel ſchwaͤcher und ſchlim⸗ mer wurde, ſo aͤnderte ſie ihren Sinn, und uͤberließ ihr Uebel der Natur. Eilf Jahre lang brauchte fie“ alſo nichts; alsdenn blieb ihre monathliche Reini⸗ gung, die ſonſt allezeit ordentlich und in gehoͤriger Menge erfolgte, weg; hierauf aͤuſſerten ſich nun die hefftigſten Schmerzen, und ſie bemerkte ein beſtaͤndi⸗ ges Brennen im Utero; die vorher ausgefloſſene gut⸗ artige, dicke, ſchleimichte Materie, wurde nunmehro duͤnn, grüniicht und ſtank. Die Patientin ſuchte ſo⸗ dann bey vielen Aerzten und Wundaͤrzten Huͤlfe, ja ſelbſt bey alten Weibern ſuchte ſie Rath; allein, alle Mittel waren ihr eher ſchaͤdlich als nuͤtzlich. Die Pa⸗ tientin verfiel daher in die ſchlimmſten Umſtaͤnde. Sie hatte beſtaͤndige Schmerzen und Brennen, und dieſe vermehrten ſich gegen Abend. Auſſer einer ſtinkenden Jauche floß noch ſtinkendes aufgeloͤßtes Blut, mit ſchwarzen, faſerichten, verdorbenen Klumpen aus dem Utero, kurz, die ganze Mutter: Scheide und Vulva wurde nach und nach angefreſſen, und die ausgemer⸗ gelte Patientin konnte kaum mehr aufrecht ſtehen. In dieſem elenden Umſtande nahmen wir ſie in unſer Spital auf. Ich bath den Herrn Haffner, daß er die partes genitales ſo viel moͤglich, ſowohl mit den Augen als Fingern unkerſuchte. Er fand ſowohl die Vulva als auch die Mutter⸗Scheide angefreſſen, den Mutter ⸗Mund ziemlich hart, ſchmerzhaft, und bey einem ſtarken Druck kam eine Jauche zum Vorſchein. Ich ließ alfo 2. mal des Tags in die Mutter⸗Scheide ein gelindes Vasen aus der Eicuta, mit etwas Ro. 23. b Kae, 5 118 SZoeßpter Theil. ſenhonig und den 6. Theil Milch verſetzt, einfpeigen. + Dabey muſte die Patientin häufig von einem verduͤn⸗ nenden, verſuͤſſenden, erweichenden Decockt, mit dem 4. Theil friſcher Milch vermiſcht, trinken. In Zeit von N 6. Tagen hatte ſich der Geftanf ſchon ſehr viel verändert, und es ſchien ſich die Patientin etwas wenge erhohlt zu haben. Ich gab demnach auſſer dem 8 noch das Extracktum Cicutaͤ, und ließ die Injecktiones fort- ſetzen. Hierauf beſſerten ſich allmählig alle Zufaͤle, an ſtatt des Ichoris kam endlich ein etwas purulenter Schleim zum Vorſchein, darnach aber nichts mehr, fo, daß dieſe Frau in Zeit von 11. Wochen ihre voͤlli⸗ ge Geſundheit wieder erlangte. Es war nicht noͤthig, ‚ täglich über ein halb Drachma von dem Extrackt der Cicutaͤ zu geben, denn dieſe Doſis war hinianglich, allen Zufällen Einhalt zu thun. Man ließ die In⸗ jecktiones weg, ſo bald die Materie gutartig wurde. Man wuſch nur täglid) einigemal die pudenda aus, damit auch dieſe gutartige Materie ſich nicht in den N fee daſelbſt anſammlete und ſcharf wurde. 8 5 9 Funfzehende Beobachtung. Don einem krebsartigen Geſchwüre in % „ der Miene 1 ine Frau von 52. Jahren wurde ſchon ſeit e | Zeit von einem beſtaͤndig nagenden Schmerz in 1 Mutter geplagt. Sie hatte zugleich den weißen Fluß, der nach und nach ſo boͤßartig wurde, daß die ausflieſſende Materie nicht allein die Geburts⸗Theile | anfraß, ſondern auch die Leinwand, welche ſie vorlegte, ei 1 machte, daß ſie Ir sefhmin zerriſſe. . 1 Zweytes Kapitel. 119 Geſtank um ſie war ſo groß, daß ſie ihr Mann und alle die Weiber, welche ſonſt mit ihr vertraulichen Um⸗ gang hatten, verlieſſen. Als ſie nun den groͤßten Theil ihres Vermögens vergeblich verdoctert hatte, ſo ſuchte ſie endlich bey mir Huͤlfe. Ich befahl ihr, fleißig Molken zu trinken, und die Geburts⸗Theile mit einem gelinden Infuſo Cicutaͤ, worunter Milch und etwas wenig Ro⸗ ſenhonig gemacht war, auszuwaſchen. Da ſie ſich nun auch beklagte, daß fie die Nacht, wegen des heffe tigen Brennens in der Mutter, nicht ſchlafen koͤnnte, ſo verordnete ich ihr ein Pulver aus einem halben Drachma Krebsaugen und einem Gran Opio, davon ſie alle Abend bey Schlafengehen eines dergleichen nehmen muſte. Hierauf hatte ſie einen viel ruhigern und laͤngern Schlaf, und ihr Appetit nahm zu, ja ſelbſt ihre Kraͤfte ſchienen größer, und ihr Gemüch munterer zu werden. Im uͤbrigen war weiter Feine Veraͤnderung zu merken. Ich gab ſodann bey dem Gebrauch der Molken auch das Extrackt der Cicutaͤ, und ließ! noch die obigen Pulver des Abends fortneh⸗ men. In Zeit von 14. Tagen waren die Schmerzen in ſo weit gemindert, daß des Abends kein Schmerz⸗ ſtillend Mittel mehr noͤthig war, die ausflieſſende Ma⸗ terie ſtank nicht ſo ſehr, und war auch nicht mehr ſcharf. | Der Urin aber hatte fich verſetzt. Ich ließ daher eini⸗ ge Tage lang das Extrackt der Eicura weg, und ie ende Mixtur: | | Rec. Lap. cancror. unc. 6. J. Vin. Auſtriac. montan. Iih. j M. S. Täglich 4. mal einen sin voll Wehe 58 nehmen. | 24 RT Dice mu... RER Theil. „ Dieſe Mirtur verſchaffte herrliche Wirkung. Der | Urin floß freyer, und aus der Mutter kam, zu nicht | geringer Linderung der Patientin, fehr viel fharfe, ichoroͤſe Materie zum Vorſchein, dem ohngeochtet vermehrten ſich die Schmerzen wieder; Ich ſchritte daher wieder zum Gebrauch der Cieuta, und gab füge lich 20. Gran von dem Extrackt, und ließ von einem | Decockt aus der Alchee-Wurzel mit Molken trinken, hierauf verminderten ſich die Schmerzen, die Kräfte nahmen zu, und die ausflieſſende Materie war ſchlei⸗ micht und wenig ſtinkend. Nichts deſtoweniger be⸗ merkte die Patientin nach ohngefaͤhr 3. Wochen aber⸗ mals einen zuſammenziehenden Krampf in den Urin⸗ SGaͤngen. Ich gab daher wieder an ſtatt der Cicuta nochmals die erwaͤhnte Mixtur aus Wein und Krebs | Augen. Dieſe that auch von neuen ihre gute Wirkung. Und ſo muſte ich auf dieſe Art noch öfters den Gebrauch der Cicuta unterbrechen, und faſt alle 14. Tage die Mirtur geben. Wenn nun dieſelbe verbraucht war, fuhr ich wieder mit dem Extrackt fort. Mit dieſer Methode brachte ich es fo weit, daß dieſe elende Pa⸗ tientin in Zeit von 6. Monathen ganzlich geheilet war, und uun ſchon ſeit 9. Monathen die beſte Geſundheit genieſſet. In der verfloſſenen Faſtnacht⸗Zeit uͤberlud - fie ſich den Magen, fie kam daher zu mie, und bath mich, ihr Arzney zu geben. Ich rieth ihr aber nur 1 ein oder zween Tage lang zu faſten, und keine Speiſen zu ſich zu nehmen. Der gelehrte Herr Cole lin war dazumal bey mir, ich zeigte ihm alſo dieſe von einer fo gefährlichen Krankheit glücklich geheilte Frau. Dieſelbe erzählte ihm ſelbſt beſſer, als ich, er ‚Die "Sci eil USE, und Tönlne die Pr 1 „ nicht a Zweytes Bopitel u 1 1 genug ben, welche ihr zu ihrer Geſundheit wieder geholfen hatten. Sie ſagte, ſie waͤre wegen des Geſtanks von allen verabſcheut worden, ſelbſt iht Mann und ihre Kinder haͤtten ſie, gleich als wenn ſie von der Peſt angeſteckt geweſen, geflohen; Sie waͤre ſo ausgemergelt geweſen, daß ſie nichts al ls Haut und Knochen an ſich gehabt; Es haͤtte ihr vor den Spei⸗ ſen geekelt, und fie wäre in denen Nachtſchweiſſen faſt geſchwommen. Nun aber ließ ſie uns ſtarke Arme und derbe wohl ausgeſtopfte Waden ſehen, und ſagte, ya fie jest Ihren Manne beſſer gefiel. Scchzehute ee ee ven . der Bruͤſte und ach. | 5 8 nd Leiſten⸗ Druͤſen. ey einer 18. jährigen Jungfer waren * | ſeit 3. Jahren beyde Brüfte fo hart, wie ein Stein. Sie war uͤberdieß blaß, voͤllig cachectiſch, und hatte noch niemals ihre monathliche Reinigung gehabt; Sie war mit Herzklopfen beſchwert, und hohlte alles zeit ſchwer Othem, wenn ſie ſtark gieng, ſo, daß ſie bald erſticken wollte. Beyde Bruͤſte waren mit blau⸗ lichten Streifen uͤberzogen, und nicht ſelten ewpfand ‚fie in denſelben hefftig ſtechende, hin und her fahrende Schmerzen. Ihre Achſel⸗ und Leiſten⸗Druͤſen waren ebenfalls aufgeſchwollen und verhaͤrtet. Ich gab ihr er Zmal des Tags 3. Pillen zu zween Gran von dem Extrackt der Cicuta, und ließ allezeit 2. Taſſen von einem Thee, aus Meliſſe und Hollunder Blüten, nachtrincken. Aeuſſerlich legte ich nichts auf. Den 5. Lahm war we keine e da. 50 das 5 85 1 - = — 74 x / 122 Zweyter Theil. daher täglich 3. mal 4. Pillen, und ließ den nem lichen Thee fortſetzen. Den 8. Tag waren die blau⸗ lichten S Streifen an beyden Bruͤſten verſchwunden, und die Kraͤfte beſſer, die ſtechenden Schmerzen aber erſchienen oͤfterer. Den 10. Tag gab ich ſchon des Tags uͤber, 15. Pillen. Den 12. kam aus der Mutter ſehr weiße, klebrichte Materie zum Vor⸗ ſchein; Die ganze Haͤrte ſchien ſodann weicher zu ſeyn, das Othemhohlen war leichter, und das Herz. klopfen kam nicht mehr ſo öffters. Mit der nemlichen Doſi der Pillen fuhr ich biß den 20. Tag fort, dann hatten alle Umſtaͤnde eine beſſere Geſtalt; Die Ger | ſchwuͤlſte waren weit kleiner, beyde Bruͤſte bewegli⸗ cher und zum Theil haͤngend. Die Farbe des Ge ſichts, welche vorher gruͤn und gelb war, war nun roſenroth, und alle Verrichtungen des Körpers fiene | gen an, lebhaft zu werden. Es kam täglich eine Menge Schleim aus der Mutter zum Vorſchein, der vorher ſcharf war, und in der Mutter Scheide Bren⸗ nen erweckte, nun aber ſo wenig Schaͤrfe mehr hatte, daß die Patientin deſſen Abfluß kaum merkte. Man ließ ihr nunmehro 18. Stuͤck Pillen nehmen. Den 30. Tag waren beyde Bruͤſte beynahe natürlich, die Druͤſen unter der Achſel viel kleiner, keine Schmerzen | mehr vorhanden, und das Gemuͤthe munterer. So war auch der Ausfluß der Materie weder ſo haͤufig noch fo offte. Ich verſtaͤrkte daher die Doſis des Er⸗ trackti Cicuta nicht weiter, und ließ fie in der erwaͤhn⸗ ten Doſi mit dem Jufuſo aus Meliſſen⸗ und Hollun⸗ der⸗Bluͤten fortſetzen. Den 50. Tag fand man nichts hartes mehr in der Bruſt, nur unter der Achſel waren noch einige Tubereula, ohngefaͤhr ſo groß, als eu | 8 0 Boh⸗ 1 4 | Iweytes Rapitel. 123 Bohne. Der Ausfluß des Schleims aus der Mutter hatte gänzlich nachgelaffen, und der Appetit war gut. Ich gab noch 3. Wochen lang eine maͤßige Doſis von dem Extrackt, und einen Thee aus Rauten. Hierauf 175 erſchien ohne allen Schmerz ihre monathliche Reini⸗ gung, wobey auf fuͤnf Tage lang das geſundeſte Blut abgieng; Die Patientin fuͤhlte kein Herzklopfen mehr, noch wurde nunmehro das Othemhohlen durch ſtarkes Gehen beſchwerlich gemacht oder verhindert; Da alſo die Patientin ihre vollkommene Geſundheit erlangt hatte, ſo wurden ihr weiter keine . mehr gegeben. | Sicbenzchende Beobachtung. Von Verhaͤrtung in der Leber und Blut⸗ 50 Schwaͤren mit Sieber. En 30. jähriger Mann hatte vor ohngefaͤhr been Jahren ein hefftiges alltaͤgliches nachlaſſendes Fieber. Ein Wundarzt vertrieb es ihm mit der Fie⸗ berrinde; der Mann bekam hierauf ein beſchwerlich Othemhohlen, verlohr den Appetit, die Gegend unter den kurzen Ribben auf der linken Seite wurde ge⸗ ſpannt, daß man ſie ohne Schmerzen nicht anfuͤhlen konnte, und er konnte nicht auf der rechten Seite lie⸗ gen. Hierauf entſtund hier eine harte Geſchwulſt, die faſt die ganze Hoͤhle des Unterleibes an der linken Seite einnahm. Ueberdieß kamen an ſeinem Leibe nach und nach garſtige ſchwarzblaue Blutſchwaͤre zum Vor⸗ ſchein, welche tief zwiſchen der Haut und der Fetthaut ſtacken; einige davon giengen nach einem Reiben auf, und es kam aus denſelben faules, ſchwarzes Blut her⸗ aus, 95 124 | Zweyter ebe aus, und bald darauf wuchs ſchwammicht Fleiſch aus 0 denselben. Zu allen dieſen Uebeln geſellte ſich noch ein dreytägig Fieber. Die Aerzte, welche dieſen Kranken in der Eur hatten, hofften von dieſem dreytaͤgigen Fieber was heilſames. Aus dem Grunde ſuchten ſie mit ſalzigten „aufloͤſenden und bittern Mitteln das Beſtreben des Fiebers zu erleichtern; Allein, es half alles nichts. Das Fieber war fo hefftig, daß der Par tient ſeine mehreſten Kraͤfte verlohr; allmaͤhlig lief? fen ihm die Fuͤſſe an, und man befuͤrchtete mit Recht die Waſſerſucht. Er wurde endlich in unſer Spital gebracht. Ich vertrieb zwar mit gelind Urintreibens den Mitteln, mit der venetianiſchen Seife, Rhabar⸗ ber, conſervis antiſcorbutieis &e. die Geſchwulſt der Fuͤſſe, es fand ſich auch fein Appetit wieder; allein, | die Hefftigkeit des Fiebers vermehrte ſich beftändig, | und es waren die Anfälle deſſelben ſo lang, daß faſt jeder 25. Stunden dauerte. Unter waͤhrendem Anfall bekam der Patient allezeit Huſten, der ſo hefftig war, daß er endlich helles Blut auswarf. Nach dem An⸗ fall aber war weder Huſten vorhanden, noch das Athem. hohlen beſchwerlich. Es konnte der Huſten unter dem Anfall des Fiebers mit keinem einzigen Mittel gemil⸗ dert werden, es erfolgte hierauf ein gewaltiges Bren⸗ nen in der Bruſt. Endlich kam die aͤuſſerſte Magerkeit dazu, es giengen alle Kräfte verlohren, und der Nacht⸗ | Schweiß drohete die Verzehrung. Man mußte daher nothwendig das Fieber zu vermindern ſuchen. Ich verſetzte daher mit denen confervis antiſcorbutieis die auserleſenſte Fieberrinde. Durch deſſen Gebrauch das 4 Fieber in Zeit von 5. Tagen auch ziemlich gemindert Pn ; ſo ließ auch der Rachtſchweiß ſaſt gänzlich in 1 feine 4 7 zepte Kapitel, e feine Kräfte waren nicht 0 ſo ſchwach, er hatte einen ruhigen, erquickenden Schlaf; der Huſten war min⸗ der beſchwerlich, und konnte mit ſchlafmachenden und ſchleimichten Mittteln in Zaum gehalten werden. Mit dergleichen Mitteln fuhr ich daher ainige Wochen lang fort, und ſetzte denſelben zugleich ſolche Mittel zu, welche zur Zertheilung der Geſchwuͤlſte, und die Blut⸗ ſchwäre zur Heilung zu bringen, ſich ſchickten. Allein, es blieb ſowohl die Geſchwulſt im Unterleibe, als auch die Blutſchwaͤre auf dem ganzen Körper in einerley Zuſtand, ſo wurde auch das Fieber nicht getilgt. Ja auch an den Fuͤſſen erſchien eine blaulichte Geſchwulſt, und es kamen da noch mehr und größere Blutſchwaͤre zum Vorſchein. Verſchiedene Tränfe, welche ſonſt zur Verbeſſerung des Bluts ſehr vorzüglich find, rich⸗ teten hier nichts aus. Ich verband mit diefen ende lich gelinde Mittel wider die Luſt⸗Seuche, aus dem Queckſilber ꝛc. und da dieſe weder ſchadeten noch nutz⸗ ten; ſo gab ich nach und nach ſtaͤrkere, ſchaͤrfere, ja endlich gab ich bey dem haͤufigſten Gebrauch der Tran. ke den Sublimat in Kornbrandewein aufgeloͤßt. Auch N dieſen vertrug der Patient ohne alle Beſchwernis. Allein, der haͤufige Gebrauch deſſelben richtete bey ihm in einem ganzen Monath nichs aus. Da man nun ſo viele und verſchiedene Mittel verſucht hatte, ſo war auſſer der Cicuta keines weiter mehr uͤbrig, das ſich zu dieſer Krankheit ſchickte. Ich gab daher gleich anfangs morgens und abends, jedesmal 10. Gran, und lies viel von Gerſten⸗ Trank nachtrinken. Den 3. Tag, nach dem Gebrauch der Cicuta, bemerkte der Patient kaum den Anfall des Fiebers. Miit den uͤbri⸗ gen Umſtanden war es aber noch einerley. Den 7. \ et a Tag , , eee eben, Tag hatte der Patient ſchon weit beſſere Kraͤſte, das 1 Fieber hatte ganzlich nachgelaſſen, der Appetit nahm zu, und die an den Gelenken und im Geſicht befindli⸗ chen Geſchwuͤlſte waren ganz weg. Nunmehro gab ich ſchon taglich ein halb Drachma von dem Extrackt. Den 12. Tag kam rin dicker, aus dem ſchwarzen ins rothe fallender, ſtinkender Urin zum Vorſchein, und einige von denen Blutſchwaͤren waren vertrocknet, andere aber aufgegangen, und es floß ein ſchwärzli⸗ | cher Liquor aus denſelben. Die Gefhwulft im Uns terleibe ſchien beym Anfuͤhlen weicher und beweglichen zu ſeyn, indeſſen konnte der Patient noch nicht auf den rechten Seite liegen; Doch waren die Naͤchte ziemlich + ruhig. Ich gab hierauf eine Larane antiphlogiſticon. Den 15. Tag wurden ſchon morgens und abends 20. Gran von dem Extrackt gegeben. Den 20. Tag hate ten die vorher ſchwarzgelb und geſchwollen geweſenen Fuͤſſe ihre natuͤrliche Farbe und Dicke, ſo waren auch die mehreſten Blutſchwaͤre vertrocknet, an deren ſtatt entſtunden jedoch immer noch einige neue, aber nur kleine, und ſchoͤn roth ausſehende Blutſchwaͤre, der Urin war immer noch dick, und fiel aus dem ſchwar⸗ zen ins rothe. Ich legte hierauf uͤber den ganzen Leib das Cicuten⸗Pflaſter. Den 25. Tag bekam der Kranke wieder ein gelind Laxir⸗Traͤnkgen, nach dieſem nahm | er ein ganzes Drachma von dem Extrackt ein. Den 31. Tag waren ſchon die meiſten Blutſchwaͤre abgerrocke net, und von der Haut abgeſondert; Alle Stellen aber, wo ſie geſeſſen, blieben ſehr empfindlich, und es rieß daſelbſt die Haut von dem geringſten Reiben, und dann floß aus derſelben ein ſcharfes Serum. So⸗ dann war der Urin weniger dicke und etwas dunkel⸗ | farbig. | \ \ dweytes apitel. 1 27 farbig. Den 35. Tag gab ich wieder eine Purgans antiphlogiſticon. Den 40. Tag waren nur noch 5, und zwar ſehr kleine Blutſchwaͤre vor handen, die faſt trocken waren. Die Geſchwulſt im Unterleibe war kleiner und weicher. Den 53. Tag waren alle Blutſchwaͤre weg, und wenn die Geſchwulſt im Unterleibe nicht ge⸗ weſen waͤre, ſo haͤtte dieſer Menſch, als vollkommen geſund, aus dem Spitale geſchickt werden koͤnnen. Man gab ihm dann wieder eine gelinde Purgans; Da er nun bey guten Kräften war, ſo ließ ich ihn wie⸗ der an feine gewöhnliche Arbeit ler war ein Zimmer⸗ mann) gehen. Befahl ihm aber, daß er noch täglich 30. Stuͤck Pillen von 2. Gran nehmen, viel von dem Trank aus der Klettenwurz nachtrinken, und immer noch das Cicuten⸗Pflaſter auf den Leib legen ſollte. Nach 6. Wochen konnte er auch ohne Beſchwernis auf der rechten Seite ſchlafen, und die Geſchwulſt war nur noch ſehr klein. In der 10. Woche war die Ge⸗ ſchwulſt faſt ganz weg, und mit Ausgang des 3. Mo⸗ naths der Menſch voͤllig geſund. Ich gab hierauf wieder ein Laxir⸗Traͤnkchen, und hielte es ſodann nicht mehr vor noͤchig, daß er etwas weiter gehe Achtzehende Beobachtung. Von einer Geſchwulſt unter den Kibben, 5 mit Gelbſucht. 8 | €. aus Ungarn hieher gekommener Juͤngling von 17. Jahren hatte ein hefftiges Fieber, und auf der linken Seite in der Gegend unter den kurzen Ribben eine ſehr große, harte unbewegliche Geſchwulſt, dabey war er zugleich gelbſücheig, und uͤber den gan⸗ 8 zen ſchon weit gelinder, die Kräfte hatten zugenommen, \ — nehmen, und ein geſaͤttigtes Infuſum aus Bitter⸗ klein, runzlicht, der zuvor dicke und braun ausſehende Urin war nun Citronengelb, die rechte Gegend unter ſchmerzte, konnte nun ziemlich ſtark gedruckt werden, chreſt⸗Salz. Den andern Tag nach dem Purgiren gab ich fruͤh 10. Gran von dem Extrackt, und eben des Infuſi aus Bitter⸗Klee fort. Den 18. Tag be⸗ war auch der Schmerz in den Gelenken, und alle Ge⸗ * — 5 \ f N Z weyter Theil. 20 9 zen Leib aufgedunſen. Ich BEER. bey ihm if 8; Wochen lang verſchiedene Mittel, verſchaffte aber dem Patienten nicht die geringſte Linderung. Ich nahm daher meine Zuflucht zum Extrackto Cicurä, und ließ ihn morgens und abends 8. Gran davon ein⸗ Klee nachtrinken. Nach 8. Tagen war das Fieber die Geſchwulſt uͤber den ganzen ‚Körper war weich, den kurzen Ribben, die bey dem geringſten Befuͤhlen ſo hatte auch der Appetit ſich vermehrt. Ich gab fe dann eine gelinde Purgans aus Rhabarber und Poly. ſo viel abends, und ſetzte noch immer den Gebrauch merkte kaum der Patient den Anfall des Fiebers, der ganze Körper, und beſonders die äuſſerſten Theile, hatten ſich meiſtens geſetzt, die Gelbſucht war gering, der Appetit gut, der Urin faft natuͤrlich, und die Ges ſchwulſt in der linken Gegend unter den kurzen Rib⸗ ben weicher. Sodann gab ich taͤglich ein halb Drach⸗ ma von dem Extrackt, und legte über die linke Ge⸗ gend unter den kurzen Ribben das Cicuten⸗ Pflaſter. | Den 30. Tag war der Juͤngling bey Kräften, fein Fieber hatte ganzlich nachgelaſſen, und von der Gelbe ſucht waren nur noch ſehr geringe Merkmale da; ſo N ee Ich 95 wiede eine e, | We Series Rapire, re 1915 aus Rhabarber und Polychreſt⸗ Salz. Hernach ließ ich das Infuſum und das Extrackt in der nemli⸗ chen Doſis wieder fortbrauchen. Den 41. Tag waren keine Spuhren mehr von der Gelbſucht zu ſehen, 05 und die Kraͤfte waren gut. Bey der Geſchwulſt in der linken Gegend unter den kurzen Ribben bemerkte man aber noch keine große Veraͤnderung zur Beſſe⸗ rung. Ich befahl daher, daß er kaͤglich 40. Gran vom Extrackto Cicuta nehmen, morgens und abends in die Gegend unter den kurzen Ribben eine Salbe aus gleichen Theilen Ung. de althæa und flor. calen- dulæ, worunter etwas Campher gemiſcht worden, wohl einreiben, und ſich in freyer Luft eine gute Be⸗ wegung machen ſollte. Auf dieſe Art verſchwand die 5 Geſchwulſt unter den kurzen Ribben in Zeit von 2. und einen halben Monath gaͤnzlich, und der junge Menſch gieng vollkommen geſund ins Feld. Waͤh⸗ render Cur gab ich alle 14. Tage eine gelinde Mica a Neunzehnte Beobachtung. 8 Von verhaͤrteten Druͤſen am Salſe, unter der | 881 Achſel und an der Bruſt. in Mann von 34. Jahren hatte ſeit einigen Jah. ren fo große ſcirrhoͤſe Druͤſen am Halſe, daß die Größe dieſee Druͤſen an beyden Seiten des Hal⸗ ſes einen Mannskopf übertraf. Das Anſehen dieſes Mannes war recht monſtroͤs, weil er gleichſam drey unfoͤrmliche Köpfe hatte. Alle dieſe in eine Maſſe zu⸗ ſammengewachſene Druͤſen 10 ſehr feft zuſam⸗ men. Unter den Achſeln ſaſſen gleichfalls große Ge⸗ | Air „welche N e der c FR J 130 SZyweßpter Theil. 5 5 haft und 70 unmöglich machten. An dem voͤrdern Theil der Bruſt erſtreckte ſich die ſeirrhoſe Maſſe von dem Halſe bis zu dem Rand der Ribben. An man⸗ chen Orten waren dieſe Scirrhi von ichoroͤſen Ge. ſchwuͤren angefreſſen, wieder an andern waren haͤßli⸗ J che Krebsſchwaͤmme gewachſen, und man entdeckte unzähliche Sinus und Fiſtuln daran; Ein gewalti⸗ ger Huſten plagte den Patienten, und der Nacht- ſchweiß nahm ihn ſowohl feine Kräfte, als alles Fleiſch vom Leibe hinweg; Die Reſpiration war beſchwerlich, der Appetit verlohren, und die Fuͤſſe, Arme, Ge⸗ ſicht und der ganze Leib oedematos aufgeſchwolſen. 7 1 5 „die deutlichſten Zeichen der Verzehrung waren Verſchiedene Aerzte bemuͤhten ſich, mit den rene ſowohl vegetabiliſchen als mineraliſchen Mitteln, dieſe Krankheit zu heben, ihr Bemuͤhen war ober vergeblich, der Patient wurde darnach nur ſchlimmer. Ich ließ daher dieſen ausgemergelten, keichenden, aufgeſchwollenen Menſchen in mein Spi⸗ tal bringen. Der Herr Saffner gab bey dieſem A: Mann alle Hoffnung verlohren, ob er wohl oͤfters ſehr viel in äuſerſter Gefahr liegende Patienten blos allein durch die Cicuta hat geſund werden ſehen. Ich ſelbſt hielt, aufrichtig zu ſagen, dieſen Mann vor verlohren, denn das abzehrende Fieber, der Nacht⸗ 1 ſchweiß, der beſtaͤndige abmattende Huſten, die ganze lich verlohrnen Kräfte, die Geſchwulſt uͤber den gan⸗ zen Leib, die Verderbnis der Saͤfte, die aͤngſtliche Reſpiration, kuͤndigten beynahe einen gewiſſen Todt an; Indeſſen bath ich dennoch den Herrn Haffner, daß er äuferlich einen Umſchlag aus der Cicuta übers | lege . und die Se und Fiſten taglich oͤfters mit | einem a Br Zweytes Kapitel. 731 einem gelinden Infuſo Cicurä, das mit Roſenhonig | vermiſcht war, ausſpritzte und reinigte. Ich aber verſchrieb innerlich ablöfende Bruſt⸗Mittel, und fols che, welche Be die Kräfte ſtärkten. Blos al⸗ lein von dem Umſchlag wurden die Geſchwuͤre reiner, und die Geſchwuͤlſte weicher. In Zeit von 12. Ta⸗ gen hatte der Patient ſchon etwas mehr Kraͤfte, holte freyer Athem, und ſchlief weit ruhiger. Ich gab das her auch innerlich die Cicuta. Zum ordentlichen Ge⸗ traͤnke aber gab ich ein Decocktum von Gerſte, dem der 4te Theil Milch zugemiſcht wurde. Durch den Gebrauch der Cicuta wurde der Auswurf freyer, und in Zeit von 14. Tagen hatte ſich der ganze Leib ge⸗ ſetzt; Der Urin gieng haͤufig ab, das Fieber, ſo ſich gegen Abend einſtellte, und der Nachtſchweiß, ver⸗ minderte ſich; Die Verhärtungen, Geſchwuͤre, Fi⸗ ſteln und Sinus an dem Halfe befanden ſich in weit beſſerm Zuſtand, und konnte der Patient ſchon auſer dem Bette ſich auf halten. Die große und geſchwin⸗ de Wirkung dieſes Mittels bey dieſer verzweifelten Krankheit verurſachte uns ungemeines Vergnügen, und reitzte uns an, daß wir um fo eifriger in dem Gebrauch dieſer ſowohl aͤuſerlichen als innerlichen Mit⸗ tel fortfuhren. Ehe noch bey dem Gebrauch der Cis cuta ein Monath verfloſſen war, hatte das Geſicht ſeine natuͤrliche Farbe wieder; der Appetit war gut, das Fieber gegen Abend hatte nachgelaſſen, und man bemerkte nicht den geringſten Schweiß mehr. Die Kraͤfte des Patienten waren ziemlich gut, die Ge⸗ ſchwuͤlſte des Halſes weit kleiner, weicher, und in den Geſchwuͤren kam der beſte Eiter zum Vorſchein. Der i ger Collin hatte mit mir bey dieſem J 2 Pas „ Swepter Gn ö 55 drey Moyath lang fort, unter dieſer Zeit zertheilten wir bemerkten von dieſer Doſis niemals einige uͤble 7 1 Patienten die Cur zugleich beſorgt. Herr Saffner . fuhr mit dem Gebrauch feiner Umſchlaͤge und Einſpri⸗ tung täglich fleißig fort, des Nachts aber legte er ö das Cicuten⸗Pflaſter über, In Zeit von anderthalb ö Monathen waren die Geſchwuͤlſte am Halſe beynahe | um die Helfte kleiner, und der Patient konnte den 5 Hals ohne große Beſchwernis nach allen Gegenden I hinwenden. Das Athemholen war frey, der Pate ent huſtete nicht mehr, und wurde ſtark und fett. | Nun gaben wir täglich ſchon ein ganzes Drachma l von dem Extrackt. Zu Anfang. des dritten Monaths nahm der Kranke täglich ein und ein halb Drachma von der Cieuta. In dieſer Doſi fuhren wir auf ſich alle Geſchwuͤlſte, alle Geſchwuͤre ſchloſſen eine Narbe, und alle Sinus und Fiſteln heilten zu. Der ganze. Hals bekam folglich ſeine natuͤrliche Geſtalt wie⸗ der; der Mann wurde munterer, fett, ſtark, und Folgen. Vermittelſt der Cicuta wurde daher eine il Cur vollbracht, die anfänglich niemand he und gehofft hal. . Zwanzigſte Beobachtung. Von einer Verhaͤrtung in der Brit. Jey einer 23. jährigen Jungfer war ſchon fie. 10. 3 Jahren die rechte Bruſt hart. Dieſe b nn breitete ſich nach und nach bis unter die Achſel aus, endlich wurde eſſen Farbe ſchwarzgelb, die Blutadern lieffen auf, und fie hatte des Nachts 15 große ae daran, 0 war Ben der Arm ger | eo — * y = 7 — zweytes Kapitel. a © ſchwollen und unbeweglich. Da ich nun zu dieſer Patientin gerufen wurde, ſo gab ich ihr gleich das Erxtracktum Cicutaͤ, aͤuſerlich aber legte ich nichts auf. In Zeit von 5. Tagen hatte ſich ſchon die ſchwarzgelbe und blauliche Farbe der Bruſt in eine ſchoͤne rothe verändert, und die Schmerzen waren weit gelinder. Den 13. Tag war die Farbe der Bruſt faſt natuͤrlich, die Adern waren zwar noch angelauf⸗ fen, die Haͤrte aber viel weicher, beweglicher, und der Arm gleichfalls nicht mehr ſehr angelauffen, und konnte ſchon etwas bewegt werden. Den 16. Tag kam ihre monathliche, Reinigung zum Vorſchein, die Patientin bemerkte, daß ihr viel reiner Blut abge⸗ gangen, und ſie auch vor derſelben keine ſolche Be⸗ ſchwernis gehabt hatte. Denn die Patientin hatte allezeit vor dieſer Reinigung beſchwerliches Brechen, hefftige Colick⸗ Schmerzen, ein unangenehmes Span⸗ nen nach dem heiligen Bein und nach der Schoos zu, Beaͤngſtigung auf der Bruſt, Herzklopfen, Schwin⸗ del und einen ſchmerzhaften Zwang beym Urinlaſſen, allein dießmal erfolgte keiner von dieſen Zufaͤllen. Bey dem monathlichen Abfluß ſetzten ſich die Adern der kranken Bruſt, die Bruſt ſelber wurde viel klei⸗ ner, weicher und beweglicher, und cheilte ſich in viele Abſchnitte. Der Arm konnte ziemlich frey bewegt werden, und die ganze Geſchwulſt deſſelben verſchwand. Den 24. Tag war die monathliche Reinigung vorbey, — die Patientin befand ſich wohl, merkte keine Schmer⸗ zen mehr, war bey guten Kräften, und die Abſchnit⸗ te in der kranken Bruſt hatten ſich in dicke Faſern zertheilt. Ich gab ſodann eine gelinde Purgans. Den * Tag waren nur noch BEE Abſchnitte und 31 unge hy 134 S3Zweyter Theil, einige faſerichte Verhaͤrtungen in der Bruſt, und die A Patientin befand ſich ſehr wohl. Die Farbe des Ge. ſichts, die zuvor erdfarben und cachecktiſch war, war nun roſenroth geworden, und der ganze Koͤrper war weit ſtaͤrker, derber und zur Arbeit geſchickter. Den 43. Tag erſchien abermals ihre monathliche Reini⸗ gung ohne alle Beſchwernis. Den go. Tag fand man faſt nichts Widernatuͤrliches mehr in der Bruſt, der Arm hatte feine freye Bewegung, und es waren keine Schmerzen mehr da. Ich gab ſodann wieder eine gelinde Purgans. Den 80. Tag war die Frau vollkommen gefund, und man befand die Bruſt voͤl⸗ lig naturlich. Die Patientin wurde wieder laxirt, und dann glaubte ich, es waͤre unnothi „weiter Cie cuta zu geben. Es war alſo eine mittelmaͤßige Dos ſis von dem Extrackt bey der Eur dieſer Frau noͤthig. In den erſten 4. Wochen hatte ich nur täglich zwey⸗ mal 3. Stuͤck Pillen gegeben, in der uͤbrigen Zeit aber bin ich bis auf 4. und zuletzt bis auf s. geſtie⸗ gen. Eine jede Pille wog zween Gran. Aeuſerlich habe ich nichts gebraucht. So habe ich auch Fein Des cockt gegeben, das die Aufloͤſung hätte erleichtern koͤn⸗ nen, ich ließ nur bey jeder Dofi Pillen Ninds-Brüs | he nachtrinken. Dieſe Patientin war ſonſt ſehr oͤfters mit einem halben Kopfſchmerz geplagt, von der Zeit an, als ſie die Cicuta genommen, hatte ſie aber nichts mehr davon gemerkt. Es hat alſo eine gerin⸗ ge Doſis von der Cicuta ee ae BZ „gehoben und 1 5 14 N 1 er ar: — ki RL 2 Ar | Zweytes Kapitel. I 35 Ein und zwanzigſte Beobachtung. Von einem Krebs⸗ Geſchwuͤr an den e | Druͤſen. | Ei alte Frau von 73. Jahren, meidhe ſehr aus⸗ gemergelt und ſehr ſchwach war, hatte ein haͤß⸗ liches Krebs⸗Geſchwuͤr an den linken Ohren⸗Druͤſen. Dieſes Geſchwuͤr hatte Fiſteln und Sinus gemacht, welche zwiſchen den Muſculn des Halſes und zwiſchen denen aͤuſern Bedeckungen des Kopfs tief eingedrun⸗ gen hatten. Der Herr Haffner verband es aͤuſer⸗ lich mit einem Umſchlag aus der Cicuta, und ſpritzte die Fiſteln und Gänge täglich öfters mit dem Infuſo des nemlichen Krautes aus. Innerlich aber gab ich das Extrackt mit vieler Milch. In Zeit von 20. Tas gen hatte ich alles Krebsartige, Schwammichte und Verdorbene in dem Geſchwuͤre abgeſondert; viele Gaͤnge waren ſchon verwachſen, und die Patientin hatte mehr Kraͤfte. Die Milch widerſtund ihr aber alsdenn, ich erlaubte ihr daher, etwas Wein zu trin⸗ ken, Kalbfleiſch und viel Graͤupchen⸗Suppe oder weich gekochten Reiß zu eſſen. Alles wurde täglich beſſer, und in der 6. Woche waren alle Sinus und Fiſteln geſchloſſen, und das Geſchwuͤr mit einer feſten Narbe uberzogen. Alsdann wurde ſodann weiter nichts auf⸗ gelegt, innerlich aber doch noch auf 14. Tage lang morgens und abends zwey Stuͤck Pillen gegeben. Hierauf ſchickten wir das alte Weib 95 und geſund aus 12 En 0 BR Ztbey 8 8 136 10 n Tpei. Zwey und zwanzigste Beobachtung Von einer Verſtopfung der monathlichen Reis nigung und harten Geſchwulſt ae al Unterleibe. 0 7 Di Frau von 44. Jahren hatte ſchon fie ihrem ö 31. Jahre ihre monathliche Reinigung verloh⸗ ren; Fand aber, auſer einem Spannen in der lin⸗ ken Schoos⸗Gegend, weiter keine Beſchwernis da⸗ von. Sie brauchte verſchiedene Arzney⸗Mittel und Bäder, aber vergeblich. Nach 2. Jahren bemerkte ſie an der linken Gegend des Unterleibes eine Haͤrte, die bey dem Anfuͤhlen gar nicht ſchmerzte, und daher geſchoben werden konnte. Dieſe Haͤrte wuchs in kur⸗ zen ſo an, daß fie die Größe zweyer männlicher Faͤu. ſte hatte. Wenn denn die Patientin auf der rechten Sͤcite lag, ſo ſpuͤhrte fie Schmerzen, Spannen und 5 Beäaͤngſtigung. Sie bediente ſich wieder erweichene der Baͤder, und nahm von den geſchickteſten Aerzten verſchriebene Arzney⸗Mittel ein, aͤuſerlich aber legte man ihr Pflaſter und Salben auf. Die Geſchwulſt ſchien darnach kleiner zu werden; allein bald hernach war ſie wieder wie ein Stein fo hart, und dehnte die ganze linke Gegend des Bauchs aus. Da nun die 05 Patientin ſahe, daß kein Mittel anſchlagen wollte, ſo ließ ſie der Sache ihren Lauf, band aber allezeit den Leib mit Binden, damit die bewegliche Geſchwulſt ihr keine Hindernis im Gehen und Liegen erweckte. Im Monath Februario 1761. verfiel fie in eine Pe ⸗ ripnevmonie, und wurde daher in unſer Spital ge⸗ Koche. Innerhalb 27. Tach Lethe 4 zweytes Kapitel. BAR heit, nach dem Gebrauch der Hitze daͤmpfender, er⸗ weichender und abloͤſender Mittel, durch einen gluͤck⸗ lichen Auswurf, und die Patientin wurde wieder ge⸗ ſund. Nach dieſer Krankheit entſtund in der untern Gegend des Unterleibes, wo dieſe Geſchwulſt ſaß, ein Schmerz, der zuweilen ſehr hefftig war, nachher aber wieder gänzlich vergieng. Die Patientin erzählte uns daher ihre ganze oben erwaͤhnte Geſchichte. Der Herr Saffner und ich unterſuchten dieſe Geſchwulſt, und hielten ſie vor eine Verhaͤrtung des linken Ovarii. Da nun dieſelbe nach dem ununterbrochenen Gebrauch ſo vieler lange Zeit hinter einander genommener Arz⸗ neymittel ſich dennoch nicht verandert hatte; fo gaben wir derſelben die Cicuta, und ein ſaturirtes Decockt aus der Althee⸗Wurzel, auſſen aber legten wir nichts auf. In den erſten Tagen ließ der Schmerz in dem leidenden Theil gleich nach, der Kopf aber wurde iht ſchwer, und es ſchien ihr, als ob er mit Schrauben f zuſammen gezogen wäre. Ich gab der Patientin hierauf eine gelinde Purgans, der Kopf wurde da⸗ durch viel erleichtert. Nachhero wurde der Gebrauch der Cicuta wieder fortgeſetzt. Die Frau befand ſich allmaͤhlig ſehr wohl, ihr Appetit und ihre Kräfte hate ten zugenommen, und ihr Schlaf war ſehr ruhig. Den 15. Tag, nach dem Gebrauch der Cicuta, war unſere Geſchwulſt ſchon viel weicher, und aus der Mutter kam ein weißer, dicker zaͤher, unriechbarer Schleim zum Vorſchein. In Zeit von einem Mo⸗ nach war die Geſchwulſt ſchon um die Helfte kleiner und weicher, der Ausflus des Schleims aus der Mut⸗ ker gieng jedoch noch fort. Man bemerkte ſodann, daß der e Schleim um die Geburtstheile 3 35 NE BARON a ö 0 7 4 „ Zweyter Theil. . herum, und in der Mutter, ein großes Brennen ver⸗ urſachte. Zu Ende des verfloſſenen zweyten Mo⸗ naths konnte man beym Anfuͤhlen nichts mehr bemer⸗ ken, die Frau klagte auch uͤber nichts, und konnte auf allen Seiten liegen. Der Ausflus des Schleims aus der Mutter war viel geringer und die Materie weit duͤnner. Wenige Tage darauf hoͤrte er gar auf, RR —̃ — | i * „ und die Frau war vollkommen geſund. Nichts deſto⸗ weniger ließ ich noch auf 14. Tage lang die Cicuta fortbrauchen, damit nichts zurück bliebe, das vielleicht zu einem neuen Anfall Gelegenheit geben koͤnnte. Drey und zwanzigſte Beobachtung. Von der Engliſchen Krankheit. | gab ich des Tags 6. Gran. Das Kind war dann be ftärfer, und konnte auf den Beinen ftehen. Sodann verſtaͤrkte ich die Doſis nicht weiter, weil ſich die Um: ſtaͤnde taͤglich beſſerten. Das ſonſt verdrießliche, fau⸗ le, furchtſame Kind wurde in Zeit von einem Mo⸗ nath munter und froͤhlich, aß mit gutem Appeti, und die Geſchwulſt der Gelenke war wenigſtens 3. kleiner. Die cachectiſche Bae des Ae verwandelte 42 | n A | ©: Kind von 3. Jahren hatte eine ſchlimme Enge 7 liſche Krankheit, es war ſchwach, und fein Ges ſicht und der ganze Koͤrper aufgedunſen. Nachdem ich nun viele Mittel, welche ſonſt in dieſer Krankheit heilſam ſind, vergeblich gebraucht hatte; ſo gab ich ihm endlich die Cicuta. Ich fieng mit einem Gran des morgens und einem Gran des abends an. Den 4. Tag gab ich täglich ſchon 4. Gran; Das Kind fieng an beſſern Appetit zu bekommen. Den g. Tag . a x zweytes Kapitel, 139 in eine natuͤrlich töthliche. Nachdem der dritte Mos nath faſt geendigt war, ſo war das Kind voͤllig ge⸗ fund, lief allein, ſchlief gut, wurde fett, fo daß dem⸗ ſelben nach der Eur alle Kleider zu eng und zu kurz waren. Das Kind hatte alſo unter dem Gebrauch der Cicuta ſehr viel zugenommen, und man bemerkte | niemals 1 ſchlimmen Zufall. Vier und zwanzigſte Beobachtung Ebenfalls davon Din cachectiſches Maͤdchen von 4. Jahren braucht ſeit 3. Monath lang die Cicuta, und iſt jetzo faſt geſund. | Fünf und zwanzigſte Beobachtung. Von einer Cochexie. &; Jungfer von 18. Jahren brach allezeit das > - jenige faft alles wieder aus, was fie gegeſſen hatte; ſie wurde daher cachectiſch „ und fiel beynahe in die Verzehrung. Die ſowohl von andern Aerzten als von mir gegebenen Arzeney-Mittel verſchaften ihr zwar einige Linderung, allein es kam ihr Uebel alle⸗ zeit nach wenigen Tagen wieder. Die Patientin klagte uͤber einen Schmerz und Schwere in der Ges gend des Magens, und man bemerkte daſelbſt zwar ein gewiſſes Spannen, aber keine Haͤrte. Ich vers, ſuchte die Cicuta; und in Zeit von 14. Tagen brach f ie ſich weit feltener, und ihre Kraͤfte hatten zugenom⸗ men. In der zten Woche hatte das Brechen gaͤnz⸗ lich 880 es entſtunden aber nach Mittag Be⸗ aͤngſti⸗ | N Beier Theil. 0 5 — aͤngſcigungen, und die Naͤchte wurden unruhig. Ich ‘ gab ſodann ein Purgir⸗Traͤnkchen, und die Patien- tin befand ſich ſehr wohl darauf. Nach dieſem ſetzte ich wieder den Gebrauch der Cicuta fort, und die Patientin hatte zu Ende des aten Monaths die voll-. kommenſte Geſundheit und beſten Kräfte. Ihre mo⸗ nathliche Reinigung, welche ſonſt ſparſam floß, und ſich allezeit mit vielen Schmerzen in der Gegend des heiligen Beins und im Leibe 1 er nun frey „ und in gehöniger Menge. 1 Sechs und zwanzigſte Beobachtung. 1 Von einer kalten Geſchwulſt am Rnie. Eu Frau von 23. Jahren hatte um das ganze 4 rechte Knie herum eine ſehr große lymphatiſche | 7 a Geſchwulſt. Weder die gewoͤhnlichen Umſchlaͤge, noch Pflaſter und Salben, noch andere innerliche Arzney⸗ Mittel halfen ihr. Blog allein mit der Cicuta, wel. che ſowohl innerlich als äuferlich gegeben worden, wur⸗ de die ganze Geſchwulſt innerhalb 3. Wochen zertheilt. In dieſer Zeit gab man zwey mal eine Purgans. Die Cicuta trieb bey dieſer Frau den Urin ſehr ftarf ab. Sieben und zwanzigste Beobachtung, 4 Vom Staat. 1950 1 Ei Tageloͤhner, welcher faſt ſeit einem Jahre ben 1 Staar an dem linken Auge hatte, wurde in Zeit von 3. und einem halben Monath blos allein mit der Cicuta, und dem Decockte der Kletten⸗Wurzel, — geheilt: Alle 14. Tage gab man ihm eine 9 Ri n — brauch der Cicuta hat dieſer Mann nicht nur ſein voͤllig Geſicht wieder bekommen, ſondern er wurde auch weit ſtaͤrker, und zugleich von ſeinen rhevmati⸗ ſchen Schmerzen befreyt, von denen er ſeit 8. Jah⸗ ren, bey jeder Veraͤnderung der e an BA | ganzen Körper geplagt worden. Be und zwanzigſte Beobachtung. Von dem ſchwarzen Staar. ine Jungfer von 25. Jahren wurde nach einen hitzigen Krankheit ploͤtzlich blind, und bekam den wahren ſchwarzen Staar. Ich habe ſehr oͤfters, den Sublimat in Kornbraudtwein aufgeloͤßt, in der⸗ ö dweytes Kapitel. | I4I 8 | Sechs Wochen lang hatte er täglich ein und ein halb Drachma von der Cicuta genommen. In dem letz⸗ ten Monath aber ein Drachma. Durch den Ge⸗ gleichen Fällen mit zertheilenden Traͤnken nuͤtlich be⸗ funden; ich gab ihn daher dieſer Patientin, und ſetz⸗ te deſſen ziemlich reichlichen Gebrauch beynahe auf 2. Monath lang fort; allein ich bemerkte davon keinen Nutzen. Da ich nun oͤfters wahrgenommen hatte, daß die Cicuta dahin kommt, wohin der Sublimat nicht gelangen kann; ſo ſchritte ich zu dem Gebrauch derſelben, und gab ſogleich vom Anfang einen Seru⸗ | pel oder 20. Gran von dem Extrackt. Nach 3. Wo⸗ chen klagte die Patientin uͤber oͤftern Schwindel and Funkeln, und es ſchien ihr, als ob ſie manchmal das Licht und die Farben unterſcheiden koͤnnte. Allein es | verſchwanden dergleichen helle Scheine gar bald wie⸗ der, und ihr Kopf wurde darauf ſchwindlicht. Ich 5 gab ER ein Rurgie Wala 2 55 Ende des 2. ver e naths = 1342 5 wegen Theil. e naths konnte die Patientin ſchon etwas undeutlich fü 2 hen, und wurde nicht mehr fo oft von dem Schwin- del und Funkeln uͤberfallen. Zu Anfang des dritten 1 Monaths nahm fie taglich ſchon auf 2. Drachmas von dem Extrackt, und ihr Geſicht war viel beſſer. In dieſer Doſi fuhr die Patientin bis in den 5. Mo⸗ 1 nach fort, und dann konnte fie alles ſehr deutlich ſe⸗ hen und. unterscheiden. Ob nun wohl dieſe Patien⸗ tin die Cicuta lange Zeit in ſehr großer Doſi genom. men, ſo hat ſie doch niemals keine ſchlimmen Folgen davon empfunden, ihr Appetit und ihre Kraͤfte nah⸗ men vielmehr dabey zu, und alle ihre Handlungen, welche ſonſt traͤge waren, wurden munterer. Sie hatte ihre monathliche Reinigung allezeit zur . 9 Zeit und in gehoͤriger Menge. e u Neun und zwanzigſte Beobachtung. Vom Podagra. in 50. jähriger‘ Mann war ſchon ſeit ſeinem 30. | Jahr mit dem Podagra geplagt, von demſel⸗ ben hatte er nicht nur Knoten an den Gelenken den Fuͤſſe, ſondern auch an den Haͤnden und Knien be⸗ kommen, und die kalchichte Materie hatte die benach⸗ barten Theile angegriffen; die Bewegung feiner Haͤn⸗ de und Fuͤſſe war ſehr ſchwer, und ſeine Knie ganz ſteif; Bey jeder Veranderung der Luft und Witte⸗ rung empfand er die hefftigſten Schmerzen in dieſen Theilen, und war alsdenn genoͤthigt, viele Tage lang | das Bette zu hüten, Weder Bäder noch andere aͤn⸗ ſerliche und innerliche Mittel, welche dieſer Patient 115 188 a hatte, ſhaffen ihm L ee, f | ; ” rs 4 \ J. \ \ Zweytes Kapitel. e Ich verordnete ihm die Cicuta in Molken, aͤuſerlich aber ließ ich nichts auflegen. In Zeit von "fünf Wo⸗ chen waren alle Knoten zertheilt, die Beweglichkeit der Glieder hergeſtellt, und die veraͤnderte Witterung verurſachte ihm weiter keine große Schmerzen mehr. Dem ohngeachtet ließ ich den Patienten noch einige Wochen lang eine mittelmaͤßige Doſis von der Cicu⸗ ta fortbrauchen, und haͤufig Molken dabey trinken. Da die Knoten und podagriſche Materie aber zertheilt war, ſo beſchwerte ſich der Patient viele Tage lang uͤber eine unangenehme, und bey der geringſten Be⸗ wegung ſehr ſchmerzende Empfindlichkeit an denen Gelenken und Oertern, wo die kreidenartige Materie und Knoten geſeſſen hatten. Ich rieth daher dem Patienten, daß er, weil es ohuedem im Fruͤhjahr war, in das Rodauner Bad gieng. Aus demſelben kam er fett, vierſchrötig, ſtark und geſund wieder zu⸗ ruͤck, und vertraͤgt nun alle „ en ohne Schmerzen. Dreyßigſte Beobachtung. Ebenfalls von dieſer Krankheit. . Er 60. jährige Frau war ſchon ſeit etlichen 20. N Jahren mit einem ſehr hefftigen Podagra be⸗ ſchwert, das allmaͤhlig ſich über den ganzen Koͤrper ausbreitete, alle Gelenke einnahm, und Knoten und j kreidenartige Geſchwuͤlſte verurſachte. Niemals war dieſe Frau ganzer 4. Wochen lang vom Schmerzen befreyt, und dieſer war allezeit ſo groß, daß die Pa⸗ kientin, weder Fuß noch Hände bewegen, noch die Speiſen zum 188 bringen konnte; Fr oft e le Reh" | + huͤten muß 144 8 Zweyter Theil. | 8 ſie ſich wegen Hefftigkeit der Schmerzen den Tod. Ich gab ihr die Cicuta und ein Infuſum von Hol⸗ Iunder Blüten; In der 6. Woche nach deren Ges - brauch konnte ſie nicht nur in der Stube herum ge⸗ hen, ſondern auch auſer dem Hauſe Beſuch abſtar⸗ ten. Kurz darauf zertheilten ſich alle Knoten und Ge⸗ ſchwuͤlſte ganzlich, und die vorher von den kreidenar⸗ tigen Geſchwuͤlſten unfoͤrmlich gewordenen Hände waren nunmehro wieder zart, weich, natuͤrlich und ſchoͤn. Die Kräfte hatten ſich vermehrt, und alle Verrichtungen waren wieder hergeſtellt. Nun iſt faſt der neunte Monath verfloſſen, ſeit dem dieſe Frau f von allem Schmerz befreyt iſt, und geſund lebt. Ein und dreyßigſte Beobachtung. e Von hefftigen Schmerzen und Seſchwulſt an den Gelenken der Suffe. €: 40. jähriger Mann bemerkte ſeit 8.3 Nahe, allezeit im Fruͤhjahr und Herbſt an den Gelen⸗ ken der Fuͤſſe eine harte Geſchwulſt, die fo ſehr ſchmerz⸗ g te, daß er Por in ein Fieber verfiel, und das Bette te. Seine ganze Krankheit hob ſich aber durch die Waͤrme des Bettes und verduͤnnende Mit tel allezeit in 14. Tagen oder wenigſtens in 3. Wo⸗ chen wieder, und der Kranke konnte ſodann als ge⸗ ſund ſeine Arbeit wieder fortſetzen. Im Frühling 1760. zur Zeit, da ſeine Schmerzen in den Gelenken der Fuͤſſe wieder kommen ſollten, bemerkte er nur eine gelinde und ſtumpfe Spannung; Der Patient glaub⸗ te alſo, feine alte Krankheit würde eintreffen; allein | Dieter Samen verlohr ſich den andern Tag plöglich, | ie | ** 22 W RE ER, — — * Asche . UT. Zweytes Kapitel. 8 145 und es nee hierauf ein ſehr ſtechender Schmerz in dem Bruſtfell, auf der linken Seite der Bruſt, und die Krankheit ſtellte eine entzuͤndungsartige Krank⸗ heit vor. Durch wiederholtes Aderlaſſen und andern in dergleichen Faͤllen gewoͤhnlichen Mitteln wurde zwar die Hefftigkeit des Fiebers vermindert, allein der Schmerz blieb einmal wie allemal groß. Das aus der Ader gelaffene Blut hatte allezeit eine dicke, ſchleimichte, zaͤhe, ſchaͤckigte Haut. Die abziehens den und blafenmachenden Mittel, welche auf die Fuſſe gelegt wurden, den Schmerz von der Bruſt nach den ‚gewöhnlichen Orten hinzuleiten, thaten keinen Nutzen. Das Fieber ließ endlich gaͤnzlich nach, allein der Schmerz blieb beſtaͤndig und war hefftig. Weil nun in Betracht aller Zufaͤlle offenbar war, daß dieſe hartnaͤckige Krankheit von der Materie, welche ſich ſonſt in den Fuͤſſen abzuſetzen pflegte, entſtanden war; und ich aus unzählichen Erfahrungen erlernet hatte, daß in dergleichen Krankheiten zur Zertheilung der ſeroͤſen, ſcharfen, zaͤhen, dicken Materie, die Cicu⸗ ta eine unvergleichliche Kraft habe; ſo gab ich dieſel⸗ be mit einem ſaturirten Decockt von der Klettenwur⸗ zel; Aeuſerlich aber legte ich, weder auf die Fuͤſſe noch an den ſchmerzhaften Ort, etwas auf. Schon den dritten Tag war der ſtechende Schmerz verringert, die Gelenke der Fuſſe ſchwitzten, und waren nur mit einem ſtumpfen Schmerz beſchwert. Den s. Tag fieng der Patient an aus zuwerffen, der Schmerz war weit gelinder, und in den Gelenken der Fuͤſſe bemerk⸗ te man weder Schmerz noch Geſchwulſt. Den 12. Tag verließ der Patient ſchon das Bette, und be⸗ merkte kaum den N ; der zaͤhe Auswurf gieng - nat 146 | _ Bioeyter Theil. noch beftändig häufig fort, Den 1 3. Tag haste er eine aͤngſtliche Nacht, der Patient war matt, und ein groſſer reiſſender Schmerz fand ſich in dem gan⸗ zen Koͤrper in allen Gliedern ein; endlich verfiel er in einen großen, zaͤhen, ſtinkenden Schweiß, den folgenden Morgen befand ſich aber der Patient wie⸗ der wohl, war munterer, hatte Appetit, und war ben Kraͤften. Ich befahl dem Patienten, daß er noch 4 auf 3. Wochen lang eine kleine Doſis von der Cicu- ta mit einem Infuſo aus Hollunder⸗Bluͤten, das mit Molken gemacht war, gebrauchte; nach dieſer Zeit kam derſelbe vollkommen geſund, ſtark und munter zu mir, und ſagte mir Dank. 2 Zwey und dreyßigſte Beobachtung. Von einer harten Geſchwulſt an der Bruſt. ; | Eine Frau von 23. Jahren ſchleppte ſich ſchon ſeit | vier Jahren in beyden Bruͤſten mit einer harten Geeſchwulſt, die größer als eine Fauſt war, fie hatte aber niemals in dieſen Theilen einige Schmerzen em pfunden. Vor 10. Monathen heyrathete ſie, und wurde ſchwanger. In dem 4. Monath ihrer Schwan gerſchaft ſchwollen beyde Bruͤſte auf, wurden fehe ſchmerzhaft, und die natuͤrliche Farbe derſelben ver⸗ wandelte ſich in eine dunkelrothe. Alle, welche die Bruͤſte geſehen hatten, prophezeyhten der guten Frau ; den ſchlimmſten Krebs. Endlich kam fie zu mir, ich hatte anfaͤnglich einen Abſcheu, und wollte die Cicuta nicht geben, weil ich ſie bey Schwangern noch nicht verſucht hatte. Allein, da mir aus unzaͤhlichen Ver⸗ ſuchen bekannt a daß 5 fie keine e 4 alle ; weytes Kapitel. 