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1

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J o n r n a 1

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practischen Heilkunde.

Hercns^e^ebeii

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C W. H n f e 1 a n d,

Köni^ Preofs. Suatm&y Bitter ^es xodiea Aflcv> Ordens xfreixer naw^j eistan Leiboxt^ ProL der M«» diciii aaf der UntrenitiU niBediiiy Mifgiicd der Acid^

der ^irincBScIu&eB. etc»

E. O 8 a n n,

ordf rlirfcrM Professor der Medici« am der Uaireiw flixlt asd der ^^«^"^f^j»« C^^m^giwJiffn Acsdcaue tilr dss MiKtaiy %n Berlin, nnd M^^g^icd mehrersr

gel ebnen Gesrlltchafff .

18 2a

LXVII. Band.

Berlin. Oeitmkt und Veikgt bei G. Aeimei;

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J o n r n. a 1 ; ,

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der

practischen Heilkunde.

Heraasgereben

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C W. H u f el a tt d,

K6]ii^. Prcnli. SujittntlL^ , Ritter 4m rotlMii, Adliv^

Ordens «weiter KUu erstem Leibsnv Fsqf der Me»

dieimsmC der UniTersit&t saBerli% Mitglied det Am»'

dcmie der Wissensduften eto«

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E. 0 sa n n^

ordeBÜiehem Professor der Mediein «a der üaiTev^ ' ntit ond der Medvßiniscli-CIunzrgiacli^ Aetdemi^ fftr des Militair sn Berlin, und Mitglied mehrerer

geleluten Gesellsduften*

Gros, Frsmnd, U^ alle Theorie, Doch grün des Ziehens goldner Baum^

Ööthe.

I. Stück. Julius.

Berlin 182 8. Gedruckt und verli^ bei Reimer«

9

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Aerztliches Gutachtext

die anzuwendende Behandlung de9 KraokePy

der zu einer öffentlichen Berathang fibet ihn

im KoYember-Heft 1827 dieaes looroala

anfgefordert hat«

Nehst

eingestrenten Bemerkungen^

über

Nervenkrankheiten.

Von

Dr. Ludw. Wilh. Sacha,

Professor der Medisin in Königsberg«

(S. dies. Joamsl November •!!€£( 1827«)

J^s bedarf nur eines mittelmäf^igen Grades ge-^ luüthlichen Wohlwollens, um dem Kranken, dessen Gesundheitszustand in obiger Aufforde- ning geschildert ist, eine herzliche Theilnah-^ ine zuzuwenden. Ein reizbarer , zur Tbätig- keit geneigter, geschickter, >a, durch seine innere Nainr, unwiderstelüich hingedrängter

8 -.

Mann, nun überall gehemmt und gehindert^ ohne doch den erregenden Willen gebrochen, oder überhaupt die Unmöglichkeit eines har- Bionischen Verhaltens zwischen Wollen und Können zu fehlen, der vielmehr in einzelnen, JlLÜrzern oder längern, Momenten des Wohl- seyns thatsachllche Beweise für die Möglich- keit Yolliger Genesung, erfahrt, und nach tau-' send iBt^|f^e}i)ß|enen HoiüquDf ^n immer zu neuen hingetrieben werden, dennoch seit meh- rereq Jahren, des I^eidens nur wenige Stun- d<en/Von seinem plagenden dmiiovtov sich be- fhsii empfunden hat -^ : ein so helmgesuchter Bfana darC ' aufrichtiges Mitleiden zu finden wohl gewifs seyn* Und. wer dürfte mit ihm rechten , dafs er auf seiner schmerzvollen Irr- fahrt nach Hülfe ^e\i ^falschen Gottern des thierisclifltt Magnetitnnift.iidd dei' Homöopathie geopfert? Das BedUirfnifs nach Hülfe und Aettpn^ i^t so unzertrennbar yo^i Leben selbst, däJTs der erste ''Schrei aes ne'ugeboreden , wie der letzte Seufzer des sterbenden Menschen, und alles^ was. zwischen bei dep liegt, nur eia Streben nach BePriedigupg' eben dieses Bediirf- nisses ist. Leider abfelr: ^,es'{Vrf dzr Mensch so lang^ er strebt)^* Nichts daher beurkundet grofsere Lebensunerfahrenheit und verwahr^ lostere Selbstbeobachtung, als rrch'tende Ver- , wunderung über Venrrungen in einem hartea . Kampfe mit dem Leben. Der helldenkendste ^Arirt, vph langwieriger, schmerzhafter Krank- *beit heimgesucht, wird der Versuchung, Hülfe hei d^r mediana supersthio$a zu suchen, schwer widerstehen, vielleicht unterliegen.

So sehr aber auch solche Verirrungen Entschuldigung verdienen, so bleiben sieden-*

-. 9

noch VerirraDgen, and die küldetU DMitoii|g kann ilinen nidbts Ton ihrer Schädliclikeil eni* xiehen. Der erste und ernstlichsl su beher- zigenda Rath daher , den wir dem in Red« ftteheeden Kraokeo ertheilea mösseof ist der: die über ihn offefltlich ausgesprocheneii Coo- fiultationeo nicht ror da» Fomin seiner Benr« Iheilnog za ziehen. Kein Arzt, urelche Sum- me bewährter Erfahmng nnd Einsicht ihm- auch za Gebote stände ^ wie yerbreitet nnd gerecht sein Ruf wäre, wird sich ans der Entfernung ein reiferes Urtheil aber die Krank- heit anmafsen, als es dem redlichen, Jahre lang in der Nähe beobachtenden Arzte zn ge* winnen gelungen ist; er wird sich auc^ in Gedanken nicht über diesen zn stellen und den eigenen Vorschlägen einen entscheidenden Werth beizulegen wagen. Was in solchen Fällen entfernte Aerzte aussprechen können, ist lediglich an den ordinirenden Arzt gerich- tet , seiner Erwägung, seiner Prüfung anheim- gestellt. Mafst hier der Kranke selbst sich «luch nur das Mindeste an^ so wird die Ver- wirrung unübersehbar, nod leicht artet ihm dann zum Verderben aus, was ibm Trost und Hülfe hätte seyn können.

Es hat dies aber hier mehr als allgemeine Wahrheir. Chronischen Krankheiten über-' haupt nnd unter diesen wiederum den Ner- Tcnkrankheiten ist nicht nur eine grofse In- constaoz der äufsern Erscheinungen eigenthüra- lieh , sondern sie erzeugen auch eine gröGsere in dem Geistes - und Gemüthszustande des Kranken. Nicht selten mifslingt die Genesung von solchen Krankheiten •— nicht ihrer ob- iectiren Unheilbarkeit wegen , oder durch man-

10 -

gdode Erkenntbifs, sondern weil der leicht -wandelbare and unruhige Gemuthszustand des Kranken auch die zweckmäfsigst gewählte und geordnete ärztliche Einwirkung yerwirrt, stort^ sie wirkungslos, oder Wohl gar schädlich macht. Der Kranke selbst , keiner Schuld sich be« wu^fst^ und in der That auch nichts bewufst «verschuldend 9 rerwandelt seine Krankheit in eine relativ unheilbare* Der verständige und wohlwollende Arzt sieht dies oft iiufs deut- lichste ein, ohne doch etwas ändern zu kön- nen, weil es nicht in seiner Macht steht , die subjectiv vermittelnde Bedingung zur Heilung in Wirksamkeit zu setzen^ In solchen FäU daher leistet zuweilen der unverschämteste Charlatan ungleich mehr. Je weniger seine Zu versichtlich keit mit wahrer Einsicht irgend einer Art zusammeohängf., je m^hr sie ledig- .lieh auf Frechheit beruht, desto ,mehr wird ^er Kranke» solche Unlauterkeit nicht ahnend, ein richtiges Verhältnifs vielmehr zwischen der Apödictizität der vernommenen Aussprü- che und der sie begründenden Erkenntnifo voraussetzend,- aus seiner bisherigen innern Schwankung erlost, ^von zerrender Unruhe be- freit« Er vertraut nun mit kräftiger Hofin ung, und diese Tochter des H[immels bringt ihm Linderung von langen Leiden , ja wohl auch völlige Genesung. Diese letztere wird dann besonders bewirkt. Wenn das Uebel in einer biofsen Disharmonie des dynamischen Verhält- nisses seinen Grund gehabt, ulnd noch keine organischen Veränderungen - die oft unglaub* lieh lange ausbleiben, und öfter scheinbare als wirkliche sind -^ hervorgebracht hat, und wenn der Charlatan sich alles positiven, vvirk-» Samen Thuns enthält , sondern sich, mit einem

11 '

I

Gewebe tod Abgescliinaclaheit, Nichtigkeit und Oalentation begoiigt. *)

*) Niemuid zwar wird mit innörer Zaitionnoiig und ohne ISrxÖthen tatfpreoben können : eredo, tfuta absurdum est: die Thatsache aber iac unleugbar und ibre psychologische Erkltrnng unschwer. Niemand indessen mag so oft und •o schwer sich von dem Vorhandenseyn und der w^eicgreif enden Wirksamkeit dieses , die menschliche Natur nicht blofs schauenden, son« dern ^neh -^ in sofern es aaf Selbstverleug* Bungy oder wenigstens aai Mifstnuen gegea' sich selbst beruht au entschuldigenden Fak« cnma überzeugen können , als der denkend be- obachtende Arzt. Und eben diese seine Kennt« ' nifs dea menschlichen Gemüths in dessen Ge- drtnge s wischen edlen Kegungen sittlich -Jreier Hingebung und schmachvoller Entsagung auf

Sertönlichcy vernönftigeSelb^tbestimmungy ebea iese Kenntnifs wird ihm zum Experimentum erueis seines irstlich - sittlicheu Verhaltens« Hat er nicht die Wahl sieh lu wenden an das Vor* nrtheil » oder an das Urtheii? Jenes komme ihm entgegen, bietet ihm an: Bequemlichkeit^ reichen Xohn und wohlthuende Anerkennung $ dieses mufste er mOhsam suchen, und, das sel- tene Leiden voraussehend, entgegengehen müh- seliger Anstrengung y peinlicher Sorge und schxnerslicher Verkennung,

Doch hierfiber sprach schon der vortrefFliche Johannes Freind mit edler FreimaiMgkeit in ei* nem Briefe {de purgantibus) an seinen grofsen iTeitgeoossen Hichard JUead, und wir selbst ha- ben in nnserm Werke: ^^Reden an Aerzte ^^ die- ses Verhältnisses gedacht. Hier sei es nur ge- stattet im Vorbeigeben etwas zur Erklärung ei- nes merkwürdigen^sychoJogischeii Phänomens beizutragen. Es geschieht nicht selten , dafs Charlatans überhaupt, und namentlich ärKtliche^ im Laufe der Zeit und bei fortgesetzter Uebung des Charlatanismus alles Bewnfstseyn davon «o sehr verlieren» dafs sie sich selbst für reine Hippokratiker (mit welcher Benennung nicht irgend eine bestimmte > allgemeine Methode

12

Soll also dem Herrn Patlenteii, der Ge- genstand einer pffentlicheo Berathung seyn i¥ol1te, aus dieser wahrer Nutzen entstehen, so mufs er mit neuem, festem Vertrauen sei- nem Arzte sich hingeben und diesem die Ent- scheidung über die Annahme und Modification der eingehenden Consilia YÖlIig anheim stel- len. Guten und sichern Grund zur Hoffnung kann der Herr Patient in den Worten finden, die der Herr Af. Rn v, Halem zu ihn^ gespro- chen , deneü jeder Arzt unbedenklich beistim- men mufs. Zur Sache!

Was die Krankheit selbst anlangt, so scheint mir zweierlei völlig zweifellos zu seyn : dafs sie in dner ^ßection des Rückenmarks 6e-

dei Händeins •-* die ja weder Hippokrates telbst, noch irgend einer seiner treuen Jane;f r hatte, sondern die Aafrichngkeit der Srstlichen Ge« sinnung fibediaupt und die GowisseahsPtigKeit : im Handeln nicht über das bestimrote, durch treue Beobachtung begrandete Wissen binaus- su^ehen , beseichnet wdrden kann) alles Ernstes halten. Wie mag solches möglich seyn? Le- djglich dadurch, dafs die oft an Andern gelun- gene Täuschung - sich in Selbsttluschung ver- härtet. Ist^s erst geschehen, dafs ein Dutzend gescheiter y in öffentlichem Ansehefi stehender, oder auch nur vornehmer Qllänner einen Char- latan tut einen genteTollen Wanderarzt , oder fOr einen swar in jeder andern Hinsicht be- schränkten Menschen, aber für einen grofsen A»t halten/ so hilft Eitelkeit i^nd Selbstsucht ihn leicht diese Annahme Anderer aber ihn in ein Urtheil Aber sieh selbst verwandeln. Es entsteht' und befestigt in ihm ein Wissen auf Grund des vernichteten Selbstbewufstseyns.

Ueberall liefsen sich lehrreiche, Betraehtun- en anstelUn Aber die Macht der Chimären des Wahndenkeus) im Gegensatte sur Macht aar Ideen (d«i GedtnlMndenkent}«

§

13 -

stAe, and dafs sie, keine Entzündung desselben

gey. Das letzlere jedoch wird keinesweges*

durch die lange Dauer des Uebels^ oder durch

die Zwischenzustände der Erleichterung und

Befreiang gewifs, noch überall durch irgend

•in quautitatives Maafs der rorhandenen und

wechselnden Erscheinungen ; alles dies viel-*

mehr gehört in vielen Fällen der chronischen

MjeKüs (die häufigste und bedenklichste!) za

den wesentlich inlegrirenden Momenten der

wundersamen, scheinbar znsamtnenhangslosen

Phänomenengruppe- dieser Krankheit. Was

aber hier jeden Gedanken an Entzündung ans-

icbUersen mufs, beruht auf einem doppelten

Grande, einem allgemeinen und einem spe-

deiien.

1. Der allgemeine: Jede Entzündung, in welcher Art , in welchem Grade, und in wel- chem Organe sie auch Statt finden mag^ er- weist sich in ihren nächsten Erscheinungen und Wirkungen stets als ein alle organischen GrundthäligkeHen die sensiblen, irritablen und vegetativen verändernder pathologischer Prozefs, wenn gleich in verschiedenem Maafse, in verschiedener Ordnung der Succession und in verschiedener Art. Von diesem allen aber ist in dem in Rede stehenden Falle nicht mt^hr zu bemerken, als bei allen langwierigen Krank- heiten ohne Ausnahme endlich Statt finden mufs. Soll demnach die Wort- und Begriffs- verwirrung nicht so weit getrieben werden, jede Krankheit eine Entzündung zu nennen, 80 ist dies gewifs keine.

2. Der spezielle Grund: Was den Gedan- ken an Myelitis hier erregen konnte, wäre eben da» Uauptphänomen , die abnorme Be-

/

- 14 ~

weguBg. Nun gibt es allerdings zwar keioe RÜGkenmarksentzÜDduDg , bei welcher . nicht abnorme Bm^gungen voijiätnen und. yorkom- men inüfsten , aber sie bilden in ihr so we- nig das Eminente auch nur in der Erschei- nung, dafs sie vieltnehr anfänglich als ganz zufällig auftreten^ später durch Anomalien der Sensationssphäre A^erdunkelt , und endlich , in der Perrode der Entscheidung^ ganz unbemerk- licb werden. Dagegen gibtß eine ganze Reihe von Krankheiten , in welcher Abnormität der Bewegung das Hervorstechendste und UnTer« kennbarste der Manifestation ist, bei wel^ eher auch eine, directe oder indirecte, Af- fection des. Rückenmarks aufser allem Zweifel ist^ an Entziihdung desselben aber durchaus nicht gedacht (höchstens **— wi^ dies auch in neuerer Zeit geschehen ist gefabelt) wer- den kann. Man erinnere sich nur an Epilep-> sie und überhaupt an das grofse, keineswe-. ges noch nosologisch bestimmte und wissen- echaillich geordnete Heer wahrhaft krampGger Uebel. Es wir4 ja .wohl nieihand die Agonie mit ihren Convulsionen fjir eine Rückenmarks« entzündung halten wollen! Abnormität der Bewegung (zunächst des Rumpfes und der Extremitäten) ist also uuf dann Zeichen der Myelitis f wenn zugleich, und zwar auf über- wiegende "Weise, Symptome gestörter Sensa- tion in den betheiligten Organen vorhanden sind. Je mehr überdies eine Rückeomarks- entziindung chronisch ist, desto mehr sind in ihr die Symptome krankhafter Empfindung gegen die der- Bewegung vorschlagend. Gründe genug, um d*n hiej in Erwägung ge- zogenen Krankbeilslall als einen von der Aly^- /ä». völlig verschiedenen zu erkennen. ,

- 15 ^

Wohl aber mors er anf das Rückenmark bezogen and in diesem der Heerd des Kradk- heitsprozesses gesacht werden. lodern wir ans anschicken, denjenigen Namen auszuspre- chen, mit welchem, unserer Ueberzeugung nach, Natur, Wesen und Form c}^ i^ 'Fr^S^ stehenden Krankheitsfalles allein bezeichnet werden kann, entgeht es uns keinesweges« dafii Tielen so sehr achtungswerthen Aerzten damit mehr eine leere , als eine erfüllte Stella unserer nosologischen Erkeontnifs angegeben scheinen dürfte; wir meinen, den Namen: Kxompfl Er war es, der von jeher den Un« tennchongsscheuen aoter den Aerzten als Zu« flnchtsort in aller diagnostischen Noth h4t die* neu müssen, ja es würde auch dem dermali- g€B praktischen Schlendrian gar nicht wider« sprecnen, wenn unser ganzer -Heilapparat ia einen antiphlogistischen und antispasmodischen •ingetheilt werden mochte; tacite geschieht's. Anderer Seits jedoch mufs es auch bekannt werden, dafs die ersten Aerzte aller Zeit diese Dunkelheit empfunden und sie zu ver- scheuchen bemüht gewese.n sind. Namentlich rechnen wir es dem auch sonst vortrefflichen PP. Cullen zum grofsen Verdienste, an, dafs er die Untersuchupg über die Entzündung auf die Vorfrage über den Krampf (wobei er lei- der nur nicht lange genug verweilt hat) zu- rückgeführt hat, obwohl er in der Losung dieser Aufgabe wenig glücklich gewesen ist. Würde Jofm Brown diese Verlegenheit seines grofsen Lehrers nur irgend zu empfinden im Stande gewesen sejn, so stände es wohl, un- serer innigsten Ueberzeugung nach, mit der dermaligen praktischen Medizin (die noch im- mer ^ wenn auch unbewufst^ in den Fesseln

... 16 w

des Browniänismus^ liegt) TÖlIig ailderft und ungleich besser. Brown selbst mögen wir so« gar nicht scharf tadeln , da überall unendlich mehr da^ti gehört , die Inopia , als die Copia einer Wissenschaft zi/ kennen. Ueberdies mufsten die treuesten Bemühungen der erfah- rtansten und gelehrtesten Aerzte: der Patho« logie und Therapie des Krampfs wissenschaft- lich aufzuhelfen^ so lange ohne befriedigendes Resultat bleiben, als die fhysiologigche Lehre übtr Bewegung und Empfindung ein Chaos eit« 1er Hypothesen und Fictionen war. Die Auf- ' hellung dieses Punkts bezeichnet ei^en der ^oCsen Fortschritte der Physiologie unserer Zeit, und hiemit ist zugleich, wie uns scheint, auch der Pathologie und Therapie d^s Krampfs eine sichere Grundlage gewährt. Dies aus- üihrUch zu erörtern, kann hier der Ort /nicht seyn , wir erlauben uns aber auf das zu ver- ' weisen , was wir in unserm eben erschiene- nen Handbuche eines natürlichen^ dynamischen Systems der praktischen Medizin^ Bd, L §. 24^- 253. und §. 465-477. mit Deutlichkeit vorzur-, tragen bemiiht gewesen sind. Hier ist's hin- reichend , als wissenschaftlich begründeten und Kraktisch brauchbaren , regulativen Begriff des ^rampfs überhaupt folgenden aufzusteJleni Krampf ist derjenige pathologische Zustand eines ' Nerven , oder einer ganzen Nervengruppe , wo die vordem {Bewegungs-^ Wurzeln entweder allein und aussckliefslich y oder doch auf eine entschieden überwiegende fVeise in gereizter Stiwmung sind^ und deshalb abnorme Bewegung zum wesentlichen Erscheinungsmoment hat, <* Dafs dieser Zu- stand sowohl in primärer als secundarer^ Krank- heit und blofses Krankheitssymptom, einfach und zusammengesetzt j von, der geringsten und

hoch-

17

liSdiston Bed^tang^ ohne uncl mit luranLfaaf. Ur EmpfinduDg, ortlich oder fast allfameio tay» (Tpllig allgemein ist nie eine krampfhafici AIF«ction irerbreiiet)» dafs er die Frucl^t im Vatterleibe und den lebenMattan Greis auf •fliaem Sterbelager ergreifen kann : alles dies und Yieles Andere versteht sich nun nicht aar Ton aelbst, sondern es Tersteht sich ei- gentlich nun. erst. I/Vir wagen deshalb zu hoSen , AsDs unsere Tom Krampf aufgestellte Raaldefinition nicht blols den Ansprüchen der formellen Logik, sondern auch denen unseres praktischen Wissenschaft genügen werde.

Dies irorausgeschickt ist's nicht mehr ins Unbestimmte hineingewiesen , wenn wir von dem der öffentlichen Bdrathnng empfohleneii Krankheitsfälle sagen: er gehöre zur FanüHn des Krampf$» Dafs er aber auch zu den vom Rückenmark ausgehenden Krämpfen gebore, be- darf keines, oder doch mindestens keines an-^ dern Beweises , als desjenigen , den die mani- festen , ursprünglichen Krankheitserscheinun- gen fast aofdriogen: sie Icommen alle von Thei" Un hetj die ausschliefsUch mit Nerven des Rücken^ marks versehen sind, Dafs in der letzten Zeit auch die Sprach- und Stimmwerkzenge afü- cirt worden sind, ist durch den leicht einsicht- lichen Erfahrungssatz begründet, dafs alle chro- nischen Krankheiten des Rückenmarks, wenn sie nicht am Orte ihrer ersten Entstehung (wo sie meist sehr lange verweilen) getilgt wer- den, sich zunächst auf das verlängerte Ruk- kenmark und seine Nerven fortpflanzen.

Wären diese Zeilen nicht an erfahrene und einsichtsvolle Aerzle gerichtet, so könnte dieser Krankheitsiall sowohl in seinen einzel- Joara. LXyn.B.l,St. B *

18 ^

neD &K8ch6inang6ni als auch in ier Succession derselben als ein glänzender Beweis fiir die theoretische Richtigkeit und praktisch» Wich* tigkeit der neuesten physiologischen Untersu- chungen über die Nerren geltend gemacht werden. Denn es ist in der That dieser Krank- heitsfall ganz geeignet in seinen Phänomenen mit der saubersten anatomischen^ Genauigkeit aufgefatst und ins Klare gesetzt zu werden. Es wärde dies, einen neuen unserer Zeit ''nicht überflüssigen Beweis geben, dafs eine rein wissenschaftliche Auffassung der Erschei- nungen der praktischen Medizin keinen Ab-. briich thue, und dafs jene überhaupt ihr wich* iiges Geschäft in der grofsten Ei^lferoung von alier Hypolhesensüchtelei ausübe. Zugleich auch würde hiediirch eine nicht zu verschmäh hende Rechtfertigung gewonnen werden für unsere schon vor einer bedeutenden Reihe von Jahren und unabhängig (früher und auf aqde- rem Wege) yon jenen Resultaten der E^peri- mentalphysiologie öffentlich vorgetragenen Leh- re von der ^pathologischen Bedeutung sowohl der einzelnen Tbeile des Nervensystems über- haupt, alv auch der besonderen Nerven, als auch endlich der Verbindung der Nerven aus den verschiedenen Haupttheilien des Nerven- systems«

Aufser den positiven Erscheinungen die- ses Krankheitsfalles bietet sich in demselben noch eine andere rhänomenenreihe dar, die zur Charakteristik des Ganzen mcht minder wesentlich ist. jilles nämlich ^ was die sensitiv^. Thätigkeit auf richtet und beitbt^ wirkt nicht blofi entschieden heilsam ^ sondern nimmt häußg auch, wenn gleich nur für kurze ^ Zeit , die ganze Kranke

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Ur VHg^ ^ z. B. wirkt jedm oan TeitdiileA bene Arzoeimitt^ auffallend wohltfaätig, wahr- icheiBÜch durch die dabei aufgeregte Hoffnung dei gnnsligen Erfolgs; der Genufs eines Gla- tes Wein , ^ein erheiterndes Gespräch mit ei« Mm Freunde u. s. w. bringen nicht nnrVer-- jMsen, sondern auch Verschwinden des Lei-^ dens* Wofür zeugt dies? Offenbar« wie mir icbeint, dafür: dafs jede der einseitigen Rei- zuDg des bew^egenden .Theils des Iferren ent-

Brechende « d. h. Gleichgewicht Terleihende reguttg der sensiliTen Sphäre eine Ausßlei- cbuDg des Krankheitsznstandes bewirke« Wor-> au denn rockgeschlossen werden darf, dab' das Wesen der Krankheit in einer nngeregel-- tso, einseitigen Reizung (relatiren Ueberrei- zaog) der der Bewegung dienenden Nenren- parthie enthalten sej. Es lehrt dies aber auch, daft man therapeutisch auf keinen ungliickli- cheren Gedanken gerathen konnte 9 als wenn man, durch jene augenblicklich günstigen Er- folge Terleitet, die Krankheit durch anhalten- tende Einwirkung sogenannter flüchtiger Reize zu heilen unfernähme. Nicht bJofd der Heil- apparat, sondern auch die Sensationspercepti- bilität würde bald erschöpft, und der Kranke, durch scheiubare Genesung hiedurch, zur ParalFse geführt werden. Es liegt jedoch in den Erfahrungen des Kranken selbst ein Mo- ment , das als Warnung gegen jede Behand- luos mit blofs flüchtigen Reizen dienen mnfs: mafsiges Rtiun onlrut die ungeregelten B^wegun-^ gtn und hebt das Zittern^ freilich nueh nur für kurze Zeit. Es beweist dies Alehreres, zu- ▼orderst: dafs der Bewegungsapparat in sich selbst einer Reglung Hihig sey, und zweitens: dafs der Heilplan nicht auf Häufung und Ver-

B 2

lM#br«Bg, sodAmtb ciif harmcniaefatD Einklang der Ter8chiad«BCii Erregongen gerichtet wer- d€io mäM0^

Ans diestm allen glanV icb mit Sicher« heit folgern zo dürfen » dafs der hier in Rede stehende Krankheilslail sur Kla$ie der Ner- Tenkrankheilen^ sur Ordnung der Nervenkrank- heiten der organischen Bewegung, und zur Gattung, der Rückenmarkskrämpfe gehöre. Käme es hier auf eine synoptische Darstel- lung der Kraijapfkrankheiten an^ so rofifste fioch Tieles erörtert, specialisirt, nene Unter- suchungen eingeleitet, aber auch die Gränzen dieser Zeitschrift und die Schranken eines ärztlichen IConsilii (die ich freilich schon ver- lassen haben mag) TÖllig überschritten wer- den« Es wird vielmehr schicklich seyn, der bisherigen Ausfiihrlichkeit wegen um Verge- bung zu bitten und zur Angabe desjenigen,, worauf es hier eigentlich ankommt, zu den iherspeutischen Vorschlägen, hinzueilen. Es sei aber gestattet einiges Grundsätzliche hier- über voranzuschicken:

L Bei allen Krankheiten des Rücken- marks ist's wichtig, störende Einflüsse aus dem Cerebral- und Gangliensysteme zu verhüten: der Kopf mufs klar, der Unt^erleib, auf eine 'angemessene Weise , rein ge - und erhalten weiden.

n. Bei jeder primären Krampfkrankheit mufs uniersucht werden, ob die abnorme Er- regung in dem bewegenden Nervenappiirat von einem positiven oder negativen Reiz herrühre-; eder mit andern Worten : ob dieser bestimmte krankhafte Erregungszustand mit Vermehrung

21

od«r Veriiiind«niiig «inet En^^^t^thmltuktm

ttTbanden sej, oder ob «r noch oho# Altera-

tioo dieses VerhälHiiMee beMehe? le dem

^ortitgeodeni Falle ist's keiotm Zweifel miter-

worfln , dals das Uebel , obwohl seioein :Urh

sprnoge und seiner gansen Bedentuof nacli

aof einer rein qualitative» Difierens beruhend^

dennalen mit wirklicher EflergieTerminderaog

Tsrbaoden sej. Es kommt also ▼iel daraaf

as, dafs dies berücksichtiget und liicht nur kein

Angriff auf den Kräftezustand gemacht^ soiw

dern derselbe auf alle Weise geschont, durch

^vorsichtige Einwirkung gehoben und befesii»

fii werde«

in« nichts darf in der Behandlung der Jferrenkrankheiten überhaupt weniger überse- hen werden, als dafs ihre öftere Wiederkehr und endlich ihre ganse Dauer oder TöUigd Unheilbarkeit zuweilen keine andere Ursache hat, als weil sie früher rorbanden gewesen sind. Die erste erzeugende Ursache kann lattf- ge schon getilgt seyn, nichts destoweniger wie« derholt sich die Wirkung,, weil eine begün* stigende Stimmung zurückgjßbliebeo ist ; oder, mit andern Worten :. die Forldauer vieler Ne«* Yenkrankheiten ist oft lediglich von einer durch die Krankheit selbst eingeführten Gewohnheit abhängig. Nicht ganz selten daher ist der Heilzweck nur durch die Ueberwindung die- str pathologischen Gewohnheit zu erreichen, und befördert ihn jedes, was diese tilgt. Ja» ein unschädlicher Versuck hiezu mufs bei der Behandlung jeder Nervenkrankheit gemacht werden , die nicht von manifesten materiellen Ursachen abhängt, oder deren Anfalle mehr kritische Ereignisse einer verdeckten Kranke

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lielt, üt die Krankbalt selbst sind» Dieser letzte Punkt ist Yon der gröfsteD Wichtigkeit für die richtige Aofffassmi^ and Behandlung Tieler Nerveniibel« Es gehören namentlich da« hin manche Epilepsien, deren^ Anfälle nicht ohne Gefahr fnr den Kranken unterdrückt oder •▼erhindert werden dürfen« Es giebt ohne Zwei» fei Intemperaturen , Spannungen und Aohäu- fungen des NerTenfluidums {sit venia verbol)^ deren Ausgleichung, wie in d^r atmosphärisch t- elektrischen 9 durch Explosionen geschieht». Wird diese verhindert, oder vermag die Na- , tur selbst eie nicht mehr gehörig zu Stande zu bringen , so hat dies Folgen der bedenk- lichsten Art. Dieses zu bemerken geben uns, wie gesagt, manche Epilepsien G^egeiiheit» ' Es sei erlaubt, einen solchen, von mir genau beobachteten und, wie mir scheint, nicht un- interessanten Fall hier einzuschalten.

Ein Mann von einigen vierzig Jahren, übrigens gesunder Constitution, hatte in sei- nem ISten Jahre, in Folge eines heftigen Schreckens, einen epileptischen Anfall bekom- knen, der jedoch, da er sich nicht bald er- neuerte, keine besondere Aufmerksamkeit er- regte. Zehn Wochen aber nach jenem ersten Anfalle stellte sich nach einem mehrtägigen allgemeinen Uebelbefinden , wofür man keine bestimmte Ursacjie aufzufinden vermochte, ein zweiter ein; disr, kurze Ermüdung abgerech-' net , völliges Wohlseyn zurückliefs. Von der Zeit an erneuerten sich die AnföUe alle 2-^3 Hlonate, durch allgemeines, an sich nicht be- * deutendes Unwohlseyn ein Paar Tage vorher sich ankündigend und dieses vollkommen glück- li<ih isntscheideiid. Der Kranke verfehlte nicht»

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irztllcfae Hälfe zu eacben ; in einer Reihe roa Jahren wurden mehrere Aerzte beratfaen, de- ren jeder eine Kur einleitetet eine längere Z^il hindurthftihrte und mit JUifsIingen en- dete. So -wurde der Kranke nach und nach gagen sein Uebely das im Ganzen sein Wohl-K Mfn nicht störte, gleichgültiger^ so oft er die Vorboten empfand , hütete er einige Tage das Zimmer» bis der kritische Anfall vorüber war, und er selbst wiederuni für einige Monate dem ungestörten Genüsse seiner übrigens sehr aogenehmen äufsern Verhältnisse und den ihm cnsagenden Beschäftigungen wiedergegeben war» 32 Ishre alt heirathete er ein junges, kräfli- gei Uadchen , mit dem er schon lange in auf- ricbtiger^ gegenseitiger Neigung Yerbunden war. Aach die Ehe, aus welcher 4 blühende Kin- der entsprungen sind , war glücklich. In die- ser Art ging alles fort, bis etwa yor 5 Jah- ren. Um diese Zeit aber nahm die äafsere Lage dieses Mannes eine ungünstige Wen- dung; er erlitt wesentliche Verluste, Sorge und mancher peinigende Kummer drangen auf ihn ein, die für ihn um so angreifender wa« ren, je glücklicher seine bisherigen Verhält« nisse gewesen waren, und je mehr er, durch achtungswertbe Gründe bewogen , die einge- tretenen Veränderungeil äufserlich zu yerdek- ken bemüht war. Seine -Gesundheit jedoch litt dabei nicht , vielmehr schien diese gewon-*> nea zu haben , indem nun schon lange über die ge wohnliche Zeit hinaus der epileptische Anfall ausgeblieben war« Auf kleines (Jebel- behnden zu achten, lag weder in den yerän- derten Lebensverbältnissen , noch in der auf Anderes hingewendeten Gemütbsstimmung. Ich bekeooe selbst in der Meinung gewesen zu

s _

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••jm^ iah Jl«t filte Ueb^I wirklich durch alterirte psychische and Nerreostimmang g»<^ hobtn sey, deiiD wie es eine. Mducaihn dߧ chosts giebt, so gewifs auch eine M€dedne dm choses. Dies zu bedenken empfahl ich auch dem Manne als einen Trost gegen die Widern' .^ Mrärtigkeiten seiner veränderten Lebenslago» Doch sebr bald wurde ich des Nachts schleu- nigst zu ibm gerufen mit der Nachricht': er sei {»lotzlich Tom Schlage getroffen worden. , Air ' erdings auch fand ich ihn in einem entschied. , den apoplektischen 2h]8taDde, dessen dringend* •ten Gefahren aber schnell durch allgemeine und ortliche Blutentziehungen und durch die Ton den Umstanden deutlich genug gebotene Behandlung verscheucht wurden. Am andera Morgen waren die Extremitäten der rechten Seite noch in einem subparalytischen Zustande, ^ und gegen Abend klagte der Kranke über eine ungemeine, Beklommenheit im Scrobiculo cor-m di$^ und über einen reifsenden Schmelz (im Kreuze. Am Morgen schon hatte ich ein , £m^ticum und zum innern Gebrauch Salina verordnet, beides hatte gewirkt; jetzt wurde nur noch ein Clysma aus unc. iij. Ol. Hyoscyam, cocturrij worin unc. ß. Sah mirah. Glaub, auf- gelost wurde, zu geben empfohlen* In der folgenden Nacht wurde ich wiederum dringend zum Kranken hiogefordert, weil er von ei- nem heftigen epileptischen Anfalle, von dem die Frau des Patienten einen tödtlichen Aus- gang befiirchte , ergriffen worden sey. Als ich bei dem entfernt wohnenden (ir^nken anlang- tet fand ich ihn, befreit schon vom Anfalle, in ruhigem Schlafe. Die Untersuchung des Pulses gewährte die Ueberzeugung, dafs keine augenblickliche Gefahr drohe; ich lieb des-

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^b auch den Scblafeadea iiieht stSren, ein* pfähl sqrgfSiUige Bewachung und erbat m^ rfecbricht über den Zustand beim Erwachen« Am Morgen schickte mir die bis. dahin aufs miserste geangstigte Frau einen Freudenbofen Bit der Nachricht: ihr Mann sei erwacht und kfinde eich so wohl^ dafs er das Bette zu ▼erlassen begehre. In der That fand ich ihn bei meinem Besuche nach einigen Stunden anffallend wohl und ohne eine Spur von dem erlittenen apoplektischen Anfalle. Auch die Kralle stellten sich bald wiederum her. ^-* In den darauf folgenden 14 Monaten machte die EpiWpsia vier Anfälle , ganz in der frühem "WeiM und mit gleichem Erfolge. Nun zeig* feo sich zum ersten Male schwache Molimina iaemonhoidalia ; wiederholte Ansetznng einiger Blutegel ad n/ium, mäfsiger Gebrauch der Schwefehnilch mit Weinsteinrahm, seifenar- tige Fnfs- uud Halbbäder, Bitterbrunnen und eine gröfstentbeils regetabillscbe Kost bewirk- tnn einen Fluacus hatmonhoidalis^ der sich nach und nach periodisch zu ordnen beginnt. Der Kranke ist seitdem (nun fast 2 Jahre) von der Epilepsie gaoz befreit und -*- kein Kranker mehr!

Es darf diese Beobachtung wohl als Be« leg für unsere Behauptung geltend gemacht werden, dafs es gar manche, blofs ihrer Form nach gekannte Nervenkrankheit geben möge, die mehr als die kritische Erscheinung eines rerdeckten Grundübels , als für die gemeine Krankheit selbst betrachtet werden müsse. Ganz so yerhält es sich , wie wir an einem andern Orte überzeugend darthun zu können hoffen, mit dem was ein mehr als 2000jähri-

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ger ärztlicher Sprachgebrauch Podagra oennf. Et» ist aber die hier angedeutete Untersuchung srhon deshalb von grofser praktischer Wich- ligkeit, weil der Arzt wohl kaum in eine b^-* denklichere Verwirrung gerathen kann, als Tirenn es ihm etwa begegnen sollte, die Krank» heit mit ibrer Krisis, oder auch nur mit der Lysis zu verwechseln und gegen die Letzte- ren eine bekämpfende Behandlung zu richteii. Bei Fiebern und Entzündungen ist ein solcher Hifsgriff nicht so leicht möglich, wenigstens würde er leichter entdeckt M^erden können; bei Nervenkrankheiten hingegen ist in der 'That diese Gefahr grofs. Wird doch überall noch gezweifelt, ob Nervenkrankheiten, ob * sogenapnte chronische Krankheiten überhaupt Krisen bilden, wieviel mehr: dafs sie eil nur Krisen sind! In Wahrheit aber ist alles dies nicht nur gewifs , sondern eben so sehr auch^ dafs jede Nervenkrankheit ihrem Wesen nach schön verkannt ist, wenn sie blofs ihrer Form nach erkannt und bestimmt wird. Dies mag auch mit dazu beitragen, dafs viele Schrift- steller, die mit grofsem -Wortreicbthi^m und oft mit vieler Kühnheit sich über Gegenstän- . de der Pyretologie vernehmen lassen, sofort stille werden und einen gewissen Zagsinn v^t- ratben, wenn es auf die Erörterung der Ner- venki^ankheiten ankommt.

Dx)ch wir kehren zurück ! . So gewifs es also ist, dafs Nervenleiden oft nur deshalb wiederkehren, weil sich eine pathologische Gewohnheit entsponnen und zum ätiologischen Moment erhoben hat , so gewifs ist's auch an- dererseils,' dnfs manche in Paroxysmen er- scheinende Formen des Nervenleidens nicht

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Ce Krankheiten selbst , sondern ihre Eqtsehei- jsDgen, nicht die UebeJ, sondern ihre respecti- Ten Halfen sind. Dort ist yiel, zuweilen aU Ittctwonnen, wenn es geljogt, die patholo- ^ichs Gewohnheit aufzuheben , oder auch nur n rerändero; hier würde damit, so lange lu Uebel in seiner Wurzel nicht berührt, ja ■icht einmal erkannt wird, nur> Gefahr berei- tet werden können. ^

In dem Torliegenden Falle jedoch kann ttne Besorgnifs der Art nicht entstehen , da man es hier mit keiner latenten, sondern mit •inei Tollig manifesten Krankheit zu thun hat, «nd in dieser selbst wiederum nichts deutli« cber ist, als ihre Abhängigkeit von dy^nami- §cb§n Stimmungen. Sie erscheint, we*hn sie da ist, und ist selbst getilgt, wenn sie nicht mehr erscheint. Zwischen ihr und ihren Er- scheianogen (Wirkungen) liegt kein Drittes, Vermitteltes oder YermittelDdes 9 sie selbst Verdeckendes; sie ist vielmehr ganz das, was sie erscheint. Jede Gewalt daher, die man nber ihre ErscheinuDgen gewinnt, ist auch eine, und eiue eben solche über sie selbst. Je dauernder also die freien Zwischenzeiten gemacht werden können, desto gröfftern , we* sentlichen Abbruch erfahrt dadurch die Krank« helt selbst, und eine dahin zielende Behand- lung wäre keines wegcs eine .eitel palliative, symptomatische, sondern eine wahrhaft cu- rative.

IV. Die Krankheit ist ihrem Wesen nach nicht Entzündung, und hat überall mit dieser nichts gemein ; aus der Behandlung also muTs alles entfernt werden, was auf Entzündung eine nahe oder entfernte Beziehung hat. Wie

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abcnr ^at R^fick^nmatk aoatomitcb und physio- logisch zwischen Gehirn and 6aDgiiaD83r8teat steht, ao behauptet ea auch die gleiche Stel« lang in pathologischer Bäcksicht. Nun kbii<- nen zwar Rücken markskrankbeiteo sehr lange Idiopalhien bleiben, ihre firiihern oder spätera Wirkungen auf das Gehirn und Gangliensy- 8tem können aber gleichwohl nicht ausblei« ben , sobald nicht eine örtliche Ausgleichun|^ des primären Krankheitsprozesses erfolgt. Wo 'demnach Rücken luarkskrankheiten tödtlich en- den I da geschieht's durch Schlagflufs , Stick« flnfs oder Vegetationszerrüttungen.^ Diese Be- ziehungen bei der Behandlung der Rücken«* marksjLrankheiten überhaupt^ namentlich abejr der chronischen und nicht entzündlichen , fest im ^Au^e zu behalten, ist ein Moment von der höchsten Wichtigkeit. Weder das Gehirn noch das Gangliensystem dürfen hier eitaea Angriff erfahren, beide yielmebr müssen in ihren Thätigkeiten so regulirt und unterstützt vrerden, dafs sie nicht nur durch das Rücken- mark nicht secundär erkranken, sondern aSich auf dasselbe heilsam , d. h. reagir^nd einwir- ken mögen«' Weder also dürfen nach dtfr ei- nen oder andern Seite hin heftige Erregungen bewirkt, noch darf andererseits etwas unter- nommen werden > das Collapsus und Erschlaf- fung erregen könnte, oder wohl gar müfste. Ausgeschlossen aus der Behandlung mnfs da- her aUes werden und bleiben , was irgend ge- vraltsam und einseitig ist« Kein heroisches Mittel I kein heroisches Verfahren ! )Ss ist dies keine Krankheit, die durch eine plötz- liche Wendung, durch die Benutzung oder Herbeiführung Eines entscheidenden Moments beseitigt werden könnte^ denn ee ist keine

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KmaUeit« 'di« dnrch blolsa IfatnrbSlfe ftich iMcagleichao wmnngl Wie -vial, cnler wi« woug hiflout ansgedriickt sejn maf, kano be« lOMfea Gmiostea der Knbst und 'Wissen« ichaft ucht eatgaheD. Hier gilt*s keiaen eia« idaeft genialischen oder glÜGldichen Act, son« dsrn nin fortgesetxtes , besonnenes Handeln, das swar nnr Ein Ziel hat, aber riel berück- ttchtigen rnnfs. Der wahre Heldenmath be- wahrt aich hier in treuer Ansdaner.

Y. Alle Krankheilen des RSckenmarks» so nols auch ihre Neiganf ist: lange Lckal* aSklioB zn bleiben und dadurch sehr chro- nisch SB werden , nehmen einen viel rasche- ren aal in seioen Folgen viel Jiedenklichern Vtrisaf, sobald die weitere Verpflanzuog des Kraskbeitsprocesses zu Stande gekommen ist. Dis Nahe oieses Uebergang es pflegt durch stär- ksre ijmpathische Erschein uogen Terkündigt za werdeo. Immer daher muTs, wo überall solche Vorboten auftreten , mit gröfserm Ernst und Nachdruck auf die Tilgung der Ursprung- ^ licheo Afiection Bedacht genommen werden* Dies fSr den Torliegenden Fall in Erinnerung ZQ bringen ^ fehlt es nicht an gegründeter Ver- aalusong.

VT. Jede intercurrente Krankheit, wenn sie nicht etwa gefährlich an sich ist, mola alt mögiichis rsT-jlsorisches Mittel zur Heilung des Grundübels berücksichtiget werden. Ka- meallich wäre eine einkehrende Intermittens als ein günstiges Ereignifs zu betrachten und ▼or der Anwendung der spezifischen Kur we-> nigstens sieben Anfalle abzuwarten. Die Be- quemlichkeit und Sicherheit , welche die treff- Uchen Cfainaalkaloideo in der Behandlung der

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Intermittens darbieten, Terhiodem gewift iiiaii« che Heilung, welche die Natur sonst öfter eben durch diese Krankheit von manchen chro-- nischen , höchst hartnäckigen Nerven- nndUn^" terleibsäbeln zu bewirken pflegte.

Diesen Grundsätzen gemäls glauben wir folgende Behandlung vorschlagen zu dürfen ; . ,

1. Aeufsirliche Mittel: a) »auß^e und gtUnde Ftküonen längs der IVirbelsäule/ Obwobl die Reibung selbst die Hauptsache ist, ' so kann doch auch damit etwas Medicamento« , ses zweck-mäfsig verbunden werden. Ich eih^, pfehle hiezu das Unguentum ntnnnum mit. ei- ner reichlichen Beimischung der Mixtard o/eo- ^ so-balsarrüca und etwas Opiumtinktur, oder bes- ser: Spint. Angd^ mit Uq* jimmon. caugt, und Tinct, Theo. Diese Friclionen müssen wenig-' stens. zweimal täglich gemacht, und jedesmal. 10 20 Minuten gelinde fortgesetzt werden. -^ Das Cauterium , sowohl das actuolt als po- tthtialtj als auch die Fe$icantia, so wie über- haupt alles, was anhallenden Schmerz und Säfteverlust erregt, scheint mir dem dermali- gen Stande der Krankheit nicht zu entspre- chen. Dagegen ralhe ich sehr

b) zu häufiger Anwendung rothmachtndS Mktel an der Wirbelsäule,

c) Dae, Reiten mufs fortgesetzt und so sehr' verstärkt werden^ als es ohne nachbleibende* fühlbare Ermüdung möglich ist," Auch das Fahren in einem Stuhlwagen wird dem Kranken wohitbun. Sehr dringend empfehle ich

d) das Schaukeln, Was die Schaukel im Jugendlieben Altejcgegen. beginnende Vkrkrüm«- .

in SvelluDp, Form und Masse nur das Se- lira ist. Fast ganzücb vernachlärsigt aber I dies grofie Mittel hei Ermachseuen, we!l Krankheiten der Wirbelsaule meist nur an- ichen und Bänder gedarbt wird. Ich dnrf tun aas mehrfncher Erfohrung die ent- 'Mm heitflame Wirkung des langete Zeit inrth fürtgesetzleo lüglichen und aiihaUen-

Schaukelns auch bei Erwachsenen io den I geeigneten Fällen versichern. Dafs der

in Betrachtung genommene Fall eich zur renduDg dieses Mittels sehr eigne, bedarf

dem bishw darüber Gesagten keiner Tvei-

Erörlerunj. Ist's nicht sonderbar, dafs zbn Slillel nur deshalb Terachmaht wird,

M io jedem Fall unschädlich ist?

t) Das StAad. Eia unschaltbares und über Wortlob weit erhabene HeilmilleU Das wr allein thuts freilich nicht; vro aber wäre eine so grofie und Terbreilel« liowirkung, voeinasoausgedehnle, gleich-

^ 32 -

S«e? Hier scbwebt noch heute, wie aa Schopfaog Anfaiig, der Geist über den Wee« seriii au8 unendlicher Kräftigkeit zeugend Les- ben und . Gedeihen. Das Schwache und im Leben Schwankende nahe sich getrost dieser Lebensquelle, um aus ihr zu schöpfen Kräf». tigungi Befestigung, innigere Elementarrerbin- düng; nur das Zerrüttete, das dem Tode schoii Geweihete (organisch Kranke) bleibe fern; dies erliegt schneller, je mehr hier Ursprung« liches, kräftiges Leben walteti. Fiell^er ynd organische Krankheiten nichtiger Eingeweide sind die grofsten (vielleicht die einzigen) Coa« traindicationen gegen das Seebad« Was das Seebad und der wohlbenutzte Aufenthalt an der See zu leisten vermag, muCs ifiai^ an sich selbst und Andern erfahren haben ^ um ein^n Versuch machen zu können , darüber zu sprechen. Und eben ^ in diesem Falle bin' ich: selbst haV ich mehrisre Male Gesundheit und frisches Leben nach harten Leiden durch dieses Mittel mir wiedergewonnen, un^ Kran- ke, die ich in Betten gehüllt ins Seebad habe reisen, mit Karren in die See hineinschieben lassen , sind nach einigen Monaten mit Jugend» lieber Frische zurückgekehrt, nicht wissend, urelch ein Zauber das Uebel von ihnen hin- Mreggenommen. -*- Soll aber der volle Nutzen vom. Seel^ade gezogen werden, so mufs eeia Gebrauch bestimmten Regeln unterworfen und mancherlei anderes damit verbunden werden. Das Wichtigste will ich hier bemerken: Je- den Morgen wenigstens mufs, entweder nüch- tern, oder nachdem ein ganz leichtes Früh- stück genossen worden , ein Bad genommeii. werden, und, wenn irgend möglich, Nach- mittags, 2 3 Stunden nach der Mahlzeit und

nach

^ 33 ^

aadb einiger Ruhe, ein zweites. Die Daaer des eiDzeloen Bades kann nicht nach einem ZeiUnaafs bestimmt werden, sondern nach der Wirkang, nach det jedesmaligen korper- Ikheo Stimmung. Der Kranke nämlich muls sogleich ans der See gehen, sobald er, nach- ina die erste Einwirkung überwunden und darauf eine erfrischende Empfindung eingetre-» ten war, eine mehr oder minder allgemeine Honripilation fühlt. Es tritt diese zuweilen schon nach 5 10 Minuten , zuweilen erst nach 20 Minuten und später ein; es bezeich- net diese Horripilation den Sättigungspunkt der ihätigen Hautreceptivität und das Unrer- mögen länger gehörig zu reagiren. Es tritt dieser Homent desto später ein , je mehr und je lebhafter man sich in der See bewegt. Beim Austritt ans dem Wasser müssen gelinde Frictio- nen über den ganzen Leib gemacht und ein Luftbad genommen werden. Ohne Zweifel gehören die Luftbäder überhaupt, und na- mentlich die am Seeufer bei nicht ganz un- giiostiger Witterung zu den wirksamsten und hiilfreicbsten Heilmitteln in vielen Fällen; es ist daher sehr wünschenswerth , dafs ihnen die Aerzte eine grüfsere Aufmerksamkeit schenk- ten, als es bisher geschehen ist. Es versteht sich, dafs sie entweder was das Vorzüg- lichere ist ganz nakt, oder nur in ein dün- nes leinenes Laken lose gehüllt genommen werden, indem man am Seestrande mäfsigen Schrittes lustwandelt. Es mufs wenigstens |-*§ Stunde dauern, und man thut wohl, es auch Tor dem Bade zu geniefsen. Das Ba- den in der stark bewegten See ist nicht nur nicht zu vermeiden, sondern eben dies ist das wirksamere und helfendere. Die Einwirkung Joorn« LXVII. B. 1. Sc. C

- 34 - ,

das Wellenschlages ist ein wesentJiLelies Mo- ment des Seebades« Auch ist das Wasser ge« wohnlich um 1-^2^ B, wärmer , wenn di#. See bewegt, ale wenn sie TÖllig ruhig ist».

/ Alle diese Mittel (n— ^€) müssen aber nicht einzeln, sondern, so viel als möglich^ Terbun-i^ den angewendet werden.

inraer/icAe Afille/« Abends undJUciw gens rathe ich «ine mittlere Gabe des E9ara€ti. Hyoicyarrä zu reichen , und zwar 5 Gr, pro Dosi ganz rein in Pillenform. Sollte sich etwa > was aber nicht einmal wahrscheinlich ist ^<* nach mehrwochentlichem Gebrauch dieses Vit- tels etwas Flimmern /vor den Augen u. «inStellen, so ist weiter nichts nöthig, als et oin Paar Tage auszusetzen, und, nachdem jene Erscheinungen wiederum gewichen sind, xom Fortgebrauch zurück zu kehren. Wäh^^ rend des Tages gebe man eine Verbindung Ton gtUnd toiüschen Mitteln mit Amaro-'aeihe» reis. Da eben diese Mittel eine sehr reichil Wahl gestatten, so stimmt dies gut mit den EKordernissen der Krankheit und den Wün- schen des Kranken zusammen* Auch kann mit ihnen leicht etwas gelind EröiFneodes Ter- bunden werden, wodurch nicht nur einer Nebenindication genügt, sondern auch die Wir- kung/der andern Mittel unterstützt, gesichert und erhöht wird. Ich würde nut eine^i ge- sattigten Aufgufs des Chenopodii Ambrow^i anfangen , und diesem etwas Tinct, Calam. aro^ mca, und Tinct. ühd aquös, hinzufügen. Nur einige Mittel will ich namentlich Mführen, denen ich aus Erfahrung an verwandten FaU leü vorzugsweise vertrauen würde: JSeri^ Ho- Tumar.p Arlutümt vulß.^ Card, fimtd.^ MiUt^

luau Kann onansianoigvr seyu, bis id Uan nberhanpt, nad namentlich in eU

wie das hier gefordarts, sieb in Nen«

von Arzneimitt«In za ergieraan. Allel flhr kommt auf Entwicklung der Einsicht B KranLhaitszustand, auf'genaae diagno- la Bealfmmung und rationella Feslaelzung [adicaliooeo soTrohl, als der anzuwendea- Hailmethoda überhaupt an. Dia Indicata B sich dann ganz leicbt, und selbst tniteodem Vertraueti fdr das eine oder ■0 Mittel läfst sich gewöhnlich Etni-

darch die Wehl eines dritten , beiden iDdten Mittels finden. In diesem Sinne

bitten wir unser« Vorschlage über div lieb anzuwendenden Mittel aufzunefamen BQ deuten. Nur wo man über einzelne :amente, oder MadicaniBnlenTerbin düngen,

oder nicht ganz bekannte Erfahrungen iben glaobt, mufs es gestattet seyn, diese derjenigen Entschiedenheit zur Sprache ■ngen , welche eben einzeln stauende Br- neen cnlaniMn. Und in Mnlcher Weisa

36 ^

Äec. Vtni zoot. gr. ij. Uad. Rhei opt. gr. Ij Elanoiacchar. Citr. gr.v. M. f. pülv. S, Smaltäg- lieh ein solches Pulyer) dringend jeq einpfeh- len. Seit ZolUkofer das blausaare Eisen gegen die Wechselfieber empfohlen , habe icfa| die Intermittuia ihrem Wesen nach als eins Nervenkrankheit erkennend, jenes Mittelauch gegen mannigfache andere Nerveniibel mit gro- fsem Nützen angewendet Namentlich ist es mii mehrere Male gelungen, durch den anheilend fortgesetzten Gebrauch der angegebenen Ver- bindung des blausauren Eisens mit kleinen Dösen Rhabarher , alle , mit hartnäckigen Ob- structionen verbundene Nervenübel des Unter- leibes gründlich zu heilen. Bedingung jedoch der Anwendung dieses, aufserhalb des Orga- nismus unauflöslichen Eisenpräparats flürfle .wohl ein mäfsig guter Zustand der ersten Verdauung sejn* Ich bemerke dies der Vor- sicht halber, wiewohl ich selbst nie Magen- beschwerden auch nur in geringem Grade als Wirkung dieses Mittels beobachtet habe« ^

3. Die Diät und das fllgemeine Re- gimen. Die Diät mufs leicht nährena, mehr aus vegetabilischer als animalischer Ko^t be- stehen, und nicht sehr gewürzhaft seyn. Ue- brigens kommt hier, wie in den meisten Fäl- len, viel auf das an, was der Kranke selbst aus Erfahrung als heilsam oder nachtheilig für sich erkannt hat. Vermieden müssen werden

*) Beiläufig sei es gestattet, hier der aufsoror- deutlich beilstmen Wirkung dieses Mittels ae- gen Chlorosit und g«gen atonische Zustande des Uterus und deren Folgen lu erwähnen» da» so viel mir bekannt, solche Beobachtungen voki ftiidera Aersten noch nicht bekannt gemacht worden sind.

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alle fetten, faden, aehr mebligen Spei^^Uf Keine sogenannten KraÜbriihen ? sie eiod . vras nur zo olt^ verkannt wird ^ sehr schwer Terdaulich und verdienen ihren Namen mehr in sofern sie Kraft erfordern , als geben. Das Grandgesetz auch für die Ernährungi ist Thä- (igkeit ; je grSfser und Tollständiger diese, desto Tollkommener und dauerhafter auch j.ene^ und umgekehrt. £s wird ein Mensch' durch zwei rfuod des schlechtesten Komisbrodes täglich ungleich besser genährt, als durch zwei wei- che Eier, obwohl diese mehr sogenannten Nah- Tungsstoff enthalten. feste Fleischspeisen werden besser kalt, als warm vertrageo. Von Fischen sind Heringe, und nächst ihnen die Sardellen hm gesundesten; doch nur ja keine italienischen Sallate, so vortrelTlich sie in der That auch schmecken. - Zum Getränke kann der Kranke ein leichtes JB/cr, wenn er daran gewöhnt ist, wählen; immer aber ist das wei- fse dem braunen Bier vorzuziehen; doch darf er sich auch des Wassers ^ wenn er es) vor- zieht, nicht enthalten, das Uehermaafs blofs i»t auch hierin z^ yermeideo« Thee und Kof" fee , mäfsig genossen , sind gewITs nicht schäd- lich , sehr oft heilsam. Im Ganzen jedoch ist der grüne Thee der Gesundheit zuträgli- cher als der schwarze, und nie sollte man Rum, Arrak u. dgl, hiu^uthun. Kaffee mufs rein und mäfsig stark genossen werden; es giebt für ihn kein Surrogat und jede Beimi- schung, den Zucker ausgenommen, verdirbt ihn wenigstens, oder macht ihn wohl gar schädlich. Täglich muf^ der Kranke etwas /7ei/i trinken. Im Allgemeinen ist Nerven- kranken der süfse Wein, zumal ein guter spa- nischer, der zuträglichere; in der vorhalligen

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lieUsaiMti Wirknog aber gleic&t kein Weia UDserm Rheinwein, wenn er guter Art i«t. Doch iat hierin gewiTs nur das medice^ was modice geschieht»

Was clas Megimen anlängl, so ist darüber, liach dem früher Bemerkten, nur "^enig hin- zuzufügen. Dars der ' Kranke yiel in freier Luft sich aufhalten, und bewegen solle, ist hnpUcite schon angegeben. £r darf nicht sehr lange im Bette, und nicht iia einem zu wei«- then und warmen , noch auch auf zu hartem Lager liegen. Das Bette dient nur gut für die Zeit des nothwendigen Schlafs und für solche, die weder an die freie Luft, noch zur gehörigen Bewegung gebracht werden können Alle Säfteyerluste müssen sorgfältig verhütet tirerden, besonders aber Vergiefsung des edel- sten J! Per Kranke suche sich eine ruhige Heiterkeit des Gemüths zu bewahren und be« diene sich des besten Recepts gegen alle Ue- / bei; es besteht aus drei Ingredienzien : Glaube, Hoffnung und Liebe« •— Ich aber scheide hier Von ihm mit den herzlichsten Wünschen fdr •eine Genesung!

Noch einige Vorichlag% mut Heilung, i. Fom Mtd. Raih Dr. Pituchatt

zu Karlswüht^

Ei ist Einem eine Freude, wo man ihm riehiig

antwortet^ Uad ein Wor^ %u seiner Zeii iss selir liiiliek»

Spr&elke Salomonif.

Es sind mehrere Antworten In Ihrem Jonr«

Btile aof die Bitte um gaten Rath, Norembr«

1827, dngelanfen. Es scheint nichts als hätte

der Terschiedene Srztliche Rath wak genikzt.

Oder erhalten wir noch Nachricht darnbiaar. Ich

jiriU euch meine Ansicht kurz mittheilen, viele

Worte sind nicht nothig, weil sich wahr#

Künstler leicht rersteben.

Nach meinem Dafürhalten beruht die näch- ste Ursache der Krankheit des Bittenden in eioem Erkranktsejn des kleinen Gehirns und Riickenmarks woran Yielleicht auch der F'aqus als der Bewegungsnerve für die innere Sphäre des Organismus Antheii z^ nehmen hat. Der Taback ist hier das wahre Heil- mittel, das Specificum. Schon lange stimmen meine Erfahrungen mit denen des Hrn. ü/kfe« macher überein. Zu dem Ende bitte ich den Hro. Hausarzt des Kranken, das Mai -Heft i826 dieses Journals, die Erfnhrung über den Taback, von Dr. Thomas Anderson^ Magazin der ausländischen Lit. -Jer Heilkunde, 10. B. S. 283, und Juli- und August -Heft, 1827. S. 193« und Senntn Tractatus poshumus ^ Parali" pomena. 13. 116« Zatutor Lusitarm

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ffo»m nHAf adtru L. L Oh$. p^ Schulze Mat. medic« p. 172 nachzuschlajgeo. '^ D|6 alten Aerzte Wußten recht gut, däfs der Taback das Arz^ Deimittel in den Krankheiten sey^ wo ihn lir« Rademacher mit so- vielem Recht anpreifst^ Ich werde dieses in meinen VergleichuDgea der Stedicin, so. wie meine Erfabri^ngen über dieses herrliche Mittel mittheileo* Ja folgende St^Ule eines alten Dichters , der kein Arzt war, beweist sogar, dafy es dem Volke bekannt war.

Potrmna dijfidlem foetum exclusura^ Tabaci * Provida fQM o^omi >$tc cito mattr mt*

P. S'criverius^

Die80 Sexualrerrichtang geschieht durch 4m Rückenmark. Hätte ich den Kran- ken. £u behandeln, so yerordnete ich folgen« 4e9 R^ecept: Jtec^ HuK Chenopod, amhros.Htrb. JkkUss. Fol. jiuranu ana dradvn» y. Foh Nico^ tiän, icrup, j, F. infus, aquos, fervid, colat, refr» unc» iV. adde LAq, jimmon, anis, drachm. j. 9. SiÜndlich 1 EJslöffd voll zu nehmen. Dabei Jiefs ich ihn des Tages mit der lauwarmen F^em^/er'schen Tinctur längst dem Rückgrath einreiben. Auch dürften, wohl die Anderson*" sehen Bäder anS' Taback ihre Anwendung fin« den. EmftrtQ eat\

41

2. r^on TV. in -^g.

Die Natur der Nervenkrankheiten ist noch in grofses Dunkel gehüllt. Analoge Erfahrua« gen veranlassen den Unterzeichneten zu dem Rathe, gegen das hier geschilderte Uebel ganz einfach das Kali subcarkonicum (5a/ iartari) zu ▼ersuchen, ^twa in folgender Form : Olei Tar^ tari per dßliq, (Liq. Kali subcarbon*) draclimm ij. Jq, Menthae pip. unc, iij\ Syr. Aurant. unc. j\ ZweistSndlich zu einem Efsloffel voll. Es braacht dabei weder .in der Diät , noch io der nhnge« ärztlichen Behandlung eine andere Bocksicht genommen zu werden , als welche der Zustand des Körpers ohnefdiafs erfordert« Eine weniger reizende als stärkende Nahrung, so wie ein mehr beruhigendes y als reiziNides ärztliches Verfahren, hinlängliche Bewegung und möglichste Erheiterung des Gemüths, . wird diesem Zustande wohl am besten entsprechen.

Wir fugen die wiederholte Bitte an den Arzt des Kranken hej , uns über den Fort- gang der Krankheit und die Wirkung der vorgeschlagenen Mittel bald belehren zu wollen*

d. H.

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II.

H y d r o p hob i e.

(Forti. S. Joum. d. pr. Heillt; fid. LXI 8t. 6, S. 108.).

?8.

ÜuiffacA« Folkgndttd gegen Wtuserscheu.

iSiri Batrag ^ur Verhütung und Behandlung dieser

furchtbaren Krankheit^ vom

' Hofrathe^ JDr. Carl Mayer

in St Peiersburgm

JNiclit iin})ekaniit mit dem, Tiras die allge« meine med. Literatur darüber geliefert hat, und vertrciuf mit diesem Gegenstande in Rufs- land, liefere ich hier einige Mittheilungen, die mir nicht uninteressant zu seyn scheinen. Man- ches'*bereits Bekannte /wird dadufch bestätiget, oder berichtiget^ manches Neue weiter geprüft werden können« Zunächst wünsche ich aber diesen Beitrag an die Ueberschrift : Russ. Volks- mittel gegen Wasserschen angereiht zu sehen, welchen wir dem am unsere Wissenschaft, und das CiTiUltfed. Wesen Rolslafids gleich

43 :

!ent«n Herrn wivUIchem Staatsratbe Dr»

Joitph Rthmann verdanken« (S. Salzb. med. ' cbir. Zeitung Nr« 5. vom l5ten Jao. IStö. Bd.L S. 77— 80. Ru8S. Samml. f. Naturwis« iMidiaft und Heilkunst, von Dr. ^. Crichton^ Dt, Joseph Rehmann u. Dr. C F, Surdaclf^ fiiga n. Leipzig 1816. ^d, II. Heft II. S. 248. Pkrer's allgem. med. Annalen , 1818. S. 258 •ad folgd.)

ji. NeuerdingB empfohlene MUteL

1) Der AT$evdk.

Der verstorbene Dr. Adolph Löffler in W!-^ . ftbk empfahl vor einigen Jahren in einer ei« ftnea Schrift ein Vorbauungs -Verfahren wi« der die Wasserscheu, welches in der aufser* liehen Anwendung einer sehr starken Auflo« song des Arsenici albi besteht. Mein Vater^ der Rqss. Kaiserl. Staatsrath Dr. Anton Mayer hat sich veraolafst gefunden, in einer Abband- long die Aufmerksamkeit der Aerzte auf die erfahr zu richten, welche mit dem Gebrauche dieser Methode verbunden ist. Da ich ohn- lingst (in Rust^s und Casper*$ krit. Repert. Bd. Xn. Heft 1. S. 101 120) das We-' sentliche aus diesen beiden Schriften, mit ei- nigen eigenen Bemerkungen zur Kenntnifs des teatsch-med. Publikums gebracht babe, 10 verweise ich hier auch nur darauf.

2. Euphorbia CyparUsias.

Der Apotheker Hr. Tetzner in Kiew schrieb im Mai 1822 an den nun verstorbenen Aka- demiker Scherer in St. Petersburg unter an- dern Folgendes; „Es ist in hiesiger Gegend em neaee ganz unfehlbares Mittel gegen die.

^ 44

*Wa68erQc1ieu bekannt worden. Die wobhbä- tige Wirkung desselben ist unzähligemal ^e- prüft worden, und die Bekanntschaft mit dem- selben fand sich bereits durch mehrere Gene- ^' ratiönen bei einer Bauernfamilie auf ejneui/ unweit von Kiew gelegenen Dorfe Krasitsch. . Es war den Bewohnern der Umgegend be-. kannt, und wer so unglücklich yrar^ solcher Hülf« SU bedürfen, wendete dich an diese Fa- milie, und nie (?) schlug dieses Mittel fehl. Es ist die Wurzel Ton Euphorbia Cyparissias,

Die Bauern verfahren bei Anwendung der- selben auf . folgende Art : Die frische Wurzel wird in kleine Stückchen zerschnitten, ein zieuer Topf bis an den Rand desselben datnit angefüllt, und mit so viel Wasser über'gos* sen, dafs die Wurzel ganz damit bedeckt ist. Hidtauf wird der Topf mit einem vorher schon angepafsten, aus einem ganzen Stücke frischer Brodrinde geformten Deckel bedeckt, und aa den Seiten mit Brodteig gut verklebt. So zu- gerichtet setzt man ihn des Abends in einen heifsen Backofen, und läfst ihn die Nacht über darin stehen« Am Morgen nach erfolgter voll- kommener Abkühlung wird er geöffnet und di« dunkel gefärbte Brühe von den Wiirzela abgesondert. Diese Flüssigkeit ist nun das . aufserordeatliche Mittel, welches nach den Erfahrungen dieser Landleute die Kraft ^at, den fürchterlichen Wirkungen der gefährlich- isten Verletzungen zu begegnen, und die s<:hreck- lichen Folgen derselben gleichsam iin Keime zu ersticken^ und zu zerstören. Die Dosis für Erwachsene ist ein grofser Thee\öifel voll, für jüngere Personen im Verbältniaise weni- ger ; ist die Portion ;su grofs gewesen, so ent- .

^4Ö

Sieht bald darauf Erbrecbeo. SöUtö man glau- ben , dafs dabei yielleicht das genommene Mit" tel wieder mit aasgebröcheo sey, so ist es

nolbig, bald darauf eiil^ zweite kleinere bo-

lis davon zu geben."

Wie es scheint, ganz unbekannt mit die- ser Mittheilung, die der yerstorbene Schtrer (in dessen Nordischen Annalen der Cbemie, Bd. Vm. Heft 2. S. 2tl— 212) geliefert hat, machte kürzlich der Dr. Muchin, Prof. d. med. Polizei zu Moskau (in INr, 49. der Moik. Zeitung Tom ||. Juni 1824. p. 1741) öffentlich bekannt: Er sei persönlich durch einen Bauer, Basil Kobant$chtnko ^ aus der Slobodischen Ukraine, Gouvernßmont Charkow ron der Schutzkrajt der /Wurzel einer Muphor^ Hat - SpediB gegen das Wuthgiß unterrichtet Wordtn,

Die Wurzel im Herbste ausgegraben, habe der Bauer wirksamer gefunden, als die zu ei- ner andern Jahreszeit gesammelte. Die fri« sehe Wurzel wird in einem leicht geheizten Ofen getrocknet , und an einem warmen trock- nen Orte bis zum Gebrauche aufbewahrt. Einwendung. Erwachsenen Personen giebt er täglich ein Mal des Morgens nüchtern unge- fähr 2 Scrupel bis 1 Drachme (einen Thee- löfTel voll in Kwas ^ ein aus Roggenmehl be- reitetes leicht gesäuertes Getränk). In Fällen, die keinen Zeitverlust gestatten , giebt man dieses Mittel zu jeder Stunde, selbst unmit- telbar nach der Mahlzeit. Für Kinder von 10 Jahren bestimmt er die Gabe auf 1 Scru- pel, und für 5jährige Kinder auf 10 Gran in lUilchbrey. In Fällen, wo die Bifswundeti sehr grofs, oder ihrer Zahl nach beträchtlich

46

I

ojler» wo die Menschen mit dem Speichel 'wathender Thier^ sehr befleckt waren, be* diente der Bauer sich auch^ zor Verstärkung ' der Wirkung der in Pulverfprm gegebenen Had. Miqthorb. , noch einer Abkochung dersel- ben« Die Art der Zul^ereitung dieses Decocts ist im Wesentlichen dieselbe^ wie sie oben aus Kiew angegeben wurde. Eine kleior ge- schnittene Wurzel wird mit 3| 4 Pfund ge- meinem Wasser überschüttet, nicht länger als drei Stunden in einem gelind geheizten Ofen gelassen, die Flüssigkeit durchgeseiht, und die Gabe ist, warm oder kalt, etwa If Uoze täglich ein Mal und nicht länger als 2 Tage hinter einander. Zur Sicherstellun^^ gebisse- ner Kühe und Fferde gofs er ihnen immer nur ein Mal mit Gewalt eine handvoll (Ma«» nipulus) ron der gepulverten Wurzel mit einec-^ Bouteille (1| Pfund) Wasser in die Gurgel. Bei Delirien der Wuth wiederholte er dassel- be drei Tage hintereinander, täglich ein Mal. Hunden und Schweinen gab er das Pulver mit dem Futter zwei Tage, täglich ein Mal zu ei- nem Efsloffel voll.

N

Die Menschen und Viehe von wüthenden Thieren beigebrachten Bifswunden verbanid er bis zu deren vollkommenen Heilung 2 mal des Tags, indem er sie mit dem genannten Pecoct auswusch und das zur Asche verbrann-« . te Pulver der Rad. JEuphorb. hineinstreute. Die -Wirkung dieser innerlich genommenen ' Arznei zeigte sich immer bei Menschen und Hunden durch Erbrechen, und bei allen (Men- schen und Thieren) durch Durchfälle. Wp dieses Mittel^ Brechen verursachte, erfolgte grofse Hitze und Schweifs^ was nicht geschieht^

47 -.

weon sich die Wirkung als Durcbfall zeigt,

Nach Beeodigung des Brechens und des

Durchfalls erfolgt immer ein siifser Schlaff.

de? gewöhnlich vier Stunden dauert. Nach

der mündlichen Versicherung des Bauers schützt

die iDoerliche Anwendung dieses Mittels nicht

aor Tollkommen gegen die Wuth^. sondern

selbst in der schon ausg^brochenen Krankheit

fegeben I heilt es dieselbis vollkommen, ohne

den mindesten Nachtheil. «. Prof. Muchin , dem

der Bauer bei seiner Rückkehr in die Ukraine

ebe grobe Menge der von ihm gebräuchlichen

Pflanzen mit "Wurzeln ^ Blüthen und Saamen

zuzustellen zugesichert hatte, Versprach in

der folge die physiographische JSestimmung

danelben , welche mir aber bis jetzt noch nicht

jnigeiommen ist«

Die drastische Wirkung, welche allen Eu- phorbien angehört, hat der Wurzel der £ii- fkorbia Cyparhsias schon längst einen Platz in den Hausapotheken verschafft. Murray be- merkt (in seinem Arznei vorrathe IV. 115.) dals diese Wurzel, weil sie ehemals häufig von den Bauern als Abführungsmittel gegeben worden sey, den Namen: Bauern" Rhabarber erhalten habe.

Hr. Prof. fVendt in Copenhagen lieferte kürzlich (im Journal der pr. Heilkunde, her- ausgegeben von C. W. Hufeland und JB. Osann^ 1825. IV. St. p. 3—47.) Geschichtliche Beiträge zur Kunde von einzelnen Arzneimit- teln aus dem Geschlechte Euphorbia, Beson- ders wurde dort Euphorb. heUoscopia (p. 11.)

Esula minor, (p, 11 12.) und Euphorb. tathyris (p. 13.) erwähnt. Genaue chemi- sche \nAly»etk Ton Euphorbien - Species finde^

1 >

.- 48 -

intii : ron der Suphorb. cannabina von Boüdit (Buüttin d€ Pharm. T. IIL Mars. 1811. S. 97— 105v) nach Mühlmanri (Berlin, Jahrbi der Pharm. Bd. 19, 1818. S. 125—141.), nach pelletier {ßulUt. de Pharm. T. ir. Nov. 1812. S. ö03.),.nach Brandes (jSüc^ner's^Repert. Bd. VI. p. 203.) von Marincovich (in Petr. Ma-i rincövich JDt succo Tithymalorum ejusque ana- lysi. 28 S. in 8. Fad ua. 1823.) von Calde^ rini dessen Versoche {sur Phidle d'JEuphorbie la^ thsris) öhnlängst Grimßud wiederholt und be- stätigt hat. (S. Archiven generales de Medeäne. Tom. r IL (1826.) p. 460.

. ^ 3.. Anchusa officinaUt.

Der ' (ehemalige) Inspectör der Med. Be- hörde des Gouvernements Twer^ Medico-chl^ rurg Diez bemerkte auf der Bereisung diesed Xjouvernements^ dafs im Staritzki' sehen Kreise sehr viele Landbewohner sich mit den4 Sam-< •mein der Anchusa ojßc. beschäftigen. Nähere Nachforschungen ergaben , dafs die Einwohner diese Pflanze zur Vorbauung der Wasserscheu nach dem Bisse von wiithenden Thieren ge« brauchen, und dafa nach glaubwürdigen, durch das Zeugnifs des dortigen Kreisarztes bestätige ten Yersicheruneen , noch kein einziges Bei- spiel bekannt sey, wo ein solcher Gebissener^ wenn er mit diesem Ofittel behandelt ^nrde, auch nur an irgend einem dieser Krankheit eigehthiimlichen Symptome gelitten habe. Hier- auf gestützt, behandelte der Med. Inspectör Diez (im Mai 1817) in der Stadt Twtr mit diesem Mittel drei, von einem erwiesen tol- len Hunde gebissene Personen (die Soldaten- frau £i/c/oj;ia PetroWf die BUrgerstochter Jgre'-'

piriä

'i

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f

fum, und den Peirow^ ZSgling der Blilltar- waisenablheilang daseibat). Er gab die Tflanse in Palrerfarin ianerlich zu einer halben Unze {jkSokHnik mss. Civil- Gewicht) 13 Tage nach ttBinder Morgens nüchtern auf Brod mit But- ter bestrichen, oder in Branntwein , und liefe/ aolierdem eine starke Abkochung derselben als Getränk gebraacben« Die Bifswunden 'wur- den nach den ge wohnlichen Grundsätzen be- handelt» zuerst mit Lauge ausgewaschen^ und dann mit der pulyerisirten Pflanze ansgestreuet. liach 13 Tagen erklärte Hr. Diez die von ihm auf dis beschriebene Weise Behandelten für ToUkommea geheilt (?!), und auch später hat sich nie ein Zeichen der Wasserscheu an ih- nen ffAhrnehmen lassen.

Die Ober -Ciyilmedicinal- Verwaltung auf ofSciellem Wege hieyon benachrichtiget, und stets bemüht, Nichts unbeachtet zu lassen, was anf irgend eine Weise zur Forderung des Ge* snndheitswohls in dem ihr angewiesenen Wir- kungskreise beitragen kann, hat, die Yerfü« gung getroffen, dafs zur sichern Erörterung fiber den Nutzen und die Wirksamkeit dieses Mittels in verschiedenen Gegenden Rufslands die erfahrendsten Aerzte beauftragt sind, in vorkommenden Fällen auf das Pünktlichste Versuche damit zu yeranstalten* Defshalb sind von Twtr aus hinlängliche Quantitäten der jinchusa offic, versandt, die naturhistorr- sehe Beschreibung derselben hinzugefügt, und der Auftrag gegeben worden , diese Pflanze in den verschiedenen Gouvernements aufzusu« chen> sie wo man sie findet, gehörig zu sam* mein , und zu besagtem Zwecke zu benutzen.

Joum. LXVII. B. 1. Sc. D

I ■■

*. 60 - . -

So ist denn vorläufig wohl alle« gesche- ! heo, was eu der Hoffoaqg berechtiget, mit der« Zeit auch üb^r die Schutzkraft der j^nchma-^ effic. gegen die Wasserscheu gründUche Schlüase - folgern su konii^n.

B. Ftühere von Rufsland aus empfohlene und in Teutschland herdts bekannte Mittel.

I

1) Der Bimrani.

Bekanntlich wurde schon vor mehreren Jahren vom südlichen Rufsland aus (und swaf in der Nordischen Post^ aus einem Schrei- ben ans Olviopol vom lOten Octbr^ 1813, im 'Auszüge aufgenommen in die Russ. Sammlung für Naturwissenschaft Und Heilkunst , herausgege- ben von Dr, A, Crichton^ Rehmann und Bur^ / ifacft. Riga und Leipzig 1816. Bd. II. Heft 2. S. 101 102.) der innere Gebrauch d^s ^ Bluts gegen die Wasserscheu empfohlen.

Als ich mich noch vor jener Bekannt- machung -— im Winter IS^f wegen der da-^ mals im mittäglichen Rufsland herrschenden Pest an den Ufern des JBog's in der Stadt U^osnesensk befand, hatte ich zuerst Gelegen- heit , mehrere Falle zu erfahren , in denen Personen, welche von erwiesen wüthenden Wolfen gebissen, gegen ^ie Wuth durch das Warkne Blut einer £nte gesichert waren , wel- che man in jener Gegend Gotha nennt und ausschliefslich . zu diesem Zwecke hegt^ Ich: halte ^ie für jinas clypeata (Le Souchet^ oder Le Rouge der Franzosen). Man zeigte mir unter Andern den in. obiger Anzeige er- wähnten Officier, von den damals noch beste-, henden Bogischen Kosacken, Hr. Nvwgorodsky,

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JMsen Gesicht mit einer grofsen Narba be* deckt war, in Folge des Bisses von einem nüthenden Wolfe. Mehrere Menschen, die gleichzeitig Ton demselben Thiere gebissen warsfr) aber den Bluttrank nicht gebraucht liattso , sollen wasserscheu gestorben seyn* Der Officier wurde durch dies Mittel g^rettet^ obschon die Zeichen- der Wuth sich bereit« an ihm äufserten.

Im Frühjahre 1825 besuchte ich wiede^- vm jene Gegend und iand , dafs dasselbe Ver- fahren sich bei den Einwohnern in den ihnea 'vorgekommenen Gelegenheiten fortdauernd be- wahrt gezeigt habe. /

ladessen will ich hier nicht von diesen FiOen reden, denen das^Zeugnifs eines unbe« faogenen, ärztlichen Beobachters fehlte sondern ich erwähne ihrer nur in soferne, als diesei Thatsachen gewissermafsen mit den Erfahrun* gen übereinstimmen, weiche Hr. Dr. liittmd^ ster in Faulowsk {UufelarKTs Journ. d. prakt. Heilk. Bd. XLIV. St. 1. S. 100. Bd. LH. St. 2. S. 83.) aus seinem praktischen Wir- kun«:skreise zur OelTentlichkeit gebracht hat« Ohnlängst Jiabe ich "iu JRust^s und Ca«« per'« Krit. Repert. Bd. XH. Heft 2. p. 282— 284, Dr. Rittmeister's neueste Erfahrung übep die prophylcictische Kraft des Bluts von warm- blütigen Thieren , nebst einigen Bemerkungen von mir miCgetheilt , worauf ich deshalb auch hier wiederum hiuweise.

2. Die fputhblä&chen und deren Entleerung, (Ans Moskau durch Maroc/iem zuerst in T^^irscA- Iand bekannt geworden).

D 2

52

Ueber dieselben habe ich mich schon aus- gesprochen (Ante, und Casper) a. a. O. p. 276 . 279. und p. 283— -285). Ich bemerkte be- reits, dafs seit einigen Jahren auf Verfügung^.- 4«r Rass. CiTil- Ober -Med. Verwaltung jeder in nnd um Moskau Ton einem wütbenden . Thiere gebissene Mensch in das Catharinen- Spital daselbst gebracht werde, und zwar nicht nur cur nothigen HülfeUistung, sondern auch ; namentlich um die Erfahrungen MärochettPs von ihm selbst fortzosetzen , sie unparlbeiiscb sn prüfen , und dadurch mehr Gewifsheit über ihren diagnostischen und therapeutischen Werth SU erlangen, dafs aber in jenem Krankenhause . . ^— - bis gegen das Ende April's 1825 von funfidlg von Hunden uod Wölfen 'Gebissenen bei keinem die bekannten Bläschen beobachtet /worden sind.

Im Januar 1824 behandelte ich zu Theo^ dona (oder Kafa) auf der taurischeo Halbinsel, einen Mann, der in die Hand ypn eloem Hun- de gebissen war , für dessen wirkliche Wuth ich sehr bestimmte Belege auffand.

Weder (nach > Urban) im Umkreise der, bis in der 8ten Wocbe offen erhaltenen Bifs- wunde, noch unter der Zunge, konnte ich die erwähnten Bläschen wahrnehmen. Der Mann blieb von der Wuth ifrei und befioBet sich, SO Yiel mir bekannt, auch jetzt noch gesund.

Ich JSge nun dieser Kunde prophylacti- scher Mittel gegen die Hundswuth noch zwei Fälle hinzu j der schon ausgebrochenen und

63

mit dem Tode beendigten Krankheit, welcfie leider beweisen, toa welcher grofsen Gefahr aach anscheinend geringe HautTerletzungen Mya können«

Franz Hermanowlcx^ ein Fuhrmann, 40. Jahr ab, wurde im Mai 1820 in die rechte Hand- wunel Ton einer fremden Katze gebissen, als er sie ergreifen wollte« Die Wunde hellte in einigen Tagen Ton selbst zu; im December desselben Jahres quetschte er sich durch einem Fall die Lendenwirbel, und litt fast zwei Mo-, aata ao Schmerzen an dieser Stelle« Am 19tea Wän 1821 sehr erhitzt durch eioen aufgereg«^ teo ond unbefriedigten Geschlechtstrieb, war er deo ganzen Ta^ traurig, erkältete six:h in der Nacht, und fühlte den nächsten Tag Brust* schmerzen und eine Taubheit im rechten Arme. Deishalb liefs ihm der befragte Arzt ein Pfund Blut aus dem ertaubten Arme entziehen, und innerlicb eine schleimige Salpeter - Mixtur neh- ineo. Drei Tage spater klagte er über die Fortdauer jenes Schmerzes, und über Schlaf- losigkeit. Es wurde ihm das Khct. lenitiv^vet^ ordoet. Um Mitternacht fing er an irre zu re« den, Tej'ursachte sich mit den Händen eine Quetschung der Geschlechtstheile ^ und eine grofse Ecchymote am männlichen Gliede. Als er am folgenden Morgen in die Kirche trat uod sich mit Weihwasser besprengen wollte^ so überfiel ihm ein Schauder am ganzen Kör- per, und er schrie unwillkührlich auf« - So (am 24(en Mai, am 4ten Tage der Krankheit) in die klinische Anstalt zu Wilna aufgenom- men, fand man an ihm : das Gesicht roth, den Blick wild^ gerölhete Augen, heftigen Durst, grofse Beschwerden beim Schlingen, besonders

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b«l FlSstigkelteB* 'Gegctn das ihm gereichte Wasser seigte er ungewöhnlichen Widerwil- len," Tersuchte aber doch mit Schauder es zn^ trinken» allein so oft nur ein Tropfen bis mm Schlünde gelangte , wurde es mit Gewalt snrQckgedrängt , und nach jedesmaligem Ver- ' suche snm Trinken zitterte Fatient an allen Gliedern. Tauchte der Kranke den Finger in Wasser, so überfiel ihn derselbe Schauder, dar jedoch geringer blieb , wenn das Wasser vtarm war. Glänzende Gegenstände, scheute •r nicht, wohl aber den Anblick seines eige- nta Speichels, der milchähnlich war, und oft aasgespieen wurde. Die Krankheit wurde für den jiusbruch der Wuth gehalten^ die durch den Sifi der Kaue veranlajst war. Mau scarificirte sogleich die Stelle, an der früher die Bifs- wunde gewesen, und belegte sie mit einem VeiicQU Aus der V, cephaL dext. wurden etwa fünf Unzen Blut gelassen (das in einer Stunde zuna Blutkuchen geronnen, ohne das mindeste^ Blutwasser auszuscheiden) und spritzte in die- selbe. Wunde ein. Pfund destillirtes Wasser Ton 30^ Riaum,' Während der Einspritzung hatte der Kranke das Gefühl von Wärme in der Gegend der V. sukdav. sinistr. Der Puls zählte 90 Schläge, war voll, regelmäfsig. Die , Scheu Vor dem Wasser blieb forldauernd, und nur mit yerschlossenen Augen gelang es ihm, ; unter Zuckungen etwas mit Syrup versüfstes Wasser tropfenweise hinunter zu schlucken. Allmählig stimmte sich der im Ilhyfmo regel- mäfsige Puls bis auf 60 Schläge herab. Vier Stunden* nach der ersten Infusion wurdel eine zweite, ganz wte die vorhergegangene. in die frühere V. Wunde gemacht. Der Kran- ke fühlte dabei in der, in ihrem ganzen Laufe

- 55 - . V

i aogesch wollenen, Yene eine unangejehind Em- pfindung, in der Herzgegend eine Schwere, der vorher kleine Pnls wurde voller, 80 Schlä- ge in der Minute zälilend« Drei Stunden spä« ter wurde eine dritte Einspritzung, in Aliem d«a Vorhergehenden gleich gemacht, wahrend welcher der Kranke nur die Einpfindung hatte, i\s bewege sich unter dem Schlüsselbeine eine Flüssigkeit. Gegen IVIitternacht brach ein star«, Ler Schweifs aus, der vorzüglich die Birust cionabm. Am 25ten März (am 5ten Tage der Krankheit, geschah die 4te Infusion, ewölf Stunden nach der dritten, in den rechten Arm, wie früher. Es erfolgte Furcht vor tUr Luft, beftige Wasserscheu, und der Geruch von Apfel« tiaen erregte Krämpfe. Um 12 Uhr Mktag» Zug der Ivranke durch eine lange Röhre war- mes Bier in verschiedenen Slalen bis drei«' lehn Unzen ein , er hatte darauf häufiger Auswurf des schäumenden Speichels ^ « das £ering8te anwehen der Lujt iK^urde ihm unerträg- lich. — Abends 8 Uhr trank er wiederum durch die Röhre Bier. Um Mill^rnacht genofs er Bier ohne Hülfe der Röhre, konnte aber Leiu Wasser sehen, und halle die gröfste Angst vor jeder Luftberiihruug, Den 26len 3]ärz, am 6len Tage der Krankheit, erschien eine spastische Zusammenziehung des Delta- muskels des linken Armes. Abends 6 Uhr wurde die 5te Infusion von 15 Unzen vorgenommen , ohne Veränderung im Gefühle des Fat. während derselben.

Der Kranke bekam heftigen Starrkrampf, der noch einige Stunden zunahm , so dafs end- lich der UnglückUche mit nach vorne gezogenem Körper und schäumenden Munde den Geibt aushauchte.

Ö6 -

Die LticJ^noffnung y yeranstaltet Yom Pro* sector Dr. Bilkkwicz^ zeigte :

Iq der Schädelhöhle: die Gefafse der Mi- fdng. und der Halbl^ugeln des Gehirns aufge- trieben, cwischen den Merüng. und ArachnoU dea und um der MedüUa obhngata etwa eine balbe Unze Serum- Ergufs -* die Gehirnsub- etanz zähe wie in Weingeist macerirt > durch* srhDilten mit unzählig rothen Pünktchen durcl^- säet: in den Hirnkammern keine Flüssigkeit -^ der Plexus choroideus medius und die V. GaUtn eehr angeschwollen die Gefafse gleichsam neue "— wie künstlich ausgespritzt, dieses zeigte sich ani Sehnervennetze , der Pons V.^ der MeduUa obhngata und in der jiraAnoid.^ am Anfange des Rückenmarks, besonders an den Stellen, wo folgende Ner« yen entspringen: die N/N, acusticij fadaUsy 9agii8^ glossopharyrtgei f hypoghssi et accessorius

Die Rückgrathshöhk. Von dem ersten Halswirbel bis zum letzten Lendenwirbel zwi- schen der harten und weichen Hirnhaut, be- sonders der Cauda equina zu., faqd sich gegen zwei Unzen Ergufs von Serum. Die P^enae spinales^ sowohl die vordem als auch die hin- tern waren von Blule strotzend. Die Len- dennerven von ihrem Entstehen aus dem Rük- kenmarke bis zu ihrem Durchgänge durch die Zwischenwirbelbeinlöcher mit unzähligen klei- nen Venen begleitet. Die Speicheldrüsen , die jN". N. hypoglossus^ glossopharyngeus , vagus^ accessorius Willisü normal. In der Rachen m. und jBrmthöhle etgab sich nichts Abnormes, aufser, dafs die Schleimhaut des Kehlkopf- deckels, der hintern Wand des Kehlkopfes

57

bis tmk Carükgo cneoUta^ £• SlimsviUe

und ein Tbeil des Schloodes sUik gerodiel

^areo. An dui obtm Gäedmrfwm fuid sich

der N. tukcutanoiM imaru TerlsUet, Aa dsr

SttOe, wo ehemals die Katze gebissen, xaigte

skk nichts Krankhafies. Selbst M dan

üwmtn Einschnitt in dU Ldcin ßoß mhr cmI

Bbä aus, wfftkhn iAerhaupt tehmmx leW sAr,

Joufh J y^ ein Zogliog der KeiseiL rniTsniiit zu Wilna , der im December 1821 aa der Tordem Fläche des liokeo Unterschen- Uft eben Absceb hatte, bedeckte densetbea. aof dea Ralh eioes Freandes öfters mit Rahm {Crtmor laciis) den er jedesmal sogleich daranf ▼Ol feinem Hände ablecken iiels. Ord Tagt nadi dtr Hdlung tourdt der Hund ioll^ hifs an- den Hundt und verschwand, Joseph J y. 5ber diesen Unfall beunruhigt, befragte einen Arzt um Ralh , der ihn! anbefahl, mehrere reizen- de Pflaster auf die Stelle zo legen, wo Tor* her der Abscefs gewesen war. Am 8ten Febr. 1824 fühlte sich dieser Mann unwohl, ohne eine nachzuweisende Ursache, und nach- dem «er eine schlaflose Nacht gehabt, zeigte »ich (den 9ten Febr.) die Wasserscheu. Man öffnete ihm eine Ader, und gab ihm Pul- ver (?). Vom 9ten lOten Febr. brachte er wiederum eine Nacht ohne Schlaf zu, und za der Scheu Tor Wasser gesellte sich auch die LuftschtUf wefshalb er den ganzen Tag über beschäftigt war die Ritzen seiner Zimmer zu Terstopfen , und seine Umgebung ängstlich bat, jedes Geräusch and Jjufibtwt^ung zu yermei-* den. Patient , der Ton einer Zusammenschnfi- rang der Hasenlöcher nnd des Schlundes g#-

58

Juill -wur, fnhrte zb seiner Erleichterung oft !• FlDger in diese Theile, und in kaltes Vt*asser getränkte Tücher um den Hals ge- srKlnuen verursachten einige Linderung. Abends um 10 Uhr begann ein heftiger und sclrwerer Spw^helfiufs ; die Beängstigung nahm imifier inehr sn, der Kranke fortwährend über das Zusiiimnenschnnren des Halses klagend, warf sich häufig auf den Fufsboden, wurde von den befKigslen Convulsionen am ganzen llörper •rgrilFen, und verlor das Bewu£s(seyn. Die ganze Nacht über kehrten diese Anfälle mit ilnmer grofserer Intensität, und in kürzeren ZwiBchenräumen wieder, bis der fürchlerliph geqaälte Tatient unter den heftigsten Convul— tfionen mit schäumendem Munde um 5 Uhr Morgens am Uten Febr. den Geist aufgab»

Bei der am 12(en Febr. auf Befehl der Verwaltumg der Kaiserl. Universität in Wilna yeranstaileten LeichenolTnung fand der Fro^ sector der Anatomie Folgendes :

Bei der äufserlichen Besichtigung: das Ge- sicM blau j Nase und Lippen von der Ober- haut entbfofst, und mit bräuülichem , blutigem Speichel bedeckt, die Augen mit Blut »über* füllt, am Daumen den rechten Hand einen braunen Fle^k (an dieser Stelle soll er vpr 2 Sfokraten von seinem kleinen Hunde gebissen worden seyn, der fortdaureud gesund ist) am linken Unterschenkel an der Stelle, wo frü- her der Abscefs war, einige kleine Narben. ^ Die obern und untern Gliedinafsen sehr steif. In der Schäädhöhlei die harte Hirnhaut, die graue Substanz des ^rofsen und kleineu Ge- hirns, die untere Oberfläche desselben, das Terlangerte Kückenmark, die Pons V.^ die

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kntiüge aller Gehirn nerven, besonders aber

du der Gerächt und Sehnerven strotzten, sehr

ilark gerothet, von den in ihnen angeschwol-

tetttta Blulgefafsen. Die durchschnittene Hirn«

tnlkstanz erschien weit mehr als im gesunden

Zmlande mit rothen Punkten durchsUet^ was .

Yonoglich bei der Pons V, und dem Verlan- *

giften Rückenmarke* Statt fand. Am beträcht*

Uchsten waren aber die Plecc. choroid. vom

Blote strotzend« Die Höhlen der Nase u^d

des Hohes, Die Schleimhaut der Rachenhohle,

der Kehlkopf und die Luftrohre aufserordent-

üchgerothet. An den Mandeln und der Stimm-

xilze faod sich evne grofse (?) Blutiintergie-

liODg. Die Speicheldrüsen überhaupt, so wie

deren Ausführungsgnnge gesund; die äufsere

Oeffoong des Duct, U^harton. mit einem braun«

fotfaen, nur wenig, erhabenen Flecke bedeckt.

Die N. N. vag. sympath. cervkaL und der N.

cccas. ff' Ulis. , so wie die änfsere Haut der

Carotiden in ihrem, ganzen Verlaufe von- zahU

reichen Gefafsen beträchtlich geröthet. Die

Brusthöhle: die Lunge zusammengefallen; das

rechte Herz mit schwarzem flüssigem Blute

sosefuIU, auf dem e^n Coagulum einer Eut-

zündungskruste ähnlich schwamm; das linke

Herz zusammen, und aufser einem Bluttro-

(fen nichts enthaltend. Die Bauchhöhle: Der lagen zusammengeschrumpft (^corrugatus) nw seiner äufsern Oberfläche, an vielen Stellen TOD einer Rülhe, die au seiner innern Fläche noch lebhafter war; er enthielt wenig Flüs- sigkeit von brauner Farbe. Eine ahiiliche Ro- ths überzog die innere Fläche aller dünnen Gedärme. Der Plexus coeliacus erschien durchweht, mit einer grofsen Bienge arteriö- ser vom Blut ausgedehnter Geiäfse. Leere

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)

UriDblaa#j| uBgewShnlich stark zusammenge- zogen , die übrigen Gefäfse gesund. Der Ob« ducent fiigte dem officiellea SeciioDsberiphte die Bemerkung hinzu, dafs er sich nun schon zum 2ten Male (in dem zuerst erzählten Falle und in dem gegenwärtigen) durch die Besieh* tigung der Leicbe vollkommen überzeugt habe, daüis das Wuth-Contagium durch einen bedeu- tend vermehrten Blutzuflufs gegen das ganze Nervens/stem eine todtliche Entzündung des- selben eigener Art (ßui generis) erzeuge. Denn, bemerkt er, die Entzündung der Schleimhäute der Nasen- und Mundhöhle, des Magens und der Gedärme, könne vreder die Erscheinun- gen dieser Krankheit erklären, noch, die Ur- sache des^ plötzlichen Todes gewesen se/n.

Nach dieser treuen Beschreibung der bei- den hier aufgestellten Krankengeschichten (die freilich noch manche billige Forderung unbe- friedigt lassen) erlaube ich mir nur noch dasjenige kurz anzudeuten, was mir darin vor- züglich beachtungswerth scheint :\

1. In beiden Fällen gemeinschaftlich be- merken wirr

a) Das Befinden der Thiere, welche die Kranke hat füef >mitt heilten.

Im ersten Falle liefs es sich nicht einmal bestimmen, ob die fremde Katze nur erzürnti, oder wirklich toll war, und im ancfern er- krankte . der Hund selbst mehrere Tage spä- .ter, als die genannt^; Veranlassung durch

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ibo angesteckt zu werden, schon nicdt mehr bestand.

h) Den ^Ulen Ausbruch nach EiAfuhrung ie» Wulbgiftes in den Körper, namentlich im ersten Falle nach 10 Monaten , und im an- den nach £wei Jakttn nod zwü ^lonaten.

c) Die Luftschiu (Pmumatophobia) selbst bei der kleinsten Bewegung oder dem Anwe- hen der Luft.

(Beiläufig hätten wir hier also in semio- ÜMber Beziehung den Gegensatz von einem Symptome, das Gmelin (in dessen AUgenr. Pa* tbologie des menschl* Körpers. Stuttgard und TiÜMogen 1817. S. 141.) mit der Benennung Lüfthmger belegt, nämlich das Bediirfnifs, mehr Lad einzunehmen , als geboten wird).

Bei dieser Gelegenheit will ich noch be- merken, dafs (in Rust's Magazin JBd. XVL (1824) 2ten Heft, S. 352) ein Arzt, der noch nicht genannt seyn wollte, die Wasserscheu rkhiigtr (?) als bisher Photophobie oder Intern» peries coenaestes'tM genannt haben will. Aber wahrscheinlich war jenem Arzte unbekannt, dafs schon J. C, H. Sander (S. dessen Bei« träge zur prakt. und gerichtlichen Thierheil- kande, Berlin 1810. Abschnitt VIII.) sagte: dafs die Wasserscheu ein blofses Neben - Symp^ tom sey, das oft gänzlich fehlt, und daher, wie auch Veit (/. C Veit Handbuch der Ve- terinairkunde. 2te Auflage. Wien 1822. 8. p. 755.) mit Recht dafür hielt , dafs die Ucht" oder Glanzscheu die Folge des fast ent- zündlichen Zustandes der Aug^n und ein bei weitem constanteres Symptom sey. Um so mehr ist es aber zu verwundern, dafs gerade

-' «4 -

d«r PPMmg des Viperngiftes mit AäftcUalii

ubw di« Natur diasea Contagiuma geben ihuf$«

1

Bei dem zweiten Falle verweise icli A mir nodi^ als ihm eigentl^iimlich , auf die Att \ dw MitthtUung da fVüth^iftts.

Ein Vit vollkommtn gesund gdialten&r Hund ( leckte den Rahm (^Crerhor lactis) von dem Fufs- i geschwiire (von einem von der Oberhaut ent- | blofstem Theile) seines Herrn, und das.,Thier ä wurde erst später. nach der tieilung des' '■ Geschwürs *— selbst toll.

Möge doch dieses waräeqde Beispiel, mit dam* beitragen, jede mögliche Veranlassung sur Ansteckung der Huodswuth ernstliclier xu ^ ' ^mrmeiden! V

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I Tartarus stibiatu«

alt AntiphlogUtiGont

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inige seltenere Eranklieits-FiUl^

Von

Dr. B a 8 Q d o w,

in Mmaburg.

lalt« dia ErfafaraDg«D, welche wtr ia kut- iait über die Annatidatig grörwrer Gabea CarttUTii siibiatuB in B^usleatEÜnduiigea ge- t habao, für eiaeo Gevrinn unaarer, auch lern nildestait ihrer Schofsliuge das w«^ Gute ausTTählanden Erfahruags-Wisian- C, und mit rieler Zuvemcfat läfst sich ■naiirirdn. A»f* die Heilkraft dieies Mil-

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wmAmk SMBM HaiUursfk wuioladAB, «ad m4i^ wmm Amt Fället die selbige argumentireii tolU ten, aach noch -mehr gegeben worden, so war das grob Empirische in dieser Kar, das Ver- gessen aller Achtung gegen ein, ein Jahrtau- send hindurch in Brustentiondungen bewähr- tes Mittel geeignet, beim denkenden Arzte groTse Zweifel zu erregen. Wie aber das luf- tige Sjstem- Gebäude bald in Nichts zusam-. menfallt, so schleiftf sich das Unbeholfene des groben Empirismus allmählig ab, und es bleibt

der gule^ern} so wird aoch der Tartarus $ii^. imiui in den fänden -des umeichtigen Arztes ein Mittel seyli, welches noch oft aus der Verlegenheit helfen wird, wenn Pneumonieen nicht nach Aderlässen beseitiget^ oder wenn des liliSsen Charakters und der grofsen Fort- schritte wegen, welche die Krankheit schon gemacht hajk, man nicht weifs, ob man zur lianzette greifen soll oder nicht. In ver- schleppten BrustentzunduDgen nämlich, hat sich mir der Brechweinstein vorzüglich wirk- sam erwiesen, nicht allein durch Herstellung der Kranken, sondern durch die eklatant schnel- len Verbesserungen, welche unmittelbar nAch seiner Anwendung eintreten, so dafs jene Zweifel: half das Mittel, oder die Natur al- lein? welche ein vorurtheilsfreier Arzt bei. der Besserung so mancher Krankheit haben mufs, dttrchaus nicht Statt finden konnten.

Kein Freund sehr defaillirter Geschichten so bä^Qg vorkommender Krankheiten, erzähle ich hier nur, vne ich den Brechweinstein säu- erst bei' einem Landmanne T. in Wesnitz ver^ suchte, welcher an einer so verschleppten, lsAta|T](iaUscfa- biliösen Pneumonie litt, dafs der

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fnb tcbon sehr unterdiriickt and faSaÜg, M$ Liftwege so mit jeahen Aasscbwitzangen be^ ichwert, der Athem so beklommeo wareO| bh der Kraoke nar Terlaogen nach Luft baiti und vom Hasten gar nicht mehr die Btde ^^ar. Die kalte erdfarbene Haut, def Aflgitsch'vreirs auf Stirn und Brost, dierufu^ giD, klebrigen, belegten Lippen und Zähne; die glotzenden, schmntzig gefärbten Augen, £e aufgesperrten Nasenflügel, das pelzige Ras- mIo des Athems, gaben eingrauses tre£fendes Bild eines der Fntumonia biliosa fallendeo Opfers. Ich verschrieb, da ich eine Venae* lectioii gar nicht mehr angezeigt fand, den Tvt. täb, wie ich gewohnlich pflege, blofs ff» rtiaem Wasser aufgelöst , 6 Gr. auf 4 Un- 1», und verordnete alle 1| Stunden If Eüi^ ioflel YoU zu nehmen. Die 2te Dosis erregte* etwas Uebelkeiten, einmaliges sehr geringes Erbrechen , gab aber dem Kranken nach sei- aen eignen Worten schon die feste Ueberzeu-i gung , w^ieder gesund zu werden, und er konnte nicht genug beschreiben , wie ungleich wohler er nach jedem Einnehmen sich befän- de; es stellte sich ein reichlicher Auswurf ein, die Zunge wurde feucht, ihr Beleg loste sich, die drückende Beklemmung über die ganze Brust hinweg liefs bald nach , die Haut wurde warm, der Puls gehoben, kurz der Kranke, welcher beim Erblicken der Arzenei und beinü ersten Einnehmen dieselbe für ein blofs noch pro forma gereichtes Wasser hielt, durch 2 solche Solutionen und eine nachfolgende Sal- uiiak-QIixtur in 6 Tagen hergestellt. Eben so schnelle Besserung erhielt dadurch ein Handarbeiter H, in Dellnitz. Seine Krankheit halte einen reinen phiogislischen Anstrich mit

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es ^

MennUfen gaitrisclieD Sjrmptom^n , war auch & Tage ohne ärztliche Hälfe TerlauPen , Biut* bnateii damit rerbanden^ der Schmers noch stechend, sieht so dumuf, wie im Torigen Falle; der Husten wurde aber auch schon sparsam, ganx kurz, unterdrSckt, der Krank# TUrsog das Gesicht dabei, lag fast aufrecht sitzend im Bette, und an seiner Wiederher- stellung verzweifelten die Verwandten und ich nicht weniger, da schon 2 starke Aderlässe ohne die geringste Besserung gemacht waren. Ich Terschrieb den Brechweinstein, er verur« sachte blols einige Uebelkeiten , 2maüge flüs- sige, gallenhaltige Darmentleerungen, bald wur- de aber der Athem ruhiger, voller, feucht, und die Entzündung zertheilte sich ohne wei- tere auffallende kritische Erscheinungeo. Im dritten Falle hatten sich in Folge eines mit ieftigem Fieber» mit trockenen schmerzhaften^ häufigen Husten verbundenen, hitzigen Sei- tenstiches Oedem an den Beinen, Händen und im Gesicht eingestellt. Es war diefs bei ei-^ nem ungefähif 25 Jahr alten Bauerssohne in Lochau, dessen Mutter mich in der Stadt um Hülife bat. Ich konnte den Kranken nicht gleich selbst sehen, und gab der Frau die So- lution des Brech Weinsteins mit, um zuerst damit einen Versuch zu machen. Am folgen- den Tage erhielt ich keine Nachricht und glaubte, der schwere Kranke sei gestorben. Am 3ten Tage kam aber die glückliche Mut- ter wieder, mir ihren Dank und die Verwun- derung auszudrücken, wie aufTallend schnell jenes Wasser Besserung verschafft hätte, in- dem der beengte Athem um vieles gebessert, und Husten, Fieber und Oedem, fast gänz- lich verschwunden wären. Auch er wurde

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iolurzer Zeit gebeilt. AuAer ia dfleteh uod iwei weiter unten za erwähnenden Pälleii hibe ich den Tort. $tib. noch mehrmalt nni ■il dem besten Erfolge, in frischen Pnenmo*. mtn angewandt, dann und wann nach der mten Dosis Erbrechen, eine vermehrte Ex:» iaiation der Lungen beim Feuchtwerden der boAeneo , belegten Zunge, und in Terschlepp* Ist LungenentEundungen die Hervorrufung ei^ ■es leicht löslichen Auswurfes, hie und de uehrmalige , bald von selbst sistirfsde, bi- liöse , flässige Evacuationen, kritische Schwelr Im, Tennehrten Urinabgang beobachtet und fie ersten 4 bis 5 LoSel der Arjsnei immer cetadbeidend gefunden. In der That ist et ndi ein Mittel, welches fast alle Secretionen dSs Ausdünstung der Lungen 4 die serSse Aus« dinstnng im Halse, die Absonderung der Galle, die Darm- Exhalation , die Diuresis und die fiiaphoresis befordert, und liiedurch, oder di- rtct, auf die Haematosis, wenn ich mich so ausdrücken darf, so solvirend einwirkt, dafs, wenn auch die Empirie nichts dazu beitrage, diese Erscheinungen allein ihn , als ein vor- ingliches Antiphlogisficum, in allen, mit phlo- gislischer Gerinnbarkeit des Blutes yerbunde- Ben, inflammatorischen Krankheiten betrach- ten lassen, was denn auch ganz mit der Gon- traindication übereinstimmt, welche den Tori. itib. in allen Krankheitszuständen triilt, die mit Neigung zur Auflösung und FaserstolF- Mangel im Blute gepaart sind. Die bekann- ten Beziehungen, in welchen der Torf. stib. zo gewissen Organen steht, erhöhen seine Heilkraft in passenden Fallen ohne 2weifel und in seiner Wirkung bei Fneumonieen mag ich, auch abgesehen Ton der Beseitigung gastri*

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;^cl9*r Rake, jäie theüwaUe Dtrivatiaii d#s ELrankheitsproieMes yon den Lungen auf ein . ^jhnen yerwaudtes, in manchen Verstim mun^^ gen lur Hülfe gegebenes, anderes Organ, auf , qie Leber, nicht verkennen, in welcher sick * die krankhaft erhöhte Thätigkeit durch Ter- ] •mehrte Gallensecretion zu scheiden scheint« Doch geben diese Beziehungen auch wohl oft genug Contraindicallionen ab , die vom Gebfan«» iche des Mittels abzustehen gebieten , so z in yerbreiteten Fhlogosen, in den häufigen Fällen , wo Pneumonieen und Fleuresieen mit Hepatitis , Gastritis gepaart sind. - Erst ,Yor wenigen Tagen wurde ich ersucht, einer Frau ^uf dem Lande beizustehen^ welche schon 6 Wochen krank lag. Ihre Krankheit hatte ^ sich mit starkem Froste, folgende Hitze, Ue-r belkeite^, bittern Geschmack ^ Schmerzen un- ter den kurzen Rippen , in der Schulter und dem Schenkel der rechten Seite angefangen. Die Inspiration war dabei kurz, schmerzhaft, jein kurzer trockener Husten vorhanden« Die^ ses Leiden hatte ein praktisirender Chirurg für reine Fneumbnie angesehen und anfänglich - mit Tart, stib. nach der Aderlässe behandelt. Ich fand die Frau mit einer enorm aufj^e- •chwoUenen Leber, mit Ascites, Oedem der rechten Mamma, des Armes und des Sehens kels derselben Seite, und koonte nichts mehr thun, als bei einer Gelegenheit ihren Arzt' bitten , aus diesem Falle ja nicht auf die Wir- kungen des Taru stib, 'in Fneumonieen za schliefsen*

Wie oben angezeigt wurde, Versagte mir der Tart. stib. seine Heilkraft in 2 Fällen, 1) in einer jPlturiti$ rhtumaiicaf woran ein hie*

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ligflr KuUcber R., eio soiiit gewohnlicii ge-i Moflar Mann, 36 Jahr alt, arkrankta. Oaf Bcftij^kait dar Krankbait und dar starkan Op* fmsioD daa Athama wagan wurde 3 mal stark nr Ader galassan, und durch dlesaa, ahaa so' «aaig durch dan Gabrauch das Tan. $iib» eine BmaruDg gewonnen. Endlich , das deutlich Msgasprochanen rheumatischen Charakters wa- f9üf gab ich etwas Galomel mit Camphor und Opiam, ^vonäch die Schmerzen um. yielas sachlieCieii , der Athem freier wurde, und Mm- hria fiber den ganzen Koiper ausbrachen^ die die örtlichen Beschwerden beseitigten , und uA deren Abheilung völlige Genesung ein« (lat. 2) Bei der Frau des Bäckers L. allhier, walche im 6ten Monat ihrer 3ten Schwanger- idhaft Ton Pneumonie befallen wurde. Die lach 2 Venaesectionen angestellte Behandlung ■it Torr. stib. gab einen Erfolg, welcher mich belehrte , ihn nie wieder in Fällen von Pneu- monieen und Fleuresieen^ wobei eine reine, glatte, sehr rothe, trockene Zunge und sehr starker Durst, wie solche im Winter häufig vorkommen , anzuwenden» Beim Gebrauch der zweiten 6 Unzen jener Solution entstand hier ein zahlreicher Ausbruch wirklicher, erb« sangrofser Brechweinstein- Pocken auf Lippen, Zunge und Gaumen bis zum Kehldeckel hin- sb, verursachte yiel Schmerzen, Unruhe, Hei- serkeit, Dysphagie, vermehrte den Reiz zum Hasten , das Fieber verzögerte die Genesung, welche nun durch oft wiederholte Anwendung der Blutefel bewerkstelligt wurde. Hat dena noch Kiemand diese beherzigungswerlhe Er« fahrung gemacht?

Wie ich eben in der» im 3ten Stück des 9len Bandes der Jahrbücher von Harhfs ent-

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lialtraen , flSbt die Diagnose der Poemnonie toh , Eleureiie »ehr schon gearlpeiteten Abhandlung * des Herrn Dr, ^ibergundi in Dorsten gesehen habe i ist eine ganz ähnliche Beobachtung Ton dem Recensent des HuftlaruPsAen Journals in der ShrAarifschen meo. chir* Zeitung beige* bracht worden » und Herr Dr. 5. führt die^ selbe an, um damit zu beweisen, wie der Brechweinstein *in grofsereb Gaben uod wie« derholt eingenommen, eine ähnliche Wirkung auf die Fläche des Darmkanals äufsere> als seine Anwendung auf die Haut; auch der ge* nannte Recensent glaubt, dafs wahrscheinlich der Magen und die Gedärme, in demTon ihok niitgetheilten Falle, ebenfalls von jenen Brech« weinsteinpocken befallen gewesen wären.

Will ich aber auch davon ganz absehen, dafs dann unsere Kranken von so vielen Ge- schwuren der Darmschleimhaut schwerlich wie- der hergestellt werden durften, so möchte doch wohl sehr in Frage stehen, ob sich der Ma- gen und das Duodenum eben so passiv gegen ihre Contenta verhallen, als die Oberhaut ge- gen Pflaster und Salben, als die Mundhohle gegen zuräokbleibende Partikelchen von Brech- weinstein , und jene Fälle beweisen nichts ge- gen die Anwendbarkeit wiederholter gröfserer Gaben des Tarr. stib.^ denn sie beweisen nur, dafs dies Mittel auch in Pneumonieen ange- wandt ist, die sich nicht dazu eignen, wie K* B. alle solche, wobei die Schleimbaut der Zunge uns anzeigt, wie dieselbe Membran im Magen und Darmkanal ebenfalls im Zustande der entzündlichen Irritation und nicht geschickt ist, ein Arzneimittel aufzunehmen, welches, obgleich ein Antiphlogisticum, an seiner Auf-

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BehmojigssteUe deiiBOch eine ürtlicbe Relzaag berTorbriogt , und eioe TorhandeDe eatiuDd- lieh« T^rmehrt. Das NUrum ist unter solchen Umständen eben so wenig erlaubt und durch* ns kein Antiphlogisticam in allen jenen Fie* Wrn, ^^elche auf jene phlogistische Reizung der Magen - und Darm -Schleimhaut fufsen.

Ueberhaupt aber leuchtet aus der Abhand- huig des Herrn Dr. S. ein gewisser Grad von Yerachtung der neueren Erfahrungen über den Tart» 9tib. in seiner Anwendung auf Brust- eotzundungen so ziemlich ein, wenn der Ver- fssser denselben nur als Brechmittel und! nur li sngewandt wissen will, wo Fneumopieen Bod Pleoresieen von einer abnorm erhöhten TiiätiglLeit des gastrischen Systems ausgehen und sich eioe deutli(;h ausgesprochene Tur*- l^escenz nach oben einstellt; wenn er die Fälle, wo der Tart, stib. sich nichts desto« weniger in Poeumopleuresieen als Heilmittel bewährte, blofs in sofern zuläfst, als indem darcb das Mittel eine superficielle Entzündung der Darmschleimhaut herbeigeführt worden wäre^ welche je zuweilen durch Deriration Ton den Lungen heilsam seyn könnte*

Jeder aufmerksame Leser dieser Abhand- lung wird es sich aber leicht erklären^ warum ihr Verfasser jene Ansichten hat, wenn er bemerkt, wie Ebenderselbe immer nur bei den nächsten Erscheinungen stehen bleibt, welcjie die Reaction des Magens gegen den Brech- weiostein mit sich bringt. Es ist aber die Schleimhaut des Magens und der Gedärme nicht der Ort allein , auf welchen der Tart. stib. influenziren soll, sie ist ja nur die Aufneh- mungsstelle desselben, von wo aus das Mittel

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8«in« aDtiphlogistiscban Umstimmungra io den ;/j Organismus weiter verbreitet, und wer hat | denn schon behaujptel and beobachtet, dafs dieF .| auf Jene Hänte bewirkte örtliche Reizang di# ^ rneumonie hebe?! Es ist neimehr wahm ^ sfheinl^ch, dafs folgende Eigenschaften e^ sind^ ,. welche die, durch Erfahrung schon genugsam 'j bewährte I antiphlogistische Natur des Tart» 4tift. in wiederholten Gaben, so weit es mog« lieh ist , einsehen lassep :

1) Die direkt auf das pulsirende Gsfaft« eystem depriinirende, durch beobachtete Ver« laogsamung de9 Fulses dokumentirte Kraft;

2) die Beförderung fast aller Secretionen;

3) die Diluirung der, bei Pneumonieen so auflaillend in ihrer Mischung veränderten» Blat- masd«^ welche bei übermäfsigemy zu anhalten- den Gebrauch des Spiefsglan^es als Scorbut| wie bekannt, auftritt.

Gesetzt aber, es gelten die von Herrn Dr» S. für das Vomitiv gegebenen Indicatio- nen, nsch welchen es nur dann bei PDeumo- nieen angewandt Werden soll, wenn sie aas einer krankhaft erhöhten Thatigkeit der gastri- 8<^hen Organe ihre Entstehung entnehmen, so bleibt es jedem Leser immer noch zweifei« haft, was denn eigentlich unter dieser krank« haft erhöhten Thätigkeit zu verstehen sej. Eine subinflaromatorische kann nicht gemeint seyn , diese würde das Emeticum vermehren-| ein zu kräftiger Verdauungs - Prozefs wohl eben so wenig t denn Appetit, Digestion, Assimi- lation, liegen beim Gastricismus darnieder; es kann also nur jene palhisch veränderte Thä- tigkeit , oder besser jener leidende Zustand ge-

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ilat sejTo, bei welchem man einen fadeo» ilereo Geschmack., Beleg der Zunge, einen i^hendeo Atbeip, Anorexie, Nausea, KopF* Ackmerz in der Slirn etc. findet. Wenn ich ilbir die polychoHscbe Stimmung der epigasiri- ichti Organe ausnehme, so glaube ich, dafs bnchllich der Würdigung jener Symptome wohl oft der jBrociMniVsche Fehler begangen, ir Quelle angesehen v^ird, was Folge ist^ nd dafs jener Zustand, wie er slgh fast bei jidem Fieber und bei jeder mit diesem yer-, kindenen Entzündung fast jedweden Organes «BStelU, auch meistens ein der Pneumonie

Mcsndärer ist.

leb läogne damit die gastrische , biliöse RMDmonie keinesweges, auch nicht, dafs diese Bit gastrischen Symptomen verbundene Pneu-* Bonie eine modificirte Behandlung erheische, Dod durch Brechmitteb vortbeilhaft gehoben werden könne; 'vieluiehr stimmt dies letztere ganz mit deo Ansichten überein, die icfi Ton diesen Symptomen habe, indem ich sie für nichts anderes ha^fe, als für Produkte jeoer Geneigtheit des Dannkanals ein Ablegungsort pathischer, kritischer Ausscheidungen zu seyn, welche , wenn sie verweilen , neue Krank- heitsreize sind , uod durch das Brechmittel, oder durch die Behandlung der Pneumonie mit Tart, süb» ebenfalls nicht allein ausgeleert, sondern auch in ihrer für das primitiv kranke Organ wohithätigen Richtung bestärkt werden.

Meiner Meinung nach ist der Tart. stib. also nicht nur indicirt in Pneumonieen , die ihre Quelle in gastrischen Verstimmungen fin- den, sondern auch in solchen, welche wie diefs die meisten .acuten Fälle, von jenen Symp-

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fomya begleitet tlnd^ vndl nicht alleiD alt tjh Brechmittel, sondern in wiederhotten Gaben,' ^

all jtniiphloßisticum $trictiu8 sie dictum. *)

. % *) loh bltlt 1ii«b«i niohc unbemerltt lasfta toUent Ül wio im 6«g«ntheily wenn kein Vomitut aal f .k oder l{^ränige Gaben dea Brechweintteint efw 7 folge, die Beaterung gewöhnlich achneller ein« ^ tritt. Uebrigena iat daa Niehter brechen «nf dieae Gaben dea Mittela in Pneumonieen der " oft gemachten Erfahrung analog, nach welches 4 beim Group und bei der Jngina ionsUlarÜp \. ^r^enn leutere nicht gaitriachen Urapranca ii^ ^ •benfalla siemlich grofae Portionen mar Bewiv» i\

* hang dea Erbrechena erfordert werden. Dm« i •elbe beat&tigte aich auch in folgenden mehre* i jer Grande wegen hieher gehörenden Falle« ^ Der Kranke 9 M. .in Trebnits, ein Landmenm | im männlichen Alter y wurde vor 3 Jahren doreh •inen atarkAi , lange anhaltenden Froit plOtilioh ' iron aeinen Aerndtegetchäften abgehalten, Yer« fiel dann in erofie Hitse und ffihUe Bpannangt Schwere und gehinderte Bewegung in der im* nier mehr anschwellenden Zunge , dieie tfieb > endlich die Kinnbacken Toneinander und beeng« te auch daa Athemholen durch die Naae, Am 3ten Tage eerufen, finde ich eine halbaeitign Oloaaitify oie rechte ^ aehr geschwollene Hwtn der Zunge mit vielem festen Schleime und fibrö«> •en AuBschwitsungen bedeckt, die linke Hilft« derselben ala einen reineren, helleren, aehmen* loaen , erhabenen Rand unterschieden. Der Pult war aehr hart und voll, daa Fieber aehr atark, darum liefs ich eine Venaeaection von 16 Un»* sen machen, welche ein £lut gab» das äehr raach coagulirte und viel plaatische Lymph« abaetzte. Am folgenden Tage keine Beaaernng^ vreahalb ich verauchte, Blutegel an die nntara FUcbe der Zunge le^en eu laasen; ea biasea nur wenie hier an^^ einer aber entachlfipfta dea Händen dea Chirurgen und verlor aich nach hinten im Rachen« Der Chirurg, aehr dadurch be&ngstigt, gab eine au gleicher Zeit mit dea Blutegeln von mir verschriebene, refraeta dosi to nehmende, Solutio Tart. stib. von 6 Grao

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Die ▼onnglichsten Contraiodloatioiieii rtM iditen wohl Mjn:

1) die Abweteobait jener gastrischen 8e« nlair- Symptome , rerursacbt durch eioeo ikUich eobphlogistischeii Zustand der Darm- eUmhant ;

>

2) die nicht seltene Complication der Pneu- oaie mit Hepatitis , und ich glaube, dafs mit tsen ond meinen oben geäusserten auf un- ilangene Beobachtungen beruhenden Ansich-» ' nicht /allein meine bisherige Erfahrung, ■dern auch die Anderer und spätere über- . ■stimmen und übereinstimmen werden, wenn, I ■• .sich ho£fen läfst, auch in der Folge an- n Aerzte sich nicht werden abhalteq las- la, den Tartarus stiblatuB in passenden Fällen

i Gebrauch en sieben. jj

1

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siif 3 Uneen, dem Kranken auf cweimal; am den Blutegel durcb Erbrechen wieder aussulee- reti* Dieser kam aber bald von selbit zur Naao Laraua» der Kranke brach sich nichts purgirta •benfalla nicht , fahlte kaum Ekel, Terhel aber '^l

••br in Schweift, und alt am andern Tage, wo '^i

tchon ein beträchtlicher Nachlaft der öruichen Beschwerden eingetreten war, noch ein derbes Vatioator im Nackex» su Hälfe genommen wur- de p sertheilte sich die Geichwuhc bei einem liiiliichen Urine , mit dickem rothen Boden- ;t

•atse, immer mehr, so dafs in 6 Tagen die Heilang vollkommen war. Vom Kranken, wel- cher nun wieder sprechen konnte f hörte ich \ spSter, dala er scLon zum zweiten Male an * 2fangenentxandung gelitten» die vor einigen Jahren gehabte« hätte sich durch einen Abseift len*

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* 78 .--l

Cyanä^ eoriginita.

Minna E. wurde in ihrem Sten Jahre . ton einem heftigen Brastcataiarrhe hefal« 1 Ißn^ als ich, cur ärztlichen Hülfe gerufeei^ i eie dae^ er^te Mal zu sehen Gelegenheil * hatte. Ich fand sie, obgleich die Bra4H,*1 krankheit erst etwas über 2 Tage alt wart i mit röchelnder, Bacher, häufiger, sehr heifser vj Respiralion ,' dabei einen rasselnden Hasten^' . eine bleiche, an den Gliedern kalte ^ am Rum«'-, pfe heifse, brennende Haut, ein gedunseneie/ : bläalicheefilLnsehen der Augendeckel ^ der Nase»' . ' Lippen und Hände, welche Färbung , wie icb^ yon den Aeltern horte, seit dem Zahngeschälle^' '' bemerkbar war, und beim Genüsse von Spef^r' ^ een und beiu» Schreien noch stärker yAti,' üach dem Essen soll das Kind auch häufig' von Magenkrämpfen befallen werden , und das. Genossene, bei Verminderung der krampChaf* ten Beschwerden ,. durch Erbrechen wieder auswerfen.

Es wurden » bei freilich sehr böser Pro- gnose, 3 Blutegel, nachher ein Emeticum ver- ordnet, und nach der Wirkung dieser Mittel . das Kind in wenigen Tagen durch Salmiak und Squilla, gegen meine Erwartung, bis .auf seinen vorigen Zustand in Besserung gesetzt,- Es behielt nämlich immer noch die asphyk- tisch -Synkoptischen , von den Aeltern für Ma- ' genkrampf gehaltenen Zufälle nach dem Ge- nüsse consistenterfr Speisen zurück, welche gewöhnlich nach dem theilweiseh Erbrechen des Genossenen wieder verschwanden. Einige Zeit hierauf bemerkte ich , wie die Nagel all- mahlig eine kolbige Form und mit den Fin« gern und Häoden eine blaue Farbe annahmen,

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ri«' sldb dier Jlbuginea ocuH , die , Haut am Um and aof der Brust immer von ^em chwarzlichen Yenea- Netze überzogen zeig-* M| wie das Kind nur io der Lange wuchs, ■■er mehr dabei abmagerte y immer kühl' mi, und änfserlich warm gehaUen werden ■rirte» i^ie trag und langsam alle-Beweguo- fm des Korpers yon Statten gingen, wie^^ neo die Färbung im Gesicht und am Halse, m bläalichy die Zunge und die innere^ Flä- he der Mundhöhle ganz blauschwarz verfärbt laien» Ich verliefs nun das Kind, indem th den Aeltern desselben noch anvertraute,. hb die Heilung eben so unmöglich, als es nhrscheinlich sey, dafs sie ihr Kind kaum ■r Hälfte des Kindesalters würden aufziehen koDoen. Mehrere Alonate später starb, dat- tlbe, iRrie ich horte am Stickflusse. Es war war ein anderer Arzt berathen worden , die keltern theilten mir dennoch die Nachricht ijTon mit, und nach vielen Vorstellungen rächte ich es endlich dahin, dafs mir die Er- liiung der Brusthöhle erlaubt wurde.

Auffallend war schon die eigenlhümliche •inge und Dünnheit der Glieder, die starke Losch wellung der Nagelglieder durch eine rausch wärzliche, fast gallertartige, der Bron- bialdrüsensubstanz ähnliche Anhäufung unter •n Nägeln^), nicht unerwartet bei Eröffnung

') Wenn et keinen Zweifel unterliegen Kann, dafg die Cyanosis congenita die Folge einer iinvoJl- konniencn £ntwicKeiung des Herscns im Em- bryo ift, *o sieht der scharfsinnige Meckel (Uandbaeh der patholog. Anatomie Iter Tbeii 8. 441) jene Aufgetriebenheit der Na^elglieHer doeh wohl filschlich für ein Stehenbleiben auf embryonischtr Biidungsatiife an, indem wohl

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der Bnufti die KlelDheil der Lnogeii , Uir«-1i dunkele Farbe and die enorme GrcHse def^ Tbjmot« Das Hers aber trennte kh, um dept^ Aeltem kein Aergernife sn geben, mit deit^ tJrtpriittgen der grofsen Geföfsstämme ab aedi''r: oabm es an einer sorgfältigeren Untersocbiittlf "^ an mich« Dabei fand ich denn das Foramm']. wah in der Dicke eines Gänsekiels offen, bdU-U de YorhSfe masknloser als gewöhnlich, diir/| Form des Herzens überhaupt rundlich , deil^.r linken und rechten Ventrikel durch an DidLttjr der Bfuscnlatur gleiche Wände gebildet, bel^JH der, Eröffnung der Ventrikel eine grofse Cons^^ manibation an der Basis Septi durch Mangel' >|' der letztem : über diiese sah ich , wie das die^ ^ Lage ihrer Klappen bewies , die Aorta, ganit:ii die Mitte haltedd, entspringen. Nach einer*. '■! jlirtsria pulmonalis suchte ich vergebens, ea ^ find sich neben der Aortenmündung eine kmrsti^ . Vertiefung ohne Klappen und neben der Aorta .' fein yerschrumpftes, ligamentoses Rudiment. Die : Lungen -r Venen yerhielten sich, das enge Vo-«; lumen abgerechnet , normal. Diefs Herz steht' somit zwischen der niedereu und höheren Reptilien -Herz -Bildung, und die Lungen er«: bieiten ohne Zweifel ihr Blut durch denyof^'. fen gebliefoenen Ductus arttriosuSj indem ich, aus dem Vorhandenseyn des Rudimentes ei- ner Lungen - Arterie schliefse, dafs nicht ein ^ zweiter Stamm von der Aorta ausging«

die meisten Aerste beobachtet htben. wie sieh dieselbe auch in erworbenen Lungenieiden, faac bei jeder Piithitia^ erat nach irncT nach,, duroh allnsählige Ablagerung eines wahrscheinlioh von fehlerhsuer Blut Dectrbonisttion erieugtea fitoffes bildet«

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Oangratn du lAingm,

Der Gensd'armes G«, ein S6jabriger, grob gnrachsener, eelten ^oo KTaakheiten heim«* gHBchter Mann, welcher den Feldzfigen bei» gmohnt und darauf lange Zeit den Dienst «MS reitenden Gensd'armes versehen hatte, «irde seit Weihnachten vorigen Jahres von «KQ bänfigen, trockenen Husten gequält. In er 9 als einen sogenannten Magenbusten^ tti besten durch den vermehrten Genufs, des idion ohnehin reichlich genossenen Brannt- wcios zu behandeln glaubte. Er blieb so bis tfiagsten ohne ärztliche Hülfe, vro sich dem Httitn noch Bruststiche, unterdrückter Athem Bod heftiges Gefafsfieber binzugesellten. Um BitfUnd gerufen , verordnete ich eine Venae- Mction Ton Unzen, eine Solution von Ni^ tnm mit f^n. siibiat. und Brusttbee zum Ge- tnnk. Noch an demselben Tage bort und fublt dir Kranke auf der schmerzhaften Stelle der linken Brusthöhle etwas platzen , hustet gleich darauf etwas Blut, und klagt nun über einen fSrchterlichen Gestank im Halse, der auch so- gleich das ganze Zimmer verpestete. Diesem Gerüche folgt der kopiöse Auswurf einer grün- lirh schwarzen, sehr flüssigen, eben so stin- kenden Jauche, und nachdem ungefähr ^ Quart dieser 3Ia58e ausgeworfen war, wurde der Athem freier^ der Husten beruhigt, und die Schmer- zen in der Brust hörten ebenfalls auf. Diese Anfalle wiederholten sich von nun an aber fast regehnafsig alle 30 Stunden, Beklommen- heit auf der linken Bruslseite und ein beun- ruhigendes^ drückendes Gefühl , kündigten sie an, der Blutauswurf als Vorgänger blieb aber aus, au dessen Stelle trat dann der Gestank JourD,I.XVlI.fi,l.Si. F

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•t I

des Athems gleich' eio ^ der dem eihes brah- | digeo Fufsgeschwiirea ganz ähnlich war, und '^ dieiem folgte der heschriebene Auswurf, wel* v eher immer mehr durch starkes Räuspern ab '? durch wirklichen Husten zu Stande kam« jÜm y 7teii Tage Zunahme des Fiebers,' aufPallenfc || Unruhe^ Umher werfen, Deliria, Flechsenspri^- ?, gen, Zuckungen wie beim Veitstänze, Flok^ v kenlesen, rufsige, trockene, klebrige Zonge^ ? kruder stinkender Urin, klebrige Schweifsey ? stinkende Durchfälle, noch reichlicherer AojS« ^ wurf und heftiger Durst. Dieser erethiscfa-? ^ putrid^ Zustand ging nach 3 Tagen in Sopot^ ober, doch nach einigen Tagen zeigten sich, ^ anstatt der erwarteten völligen Auflosiing, sanft«, " warme Schweifse, ruhiger Puls, wolkiger f Urin, consistentere, sparsamere Stuhlgänge,^ eine fenchte, reinere Zunge, Nachlafs des Dar* .1 jBtes, Verlangen nach Speisen, Der Kranke || erwachte alimählig, bei allen Zeichen einer ^ gut Terlaufenhn Ftbris nervosa^ der Auswurf. ' war aber noch ganz derselbe, der Athem wur- de alimählig immer kürzer, die Sprache fiel sehr schwer, der Puls wurde wieder freqo^en« ter, kleiner und matter, der Körper magerte, zusehends ab, die Wangen zeigten die hek- tische Röthe, es bildete sich brandiger Decu- bitus, Orthopnoe, und in der 6ten Woche der ärztlichen Behandlung starb der Kranke, bei aussetzendem Pulse und rasselndem Athem, einen sanften Tod. Die Diagnose konnte vor i der Beobachtung der ersten Ezpectoration je- ner Jauche nur auf die Exacerbation eines chro- * nisch - entzündlichen Zustandes der linken Lun- ge gerichtet seyn;^ nur ein sehr geübter Ste- thoscopiker hätte mit Gewifsheit mehr finden können. Nach der Beobachtung des Auswur-

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fies, war ich aber gewifs, eine brandige Auf-

loBQOg der Langensabstans Yor mir zu haben^

and die Prognose hat mir daher ^ aller an-

idieinenden Besserung der Fiebersjmptome in

1k 4teD Krankheitswoche ungeachtet , immer

«seo gewissen todtlichen Ausgang rorgestellt.

Dn Silz des ortlichen Uebels suchte ich im

sttren, linken Lungenlappen, weil hier, wenn

■in das Ohr anlegte, beim Husten und Raus«-'

Cn das Rasseln deutlich zu hören war, und Kranke allein hier durch Auflegen der Band Schmerzen äufserte. Sonst war in die- •sr Seite der Brust alles still , . man yernahm Mdit das Rauschen des Athems, nur einen liBpfen, auch gegen die Hand abgestumpften, Bmschlag. Die rechte Seite resonnirte et- was, die linke gar nicht bei der Fercnssion, «ad erklang dann wia beim Hjdrothoraz, der Kranke lag immer auf dem Rücken und jede Ssitenlage war beschwerlich und beklemmend«

Die Behandlung beschränkte sich im ere- thischeo Stadio des Fiebers nur auf vegetabi- lische Säuren, schleimige Getränke, und auf sinige Gaben von Pulvis Doveri zur Beschrän« kung der übermäfsigen Ausleerungen. All- mählig wurden dann die Säuren mit Infusis und Decoclis von Valeriana^ Serpeniaria^ Poly- fala amara und China verbunden , dann der IJchtn islandicuSj und zuletzt nur eine, mit Wein bereitete , Gelatina desselben gebraucht.

Die in Gegenwart eines zweiten Arztes Torgenommene Section zeigte : gaozliche Ver- wachsung der Pleura costülis und pulmonalis auf der linken Seite , am oberen Luogenlappen durch frische lockere Effusion , am unteren durch feste, schwerer zu trennend^ und ältere;

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^ m ^

9Df to ntbten Seife our einzelne 'Heine SteU len durch coagulirte Lymphe edhärirend , die J Longe Seihst weich, sehr blutreich, die BroiK.:l chiel-GeßSfse frei, manche schaumig geftillL j Die linke Lunge iiiüle die Brusthohle gan« -^ ans,' fiel gar nicht susammen ; im oberen Lajp«--^ pen, wo ich auf die braodige Höhle tu kon^- ;< Den glaubte, ceigte ein tiefer Einschnitt die- * selbe nicht, wohl aber stellenweise leberartige -i Verdickung der Substanz und die Luftgeiafiie ^ mit der bekannten Jauche angefüllt» Der mir ,. tere Lungenlappen bildete mit dem untei?)en '-* Theile des oberen, einen weichen, dünnen, ' schwärzlichen, nach hinten und unten offenen Sack, dieser war ganz von grünschwärzlicfaito Jauche angefüllt» in welcher Daumen ,gr6*- Ae Stücke schwärzlicher, brandiger, weidier Knngensubstanz umherschwammen. Die Hoh- le war so grofs, dafs neben meinen beiden : eingeführten Händen noch immer Raum übrig./ blieb ,- das Zwerchfell war tief berabgedrängt, ich berührte die entblofsten Corpora des 9ten . ~ und lOten Rückenwirbels, an welchen ubri«

fens keine cariSse Affection zii fahlen war. an Luftgefafs in der Dicke eines Qgnsekiels, dessen Verästelung, was mich wunderte, eben- falls gänzlich geschwunden war, ging weit in die Hohle hinein ^ und war wahrscheinlich der Kanal, durch welchen sich der Jchor so ^ reichlich nach oben entleerte. Der Gestank bei der Eröffnung der Hohle war kaum zu er-< « tragen* ^

Wenn der Befund der brandigen Zerstö- rung fast gänzlich mit Laennecs Beschreibung des feuchten Lungenbrandes im Einklänge ist, 80 unterscheidet sich doch dieser Fall von den

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ikaoDtan weMnilich durch seinen langsamen eriaiif. Das allgemeine Sinken, der Jlräfta at hier allmahlig nach dem Uebergange der liiiidjaQche in die LuftrJJhre, durch das Ein- AmBn des Miasma dii^ gesuiidfre Lon- ;enf.

Das typhüs- putride Fieber war weniger iUelbarer Reflex des allgemeinen Organisr MS auf die örtliche gangränöse Piitrescenz^ I welchem Falle es schon früher hätte auf- man mnssen; ich halte vielmehr dafür, dafs s ebenfalls durch die Inspiration des Miasma nsegt wurde«

Ferner ist sehr wahrscheinlich^ dafs die Sl^graen schon früher Statt fand, ehe sieb Es pleuritischen Symptome aeigt.en, welche •n Kranken bewogen , ärztliche ilülfe zu su- bea, denn der Auswurf war gleich so copios, üs eine ausgedehnte gangränöse Häkle vor« usgesetzt werden mufste«

Dies Abweichen hinsichtlich der Dauer sr Krankheit, kann keinen Grund abgeben, weifel gegen die Diagnose und die richtige eurtheilung des Leichenbefundes zu hegeUf eil die. Krankheit überhaupt so höchst sei* n beobachtet ist, dafs ihre Charakteristik id Korm nicht so gleichbin entworfen wer- m darf. Wer aber den so auifallenden Ua- rschied des verdorbenen Eiters von dem der randigen Auflösung aus Erfahrung kennt, ird es für fast unmöglich halten , sich in der iagnose derselben durch die Nase irre leiten j lassen«

Ob es ein glücklicher Einfall ist, die Gan« j

ratn der Lungen mit dem Anthrax malignus 1

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io eine Kategorie za setzen, lasse ich daliia'' gestelU seyn ; den .hier gegebenen Fall betraf-' fendy mochte ich lieber glauben, dafs die Gan^l gram nicht ursprünglich war. Vor der LaP^ cbenöffnung war ich der Meinung, eine stIirk'J gefüllte Vomica sei in brandig^ Absterbnogl;.! ihrer Umgebungen übergegangen, nach dersel* i bea aber und nach Besichtigung des schwär«^ *^ zen faulen Sackes und seiner Cöntenta wnrda^ eis mir einleuchtender, dafs eine melanoseo- ^ artige Metamorphose der Lungensubstanz Ur- i sach der Gangram gewesen sejr. 1

Toodcation durch Nux vonüca.

Dsll. 6. hatte längere Zeit Kopf* und ^ Zahnschmerzen , und glaubte sich am besten durch eine Abführung von diesen Uöbeln zo befreien, Ihr Bruder hört diefs und meint, es müfsten hoch von mir verschriebene Abfüh« rangspuKer vorbanden sejn , wonach sie dann suchte, und endlich in der Küche, auf dem Schüsselbrette, ein zusammengelegtes, zraües Tulver enthaltendes, Papier fand, in dei^ Mei- nung, diefs sei zum Abfuhren, nimmt sie ei- , nen EfslolFel voll, rührt ihn in einem Kaffee- ' söhälchen mit Wasser ein, und leert es aus. Es war um Mittag. Der im Halse zurück« bleibende gewaltig bittere Geschmack mächte sie nun schon besorgt , sie bleibt aber noch ip der Küche bis sie mit einem Male nicht /fortzuschreiten im Stande ist, und, ohne ihr Bewufstseyn zu verlieren, hinfällt. Sogleich gerufen, lasse ich mir erst das übrige Pulver geben, und erkenne an dem grauen, grob- körnigen Ansehen, an dem eigenthümlichen Gerüche, und dem gewaltig bitteren Geschmacke das gewöhnlich gebrauchte Rattenpulver, eine

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pob gemahlene Nux w^ndca^ wie solche di9 Droguisten liefert, and schicke ef , nachdem ich die Vergiftete nar oberflächlich angesehen halte, mit einem Recepte 2u einem .ßnericifin ■it 5 Gran Tart. siib» nach der Apotheke, nm ■US Ueberzeugnng noch bestätigen zu las- m. Die Kranke fand ich auf dem Bette lie- fiod, Ton blasser Gesichtsfarbe^ in ihrem ttaneDspiele Gleichgültigkeit, Angst, Lachen ■ad Weinen schnell mit einander abwechselnd^ £e Aagen weit geöffnet, die Pupille susam« ■engezogen. Der Athem war ungleich, ober» lachlich, der Puls eben&lls unregelmäfsig^ Utta, nicht hart, nicht frequent, die Haut kiU; die Vorderarme waren immer halb flek- tirt, mit den Händen und Fingern spieltea ceaTnlsiTiscbe Zuckungen , die Beine hinger giB waren unbeweglich, steif, alle Muskeln isran hart, tetanisch contrahirt, Schmerzen baue die Kranke ganz und gar nicht, eben- (alls keine Spur von Uebelkeiten^ die Respi- ration fiel ihr aber jeden Augenblick schwe- rer, und sie klagte, sie miirste ersticken. Das Bmeticum kam nun mit der Nachricht, dafs das Pulver allerdings Nux vomica sey, und lieh auf Salpetersäure ganz scharlachroth yer-* färbt habe. Es ist diefs, nach MagendiCf die Eigenschaft des darin enthaltenen Brucins.

Nach dem Einnehmen zeigte sich^ indem die Symptome immer stärker wurden , 10 Mi- nuten hindurch noch kein Gefühl von Uebel- keit ; ich liefs nun starke Fortionen Thee trin- ken und den Schlund so lange mit dem Fin- leer und einem Federbarte reizen , bis sich der Vomitus einstellte. Durch öfteres Anfüllen des Blagens mit laulichem Wasser und dem

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WiederauBbrecheD desselben wurde dieser mi^ \i Uch reiner ausgespSblt und ein Nachläb des- L beängstigenden Symptoms, der Lähn^ung des v IJ^werchfells und der LuDgen bemerkbar; nuftj^^ Terordnete ich: Ree. Otei TerebUith, AüK füt-v^a phuric. ana drachm. iß. Sacchar. alh. unc, ß^ J^ ^9» Menth, piper, unc. vf. Jö'de halbe Stmü-T^' de 1 Ersloffel yoll zu nehmen , um die Gaa« *^ gliengeflechte, den Sympatfücus und N, ^ogütW wieder in Tbatigkeit zu setzen. Abends lie«- ^ fseu die tetanische Spannung der Schenk«4r'\ muskeln und die ConyuUionen in den Häo-« ^ den ebenfalls nach, die Bespiration wurda* ^ frei, es hatte die Kranke nur noch 3 Tage-v lang einen nebligen Blick ; ein Gefühl auber! j ordentlicher Zerschlagenheit des ganzen Kor* h

Jers und eine Müdigkeit und Schmerzhaitig-* eit in dto Schenkeln^ als wenn sie die stärk* ste Fufsreise gemacht hätte. Die Zahnschmer* ' zen und das Kopfweh waren nach der Aus« säge der Kranken gleich iiacb dem Einjaeh« men Terschwunden.

Ich kamt die Geschichte dieser selten vor- . kommenden Verginung nicht ad acta legen, 'Ohne einige Bemerkungen über die Nux vo« mica und Ihre Heilkräfte zu machen.

Die durch diese Substanz in grofs^ren Ga- ben erregten Symptome , ihre mitunter todt- lichen Wirkungen, sind ihrer Natur nach so Terschieden beobachtet, dafs es schwer fallen könnte, einer jeden einzelnen Toxications- Ge- schichte Glauben beizumessen. . Ekel, starkes Erbrechen, heftiger Durst, Brennen im Schlun- 'de, starke Bauchflüsse, heftige Schweilse, Magenkrampf^ Angst, Berauschung, übermä- ' bige Leibschmerzen, Uitzegei'übl im Magen,

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%

X

BaBglgkeiten 9 ErsHckaiig, ffarvenschlagflars atch MaihioluM eommtnt. in DIoscorid. , *- Hvf» mann nud. rai. Myst€m,j fflei observ^ </< usuint. 1, 9, , ' Nicohi' d% Nuc^ vom» vir. , Schulze Htf. med. , geben ein sehr yerworrenes . Bilcli ui mancher Pharmacolog, wie z. B. Gretn, $o Wenig über die Kräfte jenes Giftes ge- flgt , dafs bei der Wichtigkeit des Gegenstan- des nicht Oberflächlichkeit, sondern die, dnrchv diihannonirende Beobachtungen erregten Zwei- U Ursache Jenes Schweigens zu seyn schei- aeo. Sigalas (^Magendie's Journal de phy$loio^ A txpirifmntah 1822) hat wieder gesehen, dib grofsere Gaben durch unmittelbare Wir^ knng auf das Nervensystem todten; Orfila in seinAr Toxicologie {Secours ä donritr etc.) han- delt die Wirkungen der Nux vom. itn AU- gemeinen mit denen des Upas oder Pfeilgif- tes, der Ignazbehne und der falschen jingu^ irura ab, stimmt aber ganz mit Magendie (4le Aaflage seiner bekannten Anweisung zur Be- reitung und Anwendung einiger neuen Arz- oeimittel) iibereio, weicher immer nur starke Erregung des Rückenmarkes, tödtliche As«* phyxie, und nie Spuren organischer Verlet«- zijiig, oder der Entzündung fand« Zwei neuera VergifluDgs - Geschichten , eine yod Joseph Ol" Uer in tlie Lond. medical repository^ F^oL XIX^ die andere von Dr. Tacheron^ entsprechen die- sen Ansichten ebenfalls; aber Magendie hat nur einen an Nux vom, gestorbenen Menschen secirt, und kürzlich starb wieder, seinem Be- fände widersprechend , ein Vergifteter in Düs- seldorf unter heftigen Leibschmerzen, bei vie- lem Durste und Erbrechen, wo die Section stark entzündete Stellen im Magen darthat. Ein mit diesem zugleich Vergifteter halte eben«

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falls viel Colik| wurde aber durpli Erbrechen hergestellt«

Um jene Disharmoiiieeti aufeuloseo, mafs^ mao, wie bei andern vegetabilischen und' me- tallischen Vergiftungen, eine primäre und .cundare Wirkung unterscheiden.

DIef primäre, entfernte, geht auf das Ner-.y| vensjstem, und hat die besondere Eigenschafl,,^ auf den, den Muskeln des organischen Lebens- 1 angehorigeq Nervenapparat lähmend einziiwir«. .; ken,. wenigstens dessen Einflnfs und Erriag« "i l^arkeit herabzustimmen, und wie es scheint^ ij dem, den .Oluskeln des animalischen Lebens angehorigen Nervenstamme, dem Röckenmäv- ke, in desto gröfserem ,JIIaarse jene Eigen« Schäften zu ertheilen. Es entstehen hier keinie Uebelkeiten I kein Erbrechen, kein Schmers^ der Magen, verhält sich ganz leidend, und gro-^ Ciere Gaben dehnen diese Wirkung noch da- . mn aus , dafs der Herzschlag klein wird, Läh- mung des Zwerchfells ^) , der Lungen und* aspbyctisc^er Tod, bei allen, Erscheinungen ei- ner sehr hohen Erregung des Rückenmarkes» bei Convulsionen und Tetanus eintreten.

Die secnndäre, örtliche Wirkung der Nux Vom, fast alle jene Symptome, den stairken Durst, das Brennen im Schlünde, die Schmer- zen im Magen, die Colik, das übermäfsige Erbrechen, ;die starken Schweifse und Kälte der Extremitäten in sich, es sind diefs die

*) Der N^ phrtnicus in swsr Rackenmarkt-Nerv» ▼erbindet tich aber in seiner Peripheiie so reichlich mit dem Ganglientysteroe, dalf es nicbc auffallend seyn kann, ihn, wie den Vaeus, bei einer Störung der Function der Ganzen in

\ Mitleidensohut gesogen au sehen»

1

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Symptome der, darch dos Sirychnin Qod Bm»

dl erseaglen Gastro - tnttrüis ^ von der ipan

firmlich keine Spur in den schon Anrch jisphyadt

GiAodteten findet, welche sich ab^r wohl nifl(

«nsDStellen ermangeln wird, wenn steh die

Friair- Wirkung nicht so stark entwickelt

das Giit Zeit und Gelegeiiheit hat, che-

aaf die JUagenhäute einzuwirken.

Ich war früher überzeugt, und wurde es ■odi mehr durch obige Beobachtung, dafs die Vax pomico, beror nicht Gastritis entsteht, Imn Erbrechen errege« Nie habe ich Uebel- kiiten nach dem medicinischen Gebrauche ge- sdeo, und mochte daher rathen, recht starke SMtalliscbe Mmetica und mechanische Beihülfe sar Entleerung des Giftes anzuwenden, ubd ikh nicht blofs, neben laulichen Getränken,. aaf das, durch das Gift rermeintlich beditogte, bald entstehende Erbrechen zu verlassen.

Vermöge der primären Wirkung wird die Nuse vomica auch Heilmittel, 1) in mancher- lei Krankheiten mit zu starker Erregung der Kenrengeflechie des organischen Lebens, und 2) bei einem Zustande der Trägheit und Un- thätigkeit des Rückenmarkes, Schon lange empfahl sie Hufeland in der Ruhr, in Durch- fällen mit erethischer Bewegung der Darm- maskeln. Nach Moniin ^ de medic. Japponum^ wird sie von diesen mit Nutzen In der Colik angewandt« Im dynamischen Magenkrämpfe habe ich in einigen Fällen die trefTlicbste Wir- kung gesehen , eben so beim Vonütus^ so auch im folgenden Krankheitsfalle, wo sich ein

^) In dem Falle von Ollier wurde Ipecacuanba gegeben» sie brachte aber kein Erbrecüen hervor«

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i •knunpfbafler eretbiseber Zustand io den Gas- I

glien - Geflechten deutlich ansspraob« f

' ' ' ' \

Herr 8., 59 Jahr alt, hatte erbliche bliQ.^ ^

de Hämorrhoiden 4ind eine sininer flüssige anül/j bäufige Evacuation mit Brennen und Schmer^-^ zen im Ano« Vor 4 Jahren wurde dnrck kalte Insessus eine stark fliefsende Haemorrboie«. sehr unvorsichtig unterdriickt^ es entstand dar- . auf ein Schleimflufs der Harnrohre, ohne Bren- I nen beim Urinlassen , fast 1 Jahr lang anbri-" :^ tepd , bei yerminderten Beschwerden im Mast« ^; darme. Mit. dem plötzlichen Aufboren det/'l Flusses entzündete sieb der rechte Hoden, ^od' ; dabei entstanden und blieben nach der Beaei« f tigung der Orchitis zurück', eine sehr schmerz hafte, krampfartige Znsammenziehung im Mast« darme, und das Gefühl eines darin stecken- ^ den, zapfenartigen, fremden Körpers. Beim Stuhlgange waren diese Beschwerden noch stärker, hielten als Nachwehen an, die {lo;- den schwollen, Ton den Saamensträngen in die Höbe gezogen, an, der Penis erigirte sich etwas , heim Durchgang der Faeces ereignete eich gewöhnlich ein spermaähnlicher Ausflufs,- ohne Reizgefiihle und nach dem Urinlassen^ wozu der Kranke oft genöthigt war, trat ein schmerzhaftes Gefühl von Zusammenziebun^ über den Schoofsbogen ein. Allmäblig wur- , den auf der vorderen und aufseren Fläche der Oberschenkel zwei grofse Stellen ganz gefUhl-, )os, kalt, und der Kranke klagte mir über-' hftupt grofse Schwache in den Beinen, für de- ren Ursache er den saamenahnlicben Abgang ansähe. Von Zeit zu Zeit, oft 2 bis 3 Mal an einem Tage, wurde er auch von Herzklo^ pfea beschwert, wobei ihm die Zunge an«

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KhwoII und 'jecl«.«inal Ohrenklingen eintrat, n>r dem er nicht elnschlafeä konnten

Tor 1 Jahre um Rath gefragt^ behandelte -kkdas ganze Leiden als anomale Hämorrhoiden, ulliefs, neben Gebrauch innerer Mitte], alle [ 14 Tage Blutegel ad anum legen , was denn «Kh vvohl Erleichterung verschaüte« Nun n'n- ' iNsnchte ich den Anus, fand ihn sehr hart, ). ftst susammengezogen ^ den Durchgang des l' Rogers sehr schmerzhaft, einige leere äufsere Aderknoten, und wie mir dünkte, eine An- schwellung der Prostata^ Gegen diese, als wmeinlliche Ursache aller Leiden, verfuhr idi oon mit fortgesetzten Anlegen von Blut- igdii, Einreibungen von Mercur in das Peri* laeam, und innerlich mit Jbdin« bei Hunger* £it. Der genannte Abgang liefs nach, nicht aber die spastische, sehr beschwerliche Ver- CBgerung des Anus^ darum wurden nunWachs- kerzeo , nach und nach immer dickere, ein- ftlegt, und nach 14tägigen Gebrauch konnte der Kranke seine Freude nicht genug aus- drücken, über die dadurch verschaffte Erleich- terung des Stuhlganges und der Beschwerden im Mastdärme überhaupt. Durch den örtli- cben Reiz der Kerzen war eine glasartige Ktnnorrhoea recti hervorgerufen. Wohl ein Tierteljahr hielt diese Besserung an, als die Stuhlgänge, welche immmer zu häufig und dünn waren, wieder schmerzhaft, auch die Genitalien wieder in die krampfartige Mitlei- denschaft gezogen wurden; das Herzklopfen mit seinen oben angegebenen Folgesympto- men trat ebenfalls sehr oft ein , und der Leib war immer unregelmäfsig gespannt und aufge- trieben. Ich versuchte, nun einmal syiiiplo*

«w» 9V «^^

matisch Terfahrend, di« Nux ^wmka gegen deft sa sehr besehleanigten Durchgang der Spei* 4^ eeoy g#gen die krampfartige AuftreibuDg deiT^ Leibei, die Zusammeoziebung des Amis «lidJiy der SaameDStränge / und auch gegen das 6%»))^ fühl Ton Abgeschlagenheit in den Beinen, uMk tfie partielle Hautiähmung anf denselben. Bti beseisigte sich dies Alles, und bald war i^^ auch fiberzeugt, dafs jenes Herzklopfen eb«i^J^^ falls ein dynamisch - krampfhaftes Leiden war^;:^! denn auch dieses horte auf. Freilich wiru.l|

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genug dM ji Ruhe beschreiben y welche in seinem Unter* ;.^ ieibc» eintVitt , so ist er gewifs , dafs , leidet eir V geraoe an Auftreibuog des Unterleibes, dieier i sich bald mit Entwickelung von Blähungen nach unten und oben senken und ein sparea« A mer consistenter Stuhlgang bei vermehrtem Apw ^ petite folgen wird. Die Beine sind andauernd ^ kräftiger, die gelähmte Hautstelle hat wiedev' ^ Gefubl und Wärme.

Die Nux vonüca kann ferner Heilmitt^. seyn in Wechselfieber, wobei es oft nicht isQ Übersehen ist, dafs eine periodisch eintretende, gastrische Reizung zum Grunde liegt; Marcu» bat sie hierin wirksam gefunden und am«* pfohlen.

Fouqvkr hat sie, wie bekannt, in LSh- mungen mit Erfolg gegeben, wovon ich mich wenigstens in so weit als Augenzeuge über- sedgt habe, als ich in der Charit^ zu Paris 2, von ihm damit behandelte, alte gelähmte Per- sonen sah, wovon der eine, ein ungefähr SOjähriger Mann, durch Apoplexie gelähmt,

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■ir selbst tagte ^ däfs er bedeutende Besse- nag erhallen hätte. Bei der anderen, einer aieraden Fran, erzeugte das Mittel auch $chon bi TorzHglich in den gelähmten Theilen ei-

Cthamlichen , partiellen Convulsionea und ikelzuckungeo , die aber manchmal so stark nrden sollen, dafs sie die Patientin aas dem Irtte warfen. Wenn nun freilich nicht zu Ingnen ist , dafs durch nach und nach Statt Itdeode Resorption der Extravasate im 6e- Kra, die Natur selbst solche Folgen der Apo- ibzien beseitigt oder mildert, 90 sind doch iia Moskelzuckungen* in gelähmten Gliedern Aobar der Arznei zuzuschreiben i und man nDke a priori schliefsen^ es« konnten diese Ihbnngen , die dem WiedererwacRen gelähm- hrTheile so ähnlich sind, nur heilsam seyn.

Ich habe selbst das Eztract der Nux po^ ■ica 2 Mal in Paralysen angewandt und in kiden Fällen die Gonvulsionen erzeugt.

1) In einer Lähmung der untern Extre- nitäten, bei einem 39jährigen Manne, deren Ursache in schnell unterdrückter chronischer Krätze, in abusu in Venerz el Baccho , in ErkäU toogen im Bivouac und übermäfsigen An- strengungen gefunden werden konnte. Ich berück vchtigte diefs Alles, aber nach Fehl* schlagen der Heilverfahren nahm ich endlich zu AJoxen auf dem Rückgrade und zur Nux tomica meine Zuflucht. Es entstanden Con* ▼ulsionen in den Muskeln, die Bewegungs- kräAe gewannen aber nichts , und dafs die Paralygis compkta in Paralysin ad motum ge-« bessert wurde, möchte ich eher den Moxen ^)

*) Vitllticht war durch die Eiterung der Moxen die hintere Fläche dee RacKenmarkei ron einer

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nDid nadrherlgeii Gebrauche des PhoaphcM» waA der Canthariden zuschi^eiben.

2) Bei einem andern 40jabrigeDy* datdiri jipopltxla sanguinea^ halbseitig gelähmten Maa*. ne , brachte der Gebrauch der' Niix i^micfly.' längere Zeit nach einer, die Ursach der Lak* mu^g xnehr berücksichtigenden, Behandlnngr durch Aderlässe, Abführnngen, schmale DiSf und Sappurantia, ebenfalls Muskelzuckun^tt/ ^u Wege, aber keine anscheinende Besserung^' ^ denn diese trat erst viel später, tbeilweise von'^ selbst ein. ^ .'

Nie abeV habe ich ein Mittel, ohne sehn Verhältnifs zur Krankheit aus Erfahrung- jbo kennen , mit solchem Vertrauen angewandt^ als die Nux vomka gegen den Keuchhusten, gegen jene Epilepsie der Athmungs-Nerveo, und ich brauche wohl nicht zu sagen, warnm«. Bin ich aber nicht etwa gar zu vorsichtig ük der Dosis gewesen ; so braucht man diesen Versuch nicht naehznmacheo , denn sie wirkte eben so unsicher, als alle dagegien empfoh« lene Narcotka^ Hyoscyamus^ Belladonna^ Ladu^ ca Wmsa, Lauro ^ cerasus und Blausäure» Es versteht sich von selbst, dafs, um ein reine- res Resultat zu erhalten, die Nvx vomica^ wie- diefs auch bei dem Gebrauch jeuer Narcotica nothig ist, iinmer erst nach verlaufenen ent*^ ziindlich- katarrhalischen Stadio, nach Yoran-

branKbafcen Ablagerung befreiet worden , indem die hier entspringenden Nerven - Wurzeln f&r .Gefflhl und Wärme (nach neueren Versuchen an Thieren) bestiromt seyn sollen. Wärme, Ge|[ahly Ausdünstung y kelixten im obigen Falle nvieder, und die ooei^ächlichen Adergefleclito •wurden aichtbar.

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gegangener antiphlogistischer , antigastrischeF ud ableitender Kurmethode, versucht wurde; fit Dauer der Krankheit wurde aber nie da- fafch abgekürzt, und vielleicht ist es auch Ncht gut, dafs kein probateres Specificum in iMfrm Arznei - Schatze vorhanden ist^ man Unte eich zu sehr auf dieses verlassen , wiir« li vielleicht weniger aufmerksam und thätig Pgen die häufigen accessorischen , . entzündü- Am Leiden bleiben, gegen PnenmomY, Cardio til» EnetphaütU.

Einen Fall, wobei ebenfalls eine zu euer- piche Thätigkeit eines Muskels Stptt findet, tedem organischen Leben angehört, wo also is Nux vomica Heilmittel seyn konnte, geben afcaorm zu starke Geburtswehen, der Tetanus üvu Wohl hätte ich Gelegenheit nehmen Loonen, bei einer Einkeilung eines mit der Schalter vorgefallenen Armes ^ wo die Weben Bsch starken Aderlässen , warmen Bädern und Um reichlichen Gebrauche des Opiums immer eher noch stärker als schwächer wurden, und die tetanische Contraction der Gebärmutter so stark v^ar, dafs bei forcirtem Eingehen zur Wendung, ganz gewifs eine Rupiura uteri er* folgt wäre, die Nux vomica anzuwenden. Ich hatte aber keine Lust, den ersten Versuch zu machen, denn es war möglich, dafs dadurch eioe völlige , Tdr das Nachgeburts - Geschäft äufserst gefährliche, Paralysis uteri herbeige- fdhrt wurde. F^enio spontanea machte diesen Fall zu einen sehr merkwürdigen, und been- dete glücklich das so regelwidrige Geburtsge- ichäft.

Journ, LXVII.B.l.Sl«

~ Ö8 -

ir .

IV.

K n f z e Nachrichten;^

ond .\i

'Auszüge*

1.

«

Abs dim FrmwiSsUehem im .jMStMg§ mitgetheiU

van "^

M* Ar* Elsäfser In StiUigart.

i«Ml

/• KrankhßiBsn d§i Bufs$rn Ohri$

von Montfaleon. ^

4«#* . Krankheiien der Ohrmuschel (paviUom)»

-Lli« Wunden der Ohrniafchel sind ▼bn Teffebia« dento Natur* Die^ Schnittwunden dertelben «ind mancliieden nach ihrer Gröfie nnd CompHcation* Binfache Schnittwunden erfordern nur die Wieder- VfreinL|ane vr, intentionem y der in solchen F^- len fceui^ Müskelwirkuni: entgegen ist. Manche WnndirsI» haben in solchen Fallen die Kath fUr «Mntbf hrliohjgehalten -, inzwischen geben die Sei« tMitlieila dei Coofa einen festen StAtxpunkc im Fall •in IJrttclt nAtmg ist, nnd wenn keine Blutung

^} Ans dam Dtetionnaire Sea seienet» m^dicales par une so- M0€Ut^ dtM^deema ei de Chirurgiemk. Tom. XXXriJI.

k ;

-

tiMit findet» MQ latten sich dU 8Hl6l(e dmr Ohnniw •diel mittelst HefcDAaster leicht vereinigen, indem ihre Wirkung durch Plumaceauv von Charpie, Com- ]^aaen, nnd einen paasenden Verband unterstdtBt wird. Nur bei lehr unregelmlfaigen Wunden darf. tcB einige Hefte mit der Nadel nothw endig aeyn« Bd dem Zuiammen heften der Ohrmuaehel- Wun* 4m wurde in früheren Zeiten der Knorpel nicht dbrehatochen y aua Furcht vor dem Brandigwerden Selben, welches wie Pare bemerkt , sehr oft der Fail gewesen ist» Die Erfahrnne hat jedoch diese Fvcht'iAla grundlos erwiesen. Manchmal wird dio OkrmnscheT vom Kopf gani abgeschnitten ^ wo- imsth das Lieben . des Verwundeten nicht bedroht» ja lelbsf das eine Zeitläng gescbwäohte Gehör in dar Folge wieder ganz hergestellt wird» Ist dia Ohrmuschel nicht Tollhommen abgetrennt» so muCs Ma ihre Wiedervereinigung aueh in dem Fall ver- lachen , wrenn der noch annftngende Lappen telir ilda isc Ist die Ohrmuitohel aber vollkommen ab- fclöfac iwrorden , so^ hat das Anpassen derselben anf iie Wände » wie die Erfahrung lehrt , keinen gAn* Mi^eB Erfolg.

Einfache Stichwutiden' der Ohrmuschel suid ■icht sc gefihrlich wie nüin ehemals bei Stichwun* den der Knorpel dafür hielt , indem dieselbe in Folge der eintretenden leichten Entzündung wieder keilen ^). Auch die Durchbohrung des OhrUpp- ckeas vregen Ohrringen u. dgl. hat ^hr s«lten iXbIt Folgen **), Jedoch gibt ea sehr reizbare Personen, bei denen diese Operation bedeutende Entsflndungs« zaflUe p langwierige Eiterung u. s. f. zur Folge hat,

•) Durch die verschiedenartis;sten Verwiiiidungen der Knorpel -vfrurdc weder eine Graniilatiou noch eine ^Fvirkliche Ziisammenheihine hewirkt. T^nr bei einigen Knorpeln scheint das Fericbondritiin eiue Aneinandexw leimung der WundjQächeu 7.u bewirken. Auch scheint der Knorpel einer eigentlichen Entzi'iudung gar nicht fähig ^u seyn , selbst durch die stärksten Heizmittel, als Arsenik. » «Salpetersäurey salpetersaures Silber n. dgl. S, C Jömcr'» DiMsetiai, dejrf-avioribus quibuadam Carti^ lasinum mulaiionibus, Tubins* i8o6«

der Ueher»,

**) Im Jahre ißio sah ich in Wien bei einem scrophulosen Knaben Ton lO Jahren auf das Durchbohren des linken Ohrlippchent eiue niifsgrolse Balggo schwulst am im- tem Aand desselben entstehen. ,

der Uebers»

G 2

400 -

die den Gebrauch von Blutegeln 9. w», hirupt- eachUch aber das Aussieben des fremden Körpare > erfordern«

Die Gewohnheit gewisser Volksst&mnie, aehv ^, schwere Körper an den Ohrläppchen anfBuhängenp^^ ▼erursacht eine aafserordentlicha Verlängerung und'*. Zerreifsunß derselben. ^

Die Quetschungen des Ohrs erfordern keine an« ^! dere Behandlung als die der übrigen Theile des 1 Körpers« Rahren dieselben von einer heftigen Ge- walt her, so sind sie weniger gefäbrlich durch sich, selbst, als durch die mittelbsre Wirkung des ^qu et» •' sehenden Körpers auf das benachbarte Gehirn. Ott* sus {dt med. i,ibr. VIII. Qap, VI») fahrt einen Fall ' ▼on Frictur des Ohrknorpels an» wovon JLeschevim und Boy er kein Beispiel weder gesehen noch bei ' andern Autoren gefunden haben«

Der Verband an den Ohren erfordert einiea bi^ ' sondere RAcksichten. Zuerst mufs man den ä^höcw

§ane genau nntersochen, ob derselbe keinen firem»^ en Körper enthält , harnach verstopft man die Mfln- dune desselben mit Cbarpie oder Baumwolle* Da' die C>hrmuschel in ihrem Umfang vom Kopf ab« steht, ao isr es notfawendigy unter die Ohrmuschel einen kleinen Bausch von Charpie oder sarter JLaiii» wand zu bringen, um eine genaue Vereinignng dar Wundränder su erhalten, oder um einen unglei- chen und au starken Druck auf das Ohr su verhO« ten. Das Ohr selbst mufs man durch Plumacieauv

fehörie schützen und nachher mit einer Cirkelbin« e bedecken. Boyer sah auf starke und lang an- haltende Zusammendrückutijg des Ohrs den Brarid entstehen, der sich bis auf den Knorpel erstreckte» Einige Bildungsfehler der Ohrmuschel erfor« dern chirurgische Hülfe. So fand man die OefEnüng des Gehörgangs durch dss Einsinken des Tragus^ jintitragui und Anthelix in den Gang selbst verengt in welchem Fall das Ausschneiden dieser verbilde* tan Hervorragungen ein sichereres Mittel zur voll* kommenen Herstellung des Gehörs ist, als der Ge- brauch eines Hörrohrs , oder die künstlicbe Erwei- terung des Gehörgangs. Man hat die äufsere Oeff- nnng das Gehörgangs durch den nach vorn scharf umgebogenen Trc^gfn/ klappenartig verschlossen, und eben so den Eingang in den Geaörgang selbst der- gestalt verengert angetroffen > dafs man heim Aufhe-

- 101 -

bcB äe§ Tragus MtMtt d«r runden OeffnUn^ nur eine

litto ■afa. In dietem Fall miifs man den Tragus

uffaeben , vrenn der Kranke hören loll. Den Fol-

Bm diesef Bildan|»ffehler8 Kann man tm besten

mich silberne Hörnchen abhelfen , deren cylindri-

Nkf Spitze 6 bis 8 Linien tief in den Gehörgang

diltescliobeii wird , während ihr vorderer Theil den

Tiw^f in seiner natarlichen I#age erhftlt« (BihU

hn^niqme), Das Ohrlanochen fehh suweilen

pn^ manchmal ist es Terbiidet. Boy er sah bei ei-

asB jungen Menschen ein bis auf die Wanse her-

nterhängendes Ohrläppchen , welches mit dem be«

Mea Erfolg an der nacflrlichen Gränse abgeschnit-

lei wnrde. Portal beobachtete eine fingersdicka

Ohraageschwulst auf beiden Seiten , und taet, es

Mi bemerkenswerth, dafs der höchste Grad von

Verdickung des Ohrläupchens bei Frauen yorkom-»

■c, die SU schwere Ohrgehänge tragen«

Die £ntsanduog der ohnehin nicht fehv em* B&dlicbei| Ohrmuschel kommt selten vor, und ist inn mehr rothlaufartig«

In dem Zellengewebe der Ohrmuschel lönaen lieh kleine Knoten bilden , welche, wenn sie Ver« uaualtung verursachen , chirurgische HOlfe arfor« dsra.

Eine Verstopfung der Talgdräsen in der Ohr- naschel kann man durch Reinlichkeit, Ausdrücken das Inhalte, Waschen mit Seifen wasser u. dgl. be« leitigrn.

An der Ohrmuschel können Geschwfire von rertcliiedener Art, z. E. herpe tisch e , scrophulöse, lum Vorschein kommen. iB«i den Ulcerationen, die bei Kindern swisclien der Ohrmuschel und den Seiten tlieilen des Kopfs entstehen , helfen aufser der Böthigen Reinlichkeit Waschungen mit einem er- weichenden Absud y dageg:en sind hier Salben und feite Xörqer Oberhaupt nach Galen schädlich. Die Heilung herpetischer oder acropbulöser Geschwüre wird suweilen durch Blasenaüge im Nacken sehr befürdert.

Bm Krankheiten des CehÖrgangs,

Die Verschliefsung desselben wird unter degi Namen : Im Perforation im Dict. besonders abgehan- dt-li. In einigen seltenen Fällen fehlt der Gehör-

102

nng ganiy In andern ist er daeag^o sehr xrerengert« - Isoyer beseichnet das Platcwerden dea Gehörgangt^ d. n, di« Berahrung seiner Wände in einem gr5«^ ftem oder geringem Umran^ als einen ßildungs« fehler desselben. £r liefs einer dadurch fast taub gewordenen Person eine Röhr» von Gold verferti-« ^en, im Durchmesser und der Form nach wie de^ Gehörgang» iagto sie in demselben , und seit der £eit hört diese Person , welche die Röhre best&ndig trftst» ^ans gm.

X)ie in das Ohr gersthene fremde Körper und dif Hilfsmittel dagegen (s* Corps etrangers des diet,)* Ich will hier diesem von einem andern Verfasser bearbel«« Uten Artikel nur einige Bemerkungen über die Wir- Kungen des im Gehörgane angehäuften Ohrenschmal« itä ans einer unserer med. Zeitschriften beifügen: . Rihes fand in einem Leichnam das Trommel« feil sufalligerweis'a durchbohrt und meint, diWte« Curchbohrune köntie^ aus xWei verschiedenen Ur* iichhti entstehen. Die erste Art bestehe in einer kleinen OefFnung gegen die Mitte de| Trommel« f^lla hin. und entspreche dem Vorsprung « welchen d^r 5ti61 des Hammers tnit seinem untern Thait bildet. Rihäs uiinmt ah, dsfi dieser Theil dea'Kno« chens sich auf irgend eine Weise losmache and ia der Folge einen Theil des Trommelfells von innen nach Bufsen abnütze. Die andere Art wird dnroh Yerdicktes Ohrenschmals Im äufaern Gehörgang vtr« ursacht, das suweilen sehr hart wird, den Grehör* gang Tollkomroen verstopft und somit Taubheit irerursscht. Der ganse Umfang eines solchen Cy* linders von Ohrenschmals übt tuf die Wandungen des Gehörgstißs einen Druck aus, und corrodirt dio iufsern Plattchen der Oberhaut, wodurch sich ein« Art von Scheide um derselben bildet, deren Aufsein« aeite ein Bockiges Ansehen bekommt , und bei ein* keinen Menschen Reis und Schmers verursacht« Das dem Trommelfell sngek^hrte finde des Kopfs cor« Irodirt eben So nach und najch die drei Lamellen dieser Membran» zerstört dieselbe vom Mittelpunkt ans gegen die Peripherie hin» wodurch das Trom« melull beld d&rohlöchert wird. Die Erosion führt

2 Ina vollst&nige Zerstörung dieser Membran her- ey, ao diafs manchmal nur ein gefranster hüutiger ding an ihrer Einfassung zurückbleibt. Ribes und CkauisUr fanden den Griff des HaioiiDers serbrooheny

103

nin Theil abgenutitj Tom Köpf lotgecrenat uwtd im OhrenfchinaU vnteekt, d«i m die TroniiD#Ihdlil« ttogedrungen war. Dereltichen Teränderang«!! sind von Jieinem f erÖsen odßT parul^nten AusAats« ^us dtn Ohren begleitet«

Die Anh&ufaiiß Ton Ohrenichnuli im Gehflr- m bildet eine Ursac'ie Ton Taubheit, in welchem fiOe man den Gehör|»ang reinigen mufi«

Die Feuchtigkeit und Trockenheit der AtmoK pkiie habeiT einen auffallenden EinfluGi auf den Go« tAigang. Feuchte Luft ^ erschlafft undf verdickt dm Trunmelfall. Lesehevin erzlhlt von einem i60jftbri«

Sn Mann» der ein sehr feines Gehör hatte. daG| aser naeh einer Feldarbeit bei trockener und h«i* btr Witterung in einem Ohr ein lAstiget Sausen nftrte und in diesem beinahe taub wurde« Alt die Lafk spiterhin feucht wurde, verschwand dis Oh- naAbel« Es ist sehr sweifelhaft, dafs der iufsere Gskörgang der Sita dieses Uebels gewesen ist. {Sf^issyjt Eben so wenig kennt man die Wirkungeik einer srftöhuin Temperatur der Atmosphäre auf den In« Isem Gehörgang y und man darf daher nicht |o be* stimoBt mit Lesehevin antiAmen, dafs kalte JLoflt Äe gewöhnlichste Ursache der Ohrenkraiikiheiiea bildet.

Das unter dem besondern Namen Ohrensausen, Ofarenklin^en bekannte Symptom schreibe man der in dem Gehörgang surückgehaltenen Luft su, Boy^r bemerkt, dafs dieses Symptom in den meisten Oh« renkranktieiten vorkomme, und auf eine bjsschwer« liebe Weise fortdaure, ohne die Krankheit mu ver* schlimmem. Dieses Symptom' beobachtet man in den meisten Krankheiten dies Kopfs, im Schlagflussa n. w. » und selten ist dasselbe allein vorhanden« Wenn dss Ohrensausen von zu grofser Trockenheit der innern Membran des Ohr herrühren sollte ^ so helfen erweichende Einsorützungen oder feuchte

Einige bedeutende Krankheiten lassen nach ih« rcr Heilung anomale Eindrücke in den Ohren ^ na« Bsentlicb Sausen oder Klingen surfiek»

Im Innern des Gehörgangs können Polyjpen ent- stehen. Dieselben sind entweder fleischige Aus* wilchse» hart, auf ihrer &ufsern Seite narbig, etwas gelblich, faserig, und enthalten im Innern eiee bis jeut noch unbekannte Materie* Dieses sind die

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tareomatotan Polypen^ Oder die Polypen haben oin J grialiohes Ansehen , find weich , ^Unsend ^ und er« sengen sich nach ihrer Zerstörung leicht . wieder« , Dieses sind die blasigen Polypen,

Die Polypen des GehArgangs sitzen selten im Hintergrund 9 sondern ihre Basis ist meistens in dev N&he^ von der MQndung des Gehörgangs« Im AU« gemeinen sind sie klein, conisch und oesitsen ei- nen dünnen Stiel. Zuweilen giebt es mehrere euf '. der n&mlichen Seite. Diese schwammigen AuswQcb^ •e brsuehen keinen groCsen Raum, um den äufsem - Qehörgang vollkommen ^u verstopfen^ und Taub»- heit SU verursachen y auch verhindert die Enge oie- ses Gangs , so wie der starre Widerstand seiner Wandnneen ein grofses Wachsthum der Polypen. Der Ij^olrp l(&nn sich swar nicht von oben nach* unten . dagegen von vorne nach hinten ausdehnen, und s^ar von dem rflckwärts gedrängten Trommel* feil bis SU dem Eingang^ des äufsern Gehörgange^. WoyoB ich ein Beispiel gesehen habe. So laneo diese Geschwulst keine giofse Forcschritte gemacht hki, weifs der Kranke nichts von seinem Uebel, •ondetn erkennt dasselbe erst, nachdem er durch die . yollkommene Ver^opfiing des GehörgangS am . finde 'das Gehör verliert. Debrigens fehlen Reizung und der Schmers , eben so auch die Blutungen , die böi blasigen Polypen in andern Schleimhäuten so* oft vorkommen. Nur ein eiterartiger Ohrenflnfs ist vorbinden. Um die Natur .der Krankheit des Gehörgangs genau su erforschen, mufs man den Kranken dem Lichte gegenüber stellen, so dafs die Lichtstrahlen gerade auf die Ohrmuschel fallen und letztere in die Höhe heben, um dadurch die Krflm* ^ mung des knorpligen Theils von dern Gehörgang tu beseitijgen *)• Um sich gensu von der Gestalt eines t'oiypen zu überzeugen, mufs man dessen Stiel mit einer geknöpften Sonde untersuchen. Die iPolypen des äufsern Gehörsangs kommen selten - TOr* Siibatier beobachtete dieselbe nur hei zwei

•) Um das Ohr bis gegen das Trommelfell hin iintersn« ohen zu kuuiien , richtet nan dasselbe ^egen das liicht» «Siieht den Tra^u/t vorwärts und hebt die Cnncha iu der Bichtung von niuten nach vorne auf. Je mehr man die^ ses thut , desto tiefer sieht man in den äufsern Oehör- gans hinein, und bei Erwachsenen meistens auch bis auf lUs Trommelf elL , ' «^ ,

der TTebers,

105

o^cr drei Perfornen » weleha wtnig ^ivoii beUtjtlgt Würden« Die fareomatöten Polypen find eines kiebeigen Ausartung weit mehr unterworfen elf die Uaiieen, daher ihre Prognose aueh ungünstiger ist. Esjgibt fflnf Methoden , die Ohrpolypen ^reg- niebal^n, nftmlich durch Austrocknuns, Aetsuag, AisreifseDy Abschneiden und Unterbinden. Im er- «n Falle bUrst man reisende Pulver apf den Fleisch- , I lüWQchSy oder betupft dentelben mit demselben filrer mittelst einer Chsrpiewieke *^. IMit ätsen« im Baitieln kann man die Polypen nicht austrock- m, msa mnfs sie brennen. Die Gauterisation det Obpolypen mit dem glühenden Eisen ist aber eino I ailsliehe Operation wegen dem engen Raum, dis Wände des Gehörgangs sowohl als das Trom- ■dfell T'ermieden werden müsien« Häufiger cau» . ttosiTt man diese Auswüchse mit flüssigen oder tackeacn Aetamitteln, s. einer Auflösung des Ucnsceina, Spiesglafsbutter u. dgl. Den Stiä der Mjpen mnfa man fast täglich cauterisiren, wena ii Aaswflchse ausgerissen^ abgeschnitten oder un- Ivbnnden worden sind. Na<3i der Gauterisation ■ab man einige Einipritsungen macheii, oder dio Bluigen Reste At% Aetamittels mitseist einer Ghaz- piewieko entfernen.

Man hat dieser Methode den Vorwurf gern ach t^ diTs sie zu einer krebsartigen Ausartung der Poly« pen Anlafs gebe.

Das Ausreifsen der Polypen wird häufiger vor- ginoromen. Die Zangen dazu müssen sehr fein ind stark seyn , und auf der innern Seite gekerbte Flachen haben« Diese Methode ist nicht anwend- bar, wenn der Polyp , was jedoch selten der Fall bi| am Trommelfell seine Wurzel hat.

Bei dieser Operstion mufs man den Kranken luf einen niedern Stuhl setzen , dessen Ohr dem Licht sukehren» und den auf die, dem Operateur tntgegengesfltate, Seite geneigten und auf der Bruss

•) Hierher gehören anch die von Dr. Rainer empfohlene Tindnra Opii crocata ; eine Autlösung^ von Alaun (eine Drachme in Vnc, "Wasser) \u s. f. -womit bedeutende nnd zum Theil harte , fleischartige Nasenpolypen durch Detupfeu derselben mittelst eines Pinsels binnen 4 6 IrVoCDen vollkommen entfernt worden »ind. S. Archiv i. med. F.rf. von Hnm. 1324, Mai <— Jtin. u. Hufelamts k>urnal a. mehr. Stelleu.

der Vehera,

i^ 106 ^ 5

«

.fidjrten Kopf durch einen QehdlFea ballen UtMa^ f der mit seiner andern Hand die Ohrmuschel anf«. i liebt» Der Operateur fährt die geschlossene Zange '^ bis en den Polypen hin, öffnet sodann dieta» faStf ,1 deo Stiel des Polypen and sieht ihn anter passen«- 1 den Drehungen aus« Gewöhnlich fliefsen einige a Tropfen Blut nach , ohne dafs ein Blutflufs su ba^' li f'U<;hten iit. Wenn sich der Polyp n^he an de1if "^ iVliitidung. des Gehörgangi befindet und leicht )i fassän i^t, so sollte msn denselben mit der Zanee "ft berrorsiehen und dessen Stiel mit dem Bistounä it ebacfaneiden. Dieses Verfahren ist jedoch seltea *^ anwendbar^ da der Polvp meistentheilf zu ^ef sitel^ i

Die Unterbindung der Ohrpolypen ist mehr oder i "weniger leicht, je nachdem diaseloe näher oder tle» { Cer im Gehörgang sitsen. Im ersten Fall hilt^e| ■] nicht schwer, den Polypen mittelst eines sawielii^ '\ ten Fadeni su unterbinden , allein wenn oer Polyp >| tiefer sitzt und im Gehörgang flotürt» so mofs man j( denselben mittelst eines Doppelhakens ansiehen^ - j Über diesen die Fadenschlinee einstreifen u. s. Desaalt^s Verfahren in diesem Fall Ist im Wesent- lichen dasselbe wie bei Unterbindung von Gebär- mntterpolypen (s. Chirurg. Werke 2. Theil p. 510). JPahricius von Hilden hat ein Instrument erfunden^ ^ ! nm^damit die Ligatur bei Ohrpolypen fest susam* menzuciehen« '

Flechtenartige Geschwüre im Gehörgan^ erfoi^ ' dern zu ihrer Heilung manchmal Haarseue im Nah« ken, oder BlasanpAaster. hinter den Ohren , passen« de Einspiitsungen dgl. Andere GeschwAre anf der Schleimhaut des Gehörgangs müssen -* wie die eben erwähnte - immer nach der Natur der Kranh-^ bieit, Ton der sie ein Symptom sind, behandelt werden. Erweichende und gelind stärkende Bin- epritzungen reinigen die^ Oberfläche des Geschwüre und befördern seine Heilung. Mh reizenden Mlt( celn, die eine Entzündung der Schleimhaut erregen* können« mufs man sehr vorsichtig seyn; auch mufs snsn sich sehr in Acht nehmen ^ mit der Spritse nichts im Ohr zu verletzen.

Dampfbäder und Räucherungen, von welcher Art sie auch seyn mögen » schaffen wenig Nutzen.

Trockene Cfaerpie dürfte das beste Yerbandmit* tel bei Geschwüren im Gshörgang seyn* ^

107

Z>I« Sehleim haut def Gehörgangf ioodtn maneh« 1 «ind gelbliehe seröfe oder purulente Materie ▼arachiedeoer Meoge kh, welcher Auaflufs naeh iger Deuer aehr berAckiichti^et werden mufa, da . r Erfahrung su Folge eine jplötzliche UnterdrAk- ■g deaaelben ackon gefährliche KrtnKheiten Ter« lAcbc hat, X. B. Delirien, Gicht. Epilepsie u. a. w* aweilen bildet der Aiisflurs bei faannäckiger Taiibr öt oder einer •chlafsrichticen Krankheit die Crise. 'tr Aiieflura aelbat yerursacht keine Taubheit, und fordert blofs fleifsige Reinigung des Ohra und er-' eichende Einspritzungen« Die nftmlichen RAck- chcan erfordert der eiterartige AasAufa aus deo bren bei eonat geaunden Kindern von aarteni Al- r. Sind dergleichen beilaame Ausflasse anter- 4ckc ^Torden, so mufs man sie diireh BUaenpfla« er hinter den Ohren oder im Nacken » durch rechanfttsige Arsneien, paaiendea Verhalten •• L iadar heratelle'n.

//• Krankheiten des innern Ohrt,

von Saissy, *)

£ho ich die einzelnen Krankheiten abfaandta^ rill ich eine Uebersiclit von der Taubheit voran* ehiehen nnd dieses Uebel deutlich oder bestimmt cfiniran, um zweideutige Benennungen zu ver* seiden und die Verschiedenheiten dieser Keankheit ^ •f die möglichst kleinste Zahl zurflck zu bringen*

Dia Taubheit ist der vollkommene Verlust oder riaa beträchtliche Verminderung des Gehörsinns.

Die Verschiedenheiten der Taubheit laaaen tich mi folgende vier zurAckbringeni

1. die angeborene Taubheit}

•) S. Drei» de »ciencea med, de, pp, 80— lt6.

Sais^r^, Arzt in LyoH» nnd Ilard, haben eine neae Art» die Eusuchischo Rohre zu uutersuchen, erfiin« den. Snififiy hat die OehÖrskränkheiteu lange Zeit nnd msschlicrslich studirt, die seltensten Fälle sind dem- aelben vorgekommen, nnd er soll den ehemals sehr be- rühmten Lesrhfiin (Obcrwnndarzt in Ronen) in diesem Iheil der Heilkunde sehr weit hinter sich gelassen ha« ben« Seine Üntersuchnn^eu nnd Entdeckungen über diese Krankheiten »ind in einer Munogravhio nieder-

S(-'legty ^Frelche die medicinischc Gesellschaft zu Bor- c^jtx gekrönt h.ity und die den grofstcn und interes- untesten Iheil dieses ausgedehnten Artikels (im Dict.)

der Uehe^s»

- 10» -. i

/

2. die #inige Zeit nach der Geburt, und in Fol- M et vou Kränk liclikeit entstandene oder sufüUifiV^^ Taohlieit: ^ ^

3. die in Folge des bohen Ah'ers entitandansj^ ^\ oder die Taubheit der Greise; endlich ' Ji

die unvoilkomniene Taubheit » d, h. dio nnlT-- ein Ohr befallt , und die vollkommene , h. wol-r^iV che auf beiden Ohren vorkommt. ' ;i|

Ich will dieie vier Arten von Taubheit •iii-^.Ä; tfaeilen in

a) anfangende Taubbeity hartea Gehör (J^jtfcolaJ* j

h) schwere» oder absolute Taubheit (cophosis)^^i lind eine andere Verletzung des Gehörs unter den^ .i Namen falsches Gehör (paracusis) , nicht hiefaiet.*'! rechuf^n , bei welchem die eine Person das laute Re*^^ ) den nur verwirrt hört, dagegen einen achwachan \ Schall deutlich wahrnimmt^^eine andere Person ei- I Ben gewöhnlichen Schall nur mit Hülfe eines &•«. i

gleitenden grofsen Geräusches, oder jeden Schall '' oppelt wahrnimmt. -—

Dia Ursachen der Taubheit sind so sshlraich» und ihrer lVlebr&ahl nach ao Täthselhaft, dafs ein«

fenaue Eintheilung derselben schwierig ist. In- Alan will ich dieselbe nach folgender Ordnung •intheilen :

n) Fehler der ersten Bildung in jedem Thali das Gehörorgans* Der Gehörnerve kann fehlen und- Vrsaoha der angeborenen Taubheit seyn (ein salta« »ar Fall, aber durch ILieichenöifnungen arwiaaen). li) Die Taubheit ist naanchmal angeerbt, wie ao Tiel« andere Krankheiten, von denen man dan-Kainft ödari.dia .Anlage mit auf dia Welt bringt. Tmka wurde von einem 30 jährigen Mann consoitiit, dac im 14ten Jahr taub geworden ist. Desaan Vatar^ Mutter und drei Geschwister waren mit damselban Uabel behaftet. Mir iac ein Mann bekannt, welcltac . ilki 40ten Jahr taub wurde» und der mich varsiobar- ta, dafs sein Grofsvater väterlicher Seite, saia : Va- ter und swai von seinen Brüdern in dem nämli* chen Alter taub geworden seyen. Ein alter Arst ▼on Marseille ersählte mir von einer aus sechs Kin- dern besteheuden Familie daselbst, von denen das lltaste Kind von Geburt an taub ist, das sweite sehr gut hört, daa dritte ebenfalls taiib ist u* s. f. abwach« aalnd Bis sura sechsten. Vater und Mutter diasac Ftmili« sollen sehr gut höran*

109

e} All ein« weitere Urtiche der l'aiibheit Iiann iDet da« engeseben werden, waa inneriialb der Sdia« liUiöhJa den Gehörnerven bei aeinoni Urspruuf; oder feinem VerUof Busamtnendrücken und dadurch I im Nerveneioflufs eitf das Gehörorgan Terhindera hain.

d) Die Taubheit entsteht suvreilen, wie der Mkwarso Staar durch su ^roCien Saamenverlust. iyioatieus fohrt ein merkwürdiges Beispiel dec n an.

0) X^anzoiü erzählt von einer Frau, weldie in jßUi Scb Wanderschaft. taub wurde » und das Gehör m aaco der Niederkunft wieder bekam« Dieselbe wde 4 insl schwanger und eben so offc taub«

/) Eben so bringen 'VI' armer ins Allagen und in im Gedärmen Taubheit^ hervor.

g) Personen mit einer schlechteD» Verdanung^ Irpochondristen und solche, weiche oft an Unter- Isdis - Verstopfungen leiden, sind ebenfslls zum Tsabwerden geneigt. Fr. Hoffmann fahrt derglei- ihea Fälle von Taubheit an, die blofs durch wie- faholtee Purgiren gehoben worden.

hy Die Taubheit ist ein Symptom , welches bei ffial- und Nervenfiebern oft vorkommt. Dieses Sroiptom wird allgemein für günstig gehalten, wann sich dasselbe an einem anseigenden oder cri« tischen Tag einstellt.

f) Allan hat Taubheit auf ein heftiges Niesen Ktstehen seh'en, fj^agner berichtet in den Abhandl. ^r Naturforscher, dals ein Gelehrter auf den Ge- Iraacb eines Niefspulvers im rechten Ohr vollkom- Ben taab wurde und taub geblieben ist.

k) Ein heftiger und anhaltender Husten kann üeselbe Wirkung haben.

1) Des Waschen des Kopfs mit kaltem Wassei: bildet eine häufige Ursache der Taubheit. Das Ab- schneiden der Haare in einem gewissen Lebensalter kai dieselbe Wirkung gehabt.

m) Chronische und plötzlich unterdrückte Thrft- ■tsflüsse, eben so die Austrocknung alter Ge- Kkwüre haben auch schon Veranlassung sur Taub- iüt gegraben.

n) Scropheln und die Syphilis bilden häufige trsachen der Taubheit; eben so die Masern und Ük Sdurlaeh.

110

2c9n biB weilen das Grhöror^can bis som TaubwMi^ den. Hieber gefadtrt die Taubheit der ArtilleiitM|f2 die eine wahre Desorganisation der Ohren erleid^j^ können* Richter benaerkr in seiner ohirare. BibMCfCj thek, dats dieselbe nicht allein dem Tanbw«rdii|^ sondern auch filatflflsseii tos d^n Ohren uAttrwoS?* fen sind.^ ^ JS^

p) Die Taubheit entsteht saweilen nach 8el3||f^

{^en oder nach einem Falle auf den Kopf, nevtMtrijljJ ich bei Kindern auf in den Schalen erhilfeK''^ Ob;fei«ren, ^^^

y) Alles das , was einen freien Zatrf tc der Lttfl;?^ sn der B - Trompete verhinderr, bildet eben ao ▼i«|pr^ Ursachen der Taubheit» s.D. eine tnfserord entliehe t)' Anschwellung der Tonsillen , der Ohrspeicheldi^fk^ •en, ein PQiyp in den Choannen, die VerschH««^ Tsung der Troropetenrnflndang durch Geschwür« ifllfj^i llachen oder in Jer Tiefe des Hslses, ode«r dioMt!^ Biber Schleim » der die hintere Kasenöffnungen flbefb K^ sieht» ängehiuftea Okrensclnnalsy Polypen im G««Si kiörgang u. s. w. !^

Die Diagnote der Taubheit ist nm so tekwle» !^]

elger« je niAr die Urseche derselben tief oderve» ^i orcen liegt, . 1^

jDie Prognose bietet dieselben •Schwierigkeitni'^ dar» und man kann diese in denen ao ^ben angege^Si benen Fällen hur muthmafilieh stellen. WirKheli.Wl habe ich bei mehreren Personen» die Abel hörtev und selbst vollkommen taub waren (aus einer ndrS iinbekannten Ursache)» wahrgenommen^ daCi Tom'ti dem Augenblick an , wo das Ohcenk)ingen aaii^e* M bort hatte» das Gehör vollkommen oder gröfsten* M tfaeils wieder surAckkehrte , aber manchmal hört {I das Ohren klingen auf, während die Taubheit in h peichem Grad fortwährt» und erst nach einer ge*'^i wissen Zeit verstärkt sich das Gehör, selbst bei Ak ilteren Personen» wieder. <^

.Wenn die jietiologie und Semiotik der Taub^ ^ beit noch ao geringe Fortschritte gemacht haben, >^ nufs man die Ursache davon gr6fstentheils dem \ Mangel anatomisch pathologischer Kenntnisse bei- M »essen« die sich nur durcn LeichenöITnungen er«^ werben lassen. Es wäre daher bu wflnschen » da£| ^ die Aerzte an Taubstummen -Anstalten die Ohrea '\ aller in eolchen Aasulten gestorbenen Ttabttum- m

«■da iu rial niaaniahSliiear >>> lEram Vac^ s ahmt «lebt TJel elae^liehar. 8i« empEablt lÄiscbn* r du) Campbtr in Subiun In don In-

G«kArg«ng sn bringco ; ebon lo dti Oel i

nad bitten Uandeln, von PGriiebknnait, Ux Baii»( «in Oel in dam Ameifen naesrin ■■ aind , dai «n« dm grflnen Ztr«igen d«c Eieh* Pti» WuttT, Elnipritiungen d»t MiaiTitwa*. DB Barigtf Bagnirtt, Balaruc a< 1. W. , mdliob ■pBaKflr, Bi«»«Ua, Aettmiliol a> df>f,

Purginaiiital lind in einigen FÜlan TOM bait ««hr ndtiliob, dibar ■ollten-dicselben nach

fa*! in aUan Flllen , diejenigen von Er. ifan« anagenomnien , angeivendet vrerdwi, Pt- nd üiatAr« BiaUra TBrordneten Bkbnngen auf opf ▼<» warmen UtnoralicbwirelwiiBem i U»u- •vpbhl anek aronatiacb« üraaebllga anf den

lielaa bat die DnTebbohrong de* Zitienforc- I In Voraoblig gebrtefat, Am Arsneimittel in nncre Ohr an bringen. Jaiitr war der ertte, liaaen Voraeblee auifflhrte. riiyot (PoMroeliter in VerHÜle«) erfind im

ifyi ein Inatrument, tnit dem er Bintpiritsun- luTcb den Unnd in die Euitach. Trompete tna-

CD kfinnen glaabie. f^athen und CItland Hinten im Jabr 1732 der

- Ü2

Im Jilif 181t erCind icb eiffeiie tnttnuneiiMp um di« E* Trompete durch die Nato su untentf») phan und mit Hülfe derselben Fluida in dat Innen; des Obrs su bringen. '\

Astley Cooher war der ersti^*), welcher diel>areba/ji bohrung des Trommelfells verrichtete» indem diü^ * ^ Operation eine Herstellang des Gleichgewiehu d|^ In der. Trommelhöhle enthaltenen Luft mit itlt I^ufcs^iile, welche in den Gehörgang dringti wäk

Abaich( hat*

Bieher gehören auch die Electricitit , dei.Galj'^ Tanismua> der mineralisofae und aniroaiiiehe-Mag-.4| netiamus, welche Mittel jedoch aber^eboa ang«^ .iii priesan worden sind. ' -iJ!

. :*

Ersfer Abschnitt* .,\

* ' -h f^o'n äsn Krankhsitan des TrommsJ/fHu i

Diese Scheidewand (Trommelfell) kann vom ta« '^ iaam Gehörgang her bedeckt seyn mit einem icftwinr« \ migen Hiutchen oder mit einem Polypen, der aof ^ ihrdr .&ufaem Oberfläche wurzelt ; sie kann ersohla£Gl •eyn und entweder in den lufsern Gehörgaag od«* ^ in die Trommelhöhle vordringen. Aflanchmal iat ^ aie zu sehr |:e8pannt> sie entzöndet sich« ^iteit^ !> wird knorpelig» verknöchert sich sogar $ sie kann ^ zerrissen seyn ^ zum Theil oder ganz fehlen. . Ji

$,'£• Von dem schwammigen Häutehen, welches il«r> \

Trommelfell bedeckt* . « ^

i

Das Trommelfell ist bei neugeborenen Kindern,' wio JLesehevin sagt, von der Seite des lufsern G6« \ hÖrgangs mit einer schwammigen sehr dicken Haut j bedeckt, welche sp&terhin vereitert. Sollte diaa« Haat anf dem Trommelfell sitzen bleiben» statt siöh' ▼on demselben , wie es gewöhnlich der Fall ist, los« sumachcn, so ist dieselbe bestimmt eine Veranlaa« sang zur Taubheit (^Prix de VJcad. de Chirurg* Tom. IV* in 4.). Professor Portal (Preeis de Cid* rurg. jprat. p* IL 477 711.) bezweifelt die Ex« istens dieser Haut, indem es seiner Meinung nach

nicht

•) Die, fVliliern teiitschen Versriche von Hunold und Mi* chaeiU, S. in diesem Journal Bd. XXrv. 2, St. S. 172. und meinen vermischten Schrien, 4. Band.

H,

113

itohC mögUeh itt» -dictelbe. in der «utten Kiadliell^

«■dem erst in einer tpltjorn JLebensperiode, d. lu

nn beobaoluen, wenn d«i Kind wahrnebmen

9 ob ee hört od«r niebt börc« Utbri^ent braii

f •eh^runmige Hant bei einigen Sabieeten ini

A^mUick der Geburt wirklich vorfatnaen teyn^ «it dia jyimtmbrana pupülarh bei einigen andern. VMmseeenc^ deft diese Heut die Urstobe der Teab- hat btidec , eo wird man dieselbe entweder auf dem Ikwimiilfnll enkiebend , oder nnr sehr w^enig von Anem entfernt finden » wenn man das Ohr einem müi X^chte anssetst und einen Sonnenstrald in im Grund, des Geborgenes leitet. Hat dieser Grund SU perlennrtig weilses Ansehen , ist er glatt und hti oer BerCkbrung mit der Sonde sehr empllndlichy 10 darf men überzeugt seyn, dafs kein Hindemifs SB Trommelfell Sutt findet. Wenn aber das Trom« ■elCell ein rAtbliehes» sehwammiges Ansehen liai»^ nd bei der Borahrnng mit der Sonde wsinig oder pKt nicht etnpfindlioh ist, darf man die Eristeni Paeudomembran annehmen«

Lsschevin macht den- Vörsehle^, diese falselie Bant entweder durch seharfe Arsneimittel cur Ver. fiternng su bringen , oder noch besier dieselbe mit gelinden und trockenen Aetsmitteln , a. B. durch Yorsiebtigea Betupfen mit Höllenstein aussutrook- icn. Al^in mir scheinen alle dergleichen reisende Mittel geDlbrlichy indem sie bedeutende Entsfln* ^•ng und eine das Trommelfell serttörende Eite- rang u. s. w. veranlassen können. Auf der andern S«iie wirken diese Mittel unzurerläfsig , wenn sie die falsche Haut nur ganz leicht barahren, indem Utstere in einem solchen Fall nur dicker und fester wird. Diese Wirkung beobachtet man wenigstens bei tischen Hauten am Augapfel« wenn sie mit ihnlicfaen Mitteln behandelt werden. Ich wfirde daher dergleichen Mitteln die Durchbohrung der Hinte ▼oraiehen , weil dieses Mittel weniger ee* fabrlich sn seyn scheint, und dem Kranken auf der Stelle das Gehör verschafiFti Um eine Wiederver- achliefsung der kanstlichen Oeffnune; zu verhöten, mafsie man das dflnne Ende einer eunischen Son- de Tag far Tag einlegen nnd erweichende Ein- ipritsangen machen«

loom, LXyil.B.tSt« H

114 -^ ^ }

S* iL Von Pglypfn amf dtr äa/tirn Fläeh€ 9e$'^*

Trommslfenf^

••• / . -. - ..

D«r aafsero Gehöretng ist wie alle^mit Scl\||^

h&utan «os^elilticlete Höhlia polypftten Ausiprr tMi nnterwörfoD. Hufaer caliört' aocIi dt» T melfell , inde« dessen ' fta?ft«r« Flicht ▼(»» Schleim hftat des Gehörgtnst bejdtökt in. Di» •teilet, erw&hnen swar der Polypen., die^ Wendungen des ftufsern Qehörgangs rorkQm «Hein keiner spricht , so viel mir bektpiitiet^ einem^ Polypen, der vom Trommelfell «uK.fnt^l nnd sich so vereröfsem ksun^ dafs derselbe den " hörgang verstopft nnd Tenbheit irerursaoht.

Allet wae die Schleinhaat r^st, entzflndet nki in Eiterung irersetst, kann Ursache eines Pol werden 9^ z. B. der h&tifige uiid nneesehidkte branch eines ObrlölFeb, Scropheln schärfe Mai Scharlach» Pocken, Lustsetiche u. dgl. jfUbart (' ^ rapU medicaU) erzählt von einem jungen Qfle ' scnen 9 der durch dergleichen Auswfichse adis^ philitischer Ursache taub geworden ist*. Fauit^-iiud,^ Kerrenfieber endigen oft. mit Taubheit., die iiia|iolH''- iinal von einer hartnäckigen Eiterung oegteÜet .ll'w^' welche Polypen eraeugt. ....' ,^'

Die bloCse Besichtigung reicht hin, daa Oatmir; dieser Krankheit sn bestätigen, allein mehr Schmer; rigkeiten hat die Bestimmung des Orts, wö^do^ IJ Polyp wnrselt» Uebri^ens hat dieser Umstand ^kri^ sen Einflufs auf die Behandlung, weleho je »aek* , den verschiedenen Umständen im Ausreifeen. Ab-'^.fE achneiden , Unterbinden ^ Wegätsen u. dgl. MittelM ^ betteht«

Man findet im Scmheiius {Tom»JI. AmsterdvfT^L). di^ Geschichte von - einem Ohrpolypn^ , , vit^^^tkn dett Gehörgäng völlic verstoptte , deshajyb täiab machte und nachher theils durcn Ausreifien, theila durch ein Brennmictel entfernt worden ist.

' Lasehecin {Prix de VAeademie de Chitur^^ , Tom« IV.) sah ein junges Nfädcken mit einem 'ähnliches ' AtfSwuchs, der vorn.irn Gehörgan? vrurselttS , ' Aber einett halben Zoll aits^deitis'elben hervori*agte, bnd an seiner Oberfläche einen stinkenden EiUfc abson^"^ derte« Lesthevin rifs denselben aus«

M

hadan ■■■obüHt. Bei jangan Uldehan i«t eia lu Giwd von Bleiehsuobt auch eiiia Uruche nflUaffnog dM Xromnialfclls. Endlich kioa AffactioD auch von eincT Eroiion der Uua. lar Ohrmnieholn faeirOhrci). FaUalva fahrt ■an BpoE>«chiuneeD dergleicbm Falla an. .Uac il an Thliigliett dai innem Muikelt vom Hini- «mmet eine ETioliliffimr de> TrommairalK. Z^tAeiim kann ^ieier Fehler hairahran ent- TOD ZmTair>iiDg der Sehn« dietei IVluiliala Mn« faafli^a ErichOlleiiiTig de» Trommslfdla, ^•tn Nieten mit geiehlosienam Mand und «dar TOo dar ZerttOningdieiai kleinon Mm- Ivroh einen Abaoefi in dar Tromnielhäbla,

bMonJem An von Tiubheit in i r angafahTten Flllan? Der ein« bctnf ein* '«reiche nnr dann hotte, wenn man die Trom- n ihrem Ohr acblns, der indara dam eriten iifflicfae Fali, batrif einen Menaoben, der die ic Anderer nnr bei'm Glockenicball in aeinec raraahiD. ffiUit aobieibt mit Tielam Raohc Ln von Tanbbeic einer Erioklaffang da* Tiemk b an.

\m Sjmptou« diaiea Uebela latien ileli hu*

iDMi mh Gnuid uif «lo« ErtchUffiuic.dM Ttom fallt odct tof eine lilhmonff des innexn Hern natkelt fehliafseik Diete' - Annehm« wird ih •eheinliebar, wenn des abie Gebor bei fem Witterung sanimmty dagegen ticb bei tro«l Terminderty wenn der Sfldwindy starmitchee 1 ter Uk •• f. die Person noeh unber miobeB, ^ rend der Nordwind das Oegentbeil bewirken 4 endlich wenn ftröelLeney erbiteend» nnd stirk in den Infsem Gehörgang gebrachte Afsnefai dat GehOr Tcrstirken (sofern diese Mittel -^ den Ton der Tommelbaiit wieder herstellt' nen p aber keinen EinAuCi auf die GeböraerF^ aiisen).

Wenn nach einem Holten, einen hefugea aen* oder nach einer starken Anstreneung - Sehneaaen eine Person im Innern des Ohrs m .blieklich einen leichten von Klingen nnd 4 Gebor begleiteten Scbmera ennpfindet, nnd keil lall eine jDurehbohrn'ng des Trommelfells aai ßo kann man allerdinjgs die Erscblaffang deaai der 2Serreifiang dea innein Hammermuskel* feiner Sebne auschreiben» sümal wenn diel angewandte starkende Mittel unwirksam gebU .sind 9 nnd dann erscheint das Uebel ala unhe Um mit Erfolg die Erschlaffung .des Tromoae sn bebandeln, mufs man auf die erreeande Ur AAeksiebt nehmen« Wenn das Uebel von ein« aarrhalischen Affection harrfihrt, empfiehlt L uay Fnmigationen in den lufaern Gebörgaag Carduus, h^nedictuf oder von einem Deeoct dei flormn. Mujoran* Melits. Sem, Anisi^ Fomucm 5alk Ton Majoran in den Gchörgane getrdnli e«w. Barbette tröpfelte einen Absod von Gei aelken in rothem Wein in den Gehörgang , ▼erf topfte diesen nachher mit einer Gewflrat Fnmigationen von auf elAhenden Kohlen verb len Wachholder oder LorbeerbeereiL dOrften SA -wirksam seyn wie die vorhin erwähnten M besonders wenn die Erschlaffung von der feu Lnft abb&ngt. Die Einspricsungen eines Chi fndes haben meiner Erwartung entsprochen, i dern aber wegen der adstringirenden Wirkung •icht« Rtthrt das Uebel von der Bleichsucl|t nnCs diese Krankheit Tprher gehoben wf henueh aber» wenn die Erschlaffung des Tron

Ii7

lÖTtwIhiTv ilad obige Mittel aogMtIcC, WL

flt ErscbUffang d«f Trommelfells io einer Z4A* ^ ^ dae Uemmermnaliele bt^Qndec Itfi, to xäth . vifi einen aromttiteii -tpincudsen Dunit durek « B. Trompete in dij» Trommelhöhle su. leiten», .jreder dareh Eintthmen in die Neie, duroh. famiftt«! oder dntch geistige Gurgel watter« Einen «dl gröfjem Nntaen werden fibrigent die ifine* fllpiteer von BaJLßrmk und Bareges *), Fenchel wet« mt-Mm del. leisten, wenn sie neoh meiner Methode AeeV die E. Trompete) in die Trommelhöhle ge- «Hk werden. *

(If. yon dem Fortbringen des Trommelfells, ent* misr in den ämfsern Gehör gamg öder im die Tom»

melhöhll

. Di« Sclirifttteller sprechen tob einet ErtehUf- ■■g des Trommelfells mit Vordringen desselben liien tnfsern Gehörgsng , allein keiner derselben' ik, ao Tiel mir bekannt iit^ von dem Hineinragen mmt Membran in die Trommelhöhle Brwlhnnng

^^ wovon ich kilralieh eiiien Fall bei einem johen von 62 Jahren beobschtac habe« Bei ftsem Kranken, der vom 6ten Jahr an auf dem mfcten Ohr taub war^ aber auf dem linken toU- learmen {|;at hörte» entstand in Folge eines hefti-

8m nnd hartnackigen Hustens auch auf dem linken hr ein flblea Gehör, so dafs der Kranke nur hörte, wann men laut und gans in seiner Nähe sprach» wmi derselbe sueleich die Empfindung eines in die Trommelhöhle fallenden fremden Körpers und ei> ■ar listigen Pnlsation daselbsr hatte, feine genaue Vatcranchune des Gehörgangs zeigte, dafs das jTrom« ■alfell sackförmig in die Trommelhöhle hinein- ragte und der erste Versnch einer Eintpritaung von

*) Die Pyrenäen sind an Mineralquellen, besonders au warnen, so reicb, wie keine andere bekannte Oe» bJrgikccte. BariffeSf Bagnhre» de Bigorre de Luchon n. u i'. gehören nuter die Heilquellen ersfer Klasse in. den französischen Pyrenäen. I)as Wasser von Bare- rem jnamentlich hat eine Temperatur von 4<) 6r. K.y ent- halt Ticl Kohlensaures Natron, auch erwas Schwefel- iwaAserstoffgas und ist «lugezeichuet wirksam in scro-

dnrch die Hochgehirge luid Th'äler der Pyrenäen fin lahr isn, Berlin bei Duncker und Ilumblot. J836. ff.

der Üebers,

Ii8 -

Bdtfnö Watter hinreleht«' (nlmlich doieli , dlmX^^ B. Ttoaiptte) dnii Geittliobin tein Gehör wiedeCjiy sa Tericnaffen. Uebrigens mafi nun in einem eoAvt ^en Faii mit dctn Einspritiungtii von dem Augeaili Uick en aufhören^ wo dt%. Trommelfell sein« aa^ tArliohe Gesult wieder angenommen hat and dnMa Gehör hergeitellt ist) ferner ja keine Eintprltawayiil gen durch den luftern Gehörgang machen* .v«i

Das Vordringen des Trommelfells in den lil«^^ fsem Gehörgang entdeckt man leicht durch d^ Of%!: ficht. Die Ursachen dieser A£Fection sind: IJ.H^»- •ten oder heftiges Niesen ; 2) Anhäufung von Schleinip *.' Eiter oder Ton TerdOnnter Luft in der TronMneK, ^ höhle. Im ersten fall wird es hinreichend seyn^ ,^^ die Haut mit einer geknöpften jSonde gelinde an- u rOcksudröcken und nachher den Gehörgang mit ' Baumwolle o^er Gharpie leicht ausaufdllen und 4&;|| Stunden liegen an lassen« ' .,

Dieser einfache Verband und einige Einsprilsuii^ ^ gen Ton lauwarmem Mineralwasser (von Balaruey V oder einem Cbinaabsud werden hinreichen «' das 4 Uebel innsrhalb acht Ta^en au heben« Im andern ^ Fall mufs man vorher die in der Trommelhöhle i angesammelte Feuchtigkeit ausleeren, entweder durch i eine Function der Trommelhaut ^ oder durch Ein- ^ •pritsungen in die Eustachische Röhre*

t

§• Vt Von der Spannung des Trommelfell^

Nach Duvetnoy und Leschevin entsteht die aa itarke Spannung der Trommelhaut nach hefcigeni Kopfweh und gewissen Fiebern, welche eine Ten* dens SU Hirnentsündung haben. Saissy rechnet auch die HalsentaQndung hieher» die sich bis sa den E. Trompeten erstreckt, und in diesem Fell TOn einem gesteigerten Gehör begleitet ist, so daft das geringste Geräusch dem Kranken lästis flült n* f. f. Bei diesem Uebel hört der Kranke besser 'hei feuchter Witterung, bei herrschenden Södwindea nnd wenn man leise in der Nähe des Ohrs mit demselben spricht. Hier sind Dampfbäder von .er- weichenden Decocten p Eintröpfeln von lauwarmer Milch» von frischem sflfsem Mandelöl n. dgU in dfii Ittlsain Gehörgang von Nutsen*

- 110 .--

f. VI. Vvn Aef fyt^ndmg dM TrouoMlffllt. .

{i Fi/. Fou d€r F0rS9hwänmjf des Irpmtntl/elli^,

DIm« S^. wwäpu un^r dem Artikel;. Obrea- ■liflndunK im Dict» beschrieben. Saissy^tühKt himp nriwei Beobachtnngen ia der Absicht an , durch faelbe »ttf die nachtheiljge' Wirl^anf^ der i||if deai lauiiforteeta iipplicirten BlasenpflAster oder Aetc- ■Rcl bei EatsOndungs - und andern iCn^ilLheitt^ 2ifiil(«n des Gehörgangä anfmerksam sn machen» lieb leinen Erfahrungen erregen diese AlÜttel. Goa» nu»B«a in den Zellefi des Zitsenfortsaues,. statt laselbe absuleiten , und können dadöröh eine Urw Heb« Ton Taubheit werden.

fi yjIL Von d^ Verhärtung dss Tromwuljeüi.

Der Fell kommt vor, daf« die Membran t|ch ferbftrtety Terknorpelt oder Terknöchert. Diesö ksnkhafte Zustände können herrfihren:

1) Von Enufindung. Es ist bekannt» dsfa Mem- [ Innen» die lange Zeit entsündet gewesen sind» nach Hnheilter Entsfindung viel dicker ^prerden als Vor- bff, welches bei dem Trommelfell euch Statt fin» itn. kann.

2} Von einer Drfisen« Anschwellung dieserMem* bnn ein Zufall, der nach Bartholin bei Baocll« «ruf ersuch tigen gewöhnlich Sutt finden soll;

3) vom Yenerischen Gift;

4) vom IVIifsbrauch geistiger Getränke (nach Hoffmann); endlich

6) vom Alter.

Die Verhirtung des Trommelfells läfst sieh ans folgenden Zeichen erkennen:

a) aus einer mehr oder minder atarhen Taub- heit.

b) an der geringen Empfindlichkeit dieser Mem« bnn, venu sie blou verhärtet ist. Ist dieselbe aber verknorpelt oder verknöchert , so ist sie bei der Berflhrung mit der Sonde eans unempfindlich $

c) an der fehlenden Elasticit'ät und Resistens bei der Sondirung, und falls das Trommelfell ver* knöchert ist, an dem Ton, der bei der Berührung mit der Sonde entsteht. Rührt dieses Uebel von Syphilis her, so mufs man neben der allgemeinen Bvnandiung auch das Örtliche Uebel gehörig berück«

lao -^

dthüff» äutch Mtivmäe lliictlt m. B. dfureb -Bk- tetullge auf den Arm der kcuikiii Ohrtalt«« darch ^ Bintpritiungen in den ftuftem GeHOrgtng^von Mel- ^ Ten, Eibifon mit einem geiringen . Zu^eti Ton vmii ' 9mUt0Hr Liquor u. dgL

Wetfa At Terhirtung deeTrommelfellfTOtt «i^ . aer An«oliwtliane ttobier Drflaen tni toropbolöMc , Dytcmtie, von einer Atoiie» n. L henübic, toll ) anm mfier der Beaeidgang der Hanpdanhkbeit Za^ mittel auf 'den Arm der kranken Seite , Einspiitsoa« gen Von knem Waster mit einem aebr kleinen Sa* aats von j9. ÜCo/l janwenden» IfC aberdaa Trommel- fell bia -aof einen'' gewiasen Grid Terdickc oder Ter* linöekerlp ao helfen weder innerliche noeli ftnfeeffw liehe Mittel mehr« Innere Mittal können «war die Uraaohe heben» aber ihre Wix)iang wird sorftok* bleiben. Aua djeaem Gmnde bemerkte I^seheviß/ difa,, wenn daa in hohem Grade verdickte Trom« melfell die Schallatrahlen nicht mehr anflan^ea kann* daa üebel unheilbar aey. Profeaaor Porfaliac ungeiähr derselben Meinung, indem er aagtr wenn ^ die Verdickung dea Trommelfella betrftehtlien iat, ao iat die Taubheit eben ao unheilbar ala die der Greiae» aber aetst er fragend hinzu: dfirfte^a ilieha erlanbt aeyn, eine kleine QefEnung su machen? :. (Preeis de Chirurgie pratique Tom, IL 48Q.)« Dem* nach hat dieaer Lehrer auf den Erfolg hingewie» een, d4n die Dnrchbohrune des Trommelfella in ge» wiaaen FiUen von Taubheit eines Tags haben wflr« de» Dieäe Operation ist jedem andern Mittel in den Ton ihm angegebenen Fällen voriusieheni ans« genommen wo daa Uebel eine Folge dea hohen Alters ist.

Die Idee» daa Trommelfell an durchbohren» ~ nm den Tauben daa Gehör wieder zu verachaf« fen p rfihrt von dem berühmten Cheselden her« jitiley Cooperf welcher dieae Operation unter« nahm» empfiehlt dieselbe in dem Fall, wo die Buatach. Trompete verstopft oder verschlosäen iat» um dadurch eine Verbindung der Trommelhöhle init der atmoaph&rischen Luft» und aomit die Schwingungen der Membran dea runden Fenatera uiid daa Spiel dea Steigbfigels wieder herausteilen. Die Qperationaweise von A. Cooper iat bekannt *)•

^yßÜmly kam schon lAi J. 17M aiif die Idee der perfokeito iympßm und vernichte sie damals an Thieren » wahrend

» isii ^

Hiailclilireh Amt Op«ntkm ielbtt uiid ilirtr Reu nlttt« TvrdioBeB {«doch folgende Fragen niher un- mtuebt in werden:

f ) ist di« von A^ Coop§r TOigetelilagen« Ope- odon immer eBwendber?

2) in man eicher, den vom VerfaMer beseioli» leten Ort cn erreichen?

3) wird die Operation in dem von ji, Coopmr iigegBbeacn Fall immer Ton Erfolg eeyn , voraue- geiBUty dafa diea«lbe nach der rorgeaoluiebeaen f¥«ia0 -vcrriehtet Wird?

•md i.» Ei ^bt wenig Umattnde» w^lclie dietd * m TorfaindBrny au etwa «in Polyp oder ein

md 2. Der Ton^. Cooper beaeichnet« Ort wird wagen der Bewegungen des Kranken^ dem kleinen Biam» welcher switchen dem Einsnchipankt und dem Pnnkt« den man ▼ermeiden toll, outt findet i»dgl. auch Ton einem getohiokten Operateur achwei a treffen aeyn«

md 5. Die Operation wird jedesmal firuehtloa «nip wenn feace Materien» a.*B. ei weitartige Lym« pfee« anagetretenea geroonenea Blut die E. Ttom* ■ete oder die Trommelbohle verstopfen vnd d»» anreh den Entritt der atmosphärischen lAift Ter« kiadem, die mit dem ronden und ovalen Fenacei im Conteet bleiben mufs, wenn Gehörs-Empfin« dang Statt finden soll. Ans dem genauen anatomi* sahen Verhültnifs des Hammers au dem Trommel« fdl ist leicht ciniusefaen« dafs unter drei Punctio» Btn wenigstens eine dieses Knöchelchen trefFen oder loireifsen wird, wodurch das Gehörorgan bedeu« Und verletst werden dQrfte. Schon die bloCse Durchbohrung des Trommelfells soll nach Duverm moy 9 Ls Cat , Malier n. s. C Taubheit verursachen^ welchea auch die Versuche sn Thieren und das Beispiel der Artilleristen und Glockenläuter bewei* scn dQtften. {ßai$sy ist übrigens der Meintingy dafa ^'' Taubheit der Artilleristen und Glockenläuur

Aiiley Cooper erst im J. 1801 seüie Ideen in dorn Philos. Traniact. bekannt machte. C Himly Commenfaiio ite p€9Jora1ione meinbranae iympani, GodUngac 1»)8. 4. Fr'"*" tU pnforniitme lympani praccipue de vera Kitju^ op liwM Mttdienfiofte. Jenae IHiK). 4. Himly*« Aiuiobten in aenen Bibliothek fiir die Sinn»»l. Heft. 18iD.^ Hai vtr s* w ^ »

4. Fuch» iijun operO"

L in der

Hanno

der V^ers»

•-* 123 ^.

11MI1S..TMI' den Jicfd§:«n und wloderholun 'SffajBLflC* terungi^ det gtnsan Gehörorgan» herrübrr. ,el^ yqn äer blofsen Ourchbohrnng des Trommelfells). _|tfea liec einige Beispiele von sofjklliger XJinehbolifnng, welche keine bedeutende Tsubheic sar, Fölgo ge« bebt heben y allein dergleichen einaelne Falle kom* men hier nicht in Betracht. Allan führt auch das Beispiel -einiger .Tabacksranoher an p die Tom Mnnd aus den Tabacksrauch üorch die Obren gebLuea ha^ hen allein man mntß einen Untepsohiad maphe« Bwisehen dem Werk der Natur pnd dem^ welchöt blofs Produkt von Krankheit oder der JCunat iau

Die Versehliefsun|; der kdnstlichen OefEnntig |st ein weiterer Nachtheil dieser Operation^ der wo* iiiger badentend fflr den Krsnken als unangenehm v ffir den Operateur ist. Sabatier bemerkt in Anse^ hnne -dieser Operstion's die Tbiere, welchen man das Trommelfell mit einem tief in den Gehörgang eingebrachten Instrument durchbohrt hat, erlesdaa davon auf einijge Zeit ein ilbles Gehör, kommen aber bald wieder in ihren natörlichen Zustand su- rAcV ohne Zweiftl, indem sich dergleichen «OefF* nongen im Trommelfell gleich wieder von selbst Verichliefsen, s. Traite d* Anatomie Tom* !/• -p^ t86L Valsalva durchbohrte und serrifs das Trommelfell bei noiehreren Hunden, tödtete diese nach einiger Zeity fand die Wunden vernarbt und keine -Oeff- nnng mehr im Trommelfell. Ich habe diesen Nach* their mehrmals erfahren und augleich wahrgenom- inen» dafs die Einfahrung des (Coo/y^r^schen) TroU cars n>it der silbernen Canule für den Operateur beschwerlich nnd für den Kranken schraershaft ist» Deswegen habe ich mich statt der silbernen einer Canule von elastischem Gummi bedient, die nur l|r Linien kflrser ist als der gegen seine^ Spitxe hin leicht gekrümmte Troicart. Mein Troicart ist et- was dicker als der von Cooper, aber dOnner der von CbIUpzp

yprftihr§n hei der Operation.

Man tetat den Kxanken vor ein Fenster, so dafe dai ticht gerade auf sein Ohr fällt, neigt den Kopf desselben gegen die gesunde Schulter, und ein Ge- halfe drftckt ihn fest gegen seine Brust. Nun bringt man dio in Baumöl getauchte Canule allein in den

123

GthflrgftBg bb att 4it TromurelftfU (wtleliet am Widencuid, daa maii «rrihrt, und aus dcrEapfin* dang des Knnken so erkennen iit), faernach lubrt min den TroicarC mis seiner nsch -unt^n nnd vorne {trieb teten Kranimniig ssofate ein. NaeL gemach« tSH JBiis stich aiehc nian den Troicsrt mit der Ca- ■■!• Frieder surQok und bringt eine in reines Oel isUachte Denossite «in, die mit Baumwolle odl^ Qiarpie befestigt wird. Diesen Verband erneuert ■an alle 24 Standen und macht eine oder twei Ein- sprttsungen in den iufiern Geh6rgang Ton MalVen- aalgnCs und splter Too Gerstenabiud und Honig«

Ich mederhola es, dafs ieh diese 0[^ritiott 6f* Hers ohne Erfolg genucht habe, nnd Richerand be« ■efkty daCs ProC Duhüi* dieselbe Operation 4 Mal bei Personen von 90 50 Jahren ohne allen Erfolg Tatrichtet hat.

Die eben erwfthnte Operation pafst nur fflr den Fall, TTO das Troronielfell verknorpelt oder verknö- chert y nnd das &bri<;e Gehörorgan gesund ist. Die Operation wird einigen Erfolg haben bei der Ver- seklielsung der E. Trompeten wegen einem Bil- dangsfehler, chronische^ Geschwulst oder Nasen* poIypen ; sie ist aber unzureichend, wenn dieTrom« melhöhle durch Materien verstopft ist, die aus dev künstlichen Oc£Fnnng nicht ausfliefsen können ; sie ist gana fruchtlos: wenn die Taubheit in einer L&h- Bang des Gehörnervens, in einer catarrbalischen oder nervösen AfFection begründet ist, oder in Fol- es von Faul- nnd Nervenfiebern entstanden nnd dia Euitach. Trompete frei ist.

§. IP^9 Von der Zerreifsnng des Trommelfells,

Diese Membran kann entweder blofs zerrissen styn, oder sura Theil auch gans fehlen *}. Di^ Zerreifsung derselben entsteht s. B. durch einen zu lief in das Ohr eiiige8to,rtenen OhrlöfFel (Riolan), durch gewaltsames Einathmen (Duoernoy)^ heftiges

•3 Im Tfibinser CUntciim kam einmal der mcrk.wTirdige Fall voFf dafs sich bei einem Kiude ein angeborener Mangel des 'Iroromelrells zeigte. An beideu Obren ^rar nur ein kleines Sriick. von dieser Haut vorhan- den y die Gcbö'rkuöchclchen) vielleicht mit Ausschhifs d.9i .Steigbügels, fehlten, und mau konnte deiithcU durch den äufscrn Grhörgang bis auf' die luigleiche hiU' lere AVondmig der Trommelhühlo sehen.

der Uehers.

124

Hieien (Tulpius), Erosion doreh Eiur (FnftrArJbM mb Hilden), Diese letslere UrMobe iil ^e hia«

Kennz0ich§ni ^

1) Die Lnfl drincc mit 2iiclitii ans deAi in- Cieni Oehörgang und oildec einen Laftitrom, des Beere, eine UeLtfleBiBie d^l. in Beweeang letet;

2) meeht man eine Einepriunnc in den iuraem. 9eh6rgang 9 eo könnt die Flasaigkeit in den Bali, oder snr STese lierensi

3^ naoLc nen eine Eintpriunng in die Ensta- chiache Tronpete« so dringt die Fiaisigkeit ans dem iuCiern Gehörgan^ hervor«

Die einfache 2jerre&ftuDg des Tronmelfella heÜC- von selbst wieder» wie VtUsalva^s Erfahrungen be* weisen. Maunoir fand eine hflnitlich in das Trom« nelfell gemachte Oeffnhng swöif Tage nach der Operation ^ader vernarbt. Mir find mehrere Bei« spiele. Ton Oeffnungen in dierer Membran als Folg» einer Eitemne der Trommelhohle und des Gehör« Organs vorgekommen , die sich während der KuT vernarbt haben. Die partielle Zerstörung der Trom« inelheut veranlaftt ein schweres Gehör, aber niohc den völligen Verluit des Gehörsinns. Andere ver« hlklt es sich 9 wenn das Trommelfell gans fehlt, wegen seinem anatomischen Zusammenhang mit dem Bammer (im natflrlichen Znstand) und durch diesen mit den übrigen Gehörknöchelchen. Leschevin be« merkt y dafs die ZanDeifsung des Trommelfells im« sner Taubheit herbeifahre , wenn auch nur allAiih» lig und stufenweise.

Die Kunst vermag nichtig dss Trommelfell mag

einen einseinen Rifs bekommen oder von seiner

Bi^bitans verloren haben, im ersten Fall bewirkt

, die Natur allein die Heilung, im andern Fall bleibt

' das Uebel unheilbar. Statt eine kflnstliche Mem«

bran nach Leschevin^s Vorschlag *) einausetzen , um

•) Man rertleiclie darüber denVorsohlagdci Herrn Kamp- ier*! von uiufenrieth, den Verlust des Trommelfells durch ein kilnstliclies dadurch zu ersetzen , dafs man iu den KuTsem Oehdrgang eine dünne, elliptisch gedruckte, kurse Höhre von Blei anbringt» über deren inuerea Ende vorher die Haut von der Schwimmblase eines kleinen Fischet nafs gezogen und nach dem 'i'roickuen gefinüttt worden ist. S. Tübinger Blätter etc. 1. Ban- des ttos HeSh Iffro. I. £f. . ^ .

der U0oer».

12Ö -^

6m innen Obt Tor kalte Lufi ond vor freaden Urpera ma «ehlltsen, dArfce et hinrtiohend teyn, den Eineeng des aurtam Oohörgtagt mit loekerer Baamfroue sa bedecken«

(Die Forttetsnng folgt.)

2-

Das Siromahmdm

t»<

^Uebeff dii Sifonabad bei Nicratein nnd leiao Mineralquellen** iac im verwicbenen Jahre bei Xs* flftrh0rg in Mains eine mit vielen lithographirten Abbildungen anagegrabener Anti^uitlten gezierte Abbendlung eraebienen , welche hiniichtlich dea Hi- aioriaehen and Antiqaariichen den berfthnten Hm* Profeaaor und Bibliothekar Lekn»^ hinsichtlich dea Chemiachen, den geichiokten Chemiker Hrn. BfieA* u^Ff wie hinsichtlich des Therapeutischen , dem Physikatsarst an Oppenheim, Hrn. Dr. ff^einshei'- ■er, sum Verfasser hat, und unstrelstig zu den be» Bten Schriften dieser Art gez&hlt werden mufa, ob« gleich dieselbe, wegen der grofsen Menge neu ent* deckter Mineralquellen nnd der darüber verbreite* ter Schriften, nur wenig im Umlauf gekommen aeyn naag,

Dea Daseyn dieser Mineralquelle war, aeit der Rflmer Zeiten, unbeachtet geblieben, ala der Ge-r keime Rath und Leibarzt des Groftherzogs von Hea« acB. Freiherr von PV^dekind^ durch einen Artikel in der Meinzer Zeitung vom 21. Mai 1802 die Nflts« liehkeit dieaer von ihm bei einem Spaziergange sa« fiüiig entdeckten Quelle und deren Aehnlichkeu mit dem V\'eilbacber Schwefelwasser, nach einer vor- Uu£een chemischen Analyae, bekannt machte» und der damaligen Dspartemencalgesellscbaft der Wis- senschaften und Künste zu Mainz die fernere unter« snehung empfahl, welche auuh die Heilsamkeit dea Waazera bestätigte. Wie verwundert war man, ala aich bei dem AuCriuman der am Rheinufer zwi-

126

wfiMi Dppenbelfki und Niertteln» nAbe tli ^eir ü«« herfahrt Aber den Rhein , gelegenen J^aelle eine römische^ tnit dicken eichenen Bohlen 'woblbedeekte Fauang, TrAmmer von Bauwerken , unter alniera eine kleine Säule » ein Becken von Stein, kleina. Figuren Ton gebrannter Erde, und Viele kupferne Münzen 9 die von runden Gypskngeln umeeben W4U ren und in der Quelle lagen, vorfanden! X)er wich- tigste Fand war aber eine Ära mit folgender In- - •chrift:

Üeo

jipoUini

.'et' Sironaü.

Julia, Frontina,

V. S. L. L. M.

yybem Gotte Apollo und ddr Spfoni^ arfQlk ibf Gelabde freudig und dankbar , Frontina^** <i—

Hr. JLehns glaubt , Sirona wire ein keltifphil^ Beiname der Dianas als WassergAttin^ und in Vesi^ bindun^ init dem Heilgotte Jpollo üU SchubtgAijtia der Hollquellen« Dieses hat nun Veranlassung jse* geben, der wieder aufgefundenen Quelle den Na^ ' men, SironahadEu geben* Das Resulut der.Xe^ne^- ichen antiquarischen Untersuchung istc 1) daf« ^e^ Sta Name von Nierstein ^ Aquae neri, war, i)A䣧 a Quelle wenigstens von der Zeit Domitians an gebraucht, und erst nich dem Jahre 267 serstört (oder vielmehr deren Fassung bei dem JlApkiiuga der Römer durch aufj^elegte dicke Dielen ; ee£ai| £ntweihung des Heiligen geschützt' und erhaltaii wurde *)), 3} Dafs wahrscheinlich Gallier dicFaä Ansi^iddlung mAcbten, da der Name derselben v ip wie der Name der Göttin ,■ unter deren Schiits 'ile- fliand ;^ glllischen Drsprnngt ist, indem auch Tbd» tuf' deutlich sagt, dKs Gi^lier am Rhein'a 'ib dar KVlia von iMTogaR^ia^m wobnten. Das rbeinL> ttfie'jiqua neri war den Römern wohl eben it»

riMkfwArdig wägen seiner Heilquellen ^ alf " das

... -^ •- \ . , . ■■ .' . .

lfi\ MerlbWurdig "vmr et ,daf s » wie man xnir gesugt Bat, jdl^ «Ucken eichenen Bohlen , womit die steinerne. Fat»,

Snnc bedeckt war, iiud welche wahrscheinlich von. ien Bomem bei dem Riickziige ziir Verheimlichung 1 . der* Quelle aiiicclegt inid mit Erde iibersohiittet gewe- . •!!& Wasen » . ficn so lange Zeit hindurch erhalteu hat-" ' fen^^^f ijt dieses doch wohl den An«dünstuugen der QAelte fensuschreiben^ - r.

127

■•■9 Ni«itial]i wt wegait leiaM Totttvfllltlien Weinet ist. ^

Nachdem die wiedjPTgefandene Qnelle von dtf Goneine in Feeht gegeben und sa einer Badeen* Kalt eingerichtet war, wurde lie Ternachläfiiet, und im Wavaer verlor eelnen Mineralgehalt , bis der teaaüge Eieentbflmer derselben, Br. Pfoifor^ KanH ■nn in Mains» keinen Aufw'and toheate^ nm dia QwUe besser, fetter nnd gegen das Eindringen 'dea «Uen VN'^assers tichem sn lasten » nnd den Kur» tfKen doFch ein wohleingeriditetes Bade nnd Koiw ins Bequemlichkeit an Terschaffen.

Die aberans schöne Lag» des Gesundbrannent »Rheine neben der Anfahrt der fliegenden Brfleke^ IM Tiertelstnnde weit Ton Oppenheim und eben M weit von Nierstein , in der Nähe von Maiua^ Fiaakfnrtb, Darmstadt» der schönen Bergs trafst ge« Ijnaber» nnd cur Linken das Tannuteebirge, an öaer der Hauptlandsirafsen Teutschlands» und die Inglalt für die Bequemlichkeit der Kurgäste^ . die larnoeh» wegen Neuheit der Anlagen» über Man«

Csn hinreichenden Schatten an klagen hatten» bereite viele Giste, die das Wasser suai'Trin- kl nnd Baden sich bedienen» herbeigeaogen und klit in diesem Jahre einen noch sablreicheren Be* sieb von Liebhabern der Rheingegenden» wie vbn Lnken» erwarten«

Aus der physikalisch -cbemisclien Untersuchung in Wassers you Hrn. Büchner, bemerken vrir fol- pades :

1) Dafs die Temperatur der Quelle sich gleich« Usibend und von der Luft nnabhäneig ist;

2) daa Wasser ist und bleibt vollkommen durch* ■dtig;

3) der Geschmack des Wassers ist Schwefel was« soKoffiartiii:» balsamisch» aber angenehm und suna S«afs einladend. Wenn das Hydrothionartige durch liaferes Stehen an der Luft verschwunden ist, so M der Geschmack äufierst san, und nur in Ver« fkich mit dam reimten destiliirten Wasser etwal' rikiJisch und salsartig balsamisch;

4) der Geruch ist stark hydrothionartig, eigen« Aimlich » aber nicht unangenehm;

5) dem specißschen Gewichte nach, ist das Si- naaw^e^er aehr viel leichter» als das destillirttt ^isser 9

•^ 128 T->

[

' 6). dUi SivoBafritia* #•<•! an« ••ht tpmiiii ^ ^ gfangelbweiftM Pulver ab, weichet e|is Kohlea« ^ •eurem Kilk , Kofalenfamrer MegneeU » Kohlenaen« \\ vem Eittaoxydnlf ond einem eigenthflinlielieB Hex» ,^ besteht. ^

Ans der sehr omstlndliehen luid eosfahrliokoi (^ tthemiiehen Analyse wollen wir nur die Zussnune»« ^ Stellung der in 100,000 Grtn nnsers Sohwelelwea« | ^exs enthaltenen Bestendth^ile angeben. \t ^

100,000 Gran Mronawasaer enthelteB än.fititm ^ Bestandtheileh in sclurf ausgetrochiietem Znsfende! i 85 Gran; im wasserleeren Zutun de 67.79 Gnn| ea j eufdrmi^en Bestaadtheüen 20,855 KnbihBOlle» nebst ! •twas Stiokgaso . ;

Die festen bestehen im wasserleeren ZnsCaa^ de aus : '

0,7 Gran harsigen Extraktivstoff.

2,79 «• Saltsaurer Mapneaiav •/

25,655 «-« Saltsauren Natmm«

2,95 Kohlensauren Natmm. . . 0,9 ^ wibiigen Extractivsto£F.

0,547 **** Kohlensaures EisenoxyduL

11,5 Kohlensauren Kalh, ,. 0,325 Kohlensanrer Magnesia« . 1,725 -> Verlust. . f

67,79 Grank

Die gasförmieen bestehen ans: 10,865 KubikaoU Kohlenslure. ' '' 9,99 «- Hydrotbiöngas.

. '20,855 KubikzolK

Obige 17,77 Gran wasserleeres , Schwefelsanret. Nätruin wörde in krysuTlinifchem Zustande als 40,39 Gran, und die 23,655 wisierleeres Saltsanree Natrum, als -28,72 Gran aufzuführen gewesen seyn, daher diesen beiden Salsen der gröfste Theil der twi- eehen dem getrockneten und geglfiheten RAckstande bostehenden Gewichtsverlinderuag susurechnen ist»

- I £im anderer angesehener Scheidekflnstler, Hr. Htm FF^ixMery welcher dss Wasser itii der Quelle untersucht und Hrn. Büchner^s Veriuche beacätif^t. bat, fand jedoch die Menge derKohleniänre gröfser« Die Aehnlichkeit des Wassers der Sironaquello mic dtkn Weilbacher Schwefel wasser ist auffallend ^ jedotih möchte Ersteres das Letztese an Ar.<sJ-tigea Bestandtkeilen noch wohl übertreffen.

Aach

129

Anoli teheint dViefci 8«? ötnwtsafr mit deih W«li> lieher in Aotcbun^ leiner Heilkräfte f ehr dbereio* mkoBiaieii. Es wirlit lindernd anf die Sehleim- klDte und itc daher bei treeknem Hütten, -bei Ca« turbeo. bei Bltnnorrhöen a. •• w. yön Natsem Bei enfengender Phikisti ffmhsrculosa »oti es sieR ■flcslieb erwieten baben , und' et erhitst Aieht, B^ B^Borrhoidalleiden and b^i- rheijkmetiseben Krsirtlt* Vtiten bat et tieb beiltan bewitten , obne die 'Ver* di*an|Eskrirte bu teb wichen ,- wo von TieUeiehc der EiseBfsefash die Ursache itt. - - >

Aach gegen Hantbränkbeiten , siinial ber)>öd- scher Art, itc et gepriesen Worden. Hr. Dr. ^FeiitJr- krimer rahmt seine ileilkr&fte bei der 'Merktirial- krankbeitf wie anch l>ei ifhronischen Rheumatis« men und Steifigkeit der Gelenke«

Sehr gut llftt sich das Sironawasier in KrOgen Tenenden. Sonderbar ist, flbrigens der Umstand, daft es selbst beiderlaftdicbteften Verschliefanng der CTÜgo» nachdem es gefaftt itt, den bydrotbionarti- ecn Geruch und Geschmack /fast gänsllcl^ vei^'üert, wenn es auf der Achse transjportirt ^v^rd^ is|^ data et aber denselben nach IC bis. SOtheigem L»-

Sern der Krflg«, in seiner ursprangHchen o^i^rke wie- er erhilt und nachher beibehilt. (Vom Geh« Eatb ' E. ff^sJekind zu Darmtudt). , .

3.

Die Jalappa- mls Purg irmitteL^

Weil die Aloe meist Ober 10 Stunden Zeit be* darf 9 ehe Leibesöffnung darauf eintritt » weil et nicht immer die Absieht des Arstes, der ein Pur« girmittel giebt, seyn kann, besonders- auf die £j6> ber SU wirken und dieses grofse Absonderüngsorgaa zu reisen, und weil wegen HUmorrkoidalObeln u. e; Zufallen die Aloe nicht immer gegen die habituelle Leibesverstopfung angewandt werden kann; so Ter« suchte ich diesei wegen bei mir und vielen anderä

Joum. LXVII. B. 1. 8t, I

13a

tvmoiuigMi mit gnMB Erfolg, TOn andJtni ohne Nuuen. Dtft aber dieie Heilmethode keine gleieh- gOliige Sache sey , nicht. la jeder Constitution pasie, und manches Leben, bis. sur Verlötohung angreifen könne, möge als warnendes Beispiel folgende knrs gefslste Krankbeiu - Geschichte lafiren:

Fr., ein Mann von 56 Jahren, fehr wohl genährt, vollsaftig, von starkem beleibten Ansehon, aber dabei pAegmatisch ,- trijg und nnthatig. der Tiel aTs^ noch mehr trank, Wein und Bier, oabei viel schlief und wenig activo Bewegung machte^ war > der Gicht seit 26 Jahren unterworfen , die sicn un- t^ allen Formen bald als Podagra, bald als Chjra« gra, Gonagra, erst einzeln, jetst gemeinsam in meh- reren Theilen sugleich äuUerte. Im Januar 1826 entschlofs er sich au der genannten Wasserkur; er trank tapfer in 12 Stunden seine 48 Schoppen Was- ser, so warm als er es erleiden konnte, er erbrach sich 3 Mal wahrend dieses Trinkens , laxirce 2 Mal lUid schwitzte dabei ungeheuer. Er bekam daawi- schea öfcern Schlucksen, und hatte viel Schläfrig- keit, Die Nacht darauf schlief er sehr gut, leerto viel Drin aus , und fohlte sich den andern Tag darauf schon sehr erleichtert, hatte guten Appetit, den 2ten Tag noch mehr gebessert, und den 4ten von allen Gichtschmersen frey.

Um die Mitte des kommenden Monats Mai wur« de er wieder mehr von Gichtanfällen im Knie- und Hflft- Gelenk, und in den EUnbogen geplagt; er hatte leider! seine Lebensweise bis daher nicht ge- ändert, wie alle derlei bon vivants zu thun pflegen« Durch das erste elöckliche Resultat erkeckt, ent« schlofs er sich leicht wieder zur zweiten Wasser* kur, er brachte es auch wieder bis auf 47 Schop- p.aDf ab^r den 48ren konnte er nicht mehr hinun* ter bringen ! Diefsmal l^atte er sich während des Trinkens gar nicht erbrochen, nur 2 Mal laxirt, Urin war auch nicht sehr viel abgegangen, aber der Schweifs war wieder wie das erste M«l ungeheuer, stark und h^ifs. Kaum eine Stunde nach dem Schlufs die Tilnkens bekam abe« Fat. einen conTnlsivischen AnTall von der hefiigettir Art, er verlor das Be- wpbtsbyp, es streckte seinen Körper dnrch alle Giieaer, das Gesicht w«r.än%;edunsen und blauroch, der Mund krampfigt geschlossen, die Zunge ver-

~ 133

Utten, dsft Biet swifchea den Zihnen dorehlitniy

«r ntet« im Schleim , konnte nicht reden ^ noch

NUackea » nnd krabbelte immer ingstlich mit der

itehten Hand anf den Bette heram, sein PnU war

Hbr nnregelmiCflie« bald sehr eeichwind, kaam

blklbar, beld enatetsend und erhooeaer, nnr snwei-

W lehlüe er die Aueea auf, dann lag er wieder

wie betlnbc nnd fchlattrunken da, dann würde er

»4er nnmhig» wollte aieh heben und könnte

ackCy and ward fo nnier diefen Zufällen nach 12

tenden eine Leiche! Zehn Blntesel uro den Hals

nlegt, so wie apiter eine Aderlaia von 12 Unzen

blFea nichts, je man konnte mit dem BIntlanf das

Ld>en schwinden sehen , nur der Puls wurde gleich

Mefa der Aderlafs gleichförmiger, aber es dauerte

licht lanf;e, so hörte er gans su schlagen anf!

Bei der Section fand sich weder im Kopf noch im der Bmsc mehr Wasser alt man gewöhnlich bei Leichen antriIFcy nur die Gehirnmasse war siem- lich weich y sonst nichts IrreguUres darin« Aber in der Bru^t leigte lich eine gelbe fette J^atte^ fie einer Mannshand dick nnd breit» wie ein Pol- ster anf dem Hersen auflag! Der Hersbeutel war nns mit dem Herzen verwachsen, das. Hers äber- kanpt sehr grofs, die Kammern sehr weit, die Wände schliff und blafirotb. So hatte also das Primum movens schon für sich ein erofies Hinder« BUS sn überwinden , uro das Blut Fortzubevregen, welches auch schon den irregulären Puls bedingte, der bei diesem Subject auch iro bessern Zustand

EBWÖhnlich ivar^ diese geschwächte Energie des ersena mufsce aber am Ende durch die grofse Menge eingesdilncKten Wissers so obruirt werden, daQi Ziclelzt Lähmung und Stillitand aller Circula- tion - Tod entstand.

Aus diesem Fsll möchte zu lernen seyn : »,Da(s „fdr Tollssftige, pblesroatische Subjecte, denen es yySn gehöriger Energie des Bliugefäfssystems über* „baupt, und des arteriellen insbesondere fehlt, die „zn ScUagflössen , Coo^esttonen •• geneigt sind, „die Cadet de Faux^iche Wasserkur nicht rätblicU „seyn dörfteP^ (Von Hru. Med. Rath Widnmaiin la München).

134 «

6.

Nerfs intohans und tmtahanSt

60 werden von Hrn. Foderd (im Journal eom-^ plcmentaire) nach dem Bei»piel itilieniicher Ainte, die Nerven, welche die Imprestionen TOn der Peri- pherie sum Centrum fortpflanten intobans^ and die 9 welche die impresnon vom Centrum snr Peri» pherie bringen catahans, genannt; •— waa mtn Bisher gans Einfach Empfindung!- und Bewcgangs« nerven nannte. Alao ein neuer Name fAr eigne St- ehe, die noch nicht einmal phyaiologifch gani «r* wiesen itt ! Diefa blofs zur Notis fClr du Ver- stehen der neuen Sprache. H*

Die Bibliothek d. pr. Heilk. Julius d.J. enthälu

£• Sibergundi Grundrifs der rationellen Empiriem F, . JV, Oppenheim die Behandlung der JLustse»^

. che ohne Quecksilber, K.urze litt er arische Anzeigen*

Strune histor, Bericht über die Leistungen

des medicinischen Klinikum zu Dorpat^' J. pfy^ ittmann über das gastrisch nervöse Fieber^ Ji^ineralbrunnen»

D«. P, Paganini Notizia eompendiata dt tuUä tu

aeque mineraU d'*Italia» Die Aeüauelle zu Borszeck* Die JVEolkenkur in Verbindung der lÜineralbrun^

nenkur, von Dr, F, B, Z^lTer, C Beck account of the Salt Springs aS SaUna in Onondaga County. Ahmdemijehe Schriften der ÜniversitUt zu Beilin. £• jD. Riesling guaedam ad fungi durae mmtris

pathologtam* F. X* Kersten de daerolithis, C* Birnbaum de spermis. C* R. Hilsenherg de gangraena notOCümiali* PA* öiese de eolica saturnina*

Liitterarisches Intelligenzblatt.

Vi?. /. 1828.

Bei Johm Fr, Baerecke ik ^itenach iit eriohit» itn und in allen Bachhaadlungen su haben:

JahUf Fer^im, Dr,f j^hnungen einer allgemeinen Naturgeschichte der KrankJteiten, mit einem Vor» worU vQnfi. F, Heusinger, gr. 1 Rthlr. 8p:.

Der Herr Professor Heusinger- ftafsert ai^b iA Um Yorworce folgendermafien über diese Schrift: JRi eeheiDt mir ein waliwi "V'erdienii, das lich der «Verfkeaer der folgenden Bogen um die Wissen» ^Schaft erworben bat» dafs' er' die Entwickelungs- i^ormcn Terschiedener Organismen mit den io Be» i,aiefanng auf den menschlichen Organismus krank« nha&e^ X«ebeniforn)en verglichen hat. Es scheint ipaiir dieses der einsige Weg auf dem Heil ffir unsere i^athogenie zu erwarten ist. Kein JLeser wird in yt^iaser Schrift den Fleifs und die umfassenden yiKenntnisse des Verfassers verkennen , und vielen iffvird gewiCs die LectÜre derselben eben so vieles MVergnÜgeo und einen eben so grofsen Genufs g&- ifWibren, als sie mir selbst, gewahrt bat^ und ee« tfWiCi werden sie denkende Aerzte nicht aua.dec yJBand legen ohne sich daraus fruchtbringende Rei* »^(cln far ihr praktisches Handeln absuahirt an ha« üben** n. •• w* *

T&hingen, Bei £. F. Oslander ise so eben er* ichieaen :

Montmahoug Dr, £. de^ neues Formular» und lieeepttaschenbuch p nebst der Bereitungs und An^ wendungsart aller neuen Arzneimittel y einer Ta-^ belle 'über die Gifte und Gegengifte ^ so wie ikber die einander zersetzenden Substanzen^ Nach d, Franz, frei bearbeitet durch Dr. pf^eher, 32. geb. 20 gr.

Diese» wesentlich der praktischen Medicin an-

2 :

I ... '

eeliftrende Schrift , liann wegen der darin gegebenen feberiicht über die Wirl&ungen , Dosen und gene* , rische AbiUmmung «uch der neue»cen Arzneimiuel» «o wie aber die besten zutammengesetsfteA -For« nein etc. nicht nur als Refiigium fflr angeheftdo Amvua angesehen und empfohlen «exden; sondem durfte auch den altern Aersten , die mit den neue« ßpßu Entdeckungen der analytischen Chemie fQr die pfakti^cjie Idedicin und mit den neuesten Erfahrung gen in Bekanntschaft bleiben wollen , eine ifillkom« mene Erscheinung seyn.

Der Verleger hofft durch das geeignrete Aenfser« anch das Sein ige tu einer guten Aufnähme beige-» tyagen bu haben.

Bihtiographie.

Materialien zu einer vergleichenden HeillhÜteUehr^

zum Gebrauch, für homöopathisch heüjsnde Aerzter^

nebst einem alphabetischen Register über die pOii»

.tiven Pf^irkungen der Heilmittel auf die oerschi$^

.denen einzelnen Organe des Körpers und auf diä

Functionen derselben» VonDr, G, A, B, ScKweU

€k€rt» gr. & Lieipaig bei F. BroclAaut.

. Das 'erste Heft (18% 26 Bogen) lios|M 1 Thlr«

20 Gr.» das iweite (1827, 21 Bogen) i TUr^ (^gc}

du dritte (34 Bogen) 2.Thlr. 12 gr.

üeber den Gebrauch der natürlichen und künstlichen JVlineralw'dsser von Karlsbad^ Etnbs , Marienbad^ Eger, Pyrmont und Spaa. Von Friedrich Ludwig Kreys ig. Zweite, verbesserte 'Aufiagem 8: 22 Bogen auf Schreibpapier. 1 Thfar. 8 gr. Leipzig, bei F. Brockhaus,

Hfu^inger, Dr. C. Fr.., Zeitschrift für die orga- nifche Physik, Mit Kupfern» Ister Band istes Ins etes Heft. 4 Rthlr. ^ Eiseaach bei Joh» Fr» Baerecke» _*«j

J o Q r u a 1

•der

practischen Heilkundce

I tleraasge^eben

r

C. -W. H u f e I a n d,

KSai^. Preulii. Suattntli, Ritter def rothen Adler-

Oidin« sweiterKlaMe, erstem LcibarsCy Prof. der M«-

lica«nf ^er Univertitlt zaBerlin, Mitglied der A^K^

dcmie der Witsenschaften eto.

und

£• 0 s a n n^

•ulmlielieiii Profefflor derNMfedicin an der Vtdwet* litt nnd der Medicinisch-CIiirur^ischen Academie Cir da* Militair zu Berlin» und Mitglied mehrerer gelehrten Geiellschaften.

Orauj Freund^ ist alle Theorie^ Doch grün des Lehens goldner Baum^

Cot he.

IL Stück. August.

Berlin 1828. Gedruckt und yerlegt bei Reimer.

A V

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i*^

I.

Georg Ernst Stahl *).

Würdigung

icines Werthes und Verdienstes

um die Heilwissenschaft,

basonders

ib Begründer des dynamischen Prinsips

iiL derselben

und

B«chtfertigung Seiner Lehre gegen man^

che Einwürfe und Mirsverständnisse.

vö«

Regier. Mediz. Rath Dr. Hartmann

in Frank tu rt «• d. Oder«

Bato ds Vemlam Novum Organ on lih^ IL cap» I. IL III. Hb. L cap. CXXX.

Licet in natura- nihil vere existat praeter eor^ pora indioidua^ edentia actus puros ex legei in doetrinis tarnen illa ipsa lex ejusque inquisitio^

*} Georg Ernst Stahl - ein Name , den die ganze earoplitche mediainische Weh mit tiefer Ver^ •brooe nennt 9 der Stola Teottcblands, der uefe Denker und Foricher der lebenden Katur^ " der auerit den Anstoft sur neuem dyna« miaeben Aniieht ui^d Begrandung der Medisin cab. and dadnrcb immer nocb, wenn aucb von

A 2

I*

I , I.

inventio atqae Bxplicatio pro fundamento est tarn ad seiendum , quam ad ojierandum, Uäm autem 'ij legem Format um nomine intelligimus ^ s. diff0m i rentiam veram ^ s, naturam naturantem , fontem 1 emanationis. Est autem interpretatio verum et na» .^j turale opus mentis, demtis iis^ quae ohstant» Sed . tarnen omnia certe per nostra praecepta erunt ma^K gis ineincta et multo firmiora. JNeque tarnen illif nihil addi posse affirmamus ^ sed contra y nos^ q^ i\ H/lentem respicimus, non^ tantum in facultatä ■^] propriaf s&d quatenus copulatur cum rebus ^ ar^ ,. tem invttniendi cum inoentzs adolesaere posse jta- tuere dehemus. j4t.qui Formas novit ^,it natural ^. unitatem in maieriis dissimilUinis complectitur^' i\ Itaque quae adhuc facta non sunt ^ qualia neo na» ,- turae vicissitudines, nee experimentales zndn^riae^ \ neque casus ipse in actum unquam perduxissent^ detegere et producere potest, Quare ex forma^ ', rum inventione sequitur contemplatio vera 0t op9» . ratio lihera* \

Uosere jetzige Zeit fängt bereits ans ^16 das« sischen medizinischen Werke unserer Vt>rfah* •. ren , die von allen wahren Aerzten als Sliitzeii unserer Kunst betrachtet wurden^ wieder ein- . zuführen, um ihr Studium < bei deir jiingern

Manchen ungekannt, unter uns fortlebt und fort- wirkt, — > der aber dennoch bei dem allem ao bttufig verkannt und mifsverstanden worden ist > er ver- diente eine gründliche Darstelluug seines wählen. ' Wertbes und Einflusses» und deswegeA freue ich micby hier dieselbe aus der Feder eiiiet seiner wür- digen Nachkommen dem Publikum mitthfilen zu können y um so mehr, da dabei die wichtigsten Gegenstände der Medisin, ihrf Grundprinsipien» ' lur Sprache und zur nähern Beleuchtung. kom- men. — Mit Vergnügen verbinde ich hiermit die Anzeige, dafs dieser Aufsatz als Einleitung zu einer Ausgabe von StahVs noch üngedruck- ten Werken zu betrachten ist, die wir -näch- V ttens Ton dem Hrn* Verfasser zu erwarten haben*

ö

Awzleji zu erlpichtero ; denn die melsteo die- ser classisrljen Schriften sind theils längst aus Ism Uuchhandel geschiedeii, theils nur für hohe Preise y oder aus öfTentlichen Bibliothe- ksa tu erhalten. Unter diesen nehmen die W«ke des berühmten Oeorg Rrnst Siahl^ des cnCSB Gründers der dynamischen Schule, ei~ Mi Torznglichen Platz ein. Er lebte in ei- a«D Zeitalter, in welchem das Aufblühen der ■edicinischen Kunst, durch das Triumphirat, in er mit einem Boerhaaye und Fr. Jloßmann bildete, durch . eine Fülle neuer, bewährter ucdidnischer Ansichten so kräftig gedieh, dafs sich die Nachkommenschaft dayon die schön- sten Früchte versprechen konnte. Aber je« der der drei grofsen Männer bildete eine eig- ne Theorie, ohne doch, wie die vormaligen verworrenen Systeme vom Gange der Natur nnd der bewährten Erfahrungen von Jahrtau- ^eoden bedeutend abzuweichen , und jeder hat bchulen hervorgerufen , deren Lehren für die jeliigen medicinischen Ansichten noch immer das Fundament abgeben ; jedocli mehr oder weniger modißcirt worden sind. Hoffmann und Botrhaave waren des Einflussas eines Lebens- priocipes geständig, weil dieses schon von Hippokraies und Galen aufser Zweifel gesetzt worden war; aber sie mischten die Mathema- tik. ui)d Slechanik als iiolhwendlgen Grund zur Erklärung der Erscheinung des Lebens in die 3Ttfilicixi, und machten aus jenem Frincip eine Zwittergeburt des Geistigen und Mate- n«llen. Dadurch aber, dal's sie die Bledicin ^<)n den Hülfs Wissenschaften abhänp.ig mach- itn ^ bewegten sie sich in den gewülinlichen rV blichen und jinathematischen Erklärungen •1er Kralte in Bezug auf den menschlichen

6 '

Körper, bedarften keioes grobeo pliilosopli sehen Scbarfsiooet , und warden Tbn der gh fsen Menge wegen der , leicbteli Pablicbke ihrer Theoreme ^n P&hrern erwählt. Bew^i dernswurdig ist die Deutlichkeit, Ordnini und Präcision, mit welcher ^Toj^Srnanii*« Weil gescnrieben sind| eincig in ihrer Art die ll konische Kürze , mit welcher J?oerAaiive gleh dem Hippokraits sich über die auiBgedehntesfl Theile des firstlichen Wissens yerhreitelj Stahl dagegen hatte einen bSbem Standponl der Untersuchung nufgefunden* Ait dein Stt dium der Alten auf das Innigste Tertraotyi^fiia er, dafs die Natur {natura hwnana^^ auf wpl c|ie IBppokrates einen so hoben WertE legi und Ton ihr alle übrigen Korperactioneo M hangig machte, eine genauere Untersuchan erforderte. Diese unternahm er mit einem bi wnndernswürdigen Scharfsinne utad eiber I philosophischen Consequenz , dafs er diese IFi tur als Lebensprincip in ^em organischen che mit festeren Gründen bewährte, ihren Bis flufs als den Primus motor aller Lebensbewc gungen darthat , die fremden Hülfsquell'en st der an sich noch so unvollkommenen Pbjsi und der Mathematik zur Gründung einer bei seren Medicin zurückwies, und diese, an dl Hand der Erfahrung und mit ihr in IJebereil Stimmung auf eigenem Gebiete und Grund bearbeitete. Dai's er zur bestimmteren Bi Zeichnung jenes iSunklen Begriffs der Nati (organische Natur) sich des allgemeinen bc kannten Wortes: „der Seele*^ bediente, ob i gleich unter allen früheren und späteren Bi zeichihingen jener Hauptkraft in dieser meti

fihjsischen Sphäre die prägnanteste War, hl hn in die meisten Streitigkeiten rerwickel

/

ond TielIeJcht allein den Gruqd zu der Nicht- beechiuDg gelegt ^ mit welcher SiahPs Lehren von dem grofsten Theile der Aerzte seiner Zeit aurgenommen worden. Rechnet man noch Uno, dafs etwas später der viel umfassende 6«it eines Halltr die medicipische Welt durch des grofsen Umfang des Wisseos an sich zog iod mit Bewunderung erfüllte, so d^rf man^ «ch nicht -wondern , dafs Stahl in seinisfn riflir MDmäfsigen Beginnen t die Medicin im Geiste der Alten einer ganz neuen Reform zu myter* werfen, nnd auf rein dynamischem Wege zu bt^rnnden , unter seinen Zeitgeoossen nicht fis Aufmerksamkeit erregte, die er verdjiente. Wo Gegner, wie Fr. lioffmann^ Boerfuiavt uipd Hdhr sich als selbstständige Forscher geltend ■ichen "wollten , und durch Klarheit ihrer Vorstellungen , wenn gleich durch falsche Prä- msen , die Meoge an sich zogen , da konnte iu Bestreben eines Mannes, der das Leben sieht durch Anatomie, Chemie und Mathe- ■•lik erklären , soodern durch * eine damals ungewöhnliche analytische Methode erfassen, auf eine richtigere Physiologie übertragen, und so die Erfahrungen von Jahrtausenden mit sei* Dcr Lehre in Eioklang setzen wollte, der ichwierigen Forschuog wegen wenig gewiir- dtget V. erden. Seine Schüler, denen sein Geist fehlte, wareo auch nicht die Träcooeo, durch ihre Schriften den eigentbümlichen Geist der Lehre zu verbreiten ; vielmelir gaben sie Ver- . jihlassung, ihn zu verdunkeln. Nur in Eng- iand und Prankreich fafste StahPs Lehre bei (rnr^eii Kripfen , die sich mit dam Geiste ei- D»r liberalen Philosophie vertraut gemacht hat- ten, Wurzel, scbofs zu einer neuen Blüthe etn|Jor, uud konnte durch die Hcz//er'schen und

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Toffmann^schen weit verbreiteten Lehren nicht 1 linterdriickt werden« In Teutschland Terstan«' i den StahPs Zeilgenossen ihn wenig; dieWahr^ t beit seiner Ansichten mufste der bessern Fol- i gezeit aufbewahrt bleiben. Alles huldigte dem q Hbffmann und Boerhaavtj und* nur nach und % nach sah man endlich den Mangel der Anwan« jj dun^ mechanischer und mathematischer Grund« satse sar Erklärung der Erscheinung des Le-* \ bens' mehr und mehr ein, und benutzte Siahts \ Ansichten zum Aufbau neuer Theoreme, ohne , zu gestehen, sie von Stahl entlehnt zu haben. , Dadurch ward der Gründer der dynamischen - , oder organischen L^hre nur eine historische Person; denn seine Werke studirte man nicht :^ mehr, sondern war befriedigt, wenn man seine !< Ansichten aus der Geschichte der lUedicin | kannte, ohne zu bedenken, dafs medicinische . GescKichtschreiber auch Vorliebe zu andern Theorieen haben und der «Sra/irschen nicht ge- neigt seyn konnten , wie diesea Letztere der •. berühmte, als Mensch und Naturforscher hoch- * geachtete, aber mit der praktischen Arznei- , künde sich nicht befassende Prof. Sprengel un-^ umwunden in einer Vorrede zur teutschen Ue- = bersetzung der StahPschen Theorie von Mt^ erklärt. Es schien mir daher der Zeitpunkt gekommen zu seyn , StahPs Lehre in der Ei- genthümlichkeit , die sie hat, wieder ins Le- '. ben zurück zu rufen, und der Prüfung meiner Zeitgenossen zu übergeben; zugleich aber' auch die ihm von älteren und neueren Gegnern ge- machten Beschuldigungen näher zu beleuch- ten., damit das medicinische Publikum beur- theilen mo^e, wo die Wahrheit liege , und wo man dem grofsen Manne zu viel gethan^ '-' oder mit richtiger Würdigung über ihn geür-

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Atllf habe. Djirch dieses Zurückfuhren auf die Quelle so vieler verbreiteteu praktischen Ansicfaten wird man in den Stand gesefzt, die LiistuDgein der Stahfschea Folgezeit und d^r llasrigen in der Medicin freier zu überblicken, fta Cohärenz der Hippokratischen Medicin (die ■1 noch immer als Muster geblieben ist), d, h. fo richtigen Beobachtungs - und wahren Er- Mrangs- Medicin mit den auf wissenschaftli« cktm Wege bewährten Stahrschen Lehrsätzen OBznsehen , die neueren herrlichen Entdeckun- gen in mehreren Zweigen des ärztlichen Wis- isns mit jenen Lehrsätzen in Verbindung zu Wogen, und in dem Labirinthe aller der seit ■ehr als einem halben Jahrhundert entstan« fcaen Theorien gleichsam durch einen Ariad- leitcben Faden so herauszufinden, dafs man •Dtweder die Schwächen, oder die Würde die- Nr Theorien , je nachdem sie das Fremdartige au andern Tbeilen des Wissens zum Grunde legen, oder die Medicin auf ihrem eignen Bo- den bearbeiten, entdecken kann«

Ich selbst kann wenigstens aus Erfahrung einer beinahe dreifsigjahrigen praktischen Lauf- bahn versichern, dafs ich nach eifrigem Stu- dio der Boerhaave* sehen , J^roivri'schen und der Erregungstbeorie, spater mit Anwendung der 5c/i«//m§'schen Identitätsphilosophie und der chemiatrisclien Ideen der Neuern dennoch im- mer eine feste, rationelle, empirische Stütze für meine Handlungsweise, einen generellen Canon für das praktische Wirken vermifste, an den sich die Naturbeobachlung des kran-^ ken Zuslandes anschliefsen soll , und den je- der behandelnde Arzt, wenn er niclit reiner Empiriker ist und auf gut Glück handelt, sich

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J

i!

SO wählen pflegt. Meine KrankheiUbeobachr'V tungen battea noch iininer das Gepräge dae , Schwankeaden ; die kranke Natur in ihrer .^ Verwandlung strafte* oft die für sicher gehal-, ^ tene Ansicht Lügen j der rationeil geglaubte'], Standpunkt gab den Hypothesen Raum, und ^ ich konnte noch von Glück sagen, wenn ich j die Naturthätigkeit nicht durch meine Uittel . in ihrer heilsamen Ordnung gestört,' oder .gar" ^ ▼erkehrt hatte. Wer sich ohne ahnliche iSiin- ! de Weifs, hebe den ersten Stein! Da kam mir d4r viel T^rschrieene Georg Erna Siahl . in die Hände, und jener generelle Canon war ! gefunden. Ein zvvölljähriges Studium seiner praktischen Schriften im fortwährenden Ver« gleiche mit dem Verhalten der kranken Natur bei nicht unbedeutender Praxis liefs mich wie durch einen* Spiegel die inneren Veränderun« gen belauschen, welche mir sonst trügerische Symptome verhüllten» und das ' Fortschreiten der Zeit in der Kenntnifs neuer bewahrter Mittel liefs mich diese Kenntnifs so an di^ StahPsche Theorie anreihen , dafs ich im SttUiP-^ sehen Geiste jetzt so handeln konnte, wie der grofse Mann selbst würde gehandelt haben, "wenn er l(»bte und sich unserer Entdeckungen

bedienen könnte.

»

Es ist nicht zu läugnen, dafs wir an Bag^ Kv und Sydmham schon vor StahPs Periode Männer hatten, welche ganz im Geiste der Alten, und namentlich des Hippokratts uns in praktischer Hinsicht als grofse Lichter vor- leuchteten und immer Musler in der praktisch medidnischen Beobachtuogskunst bleiben wer* den, allein jenen- übersichtlichen rationellen Canon, den eine richtige philosophische SchluCs-«

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folge sanctioDirt , und der die Materialien der nähren Erfahmog (die jene Hifppokraiischen finner für immer aufstellten) mit den 6e* MseD der kraäken menschlichen JNutnr Eur Baheit verbindet, und uns ein Leiter in den Ttrwickelungen der kranken Erscheinungen Mfn soll 4 yermissen wir doch bei jenen em— firisch grofsen Alönnern. fia^/iV, dessen Schrif- Ito ich mit hohem Interesse las, und den ich iis klassischen Arzt jedem gebildeten Prakti-^ itr, der ein Muster HippokratUcher Nachah« ■nng und Beobachtung sucht, empfehlen mufs, ztigt dennoch zwei nicht zu combinirende Seiten als Theoretiker und Praktiker. In Er-* tferer tritt er als Jatro- Mathematiker mit Hy-

Cthesen , in Letzterer als gebildeter Empiri- r auf. Beide Theiie sind jedoch in seinen Schriflen so getrennt, dAfs man sich iiiglich its praktischen grofseren Theils allein für das Krankenbette bedienen kann. Sydtnham war tin Lieblingsschriftsteller Stahfs^ und wird Tor allen andern citirt; seine Auctorität wird ■ach noch furtdauern wie die des HippokrattSy so lange mao reine Naturbeobachtung schätzen wird. Und dennoch liefern seine klassischen Schriften nur Aiaterialien ; aber doch funda- mentale Materialien für künftige Gesetze zur Einigung der medicinischen Theorie und Praxis. Was also Stahl vor jenen auszeichnet , ist das grofse Unternehmen: die ganze bisherige Me- dicin einer streng wissenschaftlichen Revision mit höchst scharfsinnigem philusophischen Gei- ste zu unterwerfen , die Auswüchse zu besei- tigen , die Ansicht des Lebens mit den tau- sendjährigen wahren und übereinstimmenden Erfahrungen in Einklang zubringen, die Phy- siologie, Pathologie und Therapie in den ge-

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jDTiaesien Verband zu selzep, und so das wahre . Fundament zu einer auf eigne Gesetze, sich gtützeiiden Medizin zu liefern, wodurch er mit JElecht den Namen eines Restaurators der Heil<^;' künde Terdient.

In dem Januar- Hefte der medicinischen Annalen von 1818. pag. 19, liest man \ieiir ^wahr folgendes: ,,Kein System ist bisher dem ytVorwurfe der Einseitigkeit ganz entgapgen. „Man richte seinen Blick auf df& der besten 9,Köpfe, z. B. auf das geniale System des ori- '„gineilen Stahl. Ab^r das Schlimmste ist fiir ,^uns eben jene Einsdtigkeit ^ welche die ^us- y^hßtr dir Systeme in dieselben gelegt, und die ,,sie fdr die Theorie und Praxis herbeigeführt „haben, welche der Natur der Sache nach nicht „daraus hervorgegangen vväre!"

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Stahl erkannte, wie wir wohl alle, nur eine Wahrheit, und daher auch nur eine wahre Medicin. „Alle übrigen Meinungen , welche „voii dieser wahren Theorie abwichen, seien ^^falsch und leiten nicht auf den besten Weg, „der zur Anwendung und Entfernung der , „Krankheiten führt. Alle auf Heilang sich ,ibeziehenden Kenntnisse konnten aber wirk- „lich in einem einfachen und wahren Systeme 9, vereinigt werden » und es sei falsch,' wenn f,andere auf Auctoriläteti sich stützend vorge- „ben, eine evident erwiesene medicinische i,Theorie sei unmöglich."

Ein dreifslgjäbriges unabläfsiges Studium widmete er diesen Forsch ungen^ und fand end- lich genaue Uebereinstimmung seiner so müh* sam errungenen Ideen mit dem Gange der ge- sunde!) und kranken Natur , dafs er au den

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aafgefundeiieD Gesalzen bei der UnTinltbarkeit aller früheren Ansichten an der' Wahrheit sei- ner Theorie nicht mehr zweifeln konnte, die, reDD sie gleich nicht vollendet erscheint (wel- ches selten Von einem Einzelnen , der eine porse Wahrheit entdeckt, erwartet werden b&p) , '. doch nicht zurückgelegt zn werden verdient, sondern nach dem erhöheten Stand- pankte des Wissens immer gröfserer Vollkom- nenheit fähig ist. Hoffmann* s ^ Boerhaavt'g ud HaUer's durch die physische ErkenntniTs nsgezeichnete Auctorität hinderte die ForC^ selzung der Bearbeitung StahFscher den ihri- ^B ganz entgegengesetzten Ideen, und sifll «ären für uns verloren gegangen, wenn sie licht noch ein Hoben ^h)tt\, Sauvages und Enut Platner gewürdigt , bearbeitet und erbai* teo hätten. Weichen Einflufs muffte nun vol- lends noch in neuerer Zeit des ausgezeichne- ten Geschichtsforschers der Bledicin , des ge- lehrten Curt Sprengers nachtheiliges Urtheil ober StafiFs Lehre verbreiten , der dennoch aafrichlig genug ist, sehr viel Gutes aus den Sifl/irschen Lehrsätzen herauszuheben, und zu beweisen , dafs Fried. Hoffmann manche Ideen Ton Siafil entlehnt hat. Da dieser würdige Gelehrte aber der Erregungstheorie (nach der Vorrede zur Geschichte der Medicin P. IV.) als einer der Natur und Wahrheit am nach- fitPii kommenden Theorie huldigt, welche den- noch schon von erfahrenen Praktikern als un- brauchbar am Krankenbette wieder verlassen ist; so wird derselbe als reiner Wahrheils- freund, wie er sich 1. c. III. freimülhig an- kündigt, gestehen müssen, dafs sein Urtheil über Stahl als befangen erscheinen mufs.

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Bei einer ralionelIeD Empiria sind am Efitle alle klinischen Aerzte stehen gebliebeo, ^ und haben sich ihre philosophischen Schlufs- folgen entweder heim Studium der kranken Na- i tur selbst gebildet, oder Ton andern entlehnt, . so lange sie noch nicht richtig beobachteten. / Welches aber die richtige und wahre Maiio sei, die bei einer Erfahrungs Wissenschaft, wia die Medicin , angewendet werden müsse , ist bisher unentschieden geblieben. Die Theorie, soll für die noch nicht Erfahrenen und richtig Beobachtenden diese Ratio liefern, sie soll, wie ich mich ausdrückte, einen libersicbili- lichen generellen Capon zur Krankenbehand^ lung für die Idee liefern. Diesen habe ich wie viele teusend praktische Aerzte in der Erre- guugstheorie nicht gefunden ; wohl fand ich ihn aber mit Beistand unserer neueren EnU. deckungen zur Materia medica in der StnhT- s^hen Iheorie, die darum das Gepräge der Wahrheit für die Praxis um so mehr an sich tragen mufs, weil sie selbst nach mehr als einem Jahrhundert ihrer Bekanntschaft um so vollendeter erscheint, je mehr ihr (den Ein-^ fachsten im praktischen Theile) neue bewährte ^ Mittel durch die Chemie und Naturwissen- schaft zugeführt werden; wobei sie sich doch verwahrt, Letztere -als ErklärungswissenSchaf« ten in ihr Heiligthum eindringen zu lassen, die ihre Selbstständigkeit nicht antasten dür- fen, sondern der Medicin nur dienen ßollen. Wer sich die Mühe nehmen wHl, mit Bei- seitesetzung aller Vorurtheiie für die übrigens grundgelehrten aber vom wahren Z^eck des Heilgeschäfis oft ableitenden neueren unzäh- ligen Ansichten des Lebens in den wahren praktischen Geist der Stahf^then Lehre ein«

m aef , dia hssonderao WisaeDSchanen lar herrschenden rbilosophie zu modslo, itabt origiBell da , und wird es bleiben. irkannia selbst der grofse Hallv, da er (r<iM sagt : „Suis (juum oculis videret, m aaclorilAtflin suspiceret, et cheniiae aam peritiain ad inedicinam alFerret, et lio eiset acri, aptoqae aingulares eveo- id sna loca illustrand» adhibere, plurima

ODTft, multa bona habet et propria." tollte nicht Läbniiz, dieser grofse, in

der Fhilosophia damals einzige Kopf, Gegner SiahPt auftrat, den Cartasia- in dessea Schriften entdeckt und nuF- Lt haben? nirgends finden wir der- M, Warum schweigt Hoffmann darüber, IMhnitxa Anhänger doch alles hervor- it haben würde, um als entschiedenster ir AtoATs dessen Prinzipa für die Med!- I antargraben ? Was TeranUrst also wohl

Prof, Sprengel, es als eine litterärischa ckuneanzunahmaa. dafs Stahl die Grund-

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" *

scmkeit zuschreibt, und sie io der Zirbeldrüse | mit den Lebensgeistern erst zusammeDwirkaii | läfst? Gerade gegen alle diese Hypothesen;] tritt Stahl ^ der den Spiritualismus nicht genüg *; bekämpfen kann, als der. entschiedenste G«g«.^^ ner auf. Hören wir doch den CartesiuaBelhA^J um sogleich das Ungegründete der Annahme-^ seiner Gruodsätze von Seiten StahPi zu er^^' kennen. In dem Tractat dt passionibus ianimac 7, lehrt er: ,^Quöd in animä passio dicatör, in''. „corpore actionem esse ; animam enim noa dort ' „posse motum et cahrem corpori (welches ge- ,irade in der Affirmation StahPa Hauptgrund-' . „salz ist) sed eum ex subtilioribus sanguinis' „partibns rarefactis et in cavitatem cerebri^iB«\ ,,gredieDlibus et musculorum contractionemef-*, ,,ficieDtibus excitatis in organis sensaniH per' „objecta oriri: et fünc nil anirnae tribui pou€\ ^^praeier cogitathnes;'^ (nach diesem mochte Woltl^ ., Fr,, Hoffmann eber Cartesianer genannt wer-'. den) „eas \el actiones esse, liempe volunta-' „tes, vel passiooes, Tel afTectus, qui sint spe- ^ „cies perceptionum. Animam praecipuam suam ' „functiooem exercere in glandula pineali,^ ex- „hac sede animam radios emittere per spiritüi^ \ ,, nervös et sanguinem , iit viam aperiant in „poris cerebri, motibiis ibi excilatis ab objectis ; „sensibiiibus. Euin porro elTectum passionum „esse, quod incitent et disponaot ad volendum» < „Voluntatem vero sua natura liberam esse, „eamque solam efücere, ut glandula se ita „moveat, ut yult. Unam homini animam esse, ' „quo ,sensitiva et ralionalis sit; hincque lucWi „inter molus sensitivos et voluntf^lem, quae „tarnen potestatem in suas passiones acquirAre „possit. Omnes passiones sua natura bonas < „esse, excessu fleri malas ] in esse etiam bestiis ,

- „eae,

üo vrohl von «in«r solclieo Fhilosophis,, ich auf lane Sptculation gründete, wlan- kSoDen , und welchen Nachtbeil hat ■!«

^rklich vor Siahl dadurch erfahren ! r ugt unser noch als grorser Arct in MTsm Andenkea stehende Geheime O.

A. Dr. Beraida (pro thtotli pathohgia* p. 17.) der sich durch Stahfs Grundsätze

Mgensreicheii praktiacheo Arzte hinauf- La: „Medicinam deuao ioTaiernat Reoati Lesü asaeclae, ssciae ioler medicoa phy- e coodiioreB, et ulularia arlii corruptores

[dl glAube mich nicht zn irren, wenn ich nir sonst unerklärliche Feindschaft uniars «inichaa Spnngtra (dessen Tadel gegen ich hier vor allen andern zu entkräften IB mors) gegen die Slalil' ache Theorie, persönlichen Widerwillen gegen den Pie- », dereinst Halle sd viel Unbeil brachte, worin er 6'iaAi befangen glaubt, so wie

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Kchani freien Ausbruche de« christlich religiö- sen Sinnes , wiA wir ihn auch bei andern gro- .^ fsen Männern kennen , ohne allen faden My- -^ sticisunus, der doch das Criterium des Pielis-* ^ fkius zu seyn pflegt. Auch sind diese Ergief ' fsungen eines dankbaren Herzens gegen die ' Gottheit meistens in den Einfeitungen und aio. <' Schlüsse seiner Schriften angebracht, ohi^efiir.^' den Leser bei dem Gegenstande der Abhand-* -■ lung selbst störend einzuwirken. Staht ge- hörte, wie ich durch seine mir noch überfie^ ferten Briefe und durch die Fatnilie weifs, weder zu einer besonderen Secte, noch wird es bewiesen werden können, dafs er sich ir- gend zu jenen religiösen Umtrieben, bi^ikanat- habe, bei denen man erst lange nach seinem Aufenthalt in Halle unter Joach. Langt den ^ edlen Wotff Terlästerte und rertrieb. Thomas ' SfüS, sein Zeitgenosse, war ausgemachter Spi^ ritnalist, und konnte deshalb von Stahl un- möglich besonders geachtet werden. Eben so wenig weifs man, dafs er ^mit ihm in irgend einem Verhältnisse gestanden habe. Was also euch irgend nur Joach, Lange und Uiomasi^tf in mystischer Philosophie radotiren mochten, so konnte man, wie Sprengel^ doch unmöglich iron ihnen auf Stahl schliefsen. Alte grofsen llännef haben sich als fromme Gottes Verehrer bemerklich gemacht^ warum sollten wir dies übel deuten , und solche darum sogleich in Sie Klasse der Pietisten versetzen , weil ihr Zeit- elter solche aufzuweisen hatte?

Was die derbere und heftige Sprache be- trifft, mit der Stahl gegen seine oft höchst un- billigen und ihn mit oft nichtigen und seich- ten' Gründen ermüdenden Gegner (die er doch

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m bexeichnet oder oeDot) sich nusläbt, so jirfen wir uns doch jetzt nicht mehr dadurch beleidigt fohlen, and werden dies ihm eben w gut vergeben und übersehen können , wie wir es bei dem noch derberen M, Luther thnn, dflüeo Sohn, Dr. Paul Lixr/ier als Leibarzt des Cliorfarslen Joachim 7/., Vorgänger StahP«^ fmirkh fPllhelm J. Leibarztes, war, ohne des- halb die Wahrheiten , die er vorträgt, mit ptrtheiischen Augen zn betrachten und TO)r- artheilsvoll zu richten. Die Ungewohnheit seiner kritischen Methode zu phiiosophiren, und die Unbekaiintsrhaft seiner ärztlichen Zeit* genossen mit seiner ganz neuen dynamischf^n Asficht des Lebens yeranlafstd die nnendli- dien Wiederholungen undEinprägungeu, neuen Erliuterungen und Demonstrationen StahPg-^ um •ich doch endlich seineni Zeitalter, welches diese kritische Methode noch nicht würdigen konnte, yerslandlich zu machen. Uns belei- digen mit Recht diese scheinbar ohne Noth oiedergesch rieben en Wiederholungen, weil wir durch den Geist der neueren Methoden schon in der Materie nur die Erscheinung zu erblik- ken gelernt, und die Uraft {fvva/btts) als po- sitiv wirkend erkannt haben^ folglich, was wir kaum glauben mögen ^ uns in der Sphäre ei- ner bekannten philosophischen Demonstration befinden, die schon vor hundert Jahren aus- gesprochen wurde; aber damals nur den Aerz- ten, nicht den Philosophen zugänglich ward, weil sie sich lediglich in dem Umkreise der Medicin zur Erreichung ihres bestimmten Zwek- kes bewegte. Hätte Stahl mit dem Scharf- ftiDDe, der ihm eigen war, erst seine kritische Skepsis rein philosophisch b«»arbeitet, und sie dann auf die Medicin angewandt, so würde

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•r durch Hülfe d«r Philosophen raehr Glück ID seioer Zeit gehabt habea; bei den Aerzten faod er nur Jatrochemiker, Matbematiker, Me- chaniker, und diese mufsten ihm geradehin entgegen seyn. Darum klagt er vier Jahr vor seinem Tode im Pradoqmo seiner Remonstra- th: De motus hatmorrhoidaUs ti fluxu» hatmof" rhoidum divtrütate 1730. in folgenden Ausdrücken : „Male me habuit, fateor , haec res , quam diu i^in docendi officio constitutus ,■ turbines tales ,,Tix non perpetuos ezpertus sum ; quos eiiam ,,proinde aliquando avertere non potui me con - „tinere; sed eliam hos conatus vanos esse, et ,iOrtus et origines istorem mutari non posse „perpendens , animum ad tranquiilitatem re- ,,TOcavi. Flaniori via iucedit illud negotium, y^quod non solum inde ab Hippocrate poste- ^^ntali commendatum est , sed etiam satis pro- i^babiliter Uli ipsi jam a longa serie antecesso- i,rum per manus traditum: nempe tarn co/- ,,f«cfionef supeifluüM etiam boni sanguinis, quam YiSubnascentes intentiones et successive appa- ,,rafus, conatus, immo tanden contentionee fialiquam ejus depletione^i perpetrandi." (AI-' les dieses vielleicht nie starker, als zu unse- rer Zeit, wo die Sammlungen ins Unendliche gehen,, also immerfort Materialien zum Bau, schlechte und gute untermischt herbeigeschafft werden , dafs es einen Herkules erforderte, die schlechten Massen von den guten abzuson- derh, um endlich 'einmal zur Legung des Fun- daments zu schreiten). „Quam universam rem," fShrt Siohl fort (Sect. lU. Aphorismorum) „po* „sterioribns hrevibus quidem, sed in longin- ,,qanm prospicientibus comprehendit JB^ppocra- ^iM; «implidter quidem historice, sed quod ,iipium locupletem matetiam subministrat, Ae-

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„f iologiiit ' harom reram diligenter et pradea* „ler TMtigaDdi. Adgrestas tum bunc labo* ,,reiii (diese faerkniische Arbeil) ejusque pro- „faodiori foodamento cerle prbnum h^dm ^fundamtntaltm sutwiraTi.'' Ndd fahrt er eeina hiaher gehörigen Schrifteo an. In seiner ^iv sofMfufi cum exspeci. pag, 240 heifst es: „Pa^ ^ttidirem certe primus ego ipse, toties eadem ,«diceret nisi veritali consonnm ioteiligereöi „amicissfDii mei Senecae effatnm: Numquam j^nbnis äkiiur, quoä nunquam lolis disdiur. Qni y,potest capere, capiat. Fortassis antem * ,,lioc postera fama loqoetnr." Und so m^ge denn unsere Zeit diese Ahnnng hewähren!

Es ist ein harter Aossprocb upseres be* rahmten Historikers (in der Vorrede ca Ruf^$ Deberselzang der 5reArscben Theorie): Kein Tfaeil dieser gepriesenen Theorie sei dem Er- linder eigenthiimlichy wiewohl Frkdr. Hoßmann und Haikr an ihrer Neuheit nicht zweifelten, sondern alle seine Ideen habe er von andern entlehnt, und nur auf seine Weise und in ei- nem andern Zusammenhange vorgetragen. Ich will die Hall barkeit dieses liir StahPg Verdien- ste sehr betrübenden Ausspruchs mit derjeni- gen Hochachtung 9 die ich fiir einen Mann, der auch fremden Wahrheiten ihr Recht wi- derfahren läfst, empfinde, genauer untersuchen*

t,Den ersten Grundsatz seiner Theorie/' heilst es , yyTon der durchaus passiven Beschaf- Offenheit der Korper und aller Materie habe ,, gerade Siahl aus der damals noch herrschen- .,den Ca rtesianischen Philosophie entlehnt/' Ist denn etwa Carttüus der Erfinder dieser dem ganzen Alterthume der Griechen und Römer bekannten Idee? sagt nicht Fr, Hoffmann (Tom,

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U. prokgom. iap. UI. §• 9. der med. raf.); „Oinnia corpora Tim actiTam motricem sibi „ioaitam habere» adeoque inepiam illam vtte^ pjterum esse sententiam^ qai statoeruiit, cor- ^,pora omnia esse patsivae iodolia, qua« ab ,,aUo agente «. aoima esseoi arfuanda, a cor- '•fporia natura distioctlssima ?'* Gealehi nicht oiahl selbst iiheralL und aufrichtig, wie ich besonders durch noch herauszugebende Schrif- ten desselben beweisen werde, dafa er ans den Alten geschöpft, sich an die Natur des Hippokrates gehalten^ sie näher erläutert habe» und nur dadurch zu seiner Theorie gekom- men sej? Fag. 11. der Uebers. Rup§ heibi es; Ich gestehe es oiFen, da£s die Alten , in- dem sie zwischen dem Belebten und Gemisch- ten unterschieden! mich auf las Leben, und wovon es abhänge, auEmerlesam gemacht ha- ben. , Finden wir jene Idee nicht in den Schrif<- ten der Griechischen Weltweisen , und ist sie fiir den betrachtenden JUenschen nicht schon an sich die allernatürlichste,. wenn er einen äö' eben Gestorbenen untersucht, in dessen Ge^ bilden auch die feinste Anatomie keinen Feh- ler entdeckt, der die Ursach des Todes konnte gewesen sejn, und dessen Körper sogleich wieder den physischen Grundgesetzen einer inneren Bewegung der fauligten Gahrung und Auflösung unterworfen ist; bei dem folglich, was im Leben zu seiner Erhaltung^ wie Luft und Warme, dienen mufste, fetzt entgegen- gesetzt zu seiner Zerstörung beiträgt; der sich «Iso passiv gegen die lebenden inneren und zerstörenden äufseren Kräfte verhält.

' Ich mufs mich aber, um nicht mifsver- standen zu vrerden, über Passivität im Stähf^

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Mli«n Sinne oähdr erkläreii« Raioe wäre in der Natur ein Unding » das sich nicht einmal denken läfst. Diese konnte der scharf- lianige Denker unmöglich statiiiren,- ohne mit allem Rechte den Stab über sein Sjstem hre« eben zu lassen. Dafs er aber nvit dein Be« griffe der Passivität der Materie keine todte^ rsia unthätige Masset welches einige Philoso- phen sehr uneigentlich Ws vntrtiat aennlen, T6f4ianden habe, ob es ihm gleich fiberall zum Vorwurf gemacht wird, dies leuchtet iu» einer merkwürdigen Stelle seiner heraus- tugebenden Schriften hervor^ worin es heibts ^&d eiiergiam motus auscipiendam eqaidem ^.Mtaphjsice dicta poutaia quaedam s. Aeeepti^ „mos 8. Aptitudo in subjecto movendo inleU „ligi potesl, nequaqnam autem pro ipso motn^ „<iut acta inotus concipi. Unde exquiMitum cer« .,le usum habet distinctio inter potentiam me* „(iipliysiram , potestatem s. facultatem , (Fä- ,.higkeit) atque efßcacem energiam physicam ,t{noiot7jra) agitandi motus. Orcupatur ita- ,.(]Qe, quantum latissimo potest cnnceptu, Me^ „rhAuiraf non in ali0| quam in habitu mate- ,,riae ad moinin, et reciproco habitu motus ,f9. potius specialium motuum äd materiam; „Physica Tero consideratio circa ipsam cau- f,sam, orlum, prorentum et progressum motus«^^

Haben wir nicht auch diese Receptivität gegsn den Reiz beibehalten, oder als etwas durch die £ro{Vn'sche Schule neu Begründetes proklamirt, did jedoch der Receptivität an sfc/i [simplidierj ebenfalls keine Wirkung zuschrieb, wenn nicht durch Reiz auf diese Empfäng- lichkeit der Gebilde das WirkungsvermiSgea '^Ipcax tnerßia agüandi motus) die Bewegungen

24

Tennlttelte ? Unterscheiden nicht ansere oeael ren Philosophen mit Recht phaenomena und noumena? (Erscheinungen und Thätiges). In der einfach gedachten Erscheinung kann da- her keine eigene Thatigkeit liegen, wie doch die mechanisch ^ dynamischen Aerzte immer zu wiederholen fortfahren ; es hat nur den Schein,- als hätte sie solche« und deshalb ist die Be- aennuBg Erscheinung für die Materie nicht nngläcklich gewählt.

D0r erste Grundsatz der <Sra/i/^schen Lehre» oder wie ihn Sprengel sehr hart und feindselig die erste Unwahrheit {ngcarov '^sv^oq) nennt, ist in der neuesten Kii/'schen Uebers. als Afottodem Werke Torgesetzt, aus der Theoria medicu vera entlehnt, aber «ufser dem Zusammenhange ge- stellt Er heifst dort: „Materiae ad «cliones ,iSimpliciter passive sese habent, et omnino yi«etivae dispositioni et coaptationi in quamli- i,bet structuram alque figuram pure obsequnn- „tnr." Bei Stahl ist hier von der ersten Bil- dung der Frucht die Rede, und die MaterieQ sind der mänoliche und weibliche fruchtbare Schleim; und dennoch sieht man aus den präg- nanten Worten, dafs unter activa dispo»Uio jene Anlage zur Aufnahme des Reizes (Reisem- pfänglichkeit in Betreff der Materie) und un- ter coaptatio das Geschäft des Bildungstriebetf in organischer Zusammenfugung (thätiges Wir-. kungSTermSgen , der Natur oder der Seele) nfisse verstanden werden. Im Zusammen- hange heifst die Stellet „Ultimo loco ,re- ,,peto y quod utique nihilo plus dilficultatis in- «ifirat animae humanae etiara ipsam illam/or* ^^dndi et continuata nutritione per reliquam )»Titam penitna efformandi corporis (virn) tri»

25 ~

^batre; qaünif quod nemo contradiclt, Illam

^etiaoi eoe^giain regendi atque dirigendi motus

„corporis ipsi adAigoare, qu.od omoibus pru-

i,daiitibas harum rerutn aesliinatoriboa non poU

,iwt non evidentissimuiD esse. Propterea noe-

iiHiori menti haereat^ quod primae undique

tforteg perpetuo siot aaionum, miDiine vero

iimateriarain , el aclioDum quidem miniine in

fjmaienigj sed in muteriaSj adeo, ut hac ad il-

ulaa simpliciter (an sich, dem einfachsten Be*

„grilTe nach) poisive (negativ) et generaliter

Jndifferenter sese habeant, et oranino activae

ndispositioni et coaptationi in quamlibet structu-

^m obsequantur.'* Wollte man mit dem

Worte indtffertnttr den Begriff verbinden , den

£• Neueren in das Wort IndiiFerenz hioeinle-

fM (Ununterscheidbarkeil)i so wäre die Ver-

Uadang dieser Ideen noch ToUkomuiner«

Als kleinen Beitrag aus meiner Erfab- nag in Bücksicht der ersten Bildung des Fö- tus fahre ich nur an : dafs ich eine sehr frucht» bare Frau kannte, welche, um ihre Concep'- tion endlich zu hintertreiben, sich jedesmal einen kleinen Schwamm bis an das uteri anbrachte, und mit der gröfsten Strenge vor jedem Concubitus damit fortfuhr, sich auch von der Gegenwart der männlichen Saamen« feuchtigkeit, womit der Schwamm überzogen war, überzeugte, und dennoch zur gew23hnli* eben Zeit ein Kind gebar. Von Mäuneru^ die lieh der Fischblaf^en in ähnlicher Absicht be- dienten, hörte ich auch einige Mal, dafs ihr Versuch fruchtlos geblieben sey , ol> sie sich gleich Ton der Integrität dieser Uiille versi- chert hatten. Diese uiura vitaliSy oder v ie man sonst diesen der menschlichen Natur die-

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fienden nns Abd Organen des Mannes flber'^ J stromeDdeii Motu» Denoeo mag, der gleirlisara, ^ am mit Schtilin^ zu reden , > den Indifferens* j punki dieses Dpalisraus. conslifuirt, findet ia j dem Materiaie des Weibes seinen Grund and ■'[ Boden, um gegenseitig durch Reiz ^ Recepti* . 'vität um€r Yermitteliing des WirkungstermS* '^ gens (energ/a, natura^ anima) als der iVirnua- ^ motor dorclr neae Assimilation die lladimisnia des Fütus zu formireni zu construiren^-durch belebte Bewegungen zu erhalten nnd endlich selbstständig bei der Geburt zu machen«

Ich habe mich bei dieser Haupik Iippe der £la/irschen Theorie darum so lange aufgehal- ten 9 "^eil nach Hrn. Prof. Sprenßd mit ihr dim' ganze Theorie fällt, und glaube doch ohne sa scheitern, bei ihr einen Hafen gefundi^n zu ; haben , der nur die unbilligen , verwegenen Seh itfer nicht aufnimmt, und durch rein or- ganische Prodncte seines Eilandes bis auf das Pflanzenreich dem Such0nden so lohnt , dafe er die Klippe (das unorganische Product) nur als das noth wendige Vehikel betrachten malb, ohne welches der Hafen keine Sicherheit hatte. Da aber der beriihmte medizinische Ge^chieht^ Schreiber nicht abläfst, beweisen zu wollen, dafs Cartesius ganz so gedacht habe, wie 5raM, so mafs ich diese Unrichtigkeit als solche be- , leuchten und auf das Bestimmteste widerlegen. Er schliefst folge ndermafsen : 9,Den ersten ' yjGrundsatz, oder die erste Lüge, der paahtn ^yBtschaßenhelt der Materie, habe Staht aus der „damals noch herrschenden Cartesianischen ,. Philosophie entlehnt. Cartesius nänilich habe \ ,»flas Wesen der Körper lediglich in die drei j, Dimensionen der Länge 9 Breite and Höbe

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•seist; (Uiot deon dies irgendwo Stahl oiit am Wesen der Korper?) alle iibrigep Ei- enscbaften derselben halte er als blofse Mo- di betrachtet , die nicht vom Wesen , 8on-*> lem von , soialligen Bedingungen abhangen« )ereos folge, dafe jede Kraft und- Jede Be^ ngung des KSrpers eine zufällige Eigenschaft MjTf die nicht todi Körper selbst abhänge, lesdem Ton wikörperlichen Substanzen bewirkt irsrde.**

StaM nimmt ja aber entgegengesetzt . in tor Bewegung des Korpers gerade eine ur* friingürcAe Bewegung an, und giebt die Zu* Wge nur den Mechanismus (siehe Auf*e Ue- Mn. pag. 6 u. 23.) und dann sind ja auch He nnkorperlichen Substanzen , wie ich eben bch Cartetiui eigne Worte darthat , nicht die liele, sondern jene Zwittergeburt von Ler NBfgeistern ; deren ganze Existenz Stahl ver* »irfl und überall für ein Undiug erklärt. Er R|t Are eunandi cum exsptct. cap. XXX. Ton ioem Cartesianiscben Arzte: „Fingst ille sibi, ,<|sotqnot yoluerit spinios; mihi illi universi linutilee sunt. Unicum mihi sufficit incorpo- ,renm certe principium, quod actum in se ab- (lolate incorporeum 9 Motum, non snlnm prae- ^let, sed Ordinate, proportionale ad materias, .Organa, et ipsum dissitum finem gubernet« Jmmo possit etiam eundem non praestare, ist inordinate praestare^ aut in momento veluti destituere, saejpe ex mera absolute

fictitia et yana perturbatione. Quem

admodum autem omnes bujus commatis spe- cslationes: quid et quales, quo! et ubi fmgi possint esse Spiritus, et quid et qua ratioue tales spiritns agere possint, auldebeanl; certe.

28 -

,,Dec ullan Decestitatem , nee iulluin usnm ba- i|j „bent ita, qui alia babent, quae serici^ ,itraclari inareaotury istia noa immorabuntiir«*' ',jl

Dafs diese Expectoration auf Cartmus^ \m% ^ aondara aber aof Helmont und alle damaligen,,. SpiritaalisleD gebt, sieht jeder leicht eio; ooi^ ao nnerklärlicber ist es aberi wie man SuM u in neuerer Zeit einen Spiritualisten habe-nea--jg nen, und darum seine Ideen yerwerfea hon-'^ nen. Entweder traqmte man ohne ihn gele- sen SU haben : sein System basire sich auf dio /' Lebensgeister als Famuli der Seelentbätigkeit, " oder stellte die Seele (natura^ tnergia^ t^ov^t 1 tenter welcher gleichartigen Bezeichnung' ^ÜBd^ Stahl annimmt) in die Categorie der Sptituum^^^ die doch blofs als 'eine physische Fiction an* susehen sind. Wie war es daher möglich^ : dafs in Betrachtung dieses faden physischen : Behelfs , dem sowohl Cartemug als Htknoni mit '! aeinem Archaeug unterliegt, unser 9pr<agtl^^ noch sagen konnte : »^Icb habe gefunden , dafs . ^^Wedd, StaliPi Lehrer selbst, als Anhänger " „des He/moni'schen Systems , dem jirchäuM ,ialle Yerrichluogen des Korpers zuschrieb; >- iiund sein Schüler Stahl brauchte nur statt des . p^jirchäus die Seele zu setzen, so war sein Sy« „stem gegründet." Stahl spricht sich hierüber l Thtor. pag, lt8 so aus: „Non patituf tempns, - ,yUt de iis naeniis nominatim dicamus, ^uae „in hoc genere scbolas medicas passim pw- „sonant, ubi pro vero vitae medio (quamqnam „fere nusquam distincte s. de formali, s. de , „instrumentali ralione et ioprimis quidem de „hac, quando de vita mentionem injiciunt, sol- „licitos se exhibeant) alii et fere communis« f^süne» Spiritus ^ alii balsamum vüqIb^ alii cns

gehurte, von vr«]ch«D sich Stahl tni m. Iit «B denn eia «olches CapitHl-Vw- ■D, Oller etwa eines denkenaen Kopfos rdtg, die Seele, die maa ai)9 grofser ämng nur den Theologen zubilÜRen möch- la Lebeas-Princip nurzuelellen? Wahr-

man scheint mit dem Dnmoii Archäut

liecfaiicht zu haben, als mit der voa neislea IlenacheD geglaubten und in ih- IVirkungea erkanolen Seele. Doch ich le auf dJei Priodp wieder spater zurück*

ich mich BUTOr mit Stuhrt eignen Wor- iber di« Nichtigkeit des CartesiaDisiDus euigelasaan hüben. Stahl spricht sich her in eiaem kurzen Fragment seiner fain- aenea Schriften , das in historischer Hin- .

markiriirdig ist, und hier ganz mitge- -weHen kann, folgendermarseo aus:

SBod aupra XXX. immo XL. suat anni, 1 corparearnm rerutn in hoc mundo -visi- ratioDes ab augcullatione et lectiooe ia nnm admissas nnn sninm cnntemniari cor-

~ 30

,)diflceodoy tres etiam docendo transegtraB^i 4i(ubi magis necessarlis incuinbendo , jacanclt«! y^noD oisi bpport Ullis sohim horis respectawlc y^integrum erat) in talem vitae ratiööem ieTb^^n ,/carer, quae inter qnaleincunque Itctionis aMr\ ^fduitatem €t otiosa aulica officio tarn male com^^ y^measuratas distribuliones exigebat« ut Tir d«^:^ ,icimam partem priori relioqueret, reliqaum i^ ,,oanne teinpus poswioribus addicenrdo. . Nihil ^ „taineo impediebat, quo minus. cogitatiODi ya* \ „care integrum maneret, qua^ odiosi otii faf* !,, «j^fidium multiplici speculandi yarietÄte sab^ i ,,levaret, et inertiam servi^lorum,' contempla-.. \ y^lionum libprfale compensaret, Ita octd ali(^ ^ ,,e1ahebnntur aiinl, quorum sub decursii^ quao- li ^,tuin ail considerationes et pensitationes atti- ii ,»nety rerie ingeiis ohjectorum numerus pro* \ „pemodum innumeris inodis et conyarsionibas '\\ ^,eic£rminalus, ostendebat passiin, quid certi et^-^. i^conspirui'a yariorum interpretum opinionibuä ' ,,dut senlenliis reportnvissei , qnod yeram elm- ■\ „cleationem indolis illarum rernm praasa/er- „ra posset."

„Praecesserat illa tempora aliquot 1u<iro- y^rum Interyallo Cnrtesianae philosophlat Doraa ,,apparatus, et Democrlli et Epicuri jam'feria ^^intermortua nomina tanquam ab Orco reyo-' . j,cabantur. Detrahebatur passim larya, in* „anibus circa Fhysica objecta explicationibua ,, Aristolelis y et ostendebatur magis magisque, „quantum in ipsa rerum cotporearum historia yydecantatissimus bic philosopbus deferi^set. In-^ ,,8citia ejus circa Astronomiam , plena igoo-^ ,,rantia Chemiae et consequenter mJxtionis * et „compoaitionis corpörearnm rerum , indies ma* ;,gis eiucentibus- utriusque hujns disdplinae so-

irporum par malhsmaiicas lioeas io in- m dWiaio pra» vera Fliysic»« dirGssionis eis, qua landetu ad iDsecliles unitales renS| «toinos Deinocriü, ceu iadiTiduae ultr# divitli rorporaliler seu diffindi posient) perveniri lanto tn«liore jure rre- fas flftt, cum nihil uscjunin in tola r6- phyiicaruin iodole alJegari possJt, quod lain illam in iulioiium diftcissiooam ullo > fing«re snnderat. Cadente simul um- i illa definiiione Extensi, quod habeat s «xlra partes; (nuamvis «nim intuita •cuoque dImeusioDis dici posset, ditnea- , conceplurn quaai su^gerere commeusu- nis secundum ptura puDCia, adeoque nOD Dum nnicum punctum) inineDsum tjuan- Umen abest divisio talis, secundnm qua- floqne meDturam ab actuali diffisuooe Kerior« diremptione in plures alias cor- ■B particulas.''

Oii«m «dmndiiin adhnr nItariuB. neoua

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„pnDcta matfaeniatlca noo notabant mensaraml« ,,uniu8 puncti physici, et infinitarum lioea^C^ y^rum iiiAthem. iocursus per crucem at,p«2^ y^traosTersum non diffindent yel crassnin cork. yypus Tel iiuoimum physicuin ; et infiDhae aii'*\^ „perfici^s inathem, iion consfitaent, ant aeqaa^i „bunt unam physicam, nedum ut haec in il«'r ,,Ias resoWi, aut seciiDdum numerum istaranl^ ,,Aestimari aut mensurari possit. Itaqne canij* ,,physica llnea, quae difCssiooein veram mt\^ „actualem, qua separatio unius corporei pöncti i^ y,ah alio perpetratur et absolvitur, omnipo la- i, „tlludinem plijsiffam habere debeat; oullus if yjocus , usus , aut effectue hie esse potest U- ^ „uearuin matheui. erficaclae, oec diversoriae» | „nee shIuiu coinmensnratoriae praeter solam | „longiludinein, latiludinem et profunditatem | „sine omnis actione separatoria s. dimolorla*^. ^

9,rraeterea cum diffissio physicXa nunquam ^ „fieri possit, nisi per motum ennei^ corpue« ^ „cula vero physica non debeant concipi ad dif- \ „fidendum apta, sed solum ad divergendum^ [1 „quamdju per lineas phys. rontigua adhuc sunt.*^ „numero diversa ; irustra est eerte omnis actio y^dlTulsoria et difßesoria, quae eorpusculis ta- ; „libus ut jam siogulis intentari deberet. Uode ytetiam adversae opinionis fautores satis frene ' . ,,statuunt, quod eorpora ultimae tenuilatia <{nt - ^^KoUda et impenetrabilia. Quo intuitu mah ^yhypothesi suae (imino alienae Democriteae ato* „inicae) consuluit CartesiuSj dum attritu deleri - „et in indefinitum comminui minutissima jam- „duih corpuseula praefigurat, ac si crasso co- „tis exemplo rem absolvisse eogitasset« In „^iam tarnen rediens, aut in illa acquiescens, „detritum tale non infinitum , sed in paociora

„nu.

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ijiamaro illa tria elemeata ultimae tenniCallft i^ntolrit« El ipse tum fayet, immo tadt^, . ijNibscribit parae atomisticae senteDtiae a. di- 4 fiTuioni in aldinae monadicae parvitatia cor- 'f ifvtcala tttc. Hia , * inqdam , talibua et siini- »iibaa, qaae ab his pendabant/ comparationi- ,^9 penaitandis atque trulinaodis , cam per HiaUqauin otium carte diligeDter insiaterem :" -

Mit dieaem abgebrocheneD Satze achlfelat SraU, wahracheiolich in aeiner letzten Lebena- liit; aeine eigenen philoaophischen Grandaätze üd jedoch in einem fast gleichzeitig geachrie- btnen Aofaatze: 2>e cama movente a. aciMtate vilafiy näher auagefiihrt worden. Ueberhaupt wkm kann ich ea nicht reimen, wie man ei- ■fi ao stricten Djnamiker, wie Stafil , mit du Atomiatikern , also auch mit dem Cari^ Mcf and Htlrrwni habe in eine Klasse« aetzen koanen , oder ihn gar auf ihren Schultern aiehen laaaen !

Man erkennt in der StahPschen Fhiloao- yhie eine gebildete Skepsia im Geiste der Al- ton , die aich zwar nach logisch richtiger Form bewegt^ aber keinem Lehrgebäude der Zeit baldigt. In sofern sie daajeoige, was in ei- nem Gedanken falsch oder unToUkommen ge- satzt ist, nachzuweisen versteht, heifst sie Kritik« Diese Art des Fhilosophirens^ weil sie durch freies Denken ohne einer Richtachnnr nach Anleitung e^ies Syatema zu folgen, be- grandet iat, acheint mir beaondera für den Arzt die zweckmäfsigste zu seyn. Stahl be- dieot aich der Induction bei der Erfahrungs- Wissenschaft der Bledicin, der Kritik bei der Raforin , die er mit den Theorien der frühe- raa Aerzte, also mit der ganzen Medicin vor- Journ. LXTJI.B.2.SU C

34

' nabmi der metaphysischen Deduciion .nur aU^*

opirdo probabilis , weil er die Ursachen der Er-^

scheinungen analytisch durch metaphysisch^^

Reflexionen darlegen inufste. Daher hat das,

rein Praktische bei ihm immer bleibenden Ge-*l^

halt, weil es im genauen Zusammenhange' mit ^l^i

dem Theoretischen und mit den auf die Na-4

turthätigkeit gegrBndeten activen Lebensthih^li

tigkeiten steht, und darauf \^ie auf seinem ^

Fiindamenle ruht. Dieser Werth bleibt^ wean-ii

wir auch den philosophischen Versuch , -alle 'fc

.dynamischen Erscheinungen allein von der ili

Seele abzuleiten , nicht anerkennen wollten,'.]!

I der sich jedoch auf rationelle und empirische H

Psychologie stützt. Doch dürfen wir dari^ber h

nicht die Nase rümpfen , als hätten wir ih -ij

dieser Sphäre etwas Besseres, entdeckt Stahl i}

hat das Zweifelhafte hierin allen Neuern' i|

^igemein, welche die Lebeosbewegungen von %

einer' Ws vitalis, Sensibilität und Irritabilität u. ^)tj

8. w. ableiten. StaliPs Auoabme strebt jedoch «?,

mähr zur Einheit ^ und die Seele als vig ag^n^'i

s(y11 uns nur zu Hülfe kommen, das Uner- -i^

gHihdliche des Lebens von einer probahelu |

Lichtseite zu beschauen. Der Geheime Oh. ^

Med. R. Dr. Berends spricht sich über SiahPt \

' Lebensprincip (/. c; p. 23.) folgendermafsea ^^

aus: „Quöd autem hanc naturae vim et e^et« <^

,,giam animae soll tribuerit, praeter conscien« '-.

„tiam plurima opernnti , ideoque nullam in*^ \

yyterm^iam naturam finxerit, cjuae seosationi .|

j^et motui praeesset, eo tantum abest, ütullo \

^^modo olTendamur , ut- potius hanc ezpli'randi i

i^riltionem vel propter instrumenialis fjfici^nmque

y^tüutae disjuncüonem y et quoninin a cancellis Z

^jObserrationis , inier quos Authmpologia me^

j^dica'tota continetiir, proxime abest ; naturae^

35

,iFflram , qnatenus nempe humanae ineBti . „eam cognoscere datum est, looge habeamua „conTenieDtissiinam. "

Herr Prof. Sprengtl glaubt , dafs die Neue« ren in der Aufstellung einer organiscBen Kraft das magische Wort gefunden haben, um da« nit eine grSndliche Einsicht des Lebens zu bezeichnen; denn er wundert sich^ dafn Unzer daTon noch nichts gewufst habe, und noch immer die Seele als Lebensprincip eben so wie auch Sauvagts aufstelle (ftled. tiesch. Th. y. pag. 79. u. a.' a. O.). Organische Kraft, oder was doch dasselbe sagt, Kraft der Or- pne, kann nichts anders sejn , als belebte Kraft, weil Organe als mit Leben begabt be- auchnet werden. Diese belebte Kraft setzt aber wieder ein belebendes Frincip voraus, und über diesen für den anschaulichen Begriff aar richtigen Sinn spricht sich schon Stahl (pag. 67. der Uebers.) genugsam aus, und mil- bin ist durch das Wort organische Kraft Selbstthätigkeit, also durch organische Kraft, selbstlhätige iVinnpien der Organe , unabhän- gig Ton der Seele in Rücksicht des Körpers, so antwortet Stahl (ebend. pag. 107) mit Recht, dafs man sich dadurch in ein unvermeidliches Dihmma verwickle; denn wenn man^ der Seele, weil sie ein immaterielles Wesen se^, die Wirkung auf den Körper abspräche, so konnten diese thätigen Principei,, wenn sie als immateriell angenommen würden , eben so we- nig auf den Körper influiren (oder gehörten zur Seelen thi'iligkeit); wären sie aber mate- riell, so köi»nten sie wieder in keiner Ver- bioduag mit der Seele stehen.

C 2

1?

I

36

Auffallend ist es, dafs der §• 55. der S/rrcn« 4 gefschen Geschichte so höchst günstig fib^r | StahPg Ansichten des Lebens urtheilt, dale I man kaum sich überreden kann , dersribe -i Mann habe diese Apologie geschrieben , det .anderwärts als entscliiedener Gegner auftritt. Es wird darin zugegeben , 'dals StahP» S^Ia allerdings allein die Forderungen der Vemanft befriedige und Einheit und Mann ich faltigkeit t>ringe, wefches selbst HaUtr*$ Reizbarkeit, di» immer als llesuUat des Baues eine Art ma- chanischer Kraft sejr, nicht zukomme, ßaller müsse nicht die klarste Ueberzeugung gegen *SiaU gehabt haben » weil er ala ein in andern Fällen so unbefangener Mann sich gegen des- sen System so sehr ereifert habe« welchee je- dem Wunder nehmen müsse. Er habe nur die iSfo^martft'schen Einwürfe, aber keine grund« lieberen in Anwendung gebracht , die sehr be- friedigend fon fVhytt und Platner geprüft wor- den wären. Die instinctartigen Handlungien, die Kunsllriebe der Thiere wären ans dem Mechanismus unerklärbar , und konnten allere dings mit den nothwendigen Actionen rergli- eben werden; sie seyen weder zufällig, noch der Willkühr unterworfen, und geschähen ohne Ueberlegung. Die Annahme eines psy- chischen Ursächlichen sei nicht metapliysiseha Speculation, sondern gehöre zur Medicin ; denn die SeeleoYerrichtungen seien Gegenstände un- serer inneren Erfahrung, interessirten den Arzt im sehr, und dürften nicht vernachläfsigt wer« den. So viele oft bewüfstlose Bestrebungen der Seele, so mächtige Wirkungen der Lei- denschaften beschämten denjenigen nur zu oft, der die Belrarhlung der GemüthsveränderUn- gen in die Metaphysik verweisen wolle. Die

37

VerbiaduDg der empirischen Seelenlehre init der Physiologie sei viel gennaer, als es die Hechaniker und Chetniatriker ahnen. -~ Der würdige Alnnn gesteht hier mit Unbefan- genbeit geurtheilt zo haben , um auch StahPg S^rtteme Gerechtigkeit widerfahren zu lassen. Wir haben es ihm auch zu danken, dafs er- be! sonstiger Vorlieiie fiir Hoffmann dennoch dis grofsen Schwächen seines Systems trefflich aifdeckt und nachweist, dafs oflt Hoffmann^ vielleicht ohne es zu wollen, in StdiPs Fufs- Upfen getreten sey und dessen Ansichten aus« lesprochen habe. Dieses finde ich an isehr YiiitB Stallen der Med. rat, s/si. z. durch Ansah me des Motus tonicus vitali» bestätigt^ «od fiberhaupt in allen jenen Fällen , wo die ■•chanische Erklärungsart für den Verstand siclit ausreichen wollte. Ich würde über die tiltsn Gründe des Hoj^aara. gegen Stahl gänz- lich schweigen, wenn nicht noch neuerlich HiiffnianrCs Schrift: Dt diffkrentia inttr doctri'- nom mtchanitam et Stahlü orgarucarrij werth ge- ballen worden wäre, in einem Englischen Jour- Dsle wieder zum Vorschein gebracht zu wer« deo. Damit ich aber nicht bei den Vorarbei- ten eines Whyttj Platner und Sprengel eine vambe bi$ cocta auftische, so sei es mir blofs «rlaubt, einen prägnanten Fundamentalsaiz der Uoffmann^sehBn Widerlegung und eine schreien- de lavectiTe auf Stahl zur näheren Beleuch- tnng aus ßoffmann^g Werken herauszuhebeug QiB im ersten Fall die Nichtigkeit und den Widerspruch seiner Argumentation bestimmt Dtthsuweisen; den zweiten Fall aber so zu unserem Vortheil zu gebrauchen, dafs jene ln?eclife auf die mechanisch - dynamischen Aerzte zurückgeworfen wird.

38 i

Uabar das Lebantpriocip , oder auch Be- | ^•gatagspriocip schliefst er in der Med, rar.-' j 9y»t. T. U. c. If^. $.'///. also: Causa mofiuira^.-'^ morhoMorum minus rede in prindpio omnes moius* j eorpons dirigsnte pon^tur^ und dies erklärt erC% „Wenn darunter das NervenfluiJum verstande^^ ' j 99 würde, das aus der reinsten Luit und den. ; ^• 9iNahrungsmitteIn abgeschieden wird, so wjira^, ^ „eine solche Annahme nicht zu TerwerfeV;.. ..würde aber dieses Princip von einem nicht y^materiellen Wesen abgeleitet, welches durch „innere Empfindung mit Absicht und Zweck' i^die Bewegungen leiten solle, 30 könne er^ i,dies nicht zugebep ; denn wir yermifsten noch „die deutliche und bestimmte Existenz un4. ^»Erklärung dieses Frincips."

Hier wird also die Seele im SroATsc^Mk Sinne geleugnet,' und ein feines materielles; Princip als Grund der Bewegung im gesunden und kranken Zustande, das Neryenflui^unB) dafür aubstituirt; die Annahme der Seele aber in die Metaphysik verwiesen und Ton der Ars- . neikunde ausgeschlossen. Dagegen heifst es Tom. L cap. IL §. 24. „Es sei aufser allem' Zweifel, dafs es bei Menschen und ThiereO' ein Princip gebe, welches die yerscliiedeneii Arten der Bewegungen durch mannichfache-' Organe und Sensorien percipire. Dieses opcr-* ' rire mittelst des Nerveniluidi, welches gleich-^ a^ni dessen Werkzeug sey, worauf die Ob- jecte wirken u. s, w."

. IJier sind folgende Widerspruche; In der ersten Annahme wurde das Princip als selbst- stfin^ig geleugnet und der Nervenfliissigkeit zuerkannt; hier wird es aufser Zweifel ge- setzt, und das Nervenfluidum nur als Werk-

(}.' 3.) der Act der PerceftlioD , dar Ima- :iiin , der Krwägiingr, bd ^rie Gedachtnils^ brigkeil. Verlangen, Abscheu darch dia itiiedeneii incclianischen VerhältnisBe (die i{SIirt) uiclit aLleileu lasse, ßo sei es nÖ- , Bufser der inecliaalscLeo Structur, der ile und der aus ihuen erzeigten ßeweguo-, (?) nocli eine andere von den bekaqnteD. ilhiiuilichlLeiten des Körpers verscbiedena igkeit aDzunehmeii. Voa welcher Art rrincip sey, von dem als Ursache und le die Krüae des EmpündetiB, Begehrens bestiinmle Bewegungsn auszuführen, her-' neo, dies ginge über die FiissuDgskrafl. ICD seil liehen Intelligens, Aus seiner Wir- arkennelen wir, dafs ts zu den Körpern,, üateiit, deren Kiäfie uns bekannt wären (?)^ getäliit wtrden konnej" Und dennoch be- t er sich, dieses Agens noch in die Me- lk, iu den folgenden Salzen herabziebea- üllen; verweilet es jaducU endlich in die nhTsik.

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Aus allen den bisher anfgestelUen Hoff" mamf%A%n SäUsen geht aber hervor :

ty dafs er als Priocip bpstimniter Bewet" gnngea die Seele annehme, so seiir er sicfc Bl&he giebty anter dem Namen eines Principe, ohne bestimmte Beceicbnang sie zu Tersteckeoi

3) dafs dieses Frincip durch das Senso^ riom and die Organe falso Werlusenge dieses. Princips) die yerschieaenen Arten der Bewe« gang percipire, und mittelst des Nenrenflui'« dums als ihres Instruments thatig sey,

3) dafs er dies sein ungenanntesn^^incip« i;velches er bald in die Nervenflüssigkeit sich mdersprecbend setzt, bald mittelst derselben, als Werkzeug des Princips, operiren labt, in derselben Beziehung als aaMioB vUae s. mo^ tuum (Tom. //. cap. IV. $. ///.) y/ntStAl es thut, auffuhrt, und dadurch dem Fandamea« talsatze nach ganz Stahlianer wird. Denn Stahl kann zugeben: Nenne du das Prindp wie du willst, und halte nur deine Organe. Sensoria,' dein Flmdum nerveum (Electricität) für instrumentale Bedingungen der Thätigkeit deines Princips, so bist du meiner Meinung^

4) dafs er endlich die Immaterialität die- ses Prindps (quod ad Corpora minus rsde re- /crrs poisit) habe zugeben müssen,

5) dafs sich HoJ^enn als ein sonst gro« fset praktischer Arzt , dessen Vorliebe für die Mathematik sein System verunstaltet^ bietr dennoch als ein seichter Philosoph gezeigt habe.

Wenn Hoffnumn sich auf die Alten be- ruft und versichert, sie hätten das Wort Nu«

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lur far das Priocip dar LebensbewaguiigeDi der Secratioo and Ezcretion, der Kraokheiteo, dee Todea «od der H'eiluog gebraucht; das Ter- aBgen der Empfiodang, Phaotasie, des Be« fsiuens» der freiwilligen Bewegnogeo der Suk lagetheilt: so ist diese Angabe, die er durch k^e Stelle beweist , gänzlich falsch {Tom. I. ^m% Ulm SchoL 9. //.). Es wird vielmehr Baidee Tom Oaltn and HippokrattM, Dt natura hmuma {Commeni. XXVUL des Hipp. Tex- tu) in gleicher Beziehung gebraucht, und Ga-^ in sagt ausdrücklich (ZIe morMs tt iynipt. ■b Fl): 9, Per natwTüt vocabijflum inteliigas ve- ,iUa omnenii qua regitur animal, facuhatem, f^wB iUa a yoliintatis ^nostrae imperio peu- Jkätf eire secus." Und Sber die Seele» eben- in. einige Kapitel nachher; ^^Animat essen^ yiam d^nire audax fortasse fadnus putabitur« iiAt quaecunqae tandem ipsa fuerit, e duobus lyilteram faleri oportet, aut, quod ad otnnes ,/aoctiones, ut primus instrunientis , utatur uPi spirilu (Athein) et sanguinei et vel alte- „rina, vel utriusque calore^ aut quod in hia pipsia consistat,**

Ferner im Buche de mu partium : „Natura „Dil frustra facit, utilitati et pulchritudini par- „tium prospieit, proportiones observat, pa- fftiendi promptitudfinem Titat in partibus no- iiStria; naturae, justitia, providentia, soUici- utado, industria, sagacitas, sophisma, ars,^ nmiracalum , scopi in partium corporig nostri con- igttmcfione competunt.^^

«iNatura ratiociuium {Xoyoc) est totius vir-« yitutisi quae animal regit, sive cum nostra „coDKientia, sive sine illa,^ (Oe caums el tjpnpt. Ubm I.).

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Dies sei hinlänglich , tim den Ungrand der v JJqffmanrCschen Angabe zu beweisen und zu- ■* gleicji dedtlich zu machen, wie yiel näher dia/ Stahrs^hea Beziehungen der Seele mit dea:C Annahmen der Alten übereinstimmen^ sUb die 4' inechaniach^n Principe -des Hoffmann* ' t

Was die Invective gegen Stabi lt>etrIflY^'. deren sich , Hoffmann sowohl in der Med. raU '■. sysr., als in dem Tractat de differvitia iniir' docirinQm mechan. etc. pag, 36. bedient, um die passive BeschalTenheit der Materie ^ ., deren. Ansicht ich oben berichtigte, lächerlich. zn ma- chen^ so besteht sie in nichts Gerip^eiretbi , als Stahl des Atheismus damit zu be.schuljdig^n ; '* denn, sagt er, wenn Gott dsr Grund und Ur-«^ heber aller körperlichen Bewegung sef , so*. noiiisse er die Welt erfüllen, und fplgUch niit' * derselben einerlei, se^n, welches noüiwendig' Eum Spinozismus führe. Ich will nicht ^rwSb«' sen , . warum wir in unserer Zeit über deä^ Spinoza besser haben urtheilen lernen, .als de* mals geschah, nehme d^her Spinoza's Gott' ohne Spontaneität und Freiheit in der Idiaei wie ihn Hf sich denkt. '

Nun sagt Stahl (JTheor. med. ver:, pag. 112 114) „Gott lebt, oder hat im eigentli- chen Sinne das Prädicat Leben, in sofern wit , ihm ewige Fortdauer uod auf räumliche Ob« jeicte dauernd erhaltenden Eiuilufs zuschreibien^ weshalb es sehr wahr heifst: in ihm leben, weben (jmovemüs) und sind wir. Alles also^ von d^m wir sagen, es sei nicht blofs belebt, sondern es /e6e, mufs nothwendig ein ihaliges seyn, -und in' sofern wir von seinem Leben sollen wisien könrrtn, auf körperliche Dinge «lo wir- ken. So die Seele* £ine solche lebende Xhä-

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jgkeit erhalt Jen belebten Korper vermittellt meckTnäfsiger Bewegung, sie belebt ihn; er idbit kann sich nicht zweckinäTsig bewegen, OD sich zii erhalten, sith nicht selbst beleben» Kaien Unterschied der Begriffe von belebteb nrf lebenden Dingen habe man bisher so we- ■S berScksichiigty dafs man nicht' oft genug MIO erinnern kann, ibnidoch einmal besser nl bestimmter zu fassen.*'

Mit diesem Dasayn Gottes im StahPschen Snoe' lassen sicii die materialistisch - djnairif- Kko Ideen des Spinoza von det Existenz' GoHfs in Gegensatz bringen , so wie die Viel-' Ufn unsicheren Annähmen unserer, Zeit (auch' Annes Reit) voii der activen Materie, wor- sifir sie also Leben des körperlichen Gebil- im anter dem Titel Organ in der Mischung isd Form beruhend als subjectiv wirkend he-' Inchten. Gott ist aber, um StahPs Ansicht uher auszuführen, das Leben im Allgemein' offl, und die Seele (das Ich) lebt dufth ihn, •r ist das absolute Leben, die Seele das rela- life. Djis ganze Universum wird durch Golt, in sofern es Organ Gottes ist (bestimmte Of- feobarung seiner Existenz) belebt. Für sich^ ab Erscheinung, dem Begrüfe nach ohne Gott, Ware alles ein Chaos, ein Unding ohne Leben «od Zweck. Es ist aber eben so Werkzeug i%T OlTenbarung Gottes {Mqkrokosmus) wie der Körper Werkzeug der Seele im Kleinen ist [Misrokosmus), Kebmen wir dagegen die viel- fach herrschende Meinung an: die korperll- cben Gebilde (qua Gebilde, nicht als Organe; ieno diesen Kaüien erhalten sie erst durch die Tliätigkeit mitlelsl der Bewegung, durch das Belebtseyiij durch Ein Frincip, nicht durcli

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nAntBf durcb dief Seele), abo die Gebilde hätten Lebenskraft aus sich, h. die Mate- rie, die Erscheinung lebte, wobei es sogar für absurd gehalten wird, der Materie als sol- cher Passivität (negatiye Empränglichkeit fSr die Einwirkung) suzuschreiben , so müssen wir nothwendig als Folge annehmen: die Welt lebt; nicht etwa: sie ist belebt, und dann würde die Welt Gott sejm , und Spinoxa wäre selbst durch Fr, Hoffmann und seine neueren Anhänger gerechtfertigt. Die Identitäls- Phi- losophie fallt in eben diese Falle. Wenn aber das Wort Leben und Belebtseyn richtig gewür- digt wird, dann ist StahPs Idee von der Pas- sivität (Recaptivilät für die Wirkung) der Ma-! terie richtig, und Gott bleibt Spontaneität« Ist aber die Materie in sich uod aus sich be- lebt, lebend j so kommt Strato^s Meinung wie- der zum Vorschein, dei^ die Seele einen Spi^ ritum materiakm creatum nannte. Dasselbe fliefst auch aus Hobbys Philosophie. Durch die Iden- titäts -> Conslructionen drehen wir uns gewis- sermafsen im Cirkel, und es fehlt uns an ei- nem Fundament.

Dr. fVolfart (im Neuen Asciep« Bd. f». Heft 1. pag. 138), der Stahl auch nur histo« risch kennt, und den leidigen jirchaeuM des Hehfnont als gleichbedeutend mit dem StahT-^ sehen Princip betrachtet , stellt dennoch wider Wissen seinen Magnetismus in die SfaATsche Wirkungsart der Seele. Es heifst bei ihm: Der Magnetismus sei das belebende Leben von der positiven einwirkenden Seite, das belebte Leben von der negativen oder aufnehmenden Seite betrachtet. Hier ist ganz klar Seele und Magneiismui identisch, so wie Organismus und

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iMgatlrttr Hagnellsmas. Waa soll man also daroD danken^ wann er (Erlauf, d. Bles- mariamus, p. 193.) ohne StahP* Schriftan genau su kennen , den Satx aa&tellt: „Die MDStige Vorstellung Yom Nervensalte (seine «od ue des Manur ist die der Flnth, mag- netischen oder ätherischen Ursprungs) fin- lel hier 9 wo die lebendige Wechselwir- knng mit dem ganzen Weltall den ste- ten Grund der Betrachtung ausmacht (also docfi ein physisches Agens, das aber nicht als Warkseug eines lebendigeren Princips, son- ten als selbswirkend betrachtet wira), eben IG wenig Statt, als die Annahme eines Ner- raogeistes, utrchäia des Htlmontj welchen &ai {Staht) sich fälschlicher Weise (sie) zu- eignete, indem er dafür blofs ein Wort setzte, Qod ihn dnrch seine aidma als seine Idee aue- pragte!** So sind die Aerzte unserer Zeit ge- tiascht worden, die sich nicht die Hlühe ga- ben , gründlich nachzusehen , was dieser Stahl eigentlich für die Medicin gewesen sey.

Alle Versuche der neuern speculatiTea Philosophie, aus dem Dualismus der Natur herauszukommen, sind bis jetzt Tergefoens ge- wesen. Den lebenden Korper in gänzlicher Einheit zu betrachten, hat viele Worte, aber keine deutlichen Begriffe gegeben , auch wenn man den Korper die äufsere Seele nannte» gleichsam als kiSnnte das Geistige eine Polari- tät zulassen ! Die physischen Gesetze influiren offenbar fortdauernd als erhaltende Media für den Zweck des thätigen Princips, und dieser Einflufs war der Grund, ihre PrSponderanz gegen einheimische Kraft geltend gemacht zu hal>ea. Alan wollte nicht , dafs die Letztere

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I

•iqe..eigendiurali€h6, ihm als eine gleiphsAm angeboren zukommeDde wäre, die blofs die

, Concurrenz der Thysischen ihres Zweckes we- gen zuläfst; . aber nicht von den physischen Gesetzen abhängig ist. Der Mensch als Mi' trokoamua pärticipirt vom Makrokosmu§ noth»

/^endig; ist Yon ihm aber. nur in Hinsicht sel- iges K^rpors in so weit abhängig, als.es die geistige Kraft zalafst| welche Uber.Ilaum uqd Zeit erhaben Ist. Der Korper ist Erscheinung wie alle Materie.

Mit Recht beklagt jsich Platner (de natura animi quoad Physiolog. bpusc, acad» pag.jSI28), dafs die Boerhaave^sche und Hin //er'scntf. Schute bei fJntersuchuog der .menschlichen Nätni- kräfte und der Ursache der unwillkührlichen Actionen über die Seele völliges Stillschwei- gen beobachtet hätte, als .hielten sie solche dabei für ganz müfaig; indessen zuletzt, um doch die Hauptkraft nicht ganz auszuschlie- fsen, einige allgemeine psychologische^ Artikel über die anfseren Sinne, Gedächtnifs, Einbil- dungskraft, iiiber Vernunft und Verstand hät- ten eiuHiefsen lassen. Hierin wären sie dem JSipicuT. ähnlich, der, nach Construirung seiner .Welt ohne Götter, nach Vollendung seines «yVerkes, mit einemmale die Götter selbst vor- führt, denen er dann allen Einflufs auf die Welt pimmt, und sie für inüfsig erklärt. Hier- bei.hatten sie für die Mediern weifslicher^ ge- ,liai^delt,. wofern sie einmal die Seelenthätig- .keiti^n .nicht in Anschlag bringen wollen, die ..^pi/ph^ 4er Physiologie am nächsten zukommen, .;iY,?pD si^■ Jene entfernteren Krhfle auch aus i^m« Spiel, und deti FLulosopheu gelassen hät- ten. Üebrjgens schienen die überfiüfsigen .6e«

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geaslände in der Pb3r8io1ogi6 Bainem Urilieile nach weiter keinen Tadel zu verdienen ;' da- gegen aber auch der Mangel Tvichtiger Din^e geliUiit und erheischt «u werden.

allen diesen für Jen reinen , einfachen .Zweck der Heilknnst iiberjBibsigen 3atracB- tnogen konnte es scheinen j ^Is i^ena Siäfd ^Bor durch leere philosophische Speculutiönen sein Frincip habe geitejcid machen yroHen« Dem ist aber nicht also. Er bringt alles in die genaueste Verbiodung mit der Erfahrung, warnt aogar yor weiteren Speculationen recht eindringlich (pag. 68. der Suf sehen Uebers«) lud .nennt sie leer und gehaltlos in Besiehubg auf die Heilkunst. Er miilste indessen zeigen, ; dafs er ,. nichts . mit Helmont^s jirdiäui gemein, und ihm nichts zu danken habe (/. c. /i, 112. und jlrs $an, c. exptct, c. 29.)* Seine Anima ist die Natur der Alten , und er will selbst für die. Heilkunst als wahrhaft nützlich nichts gelten lassen, als die genaueste Betrachtung der Lebensbewegung. In einem Tractal: Z>e natura humana, läfst er sich also aus; ,,Bei ,,der Betrachtung der inikrokosmischen oder „menschlichen Katur und deren Nutzen für y^die Bledicin will ich vor allem jene sterilen, „und zwar gewöhnlich aus unzureichender Er- „kenntnifs des ganzen Gegenstandes entsprun- ,,genen Einmischungen einfach physischer, blofs „wissenschaftlicher Betrachtungen mit medi- i,cinischen Anwendungen eutfernt wissen , da y, Letztere pragmatisch seyen^ d. h, nicht al- „lein zum ßegrilF der Wissenschaft, sondern „zur Kennlnifs und zum Vermögen der Kunst „sich schickeu müssen. In diesem Betracht „behaupte ich vor allem , dafs zum medicini-

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',,tclieti Gebraüclie Jas o^t hinreichnj seyt ^ydais es nämlich gewifs uj : alle actiye Wirk^ yySamkeit im lebenden Körper (der das eigne ,,generiscbe''Subject der Medicin aasSfiacht), y^eschweige denn im, empfindenden bemhe ^aiif der' Bewegang. Keineswegea ttSge ea -t lieber cur Medicin* oder zn irgend einem ge« jjnan^ren pragmatischen Nutzen etwas bej, ^yweitläuflig das (Kbvi zu untersuchen, n^ea yyiind wtlckes Watns das bewegende IMncip ffi^jß und wie es seioen Act ausüben, beson- 9,ders unbedingt den Act der Bewegüuc in „in sich YolUiibren und so auf etwas anderes 9,iibertragen könne; Tielmehr darin: me es ,,die Bewegung selbst pflege auszuSben, .and ,,er glaube, dieses komme in keiner andern- ,,Riiäsicht dem mediciniscben Gebrauche sa, y^als nach der einfachen Frage d^ ovi, k^o, ^^ann^ wie itark, mit weichem Effect diese Be- ,,wegungen ausgeführt werden, so yiel man ifduKh Sinne und Verstand erfassen kann»"

(Die Foxtteuüng folgt.)

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n.

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7<i i.

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II.

Ein neues

bewährtes HeilverfaHren gegen den Bandwurm.

Auf Veranlassung des hohen Ministerium der Gektlichen-* Unterrichts- und Medicinäl-

Angelegenheit en

aktenmifsig beschrieben

vom

Medicinalrath Dr. C a s p e r.