147 fälle im Körper erregt worden, und fie auch die Kin⸗ der ohne Schaden vertragen hatten; ſo fieng ich hier die Cur mit einer kleinen Doſi an. In kurzen er⸗ folgte eine große Wirkung, es gieng ein dicker, meife ſer, ſchleimichter, flockigter Urin ab, und den ten Tag war ſchon die Farbe der Bruſt natürlich, die Geſchwulſt in derſelben kleiner und weicher. Sodann verſtaͤrkte ich die Doſis der Cicuta, und gab in Zeit von einem Monath ſchon ein halb Drachma, mehr hatte ich aber auch nicht noͤthig zu geben, denn ich bemerkte von Tag zu Tag mehrere Beſſerung, ſo, daß in dem 8. Monath ihrer Schwangerſchaft beyde Bruͤſte völlig natuͤrlich waren. Unter waͤhrendem Gebrauch der Cicuta war dieſe Frau weit agfünder als vorher, ſie brach ſich nicht mehr ſo oft, und hat⸗ te auch keinen beſtaͤndigen Kopfſchmerz mehr, mit dem fie vor dem Gebrauch der Cicuta ſehr ſtark ges - plagt war. Ich bemerkte bey dieſer ſchwangern Frau nicht die geringſten Folgen. Sie hatte täglich offe⸗ nen Leib, der Urin gieng in weit größerer Menge, | ſchleimicht und pflockicht ab, auf die letzt aber floß er nicht ſo haͤufig, und hatte eine ganz natürliche Farbe. Als nun die Geſchwuͤlſte der Bruͤſte zertheilt waren; ſo wurde doch noch einige Tage lang die Eicufä in ziemlich ſtarker Doſis gegeben. Drey und dreyßigſte Beobachtung. Von Geſchwulſt an den Gelenken. Jey einer Jungfer von 24. Jahren war der gan⸗ ze Körper, vornehmlich aber die Gelenke, mit einer ſeroͤſen, gelben . Fe Gans der — —— I ) — a8 | RR chel. zer 5. Jahre lang gebrauchte ſie alles bas, was ihr verſtaͤndige Aerzte gerathen hatten, allein fie fand davon keine Linderung, ihre Kraͤfte verminderten ſich vielmehr, fie bekam einen trockenen Huſten, und alle ihre Glieder wurden ſteif. Ich ſelbſt habe bey dieſer Patientin verſchiedene Mittel vergeblich verſucht. Endlich aber habe ich ſie mit der Cieuta und Molken in Zeit von einem Monath wieder hergeſtellt. Gleich anfangs erweckte ihr der Gebrauch der Cicuta einen großen Appetit, ſodann verurfachte fie: einen ſtarken 0 Abgang des Urins, der gruͤnlicht ausſahe, und einen dicken, zaͤhen, chleimichten Satz hatte. Die Ge. ſchwulſt an dem ganzen Leibe war ſchon den 12. Tag verſchwunden, die aber an den Gelenken war etwas hartnaͤckiger. Dieſe Patientin hatte kein Purgirmit⸗ 1 tel noͤthig, denn es machte ihr die Cicuta N % Kb zweymal einen offenen Leib. Vier und dreyßigſte Beobachtung. 4 Von einer Verhaͤrtung im Seroto. En 47. jähriger Mann trug ſeit anderthalb Jah⸗ 1 ren einen harten Tumorem in dem Scroto, der größer als eine Fauſt war. Beyde Teſticuli waren unbeſchaͤdigt und geſund. Dieſe Geſchwulſt hatte ei⸗ nen, durch zuſammenziehende Einſpritzungen, als zu geſchwind vertriebenen Tripper zur Urſache. Die ftärfften Mercurial⸗Mittel, ja ſelbſt die Speichel ‚Eur, Traͤnke wider die Luſt Seuche, und. äuferlihe um. ſchlaͤge und Pflafter hatten hier nichts gefruchtet; Ich gab daher die Cicuta, mit einer Menge von einem Trank aus Ren Burg Dun 20. Tag fieng der | Patient | . N 2 Zweptes Rapitl. 149 Patient ſchon ein ganzes Drachma täglich zu nehmen an, man bemerkte aber demohngeachtet keine Veraͤn. derung davon in der Geſchwulſt. Den 30. Tag gab ich ein und ein halb Drachma von der Cicuta. Den 33. Tag war die Geſchwulſt etwas weicher, und der Patient befand ſich wohl. Den 36. Tag gab ich ein Purgir⸗Mittel mit dem Mercurio dulci verſetzt. Den 40. Tag bekam der Patient taͤglich ſchon zween Drachma von dem Extrackt, und feine Geſchwulſt war weicher. Mit dieſer Dofi, und alle 10. Tage darzwiſchen gegebenem Laxir⸗Mittel mit Mercurio, fuhr ich bis in den fuͤnften Monath fort, ſodann aber war die Geſchwulſt ganzlich e und der ee vollkommen geſund. Fuͤnf und dreyßigſte Beobachtung. Von veneriſchen Geſchwuͤren. in junger Menſch von 19. Jahren hatte von der geilen Seuche über den ganzen Leib Ge. ſchwuͤre, und ſeine beyden Schienbeine waren ſehr ſtark carioͤs. Alle Arten von Mitteln wider dieſe Seuche waren ihm ſchaͤdlich, ſeine Kraͤfte wurden ge⸗ ſchwaͤcht, und er auf das aͤuſerſte ausgezehrt. Da dieſer Kranke meiner Cur uͤbergeben wurde, und er mir alle mit ihm vorgenommene Curarten erzaͤhlte, ſo zweifelte ich, ob die Mittel wider die geile Seuche in gehoͤriger Doſt und unter der noͤthigen Vorſicht ge⸗ geben worden waͤren; ich verſuchte daher wieder ver⸗ ſchiedene, allein meine Arbeit war vergeblich. Der Herr Haffner und ich beſchloſſen daher, die Cicuta zu 8 2855 Geſchwuͤre und carioͤſen Stellen K 3 5 wur⸗ J — 150 Zpweyter Theil. wurden daher mit Charpie, welche mit dem Infuſo Cicuta benetzt war, verbunden, innerlich aber gaben wir das Extrackt der Cicuta, und lieſſen viel von dem Decockt der Kletten⸗Wurzel, mit dem dritten Theil Milch vermiſcht, darauf trinken. Binnen wenig Tagen ließ es ſich ſchon zur guten Beſſerung an, und die Kraͤfte nahmen zu. Zu Ende des zweyten Mo⸗ naths hatte ſich alles carioͤſe abgeſondert, und die mehreſten Geſchwuͤre waren ſchon mit ee feften Narbe geſchloſſen, die Schmerzen, welche den Pati⸗ enten des Nachts uͤber hefftig geplagt hatten, lieſſen nun gänzlich nach. Da der dritte Monath verfloſſen war, hatte der Patient feine völlige Geſundheit, kei⸗ ne Schmerzen mehr, und war bey Kraͤften. Zur Cur dieſer hartnaͤckigen veneriſchen Krankheit war eine mittelmaͤßige Doſis von der Cicuta hinlaͤnglich. Die groͤßte Doſis in 24. Stunden war 1. Drachma. 3 Sechs und dreyßigſte Beobachtung. Von einem hartnaͤckigen boͤſen Grind. rn y ©: 13. jähriger Knabe hatte ſchon ſeit 7 Jah⸗ 5 ren einen bey dem Gebrauch aller Mittel hart⸗ näckigen boͤſen Grind. Endlich gab ich das Decockt von der rad. lapathi acuti mit dem extracto cicutae, 4 und ließ den ganzen Kopf taͤglich zweymal mit dem Decocto cicutae, das mit Milch gemacht war, wa⸗ ſchen. Auf dieſe Art heilte ich binnen 6. Wochen die ⸗ ſen boͤſen Grind vollkommen. Dieſer Knabe war 4 2 * vorher blaß, völlig cachectiſch, ausgezehrt, und wur⸗ de von einem eee Huſten und den 4 A, | ren⸗ Zweytes Kapitel. 151 Brennen in der Bruſt geplagt; Alle dieſe Zufälle verſchwanden aber bey dem Gebrauch der Cicuta. Sieben und dreyßigſte Beobachtung. Von einer haͤßlichen Kraͤtze, mit t Engbruͤſtigkeit und ſchleichendem Sieber. Ingleichen von Verhaͤrtung in der Leber; vom Magen⸗ Krampf und Verſtopfung in den Nierengaͤn⸗ gen; von der Gicht, Waſſerſucht; von Ver⸗ ſtopfung der monathlichen Reinigung; wo⸗ bey der Wette des Sees nützlich war. in Juͤngling von 16. Jahren, ein Schneider, bekam vor zwey Jahren eine haͤßliche Kraͤtze. Rach einem einzigen gegebenen Purgir⸗Mittel gab man ihm ſogleich . wodurch ſeine Kraͤtze zu⸗ ruͤck getrieben worden. Er bekam deshalb ein ſchwe⸗ res Othemholen und einen convulſiviſchen Huſten. Was man verſuchte, ſchaffte ihm wenig Linderung. Der junge Menſch wurde endlich von einem ſchleichen- den Fieber beynahe ganz ausgezehrt in unſer Spital gebracht. Ich habe oͤffters die Cicuta ſelbſt in der hartnaͤckigſten Kraͤtze Wunder thun ſehen, ich war alſo begierig, zu erfahren, was fie in der zuruͤckgetrie⸗ benen Kraͤtze thun koͤnnte; zu dieſem Endzweck gab ich alſo ein ſaturirtes Decockt von der Althee⸗Wurzel ganzen Leib taglich 2. mal mit lauter Milch waſchen, wo in 4. Pfunden, ein Loth venetianiſche Seiffe auf⸗ geloͤſt war. Nach ohngefehr acht Tagen entſtund auf dem ganzen .. ein 23 unangenehmes Jucken; K 4 Hier⸗ und das Extractum Cicutaͤ, und ließ zugleich den — 152 | . öweytel Theil. 1 1 g Hierauf kamen roͤthliche Blattern, zum Vorſchein, wel⸗ 8 che mit einer ſcharfen Feuchtigkeit angefuͤllet waren. Das Othemholen wurde ſodann freyer, der Huſten Es, kam nicht mehr fo oft, der Patient ſchlief des Nachts ruhiger, und fieng an, einen zähen Schleim auszu - werfen. Ob nun wohl der ganze Koͤrper mit derglei ⸗ chen Blattern beſaͤet war, fo ließ ich ihn dennoch füge lich 2. mal waſchen. Gegen den 10. Tag verſchwan⸗ den wiederum viele von dieſen Blattern, andere aber platzten auf, und es lief ein ſcharfes Serum aus * denſelben, ſodann erzeugte ſich eine gelbe, ſproͤde Bor⸗ ke, und es kam wieder diejenige Kraͤtze zum Vorſchein, welche der Patient vor 2. Jahren gehabt hatte. Die Haut unter den Haaren auf dem Kopfe jauchte auch, es holte der Patient frey Othem und warff in Menge | 3 * aus; Das ſchleichende Fieber ließ gänzlich nach, und ‚> feine Kräfte nahmen zu. Sodann gab ich täglich ein halb Drachma von dem Extrackt, und da ich ſahe, daß dieſe Dei hinlaͤnglich war, fo wollte ich fie nicht weiter verftärfen. Der ganze Körper wurde 2. mal täglich mit Milch und Seiffe gewaſchen. Den 20. Tag befand ſich der Patient ſehr wohl, der Auswurf wollte aber nicht ſo haͤufig fort, ob man wohl wahr⸗ nahm, daß der Schleim in der Bruſt beweglich hieng. Ich gab daher an ſtatt des Decockts der Kletten. Wurzel das Infuſum der Stipitum dulco amarae. Mit dieſem Infuſo und dem Extrackt der Cicuta, und dem fleißig fortgeſetzten Gebrauch des Waſchens, wurde die Bruſt nicht nur von aller ſcharffen und zaͤ. hen Materie befreyt, ſondern auch die haͤßliche Kraͤ⸗ g kl — tze, welche bey dem Gebrauch der Cicuta wieder zum Ven ae binnen 2. een er geheilt, lt, g 1 1 x 3 1 = A groͤßer, als gewoͤhnlich, fie hatten daher einen Fehler, 8 Bapitel 7 153 geheite, fo, daß der junge Menſch feine vollkommene N Geſundheit wieder erhielt. Dieſes ſind die vorzuͤglichſten Beobachtungen, u. che ich- von meinen eigenen Verſuchen habe aufzeihe nen wollen. Ich wuͤrde zu weitlaͤuftig ſeyn, und vielleicht meinen Leſern verdruͤßlich fallen, wenn ich noch mehrere Verſuche erzaͤhlte. Ich habe mit der Cicuta ganz allein eine unzähli⸗ che Menge ferophulöfe und kroͤpfichte Perſonen ges 4 heilt. Ich habe Frauenzimmer geſehen, welche am ganzen Leibe vortrefflich gebildet waren, und ein Ge⸗ ſicht, ſchoͤner, als das beſte Gemaͤhlde, hatten, allein die thyroideiſchen Druͤßen waren bey ihnen hart, und der ihre Schoͤnheit in den Augen der Manns⸗Per⸗ ſonen verdunkelte. Dergleichen Perſonen nun hatte die Cicuta meiſtentheils genutzt, wenn die Geſchwuſſt von einer Verſtopfung entſtanden war. Der gelinden verhaͤrteten Geſchwuͤlſte, welche ich blos allein mit der Cicuta in den Bruͤſten, unter den Achſeln, in der Schoos, in der Mutter ⸗Schei⸗ de, ja ſelbſt in der Mutter, aufgelöft habe, will ich bier nicht gedenken. Die Verſtopfungen und Verhärtungen in der Gen 0 gend unter den kurzen Ribben, ingleichen die an an⸗ deren verſchiedenen Gegenden des Unterleibes befind⸗ lichen Geſchwuͤlſte, habe ich mit dieſem einzigen Mit⸗ tel faſt allezeit zertheilt. 1 * Eine etliche fechzigjährige Frau hatte, ſeit 16. Jah. ren, an dem ganzen Koͤrper uͤber 20. einzelne harte war. Verſchiedene Mittel wurden vergeblich ges K 3 1 hegte Knoten, von welchen jeder wie ein Gänfe-Ey fo groß N Zweyter Theil. brauchk, und ihr Uebel wuchs allmählich ſo, daß ſie N Verſtopfung des Urins bekam, und ſehr oͤfters der Catheder gebraucht werden mußte. Als ſie die Ci⸗ cuta nahm, floß der Urin frey aus, ihr Appetit und Kraͤfte nahmen zu. Ja einige von denen harten | Knoten wurden weich, und es kam aus der Mutter ſehr viel purulente Materie zum Vorſchein. Wenn die Frau einige Tage lang die Cicura ausſetzte, ſo lief der Leib gleich wieder an, der Urin verſetzte ſich, und es erfolgten ſchlimme Zufaͤlle. Je haͤufiger die Ma⸗ terie aus der Mutter abgieng, je weicher und kleiner — wurden einige von denen Knoten, einige aber blieben unveraͤndert. Die Patientin ſpuͤrte die groͤßte in. derung von der Cicuta, und wenn ſie dieſelbe fort. u 9 braucht, ſo wird ſie vielleicht geſund werden. Ich fürchte die Vereiterung nicht, welche eine öde liche Windſucht verurſachen koͤnnte, weil die aufge⸗ loſte Materie durch die Mutter einen Ausgang hat. Es ſind auch keine Zeichen der ins Blut uͤbergegan⸗ genen Materie vorhanden, welche ein abzehrendes 0 | Sieber droheten. Ign langwierigen Magen⸗Krampfen habe ich öf⸗ ters mit dem beſten Erfolg die Cicuta gegeben, ſie hob in kurzen alles Brennen, allen Schmerz und al⸗ le Neigung zum Brechen, und die matten, ausge⸗ 1 mergelten Patienten bekamen bey dem Gebrauch del 4 Cicuta die beften Kräfte wieder, und wurden fett. Eingewurzelte Kopfſchmerzen und veraltete habe Kopfſchmerzen werden gleichfalls damit gehoben. Wenn ich gemerkt habe, daß in dem Nieren oder Mutter⸗Syſtem Verſtopfungen, oder Stockungen ei⸗ N nes ſcharfen und ‚sähen 9 e ſo gab ich a die * zweytes Kapitel. 155 die Cicuta, und ſahe darauf faſt allezeit die monath⸗ liche Reinigung ſtaͤrker flieſſen, ein viel geſunder Blut hervorkommen, jene heftige Colik⸗ Schmerzen nach⸗ laſſen, und die dabey gewoͤhnüchen heftigen Neigun⸗ gen zum Brechen, oder das Brechen einer ſauern ſcharfen Materie ſelbſt, ſich verliehren, ingleichen die Spannungen in der Schoos und in der Gegend des heiligen Beins, und die Kopfſchmerzen und den Schwin | del niemals wieder kommen. Ich habe 2. Weiber in der Cur gehabt, welche als lemal zur Zeit ihrer monathlichen Reinigung mit den heftigſten Zufällen befallen wurden, fie waren ſchon ſeit vielen Jahren verheyrathet, ſie konnten aber nie⸗ mals ſchwanger werden. Sie gebrauchten die Cicu·. ta, und wurden nicht nur von allen ihren uͤbeln Zu⸗ faͤllen befreyt, ſondern wurden auch weit munterer, und alle beyde ſchwanger. Was verlangt nun das ſabenswürdige Geſchlecht mehr von der Cicuta? Sehr oft habe ich die ſcrophulöͤſe Phtiſin blos al⸗ lein mit der Cicuta curirt; eben dieſen Erfolg habe ich von der Cicuta in chroniſchen, hartnäckigen, exul⸗ cerirten, blatterichten, ſcorbutiſchen, ſeroͤſen, oder von dem Abfag einer Schärfe hg böfen Hälfen a geſehen. In den meiſten verzweifelten Keuchel wo die beſten Mittel lange Zeit hinter einander gebraucht, nichts ausgerichtet hatten, habe ich die Cicuta ver⸗ ſucht, und ſie hat das meiſte mal Nutzen geſchafft. Die Waſſerſucht, welche von der Verhaͤrtung der Eingeweide im Unterleibe entſtanden war, wich oft . der Cicuta allein; öfters waren andere Mittel 5 dabey S 156 05 bineytee Theil. dabey noͤthig, ofte aber konnte ſie 0 auf Feine Art g gehoben werden. Eine veraltete Arthritidem, eingewurzelte Rhevma⸗ 4 teſmos, Spinam ventoſam, die geile Seuche, Taub⸗ heit, die traurigſte Melancholie, (von einer Materie) die Kräße, den böfen Grind, bösartige Flechten, häßliche Geſchwüre, Sinus und hartnäckige Fiſtelnn habe ich ebenfalls ſehr oͤfters ganz allein mit der C. cuta getilgt und geheilt. ? Es find mir jedoch auch Falle vorgekommen Me welchen die Cicuta, ob fie gleich lange und in großer Doſi gebraucht worden, nichts ausgerichtet hat. Eine Jungfer von 20. Jahren nahm wegen einer uͤber eine Fauſt großen Geſchwulſt, welche an dm linken Backen entſtanden, und mit der untern Kinn⸗ lade feſt verwachſen war, uͤber ein halb Jahr lang — l das Extracktum Cicuta täglich, in einer großen Dofi,. hatte aber keine Linderung, fie wurde daſſelbe endlich uͤberdruͤßig, und verließ den Gebrauch deſſelben. Eine andere Jungfer von 25. Jahren hatte ſeit vielen Jahren eine ſehr große ins Schwarze fallende, | Geſchwulſt an der rechten Seite des Halſes. 3 verſuchte die Cicutam; allein es entſtund alsbald ein Fieber, und die Patientin wurde ſchwach. Aber auch andere wider dieſe Geſchwulſt gegebene und aͤu⸗ 4 - ſerlich gebrauchte Mittel richteten ebenfalls nicht? aus. Der Herr Collin und ich wollten endlich noch⸗ mals bey dieſer Patientin die Cicuta unter verſchie⸗ | dener Geſtalt, in kleiner Doſi, und mit andern Mite teln verſetzt, verſuchen, allein es entſtunden abermals wieder die erſtern Zufaͤlle, und die Patientin wurde a 3565 dem 5 ee ſehr eingeſchraͤnkten Gebrauch der Cue, AR | zweytes apitel. 8 157 Cicuta, matt und beaͤngſtiget. Man mußte daher 5 die Geſchwulſt ihrem Schickſal uͤberlaſſen. Eine Frau von 42. Jahren bemerkte ſeit 6. Mo⸗ nathen, ohngefaͤhr von der Zeit an, wo ihre monath⸗ liche Reinigung zu flieſſen auf hoͤrte, einen ſehr ſchmerzhaften Scirrhum in der rechten Bruſt. Ein Wund ⸗Arzt rieth ihr einen Umſchlag aus Wein⸗He⸗ fen und Wein gekocht. Innerhalb 2. Tagen wurde der Scirrhus weit größer und härter, die Haut blau und gelb. Sodann riß das Oberhaͤutlein, und es kam ein ſcharfes ſtinkendes Serum zum Vorſchein. Viele Wochen lang verſuchten verſchiedene Wund⸗ Aerzte und Aerzte verſchiedene Mittel; allein die Krankheit wurde immer ſchlimmer, die Patientin be⸗ kam einen trockenen Huſten, ein Brennen in der Bruſt, Nacht⸗Schweiſſe, und wurde mager. End⸗ lich rieth ich, als ich zu ihr geruffen wurde, die Ci. cuta, Gerſten⸗ Trank und viel Milch zu trinken. Ihre Kraͤfte vermehrten ſich dadurch wieder, der Naht: Schweiß ließ nach, ſie bekam Appetit, und die Farbe der Bruſt wurde roͤther, und die Haͤrte kleiner. Faſt auf 2. Monath lang hatten wir bey dieſer Frau die beſte Hoffnung zu ihrer Heilung. Hierauf erfolgte ploͤtzlich, ich weiß nicht woher, ein Huſten, der ſo heftig war, daß ſie Blut auswarf. Ich mußte daher die Cicuta ausſetzen, und die Pa⸗ tientin ſtarb endlich an der Verzehrung. Eine andere Frau, welche einen offenen Krebs in der rechten Bruſt hatte, wurde durch den Gebrauch der Cicuta beſſer, und die exulcerirte Härte wenige ſtens 5. kleiner. Allein es kam ein dreytaͤgig Fieber Barzifßen, 5 das alle 8 Ich feste dann 158 Z3Z3weyter Theil. 1 dann den Gebrauch der Cicuta aus, und gab große g Doſes von der Fieber - Rinde, Das Fieber verloht 5 ſich, es kamen auch die Kraͤfte wieder, und es ſchie⸗ nen ſich, nach dem Gebrauch derſelben, alle Umſtaͤn⸗ de zu beſſern. Ich gab daher noch 2. Wochen lang die Fieber- Rinde. Allein es uͤberſiel die Patientin ein Aſtma glutinoſum, das dieſelbe ſchon vor. 3. Jahren gehabt hatte, der Auswurf blieb weg, und die n N entin erſtickte. f Einen uͤber 70. Jahr alten Mann rührte der i Schlag, von welchem ihm der linke Arm und Fuß h gelaͤhmt worden. Dieſer Patient hatte zugleich einen heftigen Huſten, und an der rechten Seite des Hal⸗ ſes eine Fleiſch⸗Geſchwulſt, welche größer als zween Faͤuſte war. Als nun die Aerzte und Wund⸗Aerzte viele Monath lang verſchiedene Mittel vergeblich an⸗ gewendet hatten, ſo uͤberlieſſen fie endlich den Pati- enten ſeinem Schickſal. Des Patienten Frau bath mich ſodann, daß ich zu ihm kommen ſollte. Ich fand ihn vom Alter und der Krankheit faſt ganzlich ausgemergelt, er hohlte ſchwer Othem, und warf mit Muͤhe ein bißgen zaͤhen Schleim aus; Die Geſchwulſt am Hals war hart, blaͤulicht, purpukroth, und in derſelben ein beftändiger nagender Schmerz. Ich prophezeyte der Frau ſogleich einen ſchlimmen Aus⸗ gang der Krankheit, und verſprach nichts, troͤſtete aber den betruͤbten Alten mit freundlichen Worten, verſchrieb dann Arzney-Mittel, welche Linderung ſchaffen ſollten. Es erfolgte ſodann ein ſtarker Aus⸗ wurf, die Bruſt wurde freyer, und die Kraͤfte ver⸗ 7 mehrten ſich etwas. In der Geſchwulſt blieb aber ein ee FR und es wurde def grof⸗ 3 jr. 2 Zweytes Kapitel. 159 ſer. Der Patient hielt daher ſelbſt darum an, daß ich wider dieſe Geſchwulſt die Cicuta geben ſollte. Da ich nun wußte, daß die Cicuta auch bey denen ſchwaͤchſten alten Perſonen nicht geſchadet; ſo gab ich ihm alſo morgens und abends 2 Gran, ſetzte aber im uͤbrigen den Gebrauch der Mittel, welche den Aus⸗ wurf auf der Bruſt freyer machten, dabey fort. Man ſahe bewundernswuͤrdige Wirkungen von der Cicuta; der Auswurf wurde ſtaͤrker, war mehr gekocht, und in Zeit von wenig Tagen fand ſich an den gelaͤhmten Theilen eine mehrere Bewegung und Empfindung; Der Schmerz in der Geſchwulſt war viel geringer, nicht mehr ſo anhaltend, ſondern kam nur dann und wann zum Vorſchein; die Kraͤfte aber waren noch nicht verſtaͤrkt, ingleichen war auch der Appetit ver⸗ lohren. Ich verſtaͤrkte die Doſin der Cicuta nicht. In Zeit von einem Monath war die Geſchwulſt viel weicher , die übrigen Umſtaͤnde waren aber noch die nemlichen, und der Patient nahm faſt nicht das ge⸗ ringſte von Speifen zu ſich. Nichts deſto weniger erhielt ich ihn bis in den 4. Monath, ſodann aber verlohren ſich wegen Mangel der Nahrung alle Kräfe te, und innerhalb 8. Tagen ſtarb der Patient. Einigemal gab ich die Cicuta wider den Staar, jr und habe auch zuweilen durch langen Gebrauch und mit einer ſtarken Doſi damit Nutzen geſchafft; das mehreſtemal aber habe ich bey dieſer Krankheit nichts mit derſelben ausgerichtet. Vier 8 j welche Krebsgeſchwäre an der Mutter hatten, habe ich mit der Cicuta geheilt; ich habe jedoch auch e andere e je — 160 zweyter ee „ nen die Cicuta einige Zeit lang eaten Ber ; fie aber nicht geheilet hat. Andern, welche dergleichen Krankheit hatten, hat⸗ N te die Cicuta gar nichts genutzt, ja es waren ſogar welche Perſonen, die dieſes Arzney⸗Mittel gar nicht vertragen konnten, davon groͤßere Schmerzen, Ver⸗ luſt der Kräfte, und einen ſtaͤrkern Ausfluß eines Hefe tigen, ſtinkenden und ſchaͤrfern Ichoris bekamen. Iſt deswegen die Cieuta zu verwerfen? und darf ſie in ähnlichen Fällen nicht mit fortgefegtem Ges brauch gegeben werden? 1 Ich muß die mißlungenen Verſuche hier office; zig und aufrichtig anzeigen, damit mir niemand vor⸗ werfen kann, ich wollte mit dem Lob der Cicuta der 3 gelehrten Welt was weiß machen. „ | | eseneseninennenuenenuns 1 Drittes Kapitel. Worinnen die Beobachtungen einiger 1 | anderer Aerzte vorkommen er gelehrte Petrus ab Armis, ein Zridentinere Arzt, ſchrieb mir in ſeinem freundſchaftli⸗ chen Brief, unterm Monath Auguſt ee N folgendes: Uebrigens ſagt ihnen durch mich ein ſehr aufge⸗ wecktes Maͤdchen, welcher ich nach ihrer Anleitung mit ihrer Cicuta einen Seirrhum in der linken N gluͤcklich geheilt habe, den verbindlichen f Dank. a ee Eu 15 Der Drittes Rapitel. 167 \ Der beruͤhmte Profeſſor der Mediein in Frieburg, Jester Baader, ſchreibt von der Cicuta: Durch die Cicuta, welche ich hier ſchon in den “Apotheken eingeführt habe, habe ich innerhalb 6. Wochen einen wahren er Krebs in der Btuſt f ge geheilt. 8 Diejenigen ſehr ſchtnkrzhaften Seirchi unter der inge einer andern Frau, von welcher ich ſchon bey einer andern Gelegenheit Meldung gethan ha⸗ be, find ſo beſchaffen, daß an der linken Seite kaum ein Merkmal davon mehr da iſt, an der rech! ten Seite aber iſt der Scirrhus viel kleiner, und ſchmerzt nunmehro ſehr wenig, ob ihn wohl die Frau auf 14. Jahr gehabt hatte. Einen andern bey allen Mitteln hartnäckigen f Seirrhum am Halſe, den ein junger Menſch ſchon auf 10. Jahr und druͤber getragen hat, habe ich innerhalb 5. Monathen mit dem Extrackto Cicutaͤ | und Umſchlägen aus Cicuta ebenfalls zertheilt. Der beruͤhmte erfte Profeſſor der ‚Aegnepgelahr« ie auf der Univerſitaͤt Löwen ſagt: Obwohl die in ihrer herausgegebenen Sit angeführten Erfahrungen glaubwürdig genug find, ſo vermuthe ich doch, es werde ihnen nicht miß⸗ fallen, wenn ich ihnen den Erfolg einer Cur, wel⸗ N che ich mit der Cicuta gemacht habe ’ kurzlich mit⸗ | heile. SR Eine 40, jährige Jungfer bekam ohngefehr vor 8 Jahren, ohne aͤuſerliche merkliche Urſache, einen eirrhum in der linken Bruſt, wider welchen ſie lch nichts gebrauchte; nachher aber legte auf — von alten Webern angerathene, 2 5 a 1 75 * Ka in dan Theil. ö 2 Mittel auf. Da endlich ſich die Geſchwulſt ver groͤßerte, und von Tag zu Tag der Schmerz daran ; N hefftiger wurde; fo ließ fie im Monath May einen A Arzt rufen, der den Schaden nicht verſtund, und, um die Geſchwulſt zur Vereiterung zu beine‘ 1 gen, taͤglich 3. mal einen Brey⸗ Umſchlag aufzule⸗ gen verordnete, dadurch aber ſo viel bewirkte, daß die Umſtände um fo viel geſchwinder ſich verſchlim. merten. Indeſſen, da er fi nicht mehr zu helf. fen wuſte, fo eroͤfnete er mit einer unerlaubten ö N Verwegenheit die Geſchwulſt; hierauf wurde die ig Bosartigkeit vermehret, und es erfolgte dann und wann ein Blutfluß. Als ich endlich im Monath 0 Julio gerufen wurde, fo fand ich den abſcheulich⸗ ſten Anblick eines Krebſes, der ſo groß war, daß er auf der linken Seite, von dem Schluͤſſelbein an, bis zur letzten wahren Ribbe, und von dem Br Kand des Bruſtbeins, bis über die große Keime mung der Ribben, fich ausbreitete; nicht minder war er auch mit den unterliegenden Theilen ganze lich verwachſen. Die varikoͤſen Adern waren auf der Oberflaͤche faſt wie ein Finger ſo ſtark, und die arterioͤſen Gefaͤſſe fo erweitert, daß fie bey je⸗ dem Pulsſchlag die ganze ſchwere gaſt der Geſchwulſt in die Hoͤhe bewegten. Die uͤberdieß ſchwache, und von einem hecktiſchen Fieber ausgezehrte Pa⸗ tientin hatte ein fortdauerndes hecktiſches Fieber; 6 jedoch war noch ihre monathliche Reinigung, ſo wie vorher, ordentlich und richtig. Bey ſo be⸗ wandten Umſtänden ſetzte ich meine einzige Hoffe nung in die Cicuta, und gab ſie nach ihrer Vor⸗ ſchrift, mit e Ws m Rn 1 Drittes Kapitel 10 163 = die Patientin taͤglich 24. Pillen, jede von 2 Gran, hr bekam. Zugleich legte ich aber äuferlich einen Brey⸗ Anſſcchlag aus antilepticis (Mittel, welche die Schaͤr⸗ fe tilgen) und von der Cicuta, ſo viel als erſterer am Gewicht austrug, über. Hierauf geſchahe es, daß nach einigen Wochen die ganze Maſſe der Ge. ſchwulſt gangroͤnoͤs wurde, fo, daß fie zu wieder⸗ | holten malen weggeſchnitten werden muſte, die noch nicht angegriffene und gute Haut aber wurde ge⸗ ſchont. Die unterliegenden Theile hatten ein ge⸗ ſundes Anſehen, und waren durch den Eiter abge⸗ ſondert worden, daſſelbe hatte indeſſen einen Ges ruch an ſich, dergleichen bey brandigen Theilen hervorzukommen pflegt. Ich ließ daher Digeſtiva 1 mit Antiſepticis auflegen, und die Cicuta⸗Pillen, jedoch in verringerter Dofi, fortbrauchen, zugleich aber auch alle Tage 3. Drachmas von der Fieber⸗ Rinde nehmen. Alle Umſtaͤnde zeigten in kurzen 9 eine glückliche Hoffnung zur Cur an, hierauf ſchloß ſich, blos allein mit aͤußrrlichen Mitteln, das Ge⸗ dh in ſo weit zu, daß nur noch gegenwaͤrtig, als ich dieſes ſchreibe, eine ganz kleine Oefnung übrig iſt. Waͤhrender ganzen Cur wuchs nicht das mindeſte ſchwammichte Fleiſch hervor, ſo, daß . ſie eine vollkommene Heilung verſichert ſeyn kann, ſie iſt auch ſchon wieder in ihre alte ns | eingetreten IE, | Ich fage hiermit dieſem berühtten und gelehr⸗ ten Profefjor öffentlich den verbindlichſten Dank, daß er mir eine ſo ſchoͤne Beobachtung hat mittheilen wol⸗ len. Denn aus dieſer ganzen Krankengeſchichte wird uns allen ſehr wohl gelehrt, Me was Art wir unſte 22 a Kunſt a l 4 — . Wer Thel. Kunſt ausüben ſollten. Wir erſehen hieraus, daß man einem Mittel nicht allezeit allein rauen darf, ern h daß man manchmal zugleich auch andere, „ſowohl inner⸗ f liche als äuferliche Mittel, in Gebrauch ziehen muß; daß man zuweilen welche weglaſſen, und andere zu⸗ halte. Und eben daher erheiſcht die Kunſt, daß der Arzt nach vernünftigen Grundfägen urtheilen und ſetzen muß, damit man eine erwuͤnſchte Wirkung er⸗ handeln ſoll, und daß zuweilen auch chirurgiſche J In. ö ſtrumente in Gebrauch gezogen werden muͤſſen. Der gelehrte Feld⸗Arzt, Herr Johann 1 mann, hat mir folgendes berichte: Im uͤbrigen kann ich die Wirkungen des Er⸗ tracts von der Cicuta nicht genug loben. Ich ha⸗ be unter meinen Kranken einen Soldaten gehabt, welcher ſeit langer Zeit in der linken Gegend unter den kurzen Ribben eine ſehr große, ſehr harte, ſchwere und ſchmerzende Geſchwulſt hatte. Dieſer Menſch brach endlich alles das, was er zu ſich nahm, wieder weg, hatte einen beſtändigen heffti⸗ gen Schmerz, und nahm ab. Sein Puls war fieberhaft und erhaben, ich ließ ihm daher zur Ader, und legte aͤuſerlich erweichende Breyum⸗ | ſchlaͤge auf, verordnete Elyftire, auflöfende Träne | ke mit Salpeter und Honig, und gab darzwiſchen | ſchmerzſtillende Mittel. Hierdurch hemmte ich zwar den weitern Fortgang der Entzuͤndung, ver⸗ minderte das Fieber und den Schmerz; allein die Geſchwulſt wurde nicht kleiner, ſondern groͤßer | und härter, Ich gab daher Molken , Pohcchreſtſalz und Honig zu trinken, und ließ Pi len aus venetianilcher Seiffe und Gamma ach. 4 7 4 Drittes Kapitel. 165 nehmen. Ich richtete aber auch mit dem langen Gebrauch dieſer Mittel nichts aus. Endlich ſchrit⸗ te ich zu dem Gebrauch des Extrackts der Cicuta; worauf ſich denn die Geſchwulſt, nachdem der Pa⸗ tient taglich 2. Drachmas, in Form einer Mixtur, genommen hatte, allmaͤhlich verminderte, ſo, daß in Zeit von einem Monath nicht das geringſte mehr uͤbrig, und der Patient voͤllig geſund war, und ſeine Kraͤfte wieder hatte. Alt, welche dieſen Pa⸗ tienten geſehen haben, konnten den gluͤcklichen Ausgang der Cur, und die geſchwinde und faſt unerwartete Kraft der Cicuta, nicht genug be⸗ wundern. i Ingleichen habe ich auch ſehr oͤfters alte pirhär⸗ 8 tete Geſchwuͤlſte (Scirrhus) die durch keine Mit - tel zu heben waren, an verſchiedenen Theilen des Korpers, blos allein mit dem innerlichen Gebrauch der Cicuta, zertheilt ꝛc. i Der beruͤhmte Crampagna, Fo Hofrath und Leib⸗Arzt Ihro Durchl. des Prinzen Carl von Lo⸗ chringen, hat in Bruͤſſel ſehr viele Verſuche mit der Cicuta gemacht, und faſt allezeit den gluͤcklichſten Er⸗ folg davon geſehen. Seine Reiſe nach Wien hat die⸗ ſen gelehrten Mann aber verhindert, daß er nicht überall den Ausgang der Eur hat abwarten koͤnnen. gr hat mir daher nach feiner angebohrnen Leutſelig⸗ eit hier in Wien folgende Beobachtungen mae len die Güte gehabt: Eine 45. jährige Frau hatte ſeit langer Zeit ei⸗ 9 nen Scirrhum, der groͤßer als ein Huͤnner⸗Ey war, in der rechten Bruſt. Sowohl innerlich als aͤu⸗ ſerſic von Wien und e verordnete L 2: | Mäit⸗ 166 Sweyter Theil. 10 Mittel Khan ihr nicht den geringſten Nutzen; | \ endlich verordnete ich ihr die Pillen von der Cicuta, und gab nach und nach davon taglich ein halb Drachma; auſerlich aber legte ich einen Breyum. 75 ſchlag aus Cicuta und Milch auf. In Zeit von 3. Wochen verlohren ſich alle Schmerzen, und der Scirrhus theilte ſich in verſchiedene . In dieſem Zuſtand habe ich die Patientin verlaf⸗ ſen, weil ich nach Wien reiſen muſte. Dieſer nem⸗ lichen Reiſe wegen konnte ich folgenden Ba nicht zu Ende bringen. | 8 Eine Frau von so. Jahren kam zu mir, um ſich bey mir wegen eines offenen Krebſes, den ſie in der rechten Bruſt hatte, und bey dem zugleich, unter der Achſel der nemlichen Seite, noch ein Scirrhus, wie eine welſche Nuß groß, faß, R hs zu erholen. Ich verordnete ihr ſogleich die Pil illen und den Umſchlag aus der Cicuta, und ließ das Krebs⸗Geſchwur mit Charpie, die mit dem De⸗ cockt von der Cicuta angefeuchtet war, verbinder Als ich nach 15. Tagen die Patientin! wieder abe, | 4 bewunderte 5 11 0 die e und gr ae. | BEER EN 19 755 kon, daß durch den Gebrauch ite She tels nicht nur alle Verrichtungen beſſer, und die Kräfte ihres Körpers größer, ſondern auch ihr 50 muͤth munterer geworden. Der Scirrhus unter der Achſel war ebenfalls ſchon gaͤnzlich aufgelost, zertheilt, und in dem Geſchwuͤr ſahe man den be⸗ ſten Eiter. 8 | | Dinh 1 Drittes Kapitel. 1557 D.urch den Gebrauch des Extrackts der Cicuta, des Pflaſters aus dieſer Pflanze, ingleichen durch Reiben und wiederholte Baͤhungen von Daͤmpfen aus Eßig, habe ich einen ziemlich großen und hart⸗ neigen Scirrhum, welchen ein Mädchen von 13. Jahren an dem linken Ohr hatte, 7 gänziich zer⸗ theilet. f Einer Frau von 30. Jahren rieth ich wegen eines Scirrhi in der Bruſt, taͤglich 2. mal den Dampf vom Eßig an den leidenden Theil zu laſſen, und dann ein Cicuten⸗Pflaſter uͤber zu legen; zum innerlichen Gebrauch aber verſchrieb ich ihr eine Unze Extrackt von der Cicuta in Pillen von 2. Gran, von welchen ſie täglich 15. Stück nehmen =D muſte. Ich glaubte, wenn dieſe Pillen verbraucht waren, ſo würde ſodann noch eine Doſis von noͤ⸗ Mn then ſeyn; allein die Frau kam, ſagte mir Dank, und zeigte mir, daß ſie durch den Gebrauch dieser u Mittel in kurzer Zeit vollkommen geſund worden. Eine Frau von 46. Jahren hatte einen offenen Krebs in der Bruſt, deſſen Fortgang ich durch die Me der Fieber Rinde ſchon einige Zeit lang aufgehalten hatte. Die Bruſt war dabey ganz ſcirrhoͤs, und feſt mit der Bruſt⸗ Muſcul ver⸗ wachſen. Der beruͤhmte Manderlier, Hofrath und Leibarzt, mein College, hat dieſe Patientin ebenfalls geſehen. Wir gaben derfelben gleich an⸗ fäͤnglich die CEicuta⸗Pillen, welche Herr Mans derlier aus Wien bekommen hatte, über die gan⸗ de Bruſt legten wir das Cicuten⸗ Pflaſter, und das Geſchwuͤr lieſſen wir mit Charpie, welche in einem * Infuſo Cicuta eingetaucht war, 175 LS 4 e 466 Sweyter Thel. | x binden. Nach wenig Tagen ſahen wit die beßte | Eiterung, „die ſcirrhoͤſe Bruſt war viel kleiner ge⸗ worden, und die Patientin bemerkte faſt keine 5 Schmerzen mehr. Als ich die Reiſe von Bruͤſſel 4 nach Wien antrat, befand ſich dieſe Frau in ziem« lich guten Umſtänden, und es ließ ſich alles zur . an. Der Herr Leibarzt, Manderlier, 1 har mir auch vor kurzen die Nachricht gegeben, 1 ſich das Krebsgeſchwuͤr vollkommen geſchloſſen, ut, der Seirrhus in der Bruſt gaͤnzlich zertheilt ſey. Eine Frau von 45. Jahren fragte mich, wegen meiner Geſchwulſt an den falſchen Ribben, welche . als eine Fauſt war, um Rath. Ich. un⸗ kerſuchte die Geſchwulſt ſorgfältig und aufmertfam, und fand ganz deutlich, daß in derſelben eine Ma⸗ teerie verborgen ſaß; So war auch noch eine von a denen falſchen Ribben feht dick, aufgeſchwollen und 4 hoch. Der gute Erfolg, welchen, ich ſo oft von der Cicuta wahrgenommen hatte, brachte mich auf sen Entſchluß „ diefelbe auch in dieſem Fall zu vers : ſuchen ꝛc. Ueberdieß verordnete ich gelindes Rei⸗ > 0 zu ben, und täglich 2. mal die Anwendung des Dam⸗ pfes aus Eßig, und das Pflaſter aus der Cienta, i . uͤber die Geſchwulſt. Hierauf ſahe ich mit Ver⸗ gnügen die Geſchwulſt verſchwinden, und die Aib⸗ | 1 & 3 be wieder natürlich werden ze. 25 Ein Menſch, den ich ſonſt durch anten butt 4 x! ſche Mittel einige mal an dem Schaarbock curirt habe, verfiel wiederum in dieſe nemliche Krankheit. Die antiſcorbutiſchen Mittel aber thaten dermalen keine Wirkung, die Krankheit griff vielmehr wei⸗ ter um ſich, und das Leben dieſes r * . 6 e⸗ “ SER ERS ie Bopite. 169 | 95 Geſahenz Ben ſolchen Umftänden gab man die Cicuta, und der Patient wurde von der gefährlich ſten Krankheit glücklich befreyt. 75 Derr geſchickte Herr Tambon, Hofrath 0 Leib-Chirurgus des Prinz Carls von Lothringen, hat er mir folgende zween Beobachtungen mitgetheilt: Ein se, jähriger Mann hatte ſeit 6. Jahren ein Geſchwuͤr an der innern und mitklern Seite des rechten Schenkels. Dieſes Geſchwuͤr zu hei⸗ len, verſuchten viele Aerzte und Wund Aerzte die | meiſten Huͤlfsmittel der Kunſt; der Patient ver⸗ 00 Helper. aber nicht die geringſte Linderung davon. „Endlich ſuchte der Patient im Monat Merz 1760. bey mir Huͤlfe. Ich erkannte ſogleich, daß das Geſchwuͤr krebsartig war. Auf 3. Monath lang verordnete ich dieſem Kranken verſchiedene, ſowohl innerliche als äuferliche Mittel, und ich ſebſt rei⸗ nigte und verband das Geſchwür. Meine Bemuͤ⸗ hungen, ob ſie wohl mit vieler Sorgfalt geſchahen, waren aber vergebens. Die Raͤnder des Geſchwuͤrs blieben ſchwarzgelb, hart, ſchwammicht, und um den ganzen Umfang herum waren die Adern vari⸗ koͤs, und man bemerkte auf keine Art eine Beſſe⸗ rung. Ich ſchnitte daher die Raͤnder und das gan⸗ ze Geſchwuͤr, bis auf den Grund, ziemlich tief aus, damit ich eine frifche und reine Wunde bekam, die ſich dann nur allein ſchlieſſen durfte; Allein es er ſchaffte auch dieſe Operation eben fo wenig Nutzen, als die h angewandten Mittel; denn es kam, ob man gleich alle Vorſicht dawider anwendete, der alte Schade doch abermals wieder zum Vor⸗ ben. Ich hielte 1 F nun ſchon ji FR un eil⸗ * 12 * „ 2 U 5 } x 8961 1j Sdwepter Thees 15 5 unheilbar, und wuͤrde den armen Mann ohne HBuͤlfe abgedankt haben, wenn mir nicht zu der ö 9 I Paar f 1 x nemlichen Zeit hinterbracht worden wäre, daß zu 9065 Wien gewiſſe Verſuche heraus gekommen, welche bewieſen, daß die Cicuta in dergleichen Fällen Wunder thue. Ich gab daher ſogleich die Eicuta und zwar mit dem gluͤcklichſten Erfolg. Denn ich ſahe in wenig Tagen mit Vergnuͤgen die größten und geſchwindeſten Veranderungen. Es ſchlug | nicht deeigeringfte' ſchlimme Zufall dazu, und das vorher hartnaͤckige Krebsgeſchwuͤre würde in Zeit von 3. Monathen vollkommen geheilt! Ehe noch dieſer Mann die Cicuta gebrauchte, klagte er be⸗ ſtaͤndig uͤber einen geſalzenen, ſcharfen, freſſenden Speichel, gleich bey dem Gebrauch der Cicuta verſchwand aber dieſer Geſchmack, und der Spei ⸗ chel wurde unſchmackhaft und naturlich. — Ein „ „Jahren hatte eine abſchenliche Geſchwuſt am 1 222 ſter aufgelegt 11 En | alſe. ' Die allerftärfe ſten Mittel, ſowohl aus dem Pflanzen ⸗ als Mine⸗ ral Reich, richteten bey ihm nichts aus, ob fie wohl lange Zeit, und in der ſtaͤrkſten Dofi, gegeben wurden. Das bloſſe Extracktum Cicutä allein hat endlich, in großer Doſi innerlich gegeben, dieſe hartnaͤckige Geſchwulſt erweicht und zertheilt⸗ Aeuſ⸗ ſerlich hat man ſonſt nichts als das Cicuten⸗Pfla- N. N . 2918 or MIR un Der Herr Naiſin, welcher zu Lüttich die Arge neykunſt mit groſſem Beyfall ausuͤbet, ſchreibet in ſeinem gelehrten Briefe alſo an mich e er 7 Eure N wein n u a Ich bin ihrer Methode aufs genaueſte gefolget: anz ich dachte, * man * * Drittes Kapitel. g 171 man koͤnnte 1 ihre fünfte Frage, wo von den Purgirmitteln die Rede iſt, (ob ſie bey dem Ge⸗ brauch der Cieuta nuͤtzlich ind) mit ja antworten. Denn ich gab meinen Patienten faſt alle Wochen eine Purgans, und es bekam ihnen. Ich habe die nemlichen Erſcheinungen wahrgenommen, wel⸗ che ſie beſchrieben haben: ich habe die 9 ante und blaulichte Farbe der Haut erſt in eine ro chli che, dann die rothe in die natürliche ſich vetwan⸗ deln ſehen; anfänglich verminderten ſich die Schmerzen, und endlich hoͤrten fie blos allein nach dem Gebrauch der Cicuta ganz auf. Die ſchlimmſte Santes verwandelte ſich in gutes Eiter, die ſcirrhoͤſe Härte wurde in Abſchnitte getheilt, und ſchmelzten hierauf unmerklich, zuweilen dere zehrten fie ſich mit einer gutartigen Vereiterung. Ein 77. jähriger: Mann hatte feit 30. Jahren ei⸗ ne ſchmerzhafte Härte im Hodenſack, dieſe wurde allmaͤhlich größer, und es erfolgte ein Waſſerbruch. Ich wurde gerufen, und traf ſolche Zufälle an, welche, in Betracht feines Alters, den Tod dros heten. Ich ließ den geſchickten Wund arzt, Herrn Saliſe, rufen, und wir beſchloſſen ſogleich, die ey Cicuta zu geben, aͤuſerlich aber legten wir das Pfla- er vom Galbano auf. In Zeit von 14. Tagen tten ſich ſchon alle Umſtaͤnde gebeſſert; Das ſonſt 1 Geſicht des Patienten hatte nunmehr eine natuͤrliche Farbe, die Kraͤfte waren vermehrt, der Appetit wieder da, und die ſeirrhoͤſe Geſchwulſt fieng an in Vereiterung über zu gehen. Wir machten keine Oefnung, ſondern warteten, bis die 5 e . ſelbſt zerriſſen. Es = viel iter ii N 1 une — 2 — N \ { x 7 7 1 172 Sweger Thel. „N | „Eiter zum Vorſchein, das Waſſer aher zn 100 I „‚eingefähi loſſen, wir zapften es deshalb mit der? fe ection ab. Endlich verzehrte ſich „durch eine g ii artige Vereiterung, auf eine unmerkliche Art, ie { ganze Geſchwulſt, und die aufgebrochenen Aufern Bedeckungen verwuchſen mit der rechten Hode, ſo, daß nunmehro dieſer Mann, nach ſeinem Alter, einer vollkommenen Geſundheit genieſſet. Er war ; van Jugend auf ſehr mit Stein⸗Schmerzen ges plagt, ich habe ihm ſchon, ſeit 13. Jahren, bey 0 dergleichen Umſtaͤnden gebräuchliche Mittel verord⸗ net, und er befand ſich dabey ſo ziemlich erleichtert, J indeſſen kam doch immer an ſtatt des Urins ein pu⸗ rer Eiter und Schleim zum Vorſchein; nach dem „Gebrauch der Cieuta aber fließt nun der Urin l leich · nter, iſt ganz naturlich, und man bemerkt nur ei⸗ nen ſehr geringen purulenten at im Urin. ich ſehe, daß Rite, Mittel keineswegs der den Fiſteln in de Theilen des Körpers, und | zwiſchen den Gefaͤß⸗Fiſteln, ein gewiſſes Bat | f nis iſt; ſo habe ich beſchloſſen, die Cicuta in * dem letztern Fall zu verfuchen... AD: Ein 50. jähriger, Mann, der ſchon ſeit 4. Ja 1 ren mit einer Gefäß⸗Fiſtel geplagt iſt, und dem ſchon laͤngſtens die Operation gerathen hatte, die er aber verabſaͤumt hat, braucht nun ſeit 3. Mo. nathen die Cicuta, die Schmerzen verliehren ſich, I . und der Ausfluß der Materie wird viel geringer. Der beruͤhmte Bruͤßler Arzt, Johann van 5 der Halt gc. ſchrieb⸗ vu | Dritte Zap. hi #73 a an EN ASt hören fie, ‚Bein ge ihnen gefällig. iſt, 40506 das weit mehr ſag will, als alles andere; ich habe von der Cicuta in dem Podagra bey denen mehreſten Patienten die N ſchoͤnſte Wirkung geſehen. Aeuſerlich habe ich die Cicuta, in Milch gekocht, aufgelegt, innerlich aber habe ich das Extrackt derſelben in reichlicher Doſi, in einer Mixtur aufgelöft, gegeben. Vermittelſt der Cicuta habe ich die mehreſten Kräͤtzigen geheilt, allein die Eur gieng allezeit ſehr langſam, eben dieſes geſchahe bey eheymatiihen Perſonen. as den anfangenden S Staa anbelangt, ſo habe ich eine Bauer⸗Frau gehabt, wo ich in gluͤcklich an beyden Augen geheilt habe. Aber hier 5 war Arbeit und Muͤhe, ich ſtieg mit der Doſis des Ertrackts aller 24. Stunden bis auf 6. Quent⸗ chen, jedoch mit der Bedingung, daß die Patien⸗ 0 tin ſehr viel von einem Thee aus den ſumitatibus ceuphraſ. ſem. foenic. und liquiritia, nachtrinken mußte. Dieſe Frau hat von dem 22. April an bis zum 3. November 1760. 8. Unzen von dem Extract der Cicuta bekommen. In der Verzeh⸗ 8 rung (Phthiſi) habe ich eine ungemeine Wirkung von der Cicuta bemerkt; einige, die ſchon gaͤnzlich 35 verlohren waren, habe ich mit dem Extrackto Ci⸗ cuta wieder hergeſtellt. Bey denen ſchlimmſten Cachexien, „wo der Magen voller Schleim und Rotz war, und wo andere lange Zeit gebrauchte Mittel nichts ausgerichtet hatten, hat das Extrackt 1 der Cicuta, mit Magen-Eliriven verbunden, fehr 3 öfters W N geleiſtet. | | 6 Serr⸗ 174 ‚Sweyter | Thel. Act gab mir folgende Nachricht:: | einem choleriſchen Temperament, hatte ſeit einiger ſchmerzen anfiengen. Dieſelben ſchnitte ein Bar⸗ N Zus Gleiſner „ ein berühmter Str m in u — Ein Mann von etlichen 40. Jahren, 4 00 von Zeit aufgeſchwollene Leiſten⸗ Drüsen, die endlich zu bier dreiſte auf, aus der Wunde floß aber nur pu⸗ res Blut ohne Eiter heraus; der Patient bekam hierauf hefftige Schmerzen, und endlich entſtund, nach verſchiedenen aufgelegten ätzenden Mitteln und vielen Beduͤpfen mit dem Hoͤllenſtein, ein häßuches 0 Geſchwuͤr. Faſt nach Verfluß eines ganzen Jah⸗ res, und nachdem man erſt alle Arten von Mit - teln gebraucht, bath der Patient, welcher nun⸗ # mehro das Bette hüten mußte, mich endlich um Huͤlfe. Ich fand, daß das Geſchwuͤr in der rech⸗ ten Schoos ſaß, und hinterwaͤrts, nach der Oef⸗ nung des Maſtdarms, dann aufwaͤrts nach dem Nabel, ſich ausbreitete, auch ſchon nach dem Ho- ! © penfac und dem männlichen Glied zugieng. Die umgedrehten Leffzen des Geſchwuͤrs, der aus den⸗ ſelben herausflieſſende Aasartige Ichor, der gewal⸗ tige Schmerz, das oͤftere Bluten, und das immer weiter um ſich freffende Uebel, und der fruchtloſe Gebrauch aller bisher angewandten Mittel, zeige ten mir klar, daß dieſes ein krebsartiges Geſchwuͤr 4 ſey. Ich berathſchlagte mich deshalb mit dem Hebammen ⸗Meiſter, dieſer hielt es auch ſogle bey dem erſten Anblick vor krebsartig. Ich 7. Herrn Beck, einem geſchickten 1 425 | ch ö 1 und ne, wil der Ae o 5000 ] | 5 brauchte daher die Cicuta, ſowohl innerlich als | | | l 1 A f' Drittes Bapitd a und erſchoͤpft war, zum ordentlichen Getraͤnke Milch und Waſſer trinken. Gleich nach einigen Tagen verſchwand das haͤßliche Anſehen des Ge⸗ ſchwuͤrs, und endlich ſahe man hierauf, an ſtatt des Ichors, ein gutes Eiter zum Vorſchein kom⸗ men. Denn entſtunden an den Leffzen des Ges ſchwuͤrs neue Geſchwuͤrchen, die Leffzen felbft (wel⸗ ches ſonderbar anzuſehen war) loͤſten ſich nach und nach auf, die ganze Gegend des Geſchwuͤrs wur⸗ de immer mehr und mehr erweicht, und ſchmelzte = gleichſam „bis endlich das Geſchwür die Beſchaf⸗ fenheit einer guten Wunde hatte. Alsdenn wurde | dieſes Geſchwuͤr in Zeit von 4. Monathen gaͤnzlich geheilt. Der fleißige und erfahrene Wund⸗ Arzt, Herr Roller, hat mir folgenden Brief aus Böhmen ge⸗ ſchrieben: n Eine Frau von 36. Jahren bekam ohngefähr vor 2 einem Jahr an der untern Lehre ein Knoͤtchen wie eine Linſe ſo groß. Dieſes Knoͤtchen vergrößerte ſich nach und nach, und endlich, als es ſo groß war, wie eine Haſel⸗ Nuß, blieb ihre monathliche Reinigung weg, die Haut um die Geſchwulſt her⸗ um ſpaltete ſich, und es ſchwitzte beſtaͤndig eine ſcharfe Feuchtigkeit aus derſelben heraus. Ver⸗ n aͤuſerliche Mittel wurden gebraucht; ae lein die Umſtaͤnde wurden immer ſchlimmer. Im 8 Monath November 1760. brachte man die Pa⸗ tientin zu mir. Ich fand, nach Erwägung ihrer - Amftände, das haͤßlichſte Krebs⸗Geſchwuͤr, es war a der Mufculus orbicularis der untern Lefze, und auch in. der Musculus Nn oder quadratus bis in die Ar Se 176 Zypweyter ce | A Mitte weggeſteſſer. Beyde Winkel bes Mundes, | vornehmlich aber der rechte, waren einen Daumen breit ziemlich tief ausgenagt und exulcerirt, und das Geſchwuͤr hatte ein haͤßlich und eckelhaftes An⸗ ſehen. Die Lefzen des Geſchwuͤrs waren über dieß uͤberall hart und umgedreht. Ich gedachte im Ernſt an die Abſetzung der Bruſt; allein, de ich alles zuſammen nahm, ſahe ich wohl ein, daß das Geſchwuͤr darnach zu groß worden, und we⸗ gen der nothwendigen Bewegung, der hier her⸗ umliegenden Muſculn, ſich niemals ſchlieſſen; oder wenn es ſich ja ſchloͤſſe, ſo wuͤrde eine häßliche Hoͤhle bleiben, die ſich niemals ausfüllte. Ich ließ daher die Operation weg, und brauchke das Exftrackt der Cicuta auf folgende Weiſe. Gleich f anfaͤnglich g gab ich täglich 32. Gran, in Form ei⸗ ner Mixtur; und ob ich wohl wahrnahm, daß ſchon in den erſten 8. Tagen die Schmerzen ſich viel vermindert hatten; ſo fuhr ich doch auf einen Monath lang mit dieſer Doſis fort. Aeuſerlich aber legte ich auf das ganze Geſchwuͤr e mit folgenden Mitteln angefeuchtet: Rec. Extr. cicutae, drach. i. Solve in aquae caleis rs we, done, lib. Je 8 a I a 3 | Auf dieſe Art verband ich das Geſhwür ſo & als ich merkte, daß das ſcharfe Serum aus dem Krebse Geſchwuͤre die Charpie durchdrungen hatte. An faͤnglich war es noͤthig, daß daſſelbe auch des Nachts einigemal verbunden werden mußte. Die | ſes 1 aͤuſerliche Mittel We ich vom N & a | Drittes Kapitel. 177 Anfang bis zu Ende der Cur, jedoch mit dem Un⸗ terſcheid: daß ich daſſelbe in dem letzten Monath, als das Fleiſch wieder anwuchs, und ſich das Ges ſchwuͤr bald ſchlieſſen wollte, etwas . mach⸗ te, auf folgende Art: Rec. Extracti cicutae, cd 7. Anquae calcis ſecundse infuſionis, 1b. J. Da der erſte Monath geendiget war, waren die Umſtaͤnde in weit beſſerer Beſchaffenheit; der Aus⸗ fluß des Speichels, welcher vorher beſtaͤndig fort⸗ dauerte, und groß war, hatte faſt gaͤnzlich nachge⸗ laſſen, an ſtatt der Jauche war guter Eiter da, al⸗ Ale harten Ränder waren erweicht und verſchwun⸗ den, und uͤberall kam gut Fleiſch zum Vorſchein; die Patientin ſchlief gut, hatte guten Appetit, und woas das Beſte war, fo hatte ſich ihre monathliche Reinigung wieder eingeſtellt. Alsdenn vermin⸗ derte ich wieder die Doſis der Cicuta, und gab an ſtatt 32. Gran, täglich nur 24. und in dieſer Doſi fuhr ich wieder einen Monath lang fort. In dem 1 3. und letzten Monath der Cur gab ich, weil alles ſo gut von ſtatten gieng, nur 12. Gran Extrackt, und dieſe Doſis war bis zur völligen Heilung die⸗ ſes Schadens hinlaͤnglich. Waͤhrender Cur habe ich die Patientin F. mal purgiren laſſen, und zwar mit folgendem Mittel: T Re Pulv, rad. jalap. drach, f Crem. tart. gr. x. M. f. pulv. pro dofi. Von diefem Mittel hatte fie allezeit 5. bis 6. Stuhl⸗ ginge Die BR war re arm, es iſt 1 | M leicht ©) N 1 78 Sa ) Smet che. kin | | leicht zu errathen, was vor eine Diät ſie wirt | haben beobachten koͤnnen, fie aß das, was ihr von andern aus Barmherzigkeit freywillig gegeben wur⸗ de. Gleichwie ſie nun vor dem Gebrauch der Cicuta, wegen der beftändigen hefftigen Schmer⸗ zen, und wegen dem allzugroſſen Abgang des Spei⸗ chels, ganz cechectiſch, ausgemergelt und abge⸗ zehrt war, ſo war ſie im Gegentheil nach der Cur fett, vierſchroͤtig und ſtark; Und was noch am meiſten zu bewundern iſt, ſo waren die weggefreſ. | ſenen Theile gänzlich wieder erſetzt. Die Narben an beyden Winkeln waren fo ſchoͤn und natürlich, - daß man ſie kaum bemerkte. Die Unter⸗Leffze hat ihre gehörige Höhe wieder erlangt, und kann ſich ſehr wohl an die obere anſchlieſſen, „ nur etwas en⸗ ger iſt der Winkel, als er im natürlichen Zuſtand | i ern e, 5 Es iſt dieſes ohuſtrlikig eine ſchoͤne Cur ; und verdient der Wundarzt alles Lob, denn er hat nicht nur die Stelle eines guten Wundarztes, ſondern auch eines klugen Arztes vertreten. Erfahrung, vernuͤnf⸗ tige Beurtheilung und Fleiß richtet in der Atzenen Kunſt und Chirurgie das meiſte aus. Herr Sebaſtian Kain, ein Wundarzt, hat mir folgende Beobachtung von einem Mädchen von 14. Jahren mitgetheilt, welche ein Krebs⸗Geſchwuͤr an der linken Sem im Geſicht hatte. Dieſes Geſcwür, i ſagt e erſtreckte fich vom Ohr, bis in die Mitte des | Kinns, und 2. Zoll unter dem Kinn; gegen oben aber gieng es bis an das Jochbein. Dieſes Ges 9 war chsch when „denn ee ier — a Fe Drittes Rapitel. 