^oter dem i4len October 1823 zeigte Here Dr. C. w^. Schmidt sen. , praktischer Arzt in Berlin, dem hohen vorgesetzten Ministerium an, daTs er seit 20 Jahren ein gan? unfehlbares Mittel gegen den Baqdwurm entdeckt habe^ ivelcbes' er, wenn vorher angestellte ölEentli- che Versuche über die Wirksamkeit seiner Kurmethode entschieden hätten, dem- Staate gegen eine angemessene Belohnung zu über- lassen wünsche. In derselben Zeit waren zwei ähnliche, die Kur des Bandwurms betreffende Anzeigen vom Dr. jBl. und dem Königlichen Compagnie-Chirurgus K. eingegangen» Jounu LXVII. B. 2. Sc D

(

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Der KönigU StadtphysikuB , Herr Dr. Na- torp hierselbst , wurde demnächst beauflragt, sich durch unier seinen Augen yorgenomine- ^ ne Kuren von der Wirksamkeit des Schmidt*" sehen Mittels zu überzeugen, für welches schon seit längerer Zeit auch die öffentliche Stimme sich se^ir günstig ausgesprochen hatte. Herr Dr. Natorp äufserte sich in seinem Berichte vom 25len Juli 1824 dahin, dafs das frngliche (unten genau anzugebende) ; Mittel ^^vrirklich vortrefflich" sey» für jede, selbst die zarteste Constitution , passe , nach höchstens 24 Stün- den den Bandwurm abführe, keine langvirie- rige Vorbereitungskur erfordere, und die Kran- ken nicht mehr angreife, als ein anderes ge- wohnliches Turgans. Da hier hauptsächlich Erfahrungen entscheiden, so führen wir sum- marisch die Fälle auf, welche dieser Bericht schildert, und die von dem Herxn Dr. Schrnuit unter der tnspection des Herrn Dr. Natorp behandelte Kranke betreffen.

1. Demoiselle G. , 28 iahre alt, hatte, auf den Gebrauch des Schmidt* sehen Mittels, schon am lOten October 1823 drei, und am lOten December desselben Jahres vier Bandwürmer vetloren, aber dem ärztlichen ßathe,' die Mit- tel noch einige Tage fqrlzugebrauchen , nicht VcXgB geleistet. Anfangs d. J. 1824 zeigten sich aufs Neue Bandwurmglieder^ und schon hacfa der dritten Dosis der Schmidt* sehen Pil- len' gingen wieder zwei vollständige Bandwür- mer ab. Sie war hierauf wenig angegriffen, befand sich- vielmehr ganz wohl , und ist seit- dem von Beschwerden befreit.

2. Die neunjährige H. , welche seit drei Jahren am Bandwurm litt, und schon Mehre-

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m oline Erfolg gebraucht hattd, verlor nach dem Gebrauche von 12 Pillen, zu vier und ?ier alle zwei Standen , einen Bandwurm mit dem Kopfe. Auch dii^se Kranke ward wenig ton der Kur angegriffen , und befand sich seit* dt|n ganz wohl.

3. Demoiselte L. , 24 Jahre alt, sehr groft^ mager, schmalbrüstig, öfter heiser, hatte schon öfter Blutepeien und Brustkrampf gehabt; sie war äufserst reizbar und ihr Ansehen sprach lor phihisische Anlage. Nachdem die Existenz noes Bandwurms ermittelt war, nahm sie am lOten Slai von Morgens 6 Uhr ab alle zwei Standen fünf Pillen , und um 4 Uhr ging ein laoger Bandwurm (Tatnia solium) mit dem Kopfe ab. Abends 6 Uhr schon zeigte Patien- tin nicht die geringste Schwäche.

4. Fräulein von H. , 17 Jahre alt, von starkem Körperbau , halte seit vier Jahren am ßandwurme geliUen. Sie verlor in füof Stun- den nach dem Gebrauche von 15 Pillen einen vollständigen Bandwurm {Taenia lata) ohne alle ültle Folgeo.

5. Frau S. , eine schwächliche Person voii 40 Jahren , war 4 Wochen laug durch den Dr. K, (einen der oben geniannten Aerzte) am Bandwurine ohne Erfolg behandelt worden« Sie hörte vom Sc/imiW sehen Büttel , nahm von 0— 10 Uhr Blorgens alle 2 Stunden 5 Pillen, und verlor um 11 Uhr 3 vollständige Band- würmer.

6. Dem Sohne dieser Kranken wurde in 24 Stunden ein 8 Ellen langer Bandwurm durch das Schmidt'' sehe 3Iitlel abgetrieben und auch

D 2

\' -r 52 -

?• 01^8. Sohn, 2i Jahr alt, Terlor nach 128liiodigein Gebrauche des Mittels io kleiDer Dosis eiqea Bandwurm. z

Die ad 6. und 7. genannten Kranken hat - indessen Herr Stadt physikus Dr. Natorp nicht selbst gesehen , der seinen Beriebt mit dem Urtheile schliefst, dafs ihm unter allen bisher , so gerühmten JUitteln kein einziges bekannt 6^7, welches mit solcher Gewifsheit, so schnell und^nit so geringem Eingriff in die Org^nisa<- lion den Bf)tidwurm abtreibe^ als das Schmidt*- sehe Mittel.

' In dieser Zeit hatte sic^ noch ein vierter (auswärtiger) A^zt, Dr. S* , hei der hohen Be- hörde als Entdecker eines Specificums gegen den Bandwurm gemeldet.

Den dirigirenden Herren Charife- Aerz- ten, Geheimerath Dr. Kluge und Regierungs- rath Dr. Neumann wurde eine praktische Prü- fung und Vergleirhung dieser verschiedenen Methoden am Krankenbette aufgegeben , um die .Vorzüge derselben und ihren resp. Werth. vor den übrigen zu ermitteln, x

In dieser Beziehung heifst es im Berichte der Herren Charite - Aerzte vom 31leu Octo- her 1826:

1. „Die Methode des Dr. K. ist ziemlich' aichei: in. ihrem Resultate, allein, langweilig und eben^tlarum theuer; zugleich mufs sie. nothwendig die Kranken durch das sehr lange Purgireu gewaltig schwachen, und bei vielen Menschen , denen ein secliswöchentiicher Durch- falV verderblich seyn würde, gatiz unanwend- bar sejrn.'*

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3* „Die Dr. 5. 'sehe Methode isl eine der uDsichersren , *da bei 6 Versuchen nur Einer l>ei einem Kinde gelang, in 2 andern nur Stacke des Wurms abgingen, in 2 FäUen, wo der Wann ohne Zweifel vorhanden war, nickls ^^pngy und nur in Einem Falle die Existenz Wurms »ehr ungewifs war."

„Der Chirurgus K^ hatte nur Einek», ▼ergeblirhen, Versuch mit seinem Mittel in der Charit^ gemacht."

4. y,Die iS(7(miJ('sche Methode ist von die- sen die beste. Sit fehlte niemals , wo geivijs ein Wwrm vorhanden war. Wo sie fehlte , war die fexistenz des Wurms problematisch. Zu- gleich ist sie prompt, gefahrlos, nicht angrei- fend, und der Wurm geht ganz und leben- dig ab."

In Folge dieser wiederholten Bestätigun- gen der günstigen Wirkung der Sc///ii/d£'schen Kormethode gegen den Bandwurm, sah sich des Herrn Ministers von Alunstein Excellenfz Teranlafst, bei Sr. Majestät darauf anzutragen^ dais Allerhöchstdieselbe dem Or, Schmidt^ un- ter der Verpflichtung, dafs er seine Heilme- thode treu und unverfälscht dem Ministerium der p. p. Medicinal- Angelegenheiten zur wei- tern beliebigen Bekanntmachung mittheile, auf seine und seiner Gattin Lebenszeit^ falls diese ihn nberleben sollte, eine jährliche Rente von 200 Thalern zu bewilligen geruhen mochte» was Sr. 3Iajestät der König unter dem 31ten 9ärz y. J. huldreichst gewährte.

Herr Dr. Schmidt reichte nunmehr eine genaue Dar^elluug seines Heilverfahrens ein, die wir mit einigen der wesentlichsten von

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dem Vf. aufgefilhrteD Bemerkungen über den Bandwarm überhaupt, hier miltheiien«

Man läfst Yon des Morgens an (das erste Mal nüchtern ]| , alle 2 Stunden 2 Efsloffel yoU Ton folgei^der Mischung nehmen: No. üec, Puls^. *) Mad. Valman, min. drachm, vj. FoL Stnnae drachm. y. /• /. a. Inf, Colat. unc. V/. 4Uld. Natri suiphur. crysf« drachm. üj. Syrup, Mannae unc. Ij. Elaeos, Tanaceti -drachm. ij. M. ' D. S. Alle zwei Stunden zwei EfslofTel roll. Dabei wird schwarzer Kaffee mit vielem Sy- rap oder Zucker nachgetrunken, „um den l/Varm aus seinem Schleimbeste herauszubrin- gen, nach unten hinzulocken,' und den Aus-. gang zvL beschleunigen."

Der Gebrauch dieses Mittels wird forlge- setzt bis Abends 7 Uhr. Des Mittags wird aine dünne Mehlsuppe genossen, nebst eini* gen Stücken Hering mit der Heringsmilch, und Abends um 8 Uhr ein Heringssalat, init ge- hacktem rohem Schinken , einer Bolle, recht yielem Oele und einer Portion Zucker zube- reitet« Bei diesem Abfuhrungsmiltel und der Sepannten Diät zeigen sich schon viele Glie- er des Bandwurms, und Herr Dr. Schmidt beobachtete sogar in 2 Fällen gegen Abend, nach dem Genüsse des Heringssalates, den Abgang eines ganzen Wurms.

Hat dar Kranke diese yorbereitenden Mit- tel angewandt, so werden am nächsten Mor- gen, von 6 Uhr an, folgende Tillen in Ge-

9) leh habe itiir keine Abänderung erlauben woK Init obgleich bekanntlich in der Regel gepul- 99H9 SutMUinsdn nicht zu Infusionen geaonameB wevuon«

T- 55

draiirFi gezogen : No. 2, Rec. Ana% foetidaä, Exir^

Gruifünis ana drachm, iij, Puiv, Guiri, Putv. Rad.

Rhei^ Pulv, Rad, JulappnE ana drachm, ij\ P4aIv,

häd, fytcacuanh,j Pulv, Herb, Di^it. purp»^ Sulph.

üib. aurant, ana scrup, ß. H)rdrwg. mur. nfüt.

icrup, ij, Olei Tanäceli aeth.y^ üki ^nisi aeth: ana

qu, XV, M, /. /. a. //i7. pond. gr. ij^ Comp, hy-

Ci^\ D, ad viir. htm, obt, S. Sidadlkh eeclis

rillen.

9

Diese Pillen 'werdeit* mit einem Tti^Iof- M voll gemeinen Syrups genommen, und eine halbe Stunde nach der ersten Dosis nimmt der Kranke einen EfslölTel voll Kicinnsol. xAlit den Fiüen wird, stündlicli zu 6 Slück^ fort- gefahren, in der Zwischenzeit schwarzer KaiFee mit vielem Zucker oder Syrup nachgetrunken* Bis um 2 Uhr Nachmittags wird der Ahgang des Wurms in den meisten Fällen erfolgen, wo dann der Gebrauch der Pillen aufhört; sind Dar einzelne Glieder des Bandwurms abgegan- gen, so müssen die Pillen noch stündlich fort* gesetzt' werden , bis sich . nichts mehr vom Bandwurme zeigt. Zuweilen erfolgt der Ab- leang des Wurms sehr langsam; in solchen Fallen läfsl man iu der Zwischenzeit wahrend des Gebrauchs der Pillen noch einige Male einen EfslölTel voll vom Oleum Ricini mit einem TheeioiTel voll gestofsenen Zuckers nachneh- inen. Zu Mitlag geniefst der Kranke nichts als Fleischbrühe, und Abends eine Fleisch - oder eine Mehlsuppe mit frischer Butter und Zucker. Am folgenden Tage können zur Vor- sorge noch einige Pillen genommen werden, damit nicht ein Wurmuest zurückbleibe.^' Wenn der Bandvvuiai abgegangen ist, so liegt er auf dem Boden des INachtgeschirrs , und

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idbIi Tonichtig (mit «ioer Feder) lieraiisge-: AommMi werdeo, damit nicht der feine Hals and Kopf abreifse. *)*

*} Da liier 9 wie bei den meisun Bandwnrmkn* ren » so viel Wenb eaf den Abgane des Bind« mrBnnkopfes and deii Befund desscloen im %o» ^ tbe eelrgt wird , deb eben 6et Abgang des Ko» ^ pfcs Ykst mls cinsiges» sicheres Critct iom für des ▼olisUndige Gelingen der Cur betrachtet werden solly so ma^ es am Orte seyn, an die hierher ge- hörigen Beobachtungen und Ansichten des ineJ- crfiahmen Ilelmintholo^en Bremser sn erinnern, der sich in dieser Ilinsicbt fians anders ^n»m

j, spricht: ^^es ist mir ganz gleichviel, ob man im Abfange das Kopfende des Wurms findet » oder nitht« Denn es Können sogar ^ oder 5 Kopf, enden abgehen, und der Kranke ist doch ntchc Ton seinen Gästen befreit y indem man deren mehrere sugleich beherbergen kann* Das ein- siee sichere Criterium, dafs der Gastgeber von aller Einauartierung völlig befreit ist, besteht darin ^ dau im VerTiüfe von 3 vollen Monaten nicbts mehr vom Wurme abgeht , es sei in ein- seinen Gliedern oder längeren Strecken« Wenn in späterer Zeit« nach 2 3 Jahren, sich wieder Spuren vom Wurnie zeigen, so sind diefs gans gewifs neu erzeugte Würmer;" und an einer andern Stelle: „aus dem Umitande, daCl man den Kd^f des Wurms nicht abgehn gesehen hat» darf man gar nicht schliefsen, dafa er noch im Darme zurück sey. Denn gewöhDlich zerreifst der Wurm beim Abgange , und meist sehr nahe bei dem Kopfende; je näher er diesem abreifst, desto schwerer ist der Kopf im Kothe au fin- den. Die beste Methode, seiuer habhaft zu wer- den, ist Solc^ende: mau giefst behutsam solange lauwarmes Wasser über denKoth, und läfst es Toraichtig wieder abrinnen , bis am Ende der Wurm und Alles, was sein ist, rein auf dem Boden des Gefäfses liegen bleibt. Auf diese Art wurde ich auch des Kopfs des Bandwurms, den ich einer Petersborgerin abtrieb, und der unge* Aihr einen Zoll vom Kopfende abgerissen war, habhaft, nachdem ich einige Eimer Wasser snm

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Zawftileo kommen Rückfalle des Band« waraiBbela, besondere wenn der Kranke die otugen Vorschriften nicht strenge befolgt, oder die Arsneien häufig wieder ausbricht. Dann gehen wohl einzelne Bandwarraglieder ab, oder einige Bandwürmer, wenn der Kranke deren Tiele hat, aber es bleiben Wunnnestec sarBck, worin zuweilen sich 5, 6 kleine Band* warmer, wie ein Finger 'lang, befinden, die dann mit der Zeit wachsen. Diese kleinen Bandwürmer sind sehr schwer abzutreiben, weil sie mit ihren kleinen Köpfen in ^ielera Schleime versteckt liegen , und sich in die Fal- ten der Därme verbergen. Um solche Rück- lalle zu verhüten , läfst man den Kranken nach der Kur noch öfter Heringssalat und roh ge« riebenen Meerrettig mit Essig und vielem Zuk- ker genielsen; auch können noch alle 8 Tage einige Dosen Ton den Pillen genommen werden.

Die Kur mufs nach Alter und Geschlecht gehörig modificirl werden.

Kach der Kur erlaubt man dem Kranken ^nte Fleisrhbrühe, junges Fleisch, Hühner, Tauben, das Gelbe vom ßi , etwas guten Wein, and verordnet täglich einige Male ein bitteres Mittel.

Abspülen des Eoths verbraucht hatte. Unter jnebre^n Hundert mit dem Kettenwurme (Band- 'Wtirm) behafteten, von mir behandelten Men- schen jeden Alters und Geschlechts , hat nicht ein Einsiger das Kopfende des Wurms abgehu gesehen, und doch sind 99 unter 100, so viel mir bekannt ist, bis zur heutigen Stunde be- freit eeblieben^\ {fir&msßr über lebende Würmer im lebenden Menschen« Wien 1819» 4* ^94* 107.)

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Hat maii nur Vermutliuog, dafa ein Band- wonii zugegen sey, ohne dafs schon .Stücke, deaselben abgegangen sind, gebe man, um die Existenz des Wurms zu erforschen, nach- dem man Abends vorher dem Kranken einen Heringssalat geniefsen , und viel Zuckerwasser nachtrioke'o liefsi des Morgeus nüchtern mit Sjrup folgendes Pulver: No. 3. Rec. Pulv. Äa(L Jalupp. gr. xv. Pulv. Sem. Cinaa scmp. ß. PuIp, Gutti, Hydrarg. mur, rrßt. aria gr. v/. Mlaeosacch. Tanncet. drachm, /. Af. Hau läl^t KafFee mit vielem Syrup oder recht fette Fleisch- brühe nachtrinken. s. JEs erfolgen, nach dem Gebrauche dieses Pulvers, starke Sedes, wor- in sich , ini Falle der Anwesenheit eines Band- . Wurms, Stücke desselben zeigen, wenn nicht sogar, was zuweilen erfolgt, der Wurm gleich vollständig abgeht. Ist dies der Fall, so Kifst •man sogleich die Pillen stündlich mit Syrup nachnehmen , um, wenn mehr als Ein Band- wurm zugegen seyn sollte, den Kranken vol^ ständig zu heilen.

Obgleich bei Erwägung der r-nfgezählten .Heilmittel die Conlraindicationen der Schmidi^- sehen Bandwurmkur sich von selbst ergeben, so wollen wir, der Vollständigkeit wegen, auch diese, nach des ErfiiKle.rs Angabe mittbei- len* Die ICur darf demnach nicht ange« wandt werden in der Schwangerschaft, nicht kurz vor oder kurz nach der monatlichen Pe- riode, bei pyretischon Eulzündungen, bei Schwindsucht, Lungengeschwüren und Abzeh- rungen aller Art, bei lliei'senden Hämorrhoi- den ^ beim Bluthusten, bei der lialssch wind- siicht und Altersschwäche»

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In Beziehung auf das JVatftrgeschichÜiche and l'athrüogisclie des Bandwurms hat Herr Dr. Schmidt wenig Bemerkens werth es niitge- theilt. Unter 166 Personen, die derselbe vom Ban^warui befreit hat, waren nur 15 Manns- persooen *), Von diesen Kranken halten 20 nur Einen Bandwurm, alle übrigen zu 2 9, eine Person von 18 Jahren sogar 17 und ziem- lich lange Würmer, so dafs sie ein grofses Waschbecken fdlllen. Dieser Arzt will be- merkt haben, dafs Personen, welche am Band« wurme leiden, durchaus keine Spulwürmer lieben und umgekehrt, wovon ich. aber selbst, nnd gewifs auch andere Aerzte , das Gegen- theil beobachtet habe.

Mit den in Folge der obigen Verhandlun- gen bei der hohen Beliörde vom Dr. Schmidt eingereichten Mitteln wurden nunmehr, um sich von deren Identität mit dem Angegebe- nen zu überzeugen, und ihre Wirksamkeit nochmals zu erproben, abermalige Heilversu- che im Charile -Krankenhause angestellt^ de- ren Resultate wir nach den Kranken- Journa«- len in der Kürze mitlheilen :

1. Emilie Br. , ein 20jäbriges , graclles Mädchen, halte ecbon vor 2 Jahren von ei- nem hiesigen Arzte Mittel gegen den Band- wurm bekommen, wonach aber nur einzelne Glieder abgegangen waren. Sie unterwarf sich in den Tagen voin 6ten bis 8ten Juni 1827 der Schnüdt*schen Kur in der Charlie. Am 6ten Abends reichte mau der Kranken einen Heringssalat ohne Zwiebeln uud KartoiToln mit

*) Unter 29 Bandwurm - Putientcn , von denen der Chirurg K. Bericht eingesandt hat, befan- den sieb B iVläuner und 21 Weiber.

' (BO ^

Ttelem Oel, Pfeffer und rohem Schinken, und 2Qin Getränk Zuckerwasser. (Diese» diäteti- '- |_ sehe Vorkiir wurde bei allen hier aufzufiih- J renden Kranken^ die in der genannten Zeit.^ in der Charite behandelt wurden, angewandt). '\ Am 7ten halte Patientin, nach dem Gebrauche ;| der Mixtur No. 5 Stühle, von denen die ' ] letztem schon Baddwurmglieder enthieHen. ':; Aui 8ten Juni nahm Patientin von 6 tJlir , Morgen» ab stündlich 6 Pillen bis um 2 Uhr \ Machmittags, und um 6| Uhr einen £fsl5ffel -• voll Oleum RicinL In der vergangenen Nacht '..; hatte Patientin 2, und am heutigen Tage bis 3 Uhr 6 Stühle gehabt. Alle führten zwar einzelne Glieder, aber keiner den ganzen Band- v wurm ab, weshalb Patientin um 3J Uhr noch ;; einen Efsloffel Oleum jfifcifii, um 4 Uhr 6 Pil- ^ len und um 5^ Uhr abermals einen Loflel voll ^ . Oleum Ilicbä bekam. Hiernach erfolgten 2 Stuhl- ' ^. gänge, von denen der letzte um 5 Uhr den Bandwurm {Taenia so/Zum, 2| Ellen Länge, ohne die abgegangenen Glieder) enthielt.

2. Johann B., ein hagerer, schwächlicher Weber, 36 Jahre alt, der seit vielen Jahren lim Bandwurm litt, unterwarf sieh am 20ten Jun^ 1827 im Charite - Krankeuhause der ' «^c/imid£'schen Kur. Am 22ten Juni vor 2 Uhr> ' gingen ) nachdem Tags 7.u vor viele Bandwurm-* - glieder abgegangen waren, 7* Baadwürmer^ j6der von 2 Ellen Länge, ab. Bei allen aber waren , obgleich die Hälse bis zur Dicke von .-, circa 2 Linien ausliefen, selbst durch Vergrofse* - rungsgläser keine Köpfe zu bemerken. Meh- rere nach 4 Uhr erfolgte Stuhlgänge führten indofs keine Band wurmglieder mehr ab^ und

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der Kranke yerllefs am 23teii JTuni als geheilt 3im Anstalt.

Wilhelm M. , ein 24jährigery schwa* eher nianOy hatte seit mehreren Jahren am Bandwurm gelitten. Im Juni 1827 hatte er durch Oleum Ricini und andere abführende Mit* tel sich von demselben zu befreien yersucht^ auch wirklich 2 Eilen davon verloren, war aber dadurch nicht vollständig geheilt worden, «nd unterwarf sieb daher am 13ten Juli 1827 der Sc/imic/i'schen Kur in der Gharite., Nach dem Gebrauche der Mixtur No. 1. erfolgten 5 6 Stuhlgänge, aber ohne Bandwurmglie- der, und es zeigten sich dergleichen auch nicht, weder in den Stühlen, die des Nachts, oder in den Abgängen, die reichlich am fol- genden Tage beim Gebrauche der Pillen er-- folgten. Es wurde deshalb nach den letzten FiUendosen noch um 2j-, so wie um 3^ Uhr •in Efsiöflbl voll Oleum Ricini gegeben, worauf endlich um 3^ Uhr 2 Slücke Bandwurm, je- des von einer halben Elle Läoge, abgingen« Aus der Breite dieser Stücke war zu ersehen, dafs das Ganze das Kopfende des Wurms war, und es ist wohl anzunehmen , dafs der Kopjf selbst beim Durchsuchen nur unbemerkt ge- hlieben ist, da das schmälere Ende des einen Stücks so dünn auslief, dafs höchstens nur noch einige Glieder bis zur SaugofTnung feh- len konnten. Die beiden Stücke bildeten ur- sprünglich besliinmt nur ein Continuum, da die Breite derselben genau zusammenpafste«

4. Friederike B. , ein lOjnhriges, starkes Dieostinädchen , bei welcher sich öfters Band- wurmstürke im Sluhlgange gezeigt und Be- scLwerdeii eingestellt hallen, nahm am 28ten

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Jnli Abends einen Heringssalat, und am 29teB^ und 30ten die vorschriftsmäfsigen SchmidCsthen Mittel. Beim Gebrauche der Pillen (am 30ten) erfolgte bei den häufigen Stuhlgängen schon um. 8 Uhr Morgens der Abgang eines Band- wurms von 3 Ellen Länge mit dem Kopfende. Zwei ai^dere Wurmer von derselben Länge . gingen gegen Mittag ab. Bei keinem dersel« .] ben war der Kopf selbst aufzufinden, docb ' wird auch hier bemerkt, dafs die Kopfe hoclist i wahrscheinlich abgerissen waren und unbeach- tet blieben, um so mehr^ da diese WBrmet j so mürbe waren , dafs man nicht eine halbe } Elle davon auflieben konnte, ohne dafs sie/< rissen. Da indessen bei jedem der nachfol« genden Stuhlgänge noch Stücke abgingen, ,80 J wurde um 3 Uhr noch ein EfsloiFel voll ÖL' v Ricini gegeben, und am Abend bekam die Kran- '1 ke eine Meblsuppe mit 4 Lolh Zucker und \ ein Milchbrod« Am Slten wui^e sie, da in ^ den letzten Stuhlgängen sich keine jBandwurm- ; glieder mehr gezeigt hatten , entlassen. .^

5. Maria M. , ein 26 Jahre altes, gesnn- / des Mädchen , hatte schon seit geraume? Zejt | Abgang von Bandwurmgliedern bemerkt, und .' auf den Gebrauch von (pnrgirenden) Haüsmit- ^ teln of(er bedeutende Stücke abgeführt. Da 1 sie heftige Beschwerden hatte, suchte sie in \ der Charilo Hülfe. Sie bekam am 3iten Juli Abends einen Heringssalat unil am Iten Au- gust die Mixtur; es erfolgten mehrere Stuhl- gange, aber keine Baudwuriiistücke. Gegen 10 Uhr am folgenden Tage, beim Gebrauche der Pillen, gingen einzelne wenige Band- wnrmglieder , und Nachmittags gegen 4 Uhr ein etwa j Ellen langes Kopftnde eines Band«

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wnnnft ab, am dem jedoch die Saugoffanng aitht aufgefunden werden konnte. Am 3len irJiielt die sehr angegriffe&e Kranke £lioär

Jurant, comp., und am^ 4len AugoAt yerliefi

iia hergestellt die Anstalt

Am 3ten October 1827 wnrde fien-^ nette K. , eine 49jährige Oberstwittwe , ein durch mannichfache Leiden sehr herunterge« kommenes Subjekt in die Charit^ aufgenom- men. Sie hatte seit vielen Jahren häufig ei- nen harten , aufgetriebenen , bisweilen sehr schmerzhaften Unterleib , schleimiges Erbre- chen, viele Beschwerden nach siifsen Spei- sen, sehr unregelmäfsige LeibesölTnung, und in der letzten Zeit öfters Abgang von Band- wurmstiicken gehabt. Bei dieser Patientin wurde, der gröfsern Sicherheit wegen, die Vorkur eingeleitet, uud am lOli^n October Abends ein Heringssalat, ajn ilteii Slorgens nüchtern das oben sub Mo. 3. aufgeführte Fuiver gereicht, worauf einige Sedes eintraten, die mehrere Wurmslücke enthielten. Airi 12ten pahin Patientin die Mixtur, wonach sie sich einige Male erbrach , und die vorsclirirtsmäfsi- ge Diät. Am 13ten wurden die Pillen ge- reicht, worauf um 10 Uhr Vormittags häufige Stahlgänge erfolgten , die ,,eiDe bedeutende Menge Bandwurinstücke" abführten. Diese Kranke wurde von der Kur sehr angegriffen, erholte sich indessen bei guter Diät und dem Gebrauclie bitlerer Mittel, und konnte am 18ten geheilt entlassen werden.

Aus allen vorliegenden Erfahrungen geht [ sun wohl unstreitig hervor, dals sich die fragh'che Kurmelhode durch ihre Sicherheit,

; durch die Kürze der Zeit, in welcher die Mil-

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-^ 64 --

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td ihre lYirkiio^ aufterB, und darcbUire 6er- j Ikbriosigkeit eiii|ifehle, and dab sie, wenii^^ auch von ihr so wenig, als von eiiiar andern '>i Bandwnrmkur nicht erwartet werden kann, dafa- ; sie ein absolutes Specificum^gegen den Band^ ! wurm seyn ' werde, jedenfalls eine bocbst ; ^chattbare Bereicherung der praktiscbeii Heil^.^r künde genannt su werden Yerdient.

Berlin I den 3ten Julius lä28r . ' <

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III.

~ 65 ^

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M i s c e 1 1 a n e e n

aus alter und neuer Zeit

im Gebiete der Arzneiktmde.

Von

Dr. J. A. Pitschaft^

GroDilienogl« Badenichcn Hof» and Mcdisiiul«

Rathe su Carlsroiie*

Forsan §t haee olim meminisse juvahit^

Terent*

l^ei den alten Aerzfen biefs der Crocus : Ani* ma pulmonum , die ^loe : jlnima ventriculi ^ das ü/teum: Anima hepatiSj das Colchicum: jiidma vikulorum^ der Zinnober x Magne$ epileptiae. Anfiallend ist es , dafs viele Neuere ihm gar k«iae Arzneikraft zuschreiben wollen , zu dem Ende scheint aber schon Cartheuser das Meiste beigetragen zu haben , da doch ältere Aerzte ▼om ersten Range, als Crato^ JEttmüUer ^ Po^ itr^ Büglivi^ Fr. Hoff mann j Schulze und viele lodere ihn in der £pilepsie, überhaupt als ^ (kphaUcum so hoch preisen» Neuerer Zeit wurde Joam. LXT JI. B. 2. St. E

- 66 ^

•r Ton Dr. Ludwig f^ogd in syphilitischen und' ^ andern Dnisenleiden, so wie nicht minder |e-/ - gen Tenerische Hautausschläge sehr empfuli* len. Quincy und Altynt empfahlen ihn vor- ' züglich gegen Lepra. Aach sind in der neue- sten Zeit Zinnoberräucherungen gegen die harU nädLigsten venerischen IJebel empfohlen worden. -'

He//e6eriis heifs{ : Christwurz; Graüolai Grot- tesgnadenkraut; Anagallhi Gauchheil. Gauch altteutsch gleichbedeutend mit Gecke ; die Pflan- ze heilst auch Vernunftkraut, f^iscian ^utr-^ num nannten die Druiden Gust-Hyl. Sie'war ein Hauptarzneimittel von ihnen, jäntnüsla vuigßtii heifst Stabwurz, ßeyfufs; S^cah cornu^ tum : Mutterkorn ; Origannm : Wohlgemuth ; Imptratoria: Meister würz (ein im Hintergrund gestelltes Mittel) ; Pimpinella, StaJiPs Lieblings- mittel in bösartigen Fiebern teutsch, blut- verzehrende Bibernell. ,)Esset ihr Bibe'rneil,' so sterbt ihr nicht A.ell'\ altteulsches Spruch» wort in bösartigen Seuchen. 'Melissa : Her2- kraut; die allen Aerzte, und vorzüglich JRive- riiis, gebrauchten sie in der Hypochondrie und Melancholie. ,,Vor dem Hollunder zieh den Huth ab, vor dem Wachholder beug das Knie'% ' altteulsches Sprüchwort.

Unier der 'Benennung Mal de St. Jtan^ yerstand man die Epilepsie daher wohl der Aberglaube, dafs man die Artemisia Wür- fel-Kohle auf St. Johannis ausgraben mits^e.

In Beziehung auf die'pfofse Wirksamkeit der Jode ge^en Skrophein isf es interessant zu wissen: daiJB der gepulverte Badeschwamm/

; ^ 67 -

I auf Honie als Latwerge gegen Skropheln' und DroienTerBärtuDgen eines der ältesten VollU* mittel bei den Russen ist.

Die Chinesen blasen den Borax in Pal« Tsrgestalf bei HalsentzünduDgen . auf die ent* xoadeten Steilen* Dieses Verfahren preifst aeaerdings Dr. Bretonneau als sehr bewährt, in« dem er auch zugleich angiebt, es sei ein Volks- mittel in der Gegend von Tour.

Auf Cayenne mischt man zn unverdauli« dien Speisen yiel Chenopodium jimörosiodes.

Dil die Goldpräpärate gegen Phthisii tüber^ cubfn neuerdings wieder empfohlen werden ; ' 80 ist es nicht ohne Interesse zu wissen: dafs die Aerzte der Hindus Goldplättchen in der LuDgensucht gebeo. Die Araber, Perser und lodier halten Gold für herzstärkend. ParactU siis empfahl es in Herzkrankheiten. Bloralisch geoomuien verdirbt es oft das Herz.

Wen die Stelle in Göthe*g Biographie Ton Benvtnuto CelHni Interessirt , wo . mitge- theilt wird : dafs in Italien grober Diamant- slaub als kngsain todteudes Gift angewendet ^virily der iii.ig Sinnen Tractatus posthum. p. 130. nachschlagen« Es fällt bestätigend aus.

R 2

ea

. Di« erst« Spur yon dem sogenannten l^eftlfatfk aus Alraun , Dudaim^ wahrscheinlich jitropa mandragota L, , findet sich Afotes i. B. C. 30. V. 14. 15. 16. Rahd, JacoVs Weib, wurde auf den Gebrauch dieses Mittels schwan- ger. Unsere Atropa BtUadonna soll die Rigi- dität der Gebärmutter heben. Nach einigen soll Dudaim^ Alraun^ unser Knabenkraut eeyii«

m

Die Erfindung des Biers, Zithum^ datirt sich aus Aegypten. Serodotf Diodor^ der Dich-, ter ArchUochus^ der ungefähr 700, und ^esc/ii- liu und SophokltSf welche 400 J. vor Gh. leb« ten, erwähnen desselben. Diotkoridza schrieb dem Genufs dieses Tranks die Entstehung der L%pra und der Elephantiasis wohl mit Unrecht zu. L. 2. €• 97. Das Ale der Engländer, was dieses Volk in Schwindsüchten gebraucht, ent- ' hält Hedtra terrtHris. Bekanntlich hielten die alten Aerzte diese Pflanze für ein grofsss Mit- tel in der Lungensucht.

Erste Nachricht von den Aerzten : f^Jo^ iiSiph befahl seinen Aerzten seinen Vater tu „salben; und die Aerzte salbten Israel." 1. Mo$. 60. C. V. 2.

^ Das 13. Cap. des 3. B. handelt vom Aus- sätze, vom Grind und von den polizeilichen Blaafsregeln dagegen.

tßß B. 15. C. V. 3. ist des eiterartigen ses aus der Harnröhre gedacht. 1. B. 18. C. V. 22. 23. findet sich das Gesetz wegen Sodomiterei und Knaben- schänderei, eben so C. 20. V. 13 15 16.

6ft '

Mao Teri^Ieiche Römer 1— 26. 27. 1. Epbi. an füa Cor. C. 6. Y. 9.

Fabst Ülrbdn der 7te erliefs efn Dekret >oii ExeommunicatioD gegen Alle, die in der Kir- che Taback schnapfeD würden: 1643 wurde in Rufsland das Tabackrauchen hei Strafe des' Haisabschneidens verbolen. 1661 stellte der Rath zu Bern das Rauchen gleich unter dem Ehebruch , die ineisten öesetze der Art achie-- oeo sich auf den Wahn zu gründen , als ua* che der Taback unfruchtbar.

Jacob der öte. Konig von England, er- lieb ein sehr warnendes Decret gegen das Ta-;- backraucheui worin es unter aqdern ^heifst: Ran visu turpem , olfactu insuavem ^ c&ehro no^ anom, pulmonibu8 damnosam et^ Si -dicere Uctai^ atri fund ndfulia tartareos vaporei prooßUne reprae- stniantem.

Inflatum circa fascia ptctus erat, Ovid. Art. Axnat. Lt. IIL v. 274. Fascia crescentes Do- minae compesce papillas. Marüal, L. X.IV\ £pig. 134. zeigt: dafs die üppigen Römerinnen schon Scbnnrhrnste trugen. £s giebt noch mehrere Stellen die es beweisen. Die erste Nachricht ton Schminke und Sclileppkleider kann man JtSQJas 3. 16. lesen.

Quid^ quod et antiqius uxor de moribu» iUi Quaeriturf o Medici medium pertundite venam,

Mäinlicli Jbvmal Erklärt in seiner satyrischeu Laune den , der sich eine Frau nach alten Sit* leo buchen lassen will , für wahnsinnig» Si-

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cherlich meiot er damit die V^na fronfaUs. Sc tfra VI. V. 45.

Aimfy qaa% enuchi imbtlks^ nc molUa Simper Oicula deUctent^ et dtsptrato barbae^ Et quod übottivo non est opus. Illa vohtptag Summa tarnen , quod jam calida matura juventa Jnguinä traduuiwr medids ^ jam pectine rdgro»

Ibidem J^. 364.

\

Qualiacumque voles Judad somnia K^induni Ibid, 574. Auch bei uns machen alle Jüdio nen noch ein Gewerb aus Kartenschlagen u. s. ^

-— -— ^-^ Frontemque manumque ^ Praebiblt pati crebrum popysma rogantL

Ibid. V. 83. unsere Chiromantig.

Tantum artes hujus^ tantum medicarruna päsnati Quae iterües facity atque homines in venire ne

candos *) Conducit. Ibidem. V. 555. ! !

Ueberl^aupt eine fiir Aerzte merkwürdig Satyre.

{^d faciam ? sed sum petulanti

Spkne cachino. I^ersius Sat, /. .

Std «I intus et in jecore aegro,

Nascuntur domini. Ibid. Sat, V.

*) Diefs erinnert an Ovid^s X. 2. Eleg. 3.

Qude prima instituic teneros avellere foetut Militim Juerit digna perire sua, und

,Haee nequo in Armeniis Tigris fecere latebrii Psrd§re 'nee foetus ausa leaena suos,

jit tenera^ faciunt , sed noh impune pu$llaß i Sm^9- tuos utero quae necet., ipsa perlt. -

^ 7t

Cum tibi flägrans qmor iaeviet

Grca jtcur ulcerosum, HoraU . Od. f. 25 «^ 15.

Die Abkunft .des Worts Onanie ist vielen unbekannt, ja es wird sogar hin Und wieder für ein griechisches Wort gehalten. Folgende SleJIen aus der. heiligen Schrift werden. Aqf- xliluls geben : Da sprach Juda zu Ono^n (sei-, iwm Bruder), lege dich zu deines Bruders Weibe und nimm sie zur Ehe, dafs du dei- ■eai Bruder Saamen erweckest. ^)

Aber da Onan wufste, dafs der Saam« nicht sein eigen seyn sollte^ wenn er sich zu- 5eines Briaders Weibe legte, liefs er's auf die Erde £al]en und verderbte es, auf dafs er sei-« nem Bruder nicht Saamen gäbe. Das §efiel dem Herrn übel, das er that, utrd tödete ihm. I. B. Mos, 38* C. Aufechlufs über den Sinn Jieser Stelle giebt das 5. B. 25. C. 5. 6.

In Äegypten soll das JVIondlicIit und das Schlafen im Alondlichte ohne verhüllte Augen nacht heiliger auf die Augen wirken als das .Sonnenlicht. Der Verf. der dieses im Mor- ^enblatt 1824. Ko. 134. .mitiheilt, iührt zu •lein Ende eine Stelle aus den Tsalmen, die .-r dahin deutet, an: ,,Die Sonne soll dich •licht am Ta^e berühren; und der Alond nicht <iei Nacht. **)

*) ,,Eiwcckesi^\ diese Stelle hat von ff^endelstadt

in seiiicp:! Aufsatz ^»Eiwecliuiig früher schon

i<efracliteier Ksinie 010.'^ benutzt. Hr. Hufe*

'latJil liat sie abwr in dar Aiimerkuiij; richtiger

gewiiidi^r. Dessen Jouru; Febr. 1818. p4 73.

«•) Luther übeiseut Psalm 121. 6: Dals dich des

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lo ^rorfap't Notican ans dam Gebiafi IValor and Hailk. lasao wir 13, B. & ,,DaIi§, wann man- an gewissen Ortan ein i ,ygatodtates Tliiar dan Strahlen das VoUni y^aussatzt, es nur wenige Stunden zu l yybraucht, um in eine ▼erdorbena Masse „wandalt zu werden, während ein an ,yThiery was nur wenige Pufs entfernt y^abar nicht den Mendstrahlen ausgesell „nichts Aehnliches erleidet.*' Als ich i las, fiel mir eine Stelle aus van Hdmont ,^Si homoj vel brutum^ una slatem nocte, luna (pleno namque ibi radio) , mortuum noctarit^ sequenti mane Codavtr putrilagim ßidt. CuQun occasinne inter experimenta tum est, . Si quis verrucas^ meliceridet , /i tinülesque txcrescenüas f collecto in conum luminej per vitrum supetradiet ^ donec frigus ienserints jacih deinctpg sua sponte tvane, Ntc ntirum id, quippe ejusmodl defectusxn auscultant lunae, Hinc ttiam ejus decrement dlicius peritura, Scio equidem^ si luna supe nuM spknduerit y mox labva iivescere, ac san r€$i9tm €tc:^ Op. Medic. p. 115. *)

Hodgskin^agt: Die Indolenz derTeuti kommt, däucht mich, besonders daher, sie in warmen Kammern und Feaerl:

Taget die Sonne nicHt steche, noch der des Nachts. Man vergleiche Froriep^s Nc NaC und Heilk. S. 233. Hier findet der •iae Bestätigung der Angabe' des angefj BSorgenblatts.

^ Mai^ värgleiciie Not. fAr Natur nnd ] '^ 17^ B. Wirkong^ des Mondlicbts auf Pfii S. 117.

- -^ 73 ^

idihfahf tind dacTarch ia eine Immerwährende AssdSnstung versetzt werden. Zum Ueber- llnfs sieheo sie nan noch flaneilene Nacht- jadken an. Das Alles bringt eine Art von Schwitzbad zu Stande, welches nothwendiger Wiise wie ein zo häufiges Baden in warmeu&^ Wasser schwächen mufs. Ein solcher Schlaf Laon unmöglich stärken. Eine Art „träger'* Gfiondheit wird durch dergleichen Vorkeh- nngeo wohl hervorgebracht, aber alle frische ud kräHige Munterkeit des Körpors wird ein- gsbobt. Dafs die Teutschen s7ch durch Ruhe, Stille, und Mangel an Energie vor allen an* dern Nationen Eoropens auiszeichuen , ist ge- wüs eine Folge ihres körperlichen Zustandes. Du hindert sie freilich nicht am Denken, Schreiben und Sammeln Tag für Tag und Wo- che für Woche ; es hindert sie nicht alles das, Wis andere Volker thun, auch zu thun, und swar mit Stetigkeit und ohne Besorgnifs^ eben ihrer Gesundheit zu schaden; aber das Be- darfnifs, und der Wunsch zu thätiger Krafl- iufserung wird bei ihnen selten angetroifen. E. N. Zeitung fdr die elegante Welt , 1824.

Die gewohnlichsten Krankheiten dar Tür- ken sind Schnupfen , Husten, asthmatische Be- Khwerden, Hautkrankheiten, Flechten, l)e- sonders auf dem Kopf (ihre Turbane), schlechte Verdauung und viele MagenübeK Ihre fetten Speisen, ihr unthätiges Leben, ihr UDinäfsiges Tabackrauclien und der häufige Genufs des Opiums, sind wohl die Hauptveraulassungen ta diesen Krankheiten. In ihrer Jugend lei- den die Türken häufig [an Rhachitis^ Bräche

/*

•iticl . !a der Türkei gar nicht selten , >MLiihiiie UDd Krüppel sind keine seltene Eracheioung, Aufser der Pest, der nicht seilen Menschen- |)ocken vorausgehen, kommen im, Hejrhste häii^ Hg GaUenfieher vor. 3ei Erwachsenen ist BUocIholt ein s^hr gemeines Uebel. ^Nirgend» ist die rfnsriierei ^ und die UiiwisseiAieit.ia der Mediciu grölser als in diesem Reiche.,

In Aegypten ist die Hundswuth gar .picht "bekannt. Die Hunde laufen zu hunderten frei herum. Taube, Stumme, Kropfige, giebt es daselbst fast gar keirya, Krüppel ^sehr wenige» Wahnsinn ist unendliche seilen« Aber die Sterblichkeit in der Kinderwelt ist grofs.

MauriceaUy ein vorzSglicber Geburtshelfer : und Arzt seiner Zeit, erzählt in seinen Schrif« ten , dafs er 6 Menschen - Pocken mit auf 'die Welt gebracht habe, seine Mutter habe sich in den letzten Tagen ihrer Schwangerschaft beständig mit seinem pockenkranken Bruder beschäftigt gehabt»

Der Lesei: wird hier des in diesem Jour- ^ nial Decemb. 1826 von Tortual mitgetheilten - Falles gedenken. Eine schv«angere Frau pfieg|t . mit Anstrengung -vier Wochen lang ihren scharlachkranken Mann und Sohn, und gebar einen mit Scharlach bedeckten i^nabeu.

Die Mutter Ludwigs des 14len lebte 22 Jähre kinderlos in der Ehe, bevor sie diesen kriegerischen König zeugte.

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Fabflt NHotauM der Dritt t yierwi^ die Am- te aus Rom. 6irach sagt: „Ehre den Arzt ' mit gabiifarlicher Verehrang u. s. w.'' ^

Philipp, Markgraf za Baden (1505) wAr gsnothigt, eine Hebamme für seine schwan- gere Gemahlin aus NSrnberg kommen zu lassen.

laühtr hat, wie er in seinen Tischreden nihlt, „drei Pestilenzen ausgestanden,*' und ab Seelsorger seine Kranken ohne Scheu be- tilirt, er wurde nie angesteckt.

Eine zwischen dem zweiten und dritten Tage nach dem Tode der Mutter erfolgte Ge- Imrt eines todten Kindes erzählt Schenk im Aprilhefte dieses Journ. 1821. Bei Durchle- nng dieses Aufsatzes fiel mir ein, was F^a» kriuM Maximus De miracuUs C. 8. sagt: Gor^ giat quoque Epirotae fortis viri clara fuit origo^ qui in funere matris utero fuerit elapsus^ inopi* Wo vagitu suo kaum ferentes consistere 'coegit^ ntMimque spectaculum patriae praehuit ^ ex ipso gcwrnV/s ro^'o lucem et cunas assecutus: eodem tnim momento temporis , altera jam fato functa parlt , alter ante- datvs , quam flatus est. *

In den Städten Danzig, Thorn, Königs- hergy und bei teutschen Familien in Litthauen I Holl man noch vor 30 Jahren in \ielen Häu- sern täglich den wohlgesandelen Stuben bo Jen

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mit MschMii gehaekMm Kalmos imcl Tannen« | swaigen bestrevt haben. W$re eine solche Besirenung des Fafsbodens der Zimmer man-, eher Kranken mit frischen und nach UmslSn« den anch trocknen Kräutern nicht anwende bar? z. B. bei Lnngensnchtigen mit frischen. Tannenzweigen, namentlich mit Turiime$ pini 8/ w. Bei der geschwHrigen Lungensneht''^ dürfte der Kranker auch täglich einige . 2«eit lang auf einen Fnfsboden auf und nieder ge- S ben, der mit Kohlenstaub bedeckt T?äre« '"

Der geliebte Arzt JDu Mouliit hinterliefs ;j seinen um den bevorstehenden grofsenr Ver- lust bekümmerten Freunden folgendes Ver-' mächt nifs: Je vous laisse en mourant deucc grandi Jdedecins: la JDiete et P£au. '

Montaigne sagt; ,,Die meisten, und ich glaube zwei Drittel aller Heilkräfte bestehen .. in der Quintessenz oder in der geheimen Ei- '' genschaft der Kräuter und Wurzeln, wovon i wir nichts anders als durch die Anwendung •■! wissen können : denn Quintessenz ist nichts (j anders als eine Eigeoschaft, deren Ursache '.| wir durch unsere Vernunft nicht ausfindig nEia*,/^ .chen kSnnen,'* '

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Der Vater des Dr. Paul Joseph Bärthit zu Paris lebte als er 96 Jahre alt geworden war, und seine zweite 04 Jnhr alte Ehefrau durch- aus' glicht überleben wollte , 36 Tage einzig

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I

wo d«in GeoUise des Wassa^s/ und yar« diied.

Plato untersagte vor dem achtzehnten Jahr«. •B Genofs des fYeios. Dagegen meint er, ich dehn Tierzigsten Lebensjahre dürfe man oll Bachus schon etwas mehr huldigen, als «rstan Mannesalter; der Genufs des Wei« M erhalte in diesem Alter Frohsinn und Ju« indtichkeit. Er hegt sogar die Meinung (und II Recht); dafs der yemiinitige Genufs des Feins der Seele Mäfsigkeit und dem Leibe •sondheit verleihe. Der Wein ist auch in w Regel mehr für den Gesunden, als ISr. n Kranken denn den Reconvalesoenten Um ich schon zu den Gesunden.

In Napoleori's Testament heifst es: Au irurgltn en chef Larrey j cent milles frohes, CPtii \ommt !e plus vertueux^ que faie connu.

,y5ir fPlUiam Jones behauptet, dafs die sdischen Aerzte oft gelehrter als die Brah- ninen sind , olioe ihren Stolz zu besitzen^ ind die liebenswürdigsten und tugendhafte« ten Menschen unter diesem Volk, ausma« :hen. Sie studiren ihre Arzneikunde aus len Büchern , welche Wmdya genannt wer- ten; die Sittenlehre aus * dem Radschaniii Furstenlehre) und Nitisastra,^^ Herder^s An- irkungen zur Sakontala.

ritai«

78 ^,

«

Dr. MMad , dieser berühmte Arst war mh dein koiiiglichen Leibarzt Frand auf das In-r 1 nlgste verbiincleD. Freind geborte zu seiner .| Zeit (in der ersten Hälfte des 18ten Jabrh.) cor Oppositlonspartbei, und diefs ward ihm j 80 übel genommen , dafs man sogar eine l)och^ i ▼erratbsklage gegen ihn erbob, und ibnin-deB- -^ Tower setzte. - Etwa secbs^ Monat nachher £ wurde der Hauptminister von einer sehr hef- tigen Krankheit befallen ,- er iiefs sogleich 'den ■[ berühmten Mead rufen, er erhielt auch Toa 4 ihm die Versicherung, dafs er ihn ganz* ge- wifs herstellen, jedorb ihm nicht ein Glas Wasser reichen würde, bevor nicht Freind aus ' dem Tower entlassen wäre. Anfangs zwar wollte der 31inister nicht daran, aber als Um Krankheit, da Mead nicht den iniudeslen Aatb ertheileu wollte, zunahm, beschwor er -den König , den Verhalieten die Freiheit *zu schen- ken. Nun verordnete Mead dem Kranken eine Arznei, und er sah sich schnell wieder' hergestellt. ^ Nicht zufrieden damit, dafser>: seinem Freunde zur Frfibeit verbolfen hatte/-' überbrachte er ihm auch 5000 Guineen, die er von Kränkeln erhalten hatte, die sonst b^i seinem Freunde Hülfe zu suchen pflegten, di^. er aber wahrend dessen Gefangenschaft b0« sorgt und geheilt hatte.

Als Mead am Siyx erscliien , rief Pluto voller

Schrecken : Weh mir^ nun kommt er gar die Todten zu ^ erwecken.

^ I^essing,

Wer gleicbeu Antheil an diesem herrli- eben Arzte, an diese^l erhabenen edlen Man- ,

* ••

79

BS*' mit mir niinmt^ der lese auch wie ihn Toung in seinen Sldchtgedanken (2te Nacht) ftrhe^rlichte.

Der Schottische Arzt Rogertson bezeich- nete Necker^s Krankheit im Jahre 17ä6 als lue amöiiion raittee» .

Kaiser Hadnan^ ein gelehrter Fürst, der

sdtMt Arznei wisscuscliaft studirt halte , rief

Bshrinalen auf seinem Todtenbett aus : ,,Die

^JUenge der Aerzle hat mich gf-iödtet/' Es ist

Bach den Grofsen der Erde auch das Schicksal

der Aerzte dafs sie gewohnlich eine Menge

Aerzte um ihr Krankenbett versammeln* ^)

Casanova sagt in seiner Selbstbiographie Ton Mallen ,,Mein Einpfehlungsscbreibeu an Haller stellte mich einem Manne von hohem Wuchs er mochte sechs Zoll haben ge- geoiiber , dessen Physiognomie den vollen Ein- druck der Schönheil gab. Was dio Gastfreund- schaft nur zu bieten püegt , gewahrte mir die- ser grofse Gelehrle. So oft ich eine Frage an ihn that, schlofs fr mir seinen wissenschaft- lichen Reichlhum mit einer Bestimmtheit aufy die Uewiindenmg verdiente. Dies geschah auf •ine so bescheidene Weise, drifs ein Mensch ivie ich , sie leicht hätte übertrieben finden

•) TW« »;f^f »re'sagi : ,,Ein Corcilium von Köpfen sei^e oi'i weiiig<>r Ko2?r, «is eiiiei davon/'

80

können « n. s. w«^ Und : ^^Seine ^tteci^f^icfa- ; net#n «ich durch seltene Laiiterheil aus« Das beste Mittel Andern Lehren zu gebto , ' ist durch eigenes Beispiel ibrje Tiichtigk|;it zu ei^ härten, sagte er mir.** Und „^oZ/cr*« Ta- fel fand ich reich besetzt , ibn selbst aber sehr ' mäfsig. Sein einziges Getränk war Wasser, erst beim. Nachtisch nahm er ein kleines Glas ' Liqueur zu sich, welches er in ein grBfkeres mit Wasser gofs."

,,Von Boerhaave^ dessen Lieblingsschüler '" er gewesen , erzählte er mir viel. Er hielt ihn nach Uippokrates für den gröfsten Arzt, und stellte ihn als Chirurg über dieselS-und < über alle/ die später gelebt. Das yeranlaCiteL mich zu fragen , weshalb Boerhaave selbst kein •; hohes Alter habe erreichen können. Qjda \ contra vim mortis nuUum igt rnedicamen in /lör- i iis^ erhielt ich zur Antwort.*'

Charlatanerie ist Alles, was nan als zum Zwecke gehörig angesehen will, wovon man weifs, es gehört nicht zum Zweck.

Wer dein Unwahren dbn Schein der Wahrheit, dem Unwichtigen den Schein TÖn Wichtigkeit, dem Unzweckmafsigen den Schein Von Zweckmäfsigkeit gegen seine Ueberzen- gung giebt: der ist ein Charlalan.

Aller Würde entsagt, wer sich Charlata« jtferie erlaubt.

y,Alle Gharlatans sind Todfeinde gerader, schlichter, einfacher Charaktere und Mittel/* sagt der edle Lavater.

Jean

81

I

Jmn Pmd ntniit die Heciicio ,»eiim Wis« nMDftchaft, worin mehr als in einer andern, i,der Genius und der Gelehrte Ein untheilba« nies Geneinwesen bilden müssen." Ui^ge« ~ ' treffend und wahrt

Bis cum löten Jahrhundert hatte Wür- temberg keine Aerste. ^)

Zq Kopenhagen ist das Vorortheil gegen lanGennfsdes Pferdefleisches ganzTerschwun- len» Es ist eine Pferdeschlächterei an aneb* lereo Orten eingerichtet. Kranke Thiere diir- Ssn Dicht geschlachtet werden. Die Chinesen (euelsan fast alle Thierarten. Marün^g Heb- kflimencatechismns der Chinesen S. 63*

Im 1549 wnrde za Genf auf Calvin^ ITorstellnng das ärgerliche Zusainmenbaden bei« ler Geschlechter yerboteo. Urälterliche Ge« iroliDheit ^atteu sie beibehalten ^ aber diese Sittlichkeit abgelegt. Denn derselbe CaMn Jagte schon 1546 bei der Regierung über den iTerfall der Sittlichkeit der jungen Leute.

Le Büilh dt Bar kaufte zu Paris von Mes- ner das Geheimnifs seiner magnetischen Pro«

*) Das Land aber war bevölkert , und die Sterb- lieblieic ▼erh&Unifsmftfsig zu andern Zeiten nicht gröCier.

Jtain,LZVII.a2,Sc» F

~ 92 -.

cdorfreA «m -50,000 Franks» lihd "T#rpflaDil dteitlben nach Maltlia.

Die Zahl der im grofseD Weltmeer streuten valkanischen Ipsela belauft sich a yierhundert.

J. Am de Luc war es, der in seinem We ke: Lttires physiguu et morales sur thistoire 4a terri et de Vhomme^ die interessante Ansic über den Zusammenhang des Meerwassars m dem Heerde der Vulkane äulserte.

^* .Warum studirt man die Medifein? *

Um kuriren zu kSnnen. ^ A,. Und wenn wir nicht kuriren wolle sollten wir Medizin studiren , um den Arzt sagen» was uns fehlt.

JB. Fast dächte ich, es wäre nothig, u daiTum so viele Gräber, weil sich beide, nu verstehen. Der Doctor spricht aas dem ^ucl der Krapke aus dem Leben jener Läii dieser Teutsch.

Ä. iDie Aeczte müssen entweder Mfe •cbeb, öder alle Menschen müssen ^n werden* HippeL

\

'"■ t,Hte!li Grundsatz war immer: es sei r leichter» das bischen Medizin ^) zu erlern«

*) In Welehem Sinni Baidinger f,IU$ biiehen Jtl « disin^' nimipt, itt wohl leicht eraichtliob»

- « -

lud feMirt' m iiwitii, tiß gMondeo Men- tchenTentand za erlangeti« Viele sind g#» lehrt aber nicht Terständig. Wer aber Ter« •tandig ist, kann aach geschwioder in allen J nkhern gelehrt jnrerden.^ Aufklärung ist dem A Arste Torzuglich nothigi er erlange sie durch ditologische I juristisch/, belletristische, histo- liiche, philosophische Schriften, kurz wpher « wolle.** Baidinger.

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-^ -84 ^

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IV. U e b c r

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den Nutzen der Acupunctnr\

T«rse1iiedeneii KranklieitsfaUeii^ >

duteh BMliTMr» KniikeagttohicbteB erlintMft^'

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einigen Bemerkungen aber die Sacht iieae Sj* ^ Sterne und neue Heilmittel in der ^ ** *

aa&asuchen*

Von \

Joseph Bernsteiiiy. ^

Docior dir Medicin and Chirurgie in WvtkbatoZ ^

'*

•l-is wird in neaern Zeiten sowohl mit eip-^ seinen ans der Luft geschopAen Theorien und darauf sich gründenden Systemen , als mit ein- 'Beinen nicht durch die Erfahrung bestätigten ^ Mitteln so iriel Mifsbrauch getrieben und so jj Tiel Unheil gestiftet ^ dafs es dem Arsfe wahr- ) lieh xu keinem Verdienste angerechnet werdeil j dürfte, wenn er unbedingt als Vertheidiger | solcher S3r8teme und Mittel nur deshalb auf- ; treten wollte, weil dieselben das Gepräge der j Meoheit an sich tragen. Systeme in der Me- i

r

- 84 -

Ida mSsttift bicliti.sfiqdit wtrdAn; ioifd[«rii i moMen al« Resmltat guter BeolMiclitnDg«tP id einer reinen Erfahrung Ton selbal eich, «finden. Zu den einseitigsCea Systemen. neue- r Zeiten gehorep Torsuglich das Sjrattfm.Tqn rouff alt, die Lehre des CBnirosltmu/iw Tron Bsori, und. die Somöopaihu roa SöAwwiii«

*'Die Anwendung der ersten beiden Systb^ I in derMedicin kann freilich für den weqfch- heb Organismue faSchst nachtbeilig werdep, •Ichee aus der Erfahrung sehr laicht i^ech«. iveisan seyn würde; indessen aind diese bei-. Lehren nur deshalb tadelnswertb, weil sie, m Autoren zu allgemeinen .Systemen in: der. idiciflB emporschwiDgeai wollen , upd dadurch: s; höchste Einseitigkeit in eine Lehre brtn*. ■«-die nur ▼ielseiiig qnd relatiT hetrechtet r höchst möglichen T^ahrheit gelangen kann, 'etden die Grundsätze dieser beiden Sjrsteme it Rücksicht auf Alter, Temperament und ftwobnheit des Kranken, mit Würdigung des mbiß niorbi der Coruaitutio epidemica ^ endemlca id annaa^ und vorsüglich der Oonsütutio §ta- mmria richtig angewandt, s0 hören sie auf, nseitige Systeme zu seyn» und gehoreu dann ir acht praktischen Medidn an. Werfen wir ler einen Blick . auf die Hombopaihie von Eshiemann, so finden wir darin ein System ill Ton Irischen Grundsätzeu, Eine Lehre, m jedes Bestreben, das Wesen einer Krank- •it möglichst zu erforschen verwirft, die kein nachliches Verhältnils in der Medicin aner- «anen will, sondern nur eiuzeloe abgeson- Isite Krankheilserscheinungen berücksichtiget, «idiant gewifs weeig Aufmerksamkeit von isiten gebildeter Aerzte«

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I

JBtBbn^mnn nicht dem gaMn "f raktikeri' * Malür\g nanafin meinft, vuiD'feott'Bnr die SymaUiiitm )k det Krankheit wegriiotneB|'«iid diesen '2 weehr ^g OTveiohe wa»tk am leichterten^ wenn mim Sh*»* it Iftchn KniokheitS8yniplome''im ttienecihlieheÜiih Ok<geniB]iiifie^ OTMgt; die MiHel dazu pellee pMi^ j^ send gewählt werden^ nnd zwar reiche. man iU el% In mSgRchst Ueiner €abe, k. B.^ehi^lBb jgj liontheil oder Qoadrilliontheil eines Gräni^'IPtj ist kaum clanbbar, dafii «n-'Mann wU iMkii j| mmatm, dnrch eise solche Lehre dieiiMffir^i merksamkeit des ärzttichen und nichtämtftchw -^ PnbHknms anf iich' niehen 'woilte^ Uiad-deiN' noch fand HMhntmanm *AnhSnger. Atfeb- in f «U serer Haaptstadt haben sich i^ele Aertl^ IhIII Fahne ^deis tia^namatmimm geschtageir, nnd lat^i tnt ein Zeitpunkt ein, wt^ keia Kranker mtuf ders nie homSopatbisch geheut sejh tiFoUtn. Herren nad Danien t5Idi T^nehmeu -fitendV nnd. gntem Tooe traten eis Yeitheidigeir der HdmSapathie auf. Die gesncbteeten Ronien^ '^ Yön fP'alUr Scqu mufsten dem "OrgMök 4Sftrti) ^ nemann^ den Platz einräumeD. Doch heitvndkb.; dieses System sdhon sein- Aascfhen beim 'FttbU-j knm yerloreo, nnd selbst* die eifrigsten 'Tw*' ^ fbefdiger dessdiben ubter den AerzteOf hnfanm^^ deo' Mtfth staken lassen. «^ Aber 'andi din^ I sM System, so fehlerhaft es an sich ssyri meir kSnnte noch eine gute Nebenseile aafweisien/. Ich qpreChe nSmIich von der in den meisten Krankheiten eu beobachtenden Diät, die j#tst Too den Aerzten im Allgemeinen zfi Wfnif

EWfirdigt wird. Ich möchte dreist behailp4eB% Kl mall en Drittheil von Krankheiten, dnrcb ein gnt 'geleitetes Reqimen diaeteticum ohne Holfls aller Medicin heilen konnte; und das

-, 87

kC eben dmr Grande 'we9halb>^afijii(^ -^M^. mmmna durch ein XTÜlioDthßil ein^ft-litittdU». m maMV^m bedeutende Krankheit, b^i Beob- a^blnng einer gehörigen Diät geheilt hat. Es iat. wirklich zu bedauern, dafs. viele Aerzte dlm erkrankten Körper yon allen Seiten her ■dt einfachen und complicirteta oft sehr he«- miech -wirkenden Mitteln angreifen , wirkt ein ■ütel nichts heifst ea dann, so mufs es das äfc4n* tbun. Alle Tage werden die Mittel Mgeiüiderti. erneuert und mit. andern compli- - ^ die Naturthätigkeit wird in- solchen Fäl- -^ ganz vergessen. Um sich nun vollends der Nolh zu helfen, wird zu neuen Uit- tilA' geschritten, solche werden täglich gehäuft verschiedenartig zusammengesetzt'; es ent«^ \ o daraus die sondei^barslen aus versq^e- diBarligen Stoffen zusammengesetzten Receple 3. M solcher Arzneiköirper wird nun nacb einem, . hesonderen Organ commandirt; ein Milielchea soll den Kopfschmerz, das andere den Rheu- matismus des ganzen Körpers, und das dritte die Obstructiones im Unterleibe heben«

Ist denn das Heilverfahren solcher Aerzie lebenswerth? Auch sie suchen die .verschie- denen Symptome einer Grundkrankheit, durch die verschiedenartigsten oft sich gänzlich wi- dersprechenden und in ihrer Wirkung -sich a^f- hebenden Mittel zu heilen, ziehen dadurch die Krankheit in die Länge, und wenn nicht die heilende Naturkraft.dem Haufen dieser MiUel Widerstand leistet, so unterliegt der Kranke; ■ad der unbesonnene Arzt kann sich .nicht ge- Bug verwundern , warum denn nicht wenig- stens eines seiner Mittel den Kranken geret- tet hat. Diese siud auch die gewöhnlichsten

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FSH*» wo dar HiJm€mamda$ trlmn^irend auf«

tritt I wMii «r eioen allopathisch aaf dia§a :

Art bahandalten KraDken in saine Bahand« t

lang nimmt. i

Dar Kranka mufs dann aina stranga DiKt '!

baobacbten , und ain Trillionthall ainas JUiltali' ^

einnahmen; das Fablikam arstaunt Hbar dan ^

gntan Erfolg und Targottert die Labre daa «^

jHahmmann, Dafs aber ain ftolcbar Kränke '* auch durch ein einfaches Abfnbrungs « ff^ai|;

Brechmittel, oder auch nur mittelst einer ga« ^

hörigen Diät^ ohne Hülfe eines HahntmannUttr^ |

hergestellt seyn wurde , will der Laie nicht '

glauben, weil ihm dieses Verfahren zu klar ist nnd nicht genug mystisch erscheint«

Ich gebe nun sn der Sucht neue IBttel ^n der Medicin aufzunehmen , und solche ob- i bedingt ohne kritische Auswahl anwenden na wollen, über« Es läfst sich nicht in Abrede bringen , dafs die acht praktische Medisin auf Erfahrung sich gründet. -^ Ebe Wissenschaft und Kunst su einer gewissen Stufe der Ana« bildnng gelanaten, wurden die Noth und der natürliche Instinkt des Menschen der Führer im Aufiiuchen und Anwenden^ mancher HeiU ~ mittel. Die Zabl derselben war klein, wtoil es der Krankheiten weniger gab ; Beobnchtun- geh über die Eigenschaften und Wirkungen derselben , wie über die Anseigen zur Anwen- dung wurden weniger angestellt , weil anch der Naturthätigkeit von Seilen der abnormen Beschaffenheit des menschlichen Organismus weniger Schwierigkeiten in den Weg gestellt wurden. Mit dem Fortschreiten der Bil- dung, und der hohem Entwickelung des gei- stigen Lebens des Menschen, im Maafse er-

inchen uad cbeinischcn Eigenschaften •inr: m^Uittel ausfindig za machen und solche, ^hat 'sd ordnen. Vorzäglich strebte man, ' das 'mit tlecht, die Wirkungen dieser :•! auf den gesqnden und erkrankten thie- !leo und menschlichen Organismus sin er« cheUy ihnen die etwanigen schädlichen Ne*. VfirkiingeD durch andere Mittel zu beneh« I, mdi so entatand die rationelle Mattria IC0* Aber selbst nach diesen Grundsätzen mmelte Medicamente konnten nur im Be-. «taes. rationell praktischen Arztes, dem aoi . Ergründung- des ursächlichen Verhält- mt und Aufstellung einer möglichst reinea gnosta, und dem es um eine genaue und liame durch Erfahrung bestätigte Beobach- g, was die Medicin und was die Natur lei« , SU thun war, zu einer nützlichen und ktisehen Lehre gedeihen. Die neuesteo deckungen in. der Chemie haben uns viit chaua neuen Schätzen von Heilmitteln be- ihert. Aber im Yerhältnifs der sich täglich grofsernden Anzahl von Mitteln mafste h die genaue Bestimmung ihrer Anwen-

üi.

90 -

gtnaiietfe tu •rforschen , «od TiMoglick den naturgeinärsea Verlauf der Krankheilsersiche}* nang«rD , hinsichtlich ihrer Entwickeluag und ihrdt Vor* und Rürkwarlsschreitens geoaa za. beobachten. Auf solchem Wege kann es uäa geliogeo, neue Mittel za würdigen, nnd sie. In ihre gehörige Hechte Unter den schon be«- kannten einzosetzen« Aber leider wird dieaea: prtkt^che Verfahren wenig gewürdigt. Es genügt den meisten' Aervten ein neues Mittal' in einem medicinischen Journal angekiiiidigt . zur finden i um es sogleich . ohne Umsichl l«i Verbindung mit andern Mitteln am Krank^u^r bette anzuwenden. Nach zufalliger Wiederr'" herstellung des Kranken, den genau zu beob- achten, der Praktiker, durch anderweitige Ber- schäftigungen abgehalten, nicht im Standeist, wird ein solches Mittel als der gefundene Stein der Weisen ausgerufen, und dem medicini- schen Publikum als unfehlbar anempfohleo«: Da ich selbst über ein erst seit mehreren Jahr ren in*Europa in Anwendung gebrachtes, äu* fseres Heilmittel, das bei den Chinesen den Haupttheil der ganzen Medicin ausmacht, ei- nige praktische Beobachtungen mitzutheilen ge- sonnen bin ; so glaube ich nicht am unrechten Orte einige Regeln festsetzen zu dürfen, nach welchen wir uns bei der Aufnahme neuer Mittel in die Medicin richten müssen. .

' 1. Ein jedes äufsere oder innere Mittel, es möge dem Thier-, Pflanzen- 9der Mine« ralreioh angehören, es möge einfach oder zu- S!^mmengeselzt seyn, das bis jetzt entweder noch gar nicht gekannt war, oder dessen An- wendung yernachläfsigt wurde, oder ein sol- ches ^ dss in wenig ciyilisjrten Ländern ga-

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kraochKeb fat,j mah^. ehe eofclids in d!e ftiilie der gekaonteii und nach Grandsäfzen bnger- wandten Heilmittel aufgenommeo i/irerden soll, erat sowohl 'vermöge aeiner physischen Eigen-' acbaften als durch eine genaue chemische Ana« lyne nns hinlänglich bekannt werden. "^

2. YTird eine auf diese Weise erkannte Substanz uns Ton andern in gewissen Fällen. als Heilmittel yorgeschlagen , oder werden wir stf bat durch Zufall oder dblxh Analogie' aof den Credanken gebracbti solche Mittel in Krank- liettnn anzuwenden, so tnufs dies nicht ohne' Umsicht und ohne eine gewisse Kritik ge« •chehen.

S. Wir müssen daher suerst erwägen, ob mo «olches Mittel, schon an und für sich von Seiten seiner physischen und chemischen Ei- genschaften beträchtet 9 vor andern ähnlichen llitteln Vorzüge im Voraus hat, oder ob sol- ches nicht umgekehrt aus diesem Funkte be- trachtet, schädliche Nebenwirkungen erregen konnte.

4. Mit einem auf diese Art genau unter- suchten Olittel^ mit dem man früher an Thie- ren Versuche anstellen konnte (obgleich solche Versuche allein nicht genügen), würde ich die Versuche an dem erkrankten menschlichen Korper auf folgende Weise anstellen^ ^)

Wenn wir mit einem neuen Mittel ei- iieB Versuch am Krankenbette anstellen wol- len, und der Kranke schon irüher Arzoeimit-

*) Vertncfae im gesonnen ZutUnde sind unstrei» tig vom höchtten Nutzen, können aber nichc fftr hinllngliche Beweise tdt den etürankten Orgtnitmns dienen.

92 -

tftl gebrnoht hat> so ist •• BOtbwendig, ive- n^gstens« dufch «ine Zeit von drei bis Tier Wochen su warten, bis wir demselben des neue MiU^l reichen, am nicht die Nachwir- kung des vorher gegebenen Mittels mit der Wirkung des neuen su verwechseln; ■. B.: wenn der Kranke früher einen Mineralbjrun- nen, getrunken li^at^ um sich Von einem 'duNK. nischen fJebel zu befreien*

Die Veirspche in chronischen Kifink-^ heilen sind sicherer anzustellen, und "von grii-^ b^rem Nutzen in der Medicin , als in acuten^ weil die, acuten Krankheiten durch Naturhei*. lung sich mehr auszeichnen, und es bleibt dem Arile mehr zur Pflicht^ die Naturthätig- keit genau zu beobachten und dann und "virano sie zu modificiren, als .die Zeit mit Versn-^ chen mit neuen Mitteln auf Unkosteii^ des Kranken zu verlieren» In einer acuten Krank- heit aber, wo schnelle Hülfe durchaus nöth- -wendig ist, z. B. in Entzündungen edler Ot^ gane^ in der Apoplexie, in Group etc. ist es gewifs nicht am rechten Orte zu experimen« ti^en ; hier wird der Aderlafs schwerlich durch ein neues Mittel ersetzt werden. ^-

7.. Ulan wähle ferner zu den Versnchen teit neuen Mitteln solche Krankheiten, die

. fiberhaupt schwer heilbar sind, oder gegea widche schon die bekannten und gebräuchli- chen Mittel gehörig angewandt, ihre Wirkung versagt haben ; desto sprechender wird der Be«»

' ' weis für die Wirksamkeit eines solchen Mit^ tsls hervortreten. Denn es gilt ja nicht in der Medicin, viele Mittel zu Gebote za hiiben, die io ihrer Wirkung sich gleich sind» sondern solche aufzufinden, die Tor an«

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d«rii entwedfr in der üVebdDwirkuog nnd in der bequemerii Anweodungsart , oder io der schDellerb Wirkung etwas iin Voraus haben, und durch welche wir irorzüglich bis jetxt schwer zu heilende, oder für völlig unheilbar gehaltene Krankheiten, heilen könolen.

8. Es ist von der grofsten Wichtigkeit, dafs ein Mittel, dessen Wirkung wir genau kennen lernen wollen , gan^ einfach gereicht werde, und dafs zur selben 2Mt der Kranke keines andern Mittels sich bediene,

9. Werden die Versuche auf früher er- wähnte Weise genau ao'geslellt, so kaon nur eine sehr grcfse Anzahl von gelungenen Fäl- len BQ Terschiedenen Zeiten in verschiedenen Lindern and von verschiedenen Aerzten beob- achtet, den wahren Werth und Nutzen eines solchen Mittels bestimmen.

Ich will hier durch die Mittheilnog von Beobachtungen am Krankenbette über die Wir- kuDg der jfcupunctur nur einen kleinen Bei- lrag zur Festsetzung der lodication für die An- wendung dieses Mittels in verschiedenen Krank- heiten liefern* Die fernere Würdigung dieser kleinen Operation hängt von dem Resultate tielfallig anzustellender Versu((he ab. Ich habe mich bemüht bei der Auwendungsart dieses Heilmittels , die oben festgesetzten Regeln aufs Genaueste zu beobachten.

Erste Krankengeschichte.

. N«, ein Mann ungefähr 54 Jahr alt, von einer gesunden Constitution, obgleich zu öf- tern Durchfallen geneigt, zog sich durch Er- kältung in der Winterjahrszeit einen rheuma-

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tlseheii SchmenE am . Qlyeranii zu. Paitieni schrieb die Ursache dieees Schmerzet dem Koallen inil der Peitsche^ eeioem Lieblings- geschäfte beim Katschiren, sn. DerHausarsI wurde zu Rathe gezogen , der nach vielen frachtlos angewandten Mitteln dem Kranken keine Erleichtern ng verschaffen konnte , und am Ende das Uebel far eine Luxation def Oberarms erklärte. Um diese Zeit sollte Fa^ tient eine Reise nach Paris machen. Vor dei Abreise wurde ein zweiter Arzft za Rathe ge- zogen , der das Ummtntum voIatUe in Verbin- dung mit der Jlnct, Tk^baica simplki zum Ein- reiben verordnete. Von diesem .Liniment wur- de während der Reise nach Paris Gebraucli gemacht; und der Kranke fühlte sich bei sei- ner AnXunft in diese Hauptstadt gänzlich voii seinem Uebel befreit. Doch war diese Besse- rung nicht von langer Dauer; und schon aui der Rückreise nahmen die Schmerzen immei mehr zu , und stiegen bis zur grofsten Höhe bei der Rückkehr nach Warschau. - Patieal setzte noch ein halbes Jahr die Einreibungen des obigen Liniments fort, aber ohne den mindesten Erfolg. Später wurde die kalte Douche angewendet, aber auch dieses Mittel brachte keine Erleichterung. Diese Umstände bestimmten n/)ch mehr den Hausarzt, eine Sub- laxation des Oberarms anzunehmen.

Nach einem halben Jahre liefs mich dei Kranke, der bis zu dieser Zeit keine Besse- rung fand, zu sich rufen. Bei der Untersu- chung fand ich die Höbe beider Schultern io einer graden Linie, das Schulterblatt des kraa< ken Arms nicht abgeplattet , derselbe war we- der roth noch angeschwollen \ auch fühlte man

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'W«d«r in d«r Achselgrube^, noch za den Sei- teo, noch in der Höhe dea Schulterge- leaks eine Erhabenheit. Die Bewegung "des Armes nach vorne konnte der Kranke leichC machen, aber er w|ir nicht im Stande, den Oberarm bei der Geradehaltung des Körpers über den KopT zu fuhren , ohne denselben zu biegen und, ohne einen starken Schmerz vom Schulter- bis zum Ellnbogeogelenk zu fühlen. Eben so schmerzhaft war die Bewegung des Armes nach dem Rucken , deshalb fiel es dem Kranken auch sehr schwer, etwas aus der Rocktasche herauszuziehen. Das starke Be- tasten des Oberarms vermehrte die Schmerzen nicht. AuCser diesem ortlichen Leiden befand sich Patient wohl, mit Ausnahme, dafs er öfters, wie ich schon früher bemerkt habe, mehrere flüssige Stühle an einem Tage hatte, was aber auf seinen allgemeinen Gesundheits- zustand von keinem bedeutenden Einflüsse war. Ich fand nach dieser Untersuchung, dafs sich hier keine Subluxation annehmen liefse, vor- tiiglich da dieser Schmerz schon einmal nack äufserlichen Einreibungen , während der Reise oach Paris beinahe ganz verschwunden war, nnd die Bewegung des Oberarms ganz herge- stellt wurde. Ich betrachtete diese Krankheit für einen Rheumatismus, den sich der Kranke durch das Knallen mit der Peitsche bei nafs- kalter Witterung, zugezogen hat. Ich liefs demselben ein grofses Spanisch -Fliegenpflaster auf den Oberarm in der Gegend des Musculi dilioidei^ wo der Kranke bei Bewegung des Arms die meisten Schmerzen fühlte, legen. Dasselbe wurde vier Wochen durch eine rei« zende Salbe ofien erhalten. Nach Verlauf die- ser ZriX fühlte der Kranke eine merkliche Er-

leichtarungi aber seiner Geschäfte halber mafste er das Spanisch Flie^enpflaster wieder zuhei- len lassen 9 und' das Uebel, obgleich merklich gebessert, war doch nicht radical geheilt. Ich liefs den Kranken dann sechs Wochen ohne alle Mittel um die etwaojlge Nachwirkung des Tesicans abzuwarten, aber dennoch Terliere : das Uebel den Kranken nicht gänzlich. .Die ] Bewegung des Armes nach dem Kopfe und ' ' nach dem Rücken , war noch immer schmerz- haft. Ich schlug endlich dem' Patienten die Acüpunctur vor, welches Mittel, er um so mehr annahm ^ da ich demselben versichertoi ' dafs er bei dieser Operation seinen Gescbäftea ungehindert wird nachgehen können. Ich stach ' daher den ersten Tag fünf stählerne Nadeln ,' in den Oberarm in der Gegend der Insertion t des Musculi deüoidei ein; drei kleinere, unge- fähr Ton 1| Zoll Länge, führte ich senkrecht durch, zwei gröfsere, von 3 Zoll Länge, führte ich erst ungefähr ly Zoll in senkrechter Rieh- * tung, und dann gab ich demselben eine schiefe .[ Richtung, und liefs solche Parabel mit den Muskeln des Oberarms fortlaufen. Ich lielii dann die Nadeln fünfzehn Minuten im Obei^ ^• arme stecken, und sodann zog ich dieselben in der Richtung der Einführungspunkte zu- rück. Beim Einfuhren der Nadeln fühlte Pa- tient wenig Schmerzen, etwas mehr beim Herausziehen derselben , welche Erscheinung ich in den meisten Fällen beobachtete. Ich liefs den Kranken sodann seinen Arm bewe- gen, und derselbe meinte^ dafs sich dieSchmer- seo schon bedeutend verringert hätten ; auch diese Erscheinung wird in den meisten Fällen wahrgenommen. Den zweiten Tag fühlte der Kiankei an der Stolle, wo die Nadeln safsen»

we-

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nreniger Sclitnerz, aber er fühlte sie bei der Bewegoog des Arikis nach oben. Nachdem Ich io die Jeidende Stelle abermals fünf Na- lein einführte , und solche bis 20 Afinuten itecken liefs, ftihlte der Kranke den Schmer^^ ID der Stelle bedeutend Yermindert. «^ Den Iritten Tag zogen die Schnrerzen mehr nach inten , die Nadeln wurden an dieser Stelle ein- [efiihrt, und der Kranke fdhlte sich erleich* Itrt. Nachdem ich zwei Wochen lang nnun«- [erbrochen , bald an dieser, bald an jener kelle des Armes nach dem Verlaufe der Schmer- Ma die Nadeln einstach,' verschwanden end- lieh alle Schmerzen. Patient konnte nun den Sberarm nber den Kopf führen , ohne sich zu »icken; auch führte er die Hand, ohne auch inr die geringsten Schmerfeen zu fühlen, nach 1er Rocktasche; was ihm früher unmöglich irar. Es sind nun zehn Monate verflossen, lafs ich den Kranken acupunctirte, derselbe ist erst seit zwei Wochen Ton seinem Land« |ute zurückgekehrt, und trotz der jetzt herr- ichenden nafskalten Witterung spürte Patient weder Schmerzen am Oberarm , noch ein Hin- dernifs bei den verschiedenen Bewegungen des« lelbeo.

Zwdtt Krankengtschichte.

Folgender Fall kann zwar als Beleg für die Wirksamkeit der Acupunctur dienen, aber er ist nicht beweisend für die gründliche Hei* lang, weil der Kranke gehindert wurde, die Kur fortzusetzen und einem andern Mittel die gänzliche Herstellung verdanken mufs,

Der Graf S. , ein Mann von einigen 40 Jahren, litt an einem ganz ähnlichen Schmerz loum, LXVII. B. 2. St. G

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Ji^ Obararnif« Ermuntert durch clä5 Beispiel .^66 ) seines Freundes, bat er mich, da ei früher schon vieler 'Mittel ohne Hülfe sich be- diente, die Acupunctur bei ihm in Anw^n^ •düng zu bringen. Der aligemeine Gesund- heitszustand des Kranken Mrar gut, dodi meijf^ te derselbe > dafs sein örtliches Leiden, Folgp einer icBber gehabten venerischen Krankhej .eejn konntet Ton der er aber, wie ich midi Jäberzeugte, gründlich geheilt wurde, Ich.liefi dem Kranken dennoch bei einer gehörige Diät 4 Wochen lang das 2^£€octum. Sanapß' rillae trinken, aber ohne merklichen Erfolg füi seinen Arm. Als erregende Ursache diesfv Xieidens, konnte man mit Recht eine Erki|t tung, die. sich der äufserst thätige Graf be dem Bau eines der schönsten Falläste unsfBürn Stadt zugezogen hat, ansehen. Durcfi ^§4 fernere Krankenexamen überzeugt, dafs k^i^i weitere Dyscra^e als Urjsache dieses rbeuma» tischen Leidens zu betrachten sey, schritt .ic| zur Anwendung der Aoupunctur. -Zwei 'f^'Qr eben lang wendete ich' dieses Alitlel fast , au: dieselbe Weise an, wie in yorhergehendea JFaÜe, Der Erfolg war günstig, denn dii Schmerzen wurden bedeutend gemindert, jaipc die Bewegung des Arms geschah mit mehi Leichtigkeit. Der Ji.ranke wurde an der Be- #ndig^ng der Heilung durch eine Reise nacl Cracau gehindert; dort bediente sich derselbi der Salinenbäder , wodurch die Krankheit^ nas|! sriner Aussage , völlig gehoben worden sey«

Dritu Krankengeschichte^ ^

Herr A. L., Gutsbesitzer, 27 Jahr alt TOB gesunder und robuster Constitution, zo| sich durch eine Erkältung einen Rheumatit-

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ania des rechtem Oberschenkels/ der nach oben 10 gleicher Zeit das Hüftgelenk und die Ge« safsmnskeln einnahm» tind nach unten bis zu den Wadenmuskeln sich erstreckte. Man yer« suchte auf dem LandedasUebei durch Schweifs« trsibende Mittel und äufserliche Einreibungen ton flüchtigen Linimenten zu bekämpfen, aber dise Verfahren verschlimmerte das Üebel, an- statt Erleichterung Au verscbaiFen. Ich sah den Kranken ungefähr 6 Wochen nach ent- standenem TJebel mit dem früher erwähnten örtlichen Leiden, und einem vollen nicht be« Schlenoigten aber überaus kräftigen Pulse. Die straffe Muskelfaser und der wahrhaft athleti- sdi0 Körperbau des Kranken , nebst dem star- ken Pulse I liefe mich ein echt entzündliches Leiden der genannten Theile voraussetzen. •— Ich rieth deshalb dem Kranken einen Ader- lafs von 12 Unzen Blut anzustellen, an, und BBchgehends liefs ich 20 Blutegel an der lei« denden Stelle saugen. Der gute Erfolg nach diesen angewandten Mitteln, liefsen mich an der Richtigkeit meiner Diagnose nicht zwei- feln. Die Schmerzen liefsen im Oberschen- kel und äufserlich in der Gegend des Hüft- gelenkes gröfstentheils nach; qennoch ver« schwanden sie nicht gänzlich^^ie liefsen, wie aich der Kranke ausdrückte, eine Schwäche im Fufse übrig und zugleich konnte derselbe noch nicht dreist auftreten. Nachdem ich den Kranken mehrere Tage hinter einander mit allen aufserlichen Mitteln verschonte, und au- ber einer passenden Diät und Sorge für gehörige LeibesöfiTnung durch Bitterwasser, auch keine innerliche Medicameote reichte^ so Uieb der Zustand des Kranken auf der Stufe, auf welcher derselbe gleich nach der Blutent-

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tfiöhatig sich befand. Es trat, aber aufserdem .noch eio weit mehr beunruhigendes Syniptum ' «ein 9 näpfilich ein Schmerz, der sich mehr in .die Tiefe des Hüftgelenkes erstreckte, wobei .das Gehen dem Kranken beschwerlich wurde;

dennoch konnte derselbe auf dem Plattfufse

auftreten , auf beiden Füls'en grade stehen, die Wendungen des leidenden Fufses, obgleich

rnicht ganz ohne Schmerzen, nach allen Rifch- > .tungen iroUziehen; auch zeigte sich keine Ab-, plattung der Hinterbacken an der leidenden Stelle. Unter solchen Umständen rieth ich : dem Kranken , an der leidenden Stelle ein Spanisch -FUegenpflaster zu legen, und das- selbe bis zur völligen Herstellung in Eiterung . zu erhalten. Dies gefiel meinem Patienten, . der Ton einem äufserst lebhaften Temper^- ^. mente war, vorzüglich deshalb nicht, weil er voraus sah , dafs es bei diesem Verfahren un- ' .umgänglich nolhwendig sei, zu Hause zu 1>lei- ben, und vielleicht selbst das Bett zu hütjen. Ich schlug demselben deshalb das Nadelstechen als Probemitte] vor, und, da ich ihn versi- cherte, dafs er dabei ausgehen konnte, so war .derselbe augenblicklich bereitwillig, diese kleine .Operation an sich vollziehen zu lassen*

Ich brachte den ersten Tag 10 Nadeln in

der Gegend des Hüftgelenks in senkrechter

Richtung, und liefs dieselben 15 Minuten

stecken. Nach dem Herausziehen der Nadeln,

. fühlte sich der Kranke schon etwas an (der

operirten^ Stelle erleichtert. Den zweiten Tag. war die Besserung dieselbe, aber der Schmerz

.war stärker in den Gesäfsmuskeln , weshalb

ich in dieselbe 10 Nadeln und 5 um das HüfU

^gelenk herum einführte. Den dritten Tag war

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las HHftgeljBiik frei, nnd auch weit weniger ichmerz empfand der Kranke in den Gesäfs^* naskeln. Ich führte nun durch 12 Tage tag- ich einmal 12 Nadeln in verschiedene Stellen Im Ober- und Unterschenkels ein, bis end- ich allmählig alle Schmerzen gänzlich ver- chwanden. Der Kranke ist bi$ jetzt 10 Mo« ale nach verrichteter Operation yölh'g gesund, ^abei inufs ich noch bemerken, dafs derselbe iwohi w^ährend der Zeit in welcher ich das adelstechen verrichtete, als auch später, sei- ir gewöhnlichen Lebensweise nachging.

Vierte Krankengeschichu.

W. S.> Lieutenant, 25 Jahr alt, erfreute dl stets einer guten Gesundheit, ausgenom-i en dafs er einigemal von venerischen Krank* »iten, heimgesucht worden ist ; von denen er lesmal bei Zeiten und gründlich hergestellt orde. Seit einem Jahre äufserte sich bei esein jungen Manne von Zeit zu Zeit ein opfschmerz , der die linke Seite der Stirn irziiglich einnahm , einige oder mehrere Tage inerte und oft zu solcher Heftigkeit stieg, ifs derselbe von seinen nothwendigen Ge- häften abgehalten v^urde. Später stellte sich »r Schmerz regelmafsig alle Monate zu einer ülimmten Zeit ein, und obgleich dem Lei- lo kein Frost voranging, und keine Hitze it Schweifs nachfolgte, so war doch der Urin n den Anfällen trüber. Da ich kein ursäch- ehee Yerhältnifs dieses periodischen Kopflei- fint vorfinden konnte, indem die Gesundheit ieses Mannes aufser den Anfällen überaus 3t war, so betrachtete ich das Uebel für eine t&rif intermittens larvata^ und war gesonnen, un Kranken 3 4 Tage vor dem Eintritte

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de^ Schmerses, die FiebemDde nelimeD »i . lasseo, ' Es ereigaete sich aber zafallig, daf» Patient bei mir im Hanse zugegen war, als ich <

' wegen eines Rheumatismus des linken Ober- arms die Acupunctur an -einer Frau rerrich- fete. Als ich denselben auf die wenige Schmer- zen , die diese kleine . Operation irerursacht, ; aufmerksam machte, sagte mir derselbe , er . wäre mit dieser Operation genau bekannt,. in- i dem er schön als Knabe mebr wie einuMl ge« i wöhnlicbe Nadeln sich in die l^acke atacb; | und sogleich machte er den Versuch mit 3* \ Nadeln. Ich ermunterte daher den Kranken j beim Eintritte seines Leidens, sogleich zu mir ,{ zu koinmen, um die Acupunctur gogen den -i Kopfschmerz in Anwendung zu ziehen, i]nd\l| verordnete auch , um eine reine Erfahrung za '^ erhalten,' keine inneren Mittel. Nach 8 Tagen \ stellte sich Patient, mit einem heftigen Schmerze -! der linken Hälfte der Stirn, bei mir ein. Ich \ stach an der leidenden Seite, indem ich eine Bautfalte machte, sechs stählerne Nadeln durch,

' i nach einer Yiertölstunde zog ich dieselben tn- ^ rück, und aller Schmerz war verschwunden« \

* Den nächsten Monat kam der Schmerz wie- der, aber nicht so stark; es wurden wieder 6 Nadeln durchgerührt, und nach 10 Minuten war kein Schmerz mehr vorhanden. Die Bes- serung dauert nun jetzt '8 Monate, da früher ' der Schmerz regelmäfsig jeden Blonat während ' > eines ganzen Jahres , wiederkehrte. --«

Fünfte , Krankengeschichte,

Im vergangenen Sommer 1826 kam eine Frau aus der Vorstadt Fraga, ungefähr 45 Jahr alt/ mit einem lauten Wimmern nach ; meinem Hause, deren linker Arm in einer '

■ntNdigt and nach Uauft^kam, empfand' ba eiun starken Schmerz , der sieb 'raat trabialt« ibr linken Seite bis nach dem >g*Dgelenke erstreckte. Den Tag darauf r sich ein Fieber ein, der Arm schwoll, ler Sthmerz vergröraerte sich dermsTsen, 3ie Frau zu lautem Schreien genölhigt

Han suchte bei einem Chirurgen Hülfe, □gleich 3 Tassen Blut entzog, und 30 ;el an dem^leidenden Arme saugen liefs, tdem ein flüchtiges Liniment xntn Eio- I anempfahl; innere Mittal wurden nidit ht. Obgleich dieses Verfahren bis len vielleicht zu friilien Gebrauch de» igen Liniments, in diesem Falle sehr cmür«ig war, so war der Erfolg ^ocb

•ehr günstig. Ich .fand bei der Untw- ng den Arm stark angeschwollen, und lerölhet, bei der leisesten Berührung irzhnft, die Bewegungen nach allen Bich- B erschwert; der Füll war beschleunigt, and faartlich ; dia Frau war robust nnd

früher an keinen besoadera Krankheitea an. Dies war gewifs ein Fall wo man

Dopochr nnrh oinAn Adprlar« nnalAllan

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•o^eidb bewerkstelligt werden konnte , zu- mel da ich den 8chiecj|iten Erfolg des ersten Adetlasses, mehr den ungünstigen ,< äufsern 'Vmständen zuschrieb; so entschlofs ich mich, der Frau das Nadelstechen unterdessen vorzu- schlagen , bis 4iefl®lbd ^i^^ Aufnahme ins Uo»- pitel finden wurde. Die Frau fand sich dazu sogleich bereitwillig, indem es ihr, meinte sie, ganz gleichgültig wäre, auf welche Art sie -von den Schmerzen befreit würde. Ich stach 16 stählerne Nadeln nach yerschiedenen Rich- tungen, bald senkrecht, bald parallel .Yom Schulter- bis -an das Ellnbogengelenk in di^ Muskeln des Oberarms, ein. Die Einführung der Nadeln verursachte der Kranken bicht den mindesten Schmerz, was sich aus dem über- wiegenden entzündlichen Schmerz des Arms leicht erklären iiefs. Nach 20 Minuten, als ich die Nadeln zurückzogt versicherte die Kranke, dafs die Schmerzen um vieles nach- gelassen hätten; dieselbe stöhnte nicht mehr, und »konnte den Arm weit leichter bewegen. Die Kranke, überrascht durch den schnellen Erfolg, ersuchte mich, ich möchte ihr erlau- hen*, den Tag darauf wieder zu kommen, um durch ein so geschwind wirkendes Mittel ih- rem Leiden ein Ende zu machen. Aber die Kränke hielt nicht Wort, und ich war der Meinung, dafs die Wirkung des Mittels nicht von Dauer war, und dafs Patientin daher an- derweitig Hülfe suchte. Wie erstaunte ich abetr, qIs, erst nach zwei Monaten eines Tages die Frau in Gesellschaft eines andern Weibes zu mir. ins Zimmer trat, mit der Bitte, ich möchte ihrer Geföhrtin einen Rath gegen ei- nen:'Veralteten Husten ertheileo. Ich erkannte Jöghich meine alle Patientin , und erkundigte

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mich nach der UrMche ibr^s Ansbldibte'st Ich erhielt daianf cur Antwort, dafs den andern Tag nach dem NadelstecLen alle Schmerzea Terachwunden waren; in zwei Tage darauf die Geschwulst Terschwandy die Bewegung des Arms nach allen Riebtungen hergestellt wur- de, und dafs sie deshalb nicht für notb wendig ISand, mich wieder zu belästigen. Innere Mit- tel wurden durchaus nicht angewandt, auch wurde keine Einreibung gemacht. Dieser Fall ist äufserst merkwürdig , indem er für die gute Wirkung des Nadelstechens selbst in dem aco« ten Rheumatismus spricht.

Sechste Krankengeschichte»

Der Bronce Arbeiter K., ein Mann unge- fähr 40 Jahre alt, sonst von keinen besondera Krankheiten heimfgesucht, litt seit 2 Jahren an Kreuzschmerzen , mit Neigung zur Leibes- Terstopfung. Die Ursache des Leidens schrieb einer Erkältung zu, und man sieht leicht ein, dafs die Natur des Handwerks^ welches zwar eine bald sitzende, bald stehende Lage des Körpers , aber stets mit gebücktem Kreuze erfordert, zu diesem Schmerze die Anlage her- Torbrachte. Weder blinde, noch fliefseode Hä- morrhoiden zeigten sich bei dem Kranken deutlich; doch war eine gestörte Circuiation des Blutes im Unterleibe aus der gelbbleichen Farbe des Gesichts, aus einer besondern unbe- haglichen Empfindung im Leibe, aus einem sehr oft wiederkehrenden Drucke in der Ma* gengegend, und einer öfters mürrischen Lau- ne des Kranken ohne besondere Ursache, uicht leicht zu verkenuen. Die Schmerzen im Kreuze erreichten endlich einen solchen Grad, wie ich den Kranken sah , dala er seiner Ar-

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beit itfclit Toriteben koonte; das Treppenstei- gen und noch leichtere Bewegungen erschöpf-' ten denseHien dermafsen, dafs er seine Zeit meistens liegend subringen, ^nd deshalb e^in Handwerk rernachlafstgen mufste. Dabei fie- berte der Kranke nicht, aber der Appetit war schlecht, und die Zno^e weifslich belegt. Bei' der -Untersuchung des Unterleibes, konnte man keine Verhärtungen an demselben wahrneh« men. Bis zur Zeit als ich den Kranken sah, also während zweier Jahren, brauchte derselbe kein inneres Mittel, äufserlich wurden Ter- schiedene geistige Waschwasser und flüchtige Salben in der Kreuzgegend, wie man leicht einsehen' wird, ohne den mindesten Erfolg, angewandt. Ich behandelte den Kranken mit leicht auflösenden und von Zeit zu Zeit mit abführenden Mitteln während drbi Wochen. Die Mittel, die ich zu der Kur vorzugsweise wählte y waren das SaL jtmmoniacum ^ das Mxtr, Tarax. , das Natr. Sulph» u. a. , äufser- lich liefs ich die flüchtigen Einreibungen fort- setzen. Der Erfolg dieser Behandlungsart, war für das allgemeine Befinden dßs Patienten sehr günstig; die Zunge wurde reiner^ der Appetit stellte sich wieder ein , und die sonst mürri- . SchisLaune des Kranken yerch wand. Obgleich nun schon alle Functionen wieder gehörig von' Statten gingen, so hielt, unerachtet aller fluch«' tigen Einreibungen , der Schmerz im Kreuze unaufhörlich an ; ich liefs jetzt den Kran-« ken ohne alle innere und äufsere Mittel zwei W*oclien lang nur eine passende Diät beob- achten , wobei das allgemeine Beßnden gut blieb, das ortliche Leiden aber wollte nicht weichen. ' Als nun der Kranke mich bat, ich mochte ihm» es sei durch welches Mittel ee

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wolle , Ton dem quälenden Schmerze befreien, •o nherliefs ich selbigem > die Wahl zwischen einem Spanisch- Flieg^enpflaster, das er eine Zeitlang offen erhalten sollte, und dem Na- delstechen. -— Der Kranke wählte das letzte Mittel, aus dem Grunde, weil ich ihn yer- sicherte, er würde ungehindert sein Handwerk fortsetzen können. Ich stach deshalb dem Kran- ken za beiden Seiten der Lendenwirbeln za 5 Nadeln, jede von 1| Zoll Länge, ein. •— Der Schmerz, den das Einführen der NadeJa terqrsachte, war wie gewöhnlich unbedeu- tend, und nachdem ich solche nach einer Vier- tektunde herauszog, verschwand der Schmerz an der operirten Stelle, und zog sich mehr nach unten* Ich wiederholte diese Operalio'a 10 Tage lang, indem ich jedesmal den Ein-« Stichspunkt, nach dem Verlaufe der Schmer« zen, veränderte. Nach dieser Zeit verschwand dieser Schmerz gaozlich, und der Kranke konnte sich mit einer Leichtigkeit nach allen Seiten bücken und wenden ; wie er es seit zwei Jahren zu tliun nicht im Stande war. Es sind nun seit der Zeit der Herstellung mehp sls ein Jahr verflossen, und der gute Erfolg iit bis jetzt bleibend.

Siebente Krankengeschichte.

Die skrophulosen Augenentzündungen sind bei uns in der Hauptstadt ein so häufiges Ue- lel, als in den Hauptstädten Freufsens, Oest- reichs und Frankreichs, in denen ich diese Krankheit sehr oft zu beobachten Gelegenheit hatte. Bei uns wird aber diese Krankheit oft noch weit gefährlicher durch die CompHcirung mit einem Uebel, das in vielen Gegenden en-- demisch zu herrschen scheint , und nicht dem

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aoTelD€0 Varhaltan des Haupthaares zugesclirie- ,. ben werdeokann; wie es viele Schriftsteller, fälschlich behauptet haben. Der Weichsel^ zopf, von dem hier die Rede ist, kündigt sieb meistentheils durch die heftigsten chro- nischen Kopfschmerzen und Gliederreifsen, das Torzüglich die Gelenke einnimmt, an; diese, eigenthümlichen. Schmerzen erreichen zuwei-i len eine solche Höhe, dafs die Kranken gans contrakt werden, und das Bett hülen müssen^ es entstehen Auchylos^n^ Tophi^ Taubheit, Au- . genentzündungen , völlige Blindheit, als grauer^ oder schwarzer Staar, meistens entstehen bei-, de Staare in Verbindung. Alle diese Leidea. n weichen oft nach der völligen Entwickelung. des Weichselzopfes, oft werden solche nur. gelinder, und erfordern eine innere . kräftige Kur, um dem Bestreben der Natur nachzu- helfen; jof& erreicht die Miscbungs- Verände-. i^UDg eine solche Stufe, dafs uoerachtet des gänzlich entwickelten Weichselzopfes, die Na- lurlhäligkeit und die Kunst schwach sind, das Gleichgewicht wieder herzustellen. Ein noch nicht völlig entwickelter Weichselzopf kann ungestraft nie abgenommen werden, selbst wenn derselbe völlig wie eine Mütze auf dem Haupte beweglich ist, mufs erst auf den Kör- per specifisch eingewirkt werden, ehe man es wagen darf, solchen abzunehmen. Ich habe diese wenige Bemerkungen beiläuGg über dea Weichselzopf deshalb Yorangeschickt^ weil über die Matur dieser Krankheit die Meinungen - noch sehr getheilt sind, und die Complicatlon derselben mit an deren kachektischen Krank- heiten sehr häufig ist. Nachstehende Kran- , kengeschichte wird uns ein Beispiel liefern Ton der, Yetbinduog dieses Uebels mit einer

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arlnackigen skrophalösen Aagenentzundang, ro das Nadeistechen eodlich ein9in gefahrli- i«xi Augenleiden ein Ziel setzte, wo alle an- Bre Mittel schon erscbiJpft waren.

Ein armer Jude, ungefähr 36 Jahr alt, ichle im vergangenen Sommer bei mir we- Bn einer langwierigen skropbulösen Augeo- itsiindung. Hülfe. Die Oberfläche der Cor- » war auf beiden Augen mit kleinen Ge- bwKiirchen dermafsen bedeckt, dafs man die is und die Pupille wenig sehen konnte, die lütgefafse liefen in yerschiedenen Bundein, m der äufsern und innero Oberflache der Jerotica bis einige Linien über den Rand )T Cornea zusammen , und endigten in' den »kannten Phljctaeois ; die Lichtscheu war sehr «ofa , und nur im Dunkeln konnte der Kran- » etwas die Aug'^n ofTnen. Der Kopfschmers ar heftig, und die Haare plikös verwickelt, id nur Stellenwels war die Flica reif und isgebildet. Wie ich den Kranken zum er- eninal sah, litt derselbe schon seit 6 Mona- n an dem Augenübel, und seit 3 Monaten 'St verwickelte sich das Haar , ohne dafs der Tanke nur etwas Erleichterung an den Au- in empfand. Seit 3 Monaten brauchte der Tanke ärztliche Hülfe, die vorzüglich in den >genannten antiscrophulösen Mitteln aller Art merlirh genommen, bestand; doch versagten iesmal diese Mittel die gewünschte Wirkung, la ich dies Uebel für eine langwierige skro- hulSs - pliköse chronische Augenentzündung oerkannte \ so liei's ich den Kranken eine ^ockene Wohnung aussuchen , und für frische .uft sorgen, und empfahl demselben eine nähr- iifte aber leicht verdauliche Diät. Auf bei-

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den' Atmen Meh ich den Seidelbast dppKciren. loneflich bekam Patleot, bei grofaer Neigung ftu Ceibesverstopfungi alle 8 Tage ein Abfüh- yuDgsmittel aus Jahppa mit Calßme!, und im Verlaufe der Woche nahm er die noch nicht gebrauchten antiscrophulosa mit antiarifiridcis Ter- bunden, VB^egen der Analogie des Weichsel-, sopfes mil der Arthritis ^ die iirh oft zu beob- achten Gelegenheit halte. Aeufserlich \?andte ich nor ein trocknes Krautersäckcben aus Cha« snomillen und Fliederblumen , an,, und um'.dio «rhShte Reizbarkeit der Au^en zu mindern, l^urden sie mit der Tinct^ Theb, himp. , später ' mit der CTOCüta\ und endlich in Verbiadapg mit der /iqiia Lauro-cera&i eingestrichen« Ah* nach 4 Wochen alle diese Mittel wenig frach- teteuf wurden innerlich leichte Moborantia emard^ und das Eisen gereicht, äufserlich achritt ich zur rothen Fräciptatsalbe mit etwas Camphor gereicht« Nach einer Gwöchenllichea .' Behandlung war das Uebel dasselbe« Ich li«l!ii ^ den Kranken zwei Wochen, ohne alle innere 7J und äufsere Mittel, nur eine gehörige Diät beobachten I um mich genau von der etwani- gen Nachwirkung der gegebenen Mittel zu über- ^jj seugen^ Da nach einer 9 wöchentlichen KjUr.J auch keine Spur von Besserung sich zeigte, J entschlofs ich mich , das Nadelstechen anzq- Irrenden ; vorzüglich , da ich in einem Hefte des V. Grä/'schen Journals für Chirurgie und' Augenheilkunde, einen ähnlichen Fall yor- tänd, der durch das Mittel völlig geheilt war- '^ 'de. Ich atach zu jeder Seite der Schläfe, nach^^ «iner gemachten Uautfalte, 5 Nadeln durch, 'j und zog dieselben nach 15 Minuten heraus. ^ Ich wiederholte diese Operation jeden Tag. «inmal^ durch 4 Wochen^ und liefs den Kran« >^

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ken kein anderes Mittal dabai byraachen. Nacb jader Operation flössen die Tbränen aus beir den Augen , gerade als es nacb der Einschmier- TODg mit der Opium - Tinctur oder .eioer rei- senden Salbe ins Auge zu geschehen pflegl« Die AugenentzünduDg verminderte sich von Tage SU Tage dermafsen , dafs nach 4 Wo- chen auch keine Spur Ton llötbe und Lirht-* sehen mehr vorhanden war. Es sind jetzt bei^ . xiah 6 Monate verflossen, dafs ich den Kran- ken aus der Behäudlung entlassen habe, Und der Erfolg ist bleibend gut. Die pliköse Haarr irervricklung schreitet nicht vireiter fort; yni obgleich die einzelnen verwickelten Stellen -^nx beweglich sind und mit dem übrigen Haare nur wenig zusammenhängend erschie- jieD, so wage ich es dennoph nicht, das. Ab- schneiden dieser verwickelten Parthieen dem Kranken anzurathen , bis ich mich durch län- gere Zeit von dem völligen Auihüren der pli- kosen Haarbildung werde hinlänglich über- ceugt haben»

jichte Krankengeschichte.

Ein Arbeitsmano , ungefähr 40 Jahr alt, litt schon länger als 8 Wochen an einer chro- nisch gewordenen rheumatischen Entzündung des linken Auges , nebst einer Macula corneae. Alle nur irgend in solchen Fällen empfohle- nen Mittel wurden von dem Kranken ohne Erfolg gebraucht« Als der Kranke sich mei- ner Behandlung anvertraute» litt er noch be- deatend an Kopf- und Augenschmerzen, von denen er weder durch Vesicatoria im Nacken lad Fontanellen an beiden Armen, noch durch ianerlicb ableitende und specifische Mittel in Menge angewandt , befreit werden konnte« Ich

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Biiac1it6 bei denl Rmiiieiiy ganz "wie im frubei^ er» sKhlteD FbHe, Von den Nadeln Gebrauch ; der gute Erfolg krönte meinen Versuch. ' Nach 2 Wo- chen, ohne irgend ein inneres Mittel ange-' ■wandt zu haben , wurde die Entciindung d^r , Augen und der Kopfschmerz TOÜig "gehoben^ und in dem nämlichen Verhältnisse rerkleU nerte sich auch die Macula corneae. Ich setze jetzt schon 2 Monat das Nadelsteeh^n täglich fort, um mich von der Wirkung diesem Mitr* tels auf Hornhautflecken zu überzeugen, and ich ßode zu meinem Erstaunen, dafs der Fleck mehr nts um die Hälfte Terkleinert ist/nnd seine Oickeso abgenommen hat, dafs der^ieck mehr jetzt einer sogenannten Nubecula gleichl,' '. tind dem Kranken sehr wenig im Sehen bin*- derl. Ich wage es dennoch nicht zu behaiip- tem , ob das Schwinden des FleckeB' ein/Re- ' «ultat dieser Kur sey, oder der "gehobenen r -Entzündung nod dem dadurch recmindertea. "Zuflüsse des Bluts nach diesem Theile cusu^ -. schreiben sey. Mehrere angestellte Versuche mit veralteten Flecken nach gehobener Ent« zündung könnten uns darüber .Gewifsheit ge-^ ben. ' .

Neunte . Kranken gegcMchte.

. Ich wurde vor 2 Monaten zu einem kran«-' *. ken jungen Manne >on 29 Jahren gerufen^ der echon länger als 2 Wochen an einem heftigen Schmerze des rechten Oberschenkels litt, der . sich von den Weichen bis zum Kniegelenk * in die Tiefe der 3Iuskeln erstreckte. Aufiier einer starken Erkältung bei nafskalter Witte- rung konnte ich keine andere Ursache ausfin- dig machen. Als ich den Kranken zum er- stenmal untersuchte, fand ich den Oberschen- ;

HS -

kel im Umfange bedeutend yergro&ert , weder gerBthet noch ödematSs angeschwollen) der Schmers war heftig und nahm' bei einer lei-' •en Berührung und bei unbedeutender Bewe^ gvog an Stärke zu; der Puls schlug mehr'ale 100 Mal in einer Minute; die Hauttemperatur war Ahobt; die Zunge weifslich belegt, der Appetit mangelnd, der Durst rermehrt und dabei Schlaflosigkeit und Stuhlrerhaltung seil nahreren Tagen, der Urin war roth^ ging marsam ab, und machte einen ziegelfarbigea Mdeosasc. Dem Kranken wui'de während 2. Wochen ein flüchtiges Liniment im Sehen- kid eingerieben, dabei wurden keine innera Mittel gereicht. Bei dieser Behandlung Ter- achlimmerte sich der Zustand . des Kranken TOB Tage SU Tage, Ich erkannte die Krank« lieit Ifir eine Ternachläfsigte heftige rheuma- tiecfae Entzündung der Muskeln des Oberschen« kaby und war wegen einer in der Tiefe ein- mtratenden Eiterung besorgt, welcher Aus- gang solche Krankheiten langwierig und oft gefährlich macht. -^ Ich liefs dem Kranken 30 Blutegel längs der yordem Fläche des Ober- schenkels , ansetsen , Breiumschläge mit Semen Uni und Herb, Hyoscyam. machen; innerlich' reichte ich den Caiorml in Verbindung mit ab- fahrenden Mittelsalzen. Nach einigen Tagen war der Zustand des Kranken so weit gebes- sert, dafs die heftigen Sehmerzen etwas nach- liafaen, und der Fieberzustand gemäfsigt wur- de. Bei fortgesetzten innerem Gebrauche von Mflosenden und mitunter abführenden Mitteln, aiäbigte sich der fieberhafte Zustand, aber es blieb immer noch ein bedeutender Schmerz in* in Tiefe des Oberschenkels zurück , der jede lilbst mittelmäfsige Bewegung des kranken Joara. LXVII.B.2,et. H

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Fofses hinderte « und das Gehen aiiinoglica - machte« Von einer Fluctuation in- der Tiefe ' konnte man dich mit Ge wifsheit nicht über- zeugen. In diesem Zeitpunkte der Krankheit Träre \vohl ein Vesicatorium längs der leiden- -; den Stelle gelegt ond bis zum Schwinden des / Schmerzes oiFen erhalten, von gröfstem Nutzen S gewesen ; da aber der Kranke zu diesem Itüt- 1 tel sich durchaus nicht entschliefsen wollte, ^ so schlug ich demselben das Nadelstechen Tor, ] mit der Versicherung, dafs der durch dieses Mittel verursachte Schmerz unbedeutend und vorübergehend sey. Der Kranke entschlob eich sehr leicht zum Gebrauche dieses Mittels, und ich stach demselben am ersten Tage 10 Nadeln in verschiedenen Richtungen bald pa- rallel mit den Muskeln laufend, bald senkrecht i in dieselben ein. Nachdem ich die zehnte i Nadel eipstacb, zog ich wieder die erste herr i aus 9 und stach dieselbe an einer an^erq. Stelle ein; nachgehehds wurde die zweit» herausgezogen und in eine andere Stielle ein« geführt u. s. w. Ich wiederholte die Opera- tion dreimal; und machte also an demselben Tage 30 Stiche. Nachdem ich dieses Verfsh«- ren 8 Tage fortsetzte^ nahm der Schmerz von Tage zu Tage ab^ und in demselben Verhält- nisse nahm die Bewegung des Qberachenkeis SU. Nach dem Verlaufe von 8 Tagen war der ' Schmerz gänzlich verschwunden, und die B^ wegung des Beines völlig hergestellt. Der Gjs- ' brauch von einigen lauwarmen Seifen bädecn machte den Beschlufs der Kur, und der Kran- ke war nun im Stande sein Lager zu verlae- een, und ohne Beschwerden seinen gewöhn^ liehen Geschäften nachzugehen.

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taig% 'Bmmkmgui Über dl€ fPlrhmgsan; und

im Gtbrauch der Acupimaur am den trzählien

Krankengeschichten gefolgert.

Die WIrkuDgsart dieses Mittels scheint mit den von andern äa&erlich applicirten Reiz- nilteln sehr viel Aehnlichkßit zu haben« pie Nadel bringt an' der Stelle, wo sie applicirt wird , ein^n Reiz und Zuflufs von Säften her- vor, eben so wie Sinapisnmnf Vesicatoria^ Cor^' t§x Mezerei etc» Wenn aber die äufserlich er- regte Entzündung, die durch Einführung der Nadel hervorgebracht wird, nicht so intensiv erscheint, als diejenige, die durch ein Sina- pism oder Vesicans erregt wird, so ist ihre innere ableitende Wirkung doch so grofs, dafs •ie nicht nur in den meisten Fällen die frü- her genannten Mittel ersetzen kann , aber in vielen Fällen selbst an Wirksamkeit so)cI>e fibertriiTt. Für diese Behauptung spricht die Krankengeschichte No. 1., wo dem Hrn. früher, lange Zeit Vesicatoria ohne Nutzen ge- legt wurden , und derselbe in dem Nadelste- chen sein Heil fand. Ob die Nadel durch die hervorgebrachte Desoxydation und erregte elektrische Thätigkeit au Wirksamkeit ge- winnt, müfste durch vielfache Versuche, undl Torzüglich durch die Anwendung der Electro-

EDCtur. genau erforscht werden. Ich habe jetzt keine Gelegenheit gehabt, die letzte Anwendungsart dieses Mittels in Gebrauch zu asbeu, und enthalte mich deshalb meines Ur- thcils darüber. Wenn nun einerseits die Na- del in sehr vielen Fällen den Gebrauch ande- rer äufserlichen Reizmittel ersetzen kann, so hat dieselbe vor jenen Mitteln vieles in der Ntbenwirkung voraus. Beinahe alle äufser-

H 2

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Kch geKrihidilicIiön Reizmittel lasseu hinterher mehr oder vreniger eine entzöndliche Affectioa der Theile euriick, dod Tiele müssen durch die nachfolgende Eiterung in der eigentlichen -. tfvohlthäligen Wirkung erhalten werden. Ldefsa es sich nun beweisen, diafs durch die Nadef eine so groFse Wirkung und Nachwirkuilg auf . ^en menschh'chen Organismus hervorgebracht werden kann, als durch Sinapismen und Ve- sicatorien ^ so ist es leicht ehizusehen , wel- cher Vorzug diesem Mittel in vielen Fallen vor jenen gebräuchlichen zuzugestehen sejm müfste^ z. B. in Faul fiebern und in Nerven- fiebern, wo die Lebenskraft so gesunken isl) dafs ein permanenter aufserlicher Reiz sehr leicht Gangrän hervorbringen kann. Und wäre ' der Nützen nicht schon in allen Fällen augen- scheinlich , wo wir bei gleicher Wirkung der Nadel, dem Kranken die nachfolgenden ent- zündlichen Schmerzen ersparen ? Der Schmerz, " den die Einführung der Nadel verursacht, ist unbedeutend; selbst reizbare Personen aind für denselben nicht sehr empfindlich. Das Weilen der Nadel in den Muskeln bringt kelde unangenehme Empfindung hervor, wird solche herausgezogen, so bleibt meistentheils eili kleiner entzündlicher Hof um den Ein- stichspunkt zurück, der aber nicht schmerzt, und in wenigen Tagen gänzlich verschwindet. In den meisten Fällen sieht man dem Aos* itiehen der Nadel kein Blut folgeu; zuweileii fliefsen einige Tropfen Blut aus den Venen- verzweigungen. Obgleich ich sehr oft die Na- del sehr^ie'f einstach, und in solchen Stellen, Wo %\i gewifs auf Arterien von verschiedenem ' ÜmJTange traf, so sah ich doch nie viel Blnt 4er Herausziehung der Nadel folgen.

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Mao mufs vorzüglich bei der Aufbewah^ rung der Nadeln darauf tiedacht seyn, dieselbea reio SU hallen, um das Feuchtwerden und Rosten derselben zu Termeiden; es eabtehen bei Vernachläfflijgung dieser Vorsieh ttregel oft kleine BläUercheo an dem Einsticbspunkte, die eine langwierigp Eiterung hervorbringem» Ist ein Dliasina im Korper vorhanden, so mufs Tor dem Einfuhren, die Nadel in Oel getaucht werden, und dieselbe nach dem Herausziehen desto sorgfältiger gereinigt werden. Doch ist ia solchen Fällen die Nadel, wie wir später sehen werden^ höchstens liur als ralliatvr- Uittei angezeigt.

Ob man die Nadeln in edlere Organe ein- führen kann , undr ob sie wirklich in solchen Fällen von Nutzen seyn mochten, wie es ei- oige behaupteu, wage ich nicht zu entscheiden«

Ich glaube in einem Journal einen Ver« such von einem französischen Arzte gelesen zu haben, der, nachdem er eine Katze eine Zeillang unterm Wasser gehaKen hatte ^ und solche seheintüdt herauszog, nach Einführung einer Nadel in das Herz, dieselbe wieder Khnell zum Leben brachte. Als ich selbst nach einer Wendung bei einer Seltenlage ein todtes aber noch warmes und nirgends ver-> letztes Kind zur Welt frirderte, führte ich, nachdem ich erst alle bekannten Rettungsmit- tel umsonst anwendete, demselben eine Nadel in das Herz, aber ich war uicht so glücklich in demselben das erloschene Leben wieder an> Eufacbeu. Von ausgezeichnet guter Wirkung iftl die Nadel in chrouischeu llheumatismeD, und selbst in hitzigen, nachdem man den all- gemeinen Fieberzusland uud die starke Ent-

118

zSodoDg geiDäfftigtliat; davon liefern die Kran- keDgescbichten No. 1. 2. 6. 3. Belege. Dafo ^ man aber . auch bei Rheumatismen mit Fieber ', mit Nutzen die Nadel anwenden kann^ bewei- . 89t die Krankengeschichte No. 5. Es ^urda der Frau zwar -schon früher zur Ader gelas- \ sen, aber das Fieber und der Schmerz war noch sehr heftig, und die Nadel leistete den*' noch in diesem Falle schnelle und ausgezeich-« nete Dienste. Liegt dem Rheumatismus eia innerer Krankbeitsstoff zu Grunde , so mnfa» wie man leicht einsieht, die Grundkrankheit erst gehoben werden ; aber selbst in solchen^ Fällen ist das Nadelstechen als Falliativ - Mittel* Tom bestefi Nutzen. Von aufserordentlicher <^, Wirksamkeit ist das Nadelstechen in langwie« arigen Augenentziindungen Ton rbeumatiscbea •krophulösen und plikösen Charakter. Es hebt die örtliche Entzündung schneller als alle be«^ . kannten Mittel, und erieichtert" dadurch den ' Gebrauch und die Wirksamkeit der innerlich- " gegebenen Arzneien , wenn solche noch nicht * hinreichend gewirkt haben , oder gar schoa* ihre Wirkung auf das örtliche Uebel durch ^ den ausgebildeten Schwäcbezustand des Organe gänzlich versagen. Belege für diese Bebaup- -.. tung liefern die Krankengeschichten No. ^7. \ und 8. Dafs dieses Mittel beim periodischen* ' Kopfschmerz mit gutem Erfolge angewendet werden kann, zei^t uns die Krankengeschichte Wo. 4. Es läfst sich vermutben , dafs die Nadel in weit mehreren Krankheiten mit Nutzen wird angewendet werden können. Es wäre zu. wün- schen, dafs Physiologen, die sich mit V"er«, suchen an lebendigen Tbieren beschäftigen, untersuchen möchten , in wiefern wir die Na- del ohne Schaden für den Organismus in tie«

I ■.

w><.-il9

]^ 9 ^BwQlirai^' w«g«ii durftaiw DI» Ito^lTadU «htfM&bjraOf ist Mbr Idicbt. ifUt^aSiilicb^iiut', d«m . Daumiiii imd Zai»^ § 4jn ^NKhUn Hand den Köpf, jht, Kav. id Mdidamr.nuin Wit dentelMii Fiogtihi. ikm Hüd die .Haut .gMpkobt hat, mhit hHidte-mn ihr* tigwe Achse «in VM%. md' dnrch Haut und Bfoskelot ein. . Man. ^ Amt ^din Ntfdal aneh ahna der xotiren- nregong iichnellstolii^d einfuhren» XH*/-^ Mig der Nidel, kann nach ITmsliindepl infulaler, oder . pardleler, Bichtanf ec* triadcn. I^h bediene, mbii gewShnlich. Wbrmb Rlideln miiüerer E^ir^ ma das, m^ *wie~ diiff leiohte Veiriiiegen deraelbeir mdUeo*

t "deoi. Kranken Nö. 1. rBtbqf aleb die« Ujbm |!Vadel , indem ich solche schön 'nbe;r . ilfte in deni Oberann parallel mit den b lanfmd-, elngefiärt hatte. Nur mit , Muhe und Gedald^ konnte ich dieselbe Sdiaden für den Kranken wieder- Im- iMk^ Seit der Ze^t ifatte ich nie wie- len ahnlichen Zufall« indem ich jedes^ i gehörige mittlere Härte der Nadel be- )ktigle. Ob die goldene Nadel der piSbrr

Tonmzieben sey., wage ich nicht zu liden, da ich mich der goldenen Nadel M bedient habe. ,

len 'so wenig wage ich e$ entscheidend (finunen . ob die Electricilät die Wir- ier Aoupunctur erhöben kann». Ich habos un Falle von halbseitiger Lähmung die ^nnctur angewandt ^ aber init eben so

gutem Erfolge, ^wie die Acupunttur i aber in diesem Falle sind bis )elzt auch

t -

- '

alle andere Tielfallig gebräocbten Mittel fracht- ; los geweseo.

Ich will buD in folgeodeo drei Pankteo noch einmal einen gedrängten Ueberblick über ] die Wirkung und die Anwendung der Nadeln 1 geben : « |

1. Qie Acupunctur kann als ein äufseres *] ableitendes und einen Gegenreiz bewirkendes - Mittel betrachtet werden. -— ' ^

2* Es kömmt in der Wirkung den Sin^-^ I pismen und Vesicatorien gleich, und in irie« ^ Ipn Fällen übertrifft es dieselben an Starke, und ist noch heilbringend, wenn diese schon - ihre Wirkung Tersagen. -j

3. Die. Acupunctur kann in chronisehen \ und acuten .Rheumatismen, in periodischem \ Kopfschmerze,' skrophulosen , rheumatische^ 1 und plikosen Augenentzündungen, mit Vorzfig- v liebem Nutzen angewendet werden ; selbst in ; aolchen Fällen, wo schon andere Mittel frucht* ^ los blieben. -;: ^;

Ich bemerke i>ur noch schliefslich, dafs \ kh durch diesen Beitrag zur Anwendung der \ Acupunctur keinesweges dieses Mittel als iin- : fehlbar in allen Krankheiten anempfehlen will ; \ es ist blols meine Absicht, die Aufmerksam* -*! keit praktischer Aerzte auf ein Mittel zu rich-^ ten, an dessen guter, und in vielen Fällen < unäbertreffUcber Wirkung, nicht gezweifelt^ werden kann> und dem also^ nach zahljraich noch anzustellenden. Versuchen, füglich unter ; den schooLbekannten äufserlichen Mitteln ein gehöriger riatz eingeräumt werden dürfte.

^ 121 -^

V.

Kurze Nachrichten

I

and

Auszüge«

C^gnwSrtig^ Stand dar DheussUn Übßr die Cqniom giosiimt d9S gülhmt Fiebers in Frankteieh,

JKmb wird iich erlnnerny dafs in den frtntösitohen Zeicangen viel Ton der Nicht -Conugiositat des gelben Fiebers gesprochen worden ist, je defi to-

ßx in der Deput^en- Kammer ein Antrag von Hrn« r* Chervin gemacht und- TOn Chaptal und L*aine «nterstatst wurde» das gelbe Fieber für nicht an- steckend sa erklären nnd alle Quarantaine absu« ■chaffen, welcher jedoch nicht durchging«

Wir glauben daher , es werde den Lesern an* CMuhm seyn, wenn wir ihnen das Protokoll der Jetsten Slttung der Akademie aber diesen Gegen- ttaad, nebst den beigefagten Bemerkungen des Hm» Mhfuel aber den gegenwärtigen Stand der Sache aitthailem

Sie werden daraus ersehen , wie schwankend md getheilt dort die Meinung aber diesen wioh-

Ssn Gegenstand noch ist, wsUurend bei den teuU Mn Aerstan die Meinung der »^bedingten Conta» ffgiotitSf'*^ da «luschiedan Decraohtec werden kann.

122 .

t

Mm teile faiarUber Hrn. Matthae^ M<eiitersc1iTi ft

über das gelbe 'Fieber und meine Abhandlang: üeber atmosphärische Krankheiten und atmosphärische An* steckung,

H.

Sitzung der Academie Royale de l^edecine am Sten Januar 1828.

Mitgetheilt

vont Dr. Troschel tu Berlin

aus der Gazette de Sante 1828. No, x2.

f Napb Vorlesung des Protokolls and der Conre- fpondenE« Artikel 9 schlägt dis Bareaa der Akaderoio* Tor^ sich in ein geheiraes Comito xa verwandeln, lim «inen Gegenstand der Administration lu bere- then. Sogleich erheben sich lebhafte ■eelamatio-' netif und'mehTere Mitf^lieder verlangen »a gleicher Zehf dafs dem Herrn Coutanceau das Wort gesttt* tet werde » nm die Discussion fiber den Bericht des Herrn Chervin lu beendigen. Da diese Forderang liriftig ttnterstdtü wird, so wird das geheime Co* mite auf einen andern Tag anberaumr.

Herr Coutanceau liest eine sehr gedr&ngte Ue« l>ersicht'dep Discussion vor) and ohne von d«ii verschiedenen Meinungen» die man geänftert haito^ und die nicht znm Wesen des Berichtes gehörten,' sn spreohen» beschränkt er sich auf die Diaoassion einiger Gegenstände , die von Herrn Pariset enge*' g^riffen worden sind. "Er rechtfertige die Commis« aion wegen einiger Yorw&rfe^ die tnah ihr gemacht hat, una beharre auf deren dchlufsfol gerungen. Man verlangt aaf der 'Stelle zum Abstimmen sa schreiten. Hep Pariset begehrt einen Augenblick Aufmerksamkeit, am neue Aufklärungen über meh-* rere wichtige Punkte xu geben: er redet mitten im Gerättsohe, und wird oft von einer grofsen Anzahl Mitglieder unterbrochen , welch« rufen: den Be- rieht sim Abstimmen I die Schlufsfolgerungen aum AbaunuBeiii''. :

123

^Tlhrend aich Herr Laugier, der Pflsident (äw d«! Jahr 1828, bereit inaeht, die BeicblAsse tum Abitiminen la bringen , erklärt Herr Coufanceau^ defs der lettre Sets seiner Schlufsfolgerungen -eini«. gen Alitgliedern unlder geschienen habe» und dafa ex Torschlege, denselben zu ändern. Nach der er-^ 0Cen Abfassang ist die Commission der Meinung, dafs die Beweismittel , welche Herr Chervin beige« bracht hat, ,,eprorsen Einflafs haben hönnen» die Frag« über das' Oontagiöte des gelben Fiebers Qer» n^inend aa beantworteii.** Nach der neuen Abfas« cnng wflrde es heifsen, dafs diese Beweismittel >»von der Natitf sind, dafs »ie bei dem Gleichgewichte der Meinnngen einen bedeutenden Ausschlag ttt Oanften der nichtanstechenden Eigenschaft des gel- ben Fiebers geben.^^

Die Herren Itard, Jdelon, Chomet a. i|. schla- gen noch verschiedene Abfassuqgen oder Amende« Vients tu den SchluCf folgeruneen des Berichts Tor» und Herr Marc hält daffir, dafs die Discussion bis enf die nächste Sittung verschoben werde, Mai\ nfit : tum Abstimmen ! cum Abstimmen ! mit erneo* ter LebhaftigKeit.

Die Herren Louyer VillermaYt Renauldin, Dou» hl» und Orfila beklagen sich bitter» dafs man die. Discussion ohne Ende zu verlängern suche» und so^ das Votum der Schlufsfolgerungen vereitle.

Die Herren Adelon^ Chomel, Dalmas n. s. be« haupten» dafs man über die Folgerungen nicht ab«- stimmen könne, ohne über sie tu difcutiren, de man dieselben nach dem eignen Geständnisse des Berichterstatters in der allgemeinen Discussion nicht festgestellt habe. „Uebrigens stellt Herr Coutanceau twei Abfassungen, auf; über welche wollen Sie ab- stimmen? Andere Mitglieder schlagen noch andere AbEsssungen vor; soll man sie nicht prüfen?*^

Herr Gerardin: ,,lSs ist sehr wahr, dafs der Be- richt im Grunde selbst noch nicht in der allgeraei- Ben Discussion geprüft worden ist: man hat tu sehr geeilt, den Aoschlufs vortunehmen; Trenn ea air wäre erlaubt gewesen zu sprechen, so hätte ich dargethan, und ich mache mich verbindlich, •ofern man es zugiebt, in der nächsten Sitzung durch überseugende Beweise danuthun, dafs der

124

Punkt, welolMr die dtm Conccgium iiugethaneu A«rste in den Yeieinigcen Suiten httriBty. im Be-, richte durchaus Überlingen worden iit« und daf« deren Ansichten in einem' ganz verichiedenen Lieble iiltten dargestellt werden maaten/*

D^r Lärm verdoppelt sich an allen Ecken .dea Saales: Man hört nur den Rufs siim >bitiniinent sum Abatimmeol Der Präsident; „Bringen Sie ixia die Schlufsfolgerangen zum Abstimmen V^

Herr De Lans macht benicrklich, daft in einer je^en berathenden Versammlung die Ami|ndexnentt eher müssen sunv Abstiroroeu ^«bracht werden , als die SU erwägenden Artikel selber, weil, wenn letz- tere auerst festseitelli würden , es ferner kein Mit- tel gäbe, Amendements zu machen.

Herr Double schlägt nun vor, und swar mit* ten im Lärmen, man solle, da man über die end- liche Abfassung der Schlufsfolgerungeo picht einig aeT, immerhin Ober den Geist dieser Folgerungen stimmen, mit dem Vorbehalte , sie in der Fcugo abzufassen«

Hierauf erschallt von allen Seiten des Saalea der Ruf: den Geist der ScL)ufsfol(;erungen zum Ab- stimmen! den Geist 1 den Geist I Der Lärm hat die höchste Stufe erreicht.

Der Präsident, der während der gansen Sitzung sehr in Verlegenheit war, bringt es endlich ^ahin, dafs man ihn auffodern hört, man möge den Geist der Schlufs folgern iigen zum Abstimmen bringen,

I

Herr Jdeloni „ich stimme nicht fftr einen Geist r^ Der Geist der Schlufsfolgerungen wird angenommen. Mehrere Mitglieder hört man rufen: y,sie habon fac einen Geist geitintmtP^

Bemerkungen von Herrn MiqueL

Dicfs ist dem Wesen nach die Ueberiicht der Sitzung Tom Stsn Januar. Diese Sitzung mufst« alle die lebhaft betrüben, ' denen das Ansehen und dit Würde' der Akademie am Herzen liegt« Aber ncooh viel empörender uild gehässiger ist die^Art und Weise» wi6-man in den Tageblattern dieae Be^- uthuiig betchriebeii hat« In drei pder vier voll-

125

liommeo gleiehlan teuren i^itik«!», wtloh« zufällig tos einer nnd derftelben Feder geflossen sind , her mtn potitiT behauptet, dafs die SchluCafoIgeroneen loitgettellt urorden wären, und zw^r in' der Ablae« lang, ^velchJB w^ir oben ziiets^ angegeben haben, ibtr, nach dem was man oben gelesen, ist es nicht wahr, dsfs die Abfassung Angencnimen ist.* Zu gleicher Zeic hat man der Akademie den Von^nrf gemacht, alt hätte sie ,yauf Befehl de^ Ministers**^ eine s weite Schlnfsfolgerung, die sich in dem Be- richte befunden, vor dem Drucke desselben unter- drückt.' Es ist falsch, d'ifs irgend ein solcher Be* fehl gegeben worden, und, wenn diefs Statt gefun- den hätte, so ist es aufgemacht, dafs diese zweite Scfalnfelblgerune nicht wäre unterdrückt worden* Ich berufe mich hiebei auf säromtliche Mitglieder der Commission^ deren Mitglied tu seyn ich selbst die Bhre hatte. Diefs ist so wahr, als es eben die- •elben sind, die in der Sitzung vom Bten den Be- richt Kum Abstimmen gebracht haben (DoubU, Cou" imnc&aut Renamldin)^ und welche! diese Unterdraki* kang im Namen der Commission begehrt und ef^ Lisigt haben.

Glücklicherweise ist die Läge z^ augenschein- lach, um nicht von Jedermann eingesehen zti ^rerden.

In der Sitzung vom 15ten Mai 1827, worin

man behauptet (die Quotidienne vom Uten Januar

1828), dafs das gelbe Fieber durch eine Entschel-

dong der Aksdemie für ansteckend erklärt worden

•cy , ist nichts geschehen, als der Bericht des Herrn

Coutaneeau angehört worden , und dieser hat ihn

»icht einmal bis zu Ende vorlesen können. Die

Akademie hat über nichts gestimmt, nichts tnge-

vonrunen seit jener Sitzung bis zum 8ten Januar,

Biit Ausnahme einer Phrase, die sie ausgemerzt hat,

uud was im Bten geschehen, w^ifs man aus dem

Obigen.

Der Bericht bezieht sich der Form nach auf die allj^emeine Frsee, ob die Krankheit anstecke oder nicht: er erklärt, dafs- die Commissare nicht den Anftroe haben, dieselbe zu entscheiden; dafs •ie auch hiezu die Mittel nicht gehabt; dafs die JBeweiemiitel tu diesem Zwecke durchaus unzurei-

^ 126

«liand ••yan» und rie tllain» wvilB ti# fAx - •ich bemcbte, diefs bewirken, difs das Gleielige« witlit der Meinuhg^en su Guniten "det Nicht- An« ^ lieekant aofeehohen werde. Aber auch diesen Be* , , ncbliifs faet die Akic^emie niche fettgestellfe-, in-eo- fern nocb keine Abfasiuns aiio;enon]inexi<'woTdea iity und die Ditoiission eben fo lebhaft und ftflr- ' TDitoh wieder beginnen kann» weil noch 6ber dia , endliche Abfassung abgestimmt werden mufs«

Aufschlüsse über Hm, Chervin^r Biehauptungen und

Olanhw'ürdigkeit,

(Revue medicale Juin 1828«}

Herr CAervin hatte »ich y uip seine Befaanptongan der^ichtcontägiositific geltend su machen, aufdieBe-^ ^ merkungengestütsty welche der Dr. HoiacX: von JVtft«?. l^or/cihrn {geliefert hatte. Man beachte nun den folgen- den Brief des Herrn Hosack an Herrn Townshend, der sich in Paris aufhält, und mau wir^ einsehen, was fAf einen Gebrauch Herr Chervin Von den Gegen« ständen gemacht hat, die man ihm mitgetheilt. So war es wohl der Mühe werth, über das Meer za segeln y um die Ansichten der Aerzte zu entstellen»- die so gfitig waren , sich ihm zu eröEnenJ

New - York, d. 14. Mai 1828. Mein lieber Townshend*

loh benutze einen Augenblick» um Ihnen sa sagen, dafs mir Ihr Brief das gröfste Vergnügen ge* macht hat. Ich bin sehr fron, zu erfahren » dafs ' sich die Akademie der Medicin nicht zu Gunsten der nichtansteckenden Natur des gelben Fiebers aas-

Sesprochen hat; denn in diesem Falle würde sie ' ioher haben widerrufen müssen, falls sie keine an« .deren Thatsachen aufzuweisen hätte, als die loh den Dr« Chervin , /wäht^nd. er sich in unserem XiSnde/ befand , brieflich mitgetheilt habe. Ich er- «uehe Sie» auf die Bekanntmachung des Briefes su ;en, den ich ihm damals schrieb^ nnd der

r27

wihnelithilieh an^or'Iriiekt worden U% Möge man aach wisxn, dafs, als er, Herr Chervin^ die öiFenC- liahAn Archive dee Gesandheits-Ruhef ontertuciite, er tic|i so partheüsch gezeigt hat, djiTs er nur die Thatsicheo samraehcy die seinen besonderen Ansich- ten aussäten, und die verwarf, welche die anstek* kende Krsft des gelben Fiebera bewiesen hätten^ nnd dsfs ihm defsweg'^n vom Gesundheils •Ratha und vom Sudc-Rathe der Zutritt au den Archiven nntertagt i^rorden ist. \

Seitdem ich sn Herrn Chervin gesohrieben, habe ieh gsna neue Belege, und erst kürzlich von Herrn Gilbert Blane und andern Männern höchst merk* wfirdige Mittheilungen erhilcen, die die Lehre voa dam Ansteckungsvermögen beleuchten , eine Lehre^ in der ich mich seit dem ersten Erscheinen dieser Xrankheic in unserer Stadt im Jahre 179t unabän- derlich bekannt habe, wie es auch der Dr. Jonas Jddamt ausgeiprochen hat.

Ich werde mein Werk anfangen^ sobald ich die Lobrede auf den Gouverneur Clinton werde been- det haben» mit welcher ich von den Bürgern au New -York nnd den Mirgliedern der literarisehen nnd philosophischen Gesellschaft beauftragt bin« loh ^rünsche indessen, dafs das Institut sein Urtheii über die (ex parte) v erst ü nun alten Documente des I>r« Ch$rvin aufschiebe, bis dasselbe meinen Be- scheid, den ich au liefern mich verpflichte, er- halten hat, und der, wenn ich das VerJiältnifs zwi- achen Prämissen und einem ordentlichen Schlüsse kenne 9 sehr verschieden von den Resultaten seyu. ^rird, die Herr Chervin bekannt gemacht hat.

, Dt, Ho sack,

Hiebei sendet der Briefsteller dem Herrn Town^ shend iwei gedruckte Exemplare, eines von der Adrease des GesundLeits-Burenu^s au .Ne«v-York, ein anderes von den erneuten Festsetzungen, die öffentliche Gesnndheits- Pflege betrefFend. In bei- den Schriften, daiirt vom Jahre 1828, sieht man die Zntwickeluug eines Systuins, nach >Telcheni die Vor- aiehtsmafsregeln gegen das gelbe Fieber viel wai- cer aasgedehnt werden, als diefs bis jetst von der Tnnadsichen Regierung geschehen ist.

^ 128 -

0I# Bihlioih0k d. pr^ff^Uk. Jugusi d. X tmiUSUt

J. J. Suiisy Essai smr U$ MaladUs 'ds iOMiOh- inume. ' ,

Kurte litterarisehe ,Anztiig'9n^

^£* Ch. Tourtual.Hber du SUtne^ des Mmtsthan.

Mieter alhrunnen*

G. K* Richtßr DeutsMmnds MineralqueUen, 'Das Bad zu Bertrich, von Chr, Fr. Harlejii { . Carlsbad f ses astao mineralss «e S0S nouQsmmso hmms

k vapeurSp Jfar de Carrd '

Die Mineralauelle tu Liehensteutp jfön Hm Om '

SehlpgeC

* *

Aka^iemische Sohriften der Üuiver4ii&i tm .,, Berlin.

R. Hohlfeld de diahete mellito.

A^ Schme ifs er de fehre puerperali.

J^ A. JMLülier de deniitione prima^ / ■' ^.

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Litterarisches Intelligenzblatt.

No, IL

»828.

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Bei Leopold Vojs ib Leipsig ist «rtchiMieii:

Uotkelp F., Samueli Thomae Sömmsrrbigio , dim riL jipriU 1828. Aocedant ubb. Mn« VI. Fol. SDax. c«rt. 12 Rtiilr«

Burda eh, K> F., De Joetu humano adnötationes mnmtomicae. Cum ubal« aenea. Fol. caxt. 2 RthLr,

VorstthaDcle awei Schriften , to wie die naoh- Mfende» sind znr Feier des Doctor* Jubillumt Tom Bieter von Sömmernng erschienen, und in ibnea vereinigt eich innere Gediegenheit mit typo* and cJkalkographischer Fracht.

Bmer^ K, £• von^ Untersuchungen über die Gef&fs» Verbindung zwischen MuUer und Frucht» Mit cp* lor. Kupfert. Fol.- car(. 4 Rtblr«

Der Verf. htt sieh bemüht, darch genaue Un« ttrtuchune der Gefäfse der Gebärmutter und det Frachthüllen in allen Perioden des Fötuslebent dio •o lenge streitige Frage über den unniitielbaren U«« Hergang des PJutes aus der Mutter in die Frucht; an löten. Er hat die verschiedenen Formen der 8logthier*£ier in ihrer Cntmckelung untersucht. mM die Aulbildung der Gefäfse su verfolgen , und hat dadurch Gelegenheit gehabt, viele frAhere An« gaben zu berichtigen und neue Thattaehen an finden*

Beer^ C, £. a, De ovi mammalium ei hominis ge-* neii epistola ad academiam caesaream scientioß^ rum Petropolitanam. Cum tab* aenea« 4 maj« cart. 1 Rthlr. 16 Gr.

Die Streitfrage, ob das Ei der Säugthiera und des Menschen schon vor der Befruchtung da itc oder nicht, wird in dieser Schrift durch Beobach* Baag entschieden , und die Entwichelun^sgeschicht« des Eief von der ersten Entstehung bis cum Her« Torbrachen des Harntacket eraäblt«

- - * -

F^thnsTf G, T. , Repertotium der organischen Che* mie» 2n BaBdes Ite Abtheilang. gr« 8. 1 Rthlr. 12 Gr.

Diese Abtheilung zeichnet sich besonders durch ] eine vollstindige Darstellong der Blittsäure und ih- 1 rer Verbindungen sus* .Die «weite Abtheilung, wel« ! che dieses wegen seiner Vollständigkeit und GrAndl < lichkeit mit "so grofsem BeifsUe aufgenommene f^ VITerk beechliefst und zugleich ein ansföhTlich^a Re- 1* gisier enthalten wird, erscheint in einigen Wo* chen. Der Preis des Ganzen ist 12 Rthlr. 8 Gr. i

Phartnaeopoea horussica. Die Preufsische PharmacO' pöe übersetzt und erläutert von Fr, Ph* Dülkm •. lOte u. Ute Lieferung, enthaltend Bog. 11— :26 des 2ten Bandes, gr. 8. geh. 1 Rthlr»

F riedländer, L, if«, Fundamenta doctrinae pa^' ^ thologicae sive de corporis animique morbi ra~ '' tione atque natura libri Hl, scholaiutn causa con» scripti. 8 msj. 2 Rthlr* . /*

Die Auszeichnung» welche dieses mit classi*

scher Latinität geschriebene Lehrbuch TerdienC, isc

bereits vielseitig anerkannt.

Hedenus^ J* M^^* , lieber die verschiedenen Formen der Verengerung dtts Jfterdartns und deren, Be- handlung. gr. 8. geh. 8 Gr.

Fischer f A. F., Gerechte Besorgnisse wegen eines _ . ioahmehmbaren Rückschreitens der innern Heil" künde in Teutschland. 8. geh. 6 Gr.

Oeber den Vortheil und Nachthejil , welchen ' * Blutentziehungen in Krankheiten gewährpn» geh« 6 gr.

Sachs ^ ^f^*f Handbuch des natürlichen Systems der praktischen Medicin. In Theils Ite Abthei* lang. gr. 8. 2 Thlr. 8 Gr. Der bereits durch mehrere Schriften als philo- sophisch tiefgebildeter Forscher, und durch seinen .. Irztlichen Wirkungskreis als Praktiker rühmlichst , beksnnte Herr Vf. hat die Absicht, durch dieses Werk einen doppelten Zweck zu erreichen : einmal eine in unserer Zeit schmerzlich ffihibir gewordene Hintansetzung der Medicin, die früher in ihrer Aus- bildung den Nsturwissenschaften vorausging, aus- sngleioaeoy und dieselbe hinsichtlich derForschungi»

; 5

'W¥ei§e Anf gleichan Standpunkt mit ihntfn &u ttel» len; swaiteni, di« praktische Medicin auf grund- ■ttiliche Erfahrung su beerflnden , mit Vermeidung allea Tlieoremartigon, una alier verwegenen, grund- los und keck tich selbst yertraueoden dogmatisi^ renden Empirie. Dabei benatet er sorgfältig und mnermfideiy doch ohne Gewaltsamkeit, die aus den Naturwissenschaften der Medicin reichlich jsuAie* CMndeo Belehr unjgen, vergifst nicht, dafs der Mensch ein« 9^tlt in seinem Leioe berge , und zwar nicht ale etwas fremdartiges, hält sich fern von den Aber« sehiFvenglicben Umtrieben der jüQgst vergangenen, cum Theil noch gegenwärtigen Zeit, entfernt alles, was sur schlichten Einsicht sich nicht gestalten Jafsty oder nicht Er^ebnifs besonnener Erfahruog, oder wenigstens glaubhafter Beobachtane ist« Ueberall bewährt sich Herr Prof. Sachs als selbst- siAndiger, ernster Forscher, -dessen höchstes Ziel die Wahrheit ist. Wo er Fremdes benutate, schöpfte •raus den Quellen. Die Beschreibupgen der Krank- heiten sind treue Schilderungen der Natur, wobei der Herr Verf. die Krank heitsklassen nach ihrem in* aeren Zusammenhange im Krankheitsprocesse, die Ordnangen nach den organischen Systemen , die Gattungen nach den Modificatiouen der organischen Systeme in sich selbst, die Arten nach dem speci« £sehen Charakter des Organs, oder der anseebilde- ten Krankheit: darstellte. Die Therapie enthält das,. Was besonnene Erfahrung , reflectirende Beobach- tnng und geläuterte Empirie aller. Zeiten gelehrt haben.

Das ganse Werk wird aus 4 Bänden bestehen, an deren Druck ununterbrochen gearbeitet wird, da die Vorarbeiten bereits seit 10 Jahren gemacht siod«

Seriptorum classicOrum de praxi meJica nonnulloruiit Opera collecta.

Vol. III- Baglivi Opera medica cur. C. G. Kühn. Tom. IIus. Cum tab. aen. et index. 8, cart« 1 Rthlr 8 Gr.

Vol. VJ. Niorgagni de sedibus et causis morbo- Tum cur. Just. Radius. Tom. IIIus. cart. l RthJr. 8 (ir.

Vol. XL Ramazziui Opera medica cur. Just. Ra- dius. Tom. lus. 8. cart. 1 Rchlr U Gn

Schulißfp J. J,p E atio m^d^ndi in schoU cUnUm medita univsrs, X^andishuthanae^^ Annui^ I* 11« •£ III. 8 mij. 16 Gr.

SarkoWf J. C. L, , Cbmmentatiö anatomicö phy^ ^iolegica de monsiris duplicibuf verticibus.inter S0 junetiSm Ciun tabb. atn. IV« 4 niaj. 9 Gr«

Kupfer^ H. £*9 Coitünenlatio physioU-med^ de vi, gufim 4ier pondere suo et in motum sanguinis et ' in ahsorptionem eocercet, 8 maj. 10 Gr.

Pappe, C, G> Z^,p. Synopsis plantar'um pnaenoia^ marum agro Ltpsiensi indigenarutn, 8maj. 12 Gr«

JV[e ekel, J. F. , Jrchiv für Jnatomie und PhysiO'^ logie, JaLrg. 1828. No. f. (Januar— Marx). Mit 3 Kupfertaf. gr. 8* geh. Der Jahrgang 4 Rthlr.

1. Ueber die Meumorphose des Nervernystems in der Thierwelt. Von Joh, Müller, i— 2. Ueber den Kreisiftuf des Blutes bei Hirudo vulj^aris. Von Johm ß/IülUr, 3. Beiträge zur Anatomie des Scorpiona* F'on Joh» Müller. 4. Mangel des Unterkieferi bei einem neugeborneh Lamncie. Von G. Jäger^ 5. Be- schreibung der IVlirsbildung des linken Vorderfa« fses eines- Stierkalbes und <1er Wirkung von Arae-_ siik and Blausäure , welche an die milsgebildeten' Theile gebracht wurden. Von G, Jä^er, 6. Üe« ber die Capacität der Lungen fdr Luft im gesunden und kranken Zustande. Von £. F. Gust, Herbst» 7. Einige Versuche sur Ermittelung der Frage: auf welche Weise das Aufhetzen von Schröpfköpfen auf ▼ergiftete Wbnden die Wirksamkeit des Giftes un« . t«>rdrOckt. Von ji. H, X^ fFestrumb. g. Ueber die Bedeutung der Eustachischen Trompete. Von jim. H. Xi» Westrumb, 9. Ueber die Kiemenspalte 4er 9äpgthier« Embryonen. Von K, £. von Baer,

In Folse bereits gemachter inkundigung ist »acb fretmoiiehaftlicher Uebereinkunfi der bisheri- gen Herausgeber der Heidelberger Klinischen Anna- Jen mit Herrn Geh. Rath und Frofes.sor Harlefs zu Bonn, d da vierten Bandes Is Hefe die«cr Zeitschrift BQjgleich ala dreizehnter Band Is Heft der: Neuen JaErbQclier der Deutschen Medicin und Cliruri^ie «to. naiv eridkiienen, und diese also comhinirte Zeit-

7

idifift Wird Ton fetst ^ngtmeinfehäftiich rv'dfgift «ad imter dpi doppelten Titeln ausgegeben :

1) Heidelberger klihisehe jinna,lep» Eine Zeitsehrifij^ herausgesehen ifi Vereinigune mit dem Proj» Htirlefs in Bonn von den rorsteherhl der mem dieiniscken^ chirurgischen und gehürtshiilf liehen jinstalten in Heidelberg den Professoren Pm^ eheltf Chelius und Naegele. Vierter Band%

2} Neue Jahrbücher der teutschen l^edicin und Chir rurgie^ mit Zugabe des Besten und Neuesten aus der auslanaischen Literatur herausgesehen pon den Professoren Chelius in Heide tbe rgp Harlefs in Bonn^ N aegele und Pucheit in Heidelberg. Dreizehnter Band;

itdnrofa eher in ihren Zwecken, ihrer Form und ttreni Verlag keine Aenderung erleiden, aufser daff ia besonderen Supplement - Heften , deren im jaht 1828 zwei in einem Bande erschieinen, wovon be* mts das erste vorliegt, vorzüglich AussOge auf ausländischen medicinischen und chirurgischen Zeitm ukrijten mitpetheilt werden sollen.

Der Preis des Journals an sich bleibt wie su« TOT der Band von 4 Heften mit den nötbigen Ab<- bildnngen Rthlr. 4. oder fl. 7. 12 hr. Der Sup^ plement 'Bund von 2 Heften Kostet Rlhlr* oder £« 3. 36 kr.

Das zweite Heft des neuen Bandes ist unter dtt Vr«fse und erscheint in Monatsfrist.

Heidtlberg im JuU 1828.

J. C, B. Mohr.

Bei £. C. Leuckart in Breslau ist erschienen t

Benedict f Dr, T, JV. G., Beiträge zu den Erfah* rangen über die Rhinoplastik nach der teutschen Methode. Mit yier Tafeln in Steindruck, gr. 8. Preis 15 Sgr.

. Der Herr Verfasser hat in dieser Abhandlung ieisie Erfahrungen und Ansichten aber die teutsche Methode der Nasenbild tin^ Öffentlich mifgetheilt. Die Iftr die letstere vorgeschlagenen Abänderungen ein. meiner Momente der Operation » so wie dt9 nach

_ 8 ~

^Bnelben poth Wand igen Verbandes >' werden' dl«te Kleine Scbrift eis eine Erweiterung derbitber fiber . die RbinopUftik turgestellten Ansicbtea der Auf- merksamkeit der Aerste und Wundärzte empfehlen»

^Vm Koritf über diß' Anwendung- des Gluheisens in

verschiedenen 'Krankheiten^ Mit' 1 Kupfer, PP^ieu

' und Leipzig hei Friedrich Fleischer, Preis 25 Sgr*

Der Verfasser sagt in der Vorrede: Es ist nichi; / immer eeracben etwas Neu^s au verkünden. Das durch die Erfahrung bestätigte Nfltzliche kann je» doch nicht oft genug gepriesen werden. Diefsgilc nun im ganzen Umfange von der Anwendung deB GlAheiseni. Gegen vrärcige lilätter entbsUen da|^er ' ; weder etwas Aufserordentliches ^ noch Neuei^ son- dern bestätigen blofs die Wirksamkeit des GlOheir aens gegen Krankbeitsforroen» die hartnäckig jedem andern Mittel trotsten.

Von dem mit allgemeinem Baifall auEgenomme« nen Werket

Dr, C, A,PV. Berends, loeiL Kunigl Preufs, Geh.

IVlediz. ' Raths , Proffssors und Directors des me- . diz,» klinischen Instituts der Universität zu Berlin^ f^orUsungen über praktische Arzneiioissenschaft^ herausgegeben von Dr. Karl Sunde l in, Bßrlin hei Tneod, Christ» Fr, Enstin

sind, bis 'jetzt folgende Bände erschienen und aas- gegeben :

Ir Band, Semiotik, 2J Rthlr.

'2r Band, Fiebcrlehre. \\ Rihlr.

3r Banc), Entzii^näungeni 2^ Rtlilr. , .

4r Band, akute Eocanthewe ^ Rheumatismus ^ Ka» tarrh ^ Gicht ^ Ruhr, Gallenruhr uhd die Blut^. . ßüsso, 2 Rthh\ 17J Sgr, undf et. sind jetzt nur noch rückständig;:

5r Band, Gelbsucht^ Skorhuty Fieckenkrankh., SkrO'^

felkrankheit, Rhachitis, Syphilis, l^urmkrankh»

.6r Band » chronische Exantheme , pf^assersuchten^

»• . ' ^^Ü-ervenkrankhcitt^n , 'Krankheiten einzelner Thei'',

le, pj^eibßrkraukheiten^

9 T- ^

welebe ipireitnif bis sar Oitermtiaa in i^h ^HAn« den dei Fablf1iain§ §eyn werden.

Da htermit aber nicht die ginse.praktiscbe Arz- neiwissentofaaft abgehand.elt, mehr aber auch in^den Hefcen de« Verstorbenen nicht vorhanden ist, so ist dem Herausgeber von achtbaren Stimnuen vorge» schlagen worden, eirfige Supplementbände zu lie* fsiny und so dieses hochgeachtete Werk su einem

Vollständigen Haftdhuche der Therapie uud Pa»

thologie. Ml gestalten. -

-£a will auch derselbe keinen Anstand nehmen,, dKesenr ihn ehrenden Anforderungen zu entsprechen, vad tojmit hat er sich entst^hlosseh, dem tierends^^ sehen Werke noch folgende Theile seiner eigenen, bieher so günstig aufgenommenen Arbeit oeizu- fftcen : 7r Band oder Ir Supplementband, enthaltend Jie

Zehrkrankheiten.- 8r Band oder 2r 8upt>lementband, enthaltend die Destruktiönskrankheiten (Krebs, Carcinoma, tMarkschwamroi IVlagengrunderweichung, Hirn* erweiehung, Putreszens der Gebärmutter, Was- serkrebs). 9r Band oder 3r Supplcmentband , enthaltend die in den vorhergehenden Theilen noch nicht ab- g:ehandelten Kinderkrankheiten, Diese Supplementbände v^erden noch im Jahre 1829 spätestens bis cur Ostermesse 1830 been- digt, und so dem.Studirenden und dem praktischen Arzt ein Ilandbucb überliefert werden, welches alle Theile der praktischen (Vledizin abhandelt, und ih- nen die Anschaffung anderer gröfserer Werke der Art ersparen soll.

Au* diese Supplementhände eröfFnot der Verle« ger hiermit eine Suhscription (ohne Vorauszahlung), wie sie vor Erscheinung des Ifauptwerks aucK bei diesem Statt gefunden hat ^nämlich je 24 Bogen zu \\ Rthlr.), der^restait, dafs auch alle diejenigen den Sabscriptionspreis dieser Siipplementbände genie- fsen können, welche das Hauptwerk nicht mehr anders als zum Ladenpreis (der ^ höber ist, bekom* nen konnten , wenn sie sich bis zu Ostern 1829 in irgend einer beliebigen Buchhandlung melden, und •olchet dem Verlegei anzeigen lassen. Nach Ostern

10 -^

1829 tritt aber ftnoh hlerron unwiBeftallieli ätat tu deapreit ein.

Berliiif im Jali 1828.

Th. Chn Fr. Ettsliiu

Bibli o graphie*

Bei J. Heyse in Bremen ist so eben er* '■' schienen: J,

Trevirannr^ Gottfr* Beinh, 9 Beit/Sge sor Anatomie und Physiologie der Sinneswrkzeuge d«s Men* , achen und der Thiere. Is Heft enth. die Beitrfti« -jl

Se BUT Lehre von den Geßichtswerhzeugen und ' em Seilen des. Menschen und der Thiere. Mit- i 4 Kupfertafcln* Folio. 92 S. cartonnirt. 4 Rthlr. 1 : D0truelles ^ M, J.» Abhandlung aber den Ksich'' }. husten nach den Grundsätzen der physiologischen Lehre verfafst ; eine von der niedicin« prtktisohea ^ Gesellichaft zu Paris am 26* August 1826 ge* . j Krönte Schrift; aus dem Französischen aberaetit -.l und mit Anmerkungen begleitet von Gmrhard. '*\ von dem Busch, gr. 8. XV^i u. 316 1 Rthlrä ^ . 16 Gr, :

Barkhausen y George Beobachtungen über den «San- j ferwahnsinn oder das Delirium tremens^ gr« 8t 244 S. 1 Rthlr. 8 Gr.

Utlber die -physischen Zeichen^ worsns auf absieht» liehe Selb^ttödtung durch Erschiefseu geschlos« sen werden kani^. Ein Beitrag zur gerichtlichen Arineikunde, von Dr. PV* F. Schäuffelen. »$tutt«

fart bei Gebr. Franckh. gr. 8. Preis FL 1. 45 Krw .heinl. oder Rthlr. 1. 6 Gr. Sichs.

bellen, über den zweckmafsigen Gebrauch der Ter« eendeten Mineral watter Marienbads , besonders aber des Kreuzbrunnens in den verschiedenartige •teil chronischenKrankheiten der Menschen« Leip* sig bei W* Engelmann. 8. Preis 12 Gr«

■V

J o u ' F n a 1

der

\

practischen Heilkunde.

Heraasg^egeben

Ton

C. W. H u f e I and,

UnigU Preulii* Stajictnuli, Ritm des rothan Adlmr*

Ov^Mia sifreiterKlASfe, ortteitiXieibani» Prof« der ASe»

tUdäni der UnivenitaK saBerlin, Mitglied der AeH»

demie der Wits ensduftea ete.

•» und ^

£• 0 8 a n n^

•wlaifiUchem Professor der Me^oin an der UniTer* ■tt and der Medieinisch - Chirurgischen Academie Hk das Miliuir lu Berlin, und Mitglied mehrerer

gelehrten Gesellschefton.

CraUf Freund, in alU Theorie, Doch grün des Lehenr goldner Bonn«

Oöthe.

III. Stück. September.

Berlin 182 8. Gedruckt ond veilegt bei G«. Reimer«

I

.. 1

I.

U e b e r

die Anwendung des Glüheisens

s n r

Heilung von psychischen Kr^njcljieiten

vom

Dr. Joseph Oegg^

praktischem Arste in Würzbnrg,

l^ereiU sind zehn Jahre Torühergegangeq, seit ^•r geistreiche Hdnroth seine moralische Theo«« De der Seelenstörongeo dem gelehrten ärzt- Gchen Publikum vorgelegt, und mit einer, fast 9iOchte ich sagen, Uelierzeugung gebietendea Beredsamkeit als die allein gültige eropfohlea luit, und doch hat selbe ^ so tiefen Eindruck sie auch bei ihrem ersten Erscheinen herTor* kochte, und bei einer so gründlichen und •charf sinnigen Bearbeitung hervorbringen mufs« te, nicht jene Aufnahme gefunden, welche sich ihr gelehrter Verfasser mag versprochen ha- ben. Einige scharfsinnige Beurtheilungen, un« ter denen die des berühmten Dr. Groos^ nun Director der Irren -Anstalt in Heidelberg, die Meiste Aufmerksamkeit verdient, haben die . G^üdpüeilei^ dieses sii^nreichen Gebäudes et^

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._ 4 --

was uosanft erschüttert, so wie iiberbaapt dis-'^ Erfahrung diese so treue Lehrüieisterin in der ^ gesammten Heilkunde, bei Behandlung solcher - j Kranken mächtige Zweifel gegen die Richtig«i ^ keit dieser rein moralischen Theorie erhob| ^^ welche durch den so häufigen glücklichen Er- j^ folg einer, so zu sagen, durch rein pharma- ^! ^ ceutische Mittel bewirkten Behandlung noch f mehr gerechtfertiget werden , und täglich ndue-Y Belege in den meisten Heilanstalten erhalten. ^

Wenn Heinroth in seitfer Anw;eisung.{ur *f angebende Irren - Aerzte zur richtigen Behand- ^ lung ihrer Kranken seine Meinung dahin §ii« f fsert, dafs oft organische Leiden oder Krank- 1 heiten mit psychischen Reflexen für wirkliche | Seelenstörungen gehalten und ausgegeben wür-' I den , welche natürlich oft schnell und giück« v lieh durch blofs natürlich oft schnell und gliick-p .1 lieh durch blofs pharmaceuiiscbe Alittel geheilt \ werden könnten, so kann dies wohl in der'^ Privat -Praxis bisweilen, in Irrenanstalten aber/Sl wo ich Fälle dieser Art von Heilungen gehii^. i zd beobachten Gelegenheit hatte, um- so we^ .] niger der Fall seyn , als es eine ausgemachtes j Sacher ist , dafs die meisten Irren oft Monate : lang auswärts behandelt werden, ehe sie in eine Anstalt gebracht werden , wo von Fieber, Raserei etc. keine Rede mehr seyn kann. Auch indem Heinrolh zugiebt, dafs organische Lei- den mit psychischen Reflexen gefunden wer- den, was nur zu häufig der Fall ist, mufs er ^ ja nothwendig auch zugeben, dafs wenn darch ein Leiden der» Organe eine der Seelenstornng in ihren Aeufserungen ganz gleich kommende ' Verstimmung erzeugt werden kann, selbe bei t anhaltend bleibeodem Leiden der Organe^ you '

hlflÜT so viel ist gewirs, Aats «r bei An-

d«r fiehandloDg dar Seelenstörungen selbst rationellen Empirie huldigen intlTa, indem iftbesoudere der Ansvenduog des Gegsn- s , um dessen ßearbeiluag sich ßorn so

verdient gemacht hat, das wohlrerdienlB ertheilt, da, nach seinen eigenen Wor-

bei idiopathisch ein Uirnreize, welcher in Zuständen des Wahnsinns, der Yerrückt- nnd der Ttrilheit obwaltet, in vielen FÜI- ant sprechender Erfahrung durch Gegen-

oft mi meisten auszurichten sey. So ' itet es also de\jtlich ein , dars nur dis me der Erfahri/tagan über eine oder di« rs Bebe ndlungs weise in diesem so dunk- Sebiete der Heilkunde uns richtig itihren 1, ja dasselbe nach so künstlich. und scharf- '\g ausgadachien Tfaeorieen an dem Fro- ilelne der Erfahrung scheitern, und dafs

«uf die Erfahrung gegründete Lehrsatz» reo Werth haben.

Bei Behandlung psychischer Kranken kann r die augenaonte direct psychische MeLho-

Mft btsondelvr VorIi«lM dn psjrcbltt&m Hnlkunde eugethan^ HQcbto ich wahrend mei- nes Auftnthaltaa ia WiftDi Berlio und Paris . )ado Gelegenheit anf ^ libinr die Behandlnogs^ 1^ weise solcher Kranken Beobachtnngen sa sam« ^' mein , fast überseugt ^ dafs auf diesem Wege ^ fSr die praktische Seite der Psychiatrie nar f allein Gewinn zu erwarten se)rn. F'altniiifB'^H Werk Sber den guten Erfolg der Anwendung \ des Glüheisens bei solchen Kranken» erweckte 7 bei mir die Idee, alles bisher hierSber Be-^ ^ kannte wo, möglich tn sammeln , um aus den '^ Resultaten fSr die Benutzung dieses so tief \ •ingreifenden Mittels passende Indicatiönen ca 9 indem. Bald nach meiner Rückkehr hatte idi i das Glück, tinter der Leitung des ruhmliciist } bekannten ersten Arztes des. Julius -Hospitahi ^ Hofmedikus Df« Müller^ welcher seit mehr }

* denn 26 Jahren die Irren- Abtheilung dea ge-» J nannten Spitals mit so günstigem Erfolge sa ^ besorgen wufste» einige Deobachtungen über'] die Anwendung des Glüheisens zu macheni ■.' was mich ^loch mehr bestimmte , eine geschieht« i liehe Zusamtnenstellung über diesen Gej^en« etand mit einigen Bemerkungen in diesem so allgemein gelesenen Journale niederzulegen» um selbe der weiteren Prüfung solcher Aerzttf zu unterweisen, denen es nicht an Gelegen-* heit und Willen mAngelt, Erfahrungen zum ' Wohle einer so unglücklichen Menschenklasse 2u machen.. Wenn auch die bis jetzt bekann->j

- ten Erfahrungen nicht so vollsländig sind^ 'io gl^aube ich doch, dafs, in Betracht des oft 90 günstigen Erfolges, dieses Heilmittel alle Aufmerksamkeit verdiene, und hölFe, hinrei-> ^ chende Belege dafür anführen zu können.

JfMMhngtn CUM Gmhkhk dttAMUkuhr den tSe^audh «ks GlÜheistnM.

WeoB man die Geschichte der Medtcia la dem Zwacke durchgeht, um die ersten Spu- ren von Anwendung des feuers zur Heilung roD Krankheiten überhaupt aufzusuchen, so unterliegt es keinem Zweifel, dafs schon lange ror ' Hippokrates das Feuer zur Heilung Ton bankheiten angewendet wurde, wenn es sich daichwohl nicht Ao genau nachweisen läfst. K«in Volk ist vielleicht ausgenommen, das eicht, sei es durch Zufall oder durch Wir- knngen, die man bei Verbrennungen selbst beobachtete, daraufgebracht, sich des Feuers da Beilmittel bediente. Ganz anders yerhält sidl'e aber mit der Anwendung des Glüheisene ■«rHeilung psychischerKrankheiten, es läfst sich, wie dies aus dem Verlaufe der geschichtlichen- Untersuchung hervorgehen wird, keine Zeit Biit Gewifsheit angeben, obgleich die erste Anwendung desselben in die Zeiten des Mit-^ ttlälters gegen das Ute oder 12te Jahrhundert filltf ^o man genauere Nachrichten aufgezeich- net finden zu können glauben sollte.