179 hier alles von einer faulenden Jauche bis auf den Knochen ausgefreſſen. Verſchiedene Decockte, Um⸗ ſchlaͤge und Pflaſter, ja ſelbſt mercurialiſche und antimonialifche Mittel hatten hier nichts ausgerich . tet, ſondern das Uebel fraß beftändig, ſowohl in die Tiefe als Breite, um ſich. Nachdem ich aber die Cicuta gegeben, und aus dem nemlichen Kraut Umſchlaͤge gebraucht hatte, ſo erfolg gte eine voll kommene Heilung. Der gelehrte Medicus und fleißige Arzt bey dem hieſigen Spaniſchen Hoſpital, druͤckt ſich bey ſei⸗ nen Beobachtungen mit folgenden Worten aus: Da ich oͤfters Gelegenheit gehabt habe, bey den⸗ jenigen Patienten, welche ich in meinem Hoſpital zu beſorgen habe, Verſuche mit der Cicuta zu mas chen; fo habe ich wahrgenommen, daß durch die⸗ ſelbe die haͤrteſten und verälteften Geſchwuͤlſte am Hals damit geſchmolzen und zertheilt worden. Un⸗ ter andern habe ich einen Soldaten, der wegen ſehr großer verhaͤrteter Geſchwuͤlſte am Halſe, die bey allen Mitteln einerley geblieben, einen ſteiffen Hals bekommen hatte, blos allein mit der Cicuta geheilt. Einen verborgenen Krebs in der linken Bruſt, welcher von einer aͤuſerlichen Urſache ent⸗ ſtanden, ſehr hart und groß war, habe ich eben⸗ falls mit dem langen Gebrauch der Cicuta curirt. 5 Einen offenen Krebs an dem linken Winkel des Mundes, der ſchon allenthalben um ſich herum fraß, habe ich innerhalb 6. Wochen mit dem Ge⸗ brauch der Cicuta Gränzen geſetzt, und in Zeit von 3. Monathen dieſes Uebel mit dem nemlichen | Mitte c AHEBEFOCHEL: In der Spina ven⸗ | M 2 toſa 125 vo — che. 3 5 coſa hat mir die Cicuta ein paar mal aub gethan. In haͤßlichen unreinen Geſchwuͤren, i in der ſchlimm. ſten, eingewurzelten, hartnaͤckigſten Kraͤtze, habe ich dieſes nemliche Mittel, mit dem gluͤcklichſten Erſolq, verſchiedene mal angewendet. Joſeph Quarin, der allerbehutſamſte Arzt bey denen barmherzigen Bruͤdern, und Käyſerl. Koͤe nigl. Geſundheits⸗Rath, benachrichtete mir, daß er ſehr viele Perſonen blos allein mit der Cicuta ganze 4 | lich geheilt habe, welche mit vieljährigen arthriti⸗ ſchen oder rhevmatiſchen Schmerzen beſchwert ges | weſen, und deshalb verſchiedene Mittel vergeblich gebraucht hatten. In arthritiſchen Geſchwuͤlſten iſt das Decocktum Cicutaͤ ein unvergleichlich Mit⸗ tel, wenn man den leidenden Theil darinnen bas . det. Die allerhartnackigſten, verhärteten Geſchwuͤl⸗ ſte der Druͤſen hinter den Ohren, an dem Halſe, unter der Achſel ꝛc. habe ich blos allein mit der ECicuta erweicht, und oͤfters geſchwind zertheilt. Ich gab aber dieſem Patienten ſogleich im Anfang eine ſtarke Doſis; zuweilen erfolgten darauf mit Nutzen etliche Sedes; aͤuſerlich legte ich bey einie | gen das Cicutenpflaſter über. Unter andern hatte ein Mann von 32. Johren, welcher taub war, ſehr große ſcirrhoͤſe und faſt ſteinharte Ohrendruͤſen⸗Geſchwuͤlſte; die Halsdru⸗ ſen waren ebenfalls ſeirrhoͤs, und fo groß 1 nach innen zu figend, daß davon das Othemholen beſchwerlich wurde. Dieſen Mann habe ich ganz allein mit dem Extrackt und Umſchlaͤgen aus dem Kraut der Cicuta vollkommen geheilet. Nicht nur alle feine n verſcwanden , und nl 1 ö 2 | Drittes Ropitel 181 | 1 hör kam wieder, und fein Othemholen war wie bey einem Gefunden; ſondern es wurde auch die. ſer vorher ausgemergelte Mann, bey dem Ge⸗ brauch der Cicuta, fett und ſtark. Bey hartnaͤcki⸗ gem Huſten, mit einer geringen Exulceration der Lunge, hat mir die Cicuta herrliche Dienſte gelei⸗ ſtet. Bey zween Perſonen habe ich mit der Cicu⸗ ta den Fortgang des Staars zwar verhindert, daß er ſich aber gemindert ‚ habe ich nicht wahr⸗ genommen. Leopold Auenbrugger, ein aufmerkſamer Act bey dem ſpaniſchen Hoſpital, hat mit der Cicuta ſehr viele Kroͤpfigte geheilet, ich glaube aber, ſagt er, daß es uͤberfluͤßig ſeyn wuͤr⸗ de, dieſer Perſonen ihre Kranken⸗Geſchichte weite fäuftig zu erzählen, weil ſowohl Sie, als andere, durch überzeugende Erfahrungen, die Kraft dieſes Mittels in dergleichen Faͤllen hinlaͤnglich beſtaͤtiget haben. Eine einzige Beobachtung eines Kröpfige | ten verdient jedoch angemerkt zu werden: a Bey einem Soldaten, welchem die Druͤſen un⸗ ter der Kinnlade alle ſehr angeſchwollen und hart waren, brauchte ich das Extracktum auf die Art, wie Sie vorgeſchrieben haben. Der Kranke ſpuͤhr⸗ te davon eine merkliche Linderung, ich erneuerte daher den Gebrauch dieſes Mittels. Der Patient hatte den Glauben: viel hilft viel, und hoffte, ſei⸗ ne Geſundheit eher zu erlangen, wenn er die ver⸗ ordneten Pillen öffterer in größerer Menge naͤhme; Ich, der ich von ſeinem Glauben nichts wuſte, gab ihm eine halbe Unze Pillen, jede von 2. Gran, damit ſie auf einige Tage hinlänglich ſeyn ſollten. N JFC mw. BERN Theil. Was geſchah aber, der Patient fraß dieſe Piſlen | in einem Tag, auf gut Gluck, auf einmal, jedoch mit dem Erfolg, daß er, ohne alle Beſchwernis 9 und Schmerz, innerhalb 3. Tagen über 50. Se. des bekam, und die ganze Geſchwulſt in dieſer Zeit ſo weit verſchwand, daß nur noch einige kleine Merkmale der verhärteten Druſen übrig waren. Dieſer fleiſchichte und junge Menſch war noch nicht | uͤber 25. Jahr alt. 1 Ign krebsartigen, unreinen, ratten Geſchwů · | ren habe ich ebenfalls das Extrackt der Cicuta mit ſehr gutem Erfolg gebraucht, und habe wahrge⸗ 4 nommen, daß fich, nach dem Gebrauch diefes Mit 4 tels, die abgeftorbenen, brandigen Theile, weit 5 eher von den geſunden abſondern, als nach dem Gebrauch der Fieber⸗Rinde. a - Eeine ſchbangere Frau, wache einen offenen Krebs in der Bruſt hatte, habe ich mit der Cicu⸗ J ta vollkommen curire, und fie hat hierauf ein volle kommen geſundes Kind zur Welt gebracht. Die Bruſt war jedoch wegen ihrer großen 5 und häßlichen Narbe zum Stillen des Kindes un⸗ truͤchtig. Indeſſen hat das geſunde und ſtarke Kind 4 an der gefunden Bruſt hinlänglich geſogen. ; Der gelehrte Joſeph Heinrich Collin, mein Collega in dem Patzmariſchen Spital, hat, auſer andern Verſuchen, welche er mit verſchiedenen bisher wenig gebräuchlichen Pflanzen, bey ſchweren Umſtaͤn⸗ den, mit beſondern gutem Erfolg angeſtellt hat, und die er, in meinem naͤchſten anno medico, offenher⸗ zig und ordentlich mittheilen wird, folgende ei tung mit der Cicuta eingeſchickt. 50 ö 1 ö Drittes Kapitel. 183 Sehr große, veraltete, ſchmerzende Scirrhus der Ohren⸗Druͤſen „der Drüjen unter der Achfel, am Halſe, in den Bruͤſten ꝛc. habe ich mit der Ci⸗ cuta allein, ſowohl innerlich als aͤuſerlich gebraucht, aufgelöft und zertheilt. Jauchende, freſſende, krebsartige und bey al⸗ lem Gebrauch der Arzneymittel hartnaͤckige Ges ſchwuͤre, habe ich mit der Cicuta gluͤcklich geheilet; und ſeht öfters Fiſteln, die ſehr tief eingedrungen hatten, damit ſchlieſſen ſehen. * Die groͤßten Geſchwuͤlſte an dem Knie, welche von andern Aerzten und Wundaͤrzten vor unheil⸗ bar gehalten worden, haben ich und Herr Haff⸗ ner, „der erfahrenſte Wundarzt in unſerm Spital, das meiſtemal blos allein mit der Cicuta völlig vertrieben. Die Patienten erhielten an dieſem Ge⸗ lenk ihre voͤllige Bewegung, und den Gebrauch 2 ihrer Fuͤſſe wieder; ja es wurden die vorher ver⸗ dorrt geweſenen Fuſſe nachher, wenn die Geſchwulſt am Knie weg war, wiederum fett und ſtark.- Wenn wir in dergleichen Geſchwuͤlſten eine ſchwankende | Materie bemerkten, fo ſchafften wir ihr mit der Lanzette einen Ausgang. Die Gaͤnge und Fiſteln und Hoͤhlen, die zuwei⸗ i len bey dergleichen Geſchwuͤlſten vorkamen, ſpritz⸗ teen wir täglich öfters mit einem geſättigten Infuſo Cicuta aus, aͤuſerlich aber legten wir einen Brey⸗ Ele aus der Cicuta beftändig warm auf. Diabey wurde öfters ein abfuͤhrend Mittel gegeben. Auf dieſe Art haben wir die allerſchlimmſten Par tienten vollkommen wieder hergeſtellt. Wenn aber an diefen Gelenken die Knochen verdorben, und f MA 13 voͤll ig a „ — Theil. voͤllig angeſreſſen waren, ſo konnten wis fie nicht wieder in ihre natuͤrliche Beſchaffenheit bringen, aus dem Grund bekamen einige, nach der Bertile gung ihrer Geſchwulſt, die Bewegung an diefem - Gelenk nicht wieder, in Anſehung der übrigen um. ſtaͤnde aber hatten fie jedoch die beßte Huͤlfe, und erlangten ihre Kraft wieder. Die mehreſten von dieſen Kranken waren cachectiſch, und ſiengen an, die Verzehrung zu bekommen; dieſen Uebeln wur⸗ de aber auch blos allein mit der Cicuta in kurzem | abgeholfen. 7 Einige von unſern berühmten Wund⸗ Aerzten | wollten dergleichen Iymphatifche Geſchwuͤlſte nicht oͤfnen, und ſagten: die Patienten würden, nach der Oefnung derſelben, um ſo ehender ſterben; ſie bedeckten dergleichen Geſchwuͤlſte daher mit Haar fen» Fellen, und überlieffen ſolche Patienten ihrem Schickſal. Es iſt zwar wahr, wenn man derglei⸗ chen Geſchwuͤlſte oͤfnet, ſo kann eine große Men⸗ ge Lymphe ausflieſſen, und von dem beſtaͤndigen 1 Ausfluß derſelben koͤnnen dergleichen Patienten in die Verzehrung fallen; Dieſe Wund + Aerzte wife ſen aber bis hieher mit keinen Mitteln dergleichen Ausfluß zu hemmen, und die gemachte Wunde zu heilen. Ich und Herr Saffner haben in derglei⸗ chen durch Kunſt gemachte Wunden mit dem In⸗ fufo Cicuta angefeuchtete Charpie gelegt, und in⸗ nerlich die Cicuta gegeben, friſche Molken trinken laſſen, und auf dieſe Art haben wir alle wieder hergeſtellt. Unter andern Beobachtungen iſt eine, von einem Mädchen, von ohngefaͤhr 8. Jahren, welche N 3+ RE eine " große A a Drittes Kapitel. 1285 Geſchwulſt an dem rechten Schenkel hatte, am N merkwuͤrdigſten. Dieſe Geſchwulſt wuchs beſtaͤn⸗ 4 dig an, das Mädchen verfiel in ein hecktiſches Fies ber, und war faſt ganz abgezehrt, und dem Tode nahe. Die Aerzte hatten ſie ſchon verlaſſen, und die aͤlteſten und erfahrenſten Wund ⸗ ⸗Aerzte verbo⸗ ten aufs aͤuſerſte die Oefnung dieſer Geſchwulſt. Nichts deſtoweniger verſuchten Herr Haffner und ich, die wir durch verſchiedene gluͤcklich abgelaufe⸗ ne Faͤlle beherzter geworden waren, ein zweifelhaf⸗ tes Mittel. Der Herr Haffner eroͤfnete alſo die Geſchwulſt in meiner Gegenwart, und es floß auf 8. Pfund eines ziemlich ſcharfen Seri aus derſel⸗ 5 915 Wir fanden allenthalben tiefe Sinus und Fiſteln, der gegenwaͤrtige Fall war daher um ſo viel bedenklicher. Allein nach dem Gebrauch der Cicuta, und nach denen täglich einigemal wieder hohlten Einſpritzungen aus dem Infuſo, und nach dem ordentlichen Verband mit Charpie, welhe mit dem nemlichen Infuſo angefeuchtet war, ha⸗ ben wir jedoch dieſes Maͤdchen innerhalb nig Wochen vollkommen curirt. Aus dieſer Beobachtung erhellet, daß die Un⸗ wiſſenheit der Wund⸗ Aerzte oder Aerzte gar oͤfters das Leben der Menſchen verkuͤrzen, die wahre a Arzneykunſt aber daſſelbe verlängern koͤnne. Häte ten wir die Geſchwulſt nicht geoͤfnet, und waͤren nicht in dieſem Falle die ſchicklichſten Mittel ange⸗ wendet worden, ſo wuͤrde dieſes Maͤdchen gewiß in wenig Tagen aus der Welt gegangen ſeyn. Sehr viele kraͤtzigte, arthritiſche und rhevmati⸗ ER Patienten, wo andere Mittel ſchon vergeblich M 5 e 186 | zveper Theil. 5 gebraucht worden waren, habe ich blos allein mit der Cicuta, ſowohl innerlich, als auſerlich, gegeben, | glücklich geheilt, und damit denen ſteifen, unbe⸗ | gen beängfligen fie Tag und Nacht, und lieſſen waren ſo boͤs, und die. Kräfte der Patientin ſo ſchwach, daß man faſt nicht die geringſte een einer gluͤcklichen Cur hatte. Nichts deſto weniger ta, und durch Umſchlaͤge aus dem nemlichen Krauk, nicht nur von ihrer ſcirrhoͤſen Bruſt, ſondern auch 1 80 Ihre Achſel⸗Druͤſen, an der nemlichen Seite, wa⸗ ren ebenfalls ſcirrhoͤs und ſchmerzhaft. Es hat 5 dieſe Patientin waͤhrender Cur ſehr viel Milch, mit 4 Waſſer, oder einem erweichenden Trank, vermiſcht, i getrunken. Der beruͤhmte Profeſſor der Anato⸗ . 0 Crampagna, der geſchickte Wund Arzt, Herr 1 Cambon, Herr Leber ꝛc. haben dieſe Frau, für wege gebracht. — — weglichen Gliedern DIE Beweglichkeit wieder zu⸗ Eine gaͤnzlich ausgemergelte Frau hake an der linken Seite eine ſehr große ſeirrhoͤſe Bruſt; ver⸗ ſchiedene krebsartige, ſchwammigte Geſchwuͤre hat⸗ ten dieſe Bruſt ziemlich tief angefreſſen; aus die⸗ ſem Geſchwuͤr floß in Menge eine ſcharfe aasarti⸗ ge Jauche, und die nagenden, ſtechenden Schmer⸗ ihr keine Ruhe. Mit einem Wort, alle Zufälle en iſt dieſe elende Frau nach dem Gebrauch der Cieu · i von dem offenen Krebs. völlig 15 a7 mie, Herr Lorenz Gaſſer, der gelehrte Leib Arzt Sr. Durchl. des Prinz Carl von Lothringen, Herr as 14 wohl in ihren gefährlichen Umſtanden, als nach⸗ her, curirt, geſehen. Ich freute mich ſehr, als die 1 En in her Kunſt 0 würdigen 1 9 5 mein 5 Drittes Kapitel. 1387 mein Hoſpital einige mal mit ihrem Beſuch beehr⸗ ten; Sie bezeigten ſich allezeit ſehr vergnügt, wenn ſie viele ſeltene und gtückich laufende Curen 1 0 nahmen. Der fleißige, vorſichtige und zu allen Operatio⸗ nen geſchickte Wund⸗Arzt, Herr Ferdinand Le⸗ ber, hat ſich ſehr viel Mühe gegeben, mit der Cicu⸗ ta Verſuche zu machen, von denſelben hat er mir fol⸗ gende eingeſchickt: Eine Frau von 3J. Jahren bekam nach einem Stoß an der rechten Seite eine ſehr aufgeſchwol⸗ lene harte Bruſt. Sie brauchte vergeblich ver⸗ ſchiedene Mittel dawider; endlich bekam ſie dar⸗ an große Schmerzen, und es fiel die verdorbene Warze ab. Dabey war noch die Frau ſchwanger. Sie kam zu mir, ich gab ihr Pillen von der Ci⸗ cuta ; und ließ das Empl. diapomphol. auflegen, f und in kurzem legten ſich die Schmerzen. Nach 4. Wochen war die Bruſt beſſer; allein es klagte —— die Patientin uͤber Schwindel, über Druͤcken der Hi Bruſt, und über Schlaflosigkeit, da nun dieſe Zu⸗ falle von der Vollbluͤtigkeit herruͤhrten; fo wur⸗ den ſie auch von einer einzigen Aderlaſſe getilgt. | In der neunten Woche, nach dem Gebrauch der 5 Pillen, brachte ſie ein geſund Kind zur Welt. In ihren ganzen Wochen nahm ſie die Pillen der Ci⸗ cuta, und brauchte aͤuſerlich das Empl. diapom- IR phol. und ihr Kind war ſtets geſund, ſaugte an deer gefunden Bruſt, und die böfe Bruſt war zu Ende des 3. Monaths viel kleiner, ſo ließ ſich auch die Erulceration an der Warze zur Heilung an. Im 4. Monath kam viel Blut aus der Wee 4 788 be Super Thel. 1 zum Vorſchein; das Bluten wurde aber mit dem Eichen» Schwamm geſtillt. Alles wurde beftäne dig beſſer. Im 5. Monath legte ich auſerlich ei⸗ nen Umſchlag aus gleichen Theilen, Cicuta und Hollunder⸗Bluͤten, auf die Bruſt, und im 8. | Monath war die Frau völlig geſund. Ein Mann von 61. Jahren, von einem ala | tiſchen Temperament, hatte, nach einem Stoß an dem rechten Backen, eine Geſchwulſt, dieſe Ge⸗ ſchwulſt habe ich mit Mitteln wider den Scorbut und durch den Gebrauch der Cieuta⸗ Pillen eben⸗ falls geheilt. Eine 75jährige Frau ſpuͤrte, naß einem bre | cken, in der linken Bruſt einen Schmerz, und kurz | hierauf lief die Bruſt an; Sie legte friſche But⸗ ter auf dieſelbe: hierauf vermehrte ſich aber die Geſchwulſt und der Schmerz. Sie brauchte noch verſchiedene Mittel, keines aber ſchaffte ihr Linde rung. Als ſie hierauf zu mir kam, ſo gab ich 155 täglich 8. Pillen von der Cicuta, und legte aͤuſerlich das Cicuten⸗ Pflaſter über. In Zeit von einem Monath lieſſen die Schmerzen nach, und die Geſchwulſt wurde kleiner. Durch den 1 fortgeſetzten und allmaͤhlig erhoͤhten Gebrauch der Pillen war die Bruſt im Sten Monath wieder in 4 ihrem natürlichen Zuſtand. ea 1 Einem Mädchen von 11. Jahren an wei an dem ganzen Halſe Scropheln hatte, gab ich uͤber ein halb Jahr taͤglich 15. Pillen von der Cicuta, aber ohne allen Nutzen, ſie blieb hierauf weg, und begab ſich in die Eur anderer Wund ⸗ Aerzte und A Da ſie aber auch x dieſen Feine ba, 1 hatte, Drittes Kapitel. RE hatte, kam fie wieder zu mir, Ich ließ ihr das her vom neuen die Cicuta⸗Pillen nehmen, und ei⸗ nen Thee aus Holder» -und Wollkraut⸗Bluͤten nachttinken. Hierauf wurde dieſes Maͤdchen in Zeit von 4. Monathen curirt. Ein Mädchen, welche ſeit vielen Jahren den Krebs an der Naſen⸗ Spitze hatte, wurde gleich⸗ falls von denen Pillen aus der Cicuta vollkommen geheilet. Bey dieſem Falle iſt aber dieſes zu be⸗ merken, daß daſſelbe anfaͤnglich, als ihr die Pil⸗ len gegeben wurden, oͤfters Brechen und einen Durchfall bekommen. Hernach aber vertrug ſie eine ziemliche ſtarke Doſis von dieſen Pillen ohne alle Beſchwerniß. b Eine Frau von 60. Jahren, welche den Staar auf beyden Augen hatte, erhielt nach dem Gebrauch der Cicuta in 5. Monathen ihr völliges Geſcht wieder. Ein 40jähriger Mann bekam nach einem hitzi⸗ gen Fieber den ſchwarzen Staar, ſehr viel dabey gebrauchte Mittel hatten nicht den geringſten Nu⸗ tzen. Ich gab hierauf die Cicuta⸗Pillen, und nach 3. Monathen fieng er an, das Licht zu unter⸗ ſcheiden, und etwas zu ſehen. In dem o. Mo⸗ nath that er ſchon ganz allein eine Reiſe von 3. Stunden, indeſſen konnte er doch noch nicht alles 5 genau unterſcheiden. Im 16. Monath hatte ee Bios allein durch den Gebrauch der Cicuta ſein vollliges Geſicht wieder. f | Eine 4ojährige Frau hatte ſeit 2. Jahren an der rechten Unter⸗Lippe einen offenen Krebs. Ich gab ihr Pillen aus der Cicuta, und des Tags 1 lie r 1 ge‘ Biwepter Thel. „ ließ ich einen Umſchlag von der Cieuta auflegen. | In dem 4. Monath war fie vollkommen curirt. Ein 44jähriger Mann hatte ſchon ſeit 4, Jah⸗ ren einen ſchlimmen Tripper, er verlohr dabey al⸗ le Kraͤfte, und hatte, wegen eines abzehrenden Fiebers, das alle Abend heftig war, ſchlafloſe und unruhige Naͤchte. Alle ſonſt wirkſame Mittel wurden bey dieſem Patienten vergeblich und ohne Nutzen verſucht, ja diejenigen Mittel, welche man nz ſonſt vor Specifica in dieſer Krankheit gehalten, würden mit fortgeſetztem Gebrauch eine ſchleichen⸗ de Verzehrung erweckt haben. Ich gab daher das Extrackt der Cicuta, und einen Thee aus Hol⸗ lunder - Blüten mit Milch. Binnen wenig Tagen war das Uebel gemildert, die Kräfte nahmen zu, der Appetit ſtellte dich wieder ein, und die Nächte wurden ruhig. In dem 6. Monath war dieſer elende Patient durch dieſe Mittel allein wieder 1 8 geſtellt, und war fett und ſtarkk. Eine Frau von 30. Jahren empfand, nach ein N nem plotzlich gehabten Schrecken in Wochen, einen ’ heftigen Schmerz in der rechten Bruſt, hierauf % wurde die Bruſt roth und ſehr hart. Sie ge⸗ brauchte viele Mittel, wurde darauf aber immer ſchlimmer. Als ſie zu mir kam, ſo fand ich ihre Bruſt voͤllig ſcirrhoͤs, und etwas unter der War⸗ ze eine weiche Stelle, wo ich nach dem vorfinden⸗ a den Schwanken eine purulente Materie vermuches | te. Ich legte einen Umſchlag aus gleichen Theie ⸗ len von der Cicuten · und Hollunder⸗ und Woll⸗ | kraut⸗ Bluͤten auf. Nach wenig Tagen brach | Die Bruſt an Biel weichen Sl ag „ e es . am > eu — NL ö 2 Per = 7 4 NG * 1 1 1. Drittes Kapitel. 5 191 kam viel Eiter zum Vorſchein. Die uͤbrige Bruſt | blieb aber beſtaͤndig ſehr hart und ſchmerzhaft. — Ich fuhr mit dem Gebrauch des erwaͤhnten Um⸗ ſchlags fleißig fort, gab die Cicuta⸗Pillen, und es wurde endlich die Bruſt völlig weich, und die Frau vollkommen curiret. Eine Frau hatte gleichfals ſeit 3. Jahren eine Geſchwulſt in der linken Gegend unter den kurzen Ribben, an welcher ſie alle Monathe, wenn ihre monachliche Reinigung eintrat, einen folchen- Schmerz bekam, daß die abgemattete un einige Tage lang das Bette hüten mußte. wurde aber dieſe Frau, nach dem 6. Wochen 10 fortgeſetzten Gebrauch der Pillen aus der Cicuta, nicht nur von ihrem Schmerz, ſondern auch von ihrer Geſchwulſt befreyt; Nunmehro flieſſet bey ihr ihre monathliche Reinigung ohne alle Beſchwer⸗ nis, und ſie ſcheint die beßte Geſundheit zu haben. Einen 32. jährigen Mann, welcher völlig abs 1 gezehrt, ſchwach und cachectiſch war, habe ich in Zeit von 5. Monathen, durch den Gebrauch der Pillen aus der Cicuta, von ſeinen aufgeſchwollenen und ſcirrhoͤſen Hoden, und einem alten eingewur⸗ 0 zelten Tripper, gaͤnzlich befreyt und volkemmten wieder hergeſtellt. Eine Frau von 34. Jahren harte, nach einem gehabten Schrecken, eine verhärtere, ſchmerzhafte 8 5 bekommen, an welcher die Haͤrte und die Schmerzen immer zunahmen. Ich gab ihr die Gicuta „und ſie befand ſich gleich beſſer, und in⸗ nerhalb 2. und einem halben Mee war 1 9 65 En geheilt, Ba | — w 7 Eine BB open Cie,“ Eine Jungfer von 17. Jahren hatte an der lin⸗ 1 ken Bruſt einen eben nicht allzugroßen offenen Krebsſchaden, und zugleich an denen beyden Fuͤſſen eben dergleichen haͤßliche Geſchwuͤre. In Zeit von 3. Monathen heilte ich die Bruſt allein mit der Cicuta, zur Heilung der Geſchwuͤre an Fuͤſſen wa | ren aber 5. Monathe erforderlich, hierbey ließ ich faſt alle 3. Wochen eine Purganz nehmen. 4 Eine Frau von 24. Jahren hatte ſeit 2. Jah⸗ ren einen offenen Krebsſchaden an der linken Bruſt, und verſchiedene Mittel ohne allen Nutzen gebraucht. Nach dem Gebrauch der Eicuta⸗ Pillen, und den UUmſchlag aus dem nemlichen Kraut, wurde ſie je⸗ doch ebenfalls in Zeit von 7. 1 an gänzlich | wieder hergeſtellt. ö Eine Frau von 40. Jahren hakte Ye vielen Jahren linkerſeits eine harte aufgeſchwollene Bruſt, und um die Warze derſelben ſaſſen viele runde, har⸗ te, ſehr ſchmerzhafte Knoten. Sie hatte lange Zeit Pflaſter, Umſchlaͤge und Salben, welche von verſchiedenen Aerzten angeordnet worden, verge⸗ bens gebraucht. Allein mit der Ciculg wurde ſie in Zeit von 9. Wochen glücklich cutri ret. Einem Mann, welcher an beyden Augen eit einem ganzen Jahr den Staar hatte, gab ich nach und nach den Kornbrandwein mit Sublimat; al. lein der Nutzen davon war ſehr gering, und der Patient wurde dieſes Mittel überdrüßig Ich ſchritte daher zu dem Gebrauch der Cieuta, und nun, da er dieſelbe ſeit 4. Monathen gebraucht, kann er ſchon W EN und die "le unter · en, 8 e | K f b Ein A SE | Drittes Kapitel. a 193 1 Ein 44. jähriger Mann befam, nach e einer vor⸗ hergegangenen Arthritis, an der linken Seite eine harte aufgeſchwollene und ſehr ſchmerzende Bruſt; f dieſe Perſon in e Zeit wie hergeſtelt ſeyn f \ Er brauchte verfchiedenes, aber ohne Nutzen. Ende lich nahm er die Cicuta, und wurde in ab Monathen gaͤnzlich curiret. Eine Jungfer von 17. Jahren eng, nach ei⸗ ner zuruͤckgetretenen Kraͤtze, an, ſich uͤber einen Schmerz in dem Gelenke des rechten Schenkels zu beklagen, und darauf hinkte ſie. Verſchiedene Mittel und ſelbſt das Badner Bad ſchafften ihr keine Linderung. Sie wurde cachectiſch und ma⸗ ger. Ich gab ihr die Cicuta, und alsbald veraͤn⸗ derte ſich ihre ganze geibesbeſchaffenheit „jetzt hat ſie weniger Schmerzen, und hinkt auch nicht mehr ſo ſehr. Ich hoffe daher nicht ohne Grund, daß wird. 1 ze a Ein Mann von 48. Hen hatte ſeit langer Zeit einen freſſenden Krebs an dem untern Augen⸗ lied des linken Auges. Ich verband äuferlich den Schaden mit dem Infuſo Cieutä, innerlich aber gab ich die Pillen davon, und damit heilte ich den . | ring gaͤnzlich. und Schmerz. Eine alte Frau von 50. Jahren ſpuͤhtte ſchon ber ein Jahr einen beſtaͤndigen Schmerz, und eine Geſchwulſt in der linken Gegend unter den kurzen Ribben. Ich gab ihr die Cicuta, und in Zeit von einem halben Jahr ae ek, wur ei abe N Zweyter PN Einem. ſehr eachectiſchen Knaben von 11. Jah | ren gab ich täglich 8. Gran von dem Extrackto Cicutaͤ, und curirte ihn damit in kurzer Zeit. 55 Sehr viele habe ich noch in der Cur, welche den f Krebs, verhaͤrtete Geſchwuͤlſte, den grauen und ſchwarzen Staar, haͤßliche Geſchwuͤre und die Cachexie ꝛc. haben, und ich habe die beſte Hoffe nung, ſie wieder herzuſtellen, weil ſich bey ihnen ſchon alle Umftände beſſern. | Ich habe jedoch auch Patienten gehabt, welchen die Cicuta, ob ſie gleich lange gebraucht worden, nicht geholfen hat. Drey Weiber, welche den Krebs in den Brü⸗ ſten hatten, fanden weder durch die Cicuta, noch durch andere Mittel, Huͤlfe, und ſtarben nach und nach. Eine davon gieng wegen des hefftigen Blutens aus der Welt, und 1 andern farben an der Verzehrung. Herr Alexander Engelberg, 5 1 ehedem viele Jahr lang in dem Cloſter Neuburg, ohnmweie Wien, mit großem Lob und Gluͤcke die Arzeneykunſt ausgeuͤbt hat, nun aber in Conſtanz Phyſicus, und ein beruͤhmter Prackticus iſt, hat mir folgende Be⸗ obachtungen von der Cicuta mitgetheiltet: Ein 60. jähriger Mann hatte von Jugend auf verſchiedene veneriſche Umſtaͤnde gehabt, endlich verfiel er, von einem Fieber ganz erſchöͤpft, in ei⸗ ne Verzehrung, und es gieng ſeit vielen Jahren bey ihm ein gaͤnzlich purulenter, ſtinkender Urin, | unter großen Zwang und Schmerzen ab. Alle in dergleichen Faͤllen nuͤtzliche Mittel ſchadeten vie 4 zu als ° nutzten. Ich gab ihm daher die Ci. a cuta „ — Drittes Kapitel. nn enfa, und fieng mit kleiner Doſi an, die ich all⸗ maͤhlich erhoͤhete. Nun ſind es 2. Monathe, daß er die Cicuta braucht; ſeine Kraͤfte haben ſich ſchon vermehrt, ſein Appetit hat ſich wieder einge⸗ ſtellt, ſein Schlaf iſt ruhig, und ſein Urin voͤllig natürlich, ſo hat er auch keine Schmerzen und kei⸗ nen Zwang bey deſſen Abgang mehr. Bey einer Frau von etlichen 40. Jahren, wel⸗ che ehedem ſehr zu Blutfluͤſſen aus der Mutter geneigt war, kam endlich eine ſtinkende, ichoroͤſe Materie, mit großem und beſtaͤndig brennend und nagenden Schmerz aus der Mutter zum Vorſchein. Dieſe Materie war ſehr oft mit Blutſtriemen ver⸗ miſcht. Ich verſuchte dabey viele Mittel; einige ſchienen auch Nutzen zu ſchaffen, und die Materie wurde weniger boͤßartig; allein der Schmerz blieb einmal wie allemal ſo hefftig, die Kraͤfte vermehr⸗ teen ſich nicht, noch fand ſich der Appetit wieder, und endlich ſieng die Materie gar wieder haͤßlich an zu ſtinken. Ich verſuchte daher die Cicuta. * * Anfaͤnglich floß die Materie weit ſtaͤrker, und ſtank auch mehr, die Schmerzen aber verminder⸗ ten ſich in wenig Tagen, und bey dem einige Wo⸗ chen lang fortgeſetzten Gebrauch der Cicuta lieſſen ſie gar nach, es ſchlief die Patientin ruhig, be⸗ kam Appetit und ihre Kraͤfte wieder; die aus der Mutter hervorkommende Materie war dann duͤn⸗ ne, ohne Geruch und rein. Nunmehro kommen nur noch einige Tropfen, jedoch ohne alle Be⸗ e ſchwernis, zum Vorſchein, und die Frau iſt da⸗ N bey geſund, denn ſie beklagt ſich uͤber nichts, iſt bey Kräften 1 hat We verdauet und ſchlafe gut, 196 ie 1 cel. Ve er 4 ‚ gut, ihr Urin fließt frey, ihr Leib if offen: und 2 1 tuͤrlich beſchaffen ARTE . Ich habe einen Juͤngling in der Cur gehabt, © | welcher wöchentlich fehr öfters mit dem böfen Wer ſen befallen wurde; alle Mittel, welche in dergleis | chem Fall angepriefen werden, thaten keine Wir⸗ kung. Ich gab daher einen ganzen Monath lang in ziemlich ſtarker Doſi die Cicuta, und es wurde | in kurzem die Hefftigkeit der Anfälle gemildert, | endlich aber bemerkte er gar keinen Anfall mehr | davon. Nunmehro iſt er ſchon ſeit vielen Mona⸗ | then geſund, weit ſtaͤrker und munterer, ja ſelbſt ſeine Seelenfräfte, welche zuvor ſchwach und ſtumpf ; waren, find nun aufgeklaͤrter. 1 Einen j jungen Menfchen von 24. Jahren, 1 wel⸗ cher ſeit vielen Jahren verſchiedene ſehr große, har⸗ 4 Sceirrhus an den Ohren und unter den Kinnba⸗ ceen und am ganzen Halſe hatte, habe ich in kur⸗ 1 er Zeit auf die nemliche Art curirtt. u Prager Arzt, hat mich wegen, folgender Geſchiche | um Rath gefragt: te Knoten an dem Halſe gehabt hatte, und bey i dem die benachbarten Theile fo geſpannt waren, daß er den Kopf nicht wenden konnte, habe ich mit dem Cicuten Pflaſter und dem Ertrockt der Ci. 4 cuta gänzlich geheilt. Viele Aerzte und Wund⸗ Aerzte haben bey dieſem Menſchen viele Mittel fü wohl innerlich als aͤuſerlich vergeblich verſucht. Eine Jungfer von 18. Jahren, welche ſehr große Der Herr Silveſter 6 Hehir, e ’ Ein vornehmes i von 21. Jahren bemerkte ſeit einigen n einen n ee I ' mn % | Drittes Kapitel. 197 in der rechten Bruſt; da dieſe Dame aber an der⸗ ſelben weder Schmerzen noch ſonſt einige Beſchwer⸗ nis ſpuͤhrte, ſo gebrauchte ſie nichts dawider. Vor neun Monathen heyrathete dieſelbe, that einige + Keifen, und wurde ſchwanger. Hierauf lief ihre Bruſt an, wurde haͤrter, ſchmerzhaft, ihre natuͤr⸗ liche Farbe veränderte ſich, es kamen variföfe Blut⸗ adern zum Vorſchein, und des Nachts ſchlief ſie unruhig. Alle aͤuſerlich angewandte Mittel ver⸗ ſchlimmerten den Zuſtand der Bruſt; Viele Aerzte und Wundärzte, welche die Patientin geſehen hate ten, ſagten ihr das Leben ab, und ſcheuten ſich, hier Arzneymittel zu gebrauchen, weil ſie wohl wiſſen, daß man damit den annoch verborgenen Krebs rege machen, und den Tod endlich befoͤr⸗ dern koͤnne. In dieſen Umſtaͤnden wurde dieſe Perſon dem Herrn 6 Hehir gezeigt. Weil ſie aber ſchwanger war, ſo wollte er bey ihr ohne einge⸗ holten Rath die Cicuta nicht anwenden; Er ſchrieb deshalb an mich. Da ich nun wuſte, daß die Ci⸗ cuta bey vielen Schwangern mit gutem Nutzen, und ohne allen Schaden gebraucht worden; ſo rieth ich ihm, ſie hier in dieſem Fall gleichfalls zu ver. ſuchen. Er war fo guͤtig, meinem Rath zu Di gen, und ſchrieb mir hernach folgenden Brief: Es verdiente zwar wohl die Sache, daß diejenie ge Krankengeſchichte genauer beſtimmt würde, von welcher ich ihnen in meinem Schreiben unterm 27. Juli Nachricht gegeben habe. Allein es iſt mir die Gelegenheit, alle Kleinigkeiten anzumer⸗ ken, theils durch eine Menge anderer gefaͤhrlichen Patenten, welche ich in meiner 975 hatte, theils . durch — 198 | Zweyter Theil. E | durch die Entlegenheit des Orts, welcher dieſe v vor⸗ | nehme Patientin von unferer Stadt allzuweit ent ferne, geraubt worden. Sie werden es daher A nicht übel nehmen, wenn ich, da ich ihrem Ver⸗ langen nicht voͤllig Genuͤge thun kann, nur die vornehmſten Beobachtungen davon mittheile. Da J ich ihre mir vor 3. Monathen zugeſchickte Gedan⸗ ken vernahm, ſo aͤnderte ich meinen Sinn, und fieng nach den beſtimmten Regeln die Cur an, und | gab (täglich morgens und abends 2. Pillen, jede von 2. Gran, da ich aber auf dieſe Art keine merk⸗ | liche Wirkung fahe, ſo verdoppelte ich die Doſis, und fuhr damit einige Wochen lang fort, mein Be⸗ muͤhen war aber bisher vergeblich; die Umſtaͤnde wurden vielmehr alle mit geſchwinden Schritten i ſchlimmer; nicht nur die Geſchwulſt, ſondern auch die Haͤrte nahm zu, es ſtellten ſich hefftige Schmer⸗ zen ein, die Farbe der Bruſt wurde ſchwarzgelb, I oder vielmehr ſchwaͤrzlich. Mit einem Worte, es waren hier alle Zeichen eines verborgenen Krebſes / da. Bey ſo zweifelhaften Umſtaͤnden wuſte ich a nichts beſſers vorzunehmen, als mit der Doſis der Pillen zu ſteigen. Ich ließ dahero taͤglich 24. Gran von dem Extrackt der Cicuta nehmen, und fleißig einen Umſchlag aus dem nemlichen Kraut auf den leidenden Theil legen. Alles dieſes wurde uͤber einen Monath lang täglich wiederholt. Da nun die ste Woche faſt zu Ende war, und ich die Patientin wieder beſuchte, ſo hatten die Umſtaͤnde eine ganz andere und beſſere Geſtalt. Die Bruſt 7 war um den 4. Theil kleiner, und wenn man ſie 1 mit dem Finger dennen ſo nahm man wahr, daß 4 m — — 4 Drittes Kapitel. 199 gi fie in viele Abſchnitte zertheilt war. Die ſchwatze Farbe hatte ſich in eine natuͤrliche verwandelt, ſie hatte faſt nicht die geringſten Schmerzen mehr, und was hierbey noch ſehr merkwuͤrdig iſt, ſo hat⸗ te ſie einen gewaltigen Maſtdarm⸗Blutfluß, ohne dabey geſchwaͤcht zu werden, gehabt. Da ich nun von der unvergleichlichen Wirkung der Cicuta ſo ſichtlich und oͤffentlich uͤberzeugt war, ſo habe ich daher weder was in der Doſi i zugefetzt, noch ſie abgekuͤrzt, und werde ich nun in dem nemlichen Weg fortfahren, die Cur voͤllig zu beſorgen ꝛc. 4 Dieſe Dame macht ſich fertig, eine Reiſe nach Wien zu thun; Sie werden alſo daſelbſt alles 0 min lich beſtaͤtiget finden. Von der Reiſe und dem Schuͤtteln des Wa⸗ gens wurde die Bruſt wieder etwas ſchlimmer. Die Patientin ließ mich daher, als ſie nach Wien kam, ſogleich zu ſich ruffen. Ich fand die Bruſt faſt wie 2. Faͤuſte groß, hart und purpurroth, aber nicht ſchmerzhaft Die Blut⸗Adern waren noch varikoͤs, es hatte die Patientin aber noch gu⸗ te Kraͤfte. Ich rieth ihr demnach, die Umſchlaͤge aus der Cicuta noch beſtaͤndig fortzuſetzen, im Bet⸗ te zu bleiben, und taͤglich 24. Gran von dem Ex⸗ trackt der Cicuta zu nehmen. Alles dieſes geſcha⸗ he mit großer Bereitwilligkeit und beßten Ordnung, 75 hierauf hatte denn auch die Bruſt in wenig Tagen ihre natuͤrliche Farbe wieder, war weicher, beweg⸗ licher und kleiner. So waren auch die Zeichen der Schwangerſchaft gut, und man bemerkte in dieſem ganzen Werk der Natur nicht die geringſte e e Man fand die N I Bi N 4 \ we, e Thel. | in befeen-Umftänden. _ In der dritten Woche begegnet, fie fiena daher wieder zu ſchmerzen an, wurde darauf roth, und ſchwoll gewaltig auf; endlich wurde ſie purpurfarbig, dann ſchwarzgelb, 5 erhob ſich in Beulen, und es kam ein ſcharffes gen der dringenden Zufaͤlle in der Bruſt, einen ST blieb einerley, ſo veränderten ſich auch die Beulen 4 langwierige Gebrauch der Cicuta einem ſo 22 Kinde nicht geſchadet habe. Allein ſie haben a Es breitete ſich der große Schmerz von der Bruſt bis in die Schulter und in den ganzen rechten Am res Aufenthalts in Wien kam ſie in die 45 — 0 und brachte eine geſunde, fette, ſchoͤne Tochter zur Welt. Jedermann war begierig zu ſehen, ob . es gut gefunden, wie ich es ihnen vorher geſagt hats te. Bey der Geburt wurde der Bruſt etwas derb freſſendes Serum zum Vorſchein, fo, daß man mit Recht befuͤrchtete, die zarte Haut wuͤrde reife ſen, und ein ſchlimmer offener Krebs entſtehen. “= — aus. In den zween erſten Tagen ihrer Nieder⸗ kunft brauchte die Patientin die Cicuta weder aus ſerlich noch innerlich. Ihre Reinigung gieng vor⸗ f treflich von ſtatten. Den 3. Tag legte man, we⸗ — en REP EEE Umſchlag aus der Cicuta über. Die Schmerze n wurden bald darauf gemildert, und die kömarıgeibe 1 Farbe der Bruſt noch an demſelben Tag dat 0 1 vertrieben; Die Haͤrte und Groͤße derſelben aber nicht, welche aufzubrechen droheten. Man ließ : hierauf, die ganze Nacht durch, die Umſchlage aus 1 der Cicuta fleißig auflegen. Den vierten Tag war die Bruſt noch in einerley Zuſtand, und die Schmer⸗ { e waren heffiger. Am 5. 0 gelen die 10 5 tientin Drittes Kapitel. 201 tientin morgens und abends wiederum 5. Pillen, jede von 2. Gran. Die Schmerzen wurden denn ſehr vermindert, und einige Beulen oder Erha⸗ benheiten ſetzten ſich, und diejenige Schaͤrfe, wel⸗ che durch die Haut zum Vorſchein kam, wurde man nicht mehr gewahr. Den 6. Tag waren wie⸗ der alle Umſtaͤnde etwas beſſer, und den 7. Tag nahm die Patientin ſchon 24. Gran von dem Ex⸗ trackt, und obwohl die Umſchlaͤge einen ſehr unans - genehmen Geruch machten, ſo ertrug ſie doch die Patientin, da fie den guten Erfolg davon ſahe, mit großer Gedult. Alle Umſtaͤnde giengen bey den Wochen ſehr wohl von ſtatten, und das Kind befand ſich vollkommen geſund. Alle 4 5. Tage ſtieg ich in der Doſis der Pillen. In Zeit von 3. Wochen war die Bruſt durch den Gebrauch der Cicuta und der Umſchlaͤge nur noch wie eine Fauſt ſo groß, und die Farbe derſelben natuͤrlich, es hat⸗ te aller Schmerz nachgelaſſen, und die Patientin konnte ihren Arm hinlaͤnglich bewegen. Beym An⸗ fang der aten Woche gab man ſchon ein ganzes Drachma von dem Extrackt, und es empfand die Patientin, ob ſie ſchon ſehr zart und empfindlich war, nicht die geringſte Beſchwernis davon, ſon⸗ dern war wohl auf. Auf dieſe Art wurden die Wochen gluͤcklich geendiget, und nach denſelben war nur noch eine ſcirrhoͤſe Haͤrte, wie eine wel⸗ ſche Nuß groß, in der Bruſt, dieſelbe war aber beweglich, und konnte überall hingeſchoben wer⸗ den. Das uͤbrige Widernatuͤrliche, das noch an dieſem Theil zuruͤck geblieben war, war gar nicht hart, ſondern taigartig, und es befand ſich dieſe | d ‚202 Swweyter Theil. . | | Dame 19 wohl dabey, hatte gute Kräfte und pe petit, und ſchlief ruhig. Allmählich nahm fie taͤg⸗ lich 4. Scrupel von dem Extrackt, und es wurde | der Umſchlag die ganze Nacht und des Morgens 4 4 fleißig umgefchlagen, Nachmittags aber ausgeſetzt, | weil ſich dieſe Dame ſodann i in freyer Luft eine Be⸗ wegung machte, und in Geſellſchaft gieng, welche den unangenehmen Geruch nicht vertragen konn⸗ 1 ten. Ich ſahe dieſes auch gerne, damit ich nach und nach ſehen konnte, wie ſich die Bruſt ohne Um⸗ | ſchlag verhielte. Es entſtund auch nichts ſchlim⸗ mes davon. In der 10. Woche war die Größe Ä der Bruſt ſehr gering, jenes ſeirrhoͤſe Huͤbelchen 7 aber blieb faft noch unverändert. Jedoch wurde auch dieſes allmählich ungleich und faſericht, wo⸗ t durch man denn die Hoffnung bekam, daß auch daſſelbe nach und nach durch den Gebrauch der Ci⸗ cuta aufgelöft werden würde, Dergleichen abge⸗ ſonderte druͤſigte Theile werden zuweilen ſehr lang⸗ ſam zertheilt; durch den anhaltenden Gebrauch dern Cicuta aber doch endlich geſchmolzen, und verlieh ren ſich; ja weil fie beweglich find‘, ſo⸗ koͤnnen ſie auch leicht ausgeſcheelt werden, wenn es die Noth 1 erfordert, und fie wieder Vermuthen ſich nicht durch Arzueymittel geben wollen. Die Dame hat nun nach ihren Wochen ihre monathliche Reini⸗ gung in gehoͤriger Menge und ohne alle Beſchwer⸗ 1 nis wieder gehabt, iſt geſund, und kann den Am der leidenden Seite, der fonft ſchwach, und zu lan 71 ger Bewegung ungeſchickt war, vollkommen wie⸗ a der brauchen; fie gehet in die freye Luft, macht ſich verſchedene Bewegung „ und an ka bee, 7 nicht Drittes apitel. 203 nicht die geringste Beſchwernis. Ihr Gemahl war hierauf, vermoͤge feiner Dienſte, genoͤthiget, eine ziemlich weite Reiſe in noch rauher und kalter Witterung zu unternehmen. Er wuͤnſchte, daß ihm ſeine Gemahlin (welche ſehr liebenswüͤrdig ift) begleitete. Alle Freunde und Bekannte, beſon⸗ ders aber alte Weiber, (denn ſo viel alte Weiber ſind, ſo viel Pfuſcher fi nd in der Arzneykunſt) wie derriethen dieſer guten Dame die Reiſe. Ich aber hielte, nachdem ich alles wohl erwogen hatte, da⸗ vor, daß ihr dieſelbe nicht ſchaden koͤnne; da alſo die Einwendungen nicht zu achten waren, (denn wenn dieſen ein Arzt Gehoͤr giebt, ſo iſt er ein Sclav und Maͤrtyrer,) ſo gab ich ihr den Rath, ihren Gemahl zu begleiten. Sie legte dieſe Reiſe 15 gluͤcklich zurück, und es kamen beyde mit der beß⸗ ten Geſundheit an den beſtimmten Ort. An der Bruſt erfolgte weder gutes noch boͤſes, alles blieb bey derſelben in einerley Zuſtand. Nunmehro ſetzt ſie den Gebrauch der Cicuta ſowohl innerlich als Auſerlich fort, und es iſt dahero nicht zu zweifeln, daß dasjenige, was noch übrig iſt, gleichfals voͤle lig zertheilt werden wird. In waͤhrenden Sechs⸗ wochen beſorgte der Herr Keſtler die Cur bey die⸗ % fer Dame. Allein die erfte Gefahr und die erften unnd groͤßten Drohungen des Krebſes hat der be⸗ ruͤhmte Prager Medicus, 6 Hehir, mit dem an⸗ haltenden Gebrauch der Eicuta uͤberwunden, der⸗ ſelbe verdient daher den ‚größten Danf und das meiſte Lob. Denn es wuͤrde gewiß ſowohl Mut⸗ ter, als Kind, bey dieſer Krankheit verlohren ge | gangen en, wenn man dem Rath der L e 2060 Sr zweyter The. cher und Pfuſcher, deren Anzahl ſehr groß bar! 1 Gehoͤr gegeben hätte; das Kind iſt nun 7. . | nath alt, und befindet ſich noch ſehr wohl. f hellet hieraus nun nicht, daß die Cicuta oder he | Schierling ein ſehr unſchuldiges Mittel iſt, das weder Schwangern noch der zarten Seuche ſchadet. | EI HEE 7 | Voeertes Kapitel. 15 Zugaben. e v. Die Cicuta oder der Schierling lößt das | Blut in keine faule Jauche e 1 0 putridum) auf. 77 ch habe ſehr vielen Perſonen, welche die Ci⸗ 1 % euta lange Zeit und in großer Dofis gebraucht \ hatten, zur Ader gelaſſen, und allezeit da⸗ 5 bey ein Blut vorgefunden, das von guter 4 Fare und von guter Conſiſtenz war. 55 } Der Herr Leibarzt Keſtler hat einer gewiſſen Graͤ⸗ 4 fin, welche in ihrer Schwangerſchaft viele Monatgůhe lang die Cicuta gebraucht hatte, kurz vor ihrer Nie⸗ derkunft eine Ader oͤfnen laſſen, wo wir denn alle beyde das Blut ſo gut, wie bey geſunden Perſonen, fanden. Eben dieſes hat der beruͤhmte Harlemer Arzt van Woenſel bey einer Dame, welche die Cieuta * eben auch einige Monath lang genommen hatte, be⸗ H merkt. Da ich dieſes ſchreibe, wurde einer andern SGraͤfin, welche nun ſeit 2. Monathen die Cicuta } ; 10 nimmt, N Viertes Rapid. ) a0g nimmt, Blut gelaſſen, und ich finde daſſelbe ſehr gut, und weit beſſer, als es bey ihr vor dem Gebrauch der Cicuta war, denn vorher war es allezeit zaͤhe, ſchleimicht, faſericht, und mit einer ſcheckichten Haut uͤberzogen. Ich fordere einen jeden Arzt oder Wund⸗ Arzt zum Zeugen auf, welcher bey dem rechten Ge⸗ brauch der Cicuta ein anders als gutes Blut beobach⸗ tet hat. 1 A 2. Die Cicuta verurſacht die Verzehrung nicht. 1 Sowohl aus meinen als aus den Erfahrungen an⸗ derer Aerzte, (wenn man ſie aufmerkſam erwägen will) erhellet deutlich, daß diejenigen Patienten, wel⸗ che die Cicuta gebraucht, ihre voͤllige Kraͤfte wieder erhalten, und eine gute derbe ehe des Koͤr⸗ pers bekommen haben. Durch den Gebrauch der Cicuta ſind öfters die Nachtſchweiſſe geſtillt, der Appetit vermehrt, die Ver⸗ dauung befoͤrdert, und die Verrichtungen des Koͤr⸗ pers wieder hergeſtellt worden; Wo fol alfo die Ver⸗ zehrung herkommen? Der beruͤhmte Geſundheits⸗Rath, Herr Leopold Erndl, hat ſehr oft bedauert, daß ſo viele Knaben und Mädchen in ſeinem Hoſpital an der ſeirrhoͤſen Phtyſi umgekommen und verzehrt worden find. Er hat viele Jahre lang mit großem Fleiß verſchiedene ckigen Krankheit Gränzen ſetzen koͤnnen. Er verſuch⸗ te daher die Cicuta in großer Dofi, und alsbald wur⸗ de alles in beſſere Umſtaͤnde verwandelt, die vorher dumm, furchtſam, cachectiſch und ausgemergelte Kna - ben wurden munterer, N und fetter, und die nn ver⸗ Arzneymittel gebraucht, niemals aber dieſer hartnaͤ : U U 15 \ - 2 ET 1 Nr 8 2 206 | Bon Thel. verhärteten Knoten der Drüfen ſchmelzten nach und nach. Dieſer gelehrte Mann hat mich öfters in ſein 9 Hoſpital eingeladen, und mir mit vielem Vergnuͤgen die vortrefliche und ſonderbahre Wirkungen gezeigt, | welche bey Knaben und Mädchen, ja auch bey denen zarteſten Kindern, die Cicuta hervorgebracht guter, Sehr vielen Perſonen habe ich die Cicuta blos zum Verſuch, 2. 3. bis 4. Jahr lang gegeben, ſie ſind geſund, lebhaft, robuſt, fluͤchtig und zu allen geſchickt. 3 bekommen dieſe die Verzehrung nicht? 3.) Die Cicuta ſchwaͤcht das Geſicht nicht. 44 Denn ich habe allezeit das Gegentheil davon bey 1 meinen Patienten geſehen. Es ſind viele unter den⸗ ſelben geweſen, welche truͤbe Augen hatten, die bes ſtaͤndig trieften, oder wegen eines immerwaͤhrenden Zufluß der ſcharfen Thraͤnen brennten, und weshalb ſich ſolche Patienten der Brille bedienen muſten; als lein wenn ſie eine Zeit lang die Cicuta brauchten, ſo verbeſſerten ſich diefe Fehler der Augen, und es kinn 4 ten die meiſten die, Brillen entbehren. e 4. Die Cicuta ſchwaͤcht die Seagunge- 9 7 Braft nicht. N W 11 ch habe einen Soldaten in der Cur gehe wel⸗ | chen ich, mit dem ſtarken Gebrauch der Cicuta, in Zeit von 2. Monathen von geſchwollenen, ſcirrhöſen ö Druͤſen unter der Achſel, und von einem großen Kropf | am Halſe, befreyt habe. Da er völlig curirt war, ſo verließ er geſund unſer Spital; nach 14. Tagen aber kam er wieder zu mir, und hatte einen hefftigen e Tripper, N er. ſich, wie er ſelbſt 1 — Bee nk — — | 7 Viertes Kapitel. 207 kannte, den andern Tag darauf, als er unſer Spital verlaſſen, zugezogen hatte. Dieſen nemlichen Sol⸗ daten habe ich mit einem Mercurial⸗Larans, das ich alle acht Tage gab, mit einem Trank aus Kletten⸗ Wurzel, und mit dem Gebrauch der Cicuta, in Zeit von 5. Wochen, von feinem ziemlich hascnäfigen Trips per wieder befreyt. So habe ich auch andere Mannsperſonen, welche das Extracktum Cicuta lange Zeit in großer Menge genommen, ſehr oͤfters uͤber dieſen Punkt befragt, und ſie gebeten, mir die Wahrheit zu geſtehen; allein ſie haben mir alle bekannt, ſie faͤnden in ihren Kraͤf⸗ ten der Natur nichts veraͤndertes, ja einige bezeug⸗ ten, eine mehrere Kraft bey diefem Werke der Na⸗ tur zu ſpuͤhren. Ein gelähmter Mann von 66. Johren gebraucht 5 nunmehro ſchon in den 6. Monath die Cicuta, und zwar in ſo großer Menge, daß er nun ſeit 9. Wo⸗ chen täglich ein und ein halb Drachma davon vera ſchluckt. Unter andern guten Wirkungen davon hat er mir freywillig erzähle: daß ſchon bey 12. Jahren die Natur bey ihm geſchlafen habe, nun aber, nach dem Gebrauch der Cicuta, aufzuwachen, und ſich ſo zu zeigen anfieng, als wie damals, da er noch ein Mann von 30. Jahren war. Endlich habe ich auch die Weiber, deren Maͤnner die Cicuta brauchten, dieſer Sache halber ernſtlich und als ein Arzt gefragt; allein es waren dieſelbe in dieſem Betracht vollkom⸗ men zufrieden, und verſicherten mir auf ihr Gewiſſen, daß ſie die Natur ihrer Maͤnner im geringſten nicht ſchwaͤcher faͤnden. Ich war bey dieſem Punkt ſehr 2 religiös; ami ich alſo andern nicht zu viel glaubte B ® e \ 208 beer Thel. 9 BE, | ſo wollte ich dieſen Umſtand auch bey mir ſelbſt (weil! ich ein Mann bin,) unterſuchen; ich nahm daher das Extrackt der Cicuta bey 3. Wochen lang, in beträchte licher Doſis; Allein ich habe nicht die geringſte Ver⸗ | so in mir empfunden, ausgenommen, daß der Urin haͤufiger bey mir abgieng, und ich ſtaͤrkern Appetit hatte, und daß ich munterer und aufgeraͤum. ter war. Ich blieb alſo ein Mann von . Kraͤften. 5 Kann man die Cicuta bey denen Seirrhis im Unterleibe ſicher gebrauchen. 5 Es haben viele nicht ohne Grund befuͤchtet, die Cicuta koͤnne eine Vereiterung erwecken, die dann - eine tödliche Windſucht nach ſich ziehen würde. Ich kann aber aus ſehr vielen Erfahrungen verſichern; daß ich ſehr viele Verhaͤrtungen im Unterleibe mit der Cicuta zertheilt, und die Waſſerſucht verſchiedene mal, welche von ſeirrhoͤſen Eingeweiden im Unterleibe ent⸗ ſtanden ar, damit geheilt habe; niemals aber habe ich eine Vereiterung, noch darauf eine Windſucht er» folgen ſehen. Bey Frauenzimmern habe ich wohl öfe ters bemerkt, daß, nach dem Gebrauch der Cicuta, aus der Mutter eine eiterartige Materie zum Vor⸗ ſchein gekommen, und ſich die verhaͤrteten Knoten darnach aufgelöft und zertheilt haben; ich hielte ſo⸗ dann aber auch davor, daß der aufgeloͤſten Materie von der Natur kein ſchädlicher Weg angewieſen wor⸗ ben, und fie den natuͤrlichſten Ausgang geſucht habe. Der gelehrte Herr Collin hat ebenfalls mit mir dieſes nemliche Mittel ſehr oͤfters, in Verhaͤrtungen des Unterleibes, mit gutem Erfolg gegeben, 5 l , 4 > x =: YA Viertes Bopittl. 