Von H:ppokrateg erhielten wir die ersten Hacbrichten über den Gebrauch des Feuers iberhaupt, aus vielen Stellen seiner Schriften gellt deutlich hervor, wie viel er auf die An- Wendung des Feuers gehalten habe; er be- diente sich des Glüheisens nicht blofs in äu- fMrn Krankheiten , sondern f^uch bei innern, ■amentlich empfahl er es gegen HüftWeh, RbeuDiatismus , bei Geschwüren in der Tra- chea und der Lunge, was in neuern Zeiten Larrey und andere mit so günstigem Erfolge bestätigt fanden. Es würde zu weit führen,

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I

^

anf all« Stellen faieraber aufmerksam sn ma«. eben, genug, es ist nicht wohl abzusehen, wenn man Rücksicht nimmt auf die Tielen Beweise Yon einer besondern Vorliebe für das ii Gluheisen , auf welches er so häufig seine letaste \ Hoffnung setzte, warum Sprengel jenen Apho« \ rismus des 2ten Abschnitts: Quatcänque msdit- ^ camenta non sanant , ea ferrum sanat , quat fiT" ^ Tum non sanat f. ea igmf eanatj quae igms non | sanat , ea mcurabiRa puiare opportet : als unächt j erklären will, da doch aus Hippokrateg An- \ sichten kaum ein Gegenbeweis zu entnehmen , seyn dürfte. . * t '

Aus den Schriften, welche auf uns ge- ! kommen sind, geht mit ziemlicher Gewilsheit beryor, dafs er sich des Glüh'eisens nie sin ^; Heilung des Wahnsinns oder der Epilepsie be* diente; was er in seinem Buche, -de morUä a.^ capite repleto oriundis sagt: Capki octo crusta» 1 inuritOf duas quidtm ad ames^ duäs in tempori» . kuf, duas in occipiüo, hinc atque hinc ad cetvidM \ initium^ kann um so' weniger auf psychische < Krankheiten bezogen werden , als er an kei- ner Stelle, wo er Yon psychischen Krankhei- ten handelt, des BreoDeos Erwähnung thut^ und überhaupt nach ihrer von ihm angestell- ten Entstehungsart eine^ dabin abzweckende < Behandlung aogiebt.

Nach Hippokrates findet man in den Schrif- ten jener Zeiten hinlängliche Spuren über die Anwendung des Glüheisens bei Krankheitea überhaupt, namentlich bei Cdsue und Archige* neSj so wie beim Arttaeia^ der das Glüheisen als ein vorzügliches Mittel gegen die Epilep- sie ansah, doch niemals ward es bei psychi- schen Krankheiten gebraucht. Bis hieher war

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aar wenig gegen die Anwendung dieies he« foisehen Mittels von Aerzten gesagt worden, anders Terhält es sich in den nun folgenden Zeiten. Gähn war schon den Brennmitfeln nicht gewogen, ja er wollte sie nur verzwei« feltAn Fällen vorbehallen wissen, was viel- leicht darin seinen Grund haben m?i^^ dafs er manchen Mifsbrauch dainit wahrgenouimen hatte. A\tx. von TralUs beschränkte besonders daa Brennen der Kopfknochen , und rieth die grofete Vorsicht an, Raul, von Aegina hinteir- liefe sehr merkwürdige Beispiele über die Auf- wendung und Wirkung des Glüh&ens. Fast SUT .selben Zeit schrieben mehrere arabische. Aerzte , wie Mesue , Rhazes etc, , über den Vatzen des Brennens, doch findet man bei ih- nen noch keine Spur Ton Anwendung des Glnheisens bei Geisteskrankheiten. Die erste Erwähnung davon geschieht bei Avemoar^ auch Mhn Zohr genannt, einem arabischen Arztei der zur Zeit des AhuJcasis^ eines Spaniers, im 12ien Jahrhunderte lebte; Avmzoar tadelt näm- lich die Wundärzte, welche alle Verwirrung des Verstandes durch das Brennen zu heilen suchten , woraus man mit^ ziemlicher Wahr- scheinlichkeit schliefsen kann, dafs wo nicht acUon vor, doch gewifs während seiner Zeit mancher Mifsbrauch mit dem Brennen zur Hei* lung Wahnsinniger, oder doch wenigstens an Delirium Leidender mufste gemacht worden lejn. Es ist somit ausgemacht, dafs die erste Anwendung des Brennens zur Heilung psychi-^ scher Deflexe ins 12(e, wo nicht ins llle Jahrhundert fällt, obgleich nicht aus der Ge- schichte zu entnehmen ist, wer sich dessen Boerst zu diesem Zwecke bediente.

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Anton Gdnatus, Lehror cn Pada* im ISleii Jahrhunderte, empfahl das Gliiheisen im SeUag« flösse, der Epilepsie und Manie, bei ihm fiii^ den wir also zuerst eigentlich die Anwendaog des Gliiheisens in einer bestimmten Art yon psychischen Krankheiten ausgesprochen* Bferk- vrürdig ist, dafs er, den Kranken im Schlag- flusse eine glühende Blechhaube aufsetzen liefe^

Allmählig gerietb nun dieses Mittel , sei es durch Verweichlichung, sei es durch den eingebrochenen Aberglauben, beinahe ganz ia Vergessenheit, nur noch einzelne bedienten sich fortan des Brennens, und der überhand genommene Aberglauben erhielt zwar bis auf unsere Zeiten etwas davon, allein gierade in der albernsten Beziehung, nämlich das Bren- nen mit dem St. Hubertus- Schlüssel ge]$6n den Bifs wüthiger Thiere. Unter den altern Beobachtern ,. welche merkwürdige Fälle von Heilungen Wahnsinniger durch das Glüheisen aufgezeichnet haben, verdienen besonders er- wähnt zu werden: M, A. SeverinuSy Catsalpi* nu8^ Thomas Fienus^ Caesar Afoec/ia, und JLIo- donaeuSy wefche durch die Anwendung dea^ Glüheisens auf den Kopf sehr häufig zu ihren Zeiten den Wahnsinn heilten. Einzelne Fälle finden sich auch bei Joh, GfStaeus^ Epiphanius^ de Haen^ und in verschiedenen Sammlungen anderer Aerzte aufbewalvrt.

Das Brennen überhaupt y namentlich mehr in sogenannten äufserlichen Krankheiten, fand immer einzelne grofse Verehrer > indem zahl- reiche Beobachtungen durch den glänzendsten Erfolg seinen Nutzen bestäligteii. Wer kennt nicht die Namen eines LeucoruSy Mercatus^ Fa* bricius ab ^qua pendanie ^ Sculiet ^ Z>ecAer, Ü€i-

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jf«r, und Docb mehrei^r berühmten Maoner, welche mit yielem Eifer ein so DÜtzliches Heil- mittel empfahien ?

In den neoeren Zeiten kam es allmählig ^eder in Aufnahme, Männer wie Larr^y^ Ftrcy^ Zang und Ru»t und fioch viele andere lieferten ausgezeichnete Abhandlungen über den Nutzen des Feuers, und erregten so ein all«- gemeines Interesse für ein eben so heroisches ale kräfüg wirkendes Heilmittel.

Aus dem bisher angefahrten ergiebt sich ann , dafs man zwar schon in sehr frühen Zei- ten auch bei psychischen Krankheiten das Gliiheisen mit Erfolg versuchte , allein nur zu bald gerieth es wieder in Vergessenheit, und imiB überhaupt dieser Zweig der Heilkunde erst in den neusten Zeiten mit mehr Vorliebe bearbeitet wurde, so schien es auch eben die« sen Zeiten vorbehalten, die Anwendung des Glüheisens bei psychischen Krankheiten der Vergessenheit zu enlreifsen , um bestimmbare Regeln für dessen Gebrauch aufzostellen. Btrn-» hard^ Valentin und Gondret sind es vorzüglich, welche in den neuesten Zeiten das Glüheisea In solchen Krankheiten empfahlen , und durch ihre Schriften zur weiteren Prüfung dieses Mittels durch häufigere Anwendung aufmun« terten. Ohne Zweifel hat F'ahntin das Ver- dienst viele Aerzte durch seine Schriften und Reisen , besonders in Italien , zum Gebrauche dieses kühnen Mittels aufgemuntert zu haben, wenn auch Dr. Bernhard^ ein Schweizer Arzt früher sich desselben bediente, und seine Er- flihrungen darüber in dem Schweizer Archive für Sledizin niedergelegt hat. Vahntin theilt die Resultate, die er von andern Aerzten, na-

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mentlich iD Ilalien erhielt, io seiner medizi- Dischen Reisebeschreibang mit, wo er beson- ders BrucdnelU zu Mailand anführt, der auf seinen Kath, das Gliiheisen bei 25 Kranken ▼ersuchte, von welchen ein Driltheil herge- stellt wurde. So fuhrt er auch an, dafs die Schwestern des Armenhauses zu St. Nicolas bei Nancy davon Gebrauch machten, und den günstigsten Erfolg sahen, indem bei ISmaliger Anwendung des Glüheisens 12 davon geheilt -. wurden^ was meist Weiber waren, mithin sich ein sehr günstiges Resultat ergab.

Gondret in seinem Werke überj die An- wendung des Feuers in der Medizin sprach gestützt aiif eine 14jährige Erfahrung am Kran- kenbette dem Glüheisen öffentlich das Wort, indem er durch seine Beobachtungen zur Ue« berzeugung gelangte, dafs es kein Mittel gäbe, welches in' so hohem' Grade, wie dieses, die gesunkenen und dem Anscheine nach völlig ^ inangelnden Lebenskräfte aufregt, und wel- ches so mächtig sowohl die psychische als die geistige Hälfte des Lebens anspricht. Nebst vielen Fällen von Epilepsie, in welchen er , nach gemachten Einschnitten mit dem Gliih« ei^en den Scheitel so brannte, dafs die äufsere *" Knochentafel selbst der Einwirkung , dessel- ben ausgesetzt, lange Zeit durch das entstan-" dene Geschwür offen blieb, führt er auch Bei- spiele an , wo Epilepsie mit Blödsinn verbun« - den glücklich geheilt wurden, so wie seine bei Geistesverwirrungen mit der Moxa sowphl als dem Glüheisen angesiellten Heilversuche mit picht minder glücklichem Erfolge gekrönt wurden* r

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Dr. GrooSf Arzt an der Irrefn - Anstalt zu . Fforzheiin', nun Director der Irren - Anstalt ia Heidelberg f tlieilt in Nasse's Zeil schrlft fSr p9^cbis€lx0 Aerzte zwei Beobachtungen über die yVirkung des glübenden Eisens bei Rasen** den mit, welche ganz geeignet sind, für die fernere Anwendung zu sprechen, in derselben Zeilschrift hat auch Hofmedikus Dr* Müller^ Arzt an der Irren- Anstalt des Julius - Hospi- tals zu Würzburg, seine Ansichten über die Ant^endung des Glüheisensv bekannt gemacht, ^welches er auf mein Anrathen in zwei Fällen anwandte, und worüber noch ferner die -Rede seyn wird. Nebst diesen Beobachtungen fin- . det man in verschiedenen Schriften für psychi- sche Heilkunde^ theils günstige theils ungün- stige Aeufserungen über diesen Gegenstand an- geführt. Schneider hat in seinen inedicinisch- praktischen Adversarien , deren 2ter Theil ei- nen Entwurf zu einer Heilmittellehre gegen psychische Krankheiten enthält, nebst anderer Aerzte Ansichten auch seine Meinung, jedoch wie mir scheint, ohne durch eigene Erfahrung belehrt zu seyn, nicht günstig ausgesprochen ; Find und Esquirol scheinen auch nicht beson- ders günstig auf dieses Heilmittel zu sprecheti seyn, und Vtring hat in seinem Werke eine ganz unrichtige Ansicht von der Wirkung sol- . eher mittel. Dagegen haben Sandtmann, wel- cher Horii^s Lehre des Gegenreizes so umfas- send in seiner Inaugural- Abhandlung darstell- te, und neuerlich öeorgei in seinem Werke über die Verrücktheit sehr zu Gunsten des Brennens, namentlich mit der Moxa gespro- chen. Nach Kopp*s Aussage soll Esquirol in Paris sich häufig des GlUheisens in der Ma- nie bedieneD| indem er in den Nacken hart

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unter den Haaren brennen läfftty alhin soIan- , ge ich die Salpttrihrt besQchte, h.tbe ich kein llitiel der Art von ihm anwenden sehen, so Tvie er überhaupt über eine solche Methode sich nicht sehr günstig äüfserte, was au6h mit seinen Schriften übereinstimmt. Es würde zu weit rühren, die einzelnen Ansichten der ver- schieüenen Schriftsteller über diesen Gegen- stand hier anzuführen, bei Betrachtung der Torzüglichsten Einwürfe gegen die Anwendung des GlUheisens kommen wir ohnedies darauf zurück,,, aus dem Angeführten leuchtet zar Genüge iein, dafs bei dem bisher so günstigen Erfolgt» von der Anwendung dieses Mittels sich viel erwarten läfst. Mit Uebergehung des . I\ang5treites , war zuerst die Anwendung des Glübei'sens bei psychischen Krankheiten Ter* aolafste, weiche Ehre Schneider offenbar ixd% Unrecht dem Dr» Bernhard zuschreibt, was sich wohl nur in sofern behaupten läfst, als er yrahrscheinlich in neueren Zeiten zuerst wieder darauf aufmerksam machte , und Ver- suche damit anstellte, indem nach Angabe der Geschichte der erste Gebrauch des Glüheisens bei psychischen Krankheiten in das Ute odei^, 12te Jaiirhundert fällt, so ist es doch so viel ge^^ifs^ dafs dieses heroische Mittel schon we- >wgen des Abschreckenden in seiner Anwendungs-^ art, abgesehen von seinem tiefen Eingreifen in den Organismus, wodurch mancherlei Fol-v' gen entstehen können, vielleicht manchen Ir- ren- ^rzt schüchtern gemacht, und von dessen Gebrauch abgehalten hat, woher denn auch die von vielen geäufserten Bedenklichkeiten entstanden sejn mögen, welche man gegen dieses Mittel geltend gemacht findet, zu deren FröfuQg wir nun übergehen wollen« Yorhei;

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triaube ich mir jedoch die tod Jacohi in sei- oeo Saipmlungen iür die Gemülhs-Kraokhei« tBo ausgesprocheDe allgemeine Verdammung der sogenannten indirect psychischer Heilme- thode etwas zu beleuchten, indem er nllenbar zu weit gebt^ wenn er die gan^^e sogenannte indirect psychische Behandlungsart solcherKran« ken als eine in ihrem IVinzipe grausame, und die Wiederherstellung derselben in vielen FäU len gefährdende Methode, mithin arfs höchst' ▼erwerflich darstellt. Ein solcher Ausspruch mofs um so auffallender seyn , als er mit der übrigen Theorie der Geisteskrankheiten, wel- che Jacohi in seinen Schritten zu begründen sucht, im grellsten Widerspruche steht« und selbst Hanroth zu dessen moralischer Theorie der Seelenstoruogen eine' solche Ansicht bes«- ser pafste, die indirekt psychische Uethode, wenn er gleich meint, sie sei theoretisch un- haltbar, doch in dem Erfolge als die aller- glHcklichste dargestellt hat. Jacobi meint, nach dieser Meithode sei der Irre die Zielscheibe für die absichtliche Erregung lauter schmerz- licher und unangenehmer Empfindungen, und rechnet hiezu besonders den Zwangstuhl, die Spritz- und Douch- Bäder auf den Kopf, das Uebergiefsen desselben mit einer bedeutenden Anzahl Eimer Wassers, die Einreibungen der Brechweinsteinsalbe, die Cox'sche Schaukel etc, Heiner Meinung nach dürfte der hier geäu- ' fserte Abscheu gegen diese Mittel, Ton deren Anwendung ich so günstigen Erfolg gesehen habe, nfichdem so manche Aerzte mit andern Uitteln Vergebens die Kranken Monate lang behandelt hatten, mehr dem Mifsbrauche als der passenden Anwendung derselben gelten, da eine. solche Ansicht, die sich nur vor den

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Schranken der Theorie rechtfertigen labt, In- der Praxis täglich durch so schnellen und gün- stigen Erfolg widerlegt werden kann. Jaeohi ist dem Gliiheisen eben so wenig gewogen, indessen glaube ich ganz ruhig einer Methode das Wort sprechen zu können , die schon so -viel Gutes leistete, bis eine bessere, d. h. minder unangenehme und in ihrem Erfolge wenigstens gleich glückliche Behandlungsart aufgestellt seyn wird« damit den bisher em- pfohlenen direct psychischen und anderen Me- thoden ohne Beihülfe der indirect psychischcüi wenig oder gar nichts geleistet wurde«

Einwendungen gegen den Gebrauch des Glüh"

eisenSm

Wenn man die Ansichten yerschiedener Schriftsteller über den Gebrauch des. Gliihei- ftens zur Heilung psychischer Krankheiten im Allgemeinen zusammenfafst, so ergiebt sich leicht das Resultat, dafs man Von Seite der meisten Aerzte eine gewisse Scheu gegen das- selbe geäufsert hat, und yorziiglich der Mei« nung ist, , die Einwirkung desselben auf die Knochen und das Gehirn liefse bedenkliche Folgen befürchten, wobei man sogar Rücksicht nahm auf . das Abschreckende bei seiner An- wendung sowohl für den Kranken als seine Umgebung, um so hin das Glüheisen für jene Fälle aufheben zu müssen glaubte, bei wel- chen kein anderes Mittel mehr zu helfen schiene, oder mit andern Worten, wo nichtt mehr zu verlieren , und nur zu gewinnen sey. Allein gegen diese Ansichten läfst sich sehr vieles einwenden , und wenn man bedenkt, welchen tiefen Eingriff künstliche Geschwüre

oder

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I

oder EitcraDgistelleii auf irgend eine endete Art erzeugt, so wie die Anwendung der Dou- che und anderer Bäder hervorbringen^ so dtirfle es auffallend scheinen, wie man solche Mit« tel, namentlich die Anwendung der Brech- weinsteinsalbe, von deren günstigen Wirkung ich so oft Gelegenheit hatte, mich zu über- zeugen, als gelinder wirkend ansehen kann» Folgende Bemerkungen über die Wirkungen der Brechweinsteinsalbe sowohl als des Gliih- eisens, mögen zur Beurtheilung ihres Werthee nicht unpassend hier stehen.

Wenn man solche Kranke, bei welchen ein oder das andere dieser beiden Heilmittel tog^wendet wird, genau beobachtet, so kann aan folgende Vorgäoge wahrnehmen. Bei der Einreibung des Kopfes nach Hofmedikua Dr. MuHtr*8 Methode, wo der ganz kahl ge* schorene Kopf mit einer Salbe, aus einer bis zwei Drachmen Brechweiostein auf eine Unze ,Fett, täglich 2 3 Mal zu einem TheelöiTel- eben voll eingerieben wird^ entsteht erst oft nach 1 2 Tagen ein lästiges juckendes Ge- ffihl, welches allmählig in Brennen übergeht^ und endlich mit der beginnenden Gesichts - Ge- ' schwulst, wo die Gesichtszüge des Kranken niciit mehr zu erkennen sind^ einen immer wachsenden Schmerz Verursacht , der nach ein- getretener Eiterung durch die so nöthige Er- neuerung des Verbandes zur Heilung täglich wenigstens einmal sehr gesteigert wird. Der Eingriff auf den Organismus ist sohin zwar ein langsamerer aber weit länger und heftiger andauernder, auch weiter um sich greifender als es beim Gliihelsen der Fall ist.

Der Schmerz, den das Glüheisen bei sei« ner Einwirkung erregt, ist ohne Zweifel sehr Joani.LZVII.B.3.St. B

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heftig f allein die Heftigkeit ist nur ttiomentan, er nimmt fast za sagen ab ^während jener bia zu einem gewissen Zeitpunkte zunimmt, die Kranken beschreiben den Schmerz / wel- cher durch die Einreibung der Brec{^ Weinstein- salbe entsieht 9 gerade so als würden ihnen ^; die Haare einzeln ausgezogen. Besonders ist i die Heilung der Eiter ungsfläche bei der Ein- ] reibung mit viel mehr Schmerz und Seh wie- j rigkeit schon wegen des Umfanges verbunden, während die Brandstellen oft nur zu schnell v zuheilen, und man Sorge tragen mufs^ selbe oiTen zu erhalten , da häufig von einer. solchen . Eiterung die Genesung abhängt*

In so ferne nun das {Jlüheisen durch seine - schnellere, wenn auch etwas schmerzhaftere ' Einwirkung einen schneller vorübergehenden Schmerz ohne jene lästige Eiterung zur Folge hat f gehört es ofTenbar zu den gelinder wir- ' kenden Mitteln , und beide Heilmittel mögen unter gegebenen Verhältnissen ihre besonderen Vorzüge für einen oder den andern Fall ha- ben. So wie nämlich bisweilen nur durch ei- nen rasch erfolgenden endlichen Eingriff in den Organismus Hülfe zu heilen ist, eben so kann auch der andere Fall eintreten, wo nur durch einen langsameren aber in steigendem Grade zunehmenden Eingriff Rettung erzielt

.VTae die so leicht schädliche Einwirkung des Glüheisens auf die Kopfknochen betrifft, welche man vorzüglich gefürchtet zu haben scheint, so ist es zwar wahr, und Niemand wird es in Abrede stellen , dafs durch unvor- sichtiges Brennen , oder durch ungünstige Be- schaffenheit der äuiseren Bedeckungen leicht

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bis auf den Knochen gebrannt weisen kann; vrodurch Necrose entstehen, und sich eine KLnochenlamelle abetofsen kann ; allein ist denn dies ein so gefählrlicher Vorgang? Geschieht dies uiifht eben so' leicht bei der Einreibung mit der Brech weinsteinsalbe , deren günstige Resultate ich nicht genug zu erheben vermag? Wie oft sah ich schon bei solchen Kranken solche necrosifte Knochenstiicke abgehen, und der glückliche Erfolg der wieder erlangten Geistes -Gesundheit mochte hinlänglich für die , iberslandenep Schmerzen entschädigt haben! Was diesen Punkt anbelangt, dächte ich, konn- te man ganz beruhigt sejn, und nicht den ge- ringsten Anstand nehmen, das Glüheisen an- zuwenden, dessen Eingriff^ wie die Erfahrung lehrt, in Bezug auf die Kopfknochen keine grSCiere Gefahr bringt.

Anlangend die Wiederzuheilung der Ei- terungsfläche, so mochte, die durch das Glüh- eisen bewirkte schneller und leichter zu hei- len seyn , als jene, welche durch Einreibung der Brechweinsteinsalbe erzeugt wurde. Es ist eine durch häufige Erfahrung bestätigte Wahrnehmung, dafs die Eiterungsflächen nach dem Gebrauche des Glüheisens sehr leicht wie- der heilen, ja dafs man oft Mittel anwenden mnfs, die Eiterung noch zu befordern; bei der EiterAäche der Einreibung ist dies nicht der Fall. Während bei der Anwendung des Glüh- ^ eisens der EingriJT an der ganzen Stelle ein \ lait ganz gleichmäfsiger ist, erregt die Fustel- «raption bei der Einreibung der Brechwein- ileinsalbe durch bald mehr bald weniger tief Cmifende Eiterung in der Zeit und der Art kf Heilung Yiel mehr Beschwerden ^ indem

B 2

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•s nicht mehr in unserem Willen steht, bei einmal geschehener Eini:eibung die. Tiefe bnd- den Uinlang des Geschwürs so ganau su be«. schränken , was in der That ein Machlheil der. Einreibung gegen das Gliiheisen ist, und nur durch eine sorgsame Behandlung der Geschwür- fläche weniger lästig gemacht werden kann.' Wie oft ist man genöthigt, um die Geschwüre zum Scbliefsen zu bringen, mit dem Hollen- steine die luxurirenden Ränder zu ätzen , wie lange zieht sich oft solch eine Heilung hinaus, während man der mit dem Gliiheisen aufei* nen' bestimmten Platz gemachten genau be- schränkten Geschwürlläche bald Herr wird? Lange schon ist oft die Gesundheit hergestellt, und die (leij-ung der Geschwüre fesselt noch manchen mit nicht geringen Schmerzen «ui die. Anstellt, der sonst längst den Seinen konnte zurückgegeben seyn.

Doch der auffallend gute Erfolg, den diese Einreibungen vorzüglich in solchep Fällen, wo alle noch so sehr empfohlenen BJittel gar keine Wirkung 'halten, schon so häufig hervorbrach- ten , rechtfertigt hinreichend ihre Anwendung, um so mehr, indem der eben so gefühlvolle oder gewissenhafte Hofmedikus Dr. Mülkr in seiner 26jährigen Praxis bei solchen Kranken diesen ' Einreibun^n das meiste zu danken zu haben selbst erklärt, wovon ich oft genug Zeuge war, um versichern zu können, rlafs nie eine' lebensgefährliche JRin Wirkung durch diese Be- handlungsart Statt fand , wohl aber die ver- cweifeUsten Fälle nur allein durch sie geho- ben wurden.

Die angeführten IVachtheile der Brech- w^inültein- Einreibungen können also um. sp..

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Miigor als gegen ihre Anwendung sprechenil Iten, al9 es hier, wo es die Beurtheilung r Vor- oder IVachtheile eines Heilverfahrens jr dem andern gilt, die Wahrheitsliebe fo- rt, alles genau zu erwägen, and nicht ans 3rliebe für eine Behandlungsart ihre Nacb«- eile mit Stillschweigen zu übergehen.

Die schädliche Einwirkung auf das Gehirn na doch nur eine consecuiive seyn, in so- roe nämlich durch erfolgende Entzündung ler oder Extravasat -Bildung, oder endlich ihmungs- Gefahr zu befürchten ist* Aile diese ilgen können auch auf den Gebrauch ande- r Mittel, z. B. heftiger -Douche- Bäder, der lelkur, der Drehmaschine, so wie der vor- nannten Einreibungsmethode entstehen. Nicht osonst fügt Herr v. Autenritth bei Empfeh- Dg der Ekelkur durch Tartarus emeticus. die 'arnuDg bey ,* dafs man sich in Obacht .neh- sn solle, indem nach Beobachtungen in Flo- Dzer Irren - Anstalten eine bedeutende Zahl ''ahnsinniger, bei denen man die Ekelkur gewendet hatte, apoplektisch starben, der urtarus emeücus sohin zur Apoplexie zu dis- iniren scheine. Auch Haslam will paralyti- he Zufalle auf den Gebrauch des Brechwein- *ins gesehen haben. Ohne gerade diese Blei- iDg als unhaltbar zu erklären, indem schon irch das Brechen «'in und für sich leicht eine itposilion zum Schla^fiusse in einer solchen usdehnung wie es bei der Ekelkur bisweilen T Fall ist, erzeugt werden kaun , so kann an doch beliaupten und aus der Erfahrung icht nachweisen , dai's das Brennen keine ofsere Gefahr droht, als Mc solche Mittel, id dals noch insbesondere der Gebrauch so

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mänclier beflig ^irkend«ii Narcotica, die oft in fast unglaublichen Gaben angewendet wer- den, viel schnellere und grofsere Gefahr durch ihre Einwirkung auf das Cerebral- und übrige Kerrensystem herYorbringen müssen. £& kann dem Glüheisen kein anderer Vorwurf gemacht werden, als dafs es durch den heftigen äu- fsern Reiz entweder eine Entzündung errege, welche sich^ dem Gehirn mittheilt , oder bei noch heftigerem Reize ' zu einem momentan Statt findenden JExtrayasate Anlafs gebe, oder Lähmung zur Folge habe. Wird nun aber das Glüheisen mit gehöriger Vorsicht ange^ ^endät, werden alle Umstände vorher genaa erwogen, so kann- es nur ein höchst sel- tener Fall sejn, wo eine ungünstige Folge der Art eintreten wird, die vielleicht bei dem Gebrauche eines jeden andern solchen Mittels sich ergeben hätte, und es ist daher kein Grund vorhanden, grofsere Besorgnisse bei Anwendung des Glüheisens zu hegen, als über« all bei dem Gebrauche solcher Mittel zu er«^ warten sind, deren Wirkung eine eben so heftige und entscheidende als bisweilen ge« fahrliche aber auch wohlthälige ist.

Eine 'etwa sich ausbilden wollende Ent- stindung wird sich leicht verhüten oder besei* ligen lassen , wenn man jene Caulelen nicht . unterläfst, und gleich nach geschehener Cau- terisation kalte Umschläge auf die Brandstel- len macht , welche vor den von einigen Aerc- ten empfohlenen kalten Beglefsungen in die- sem Falle meines Erachtens den Vorzug ver- dienen, da die kalten Umschläge leichler an- zuwenden sind, und auch den Kranken we- niger bcklästigen und unruhig machen, wäh*

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rend die kalten Begiefsuogen bei den meisten Kranken ein äu&erst unangenebuies Gefühl erregen, wodarch sie oft in die gröfste Un- ruhe gerathen, und sobin mehr geschadet ala genützt wird. Extravasate, Apoplexie und Lähmungen nach der Anwendung des Glüh- I eisens sind bis jetzt meines Wisseos noch nicht bsobachtet worden, und dürften auch bei ge-^ eignetem Verfahren kaum zu fürchten sejn^ Sollte sich jedoch ein solcher Zofall ereignen, 10 wird die Kunst eben so viel gegen densel- ben vermögen, als wäre er aus einer andern Ursache entstanden« . ,

Wenn man so die angeführten Umstände niflich erwägt, so ergiebt es sich' deutlich, dafs die Furcht vor dem Glüh^sen mehr An- Iheil aa den vorgeschützten nachlheiligen Fol- gen hat, als die Wirklichkeit deren nach« weifst. Es ist dies um so auffallender, als man in der Epilepsie dessen Gebrauch nicht icheut, wie ich besonders im Wiener allge- meinen Kraokenhause zu beobachten Gelegen- heit hatte, wo der würdige Primär -Arzt Dr. Schiffner sich desselben häufig bediente, und OAinentlich bei einem Jungen von 14 16 Jah- ren mehreremale auf dem Kopfe wiederholen liefs. In der Irren- Anstalt wurde es nie an- gewendet, da Dr. Mysel kein Freund von so heroischen Alittelo ist, und sich höchstens zu einem Haarseile entschliefst.

PmePs Aeufserung, dafs die Anwendung des GUiheisens bei dem Kranken eine Art [ Zerrüttuug hervorbringeu, und unter den Wär- terinnen einen besorglicheii Schrecken verbrei- tea könne, welche er J^ahntin mitthellte, und ' deren auch Schntidtr in seinem Entwürfe zu

f

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•iner HeilmittelUhre gegen psychiscbe Krank- . heitan erwähnt, ist, wie ochntidtr bemerkt, offenbar ungegnindet. Ehen so ungegriindet ist die Bemerkung SchmUdu^» a. a. O. , dafs auch Hofmedikns Dr. Müller diese Besorgnifs aus- spreche ; denn MüUtr*8 Besorgnifs bezieht sich auf die schädliche Einwirkung, die er auf das Gehirn oder 'das Schädelgewolbe befürchten zu müssen glaubt* Uebrigens spricht er sich in sei- nem Aufsatze über die bisher gerühmtesten empirischen Mittel in psychischen Krankhei- ten in Nas8e*s Zeltschrift für psychische Aerz- te, 1823. Heft I. pag. 209. sehr deutlich aus, indem er sagt: seiner Versuche mit dem glü- Kenden Eisen und der Moxa seyen es noch' jEU wenige, um diesen Mitteln alles Verdienst absprechen zu wollen , vielmehr sew^erent- . schlössen, dieselben fortzusetzen, indeCs nur dann, wenn andere gelindere 'Mittel, beson- ders die Einreibungen der Brechweinsleinsalbe \ fruchtlos angewendet worden seyen, weil er 1 Ursache habe zu glauben , dafs das Brennen mit dem Gliiheisen leichter als diese Salben - Einreibungen ^uf die Schädelknocben und das Gehirn seibat, nachtheilig einwirkte. ^ Es . geht daraus hervor, dafs er die Besorgnifs in Beziehung auf einen Schreck der Wärterinnen nicht mit Pinel theilt, indem in der hiesigen Irrenanstalt auf solche Nebenumslände keine Rücksicht genommen wird; wns die schädli- eben Folgen auf Schädel und Gehirn anbelangt, glaube ich selbe hinreichend Im vorhergehen-' i den beleuchtet zu haben , es wird hier nur " noch nothwendig seyn , einige Einwendungen gegen die Ansicht, das Glüheisen als letzte Zuflucht zu betrachten, wie namenllich Schnei^ c/cra..a. O. sich ausdrückt, anzuführen. Wenn

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Schnddirjpng. 113 a. a. O. sagt: man ftolla'feich des Gliibeisens nur bei sehr heftigen Tobsüch- tigen mit kräftiger Körper «-GoDstitulion bedie« Ben , wo zuerst ' alle übrigen bülfreichen Mit- tel fruchtlos gebraucht worden seyen, indem man in solchen Fällen nichts verlieren, son- dern nur gewinnen könne, sohin die oben geäufserten Besorgnisse um so weniger ge- gründet seyen, so ist eine solche Auslegung und Beweisführung gewifs nicht zu billigen, da, wenn jene Nachlheile, welche man von der Anwendung des Glüheisens zu besorgen •cheint, gegründet wären, was glücklicher- weise der Fall nicht ist, allerdings so man- ches lu. verlieren wäre, worüber der Arzt kein Recht hat, nach Wilikühr zu schallen, jiäml>'*h das JLeben , und gerade hier cer Satz, Mtlius anceps remedium quam nuUurn^ eine be- deutende Einschränkung erleiden müfste, wenn man bedenkt, wie glücklich mancher Kranke in seinem Wahne sich befindet, und wie ihm sein Daseyn so viel Vergnügen macht, als hätte er den vollen Gebrauch seines Verstan- des, wo also, wenn man ihn nicht heilen kann , ein solcher Versuch gewifs nicht zu hiliigen wäre, wenn die angefühcten Kachtheile daraus entstehen, und ihm das Leben kosten konnten.

Endlich ist es für die Wissenschaft kein Gewinn, wenn gewisse 3IIitel, deren hohe Wirksamkeit nicht in Abrede gestellt werden kann, aber in ihrer Anwendungsart etw;is grausam erscheinen, nur als It'lzle ZuAurht betrachtet werden. Würde der Operateur bei Absetzung von Gliedern eben so zu Werke gehen y und nicht auf das Ganze sehend jene

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Periode wählen, wo mit weniger Gefahr und bei noch günstigeren i Umständen die Operation verrichtet werden kann, so dürfte er manch- mal sein Zaudern und Herumprobiren mit an- dern Mitteln zu seinem und des Kranken Nach* theil zu bereuen haben. Ueberhaupt scheint es mir höchst zweifelhaft, dann von einem Mittel ein bestimmtes Resultat erwarten zu wollen y wenn man bereits vielleicht alle be- kannten anderen Mittel angewendet, und durch den Gebrauch derselben die Empfänglichkeit für ein solches Mittel verändert hat. Was soll das Glüheisen ^namentlich noch nach der Anwendung der Brechweinstein- Einreibungen bewirken ? Sollte nicht in so manchem Failey wenn je noch ein Erfolg zu hofien ist, durch den früheren und schnelleren EingriiT des Glüh- eisens eine günstigere Veränderung bewirkt werden kijnnen^, welche durch die langsamer aber heftiger wirkende Brech Weinstein «Salbe nicht erreicht wurde ? Was kann aber für ein Erfolg erwartet werden , wenn durch sol- che Vorausbehandlungen die Empfänglichkeit für entscheidend wirkende Mittel nach und nach vernichtet ist? Gewifs solche Grund«* Sätze verdienen eine genaue Prüfung, da so- viel davon abhängt, und ihre mit der Ge- mächlichkeit übereinstiinmeDden Aussprüche nur zu leicht Aufnahme und Beifall finden. Wenn auch bis jetzt noch keine bestimmte Anzeigen zur Anwendung des Glüheisens auf- gestellt sind, so lassen. sich doch aus den vor- handenen Beobachtungen hioreichende Winke dazu 'geben , und wenn man nicht anfängt, eine Sache zu bearbeiten, und immer bei dem Alten stehen bleibt , so kaun selbe nicht wei- ter ]Bebracht werden, ja sie geräth nur zu bald .

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^wieder in Vergessenheit, worüber die Ge^«» schichte der Arzneikunde Belege igeoug lie* fert.

Benurkungen über die bisher gemachten Erfahr

rangen»

Wie bereits hiolanglich aus dem früher Gesagten einleuchtet, schritt man höchst wahr- scheinlich nur dann zur Anwefjdang des Glüh« eisens, wenn von keiner andern Behandlungs- art mehr Rettung zu hoffen war; allein aus solchen Fällen, wenn auch bisweilen Heijnng erfolgt, konnte gewifs kein grofser Vortheil für die aufzustellenden Indicationen gezogen werden, um so weniger als yielleicht mancher Kranke yiele und sehr angreifende Behend^ longsarlen mochte ausgeh alten haben, ^o dana in therapeutischer Hinsicht der einzige 6e* winn aus der Form der Krankheit , bei der man es anwendete , hervorzugehen scheintf und" dies war denn auch der Fall, indem man des Glüheisens nur hei Tobsuchten sich b^- diente.

Aus T^ahntuCe Beobachtungen läfst sich schon mehr Nutzen ziehen , indem er nur we- nige Mittel vorher gebrauchte, und so unge- trübtere Belege für den Nutzen des Glühei- sens lieferte.

Gondret gründet die Anwendung des Glüh« eisens schon auf die veranlassende Ursache, in soferne sie im Gehirne zu. liegen, scheine.

Die von Groos mitgetbeilten Fälle verbrei-* len nicht minder günstige Anzeigen für das Glübeisen , er wandte dasselbe nach eiogeboU tem Gutachten einer Medicinal-Commission

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f

sup wo gewifs die . nachllieiligen Folgen hin- reichend gewürdigt wurden. Die von Dr. Malier gemachten Erfahrungen, wenn sie auch im Erfolge weniger günstig waren, bieten doch Tiel Lehrreiches in mancher Hinsicht dar. In beiden Fällen ^ar ich Augenzeuge bei der Operation, und die erste Einwirkung war ziem« lieh günstig. Dafs sie nicht von Bestand war, mag vorzüglich darin seinen Grund gehabt haben : dafs

\

r

1) beide Subjecte jüdischer Religion waren,

2) beinahe alle bisher empfohlenen Be- liandlungsarten schon durchgemacht, endlich

3) bereits in vorgerücktem Alter nament- lich das i^ännliche Subject ein hoher Siebzi-

' ger, das Judenmädchen zwar erst einige drei- fsig Jahre alt , aber durchaus kratzig war, und jeder Behandlung widerstand. Die. Hei- lung des Krätzausschlage$, so wie die Wie« dererzeugung desselben äufserten beinahe gar keinen Eiiiflufs auf die Geisteskrankheit, das Brennen allein brachle auf ein Paar Tage Ruhe zu Wege.

Ueberhanpt wurde in der hiesigen Ii^ren-^ Ansialt die Erfahrung gemacht, dafs Wahn«- «innige jüdischer Religion der Heilung unend;- liche Schwierigkeiten eD(geg«^nsetzen , indem bei ihnen selten durch Beihüife der direct psy- chischea jK>ur etwas auszurichten ist, und sie einmal in- Wahnsinn verfallen^ meist so spät zum Heilungsversuche kommen, dafs schon -aus* der Lange der Zeit ;uif wenig Hoirming •zu schl^efsen ist. Ich halle zwar das Oiück vor einigen Jahren einen Juilenjungeji von 16 Jahren, nach einer 4muuatlicheu Behandlung

r

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wieder hercostellen, allein er kam gleich beim •rslea Ausbruche seines Wahnsinns in die Behandlung, und dann mag auch das jugend- liche Aller Tiei zur baldigen Heilung beige« = tragen haben»

Hofmedikus Dr. Müller versicherle» in sei- ner 40j.ihrigen Praxis^ wo er 26 Jahre lang der hiesigen Irren -Anstalt -vorstand , diese Beobachtung bestätigt gefunden zu haben.

Auch in andern Irrepanstalten erfuhr ich' auf meine Erkundiguug ein gleich ungünstiges Verhältnifs. Man dar! hier kaum einwenden, dafs wohl die geringe Zahl solcher Kranken zu den andern das ungiinslige ilesultat befor-' dere, man findet bei andern lleh'gionen, wo' ein gleiches Zählen -Verhältnifs Statt ündet» diese Schwierigkeiten in der Behandlung nicht minder. Merkwürdig war das Sections- Re- sultat in Beziehung auf die Brandstellen bei dem alten Juden, der ohngefähr vier Monate nach der Operation an all^euieiner Abzehrung starb, wo sich die Hautstetle trotz einer furcht- baren Eiterung, die er durch Beschmierung mit seinem eigenen Kothe bei aller Sorgfalt för seine Reinlichkeit von Seile des Wärters, erregt hatte, doch fast vernarbt fand, und der Knochen nur wenig rauh war, im übrigen fand sich in seinem Gehirne und deren Häute l^iae auffaltende Veränderung.

Bruccinelli , wie schon oben gesagt wurde, bediente sich auf J^ahntbCs Anrathen bei 25 Wahnsinnigen des Gliiheisens, und versicher- te, ein Drittheil der Kranken dadurch geheilt zu haben; auf den ersteh Anblick möchte ein solches Resultat nicht zu den besonders glück-

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Uchen geliSren, da. es doch meist acute Falle waren, die man noch mehr unter die heilba- ren rechnet-; untersucht man aber die Sache näher, so findet es sich leicht, dab bei der Art wie man brannte, kein grofser Vortheil zu erwarten war. F'aUntin selbst untersuchte zwei, die BruccinelU hatte brennen lassen (er neont seine Methode zu brennen- Cuii/erisaifon transcurrenie) y und fandj dafs das Glüheisea die Haut nur leicht gesengt hatte, wie die Rippen einer Melone.

Bei einer solchen Anwendungsart ist es kein Wunder, wenn man umsonst ein gün- stiges Resultat erwartet. Was kaon ein so oberflächliches Sengen der Haut für einen Ein- druck auf Subjecte hervorbringen , bei denen oft die gröfsten Sinnes- Eindrücke wie unge- schehen vorübergehen ? In beiden Fällen war dann auch durch das Brennen nicht die ge« ringste Einwirkung auf den Geisteszustand er- folgt. -I/i einem dritten Falle den er sah, der etst vor Kurzem war cauterisirt^ worden^ wo indessen schon Ruhe eingetreten war, so dafs inan ihm die Ketten hatte abnehmen können^ war der Brandschorf schon abgefallen, aber breit und tief.

' Aus V diesen Bemerkungen geht . herTor, däfs es hier vorzüglich auf die Intensität des Brennens ankommt, die sich wie von selbst ▼ersteht 9 nach dem gegebenen Falle richtea muis.

Die Beobachtungen, welche yakntin von den Schwestern des Irrenhauses St. Nicolas bei Nancy mittheilt , bestätigten diese Ansicht noch mehr. Selbe ^rftndten nämlich nach seineni

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Ratbe das Gliili'eisen an, und es gelang ihnen unter 18 Fällen, worunter «ich Personen bei- deflei Geschlechts befanden, jedoch mehr Wei- ber als Slänner, 12 durch die Anwendung dieses Mittels herzustellen; es waren dies ui^st Weiber, von denen nur eine ein Jahr später einen Rückfall erl.itt. Auch sie machten die Beobachtung, dafs wenn die Cauterisation von einem anerfahrenen Chirurgen nur oherfläch- Uch gemacht wurde, selbe ohne alle Wirkung blieb, brannte man dagegen nach V'aientin^g Rath bis auf die Muskeln durch , so trat in den. meisten Fällen Heilung, oder doch we^ nigstens Linderung ein. So wurde durch die Application des Glüheisens ein unbändig Ra« Sender gebessert, wenn gleich seine Geistes- krankheit nicht gänzlich konnte gehoben werden.

Im Ganzen schritten sie zu diesem Mittel SQcb nur dann, wenn die übrigen ^lle frucht- los blieben , was in Beziehung auf den gün- stigen Erfolg, welchen sie nach obiger An- gabe erlangten , sehr vortbeilhaft für die An- wendung des Glüheisens spricht.

Die Beobachtung, dafs bei Frauen und Mädchen meist einige Monate nach der Cau- terisation die unterdrückte Menstruation wie- der zum Vorsehen kam , scheint mir mit dem Brennen in keinem Causal - Zusammenhang <u stehen , indem ich mehrere geisteskranke Kranen und Mädchen zu beobachten Gelegen- litit halte, bei denen während der Krankheit ^is Reinigung oft unregelmäfsig oder unter- drückt war» und nicht sehen erst mehrere Mo« >Bte nach erfolgter WiederhersteiUing zur Nor- >nalität zurückkehrte. Da dies auch bei andern liebandlungsarten , z. B. der Einreibung mit

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d«r BrechweinsteiDflalbe Statt findet, so scheint die Canterisation gerade nicht besonders dasa Veranlassung geben zu können.

Wicbfig ist allerdings die Bolle, welche die Menstruation fast ^ durchgängig bei allea Krankheilen des weiblichen Geschlechts spielt^ häuGg genug mag sie ein veranlassendes Mo-> ment zu Seelenkrankheiten flfeyn, indessen ist doch durch die Erfahrung hinreichend nach-* gewiesen^ dafs ihr Eiolritt oder ihr Ausblei- hen nicht selten gar keinen Einflufs auf die Heilung psychischer Deilexe hat, ja ich hab« mehrere Fälle beobachtet , wo während der ürankheit die Menstruation' regelmäfsig war, soWohl während oder nach der Heilung a^er unregelmäfsig. Eben so erfolgte indessen auch nur mit dem Eintritte der Menstruation blei- hende Besserung, wodurch die Gausal- Ver- bindung der Krankheit mit derselben anfser allem Zweifel gesetzt war.

Mit Recht sagt daher Casper in seiner Cha- rakteristik der frauzÖsischen Medicin, dafs, wenn man das Yerhältnifs der unterdrückten Menstruation als Ursache der Geisteszerrüt- tung, wie es aus einer beigefügten Tabelle ersichtlich ist, berücksichtigt, wo es sich wi^ 1 16 ergiebt , gewifs mit Unrecht selbe oft als Ursache des Wahnsinnes angesehen werde. In vielen Fällen, vielleicht in den meisten, mag dieselbe Veranlassung, die zunächst ei- nen tiefen anhaltenden Eindruck auf das Ge- müth machte, bald auch die Alenstruation un- terdrücken, wo dann diese keineswegs als veranlassendes Momeut zu betrachten ist> ja vielmehr als Folge des geistigen Eingriifes auf den Organismus gellen mufs. Eine nicht sehr

sei-

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seltene Beobacbtang ist es aach, daß gerade mit dem Aufhören der Periode, wenn Wei- ber in gewisse J^afare treten, die Torhan^ dene Geisteszerrüttung verschwiodet. Es be- ^rährt sich auch hier wie bei allen Zuföl« len, welche inani unter den yer anlassenden Ursachen solcher Krankheiten aufzahlt, dafs sie zwar mit Einschränkung anzuerkennen sind, dafs aber, indem die psychischen Ein- flösse^ die oft nur zu schnell ihre störende "Wirkung ausgeübt haben 9 als nicht yorhan« den gewesen übersehen werden, nicht selten dann die materiellen Folgen als veranlassenda Momente gelten müssen.

«

fpirkungs- und Anwendungsart des Glühti$ens.

Anlangend die Wirkungsart der Brenn« mittel im Allgemeinen, wo nebst dem Glüh- eisen und der'Moxa auch noch die sogenann- ten-^ Caustica potentialia , Aetzmittel^ welche man in mancher Beziehung dem eigentlichen Brennen mit dem Feuer hat substituiren wol- len , zur Sprache kommen , geht aus den Er- iahrungen der meisten Autoren , welche hier-« über Beobachtungen gemacht und mitgetheilt haben, deutlich hervor, dafs ein grofser Un- terschied zwischen den verschiedenen Mitteln Statt finde, und dafs insbesondere die Aetz- nüttel gar nicht die ' Lobsprüche verdienen^ dis man ihnen als Ersatzmittel, wo nicht des Gluheisens, doch wenigstens der Moxa gege« bsn hat.

Der Eindruck, den die Aetzmittel ma- dien, ist zu gering, sie scheinen einen äu- ßerst nachtheiligen EingriiF in die tbierische Organisation zu jnachen, ihre Wirkung über- Joun^ UXVlh B. 3. St. C

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•bhmiat liu laicht den Tom Arete gewiiofttb- teo Kreis, und die Eiterung des Geschwüres •wird dann meist eine ichorösei Fänlnifs und ■Brand entstehen da, wo man erhöhte Thätig- 4eit hervorzumfen sachte. Rombtrg theiit «inen Fall in Nasst^B Zeitschrift mit, wo .man das Caustkum pot€ntiale ohne alle Wir- kung auf den Kopf anwendete; der Fall be- traf eine Nymphomanie, in welcher meines Brachtens Ton einem solchen Mittel nicht viel -SU erwarten war, da der Eingriff weder an- greifend noch erschütternd genug seja konnte, ein hier günstiger Erfolg zu bewirken. Ue- berbaupt mochten die Caustica potentialia bei

Esychischen Krankheiten im Allgemeinen und ei Mitleidenschaft der Sexualorgane insbeson- dere weniger an ihrer Stelle seyn, indem der von ihnen ausgehende Eingriff viel zu lang- sam, unkräftig und nicht andauernd genug ist. Il^P$ Vorschlag, brennendes Siegellack in die Handfläche tropfein zu lassen, mag' keine Vachahmer gefunden haben, ich bin überzeugt, dafs der gute Erfolg so selten war« als es mit dem Abbrennen des Feuerschwammes zwiscbea jden Fufszehen bei. Gicht etc. der Fall ist.

Soll dem Heilzwecke zu entsprechen eine üefdge und lange andauernde Aufregung Ter- ursacht werden, soll es nicht auf die Zeit an- , kommen, innerhalb welcher die Wirkung er- folgt, so wird in solchen Fällen die Einrei- bung der Brechweinsteinsalbe, besonders nach MülkrU oben erwähnter Methode, den glän- zendsten Erfolg haben, ist es aber darum zu .thun, einen schnellen heftigen, und doch durch lange zu unterhaltende Eiterung zu erlangen- den Eindruck zu verursachen , so ist das Glüh- •iaen vorzüglich dazu geeignet.

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/ Es nnterliiagt wohl keinem Zweifel mehr, ^ in Hinsicht auf die Wirkung zwischen ^ Hoza und dem Glüheisen ein bedeutender Vsterschied Statt findet, und namentlich dafs du GiUheisen im Allgemeinen den Vorzug ▼«rdienty wenn daher einzelne aus Vorliebe 'für das eine oder' das andere Mittel dch eine Vebertreibang zu Schulden kommen lassen, so hat doch die Erfahrung längst solche Ansich- ten berichtiget

Die Moxa ist nie im Stande einen so schnellen , heftigen und tief eingreifenden Ein« druck auf den Organismus zu bewirken als das Glüheisen , es mag allerdings hinsichtlich jer Bestandtheile der Brenncylinder einiger Unterschind Statt finden, so mögen die Ton Ptfcy empfohlenen Moxen schneller brennen, aber auch weniger 'tief eingreifen als jene Larrty's^ die von Baumwolle gefertigt mit et- was Oel getränkt sind, und gewifs längere Zeit zum Abbrennen brauchen, aber auch mehr Schmerz verursachen. Die Wirkung der Bfoxa besteht nach Larrey yorziiglich darin, dafs sie eine gänzliche Perturbation im Empfindungs-^ vermögen hervorbringt, eine bedeutende Auf- regung verursacht^ und eine Orts- Veränderung krankhafterReizungen zu bewirken imStande ist»

In wiefern nun die Moxa alles dies zu be- werkstelligen im Stande ist, wollen wir da- iiB gestellt seyn lassen , 80 viel leuchtet ein, dsfa, in sofern die Brenn - Cylinder mehr oder weniger schnell abbrennen , diese Wirkung ▼erhältnifsmäfsig erreicht werden kann, wo dann Larrey^s Moxen den Vorzug verdienen.

Anlangend den Unterschied zwischen der Hoza und dem Glüheisen, so ist soviel ge-

C 2

3B

Wifft» dafs die Wirkung des Gliiheiseiis schnel- ler, heftiger, tief eingreifend und länger an- daurend ist^ während bei der Moxa eine lang- samere allmäfatige Anfregong Statt findet, und das Scbooerz- Gefühl, welches beim Brennen wohl mufs beriicksichtiget werden , nie jenen hohen Grad als beim Glüheisen erreicht, w^nil auch beim Abbrennen der Moxa der Schmers länger dauert. Die Ausströmung der Wärme beim Gliibeisen darf gleichfalls nicht unbeach- tet gelassen werden. Eben so ist sehr wahr- scheiolich, dafs die häufige gute Wirkung, welche man diiirch das Glüheisen erlangt hat, vorzüglich von dem plötzlichen Eindrucke ah- hing, den weder Moxa noch viel weniger die Caustica potendalia erzeugen können.

Ein fernerer Unterschied ist in der Fläche begründet. Wenn man nicht mehrere Moxen abbrennen will, so kann man mit einer nie eine so^grofse Fläche zur Eilerung gewinnen» . und natürlich auch keinen so intensiven Grad der Aufregung tu Wege bringen. ,

Wenn Rust in seiner Arthrokakologie -behauptet , die Moxa sei schmerzhafter als das Glüheisen, so hat er eben so sehr Unrecht, als er mit Recht das Glüheisen übrigens der Bioxa vorzieht« Der Schmerz bei der Moxa ist anfangs sehr gelinde, wächst allmählig, und wird schon durch dieses allmählige Steigen um vieles erträglicher, so wie sich die Borke gebildet hat nimmt er ab, dahingegen bei dem * 61ühei8.en der Schmerz so heftig und plötzlich . eintritt, dafs die Gebrannten laut aufschreien, nur .^selten den Schmerz unterdrücken können^ dafs sich wenigstens auf dem Gesichte das Entsetzen abspiegelt« Bei der Moxa, die ich

N

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UoGg TOD Larrey und andern setzen sah /»t dies fast nie der Fall , viele solcher Kränken Üefien sich selbe abbrennen, ohne das Gesicht SQ Terziehen,

In Hinsicht der zerstörenden Wirkung wird ieifl bedeutendtOr Unterschied Statt finden , es l^onunt ja hier ganz auf den Willen des Ope- rateurs an, ob er mit dem Glüheisen tiefer «der nur oberflächlicher brennen will, die Moxa bringt ohnedies keine so tiefe Zerstörung hervor, und noch dazu geht es viel laogsamerher.

Bei psychischen Kranken verdient das Gläheisen auch noch darum den Vorzug, dafs' die Operation äufserst schnell abgemacht isty- wer die Unruhe solcher Kranken kennt, d^* weils wie beschwerlich es ist, eine MozA ab-' xabreiHien, wovon ich mich hinlänglich ^iiber^. zeugt habe , abgesehen davon , dafs dann meist der Eindruck nicht tief genug ist.

Larrey^ der eioe besondere Vorliebe für die Moxa hat, macht dem Glüheisen den Vor- wurf, es bewirke eine schnelle Zerstörung^ ohne durch Ausdauer des Schmerzes eine heil- same Zu- oder Ableituogs - Quelle zu werden,' allein hier hat offenbar mehr die Vorliebe als IJeberzeuguog das Wort geführt, es mag al- lerdings Fälle geben , auf die wir noch später kommen werden, wo die Moxa den Vorzug ▼erdienen dürfte, wenn man nicht mit dem Glübeisen auch ihre Wirkung zu ersetzen im Stande ist , im Allgemeinen aber ist die Moxa ^A psychischen Krankheiten kaum dem Glülv- sisen vorzuziehen. Larrey selbst hält sie bei Ceisteskrankheiten uiit Exaltation contraindi- cfit, was mit der Moxa aber hinsichtlich ih^ t«r zu langsamen und nicht tief genug ein-

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gMifenden Wirkung^irt der Fall seyo mag, die sich yielleicht besser bei solfhen Krank- heiten mit Depression schicken dürfte, dage- gen wird in beiden Fällen mehr Vortheil Tom Gliiheisen zu ernvarten sejn, wie dies aas den gemachten Erfahrungen einleuchtet.

Will man die der Moxa eigenthSmliche langsame uod immer mehr sich yerslärkende Aufregung, die mehr aufreizend als zerstörend seyn soll, mittelst des Gliiheisens bevrirken, so darf man nur auf die Ton 2sarlg so genau aus einander gesetzte Arten der Anwendung des Gliiheisens fiücksicht nehmehp und es wird nicht schwer seyn^ die gewünschte Wirkung dadurch zu erlangen,

Zang stellt nämlich drei Arten der An- wendung des Glüheisens auf:

1} indem man das Glühelsen per ^ance nvirken läfst, in welchem Falle man es dem Theile, auf den gewirkt werden soll, hlofii vor- aber nicht anhält^

2) man bezeichnet durch einen schnellen Zug mit dem Glüheisen über denr bestimmten Theil einen sogenannten Feuerstreif,

3) endlich man drückt das Glüheisen auf eine oder mehrere Stellen zum Einbrennen auf, wo dann der heftigste und tiefste Ein- griff auf den Organismus bleibend ausgeübt wird.

Durch die hier zuerst angegebene Anwen- dnngsart des Glüheisens wird ganz leicht der Zweck, den man durch die Moxa erreichen wollte, mittelst des Glüheisens zu erzielen sejrn. Wenn man ein rundes jplattes Glühei-

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MO ^ das bis zam Rothglahen erhitzt isf^ dem benichoeteo Theile in einer solchen Entfern BQog Torbält, dafs nur mehr eine erregend^ Warme über denselben ausströmen kann, wel- ches man immer näher bringen und dann selbst geliode anfdriicken kann , so dürfte ganz leicht dadurch jene immer sich mehrende Aufregung ait steigendem Schmerzgefühle verursacht wer- den, welche man ala. besondere Wirkung der Moza preifst,

"Wollte man die Caustka potentialia damit in Vergleich bringen , so würde es sehr leicht stjn, die vielen Machtheile, welche aus ihrer Anwendung entstehen, und bereits angeführt sind im vorhergehenden , als Gegenanzeigen aufzustellen.

Das Glüheisen wurde bisher rorzfiglich eaf folgende Art angewendet :

1) nach Bernhardts Vorschlag, in dem man gleichzeitig Scheitel und beide Fufssohlen mit dem glühenden Eisen bestreichen läfst, oder

2) nach F'alentin , wo entweder der Schei-^ tfl allein oder vom Scheitel in den Nacken hinab ein ziemlich breiter 4 bis 5 Zoll langer Bnindechorf gebildet wird, allein hier soll nicht oberflächlich , sondern bis auf die Muskeln durchgebrannt werden, endlich

^ 3) hat man die Anwendung des Glühoi- lans auch noch zu beiden Seiten der Wirbel- aäale, wo man einen ungefähr 6 Zoll langen Streifen zu beiden Seiten brennen läfst, von welcher Art auch Hofmedikus Müller in ei- sern Falle Gebrauch machte, empfohlen.

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An ahdero Tb«ilen Ist meioes Tt^ssens noch flicht vom Glüh^sen Gebrauch gemacht forden, die Möza warde bisher meist nur auf dem. abgeschornen Scheitel in Anwendung gebracht.

Gleich nach gemachter Operation ist es' räthlich, kalte Umschläge auf die Brandstellen macheo zu lassen ; die von Valtntin zwar mit gutem Erfolg gebrauchten und anempfohlenen kalten Begiefsuogen sind, wie schon bemerkt wurde , nicht so allgemein zu empfehlen , in- dem sie eine bedeutende Aufregung verur- sachen..

Welchen nachtheiligen Einnufs biswei- len die Douche- Bäder haben, sah ich bti ei- nem solchen Kranken, der zwar nicht ge- hrannt worden war, aber doch unter der An- wendung einer sehr heftigen Douche plötz- lich apoplektisch starb ^^ was auch die Seciion bestätigte.

Besser und leichter anwendbar mochtta daher immer -die sogenannten 5c/imücier'schen Fomentationen , oder, auch überhaupt nur kalte Waftserumsichläge seyn. Nachdem man mit solchen Fomentationen einige Stunden ange- halten hat, verbindet man die Brand^chorfe mit erweichenden Salben so lange, bis selbe abfallen. Das von einigen Aerzten empfoh- lene Einschneiden der Brandschorfe , um die Eiternng zu beschleunigen, wird meist nicht nothwendig seyn. Wo es auf Unterhaltung der Eiterung ankommt, wenn nämlich nicht wie durch einen electrischen Schlag auf ein- mal und dauernd durch das Gliiheisen die KranXheit gehoben ist, mufs mau sich nach

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sbgtbDenen oder biDweggenommenen Brand- icKorfen reizender Salben zum Verbände be- duofOy und die Eiterung oft die längste 2^it vaterhalten , was immer auf einige Zeit , um Mwaoigan Riickfälien vorzubeugen , gescheheii tollte, bis nach und nach der Seelenzustand Mine frühere Gesundheit \vieder erlangt bat.

In jenen Fällen, wo das Glühdisen wie- derholt angewendet werd^n xaufs, wird die Behandlung der Brandstellen auf gleiche Weise wieder geleitet. Sollte sich , was jedoch äu- berat selten der Fall seyn dürfte, Necrose an einer Stelle einfinden, so richtet sich die Be- handlung derselben nach den bekannten chi- rurgischen Grundsätzen, es ist dabei nichts zu besorgen , indem sich das Geschwür meist bald schliefst, wenn einmal die necrosirte Knochen- hmelle abgestofsen ist. Schlimmer^ ist es in solchen Fällen , wo die Kranken durch diese Operation nicht. ^bessert werden, und durch 'ihre Unsauberkeit die Heilung solcher Stel- len erschweren^ wie dies bei dem Juden der Fall war, den Dn Müller brennen liefs, und der mit seinem eigenen Kothe die Stellen, wo ^ie Moxen abgebrannt worden waren, bestän- dig beschmierte, so dafs endlieh der Knochen angegriiFen wurde; er starb einige Monate dar- auf an Marasma , bei' der Section zeigten sicii jedoch keine bedenklichen Spuren einer Kno- chenverderbnifs , die Stellen fühlten sich blofs rauh an.

Anziigen zur Anwendung des Glüheisen bei den einzelnen psychischen Krankheits- Formen,

Nachdem wir nun das Geschichtliche über den Gebrauch des Giüheisens, bei psychischen

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Krankkeitmi SlMrliaupt , dargethan , dia atwai- gen Nachtheila aod Eiowiirfe gegen seine An- wendung so viel möglich durch Widerlegung, beseitiget, und einen prüfenden Blick anf die Yerschiedeben Erfahrungen, Ansichten, so wia die Methoden sich des' Brennens zu bedienen, insbesondere geworfen haben , ist es nun mog« lieh, jene Momente herauszuheben, welche sur Aufstellung einer nicht blofs empirischen An- zeige in Hinsicht der Anwendung des Ginh- eisens bei den besonderen psychischen Krank-^ heitsformen sich geltend machen lassen. Lei« der.* findet sich in den meisten Schriften über Psychiatrie dieser Gegenstand kaum einer Be- achtung gewürdigt, und wo dies auch der Fall ist, geschieht es nur so gelegentlich bei Auf- zählung der heftigeren Hautreize*

Selbst Neumann in seinem Tortrefllichen Werke über di^ Krankheiten des Vorstellungs- Yermogens macht nur im Vorübergehen dar« auf aufmerksam, ob er gleich meint, man könne von diesem heroischen Mittel, das ei« neu so tiefen Eindruck bewirke , Tieles erwar- ten, wenn es in häufigere Anwendung, he-, sonders bei torpiden Subjecten gebracht wer-i den würde«

Damit ist denn sowohl der Werth dieses Mittels, als auch ein Moment zu seiner An- wendung ausgesprochen, allein dies reicht nicht bin, denn nebst dem vom Individuum herzu- nehmenden Bedingnissen, müssen *auch die der Form der Krankheit, so wie die causalen Ver- hältnisse nicht aufser Acht gelassen werden^ Schneider f Valentin und andere haben hierüber auch nur zerstreute Ansichten geäuisert. Zur SegriiDdung eiiier rationellen Indication müs-

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sen folgende Momente besonders beriicktichti* get werden^ wie aas den bisher bekannten £rfalirnngen einleuchtet:

1^ die Art der psychischen Krankheit,

2) die veranlassenden Ursachen, ^

3) die Dauer und Complication derselben mit andern Krankheiten, oder auch d^r ein- zelnen Formen unter sich , nfimlich

4) die individuelle Beschaffenheit oder der körperliche Zustand des leidenden Subjects«

Werfen wir nun einen Blick auf die ver- schiedenen Arten von psychischen Kraqkhei- ten, welche sich durch die Erfahrung bisher immer haben nachweisen lassen, so kommen Torziiglich drei Hauptformen in Betrachtung, nämlich die Manie, Tobsucht, die Amentia, Blödsinn, und endlich die Dementia, Ver- racktbeity su welcher die Melancholie als ei- gene Spedes gehört.

Die Tobsucht, Tollheit, Manie, besteht in einer mehr allgemeinen Zerrüttung des Vor- stellungsvermogens durch abnorm erhöhte Thä^ tigkeit desselben; der Blödsinn, Ammtia^ Fa^ tuifoff, Idiotismus, ist der obigen Form geradezu entgegengesetzt, hier findet allgemeine Zerrüt- tung des Vorstellungsvennogens durch vermin- derte Thätigkeit desselben Statt; dieVerrücktheit endlich besteht in krankhafter Erhobung, oder in Uaogel von Erregung eines einzelnen Seelenver- nSgens, wo sich dann vier besondere Species darbieten, nämlich Verrücktheit mit fixer Idee, mit vorwaltender Leidenschaft als Wahnge« Khl (Melancholie^ mit vorwaltender Exaltation des Willens, welche in wahre Wuth ausar« tst, und endlich mit Willenlosigkeit^ Abuüe,

Die Veranlassungen zu psychischen Krank- keiten ^ die sogenannten Causat occosionales ge*

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ben die wicbtigstan Momente zur BegrSndung der Anzeigen für die Anwendung des Glüh« eisens ab. Wenn auch immer eine gewisse Prädisposition vorhanden seyn, murs, ohne wel- che eine solche Krankheit nie entstehen kann, so ist es doch unläugbar, dafs gerade eben so nothwendig auch die Causa occuüonalh hinzu-- treten mufs, um die Krankheit zu erzeugen, selbe mag nun so geringfügig seyn als sie will. Leider ! sind diese Gelegenheits - Ursachen nicht selten von der Art, dafs sie so schnell vor- übergehen , dafs man sie nicht gewahr wird,' während sie einen bleibenden liandruck aus- geübt haben , dessen traurige Folgen oft jeder Behandlung trotzen.

In sofern nun diese veranlassenden Mo- mente in somatischen Verhältnissen begründet sind, gestatten sie vorzüglich eine solche Be^ handlungsart, bei der das Glüheisen die er#le> Stelle einnimmt , nämlich die sogenannte Schmerz erregende Methode.

Unter den hieher geborenden Momenten stehen nuh unterdrückte Se - und Excretio« nen, Hautausschläge, läbmungsartige Zustände des Hirn- und Nervensystems oben an.

»

- Das dritte Moment, welches bei Aufstel- lunn^ der Indication für die Anwendung des, Glüheisens in Betracht kommt, I>e(rifft die Dauer der Krankheit und ihre Complicatioa mit andern Krankheiten.

Wenn hier ^die Rede von der Dauer der Krankheit istj so kommt nebst dem Gange der Krankheit, welcher längere oder kürzere Zeit schon mag angehalten haben , vorzüglich die Dauer der Behandlung in Betracht. Ee

f

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ist imner üb Pflicht des. Arztes bei solchen Krankheitsfällen, die gelindere Methode jeder lieftjgeren yorzuziehen , dessen ohngeachtet darf er sich nicht verleiten }assen, aus unzei^ tigern Mitleide die Zeit mit Versuchen hinzn- bringen, die in solchen Fällen oft so kostbar ist* Hier ist auf die Erfahrung Rücksicht zu nehmen, und dann zum Gebrauche des Gliih- eisens zu schreiten, wenn die nach rationel- len Grundsätzen angezeigten Mittel keinen EiDfinfs geäufsert haben. Obgleich es nicht ibbenswerth ist, ein solches Slittel nur für Tercweifelte Fälle aufzusparen , so kann es doch infmer dann angewendet werden , da wir TOD seinem bisweilen selbst in solchen Fällen noch gunstig sich ergebenden Eindruck durch die Erfahrung belehrt sind. Die längere Dauer ttner .solchen Krankheit dient also mit zur Beschleunigung der Anwendung des Glähei- sens, da oft nur von einem heftigen Eindruck etwas noch zu erwarten ist.

Eine der schwierigsten Complicationen der

Ethischen Krankheiten, und vorzüglich der nie, ist die Epilepsie, und gerade bei ihr wnrde nach GondnVs Erfahrungen das Glüh- eisen mit Erfolg angewendet. Sehr häuGg lieht man Epilepsie in Manie Shergehen und umgekehrt, die nicht seilen das Ende beider macht. In diesen so ungünstigen Verwicke- longen ist es gewifs ein äufserst angenehmer Trott y Hülfe in einem Mittel finden zu kön« BSD, von dessen Wirksamkeit die Erfahrung treffende Belege geliefert hat« Es ist allge- mein bekannt, dafs die Anfalle der Epilepsie ^inrch das Gluheisen, wenn auch nicht für mimer beseitiget, doch bedeutend gemindert Werden können , eben so verhält es sich mit

- - ,

andern l^ranlbeifeBt namentlicli imn Tjpbos ; Hom tbailt in seinem Archiye einen Fall naity der beweift t, däft im Typbus mit gleicbzei« tiger Manie die Anwendung des Gläheisens den besten Erfolg hatte. Bei jenen Kranken, die früher an Manie litten , welche so oft in Blödsinn überzugeben dh>ht^ wird das Glüh- •isen auf das Hinterhaupt angewendet, gewift nützlich sejrn.

So bemerkt Valtntin ganz richtig, dafs in Jenen Beobachtungen Hasiam^i^ wo bei Irren -sich eine solche Erschlaffung der Kopfbedek- kangen besonders am Hinterhaupte Torfond, daft Falten entstanden, welche man sehr leicht in einer Wulst zusammen fassen konnte, eben so bei Statt findenden Ergiefsungen zwischen der harten Hirnhaut und der Arachnoidea, oder in den Seiten -Hirohohlen, das Giübei- een gewifs mit gutem Erfolge wäre angewen- det worden.

Das letzte Moment, .waschet Aufstellung der Indication benutzt werden kann, ist die individuelle Beschaffenheit des K.raoken. -Hier kann jedoch keine bestimmte Granze gezogen weiden, da bei Irren» wie allgemein bekannt ist| so häufig beide Extreme Statt finden.

Während die einen bei ihrer Krankheit isine nicht unbedeutende Beleibtheit erlangen, i&agern die andern bis zum Skelette ab, wor- auf nun allerdings Rücksicht zu nehmen ist, indem bei ohnedies abgemagerten Subjecten durch das Brennen leicht eine zu profuse Ei- terung entstehen, und die Knochen leichter angegriffen werden können , weswegen hier mehr Behutsamkeit bei der Operation und ib^

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-rar NachbiAandlaiig erfodert wird, dabei darf man im entgegeDgesetzteo Falte ebeo so we- nig eine etwaige Dtsposilioo zur Epilepsie über- sehen, welche nicht inioder Aufmerksamkeit fodert Bei Kranken , die an LungeAleiden daroieder lagen, ist zwar nach alteren und neueren Beobachluegen die Aq Wendung der -Uoxa und des Glüheisens bisweilen mit gro- fsem Nutzen vorgenommen worden, indessen ist das Lungenleiden auch eine jener Krankhei- ten t welche- bei solchen Kranken die Scene achliefsen , es durfte sohin alle mögliche Vor- sicht zu empfehlen seyn , um nicht durch eine solche angreifende Behandlupg die Kräfte mehr zo schwächen , als zur Besiegung der Krank- heit der Seele Ton Seite des Korpers kann geleistet werden.

Anlangend die verschiedenen Momente, Welche hier zur Begründung einer Indication für die Anwendung des Glüheisens sind auf- geführt worden , dürften sich folgende allge- Beine Satze aufstellen lassen.

Das Glüheisen kann unter folgenden Um- ständen bei psychischen Krankheiten in An- wendung kommen:

1) Wenn die psychische Krankheil in Tolisucht, Manie, besteht^ eine passende an* tiphlogistische Behandlung voraus angewendet worden ist, jedoch kein günstiger Erfolg er- langt werden konnte.

2) Wenn die veranlassenden Ursachen im Gehirne selbst gelegen sind, oder auf das- selbe eine solche Einwirkung ausgeübt haben, iats Ergiefsungen zu befürchten sind , oder überhaupt nur durch einen heftigen Eingriff

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und ^ne befleufende AUeitangs- Quelle Hälfe sa erwarten ist.

3) Wenn die Krankheit bereits ISngere Zeit gedauert hat, and Uebergang in filod« sinn oder einen lähmungsartigen Zustand zu befürchten ist.

4) Wenn die Krankheit mit Epilepsie complicirt ist , s(^ vrie mit TTphus.

5) Bei Blödsinn, der seinen Ursprung nicht in einer angebornen fehlei'haften Gehirn-

' biidnog oder in erst entstandenen. Desorgani- sationen des Schädels I der Hirnhaute oder des Gehirns selbst bat.

6) Wenn die indiridaelle Beschaffenheit des fraglichen Suhjects keine besondere Con- traiodication bildet , wodurch besondere Gefahr für das Leben durch den Gebrauch des Glüh- eisens herbeigeführt werden konnte.

Dieselben bisher angeführten Gründe läs- -sen sich mit einigen Modificationen auch auf die Arten der Verrücktheit anwenden, beson* ders dürfte die Melancholie und Abnlie in ' manchen Fällen ganz geeignet zu solchen Ver- suchen seyn. Indessen hierüber sind der Be- obachtungen noch zu wenige, und yorzüglieh hat die Erfahrung für die Anwendung des Gliiheisöns in der Manie und den Blödsinn mit und ohne Epilepsie günstige Resultate aufgestellt, indessen die Fälle von Melancho^ lie und fixen Wahnsinn keinen so günstigen, ja sogar meist ungünstigen Erfolg darboten.

Die Umstände, unter welchen der Gebrauch des ^lüheisens gefährlich , und daher zu un- ter-

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terlassen seyn dürfte, sind laqt der Erfahrung ohngefähr folgende : '

1) Wenn der Kranke bereits ein sehr ho« lies Alter erreicht, und die Krankheit nicht minder lange gedauert hat.

2) Wenn die. Krankheit angeboren ist, oder auf organischen Fehlern beruhti^

3) Wenn die yeranlassenden Ursachen of- fenbar in den Organen des Unterleibes ihren Sitz haben.

i! k

4) Wenn eine besondere Anlage zur Apo- plexie Statt findet , welcher nicht leicht durch eine zweckmäfsige Behandlung kann yorge« beogt werden.

5) Bei scrophutöser Körperbeschaffenheit, wo eine besondere Neigung zur Geschwürbil- dung Torherrscht.

6) Endlich wenn die Zeichen der Läh- mung bereits eingetreten sind, wo von keiner Heilung mehr die Rede seyn kann , man also auch keine unnölhigen Schmerzen verursachen soll. Dasselbe gilt auch von jenen Fällen, wo eine gleichzeitig Statt findende Fhthisis bereits so weit vorgeschritten ist, dafs keine

'Rettung mehr gedenkbar ist.

Joum, LXVIL B.. 3. 8t, D

60

Georg Ernst StahL

Würdigung

seines Werthes und Verdienstes um. die. Heilwissenscbaft^

beionders

, als Begründer des dynamischen Prinsips

in derselben

und

Rechtfertigung Seiner Lehre geg^pi m^fir che Einwürfe und Mifsverständnisfe.

xr '

vom

Regier. Mediz. Rstth Dr. H a r t m a n a '

in Frankfurt i* Oder.

(Fortfetaang. vor« Heft.)

•L/as StiAPsche Frincip als Seele ist jedoch, in der, ÄDDabme für die Wissenschaft zu \^ich- tifi als -dafs ^ir uns nicht länger b«i ihm TarwaüsD sollten, zumal es die grofsten Strei- « tifkeiten. .arfhhren hat, und man sich noch mit dem^alNn nicht ausgleichen ^ilL

/

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Die Alten nabmen aiifser der j/ninta ra^ thnalii zur Erkläraog der Bewegaligs* Prin- cipe organischer Korper noch einige unterge- oranete Seelen, oder- Seeiefikräfte, nämlich einige zwei: eine vegeiatwe und eine sen^/nVe;^ andere noch eine dritte; ^nima motoria an« Man sieht leicht, dafs sie didse Seelenkräflte, als Ton einem Princip ausgehend , des leichte« Ten Begriffs wegen^ gleichsam personificirten ; aber dennoch der Ternünftigen Seele unter-« ordneten, weil diese als das gröfsere Vermo« gen auch das geringere auszuüben im Stande seyn mSsse. Bei diesem durch gleiche «Wirk- samkeit ^nsgesprochenen Identificiren geben sie aber o£bnbar zu erkennen , dafs die drei un- tergeordneten Seelen nur Eigenschaften einer, eod 4eieelben Seele sejrn müssen. Stahl nennt dieses eine- nicht ungeschickte Annahme yoii ' dsa BeweguDgs-Principen; allein durch die Trennung dieser Eigenschaften entsprangen srst in der Folge drei besondere selbstständige Vermögen , aus welchen man später noch die Geister fabelte (Uebers. p. 110), und woraus loch der berüchtigte Archaeus des Hdmont sei« aeo Ursprung nahm.

Jene obi^e Annahme der Alten führt nun Stahl seinem Principe und der Einheit treu, dadurch aus, dafs er alle jene Seelen, in so- fern sie als untergeordnet angesehen wurden, nur als Erhaltungs--, Bewegungs-, Empfin- dnngs - und Denkorgane , folglich als instru- mentale Ursachen gelten läfst und annimmt« Gerade dieses finden wir in den von den Neueren angenommenen drei Systemen des Koi^rs: der Reproduaion y Irritabilität ^ Send* bilUiü und dem Sensorio communi wieder, so.

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daTi alio der Bagriif dieser Sache schoa in der Annahme der Alten anzutreffSen ist«

, Wenn der yerdieostvolle Kreysig dt/i Geist als das relativ beherrschende Prindp fiiir das gan^e Leben zwar änoimmt (Krankbeitsl. I. 78.), dagegen (p. 30.) i|ur eine und die- selbe Kraft, Ton welcher alle Erscheinungen ausgehen und unterhalten werden , in den ßU^ dungstrieby dann wiederum das organische Le- ben an sich genommen, in Wirksamkeit der Ufa- terie nach Gesetzen der Organisation (was lei- tet oder bestimmt diese Gesetze, den Geist, den Bildungstrieb > oder die Wirksamkeit der Materie?), d. h. in innere, auf Selbsterhaltung hinwirkende Zweckmäfsigkeit setzt: so giebt er durch die^e feineren,, sich .gegenseitig auf- hebenden dynamisch - materialistischen Ideen nur zu erkennen , wie schwer die Aufgabe des Lebens zu losen sey, und wie sehr sie uns in unseren Vorstellungen nur immer weiter von der Einheit des BegriiTs ableite, wenn wir 'verschiedene Kräfte für ein geschlossenes lebendiges Ganze wirksam seyn lassen. Wird die Dunkelheit nicht dadurch noch vermehrt? Wenn er nun bei dieser Trennung der Prin- eipe dennoch p. 79. Stahl vorwirft : „dafs des- sen Erklärungs-Princip, die Seele ^ auf kei- nem festen Grunde beruhe , und er aus etwas Unbekanntem das Unbekannte erkläre," so ist Letzteres offenbar unrichtig; denn Stahl er- klärt aus etwas Unbekanntem ^ aber von allen anerkannten das Bekannte^ und es beruht auf einem ganz festen Grunde, nämlich auf der Ait und Weise der /Lebensbewegungen nach ihrer Stärke, Richtung und Dauer, ganz aus der Natarbeobachtuog geschöpft. Auf wel-

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fetten Gründe beruht aber Herrn Kr^^ gig'M Erklärongs-Princip? '— auf ^ einem Bil- dungstriebe, d. b. eigentlich auf einer Nei« gung sich zu bilden. Dies ist ja aber eine bloüse Worterklärung aus der Anschauung ohne Gehalt, die gerade das, Unbekannte durch das IJnbekaniite erklärt. Heifst Trieb aber nach c. p. 101. wie man wohl denken mufs : geistiger Trieb, den Herr K. rein Ton der Seele ableitet , so ist der *BilduDgstrieb (den Biummbach blofs der Sphäre des geschwänger-« ten Uterus zutheilte) nothwendig ein Act der Seelen thätigkeit/ Indem nun p, 30. folgender Sats als gewifs aufgestellt wird: „Es giebt „nur eine und dieselbe Kraft in dem leben- ,)den Körper^ ,yon welcher alle Erscbeinun- „gen ausgehen, die wir an ibm wahrnehmen, ,1 und diese ist die bildende Kraft, oder 9tder Bildungstrieb,'' so ist Hr. K* dadurch mit Suihl ganz ausgeglichen ; denn dieser kann die neue Benennung des Frincips gern zuge- ben, w^nr aus ihm nur gleiche Resultate fliefsen , auf die er für den Zweck der Heil- iuode allein ßücksicht nimmt, nicht auf das dioiij sondern auf das oti^ wie wir oben sahen.

Auch möchte es Hr. K. berühren, was Stahl über diesen Tunkt {Theoria pag. 492. Cap, de gener atione) bei der Annahme anderer Seelenthätigkeilen sagt: ,^Nulla, quantumcuur „que ahstracla ratio conßngi potest, qua lalis y^communicQÜo imaginis^ ad cujus Typum effor- „matio generaliva iieri debeat, inter animam „rationalem Ungentem et laleni ab animae hu- „jus indole diversam vhn plasticam (Bildungs- „krafl) intercederu, et tarn prompte quidem

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^^pHmlf posiit.'' Und htebei setzt er die merkwördige Aenrserung hiesu: „Moneo, ut ,,aniiirtis advertafur ad illam circumstifiitiam ,f(qaam miniine temere, sed ex vera ^t 8oK-«> yydissima rei iodole, ot praecipaom negotii nei^- ,,Yuiii exprimere soleo) nempe, qirod Uta Uta „pro nova, inusitata hujusmodi effignrationo ,,ab anima rationali ßngtnte simpliciter prolicisr „catur.^ Nimmt man aber die ws plastica der Allen für die anima vegtiaiiva (ganz daa- selbe mit dem Bildungstriebe vide CasttUi Lexie. .mtd, sub Poce Plasticus)^ so gilt hier auch liir Hrn. ÜT. folgender Satz zur Ausgleichung mit Siahl^(^Theor. p. 495.): „Frustra Tero'certe ,,hic ftunt, qui, dum nimis (|uam exquisite yydistingnere Tideri volunt, nil certius agunt; ,,quam .nt confnodant animae rationalis aietio- ,ynes et potestates, modo cum aliarum animae* j^runif modo spirituum suppositiiiis utrimque ^jOCtiordbus atqne potestatibus." Und nachdem er sich über Helmont^ der sogar den Act der. Urtheile und Schlüsse bildenden Seele einer andern Seele, als der menschlichen zuschreibe, ausgelassen hat, führt er zur Ausgleichung mit denen I welche besondere Seelenthatigkeiten (also auch Blldangstrieb als- anima vegetativa der Alten) für das Erkläru^gs-Frincip anneh- men > so fort: „Si hi quam- maxime hie suo ,,sensu abundare ament, habebunt me non itä yydifficilem , quin cum illis in eo consentiam, ,,at illam animam (vel ratiocinantem , yel alius „generis ; denn das illa anima bezieht sich doch jinatürlich auf die obigen actiones aliarum ani" ' ^^marümj folglich auch auf die vegetativa) pro jfillo agente, de quo huc usque prolixius actum ^test^ agnoscamy quocunque demum loco illi jyipsam ponefe, et quidquid eidem Tel appo-»

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^,nere yeliot aut possint/V Dabei nmiit «Ir dies« Verschiedenheit der Annahmen in ei* ner und deräelben Sache eine res perphxa aI- qu€ impedita.

In der 'gewissen Voraussetzung äei ge- nauen Bekanntschaft des würdigen Kreysig mit den praktischen Lehren StahCs^ wenn derselbe auch dem Anfangs .abschreckenden Principe der Amma^rattonalis und ihrer schwierigen Er- läuterung b\^ jlnima Jormativa^ conserva^ tipo und restaurativa nicht mit der Unbe- fangenheit gefolgt ist, die siis verdienl, will ich ihn nur darauf aufmerksam mabhen, - dafs seine Krankheitslehre , deren Fortsetzung wir höchst ungern vermissen, ganz im Geiste StühPs^ der Maturbeobachtung nach, geschrie* bea sejr, und mit den meisten Gruädsätzen desselben auf das AufFallendste harmonire ; doch ireilich mit dem Unterschiede, dafs er diö osneren Entdeckungen höchst scharfsinnig da* mit verflochten und somit den Grund zu einer äeilkunde gelegt habei wie sie sich für un* unsere Zeiten pafst.

Wenn jedoch der treffliche Mann in sei* aer Ansicht des Lebeosprincips nach pag* 52. iio4 81. der Krankheitslehre nicht so schwan- kend in der. Aufstellung der Kräfte wäre^ die bald dem selbstthätigen Vermögen der wei- chen Theile, (der Wirksamkeit der Materie) sich nach Gesetzen der Aufsenwelt zu bewe- gen , zugetheilt werden ; bald dem Bildungs* triebe als dem Grundprincipe und als demsel- ben Vermögen zufallen (wozu wird diese eine und dieselbe Kraft getrennt , und welche Ge- setze giebt die Aufsenwelt zur organischen Bewegung?) so könnte ich ihm in der Fest-

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balhing dar Bilctangskiraft '— - BilduDg- Yon le* bensfähigen Säften, Fortbildung für erzengto organische. Prodacte, Wiederbildang der Ter« loren gegangenen Thelle mit Einflufs der An* fsenwelt dßn ganzen ^Cjdus der ähnlichen ^eaATacben physiologischea Ansicht vorführen , Dazu gehorte dann vis formativd , conseryativa^ reüauratwa^ ferner rtctptmias materid und aciio fnotuum\ rdr die folgenden Vnterab'tb eilungen (nach 1. No. 4. 5. 6.), der motus toniaa vitiüig y welcher sich schon weit mehr der Idee des Hrn. £. , als die Halter^sche Reizbarkeit anreihet, weil er allen organischen Tbeilen. der nervösen und vegetativen Sphäre zuge- theilt ist, und in den Muskeln sich auf das Deutlichste äufsert.

Was ist nun endlich die höhere geistige Sphäre des thierischen Lebens (1. c. No. 7.) das 80 innig mit der vegetativen und neryosen in einen Körper verschmolzen ist? Noch ha- ben wir bei Herrn K, von keinem prlmug motor für alle jene undeutlichen Vermögen oder Kräfte etwas gelesen ; unsere Denkge- •etze verlangen ihn doch, so sehr Wir uM sträuben, und durch angenommene dunkele Kralle immer dunkler werden, z. B. wenn wir Worte, die zu keiner deutlichen Idee oder Anschauung führen , wie folgende, aufstellen (1. c. p. 81. No. 3.) : ,,Da die organischen fyKörper durch ihre eigenthümliche Slructur j^nnd Form zu ihrer Selbsterhallung geschickt „gemacht werden (was bestimmt sie denn zur „Selbsterhaltung, und durch wen werden sie „geschickt gemacht?) so müssen die Endre- „euhate der Einwirkung der äufseren Natur ,iaaf dieselben ganz andere seyn, als auf nicht „organische Körper/*

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^Sollen wir nun die Endresultate dieser Emwirkniig, ^ie doch nur Mittel zum Zweck. sajB kann , lieber einem deus ex machiria (ei- geDtbämKchen Kräften, die an die Substanz der organischeir Körper geknüpft sind , 1. c. p. 80«) luschreiben , oder sollen wir sie aus Bedarf einer .dei^tUcben Erfajssung oder Anschauung nicht lieber dir inneren Thätigkeit,- die sie anschaut und erfafst, selbst zubilligen, einem Ternünftigen Wesen, das da bei der Bildung (nach nienschiichen BegriiTen) berechnen, ord- Beo, zweckmälsig in einanderfügen , erhalten, Schädlichkeiten abwenden, Verlorenes ersetzen, koTZ die organischen Bewegungen herbeifüh- ren und leiten kann ; die darum anima ra^- Honalis heifst, und deren Daseyn, so viel in die Sinne fallt, durch die Thatsache der LebensbeweguDgen als wesentliches, da-^ her reelles rrincip,'wie Gott für eine Welt, anerkannt werden darf. Jeder, darüber eine Erfabrungs Wissenschaft pbilosophirt, sollte sich des groffen Bacon^s Organon zum Criterium i^e« ritatis bedienen, um zu verhüten, dafs er im Phiiosophiren nicht aus dem Geleise weiche, lieber d«*Q besprocheDen Punkt dürfte nämlich der §. 60. dieses Werks schwerlich zufrieden •eyn. Stahl sagt {Tlieor. med, ver. p. 500): „fraebet observatio cum oculis armatis argu- ),inentum, quod illud priiicipium in cerebro ijatque nervis inpriinls activilatem suam exse- sfKDs^ sit praeses formationis corporis; dum ila }iilUe partes, quae unicum immediatum inslru- siinentam actionum ipsius constituunt, hac rn-. i)tione primo efformatae , yerosiiriiilimum red-, »»dont, cjuod per ipsas ali(|uid praestari deheat ijBut possil, Praehet ullerius ducumenUim haec 9)<)bservalio Malpl^^liii, cjuod per uervos, s. a

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„principio per nenros a^ente, stractura etlam y,relic|[ui corporis et siogularum pafiium 0i«a „sensiin abaolTatnr; quod iater prima iJia, ,,inaxiina arrnäti- tisus axQißeia conspicaa pro-i ^«ducta/ cerebri, spioalis meduUae et nervo« j^rom rudimenta, statim una compareant duae „bullae, qoae cam tempore oculos praebere „deprehenduntur. Functoin saliens cor coo-* ,,stiiuere, neminem fugit." (Diese mikrosko* pischen Beobacbtungen des MalptgMus über bebrütete Eier finden sich in seinen Obserra* tionen abgebildet).

Die stärksten Beweise der alleinigen See<^ lehkraft über die für seJbstthätig gehaltenen Organe liefern die zufällig erregten- geistigea Thätigkeiten und die psychologisch noch nicht genug untersuchte Macht des Willens über. den Körper. Einer meiner Freunde legte acht Msh* len in einem Tage zu Fufs zurück. Darch diese ungewohnte Anstrengung war er wie ia allert Gliedern gelähmt, und er erreichte das Ziel der Reise ganz wankend und auf dea h(]t^ii6ten Grad erschöpft. Die Muskeln wolU ten ihre Dienste nicht mehr leisten ; ein Tor^ por erjs^rifT den ganzen Körper,. und er mufsto ii^ viSlliger Apathie auf eiu Ruhebett gebracht werden. Kaum war dies geschehen, sa er-, hielt er die Nachricht, dafs ein längst ersehn« t6r Freund, den er seit vielen Jahren nicht gesehen hatte, sich im Orte befände. Dies war hinlänglich, die ganze torpide Korp'er-i maschi.ne zu neuer Kraft zu wecken. Er ging sogleich, suchte den Freund mit erneuter Kraft auC, und konnte nun den ganzen Abend ohne irobe Ermiidung zubringen. Was vermochteo

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lim wohl die Organe ohne Aen mäcbtigen Willen der Seele*?

Ja der Mensch Termag darch die EinbiU dangskraft sich selbst den Tod herbei zu zie- hen, und zwar auf eine Zeit, ^ die er sich, d. h. die Seele, festsetzt« Es ist dies dann die Bichlung der Seele auf ein fest geglaubtes kom« inendes schreckliches Ereignifs, . und sie übt ihre Macht als Frincip des Lebens durch eine fixe Idee 9 mit der sie sich fortdauernd beschäf-* tigtf im negativen Verhältnisse ihrer sonst sweckmäfsigen Thätigkeit auf ihren eignen iLorper aus, dessen Organe ihrem "Willen ge-i^ horchen, und die in dem bemerkten Falle ihre Actionen nachlassen, bis sie zur bestimm^ ten Zeit gänzlich schwinden, und der Tod als Folge eintritt. Ich kannte zur Zeit, als der Typhus ^ bellkus in Litthauen herrschte, ein Mädchen von guter Familie, welches sich bei einem " blofsen Gatarrhalfieber, dessen unbe- dentende Symptome den Charakter eines sehr geringen Leidens nur zu deutlich aussprachen, fest eiubildete, es habe die Kriegspest, und mijsse den neunten Tag sterben« Der Puls ^arde durch die Mittel bald regelmäfsig; bei der dauernden fixen Idee aber endlich matt Qod klein. Alle Versuche., dies IVIädchen von der schrecklichen Idee abzuleiten, waren ver« gebeos, es sprach nur von seinem Leichen«* .Züge. Opiate bewirkten weder Schlaf noch ftuhe. Da ich aufser der Seelenunruhe alle übrigen Functionen in Ordnung sah, und we- gen der Menge der Geschäfte die Kranke nicht oft genug beobachten konnte, auch i^ine Hy* tterie vermulhete, deren Zufälle ich vorüber*» gehend glaubte, so iiirchtete ich den ominö«

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•an neaiiten Tag nicht* Allein der Tod^irat auf die bestimmte Voraassage ein. Als ich ' diese Macht des Gemüths erkannte und dar- übeir nachdenkend erschrak, hatte dies durch yerminderte Kraft der Bewegungsorgane einen - solchen Eioflufs auf mich' hervorgebracht| dab ich im Gehen taumelnd schwankte , den ' Ap- petit verlor, es mir vor den Augen schwara ward, und ich nur durch grofse Gaben star- ken "Weines mich in einen Schlummer yer- setzen konnte, aus welchem ich gestärkt er- wachte, und nun durch Geschäfte und Kör- {»erthäligkeit mit Anwendung des festen Wfl- ens, über jede Einbildung zu siegen,* mich in den vorigen Normalzustand versetzte.

Ich wollte diese deutlichen Thalsachen aus der empirischen Seelenkunde nur heraus- heben , um mich in das weite Feld dieser Wissenschaft nicht zu verlieren, wohin ich verweise, und wo wir unzählige Beispilele der eigentlichen Herrschaft de^ Seelenprincips Sber die Organe vorfinden. Dieses erkennen auch die meisten , geben die Fräponderanz zu, kön- nen sich aber durchaus nicht darin finden, delr . Vernünftigen Seele etwas anderes» als 'die gei- stigen Thäiigkeiten zuzuschreiben. Warum influiren denn aber diese in einem fort auf die Functionen der Organe? warum wird dieser Hinflufs nur relativ betrachtet? Da die Ana- logie de6 menschlichen Körpers mit der Welt so nalie liegt, so möchte ich wohl fragen, ob man denn Gott einen allgemeinen, absoluten, oder nur relativen", eingeschränkten EinQufs auf das. Weltall zuschreibe? Wenn man hier antworten sollte, dals Goll hesliminle ewige Gesetze für die Bewegung der INatur vorge-

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scluiebeni and das Weltall nach diesen' ewi* geo Gesetzen sich nun selbst bewege^ so inufs ich wieder in Hinsicht desliörpers, der durch ein der Urkraft ähnliches Priocip mittelst Schleim gebildet wurde, wieder fragen : Wurde die Gesetzmäfsigkeit des Organismus durch eben dieses schöpferische Prlncip in Bildung, Fort- bildung, und Erhaltung nicht auch zu Stande gebracht, und kann der Gesetzgeber zugeben, dafs bei der Vollkommenheit und bestimmtea Zweckmäfsigkeit seiner eignen Gesetze, die QDter dem Gesetz siehenden aus eignen Frin* cipen sich selbstständig regieren , die sie der aufseren Natur abgeborgt haben ? Um bei dem Bilde zu bleiben Anarchie, d. h. hier Krank- heit, Zerstörung und Tod würden nur die Folge seyn; gleichsam als wenn ein in abweichen- den Gesetzen der Ellipse sich bewegender Weltkorper in den regelmäfsigen Gang eines Planeten eingriife, und in die S|)h.'ire seines Gravitallons-runcles fiele. Alle Sünden der Unvernunft werden ja gewöliulith auf das Fleisch (Ulalerie) geworfen; und so mng denn der Ulechaüismus , Chemismus, kurz die au- fsere JNotur wirklich solchen grofsen Einllufs ausüben , dafs eine jininia irrationalis sie für ihr Schoofskind hallen mag, die Gesetze der Anima rationaUs verachtet, und sich durch den stärker herbeigeführten EiuQufs der physischen Welt Krankheit und den Tod zuzieht, damit der anorganischen Natur gegeben werde, was ihr zukommt, ein unorganisches Gebilde, was in der £igentliümlichkeit der Form und Ali" schung noch immer einen zweckmäfsig gebau-> ten Organismus vorlügt; aber bald in die phy- sischen Elemente der Welt sich auflöst und zerstiebt.

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Allst dieses fuhrt mich znr näheren' Be- , leucht^ng dieser reinen Willenskraft, "Vielehe in, Anerkennung und Ausübung jener volU '^ kominnen Gesetze der. Seele über ihren Kor- per, den sie nur als ein Pflegekind der äufse-. ren Natur ansiehti mit angeborner Kraft trium- phirt. Ihre Kenntnifs ist so alt, als e$ gel-, stige Cultur unter den Volkern giebt; doch - ist es unbegreiflich, dafs man die Aussprüche - grofser Männer, die darauf hinweisen, nie •_ benutzt, nie diese Kraft genugsam erforscht haty wie weit sie führt.i So mufste ein Jen- » nv kommen , um die für das Blenschenge^ ' schlecht so heilsame Schutzpockenimpfung ins Leben zu rufen, die schon im HannoTerschen Magazin von 1778 mit klaren Worten ausge- - sprochen war, und ein Knnt ^ um diese auf bestimmte Richtung höchst kräftige Thätigkeit der Seele von Neuem anschaulich zu machen und ^dringend zu empfehlen , wiewohl man ihn swar angehört hat, ihm aber nicht in dem Grade gefolgt ist^ dafs man neue Thatsac^hea dieser herrlichen Wirkungsweise hat aufetel- - Isn können.

Plato (de repubUca cap. IX,) sagt: „Tota yySnima in optimam natura redacta {iig tfi¥ ' „/felr/giTi/ (pvatv na&isTaaivfj) excellentiorem . „habitum acquirit, tarn prudentiam et juslitiam ^^cum deÜkerationß acceptam , quam corpus ^ rov jybur €i pulchritudinem et saniiatem adipiscens, iiSO plus, quo anima est corpore excelleotio]^." jSteiraas lernen wir zugleich , wie die Alten des Wort (pvoeg nahmen ; sie war demnach der Nexus causarum omnium ab anima profieW . $e€ntiwn^ quibus ^alemus kt convalescimus. In •iner andern Stelle de republ, üb. IV. heifst

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ti: ^yAniiM bona sua virtute corpus pfaestat noptioium, quod«i intellectui sufiicienter me- iidicioam paramus {&€Qa nevoctvreg) ^ tradimus i,illi aa in potaslatem , ^uae circa corpus ac-« 9,caratins exaininantur." Im enlgegen^esetz« taa Sinne spricht GaUn von der u4.nima malt aanpoüta : ^,Moro8itas et ejufatus et ira et de- i,l»ito major cura, vigiliae abiode mullae fe- ,ibre8 accendunt et magnorum morborum prin« i^dpia constituunt. Sicut contra ignavia intel- iilectus , et Stupor et animae incuria Cachexiam iiet Tabem inducit."

Was Kam, über diese Willenskraft in sei» ■tr kleinen bekannten Schrift, deren neue Ausgabe wir Herror Staats -Bath Hufdandrer- Isuken, kurz aber, prägnant sagt» ist bekannt gtDUg. Es ist dies dieselbe Kraft, die zur Zeit des Martyrerthums alle ersinnliche Quaa« leoy mit welchen die Christen von den heid« aischen Kaisern belegt wurden , verachtete, aod sich selbst dabei das Paradies vorstellte; dieselbe f welche den von seinen Feinden ge- fangenen und auf die ausgesuchteste Weise ge- Biarlerten Indianer jedes Schmerzgefühl un- terdrücken und dazu seine Pfeife rauchen läfsf^ weil er und diese Nation in diese Selbslüber- windung die gröfste Ehre setzen. Eben diese ist es wiederum , welche' bei ihrer Anstren- gung durch starke Erregung eines Affects ver- anlafst, fast unheilbar geglaubte Krankheiten hebt. Stahl spricht davon pag. 207 bis 211 der neueren Uebers. und führt an» dafs die Furcht, bei einer Feuersbrunst zu verbren- oeD, den Willen eines Gelähmten zu dem Grade steigerte, dafs er die Lahmung über- wand} daüs durch Gicht und Podagra gelähmte

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lUfdoselibn ia solchen Scbrecken schwere La- sten 2u tragen vermochten, und dabei von Gicht y Podagra und Lähmung befreit wurden. Während des. Franzosisch - Russischen Krieges kannte ich einen Landmann ^ den man aus Furcht vor Plünderung der Russen Terlassen, und mit einer chronischen Gicht bei yÖlIiger Unbeholfenheit zur geringsten Bewegung al- lein zurückgelassen hatte. Zwei Kosacken, die ihn fanden, verlangten einen Wegweiser, und trotz der Unmöglichkeit, sich selbst zu bewegen, die sie an ihm sahen, nahmen sie ihn dennoch beiderseits schleppend zwischen ihre Pferde , schleiften ihn anfangs auf. diese Art fort, halten aber bald nicht mehr nothig, sich anzustrengen» weil mit jeder weitereii Strecke des Weges der Kranke immer bessere Kräfte der Füfse bekam ^ und bald am Ziele des Kreuzweges, wo er ihnen genaue Aus- kunft über ihre Fragen geben konnte, voll- kommen ging, und mit Befreiung von Gicht und Podagra seinen Rückweg vergnügt antre- ten konnte.

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X Aber man mochte hier einwenden: diese Einflüsse des Zwangs galten den in Thätig« keit gesetzten Organen, aber nicht der Seele; sie führten durch die äufsere zwangvolle Be-» wegung, die Normallhätigkeit, wieder herbey. Hierauf e'rwiedere ich , obgleich jene Annah- me falsch ist, mit einem andern mir vorge- kommenen Beispielen Ein Candidat der Theo- logie lag bewegungslos am Podagra darnieder. Das Lesen des Seneca^ durch welches wir beide während des Durchzuges der grofsen Armee d^rc!l den Ort unseres Aufenthalts Trost und Stärkung suchten , hatte ihn zum

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•Bthmiastischen Bewunderer der Stoja gemacht; iUle meine Mittel halfen nichts ; ich benutzte daber jene Stimraang^ und kündigte ihm mit Festigkeit an , dafs der Schmerz für den Phi- losophen- kein Gegen9fäV)d des Leidens seyu BiSfstei' er solle mit Willenskraft aufstehen und mich 500 Schritt herleiten; dies würde sein grofster Vorlheil sejn. Schon mit eini* gern Mulhe wankt er,' das Gesicht verziehend, aas dem Bette. Ich tadle dies profane Be- nehmen und helfe ihm sich anziehen. Meine Strenge hat den erwünschten Erfolg; ^r ver- lieht keine Miene, kleidet sich vollständig an wd folgt mir die Treppe hinunter, während ich ihn unter den' Arm fasse. So wandelt er gegen 800 Schritte ; ich lasse ihn allein zu- rückkehren f und bitte mir auf den kommen- den Tag seinen Beisuch aus. Er kommt, und Schmerz und Podagra sind von dieser Zeit gewichen.

Stahl s«ngt: es erhelle aus jenem Verhält- aisse der Einßüsse des einfachen und reflekti- renden Urtheils und Willens auf die Bewe- gungen der Grad der Freiheit, welcher un- serem deutlich gedachten, mit Bewufstseyn verbundenen Yerstandeswillen zukommt. (Ue- bers. pag. 2110

In gleichem Sinne war es der Ausspruch des als Mensch und Gelehrten so ausgezeich- neten Grofsherzogs und Fürsten von JDalbergz die freie Seele gebietet dem Körper ; die Kraft des Willens genügt, ihm sogar Gesundheit wieder zu geben.

Dafe ich diesen festen Willen gegen den kranken Aufruhr meines Korpers mit ausneh- JoorB,LXVlI.B.3.St. £

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manjeai Vbrtheile schon in den hartnäckig- sten Krankheiten in AnsSbung gebracht Jiiibe, darüber habe ich mich in diesem «Joufiuilf Sr. IV. pag. 66* Jahrg. 1817, bereits durch Beispiele erklärt. Hiernach fing ich schon im Jahre 1802 an, diese Willenskraft zu Hhen, als ich der Stärke der Krankheit nach (Ence- phatitis chronJ) für verloren gehalten f ja apch da noch für unheilbar geachtet "wurde, als nach überstandenem Kampfe ' mit der allgemeinen Krankheit noch ein örtliches Üebel des 3tirn« beines zurückblieb , yon welchem man präsu* uiirte, dafs es abermals das Gehirn angrei- len und solche Zerstörungen machen dürflei die der Kunst nicht weichere würden. Ich ge- nas, und lebe nun trotz eines schwächlichen Körpers wieder 25 Jahr bei höchst seltener Krankheit, und unter Anstrengungen, die oft der in seinen Muskeln stark ausgebildete Kör- per eines andern mir kaum in der Dau^r nach- macht, noch immer mit einer Jugendlichkeit, dafs meine Schnelligkeit und Ausdauer im. Ge- hen Aufsehen macht. Dagegen habe ich aber auch eine solche Geläufigkeit in jener Anstien^ guag des Willensvermögens , die ich überall als Grundsatz ausübe, erlangt, dafs ich neben dem Siege über kranke Gefühle und Mahnun- gen des Körpers auch meiner Affecte und Lei^ deoschaflen Herr geworden bin , und als sonst sanguinisch -cholerisch jetzt bei mir selbst la- chen inufs, wenn aufgeblasene und grobe Men- -Sfhen, ut Jtrt cuivls natura^ sobald sie mich kränken uqd mit ihrer Grobheit besudeln wol- len, mich für einen schwachen, furchtsameo llann halten , dessen nachgiebigen Geist siis ihrer bösen Laune leicht ohne Gegenkampf ansaetaea kennen ^ und dies um so mebti ala

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A lelbtt otar Rahe oder gat HoflichkeiMa TDD mir erfahreo. Wiioschlaii solche iodessen Eoergie bei mir za sehen, so würde ich, so- bald sie Pracht brächte, furchtlos diese mit dsrselbeD Rabe aosüben, mit der ich gewohnt hifry aber die WiderwärtigkeiCeti des Lebeos so si^eo.' Die lange Uebung dieser Kraft ist Biir nun xar Gewohnheit geworden , und in« deoi sie leichte Krfl'nkheiten mir mit leichter Hohe überwinden hilft, and in schweren, B. in' der Kriegspest mir zu nicht zu berech« isndem Nutzen selbst bei falschen, und fast dem Wesen dieser Krankheit eotgegengesetz* Im Mitteln gewesen ist, Terspricht^ sie mir ein längeres Leben, und setzt mich in den Stand:

Imegra cum mente nee turpem senectam Hcgcre, nee eiihara earentem.

Sonderbar ist mir die Beobachtung gewe« ISD, dafs alle meioe Versuche, dises Vermö- gen bei Frauenzimmern zu erwecken, yergeh* lich geblieben sind; es lafst sich ihnen daron kaum ein BegrüF der Btöglichkeit des Erfolgs beibringen. Die Leidenschaft und der Affect feifsen bald und schnell jeden Vorsatz nieder; sie meinen, letztere' Thäligkeiten seien ein Erbtheil des Menschen , und liefsen sich nur einschränken , aber nicht hemmen, ^er auch mit der Einschränkung wollte es ohne Scha- den hiebt abgehen; mit den Männern war ich oft glücklicher«

Ein Apotheker, der sich als ausgemacfi» terHypochondrist nach vielen Kuren und mehr* jabrigen Leiden meiner Behandlung anterzogy sich im Frühlinge mit Felzstiefeln bei seinwr

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Atfl^aiift in sein ' Quartier hinauftragen liefsf •iihem ahgesehrten Menseben ahnlich sab, aber guten Willen und grofses Vertrauen zu mir leigte,. wurde durch meine Versicherungen« dafs er könne, was er wolle, Termocht, seine Willenkraft gegen sein Uebel in Anwendung zo bringen. Einige körperliche Stockungen wurden durch Slittel beseitigt, und ich be- stimmte ihn durch einhaltende psychische Be- handlung ^m dritten Tage zu einem Gange Ton 500 Schritten. Auf die Fortsetzung und Erweiterung dieser Anstrengung drang ich um so mehr 9 je günstiger der erste Erfolg seiner Bestrebungen ausfiel. Er selbst, der nun den Vortheil der gesteigerten Bewegung einsah,: war desto kühner» uhd ich hatte die Freude, ihn bald Viertel-, ja halbe Meilen weit ge- hen zu sehen, bei welchen Promenaden sich ein regelmafsiger Appetit mit guter Verdauung und Zunahme der Kräfte einfand , so dafs er innerhalb eines Monats vollkommen hergestellt war« Ich habe ihn nach einem Jahre gese- llen und fröhlich und. gut gefunden.

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lieber die Art und Weise, sich an solche ^elbsiüberwindung zu gewöhnen, die Wil- lenskraft energisch zu wecken^ nicht von der Veberzeugung abzulassen, dafs man den gröfs- ^n Vortheil von dieser Selbslbesiegung haben Wferde, fn seinen ersten Versuchen, die die schwersten sind^ nicht zu ermüden, sie auf vielfältige, sowohl physische, als moralische Uebel anzuwenden, die speciellen Facta ,^ auf %|(elcbe sie besonders anwendbar ist, zu snb- Mmmii^n (wie dies in der Kant^achen Schrift theHwoae nachgewiesen wird; die aber noch eitt^lws Feld übrig läfst), darzulegen, dabf

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das Gesetz der Gewohnheit für den orgam-i sehen Körper die höchste Rücksicht Erfordere,' welches lange noch nicht fär den besseren Theil des Menschen benutzt worden ist, hier in der steten Uebung das Vertrauen zu uns und unsern göttlichen Kräften stärkt, und zu- letzt die früheren Anstrengungen leicht und inr andern Natur macht alles dieses gehört nicht hieb er, sondern würde eine eigne Schrift bilden, zu deren Abfassung ich einen würdi- geren Gelehrten wünschte, dessen Geist und zugleich Auctorität dem falsch verwöhnten SiDoe der Leidenden zu Hülfe käme«

Aus allem bisher Gesagten gebt nunmehr als Resultat der Untersuchung folgender Haupt- punkt zu Gunsten Stahls hervor: Stahl giebt an sich auf die Speculation nichts ; vielmehr verwirft er sie für den pragmatischen Theil der Heilkunde; er fängt, nur den Zweck der Uedicin vor Augen habend , von den Lebens- bewegungen nach ihrer Richtung, Dauer und ihrem Grade an, sobald er die Erfahrung der Jahrtausende demonstrative damit in Verbin- dung setzen will. Daher sagt er ausdrücklich und bestimmt: ^ der wechselseitige Einßufs der Seele und der Körper auf einander ist kein un» mittelbarer'^ sondern ein durch Bewegung vermit^ lelter (Üebers. png. 41.). In diesem Betracht läfst sich von ilnii sa^en : die Erfahrung (in dem wahren Sinne ^ wie er sie bezeichnet), ist sein Frincip als feste Seite der rationellen Belracbtiiiig, und in Einklang mit dieser setzt er als sichtbar Ursärli liebes die Motus vitales» Dafs er nun die Seele als Piimus motor vor- führt , indem er dadurch die Causa efficieus Yon der Causa instrumentalis unterscheidet, ist

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ihm JbeioetiTyeges bu verdenken. Um nun aber. "^^ Nexits catuarum der Wissenschaft

gen für den Versland etoschaulich zu machen, mnfste er philosophisch zu Werke gehen und sich der Speculation hingeben. Doch hält er selbst auf diese Art der Denionstration wenig» sobald jemand glaubt, er wolle damit der prag- malischen Medicip nützen; und so mufs Stahl Terstanden werden, damit man ihn nicht im- merfort Ton der unbedeutenderen Seile seines Systems angreife. Wer hat aber wohl übeiw haupt ein besseres Frincip aufgestellt? Hieria hat jeder seine schwache Seite > der^ es Ter- Buchte; ich glaube doch, Stahl die weniger, schwache und consequentere,

Schüler sagt irgendwo : Sobald die Seele spricht , so ist die Seele nicht mehr da. Sehr richtig und scharfsinnig; denn die Bewegun- gen als Folge des Sprechens gehen sogleich ins Materielle über; das Sprechen ist schon Zeichen der belebten Werkzeuge, ohne deren Actiön die Seele sich nicht oiFeDbaren kann.

Eine ganz neue, auf Consequenz und All* gemeinheit Anspruch machende philosophische Schule staluirt in der Natur als Haupiprincip nur Licht y und setzt diesem die Schwerkraft entgegen. Jenes nimmt sie als das Thätige^ diese als das Leidende an ; durch die Einwir- kung des Lichts auf die Schwerkraft entstän- den die Bewegungen. Dieses in Vergleich ^mit StahPg Priucip gleicht sich analogisch voH- kommen aus. Das Thälige, Licht der Yer aunfty wie die A.nima rationalis oft bildlich ge« braucht wird; die Gebilde an sich befrachtet --^ Schwerkraft; die Einwirkung des Thätigen auC das. Passive '— Bewegung. Newton rermittelt«

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)«jk>ch die Beweguagen durch die Attractir<fc liod RitpaUiv - Kraft. Sie sind eigeotlich oat Behelf für die aaf die Wirkung des Thätigea erfolgte Erscheinung. Dieser Parallelismas der SDorganischen Natur mit der organischen Jtäfst sich überall nachweisen, und scheint daher allgemeines Grundgesetz zu seyn. Nun gehört der Körper als Materie ursprünglich zum phy- sischen Reiche und ist als organischer belebt, d. h. er ist als Miltel zum bestimmten Zweck angewendet und der Gewohnheit wüerworfen iror- dm, worüber ich mich später erklät-en werde. Id wiefern nun bei dessen Bestände als Organ for die Seele t das lacht vermittelnd für die Bewegungen Ton dem Hauptprincip, durch die Nerfen als Leiter, gebraucht werden kann (da lacht eben wie ' Electricität Polarität po- sitiver ui^d negativer Art den neueren Beob- achtungen zu Folge zeigt) und init der At- tractiv- und Bepulsiv- Kraft in Parallele ge- stellt werden könnte > dies mag dem ^ freien Kachdenken, überlassen bleiben. Ich finde es jedoch für nÖthig, mich im Folgenden näher darüber zu erklären, um einen lächerlichen Einwurf gegen Stahl zu entkräften.

Weil die Muskeln, vom lebenden Körper getrennt, Zucken und Lebensbewegung äufsern^ hsi man den Satz gegen Stahl geltend machen wollen : die Seele sei tbeilbar. Abgesehen da* ▼00 y dafs mit Eintritt von Bewegungen (um fliit Schiller zu sprechen) die Seele nicht mebr da seyn kann,, sondern blofs ihre Itnpressionts tnotrices bleiben können, so wissen wir ja überhaupt noch nicht gewifs, welchen be- stimmten Einflufs die Electricität auf den Kör- per haben möge, da wir |a sehen, wie be-

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Btiiniiit dar Chemisi^os auf die Material dev Organe und ihre . Mischung für den Zweck des Lebensprincips einwirken und darin Ver- änderungen herrorbringen kann, ohne ihm je- doch Selbslthätigkeit xusugestehen. Ob aber diese allgemein Terbr.eitete Thätigkeit der Na- tur auch aU einheimisches Vermögen im Kor- £er besonders modificirt werde,. d. h. eine der lesonderheit des Körpers entsprechende Eiek- tricität annehme, um zu den Zwecken, des I^ebensprincips gebraucht zu werden, dariibeir haben sich die Naturforscher noch nicht aus- gesprochen. Die Electricität , wie wie sie ken- nen, ist nicht bleibend, sondern durchdringt die Korper, um sich wieder an andere zu ent- laden, mit denen sie in Berührung kommt. Der Korper des Menschen ist Überall Von jslek- trischer Spannung der Luit umflossen , und so lange er ein organisches- Continuum ist, wirkt diese Naturkraft in ihm und um ihn. Bleinen BeobacHtungen an meinem eignen, für die Electricität höchst empfindlichen Körper zu Folge, ist, was ich noch. bei keinem andern in dem Grade entdeckt habe, die Electricität constant; wenigstens in der Art, dafs, wenn sich solche auch immerfort ihrem Gesetze nach ausscheiden mag, sie doch forlwöhrend mehr oder weniger ersetzt wird. Beabsichtige ich, sie theilwei$e zu entladen, so h.-iogt es von meinem Willen a)), sie durch Ausstrecken der Finger (Spargiren) und zwar' durch den läng- sten derselben mit dem bek;i(t;i(f>n , von dem Tone einer andern mechanisciteu Reibung ganz yerschiedenen Knistern, welches nur der Electri- cität eigen ist, ausströmen zu lassen. Ja ich fühle Yollkommen den Lauf der Strömung nach dem Punkte des Austritts, gleich einem 6e/i-

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m fonrikaihnb. Diese an d^n Organen , be- lODoera'den Muskelo haftende Thatigkeit halte ich erident als wirkend in allen den getrenn- ten Muskell», bei denen noch thierische Wär- me Statt findet; sie hört auf, 'sobald jener Cnlor animalis schwindet. Täglich sehen wir dies in den Fleischbänken bei frisch geschlach-« teteb Thieren, und dafs die Electricität sich dem menschlichen- Körper leicht wieder mit- theile, weil Homogenes zu Homogenem kommt, bemerken wir ja wohl an der entschiedenen Wirkung eines sogenannten Balnei . nnima/tf, wodurch selbst Lähmungen geheilt wurden. ^ Eine nach dem Wochenbette mit einem schlei- chenden Fieber kämpfende, fast zur Abzeh« rang gekommene und durch keines der gerühm- ten JUIttel gebesserte Fleischerfrau schickte ich mit Beiseitesetzung aller anderen Mittel in ih« ran Fleischscharrn , und liefs die frisch ge- schlachteten Thiere sogleich dort aufhängen. Die Besserung der Kranken war zum Ver- wundern. Das Fieber wich, die Kräfte nah- men zu, der Appetit trat ein, und in Kur- zem hatte sie ihre Kraft uad Fülle der Mus- culatur, wie ich sie sonst zu sehen gewohnt war. Nicht ohne besondern Grund findet man daher 'wohl die Fleisoherfrauen fast durchweg so kräftig ausgebildet; die Nahrung allein mochte es schwerlich thun, wenn jene Ueber- ströiiiungen des Calor vitaJis nicht ihren Bei- trag lieferten. Eine so starke Nahrung, wie ich sie oft bei Fleischerfraueu beobachte, wür« de unter andern Verhältnissen die Digestion verderben; hier wird die Verdauung durch jene Umstände so gekräftigt , dafs auch (die echwer verdaulichen Fette subigirt werden.

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Diesem nacb ist es also die in deo Yom Koqier frisch getrennlen Theileo haftende und nor allinähiig mit der Wärme schwindende Electricität , die jene Bewegungen so lange fortsetzt, bis sie vöiiig ausgeströmt ist; nicht aber die durch Trennung g«theiUe Seelenkraft; eine Absurdität, die man in die «Sro^scho Ansicht hineinzulegen versuchte. Die v^r« schiedenen Potenzen der Natur dienen ans-za unserer Erhaltung und Nahrung. Warum sollte ' eine so groFse und ausgebreitete Naturlhätig- keit^ wie die Electricität, nicht Ton dem Le- bensprincip zu Zwecken des Lebens benutzt ' werden ? Sauvages und andere ahnten dies noch hypothetisch in der Annahme eines Ner«« ▼ensaftes, den- sie electrischer Art seyn lie- fseoy und Platner fühlte 'das BedürrnifSy einen Nerren^eist anzunehmen , dessen Natur er un« entschieden läfst; der jedoch leicht zur Nntur der verschrieenen Spirituum und des jircHäuM kciante gezählt werd<9n, gHgen welche Than- tasiebilder doch Stahl mit Recht überall eifert. Sauvages Hypolhe^e wird jedoch durch meh- rere Thatsachen be;;ründet. Wenn ich über einen wollenen Struinpl* einen seidenen ziehei den Fufs durch Gehen io Wärme gesetzt habe, so kann ich beim Auszi<>ben des Strumpfes ]ange electrische Funken h'er.tusziehpu. Ich kenne einen Oflicier^ der durch bUffses Kam* men seiner Haare schon oft den. Versuch ge« müchl lii^t, mit dem Ausströmen der eleciri« sehen Flüssigkeit eine kleine Leidner Flasche zu füllen, und seinen Zweck nur in gewissen Krankheitsfällen, die sich auf Unordnung im Kreisläufe des Bln(es gründeten, verfehlt hat.' Er .leidet dabei häufig au Herzklopfen, das je- doch salbst heftigere Bewegungen erlaubt und

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dam freiem Alhmen keinen RiDtrag thut. Die- ter mit mobiler Eleclricifat so sehr erfüllte UaoDi kann jedoch nicht, wie ich, durch den hiofsen Willen ohne Zulbun Electric! rat erre* (cnder Dinge aus den Fingerspitzen dieses Natur Agens ausströmen lassen, uud 'oli manschte daher wohl zu erfahren , oi> mich jemand mit dieser Eigenschaft begabt scy. Hat sich die Natur durch die bleibende uud haf- tende Electricität beiui Zitteraal und einigen andern Wasserthieren nicht schon deutlich ge- nug ausgesprochen , wie sehr sie die.ses Agens sich in den Organismen zu ihrem Vortheil zu bedienen , und bei diesen Thieren , welche doch in stete Berührung mit andern anorgani- schen Korpern treten, die ihnen zukommende nad für bestimmte Organe zustromende Efectri- rilät meistens wieder an homogene liurjier,. d. h. Organismen abzusetzen weifs? Die ei-s»le- Eotdeckung dieses Phänomens machte ich bei mir schon vor vierzehn Jahren , als ich die ersten, aber spfiterhin nicht fortgeselzt^sn Vf-r- soche mit dem sogenannten Lebens -Magnetls* inus unternahm, indem bei jeder Aianipula- tinn' sich ein Knistern in meinen Fingerspitzen wahrnehmen liefs, das immer deutlicher und stärker ward , je länger ich die Versuche fort- setzte. Der Erfolg für mich war betrübend ; denn ich fühlte mich nach monatlanger Fort» Setzung ho abgespannt und nervenschwach, dafs ich, für meine eigne Gesundheit fürchtend,- di<) ganze Sache liegen lassen mufste. Ich gestehe jedoch aufrichtig, dafs, obgleich die AlagneU- sirte (eine unwissende ScI^wabin , die den filagnetisinus nicht einmal dem Namen nach kannte) Funken uud Strömungen au« ir.^ineu Findern zu sehen versicherte , es mir doch

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niemaU gelungen ist, einen Electrometer da- für empfindlich zu machen. Nui* einmal ge- lang es nur, wofern nicht alles Täuschung ist, in fierlin bei einem Arzte eine äufserst mo- bile auf feiner Spitze frei hängende Magnet- nadel durch Annäherung meiner Fingerspitzen bei nicht heifser Hand in abstofseode und an- ziehende Bewegung zu setzen. Ein zweiter Versuch ward durch andere Umstände verhin«: dert, und bei einem späteren Besuche fehlte die mobile Magnetnadel. Die satyrischen und sarkastischen Bemerkungen über den Magne- tismus eigneten sich auch nicht, mich zu fer- neren Versuchen zu bestimmen, und ich bin ▼on der Zeit, wo Kotzebue sich mit mei-« ner Person 'hiebt zu Gunsten der Na Uirwissen- echaft , Sondern des Witzes Vergleichungen erlaubte, und anderswo von Funkenausstro- mung aus meinen Fingern , die ich nie sah, geschrieben ward, in dieser Angelegenheit ganz passiv geblieben. Mir scheint, dafs^ da die El^tricilät von Organismen auf Organismen ohne ein Medium oder Instrument aus der anorganischen ]\a)ur nicht durch Funken oder Lichterzeugung üherlriit (welches nur bei An- wendung anorganischer Blittel geschieht) son- dern sich höchstens in seltneren Fällen durch tias Gebor und in den meisten gar nicht sinn- lich, sondern blofs durcli einen eben darum von vielen sogar geleugneten Effect ds)rtbut, 'diese Electricität in den Organen oder Ner-* Ven'eiue Modification erleiden müsse, wodurch sie den Namen einer aniinalisclien , als Glied jener grofsen und allgemeineu Eleclrlcilät ver- dienen mochte.

Ivb bin daher der Meinung, daCs dieses Agens im menschlichen Körper nicht mehr

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«aer. CausomOCcuha zuji^eschrieben werden iurfiB, Da ich ein grofser Feind der Wnoder hin, and maD über (^en sogenannten thierisclien IhgDetismus den Stab zu brechen sich verai^-^ lafst fiihlre, blofs weil er so oft gemifs brau cht wnrde, so schwieg ich^mit mehreren, die nicht gero Wundermänner heifsen wollten. Indes- sfn glaube ich ernsthaft, dafs man mit Zu-> rScksetzung des Msrgnetismus das Kind mit dem Bade ausgeschüttet habe. Slap ändere das Wort in menschliche oder thierische El(>k- triciläly und der Zauber wird schwinden ^ der jene occulte Kraft verdächtig machte.

Stahl berührt diesen Punkt in Hinsicht der Nerven schon deutlich; läfst ihn aber unent- schieden, und reclainirt die Bewegungen als Vermittelndes zwischen dem Körper und dem Lebensprincip, um sich ni\r an das ort zu halten. Es heifst pag. 206 der Uebersetzung : „Werden aber die Nerven wirklich bewegt, I „and wie werden sie es? Fliefst vielleicht „durch Kanäle, die man in ihnen hypothe- ; „tisch annehmen mufs, irgend etwas, das zu I „den Aluskeln gelangt und in diesen Bewegung „▼eranlafsl? Scheiut nicht diese Annahme voa „der Erfahrung begünstigt zu werden, nach „welcher unterhalb der Ligatur eines Nerven ffiogleich alle willkührliche Bewegung der „Theile, zu welchen der Nerve gelangt , nicht „mehr erfolgt? Wie werden ferner die Mus- „kdn bewegt.*^ Was bringt die Bewegung zu- ifSrst hervor; thut dies die Seele, oder leitet »ditse blofs die von etwas anderem schon ange- iifsDgene Bewegung? Diese Fragen sind dem }|Arzte, wenn sie auch beantwortet werden, »UDDÜtz, da er über alles, worüber gefragt i)Wird, keine Gewalt hat."

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Wii'd indAssAo dlAS electriscb« Agens ]Hilt4-| zur Erreicliung des Zwecks der Se durch Leitung der Nerven Torgestellt', so { h'irt di^'se wahrscheinliche Meinung in die li te^orie d^r Lichtstrahlen für das Auge, i LiiHhelMingen für deb' GehSrgang, ^es La 1)el^«''^s fiir die Lunge beim Athmen, wurSl SrM I. c. pag. 30. sich scharfsinnig amtläf nur mit der stärkeren Bädefutung, dafs dui da^sfflhe und durch die allgemeiner Terhreil* Em|»lindlichkeit des Nervensystems für die R drüik«» der Aufsenwelt das innige Verhält« der Wechselwirkung des lebenden Körp (^Suturti naturans) mit der anorganischen N«r (Nuiura naturata) auffaflender dargestellt wi Der Electro- Chemismus kann darüber viellei« derpin^l noch nähern Aufschlufs liefern. < di»ch bleibt bei allem diesem StahPs Grunds unansefbchten; dafs die Beantwortung die: Verhältnisses nur für die Wissenschaft gehoi die Kunst aber nicht besondere Vortheile c -von erlangen könne, weil wir in den Bev gangen des Organismus bereits den Effect d ser bestimmenden und vermittelnden Ursac zum Zweck der Kunst benutzen können u weiter als Künstler nichts nötbig haben.

Olöge endlich die bisherige Betrachts durch ein Bild als Schatten der Natur sei Anwendutfg für den Verstand finden: die Se (Form gebende Thätigkeit) eines Praxitdts h let Leben hauchend auf der Statue eines Apc Den Stein gab die Natura die die Bilda Tenaittelodeo Werkzeuge die Kunst, i der Natar zur bestimmten Absicht geforn das schöne, geordnete, reine Lebensbild die mit des Künstlers Thätigkeit in Einkla

•* «.

lüDdelnde oder ibD^bMlfminetide Seele. Der Gott sein^ Imagination , . der seine Seele er- iBIIta, erschien aU Kunstprodukt in der Wirklichkeit, um unsere hohe Bewunde- roog EU erwecken; wie sollte dieselbe innere Kraft in ihrer Ursprünglichkeit und Allg<*mein- htit Ton einem wahr^n^ nicht eingebildeten Gotte ausgehend , nicht einen Organismus , in dem das Leben, diese innere Kr/ift, sich selbst •asspricht, bilden können, wo ihr der Stoff k ununterbrochener Thätigkeit der Bewegno^ gen, die sie als zuführend und bestimmend la ihrem reinen schopferisrh bildenden Zweck kniitsen känn^ in allen Graden und Richtun-* gen £ur Auswal\l zuströmt ? ^

(Die Fortteuong folgt.)

/

- 80 ~,

in.

- «

U e b e r

* i'

die Ersparnisse in der Receptur

für.' v/

angehende rreufsiscbe Aerzte.

Vom

Reg.-Med.-Rath Fischer

inErfurt*

IDei den FreufsischeD Kegierungen ist es ge« bräuchlicli, dafs die Apothekerrecliouogeii der ArineDanstalten uod inildeo Sliftungeo zur Re- TisioD der Taxe, und ob überall die Armen* phariiiacopöe benutzt, und sonstige Oekono- inie beobachtet worden , an dieselben einge- sendet werden. Auf diese Art gehen auch, mir jährlich von etlichen und zwanzig Aerz-« ten und Wundärzten des hiesigen Regierungs- bezirks^ das etwa 350,000 Seelen fafst, ineh* rere 1000 Recepte für, mitunter sehr armOi Armeoanstaltenyersch rieben, durch die Hände, Auch erfolgen in den Sanitätsberichten Nach- ^•isuogen über die in jenen Anstalten vorge- koinmeoen Krankheiten^ und wie viel Kranke gestorben und genesen sind. Beides in Ver- gleichung gebracht, giebt in Hinsicht einer

theu-

81

1

tbeoOTn unA wohlfeileren,» complicirteren mi^ •ufacheren Receptur zu interessanten Bepb- toiigen. Hier ein Thee aus inländischen bit- tirn und aromatischen Kräutern und Wurzeln lir etwa 2 Gr. , dort eine Auflösung von 8 -— 10 Drachmen bitterer Extracte in einem de- ' itillirten Wasser mit dem theuern Kdi ac€ii^ omii welche 16—20 Gr. kostet; hier einen Arzt, der, so zu sagen , aus den dividirten . Fnirern nicht herauskommen kann , dort edls ciofache Formen aus der Armenpharmacopoe; bier ein einfaches BrustpuWer aus gestofsenem. Aoies und Siifsbnlz , dort Brustmixturen aus S bis Sterlei Mitteln mit zwei Unzen und noch mehr Zncker in jede. Und wenn man nun die dagewesenen Krankheiten und Todesfälle diesen RecepteA an die Seite stellt, so findet lieh, dafs dort keine andern Krankheiten za heilen waren als hier, dort nicht mehr daran starben als hier* Aber dort, wo die Arzneien weniger kosteten , konnte durch andere Aus- gaben den Armen mehr Holz, Speise, Bedek- kung n. s. w. yerschafFt, ihm wahrhaft unter die Arme gegriffen, und somit weit mehr menschliches Elend gemildert und Krankheit fsrhStet werden, als hier, wo übermäfsig gro« Ise Ausgaben fcTr Arzneimittel die Armenpfle-* fsr hinderten, die Armen durch Geld und an^ dsre Hiilfsmittel gehörig zu unterstützen, da- mit die Kränklichkeit die fast jeder Armer, zumal im Winter, mit sich herumträgt, nicht zur wirklichen Krankheit werde. Somit mufste hier eins zerstörend auf das andere wirken.

Die Verwaltungsbehörde darf sich nicht herausnehmen wollen, dem Arzt vorzuschrei- ben, für jenes theure dies wohlfeile Mittel zu Journ. LXVII. B. ^.St^ F

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wKb1«B| tich itt die wIsMnscliftftllcha Ueber-\ K0ugiiDg des Arztes in seinen Verordnungen .- Sil mischen* ' Sie kann nur auf die Armen- pharmacopöe hinweisen und die Aerste er« ' mahnen y ihr zu folgeti, so wie sie denn auch- nicht zugeben darf, dafs bei ArmenanstaUen Versuche mit neuen Mitteln angestellt wer-«' den, die nicht das Wohl des Kranken', son- dern nur wissenschaftliche Aufschlüsse fiber die Wirkung eines oder des andern Mittels xam Zweck haben. Wenn ein oder der an- dere Arzt erwidert: die Armenpharmacopoe genügt mir nicht; dem Kranken konnte nur durch meine theuern, complicirten Recepte ge- ' helfen werden » so mafs sie die Sache auf sich beruhen lassen, und die Schule, in welcher dieser Arit grofs gezogen worden, trägt die Sehnld jefier. Verschwendung. Von den Aka- demieen mpfs der Grundsatz ausgehen , dafii « der Arzt sein Heil nicht in theuern , compli- cirten Recepten, sondern in gehöriger Regn« lirung der Lebensverhältnisse des Kranken tu Suchen hat , und dafs wo dieses nicht mSg- Ifeh ist, auch in der negel die Arzneien nichts' helfen^

Zwei Gegenstände sind es, die die Be«- riicksicbtigung der Aerzte überhaupt, und resp. der Preufsischen Aerzte, beim Verschreiben der Arzneimittel jetzt mehr als sonst in Anspruch^ nehmen. Einmal der Nothstand der mittlem BSrgerklasse und der Armenkassen, zweitens der hohe Preis der Arzneimittel im Preufsi- schen. In ersterer Beziehung bedarf es wei- ter keines Beweises, dafs sich der Nahrungs- •tand jetzt wirklich im Allgemeinen in einer bedvün^o Lage befindet, und was den zwei*

83 -

I ...

l0ir Piml^t betrifft, 8o ist es notorisdi, dad lie Preofsische Arzoeitaxe sehr hoch ist, so Itls es wahrlich deo unbemittelten Kra^keä •beo so baoge vor der Arzneirech du Dg , ale TOT defn AusgaDg der Krankheit selbst wer« isD' mochte. Nur d6r wohlhabende KraolLe kann diese Kosten ohne besoodere Beschrän* kimg seiD^s Wohlstandes bezahlen; allein den« jenigen Staatsbürger dei* dem ganz armen, wel- disr die Arzneien auf öffentliche Kosten er- Ult, äta nächsten steht, den 'Mittelmann, den Mrängten Landfmann ^ den verschämten Ar« ■in, dessen EhrgefShl ihm nicht zulafst, seine Annath kund werden zu lassen, drückt diese lohe Täte sehr, und manöher wird durch •ine Apothekerrechnung so zurückgebracht, dafs •r, der während der Krankheit nichts yerdie- aen konnte , den Arzt und Wundarzt eben« fdls nach einer iheuern Taxe bezahlen mufs, noch lange mit Sorgen zu kämpfen hat. Es dürfte daher wohl einem jeden Heilkünstler beiUge Pflicht seyn , in der Receptur nicht nur •lleo Luxus zu vermeiden, sondern sich -auch mit allen den Mitteln genau bekannt zu ma-« eben, -welche die Ausgaben an Arzneimitteln vermindern können, ohne dafs den Kranken' •twas Wesentliches entzogen wird.

Ich-«rlaube mir hier Einiges. zur Sprache se bringen, was zu den beabsichtigten Zweck fahrt, in soferne es noch ärztliche Collegen geben nsag, die nicht schon von selbst die nachstehenden Einrichtungen ^ in ihrer Recep- tor eingeführt haben.

Bevor Worten mufs ich jedoch hierbei, dafSi wenn einen oder dem andern Leser diese Be« xoarkungen als- Kleinigkeiten , die wohl in der

F 2

- 84 -

Ilanptsache nichts auf «ich haben mochten« erscheinen ) ^dieses in der That nicht der Fall ist, wenn man bedenkt, dafs sich die kleinen Ersparnisse bei ^iner Kur Yon einigen Wo- chen oft wiederholen, und wetan sie sorgfältig im Auge gehalten werden, an einer Apothe^ ker- Rechnung viete Frocente erspart werden« Vor Allem dürfte den Treufsischen Aerzten sehr SU empfehlen seyn , mehr als es in der Regel geschieht, die gedruckte Arzneilaxei die Sberall für 4 Gr. zu haben ist, fleifsig zur Hand zu nehmen , und diese Taxe nach den jährlich erscheinenden, gedruckten Abände- rungen SU berichtigen. " Einmal, weil sie dann weit öfterer yeranlafst werden würden, wohl- feilere, gleich wirksame Mittel statt der theuern SU Terschreiben , und zweitens weil die Arz- neipreise häufig sich sehr »yerändern , so dafs sie manchmal noch einmal so hoch werden. 80 kostete z. B. früher das Pulv. Rad, Colom- bo unc. j. 2 6r. 6 Pf. , jetzt 5 Gr. 6 Ff. ; ein. Scrupel Cüstor, Sibir» sonst 32 Gr. , jetzt 59 Gr«

1. Jedes diyidirte Pulver kostet aufser den Ingredienzien an Nebenkosten zu theilen 3 Ff., isa dafs es sich oft findet, dafs die Ingredien'- sien bei 12 Pulvern etwa 1 Gr., diese Pulver aber 5 Gr. kosten. Wenn es nun durchaus aStbig ist| dafs das Pulver nicht Theelöffel- WeU« au nehmen, sondern getheilt werden Blufs, so verordne der Arzt statt 12 Pulvern Bor ö noch einmal so grofse, und lasse statt eiaee ganzen in den bestimmten Zwischenräu- men nur ein halbes Pulver nehmen ; dann wird bei 12 Pulvern allezeit ohne Nachtheil des Kranken 2 Gr. erspart. Das beträgt 40 .Aroeent, Ersparnifs»

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Ja einem Krankenbause kaäo TlelesGeld ersprt werden , wenn statt der dividirten Pal« ntf dieselben uogetheilt yerordnet, das Thei« IsD aber durch Abmessen des Pulyers erreicht wird.. Dies geschieht folgendermaßen. Es wird dem Kranken od^r dem Krankenwärter «0 hörnernes Maafs von diieser Form

welches gerade 5 Grane des Constitnens^ Blilch-

' SBcler, gemeinen IZacker^ fafst, wenn es ge*

strichen wird, gegeben. Mit diesem gestri-

dienen Maafs nimmt d'er Kranke sein Pulrer,

' oder es wird ihm damit von dem Wärter ^e-

nicht. Natürlich mufs es der Arzt jederzeit^

' 10 einrichten, dafs 5 Grane des Constituens

die einzeloen Arzneimittel enthalten. Auch

mab dafär gesorgt werden, dafs starkriechen«

des Pulver sein besonderes Maafs erhalte.

2. 'Der gemeine Essig wird zu den Sauer« koAigen und zu andern Arzneien verwendet, ohne dafs es dem Arzt einfällt, die Neben- wirkungen des rohen Essigs zu furchten. War- um soll nun der rohe Essig nicht eben so wohl auch bei andern Arzneieü angewendet werden' können , wenn sie dadurch wohlfeiler erhalten werden können? Wenn daher z. B. .der Arzt eine halbe Unze des Kali acttici in eine Mixtur zu 6 Unzen verordnen will, so lasse er 6 Vn^ zen rohen Essig mit KaH carbon, t einer» da-* vtlL sättigen. Dies kostet 3 Gr. 8 Pf., eine halbe Unze Ka!. nce/Zc. aber 8 Gr.

86 -

I '3. Der Apotfaekar iftt taxrafifsig b«tech- tlgt, für jede» Glas sbu G^Unzea« wetch'ea ihm bier sn Land» etwa 6 Ff. kostet , 2 6r« zu berechneii. Werden nun bei Repetitionen toq deb AbgehSrigen des Kranken die Gläser in die Apotheke sariickgehracht , so rechnet sie Btir der gewissenhafte Apotheker in^nzelnen* Fällen wieder ab. In der Regel aber wird eine Arznei, die z. B. 8 Gr. das erste Mal kostete, sie mag repetirt werden , so oft sie will , wie 'die Reehnungen ai^sweisen, jederzeit wieder mit 8 Gr. verrechnet. Wenn daher die An- gfthorigep der Kranken darauf aufmerksam ge- macht werden, die ziirückgebrachten Gläser Sil qotjrQDi so können ^ie dieselben mit allem Recht dem Apotheker in Abzug bringen» Das- selbe iGndet auch mjt Büchsen und Schachteln Statt.

' _ _ .

4. Zwei Unzen Oxymel kostep 4 Gr. Eine , Mischung aus 1 Unze weifsem Honig und 1 Unze Essig thut dasselbe, kostet aber nUr 2 Gr. 7 Ff«, und iit einer Mixtur, wo ohnedem' der Gebrauch eines Morsers noch berechnet wird, noch, weniger.

Für diejenigen Aerzte, welche Arzneirech- nungen zu revidiren haben, ist zu bemerken, dafs hei jeder Arznei die Anwendung eines Morsers 8 Ff. kostet f dafs aber der Zusatz Ton Salmiak, Nitruin oder anderer dergl. Sal- ze, oder Ton gewühnlichen honigdicken Ex- tracten zu Decocten . kein Mörser nöthig ist, dafs vielmehr das Decoct auf jene Mittel nur cQlirt we)rden darf.

8. Leinsaamen, Leinöl, Wachholderbee- reo I Haüergriitze und dergleichen auch im Haa-i

' •■ t ,-vtM^\£

. 87

^V der Kau Heute TOrkommende Gegenttandil, "^•rden bääfig Ton den Aerzten aus der Apiy«

theke Terordnet, kosten aber hier weit mehr

ibdort.

6. Wenn za einer Blixtar ein deatillirtes. Wasser rerordnet rwird , so kosten einige Tn^ pfeD eines destillirlen* Oeles mit Zacker abge» ■rieben Yiel "weniger , und thun dieselben Dien^ •t#« Anders yerhält sich dies bei einigen, B. dem Chamillen -Wasser, und ist hi^riiber die Taxe nachzusehen, um zn finden ^ vro diese Maxime anzuwenden ist.

7. Die meisten Blumen und die klei0b1al» trigen Kräuter werden am besten unzerschiut« ten als Tbee verordnet.' Die zerscfanitteniBti' Vegetabilien kosten mehr als die ganzen. Viele verschnittene Blumen, z. B. die Chamillee Terunreini^en den Tbee, wegen des Pulvers, welches beim Schneiden abfällt. Wird aber, was wohl geschieht, dies Pulver von dem Apotheker abgesondert ^ so wird der Thee we-* niger wirksam.

8. Sechs Unzen Gilatina Salep kosten 5 6r« 10 Pf. Wenn aber 1 Drachme Saleppulver in

6 Unzen kochendem Wasser gelofst, verord-^ nel vnrd , so ist das dasselbe , kostet aber nur 2 Gr.

9. Decocte, Infusionen und Digestionen bis zu 6 Unzen kosten anzufertigen 1 Gr. 3 Pf» Sieben bis 8 Unzen dagegen 8 Gr. Da es in der Praxis keinen Unterschied macht, ob 6^

7 oder 8 Unzen Golatur verordnet wird, in- dem nur die Dosis darnach abzuändern ist, so wird bei jedem Decoct , Iniusum u. w. von

/.

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6 XTAstn gegen eines von 7 öder 8 Unzen 9 tt'f also über 10 Procent erspart«'

'^10. Ein Gran Mtrc. subL corrosh. kostet 4 Ff., 10 Grane davon eben so Tiel; eitia .-halbe Drachme davon ä Ff. Ein Gran Tar^ tarüs tmeticus kostet 4 Pf., 10 Grane 8 Ff., •ine Drachme 2 Gr. Ein. Gran Sulphur aura» tum kostet 4 Pf., ein Scrupel 1 Gr. 3 Ff. So verhält es sich mit allen den MiUeln , welche in kleinen Dosen verordnet Mrerden, z, B. Opium^ Mxtrftct. , Hyoscyam. ^ Bellad, u. s. w. Diese Taxverhältnisse werdet! aber in der Receptur häufig nicht so beachtet al^ sie es verdienen*

11. Die Syrupe gehören mit einzelnen we- jnigen Ausnahmen bei Kindern , zum arznei- l^chen Luxns. Es ist ein Vorurtheil, wenn man glaubt die Arzneien dadurch wohlschmek- kender zu machen. Manche werden dadorch nur noch ekelhafter.

Endlich finde hier noch einen Platz, was un- ser verehrter Herr Staatsrath //ü/e/ond aufser dem schon Berührten in seiner Armenpharmacopoe, die leider viel zu wenig in den Händen der

Sraktisbhen Aerzte ist, über die Ersparung in er Receptur nicht blofs bei den Armen , son^ dern .auch bei dem Mittelmann den Aerzten so dringend anS Herz gelegt hat, weil dies iiber£|llf. wo es nur schicklich ist, und nicht 6ft genug wiederholt werden kann.

a). ^,Es werden statt der theuern auslän- dischen Mittel bei gleicher Wirksamkeit im- imer nur die wohlfeileren inländischen ver- schrieben.''

Der Prophet gilt nichts in seinem Yater- lande. Auch unsere Chamille, unser Calamus

I .

89

I

tf^Otlliltciff «ofl andere Lnndesprodukte .war- den in grofseren Ehren sleheo, wenn sie aus Ost- oder Westindiea kämeo. In den letz- ten Jahren wurden in den hiesigen Spi- tälern eine Menge kaller Fieber, bei welchen Bin es nur noch mit der blofsen Form sa' thon hielte, durch ColamuM aromatkus stund- IJch zu 1 Quent, gehoben.

b) „Einfachheit in der Form und Olspen- aetion.**

Keine dividirte Pulver oder Species, wo jüe nicht durchaus nolhig sind. Wer wird in den jetzigen geldarinen Zeiten nicht nachste- liende Becepte als offeobar TerschweDderi^ch ia der- Form betrachten , und doch kommen nie Tor. jScc. Xic/i. Inland, Rad. Gram, Xii- quiTm ana unc. ij, C. M. X)iV. in 12 porf* crc» llec. Sacch. aJb» unc. j, Flor, Sufph, Antim. crud* ana drachm, ij, Sem, Foenic, drachm, j. af. P. Pulv. Bw. in 12 part.

c) ,}Wo es irgend möglich ist, müssen die Arzneien in Fulyerform und nicht in De- cocten oder Infusionen verordnet werden.*'

Gegen diese Vorschrift wird in der Ar- menprazis am meisten gefehlt. Immer nur EilractauflosuDgen in aromatischen Wassern, theure Decocte, Emulsiooen und lufusionen, wo das feiogestofsoe I aber weit wohlfeilere Pulver des Krautes, der Rinde, der Wurzel, oder ein Thee dasselbe und weit mehr gelei- stet haben würden. Emulsiooen mit etwas Mitrum und einem Zuckersafte, wie sie häu- fig vorkommen, gehören nur für wohlhabende Kranke. In der Armeopraxls sind sie Un-

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jinge» indem «In aotiphlogistiscfaes FaWtr an« Weiu8tein> Safpeter etc. dasselbe thut. ^ ,

d) ,.Es solleD keine zu grofsen Qaanfitä-^ ten auf einmal verschrieben, auch der offnere Wechsel soll Termieden werden/*

Der Arme, der seine Arzpeiea oiefat su bezahlen braucht, geht damit häufig verschwen- derisch um; nimmt davon mehi' auf einmal ein, als ihin vorgeschri^en ist, um nur, sei- ner Meinung nach , eher gesund zu werdeoy iheilt davon auch wohl « wie mir der Fall vor- kam, an andere mit. Besonders kommt jene NichtÖkonomie bei dem Verbrauch der chirnr-^ gischen Miitel vor. Kleine Dosen mahnen «ur Oekonomie, Daher sind in der Erfurter Ar- menpharmacopoe auch für die einfachen Dro<- guen kleine Dosen vorgeschrieben; bei Kin- dern werden halbe Dosen verordnet.

e) ,,Man setze gewisse Formeln, die ent- weder immer in den A potheken, verrat hig seya müssen , oder sogleich bereitet >(7erden kön- nen,, fest."

Dadurch wird für den Arzt und fü^ den Apotheker viele Zeit erspart. Diese ^ormel^a müssen jedoch nach Grundsätzen der allge^ feinen Therapie eingerichtet werden , soqst ▼ervielfnltigen sie sich zu sehr ; auch mufs da- bei streng auf Oekonomie in Materie und: Form Rücksicht genommen werden. Mochten doch nnr die Aerzte diese Formeln nicht blofs in der Armenpra^is, sondern auch bei dem Uittelmann in Anwendung bringen !

yj) 9iFiUen sollen nur dann verordnet wer^ dea, wenn die Arznei auf keine andere Art gegeben werden kann.'*

Vi

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, g) „Bei Verordnangen flüssiger Ofif fei ist (pnaa darauf zq ' sehen , dafs die Gefäfse in die Apotheke xurückgebracht werden/'

-Hiervon ist schon oben die Rede ge^e* len. In dem Erfurter Regierungsbezirk ist es eingeführt, dafs <iie Aerzte in der Armen« prsxis auf jedes betrelFende Recept hinzufügen niBsseo : cum oder sine Fltro^ Scatula u. w* Sei Reiteraturen von Arzneien werden gar keine GeiSfse gutgethan , und in der Revisicln allemal gestrichen. Der Arme ist daran ge- wSbnt die Gefafse aufzubewahren. In der kiesigen Clinik sind die Herreu Aerzte in ih- vem rühmlichen Eifer überall zu ersparen, so ^eit gegangen , dafs sie bei wohlhabenden Fa- milien die Arzneigläser sammeln und in^ Cli« aikum abliefern lassen. - Auch in der Ci- TÜpraxis sollte es der Arzt bei Unbemittelten fiber sich nehmen cum Q.der sint vitro dem Re- cepte beizufügen.

ft) „Die möglichste Einfachheit bei zusam* mengesetzten Mitteln mufs sich jeder Arzt zum Gesetz machen."

Dieses ist ohnstreilig das Wichtigste in Jader medicinischen und chirurgischen J^raxis, . and findet seinen Culminationspunkt darin; aicht viele Arzneien, und gar keine da zu Terordnen , wo sie nicht angewendet sind. Eine gute Suppe, ein Haufen Holz, ein war- mer Rock t\ sind häufig die bebten Arzneien für die Armen, und wo ein Recept auf den Holzmarkt oder in die Garküche nur helfen kann» mufs keine. in die Apotheke verschrie- ben werden. Wer wollte länger die Wahr- heit verkennen f dafs die meisten fieberhaften

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Krankheit«!! sich vpn selbst heben, wenn nur die diälelischen Lebensverhältnisse gehörig re-* gulirt werden. Einem Armen, der nichts eio-^' zuheizen und nichts zu essen hat, eine stär- kende Arznei verordnen, heilst , den Blinden eine Brücke bauen, damit er nicht in den Graben fallet Anderntheiis hat diß Houiöo- pialhie in ihren kleinen Arzneigaben Extreme aufgesucht, die keinem Arzt der andern Schule einleuchten wollen. Allein sie war doch ht unsern Tagen möglich, und hat auch unter sehr aufgeklärten Aerzten manche Anhänger gefunden. Die. Wahrheit liegt in der Mitte.

Bei dieser Gelegenheit erlaube ich mir noch auf einen Umstand in der Receptur auf*^ merksam zu machen, welcher mit der Wir- kung, die der Arzt von den yerschriebenen Arzneien^ erwartet, in genauer Verbindung steht. Es ist dieses das Verordnen von Oxjd- salben, B. des TTtiguent. Mercur, praec. ru-^. bri^ albiy des Ungutnu Zinci u. s. w. Diese Salben werden in den Apotheken nach dein Dispensatoriovorräthig gehalten, yerlieren aber nach einigen Wochen und Monaten ihre ur- sprüngliche Wirkung theilweise und ganz^ in- dem^ mit ihnen eine Zersetzung vorgeht. Zu- erst darauf aufmerksam gemacht, dafs Augen- ealben aus Quecksilberoxyden und Fett» wenn ftie einige Zeit, besonders in einer wärmeren Temperatur gestanden hatten, ganz anders wirkten, als im Anfange, beinerkte ich bei den Visitationen der Apotheken , dafs bei sol- chen in der Apotheke vorräthigen Salben^ de«

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r^n Oberfläche zuweilen eine andere Farbe häitßj^ aU das , Innere derselben« Um hinter ded Ißrond. dieser Veränderung zu kommen, wurde eine chemische Untersuchung solcher Salben vorgenommen , welche einige Monate ' alt waren. £s wurde zu dem Ende eine Quan- tität der rothen Quecksilbersalbe in Terpen- tiool gelost. Die durch Filtriren abgesonderte FJässigkeit wurde durch Schwefelammouium Schwarz gefärbt. Eine andere Quantität die- Mr Salbe wurde in der Wärme allmählig fil-« trirt. Das Durchgelaufene gab bei der Destil- lition Quecksilberkügelchen. Diese und noch andere Versuche zeigten die geschehene Zer- setsuDg der Salbe deutliah an. Wahrschein- lich zieht das Fett in solchen Salben Sauer- stoff aus der Luft an, löfst das Oxyd aHmäh- lig auf,, und bildet fettsaures Quecksilber, und wird somit eine solche Salbe ein ganz.anderesr Mittel als . der Arzt durch eine blofse mecha- nische Vermischung des Oxyds mit dem Fett beabsichtigt« Daraus ist zu ersehen, dafs der Arztf insbesondere bei Augensalben, keine •chon in der Apotheke fertigen Oxydsalbea Terschreiben , sondern sie jederzeit frisch be- reiten lassen soll.

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iO i>

IV. ^

ü e b 6 r L ä h m u n, g e n.

Von

Dr. C. J. Heidler,

IL Brannenarit in Marienbid»

JLiioe AbhandlaDg im «weiteo Stücke des zwei lind sechszigsten Bandes dieses Journals S. lOS^ Teranlafst mich, hier einige Ideen und Beob« achtungen über Lähmungen mitzntheilen.

IVennman den Schmerz einen WoblthS- ter der Menschheit nennt, so bat man Tor^ zSglich in Beziehung auf so viele unheilbare Lähme Recht« Wir dürfen es ein grofses Uo« gliick' nennen, dafs gerade in den edelstea Organen unsers Körpers, im Gehirn, im Rük- kenmark, im Herzen, in den Lungen, und in mehreren Unterleibseingeweiden 7 auf dem. lYege der schleichenden , chronischen Entzün*. düng allmählig unheilbare Krankheiten sich aosbilden ^können, ^ ohne dafs wir von jienem Wohlthäter bei Zeiten lind deutlich genug ge- trarnt werden, ihnen vorzubeugen* Daraus folgt unmittelbar noch ein gröfseres Uebel; nämlich, dafs man sich leicht in der Wahl 4er Mittel vergreifen kann, wenn z. B* beim

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ßDlriffe etnet LShmäng der Kranle keine aodere Klage führt, als über eine uDgewohn- I liebe Unbehülflichkeit bei der Bewegung, über Abfiabme' des Gefühls, uqd Schwäche des be- frefienden Theils. Dafs sich dieses zweite Un- glück wirklich nicht selten ereignet, macht mich meine Bekanntschaft mit dem schlech- ten Erfolge der reizenden tonischen Heilme- thode bei so yielen solcher Kranken' zu glati- biD genügt ^ bei denen die Lähmung auf die bes^^firiebene unmerkliche Weise eintrat« Die- in scheint fiiir gerade imnier um so leichter XQ geschehen, je selbstständiger das Gehirn, oler das Rückenmark, oder die Nerven leir den, je mehr die Lahmung idiopathisch ist. Leider ist hier, selbst bei richtiger Diagnose,' uch die Heilung schwieriger, als bei andera Lihmungen f^ wo in andern Organen und Sjr- stemeo der unmittelbare oder mittelbare Grund derselben Hegt, und in denen er leichter ent- dtcM und beseitigt werden kann« Ich meyne Hüter diesen letzteren die symptomatischen oder conMUfiieZ/en, und die metastaiischen Lähmungen.

-Ich gehe sie hier, so viel meine beschränkte Erfahrung- es gestattet ," nach diesem dreifachen Ursprünge kurz durch, und vereinige damit^ deo speciellen Zwecl^, den entfernten Aerzten. £e Bestimmung zu erleichtern, ob und was ^gagen in einem vorkommenden Falle von . Ibiienbad zu erwarten ist«

a) Idiopathische Lähmungen.

Hieher rechne ich: 1. Die Lähmungen ch Folge der Apo^

- 96

Hat eioa solche ^ gleicbTiel fiaf walcbet Seite j schon mehrere 'Jahre gedauert , ohaa dafs sie bei dem Gebrauche anderer kräftiger Mittel allmahlig in der Abnahme fortgeschrit- ten ist, so bringt weder Marienbad, noch ir- gend ein anderes Mittel die völlige Gesund- heit wieder« Die HofTnung ist um so gerin- ger, je länger die Läbmung schon gedauert hat, je mehr Rückfälle gewesen sind, je mehr das Gehirn, die geistigen KräftjS und die Mus- keln am Kopfe noch dabei leiden, je toU- kommner die Functionen des Unterleibes von Statten gehen, je weniger Anfangs zur Ader gelassen , und je nacbläfsiger und unzweckmä- fsiger überhaupt die Krankheit gleich in den ersten Wochen nach ihrem Eintritte bebandelt worden ist^ und endlich je älter der Kranke ist. Je mehr das Gegentheil von allen die- sem Statt hat, je mehr bei noch gegenwärti- gen Fehlern in den Verrichtungen des Unter- leibes, die Apoplexie ihre Entstehung daher genommen zu haben schien , desto mehr Hoff- nung hat der Kranke. Leider war die jüng- ste apopleclische Lähmung^ welche ich hier SU behandeln hatte, schon über ein halbes Jafar alt. Die meisten aber hatten schon viel länger f selbst acht bis zehn Jahre, gedauert.

Ich kann nicht behaupten, ob darin, oder, in den mangelhaften Wirkungen unserer Bä- der der Grund liegt, dafs ich bis jetzt noch keinen solchen Kranken habe vollkommen wie^ der genesen sehen. Indessen bin ich Marien- bad die rechtfertigende Bemerkung schuldig, dafs noch alle diejenigen , welche hier die ge« wünschte Hülfe nicht gefunden hatten, auch i^ andern Bädern früher oder später eben so ▼ergebens gevvesen sind.

Ich

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tda «rlaolie mir; mich hiebe! aaf dae

Zaogiii/ii der Herren Geheimenräthe Riat und

Arn in Berlin , des Hrn. Professors Ekner in

KSoigsbergf des H^n. Hofr. Seiler in Dresden,

tfes Hrn. JEIofr. Chrus in Leipzig, des Hrn.

Bofmedikus Huschke in Weimar etc. zu bern«

'on* Ein Ngeringerer oder höherer Grad von

Sessernng ist jedoch meines Wisseos auch deik

allermeisten Kranken dieser Art in Marienbad

sn Theii geworden. Sie scheinen hier Tor-

KQglich durch die Gelegenheit begünstiget zu

meyn, yo vielerlei innere und äulsere, allge-

iBfine und örtliche Reizmittel von verschiede*

Her Natur, an einem und denselben Tage ab«

Wechselnd, anwenden zn können, was für alle

Cslähmte yon grofsem Vortheil ist.

2. Lähmungen von organischen Felikrn im Marisysiem (Gehirn, Bückenmark und Ner- Tensubstanz) , oder in den weichen Theilen und Knochen j welche diese Organe zunächst umgeben»

Was ich oben von der trügerischen Existenz dsr chronischen , oft wahrhaft verborgenen Ent- zündungen gesagt habe, bezieht sich vorzüg- lich auf Paralysen dieser Art.

Ich halle mich für überzeugt, dafs man- cher von den vielen Gelahmten aus meiner Bekanntschaft, welche gleich bei dem Ein- tritte der Krankheit auf die Idee von Schwä- che iouerlicli und äufserlich durch excitirende, tonische Mittel , unter beständigem Fortschrei- ten der Lähmung behandelt worden waren^ hieher gehören *). Trotz dieser subjectiven

*) Erst. vor Kurzem itirb eine junge Fran, wihr« fcheinlioh an der Schwierigkait der Diagnosis in iolchen Fillen. Ich hatte aie fr&her in Mi*

Jo|in. LXVII. B, 3. Su G

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Ueberseagäog bescheide ich mich übrigens ger« ne, dafs 68 nach unseret bisherigen medicipi» sehen Kenntnifs von der Nerven- und Mus- kelkraft weit llBichter ist, aus den Erschei- nungen bei solchen Kranken auf Schwächei zU schli^fsen , als zu erforschen, ob die Function der Nerven und Muskeln gehemmt ist, durch Congestionen Ton Blut, durch variköse Aua- dehnungeii der Geföfse in den betreffenden Organen , durch Exsudate und Extravasate,

rienbad behandelt. Sie klagte dimale Aber be- ständige Sehrterien und Druck im obera und hintern Theil des Kopfes. Über Mattigkeit, und SBsnoberlei krenopf harte Beschwerden. Da sie fortw&hrend an HartLeibigkeit litt, nnd abwech- selnd bald blinde bald fllefsende Hämorrhoiden hatte, so hielt ich den Kopfschners ebenfalls fOr ein Svmptoni der Hämorrhoiden. .Ich be* handelte sie aiesen Ansichten gemttfs fflnf Wo- . eben lang ohne wesentlichen Brfolg. Ich hatte schon daraus auf die Gegenwart von grofsen Varicofitaien in den Venen des Hinterkopfs ge- «ehlossen«

Im Winter darnach rfibrte sie nach einem Balle der Schlag. Sie war anf der gansen lin- ken Seite vollkommen gelähmt. Mehrere kleine . Aderläue. riele Yesicantien» und die Nu» po- miea in kleiner Gabe, hoben die Lähmungi bis auf einen übrigen Reic in 4er Hand und im FnCse^ innerhalb einem halben Jahre. Ein« sehr strenge reislose Diät erhielt die Kranke aiemlichwobl. Wegen der fortdauernden Kopf- •ehmersen wurden öfters Blutegel am After mit grofser Erleiehterung. angewendet. Im näeh- ^sen Winter sats sie viel» unafte ^^^iel, Htt wie- der öfter an -Hartleibigkeie, als früher » und klaeu Ober beständige Hinfälligkeit und Mat- * laic. Bin Arst hiefs sie Wein trinken, nnd ^ .ibf China. Die Lähmung kam nnyersehens wied^er» und bei fortgeseuter tonischer Behand- K^g starb sie einige Monate darnach«

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,^

GMychwuIsta » Aasartängen der naliea < Kno^ ehern ^ uod dergleichen«

Die ÄDamneeo mofs hier den Hanptthail des KraDkeneKatnens ausmachen. Gewils aber ist es, dafs die unbedingte Supposition dieser Schwäche um so gefahrlicher ist, je kräftiger und robuster das kranke Individuum ist^ wel« ches sich iiber eine anfangende , schmerslos« Lähmung beklagt; je mehr sein starker, ire»* quenter, voller, oder unterdrückter fuls auf eotsfindliche Diathese und VoUbliitigkeit hin«* deutet *). Man begnügt sich hier oft za leicht

^) Z. B, ein plethori«cb«r, Tolhaftiger Mann^ ▼on 36 Jahren, hatte sich auf einer Jaad tehc erkiltec, and die FAfie gana durobn&Ttt, In der Nafht bekam er aehr heftige relfaende Scbmersen im Nacken, diese wurden durch ein Veaieator und durch aehweifat^eibende Mittel gehoben. Der Kranke war Wirthachafttbeamteiy und muffte viel im Freyen aeyn* Er fablte aeitdem oft eine gewiiae apannende Empfindung im Genick. Durch eine Erkältung bei einer Fiacherev trat der vorige Schmeri wieder ein« Die früneren Mittel beseitigten ihn abermala«* Das apannende Gefühl kam aber aeitdem öfter» Ka gesellte aich ein ▼ör&bergehender Schwindel und Schwere des Kopfea hinan. Bald klagte er auch ober eine immerwährende Mfldjgkeit und Schwere in den Beinen y und fiber eine ihn- liehe Schwäche in den Armen. In dieasr ZeiS •ah ich den Kranken. Ich rieth ihm «ine Ader« laCs , untersagte Wein und Bier um so mehr« ala aein rothea gedrungenes Gesicht, und sein»

ferötheten Augen einen Starken Andrang der äfte aum Kopf nicht verkennen liefaen. Bald darnach sollte er aich fiber den Nacken Schröpf» köpfe setaen, und dann eine Fontanelle von fDenreren Erbsen ins Genick setzen laaten» Ba war aber die Erndteasit» der Kranke tobtet» aeine Oeaehäfte höher ala aeine Oeanndhtit, und that nichts von lUemt Im Gegeniheil | er trank

G 2

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j}ait: deip »Aeufseroog des, Basken, dafd er frü- her Onaoist gewesen , pder den Beischlaf häa-^ fig ausgeübt habe. Keine Ausschweifung ist im MenschengeschUchte häufiger als diese, und wie selten find verhältnifsmärsig dieLühmungs- jLraakheiten<? Wie viele abgelebte Wüstlinge sieht jeder praktische Afzt in den Hauptstäd- ten ihr frühes Greisenalter ohne alle voraus- gegangeoa Lähmung beschliefsen ? Und wie viele Gelähmte giebt es, in deren Lebens- weise durchaus kein vernünftiger Grund für die Annahme einer vorausgegangenen Lebens« weise Ersehopfüng der Nefvenkraft . aii£zufin- den ist?

Der Puls ist in Lähmungen ein sehr vor^ sügliches diagnostisches Moment, und ich glaube > dafs in keinem Falle innerlich exciti- rende Mittel, selbst in spätem Perjoden der 'Krankheit, am rechten Orte sind, wo man einen frequenten , mehr oder weniger harten Pals^ hebbifichtet, der Habitus des Kranken mochte übrigens noch so sehr auf Schwäche hindeuten.

' noch mehr Wein all zuvor, um die Füfte su stärken« Erst im Herbsc brauchte er einen Arat, als die gensnnten Erscheinungen schon blei- bend geworden, und im Grade zugenommtn- hatten^ Er mufste einen feinern Wem (rinken, hekam Eisen- und Schwefelbäder, und inner* lieh jirniea, Valeriana, später China , und dat JRhus .iöxieodendron. Die Lähmung Ternidhrte •ich von Woche zu Woche. Ich sah ihn spä» ^ tex in einem völlig unheilbaren Zustande wie- der. Er war' stupide, abgezehrt, und konnte nur noch mit vieler Mühe über dar Zimmer gehen. Im Sommer wurde er, wie ich voraas« •agtdf ganz vergeblich nach .Teplitz gsfAhrt» und im Herbst fltrsuf »Ush er.

10t -

Noch weniger aber darf mao den Grand einer anfangenden Lähmung, z/ B. an einer öder mehreren Extremitäten , aus der einzigen .Ursache^ an der. Extremität selbst aufsncbenr mn. mit bloüsen Lokolnyitteln behandeln , weil ma^^ auf den ersten Anblick die Functionen des Gehirns in der Ordnung sieht, und in der Wirbei^äule keinen Schmerz ^ und äufsi^rlich keine Geschwulst und Röthe beobachtet. ^)

') Z. B. ein jangeSy rüstiges Bauermädelien Klagte ' aber wandernde flüchtige Schmersen in beiden

Ffifsen. Sie braucbte Dunstbäder und Opodel* .dok« Die Schmerzen Terloren sich; aber an ihre Stelle trat eine gewisse Unbehü]flichkeic beim Gehen y und ein Gefühl von Eingeschla- fenseyn. Sonst Klagte die Kranke aber nicht!« Ein Wundarzt behandelte diesen Zustand für Örtliche Schwäche mit verschiedenen Spirituo- sen Einreibungen , mit Sinapismen und allerlei reizenden Fufsbädern ein halbes Jahr lang ver-

febens. Maii brachte die Kranlte zu mir. Sie onnt'e ohne einen Stock nicht mehr allein ge- ben* Das Aussehen, der Appetit und der Schlaf waren sehr gut. Der Unterleib war gespannt und aufgetrieben y der Puls härtlich und voll. Alle zwei bis drei Tage hatte sie eine spärliche harte Stuhlentleerung. Ihre Menstruation war sparsam und unordentlich, lind trat gewöhn* lieh mit heftigen Schmerzen im Unterleibe und im Kreuze ein. Ich hielt sie für eine Kranke aus der folgenden Nummer, und nahm örtliche Plethora im Unterleibe überhaupt , und in den Blutgefäfsen im untern Tlieile des Rflckenroar* kes als veranlassende Ursache der beginnenden Lähmung an. Ich liefs eine mälsige Aderlafa machen, gab dann ein antiphlogistisches Ab-* fahrungsmittel his su 3 4 Entleerungen tag« lichy und liefs taglich ein lanwarmea Bad aua den Marienbruhnen nehmen« Nach jedem Bade liefs ich einen Sinapismus his zur Röthung der Haut auf den untersten Theii des Rückens auf- legen. In 4 Wochen war von der Lähmung nar noch eine sehr geringe Spur Übrig, welche

HSchsl wichtig ist bei allen La'btnuägen, wie bei allen sogenannten nervenkrankheitan überhaupt y eine sorgfältige Untersuchung des Unterleibes, selbst wenn der Kranke nicht darüber klagt, und seine Verdauung und Aus« leerungen noch gehörig von Statten gehen« Ich habe im vorigen Jahr dem ärztlichen fubli- kum mehrere interessante Fülle mitgetheilt| welche die Wichtigkeit,, aber auch die Schwie- rigkeit dieser Untersuchung in manchen Fäl- len erweisen helfen. Leider ist in denjenigen Fällen, welche nach genau erwogenen Grün- den zn der gegenwärtigen Nummer zu gebo- ren scheinen I die Frognosis auch iq Bezie- Jinng auf unsere verschiedenartigen Bäder nicht günstig, besonders wenn die Lähmung schon lange angedauert hatte, und wenn schon an- dere kräftige Bäder, die Electricität, die Oou- fhe, die Nesseln » Haarseile, die Moxa, der Phosphor und andere starke innere nnd äu* fsere Reia^mittel , gleich bei dem Eintritte der Krankheit mit beständiger Verschlimmerung angewendet worden waren. Ferner war der Erfolg immer um so geringer, je regelmäfsiger die Verrichtungen der Unterleibseingeweide Vor sich gingen, nnd je weniger Wahrschein- lichkeit vorhanden ist, dafs die Lähmung za einer der nachfolgenden Arten gehört. Bei einem jungen Mann hob ein sehr tiefes Ge- schwür in der Kreuzgegend eine vollkommene Lähmung der untern E:^treniitä(en, gegen weU che man bisher die besten lUiitel fruchtlos an- gewendet hatte. . Die Lähmung war allmäh-* lig, und ohne alle bekannte Veranlassung ent- ' fluiden. Bei Gelegenheit eines langwierigen

sieh SU Hauia ohne allen Arsneigebrauch nach einigen Menathen gleichfalls verloren hat.