5 909 ber ſchlimme Folgen davon wahrgenommen. Da durch den Gebrauch der Cicuta an andern Theilen des Koͤrpers zuweilen eine Vereiterung erfolgt, ſo iſt fteylich nach der Vernunft zu ſchlieſſen, daß ſich die⸗ ſes auch im Unterleibe zutragen kann; allein ein gu ter At darf ſich dadurch niche ebfhreden laſſen. Erinnerungen. ch habe verſchiedene Faͤlle e in welchen % die Cicuta zutraͤglich iſt, ich behaupte aber 95 keinesweges, daß man ſich allezeit auf die Cicuta allein verlaſſen darf. Man muß zu⸗ | duese Mittel mit der Cicuta verbinden. Ein Arzt muß feinen Indicationen mit Vernunft folgen. Und der Wundarzt muß aͤuſerlich die Mittel veraͤn⸗ dern, zu und davon abthun, wie es die aus Erfah⸗ rungen gegruͤndete Vernunft befiehlt. Sehr viele haben meine in dem erſten Theil von der Cicuta ge. äuſerte Meinung falſch verſtanden, wenn fie glaube ten, ich haͤtte ihnen ein Mittel bekannt gemacht, das ich vor eine Univerſal⸗Medicin, und bey allen Faͤllen | allein hinlaͤnglich halte. Dieſes iſt gar nicht meine Meinung. Sondern ich bekraͤftige nur allein, daß die Cicuta ſolche Dienſte leiſtet, die man von andern, ja ſelbſt von denen allerſtaͤrkſten Mitteln, nicht er⸗ warten kann. Daß es den Krebs heilet, habe ich, | h ; * ein Rs Werk der Cicuta allzeit völlig S durch unendlich viele Erfahrung uͤberzeugt, wahrge⸗ nommen, allein ich behaupte nicht, daß damit aller Krebs eurirt werden kann; ich behaupte aber auch e — 210 | Sweyter Theil. N zuzumuthen ſey. Wenn ich von hundert Patienten, welche von andern Aerzten verlaſſen, und vor unheil⸗ bar gehalten worden, nur einen rette, ſo iſt es mir ſchon hinlaͤnglich; allein die Anzahl derer, welche ge. heilt worden find, belauft ſich weit höher, Das Queckſilber heilet die geile Seuche; allein thut es hier allzeit Dienſte? heilt es dieſelbe allezeit? wie viel tauſend ſterben nicht an dieſer Krankheit? Die Fieber⸗Rinde vertreibt die Wechſel Fieber; und doch giebt es Fieber⸗Patienten, denen fie_ Diebe hilfe; 5 und wie viele ſind nicht, denen ſie ſchadet? Darf man daher ſolche Mittel verwerfen, und vor s ſchaͤdlich oder unnuͤtz achten? Eben dieſes Urtheil ha. ben geſchickte Aerzte von andern ſogenannten Speci⸗ ficis gefallt. Wenn gewiſſe Patienten, wegen einer eignen Leibes⸗Beſchaffenheit, oder Idioſyncraſie, oder wegen vermiſchter Zufaͤlle, die Cicuta nicht vertragen Ekoͤnnen, fo muͤſſen fie davon abſtehen. Wenn die mit der Krankheit verbundenen Zufälle ein ander Mit- tel erfordern, warum ſollte man daſſelbe mit der Ci⸗ cuta nicht zugleich anwenden? Sehr oͤfters ſind ab⸗ fuͤhrende Mittel erforderlich. Zuweilen iſt es nörhig, Blut abzuzapfen; bey Vollbluͤtigen darf man die Blut⸗ fluͤſſe nicht ſtillen, denn es ſind ihnen dieſe weit heil⸗ ſamer, als Aderlaſſe. Bey Schwachen aber muͤſſen ſie geſchwind mit dem Eichenſchwamm gehemmt wer⸗ den. Dieſer Schwamm wird jedoch nur auf denje⸗ nigen Ort gelegt, wo das Blut hervor kommt, denn wenn man ihn auf das ganze Geſchwuͤr oder Wun⸗ de leget, fo iſt er ſchaͤdlich, und oft gar toͤdtlich. Viele mals ve 3 der Cicuta hitztilgende und kuͤhlende Mik, | | 1 | Viertes Rapitel. 211 Mittel erforderlich. Dieſes geſchicht öfters bey dem Rhevmatiſmus und in der Arthritide. Aeuſerlich ſind zuweilen erweichende, zuweilen ei⸗ termachende, autweilen zuſammenziehende Mittel von⸗ noͤthen. Manchmal muß man der Materie nat dem Eiſen einen Ausgang verſchaffen, welches ich bey der Spina ventoſa vielmals erfahren, damit ſich das Angefreſſene und Verdorbene von dem Geſunden abſondern kann; und öfters muͤſſen die Krebsſchwaͤmme weggeſchnitten un werden. Und damit nicht in dergleichen Fällen ein Ruͤckfall erfolgen kann, fo wird demſelben durch den innerlichen und aͤuſerlichen Gebrauch der Cicuta vor⸗ gebeugt, und dieſes iſt hinlaͤnglich. Manchmal wer⸗ den die caloͤſen harten Raͤnder, und ſelbſt die Krebs⸗ ſchwaͤmme, allein mit folgendem Mittel getilgt: Rec. Pulv. herb. cicutæ drach. an Mel. roſ. unc. öij. | Dieſes Mittel wird auf Charpie geſtrichen, und ſo oft friſch über die leidende Stelle gelegt, als es der Arzt oder Wundarzt vor nöthig hält, Ein fleißiger und bedaͤchtlicher Arzt, ein geſchickter | und erfahrner Wundarzt, werden, wenn fie bey fchlims men und zweifelhaften Krankheiten die Cur mit ein⸗ ander einſtimmig behandeln, ſehr oft Wunder thun. Wenn ſie aber nicht mit einander einſtimmen, oder ſie die Krankheit nicht zu behandeln wiſſen; ſo muß der arme Kranke darunter leiden, oder ſterben. Wenn die Frauenzimmer ihre Schäden gleich an⸗ faͤnglich entdeckten, und die Aerzte zur rechten Zeit O a ee 1 0 N 32 | An Sweyter heil f | 8 8 die Cicuta anwendeten, ſo bin ich verſichert, daß w wir in einigen Jahren ſelten einen Krebs in de Sa zu ſehen bekommen wuͤrden. 1 | Die Cicuta erfordert gar nicht eine alzu. | bens Ordnung, fie erlaubt alles das, was der Ma- | gen des Patienten leicht verdauet, und was einen guten Nahrungsſafft n So iſt auch dev Wein und ſauere Dinge dabey nicht ſchaͤdlich, wenn ſie in vernuͤnftiger und maͤßiger Menge genoſſen werden. Ein jeder Arzt wird von ſelbſt wiſſen, was ſeinen Kranken bekommt, und was ihnen ſchadet; all- ane RR 8 rs nicht. ee 2 A vi De r r en RE SE 9 — en N — S ee 1 a = a er Dr 5 * ) 1 » Zi — 1 — a gi 2 ’ * — N B — 7 * \ 1 8 N * 7 * A x N: 2 5 N N 7 7 6 5 \ * / 4 1 — O aufmerkſam erwägen; ſo ſe⸗ hen wir, daß man von je her allezeit und an allen Orten hefftig über die Wir⸗ kung derſelben geſtritten hat. | 8 4 5 Es "Vorbericht, . 5 ee | Es gab 2 derte, welche gewiſſe Mittel verdammten, und als ſchädlich ausſchrie. f en; andere hingegen lobten ſie wieder, | ! nachdem ſie gegenſeitige Verſuche damit | ‚gemacht hatten, und brieſen ſie als die | N | vl heilſamſten Mittel an. Durch dergleichen gelehrte | Streitigkei f ten wurde endlich die Sache entſchieden, 5 1 und zum gemeinen Nutzen angewandt. Ich ſehe es voraus, daß es — der Cicuta gehen wird. „ Ich bedauere aber mwichen fer, daß gewiſſ Aerzte, die in großen Winden | ſtehen, ihre Meinung allzuvorelig und legt 4 1 1 Aizuſtreng wider die Eluts an 9 ge | \ i Vorbericht. legt haben, und ſie, als eine giftige un⸗ nuͤtze Pflanze, verworfen, und andern abgerathen haben. Eine allzugroße Ber gierde zu widerſprechen, iſt der vernuͤnf— tigen Arzneykunſt entgegen. Was mir aber am ſchmerzhafteſten iſt, iſt dieſes, daß juſt diejenigen meine größten Wir 2 derſacher find, welche ich allzeit mit dern größten Ehrfurcht verehrt habe, denen ich auf alle Axt zu Dienſten war 15 und wel⸗ che mich daher vielmehr hätten, unter: fügen, als nel ee aufügen elan, is Sr wil mich aber darum 1 nicht gra men, noch tachgierig fon; ja damit diefe | meine Widersacher erkennen, daß ich dent | En. a singe x . \ Vorbericht. 4 ohngeachtet keinen Haß wider ſe hege, f cob ich wohl anders, als ſi 17 denfe,) ſo wil . ich ihnen zu Ehren gegenwärtige Beob⸗ } | achtungen schreiben, und ſie ihnen mit ö der ſchuldigen Ehrerbietung zueignen. Je⸗ | doch auf alle Art verbitten, daß fie mir davor eine Gunſtbezeigung angedeyhen laſ⸗ 1 ſen; Sie ſollen nur die Wahrheit lieben; 1 hier als billige Schieds⸗Richter, und da⸗ rinnen aufrichtig handeln, wo es das ö al der Kranken anbetrifft. | | Das lere Geſchrey gewiſer andere E arte ich nicht. Wer ſich vor das Ber raͤuſch der Blaͤtter fuͤrchtet, darf unc in 4 den Wald kommen. > A „ 1 f 1 n . J A n den vorhergehenden zween erſten Theilen von der Cicuta, habe ich ſchon diejenige Kraft 8 und Wirkung, welche in dieſer Pflanze be⸗ | findlich iſt, gezeigt und beſtaͤtiget. Es wäre daher nicht noͤthig geweſen, wegen dieſer Materie vom neuen die Feder zu ergreifen. Da es aber noch viele giebt, welche ſich von meiner Cicuta keinen Be⸗ griff machen Föhnen, und wegen ihrer Art und Cha⸗ rackter ſtreiten, ſo hielte ich es vor noͤthig, dieſe Pflanze in Kupfer ſtechen zu laſſen. Damit nun die⸗ ſes ordentlich, deutlich und gehörig geſchehen ſollte, damit fie, ohne zu irren, jeder kennen koͤnnte; fo har be ich den beruͤhmten und fleißigen Herrn Crantz, Profeſſor der Inſtitutionen und Materia medich, ges beten, daß er dieſe Pflanze aus ſeinem botaniſchen Garten aufnehmen, und auf das genaueſte ſtechen laſſen moͤchte. Er hat dieſe Mühe guͤtigſt uͤbernom⸗ men, und mir die Platte davon, welche von dem Candidaten der Arzeneygelahrheit, Herrn Tipps, ſo wohl gemahlt als geſtochen worden, uͤbergeben. Nach dieſer wird ein jeder, der auch nur wenig Kaͤnntnis von der Botanik hat, dieſe Pflanze ſogleich erken⸗ nen, und von andern unterſcheiden lernen. Das Ex⸗ trackt davon wird jedoch nicht uͤberall nach meinem Sinn gemacht; denn einige nehmen von dem ausge⸗ BR | preßten — 1 220 Dieter b „ preßten Soft eine gewaltige Menge, den ihn über. i einen ziemlich ſtarken Feuer in einem kupfernen Ge. ſchirr, der große Geſtank breitet ſich daher weit und breit aus, und es verfliegt das, wozinnen doch das beſte ſtecket; ſo reinigen manche den Saft und das Extrackt allzuſehr. Auf dieſe Art erhält man aber eine ſchwarze, zaͤhe, eben nicht allzuſehr ſtinkende — Maſſa. Wenn aber das Extrackt nach meiner Mes || thode bereitet wird, ſo muß es dick und gelbgruͤnlicht ſeyn, und einen unangenehmen, fo wie Mäuſe⸗Sei⸗ ge riechenden Geſtank an ſich haben. Einige miſchen andere Kräuter unter die Cicuta. Wieder andere laſſen die friſchgeſammlete Cicuta viele Tage lang auf einen Haufen liegen, ſie verwelkt und verdirbt daher zum Theil, und ihr Saft wird folglich klebricht und ſchleimicht. Sodann bringen ſie den ausgepreßten Saft nicht alsbald über das Feuer, fi ſondern warten 2. 3. Tage lang, bis es ihnen gelegen iſt, und fie I Zeit haben, der Saft verändert ſich daher, und ver⸗ liehrt viel von ſeiner Guͤte und Wirkung. 1 Aus dem Grunde glaubte ich, es moͤchte nicht. uns 1 dienlich ſeyn, wenn ich nochmals einige Curen ber kannt machte, welche ich in der Zeit, als der zweyte Theil zum Vorſchein kam, ganz allein mit der Cieu⸗ 1 ta gemacht habe. Ich werde dabey kurz ſeyn, damit ich nicht verdrießlich falle, und denen Aerzten mit ei⸗ ; ner langen Erzählung die ihnen fo Eoftbare Zeit weg⸗ nehme. Da, wo ich ſage, ich hätte die Gcuta ge⸗ geben, verſtehe ich allzeit das Extrackt darunter. Ich ſage dieſes darum, um allen Streit wegen des Worts zu vermeiden. Nicht überall habe ich die Doſis be⸗ Murkt, weil 00 toi allzeit mit einer kleinen Doſis 152 4 ge an⸗ — Vom Seeg 221 gefangen habe, und damit allmählich geſtiegen bin, 15 ich einen guten Erfolg wahrnahm, ſodann blieb c fee a und vermehrte die Doſis ie weikek. 1 Erſte Beobachtung. Von einem 3 beſchwerlichen und chmerheſtn BR? Harnlaſſen. | Din Mann von einigen 30. Jahren hatte viele Monath lang einen gewaltigen großen Schmerz und beſtaͤndiges Brennen in dem Unterleibe; keinen Appetit, beſchwerliches Uriniren, oftmaligen Stuhl⸗ gang, wobey aber allzeit nur wenig, und das mit Zwang, abgieng; die Farbe ſeines Geſichts war blaß, und ſein ganzer Koͤrper ausgemergelt. Alle nur moͤg⸗ liche Arten von Arzeneymitteln, fo man bey ihm vers ſuchte, hatten nichts ausgerichtet, es verlohr ſich der Schlaf vielmehr darauf, und er fieng an, an Kraͤf⸗ | ken abzunehmen. Nur blos allein die Cicuta hat ihn in Zeit von 3. Wochen geholfen, ſo, daß ſein Appe⸗ tit wieder kam, der Leib natuͤrlich wurde, der Urin frey floß, und der ganze Körper feine Kraft und ſeine 5 vollkommne Geſundheit wieder bekam. | Zbweyte Beobachtung. Von einer Geſchwulſt am Sue. N in junger Menſch von 15. Jahren krug ſchon ſeit 3. Jahren an dem linken Knie einen Tu⸗ morem, der ſo groß wie eine welſche Nuß war. De dieſe Geſchwulſt gieng eine Fiſtel, aus 5 22 Dritter Theil. 1 cher ein Ichor floß; Sowohl Aerzte als Wundärzte g haben bey ihm eine lange Zeit ihre Kunſt vergeblich angewandt, da ihm aber die Cicuta gegeben wurde, ſo verſchwand nicht nur die Geſchwulſt, ſondern es ſchloß ſich auch die Oefnung der eg und alle 0 W lieſſen nach. e ee Dritte Babalu. nl Von einer haͤßlichen Slechte. 1 5 S ine etliche 40. jaͤhrige Frau hatte, uͤber ein Jahr | laug, an der Hand eine haͤßliche Flechte, und die Haut gieng an den mehreſten Theilen bis auf das Fleiſch weg. Weder aͤuſerlich noch innerlich pur girende und blutreinigende Mittel ſchafften ihr Lin⸗ derung, durch die Cicuta wurde ſie aber Mee 2. d geheilt. 9 Vierte Beobachtung. 1 Von einer Verhaͤrtung in der Beust. 1 Eng Frau von etlichen 30. Jahren bemerkte dn 4 ſeit vielen Monathen in ihrer rechten Bruſt ei ⸗ neen Scirrhum von ziemlicher Groͤße. Es wurde ihr | a Pflafter uͤbergelegt, wornach ſich nicht nur die Haͤr⸗ 4 te, ſondern auch die Groͤße der Bruſt vermehrte, f 19 das Uebel bis unter die Achſel ſich ausbreitete. 5 Die Farbe derſelben wurde purpurroth, es entſtunden 4 daran blaͤuliche Striemen, und der Schmerz daran wurde 5 hefti, daß ſie weder Tag noch 1 5 15 | tür — Vom Schierling. 223 fen konnte. Endlich erhob ſich die Geſchwulſt in Beulen, welche zu exulceriren Mine machten. Als ich zu ihr gerufen wurde, ſo ließ ich alles Pflaſter wegnehmen, und aͤuſerlich nichts als weiche Leinwand auflegen; innerlich aber gab ich gauz allein das Ex⸗ tracktum Cicutaͤ. In Zeit von 8. Tagen ließ beyna⸗ he aller Schmerz nach, die Farbe der Geſchwulſt aͤn⸗ derte ſich, und es ſetzten ſich auch die entſtandenen Beulen oder Huͤbeln, und in der 9. Woche war die Bruſt wieder natürlich, Die ſtarkſte Doſis war taͤg⸗ lich ein halb Dradma. Fuͤnfte Beobachtung. Von einem lang anhaltenden Brechen. Er Frau von 27. Jahren brach, ſeit 23. Wo⸗ chen, beynahe alles, was ſie genoſſen, wieder weg, und fiel faſt daruͤber in die Verzehrung. Aerz⸗ te, Wundaͤrzte, Quackſalber und alte Weiber hate ten ſchon alle Huͤlfsmittel ihrer Kunſt vergeblich an⸗ gewandt; ich gab 20. Gran von dem Extrackt in 4. Unzen einer Mixtur, und ließ davon alle 2. Stunden einen Loͤffel voll nehmen; in kurzer Zeit ließ ihr Bre⸗ chen nach, und die Frau bekam wieder Appetit und Kraͤfte. Nun iſt es ſchon der dritte Monath, ſeit dem ſich bey ihr keine Merkmale zum Brechen wahr | äufern, i | Sechſte Beobachtung. 115 Von einem Geſchwuͤr am Arm. in 70. jähriger Mann hatte nun ſchon ins fünfte - Jahr ein Geſchwuͤr am Arm. Die aus demſelben N | heraus. i von ſich. Auf mein Anrathen nahm endlich dieſer 3 . Dritter Theil. * herauefleſſende Schärfe fraß beſtaͤndig die benachbae⸗ 5 ten Theile an, und erregte brennende Blattern. Die a bey ihm angewandten Mittel linderten zwar zuweilen ’ fein Uebel, es erfolgte aber gar bald wieder ein Ju. cken daran, das Oberhäutchen borſtete, und das Ge⸗ 1 ſchwuͤr gab von neuem wieder den ſchaͤrfſten Ichorem Bong Sr Patient alle Morgen 6. Gran von dem Extrackt, und N eben ſo viel des Abends, aͤuſerlich aber wurde ihm das Empl. diapompholigos uͤbergelegt. Nun iſt das | Geſchwuͤr im 6. Monath feſt geſchloſſen, und der al \ te Mann geriefee eine recht gute FRE — N 4 Siebende Beobachtung. > Ven Verhaͤrtung an beyden Beiſten. 1 4 Er adeliche Dame hatte an beyden Seiten große ſeirrhoͤſe Bruͤſte. Das ihr aufgelegte Mifter | 4 und erweckte große Schmerzen. Die Warze der rechten Bruſt war zweymal größer, exulcerirkt, und aus derſelben floß beſtaͤndig ein ſcharfer freffender 1 Ichor heraus; die Geſchwulſt erſtreckte ſich ſchon bis unter die Achſeln. Vor Schmerz konnte dieſe Dame kaum reden, vielweniger lachen, oder frey Athem holen. Als ihr die Cicuta gegeben wurde, bekam ihr Uebel ſogleich eine andere Geſtalt, und binnen 4. Woochen hatte die Warze ihre natürliche Beſchaffen⸗ heit wieder, und in dem 4ten Monath waren ihre beyden Bruͤſte geſund. Es war nicht noͤthig, die Do. > der Cicuta Ir 18 Gran täglich zu ee 1 e Ache Von Schlei, 1 . Achte Beobachtung. Von einer großen Geſchwulſt am Sales Ein etlich 30. jähriger Mann hatte ſeit langer Zeit an der rechten Seite des Halſes eine uber eine Mannsfauſt große Geſchwulſt. Dabey war er cas chectiſch, und mit hefftigen Schmerzen beſchweret, welche Tag und Nacht den ganzen Koͤrper und alle Glieder quälten. Ueberdieß nahm ſein Appetit ab, es erfolgte daher eine Magerkeit ſeines ganzen Kör⸗ pers, und eine 0 Farbe ſeines Geſichts. Alles, was man zu ſeiner Heilung anwandte, war dergeblich Sobald als mich aber der gute Mann um Rath fragte, ſo gab ich ihm die Cicuta, wodurch ich dann in wenig Tagen fein. Zuſtand beſſerte, und ndlich nach 2. Monathen ſeine ganze e wieder hergeftellt war. Neunte Beobachtung. Von einem haßlichen Geſchwuͤr an der auf. Ei Frau von 36. Jahren hatte ſeit 2. Jahren an der Nafenfpise , Flügeln der Naſe, und an der ganzen Oberlippe bößartige Geſchwuͤre, welche in alle dieſe Theile eingefreſſen hatten, und ihrem Ge⸗ ſicht ein häßlich Anſehen gaben. Alle dieſe Theile waren dabey hart, aufgeſchwollen und laulicht, ein hefftiger Schmerz ließ ihr des Nachts keine Ruhe, und der beſtaͤndig herausflieſſende Ichor fraß die be⸗ nachbarten Theile an. Purgirende, antiſcorbutiſche, ee und w binfreinigende Mittel veränderten 2 P { nichts a — BE: Ex 226 Dritter Eheil⸗ nichts von u Zuſtand, ihr Uebel ſchien vielmehr | immer ſchlimmer zu werden. Nach dem Gebrauch der Cicuta kam eine große Menge Ichor, der aber weit gelinder war, zum Vorſchein, es ſetzten ſich gar bald alle geſchwollene Theile, der Schmerz verſchwand, h und die blaulichte Farbe verwandelte ſich in eine na⸗ tuͤrliche. In Zeit von 3. Wochen nahm man ſchon die ſchoͤnſte Beſſerung in der Bruſt wahr, die Pati⸗ entin wurde viel ſtaͤrker und fetter. Hierauf feste fie den Gebrauch der Cicuta auf eine Zeit aus, alsbald verſchlimmerten ſich ihre Umftände aber wieder, und ihre Schmerzen vermehrten ſich. Sobald fie aber wieder Cicuta nahm, ſo verlohren ſich auch wieder alle ſchlimmen Zufälle, und mit dem fortgeſetzten Ge⸗ brauch der Cicuta ſchloſſen ſich die Geſchwuͤre in Zeit von anderthalb Monathen mit einer Narbe, a alle Geſchwulſt verſchwand. 1 N? Zehnte Beobachtung. Von harter Geſchwulſt in der Schoos 1d Geſchwuͤren i in der Mutter. Se Eine Frau von 32. Jahren hatte ſeit 6. Bahre in der rechten Schoos einen Schmerz, und eine harte Geſchwulſt, dabey floß ihr aus der Mutter ei⸗ ne ſcharfe purulente Materie. Sie ſchob die Urſache dieſes Uebels auf ihre unglücklich abgelauffene letztere Geburt, wo die Hebamme die Nachgeburt mit allzu⸗ großer Gewalt herausgeriſſen hätte. Weder Bader noch Arzeneymittel, ob ſie wohl ins 6. Jahr gebraucht | worden veraͤnderten ihr webe Allein nach . — Vom Schierling. 227 Gebrauch der Cicuta verſchwand nicht nur ihre Ge⸗ ſchwulſt und Schmerz, ſondern es verlohr ſich auch der Ausfluß der ſcharfen Materie aus der Mutter. Eilfte Beobachtung. Von veneriſchen Verhaͤrtungen. Ein 29. jaͤhriger Mann war viele Jahre lang mit | verſchiedenen venerifchen Uebeln beſchwert, und konnte niemals gaͤnzlich curiret werden. Es ſchwollen ihm die Druͤſen des Halſes, in der Schoos, hinter den Ohren, unter den Achſeln an, und verurſachten ihm Tag und Nacht viele Schmerzen. Die in der⸗ gleichen Faͤllen bewaͤhrten Mittel verſchlimmerten ſein Uebel, und es war eine Verzehrung zu befuͤrchten. Der Patient hoͤrte daher, auf Anrathen der Aerzte, mit dem Gebrauch aller Arzeneymittel auf, und ſein Zuſtand wurde darauf weder beſſer noch ſchlimmer, ausgenommen, daß zuweilen ſeine Schmerzen ſehr hefftig wurden. Endlich verließ ihn ſein ordentlicher Arzt völlig, und ſagte, die Sache müßte der Natur uͤberlaſſen werden. Als nun der Patient bey einigen andern die gute Wirkung der Cicuta wahrnahm, ſo kam er in guter Hoffnung zu mir, und fragte mich, ob ihm denn dieſes Mittel nicht auch bekommen ſollte. Ich rieth es ihm, und in Zeit von zwey Mona⸗- then war er curirt, und nichts von feinen Seirrhis „ . 9 S3Zmolfte 5 1 De Dritter Theil. 5 gwöſſte Beobachtung. Vom Winddorn. rk 1 4 128 Gi Jungfer von 17. Jahren hatte 90 ins 6 gte Jahr an dem rechten Arm einen Winddorn. (Spinam ventoſam) Es ſaſſen auch an demſelben haͤßliche Geſchwuͤre. Beynahe unzähliche ſowohl innerliche als auſerliche Mittel richteten bey ihr nichts | aus. Der Leib wurde hart, groß, es entſtund in den Gliedern ein reißender Schmerz, ſie wurde cache⸗ ö ctiſch, mager, und verlohr die Kräften. Blos allein die Cicuta brachte jedoch ihren Leib wieder in den na⸗ tuͤrlichen Zuſtand, vertrieb die Schmerzen, Cachexie und Abzehrung, und heilte die Gefänsäug und Ho 1 nam . f Drepzehnte Beobachtung, = A Von ſcirrhoͤſen Druͤſen. B ey einem 7. jaͤhrigen Knaben waren ale Drüſen | am Halſe und hinter den Ohren aufgeſchwollen, ſeirrhoͤs und ſchmerzhaft, dabey war fein Leib hart und groß aufgelauffen. Es wurden ihm morgens und abends allezeit 6. Gran von dem Extrakt gegeben, und der Erfolg davon war ſehr geſchwinde, denn in⸗ nerhalb 10. Wochen waren alle ieee ver⸗ ſchwunden. . sh Vierzehnte Beobachtung. Be Von einem hefftigen Suſten und beheben | ZBllattern auf der Saut. ine Frau von 29. Jahren hatte ſchon ins vierte Jahr einen hefjtigen 1 und ein ange, > msn * 8 7 N | 9 — \ > 1 ö \ g } 7 | 7 * > 0 * | a x Po = A N SS, | Vom Schierling. 229 mes Jucken an dem ganzen Koͤrper, und es entſtun⸗ den auf ihrer ganzen Haut weiße, durchſichtige, bren⸗ nende, nagende Blattern. Nach langem Gebrauch der Aegenepmireel feng fie endlich an in eine Verzeh⸗ rung zu fallen. In dieſem Zuſtand gab ich ihr taͤg⸗ lich 4. Gran von © Cicuta, und in kurzem warf fie haͤufig einen zaͤhen Schleim aus, und ihr Jucken verſchwand, nachher bekam ſie ihre Kraͤfte und gute Beſchaffenheit des Koͤrpers wieder, und iſt nunmeh⸗ ro geſund. Ich durſte dieſe Doſis nicht hee weil . ſie das that, was man wuͤnſchte. | Ä Be Funfzehnte Beobachtung. Von einer Geſchwulſt am Unterleib nach einem | abwechſelnden Sieber. Gi etlich 60. jaͤhriger Mann bekam nach einem nachlaſſenden Fieber einen geſchwollenen Leib; dabey war die rechte Gegend unter den kurzen Ribben geſpannt und hart, ſeine Geſichtsfarbe gelb, der Ap⸗ petit verlohren, und die Nacht uͤber quaͤlte ein Schmerz ſeine ausgemergelten Glieder; Dieſen Mann hat die Cicuta ebenfalls gänzlich wieder hergeſtellt. 5 Sechzehnte Beobachtung. br Von einem hefftigen Brechen. N 7) ey einem alten Mann von 70. Jahren konnte 3 mit nichts ein hefftiges Erbrechen, mit dem er ſchon in den 3. Monath beſchweret war, geſtillt were den. Die Cicuta, in einer Mixtur aufgelöft, hemmte in „e e Brechen, daß es nicht wieder kam. x x | * 3 2 Sieben \ 2320 Dritter cel. e 1 Beobachtung. Von der engliſchen Krankheit. 4 Ei Kind von 3. Jahren, das die engliſche Krank- heit hatte, und weder auf den Fuͤſſen ſtehen, noch frey Othem holen konnte, hat die Cicuta gänzlich ce riret, daß es nunmehro frey Othem holen, munter und hurtig lauffen kann, und feine übrigen Bruͤder in der Geſundheit überthifft. Dergleichen Faͤlle habe ich mehrere. Bey einigen waren täglich 4. bis . Gran von dem Extrackt hinlaͤnglich. Bey andern aber mußte die Doſis deſſelben bis auf 10. 12. auch 20. Gran erhoͤhet werden. „ Achtzehnte Beobachtung. Von einem cachectiſchen Srauenzimmer, bey welchem eine uͤble Materie aus der 0 Mutter floß. t * Eine Jungfer von 26. Jahren war ſeit einigen Jah⸗ ren zu den hefftigſten Blutfluͤſſen der Mutter ges 7 neigt; und wenn ihr Blutfluß auf hoͤrte, fo kam alles zeit aus der Mutter eine dicke, gelblichte, ſcharfe Ma. kerie zum Vorſchein, die alles anfraß. Sowohl an⸗ + dere berühmte: Aerzte, als ich, haben lange Zeit faſt unzähliche Arzeneymittel bey ihr verſucht, die Pati⸗ entin hatte aber von keinem Linderung empfunden, ſie wurde vielmehr cachectiſch, und bekam Geſchwulſt. Bey einem ſo hartnaͤckigen Umſtand wollte ich endlih doch verſuchen, was die Cicuta dabey ausrichten wäre Er de f N 5 Ya daher ka ern mal 3. en jede von N Vom 1 Schierling | 231 von 3. Gran. Nach wenig Tagen ſahe ich die blaße Farbe des ganzen Koͤrpers in eine natuͤrliche ſich ver⸗ wandeln, die Kraͤfte zunehmen, und den Appetit ſich wieder einſtellen. Der Urin gieng dabey haͤufig mit einer Menge Schleim ab. In Zeit von einem Mo⸗ nath hatte alſo die ganze Krankheit wieder eine ganz andere Geſtalt. Denn die Reſpiration, welche vor⸗ her bey der geringſten Bewegung faſt bis zum Erſti⸗ cken ſchwer war, war nun freyer, der Schlaf ruhi⸗ ger, und das aͤngſtliche Herzklopfen hatte nachgelaſ⸗ ſen. Und was das meiſte iſt, ſo hatten auch die Blutfluͤſſe aus der Mutter nachgelaſſen, und es er⸗ ſchien ihre monathliche Reinigung zur gehoͤrigen Zeit und in gehoͤriger und richtiger Beſchaffenheit. So war auch die aus der Mutter flieſſende Materie nicht mehr ſo dick und ſcharf. Binnen 2. Monathen war alſo dieſe Perſon völlig geſund, und es kam bey ihr nur noch etwas wenig duͤnnes Serum aus der Mute ter zum Vorſchein. Neunzehnte Beobachtung. Von einer Geſchwulſt am Rinn. 0 7 E in uͤber 60. Jahr alter Mann hatte unter dem 2 Kinn eine Geſchwulſt, welche größer als ein großes Ey, und wie ein Stein ſo hart und ſchmerz⸗ haft war, dieſe Geſchwulſt blieb bey dem lange Zeit fortgeſetzten Gebrauch, ſowohl innerlich als auferlicher | Mittel, demohngeachtet unbeweglich und unveraͤndert. Allein die Cicuta loͤſte ſie auf, und kö ſie in Zeit von 2. Monathen. 9 4 Sen- 232 | Dritter „ cbel. ol 5 85 >. Zbwanzigſte bn g Don einer Abzehrung bey einer ablachen En A Perſon. 70 8 N 79 wir sine 12 jährige Frau, welche cachectiſch und men lancholiſch war, verfiel endlich nach und nach in die Verzehrung. Man konnte in dem Körper keinen einzigen ſichtlichen Fehler, von welchem dieſe Krank⸗ heit herkommen konnte, entdecken. Die Patientin hatte eine Erdfarbe im Geſicht, ihre Augen lagen | . tief im Kopf, ihre Stimme war ſchwach, fie hatte oͤfteres Herzklopfen, und bey etwas ftärferer Bewe⸗ gung aͤngſtliche, kurze Reſpiration, uͤberdieß war auch ihr Appetit ganz weg. Die ſonſt in dergleichen Faͤllen gewoͤhnlichen Mittel ſchafften ihr keine Linde⸗ rung. Allein 3. Unzen von dem Extrackt der Eieu⸗ ta, welche ſie nach und nach verſchluckte, brachten ihr ihren Appetit, ihre Kräfte und Munterkeit des Gemuͤths wieder, und hoben ihre Cachexie, und es genießt nunmehro dieſe Frau, zu aller Verwunde⸗ rung, die beßte Geſundheit. Wenn die Cachexie und Abzehrung des Koͤrpers von keiner i nnerlichen verborgenen Vomica, oder von einem a 85 Eingeweide abhaͤngt, ſo wird . webe e ” n Br Cicuta geheilt 4 An / Ein und n Beobachtung, 5 Von einem Winddorn. Be einem 10. jährigen Knaben, welcher ſaſt an dem ganzen Koͤrper und an allen Gee e ventoſam hatte, ja 1 5 im N und um „ Vom Schierling. 233 die Augen herum elendiglich zerfreſſen oder exulcerirt, ausgemergelt und voͤllig cachectiſch war, wurden vie⸗ le Jahre lang von den beßten Aerzten verſchiedene Mittel vergeblich angewandt, ſeine Krankheit wurde vielmehr immer ſchlimmer. Blos allein auf die ge⸗ brauchte Cicuta ſchloſſen ſich alle Geſchwuͤre, und die Narben ſind nicht haͤßlich; es loͤſten ſich aus den Ger ſchwuͤren nach und nach Stuͤckchen Knochen ab, die | Kräfte nahmen zu, die Farbe des Geſichts wurde natuͤrlich, und der ganze Körper iſt nun geſund. Durch allmaͤhlich Steigen der Doſis hat dieſer Patient nun ſchon ſeit vielen Wochen ein ganzes Drachmag täglich von dem Extrackt genommen. \ Zwey und zwanzigste Beobachtung, Von einem offenen Krebs. Eine etliche 40. jährige Frau hatte ſchon ins fe Jahr einen offenen und häßlich ſchwaͤrenden Krebs. Durch den ſowohl innerlich als aͤuſerlichen \ Gebrauch der Cicuta iſt nun das Geſchwuͤr faſt voͤl lig zugeheilt. Die Frau war vorher ganz ausgezehrt, hatte Nachtſchweiſſe und keinen Appetit; Nun aber ſind ihre Kraͤfte und die Geſichtsfarbe gut, der Schlaf ruhig, ſie hat keine Schmerzen, der Schweiß hat nachgelaſſen, und das Abzehren iſt vergangen. Sie | bekommt jezt taglich 12 1 Dash von dem Extrackt der Cicuta. 5 Bey einer andern Frau von z etlichen 30. Jahren habe ich einen großen offenen Krebs blos allein mit der Cicuta binnen 6. Wochen bis a“ einer ſehr gerin⸗ e „ , — 5 Jan 2 \ \ 234 A Dritter Theil. N 7 eine Narbe zu formiten an. Dieſe Beobachtungen ſind mir bey meiner Stadt⸗ Praxis vorgekommen, die, welche ich in dem Spital geſehen habe, und gewiß bewundernswuͤrdig find, und die Aufmerkſamkeit der Welt verdienen, kann ich hier nicht anführen, weil fie Herr Collin, mein 85 gen Größe gebracht, und nun fange 16 bey: " fon 9 wertheſter Collega, getreulich niederſchreibt, und ſie 15 in kurzem ſelbſt der Preſſe uͤbergeben wird. Wir haben von der Cicuta in unſerm Spital taͤg⸗ | lich fo gute und ſichtliche Wirkungen gefehen, daß nicht nur Kunftverftändige , ſondern auch unwiſſende Perſonen, welche um den Patienten ſind, ſich darů · | keinen glücklichen Ausgang hatten. Denn wenn die ber verwunderten und erſtaunten. Es hat jedoch auch einige Faͤlle gegeben, ARE Krankheit ſchon allzuweit um fich gegriffen hat, oder der ganze Körper völlig verderbt geweſen iſt, wer will da curiren? Oder von welcher Arzeney wird dann die Geſundheit zu hoffen ſeyn? Wir machen und verlangen auch von unſern Arge | neyen keine Wunderwerfe, ſondern bemerken nur, wie weit wir es durch die Kunſt bringen koͤnnen. u * Finden wir hier etwas, das uns daran hindert, ſo ſehen wir, ob daſſelbe durch die Kunſt übertroffen. | werden koͤnne; und wenn wir dieſes nicht vermoͤgen, ſo erkennen wir, daß wir Menſchen ſind, und bisher noch vieles nicht wiſſen. Die Einbildung iſt auch weit von uns entferhet, ; daß wir uns vor größer in unſerer Kunſt, als andere hielten, wir ſind eher begierig, taglich mehr, we | von dem Niebrigften, in lernen. Daher ‚ Vom Schierling. 235 Dahero wir auch andere erſuchen, eben dieſe Ge⸗ ſinnung gegen uns zu brauchen, und wenn wir ir⸗ ren, oder geirret haben, uns unſern Irrthum mit gehöriger Beſcheidenheit und auf eine gegruͤndete Wei⸗ ſe zu entdecken, denn wir werden uns nicht ſchaͤmen, noch widerſpenſtig ſeyn, beſſere Lehrſaͤtze anzunehmen. Die erſte zugabe. Das Extract der Cicutaͤ iſt ein ganz und gar unſchaͤdliches Mittel. | Es kann daſſelbe, wenn die Doſis nach und nach vermehret wird, des Tages uͤber zu 2. 3. oder 4. rachmis gebrauchet werden. Und man kann mii dem Gebrauch einer ſolchen Dos ſis ſicher viele Wochen lang fortfahren. | Der Schierling ſchadet weder Kindern noch Kna⸗ ben, noch Erwachſenen, noch alten und abgelebten Leuten, noch ſchwangern Weibern und neugebohrnen Kindern, noch auch denen, welche auf eine Fr oder gemeine Weiſe erzogen werden. Die zweyte Zugabe. Die Cicuta erwecket we⸗ der eine groͤßre Wewegung noch Unruhe in den lun lauf des Bluts. Sie Fühler nicht, fie erhitzet auch nicht. Die dritte Zugabe. Das Extradum cicutæ iſt ein fehe wirkſames Huͤlfsmittel. | Es beweget zwar felten den Leib, und noch ſelner 5 arreget es Brechen, zuweilen vermehret es die Aus⸗ duͤnſtungen, fuͤhret aber öfters einen häufigen und leimichten Urin aus. g Doch wird es bey den meiſten Kranken keinen Aut 15 auf eine merkliche Art vermehren. N Die 236 Brite Tori. Ä Die vierte Zugabe. Das Extractum ciblte 1 die groͤßte Kraft in ſich, zu zertheilen, und dringet oft hier und dahin, wo auch die ſtaͤrkſten bisher bes kannten Mittel nicht hinreichen koͤnnen. Es oͤffnet, was verſtopfet iſt, und bringet daher den unruhigen und verhinderten Umlauf des Bluts in Ordnung. g Wie es auch auf gleiche Weiſe die Schwäche, Laß f heit und Schmerz in den Gliedern, (welche aus eben dergleichen Urſache entſtehet) hebe. Es erwecket ein heitres Gemuͤth, und bringet dem | Körper ‚eine Fertigkeit und natürliche Stärcke zu. wege. + | Es vermehret die Ausſonderungen, dahero. dere die Ohren, Naſe, der Mund und trockener Hals befeuchtet, und zu beſſerer Ausdünſtung eee werden. i . Bar Es machet untüchrige Männer, wegen Unbeweg⸗ | lichkeit oder Verſtopfüng der Gefälle „ zu fruchtbaren Vätern. s CEs eroͤfnet bey Frauens. Perſonen die verſchleim⸗ ten und verhaͤrteten Mutter⸗Gefaͤſſe, und bahnet den \ Weg zu der aus gleicher Urſache verhinderten monath⸗ lichen Reinigung. Es bereitet den Ort, daß fie fro liche Kinder⸗Muͤtter werden. Die Kinder befreyet es von der engliſchen Krank: heit. Es hebet oͤfters die Steif heit, Kaͤlte, Unem⸗ pfindlichkeit und Abzehrung der Glieder, und beinget es ſo weit, daß die natuͤrliche Wärme, die Kraft der Muskeln und das Zunehmen, nebſt der nöthigen Em bee deaſehes 125 wieder Ne Hg 0 Hark 7 Vom Schierling. 37 Auf geiche Weiſe ſtaͤrket es die Augen, bringet das verhinderte Sehen . „und vertreibt zuwei⸗ len die Bloͤdigkeit. Eben dieſem Mittel weicher" öfters die Taubheit. Der verlohrne Geruch wird nicht ſelten durch deſſen Gebrauch hergeſtellet. Die verhinderte Sprache wird oft dadurch vernehmlicher und freyer. 5 Es zertheilet oͤfters die gichtartigen 5 engemunyl ten und hartnaͤckigſten Gliederſchmerzen. Die fünfte Zugabe. Die Cicuta hebet die von Verſtopfung entſtehenden Geſchwuͤlſte, und erweichet auch die aͤlteſten Verhaͤrtungen, wider welche alle an⸗ dern auch die kraͤftigſten Mitte nächte ausrichten | konnen. | | Es lieget daran nichts, in welcher Gegend des | ons dergleichen Geſchwuͤlſte ſich verbergen; Die⸗ ſes Mittel wirket mit gleicher Kraft in alle Theile: und alſo eroͤfnet es die Druͤſen unter der Zunge, un⸗ ker den Achſeln, „ um die Ohren, am Halſe, unter den Armen, in der Bruſt, dem Unterleib und alle übrigen Theile deſſelben sc. Es vertreibet öfters durch Auflosung der . ten Theile des Unterleibes die Waſſerſucht. Es erweichet die harten und aufgelauffenen Leiber der Kinder, daß ſie feige wieder in den natuͤrlichen Zuſtand ſetzet. 5 Daher es öfters die Cacherie verbeſſert, und die * un ſelbſt, oder ein berzehrendes Sch le, Es erweichet die. Verhärtungen in der Lunge, und 2 einen ſchleinngen sähe Auswurf zuwege, . er * 7 2 38 0 Dritter Thel. | her es das schwere Athemholen, den Raheköweig und die Doͤrrſucht hebet. Es ſchaffet die Geſchwuͤlſte der Gelenke ber Seite, und machet dieſelben biegſamer und beweglicher. Die ſechſte zugabe. Bisweilen vertreibet die Cieuta die Arten des Staars, oder verhindert, daß ſie nicht weiter um ſich greiffen. Und auf dieſe Weiſe erhaͤlt ſie das Gefiht, Kr fet es, oder bringet das Verlohrne wieder, Die ſiebende Zugabe. Sie verbeſſert die Scharf ſe des Bluts, und ce die daher entſtehenden Kranke eiten. | Sie heilet die scharfen, ſalzigten Feuchtigkeiten, das Jucken, die Schwinden, den ärgften Erbgrind, eine eingewurzelte und immer wiederkommende Kraͤtze. Sie vertreibet die boͤsartigſten un | ; gene und offene Fiſteln. Die achte Zugabe. Sie hebet das Anſteſen der Knochen, und verhindert die Faͤulniß, traͤget auch ſehr vieles bey, daß ſich die dee Theile geſchwind abblaͤttern. ' Daher ift es in dem Winddorn ein gutes Mittel. Die neunte Zugabe. Sie heilet den Krebs, oder verbeſſert die Schärfe deſſelben, bringt ein gu tes Eyter zuwege, und ſtillet die Schmerzen. Die zehende Zugabe. Es iſt dieſelbe ein Mittel wider den weißen boͤsartigen Fluß, wider den dae wurzelten und hartnaͤckigen Tripper. | | Die eilfte Zugabe. Sie ſtillet das Brechen 1 die heſtigſten een | 1; Vom Schierling. 239 Die Swoͤlfte zugabe. Sie hebet die Ueber bleibſel der veneriſchen Seuche, wache keinem andern Mittel weichen. Die dreyzehende Zugabe. Die Cicuta heilet die Krankheiten, welche nach bösartigen Blattern zuruͤcke bleiben. | Dieſes zu beweiſen, hat mir der bey hieſtger Stadt berühmte Arzt, Herr Lebmacher, zwey Ge⸗ ſchichte aufgezeichnet. Die erſte Nachricht enthaͤlt folgendes , von Bi eigenem Soͤhnlein, welche er alfo beſchreibet: „Mein liebes und ſonſt geſundes Soͤhnchen von fuͤnf Mona⸗ then, wird den 16. Februar 1760. von den Blat⸗ tern uͤberfallen, welche zwar nicht fo häufig, jedoch nicht von eben der beſten Art waren. Indem den neunten Tag denſelben ſich ein geſchwinder Durch. fall zugeſellete, geſchah es, daß alle Blattern auf der linken Seite vom Geſicht an bis an die Fuͤſſe zus ſammen fielen, da e auf der rechten Seite erhaben blieben.“ Kin Indem dieſes geſchiehet, fangt der ganze Arm, das Knie, und der äufere Fuß auf der linken Seite, auf eine wunderbare Weiſe an aufzulauffen, daß die⸗ ſe Seite gar nicht bewegt werden konnte, und den hefftigſten Schmerz erlitte, welchen das elende Kind, durch das Fläglichfie Schreyen, wenn man es anruͤh⸗ rete, zu verſtehen gab.“ „Doch wurde dieſes Uebel, 0 keinem Anzeigen einer Oefnung weder von der Natur, noch von der Kunſt, durch den Fleiß des geſchickten Chirurgi Le⸗ ber, / ohnasfehe in 4. e ſo weit e 240 Dritter Theil. | 0 daß keine Hinderniß der Bewegung ei einer al dern Verrichtung uͤberblieb.“ „ Unterdeſſen, da der eigenfinnige Knabe weber in Blattern, noch auch zu keiner Zeit irgends ein Medicament, als durch Gewalt oder Betrug zu ſich nahm, das er nicht bald wieder weggegeben haͤtte, und auch nicht die Mutter⸗Milch nebſt Milchſpeiſen N die von den Blattern verdorbenen S Saͤfte zu ändern vermoͤgend war, bekam derſelbe nach der Zeit uͤber den ganzen Leib, vom Kopf bis an die Fußſohlen, unzähliche eyterichte und bösartige Geſchtbuͤre, daß die ganze eyterichte Haut, außer den aufgedüͤnſteten i Unterleib „nur die Knochen bedeckte.“ 1 „In dieſem bedauernswuͤrdigen Zuſtande bliebe der Knabe bis in den 21. Monath feines Alters, nämlich im Juni 1761, feinem Schickſaale uͤberlaſ⸗ fen, da er ſo wenig Hofnung von ſeiner Beſſerung gab, daß es vielmehr mit ihm täglich ſchimmer wur⸗ de. Endlich wollte ich doch verſuchen, was das Ex⸗ tractum Cicutä, wie man es ihm nun beybringen h Fönnte, in dieſer Krankheit ausrichten würde. « 25 Ich gab ihm alſo zum Anfang des Junii täglich 3 2. Gran, einen des Morgens in duͤnnem Kaffee mit geroͤſteter Gerſte und Milch, und den andern des Abends, damit ihm nicht eckete in etwas Chocco⸗ a lade. 9 20 9 „Ich weimnehete⸗ alſo nach und nach die Doſin, i daß er täglich) 6. Gran zu ſich nahm, ohne erde fen einige Diär zu beobachten.“ 1 „Dadurch geſchahe es, daß die Geſchwuͤre ein gm tes Eyter faßten, und anfiengen, am ganzen Körper reiner, heilſamer zu werden „ und 30 eee 4 wie⸗ S — 8 * + > Paz Ir = Vom Schierling. 25 241 wiewohl ein und der andre Grind in den haarichten Theilen des Kopfes uͤberblieb.“ „Nachdem ſich ſeine Kraͤfte ſchon in der Mitte des Julii ſo gut geſammlet hatten, konnte er munter in und außer der Stube, mit aufgerichtetem Haupt, hellen und offnen Augen, lauffen, auch den Son⸗ nenſchein und das Licht vertragen, welches er zwey Monathe lang wegen entzuͤndeter Augen, und offtern Reiben in denſelben, und niedergebuͤcktem Haupte, nicht erdulten Fönnen.“ „ Alſo hat ſich der vorher ſo ſehr eigenſinnige Kna⸗ be nach und nach gebeſſert, daß er jetzt faſt den gan zen Tag ſpielet und munter herum gehet.“ Es iſt demſelben weiter gar kien Medicament als 6. Drachmas von dem Extracktum Cicuta gegeben worden. Geliebte Leſer! wenn nur dieſes der einzige Vor⸗ fall ware; wuͤrde nicht die 99 0 das groͤßte Lob verdienen muͤſſen? Die Cicuta iſt einem 1 eyterichten, | und fehr cachectiſchen Kinde gegeben, und Die Kind daher gefund worden. Es iſt demnach die Cicuta ein ſehr unſchädlich | Miteel. Es iſt vielmehr ein kraͤftiges Heilmittel. Zwar giebt es in der Arzeneykunſt ſolche Grillen . die dieſe Cur vielleicht von dem Trank der geroͤſteten Gerſte, oder des Caffees, oder Choccolade, oder von der Huͤlfe der Natur, herleiten koͤnnten; Allein dieſen dienet zur Nachricht, daß dieſes Kind dieſe Getraͤnke ſchon vor dem Gebrauch der Cicuta genommen, und dennoch hat ſich die Sache Ba verſchlimmert, daß Aaher weder die Kraft der Natur, 22 Dritter Theil, a Natur, noch bie: Getränke, etwas ausrichten ton. 9 nen. Aber fo bald ihm das Extracktum Cicuta gegeben worden, hat ſich das Kind en zu beſſern. Dahero kann dir, Cicuta! das Lob niemand fc tig machen. Die andere Geſchichte, welche mir eben dier ve N lehrte Mann mitgecheilet, iſt folgende: » Zu Ende des Junii 1761. kam ich ohngefehr zu einer adelichen Dame von 23. Jahren, welche hen vor 18. Jahren zuſammenfluͤſſende Blattern gehabt N hatte, deren traurige Reſte fie annoch beſeufzete; 5 Denn auſerdem, daß ſie dadurch das rechte Auge eingebuͤſſet, hatte ſie ein Geſchwuͤr mit einer harten Geſchwulſt in dem rechten Backen.“ „Es waren, wie dieſelbe erzählte, verſchiedene innerliche und aͤuſerliche Mittel, daſſelbe zu heilen, gebrauchet, aber alle (ja ſelbſt die Speichel Cur ) W geblich angewendet worden.. 5 Ich erinnerte mich des guten Succeſſes von dem Extr. cicutæ in eben dergleichen Krankheit, und rie⸗ the ihr dieſes Mittel, welches ſie, ohngeachtet ſie des Medicinirens übeebeiig. war, doch 2 ver⸗ ſtattete.“ „Sie fieng alſo mit Anfange des Julii an, von dem Extr. cicutæ täglich 8. Gran zu nehmen.“ „Nachdem ich das uͤber dem Geſchwuͤr liegende und mir unbekannte Pflaſter wegzunehmen verordnet hatte, ließ ich das Geſchwuͤre mit einem Decocto von der Cicuta durch angefeuchtete Tücher baͤhen. “ „Nach 8. Tagen ſchien die Geſchwulſt ſchon klei⸗ ner und . zu werden, und dos e | 7 ng | * 1 | — . Vom Schierling. | | 243 fieng an dem Rande an, 1 zu trocknen und zu⸗ ſammen zu gehen.“ 1 Unterdeſſen fieng in der Mitte des Geſchwüres hier und da ein ſchwammichtes Sie vorzumachfen an, welches durch eingeſtreutes verzehret wurde.“ | „Die Cruſta aber wurde mit Roſenhonig und eben dieſem Pulver vertrieben, welches ſo ofte wiederholet wurde, als dergleichen ſchwammchees Fleiſch ſich wie⸗ derum ſehen ließ.“ v„unterdeſſen vermehrte ich die Anzahl der Pillen nach und nach alſo, daß ſie binnen 3· Wothen ſchon taglich 30. Gran nahm.“ | „ Bey welcher Dofi ich bisher geblieben, und has be dieſelben einen Tag um den andern nehmen IR * ” „Unter dieſer Zeit fieng die Geſchwulſt und die Härte faſt ganzlich zu vergehen an, das Geſchwür reiner, trockener, und mit einer zarten Haut übers zogen zu werden und iſt nun ſchon auf 6. Wochen lang alſo geſchloſſen geblieben.“ „ Dieſe Dame wird in eben der Doſi der Cicuta ſo lange fortfahren, bis ſich die Haut wird recht dus ſammen ſchluͤſſen . „Sie hat vom Anfang des Juni bis hieher, nem⸗ lich zum Ende des Sept. ſchon 4. Unzen von dem Err. cicutæ genommen.“ f „Und niemals von einem andern Medicament 18. Jahr lang einige Wirkung als von dieſem ge⸗ | funden. . a „Nunmehro fängt ſich AR den Gebrauch der ein der Appetit zu dermehren, und ſie zuzuneh⸗ 2 2 a ! - 2 : j ulver der Cicuta I — 244 Dritter Theil. 2 men, an. Sie iſt von Gliederſchmerzen, womit 75 ſonſt uͤberfallen worden, befreyet, und ai nicht uͤber das Geringſte weiter. ey Welcher Menſch von geſundem Verſtande wird demnach an der Kraft der Cicutaͤ zweifeln? Da nun die Cicuta in die giftigen Ueberbleibſel der Blattern wirket, fo entſtehet die Frage: Ob nicht auch dieſelbe in dieſer Krankheit ſelbſt, und wenn ſie boͤsartig, in weniger Doſi, und mit ver⸗ zu brauchen erlaubet ſeyn koͤnnte? nuͤnftiger Anwendung und vorſichtiger Beurtheilung Es ſtimmet mit der Natur uͤberein, und beſtehet durch unendliche Erfahrungen „daß die Vegetabilia von allerley Art in unſerm Magen koͤnnen verdauet und in einheimiſche Saͤfte verwandelt werden, wel⸗ ches aber niemals von denen Mineralibus geſchehen kann. | Die Vegerabilien werden daher leichter von unſe⸗ rer Natur aufgenommen, und kommen weit ſicherer mit derſelben überein. N Ergo: Wenn andern erlaubt Gelee in der gif⸗ tigen Beſchaffenheit der Blattern den Mercurium und das Antimonium zu brauchen, warum ſollte es uns nicht vergonnet ſeyn, ohne allen Vorwurf des Gewiſſens, daß wir die Cieutam verſuchen möchten, indem die beßten bisher bekannten Mittel nichts aus⸗ richten koͤnnen? Dieſe zwo von dem gelehrten Leb⸗ 4 wichtig ſeyn, meine Meynung zu beſtaͤrken. macher allhier angefuͤhrten Exempel werden fehr Ich habe auch von andern, ſowohl hieſigen ae auswärtigen Aerzten, die ſchoͤnſten und gluͤcklichſten zu von der Cine ich habe auch folche, 5 de 2 1 = = a 4 Vom Schierling. a, die nicht ſo gluͤcklich abgelauffen; ich halte aber da⸗ fuͤr, daß dieſe alle auf eine andere Zeit müſſen auf⸗ gehoben bleiben. Erinnerungen. 5 ieſe Schluß: Folgen ſind aus wiederholten Er⸗ fahrungen hergeleitet und beſtaͤrket worden. Zee bitte ich alle und jede Aerzte, daß ſie ſich nicht einbilden, ich ſey der Meynung, ich glaub» | te: dieſe wären allgemein, und man ſoll überall die Cicutam brauchen. f Ich ſage und bekenne es oͤffentlich: daß ich auch Kranke von allerley Art gehabt, welchen die Cicuta nichts geholfen, ohngeachtet ſie nach der Aehnlichkeit der Krankheit gebrauchet werden konnte. Daß aber die Exempel, welche ich erzaͤhlet, wahr find, daran wird niemand, wie ich glaube, zweifeln. Wenn je⸗ doch einer an der Wahrheit der Sache zweifeln, und meine Redlichkeit ihm verdaͤchtig vorkommen ſollte, den kann ich nicht beſſer als an den weltberuͤhmten Herrn van Swieten weiſen, der die Nahmen der Kranken, und den Ort ihrer Wohnung aufgezeichnet bey ſich hat. Wie gluͤcklich bin ich nicht, unter dem Schutz eis nes ſo großen Mannes die Anpeuepuut auszu⸗ üben! Ich habe kranke Weiber geſehen, welche den ärge ſten Krebs an den Bruͤſten erlitten, denen die Cicu⸗ ta geſchwinde geholfen, es waren aber auch viele an⸗ dere, welchen die Cicuta nur einigermaſſen Linderung geſchafft, 8 aber dieſelben geheilet hat; e ha⸗ 2 3 re 412 2246 | Drit te Then), W 725 ben aus dem Gebrauch der Cicuta nicht die geringste ’ Veränderung empfunden, und eine und die andere hat dieſes Mittel gar nicht vertragen koͤnnen. | Eben dieſes will ich auch bey andern Krankheiten, worinnen ich die Cicutam gelobet habe, verſtanden N wiſſen. weilen nutze, und Wunder thue, wo andere und ſehr beruͤhmte heroiſche Medicamente nichts ausrichten. 8 Fr N 6 . an ua m El een ee re a" a al FE SE g! Denn nur fo viel behaupte ich: daß die Eicuta 01 GG Und wenn andere Aerzte auch andere Hülfsmittel noch darzu erfinden, ſo ſind wir nach und nach im Stan⸗ 3 de, die allerfchwerften Krankheiten zu heilen. Gewiß! ich freue mich, da ich hoͤre, daß viele Aerzte in Unterſuchung verſchiedener een h meinem Beyſpiel folgen. Wie viel tauſend Pflanzen haben wir zur Zeit, deren Krafte wir nicht kennen? Es iſt aber wahr⸗ haftig, dieſelben zu entdecken, Fleiß, Arbeit, die Vorſehung, und ein Gemuͤth, welches von aller vor⸗ gefaßten Meynung befreyet iſt, hierzu noͤthig. Nec jura in Verba Magiſtri. we Ueberdieſes wird dennoch allezeit in unferm S Sinne Di bleiben muͤſſen, daß die Hau und Arzenegen ihre Schranken beſitzen. Wenn ſchon die Cicuta in en einer Krankheit i zuweilen nutzet, und zuweilen auch nichts ausrichtet, ſo iſt gewiß, daß darunter ein gewiſſer Unterſcheid verborgen ſeyn muͤſſe, deren entſcheidende Kennel. chen wir bisher noch nicht beſitzen. Ich bin allein auch nicht genug, dieſelben ſeſtuſe⸗ ben, und kann daher mit nichten gewiſſe Regeln bis. her bekannt machen. Diejenigen aber, welche mir | a koͤnn⸗ Vom Schierlin . 247 koͤunten und ſollten beyſtehen, haben ihre Hand ab⸗ gezogen, ja, mit beiſſender Vorſtellung und wieder⸗ holten Reden zu denen Arzneybeflieſſenen, meine Werkgen verdammet, verworfen, ja mit Feuer und Schwerd dieſelben bey Seite räumen wollen. Heu me! miſera hominum ſors. Ich habe in meinen zwo Buͤchern von der Cicuta die gluͤcklichen und ungluͤcklichen Vorfaͤlle erzaͤhlet, und erinnere uͤberdieſes allezeit: daß die Cicuta nicht allen auf gleiche Weiſe nuͤtzen werde. Ich habe es ſchon in dem zweyten Buche zu verſtehen gegeben, daß es mir gnug ſeyn wuͤrde, wenn ich durch den Gebrauch der Cicuta einen Kranken aus tauſend er⸗ halten und heilen werde, welcher durch andere Mit⸗ tel nicht hat koͤnnen zurechte gebracht werden. Wenn von andern 99. Aerzten ein jeder ſo viel ausgerichtet hat, wie ich . ſo werden alle hundert ei⸗ nig werden. Koͤnnte jemand aufrichtiger und kedlicher ſchreiben, und der Welt ſeine eigene Erfahrungen getreulichen und vorſichtiger vorlegen? Nach dieſem ſtehet es ja einem jeden Arzte frey, ob er dergleichen Mittel brau⸗ chen will oder nicht? Ich ſuche weder Ehre noch Ruhm, noch mir ei⸗ nen unſterblichen Nahmen, noch Gewinnſt damit zu machen; ich wollte nur dem armen und kranken menſchlichen Geſchlecht nuͤtzlich feyn; ich wollte nur — ihre Beſchwerungen erleichtern und aufheben; wie dieſes die Pflicht eines jeden Medici erfordert; ich | dn fe daß 9 andere daruͤber nicht be⸗ unru f ; „„ 7 148 5 Bitte Theil. Ich habe ee hundert Pfund von dem Extract 1 cicutæ bey Kranken verbrauchet, und bezeuge es mit 1 Gewiſſen: daß es niemanden jemals geſchadet, enn wenn ich geſehen, daß die Sache auf einem gu- ten Wege, bin ich immer fortgefahren, habe damit angehalten, und die Doſin verſtaͤrket; fo bald ich aber bemerket (welches zwar ſehr ſelten geſchehen) daß ſich der Kranke darauf nicht wohl befunden, habe ich die Cicutam bey Seite geſezet, wie es alſo die Kunſt befiehlet. Wenn daher dieſes Medicament, wenn es ver⸗ 4 nuͤnftig gebrauchet wird, mit nichten Schaden ſtiff? ten kann, ſo erfodert es die Obliegenheit der Kunſt, daſſelbe allen fehr anzupreiſen, damit ſehr häufige Ei fahrungen geſammlet, welche unter einander vergli⸗ chen, und nach allen Kennzeichen, Zufaͤllen und Er⸗ folg gegen einander gehalten, hernach die Gründe und Urſachen unterſuchet werden koͤnnen, warum die Cicuta in eben der Krankheit zuweilen dienet, und dieſelbe aus dem Grunde heilet, und weswegen ie N auch zuweilen nichts ausrichtet. — Nach erſehenem Unterſcheid und gefundener urs. 5 che der Sache ſelbſt wird ſich erklaͤren: wie weit ſich N die Kraft der Cicutaͤ erſtrecket, und wie alsdenn ein Grund angegeben werden koͤnne: warum die Cicuta nicht bey allen auf gleiche Weiſe wirket, und alsdenn = wird es leicht feft zu ſetzen ſeyn, in welchen Fällen fie augenſcheinlich nugen, und in welchen ſie RR aus⸗ richten kann. Wenn dieſe Dinge in ls gebracht worden, 1 fo koͤnnen wir in denen Fällen, wo die Cicuta um 3 | en it, auf ein ander Mittel denken. r | Vom Schierling. 