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flbrmffebers batta sich darcb Uoachtfamkail «11 tjaffea brandiges Geschwür auf dem haili- gfa Beina gebildet«

Noch Tor der gänzlichen Heilung des 6a« ichwurs konnttf der Krahka wieder an einem StDcktf gehen, und nach mehreren Wochen higUß er selbst diesen ab. Die vorige KrafI der gesunden Tage kehrte jedoch auch hier BIO ▼ollkommen wieder zurück.

Durch mein Stillschweigen über die« jsnige Gattung der idiopathischen Lähmun- gen, welche von wirklicher Schwäche, von wahrer Erschöpfung der Nerven- oder Mus- kelkrafl abzuleifen ist, läugne ich keineswegs ihre Existenz, und noch weniger die Existenz eines secnndären allgemeinen Schwächezustan* des im Verlaufe paralytischer Kraokheiten. Ich konnte nur darüber nicht, wie es die aus- scbliefsliche Absicht dieser kurzen Bemerkun- gen war, meine eigene Beobachtung sprechen lassen f weil ich noch ungewifs bin, ob ich diese Art der Lähmung bis. jetzt zu beobach- ten Gelegenheit gehabt habe. Nach meinen physiologischen und pathologischen Begriffen mochte ich glajuben, dafs es nicht so schwie- rig seyn konnte, dieselbe zu heilen, wenn gleich in der ersten Periode die schwächenden Ursachen entfernt, und der bereits Statt ha- bende Abgang in den Systemen der Empfin- dung und Bewegung durch eine proportionirte Anwendung innere und aufsere belebender Arzneien, durch Bewegung in freier Luft, durch entsprechende Nahrung, und die ganze restaurirende Methode überhaupt, wieder er- setzt würde. Ich habe jedoch unter einer be- deutenden Anzahl der verschiedenartigsten Läh-

anmgen so riela Unheilbare iLeooen gelerot, weldbe gleich bet dem Eintritte nach den ge-' nannten Ansichten and mit aller nothigerRückT " sieht auf den Hauptweg aller Restauration, eine dauernde gute- Verdaaung». behandelt worden ^ waren. Ferner mafs ich bemerken, dafs ich ▼om Gebrauch unserer Gesundbrunnen und Ba« d^r Terhäilnifsmäfäig mehr Gutes bei Geläbm» ten aus der oiedern Klasse gesehen habe, die weder Wein noch Krafibrübeo kennt. Wäre es auch , dafs das junge Marienbad und meine- B^obachlungen bisher vielleicht blofs das Schick- sal aller jungen Praktiker erfahren haben, nämlich, dafs die Unheilbaren zuerst ihre Hülfe suchen; so führen mich doch diese und an- dere a posteriorischen . Gründe auf meine obige Yermuthung zurück, dafs man bei anfangen- den Lähmungen durch die Schwierigkeit oder ¥ielieicbt Unmöglichkeit, die eigentliche Ur- sache der Krankheit zu entdecken, nicht sel- ten verleitet werde, um incitirenden Heilyer« fajiren zu leicht^ zu viel, und zu früh zu ver« rauen.

^rai

b) Consensuelle Lähmungen.

Was ich aus dem Kreise meiner bisheri- gen Beobachtung hieher rechne, sind mehrere fälle, von Lähmungen, welche ich als ein blo- fses Symptom einer Unterleibskrankheit gliaubte hdtrfichten zu dürfen , und ^egen welche sich' unsere tonisch- resolvirenden Heilquellen, und unsere Schlamm - , Wasser - , oder Gasbäder nützlicher gezeigt, als alle früher gebrauch- ten andersartigen Mittel. Wir sehen aus dem Unterleib^, ip acuten und chronischen Krank- heiten eine Menge Erscheinungen hervorge- hen 9 die eine Störung und Unterdrückung der

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GtUni« md NwT^iitliatigkeit abdeaien. Eine dar hiofigtlea dieser Erscheiuoiig ist Störung dsr willkfihrlicheo Maskel kraft Fast alle Un- tarleibakTaake klagen über Müdigkeit, Abspaa- aabg and Schwäche, haben einen kleinen, kcampfliaflen, schwachen Puls. Waram sollte es nater ihnen nicht auch solche geben, bei denen die allgemleine veranlassende Ursache fieser symptomatischen Qluskularsch wache nqch einen Schritt weiter gegangen ist, und wirk* Hcho Lähmung erzeugt hat. Auch manche Apoplexie, besonders aus der Klasse derjeni« gen , welche wir die nervöse nennen , mag hie« ber geboren. Sicher aber ist auch bei der iAa%iBn Apopltoda sanguinta nicht sehr selten der entfernte Grund in der Bauchhöhle zu suchen, wo er auf den ersten Anblick in der Schä- delhohle zu seyn scheint. Die Folge der Apo- plexie, die Lähmung selbst, scheint hier je« doch kaum ohne eine wirkliche örtliche Stö« rnng des Gehirns Statt zu haben. Ich habe daher geglaubt, diese letztern Lähmungen, ohne Rücksicht auf die entfernte Veranlassung im Allgemeinen zu den idiopatischen rechnen zu dürfen. Ein Beispiel von einer solchen consensueilen Lähmung ist folgendes:

Ein eilfjähriger Knabe war ungefähr fünf Stunden von einem heftigen Fieber, ohne be-- kannte Veranlassung, befallen » als ich ihn sah. Bei der Untersuchung entdeckte ichj eine Lähmung der linken Extremitäten. Eine an- dere auffallende örtliche Ailection, aufser'ei-* ner starken schmerzlosen Anspanpung und Auf- getriebenheit des Unterleibes, konnte ich nicht entdecken. Der Kopf schmerzte wohl^ und das Gesicht zeigte einen starken Andrang dee

. t06 -

GeblUtM Kam Knpf, ab«r nicht mehr, aU maii es bei Fiebern in diesem Alter gewöhnlich beobachtet. Der Puls war voll , frequenl un« terdrückt, und setzte bisweilen i^us.

Die' Anamnese lehrte mich die Gegenwart rön Spulwürmern als die wahrscheinlichste Ursache dieses Zufalls kennen. Ein Aderlal^, Rlystiere, und ein antiphlo{*jsti8ches Abfiihrmit* tel mit Pulvern aus Gnlomel und Ziftwersaamen brachten bald Erleichterung, und nachdem noch am nämlichen Tage eine bedeutende Anzahl Würmer abgegangen waren , hatte sich auch die Lähmung sehr merklich wieder vermin- dert. Das Fieber verloi' sich in wenig Ta- gen; auch die Lähmung wurde bei wiederhol- ter Anwendung von Schropfkopfen , von Si- napismen , und bei fortgesetzten Gebrauche ge- Ilnd abführeüder Aizneien, bis auf einen klei- nen Rest gehoben. Diesen aber kopnte we« der SJarienbad, noch zwei andere Bäder und die kräftigsten äufsern Reizmittel nicht mehr )ieben.

. Zwei Jahre nach dem Eintritte der Läh- mung bekam ich denselben Kranken nn einer gefährlichen Herzentzündung zu behandeln, nachdem er schon mehrere Monate früher an- haltend an vermehrtem Herzpochen gelitten hatte« Er starb nach einem Jahre an einem ansehnlichen Anevrjsma des linken Ventri- kels. Seit ich einige Jahre spater einen Ge- lähmten' an der rechten Seite kennen gelernt hatte, bei welchem einer Lähmung der gan« jE«n rechten Seite einige Jahre früher sehr trügerische Symptome einer organischen Herz- krankheit vorausgegangen waren, bin ich öf- ters VATsacht gewesen, auch bei jenen Kna-

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bta to ^nen Zasafmineühang ' ^wiacheo dem AaeTTjnna uod der Lähmung für möglich zu lidlea./ Dieser letztere Kranke war ein Mann TOB Jahren» Die yermeint liehe Herzkrank- heit yerschwand seit dem Eintritte der Läh- anng ToUkommen. Anfser den Anomalien im Herz- und Pulsschlage, g^ng derselben ein periodischer, unangenehmer, dumpfer Schmers un . Hinterkopf voraus. Die Efslust, die Er- Jiahrung und der Zustand der Se- und Excre- tionea gingen nach wie yor der Paralyse voll- kommen gut Ton Statten« Dieselbe hatte hei einem anhaltenden Gebrauche der gerühmte- iten IMbmungswidrigen Mittel immer zugenöm- - metkf und Teplitz, Marienbad und Gastein hat

E"ter keinen wesentliciien Nutzen gebracht« [ diesem Kranken zeigte s^h das merkwür- dige Phänomen des plötzlichen Ueberspringens der Lähmung von einer Korperhälfte auf die andere. Es ist mir bis jetzt noch von vier andern Kranken milgelheiU worden« Bei ei- nigen davon hatte man vorher ebenfalls Stö- rungen im CirculatioDssystem beobachtet. Die Lähmung war gewöhnlich schnell, aber ohne Apoplexie entstanden. Einmal ging ein soU eher Wechsel einer leichten Lähmung vom rechten Arm auf den linken, einem förmlichen apoplektischen Anfalle voraus, wekher dem Kranken eine Lähmung der ganzen linken Seite für immer hinteriiefs.

c) Metastatische Lähmungen.

Diese sind es vorzüglich, welche Marien- bad den Ruf eines Ueilortes für Lahme er- worben haben« Es sind Lähmungen, welche nach allen Gründen der Wahrscheinlichkeit, durch Storutig der Hauttbätigkeit, oder einer

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aodero , natürllcben Absonderung , oder darch gewaltsame unyorsicbtige Unterdrückung einer krankhaften, lange gewohnten Secretioo an der Oberfläche I oder im Innern des Kofpera entstanden sind, also Lähmungen aus rbea* mnlischen, gichlisrhen Ursachen von unter«- drückten Hnutaussrhlägen » von Unterdrückung- •ines habituellen HämorrhoidalKuitseSy der nio* natlichen Reinigung,* des weifsen Flusses etc. *)

Allein auch hier hat ^ich überall nur da Heilung oder wesentliche Besserung gezeigt, wo die Läiimung nicht zu sehr veraltet, un(ji nicht vielleicht durch zu lanjre Dauer in ein wirkliches idiopathisches Gehirn-, Rücken- marks- oder Nerven -Leiden bereits'.übergan- gen war, nicht ^(wa schon mit Lentescenz^ und überhaupt nicht mit einem Zustande ho- her allgemeiner wahrer Schwäche vergesell- schaftet war.

Die bei Nehr **) vorkommenden Beispiele glücklich geheilter Lähmungen finde idh eben- falls ^lle nur z^i dieser Klasse gehörig; und zwar: 166 eine ISmonatliche Lähmung bei- der Arme mit grofser Abmagerung, wird mit- telst der Bäder und Schlammumschläge ia ncht Tagen sehr gebessert« Ein Gailenfiebet war die erste Veranlassung der Lähmung«

*) Gegen eine mehrjährige unvollkommene Lab«

mung aller willkührlichen IVIiitKeln des gatisea

KöFperi , in Folge des Typbnt bei einem jun-

/ gen Manne, haben sich die IVlarienbader Bäder

eben ao, w^ie, früher Teplicz und eine Menge

Nervenmittel nicht von Niiisen gezeigt.

**) Beschreibung der mineralischen Quellen kuMa- ntnbta. Karlsbad 1817. 8.

- V

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S. 171« Eine ToUkoinmene Lähmung der aalern Eziremitäten iTvird bei einem dreizeho- jabrigeD Kqabeo durch zehn Bäder und wär- men Schlammuinsch lägen gehoben. Die Ur« lache war, Unlerdrückung der Hauiausdün- iluDgen durch de^ Genufs von frischen Kir- ichen in der Abscbuppungsperiode nach den Uasern* Die Daner der Krankheit ist nicht iogegeben.

S. 174. Eine gichtkranke Frati bekam am dritten Tage nach der EnlbinduDg plötzlicli •ine vollkommene Lähmung der untern Ex- tremitäten, des Schliefsmiiskels , des Afters, aod der Harnblase. Die Ursache war, Durch- eatsung Tom Regen, welche der Lähmung un- mittelbar Yorging. Nach einem dreiwörhent- Ucfaen Gebrauch der Bäder vermochte die Kran- ke Ton einem Stocke unterstützt, allein ins Bad zu gehen*

S. 175. Eine Schwäche der Beugemuskeln an den Fingern, wobei die Hand beständig ofTen stand, wurde in drei Wochen gänzlich gehoben.

Nehr schliefst diese Krankengeschichte mit folgenden Worten : „Ich könnle hier noch mehr als zwanzig Fälle glücklich geheilter Lähmun- gen anführen , wenn diese etwas mehr bewie- sen, als ich bereits gesagt habe: vielmehr will ich hier das offenherzige Geständnifs ab- legen , dafs jedes Jahr mehrere Gelähmte nicht geheilt werden, ungeachtet sie jeden gegebe- nen Rath genau nachkommen."

Es ist sehr zu bedauern, dafs er sich in die nähere Erörterung dieser negatiren Eifah- rangen einlafst.

110 «-

Ich fnge hier ans . tneioer Beobachtung noch einige Beispiele "von Gelähmten hinzui •' welche in ftlarienbad geheilt worden sind. f

Kathnrina R. aus Rockeodorf in Böhmen^ 25 Jahre alt, seit drei Jahren Yerheiratbet« Ohne schwanger zu seyn, verlor sie vor- 15 Monaten, aus unbekannter Veranlassung, neun Monate hinter einander die Reinigung ganz« lieh« Im zweiten Monate wurde in der MachjL plötzlich der rechte Arm gelähmt. Die Kranke badete denselben am andern Tag in warmem Brandweinspiilig. In der Nacht darauf yer- schwand die Lrihmung im rechten Arme; stellte sich aber dafür im linken, und ein« Nacht später auch im linken Beine ein. Um die nämliche Zeit verminderte sich auch ihre' Efslust und ihr bisheriges gutes Aussehen* Schon einige Tage vor dem Eintritte der Läh-«. inuDg hatte die Kranke vorübergehende , rei* fsende Schmerzen im Kopfe* Diese nahmen . zu; fanden sich gewöhnlich Abends und ia - der Nacht ein. Si^ raubten später bei zuneh- mender Heftigkeit 5 Monate lang den Schlaf beinahe gänzlich. Gewöhnlich verschwanden sie gegen Morgen mit dem Eintritte eines sehr starken Schweifses, nachdem die Kranke den frühem Theil der Nacht mit trockener bren- nender Haqtf gewöhnlich unter Hitze und Un- rnhe> zugebracht hatte.' In den gelähmten Theilen hatte sie nie den geringsten Schmerz» Alle Mittel , welche sie bisher gebraucht hatte« waren- völlig fruchtlos. Hierunter waren die. wesenllichsten : ein zweimaliges Brechmittel^ ein starkes Pargans^ welches drei Wochen lang fortgesetzt worden war, und gleich im Anfunge der Krankheit ein sieben wöchentli-

I

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1 1 cbar 6#bl«ii€h tod Dampfbadero» Alt sie hier •■kam, war sia dreizehn UoDfite in dem be- tthriebaoeo Zustande gewesen, nur die Kopf- ichmerzen hatten sich sehr vermindert. Dia Schlaflosigkeit dauerte fort. Den linken Arm vad .das linke Bein konnte sie kaum bemerk- har haben. . Das Gefühl war ganz erloschen. Die gelähmte Seite fühlte sich käller an, als die gesunde. Die Kranke hatte fast nie Ap- petit, war daher sehr abgemagert, sah blafs lod gelblich aus, hatte einen bilternf schlei- aigen Geschmack, und eine sehr belegte Zun« 1». Stuhl hatte sie täglich. Im Unterleibe klagta sie nichts. Die Reinigung halte sich in den Jititcn Monaten zu unbestimmten Zeiten ei- aiga Male wieder gezeigt. Ich verordnete tag- lidi so viel Kreuzbrunnen, dafs sie 3 bis 4 Eotlearungen bekam. Die Excrem^nte waren sehr zäh und schleimig » meistens aber ganz schwarz. Sie schwitzte gewöhnlich sehr stark« Täglich nahm sie ein heifses Bad vom Ma- rienbrunnen. Im dritten Bade stellte sich olina alla Beschwerde die Reinigung, und gleich darauf r.uch einige Erleichterung in den ge- lähmten Theilen ein. Dieselben wurden nun sehr schmerzhaft, beschwerten sich aber von Dan so , dafs die Kranke die vollkommena Empfindung und Beweglichkeit derselben in- nerhalb drei Wochen wieder erlangte. Auch die andern beschriebenen Zustände waren gänz- lich beseitigt.

Eine wohlgenährte sanguinische Dame von QDgafähr 50 Jahren, hatte schon mehrere Jabra zn unbestimmten Zeiten gichlische Schmerzen in Terschiedenen Articulationen. Nach einer bkültong anf einer Reise befiel sie plötzlich

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eilte LShinaog der gensen rechten Seite, jiech« dem sie launai Tom Wagen gestiegeik War«.f Der Arst lief^ schnell eine Ader ollnen» und I suchte die Kranke in starken Scl^weifs n^r bringen^ ^!

. Dadurch wurden^ bis zum andern Morgea c das Sensgrium und alle Muskeln des Gesichts j und Halses toq der Lähmung gänzh'ch wieder /^ befreit. Der ganze Arm und das Bein waren 'x aber ohne Bewegung. Oefiers wiederholte f Blasenpflaster und spirituose Einreibungen, bes-.;,- serten diesen Zustand allerdings in den ^ nächsten drei Monaten in so weit, dafs die Kranke wieder allein gehen, und die Hand bis an die Brust heben konnte. Sie schleppte \ jedoch beim Gehen das Bein sehr stark, und konnte die Finger nur sehr wenig freiwillig- bewegen. Man schickte sie im Friihjahre in , ein einheimisches Bad. Weil sie ^ aber dort nach Yier Wochen nur sehr geringe Fortschritte gemacht hatte, so kam sie nach Marienbad« Hier brauchte sie sieben Wochen lang- die Beider, und täglich einige Sfuoden lang die - warmen'Schlammumschlägeüber den Arm, und über das Bein. Sie genafs vollkommen, und •: bat fünf Jahre hinterher nicht die geringste Spur von Gicht wieder empfunden.

Ein Handelsjude, ungefähr 33 Jahr alt, hatte Schon als Knabe fliefsende Hämorrhoid ' den» Seitdem litt er wiederholt daran. ^ Dabei war er schon von Kindheit an mit der Krätze behaftet. Uebrigens war er gesund. Vor an-> derthalb Jahren vertrieb er seine Krätze durch eine rothe Salbe. Einige Wochen darnach bekam er ^heftige Schmerzen in den Lenden* Auf die Application eines Blasenpflasters >B^an-

derte

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iMie der Schmers 'in die Htifle. Derselbe war sehr heftig , und machte das Geheo uit^ ^glich. Ein zweites Blfisenpflaster trieb den Schmerz in die Wade, Hier blieb er trotz einem neuen Vesicans, trotz der An* Wendung von Seidelbast hartnäckii^ sitzen. Scfaropfköpfe hoben ihn zwar zum Theil; er wanderte aber nun abwechselnd von einer Stelle zur andern, ohne sich irgendwo lange so fixiren. .Zugleich bemerkte der Kranke^ dafs er nicht mehr wie früher, durch die Heftigkeit der Schmerzen, sondern durch ein neues Gefühl von Schwäche, zu geben ge-^ kindert war. Auch die Ernpfloduog im Beine flng nn sich zu yermindern, es magerte ab» imd die ganze Muskulatur an demselben war weit schlaffer als am rechten. Er konnte das kranke Bein heben , und willkührlich nach allen Richtungen hin bewegen , aber nicht auf demselben haften, und den Körper darauf stiitzen* Schön seit dreiviertel Jahren war es daher dem Patienten, nicht möglich, ohne eine Krücke oder einen Stock zu gehen. Die übrigen Gliedmafsen parlicipirten nicht von diesem Znistahde. Erinnern mufs ich noch, daJEi der Kranke seit dem Eintritte des be- schriebenen Uebels nichts mehr von Hamor-« rhoiden wahrgenommen hatte. Aufserdem klagte er über Maogel an Appetit, sah erd- fahl aus, und .litt häufig an Stuhl Verstopfung. Er mufste Kreuzbrunnen trinken, täglich ein- mal baden, und Douchen - und Schlammum- schläge nehmen. Aufserdem liefs ich an das kranke Bein abwechselnd blutige und trockene Schröpf köpfe appliciren. Am achten Tage der K.nr kamen einige sehr schuierzliafte Hämor- rhoidalknoten zum Vorschein. Acht Blutegel Joam. LXVII.B.3.St. H

114

- /

lüMetttgten diese. Und obtieeine fernere aut- ftneado Erscbeiaung, aufser den täglich -refu ' tnehrten Stuhlgängen', und den BaehmnaTigea' heftigen Morg^nschweifsen , besserte sich der Kranke aUmählig so, dafs er am Ende der vierten Woche ohne Krücke und ohne Stock ütundenlange Promenaden machte.

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116

t

V.

'Kurze Nachrichten

Auszüge.

f.

Gehörskrankheitäfi. Aus dem Französischen im Auszuge mitgelheÜt

von M, Dr» E Isafs er in Stuttgart.

(FoTtsetzimg. S. dies« Jonrn. Juliiia d. !«)•

Zweiter Abschnitt.

Von den Krankheiten der Trommelhöhle^

der Zellen des Zitzenfort satte s ^ der Ge»

rknö chelchen und ihrer Muskeln.

f , /. Von dem Catarrh des innern Ohrs.

Aft antfahrlich in dem Dietion. abgehandelt ant6r dem Titel „Otite*\ Indeaaen will ich hier einige Beobachtungen mittheilen , welche diese Krankheitt* form näher bestimmen*

Der acute Catarrh kündigt sieh di^roh nnertrl^« liehe Schmersen an, obgleich jSland glaubt , die EntsfinduDg verursache nur einen gelinden Schmers^ der sich durch ein schwaches Gefiihl von Sptnnüng

H 2

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und dumpfem Klingeii bemerklioh mache , im FeU •ich die EntBAadunE' auf die TrommeLböhle ba- •ohräukc . Dagegen oeobachtete ic|i bei roehreren Personen, welche von einer EntEflndung der Schleim* haut in der Trommelhöhle befallen wurden , dtt Gegentheil» indem hier ^er Schmers telbst TOn An- fang der Krankheit an unerträglich war.

Ein JAngliug von 16 Jahren , üer sich im Juni 1810 an einem kühlen Morsen mit einer Arbeit in der Saone beschäftigt , und mehrere Standen mit bloCien Faften jm Wasser gestanden hatte, ver- spürte gleich darauf Fröstein» Schmersen und Schwere im Kopf, Hitze y schmerzhaftes Spannen in beiden Ohren mit lästieem Ohrenklingen , schweres Gehör und ein unbestimmtes Stechen im Körper. Bald darauf stiegen alle Zufälle ^ namentlich die Ohreu- sohmersen, auf einen sehr hohen Grad, so dafs der Kranke unendlich zu leiden hatte, wenn er husten, niesen oder nur den Mund öffnen wolhc. Vom dten auf den 4ten Tag stellte lich ein reichlicher Aus- fiufs von eiterfrtigem Schleim aus Mund nnd Nase ein. welcher den Kranken bedeutend erleichteite und ihn unter dem Gebrauche vou Blutegeln, Ca- taplasmen u. dgl. bald wieder genesen liefs. Ein Buchhalter von 59 Jahren, wurde von einem schweren Gehör mit starkem Ohvenklin{;en befal- len. Derselbe consultirte mich im October 1812, wo gerade kalte Witterung herrschte (nach meiiden Beobachtungen ist Kälte und feuchte Witterung der Behandlung des Gehörorgans mit Einspritzun- gen in das Innere des Ohrs sehr nacbtheilig). Ich machte in beide Ohren Einspritzungen durch die E. Trompeten von lauem aromitischem Wasser. Nach mehrtägiger Anwendung dieses Mittels empfand der Kranke eine Schmerzhafte Spannung im Innern des linken Ohrs, die beträchtlich zunahm und sich Aber den ganzen Kopf ausbreitete) mit einem W^ort, derselbe bekam alle Zufä,lle wie der vorige Kranke» 0uoh stellte sich hier zwischen dem 3ten und 4ten Taff ein starker seröser AuiAnfs aus dem äufsern GeEöreang ein, der auf den Gebrauch der vorhin angeführten Mittel mit den übrigen Zufällen wie- der aufhörte.

Mord glaubt, dafs die eatarrhalischen Flüsse die Gehömcriren in ihrer Integrität belassen, und der.

117

EnAolf der eatarrhtlitfthen A£Fecüon sich auf ein

■Mlitniacbet Uindernifa cur Wahmehinung der

T6u9- bea«hrlnk«9 während ich der I^einung bin»

laTa aalirere Recidive dea innem Ohreaurrha, wie

anflh der hartnlokige ohroniache Caurrh einen tor»

|uden Zuatand dea Gehörnerven hinterlasaen , der

aich der LiLhiiione annähert* Zum Beleg dieser

Meinnog fahrt Samy hier einige Fälle an, mit

■aehacenenden Folgerangen;

Der ohroniache Caurrh dea Innern Ohra hin- tcriiCit ein üblea Gehör, daa aich mit der Zeit yer« adütmmert.

2. Difi^ Art von Taubheit hat nicht allemal ih- ren Grand i*i einer Scbleiminhäufong in der Trom« melhöhle, in den Zellen dea Zitzenuirtsatses , und in der Eustachischen Trompete, indem EL die eiagesprQtsten Flüssigkeiten in den angefahrten Fäl- len eans leicht in diese Höhlen gelangten.

3. Der Catarrh der Trommelhöhle afficirt mehr oder w^eniger stark die Gehörnerven, allein diese Affeetion kann auch in einer spätem Zeit durch Ein« •epritaungen in das innere Obr vollkommen geho« ben werden. Ich empfehle bei dem chronischen Catarrh gelind stärkende Einspritzungen , s. B. ein ach waches Chinadecoct', einen Aufgufs von IVTen» iha, von Wasser mit einem kleinen Zusatz von Lavendelgeiftty Eau de Cologne oder Schwefeläther; ebenso das Mineralwasser von Balaruc,

L/J. Von der eigentlichen Entzündung der Schleimm uty welche die Trommelhöhle und die Zellen des Zitzenfortsatzes auskleidet ; von den Ahscessen und Eiteransammlungen in denselben Höhlen,

Man sehe den Artikel: Ohrenentsandung, Otite: in dem Diction. , daher der Vf. hier blofs die Be« nerkung macht, dass die Bildung eines etwas be« trächtlichen Absceises auf irgend einem Punkt die- ser Cavitäten aus anatomischen Granden nicht wohl möjglich; dsgegen es viel wahrscheinliqher sey, dafa aica SU gleicher Zeit mehrere kleine Abscesse bil- den, die beim Aufbrechen so viel Eiter absondern, dafs dieser die Höhlen ausfallt, das Trommelfell unter Schmerzen auswärts treibt, es zerreifst und aich einen Ausweg durch den äufsern Gehörgang bahnt*

Ferner einige Beobachtungen von Eiteraniamra-

118 ,-

hingtn iil dtn g«aaniit«n Höhlen ttiitthtilt, düreli weloha dßv Vf. ta beweisen sucht, dafs nur dis < Durchbohrung des TroninielFeUs und Einspricsun- :i

Sen in die E. Trompeten im Sunde sind, die L«U J en des Kranhen absuhflrsen und den schmerahaf* ^ cen Anstrengungen der Natüx auvorsukommen«

Das letatere Mittel wird den Voraug haben t

Daa Gehörorgan in seinem natarlichen Za* atsnd an erhalten)

% dem Biter einen Ausweg lu Terschaffen, und sn gleicher Zeit jene Höhlen au reinigen;

3. einer Verschliefsung der Trompetenmflndung und selbst ihres Kanals voraubeugen, die aehr oft die Folge einer Ulceration dieser Theile nach Ma* %ctn und Scharlach ist* '. ^

■1

Von den Mseessen im Zitzenfortsatz^ *,

Mansehe den Artikels Jbseefs, Depot, Mastotd0p in dem Diction.

^ Zur Charakteristik dieses Uebels fahrt der Vf. , •inen interessanten Fall von Jasser (Journal de Med^ Fßbr, 1793) an, den er besonders hinsichtlieh der -' Behandlung kritisch beleuchtet, und am Ende fol«> gende IMittel für ähnliche F&Ue vorschlägt!

1. Die Wiederherstellung eines plötalicii ga» heilten chronischen Geschwürs;

% erweichende, späterhin reinigende Einspritaan- - gen, und swsr durch die Eustachischen Trompeten t

dh das habituelle Geschwür einige Zeit nach er« folgter Heilung mit aller Vorsicht der Kunst au , Lallen,

Jasser sah eint die Perforation des Zitxenforf- sataesy welche Riolan in Terschiedenen Fällen von Tsubheit ^nd Ohrenklingen , die von verstopften ' Eustachischen Trompeten herrühren, und JRolfink bei der Wassersucht der Trommelhöhle und der Zellen des Zitsenfortiatses empfohlen/ aaerst aus« geübt au haben. Hagstroem wiederholte diese Ope« i ration obni glücklichen Erfolg. JLöffier verrieb«

?ate diese Operation ebenfalls in einem Fall von faubkaitf welche durch den Absata eines Krank« haitsstoffa, auf das Ohr entstanden war. Die Ein« - •pritanngen kamen ilicht durch den Mund aurüek, Dtor Kranke bekam sein Gehör wieder, wurde aber ▼on Neuem taub«, nachdem sich die Wunde i;e« •cUof f tu haUüf Z*öffler entschlofs sioh^ den Zitaen*

Ibittttt wifed^lr la öffaen und deatalbti^ dareh tlii« frim« Danniaiun (Ton Sohrsibfedtrdlcke) offaii M imluii* D«r Krank« hdne in dar Folea dairoh dit fcADtdiehe OefiFaune ir^enn ar dan Imind Off» ' aaia und alto der Schau durch dia Eufltaah* Trom* DfCäB fon|;elaita^ wurde. ^aissY ift dagagan da« Ifainong, daft aina Verstopfung aar Buauch« Trom-. patan die Ursache dieser Taubheit gaWeaan iatt weil iin gagentheiligen Falle die in den Zitsenfort- •MtM ganacUit^ Eintpritsungen in dia Rachen* und Naacnhöhla gelangt aeyn wttrdan. Dar Umstand fSNnar» dafs dieser Kranke bei ofFenem Munde b^tm aer gehört hat, ist kein Beweis far das OfiFansayn der £ustach. Tron^peten » indem sich die Ersehet* Ba4g( «»daCi wir bei offenem Mund bester hören/* am wahrscheinlichsten dadurch erklären läfst^ daCl der 'äufsere Gehö/gang bei geöfFnetem Mund asehc erweitert und gerader wird, und dadurch einejurö« Aaöre S&ule derselben Schallstrahlen aufnimmt. Man k^nn sich von der Richtigkeit dieser Angaba ^arcb folganden Versuch selbst überaeugen: man bringa^ siaondem der Mund geöffnet ist, die Spiu« daa Ringfingers so .tief als möglich in den iufsera 6a« körgang« Schliefst man hierauf den Mund' au , so ▼erspart man eine gelinde Zusammendrackung dar Finearspitse , welche von den Condylis das Unter* kicfers Jierr&hrt, die die Wandungen des ÖehÖrb

fsngs nsch xugeschloiseDem Munde einander au b&« arn streben. Perole hat durch Veriuche bewiesen» daCs die Ensuch. Trompeten keinen Weg bilden, durch welchen sich der Schall fortpflanat«

Die Perforation des Zitzen fortsataes mifsliagC oft wegen regelwidriger Bildung desselben« Mor» gagni und Hagstroem haben Scheidewände anga- troffen 9 welche die Verbindung der Zellen unter aich unterbrochen haben» Andere wie Adolph l^u^ ray fanden den Zitzenfortsats gana compact baaohaf- len, d. h* ohne Zelten ^ und daher aucn ohna Var« bindung mit der Trommelhöhle.

Die Anwendung des Trepans an den Zitsan* foitsats ist, abgesehen von den angefahrten Hin* demissen, wegen Bluiflüfs» Krämpfen , Oonvulsie- nen n. •• w* sehr gefährlich, und bekanntlich wurda der Leibarat von Btrger ein Opfer derselben. Das* San ungeachtet wurde diese Operation von dam

~ 120 r-

▼erstorbenen Jmemann in Göttingen in nai^ite- ^^ hendeii F^en empfoblen: I

li bei vollkommener oder stufenweite saneh*! »ander Tänbbeit; '^

2. bei einer Anssmxnlang mucoser Flfliiigkei^ ten^im Innern des Obres u. e. f.

'3. Wenn die Ob^^en scbmersbaft sind und htm ttlni^igea Obrensausen Statt findet ^

wenn die Euitacb. Trompeten dureb Scbleint und andere Materien, die man dtireli Einspritsun- gen entfernen kann , verstopft sind ; endlich

5, wenn die Zellen im Zitzen forttatz eine eiter- ' artige Materie enthalten und cariös sind;

Diese Fälle sind durchaus die nebmlicben, wel- che in den Abbandlungen der achwedischen Akade« nie aufgezeichnet sinf Antemann hat nur den Fall : vergessen y wo davon die Rede aeyn würde , die Membranen und die übrigen weichen Tbeile der Trommelhöhle wieder au erweichen und die Arti« -culationen der Oehörknöchelcfaen geschmeidig nu aacben. ,

Zur Prüfung dieser sechs Fälle bemerke ich fol- gendes t

ad 1. Welche Data hat man über die Ursachen , einer solcben Taubheit, um eine «o gefäbrlicho Operation anzuräthen 7 Einfachere und gefabriosere Mittel sind dagegen Einspritzungen in das innere Ohr durch die Etintach. Trompeten» und wo die» ien letzteren Hineiernisse im Wege sind, die Durch- , boliTune des Trommelfells und Einspritzungen durch ' den äußerp Oehörgang«

ad 2. Auch in diesem Falle reichen Einspritsun- gea durch die Eustach. Trompeten aus'» welcbe nicht so gefjihrlich sind, wie Einspritzungen durch eine fkflnstliche OeiFnung im Zitzenfortsats* . .. ad 3. Hier ist die Operation scLlimnaer als die Krankheit selbse, in welcher nach meinen Erfah- rjuigen passende Einspritzungen durch die Eustatb. Trompeten Hülfe schaffen. '

ajd 4. Auch hier verdienen die Einspritzungen dar^h die '^Eustach* Trompeten den Vorzug (in je- dte tlinaichc)* f

ad 5. Hier passen erweichende Einspritzungen darch die Eastacli. Trompeten. ' .^d 6. In diesem Fall ist die. Perforation dea

'

121

ßtiaforCtaUM viel weniger gefährlich, und V0r. dient den Vorsug Vor allen übrigen Mitteln.

f. J7/. Fbn der Pflasters ucht der Trommelhöhle und der Zeilen- des Zitzenfortsatzet,

^ Valsalva beobachtete oft ein flbles Gehör oder

Tanbheic in acuten Krankheiten. Manchraal währte dai CJebel so linge , als die dasselbe verursadhende Knakheit* Valsalva hat in diesem Fall in der Trommelhöhle und in den Zellen des Zitsenfort- sstses ausgetretenes Waiser gefunden* Dieses tJebel hann in rolge eines innem Ca tarrns, eines Schlags oder Falls unmittelbar auf das Ohr entstehen. Die Zeichen einer solchen Wasseransammlung sind un- cetlhr dieselben wie bei einer catarrhalischen Af- netion» und wie bei dieser ist auch die Wasser- fnchc mit Kopfschmerzen und einer dunklen Wahr- aehmune. der Töne verbunden. Diese Krankheit ▼eriAhwmdet Öfcers wieder in dem. Verhälthxfs als Watsertropfen durch den Mund, durch die Nase oder durch den Gehörgang sum Vorschein kom- men, wenn man den Kopf des Kranken vorwärts neigt.

Wenn das Serum nicht durch die Poren des Trommelfells einen Ausweg findet, und die Eu- stach, Trompete verstopft oder verwachsen ist, so kann man die Wasseransammlung nur durch eine kflnstliohe OefFnung ausleeren. Zu diesem Zweck eiebt es drei Mittel: die Perforation des Trommel- xells oder des Zitzenfortsatzes und Einspritziinf^en durch die Eustach. Trompeten. Das letztere Mittel verdiene den Vorzug vor den übrigen, und nur dann ist die Perforation des TrommelFells angezeigt, wenn man die Verstopfung der Eustach. Trompe- ten nicht heben Kann, welches übrigens selten der

. Fall ist.

Wenn die Krankheit entweder durch eine Er- schlaffung der die Trommelhöhle und die Zell^en des zitzenförnügen Fortsatzes auskleidenden Schleim- Baut, oder durch ein zerrissenes lymphatisciies Ge- fafs unterhalten wird, dürften aufser der einfaclien Ausleerung des Wassers zur Hebung des Uebels auch gelind stärkende Einspritzungen (Mineralwas- ser von Balaruc, Bare<;es , Chinadecocr, aromatische Wasser) Fontanelle oder Hsarseile in Nacken, öfters gegebene Furgiermittel u* dgl. anauwenden seyn.

122

§. IV, Von d^r Bluter^hfsung in die TrQßkmBthöhle und in die Zellen des Attzenforttatzes»

Stenon mid lifor^agni glaubten, dafs nch, Bluf in der Tiumnielhölile '■nsaronielii KÖQne, Cboper fül'rt'ein Beispiel davon aU eine besondere Urtaohe von Taubheit an. Ein Fall, ein Schlag auf den Kopf können dieses Uebel verursachen« Wenn dena* nach der Kranke in Folge eines' solchen £rei|eMis* ses aus eiuem oder aus jbeiden Obren- Hlut vertiert' und la'ub wird, kann die Taubheit von einem im 'aufseru Gehdrgtng angehäufiüa Blutgerinnsel her- rnhrcn, und «renn nach (ie«sen Bnifernung die Taubheit in gleicher Stärke fortdauert « darf man annehmen 9 dafs die unmittelbare Urssche dieses Utbdis in einem Blutextrav*sat in der Trommel* Kölile und in den Zellen des Zitsenfortsatses be* stehe. Wenn eine Einspritzung von lauem Wasser in das ipnere Ohr durch' die Eu&tach. Trompete blutig gerdrbc oder mit BlutereriniiSel YermiacLc 'Zurückkommt, bleibt kein Zweifel mehr übrig.

In dem Ftlli, daf« nur noch das Extravasat su. bf leitigen Ut, empfehle ich vor allen Andern Mit* lein meine Me^^hode, das Ohr einzuspritzen -^ und swar nur mit lauem VVasier. Cooper perförirto in einem solchen Fals das Trommelfell, um dem ex» travasirvem B)ut einen Ausweg au verschaffen» waa ihm auch gelungen ist» weil das Blut noch flüssig war. Nach der Perforation dürfte es daher jeoth* wendig seyn, das Blutgerinnsel durch Einspritxun- gen von lauem V\''asser in die künstliche OefFnung Auszuspülen. Wenn sich dagegen das Blutextrava- •at bis in die Zellen des Ziieenfortiattes erstreckt, ao gelangten dergleichen Ein.\priiziingen nicht *ia dieselbe, und dann hat man als Folgen des stocken- den Bluts Entsündung, Eiterung, Äbscesse hinter den Ohren, Beinfrafs und folglich Taubheit su be-^ fürchten.

{. r . Von der jinhaufung von Schleimigen und Oh'

rensehmahähnlichen Stoffen in der 'Trommelhöhle und

in den Zellen des Zitzen Fortsatzes^

Dergleichen Stoffe und selbst lymphatische Fluide können ihien chpinischen Verhaltnissen au Folge sich verdicken, ^verhärten, und dadurch Taubheit ▼arurteoiun. .

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,. \ >B»1trWkawBt, dAft dw S^^Mefib im kluaBtoliMl .Ahsi(>Ab«r*. All(i''«ndorft Stoffe prldomiairt ; S«iiiin<i ylrt^ «icinkwlitoli« f1«l8«iii!sati dangen und Ohrtel^ ^ tarrlvi . di» ineifMn Kiiid«r'btf«ll«n. lix dem^ sir« , ini JUkdfMitcr MiU die Bigenfbluft , 91011 \ auMiii. ^ ~tMi00M^ d«v in M^ngo kbgeioadenr ScIiUtoi (roxi L> dirmi« ii«d d«» lUohen). htiifc «icb in d^k* NAh« '•«' SMtoolu.TrodBpeun und in dieieu ••!{>•( «ri^ - [.'MAiKWitopfc fiew I)adoreb bildet sich auclircin« L*. «iövfcmc ▼<>& Schleim in^der TrommelbÖlüo und :/ l«tM» Zellen de» llttenforuetses^ un.d wenn ,dtr w lAnigeie Thetl retorbirt iit, kuno tich derKRen' ^ KteiHlneM Jind Tenbfaeit vernruchen.

O^Dtiiieeial det feil bei deit meiatea jungen U«»\ Ct^wd-t^umoEien Mentohen« welche jnan.Ton^ ^e^ '/ jMdEt ea dareh einen Bild un^tf «hier fflr^ ttdb hälc -l^llAeae Uriaehen Ton Taubheit koiliiiien aelir hknfig* b tmm%^ beeondera bei Kindern voki achleiinig«' Co»^ ^^ iAptioB. die aberdiea 'grindigeif AuucbllgeA am !-'' Kpff «M im Gieeieht unterworfen eind. '

•^- Selbst dem Alten waren y^iete Ursachen Tbtt '* .AtobhfiK nicht unbekannt (^ctr. C^Uut)*

-* i' *Dl*. fchleimige Materie /kann bloft verdiehteiV* Mto»ndn oder gar verhaftet aeyn, und dadurch diese Bohlen ▼erstopfen4 liauptsächlieh ist es die Qh» ventchmalzihnhche Materie y welche diese Höhlen

. ' -gUiehsani auskleidet.

Die charakteristischen Zeithen dieser Art von .]^ Taubheit sind aus der Anamnese su entnehmen , ■•

& ans ^r Verstopfung; der Nase, h^fig^m Schnui» .pflniy Ohrenichibersen ^ scjophulöser Anlaee u, •• •W» and aus folgenden Zeichen einer von Schleim frerstopften Trommelböble: Wenn man im Schneu» jMm oder Verachliefsen des Mundes und der Nase -mne sufke Exspiration macht und die Lnft nicht An dL%i^ Öhr dringt, wenn ferner die durch die Eu« euch. Trompete geroachte Einspritzung einen star» lien Wid4Brsund erfährt , und _ein seröser oder mn» .«öser AMsAufs auf dem üufsern Gehöresng Statt fin* -det. ^ Sollten die Einspi itsungeu in diese Höhle cn«

- scheinend leicht eindringen, aber das. Organ bei« nahe unempflnälich difür seyti » so darf man an- nehmen, dafi yerhttrtete Materien die Höhlen, in

.' die mau einspritat, abersieJien. Kommen nsch fliehrUgi^en Einspritzungen kleine aerreibliche Per* dkaltt mit der eingespritzten Flassigkeit dicirch den

124 -

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..

Mnnd ocler ddroh die Nase zum Vorscheio , so dtrf man diesei alt ein pathognomonitchea Zeichen der Uraaclie x^^ ^^^ fragliVshen Taablieic ansefien«

Der Vf. fahrt hier einige Beotiachtungen sam Delee dea Geaagten und siim Beweia von der vor» theiluafteo Wirkung der Einffpritsnngen nach sei- ner Methode 9 ^d. h. duifch die Euatacb. Trompe- ten ^ an.

^ VI, Von der Verstopfung der Trommelhöhle und der Zellen des Zitzenjortsatzts durch kreidenartise

Stoffe.

jirnemavn fand in der Trommelhöhle eine Isrei* denartige Materie, und ist Her Meinung, dafa frü- her ayphilicisch geweaene Peraonen > dieser Krenk- hritsform nnterworfen sind. Mir ist. ein ähnlicher "«'Fall von einem funfzi^^jähri^^en Minne bekannt, der aeit fünfzehn Jahren in Folge mehrerer ayphiliti* scher Anfi^Ue aehr fibel liöj^t, allein da derselbe nie- - riiala weder im Hals' noch in der Nase venerische Geschwüre gehabt hat, kann diese Taubheit von ei- ner Verschliefsung der Eustachischen Trompeten nicht herrühren. Vielmehr scheint dieses Uebel Von einer in der Trommelhöhle und in der Eu- stachischen Trompete angesammelten kreidenartijgen Materie herzurühren. Hagström beobachtete eine ▼oUkoromene Taubheit in Folge venerischer Zn- litUe. Ich bin der Meinung, dafs die Verdickung des Schleims durch das venerische Gift und die Zn- rückhaltung desselben in der Trommelhöhle uiid in der Eustsich. Trompete gewöhnlich eine der unmit- telbaren Ursachen dar venerischen Taubheit bildet. £s.ist längst bekannt, dafs das syphilitische Gift in besonderer Be7.iehiing zu den mucöscn Säften steht^ so z. B. zu denen im Innern der Nase , in dem Gaumen, im Halse ii. s. w. , daher diese Theile so oft von der Syphilis angegriffen werden. Da der ßohleim in den Höhlen des Zitzen fortsatzes von derselben Art ist, so darf man sich nicht wundern^ dafs sich die Syphilis gern dahin wirft {prix de l'*Aead, royal dt Chirurg, Tom, IV-) Sennert er- kählt nach Platner^ dafs ein Abbce in Folge eines venerischen Übels. blind, taub und stumm gewor- iden ist,

^In Ansehung der Diagnose dieses Uebels, ssgt I^ichwinp 'weun der Taubheit irgend ein veneri-

t

125

E'iwli'* Cabal voiheigefi;*>ig*n i^E) nooli ttthr Man« '-faMclbe von einetn rsiieiUcban Symiitoi» bccleltot -J- »__■ . 1 .i.r. -li ^TimkL.!» _._

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K«>r<lickKni , in Ati TiommelLoiae ■««•blHtnu BSehlaimbenOhrt. AuiicliU^e von mtihl,ifüg«ii Vl«oh^ r.Ua an dm Ohrtlppclien sind glFicIirilli y«rdleb> liga fCulleciiv) zAc\ibd. Nach' A'M«t bii d),a tfi pEUrtiiclie- Tiubheii ßumiinigUch merirer* KLimM (■Dg ein Gerluich oder Sauien in da» OtiraB ttta '' Vorliutav, d«i mit heftigen Schmanea vkrbubj«* ' in, wenn eine Eiieriing biiiEuKoiilmli odar Üih.' ein GeicbsvQr aii^büilFt, dal ieri:(>rlii(l auf das - Organ wirkt. Dieae Tiubheic TOb» auah brti TM eiticni Leiden der Hilsmandung der Eu<Uob. T^oo^' . .

Scte hei. Ein gewöhnliches Zeiebrn lO^oU v<ta ar Versioni^Liiig det Tiommelbühle lla Ton ii* ivti 'Kqataeb. Trompet«, Trolcbei auch ihre üriacba aayi i. »lg, ii[ folgendea: Wenn man bei veriehloiianMä [^Hnad und Naie stark eiiipiiiit, so fühlt man MW Eindringen von Luft iu dia Ohren, nocbvU'An- I tehliean derielben an dit Trominell'elli . , . ' ■^ Iil blof. noch die VaiaUipfune »n aioh ali'U».

Inrest der gehobenen allgemeinen KrankfaHt au b«... 'leitigen, so itiufa man so lange Einspritanngen vop huaiD W«).er in d.i Ohr (durob die E. Trtmpt- Un) machen , bi> die Höhlen gei-tinigt aiod.^ Dia- •n litfat aich annehmen:

1. am der Leicbtigkeit, mit der dia FlAKigkait in die EuKaob. Trompete und in die TrommeUiöUa

2, *rann dev Krank« daa Anaablaaan daraellMB ' fUUügbeit an' dai Trommelfell , fibcrdiaCt

Si «iaa milda Wurme im Innarn d«i Ohra und daa An von Kitteln in der Gtgend dei Zitsenfort-* »Um «wpEndal.

Irt niaa bia auf den Punlit der Reinigung ea- koMmn/ao bCrt der Krank« deutlich. Sollte abae ..da ■ädaniliefaei Gihör lurackblüb«!! ilt Folgal •Ihm EriehUirung d»r Theile *o muf« man d«n I laünWaaaar einige Tropfen Moachnaiinktur, Napli> Aa vitrioli, Lavendel uder Roimaringeiat ttueUett* - 2M« 'Ifinarainii)«! von Bilarue und BariRei ir«'» '. iM «oob inffallendtr und schneller wirken.

Um 'dia in Red« »te'hende Taubheit su bailon, ^^man di« Perforation de* ZiiEen(oriiats, dia " 'ätU and den GalTanUniui voTgeteUagtn,

- 120 -

•Hein flhet claf erstere Mittel Yiabe ich meine Mei- nung foeinic« autßesprochen » und sp^terliin wet^e icb die Unznlän^lichkeit uod Gefahr der twei iets« tern Mittel nachweiten.

« yil. Von den Krankheiten der Gehörknöchelehert,

Di«se Knochen sind Fehlem der ersten. Bild nng, detn Beinfrafs Und der Anchylose unterworfen* Bucyer - D^tmortiers fand in der Trommelhöhle- einer . Kuh y dffs der Ambos mit dem Kopf des Hammer« in der tiateüiflichen Lage articulirte, aber der Stiel de* letBtern gans fehlte. 'Die ^Beobachtungen von Riolatt f Cooper u. A. Aber die partielle oder totale Zerstörung des Trommelfells berechtigen mich &u der Annahme 9 dafs der fehlende Griff des Hammers lieine Ursache von Taubheit bildet» ^enigBien» keine absoJure« Wenn da% Tromtnelfell seratörf istp-'Ba itt ea auch der Insertionspunkt des :Ham* mers^ wodurch die Mitwirkung^ dieses Knochene znr Wahrnehmung der Töne aufhört» und gleieh- . wohl behalten dergleichen ' Personen noch die Fä* higkeit siim Hören . wenigstens einen Theil noch* Die Gehörknöchelchen sind bisweilen anchylor airt. Ruyseh will bei ^ einem neugeborenen Kinda diese' Knochen verwirrt und abnorm raiit einanaev verbunden gefunden haben. Der berühmte. Petit fahrt ein ähnliches Beispiel an. Richerand sagt aus eigener Erfahrung: die Zerstörung- der Gehörl^nö« ohelchen verursacht durch die Oeffnung des ovilen Fensters Taubheit, die Cotunnische Feuchtigkeit Aiefst aus und die Gehörnerven werden dadurch eines . fär ihre Bestimmung nothwendigen Flui* dnms beraubt;,/*'

Ich glaube» dafs es nicht möglich ist zu unter'» »eheiden^ob die Taubheit von einer Aochylosek. difeser Knöchelcheti oder von irgend einem andern Fehler derselben herführt. Uebngens ist die Taub- heit-von der einen oder i^ifdern dieser Ursachen herrfihrendi, ginz unheilbar, obgleich man z. E. die ^ paries.durch reinigende Einspritzungen heilen könnte.

^. T^IIL Von den Krankheiten ^ u siehe an den lHus» kein der Gehörknöchelchen vorkommen können»

Die Paniyse und di^ Zerreifsung dieser Ma«* \pivL bilden die häufigsten Krankheiten derselbeif.

•. -: ?^

127 -.

Dift ee^rfifiDliehsten Ursaeben der Paralyfe sini! Jie FAslneber, Nervenfieber und RJieom«titnien.

Der Vf. fohlt hieraaf einige Falle an. die sh keweiflen icheineoy daft, 'wenn- sich die Taubheit Wifarend der fiebandinng; aoeh nieht verbeaseit, da« Gehör sich in ▼ielen Fallen apäterfain wenn 6»b Ohrcnklingefi «nfgehört bat wieder ei »findet, ferner daft die Taubheit mit Erfolg in jedem L»r- beaealter dorch gclind reizende Einspritanngen in die £aitaeh« Trompeten (durch die Nase) oehan*^ delt "werden kann, wenn ihre UrMche eine sofäl- lige ist,

f. IX» Von Jem Ohrensausen.

IHetea Uebel besteht in der Wahrnehmung ei« ■es Gertnsehet, ^relehet nicht -wirklieh existirt« oder wcnigatcne nieht infserlieh vorhanden ist« Ifaa nennt et Ohrentanten , wenn der Schall einem tiefen Too eleicht und Ohrenklingen,- Ohvensiachen, wenn den^be fein ist.

'I>ie Verschiedenheiten des Ohren sau sert hin- Cen ab Ton der Natnr der Töne, welche der Kranke Eört oder sn hören glaubt , nnd tou den Ursachen, updche das Ohrensausen hervorbringen. Von die- foa Verschiedenheiten haben die Schri&steiler eben eo viele besondere Krankheiten abgeleitet» obgleich in der Wirklichkeit diese bloEse Varietäten der ■Imlichen Krankheit sind« Man sehe den Artikel yyOhrenseasen J*'*

(Die FoTttetxaog folgt.}

2.

ttoig Mit Jetm Pulver der Digitalit purpurea» Hohaentet von denDrr» Guiher t und lifoulin.

r fVumung bei dem jetzt oft so umnafsigen nie- huschen Gebrauch witgefheilt von Dr, Trosch^l der Gau de Sante 1826. No» 24.

Bin gewisser Crozet, 23 Jahre alt» Setser in ei- mm Drackerei» lia seit mehr als einem Jahre am,

128 -

f lersKlopfen , welches in einer Erweitemng dielet Orgtna begrOvHet su teyn acliien, und gegen wel* i:hoi er ficb siemlicb lange einer liretlicheu BeLand- lungj anvertrant hatte. Alt am lOten Februar 1824, das Klopfen stärker wurde, und der' Kranke su er**' sticken' tViiohtPte, liefs ihn der Dr. Guibert eiiie an- sehnliche Zahl Blutegel an die Herzgegend setaen» und verschaHte ihm dadurch viele Erleiehterang» so dafs er sich zwei bis drei Tage hindurch seiir wohl befand, indessen glaubte Cr.^ dafs er sieh ^ ein für alle Mal von seinem Hersklopfen befreieki Könnte, und bereitete sich in dieser Aosicht selber eine senr gesättigte Infusion von einer halben Unso Pulv, Digitm purpurmf und trank am 15ten Febr. mehrere Taiss^ von derselben. Bald nachher wurd« ^ er ohnmächtig, empfand Neigung sum Erbrechen und Maeenschmeraen, so dafs man Abends von Keuem den Dr. Guibert rief. Dieser traf de/h Kran- ken in einem Zustande der äufsersten'Schw&che an; er bfobschtete eine allgemeine Bl&sse, kleinen und iinre^elmirsigen Puls, wenig reizbare Pupillen^ Schlafsucht' un.d Apathie , weiche nur durcn die stiirroitchen und fast convulsivischen Anstrengun- gen sum Erbrechen nnterbiochen wurden: die £x- tremitiilten waren kalt, und die Schläge des Her- ' zetts kaum fdhlbar. In Gegenwart des Arztes er* brach der Kranke sich mehrere Male, und schien dann ein wenig erleichtert. Das Ausgebrocheno war flüssig und von grüner Farbe , und glich dec Infusion der Digitalis ,. von welcher der Kranke su* vor eine ziemliche Menge getrunken hatte. Die Flüssigkeit liefs auf den Grund des Gefäfses eine

Sulverige, grünliche und sehr feine Substanz nie« erfalleuy welche nichts anders zu seyn schien^ als das gepulverte Kraut selbst.

Unter diesen Umstifiiiden , und bei so ungewöhn- lichen und stürmischen Symptomen liefs cier Dr. Guibert einen seiner Collegen, den Dr. IVloulin sur Consultation einladen, und dieser fällte dasselbe Unheil über die Natur und Gefahr der Krankheit« Beide verordneten einstimmig heifse Senfnmschläge auf die-Füfse, £inreibunt*en mit reinem Cöllni. sehen Wasser auf die Herzgegend, erweichende Umschläge auf die Magengrube,' und zum Getränke eine Abkochung von Gerste und Quecken mit Milch. Das Erbrechen hielt die gauae Nacht an, obgleich - fast

129

bn niclit) bariD^befördeTt witde) üideMin trux>

ita die Migeniclimeneii lUmählig gelinder, di« , MtUtrigk*] t lief« «noli iciir nach, aad det Pul« Bitim in Regelitiirsieksit und Xtifl zu. Tigi dir. lof hfiile das Etbrecben eini auf: dec Kranka lief«, ucbdtm ei ri^l von daTleiintiigsiiden AbKocliung gtuunben biiia, dia Nacbi über reicblicben Oiia^ BDd fühlte lieb »ehr erleicbtccl. De8i«n ringckeh- Ut wurden dieielben Geltinke, dio UroscbLtge luC die Migtngegend, eine strenge Diäi und voUkom- raene Ruhe bVibebdien. Vier ..od itvaniig Smnden Dieb den Zafdie (vir lein Zustand aebt lufriedan- iltUend, und man erlaubte ibin, elwat auftuace- ken , und einige Nabrune au aich lu nebmen. Seil dieser Zeil äufierten lich keins anderen Symptom« nehr, als dai lle[zkloj>reii . welcbes ia der Folea nccfa tnebrers Blnlenliiehungen, Ruhe und küh- iande* Regimen nfjtbig macbten.

Et gebt aui der eben ei'EHblten Feobaebtang berror, ith di« Dißitilii, in groTaer Doiii geno«- < Ko, 1) den Magen ankeift, 2) auf labr merltlicb» Weiaa die Beweguttecn dei HerEeua aobffäcbt, und 3) in der Folge aitcli die Thätigkeit dea Gebirtiei and der Sinneaorgane Lerabietit; und ea eutapringt diraua für die lelitereti eine veiminderte Reiiem. pbnelichkeit , und aodann bei einer nicht binrai. abeDden. Erregbarkeit dea aeDtibleu Systema di* Neigung Kum SchlafSi

■t)9pptthSrtn. Der Kreispbyiikn) Dr. Gum.. Mdl. in Htviu eriahlt: Im Maiherce dea dieajihrK- gHI JUWMnge« d«a Hufetand •' uud Oiann'^KhtB ToHr- m^t wi» «ich ein Aufia» fibM daa DoppclböcoB.

130 '

Wihrtnd do9 Monats Min d. J. habt ich ftlbn in dittem Uebel gelitc«n, und find« miefa, da dio Er- •cbeinnng lu aen telteaen gehört, rwialtXtj^ iiieiH« Beobachtung hier folgen au laasen. Ad GehOrjkraali- heiten habe ich nie gelitten , befand mich auch kurs vor der £nutehan|; dea jetsigen Uebela gana

Setund , bia ich an einem der letsten Tage dea Ilrs eine kribbelnde Empfindung im rechten Ohre gleich beim Erwachen Spürte, die mich nöthigte, öftera mit dem Finger in den Gehörgang einsuge- hea» und daa Ohr au achfitteln, hiernach ^rurde die Empfindung auf einige Augenblicke beteiligt, und 9 wiewohl sie mich in meinen Geschäften er- ^vas störte , so liefs sie sich doch ertraeen. Gegen Abend Te^twandelte sich das Kribbeln m Schmer« t ich bemerkte beim Eineehen mit dem Fitiger lAS Ohr Vereneernng des Gehörganges, vermehrte War- me, und bekam momentane zuckende ^chmenen^ die sich nach den sitsenförmigen Fortsats und dem Jochbeine verbreiteten. Dieser Zustand lieÜa mich nicht länger mit einer Localblutentleerung sllnmen, wornach auch die Entsfindung im Entstehen un- terdrückt wurde. Zwei Tage vergingen, während welchen die vorhanden gewesene Auuockerune der Bekleidung des Gehörganges verschwand, ich im Ohr wenig Empfindung von Krankheit wahrnahm, bis endlich am dritten diea Poppejhören sich ein* atellte« Ich war vielleicht eine Stunde- allein im Zimmer gewesen, hatte mich an meinem Arbeits- tisch gesetzt, der so gestellt ist, dafs ich, an ihm •itiend, der Thflre den Rücken kehre, das rechte Ohr nach der Wand |:erichtet, mithin dar Thfire gletehfallt abgewandt ist. In dieser Lage befand ich mich, als eine mir sehr wohl bekannte Person die Thfire öffnete, mich anredete, ich die Worte «nmal von der Gegend, woher aie kamen, 64t BW^itemal aber an aer Waiid^ nach welcher mein Ohr gerichtet war , vernahm»^ Beide Worte ge- langten gleichzeitig aur Perception, es war mithin daa zweite kein Nächhall des ersten: unterscheiden konnte- ich beide nur durch die Verschiedenheit dei Tons* Im ersten Augenblicke frappirte mich *ii% JSrseheinung, ich sah mich befremdend nach der iweiten Person um , und werde nun der Sin- nestftusehung inne. Von diesem Augenblick Ver- liefe »ich due Erioheinung nicht, sondern dauene.

131

dha^ «tma^etstii , 8 Tage lane fort » bif ef «n Wdi naioh dem Eiattöpfelit von OTeum Hvoscyiuni infu» smm gUiiIiob und tohnell verschwand. Weder vor* hWf noch aaoh wlbrend der Dauer, eben ao Wf* «ig nacbber, Tiabe ich Klingen, Sanaen oder Raa« ^A in den Ohre gehabt. Nur das GefAhl . daf« aeli mildem rechten Ohre nicht ao achar'l, ala mit dem linhen höre, iat sarachgc^blieben. Dafs icli 9vr blora mit dem' rechten Ohre doppelt gehört fcabe, lieft aiciv durch du gänsliche Veratojpfen des einen oder andern Obres deutlich nachweiaen« Brachte ich . einen festen Licin wandpfropf in das geannde Ohr, ao wurde das Doppelhören geatei* gert» der Ton lautei; und achneidender. Gelinder nnd leichter au ertNgen war der Schall, sobald ich 4#a kranke Ohr verstopfte, wiewohl daa aweifacha IIAren nie gänslich verschwand, wenn ich daa Ohr ench noch so' aorgfältig verstopfte. Beide Töne konnte "Ich erstlich dadurch unterscheiden , dafs der eine tiefer, der andere höher war, und c^en tiefern nahe bei mir, den höhern in einer Entfernung von 2 bis 3 Ellen vom kranken Ohr vernahm. Der Untersehied in der Höhe des einem von dem an- dern blieb sich nicht immer gleich. Anfänglich ^ar es bald die Ters, bald die Qusrte, wie ich diea'sm besten am Klaviere wahrnehmen konnte: SPiter atieg die DifFerens bis sur Octave. Einselno Tönsf auf dein Instrumente ansogeben, kofinte ich vertragen:' jedoch susaromenhängende Stücke sa apielen, war wegen des Gewirres vor dem Ohre nicht möglieb* Eoen ao vertrug ich daa Sprechen einer Person : das Gemisch von mehreren Stimmen vnrwirrte mich. Unerträglich war mir der Zufall; lob war die ganse Zeit nindurch verstimmt, und fahlte mich nur etwas beruhigter, wenn ich mich gans allein in abgelegenen Zimmern befand.

Zineum cyanicum hei Chorea. Eine 36jährige, sart gebaute nnverheirathete Dame , litt aeit 12 Ja|i' ren nach ehiero heftigen Schrecken an unwillkobr- liehen Muskelbewegungen , vorsöglich in den Ei- tremitäten. Verschiedentlich angewandte Mittel minderten die Zufälle, und brachten theils längere, -fhetia kArsere Remissionen hervor, €^ gesellten sich aber apäter auch Brust-, Schlund- und Unterleibs« krftnipfe hinsu , wobei die eigenthAm liehe Erschei*

132

nung lieh dirbot, d«ff sU mit den äurreni Zacltmi«

gen Altemirten« Hierbei war die Vegetation det [Örpers unterdrflckt, dageeen die Keisbarlieit der Mnskeln und die Empinnalichkeit des Nerrensy- etema gesteigert« Um dte.Krärte zu heben , gab der SU Hfllfe gerufene Dr, Klokoiv Qiiaisia mit Baldrian» gleichseitig wider daa Hauptfibel blauseuren Zinb^ wovon die Kranke' jedoch nur ^ Gran pro Doai ' bei vielem schleimigen Getränke ertragen konnte. . indem erBfsere Gaben heftige /Oolik > Durchfall und Erbrechen verursachten. Erst als der Körper sich •n das Mittel mehr gewöhnt hatte, konnte die Do» .. ^ •is allm&hlie bis zu eineita halben Gran verstärkt werden, und zwar mit so günstiger Wirkung» dafs die Kranke am Schlüsse des Jahres schon im Stande war, das Haua zu verlassen, was sie seit einem " Jahre nicht gewagt hatte,

Kris9 durch TVeichsolzopf hei einem Nervenfie»^ . her^ Der Dr. Schmidt in Fraustädt berichtet: Bin Kind von 3 Jahren litt am Nervenfieber so be« ~ beutend, dafs man nach dem heftigen Gehirn* und Nervenleiden, z. B. Sehnenhüpfen, anhakenden De- lirien «nd Petechien von der Gröfse eines Handtel- lera u. a, w. den baldigen Tod erwarten durftet dessen ohngeacbtet wurde das Kind, ohne .irgend * einet wahrzunehmenden Crisis, als durch die einet tiob hinnen 3 Tagen vollkommen entwiokAnden Weiohaeliopfs , gesund.

(Dlb Fortsetzung folgt.)

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Neueiti ^ttchrleht il&«r Sluingnu

J.L.Koeitleriii»fdukg^itduSaiaqn§lU^

I

Litterarisches Intelligenzblatt

<V>Mki

No, III. 182a'

Anzeige für J0rzte mnd Wundärzte^

Im Verlage des UnterseUliaeten ersoheiat auf Subtoiiption ohneVorausbeMblarg folgendet Werk:

Theoretifch -praktisches Handbuch iUr Chir$u*gie^ mit Einschlufs der syphilitischen" und ^ugtnt" Krankheiten i in alphabetischer Ordnung, . un- ter Nlitwirkung eines ^ Vereins von Aerzten und T^undanten herausgegeben von Dr, J, N. Rust^ Konigl. Preufs, Geh. Ober ^ Med. Eathe^ Ge- neral ~ Stabsarzte der Armee, Professor etc.

Uebcr den Plan und die Tendens desselben bat sieb der Herr Herait8§;eber in einer besondern An« xeige» welche in allen Bachlundlungen unentgelt- \llcn SU haben ist 9 hinreichend tusgesprochen.v Der j3nick beginnt im Sommer des Jahres 1829, und da bis SU dieser Zeit sttmmtliche Artikel der Redaction^ yorliegen mftisen, so wird er so rasch berri«bea werden » dafs alle lecUs Wochen eine Liefemng von, 24 Bogen erscheint und das ganze Werk mit dem Sehlnfs des. Jahres 1830 voUat&ndigjibgelieferC teyn lyird.

Die Stirke des Werkes lafst sich mit Zuver* litsi^keit noch nicht angeben, doch wird si« swölf Llofemngen schwerlich übersteigen. Eine Lriefe« rang Ton 24 Boge.n kostet für die Subscribenten l|.^thlr*, der nachherig;e Ladenpreis wird daeegen auf 2 Rthlr. erhöht werden. Der Betrag wird erst b«im Empfang; einer jeden Lieferung besahlt» die Verbindlichkeit der Abnahme erstreckt' sich jedoch natürlich auf das ganse Werk, dem von Zeit su Zeit Haupititel nach einer bequemen AbtheUung ia Binde beigegeben werden.

' Die Subscribenten werden sueleioh ersuofit, aich mit ihrer Bestellung bald an irgend eine be* Uebige «oUdjB Buchhandlung su wenden , da mit

12 .

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dem Ablth^dat Septembers 1829 der Snbscriptiont« Ternin ({InsJieh' getchloteen wird und der Ledeii« p^is eintritt«

BerUn , den 15. Jali 1828.

Hieod^ Christ. Fr. Enslin. .

Berlin bei Th, Chr. Fr. Enslin:

Taschenhueh ^er äritlichen Rezept irkufi st und der Arznty formein f nach den Methoden' der h et ühin^ testen jierite; heruusgegehen von Dr» Karl Sun» deLin, Als Snpplemenc zu der Heilmiiteilebre desselben Verfassers. Zwef Bändchen in Ta- scbetiformat (elegant gedrucltt auf feines Druck - ^Velinpapier, 'welche enthalten :^

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In wie fern dieses Werkchen entschiedene Vortiige yor den sahireichen Büchern ähnlichen lu« halte habe, will ich mir nicht tnmafsen hier aus- einander SU setzen , jedem Sachknndigen werden solche aber bei der nfichtigen Durchsicht in di« Äagen fallen*

Thäoretisch' praktisches Handbuch der Lehre von den Brüchen und Verrenkun «,en der Knochen, Von Dr, Adolph Leopold Richter^ Stabsärzte am Kön» mediz, ~ chirurgischen Friedrich ^ fj^ilheltns- Institute^ Mitgliede etc. ^ 48 Bogen Text» 4 Bo« -gen Erklärung der Abbildungen , und 40 litho- graphirte Tafeln in Folio, vorstellend sämmtli- ohe, bisher bekannt gewordene Maschinen^ Ver- bände und Repositions* Methoden. Preis 7 Rthlr. 198gr. (In den Österreich. Staaten 9 Fl. Conv. Mse«)

Dieses Handbuch eläubt die Verlagshsndlung «la ein ffir die Bibliotnek eines jeden Wundars* taa nnd Studirenden unentbehrliches VVerk em« pbhleJi SU können.

13 ^

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fWifscein NntEen ist, theils aber Fiorry^s Schrift: H la percussion mediate, bereitn in einer deutschen Ueberaetannje bei Stahel in WArsbiirg erscheint^ anoh Boarei/ und Nasse auf die Wichtigkeit der Aoienlutioti und Percussion aufmerksam machen.

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IV. Stück. October.

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B r 1 i n 1 8 2 a Gedruckt und Terlegt bei G* Reime^»

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Merk würdige F Fall

einer

beinahe zwei Jahre lang im menschlichen 'Körper verhalten gewesenen

ausgearteten Schnecke*

Nebst Abbildung: von

Dr. Job. T r ü m p y, ,

' SU Ennenda bei Glaras.

tlin und wieder in altern und neuern Schrif- ten finden sich Beispiele von Schnecken, Ei- dechsen u. dgl. Thieren , welche sich kürzere oder längere Zeit im menschlichen Körper aufge- halten haben, und natürlicherweise die schreck- lichsten Zufalle, ineistentheils convulsivischer Art, erzeugt haben. Da diese Erscheinungen ganz natürlich selten vorkommen, so halte ich es für Pflicht jedes Arztes, dem in seiner Praxis solche Fälle an die Hand kommen , dieselben ofientlich bekannt zu machen. Unter diese Klasse gehört nun nachfolgender Fall;

Am 28ten Mai 1824 kam Barbara S. aus Haslen zu mir und erzählte mir unten fol-

A 2

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gende Krankheitsgeschicbte. ' Dieselbe ist toq langer, hagerer^ Statur ^ Mutter mehrerer Rin- der|y Ton deoeo sie zwei duri:h ärztliche HiiMe ; erst gebären konnte, und hatte übrigens vor- -5 her keine bedeutende Krankheit erduldet. Sie - war "von jeher fleifsig und arbeitßaniy tod uq- , bescholtenem Rufe , und ehrlichem , redlichein > Charakter, und hatte stets mit Armuth und^ Dürftigkeit zu kämpfen« Sie war damals ganz - fahl Ton Gesichtsfarbe, cacfaektisoh , mit ein- gefallenen Augen, unstätem Blicke und matt- belegter Zunge; ihr Gang war schleppend und mühselig; ihT Puls schnell, schwach und zit- ternd. Sie erzählte mir nun : sie habe im Ju- . liqs 1822 bei ländlicher Arbeit aus einem Olo- raste Wasser getrunken, und dieser Trunk Wasser sei der Anfang aller ihrer nachher folgenden vielen Schmerzen: indem sie fest überzeugt sey, dafs sie damals ein kleines ' Tbier, oder ein Ei won einem solchen müsse ; getrunken haben, welches allmählig in ihrem Magen herangewachsen sey. Sie habe näm- lich bald nach jenem Trünke den Appetit und Schlaf verloren , viel Durst gehabt, habe von Stunde an ein beschwerliches Drücken in der Magengegend empfunden , welches sich nach den! Genüsse von manchen Speisen sehr ver- mehrt und blofs auf den Genufs von lauer Milch vermindert habe; sie sei von dieser Zeit an aufTallend abgemagert, und^ habe keine an» 'ballende Arbeit mehr verrichten können. All* inählig habeii sich immer heftigere Magenbe- schwerden, vorzüglich ein sehr schmerzhaftes Drucken, Magenkrämpfe und Unterleibskräm- pfe ^is zu der heftigsten Form ausgebildet, dabei -sei ihr häufig übel und brecblustig ge^ weeen. .Im folgenden Winter 18|| glaubte

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■ifi ^«ok. ijl«firtKcli^dt« B6we|^g riotl'laiKg«' lii^Mi^VU^rfr (wibichet sie für; eiM Mao8 faieli) ÜB'.flBigM Jka-tpiii^iii-. dasselbe bewege »icU . .TO«^ «iBer'^eite sar andern, ond sie glaubte^ [ es \3ii$m Jli» tnanchnud sogar, im HaU hiaiaiafi lAf cie stein Brechen; eter sie habe dasselbe mm wegbreehen können: es krieche iinmetf wiedei^ 'urSck. Yon dieser Zeit an nahmeik Dum knünpfhaflen ' B^chwerden läglieh iiberi \ htthd; woin sidi nicht selten^ein heftigesi Br^ dien gesetlte. Häufig nahmen ihre krampf:» ; kaileii . Beschwerden eineft so heftigen Che-* * nkter an, dalli sie mehrere Standen bewufttr .Uim^ da lag nnd^ton den fürchterlichsten doni'« n KrBo^pfen verrissen wurde. Voiii Mo« jsn Mooat sparte sie das Grofserwerden «, die,ln ihrem Magen sich, befindenden Thieres; .' \id aeHMfiss im itäcbstfolgenden Jahr (182»)' ;.ieiB« bleibende Grofse eriangt hatte. Meh*. ^ niramale täglich spürte sierdasselbe seine Stelle , w.ethseln; und sicfi hin und her bewegen, welches ihr jedesmal heftigere oder schwächere ' Anfalle von Krämpfen verursachte ^ so daüi endlich kein Tag mehr ohne schmerzhaftes Krbrechen und Krämpfe yorüberging. Sie konnte keine andere Speisen, als von Milch ^ mehr vertragen; nach Fleischspeisen oder rorziig« Scb nach scharfen gesalzenen Speisen, wurden^ die Bewegungen des Tbiers heftiger, und'ih^s Baechwerden erreichten in deren Folge den hSchsten Grad. In den heftigsten Anfällen scbaffie^ihr lauwarme Milch noch, am schneil- sleo Erleichterung. Seit Entstehen ihres Lei- dens habe sie vielerlei Mittel von Aerzten und Layen angewandt, iiber alles umsonst! Während dem sie mir weitläufdg obige Ge- schichte erzählte, bemerkte sie, wie sich plotz«

6

lieb Don ibr Thier in Bewegung setze > und zeigte mir die Magengegend , wo sie es fah- len konnte. Ich anlersuchte sie, und fand wirklich in der Tiefe unter den Hautbedek- kungen eine ova/e, feste Mause ^ welche sich un^ ter meiner Hand von der Cardia gegen den Py- Iprus langsam fortbewegte 9 sie klagte zugleich über heftige Magenkrämpfe: auch wurde die Magengegend * krampfhaft zusammengezogen ; ihre Gesichtsfarbe wurde leicbenblafs ; es stell- ten sich convulsivische Zuckuogen in den Ex- tremitäten eiu^ yergesellscbaftet mit Brust- krämpfen, und plötzlich wurde die Kranke vom Stuhl auf den Fulsboden geworfen. Etwa § Stunde» laug wahrte dieser Zustand der Be- wufstlosigkeit , in welchem sie von den hef-* tigsten 'Zuckungen gepeinigt wurde. Durch Andleptica und äufseriiche Excnantla kam sie wieder zur Besinnung, und einige Tropfeii Tinct. Opii simpl. be^schwicjitigten den heftig- sten Magenschmerz: Jedesmal befand sich Fat. nach einem sokhen heftigen Anfall äu^ fserst erschöpft und abgemagert.

Da ich bei ihrem ersten Bericht das Ganze blofs für hysterische Beschwerden, und das Djfiseyn eines Thiers das erstemal blofs für eine fiice Idee, uuierstützt von krampfhafteia Auflreiben der Gedärme, hielt, so behandelte ich sie bis zum lOlen Junius rein aatihyste- risch mit den verschiedenen Amhpastkis, Ihr Allgemeinbefinden hatte sich zwar auf diese Behandlung wesentlich gebessert, und die all- gemeinen;, Zuckungen erreichten nicht idehr ei- ne4 so hohen Grad; aber die Locitlübel blie- ben im Alten y vorzüglich war das Thier und seine Bewegungen deutlicher spürbar, wobei

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die Ma^enkrampre twd du BmiImb tto» W< riga Hefiigteit erlangteo. . Uelirvumle o»^ tersachle ich sia, und Jedesmal föhlt« itib d*» aütnlicben läoglichten "Körper in dtr UHgaDr ' fegend , der sich olidtt Hltaa univ pminin fiJbM dtn wottr scbofi, iaä an ' einer andefa JiM^-' wieder gefühlt wwden konotl. Ttitil»'«!» ji'tiihysteiicum, iheih ab ■Anthabtäntitanif ^nt,!. dem ich, Wenn aadt irgend sia Thin räl4. .' ksndeo wäre, dnsiatbe doch för irgend, «iv» , Art von Würmern halten zu .toiiuen ,^«bt%,; Terordneta ich ihr die 3Sad. AMmJaAi. onK ,; grorsen Gabeiii .i-.,.^.'. ..'

Am läteo hericlitetfl'aie michi |admfeal^ ■ach dem üenuss» dieser Tn^iCtD' bdh^L'iti^ ' Thin anränglicb heftigere^ Bewaganfw. 'SM .' BMChl, weiche 'ao . BcfaiiHnilicit geif omft ■eyen, dnh sie in ' Obnnucht venaDUo-^i««^ - •od liabe uufa Bette getragen werdes. mSiaaftK }edoch spüre sie, dafa das Tbiar Bcbwät&ei<, w^Fds, und seine Bewegangeo tejraii' niohl . mehr sd kräftig, nie früharhin ;. auch rerbal^ •ich dasselbe ruhiger, 'wenn sie keine Arsr^. . ■wea eingenommen habe,, und . be.wage aiclv . Uefa iiech jedesmaligem Eionahmen der Tro*: pCm. Audi spürte ich bei' der Lgcal-^Uoterr.. focfaung wiederum obige» framdartigaa^KÜr?;. •er, der aber nicht mehr sa schoell,, wi»früp..' ■arbin äiaiaer Hfrad anlschlüpftai'aandetn nnr . «hweclfe, gleichsam walkende Bewegungen fliacbte. fch gab ihr diesmal, um nun. mehr, ' dnetisch aaf den Darmkansl zu wifken, and denselben znr Ausstofsung dieses Körpers pdar Tliierea lu vermngeq; eine SolUtlo EKtraeH jHoü» tiquo»i in Thiaura Atat joaldae amato-^ RJetn: zwaist Und lieh davon in Jtlilcb m neh- ..

^ 8 -

1110D5 tiid befabl ihr daneben, blofs , warme Briihe sa geniefsen.

Ibr nacbsler Bericht lautete: auf den 6e« Aufs obiger Tropfen sei das Thier noth lahmer gewordeii (ihre eigenen Worte) und habe sich kaum in'ehr bewegen können. Da sie nun gespiirt habe, dafs durch diese Arznei das Tbier getodtet werde, so habe sie am 21teQ Junius, um demselben endlich den Garaus zu machen , einen kleinen fifslöiTel yoU auf ein« mal genommen. (Ein Wagestück von ihr, mic unbewufst, dafs ihr freilich sammt dem Thier den Garaus hatte machen können). Gleich dar- auf habe sie ein heftiges Magenbrennen em- fAinded, wahrend welchem sie die letzten Bewegungen des Thiers verspürt habe, wor« auf dasselbe allmählig weiter hinabgerückt-sey* Diese letzte Dosis aber habe sie so heftig an<- gegrüfen, dafs sie ein Paar Tage das Bette nicht zu rerlassen im iStande gewesen eey. Unter dem heftigsten Bauchgrimmen und we- henartigen Schmerzen (heftiger als- bei jeder Geburt) habe sie bei starkem Durchfall das in beiliegender Zeichnung der Natur getreu nach- gebildete Tliier durch den Stuhl ausgeleert« Als sie mir am Sten Julius das Thier und obigen Bericht überbrachte, hatte s^ch ihr fah- les Aussehen schon nm vieles verändert; sie war in ihren Bewegungen lebhafter, und ihr ganzer äufserer Habitus deutete auf eine ganz-- liehe Umänderung ihres Zustandes. Unter^ei- >ner roborirenden Behandlung erholte /sich ihr Zustand id einem Monat gänzlich, und diese .Frau geniefst nun im Julius 1827 -^ der besten Gesundheit. Sie hat seit Abgang. die-. ses Thiers keine Spur mehr weder von K.räm-

•^ 9 -

pfeto,, Bfodi andern Beschwerden gehabt, ha^ gnten Appelit, ifst die festesten Speisen ohne Kachtbeil|^ schläft gat, arbeitet und befindet

sich gans munter und wobl.

1 -

Seschrtibung des abgegangenen Tbim^

Dasselbe war bei seinem Abgang S^Zöll ih^n. lang. Im Umfang über den Kopf mala dasselbe an 3 Zoll, in der Mitte des Lei(ie8.' an 2f Zoll. Dasselbe gleicht in seiner Ge- stalt einer rotben Wegschnecke. Fig.'^ I. ist ^on gelbbräunlicher Farbe , auf dem Rücken schnppigt. Am Bauch -^ Fig. 11. ist dasselbe hingegen glatt und yon hellerer Färbung; HiU ten aber den Bauch läait ein hellerer Län« genstreifea aa Der Kopf ist ganz glatt, Schwärs, und endet sich in eine schnauzen- ähnliche Kappe ^^ bb (ohne d.ifs man eine manlähnlicbe Oeffnung entdecken konnte), wel- che etwa 2 Zoll weit lose und beweglich über dem Körper liegt. Vorzüglich auffallend ist der blofs auf der rechten Seite sich befindende, einem rückwärts steheudem Menschenohr auf- fallend ähnliche Auswuchs -^ e . Derselbie ist Ton knorplichter BeschaiTehheit und toh gelblichtem Aussehen ubd ÖiTnet sich inwen- dig in einen fadenförmigen Gang. Ebenfalls nur auf dieser rechten Seite befindet sich eine kleine runde Oeffnung ä •* welche eben- falls ins Innere des Kopfs hineingeht. Auf der linken Seite dagegen Fig. II. befindet sich weder Oefl^nung, noch Auswuchs. Auch findet man am ganzen übrigen Körper nir- gends eine fernere Spur von Oefi*nuug aufser den ani^egehenen. Dieses Thier ist fest von Substanz, und War anfänglich elastisch anzu- fühlen. Nachdem nun dasselbe aber drei Jahre

(

10 -

lang 10 Spiritus AufhokW^nbrt worden ist, hat dasselbe seine Elasticilät verloren , und ist ge- geownrijg ganz coinpakt und hart anzufühlen : auch ist es durch denselben zusauninengezogen worden , so dafs es gegenwärtig um j kleiner i«t, als es hei seinem Abj^^ang vor 3 Jahrea w^r. Die Zeichnung stellt dasselbe in der Grofse dar, welche es ursprünglich beim Ab- gang hatte.

Bemerkung des Herrn Gth. R, RudolphL

Das Thier ist die nackte rothe Schnecke {Uuuix rufus Linn.)^ \n der Farbe etwas heller; die Oeljriiung am vordem Theil ist die des Kiemeusacks oder, des ßespiralionsorgans.

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. MedioiDisch - Praktische

*B e o ha ch tun ge;a.

Von

Dr. Jakol) Christoph Schprl),

Vhytikut des Canton Thiirgauiscihen Bjeiirksamfr , BiscHofFszell in der Sohwois* .

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1.

Verwachsung (Obliterationy des Iniestinum ColonJ

.JCjin Mann von 61 Jahren, vorher famier ge- sund, aufser dafs er vor 12 Jahren lange aa einem dreitägigen Fieber gelitten , welches erst oach mehreren Recidiven« der China g&wi- chen', von welchem ör aber ohne einige Nach- theile vollkommen Tgenesen,^ fing in den spä- terh Jahren an, sicii sehr dem Mosttrinken ^') •(Obstwein) zu ergehen^ und hierin das Blaafs öfters zu überschreiten. Dennoch blieb seine * - ■■' . \ .

*) Ein Getränk, 'v^lcbes in hiesiger Qekend bei starkem Obstwachs in grofs^r Menge l}erlBite(^ ' und vom Landvolk zum Schaden una Uuio sei- ner Verdauungs - Organe bäuiig sehr gequirs- /^bnucht v^ixd^

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r.' . ' ^ '

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V' ^ 12 _

Gesuodheit uDgetrübt, bis er im Frühling des Jahres 1821 wiederholt über Verdauuogs-Feh- leri verminderte Efslust, Schleim- AnfüliuDg etc. zu klagen anfing^ welche' Beschwerden abet auf angemessene Arznfeien imra^r bald und gänzlich wichen. Inzwischen war die anschei- , nende Herstellung nicht von lauger Dauer, in- dem er schon im Herbstmon^t wieder wegen irerlorner Efslust, heftigem Ueifsen im Leib und Aufstofsen ärztliche Hülfe suchen mufste, "von welchen Zufallen er die Ursache einem kalten Trunk bei erhitztem Körper' zuschrieb. ^ Diese Unjiäfslichkeit dauerte langer, als alle vorhergehenden, und es wahrte w^nig- •stens 14 Tage, bis er sich wieder in einein leidentlichen Zustand befand; denn vollkom- men erholte er sich nicht mehr, klagte voa Zeit zu Zeit über Unbehaglichkeit im Unter- leib, und dafs ihm der Most nicht mehr schmecke, und wohl bekomme, doch kehrte er erst gegen die Mitte des Ghristmqnats zum Avz neige brau eil zurück, und suchte vorzüg- lich g^g^n schon eiüige Tage andauernde, und immer zunehmeHde Schmerlen im Unterleib« -besonders auf der linken Seit«, unregetmäfsi- gen Stuhlgang, bald Verstopfung, bald Durch- fall» uöd gehinderten Wind -Abgang Hülfe. <• Eine dazumal gegebene auflösende Mixtur mit bittern Extracten that noch erwünschte Dienste.

Allein im* Anfang des Jahres 1822 na^m das UehÄl eine weit ernsthaitere Wendung^ indem er berichtete, dafs die Unterleibs- Schmer- zen ilvi zwar nie ganz verlassen haben, kom- men unfd wieder verschwinden , aber nun- meäro isich sehr vermehren. Die gleiche Arz«

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' Mt wii_i4# AQU n}cht:n|elur Verimgen, err^gle- vwftifkC« Uoter-Utbs^cfimerzeb » Dorftt> Brecb- ' ^ «ili/ and •ndli<;h wirkliches Breehan« \voxa aicikjiaQS Ttrtoviie Eblu«! geseHle« "— Diey s ^ Aawdodiiag Tier Kohlensäure «liUtezvrAf ''dar: /- Sibriclimy all^ii die Scbmärzen im Ualer* Mb, ^w MageAdriieken , Uebelkeiten di^uer*, Hm fort» bis eadÜcb ein starker Durchfiill ^* * ." teipm i- yfelthen ^egehenB^MucilasihOia und ^ wttta^fAÄ »liUteo f uod ai^ch^ die Unterleibs« ''. ^ jSdMMr^an beschwichtigten; so dafs er siclr.. a*br ^leiden tlicb, obgleich ma^, bel^nd, uud :^ . d«a ECiIust sich wieder einigertnafsen ein* •Utile.' ;. / ,.

jK . ; Inswjschen war auch diese aoscli einende ^ ^ [y ]&aswmng\ipr von kurzer Dauer» iudeoi nach f ' UTAttigea Tagen die Klage über mehrere Seh uiei%- seil im Unterleib, Herumfahren^ und Poltern^ in den Gedärmen, so wie über , verminderte ^ Efslust sich erneuerten« Gereictite \^eliude Jt/io6flr&flrirui bewirkten ein äufserst heftiges und arhmerzhaftes Brechen , und erst am Ende ein Paar Stuhlgänge, so dafs sögleibh, wieder za . krampf- und schmerzstillenden Mitteln die Zoflucht genommen werden mufste. £s bes- '■ •erte hierauf in so weit ^ dafs die Schmerzen aboahmen, die £rslust sich wieder einstellte *— allein die Klagen über die Anfüllung, Herum- ^ÜEihreo und Poltern im Leibe mit Schmerlen! verbanden, hörten nie gänzlich auf: er. konnte ' « und durfte nur sehr wenig essen , auch war der Stuhlgang dabei selten und wenig. Am ' Ende des Monjats trat ein freiwilliger Durch- ^ iall ein, wodurch der Kräuke Behr erleichtert ' wurde, die Unterleibs -Schmerzen sich verlo- ' reo, und er nur vor2;Sglich über ein lästige«. i Aiifstolsen klagte, - <

4

/ .

14

Im Anfang des Februars änderte sich die Scene in so weit , dafs in den ersten -Wochen \oa 8 zu 8 Tagen zuerst Anfiillung im Uo- ierleih u^d der AJagengegend eintrat, ver^Qn- den mit iiorbarem und starkem Poltern in den Därrneiif hierauf zeigten sicit immer heftiger .werdende, und aus dein Unterleib zur Herz- grube steinende Schmerzeh, welchen endlich, ein starkes» saures Brechen, und am Ende Durchfall , oder mehrere flüssige Stühle folg- ten. — Nach diesen Ausleerungen war s*^iii Beftiulen nicht übel, doch nahmen die Kräfte merklich ab, und der Appetit kehrte nie wie- der zuriick. Diese Schmerz- und Brechan- fälle wurden von einem Äfal zum andern hef- tiger und länger dauernd; der Durchfall nach dem Brechen aber verschwand ganz, und vom Stuhlgang zeigten sich nur noch wenige Spu- ren. — Der Kranke vertrug nuta fast gar keine Arzneien mehr, als noch eine leichte schmerz- stillende Mixtur, und alle Clystiere, deren tag- lich 2 aus der nufJusencJen Klasse gesf^tzt.w^ur- den, gingen bald und ohne allen Erfolg weg; /. hiJchstens folgten denselben wenige Scybala.

Er nahm von Anfang des März äjufserst wenige JVahrung mehr zu sich,' zum Theil aua Abneigung, zum Theil aus Furcht des Brew chens^ und die Schmerzen zu befördern, wel- che nach seiner EmplUidung durch AnfüUunj* des Magens und der Gedärme rege gemacht wurden. Wirklich dauerte es diesmal langer als allia vorhergehenden Male, nämlich 11 Tage, jbis am 8ten März wieder irbelriechendes Auf« stofsen , anhaltendes Tollern in den Gedärmen, aus dejc. Tiefe des Unterleibs sich nach der Herzgrube^ausdehuende und immer sich ver-

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HiirdevT' Hi^^rauf t^At ^iirieder deriRuhilstiindi

mvki'^'dÜrpnA welchem er zyvat nieniais gani

•ctaMTzenirei' wac , und ein .foi*tdau^rnda8 tn^*

B^dii^ek Arbeilen und Wehethun angfib; dobk

ianse Tag* ruhig auf seinem Lager la^; der ilaKIgang lilieb . gänzlich aus , die Glystiere, guigen immer bald nach der AppUcalion ohne Jftwat 'initflufiihren , ab. Der Unterleib wiir fiberUH weich und in der Nab^lgegend und .g«g0n die linke Seile etwas empfindlich; inei- ibtiMis Uein^ dpch von Zeit zu Zeit erfolgten .Törilbergehebde Auf (reib ungen desselben ; der , Knoke n^hm in diesen besseren Zwischen- aaitei^ täglich kaum ein Paar LoiFel voll Brühe ' »u sich. Am 17ten und 22ten März, so wiB am 4ten April stellten sich äbnliche^' wie oben .«bescbriebene, nicht minder heftige Scbfnerz-« . ÄBfaile und Kothbrechen ein , wobei nach der Angabe , des Kranken, die stercorose Materie aoa . der untersten Tiefe des Unterleibes her^ mtfgearbeitet werden mufste^ Mit der zu- MÖbmenden Schwache blieb nach dem 4ten April das Brechen aus. Von da an nahm abec' aaeh der arme Leidende gar keine Nahrung laahr zu sich, und nur im Anfang noch von- Zait 2u Zeit einige Arzneien, so wie auch mit den Clystieren aufgehört werden mufste^ daran Application er wegen Schwäche nicht mdir erleiden zu können, behauptete.

' Er hatte von nun an zwar weniger Schmer- /«MBy doeh ein inneres Treiben, Foltern^ Knei*

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V - t6

pen im Unterleib, liefs nie ^anz nach » öfte- res Aufstofsen mit Kothgerncbt bisweilen par- tielle Auftreibungep im UnterUib, wenig Schlaf* -^ In den letzten Wochen seines Lebens könnt« er auf der recbten Seite wegeh sich einstel- lenden. Schmerzen nicht mehr liegen, doch Jag er meistens ruhig auf sein eni Bette, und war zufrieden, wenli ihn nur niemand beunruhigte oder störte. So lebte er Wochen und Mo- nate hindurch y ohne einige Nahrung, oder selbst nur Getränk zu sich zu nehmen; 1 2 EfslofTel voll Brodwasser war in den letzten Wochen alles, was er in 24 Stunden in den Mund nahm, und meistens spie er auch die- ses wieder aus, mit der Aeufßerung, dafs al- les, was er zu sich nehme, Schmerzen er* wecke, und er schon zu voll sey. ~ .

Es war in der That für die besorgte Gat-* tin, Kinder, und den Arzt ein herzzerschnei^, dender Anblick, den unglücklichen Väter* von Tag zu Tag sich 'dem Hungertod nähern zu sehen j und ihm in diesem traurigen Zu- stand keine Hülfe , ja ticht einmal einige Erleichterung oder Erquickung yerschaiTea zu können, und beinahe unbegreiflich kam. es' allen. Welche den armen Leidenden sa- hen und kannten, vor, dafs sich sein abge- zehrter Körper so viele Wochen ohne Nah- rung erbalten konnte. Freilich wurde sein Puls allmählig schwächer, und die Kräfte schwanden immer mehr, doch erfolgte das nur allmählig; bis auf die letzte Woche safs er noch ;EUweilen von seinem Krankenlager auf, und spracli kräftig, wie in gesunden Tagen, -^<^ Nun zeigten sich aber von Zeit zu Zeit bei Oberhand nehmender Schwäche, Geistes^

ab-

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nbwesenlieifen, oder Tielmefar verworrebe pban- taiien ; - in den letzten Tagen erfolgte noch 2 Mal einiger Stuhlgang, was seit vielen Wo* chen nicht geschehen war, ntid so entschlief er den 17ten Mai sanft und erst noch aner- wartet, nachdem er 6 lYochen, ohne Nah- rangsmittel zu sich zu nehmen, gelebt hatte.

Am~ folgenden Nacbmitfag wurde von mir und .eiuem meiner Coilegen die Leichenöfit- nnng vorgenommen, wobei sich folgendes ergab :

Der Leichnam wlkr ganz abgezehrt, .der Unterleib klein, zuiammengefallen, nirgends eine Härle, so wie im Leben, fühlbar, hin and wieder bläulichte Stellen an demselben bemerkbar; die Banrhrauskeln hatten ein yer- dorbenes, blänlichtes Ausehen« Die Gedärme waren bräunlich , und zum Theil brandig, . besonders das Coecum biauschwärzlicb , von Winden aufgetrieben , von welchem die Portio asandtns iritesüni coli gleich aufwärts und quer Sber den Uolerleih links gegen die Nabelge- gend und Milz stieg, und von Winden stark ausgedehnt war; der Magen lag über und hin* ter demselben gegen das Zwerchfell leer, zu- sammengefallen , und von aufsen natürlich aussehend. Da wir zur Verfolgung des Colons von der Milz an, die auf demselben liegenden, dünnen, weniger von Luft ausge- dehnten, aber ebenfalls tothbräunlich, und zum Theil gangränös aussehende Gedärme auf- hoben, fand sich auf der linken Seite unter den kurzen Rippen und in der Lendengegend - aasgetretener Koth, welcher die Gedärme über- zog, und gleich entdeckten wir eine bedeu- tend grofse, schwärzlich aussehende Oeffnung in der absteigenden Portion des Grimmdarms, loum, LXVII. B 4. S«. B

*^ -r-

jiiic terrisMnen und Iheils aufgeworfeheii Rän- dern, so dafs man fiiglich den kleinen Finger hineinlegen konnte, und bei weiterem Nach- suchen , etwa eine Handbreit weiter unten ge« gen die Eltxura iliaca ein ganz ähnliches und beinähe gleich grofses Loch, ausweichen bei- den der Inhalt in die Bauchhöhle flofs; «wi- schen diesen beiden OeiTnungen konnten wir die Fortsetzung des Darmkaoals nicht ent- decken, und beschlossen defshalb den Magen sammt dem ganzen Darmkanal zu näherer Untersuchung herauszunehmen. Bei dieser Operation fand sich das grofse und kleine Metz zwar ganz von aller Fettigkeit entblofst; die beiden Blätter desselben aber waren braun- röthlich, eben so verdorben sah das Mesente- rium in seiner ganzen Ausdehnung, aus ; die Gedärme waren a^f beiden Seiten, besonders auf der linken,- in der Gegend der in dersel- ben Torgefundenen Oeffnungen widernatürlich durch das Zellgewebe mit den darunter lie- genden Muskeln verwachsen, so dafs sie mit Mühe losgetrennt werden konnten.

Bei genauerer Untersuchung der heraus- geschnittenen Theile fand sich die Tunic in^ Urn» ventricuL ganz verdorbe«, braunröthlicb, hin und wieder abgehend: der Fjlorus war offen und natürlich beschaffen ; von gleicher kraakhaftex Beschaffenheit, wie die innere Ma- genhaut, zeigten sich die dünnen Gedärme, mit dünnen Faecibus ohngefahr zur Hälfte an- gefüllt, das Goecum, wie gemeldet , bläulich- achwarz, sehr verdorben, und ausgedehnt, und als wir an dem Colon zu der ersten widerna- türlichen DarmofiEnung gelangten, zeigte sich der Darm ohngefahr eine starke Handbreit bis

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cor unteren OeiFnang ganz verwachsen, und das Lumen desselben verschwunden. Beim Purchschneiden dieser verwachsenen Darm- wandung sah ihre innere Substanz steatoma- tos aus 9 und die Darmdriisen waren in eine

K eckige Blasse degenerirl ; unter der unteren irmoffnuDg aber das S, romau. und der Mast- darm zum Tfaeil noch mit Koth angefüllt. -— Die Leber war klein, welk,, ihre Substans übrigens unfehlerhaft, die Milz klein, mürbe und verdorben, die übrigen Unterleibs- Ei nge** weide gesund; die grofsen Blutgefäfse aufser* ordentlich blutleer, so dafs bei dieser Section kaum 1 Elsloflel voll Blut zum Vorschein kam.

Es war nun freilich nicht schwierig, aus den Krankheitserscheinungen zu abstrahiren, daft tief in dem Darmkanal ein wichtiges und wohl unheilbares Hindernifs vorhanden seyn mufste, welches den Nahrungsmitteln keinen Durchgang mehr gestatte, und defshalb alle Zufälle der Passio iliaca veranlafsle. Ob aber dieses Hindernifs in einer Intus susceptio inte» iiin,j oder in einem krankhaften Zustand der Valviäa CoÜ^ oder in einer Verengerung, Co- crciatiOy der Darmwandungen bestehe, oder von einem widernatürlichen Gewächs herrüh- re» welches auf einen Tbeii der Gedärme drucke, und den Kanal verschliefse , konnte nicht bestimmt angegeben werden ; -— desto merkwürdiger kam uns die vorgefundene gänz- liche Verwachsung eines so hedeutend langen Theils des Grimmdarms, und seiner inneren Haut vor, da die Erfahrungen und Beobach- tungen früherer Zeiten mehr von den erste- ren kranken Zuständen sprechen, von dieser Krankbeitsform aber die Angaben sehr spar-

B 2

20 -

saia^siojl. Nach PloucquitU RepertQnam fin- den sich zwar Fälle von Yerwacbsungen des

' Darmkanala. überhaupt, oder einzelner Därme aufgezeichnet in Benivenü de abdit. motb. Cßu- $h Ccp. XXXII. Mphemerid, natur. cwrios. IDtci 11. Ann. VI. MarceH. Donat. Lib. IK Cap. X. Rhodu Observ. Cent. 11. JVo. 77. et 82. Eine Verwachsung aber der inneren Häute des Orimmdarms , und daherige Aufhebung der Hohle giebtMorgdgm *) an , so wie de Haen*^) jeine vollkomniene Verengerung .und Zusum- menziehen des Colon beschreibt^ als ob der

/ Darm durch einen herumgeführten Faden erst AngeschnSrt worden wäre. Besondere Aehn- lichkeit ^mit diesem Fall hat aber die- Oblite* ration des Mastdarms in der Länge yon 6 Zoll welche PFilmot ***) beobachtet, und nipht' weniger die Beobachtung, welche Robert Mil^*

^ Ion *^*) angiebt^ wo ein Frauenzimmer von 52 Janren an einer allen Arzneiea widerste- heufden Verstopfung starb', bei deren Leichen- ^ offnung der absteigende Theil des Grimmdarms ' an der Flexura sigmoidea^ nahe an der Spitze^ ^es Heiligenbeins und ah dem Anfang des Blastdarms so zusammengezogen war, dafs ^ triebt das Geringste durchgehen konnte. Es war» sagt er, diese Zusammenziehung nur sehr allmählig entstanden, indem diese Stelle disie Darms ganz hart und callös war.

•)\D# 'Sedih. tt caus. Morh. Epist. XXXIX. Ar- tie. 29w 0t seq. T

^^RaU Medsndi Pars iU p. 65.

'^**) Horh^s Archiv für xnedicin. Erfahr. Jahrgang 1824 Septbr. u. Octbr. pag« 351.

♦♦♦*) Suniplung tusoil. Abhandl. tum Gebr. pra&c, -" Aeirstf. lOtex JBand« pag. 392.

2t -i.

Der eraifi Anfang nod VorlMraUldit. n ser iraurigeo KnoUisit mag aich wo|if nb- . längerer Zeit herscltraib«a, 'wahnchainliclt amr '

Jener kalie Trunk bei «rbitatem KSrMr 'i einem chronischen Epträad«ng«kaaUtid in .di»< , iea Gebilden die VeraoluMiDg gagaban lubaa;' weoigsleoa scheioaa dia tob, da »a griSilMaa, nnd Die ganz TenchwDndaoen Klagan fUtar Beirien im Leibe, yonSglioh abf dar liakAB Seile, und die eingalratepea VerdatiiiDgabf-i^ scbwerden JaluD zu denteun, di« Zarbanlnag, und der Diirclilirucb dal Dannss ab« azat.m den letzten Lebeaita'g«^ sntstiuiden an »9f^ indem tlieils noch Tvenig ausgatrelenar' Ki^ ' angelrofien wurde, und bei bnhint .Zmtnii* \ .kuDg, elie der Darmka&al'^eia aigaattiiiinli>< cbes Leben bereits Tfirloren batta, dar Ana« ' tritt desselben, soiVna;dar in aafstaigandait >'Theil des Cülons und im Cöecam aUga^Saf- len Winde weit balracbtliehei UtM. MfA

'IVie aber ein durcIiTOTbatgegangaaaKrank- *fcrit' bareits ausgemergalter und enchSpftar ' KS^er .noch 6 Wochen lang ohne Nabräng

2ic^ eriUlten ^önae, gränzt immer ana- Err taUnaiiBWÜtdige,

2.

Eina. Frau toh 36 Jahran, welche Dftch. .ihier Angabe frtiherhio gesand geweaen, «oS' ;

- 22 -

V

die Menstruation in Ordnung geUabt h fing 2 Jahre nach ihrer Verebelichuog mi nem jungen kräftigen Manne ^ während, chem Zeitpunkt sie nie in Schwängerst gekommen war, zu kränkeln aq« Im H< des Jahres 1818 nämlich begannen ihre 1 ses unregelmäfsig zu werden , und sie ai terer Stuhlverstopfung zu leiden. Vers« dene gereichte auflösende und abfuhrende tel hoben diese Klagen nicht; zu dens< gesellten sich später Husten, Enge, unc dere Catarrhal - Zufälle, welche sich zwar der verloren, aber bald nachher fing siel der rechten Seite des Unterleibes eine schwulst und Härte zu zeigen an, die in ser Zeit schnell wuchs, sich untergreifen hin und herschieben liefs. «— Da die 1 9truation inzwischen gänzlich ausgeblieben und sich nur von Zeit zu Zeit ein geri Blotabgang einstellte, die Härte im Untc bald einen Kindskopf, bald Glieder des de3 dem Gefühle darzustellen schien, so sc Ben der Arzt und die Hebamme bald auf berverhärtung, bald auf eine Graviditas eas ttrina^ bald aqf innere organische Fehler^ endlich wollte letztere gar ein widernal ches Gewächs in der Gebärmutter selbst deckt haben. Mit der Zunahme der U leibs- Gesehwulst magerte der Oberleib bi nem ungewöhnlich starken Appetit immer: ab,, die Fdfse und Schenkel schwollen an ordentlich stark an , und so wurde icl Jfrifr 1810 ZQ Rathe gezogen«

Bei der Untersuchung fand ich die G Miiiter in ganz natiirlichem Zustande , Multermancl geschlossen) den Unterleib ai

aa V -^

ordenllicb »ufgelrleben, ^agtii 2BU•o'.iarynt■ faog, gegpaoul, uateo auf dwi JScbcokslB M^ liegend, hart- eine ähDUcb«' Birt« «af.dW recliUo Seile gegen die Jjflbar-Ceg^adf dsAM ' zwischendurch einzelne SiaIUd 'nacfagfliw^j^ weich, die Fluctuation in denMibaa iuid«Hi< - lieh, dampf, den Urio-Abgtog von Änbag. an gahürig und von natärUcber Firb«, (ti* Efslust stark.; und schnell« AnHillaDg b«i d«n» ■0 hohen, bis in die Herzfrub« gUichf&rmig .- aoeespannten Unterleib, ohäa Kljatiare ftHct? '. dauernde Sluhlverstopfuog^ d«n FuU toII mtÄ ' tftngsHin, die Kräfte gut, das AaMehan bU(% Gesicht und Anne abgemafwt, dat.Gabw ■»«. '«ohi als dns Liegen aber wagea dam ütikA^ ' 'lörlicben Unterleibs - Gewi cht üiiÄantbaMh war- Heb, einen krampfhaften, schOMKluflai), trodt- «eo Husten, und starke Klagen fib«r Schmar*- . len in der Regio hypogtatrif. ood dw :Unib- klawa - Gegend.

'Ob: ich ntin gleich die KraaUiait nialit TO» Attfang an zu baobachteti, und dam Ent- •tolieD der Unterlaibs-GMcbwulst von ibNOt •nlsK Ureprting nachzugeban Galaganhait (»r babt halle, so seiigleti>doch gegen Mbar-Twa - Uftnog' die gute Verdanang' bei starker Bbi«' ImI; , gegen -alDfl Krankheit dar GebärniDttery das Ergebnifs dar innerlichen tlntersachnng^ ' md -gag^B BauchwaBsersucht die BeschafGin- fcnt des Unterleibs , und der ungehinderts Ab- .

«ing- eines hinlänglichen und natürlich klare« rins, so dafs ich nach genauari Grdanrung das Ganges der Krankheit, und aller Torli*- fMidai) Zufälle entweder auf einen Bydrop, taecat. oder Hydrnp. ovarü ikxtä zu schliabsa :wich betechligt hielL

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Nftdidetn derkrauipfliaft^Reizliusten durch dienliche Mittel beschwichtigt, und mehrere Monate hindurch riele der kräftigsten auflo« •enden , auf das Uterin - System wirkender und Urin treibender Mittel ganz kraftlos, und ohne * Wirkung gebUebeil waren , so rieth ich an einer der nachgiebigs^ten Stellen^ wo die Fluctua-» tion am deutlichsien war,^ zur Functur, wo* bei ich deo Verwandten erklärte, dadi^ da die meisten Zeichen ^iner Bauchwassersucht feht« ten^ ich zwar nicht auf starke Ausleernag des Wassers Rechnung mache in dieser Lage der Sache aber könne und wöge die Ope- ralipn durch Entleerung eines oder mehrerer Wasqersäcke oder Hydatiden yoriibergehende Erleichterung verschaffen , uud yielleicht^ über die Natur . des Uebels näheren Aufschlufs ge- ben f auch müsse sie um so mehr angerathen werden^ da sie ganz gefahrlos sey«

Dieser Vorschlag wurde aogenomuient^ und der Bauchstich beinahe auf der nämlichen Stelle > wo die Paracenthesis gemacht zu wer- den pflegt, auf der linken Seite unternom- men. -— Es flössen nicht mehr, als etwa 3 Schop- pen eines häfslichen , schleimig teu , braunen^ fadenziehendeo Wassers aus y welches schwer durch die Canule abflofs, und sich in häutige Concremente zusammenzog. Der Umfang des Unterleibs liel um ein Paar Zolle, die starke Füfs- und Schenkel- Geschwulst nahm bedeu- tend ab, aber alle übrigen Umstände bliebea iinTerändert, Es wurden nun wieder län- ]gere Zbit 'hindurch die innerlich angemesse« n<^tt Mittel in starken Dosen und verschiede-« Ben Formen gereicht, welche hier alle anzu- führen, ich für eben so überflüfsig, als dem

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Zweck, zo welchem ich gegeo wartige 6e- •chicbte mittheilet entgegenhalte und begnüge mich defshalb mit der einzigen Anzeige, dals, wie man zu sagen pflegt*, alle Register, aber ohne einigen- Erfolg, angezogen wurden: der Urin ging gehörig, selbst stark, und dabei nahm der Umfang des Unterleibs eher zu als ab, die Fufsgeschwulst vermehrte sich, und dehnte sich über die Lenden-, Gesäfs- und Rücken - Gegend aus. Die Schmerzen in der- Mtg. hypogastric. , das Ziehen des ganzen Kor« pars wurden immer empfindlicher; die arme Leidende hatte weder bei Tage noch Nachts Ruhe, kon^e bald beinahe weder liegen, noch sitzen, noch gehen, indem das Gewicht des Leibes sie zu überziehen drohte. Sein Um- iang betrug jetzt 4' 5".

In dieser trostlosen Lage ward von mir eine Gonsultalion verlangt, und hierfür ein benachbarter, sehr geschickter nnd erfahrner Arzt berufen, Es ward nun beschlossen , weil mit dem gewöhnlichen Troiquart das im Un« terleib oder in Säcken enthaltene Wasser we- gen seiner Dicke und Zähigkeit nicht habe ab- fliefsen können, mit der Lancette an der nach- giebigsten, weichsten Stelle eine Incisioa zu machen , dieselbe durch Wieken offen zu er- halten, und der Ausflufs der zähen Conten- tea des Unterleibs durch angemessene Injectio- nen zu befördern zu suchen* ^^ Den 24ten Octob. wurde diese Operation ohngefähr in der Mitte zwischen dem Nabel und dem Schaambein unternommen, und dadurch 2 3 Blaafs einer häfslichen , dicken , fadenziehen- den, mit Eiterklümpchen und Fett untermisch- ten Feuchtigkeit .ausgeleert : die Nacht über

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flofs noch bei 2 Maafs eines äliolicheo, sul- ssigen Walsers ab. Atn fülgenden Tag fand ich die Kranke aehr schwach, .eingefallen, iiher heftige Schmerzen in der Magenge^eod klagend : der Unterleib halle wenig abgenom* men, und die Injection führte wenig ab. Den 26ten stellte sich unter cunehinender' Schwäche und Schmerzen heftiger Durst, Bre- chen von allen was sie zu sich nahiil, mit heftigem Gestank, schwarze, aashaft riechende flüssige Stähle, und die andern bekannten Zufülle von eingetretener Gangraena ein , und so verschied sie den 27ten unter einem sol- chen Anfall von Brechen.

* *

Den darauf folgenden Tag ward der Un- terleib im Beiseyn mehrerer Aerzte geöffnet^ wobei sich folgende Merkwürdigkeiten zeigten.

Bei Aufhebung des Leichnams flofs viele äufserst stink'ende, gelbe Feuchtigkeit aus «dem Munde, die Bauchmuskeln waren sehr diinnei liyid; das zwischen denselben liegende Zeil- gewebe mit einer weifsen, gelatinösen Fe|icb- tigkeit, hin und wieder Hydatiden bildend an« gefüllt. Aus dem geöffneten Unterleib flös- sen "heiläufig l§-^2 fllaafs eines gelblich ver- dorbenen jauchartigen Wassers ab, und hier- auf zeigte sich ein grofser, unebener, hocket rigter, und mehr und weniger fester Korper, welcher von dem Becken anfangend, den gan- ,zen Unterleib einnahm, und bis beinahe an . xdie Herzgrube reichte, wohin er alle Gedärme ^ sürückged rückt hatte. Sein äufseres Aus- sehen war bunt, oben braunroth, stellenweis gelblich wie Fettmasse, nach vorne zwei gro- fse Hydatiden mit gelblichen Wasser, aoge- fiilll?'er hatte' Vertiefungen uitd Eriiöinwee :

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nncb unten entdeckte man den K«D)achtm',Lab- '. zellen-EinSlich in einer tlÖhls , uns ^itfel^liet. noch viel sclileiinigt-eiterärlig«, fili«! -aus*»* hende Feuclitigke!t abfiah. TKeMatyriAut- -.■ natürliche Gewachs schien ron der recbUi» . EierBlock- Gegend zu «nUtehail, womit «i^ w -wie mit dem Gm od ''dar Urinblase fleet' TMy wachsen ^ar; \on da lag es auf der rächten: ' Uaierleibs- Seile frei am Faritonaenm, '«nd. nur nur auf der linken Seit«, mittelst V^olf. festen, 'widpraalürlichan filemDraavB mit dam , Bauchfell verwachsen, lo dafs es obii« vialli. mühe in die Höhe g<|^ob»n, and von lelntir: . Verbindung mit der rechten Eientock- 6af;ead . losgetrennt werden konnte. Bei dem Zurüclt* legea dieser uogeheüitr grofsen und adiwtTep nasse rifs der daran befestigte GrUnd der Urin«. "' blase entzwei, deren Hänte in dieser Gegend uDgewöhnlich dünn \raren. 'Dieser ganze hvr- aDSgeoümmene schwere Körper wurde einat- weilen in eiaeu grofaen Kiibel^ welchen «r ganz austiillle, bei Seite gelegt, um Yordersamat die Unierleihs-Eiogewaide ganauer zu unlei- BDchen, und seinem Ursprung näher au kom^* Uten, zu welchem Endzweck die ganz- in dia, obere Baucbgegend, wie oben bemerkt, her- aaf gedrückten Därme abgetrennt ubd h'erana- gaBoDimen wurden. Der Mastdarm zet^a lif:b biebei schwarz, brandig, die abstaiganda Purtion des Grinitndarnis und sein« ^Itxura äiaca waren von dem "Gewicht das auf sia diückendea KiJrpers ganz flach gadrÜckt, nnd sehr verdorben bräunlich aussehend; die übri- gen Gedärme halten hin und wieder brenn* iStiblicb», gangräoescirende Stellen, waren abfr W«dar von Koth , noch von Luft sehr ansga- dahat^ noch hatten sie im Ganxan genumam,

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ein sehr krankes Aussehen. Der STägen ent-t hielt noch viele Flüssigkeit , sah übrigens na- türlich aas. Die Leber lag ganz unter den Rippen an das Zwerchfell angedrückt, wut gesund, die Gallenblase enthielt viele flüssige Galle, die Milz und Nieren sahen rothbräan- lich aus; die Blutgefäfse waren stark ange- füllt: das Mesenterium, und besonders das Sie« socolon sehr verdorben , braunrothlich gangrä- nös ; die Gefafse derselben strotzten von Blut, - ebed so krankhaft, verdorben, schwärzlich', zeigte sich das Feritonaeuin an verschiedenea Stellen, und vorzüglich auch der die untere Seite des Zwerchfells überziehende Theil : die .^ untere Hohlader war von Blut ganz aufgelrie- : beo, so wie die übrigen Unterleibs - Geiafse blutfoth. Bei . näherer Untersuchung der im Becken enthaltenen Theile stellte sich das den Mastdarm und die Gebärmutter umziehende . Zellgewebe sehr krankhaft, röthlich, schlafiF und meistens brandig dar; die Mutterscheide und Gebärmutter waren natürlich beschaffen: am linken Ovario eine nufsgrofse Hydatis; die Fimbriae waren röthlich, entzündet, das rechte . Oyarium fehlte, an dessen Stelle fand sich eine anfangende Speckgeschwulst, wo jenes grolse Gewächs war abgeschnitten worden, dessen Entstehung vom rechten Eierstock mit- bin deutlich zu Tage lag. ,

Diesd nun wieder vorgenommene After - Organisation war von rundlicher Gestallt bei 1| Schuh lang, beinahe so breit, und vro sie am dicksten war, betrug sie beiläufig einen ilchuhj an der oberen, gegen die Bauchwan- ddng gelegenen Seite merklich erhoheter, als auf dto unteren, übrigens wie oben be-

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inerk^ -X "^^^ yerschiedener Ffirbe, uneben jnit ErhoIiUDgen und Vertiefungen; die Con- tistenz an der einen Sfelle fest, an andereo Dachgebend, und dunkel iluctuirend. Sie httte mit einem Wort ausgesprochejn, die Form einer grofsen und dicken , stark getrie« benen Pastete, Beim Einschneiden der nach« giebigen Stellen flofs aus den grufsen H(>hlen, in welche man ohne Mühe, die ganze. Hand firiDgen konnte, aus der einen eine gelbliche^ ichleimigte Feuchtigkeit , aus anderen dickere, fette, and eiterartige Materie, aus der dritten iigentliche Jauche; die Wände bestanden gro- benfheils aus Fettmassen, welche an einigen Orten fester, und von fleischiger Natur wa- nn, doch liefs siich der grofste Theil mit den fingern zerreifsen. In der Tiefe gegen die untere Seite, von woher sich diesns Gewächs wahrscheinlich aus dem dort befindlichen Ova* rio und Tuba erzeugt haben mag, war die CoDsistenz offenbar fester und fleisrhigt, doch konnte man weder daselbst noch in den 8 10 eröffneten Höhlen, noch sonst irgendwo «gentliche Organisation entdecken, wohl aber in diesen tiefen, festeren Tbeilen, dabin iüh- Mnde Blutgeiäfse wahrnehmen. Diese ganze iiDorganische Masse wog 38 Pfund a 32 Loth.

Wenn es nun zwar niclit in Abrede ge- stellt werden kann, dafs Krankheiten der in- nerlichen weiblichen Geburtslheüe und Desor- ganisationen derselben nicht unter die patho- logischen Seltenheiten gehören , sondern hau« figer angetroffen werden, als wohl mancher glauben möchte, und das rege Leben, wel- ches die Natur in diese Theile des menschli- chen Organismus besonders für gereizte Le-

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ben»- Perioden gelegt bat, dieselben durch Ue« berreizuDg oder Slaogel an Reiz Yorziigüch hierfür zu disponireo scheint, •— und Werio daher auch Eierstock -Krankheiten und Ent-; artungen hin und i^ieder Torkommen , so be- stehen doch dieselben häüßger in ungewohn- ten Wasseransammlungen, und widernatiirlir eben Ausdehnungen der Graejt^schen Eier ia Was^ersäcken, als in solchen grofsen Fleisch - und Fettinassen. So fand man um einige Beispiele anzuführen, nach Sampson *) in ei- nem solchen Sack 112 Pfund Wasser ang^ häuft; auch Kelch ^^) erwähnt eines sehr aus- gedehnten, mit Schleim angefüllten Ovariums, das 30 Pfund» und nach Entleerubg 9 Pfund wog. -^ Allein eine Speckgeschwulst des Eier-* Stocks Yon solcher Ausdehnung und Grofse ge- bort unter die seltenen Erscheinungen. Denn, wenn jnan van de BosMs *^^) Angabe , die beinahe an das Unglaubliche gränzt, ausnimmt^ der einen, in einen ungestalteten Klumpea Ton 102 Pfund ausgearteten Eiersteck beschreibt, ' so bleiben die neuen diefsfälligen Beobachtun- gen , von welchen ich die 2 merkwürdigsten, mir in meiner Leetüre aufgestofsenen , noch kurz berühren will, hinter der vorstehenden zurück. Consbruch ****) nämlich führt ei- nen Fall an, wo das linke Ovarium be^ einer

*} Lesk9 Aussue aut den Philosoph^ Traniaet» VoL I. pag. 2ia.

V) Htif§land*s Journal der praitr. HeilKunda« Bd. ' XXV. St. 2. pag. 19. /

*'*) Nauaf Journal der aaiUnd. med« o. ehirnrg. Utteratur. Bd. II. 8t. 1. pag. 181.

- «e^ej Talohenbach der patholo^. Anatomie ffir *Äen|e tind WondAnta. pag. 327. ae^.

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uüjahrißen Frau in eine 35 Ffunä 8chwpr(>n Iraubenformigen Aiasse ausgeartet war^ ilei^ir aiiiEeloe, wie ein Manuskopt* grofse Fächer abwechselnd eine gelbe, I)rauiie, gallertartige, wäaserigte Feurhligkeit enthielten , und wobei dejr Uterus, das rechte Ovarium, und alle Eingeweide gesund w^ren. Und Schneider ^) ersählt die Krankheits- Geschichte einer Frau Ton 22 Jahlren, hei deren Unterleibs -OeiTiiuDg lieh eine unfcirinliche, grofse und derl)e blasse Torfand, welche das Ansehen eines gror^ten and unförmlichen Fleischklumpen halte, Mach ihrer Herausnahme zeigte es sich , dafs es det lioke Eierstock, war. Sie wog 18 rheinl. Pfunde, war aufserst unregelinafsi^ gestaltet, halte Tiele Wandungen, Vertielungen nnd Pro- toberanzeu. Die auf demselben -vertheilten Adergeilechte waren stark von dunkelblauem Blut aogetelit, das Aussehen war ein wahres Gemisch von den verschiedensten Farhen , in- dessen blieb eine weifsgelbliche Farbe cVie pra- doroiuirende. Die Substanz dieses degene- rirten Eierstocks war fast jener der Hirn-Sub-« •UiDZ zu vergleichen, nur dafs jene im Innern manchmal zeüulose Bildungen hatte , bald ifieder durch steatomartige Stellen, bald durch ganz kleine Hydafiden sich von dieser unter- schied. — Die Alasse überhaupt war körnigt, und an den meisten Stellen völlig lederartig anzufühlen.

Wenn uns übrigens, hinsichtlich der Ent- stehung solcher widernatürlichen Gewächse vie- 'let dunkel bleibt, und wir diese pathologische Weirkstätte nicht genügend durchschauen kön-<

*) Medicinitch* praktische Adversaritfn tm Kran« keabetta« TflbiDg. J1821. Ite Lieferung, p, 266 seq.

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n€n% 90 bleibt doch ohne Zweifj»! aU das wahrscheinlichste anzunehmen, dafs die Ent-> Wicklung dieser After -Organisationen in den Grne/is'schen Eichen ihren Ursprung behme^ . welche sich in Hydatiden verwandeln p und durch die gesteigerte Thätigkeit des lympha- tischen System» sich vergröfsern , mit einan-> der vereinigen, verwachsen, durch Auslee* rung von lymphatischen und serösen Feuch- tigkeiten theils Hohlen bilden, theils in fet- tige Massen sich verwandeln, so wie solches unser Fall zeigt, Das Wesen der Krank- heit möchte ich in demselben -eher in einer gesteigerten /Vitalität, und einem krankhaft erhöhetem Bildungstrieb, als in eine eigentr' Uche Entzündung , fiir welche die Belege durch»' aus mangeln , setzen , welcher nach wahr- scheinlichen Gründen in einer unvollkomme- nen Befruchtung, oder in zu hänfigera Bei- schlali und zu häufigerReizung des Geschlechts- Systems seine veranlassende Ursache gehab:t haben möchte: eine bemerkenswerthe patho- logische Erscheinung blieb mir aber immer der Umstand, mit welcher bewundernswürdigen Thäligkeit und Raschheit der thierische Orga- nismus, — so wie oft in Reproduction ver- loren gegangener Thaile, ^^ so auch in Bil- dung 3fon After- Organisationen zu Werke geht, indem er im Zeit i^on 9 Monaten alle seine Kräfte, und allen durch reichliche Nah- - rung erhaltenen Nahrungsstoff nur auf Herjor- .rufung und Vergröfserung dieses After - Gebil- des verwandt zu haben scheint; und endlich dürfen wir den Umstand nicht übersehen , dafs diede Krankheit vom rechten Eierstock aus- ging, da nach* allen bisherigen Erfahrungen, ohne dafs ich mir hiervon einen hinreichen-

.den

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dtB €rnincl angelten konate, , der iinke yorzSg« lieh und fast ausschliefslich der Sitz dieser ^Krankheits- Zustände zu seyn pflegt, und salbst Sprtngd in seiner Pathologie es als eine giofiM Seltenheit aufstellt, dafs Imhof in HaU Ut IXutrt. pract. Tom. IV. pag. 380. einen solchen auf der rechten Seite angetroflEen hat, an ^reiche Beobachtung sich io den neuesten Zeiteh eine andere im Gottingenschen Clinico gemachte yon einer Frauensperson anschliefst, bei welcher der rechte Eierstock in ein Otlco- muaomd von 23 Pfund an Gewicht ausgeartet ^ar. ♦)

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Osteo-Steatoma Uteri.

Eine Jungfer -ron 67 Jahren, in ihrer Kindheit, so viel in Erfahrung gebracht wer- den konnte, stets gesund^ kam erwachsen, und zwar schon in ihrem 17ten Jahr zuerst alji Dienstmagd nach Zürich , und wurde dann später als Haushälterin angestellt, so dafs sie daselbst 27 Jahre verlebte. An dem erste- reo Platz war sie bei vielen schweren und angreifenden Arbeiten, häufigen Erkältungen ausgesetzt gewesen, und hatte später eine harte langdauernde Krankheit zu bestehen, deren

^ S^ O, VogeVs allgemeine nedicin, diagnosti- tobe Unteriuchungen zur Erweiterung und Ver- ToUkomninunf; seines Kranken -Examen« Iter Theil. pag. 41.

Jounu IXMll. fi. 4. 8tt C

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Verlaof and Charakter sie zwar nicht naher ansageben yermochte, von welcher sie aber- als Folge einen harten und aufgetriebenen Un- terleib zaräckbehielt. •* Gegen diese Folge- krankheit waren Tiele , ^ selbst iron berühm- ten Aerzten verschriebene ^ und anhahend ge- brauchte Arzneien ohne allen Erfolg geblie- ben» und endlich wurde das Uebel von allen fiir unheilbar erklärt, ohne^ wie sie erklärten, über das Wesen und den Sitz desselben nä- heren Anfschluls geben zu können. Nach Verlauf des oben beuierkten Zeitraums, da sie sich ihrep Platz weiter Torzusteben aufeer Stand befand, kehrte sie bieber an ihren Ge-r burtsort zurück, und führte eine stille, ipeii- stens sitzende Lebensart. Die Menstruation ▼erlor sie in ihrem öOsten Lebensjahr, ohne alle widrige Zufalle. Ihr Aussehen war kränklich, blafsgelb, cachektisch, mager, ihr Unterleib sehr stark aufgetrieben und stein- hart; der Gang mühsam^ wankend^ gerade wie bei einer hoch schwangern Person, wel- che das Gleichgewicht des Korpers am Ende der Schwangerschaft zu behalten Mühe hat.

Lizwischen lebte sie so noch 22 Jahre in einem leidentlichen Zustande , ohne bedeuten- de and langdaurende Kränklichkeiten zu er- leiden , nur schwollen in den letzten Lebens- jahren die Füfse immer mehr, und. brachen aach einigemal auf, doch nahmen sie jeder- seit wieder Heilung an, und konnten bei ste- ter-Einreibung in einem erträglichen Zustand frlialten werden.

\ Gegen Ende des Jahres 1824 fing sie an, ulmat merkliche Zunahme ihres Unterleibes, Heranüit^en in die Herzgrube, Verstopfung,

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Vefdanaogs« Beschwerden, Terminderten Urin- •bgaog mit wachsender Fufsgeschwaht ca kla- gen, ^wobei sich ein anhaltender, obgleich nicht bedeutender Blutabgang aus der Mutterscheide einstellle, welchen die Kranke gleich für ein tödüicbes Zeichen ansehen wollte. Gege« bene Arzneien brachten nur unbedeutende und akht daurende Erleichterungen herror. -— 6e« gen die- Mitte Januar 1820 bildete sich, ne« ben alleii obigen Beschwerden eine schnell wachsende y steinharte Drüsengeschwulst am Halse, welche ihr auf dieser Seite der Schlaf* gegend und des Gesichts sehr heftige Schmer- aen yerursachte. Sie nahm anzüglich di« Gegend der rechten Unterkinnbacken - Dr&se, and der Parotis ein , zog allmählig die äbri- gen nahen Halsdrüsen in Mitleidenschaft, und ergrüF endlich auch die Schilddrüse. Diese Drüsengeschwulst yergrofserte sich bis gegen dae Ende des Monats in einem so bedeuten« den Grade, besonders gegen den Schlund hin, dafs sie nur mit äufserster Anstrengung einige Flüssigkeit hinterbringen konnte, und das Hin« dernifs selbst in der Gegend des Luflröhren- kopfs angab , nebenbei nahmen die Kopf- und Gesicht -Schmerzen sehrüberhand: dieKranke* konnte weder bei Tage noch Nachts Ruhe finden , beinahe weder sitzen noch liegen, und grdfse Dosen Opium verschaiFten nur wenige Linderung; auch die Unterteibs- Geschwulst stieg immer höher , bis zur Herzgrube , wo- bei der Urin -Abgang und die Kräfte sich ver- minderten , obgleich ersterer die ganz natür- liche Farbe zeigte. In der ersten Woche des Hornungs hatte jene Dysphagie den höch- sten Grad erreicht, so dafs die arme Leidende non auch .keine Flüssigkeit mehr hinunter-

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bringen koonta^ indem das Verschlackte' oben im Schhmd liegen blieb, und ein starker Hu- sten-> Anfall oft bis zum Erstickungs - Grad sich einstellte, mit welchem endlich Tiel Schleim ausgeworfen wurde: bisweilen gelangte unter diesen heftigen Anstrengungen und verschie- denen Kopf- und Hals -Bewegungen ein Theil dte Verschluckten in den Magen, öieaSteos aber wurde, alles wiedei' ausgebrochen. Die •norme Halsgeschwulst erweichte 9ich nun allmählig in der Mitte, Wurde glänzendroth und zeigte Fluctuation , ' wobei sich die Kopf- schmerzen verminderten. Ob ich mir nun gleich von der Oeffnung dieser 6escht?ulst nicht sehr viel Vortheil versprechen , und die daraus entstehenden Folgen nicht berechnen konnte, wenigstens die Hoffnung nicht nähren durfte, durch Entleerung jenes Hindernifs im Schlingen zu heben, welches ich mehr einer Anschwellung der Drüsen im Schlund, «ind daheriger Verengerung des Kanals, als dem Druck der Hals -Geschwulst und ihrer Con- tenten zuzuschreiben geneigt war, so machte ich doch der Kranken diesen Vorschlag, wel« chen dieselbe aber verwarf.

In der letzten Woche ihres Lebens klagte sie über öftere heftige Schmerzen in der Herz- grube, steigende Bangigkeiten auf der Brust, Wehethun in allen Gliedern, so dafs sie nicht WüCBte, wo sie bleiben konnte, entsetzlich jammerte, winselte , und sich nach der Todee— stunde sehnte.

Den 12ten Februar fand ich grofse Kräfte - Aliliahme und sehr beschleunigten schwachen- Fnlai Abends als man sie, nach Erneuerung im Bettes /i^aus der Stube zu demselben zu^

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I riicLfShreii l^ollte» fiel sie auf dasselbe hio, and ^af lodt.

Den 14t9n Naehmlitags ^arde die Lei- chebofEhyog Torgenommen, welche folgende merkwürdige Erscheinungen lieferte.

Das Gesicht, die Brust und obem Eztre- ■itSteD waren ganz abgemagert, dagegen der XTnterleib ron der Schaamgegend bis zur Herz- grube sehr stark aufgetrieben, steinhart^ nir- gends nächgebend, so wie auch die Verstor- bene sich öfters gegen die Umstehenden ge- anbert haben soll, sie habe gewifs einen Stein im fjeibe : die Schenkel und Fiilse waren ma<- ÜBg angeschwollen.

Der Unterleib wurde durch den gewohn-i^ liehen Kreuzschnitt geöffnet , und, nachdem aaeh unserem Dafiirhalten di^ Haut durch-« schnitten worden , die Section auf den darun» ter liegenden Bauchmuskeln fortgesetzt. Diese Substanz war sehr hart, .fleischigt, fest, oben und au! der linken Seite aber wirklich vollkommen knöchern, so dafs das Messer beinahe nicht durchdringen konnte, und nur mit grofser Anstrengung, und unter einem knar- renden Geräusch eine knochigt- fleischigte Masse Ton wenigstens 4 Finger oder Zoll Dicke gleichsam durchgesägt werden mufste, bis wir in eine Hohle gelaugten , aus welcher uns ein bräunlich schleimigtes Wasser entgegenstürzte. Wir hielten die ganze dicke durchschnit- tene Masse für eine widernatürliche Auswach^ snng und Verknöcherung der Bauchmuskeln and des Bauchfells, und glaubten nun in die Bauchhohle gelangt zu seyn. Wie erstaun- ten wir aber, aUr wir nach Entleerung der

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HoKto TOD circa 4 Maafa benannter FlÜMigkeit, in derselben nichts von Eingeweidea eder Därmen/ sondern einzig ein braunes , faserig« ' tes, frei daliegendes Gewebe, nnd nach Za- sammenfallen dieses unorganischen Gebildes» oben unter den kurzen Rippen aufserhalb des- aelben hinaufgedrängle Därme zum Vorscheia kommen sahen. - Nun sahen wir erst fin, dafs wir gleich/ anfänglich die sämmtUchea Unterleibs - Integumente durchschnitten, und Ton d^ An auf ein widern atärliches Gewächs

SestoiJien waren, dafs die Ba'uchwandungen urch die starke Ausdehnung ungewöhnlich reicdiinnet, und dadurch ^ie Bauchmuskeln beinahe verschwunden, die Ansicht der Ge- därme und Eingeweide aber uns durch die Ausdehnung jener widernatürlichen, und Ton der BeckenhShle bis zur Herzgrube reichezk* den After -* Organisation entzogen worden sejr. Wir konnten nun diese Masse oben frei aufheben und zurücklegen» Gegen den Rückea war sie mittelst widernatürlicher, häntigtr Li- gamente mit dem Darmkanal verwachsen; ' Weiter unten auf beiden Seiten mittelst feste» rer Bänder an den Beckenrand befestigt, und stieg dann in das Becken selbst hinuiiter, des*, seil Raum, es fast gänzlich einnahm. Wir sahen nun hieraus, und durch ihre Endigung und Befestigung an der Vagina ein, dafs dies die degenerirte, und in eine osteo-steatoma« tSs* Masse verwandelte Gebärmutter sey.

Wir legten sie einstweilen bei Seite, und faadeift nach derselben Herausnahme die Un-% tetleibahohle beinahe leer« Die sämmtlichen dfinneft Gedärme waren ganz in beide hypo- cfamidviala Gegienden und unter diia kurzen

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Rippen bionurgcdrängt, leer, Uod, jiiMia)-', niengedrückt , und aabea rothliäh, iinnkluAr aus: -von den dicken Därmen lag iat Bliad^' und aufsteigende Tlieil des GnintadatiiM na-- Ur der degenerirleo Masse auf. d«r nebtM Seite durcfi Zellgewebe mit darstltwfi verbaii'-' .. ilea , sab braua- schwärzlich, Terdorbtn uvi. ". der Queerdarm lag lief im Epigsalrio. usd ^»: absteigende Torlion zusamineDgedrÖckt, sqd^.' wie die aufsteigende, schwärxUch TudoriiMi>-; sussehend, auf der linken Saile aoter Jtpwik-.' Gewächs. Das GekrÖs von denuelban tuk»:--. Bammengedrücki , war ganz oha« Fett* Jm' Cefarse varicüs, bin und wiedar btäuOlicb^ / ' schwarze Funkte und gröfsere blä nli cht Stet* ^ - len bildend. Die Leber and dw Mfm,' fanden sich ganz hiuauf au das ' ZwwdlMIv- angedrückt. Die Leber sab rüthlich. braun, ; auf der äuTseren Oberfläche leicht entsnndat AUS, die innere Substanz war oompact, Ua^ l^er, das Netz ganz ohne Fett, von Färb* rotblich gelb, krankhaft. lUagen «od Uils «far«D gflsund. Die rechte Niere hatta-oQch qa xiömlicb unverdnrbenes Äusiabtat dis Uiika ħt glich einem kleinen Fleischklnmpe&i aa, IreMiem man die verschiedenan £uDSt«nUB nicht mehr unterscheiden konnte; di« ülatu- btaae war mit dem widern aliirlicheD Körpac fett Terwachsen, so dafs man sie anfüngluch nicht leicht auffinden konnte,- übrigens. gaJiS leer, und hatte dÜnns, aber sieht batondan krai^iiafta Häute.

- Wir schritten nun zur Untenachnag der Halsgescb Wulst und des Oesophagus, Jind woU« . tea dieselbe anrän^licb gnnz harausachtilenfi ■Ghoitien sie aber, da wir biailn zfi yuiß'

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Scbrierigkelteii faodeD, indem; sie sich zu tief oach den innern Theilen zog, auf, wor- auf cUcke/bräuDlicbe Materie mit festen Kliimp- cb'en Ton gleicher Farbe, wie verdorbene* und aufgelöste Drüsen -Substanz aussehend , zum Theil herausflofs, zum Tbeil mit den Fingern beraasgeholt werden mufste. Die |Iohie ler- streckte sich nun von dem Ohr, unter der Kinnbacke und Laftrobre in die Tiefe bis an den Scblund, dessen Substanz wir schon mit den Fingern krankhaft fanden: wir, schnicten jde^halb, um ihn genauer zu untersuchen | auf der linken Seite des Halses auf denselben ein, wobei sich seine häutige Substanz ganz knor- pelartig, und seine Hohle sehr zusammenge- druckt und verengert fand.

Der herausgeschnittene Uterus nun sah von aufsen wie eine recht derbe, langlicbt irnnde , 'hinten auf der unteren Seite mehr fla- che Fleiscbmasse aus, von Farbe gelblich, mit Fettstreifen, bin und wieder liefen angeschwol- len, varicose Gef^Tse über dieselbe bin; das rechte Ovarium mit deni Frenzen -Fortsatz bildete einen weiten Sack , in welchem eine blutige Feuchtigkeit ^enthalten war, das linke, kaum mehr kenntlich , häutige Falten , und war ganz zusammengeschrumpft. Die Wän-» düng der Gebärmutter bis zur Hohle hatte eine starke Handbreite an Hohe: diese innire Substanz war sehr verschieden , und das Aus- sehen buntschäckigt: ganze Stellen waren knö- chern , und konnten beinahe nicht durchschnit- ten werden, andere knorplicht, wieder andere stellten dicke feste Fleischmassi&n vor, und die wenigsten sahen speckigt aus. Das Innere der Hohle selbst hatte ein häfslich bräunliches

^ 41 -.

I.

^ in «krsflbeti lagen gaa» Hafa^Tplt iy'sriloISses Gewebe, wie aiil)|el6Ate HiÄle dder Faserstoff, oder durch jPaelutfli .veafarbene Gefäbe, welche man ohne Hin- ^^ * heBaoeneh men konjDte« Diesen Afler^

-ßmmiUkh wog 22 Pfund, und mit circa 8 Pfund MaigbiitagerdlU, 30 Pftnd, >elche di# jyietUftebend mit sich hemmgetragenv

Satten jh^ in dem erst jui|ef6hriM Fdl «in#r BwrXwdrdige After- OrganiiMtiott - an elii»; 'mm: Bieralock Ton seltenem Umfang rot us^ ' 'hoi stellt sich , nne hier' eine > nicht weniger jMiliwürdige Entartnog in einem anderen Th^ 4m weiblidhen Geaeration^-Sjstems dar, nnd- wemi auch Krankheiten der Gebärmutter nnd .DeS(»rganisatiooen ihrer Sabstans yielleicht noch MnUgern als an den Eierstocken den Leichen mtersnchender Pathologen zu Gesichte, kom-- men, l^o scheint dennoch das Ergeboifs dieser' licichenSffnung einen nicht unwichtigen Bei* trag siir pathologischen Anatomie zu liefefii« -^ Denn wenn uns gleich ihre Schriftstelleiir, wie Büyh, Mtckd^ Baillie^ Sömmerrinß^ Por^ .tn|-4i. e* eine Menge Beobachtungen yon an- der Gebärmutter aufgefundenen Fleischgewädi* aefli 4 fibrösen Concretioneti , und Verknoch«- tottgen in der Höhle der Gebärmutter selbst,- fcnfgeaeichnet darstellen, so konnte ich doch- ibefase auffinden, welche dem oben beschrie- Wnen After« Gewächs in Rücksicht seines un- «HPObnlen iTmfangs und Grofse sowohl, als idar'Art der Desorganisation t und der Yer- .kaSdiecnng der Gebärmutter - Substans selbst '■ehe lui.m. - Zwar fand ich mich nicht im ^It eine JDmvt. dt Osteo-steatomat. von Mur^ wtf vom Jahr 1780, und ei^ie undere Ton

- 42 -

Schwarz, Du DegentratioM Uteri. Ooetting. 1799 hierfür benutzen zu können, und blieb mir deinn^ich unbekannt, ob und in wie weit sich in denselben alle fallig angegebene Beobach- tungen der unsrigen näher anschliefseoy dafs ich von den in den anatomisch -patholo- gischen Handbüchern über dieses Krankheits- Geschlecht niedergelegten Erfahrungen einzig den Sections-Erfund bei einer Jangfer i^on 63 Jahren anführen kann, Welcher mit dem obefi abgegebenen Fall eine entfernte .Aehnlichkeit hat, ynd die Fauhtrt in F'andtrrrionde Bjtcutil periodique. Tom» IL p. 337, folgenderinafsen angiebt; »pDie Gebärmutter hielt 24 Zoll im ,,llmfaog, und wog beinahe 9 Pfund. Sie war „von einer dünnen Haut umgeben, welche „eine scfaädelähnliche Knochen -Substanz be- „kleidete. In der Gebärmutter fa^id sich ,, Leine Höhle, äufserlich war die Ge- „schwulst von einer sehr festen, 2 Linien P,dicker Rinden - Substanz bekleidet, aufweiche „eine cwei Zoll dicke Diploe folgte. Der „grolste innere Theii war eine sehnigte Sab- „stanz f worin kleine knorplicbte und knS- „eherne Pünktchen eingesprengt wären, und 9,die einige rothe Pünktchen , Ueberbleibsel „von Gefäfsen enthielt. Diese ungeheure 6e- „schwulst hatte einen Nabel - und Leisten-* -„bruch yeranlafst, von denen der letztere den „Tod der Kranken verursachte."

Diese krankhaften Mifsbildungen zeigen uch, nach allen übereinstimmenden Erfahrun- gen« vorzüglich häufig bei Frauenspersonen^ welche nie geboren haben , oder alten Jung- £arn| und. nach den Beobachtungen der ange- zogenen und anderer Schriftsteller sehr selten

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la>liMMi— IitliiMii "f TJodbft; knth bislni' a|dH8r ijüiett Erfahrangssats ^ äaf^ sotclie ,P#o» - AnMamtm Mi liäafigtlea in . dem Zeitpunkt dee fcSK—eh Altelre- fillea , sehr eniiektiiiNii^ phj» * •idkigiadbe' Grrihlde engebeo ^ indem di|e JLe^r^ :iMfindtiägkeit-^es wetbUcheB^6es<iIiIechte-Sj«>'^ •tarne /'^di'iie. nicht anf die Bildnng nnd^Enl^^ eewtliiAt dmeB Foetos. gericlitet.«!«vuFde^i~eich' iil 'Heri «lufcng soldier anomalen Formen j|ll«^^ AMüV: *f^* ^^ Fr«idnddyitäl der OebärnGinttery: 'vralcke nicht dem ihr Ton der Bfator angewieH^ •emeA^JÜabenagang folgen konnte, ^eicfa io Bf^« jM«ig«ng- solcher wideroatoriichen ]lla88eii> toIb KMUfifffy Knocken n.s. w. aosaprecheii kann^^' edeo,-,JhCi, wene^ in dem «rtteren Fa|l^> bdf.. dMii After- 'Gebilde des Eleralockii, Ueberrei« Mumig den ^meten' Zunder xn 'Beir Krank häle«. liaUai^ gegeben, in 'diesem der .entgegenge-*-; nntatelfiUl, und Mangel an ^eiz hi€r9tt tei«^ getragen haben mochte ; so .wie sick die MSg«^ ' Uchkmt nicht in Abrede stellen lärst, -ddb. eidi tolche Abnormitäten bei unverheieatheteni Personen" vielleicht leichter, als hei Personen^ k die mehrmals geboren h^ben , zur Zeit des. Anfhorens der Menstraation erzeugen, weil hm' . letsteren das Uterin - System durch häufige Be^ g^rttüng und Geburten geschwächt worden^ wahrend dem es bei ersteren noch eineu gen wissen Grad von Vitalität und Productivität knrnckbehalten hat, welche sich* in dieser für dae weibliche Geschlecht so wichtigen Eni- wicklangsperiode auf solchen Irrwegen zdi er- lüennen geben kann. Bei unserer Kranken ini^wischen hat sich das vorgefundene ei»orme After* Gewächs vor der Zeit der Decrepiidität, nadi' fener ausgestandenen langwierigen xüank^ hett SU bilden angelangen, und scheint auch

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. 44 -

viele Jabre auf dem damaltgeD Stande geblie- ben SU seyn^ bis eodlich io dem bofaeren Al- ter die organiBchen Verricbtuogen , welche scbon lange durch die fremde ^ 'schwere Masfte mehr und weniger beeinträchtigt, und durch deren Druck und Ausdehnung 'besonders die Eingeweide des Unterleibs eben sowohl 'aus ihrer natürlichen Lage getrieben, als in ihrer Substanz und Organisation krankhaft, und zerstört worden , * zu wanken beganneii, und bei gänzlicher Desorganisation der ei- nen Niere, sich Wasser in der Gebärmutter- Höhle selbst anzusammeln anfing, wodurch die schon lange abdaurende widernatürliche Ausdehnung dieses Eingeweides noch bedeu- tend vermehrt, und mithin die Klagen und Leiden der Kränken erhöht und verstärkt worden. Am Ende des Lebens warf sich endlich der ausgeartete Bilduogstrieb auf die Drusen des Halses und Schlundes, unxl be- schleunigte durch derselben Zerstörung und 'Widernatürliche Anschwellung den Stillstand der Lebensverrichtungen und den Tod.

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III.

I

Bern e r ku n g en

überdie

Verschiedenartigkeit der Krank- heitsbildung

welche

dar Mifsbrauch ider Spirituosen Ge- tränke veranlafst,

n n d

über den Einflufs , der bei Säufern Yorhaodenen,

widernatürlichen Krankheilsanlage, auf die Mo-

dification der Erscheinungen und des Verlaufs

der Fieberkrankheiten insbesondere.

Vom

Professor Dr. Berndt^

zu Greifiwald«

ri\% ich im Jahr 1822 im Journal der prak- tiscihen Heilkunde des Herrn Staatsrath Hüft-» laiid einige Beobachtungen über das Delirium trtmtn» mittheilte, und diesen einige Bemer- kungen beifugte I die meine Ansicht über die Ifatur dieses Krankheitszustandes bezeichnea sollten, hatte dieser Gegenstand erst kurze

_ '4ß - -

2eit Torher io Teutschland Aaftnerksamkeit erregt. Seit jener Zeit haben sich die Beob- achtungen über dense^^ben nicht blofs yielfach Termebrt ; sondern er ist auch in einigen sch^z-> baren Monograpl^cm behandelt worden. Alle diese Arbeiten beziehen sich aber mir auf daa- jüeUrium tremens^ als einer einzigen Krank« heitsforni) welche durch den anhaltenden Mifs-* brauch der Spirituosen Getränke heryorgerufen wird« Keine erstreckt sich auf die Darstel- lung der anderweitigen^ Richtungen in der Krankbeitsbild^ng aus derselben Ur^achey und noch weniger auf den fiinflufs, den 'die bei Trinkern, vorhandene widernatürliche körper- liche Krankheitsanlage )' auf die Entbildung anderer, von der Trunksucht ganz unabhän- giger und besonders der Fieberkrankheiten aus- übt. ]Vur der als Schriftsteller, Lehrer und Arzt gleich berühmte Herr Hofrath Claras zu Leipzig hat (in seinen Beiträgen zur Beurthei-» lung zweifelhafter Seelenzustände, Leipzig 1828} diesen Gegenstand , in Beziehung auf die Zu- rechnungsfähigkeit, vielseitig und gründlich ge- würdigt. Es ist luir eine angenehme Ueber- ' raschung gewesen , von ilim gleiche Ansich- teu ausgesprochen zu finden, wie ich sie seit Jahren vorgetragen und am Krankenbette er- örtert, zum Theil auch in kurzen Bemerkun- gen im Iten und 3ten Theil meiner allgemei- nen Grundsätze der praktischen Medicio y und in RustU kritischem Repertorio bei Gelegen- heit der Abzeige von Bischof ^s Werk über die l^ntzündungen, ausgesprochen habe. Ich glaube vielen Lesern einen Dienst zu thuu, wenn ich ei»« auf jene treffliche Arbeit von Clanis^ nilfmerksftm mache ^ und ich würde, es für un- nothig halten y diesen <jegenstand ^on neuem

.— 47

aafsiiaehmeii , weno es Diclit insbesondere meine Absicht wäre, auf jenen modificirenden Eioflufs, den die bei TrinKeru vorhandene wi- deraatiirliche Krankbeitsaolage^ auf die Ent- bildung der meisten Fieberkrankheiten ausübt, aufmerksam zu ihachen« Vielen Aerzten wer« de ich nichts Neues sagen, dafs aber x. viele der in Rede stehenden Sache nicht die gehö- rige Aufmerksamkeit schenken, hat mich die Erfahrung gelehrt. Viele Fieberkranke wer- den» gewifs ein Opfer des Todes , weit die Aerzte den Einflufs jener Anlage, die ihnen 'oft unbekannt bleiben wird, wenn sie den Kranken als Trinker nicht genau kennen, nicht gehörig würdigen, die Symptome falsch deu- ten und auf diese falsche Deutung eine fal- sche Behandlungsweise gründen.

Der Mifsbrauch der geistigen Getränke, und besonders des Branntweins, ist in Nord- Teutsrhlnnd beim gemeinen Volke so allge*- mein geworden, und dürfte bei der Wohlfeil- heit dieses Getränkes auch so allgemein ver- breitet bleiben, dafs die Sache, welche ich hier zur Sprache bringe, mir eine genauere Beachtung zu verdienen scheint.

Dieser Mifsbrauch spricht sich aber unter verschiedenen Umstanden und in verschiede- nen Graden aus, die der Arzt bei der Beur- theilung der Folgen , welche daraus hervorge- hen, wohl zu unterscheiden hat. Nach mei- nem Dafürhalten sind hierbei drei Fälle zu unterscheiden.

1. Der Blifsbrauch ist nicht fortdauernd, sondern nur zufällig und vorübergehend, und nach dem Grade, den er erreicht, ruft er ver- schiedene Zustände hervor:

» I

48

a) Die Anregoog darcb spiritaSse Getlriin- ke, YFelche sich in yarmebrter körperlicher, und geistiger Anspannung aasspricht, ver- knehrte Blutbewegung, stärkere Expa/osion des

^Blutes, vermehrte Wärmeerzeugung, verstärk-' 1er Turgor an der Peripherie des Körpers, und . gesteigerte £rreguog >der Sinnesorgane uiüd des gesamihten Nervensystems zur Folge hat.

b) Den vorübergehenden Bausch , ein An- getrunkenseyn , bei welchen^ nach vorherge- gangener körperlicher und geistiger Aufregung,, eine Abspannung in den Functionen der Sin-, nesorgane und eine allgemeine körperliche Un-p behaglicbkeit eintritt, die sich oft mi^ Zufal- len der Ueberreizung der Verdauungsorgane etc. gepaart.

c) Die Betrunkenheit, bei welcher sich der Verstand und die ISinbildungskraft in ei-* nem gleichen Zustande mit den Sinnen befin- den. Das körperliche Uebelbefinden sich aber noch vermehrt darstellt.

d) Die Besoffenheit als der höchste Grad ubermäfsiger Einwirkung spirituöser. Getränke, wobei sich vollkommene Willenslosigkeit, gei- stige und körperliche Unfähigkeit ausspricht.

Diese vier Grade kann man auch als die ▼ier Zeiträume der Besoffenheit betrachten. - Es gehört nicht zu meiner Absicht, dieselben nach ihrdn Erscheinungen genauer zu schil- dern» ich habe sie vielmehr der Vollständig- keit und des allgemeinen Ueberblickes des Ge- genstandes wegen, nur andeuten wollen.

Von dieser ersten Art des Mifsbrauche ipirituöser Getränke, welche in ihren Folgen bald'TOtiibergeht, wenn derselbe nicht etwa

wie-

' .■■fyiiw'llrtt «M> v». ilia dka? d«r Jbl|Midm 'lniüiiiHililii njn irarde, nrnb matt " '

ir* 2. den hkbltaellsB ttirskrauch'AplHtnösw l Walräake unl0ncfaeid«ii. .Dieser ilt gandis am. r C&Jlgeoiflinsteii varbraitat, ohne dafo er auf- i. füllt. Dean lüar Dleibt die Wirkuog ge%rdhp- \ lieh nur in deU GrÜBzeo einer maÄIgaa ge£- r. stigen und kürparUcban Erregung. ' Darum [' lind viele Qlebtchen,' die nieinals belruakeB^^ [•jm AwMchSi' oder in der Bmoflenbeit galaW ' [; 4ai> wardaii,''dailDOch dem SlirBbra^fbe faP r )pri|ar Gatrünk«' sehr al-gebeB. 'Diaa*vArt 4aä< I Uflrbnncbs iit Toneügli^h gedgaet^ 'eiiia W*^ - I Widflve Anlage \m Körper zu mUbb, waldw- r uodi^ciraBd Inr die Entbilduag aBdarar Kratak«; I .MitBB beiwirkt. Außerdem giabt ua.aadi'', f / -VinaiilaasaBg bb eigeBthümlicbeB AbwMehan^*

gas dM- pajrehischen und körperlichen Vitale \. tflusatandM, ^otob weiter pataa die B«d« '

a^B aoU.

Der Arzt wird bei solchen Uentchen anoi

k ^MV^a am laichteBten geläuBcbt, irail eib soL».

: qbar Mibbraueb wenig ' anflallt , und.wail'b^

i im- B^nrlbeilung so sehr viel auf die Indivi-.

dialilüt des Subjekts aqköoiuit. Für .den Ei-^

■fb ist ein groTses Quantam, was der Aadara '

' obafl Nttcbtheil sein ganzes LebaB hindurch

•tmgea kann. Selbst die Zeit, wann das

.Gatriiak genossen wird, und unter welcbaa'

"VatatäBdea diek geschiaht, kömmt hierbei ia' .

feüraclkt. Am leichtesten tritt ein Uifsbranch

frittiger Getränke des Morgens oder Vornüt-

lagi^bei leerem Magen ein. In dieser Zait

' bmmMt ar sich nach gerade am allerschäd-

liataB , Bnd schon kauere Quantitäten kÖn-

B -aiBea grofsern. Naobtheil btingen, al& sonst

|a«ni.LXyJI.U.<,St, ' D

60

Ton bedeoteoderen beobachtet wiird, wenn der Genub su einer andern Tageszeit und bei ge- fölitem Magen Statt findet.

Es giebt endlich «ine

3le Art des Mifsbrauchs geistiger Geträn- ke , die sich a)s wirkliche Trunksucht aus- spricht, die sowohl anhaltend als periodisch, seyn kann» und die in. vielen Fallen als^ein Krankheitszustand angesprochen werden inurs* Wie dies Brühl v, Cramer besonders darzuthun gesucht hat. Bei dieser Art des Mifsbrauchs findet gewöhnlich ein solcher Grad Statt, d'afs sich die Folgen mindestens als Rausch , häufig auch als Betrunkenheit und Besoifenheit aus« sprechen. Die nachtheiligen Folgen sprechen sich hier am stärksten durch bleibende Zer- rüttung -der Körperconstitution und Abwei- chungen des Seelenlebens aus. Das IDelirium tremens wird hier eine häufige endliche , aber

b^i weitem nicht die einzige Folgekrankheit.

» *

Zu der ersteh Art des Mifsbrauchs gei^ti- ger Getränke kann der Mensch durch momen- tane Disposition und besondere Umstände ge- langen. Die zweite Art bezeichnet den habi-, tueUen Trinker, den an eine grofsere Summe ▼on Reizmitteln gewöhnten Mensthen, deren plötzliche Entziehung er ^ nicht mehr ohne rfechtheil, wenigstens ohne momentane Un- hehaglichkeit erträgt. Die dritte Art bezeich- net den eigentlichen Säufer, oder Trunken- bold* Will man die hier aufgßfübrten yer«- schiedenen Arten, und Grade des Mifsbrfiucbs geistigelr Getränke mit dem Namen Trunk- sucht belegen , so wird man sich doch zur bessern- B^urtheilung der verschiedenen Fol-

^ : "v ';.. . w M ..;

SfB«. i^MttOtSntbKBm bewKCrt. b(«ibw ntt»» wn.' OSm«. Folfsn aprschsB' lieb- MjeIi ^ea -VfiTStliieileiTen An«ti und Gradta/das SUGi- brauchs verschiedda Sut, ich habe jAloeh'Oiir die Absicht , diejamgen nabcr sti basrieboMi^ welche sich in einer 'dauernden .TitalitSUtte* änderaog darstellen. ' , ' :

Der zurallige TorübargebeaJe ' UibbiatiGli kann zwar Gelegenhutsunacbt fflr.dte Kmqk«" Iieitabildung vrerdea, und wann garada dtaife. ' KrankbeilsbilduDg mitihmzaBatnmeotriflt, B^b* 0.^;ficirend auf dieselbe wirken, in eofim e^ia k'>:4||Unentaoe Uebarreiauiig, od^r ein vamMhfw r Blataatrleb nach edlap OrgNqaa , oder t^a» . Kgeslion, darauf ein&'qlneiA wndea kSn« ^^ b; aber genröhDlich aetzt er bot vcMÜbar'*

Sdiende, zum Vetianfe des Ranaehel', der etronkenhelt , od« Beaoffanbeit gehSrigl^ - JPoleeo.

Beim habituellen Trinker bildet ücli.«IU - l^EUig eine eigenthnmliche Veraliminiuig lariMsaprocesse , nelche ein verachiedaBei Grandverhält nifs au haben acbeint, wotob^bI^ <nisaa4* ala die wichtigsten anerkennen tnöcfat«. ^

c) Vor allen Dingen bedingt die öftfM

HgawShnliche Reizung eine Veräadenkng ,dea

Erregungszustandes, die wir als Ueberreicnvt

ttaaeSchneni' und die sich am ^tärkiten. ant-

^pcüht.

«. In den Terdannngsorganen. Vania^ ' UMfutwus, chronische Catdialgian, ^Bfalerbafta

AbeonderuDg der Magensafle, scblachte' Vap- . dinang, Uai^el an Appetit, und eine in Dnrch-

Sij^ neigende 'Schwäche des Oannkanala, ' . D 2 ,

52

bezeichnen diesen Zustand gewöhnlich und TOrsHglich bei 'Branntweintrinkern.

. /?. In den Hauptsystemen des Korpers, und £war im Blutgefäfs- und Nervensystem., Unordnupgdn in der Blutbewegung, Conge- stionen nach edlen Organen, vorzüglich qr- g^nische Krankhiefiten des Herzens und der grofsen Gefafse,' gehen häufig aus dieser Quelle hervor. Mannichfaltige Verstimmungen des Ge- ' meingefühlls und in den Functionen der Sin- nesorgane, die später näher bezeichnet wer^ den sollen, deuten dies. an. Ja selbst eine ~ psychische Verstimmung wird , nach der ver- - schiedenen Anlage, nach verschiedenen Rieh-' tungen hin bestimmt.

h) Beim habituellen Trinker erleidet wahr- scheinlich die Beschaffenheit der Blutmasse und mit ihr der ganze Vegetationsvorgang eine eigen thüinlich e , wie es scheint venöse Ver- änderung. Es treten bei solchen Menschen wenigstens ganz deutlich die Erscheinungen ' eines vermehrten Venenturgors hervor > und daran knüpfen sich

c) dauernde Blutanhäufungen in den ed- lem Organen, vorzüglich im Gehirn, der.L^- ber, der Milz und dem Magen, überhaupt im System der Pfortader, bald mehr in dieser oder jener Hiebt ung.

Diese Umstände bedingen nun in ihrer rereinten Zusammenwirkung eine dauernde Vitalitätsyerstimmung, die sich nun entweder zur selbstständigen Krankheilsbildung in all- ihählig vorschreitender Progression erhebt; oder die als Anlage für die Entbildung und den Verlauf I anderer , besonders der Fieberkrank*

heilen , modificirend wirkt. jSIe ist nicht in einem einzelnen sondern iii ihren Terschieä^e- nen Grundverhältnissen zu erfassen, und als eine vitale Verstimmung zu ' betrachten j die sich in einer mit Erethismus gepaarten , soge- nannten indirekten Asthenie der Erregung aus- spricht. Dieser Erethismus zeichpet den Zo?- stand gan? wesentlich vor andern Arten der indirekten Asthenie oder der Ueberreizüng aqs^ und er ist wohl Folge ^ sowohl der veränder- ten Blutmischung, als des verstärkten Yeneb^ turgors nnd der Blutanhaufung in den Cen- tralorganen. Während bei andern Arten der ITeberreizung die Empfänglichkeit abnimmt, zeichnett sich der überreizte Zustand des Säu- fers, wenn er eine gewisse Hohe erreicht bat, dadurch aus, daTs er nach und nach imnier weniger Spirituosa verträgt, und es ver^nlafsf, dafs dem Trunk ergebene Menschen zuletzt schon von sehr geringen Quantitäten in den Zustand der Betrunkenheit versetzt werden. Dieser mit indirekter Asthenie gepaarte Ere- thismus spricht sich in der Sphäre des Gan- gliennervensyslems oüenbar zunächst und am stärksten aus, und es dürfte nicht in Abrede zu stellen seyn , dafs der Plexus caeUacus den anfänglichen Centraiheerd desselben bilde. Aber dem Nervus vaqus gebührt. j*ewifs ebenfalls ein grofser Antheil an den Erscheinungen, die sichy hei der aus dieser Anlage hervorgehen- den Krankheitsbildung olTenbaren»

Es gehört nicht zu meiner Absicht, nä- her nachzuweisen , welches Heer von organi- schen^, Vegetaliüus« und Nervenkrank|ieiten durch ilen Slifsbrauch spirituöser Getränke er- zeugt werden könne, wohin vorzüglich orga7

54

ntscha Fehler des Magens, der Leber» der Milc, Blatbrechen , organische Krapkhellen des Herzens und der grofsen Gefafse, chroni- sche Diarrhoen , Lienterie , die Wassersucht^ Abcehrnngskrankheiten ^ yomitus matuiinus^ Epilepsie und Lähmangen gehören: ich will Tielmehr yerfolgen, auf welche Weise sich aus ^der angegebene^ allgemeinen dTnarnischen , Verstimmung, eine weilere Krankhetlsbildnng entwickelt, und dann nachweisen,, wie sie die Erscheinungen und den Verlauf d^r Fieber* krankheiten verändert.

^. Die aus der durch den Mifsbrauch spiritnoser Getränke gesetzten Anlage, in all- tnähliger Progression hervorgehende Krank- heitsbildung.

Längere Zeit hindurch kann ein BCfs» brauch spirituoser Getränke Statt finden, be- vor sich die* daraus entbildenden Folgen be- merkbar darstellen. Auf der niedrigsten Stufe der Entbildung treten mehr die Symptome ei- ner Ueberreizung'des Magens, einer vermehr- ten Blutanhäufung in der Leber, der Milz und dem Kopfe ein. Darum bemerken Menschen dieser Art Morgens im nüchternen Zustande eine schmerzhafte, zum Würgen eines zähen Schleims oder einer sauren Flüssigkeit fei- zende Unb?baglichkeit in der Oberbauchge- gend, welche öfter mit einer "allgemeinen "AengstUchkeit verbunden ist, der sich ein leichtes Zittern der Oberextremitäteo beige- sellt, Sie leiden ferner an einer Eingenom- menheit und Wüstigkeit des üopres, und sind besonders des Morgens wenig zur Arbeil auf- gelegt. Ihr Schlaf ist unruhig, nicht erquickend. Ihr Stuhlgang unr'egelmäfsig , die ETslust ver-

} .' ■■. .-»^-.M . I- -, ' ; -

. äoderlicb, Jes Mittags am B(il)lMlitMt«i( dn

Abends gewühnüch «Iwas b«U«r. B«i alte

deoi findet sich grörslentbeils «ipa g«Wi«M

Wohlbeleihfheit ein. Ein venlarkter yenut*

l> turgor nach dem Kopte, gisbt dfltn Gmidite,

; ein aufgeduasenes Ansehen. B«I viftlan tr»-

Ifln deutlich die Zeichen dfoei Ptithofa cUtH' ' ^minalis, Molimina haemorrboidum , unff WirUf-' ' I eher Haemorrhoidalblutilurs ein. Ander« fSll- Jen einen vermehrten Blntantrieb aacb ' dn, ;'. ' Brusti und der Oberbauchgegend. Kanfatfa-

migkeit, SchleinihuFilen, Bwcklopfcp , SpBO- , .. ■■■!£ in -den Fräcordien, und eins gawiato .»ÜDr^elmärsigkeit in der Thätigkeit- d«i Art*- ^ "tMntjslams , besonder» ein' veratarktea -KIo- f§»U dera^itiet) in einzelnen Tbeilen' des &oe- - paia Dod ein Teränderlichsr Pols deutdn diea ' -mn and begründen nicht selten den "Verdacht . . «jinar Herzkrankheit and eines Anearienw's« ' Allmäblig gesellt sich auch eins Verstimmtang , des "Gemeingefiihls b«y , .die anf die Psyche BMnchreitet und eine beginnenda Hfpodion- dU4 bekundet.

^ ' Diese gesammlen UnbehaglicUeiten Ter-

t, Rindern sich mit einer erzwungenen' glaich-

ma&iigen dynamischen Anspffnnang des gan-

San K.orpers, und da anderweitige Anfregnngs-

niUel nicht sofort zur beliebigen DiBposiüoo

. 'gestellt tioi, die ki)rperlicfae Unbehaglichkeit

laach-überwiegend ist, und dem in der Seal«

-.erwarten guten Willen entgegenwirkt-, so ;

' creifan die Menschen wieder von neuen cn

.-oan SpirituosiS) und auf diese Art gebt es

tSglich fort, bis sie unerltUsIicbas Bedöifhib

«rerdeo.

-i- 56 -

'.Auf dieMr Stufe angelaugt, traten 'jfanu auc^ die Zeichen eiaer Verstiminung der phy- siscbea, psychischen, und besonders der mo- ralischen Empfänglichkeit . immer liiehr tor Augen, die sich theils in einer allgeineinen ' Intemperatur dsr Erregung, thells in biner ' Entwürdigung iet menschlichen Gesinnungs- j und Handlungsweise, oder mindestens- in ei- genthiimlicJier Verstimmung der Seelenthätig- keiten olTenbarpn.

In Rücksicht auf den korperliohen Zu- stand finden wir die bereits angegebenen Er- scheinungen bedeutend vermehrt. Der Habi- tus verrätb unverkennbar den Trinker, oft mit einer schwammigen Fettleibigkeit) minde- stens'mit einem aufgedunsenen in Hinsicht auf die Farbe zum Kupferroth neigenden Gesichte, . einen eigenthümlichen stieren und dennoch scheuen Blick des Auges, im nüchternen Zu- stande mit einem Zittern des ganzen Körpers / und einer grofsen Hinfälligkeit ausgezeichnet.

Eine eigenthümliche Veränderung erleidet zugleich die psychische Seite des Menschen, die nach dem verschiedenen Individualitäts- und Bildungszustande, so wie nach^der vor- herrschenden geistigen Anlage zwar in ver« schiedener Art hervortreten kann, im Allge- meinen aber unter folgenden Gesichtspunkten aufzufassen seyn^ möchte.

a) Man beobachtet bei vielen Trinkern,' und besonders bei solchen die in der Bildung -zurückstehen t eine zur Wildheit neigende Ent- artung. Sie äufseru ein trotziges, brutales, heftiges, vauffahrendes , jähzorniges Wesen, Aohheit, Mangel an Theilnahme , eine unge-

' ^figslte Neiginng zur Zaali- ond ' Strrittnelitp

eine wahre ZerstörungB>|rDlh, no« -Opposi^n^

. g«Sei> alles, was mit ibret WitleasiDeiamiB '

, nicht übereiusliinrat. Dies eieht Veraulauan^,

I ' dafs siä leicht der ÜITenUichen iSicfaeiihaitrg».;

I labrtich werden und die fitrchtbaraMD VwM)^

I chen begehen könDen. "^ ^

b') Bei andern äufMrt si^h diese fA^eÜJU' sehe YeretiminuDg mehr in einer t7ivcumM<Mi- ' heil mit allen LebeDsverhältniiaen, aod eiaeÄ ' MibmajÜ, der zum tlDfrieden, sAr Fn)x9t&- ^. |; Mcht, KU Beliügereieo ( kudI. VerBocli tob i Vdpckcipielen ~a.' dgl. geneigt macht.