15 249 | Auf gleiche Weise werden die Grenzen unſrer Kunſt zu einem ſehr großen Nutzen des gemeinen Weſens 0 eudbeſdh pe werden. Ich habe ſchon in einigen Faͤllen, wo die Cicuta nicht das ausgerichtet hat, was man von ihr gehoffet, ein ander Mittel angewendet, und bin nicht ungluͤck⸗ lich im Erfolg geweſen. Wenn dieſes nicht zulaͤnglich iſt, fo habe ich wie⸗ derum ein andres bey der Hand. Alſo werde ich Stuffenweiſe verfahren, und gruͤn⸗ de mich auf die größte Hoffnung, daß der gute Gott meine Bemuͤhungen, die einzig auf des Naͤchſten Wohlſeyn gehen, ſeegnen werde. Meine Gegner kann ich hier heilig verſichern, daß ich deſto mehr Fleis in dieſer Art des Studirens drauf wenden werde, je mehr ſie ſich 3 mich zu beunruhigen und zu verhindern. Weil ich recht thue, ſcheue ich Niemand. 1 Obſchon die Cicuta ein ſehr unſchaͤdliches Huͤlfs⸗ Mittel iſt, ſo wuͤnſchte ich doch, daß ein jeder Arzt allzeit von einer gelinden Doſi anfienge, und denn weiter damit fortgienge. | Denn wir wiſſen, wie wunderbar und verſchieden 1 die Arten von der Geſundheit der Menſchen ſind, da⸗ hero koͤnnen einige feyn, welche dieſes Mittel nicht jr | vertragen fönnen. Es wird alſo Niemand mit einer kleinen Dofi Schaden ſtiften koͤnnen, weil ein jeder guter Medi⸗ cus, wenn er etwas unrechtes gewahr werden ſollte, von —.— Mittel abſtehen wird. Es iſt aber allezeit wohl zu uͤberlegen: ob dieſes von dem Medicament, er von den Zufällen, = - E 2 5 r che 280 | Dritter Theil, 60 che die Krankheit begleiten, oder von einem Fehler ä in der Diät herruͤhre? Es giebt einige, welche von genommenen Krebs⸗ ſteinen, die gewiß das unſchuldigſte Mittel ſind, aͤngſt⸗ lich werden, ſich brechen, und in Fieber und Ohn⸗ j machten fallen, warum könnte nicht dieſes auch ge⸗ ſchehen, wenn ſich einige, aus einer geheimen Ursa. che, von der Cicuta uͤbel befinden ſollten? Iſt aber deswegen die Cicuta nicht ein e ment? Soll ſie deswegen verworfen werden? So wird kein kluger Arzt denken. Wenn durch den Gebrauch der Cicuta einem Kla- 1 Ein Schaden geſchicht, fo iſt derſelbe gewiß (wenn wir die Sache medice und recht genau nehmen) nicht er. in dem ee Mittel, ſondern in dem Irr⸗ thum desjenigen, der es zu untechter Zeit angewen⸗ 5 5 det, zu ſuchen. Hefters werden fremde Zufälle mit einer Krankheit | verbunden, da wird alsdenn erfodert, daß auch ande⸗ re Mittel, auſer der Cicuta, gebraucht werden koͤnnen. Wenn ſich Spaſmi oder Convulſiones einſtellen, 7 dieſe erfodern alsdenn e und Krampf⸗ 50 1 Mittel. Wenn hefftige Schmerzen zugegen find, fo. wer⸗ \ den paregorica und opiata gebrauchet; ein ſtarkes Fieber und erhabener Puls Adern kühlende Dinge und Salpeter. In großer Verderbnis der Säfte wird die China damit verknuͤpfet, oder wenn ſich unter dem Gars der Cicutaͤ ein kaltes Fieber einniſteln ſollte. Bisweilen iſt ein Reinigungsmittel, e eine Woeerlaſſ noͤchig. e Dam Schierling - 271 Ein gar zu ſtarker Zufluß der Schaͤrfe an einem Ort, erfordert ein Fontenell oder Haarſchnure. Auch nicht aͤuſerlich darf allezeit eine Baͤhung oder Umſchlag der Cicutaͤ gebraucher werden, ſondern die⸗ ſelben, ſind nach dem Urtheil und Erfahrung eines gu ten Arztes und Chirurgi, zu verändern, Wenn die Schäden mit Charpie verbunden wet den, muß man ſie mit großer Behutſamkeit wegneh⸗ men, damit nicht die anhaͤngenden Faͤſergen denen offenen kleinen Gefäßgen Gewalt anthun, und fie vers letzen mögen. Es kann daher ein Bluten entſtehen, und öfters ein ſchwammichtes Fleiſch erzeuget werden. Alle Schaͤden ſollen vorher mit einem ſehr gelinden | Jufuſo der Cicutä, oder einem andern geſchickken Cie quido, befeuchtet werden. Gewiſſe mehr angreifende Zufaͤlle erfordern öfters, daß ſowohl der aͤuſerliche als innerliche Gebrauch der Cicutaͤ auf einige Zeit ausgeſetzet werde, bis dieſel⸗ —. ben völlig gehoben oder gemindert werden. 1 Welche die Cicutam nicht vertragen, und ſo lange wir kein andres Mittel willen, muͤſſen palliativemene curiret werden. Zuweilen haben die Knochen, Geſchwülſte, Ver⸗ haͤrtungen einen auſerordentl ichen Schmerz in ihrer Mitten; ich habe oͤfters bemerket, daß an denſelben Du ein freſſendes und verdorbenes Weſen ſitzet; das ver⸗ dorbene muß aber von dem geſunden abgeſondert wer⸗ den, wenn aber dieſes nicht geſchehen kann, ohne ei⸗ ne Defnung nach den äufern Theilen zu machen, muß dieſes zuweilen durch Application eines chirurgiſchen Mittels oder Inſtruments geſchehen, oͤfters . * ; . 5 . eg * 272 Dritter Theil. e . ER het es auch von ei, wenn die Cieuta gebrauchet j Denn gehet der Eyter heraus und das Geſchwür wird offen. 5 Diejenigen, welche die Sache gar wenig verſtehen, 5 glauben, daß dergleichen verderbte oder freſſende Din» ge von dem Gebrauch der Cicutaͤ entſtuͤnden; wo aber in eben dem Fall mit dem Gebrauch der Cicuta ſowohl innerlich als aͤuſerlich angehalten worden, fo hat ſich dahero ſehr oft die vollkommene Geſundheit wieder hergeſtellet. Ich habe einigemal 1 daß nach dem Ge⸗ | brauch der Cicutaͤ gewiſſe Verhaͤrtungen in den Drü- ſen aufgeloͤſet, in andern N aber neue erreget worden. Dieſes war ik: doch haben fi die Kran⸗ ken allezeit wohl dabey befunden, daher ich mit die⸗ ſem Mittel eyfrig angehalten, und die Kranken . ſtituiret. abſchrecken; und dahero ſoll man mit he das Medicament verwechfeln. Dergleichen Dinge müffen keinen erfahrnen Mann 1 In Speiſen find mehlichte, heefige, wie auch ge⸗ 4 wuͤrzhafte und zu ſcharfe Dinge auszuſetzen. Sauere Sachen werden als ein Gewuͤrze erlaubt, als pure Speiſen aber ſind ſie bey Seite zu ſetzen. Ein guter Wein wird denen, die ſich darzu gm ; mahnt, nicht ſchaden koͤnnen. In einem verletzten Theile wird das Reiben oder | 5 eine ſtarke Bewegung mehrentheils das Uebel ver⸗ | 8 ſtaͤrken. + 7 2 7 ’ N Es Vom Schierling. 253 Es wird vieles zur Cur beytragen, wenn die Kran⸗ ken in reiner freyer Luft leben, und ſich auf allerley Weiſe ihr Gemuͤthe aufrichten, und vergnuͤgt erhalten koͤnnen. Die Traurigkeit, Schwermuth, die Unruhen des Gemuͤths verzoͤgern und verhindern die Cur, bringen neue Uebel zuwege, und machen oͤfters aus den ver⸗ haͤrteten Theilen den offenbaren Krebs. „ Die Zeit, in welcher die Cicuta heilen und die Geſchwuͤlſte zertheilen koͤnnte, kann nicht beftimmer werden. Denn bisweilen geſchiehet es ſehr geſchwind, und auch manchmal auf eine langſame Weiſe. 9 Es ſind auch nicht allezeit die Geſchwuͤlſte, Ge ſchwüre und Krebsſchaͤden von einerley Natur. 5 Ich habe einer Frau, die an Geſchwuͤlſten des Halſes litte, über zwey Jahr die Cicutam in ftarfer - Doſi gegeben, und ift in dieſen Theilen nicht die ge. tingfte Veranderung geſchehen, als ſich aber ihr Ges b wöhnliches beſſer einſtellete, bekam fie beſſere Kräfs te, ein munterers Gemuͤth, und der ganze Zuſtand des Koͤrpers wurde weit vollkommener, die Kranke bat ſelbſt, daß ich ihr ei, Pillen eh verſagen moͤchte. Endlich fiengen nach 23. Jahr die Geſchwülſte an zu vergehen, und alles fich wiederum in den natürli⸗ chen Zuſtand einzurichten. Der lange Gebrauch derſelben hat nicht geſchadet. Ich hatte eine andere Frau, welche wegen eines Krebsſchadens an der Bruſt nur taͤglich 2. Gran von der Cicuta genommen, und darauf folgete eine 5 ur und geſchwinde Veränderung, ein Abnehmen N der 7 / 254 Dritter Theil. Vom Schialng | der Geſchwulſt, daß die Umſtehenden und ich es mit Verwunderung anſehen mußten, ohngeachtet die 9 ein Alter von 70. Jahren hatte. Der Urin dieſer Frau fieng an ſehr häufig, und at mit vielem leimichten Bodenſatz, wegzugehen, wenn ich aber einen Tag die Cicuta ausſetzte, ſo war auch wenig Urin und gar kein Bodenſatz zu ſehen. In den Krankheiten um den Nieren, der Blaſe und der Urin⸗Gefaͤſſe verrichtet die gegebene Cicuta zuweilen die vortreflichſten Wirkungen. Sie heilet bisweilen die Verhaltung des Urins, Strangurien, oͤfters ſtillet fie noch geſchwinder, als das Opium, die Schmerzen bey dem Waſſerlaſſen. Es ift auch das EXtr. cicutæ in Samen, | gen nicht zu verachten. \ Aus allen dieſem erhellet, 905 es ſchon vabiene, mit der Cicuta Erfahrungen anzuſtellen. Ich will unterdeſſen nicht anfuͤhren, was ſie vor eine ganz eigene und befondere Kraft befiße, Kap erwarte gemeinſchaftliche Huͤlfe guter Aerzte, da⸗ von 9 ar fee 1 e n 5 f * a — — 8 . * Von dem Stechapfel. HERE ha 73 u I a e ee ee ee . 5 Vorrede des Herrn Verfaſſers. 5 (3° iſt ſehr beſchwerlich, krank zu ſeyn. Dieſe Beſchwernis ertragen aber die Kranken noch ziemlich leicht, ſo > lang fie Hoffnung haben, daß fie wieder zu ihrer Geſundheit gelangen werden. Wenn aber, nach einem lang anhaltenden Ge⸗ brauch vieler Arzneyen, die Krankheit nicht nun nicht erleichtert, ſondern ſo gar ſchlimmer wird, ſo wird eine ſolche Krankheit weit empfindlicher und haͤrter als der Tod ſelbſt. Denn die Kran⸗ ken, die immer Schmerzen und Elend ausſte⸗ hen muͤſſen, wuͤnſchen ſich alle Augenblick den Tod, und an dem Ende ihres Leidens zu ſeyn. Die Bemuͤhungen, die man daher zu der Hei⸗ lung ſchwererer Krankheiten, und zur Entde⸗ ckung neuer und kraͤftiger Arzneymittel anwen⸗ det, ſind nicht unnuͤtze und vergeblich. Die gigen ieee . uns dießfalls ſehr vie⸗ u Pzitede 3 vieles. Dees n die Aerfuche, die ich 1 mit dem Stechapfel, dem Dollkraut und dem Eiſenhuͤtlein angeftellt habe, dieſen wenigen Blättern bekannt 1 wer⸗ den. Es werden zwar die dieſen Pflanzen eigene Eigenſchaften durch die bis dahin gemachten Ver⸗ ſuche noch nicht ſo genau beſtimmt; denn meine Abſicht war hier nur mehr, erſtlich zu zeigen, auf was vor eine Art dieſe Pflanzen ohne Scha⸗ den bey den Kranken gebraucht werden koͤnnen, und dann zweytens vorläufig zu erinnern, in was vor Krankheiten ſie zu dienen ſcheinen. Un⸗ 5 terdeſſen bin ich doch gewiß, daß derjenige, wel⸗ cher in ſeinen Verſuchen auf die Art, wie ich, verfahren wird, niemand ſchaden, ſondern im Gegentheil vielen helfen werde. Endlich habe ich vor noͤthig gefunden, wel Werkchen die in Kupfer geſtochenen Zeichnungen dieſer Pflanzen bdeyzufuͤgen; damit man in der | Einfammlung derſelben nicht ſo leicht irren kann, und auch unter den Aerzten keine unnöhige Swelfel und Zaͤnkereyen ent⸗ 1 ſtehen. | Eten Etrſtes Kapitel. Von dem Stechapfel. 0 Na nun ſeit zweyen Jahren meine Bedie⸗ nung bey Hof erfordert hat, den Some | mer in Hetzendorf zuzubringen, und vor die Geſundheit der ſich daſelbſt aufhale Ee Lenden Asyferlichen Familie zu ſor⸗ gen; ſo bin ich ſehr oft, bald Morgens bald Abends, auf denen umliegenden Wieſen, Hügeln und Thaͤlen herum ſpatzirt, um die daſelbſt wachſenden Pflanzen zu unterſuchen. Ich bemuͤhete mich nicht ſo wohl um das Botaniſche dieſer Pflanzen, ſondern betrach⸗ tete vielmehr ein jedes vorkommendes Kraut, das mir bekannt war, nur um ſeines Nutzens willen, und in was vor Krankheiten es von den Aerzten gebraucht werde, und was es vor eine Wirkung habe. Ich fande meiſtentheils ſehr bekannte Pflanzen, die al. lenthalben zu medieiniſchem Gebrauch angewendet werden, und deren Nutzen durch viele und lange Er⸗ fahrungen beſtaͤtiget iſt. In dem Brachmonath, Heumonath und Auguſtmonath ſahe ich, nahe bey dem Kayſerlichen Garten in Hetzendorf, und in den be⸗ n.. er. / auch darbey, was man ehedem über den Nutzen des — 2589 Errſtes Aepil. nachbarten Orten um Schoͤnbrunn, Penzing! und Hie. sing herum, eine große Menge von dem S Stech⸗ apfel hervorkommen, wachſen und bluͤhen. Der Stechapfel iſt in den Apothecken unter dem Nahmen Stramonium bekannt; die Kraͤuterkenner geben ihm den Nahmen Datura, der Stechapfel mit aufrechten, eyfoͤrmigen, ſtachlichten Saamengehau⸗ ſen. Linn. Spec. Plant. p. 179. Andere heißen ihn den ſtinkenden Nachtſchatten, (Solanum foetidum) mit ſtachlichten ablangen Apfeln, und weißer becher foͤrmigen Blum. Bauh. pin. 168. Ich wußte gar wohl, daß dieſe Pflanze bis hieher nicht in medicini⸗ ſchem Gebrauch geweſen, und daß ſie von allen Schriftſtellern als hoͤchſtſchaͤdlich, ſowohl vor Men⸗ ſchen als Thiere, gehalten worden. Ich wußte aber Schierlings geſchrieben hatte, und daß man ihn uͤber⸗ all als eine ſehr giftige Pflanze ausgeſchrien; welches doch nachgehends durch wiederholte Erfahrungen falſch befunden, und als falſch bewieſen worden. Denn durch ihn bekamen wir ein Mittel, welches man ganz ſicher den Kranken geben kann, und das in ſehr vies len Faͤllen hilft. Da ich nun dieſes mehrmalen bey mir ſelbſt uͤberlegt hatte, ſo habe ich mich endlich ent⸗ ſchloſſen, den Stechapfel einzuſammlen, und der me⸗ dieiniſchen Prüfung zu unterwerfen. Vors erſte mußte ich aber verſuchen, ob das wahr ſey, was die Kraͤuterkenner von dieſer Pflanze ſagen. Denn man findet bey einigen: Daß der Stechapfel wenn man ihn auch nur rieche, taumlicht mache. Der Verſuch war zwar mit Gefahr verbunden; den⸗ | vom ließe ich mich nicht 4 ſondern fuhr auf ä die \ 311 Von dem Stechapfel, 261 die Art, wie ich angefangen hatte, fort. Den 23. Brachmonath 1760. gienge ich daher Morgens frühe und nüchtern aus meiner Wohnung weg, und ſuchte die Pflanze auf, und ſammelte eine ziemlich große Menge davon. Ich riebe die Blaͤtter und den Stiehl ſtark mit meinen Fingern, und roch oͤfters daran; ich empfande zwar einen ſtarken unangenehmen und eckelhaften Geruch, ich verſpuͤhrte aber nichts betaͤu⸗ bendes, nichts dummmachendes. Ich freuete mich deswegen ſehr, und wurde zu dem Verſuch, den ich vorhatte, deſto beherzter gemacht. Den dritten Tag hierauf ließ ich die Pflanze in groſſer Menge bringen. Ich ſelbſt nahm die Muͤhe auf mich, ſie, ohne die Wurzel, die ich wegwarf, klein zu zerſchneiden, und in einem ſteinernen Moͤrſer zu ſtoſſen, und den Saft auszupreſſen. Dieſe Arbeit machte in mir nicht die geringſte widrige Wirkung, auch mein Bedienter, der mir bey dieſer Arbeit helfen mußte, klagte nicht uͤber das geringſte, ob ich ihn gleich ſehr oft und fürge faͤltig deswegen befragte. Nach verrichteter Arbeit ſpeiſte ich des Abends mit gutem Appetit, und ſchlief | auch die Nacht drauf in dem nemlichen Zimmer, in dem ich dieſes vorgenommen hatte, bey verſchloſſenen Fenſtern, ganz ruhig. Des Morgens bey dem Er⸗ wachen verſpuͤhrte ich wider meine Gewohnheit ein ſtumpfes Kopfwehe, im uͤbrigen war ich aber ganz leicht, munter, und zu meinen Verrichtungen tuͤch⸗ tig. Nach genommenem Fruͤhſtuͤck hörte auch das ſtumpfe Kopfwehe von ſelbſt auf. Aus dem rein zer⸗ ſchnittenen Kraut habe ich acht Pfund Saft ausge ⸗ Mt druckt, und denſelben über gelindem Feuer, in einem verglaſurten irdenen Geſchirr, unter öfterem Umruͤh⸗ R 3 195 — 262 Erſtes Kapitel. ren, mit einer hoͤlzernen Spattel, um das Aubren⸗ | nen zu verhüten, zu einem Extract einkochen laſſen. Bey dem Kochen ſtieg ein ſehr unangenehmer Dampf | auf, jedoch wurde davon, weder mir, noch meinem Gehüͤlfen, der mit mir auf das Dickkochen acht gab, der Kopf wuͤſte. Dieſes Extract iſt an einem Fühlen Ort ſchwarz und zerbrechlich worden, und auf demſel⸗ ben ſahe man eine große Menge ablanglichter ſchim⸗ mernder Salztheilchen. Von dieſer Maße habe ich ein und ein halbes Gran auf meine Zunge genom⸗ men, und weil ich darvon keine Ungelegenheit ver- | ſpuͤhrte, fo. habe ich daſſelbe hart an den Gaumen angedruckt, und auf der Zunge zerflieſſen laſſen. Da⸗ zumalen verſpuͤhrte ich einen ſo widrigen und eckel⸗ haften Geſchmack, daß ich das, was ich auf der Zun⸗ ge hatte, gleich wuͤrde ausgeworfen haben, wenn | mich nicht die Begierde, einen neuen Verſuch zu mas chen, davon abgehalten haͤtte. So bald das Extract ganz aufgeloͤſt war, habe ich es endlich völlig hinun⸗ tergeſchluckt. Es bliebe nachher noch eine Viertel⸗ ſtunde lang ein unangenehmer und ſtarker Geſchmack in meinem Munde zuruͤck, der aber nach und nach 1 von ſelbſt wieder verſchwand. Ich aß und trank hierauf drey Stunden lang nichts, damit ich ſehen koͤnnte, was darauf erfolgen wuͤrde. Aller Aufmerk⸗ \ ſamkeit ungeachtet habe ich doch nichts wahrnehmen koͤnnen, ich befande mich denſelben Tag ſo wohl als ſonſten; weder das Gedaͤchtniß noch die Beurthei⸗ lungskraft wurden im geringſten geſtoͤhrt. Dieſer unſchädliche Erfolg des Verſuches erweckte eine nicht geringe Freude in mir. Ich muß zwar aufrichtig ge⸗ ſtehen, daß ich Anfangs nicht Kae alle Sorge war, es Von dem Stechapfel. . - 263 es möchte mir etwann das begegnen, was die Schrifte ⸗ ſteller von dieſer Pflanze bemerket haben. Die Furcht, des rechten Gebrauchs ſeiner Gemuͤthskraͤfte berau⸗ bet zu werden, kam mir weit härter, als der Tod ſelbſt vor. Da ich aber auf dieſem, an meinem ei⸗ genen Koͤrper gemachten Verſuche, gar nichts boͤſes wahrnahme, und zwar weder dieſen, noch die folgen⸗ den Tage hindurch, ſo habe ich den Schluß gemacht, daß das Extract des Stechapfels in kleiner Doſis den Menſchen ohne alle Gefahr gegeben werden Fon ne. Es war alſo nur noch zu erforſchen, in was vor Krankheiten, und was vor Kranken es dienlich ſeyn koͤnnte. Ich ſchluge wiederum ſo wohl die alten als die neuen Schriftſteller nach, ich fande aber nichts, das mir nur einigermaſſen dienlich war, oder zu ei⸗ nem daher zu erwartenden Nutzen Hoffnung machte; denn es redeten alle aus gleichem Ton, wie der Stech⸗ apfel den Kopf verruͤcke, wahnwitzig mache, die Be⸗ griffe und das Gedaͤchtniß hemme, und Gichter er⸗ wecke. Alles dieſes war fuͤrchterlich, und unterſagte den innerlichen Gebrauch des Stechapfels⸗ Unter: deſſen machte ich mir doch ſelbſt die Frage: Wenn der Stechapfel, indem er Unordnungen in dem Gemuͤth anrichtet, die Gefunden wahnwitzig macht, kann man nicht den Verſuch wagen, ob er nicht denen, die wirklich wahnwitzig und verruckt ſind, durch die Veraͤnderung der i und des Gehirns, das Gemuͤth wie⸗ der in Ordnung bringen, und den mit Gich⸗ tern behafteten Leuten durch eine entgegen ge⸗ feste Bewegung die Gichter heben werde? Dies Fu Gedanke war zwar weit 1 805 7 8 war er l | R 4 „ ichk 15 264 | Erſtes Kapitel. nicht überall ohne gutem Erfolg. Man ſehe ie ft | ‚genden Verſuche. 1 Erſter Verne In Wahnwitz. I," einem Mädchen von zwoͤlf Jahren, 19 al >? don ſeit zween Monathen unfinnig war, und welche die ihr gemachten Fragen unrichtig beantworte⸗ te, auch die Worte, ſo ſie vorbrachte, nicht deutlich auszuſprechen vermoͤgend war, darbey ſich muͤrriſch und unfolgſam bezeigte, und weder mit guten noch mit harten Worten zum Gehorſam gebracht werden | konnte, halfen alle angewandten Mittel nichts. Man gabe ihr deshalb Morgens und Abends eine Pille von einem halben Gran von dem Extract des Stech⸗ apfels, und lieſſe ſie jedesmahl eine Taſſe voll Kalb. fleiſchbruͤhe oder Thee nachtrinken. In Zeit von 14. Tagen erfolgte nicht die geringſte Veraͤnderung bey dieſer Patientin. In der dritten Woche aber - fienge fie an weniger muͤrriſch zu ſeyn, und die Fra⸗ gen richtiger zu beantworten, ſo konnte fie auch deut⸗ licher reden. Binnen zween Monathen, ſieng fie, # unter beftändigem Gebrauch dieſes Mittels, doch in groͤßerer Doſis, (denn ſie nahm in dem zweyten Mo. ; nath des Tags dreymahl eine Pille von einem halben 1 Gran) wieder an, gut zu denken, und ihre eee und Abendgebeter mit vernehmlicher und deutlicher Stimme, welches ihr vorher unmoͤglich war, zu ver⸗ 3 richten; ihr Gedaͤchtniß war wieder gut, und ſie kam nach und nach voͤllig zu dem Gebrauch ihrer Ver⸗ nunft. Due überzeugte mich, h man das Ep \ 1 Rn Von dem Stechapfel. 265 act des Stechapfels ſicher, lange ei, 2 und mit gu⸗ ter Wirkung geben koͤnne. Zbweyter Verſuch. In Schwindel mit Wahnwitz und Raſerey. En Frau von etlich und vierzig Jahren hatte ſchon zween Jahr lang einen Schwindel, den man auf keine Weiſe erleichtern konnte. Ihr Verſtand wurde nach und nach verrückt, und zu dem Schwin⸗ del geſellte ſich noch der Wahnwitz. In dieſen Um⸗ ſtaͤnden wurde ſie in unſer Hoſpital gebracht. Alle angewandte Mittel waren voͤllig ohne Wirkung. Ja die Unſinnigkeit nahm in ihrem Grad ſo ſehr zu, daß fie heftig wuͤthete, des Nachts aus dem Bett auf⸗ ſtund, mit ihrem Geſchrey die andern Kranken hin⸗ derte und erſchreckte, und einige davon mit Gewalt aus dem Bett herauswerfen wollte. In dieſem Zu⸗ ſtand gabe ich ihr Morgens und Abends ein halbes Gran von dem Extract des Stechapfels. Schon den erſten Tag wurde fie in etwas ruhiger, in der Nacht aber wuͤthete ſie noch, wie vor. Den dritten Tag ga⸗ be ich ihr des Morgens ein Gran von dem Extract, und Abends auch einen. Alle Zufaͤlle wurden hier⸗ auf geringer. Die Patientin ſchrie zwar zu Nacht noch immer fort, ſie ſtunde aber nicht mehr aus dem Bett auf, und ſchlief gleich wieder ein. Den vier⸗ ten Tag fieng fie ſchon an, auf die Fragen richtiger zu antworten, doch fiel fie immer wieder auf ihre er⸗ ſten irrigen Borſtellungen. Die Tage und Naͤchte waren dazumahlen ziemlich ruhig und ſtille. Den * Tag gabe ich 90 taglich dregmahl ı einen u R 5 — 266 Erſtes Napitl. 7 von dem Ertract. Mit dicker Doſis wurde bis in | 5 die vierte Woche fortgefahren. Zu dieſer Zeit legte ſich alle Wuth, die Unſinnigkeit hoͤrte auf, ſie kam wieder zu ſich ſelbſt, zu der Sprache und zu der vo⸗ rigen Beurtheilungskraft, und ſie hatte zu Nacht eben ſo ruhigen Schlaf, als die andern Patientinnen. Sie beantwortete alle Fragen in gehoͤriger Ord⸗ | nung, fie aß mit Luft, ja gar mit Begierde und ges. \| fraͤßig; fie hatte Kräfte, und ſpatzirte in ihrem Zim; mer und auch an der freyen Luft herum. Noch wur de fie aber oft und ploͤtzlich, wie vor Gebrauch dieſes | Mittels, mit dem Schwindel befallen, und zuweilen ſo ſtark, daß ſie einigemahl wie vom Schlage geruͤhrt nieder gefallen iſt, unterdeſſen war fie bey dieſen u. fallen doch immer bey ſich ſelbſt. Mir war jedoch die⸗ ſes genug, daß das Extract des Stechapfels in der Unſinnigkeit geholfen hatte; und da ich wahrnahm, daß es von dem Gebrauch dieſes Mittels mit dem . Schwindel nicht beſſer werden wollte, ſo ſetzte ich den fernern Gebrauch deſſelben aus. Um jedoch den Schwindel zu heben, verſuchte ich verſchiedene Mit⸗ tel, allein meine Bemühungen waren fruchtloß. Die⸗ fe arme Patientin lebte noch 5. Monathe lang in dem Hoſpital, ſie war immer bey guten Gemuͤthskraͤften, ö der Schwindel wurde aber je langer je ftärfer „ und die Anfälle deſſelben kamen oͤfterer. So lang fie in dem Bett aufrecht ſaß, befande ſie ſich frey, ſo bald i fie ſich aber mit dem Kopf nur ein wenig nieder legte, 5 oder ihren Körper bewegte, ſo. wurde es ihr truͤb und | ſchwindlicht vor den Augen, und ſie verſpuͤhrte Ban⸗ gigkeiten. Endlich nahmen die Kraͤfte nach und nach ab, und es eee ſie ein "SAU und ah 7 dem Stechapfel, | 267 cher Tod. Bey der Zergliederung fanden wir die Blutadern des Gehirns vom Blut aufgetrieben; der ſichelfoͤrmige Blutgang war von der vordern Seite einen und einen halben Zoll lang ganz beinern, die zwey voͤrdern Hirnkammern waren uͤber die maßen ausgedehnt, und mit vielen Waſſerbläsgen von verſchie⸗ dener Groͤße und Form angefuͤllet. In dem uͤbrigen Koͤrper waren alle Eingeweide geſund. Aus dieſer anatomiſchen Wahrnehmung erhellet, daß der Schwin⸗ del bey dieſer Kranken unheilbar geweſen ſey; Denn welcher Arzt waͤre im Stande geweſen, wenn ihm auch ſchon die wahre Urſache der Krankheit bekannt geweſen waͤre, die Waſſerblaͤsgen wegzuſchaffen, oder dem beinernen Blutgang feine natürliche Weiche wies der zu geben. Es iſt alſo dieſes genug, daß durch den Gebrauch des Stechapfels ſich die Wuth gelegt hat, und der Wahnwitz geheilet worden; und daß von dem Gebrauch dieſes Mittels 5 iger a al ee iſt. Dritter Verſuch. In der den Sucht mit Verwirrung = und Wuth. 8 8. Bauer v von zwey und abi, Jahren hatte n von jungen Jahren her grauſame Gichter, und abe der dritten oder vierten Woche ſo heftige Anfälle von der fallenden Sucht, daß er nach einem jeden derſelben ſehr viele Tage lang ſchwach, verruckt und thoͤricht blieb. Dieſen Menſchen uͤberfiel ein hitziges, faulendes Fieber, er wurde deshalb in un⸗ ah ER gebracht e Nach einem Aufenthalt . von TER 268 Erſtes Kapitel. | von vierzehen Tagen ſieng er wieder an, geſund zu werden. Zu Ende der dritten Woche, da er im Be⸗ griff war, das Hoſpitel zu verlaſſen, kamen die Gichter, und ein heftiger Anfall von der Epilepſie, der drey ganze Stunden lang gedauret hatte. Bey Ende des Anfalls redte er verwirrt, doch war dieſe Verwirrung ohne Fieber, die Kräfte waren ganz er⸗ ſchoͤpft; ich verordnete ihm folgende en a Rec. Camphoræ gr. x. Sem. melon. Amyg d. dulc. aa. nc. ½ f. c. decoct. hord. Emulſ. Colaturæ libr. ij. adde Syr. diacod. menth. aa. /c. je M. D. S. Alle 2. Stunden 2, fe voll davon zu | nehmen. | In Zeit von 24. Stunden nahmen die Kräfte Wiebe 4 zu, der Kranke konnte ſich felbft im Bett wieder aufs richten, er zitterte nicht mehr mit den Haͤnden, aber das Phantaſiren hoͤrte noch nicht auf. Den 3. Tag hatte er übermäßigen Appetit, fo daß er andern Kran & ken ihre Speiſen mit Gewalt wegnehmen wollte, und das, was man ihm gabe, mit Begierde verſchluckte. Zu dem Phantaſiren kam zuweilen eine heftige Wuth. Den 4. Tag fieng ich an, ihm Morgens eine Pille von einem Gran von dem Extract des Stechapfels zu geben, auf den Abend wurde die gleiche Doſis wie⸗ derholt. Die Nacht war ruhig, und den 5. Tag ſtellte ſich die Wuth nicht mehr ein; unterdeſſen wan er r noch nicht bey ſich KON / und beantwortete nichts 1 richtig. | — Von dem Stechapfel. 269 5 richtig. Uebrigens war er doch in allem ziemlich folg⸗ ſam, die dargereichten Speiſen verſchluckte er nicht mehr ſo begierig, und fabe auch nicht mehr fo ſtarr / um fih. Den 6. Tag ließ ich mit der nehmlichen Doſis fortfahren, und die Krankheit blieb einerley. So nahme man auch den 7. und 8. Tag keine meh⸗ rere Veranderung wahr. Den 9. Tag gabe ich drey⸗ mahl des Tags einen Gran. Dieſen Tag war er be⸗ ſonders ruhig, und hatte Nachmittag einen Schlaf von vielen Stunden. Nur das Gemuͤth war noch nicht richtig, unterdeſſen ſchlief er von nun an alle Mächte ſehr gut und feſt. Den 16. Tag gabe er oͤfters richtigen Beſcheid, und klagte uͤber Hunger. Den 11. Tag ſpatzirte er in der Stube herum, und redete mit andern Kranken, ſo bald er aber zu lang fort redete, ſo wurde er wieder verwirrt, und brachte ‚ albevhes Zeug vor; doch konnte er ſich allemahl wie⸗ der ſeiner fehlerhaften Reden erinnern, weshalb er 8 auch dieſelben ſelbſt verbeſſerte, und wieder auf die erſten Materien zuruͤck kam. Den 12. Tag bliebe faſt nichts mehr Unrichtiges zuruͤck. Den 13. Tag befande er ſich ſehr wohl, und verſicherte, daß es ihm niemahlen in dem Kopf ſo leicht geweſen ſey, und daß es in ſeinem Gemuͤth ſo heiter ausgeſehen habe, ja da er faſt fein Lebetag matt und kränklich geweſen ſey, ſo faͤnde er ſich nun ganz veraͤndert, munter und hur⸗ tig. Ich behielte ihn noch in dem Hoſpital, um zu ſehen, ob ſich der Anfall zu gewoͤhnlicher Zeit wieder melden würde. Unterdeſſen ließ ich ihn doch des Tags drey Pillen einnehmen, und ihm uͤbrigens, wie den Geſunden, Speiſe reichen. Er hatte taͤglich richtigen und natuͤrlichen eee der Harn gienge aber u ve | haͤufig weg, und zwar ſehr blaß. Ueberdieß giengen 1 | Anfall ſein Gemuͤth nicht. Ich (ſreuete mich hierüber | dem Gebrauch dieſer Pillen, und der nemlichen Do. | gar wohl befande, bat er mich, daß ich ihm eine ges ! | €: in h von 9. 5 . hatte ſchon vier e, ET mitleidenswuͤrdige Kranke von ihrem Uebel zu be⸗ 1 er ploͤtzlich, wider alles Vermuthen, einen epilepti⸗ ſchen Anfall. Dieſer war aber ſehr leicht, und dau⸗ | rete nicht uͤber eine Viertelſtunde. Der Kranke kam 1 ihn nicht mehr geſehen. Da ihm dieſe Pillen a dienlich geweſen ſind, ſo glaube ich, daß er ſich wohl % -Erſtes Kapitel a alle Verrichtungen vollkommen it von ſtatten, er war bey guten Kraͤften, und nahm auch ſehr am Fleiſch zu. Bey Anfang der vierten Woche befame | herzlich, und verordnete, daß der Kranke immer mit ſis fortfahren ſollte. Einige Tage nachher, d g er! ſich | nugſame Menge dieſer Pillen mit nach Haus geben möchte, mit dem Verſprechen, daß er ſich gewiß wie⸗ der einſtellen wuͤrde, wenn er das geringſte Widrige verſpuͤhren ſollte. Von dieſer Zeit an aber habe ich wieder in dem Hoſpital wuͤrde eingefunden haben, wenn ihn die Krankheit auf das neue N ee “| Vierter Verſuch. — In Gichtern oder consufifhen Bene 1 | chen lang alle Tage heftige Gichter, die ſich an | dem ganzen Leib zeigten. Es wurde alles mögliche von den erfahrenften Aerzten angewandt, um dieſe | fordere Die Krankheit nahm aber im geringen . a. I Von dem Stechapfel Ae 1 | ab. Ich gabe den Rath, daß die Kranke Morgens und Abends ein halbes Gran von dem Extract des Stechapfels einnehmen ſollte. Die Gichter nahmen darauf nur mehr zu. Den folgenden Tag wurde der Gebrauch des Mittels auf gleiche Art wiederholet, al“ lein die Krankheit vermehrte ſich noch mehr. Man ſetzte daher dieſes Mittel einige Tage lang aus; dar⸗ auf gabe man es wieder, es erfolgten aber auf das neue die gleich ſchlimmen Zufaͤlle. Es war alſo bey dieſer Kranken nichts anders zu thun, als dieſes Mit⸗ tel zu verlaſſen, und wieder zu andern e die Zuflucht zu nehmen. Fuͤnfter Verſuch. . In einer ſehr heftigen fallenden Sucht. a in junger Menſch von etlich und zwanzig Jahren . hatte ſchon ſeit mehreren Jahren die fallende Sucht in einem ſehr ſtarken Grad. Die Urſach die⸗ ſer traurigen Krankheit war ihm unbekannt. Der Anfall kam des Tags vier⸗ bis ſiebenmahl, und je⸗ der derſelben dauerte eine halbe Stunde, und noch laͤn⸗ ger. Die Kräfte nahmen von dieſen Zufaͤllen ab, der Kranke wurde auch in dem Gemüch ſchwach, und ſah traurig und melancholiſch aus. Er verſpuͤhrte von keinen bis hieher gebrauchten Mitteln einige Er⸗ leichterung. Ich entſchloſſe mich deshalb, ihm des Tags dreymahl ein halbes Gran von dem Extract des Stechapfels zu geben. Dieſe Doſis gebrauchte der Kranke 4. Tage lang, man bemerkte aber nicht die geringſte Veränderung. Hierauf gab ich des 5 Tags dreymahl ein ganzes Gran. Die Zufaͤlle wa- * Krankheit frey. Den nemlichen Tag gab ich ihm rreiethe ihm unterdeſſen andere Arzneyen, allein er wei⸗ N N vo 272 Erſtes Kapitel, Von dem Stechapfel. | ren darauf weniger, gelinder und kuͤrzer. Nach und | nach wurde fein Gemuͤth aufgeräumier, er fahe freu | diger aus, und das Reden kam ihm leichter an, denn vorher war die Sprache ſchwer und gehindert. Den 20, Tag gab ich vier Gran. Die Krankheit wurde ſo gelinde, daß er des Tags kaum einige leichte An. | fälle verfpührte. Die Kräfte des Leibes nahmen au. genſcheinlich zu, und die Melancholie verſchwand nach | und nach völlig. Den 30. Tag nahm er fünf Gran | ein. Den 31. Tag hatte er nur zwey leichte Anfaͤlle. Den 32. und 33. Tag blieben die Anfälle weg, Den 34. Tag hatte er die Krankheit dreymahl, und zwar ö viel heftiger, als den 31. Tag. Den 35. und 36. ’ Tag befande ſich der Kranke ganz wohl, er hatte Ap⸗ petit, und war fröhlih. Den 37. Tag wurde er zweymahl heftig angegriffen. Den 38. Tag be fiel ihn die Krankheit dreymahl, aber ganz leicht, das Uebel gienge augenblicklich vorbey, und es ſetzte auch dem Gemuͤth nichts zu. In allen vorhergehenden Anfaͤllen hingegen wurden das Gedaͤchtniß und alle Sinnen gehemmt. Den 39. Tag war er von feiner | 6. Gran von dem Extract. Mit dieſer Doſis bin ich noch einen ganzen Monath lang fortgefahren, und der Kranke war faſt geheilet, es gebrach mir aber am Ertract, und weilen es Winter war, konnte man kein neues verfertigen. Der Verſuch, der ſich ſo wohl anließe, mußte alſo unterbrochen werden. Ich N, erke ſich gegen alles, weilen ich ihm keine Pil⸗ ed "we len mehr geben n 5 | € Bon dem itfenfrn 2 ) — I * * - \ ö N 1 * * 8 — + . . v 7 7 S * 1 2 = / yet. Zwehtes Kapitel, Von dem Bilſenkraut. Dieſe Pflanze hat eine dicke, runzlichte, vielfaͤ⸗ ſerichte Wurzel, die von auſen braun und innwendig weiß iſt; fie hat weiche, weite, — wollichte, ſtark riechende Blaͤtter; die Stengel ſind zwey Ellen lang, dick, aͤſtig, und mit einer dichten Wolle beſetzt; die Blumen ſind einblaͤt⸗ terig, in fünf ſtumpfe Einſchnitte eingetheilt, an der ‚Serbe gelblicht, mit etlichen purpurfaͤrbigen Adern gezeichnet ꝛc. Sie waͤchſt um die Doͤrfer herum, und an den Landſtraſſen. Der innerliche Gebrauch dieſer Pflanze wird von den meiſten Schriftſtellern verwor⸗ fen. In den Apotheckerbuͤchern werden einige Arze⸗ neyen beſchrieben, zu denen das Extract dieſes Krauts kommt. Es kommt aber eine ſo kleine Portion auf die Doſis, daß es vor ſich nichts wirken kann. Ich nahm mir deshalb vor, zu verſuchen, was das Ex⸗ tract allein in dem menſchlichen Koͤrper vor Wirkun⸗ gen aͤuſert. Zu dem Ende ließ ich den Saft der fri⸗ ſchen Pflanze (ohne die Wurzel) bey gelindem Feuer zu einem Extract einkochen. Den erſten Verſuch nahm ich bey einem Hund, von mittelmäßiger Größe, vor, und gab ihm einen mn von dieſem Extract, der — und fraß das vorgeworfene Fleiſch mit Begierde auf. 55 blieben unbeweglich „ und der Stern noch immer er. 276 weytes Rapitel. S 1 der 10. Gran wog. Ich konnte 50 die ek 1 Veränderung an dem Hund wahrnehmen, er lief hur⸗ 1 tig herum, und verzehrte, was ihm vorgeworfen wur. de, mit gutem Appetit. Den 3. Tag gab ich dem nem lichen Hund 20. Gran in einem Stuͤck Fleiſch. Auch darnach erfolgte nichts Widriges. Den 6. Tag habe ich dem Hund zween Drachmen von dieſem Extract mit Gewalt eingegeben, einige Minuten lang war er ganz ſchuͤchtern, darauf trank er ſehr viel Waſſer, Nach einer halben Stunde wurde er aber matt, 12 | die Augen offen, in denen der Stern ſehr erweitert | war, dabey ſchwankte und ſtolperte er im Gehen, und ſahe beynahe nichts. Hierauf legte er ſich nieder. Im Schlaf that er aͤngſtlich, und das Herzgruͤdchen wur⸗ de oͤfters mit Gewalt einmärts gezogen. Zween Stunden nachher fieng er an, wieder alles wegzubre⸗ 5 chen, im Stehen zu zittern, und war ſchwach. Nach⸗ dem er dreymahl gebrochen hatte, triebe es ihn fünf | mahl zum Stuhl, dabey gieng in Menge ein fluͤßi⸗ | ger, braunlicher, ſtinkender Koth ab. Die Augen weitert, und das Geſicht ſchiene faſt vergangen zu ſeyn. Hierauf fieng der Hund von neuem an zu fchlar | fen, die krampfigten Bewegungen des Herzgruͤbchens abzunehmen, und endlich völlig aufzuhoͤren. Dieſer Schlaf dauerte vier Stunden lang, und der Hund { lage ziemlich ſtill, es wurden auch die Glieder, wie vorher, nicht mehr fo bewegt. Nach dem Schlaf war 1 ren die Augen wieder natuͤrlich, der Hund konnte wieder alles deutlich ſehen und unterſcheiden, die Krä⸗ te kamen wieder, er war hurtig, und fraß das Brod N > | N „a nnd Von dem Bilſenkraut. Re Mir: und Fleiſc mit großem Appetit. Ich behielte dieſen Hund noch viele Wochen lang, er war immer geſund, wachſam und munter. Dieſer Verſuch zeigte mir, daß das Extract des Bilſenkrauts in kleiner Doſis nichts ſchaden koͤnne, in großer Menge aber Unord⸗ nungen und Bangigkeiten erwecke. Ich nahm dero⸗ wegen ſelbſt acht Tage lang Morgens nuͤchtern einen Gran ein. Ich befande mich eben ſo gut, als ſonſten, ich war geſund, und nahm keine Veraͤnderung in der Schärfe des Geſichts wahr; Denn dieſer Zufall, der dem Hund begegnete, kam mir verdaͤchtig vor. Je⸗ doch mußte ich an denen Tagen, da ich dieſes Mittel einnahm, mehr als ſonſt zu Stuhl gehen, und hatte viel groͤßern Appetit. Da ich alſo daſſelbe acht Tage lang ohne Schaden habe gebrauchen können, ſo habe ich geglaubt, daß ich es auch wohl kranken Leuten — Sn geben dürfe. Doch nur in dergleichen Fällen, wo man mit andern Mitteln nichts ausrichten koͤnnte. Kurze Zeit darauf kam mir aged Fall vor. Erſte Beobachtung. A u Be: Gichtern i in einzelnen Theilen. | Ein Frau von 37. Jahren hatte ſchon uͤber ein halbes Jahr faſt alle Tage fuͤrchterliche Gichter. Dieſe Sichter brachen aber nicht uͤber den ganzen Leib auf einmahl aus, ſondern ſie zeigten ſich bald auf der Bruſt, bald im Bauch, dann in den Fuͤſſen oder Armen ꝛc. Dieſe Gichter waren mit heftigen Schmer⸗ zen begleitet, die Kräfte waren hin, es war auch we⸗ der Appetit noch einiger Schlaf vorhanden; zuweilen * fie ſehr viel Marie 8 Galle von ſich. Wenn die — vor dem Mittageſſen, und wiederum einen auf den I Abend. In Zeit von 4. Tagen bemerkte man, da 278 Suehtes Nerd. | die Gichter den untern Theil des Leibes einnahmen, . ſo war ſodann der Muskul, der den Maſtdarm zu⸗ ſchließt, ſo ſtark zugeſchnüret, daß man auf keine Weiſe ein Clyſtirroͤhrgen beybringen konnte, dieſes Uebel war dann auch mit der Harnſtrenge, und ei⸗ nee beſtändigen und ſehr ſchmerzhaften Zwang zum Stuhl verbunden. Die ſowohl von den alten als neuen Aerzten in den Gichtern vorgeſchlagene, und auch vielmahls bewährt befundene Arzneyen waren bey dieſer Kranken ganz fruchtloß. Nur der Mohn. ſaft allein, wenn er in großer Doſis gebraucht wur⸗ de, milderte die Zufaͤlle, und ſtillte die Schmerzen und Gichter; er hatte aber nicht fo viel zuwege brin⸗ gen koͤnnen, daß ſich das Uebel nicht allemahl bald wieder eingeſtellt hatte; er hinterhielte über das den Stuhlgang, und der Leib wurde ſo hart verſchloßen, aß auch auf die Clyſtire nichts abgienge. Da alſo alle bekannte Mittel ohne Nutzen gegeben wurden, fo ſchritte ich zu dem Bilſenkraut⸗Extract. Die Kran⸗ ke nahm einen Gran Morgens, einen eine Stunde ſich der Appetit wieder einſtellte, der Stuhlgang bee fer von ſtatten gienge, und daß auch die Anfälle der | Krankheit nicht mehr fo gewaltſam waren. Ich vera mehrte deswegen die Doſis, und gabe dreymahl des Tags zween Gran von dieſem Extract. Sie war hierauf ſieben Tage lang von allen Gichtern befreyt, hatte guten Appetit, der Stuhlgang war, ohne daß etwas anders gebraucht wurde, haufig und ſchleimicht, und der Schlaf d dabey ruhig und erquickend. An dem 8. Lag überfielen ſie die Gichter doch noch ein wenig „im Von dem Bilſenkraut. | 279 in Bauch und in den Fuͤſſen; ſie wurden aber bald x — den Mohnſaft geſtillt. Ich gabe dann des Tags 9. Gran von dieſem Extract, der Leib bliebe darbey offen, und der Appetit war ziemlich gut. Mit dieſer Doſis habe ich noch zwey Monathe lang fortgefahren, und da ſich nichts weiters von Gichtern zeigte, ſo ha⸗ be ich ihr nichts mehr von dieſem? Mittel eingegeben. Zweyte Beobachtung. Von gichteriſchem Zittern am rechten Fuß. En Jungfrau von 24. Jahren hatte fünf Wochen lang an dem rechten Fuß ein gichteriſches Zit⸗ tern, ſo, daß ſie nicht ruhig, weder ſitzen, noch lie⸗ gen, noch gehen konnte. Nach vorhergebrauchten N verfchiedenen Mitteln, die nichts ausrichteten ‚gabe ich endlich Morgens und Abends einen Gran von dem Bilſenkraut⸗Extract. Den 5. Tag fienge ich an, dreymahl des Tags einen Gran einzugeben. In we⸗ nigen Tagen nahm das Zittern ab, und in Zeit von drey Wochen verſchwand das Uebel voͤllig. Die Kran⸗ ke mußte waͤhrend dem Gebrauch dieſer Pillen oft zu Stuhl gehen, vorher hatte ſie nur alle zwey oder drey Tage harte Oefnung, und das nicht ohne Zwang und Muͤhe. Der Harn aͤnderte fie) auch in der Farbe, denn ſonſt war er allezeit hell, waͤſſericht und ohne Geruch, durch den Gebrauch der Pillen aber wurde er an der Farbe natuͤrlich, oder zuweilen rothbraun, und denn ſetzte ſich eine dicke ſchleimichte Wolke zu Boden. Was aber alle Aufmerkſamkeit verdienet, iſt dieſes, daß die Patientin allemahl, eine halbe Stun de nach genommenen Pillen, Kaͤlte und Schauer uͤber | | S 4 den denn befande ſich die Kranke wieder ganz wohl, ſie | war bey guten Kräften, und das Uebel im Fuß nam e itte Beobachtung. 5 Je gabe auch das Extract des Bilſenkrauts einem ! ein halbes Jahr lang an beyden Fuͤſſen ein beſtändig © | bey Bangigkeiten, „und ein gelinder kaͤltlichter Duft, (Schweiß) das Geſicht nahm ab, und es war ihr, als muß aber dieſes merken, daß das Uebel von einer Quetſchung der Lendenwirbelbeiner hergekommen iſt. Ich ſchmeichelte mir auch niemahlen mit der Hoffnung, N te mich alſo mit dem begnuͤgen, daß ich (ah, wie dieſes Mittel DS Mann 9 e a habe. u | 290 0 Baia Kapitel, | 3 den ganzen Leib verſpührt hatte, es meldeten ſich dar ob es ihr wollte uͤbel werden. Dieſe Zufaͤlle hielten 4 aber niemahlen uͤber zwey bis drey Minuten an, und zuſehens ab; weswegen ich auch mit dem nemlichen 3 Mittel, ohne die Doſis weiter zu vermehren, fortfuhr. 1 Auf t Art wurde ſie voͤllig euriret. V Vom Springen der Slechſen. 1285 Mann, der über die 60. Jahr alt war, und ſchn freywilliges Springen der Flechſen hatte, und dem kein anderes Mittel im geringſten nichts half; bey Ä dieſem vermehrte ich nach und nach die Doſis, bis er des Tags bis auf 12. Gran kam. Er bemerkte, daß | er während dem Gebrauch dieſes Mittels munteren wurde, die Krankheit ſelbſt blieb aber in gleichem, wiewohl er dieſes Mittel lang fortbrauchte. Man den Kranken mit dieſen Pillen curiren zu koͤnnen, 1 ſondern da ſo vieles vergebens gebraucht worden war, ſo habe ich auch noch dieſes verſuchen wollen; ich fonne — Vierte | Von dem Bilſenkraut. 281 Vierte Beobachtung. Von einem langwierigen Serzklopfen mit Bangigkeiten ꝛc. Ein Mädchen von funfzehen Jahren war ſchon lang Lund öfters mit Herzklopfen behaftet, fo, daß fie ſich, ohne die größeften: Bangigkeiten, und Gefahr zu erſticken, oder in Ohnmacht zu verfallen, nicht bewe⸗ gen durfte. Alle in dieſer Krankheit ſonſt dienliche Mittel vermehrten mehr das Uebel, als daß ſie es erleichterten. Dieſes bewoge mich, ihr Morgens und Abends einen Gran von dem Bilſenkraut⸗Extrackt zu geben. Das Uebel wurde davon bald gemildert, und die Kranke konnte ſich ſchon viel mehr und freye⸗ re Bewegung machen. Hierauf gab ich ihr des Tags dreymal einen Gran, und nach acht Tagen blieb das Uebel völlig weg, Vor dem Gebrauch dieſer Pil⸗ len hatte die Kranke alle Morgen einen Durſt, der nicht zu ſtillen war, dieſer Durſt ließ aber nach, ſo bald das Herzklopfen wegblieb. Es hoͤrte auch das viele Harnen auf, denn vorher mußte die Kranke bald alle Stunden einen ſehr hellen Harn in ſehr großer Menge weglaſſen. Es nahm auch der Ap⸗ petit zu. Ich habe etlichemal die Doſis des Mit⸗ tels vermehren, und zwey Gran auf einmal einge⸗ ben wollen; Allein die Kranke befande ſich nicht wohl darbey, denn ſo oft ſie zwey Gran eingenom⸗ men hatte, hat ſich ein Kolif- Schmerz eingeſtellt, der aber nicht ſo gar Rat al if, noch auch lan⸗ ge. 33 hat. ern Fünfte 2 ne, Zweytes epd. x 1 4 Fünfte Beobachtung. Von Schwermüthigkeit und Raßrey. 0 €: Mann von etlich und dreyßig Jahren verſiel nach einer heftigen Gemuͤthsbewegung in eine Schwermuth, die nach und nach ſo zunahm, daß ſie endlich in eine wahre Raſerey übergienge. Der Ups "| petit vergienge, die Naͤchte waren ſchlafloß, er war faſt immer in einer aͤngſtlichen Verwirrung, die Kraͤf- te nahmen ab, und der Kranke verſpuͤrte oͤfters ein Schaudern und Spannen in dem Ruͤckgrad, woe⸗ uͤber er ſich beklagte, wenn er etwan bey ſich ſelbſt war. Es wurde ihm wegen der wee e et- liche mal Blut weggelaſſen, man gab ihm auch Pur⸗ gir⸗ und andere Mittel, er ſpuͤrte aber keine Beſſe⸗ rung. Das Uebel wurde vielmehr hartnaͤckiger. Die lindernden Mittel, auch ſelbſt die aus dem Mohn ſaft, wenn ſie ſchon in großer Doſis gegeben wur⸗ den, verſchafften keinen Schlaf, die Naͤchte wurden eher unruhiger, das Gemuͤth aͤngſtlicher, und es entſtund ein Fieber. Ich beſchloſſe deswegen, das Extrackt des Bilſenkrauts zu verſuchen. Ich gab | ſchon vom Anfang dreymal des Tags einen Gran. Schon die erſte Nacht war ruhiger, und den folgen | den Tag war Appetit vorhanden. Den dritten Tag nahm der Kranke ſchon ſechs Gran. Darauf ließ das Schaudern und Spannen nach, welches den Ruͤckgrad hinauf gegen den Kopf ſtieg, und die Angſt bey dem Kranken vermehrte. Die Verwirrung war auch ſchon dazumal geringer, und die Oefnung, die vorher langſam and ſehr hort war, ‚along 5 des | | ei | | Von dem Bilſenkraut. 283 Tags zwey bis dreymal ordentlich breyartig und in Menge von ſtatten. Den fechften Tag habe ich 9. Gran gegeben. In Zeit von zehen Tagen ſchiene er fait gänzlich wieder hergeſtellt zu ſeyn. Er ſetzte deswegen ohne mein Wiſſen den Gebrauch der Pil⸗ len aus; allein die Umſtaͤnde wurden hierauf bald wieder ſchlimmer. Er verſpuͤrte und geſtunde es auch ſelbſt, daß ihm dieſes Mittel vortreffliche Er⸗ leichterung geſchaffet habe, weswegen er auch ohne Anſtand den Gebrauch wieder vornahm. Er ſetzte denſelben uͤber drey Wochen fort, und kahm des Tags 15. Gran von dieſem Extrackt. Er befande ſich hierauf wohl, und konnte wieder ſeinen Geſchaͤf⸗ ten nachgehen. e ee Sechſte Beobachtung. Von einem Blutſtriemichten Auswurf mit | 1 Huſten. ö . a Ein Menſch von drey und dreyßig Jahren hatte | ſchon viele Wochen einen Auswurf mit Blut⸗ ſtriemen, wobey er auch von beſtaͤndigem Reiz zum Huſten, und des Nachts mit Bangigkeit geplagt wurde. Ich gab mir mit der Cur dieſer Krankheit 8 viele Muͤhe, zuweilen ſchiene das Uebel auch in einen Tag abzunehmen, allein den folgenden Tag war al⸗ lemal die nehmliche Scene wieder da. Ich gab dem⸗ nach des Morgens einen Gran von dem Bilſenkraut⸗ Extrackt, und Abends auch einen. Die erſte Nacht war ſchon viel ruhiger, ſo, daß der Kranke in der Einbildung ſtund, man habe ihm Opium eingegeben. Den zweyten Tag nahm der blutige Auswurf doe | | | merk⸗ 254 zZweytes Kapitel. 3 merklich ab, und die darauf folgende Noche war wie. der ruhig. Den dritten Tag gab ich dreymal einen Gran. Man verſpuͤrte darauf nichts mehr vom Blut in dem Auswurf; ſondern es kam mehr eine gelblichte gut gekochte Materie zum Vorſchein, und die Bruſt war ſehr erleichtert. Die Doſis wurde j weiter vermehrt, und den ſechſten Tag nahm er neun Gran ein, nehmlich Morgens drey, gegen Mittag T drey, und die übrigen auf den Abend. Mit diefer Doſis wurde 4. Wochen lang fortgefahren. Es gieng hierauf immer ein gutgekochter Auswurf weg, die Bruſt wurde frey, der Appetit ſtark; drey bis viermal des Tags gieng eine zaͤhe ſchleimichte Mate⸗ rie durch den Stuhlgang weg, und die Kraͤfte des Kranken waren wieder gut. Da nun beynahe aller Huſten ausblieb, und der Mann uͤbrigens ſich 8 | befand; fo hörte man mit den Pillen auf. N Siebende Beobachtung. Vom Zluthuſten. Ach #1’ Ein Frauenzimmer vom Stande, ihres Alters 4 47. Jahr, verfiel nach einem heftigen Zorn in ei⸗ nen Bluthuſten. Auf die vorgenommenen Aderlaͤſ⸗ ſe, und auf den Gebrauch anderer den Anzeigen ge⸗ maͤßen Mitteln, nahm zwar die Menge des Bluts ab, der Auswurf war aber dem ohngeachtet immer noch ſtark, mit vielem Blut gefaͤrbt. Die anhalten⸗ den, ſtillenden und einwickelnden Arzneyen hielten zwar den blutigen Auswurf auf, und ſtillten den Hu⸗ ſten, allein ſie verurſachten Bangigkeiten „Fieber und Verwirrung. So erleichterten ſie auch a N Hape > Hauptuͤbel, nehmlich den Bluthuſten, nicht; denn bald hierauf kam wieder eine viel groͤßere Menge Blut mit dem heftigſten Huſten zum Vorſchein. Ich verſuchte die Wirkung des Bilſenkraut⸗Extrackts, und gab des Tags dreymal 1. Gran. Noch den wurf weniger Blut zeigte, und die Kranke ſelbſt ver⸗ mußte man den abmattenden Huſten und den ſtarken de die nehmliche Doſis von Pillen eingenommen. men oder Blut⸗Puͤnkten vermiſcht. Den 3. Tag wurden dreymal des Tags 2. Gran gegeben. Der Appetit wurde darnach ſtaͤrker, der Stuhlgang, der vorher ſpaͤt erfolgte, und hart war, wurde freyer, or⸗ dentlicher und leicht, und es gieng mit ſelbem viel zaͤher Schleim ab. Man bemerkte in dem haͤufigen und gutgekochten Auswurf nichts mehr vom Blut, und die Kraͤfte der Frau Patientin nahmen zu Den 7. Tag uͤber habe ich ihr 9. Gran eingegeben; der Auswurf gieng gut von ſtatten, und die Kranke ver⸗ ſpuͤrte nun nicht mehr die Kraͤmpfe, die vor dem Hals ſo ſtark zuſammen gezogen hatten, daß ſie zu erſticken in Gefahr war. Den 11. und 12. Tag ver⸗ ſpuͤrte die Kranke allemal eine Viertelſtunde, nach⸗ dem ſie die Pillen eingenommen hatte, ein leichtes Grimmen, worauf Oefnung zu folgen pflegte, und viel zaͤher Schleim und eine Materie abgieng, die derjenigen, die durch den Auswurf weggeworfen wur⸗ | de, ſehr 3 war. Die Patientin klagte, daß ihr dieſes „Voi dem Bilſenkraut. 