; - «) Bei TieliBD beobachtet man «ine Stnia|rf-

f'-* Einigkeit,' die mit KaltainD gegen «lle edlere

' MeriioheBTerliältnisse, - VernachtäbigoDg ' :i^' ■'

. Mjchttp, Mangel Tbeilnahnte an Fanu-

, 'fi«iit«Tbültai8Ben , Verflioiteii in die tbierischef

: Ifatiir das Menschen , VernBchläraigtnig der tü^

g4Den Person, Entziehung von bessera G*^

•«UBchaflen, Aufsuchen gemeiner GeseUschaf"

tMi and Vermischung mit der Yolksfiefa, uDd<

y^^Bchläfsiguag aller Scbicklichkeit an deS'

.Tag Irin.

d) rfoch andere .Tersinken mit der KnnAli- meodeo Trunksucht in eine Albernheit, die •te cum Spott anderer Menschen macht, und tn.der sie sich oTt einbilden, die Gesellschaft iSnrch Scherze und Witze zu ergötzen, wäh- lend sie sich die Verncbtung der Vernünni- 'gni zuziehen, und durch die sie allmahlig zu wehren geisligea Imbecillitat herab-

'. e) Andere versinken in einen Zug Ton Gotmiithigkeit , in welclieia ai« alles, was

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nar zu ihrer DilpotitioD steht, Tersdien^ ken u. w.

Doch diese TerschiedeneD Züge, welche die psychische Terstimmung des Trinkers he- zeichoen, and welche leicht noch yermehrt werden konnten, gestalten sich nach deoi Tem- peramente und der psychischen Individualität verschieden, und kommen selten einzeln, son« dern grofstentheils in mehrfacher Verbindung vor. Die hier aufgezählten Richtungen sind aber vorzüglich zu beachten , da sie einen be- sondern Einflufs auf das bürgerliche Lebens- verbältnifs, auf amtliche I^flichterfüllung und die öffentliche Sicherheit haben«

Ist es bis zu den hohem Graden einer andaurenden psychischen Verstimmung gekom- men , dann gesellt sich leicht eine neue Gruppe von Erscheinungen hinzu,, die sich in Sinnes- täuschungen und Sinnenwahn ausspricht. Diese Erscheinungen gehen* aus einer krankhaften Reizung ,der Sinnesorgane hervor, die sowohl in dem Nervenerethismus als in dem verstärk-* ten Blutandrange nach dem Kopfe, welcher dem Säufer eigenthümlich ist, ihren Grund haben. Bei den Sinnestäuschungen wird die Seele sich noch der Tauschung bewufst. ^ei dem Sinnenwahn ist die Einbildungskraft von dem Trugbilde so erfüllt^ dafs es als ein Ge- genstand der wirklichen Welt aufgenomnien wird. Dieser i^ustand stellt sich erst bei den weitern Fortschritten der allgemeinen Verstim- mung ein, wenn das Gehirn an dem allgemei- nen Nerven erethism US wesentlichen Antheil ninimt,. und der Trinker in eine Art von Traujnleben versetzt wird, in welchem seine Fhanläsie mit den mannichfaltigsten Trugbil-

dara Abgefnllt Wirdi .diavohJen T4r'cliifd0^ ■• Dan Measchen nach'Jer geiatigsn IndiTnlaill- - tat rerachieden aashlleii.; Dia Sinitastäiiaciiaii-'' ^ gen weiäea iO»h.T. Tom Varstüktca Blulraix», ' vr'fllcber auf die Sinnmorgabe wi'kt, arisg»>

' hen , befalleD anv häufigste b den GaaichtwfiilB ' und das Gehör, vai sprachaa sich auf «iii*

-.■4*. T«ndiiedaiL»,W«ise aaa. .

'; Tpm .SinnMwahQ sctireitet der Zaslaild tdt'lu'Bqr ToUkomiueDen SeelenstoriiDg , d{*' itch'atif die verscIuedaBBte 'Weise anss^ilvcliefe kaob, aber am häufigsten in der Form d«^ ' .•ogaoaDDlen Ddiriiim trfmens darstellt, obgleich ' ' aheo ao gut Manie', Melancholie, BtSdsiiiiiL '

vaA Narrheit entttaheD kocoen.

, , ' Da* Htliriuih trtmtna stellt offenbar eise ' ■Knknklieit eigener Art dar, .und ist von dein ' fibrig^n Formen dar Saelanstömngen vesent^

' Ifch Terachieden, in sofern es sidK'virkli^ ihehi dem Delirium als dem WqbnsinD-an-

. jiriht. Die Atania a poiu kömmt nächst deät ßtäritim tremeni am bäuGgsten Tor, und g4- 'Valtet sich als eine von diesem ganz Ter- *

' «chiedene Krankbeitsfnrm. Es giebt iadassen

' Ai>ti8tieTungss{uren des DeHriam trtmeni zum '

' 'TTabnainii , und Torzüglich zur Manie auf der ■elneBi Diid zum Fieberkrau kheitszualande auf

'. der andern „Seite. Zwischen beiden sieht dai

' Ddirfiim tremens in der Mitte, ja ea, giebt Fälle, ' =di« chrooisch , verlaufen, und mehr einer Ft^ bri' nervosa Itnla beigezählt werden müssen. , Dif' Bigenthümlichkeit des Krankbeitszustao-

, Jaa geht aus der, durch den Trank- geseiz- ^t^ Anlage hervor, die ich oben näher aog^ geben habe.

. 60 -

i <

Mit der Heri^rbiidoDg des DeRrhan tre^ mens yerhalt 'es sich auf eiae doppelte Weise. Es enibildet sich oämlicb eia 3Iai aos der Ao- läget selbst. Ein ander Mal treten Gelegen- heitsarsachen hinzu, welche bei der Torhan- deuen Anlage., neben 'einem andern Krank- heitszustande auch diesen hervorrufen, der sehr oft der ^vichtigere und Sberstrahiendere wird.

^^

Das IDeüruim tremens verläuft geyrohnlich als eine acute , in selteneren Fällen auch als eine chronische Krankheit. Ja diese letztere Form schmilzt hin und wieder mit einer F<e- hrifs nervosa lenta zusammen. In den meisten Fällen ist das JDeMrium tremens nicht reine Nervenkrankheit, sondern vermehrter Venen- turgnr und Congestionszuslände wirken we- sentlich mit und setzen einen Zustand« der sich dem entzündlichen Erethismus nähert, unld es ist für die lieliandjung ganz wesent- lich^ diesen mit Blutreizung gepaarten Zustand von dem seltener vorkommenden rein asthe- nischen zu unterscheiden.

Es würde mich hier zu weit führen, auf diesen Gegenstand näher einzugehen, und ist dies auch um so weniger nöthig, als wir neuerdings von Barkhausen ein Werl^ über den Säuferwahnsinn erhalten hahen^ welches diese Krankheit von der praktischen Seite auf eine gründliche Weise beleuchtet und zur Bestäti- gung der darin ausgesprochenen Ansichten, eine grofseZahl von Krankheitsfällen mittheilt: Statt der Benennung Säuferwahnsinn würde ich lieber das Wort Uelirium tremens beibe- halteq« D^enn das Ueb'el nähert sich nur in den höheren Graden seiner Ausbildung dem

- Ol -

Wahnsinn, in' den niederen mehr dem Deli- rium bei Fiebern. Hat auch rdcksichllich sei- nes Ursprungs in sofern mit jener Aebnlich- l^eit, als dort ein durch das Fieber begründe- ter, veränderter Erregungszustand im Gehirn und Nervensystem, hier aber ein mit Erethi^- inus gepaarter, auf UeI5errei2ung begründetHT^ schwankender Erregungezustand zum Grunde liegt, beide Krankheitszustä'nde aber recht ei« gentlich "von einer veränderten Vitalität der organischen Instrumente ausgehen*

B, Von dem Einflufs, den die, durch den Mifsbraiich geistiger Gel ranke gesetzte wider- natürliche Krankheitsanlage, auf die Entbii- dung der Erscheinungen und des Verlaufs der Fieberkrankheiten ausübt.

Dafs Fieberkrankheiten bei solchen Men- schen, welche dem Diirsbrauch spiriluoser Ge- tränke ergeben sind, und bereits einen ho- hem Grad der dadurch bedingten Kninkheits- anlage tragen, oft die Erscheinungen des Z)€- lirium tremens hervorrufen, ist vielfach beob- achtefe worden. Ein solcher Fall ist überdem leicht zu erkennen.' Denn gewiihnlich wird das Delirium rr€/776n&- die überstrahlende Krank- heit. Oft kann eine solche Verbindung auch mit einer Entzündung eines wichli;L'en Orga- ne« zusammentrelTen , was einen höchst ge- fahrlichen Umstand bedingt.

Sehr oft werden aber Fieberkrankheiten bei Trinkern eintreten, wenn die durch den Trunk gesetzle widernatiirliclie Krankheilsan- lage noch nicht einen so Jioben Grad erreicht hat,, dafs ein Delirium tietnens d.ira'us hervor- gehen könnte. INichts desto weniger kann

. 62

/

dieselbe einen Einflnrs auf die besondere Ge« ^lalluog der Fieberkrankheit aasüben , und .. eine Berücksichtigung >bei der Heilmethode nolhwendig inacben«^ Es ist daher noth wen- dig f dafs^ der Arzt die Erscheinnagen kenne, ^«Iche ihm eioen solchen Einflufs offenbaren. Dies ist um so nothwendiger , wenn^ihm die Lobenstlreise des Kranken nicht ' einmal, be* kannt, oder in. Beziehung auf den MiTsbrauch geistiger Getränke verheimlicht wird. Ja diese Erscheinungen werden den Arzt- oit erst* zu einer weitern Nachforschung anregen müssen. Denn ich habe es öfter beobachtet, dafs Men- schen seit einer Reihe von Jahren jenen Mifs* brauch, dem sie in einer frühei^n Lebenszeit ergeben waren, aufgegeben haften, und dafs die in Rede stehende Anlage sich dennoch gel- tend machte.

Im Allgemeinen geschieht dies auf iTol- gende Weise.

. . 1, Die Fi^berkrankheiten bei Trinkern zeichnen sich durch einen grofsen Widerspruch in. ihren Symptomen aus, so dafs man nicht recht weifs , was man aus ihrem Charakter, ihrer, Bedeutung und einer etwa vorhandenen Verbindung mit einem Lokalleiden wichtiger Orgape machen soll. Einzelne Symptome deu- ten, auf ein .heftiges Erkranken ; wahrend an-; dere der Sache wieder einen gutartigen An- strich geben.

.2» Es mischen sich schon frühzeitig die Symptome eines Nervenerelhismus mit ein, welche acfui Arzt in seiner Diagnosa verwir- ren, indem sie in dem eiueu Falle den Ver- dacht, entzündlicher Gehirureizungeu , in ei-

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'^MÄm and«» dea eines Bt&e)ü«cb-DierT$^ft Zu-'

> wundes erwecken , dabei .aber- unler Bich.di«

_' gtSfütea Wideisprüche zeigen.' - ;/; .'

3. Ha irelen gewöhaJicIi'ReixiiDgeiiin dar \ OberbRucbgegeuJ mit »uf, und diese ^e^wir^

> ran die Sache norli uiühr, dejin bald eiwe«?

' ken Rie den Verdacht eines gastriachei» '^^^ Standes, bald scheinen sie yon «nlzünd lieben Reizungen der Leber und der Milzi Biiaxilg«. hea und im gesainmtßii KrankheiUbildf ; ejii« höbe Bedeutung zu haben. 'Aus dieser QusÜjS gehen grursu Ivrlbümer bei der Bflhandiung hervor. Die Idee der EattünduDg rerWM aar, eingreiC^nden «ntiphlogislisCheB B,ebaaclT.

''^Soogi die zwar momentanen Nachlals, al^ir kflfaia dauk-ende. Besserung hervorbringt ,, dea

- Knuiketi aber ins sichere Yerdarbao stünt.

4. Hiera^ kiiüplt sich aücb eine Terän- ^rte Empraaglichkeit für einzelne Arzneien.

. Insbesondre leisten Brerhmillel seilen das was We sollen , yielmehr erregen sie oft sehr arsdiöpreode Diarrhöen. Alle siark«n' GabM) TOa salinischen Mitteln Ihun ganz dasselbe. tban so wenig bekoi{|Dien stärkere fieizmit-

. td. Es hat mir geschienen, als wenn eins y nüüiigs Beförderung gaslriacber Ausschwitzun- - geo, znr Beseitigung jenes veruiehrten Con>^'-

Sjaslionszuilsndes in der Oberbau cbgegend' er- ' brdarlich sey, ^

5. Ausgezeichnet sind diese Fieberkran- kandurch den grofsen CoUapsus und die scbnell* fibia Wendung , welche* iui l^rankheilszusian- ' da eintritt, wenn bei ihnen auf irgend eine Weise ein nur irgend bedeutander Snfle, Üe- Hoders aber Blutverlust zu Stande köunnt.-

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EadJich zeichiMB sich dl« FiebcibaBk- hettfl« b«i SaofKB aocfa besonde» aas darck einen schnellea Wachäthain d«s RraakhiCits-

pr«iZCM«4. darch ein anj^ewohnÜ^he» het'Jses ErknakeD. dcrch die häaS^ saaz pÜ^'^Lch eintretende uble VVendonf , welche der Krank- lieiuza«taad eingeht, vnd die besonders Ter- a!ilAr$t TrirJ ; dorch einen rermehrlen Veaeii- tnrsi^r n4':h edlen Ors^nen ccd daiorch be- dingte Conzestioof- nnd Eatzüninnsszastände» TorzäsÜTb Aber dnrch die Umwaaalasr in ei- nen a.«*'fieni3<:hen Kr^ükheits-Ch trakter. der hier um so leichter eintritt , al5 d:e du-?h den Trtrnk ^e^e'zte Anlage desselben besnnstist: endlich aach darch pioLzIIch eintretende Leh- man z wichtizer Or;;'iae. besonder:» des Ge- hirn». Ich h^be mehrere Kranke dieser Art im Verlaufe der Fieberkr^nkheit zanz pioCz- lich an einer Apoplexie sterben sehen.

Fieberkranke dieser Art zeben aach je- liesiiial eijier sehr lanzsamen ReconTalesccoz

TTean non auch dle:=e Umstände den Ein- flalk im AUjEeoieinen bezeichnen , welche die imtA dea Trank erwtitbene AiiM,ze laf dia Fathilioag und den Verla rif der Fieberkrank-

:, so ist leicht einzusehen , d^fs

:h dem Tersrhiedeaen Charakter

▼erschiedeoheic der Form. weLche

darch sein Caus-iLTerhriLLairs. seine

■■d besonderen Neben cmstände

aafnimmt. erlanzt, rerschieden

und gewilriizt werden jnlMe.

Erschein unsea , darch weiche

Einflafs a'^er im Bilde der Fieber-

bemerk lieh maclit, und an weichen

der

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d«r Arzt deDwIbeB «rkenoeB kano, weDo er audi Bicht wobt«, dafs sein Kranker eio Trin- ker sejTf laisan sich in folgenden Zogen so« MmmenCuaen.

n) Im gansen Habitus des Kranken spricht sich eine/ fnr den Zeitraum und den Grad der Krankheit^ nnTerhalfnirsmärsige Unnihe and Agilität aus. Die Bewegou^en sind hastig, dennoch wenig anadaurend, weil sehr leicht ein Zittern eintritt. Dies macht sich beson- ders bemerkbar, wenn man den Kranken anf- stehen läfst. Das gewohnliche Zittern der Säufer ist nicht immer, aber doch in seht lielen Fällen Torhandan.

K) Besonders ist eine unstäte Haltnng and grofse Wandelbarkeit in den Gesichtszügen be- merkbar, wobei sich oft ein eigenthnmlicher fröhlicher Ausdruck darstellt, der mit den übrigen KrankheitserscheiDungen in keinem Yerhäl Inisse steht. Dazu gesellt sich ein ei- genthnmlicher Glanz des Auges und ein flüch- tig umherschweifender unstäter Blick, in dem man etwas Scheues finden könnte, der aber ein anderes Mal auch schielend und stier be- obachtet wird.

Gewohnlich spricht sich ein vermehrter Venenturgor im Gesichte, durch eine Ter- stärkte Röthe und Aufgedunsenbeit aus.

Alles dies giebt dem Gesichle einen ganz eigenthümlicben Ausdruck, ähnilch dem beim ßdirium tremtnSy hier jedoch in einem Termin- derten Grade. Hat man das Ptliiium tremens öfter beobachtet, so erkennt man diesen Aus- druck reicht wieder.

Joom, LXVII. B. 4. St. E

66 ~

c) Dazu tritt alr basonden bemerkenswer« ' tber ^ug, «in« gans eigeotbüinlicbe BMcbaf- fenheit des Pultet, Gewxiholicb itt ec for-die ' Zeitperiode und den Grad des Kraokheitsza- stanaes zu frequent. Im höheren Grad# der Fieberkrankheilen ist diese Frequenz oft ganz üufserordentlicb» Dabei ist er nicht seilen ziem- lich gefiiUt, aber es fehlt ihm immer an der- jenigen Spannung, welche den übrigen Krank-^ beitserscheinungen entspricht. Ich habe ihn - oft ungewöhnlich weich gefunden. Charakte- ristischist dieUngleichmäfsigkeit, sowohl rück- sichtlich der Ordnung, als auch der Gleich- artigkeit der einzelnen Schläge« Die constan- teste und grofste Abweichung zeigt sich aber in letzterer Beziehung, so dafs man eine Reihe von Pulstchlägen tiiehr gespannt, eind andere wieder kleiner und weicher fühlt.

d) Nicht minder beachtenswerth ist d^r

Siychische Zustand des Fieberkranken. Ein emitch Ton Aengstlichkeit , Geschäftigkeit, Furcht und munterer Laune drückt sich hier witt beim Delirium tremens in dem Benehmen des Kranken aus. Seine Klagen sind gering- fügig und der Gröfse und Bedeutung des Krank- heitszustandes nicht entsprechend. Dabei ist dennoch kein Torpor, sondern vielmehr eine '

Ssycbische Aufregung in die Augen fallend, ie sich besonders durch Hastigkeit im Spre- chen und einen Reichthum an Vorstellungen auszeichnet, die öfter sogar eine Geschwätzig- /kejt mit sich führen, bei welcher der Kranke aber 4in volles Bewufstseyn beweiset. Diese peychiscbe Aufregung nähert sich aber hin und Wieder e|hem wachenden Träumen, sie ist mit Mangel an Schlaf, oder mindestens doch

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nit «iaein tehr uoruhigea, mit 'aogsllicheo Tiaamen gemiscbttD - Schlaf Terbandeo, di« d«n Aoscheio des Deliriums geben, wosu bei bohcren Gradea des Fiebers eine ausgeseichr- aete Neigung vorwaltet.

Bei geschlosseneD Augeo treten auch leicht SiDnestäaschangeD ein, die wohl bis zum Sin- penwahn^ gesteigert werden« B^onders triff! dies den Gesichtssinn. Die Delirien zeigen dasselbe Eigenthümlic^e wie beim Delirium tre^ fmns^ dafs sie eqtweder mit beängstigenden ^orstellangen und einer gewissen Heftigkeit und Lebhaftigkeit) so wie mit Sinnestäuschun« gen mannicb faltiger Art, besonders aber des Gesichtssinnes verbunden sind.

e) Wenn auch nicht bei allen, so findet man doch bei sehr vielen Kranken eine schmerz>- halte Spannung in den Fracordien, die sich dem Fieber beigesellt, die häufig mit eineni -schleimig -galligten Zungenbeleg verbunden ist, und gewöholich ^ auf die Lebergegend, auch wohl auf die Milz ausgedehnt wird* Je mehr Kranke dieser Art früher an einer Plethora abdominalis^ an Stockungen des Blutes im Ffort- adersystem litten, je deutlicher sie die Zei- chen einer venösen Constitution und die Zei- chen des Venenfurgors an sich tragen, je deut- Kcher spricht sich diese Erscheinung aus. Man findet dieselbe übrigens auf einet verschiede« nen Stufe -der Ausbildung. Oft ist es mehr eine Cardialgie, die von dem krankhaften Ere- thismus des Pleocua coeliacus ausgeht, und der gleichzeitige Blutandrang nach der Oberbauch- gegend steht, gegen den Nervenerethismus zu- rück. Oft ist auf eine deutliche BlutüberfüU lung in der Leber und Alilz zu schiiefsen* In

E 2

- »

einkttlncfki Fällen nähert sich das Uebel einem wirUii^ben Entzändangszostande dieser Organe, und dann hat man es mit einenx höchst be-^ denklichen Krankheilszastande zu thun. Hier- mit hängt wohl die Erfahrung zusammen, dnfs Trinker häufiger von bösartigen und höchst acnt verlaufenden Leberentzündungen befallen werden* Ich habe dies einige Male bei^fetr ten, durch eine venöse Constitution wahrhafit ausgezeichneten Menschen, die sonst dein MiTs- branch spiriluöser Getränke ergeben, wareui nach einem vorhergegangenen ungewöhnlichen Excesse beobachtet und leider tödilich verlau7 fän sehen.

Die hier besprochene Erscheinung verlangt dttjcchaus eine umsichtige Würdigung, die um so schwieriger ist, als der Puls und die an- derweitigen Krankheitserscheinungen leicht tau* -«eben. Man wird grofse FehlgriiTe in der Be- handlung machen , wenn man hier einem ein- fachen Entzündungszustande, ohne Rucksicht auf die Eigenthiimlichkeit der Anlage, aus welcher diese Local-Äffection hervorgeht^ be- gegnen zu müssen glaubt.

/), Grofse Geneigtheit zu Durchfallen und eine mit den übrigen Krankheitserscheinungen io keinem Verhältnisse stehende Schweifsab- sondernng, vorzüglich Localschweifse des Ge- sichts, gehören ebenfalls zu den hier zu be-^ achtenden Krankheitserscheinungen.

. Nicht in jedem Falle sind diese Sy^ipto^ mer in einem gleichen Grade hervorgetreten, dennoch fehlen sie selten. Am wenigsten he- mwkbar ist in leichten Fieberkrankheiten die entzündliche Spannung in der Oberbauchge^b gend. : '

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Aus diesem hieir kurz aogediBotetta Bio^ Hufs der durch den Mirsbraach spiritnSser 6«» träoke erworbenen widernatiirlicben Krank- heilsaniage auf die Erscheinungen and den Verlauf der Fieberkrankheiten, ergeben -sich Bugleicb einige allgemeine therapeutische Re» geln, welche der Arzt bei der AusfHhrtiiig seiner JSeilmethode festzuhalten hat.

Die Fieberkrankheit wird zwar allen umstände eine ihrem Charakter entspre- chende Behandlung erfordern , dennoch wird die in Rede stehende Anlage die Ausfuhrung einer strengen antiphlogistischen Heilmethode sehr beschränken müssen. Blnleatziehungen sind in vielen Fällen nicht zu umgehen , aber immer mit grccfser Vorsicht anzuwenden« Denn jede stärkere Säfteentleerung bringt einen be- deutende^ Gollapsus und eine sichtbare Ver- schlimmerung des Krankheitszustandes hervor.

2. Der krankhafte Nervenerethismus, der seinen Centralheerd in den Ganglien des Un- terleibes zu haben scheint, erfordert unter al*. len Umständen eine besondere Berücksichti- gung und eine Beschränkung, wenn der Krank- heitsprozefs oicht auf das Gefährlichste entar*^ ten soll. Blutentziehangen sind nur bei wirk- lichem vorwaltenden Gongestionszustande nach dem Gehirn 9 durch Blutegel zu veranstalten. Die Kälte und das Opium sind aber diejeni- gen Mittel , welche am meisten leisten. In vielen Fällen habe ich mit grofsem Vortheil kalte Uebergiefsungen angewendet. Aber auch das Opium leistet hier sehr viel, und man darf sich bei dem vermehrten Venenturgor durch einen anscheinenden entzündlichen Zu- stand nicht täuschen lassen. Eine mabige an-

. 70 ^

/ ' ^Kloglttlt^e Behandlnngsweise Verfriigt sich

iiiMT g«bs gatotii dem gleichseitigen Gebrauch

des Opiums.

3. Eine besondere Beriick^ichtigang ver- ^ent d^r Vermehrte Venenturgor nach der

. Oberbauchgegend, Eine Behandlung mit klei- neren Gaben von Tart. ßtibiatus und der Ge- brauch einer Saturath Kali carb. t. succo dtri^ haben sich mir immer am Yortheilbafltestea hewiesen. Läfst man sich jcu starken Blut- entleerungen verleiten, so verschlechtert sich der Zustand des Kranken. Bei den höhern Graden sind Biutentleerungen freilich nicht ^u entbehren, aber sie müssen stets mit Vorsicht gemacht werden* ^alomel, Moschus und Opium nehmen näcbstdem den ersten Platz ein

4. Ebenfalls ist der überreizte Zustand des Magens und Darmkanals zu würdigen, und besonders der Eintritt profuser durchfalle zu verhüten. Die auf die Anwendung von Salz« mixturen, Calomel und Brechmittel so sehr leicht erfolgen.

Diese kurzen Andeutungen mögen hinrei- chen, den^ Gegenstand der Aufmerksamkeit der Aerzte zu empfehlen.

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*/ AectitfertiguDg Seiner Lehre gegen man-' « :obe Siinwürfe und MilBverMändnji/Hie.

Vom ' . ^^

Begier. M^diz. R ath Dr. Hartmahn

in FrcJikfart «^ Oder»

(Betchluft. 8. Vor. Hefif.)

l-^en stärksten Eiiiwurl^ den mad dem Stoftr« sehen Lebentprincip machen könne, der hi^^ ^ |ier aach von l^einem Anhänger dieser Lehr«, gelost sey, setzt Sprengel (Gesch. d. AiQBneik« pag. 102.) in der Allgemeioheit der organi- schen Wirkungen im Gewäcbsreiche > denen . man, ohne zu spielen ^ doch keine Seele mir

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teri«seb werde. Waram sollte man diese Y^- kupgeD nicht von einem thätigen inoeren Prio- cip herleiten konneu? man nenne es nur nicht Seele. Diese mag, als Geist (intellectuell and mit Bewufstseyn) immerhin nur dem 9(en- echen , und , weil man den Geist Ton der Seele im Begriffe trennt (arumus^ anlma)^ ale Seele allenfaUs den- Thieren zugebilligt wer- den. Deren gleichförmige Triebe nennen wir aber Instinct^ und wenn wir diesen Ursprung« lieh als innere Thätigkeit anzuerkennen ge* nothigt werden, so ist derselbe bei den Thie« ren eben dasselbe, als die Seele (anima Ptge-' tat'wo)^ in welcher Abstufung für die Repro- daction und Erhaltung sie als eine bedeutungs- Yolie Sphäre des menschlichen Körpers gleich- ialls gilt (vid. ffufelantPs System prakt. Heilk« pag. 41. VI. Instinct als'Frincip der Naturhiilung). Es giebt folglich Abstufungen dieser Thätigkeit, welche bedingt sind durch die grofsere oder geringere Ernpfängli^shkeit der Organe. Das Nervensystem des Menschen ist das vollendetste, sein Gehirn das gröfste, grölser als das des Elephanten ; er steht .dar- um auf der Grenzlinie zwischen Geistigem und Körperlichem, und participirl durch seine Vernunft mit einer intelligiblen Welt. Seine Vernunft, sein Selbtlbewufstseyn stellt ihn zu- gleich auf einen höheren Standpunkt, und zwi« srhen dem Menschengeschlecht und dem Thier- retche ist eine Grenzlinie, die nur durch äbn-^ liehen organischen Bau vermittelt .wird. Eine analog vermittelte Grenzlinie mögen wir bei der organischen Abstufung der Gewächse an- erkennen; Die Natur giebt' uns dazu den Fin. gerieig :^ AUmäh liger Uebergang von den thie- risch- organischen Körpern zu dem Pflanzen«

v.^

73

T^h in deg Fflaneenthiereo. Bei diesem noch gr8£iere Selbstthiiligkeit mit Locomotioo, wenn auch aar, in dem fJmkreise ihres Slandpunk« tes und in der Luft« Die Pflanze dagegen ist Bf\ dejp Boden geheftet ; die Thätigkeit nach anJben fehlt; die in den inneren Gebilden ist desto kraftiger; diese Gebilde sind jedoch, ein- fiicbet nnd bestehen meistens aus Bohren, als besonderen Gefäfsen, in denen ein Aufsteigen und eine Absonde):ung der Säfte bemerkt wird. Sinzelne Pflanzen verrathen noch, ^e die Sinopflanzen, Hedysarum gyrans u, einen Grad TOD Empfindlichkeit , als Beweis einer Beceptivität mit Reaction. Weil aber die Pflan- zen den letzten Act der Organisation bilden, und darum schon den Uebergang zum anorga-< aischen Reiche vorstellen, so haben die rein physischen Einflüsse des Lichts, der Wärme, überhaupt der Atmosphäre, einen auffallenden, fast möchte man sagen belebenden Eindruck auf dieselben , der aber nach den Gesetzen ih- rer organischen Bildung doch nur als erhal- lend angesehen werden kann. Das thätige Princip in den Pflanzen kann nur ihrem ein- fächeren Organismus angemessen seyn, und agirt nur nach der Empfänglichkeit dieser Or- ganisation. Stöfst man sich an das Wort Seele, welches doch mehrere Unterabtheilungen zu- läfst und erhalten hat, so nenne man es Ye- getationstrieb. Unseren Begriffen , die uns der Verstand aufdringt, zu Hülfe zu kommen, mufsten wir zurgröfseren oder minderen Wirk- samkeit des in seinen Terschiedenen Formen Terschieden eingreifenden Frincips einen Geist (mens) , eine Seele (beim Menschen besser anl- mu8 , beim Thiere anima) annehmen , und sind genolhigt» dieses relativ wirkende Princip auch

74

I

Auf Alte OrganlsmeD , nho aach mif di^ l^flan- z«o öberziitriigeo , weil, soweit solche retch«o, auch diese Sellistthätigkeit in Relation der iur sie empfänglichen Form wirken inuTs. Man konnte daher diesen niederen Grad der Selbst- thäligkeit, dessen Daseyn iscbon im Keime, iin Saainen liegt, Stmus vegetativia^ impeiuB vegetabiliSj natura oder vis vegetatwa ohne An* slofs nennen; und die StahP^che Ansicht wäre auch hier gerettet* Aber neuere Naturkundi- ger haben auch entdeckt, dafs yoUkoromne Organisitien sogar durch die Fülle ihrer inne* reo Thätigkeit producirend für die Animaliaa- tion wirken. Durch die blofse Berührung Ton Flüssigkeiten, in denen auch nur Theiicben eines Pflanzenproducfs enthalten waren, ent- standen in manchen Tropfen hunderte von In* fnsioDsthierchen. Was generirt ferner unsere im KöVper entstandene Würmer* deren Keime sich nicht nachweisen lassen, anders^ als eben diese freie, nicht vom Organ ausgehende, son- dern das Organ belebt machende ThätigiLeit,: sobald Ueberschufs eines bildungsfähigen Schlei- mes im Korper aufserbalb der Mischung der gesetzlichen Gebilde vorhanden ist? So\wird Stahl immer mehr durch die neueren Enidek« kuogen gerechtfertigt*

Es giebt noch einen Umstand * der zu ei- nein Criteriöm eines Organismus erhoben wer« den kann. Allenthalben zeigen sich dort wirk- lich Organismen, wo die Gewohnhdty auf die bekanntlich* Stahl oft hinweist und Rück- sicht nimmt, anfängt ^ und zur andern Natur werden kann. Darum sagt Stahl: „Nur die „Seele (in allen ihren Abstufungen) kann sich „an etWQS gewöhnen." (pag. 212. und zweites Bach cap.-4i ddr Uebers,}.

75 ^

'Die Pflansen «eigen diese GewoTinlleit id einem aiederen ^Grade, .die Thiere in eioeiii hoberen, so wie auch der natürliche Mensch.; der Gebildete inodificirt sie nur durch sainea Verstand» fflanzen accliinalisiren sich häufig; das €aoadensische Elrigtron^ Otnothera birnnU Ur a. aus heifsen Himoielsstricben t sind he- reite bei uns zum Unkraut Tervieifaltigt. Wie gedeiht nicht unsere Kartoffel, und es fragt sich, ob nicht selbst zartere Pflanzen hejfser Zonen durch stufenweise Abhärtung endlich ohne Treibhäuser unser Clima yertragen l,er- nen wurden. Gewohnheit läfst die tropischen Pflanzen gegen die Regel unseres Cliinas mit- ten im Winter blühen zu eben der Zeit, wo sie im Yaterlande blühten, sie sind folglich nicht abhängig von der ^onne und natürlichen Wärme. Weil sie der Gewohnheit unterwor- fen sind, sind sie Organismen mit Lebens- kraft begabt. Dies Leben , dieser Sensus vege^ tativus ruht lange im Keime, und wenn man den Franzosen trauen darf, so sind Bobneuf vielleicht dreitausend Jahr alt, die bei einer in Paris untersuchten Mumie gefunden worden sind, noch beim Einpflanzen aufgegangen. Diese Natura vegetativa innata wäre erstaunenswür- dig; doch ist es genug , zu wissen | dafs diese Kraft hundert Jahr und darüber schlummern kann.

lieber das Nichtbewufstseyn der Seele bei der inneren Thätigkeit der unwillkührlichen Function der Organe, wodurch man früher ihren Einflufs auf den Körper schwächen und herabsetzen wollte, ist bereits von fVhytt^ SauvageSy Plainer^ und mehreren Neuern, auch schon von Stahl selbst mit so^ wichtigen Grün-

76

/ «

den gegeb die Gegner Terfahren worden , dar« es hier genagen mag, nar folgendes bemerk- lieh zu machen : das Michtbewafsiseyn ,der>Seele Ton ihrer inneren Thätigkeit ist dadurch er- klärbar, dafs im Aligemeinen nur deutliches Bewuüstseyn durch die Sinne gegeben wird. Auf den Rückblick ihrer eignen inneren Thä^ tigkeit fehlen die Sinne t und wir können diese Actionen, die nur durch dunkle Vorstellun- gen erkannt werden , n^t Recht zu jener Acti- Tität zählen, die. wir mit dem Begriff des In- stincts bezeichnen (anima conservatoria , veetta-^ tiva). Diese Seelenthätigkeit ist beim Men- schen dennoch immer der anima rationalis ih- ren Gesetzen nach untergeordnet, ob sie gleich ihre besondere Sphäre in Absicht der Beschaf«- fenheit und Empfänglichkeit der Organe bil- det. Der thierische Theil bildet diese Sphäre und tritt' oft in Gegensatz mit dem intelleduel- len Tbeile durch AiTect und Leidenschaft, die auch dem Thiere eigen sind. Die Intelligenz modificirt, ja verringert jenen Instinkt, der 4arum in dem rohen Naturmenschen noch am kräftigsten und hier um so mächtiger, wie bei den Thieren , als Frincip der Naturheilung hervortritt. Je ruhiger der vernünftige Mensch seine Leiden abwartet, desto stärker wird auch dies Frincip seine wohlthäligen Wirkun- gen äufsern«

Da nun diese Erhaltungsthätigkeit jedem Thiere , und noch in höherem Grade, als dem Menschen zukommt, so wirkt sie wegen Nicht- einmischuDg des fählenden Verstandes unge- bunden, weil die Seele weniger von ihren eigentljtchen Zjvecken der Erhaltung des Kör- pers 'ahgelenkt nyird, welches im Menschen

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malir gesclirehfy der binT^iedernm dnrcli die Vernaoft und den- Verstand als^frei handeln-, desf und eben darum selbstständigeres Wesen anfb^tt.

•Sich für die anima rationaViB^ die hier in ihren Eigenschaften für die hiebe oder mindere Empfänglichkeit der besonderen Organismen dem Verstände getheilt erscheint^ einen Sitz zu bilden, sei dieser im Gehirn, oder im ganzen Körper^ oder sonst itvo» dies ge* hört offenbar zu den Verirrungen des Den- kens, das über seine Grenze ohne M<acbt hin- aosstreift* Es wäre dies ^erhältnifsmärsig eben das "Bestreben, sich von Gott einen Sitz oder Aufenthalt einzubilden. Das lleich des Gei- stes läfst sich nur als unbeschrankt decken; wir dürfen schliefsen, dafs er nach ihm eige- nen Gesetzen der Freiheit handle, die einer intelligenten Welt zukommen , und können höchstens durch seine Einwirkung auf die Er- scheinung veranlafst, uns des Ausdrucks be- dienen: er ist immanent; doch nur in sofern^ als seine im Conflict mit der Materie ausge- führten organischen Bewegungen dauern. Je- doch mufs dieser Ausdruck sehr cum grano solis genommen, und nicht mit inhärent yer- wechselt werden. Aus diesem Verstandesur- theile ergäbe sich denn auch , warum seine Wirkung relativ verschieden in den besonde- ren Organismen und einzelnen Organen her- vortrete. Nur die Wissenschaft verlangt eine solche Speculation ; die medicinische Kunst kann sie vöüig entbehren. Nehmen wir aber einmal eine vernünftige Seele als wesentlich für die Idee an , welche , wie Sfahl sagt, mit Bewufstsejn anschaut, Begriffe bildet, ur-

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llieilts schliefst, sodadn auch ohn« olEaAbar deutliche zum Bewufslseyn kommende Ao- schauiuigen, Begriffe» Urtheile und Schlüsse dadurch die iTvirklich Torhandeoen Dinge rim/ir* nimmt^ dajs kU Bewegungen seiner fP'ahmth^ mungsorgwiem hervorbringt und diese lenkte so wird es auch verzeihlich sejn, ihre probablen in- neren Verhältnisse dem Verstände in soweit näher zu fuhren, als man es mit richtigen Denkgesetzen yerträglich findet.

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I<Ii gehe nun zu den mehr -speciellen SiühC^chetk Lehren iii)er, und finde es be- iVemdend , dafs Hr. Prof. Sprengel behauptet, Siahf habe die materieiien Ursachen der Krank* heiten verworfen, uod auf Form und Mischung ghr nicht Ritcksicbt gencunmen. Ersteres wi* derlegt sieh durch jede praktische Seh rillt5/a/i/V, iind ich bedarf biofs Ueberschriften einiger Cnpitöl anzuführen« 1) JDe maierüs ad cor- ruptelas tnorbidas nptis, 2) JDe Plethora. 3} JDe spisfikudine sangiänis, 4) JDe Cacheseia s. Cuco^ ehymia etc. lieber Form und Mischung spricht ^ er sqgar in demselben Buche ziemlich genau» über welches Hr. Prof. Sprengel seine roifsbiU ]igende Vorrede Si^rieb (Erster Th. cap. 5.). Allein diese Vorwürfe stützen sich höchst wahrscheinlich darauf, dafs er der Materie jkeine inwohnende Kraft beigelegt, und uns mit der unbestimmten, nicht klar dargelegten Idee einiger' Neueren über Mischung und Form vernchont hat, die sich blofs auf eine noch künHig zu enideckeude Chemia animalis stützt, lind uns bisher nahem pro Junone hat urnfas* si»n lassen« Auch Anatomie und Chemie ge- ' borten freilich iu diesem Betracht als Erklä- rungsmitlel kiankhafler Erscheinungen, d. h.

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an»' der Indien^ Form und aDorgaoischeD Na- tnr.das Lebende su erklären» keinesweges.zu SiahPM HiilfsmiUelnf der aus eiiifaeimischeQ Quellen schöpfen und für die praktische Me- dicin nicht fremdartige Wissenschaft eo einmi- schen WQlUe, In Hinsttht seiner geringen Achtung für Analumie scheint man ihn darin mifsverstanden zu haben, dafs man wegen sei« flier logischen Präcision, mit wekher er die' bei der Anatomie vorkommende physische Seite zu Physik rechnet ^ und die reine Anafomie dadarch sehr einsch ran kty sich veranlafst fühlte, ihn für einen Verächter der Anatomie übiir- haupl halten zu müssen. So ist ihm der Usum partium rein physikalische Betrachtung» und er nennt die Anatomie\ ,,Historiam excjuisitaui j,corporis artificiosum scrutinium numeri, ^consistentiae et texturae, situs et nexus ,,omnium at singularuip: partium, quousque ,,sensuum {lenetratione pertingere licet , nempe ^visu, tactu , quin oifactu atque gustu.*^ Fer- ner heilst es: „Utrique harum contemplatio- ,^num, tum physicae, tum medicae /i/Wfim«n(i „/oco necessaria est cogniüo painum^ et judi- ^^ciosa cognitio aclionum." Andere rein ana- tomische Schriften , die ich von ihm besitze, beweisen deutlich seine Kenntnifs in der Ana- tomie, die er auch schon hinlänglich in der Anwendung bei seiner Theona medica darlegt. In der Chemie zeigte er bekanntlich seine gröfste Stärke, und ward der Gründer einer wissenschaftlichen Chemie, Dies Lieblingsfach sollte ihn nun besonders, wie man glauben möchte, zu einem Jatrochemiker gestempelt haben; aber man sieht, dafs seine Unlersu^ chungen auf dem stricten Wege zur Wahr- heit^ den er unter mühäamen Forschungen

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betrat, ihn yieUelcfat wider Willen bei dem.; Zweck, die Natur des Lebens cur Gestaltang einer besseren pragmatischen Medicin zn.err gründen, Ton der ihm so lieb gewordenen Chemie ableiteten. PBr überflüssig, wie-j^pren- gel sagt, bat er. sie wohl nicht gehalten, da wir ja noch. SiahPsche JPräparate Eum Behuf praktischer Anwendung genug besitzen; nur in die Erklärung des Lebens und der K^ank* heiten durfte die Chemie nicht eingreifen, und dies mit Recht. Alan unterschied bei jenen Vorwürfen gar nicht , dafs Stahl jene Hiilfs* Wissenschaften und deren Kenntnifs dem wifr« senschaflUchen Arzte zum physischen Zwecke wohl empfahl; aber nur ihren erklärenden' Einflufs für die pi'aktische Heilkunst, die za itirem einzigen Ziele die Heilung der Krank- - heiten haben soll, entfernt wissen wollte. Hierin folgte er dem Rathe des HippakrateSf dessen goldnen Spruch er zu dem seinigea macht: ,,Qui de natura ultra, quam ad artent „medicam pertinet^ disserentes audire« consue- 9iTit, illi minima actommodata est nostra oratio.''

Wenn Stahl den MotuB vitalis (in st und nicht in phaenomenis) für unkörperlich erklärte, und, dies ihm so übel genommen wird, weil" es' ja als die Yeränderung der räumlichen Ver- hältnisse erklärt werden müsse CDIedicinische Gesch. Tb. 5. pag. 19.) , so schliefst doch letz* tere lErklärungsweise blofs den Effect des Mo^ tlis, nämlich die Locomotio in sich. Stahl WoUte in 4ef Betrachtung der Lebensbewegun- gen schon zugleich auf das Tbätige hinwei- , eeny dessen Effect mit der Causa movens gleich- sam coindicirt, um den Uebergang zu der Idee des . Unkoiperl^chen anschaulich zu machen ;

deiin

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1

denn «r neoDt fa jenen Act selbst nar als sol- dien m o^sfrocfo. Ist nicht die Causa prasama nwrbi in der Pathologie nicht auch nnr Idee, die ^n der Causa rtmota^ jedoch noth wendig abetrahirt wird ? Ist sie nicht eine Ratio suf* fidens €t deUrminans morbi? Und so ist es auch mit dein Moius wtalis, lieber, die ünkorper- lichkeit des Motus in abstracto hat StaM sogar lAibiaitz sum Gewährsmann. In der jtrs sa-» nandi c. exspea. cap. XXX. sagt Stah!: ,|Vix „operae praetium est, allegaro, quomodo bea- ,,tu8 Yir, de quo numquäm tale quid suspica« „tus essetn, hoc assertuih (actnum principii „mei vilalis) mihi dubium reddere yoluerit, „Animam Lumaoam motus in corpore efficem y,posse pcopterea negabat , quia sit ens incor-r „poreum^ cum communi speculatorum choro „in hoc ärgumento conspirans. Tundem tamer^ ^Jpse proprio omnino motu, tamquam edicto^ sanm ^ydtj quod omnis motus ^ principium activum sit ^^ens incorporeum. Quod tnnto magis mirabile ,iest, quia omnibus bujus UniTersi corpusculis ^, omnino ionumerabilibuSf ut singulis (qualia ,ytamen singula dari negat) unum tameii mo- „torem incorporeum adjuDgit, quem Mooadem ,,appelldt; nempe ensactivum, numerice ununi, „quod in illa corpuscula, quorum tarnen in* „infinitum usque nullum datur numero unum^ y^actum motus exerceat. Ut iia Monas activa „numero unica agat sigillatim in corpuscula, „quorum nulliim existat numero unum etc. „De quibus tricis non sine summo fastidio ver- „ba perdidi in Dissert. cui titulum Sciama- ,,chiae pvaeposui."

Wenn es Stahl als die gröfsle Folgöwi- drigkeit zugerechnet wird, dafs er neben der Journ. LXVII. B. 4. St, F

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Seele deonoch bei dein Kreisläufe nad den ÄbsooderuDgen eioe Hülfskraft, den Motu» i€h-. mkuM vitalii mit äDnabm, der^ zum Th^iL uq> abbängig Yon der Seele (?) die BewegiMgeti der Säue leite, so mufs ich fast glauben, dals iinser Sprertgd mit dieser 'Aufstellung liabe scherzen wollen^ denn er sagt ja selbst (JUe» dicin. Gesch* Th. 5. «pag. 31.) und giebt es ZU| dafs, da jede Bewegung eine bewegende &raft voraussetze, Stahl keine andere Kraft, bei der toniseben Bewegung , als die der Seele angenommen habe.. Da 4iun der Motus tom- CUM in die Erscheinung eingeht, warum soll er nicht benannt werden? Ist er denn nach SiahPs Grundsätzen etwas Verschiedenes in re Ipsa Ton der Seelenwirkung? Vermittelt er nicht, wie Stahl allgemein von den Lebensbe- wegungen dartbut, die Einwirkung der Seele auf den Körper, deren Wirkung dadurch nur allein zur Erscheinung kommen kann? Trifl^ jener Schein Vorwurf nicht eben so gut alle Neueren^ welche eine Lebenskraft (blofser Jlame ohne Substantialität) als Hauptprindp, und dann doch eine Sensibilität, Irritabilität upd gar vita proprio annehmen ^ wovon die Hallu^sche Reizbarkeit eine eigentliche Hülfs- kjref^. iftt, weil Halter sie fast, freilich unphi^ losophisch genug, fiir unabhängig erklärt, Giebt denn Stahl ferner diesen Motus tonicu» vitalU nicht allen weichen Th eilen des Kör- pera, and nicht blofs dem Kreislaufe und den Absonderungen? ,,Motus tonicus indesinen^er ,,toti corpori per molles partes adhibetur,'' heifst es in seiner Pathologie, und darum wirkt dieser Motus nicht theilweise, wie Spren^ gc/ behauptet y sobdern hat dieselbe Allgemein- heit Kf dfo thiertschen Korper, wie die, Ir- v

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ritabi!ilSt9"W«Iche GUuon "suerst inf seioem Tiactat: De Natura, wbstamiat energalca aal^ ttellfe^ und die zwar Fr. Hoff mann und HaHor far ihre mecbenisch - dynamische Lehre, wie Hr. Frof. Spräigel selbst sagt, benutzten; je^ doch Stahl niininermehr zu brauchen im Stab* de^ war^ weil sie von einem dem S^n^fschen entgegengesetzten Principe ausgeht, und bei genauer Beleuchtung eine Vergleichung nicht ^ zuiäfst. GUsion giebt der Materie Leben und Empfindung, und gründet darauf seine Irrita« bilität; ja er nimmt noch aufserdem Lebens-^ .geister an, wogegen sich doch Stahl so be^ stimmt erklärt. Warum soll also durchaus Stahl seine Ansicht von Glisson geborgt habeui der doch im reinen Gegensalz * yon 5faii/ er-** scheint? Der Motus tonicus ist bei Letzterem •in Act der Anima vegaativä auf die Organe, nämlich derjenigen Eigenschaft der Seele, wel* che ohne Bewufstseyn die mehr nnwillkühr« liehen Actionen der Theile prospicirt, und än- fsert sich auch als Turgor vhalism Kur erst dann, wenn man beweisen könnte, dafs Stahl zum Mechanismus in der Erklärungsweise über- gegangen, und dunkle, selbstständige Kräfte der Materie statuirt habe, dürfte man sagen^ er habe von Glisson entlehnt. Es {st genug,, dafs Stahl gesteht, von den Alten und aus den Alten geborgt zu haben, und durch sie auf die Bildung seiner Theorie gekommen zu seyn« Eih so kräftiger philosophischer Geist, der did ▼erwickellsten Gegenstände mit seltener Ein« siebt um fafst , mit wahrem Beobachtungsgeiste die Erscheinungen zu einem Ganzen verbin* det, das dynamische Verhältnifs mit regelrech« ter Logik durchführt, brauchte zum Erken« .nen der lebendigen Spannungen der Theile,

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dif.seioeb Beobachiungdn siphtbar TorliageD; keloes damals vielleicht obscuren GUssoris^ dem .erst die besser bearbjditeie medicioiscbe Ge- schichte eioen Werlh beigelegt hat« Es geht viehnehr aus dem INamen Tonicüs hervor, dafs er seiuen Gewährsmann am Hippokrates uod JEronan gefucdeoy und das von ihnen gebrauchte Wort Tovog (welches daselbst auch pro tenare et* vigore partium in der Erklärung des t'oesius gebraucht wird) höchst zweckmäfsig auf sei- nen Motua tonicus übergetragen habe. Er hat daher von Glisson eben so wenig parlicipirf, als wir uns einbilden könnten , dafs Lavomtr hei der Begründung seines chemisch* an tiphlo« gistischen Systems von Mayow sein Oxygeo entnommen habe , oder Jenntt den Beweis der Wirkung der Schutzblattern aus dem Hanno- verischen Magazin von 1778. Es liegt oft zu sehr in der menschlichen Empfindung i dafs man einem Andern , gegen dessen. Ansiebt man eingenommen ist, oft wider Ueberzeu- gung mehr aufbürdet , als recht ist , «nd so wird auch endlich Stahl als selbslsiändiger Denker gerechtfertigt werden, sobald man sich die Mühe gehen wird, in ^en Geist seiner ßcjiriften einzudringen.

/ Bursmus ä Canilfeld wirft in seinem Tractat Jt)s ufifiammationt y dem Sauvoges vor, dafs er StßhTs Idee unuöthiger Weise aufgefrischt habe,, nach welcher die Seele das Herz ^nd die Arterien bei der Inilammation stärker be* Trege, und. diese Bewegung die Ursach d^r Entzündung sej ; dafs diese Idee aber darum . nichfSif gelte , weil einzelne Inflam mationen ohDCl9?i^ber^f(, /olglich ohne zu starke Bewe- gung des Herzens Statt fänden, die Seele also

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nach keinen Einflufs habe. Dieser Audfall auf SiaM läfst sieb durch die eigne Erklär angs« weise desBurserius widerlegen. Erh^tte näm- lich kurz Torher gesagt : der Motus vitdlls auctus des Gorfer habe Verwandtschaft mit StafiPg Motus tonicus auctus^ den er bei jenem Aus« fall gar nicht berührt. Nun meint er: da hj- draulische Gesetze und Elasticität zur ErklS-^ rung der Inflammation durcbane nicht hin-i^ reichten , so halte Sauva^es die den Arterieä und Venen eigne Lebenskraft (organica vis)[, die mit der HulUr^schen Reizbarkeit undSen-, sibililät übereinkomme, oder von beiden, Kräf- ten zugleicli abhinge, zur Erklärung nehmen sollen.

Sauvage$ sollte also occulten Kräften, oder eigentlich blofs «Schemata zu Kräften , die die Einbildung giebt, weil sie in der Materie sup* ponirt werden , seine deutlichere Idee auf- opfern ; kurz, er eifert gegen den Einflufs der Seele hierbei, und denkt nicht an den Motus tonicus^ den Vermittler der Bewegungen des Herzens und der Arterien , welchen Stahl vor allen hier gerade heraushebt, den Burserius selbst zuvor nannte, der vollkommen seine aus Irritabilität und Sensibilität zusammenge- setzte vis organica ersetzen und vertreten^ und für den Theil, der obue Zuthun des beweg- leren Herzschlages entzündet ist, für sich als bewegende Thatigkeit der Arterien in der Nähe der partiellen Inflammation angesehen werden kann. Ferner klagt Burserius ironisch^ warum die Seele (diege wird hier, wie so oft auderwiirls bei den Gegnern immer an sich •;edacht, obgleich Korui ohne S slrat nur ein Bild ohne Leben wäre) jener Hülfe sich nicht

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bediene, bei den fibri^n VerafopfoDgen der Gefafse nod Eioseweide, deren Ursach und Zweck gleiche UiiKe von der Seele ▼erlang- ten? Ofee klingt eben so, als wamm die Seele den Korper nicht inimer gesand erhalte! Wenn der Mensch so starke Gelegenheitsur- sachen SU Krankheiten, als: ülyecmälBige Efs- lust, Wechsel der Erhitsnng und Erkältung, das Heer der Leidenschalten u. s. w. fort- während herbeiführt, so ermüdet natürlich die {>rospicirende Thätigkeit, und die Uoyerounft äfst ihr nicht Raum zur Abhülfe, bis die Or* gane.yerdorben sind. Der Mensch uifsbräucht seinen freien Willen, giebt dadurch ^der Er* haltungsthärigkeit {anima conservatoria} will* knhriiche Einschränkung, und tödtet sich selbst durch seinen Leichtsinn. Warum zeigt sich denn diese Thätigkeit doch bei Thiereto wirk- sam, die aus eignem Triebe die Ursachen zur Krankheit vermeiden? Warum thut denn hier selbst bei Menschen die Huogerknrxso grofse Wunder? Vicht etwa dadurch, dais der in- neren Thätigkeit Raum zur Abhülfe gelassen wird? Der freie «Wille, auch aus Unvernunft ^ bandeln zu können, ist der Dämon, 'der ge- wisse ^rchäusj welcher den Menschen so oft in Krankheiten stürzt. Zöge dieser zur Ver- meidung der Ursachen stets den Verstand zu Ralhe, so würde die prospicirende Thätigkeit nicht unterliegen müssen.

Was aber die gröfste Aufmerksamkeit für die StahPsche Lehre in unser<»r Zeit erregen" mufs^ ist. der erneuerte Antheil , oder viel- mehr die Gleichheit der Ansichten mit Stahl^ welchne ein berühmter englischer Arzt, Dr. ~ »vW imnta Elementen der Fathologie

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und. Thdnpie, imd io seioen ExporiiMDtea über den ITuls ausspricht. Bttde Schrjfleei die ao6 einer Erfahrung von- dreifkjg Jahren henrorgegangen sind, werden in den2«ät9chrif* tea eis klassisch bezeichDet, und kamen ia den Jahren 18|^ in London heraus« Parry aiiiunt seine pathologischen Aasichfen aMsEr« lahruDg und Sectionen noch lebender Thiere, und glaubt etwas ganz IVeues über jippuku$ ganguinis^ congtsiio^ «rasii und siagnafh in ih"« ren. Wirkungen zu sagen, während er, viel* leicht ohne es zu wissen , ganz der Stahiisch - praktifchen Lehre huldigt, und sie durch Ez* p'erimentä bewährt. Dieser erlahme Arf t wäre also ein 'neuer Stablianer, und halte er ledig- lich aus sich selbst geschöpft, so wäre dies rin Beweis, dafs die Wahrheit auf zwei Ter- •chiedenen Wegen sich entgegenkomme, und «in so mehr als solche angenommen werden konnte. Seine erst kürzlich nach seinem Tode., herausgekommeoen Collectaneen alhmen einen , ähnlichen Geist und sind in dieser Hinsicht höchst inii^würdig. Parry sagt unter andern» dafs er zeigen wolle, wie der gröfste Theil der Krankheiten von einer zu grofsen Blut- menge herrühre : dann , dafs diese nicht im- mer im gesunden Zustande zu grofs sey, son- dern oft nur in der Lage , worin sich das In-* dividuum in der Zeit befindet und endlich, dafs' inanche sogenannte Krankheiten nur Heilr-^ processe der Katur seyen. Die Therapie des Parry ist also : dafs der gröfste Theil der Krankheiten aus einer relativen Blntmeuge und einem vermeLrten oder verminderten An- dränge des Blutes zu einem oder dem andern Tbeile herzuleiten sey« (Vid. Salzburget lUled. - Zeiu 1818. No. 39;).

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' - So halten wir hier also StahPi Theorie in luicc* ia- ihren aDgeuleinsiea praktischen Grandsalxen. AoTserdem beweist Parry den MotU8 tonicus ärteriarum ( Tonicity) genaa , in- ' dem er ihn «einen Experimenten zufolge so- gar von der Irritabilität unterscheidet* Er nimmt in ^seinem Werke über den Puls, diesen Tonifi ärteriarum als den Grund ihrer Bewegung an. Von der Irritabilität unterscheidet er ihn da- durch , dafs auf Reiz die Arterlen sich nicht ' zusammen iiiehen. Die Elastiiii tat derselben wird nach ihm durch diesen Motus tonicus beschränkt und steigt wieder durch Blutrerlustj^ sobald

der Tonus abnimmt. '

«■I .

Ich pflichte übrigens im Eodurtheil unse- rem* Sprengel hey^ dafs StahPs Yorstellungsart und Schreibart sehr dunkel ist, ja für sein Zeitalter unTerstäudlich gewesen seyn rnnfs, ohne doch zuzugeben, dafs der Sieg seiner Gegner, der Anfangs deshalb leicht seyn mochte, weil jene Schreibart von der genaueren Unier- Mchung der Sache abschreckte, auch für' die ' Folge und auf die Dauer errungen \^ordeii sey. Abstracte Gegenstände für die^ Wissen- schaft philosophisch, und noch dazu in einer fremden Sprache zu behandeln, ist keine , leichte Aufgalie. Welche Zeit hat es geko- «let, ehe man unseres KonCs philosophische Werke ) die man Anfangs kaum berücksich- tigte^'-einer genaueren Untersuchung unterwarf, eben darum, weil sie, ohne Uebung, In ih- ren Geist einzudringen schon wegen der neuen philosophischen Sprache dunkel bleiben irtufs- ten. Jetzt hat das Zeitalter sie gelernt und

versteht :3aie Ehen so wenig möchien jetzt

noth StähPM Id^en für den Verstaud dunkel

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blftiben, der mit der phnosophtschen Sprache laatii i^rtraut, sieb- solche lacoDsecjuenzea nicht mehr erlauben wird , wie Fr. Hoffmann gegen Siahl^ woTon ich oben eine Probe ge* geben habe. Sind wir' denn mit Spinoza im Reinen, der .wie Stahl in fremder Sprache tcbrieb? Wenn Stahl's Vorstellangsart von S|pren^e/.auch mystisch genannt wird, so mag eith dieses wohl auf die oifenherzigen religiö- sen AeufseruDgen, die ihm in wissenschafkli-« chen Werken Terhafst sind ^ beziehen ; sonst* habe ich im Stahl nichts Mystisches, (geheim- nifsToIl Gesagtes) entdeckt, und niemand wird dieses finden, der nicht mit diesem Worte einen fremden Sinn Terbindet, Ob aufserdem dem Stahl die Varnachläfsigung der mechani- schen und chemischen Verhältnisse des Kor- pers, "wie behauptet wird, immer zum Vor- warf gereichen w^erde, ist eine Frage, die sich mit der schlicitten Erklärung auflöset, dals, wenn er sie für seine Theorie benutzt hätte, er nicht der selbstständige Denker, son- dern Hoffmann^s oder Boerhaavt^a Nachbeter geworden wäre.

Derselbe Vorwurf träfe ( Dledicinische Gesch. Th. 5. pag. 103.) die ganz falschen Anwendu/igen von seiner Lehre auf die Be-' handliing der Krankheiten und seine sehr felilerhafte Praxis selbst. (?) Obgleich diese Aeufserung mit einem früheren Satze einen Widerspruch zu enthalten scheint^ nach wel- chem es (pag. 4^2.) heifst, dafs Stahles thera- peutische Grundsätze Yollkommen mit seinen physiologischen und palliologischen Ideen iiher- eioslimmten ; so möehle ich doch diesem Vor- wurfe der falschen Anwendung seiner Lehre

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avf die Behandtang der Krünkheited qoch am meisten beipfijchten, "wodurch der Würdigkeit und Copsequenz der Lehre selbst doch oicht das Geringste entzogen wird« Dieser Vorwurf richtet sich aaf die Person h'chkeit des Man- nes. Er war zu' gewissenhaft , zu ängstUch, um etwas Heroisches für die Naturwirkung, eie 4n gröfsere Thätigkeit zu. setzen, unter- nehmen zu lassen, obgleich: seine Lehre bei gehöriger Ergr&ndung der Ursache gar nichts dagegen haben konnte, Defshalb ist seine spe- cielle Therapie und Arzneimittellehre unter allön seinen Schriften am magersten und viel' zu einfach; ja er selbst hat nie eine solche besonders herausgegeben, sondern seinem Hand- lungsweise bei Krankheiten in einer Menge Dissertationen mit höchst einfachen und we» nigen Mitteln, fast möchte ich sagen schlich^ lern dargestellt. Dabei fübUe er das Bediirf- nifs sicherer specifischer Mittel nur zu sehr, und hatte doch nicht das Herz, Proben ma^ phen zu lassen. Zu Versuchen wählte er da- her die einfachsten Kräuter , und gewann nur geringe Resultate, Sein Gewissen erlaubte ihm nicht, mit Aufstellung und Anpreisung kräftig einwirkender Mittel, die ihm noch lücht genug erprobt schienen, anderen ein Messer in die Haud zu legen, w^oinit sie schaden könnten. Alles dieses ersehe ich aus seiner zurückgelassenen höchst einfacheü Therapie,' in welcher so oft das BedürfDJfs eines noch zu findenden wirksamen Mittels gefühlt, Und da- bei daiin auf die von ihm erprobten oft weni-. .ger wirksamen Mittel, als man bereits kannte, hingewiesen wird. Dies ist auch der Gru^rtd, 'warpm er den sedativen und roborirenden gerbeatoffiballigenMillelu, namentlich der China

^>.'

OiM^vdtt «driiiiiita, dm w M^ni^h A^^ ' y$imiim»At nb.' Wir tbüsMö^ ilb«r.hier d#ä^ JjMÜM^i; der aeilkunde ^cfii 48m jn^ktuchea

r JdftUm ', 8tM tebr ant'0nchäidi«i. ^ y^ii» er b^. I .^doVch sefne^ techflisdie ' Aitfettaitg wiMf ( « Gewiiteoheftigkeit utd^ualer^ '\7<mhiti>*^

>* ^^tlrÜBg eifler eieht nacb seinenTSioiie ergr&n«^ ; 'iMm firasalHit 4ec Kfankheit hesorglicb roiy Abseettt^', das jfchWand bei ihm selbst / Abbau- et'4m &ur oft in den Terwickeltsten .Fäileflk^

' lilleia leitete; depo ich besii^ze nodi eine Bfeng#

,• 9^ceipie and Cpmpqsitionen kräftiger bei>Krän-*' '' keö atigewendeter Mittel, - ton denen"^ seine. , jn^caplff^ und ^andere praktiscbe Schriften, «ümoigen» Auch gehört bierBer folgender,

< Sats:' hira ^tmandi c. ^spea. pag, 257.) ,|In ,;eU$>i^s tnorbis snmmopere Talent remedia» > yyigjf^e experientia coafirmata reperfri possnat^' ^'yii «^ ükaactme in Catalogh Matedae meälcae oiiC ^ipfnne hqu commemorentur f aut sine nJla nota yyJB reHqua turba nominentur.'' Ich weifa ee «.aaül seinen Briefen bestimmt^ dafs er ein Kochst. gISekliofaer Arzt war, der a^s ^llenNLändera KeropaSf namentlich' Ton mehreren Reg^ntea und Staatsbeamten consulirt ward, und sogar- Jfteiseii in ILra^kheitsangelegenbeiten, mit Ge*r ' - nehuiigang seines Königs, nach fremden Re- •idensstädten uoternabur. "^ Selbst sein Arca<* , anm der bekannten Fillen, welcheanuoglaub- Jteher Quantität in alle Länder nach TielfältitT |[en Anffotderungen geschickt worden, uofd sich aberall bewährten, ist höchst w.abrschein«»'^ KcK eben dieser Gewissenhaftigkeit wegen Ton ihm mit in das Grab genommen worden. Diie ^Pamilie weifs nur, dafs er dabei einen' grofsen Werlh auf eigne Bereitung der Ex trade je*

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le^ habe. Ich besitze pöch eine Schachtel voll dieser giewifs vier und neunzig Jahr alten Fillen« Die J3ec/ier'Bchen leisteten mir bei hart- näckigen mit filanischer Gicht verknäpfien Mo-^ Timinibus haemorrhoiduni' aicht die Uiensle, wel. che ich äunallend voh den Stahfschen Pillen hatte I die ich bei eigner Krankheit gebranchie. Sie müssen at^o durchaus yerschieden in der Bereitung seyn , wenn die Ingrediensen auch zum TheiL übereinkommen mögen.

Blit diesem wollte ich nur beweisen, dafs Sprengel den Stahl einer fehlerhaften eignen Praxis sehr uDgegriindet zeiht, und ich glaube kau;Ln> dafs praktische Aerzte jetzt einen 8o< äusg^ebreiteten Ruf erlangen möchten | viie Stahl sich erfreute.

Wenn wir daher jetzt dlesie Peinlichkeit StohPs aus den Augen setzen , seine Philoso- phie über die Bledicin als der Wissenschaft gehprig von seinea wahrhaft pragmatischen Bemüliungen für dLe Kunst, mit welchen jene immer ununterschiedenzusarnmengeworfeii wurde, trennen; seine älinlogischen bis jetzt seU)St noch nicht genau berücksichtigten Ge- sichtspunkte in Absicht der Lebensbewegun- gen zur bestimmten Erkenntnifs bringen y um ia seinem Geiste handeln und wirken zu kön« nen ; seine wahren Grundsätze über die Auto- kratie der Nartur von der Wirkung unserer Handlungsweise am Krankenhelle unterschei- den lernen , um solche Bewegungen nicht füc Krankheit zu halten, die wir seihst mit un- sern Mitteln herbeiführten, d. h. die Lehens* Bewegungen richtig leiten lernen , und dabei ikiit dem Vortheife aller der neueren Entdek- ' kuiigen -in der Arzueimlllellehie mit Umsicht

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^nd' begrundelem Urtheile verfahren : so Mrev-» üpn mr "ZU eioer Theorie gelangen, diu uns 15 dem Labyrinthe der Kranklieits-Couiph'ca- liooeji ein sicherer Leitstern werden wird, mit der es mir. gelang (ich gestelie es in bärschei* den^r OiTenherzigkeli) die hartnäckigsten mit aoiMigenden organischen Fehlern der Leber, der Milz und des Pancreas verknüpiten, scbon für unheilbar gehaltenen Wassersüchten auf ^ das gründlichste und auf die Dauer zu heilen, sobald nicht völlige Desorganisation und Ki(€r- rung^ eingetreten war, und .'such in diesem Falle erhielt ich di^rch gerc^gefte Difit und ein- fache, die verschiedenen Absonderungen sanft befördernden Mittel eine alte Frau noch aiht Jahr; die freilirh zuletzt, aber sehr langsam^ zur' Mumie einschrumpfte, und dennoch in ih- rem fünf and siebzigsten Jahre bis kurz vor .dem Tode mit gu(f»jn Appetite den letzten 6e- nufs des küiumerlichen Lebens befriedigte.

Dafs in sehr vielen Fallen von Krankheit ten manche Formen nur Produkte der fehler- haft wirkenden Kunst sind , wodurch die An- zahl der Arten und Gattu*ngen über die Ge- bühr vervielfacht wird, und die man dennoch als natürliche Bilder vou Krankheiten auf- stellt, so dafs wahre Rrankheits - Symptome mit denen, die 'Wirkungen der Arzneien, und somit wahre Kunstprodukte sind, nicht ver- if?echselt werden dürfen , solches hat von fpal- ther im Grq/e 'sehen Journal der Chirurgie Bd. 9.* Heft 2. sehr treflend nnd wahr dargethan. Eben dieses ist es ja, was Stniil so sehr rügt, und zugleich der Grund seiner Feinlichkeit bei. zu starkem Eingreifen in die Natiirwirkung, "Wobei er immer des JJippokrates Verfahren als

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Matter wahfer nml «(iiziger BepbiicHtuDg ob«ii anstellt Ihn bat mao seit hundert Jahren nicht huren wollen, so höre man denn end-* lieh den trefflichen von ff^ahhtr in Bonn! Die einfache Kur der Fufsgeschwiir^ in Hospilä-* 1 lern durch blotses laues Wasser als ReiDi- gungsmitlcl zeigt nur zi| deutlich die ^uio^ cratla naiuraBy der wir überall folgen , die wir beobachten, leiten, aber uns nicht einfallea lassen sollen, zu beherrschen. Sie ist esy durch deren herrliche Benutafung ffon fp^4thh€r der alten Chirurgie den Todesstofs geben wird« Man sehe nur überhaupt, wie die neuere Chi- rurrgie diese ^ülfskraft der Natur mit den ein- fachsten IVlitleln zu lenken weifs, und man ' wird nicht anstehen können», die djn^mische - Medicin hochzuschätzen , welche zuerst Stahl rein heryorrieC -

Wae Herr Prof. Bischoff in der An- zeige über seine herauszugebende Arznei* ' mittellehre chemisch - dynamischer Art sagt, zeigt deutlich, wie sehr das Bediirfnifs eines- Einheitprincips iu der Medicin bei denkenden Aerzien yorwaltet, und man kann seine JEr^ klärung ohne Bedenken gelten lassen , welche also lautet: ,,Die Arzneiwirkung wird begrün— „det als die selbstständige Gegenwirkung des „Organismus gegen die chemischen ADgriSe- .,«seiner Gebilde, und als die Erscheinung sei* ,.ner absoloten Autocratie und Oberherrschaft „über ,die Einwirkung der mit ihm in Rela- . „lion tretenden äufseren cheixiisch wirksamen ,,DiDge, wodurch ich glaube, im ger>iden Ge- y^geoSatze jeglicher chemiatrischer Befangen- „heil, and ^gleichwohl doch auch ohne damit- ^^aueh ein€ chemische QuaUiätsbestimmung des Or*

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^^günismuB durch die jirzneistoffe amzmchUtfsen^ ^die ArsoeiwirkuDg durch mein Werk eu be- ,,griioden.''

.Der Knoten^ liegt aber bei jener Erklär. « rang in dtn chemisch wirksamen Dingen, wel- che duch nje organisch wirksam seyn können, . und folglich zwar als Bedarf iur dieiOrgane in Hinsiebt ihrer nothwendigen Mischung nach den Gesetzen jener Äutocratie angesehen wer-^ den, aber keinesweges durch eine chemische Bestiromiing diese in ihrer Qualität verändern Xonnen; es sei denn, dafs sich, wie man nach objger Erklärung zu schiieTsen berechtigt wäre,- diese Qnaiilälsbestimmung auf die absolute Au** tocratie, auf das Verändernde durch die Be* wegung, nicht .aber auf das txegebene und zu Verändernde bezöge. Doch ist Hr. Frof. Bi^ gehofft wie wir sahen, schon vob der Äuto- cratie des Organismus zu sehr überzeugt, als dafs wir glauben könuten , er werde eine an* dere Wirkungsweise aufstellen, als die sich aus den nothwendigen Veränderungen nach dem Bedarf des Organismus aus freier Gegen- wirkung ergiebt; denn auch Stahl sagt: „So „wie der Einflufs des Körpers auf das Lebens-- „princip kein unmittelbarer, sondern ein durch „Bewegung vermittelter ist, eben so wenig ^,vermag der Einflufs dieses Frincips auf den ,, Körper das Wesen der Slaterie zu verändern,* ,, sondern er äufsert sich allein durch Bewe- „gung derselben, in sofern solche beweglich „ist, nnd ihr keine Hindernisse im Wege ste- chen ^ welche die Mögliciikeit, oder Wirklich- yykeit der Bewegung der Materie aufheben. „Keins von Beiden kann das seyn , was das „Andere ist; allein auch keine von Beiden

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,,kAnn ohne dfls Andere seyn. Dins Thalige „könnte nicht thätig sejn, wenn es nicht Ver- y.anderungen in dem mit ihm in Kelation ge- ^^Stftzlen hervorbrächte; (iieses könnte nicht ^^Receptivilat haben (leliden);^ wenn es nicht „verändert würde. Das Lebensprincip , die ,^Seele, ist also ohne diese Wirksamkeit gar „nicht dankbar/'

Auch müssen wir keinesweges, wie Sprtn-- ge/wHI, die teleologische Ansicht des Stahl beim Organismus ans den Augen verlieren, wenn sie auch nur dazu dienen sollte, uns im BegrilF eine Grenzlinie zu bilden, mit der* wir die in ähnlicher Parallele laufenden Thsligkei- ten der anorganischen Natur mit denen der geistigen von einander trennen, um ihren ge- genseitigen Einflufs verstehen zu lernen. Dort sehen wir ein Gebendes, ein Influirendes;- hie]^~ ein Kehmendes, bestimmte Veränderungen da« durch Hervorbringendes. Jenes gehorcla^t mehr dem Zufalle, der Wahlverwandtschaft; dieses verräth die bestimmte Absicht der Auswahl des Gebrauchs, die Nützlichkeit, bindet sich an bestimmte Zeit, an eine feste Ordnung. - Jenes folgt den ihm gegebenen Gesetzen ; die- ses bildet sich Gesetze aus freiem, eingebor- tien Triebe und kann^ um selbst bestehen zu können und seine Freiheit nicht zu verlieren, nur nach Zweckmafsigkelt handeln. Sehr gut läfst sich hier Herbart^s scharfsinnige Idee, welche Jean Paul in seinem Fragment über Unsterblichkeit anführt und herausbebt, ia Anwendung bringen , nach welcher in der au- Iseren schönen Form des Körpers, in der Ile- g^lnläfsig.keit der äufseren ßild.ung nur das SiihöM walte ; das Nützliche^ auf einen bestimm- ten

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ten: Zweck wii-kende, dagegen sich an dl« scbäne, regelmäftige Form nicht binde,, and seine Abtidit - auch bei- der häfslichsten Fotm der inneren Organe ausübe ; jene» in -der Um« gebnng der äufseren Natur, dteses in seinem' 'verborgenen stillen Heiligthumis» .

itif

Darum, gilt der Schlufs SprengePs, gegMw 5lali/ noch nicht, ^^dafs im ganzen Univer^iiBi» 9,liichts zwecklos sey, und alles seinen ZweoK ,,erliille , also der Grund der Z weckmäfsigkeit- „beim Organismus dies mit allen Dingeniin. ,yder. Natur gemein habe«'^ Dann der ZWack für etfvas und der Selbstzweck sind zwei ver-« Bchiedene Dinge oder nothwendiga Ideen , den Ten eine die Anwendung für das anorgantsche. Reiche die andere für das organische findet^, und nur so kann Stahl und die neueren £hi^ liMOphen, die ihm hierin folgen t yerstatidaftf werden, und ihre teleologische Ansicht. ist ben wahrt und läfst sich nicht verwerfen.

Für die Eioheit des Princips unä geg^n die mehr mechanisch - physischen Fribdpe beim Oirganismus eifert auch Grohmann (in diesem Journal 1818. St. 4.) und zeigt dabei das alt* 'gemein gefühlte Bedürfnifs dieser Annahme Ifir die Physiologie, und die Abwege, in die wir geralben , wenn wir für die Wissenschaft nicht aus ihrer eignen Quelle schöpfen, son« dern mit den Materialien anderer Scienzen ver- unreinigen*

Das neueste Werk von Dr. Fhil. Heng^ 1er, über physiol. Anatomie und Physiologie des Menschen, welches neue Lehren über die Bestimmung des Nervensystems vortragt, und dessen letzter Theil abgewartet werden mufs^ JonxmLXyn.B.4,Su G

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uns in den beiden erstell Banden .noch sehr in Dunkelheit über die Seelenwirkung, wie es wohl naiiirlich ist. So .viel sieht man. indessen , dals er das Thätigkcfitsprincjp des («ebens nicht wie die anderen aniiiittelbar io das Gehirn und Nerrensjstem setzte «sondiBrn den andern vitalen. Tbeilen gleiche Ansprüche angesteht. Wenn ich nicht sehr irre; so ist der» nicht wie die £fa//er'8che Reizbarkeit auf einem einselnen Systeme des Korpers badend^, sondern allgemeiner sich ausbreitende Motus iö9UCU8 Wro/ii in der Wirkung nur mit andern ErUärungsarten Torgefiihrt, oder der Verl. drückt durch die selbstständigere Trennung des Muskel - Tom Nervensysteme ein spontanes

Sleichmäisiges Einwirken der physischen Seite es Korpers gegen d^e psychische aus/ w'el* ches uns wieder auf die alte Streitigkeit zu- rückführen würde, von der sich Stahl frei machte« Doch bleibt noch jedes Urtheil be- fiingen,' bevor man nicht das ganze Werk in ttrinem Umfange kennen gelernt hat.

'[ Auffallend ist die Aehnlichkeit der An- sichten^ welche Jean Paul in seinem letzten Werke: Selina oder über Unsterblichkeit, mit 4ra StaArschen Ideen verräth. Wegen Man- gel des Raums will ich nur einen allgemeinen Satz aus dieser überaus lesenswerthen Schrift lUer anführen. Er sagt im ersten Th. pag. 154. ,,Un8 ist nur eine Kraft und zwar unmittel- ,ibar bekannty unsere eigene, welche denkt, g,will und thut; denn unsere Sinne können i^nm» wohl Bewegung, Widerstand, Anzie- ,^ang, Schwere (die letzte ist nach einer un- ,,veränderlicben Richtung) und Undurchdring- 9ilic£keit erscheinen lassen} aber alle diese

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^«iiliiliclieo EreeheimiDgen einer Gesammtheit ,j8pre^hen ans weder Kräfte der Bisstandtheile ,,aas^ noch überhaupt die Kraft, pelangen wir ,^tiiiD za dem Inneren derM aterie, so ist ihr Schein ',,aaigelost io einen Kräfteverein, und da ^ir 9,iinB schlechterdings nichts absolut Todtes den« ken können , und eine todte Kraft (nicht eine gehemmte) so viel ist» als ein todtes Leben^ und wir nur die geistige Kraft kennen, ao ,^wird uns die scheinbare Korperwelt zu einer , ^lebendigen Unterseelen weit, zu einem Mo-' y^nadensysteme. Kurz alles ist Geist, nur ver« ,y8chiedener. Nur darin ist nicht der ganze ^^Leibnitz lebendig citirt, dafs er einer Seele y^oder Monade in seiner vorher bestimmten „Harmonie die ganze Welt und Geschichte ,iaas ihrem angebornen Knäuel abwinden und ^»zusammenweben läfst, ohne den kleinsten 9,iresponnenen Faden von aufsen , denn in der y,Wahrheit greift und drängt das ungeheure y^Seelenmeer wirkend io einander, obwohl mit „verschiedener Richtung und Einschränkung.'^

Aus dem ganzen Werke sieht man übri- gens , dafs er sich die StahfBchen Ansichten sehr zu eigen gemacht hat , und er nennt selbst pag. 163 Stahl mit der Bezeichnung des tiefm Stahl, Mehrere schöne Ideen findet man auch im zweiten Theil pag. 136 und 142 unter den Kapiteln: Kraft, Seele, und Geist zum Körper«

Bevor ich diese Abhandlung schliefse, yrtll ich noch zeigen, wie wenig es bedurfte, dafs Siahl gelbst durch den Hippokrates zu der Idee' seines Lebensprincips geführt werden konnte, um die Gesetze, wie und wodurch dasselbe wirkt, deutlicher auszuführen. In einer Schrift des Hippokrates : De diaeta^ heifst es in den er-

G 2

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8t«n Kapifeln: Alle Theile haben unter sich eine gegenseitige Anlage zur Verdethnifs. Al<- les übrige aber ^ jBOWohi^die Seele des Men* sthen, als der Korper, gleichsam als Seele betrachtet (Corpus velut anipi^'^ in ihrer orga- nischen Thatigkeit), werden mit Kraft ausge- rüstet und gelenkt. Es kriechen oder ver- schlingen sich gleichsam Theile in Theile, al- les,* was gleiche Gomplexioii mit dem Ganzen hat, nämlich Wärule und-]^eucbtigkeit ,- thefls um aafzunehjtnen , theils' uiii' feü geben«, Das, was bekommt, verrichtet mehr ; was aber giebt, weniger« Es sägen zwei Lernte Holz, der Eipe zieht , der andere stofst von sich. ' Dies titun sie wechselseitig, und wenn sie weniger verrichten , sind sie mehr erschöpft {laborant). So stofst auch die Natur des Henschen (hier wieder als der Nexus causarum omnium^ ^ui- bü8 vakmus et convalasdmus j als die Wechsel- wirkung des Gebenden und Nehmenden auf- gestellt) Eins von sich, und zieht das Andere an sich; Eins giebt sie, das Andere empfangt sie, theilt es dem Einen mit^ und nimmt es vom andern Theile; giebt dem Einen desto mehr, erhält aber vom andern nicht weniger. Ißin jedes bewahrt seinen eigentbümlichea platz; was zu minder wichtigen Stellen geht, wird auch daselbst abgeschieden ; was aber an Qauplorter kommt , wird vermischt und in die ganze grofse Masse verändert. Fremde, nicht homogene Dinge werden aus einer fremdarti- een Gegend herausgestofsen: Immer aber um- geht gleichsam die Seele, die über Grofses und Kleines gesetzt ist, die ihr' selbst verlie- henen Theile, sie, die weder Zusatz^ noch Abzug von Theilen bedarf, sondern einzig an den 8c£oii yorhandenen Theilen eine Yermeh«

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Jr\^^TkH^J^^plmt) .wnd Al^iia)iii|0.(b«i so sl " ]pii( j^iic^ oollug:.bat^ Sie maiht eip^

]|#db|Bi TÜeii .an amoer Stelle mx ~ Aufoabm« ' -. '^ßur^äjia. IZufliefa^ocl^ gescbic&t ; deian wa^ nicÄt j^orio^<^. itt (np/i Mmiles mores, habk)^ .iianp, jft!clit in HeterogeÄeo Oertern {diicordibus lom) *, bi«iii6ii4 gleichsam unbekannt irrt ea nm^ jlMPf:'^äbrea4>4eä MiaciLungsfäbige gegeti9«Itlg ^ ^aMrkaont ^rird. Das^ Gleichartige haftet Ha . .'.aiMn 6leic^rtigen und' aetzjt sich iCsst ; das Uli«* " .glieicbariige geräth in Aufruhr und Kattipf| ' uod so. wtsiehl unter ihnen Dlslianndi|iat . ^

' ' r Damit idi nun im Kurzen zusamnienfass^ .''Wßin Siaht der Medicin gentatzt hat, so benilit

'" 'Min Verdienst t

» *

1) in der gleichmafsigen und auf eitian« ,'der>Bezu^ habenden VerbinduBg allte Theil4

< -nniser^^^Kunst zu einem geordneteil Ganzeiiy^ in sofern sie auf den wahren Zweck des Ark- tes gerichtet ist,

2) Jn der Darstellung einer eigentlich wah- fen Geschichte der Krankheiten, mit Sönde^ .rong Ton allem Ueberfiiissigen nach JBippokra^ icr Muster, . ' .

3) in der_ Darlegung ^ines auf richtiges Denken und Zusammenstellen von Ursach und Wirkung begründeten praktischen Canons fil|r die Handlungsweise des Arztes mittelst einer.

-"«u^ dem Einheitsprincip . der Natur geschöpft ^^ ten Theorie , die als Muster fiir .alle Zeiten bleiben; sich zwar erweitern und durch Ent« d^ckungen ^äher bestimmen, sich aber in ih- rem sichtbaren Grundprincip der Lebensbewe« "gnngen nicht umstdfsen läfst, ohne der Wahr- lieit SU nahe zu treten,

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4) in der Abschaffung d«r allgemein ge- wesenen Vermisdiang so vieler untauglicben, heterogenen « und der Beibehaltang einfacher, bewahrter Mittel, mit Zulassung noch durch richtige Erfahrung erprobter neuer , einfocher Arzneimittel für den Heilzweckf

5) in der dadurch zar selbststandigen Knnst erhobenen Medizin, dafs er zeigte, wie man

^ aus einheimificher Quelle schöpfend die Me- dicin nicht als Sclayin fremdartiger, zur jPhy-r sik und Mechanik gehörigen Disciplinen be-^ handeln und die Principe aus denselben neh- men müsse, wobei die regulative Anwen- dung derselben doch nicht ausgeschlossen wird.

Indem ich i^ich nun noch bei allen den wiirdigen Männern, deren Meinungen gegen Stahl ich nothwendig antasten mufste (da wir ja vereint die Wahrheit suchen), wenn ich als dessen Verlheidiger auftreten und als Ur- * enkel mütterlicher Seits durch gleichsam an- geerbten Impuls dessen Stelle für seine An- sichten vertreten sollte , dahin entschuldige^ dafs mir ihre Personen immer verehr ungs wür- dig bleiben und i6h nur bei ihnen eine noch nicht aufgegebene Streitigkeit zur näheren Er- grSndung der Wahrheit oder zu deren Bestä- tigung vorführen, und das, was auch qoeh jetzt der Medicin JVoth thut, ein Einheitsprin" dp zum Ziel der Forschungen machen wollte •^ schliefse ich mit StahPs ^ eigenen uns zu- rückgelassenen Worten :

fiEgo post quadraginta et amplius anno- f,nim soUicite animadversam et- observatam,' „ac nuUa nnda credulitdte deceptam Historiam ^^morbofUmf et inde coUectam Theoriam^ et

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,,]imG proTicIe superstractam >i3MäAod!cm pracrf-- ,»com, et selectis potias, diligenter obserTatis ,^a^ue fidis inveotis remediis insistentem Phar^ y^madam; possam tandem cum scieatia, ex- „perientia et booa conscientia yerax testimo- ,,mam de aniTersis his negotiis perhibere^ ei ^^iDviolabilem cert|tadinem et reciprocam^ con- x ,^spiratioDem rerae Theoriae cum felici praxi „etiam omnibus cum prudeuti^ docilibus et r»-^ ,,rum suarum cum ' studio satagentibus com- y^mendar^.'V

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Beiträge

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Ausmittelung der wahren Wirkun- ^ gen einiger angepriesenen 'Heil- mittel der jüngereii Zeit.

Vom'

Kreisphysikus Dr. Brosiua^

in .8t«infurt* (Fortsetsnng),*) ^ ,

5.

^ Mxtractum laciucae virosae mit DigüoBs g^en

Brustwassersucht, . ' '

JLiiese, TOD Dr. Toel in Aurich bekannt ge- machte^ Verbindung der Digitalis mit dem .^-

*) Ich hielt die obige Ueberachrift clieaer Ueinen Auftitse für angenaessener als die frühere (s.. Jouro« d. T>r* H. 1827. Julius) , weil sitf dem HaiiptEweck diefer therapeutiseben Versuche heiser entspricht, und zugleich, eine stille Anf- f ordern en meiüe Herren College n entbllt, sut BvreFchang jenes beizutragen. Denn wenn du Haicheii i^ach neuen Mitteln , d, i. die über-

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I

trau, lactuc. vfrös« ^) babe icb bisber !d 12 Fällen yoq Hydrothorax angewandt , und die gerübrnten guten Wirkungen derselben völlig bestätigt gefunden. Wenn d^s Mittel auch nur im Stande war, in sweien dieser, sämmtüch echon eingewurzelter Fälle, radicale Heilung ' so bewirken, so beschwicbtigte es doch in acht andern die dringendsten Symptome, die Brastbeklemmungen, die Angst, das Herzklo- pfen , und gewährte so den Kranken die grofste Wohitbat; dem Arzte aber einen Nothanker ^ für seine peinliche Verlegenheit. In den zwei übrigen Fällen aber blieb das Mittel ganz A^hne .Wirkung, und es bestätigte sich mir dabei auch die von ^ Dr. Toel beobachtete Eigenheit . des Mittels, nämlich dafs seine Wirkungen immer bald nach etlichen Tagen -^ erfol- gctn, öder gar nicht mehr« Ich habe auch in einigen der Ton mir behandelten Brustwas-^ sersQcbten die ruivermischungen des Dr. He^ derich zu Frauensteiu ^) und des Dr. Wolff

eilte roh empirische Anwendung derselben^ den gerechtesten Tadel yerdient^ so ist doch auch dts gänEliche I^icbtbeachten der noch un*

fektnnten WiifFen, die unt erfahrene und glaub« afteAerzte sur Bekänapfung hirtnäckiger Krank* heiten, an die Hand geben, nf cht weniges Sflnde«

*

^ Mir steht aber vor, alt habe der Herr Her« ausgebet dieses Journals das nämliche Mittel schon lange angewandt. Denn ich finde in mei. nen, fiAher in Seiner Klinik gesammelten, No- tizen,^ eine, der ToeVschen ähnliche Formel. Und in £• Schuharth^s Recepttaschenbucb, Berlin 182L p. 328. stehe eine gans gleichcj un* terseichnet yyHuJeland^'*,

•*) R^' Tart. depur^ drachm, vj» Nkr, cuh* draehm. iß, Vulv,^ScUl, scrup, y. Fol, digital, p, scrup, Ä,

M. Täglich 4-5 Mal 1 Theelö£Fel voll.

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I

£11 Calaa *) erprobt: aber wohl iibfe das TotNche Mittel . noch seine gerühmten Wir- kungen aus, wenn schon die beiden andero Pul Vermischungen und übrigen zweckdienlichen Slittel ihre Dienste versagt hatten jedoch nicht umgekehrt. ,

Der erste durch das Mxtract. hctuc. mit JOigliüUs völlig geheilte Fall^ betraf eine alte Dame von 74 Jahren, deren immer Toriibef- . gebüciLte Stellung» bläuliche Lippen , trocke- nes.Hibteln, angelaufene Füfse, schon seit 4 Jahren einen Ansatz von Hydrothorax ahnen liefien. Die höchst heu n ruhenden Symptome bei meinem ersten Besuch: höchste Bekleni« inung und Angst, hörbares Geräusch bei jeder Exspiration, sichtbares Herzklopfen, bläulicher Schimmer durchs ganze Gesicht^ wirkliche Erstickungs- Gefahr bei angenommener Rückipn- läge im Bett , daher beständiges Vornübiftr- 'sitzen in demselben mit aufgestützten Händen auf die Knie, und alles dieses bei fast gänz^ lieber Unterdrückung der Urinabsonderung seit Eweif Tagen, drängten mich sofort zur An- w^endung des MxtracL lactuc. mit Digitalis^ zu 4 G^an des erstem mit 1 Gran der letztern

Sro Dosi alle zwei Stunden. Schon nach em 4ten Pulver liefs die Heftigkeit der Sympto- me nach, so dafs die Pulver jet;Et alle drei Stunden gegeben werden konnten. Nach dem 6ten war die Erstickungs- Gefahr vorüber, und nach 3 Tagen» in welcher Zeit 18 Pulver ge- nommen worden waren, welche auch die Vrin- absondemng zur ziemlichen Zufriedenheit wie- der eingeleitet hatten, wurde diese durch ein

*) Blüc* Pulv» Rmd, Jalap, scrup, ß, Ciäomel gr, 4/« -Ptt/v* Herb, digital, gr. /• m. /• Fulv» pro dosi. Allp 3 Stunden einf

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hrH'rtiges Infus. Htrh. cHgital. purp- awh nnf«^ ~ sliitzr, so daTs am 8ten! Tftge d^s KardiMh bitlers Mittel geschloRsail yrsrdvn koniita,>~^ Seit dem November IS'25 hat sich ^ein Symptom der Brustwassersucht mebr ^ngestallt. -^ '

Der zweite völlig ge^silt« Fallr^DCtraf ^r aen Mann voq 40. Jahren» bei dam «icfi di^ Brustwass«rsurht nach eioer vor zw«! J)^Dfr* . tan überstandenen hefligan vp,^ 4«hr anijg»- hreiteten BrusIfelt-EQlzüadutig, mit al)efi'Jb- leo bekaDDlea Symptomen,' aasgabUdit ll'>l^•i^

Unter dea nicht geheilten Fället^, Tflrdi#- > BSD zwei einer kurzen Erwälwaiig, WagUi' der anfänglichen frappanten, obwohl calatst , fruchtlosen, "Wirkung des in Rede ttriieadMl Mittels. Der erste Fall beirÜIt «intn atariMii, kurz gedrungenen, dabei früher immer -Tottk biiitig gewesenen Arbeitsmann Tön 66 Jefatea, jüt einem enormen Scrotalbr ach. ^as genaoote MSttol heilte bei ihm , in Zeit tob 2 Jab|vn', •1b fSiilfmaliges Recidir der ausgebildeten Brnst^

- in^isuchtj mit jedesmaligar -Geschwnlst de» Gmichta, d?T Häode ond der Fürse. Bei dei iechitae Wiederkehr Sbte dasselbe, so \fVaig Vi« alle andern zweckdienlichen Mittel,: irgend •ine Wirkung mehr ans, und KniBk* mnAts seiqem (Jebel, dessen Quelle niiTe^

.dcgbar war, unterliegen. Der andere P«II Wtiifik eine, an allgemeiner Tabes •'-• ohne

*) Om von ^. Buchan. in »einer „SymptomMolo- - gU vn the art of dettcting Diiaaiei, Land. 1624." angelAhna ZaUben de» Hydrothorai», dIdk Uöh ein dflnne» dunketgeflibtei Httutchan llng* , ' der MUte Am Zunga, da»- mit der er^oxenen FJaiiigkeit eiaoheinan und mit ihr wieda* vei- ■ohwindeu »oll , habe icti no«h nicht beob* ashWB kdanen.

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Lokal -AlTection leidende Seh windsScbtige. Wenn eine jetzt nach 2 Jahren, ziemlich rascl; , nämlich i^ Zeit von 3 Tagen entste- hende odemafose Geschwulst beider Fürae, d^r einen Hand bis zum Ellnbogen hinauf, das letzte Stadinm der Krankheit andeutete; sq liefs auch die gleichzeitige grofse Brustbeklem- mung mit einem quälenden Husten , mit dem Unvermögen in horizontaler Lage im Bette ?a liegen, eine "wässerige Infiltration in den, bis jetzt noch unangegrilTen gewesenen Ljlngen, nic)it bezweifeln. Fünf oder sechs Pulver, je- des aus 3 Gran JExtracf, lactuc. viros. und 1 Gran Digitalis bestehend, und alle 3 Stunden eins, vom Nachmittag an bis die Nacht hin- durch , gegehen , bewirkten in derselben Nacht eine so copiöse Urinabsonderung, dafs die Kranke alle Viertelstunde das Nachtgeschirr fordern mufste, und ich am andern^ X^g^ die >gesammte ödematöse Geschwülst verschwun- den, die Kranke sehr wohl und wieder vpl- 1er Hoffnung fand. Erst nach etlichen Wo- chen stellten sich die Oedeme, und die vorige Brustbeklemmung , zugleich mit . Gesichtsge- schwuUt^ wieder ein. Das vorige Mittel gchaffte aber jetzt nur einige Erleic|iterqng •adf der Brust; auf die Urinabsonderung wirkte •8 gar nicht mehr. Das Oedem nahm allent- halben überhand^ es bildete sich nochmalige-« ^ meine Wassersucht, und die Kranke endete (für den Augenblick) unerwartet^ ^uffocativisch.

/ /

109

'6.

Chininum svlphuricum mit DigitaNs in der aui^ gebiltUtm Form der Schmndsueht^

H u d

Unerwartete Heilung einer JLungenschwindsudu im letzten Stadium durch ditaes Aütlei*

Der Herr MediciDalrath Günther lo Cola sah sehr guten Erfolg (welchen?) TOin Chinin mit der Digitalis in der vorgenannten Krank- heit, und muntert in der Salzb. med. chir. Zeilang 1825. No. 54. die Aerzte zu Versu- chen damit auf. Hier in einer Krankheit, in deren letztem Stadium wir auch von der rationellsten Behandlung kein Hell mehr er* warten, wo wir also nicht leicht zu viel Fal- liativmittel zur Hand haben können, wenn wit sehen , dafs eins nach dem andern seine Dienste versagt, und wir doch dem Kranken nicht gestehen wollen^ nichts mehr thun zu können, hier, sage ich, sind solche Ver- suche am meisten erlaubt. Ich habe daher in 5 Fällen das Chinin zu^2 3 Gran mit ^ §• Gran Digitalis und 6 Gran Pulv. sem. foenicuL pro dosi f viermal im Tage, in Gebrauch ge- zogen, und zwar^ weil uns der Herr Medi- cinalrath Günther keine specielle Indicntinn da- ffir aufstellt, völlig empirisch. Dahinfliegen aber hielt ich jedesmal die ganze Gestalt der Krankheit, und die constantesten Symptome fest im Auge , um statt bei rationeller Be- hanrdlung einer Krankheit voraus denken zu müssen jetzt bei der empirischen Anwen- dung eines Medikaments, zurück denken, und die besoudern Wirkungen desselben vermit- teln zu können.

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I

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In dem «rsteo Fall also (Phthish puJmon» purultnia^ florida^ herediiaria) ^ bei eioem Car- len empfindsamen Mädchen von 20 Jahren^ beobachtete ich gleich in der ersten, noch mehr aber in einigen folgenden Nächten , einen ru* higel^n, sogar mehrstündigen ,- erquickenden Schlaf. Der Antheil des Chinim an dieseih Er- folg, war virohl leicht zn finden, und bestand in der Mäfsigung des Terzebrendeil, jede JVacht steigendem, die Rohe Terscheuchenden Fie-^ bers; daher wurden auch die Scliweifse m^rk-« lieh gemindert, und der Oesammt- Erfolg be- stand in dem Aufhält der im Galiop Vorschrei- tenden Krankheit. CoUiquative Diarrhoe war noch nicht zugegen , sie trat aber nach einigen Wochen ein , und lühiUe bald die Auflosang der schwachen Maschiene .herbey.

In einetp zweiten Fall {PhtKsh nervosa, der in dem vorigen Aufsatz ^zuldtzt erzählte) erfolgte anfänglich Minderung, dann «roUiget Aufboren der gegenwärtigen Diarrhöe, so dafs die rernünftige Kranke, die die Bedeutung dieses Symptoms kannte und dasselbe sehr fürchtete {iie hatte einen Mannen der Schwind-* sucht verloren), wieder frohe Hoffnung schöpfte. Andere Mittel, unter ihnen das in den Diar-> rhiSen iind Schweifsen der Schwindsüchtigen so herrliche Elbe. mrioL Mynskhti^ hatten ihre Dienste schon versagt gehabt ^). Das Ende dieser Krankheit haben wir berichtet*

In dem dritten Fall (Phthisis tuberculosa bei einem Mann von 38 Jahren, bei welchem

') nBamerkent^yarthe Wirliungen des Chinint'* in einer entkräftenden DUrrböe, und in einer grofien Schwäche und Hinfälligkeit nach einer •olchea, lesen wir auch in Rust^s IVIagas« Bd« XXV. Heft !• ptg. 123, Anm. d. F.

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i^itßfjtm^ 90 iah die W)ri>rfttch«ndeo.infl«iq(^' . loiilorit^eo Zoffilie in der Braiti Suche, f ör- ^

JMfMv UttligMrHuste^ >o» Zeit SU Zeit .4lf^^^^^ ^J^eliiMev pod ad^^pat# ini^re anUpUwiiMiT iiril« BelMidlaog. nolbwend^ machten):^ >^.)>«Vs «hiMa4ch:^ {QtiBt.fxi.'Stoditim der Kta^Ultej^ lliiMpiSMÄii £if«ffausv«ttr4 näetuUch^» «f^bine|iY(^

wmikAfUh SeHweifte^V ^«i«f aiidere . Wi^Wutfr. dkMi* JliUH»U 9 als einen MligeiUi etW^^:^«fr ' hidi|N^5|i9iide aitdauermde;ii , dep Si^Rkgl», «fbi;. llrilii||eliiendeo, Sclki^ . JV«« d!«Mft(

ianc noM..^ bai Vereiteiru^ge^ lA^^rer ii>!xettiL ^ Mülrwastet auftretend^ ^jrinptouij els^ Zeicb^ä^.

ßbefer i^äiHpU^her lAu^hr^iUioig 4er KrAf^l^?; k;.^er war ciie,-ja«qb echo» iipdeijwivje , ' iMbadifete» dein Chinin «fGebt^au^b eigent|iünie; ^ liehfteyii sollende Emcheinunig) die -^. ifP.Alliv» thwiitde« epecilSschen Wirkung dieses« .Mjufli^i ia, -kalten Viebern. den Homöopathen tindf^ il^Mt Lehre einen merkwürdigen .Vorscb^A! Itietet? ^

*

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. .Den vierten Fall, ebenfalls eine.Neterbti eiternde Lungenschwindsucht, habe ich-rnocfr'

ßenwärtig in Behandlung, uud kaetou«ber Wirkung der dabei in Gebrauch gezoge»^. aen> in Rede stehenden Pulver, noch kfin* Rechenschaft ablegen. Und überhaupt hätte ich Tür der Mitt hei lang dieser wenigen Bf ob« •ehtongen gewifs erst mehrere abgewartet, wenn ich es nicht lü^ heilige Pflicht hielte, einen fünften Fall yon Schwindsucht, der durch dat genannte Mittel völlig geheilt wurde, auf Stelle mit^Butheilen. Ich ierzäble dieses nn-

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g^^lioffte Ereignifs ^- ohne die gewöhnliche ForiA einer Krankengeschichte zu beobachten

gerade wie es sich ^tigetragen , ^e folgt.

Am 23ten^ März 1827 kommt der Schmidt B. s. W. aus Weibergen Hu mir, meldet seine Tochter Therese kränk, und verlangt für die- selbe Arznei, ohne mich jedoch zum Besuch' aufzufordern. Dem Mädchen fehlt es ^blofs im Magon^, sie hat keinen Appetit, und wenn sie etwas ifsty so kann sie das Genossene nicht vertragen. Defshalb ist sie jetzt so schwach^ dafs sie schon seit 14 Tagen im Bette liegen n^ufs. Der Schlaf fehlt ebenfalls fast gänzlich.

Diefs der Bericht des Vaters, ohtie zu fra- gen. — Auf me^n genaues Examen* von, der Kindheit deS/ Mädchens an, bis jetzt, über den Anfang ihrer Krankheit bis zum gegenwärti- gen Moment, wird Nachfolgendes 'affirmativ aufgegeben (die übrigen Fragen werden ver- nreint, oder aber die erira^ten Umstände sind dem Vater unbekannt). Dem AJädchen sind die K-uhpocken mit Erfolg ein geim pH: worden;« es ist jetzt 18 Jahre alt, und in früher Jugend^ verschiedentlich krank, und überhaupt immer ein schwächliches Kind gewesen. Vater und. Mutter aber sind gesund und stark, so auch- die noch lebenden Brüder; einer aber ist in seinem 14ten Jahr an der Auszehrung gestor- ben.' Walin und wie die jetzige Krankheit angefangen, kann nicht recht angegeben wer- deu^ denn das Mädchen hat niemals viel ge- gessen, aber nun ist sie schon seit 3 Wochen fast gar nichts mehr. Die Brust ist recht gut, die Kranke hustet wohl ein wenig, und hat duch schon lange etwas mit Husten angestö- fseo, aber dieser beschwert sie doch durchaus

nicht

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nicht * nar der Magen , der Mageo , ist gans io Unordnung, sonst wäre das filädchen woU gesund genug. ^ *

Ich verschrieb nun anfänglich milde bit« tere Eztracle mit einem auflosenden Sals in kleiner Dose; später rein bittere, gewürzh^afta Mittel mit passend scheinenden Zusätzen«

. Ziemlich regelmäfsig, 3 Wochen lang, er- hielt ich abwechselnde Nachrichten von ei«! niger Besserung, oder Verschlimmerung^ oder über greichbleibenden Zustand, bis ich endlich dem Vater vorstellte, dafs es doch besser sej^ wenn ich die Kranke einmal selbst in Angea^ schein nehme, weil man nicht wissen könne, was hier inä Hinterhalte läge, indem er selbst wohl sähe, dafs es mit der Krankheit nicht Torwarts noch rückwärts, gehen wolle. Man war damit zufrieden, und ich r^isete hin.

VTas ich nun beim Aufschieben der ThS;« ren der hölzernen Bettlade erblickte, und fer- ner fand , erzähle ich so wie das Vorhergehe hende. Nämlich ein schön ovales feines Ge^ sieht, blafs, nur mit röthlichem Schimmer über beiden Wangenbeinen, mit grofsen blauen» mürrisch blickenden Augen, und purpurrotheii Lippen. Nase und Oberlippe verriethen eine scrophulÖse Dialhese. Die rechte Hand lag über dem Bett , die langen Finger liefseh eine -schlanke Figur verrathen, an denselben waren die vordem Fhalangen rother als die übrige Haut, und die Nägel fingen an sich überzu* krümmen. (Ein mir immer Schauder erregen- des Zeichen). In der linken Hand hielt die Kranke ein Schnupflucli , sie drehete den Kopf <j^ft nach jener Seite, räusperte^ und holte ver- Journ, LXVII. B 4. St. H

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ätöhfen etwas aas dem Mande. Auf einige fiawes^dtliche Eingangsfragen erhielt ich gleich die verdriefsliche Entgegnung: 99 Ja, Herr Doktor f wenn Si^ mir nicht helfen können» so sagen Sie es lieber gleich^ dann nehme ich auch keinen Tropfen Medicin mehr, es ist mir doch schon alles zuwider, und die Leute sa- gen ja doch , ich hätte die Schwindsqcht." Der Puls machte etwa 110 iSchläge in der Minate. Ich sagte 2 Ihre Hände sind «recht wärmt aber haben Sie nicht xuweilen k'alte Fälse?'-— Hiermit war meine Hand auch schon am Fufsende unter der Bettdecke,^ und was (ich yermuthete fand ich : ein bedeutendes Oedem um die' Knöchel, an welchem ich die,, mit den Fingerspitzen eingedrückten. Gruben fühlen konnte. Ich meinte, Stuhlgang sollte sie wohl nicht alle Tage haben , da sie so we- nig genösse? „O ja; und es ist wunder- lich, da iph doch fast .nichts esse^ so mufs Ich doch Tages 4—5 Mal heraus; das kommt aber vom vielen Trinken.'' Ich erklärte nun ihre Krankheit blofs für eine starke Erkäl- fting, und ich wollte ihr Medizin schicken. Worauf sie ein Paarmal tüchtig schwitzen sollte. •(--„Cfein, nein. Vor allen nicht, denn ich i&ufs doch fast jeden Morgen ein anderes Hemd anziehen." So hatte ich nun Alles heraus^ mid nichts gefragt. Die Mutter zeigte mir iioch, ziftn Ueberflufs, in der Nebenkammer üh Sacktuch ,^ das die Kranke am Vormittag schon Tollg^spuckt hatte.

, '' Und ich glaube nun nicht , mich in der piägwose geirrt, noch nöthig zuhaben, den währen Status rrgfrbi hier auszusprechen. Mein« BeMimmpogsgriinde zur augenblicklichen An-

-. 115

woiclnpg c|es Oiinins mit Digitalk^ wa#«d : die ^Mtgebnäftigen Ekacerbationdn des -hektiacfheo Ftebers gegen die Nacht, der echoeile,' Fult^^ ^er fiuberst leichte Eiterauswurf, wobei die Chiiiß überhaupt^ ^vielleicht in Verbindung mit dem bländiitthen Moos, * wohl von vielen Aers-» ten ungewandt worden wäre.. Ich yeracbrieb 12 .Pulver, jedes aus^ Gran Chinin , i'Gran PtJv» Herb.' digital, fi« und 6 Gran Puh» SenK foetäcul. bestehisnd, und davon viermal im^Tage eins zu nehmen. Dabei aber auch '• um der lyahrheit getreu zu referiren di^ Huba. Gcleepa. grnndiflor, zum Thee, von welchem Slittel ich jedoch noch keine außaHeaden Wir-« kangea in den Schwindsüchten gesehen habeiL'^) \

j

Ich erbat mir nun Nachricht, sobald die Fnlrer TerbrJaucht tejn würden. Am yer^b- redeten Tage erschien Niemand. Auch an ' den folgenden Tagen nichts uud ich erhielt gar keine Nachricht wieder. Bleiue Gedanken über den Ausgang wird jeder errathen. Ich hatte die Kranke vergessen, als zu Anfang dieses Blonats (März 1828, also ein Jahr nach« her)» der Vater in meine Stube trat, um mir seine Rechnung zn berichtigen. Beim Ueber- reichen der Quittung konnte ich doch nicht umhin, ihn tröstend zu fragen, wie es denn eigentlich am Ende mit seiner Tochter nocb zugegangen wäre? Der Mann verstand nicht gleich den Sinn meiner Frage, sondern er ant- wortete: ,,o das ist jetzt wieder eine fixe Dirne, die arbeitet nun alles wieder mit, und

*) Meine Beobachtungen ober die Wirkungen der Galeopsis grandiflora PVilden, oder (^aleops* villosa Smith, statt der sogenannten Liber* Bthen Schwind^uchtskräuter , in einem andern Aufstu»

H 2

wir halMir defthalb keioe Magd' mehr -noth- wendig»'^^ So iiopolilisch es war, den Mann •tutEig anzoBehen, so konnte ich doch meineln plötzlichen Staunen nichl gebieten. Der Bauer merkt es nun, und erwiederte: „Nein j sie ist nicht gestorben, sie ist ganz kurirt. Da die PnlTer ihr damals so gut anschlugen, so haben ^wir sie noch wieder machen lassen. Sieine Tochter bekam wieder guten Appetit, und sie bat sich nun wieder ganz' herausge- gessen.*' -— Leise sagte er mir darauf, er habe seine Tochter zn gleicher Zeit von einem Geiatlichen überlesen lassen ;> ^und ich merkte wohL dafo er dem Exordsten den grofsern Theii des.T^dienstes dar Heilung beilegte, ~

(Die ForUetzoBg folgt.)

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(Fortsetzung» 8; tot«. St. 4i««» Joam.)

•' , -Dritter AhieKnin»

r Oft 4l«i> Ki>ai»^A«i^#it d>r £jiJ#a'tJkl#9il#ft ^ Trompeten,

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<i-^i0 Eatuchitehen Trompeten bilden einan w«- •tMlichen Theil des Gehörorgani^ sie Ihöaueo da- ker* nlphc krankhaft affieirt, oder x. B* ^arck eina GMohwalsty einen Auswuchs der benachbarten Theile floMannengedrückc seya^ ohne dafs nicht, das Geh6c dtranter leidet,

/• Fof» der Verschlieuung der Trompeten ^ MUn* dnng und von der Öbliteration des Trompeten

CanaU,

El giebt Kinder, welche mir TarfchloMfBett' Tfräopetea, und alsdium UMbstumm gebäiea w«c«.

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118 -p

t. ein £S J«rfr telir Mafig ' TOTltomTnender Fall "WjQm V«rtphlieftnng ,dieter Canille ereignet tioii in Folg« einer Angiaa « s, B. im Scharlachfieber , wo- von mir Effei Btitpiele Torgekomnien aind. Die Mensokenpocken erseueen bitweilen dasaelbe Uabel» und man findec ^in foTchet Beispiel in den Ephe* meriden der Naturfortoher aufgeseichnet. Cooper 'tagt: ea aei öftera der FV^« dals die Vernarbung ▼eneriaoher Gesobwflre d^n Trompeten - Canal ver« aofmafse^ und auf der b^traiffenden Seite das Gehör BerctOre« Sehw^dianer hat in^brere Beispiele -Ton Taubheit und heftigen Ohrenaohmersen in Folgo Ton venerisohen Geschwüren gesehen, die die Trom- peten «Mandune im H^lse ergriffen hatten.

yVenn der Kranke bei Terschiossenem Mund und Ntto eine starke Exspiration naacbt, und dabei we« der die Luft in die £ustäch* Trompeten eindrisigen^ noch an daa Tromnielfell anschlagen fAhlt« Kann man auf eine Verscbliefsung der Eustaeh« Trompe«' ten achliefsen, ein Zeichen, , welches man sowohl bei der angeborenen IroperforaUon und bei deirjeni« gen Atrtsie findet, die Ton irgend einem Naatn- oder HalsgeschwAr herrührt, als auch bei der voU« kommen^n ObUteration des Trompeten Canals selbst*

Man kann sich yon der Verschliefsune: dieser Gan&le auch dadurch Oberseugen, dafs man dieselbo' mit der SoAd^ durch die Nase 'untersuch^* Kommt man durch die Nase nicht in die Trompeten* Mün- dung, so seigt dieses irgend ein Hindernifs an der- aelben an. Nicht seilen befindet sich die Scheide- wand oder die Narbe, die ^en Durchgang der Ltift nnterbriolit , viel tiefer in der Trompete,^ dadjctroh cntateht eine Art von Beutel oder Recetsus, in wel- chem dift Spitze. der Sonde einen nicht au über- windenden Widerstand findet , welcher Ton ^incr gewissen Elatticität und SchmerK des Theils be-> gleitet ein» häutige Scheidewand als das Uindernifa ▼ermuthen Ufst. Eine Einspritcung erfährt densel- b%Jk Widerstand und gelanet nicht in daa innere Ohr. - 6 6

. In .dergleichen Fällen ksnn sich das Gehör wie- detjjierateUen , wenn das Hindernifs sich nur an der Mündung der Trompete oder selbst an irgend einem Punkt der Wandung des Canals befindet, vor- anaff«ä«tBt*'dafa daa Gehürorgan selbst nicht au sehr

Tomtifl in.

- -

Die Ghirargie bietet swei, beionder« Mittel tu^ Herscellung des Gehörs dar: die Function des^roin- melfelis und die Perforation der bäutigen SchtiAci- wand, welche den Canal veritopfc.

Die . Perforatioil des Trommelfelli ilt . notiU ' wendig:

i) wenn die Seheidewand sich gleich am Rand« der TrompetenmOndung befindet j

i) wenn der Trompeten « Canal In seinem gtn- sbn Umfang obliterirt ikt ; endlich

.3) wenn das TronÄmelfell verknöchert ist, und gleichwohl die übrigen Theile des Organs normd beschaffen sind.

Die sweite Operation hst tum Zweck « die £a* stech. Trompete in ihren natarlichen Zustand au« rüoksufahren. Zu diesem Ende nimmt man ein sU»- bernes Stilet, dessen eine Ende mit einer stihlemeii Spitae in Gestalt eines Troicarts verseilen ist, das andpre Ende aber, so wie der übrige Theil des In* strumentl, mufs so dünn ausgearbeitet, seyn, dafa man das Stilet in die hohle Sonde tchiebeo Ktnn^ welcher man sich aar Untersuchung der Trompete bedient. Man schiebt das Stilet in diese Sonde nue so weit ein 9 dafs drei Viertheile davon verborgen sind, ein Viertheil dagegen zurückgehalten wird* Nun bringt man die so bewaffnete Hohlsonde in die I^asenhÖhle wie cum Einspritsen in die Trom-

ßete. Ist man mit diesem Instrument bis tu dem lindernifs gekommen » welches man an dem Wi- derstand, an der Tiefe, wo die Hohlsonde aufee«- halten wird , und an der Richtung des Handgriffs der Hohlsonde wahrnimmt, so stößt man das btileC sachte vorwärts, bis der Mcngel an Widerstand daa überwundene Hindernifs anseigt; hernach zieht man das Stilet um eben soviel wieder zurück, und die Hohlsonde mit demselben in entgegengesetzter Rich- tung von der heraus, in welcher das Instrument eingebracht worden ist.

Eine auf diese Art gemachte OefFnung würde, sich bald wieder schliefsen , daher man mittelst der Hohlsonde eine Darmsaite bis über den Punkt des Hindernisses hinaus einlegen und daselbst jedesmal 24 Stunden liefen lassen mufs, indem man die Hohl» sonde' wieder herausnimmt, und um die Saite an Ort und Stelle zu gleicher Zeit zu Hxiren, diese letztere in der Entfernung eines Zolls von der Mün-

t

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oairg d«r HoUtoade Cestlifth« ^ Naoliäein äu In^iru- nmis aus der Naie gezoeen worden ist. schneidet iDtB die Darmttite m oer Nähe von der Nase ab nnd befestigt jene dadurch, dafs man das Naaeh- loch mit Uaumwolle oder Charpie leicht ausstopft. Mit dem Einlegen von Darmsaiten mufs man ao lange fortfAhren, bis man annehmen Kann» dafa dia. Winde der Eustaeh. Trompeten vernarbt sind* ,

Diese Operation iit anwendbar , wenn in der JMlOndung der Tronfpete ein ^Recessua Torhaaden ist, Ton nnr einer Linie Tiefe , .aber keineswegs in deh beiden Fällen: wo die Trompeten -Mdndung an ihren Rändern gan« verschlossen ist, und man |ilso weder das Instrument fixiren, noch den Punkt sur Perforation bestimmt trefren kann , oder wo der Trompeten •Canal durchaus obliterirt ist. Eine sol- che Obliteration ist zu vermuthen, wenn man das Stilet 4 bis 5 Linien tief in die Trompete einfahrt, und immer denselben Widerstand erfährt.

Der Verf. erzählt hierauf einen Fall, indem er idiese Operation jedoch ohne Erfolg; verrichtet het. Dieser Fall beweifst a) die Möglichkeit; b) die ge- ringe Schmerzhaftigkeit dieser Operation , und c) ^a(s man durch die obliterirte Eustaeh. Trprapetea in einer Strecke von 6 —-8 Linien driogen kann» ohne irgend einen bedeutenden Zufall zu beförchten,

$• //. ypn dem Catarrh der Eustaeh, Trompeten^

Diese Krankheit ist durchaus die nehmliche, wel- che die Trommelhöhle und die Zellen des Zitsen- forttttzes befällCb Selten ist es der FslI, dafs die Eu« . ttach.'Trombete und ihre Mundung bei cstarrhali- eehen AfFectionen jener Theile nicht mitleiden. Die Ursachen) die Zeichen und die Behandlung sind da- her die nämlichen, wie bei dem Catarrh der Trom- melhöhle u. 8. w.

}• 7//. Von der Verftopfuvg der "Eustaeh, Troiifpeten,

Diese .Röhren können mit Schloim,, Blut oder *'Xreideähnlichen Stoffen aiigefulh, oder durch eine Anschwellung ihrer Schleimhaut ver5topft seyn (wel- cher Zustand 'nicht mit der Verwachsung ihrer VVandungen , d. i. mit einer Obliteration der Röhre Te;rwech|elt werden darf).

» i) Verstopfung durch Schleim,

H§rold in Copeuhagen hat sich durch anatomi-

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a«]ie Untartoohutigeii an todten Thieren ,vor ihrer Gebart übeneugc^ daft di»' Eustacb. Trompeten bei dom noch im Uterus befindlichen Foetiis mit der Änmiönsflaisigkeit und mit Schleim angefollc sind, dergestalt bemerken die Herausgeber der teutschen Bibliothek y dafi sich ein Gleichgewicht bildet swi- jehen den äufsern.Flasfi^keiten und d^nen von> in- nen heraus» ohne welches das Trommelfell von Sei- ten des den Foetus umgebenden Wassers einen hef- tieen Druck erleiden wArde. Abgeseheq von dieiet XrklArungsw'eise » so ist die Beooachtung von He-* rold wichtig, da sie' eine Ursache voh angeborener Teubheic aufklärt , vrelchc viel häufiger vorkommt äli man glaubt« Schon viel frdher bemerkte DesauU in seinen anatomiichen Vorlesungen » dafs die F^u* itaeb. Trompeten und die äafsern Gehörgänge bei dem' Foetus im Uterus mit AmnioiiflassigKeit ange« fOllc sind. Jonathan J/f^aU§n in London^ fand im Cadaver eines durch Kälte taub gewordenen IVIen* •eben die Eustach. Trompeten durcli cosgulirten (ahlieim verstopft.

2) Verstopfung 'durch einm Kreidearttge li^aterie^ Arnemann hat bekanntlich ein solches Beispiel

angefahrt y wo die Eustach. Trompeten, die Trom- melhöhle und die Zellen des Zitzexifortiatzes mit ei- ner kreideartigen Materie angefüllt waren. Ein ähnliches Beispiel ist mir in meiner Praxis vorge- kommen.

3) Verstopfung in Folge von Erschütterungen, Sehlägen , einen Fall auf den Kopf u. s. w.

iJergleicfaen Vorfalle können eine Blutergiefsung in das innere Ohr verursachen, das Blut kann hier coas;uliren, und sowohl die Eustach. Trompete als auch die Trommelhöhle und die Zellen des Zitzen- fortsatzes verstopfen , wie Stenon und Ilforgagni glaubten. Cooper führt «in Beispiel dieser Art an.

4) Verstopfwig durch j4iuchivellurfg der die IVlünm ßung und den Canäl der Eustnch, Trompeten aus» Scheidenden Schleimhaut,

Ein solcher von häufi'^em und hartnackigem Schnupfen herrührender Zustand verursacht eine momentane Taubheit, welche bei Kindern von zar- tem Alter oft andaurend wird, und bei diesen häu- figer vorkommt als man glaubt. Eine scirrhöse Anschwellung der Eustach. Trompete von Syphi- lis u. 8, w* fi'ird dieselben Folgeu haben«

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I Di« In.erfteti f, «agegebenen Zeichen KOtrimea gewölinlioh auch bei der v ert topfung der l^ustach* Trompete vor, und die TorbeTgegangoneii OmtUnde Ittten 'auf die Art der verttop^nden Materie tchlie- faen, s. B. «uf Scbleimanbänfung bei der nach ha- bituellem Schnupfen und hartnäckigen Catarrhen enc« 0tandenen Ttubneit, und auf einen kreideartigen StoiFy wenn , die Taubh^^t gradweise in Folge aer Syphilis •• w. obne'Affection dea Halses oder des Cboannen entstanden ist, und wenn dieselbe auch noph fort dauert 4 nachdem die Veranlassende Krank- heit gehoben ist. ' ,

Aufser der Verschleiinung der Schleimhaut in der EuStach. Trompete, di« wiederholt gegebenen Purgiermittel» Blasenpflaiter, und aelbst ein Haar* seil im Nacken erfordert, dürfte jede andere Art von Verstopfung durch die nachher su erwühnendo Behandlung gehoben werden. .

Man hat allerlei Mittel ausgedacht, um die Ter« •topfung der Eustach. Trompete (blofs fftr sich be« trschtet) SU beben. Hiehergehören: 1) Einspritsnn- gen in den Canal derselben durch den Mund; !%) die- selbe durch die Nase; 3) mittelst einer starken Ex- spiration eine reinigende Flüssigkeit, womit man Mund und Nase angefüllt hat, in denselben Canal SU bringen; 4) den in der Mündung der Trompete und ihrer Umgebung angehäuften Schleim wef^au« schsEen; endlich 5) den Zitsenfortsats su perfori^en«

J. Die Methode, Einspritsungen in die Eust* Trompete durch den Mund und Rachen su machen,, rührt von einem ehemaligen Postmeister in Verseil* les, Guyot^ her, der nach Sabatier^s Angabe sich aus Wifsbegierde anatomische Kenntnisse erworben/ -— Und den eigenes Bedürfnifs dahin gebracht hstte^ den Bau des Ohrs sorgfaltig su studiren. Guyot kurirte sich durch Einspritsungen in die Eustach« 'Trompete mittelst eines von ihm selbst dazu erfun- denen. Instruments , ^ä% aus einer Art von doppalter Pumpe ifiit einem Waiserbehälter und Röhre besteht» womit man aber nach meiner Ansicht höchstens die Mündung der Eustach. Trompeten ausspühlen kann.

£• In der Sammlung chirurgischer Thesen von Häller wird folgende Art Einspritsungen in die Trom- melhöhle zu machen vorgeschlagen : Man füllt die Nase und den Mund mit einem mit Honig vcr^Ats- ten Wasserdampf u. tügl. an, und läist den Kianken^

« 123 »-

um di«S« Flafaig1(eit in die Euttacb« Trompete zu. drikcÜk^n, bei zugehaltener Nase und Mund ausaih- tnen. Eiir fehlerhaftet » unzureichendes Mittel!

C* Lentiti^s Methode y um die Trompeten m du- dang Ton sahem Schleim tu reinifcen, d^r dieselbe ▼erstopfc (f. Commentarien der "Göttinger Gesell« scheft, 2, B^«)« Derselbe erfand tu diesem Zweck •ine-Sonde, "welche an einem Ende mit einem dasa Geformten Schwamm versehen ist, der hinter dem &aomentegel und ohne diesen su berühren (was nicht mdglich ist) bis an die Oeffnung der Trompete ge« bracht, und daselbst wiederk^olt von oben nach uAten bin und her geführt werden soll, um die TTOttipe« tfnmdndung vom Schleim au reinigen, Lerttin Ter« ttnaohte 'den Schwamm, um alle Reisung der"]^heile Bu Verboten, mit einem StQcKcbea Rindfleisch» und «einer Angabe sufolge mit dem besten Erfolg« Al- lein dieses gleitet fiber den Schleim weg, ohne ihn mregau nehmen 9 und diese Methode hat überhaupS alle N*chtheile der Guytoa'tchtnf oh^e irgend einen, Vortheil der Letateren.

D, Ein Mittel, dss weder die Gefahren und Kachtheile der Perforation des Zitsenfortsataes^ oder des Trommelfells, noch die SchwierigKeiten und die UnanverläftieKeit der Methoden von Guyton^ Lentin u. A. darbietet, beiteht in der Einspritsung der Euttach. Trompete durch die Nasenhöhlen, Diese Idee ist nicht neu» allein die Instrumente, welche diese Operation leichter und sicherer machen, sind Ton ^iner neuen Erfindung und verdienen in dieset Hinsicht die AufmerksamKeit der Kunstverständigen,

Meine Instrumente besteben aus Röhren, welche in Gestalt eines unregelmäfsigen S (von Cursivschrift) gebogen sind. Das Ende, welches in die Trompete gebracht werden soll , ist mit einem Knöpfchen ver« sehen, das andere aber hat eine Vorrichtung sur Aufnahme der ^^pritae. so wie einen kleinen Haken oder ein Plättchen. Diese Sonden CRöhren) sind 4 Zoll lang, Ij^ Linien dick, nnd haben dieKrümroungen, Ton denen die erste 3^ Linien im Sinus hat, und an dem geknöpften Ende anfängt. Diese Krümmung be« £ndet sich auf gleicher Linie mit dem Haken oder Plättchen. Die zweite Krümmung hat im Sinus drei Li- nien, die dritte 1^ Linien. Diese Sonden passen für Er. wachseneund für junge Leute von 15 löjahren. För Kinder müssen dieselben nothwendig viel dünner seyn.*

* ^

w 124 -

Der'KrinVe wird auf einen Stiibl getetsf und tnit dem Kopf etwas Torwärtt geneigt« Der Ope- rateur liült vor dem Kranken atehend aas Iiit|rument an 8einen:i hintern Ende vvie eine Schreibfeder in der rec!i/en Hand (wenn die rechte Trompete su untersuchen ist und in der linKen Hand bei der linken Trompete), die linke Hand wkd »anft auf die Stirne des Kraniien gelegt, alsdinn bfinet der Operateur die Sonde in horisontaler •Richtung in die Nasenhöhle y indem ihre Spitze nach unten gerich- tet iit« Sobald die erste Krammung eingebracht iflty senkt man die Hand , während das Instfument gans Torsiclitig fortgeschoben wird.' Nachdem die sweite Krümmung gans eingedrungen ist, befindet sich das geknöpfte Ende der Sonde in der Nähe der Trompetenmündung. Hierauf macht man mit der Hand eine rotifende Bewegung nach innen , indem man diesen Theil ein wenig aufhebt , 'und gleich* steitig die dritte KrÄmmung an der Nasenscheide- wand. Man ist sicher in die Trompete gelangr, wenn der Haken oder das Flättchen senkrecht in die Höhe atebty'die Röhre nicht hin und her wankt, und die eingespi.itzte Flüssigkeit zum Theil aus der Mfin- düng der Sonde wieder zurückkommt u. s. f. Um diese Sonde herauszunehmen, mnfs man dieselbe sachte ^egen sich sieben und alsdann entgegenge- setzte Bewe£!;ungen machen yon denen beim Ein- dringen der Sonde. '*'}

nie Person, welche man zum erstenmal sondirt, empfindet blofs einen lästigen Kitzel, bekommt Nissen und einen schwachen Tliraneuflufs. Uthri^ens gewöh- nen sich dieseTheile bald an die Sonde, und diese er- regt hernach keine unangrnelime Empfindung mehr*

Die VoTtheile dieser Methode bestehen darin:. Man kenn durch dieses Mittel 1) Hüssige Arzneimie-

.. *) Der unlersie. Kaseiigang ist bckaniitlicli der laiigste- imd ffröfsto, und geht l;ui'izojir;il von <ler Clu^aiina .ins.. Am Ausgang desselben lieyt etwa.; nach oben die ^Vul.^t, ■welche deu Anfang der 'r7il>a Eii.st. iimgiebr. Die'se ist

40 gelagert» dafs man bei Jiijectioiun iii die Tiib.iimit iuer Yörne etwas gekrünimrenRÖ"Iire zuerst horizon- tal im untern ^fäsengiing tortgcliou nnd oi-st an seinem linde die Spitze derstilben *////'- imd chnrririfi richten mnfs» um iu die Tii])a zn gclaiw^eu. Viellciclit k< nute uiau mit einer geraden Spritvic elur in ditse 0«^ifnt»ng komflien? .Stöfst man die Spritze a\ eiler nach hinfev, so ki>mmt man, in einen ^untTsen J'iecessus; vdeu der ;ini Os basllaie aiii'angeudti Pharynx bildet, wo alle riii&sig^ JLeit hinläuft. tler Ueb'cr.u

I

-125

cel in die Eaittcli. Trompeten , in die Tromteel. bohlen and in die Zellen des Zitsenforttitses brin« f^n, tiefe und hftnnückige GescUwflre daselbst hei- len u. dgl. ; 2) dieselben Cavitäcen .von Schleim^ blutigem Extravasat, kreidaarügen StoEFen u. ß. tp. befreien; 3) mit Hülfe der Uohisonde ein Stilet bis in den Trompeten*^ Canal einführen und damit eine angeborene Atresie, Vernitbung u. dgl. serstören; endlich 4) bei .vorhendenem Stupor des Gehörner- Vene Tjropfbäder auf das Innere dei Ohrs antrenden« . ^Gecenanseigen dieser Operation sind:

1) Btldungsfehler im Innern der Nasenhöhlen;

2) Nasenpolypen;

3) eine bedeutende Anschwellung der Schleimhaur». "welche die Adnndung der Trompete und ihre Um^. bunten überaieht und dadurcJi die Einführung der Soude in die Eust. Trompete verhindert: endlich

4) Taubheit» die von Verhärtunj; oder Verknöche- rung des Trommelfells» von einer Verletzung irgend •iiLef Theils des Labyrinths herrührt u. d. m. .

(Die Foriaetzung folgt.)

2.

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t

Antwort auf die Anfrage des Herrn Staats - Rath Dr» H ufe land über die Gelbsucht der Neugebornen, - iS. Journal der prakt. Heilkiuide 1828, 5tes St. S. 123).

Am 16ten Decbr. 1788 habe ich promovirt^ bin also bald 40 Jahr praktischer Arzt. In t^tti ersten 20 Jahren habe ich Geburiihiilfe mit hesonderer Liebe für dieses Fach ausgeübt, halte mich also far competent, meine Meinung über den fraglichen Gegenstand abgeben zu dürfen.

Vorerst bestätige ich die Bemerkung des Herrn Staatsraths Dr. Ilufeland , dafs die Gelbsucht der Neugehornen weit seltner gegenwärtig vorkomme, alt früher, wo von 5 Kindern gewöhnlich 3, in den •raten Tagen nach der Geburt ikcerisch wurden. Aber ich kann der Meinung^ des Herrn Geheimen- raths V* Slebold, welcher die Seltenheit der Gelb- aucht depa, zu jetziger Zeit eingcfühiten , Unter«

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.binden ^et Nibelf tränket steh An flirren der FuIm- tion in d«int«lben sutchmbt» nicfac beipflichten, de telbieet niehc eÜgemein eineefahrt itc , und ein# faesteTe Erklirnng der eufgettellcen Beobichtang en« geführt werden kenn*

Die Urstche, weram der Icterus neonatorum jettt aeltener vorkönamty jt, in« den höheren and mittleren Ständen gar nicht tnehr beobachtet wird, Jiegc in der vernonfigemiftereA Bekleidung der Keugeborenen» welche wärmt , ohne su presaen, und, ohne Nachtheil , den Gliedmefsen des kleinen Weltbürgers freien Spielraum läfst. Dieaer beaiere Anzug ist aber erst aeit obngefahr 25* Jahren, und euch nicht überall eingeführt. Vor 40 und asehre. ren Jahren wurden 6ie kleinen Wesen förmlich emballirty und ich, als der Aelteate meiner Ge* achwister, erinnere mich noch sehr wohl, dafs meine jüngeren Brüder und Schwestern in den er* aten 6 Wochen aussahen Ywie Pakete^ die mit der Post fortgeschickt werden sollten. Dieser, oft gens unmiCsig auf den Unterleib, namentlich dadurch auf die Lehergegend > angebrachte Druck > dafs die Arme des Kindes am JLeibe herabliegend mit ein- gewickelt wurden y brachte Störungen und Stockun« gen i.n der Leber, dessen Funktionen im Orgapia* xnus der Frucht bekanntlich Tön grofser Wichtig- keit sind, und deren Umfang höchat ansehnlich isr» •0 wie in der Absonderung der Galle , hervor » und somit die Gelbsucht; der Neu^ebornen) und seitdem man anfing, die Kleinen nicht mehr so fest und paketartig eiosuschnüren, verlor und verliert sich diese patno]ogische Erscheinung immer mehr.

Der Tod der nfeisten durch die Wendung sur We)t beförderter Kinder wird durch den oft gans unTermeidlichen Druck der Band des GeburtsheU fers auf die Ijebergegend herbeigefahrt, und es ist mir nicht selten begegnet» dafs Kinder, welche ich durch die Wendung glücklich und lebend aur Welt braohte, am dritten oder vierten Tage nach der Ge- burt von deir Gelbsucht befallen wurden, deren Bmatehütig wohl haib^ptsächlich dem Drucke auf die £«ebtr sususchreiben war.

^ Der Königl. Hofrath u. Kreisphysikus

Dr. Hinze, ] zu Waidenburg in Schictsien.

127 ,.

jyer TVerth des Brechmittels^ auch in Frankreich 'anerkannt im Gegensatz der Broussais'' sehen Jkle-'

thode,

(Rapport vqn der Clinik des Hdpital de la Pitie)^

Mitoetheilt

vonDr* Troschel tu Berlin aus der Gazette deSanti

1826. No. 23.

«»HecHt oft^ hat ein tirechinittel (bei einer Epi- demie mit dyaenceriscber piari-höe)^ auf der Stelle gereicht, oder vorbereitet* durch verdünnende Mit-' tel» oder mit nacbfolgendeni Gebrauche von Pur^

tanzen, oder auch ohne diete, einen vollständigiDn Erfolg eehabt: selbst der Durchfall ist dadurch un« (erdrückt worden. Wdnn die Aufregung vorherrschte« und vi^enn der Gastricismus nur falsch war^ und von der Aufregung abhing, so machte etne Behand- lung, welche gegen die letztere gerichtet wurde, auch jenen verschwinden. Aber in andern Fällen -wurde der gastrische Zustand hiedurch auch nicht gebessert; ja zuweilen trat beim Gebrauche der jintiphlo^istica der Durchfall hinzu» der früher nicht ^a gewesen war. IVlan Konnte nun an das Vorhan« denseyn einer Gastro - enteritit glauben, und man beharrte bei den verdünnenden, schleimigei^ Mit- teln; aber es begab sich, dafs anstatt der erwarte« ten Besserung, langwierige Durchfalle eintraten, 'Während bei Personen, wo man aich durch die Furcht vor der Reizung nicht von Purganzen ab- halten liefs, der bis dahin hartnäckige Durchfall beinahe auf der Stelle und zum Vortheil der Kran« Ken unterdrückt wurde. Bei andern brachte ein Brechmittel von Anfang an Alles in Ordnung. Wir beben uns auch von dem Nutzen der Tonica über- seugen können, wenn sie frühzeitiger angewendet -wurden^ als man esheutzuTagegutheifsen m<>chte.^'

f

-A 128 ~

' '4. .'■

Plötzlicher Todesfall.

(Chronik des Höpitaux. Hövital de la ChariJte)^

{Gazette de Sänte , 5 Jvril 1828.)

Eine Frau, welche anter der Bebmndlung des llerrn Chomel alle Symptome einesMyphösen Fie* bers an sich getragen hatte, befand sich in völliger Genesune^; der Arzt hatte grofse Mübey ihren drin^ genden Bitten um^ gewisse Nahrungsmittel Wider* stand feu leisten: sie war frei von Fieber, und ihre Kräfte Kehrten sammt ihrer Munterkeit wieder, Kurs alles deutete auf eine nahe und gründliche Herstellung. Gahs plötzlich bricht sie eine Unter- haltung mit ihrer Nachbarin ab, macht eine Krampf* , hafte Bewegung mit einem dumpfen Klsgelante und aiirbt» Am andern Tage wurde die Besichtigung ■vorgenommen^ man wandte auf dieselbe die gröfste Sorgfalt an , und ungeachtet der genauesten Unter- auchupg Konnte man nichts entcledken, welches die- sen plötzlichen untl widerwärtigen Todesfall erkläre häite«

(Solche Fälle sind auch mir, in der Reeonvt- lescens von Nerveniieber, einigemal vorgekommen« Sie gehören zu der Klasse des Nervenschlagflusset {Jpoplexia nervosa), und' beweisen zugleich die Wahrheit einer Apoplexie, die ohne jSlutconge- •tioil und Extravasat, rein als Nervcnaffection» ent- •tehen kann. J7«)

, Anzeige.

^ Die Bibliothek -Hefte Octoher^ Nooeinher nn.d Deeember werden vereint, tlie ivissenschaftliche üe^ h^riicht der medizinisch -chirurgischen JLitteratur vong Jiüire \&27 enthaltend, nachgeliefert werden. Aoch wird hierbei bemerkt, dafs diese Uebersicht unter keiner Bedingung besonders verkauft wird*

•«• l /

J o a r, n a 1

der

practischen Heilkunde.

Herauagegeben von

C. W. H n f e I a n d,

K5iiigl. Prenrs. Staturath, Ritter ,dei rothen AÜM^

Ordern sweiter Kltsf e, erftemLeibArst, Prof. der M««

dicinanf der Universität eu Berlin, Mitglied dar Aiui-

demie der Wiftentchaften eto.

und

E. 0 8 a n n,

ordentlichem Frofet «pr der Medicin an der ünitrer- •it&t und deii Medicinisch - Chirurgischen Academi« für daa Militair su Berlin , und Mitglied mehrerar

gelehrten Gesellichaftcn.

OraUf Freund, ist alU Theoru, Doch gruri des Lehens goldner Baum^

Göthe,

^ » , . _

V. Stück. November.

Berlin 1829. Gedruckt und verlegt bei G. Reimer«

I \

I. .

Beta erku ng en

über

die Natur und die Behandlung ^

der

Mania puerpe/alis,

'' und '

den Gebrauch des Kamphors in der0elbeD9

mit

BeifSgaiig einiger Krankheitsgeschichten

vom

Prof. Dr. Berndt^

zu Greifs wald.

vJfcgIeich die Mania puerperalis za denjenigen Krankheiten gehört, welche eben nicht gar selten vorkommen , so ist sie dennoch hisher nijght genügend beschrieben, ihr eigenth^ümli- ches Grund verhältnifs nicht gehörig ' ermittelt und die Grundsätze fiir ihre Heilung sind /licht bestimmt genug festgestellt worden: Ich habe öfter Gelegenheit gehabt dieselbe zu beobach- ten und gefunden, dafs die Erscheinungen, welche sie mit sich^ führte unter allen Um-* ständen eine eigenthümliche Richtung des Er- krankens bezeichnen, so dafs auf ein eigen-

A 2

4

thümllcheft Orundverhältoirs, geschlossen wer- den mafs, .wodurch die Krankheit als '-eine besondere dargestellt wird.

Ich hoffe diese Ansicht im Verfolg dieser Miltheilnng zu rechtfertigen, und will nur vor- läufig andeuten, dals ich bei allen zu meiner Beobachtung gekommenen Fällen (yon welchen ich leider nur die letztern im Auszüge mit* theilen kann) die excessiren geistigen Aufre- ^ gungen der Kranken, jedesmal auf ein Mitlei- den des ßexual-.System^^ schliefsen liefsen, und dafs ich bei der Berücksichtigung dessel- ben eine schnelle und glückliche Heilung er- zielt habe. Der fruchtlose Erfolg meiner Be- handlung in früher beobachteten Fällen/ wo mir d^se durch Erfahrung gewonnene Ansicht nicht zum Leitstern bei der Behandlung diente, giebt mir den Glauben, dafs meine Mitthei- lung Tielen Aerzten willkommen se)rn dürfte.

Erste Krankheitsgeschichte,

Frau K..., 32 Jahr alt, von starken fast männlichen Körperbau^ hatte die beste Ge- sundheit genossen , war aus einer Familie , in welcher Geisteskrankheiten nicht gekannt sind, hatte bereits fünf Kinder geboren , utid auch die Geburt des sechsten Kindes aufserordent- lich leicht und glücklich überstanden. Die er- sten Tage ihres Wochenbettes gingen ohne eile KränkUcbkeit vorüber, selbst das Milch- fiebef fehlte, die Milch- Secretion und die YTo- chenreinigung waren in der besten Ordnung, und ^as Befinden so gut, dafs sie am sechsten Tage «ach der Entbindung nicht mehr im Bette bleiben wollte. Auch am siebenten und achten Te^e war das Befinden noch gut, die

5

W^bnerin war Vor- und Nachmittag mel^^ rere Stunden auTserbalb des Bettes. Ani 9teii Tage war sie der Einwirkung eines heftigen ' GemSthsalFects ausgesetäst, es zeigten sich bald geliiide Fiebererscheinungen , did Nacht Ter- jgiiig schlaffos und am Morgen des lOten Ta- ges fand ich eine geistige Aufregung , die Be- sorgnifs einflöfste. Dieselbe sprach sich be- sonders au8| in einer Heftigkeit mit welcher sie sprach und mit welcher sie ihre Forde- rungen an ihre Umgebungen machte; in einer angewöhnlichen Regsamkeit ihrer VorStellünÄ gen-y ohne dafs gerade eine Verwirrung devr selben Statt fand. Dabei war der Puls etwas tinterdriickt, sehr mäfsig frequent^ und die Milchabsonderung so wie der Wochenflufs. voll- ständig in Ordnung, Stnhlgang war seit JSwei Tagen- nicht gewesen« Ich verordnete eine. Mohnsaamen- Emulsion mit eiYr^% KaU suiphu'" riciim und Aqua Lauro - cerasi ^ liefs auch ein KIjstier setzen.

Die Nacht verging wieder ohne Schlaf, es zeigten sich während derselben öftere Aus- brüche von Zorn , gegen die Wärterin ; Stuhlr , ausleerung war bald nach dem Klystier er- folgt.

Am Blorgen des eilften Tages eeigte sich bereits eine Verwirrung der Vorstellungen, jene schon angeführte Heftigkeit in ihren Aeu- fserungen und Geberden hatte sehr zugenom- men. Die Kranke hatte etwas wildes und verstörtes in ihrem Blick, sprang wiederho- lentlich aus ihrem Bette, stellte sich ans Fen- ster^ spbimpfte ungewöhnlich laut und be- diente sich der pöbelhaftesten Ausdrücke. Das Gesicht war eben nicht geröthet^ aber die Ge-

«

sidUssSge Tentellt* Dabei fand ich den Eals nicht fieberhaft, die Temperatur des Korpers

^ nicht besonders abweichend ^^ die Milchabson- derung -und Wochenreinigung nocfh im toU- ständigen Qaiige; letzter^ freilich schon sehr geringe f wie dies aber in dieser Zeit nach d^ Entbindung ja schon häuGg der Fall ist. Ifi Verlauf dieses Tages gebehrdete sich die Kran« ke immer rücksichtsloser» und als ich sie am Abend besuchte, yerläugnete sie bereits alle Schaam, sie entblofste sich, sprach yiel Ton Liebes^ngelegenheiten , ja . sie redete in den gemeinsten Ausdrücken und mit der grofsten He^igkeit, Ton der Befriedigung ihrer WoU lust. Darauf spie sie wieder um sich, zerrifs die Bettdecke, kratzte* und schlug mit den Händen an der Wand, und so fuhr sie unter Schreien und Toben die Nacht fort. Ich hatte bereits am Tage 15 Blutfgel an den Kopf setien und kalte Umschläge machen lassen, hatte eine^Mixtur aus Magnesia sulphurica upd ^qua Ztauro-cerasif und an die Waden Senf-«

' pflaster verordnet, ohne dadurch den gering- sten Nutzen zu stiften. Im 66gentheil,~^'die Krankheit stieg von Stunde zu Stünde. Ein zweiter Arzt wurde ^m darauf folgenden Ittor-

ä^n hinzugezogen, und wir kamen überein, en Tartarus stibiatus in gröfseren Gaben zu reichen, es ward auch eine neue 'Blutentlee« ' rung Vera ns teilet, wieder ein Kljstier gesetzt, da der Stuhl ganz fehlte, endlich wurden auch kalte Uebergiefsungen gemacht, und die kal- ten 1«[mschläge auf den abgescbornen Schädel ohne UnterlaCs fortgebraucht. Alles dies be- wirkte keine Besserung, die Kranke ward vielmehr immer wiithender, so dafs mehrere Wörter sie nicht bändigen konnten, und eine

7 -*. - -

Zwangsjacke lingelegt Tirerden mufstet daiiitl sie nicht alles zer9tore ond andere nicht Scha- den zafiige.

Die Vorstellungen, welche von einer be* deutenden Aufregung der Ceschlechtslust aus- gingen ^ blieben vorherrschend , und es ging suletzt so weit, dafs die Kranke zur wahreok Bestialität herabgesunken , fast weiter nichts im Munde führte, als die gemeinsten Redens«« arten. Das Gesicht war dabei mehr bleich, inur Yon Zeit zu Zeit stellte sich eine schnell aufwalieDde Rothe der Wangen ein. Per Fuls war maTsig frequent, und wahrhaft krampf- haft unterdrückt, die Haut weder ganz trocken,, noch sehr heifs ^ der Speichel quoll als Scha^Hm ans dem Munde. Man gab Moschus, auch Opium in kleineren Gaben, ei.echien darauf auch einige Ruhe einzutreten, indessen im. Verlauf des folgenden Tages sanken die Kräfte sehr , zwar verbrachte sie noch etwa vier und zwanzig Stunden in einem verwirrten aber dennoch ruhigem Zustande, starb aber am vierzehnten Tage nach der Entbindung und am 6teii nach dem Ausbruch der Krankheit. \

Zweite Krankheit^geschichte*

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Frau G. ..., 26 Jahr alt, von kräftiger und vollsaftiger Constitution, brünett, ward znm ersten Mal von einem gesunden Knaben schnell und glücklich entbunden, nachdem auch ihre Schwangerschaft und ihre frühere Le- bensgaschichte ohne besondere Krankheitszu-

* lalle vergangen war. Auch in ihrer Familie waren Geisteskrankheiten bisher nicht heob« achtet worden. Das Wochenbette zeigtd in

. den ersten Tagen nichts Regelmdriges« Am

^ 8 ^

t I

Steil Tage Abeo^t «teilte- tich swar eiä müCit«« gea Milchfieber ein, aber dies vergiog ohne weitere Folgen , die Milchabsonderung und die Wochenreidigung blieben gut, und am 8ten Tage Yeiiiefs die Kranke das Bette» Am 9ten Tage blieb ihr Befinden gut, ohne dafs man eine besondere Ver/inlassung entdecken konnte, es trat aber in derlVacht vom lOten bis Uten Tage, bei der Krabken eine grpfse Unruhe ein. Am Morgen sprach sie bereits verwirrt, war in allen ihren Aeufserungen und Geber- den sehr heftig, ihr Auge schweifte wild um* her, eigentliche Tobsucht aber war noch nicht eingetreten. Im Verlauf des Tages steigerte eich der Krankheitszustand aber sehr, so dafs wiederholentlich heftige Ausbrüche von Zorn eintraten, ucd Schimpfredeo zum Vorschein kamen 9 die bei dieser sonst so sanflen Frau, ganz ungewöhnlich waren. Ihr Kind mifs- handelte sie so, dafs es aus ihrem Angesicht entfernt werden mufste. Auch hier that sich ein Erethismus in der Geschlechtssphäre da- durch kund 9 dafs sie ihren Mann wiederho- ' lentlich auf eine eigenthiimliche Weise um« klammerte, die sehnsuchtsvollsten Bücke anf ihn richtete 9 und endlich sogar aufforderte, bei ihr im Bette zu schlafen. Am darauf fol- genden Tage forderte man meinen ärztlichen BaUi« Ich fand die Kranke in einer grofsei| Aufregung in 'einem uoaufhÖrlichen Sprechen, mit. wild umherschweifenden Blick, verstör« tem Ansehen, rothem Gesicht, erfuhr sehr bald die pöbelhaftesten Insultailonen, und bald daranC sollte ich wieder ein früherer Gelieb- ter gewesen eejn, d,er sie verlassen hätte^ und gegen den si^ nun ihre ganze Wuth aus« zulassen V sich bestrebte. Ein Fieberzustand

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war 'flicht YOthanden, der Pols vielincilir im* terdrückti tod seiner gewoholicheA Freqnens weni^ abweichend, die Temperatur der Haut Dicht krankhaft erhöht. Die MUchabsonde« rnng dauerte , wenn gleich nur in Einern ge-^ ringen Grade, fort, die Wochenreinigung war siemlich verschwunden , Stuhlgang fehlt« seit drei Tagen. Die Personen , welche die Kran- ke umgaben, hatten bemerkt^ dafs ein schnel- les Erröthen und plötzliches Erblassen d^s 6e- ^ eichts häufig wechselten, äucfi erfahr ich, dafs die Kranke Ton Zeit zu Zeit auf wenige Au- genblicke in. einen sdieiobai^en Schlaf verfälf len^sey^ aus dem sie dann plötzlich und mit dem Ausbruch heftiger Reden erwacht war.

Ich glaubte vor allen Dingen ^ den Uoter- leib' frei machen und den Säfteandrang zum Kopf mindern zu müssen , liefs in dieser Ab- sicht 20 Blutegel setzen, kalte Umschläge ma- chen, und verQrdnete Maenesia sulphurka in einer Auflösung, liefs auch ein eröiFnendee Klystier setzen r Zugleich ward alles entfernt, was ihre Aufregung vermehren konnte. Am andern Tage fand ich, dafs die Arznei nicht gebraucht worden war, weil sie zum Einneh- men durchaus nicht bewogen werden konnte* Uebrigens war der Zustand ganz der des vo- rigen Tages, nur der Blutandrang zum Kopfe wair weit geringer. Eine antiphlogistische und antagonistische Behandlungsweise, die ich in ahnlichen Fällen öfter angewendet hatte, wollte ich um so weniger einschlagen, als sie mir niemals Nutzen gebracht hatten. Eine Beru- higung durch narcotische Mittel scheute ich - wegen der Unsicherheit des Erfolges, auch hatte ich wenig Vertrauen zu ihrer Nützlich«

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keit, da si^ io früheren Fallen ebenfalls nichts geleistet hatten. Das eigenthStnIicbe Mitlei- dan der Geschlechtsspbäre , auf welches ich aus der krankhaften Aeufseru Dg der Geschlechts- lust und d^r durch das Wochenbett gesetzten Disposition schliefsen zu müssen glaubte, führ« ten mich zur Anwendung fies Gamphors» In- dessen durch den Mund war der Kranken nichts beizubringen, ich beschlofs daher, 10. Gran Camphor in Schleim zu losen und gut eingehüllt, als^Klystier zu geben. ^ Dies ward ausgeführt, und da es bald wieder abging, nach einigen Stunden mit derselben Gabe wie- derholt. Diesmal behielt, die Kranke das Kly- ' aller bei sich , und nach etwa 6 Sbunden trat eine auffallende Ruhe ein, so dafs von jener Zeit an , Arzneien durch den Mund gereicht werden konnten» Ich liefs alle 2 Stunden 4 Gran Camphor nehmen, und vpn diesen Au- genblick schritt die Besserrung mit jeder Stunde sichtbar vor. Nach 24 Stunden fand ich die Kranke ganz ruhig mit vollem Bewufstseyn, und nur bei einem längere Zeit fortgesetzten Gespräch, verwirrte sie sich mit ihrem Vor* Stellungen noch etwas, jedoch so,^ dafs sid .sehr leicht wieder auf die richtige Bahn ge- bracht werden konnte. Auch dies verschwand schon am darauf folgenden Tage ganz, so dafs dieKranke als geheilt betrachletwi^rden konnte, ' nachdem sie 20 Gran Camphor durch Klystiere -und 88 Gran innerlich genommen halte« Eine .mehrere Tage hindurch andaurende grofse Er- schöpfung., eine Eingenommenheit des Kopfes, lind leiqhte Anfalle von Schwiudel , waren die 2uj:iick'gebliebenen Folgen, die aber auch sehr bald Vertilgt waren.

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Dritte KrankengescMchte* X Frau D. •.., 23 Jahr alt, war von ihrem ersten Kipde leicht und glücklich entbuhdeOi

' hatte früher stets eine gute Gesundheit genos- sen , und sowohl ihr Habitus als ihre gesammte Körper- Constitution bekundeten, dafs iif ih-« rem körperlichen Organisations - Zustande keine .Torherrschende Richtung zur Krankheitsbil« dung ausgesprochen sey. Auch im Wochen« bette blieb ihr Befinden in den ersten Tagen durchaus gut. Etwa am 6len Tage nach 4^r Entbindung klagte sie indessen über Schmer- zen in der linken Brust ^ in welcher die Heb-, amme einen schmerzhaften Knoten gefühlt ha- ben wollte. Am darauf folgenden Tage hatte die ^Wöchnerin über eine allgemeine Un^ehag- Uchkeit geklagt, die Umgebungen wollten auch #twas Hitze bemerkt haben« Die darauf fol* gendq Nacht verbrachte sie theils wachend,

' theils unter sehr beängstigenden Traumen, und schon am Morgen bemerkten die Angehörigen verkehrte Reden, und ein ganz sonderbares Benehmen. Die sonst sehr sanftmüthige Frau war gegen ihre Gewohnheit heftig, scherzte mit ihrem Manne auf eine eigenthümliche leb- hafte Weise ^ welche mit ihrem sonstigen Be- finden in keinem Verhältnifs stand. Häufig sprang sie mit Hast aus ihrem Bette^ ging vor den Spiegel, ordnete ihren Kopfputz, schritt dann mit wohlgefälliger Miene ans Fenster, gleichsam um sich zu präsentiren. Vom Nach- mittage dieses Tages an verbat sie sich die Besuche ihres , schon etwas in den Jahren vor-

. gerückten Mannes, und erklärte 9 dafs sie an- dere Liebhaber habe* Alles dies ging ohne grofses Toben und in einer höchst fröhlichen und heiteren Gemüthsstimmung ab*

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, I

Mao verlangte ^Jetzt meinen ärztlichen Raih«. Ich fand die Kranke bei meinem Besuch im Be4^e^ und mit eiper heitern Miene erklärte sie hei meinem Eintritt, wie sehr sie durch meinen Besuch erfreut sey, verlaiigte, daCs Hiir ein Stuhl so ans Bette gesetzt werde, dafs sie mich recht genau ansehen könne.. Wie-

, derholentlich xlriickte sie meine Hand mit H^f* tigkeit, vergafs sogar zuletzt die Rücksichten,' wel.che die Anständigkeit und die werbliche Schaam gebieten, indem sie sich entblöfste, und zuletzt eine Yollständige Liebeserklarong machte. Um dieser Aufregpng ein Ziel zu

" setzen , beeilte ich mich , nach vorgenomme- msr weiteren Untersuchung; die Kranke mög- lichst bald ZM verlassen. Bei dieser Untersu- chung fand ich ihr Gesicht ipait einem Aus- druck der Zufriedenheit bezeichnet, in ihrem Blicke ein sehnsiicihtiges Verlangen ausdrückend, ihre Geberden und ihr Gespräch hastig, letz- teres aber bei weitem nicht so heftig ünji sa verworren, wie ich dies wiederholentlich bei andern Kranken dieser Art beobachtet hatte« Ein bedeutender Säfteandrnng zum Kopf war oiht bemerkbar, den . Tüls fand ich unter« druckt und etwai frequent, die Temperatur der Haut nicht krankhaft erhöht« Die Wo-

^ chenreinigung dauerte in einem geringen Gra- de fort, die Brüste sonderten reichlich Milch ah| jedoch bemerkte ich in der linken Brust teinen harten Knoten, etwa von der Gröfse

'eines Hühnereies f den die Kranke aber nicht für schmerzhaft ausgab/ Dagegen beschwerte sie si<^h sehr über einen Schmerz , den sie in

' der Gegend des Kreuzbeins empfinde, und die * Untersuchung- ergab, dafs sich hier ein grofsee Blutgeschwur bildete. Die Stnhlausleeraogeii

- i3 «.

I

fehlten seit zwei Tagen >, waren auch zu jener Zeit nur durch ein Klystier heip vorgebracht worden, lieber .die Gelegenheiisursachen, weU che \die Bildung dieses KrankbeitszustaDdes Teranlalst h^iien , koiiote ich nichts bestimm« tes ermitteln, nur so viel stand fest, dafs zu- erst ein schmerzhafter Knoten in der linken Brust, und darauf ein allgemeines U/ebelbefin- den eingetreten war 9 an welches sich das jet^t bestehende Leiden knüpfte. Ich glaubt^ diese Heizung der Brüst als Ursache für ^dip Aufre* |:ung des gesammten Sexual - Systems , und diese wieder als die Ursache, der Geistesstö- rung ansprechen zu müssen^ und baute auf diese Ansicht meinen Kurplan. Es wurden sechs Blutegel an die kranke Brust gelegt, Einreibungen yom Unguento hydrargyri ein. gemacbt, ein eröiTa en des Klystier gesetzt, und zum Innern Gebrauch alle 2 Stunden 1 Gran Calomel mit einem Gran Camphor Verordnet. Dies Verfahren bewirkte zwar so viel, dafs die Kranke im Verlauf von 24 Stunden viel ruhiger geworden, und mehr zum klaren Be- wufi^lseyn gekommen , auch einige Stunden ^ hindurch ein ziemlich ruhiger Schlaf eingetre- ten war, es traten aber von Zeit zu Zeit im- mer noch Rückfälle ihres vorigen Zustandes ein, auch hatte die Harte des Knotens nicht abgenommen. Die Kranke empfand auch jetzt Schmerzen in demselben. Eben so schmerz- haftwar auch der Blutschwären auf der hinteren Fläche des Kreuzbeines. Ich glaubte jetzt -vor- züglich darauf wirken zu müssen , sowohl den schmerzhaften Knoten in der Brust, als auch den Blutschwären möglichst bald in Eiterung zu bringen, mit dem letztern gelang dies auch bald, der Knoten in der Brust wair aber erst

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' nach SBthi. Tagen so erweicht, dafs durch ei- nen Lanzettensticl^ der Eiter ausgeleert wer-» den konnte*' Mit der Erweichung dieses KnQ- tens und ' beim innerlichen Gebrauch einer Emulsion aus Kali nitricum mit Kamphor, bes- serte sich der Zustand' der Kranken zugleich immer mehr, und mit der Ausleerung des Eiters war auch ihre YoIIkommene Wieder-' hersteUung gegeben. *

I

Flerte Krankhdtsgeschkhte.'

Frau G. ..♦, 3t Jahr alt, brünett, in ge- sunden Tagen durch Lebhaitigkeit^. ihres Gei- stes und Leidenschaf tiicbkeit ausgezeichnet, hatte bis zur Geburt ihres zweiten Kindes stets eine gute Gesundheit genossen , und ihr starker Korperbau liefs eben so wenig auf crine widernatürliche Krankheitsänlage schlie« heof als solche in Beziehung auf Geistes-

' krankheiten, in ihrer Familie begründidt, ge- funden werden konnte. Die Geburt selbst war ganz normal ror sich gegangen , und eben .so wenig war das Wochenbette durch ungewöhn- liche Erscheinungen ausgezeichnet gewesei^ das Befinden der Wöchnerin gestaltete sich Tiel-

' mehr so gut^ dafs sie bereits am 7ten Tage das Bette verlassen und kleine Verrichtungen .in der Stube vorgenommen hatte. Er^t am

. Uten Tage nach der Entbindung zeigten sich die' ersten Spuren des nachfolgend zu beschrei- benden Krankheitszustandes ^ über dessen 6e- legenheitsnrsachen weiter nichts erforscht wer- den konnte, als dafs ein Yerdrufs mit dem* Mädchen , welche die Pflege der Wöchnerin hf^sörgen sollte, ud4 die Abwesenheit ihres^ Mannes I welcher seinem Dienste folgend fast

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täglich auf ReiseiKsejo mufste, ihre Uncufrie« denheit erregt hatten« Wie die Krankheit sich yon jener Zeit an bis zu^ meinem ersten Besuch, der erst sieben Tage später erfolgte^ Terhalten habe, darüber habe ich nur etwas Allgemeines erfahren können', was sich dar- auf beso^ , dafs schon am cwaiten Tage eine Tollstandige , mit dem heftigsten Toben ye|> bundene Geistesverwirrung eingetreten sey, wel- che ohne Unterlafs angedauert habe, und nur durch kurze Zeiträume eines höchst unruhigen Schlafes unterbrochen worden sey. Man hatte sofort ^inen Arzt herbeigerufen , der aber nichts Ernstliches geg^n- die Krankheit unternahm, sich damit begnügte einige Pulver zu ver- ' Mireiben, welche die Kranke aber nicht neh- men, wollte, und die Mein png ausspracht man mSsse sie austoben lassen. Die sichtbare Zu- nahme der Tobsucht veraolafste den Mann meinen Rath zu suchen. Ich fand die Kranke bei meinem ersten Besuch mit einem roth- glühenden Gesichte, und wild umherschwei- fenden Terstohrtem Blick , ganz verstellten Ge- aichtszügen» in einem Toben und Lärmeq, was schon auf der Strafse wahrgenommen wer- den konnte. Die Haare.hingen um den Kopf, bei dem fortlaufenden Strohm der heftigsten und gemeinsten Reden, lag der Speichel wie Schaum vor dem Munde. Ihre Hände hatte sie bereits an der Wand wund geschlagen, tiefe Löcher waren iir diese gekratzt, ihre Geberden bezeichneten den Ausdruck der höch- sten Wuth, und waren von einer solchen Heftigkeit, dafs mehrere Personen es nicht vermochten , sie zu bändigen , sie schlug, kratzte und bifs um sieb her, bespie diejeni- gen I welche sich ihr näherten« Der Austouch; ^

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ihrer Tobsacht war zwar vorzüglich durch das Ausscbreien der gemeinsten Scbimpfworte be- xeichoet, dennoclr knüpften sich diese wieder an Vorstellungen, welche durch einen Ere^ tbismus in der Sexualsphäre angeregt seyn tnufsteutf Immer mischte sich hinein , die Ge- schichte eines Liebhabers, der sie yeriassea habe) und den sie nun züchtigen wolle. Wie" derholentlich fragte sie die anwesenden Man* ner, ob sie von ihnen geliebt würde , dann umklammerte sie ihren Mann wieder mit Hef- tigkeit, entblöfste ihre Schaamtheile, zerrifs die Kleidungsstücke, welche sie auf dem Lei- be trug. Bei alle diesem war die Temperatur ihres Körpers nicht erhöht, der Puls aber krampfhaft zusammengezogen, Stuhlgang an demselben Morgen durch ein Klystier bezweckt. Das Essen verschlang sie mit Begierde, auch forderte sie häufig zu trinken.

lehr glaubte unter diesen Umständen in der psychischen Individualität des Individuums, den Grund für die eigenthümHche Riclitung finden zu Haussen , welche die Tobsucht' hier genommen hatte und sah in der Anlage, welehe die Xxeburt und das Wochenbette bedingten, die Hauptbedingung für die Entbildung eines. Nerven -Erethismus, der auch hier vorzüglich iti der Gelschlechtssphäre ausgesprochen zq sejn schien, und mit welchem die Geisteszerrat-' tung in der innigsten Beziehung stehen könn« te. Ich erkannte zugleich in der Constitation utad dem sichtbaren Säfteandrange zum Kopf, die Möglichkeit einer gleichzeitig einwirken« den Alutreizung auf das Gehirn, und ordnete diescfn Ansichten entsprechend den Karplan. Dorch den Unnd waren keine Arzneien bei«-

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CQ 4>Tingen, denn die Kranke spie alles wie- der aus, darum liefs ich sofort 10 Gran-Gam- phor mit Mudlag^ Gurhm, mimos, losen ond als Klyslier beibringen. Ich liefs ferner 20 Blntegel an den Kopf setzen » und damit die . Kranke gebändigt werde , auch gegen Beschä- idiguDgen geschützt sey, die Zwangsjacke an- lagen. Zugleich wurden die Fenster yerdun- kelty und alle überflüssige Personen entfernt» Dieia Anordnungen wurden gegen AlSend ge- troffen , die Nacht erfolgte ein Schlaf von meh- reren'Stunden, aus welchem die Kranke aber unter' dem. heftigsten Toben erwachtet Am morgen liefs ich nochmals 10 Gran Campl^or in Schleim gelöset als Klystier geben , und da dasselbe bald wieder abging, des Nachknitlags dasselbe wiederholen , g^gen Abend auch Blut- egel an die innere Seite der Schenkel nahe an den Schaamtheilen setzen ,' kalte Umschlag

Se auf den Schädel litt die Kranke nicht, urch den Blund wollte sie auch an diesem Tage keine Arzneien nehmen ; jedoch gelang es gegen Abend, ihr eine Dosis von 3 Graa Camphor beizubringen, Dies ward im Ve|r- lauf der Nacht, die 'sie schlaflos verbrachtei alle Stunden wiederholt, und der Erfolg die- ses Verfahrens war so günstig, dafs bereits am Morgen die Tobsucht geschwunden war. Ich fand die Kranke am Nachmittag nachdem sie 60 Gran Camphor durch Clystiere, und 80 , Gran innerlich genommen hatte, mit ziemlich yollständigem Bewufstseyn. Sie klagte, dafs sich ihre Gedanken verwirrten, auch erinnerte üe sich^ gegen mich sehr heftig gewesen zu seyn , bat deshalb um Verzeihung, vorzüglich beschwerte sie sich aber über eine von Zeit zu Zeit wiederkehrende Angst, welche ihr Journ.LXVJI.B.5,St. B

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da5 BewafatseyD zu rauben drohet und der 1 810 nicht widerstehen könne. Der Puls war noch immer unterdrückt, die Haut zwar feucht, aber Schweifs war nicht eingetreten, jStuhl- /gang war von selbst erfolgt, die Milchabson- derung ^ar geringe , die Wochenreinigung auf eine geringe SchleimaBsonderung beschränkt, wie dies in diesem Zeiträume nach der 6e-. butt ganz gewohnlich zu seyu pflegt, 'Unter diesen Umständen liefs ich noch alle 2 Stun- den 2 Gran *Camphor nehmen, es folgte dar- auf ein die ganze Nacht andaurender ruhiger und erquickender Schlaf und ein sehr reich- licher Schweifs, welcher ouch den ganzen fol- genden Tag anhielt, und' mit welchem Jene frühere Angst ganz nachliefs, auch jede Spur der Geisteszerrütlung so vollkommen ver- schwand, dafs die Heilung erzielt war.

Diese kurzen Auszüge mitgethei her Krank- heitsgeschichten mögen dazu dienen, meine weitere Ansicht über die Natur, die Entbil- dung und Heilung dieses Krankheitszuslandes £U begründen.' Ich hätte, die Zahl derselben Tennehren können , indessen liegen mir die vor längerßr Zeit behandelten Fälle zu fern, auch habe rch , über dieselben nichts Genügendes niedergeschriebea , nur so viel darf ich Ver- eichern, dafs stets ähnliche Erscheinungen vor- handen waren. - >^

Die Folgerungent welche ich aus der Deu- tung der vochanaenen Krankheitserscheinun- gen, der durch die Schwangerschaft. und das Wochenbett begründeten Anlage, und selbst lii^s dem Erfolg des eingeschlagenen Kurver- fahrens ' zu ziehen 9 mich für berechtigt halte, sind :

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1. Die Mama puerperali/t ist mit ihrer, Ent- bildang an eioeo Krankhaften Erethismus dc^ Steaal- Systems vr^sentlich geknüpft.