285 nehmlichen Tag bemerkte ich, daß ſich in dem Aus⸗ ſpuͤrte Linderung auf der Bruſt. Des Nachts aber Gebrauch der Pillen ſehr oft die Bruſt und den Reiz mit Opium mildern. Den folgenden Tag wur⸗ Der Auswurf war zaͤhe, gelblicht, mit wenigen Strie⸗ er ſchiene dummer als ein Vieh zu ſeyn. Das Ader⸗ : 1 N 286 0 | Zweytes Kapitel a dieſes ſehr zuſetze und ſchwach mache; ich gab eben halb den Rath, daß ſie etliche Tage lang die Pillen ausfegen ſollte. Allein ich bemerkte bald, daß der Appetit wieder abnahm, ja nach wenigen Tagen ſtell⸗ | te fich ſelbſt Beklemmung auf der Bruſt wieder ein, und der Stuhlgang erfolgte auch nicht mehr zur or⸗ dentlichen Zeit. Sie verlangte deswegen, daß ich ihr die Pillen wieder geben moͤchte. Munmehr nimmt fie ſeit 3. Wochen täglich 3. Gran, hat dar⸗ bey Appetit, ſchlaft gut, alle natuͤrliche Ausleerungen 1 | mr in . und die Kräfte nehmen zu. 1 Achte Beobachtung. 7 Von einer mit Furcht beglentzsen, Me BR. lancholie. ha zin Mann von 30. Jahren wurde von einem vor⸗ 1 hergegangenen Zorn und heftigen Schrecken in einem ſolchen Grad melancholiſch und furchtſam, daß er ſich in alle Winkel verbarg, und auch die fliegen⸗ den Muͤcken zu fuͤrchten, und vor denſelben wegzu⸗ fliehen ſchiene. Er war darbey wie ſtumm, und man konnte weder mit guten Verſprechungen, noch mit harten Drohungen, nicht ein Woͤrtchen aus ihm heraus bringen. Der Appetit und der Schlaf wa⸗ ren gaͤnzlich weg, und die Kräfte verlohren; der arme Menſch war ganz thoͤricht, und taugte zu nichts, und . 88 laſſen, und alles, was man immer mit ihm vornahm, | vermehrten nur das Uebel. Es halfen auch die Zer⸗ i ſtreuungen nicht, die man ihm machen wollte, und die er vordem ſehr liebte; das Drohen mit u e ma 3 Von dem Bilfentraut, 287 machte ihn ſo niedergeſchlagen, daß man Gichter oder ein anderes Uebel beſorgen mußte. Allein ſo bald man das Bilſenkraut⸗Extrackt gab, fienge er ſchon die zweyte Nacht an, ruhig zu ſchlafen, und um die Augen und in den Mienen heiterer zu ſehen. In Zeit von 8. Tagen verminderte ſich die Furcht um ein merkliches, denn er ſuchte nicht mehr die Win⸗ kel in dem Zimmer, um ſich zu verbergen, und floh auch nicht mehr den Umgang mit Menſchen; doch redete er noch nichts. In der 3. Woche fieng er wieder an, feine Arbeit, die eine große Aufmerkſam⸗ keit erforderte, ganz ordentlich zu verrichten. Zu Ende des Monaths antwortete er wieder auf die Fra⸗ gen, doch redete er ungefraget noch mit niemanden. Den 2. Monath fieng er wieder an zu ſcherzen, zu reden, und nun ſcheinet er voͤllig wieder hergeſtellt zu ſeyn. Vom Anfang gab man des Tags dreymal 1. Gran von dem Bilſenkraut⸗Extrackt, den 4. Tag nahm er 6. Gran ein, und auf gleiche Art wurde, alle 3. oder 4. Tage, die Doſis vermehrt, bis er endlich des Tags 20. Gran bekam. Folgende Faͤlle hat der gelehrte Herr Doctor Collin in unſerm Kran⸗ kenhauſe beobachtet, und mir die Geſchichte derſelben ſchriftlich mitgetheilet. e Neunte Beobachtung. Von einer Verwirrung mit Melancholie. | Mina Maria Kalteneckerin, ihres Alters 30. Jahr, wurde, unter harten Worten und Drohungen, den 2. September eines Diebſtahls beſchuldiget. Hierdurch wurde ſie in ſolche Unordnung e : | | da ö * — 7 ai u Zweytes Kapitel. 1 a 5 daß ſie in beftändiger Verwirrung, in welcher ſie ſich Zage nahm fie 2. Pillen ein, von deren Gebrauch mit lauter ſchreckhaften Dingen beſchaͤftigte, war. f Und ob ſie wohl vor unſchuldig erkannt worden, und der Anklaͤger feine falſche Anklage bekannt hatte, ſo wurde ſie doch nicht wieder geſcheit, ſondern blieb verwirrt. Den 11. Sept., da ſie uns zugebracht . worden, hatte fie keinen Augenblick Ruhe, ndern ſchrie immer, daß ſie den boͤſen Feind ſaͤhe, fie (auge nete darbey, daß fi. geftohlen habe, und eine Here ſeye: darnach zitterte fie über den ganzen Leib, und bemuͤhete ſich aus allen Kraͤften, darvon zu laufen, 9 ſo, daß ſie viele Krankenwaͤrter nicht in dem Bette halten konnten, deswegen man genoͤthiget worden, ſie in demſelben anzubinden. Unterdeſſen aͤnderte ſich ihr Puls und das Athemholen, nach Beſchaffen⸗ heit der Vorſtellungen in ihrer Seele, ab; die Zunge war ſehr feucht, die Augen ſteif und zornig, und ſie vergaße ſich ſelbſt fo ſehr, daß fie den Unrath in das Bette gehen ließ. Wir wandten alles, was die Kunſt an die Hand gab, bis auf den 18. Sept. an, in Hoffnung, dieſer Elenden Erleichterung zu ſchaf⸗ fen; allein unſere Muͤhe war vergebens, und die Kranke blieb in ihren armen Zuſtand: und ob ihr gleich 2. Gran von Opium auf einmal gegeben wur | den; ſo konnten wir ihr doch nur zu einem kurzen Schlaf verhelfen, auf welchem fie, als fie wieder auf wachte, nur deſto unruhiger war. Ich gab ihr da⸗ her das Extrackt vom Bilſenkraut. Die drey erſten ſie ruhiger zu werden ſchiene, darnach gab man ihr immer 3. Pillen des Tags. Hierauf kam die Kran⸗ ke nach und nach wieder zu hei vorigen egg N! = Von dem —— d 299 “ ruhe, ſo, daß ſie zu Ende des Weinmunache ganz geſund wieder aus dem Spital weggieng. Dieſe Patientin haben der vortrefliche Freyherr van Swieten und andere beruͤhmte Aerzte geſehen. SZehende Beobachtung. Von der Epilepſie. herefi ia Liedmayerin, eine Perſon von 18. Jah⸗ — ren, kam den 6. Heumonath in unſer Spital, nachdem ſie ſchon viele Anfälle von der Epilepſie auge geſtanden hatte. Weilen ſie ihre Monathzeit noch niemahlen gehabt hatte, ſo war ich beſonders darauf bedacht, dieſelbe hervorzubringen; ſie zeigte ſich auch zu Anfang des Auguſts ziemlich ordentlich, nachdem fie ſchon 8. Anfälle von der Epilepſie in dem Spital gehabt hatte. Ich hofte, daß, wenn die Reinigung ſich einſtellte, die Kranke auch von der Epilepfie be. freyt ſeyn wuͤrde; allein wenige Tage nachher fande ſich die traurige Krankheit wieder ein, und uͤberfiel die Kranke bald alle Tage, und wollte keinen Arz⸗ neyen weichen. Zu Anſang des Herbſtmonaths hat te ſie die monathliche Zeit wieder drey Tage lang, und zwar ziemlich ſtark, und doch hatte ſie manchen Tag über viele Anfaͤlle. Endlich wurden, zu Ende des Herbſtmonaths, alle Theile des Leibes bey dem Anfall ſo ſtark verdrehet, daß die Umſtehenden immer ſorgen mußten, es möchten bald die Hände und Fuͤſ⸗ ſe, bald aber der Ruͤckgrad, wegen der Heftigkeit der Anfälle, voneinander brechen. Man durfte des⸗ wegen gar wohl einen Verſuch wagen, was die Pil⸗ len von dem Bilſenkraut Extract, die der 8 55 T en⸗ 2 macht, und nochmahlen wegen wieder erlangter Ge⸗ blieben war, und fie zwey Wochen lang hefftige Kopf. „ Zweytes Napitel- „5 a 1 henden Kranken ſo dienlich geweſen waren, in dieſem ſchlimmen Zuſtand ausrichten wuͤrden. In den er ſten Tagen nahme ſie 3. Pillen, allein das Uebel nahm noch nicht ab, die Anfaͤlle waren noch eben ſo ſtark, man konnte aber auch nicht ſagen, daß das Mittel einige ſchlimme Wirkung itte. Ich gab des⸗ | wegen des Tags dreymahl 2. Pillen, deren jede ein Gran am Gewicht hatte, wodurch ſo viel bewirket worden iſt, daß ſchon den 20. Weinmonath nichts | mehr von der Krankheit zu verſpuͤhren war. Dieſe Perſon gebrauchte die Pillen noch bis zu Ende des Wintermonaths, da fie dann, weil fie bey guter Ges ſundheit war, nicht laͤnger in dem Spital verbleiben „wollte. Von dieſer Zeit an habe ich fie vielmahl ge⸗ ſehen, und ſie hat mir auch erſt den 24. Merz in dem Spital, in beßter Geſundheit, einen Beſuch ge⸗ ſundheit gedanket. Waͤhrend dem Gebrauch dieſer Pillen habe ich etlichemahl, um den Stuhlgang u] befördern ‚ein Lapirmittel eingeben 1 0 1 Eilfte Beobachtung. Von einer Verſtopfung der G W 285 | worzu Kopfſchmerzen, Schwindel, 17 | endlich eine Verwirrung kam. Vleonora Gallapin, ihres Alters 22. Jahr, ſuchte den 18. Auguſtmonach bey uns Huͤlfe, weil ih⸗ re re monathliche Zeit ſchon ſeit vier Monathen ausge⸗ ſchmerzen und Schwindel hatte. Dem erſten Anſchein nach, hätte man die Kranke vor ſehr geſund gehal⸗ ten; 2 Von dem Dilſenkraut. 291 ten; ſie hatte alle Tage richtigen Stuhlgang „der Durſt war nicht uͤbernatuͤrlich, der Puls war aber voll, und alle Morgen geſchwinder, und die Kranke konnte ſich wegen Schwindel nicht auſer dem Bett aufhalten. Ich verordnete eine Aderlaſſe, und ge⸗ brauchte verſchiedene andere Arzneyen, wovon ſich das Monachliche ſchon gegen Ende des Auguſtmo⸗ naths, mit einiger Erleichterung im Kopf, wieder einſtellte. Dieſes gab mir Hoffnung, daß die Kran⸗ ke bald wieder zu ihrer Geſundheit gelangen werde; allein den zten Herbſtmonath, Morgens gegen 10. Uhr, fieng fie an, an den aͤuſern Theilen des Leibes, ein wenig zu frieren; hierauf wurde zuerſt der Kopf warm, dieſe Waͤrme verbreitete ſich uͤber den ganzen Leib, bis zu den aͤuſerſten Gliedmaſſen; dann fieng ſie an zu ſingen, und da mein Gehuͤlfe herzu eilte, ſo ſchrie ſie hefftig, und hielte ein Schnupftuch vor die Augen; vor der Krankenwaͤrtern und andern Wei⸗ bern aber fuͤrchtete fie ſich nicht. Dieſes waͤhrte fo une gefehr zwey Stunden; darauf ſchlief ſie drey Stun⸗ den lang, in ſtarker Hitze und Schweiß, das Athem⸗ holen war darbey klein und geſchwind. Bey dem Er⸗ wachen wußte ſie von allem nichts, was ſie vor dem Schlaf gethan hatte. Da ich den folgenden Tag Morgens zu ihr kam, ſagte ſie mir ſelbſt, es ſey ihr juſt wieder ſo, wie den Tag vorher, da der Anfall ſei⸗ alles ſehr genau: fie hatte nirgends, auch nicht ein» mahl im Kopf, Schmerzen, das Athemholen war gut, der Puls ſchlug ungleich, und war um etwas mehr zuſammen gezogen, als gewoͤhnlich, die Augen waren wäſſericht, das Geſicht RN die Zun⸗ er T2 ge — nen Anfang genommen hatte; ich unterſuchte deshalb 3 292 Sweytes Kapitel. ge feucht, der Unterleib gefpannt, doch PR daß fe i den geringſten Schmerzen in felbem verſpuͤhrte. Eine halbe Stunde nachher war fie ſchon über den ganzen Leib heiß, und ſcheuete ſich, vor den Mannsperſonen ; ſehen zu laſſen, doch ſchiene fie froͤlich zu ſeyn, ſie lachte oft, und bald darauf ſange ſie verſchiedene Lie⸗ beslieder; endlich da ſie von verſchiedenen Sachen oh⸗ ne Ordnung und Zuſammenhang geplaudert hatte, fieng fie an, einzuſchlafen. Der Puls war waͤhrend | dem Schlaf frey, voll, geſchwind, zuweilen ungleich, das Athemholen ſchwer, der Unterleib aber war nicht mehr geſpannt; nach einer Stunde, da ſie wieder er⸗ wachte, war der Puls natuͤrlich, und ſie wußte nicht, was ſie vor dem Schlaf gemacht hatte. Ich gab ihr einen ſtark aufloͤſenden Trank von Quecken, den ſie 6. Tage lang hintereinander gebrauchte, in ahne fie alle Tage zuweilen einen, zuweilen zween Anfälle von der Krankheit bekam. Der Kopf wurde A dieſe Anfaͤlle ſehr ſchwach, und oͤfters ſchwindlicht: ich fande deswegen vor gut, ihr die Fieberrinde einzuge | ben; 5. Loth derſelben, die fie binnen 4. Tagen in Slubſtanz einnahm, machten aber nicht die geringſte Veraͤnderung. Da ich alſo ſahe, daß die Fieberrinde nichts ausrichten konnte, ſo verſchriebe ich ihr einen Trank von den Pomeranzenblättern, welches ſie acht Tage lang gebrauchte, aber auch hierauf wurde die Krankheit nicht geändert, Nachgehends gab ich ihr die gewöhnlichen Mittel wider die Mutterbeſchwerden, mit vielem Laudanum, auf den Unterleib legte ich ein mit Laudanum und Krauſemuͤnzeoͤhl vermiſchtes Pflaſter, welche Mittel die Anzahl der Anfaͤlle ver⸗ minderten. Aber wenn ſie ſich aten N lee ie Von dem Bilſenkraut. 293 ſie deſto länger, und die Kranke war bey Ende der⸗ ſelben viel ſchwaͤcher, als zu der Zeit, da ſie mehre⸗ re aber weniger lang daurende Anfaͤlle hatte. Ich ſetzte dennoch den Gebrauch der Arzneyen nach dieſer Methode bis auf den zweyten Wintermonath fort, in Hoffnung, daß die Krankheit endlich nachgeben wuͤrde, aber dieſe Hoffnung war umſonſt, denn das Uebel kam alle, oder doch gewiß, alle zwey Tage wieder. Ich gab ihr aus dieſem Grund Pillen aus dem Bil⸗ ſenkraut Extract, und ließ des Tags dreymahl eine davon einnehmen. Dieſen Tag blieb der Anfall aue, und derjenige, der ſich Morgens darauf zeigte, war 75 gelind, und ſie ſchiene von der Krankheit befreyt zu ſeyn „bis auf den 8. Wintermonath, da ſich wieder ein ſehr gelinder und kurzer Anfall meldete. Die Kranke gebrauchte dieſe Doſis noch 5. Wochen, und man verſpuͤhrte nichts mehr von dieſer Krankheit; ich behielte 0 ie dennoch noch lange Zeit in dem Spital zuruͤck, bis ſie ſelbſt bath, daß ſie wieder nach Hauſe gehen duͤrfte, welches ich ihr auch gern geſtattete, weil ſie geſund und bey guten Kraͤften war. Ich gab ihr noch eine Portion Pillen mit, damit fie dann und wann darvon nehmen koͤnnte. Den 3. Merz kam ſie ganz geſund in das Spital, und verſicherte, daß ſie von der Zeit an, da fie aus demſelben weggekom⸗ men ſey, nicht die geringſte Beſchwerde u vera 8 e hee. N | 8 En Zwoͤlfte 1 Ribben fliegen aufwärts, und fielen dann ſehr ges. / 5 35 e age Berta ie | | van gichteriſchen Bewegungen des unable und Swerchfele, 4 9 Ehrhardtin, 20. Jahr alt, wurde den 27. 4 April in das Krankenhaus gebracht; da ich hin kam, hatte ſie ſchon ſeit einer halben Stunde ber | ſtaͤndig hefftige Gichter und Ziehungen in dem Unter⸗ 4 | leib; fie ſchienen auch das Zwerchfell einzunehmen, denn die Bruſt wurde plotzlich ſtark ausgedehnt, die = ſchwind wieder zuſammen, darzwiſchen fande ſich ein | ſehr hefftiges Schluchzen, und der fo genannte Hunds⸗ krampf, oder das unwillkuͤhrliche durch Gichter er⸗ weckte Lachen, ein; die Kranke verlohr die Stimme, 1 und konnte nur mit Beſchwerde den Trank herunter⸗ 9 ſchlucken; der Puls war voll, ſtark und 3 | Ich verordnete auf der Stelle eine Aderlaſſe; das Ge⸗ bluͤt war in feiner Conſiſtenz und Farbe gut, das 6 Athemholen wurde hierauf um etwas leichter. Ich gab darbey eine kuͤhlende Saamenmilch mit dem Sy⸗ N rop aus dem Mohnſaamen, es wurde auch ein erwei⸗ chendes Clyſtier geſetzt, welches nach einer Stunde mit dem ordentlichen Stuhlgang wieder weggienge; 1 über den Magen wurde ein Pflaſter, das in den Apo⸗ 1 rhecken Diabotanum heißt, mit 15. Gran Laudanum 3 and eben fo viel Campher, gelegt. Gegen Abend 1 ließen alle Zufaͤlle nach, und die Kranke ſchlief von Mitternacht bis Morgens um 5. Uhr ziemlich ruhig. Morgens darauf war ſie ſehr ſchwach, und klagte, daß | es Ei ſey, als ob der vordere 1 dir Bruſt, 19 | * * « ' Don dem Bilſenkraut. N der Oberbauch zerſchlagen worden ſey. Der Puls war in etwas ungleich. Sie ſagte, daß ſie ſchon 4. Tage lang, von Zeit zu Zeit, ohne zu wiſſen warum, ſchwer Athem holen muͤſſe, und beaͤngſtiget werde, daß ſie aber noch keinen ſo ſtarken Anfall gehabt habe, als den, welchen wir geſtern ſelbſt geſehen haͤtten; an⸗ ſtatt der Emulſion mußte fie nun einen erweichenden Trank nehmen, und ſich wieder ein Clyſtier beybrin⸗ gen laſſen: denſelben Tag und die darauf folgende Nacht, brachte ſie ohne viele Beſchwerde zu. Da ich aber den 30. April Morgens in das Spital kam, fande ich ſie in einem eben ſo ſchlimmen Zuſtand, als den 27.; nur daß das Fieber minder ſtark zu ſeyn ſchiene, und ſie auch leichter ſchlucken konnte; ich be⸗ fahle, ihr oͤffters warme Bruͤhe zu geben: Das Pfla⸗ ſter wurde auf dem Magen gelaſſen, und die Kranke mußte mit dem Gebrauch des erweichenden Tranks fortfahren. Ueber das wurde eine Mixtur mit einer Unze Fieberrinde ꝛc. verſchrieben, mit Verordnung, dieſelbe nach dem Paroxysmus binnen 24. Stunden zu verbrauchen. Die Nacht war unruhig, und ſie klagte den 1 May, Morgens über hefftige Bangig⸗ keiten, und daß ihr die Gegend um das Herz herum gleichſam zerriſſen werde. Es mußte wieder ein Cl ⸗ ſtier gegeben werden, und neben der Mixtur mit der Fieberrinde, nahm ſie einen Trank von der Salab⸗ wurz. Die folgende Nacht hatte ſie nur wenig Schlaf, und Morgens um 4. Uhr kam ſchon ein neuer Anfall, und zwar in einem ſtaͤrkern Grad, als der letzte war. Um den Mittag hoͤrte das Uebel auf, aber die Pati⸗ entin war ſehr ſchwach; man gab ihr nunmehro wie⸗ der eine Dofis vom Extract der Fieberrinde. Zu | 24 Nacht / Den 4. Brachmonath ſah fie der vortrefliche Frey⸗ 296 5 Sweytes Kapitel. 4 4 Me Nacht mußte ſie wiederum einen noch ſtaͤrkern Anfall von der Krankheit ausſtehen; und da ich alſo wahr⸗ nehmen mußte, daß ſich von der Fieberrinde die Um ſtaͤnde nur mehr verſchlimmerten, fo habe ich den 3. May, dreymahl des Tags, 2. Pillen von dem Ex⸗ tract des Bilſenkrauts einnehmen, und oͤffters war⸗ me Bruͤhe nachtrinken laſſen. Die Nacht darauf war ſtiller, und des andern Morgens der Parorys⸗ mus gelinder: es wurde mit der nemlichen Doſis von Pillen fortgefahren. Der Stuhlgang erfolgte von ſelbſt, und der Schlaf war zu Nacht ſehr gut. Eine jede Pille hatte am Gewicht einen Gran. Den 5. i Mah, gegen Abend, hatte fie einen Anfall, der zwey ö Stunden lang dauerte; doch konnte ſie darbey reden, und die Bruͤhe leicht herunterſchlucken; die gichteri⸗ 1 ſchen Bewegungen waren auch viel geringer. Die folgenden Anfälle waren leicht, fie kamen ohne Ord⸗ nung, zuweilen alle Tage, zuweilen aber den andern Tag, bis auf den 15. May; allein von dieſer Zeit an, verſpuͤhrte ſie nichts mehr von ihrem Uebel. Die 1 Pillen nahm ſie dennoch fort, bis zu Ende des Mays. herr van Swieten in beßter Geſundheit. Die gan⸗ ze Zeit der Krankheit uͤber war der Urin immer gut an Farbe, mit einer dicken ae . die tn du Bo⸗ den ſehte. ; h Von dem Dilſenkraut. 297 Dremyzehnte Beobachtung. Von einer krampfichten Juſammenziehung des b Magens mit beſchwerlichem Schlucken RR und Athemholen. Tuliana Gruberin, ihres Alters 27. Jahr, kam den 14. Brachmonath in das Krankenhaus. Sie klagte, daß ihr ſeit 4. Wochen der Magen zuſam⸗ mengezogen werde; daß fie darbey aͤngſtlich Athem holen müffe, und nun, ſeit 1 5. Tagen, mit großer Beſchwerniß ſchlucken koͤnne. Da ich ſie das erſte mahl ſahe, fande ich ſie ganz ausgemergelt; ſie wur⸗ de recht abgemattet, wenn ſie einige Loͤffel voll Sup⸗ pen hinunterſchlucken wollte, ſo, daß ſie kaum zween ane mit ‚großer Mühe herumterzubringen i im Stan⸗ de war. In dem Hals fande ich nichts ungewoͤhnli⸗ ches, der Puls war ungleich, uͤbrigens aber gut; der Unterleib und die Seitentheile unter den Ribben waren weich, ſie mußte alle Tage, oder doch alle zwey Tage, ordentlich zu Stuhl gehen, der Harn war waͤſſericht; Durſt hatte fie nicht, unterdeſſen war ſie Tag und Nacht ſehr unruhig, und hatte wenigen Schlaf. Ehe ſie in das Spital gebracht wurde, hat⸗ te ſie bald von dem, bald von dieſem, Arzneyen ge⸗ nommen, doch ohne einige Erleichterung. Es fiel mir deshalb bald ein, das Extract vom Bilſenkraut zu gebrauchen, doch verſuchte ich vorher drey Tage lang, was die bekannte, auf die Nerven wirkende und in Mutterbeſchwerden dienliche Mittel ausrichten koͤnnten, und ließ zugleich um den Hals einen erwei⸗ „ un er ; Allein dieſe Heilungsart T 5 wollte 4 4 7 298 zwey Kapitel, Von dem m Bügntrae. i wollte nicht das geringſte helfen. Den 18. ae monath wurden ihr dreymahl des Tags 2. Gran von 4 dem Extract des Bilſenkrauts eingegeben. Den 19. Brachmonath verſpuͤhrte ſie ſchon Erleichterung, und den 22. konnte ſie ungehindert ſchlucken; Doch zeig⸗ te ſich zuweilen einige Beſchwerde im Schlacken, und ein Krampf im Magen. Von dem 23. Brachmo⸗. nath an, bis auf den zten Heumonath, wurde fie des Tags drey bis viermahl purgirt, worauf ſie ſich | wieder gar wohl befand. In denen vielen Tagen, da ſie noch im Spital verbliebe, klagte ſie uͤber nichts mehr, ſie wurde alſo vollkommen geſund entlaſſen. Ich habe noch viele an verſchiedenen Nervenkrank⸗ heiten in der Cur, denen ich dieſe Pillen mit Nutzen gebe; da aber dieſe Curen noch nicht zu Ende ſind, fo werde ich bey einer andern ee ve. | 8 Nachricht 998 Tu — a — a * = ee —— Fi eine a ER an Von dem Biſenhütlein. Oris Kapitel, d je | Von dem eifenptetem. as Eiſenhuͤtlein iſt 180 dem Nah en den kappenfoͤrmige Blumen ꝛc. Herr Linnäus beſtimmt dieſe Pflanze durch Aconitum, fo- liorum laciniis linearibus, ſuperne latioribus, linea exaratis. Spec. plant: p. 5 32. Eiſenhuͤtlein, deſſen Blaͤtter in ſchmale Riemen eingetheilt iſt, die oberhalb breiter, und mit einer Linie der Länge nach bezeichnet ‚find. Dieſe Pflanze iſt bis hieher zu den ſtaͤrkſten Gif⸗ ten gezaͤhlt worden. Es hat aber Herr Linnaͤus in dem mitternaͤchtigen Theil von Schweden geſehen, daß die Blaͤtter von dieſer Pflanze, die mit ein we⸗ nig Fett gekocht worden, ohne Schaden von einem Weib, ihrem Mann, zweyen Kindern, und einer an⸗ dern alten Frau, gegeſſen worden ſind. Flora Lapon, p. 179. In den Gaͤrten wird ſie meiſtentheils zur Zierde gepflanzet. Schon ſeit vielen Jahren lag es mir im Sinn, die Kräfte dieſer Pflanze zu pruͤfen; es mangelte mir aber die Gelegenheit darzu, und ich war uͤberdieß beſtaͤndig mit andern Dingen beſchaͤf⸗ tiget. Da nun Bi zum Theil in „Ordnung ar | 5 ind; EI 3 7 1 N nitum oder auch Napellus bekannt, hat blaue, den uns die Natur ſelbſt zeiget, ich ließ mich frey von 2 Drittes Nabil. We e 4 find; 1 habe ich endlich einige 11 diser 3 Unternehmung gefunden. Damit aber die Verſuche 1 | richtig, und ohne Vorurtheil gemacht würden | be ich alles aus dem Sinn geſchlagen, was von 45 4 Schriftſtellern, die uͤber die Arzneymittel geſchrieben 5 haben, von dieſer Pflanze gemeldet wird, und nur das einzige im Gedaͤchtniß behalten, daß dieſes eine verdaͤchtige Pflanze fen. Ich betrat alſo den Weg, allen Vorurtheilen, von der Vernunft leiten, und machte folgende Verſuche: Die Blaͤtter und den Stiel dieſer Pflanze ſtieß ich zu Pulver. Ich legte ein we. nig von dieſem Pulver auf die Zunge, es entflund | hierauf ein Brennen, welches lang anhielt, zugleich durchfuhr die Zunge ein ſtechender laufender Schmerz, der aber nur einen Augenblick dauerte; er hatte aber keine üble Folgen, denn das Pulver, welches ich 2 Minuten lang auf der Zunge ließ, erweckte weder Entzuͤndung, noch Roͤthe. So lang das Brennen auf der Zunge dauerte, ſo lang floß der Speichel hau · | fig, übrigens wurde keine weitere Ungelegenheit ver. ſpuͤrt. Ich ſtreuete hierauf von dieſem Pulver auf 5 ein krebsartiges ſchwammichtes Geſchwuͤr, um zu ſe⸗ hen, ob es daſſelbe äßen und wegbeitzen würde, Den erſten Tag erfolgte eine leichte Eiterung, und der Kranke klagte weder uͤber Schmerzen, noch Bren⸗ nen. Den 2. 3. 4. und 5. Tag wurde das nemli⸗ che wahrgenommen, jedoch wurde das Schwammich⸗ a te darvon nicht weggebeitzt. Ich konnte alfo hiere | aus den Schluß machen, daß die aͤtzende und giftige Kraft dieſer Pflanze nicht ſo gar heftig ſey. Ich pkeßs deswegen den beit derſelben aus, 955 ließ m N nie Von dem Eiſenhuͤtlein | 303 \ ben gelindem Feuer, nach gewohnter Art, zu einem Extrakt einkochen. Dieſes machte auf der Zunge nur ein ſehr leichtes Kuͤtzeln. Weil ich aber vermu⸗ thete, daß meine Zunge vielleicht wegen der ſo oft ge⸗ machten Verſuche an dieſe Dinge gewohnt fen, und- nicht auf gehoͤrige Art gereizt werde; ſo thate ich 1. Gran von dieſem Extrakt unter das untere Augen⸗ lied des rechten Augs. Allein auch das Auge wurde davon nicht mehr angegriffen, als ein jeder anderer fremder Körper zu thun pflegt. Da ich es 2. Mis nuten lang in dem Auge gelaſſen hatte; ſo habe ich zwar vieles Thraͤnen, aber doch kein beſonderes Bren⸗ nen wahrgenommen. Ich habe darauf das Auge mit friſchem Waſſer ausgewaſchen, und niemals mehr eine Ungelegenheit darauf verſpuͤrt. Nach dieſen gemachten Verſuchen habe ich erfahren wollen, was das Extrakt vor Wirkungen habe, wenn es von den Menſchen eingenommen und herunter geſchluckt wer⸗ de. Zu dieſem Ende bereitete ich folgendes Pulver: 4 Fer. Extrakt des Eiſenhuͤtleins, 2. Gran. Weiſſen Zucker, 2. Quintlein. Man miſche und reibe dieſes wohl und lange unter einander zu einen feinen Pulver. Von dieſem Pul⸗ ver habe ich Morgens nuͤchtern 6. Gran eingenom⸗ men, ich war darbey ſehr aufmerkſam, was in dem Koͤrper vorgehen wuͤrde. Ich bemerkte aber nicht die geringſte Veranderung „ nicht das geringſte Un⸗ gewoͤhnliche. Den zweyten Tag habe ich 8. Gran genommen, auch hierauf erfolgte nichts Veraͤnderli⸗ ches. So verhielte es ſich auch den dritten Tag, da h 10. Gran e Diefes machte mich | ee | L . 304 ER Drittes Kapitel. beherzter, ſo, daß ich den vierten Morgen 20. Gran von dieſem Pulver einnahm. Es wurde keine Ver⸗ 5 richtung des Koͤrpers im geringſten geſtoͤrt, nur die⸗ ſes beobachtete ich, daß die äußern Gliedmaßen und der ganze Koͤrper mehr, als ſonſten den ganzen Tag über, ausduͤnſtete und feucht war. Den 5. Tag ha- be ich wieder die nehmliche Doſis genommen, und zwar mit der nehmlichen Wirkung, die ich den 4. Tag 1 beobachtet hatte. Eben ſo verhielte es ſich auch den 6. und 7. Tag. Den 8. Tag nahme ich das Pulver | nicht, und da bliebe der gelinde Schweiß, der ſich die vorhergehenden Tage eingefunden hatte, aus. Den 9. Tag verſchluckte ich wieder 20, Gean, und der ges linde Schweiß ſtellte ſich wieder ein. Nicht anders gieng es den 11. 13. und 13. Tag. Den 14. Tag nahm ich nichts mehr ein, und es war wieder ſo, wie ich es von dem 8. und 9. Tag angemerkt habe. Aus dieſen Verſuchen konnte ich alſo folgende Sclaſe ziehen: 1) Daß dieſes Pulver die Ausduͤnſtung und den Schweiß befoͤrdere. 2) Daß es, weil es auf mich ſelbſt keine widrige Wirkung gemacht hat, den Kranken ſicher gegeben werden dürfe, nut daß man die Vorſicht gebrauche, bey einer geringen Doſis an⸗ | zufangen. 3) Daß es in denjenigen Krankheiten dienen werde, wo die verdorbene oder ſcharfe Mater. rie durch den Schweiß auszufuͤhren iſt. Zu der | Zeit, da ich diefen Dingen nachdachte, fan mir um. 1 0 ter meinen eee ene Fall vor: 1 1 1 0 5 a 991 A 7 22 ‘ 1 r 5 7 9.8 984 Von dem Eiſenhütlein. 305 Erſter Verſuch. | In heftigen Schmerzen der rechten Seite und dem daher entſtehenden Mangel der Bewegung. En Menſch von etliche 30. Jahren hatte im Wein⸗ monath 1761. das dreytaͤgige Fieber. Nach⸗ dem ihn ſelbes verlaſſen hatte, befand er ſich ziemlich wohl. In dem Wintermonath aber wurde er von einem heftigen Schmerzen befallen, der die ganze rechte Seite ſo ſtark einnahm, daß der Kranke we⸗ der die Hand, noch den Fuß, bewegen konnte; der Appetit verlohr ſich, und die Nächte wurden ſchlaf⸗ loß. Man brauchte in die 4. Monathe lang alle Arn⸗ ten von äußerlihen und innerlichen Mitteln; es er⸗ folgte aber nicht die geringſte Beſſerung darauf, die Krankheit wurde im Gegentheil ſchlimmer, und der Patient mußte beſtaͤndig das Bette hüten. Die An⸗ fälle der Schmerzen waren von Zeit zu Zeit ſo heftig, daß ſie dem Kranken haͤufige Thränen auspreßten, und er darbey heulen mußte, wie Leute, die auf die Folter gelegt werden. Ueber das klagte er uͤber einen Fehr ſtarken Schmerzen, den er in den Beinen und um die Sehnen herum verſpuͤrte. Da nun alle an⸗ gewandte Mittel nichts ausrichten wollten, gab ich ihm das oben beſchriebene Pulver aus weiſſem Zu⸗ cker und dem Extrakt des Eiſenhuͤtleins. Die Do⸗ ſis war Morgens und Abends 10. Gran, worauf ich Brühe oder einen beliebigen Thee nachtrinken ließ. In der erſten Nacht kam ein haͤufiger Schweiß zum Vorſchein, den er vorher nicht hatte. Den 2. Tag gab ic die IE nchunliche is und die Schmerzen nah men. 306 7 Drittes Napitel. men nieht abi Ä in der Nacht ſtellte ſich der Schweiß | wieder ein. Dieſer hatte einen ſtarken Geruch, und der Kranke wurde darvon nicht abgematter. Den 3. Tag gab ich ſchon dreymahl 10. Gran von dieſem leer. Des Nachts wurde der Schweiß wieder | wahrgenommen. Mit dieſer Doſis fuhre man bis 5 auf den 12. Tag fort. Alle Naͤchte war der ganze Leib vom Schweiß feucht, ſo auch des Tags über, wenn ſich der Kranke im Bette aufhielt. Den 6. Tag war der Kranke ſchon von allen Schmerzen be⸗ freyt, und konnte außer dem Bett herum gehen: hab ⸗ te Appetit, ſchlief ruhig, und er hatte taͤglich ſeinen natuͤrlichen Stuhlgang, der Harn gienge häufigen, ab, als ſonſt, und es ſchwammen in demſelben viele Flocken und ſchleimichte Faſern herum. Den 13. Tag, da der Kranke ſich ſo ziemlich wohl befand, ſetzte er den Gebrauch des Pulvers aus; allein er ver⸗ ſpuͤrte ſogleich, daß die Glieder wieder matt wurden, und ſich der Schmerz wieder in etwas wenig meldete. Ich gab deshalb den Rath, daß er ohnausgeſetzt mee 23. Wochen lang alle Tage 30. Gran von dieſem Pul⸗ ver einnehmen ſollte. Er folgte meinem Rath puͤnkt⸗ lich, und das Uebel iſt fo verbeſſert worden, daß alle Verrichtungen wieder hergeſtellt wurden, und die Magerkeit aufhoͤrte, welche vorher an dem ae Leib vorhanden war. In den letzten 2. Wochen, in denen der Kranke dieſes Pulver gebraucht hatte, wur. de kein Schweiß mehr wahrgenommen. Es bliebe auch der Schmerz aus, da er aufgehoͤret hatte, die⸗ ſes Pulver einzunehmen; es ar ri 1 dem * ring Sea 5 2 ’ 5 0 Sade Von dem Eiſenhuͤtlein. 307. Zweyter Verſuch. In Suͤftwehe und Schmerzen des rechten Ein Menſch von 27. Jahren hatte ſeit 6. Wochen ein ſehr ſtarkes Huͤftwehe; es nahm auch end⸗ lich der heftigſte Schmerz den rechten Arm mit ſol⸗ cher Gewalt ein, daß der Kranke Tag und Nacht immer ſchreyen mußte. Obwohlen die äußerlichen und innerlichen Mittel zuweilen Erleichterung ſchaf⸗ ten; fo bliebe doch die Krankheit in einerley Zuſtand; indem die Schmerzen nach einem ſehr kurzen Aus⸗ bleiben bald aufs neue wieder um ſo heftiger wuͤthe⸗ ten, und den Patienten nur viel aͤrger quaͤlten. Die⸗ dem oben beſchriebenen Pulver. Die Wirkung ſchien gleich die erſte Nacht faſt einem Wunderwerk ahnlich zen befreyt war. Auch den 2. Tag blieb der Schmerz weg, der Patient empfande aber uͤber den ganzen Leib, beſonders um die Schaam herum, ein ſehr un⸗ angenehmes Beiſſen, und es brachen aller Orten terie waren, aus. Der Kranke befand ſich aber dar⸗ zu; der ganze Koͤrper war beſtaͤndig in einem gelin⸗ Tage lang mit der nehmlichen Doſis fortgefahren worden, ſo wurde dem Kranken ein Purgir⸗Mittel aus 5. Unzen von dem Wieneriſchen Larirtrank und einem Quintlein vom Polychreſt⸗Salz eingegeben. . RR RS Hier⸗ ie ſem gabe ich Morgens und Abends 20. Gran von — zu ſeyn, indem er ſehr gut ſchlief, und vom Schmer⸗ roͤthlichte Blaͤtterlein, die voll von einer ſcharfen Mau auf ſehr gut, hatte Appetit, und die Kraͤfte nahmen den Schweiß, er brach aber des Nachts nicht ſo ſtark aus, wie bey dem erſten Kranken. Nachdem 8. 308 Drittes Kapitel. 5 5 Hiervon hatte er 7. Stuhlgänge, die Blaͤtterlein Ders 1 ſchwanden, das Beiſſen nahm ab, und die Kraͤfte vermehrten ſich wieder. Er gebrauchte dieſes Puls ver noch 4. Wochen lang fort, ohne daß er etwas Ungewöhnliches davon verſpuͤrte. Zu Ende 1 3 AK 0. einmahl, und hierauf war er völlig geheilet. Es j find nun 5. Wochen verfloſſen, ohne daß er, des rau⸗ . 10 hen und ſchlimmen Wetters ungeachtet, einen neuen Beine herum aufhält, dieſelbe verſtopft, und die hefe dieſem Pulver gegen die Oberfläche des Leibes hin⸗ Ueberfall von der Krankheit erlitten hat. Es fragee | ſich alſo: ob nicht dieſes Pulver die Schärfe aufloͤſe, die ſich in den kleinſten Gefaͤßen um die Sehnen und | tiaften Schmerzen in den Gelenken verurſachet? und ob nicht dieſelbe, wenn fie aufgeloͤſt worden, von getrieben wird? Dieſe zween erzaͤhlten Falle feinen | dieſe Da zu bejahen. 8 Dritter PR Se einem drey Jahre lang — Guartanfieber. En junger Menſch von 19. Jahren hatte con in das dritte Jahr das viertaͤgige Fieber. Dieſes Fieber war ſo hartnaͤckig, daß es keinen Arzneyen weichen wollte. Die Fieberrinde, die in großer Do⸗ ſis und lange nach einander gegeben wurde, hat zwar die Heftigkeit der Anfaͤlle gemildert, dieſelben abe niemalen völlig hinterhalten konnen. Und fo bald der Kranke den Gebrauch der Fieberrinde ausgeſetzt hat, haben die e Ann das neue in ihrer e ‘ | 505 Von dem Eiſenhuͤtlein. 309 ke zugenommen. Der Leib wurde mager und cachek⸗ tiſch, und waͤhrend dem Fieber empfand er an allen Gliedern, an allen Gelenken, an dem Ruͤckgrad ei⸗ nen heftig reiſſenden, und um die aͤuſern Theile here um einen brennenden Schmerz. Ich gab dieſem Kranken Morgens und Abends 10. Gran von dem Pulver aus dem Extrakt des Eiſenhuͤtleins. Den 1. Tag wurde er darvon dreymahl purgirt, und den 2. Tag viermahl. Den 3. Tag war der Fieberan⸗ fall viel gelinder, die Schmerzen waren kaum zu em⸗ pfinden, zu Ende kam jedoch der Kranke in einen heftigen Schweiß. Die Kraͤfte wurden dadurch nicht geſchwächt. Den 3. 4. und 5. Tag hatte er wieder etliche Stuhlgaͤnge, ohne mehrere Abnahme der Kräfte, der Kranke fande ſich im Gegentheil dadurch erleiche tert. Den 6. Tag wurde nur ein kleines Froͤſteln, und darauf eine fluͤchtige und kurze Hitze wahrge⸗ nommen, und auf dieſe folgte bald ein ſehr häufiger Schweiß. Den 7. Tag hoͤrte der Durchfall auf, und der Stuhlgang war dick. Das nehmliche er⸗ folgte den 9. Tag, es kam auch der Appetit wieder, die Nächte waren ruhig, und der Schlaf brachte die d Kraͤfte wieder. Den 9. Tag verſpuͤrte der Kranke nur einen leichten Schweiß und eine fliegende Hitze; übrigens befande er ſich ganz wohl. Nach dem 9. Tag zeigte ſich keine merkliche Ausleerung mehr, we⸗ der durch den Harn, noch durch den Stuhl, noch durch den Schweiß. Das Pulver wurde noch 3. Wochen lang in der nehmlichen Doſis fortgebraucht, und um dieſe Zeit gelangte der Kranke zu ſeiner voll⸗ kommenen Geſundheit wieder. Es ſind nun 2. Mo⸗ nathe verfloſſen, ’ ar er ſich das Fieber wieder 5 1 3 mel⸗ | 31 Drittes Kapitel. Ei Jungfer von etliche 20. Johren⸗ hatte ſchon iſchwulſt war unbeweglich, und man kam abe Danken, als ob ſie aus den Beinen ſelbſt heraus ge⸗ ſchmerzhaſt. Die ſtärkſten anflöfenden Mittel, ſelbſt die Zubereitungen aus dem Queckſilber, die ſowohl heftige Schmerzen erweckt, daß ſie der Patientin ab | A ſchon mehr als um den halben Theil verſchwunden, der Kmnbacke iſt auch wieder ziemlich beweglich. Zu⸗ weilen kommt die Kranke zu Nacht in einen heftigen | hat das Uebel weder vergroͤßert, noch verringert. Die ⸗ ſe Kranke gebraucht nun in den zten Monath Pulver aus dem Extrakt des Eiſenhuͤtleins mit Zu⸗ f * % * 4 * f} 1 * meldet hat. Das Eiſenhuͤtlein hat alfo gate ben ö weder die Fieberrinde, noch irgend ein ander Mittel | u im Stande geweſen iſt. D. e | dg ve 1 | | Vierter Verſuc Eee, | er einer baren, Gefehroulf, des Aken, 7 ackens . en u u 2 in die 5. Jahre eine Geſchwulſt, die wie bei⸗ | | | nern anzufühlen war, und ſich faft uͤber den ganzen | Uinken Theil des Geſichts ausbreitete. Dieſe Ge⸗ wachſen ſey. Unter dem untern Kinnbacken waren viele Druͤſen geſchwollen und verhaͤrtet. Die Deo | wegung des Kiefers war gehindert, beſchwerlich und innerlich als äußerlich angewandt worden, haben das | Uebel nicht nur nicht gemildert, ſondern vielmehr ſo len Schlaf wegnahmen. Der Schierling, der meh⸗ rere Monath lang in großer Doſis gebraucht wurde, cker, und die Geſchwulſt iſt nicht nur weicher, ſondern eine von dem ſie viele en 8 e 1 rie- 1 Von dem Eiſenhuͤtlein. 311 uͤbrigens wird keine merkliche Ausleerung wahrge⸗ nommen. Der Appetit iſt gut, die Kraͤfte ſind da, und der Schlaf iſt ruhig. Man iſt nun in der Do⸗ ſis dieſes Pulvers des Tags auf 1. und 2. Quintlein geſtiegen; es zeigt ſich bey dem Gebrauch dieſes Pul⸗ vers im geringſten nichts Boͤſes, und der Umfang der Geſchwulſt nimmt immer mehr ab. Der Stuhl⸗ gang iſt langſam, weswegen alle 3. Wochen ein Pur⸗ girmittel aus 20. Gran Polychreſt⸗Salz und 40. Gran Jalappen⸗Pulver verordnet wird. | Fuͤnfter Verſuch. In einer Geſchwulſt unter der en Ohr⸗ | ſpeicheldruͤſe, und im Gliederreiſſen. € Frau, die etliche 40. Jahr alt war, gebrauch te, wegen einer ſehr harten Geſchwulſt, die die | Größe eines Gaͤns⸗Eyes hatte, und unter der rech⸗ ten Ohrendruͤſe ſaße, viele Monathe lang den Schier⸗ | ing; ; da fie aber darvon keine Erleichterung verfpüre , ſo ſetzte fie den Gebrauch deſſelben aus. Dies en Winter wurde ſie von heftigem Gliederreiſſen überfallen, welches fo hartnaͤckig war, daß die Kran⸗ Fe nicht ſchlafen, und auch zuweilen vor Schmerzen die Speiſen nicht herunter ſchlucken konnte; es hal⸗ fen auch alle Arzneyen nichts. Sie ſuchte deswe⸗ gen auf das neue bey mir Rath und Huͤlfe. Ich | 42 ſogleich das Pulver aus dem Extrakt des Eiſen⸗ uͤtleins; die Doſis war Morgens und Abends 10. Gran. Den 1. Tag wurde ſie achtmahl darvon pur⸗ giet, und die Schmerzen nahmen darbey ſogleich ab; den 4. und 5. us konnte fie ſchon alle Glieder ohne 14 Schmer⸗ 3 Drittes Neptel- „ Schmerzen bewegen, und ſie befande ſich wohl. Ih riethe ihr, dieſes Pulver noch eine Zeitlang zu gebrau⸗ chen, um einen neuen Anfall der Gliederſchmerzen 4 | verhuͤten. Sie folgte dieſem gegebenen Rath, und in der 3. Woche bemerkte ſie, daß wider alles Ver⸗ | muthen und Hoffen die Geſchwulſt kleiner, bewegli⸗ 9 cher und weicher geworden ſey. Sie nimmt nun taͤglich 30. Gran von dieſem Pulver; es entſtehet | keine merkliche Ausleerung darvon, die Schmerzen | bleiben aus, der Leib nimmt an Kräften an un ke «| Geſchwulſt vermindert ſic t. | 1 Sechster Verſuch. Se verhaͤrteten Deifengefehwulfen a am f Hals. RER een, — ben dieſes beobachte ich bey einer Jungſtau! u etliche 20. Jahren, die wegen verhärteten Di | | ſen Geſchwulſten am Hals ſchon 3. Monath lang ohne viele Wirkung den Schierling eingenommen hat; auf den Gebrauch dieſes Pulvers nimmt aber die Geſchwulſt ab, und wird beweglich. Es gehet nun der zweyte Monath zu Ende, und es And nur noch wenige Spuren von dem Uebel uͤbrig. „Selk 5. Wochen wird ihr alle Tage ein ganzes Quintlei von dieſem Pulver eingegeben, die Kranke hat Ap⸗ petit, ſchläft ruhig, und iſt darbey ſtark. Hieraus ſiehet man, daß dieſes Pulver keinen Schaden, e | dern im e vielen Mbh bringt. ae - . * — y 4 * .— Von dem Eeiſenbütlein. 0 21 g eier Verſuch. In Geſchwulſt der rechten — dee Unterleibs. Ein Jungfer von zwey und zwanzig Jahren N be ich dieſes nemliche Mittel wegen einer großen Geſchwulſt in der rechten Weiche (Schoosgegend) ver⸗ ordnet. Vorher habe ich mit dem Schierling einen Verſuch machen wollen, allein die beſondere Natur der Kranken hat denſelben nicht vertragen konnen; er erweckte Bangigkeiten und Erbrechen. Sie nahm von dieſem Pulver Morgens und Abends 10. Gran. Sie mußte darvon des Tags zwey bis dreymahl zu Stuhl gehen. Dieſe Kranke hatte ſchon ein halbes Jahr lang einen Eckel vor Fleiſchſpeiſen, ‚fo, daß iht auch nur der Geruch derſelben einen Reitz zum Bre⸗ chen erweckte. Nachdem ſie aber drey Tage lang die⸗ ſes Pulver gebraucht hatte, bekam fie wieder Luſt zu Fleiſchſpeiſen, „und konnte dieſelben auch leicht ver dauen. In der dritten Woche wurde der Umfang der Geſchwulſt, durch den Gebrauch dieſes Pulvers, viel kleiner, und es floß aus der Mutterſcheide ſeht viel zaͤhe gelblichte Materie heraus. Gegen das Ende des zweyten Monaths war faſt alle Geſchwulſt vergangen. Der Appetit zeigt ſich gut, und die Kräfs te vermehren ſich; unterdeſſen gehet noch immer vie⸗ le Nr dicke Materie aus der eee weg. . e % Ahr N 2 | denen auch mehr, als der halbe Theil 4 ſe ſo Ei Jungfer von etlich und dreißig RER hatte | Monathe lang bey gleichem blieb. Die Kranke hat 313 Drittes Rani AR aaa Verſuch. 1 In verhärteten ſchmerzhaften deln der Bruͤſte. „ — . * 5 a, — * — — F —— | ſchon mehrere Jahre in beyden Bruͤſten verhär⸗ tete Druͤſen von verſchiedener Größe, die beweglich 0 und zuweilen ſehr ſchmerzhaft waren; welcher Schmer⸗ zen aber allemahl; von ſelbſt wieder, ohne Gebrauch | eines Mittels, vergangen iſt. Die Kranke „die oh. nedem an das Elend gewohnt war, achtete dieſes Uebel nicht viel. Endlich wurden dieſe Druͤſen groͤſ⸗ fer / und wuchſen in beyden Bruͤſten in einen harten e der 7 ine ii Bor u er eine 1 0 Kae ee Tode, die ve nachbarten Theile aufraß. Der Schierling feßte ut nur dem Uebel Schranken, ſondern heilte auch die Geſchwuͤre, und laͤſte den großen Umfang der Ges ſchwulſt auf, zertheilte ſie in kleinere Huͤbelchen „von af „ und er ſtillte darbey die Schmerzen. 2 geſchwinde und, glückliche, Veranderung der Kranke heit erfolgte in Zeit von vier Wochen. Allein nach⸗ | gehends war die Wirkung des Schierlings nicht mehr ö ſo merklich und geſchwind, ſo daß auch, bey einem fortgeſetzten Gebrauch dieſes Mittels, das Uebel ache 3 | aber dennoch iefs Mitte . ausſetzen wollen, in. 1 dem 9 N X 19 u. 5 1 — Von dem Eiſenhuͤtlein. 315 dem fi e mit der Wirkung, die in den erſten Wochen davon erfolgete, und die das Uebel ſo leidentlich ge⸗ macht hatte, daß ſie ihre Arbeiten verrichten konnte, zufrieden war. Allein da es gegen den Frühling zu gieng, wurde fie von einem ſehr heftigen Huſten be⸗ fallen, und zwar ſo ſtark, daß es die Noth erforder⸗ te, daß ihr etlichemahl die Ader geoͤffnet werden, und fie viele Wochen lang das Bett huͤten mußte. Durch die Anwendung gehoͤriger Mittel wurde der Huſten jedoch wieder geſtillet; allein die Verhaͤrtungen in beyden Bruͤſten ſiengen an ſtarke Schmerzen zu ver⸗ urſachen, und es entſtunden kleine Geſchwuͤre, aus denen eine ſcharfe Feuchtigkeit ausfloſſe. Da ſie waͤhrend dem Huſten viele Arzneyen hatte verſchlu⸗ cken muͤſſen, und ihr nun dieſe eckelhaft waren, ſo habe ich ihr nichts weiters von dem Schierling auf dringen, ſondern lieber das Pulver aus dem Extract des Eiſenhuͤtleins mit Zucker geben wollen, indem es angenehm, und in kleiner Doſis wirkſam iſt. Es ſind nun waͤhrend dem Gebrauch dieſes Pulvers zwey Monathe zu Ende gegangen, und alle Geſchwuͤre find ſchon mit einer veſten Narbe geſchloſſen, die Schmer⸗ N zen haben vollig nachgelaſſen, die verhaͤrtete und ſchmerz⸗ hafte Druͤſengeſchwuͤlſte, die, des langen Gebrauchs des Schierlings ungeachtet, immer bey gleichem ger blieben waren, ſind ſchon in ihrem Umfang uͤber die Helfte verſchwunden. Sie iſt bey guten Kräften, fie hat guten Appetit, alle Verrichtungen ſind lebhaft, der Stuhlgang erfolget alle Tage, es wird aber nie ⸗ mahlen eine offenbahre und beftändige Ausleerung, von dem Gebrauch dieſes Pulse; bey dieſer. Kranken ER e Er + | 5 | . Brittes Rapitel. verſchiedene Arzneyen, von denen aber die Kranke kaum einige Erleichterung verſpuͤhrte, die Krafte ver⸗ Schmerz nach. Das nemliche Pulver wurde noch drey ) #1 r hierauf etliche Stuhlgaͤnge. Die Schmerzen wurden drey Stunden lang ruhig ſchlafen. Es wurde mit dem nemlichen Pulver fortgefahren, von dem man drey⸗ uͤber den ganzen Koͤrper breite, rothe, beißende Blaͤ⸗ „Namter Verſuch. eh 3 Ven einem hefftigen Schmerz des rechten a i | Arms und Fuſſes. 106 ine 1 von 43. Jahren hatte einen ſo gar heff⸗ .. tigen Schmerzen in dem rechten Arm und Fuß, daß fie Tags und Nachts weinen mußte. Man konn⸗ te ihr auch mit keinem Mittel aus dem Mohnſaft zum Schlaf verhelfen. Ich gebrauchte zwey Wochen lang N I fhwenden, und ſie nahm an dem Körper ſehr ſtark ab. Ich nahm daher meine Zuflucht zu dem Gebrauch des Pulvers aus dem Extract des Eiſenhütleins, und gab ihr Morgens und Abends 20. Gran. Es ers gi gelinder, und die are Nacht konnte die Kranke ſchon ss Be mahl des Tags 20. Gran gabe. Den 6. Tag kamen terlein zum Vorſchein, und hierauf ließ faſt aller Tage genommen, und endlich wurde ein Purgi aus 6. Unzen des Wiener⸗Laxirtranks und r. Drachma des Polychreſt⸗Salzes verordnet. Dieſes wirkte 12. mahl mit darauf folgender merklicher Erleichterung, und von dieſer Zeit an verſpuͤhrte die Kranke keine Schmerzen mehr, und iſt nun im Stande, den mm und den Fuß ungehindert zu bewegen, welches ihr, | vor dem Sebrench dieſes Pulvers, unmoͤglich war. | ande | Von dem Eiſenhuͤtlein. 317 | Zehender Verſuch. In einer ſehr hartnaͤckigen Gliederkrankheit. s hielte ſich in unſerem Spital ein Menſch von etlich und 30. Jahren auf, welcher ſchon uͤber die 9. Monathe an einer hartnaͤckigen Gliederkrank⸗ heit darnieder lag. Die ſowohl innerlich als aͤuſerlich in großer Doſis, und lange Zeit, gegebene Mittel, halfen im geringſten nichts. Alle Gelenke des gan⸗ zen Leibes wurden von einer ſehr ſchmerzhaften Ge. ſchwulſt eingenommen, der Kranke konnte weder Haͤn⸗ de noch Fuͤſſe regen, und hatte unruhige und ſchlaf⸗ loſe Naͤchte. Sbgleich verſchiedene, in dieſen Um⸗ ſtänden ſonſt ſehr dienliche Mittel, angewandt wur⸗ den; ſo änderte ſich doch die Krankheit im geringſten nicht „ja es ſchienen einige Umftände der Krankheit nur noch ſchlimmer zu werden. Auch der Schierling, der uͤber anderthalb Monathe lang in großer Doſis fleißig genommen wurde, brachte keine Erleichterung. Da in dieſen bejammerswuͤrdigen Umſtaͤnden faſt kein Mittel, von dem man gute Wirkung verhoffen durf⸗ Fe, mehr uͤbrig blieb; ſo habe ich meinen wertheſten Amtsbruder, den Herrn Doctor Collin, einen Mann, der große Gelehrtheit und Einſichten beſitzt, erſucht, daß er das Pulver aus dem Extraet des Eiſenhuͤtleins bey dieſem Patienten gebrauchen moͤchte. Nach we⸗ nigen Tagen mußten wir uͤber die wunderbare Wir⸗ kung ſehr erſtaunen, es wurden nicht nur alle Schmer⸗ zen gemildert, ſondern es ſchiene auch wieder einige Beweglichkeit in den Gliedern zu erfolgen. Nach zween Wochen hatte die Geſchwulſt in den Gelenken ſchon um vieles ee es fange ſich 1 aͤn⸗ u er V Drittes 22 X Haͤnden und Fingern ein beſſeres und Aber ſchmerz⸗ | haftes Vermoͤgen, ſich zu bewegen, ein, fo, daß zu Ende der 3. Woche der Kranke ſchon wieder auf Kruͤcken gehen konnte. Der Schlaf wurde wieder ruhig, der Appetit gut, die Kraͤfte nahmen zu, und das Pulver verurſachte niemahlen die geringſte Be⸗ ſchwerniß, ob ich ihn gleich deswegen fleißig befrage | te. Zu Anfang des 2. Monaths hatte er die Kruͤ. cken nicht mehr noͤthig, er konnte mit der linken Hand eine ziemlich feſte Fauſt machen, mit der rechten Hand aber noch nicht, weil an dem vordern Theil oder der Wurzel derſelben noch eine Geſchwulſt vorhanden war. Nach dem 2. Monath hatte er in allen Glie⸗ — dern eine ziemlich freye Bewegung, die Schmerzen waren alle vergangen, faſt alle Gelenke hatten ihre — natuͤrliche Groͤße und Biegsamkeit. Doch wurde in denjenigen Theilen, die vorher von den ſchmerzhaften 9 Geſchwulſten ausgeſpannet worden, eine größere Ems pfindlichkeit wahrgenommen, als ſie bey einem geſun⸗ den Menſchen zu ſeyn pflegt. Zu Ende des 3. Mo⸗ naths verließ dieſer Menſch in den beſten Geſund⸗ heits ⸗Umſtaͤnden das Spital. Wie viel Vergnů · 10 gen dieſer Verſuch dem Herrn Collin und mir ges macht habe, wird ein jeder, der es mit ſeinem Neben⸗ Menſchen gut meynet, leicht begreifen koͤnnen. Denn 1 da eine unverdroſſene Arbeit von 9. Monathen, und alle angewandte Mittel, bey dieſem Kranken frucht⸗ los waren; ſo hat doch endlich noch das Pulver aus dem Extrakt des Eifenhütleing dieſen Elenden, den wir ſchon für verlohren gegeben hatten, gerettet und gluͤck⸗ lich geheilet. In den 2. erſten Wochen hat der Kranke von e Pulver Morgens 15, Gran eingenommen, | | und 75 Von dem Eiſenhuͤtlein. 