In allen von mir beobachteten Krankheits- ISUeto drängten sich Vorstellungen, welche auf eine. Aufregung des Geschlechtstriebes schlie- den liefsen , mit ein , ja bei einzelnen stieg dies bis zur wirklichen Nymphomanie^ bei an- dern zeigte es sich zwar mehr yersteekter> aber wo die Geisteszerriittung einen solchen Grad erreichte, dafs das Bdwufstseyn der ei- genen FersBnlichkeit gleicfasaii^ verloschen war, da trat auch jener Einüufs des Sexualsjstems auf die Vermittelung der VQrstelJungen, um so 'greller hervor. Es gehört zu jeder Vorr Stellung überhaupt eine Wechselwirkung zwi- schen Seele und Korper > oh,ne diese körper- liehe Beiwirkung ist der Mensch sich seiner Vorstellung nicht bewufst. Man kann dieselbe - die organische Begleitung nennen, und je mehr diese einen überwiegenden Einflufs gewinnt, je mehr bestimmt sie die Art und den Cha- rakter der Vorstellungen. Nur mufs das ge« sammle Nervensystem , als das Vermittelnde für diese organische Grundursache der Vor- stellungen betrachtet werden, und der orga-* nisch veränderte Zustand desselben wird noth*- wendig auf die Vorstellungen seihst einen be« stimmenden Einflufs haben*

Dieser veränderte organisch -dynamische Znstand im Nervensystem ist hier aber in ei- ner, besonderen Anlage begründet, welche die Schwangerschaft, die Geburt und das Wo- chenbette bedingen. Der gesteigerte organi- sche Bildungsvorgang, erweckt unter allen Ufn«* ständen einen gesteigerten Erethismus des Ner- ,

B 2

'2fr

TensTSteihs; so finden wir es in der frii6^ten Kindheit bei dem Zahnungsprozesse , später be/i der fieschlechtsentwickeiung^ und endliq^i auch während der Schwangerschaft, die man- nichfaltigslen Krankheitszufälle, welche in die- sen Zeitperioden vorkommen , bestätigen diese Behauptung als eine Erfahrungstbatsache»

Diese in einem gesteigerten Nerven -Ere- thismus begründete Anlage strebt aber beson- ders nach jenen Organen , welclie' vorzüglich in der Entwickelung begriffen sind, und wäh- rend der Schwangerschaft daher vorzüglich auf das gesammte Sexualsystem. Sie hört aber auch mit der Schwangerschaft nicht anf^ sondern wird vielmehr durch den Geburtsakt gesteigert, aber auch zugleich wieder Vorzugs* weise y in der Sphäre der Geschlechtsorgane«

Mit dieser allgemein gesteigerten, vorzüg- lich aber in der Sphäre der Geschlechtsorgane ausgebildeten Nerven - Erethismus gebt die Frau nun in das Wochenbette, und die schädlichen Einflüsse, welche jetzt einwirken , werden um -Ao leichter die, durch diese Anlage bezeich- nete Richtung der KrankheitsbilduDg einschla- gen* Besondere Subjekts-Eigenthümlicbkeiten und besondere Gelegenheitsursachen, werden äies freilich auf eine hervorspringende Weise 'befordern. Unter allen Ursachen scheinen Ge- muthsaffecte und Krankheitsreize, welche i^n- mittelbar in die Geschlechtssphäre wirken, am häufigsten die Krankheit zu veranlassen , und ein cholerisches Temperament dies besonders 211 begünstigen.

Die GemüthsafFecte rufen eine grofsere R^saipkeit der Vorstellungen hervor^ die zu^

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gleich wieder auf die körperliche, organische Vermittelung zurückwirken und auf solche Weise, das ^..^nze Nervensystem mehr oder we- nigef erschüttern, und in seinem Yitalitäts- zustande schwankend machen. Bei der Yor- berrschenden Erregbarkeit des SexualsjstemSi wird sich diese aber mit einem vorherrschen- den Einflufs aufsern, und mitteist der zu den Vorstellungen nolh weodigen organischen Grund- bedingung, sich zu einein überwiegenden Ein* flufs auf die Vorstellungen selbst erheben, und wesentlich die Richtung derselben bestimmen können. Auf solche Weise scheint es erklär- lich, dafs diese vorspringende Sensibilitätsäa- fserung in der Sphäre des Sexualsystems, auf welche theils aus den Krank beitsisrscheinun« gen f theils aus der Anlage, endlich auch aus dem Erfolg des Heilverfahrens geschlossen wer- den kann, das Causal- Moment für die Ent^ Wickelung und Unterhaltung der Mania puer^ peralis werden kann» Dafs übrigens in der Darstellung der Krankheitsform, m^nnichfal- tige Modißcationen vorkommen müssen, nach der besondern körperlichen und psychischen Individualität des Subjekts, nach der beson« dern Art der eiuwirkenden schädlichen 6e- mülhsalfecte, und nach der Gradausbildung, wird leicht erachtet werden können.

Jener erzählte Krankheitsfall, in welchem ein entzündeter Drüsenknoten in der Brust, als Ursache der Krankheitsentbildung angespro* chen werden mufsley zeigt es recht deutlich, wie diese unmittelbar von dem Einflufs des SexuaU syslems ausgehend hervorgerufen werden kann. Ein Gleiches wird übrigens durch viele andere Ursachen hervor^^ebracht werden können. Eben-

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I

fto giawifs werden manoichfallige Nebeniim« Blande in ^ie KrankheiUbildnng yerknupft werden kSnnen , welche zu ihr-r dlnfach^n Wesenheit nicht gehören. ^Vorzügliche Auf- merksiamkeit erfordert in dieser Beziehung der Zustand des filutgefafssystemSf rücksichtlich der Beiwirkung, einer Btutreizuog, welche durch einen unausbleiblichen Säftelurgor cum Kopfe, gleichzeitig mitgegeben seyn lano. Eben so sehr ist der Zustand des Untelrleibea zu beachten, Stockungen und verhaltene Darm- unreinigkeiten werden wenigstens auf die Vetr- echlimnierung des Krankheitszustandes wirken können.

2. Die Mama puerperaUs ist keind EntzHa- dungskranl^heit, sondern nur secundär und su- fällig, können sich entzündliche Reizungen des Gehirns mit einmischen. Man mufs sie daher wohl unterscheiden^ von einer Encepha,- litis , welche als besonder^ Form des Puerpe- ralfiebers hin und wieder die Wöchnerinnen befällt. Der plötzliche Auftritt, die Abwesen- heit der Fieberersch^inungen , die yorhande», neu, ein Leiden des. Nervensystems bezeich- nenden Symptome , sichern die Diagnose. Ue- brigens habe ich den Nachtheil einer reinen und streng ausgeführten antiphlogistischen Be- handlungsweise in der Erfahrung kennen' ge- lernt«

Die Mania puerperäUs wird am sicher- sten durch die Anwendung des Campbors» tind JEwar nach Verhällnils des Krankheitszustan* des, durch gröfsere Gaben desselben, geheilt. Es versteht sich übrigens, dafs hierbei auf die gleichzieitig vorhandenen Nebenumstände Rück- sicht genommen werden mufs.

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Bei der befiigen" geistigen Aufregung ist ein vermehrter Säfteandrans nach dem Kopf übaosbleiblicfi t und ich habe es stets gerathen gefunden, eine der Constitution des Indivi«^ 'duuTds entsprechende Anzahl voh Blutegel an den jS.opf setzen zu lassen. Ja bei kräftigen Individuen sind auch an die innere Seite ^er Schenkel, nahe, an den Genitalien Blutegel zu setzen. Von kallea* Umschlägen , welche bei der Unruhe der Kranken höchst schwierig an- zuwenden sind, und von kalten Uebergiefsun- gen habe ich keinen besondern Nutzen gese« lien. Eben so wenig haben sich mir die nar- cotischen Mittel, namentlich Opium ^ jfquä IjaurO' cerasi und tlyoscyamus besonders AÜtz« lieh bewiesen. Ob es gerathen seyn dürfte, Einspritzungen von Abkochungen narkotischer Kräuter in die Scheide zu machen , habe ich durch Erfahrung bis jetzt nicht kennen gelernt. Von Hautreizen habe ich auch keinen in die Augen springenden Nutzen gesehen ^ dagegen schien die Beförderung der Stuhlausleerungen mildernd zu wirken, ohne jedoch eiben ent- scheidenden Eiuflufs auf die Rückbildung der Krankheit zu äufsern. Schnelle Hülfe habe ich stets da gesehen , wo ich zur Anwendung gro* fser Gaben des Campbors schritt. Dies Ver- fahren ist auch bereits von früheren Aerzten befolgt , aber in neuerer Zeit , für Anfänger in der ärztlichen Praxis nicht genug hervorge- hoben Werdens Die drei letzten Krankheits- geschichten geben den Beweis für die gute Wirkung dieses Mittels, selbst wenn es nicht durch den Mund^ sondern nur durch Klystiere angewendet werden kann.

Die elg^nthümliche, die Sensibllitätsstei« geruDg in der Geschlechtssphäre

' 24 -.

I

Wirkung, des Campliors, welche von ^eren Aerzteo berctiU erkannt wördep ist, scheint den hiilfreichen Erfolg seiner Anwendung su begriinden.

Am Schlüsse dieser Mittheilung erläabe ich mir noch einige Bemerkungen über den grofsen Nutzen des Opiums in der Mama a potu niederzuschreiben.

Unter den neuern hat jirmstong in. seinen Pratical ülustrations of Typhus and othßr febrite Diseases j diesen, bei uns eben nicht sehr häu- fig Torkommenden Krankheit8zustand, den man yoxa IDelirium tremens wohl zu unterscheiden hat, am besten geschildert, indem er die Be^ trachtqngen über dieselbe, jenen über Apo- plestie anreihet. Mir sind in der Zeit meiper ärztlichen Praxis einige Fälle dieser Art Tor- gekommen, und der letzte betraf sogar eine Frao , die seit langen Jahren jals Schenkwir-. thin sich an den übermäfsigen Genufs d^s Branntweins gewöhnt hatte. Ich mufs auch bei diesen Krankheitsfällen von einer eingrei- fenden antiphlogistischen Beb an dl ungs weise warnen, selbst wenn bedeutender Bti^tandrang zum Kopfe vorhanden seyn sollte. Wenig- stens sind Aderlasse mit grofser Vorsicht za unternehmen. Blutegel werden dagegen öfter nöthig. Ich habe meine Kranken schnell ge- beilt f indem ich die Kur mit Abfiibrungsmit- teln und nölhigenfalls auch mit einem Brech- mittel begann , kalte Uebergiefsungen anwen- dete, und innerlich von Zeit zu Zeit eine Gabe Opium reichte. Selbst die Spirlluosa dürfen nicht ganz entzogen werden. Unter dieser Be-

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baDdlang trat in der Regel sclion nach den ersten vier* und zwanzig Stunden Ruhe ein, und in i^^enigen Tagen war die Heilung gans vollbracht. Jene erwähnte Schenkwirthin war bereits vierzehn Tage als Maniaca von einem andern Arzte behandelt , als sie nach der An- wendung eines Abführungsmittels und den dar- auf folgenden Gebruch des Opiums, in weni- gen Tagen vollständig hergestellt ward, seit jener Zeit auch stets gesund geblieben ist. Bei der Mania a potu fehlt das eigenthiimliche Zit- tern, welches mit seltenen Ausnahmen beim Delirium tremens gefunden war. Die Geistes- verwirrung ist eine ganz andere* Während sie beim JDeUrium tremens gewohnlich an Sin- nestäuschungen und Sinneswahn geknüpft ist, verhält sie sich hier, wie bei einer wahren Manie* Der Habitus eines an Delirium, tremens leidendJE^n Menschen ist so eigenthümlich, dafo er sich ganz wesentlich von dem bei andern Geisteszerrüttungen unterscheidet. Hier' findet man den Habitus eines Maniacus, Zwar kön- nen auch beim Delirium tremens furiose Deli- rien vorkommen^ und die, Krankheit der Bla- nie in gewisser Rücksicht ähnlich machen^ dennoch fehlen die andern eigenthümlichea Symptome des Delirium tremens dabei nicht. Die Mania a potu macht auch eine Krank- heit, deren Daum sich auf Wochen und Mo- nate erstreckt, während ein Delirium tremens mit furi(5sen Delirien, immer einen acuten Verlauf macht.

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26

«

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Untersuchung

eines

See* (Schwefel-) Schlammbades*

Vom

CoIIegienrathe Dr, D. H. Grindel^

i n & i g

i dieses . Schlammbad ist weder, mit aolckea Schlammbädern zu vergleichen, die bei Schwe- felbrunnen entstehn, z. B. wie bei Eilsen, noch mit Solchen an Salzseen u. dgl., sondern ea besteht aus einem schwarzen Schlamm^ der unter dem Seewasser sich bildet und an der Im/i schneil ausbkicht , sich dabei ganz in Gas auflöst^ und nur etwas Erde hinterläfst. Die nähere Beschreibung, so wie die chemische Untersuchang, wird es naher charaklerisiren; Es ^b^findet sich auf der Insel Oesdy 31 Werst Ton der Stadt Arensburg entfernt, bei dem GuteRolzeküll im Kielekondscben Kirchspiele. D^s Bad beündet sich in einer Buchte welche die Ostsee her deiin genannten Gute, bildet, die i^ Werst in's Land hineingeht, und fast eine Werst breit ist, geg^n das Ende der Bucht bildet sich unter dem ^ Seewasser der Schlamm i nach der Mündung derselben aber

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ist überall klares Seewasser. Man sieht den Anfang des Schlammes durch die Schwärze des Bodens y wo das Seewasser nur 2 bis 4 Fufs tief ist| an der Mündung aber über 16 Fofs. An manchen Stellen sieht man keinen Schlamm y sondern den reinsten Kieselsand. Der^ Umfang der Badestelle ^ wo der Boden schwatz erscheint, ist etwa 100 Klafter, und gebt fast bis zur Mitte der Bucht. Untersucht man die Badestelle genauer, so findet man unter dem Seewasser einen schwarzen^ grob« pulverigen (dem vom Eisen beim Schmieden des<- selj>en abfallenden , Hammerschlage ähnliphen) Schlamm, der 1 bis 2 Fufs hoch liegt, und unter welchem sich der weifse KiAelsand vor- findet, der aber in Menge mit dem Schlamm vermengt ist. Der Kieselsand bedeckt hie und da auch den Schlamm. Ueberall an der Badestelle, wie auch an dem Ufer, ist der Geruch nach 'UjdrothioDgas stark zu bemer- ken, und wenn man die Hand eintaucht, so behalt man diesen Geruch stundenlang an der- selben. Wenn die See gefallen und es in der Gegend des Schlammes fast trocken geworden ist, so sieht man an mehreren Stellen den Schlamm aus Quellen hervortreten. (Dieselbe Entstehung werden wir weiter unten auch an den Ufdrn bemerken).

Die Ufer der Bucht sind überall flach, lehmig kieseh'g, selten finden sich kleine Stücke von Schwefelkies, hie und da bricht Kalk-: Stein, überall liegt .Gerolle von Granit, hie und da mit ocherarligem Ueberzuge, 'an man- chen Stellen so häufig, dafs der Boden wie gepflastert erscheint. Einige hundert Schritte von der Badestelle sieht man einen Fichtmi«

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wald (im Allgemeinen ist auf der Insel Laub- liplz. und der Boden kalkig), jenseits nach dem Gute zu sind Grasplätze und Felder. Die Ufer sind mit kurzem Grase und grorstentbeils mit $cirpu8 cauupkosus bedeckt, hie und da sieht mau eine einzeln stehende Chironia ramosissi" ma^ uinthyUis vulneraria^ Galium verum ^ jirttr* misia absinthium. Alle diese Pflanzen sind so klein und verkrüppelt , dafs sie ganz fremd- artig erscheinen. . Wie gewöhnlich ist an den Ufern Fucus vesiculo$us angeschwemmt. IXestr kann ohnmöglich den Hauptstoß zum Schlamm gehen ^ da nirgends an dem Ostseestrande ein solch pulveriger , nach Hydrothiongas riechender Schlamm gebildet ist , sondern ein besonders fauliger Geruch aus dem vermodernden Fucus entsteht'^ doch die weitere Untersuchung wird diese Bemerkung überflülsig machen. Merkwürdig ist noch eine Pflanze, die sich ungemein häufig in dem Schlamm findet, es ist d-e Chara hispida^ wel- che beim Abspühlen frisch und grün erscheint, und fälschlich für Helmintochorton gehalten würde. Uebrigens ist der Boden nahe um der Bucht quelli^, hie und da sieht man be- sondere kleine Quellen zwischen Granitblok- ken, eine enthält gegen 20 Maafs Wasser. lo allen diesen Quellen bildet sich der Schlamm wie unter dem Seewasser, jedoch ohne Pflan- zen, der Schlamm ist blofs mit Kieselsand gemengt, und liegt auf blauem Lehm. Eins dieser Quellen , die grofste , ist etwa 200 Schritte von der Badestelle entfernt, sin ^ird wie die übrigen bei hohei.n Seestan- de überschwemmt. Als ich sie schnell aus- echöpfen liefs und den stinkenden Schlamm ^wegräumte, füllte sie sich wieder in 10 Mi- nuten , auch war eine nahmhafte Menge

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Schlamiri vrieder au&geireten. Dieser Versach ist niebrmals mit demselben Erfolge virieder- Iiolt worden. Das Wasser dieser kleinen Ufer^ quelle war weich , enthielt wenig salzige und^ erdige Theile, und hatte' fast zu allen Zeiten die Temperatur 'von -}" ^^ I^* > während die I^uftwärme yoa 15 bis 16^ wechselte, und die Temperatur des Seewassers zu Verschiedenen Tageszeiten abwechselte. Wo sich keine ab- gesonderten Quellep am Boden des Ufers bil- den/ist der Boden selbst q u eilig , entwickelt jenen Geruch , und zeigt hie und da beim Aufgraben den schwarzen Schlamm. EinBrun^ nen nahe dem Gute stufst auch oft d^n Ge- rbcb nach Hydrolhiongas aus, doch sehr schwach. Ganz in der Nähe- finden sich keine Moräste. Die Luft ist rein wie überhaupt am Seestran- de, und wird hier selbst bei Winden yom. Lande wenig verändert.

Die Untersucliung begann am 2ten Juliue 1824. Die Tage waren immer heiter, der Wind wechselnd von West zu Nordwest; die Wärme meistens zwischen 15 i^ud 18® B. Das Barometer stand ziemlich beständig auf 28,2 bis 28,6.

Wenn der Schlamm öfters mit Wasser ahgespiihlt worden vvar, so trennte sich von der Kieselerde und deu Filanzen ein schwar- zes flockiges Pulver, welches kam 5^0^*®^ ^®' Masse betrug, auf Papier an der Luft getrock- net bald weifs wurde, oder vielmehr ver- schwand , und nur einige Gran Kieselerde hinterliefs, von welcher noch durch wäfsrigen Spiritus etwas Exlractivstoff abgesondert wer- den konnte: liefs ich den Schlamm geradezu mit Alcohol digeriren, so entstand eine schön-

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gruneAuflosiRig, aus welcher nur dorch Ab^ duo$ten etw^s Schleimig - Harziges erhalten werden konnte, Silber -Blei- Auflösung wur- den schwarz gefallt, wenn man sie mit ^em Schlamm Wasser verband, eben so lief Silber an, wenn man es in dem Schlamme tauchte. Der Schlamm mit SSuren übergössen gab den Hydrothion^asgeruch iiicht bedeutend stärker als ohne diefs. Nach den übrigen eazeigen- den Versuchen war auf Hydrothiongas, ILoh- lensäure, Kochsalz , salzsaure Kaikerde , salz«» sauren Talk, kohlensauren Kalk, und auf eine nabmhafte Menge. £isen zu schliefsen.

Die bestimmenden Versuche waren fol- gelide :

a) 4 Ffund des nassen Schlammes wor- den in gelinder Wärme in einer pneumati- schen Retorte behandelt, und das Gas untec Quecksilber aufgefangen y das Quecksilber schwärzte sich etwas, Hydrothiongas entwik- kelte sich noch zum Theil. Indessen wurde dieselbe Menge in einer Retorte erhitzt und das Gas unter heifsem Wasser aufgefangen. Das Gas in eine essigsaure Bleiauflösung ge- leitet y wurde nicht ganz absorbirt , und gab einen Niederschlag von Schwefelblei, welches nach geborigem Austrocknen , Abwägen und Berechnung auf 14 Cub, Z. Hydrothiongas schliefsen liefs. >

b) Das von der BleiauHosung nicht auf- genommene Gas wurde io eine Auflösung von Ammonium und kohlensauren Kalk geleitet* Der Niederschlag von kohlensaurem Kalk liefs auf 5 Cub. Z. Kohlensäure schliefsen.

r V

31

c) JVach fernem Versuchen über den Gas- gehalt kpnnte in der gegebenen Quantität Schlamm noch 0,7 Gub. Zoll atmosphärische Luft tfDgenommen werden.

d) Um die festen Bestandtheile darzüthun^ wurden 4^ Pfund des feuchten Schlammes mit destilUrtem Wasser bis zur Erschöpfung des Aufloslichen extrahirt^ die erhaltene Flüssig- keit zar Trockenheit abgedunstet. Der grub- gelblich «graue pulverigB ^Rückstan^ wog 33 Gran.

e) Aus diesem Fulver nahm Alkohol nach wiederholtem Digeriren 7 Gran auf, das Ge- wicht de$ Unaufgelösten war nach dem Trock- nen 25 Gran.

/) Die alcoholische Auflösung zur Trok- kenheit verdunstet, den Rückstand in Wasser aafgeiöst, ii;kit Schwefelsäure versetzt^ liefs beim Erwärmen die Eotwickelung von salz« •alzsaurem Gasa wahrnehmen > und beim Gr- kalten schwefelsauren Kalk fallen. Dleübmsr- stehende Flüssigkeit hatte einen bitterlichen Geschmack uifd zeigte nach Hinzusetzung von kohlensaurem Kali bei abermaliger Erwär- mung eine geringe Trübung. Hiernach waren aalzsaurer Kalk und salzsaure Talkerde er- kannt*

^) Das vom Alkohol unaufgelöst geblie-k bene Pulver, welches 25 Gran betrug f wurde in Wasser aufgelöst , filtrirt und mit salpeter- sanrem Silber niedergeschlagen.' Der ausge-* waschene und getrocknete Niederschlag war salssaures Silber -und wog 41 Gran. Nach Be- rechnung wären also etwa 15 Gran salzsaures Natrum vorhanden gewesen.

l

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h) Was das Wasser nicht aufgelöst hatte, War kohlensaurer Kalk, welcher gegen 4 Gran hetrag, und etwa 3 Gran Gyps. 'Der ruck- ' siickständige Schiainm {a) wurde mit Salz- säure au9gezogen, die Flüssigkeit mit Kali ge* sättigt und mit bernsteinsaurem Natrum ver«^ setzt*. Das erhaltene bernsleinsaure Eieren gab durch Glühen 42 Gran rothes Eisenoxyd, wo- nach etwa 29 Gran Eisen anzunehmen wäre. Vergleichende V'ersuche mit eisenhaltigem blau- sauren Kali führten zu einem ähnlichen Re-

sultate.

*

i) Der übrige Rückstand des Schlammes bestaud aus Resten von den Se^pfianzen und aus Kieselerde.

Sonach können die Bestandtheile des Schlammes in 4 Pfund angegeben werden, als:

Hydrothiongas . . . 14Cub. Z.

Kohlensäure 5

Atmosph. Luft 0,7

« Kohlensaurer Kalk •...'• 4 Gran«

DIagnesia . 1,3

Schwefelsaurer Kalk . . . 3

Salzsaurer Kalk •••.'•• 8

Natron 15

Eisenoxyd 38-40

> Die zerstörbare Mischung aus Kohlenstoff

und Schwefel ist merkwürdig, worüber die gewöhnliiphe Analyse nicht viel entscheidet» Ueberhaupt ist eine noch genauere Untersu- chung »zu wünschen, da diese nur in Bezie- hung auf die medizinische Anwendung des Bades unternommen worden ist.

t .

Ueber

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lieber i$n Pjrozefg, durch wdicben di^ Natur diesen Schlamm bervorgehen läfst, kauii oach diesen yorläufigen Versuchen nicht Tiei gesagt werden, Dief Beständigkeit des -Schiami- mes ', oder die in^nerwährende Erzeugung det^ selben scheiot sich einigermafsen tbeils durch ' die kleinen Uferquelien» besonders durch die ansge^chopfle, und sich wieder füllende, theils ans dem quelligen Boden in der Bucht , de^ man beim Fallen des Seewassers bemerkte^ sa ergeben«

Das Product des Prozesses ist ein* Schwer felkohlenstpi]^ tinit Eisen (gerade kern Moorei- sen). Es mag in grofser Menge gebildet sejo*, und nur nach, und nach aus seinem Behältoiisi^ö ' heryortrelen. Schwefeleisen und Gjrps finden sich zwar, aber in sehr geringer Menge , bei^^ des mag indessen Antheil haben. Ob tief in der Erde verwitterte Pflanzen Anlheil haben, ist Termuthlich , jisdoch dafs an der Oberfiä'ch6 durch den Fucus, die Ghara etc. StoiF gege- ben werde, ist unwahrscheinlich, indem der Schlamm sich auch an den Ufern ohne Reste ▼on Pflanzen (in den kleinen Quellen) yorfin« det, und besonders die Chara unter dem See« wasser, im Schlamme stets frisch und in üp« piger Vegetation, gefunden wird, und sich ein solcher Schlamm auch übierall am Ostseestran- d^ finden miifste.

Veber die medicirdscfie Anwendung.

Aus der vorläufigen Analyse schon wird der Arzt abnehmen können , in welchen. Fäl- len dieser besondere Schlamm anzuwenden^ und ob er in die Klasse der Schlammbäder an Scl>.wefelbrutinen zu setzen sey. Hier ist nur Journ.LXVll.B. ö,8t^ C y^^

«

V

«-i 34

I

init£olb«ilM , was schob die Erfahrung lehrte. Schon im August des Jahres 1821 faod der Graf d 9 dafs dieaer Schlamm schweCelartig SejTi und die Wirkung de( Schwefelbäder lei- Ite. Bei Terschiedeneo chronischen Hautaus» Schlägen hewirkt^ der Schlamm schnelle Hei- lung i und hewies sich auch wohlthatig bei nacbgehliebener Schwäche Tor Scharlach u. 4gl. Rheumatismen 9 Gicht, langwierige Cat^rrhe hob das Bad; änch in einigen Fällen Ton Läh- mung Terschiedener TheUe bewies es sich Jieilsam.

Es sind zum Bade schon Zimmer einge- richtet» Man erwärmt Seewasser, und ^tzt HUB Eimerweise nach Erfordernifs den Schlamm liinso. An flachen Stellen baden sich Viele

Seradezu; -sehr erwünscht ist es oft, nach iesen Bädeicn das reine Seebad nehmen cu kSnnen, wozu man nur nach der Mündung der Bucht sich begeben da^t

**i

35 ^

IH.

' Voh einigen besondem Hindenüssen

. ia der

Ausübuiig der Arzneikunst.

Vom ,

Medioinalrathe Dr. Günther '

i n X ö 1 n. ,^

Seinen jangen Amtsgenossen gewidme:!.

£x^ modus in rehus , sunt certi denique fines^ Quos ultra citraque neqüit consistere rectum»

Im Mai -Hefte (1828) dieses Journab, 4heilte ich einige Reflexionen über den Geist der jirt^ neikunst^ meinen jungen Amtsgenossen nament- lich, zur Beherzigung mit^ als einen Gegen- stand, der, wie ich glaubte, Ton mehr als ei- ner Seite für d^n angehenden Heilkünstler, Interesse habe; diesen mögen danii auch hier einige Bemerkungen folgen , gewisse Hinder-» nisse betreuend , welche der Ausübung der HüU künde sich entgegensetzen^ nnd die um so mehr berücksichtigt zu werden verdienen , als es ia unserer Macht steht, uns davon fj:«i su ma«

C2

*

cheo i und sie als negativ Hiddernisse aus dem Wege zu räumen, um weD^gslens das laug* same Fortschreiten derselben zu immer gro- fse^r Vollkommenheit, bei der Adenge posi-^ tivtr Schwierigkeiten , durch ihre Einwirkung 'nicht noch mehr zu verzögm.

Aufser den maam<:bfaltigen Hiudernisseo, welche der Vervollkommnung unserer Ku/tst, als in der IVatur des sie besctiafligenden Ge-* genstandes, gegründet^ entgegenstehen, und die mithin als absolut betrachtet werden kön- nen, giebt es nämlich noch besondere, oder relative Hindernisse j welche wir mit Bactfi in Hinsicht auf Bearbeitung der Naturwiss^nscbar- ten überhaupt, auch rücksichtlieh der der Die- dizin besonders, Lieblings ^ Ansichten oder Vor- urtheile^ nennen, und unter diesen namentlich hier einige derjenigen zu einer etwas nähe- ren Betrachtung, Behufs unseres Zwecks, her- anziehen wollen^ welche dieser Restaurator der Wissenschaften, mit dem JVam'en der Ldeb^ Ungsänsichten ^ oiev J^oruirtheile des Standpunktes^ oder nach seinem Ausdruck: j^Idoloium spe-^ cus^* bezeichnet.' ,,Denn Jeder hat (setzt er. hiiMSu)» aufser den allgemeinen Verirrungen der Menschennatur, noch einen besondern 6e-> aichtspunkt und eine eigene Höhle ^ welche das llicht der Natur bricht und verdirbt, entweder wegen der Erziehung und des Um- gangs mit andern , oder wegen des Lesens ge- -msser Bacher, und des Ansehens der AIän*> ner, die Jemand vorzüglich schätzt und be* W[Oodiert, öder wegen der Verschiedenheit der

. Eindrücke (so wie man sie in einen vorher eingeoomlnenen , und durch eine gewisse Stirn-

' mmg mpdificirteo Gemuthe^ anders liodet,

1}

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- ,37 -

t

als ia eineiii tinpartheiischeo und rufaigen Gei« «t^ «. dgl. mehr." - ^

Baglh^ welcher in seiner Schrift; Depraai mediea^ den Fufsstapfen Baco^s nacbtretend, das für die Medizin besonders su leisten ge« sticht, was dieser zur bessern Fordernng der Naturkunde überhaupt , in seinem Novwn or- güHon mit so vielem Glücke unternahm, theilt diese Hindernisse in 6 Klassen, und nennt als solche: 1) Die Verachtung der ^lien, 2) g0^is$€ vorgefaf^ia Meinungen ^ oder kürzer au9^ gedrückt: Puruitheile^ 3) falsche Analogie€n,-4) eine rächt wohlgew'dhlte MetJwde im Lesen der Schriftsteller^ ö) f^erkehrte Interpretation dersti^ öeny und die verderbliche Sucht ^ Systeme zu er- richten f 6) Keaiachläfsigung des aphoristischen Studiums der Krankheiten*

Wir würden die Kürze, die dieses Jour- nal für einzelne Abhandlungen vorschreibt, allzusehr überschreiten müssen, wenn wir d:as mit ^unsern Bemerkungen begleitet, in der Uebersetzuug wiedergeben wollten, was die- ser in dieser Hinsicht namentlich, mit Recht verehrte Schriftsteller, über jede dieser Klas- sen von Hindernissen, so treffend darstellt^ und müssen daher unsere jungen Leser dieser- halb auf das Original selbst verweisen, von dem der verstorbene JBoldlnger in seiner Vor- rede zu einer neuen Ausgabe dieser Schrift vom J. 1793 sagt: „Ineffabili cerle voluptate „saepius legi BagVm egregium opus,, de praxi ^^medicOf et saepius repetita iectio adeo pla- ,,cuit, ut absque omni jactantia affirmare queam, ,,we plus quam centies isiud opus /egisse," Wir beguügen uns hier blofi^ auf eiuige der vor- züglichsten Hindernisse dieser Art unsere jun«

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V,

g«o l«6ter anfmerXsam macbern, wie sie dcb io dem Laufe unserer Praxis uotferer ei- geoen Bepbachtung, sowohl au uos selbst, als ao anderop Tor Alleu dargeboten haben. Zu dieseii . rechnen wir 1} eine entweder übertriebene / Schätzung^ oder Gegentbeils T^ernachläfsigung der Allen, Um solche richtig zu wärdigea, bedarf es, unserer Ansicht zufolge, wie wir •ie schon dem Wesentlichen nach , in unserra ^^Architectouischen Grundrisse der medicini- „schen Disciplinen'* dargelegt, der Erwägung folgeqder Momente:

Es gibt nämlicb zwei Hauptgattnngen der Medizin, <— die beobachtende oder erwartende^ und die mehr handelnde; jene geht, dem na- türlichen Gange des menschlichen Geistes ge- mäfs, der Zeitfolge nach, dieser voran, und begründet dieselbe, diese wird erst durch lan- ge Versuche erworben, wobei sich der Ver- stand so leicht in bodenlos o Speculationen ver- liert, und Hypothesen erzeugt, wie die Ge- schichte der Kunst durch alle Perioden der- selben, zur Genüge beweist. Die beobachtende Stedicin beschäfligte (wie gesagt) vorzugsweise die Alten, und in ihr waren sie vorzüglich grofs. Sie beobachteten die Natur in der Na- tur selbst, wir studiren sie zu sehr am Putte, und bringen schon frühe die Vorurlheile der Schule mit an das Bett des Kranken, und' gehen alsdann nicht selten, was wir sehen wollen. Eben darin, dafs die Alten bei ihrer Näturforschung, namentlich der kranken Ma- turf sich der reinen Beobachtung, hingeben, und eigentliche Versuche , die die Natur in ibrem Gange stören, und ^omit ihre Erschei- - düngen trüben, fast ganz vernachläfsigen, liegt

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sweifalsolio« der Haiiptgriind., dafs tle lo flch- tiger und treffeqder Oar^tellmig -der Fhaoo-' meaet vor den Neuem |^ einen so eatschiede- denen Vorzug haben. Je mehr der Mensch' sich dem £3cperiment üpd der nothwendig^ da« mit verbqndenen ' Speculätlon hingiebt ^ desto mehr entfernt er sich Ton den Zügen des rei« neq Bildes der Natur, da der Versuch die- selbe (wie gesagt) jeden' Augenblick Ton ih- rem Wege ablenkt, oder demselben den Sin-' nen entrückt. Unter allen Schriften der beob- achtenden Aerzle des Alterthums, die auf uns gekommen sind, verdienen die des Hippokra^ les jaamentlich , studirt und beherzigt zu wer- deUf dieses vortrefflichen Alten , der in der Gabe der scharfen Beobachtung des Ganges der Krankhoiien , in genauer Bestimmung und richtiger Würdigung jedes einzelnen der Sympto- me und Zufalle, so wie ihrer Gesammtheiil. in edler Kürze und Bestimmtheit des Aus- drucks, und in malerischer Darstellung des voll- endeten Bildes, so wie es aus der Hand der Natur in ihrem ungetrübten Wirken hervor- geht, alle Genossen der Kunst^ übertrifft. Alle grofsen Aerzle der Folgezeit verdank-. . ten, bei nicht zu verkennender Anlage ihres Geistes, ihre vollendete Bildung , und ihre freien Umsichten am E^ette des Kranken, d^m fleifsigen Studium der Werke dieses schöpfe- rischen Geistes,' wie sie selbst öffentlich sich nicht schämen , zu gestehen« „Cum igitur „compererim (sagt Bagliv)^ hac via me nun- „quam ad optatum exitum fuisse perventum, „missis ceteris libris^ totum HippocratU me ,, studio tradidi, aliquam bene medendi ratio- ,,aem inde assecuturus; et cum eum non se^ „mel relegissem, et prope momoriae meodas- .

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nHüiHi |iHi|trlo ittnrlii iroltii in Italiae Nosoeo* iiHllU illi^htriiiii illiiii« |>friculuin fAcer«, nee iiAIiih i^lliutirtUiMi» ii<^()r«lidndi doctrioae illins «i\#iniil#iu» lrtn«|imm «»x tripode prodeunlem, ^iH«||(u»>(«)M# illiiiu di»inuiu •«»• Terum «rtis

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geottohter Schriftsteller gewissermarsen gefaU len ist» Deoo erstUch dürfen wir wohl schwer- lich anBehmen'ubd behaupten, dafs alle schrift- stellerischen Aerzte des Alterthums so klassi- sche Arheiten geliefert, als die meisten derer, wovon die noch übrigen Werke auf uns ge- kommen, da die Zeit alles sichtet, und nur das aufbewahrt, was einen innern Werth hat; xam andern leidet es keinen Zweifel, cl^fs in Kenntnissen, die einer Erweiterung durch Versuche und Erfahrung fähig sind, wohia die des Arztes ganz vorzüglich gehören , die Alten den Neuern in sehr vieler Hinsicht nach- stehen müssen. Tausenderlei Hülfsmittel, die den Alten unbekannt waren , und der Natur der Sache nach, nothwendig seyn mufsten, . stehen uns jetzt zu Gebote, den Kreis unserer Einsichten mit jedem Tage zu erweitern, und aus diesem Gesichtspunkte betrachtet, gebührt anserm Zeitalter, wie Baco mit Recht be- merkt, und nicht jenen frühem Zeiten, in welchen die Griechen lebten , der Name des Alterthums. Derjenige Theil der Heilkunde daher, welcher sich nicht blofs auf Beobach- tungen des Ganges der Natur beschränkt , son- dern den Arzt zum tbaligen Handeln auffo- dert| hat in andern Zeiten ohnstreitig so man- che wichtige Bereicherung erhalten, dafs die Medizin der Alten mit der der neUern Zeiten^ keine Yergleichung auszuhalten , im Stande ist, ohne in unserm diesfalsigen Urtheiie zu dem Extreme mancher unbedingten Verächter der Alten überzugehen , und ihrer vorgefafs- teu Bleinung beizustimmen, als seyen die Be- obachtungen des Hippokrates weiter nichts, als •ine traurige Sammlung von Todtenlisten«

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Diese Hier gerSgte bedingungsIcMie Schätzmig des AUerihutns, worin (wie gesagt) auch so mancbe Aerzfe der spätem Zeiten, sich, -mit Verkennung der verschiedenen Natar des 6e-> genstandes, an diejenigen aDSchliefseo , wel* che die Alten rücksichllich ihrer poetischen . und sonstigen Kanstleistungen, vor AUeui (und vielleicht mit Recht), hervorheben» hat. aufser diesem wohl hauptsächlich darin seinen Grund, 1) weil ein inneres Gefühl uns unwidersteh- Ifch drängt, den Verdiensten der Alten -um die Wissenschaften, als erste BegründeiT) un- sere Verehrung darzubringen; überdiefs liegt etwas Gemüt hliches in dem Andenken der Vergangenheit, das wir so gerne zurückrufen, um d^rin einen Ersatz fiir das zu finden^ was uns die Gegenwart versagt; 2) weil es dem menschlichen Stolze schmeichelt, auch bei ge- ringern Anlagen sich hier mit dem gröfsten Talente gleichgestellt zu sehen, und überdiefs die Bekanntschaft mit dem Allertbume uns einen Anstrich von Gelehrsamkeit giebt, wor« unter so Mancher seine Unwissenheit in dem, was der menschliche Fleifs durch fortgesetzte Bemühungen hervorgebracht , glaubt verdek-^ ken zu können. Mau beobachte also hierin die gehörigen Gränzen, und studire das Alte mit der erforderlichen Umsicht und Unbefan- genheit, so wie das Neue mit unpartheiischem Trüfungsgeiste, so, dafs wir weder die wichti- gen Angaben der Alten verwerfen, noch die Entdeckungen der Neuern übersehen, oder sie gar ohne Prüfung verschmähen. ,,Denn die Wahrheit (sagt Baco) will nicht aus dem un- beständigen Glück irgend eines Zeilalters, son- ' dern aus dem ewigen und beständigen Lichte der Natur und der Erfahrung geschöpft seyn." }

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Als ein Twätes Hindernifs dieser Art be- trachfeQ wir eine zu grofse Vorliebe für gewisse , Autoren ^ und ein zu ängstliches Auf suchen des Platzes für unsere Beobachtungen im Systeme. So zweckwidrig, ja nachtheilig es für den an- gehenden Arzt ist, sich in dem Studium der Schriften der Aerzte, mit zu vielen zu be- ' schafligen , eb^n so sehr ist es zu tadeln, wenn •r einen oder andern Autor , fast ausschliefs« - lieh, -zu seiner Lieblingslectüro wählt, und sich überall in seinem Verfahren nach dessen . Vorschrifter^ zu richten sucht. In einer sol- eben Einseitigkeit befangen , welche nicht sei« tan auft seine ganze künftige praktische Laufbahn entscheidend einwirkt, und ihn von derf dem Arzte so sehr zu empfehlenden Ec(ectik, entfernt, verengen wir 'uns selbst den Raum zur Erweiterung unserer Einsich- ten, die erst aus einer umsichtigen Yerglei- chung und Prüfung der verschiedenen Ansich- ten hervorgeht, welche der Arzt mehr als je- der andere Forscher der Natur bedarf. Hier beobachte der junge Heilkünstier die goldene Mittelst rafse , d^'e, wie überall, auch hier, am sichersten zum Ziele führt. Da aber aus Man-r gel eigener hinreichender Urtheilsfähigkeit, bei seinen noch so sehr beschränkten praktischen Einsichten 9 der angehende Arzt fremder Lei- tung bedarf, so eignet sich für diese Absicht . nichts so sehr, als der Vortrag eines gründ- lich gebildeten Lehrers, wie er auf teutschea Universitäten, diesen herrlichen Instituten, be- eteht) mit klinischen Uehungen verbunden, wie mich eigene Erfahrung gelehrt hat. Nur ist hierbei durchaus erfoderiich ,' dafe ein sol- cher Lehrer der praktischen Medicin, durch vielseitige und hinreichend lange Uebung am.

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Kriink#nbette^ selbst ein erfabroer, von* aller , Syslemsucbt entfernter Arzt, und mit hervor- stehenden praktischen Talenten begabt sej, welches leider! häuGg der Fall nicht ist. ^£x- emplu ßunt odiosa. Diesen Leitfaden, von dem vorauszusehen ist, dafs er die Resultate der vorsiiglicbslen Beobachter-, durclr eigene Er- f?«hrungen de» Lehrers geprüft und geläufei^t, enthalte, folge daher der angehende HeiU künstler, viro r-r sich selbst überlassen ist, mit steter, sorgsamer Vergleichung- dessen, was ihm jetzt , eigene Beobachtungen und Erfab- nmgen am Krankenbette darbieten, wobei er gleich Anfangs ein mit aller Sorgfalt und Uo- hefangenheit zu entwerfendes Tagebuch, hatte, doch stets mit einer Art von Mifstrauen in seinen eigenen Einsichten, so lange diese nicht durch mehrere 'Erfahrungen bericbtigt ^ind, und achte dann, rücksichtlich seiner übrigen Lectüre^ auf das, was hierüber BaßKv io mehrerwähnter Schrift sagt : ^^Libri probatoFurh ^^auctorum et graviores JDoarinat^ sive hi fue- jjtint antiqui, sive recentes, non legendi so* „lummodo, äut relegendi, sed prae manibns ,,semper habendi, ut ita ingeniurn nostrum ve» ,yfuti Dova incude ad illorum recudatur inge- „nium« jiutorum minoris pntiiy vel per partes „tantummodo suspiciendi, vel prorsus perle-. ,,gendi, sed absque mulia temporis jactura, ,,aut longa in illis mora. Libri demum inßmae ^^notae^^ per aljorum vicariam operam legendi, ,fid< est, legenda duntaxat illorum compendia, ^,a Sociis Studiorum, vel amanuensibus nostris „conflata. Qua ratione magnam scientiarum, i^f'reiqne Jiterariäe notiliam habebimus, abs->^ „que multa (emporis et salütis jactura.*' '

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WeoD es, zur GruDdLige einer DiscipUn durchaus eriordarlich ist, dafs der junge Slu- dirende- sich gleich anfangs eine systematische Uebersicht derselben verschaiFe, um Ordnung in seine Begriffe zu bringen; so ist dies auch ein anerläfsliches Erfordernifs bei dem. Stu- ditfni der Medicin , sowohl iu ibren sämmtli- chen Zweigen^überhaupt, als auch insbeson- dere in dem eigentlichen praktischen Theiie derselben« Allein der jqnge Arzt Verfallt in einen grofsen und für die Erweiterung seiner Einsichten sehr nachtheiligen. Irrthum, wenn er dabei voraussagt, dafs der Gan^ und di^ Ordnung' dies Compendiums, auch allenthalben ^ die der Natur seien. Eine Wahrlieit, deren* sich der junge Arzt frühe und stets erinnern soll, um sich den* Weg zu iminer weiterer Forschung offen zu erhalten. Denn insgemein beschäftigt. den anfangenden Heilkünstler nichts so sehr, als jede Et^scheinii ng in der kranken Natur irgendwo dem Systeme anzureihen, und er glaubt Alles getban zu haben, wenn er dieselbe nur mit dem Namen zu bezeicbnen weifs, den ibm die Namenclatur des Systems -vorschreibt. Er gewöhne sich daher frühzei- tig, die Natur frei und entbunden von den engen- Fesseln des Buchstabens, zu beobach- ten, und ahme hierin die Alten nach, welche insgemein die Resultate, die aus ihrem Stu- dium der Natur hervorgingen, und die sie zu fernerem Gebrauche aufbewahren wollten , in ^phoiUmen^ d. h* in kurzen, zerstreu^ten, durch keine methodische Ordnung verketteten Sätzen, sammelten, wozu unter den alten Aerz- ten namentlich Hippuhrates die Belege lieferte, wodurch sie das für die Wissenschuft so schäd- liche Yoturtheil zu beseitigen suchten ^ als sei

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durch eine systematische ZusaimyieDStellang die Wissenschaft, nach allen Rücksichten, toIU endet I welches bei der Medizin um so weni- ger £a erwarten steht, als das System nur das Bild der Krankheit im Allgemeinen aufslellt^ ?Mrelches seine Nuancen durch so mancherlei Einflüsse erhält, wie sie aus der unendlich verschiedenen Natur der IndiTiduen , der. Jah- resconslitutionen , des Ortes u. 8. w. hienror- gehen. Der junge Arzt schreibe daher seine Beobachtungen und Erfahrungen gleich An« fangs mit Umgehung aller Systeme und ihrer' Sprache, \in einzelnen Sätzen^ ungezw.nngeu und mit der strengsten Unbefangenheit^ nie- der, sowohl was die Symptome der Krank- heit, als die Wirkung der versuchten Heil- mittel betrilTt, und vergleiche dieselben, nach- dem das ganze Bild der Krankheit, ihrem Gange und ihrer Entscheidung nach, auf diese Weise entworfen , vollendet da steht, mit den Beobachtungen anderer, wobei er zugleich aorgfältig die Lücken der Systeme bemerke^ welche so mancher hochgelehrte Gompendien- achretber durch einen Schwall von Worten und Terminologien auszufüllen bemüht ist, und so eine der Natur ganz fremde Arbeit liefert, von der es mit Recht heifsen kann: Sunt verba et . voces pratereuqu^ nihil. Wie sehr eine Sammlung von Beobachtungen auf diese Art dem Gedächtnisse aufbehalten^ und nach Erfordernifs , von Zeit zu Zeit, berich- tigt' dem Verfasser selbst zu Statten kommen iBüfs, darüber möge bei einem Jeden der Versuch entfclieiden. Ein drittes Hinderoifs dieser Art ist eine tU weit getriebene Vorliebt Jür ge- wisst /Irzndnüttd. Wenn man die 'jrofse Men- ge der Heilmittel in Belrachtung. zieht ^ deren.

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'Wirksamkeit in dea sich hierauf beziehenden Söhrifteoy oft mit mehr als marktschreierischer Arroganz und Zuverläfsigkeit, 9uspo9aunt Mrird,, so darf man sich allerdings nicht wundern, wenn die Verächter der Kunst und ihrer Prie- ster, der Aerzte, von PUnius bis auf unsern gutmiithigen J, J, Rousseau y' gerade diesen Paukt zu dem Torzüglichsten Gegenstände ih- res Spottes machten, und Letzterer be|im An- blick eines solchen Verzeichnisses, voll bitte- rer Laune ausrief: t,dafs es ihn wundere, wie noch ein Mensch krank werden, oder sterben könne.** Diesen^oiiSseaa'schehSarcasmus scbeint der junge Doctor, der eben die Hörsäle seiner Lehrer verlassen , nicht selten in vollem Ern«- ete zu nehmen , und begleitet von seiner Rüst- kammer, ans Krankenbett tretend, zieht er fmn gegen jedes, das Leben seiner ihm An- vertrauten bedrohende Uebel, vertranungsvo}! cu Felde, kämpft gegen dasselbe mit leichten und schweren Waffen , und nach allen Rich- tungen, und sieht, am Ende bestürzt und be- schämt, nichts erkämpft zu haben , sich in der traurigen Nolhwendigkeit , im Stillen den Rückzug antreten, und den $ieg seinem Fein- de überlassen zu müssen« Aber nicht dem Jungen, angehenden Arzte allein, auch den älteren # erfahrenen, begegnen leider! nicht selten solche niederbeugende, die Ausübung ''der Arzoeikunst so häufig verleidende Auf- tritte, und sind Ursache, dafs der aufmerk- samere Theil des Publikums, und selbst die Aerzte, wenn sie unbefangen und frei genug Ton niederem Interesse oder falscher Ruhm- sucht sind , mit demselben in die Klage über die grofse Ungewifsbeit der Heilkunde ein- stimmen , und am Ende ihres praktischen Le*

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benSi bekenneo, dafs sie alle nnoiit^e Knechte sind, dief des Rühmst den der verdien^tlose Charlatan sich- so seibstgeniigend zueignet, -^ in der That ermabgelo.

Solche Klage ist allerdings nicht unge- gründet. Die Ursache dieser Ungewifsheit ist tbeils absolut, f heils re/a/iV« Absolut^ insofern es eine groFse Anzahl Ton Kxankheilen gibt, die schlechterdings unheilbar, unid der Kunst unbegreiflich sind; relativ^ in jBoi'ern die heii^ baren selbst, nicht selten so schwer zu et^ kennen, und wenn sie erkannt sind ', der hei- lenden Kunst aus dem Grunde unerreichbar bleiben, weil der Arzt entweder das gtradt passernte Heilmittel verfehlt ^ oder die richtige JBe* Stimmung desselben, durch hinreichende Untere Scheidung der sich in ihren Eigenschaften gleich-', scheinenden Heilmittel, mit Rücksicht auf die NU'» tut des Individuums, verkennt j worüber S<chrei-4 ber dieses sich schon mit Mehreren an oben - erwähnter Stelle dieses Journals ausgespro- chen. Diese Scfawferigkeiten sind es .yorzäg- lich, die den Arzt, welcher im Anfange sei-« ner Praxis sich der Menge erfreut, im V(ei<- tern Fortschreiten derselben so häufig bestim- men, sich auf einige wenige geprüfte Arznei- mittel j zu beschränken, und zwar mit Recht, in sofern solche die Natur der Krankheit er- heischen; nur mufs dieser Vorzug, den sich' gewisse Arzneimittel durch ihre fast zuyejr« läfsige Wirkung in bestimmten Fällen erwör^ Jien haben, nicht so weit ausgedehnt werden, dafs der Arzt sich dadurch verleiten lae&e, sich den richtigen Gesichtspunkt selbst zu ver- rücken, indem er allenthalben die, .seinem I^bliogsmitlel entsprechende Krankheit zu

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sehen glaubt« So wie gewisse Frakliker iiber^ all UnreinigkeiteD der ersten Wege, als Krank-. Iieiisursache glauben vor sich zu haben ^ um ihre ausleerenden Mittel iu Anwendung brin-

. gen zu können, oder unterdrückte Hämorrhoi- den, um ihren PUuIis halsamkis Platz zu ver- schaffen^ obgleich nicht zu leugnen ist, dafs ' es wenige Krankhei(enr geben dürfte, wo ge- lind-ausleerende Mittel, im Anfange der Krank- heit gereicht, nicht an ihrem Platze wären^ um zuvörderst Stoffe wegzuschaffen, welche, wo nicht als Ursache der Krankheit, doch hSufig^ in Gefolge derselben erscheinen, wegen des grofsen Gonsens der Yerdauungsorgane mit dem ganzen übrigen Organismus, und auf diese Weise der Wirkung der gegen die Krank- heit directe anzuwendenden Mitfei, den yV%g zu bahnen« Eine durch die Erfahrung der besteh Praktiker bestätigte Wahrheit, die der junge Arzt nicht verkennen möge. Beson- ders soll in dieser Hinsicht der angehende Arzt, bei neu aufkommenden Mitteln, oder neuen Anwendungsarten bekannter, auf sei- oer Hut seyn , welche für dieses Alter so viel Anzügliches haben, so wie ich zeitber und zweifelsohne Andere mit mir , die Erfahrung gemacht, dafs, namentlich unsere jungen Amts- genossen , allenthalben syphilitische Reste zu entdecken glauben, um mit der DzondJ?%c\\en Methode, oder dem jetzt so gemifsbrauchten

, Decoctum Zitimanni u. dgU zu experimentiren. Auch ' dürfte diese Erinnerung gerade jetzt, aus dem Grunde wohl nicht zur Unzeit an unsere jungen Leser ergehen, da aus einer einseitigen theorelischeu Ansicht, die Aerzte einer gewissen Klasse, sich seit einigen Jah- ren so verschwenderisch den Blutentaiehungen Joam« LXVII.B.5.St. O

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hingeben, dafs bierdi;ir€h Tielleicht jlneV Scha« den aogerichtet wird , als vor einigen Deceo- nien durch den Mifsbranch der Excitantia. Wir schliefen mit der Bemerkung, dafs^ wenn es ledern Forseber der Natur zur Warnung dient, AUts für verdächtig zu haltttt^ was seinen Geist vorfugsmi&e anspricht und einnimmt ^ so soll Tor Allen der Heilkünstler solche nie bei seinem Handeln aus der Erinnerung yerlieren.

Ein viertes hieher gehöriges Hindernifs hat seiben Grund darip^ dafs die Menseben nicht sehen die Dinge vorzüglich im Verbällnisse zu ihnen selbst anseben^ wodurch der richtige Gesichtspunkt der Beobachtung nothwendig ▼errückt wird, wie dies bei den Aerzten der Fall ist , ^enn sie, wie es so häufig gescbieht^ das Geflibl des Bedürfnisses ihrer eigenen Na- tur auf den Kranken überzutragen sich yei:- leiteti lassen. Der Nacbthell, der hierdurch entsteht, ist um so grofser und geHihrlicher» als dies nicht nur auf die Bestimmung eina^el- ner besonderer Arzneien, sondern an^ das ganze ärztliche Verfahren, in therapeutischer sowohl als diätetischer Hinsicht, von dem ent- •phiedensten Einflüsse ist. Daher sagt Bagliv: j^Sic saepe medicus natura timidus et melan* ^icholicus t vel temperamento praeditus , ut ^ia)unt, frigido, et humido, ob naturalem sui ,ianimi habitum, abhorret a remediis spiri- „tuosiSi Tolatilibus, impetum facientibus, aliis- „qua potentioribus ; omniuraque morborum cu^ y^rationem aggreditur, per medicamenta hume- ,iCtantiay infrigidantia^ pacem huraoribus con- ^ciliantiai et reliqua minus activa. Contra, 9iqui te^mperamento fuerit calidus, biliosus, na- ^ftura impafiens, ferox etc. (und, setzen wir

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^ybiDKiiÜ spirftuosis dedi(us), «r- postliabitU y^omoibus refrigeraotibiis, ac lavioribus reme« p^diis, nihil libentius praescribet, quam voln« iftilia, apiriiaosa, alcalia, aromalica, ferrunii yiignem, Teticantiai purgantia vehementiora, 9,et aiinilia naximi impetus et acüvilatis. Et ^ySicuti pro antedicta oaturali inclinatione hia ,yprae aliis remediorum generibus delectantur^ yyita pariterhis prae aliis medicinae dogmalibu«, y,ac praaceplis. ]£t per eaodem interdum de ,y seien tiis judicant ac decernunt. Qucmobrem f^nUi ütttnta meditatione inclinationi Uli obviam ^^ire satagerim, et internos umperamenti motuM ^^recta ratione dingere noverint^ pratfatU clmqut f^errotibttt obnoxii ßrunt quam maxime.^^ -— tJnd doch ist dies schwerer als mancher Un^* ^ erfatiroe -vielleicht glauben mag. Denn fast unvermerkt mischt sich unsere eigeiM Nei« gang, auch bei der gröfsten Aufmerksamkeit auf uns selbst, mehr oder weniger in die Vorschriften ein, die wir Andern zur BefoU gang erlheilen, wie dies jeder Arzt gestehen mufs, der sich hierin selbst unpartheiisch be- obachtet hat. Der angehende Heilkünstler be- schäftige sich daher gleich anfangs mit einem unausgesetzten Studium der individuellen Na- turen seiner Kranken , sowohl in psychißcher als physischer Hinsicht, um sich eine phy- siognomonische Fertigkeit zu erwerben, die freilich nur als die Frucht einer langen und unbefangenen Beobachtung angesehen werden kann, und suche die IVatur seiner Arzneien der jedesmaligen besondern Natur seines Kran- ken , mit Vei-gessung seiner eigenen Indiyi- dualität, möglichst anzupassen. So geübt seine Kunst, mufs er, gehört er anders zu den glücklichen Söhnen der Natur, die ihrer dies^

D 2

falsi^en Gaben nicht ermangeln, I gcceicbnete Stelle ia der Beibe i genossen einnehmen.

Bevor !cb diesen A'ufsatz _ ich nicht amhin, noch folgende Bei hinzuzufügen. Bei der grorsen Un| worin sich unsere Kunst befindet, i Manchem die Ausübung derselben Si verleidet, fiihlt sich der junge Mai nen innnQichfatligen Besthäftigunge allen Zweigen der JV^lurkunde, n von einen oder dem andern vorsii" zogen, dem er sich bald, mit Ve gung aller andern, ausschliersÜch er ihm jede Ersparung der Zeit opfert, einen Ersatz lür das zu finde:), we der Ausübung seioer Kunst mangel lieh Gewifsheit des Erfolg», wie es dieses in den ftüliern Jahren seil selbst erging, wuer anfing sich fast'l lieh dem Studium der Chemie «g Allein nichts ist nachtheiliger für d düng des jungen HeUkünslIers, als i Mangel an Ausdauer, und ein so f Zariickzieben auf einen einzelnen . Naturkunde, da der Arzt in keinem * liog seyn , aber alle mit vorzüglich auf die Ausübung und Cultivirung seil unausgesetzt studiren soll. Eine s schränkung auf ein einzelnes Fach kleinlich in unsern Ansichten des G Natur, in der wir geneigt sind.

die Erscheinungen der Pri]

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: Zeit des Entstehens der antif emie \on den eifrigen Anbämi

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beo geschah, wo das OxygQn'alleotbalbeii seine Rolle zu spielen angewiesen wurde. Von ei- ner solchen Einseitigkeit hat der Arzt sich mehr als jader andere Forscher der Natur , zu yerwahren, da ihm die ganze Pfatur za Ge- bote stehen mufs , und wäre es möglich ^ dalÜ derselbe mii seinem Wissen diese ganz mn« fassea konntei so müfste ein solcher, bei ubii« geos gleichen praktischen Talenten t den er- steh Mang unter seinen Kunst^genossen einneh- men. Auch waren von jeher die gröfsten und ^glücklichsten Aerzte, die vielseitigst Gebilde- ten, die derjenige nicht yerkennen wiM, der mit der "Geschichte unserer Kunst in dieser Hinsicht vertraut ist.

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IV, Card

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der Form von Chorea

Vom

Dr- Job. Roeser

Jlcb glau1)e folgendeo Fall zur öSenl kanotmacbuog jifliclitgemafa aus meii buch ausheben zu müssea, je mahr SO hauGg symjilumatische Krankheit entweder als solche blofs durch Wuri fitandeo, und daniEich behandelt , üde empirischen aad äorserst vrirksaine schlendrianartig bek.auij)ft \cerdea welchem Verlahrea ich mich vielieic liegendem Falle ebenso Tvürda habi fsen lassen , wenn mich nicht Ar l'atientin, und die durch diese lu slaudeneBedaclitlichlieil wegeu Besir Kosten und dadurcli veranlafst« Zö{ den Vorwurf des Gewissens Uewai der offenbare Vetkürzer eines Men^t gewesen zu Heyn 1 MÜge folgender wieder ein Spurn i'ür Aerzle seyn , i Ursache uachzuspür^ , und &icli niu

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zem AoaforscbeD des KraDkeo » namentlich in Nerreokraiikheiieoy «iner empirischen Befaand- lang hiqzugehen.

Uas DeuDJährige^, schlank und zart ge- baute Mädchen der Jedigen Menzert vom Klopf- hof, wurde nach Aussage der Mutter am 2öten November vorigen Jahi'es ohne alle Veranlas- sung in der Schule mit einem kaum zu stil- lenden und mehrere Stunden dauernden Na* senblulen befnlien, welches bis zur Ohnmacht anhielt und darauf nachliefs. Sie soll früher nie am Kasenblulen gelitten, noch sonst krank gewesen seyn. Dieses Nasenbluten kehrte ia den kommenden zwei Tagen, jedoch unbedeu- tend wieder; wonach sich das Kind mehrere Tage, sein blasses Aussehen und seine kla- gende Mattigkeit ausgenommen, wohl und mun- ter befand.

Am Iten December will die Mutter des Mädchens ein Zucken und «nwillkührliches Bewegen der Glieder bemerkt haben. Dieses Zucken nahm tagtäglich der Art zu, dafs e9 sich allmählig bis den 7ten schon in völliges Unvermögen zu gehen, ja selbst zu stehen verwandelt hatte. Jetzt ersuchte man mich, die Kranke zu besuchen, r— Beim ersten An- blick des Mädchens war meine Diagnose des Veitstanzes ins Reine gesetzt , die ich zufällig während meiner praktischen Laufbahn schon so häufig zu beobachtjsn, und immer mit Er- folg zu behandeln hatte, und von dem ich auch mit Dr. Jeffreys sagen kann , ^jdafs jener, welcher die Sonderbarkeiten der Gesticnlatio- nen bei dieser Krankheit einmal gesehen hat, diese nicht mehr so leicht vergessen wird.** Das Umherwerien und Verdrehen der Gliederi,

des Kopfes, der slupid^ Blick,J «od uur dmch UmschweifuDL reichen der -von mir verlangten Hfl ten mich in dieser Diagnose ojcli Icli schrill nun zur weilern ursäcli ttrsuchuDg des M>r mir Iialiendeii also Bchon mit einem Namen Uezeic Iiels, ond Iiuile den bemerkten en Verlust; koiuifa aber niclils weil sehen. Vehrigeos liatle ich fiir m rie genug: denn durch den grors« lust, und dorch die Dtpnieiisirnn InfssysCems mufsle der eulgt^^engei tor; das Keivensyslem , nolhw^ndi wiegeqde und iinregelmfirsige Tlinii, men , und sich schnell, zudem bei d ten Lebensweise und dem zarten dieses Mädchens, die Chorea zu ein Grad Ausbilden, iu welchem icb. Mädchen f»nd.

IhrjelzIgerZustanil war bei ni gehung iolj'-nder; Auf die von stellten Fr^i^^en anlvvorlete sie ini ctjer Sprnrhe, nls vreun sie gleiebs: oder üiierhaujjt der Bewegung nicht Herr sey. Der Kopl w sogenannten groTsen VeilstaoE len geworren und verdreht. I kein waren in steten Zucknngi ihr elvyas zu eseen dar, da st« pcf(( hüben i.i>!le , nach welrhe Schweifungen gritT*, und es ebei Munde führte und hastig ars. Si»!

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nach I

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gungen greifen ; un'l kaum hie lange, um den Tuls lülen i

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ohar ettFas bescbleunigt und klein vrar. Dafs er^ Harte gehabt bätte, ßel mir oicbt auf. Der Blick war, wie scboD bemerkt, stier and dämm. ScbDell'fuhreo die Beine cooyalsivisch gegen den Leib und wieder abwärts; warfen . sich bald dahin bald dorthin f welches eben-^ falls' die Arme ohne. Unterbrechung thaten. Ich wollte den Versuch des Gehens majchea lassen, allein bei den ersten Schritten schleu- derte es die Beine unordentlich umher und auf einmal fuhren sie gegen den Unterleib bioaqf, der Kopf zog sich nach hinten und der Räckgrath krümmte sich nach vorne ^ so dafs sich die Länge des schlanken Kindes plStslich auf mehr als die Hälfte reducirte. jBben so schnell streckte sich aber auch wie- jder der ganze Korper, so dala ich diese, frü- her freilich niemals bei einetn an Veitstanz leidenden Kranken beobachteten Manövers am besten mit einem zum Spiele für Kinder Ter- fertigten Hanswurst vergleichen kann, den man, um all seine Glieder plötzlich in zusam» menziehende Bewegung zu bringen ^ an einen Faden ziebt. Wegen diesen Bewegungen konnte sie kaum einige Minuten stehen. Das Kind 'schwitzte^ hatte gehörig OelTnung, und zeigte mir auf mein Verlangen mit einer gewissen Hastigkeit die etwas belegte Zunge, und streckte dieselbe ohne zu zittern weit heraus. Auf meine an das blafs aussehende Mädchen ge- stellte Frage: was? und ob ihr was weh thue» antwortete sie lallend und undeutlich wieder mit einer gewissen Rasch heit : mein Kopf^ mein Herz (wie sie sich selbst ausdrückte) und meine Glieder, Durst klagte sie keinen, und ver«- langte auch kein Essen , welches sie aber dar« gereicht gierig verschlang. - Voki der Vntß

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hSrte {ob, dab d[«8 KfbJ wegen der dirNachl ülier meUt fortdaorenden unwilikührlicben Be- wegungen eller Glieder und des Körpers we- nig schlafe; in Schlaf yerfalien Jedoch Juhig daliege.

Indem ich über eine Quelle , die zur Hei- lung dieses häufig langwierigen Uebels nölhi« gen Arzneien zu bestreiten nachdachte » wel- ches die Arinuth der Mutter nicht zuliefs, be- stellte ich letztere auf den andern Tag in meine Wohnung , und rietli einstweilen Sina- pismen auf die Waden und in, die Herzgrube, wegen der vom Kinde geklagten und TieHeicht rheumatischen Schmerzen^ an. Da die Mütter picht zu mir kam, wie verabredet, so besuchte ich das Kind' am 9len December wieder 9 wo ich den Zustand als noch ganz denselben fand. Die Stellen der Sinapismen auf den Waden sahen jiehr röth aus. In der Herzgrube hat- ten sich selbst Blasien erzeugt. Sie sagte mir: dafs sie auf dem Herzen keine Schmerzen mehr hßbe, dagegen dieselben noch immer in den Gliedern $püre. Die convulsivischen Bewe-. gungen hatten verflossene Macht unausgesetzt in einem solchen Grad ang'ehalten, dafs man auf steter Hut seja mufsie^ dafs sie nicht da- durch zum Bett herausgeworfen würde» Der Schlaf war dadurch also gänzlich geraubt, und nur hie und da fiel das Kind in einen kurz^ dauernden Schlummer. Der Tuls gin( noch immer etwas beschleunigt und klein» Der schon. Tags vorher aufgefangene Urin, den mir die Mutter bringen wollte | machte einen starken röthlichen Bodensatz, und sah oben über hellgelb aus; und aufrichtig zu sa- gen, machte mich dieses einzige Symptom

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in . d«r ließ eines reibeo vor mir ha^eiideo NerreoleideiiB schwaokend. Den gelbliche.n Zongeobeleg, diesen rÖthlichen .SQts im Urioi aod die beschleanigung des Pulses , so wie die herrschende Krankheitscooslitution zusa^i* meii nehmen d I und ylelleicht auch durch Rou« tine geleitet I ergriff ich den von Dr. /famt/« tofi, Dr. Parr und andere in der Chorea au-< gerathenen abführenden Heitplan; und es reuet mich« dafs ich mich hieir in diesen Fall selbst picht zu Sydetiham^s Behandlung der Chorea durch Aderlässe und Abführen verleiU>o liefs^ und verordnete einige Unzen Sal amarum in einem Infusum Valerianae { worauf- auch etwas Abweichen erfolgte.

Des andern Morgens, am lOten, horte ich^ dafs die verflossene Nacht sehr unruhig gewesen sey; Patientin nicht eine Minute ge-. schlafen habe, die Glieder sich der Art um- her geworfen hätten , dafs die Mutter wegen den erhaltenden Schlägen und Stöfsen nicht habe bei ihr liegen können, und wenn man sie nicht recht bewacht hätte, öfters aus dem Bett herausgefallen wäre. Jetzt fand ich sie aber schlummernd, beim Erwecken mit star- rem Blick, das Zucken der Glieder war we- «niger, allein ihre Hinfälligkeit auffallender, und als ein böses Zeichen, das in mir den Argwohn einer andern vor mir habenden Krankheit, als Chorea,, bestätigte, war mir die sehr beschleunigte Respiration mit hefti- gem Bewegen der Kaseuflügel in Verbindung mit schwärzlichem Aussehen der Nasenlöcher. Welchem gemäfs ich eine ungünstige Prognose fällte. Das Kind hörte hart, verstand ühri'- gens laut gesprochen leicht^ konnte aber nicbl

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sprechen, wiewohl es mir auf ineio Verlau^ gen schnell und ohne nur im Geringsten zu zittern die Zunge weit bervorstreckte , welche aber schnell und unwillkührlich wieder zurück fubr. Diese war feucht, in der Jlitte stär- , kef gelb belegt, an den Rändern ^roth. Der Durst war yerflossene Nacbt stark; kein S9hweifs mehr Vorhanden ; der Urin roth und hell. IcK verordnete Mlixir acidum in Zuckerwas- ser in starker Dosis zum Getränk; erfuhr aber Abends schon den um 3 Uhr Nachmit- tags erfolgten Tod.

Bei der, 17 Stunden nach dem Tode vor- genommenen Oeffnung faqd ich folgendes:

Die vom Schädel abgelöste GaJea aponeu- rotica zeigte einige Sugillationen , namentlich rechter Seile, welche yermuthlich Folgen des durch die Krämpfe bewirkten Umherwerfena des Kopfes wajren« Die Dura mater war an^ fsetgewohnlich stark mit strotzenden Blutge- fäEsen durchzogen. Zwischen dei Pia mater und Arachnoidea befand sich etwas triibliche Flüssigkeit , welche der Gehirnoberfläche das Ansehen gab, als sei sie mit einet düonea Schicht Gallerte bedeckt. Die Uirnrentrikela enthielten etwas mehr Wasser als normal; der Plexus chorioideus war blafsroth. Aus dem Rückenmarkskanal kam etwas W^ss^r; und die Medulla oblongata war in ein starkes Ge- iäfsnetz eingehüllt; die Substanz des Gehirns weicher; die übrigen Gehirn theile regelmäfsig beschaffen.

' Bei EroiTnung der Brusthöhle fiel mir zu- erst der schwarze ausgedehnte Herzbeutel auf, d^sen Eröffnung ich, bis die Lungen unter-

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sucht seyeiii aufschob. Auf diesen befanden sieb in beiden Brusthöblerf , fleischartig^e, Zoll grofse, hantige .und wohl schon länger existi'*- rende Exudationen ; über diese , so wie ül^er den grolsten, und namentlich vordem Theil der Lungen, eine andere gailerlartige, blutige, Linien dicke exudirle Substanz, welche um dta Herzbeutel herum dicker und häufiger war^ und mit denselben ringsherum eine ganz neue Verwachsung bewirkte. Letztere mehr gallertartige und etwas blutige Exfidation war TOD jenen fleisj^h artigen häutigen Stellen sehr- unterscheidbar , und deutlich erst in letzter Krankheit gebildet. Das Mediastinum anrerius war gWifstentheils voll dieser letztern Exuda- tion* Die Substanz der Lungen selbst war gesund und schien nicht entzündet ^ denn wenn sie gleich -vorzüglich nach hinten sehr dun- kelroth und mit Blut überfüllt war» wahr« scheinliche Folge des Todes und des Liegens auf dem Rücken, so halte sie doch noch voll« koinmen das schwammige und knisternde An- fühlen. In beiden Brusthöhlen waren einige Unzen blutiges Wasser. Der gröfste Theil des Herzbeutels lag auf rechter Seite der Brust, sah ganz schwarz aus, und war hier, wie rings- umher, wie schon bemerkt , mit der umge- ' benden Lunge verwachsen. GeöiFnet flössen aus demselben 4 bis 5 Unzen mit Wasser ver- mischtem Blutes. Seine Substanz und seine innere' Oberfläche war auf der ganzen rechten Hälfte schwarz, und auf dieser iunern Ober- fläche befand sich selbst eineTiinien dicke, wie ' aus schwarzem geronnenem Blut bestehende adhärirende Exudation ; jedoch war der Herz- beutel hier nicht leicht zerreifsbar. Eine sol- che, aber kleinere, schwarz -blutige Exudai«

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Wenn efcb gleich bei näherer Betracht aog des im ersten Anblick sich als Chorea Si. Viä darttellendeii Leidens einiges Torfindet, ^h% letzterer Krankheit gewöhnlich iiicht gemein ist; wie Zk B. das so schnell entstandene Un- Termogep zu Gehen; die die Nacht hindurch fortdauernden und den Schlaf ganz raubenden Bewegungen (welche Zufälle jedoch auch bei gewöhnlicher Chorea yorkommen können und beobachtet wurden) > wiewohl das Kind die ersten Tage etwas schlief und im Schlaf fiiihe hatte u. dgL Allein die eine Definition der Chorea bedingenden Momente: zitternde und sockende Bewegungen des Gefühls, der B^ine und Arme, besonders wenn sie der Willkühr unterworfen werden sollen , welche, wie sich Mason Good ausdrückt: das Ansehen von ei- nem Hanswurst geben ; waren hier alle zuge- gen. Der schnelle Tuls^ wird als Folge der eteten Bewegungen und Unruhe häufig be- merkt. Gastrische Erscheinungen sind bekannt-^ lieh häuGge Begleiter der Chorea. Würde man auch einige Abweichung in der Form dieser Krämpfe von den bei Chorea gewöhn- lichen auffinden wollen , wie wenig würde man in dieser Auffindung durch die unter den Yerschiedensfen Gestaltungen der Krämpfe be- schriebenen Choreae unterstützt werden ? Der Angabe des Kindes, dafs sie auf dem Herzen Schmerzen hatte, welcher sich auf ein Sinapism yerlor, lag Wahrheit zum Grunde. Das heftige Nasenbluten war vermuthlich schon Folge des beginnenden Herzleidens, und der sich zur Herzentzündung gesellende Veitstanz durch den Blutverlust oder durch die mit Herz- entzündung verbundene Bangigkeit erweckt worden ] wirkte aber aU spristisches Leiden

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der äulsern Tbeile wieder oacbtbeilig auf die Herzen tzünduifg zurück. Uebrigent soll sie nach Aussage (der Mutter niemals an fler Brust gelitten habed , wiewohl sie sich nach Aus- sage des Bruders vor einem Jahr einmal kurze Zeit über Stechen auf der Brust beklagt hatte. In ihrem blühenden, zarten Aussehen, denn sie hatte stets schone rothe Wangen auf sehr weifser Haut, war nichts zu erkennen, das auf ein OiTenseyn des Foramen opak hatte schliefsen lassen. Diese Oeffnung war übri- gens at]ch durch das genaue Anliegeu der Klappe so geiiau geschlossen , dafs ich nicht glaube, dafs eine merkliche Vermischung des venösen Blutes mit,* dem arteriösen Statt fand. Wenn gleich diese noch nicht geschehene Verwach- sung dieses Foramens die zu dieser Herzkrank- heit prädisponirende Ursache mochte gewesen seyn , dafs sich zj B. ein rheumatischer StoiF auf dasselbe warf, und in jenem Orgaii eino heilige Entzündung hervorrief, deren Folgen die Kranke unterlag. Genug!' det Zweck meines Schreibens ist getreue Darlegung des Factums.

V.

-r- 65

. I

. V.

Mediciaische Anwendang

des

mineralischen Magnetismus,

Von

Dt. Becker,

in Mühlhau^en. .

CAussug aiu 'einer n'ächstens erscheinenden $ch]^i|it über diesen Gegenstand),

(Vorgelesen in 3er medicinitcben Section der 6e» •ellsohaft teutsclier Naturforseher und Aerste

zu Berlin),

•L/er MagDet bringt in gesunden Theilen viel- leicht gar keine Empfindung hervor, denn die Wärme, die man im Auge oder im Ohre be- uerkt, wenn man einen starken Magnet da- Tor hält, kann auch auf Täuschung beruhen; eben so ist es yielleicht auch nur scheinbar, dafs der scharfe, brennende, pfeiTerartige Ge« schmack, den man empfindet, wenn man die Tole einige Minuten lang mit der Zungenspitze berührt^ stärker wie an un magnetischem Ei- Ben und an beiden ToIen Terschieden ist. An« Joum,LXVlI.B 5.St. E

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ders ist es aber in kranken Theilen. Sehr oft geben ^ die Kranken im Anfange gar keine Empfindung an , dies kömmt , aber mehr von 'Mangel an Aufmerksamkeit auf sich selbst her; denn häufig haben sie in der Folge ein oder das andere Gefühl. Beim blofsen Streichen empfinden sie sehr selten etwas, aber wohl, wenn der Magnet längere Zeit an einer Stelle angehalten wird.

Die Empfibdungen , die meine Ejranken bemerkten, waren:

1. Kälte. Dies rShrt wahrscheinlich von der Kälte des Stahls her; denn ich Jiabe es nie beobachtet, wenn der Magnet erwärmt war.

% Wärme. Dies ist am häufigsten, be- sonders in den Obren, und steigt oft bis zum

lästigen Brennen.

>

3. Ziehen , yom gelindesten Grade, wo es ein angenehmes Gefühl fst, bis zu dem sUir- kern, wo es fast schmerzhaft wird, wie yon einem SchrBpfkopfe.

4. Ein unbestimmtes Gefühl, was im Ohre \ ^Ton manchen ein Arbeiten, Toben genannt

, wird.

5. Klopfen. Sfan ist anfangs yersucht« es ffir den Fulsschlag kleiner Arterien zii halten, . aber es folgt so rasch auf einander , dafs man es niicht damit verwechseln kann. Etwas Aebn« < liches ist wohl das Glucksen , was zuweilen engegeben wird.

,6. Wirklicher Schmerz, schneidend oder stechen^. Dies ist äufserst sellidn.

7. Betäubung, Taubheit, Gefühllosigkeit in dem magnetisirten Theile. AueH dies habe

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ich selten, beobachtet ^ und nur danny wenn wegen der Heftigkeit der Schmerzen der Mag* net sehr lange an eine Stelle gehalten wurde.

Alle diese Empfindungen, bis auf die letiBte, baben das Eigentbümliche , dafs sisc. gens scbwacb anfangen, allmähllg suiiebmen, dann wieder nacblassen uhd zuletzt gai^z Ter- schwinden, Weon der Magoet nicht von der Stelle gerückt wird; nimmt man ihn während der Zeit weg , ^ so verschwinden sie im An« genblick. Sie zeigen sich nicht an allen Siel« len, sondern in der Regel sind es nur wenige, oft ngr eine einzige, und, zwar nicht immer, aber* häufig da , wo der Schmerz sitzt Diese Stellen bleiben auch nicht dieselben, sondern wechseln. Ich möchte daraus schliefseii, dafs diese Empfindungen nur dann entstehen , wenn der magnetische Strom gerade die am mei- sten leidenden Nerven triffl.

Die Schmerzen der Krankheit verschwin-' den während dem Magnetisiren häufig ohne weitere Folgen > manchmal aber ziehen sie nach einer andern Stelle, wo vielleicht vor- her gar nichts empfunden wurde ; hält man den Magnet nur hier an , so gehen sie zuweilen wieder an ihre erste Stelle, und wechseln so mehrmals, ehe sie ganz vorschwinden. Zu- weilen bleiben sie sich bei der Anwendung des einen Pols ganz gleich, oder -werden selbst schlimmer > und lassen wieder schnell nach| wenn man den andern Fol anwendet.

Die hufeisenförmigen Magnete sind die kräftigsten. Die einfachen lassen sich nach Yerhältnifs ihrer Grofse und Schwere, der Güte des Stahls und seiner gelungenen Hä|w

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~ G8 -

iuog. zuiii,..i0.--«l5facheo .ihres Gewidi^s an Kraft briogeo. Mit solchen kann man gerin- gere Uebel oft schon allein lieben ^ und die Leichtigkeit, sie zu handhaben , empfiehlt ihre Anwendung bei Zahnweh, Augenschwäche, Öhrenbrausen s. w.

Eine gröfsere Stärke haben dreifache, und da sie noch nicht zu ,schwer ausfallen, so kann, man sie ohne grofse Unbequemlichkeit bei sich tragen. Sie passen da , wo die einfachen zu schwach sind, und eignen sich ganz besonders zur Anwendung bei GehÖrkrankheiteH.

Die fünffachen sind die Haupt - Instru-' mente i>nd durchaus unentbehrlich, wenn nido ▼on magnetischer Behandlung Erfolg sehen will. Der stärkste^ den ich habe, wiegt ohngefabr acht FfuQd; schwere möchte es zu lästig zu halten seyn, und deswegen finde ich es nicht zweckmäfsig, noch zwei Bogen mehr aufzu- legen. Von solchen grofsen Magneten haben die Kr<)nken am frühesten «Empfindungen, und Erleichterung.

Die Kraft des Magnets ist keine bestän- dige; er ist am stärksten, wenn er eben mäg- netisirt ist, mit jeder^^ Anwendung wird er schwächer, und also auch unwirksamer. In einem Falle, wo ich ilin erwärmt täglich zweimal brauchte, mufste ich ihn *alle acht Tage wieder verstärken. Daraus folgt, dafs jeder, der magnetische Kuren unlernebmen will, es auch verstehen mufs , Magnete zu Drachen. Die Vernachläfsigung oder Nicht- kenntnifs dieses Erfahrungssafzes hat die gröfste Schuld, dafs solche Kuren fehlschlagen.

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' Bei Tieleb* Kranken wirkt der Eindrack der Kälte oathlheilig , besonders wenn* 'sie Thaila trifTi, die immer bedeckt gehalten wer- dai), in solchen F<ällen mufs inan den Magnet erwärmen. Ehe ich diese Vorsicht befolgte, habe ich oft nach der augenblicklichen Liin« dernng. die . Schmerzen desto iiefdger zurück» kehren seljen; ich frage deswegen immer, o)>. der Stahl nicht zu kalt ist. Durch dies Er« W^rpien verliert der Olagnet freilich aber ypii seiner Kraft, iodefs kann man sie ihm ja wieder geben . ,

^enn unter dem Magnet eine Empfin- dang entsteht, so halte ich ihn an dieser Stelle sa lange fest, bis sie ganz nachgelassen hat. Dies dauert manchmal iünf Minuten. Ge- wohnlich mache ich, wo die Gestalt der Theile 68 erlaubt, erst einige Striche yon oben nach unten, oder von innen nach aufseni, dann lasse ich mir' den Hauptsitz des Schmerzes zeigen, und halte den einen Fol hier an. '■ Zieht sich der Schmerz wo anders hin , so ▼erfolge ich ihn auf dieselbe Weise, indem ich abwechselnd wieder streiche. Ueberhaupt jnufs man es sich zur Kegel machen, solange jiaszuhalten , bis der Schmerz gewichen, oder doch vermindert ist. Das kann manchmal eine Viertelstunde dauern, dalür fühlt man sich aber auch durch das eigene und des Kran<« ken Vertrauen zu dem Blittel belohnt.

Zuweilen setze ich beide Pole des Mag- nets auf, und bringe einen andern gegenüber, so dafs die freundschaftlichen Pole sich ent- gegenstehen. Auf diese Wei^e durchdringt ein viel släikerer magnetischer Strom den

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kranken Theil, und ich habe wiederholt ge- sehen» dafs dies eine bessere Wirkung hat.

In der Regel lasse ich den Kranken sich mit dem leidenden Tbeile nach Norden rich- ten, und wende den Südpol an; efrfolgt keine Aenderung oder selbst Verschlimmerung, so nehme ich dann den Nordpol. Daraus darf man aber noch nicht schliefsen^ dafs dieser gerade der rechte Pol für den Kranken sej, denn am folgenden Tage ist es manchmal um- gekehrt.

Ich glaube aus meinen Beobachtungen vor- läufig folgende Schlüsse ziehen zu dürfen:

4. Der Magnetismus ist ein äufserst wirk-» samids Mittel bei rein nervösen Schmerzen, besonders wenn sie schon längere ,Zeit ge- dauert haben.

2. Er hilft nicht und schadet vielmehr, wenn Entzündung oder sonstige Aufregung des GefSfssjstems damit verbunden ist.

3. Er ist unsicher bei ganz frischen Krank- heiten, weil dabei so leicht maskirte Fieber- bewegungen vorkommen.

Von 13 genauer beobachteten und he* schriebenen Fällen will ich folgende zwei mit- theilen.

Cephalaea hysterica.

Eine übrigens gesunde Frau von 45 Jah- ren I hat schon in ihrer Jugend häufig an pe- riodischen Kopf web gelitten, was mit der Zeit immer Schlimmer geworden ist. Seit vielen Jahren bekommt sie es regelmäfsig alle vier Wochen, entweder einen Tag vor oder nach

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dar 'MentiruatioD. Zwei Nächte vorher achläft sie tchleqht , daDn bekSinmt sie beim Erwa- chen ÜebiBlkeity und Dun fängt das Kopfweh a|i mit Druck und Klopfeo in der Stirn und auf dem Scheitel. Häufig komnit es dabei «am Erbrechen I aber ohne Erleichterung. Sie ist dann sehr empfindlich gegen Licht und Geräusch, und alles um sie herum mufs still und dunkel sejn. In diesen Schmerzen liegt sie den ganzen Tag, nachher wird es wieder "gut, aber 4 5 Tage lang fühlte sie sich matt und erschöpft. la der langen Reihe von Jah- ren sind von verschiedenen Aerzten allerlei Kuren versucht worden, aber nichts hat ge- holfen. Sie hatte von einigen Magnetkuren gehört, und bat mich, auch bei ihr einen Ver- sach damit zu machen.

Am 24ste0 Mai d. J. liefs sie mich gegen Mittag rufen. Die Schmerzen hatten auf die beschriebene Art schon den ganzen Morgen gedauert 9 und es war auch bereits Erbrechen da gewesen. Ich hielt den Magnet an die schmerzenden Stellen und strich abwechselnd, bis sie nichts mehr fühlte. Bald darauf war sie eingeschlafen , und als ich sie nach einer Stunde wieder besuchte , war sie munter und wohl.

Mach 4 Wochen stellten sich die Schmer- zen von neuem ein, aber so unbedeutend, dafs sie mir nichts sagen liefs. Nach 14 Ta- gen bekam sie wieder Kopfweh, aber nicht ganz von derselbep Art. Sie hatte sich 2 Tage zuTor sehr erhitzt, und dabei wahrscheinlich erkältet. Dia Schmerzen hatten schon den ganzen vorigen Tag gedauert, und es waren so deutliche Zeichen von Gastricismus vor-

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Iiaooe^, däfs kh ein Brechmittel Verschrieb« Weil ind^ßt der Magnet einmal da war, and die Schmerzen m'it der frühem Aehnlichkeit hatten, so mägnetisirte ich sie; Die Schiner- tei. liefsen zwar für den Augenblick näch^ kämen aber bald wieder, und ich glaubte uiöht, dafs der Magnetismus hier von Notz^n slijn würde. Allein als nach § Stunde die Arznei gebracht wurde, waren sie wirklich ganz Terschwnnden , und sie nahm sie nur in d'et guten Bfeinung, dafs einmal Brechen ihr gUr nicht schaden könne.

Jih€umäti$m.us humeri fixus.

Ein robuster y vollbliitiger junger Menscb hatte seit 6 Wochen rheumatische Schmerzen im rechten Schultergelenk, die sich mit abnehmen« der Slärke bis in den. Oberarm verbreiteten. Sie. waren des Morgens am heftigsten, ver- minderten sich den Tag über durch Arbeit, nahmen gegen die Nacht wieder zu , und hin- dexten oft am Schlafe, wenigstens muffte er den .Arm danach legen. Ich mägnetisirte ihn Uüler, Streichen und Anhalten etwa 5 Minu- ten lang. Die Schmerzen gingen völlig weg, kamen erst gegen Abend geroäfsigt wieder, und in der Nacht konnte er den Arm legen, wie'dr vroUte. Am andern Morgen waren sie wieder eben so stark, verschwanden aber nach dem^ Magnetisiren , und blieben den gan* zen Tag 'und die folgende Nacht weg« Am dritten ' M6)rgen die alten Schmerzen, und da ich ihn 9ichjt magnetisiren konnte , so dauer- ten sie ohne Unterbrechung den ganzen Tag. Am vierten Morgen dieselben Schmerzen; sie verloren sich aber unter dem Magnete, und

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blieben zwei TonenTage weg. IVacli dieser 2m\ stellten sie sich aber wieder ein, und worden nach und nach so heftig, dafs er nach 6 Tagen wieder zu mir kam« Jetzt dauertie es langer, ehe der Magnet ihrer Herr wurde, doch wichen sie abermals, und nachdem die Operation in den nächsteü Tagen wiederholt worden war, blieben sie ganz aus»

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MHMM-MMMlVttMHMaaalat

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'

I

VI.

lieber die Anwendung

V des

Stechapfels in der Geistes» ' Zerrüttung

Terichi^den^n andern Krankheiten«

Von

Dr. F. A m e 1 u n g^

HospitiltTsfr zu Hofheim bei' Darmsudt« ,

l-^er Stechapfel ist eines unserer kräftigsten und wirksamsten Heilmittel, und nimmt an- ter der Klasse der Narcotica einen bedeaten*- den Rang ein. Er scheint einerseits dem Opinm als Stupefaciens , anderntheils vermöge seiner die Thatigkeit des Gefäfssystems herab- stimmenden Wirkung der Digitalis am nach* tten zu stehen, behauptet aber von der Wir- kung beider verschiedene Eigenthiimlichkeiten, die ihm in manchen Krankheiten einen beson- deren Werth geben. Ich habe Gelegenheit ge- habt, dieses Heilmittel in der (jeisteszerriit- tung and mehreren andern Krankheiten anxa- wenden und häufig einen so überraschenden

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I

Erlolg davon gesehen , dafs ich mich bewogen finde, meine Erfahrungen 4.drüber bekannt za machen, nm dadurch die AufmerksamVeit dee ' ärztlichen Publikums auf dieses bis jetzt noch nicht genug gewürdigte und in dem Maafsa wie es wohl verdiente, angewandte Heilmittal zu lenken.

Der Stechapfel, Datura Stramomum^ ge- bort bekanntlich zu den Sommergewächsen, Blammt ursprünglich aus Ostiodien, ist aber ge- genwärtig eine bei uns einheimische, ziemlich häufig vorkommende, wildwachsende Pflanze. Er gebort zu den neueren Mitteln unsers Arz- neischatzes , und wurde zuerst von SCork im , Wahnsinne angewandt. Die ganze Pflanze be- eitzt arzneiliche Kräfte, die in der Heilkunde aber am häufigsten angewandten Präparate sind das Extract aus dem ausgeprefsten Safte der irischen Pflanze und der Tinktur aus dem Saa- men bereitet. Letztere ist deshalb vorzuzie- hen,* weil der Saamen an und für sich inten<!> arv stärker wirkende Bestandtheile enthält, als das Kraut , und besonders deswegen i weil sie ein weit mehr gleich wirkendes und sich lange Zeit erhaltendes Präparat abgiebt , als das 1^- tract, welches nur frisch bereitet seine volle Wirksamkeit hat , und mit dem Alter sehr an Kraft verliert. Ich habe deshalb nur meisten- * theils von der Tinctur Gebrauch gemacht, und diese in ihrer Wirkung immer gleichmäfsig / gefunden. Da sie in den Apotheken nicht of- ficinell ist, liefs ich sie nach folgender Vor- schrift bereiten: Rec. Sem, Daiur. Stramon. vnc» ß. Spir. F^ini rectißcat, unc. i^, äigert ptr aliquot dits satpius agitando^ Cola et itrva, «-^ fand mich aber später veranlabti aia zu vaiitir-

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ken und zur Bereitung 1 Unz€i Saameo auf 3 Unzen Weingeist nehmen zu lassen. Die Gffbe de'r" nach dieselr VorS(ihrlfl bereiteten Tinctur ist 10, 15 bis 20 Tropfen zwei 'bis viermal täglich. Ich 'bin damit bis zii'36 Tro- pfen pr. D. gestiegen. '

Wie übrigens überhaupt in den Geistes- krankheiten eine stärkere Gabe der Arsnei- * mittel noth wendig ist, um irgend eine Wir- kubg zu erzielen, so' findet diese aucb in der Gabe der Stechapfellinktur Statt, welche in diesen Krankheiten gröfser seyn mufs, als in, andern Uebel^i^. wo es seine Anwendung fin- det> So .werden, wir z. B. beim Bheümatis- mus mit 10 bis 15 Tropfen die, beabsichti^^te Wirkung erzielen , wo wir bei Geisteskran-.' ken 20 bis 30 Tropfen bedürfen. Ja der Un- terschied, den hier der Charakter des Leidens macht, ist so stark, dafs ich bei einem an periodischer Geisteszerrüttung Leidenden, wel- chelr während des Faroxysmus 30 Tropfen vier- mal täglich nahm, ohne dafs sich hierauf die geringsten Übeln Folgen einstellten , nachher während des luciden Zwischenraums beim Kf>rtgebraiiche dieser G>abe nach wenigen Ta- gen deutliche Zeichen der Vergiftung wahr- nahm, die sich vorzüglich durch Amblyopie aussprach.

Das in. dieser Pflanze entdeckte Alkaloid, von Brandes Daiurin genannt , als der wahr- ^ scheiulich wirksame Beslandtheil dieses Arz- neimittels, verdiente gewifs gleich dem Mor- phium dem Stirchnin , der Chinine u. s. w. einen vorsichtigen Versuch in solchen Krank^- heiten, wo überhaupt der Stechapfel anwend- bar ist. Ich 'habe mir bis Jetzt diesen Stoff

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noch nicht verschalFen köanen^ werde aber^ sobald ich kann, die Gelegenheit seiner An- wendung nicht yerabsäumen.

lieber die- Wirkungsart des Stechapfels habe ich folj^eildes beobachtet: die zunächst' bemerkbare vyirkuog, die bald nach dem in- neren Gebrauche kleiner Gaben desselben ein« tritt, ist eine aufraUende Trockenheit im Mun* de und im Halse, die nicht sowohl ein öfte- res* Räuspern, sondern auch ein häufiges Trin^ ken oder vielmehr Anfeuchten des Mundes noth wendig macht. Zugleich wird die Stimme etwas heiser und rauh; zunächst bemerkt man eine nach der Gröfse der Gabe stärker oder schwächer eintretende Eingenommenheit des Kopfs ,, eine gewisse Schwere des Denkver« xnögens, eine mehr oder weniger bedeutende Erschlaffung und Abspannung der Glieder ohne auffalleudes Schwächegefühl; keine auffallende Neigung zum Schlaf, wiewohl er denselben Abends genommen etwas vermehrt, und, wie ich bemerkt zu haben glaube, dem OpiuiQ ähnlich angenehme und lebhafte Träume ver* nrsacht. Der Appetit wird durch den mafsi- gen Gebrauch des Stechapfels nicht beeinträch-«^ tigt,. der stärkere vermindert ihn. Ich be- merkte eine Vermehrung verschiedener Sekre-, tionsthätigkeiten , namentlich der .Speicheldrü- sen und der Nieren. Die letztere Wirkung ist ziemlich hervorstechend und nähert diese» Mittel der Digitalis. Besonders ähnlich mit dieser ist aber seine Wirkung auf die Thälig- keit des Blutsystems, welche es herabstimmt, indem er den Fulsschlag vermindert. Diese Wirkung ist bei weitem nicht so auiTalleod stark, wie bei dem Fingerhut (in sehr klej*

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nan Gaben scheint der Stechapfel deb Pols noch zu yermehren) bleibt aber bei längerem Gebrauche nicht aus. Er hat dabei den gro- ben Vorzug» dafs er, wiewohl langsamer, doch weit sicherer wirkt, als die Digitnlls, den Magen nicht beeinträchtigt, und bei fort« gesetzter Anwendung nicht das bedeutende Sin- ken der Thätigkeit des irritabeln Sj^tems, keine so ' auffallende Erschlaffung und über- haupt selbst bei langem Gebrauche nicht so leicht Vergiftungszufälle hervorbringt, als der Fingerhut.

Die Vergiftungszufälle, welche der Stech- apfel, in grofser Menge genossen, verursacht, sind bekannt. In einem Falle, wo ein un- heilbarer Irrer in der hiesigen Anstalt aus Nachiäfsigkeit des Wärters eine Unze der für einen andern Irren bestimmten Stechäpfel tink* für habhaft wurde, und etwa die Hälfte da- Ton, in der Meinung es sei Branntewein,

^verschluckte» aber wahrscheinlich zum Theil wieder ausspie, bemerkte ich nach einigen

. Standen, wo mich zuerst der in der Furcht vor Strafe bis dahin zögernde Wärfer davon benachrichtigte^ folgende Erscheinungen : Der Kranke safs mit zuriickgebogenen Oberleib auf dem Stuhl in einem halbbewufstlosen Zustan- de. Cr würgte beständig und stiefs dabei ei- nen weifsen Schaum aus dem Munde'; die Lippen waren bläulich und angeschwollen^ die Augenliisder geschlossen, die Augen selbst trüb, von mattem Glänze, die Pupillen sehr erweitert. Er litt grofsen Durst und klagte über eine allgemeine Erschlaffung und grofse Mattigkeit. Ein Brechmittel um das etwa noch im Magen befindliche Gift auszuleeren/ reich-

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liches Tfinken ron gleichen Theilen Wassihr und E8$ig un4 öftern Gaben tod Liq. anöd* min. JB. stellteni den Kranfken binnen 24 Sinn* den Wieder her« , '

Die grefse Neigung za Blatflüssen ^ die, man bei durch Stechapfel «^Vergifteteti bemerkt liat,\uod die aufTällend schnelle Fäulnifs der Leichen , so ^ie die grofse Zersetzung ^ und l^esondere DünnfliissigkiKit >des .Bluts in den-» selben, lassen auf eine bedeutend negative, den Lebensprozefs herabstimmende Wirkung schliefsen , und berechtigen uns ^ dieses ])|ittel, ahnlich der Blausäure und der Digitalis unter die Klasse derjenigen zu rechnen, welche die Oxjdation des Bluts bedeutend vermindern.

Zunächst aber und primär in seiner Wir- kung zeigt sich ohne Zweifel sein Binflqfs' auf das Stnsorium commune und das Nerven- system überhaupt und erst sekundär seine her^ ^abstimmende Wirkung anf das arterielle und gesam^te irritable System. Weiterhin wirkt •s chemisch - dynamisch ol^ne Zweifel zer- setzend und auflösend anf das Blut, und es in meinen innersten Besten dtheilen feindselig an- greifend. '

^ T^rgleichen wir damit seinen Nutzen in akoten Fällen des Wahnsinns, im Rheumätis* inos, in der Epilepsie und andern krampfhaf«- ten Krankheiten, so wird uns diere Wirkung in mancher Beziehung ziemlich klar, und seine Anwendung mag so von der Empirie zum rei-^ nen Rationalismus übergeben. Andererseits gehört der Siechapfel ohostreitig zu den wahr^ haft homöopatisch wirkenden Arzneimittelb; d.h. unter diejenigen, welche dieselbe oder

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^ne ähnliebe- Krankheit, die sie bemrkt^ in ^ ^aringerer Gabe auch zu heilen im Stande ist. Br Tecürsacht Raserei und heilt sie , er bringt mannichfache krampfhafte Erscheinungen her- Tor, und ist in diesen Krankheiten ohn^ Zwei- rfel ein grofses HeilmitteL Bernard erzahlt, dafs eine Wahnsinnige zufallig Saamenkörner des Stechapfels verschluckt habe, in heftige Faroxysmen der Tobsucht verfallen und dann genesen sey. *)

leb gehe nun iuv näheren Anwendung des Stechapfels in Krankheiten über, und *werde dabei, die Erfahrungen anderer nur iin Allgemeinen berücksichtigend, mich besonders an das halten, was eigene Beobachtungen mich wahrnehmen Uefsen.

L Geisteszerrüttung.

Der Stechapfel ist in allen Fällen von Geistes- und Gemüthsstörungen^ein sehr wirk- Barnes Arzneimittel. Stärk ^ -Ki^/« Heady Bar'- ion^ jUUoni^ Grandidier, Bergius^ üees, ^en- bp:kj Jos. Frank ^ Durande^ Schmalz^ Hufelandf Schneider u. A. fanden ihn in verschiedenen Fällen dieser Krankheiten seh^ hülfreich. Da- gegen fand ihn Greding bei vielen Fersonenj welche theils an Wahnsinn, theils an Wahn- eimn und Epilepsie litten, durchaus ohne heil- samen Erfolg. Der Grund dieses Widerspruch9 ipag darin liegen, dafs letzlerer ihn vielleicht nur in chronischen, unheilbaren Fällen an- wandte, wo er auch nach meinen Erfahrun- gen keine radikale Heilung zu bewirken im Stande ist« Es ist überhaupt nicht gleichgül-

.*) Allg9meH€ £j>ttst en Letterhode , 1824 M»y.

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tig^ wann, ^le und mto des Stecbapfsl io die-^ 8€n Krankheiten anzuwenden ist, und eine gleichsam- im Bausch und Bogen gegriffen^ Anwendung, der rein empirische Gebrauch desselben^ wird uns in vielen Fallen bei wei- tem den gHnsligen Erfolg nicht zeigen^ den wir erwarten ; * dagegen er mit Umsicht und nach gewissen Indicatignen angewendet, uns oP. überraschend heilsame Wirkungen zeigt« Nach meinen Erfahrungen sind es besonders folgende Zustände des Wahnsions, worin sich ' der Gebrauch des Stechapfels hülfreich zeigt:

Zuvorderst kommt hier der akute Wahn- sinn , der Wahnsinn mit tobsüchtigen Anfal- len und die Verrücktheit mit allgemeiner Auf- regung, die Mania cum febre, in Betracht« Aber auch hier ist er nicht unbedingt heil- sam. So lange die Aufregung sehr bedeutend ist, der Fuls voll und hart, das Gesicht sehr gerothet erscheint, und überhaupt die Zei- chen der Plethora und eines grofsen Orgasmus oder einer entzündlichen Diathesis des Bluls zuge- gen sind, pafst er nicht, oder reicht vielmehr nicht hin, um dem gewaltigen Sturme der Symptome Einhalt zu thun« Diese Zufälle müssen erst durch Aderlässe, kalte Umschläge und Begiefsungen auf den Kopf, so wie durch den inneren Gebrauch starker Gaben von Ni^ man , Tan. stib» , oder UigUalis gemäfsigt und gleichsam gebrochen seyn, ehe der Siechapfel seine Anwendung findet. Der Fuls, welcher unbegreiflich erweise von manchen Aerzten in dieser Krankheit nicht so beachtet wird , als er es verdient, giebt uns hier das sicherste Zeichen, wann wir seinen Gebrauch mit Nutzen in Anwendung zu ziehen hofiTeu dürfen. Hat Jonni.LXytLB. 5.8t, F

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flämlich der Puls seine Härte und ubergrofse Fülle yerluren, bleibt er aber noch frequent und etwas gespannt (nicht selten ist er in die- sem Zeitpunkt selbst frequeuter als vorher), >oder auch Irequent und coinpressibel, oder ist er, wie nach Anwendung der. Digitalis^ klein und langsam oder selten geworden, womif ge- wöhnlich ein mehr oder weniger bedeutendes Nachlassen der vorherigen Aufregung verbun- den ist y ohne noch ganz verschwunden zu seyoi und* während selbst die Symptome des eigentlichen Irreseyns, des Deliriums, die ver- wirrten und fixen Vorstellungen noch wenig oder gar nicht cessiren , so wird der Gebrauch des Stechapfels seine woblthätige Wirkung flicht versagen, und in den meisten Fällen baldige Besserung herbeiführen.

* Ich setze hier voraus , dafs nicht andere Erscheinungen zugegen sind, welche den wei- teren Gebrauch sei} wachender und herabstim- mender Mittel verbieten, wozu denn doch auch, wiewohl in geringerem Grade der Stech- apfel gehört. So werden wir da, wo nach der Raserei grofse Erschöpfung eingetreten ist, die noch vorhandene grofse Reizbarkeit, ien Erethismus des Nerven - und Gefäfssysiems •her durch Sedaniia und Tunica beschwich- tigen, in welchen Fällen ich nach Froii^s fjhuis die China öfters mit Nutzen gebrauchte, ohne übrigens im Stande zu seyii, die Sympto- . me der Verrücktheit ganz zu beseitigen« Sie war nur im Stande die allzugrofse Reizbar^ veit zu mäfsigen und der gesunkenen Lebens- kraft aufzuhelfen , womit zwar auch die Sym- ptome der Verrücktheit sich mäfsigten," aber keinesweges ganz verschwanden.

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Es ist aber notfaweodig, um' eioe dau- •rode Wirkuhg zu erzieleo, den Stech^fel ia den gedao'nten Fällen längere Zeit fbrtzabrau- chan und allmähiig damit zu steigen. Zeigen |8ich Schwindel und Augenscb wache, so ist sein Gebrauch auszusetzen , oder wenigstens seine Dosis zu yermindern. Ist er auch nicht im Stande in jedem Falle vollkommene Ge-- nesung herbeizuführen , wie mir diefs in meh- reren Fällen gelungen ist , so bewirkt er doch in den meisten Fällen^ in diesem Zeitpunkte angewendet, bedeutende Besserung.

Bei weitem die meisten Fälle der Gei- steszerrültung treten im Anfange mit dem Charakter der Aufregung auf, und ist auch, wie es häufig der Fall zu seyn pflegt, nicht offenbare Tobsucht zugegen , so sind doch die Zeichen einer allgemeinen und grofsen Un- ruhe» Schlaflosigkeit, verbunden mit erhöhter Thätigkeit des Blutsystems, vornehmlich der 'Gefäfse des Gehirns^ mit bedeutenden Gonge- stionen des Bluts nach diesem Organe, bei "weitefm in den meisten Fällen nicht zu ver- kennen. Selbst die Melancholie erscheint nicht immer im Anfange mit dem Charakter der Torpidität, sondern tritt nicht selten mit be- deutender Aufregung» sogar mit Tobsucht auf, und erfordert dann - mit der Manie gleiche Heilmittel. Und ist es gerade hier, im An^ fange, während des Entstehens und dem Wachs- ihnme, oder der eigentlichen Ausbildung- des Üebels, wo noch Fieber vorhanden ist, in& sogenannten akuten Wahnsinn, wo wir in Geisteskrankheiten die meiste Hülfe von einer angemessenen ärztlichen Behandlung erwar^^ ten können, während späterhin, wenn die

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Krai^kb^h bereits läagere Zeit angeliälten bat, chroni|ch geworden un'd gleicbsam fixirt iaf» bei weitem in den meisten Fällen unsere Be- Tniibungen erfolglos bleiben werden , so besitzen wir 9 wie mir dünkt, in dem Stechapfel ein Mittel, um die Krankheit gleichsam, aufzuhal- ten und ihr ein Ziel zu setzen, bevor sie im Stande ist, das Organ des Gehirns so zu destruirei^^ dais sie einen bleibenden chronischen Charak« ter annimmt. Ich setze voraus, dafs wir hier- bei die Berücksichligung anderer zweckdien- licher Heilanzeigen und Mittel nicht aufser Augen setzen, wie namentlich die Berücksich- tigung der entfernten Ursachen und die Besei- tigung derselben 9 so weit dieses anders mög- lich ist (aufser den psychischen erinnere ich hier besonders an anomale Hämorrhoidal - Con- gestionen , Menstruationsfehler, unterdrückte Ausschläge , ^ufsschweifse u. s. w.) , ferner der weise Gebrauch der Zwangsmittel , der Bäder, insbesondere des RegenbadeS; die str4n- .ge Berücksichtigung der Diät, und endlich der direkten psychischen Einwirkung des Arztes.

Im periodischen Wahnsinn,' welcher ih 'Seinen einzelnen Anfällen immer mit mehr oder weniger bedeutender Aufregung auftritt, ist der Stechapfel mit Berücksichtigung der oben angegebenen Indicationen zu seiner An- wendung eines der wirksamsten Mittel, um diese ' Anfalle abzukürzen und intensiv schwächei^ zq flachen« Gelingt es uns freilich selten » den periodischen Wahnsinn zu heilen, wenn nicht» wie es zuweilen der Fall ist^ periodische ano- male Ilämorrhoidal - oder Meustrual - Gonge- stionen dabei zu Gründe liegen, so ist doch, .wie mich mehrere Erfahrungen lehrten, der

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forfgdMtste Gebraach der Stechapfeltioclur iiu Stande die IjchteA lotervalle^ sehr zu verläo- gern unJ selbst den drohenden Anfall schwä- che zn machejo« Und so glaube ich, dafs da^ Wo bereits wirkliche Heilung eingetreten ist, Vrir dtirch den längere Zeit fortgesetzten Ge- brauch dieses Mittels am ersten im Stande sind^ «inen Rückfall zu verhüten, der, wie die Er- fahrung lehrt, in dieser Klasse von Krank* halten leider nur zu häufig eintritt.

Da wo Besserung eintrat , bemerkte ich gleichzeitig/ auf den Gebrauch des Siechapfels eine sehr merkbare Verminderung des Puls- Schlags, welcher dann meistens auch eine wei- chere Beschailenheit annahm, und immer konnte ich, wo einmal diese Veränderung des Pulses eintrat^ auch wenn die Zeichen der Verrückt- heit noch unvermindert fortdauerten ^ ziemlich sicher darauf rechnen , dafs diese bald nach- lassen würden.

Aber auch da, wo radikale Bülfe nicht mehr möglich ist, im anhaltenden, chroni- schen und unheilbaren Wahnsinne, bietet der Stechapfel ein schätzbares Mittel dar, um die nicht seilen eintretenden und periodischen An- fälle der Aufregung und Tobsucht zu vermin- dern und abzukürzen. Ich wende ihn in die- ser Beziehung sehr häufig und immer mit dem besten Erfolge an. Selbst in der Melancholie^ wenn sie mit periodischen Faroxysmen der Aufregung verbunden ist, ist er wahrend die- ser Periode mit Nutzen zu gebrauchen.

Der Siechapfel gewährt uns in diesen Fäl- len ein Mittel , weiches vor andern ähnlich wirkenden narc'otischen Heilmitteln grofse Vor- .

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zHga behauptet. , Währetid es z. B, dem Opium äholiche beruhigende Kräfte besitzt, yerinei- den wir durch seinidn Gebrauch die hier ganz unpassende Wirkung der gröfseren Aufregung, welche dasi Opium verursacht, und die Ob- struction, indem der Stechapfel die Leibesr oiTnung nicht behindert. Die Belladonna hat eine bedeutend aufregen'de Wirkung, und ver- mehrt aamentlich die Congestionen des Bluts nach dem Kopfe ^ scheint also in den genann- ten Fällen ganz unpassend zu seyn. Auch sah ich nie von ihrer Anwendung einigen Nutzen im Wahnsinne, sondern im Gegentbeil Nachtheil , indein ich öfters bemerkte , dafs sich die Zufalle nach ihrer Anwendung ver- schlimmerten. Der Hyoscyamus ist in den meisten Fällen zu unkräftig , um dauernde Wir- kung davon erwarten zu können,, und vras die Digitalis betrifft, mit welcher, wie bereits erwähnt, der Stechapfel auch einige Aehnlich-« keit hat, so wirkte er, wenn er auch nicht so ausgezeichnet herabstimmende Kräfte auf das Arteriensystem besitzt, doch nicht so nach- theilig auf den 3Iagen und das .ganze irritable System, und kann eben deswegen- längere Zeit hindurch angewendet werden. . .

So sah ich beim anhalteoden Gebrauch einer Gabe des Stechapfels von 15 Tropfen vi^rinar täglich die Kranken ein besseres Aus- sehen gewinnen, und an Fleisch und Korper- kräften zunahmen, wälirend, wie bekannt, der längere Gebt'ailich der Digitalis die Nutri- tion sehr beeinträchtigt und grofse Erschö- pfung herbeiführt« Aber hiermit soll keines- wegs gesagt seyn, dafs die genannten Mittel beij^ Wahnsinne nicht ihrei Anwendung fia-

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den , da wo überhaupt Indicatic^n daza ror- haoden ist. So wendete ich Damentlich beiZei* cheb eine« heftigen Orgasmua des Blutsystems im Wahosiane häufig die Digitalis an, und zwar 80 I^oge, bis entweder Nachlafs der Zu-. lalle oder Uebelseyn und Erbrechen eintritt. Ein längerer Fortgebrauch dieses Mittels würde die ^Constitution zerrütten^ Hi>r ist .nun der Zeitpunkt^ wo die Stechapfelfinktur die durch die Digitalis herbeigeführte Wirkung unter« halt, und dabei den schätzbaren Vorzug hat, dafs sie in mäfsiger Gabe sehr lange fortge- setzt werden kann. \

Was die Wirkungsweise des Stechapfels im Wahnsinne betrifft t so glaube ich, dafs hier sowohl seine primäre» zunächst auf dat rTerrensystem sich erstreckende, als seine se- cundäre in Betracht kommt, welche die Tliä« tigkeit des Herzens und des Gefäfssystems überhaupt vermindert. Wiewohl ich nun, glaube, dafs^ vermöge des bedeutenden An-» iHeils der aufgeregten Gefafsthätigkeit im Ge- hirn in der Tathogenie der Verrücktheit, wir zunächst dieser Wirkung das Nachlassen der Symptome der Verrücktheit zu verdanken .ha- ben, so scheint doch seine Wirkung auf das Nervensystem in dieser Hinsicht keineswegs j^teichgültig zu seyn, sondern wahrscheinlich diesem Dlittel seine Eigenlhiimlichkeit zu ge- hen , und gleichsam der Factor dirigens zu !>eyn, welcher seiner Wirkung das eigenthüm- liehe Gepräge giebt. Deun käme hier blofs die herabstimmende Wirkung' auf das Blut- system in Betracht, so wäre nicht abzusehen, warum nicht andere in gleichem Grade und noch starker herabstimnfende Mittel eine glei« che oder ähnliche Wirkung hätten.

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> Doch genug von der Wirkungsweise die- ses Mittels in psychischen Krankheiten » über vrelche jede aufgestellte Meinung doch nur als Hypothese erscheint. Hinsichtlich der Anwen- dung desselben beuderke ick nur zM)ch, dafs die* Form der Tinctur in diesen Krankheiten wohl am zweckmärsigsten ist, weil es in die- ser Form den Geisteskranken, die ohnediefs meistens einen grofsen Widerwillen Tor Arz- neien haben, nicht nur am besten beizubrin- gen ist, sondern auch dieses Präparat, wie bei allen ähnlichen Mitteln gewifs die eigent- lich wirksatnen Stoffe am yoUkommensten ent- hält- und durch seine längere Aufbewahrung nichts an Wirksainkeit yerliert« Nur als Zu- satz zu andern Alixtdren wende ich zuweilen das' Estract an.

Es sei mir nun vergönnt, von mehreren Beobachtungen über, die wohlthätige Wirkung dieses Mittels einige mitzutheilen, die ich neuer- dings anzustellen Gelegenheit hatte.

Heinrich (7.,. von Guntersblum ^ kam den 17ten August 1827 ins Hospital, worin er we- gen Verrücktheit aufgenommen wurde. Diese hatte bereits ein Jahr lang gedauert und war nach Aussage des Physika tsärztlichen Atte- sjtats unvermerkt und ohne dafs Patient an ei- fern hitzigen Fieber gelitten habe, eingetre« ten. Nach einer spätem Aussage des Patien- ten, gab er 6^as versäumte Aderlassen, woran er fVüher gewöhnt war, als Ursache an, und erzählte, seine Krankheit habe mit grofser . Hitze, Unruhe und Kopfweh angefangen. Seit einiger Zeit war er unstät und flüchtig uu^- hergelaufen und machte deshalb endlich eine strengere Verwahrung nothwendig. Seine Ver-

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riiektheit hatte ganz den Cl)ara\ter iev Narr- l^eit, moriai mit Neigung zur Aufregung und Tollheit, l^r war meistens aufgeräumt, seine Ideen schweiften unsta't umher, beschrankten sich auf keinen einzelnen Gegenstand. Seine Reden waren ein Gemisch von Albernheit und Witz (Aberwitz).—

Fatient war 23 Jahr alt, Ton Stand ela Bauernknecht , ein junger kräftiger Bursch von angenehmer Gesicbtsbildung, gerStheter Ge- sichtsfarbe und dunkelblonden Haaren.

Im Anfange seines Hierseyns war er ziem- lich ruhig. Nach 14 Tagen wurde er sehr auf- geregt, upd es gelang ihm sogar, zwei Stock- "werk hoch aus einer Mansardstube zu entwi- schen, indem er sich in einem zusammenge- bundenen Betttuch und Teppich aus dem Fen- ster herunterliefs, und dabei noch von einer zieiülichen Höhe herabsprang. Er hatte die Kleider eines andern Verpflegten, der mit ihm in einem Zimmer schlief, sammt den seinigen auf dem Leibe mitgenommen. .Den Nachmit- tag wurde er ganz mit Koth bedeckt von ei- nem Bauer wieder eingebracht und in engere Verwahrung genommen« Da er noch sehr un- ruhig und der Puls frequent und härtlich war, so verordnete ich ihm die Digitalis in Infu- sionr mit Aqua Lauro - ctrasi und Strahlbäder auf den Kopf. Sobald die Wirkung der Digitalis sich durch Uebelkeiten , Schwindel und Kopfschmerzen in dem langsamen Pulse constatirte, wurde er ruhiger und yerniinfti- ger. Die Digitalis wurde ausgesetzt. Aber schon nach 3 Tagen zeigte er wieder mehr Verwirrung, und gleichzeitig war der Pule wieder Toll^ frequent und härtlich gwwordokrtf

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Mit der Anwendung der genannten Mittel trat nun wieder abwechselnd Besserung und Ver- schlimmerung ein. Aher im Ganzen wurde es immer schlimmer, und selbst Aderlässe^ eine Solutio Tart. stib. von 12 Gran auf 8 Unzen Wasser hatten keine Minderung der bedeutenden Aufregung zur Folge.

Den 29ten Sept. yerordnete' ich ihm Nitr. dep. drachm. ij. Aq. fontan, vnc. v\j. TarU ßtih gr. vüj\ Gumm, mimos. unc, j , wovon alle Stunden i Efsloffel voll zu geben. Hierauf' besserte er sich, er wurde ruhiger und ver- nüniltiger. Diese Mittel wurden bis zum 4ten Oclober fast unausgeset^^t fortgebraucht, wo er sehr darüber klagte, dafs ihm die Afznei be- ständig Erbrechen machte. Also erst jetzt mil der eintretenden Genesung zeigte sich die W^irkung des Brechweinsteins auf die Ner- vetigeflecbte des Magens* Der Puls war noch frequent, abet ohne alle Härte, die Zeichen der Verrücktheit zwar sehr vermindert, aber noch keineswegs ganz verschwunden. Ich ver-^ ordnete ihm nun die Tina, Dat^ Str. 4 Mal täglich zu 15 Tropfen^ unter deren Fortge- brauch sich nicht nur die Zeichen der Ver- rücktherit ganz verloren , sondern auch der dinrcb die angewandten Mittel ziemlich abge- nnagerte und elend aussehende Kranke bald eip sehr blühendes Ansehen gewann und weit starker wurde^ als er bei seinem Eintritt Jnfl •Hospital gewesen war. Seine Genesung zeigte sich so vollständig , dafs er bereits am 22te'n December- aus dem Hospital entlassen werden konnte.

Ludwig fF'.y Schuhmachermeister von Darmstatlt, ein Mann von 48 Jahren^ unter*

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setster Stainff elendem und bleichem Anse- hen, iilt bereiis seit vielen Jahren an Epilep« sie^ deren Peroxysmen in anregelmäfsigen ^Zwischenräumen bald häufiger, bald seltener wiederkehrten. In der Mitte Decembers 1827 Terfiel er in Wahnsinn und Tobsucht, und wurde . deshalb den 20Cen ins Hospital auf- genommen. Er befand sich bei seiner Auf- nahme in einem solchen Znstande von anhal» lender Wuth, wie ich ihn bis dahin noch nicht gesehen hatte. Er war nicht ;einen Au- genblick ruhig, tqbte fortwährend ohne Nach- lafs, zerrifs alles, was ihm unter die Hände kam, griff jedermann an und suchte ihn zu überwältigen. Dabei befand er sich in einem beständigen Delirium, in einem sich selbst- darchaus unbewufsten Zustande, worin er nur einzelne unzusammenhängende Worte und Ka- men von verschiedenen Personen seiner Be- kanntschaft hören Jiefs, Er afs fast gar nichts und trank meistens nur Wasser mit grofser Begierde. In eine fest verwahrte Kammer gebracht und durch die Zwangsjacke einge- schränkt, yermlnderte sich zwar sein Toben, horte aber keineswegs auf.

Den 2lten December verordnete ich ihm eine Solufio Taru süb. von 12 Gran in 6 Un- xen Wasser. Den 22len war er etwas ruhi- ger, aber das Delirium noch gleich stark; / Fols voll und härtlich. Die Blixtur wurde fortgesetzt. Die Tobsucht liefs hierauf zwar ' noch mehr nach , aber das Delirium mit gro- fser Unruhe und Schlaflosigkeit blieb unver- mindert. Den 25ten verordnete ich ihm die Tina. Dat. Srramon. 4 31 al täglich zu 15 Tropfen. Den 27ten bemerkte ich zwar wie-

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^er einige Besserung, doch "wat seine Uoruhe nach sehr grofs. Ich liefs ihn auf den Zwangs- sluhl setzen, die Haare abschneiden und kalte Umschläge auf den Kopf machen, Worauf er ruhiger wurde und die folgende Nacht zum erstenmal schlief. Am folgenden Morgen traf ich ihn noch schlafend an. Beim Erwachen war er etwas mehr bei Besinnung, Die Tinct. Uat. Stram, und die kalten Umschläge , die er sich jetzt gutwillig machen liefs ^ wurden fortgesetzt. Er erwachte jetzt allmählig aus seiner Besinnungslosigkeit und lernte seine Umgebung kennen. Er schlief jetzt des Nachte ruhig und lag auch bei Tage, indem er über grofse Mattigkeit klagte, ruhig zu Bette. Ue- brigens schlug sein Puls noch ziemlich kräf« lig, voll und weich, und es war in der That unbegreiflich, dafs er nach dreiwöchentlichem Toben und fortwährender Schlaflosigkeit, wäh- rend er nur sehr wenig Nahrung genofs, noch so kräftig schlagen konnte. Seine Besinnungs« kraft kehrte aber nur langsam zurück , beson- ders klagte er sehr über Mangel an Gedächt- nifs. Von seinem Zustande in der jSngsten Zeit wtifste er gar nichts; er wufste weder wie er hieher gekommen sey, noch wo er sich befand, noch sonst etwas von dem, w;a8 mit ihm vorgegangen war. Die Stechapfel- tinctür wurde fortgegeben , und eine nahrhaf- tere Diät und etwas *Wein erlaubt.

Am Iten Januar 1828 fand ich den Puls, der zeither immer noch etwas aufgeregt wai', klein, matt und compressibel. Erst jetzt zeigte sich ein höherer Grad von Schwäche, wes- halb ich ihm nun ein Decocto -^ Inf usum Chinae tt Valzrianat mit Liq, anod, m, H. und Lfq.

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jtnmon» succ. ana drachnu '/?. Terordbete. Hierauf ubd. beim Fortgebrauche dieser Mittel erholte er sich tagtäglich mehr, und wie seine XLorperkräflte wieder zunahmen , so kehrten anch die richtigen ThätigkeitsäufseroDgen sei- ner Vernunft immer mehr zurück, so dafs er bis zur Mitte Januars von seiner Geisteszer- rattudg aW ToUkommen genesen angesehen vrerden konnte.

Diefs war aber keineswegs mit dem Ue- bei, woran er' seit Tielen Jahren litt, der Epi- lepsie, der Fall. Nachdem er wieder in Tol- lem Besitze seiner Körperkräfte war, und ein besseres Ansehen gewonnen hatte, erlitt er am 17ten einen epileptischen AnfalL Die Hoffnung; ihn auch von diesem Uebel zu be- freien , oder wenigstens die Anfälle desselben XQ vermindern, bestimmte mich, ihm die' Stechapfeltinktur 4 mal täglich zu 20 Tropfen "wieder zu geben, welche auch w^egen der aufs Neue mit den epileptischen Paroxysmen ein- getretenen drohenden Vorzeichen eines neuen Anfalls von Wahnsinn mit Tobsucht noch be- sonders angezeigt war. ßßim anbetenden Ge- brauche dieses Mittels besserte er sich bald "wieder und blieb dann 4 Wochen lang voll- kommen wohl. Zu dieser Zeit erlitt er nach einem heftigen Aerger und Zank, den er mit «inem andern Verpflegten hatte, einen neuen Anfall der Epilepsie. Das Mittel konnte da- her die Anfälle wohl längere Zeit gleichsam zurückhalten , sie aber bei einem so einge- wurzelten Uebel, und nachdem eine so mäch- tige Gelegenheitsursnche , wie heftiger Aerger, eingewirkt hatte, keineswegs für immer be- seitigen. Zu Ende März wurde Patient, wel-.

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eher sich jetst in dem Zustande befand , in welchem er sich vor dem Ausbruche des Wahn- sinns schon mehrere Jahre befunden halte, auf Verlangen seiner Frau^ provisorisch aus dem Hospital entlassen.

Georg JE.y 30 Jahr alt, von Profeesion ein Drechsler, wurde den löten October 1S27 we- gen Verrücktheit mit periodischer Aufreguirg ins Hospital aufgenommen. Sein geistiges Leiden dauerte bereits 4 Monate, nachdem ev früher schon häufig an Kopfschmerzen^ und einmal an eipem heftigen Wechs^elüeber mit sehr starker Gepbalalgie gelitteu hatte. Die entfernteren Ursachen seiner Krankheit waren Liederlichkeit und Völlerejr, wodurch er sein Vermögen durch gebracht und seine Familie in Armut h gestürzt hatte. Bei seiner Ankunft fand ich ihn weniger verwirrt in seinen Vor-- Stellungen als vielmehr trotzig, unbescheiden, ungezogen und albern. Sein Puls war ri^hig, ' etwas voll, die Zunge mit gelblichem Schleim ziemlich stark belegt. Diefs veranlafste michf ihm fürs erste eine Solutio Tart. stib, gr. vj, auf 5 Unzen Wasser und 1 Unze Oxymtl spL zu geben. Er erbrach sich hierauf den fol- genden Morgen einmal und wurde die nächst- folgenden Tage ruhiger, höflicher, weniger trotzig. Diese Besserung dauerte aber nicht lange, er Wurde bald wieder sehr uoriihig, tobte, ^schrie, lärmte und suchte mit Gewalt sirb zu befreien. Ich gab ihm deshalb den 23(«n October eine stärkere Auflösung des Br^ch Weinsteins (12 Gran auf 8 Unzen Was« ser) und spater mit dem Zusatz von 2 Drach<& inen SaipetetV. Nach einigen -Tagen wurde er wieder luhiger. Er hatte sich auf die mehr-

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mala vpiederholle Arznei nicht erbrochen. Er sprach jetzt ziemlich veroünflig und zeigte sich geduldig und folgsam. Seii^ FuU war klein geworden. Ich verordnete ihm nun die Tinci, Dat, Stram, 4 mal täglich zu 20 Tropfem

pie Besserung hielt aber nicht an. ^ Nach .acht Tagen war er wieder unruhiger, zeigte sich wieder trotzig und nlbern , und gab in seinen Reden eine grofse INeigung zur Lieder- lichkeit und zu Ausschweifungen zu erkennen« Gleichzeitig war. der Puls wieder toU, fre- * queut und harllich geworden. Ich verordnete ihm nun den lOten November wieder die vo- rigen Mittel/ und als hierauf nicht bald Bes- serung erfolgte, den 12ten ein Aderlafs. Auch hierauf und während dem Fortgebrauche der "^ erwähnten Mittel ^ trat noch wenig Besserung •in, bis ich späterhin, den 2Qten November, ihm ein Infus. Digital, purp. (unc. vij. ex drachm. j. parat,) mit jiq, Lauro-ceras. dr. ij, gab, auf d^ren Gebrauch bis zur eintretenden Wirkung auf Kopf und Magen er allmäh lig "wieder ruhiger und vernünftiger wurde.. Den . 29tea war er ruhi^ und ordentlich, der Fuls "weich , normal. Sowohl der Ausdruck seiner ^Physiognomie als auch sein ganzes Benehmen jEeigta, dafs er seiner Vernunft wieder ziem- lich mächtig geworden war. £r ilug an zu arbeiten, war höflich, manierlich und beschei- den. Ich verordnete ihm nun wieder die Tinct, Dat. Sil am, 4 Mal täglich zu 15 Tropfen» um dadurch wo möglich den letzten Best seiner Alienation zu beseitigen.

Hierauf ging es bis zum 6ten December rächt gut. Er konnte zwar noch nicht als ge-«^ nesen angesehen werden , sein Benehmen war

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immer noch etwas albern ^ seine Reden ex- centrisch, doch war er ruhig' und folgsam. An diesem Tage aber fing er an, sich wieder zu yerschlimmern ; er erlitt einen formlichen Rückfall und mu£ste wieder in strengere Ver- wahrung gebracht werden« Gleichzeitig war sein Puls wieder voU, frequent/und härtlich geworden. Ich wandte nun 'wieder die /Digi" tali$ mit j4q, Lauro-ceras. an, auf deren Ge- ' brauch er sich allmählig wieder in dem Ver- •bältnifs besserte, als die bedeutende Aufre- gung der arteriellen Gefafssyst^ms nachliefe» Vom 25ten December an gebrauchte er wie- der ^ die Tinctur. Z)aiur. Stramom , worauf er sich auch snccessive täglich mehr besserte.

I Seine Krankheit aufserte afber gans den periodischen Charakter* Die Paroxysmen der Aufregung nnd eines geringen Grades der Tob- sucht kehrten noch mehrmals wieder und wur- den jedesmal durch dieselben Mittel, welche die übermäfsige Tbätigkeit des arteriellen Sy- stems direct herabstimmen, gemindert und be* seitigt, bis es nach dem letzten^, schon bedeu« tend schwächeren Anfalle im Anfange des Itfärz 1828 gelang, unter dem anhaltenden Fortgebrauche der Stechapfeltinktur eine blei- bende Besserung herbeizuführen, so dafa er sich innerhalb einiger Monate so weit besserte, dafs er als genesen angesehen werden konnte. Einzelne vorübergebende Aufregungen, die sich jedoch nur durch das heftigere Verlanrgen narch Hause zurückzukehren, äufserten, konn- ten jetzt durch erhöhte Gaben der Stechapfel- tinktur, durch Ermahnungen, Zuredungen und Anhalten zur Arbeit bald unterdrückt werden, lind als jauch diese in der letzten Zeit ganz

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Tersdiwaaden vrareo , zeigte er dorcb sein ri»* biges, höfliches, folgsames, arbeitsames und in seine Lage sich geduldig fugendes Beneh- men , während aus seinen Reden schon längst jede Spar Yon Verrücktheit verschwunden war, dalTs er sich wirklich wieder des freien Ge^^ branchs der Vernunft erfreue. Mit der psy- chischen Besserung hatte auch sein physisches Aeufsere bedeutend gewonnen. Er Witr wäh- rend des Gebrauchs der Stechapfeliinktur stär- ker und blühender geworden. Alitte Junius wurde er aus dem Hospital entlassen.

' //. Epilepsie.

Schon viele Beobachtungen zeugen von den grolsen Heilkräften des Siechapfels in der Epilepsie. In neuerer Zeit hat vorzüglich 6. P. Most *) zahlreiche Beobachtungen bekannt gemacht, in welchen dieses SIKlel in der.ge-^ nannten Krankheit bedeutende Besserung und selbst Genesung herbeiführte. Ich habe es in yielen Fällen der Epilepsie von grqfser yVir- kung gefunden , und wenn es mir auch we^ geu Verjährung und Einwurzelung des Uebels (indem diese Art Kranken erst dann in die kiesige Anstalt aufgenommen werden y wenn es wahrscheinlich ist, dafs sie unheilbar sind), noch nicht gelungen ist , hierdurch eine radi« kale Heilung zu bewirken , so hat es sich mir doch unter allen Mitteln am bülfreichsten ge- zeigt, um die Paroxysmen dieser traurigen Krankheit abzukürzen und sie leichter und seltner eintreten zu sehen. Es gelang mir bei solchen Kranken, die fast täglich Anfälle be-

, ♦) UortCSf Nasse^s f Henkels und fJ^agners AtG)dr ffir medicinische Erfahrung« 1825«

Joain.LZTII.B.5tSt. 6

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kameti» sie dadurch wothenlang hioauscusehie- heOf w6do auch leider inehrinals meine da- durch enUlandene Hoffoiing^ zur radikalen Hei- lung bis jetzt noch imoier vereitelt « wurde. Besonders zeigte es sich mir auch in der furcht- hareo Coinplication von Epilepsie und perio- dischem Wahnsinn mit. Tobsucht hiilfreich; und, die bereits oben mitgetheilte Beobacfatuqg mag hierzu als Beleg dienen. JedlBnfalls mö- gen diese Erfahrungen hinreichen, seine WiriL* •audkeit in dieser Krankheit zu bestätigen u.hd es als ein, wenn auch nicht immer radikales und untrügliches 9 doch sehr schätzbares Fal- liativmittel zu empfehlen,

IIL VenehiidtM andere krampfhafte und nervöse

Kr^inkheUen.

Als ein sehr wirksames Antispasmodi- «um hat sich der Stechapfel schon in vielen krampfhaften und nervösen Krankheiten be- währt und verdient gewifs auch hier eine weit häufigere Anwendung und Anerkennung sei- ner Heilklräf te , als ihm' bis jetzt zu Tbeil ge- worden ist. Michaelis fand die Tinctur v^irk- tarn itn Magenkrampf ^y Hufeland wai^dte die Tinctur mit Erfolg im Veitstanz **)' und bei Amblyopie ^^^) an^ im Gesichlsschmerz VtMy und Lentin, Zollikofer rühmt die Wfr- kung der Stechapfeltinktur bei krampfhaften Ktankheiteo in Verbindung mit ätherischen

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*) Hufoland'^s Joarnal der praktiichen Heilkandtj» /a4cer Bd« 2te8 St. S. 3a.

♦'•) Ebcndrselbst, 9ter Bd, 3te» St. S. 9L

^♦♦) Ebenditselbst, 34tcr lA. 5tcs St. S. 42.

Oaten nnd Kampher *). Bird fand den Stecb- apfelsaameo wirksam in der Cardialgie, Pro- sopalgie und chronischenk Hosten **). Beglin gebraachte das Extr. Stramonii als Nerven be- ruhigendes Mittel mit grofsem Nutzen *^^). Gleichermafsen wird es von jil. Marcet em*

S fohlen ****). Bei der scrophulösea und. an- ern Augenentziindongen fand es Rust aufser« lich angewendet zur Minderung der Licht- scheue wirksamer als die Opiumtinktur. Bei Gpnyulsionen und einigen" Fällen' von krampf- haftem Husten , besonders nach . deii Maserki hat es sich mir sehr wirksam gezeigt» Ohne Zweifel ist es auch beim Keich husten , bei asthmatischen Beschwerden (ich erinnere hier an den Nutzen, des Rauches von Stecfaapfel- kraiit und Stengeln beim krampfhaften Asth- ma ♦♦***). ein hiilfreicbes Arzneimittel 9 wie- wohl ich| erst seit einiger Zeit auf dieses Mittel in den genannten Krankheitsformen aufmerksamer geworden, noch nicht Gelegen-, heit hatte, es darin anzuwenden. In Einern Fa!le von Katalepsie sah ich die Paroxysmea auf seinen Gebrauch seltner eintreten und kür- zere Zeit anhalten. Aach beim Wadenkram- pfa, dem zuweilen Schwangere besonders des

*) The american recorier of Original papsrs and intelligence in medicine and surgery hy J. Eherl^ and H. W. Dueaehet. Philadelphia 1822.

**) Neue Jahrbacher der teutschen Medicin und Chirurgie, von HarUfs, VII. Bd» dtes Bu

***) Neue Siminlaiie auserlesener Abhandlonäen sum Gebrauch pra&t« Aerste, 8ten Bandes Ites Stück.

*♦••) Ebenda!, 5ter Band.

•♦•••) Hufeland's Journ. d. prtkt. Hexlkuads. 36csr Band 2te8 St. S. 82.

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Nftchts unterworfen sind, und welcher meistens sehr heftig und schmerzhaft izu ^eyo j^flegt^ sah ich auf den innerlichen und/aufseriichem Gebrauch der Siechapfeltinktur bedeutende Bes- serung eintreten , während derselbe sonst kei- ueijei andern 'krampfstillenden Mittel weichen wollte.

IV. CJircniscfur Rheumatismus.

Aehnlich dem' Aconitum zeigt sich der Stechapfel auch bei chronischen Rheumatis* med als ein s^hr wirksames Heilmittel. AU Marctt, Scudamore, ^UikoJtTj und neuerdings Chr. JEngelhardt ^) haben in dieser Hiiisicht Erfahrungen bekannt gemacht. Auch mir hat sich dieses^ Mittel in mehreren Fällen dieser Art seht hülfreich gezeigt, ich mufs aber bemer« ken, da/s in hartnäckigeu und eingewurzel- ten Fällen mir seine Wirkung mehr ' palliativ utiA es hiör mehr als ein sehr kräftiges schmerz- linderndes Mittel in Betracht zu koinmeo scheinrty während zur vollständigen Heilnog andev*, die Secretionen mächtiger erregende und äufserlich ableitende Mittel erforderlich eiod. lo frischen Fällen chronischer RheumSf tisinen vermag es übrigeus auch radikale Hiilfei herbeieufiihren. In einem FaUe von heAigei rheumatischer Gephalalgie bewirkte es schnelll grofse Erleichterung. Bei einem Mädci von 25 Jahren^, welches bereits seit eine] Jahre an den heftigsten rheumatischen Schmei zen litt, die bald den Kopf, bald die Ex

') Dissertatio med, therapeutica de Datura Sti monio ejusgue usu mtäico^ praesertim ad Iih§i matismum chronicum eurationem, auctore Cl Eng^lhardt, ÜUrajecti 1823.

101

litataO) bald verachiedene Theile des Rumpf« Innaluiien, sah ich uater allen hier empfoh- Mten Ulillela auf den ionern Gebrauch der techapfeflinktur die meiste Linderung, und idlich« durch kräftige Deriraiitia unterstStzt^ ilbst radikale Uüire erfolgen, -wenn auch die ofse Geneigtheit zu Rückfällen bei der ge- Dgsten Verkällung keine lange Dauer der lo etwa seit 2 Monaten anhaltenden Gene- og bei dieser Person verspricht.

. Ein junger Mann von 21 Jdhren, welcher «r^its mehrmals an heftigen Rheumatismen t, und aufs neue an starken rheumatischen :hmerzen der untern Extremitäten seit eini- n Tagen danieder lag, empfand auf den in- irn und äufsern Gebrauch der Stechapfeltink- r sehr schnell Erleichterung, und erhielt da- irch« da das Uebel noch nicht eingewurzelt ar, in wenigen Tagen radikale Biiife.

Bei einem chronischen Hüftweh f woran h selbst lange Zeit litt, und die meisten da- Igen empfohlenen Mittel, namentlich Gua- k, Aconit, Kampher, Calomel, das Vinum Ichici, Schwefel, Schwefelbäder und meh- re aufsere Mittel , Blasenpflaster, Ilaarseil^ e Acupunctur u. s. w. zwar öfters mit Er- [chterung anwandte, doch keine radikale »ilung dadurch erhellten konnte, habe ich m innerlichen und äufserlicheu Gebrauche r Stechapfellink iur die meiste Linderung der :bmerzen zu verdanken, ohne jedoch dadurch inz davon befreit zu werden , glaube aber, ifs ein regelmäfsigerer und stärkerer Gebrauch »rselben mir auch eine gröfsere und afihal- ludere Hülfe gewährt hatte. Aber An ich leine Geschäfte nicht unterbrechen wolltdi eo

^ 106

lUfi jnlch dif Furcht rar der vU $tuptfütitns dieses Mittek dea stärkeren Gebrauch dessel- ben Y€)rmeiden, Ich fand später die lang ge* suchte Hfilfe im Berg^ Leberihran , dessen heilsame Wirkung im chronischen Hüftweh ich. an mir seslbst bewährt fand, und iadem ich dafür dankbar Gelegenheit nehme, am Schlüsse dieses Aufsatze dieses Heilmittels zu gedenken, bemerke ich noch, dafs ich die Er- fahrungen Schenk^s atich in der Hinsicht be- stätigen mufjs, dafs es die Schmerzen in den ersten Tagen bedeutend yermehrt, aber dann auch bald bedeutende Besserung bewirkt, wäh- rend keine andern sichtbaren Erscheinungen zu bemerken sind, als dafs der Urip eine eehr dunkle braunrothe Farbe bekommt und reich- licher secernirt wird , als gewohnlich der Fall ist.

A n m t k u n g.

teil bemerke nur noch zur Verhütung je- des Hifsverstaqdes , und zur Warnung, dafs bei der Anwendung dieses grofsen Mittels, des Stramoniwn^ welches ich für das stärkste Stu'p^aciens halte, die grofste Vorsicht nothig ist, indem ich Von 10 Tropfen der TiVic/. Semi", num schon sehr bedenkliche Betäubung erfol- gen sahy und Orßla von einen Gran des Ex- tracts selbst lebensgefährliche Zufälle beob- achtete. Es scheint, dafs hier der verschie- dene tjocus natalis und Idiosyncrasie einen sehr ivichtigen Unterschied machen.

*- lOS ~

YD-

Kurze Nachrichten

aad

Auszüge«

1.

FrmnxSHsdkem im Jimttmg^ sil^|«dU«lr

M. Dr. ElfSftsr In Stuttgart.

(Bttchliils. S, Tor. St. dief. Jovm.)

Vierter Msehnitt.

Von dsn Krankheiten der die Emitm^k*

Trompeten umgeheftden Theile^ die ojt

Taubheit mu i. ir« verur saehen^

f. /• Von der entzündlichen Verstopfung und jthseosn^

tem an den Tonsillen und an den Schenkeln des Gmu»

mensegels als Ursachen der Taubheit^

kn Antehang ihrer Ursachen , Zeichen und Be* htn<llung sehe man die entsprechenden Artikel im Diction. nach. Hier will ich nur £ini|;et hintieliu lieh des Eicflasses dieier Krankheiten euf des Gt* hörorgan und auf das Gehör selbst bemerken.

Wenn die entzündliche Verstopfung keuptficli» ImIi dam biattrA Scheaktl dta CraofliMUt^ut k«^

104

trifft, an4 sich auf die Enstach« Tcompeta fort- pflan«t, wird diese zusfmxnengedrfickt, enuClndec» w^odarch Ohirep schmerzen und Tau{)heic entstehen. Bricht der Abicefs von selbst auf , kann sich der Eiter durch die Wandungen der Trompete hindurch einen Ausweg bahnen und zum gröfsten Nachtheii in das Innere des Ohrs zurückfiiefsen. Uebles Ge- hör, Ohrenklingen und ein acuter Schmerz, der sich auf das innere Ohr verbreitet, sind die muth- inarsUchen Zeichen von ^inem ganz in det Nähe' der Eustaeh. Trompete befindlichen Abscefs* Von der mehr oder minder deutlichen Schwappung der Geschwulst wird es alsdann abbangen, ob man die Oe£Fnung des Abicesses zu beschleunigen -oder auf- suschieben hat.i Ucbrigens soll man diese OefFnung sobald als möglich , und zwar am abhängigsten Theil der Geschwulst vornehmen,

Petit fährt mehrere sonderbare Beispiele von dieser Art Ton Abscessex^ an (s. Oeuvres posthumes, Tom. /,) ,

f. //• Von der eatarrhalischen Verschleimnng der Ton* Stilen und der Schenkel des Gnumensegels als Dir*

Sache der Taubheit,

Dieses CTebel ist immer die Folge von eatarrha- lischen Entsendungen der Tonsillen. Die Zeichen dieses wenig schmerzhaften IJebels sind; Beschwer- den im Sprechen und Schlingen, bisweilen ^ auch im Athemholen. Die afficirten Theile haben ein blafsrotfaes Aussehen und einen schleimigen üeber- scig. In demselben Verhähnifs als das Uebel he« 'deutender ist, wird mehr und zäher 3chleim abge- sondert und die Taubheit stärker.

Ich habe kürzlich einen Menschen von 20 Jah- ren an diesem Uebel behandelt, und letzteres durch Blasenzfige auf den Arm , ein Ilaarseii im Nacken, durch wiederholte Abführnngsmitiel luid dqrch Ein* spritzungien in die Eustach. Trompeten gehoben*

J, II f. Von den Polypen in den Choannen und an^

dem Körpern ^ welche die Eustach, Trompeten zusam-

^mendrücken^ als Ursachen der Taubheit.

Valsalva fahrt 2 Beispiele von Taubheit ^^-

g^n Verstopfung der Eustach. Trompeten an« Der

'M ^ali betraf einen Edelmann^ welcher duccb

105

MBen NaiABpolypen 9 der tieh bit zur pvul« «us* ^ dehnC«9 d«s Gehör Terlohr. Der «ndere einen Land- manii, der ftaf der linken Seite der OvnU ein Ge- ichwar hette. Legte man eine befeuchtete Wieke aaf dietet Getchwär, so hörte der Kranke nichts mehr, bekam aber das Gehör auf der Stelle vvieder, wann ^die Wieke ausgezogen wurde. Tulpius er* vrähnt auch einer Tauoheic noit Ohrenklingen , die ▼on einer im Gaumeo nahe bei der Trompete be* findlichen GeschfvuUc herrührte. k

Die polypösen Aiiswöchse, sagt Bell ^ welche TOn der «Nate und Tom Rachen autgehen, und sich nach hinten ausbreiten, verursachen häufig Taub» beit. Die Abhandlungen der Akademie der Wii- tenschiften vom Jahr 1705 enthalten folgenden son« derbaren Fi^l: ein Mensch von 20 Jahren wurde plötslich taub und stumm ia Folge einer gewalt* SMnen Zuaamroenschnürung seines Haltes durch ei- nen starken Mann, mit welchem sich derselbe her- ambalgte. Wie die Verletsung des surOckkebren- den Nerven die Stummbeit^ so dürfte eine- aurser- Oidentliche Anschwellung der Tonsillen» der Sehen* kel des Gaumensegels und der Schleimhaut der Eu- stachi Trompeten die Taubheit erseugt haben. Wahr- scheinlicher rührte jedoch diese andaurende Ttuh- beit von einer in den Trompeten -Cantl und in die Tromipelhöble erfolgten Ergiefsung undCoagulation voa Blut her. In einem solchen Fall wärden Ein- spritzungen von lauem Waiser in die Eustach. Trompereti hinreichen, das Gehör wieder herzu« •teilen.

Fünfter Ahschnitt, Von dttn Krankheiten des LabyrinthSm

Der Labyrinth kann van denselben Krankhei- ten befallen werden, welche die Trommellföhle afficireo.

f, /• J^cn den Krankheiten der IMemhran des runden

und des ovalen Fensters»

Diese Membranen können nach JLeschevin sich verdicken, verhärten i und im hohen Alter wie das Tromjrnelfell vertrocknen. Aufserdem kann die ovale Membran durch die Zerstörung oder Lähmung des SteigbAgelmuskels» der idi gesunden Zustand diese

- 106 -

/

MtmbraQ tpinnt, «rtchUjFon. Vaisalvm gUalil« d*ft iM Ooffoang in 6mm övtl^n Feniter durob ein« ähnliche M«xnbran gescblosien i«y, wie das runde Fenicer, und will dieselbe bei einem Tauben Ter^ Knöcherc gefanden haben»

Die Ursachen u^d Zeichen der Verdickung» Ver- tärtung und Erschlaffune dieser Membranen sind nimlichen, wie bei dem TtommelfelL Nur bei ihrer Erschlaffung Kann man mit Erfole dieje- nigen Mittel «nwenden, die bei der Erschlaffung" des frommelfells angeführt worden sind. Die ge- nannten. Membranen l&önnen durch Eiterung enge* dessen oder seri tört aeyn p wovon Leschet^in in sei- ner ^ehrift über die Krankheiten der Ohren Bei- spiele anführt. Dieie Verletsung ist unheilbar, weil die Cottunnisehe Flflssiekeit ausfliefat und das Nerrenmark in den balbsirkelförmigen Kanälen und in der 8ohn«ck« dadurch ▼•rtroekner*

//• Vo» d§u Bildtatgs/Mern des runden und ovo»

(\ len Fensters^»

Von diesen Oeffnungen ist die runde im inatfir- lichen Zustand durch eine A^m Troromelfdl ähn- liche Haut« die ovale^ dagegen durch die Basis des Steigbügels mittelst einer sehr dünnen ligamenCö- sen ßubstana hermetiscli geschlossen. Diese Oeff- nungen können durch einen Bildungsfehler sehr klein seyn oiier eänalich fehlen *), Bei einem rei- fen Kinde i^ndi , Lohstein das runde Fenster in der Trommelhöhle in Folge eines Knochenauswuchses in Gestalt einer schiefen Oeffaung und enfserdr- dentlich klein. Wenn nach Scarpd*s Versicherung die Gröfse dieses Fensters mit dem Alter abnimmt, so hätte dasselbe bei dein erwähnten Fötus in der Folge nofhwendig verschwinden müssen. Eine^be« roerkenswerthe Beobaehrnng^ sofern dieselbe auf eine neue Ursache von Taubheit aus einem Or£a- nisationsfehler* des inneru Ohrs hinweist 1 Sollte

*) In der Paukenhöhle eines zwölfjährigen taubstummen Knaben fehlte das runde Fenster und die Schnecken* Krhabeaheit. Der Zitzenfortsatz des Schläfenbeins war . sehr flach. Seine Zellen mangelten gänzlich ^ so wie die Oeifhiuia in die Trommelhöhle » ^velche zu ihnen führt. 8. Abnandl. im Fach der Oerichtl. Arzneikunde, •von jMeph SchaligTuber Prof. der Med. Mit 3 IH^^ren.

vm. Orä» bei WüUer etc. , _ .

der ueoer«.

107

#ffi« ftftalidi* organische Verla derung niebk euch am oyäl%a Fenster Statt finden, und z. B. das Pro- iBontoiiam durch Substtns- Wacherang dieses Fen- ster Terengen upd dadurch den Steigbagel disloci-

rea können?

j ■> I

S* ^^^* Von den Bildung tfehlern des Labyrinths.

Audi im Bau des Labyrinths, sei es am Vesti« buloy an der Schnecke,, oder an den halbairkelför- mieen Kanälen findet man bisweilen «ine fehler- hau« Bildung, ja der Labyrinth kann ganz fehlen *)• Bin Kind aus der'^Charite in Lyon schien von Ge-' bnrt an taub «n seyn, indessen Konnte es doch ei* nige Sylben herstammeln. Obgleich das stärkste Geräusch keinen Eindruck auf das Kind zu machen aehien, so begrifF es doch den Ausdruck der Mie» nen ganz leicht;. Mach ^tm Tod des Kindes seigt« eine genaue Untersuchung des Gehörorgsns folgen- des s das ftufsere Ohr, das Trommelfell und 'die £u- atach. Trompeten waren re^elmäfsigl beschaffen, aber, die^ Trommelhöhle war mit einer schleimigen Ma- terie angefallt, und von den Gehörknöchelchen, Tom Vestibulum , der Schnecke , den haibairkelför- migen KanUen, dem runden und ovalen Fenster konnte man keine Spur entdecken.

Giebt es ein Zeichen ^ aus welchem man dat Daseyn einer ähnlichen unheilbaren Abnormität er- kennen, oder wenigstens vermuthen kann? In d^r Hinsicht glaube ich folgendes angeben zu können s anfser einer vollkommenen Taubheit wird eine sol-

*) Auf dem anatomischen Theater in Tübingen sind in friiherer Zeit einige Beispiele vorgekommen, wo ange- borene l'auhheit von lucht entiwickeUem Labyrinth herzurühren schien. In solchen Fällen scheint das Vetdbiiluro (und die halbzirkelförmigen Can'äle) viel XU eng und sehr zusammengedrückt zu seyn , die Cochlea dagegen weniger ; die Pars petrosa eher fester und härter als gewuhiuich beschaffen zu seyn u. s. w.

der Üehera,

Mürer öffnete einen taubstiunmen » an der Fhthisia

Sestorbenea Knaben, bei welchem bei sonst normaler lildung der GehürwerkKeugo die Canales scmicirculare9 fehlien. Die fünf OeiTntuigen derselben waren verban- den aber verschlossen» und liefsen katun eine Borste eindringen. S. F. C, Mnrer de causis Cophoseo» aurdo- nutonun indagatae düficibilibiis. Commentatio etc. Halhiae iS26. 8. t5.

der I7e6era,

^ 108

ch« Person dat Piken einer Taschenuhr nichc \rei^ nehmen, Wenn sie den BQgel derselben «wischen den Schaeidesähnen festhält nnd eben so wenig die Töne eines Ssiteninitruments nach dem Experiment "von Diemerhrock,

Wenn jedoch die Trommelhöhle, die Zellen im Zitsenfortsfttz und die Eiisttch. Trompeten blofa durch eine Anhäufung von Schleim verstopft sind (ein häu- Hger Fall bei Tailbitummen), so wird der Kranke bei den eben erwähnten Versuchen den Schlag ei- ner Taschenuhr und die Töne eines Saiteninstru- inents vernehmen. Hier passen erweichende und nachher stärkende Einspritzungen in das Innere des Ohrs 9 .um dem Kranken dat Gehör wieder su ver- schafEen«

/

{^ IVt p^Qn der Entzündung der Nervenhaut des

Labyrinths,

Ein tQnst robuster aher mit einem bedeutende^ Geschwür am linken Schenkel behafteter Kranker, der am Krankensaal gegen einem Fenster lag, wurde in der Nacht vom l^ten Febr. 1806 von heftigen Schmerzen im Innern des Ohrs^ und starkem lie- ber mit catarrhalischen Symptomen befallen. Die Zufälle nahmen >ehr überhand, und der Krank« starb in der Nacht vom 3ten auf den 4ten Teg na diesem Krankheitsanf^ll. Bei der Section fand man

. keine Abnormität im Gehirn, dagegen die Trom- melhöhle von der aufgeschwollenen rothbraun ge« färbten Schleimhaut beinahe g^ns ausgefällt; <lie ^^ Cavitäten der Schnecke und der halbzirkelförmigen Kanäle enthielten eine rostfarbige, eiterartige Ma- terie — ,in Folge einer höchst akuten innern Oh*

/ renentzGndnng, vrelche den Tod herbeiführte« Bald darauf kam ein anderer Kranker von ungefähr

- 25 Jahren wegen Schmerlen im rechten Ohr in d^s Hospital. Fieber und Ohrentchmerzeu hatten schon 24 Stunden gedauert. Dr. Viricel liefs sogleich dem Kranken Blutegel hinter die Ohren ^ Blascnpflaster im Nacken setzen u* s. w. , allein ohne allen Er- folg.^ Die Zufälle währten fort , am 4ten Tag tra- ten Delirien ein, und am 7ten Tag starb der Kran- ke unter fürchterlichen Schmerzen. Bei der Sectibu fand Dr. Viricel die Trommelhöhle von einer sehr dicken». i&hea^ eitertrtigen Materie» die balbürkel-

-. 109 ~

ffinnigtii Ktnäla dagegen Ton einem mehr serösen Fluidum angefüllt, die häutigen Tiieile rotii e'e- fltbt u. •• f. Viricel macht den Vorschlag « in äuo- lichen' Fällen gleich anfangs ein Blaseiipilaster auf dal Ohr i^lbsc su legen , ein Mittel » von dem er mehrmala einen, glücklichen Erfolg btobaohtete. Ich sebb nicht ein , wie hier erweichende Ein- apritsuneen yon JVlalren oder Eibischabaud und lauer Milch durch die Eustach. Trompeten gleich- sam alt ein inneres Bad^ nacbtheilig wirken sollten? -

jj. Von der Verderlnifs der Cottunnischen Fluf» ,

sigkeitetu

DiAse Flüssigkeit ist der Verderbnifs unterwor- fen* Chine, ein englischer Artt, fand bei der Sek- tion eines jungen TTaubstummen das Veatibulum» . die Schnecke und die halbsirkelförmigen Kanäle mit einer käseartigen Substaos staitt jener Flüssigkeit eil gefüllt.

Die Ursachen einer solchen Verderbnifs der CoC- timnischen Flüssigkeit sind gans unbekannt.

WennEinspritxiingen durch dje Eustaclu Trom- pete leicht in die Trom na el höhle und von dieser aus in die Zellen des Zitzenfortsatzes eindringen^ euoh aus Versuchen mit einer Taschenuhr und ci*- nem Saiten -Instrument erhellt, dafs die Person je- desmal das Geräusch hört, so darf man fast mit Gewlfsheit annehmen , dafs das Hindernifs im Hö- ren seinen Sitz im Labyrinth hat und nicht zu he- ben ist.

§. VL Von dem Verlust der Cottunnischen Flüssigkeit,

Der Verlust der Cottunnischen Flüssigkeit is^ naoh Richeraud von feiner Ansteckung des . Laby- rinths begleitet, welche durch Einschrumpfen dea Gehörnervens Taubheit zur Folge hat. Dieses ist eine der häufigsten Ursachen der Taubheit im ho- hen Alter. Eine weit häufigere Ursache des Ver- lustes oder vielmehr der Ausleerung der Cottunni- schen Flüssigkeit bilden die chronischen Eiterun- fen der Trommelhöhle, welche mit Zerfressung er Membran des runden Fensters, Ablösung der Gehörknöchelchen und OeiTnung des ovalen Fen- sters endigen. Ist eine von diesen Schranken durch- brochen , so ergiefst sich die Costunnische Flüssig-*

110

Iieic in <U« Trommelhöhle und entfleert lieh darch die Eusuck. Trompete» der Labyrinth bleibt leer, der GehOrnerve wird durch die Undulitionen der früher im Labvrinth vorhanden gei^eaenen FlOfsie» heic nicht mehr erschüttert, und das Gehör geht verloren. Zwar wird eine aolche Person das Ge- räusch des Donners I der Artillerie, den Ton der Glocken, und selbst den der Trommel hören, aber die aniculirten Töne der Stimme, der Instruinente u. I. f wird ' dieselbe nur als ein leeres Geräusch vemehmen.

Zum Beleg dieser Behauptung dient nächst«* hender Fall.

Ein 17jähriger taubstumm Geborener hörte dss Geräusch de$ Donners, das einer Kanone, und auch deki Schlag einer Taschenuhr, man mochte ihm diese an dMs Ohr halten oder ihren BAgel ihm «wischen die* Bebneidezähne stecken. Redet man diesen Men» sehen durch ein Sprachrohr an, so vernimmt et dat Geräusch aber ohne artieulirte Töne deutlich. Wenn man hinter seinem Rücken auf einen Tisch schlägt, so lählt er mit den Fingern ganz gMiati die gemachten Schläge. Eine Einspritsune in die Eustach. Trompete gelangt nicht blofs in dte Troni« melböhle und in die Zellen dea ZitzenEorttaties, sondern sogar in den Labyrinth , walr der Tanb» stumme durch die wirbelnde Bewegung mit "der Hand um das Ohr su verstehen ßiebt. Ich halt« diesen Umstand für ein charakteristisches Zeichen der zerstörten Membran des runden Fensters oder der Loitrennuns der Basis des Steigbügels vom Umfang des ovalen Fensters. In diesem Fall sohei- sen die Gehörnerven gesund, die Trommelhöhle und die Zellen des Zitsenfortsatzes frei zu teyn, aber es dürfte eine unmittelbare Communicatlon von der Trommelhöhle aus mit dem Labyrinth durch die Oeffnuns des einen oder andern Fensters su* gleich Statt luden«

Die Kunst besiut keine Hülfsmittel für derglei«^ chen Fälle.

Rinfter Jhschnitt.

Von der Verletzung der Geh\örnerven,

Die häufigste Krankheit der Gehörnerven fst die Lähmung, welche vielerlei Ursachen baben

- Itt

lumiif wia »• B. die Metastase einei patbiseben 3to£Fsy Gon^eitiozien der Blutmatse, Steatomey Ex- oatoseiif Warmer im Magen u. •. w* Die Memoi- ren der Naturforsciier dec. 111. Obserr. 103. fabren -die Geacbicbte eines Mannes Ton 60 Jsbren an v der unmittelbar nach der Heilung von einer Taabbeit •nf der recbten Sei(e gel'äbmt wurde , offenbar in Folge einer Metasjtate. Dtelintourt fand in dem Ge- liim eines apoplektiscb Verstorbenen swiscben dem grofsen und Kleinen Gehirn ein Steatom^ das sn- erac Blindheit, späterhin aber auch Taubheit u. •» w. Terursachte.

Die ZusammendrücKung oder Verstopfung des Gebörnervena bann sich auf den Gehörnerven selbst betohrinken, oder sich auf die Gehirnmasse aus- dehnen. Im ersten Fall entsteht die Taubheit plöts-^ lieh oder stufenweise ^ und das Gehörorgan leidet allein, statt dafs im zweiten Fall Schläfrigkeit» L&hmang, oder der Verlust irgend eines andern Sinnes der Taubheit vorangehen.

Jede dieser Ursachen äufsert eine ei^entbflm* liehe Wirkung auf den Gehörnerven und bat ihre beaondere Zeicben, deren bestimmte Unterschei* dnng bei dem gegenwärtigen Standpunkt der Wis- •enschaften die gröfste Kunst erfordert. Inzwischen können die der Liähmung vorhergegangenen Um- •tinde einiges Licht über diesen Gegenstand ver* breiten , z. B* ^venn der Kranke in Folge eines Schlages- oder Falles auf den Kopf, mit oder ohne Blutung entweder aus den Ohren , den Mund oder der Nase^ plötzlich oder allmäblig, taub wird^ darf man eine Blutergieftung fßr die nächste Ur- sache der Taubbeit annehmen. Allein wo hat diese Ergiefsung ihren Sitz? in der Trommelhöhle, oder

Sar in der Innern Grube des Scblafbeins nahe bei em Felsenbein? Ich habe die charakteristischen Zeichen der ersten Art vpn Blutergiefjung schon früher angefilbrt> die Zeichen der andern Art sind: ein schmerxhafces aber dumpfes Stechen in der Grube des Schlaf beins, wo sich das Blut angesam- melt hat, und gröfsere Neigung des Kranken , sich auf diese, als auf die entgegengesetzte Seite au legen.

Die Fälle, wo ein Steatom oder eine Exostose ▼orhanden ist, sind viel dunkler, indem sich die Taabheit nur auf eine unmerkliche Weise offepbart

112

I

und man die UrMche derselben erst nach dem Tode . entdeckt.

Wenn die Zeichen der eben erwähnten Uns* chen fehlen , der Krtnke dagegen Schmerzen in der Heragrube, keinen Appetit und Qblen Geschmack itck Munde hat, Würmer diuch den Mund oder Af* ter abgegangen sind, und darnach der .Kranke bes- ser hört u. s. , so darf man auf Wärmer alt Ur* Sache der Taubheit schliefien.

Die verschiedenen Ursachen der Lähmung wiiv

Iten zum Theil mechanisch , wie das Blutextravaaät,

^Steatonie u. s. w. zum Theil sympathisch wie die

Würmer im Darmktntl. Faul- und Nerven&eber

«fficiren den Gehörnerven auf eine Weise* dafs das

feübteste Auge, durch die Section iieine Spur einer Verletzung zu entdecken vermag.

Die Lähmungen selbst Mnd von doppelter Art, d. entweder mit einem CJebermaafs von Reiabar- l(eit oder mit einem Mangel derselben verbunden.

Die Zeichen der ersten Art von Lähmung sind nach Grapengiefser folgende':

Der Kranke hört bes&ery wenn man leise ujid nahe bei seinem Ohr mit ihm spricht, als' mit sehr starker Stimme und durch ein Sprachrohr; derselbe höre besser bei feuchter Witterung und wenn er ausgeruht hat als nach körperlicher Anstrengung.

Die Zeichen der andern Art von L»ähmuag sind (nach Grapenßiefser) folgende :

Die Taubheit ist vermehrt oder vermindert nach den verschiedenen Gesundheits- nnd Anfrei- Bungstiistaridedes Kranken^ nach den Veränderungen der Witterung, der Tageszeiten u. s. f. Der Kranko hört besser beim Wohlbeßnden , nach Mahiseiteäi ^ »ach dem Weingenufs, nach gev^isseu köiperlichen Uebungen, bei der Freude , bei trockener Witte- rung, bei hohem Barometerstand u. $• f.; eben so bort derselbe besser des Abends als des Morgans nach dem. Schlaf; weniger gut nach einem langen und tiefen Schlaf als nach einer unruhigen NacnC; endlich hört der Kranke besser und deutlicher^ wenn er sich mitten in einem Geräusch, selbst ^n einem sehr starken, z. B. im Kanonendonner ^ als wenn Stille uni ihn herrsche. Hieher gehört auch nach' Cöoper eine verminderte Absonderung des Ohren- schmalzes im Anfang der Taubheit ^ welche Secre- tion ^m Ende gana unterdrückt z\x seyn scheint,

'wis

~ 113

wi% ich bei, einet Penon roa 54 Jahren gesehen hebe *), Ein änderet besonderes Zeichen oei ee- llhmten Gehörnerven, ist nach Cooper^ w^nn der Kranke den Schlag einer zwischen die Schneide- slhne gehaltenen Teachemihr nicht hört, welcha Beobachtung ich bei mehreren Personen bestHtigt gefanden habe«

Die Prognose bei der Lähmung des Oehörner« Tens ist um so schtrierieer , als dlf Ursachen der* •elb^n noch sehr dunkel sind* So ist «• die Taubheit von Congestionen der Blutmasse, i. eine ErgieiJung oder eine Anfallung der den Ge- hörnerven umgebenden Gefäfse noch heilbar, dige- fen die Taubheit von organischen Fehlern unheiU ar* Am schnellsten und sichersten #u* heilen ist die von Würmern herrahrende Taubheit, diejenige dagegen schwer zu heilen, welche in Faul* und Nervenfiebern entsteht.

Die Behandlung mufs nach den Ursachen der Taubhext gerichtet werden. So passen s. B.' bei Congestionen der Blutmasse, nach apoplektischetk Anfallen, wiederholte Aderlasse, Blasenpflaster zwi« •eben die Schultern, Senffufsbäder u. s. f. Nach dem Gebrauch dieser Mittel, sollten sie keinen, oder nur einen geringen Erfolg hiben , mufs man auch Einspritzungen durch die Eustachische Trompeten ma- chen; in gewissen Fällen die Douche auf den Kopf anwenden u.^. f. Die nach einem' Schlag oder Fall auf den Kopf entstandene Taubheit wird zuweilen durch die Heilkraft der Natur allein gehoben, wie ein mir von Dr. Perreymond in Lorgnes mitgetheil* ter interessanter Fall beweifst. Sind Wdrmer in den ersten Wegen an der Taubheit Schuld, so wer- den Brech* und Purgierraittel , nachher Antbelmin- tica daa Gehör wieder herstellten« Wenn endlich

*) Die zur Zeit der anfhorenden llaemorrhoidal* Gonge« stioiien bei Männ<»ni, und, obgleich viel sehcneTi auch bei "yv'eibcrn zur Zeit der aiitnürendeii Catamenieu sich au bilden aniaiigeiidc Gchörkrankhcit, \velche immer ein allgemeines Angreiteu des Kopi's in verschiedenem Orad zum Vorl.iuier hat, geht oft in vollkommene Taubheit iibcr^ ^velche letztere, wie^ die Amaurose, nicht selten Veränd«;rnngen in der Gelafsthätigkcit des Uufsern Ohrs zur Begleitung hat, so dafs das Ühreu- scliraalz olt in eben so geringer Aleui^e abgesondert wird als der !Na.^enschlcim bei der Amaurose.

der Uehcrt.

Jouni,LXVlI.B.5.St. H

114 -^

dieiea Leicien Ton einer Meususe berrfthrt, fo oioCi nun sogleich Blasenpflaster zwischen die Schultern und ntchber ein Haarseil in den Nacken setzen. Beichen diese Mittel nicht aus, so nsufs man. die Douohe auf das innere Ohr in Form von Einsprit- suneen^ anwenden. Auch sind cur Heilung der Taubheit die Eleetricit'dt und der Galoanismus Tor> geschlagen worden.

Abs den Versuchen mit der Electricität in Tie- len Flllen von xufäilig entstandener od^r angebo« iton«r Taubheit ist man berechtigt, folgende Scniasse SU machen:

1) die Electricität ist ein wenig wirhsamea Mit- tel in den meisten Fällen; ihre Wirhungen sind täuschend y vorfibergehend )

2) dieses Agens kann einige Wirkung haben bei der anvollkommenen Lähmung der Gehör- Verven;

3) dieses Agens wird nichts leisten in der Ver- stopfung derEuitachisdien Trompete, der Tjron^mel- höhle und der Zellen des Zitzen fortsstset;

4) die Electricität ist ein gefährliches Mittel bei sehr reisbaren Kranken, die häufig phantasiren und Congestionen nach dem Kopf, dem Nasenblu- ten u. s. w. unterworfen sind. *)

Der Galvanismus, den Gra-pengiefser bei der- jenigen Taubheit vorgeschlagen bat, die von dchwä* che oder Lähmung der Genörnerven mit vermin- derter'oder unterdrückter Reizbarkeit herrührt^ (lat ia den von mir beobachteten Fällen keinen Nutzen

*) Man hat mancherlei Beispiele von durch Blitz geheil ten Xähmiingcii der Sinnes -^Nerven, z. B. der Amau- rose, der Taubheit u. «. f. In Bibernch (in OberscMvra- ben) tuchten eiiiise Bauern sich unter einigen nit Heugabeln in die he gehaltenen Kleebi'indeln Schutss "vor dem Regen, als derTBlitz in die^Zinken fuhr, zwei der X<eute. etwas verletzte, aber einem derselben, wel- cher taub gewessn, das Gehör vollkommen wieder gab m

Die "Wirkung der Electricität (aber immer nur in äufserst gerin erat Graden) bei der Harthörigkeit und Taubheit reducirt sich im Ganzen aut die reifende nud , die Secreticuen belördernde Wirkung, vvährend die Fälle von wohltliiitigen \'V irkunpen <:ine» starken eh:k- frischen Strom» (des Blitzes) aui den menscli liehen Kör- per vielleicht mehr aus d^m psyclüsrli«Ti r.indTuck des Schreckens sich erklären lass<?ii , indem z. B. mehr liahme durch Feuorsbrünsro geheilt worden sind, als durch Doxiner^ohlagc,

der Ucbcrs,

115

l fiMtilkflt« I)l6 ohnediefa achmerBliafte Aawendane p- diatei Mittels Kann bei Neigung za Blatcoogeatio- t neu gege;> den Kopf^ bei Kopfiehnoersen s/w« (, nUcbtii eilige y ja ^etkbrlicbe Folgen baben.