319 BR Abends eben fo bitt. In der zten Woche wurde dieſe Doſis des Tags dreymahl, und vom Anfang des ꝛten Monaths, viermahl gegeben, man hatte auch nicht noͤthig, die Doſis weiter zu verſtaͤrken, da man von der eben gemeldeten die erwuͤnſchte Wirkung er⸗ hielt. Während dem Gebrauch dieſes Pulvers wur⸗ den drey Laxirmittel verordnet, welche immer mit gu⸗ ter Wirkung etliche Stuͤhle verursachten. a Eilfter Verſuch. In Gliederreißen mit Knoten der Gelenken. Ein Weib von 40. Jahren hatte in allen Gliedern und Gelenken einen hefftigen Schmerzen, Die, ſer Schmerz wanderte anfaͤnglich, nachgehends ſetzte er ſich aber in dem einen, oder dem andern Gelenke veſt, dann zoge er wieder durch alle Glieder, und endlich bliebe er einige Tage faſt voͤllig aus. Es bil⸗ deten ſich nach und nach an den Gelenken der Haͤnde und Finger Beulen, und ſehr harte podagriſche Kno⸗ ten. Dadurch wurde die 1 ſchon ein gan⸗ zes Jahr lang unterbrochen. Seit drey Monathen nun nehmen die Schmerzen die Haͤnde und Fuͤſſe mit ſolcher Hefftigkeit ein, daß ſie weder ſtehen, noch die Haͤnde ohne die größeſten Schmerzen bewegen kann; die Finger konnte fie gar nicht zuſammen ziehen. Ne⸗ ben dieſen hefftigen Schmerzen, die die Bewegung hinderten, waren noch an den Gelenken der Finger harte Knoten, die wie Beingewaͤchſe ausſahen, groͤßer als Baumnuͤſſe waren, und ſich wegen der Schmer⸗ zen nicht anruͤhren lieſſen, deshalb auch die Nächte: een wurden. Die aueh Patientin wurde in die⸗ ’ U 8 2 ’ * jr N „ av 1 * f 5 Bun / tel ohne Wirkung gebraucht hatte; fo fande Herr D. der Schmerz in einigen Theilen völlig: nachgelaſſen | | lohrne Appetit ſich wieder einſtellte. In der zweyten verdrießlich und ſchwach war, wurde freundlicher, ſaß F dem ꝛten Monath fühlte fie in den Händen nicht F weich, daß fie nicht den dritten Theil mehr fo groß wa⸗ die Knoten kleiner, und man durfte ſie ſtark anruͤh⸗ 1 ren, ſo konnte die Kranke auch ſchon die Finger wie⸗ 320 15 Drittes Kapitel. ER 1 dieſen Umftänden in unſer Spital N Da ſie die ganze Zeit ihrer Krankheit uͤber verſchiedene Mit⸗ ö Collin vor gut, ihr ohne Anſtand das Pulver aus dem Extract des Eiſenhuͤtleins einzugeben. In Zeit von 3. bis 4. Tagen bemerkten wir mit Freuden, daß hatte, in andern aber ſo merklich vermindert worden war, daß die Naͤchte wieder gut waren, und der ver⸗ Woche konnte fie die Hände und Fuͤſſe wieder beſſer 4 bewegen. Gegen das Ende des erſten Monaths wa. ren faſt alle Schmerzen in den Haͤnden verſchwunden, der biegen. Das Pulver verurſachte keine merkliche Ausleerung, weder durch den Stuhl, noch durch den Harn, noch durch den Schweiß. Die Kranke, die vorher in dem Bett auf, und redete mit den Leuten. Nach den geringſten Schmerzen mehr, einige Knoten wa⸗ ren völlig vergangen, andere waren aber fo klein und ren als vorher. Die Kranke konnte um dieſe Zeit wieder eine Fauſt machen; und die Krafte nahmen von Tag zu Tag zu. Sie gebraucht das Pulver in den dritten Monath, die Knoten nehmen faſt alle ka⸗ ge ab, und die Schmerzen haben in allen Gliedern und Gelenken aufgehört. Nach Endigung des drit⸗ ten Monaths, da fie nur von dieſem Pulver geheilen worden war, gieng ſie geſund aus dem dle 2 b oͤlfter ; 2 7.4 1 727 — 5 £ * N * 1 . 77 — 5 a 1 . . N „ 2 7 — \ Bm Zwoͤlfter Verſuch. | In einer von vielen ſchlimmen Folgen begleite | ten Venusſeuche. ine Magd von etlich und 20. Jahren hatte die geile Seuche in dem groͤßeſten Grad. Es fuh⸗ ren auf dem Kopf viele harte Beulen auf, die groͤßer als Huͤnereyer waren. Die Druͤſen unter den Kinn⸗ backen und neben den Ohren wurden ſtark aufgeſchwol⸗ len, wuchſen zuſammen. und waren faſt ſo hart als Knochen anzufuͤhlen. In dieſen geſchwollenen ver⸗ haͤrteten Theilen, und in allen Gelenken und Glie⸗ dern des ganzen Leibes, war ein ſo empfindlicher Schmerz, daß dieſe Elende nicht eſſen, nicht ruhig liegen, noch viel weniger ſchlafen konnte, das Schlu⸗ cken war ſehr beſchwerlich, und das Kauen unmoͤglich. Dieſe Kranke befande ſich, bey ihrer Aufnahme in das Krankenhaus, in der groͤßten Lebensgefahr. Nach der genauen Unterſuchung dieſes Zuſtands und der Beurtheilung aller Zufälle durfte weder Herr Collin noch ich es wagen, Mercurialmittel zu gebrauchen, die Umſtände erforderten darbey eine ſchleunige Hülfe, das, mit die Kranke nicht vor Heftigkeit der Schmerzen, oder aus Mangel des Schlafs, der Nahrung, und der Kräfte, das Leben verlieren möchte. Die vortreff⸗ lichen Wirkungen des Pulvers aus dem Extract des Eiſenhuͤtleins, und die auf oͤftere Erfahrung gegruͤn⸗ dete Ueberzeugung, daß es den Kranken ohne Scha⸗ den gegeben werden koͤnne, vermochten uns dann, den Gebrauch deſſelben ohne Verzug vorzunehmen. Den aten und zten Tag waren ſchon die Schmerzen gelin⸗ en „ die Kranke verfiel n che „ und der Appetit und Von dem Eiſenhüͤtlein. 32 x en Pulver verur achte ihr alle Tage he Suh hgaͤng und vermehrke die Ausdünſtung am ganzen Koͤt 1 In Zeit von einem Monath ſind nicht nur alle Beu⸗ len kleiner geworden, ſondern es nahm auch die Größ fe der ſehr verhaͤrteten Druͤſen unter den Kinnb | und hinter den Ohren merklich Seen mi sam ne | fang keine Hofnung hatten, denn dieſe Geſchwuͤlſte kamen nicht nur dem Gefuͤhl, ſondern auch — | hör, wenn mit einem leichten Inſtrument darauf ges | ſchlagen wurde, den Knochen gleich. Die Schmer⸗ zen waren alle verſchwunden, die Kräfte nahmen alle Tage mehr zu, die Kranke konnte ruhig ſchlafen, hats | te Appetit, und ganz ungehindert die Speiſen wieder ren In dem zweyten Monath brach die Beule, ie auf der Mitte des Stirnbeins ſaß, auf, und es fee viele, nicht eben gutartige, mit Blut vermiſchte eiterichte Materie: heraus. Von den übrigen Beulen konnte man faſt nichts mehr ſehen noch fühlen; Zu | Anfang des dritten Monaths war faſt alle Harte der Druͤſen aufgeloͤſt, die Kraͤfte hatten ſich wieder eins gefunden, und es ſchienen wieder alle Verrichtungen naturlich zu ſeyn. Die wenigen Spuren, die noch an den Backen uͤbrig blieben, nehmen taglich ab, ſo, daß man bald ein gluͤckliches Ende alles dieſes Elend? bey dieſer Kranken erwarten kann. Das Geſchwuͤr welches nach dem Aufbruch der Beule auf der Stirne entſtanden iſt, und welches anfüngich häßlich ansſahe | von ſchlimmer Art war, und fuͤrchterlich ee | Lefzen hatte, wurde, nach Auflegung vom Schierlings⸗ Infuſo angefeuchteter Charpie, mit dem beſten gleich wieder ausgefuͤllt, und es bildet ſich nun allenthalben eine gute und feſte Narbe. | Drey⸗ Von dem Eiſenhůtlein. er Dreyzehender Verſuch. In Steifigkeit des linken 8 Ein Mann von etlich und 40. Jahren, der eine wahre Steifigkeit in dem Gelenke des linken El⸗ lenbogens hatte, kam in unſer Spital. Das ganze Gelenke war ſchon ſeit vielen Monathen ſtark geſchwol⸗ len, worbey er an demſelben nicht geringe Schmerzen hatte. Verſchiedene, lange Zeit, ſowohl innerlich, als aͤuſſerlich, gebrauchte Mittel halfen nichts, ja einige derſelben verurſachten ſehr große Schmerzen. Man verſuchte die Wirkung des Pulvers, aus dem Extract des Eiſenhuͤtleins; worauf in anderthalb Monathen die Geſchwulſt verſchwunden, der Schmerz vergan⸗ gen, und das . wieder überall side wor⸗ den iſt. ih @ Je een Vaſuch N m Schmerzen, des rechten Schinbeie e und Fuſſes. nn | ine Frau von 34. Jahren mußte 4. Monathe e g heftige Schmerzen in dem rechten Schienbein und 836 ausſtehen. Es war keine Geſchwulſt vorhanden, ä und die Haut hatte ihre natuͤrliche Farbe. Verſchie⸗ dene, ſowohl aͤuſſerliche als innerliche, Mittel dienten a nichts, die Kranke mußte ſich im Bett aufhalten, und hatte vor Schmerzen keinen Schlaf. Das Pul⸗ ver aus dem Extract des Eiſenhuͤtleins ſtillte dieſe Schmerzen in kurzer Zeit, brachte den Schlaf wie⸗ der, und ſtellte die Kranke innen u Aden wie⸗ der wolkommen en e e rin 120 4 2 Ans ? a Drittes Beni ö mit einer feſten Narbe. . unterdeſſen wird aber auch das Eiſenhütlin in vers 9 u | * * 4 us den bisher dag hel Versuchen — | folgende Schlüffe und Zufäge herleiten: I. Das Extract des Eiſenhuͤtleins ift add, und darbey ein ſehr wirkſames Arzneymittel. 9 II. Es thut zuweilen in kleiner Doſis das, was an⸗ dere ‚auch die ſtaͤrkſten Mittel, in großer Dofis,und durch langen Gebrauch, nicht auszurichten im Stande ſind. 1 III. Die Schärfe, die ſich um die Gelenke, Sehnen | und Knochen aufhält, die Nerven reizt, unddieheftige | ſten Schmerzen erreget; wird durch dieſes Mittel auf. geloͤſt, in Bewegung gebracht, und durch den Harn, oder den Stuhl, oder den Schweiß, oder die unem⸗ pfindliche Ausduͤnſtung, aus dem Körper gefuͤhrt. IV. Es erweicht die verhaͤrteten Druſengeſchwüͤlſte, die Knoten und Beulen, und verkheilet fi ſie era anz. 3 V. Es ſtillet und hebt die Hattnäcigften Schmer⸗ zen der Gelenke und der verhärteten Theiffe. VI. Es reiniget zuweilen die Geſchwuͤre, die gegen alle andere Mittel hartnäckig lid und e ie VII. In einigen Fällen iſt das Eiſenhütlein wüſe 5 mer, als der Schierling, und heilet bisweilen diejeni⸗ gen Krankheiten, bey welchen der Schierüng ne dienlich und unwirkſam iſt. ſchiedenen Fällen ohne Wirkung gegeben; und dann kann es ſeyn, daß der Schierling die Krankheit oft erleichtert und heilet. Es bleibet alſo noch immer von dem Schierling wahr, daß er in den ſchwerſten 1 eines der Wee ie ba 1 0 | der 1 Von dem Eiſenhuͤtlein. 0 328 | der at an, daß ich die Zugabe zu den zwey erſten Abhandlungen von dem Schierling an das Licht gab, haben wir wieder ſehr viele und ſchoͤne Verſuche mit demſelben gemacht. Es wurden mit dem Schierling wahre, veraltete und ſchmerzhafte Druͤſengeſchwuͤlſte vertrieben; er hat die ſchlimmſten Geſchwuͤre, die al⸗ len andern Mitteln hartnaͤckig widerſtunden, geheilet. Ein Scirrhus in einer Bruſt, der in der Größe ei⸗ ner Mannsfauſt war, und von dem ſchlimmſten Krebs⸗ artigen Geſchwuͤre, welches beftändig in die Breite und Tiefe um ſich griffe, angefreſſen wurde, iſt durch den Gebrauch des Schierlings in einen Brand uͤber⸗ gegangen, und von ſelbſt von dem geſunden abgeſon⸗ dert worden, und ganz herausgefallen, ſo, daß eine große Hoͤhle entſtunde, die aber durch den fortgeſetz⸗ ten innerlichen Gebrauch des Schierlings, und durch äufferliche Baͤhungen mit dem Decoktum aus der Fie⸗ berrinde, in kurzer Zeit mit neuem und gutem Fleiſch angefuͤllt, und endlich mit einer ſo ſchoͤnen Narbe uͤberzogen worden iſt, daß die Bruſt faſt wieder ihre natuͤrliche Groͤße und Bildung hat. Es ſind ferner die ſchlimmſten Krebſe, die die Zunge und den Gau⸗ men einnahmen, damit aus dem Grund geheilet wor⸗ den; die hartnäcigften Fluͤſſe und Gliederſchmerzen haben ſich nur auf den Gebrauch des Schierlings ge⸗ ſtillet. Langwieriges Brechen, welches keinen Arzney⸗ en weichen wollte, iſt öfters durch eben dieſes Mittel ollkommen gehoben worden. Die Kraͤtze, und einen ſehr bösartigen Ausſchlag des Geſichts, (bey welchem eine große Menge von den ſtaͤrkſten Mitteln nichts ausgerichtet haben) hat endlich doch der Gebrauch des I gehoben. n ; en und ſteiffe Gelenke find bey vielen Kranken, auf die zuſſerlichen Baͤhungen mit dem Schierling, und auf den innerlichen Gebrauch deſſelben, wieder zu ihrem ; natürlichen und gefunden Zuftand gelanget. Dieſe Faͤlle werden neben andern ſehr merkwuͤrdigen Krank. heitsgeſchichten von Herrn D. Collin beſchrieben wer⸗ den. Man muß nicht glauben, daß dieſe und ande⸗ re Verſuche von dem Nutzen und Gebrauch des Schierlinge, des Stechapfels, des Bilſenkrauts | und Eiſenhuͤtleins nur in meinem Studierzimmer, | oder in Privathaͤuſern, gemacht worden ſind, nein, ſie wurden in einem offenen Spital angeſtellt, wo viele von den erfahrenſten Aerzten und Wundaͤrzten die Kranken vom Anfang bis zu Ende der Cur geſe⸗ hen haben. Ich habe aber beſonders Urſache, mich gluͤcklich zu ſchaͤtzen, daß der große und vortreffliche Ireyherr van Swieten, ein Mann, der den Werth dergleichen Dinge am beſten zu beſtimmen weis, ſich gar oft in unſer Krankenhaus bemuͤhet, die Kranken, | mit denen man dieſe Verſuche anftelle, felbft in Au⸗ genſchein nimmt, und den Verlauf der Krankheit und der Cur beobachtet, und das mit einer ſolchen Aufmerkſamkeit, daß nicht der geringſte Zweifel über die Wahrheit dieſer Sachen uͤbrig bleiben kann, in⸗ dem er die mehreſten Curen von dieſer Art gehen hen Ich bin deshalb dieſem verehrungswuͤrdigen Mann unendlichen Dank ſchuldig, daß er dieſe Mühe auf ſich hat nehmen wollen; Seine Gegenwart war uns uͤberdas jederzeit eine kräſtige Aufmunterung zu neuen Unternehmungen, und u der Jehle Fortſe⸗ | un. 080 e e u 326 Drittes Kapitel. | i | 19008 910 * Aunmer N Von dem Eiſenhůtlein. 327 „ Aumerkungen. Cer dieſe nun beſchriebenen Arzneyen bey den D Kranken gebrauchen will, der wird allezeit am beſten thun, wenn er bey der kleinſten Doſis anfaͤngt, und, nach Art der Wirkung, dieſelbe nach und nach vermehrt. Wenn ein ſolches Mittel auch nur die ge⸗ ringſte widrige Wirkung verurſachen ſollte; ſo muß man mit demſelben ſogleich aufhoͤren. Wenn man aber bey dem Gebrauch nichts Widriges verſpuͤhrt; ſo muß man nach und nach und mit Vorſicht die Doſis verſtaͤrken; nachgehends iſt es aber keineswegs noth⸗ wendig, mit derſelben weiter zu ſteigen, ſo lang dieſe gute Wirkung anhaͤlt. So jemand aus der Erfahrung und durch den Gebrauch ein anderes Mittel kennt, das den meinigen an Wirkungen gleich kommt, oder noch kraͤftiger und wirkſamer iſt, ſo bitte ich ſelbſt, daß er demſelben den Vorzug giebt. Wenn aber kein ſol⸗ ches Mittel bekannt iſt, ſo ſtehet es einem jeden frey, entweder eine von meinen vorgeſchlagenen Arzneyen zu gebrauchen, oder aber dieſelbe zu verabſaͤumen, und den elenden Kranken ſeinem Schickſal zu uͤberlaſſen. Man zwingt niemand, es ſoll aber nur ein jeder auf das Achtung geben, worzu ihn ſein Gewiſſen verpflich⸗ tet, und was die Liebe des Naͤchſten von ihm fordert. Ich habe Anleitung gegeben, auf was vor eine Art dieſe Mittel den Kranken mit Sicherheit gegeben wer⸗ den koͤnnen. Die Verſuche zeigen, in was vor Krank⸗ heiten ſie zu dienen ſcheinen. Wir koͤnnen uns der⸗ mahlen mit dieſem begnuͤgen, das uͤbrige wird ſich in der Folge finden. Der gelehrte Herr Maximilian Lo⸗ cher, Phyſikus des großen St. Marcus Spitals, ene 3. hat 328 Drittes Nanu. Von den x. hat dieſe meine Mittel ſchon bey vielen Kranken * | birt, und von denſelben niemahlen keine widrige, wohl aber die beſten Wirkungen wahrgenommen; und ſo bald er eine Sammlung von mehreren dergleichen Bere ſuchen beyſammen hat, wird er eine getreue Beſchrei⸗ bung derſelben liefern. Der beruͤhmte Herr Lebma⸗ cher hat wahrgenommen, daß mein Pulver aus dem Extract des Eiſenhuͤtleins mit Zucker i in einem Wech⸗ felfieber, und in einem ſtark eingewurzelten Saamen⸗ fluß, nach einem langen und vergeblichen Gebrauch aller anderen Mittel, ſehr dienlich geweſen iſt. Herr Georg Saſenoͤhrl, wuͤrdiger Phyſikus in dem Spaniſchen Spital, hat ſeinen wahnwitzigen Krane ken das Extract des Stechapfels in Zeit von 24. Stun⸗ den bis auf 2. und ganz Drachma gegeben; er hat niemand geſchadet, und viele Beſſerung ey feinen Das 5 tienten davon wahrgenommen. Ob aber dieſe Beſſe ⸗ rung anhaltend ſeyn wird, wird die Zeit lehren. Un⸗ terdeſſen habe ich ein Feld eroͤfnet, auf welchem man unermuͤdet arbeiten muß, damit der Jammer und die Marter der Kranken vermindert, erleichtert und gehei⸗ let werde. Ich bitte alſo alle redliche Aerzte freund ſchaftlich, daß ſie mir mit vereinigten Kräften in mei ⸗ nen Unternehmungen beyſtehen, und ein Werk befoͤr⸗ dern helfen, welches dem geplagten und kranken Neben ⸗ menſchen fo nuͤtzlich und heilſam zu ſeyn ſcheinet. Und wenn ſchon vielleicht von den jetzt debenden eini je hoch muͤthig und verächtlich auf unſere Arbeiten hinabſehen, ſo wird uns doch dieſes nicht abſchrecken; vielleicht werden unſere Nachkommen uͤber unſere Vemäfune‘ gen ein 1 5 urtheil fällen, und uns den uns geb renden Dank ſagen. e ** Abbes Abhandlung von der Sicht⸗ Blume Serbſt⸗ Blume 2 5 2 WE 22 7 A 775 0 N bandlungen verſprochen, daß ich noch uͤber verſchiedene giftige Pflanzen Verſuche anſtellen, und dieſelben, ſie moͤchten nun von ei⸗ nem guten, oder von einem ſchlimmen Erfolge ſeyn, der gelehrten Welt jederzeit aufrichtig mit⸗ theilen wollte. Die Wurzel der Zeitlofen oder Licht⸗Blume iſt es demnach, deren Unterſuchung ich mir ietzo vorgenommen habe. Ich fande bald, daß dieſe ſehr ſcharf, und in der That giftig ſey ich verwunderte mich deßfalls keineswegs, daß ‚fie von allen Schriftſtellern, die uber die Kraͤfte der Pflanzen geſchrieben haben, unter die ſtaͤrk⸗ ſten Gifte gezaͤhlet wird. Unterdeſſen habe ich doch entdeckt, daß die Schaͤrfe derſelben eine ſol⸗ che Verbeſſerung und Milderung annimmt, daß dieſes ſehr ſcharfe Gift zu einem in feiner 4 . Ae | Er SM, ehr ſeht heiſunen Mittel gehen kum in df | dieſes Mittel nur in geringer Doſis nehmen, ſo | wird es mit einer befondern Wirkung den Harn treiben. Die in der Abhandlung ſe [oft ange⸗ führten Verſuche werden dieſes hinlänglich zei | gen. Die meiften dieſer Verſuche find in un ſerm großen Spital vor vielen Aerzten gemacht worden. Denn es ſind viele derſelben, die dieſes unſer Krankenhaus in der Abſicht beſuchen, da⸗ mit fie ſich in der Heilkunſt üben, und di e durch | die taͤgliche Erfahrung beftätigte ächte Praxis lernen. Und dieſes Krankenhaus iſt in unſerer Stadt das einige, in dem ſo viele Kranke von ſo verſchiedener Art, Geſchlecht und Alter be⸗ ſorget werden. Der gelehrte Herr H. J. Col⸗ Yin hat noch überdies nebſt mir uͤber diefes Spi⸗ tal die Aufſicht, welcher nach einer ſehr leichten und ausgeſuchten Methode die Heilkunſt aus uͤbet. Es haben alſo diejenigen Kranken von Gluͤck zu ſagen, denen ſich ein ſo erfahrner Arzt mit Eifer und Treue annimmt. Wenn in der Erzaͤhlung der Krankheits⸗Geſchichten von ei⸗ 0 nem Löffelchen des Oxymels die Rede ift, | 1 rg immer die Doſis von einem Quintlein 94 1 —— — en der Licht Blume, oder E een. ie Aichr⸗ Serbſt⸗ Blume „oder auch Saite Loſen, heißt im Lateiniſchen: Colchieum. Aus. tumnale, und nach demLinneo: Colchicum 5 foliis planis, lanceolatis, erectis. Linn. Spec. ‚plant. pag. 341. Licht⸗Blume mit flachen, lan⸗ zenfoͤrmigen aufrechten Blättern. Dieſe Pflanze waͤchſt meiſtentheils in feuchten naſſen Wieſen. Es kommt zur Herbſt⸗Zeit aus der Wurzel eine roͤthlich⸗ te trichterfoͤrmige Blume hervor, deren weiſſe, ſehr duͤnne und durchſichtige Roͤhre an ſtatt des Stiels iſt. Die Wurzel iſt gedoppelt, knoticht, fleiſchigt, eine, und zwar die aͤußere, iſt unfruchtbar, und ver⸗ dorret, die andere, fo in der erſten eingeſchloſſen iſt, giebt unterwärts Zaſern, und oberhalb die Pflanze ſelbſt ab, beyde zuſammen ſind in eine haͤutichte Schei⸗ de eingewickelt. Die Wurzel, wann ſie friſch iſt, hat einen ſehr ſcharfen Geſchmack, wann ſie aber alt wird, ſo iſt ihr Geſchmack mählicht, und minder ſtark. Im Habs kommen 3 oder 4. Blaͤtter, N rt, Au: weichte 3. Gran dieſer ſaftigen PA in 4. ſchluckte ihn langſam hinunter. Während dem ten lang an die Spitze der Zunge, dieſe * da. chel, und auf dieſe Art erhielte ſie wieder ihre ey 1 | vorigen Empfindung. =... © us 5 “ 4 Magen verſpuͤrte ich nichts Ungewöhnliches. Allein wenige Minuten nachher empfande ich in den Harn⸗ 1 vor dem PER Weins niels begegnet N 4%, Bi SUR 4 \ 3 334 a 2pantung a Pr y Rare N 2 4 Art, wie bey den Lilien, hervor. un zu fahr ob die friſc e Wurzel, die bis dahin vor ſehr gif gehalten wo orden, den Kranken von einigem Nutz ne . we ich folgende Verſuche are a * Be 1.5 ua * er A W x Hr, | Erſter Verſuch Ja hielte die friſche ſaftige Wurzel, n ER 0 | fie vorher ein wenig zerrieben hatte, 2. Minus || von ſchwer, nachg gehend ſtarr, e dli ch fi 1 | daß e 6. Stunden u ian ohne Wer 2. 1 war. Ich gebrauchte nichts dargegen, ſondern 5 a weichte nur die Zunge mit dem herzuflieffenden. Spei⸗ ' Bewegung, und kam nach und nach erer b | Zywepter Birch. Unzen meines gewohnten Tiſch⸗ Weins eine 1 re 7 und 1 Stunde lang ein, dieſen Wein ſeihete ich Schlucken kam er mir etwas fehärfer, und ein wenig, || herbe vor, die Luftroͤhre wurde davon gekitzelt, und es entſtunde ein kleiner trockner Huſten⸗ In dem IR gangen ein Brennen, und bald darauf gieng haͤuf⸗ ger und blaſſer Urin weg, welches mir ſonſt vorher 1 U f = | . x % _ 3 . 4 U 105 | 1 * 0 — von der Licht ⸗ oder Serbſt⸗ Blume. 335 In den ubrigen Verrichtungen des Koͤrpers wurde nicht das geringſte abgeaͤndert. Die Eſſensluſt war gleich gut, der Stuhlgang gieng wie ſonſt von ſtat⸗ ten, der Schlaf war ruhig, und der Koͤrper blieb bey ſeinen Kraͤften. Ich konnte alſo von weitem muth⸗ maßen, daß dieſe Wurzel een eine an de wenn Habe: 4 Dat Si Dritter Verſuch. > 4 u eine große Portion der 0 W die ich mehrere Stunden lang in ſtarken Eßig arte einweichen laſſen, ich riebe ſie an die Zunge und den Gaumen, ich verſpuͤrte nur ſehr wenig von einem Brennen und ie de der e des Munds. e 905 4 Vierter Verſuch. Ve * friſchen ſaftigen Wurzel cue ich 9 fut | ein ganzes Gran, welches ich in die Broſam von Brod einwickelte, 2. Stunden nach dem Mittag ⸗ Eſſen hinunter. Eine Viertel⸗ Stunde lang ver⸗ ſpuͤrte ich weder Boͤſes, noch Gutes. Nachher aber entſtunde in dem Magen ein Brennen, welches im⸗ mer an dem gleichen Ort war; in dem Haupt ver⸗ ſpuͤrte ich fliegende Hitze, und den Ruͤckgrad herauf öfters Schaudern. Das Brennen blieb r. Stunde lang immer an gleichem Ort, endlich ſchien es ſich der Länge des ganzen Bruſtbeins nach auszudehnen, | dabey ſich dann auch in dem Unterleibe bald da bald dort ein leichtes Brennen einſtellte, dieſes Brennen sh und nach EUER si gi au 1 a g ih klein geweſen ſey, und daß alſo der 26 — >. | u = in ein n aber darbey 1 Grimmen. | Zwey Stunden nachher verſpuͤrte ich in der Gegend der Lenden und in den Harngängen ein ſtarkes Mei⸗ gieng aber nur wenig feuerrother und brennender Urin ab. Bald darauf folgte ein ſehr mere Stuhlzwang; ; anfaͤnglich gieng nur wenig Koth ab; nachher folgte aber ein durchſichtiger, gallerichter und ſehr häufiger zaͤher Schleim, und dieſes geſchahe mit in gleichem, und der Harn gieng auch noch nicht haus figer ab. In der Gegend des Herzgruͤbchens ver⸗ ſfmuͤrte ich ein heftiges Spannen, der Ko pf that mir | ſehr wehe, und es fand ſich auch noch a Trieb zum Schluchzen ein. Der Pulsſchlag war heftiger, die EſſensLuſt ganz weg, der Durſt hingegen 15 Dieſe Zufälle hatten mir bald Angſt gemacht, und i geſtehe es gerne, ich fuͤrchtete mich nicht wenig klagte mich dabey heimlich ſelbſt an, daß ich vor mein Leben nicht Sorge genug getragen habe. Doch konnte ich bey den Gedanken noch Muth ſchoͤpfen, daß die Portion der hinuntergeſchluckten! | 50 ſehe nicht ſo gar groß werden koͤnne. Es war alſe ein Gegenmittel zu thun, um dieſe Zufälle zu mil dern und wieder wegzuſchaffen. Ich erinnerte mich des dritten Verſuchs, der mich belehrte, daß die in | Eßig eingeweichte Wurzel der Licht⸗ Blume viel min⸗ | der ſcharf war. Ich glaubte daher, daß die Saͤure | dieſe Schärfe getilget, oder doch fo gemildert habe, = 40 dem e Koͤrper nicht ehe * | x 9 * *. | 1 einiger Erleichterung der Schmerzen des inteleibs, | Das Brennen in den Harngängen blieb aber immer zen und einen beftändigen Trieb zum Harnen. Es von der Kicht-oder Serbſt⸗Blume. 337 lig ſeyn koͤnne. Ich ſuchte deshalben bey der Saͤure dieſes Gegenmittel, und bereitete mir ee Trank u: % Rec. Aq. fontanae 2 10. % „ Succi limon. rec. expr. unc. iv. Syr. diacod. unc. 1j. Spirit. nitri dulc. drach. J. M. 80 nahm von dieſem Trank alle Viertel⸗Stun⸗ den 3. Unzen ein, und noch uͤber das alle 2. Stun⸗ den 1. Taſſe mit Gerſten⸗ - Schleim. Ich mußte et⸗ liche mahl zu Stuhle gehen; und in einigen Stun⸗ den verſpuͤrte ich große Erleichterung; der Kopf⸗ ſchmerz nahm um vieles ab, das Brennen im Ma⸗ gen hoͤrte faſt auf, das Grimmen wurde gelinder, und der Durſt war bey weitem nicht mehr ſo heftig. Nur hielte das Brennen in den Harngängen noch immer an, und es gieng bald alle Augenblicke etwas von feuerrothem und heftig brennendem Harn weg. Die ganze Nacht wurde davon unruhig. Den Morgen darauf war ich matt, das Brennen aber in dem Magen und die Colik⸗Schmerzen hatten völlig aufgehoͤrt. Der Harn war noch feurig und ſchmerz⸗ haft, und es meldete ſich noch oͤfterer, aber vergebe⸗ ner Stuhlzwang. Der Kopf war mir ſchwer, doch ohne Schmerzen; auf der Bruſt wurde noch ein leich⸗ tes Brennen verſpurt. Das Harnbrennen war al⸗ ſo noch die groͤßeſte und verdruͤßlichſte Beſchwerde, die zuruͤck geblieben war; und da ich dieſes als die Folge eines ſcharfen Reizes anſahe, welcher dem ge⸗ brauchten ſäuerlichen Mittel nicht völlig weichen wolle te, ſo glaubte ich, daß einwickelnde Arzneyen ange⸗ weder werden e 3 9 gebrauchte deshalb einen Trank 338 Abhandlung Trank von der Eibiſch⸗ Wurzel, Weh au denſel⸗ ben Tag der Harn wieder ohne Hinderniß abgieng, der vom Anfang feuerroth, dann braͤunlicht, endlich gruͤnlicht und mit einem ſcharfen Geruch begleitet, zuletzt blaß und waͤſſericht war. Die Eſſens⸗Luſt war voͤllig weg. Die Nacht war auf den Gebrauch einer Unze des Syrops von Mohnſaamen⸗Koͤpfen f ziemlich ruhig. Den 3. Tag verſpuͤrte ich, auſer ei⸗ ner Mattigkeit und einen herumfahrenden nicht lang anhaltenden reiſſenden Schmerzen in den Gelenken, nichts ungewohntes mehr an mir. Ich aß, mit Luſt und ohne darauf folgende Beſchwerde, zu Mittage. Die Nacht war ohne den Gebrauch eines ſtillenden Mittels ruhig. Den 4. Tag befand en Hp ve 1 wohl und ben deen Aten! ee 2 Fünfter Barsch. ee Rs ſchnitte 2. Drachma der friſchen faftigen Wur⸗ 1 zel der Licht Blume in 16. Stuͤckgen, dieſe | miſchte ich genau mit 2. Unzen gebratenem Schaaf | fleiſch, und ſtellte fie einem Hund von mittelmaͤßiger Große, der hungrig war, in einer irdenen Schuͤſſel vor. Der Hund, da er ſehr De nach Speifen war, hatte in einem Au D iſſen ver⸗ zehrt. Ich behielte den . in 3 | ich gab auf alles wohl Achtung, und bemerkte folgen de Umſtaͤnde: Der Hund blieb 1. Stunde lang mun ⸗ ter und luſtig; er legte ſich darauf in einer natuͤrli⸗ chen Lage nieder, und ſieng gleich an zu ſchlafen. Nach einem halbſtundigen ganz ruhigen Schlaf wach⸗ te er wieder auf, er ränkte 1 und reckt feine Gun. | der | von der Licht⸗oder Serbſt⸗Blume. 339 der aus, und indem er gaͤhnte, gab er ohne vorher · gegangene gewaltſame Bewegung das verſchluckte Fleiſch mit allen den 16. Stuͤckgen der Wurzel, die ein wenig muͤrbe geworden waren, wieder von fich, Ich ſtellte dem Hund die nehmliche Schuͤſſel wieder vor, aus deren er vorher das Fleiſch mit der Wur⸗ zel der Licht⸗Blume gefreſſen hatte, er lief hurtig derſelben zu, er roche begierig in der Schuͤſſel herum, und ſuchte allenthalben einen neuen Biſſen. Er war wieder 1. Stunde lang wachend, hurtig, und auf alles ſehr aufmerkſam, und ſo bald ihm etwas von Fleiſch oder Brod oder andern Speiſen zu Ge⸗ ſicht kam, gab er ſeinen Appetit durch ſein Heulen zu verſtehen. Auf dieſes legte er ſich in der gewoͤhnli⸗ chen natuͤrlichen Lage auf den Boden wieder nieder, und fieng auf das neue an zu ſchlafen; allein weni⸗ ge Minuten nachher kamen die hintern Beine in ei⸗ ne ſehr geſchwinde zitternde Bewegung, der Unter⸗ leib wurde mit Gichtern uͤberfallen, und das Herz⸗ gruͤbchen mit erſtaunender Gewalt einwaͤrts gezogen. Da dieſes Spiel eine halbe Stunde lang gewaͤhret hatte, erwachte der Hund auf einmal, und ſtunde auf, er war ganz beklemmt, und indem die Gegend des Magens ſehr ſtark zuſammen gezogen wurde, brach er eine große Menge einer ſchleimichten weißen Ma⸗ terie weg; er hatte einen Abſcheu vor allem, was ich ihm darreichte, er war traurig und matt. Hierauf wollte ſich der Hund, unter beſtaͤndig anhaltendem Zit⸗ tern der Glieder, und den grauſamſten Gichtern des Unterleibs und der Herzgegend, wieder zum ſchlafen niederlegen, allein nach wenigen Minuten ſieng er an a Aa Fass „und wollte, nad) 5 Gewohnheit, 5 Y 2 | aus — 240 5 5 Abbes aus dem ai herausgehen, um den 900 von ſich zu laſſen, da er aber daran gehindert wurde, mußte er es in der Stuben verrichten, da dann viel Harn, und auch viel ſtinkender, fluͤßiger und braͤunlichter Koth abgienge. Von dieſer Zeit an hoͤrte feine Ru⸗ he auf; der Unterleib und die Herzgegend waren in der hefftigſten Bewegung, die Glieder zitterten immer, und der Hund mußte ſich in Zeit von 13. Stunden | 56. mal brechen, und 40. mal den Koth und Waſſer von ſich laſſen. Die Kraͤfte waren hierauf ganz hin, es brache über den ganzen Leib ein zaͤher, ftinfender | und haͤufiger Schweiß aus; er gabe weder uͤber noch unter ſich nichts mehr von ſich, die Augen wurden traurig, hohl und thraͤnend, und endlich kame das arme Thier, unter beſtandigem Zittern der Glieder und unter grauſamen Gichtern, elendiglich um. Die durch das Erbrechen abgegangene Materie war vom Anfang weißlicht, zaͤhe, ſchleimicht, nach und nach wurde ſie duͤnner, dem Speichel ahnlich, endlich war ſie wie Fleiſchwaſſer. Das, was unter ſich weggieng, war vom Anfaug ordentlicher Koth, nachgehends gleichte es der Materie, die der Hund wegbrache, ende lich war es mit vielem Blut, kleinen Druͤſen und Haͤuten vermiſcht. Zuletzt hiengen Haͤute von zweyen A Zollen in der Fänge und einem in der Breite aus dem t After heraus, doch daß fi e noch mit den € Gedaͤrmen 4 vereiniget blieben. So oft es den Hund zum Stuhl drängte, fo oft ſtunde er auf, und wollte aus dem Zimmer heraus gehen, und auch dazumal noch, da die Kraͤfte ſchon ſehr abgenommen hatten, bemuͤhete er ſich, noch aufzuſtehen, und kehrte ſich mit dem Kopf und Augen gegen die er zu. Ans; air" allem ſchleſe — — ER 9 UENEEREREG R. der Sack von der Licht oder Serbſt⸗Blume. 341 | ſchlieſſe ich, daß in dem Gehirn nichts durch dieſes gewaltſame Mittel zerſtoͤhret worden ſey, weil die Em⸗ pfindung und das Gedaͤchtniß bis auf die Letzt gut ge⸗ blieben ſind. Der widrige Geruch des Koths hielt in dem Zimmer über 8. Tage lang an, obſchon daſſeln be fleißig geraͤuchert und durchluftet wurde. Bey Oefnung des Unterleibs fande man den Magen fehe klein, und mit einem roͤthlichten Waſſer angefuͤllt, er war hin und wieder vom Brand angegriffen, und an einigen Orten entzuͤndet. Alle Gedaͤrme, ſowohl die duͤnnen als die dicken, waren wie eine Schnur zu⸗ ſammen gezogen, und ſo enge, daß man kaum einen dünnen Drath in ihre Höhle hineinbringen konnte. Die Haute der Gedaͤrmen waren ſo zaͤhe, ſtark und faſt verhaͤrtet, daß man Muͤhe hatte, ſie mit einer Scheer durchzuſchneiden; Auch dieſe waren an vielen Orten entzuͤndet oder vom Brand angegriffen. Alle | übrige Eingeweide ſchienen gefund zu ſeyn; das Ges bluͤt in den Adern war ſchwarz, ſchleichend und zaͤhe. Dieſe bis dahin angeſtellten Verſuche zeigten offenbar, daß die Licht⸗Blume in ihrer Art ein ſehr ſcharfes und verderbliches Gift fey, und daß man es alſo den Menſchen ohne Schaden niemalen geben duͤrfe. Da aber die ſauren Sachen die Schärfe dieſer Pflanze zu verbeſſern ſchienen, ſo konn⸗ ke ich mir billig die Frage vorwerfen: ob die durch die Saͤure gemilderte Licht Blume nicht ein gutes und unſchaͤdliches Heilmittel abgeben koͤn⸗ ne. Ich bereitete deßhalb folgenden Licht⸗Blumen⸗ Eßig: Ich nahm von der friſchen ſaftigen, in dünne Scheibchen zerſchnittenen Wurzel der Licht Blume r. Unze, Wein Eßig 1. Pfund, feste dieſes zuſammen N 2 2 zwey⸗ — 342 Abhandlung zweymal 24. Stunden, in einer glaͤſernen Phiolen, | einem ſehr gelinden Feuer aus, und rüttelte es öfters |) um; ſeihete nachher den Eßig unter gelindem Deu: || cken durch ein Tuch durch. Indem die friſche Wur⸗ zel der Licht Blume in kleine Scheibchen zerſchnitten worden, ſtiegen ſcharfe fluͤchtige Theilchen in die Na⸗ | “fe, den Gaumen und die Bruſt, und verurſachten daſelbſt einen Reiz. Die Spitzen der Finger, mit denen man wahrend dem Zerſchneiden die Wurzel ii halt, werden nach und nach ſtumpf, und verliehren eine kleine Zeitlang ihre gehoͤrige Empfindung. Die Scheibchen, die nach dem Durchſeihen zuruͤck bleiben, kommen der Zunge nicht mehr ſcharf vor, und ſind faft ohne allen Geſchmack. Der auf beſchriebene Art zubereitete Eßig behält feinen ſauren Geruch und Ge. ſchmack, wie zuvor; nur daß er mehr ſcharf iſt, ein Zerren auf der Zunge verurſachet, und wenn er hin⸗ unter geſchluckt wird, den Rachen reizet, zuſammen ziehet, und einen trocknen Huſten erwecket. Um die⸗ ſen Eßig in etwas milder zu machen, habe ich ihn mit gehoͤriger Menge von Honig auf folgende aan zu einem Oxymel kochen laffen: Rec. Aceti colchici rite parati. I, 7. | VMuel. pur. 116. 1j. Man miſche es, und laſſe es unter öfterem mühe | zu einer Honig Conſiſtenz einkochen. Dieſes Orymel der Licht⸗Blume iſt braͤunlicht, hat eine angeneh⸗ me Saͤure, ziehet ein wenig zuſammen, „und wiſcht den Schleim der Zunge gar leicht ab. Ich habe fols gende Verſuche mit demſelben an mir ſelbſt ge⸗ macht: Ich verſuchte eine kleine Portion davon ſehr 4 oft, 10 ſchluckte etwas davon hinunter, und 4 | eine von der Licht⸗ oder Serbſt⸗Blume. 343 keine merkliche Wirkung daraus wahrnehmen. Ends lich vermehrte ich die Doſis, und nahme Morgens nuͤchtern in einer Taſſe ordinairen Thee ein Loͤffelchen voll von dieſem Saft ein. Von dieſer Doſis merkte ich in dem Schlucken nicht das geringſte, ich verſpuͤhr⸗ te auch weder in dem Magen noch in den Gedaͤrmen einige Beſchwerde. Allein 2. Stunden nachher em⸗ pfande ich auf einmal einen ſehr ſtarken dringenden Reiz von dem Urin, und es gieng eine ſehr große Menge deſſelben ab, die Farbe war Citronengelb, und er hatte einen kaum merklichen Geruch. Das Men liche erfolgte in Zeit von 4. Stunden dreymal. Der Appetit zum Mittagseſſen war gut. Nachmittags war dieſer Reiz zum Harnen voͤllig weg. Die Nacht war ruhig. Den 2. Tag nahme ich die nemliche Portion des Oxymels der Licht⸗Blume auf die nemliche Art wieder zu mir. Ich ſahe, daß der Urin viel haͤufiger als ſonſt abgefuͤhrt wurde, übrigens zeigte ſich nicht die geringſte beſchwerde. Den 3. Tag erfolgte wie⸗ der das Nemliche. Den 4. Tag nahme ich nichts von dem Sauerſaft ein, ich trank aber die nemliche Por⸗ tion Thee, wie die vorigen Tage. Die Menge des Urins war viel geringer, ich verſpuͤhrte auch keinen ſo ſtarken Trieb darzu. Den F. Tag nahme ich aber⸗ mahl in einer Taſſen Thee ein Loͤffelchen voll von dem Otxymel der Licht⸗Blume, es ereignete ſich wieder das Nemliche, was ich den sten, 2. und 3. Tag wahrgenom⸗ men hatte. Nicht anders gieng es den 6. und ten Tag. Den 8. Tag nahme ich nichts mehr ein, der Urin gieng wie ſonſt und in gehoͤriger Menge ab, und ich befande mich ganz wohl. Aus 3 allen Habe, ich gg Schluͤſſe gemacht: 94 1. Daß — 34% a BEE. 1. Daß dieses ae in geringer Doſt nicht ** ge⸗ ringſten Schaden zufüge, und keine e | des Körpers ſtoͤhre. | | II. Daß es eine harntreibende Kraft habe. RR e 1 III. Daß man den Gebrauch deſſelben in denjenigen | Krankheiten, wo der waͤſſerichte Theil des Gebluͤs in Stocken gerathen, oder in zu groſſem Ueberfluß vorhanden, oder wo ſonſt eine ſchaͤdliche Materie 1 durch den Urin auszuführen ift, vornehmen koͤnne. . IV. Daß alſo dieſes Oxymel den Waſſerſuͤchtigen gute Dienſte leiſten konne. Hieher dienen folgende abe e Krankheits⸗ Geſchichten. Er | Erſte Beobachtung. In waſſeſiche von einem unterdrchten die 2 tägigen Sieber, | 155 00 | En Menſch von 27. Jahren hatte viele 900 lang das dreytaͤgige Fieber, er gebrauchte darge⸗ gen ſowohl von Aerzten als Wund⸗Aerzten unzaͤhlich viel Arzneyen; das Fieber bliebe zuweilen viel Tage hintereinander aus, allein es kam darauf nur deſto hefftiger wieder. Endlich da der Kranke ſahe, daß ihm alle dieſe Arzneyen nichts helfen wollten, ſo nah⸗ me er von einer Weibsperſon ein ihm unbekanntes g Pulver ein. Von dieſem Pulver bliebe das Fieber weg; allein die Kraͤfte wurden ſchwach, der Appetit verderbt, das Angeſicht ſchwarzgelb, wie Koth, die Gegend unter den falſchen Ribben geſpannt, es gien⸗ ge nur wenig Urin mit ſtarkem Brennen ab, der: . war hauf, Fe „und mit deln | ame | | K u > digem Drang begleitet. In der aten Woche ſchwolle der Bauch auf, nach und nach wurden auch die Fuͤſſe von der Licht⸗ oder Serbſt⸗Blume. 348 und die Arme von einer weichen waͤſſerichten Geſchwulſt aufgetrieben. In dieſem elenden Zuſtand ſuchte der Kranke bey mir Huͤlfe. Den erſten Tag gabe ich ihm 1. Drachma von der Rhabarbar, die ihn 8. mal pur⸗ girte; das Spannen unter den Ribben lieſſe in etwas nach, und der Magen konnte den andern Tag die Speiſen ſchon beſſer vertragen. Hierauf verordnete ich folgende Conſerve: | | Rec. Pulv. rad. enul. camp. 1 3 f Terr. fol. tart. drach. if. Conſerv. naft. aq. une. 11½. " Oxym. ſcill. unc. J. 5 Spir. nitri dulc. gr. LX. M. D. b | Wovon dem Kranken alle 3. Stunden ein caffe loͤffelchen voll zu geben. In Zeit von 3. Tagen hoͤrte das Spannen unter den Ribben völlig auf, der Appetit wurde nach und nach beſſer, und die Nächte, die bis dahin aͤngſtlich und unruhig geweſen waren, wurden jetzo viel ruhiger. Waͤhrend dem Gebrauch dieſes Mittels wurde die Oefnung des Leibs langſam, hart, der Urin aber war immer wenig und brennend; deßwegen ich den ſechſten Tag wieder 1. Drachma Rhabarber gabe. Der Kran⸗ ke wurde dadurch ſehr erleichtert, er fieng wieder an, Appetit zu verſpuͤhren, und die Kraͤfte nahmen von Tag zu Tag zu. Ich ließ den Kranken noch 8. Tage lang obige Conſerve gebrauchen, die Farbe des Ge⸗ ſichts war wieder natürlicher, der Bauch weicher, der n gut, es gieng aber menge der Urin N 5 nich — chen; bevor ich es aber demſelbigen gab, mußte der 346 | Abhandlung 13 nicht häufiger fort, die Hartleibigkeit war no in glei⸗ chem, und die Gliedmaſſen blieben noch aufgeſchwol⸗ len, wie im Anfang. Ich war deßwegen bedacht, die Wirkung des Orymels von der Licht⸗Blume zu verſu⸗ — ä * w ů Kranke noch 1. Drachma Rhabarber verſchlucken, die mit großer Erleichterung 6. mal Oefnung machte. Ich verordnete hierauf, daß der Kranke Morgens 1. Drachma von dem Oxymel der Licht⸗Blume in einer Taſſen Hollunder⸗Thee einnehmen ſollte, und Abends auch eine. Den 1. Tag triebe es den Kranken ſeht oft und ohne Wirkung zu Stuhl, und der Urin, der noch an der Menge gering, und an der Farbe ſehr roth war, verurſachte in der Harnroͤhre ein ſtarkes Brennen. Den 2. Tag gieng eine groſſe Menge von 1 einem an der Farbe braunen Harn ab, das Brennen ließ nach, der Kranke mußte den nemlichen Tag 2. f mal zu Stuhl gehen, das, was fortgieng, war ſtinkend, gallicht, und mit vielem zaͤhen Schleim vermiſcht. Den 3. Tag habe ich 3. mal 1. Drachma von dieſem Saft in dem Hollunder⸗Thee eingegeben, und der Kranke lieffe uber 3. Maaß Waſſer von verſchiedener | Farbe von ſich, es reiste ihn auch oͤfters zum Stuhl⸗ gang, aber ohne Erfolg. Den 4. Tag wurde mit der nemlichen Doſis fortgefahren, es gienge wie 4 viel Urin weg; der Appetit war gut, die Kräfte n. men zu, und alle Glieder ſchienen zu ihren Wees gungen viel tuͤchtiger zu ſeyn. Den F. Tag gab ich 1 . mal 1. Drachma in dem nemlichen Thee. Es er⸗ folgte darauf 2. mal ein fluͤßiger, gallichter und bren⸗ nender Stuhlgang, es gieng auch viel blaſſer urin, der kaum einigen e, von 4 8 gabe, weg, bt % S ne — . 8 — * ' von der Licht⸗ oder Serbſt⸗lume. 347 ſchwulſt an den Armen und Schenkeln nahm ſehr ab; der Kranke befande ſich ziemlich gut, klagte nicht uͤber Durſt, und hatte gute Luſt zum Eſſen. In Zeit von 9. Tagen vergieng alle Geſchwulſt an den Armen und Beinen, und der Bauch erhielt wieder ſeine natuͤrli⸗ che Gröſſe; weilen aber der Patient in den 3. letzten Tagen verſtopft war, ſo fande ich vor nothwendig, ihn wieder 1. Drachma von der Rhabarber nehmen zu laſſen. Ich ließ hierauf 2. mal des Tags den ganzen Leib mit wollenen Tuͤchern, die man zuvor uͤber den Rauch vom Bernſtein halten mußte, wohl reiben, und auf dieſe Art wurde der Kranke wieder vollkommen geſund. Die Kräfte waren wieder völlig hergeſtellt, der Schlaf ruhig, der Appetit gut, und man konnte auch die ganze Zeit der gg über nichts 9 vom Fieber verſpuͤhren. S3bweyte Beobachtung. In einem uͤberaus heftigen und ſehr gefaͤhrli⸗ chen Suſten mit Auswurf, und Ge⸗ | ſchwulſt des Leibs. | Eine alte Perſon lag ſchon viele Monathe an einem | ſehr heftigen Huſten in unſerm Spital krank; ſie warf eine eiterichte, grüne und ſtinkende Materie aus. Das Athemholen war ſehr beaͤngſtiget, des Nachts iſt fie oft plöglich aufgewachet, indem ſie allemal in Gefahr zu erſticken war, fie konnte auch weder auf dem Ruͤcken noch auf den Seiten liegen, ſondern ſie mußte immer aufrecht in dem Bett ſitzen. Alle, auch die kraͤftigſten Mittel, konnten der Kranken nicht die geringfte eue verſchaffen; ie den ur | — 348 Alt Abhandlung hatte ſie ein ſtarkes Fieber; und a 0 0 0 ſchwol⸗ le der ganze Leib auf. Das Geſicht war auch ſo ſtark aufgetrieben, daß die Patientin ihre Augen kaum 8983888 ne x un . 2 ͤ ͤ ü de oͤfnen konnte; die Kräfte nahmen zuſehends ab, und der Urin gieng nur tropfenweis weg. Wir bemühe⸗ ten uns daher nur, die ihrem Tod faſt nahe Patientin mit einer erquickenden und ſtaͤrkenden Arzney zu er⸗ un 1 * ei halten; die Umftände wurden aber alle Augenblicke ſchlimmer; und wir mußten alle Hoffnung zur Cur | völlig aufgeben, weilen auf die gegebene Mittel nicht die geringſte Beſſerung folgen wollte. Bey ſolchen Umſtaͤnden wollte ich doch noch ſehen, was das Ory⸗ = mel der Licht⸗Blume bey dieſer völlig verſchaͤtzten Pas tientin ausrichten koͤnne. Ich erſuchte deßhalb mei⸗ Sorge vor die Kranken in unſerm Spital auf ſich ge⸗ nommen hat, daß er Morgens und Abends ein Löffel. 4 chen voll von diefem Orymel in einem beliebigen e thee eingeben möchte. Wir mußten ſehen, daß die Patientin nicht nur nichts Widriges von dem Gebrauch 4 | dieſes Safts verſpuͤhrte, ſondern daß vielmehr, (hen | in den erſten Tagen, der Auswurf viel haͤufiger von ſtatten gieng. Wir gaben deßhalb den 3. Tag drey⸗ | mal, und den 4. Tag viermal ein Loͤffelchen voll. Wir 1 beobachteten, daß der Urin in groͤſſerer Menge floſſe, der häufige Schleim leichter ausgeworfen, und die ſonſt harte und angeſpannte Geſchwulſt weicher wur⸗ d de. Bey dem ferneren Gebrauch dieſer Doſis hatte ſich in Zeit von 8. Tagen das Geſicht und die ganze 1 linke Seite geſetzt, der Bauch auch in feinem umfang abgenommen, die Geſchwulſt aber der rechten Seite, | 15 fie ſchon weicher wurde, bliebe Kaas a 1 nen wertheſten Freund, den Hrn. D. Collin, der die 10 von der Licht: oder Serbſt⸗Blume. 349 Die Kranke bekam mehreren Appetit, und konnte auf der rechten Seite liegen, die Sprache war auch viel freyer, und ſie wachte zu Nacht nicht mehr ſo oft auf; der Urin gieng haufig und ohne Schmerzen ab, er war aber an der Farbe braun, darbey ſtin⸗ kend, und lieſſe einen ſchwaͤrzlichten, wolkichten, di⸗ cken, ungleichen Satz zu Boden fallen. Das Fieber kam aber alle Abend gleich hefftig, wie zuvor, ob man gleich Saamenmilch mit Salpeter, und andere kuͤh⸗ lende verduͤnnende Arzneyen gabe, es nahmen auch die Kraͤfte nichts zu. Wir konnten uns unterdeſſen damit begnuͤgen, daß der Kranken in einigen Um⸗ ſtaͤnden durch dieſes Mittel Erleichterung verſchaffet worden, wo weder der Meerzwiebelſafft, noch der Meerzwiebel⸗Wein, noch andere ſtarke Arzneyen nichts haben verfangen wollen. Wir entſchloſſen uns des⸗ wegen, mit dieſer Doſis fortzufahren, wordurch die⸗ ſes erhalten worden, daß die Geſchwulſt am ganzen Leibe faſt nach und nach vergangen iſt; der Huſten wurde aber nichts gemildert, wenn ſchon der Aus⸗ wurf haͤufig da war; die Kraͤfte wurden von dem ſich alle Abend einftellenden Fieber verzehrt, und die Kran⸗ ke verſtarb in der F. Woche. Wir hielten uns aber niemalen mit der Hoffnung auf, dieſe Kranke geſund zu machen; wir wurden indeſſen dennoch durch dieſen Fall belehret, daß der Licht⸗ Blum ⸗Saft Kranken von dieſer Art nichts ſchaden koͤnne, daß er den Harn treibe, den Auswurf befoͤrdere, und Kran⸗ ken, bey denen es auch auf das 1 sefommen, re ei DIE | Dritte 350° än Abhandlung 5 „Dritte Dobachenng In e einer aͤhnlichen Krankheit mit der vor⸗ hergehenden. a Ene anderes altes Weib war zu gleicher Zeit an ei⸗ ner der vorhergehenden völlig ähnlichen Krank⸗ A : heit in unſerm Spital krank, ſie war dabey ſo ſchwach, 9 und hatte ein ſo beklemmtes Athemholen, daß man alle Augenblick ihren Tod erwartete. Weil alle bis 2 hieher gebrauchten Mittel fruchtlos waren, fo glaub⸗ ten wir, daß wir auch noch den Gebrauch des Lichte Blumen- Safftes vornehmen duͤrften. Man gabe deßhalb Morgens und Abends 1. Drachma in einer Taſſe Bruſtthee. Schon den erſten Tag gieng der Urin in groͤßerer Menge weg, und ſie konnte vielen eiterichten Auswurf ohne Muͤhe ausſpeyen. Den 2. Tag fande fi) die Patientin fehr erleichtert. Den 3. Tag gaben wir viermal 1. Drachma von dieſem Safft. Die Geſchwulſt nahm an dem ganzen Koͤrper ab, der Puls war richtiger, das Athemholen viel leichter, und die Patientin mußte ziemlich viel auswerfen. Sie klagte vor dem Gebrauch dieſes Saffts immer über ein Brennen im Magen, auf den Gebrauch dieſes Mittels hoͤrte daſſelbe völlig auf, fo daß auch der Ap⸗ petit groͤßer worden iſt. Allein mit den Kraͤften woll⸗ te es nicht beſſer werden, und die Patientin ſtarb den 15. Tag. Es iſt alſo durch den Gebrauch des Licht⸗ Blumenſaffts die Krankheit viel leichter, und das Le⸗ bens ⸗Ziel der Patientin verlaͤngert worden. Die Aerzte koͤnnen hiermit zufrieden ſeyn, wenn die Krank⸗ heit weit uͤber die Kraft der Mittel und die Heilkunſt weg ft: Beyde entſeelte Körper wußden geoͤfnet, wir a u A von der Licht⸗ oder Serbſt⸗Blume. 351 fanden bey beyden in der Bruſt eine große Menge | ausgetretenen Waſſers, die Lungen waren ganz ſchwuͤ⸗ rig, verzehrt, und bis auf kleine Stuͤcke verſchwun⸗ den. Vierte ee In Waſſerſucht des Unterleibs und der gan⸗ 1 zen Setthaut. | (Fire Frau von 62. Jahren, die ſchon über 4. Mor nate an einer ſehr ſchlimmen eden des Unterleibs und der ganzen Fetthaut krank gelegen hatte, kam den 24. Weinmonat 1762. in unſer Kranken ⸗Haus, um in demſelben ihre noch übrige © Lebens» Tage zuzubringen. Sie hatte ein ſehr be⸗ aͤngſtigtes Athemholen, einen ungleichen und zuwei⸗ len ausbleibenden Puls, darbey einen ſehr beſchwer⸗ lichen und faſt immer anhaltenden Huſten, man hoͤr⸗ te auch ein beſtaͤndiges Qualſtern, das von der haͤu⸗ ſigen Materie der Lungen herkam; die Kranke konn⸗ te nicht liegen, ſie mußte deswegen immer im Bette aufrecht ſitzen. Auch die beſten Arzneyen, die die Bruſt haͤtten reinigen, den Harn treiben, und den Stuhlgang gelind befoͤrdern ſollen, ſind ohne allen Nutzen geweſen. Selbſt der viele Tage hinter ein⸗ ander gebrauchte Wein und Saft von der Meer⸗ Zwiebel war ohne alle Wirkung. Wir ſchritten des⸗ halb, Herr Collin und ich, zu den Lichtblumen⸗Saft. Wir befahlen gleich den 1. Tag, daß man der Pati⸗ entin viermal ein Loͤffelchen voll von dieſem Saft in einem Bruſt⸗Thee eingeben ſolle. Die Kranke be kam ſchon dieſen Dag einen Men. Auswurf von einer ish, ah abbending einer zähen grünlichen Materie, und ſe mußte auch ſehr viel Harn ohne einiges Brennen von ſich laſſen. Den 2. Tag befand ſie ſich ſchon beſſer, der Aus⸗ wurf hielte immer an, die Patientin harnte viel, und hatte zwey Stuhlgänge. Den 3. Tag beobachteten { wir das Nemliche. Den 4. Tag gaben wir viermal 2. Drachmen von dieſem Saft, und bey dieſer Do⸗ ſis verblieben wir, bis zu geendigter Cur. Denn es gieng alle Tage eine ſo große Menge Waſſer durch den Urin ab, daß ſchon den 12. Tag die Geſchwulſt des Bauchs und des ganzen Leibs verſchwunden war. Es war der Kranken uͤber die Bruſt auch viel leich⸗ ter, der Puls faſt natuͤrlich, ſie konnte darbey auf allen Seiten liegen, und die Nächte waren ruhig. Wir brachen in der Doſis des Lichtblumen⸗Safts ; ab, und die Kranke nahm viermal des Tags nur eine Drachme. Der Huſten wurde von Tag zu Tage weniger beſchwerlich, der Auswurf nahm nach und nach ab, die Kraͤfte vermehrten ſich, und der Appetit war gut. Zu Ende der 3. Woche konnte die Krane Ä ke wieder in der Stuben herum gehen, und wenige Tage nachher war ſie wieder ganz wohl und geſund. Nachdem Herr Collin und ich dieſe Cur zu Stande gebracht hatten, freueten wir uns nicht wenig uͤber die Wirkung des Sauer ⸗Safts der Licht» Blume; es bewunderten auch dieſe Cur die Herren Aerzte, die unſer Spital beſuchten. Was uns aber noch am meiſten Vergnuͤgen machte, war, daß der beruͤhmte Herr van Swieten dieſe Cur ſelbſt mit angeſehen hat. Dann er nahm die Muͤhe, dieſe Kranke, da ſie noch am ſchlimmſten daran war, zu beſuchen, er ſahe wert da es ſich wieder beſſer mit ihr fat und 1 857 4 \ u / a — von der Licht⸗ oder Serbſt⸗Blume. 353 da ſie voͤllig wieder hergeſtellt war. Wir behielten dieſe Perſon nach ihrer Cur noch uͤber 3. Monate in dem Spital, um zu ſehen, ob der Gebrauch dieſes Safts etwan nicht etwas Boͤſes zurück gelaffen habe. Allein dieſe Perſon blieb geſund, ſie verrichtete die ihr aufgetragenen Hausgeſchäfte, ſie aß und ſchlief gut, ſie hatte richtigen Stuhlgang, und der Urin war natuͤrlich; weswegen wir ſie endlich wieder aus dem a. weg ließen. Fuͤnfte na: In einer Waſſerſucht des Unterleibs. Ein Mann von 56. Jahren, der ſchon mehrere Monate eine Waſſerſucht des Unterleibs hatte, kam in unſer Spital. Es wurde alles gebraucht, was immer zu der Heilung dergleichen Krankheiten angewendet wird; allein es erfolgte keine Erleichte⸗ rung, der Bauch wurde je laͤnger je größer, die Huͤf⸗ te und Schenkel ſchwollen auf, und der Appetit war verlohren. Dieſer ſchlimme Zuſtand vermochte uns, die Wirkung des Lichtblumen⸗Safts zu verſuchen Man gab viermal des Tags 1. Drachma in einem Thee von der Gundel⸗ Rebe, und mit dieſer Doſis wurde 4. Tage lang fortgefahren. Der Urin gieng in dieſer Zeit häufiger ab. Den 5. Tag nahm der Kranke viermal 2. Drachmen. Von da an gieng alle Tage uͤber 12. Pfund Harn weg. Er war an der Farbe verſchieden, meiſtentheils hatte er einen ſchleimichten flockichten Satz, zuweilen war er ſtin⸗ kend, und mit einem fetten vielfaͤrbichten Haͤutchen bedeckt. In Zeit von 5 Tagen wurde der Bauch viel Biumen» Saft zur Hand. Man gab viermal des g 954% | Abpandtung viel weicher, und nahm in feinen 9 ahn Nachgehends gaben auch die Huͤfte und Schenkel in der Spannung um etwas nach. Die Menge des alle Tage abgehenden Urins war ſehr groß, und die⸗ fe Arzney hatte ſo gute Wirkung, daß in Zeit von 5. Wochen alle Geſchwulſt völlig vergangen war, Der Appetit und der Schlaf ſtellten ſich wieder ein, und der Stuhlgang erfolgte alle 1 ne gu wie > geſunden Tagen. Sechste Dale In Lungen = und Waſſerſucht. Ei Frau von 35. Jahren, die von langer Zeik her eine Lungenſucht hatte, fiel in die ſchlimmſte Waſſerſucht des ganzen Leibs. Der Auswurf ſteck⸗ te ſich, die Bruſt wurde beängſtiget, und es gieng nur ſehr wenig Harn tropfenweis ab, welcher noch uͤber das ein heftiges Brennen in der Röhre verur⸗ ſachte. Es ſahe fo ſchlimm mit dieſem Weibe aus, daß man alle Augenblicke eine Erſtickung mit Grund beſorgen mußte. Da auch die beſten Mittel frucht⸗ los gebraucht wurden, ſo nahm! man zuletzt den Licht⸗ 0 - Tags 1. Loͤffelchen voll in einer Taſſen Bruſt⸗ Thee; uͤber das wurde ein angenehmer ſtaͤrkender Julep fortgebraucht, der zu Unterhaltung der Kraͤfte ſchon vorher verordnet worden. In den erſten 2 Tagen ſieng die Kranke an, einen ſchlammichten und ziem⸗ lich ſtark riechenden Auswurf wegzuwerfen, uͤbrigens aͤnderte ſich nichts. Den 3. Tag gaben wir ihr vier⸗ 7 2. ee voll, = Urin re 1 , von der Licht⸗ oder Sable le, 7 das Brennen bliebe aus, der Auswurf war häufig, f und die Kranke war um vieles erleichtert. Man verblieb deshalb bey dieſer Doſis; die Geſchwulſt des Bauchs und des ganzen Leibs nahm nach und nach ab, und die Kranke war in 21. Tagen von der Waſſerſucht befreht. Es hatten auch die Kräfte in etwas zugenommen, und der Appetit vermehrte ſich; wir mußten alſo offenbar ſehen, daß durch dieſes Mittel ihre Tage verlaͤngert, und die Waſſerſucht, die ihr alle Augenblicke den Garaus zu machen dro⸗ hete, vertrieben worden ſey; das Uebel der Lunge blieb aber immer im gleichen, es nahm auch der Hu⸗ ſten in ſeiner Heftigkeit nichts ab. Wir hoͤrten hier⸗ auf mit dem Saft der Lichtblume auf, und unterhiel⸗ ten die Kranke mit flärfenden und bruſtreinigenden Mitteln und mit Milchſpeiſen noch 2. Monate lang; nach dieſer Zeit aber mußte die Kranke, weilen der Auswurf zuruͤck bliebe, erſticken. In dem todten Koͤrper fanden wir die rechte Lungen ganz in ein fau⸗ lendes Eiter verwandelt, es war auch die Bruſthoͤhle derſelben Seiten mit einem bluteiterichten, ſchwarzen, ſtinkenden Gewaͤſſer angefuͤllt; die Scheidewand der Bruſthoͤhlen war mit unzaͤhlbar vielen ſchwarzen Fle⸗ cken bezeichnet. Die Lunge der linken Seite und al⸗ le 1 Eingeweide waren geſund | nb . 9 u Siebende Beobachtung. In einer Bauch Waſſerſucht. a E. Mann von 50. Jahren, der dem Trunk ſehr ergeben geweſen, war viele Monate kraftlos, £ und RR überfiel u die Waſſerſucht. Es wur⸗ | 8 2 den von dieſem Sauerſaft nehmen lieſſen; welche Doſis . 356 An Abbendlung den verſchiedene ante und Wa Mittel gebraucht, ohne daß einige Erleichterung folgte, die Kraͤfte nahmen in das Gegentheil ab, und die Ge⸗ ſchwulſt des Bauchs vermehrte ſich. Der Wein mit Meer: Zwiebeln, der ſonſt in dergleichen Fällen gute Dienſte leiſtet, half nicht das mindeſte. Zuletzt gab man ihm des Tags viermal 1. Drachma von dem Saft der Licht Blume. Von dieſer Doſis konnte man kaum einige Wirkung verſpuͤren. Weswegen wir den 3. Tag den Kranken viermal 2. Drachmen den Harn ſo ſtark triebe, daß in 11. Tagen alles Waſ⸗ fer ausgefuͤhret worden, und keine Spuren der Waſ⸗ e mer zuruͤck geblieben waren. N Bin | ie | Achte‘ Beobachtung. te In einer äh nach dem bene ieber. N Ei Frau, 30. Jahr alt, hatte 9. Monat ang das dreytaͤgige Fieber; da dieſes geheilet wor⸗ den, fieng der Bauch an waſſerſüchtig zu werden. Sie fragte viele Aerzte um Rath, und gebrauchte eine Menge Arzneyen; dem ungeachtet wurde die Krankheit immer ſchlimmer, und die Kräfte, der Kranken nahmen nach und nach ſo ab, daß ſie es nicht mehr außer dem Bett ausſtehen konnte. Sie wurde deswegen in unſer Spital gebracht. Die Kranke klagte uͤber heftigen Durſt, der Puls war geſchwind, haͤrtlicht, der Bauch geſpannt und fo: ſtark ausgedehnt, daß das Athemholen ſchwer und keichend war; 5 15 darbey einen kleinen und faſt a, | 5 an Als - von der Licht⸗ oder Serbſt⸗Blume. 357 anhaltenden Huſten. Die Haͤrte und die Geſchwin⸗ digkeit des Pulſes und der ſtarke Durſt zeigten den Gebrauch kuͤhlender und verduͤnnernder Arzneyen an. Es wurde ihr deshalb den 1. Tag eine kuͤhlende Saa⸗ men⸗Milch mit Salpeter verordnet. Den 2. Tag gab man nebſt dieſer Saamen⸗Milch viermal 1. Drachma von dem Saft der Licht⸗Blume. Bin⸗ nen 4. Tagen wurde das Fieber geſtillet, der Durſt i war vergangen, und der Bauch fieng ſchon an, weis cher zu werden. Sie hatte nunmehr die Saamen⸗ Milch nicht mehr noͤthig. Man gab ihr deswegen eine gedoppelte Doſis der Licht⸗ Blume. Es wurde eine große Menge Urin abgefuͤhrt, und in wenigen Tagen war die Geſchwulſt des Bauchs wieder völlig vergangen, die Kranke befand ſich wohl, ſie konnte frey Athem holen, der Huſten blieb voͤllig weg, der Schlaf war ruhig, lang und erquickend. Nach 2. Wochen erholte ſich die Kranke wieder an Re und gieng geſund aus dem Spital weg. Neunte Beobachtung. In der Gelb ⸗ und Waſſerſucht. ; E. Frau von 37. Jahren, die ſeit vielen Mona ⸗ ten an der Gelb ⸗ und Waſſerſucht krank gele gen, und dargegen verſchiedenes gebraucht hatte, wurde in unſer Spital aufgenommen. Der Unter⸗ leib war geſpannt; auf der linken Seite unter den Rippen fuͤhlte man einen breiten, harten, aber dar⸗ bey beweglichen Koͤrper; in der Gegend der Leber empfand die Kranke bey dem Anruͤhren Schmerzen; der ganze Körper ſahe e aus. Die Luſt 33 zum U I Mehr, Abhandlung zum Eſſen war gering, Durſt hatte die Kranke kei⸗ nen, der Stuhlgang gieng felten und mit Muͤhe von ſtatten; Urin gieng wenig ab, und er war dick und 95 der Schmerz im Bauche lieſſen darvon nach, es gieng ſchwaͤrzlicht. Wir bemüheten uns, mit einem ſehr 1 ſtarken Trank von der Gras Wurzel, zu dem wir mit Eßig ſaturirtes Weinſtein Salz und Bingel⸗ kraut⸗Honig thaten, die Verſtopfung aufzuloͤſen, die Harn» Wege aufzuſchlieſſen, und den Leib gelind zu oͤfnen. Nach etlicher Tagen Gebrauch dieſes Tranks verſpuͤrte die Kranke um die Gegend des Herzens heftige Bangigkeiten, und es gieng ſowohl uͤber als unter ſich eine große Menge von ſchwarzgallichtem Gebluͤte (fanguis arrabilarius) mit Gewalt weg. Sie wurde hiervon ſchwach, und beklagte ſich uͤber hefti⸗ ge Schmerzen im Unterleibe. Wir gaben deswegen an ſtatt dieſes Tranks lindernde und Schmerzen ſtillen⸗ de Arzuneyen. Den folgenden Tag gieng wieder ziemlich viel Blut von gleicher Art durch den Stuhl weg; über ſich kam aber nichts mehr; die Schmer⸗ zen im Bauche hielten an, doch hatten die Bangig⸗ keiten um etwas abgenommen. Man befand des⸗ wegen vor gut, mit lindernden und gelind Schmerzen ſtillenden Mitteln ſortzufahren. Das Brennen und auch kein Blut mehr fort, es nahm aber der Bauch in ſeinem Umfang ſo ſtark zu, daß er den Achem hin⸗ kerhielte, und Gefahr des Erſtickens da war. Wenn man ſachte auf den Bauch ſchlug, ſo ſpuͤrte man ganz leicht, daß eine große Menge Waſſer in ſeiner Hoͤh⸗ le enthalten ſey, es war alſo deſſelben Ausleerung hoͤchſt nothwendig. Man durfte in einem ſo übel | 5 70 880 . keine em 17 und reizende Harn⸗ von der Licht⸗ oder Serbſt⸗ Blume. 30 N ⸗Mittel probiren; eben ſo wenig war es rath⸗ ſam, ſtaͤrkere Purgir⸗Mittel zu Huͤlfe zu nehmen, damit wir nicht den Blutfluß, der doch zuletzt haͤtte toͤdtlich ſeyn koͤnnen, auf das neue erregten. Es blieb alſo nichts uͤbrig, als der Saft der Licht⸗Blu⸗ me, deſſen vortrefliche Wirkung wir ſchon in ſo vie⸗ len Kranken geſehen, und der niemalen keine Unord⸗ nung in dem Koͤrper verurſachet hatte. Man gab gleich den 1. Tag viermal einen kleinen Löffel voll von dieſem Safte, und die Kranke mußte jedesmal 4. Unzen von einer Emulſion, welche mit Syrop von Mohnſaamen⸗Koͤpfen wohl verſuͤßt worden, trinken. Dieſe Emulſion wurde in der Abſicht gegeben, da⸗ mit durch ihre lindernde und einwickelnde Kraft alles Reizen, welches etwan haͤtte erfolgen koͤnnen, auf der Stelle verhindert wurde. Der Saft der Licht⸗ Blume hat in dieſem Fall Wunder gethan; denn der Urin wurde in ſehr großer Menge ohne das gering⸗ ſte Brennen ausgeführt, und dieſer war braun, dick, und gab einen ſchwaͤrzlichten und zaͤhen Satz. Es war auch nicht noͤthig, die Doſis des Safts zu ver⸗ mehren, da von der anfänglich gebrauchten chen ei⸗ ne ſo erwuͤnſchte Wirkung erfolgte; denn in Zeit von 4. Wochen verſchwand ſowohl die Waſſer⸗ als die Gelbſucht, und die Kranke kam wieder zu ihrer voͤlligen Geſundheit. In den erſten Tagen hörten ſchon alle Schmerzen im Bauche voͤllig auf, die Oef⸗ nung gieng von ſelbſt von ſtatten, und war natuͤrlich; die Kranke hatte nicht den geringſten Durſt, obgleich N alle Tage eine erſtaunliche Menge Waſſer abgieng; die Luſt zum Eſſen kam in kurzer Zeit wieder, und zugleich nahmen die Kraͤfte ſehr zu. Alles dieſes i . 3 4 7,0890 4 360 het, gab uns bald Hoffnung, daß die Kranke oft ge neſen werde. Dieſe Eur machte dem Hrn. Collin und mir deſto mehr Freude, weilen auch Lehrer der Kunſt ſich in Beobachtung und Heilung der Krank. heit dieſer Perſon ſehr viele Muͤhe gegeben hatten, und ſie, indem ſie alles ohne Nutzen angewandt hat⸗ ten, als unheilbar in unser Spital beige 52 65 Zehnte Beobachtung. In harter Geſchwulſt des Bauchs und der x Schenkeln. 15 Ei" ledige Weibsperſon von etliche 20. Jahren lag ſchon bey etlichen Monaten in unſerm Spi⸗ tal krank; ſie hatte einen großen und harten Bauch, die Schenkel und Beine waren auch ziemlich ſtark aufgelaufen, und wie Holz fo hart, fo, daß die Kram ke weder ſitzen noch ſtehen, noch auch den Leib bie⸗ gen konnte. Da alles, was bis hieher vorgekehrt worden, das Uebel nichts verbeſſern konnte, wurde auch der Saft der Licht⸗ Blume gebraucht. Dieſer trieb den Urin ſo ſtark, daß in Zeit von 14. Tagen der Bauch in der Groͤße und Weiche wieder ganz natürlich wurde, die Geſchwulſt der Schenkeln a der Beine gab ſich auch wieder; und die Kran haͤlt ſich nun außer dem Bett auf, bieget den Leib, und gehet wieder herum, und es bleibet nur Ki noch ein reiſſender Schmerz in den Gelenken der Fuß⸗ beine übrig, es fangt aber auch dieſer abzunehmen an. Man konnte niemalen nichts von ausgetrete⸗ nem Waſſer in dem Unterleibe wahrnehmen; 4 5 94 von der Licht: ob Serbſt⸗ Blume. 361 Geſchwulſt der Schenkel und Beine war auch nicht waͤſſericht, ſondern es war alles ſtarr und ſehr hart. Eilfte Beobachtung. In Engbruͤſtigkeit, eingewurzeltem Zuſten und Sarnſtrenge. er gab den Saft der Licht⸗Blume einem Mann, 5 der in die 60. Jahr alt war, ſchon ſehr lang ei⸗ nen Huſten hatte, ſchwer Athem holte, und mit Harn. ſtrenge oder Brennen beym Harnen ſehr geplaget wurde. Der Huſten wurde darvon bald gelinder, es gieng eiterichter Auswurf in Menge weg, und das Athemholen kam ihn wieder ganz leicht an. Al⸗ lein mit dem Brennen beym Harnen blieb es allezeit im gleichen, ob der Kranke ſchon dieſen Saft 6. gan⸗ ze Wochen lang fleißig gebrauchte. Es iſt aber zu wiſſen, daß dieſe Beſchwerde von einem veneriſchen Saamenfluß ihren Anfang genommen, den man zu fruͤhe mit unvorſichtigem e aus Blen⸗ Zub 17 5 Sepp: geftillee hatte. Swölfte Beobachtung. In heftigem ae mit darauf folgender Waſſerſucht. b E. Frau von 36. Jahren wurde ſeit 3. Mona, / fen von einem heftigen Huſten geplaget, und hatte; je laͤnger je mehr ein ſehr beſchwerliches Athem⸗ Nel Die gebrauchten Mittel konnten dem Uebel eine Schranken ſetzen. Denn die Nächte waren unruhig, und die Kranke konnte nicht liegen, ſie 35 3 mochte 36200 Abhandlung 3 mochte ſich auch wenden, wie fie wollte; fe wachte öfters aus dem Schlaf plötzlich auf, weilen fi fie faft er⸗ ſticken, und mit aufgeſperrtem Mund nach Luft ſchna⸗ pen mußte. Auf die letzt fiengen die Fuͤſſe, Schen⸗ kel und Huͤfte an aufzuſchwellen, der Unterleib wur⸗ | de geſpannt, und in wenigen Tagen wurde der ganze Leib von einer waͤſſerichten Geſchwulſt fo aufgetrie⸗ ben, daß ſich die Kranke nicht mehr bewegen konn ? te, die Augen waren gleichſam im Waſſer begraben, und auch die Stimme wurde gehemmt. Der Hu⸗ ſten war unterdeſſen immer gleich hartnaͤckig, das Athemholen noch viel beſchwerlicher, und der Urin ſtockte. Die harntreibenden Mittel von der Meer⸗ Zwiebel und andern Körpern aus dem Pflanzen ⸗ und Mineral⸗Reich erweckten einen Reiz zum Harnen, allein außer einigen wenigen Tropfen gieng nichts ab. Die Purgir Mittel führten zwar eine große Menge Waſſer aus; die Geſchwulſt wurde aber nicht kleiner, es entſtunde nur eine groͤßere Beklemmung uͤber die Bruſt, und die Kraͤfte nahmen darbey ſehr ab. Endlich gab ich den Rath, daß die Kranke drey⸗ | mal einen kleinen Loͤffel voll von dem Lichtblumenſaf⸗ 5 te nehmen ſollte. Schon den ıften Tag gieng der Urin beſſer fort. Den 2. Tag hatte die Kranke einen ei⸗ terichten ſtinkenden Auswurf, ſie konnte beſſer Athem ſchoͤpfen, und fieng an, ihre Glieder zu bewegen, der | Urin gieng haufig und ohne einiges Brennen „ Den 3. Tag nahm ſie viermal einen kleinen Loͤffel voll. Von dieſer Doſis wurde der Auswurf und der Urin ſo gut befoͤrdert, daß in 15. Tagen alle Ge⸗ ſchwulſt vergangen war, und die Kranke wieder ganz 7 A konnte. Jetzt hat fie Appetit, bete, kaum von der Licht⸗ oder Berbſt⸗Blume. 363 kaum noch etwas vom Huſten, gehet außer dem Bett herum, zu Nacht ſchlaͤft ſie ruhig, fie kann auf als len Seiten liegen, und die Kraͤfte nehmen von Tag zu Tage zu. Aus dieſem Fall habe ich die wunder⸗ bare Wirkung dieſes Mittels ſehen muͤſſen; die Do⸗ ſis iſt in der That Fir klein, die Wirkung 3 eh gere Drepzehnte Beobachtung. 15 In einer allgemeinen Waſſerſucht. Eine abgeebe Perſon, ihres Alters 90. Jahr, wur⸗ de den 21. April in unſer Spital gebracht. Sie wußte voͤllig nichts von ſich ſelbſten, ſie war vom Ge⸗ hoͤr und von der Rede gekommen, und konnte kein Glied bewegen, als ob ſie von einem Schlagfluß uͤber⸗ fallen worden waͤre, ſie hatte ein tiefes ſchnarchendes Athemholen, einen ungleichen zuweilen ausbleibenden und ſchwachen Puls; wann ſie huſtete, hoͤrte man in der Bruſt ein? Jualſtern von einer beweglichen Ma⸗ terie, von deren die ganze Bruſt voll war. Es war uͤberdieß der ganze Leib uͤber die Maßen aufgeſchwol⸗ len, und der Unterleib, der von Waſſer ſtrotzend voll war, ſtunde ſehr hervor, und war ſtark ausgeſpannt. Man gab mehrere Tage hintereinander dergleichen Mittel, die den Auswurf und den Harn hätten bes | fordern, ‚und die Kräfte ſtärken ſollen: Der Stuhl⸗ gang wurde durch Clyſtire zuwege gebracht. Allein man konnte keine Beſſerung dieſes ſchlimmen Zuſtan⸗ des wahrnehmen. Man gab deßwegen den Safft der Licht⸗Blume. Den k. Tag wurde 1. Unze in 4. mal a ine Die Kranke konnte dieſe g ser | eicht — 7 * 364 e Abhandlung W 1 leicht vertragen, und man verſpuͤhtte bald. die kraͤfti⸗ ge Wirkung des Mittels. Es gieng ſehr viel Waſſer ; ab, und die Patientin war den darauf folgenden Tag ſchon beſſer bey ſich ſelbſt. Binnen wenigen Tagen ſieng ſie an, auf die Fragen Beſcheid zu geben, ſie 0 holte beſſer Athem, und konnte wieder ihre Glieder in etwas bewegen, die Geſchwulſt war weicher, und | der Puls mehr gleich. Man ſtieg in der Dofis nicht weiter, da man ſchon eine ſo gute Wirkung hatte, daß man eine beſſere nicht erwarten duͤrfte, denn den Harn floß haͤufig weg. Es wurde mit der Kranken alle Tage beſſer, und fie wurde in Zeit von 3. Wo⸗ chen wieder geſund; denn die Geſchwulſt gieng ganz weg, der Bauch erhielt wieder ſeine warte, 1 die Kraͤfte ſind nun wieder gut, das Athemholen un⸗ gehindert, der Huſten hoͤret völlig auf; der Schlaf iſt ruhig, und die Krankgeweſene hat Begierde nach Wein und nach Speiſen. Der beruͤhmte Herr van Swieten hat dieſe Eur mit angeſehen. Die Wir⸗ kung dieſes Heilmittels, bey einem ſo elenden alten Weibe, iſt in der That zum Erſtaunen groß. Der |, Urin von dieſer Kranken war vielfärbigt, und 1 1 an dem Boden des Geſchirrs eine große Menge von einem ſehr zaͤhen Schleim an. Auswurf konnte man 5 keinen erhalten, wenn ſchon die Bruſt im Anfang | der Krankheit ſo voll ſchiene; hat ſich nicht etwann die Materie, ſo auf der Bruſt gelegen, aufgeloͤſt, und durch die Harngaͤnge ausgeleert? Iſt vielleicht et⸗ wan auch eine Feuchtigkeit unter der Hirnſchale aus⸗ getreten, oder waren etwan die innern Theile des Schaͤdels von einer waͤſſerichten Geſchwulſt aufgetrie⸗ 1 ben, daß die Kranke ihrer ſelbſt unbewußt geweſen, N | | | „ ae von der Licht⸗ oder Serbſt⸗Blume. | 365 und in einem dem Schlagfluß ähnlichen Zuſtand in N unſer Spital gebracht worden iſt? Wir haben auch noch mehrere waſſerſuͤchtige Leute in unſerm Spital; alle verſpuͤhren gute Wirkung von dem Licht⸗Blumen⸗ IN Safft, und einige derſelben find darvon beynahe wie⸗ der hergeſtellt. Daß aber dieſe in dem Spital ges machte Verſuche faſt allezeit einen erwuͤnſchten Erfolg haben, hat man großentheils dem Fleiß und der ge⸗ ſchickten Erfahrung des gelehrten wer D. 19 7 zu verdanken. | „ Schlüſf aus diesen Erfahrungen. Pus den nun erzählen BR läßt fi: offenbar ſchlieſſen: x | l Daß man den Licht⸗ Blumen Saft den Menschen ganz ſicher geben duͤrfe. II. Daß er zuweilen in den Hartnächigften und vor tödlich gehaltenen Krankheiten, wo alle andere Mittel fruchtlos ſind, von der größeſten Wir⸗ . kung ſeyr. 1 III. Daß man keine große Menge von dieſem Mittel noͤthig habe, um auch die ſchlimmſten Krank⸗ heiten zu heilen; ſondern daß eine ſehr gemaͤßig⸗ te Doſis zu der Cur hinlaͤnglich ſey. a IV. Daß dieſes Mittel den Auswurf befoͤrdere, deß⸗ halb durch ſelbiges der Huſten gemildert „ und das Athemholen leicht werde. v. Daß es ein ſehr ſtarkes harntreibendes Mittel ſey, und darbey keine Unordnung in dem Körper an⸗ | PURE und auch keinen Saher errege. VI. Daß 366 Abhandlung VI. Daß es in allen denjenigen Fällen: dienlich fen; N wo eine uͤberhaͤufte ee pa Die |... gaͤnge auszufuͤhren iſt. | ae Ur VI. Daß alſo der Saft der eicht⸗Blume onder n bey Waſſerſüchngen von großen en ſeyn ine Ich behaupte aber ee daß durch dieſes Mintel alle Waſſerſuchten ohne Ausnahme geheilet werden koͤnnen; ich ſchlieſſe nur ſo viel, daß in die⸗ | ‚fen Krankheiten zuweilen der Safft der icht⸗Blume A helſe, wo auch die ſtaͤrkſten, ſonſt bekannten Mittel ohne Nutzen find, Ich habe bey keinem Kranken nur die geringſte ſchlimme Folge von dieſem Mittel wahrgenommen; und ich kann verſichern, daß ich auf alles ganz aufmerkſam bin, und es auch immer fon werde. Wann mir auch nur das geringſte vorfiel, welches mir den Gebrauch deſſelben verdächtig ma, chen, oder gar unterſagen wuͤrde, ſo wuͤrde ich der erſte ſeyn, der es öffentlich bekannt machen, und die wahren Aerzte warnen wuͤrde; ich wuͤrde der ſeyn, der ſich ſelbſt i Kann auch * 1 1 | von mir fordern? IN 5 Methobe, ice Mittel zu gehn. 2 chen. S ne i 88 om Aug giebt man einem 5 0 Mens Oſchen von dieſem Safft zweymal des Tags ein Drachma. Man verdunnet denſelben in einer Taſſen voll Trank oder Thee, ſo wie es dem Kranken ſelbſt, oder Br Arzt, beliebig iſt. Den 2. oe den 3. Tag | Be Yen r von der Licht⸗oder Serbſt⸗ Blume. 367 giebt man dreymahl, endlich viermal 1. Drachma. Wenn die Kranken dieſe Doſis leicht vertragen koͤn⸗ nen, und doch die erwartete Wirkung nicht erfolgen will, ſo verſtaͤrkt man ſie nach und nach ſo weit, bis ſie in einem Tage bis auf eine ja anderthalb Unzen eingenommen haben. Wenn aber eine oder andert⸗ halb Unzen nichts wirken, ſo wird man ſich wenig von dieſem Mittel verſprechen duͤrfen. Wenn die Patienten den Safft der Licht⸗Blume, der auf ange⸗ zeigte Art aufgelöft worden, vertragen koͤnnen, ſo kann man ihn endlich, ohne zu verduͤnnen, eingeben. Es iſt allezeit am ſicherſten, wenn man bey einer klei⸗ nen Doſis anfaͤngt; unterdeſſen kann man bey drin⸗ genden Umſtaͤnden gleich Anfangs eine größere Por⸗ tion gebrauchen. Wenn die verſchiedenen Zufälle der Krankheit noch ein anderes Mittel neben dem Safft der Licht⸗Blume erfordern, ſo muß man den Gebrauch deſſelben keineswegs verabſaͤumen. Und ich habe noch niemalen wahrgenommen, daß ein darbey ge⸗ brauchtes Mittel die Wirkung dieſes Saffts gehin. dert, oder denſelben kraftlos gemacht haͤtte. Auch der Mohnſafft ſchadet nichts, deſſen Gebrauch bey ſchlafloſen Nächten, und bey ſich erzeigenden Gichtern und andern dergleichen Zufaͤllen zuweilen hoͤchſt noth⸗ i wendig iſt. Ich habe nun gezeiget, auf was vor ei⸗ \ ne Art die Wurzel der Licht⸗Blume den Kranken oh- ne Schaden gegeben werden koͤnne. Ich habe gezei⸗ get, in was vor Krankheiten ſie zu dienen ſcheine. Und hierbꝛy kann ich es dermalen bewenden laſſen. 280 N 2 1 n 99 4 * 2 sit rar 1 1 * Zugabe 366 11 x 0 575 . 1 neunen Nu gen denen r Zugabe von dem Schelng. . Ds kann mit vielem Vergnuͤgen Weber das von | 1 En dem Schierling beſtaͤtigen, was ich in den zwey erſten Alhandlungen und in dem An⸗ i hang zu denſelben von feiner Wirkung ges | meldet habe. Denn wir werden durch die fägliche Er⸗ fahrung je länger je mehr uͤberzeuget, daß der Schier. ling ein ſehr unſchaͤdliches Mittel ſey, und zuweilen dergleichen Kranken geſchwinde Hilfe leiſte, bey wel. chen andere Mittel nichts fruchten wollen, und welche man ſchon ihrem Schickſal völlig überlaffen hat, Der Nutzen dieſes Heilmittels breitet ſich immer mehr aus. Man giebt den Schierling jetzo en in Form von Thee. Der unangenehme Geruch will vom An- fang nicht gefallen, wenn man dieſen Thee aber eine Zeitlang gebraucht, ſo gewöhnen ſich die Kranken fo | daran, daß fie denſelben auch mit Luft trinken. Ber | mittelte Frauenzimmer laſſen dieſes Kraut, das jedoch allemal getrocknet ſeyn muß, in Fleiſchbruͤhe kochen, und nachdem ſie durchgeſeihet worden, trinken ſie des Tags oftmalen darvon. Sie verſpuͤhren darbey, daß die Schärfe des Gebluͤts gar gut verbeſſert, die Kräfe te vermehrt und alle Wia des e, * il werden. In einem ſcharfen weißen Fluß. . in anſehnliches Frauenzimmer wurde ſeit 0 4 8 von einem ſehr ſcharfen weißen Su ge⸗ ? lage, | \ 165 Zugabe von dem Schierling. 369 plaget, ſie verſpuͤhrte darbey in dem Unterleib eine große Haͤrte, und die Mutterſcheide war von aufge⸗ laufenen und verhaͤrteten Druͤſen ſo voll, daß man ohne den groͤßeſten Schmerzen kaum ein duͤnnes Roͤhr⸗ chen hineinbringen konnte; denn bey der geringſten Beruͤhrung dieſer Druͤſen wurde ein hefftiger Schmerz erweckt. Sie bediente ſich der Fleiſchbruͤhe mit dem Schierlingskraut, und man ſpritzte des Tags 2. bis 3. mal vom Schierlingsthee gelind in die Mutter⸗ ſcheide hinein. Auf dieſe Art wurden die Schmerzen bald gemildert, und es floſſe aus der Gebaͤhrmutter eine viel reinere und nicht mehr uͤbel riechende Ma⸗ terie heraus; endlich verſchwanden die Geſchwuͤlſte und Verhaͤrtungen der Druͤſen, der Fluß hoͤrte ganz auf, und nur auf den Gebrauch einer ſolchen Bruͤhe befindet ſich dieſes Frauenzimmer wieder wohl. Ein ganzes Bad aus Waſſer, welches ſiedend uͤber Schierlingskraut gegoſſen worden, iſt zuweilen von großem Nutzen, und verurſachet, daß der inner⸗ liche Gebrauch des Extracts die verhaͤrteten Druͤſen und Geſchwuͤlſte viel geſchwinder aufloͤſet, und die krebsartigen bluteiterichten Geſchwuͤre heilet. Herr Profeſſor Hoffmann in Eiſenfurth hat uͤber dieſes Bad eine kleine Abhandlung geſchrieben; ſeine Ge⸗ danken daruͤber ſind ſehr ſchoͤn, und ſtimmen mit den Verſuchen voͤllig überein. Ich koͤnnte viele Curen anführen, die ich ſeit der Ausgabe der Abhandlung von dem Stechapfel, dem Bilſenkraut, und dem Ei⸗ ſenhuͤtlein mit dem Extract des Schierlingskraut ge⸗ machet habe; allein ich beſorge, daß ich durch Erzaͤh⸗ lungen, welche denjenigen, die in den vorigen Werk⸗ chen vorkommen Fah waͤren, einigen Leuten be⸗ . a IT, ſchwer⸗ b W N . 376 — von dem Schteling, | ſchwerlich fallen, und ihnen die Zeit zu * 5 richtungen rauben moͤchte. Ich führe: deßwegen nur einige wenige Fälle an, die eine neue ae e ; zu erfordern ſcheinen. | ! [4 In unterdrückter Monathſet. e in Frauenzimmer vom Stande gerieth juſt zut 4 Zeit des Monathlichen in einen hefftigen Zorn. J Der Fluß hoͤrte augenblicklich auf, es meldete ſich in den Lenden ein hefftiger Schmerzen, der Kopf wur⸗ de ſchwindlicht, u und die Bruſt beaͤngſtiget; der Puls war hart, voll, und zuweilen ausbleibend. Man brachte bald ein Clyſtier bey, man gebrauchte Fuß⸗ baͤder, endlich wurde auf dem Fuß eine Ader geoͤfnet, und alles angewandt, um das Fieber zu ſtillen, und das Gebluͤt wieder in ſeinen natuͤrlichen Gang zu brin⸗ gen. In Zeit von 2. Tagen hoͤrte die fieberhaffte Be⸗ wegung in dem Puls faſt völlig auf, die Pulsſchlaͤ“ ge waren aber noch oͤfters ausbleibend, der Schwin⸗ del im Haupt, und die Roͤthe der Augen hielten an, und auch der Schmerzen in Lenden wollte noch nicht weichen. Ich gab deßwegen den Rath, daß dieſes Frauenzimmer alle 3. Stunden 2. Pillen von dem Extract des Schierlingskraut nehmen ſollte; jede Pille hatte am Gewicht 3. Gran. Gleich den erſten Tag verſpuͤhrte ſie große Erleichterung, und es fieng an, aus der Mutter eine ſchleimichte roͤthlichte Feuchtig⸗ keit auszuflieſſen. Die Nacht war ſchon viel ruhiger, und den darauf folgenden Tag zeigte ſich das Monath⸗ liche wieder in gehoͤriger Menge, und ohne allen u Es vergieng der Schwindel und die Roͤ⸗ al | Zugabe von dem Schierling. 371 the der Augen, das Geſicht, ſo vorher wie ſtarr war, erhielt wieder ſeine natuͤrliche Weiche, und auch der Puls war nicht mehr ausbleibend oder abwechſelnd; und dieſes Frauenzimmer befand ſich wieder wohl. Der Fluß hielt noch 6. Tage an, dann hoͤrte er nach und nach auf, und dieſe ganze Zeit uͤber nahm ſie | noch die nemliche Menge von dem Extraet ein. Ich verordnete hierauf, daß ſie noch 14. Tage lang mit dieſem Mittel fortfahren ſollte, damit keine Verſto⸗ pfungen in den Gefaͤſſen der Gebaͤhrmutter entſtehen, die den folgenden Monath neue Ungelegenheiten ver⸗ urſachen koͤnnten. Die Monathzeit findet ſich nun von dieſer Zeit an regelmaͤßig ein, der Fluß iſt in gen hoͤriger Menge, und nicht mit der Berinalied. Be⸗ ſchwerde begleitet. | — In einer äbntichen vom Schrecken e denen Beſchwerde. Ye einer andern Perſon verſtopfte ſich auf einen | Schrecken das Monathliche auf einmal, ſie wur⸗ de davon beaͤngſtiget, und der Kopf wurde von einem ſtumpfen Schmerzen eingenommen, der Appetit hörte gaͤnzlich auf; der Puls ſchlug langſam und ungleich, die Gegend der Lenden war ſtarr, die Kranke konn⸗ te den eib auf keine Weiſe biegen, oder auf eine Sei⸗ te ohne die groͤßeſten Schmerzen kehren. Auch dieſer gab ich das Schierlings⸗ Extract, und es zeigte ſich die monathliche Reinigung ſchon den erſten Tag auf den Abend wieder und den andern Tag war 15 ganz wo e eee | | 3 Rz F In | 374 Zugabe von dem Schierling. | Sn einem hefftigen Beißen unter den Ach ſeln und an den Schamtheilen. SH Jungfer von 23. Jahren hatte ſchon mehe Fals ein halbes Jahr ein ſehr W ee | - fen und Brennen unter den Achſeln, den Leiſten, an den Schamtheilen und um den After herum. Alle dieſe Theile waren durch das Kratzen wund worden, 1 und es floß eine gelblichte ſtinkende und ſcharfe Feuch⸗ tigkeit aus. Auf den Gebrauch des Schierling⸗ S tracts wurde dieſes Frauenzimmer in Zeit von einem Monath völlig geheilet; vorher hatte fie derſchiebene Baͤder, und viele, ſowohl innerliche als außerliche, Mittel ohne allen Nutzen gebraucht. | | In einem eingewurzelten ſehr erw: chen weißen Fluß. € ine Frau von 38. Jahren hatte ſchon langer als s 10. Jahr den weißen Fluß, es floſſe auch ſelbſt aus dem After eine zaͤhe ſtinkende Materie, und es war an dieſem 7 eine be 9 ir 128 Fin konnte, ob ihr gleich Mittel, welche den 1 71 hätten bringen ſollen, gegeben wurden. Die ausflieſ⸗ ſende Materie wurde nach und nach ſchaͤrfer, fraß die naͤchſt liegenden Theile an, und die untergelegten Tits cher wurden davon ganz muͤrbe und verſchleißten fi. Alles, was zur Heilung dieſer Krankheit angewandt wurde, war Bi die e wurde a | tief⸗ zugabe von dem Schierling. 373 tiefſinnig, und fieng an abzunehmen. Da fie zu mir kame, verſchrieb ich ihr ſogleich den Schierlings⸗Ex⸗ tract, durch welches Mittel allein ihre Geſundheit, in Zeit von vier Monathen, wieder hergeſtellt wurde. Ihre Kräfte ſind nun, ſo wie der Appetit und der Schlaf, gut: Die Härte an dem After ift verſchwun⸗ den, es iſt auch aus demſelben kein Schleim mehr ausgefloffen, Schmerzen empfindet fie ebenfalls nicht mehr, der Stuhlgang erfolget alle Tage, vorher hatte fie keinen, wenn ſie nicht clyſtirt oder purgirt wurde. Das Monathliche ſtellt ſich nun zu rechter ai ein, und der weiße Fluß bleibt völlig weg. In Air sangen Geſchwüren des ganzen 5 Leibs. d 2. ine Frau von 28. Jahren hatte, von dem zten Jahr ihres Alters an, an dem Geſicht, der Druſt, den Armen und Händen garftige Geſchwüre. Verſchiedene Aerzte wandten ihre Kunſt an dieſer elen⸗ den Perſon an, und zweymal wurde die Speichel⸗ Cur mit ihr vorgenommen; man brauchte Baͤder, Baͤhungen „Salben, Pflaſter, die Kranke brachte zwar ihr Leben durch, ſie wuchs, aber es nahm zu⸗ gleich mit dem Körper auch das Uebel zu. Da ſonſt nichts helfen wollte, verordnete ich, daß die Kranke dreymal des Tags > Unzen Schierlingsthee trinken, die ſchwuͤrigen Theile eben ſo viel mal mit dem glei⸗ chen Thee auswaſchen, und uͤbrigens nichts gebrau⸗ chen moͤchte. Es ſind nun ſeit dieſer Verordnung 3. Monathe verfloſſen, und die Kranke iſt beynahe ge⸗ it ſie Fans RE feey bewegen, die Geſchwů⸗ i . | ce 974 ugabe von dem Schierling. re find alle geſchloſſen, die ausgemergelten Theile wer⸗ den wieder mit geſundem Fleiſch e „ und die Kräfte er gut. ne | In einem alten Geſchwür und Saag. | heit des Geſichts. ad Eirem ziemlich alten Mann habe Wen nur mit dem Schierlings Extract von einem ſchon lang getea⸗ genen Geſchwuͤr befreyet; nach der Cur hatte er viel beſſere Kräfte, beſſeren Appetit, ruhigern Schlaf, ſein zuvor ſchwaches Geſicht iſt nun ſo ſcharf geworden, Doß er ohne Brillen die reinſte Schrift unterſcheiden, leſen und ſchreiben kann. Dieſer ſehr beſchaͤdigte Mann verſpuͤhrte nach einem halben Jahr aufs neue eine Abnahme der Kraͤften und des Geſichts; das Ge⸗ ſchwuͤr blieb aber feſt zugeſchloſſen. Er gebrauchte ö auf das neue das Schierlings⸗ Extract, und beydes, ſowohl die Kraͤfte, als die Schaͤrfe des Geſichts, wur⸗ den wieder in kurzer Zeit hergeſtellt. Dieſer alte Mann gebraucht nun mehrere Jahre nach einander, wenn es ihm noͤthig zu ſeyn beduͤnkt, den Schierling, Und auf dieſe Art unterhaͤlt er in feinen fehr alten Tas gen ſein Geſicht und feine Kräfte, und findet ſich zu ſeinen Geſchaͤften, welche Nachſinnen erfordern, immer tuͤchtig. Da ich nun bey mehreren alten Leuten, bey denen uͤbrigens die Beſchaffenheit ihres Leibs gut war, die nemliche gleich gute Wirkung von dem Gebrauch des Schierlings wahrgenommen. Darf man wohl zweifeln, daß der Schierling, indem er die Gefaͤſſe von dem uͤberfluͤßigen Schleim und den Verſtopfun⸗ gen beſteyt, und den 8 des . freyer En | den 55 Zugabe: von dem Schieing a 375 . 1 n Weg zu langem Leben bahnen koͤnne? Wenn | unſere Vorgaͤnger fich ſo etwas von dem Queckſilber, dem Spießglas und andern dergleichen Producten verſprochen haben, warum ſollten wir nicht von den Pflanzen, die dieſen gewiß weit vorzuziehen ſind, eben ſo vieles hoffen duͤrfen? Wir duͤrfen nur guten Muth faſſen, denn es kann zuweilen dergleichen gluͤckliche Stunden geben, welche man ſonſt bey Jahrhunder⸗ ten nicht erlebt hat. | Daß der Schierling ſowohl innerlich als äußerlich in Augenbeſchwerden vieles nuͤtzen koͤnne, davon ha⸗ ben wir mehrere Beyſpiele. Ich will die leichtern Falle mit Stillſchweigen übergehen. Dieſes mag an ſtatt aller Beyſpiele dienen, daß nemlich ein Frauen⸗ zimmer in einem Cloſter, welche mehrere Jahre blind geweſen iſt, vor nicht fo langer Zeit, auf mein Eins rathen, das Schierlings⸗ Extract gebraucht, und da⸗ durch wieder voͤllig zu ihrem Geſicht gekommen ſey. Herr Taube, Hof Medicus des Königs in Engeland, berichtet, daß einer ledigen Perſon von 20. Jahren, welche vier Jahr lang wegen dem ſchwarzen Staare ganz blind geweſen, nur durch dieſes Mittel völlig zum Geſicht geholfen worden ſey. Herr Ferdinand Leber, Lehrer der Wundarzney⸗Kunſt auf hieſiger Univerſität, hat von dem Gebrauch des Schierlings in gleichen Augenmaͤngeln ſchoͤne und gute Wirkun⸗ gen wahrgenommen. Wenn nun von hundert Blin⸗ den, welchen ſonſt durch keine Mittel zu helfen ge⸗ weſen iſt, nur ein einiger durch den Schierling ge⸗ heilet wird, ſoll uns dieſes nicht vermoͤgen, dieſes Mittel bey allen Anlaͤßen ace einer 1 Mes 9 1 gebrauchen? 90 | ee LM 376 Zugabe von dem "ing In einer Cachexie. | Eine Frau von 40. Jahren war ſchon 1 20, | Jahre ſchwaͤchlich, fie hatte eine ganz üble Lei⸗ besbeſchaffenheit, die Zähne wackelten, das Zahn⸗ fleiſch war ſchwuͤrig, der Athem von uͤblem Geruch, und der ganze Leib ausgemergelt. Da alle in dieſer langen Zeit gebrauchten Mittel nichts helfen wollten, | hat fie mich um den Schierling gebeten. In Zeit von fünf Monathen iſt fie. nun durch den l dieſes Mittels wieder geſund worden, und u ihren Geſchaͤften tuͤchtig. Man muß auch bemer en, da dieſe Perſon des Tags nicht mehr als 4. Gran Et | tract habe nehmen koͤnnen, denn fo bald ſie mehr nahe me, bekam fie ein ſtarkes Krimmen; 4. Gran bins „| gegen konnte fie leicht vertragen. Wir ſehen abermal, wie verſchieden die Naturen der Leute ſeyn „und wie i ſehr wohl diejenigen thun, ı wel (dei immer. mit e f 18 | nen Wee anfangen. nA { In Huſten mit Bange En lediges Frauenzimmer von 20. Jahren — ſchon viel Monathe lang einen ſehr ſtarken Huſten, fie war über die Bruſt ſehr beängftiger, und hatte ein ſchweres Athemholen. Verſchiedene Mittel, welche man in der Abſicht gabe, damit der Huſten gemildert, der Auswurf befoͤrdert, die Bangigkeit gehoben, und das Athemholen frey wurde, brachten nicht die gering ⸗ fie Erleichterung. Endlich verband ich mit dieſen Mitteln das Schierlings⸗ Extract in großer Menge, worauf ſie in kurzer Zeit durch den Huſten emen „ nh, ww Materie a „ beſſer ' 8 6K hen Zugabe von dem; Schierling. 377 ſchlafen konnte, und in wenigen Wochen zu e vo⸗ rigen Geſundheit gelangte. In grauſamen Gichtern. | in junger Menſch von 25. Jahren hatte von Kinds heit an alle 5. oder 6. Wochen grauſame Gichter, und die wahre Epilepſie. Es iſt auch kein Mittel zu er⸗ denken, welches nicht probirt worden ſey, die Krankheit bliebe aber immer in gleichem, ja die Unfälle wurden je länger je heftiger, es ſchlug noch eine tiefe Melancholie darzu, die Kräfte nahmen ab, und es war eine Aus⸗ zehrung zu beſorgen. Es find nun anderthalb Jahr, ſeit dem er zu mir gekommen, und mich um Huͤlfe an⸗ geſprochen hat: ich rieth ihm das Schierlings⸗ Extract f an. Die Kraͤfte nahmen darauf bald zu, der vorher unruhige Schlaf wurde ruhig und erquickend; der Ape petit war gut, und der Kranke gieng alle Tage ordentlich | zu Stuhl. In dieſen anderthalb Jahren hat er nur einen einigen leichten Ueberfall von der Epilepſie verſpuͤhrt. Ee iſt nun fo viel als geſund, und ſein Gedaͤchtniß, wel⸗ ches vorher ſchwach und nicht in Ordnung war, iſt gut. Herr Graffenhueber, erſter Feld⸗Arzt, hat dafür ge⸗ forget, daß der Schierling in den Feld ⸗Lazarethen bey allen Anlaͤßen gebraucht worden; er hat auch die Aerzte und Wund Aerzte aufgefordert, daß ſie auf die Wir⸗ kung wohl Achtung geben, und von der guten ſowohl, als von der widrigen, getreue Nachricht ertheilen moͤch⸗ ten. Es haben ihm faſt unzaͤhlbar viele Faͤlle gezeiget, daß der Schierling auch da gute Dienſte leiſte, und gar oft eine völlige Cur zu Stande bringe, wo andere, auch die ſtaͤrkſten heroiſchen Mittel, nichts haben helfen koͤn⸗ 0 und die Kranken von den Aerzten ſchon waren ver⸗ } Aa 5 e laſſen 378 Zugabe ve von dem Schering Jaffen und vor unheilbar erklärt worden. Her Seifig, Medicus bey den Reichs⸗Trouppen, hat mich vor 8 nigen Tagen von dem Nutzen des Schierlings, welchen SR 19 0 ſeinen Kranken AO e 100 be | In einem Krebsſchaden. derr Kollweg, Feld⸗ Medicus, bat, nebſt dem guten Ge⸗ brauch des Schierlings bey ſeinen Soldaten ſeine eige⸗ ne Ehegenoßin zu jedermanns Erſtaunen an einem großen | Krebs ſchaden der Bruſt geheilet. Es find zuerſt faſt unzaͤl⸗ bar viel Mittel vorgekehrt worden, welche das Uebel nur aͤr⸗ ger gemacht haben. Ich koͤnnte mehrers zur Bekraͤftigung anfuͤhren, und noch ſehr viele faſt in allen Gattungen von Krankheiten gemachte Euren erzählen; es wird aber bald ei. ne Liſte von den Perſonen, welche in unſerm Spital mit dem Schierling geheilet worden, zum Vorſchein kommen, ich uͤbergehe alſo das übrige alles mit Stillſchweigen. Nur die⸗ ſes will ich noch anführen, daß ich im Gebrauch habe, alle Jahre die von mir mit dem Schierling geheilte Leute zu be⸗ 95 suchen, um zu ſehen, ob nicht etwann nach Verlauf vieler Zeit eine Veranderung in ihrem Koͤrper vorgefallen ſey, wel⸗ che dem Schierling zugeſchrieben werden koͤnne. Ich kann aber mit gutem Gewiſſen ſagen, daß ich niemalen nur das geringſte Widrige gefunden habe; die mit dem Schierling ge | heilte Perſonen befanden ſich vielmehr beſſer, als vor ihren 1 — Krankheiten. Und dieſes kann ich von Leuten von allen ‚Ständen und Alter ſagen. Das Soͤhnlein des Herrn Pros feſſor Lebmachers, deſſen Heilung, welche nur durch den Schierling zu Stande gebracht worden, ich in einer der vor⸗ hergehenden Abhandlungen erzähle habe, ift noch immer ſehr wohl auf. Es befindet ſich auch das Toͤchterlein des Herrn Feld⸗Medieus Kollmann noch wohl; dieſes hat fein Herr Vater von einem wahren Krebsgeſchwuͤr, welches an dm Backen tief und weit um ſich fraß, mit dem Schierling volle | kommen geheilet. Die vorher angewandten Mittel waren ue ale Wirkung. Ich mache alſo ee e Sugabe von dem Schierling. 379 daß der Schierling ein ſehr unſchaͤdliches Mittel fey, und daß er zuweilen dergleichen Krankheiten heile, welche keinen andern Arzneyen nachgeben wollen, es iſt alſo ein Mittel, welches in ſeiner Claſſe kein wirkſametes neben ſich hat. Deſ⸗ | fen ungeachtet geftehe ich, wie in allen meinen vorhergehen⸗ den Abhandlungen, gern, daß es viele Kranke gebe, welche auch nicht durch den Schierling geheilet werden koͤnnen. Aber fol man um deßwillen den Gebrauch deſſelben verab⸗ . „verachten und verdammen? e en eee g ie Wirkſamkeit des Stechapfels, des Bilſen⸗ | krauts und des Eiſenhuͤtleins, welche ich in N meinem letzt herausgegebenen Werkgen beſchrieben ha. be, beſtaͤttigen viele von verſchiedenen Aerzten gemach⸗ te Verſuche. Beſonders muß man dem Kifenbüt- lein ſeinen Werth laſſen, denn ſeine Wirkung iſt ſehr groß, und ich habe dieſelbe noch niemalen übel bes funden. Durch dieſes Mittel ſind Kranke wieder her⸗ geſtellt worden, welche faſt kein Glied bewegen konn⸗ ten, darbey mehrere Jahre lang von den heftigſten rhevmatiſchen Schmerzen geplagt waren, und ſich im- mer in dem Bette aufhalten mußten. Durch dieſes Mittel find die ſchlimmſten Geſchwuͤre, welche allen andern Arzneyen widerſtunden, gut geſchloſſen wor⸗ den, es ſind auch die hartnaͤckigſten Knoten der Ge⸗ lenken aufgeloͤſt und vertheilet worden ꝛc. Ich gebe mir nun Muͤhe, hieruͤber Verſuche zu machen, und dieſe Verſuche getreu zu verzeichnen, um ſie dem Publiko mitzutheilen. Auf dieſe Art hoffe ich, daß meine Arbeit nach meinen Wuͤnſchen und Abſichten zu dem Heil und der Wohlfarth des ee ge. reichen werde. me Elling dee Eiklirung | | PERLE LE LEE Ausntntasnertee | . Erklärung der Kupfer. (60 TAB. L n 1 Nuit eine genaue Abbildung einer lange vom Schierling, welche ich hier aus dem, durch die Gutigkeit des Herrn Hofrath Stoͤrks, erhaltenen Saamen erzeuget habe, woran man den fleckichten Stengel, die Vertheilung ſeiner Aeſte, die Blätter | und die ſchirmfoͤrmige Blume mit ihrem Involuero | i üniverfili und Parts deutlich iche finden wird. f Fig 55 Eine Blume, durch das Vergrößerungs | Glaß gezeichnet, von F. gleich weißen kleinen herzfoͤrmigen einwaͤrts gebogenen Blattern, und eben fo viel Sraubfäden und 2. Griffen. 8 gg 2. Die junge Frucht mit den =“ 2 ebenfalls vergrößert gezeichnet. A | nig . Die reife Sachen 4 5 Fig. 4. Die reife Frucht, wie fie ſch von n gebt 1 | 28᷑.. Theile oder Saamen- Korne vertheilet. Fig 5. Ein Saamen⸗Korn „ vergrößert vorge- £ ſtele, von innen anzufehen, hal in der Mitte | von oben bis unten eine Furche. 8 b. 6. Ein Zweig mit dem Endblatt, in natüelt 1 1 sem und Größe EN nn | 1 TAB. II nt Seele den Stahapfel das 0 und das | Eiſenhütlein, nach der Zeichnung des Hrn. Va in hi N en vor und aks 15 f Fig. 0 N | der Kupfer. 38 Fig. 1. Die vollkommene Blume des Stechapfels. Fig. 2. Eine geoͤfnete Blume, damit die 5. Staub⸗ faden zum Vorſchein kommen. Hierbey iſt zu merken, daß der Kupferſtecher die 5. Fig. zu nahe an dieſe 2te gerückt; man muß alſo beyde Figuren ſich jede beſonders vorſtellen. Fig. 3. Der Kelch, geoͤfnet, mit den Staubiveg und feinen Theilen. Fig. 4. Der Eyerſtock ohne den Griffel. Fig. 5. Die reife Frucht, die in 4. Klappen ge⸗ borſten iſt. Fig. 6. Das innwendige Auſehen der Frucht, nach⸗ dem die aͤuſere Decke abgeloͤſt worden. 2) Die große Scheidewand, die auf beyden Sei⸗ teeꝛnn zwiſchen den Klappen eingeklemmt wird. b) Die kleinere Scheidewand, läuft unten in ein | Dreyeck aus, mit dem ſie an den innern hos hen Theil der äußern Decke durch ein zellicht Gewebe befeſtiget wird. c) Die lockern, ſchwammichten, punktirten Stuͤ⸗ gen, die auf beyden Seiten an die kleine Scheidewand befeſtigt find, wobey noch eini⸗ ge Saamen zu ſehen. | d) Der übrig gelaſſene und zuruͤck sogen 985 . des Saamen⸗Kelchs. „ Fig. 7. Der Saamen. Pig. 8. Ein Blatt des Stechapfels, kahl, iſt flach, zart, aͤderig, der Rand eckigt, ſpitzig, halb⸗ mondförmig ausgeſchweif, und Mr einen lan⸗ gen Stiel. N Die | 1 | i ‚Erklärung, | Die are ne 55 St das Bilſenkraut vor, und zwar: . fig. 1. Die ganze Blume. | Fig. 2. Der Blumen» Reh. 95 Fig. 3. Der Kelch, geoͤfnet, mit dem Sahne | Pig. 4. Die reife Frucht, die in den Kelch nuch eeingeſchloſſen if. Fig. 5. Die Kapſel, außerhalb dem Kelch. | Fig. 6. Die Kapfel, woran ſich der Deckel geoͤfß⸗ net hat. Oben in der Hoͤhle des Deckels ſiehet man Gefäme, das an dem Rand kleben geblie⸗ ben iſt. In der Mitte der Kapſel raget das Saamen Bette hervor, und an demſelben han get der Saame rund herum. N Fig. 7. Das Saamen⸗Bette allein, in deſſen Mitte itt eine Scheidewand, die die Kapſel in 4. Zellen theilet; fie iſt vor» und hinterwaͤrts an den Ort, wo außerhalb die Furche zu ſehen iſt, angemacht; zu beyden Seiten iſt das punktirte Saamenbette; neben der Scheidewand, wo der ſtarke Schatten iſt, ſtehen die Saamen⸗Betten von derſelben ab, und find nur mitten der Länge nach von oben bis unten durch ein zu beyden Seiten aus der Wand ausgehendes Häutchen an die⸗ ſelbe befeſtiget, ſo, daß alſo auch in den Zwi⸗ ſchenraͤumen zwiſchen den Betten und der Schei⸗ dewand Geſaͤme Plat haf, wie die 8. Fig. a beſſer zeigt. Fig. 8. Die Kapſel quer durchſchnitten , ſo, s die 2. Zellen, die Saamen⸗Betten, und um fſelbe herum der Saamen zum e kommt; | in in der Mitte, wo der weiſſe Raum iſt, ſind die Saamen⸗Betten an die Scheidewand befeſtiget. Fig, 9. Der Sägen. ‚0 — Fig. 10. Ein Blatt. Daſſelbe iſt ſehr weich, wol⸗ licht, zu beyden Seiten eingeſchnitten, die Ein⸗ ſchnitte find ſpitzig, dreyeckicht, und nehmen ge⸗ gen das Ende des Blattes auf beyden Seiten nach und nach ab; hat keinen Stiel, ſondern umfaͤngt mit ihrer Baſis den Stengel. Die 37 Pflanze. Stellet das Eiſenhuͤtlein vor, und zwar: Fig Die Blume. 1 Fig. 2. Eine Blume, die bald abfallen will, oben das helmfoͤrmige Blatt, zu beyden Seiten die rundlichen Blaͤtter, (die in den jungen Blumen wie bey Fig. 1. aufwaͤrts gebogen ſind,) un⸗ ten die 2. uͤbrigen langen Blaͤtter. | Fig. 3. Das helmfoͤrmige Blatt allein mit den aus demſelben herausgezogenen zwey Safft⸗ oben. | Fig. 4. Die Fruchttheile in ihrem Zuſammenhang, die Staubgefaͤße, innwendig die Eyerſtoͤcke, und hinterwaͤrts die Safftgruben. Bey dem Stich iſt aus der Acht gelaſſen worden, daß die Staub⸗ faͤden unten auf der nehmlichen Grundflaͤche mit den Eyerſtoͤcken ſtehenn. Fig. 5. Ein Staubgefaͤße allein. Fig. 6. Die Eyerſtocke mit ihren Theilen. Fig. 7. Die reifen Saamen⸗Gehaͤuße haben die Form von Schoten. 25 8 x Be a 45 Fig. 8 5 384 | Erklärung der werfe. | Fig. 8. Der Saame. 6 CR a Fig. 9. Eine noch nicht ache Dame, 1 Kies 10. Ein Blatt. | u: PAB. III. Zeiget das ganze Anſehen der Herbſt Blume oder Licht, Blume. 1 Fig. 1. Die Licht Blume, wie N n ga blu. het. dena | i) Eine aufgemachte Blume, um die Lage der Staubgefaͤße und Staubwege z ſehen. bj Die 6. Staubgefaͤße. ; c) Die 3. Staubwege. S ch Die junge Zwiebel. 5 7 1 ‘ e) Die alte Zwiebel. e 2. Die Herbſt⸗ oder Licht⸗ Zune, wie fü „ im Fruͤhjahr Blätter getrieben hat. Gemein niglich kommen 3. bis 4. Blaͤtter zum Vor. ſchein, die lang, flach, lanzenfoͤrmig und auf. recht ſtehen, unten in eine lange Scheide, welche vor den Stiel dienet, ſich endigen, 10, 0 daß alle Blatter Scheiden ausmachen, wovon eine in der andern ſteckt. In wach . | N) eine N eien 07 N I N 23 N. AN * N 2 R NE N N 8 SAL IA e N NN DH, 0 UM 199 Wa 0 lan N * 64 100 u e. di) SI K EIN IN N N N \ hl) 0% 0 0 \ IN 100 Un) 7% % %%% %% n U 10 — I N 2 | N 770 amonrium. 0 05 N 00% | IN m li 0 0 e In 0 e N 00% 9 ij \ I y ALDI — ! 2 M Hege 25 . > . * * —