Der mineralische Magnetismus soll von Klarisch (s» Ökonom. Journal, Janaar 1767.) mit Erfolg an- gewendet worden seyn. Diefs Agens scbeinjt atch meinem Dafflrbalten nur bei einem lirimpflufteit Zustand der G^bömerven einigen Nutzen leistei^ / «I fcöiinenj Uebrigens ist mir kein Fall bekannt, der mioh berechtigte, dieses Mittel ausscbüefslicli vor jedem andern ansuempfeblen.

Der animalische Magnetismus wurde von Hagm ström (s^ Journal de Med. 1793.) in einem dasa . tangUsh geschienenen Fall drei Monate lang ohne allen l^fäg angewendet.

- - 2.

Merkwürdiger Fall von Blausuch^i.

Von Ebendemselben,

Im Jahr 1819 ^ebar die Frau des Tagelöhners Adam F. in dem benachbarten Dorfe Kaltenthal ei- nen wohlgebildeten blenden Knaben , welcher von der Geburt an ge^en {> Jahr gesund und wohlge* nihrt blieb^ und zu Ende dieser Periode schon al- lein auf den Füfsen stehen konnte. Derselbe wur- de von der Mutter gegfen anderthalb Jahre jgestillt, bekam aber von der I4ten Woche an zugleich Mehl- brei. Nach Verflufs von f Jahren fing der Kleine an zu kränkeln y d. h. er bekam einen chronischen Hautausschlag an den Füfsen» zwischen den Zehen und am Rand der Fufssohlen in Gestalt von wftsse* rigen Pusteln , die von einem schmalen rothen Hof nmgfben in grofser Menge und Gruppenweise aus- brachen, sich je am 2ten Tag mit eiterartigen 3e- rom fällten und am 3ten Tag wieder abdontnt«

H 2

^ 116 .

t

Diese« AasichUg Terursaclite faefrigaa Jucl^en auf 'der Haat^ ao dals sich der Kleine oft blutig kratite, war. aber offenbar nicht ansteckender Natur, indeVi "vrader die Eiterii noch die drei übrigen Geschwi- ater des Kleinen mit ireend einem Hautausichlag behaftet waren; trotzte allen von der Mutter ange*^ wandten Hausmitteln, Kleyenbädern dgl., und verlor sich erst gegen das Ende des z^ireiten Jahres ▼on selbst , aber siemlich schnell. Gieiobseicig mit dem Erscheinen dieses Ausschlags fino» der Knabe an auffallend abzumagern und an Muskelkraft wie- der absunehmen, so dafs er nicht laufen lernte, liariathmig wurde, einen trocknen Husten bekam und o,m ganzen Körper blau gefärbt w^urde« Diese blaue Hantfarbe erschien a,m auffallendsten an den Lippjsn und Ohren, im Gesicht überhaupt and an den H&ndea und Füfsen, besonders an den Nä- geln» Die Nägel y welche imtner ein auffallend starkes Waohsthum zeigten, waren gegen die Wur- sei hin sehr d&nn, an der Spitze ungewöhnlich breit und dick gestaltet, und wölbten sich^orn dritten Vierteljahr an mit ihrem vordem Ende über die Spitze der Finger herüber. Unter den vordem Naeelgliedern waren die der Daumen und erofsen Zehen am dicksten und kolbigsten. Alle T'inger und Zehen waren sehr kurz, besonders im Ver- hiltnifa ^zu den obern und untern Extremitäten . selbst.

Die blaue Hautfarbe zeigte sich .^om dritten

Vierteljahr an ein ganzes Jahr hindurch täglich und

anhaltend, nachher und bis zum Ende dea zweiten

.Jahres aber nur periodisch, d. h. wie das Asthma,

ungefähr alle 14 Tage stärker.

In Ausehung der weitern Entwicklung dieses Knaben ist vor allem zu bemerken, dafs derselbe

*Bicht nur seine ganze Lebenszeit hindurch einen guten Schlaf gehabt hat, sondern von der Geburt

-.an bis zum Ende des zweiten Jahres ungewöhnlich viel schlief , übrigens innerhalb dieser letztem Pe- riode beständig kränkelte, geringen Appetit hatte, und im Alter von Ij Jahren zuerst im Oberkiefer 2 Sohneidezähne, ein Vierteljahr später auch Inder nntern Kinnlade ein Paar Schneidezähne bekam* Die übrigen (Milchzähne kamen weit später unter Speicfaelflufs und Durchfällen aber etwas schneller

- 117 -

«am VoTscbein. Vom Ende des 2ten'JtHre8 anbei* serce iicb der Knabe im Allgemeinen meikÜcb % in- dem 6V wieder lUrkef wurde, ein besteret Ansebeä- bekam und laufen, anch ordentlich reden lernte. Dieter verbeiserte Anstand w&brte bis snm Soblnia de* 4ten Jahres, wo man dem Knaben die Kuh- poeken mit dem besten Erfolg einimpfte. Um diese Zeit wurde derselbe von einim der Beschreibung nach nervösen Wurmfieber befcig befallen, das Obes 14 Tage währte. Bald nach dieser schweren Krank- bett stellten sich bei dem Knaben wieder die pe- riodische Engbrastigkeit und ein heftiger Rüsten ein, der wegen seiner Heftigkeit oft mit Erbre- chen des Genossenen und eaing*fchleimigec 8to£Fo verbunden war. Diese Zufalle, mit denen nie ein Gefflhl Ton Angii und BansigköU verbunden war, verloren sich von jetzt an .bis zum Tode des Kna- ben nicht mehr, sogar bildeten dieselben im Lauf seines letzten Lebensjahres , hauptsäehlich auf Er- zamen, heftige Grstickungs- Anfälle, in denen der Aihem lange Zeit ausblieb, und licn die Haut im Gefioht, an den Händen und Füfsen nngefähr ^-^ } Stunde lang schwarsblau färbte. Nur aelten ent- standen diese Stickanfälle auf Indigestionen, ob- fleioh der Knabe nicht sehr warme Speisen, son- ern fast ausschliefslich trocknes Brod, Milch und Apfelmost liabte, zum Theil auch aus dissem Grunde oft von Spiilwürroern geplagt war. Der Knabe litt nie an Blutflussen, und wenn, er sich E. in einen Finger geschnitten hatte, kam das Blut von lebhafter Röthe zum Vorschein und war leicht sa stillen. Dagegen zeigte sich in der ganzen Lebens- dauer des Knaben eine auffallende Schwäche der Muskelkräfte; eben so hervorstechend war bei dem- selben eine mürrische und selbst jähzornige Ge- znfithsart, besonders in seinem letzten Lebensjahre«

Im December 1824 nahmen die periodischen Stickanfälle und der kurze Athem immer mehr über- hand, so dafs der Knabe kaum 10 12 Schritte weit eehen konnte, ohne zu ersticken und von seiner Alutter fast immer getragen seyn wollte. Am 5ten ' Aflärz 1825 erkrankte derselbe an einem sehr befti- een Catarrhalfieber mit unregelmäfsigem, sehr schnei« fen and kleinem Pulse etc« Bis zum 13ten Mtrs hatten die Krankheiuiufälle ^ besonders der kosM

\

>

- 118

Atbtili to lugenommfny dafs devKranlte nicbt mehr im Bett liegen, sondern sich Tag und l^aeht auf die Knie und Ellnbogen gestützt halten mafste« Der Kleine hatte indeaten alle Arzneimittel gänz- lich Terschmäht, und blofs schwachen Milch -;Ka£Fee SU sich genommen 9 ' diesen aber mit dem heftisen^

fans trocknen Husten öfters- wieder weggebrochen. >ei'eelbe klagte über heftige Schmerzen auf der Brust» hatte heftigen Dursc, starkes Herspochea letzteres auch sehr oft in einer früheren Zeit) und swaV Fom Anfang an eine sehr blsne Hautfarbe. Gleichseitig beobachtete man eine ungewöhnliche starke Ai|schweilung der Hautvenen vorne, lind zu beiden Seiten des Halses und heftiges PuUiren der tben so stark aufgetriebenen Carotiden« Ueberhaupt Waren die Hautvenen am ganzen Körner sehr auf-

fetriebfln und blanroth gefärbt. Der Schlaf Wurde, esonders nach^ Mitternacht, durch häufiges Er- schieeken und Aufwachen unterbrochen. JetiC erst liefs sich der Kleine bewegen, kleine Gaben Herb* Digital, purp, mit Zucker su nehmen, allein ohne allen' guten Erfolg. Vielmehs entstand am lOten Tag der Krankheit eine ödematöse Anschwellung der Beine bis zum Bauch herauf, und am Uten •chwoUen auch das Scrotum und der Penis stark an» Während dieser Krankheit hatte der Knabe ungewöhnlich spirtam^ urinirt, dagegen sonst in seinem ganzen Leben immer sehr viel. Zu leisen Delirien mit Betäubung, welche sich schon meh- rere Tage zuvor eingestellt hatten, gesellte sich in der Nacht auf den iSten März ein heftiges cönvul- aivisohes Geschrei. Erst am andern Morgen gegen 1 Ühr wurde der Kleine\ ruhig und verschied 2 Stunden darauf ganz sanft in den Armen seiner Mutter.

Kurse Zeit nach dem Tode schwoll der ganze Körper des Knaben, den Kopf ausgenomnaen, sehr starR auf.

Leichenöffnung,

Nur mit der gröfsten Mühe erhielt ich von den £ltern des verstorbenen Knaben die Erlaubnifs, des- . äen Brusthöhle untersuchen zu dürfen. Der jetzt verstorbene Obermedic. Assessor Dr. Hardegg von hier hatte Ulamalf die Güte, diese Untersuchung

119

*^ 17ie]i M&Ts Ntcbmittags Z Uhr mit mir yona» , Nehmen*

Dev Leiehnam war fAr sein Alter ron $jl Jahr *Wohi genährt, obgleich ödematös aufgedunsen; ^di^ Extremitäten' von etwas gestreckter Form y das Ca- diTer flberhaupt von einer dem Alter proportiona- len Länge 9 vom Kopf bis zu den Fersen 3 Fnls 5" Zoll 7 Linien (Wflrtemb. Dec. AI.), da-

fegen Sfigte ^ich der etwas plaitgeformte Brust- asten von oben nach untdn auffallend verkürzt^ so daCs E. die Länge vom Jiigalum bis sur Spitze des Schwertknorpels 4 Zoll 3 Linien (Wflr- c'emB« Dec. M.}« dagegen die Länge von der Spitz« des Sohwertknorpels bis zur Wurzel des Pen^s 9|.Zoll (WArtemb. Dec. M.) betragen hat. *)

Der Leichnam hatte dunkelbläu gefärbte Ob- ren; flberhaupt zeigte die ohnediefs zarte und feine Oberhaut am ganzen Korper einen bläulichen Sehimmer. -

.Das Zellgewebe zwischen den Brnttmuskeln und der Hautdecke war ödematös aufgedunsen.

^ Die rechte Bnisshöhle enthielt ungefähr 4«— 5 Uinen Serum, dagegen die linke etwas weniger. Die Lnngenflßgel waren für dieses Alter auffallend voluminös, sehr nach hinten gedrängt und ohn» slol^tbaren Fehler in ihrer Textur« Der untere Theii dee rechten untern Lnngenlappens war gröfsten- cheils schwarz gefärbt»

Der ziemlich stark ausgedehnte Herzbeutel zeigte sieh natflrlich bescheifen, enthielt aber 3. Unzen flockiges, gelbes Serum, Das Herz selbst zeigte einige Abweichung von seiner natQrlichen Lage, indem die Spitze desselben wreniger gegen das Zwerchfell gerichtet war, als dieses gewöhnlich der Fall ist. Das Herz war ungeuföhnlieh grofs, und an Umfang dem Herzen eines Erwachsenen von 18-^20 Jahren gleichkommend, von auffallend blas- sem, gallertartigem Ansehen, dessen Substanz aber dem.Gefflhl nach ziemlich compact und diciu üe> berhaupt zeigte sich in Ansehung der Dicke der Wandungen der rechten und linhen Herzkammer

•) Der 'Wiirtcmberpisclic' Fufs verhalt sich zu dem Vax!- ser- Fufi = 3ÜÜ ; 317* 4

120

/

•in ftöfftrsl geringer Untersfhiedl Dit Vasa pro- pria des Hersens waren, wie alle , selbst die Klein- sten^ Blutgefäfse in der Bruslhöhle aufaerordent- lick aufgetrieben und mit blauschwarsem Blut an- gefflUt, Der rechte ^ersyenttikel enthiel viel coa- gulirtes Blut, der linke etwas weniger. Die Ver- •chiedenen Valveln, Papillen > Trabeculae u* a. f. seilten keine Tfrschiedene Be«cbafFenheit. Zwi- schen dem rechten und linken Vorhof des Herzens konnte man durchaus keine Communications -Oeff- ^ung entdecken, vielmehr zeigte sich die Stelle» "WO frQher das eirunde Loch gewesen wary.w^ie

feWöhnlich durch eine Grube bezeichnet und voll- ommen geschlossen. Durch die genaueste Unter- suchung der normal beschaffenen Aorta und Ar- teria pulmonalis konnte auch keine Spur mehr vom Daotu^a. Botslli aufgefunden werden.

Die Leber war sufserordentlich aufgetrieben, und ragte- in die Brusthöhle weit hinein.

' Vorliegender Fall Ton Blausncht acheint nach meinem DafArhalten in mehrfacher Besiehung nicht ohne Interesse zu seyti. Es erhellt nämlich aus die- ser Krankheits^GSchichte zuerst , dafs diese Blau- sucht nicht wie in den meisten bisher beobachte- ten Fällen angeboren war, sondern offenbar in der «r^ten Dentitions- Periode des Knaben, und' swar gleichzeitig mit einem chronischen (Pemphignsar- tigenV) Hautausschlag an den Fafsen sich entwik- Ii^te, —7 denn der Knabe k#m wohlgebildet zur Welt, itnd war bis zu dem erwähnten Zeitpunkt gans gesund und wohlgenährt. Ferner erfolgte der Durchbruch der ersten Zähne , so wie auch' der übrigen Mittelzähne ungewöhnlich spät, die Con- stitution des Knaben besserte sich auch nach völ- lig beendigtem Du'rchbruch der Zähne auffallend, derselbe lernte laufen, reden u. s. Gerade in demselben Zeitpunkt der ersten Dentition dem bedeutendsten Act im kindlichen Alter -^ entwik- lielte sich auch die Anlage zu Blutungen bei 2 Knaben der von mir in diesem Journal (1824) bs« schriebcncn Blutertfamilie, nur dafs dieser Zerms-

121 -

nuM i^ qua hier alt ein frilherer^ dagegen bei der filaoaucbc. welche nach Meckel nur eine höher« Stafe des regelwidrigen Zustandet der Blutmaiso bei den Blatern-seyn toll, alt ein späterer erfcheint* Auch bei den an Blutungen gestorbenen Knabfen scigte sich verspäteter, schwerer Durchbriich der ersten Zähne» so wie eine au£Fsllende Schwäche des Muskelsystems. ^ Erscheinungen , die be- IttmUlich auch bei der Ehachitis wahrgenommen vrerden. Die Rhachitis entwicKelc sich in der Re- gel in der ersten Dentitions- Periode, und ist im- mer Ton schwachen IMluskelbewegungen begleitet, denn wenn Kinder während dem Zahnen 4as Lau- Cen wieder verlernen , so ist dieses schon ein schwa-« eher Grad von Rbachitis, von dem ans nur ein nnmerKHcher Uebercang zu dem sogenannten Zah- nen durch die Glieder Statt findet. Auch bei die- sem an der Blausucht gestorbenen Knaben scheint urspranglich eine rhacbitische Jinlage exivtirt, aber in ihrer fortscbreitenden Entwicklung (vielleicht unter Mitwirkung des chronischen Exanthems)^ hauptsächlich eine aufFallende V'erkürzung des Brust- Kastens so wie der Finger- uud Zehenglieder mit einem unverhältnifsmäfsigen Wachsthum des Her- sens (und der Leber?) zur Folge gehabt zu haben, wrährend bei dem gewöhnlichen Entwicklungsgang der Rhachitis im kindlichen Alter aufser dem An-

f reifen des Knochensystems, vorzüglich am ßrusc- asten 9 zu gleicher Zeit andere in wechselseitiger Beziehung unter einander stehende Organe, das Gehirn , die JLeber und auch die Mils ein unver- bältnirsmärsiges Wacbsthum zeigen, daher rhacbi- tische Kinder gewöhnlich ^ofse Köpfe und dick« Bäuche haben , auch eine hervorstecnende Anhigo SU der Gehirnwassersucht besitzen.

Auf der andern Seit« zeigte die genaueste Un- tersuchung des Herzens und der grofsen Gefafse nach dem Tode des Knaben eine aufserordentlicbe Vergröfserung des Herzens seiner ganzen Substanz nach, also eine wahre Hypertrophie des Herzens nnd als Endresultat der Krankheit «ine bedeutende Infiltration von Wasser in der Brust und Herzben« telhöhle, keineswegs aber eine Spur von regelwi- driger Commnnication beider Herznälften* unter ein- ander, dnicb welche sich Venea and Aneritmblul

122

i

irn mit telbtr bitte vermisehen können* Demohnge- ^ «chtet bot die Krankheit des Verstorbenen eine Ver- einignne; vpn Symptomen dar^ welche dieselbe alt eine vollkommene Blausucht chsrakterisirten , na» hientl^ch blaue Färbung der Flaut' und ihrer Ue* berpänge in Schleimhäute, schwere» Atlimen, gro- fse Mutfkeltchwäche und eigentbümliche reränderto Form der Finder » Zehen und Nägel, daher dieso Kninkheilf bestimmt zu der Art von Blausucbt ge^ iiörty die durch irgend ein^n organischen Hersfeh— 1er und dadurch aufgehobenes Gleichgewicht swi— sehen den beiden Blatbahnen bedingt ist, deren. Grund Wesen aber keineswegs in einer unmittelba* ren Vermischung von Venen- und Arterieablut in den beiden Herzhälften besteht.

3.

Fortgesetzte Nachricht von der Bluterjamilie iii

fVürtemherg^

Von ^

'Ehende mselh en.

Jakoh S* Taglöhners Ehefrau zu Kaltenthal (vergl* Hufeland^s Journal der prakt. Heilk« Febr* u. Septbr. 1824 ff.) gebtr am 19ten JuL 1824 ein

gesundes Mädchen (Catharina), welche- im ersten alben Jahre 4 Schneidezähne unter starkem Spei- cbelflufs ganz leicht und einige Zeit nachher auch die übrigen Zähne der Reihe nach bekommen hat« Nur bei dem Durchbruch der Augensähne be- kam die Kl^ne allgemeine Convulsionen mit etar- ker Betäubung, welche Zufälle von selbst, und ohne üble Folgen bald wieder aufhörten* Un- mittelbar nach dem Ausbruch der 4 ersten Zähne bemerkte man auch bei diesem Mädchen an der hintern Seite beider Vorderarme einzelne . Eeehy^ moseh von der. Gröfse eines 6 bis 24 KreuzerstfiCKt,

\

^

, 123

>[ie im Anfangl ein blaiirothe^ Ausiehen liarten nnd *ioli bei ihrem VerBoLwinchen (wie bei dem ver« ^torbenen Knaben) seh mutz) ^gelb entfärbten. OieAa BlutEeoken verloren sich innerhalb 6 Woche?^ voli- «Ooimen, und men bat seither keine mehr vyahrge- ''ommen. Bei diesem. Mädchen seigc sich lieine ^par von jener Anlage su Blutungen, selbst nicht P^ xufälligen Verwundungen , und eben so wenig j^ue «uffAlTende Schwäche des Mpskelsysteras d«r Bluter. Vielmehr lernte dieselbe mit dem Schlufs ^«8 ersten Jshrs aliein gehen , schläft aber von der ^-«bnrt an (wie ihre verstorbenen ßrfider^ immer ^<^hr unruhijr und selten eine ganse Nacht, hin- durch. Späterhin wurde dieses Mädchen mit gu- ^^m Erfolg vaccinirt und überstand erst vor hur- ^«r Zeit uie Masern ganz leicht* Im gegenwärti- gen Augenblick ist das blonde Mädchen blühend ^nd wonlgenährt» regelmäCai^ und im Verhältnifs ^u ihrem Alter grofs gewachsen. Auch ist dieselbe Von sanfter Gemüihsart.

S-^^r Frau kam am Iten Febfna^ 1826 n>it ei- fern wohlgebildeten blonden Knaben nieder , wel* eher von seiner Mutter gestillt ^ nebenbei noch Mehlbrei bekommt. Von der Geburt an litt der Kleine ungefähr ein Vierteljahr lang au einer wäs- serigen Diarrhöe und vielem Bauchgrimmen mit sehr unruhigem" Schlaf. Derselbe bekam im ersten fialben Jahr 2 Sclineidesähne im Unterkiefer und während dieser Zahnentwicklung nur eine Ecchy" irtose am rechten Oberarm von demselben Ansehen and Verlauf, wie bei ssinen übrigen Geschwistern, welche aber schon nach fünf Tagen wieder, ver- flchvFand. In späterer Zeit bekam er fast alle übri-

gen Milchsähne unter SpeichelHufs, aber. Öfters mit Vinbeechwerden. £r lernte au Ende des ersten Jahres das Laufen leicht, indem derselbe eine starke Muskelkraft und festeres Fleisch, dagegen keine so feine, durchschimmernde Haut wie seine Brfldcr bekam. Dieser Knabe hat bis jetzt noch nie geblutet, selbst nicht aus der Nase, und aufäl- lige Verwundungen desselben pflegen immer schnell lu heilen; derselbe ist 'v\'o hl gebildet und gut ge- nährt, fib^r für sein Alter etwas klein gewacliteu, iflC und trini-.t alles , ohne einen besondern. Hang SU gewissen Speisen oler Getränken zu xeigen, hat

124 --

feit oinnn Jabt einen gens rulii«;eii' Schlaf und ist •uob 'Von. sanfter GetnAthsart. Derselbe wurde im Soinnier 1827 Taccinijrt und beXani drei äclite %uh- pOksken mit tegelnkäfsigem Verlauf^ blieb aber frei ▼on den Masern , welche seine Schwerter Catharina KaTEÜch gehabt hat.

Die Mutter y' welche den Knaben gegenwärtig 'nofh stillt y nienstruirt seit einem Jahr regelmafsig» bemerkt aber^ dafs der Kleine jedesmahl während, dieser Periode sich «twts unpäftlich^ beendet.

4.

Bericht

ühiBr sine merkwürdige fortdauernde Vererbung eirnr . Gehirnkrankheit auf vier Geschwister in der Sähe

von Röraas»

Aus dem Dänischen übersetzt *)

von ' 77r, A* von S ehö'nberg.

Die höchst merkwürdigen KrankheitisufäUey dl,e sich, in dieser Gegend seigren , habe ich cum Theil selbst beobachtet^ und da sie sowohl in physiologischer als in pathologischer Hinsich viel Interesse haben dürften , so habe ich , so viel es die Umstände erlaubten , nach Vermögen versucht, die Erscheinungen in der Folgereihe, worin sie sich offenbarten , darsustellen«

Vier Meilen in Südost von der Bergstadt Rörmas entfernt, wohnt ein Mann, der viereig Jahre alt ist, klein von Wuchs, von cholerischem Temperament, und von anscheinend guter Gesundheit. Seine Frau, etwa im nehmlichen Alter, leidet vor der Zeit an Melancholie; aber diese Krankheit ist jedoch ,* nach

«) S. Syr, et medicinsk Tidiskrift. (1826. Ersten Bandes viertes lieft.) ,

^ 125

^brtr Ansuffa, erst In der letzten Zell eingetreten, ^ebrigens lit sie frisch und gesund. Diese Frau K«bar im Jahre 1801 zum ersten Mal (einen toIU kommen ausgetretenen Knaben. Die Geburt war ^«icht, und es zeigte sich nach der Entbindung Kein ungewöhnlicher Umstand weder an der Mutter noch ^n dem Kinde. Das Kind wuchs heran, war ge- >Hnd und rüstige fiberstand glücklich die Denti« , Uonsperiode ^ iin^ zu gehen, zu reden an kurz:^ * gen ob einer scheinbar guten Gesundheit, und ent- wickelte sich bis in sein sechstes Jahr überein- stimmend mit der Natur^ sowohl in körperlicher ' ils geistiger Hinsicht.

Zn dieser Zeit fing der Knabe zu klagen an, Mi er nicht vollkommen gut sehe^ welches auch die Aeltem bei mehreren Gelegenheiten bemerkten* Uebrigens befand er sich wohl. Gegen das siebente Jahr nahm sein Gesicht mehr und mehr ab, seine intelleetuellen Gaben erschlsfFten , er wurde gleich-

fflltig .für Alles, w^as ihn vorher interessixte; der rebrauch der Sprache verlor sich mehr und mehr, so dafs es schwer fiel, ihn zu verstehen; für alle lufsere Eindrücke wurde er gleichgültiger; er ver- hielt sich ruhig, und äufserte beinahe keine Begier- de nach irgend etwas. Diese Zufälle nahmen auf solche Weise zu, und in seinem neunten Jahre war das Gesicht beinahe verschwunden, und mit dem Ver- lust des Gesichts schien er zugleich den Gebrauch der flbrijgen Sinne verloren zu haoen. Kälte und Wärme machten nur einen schwachen 'Eindruck auf ihn, Nahrungsmittel verlangte er nicht. Von allen Sin- nen schien das Gehör am längsten gedauei't zu ha- ben', und man nahm noch im vierzehnten Jahre diesen Sinn v^ahr^ denn wenn man in seiner Nähe mit einer Schelle oder Glocke läutete, v^urde er auf einen Augenblick aufmerksam, aber sank jgleich surück in seine vorige Dumpfheit. Zwischen dem neunten und vierzehnten Jahre stellten sich epileptische Anfäll« ein , w^elche im Anfange sehr •chwach waren und selten kamen; aber je mehr er aich dem fünfzehnten Jahre näherte, desto heftif;er wurden sie, und desto häufiger kamen sie. Bit jetzt hatte er sich ruhig verhalten; als er aber in eein fünfzehntes Jahr eintrat, wurde er unruhiger, nis seine Kleider vom Leibe , schlug am sich ipis

126

Hindun und Tafsen , schrie und heuUt unaufh0r* lieh; der Schlaf war unbedeutend, die Se- und £z— cretion6n "vraren sehr schwach; er hatte sn dieser Zeit grofsa Aehnlichkeit mit einem , der an Manio leidet«

An den Aug&n nahm maii nichts Üngewöhnli* ches w^hr, ausgenommen dafs die Mf ihreSenii- bilität verloren hatte; denn ich ^ah den Jungen im Frühjahr 1822 in der Alittagsstunde, wo' die 5on- nenstrahlefti durch den Reflex von dem Schnee un« gemein stark anf die Augen wirkten; aber auf seine Augen wirkte das Licht durchaus nicht; deiipi er lag in einem Bette mit dem Gesichte gegen dfi Fenster Bekehrt , durch welches eben die Sonns . stark leuchtete y die Augen weit ofFen und dia Pu- pillen sehr erweitert. Ich versuchte in. dieser Lage durch wiederholtes Oeflnen und Zumachen der Au- genlieder Bewegung in der Iris hervorzubringen! aber nicht die geringste Veränderung der Pupille wurde bemerkbar, sie blieb wie sie war— -erwei- tert. In dieser bedaurungswürdigen Verfassung lebte er bis in sein ein und swanzigstes Jah^t w^o der

Tod seiner traurigen Existenz ein Ende machte*

I

Ein- Paar Jahre später als. dieser Knabe geboren

war, wurde die Frau von einem voükommen ans-

getragenen Mädchen entbunden, welches wie - der

Knabe frisch und rflstig war, wuchs und gedieh

fut bis in der Periode, wo die Krankheit des Kna- > en anfing» nämlich im sechsten Jahre« Jetzt seig- . ten sich Sei diesem Kinde die nehmlichen ZAitille, wie diejenigen , die oben an dem Knaben beschrie- ben wurden« Sie entwickelten sich und schritten vorwärts in der nehmlichen Folgereihe-^wie bei di^ sem, und waren in demselben Grad vorhanden» Die Menstruation fand sich bei ihr nicht eiVi ; in diesem Zusunde lebte sie jedoch bis in ihr zwan- zigstes Jahr, wo der Tod ein Ende ihrer Leiden

machte«

Einige Jahre später gebar dieselbe Frau einett wohl ausgetragenen Knaben, der gesitnd und wohl wtr bis zu der Periode, worin die zwei vorher Er- wähnten ZU' erkranken anfingen, nehmlich bis im jiechstAn Tahre* Da erschienen bei ihm die glei- chen Zufälle wio bei seinen verstorbenen Geschwi^

127

Kttiif aehmlich laerat eine Vermixideraiig des Ge^ *^tt, nnd mit dem Verlust davon stand eine Ver- aiioderang. oder Verlust der übrigen Sinne und in- tolleetoellen Gaben in genauem Verhältnifs. £r iat {•tat etwa aechszehn oder siebeusehn Jahr alt^ und niK bis jetzt genau ^ alle diejenigen Krsnkbeitser- leheinnngen^ die seine zwei älteni Geschwister im Bohmlichen Zeitraum dieses Altera durcltgingen, dareligegangea.

Das letzte und vierte Kind, v^as die Frau ge- ütp ist ein Mädchen , jetzt etwa acht oder neun aliro alt. "Es kam gleichfalls vollkommen ausee« raeen zur Welt y war frisch und gesund) gedieh lacn der* Aussage der Aeltern ungemein gut. Aus obaden dachten die Aeltern nun klug geworden u seyn, nnd in der Hoffnung, dies ihr letztes nnd 9 zu sagen einziges Kind dem Loose seiner Ge* shwister zu entreifsen, beschlossen sie, dies Kind n «inigen Verwandten; die weit entfernt wohn- sn.y xa schicken. Als das Kind gegen vier Jahr alt rar, damals vollkommen eesimd, w^urde der vor« cvihnte Entschlnfs ausgeFfilirt, und das Kind wur« e KU ihren Verwandtei\y. die etwa sechs Meilen on dem Geburtsorte entfernt wohnten, geführt. lier lebte es bei guter Gesundheit bis es sechs Jahr rreichte« alsdann fanden sich die nehmlichen Zii- Üle, die bei dem vorher Erwähnten angeführt sind, in. Die Aeltern wurden daher gezwungen ihr Und wieder ^zu sich zu nehmen. Die Zufalle ent« irickelten sich gleich wie bei den Vorigen , und ach aller Wahrscheinlichkeit wird dieses Kind aflselbe Schicksal haben, wie die andern Kinder. OS dieser Familie.

Im Anfange besprachen sich die Aeltern mit ^ielen, sowohl mit kundigen als unkundigen, über 16 Krankheitszufälle^ ihrer Kinder, und haben nach en verschiedenen Rathschlägen Vieles angewendet, bar Vergebens. In den spätem Jahren Laben sie fc und wiederholte Male Aderlässe veranstalten iflseo, ^^odurch freilich die Gewalt der Zufälle ich auf einige Zeit verminderte, aber sie kehrten ald eben so heftig zurück,

, DerVaterdiesexUnglücklichf^nhatselbstnschdem Lath der sogenannten weisen Männer von wel«

128 - .

chen es in der Gegend heram viele giebl wr^ X ' Wohnhaus nach einem andern Ort hin verlegt^ diL» mit nicht die Spiikgeister oder andere unterirrdL« vohe Weien, ^^elchen lie eine so furchtbare Ein.* ifirkung auf den Menschen zuschreiben, auf iUr letttes Kind einwirken sollten* Indessen scheine der Umstand y dafs ein Paar Leute, die in der NiU« der hier Erwähnten v^ohnen, gesunde. und rastigä Kinder haben, xu beweisen, dafs der Ort keinen Einflufs auf diese ünglfloklichen gehabt hat. Eine LeichenöEnung an den zwei Verstorbenen dieser Kinder war mein Wunsch Torsunehmen, um, weoa es möglich wäre etwas su entdecken, was den vor* hergehenden Krankheitssustand aufzuklären im Stin* de sey? abe^ ich wurde leider erst nachdem sie be- graben waren von ihrem. Tode benachrichtigt.

Anmerkung des XJebersetzers.

Hr« C. Stengel^ Arzt des Kupferwerkes Roraas, \ welcher in der oben angegebenen Zeitschrift die« sen höchst merkwürdigen, in der Geschichte der xnenSchlichen JLeiden vielleicht einzigen Eall et* sählty verdient für diese Mittheilung gewifs den wärmsten Dank des ärztlichen Publikums. So wie , wir vorher mOndlich Hrn. Stengel haben freund- sohaftllcb auffordern Isssen: diesen offenbar enge« bprenen, durch seine langsame Entwickelung so höchst furchtbaren Krankheitsfall auf das Genaueste so verfolgen , so wiederholen wir dieses hiermit öfFentlich. Die weitern Bemerkungen des Hrn. Stengel aber' diesen Krankheitsfall werden wir in dieser Zeitschrift übersetzt mittheilen. In Hinsicht dieser Krankengeschichte bleibt uns nehmlieh noeh über Mehreres eine Aufklärung su wünsche^ übrig. /Wir nennen nur folgende Punkte: eine mögU^hst nmständiiche medicinische Topographie von der Gegend, wo diese Unglücklichen geboren 'yirurdaa; eine nähere Nachricht von den Aeltern, ihre frfi» heren Krankheiten , ihre Lebensweise u. s. w. Dafs von der Mutter dieser unglücklichen Kinder gesagt vrird, ,,sie leide vor der Zeit an Melancholie,^* ist wohl nicht in streng wissenschaftlicher Beziehung cu nehmen; um so mehr sind wir berechtiget, ^ies KU glauben, als es gleich darauf von ihr heifst „sie wäre sonst fiisch uud gesund«" im Dänisehen

be*

^ 129

iadtntecdit Wort Melanobolie In ^ev Alttgttpra« «bei Mifinatht Traurigkeit, Hypochondrie; und in ditMc^Be^ucong mag ftat Wort hier genommen «flys. Za "vrundern wärei es übrigens nicht , wenn ^ese noglflckliche Matter in eine wirkliche Schwermath verfiele« Von dem Hrn. Verfaiser wOn» •eben wir aoch Benachrichtigung über den Pult, dii Athemholen , die Verdauang, die Ezcretionen «• I. sowohl in der ersten Lebensepoche dieser Kinder > als^ auch später^ wenn sie erkranken, za «rbalten; nicht weniger als der von ihm und' an» dtrn vorsüglich eingeschlagenen Behandlung. Wenn dlo Bwei Kinder dieser Familie, welche noch le- ben, wirklich wie der Hr. Verfasser mit Grund reirmnkhet, sterben sollten, so wird er gewifs nicht unterlassen, die beabsichtigte, so besonders wichtige Leichenöffnung vorzunehmen und um« it&ndlieh zu beschreiben. Merkwürdig bleibt et oiinedies noch bei diesem Falle , dafs die beiden Oeeebleehter bei den Geburten regelmlTsig tbw0eh-

5.

MUcslUn Prenfsischer Aerzte aus d0n oierUljührig§n I Sanitätsberichten*

* (FoTtsetziingO

Heilung einer periodischen Blindheit^ *-• Der Ereiephysikus Dr. Gumpert in Rawicz erzählt : Merkwürdig war eine periodische Blindheit bei ei* aem Knaben von 15 Jabreq, die ihren Grund ein- dc und allein in Coneestionen. nach der Außen-* lOnle hatte. Das Uebel war allmfthlie entsunden, angeblich nach einem Schlage, den der Kranke in len Rücken erhalten hatte. Wahrscheinlicher bleibt edoch» daCs das häufige Verweilen vor den ge* leisten Backofen , da der Sjranke sich dem Bäcker*

Jpnni. LZVII. B. 5, St. I

130 ^

«ewerK« gewidmet htf, VeranlMsnng geworden war. Ue^ergeben vrurde mir der Patient mit einem ärslr lieben .Zeueniise, nach welcliem er an einer Geiatea- krankbeit leiden aollte* Ich fitnd ihn im Bette: er ersi^hltey daTa er 19 Tage vollkommen geiundmey, dann anCange immer weniger sii aebn, bia er^'wie ea. beim .eraten ßesach der Fall war, gans blind iirerde. Dieaer Znatand der totalen Blindheit dture •cht Tage, wornacli in Zeit tron 3 4 Taeen-das Geaicbt alJ^i&hlig surückkebre. An seinem Xörper lielJi aiob aufier der Blindheit kein krankbafcea Phäno- men wahrnehmen. Sämmtliche Funktionen gin- San normal vor aich, der Pula war voli, abe>r. we- ar ftchnall noch aouat irregulair, die Wlirnie de» Kopfea nicht erhöbt , selbst auch die Gegend um die Augen herum nicht. Eben so klagte der Kranke auf aoadrücklichea Befragen nicht aber Andrang 4as Bluts nach dem Kopf. Der Augapfel war praU Jend anaufflhlen» die Bindehaut nicht geröthet, die Pnpille war aufaerordentlich zuaammengesogen. Die Angen atanden atarr wie bei der Amauroae« An Würmern wollte der Kranke nie gelitten habeni nnfl aufaerdem Hefa sich durchaus keine veranlas- aende Ursache anfSnden. Der Anfälle waren achon mehrere gewesen: der jetxige nahte sich Hiusichts der Totalblindheit aeinem Ende. Ich zog ea daher vor 9 mich die ersten Tage der Behandlung indiffe- rent ^u verhalten, und fand alles, waa der Kranke gaaaet hatte, bestfttist. Nach 8 Tagen kehrte die iröllige ^Sehkraft in 4 Tagen surfick, ohne irgend eine Spiir zurück su laaaen. Die Pupille hatte sich nicht erweitert, und der Augapfel war weicher ge- worden. Nach BerÜcksichtignng aller Ersoheijftun- gen konnte ich mich blofs iür die Ansicht ent- scheiden y dafs die Blindheit durch einen pericTdi« sehen -Orgaariius verursacht werde, richtete ' die Behandlung hiernach ein, setste den Kranken anC sehmale Koat, liefs daa Nitrum gebrauchen, nnd verordnete täglich mehrmalige Waschungen des Ko« pfea, Geaichts, und besonders der Augen mit kal- tem Waaaer. ' Der Paroxysmus trat zvrar nach 14 Tagen ein, ohne dafs es jedoch zur völligen Blind- heit kam; daa Gesicht wurde nur verdunkelt. Nach ' JBeandignng dieses Anfalls wurde die frühere Be*' handlang .-lortgesetst 9 kurz vor dem Eintritt ftes<

131

iiilfihtt la arwfttttnden Anftllt eine Blmentlee* iBg Tennfultety wonach der Kranke too feinem r«i>el glfltslioh befrtic geblieben ist«

# - /

I

SehxMf^l in der Maumkrankheit* Dr* Muhr» fck rAbmt den Schwefel als apocifisoh wirkend tut Irleiebteruns der Symptome der Maiernkrankbeit. - (Aneh ich habe den Gebrauch det Schwefele ei den Folgekrankbeiten der Masern ^ besondere an Husten, sehr heilsam gefunden. Wfthrend der ints&ndnngspeciode ist er an meiden. H.)

ff^ürmer in Geschwüren und ihre ßsilnngdurth ISmeherungen^ Der Kreisf hysikus Dr. jPentzin Wehtet I Ich beobachtete mit Herrn Dr. Hoenig B Coroiiowo folgenden Fall: Ein Gefangner litt Bhon lange an grofsen phagedaenisoben Fufsee* shwfiren, welche» obgleich der Dt» ^Hoenig alle rahern Erankheitssustände berflck fichtigt/ Milcht ^heilt werden konnten. Alle und jede Heilmittel^ ie ich Torschlngy wsren bereits ron ihm anee- rendec worden, endlich fiel es mir ein, dsfs def >r« Bursy in Curland, den Cordius ntedinensit nach ba Filaria tdceraria genannt, erwähnt , welcher ei Menschen und Vieh » snweilen sich in Wun- en befindet und ear keine Heilung gestattet. Der >r. Bursy rühmt dsgegen die Begiefsung der Wund* itehe mit heifsem Wasser von 40 Grad Wärme^ rodnrch die Wfirmer an die Oberfläche geleitet, ehr leicht entfernt werden könnten, und die Hei« ang solcher Wunden danach sehr schnell vor sich ;ehe. Bei diesem Vorschlage war der Dr. Hoenig ingedenk der guten Wirkung, welche in Pom- aern durch Räucheruneen au demselben Zweck vollbracht worden , hielt auch dafür, dafs fein ^renker sieb eher dieses als die Anwendung dee eiben Wassers gefallen lassen würde, und wandte ie Räncherungen der auf glühende Kohlen gestreu« an Wachholderbeeren nahe an der Wundfläche ge* sitet an, wodurch die genannten Fadenwflrmer ait einem kleinen bläulichen Kopf, dünnen Schwans« nde versehen, cum Vorschein kamen, welche dann ach jedesmaliger Räucherung entfernt wurden« )ie Wundfläche heilte nachher sum Erstaunen ekff schnell durch die einfachsten Mittel« £f w&r*

12

.-.. 132

de tlto hiev eine beftitieeade ,ErCihmag- dee Dr. Bursy seyn^ dafs kfinitlicLe Wftmie an .solche ÜUera phagedaeniea ehroniea anfiebraoliCt duxbb Bat- femaiig des Warmer diese heile*

(Di« J^ovttetBOiig folgt.)

/

J n z 0 i g 0.

Die Bibliothek -Hefte Oetoherp jObeem&er omd De#em5#r werden verein! « J<e wisssnschaftUeh^ .I7#- heriUki d$r meditiniseh- chirurgischen Litterattir vom 'Jdkr& 1827 enthaltend , nacbg«liefeirt werdjsa« . rr Aach' wird hierbei bemerkt ^ da(s diese Uebersiehl' i «ntef keiner Btdingang besonders Terkiufr wird»

-, ^

\

Litterarisches Intelligenzblatt..

No. IV, 1828.

Bti Rsimer in Berlin iii •nohientn:

ff^' S ufä land Arm0n Pharmacopöe p imgUith

§in0 Auswahl h0wahrter jtrineimiitel und Arzn^u

form^in. Fünfte vermehrte Außage, (Preis 10 6f.)

Dtr Verfettfer erklärt sich in der Vonrede ^ber liM« nene Auflage folgendergettalt : »»Diese Annen* »btttnekopöey welche Anfangs nur ffir die hiesige 'ollcliniscbe Armenanstalt bestimmt war, hat sieh iaev io gütigen Aufnahme und ellgemeinen Be« infsoBg lu erfreuen gehabt, dafs nun sohon die ftafto Auflage nötbig wird. Je mehr ich diee lenkbar enerkenne, desto mehr hielt ich mich ffir 'ernflichter, des, was bisher nur Nebensweefc war» 'oUetibidiger zu erreichen» und mehrere Ton mir lareh. langjährige Praxis bewährte Heilmittel und «aeemmen Setzungen darin niedersulegen » ho£Pend» ie dadurch mehr sur allgemeinen fenntniCs ^d Itantsnng dea Publikume eu bringen.^

Her ah gesetzter Preis»

Für Medic'mer.

Folgende Werke aind^ bis Ostern 1829 für bei- tehende herabgetetate Preise durch alle Buchhand- ongen au erhalten:

Issselbaehf A, iL, Anleitung zur ZersliederungSm

" künde des menschlichen Körpers, . 1B05 1810«

Ir Bd* Is Heft» Osteologie, sonst 1 Rthlr. 12 gr.

'' jetst 1 Rthln 4 gr.

Ir Bd. 2s Hefe, Syndesmologie , sonst 1 Rthlr. 6 gr.

jetst 20 gr. Ur Bd« Is Heft, Myologie, sonst 1 Rthlr. 14 gr.

jetac 1 Rthlr 4 gr»

Das folgende Hefe, welches im Laufe nich.

iMi Jähret erscheint, wird die EitigeweidsUhr^

15

und dl« beiden lettten, womit dtt Gani? gefohlos« fen Ulf die Cefäfslehre und Nervenlehre eathaUen.

Jahn,,F,, über den Keichhusten f ein Beitrag sar Monographie desselben. 6. 1805« «ontc 16 gr. jetEt 12 gr. , _

Dessen, neues System der Kinderkrankheiten, nach Brown'ioben Grundsätsen und Erfabrangen^ent- worCen. 2te vermehrte und Terbesserte Auflage. a sonst 2 Rtblr. 14 gr. jetst 2 Rthlr.

Dessen,, Clinik der chronischen Krankheiten , nach eigenen Erfabrungen und äeobacbtungen und mit Berflcksicbtigung der bewährtesten ochrifuteller systematisch bearbeitet. 8. IrTheil. sonst2Rthln 8 gr, jeiEt 1 Riblr, -20 er«

Ruland, J, An, vom Einflüsse der Stßatsarznei' künde auf die Staatsverwaltung^ nebst einem Ent- würfe der Staatsarzneiknnde. gt. 8. tönst 2 Rthlr« jetat 1 Rthlr. 12 gr«

Siehold^ Dr, B* v.» Sam^tlung seltener und osf-

' erlesener chirurgischen Beohachtungen und Erfah»

rungen, 3 Bände mit Kupfern, 1808-^iol2«

•onst 6 Rthlr. 12 gr. jetftt 4 Rthlr. 8 gr.

Einsein : Ii" Band 1 Rthlr. Ilr Band 2 Rthhr.

und Illr Band 1 Rtblr. 8 gr. ^

Zimmer, Dr, J, L,, Physiologische Ünt^nmehun» gen über Mifsgeburten* Mit 6 Xu^fern, 8* broeh* •onst 1 Rthlr. 6 gr. jetzt 20 gr. «

Hildebrand'' sehe Buchhandlung in Arnstadt«

,Bei^ F. J. Herbig in Berlin ist erschiene«, und an alle Buchhandlungen versandt:

Abbildungen aus dem Gesammtgehiete der theorer* tisch' praktischen Cehurtshülfe , nebst besehreiben» der Erklärung derselben. Nach dem Französischen des IVlaygrier bearbeitet und mit Anmerkungen "versehen oCn ^Eduard Casp, Jac, von «Sie* hold, der Philosophie, Meaiein und Chirurgie .Dr*9 Privatdocenten an der Kön, Universität zu Berlin^ und erstem Assistenten der Entbindungs^ Anstalt* gr. Imper. 8. Ite Lieferung.

Das ganse Werk in 8 bia 10 Lieferungen (dntfdu g^sgig io ausgefahrt wie die Iste) sa 8 bis 10 Ta^

16

Mn^ ndbtt dein dasu (^elidrlgeti Texte » eine, relöfao* iieiliiiilane von mehr äU SOCX bildlicben DtriteUnn« een enthaltend , ffir Subscribenten die Lieferuoß tu 20 Gr« (25 Bgr,) Der Titel deutet •ohon «n, defe hier nicht etwas Vereinseltea und ohne Ordnung auf einander Folgendes , wie wir es z. in den EU Weimar seit 1824 erscheinenden geburtshflltfli« eben Demonstrationen schon haben, geliefert wer- den soll 9 tonderny dafs eine voUständige Gehurts^ , hülfe durch jfBbildungen erläutert, und swar in der ^ Ordnung wie dis Studium es erfordert , EU erwar- ten ist* Die Abbildungen des französischen Wer- kes sollen theils unrerändert benuiat, theils, wie schon in der Isten Lieferung geschehen ist ^ ehge- l^nderty theils aber auch durch neue, namentlich yob Instrumenten etc. erg'äner werden« Eben so wird sich der Text nicht auf eine* Uebersetsung,. die^fdr Deutsche wenig Nutzen haben darfte, be- schränken-: eine freie Bearbeitung wird vielmehr ge- geben werden, und sonach dürfte dies Werk, so- yrobl durch eine eigen thümliche Form, als der leichten Art der Anschaffung, ein treffliches Hülfs- ipittel ffir Studierende werden, nächstdem aber aach dem Lehrer sur Versinnlichung einaelner Ge- genstünde bei seinen Vorlesungen, besonders man- cher Kinderlagen, Handgriffe u. s. w*» nicht ohne Nutzen seyn*

Bei F. Lt Herhig in Leipzig ist so eben eriohie« nen und in allen Buchhandlungen zu haben:-

Die sensitiven Krankheiten^ oder die Krankheiten der Nerven und des Geistes^ dargestellt von Drm Joh. Heinr, Feuer s tein*, gr. 8. 22 Bogen nebst 3 gedruckten und 2 lithograph. Beilagen. Preis 1 Rthlr. 20 gr.

»

Dies Buch hsndelt alle Nervenkrankheiten ab, nnd in sofern die Geisteskrankheiten solchen anee- tiören , sind auch diese ihnen einverleibt, und da- durch eine genaue Uebersicht von allen diesen Krankheiten gegeben.

Aufserdem versucht der Hr. Verfasser den prak- cisclien Arzt auf die wissenschaftliche Seite auf- merksam EU machen 9 ohne et Oberm&fsig su

F

17 .—

t

well tv TOTlangt, clafi fDlcber, tun b#soiiii«a und l^laeklidbk lu beiltra, nicht blofaer Routinier Mja

eben ist bei Leopold Voss in Leipzig er- fohsenens .

Burdachf K* F.^ Die Physiologie als Erfahrungs*

Wissenschaft. Zweiter Band» Mit Beiträgen von

K. £• von Baerp Rathke und £• H. F.

Meyer» Mit vier colomten Kopletufeln* er« 8.

ö Rtblr.

t|Wenn ich sufolge dei Planes, ^er dfetem Werke sum Grunde liegt»'* fegt der Verehrte Herr Verfisier im Vorworte sum vierten, die Lehre Tom Embryo enthaltenden Buche, „hier die bisherigen Unteranebungen aber die Entwickelnng dee Embryo saerst in ninfaasender Ueberaicbt zusannnensaatellen httte, um Reanltate far die Wiftenichaft zu gewin« aen , so schreite ich ntch dem Gesagten tiber mein nicbstea Ziel hinaus, indem sich dieser Zusamroen- Stellune Arbeiten snsohliersen , welche dem Erfahr rnnssschatee der Wissenschaft die erfreulichste He* reicherung darbieten. •» Die Freunde, wovon der Einesc^on durch die Entdeckung desUreies detMam« saiialien,_der Andere durch die Entdeckung derXIiemen •m Embryo sämmtlicherLungenthiere seinen Namen in die Geschichte der Wissenschaft unvertilgbar •ingezeichnet hat, beweisen ihre Theilnahme an meinem Unternehmen durch IVIittheilung der Re« eultale ihrer eben so glücklichen a)e m&hsamea Forschtingen , und. so kann ich von diesem Buche freudig rahmen, dafs es ein neues Licht aber die Bntwiokelungsgeschichte verbreitet und einen neuen Zaitraum in der Geschichte der Wissenschtft be« seichnet."

Bei demselben Verleger ist so eben erschienen:

Choulant^ Ludw*^ Handbuch der Bucherkunde für die ältere JSledicin , zur Kenntnifs dar griem ethischen^ lateinischen und arabischen Schriften im ärztlichen Fache, und zur bibliographischen ün» terseheidune ihrer verschiedenen Ausgaben ^ Ueher» Setzungen tmd Erläuterungen» gr. 8. 1 Rthln 8 gr.

Dietet Werk giebt. von jedem Schriftsteller

18

der cenaimtan , bit ii» d«t Tiersehiite Jahrbunden hecabmciieiiJen Periode die Biographie nnd hiato- riaebe CbaraKteriscik dessen , waa er far aeine Zeit ^ar, und deasea , waa er für die unirige noch seyn benn. die voUsUndige Aufz&hlnog seiner vSchriften und ihren Inhalt, und fflgt endlich die ToUständige Bibliographie aller dieser Schriftsteller in der Are binxu, dafs alle Ausgaben und Uebersetxungen und ^ie wichtigen Erliuterungsschiiften genau charakte« riairc und ao hestimmt werden, dafs der relative« Weitb derselben eben sowohl ffir den gelehrten Gebrauch» ala fflr den antiquarischen Buchhandel dentlich hexvorirete. So wird es ffir den gelehrten At%t, far den Philologen , . Geschichtsforscher und Bibliothekar sieh als brauchbares Handbuch, ffir den - Vortrag der medicinischen Literargeschichte auf Universitäten eber ala ausreichendes Lebrbaob er- weiaen*

Ebfndeselbst ist erschienen:

S9ri9ior$s ophthmlmologiei minor ei. Voh If. Edidit Justus Radius, Cuxntabb* aeneis II. 8 niaj* 1 Rtblr. 8 gn Ghana acript. 1 Rthlr. 18 gr.

Dieser Band enthält: !• Tourtual de nientis cire» Visum efficacia. II« P/t* Fr. a Walther prae* cepte et snoniia de fistula *et polypo sacci lacryrna- )ia* III. Wlartirit de fili serici usn in viarum laery. malium morbis. IV. Schmidt de trichiasi et ex^* tropio.

Zugleich urlrd mit dieaeni Bande eine Kupfer« .tafel zum Ersatz far den dem ersten Bande beige« fflgten mangelhaften Steindruck ausgegeben« Der dritte Band, far welchen der geschätzte Herr Her* Ausgeber bereits im Besitze gediegener Materialien iatf wird im nächsten Jahre ersoheinen.

Ferner ist ebendaselbst erschienen :

Thenard^ iL. J,, LehrhucJi der theoretischen und praktischen Chemie ^ 5te jiusgahe ^ übersetzt und vervollständigt von O. Th. reehner. 6ter Band« Mit 5 Kupfertafeln, gr. 8. 2 Rthlr. 8 gr.

Mit dieaem Bande ist dal mit so ungetheiltem Beifall aufgenommene Werk (6 Bände oder 9 Ab-, UieiL 25 Rtblr.) geschlossen, und der ^9tt Reraaa^

r- 19

e«b«r vfirä tnch von Zeit za Zeit fflr so Hcferndd äuppleiD«iit« 6orge tragen , aaf« at stets das voll^ sCiUidigste Repertorium der cbemmhen Kenntnisse vom neuesten Standpunl^te der Wissenschaft aas, bleibe.

Als besonderer Abdruck aus Yorsteheqdem ist er- schienen:

Das Brom^ ein neuentdeekter ,ßinfaoher Stoffe nach seinen santmtlichen chemischen Verhältnissen he» trachtet, gr. 8. geh« 4'gr.

' Eine unserer Literatur noch fehlende Zusam^ menstellune Bum Nutxen derjenigen» weloho das Thdnard^%ch9 Werk nicht besitsen*

Ferner erschien ebendaselbst:

Biotf B., Lehrhuch der Experimental Physik oder ErfahrungS' Naturlehre, Zweite jiuf läge der deutschen Bearheituns. Mit HinEufQgung der neuem und einheimischen Entdeckungen, von Gustav Theodor Fechner^ Erster Band (27 Bogen gröfstes Octav aus Petitschrift). Mit 6 Kupfer- lafeln in 4. und Biot^s Bildnifs, gest. TOn Wag- ner in Paris. 1 Rthlr. 16 gr.

y^Da eeit der ersten deutschen Ausgabe dieses Werkes /' sagt der geehrte Bearbeiter im Vorwolrto^ y^noch keine neue Aufgabe des fransösischen Ori- ginals erschienen ist , so habe ich mich den Ereftn- sangen und 'theiiweisen Umgestaltungen einselner Abschnitte desselben, welche die Fortschritte der Physik in den letsten Jahren nöthig »achten» selbst iiiKerxiehen nflssen. Um ihdeCs dem Originalwerko 'hiebet 00 wenig als möelioh nahe zu treten, habe ich die Biot^sche Darstellung blofs da abgeändert (wo es geachehen ist, wird man es stets in einer Anmerkung bemerkt finden), wo erweisliche Un- richtigkeiten dieses durchaus nöthig machten , oder die Darstellunjp; so unvollständig erichien,' dafs sie dem Bedürfnis des Stüdirenden nicht mehr gena- uen konnte. Die übrigen Ergänsiingen habe- ich in Form yon Anmerkungen oder Zusätsen, wie bei der ersten Ausgabe (wie -dort, ist auch in dieser Ansgabe die Binrichtnng befolgt worden , dafs die von Biot herrfihrenden Anmerkungen mit ZifiFem» die TOii mir hefrührenden mit ,Stemohen bexetohaec

.20 --

•ind), entwedet dani Text unmittelbtr «iigftelilot* Miiy oder, wenn lie umfatsender« Gogennttnde, b«« tnifan» unCef der Benennvtus' Sohakeapitel g*h6ri«

fen Ona ouigetohaliet. Als aolche aind diesem 'heile liinsugefüeC worden: 1) eine gedrängte Dax-' ateUanfc der VVelTenlohre nach den Unteriuohun^en der Gebrflder PVeber^ 2) ein besonderes Capital über die Veränderungen des Barometerstandes nach der Zeit and dem Orte der Beobachtung) S) eine Darstellung der Resultate, welche durch die nenera Versuche über die Zusammendrflckbarkeic der tropf- baren Flflssigkeit erhalten worden aind) 4) ein Ctf^ pitel , welches die allgemeinen GruhdaAge der phy- sikalischen Atomenlehre, wie sie die ^Erfahrung SU stellen gebietet , enthält, Aufserdem wird man. über die ungleiche Ausdehnung der Körper über« hanpt, über die Hygrometrie u. s* w. mehr oder weniger ausführliche Zusätse beigefügt finden.

Da meine Absicht ist, auch im Folgenden )neh* rere. Schaltcapitel über allgemein wichtige Beiie« hungen der Physik sur Meteorologie, Physiologie und Chemie beizufügen , um dadurch dem W^rksi ^tne allgenaeinere Nutsbarkeit zu sichern, so wird dieses, in Verbindung mit den anderweit erforder« liehen Ergänzungen, eiYie Vermehrung desGesammt- ▼olumens um einen Theil und die Hinzufügung mehrerer Kupfertafeln nöthig machen.

Man wird 'in dieser neuen Ausgabe auch die Lfiteratnr mehr berücksichtigt sehen , als in der frühern , da ich aus eigner Erfahrung weifs , wio ^irünschenswerth es für das Selbststudium ist, in Werken , die ihrem Zwecke nach nicht alle betref« fenden Gegenstände in voller Ausführlichkeit ah* handeln können, wenigstens eine Nachweisung fü* Quellen, au» denen sich ausführlichere Belehrung fchöpfen läfst, zu. finden.

Eine gewisse Vollständigkeit in der Literatur .der Originalabhandlungen habe ich namentlich bei aolcben Gegenständen su erlangen gesucht» v^elcho entweder den Forschungen der neuern Zeit ange-. hören oder über welche noch Discussionen Sutc finden» deren Detail in diesem Werke am unrech* Ken Orte seyn würde.

Ich habe es endlich für nfitslich gehalten, wie- wohl dieses Werk eigentlich für diejenifen bt* Himmt ist, die mit einer mathemadtohon fiettai(b»

- 21 -

toni^n d«r Erfo1i«iiiaiiffeB nicht befreandvf sind, cfo6h hier und da ein« Formel b^isoffigen, in der Erwartong^ dafs mitnnter auch solche eich dessel- ben iiedienen werden 9< für welche diese Sprache ▼ielmehr ein Erleichterun^sniittel , als ein ^Anetofs in« Da jedoch -diese» imnier nuranmerknngs« oder zusatiweise geschehen. ist, so werden erstere aich im Gange der Betrachtung dadurch nirgends aufge- halten finden«

Es würde mir Freude gemacht halben , dieser Auseäbe auch einige Zui itse von Biot*s eigner Hand beiragen zu können $ auch ^ wird diefs Vielleiohc noch geschehen 9 wenn ein mir mandlich gegebe* nes Verspre'cben desselben in Erfüllung gehen soUte.^'

Von der

Pr^ufsisehen PhannaeopO0 , ühfirsetxi und erläutert von F. Ph. Dulk, '

ist SO' eben die 14te Lieferuns bei Leopold Voss in JLeipzig erschienen. Die 15ce Lieferung wird daa Werk schlielsen«

»» >

Bibli 0 grap hie.

In der Ha^n^schen Hofbuchhandlung sa Hts* BÖVer ist so eben erschienen!

Mölil^ C«9 ^Physicue tu Kopenhagen) Über die Varioloiden und Varicellen, Aus dem Latein* flbersetst und mit Anmerkungen und Zusfttsen herausgegeben Tom Dr. Fr, TA« Kraus^,,^^ 8 gGr.

In der neuen Günter^ichen Buchhandlung it^ Glogau und Lissa itt erschienen und in allen Buch« handluiigen su bekommen \

Tuheüärisches Verzeichnifs der Arzneimittel ^^ deren

Benennung in den preufsischen Dispensatorien seit

S einem Jahrhundert bis zum Erscheinen der neue»

- 2^2 -

Sten Vhiomakorpöf verändert word»n iti, Nebit imem Anhange^ etithaltend eine VergUichung der BMrzeliu$*tchen Bezeichnungen mit der neuesten Pharmaeopöe. Zur schnellen und leichten Üeher^ sieht der verschiedenen Nomehclatur Jur Aerzte und Vhdrmacsuten. Von Dr. 8, geh* 7^ Sgx» oder 6 gOr.

ff^undervolle Heilung der Gräfin Mirahella von £o- senhaiUf oder Triumph der homöopathischen Heil» mtth^ie, von 8. geh. 7| Sgr. oder. 6 gGr*

Bei La Ruelle and Destez in^ Aaclien ist fo aben ersehienen andin allen BuchbendlungenTeutsch* lends so h^ens

Ueher die radikale Heilung der Harnröhren - Verengern rttneen uhd deren Folgen, nebit kritischen JbeU menungen über Ducamp*s IleiWerfahren g^ea dieaelben.; von De. Pv. Krimer» Mit 2 Stein, dracktafelo. gr. 8. brochirl 16 ggr. oder 20 8gr»

> Ferner:

jimchen und seine Heilquellen , von Dr, Reumont, KönigL Preuft» Medisinalrath und Brunnenarst u«f. w. Mit Abbild« 16. Geb. in Futteral. 1 Tblr.

8o eben ist bei J. BroehJiaus in Leipsig er^ sehienen und in allen Buchbandlungen des in« und ilaslahdea zu erhalten:

K

MLeina Arzneimittellehre ^ von Karl Georg Chrim siian Hartlaub und Karl Friedr» Trinks» Erster Band. gr. 8* 23| Bogen auf feinem Druck« pier. 2 Thlr,

Dieses Werk, welches alljährlich fortgesetst werden soll, ist ganx im Geiste der Hahnetnann*^ sehen reinen Arzneimittellehre abgefafst und gleich« eam eis eine Fortsettung derselben anzusehen* £• eathSlc mehrere wichtige Arsneimittel t Blei, Kirsch* lorber, Canthariden, Spiesglans, Phosphor and ZiA also euch einige antipsorische, und ist loneoh fttr jeden Homöopathiker ein unentbebrlithßs £ darfitft.

23

^aUrüiUn tm einer värgMchendmi EtÜmitiethhre tum Oehrumeh für hontöopathisch heilemh jierzie, »•blt •incni a)phabetiit1)«ii R«gitt«r ober die po- fitiT«n Wirkungen dir Heilmiuel auf di« ver- •ehiedenen eintelnen Organe det Körpers und auf die Teracbiedenen Functionen derteloen« Von Georg jiutust Benjamin SehweikeH^ Vi*irtea Hefe, gr. 8. 36 Bogen auf gutem Drnckpapier. 2 Xblr. 12 Gr.

Dai erste Heft (1B26, 26 Bogen) kostet 1 Tbln

20 Gr. , das sv^eite (1827, 21 Bogen) 1' Tiilr. 16 Gr..

daa dritte (1828» 94 Bogen) 2 lllr. 12 Gr.

/ Üehersetiungs anzeige^

In meinem Verlage erscheint eine Bearbeitong der

,,Z^cons de medecine legale -par M. Or/ila^\ Veuo^ieme idition. 3 vols* Urne de 27 vlaneheSf dont 7 eoUriees. (Paris und, Brassel» (1828).

TOn Profe'ssor Dr. Jakob Hergenrotker in Virarabdre» was ich Eur Vermeidung von Collisionen l&ierduren bekannt mache.

;, d. Isten Sept. 1828L

F. J.Bt4>ekhuuu

Bei' *f9h. Ambr. Barth in Leipzig erschien so eben :

Conshruch^ Dr. PV» G., 'Ehermater ^ Dr. J. Chr.^ und

JSiemannp Dr. J, Fr,^ allgenoeine Encyelopftdie

fdr praktische Aerste und vVund&rste.' Ar TheU»

, 2r Band le Abth. Mit 2 Kupfert. 8. 2 Thlr. 18 Gr.

Auch unter dem Titel: 2^mattn, Dr. J. Fr. , Taschenbuch der Stäatsarmei« Wissenschaft fQr Aerste und WündArzte. 2r Bafid !• Abth. Civilmedicinalpolizei*

Der im vorigen Jahre erschienene le Band der StMtsarsnei Wissenschaft (Encyclopüdie Xr Theil Ir. Bind) enthält die Gerichtliche Jrzneiwissensehmft und. kostet 1- Thlr. 12 Gr.

Die 2te Abth. des 2ten Bandes {MüitairVMdUi' ndlpolizei) erscheint Ende dieses Jaiures.

,— 24

Bei Leopold Von in Leipzig find ^to eben er* schienen:

Seriptomm elassicorum de praxi medica nomtuUO' rum Opera collecta, VoU rll et XIL

^Auch unter den Ti(eln:

Morgagni f B., De tedibus et oiusit morbornm per anetoroen in^«^etis libri-V. Curavit Just. Madius. Tom IV. 8. cart. 1 Rthlr. 8 gr. *>

Biamazzini^ B^l Opera medica. Curavit Just^ ila- diuf. Tom. II. 8. cart. 1 Rthlr. 12 gr»

Kuhn, G, G.f Opusoula academica medica et phi« ' lologice GoUecta» aucta et emendata. Vol. IL 8 maj. 2 Rthlr.

Eggert, F. F. G»f Die organische Natur deji Men- sehen. Fat Aerste. Zwei Bände, gr. 8. 5 Rthlr.

Hünefeld f Ludw^f Die Radesyge, oder das tcahdi- navi'sche/8yphlloid. Aus scandinaviiohen Quel- len dargestellt, gr. 8. 21 gr.

In Commission ist ebendaselbst sn haben:

O esterreicher , Anatomische Steinstiche. t% bis .12s . Hefr. Manchen, gr. fol. 18 Rthlr. Das Gansa wird 24 Hefte umTassen.

Bonn, A», Tabulae anatomieo-chirurgicae, doctri- jiam herniarum illustrantes, editae a Sattdi-^ fort. Cum tabb. XX aeneis. JLugd. Batay» gr. fol. 7 Rthlr.' 8 gr.

Bei'J. Krieger in Catsel und Marburg sind folgende empfehl^enswenhe Bücher erichienon, und durch alle guten Buchhandlungen um beigesetzto Preise su haben:

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- 26

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scher Organismus und seine Verhältnisse eu der

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Studium der Thierarzneiwissenschaft. Nach' £•

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PTiegmänn, A. F., über das Einsaugnngsvennögen dec Wurzeln, gr. 8. \\ Bog. 3 gr. od. 13} Kr*

J^'o u r 11 a I

der

■[ practischen Heilkunde.

He-raaseegeben

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von

C. W. H u f e 1 a n d,

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B5nigL^ PreufsrSutttrtthi Ritterdet rotji^ Adler« Ordenff sweiter Kltsse, erttexn lieibtrzt, Prof. der Me« « /üciaauf der Universität zu Berlin^ Mitglied der Aea» demie der Wissenschaften etc. '

und

; £• 0 s a n n^

ordentlichem l^ofessor der Medicin an der üniver» •itiU und. der Medicinisch Cliirurgischen Academio fOr das ll^itair za Berlin , und Mitglied mehrerer

gelehrten Gesellschaften.

Orau^ Freund f ist alle Theorie^ Doch gr&tt des Lebens goldn&r Baum^

Götke.

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VI. Stück. December.

Berlin 1828. Gedrackc nnd verlegt bei G* Reimer*

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I

V a c c i n a t i o n.

(Fortietzung. S. Joum. d. pr.H. 1827. November,)

28.

Uebersicht

dar im Jahn 1826 in der Preufsischen Monat-^^ £N€ Vacdnirten^ in F'ergldchung zu denen in ' diesem Jahre Gehörnen.

^ehr befriedigend fiel auch in diesem Jahre .die Yaccinatioa in der rreufsischen Monar- chie aus, wie nachfolgende Tabelle zejgt«

Provinz.

negiernngs - De- partement.'

Geimpft.

Gebo- ren.

Preulaen

Wet(-Preu£sen

Pommern

Königsberg

Gumbinnen '

Dansig

Marien Werder

Stettin

Cöslin

Stralsund

29,816 19,296 \ 13,052 20,932 20,396 14,808 4,273

31,913 24,744 15,158 23,248 17,008 13,239 5,382

I 12:^373 1 130,692 A2

ProTini.

-SÄ--,

Oeimpft.

OelH>-

122^73

130,692

Bnnaciibnrg

Btrlin

6,778

8,332

Poudam

"'2i;035

25,SlS

Fnnkfurt

22,045

26,045

Sohlaiien

BraiUn

, 31,800.

AO.Oi-i

Liagniis OpJelB

22,184

3l,5ä7

27,699

37.1«

Foien

Polen

29,894

30,820

Btombere

13,&58

17,0äi

Swhini

M.ed,bo*rg

29,310

20,390

U CMC bürg

34,691

2.1,106

Erfurt

9,130

10,731

Waitpbil«!

MamMi

nid.t tinge-

'l4f498

12,195

Minden

16,641

Arp»berg

13,605

16,282

Kim

Cöln

11,602

13,ß30

Miidn-BbHn

DfllMldoif

Coblen«

niolit efnge-

?^99

.24,228 15,072

Aichan

13,489

11,81g

Tfier

9.8§1

13,996

Suiuina

- -

393,820

525,SSS

Uftbftrnll, TTO sich HenftcfaenpOck«!! caSg- l«Df worden titt sogleich durch allgemeioe VacciDStioa siegreich unterdrückt, und ihre' Verbreitnog und die Entstehung allgemeiser Epidemie Terhütet.

Das JtnniT- oder Vaccinntions-Fest wur- de, wie gewöhnlich, am 14iea Mai von den Aertten Berlins mit allgemeiner Freude und , «instimmiger Ueherzeugung tou dem onschatz* Itaran Werlb dieser Eotdeckung gefeiert.

« .

5

29.

Btrldu der Schutzpocken * Commkdon zu Porii über dm Stand der Vacdnation in Frankreich

im Jahre 1826.

(Korgelesen in der Sitfkng^ der Jeade'fnie Royuh de Mededine am Iten Jpril 1828«)

MUgetheät vom Dr. Trotchel in Berlin.

Nacb VorlesuDg der Correspondanz - Arti- kel und einigen wenig interessanten Discus- rionen , liest Herr Paul Z)ubois im Namen der Schutzblattern -Commission für das Jahr 1826 den Bericht vor, der au den Minister des In- nern abgestattet werden soll. Dieser Bericht verfallt in drei Abtheilungen. Die erste ist bestimmt, die yerschiedenen IGttel anzugeben,: welche theils von der Akademie, theils von der Administration angewandt worden sind, um die Verbreitung der Vaccine immer mehr zu begünstigen, und die verschiedenen Hin- dernisse zu bezeichnen, die sich dieser Ver- breitung entgegenstellen. Die zweite und in Biszug auf die Wissenschaft bedeutendste Ab- tbeilung schliefst die Auseinandersetzung der Terschiedenen Erscheinungen in sich, welche die Impfärzte im Verlaufe und der Entwick- lung der Schutzblatter nächst dem wechselsei- ligen Verhältnisse dieser zur Mensbhenblat- . ter beobachtet haben. Folgende Funkte ha- ben wir uns etwa aus der Vorlesung merken können.

~ 6

Die Eotwickaliifig der Kobpocken bat im Jahre 1826 eben so wie in den yorher^gelieB- dra jTabren Terscbiedene Anomalien erxeagt Herr Hennequin, Arzt in CharleTiUe, hat frih- reife Pocken geseben, welche am 5ten md 6ten Tage eine leicbLicbe lUenge Ton Knb- pockenljmphe lieferten. Andere Aerzte dage- gen haben Terspalete Pocken beobachtet, die am 12len , löten , selbst am 20ten Tage keine Lymphe lieferten. 'Ein an beiden Armen got geimpftes Kind hat regelmalsig entwickelta Pocken an beiden Seiten gehabt : sie sind dnrch die gewohnlichen Perioden verlaafen und ab- getrocknet; aber hierauf sind zwei nene Pok- ken erschienen, und haben denselben Verlauf gehabt, wie die ersten.

Mehrere Impfirzte haben unempfängliche Sab}ecte angetroffen , welche wiederholten Im«

Sfnngen widerstanden, ohne inficirt zu wer- en. Dieselben Individuen sind dem Men- sehenblattern - Contaginm ausgesetzt gewesen, und haben auch dieser Ansteckung auf die- selbe Art widerstanden.

Eine ziemlich grofse Menge ron Krank* heilen, wie Flechten, Scröpheln, Stickhusten u* sind geheilt oder auf eine heilsame Weise viodificirt durch den alleinigen Einflufs der Schutzblattern -Impfung. Ein junges Mädchen trug eine Flechte am Arme, die einer groüsen Zahl von Arzneimitteln getrotzt hatte; der Arzt machte zahn Impfstiebe um die Flechte, und sie yerscbwand zu derselben Zeit, als die Kubpocken abtrockneten. Mehrere Gorrespon^ deuten haben eine grofse Anzahl analoger Fälle berichtet.

Was die Wirksamkeit der Väcdoe 'gegen, das Cootagiam der Menschen blättern betrijfft, Ml haben angeachtet der Zweifel, die mau zu- erbebep gesucht, und, trotz der Meinung de- rer, welche behaupten, das Kuhpockengiflt' verliere jährlich an Kraft, und werde immer schwächer, je mehr es altere, Tausende von Crfahruogen und 6egen{>roben auf das Augen- scheinlichste bewiesen, dals das Gift noch heut zu Tage eben so wirksam ist, als es vor 29 JahMn war. Geimpfte Personen haben sich unter Leute gemischt, die mit der Mensche n- l^latter behaftet waren, sie haben mit ihnen' gewohnt, gegessen und geschlafen, ohne an- gesteckt zu werden. Personen, die vor 10^ 12, 15, 20 Jahren geimpft worden ^ sind ei- ner neuen Vaccination unterworfen worden, ohne dafs die Impfstiche eine andere. Wir- < kung hervorgebracht hätten , als flüchtiger Ex-^- coriationen. Ein Pfarrer hat 40 Kinder in ei- nem Dorfe geimpft, wo sich nach einigen Tagen die Menschenblattern zeigten: die Ge- impften blieben verschont , die übrigen Ein- wohner unterzogen sich der Vaccination, und. der Blatternepidemie wurde auf diese Art vor- gebeugt. So bestätigt denn die Erfahrung der laufenden Jahre die Resultate der abgelaufe* nen seit mehr als einem Viertel- Jahrhundert, und der Glaube, dafs die Schutzkraft des Kuh- pockengiftes abnehme, wird durch eine unzäh- lige Menge Beobachtungen zu nichte gemacht, die in den mörderischsten Epidemien und un- ter Umständen angestellt worden sind, die die Fortpflanzung des Menschenblattern - Gonta- giums recht eigentlich begünstigen.

Dennoch darf man sich nicht verhehlen', und die Commission steht nicht an, es zu Sfi^^

-^ 9

Es ist nur zu wahr , jafs , die Meiiscbeii- blatte«, wenn sie Individuen ergreift, die noch nicht durch die Vaccine in ihrer Empfänglich- keit modificirt und für jene noch frisch sind, ihre ganze Gewalt beibehält, und noch eben so mörderisch i$t, als sie es je gewesen:* das Jahr 1626 hat zum Unglücke ein deutliches Beispiel geliefert. In den Epidemien, die wah- rend dieses Jahres in mc^hreren Departements geherrscht haben, sind im Ganzen 40,000 In- diTiduen erkrankt, von denen ungefähr 8000 gestorben sind. Zu Besan^on sind von 40 Kran- ken 20 , zu Remiremont Yonr364 Kranken 100 Yortgerafft, und 100 andere sind verstümmelt worden. Im Departement Ober -Rhein kamen auf 10,0Q0 Kranke 3000 Todte. Die Resul- täte sind beklagenswertb , und es wäre eine grausame unTerzeibfiche Blindheit, nicht mit allen Kräften die Vaccination zu befördern, die so einfach und aHein im Stande ist» solch ein Unglück zu verhüten. Der heilsame Ein« flufs der Schutzblatter auf die Bevölkerung ist jetzt durch die genauesten Berechnungen auf die unwiderlegbarste Weise erprobt worden. Nach den Untersuchungen des Herrn Barrey, Arztes zu B^sangon, überstieg die Zahl der Gestorbenen in dieser Stadt in den letzten Jahren des 18(en Jahrhunderts die der Gehör- nen jederzeit; seit dem Anfange des 19ten aber 9 als die Kuhpocke eingeführt wurde, ist die- Zahl der Geburten beständig gröfser als die der Todesfälle.

In der ersten Periode war die Hälfte ei- ner Generation in Zeit von 20 Jahren gestor« ben ; in der zweiten gehörten 30 bis 34 Jahre dazu, ehe die Hälfte einer Generaliön anter-

^ 11 -t:

Theflea Schwedens herrschte , sich änA 8ber Dänemark und einen Theil des nordlichen Teutschlands erstrecktet zog daxamalen nicht allein die Aufmerksamkeit der Aerste, son- dern auch die des Publikums überhaupt im hohen Grade auf sich^ gab zu yielen banden Beorgnissen Anlafs, und erregte hin und wie- der Zweifel gegen die Schutzkraft der Vac*- eine. Wir besitzen über diese grolse und merkwürdige Epidemie . bis dahin noch gar keine authentische Nachrichten^ wenn wir die-> Innigen, die Herr Dr. Otto zu Kopmhagm in dui litterarischen Annakn der ßesammttn Hdl^ künde {JuL jiug. 1825) lieferte, die indessen nur blofs über die Pocken im Jahre 1825 Nach- richt geben ; so wie eine kurze Nachricht, die in No. 58. der med. chirurg. Zeitung vom Jahre 1826 über diese Epidemie gegeben ward, ausnehmen wollen. Durch die mir aus Schweden zugekommenen Jahreübenchte der Ar^ beken der Gesellschaft der schwedischen jierzte, die höchst schätzbare Notizen über diese Epi- demie, und gleichzeitig einen Auszog aus den Berichten enthalten , die aus den verschiede- nen Gegenden des Landes an das Königl. Ge- sundheits-CoUegium zu Stockholm eingingen, bin ich in den Stand gesetzt worden, die nachfolgende kurze geschichtliche Darstellung der Pockenepidemie in Schweden in den Jah« ren 1823 bis 1825 zu entwerfen. Sollten mir noch weitere Nachrichten über diese merk- würdige Epidemie zu Theil werden, so werde ich dieselben späterhin mittheilen, und hpfTa wenigstens durch das Gegenwärtige schon hin- reichend darthun zu können , dafs die Vacci- nation auch aus dieser schweren Probe mit vollem Glänze hervorgegangen iet, und däb

13

«

che an den Pocken Gestorbenen 143; Im Jahre 1821 27^ und im Jahre 1822 sogar nur 11 *). -^ Es schien sonach der Zeitpunkt allerdings nahe su seyn, dafs die Pocken ganz und gar in Schweden ausgerottet werden würden, als das Jahr 1823 herankam, und mit- ihm die Pocken wieder überhand nahmen, zu einer sich weit verbreitenden Epidemie ausarteten, die durch das Jahr 1824 fortwährte, und erst im Jahre 1825 erlosch. "^

Nach eingezogenen amtlichen Nachrichten ergiebt es sich, dafs die Pocken zuerst im Mai 1823 durch einen Neger, der sich auf ei- nem zuletzt von Amsterdam gekommenen ame" rikanischen Schifft befand, nach Gothenburg ge- bracht worden waren. Dieser Neger hatte bösartige confluirende Pocken , deren Opfer er wurde. Eine andere Person ward von ihm angesteckt, und starb ebenfalls ; und es breite-^ ten sich die Pocken nun bald so sehr aus^ dafs bereits gegen Ende des Jahres 1823 22 Pockenkranke in das Hospital zu Gothenburg aufgenommen worden waren. Von Gothenburg aus kam die Krankheit in das Kirchspiel Skepp^ lande in Elsshorgs Lün , woselbst 30 Menschen davon ergrilTen wurden , ferner in das Shera- borgs Lün^ und ward endlich im November durch einen Arrestanten von Gothenburg ans nach Stockholm gebracht. -— So weit das Ko- nigl. Gesundheits - Collegium^ erfahren hat, herrechten die Pocken zu der Zeit als sie sich in Gothenburg zeigten, in keinem andern Theile des Reichs , doch sollen in dem Dorfe JRöno in Qstgothland so wie in der Probstei Sola in

' *) Das Nähere ergeben die sweite und dritte Ta- belle. I

15 -

Nach und nach wurden auch daa JjÜd tob HaUand^ vpa BobuSj von Pf^ermef and ,. ron ö^^rof Yoa Geflebprgj Ton Westernorland^ tob Upsala^ Yotk fP^^fäeüotten und Nordtrbotitn da* Ton befallen. Einige Dorfscbaften des Lün't Yoo Stockholm erliielten dieselben aus Aland\ in das Norderluttten Liin wurden sie von-,JFi/^/u land aus eingeführt. Das Lün toü Südmdnn'^ land^ Ton Osigothland f Ton Kronenburg ^ von Kalmar und von Bkkingen wurde ebenfalls im Jahre 1824 von den Pocken heimgesucht, doidi wurden in diesen vei^hältnifsmäfsig nur we- nige Menschen von denselben befallen* r^ Gänzlich befreit blieben von den Pocken die Prorinzen Jemtetand^ Jonkbpmg^ Odand^ Goth^ landf ChrUtiaristadt f Majmehtis Lün und Schonen. Bemerkenswerth ist es allerdings , dafs 5c/io- neu ron den Pocken nicht heimgesucht wurde, da dieselben in den nordlicher belegenen Pro- vinzen sowohl als auch in Seeland herrsch teui und daher sehr leicht von zwei Seilen ans lA diese Provinz eingeführt werden konnten. ' Die« ses glückliche Ereignifs läfs.t sich wohl allein daraus erklären, dafs gerade in Schonen di^ Yaccination am meisten ausgeübt wird. Schor nen war die erste schwedische Provinz in wel- , eher vaccinirt wurde, und hat sich die Vac? rination daselbst bereits seit längerer Zeit das allgemeine Vertrauen des Volks erworben. Im Jahre t825 waren die Pocken noch nicht in Schweden erloschen ^ wie dieses die oben angeführten Nachrichten des Dr, Oiio bewei« sen. Namentlich herrschten sie noch in dem Lun von Carlstedtf in dem Bezirke Ton Phi- Up$tadt\ in Hehingland^ woselbst sie erst' zu: Ende des Jahres 1824 erschienen, und bis im August 1825 fortwährten. Sie .nahmen in-.

.V - 17

flcbon einmal gehabt hatten ^ und wurden so- gar einige derselben ein Opfer de^- Krankheit.

5. Auch das Vorkommen (Jec Pocken nach Torab gegangener Yaccination ward in Schwe« den beobachtet. Unter den im Jahre 1824 ver- storBenen 560 Fersunen sind, ^ogar 34 aufge*. iührt, die die Kuhpocken gehörig, und 69 die dieselben nicht gehörig gehabt haben sollen. Es verdient indessen erwähnt zu, werden,, dafs die Prediger ^ die diese Fälle berichteten, denselben sehr oft die Bemerkung beifugten, dafs es zweifelhaft gewesen sey, ob die Kuh- pocken ihren gehörigen Verlauf gemacht liät- ten, oder auch wohl, dafs es zweifelhaft sey, ob der Todesfall allein auf Ilechnung der Pok- ken geschoben werden könne, und nicht viel- jnel)r anderen zufälligen Ursachen , als Ver- säumnissen während der Krankheit, Blängel an Pflege und ärztlicher Behandlung, u. |. f. zu« zurechnen sey. Ferner verdient hier hß» merkt zu werden, dafs in denen Berichten aas denen Gegenden, in welchen man der Pocken-, epidemie eine genaue. Aufmerksamkeit schenkte, kaum ein. Fall aufgeführt gefunden wird, dafs elbe Person an den Pocken, die nach vorab gegangener gehörig verlaufener Vaccine eior traten , gestorben sey. Es ist demnach wohl anzunehmen, dafs, wenn man Fälle dieser Art in anderen Gegenden mit eben der Sorgfalt geprüft gehabt hätte, viele der Fälle, die jetzt in den Listen als nach der Vaccination HD den Pocken gestorben aufgezeichnet stehen, nicht aufgeführt seyn würden.

6. Im Allgemeinen ergab sich auch in ganz Schweden das erfreuliche Resultat, dafs, wenn Menschen, bei denen die Vaccine ihren g«^ Joura. LXVII, B. 6. Si. B

I

/

18

hörigen Verlauf gehabt hälfe, yoh deo Pocken hefalieo ivurden, diese gröfsleotheils höchst gutartig und gelinde waren , und keine üble Fol- gen nnchliefsen ^ als höchstens bei dem Einen oder deri Anderen . unbedeutende Narben. Die scheufsiichen Folgen und Nach kra 17 k hei- len , die man bei früheren Pockenepideinien 80 häufig beobachtete, wurden bei keinem die- ser Individuen beobachtet.

Die nicht gar selten vorkommenden Fälle, in vrelchen vaccinirt gewesene Individuen wah- rend der Epidemie von den Pocken befallen wurden, machten nicht blofs das Volk, son- dern auch hin und wieder die Aerzle Schwe- dens gegen die scbützende Kraft der Vaccine bisweilen mirstrauisch. Allein eine se- naue und sorgfältige Prüfung dieser Falle hat ein für die Sache der Vaccination so höchst günstiges Resultat hervorgebracht, dafs dieses Hifstrauen gar bald erloschen ist, und man darf sicher annehmen, dafs die Pockenepi- demie der Jahre 1823 bis 1825 der Vaccina- tion in Schweden durchaus keinen Nachtheii gebracht, vielmehr das Vertrauen zu ihrer wohlthätigen Wirkung bei dem Volke gemehrt h|it. Die Ursachen , 'weshalb so manche Taccinirt gewesene Individuen von den Pok« ken befallen wurden , dürften etwa in folgen- dem zu suchen seyn. 1. Die Einführuiftg der Vaccination und Verbreitung derselben in Schweden war in den ersten Jahren mit be- deutenden Schwierigkeiten verbunden. Beson- ders stand derselben das Vorurtheil, welches das . Volk gewöhnlich gegen alle Präservative hegt, a% dasselbe nicht kennt, oder die ihm zweifel- haft.£^ 5eyn äcfaeinen, entgegen, und entzo-

19 ~

gen sich d^ber so manche Persooeo ausVorarlheil der Vacriualioo. 2. Das Charakteristische der ächten Vaccine war beso.oHers iin Anfange der Ansöbunj» der VaccjnatH>n ni.iuchen der mit diesem Geschäfte beauflragteo Personen völlig ' unbekannt. Auch scheint es nicht zweckmä- fsig sejn, dafs noch jetzt in manchen Pro- vinzen die Ausübung der Yaccination in den Händen der Kiiste^, Organisten u. s. f. ist. Diese können unmöglich bei dem besten WiU ]en den gehörigen Verlauf der Vaccine beur« theilen, und sollte ihnen billi;^ dieses Ge- schäft, dem sie sich we)hl zu Zeilen aus BLin- gel an Aerzlen oder Wundärzfen unterziehen Bfinfslen f nicht aufgetragen werden. -^ 3. Be- sonders fehlte es in den «rsten Jahren nach^ Einführung der Vaccination an den gehörigen obrigkeitlichen Verordnungen für die Vaccina- tion. Die Vaccination war noch nicht ein Gegenstand der medicinischen Polizei gewor* den, und es entzogen sich daher vieledier yacci- nirten Individuen der so höchst wichtigen Nach« sieht« Es ist deshalh wohl keinem Zwei- fei unterworfen, dafs manche, die in den Impf- listen als «vaccinirt aufgeführt worden sind, nie die Sehten Kuhpocken gehörig gehabt ha- ben« Die Receptivilät für das Pockengift war daher bei ihnen nicht erloschen i und es ist daher nicht zu verwundern , dafs dergleichen Individuen bei dieser so höchst bösartigen Epi- demie im' höheren oder geringeren Grade von den Pocken hefallen wurden. In den frühe- ren Jahren schienen von den Vaccinatoren anch keine ordentliche Impfregister geführt worden zu seyn , und liefs sich daher der Ver- lauf der Vaccine bei manchen später von den Pocken befallenen Personen durchaus nicht aus-

£ 2

20

mittein* 4. Vielcl Impfarzte und WqndätÄfe hatten in der frühereo Zeit die höchst üble Gewohnheit, dafs sie aüe Vncrinepusteln , so wie sie sich mit Lymphe gefüllt Jiatten, öff- neten , um so eine reichliche Menge Lymphe zum Weiterimpfen zu erlialten ^). Sie hiel- ten es durchaus für überflüfsig, dafs wenig- stens eine^ oder besser einige VarciDepustelii ane^gifnet blieben, sich mit Kiler füllten, und ihren regelmäfsigeu V^erlauf machten. 3laa hat nun in der Pütkeuepidemie der Jahr« 1823'— 1825 -in Schweden die Erfahrung ge- macht, dafs besonders solche Individuen yon den Pocken befallen wurden, bei denen auf diese Art und Weise der Verlauf der Vaccine geführt worden war. ö. In einigen Fällen schienen die liinder in einem zu frühen Le- hensalter vaccinirt worden zu seyn^ in einem Alter, in welchem das Hautorgan noch oicbt . gefa'orig ausgebildet und entwickelt war, und denen diiher das Vermögen gebrach, die Vac- cine gehörig auszubilden , weshalb die Recep- tivität für das Pockengift in solchen Fällen aach nicht erlöschen konnte. -—

Blan hat hei einer genauen Früfung der-« jenigen Fälle, i^n welchen die Pocken nach der Vaccination entstanden waren , gefunden , daft

*y Diest höchst iiachtheilige Gewohnheit haben adch noch manche Vaccinatorcti in Tetitschlandt Obtchon sie es recht gut wissen, dtfs man «]■• Ojder besser einige Pusteln ungestört Verlaufes lassen nmfs ^ w«nn die Vaccination wirklieb gegen einen Pockenanfall schöizen soll, so sind •ie dech gtv oft gewissenlos genug » diesca Verlauf ihres augenblicklichen Vortheils wegei SU siören. Zu wünschen -wäre es , dafs in die- ser Hinsieht geschärfte obrigKeitiicht Vexord' auBgcii ecIiMen wdrdcn.

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die bei weitem gröfsere Zahl derselben unter Eine der ^ena unten Calegorten zu bringen ist, und sind deshalb wohl alle diese Fälle durch- .^U6. nicht geeignet; das gerechte Vertrauen zu der Vaccinalion zu uiinderu,

Dafd «einige Tersoneu , die die Kuhpocken in jeder Hihsichl gehörig gehabt hatten, nuch in dieser Epidemie von den rocken befnilen wurden, ist eine 'j'batsache, «ho Hlcltt abge- leugnet werden kann. Fall»-' dieser Art ge- horten aber zu den Stilenheiloti. Diese über* au5 grofse liece]»hvität für das rockerrgifl ward indessen' auch eben so oCt bei solchen J!^ei so- llen beobachlet, di^ schou einmal die Pocken gehabt hatten, als bei solchen, bei denen der Verlauf der Kuhpocken durchaus normalge« wesen vvar, oder mit andern VVorten, Pocken fiacJh gehörig verlaufenen Kuhpocken wurden nicht öfterer bjeohachtel , als die^ die nach einem über-' standenen Po ckenanf alle- erschienen:

Von allen Seiten des lleiclis enthielten die. an das KönigJ. Gesundheits- Collegium einge-, laufenen Bericlite die gröfsten Anpreisungen der schätzenden Kraft der Vacciue. Es fehlte durchaus nicht an Beispielen, dals in dem ei*- nen oder dem andern Kirchspiele > in wel- chem die Vaccinalion gehörig ausgeübt wor-, 'den war, Personen, die in einem andern Kirchspiele von den Pocken angesteckt waren, erkrankten. Die Pocken grilFen abe> gewöhn- lich nicht um sich , sofern nicht ungeschützte Individuen in dem Orte vorhanden waren. Blanche solcher Dörfer blieben durchaus gänz- lich von den Pocken verschont, obgleich die-, selben in den zunächst liegenden Dörfern lange- und im hohen Grade grassirten. Viele vac-

23

\

kmn€ Ühh Folgen, als höchgtens unbedeuUndt Nar- ben hinterlöfit ^ darstellen, -»— . i

Nachdem ich oud das Allgemeine über die Fockenepidemie in Schweden l^urz mitge-r Iheilt, diejenigen Ursachen, die das Vorkom- men der Tocken nach der Yaccination beson* ders yeranlafsten, aufgeführt, und dasjenige angegeben habe, was aus diV^er E[iideraie zu Gunsten der schiilzenden KraK der Vaccine heryorg,eht, sei es mir noch zum Schlüsse er^ lÄubt^ einige mir nicht ganz unwichtig schei- nende abgerissene Bemerkungen , die in die- ser Epidemie von einzelnen schwedischen Aerz* ' , teil gemacht wurden, und wie sie die Be- richte an das Königl. Gesundheits- Goliegium enthalten j mitzutheilen.

1. Herr Dr. Hedeland zu Hernösand berich- tete, dafs die Pocken daselbst in drei dem Grade uHch yerschiedenen , obgleich naheste- . henden Formen vorkamen. Diese waren : 1. Die natürlichen Pocken. 2. Die fVasserpocken (Varicellae). 3. Ein Fieber ohne Exanthem. , Dieses Fieber trat zu derselben Zeit in Hernb- Band auf, als die Pocken daselbst erschienen^ und verschwand mit ihnen gleichzeitig. E^ glich in allen, Stücken dem Fieber , welches der Pockeneruption vorauszugehen pflegt, und verschwand immer am vierten Tage, der Kran- ke mochte nun Arzneien. gebraucht haben oder nicht« Dr. Hedeland ist der Meinung, dafs dieses Fieber entweder eine wirkliche Fockenkrankheit gewesen sey , bei der dem Hautorgane das Vermögen fehlte, einen Aus- schlag zu entwickeln, oder aher^ dafs man annehmen müsse, dafs das Pockengift die Kraft besitze, eine eigenthümiiche Constitutio ^pU^

-- 25 -

China die besten Diensfp. r^ Die Pocken wa« reor im Februar 1824 durch einen von Stock- holm rgekommeneu^iUatroseQ nach Hürnosand gebracht worden. Im fliai hatten aie sich be- ' reits in der Stadt und Umgegend' allenthalben hin verbreitet. Die Epidemie dauerte bis zum 2ten Juli daselbst fort und horte dann.'plöiz*« lich> auf, weil es wahrscheinlich an Indivi- duen gebrach , die für das Pockengift Empfäng- lichkeit gehabt hätten. Die Zahh der Krau- ken betrug 160, von denen 69 die natürlichen, .91 aber die Wasserpocken halten. Die Zahl ^er Gestorbenen betrug 20» In Hinsicht der

, Hauptfrage^ die Schutzkraft der Vaccine gegen die Pocken betreffend , wird vqn dem 'Dr. He(f- land folgendes bemerkt: Unter den 69 an den natürlichen ßiattern erkrankten Personen be- fanden sich 34 ältere Individuen , die früher- .hin vaccinirt worden waren, und bei denen sich noch tiefe und grofse. Narben vorfanden* Alle diese bekamen die Pocken in einem eben 8o heftigen Grade, als die .nicht vaccinirt ge- wesenen Individuen, und starben sogar 9 von ihnen. Dieses dem ersten Anscheine nach

' 8o höchst ungiinslig lautende Resultat kann aber^ wie Herr H. versichert, durchaus nicht gegen die Vaccine zeugen. Alle diese Perso- nen wurden zu einer Zeit vaccinirt, in wel- cher mau das Charakteristische der ächten und un«ichten Vaccine in Ilernösand noch nicht kannte, zu einer Zeit, in welcher noch keine Impfregister geführt wurden, aus welchen man' jetzt den Verlauf der Vaccine hielte abnehmen können, und ist es deshalb wohl nur zu walir- scheinlich, dafs alle diese Subjekte iiirht die ächte Vaccine gehabt haben, eine Vermu- thung, die dadurch noch Gewicht erhält, dafs Uejrr

26

l

I

Hedeland im Verlaufe der KraokTielt durchaus keine Abweichung von dem der natürlichen .Pocken *wahrnahmi der immer wahrgenommen wird, "wenn ein Individuum mit ächter Vac-' cinelymphe vaccinirt wurde. Von alle denen, die Dr. Htddand so yrie Dr. Luneli im Laufe von eilf Jahren vacciqirt hatten, wurde auch nicht ein Einziger von den Pocken befaHen. , -^ Was die Narben anbelangt, die Herr //• bei jenen 34 Personen wahrnahm,- so wären dieselben alle grofs, etwas concav, meisten- theils oval oder auch ungleich /geformt, und in\t kleinen dunkelfarbigen Punkten und klei- nen vom mit telp unkte ausgehenden Strahlen versehen« Sie hatten demnach mehrere der von englischen Aerzten angeführten Merkmale der ächten Vaccinenarben. Diese Merkmale sind indessen gewifs trügerisch, und mag;die BeschaiTenheit der Narbe wohl eher von der Art und Weise der Impfung selbst, so wie y von der Dauer des Eiterungsstadiums der Vac- cinepustel bedingt werden , als von der Aecht- ' heit oder Unächtheit derselben. Gewifs ist es, ; dafs dieser Gegenstand noch der ferneren Un- tersuchung sehr bedarf, ehe man es waged sollte, bestimmte Folgerungen aus demselben zu ziehen. Herr Hedeland machte auch die Beobachtung, dafs ein gerade vacrinirt gewor- denes Kind von Men Pocken befallen wurde* ^Die Letzteren wurden durch die gleichzeitig vorhandene Vaccine nicht modiftcirt, dagegen nahmen die VaccinepusUlu am achten öder neunten Tage ganz das Ausehn und das Ver- halten der natürlichen Pocken an.

» 2. Nach Helsingland kamen die Pocken am Schlosse des Jahres 1824 uud hielten bis zur

. _ 27

I

Mitte ies Jabres 1825 daselbst an. Nach dem Berichte des Dr. Nordblad wurden in die- ser Zeit 261 Person e^Q von denselben befal- len, und starben 19 von diesen. Die Krank- heit scheint in HeUingland nicht ganz so bös- artig gewesPH zu seyn, als zu Hernösand, Unter den Erkrankten befanden sich 109 In- dividuen, die früher , nicht vacckiirt » worden waren; 51 hatteo die ärhte Vaccine gehabt; bei 96 war die Vaccination unsicher gewesisn, und bei 5 vvar sie TÖllig mifslungen. Die 51 Personen, von denen es erwiesen war, dafs sie die ächten Kubpocken gehörig gehabt hat*, ten , bekamen gelinde und wesentlich tnodifi«* cirte Pocken, welche bis zum Stadium eruptio^ nis ganz gleiche Erscheinungen darboten^ als die ächten Pocken. Das Exanthem war in diesen Fällen kleiner, härter, trockner, und- folgte demselben kein Eiterungsfieber. Die Mehrzahl dieser Kranken befand sich so wohl, dafs sie das Bette nicht einmal zu hüten brauch- ten, "sie hatten gulen Appetit und waren nur unzufrieden , dafs man sie von den Gesunden getrennt hielt. Narben blieben nach diesen xnodificirlen Pocken nicht zurück.

3. In PVestgolhland hatte Herr Robsähm Gelegenheit, die Pocken zu beobachten, die im Allgemeinen höchst bösartig waren.* Mehrere Personen , die Herr R. in früherer Zeit mit guter Vaccinelymphe vaccinirt hatte, und bei denen die Vaccine ihren regeimäfsigen Ver- lauf gemacht hatte, bekamen die Pocken. Die- selben waren aber hei diesen im höchsten Grade gutartig. Bei Einigen zeigten sich blofs die Vorboten der Pocken, und kam das Ex- anthem selbst nicht einmal zum Ausbruch.

. \ _ 29

7. Zu Ihnestad bei /^P'esteras li^rrschten die. Pocken, und Varen in eioein so hohen Grade bösarlig,' dal's von fünfzehn Personen fiin-f starben."- Der dortige Organist Legenholm meldete^ dfifs daselbst verschiedene vaccinirjt gewesene Kinder mit den Pockenkranken in einem Bette schliefen , und dennoch von den Pocken verschont blieben. Bei einigen ande- ren vaccinirf gewesenen lodividuenj zeigten sich freilich alle Merkmale der geschehenen Pok- kenaiisleckung. Die Krankheit war aber sehr gelinde; bei manchen Kranken lielsen sich kleine. Knollen in den Haul hohlen sehen , und « vrareiv die Kranken mit Angstsscbmerz and Neigung zum Schlaf behaftet, Erscheinungen, die nach einigen Tagen vergingen. Einen wirk- lichen Ausbruch der Pocken beobachtete man bei keinem dieser Kranken. '

8. Zu RormJand wurden verschiedene Per- sonen, die von 16 [)is'l8 Jahren vaccinirt wor- den waren, und ein Kind, das in späteren Jahren die Kuhpocken gehabt hatte, vod den Pocken befallen. Die Krankheit war bei al- len diesen Personen dtirchans gutartig. Ein junges vor kurzer Zeit vaccinirt gewesenes Kind, das mit einem Pockenkranken in einer

^ Stube zusammen leben mufste, blieb gesund.

9. Zu Hürlanda bekam ein nicht vaccinirt* gewesener Dienslknerht sehr bösartige Pocken. Zwei Knaben , die die Kuhpocken gehabt hat*« ten, schliefen bei dem Kranken in einem Bette, und blieben dennoch von' den Pocken verschont.

■«

10. In einem anderen Berichte ao das Köfiigl. Gesundbeils- CoUegi um führt dm Dr«^

/

Nordblad za Htlsingland noch ao , ^a/s did mo- dificirteo Pocken (Varioloid) bei früher vacci- nict gewesenen Subjekten von ihn beobachtet v^orden wären. Eine nochmalige VrTfcciiialion schützte indessen auch gegen einen Anfall der uiodiücirten Pockeir. Manche vori deoea, die zum zweitenmale yaccinirt wurden , syiürtea durchaus nichts von der Operatiob ; bei An- deren entstand nach derselben ein unbedeu- tendes schnell trocken werdendes Geschv^ür ohne Entzündung' iin Umkreise. Bei einigen Personen, die früher mit der besten Kuhpok- kenlympbe geimpft worden waren, und bei denen die Vaccine den besten Verlauf seliabt hatte ^ entstanden narh der lievaccination Pu- steln, die dem Ansehn nach ganz den ächten Vaccinepusteln «glichen , und von diesen nur hinsichtlich ihres Verlaufs zu untersci^eiden waren. Diese Pusteln bekamen schon am zwei- ten Tage nach der Impfung eine bedeutende Bothe und Erhöhung. Diese ging ziemlich schnell, doch in ungleicher Zeit bei den ver- schiedenen Individuen , in eine mit Lymphe oder Eiter gefüllte B|ase über, die sich bis zum achten oder zehnten Tage vergröfseTle, und dann einen rauhen unebnen Schorf bekam, der von dem der ächten Vaccine abwich.

11. Herr Prof. Trafvenfelt machte folgen* den höchst merkwürdigen Versuch. ISr impfte im Mai 1824, als. die Pocken zu Stockholm besonders stark grassirten , ein vier Monate altes Kind mit Eiter aus modificirten Pocken, an welchem eine dreirsigjährige in früherer Zeit A'accinirt .gewesene Frau darnieder lag. Die Impfstelle fing schon am dritten Tage an sich zu entzünden ; am fünften Tage war der

- 31 -

Umkreis derselben geschwollen , niid fing an eine rosenarUge Farbe ^ und ein anebenes kno- tiges Aussehn zu hekomuien. Die Pustel gfich binsicbtiich ihrer Gröfse und Form der Vac- cinepustel , doch war ihre Farbe inehr blei- grau als silberweifs. Bis -zum neunten T^\^e ▼ergröfserte sich die Geschwulst, und hatte dann ihre grofste Hohe erreicht. Nun erfolgte ein heftiges Fieber, und zeigte sich das Ex- anthem zuerst an den Schenkeln und Beinen. Dasselbe stand bis zum loten Ta^e. Nach dem 12len Tage minderte sich die Ilöthe und Ge* schwulst im Umkreise der Impfstelle immer mehr und mehr, und ward dielmpfpustel selbst mit einem Schorfe bedeckt , der aber nicht die dunkle Farbe und bäuchige Form des Schorfs der Vaccinepustel hatte. Das Exanthem war auf dem Körper iu reichlicher Menge zum Vorschein, gekommen^ und haite in jeder Hin> sieht die Beschaifenheit der modificirten Packen» Die Ursache, weshalb das Exaniliem zuerst an den Schenkeln und Beinen ausiirach, eucht Herr Prof. Trafvenfelt darin , dals das Kind zur Zeit als es von ihm geimpft wurde, zwei noch nicht gebeilte, Brandge(>chwüre an dem Schienbeine hatte. Während des Eiterungs- stadiums, das wie bei den modifjcirten l^ncken fcehr kurz war, und in dem nur wenig Eiter gebildet wurde, impfte Herr Prof. Trafvenfeld ein dreimonatliches Kind , welches vorab die Daturlichen Pocken gehabt hatte, mit Eiter, der aus diesen modiücirten Pocken genommen War, jedoch ohne allen Erfolg. Dasjenige Kind, welchem zuerst die modiücirten Pocken* eingeimpft worden waren, wurde später zwei- mal, doch immer ohne ^Ikn Erfolg vaccinirt. Kach Verlauf von zwei Jahren impfte fierir'

32

Prof. Trafvenfelt dasselbe auf beiden Armen mit achtem Pockeneiter. Die Iiupfstellen yer- Irorkneten aber gäuzlich , ohne dafs sich eia Zeichen* einer ürlh'chen EntzünduDg oder ei- nes allgemeiaeii rockeuausbruchs gezeigt ge- habt hätte.

12. Zu Christianopel in Bleckingen wurden im Jahre 1825 119 Personen Ton den Pocken hefallen. Von diesen waren 65 früherhin vac- cinirt worden, und bekamen diese die modi- liciiien Pocken ; 19 vi^ar^n früherhin nicht ge- impft worden, und starben von diesen 2; 45 besonders ältere Personen, die schon in frii- lierer Zeit die natürlichen Pocken gehabt hat- ten,- wurden wiederum Ton denselben befal- len^ und hatten dif>selben grofslentheils in ei-

. nein bedeutend hohen Grade.

13. Aus dem Berichte des Tmpfarzte's Wi^ (Ung zu Carlsham geht hervor, c) Dafs wirlt-

Oich vaccinirt gewesene Individuen, hei denen sich deutliche P^^rbeo der Vaccine zeig^ien, von"" den Pocken befallen wurden , 'dieselben aber in einem gelinden Grade hatten. '^^ b)\ Dafs 198 Personen, die vor längerer ZiJit v'ac- cinirt waren , neuerdings vaccinirt wurden , und dem Anscheine nach ächte Kuhpocken beka- men. Ein auf diese Weise neuerdings vacci- nirtes Kind bekam, während die Vaccinepu- steln in voller Blüthe standen, die natürlichen r<icken. c) Dafs kein Individuum, wel- chf.s innerhalb der' letzten acht Jahre yacci-

. nirt worden war, die Pocken bekam, und dafs keins von diesen eine Empfänglichkeit

-für die Vaccine zu haben schien, obschon ver- schiedentlich» Versuche dieselben zu erregen

gemacht wurden*

14.

\

33

/ ' '

14. Dr. Hanstrom behandelte zi^ei Per- 'r^^üBD , die' die oatürlichep Pocken bereits im

^^entenden Grade gehabt hatten , wie diäsee ^ie^zahlreichen Blattern narben bewiesen 9 an ^osen confluirenden Pocken. In- beiden Fäl- l^Qn war das secundäre Fieber bedeutend , und ^e Heilung ging langsam vor sich.

15. Dr. Engherg zu Drottningholm vacci- . nirte vier Erwachsene von 15 ^ 20, 21 und 30 Jahren, die in ihrer Jugend schon einmal ▼accinirt worden waren , und deutliche Vac- cioenarben hatten. Die Vaccination gelang yollkommen. ' Verschiedene Kinder wurden später von ihm mit Lymphe^ die aus den Tu- steln dieser Personen genommen war, geimpftf bekamen aber keine Kuhpocken.

«

16. Der Mis;sionär und Vaccinateur T^dU n^ in JuckaSjerföi Lappmork vaccinirte im' Jahre 18:25 202 Individuen von 4 bis 71 Jahren. Am öten December vaccinirte er 12 Perso«

- nen, und unter diesen ein jähriges Kind bei 30 Gr^d Kälte unter freiem Himmel, und hatte dieses gewifs gewagte Unternehmen ~ bösen Folgen.

Jonrn« LXVII, B. 6r St.

1

35 Tab. IL

Tahallaiisehe Uehersieht der im Laufe der unten h^ zeichneten -30 Jahre in Schweden an -^en Pocken

Gestorbenen»

Jährlich an den

Pocken

Im Lßxife Ton 5 Jahren an

Jihret-

Gestorbene.

den Pocken Gestorbeneu.

cahl.

In den

In den

.

In

übrigen

An-

In

übrigen Städten

An.

Stock-

Städten

zahl,

Stock-

zahl.

holm.

lind Ge-

holm»

und Ge-^

genden des

/

genden des

Reichs.

Reichs.

1774

184

1881

2065

1775

201

iori5

1276

1776

31

1472

1503

ä

1777

44

1899

1943

1778

639

5968

6607

1106

12,285

I3,39S

1770

178

14,924

15.102 3374

^M,\^^

17«)

14

3360

1781

23

1462

1485

".

1782

12

2470

2482

1783

714

3201

3915

/

■^Ma>^_-^

941

25,417

26,358

1784

411

12,<^*2

12,453

«y»-»

1785

20

5057

5077

"

1786

61

620

671

^

1787

414

1357

1771

1788

117

5345

5462

1013

24,421

25,43«

1789

4C

6718

6764

1790

115

5773

5893

1791

259

2842

3101

1792

180

1759

1939

1793

22

2081

2103

—.-,——

622

19,178

l!^i800

1794

44

3920

3964

1795

447

6293

6740

1796

92

4411

4503

'

1797

13

1720

1733

1798

12

1345

1357

608

17,689

18,297

1799

118

3(')38

3756

18IX)

703

11,»,>9

12,032

1801

81

5976

6057

.

1802

16

1517

1533

1803

G

145«

1454

.

92*

23,918

24,842

m Durcl

Gesammi

tzabl

5216

122,918

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I

ischnitt ja

hrlich

1

173

4096

ff

1

C2

36

Tab. in.

TahsÜMrUthe Oehersicht der im Laufe des unfn he- zaieluntm 20 Jahr0 in Schweden an .den Poeken

Gestorbenen. *)

rährlich an den Poppen

Im Laufe ron 5 Jahren an

Jahres-

^ Gestorbene.

den ?oek.en Gestorbeneu.

zahl.

^n den'

In den

In

übrigen

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In

übrigen

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Städten

xahL

Stock-

Städten*

zahl.

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holm«

und Ge- genden des

holm.

und Ge- ' genden dos

Reichs.

Reichs

V

1804

7

1453

1460

-

•'

1805

44

.1046

1(J90

1806

, 9

1473

1482

1807

6

2123

2r29

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180»

18

1796

1814

84

7891

80:5

1809

, 7

2397

2404

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1817 1818

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1995

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2017

1810

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143

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6

654

661

*) XTacihdeii^ die Vaccination in Schweden eingefTifaKt irar.

••) Diese Angabp ward dem Genindheits - Collegio von den Coniisrorien gemacht. ^Tahrscheinli^ch besieht sich die angegebene Zahl d<*r Gestorbenen anf die Zeit von dem AiLsbnlche der Epidemie > aUo auf das erste Drit-^ theil des Jahres 1823. Jm ganzen L.aiite des Jahres 1823 starben» wie oben bemerkt» 12U0 Menschen an den Pocken.

- 37

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IL

Nachricht von dem Krai^ken,

fftr Welchen

im Noyemb^rl^eft 1827 dieses Journals

um Rath gebeten wurde.

Vom Arzt desselben.

£is ist jetzt ein Jahr, als ich die Bitte um Kath für eioen an chronischem Zitlern Lei- denden schrieb.

* Der hüchTerehrte Herr Staatsrath Hufe^ land. hatte die Güte^ derselben Aufmerksam« Veit zu schenken, und mehrere freundlich ge* sirnte Collegen folgten auf eine erfreuliche Art« Herzlichen Dank Ihnen allen!

Leider ist der Zustand des Kranken nicht verbessert. Die KrankhiHt hat zwar nicht an Umfang zugenommen , nämlich das Zittern hat sich nicht weiter verbreitet, als ich es in der Krankheitsgeschichte beschrieb; auch ist der Kopf noch gut, und die Functionen des Un* terleibes sind meistens in Ordnung; der Schlaf ist gewöhnlich gut; ab und za si|id -fiämer* rhoiden, gewohnlich blinde f einig#n>al>

39 i

^ange zu erhalten gesucht. Die« war Indica* •*o ntalis. < .

.Dieser untergeordnet wapen die Versuche' )nit den specifischen Mitteln, die daher auch xiur yon Zeit zu Zeit, und in längeren Ab- lätzeu angewendet werden können,' um yon jedem die Nachwirkung abzuwarten. Als ich das November- Heft mit der Nachschrift des Herrn Herausgebers erhielt, \9Ht eben mehrere Wochen lang der Gaivanismus nach . der t/fansßeld^^cheo Methode angewendet ; Ku- pfer im ISiacken, Zink in der Magengegend durch einen Metahdrath verl^unden , auf von der Epidermis entblöfsten Stellen. Der Schmerz hatte den Kranken etwas heruntergebracht: sonst war keine Wirkung eingetreten. Da er innerlich schon Zink in steigender. Gabe, und auch Cuprum j^mmon. muriat. (als Kochlia- 8chen Liquor) bekommen hatte ^ so wandte ich dies vor der Hand nicht mehr an. Die übrigen Vorschläge des Herrn Herausgebers schienen mir unter den obwaltenden Umstän- den zu angreifend ; ich wagte mich deshalb . nicht daran.

Die vom Hrn. Dr. Mayer empfohlenen Pillen 9 deren Ingredienzien Pat. einzeln schon gebraucht hatte, liefs ich den Bruder dessel- ben, der an ähnlichem Tremor chronicus j aber ohne Hypochondrie und Tabes, leidet, einige Wochen lang versuchen ^ sie wirkten aber ge- gen dies Zittern nichts.

Herr Geheimerath v. Wtdekind ertheilte unserem Kranken in einer brieflichen Miithei« lung Ralh, and zwar wie folgt:

r

. 41

^ie bei den Hämorrhoiden im Darmkanal die Organe in ihrer Integrität fortwirken können, Vrelche bei. dem Hrn. Fat. der Sitz der Krank- keit sind. "

5. Ob durch Herstellung der früher ge. habten Intestinal -Hämorrhoiden die Nerveu- hämorrhoiden gehoben werden könnten das fragt sich.

6. Ob die bisher befolgte Knr im Ganzen ^ mehr. geeignet war, einen solchen Krankheits-

zustand hervorzubringen, als zu beseitigen? will ich dabin gestellt seyn lassen.

7. Weil der Zustand des Wachens und alle starke Reizung sich nachtheilig bewiesen, eo wäre darauf bei Anordnung des diätetischen Verhaltens Rücksicht zu nehmen. Wie wäre es, wenn Fat. yersuchte, eine Zeitlang blofs von Milch und etwas Weifsbrod zu leben?

8. Als beruhigende Mittel möchte ich $ Gr. Gampher und ein Faar Gran Bilsenkraut -£x- tract einige Mal täglich vorschlagen.

9. Im Frühjahr ralhe ich zum Gebrauch des zwischen Oppenheim und Nierstein dicht am Rhein gelegenen Sironabrunnens zum Trin- ken und Baden. Die neue Badeanstalt ist gut, und wohlfeil die Verpflegung. Von keinem Kiir-Ort erwarte ich mehr für diesen beson- dern Fall."

Die Vorschläge dieses berühmten und scharfsinnigen Arztes wurden befolgt, bis auf die magere Diät, die schon früher dem Fat. nicht gut bekommen war, und den Gebrauch des Bades , indem Fat. das vorgeschlagene Wasser zu Hause getrunken hat aber ohne Brfdlg, die Hämorrhoiden stocktisn nicht. '

,. I

43

Irifliger aas, und konnte besser gelin. AU leip endlich klagte ^r, dafs es 'ihm den Ma- gen angrifEe , worauf wir es aussetzten. Nach •ioigen Wochen fingen wir wieder damit an, Stiegen wieder eben so hoch, mit demselben Erfolg; wir yerklöioerten die Dosis allmäh- lig wieder« Allein dennoch klagte Fat. über ein Gefühl yon Austrocknen und Schwäche im Ifagen^ weshalb wir es vor der Hand aus- setzten. Er hatte im Ganzen davon 27 Drach- men genommen«

Im September erhielt ich das Juli -Heft dieses Journals , in welchem ich neben der Abhandlung vom Hrn. Frofessor Sachs y wel- cher zu meinem Vergnügen eine mit der mei- nigen vollkommen gleiche Ansicht von der Krankheit hat, vom Hrn. Hofrath Pittschaft die Nicotiana empfohlen fand« Sehr sprach mich dies- Mittel an, weil es nach den dort angeführten Beobachtungen mit den Theileo, von welchen bei unserem Kranken das Uebel aus- geht, nämlich dem Rückenmarke und desselk Nerven in speciflscher Beziehung steht, und daher dessen Anwendung i'ationell ist. Ue- berdies hatte es sich mir vor Kurzem bei ei- nem an Delirium tremens mit eleptischen Zu- fällen Leidenden, bei welchem Opium nichts half, und der schon im agonisirenden Zu- stande zu seyn schien, so hülfreich bewiesen^ dafs er schon nach der ersten Gabe ruhiger wurde , nach der zweiten sich zu besinnen an- fing, und nach zweitägigem Gebrauch wie- der umhergehn konnte. Auch war es bei un- serem Kranken noch nicht gebraucht worden«

Ich habe daher seit 8 Tagen den Gebrauch desselben, nach der Vorschrift des Hrn. ProL

~ 46 ^

sch^ficbd and groTser SeDsibüitSt wirksam b^ ipfittseo. Unser Kranker hat sie aber erst ^* nigemal genommen.

^

3

<z. Das Wassergefäls. h. Die isolirte 30^ bohe Rohre, c. Deren untere KrümmuDg. d. Hahn, um nach Belieben strömen zu lassen. €• Aufsteigende Wasserstrahlen. /. Conductor der Electrisirmaschine. g. Yerbifadende Kette mit dem Wasser. ^

f- 47

'' ,,dat, illud fißrtnius tenet, qaam IjdtiaSy sie j^apprehenso baculo hoc inane dod multam tre- i^inuit ; simul impotentiam in maoa animad- ,iTertit, ob quum corpus gxacilius amplecti et ^^prqpterea quandoque scribere nequit, citra ,,stuporem aut formicatlonis seDSum. Inter yyCODcionandum tremore ia brachio dextro in- 9,cipieBte sinistrum quoque ut pedes tremant« „Dolet contiDuo eub axilla dextra» Nullum „yertiginemf Dullum aurium tlDnltunii cullum y,capitis dolorem aut perturbatiooem sentit; ,,dormit 7 horis suayiter, a baloeo per aliquot ^,dies protracto sensit artus vegetari« Ingenio y^memoria et judicio vir doctissimus valet. To- ,,tum latus dextrum debilius a primis ungui- ^yCylis putat."

„Rever. Dni tremor d. 28. Martii 1683 'j^adhuc permanet: immQ bactenua incrementa „Buinsit , nam et alios artus corripuit , et ipse- ^,inet putat se toto corpore vacillare, nee pe- ,,des seu columnas corporis satis fermos adhuc j^esse, quainvis inter ingrediendum nullain inu-^ „tationeui post meridiem observarim. interea y,negat se vertigioem pali. Dorinivit suayiter ,,et optime per plures boras. 'Memoriam im- ,,ininui sentit: reliquae facultates yitales et ani-* y^males rite se babent."

f^Rever. Du. d. 1. Nov. 1683 rursus a me ' ,,ytsitatus et examinatus fuit matie: uianu dex- ,,tra continuo tremit, etiain quando illam ad ^,qnietetn reponit, illaque veluti succutitur motu y^quodam tremulo convulsivo^ id etiam obser- „vaviinus in pollice manus sinistrae: ob hunc , „motum tremulum oec juscula cocbleari com-«. „niedere valet , nee scribere ampUus potett ^^nisi tardissime, adeo ut cum labora noa

- 48 .

„literis siibscribat. Bibiturüs ambabus mani- ,,bu8 Täs äpprebeodit. Gaeterom crassiora cor- „pora e. g. alterios maoum satis firtniter com- f^prehendit , detinet , immo illum /COTnpnmere „Yalet. . Diu .pedib^us insistere nequit , quin ^jSemper inter standum illos aliquantum loco „moveat. Inter insedendum aliquaüdo pedi- „bns impiDgit, non tarnen paralyticorum more „illos trahit : veretur casum ac putät se yacil- ,,lare, ant titübare instar ebrü, licet in in- ,,gresstf non/Qbservayerimus: Tertiginem gyro- „sam ngn animadvertit, ac titubantein adesse ^^dicit. Caput nunqaam dolet« Aures non tin- ,,niunt^ Omnibus sensibus externis valet, igno- „rat Sensam forfifiiicationis; miontis litteris im- „pressa etiam graeca legit. Querebatur.se non ^,aii!iplius tam facile ac prompte percipere, quae „legit| nee ea felicitate et facilitate memoriae „l(BGta inprimere, ut pridem, nee illorum re- ^,Gordari, adeö ut mane lecta post maridiem „nonnisi aegre et cum labore quodam depri- ^,mere valeat. Oculi multoties manant^ et fa-^ ^,cile illachrymät , tum propriae tum alienae i,miseriae consideratiqne , quamvis ante viri-'

^ ^^lem animum habuerit et memoria millenis ^,praecellerit^ Hodie manus deztra madnit« „bextrnm latus a 13 annis debile fuit, inpri- ^,mis brachium dextrura. Caput sibi 4>|)täs,um f^queritur et omnes artus ac omnem reliqüum

„truncnm reluti plumbeum, cum antea ägilis „esset.'*

Weffer setzt auch die Ursache de4 Zit- tems ins Rückenmark. Etwas leide endlich das Gehirn mit. ^, Vitium tarnen intra, cere- „l^rum nondüm magnum est. Causa proxima „non alia esse potest, quam serum sanguinis;

«.nam

- 49 --

j^Moi solam hoc $• citra ^raviora symptomata „medallae spinali et reconditis cerebri pora- ,Jis et meatibaSy per quos spirilas distribuuo- ^tnr et moyeotur^ immergere et hac ralione ,iha8 actioiies imminuere potestJ

n

«Ueber den weiteren Verlauf rerlautet nichts, 80 wie auch nicht über den Nutzen der angewandten Mittel d. 24. Jul. 1683. f^Acidulas et thermas Ferinae optima pertn- „Kt nuUumque symptoma sensit; octidao elapso „rediit tremor, memoriae et Tirium debi- „liVu."

V

/ \

Jouro,LXVII.B.6.ac, D

50

MM

III.

Ueber die

semiotische Bedeutung desProstes.

S. £• Loewenhard^

dw BIfdiiia# Chirurgie and Gebortihalfo Doctor,

pnKt. Arit la PrensUu.

1.

Der Frost wxd dessen PPhderkehr in hüzigtn

Krankheiun.

MJie akuten Krankheiten haben gevrohnlich' nur zu Aofnog einen Frost '^), der ihnen vre^

i.

*) Ditier Frott liiindigt eigentlich erst dat Sta-- dium invasionh morbi , die serfallene Harmonie dtf Necren - und Gefärssystemt an» und enu nebt, wenn d«8 abgeänderte Gleichgewicht bei- der Systeme, welches aich suweilen, auch durch •in eisenes Stadium prodromorum Kund thut, . eo weit zu Stande gekommen ivc, dafs im Spi- Belnerrensystem heftige Reaction hervorgeruien wird, wodurch nun bis zum £intritt der Hiise

, dee Gefäftsyttem surückgedrätigt und in seinen Attnfterungen beschränkt wird; daher die wahr- nehmbare Kälte und das EinJicbrumpfen der .Obetfl^che, das bleiche Ansehen , die Glknie' litat, dtf Zittern und ungleiche Athmen, der

^ 51

Mntlicb ^} dDzagehören scbeiot, Terschiedene Dauer und Grac^ hat, und bald gelinder und

BosammeDgesogene schnelle Adertcbltg, die UeblichKeiten, der blasse Urin^ trockene Mund, and der oft heftige Kopf«chmers während des* selben. Es gelingt uns daher suweilen wohl, «vor dem Eintritt des Frostes, durch einen künst- lichen Eingriff, den Ausbruch der Krankheit sa ▼erbaten ; so durch Brechmittel und warme Bäder, dem Aufgenommenen Nervenfieber- Con* Ugio entgegensuwirken , nicht aber, nach ein* getretenem Froste, das verletzte Gleichgewicht so schnell wieder hersustellen. Marcus Ent- wurf einer spec. Xherap. Th. I. 8. 76. , läfsc 4en Frost aus einem Krämpfe des venöse^ mit dem arteriellen Systemp hervorgehen» wobei die Vene, als Contracuon, das UeBergewichc Aber die Arterie, als Expansion au erhalten •ucht. Er erklärt die vorhandenen Zeichen dea

frostes Cmic welchem nach ^hm ebenfalls, alle ieber ohne Ausnahme beginnen) aus der Con* craction der Ai^terie. Den Grund, warum di« Intermittirenden Fieber, im Vergleiche mit je- nem in der Synocha, einen heftigeren Frose haben, sucht er darin, dafs jene vom lympha« . tischen System , diese vom arteriellen ausgehen ; das lymphatische^ als das niedrigste im venö- sen , enthält die stärkste Contraction , wie das arterielle .System am lebhaftesten die Expansion*

*) Boerhnave behauptet: dsfs der Frost l>ei Fie- bern von innern Ursachen (er unterscheidet sie auf seine Weise von äufsern) niemals fehle* Van Swieten erwähnt dort {Comment^ T. //. $. 562 563.) dafs derselbe seinen Zuhörern an erzählen pfiegte: er habe die undankbare Arbeit .übernommen, aus den meisten Schriftstellern die Fiebersymptome su sammeln, und die, wel- che nicht allen Fiebern wesentlich zugekom- men, zu streichen, und da wäre nur der Frost^ der »chelle Puls und die Hitze geblieben. Auch fast alle neueren Autoren betrachten den Frost beim Beginn hitziger Krankheiten, als wesent- liche? Symptom derselben. J. Frank {Epim fome de cur. etc. lib. I, 5.) glaubt indcffi die«

D 2

,' _ 52 -

kurzer, buM länger and starker ist, und im ersten Falle nur Frostein, oder Frost (hornpi" latiOffngus^ dgot) im aodero Schauer (/lorror*)) und im höchsten Grade Starrfrost (rigor) ge« nennt wird. Per Frost pflegt dem Kranken und dem Arzte wahrnehmbar zu sejn , doch hat man auch Beispiele, wo der Kranke den Statt findenden Frost nicht empfand, oder über dens^ben klagte^ und das Thermometer über 100^ zeigte ^^). In der Regel ist dieser Frost

stn Froity «nt den dort angegebenen ^ wohl nicht gens sureichenden Gründen y nicht i^x ein ^ nölhigei Fiebersymptom halten su darfen« Ich habe ' deQielben jedoch in einer zehnjährigen- Civil- und fast dreijährigen Militairpraxia, bei genaaer Nachforschung nie fehlen aenen, wenn f^eich er eich auweilen nur innerlich » oder äu- fterlich, oder auch blofs auf einen einseloea Theil erstreckte ; wie dies auch Andere (P. Sen» naCf traite de la strueture du coeur etc. p, 4t. H, Colliiif tr, defebrib, intern. §. 21 22. Jour- nal de medic, T\ XXIV, p. 60, XXXL p* 41.) beobachtet haben, oder sich dureh leichte Kram p^an fälle y wie Gähnen , und Recken der Glieder u. s. w. , autsprach. Hin und wieder mag es auch wohl wie Galen (de tremore eap, 6 ) elaubt , an der Torpidität und Unempfind- liohkeit dea Kranken liegen , dafs derselbe den Fvost nicht fahlt, nam non semper cum frigore mdeit frieoris sensus. Fr, Hoffmann {med. rat^ System. T. IV. P. I. vag. 345. §. V.) will den Frost beim Beginn der Synocha hiliosa^ niciht mit unserer Erfahrung übereinstinamendy .stets fehlend j^ dagegen der Entscheidung derselben vorhergehend, gefunden haben. Xvl Anfing in» tem* Fieber soll er indefs zuweilen ntch Sen» ««e» Sauvages, H. Collin (am ang. O.) fehlen*

;•) TÄ. Sxdenham, Opera medica Sect. I, eap. V.' pitg» 46 nennt den Frost bei Wechselfiebern tempui exhorrescentiae.

. ••) jf.'ie Haen, Rat. med. T. 11. p. 137. O, For-

M -k-

der Heftigbeit der ganzen ^Krankheit angemes* 9^n, im Allgemeinen indefs bei den intermit- tlrenden Fiebern stärker, worauf Hitze folgt, die mit mehr oder* weniger NachlaTs bie zum Ende des Leidens anhält. ^)

dy€9 prakt. Abb. flbor dat. Fieber, a. d. EogL ▼on Michaelism S. 7.

*) Die rbeamatischen und catarrhaL Fieber Bli- eben hiervon nur icbeinbar eine Autnahme; denn et ist entweder jeder Anfall des rbeuma« tischen Fiebers, in so fern er mit einer £nt- Bflndung der aufs neue befallenen l'beiie (theU''

"■ /tnat. vagus) Terbunden ist, und sich auch ge* wohnlich durch Schweifs und Urin au judiei* Ten pHegt, als für sich bestehend su betrachten« wie jeder Parozysmue eines Wechselfiebers fflr sich, auch ein Kuradauerndes» anhaltendes Fie»

- beir bildet» (Sydenham l, e), oder die Wieder- kehr -des Frostes aeigt beim rheumatischen, wie beim Catarrhal- Fieber, ein Fortschreiten dea Lieidens in demselben Gebilde an» und spricht mithin ebenfalls die höhere Bedeutung At% Ue- bels aus, wie unten suh ruhr*2, anf^egebefi wird« £s ist jedoch nicht au leugnen »dafs auch re* mittlrende Fieber, besonders epidemische, vor- kommen (B.§iVs Fieberlebre I. Bd« f. 101.)» de- ren Exacerbation jedesmal mit einem Frosanfall beginnt y ohne dafs dies von besonderem Ein- fluTs auf den Verlauf der Krankheit wäre,, und aind diese von den Fehr» int, 9J^ot^ subint, und den Febr. subcont, des Franc. Torti {Thera-oeut^ special» ad febr, period, pernic» Franeof. et jLipt, 1756. JL. ///. c. /.) versebieden. Die Zeit des Eintritts und der Wiederkehr desselben , so wie . der Verlauf der Exacerbation wird uns, ehe wir durch die Epidemie selbst hiervon unterrichtet aind, aber dessen Beschaffenheit bald Aufschiufa

Sehen. Der Frost giebt uns auch die Verbin- ung dieser Fieber mit den intermittirenden au erkennen, wo er nun jedesmal dem Psroxya- mut des intermittirenden gewöhnlich aUrktr,

54

«

Der wkdtrkehrende Frost im Laufe* der Krankheit, mufs den Arzt stets aufmerksam machen 9 und ihm yon Wichtigkeit seyn; denn es ist nun entweder:

1) Zu der bestehenden Krankheit, noch eine neue hinzugekommen > so zu einer S7* nocha, einem akuten Hautausschlag, die Ent- zündung ^ eines EiogeWeides, oder noch ein akutes Exanthem ^), oder auch ein Wechsel- fieber. **)

2) Wird durch den neuen Frost, das Fort- schreiten desselben Leidens auf neue Gebilde, mithin die räumliche Ausbreitung, oder ein Tiefergreifen des Krankheitsprocesses in dem- selben Gebilde angezeigt, so das Fortschrei- ten der Entzündung ddr Nasenschleimhaut,

und der Exacerbation des reinictirenden tehwä« eher Torauieugehn pflegt. Hieher gehört der Pemitritaeus Galeni (Comment^ in epid, Lih. /• S0ct. III. jf. 379. Dec, crisibus. Lib. II. p. 437. De morb. temp. p, 382« Brendel^ Disser»

8. 14) und Andere beistimmen. Indefs häUihn schon Celsus (Lib. III. eap* 8.) fAr ein doppel- tet dreitägiges Fieber mit verlängerten Parosys* nen, welche Meinung e^uch Porest, {Lib. P''. öbserv, 18—22.) und Plouquet (Init. biblioth^ pract, real. Vol. Ilt, p, 452.) u. A. ro. theilen« I^ocji beseichneten die Alten durch tritaeqphy- rm.f ein Fieber mit immer zunehmenden Bitse, wobei sich regelmäfsig ein Teg um den andern •in FroftanfalT einstellt.

^.^ die' unten erzählten Beobachtungen.

**} Das Hiniutreten der Wechselfiebet in Pete« efaien und Frieael hat Strack gesehen , und iah habe dataelbe beim Scharlach tu beobachten ei- irijjgsmsl Gslegsnheit gehabt*

^ 65

auf die des Gehirns, der Uebergaog des Lun- geocatarrhs in PneumoDie q. s. ^^

3) Kü'ndigt sich das Recidiv und die JJm- Wandlung in eine andere Krankheit, oder tfer Wechsel des Krankheitscharakters nicht sel- ten so an ^), so wie die Wiederkehr des Pro- , stes, die Metastase, und den tJebergang des Leidens in eine Folgekrankheif , B. der Ent- zündung in Eiterung "^^j, oder Brand, W- kündet. ***)

4) Geht er aber auch zur Zeit der Grisis mit sonst günstigen Zeichen , einer guten Ent- scheidung Toran, und scheint diese selbst zn fördern -|-). Entsteht er aber nachdem die kri« tischen Ausleerungen schon begonnen, so tleo- let er auf Unterbrechung derselben 'H*)f und die höchste Gefahr an. "Hi")«

♦) J. P. Frank ./. e, S. 6. J. G* Aiehter tpee, Therapie. Bd. I. S. 60«

^*) Wo er dann, wie bei allen lentescirenden Fie» ^ ' bern, täglich 1 euch 2 mal wiedersuKebrea pflegt.

*^) Daher fArchteten die Aeltern {Hippocr. Coae» proenot, N, 15. und Aphon 29. S, If^,)f die den 6ten Tag der Krankheit überhaupt far Verdich- tig hielten, den Frost beiondera^ wegen der üblen Aufgänge» an diesem Tage.

f) Sippocr. Coae, proenoe, N. 136. und Aphor^ ^, Sect. IV, derselbe begreift unter »cei/ao« kei- nesweges blofs die Fehr, ardens» -^ Vtin Swi9» ten l. c. p, 488.

iir) Von der Art ist auch der Frost, den wir so« w^eilen Zeit des Ausbruchs der akuten Hautauf* "icbläge, besonders des Frieseis, entstehen se- hen, in hitzigen Krankheiten nach Sifteauslee« runden y selbst der Schweifse (Hippoer, Aphor% 4. Sect, VIL) pflegt er auf gänsliche Erschö* pfung der Kräfte su deuten.

itt) ^'** Hoffmmnn L t, p, 344. (* ///• fuum arden-

'- 66 -

j

5) Tritt. diftser Frost nicht teilen, beson- ders in asthenischen Fiebern, mit andern üblen Sjrmptdmen^ ab unmittelbarer Vorbote des To- dee ein, ^)

Fast immer lärst sich, lYie oben gesagt, Yon der Dauer und Heftigkeit des Frostes, auf die Intensität des nachfolgenden Leidens scblie- (sen, denn einmal deutet der starke- Frost schon auf ein heftiges Sträuben gegen ein schwer zu überwindendes Leiden , wae also eine grofse Krankheitsursache, deren erste Wirkung eben der Frost ist, Toraussetzen läfst, und zweitens mufs eine heftige Expansion und grofse Hitze solcher Gontraction, die an sich schon , gefahrroll ist, folgen **), Man kann dah^r oft aus seiner Beschaffenheit,' so wie aus seiner Dauer, wichtige Aufschlüsse über die Natur und den Gharaktrr der ganzen Krank- heit erhalten ; je kürzer der Frost, desto schnel- ler der Verlauf der ganzen Krankheit, je län- ger jener wahrt, desto langwieriger wird auch diese seyn. Auf einen sthenischen Zustand deutet gewöhnlich der nicht zu starke und kurze Froist, er zeigt eine lebhafte Reaction des Körpers an ; bei asthenischen Krankhei- ten, besonders mit faulichtem Zustande, fin- den wir ihn lange dauernd, wenn gleich nur mäfsig-Starky am längsten und stärksten beob- mchtea wir ihn häuüg im gelben Fieber und

f«# (n§mp0 f^brts) demum circa septimam dUntp

'■" pOtt risormUf vel critico sudore^ vel symptoma'-

H§0 ufimmmationjß >— Junesta determinßntur.

*) Ekppomr* Jphor^ 46. Sect. IV.

*^)Uk Bp0rhmave, t. t. T. tL J. 622—623.

^ 57 -

^ in der Pest, Indefs maclit es eitaen Voter- -ecliiecl,. ob vorher' gesunde PersoDen plotslibh in eine Krankheit yerfalleb, oder ob schon ein längeres Stadium prodrom. Yorangeht, v^o im letzteren Falle der Frost geringer zu sejn pflegt. Eben so ist es auch, vrenn sich selbst heftige Entzündungen fortschreitend, nach und nach ausbilden, wo iodefs wie bemerkt, öftere kleine Frostanfalle wahrgenommen werden. /Wir sehen den Rigor ^ den tödtlichen* Meta- stasen, dem Brande, der gänzlichen ErschS« pfung und dem Tode vorangehn^ ebenso bil« det er oft den Anfang der Febr,'interm. quari. autumn. und" ist von übler Vorbedeutung;' er ist besonders mit Eingenommenheit des Kopfs,- mit Stupor, und alten Leuten sehr gefährlichy da er nicht seilen noch vor dem EjntriU der Hitze tödtet« Die Alten rechneten diese Wech- selfieber zu den bösartigen, Ftbr, int» pernic»^ und legten ihnen nach der Heftigkeit und der Art des Frostes, besondere Namen bei, so nannten sie ^) Febr, epiala ein Fiebert wo der ^ Starrfrost zwar d^s hervorstechendjste Symptom ist, und von Anfang bis zu Ende des AnfaliSf ohne einen andern auffallenden Zufall hervor- zubringen, andauert, Judefs der Kranke auch zugleich Hitze empfindet. Hierher scheinen auch die Febres horridae {(pQhxiüiSi€g nvQ^toX) des Hippocrates ^^) zu gehören; das hinge- gegen, wo der Kranke bei äufserlich, beson- ders an den Extremitäten , wahrnehmbarer Kälte, innerlich von starker Hitze fast ver- zehrt wird : Pebr, iypiria. Dies Fieber ist ge- wöhnlich mit inoern Entzündungen gepaart^

•) CMUn Diff. fehr. Lih. IL e.

and wohl als ein« Abart des CauMut der Al- tea zu betrachten , wo sich dieser Frost über- haupt findet *), W. von Ho9m **) nennt sie im Allgemeinen Febr, int. algidae.

2. IDtr Prost in chronischen Krankheiten.

N Der Frost ist, wie gesagt, eine ASection des Neryansjstems , daher treffen wir ihn auch bei Personen, deren Sensibilität gesteigert ist, wie *bei hysterischen und hypochondrischen, deren Paroxysmen damit beginnen. Wir se« h^n ihn aber auch andern Krämpfen voran- - gehn, und damit zusammenhängen, besonders

*) Hippoer, Lih» de affeet, 66. ^^ Ar0ta9us (de eau* Sit et signis morbor, Lib, II» cap, IV.) der deuc- licbtr unterachiedy sagt: ign'u passim acer et ieHuiM estp sed intus maxime Spiritus tantfuam ab igne calidus f algent epotrema etc. «— «- Qnod K, morbus alteriut creseitf omnia majora -et sae» viora .^-^ manus jrigent^ sed palmme perquam calidae ^ ungues lividap etc. » Fr. Hoffmann l^ e, p, 345. §. VI, alterum nostris fa» miliare ardertis complicatae genus cholericae fe^

hriSm Haec enim intenso ae s tu e9t»

tremo r um /rigor e; ardore interna et anxiet€Ue ' tiafdialßiea jungitur. Auch er uutertcheidet «wei Grade der Krankheit.

*•). üebsv das Wechselfieber, 1. Tbl. S. 29.

fenaue Angabe der Complicationen , und dio ^st'en .'der Weehselfieber, findet man in J. £f« BurseriuSf Institut, med. pract. T* I, pag. 500— 560. und AnK de Haen, Theses febr. dhfis4 eist. ' pmg. 126^

5* ^ X

mit Spasmus piriphtrlcus; $o b^obachte^'m^rn ihn zuweilen als YorJaufer des Rucken - und Kinnbackenkrampfs , und als Starrfrost nicht selten zu Anfang des Tttanus.x Auch ortlibhe Reize sind im Stande, denselben hervorzuru- fen, so der Durchgang eines Nierensteins durch dieUretheren , des Blasensteins durch die Harn- rohre, oder eines Gallensteins durch den Cal- lengang, des Milphsafts durch den Ductus iha* racicus (daher das Frösteln nach yollendeter Verdauung), scharfe Galle im Magen und Darm- 'kanal| ebenso Würmer und Schleimanhäufungp diie Anwendung der Clystiere und des Cathe« ters, bei Blasensteinen nach gelassenem Urin« Ebenso bringen ihn Affecte, der Gedanke aa widertiche Dinge, ekelhafte Arzneien bei zärt- lichen und empfindlichen Personen hervor *). L^ute mit sensibelm Hautsjstem, dessen Function leicht Störungen unterworfen , oder durch an-* dere Reize schon länger ali^nirt worden ist, sind zum Frost geneigt,' so sehen wir ihn bei rheumatisrhen , arlhritischen , wassersüchtigen und mit Hautausschlägen behafteten Personen^ und bei Fehlern der Unterleibseingeweide, be- sonders der Leber und des Harnsystems; da- her treffen wir ihn auch zuweilen mit einem Jucken der Haut bei der Gelbsucht f und bei alten Leuten (wo er jedoch auch aus den un- ten angegebenen Gründen entsteht). Auch bei Diabetes Jnsipidus sah ich den Frost öfters, vielleicht aus derselben Ursache, wiederkeh» ren. Bei Wassersüchtigen soll der öftere Frost besonders noch auf Verderbnifs der Einge- weide deuten, und nach gepflogenem ~~

♦) R0il l c. i. Thi. 8. 153. S. 0\ rogöV$ Handbuch der pn A^ Thlr. {• 24.

schlafi suweilan auf gescbebene Conceptloo f) so wie bei SchwADgero oft auf AbsterNn der Frgcbt.

Der Frost bat in der bescli rankten Aclion des Uerzens seinen Grund, die sich wegen der Entfernung im CapillargefaTsisystem der Haut, und besonders in dem der Extremitä- ten, am meisten ausspricht; er ist wie van Sviieten ^^) schon bemerkt: nur eine vermin- derte Warme y daher haben auch schwammige, gedunsene und leucopbleg malische Slenschea eine Geneigtheit zum Frost , so wie alles was die Circulation im Körper retardirt, ihn her- Torbringt. . Eben so entsteht er auch, nach äufserer Einwirkung der Kälte ^ und wegen der verminderten Lebensthätigkeit , nicht sel- ten bei alten Leuten. Hippocrattf zählt ihn sogar zu den beständigen Zufällen des AlterSf und wirklich könnte man das Alter ao sich, wo auch alles zur Erstarrung, Verdichtung und Zusammenziehung strebt, gewissermafsen als eine Art JRigor betrachten, die der Jugend als Expansion und Wärme entgegengesetzt ist. Eiotf auffallende Frostigkeit findet sich auch bei Kindern, die am sogenannten Wasserkrebs leiden.

*Ikr örtliche Frost, fn'gus partialisj

der^ wie oben gesagt, auch in seltenen Fair leoi selbst zu Anfang in hitzigen Krankhei-

; *)fcli kenne eine Dime, die jedesmal von dem Frost Hieb der Uxntrnaung sehr richtig ihr» Scbirtägeriohaft dttirte.

•♦) Commtmt. T. //. p. 173.

61

I

teoi die Stelle des Allgemeioen rerfrltt, ist ebenfalls oft Symptom nervöser Leiden,, der Hysterie und Hypochondrie, hier ist beson- ders die Eiskalte des Schädels und des Ge- nicks, die den schweren i^nfällen des Hysle- ' rismus zuweilen vorangeht, merkwürdig. Kalte Waogen und Extremitäten, bei heftigem in« nern Schmerz, deuten auf ein tiöfes ftntziind- Hohes ErgrifTenseyn der Eingeweide, und ist charakteristisch bei Magen- und DarmeotzÜQ- dongen '^)\ fehlt aber auch bei schweren Hers- und Lungenentzündungen nicht. Hippocrates^*) hält kalte Extremitäten- in hitzigen Krankhei- ten überhaupt für hose; ferner Kälte und Krampf, des rechten Hoden für todtlich, von nicht bes-% serer Bedeutung sind ihm kalte tlände und Fiifse mit schwarzen Nägeln ; auch die kalten blauen Lippen, so wie die kalten, durchsich- tigen Ohren sind nach ihm sehr üble Zei- chen **^). Kälte und Schwere des Unterlei- bes finden wir bei Ascites^ ein ähnliches 6e« fühl klagen Schwangere nach abgestorbener Leibesfrucht«, Verhärtete Organe verursache^ zuweilen ebenfalls ein Kälten, und der Frost des sie begleitenden Fiebers nimmt nicht sel- ten von hier seinen Ursprung, oder beschränkt sich auch wohl auf diese Theile allein. Pa- ralytische Theile werden bei längerer Dauer, wegen der verminderten Ernähr u dg gewöhn- lich kälter.

*^ Hierauf grCIndet sich nich van Swiet$n h 9, -p. 488. der 66te Jphor, Sect, VII.

♦♦) Jphor. L Sect. FK.

•••) Jphor. 11 --14. S4Ct. FIII.

62 -.

Dk Empfindung da Kranhn

während «i«8 gelinden Frostes ist kanm widrig zu nennen; unangenehmer wird sie schon beim Horror ^ der gewöhnlich Tpm Rücken nnd Kreuz at|S2ugehn,< und* sich nach Torn her* über zu erstrecken pflegt, wobei man ein be- ständiges Dehnen und Zittern der Glieder und besonders der Kiefer, auch ein häufiges Gab« nen kaum unterdrücket! kann. Den Ausspruch des Hippocrates ^) rücksichtJich des yerscbie- denen Ursprungs , und der Ausbreitung des Fro- stes bei beiden Geschlechtern habe ich indefs nicht bestätigt gefunden. Der Starrfrost er» streckt Bich auf die willkübrlichen Muskeln, nnd ist mit Rücken- und Kinnbäckenkrampf oft sehr schmerzhaft; er pflegt besonders bei längerer Dauer grofse Angst, Ohnmächten, Erstickungsanfälle und betäubenden Kopf- schmerz mit sich zu führen/ Ehen so wer- den die Maxillen zuweilen so heftig an ein. ander geschlagen, dafs vorher ganz gesunde und feste Zähne ausfallen , wie dies von Sivje- ,t€n ^*) und Andere ^^*) gesehen haben.

Die Folgen des Frostes an skh^

sind ebenfalls nach der Dauer und I^eftigkeit desselben verschieden , und in den beiden ersten Graden , wenn er nur nicht gar lange anhält wdil kaum bedeutend; schwerer, ja

e) Jphor. 59. Säet, V,

••) /. c. r. Ih pag. 511.

•*•) Rfiil l e. r. //• §. 33. J. G. Richur L «. Bd. IL S. 62L

EU weilen tSdlHch sind sie beim endanernden JUgor ^)« Durch die nnvollkommne Cbntrak«* tibn des Herzens während desselben ^ entsteht Anhäufung zunächst in den jitriis ^ den gro«> fsen Gefafsen, und so in den Lnngeh und in dem Kopfe. Diese Stockung des Blutes be^ günstigt auch die Gerinnung und poljpose Ab* Scheidung aus demselben , ebenso bilden sich dadurch auch andere oft unheilbare Fehler des Herzens $ der Gefafse und .der Lungei, worin der öfters qachblaibende Schwindel, die Ohnmächten , und das beständige HerzklopfeO| Terbunden mit Angstanfällen und Blütspeieni ihren Grund haben ^^). Oft bleibt eine Schwä- che der Nerren und des Ijrmphatischen Sj-- Sterns zurück, es entstehen Austretungen in das Zellgewebe ^ Unterdrückung der Absonde» rungisn , Verstopfung der Drüsen und der Ein- geweide ***)• J^an Smeten ****) sagt sehr treffend : der Frost bezeichnet Verringerte Cirr

*) J. N, Raimann ^Handbuch der spee. Patbol. II. Therip. 2te Aufl. Ister Bd. 196. In Coae; Uijrpocrat* pag, 302. wiril einer Frtu gedacht^ die im Froste einer quartana int§rm» atarb. «^^ Fr, Hoffmann /. c- T. //^. part, I, cap, //• ds. Jehre <fuartana p. 81. ercählt dasselbe von einem alten Manne. ^- Th, Sydenham behauptet /. c. T. /• S. /. cap» V. da fehrih, interm, p_, 53. daff- Alle die am Wecbselfieber sterbe^, iro Froste umkommen. -^ Auch Galen Epid, Lih. III. hftlt den Tod im Froste nicht fQr selten. *- Michter L e, S. 652. u. A. m. treten dieser Mei« nunc; bey, Man vergleiche hiermit Trnka de KrzowitZf Hist. f ehr. interm, VoU I, pag.23S,

♦♦) H. Boerhaäve l. e. §. 577, f. 622. und den Coramenti derselben.

•♦♦) J. P. Frank l. c. S, 5. u. 6.

♦•^) /. c. pag. 177.

64

colation, diea um so mehr }e grShef derselbe isly darch deo starken Frost zeigt daher die iLrankheit das Bestreben zum Tode, wo jede Circulation aufI)ort. Marcus '^) druckt sich hierüber auf seine Weise dem ähnlich aus: in dem Froste^ segt er, sucht die Vene das Uebergewicht über die Arterie zu erhalteo. Gelingt ihr dieses, so erstirbt die Arterie, und daher das letzte Symptom, ."womit sich die Lebensscene endigt, der Frost ein Erstar* tea ist.

IXe Lekhenöffnungm

der Ti^ihreod eines Frostanfalles Gestorbenen, haben dies bestätigt. Man ^^ fand Gerinnung und Anhäufung eines dicken B)utes in den Lungen, den grofsen Gefäfsen, und im Her- zen. Sydtnham ***) fand hei eipem plötzlich während des Frostes Verstorbenen .überall blaue Flecke wie Petechien entstehen , das- selbe hat Störk ****) beobachtet. Qäghorn'^'f^^ der mehrere hundert an kalten Fieber Ver- storbene öffnete, fand fast immer im Herzen und in den Lungen sehr viel schwarzes Blut angehäuft, nächstdem aber auch eine mürbe, Terdorbene, oder widernatürlich mit schwär-

'zem •) /• e. Iter Tbl. S. 340.

**) Harv0y sxsreU. anai, €ap, 16, H motu cordis, cap, 16.

•••)/. c. $§et. II, eap* 2. pag. 73.

♦•**) Ann. med, TL §. 167.

*****) Beob.fiber die epid.Krinkh. n. f. w. tat dam Engl. Ton Äckermann, 6. 175. u. f.

~ 65

I

Sem Blote angefüllte Bescbflffenheit der Milz, des 'Gekröses, Netzes und Magens; er wider* . spricht jedoch der allgemeinen Annahme: dafe die meisten Wechselfieberkranke im Froste sterben; so wie er durch die Erfahrung das theoretische Raisonnement des Marcus ^) : dafs Dar im Anfall des Frostes der Tod bei der lotermittenz erfolgen konne^ widerlegt. Ich schliefse diesen Aufsatz, ohne den abgehan- delten Gegenstand gerade erschöpft zu haben, da eine weitere Ausführung desselben mir ohnehin die Gränzen^ner Zeitschrift za über- schreiten scheint; auch habe ich nur das AlU gemeinste darüber zur' Sprache gebracht^ und es bleibt wie überall, auch hier dem Ermes- sen des handelndeil Arztes überlassen , die he« deutenden Modificationen , die der. Frost nach Verschiedenheit, des Alters , Temperaments,^ und Geschlechts, kurz der ganzen Individuali- tät des ergriffenen Subjects erleidet, gehörig aufzufassen. SIeine Absicht war nur, die Auf- merksamkeit meiner Jüngern Kunstgenossen auf einen Gegenstand zu lenken , der beim Krankenexamen so oft nur ganz oberflächlich berührt wird; denn wenn gleich es schon sehr richtig ist, dafs nur das Zusammenfassen sinn- licher Krankheitserscheinungen, jedem einzel- nen Symptom erst gehörige Deutung zu ge- ben vermag, und dadurch dasselbe eben zum Zeichen eines bestimmten Leidens werden labt, so ist «s doch nicht zu leugnen, dafs - der Frost und die Art desselben schon für sich in vielen Fällen , wie oben angedeutet , ein recht brauchbares, der genauen Beachtung keinesweges unwerthes Griterium der ganzen

•) /. e. Tbl. I. ff. 848* Joam« LXyil, B. 6. St. E

^ «6

Krankheit «bgiabt Zam SchlnsM erlaube ick mir noch einige hierauf Besag habende, auch in anderer Rücksicht nicht uaintereasante&xaiH keageechichten mitzutheUen.

lu Obs. Am ISrcn Julius 1823 friih^ klagt« das sechsjährige Kind des Wirthschafis-Io- spectors W. zu L., einem Dorfe^ wo gerade Scharlach und Masern epidemisch herrschten» über lufiigtn Fiost , mit (Jebeikeiten , worauf Hitze, auch mebrmaljges.^Erbrechen folgte^ es zeigten sich catarrhaliscfae ZufälJe, die Zunge war weifs bedeckt, die Präcordien etwas ge-> spannt , LeihesolTuung war da gewesen , der Puls schlug 120 Mal, war mäfsig toII und hart; es wurde ihm ein kühlender Trank ge-T reicht. Bei meinem Patienten liefsen sich Masern vermutben , die sich auch- schon an- dern Tages unregelmäfsig, fast über den. gan- «en Körper^ als kleine rothe Punkte zeigten» end am I5ien deutlich als Masern zu erken- nen waren. An diesem Tage Nachmittags be- kam das Kind wiederum starken Frost ^ der auch den Eilern wahrnehmbar war, mit Er- brechen und Schmerzen in den Degluli^jbnfr-. erganen, worauf brennende Hitze erfolgte. Ich sab das Kind noch spät Abends und err fahr, daA nach der Arznei Tages zuvor 2 Mal OefiaMig erfolgt wäre , worauf Durst und Hitze. AUehgelwsen ; nur habe das Kind zu Mittag einige gekochte Aepfel gegessen, worauf bald iiediher ein Ziehen in den Gliedern, bläu- liche Gesichlslarbe» kalte Hände (welches Frie- ren wohl 8 Minuten anhalten mochte), und

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' mehrmaliges Erbrechen, wodurch die Cooteoitä des Magens entleert wardent erfolgt tey; ich fand die Haut brennend und gespannt, die Uasern, die zwar Tolikomraen heraas waren, standen nicht sehr dicht , hatten sich auch nicht über die ganze Fläche des Körpers yer- breitet , und verschonten besonders mehrere Stellen der Brust und der untern Extremitä- ten. Die Flecken selbst waren wie imm^r im Centro tiefer gefärbt, als in der Peripherie; der Aderschlag war klein, härtlich, und kaum sählhar; die Prä cordialgegend aufgetrieben, je- doch dem Anschein nach nicht schmerzhaft^ die Zi^nge konnte ich nicht zu sehen bekom*« nsen, da der Kopf des. Kranken sehr einge-' nommen war, das schon früher leicht gerothete' Aage schien unverändert, Getränke wurden ha«^ ttig genommen, jedoch nur langsam, und wie es schien, mit Schmerz herunter geschluckt» Wäre nicht durch den Frost ein tieferes hin<? zugelretenes Leiden angedeutet worden, so hätte man, besonders nach der muthmafslich angegebenen Ursache t die verstärkte Krank- heit als Folge eines Saburral Zustandes hal- ten, and die anginösen Zufalle hiermit leicht in Einklang hringen können. Nur um das gesunkene Nervensystem zu* heben, reichte ich einen Brechsaft, und erhielt am 16ten die Nachricht, dafs der Kleine mehrmaliges Er- brechen', ohne mehr als etwas Schleim zu entleeren, auch einmal Stuhlgang gehabt, übri- gens habe sich der Zustand des Pat. nicht be- sonders verändert. Gegen Mittag fand ich bei meinem Besuche diese Nachricht im Wesent- lichen bestätigt, und schien mir das Gesicht -und die Brust des Kranken, selbst in den Zwischenräumen der Masernfleeken , gerolhe-

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t«r als bisher xu seyn, auch der Kopf war Freier, denn der Knabe zeigte jetzt auf Zure- den seine gelblich weifs bedeckte Zunge; der Leib war weniger gespannt, nur die angino« «an und Catarrhal- Zufalle dauerten an, eben so behielt der Puls seine Schnelligkeit. Un- ter diesen Umstanden schien mein Kranker der Annahme mancher Schriftsteller, dafs wah- rend des Bestehens eines akuten Hautausschla- ges kein anderes akutes Exanthem hinzukom- men könne , zu widersprechen ; denn das hin- zuge'iretene Leiden war deutlich Scharlach. Es wurde dem Pat. Salmiak in Fliederwasser mit Brechwein und Essigammoniom gereicht. Den 17ten liefs die geschwollene, und in den Zwischenräumen der schon heiler gewordenen Masernfiecken , hochgerothete Haut, keinen Zweifel mehr über die angegebene Beschaf- fenheit des Leidens. Die Unruhe des Kran- ken, die Schwere des Kopfls> so wie der schnelle Puls waren vermindert, offnei^ Leib war einmal erfolgt; mit der Arznei Wurde lortgefabren. Den IS/en Vormittags: die Re- mission des Fiebers ist bedeutender als hisher, die Masernflecken werden blässer, und hegin- nton stellenweise zu schilfern, dagegen die Zwi- schenräume noch scharlachroth sind, die An- gjma faucium hatte sich mehr verloren , indels «II quälender Husten noch andauert, wogegen das (Xium Amygd. duk, rec. und Syrup. vioh mit Eigelb gereicht wurde, ^fiends erhielt ich die Nachricht: dafs der Kleine nach vie- lem Gäjhnen und Rtcken der Glieder, wieder ttürker flebere, sich unruhig und ängstlich mmherwiirfe^ und öfter zu trinken begehre. Auch die Mutter des Kindes hatte gegen Mit- tag nach einem heftigen, etwa 10 Minuten

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anbalteo^en Frost, Hitze und Erbrechen be<* kommeo. Dtn Vittn Mittags schon hatte c(as Gesicht des kleinen Kranken ein v^ahrhaft .scheckiges Ansehen, Die Masern waren «ii* eammengetrocknet und schilferten', dagegen in den Zwischenräumen die der Scharlach inne l^atte, sich einzeln stehende , theils runde v?ie Erbsen , theils ovale Blasen ^ \sie kleine Boh- nen erhoben hatten , die mit einer hellen, ins Gelbliche spielenden. Flüssigkeit gefüllt wa- ren. Nur Nasa und Äugen Irijder blieben TOa diesem Ausschlag verschon t. Die Zahl der Blasen betrug im Gesicht 12, auf den Ober« armen und der Brust etwa noch einmal so Tiel, und waren hier einige bedeutend gro* fser als die übrigen, auf dem untern The^i des Körpers kamen, nur sehr wenige zum Vorschein , die sich jedoch Tages darauf um einige mehrten. . Die Rothe im Umfange der«- selben war ein wenig mehr saturirt, dft jene d^ Scharlachs blässer zu werben b^ann. Das übrige Befinden des Kranken ist leidlich, auch der Husten hatte nachgelassen. Den 20tea lind 21ten war die Feuchtigkeit in den noch stehenden 9 und wie es schien mehr zusam- mengezogenen Blasen (viele waren aufge- schauert) getiber, dick und undurchsichtig ge- worden; die aufgekratzten bildeten kleine Schorfe. Auch der Scharlach fing in grofsern Hautlamellen zu schuppen an ; das Allgemein- befinden war gut* So giug es auch in den folgenden Tagen , wo die Blasen immer mehr trockneten, und am 24/«n kleine Krusten bil- deten, die bald darauf abfielen, ohne mehr als rothe Flecken zu hinterlassen, womit das ganze Leiden beendigt war.

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AiliBltcb war der Verlauf dieser ' Aot- läge bei der 26jährigeD, im 5lea AIoDat schwangeren Matler unseres Kraeken, daher ich ihn auch nur kurz angeben werde; iudefs schien das Scharlach- und Magern - G>ntagiam hier mehr gleichzeitig eingewirkt zu haben. Sie bekam , wie gesagt , am i8ien dess. ModsIs ebenfalls heftigen Frost , mit darauf folgender Hitze, Erbrechen, und Beschwerden beim Schlucken, wozu sich unbedeutende CatarrhaU zufalle gesellten. Am 19fen schon schwoll und röthete sich die Haut, besonders die des Gesichts y uod es hatten sich am 20ren Mor- gens kleine Stippchen erhoben. Arn 22ien konnte man beide Ausschläge über den gao- neu Korper wahrnehmen, die trockene nnd heifse Haut war sehr roth, gerStheter indefs im Anfang der Masernknotchen , * und diese selbst schienen dunkler gefärbt, als sie sopst wohl zu seyn pflegen ; das heftige Gefafsfieber

"hatte etwas nachgelassen, ebenso die Einge- nommenheit des Kopfs. Am 24f€n, nachdem schoi^ die Haut zu schuppen begann, fühlte Fat. abermals :^inen leichten Frost ^ und am

. 25ten brachen einzelne Blasen im Gesicht und auf dem Korper hervor, die jenen des Kindes sowohl in Form als Verlauf ähnlich waren, so dafs die Krankheit mit dem Aofahg des Augustes abgethan war, ohne dafs hier so

. wenig, wie in dem vorhergehenden Fall, eine Machkrankheit entstanden wäre.

\Epicri$e. Es ist wohl keinem Zweifel nn-

terwoifen, daf^ bei beiden Kranken Masern,

Scharlach und Blasenßeber Statt fanden. Das

. Kind schien zuerst vom Blaserncontagio affl-

eirt worden zu seyn , die Masern hatten sich

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früher «Dtwlckelt, itiicl «u^h die CiiUr* rhftttofiille wareo herTortlecheiidM« Mit d«m *£iatriu des, selbst toü d«n Elteni bemerkten Fmttes» erschien am 3len Tage Terraehrles Hjefiirsfieber, Erbrechen and leichte Angtnai und Tags darauf eine stärkere Haiitrothe. Die anginüsen Zufalle dauerten nach dem Brbre* eben nnd der Entfernung des Sahurralcusten* des noch aUf sie pQegen mit iHnsen lu ver* , schwinden y wenn sie von iJim anhängig sind. Wollte man sie als morbus per tir, durch £r<^ kSttung entstanden betrachten, so waren sie SU geJind, um solch verstärktes Fieber lier^ Torzurnfen, das sich überdies mehr verlor, ^nachdem die Hautrothe sich vermehrt hatte« Die Masern hatten die Angina auch nicht, wie dies zuweilen geschieht, durch Fortpflanzung enf die innere Bekleidung der Schlingorgano erzeugt, denn sonst trifft man daselbst eben- falls kleine, den Masern ähnliche Flecken an, wie ich jüngst hier eine ähnliche Angina bei natürlichen Menschenblattern zu sehen Gele« gebheit hatte. Auclr^standen die Masern nicht dicht genug, um die später erschienene Ri>- tfae in den Zwiscbeuväumen der Haut hervor- zubringen, die auch purpurfarben tingirt war, und anders schuppte. Endlich bestätigt dies noch mehr die Krankheit der Mutter: hier war der Schärlachausschlag zuerst auf der Haut sichtbar, auch die Angina vor den CatarrhaU zulallen vorherrschend, und erst am folgenden Tage erhoben sich die Masernknötchen , hier konnte also die frühere Kölhe nicht von den Masern herrühren, auch müfste diese alsdann in der Peripherie derselben leichter gewesen sejn« Den Geruch der Ausschläge habe ich ganz übergangen, weil ich den multrigen,

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schimmlichträ Geruth des ' Scharlfteitsf Ton dam 9 gerapftdn Gaflügel ähnlicheo BlaserDg^- mch, und* dem - beim Ausathmea einiger an gaitrischen Fiebern, «oder Angina parotidta Lei- denden nicht zu unterscheiden vermag. Der Verlauf der Ausschläge war olTenbar rapider, als er sonst zu seyn pflegt, und wahrschein- lich war ^ben das ZusammentrelFen beider daran Schuld?

Jedem Ausschlage ging Frost vorher, er war stärker vor dem Ausbruch der beiden er- sten Ausschläge, minderer vor dem Blasenfie- ber, d^Sj in einem niedern Heerde wuchernd, auch von keiner so grofsen Bedeutung ist. Ob indefs das Hinzutreten der Masern ^ während des schon bestehenden Scharlachs und umge- kehrt, der Annahme: als hätten beide Aus- schläge ihren ursprünglichen Sitz im arteriel- len Capillargefäfssystem der Haut, nur dafs beim Scharlach das Schleimnetz, bei den Ma- tern hingegen die Haardrüsen milergrilTen seyen, günstig ist öder nicht, lasse ich dahin gestellt sejn, leicht liefse sich eine neue Hy- pothese darauf bauen, die ohne über das We- ten und die wahre« BeschaiFenheit beider Aus- schläge mehr Aufschi ufs zu geben , nur die bisherigen vermehren würde; dafs sich jedoch die Exantheme in ihrer volligen Ausbildung, wo' doch zuweilen sämmtliche Gebilde der ]|9ant ergriffen sind, so äufserst selten, gegen- seitig hervorrufen, beweiset schon/ wie die , Abwesenheit des Exanthems bei bestehendem Aii9ichlagsfieber , dafs das Wesen der. Aus- •cbläga noch auf etwas Eigenthiimliclierem, als auf einer blofsen Entzündung der verschie- denen Theile der Haut beruhen irufs.

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2t€ Obs. Madame K. Irier, «28 Jahr alt, mittler Statur, mäfsig robuster Korpercon- stiiutibii , sanguinischea Teuiperaments , mit nicht hervorstech enden Geistesgaben 19 nd ei- ner ziemlichen Dosis Gemülhsruhei hatte ei- nen gesunden Vater, tvar indefs von einer an jnihUis pulmon. verstorbenen Mutter geboren« Sie mll in ihrer Jugend die exanthema tischen Krankheiten glücklich überstanden haben, be- fand sich auch früher stets wohl^ und wurde im Mten Jahre ohne Beschwerden, nnd auch später stets regel mäfsig menstruirt. Nach ei- ner normal verlaufenen Schwangerschaft, wäh-' rend welcher sie nur, besonders in den letz- ten Monaten, über einen oft anhaltenden Schmerz in der rechten 5eite des Unterleibs klagte, wurde sie am 23ten October 1625 früh 10 Uhr Ton einer gesunden Tochter leicht und ohne üble Zufälle z.um erstenmale (za einer Zeit, wo die seit | Jahre andauernde feuchte Wit- terung, und der für diese Jahreszeit hohe Thermometer- und niedere Barometerstand das Entstehen der rheumatisch -gastrischen Leiden, beträchtlich vermehrte, und die Ausbreitung des hier seit dem Sommer epidemisch herr- schenden Scharlachs, und der natürlichen Men- schenblattern begünstigte) entbunden. Den Statt findenden Nach wehen und der Leibesversto* pfung, wurden einige Löüel Ricinus -Oel mit Srfolg entgegengesetzt, und schon andern Ta-«

£es stellte sich die Milchabsonderung ein, wo- ' •i die Wöchnerino* über ein Ziehen in den Gliedern, erhöhete Korper wärme, und schmerz- haftes Gefühl in den Brüsten klagte. Bis zum 26te/i schien alles gut zu gehen, nur dafs sich hin ' und wieder ein leiser Schmerz an jener Stelle des Unterleibs > die schon während der

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Scbwangerscliaft SOeri aflicirl wvnr, b«iD«*kbar niAchte; an diesem Tage Nachiniltags 2 Uhr klegte die Wocbnerin, nach einem wohl 6 Minuten andeoernden Frösteln^ Sber flitse, ein Gefühl Ton Angst, Zusammenschnoreo der Brust, besonders auf der linken Seite, nnd Taubheit der Finger; 'die Zunge war weifs bedeckt, indefs der Unterleib weich und achmerz- loB, der Fuls freqaent und sehr zasammenge- aogen, der Durst stark, die Milchabsonderung jedoch , wie auch der Lochialflufs ungeslSrl. Eine Gelegenheitsursache konnte man.- nicht recht auffinden, Pat. glaubte indefs einen Tem- peraturwechsel anklagen zu müssen. Es wur- de eine Saturat. Kali carb. -mit SIelissenwasser Terordnet. Nach einem Abends erfolgten pro- fusen Schweifs; schien der Puls mehr ent- wickelt, nnr dauerte jene Brustbeklemmung nnd Taubheit der Finger, die mit dem Schwei- Ise auf ein^ Frieseleruplion schiiefsen liefsevi, noch an. Dieselben Zufälle klagte Fat. bei meinem Besuche am 27t€n früh ; in der N.acht hatten die heftigen , jetzt säuerlich riechenden ' Schweifse fortgedauert, eben so waren zwei Stnhiausleerungen , ohne das Allgemeinbefin- den sonderlich zu ändern, erfolgt, die übri- jeo Aussonderongen gingen gut ron Statten. Gegen Abend schien Pat. besonders sehr an- gegriffen, ich liefs ihr eine Tasse Fleischbröhe reichen ff da ich Reizmittel für unpassend hielt. D€n28ten Vormittags 8 Uhr bekam die Kranke abermals dntn Jfrost^ der stärker und anhahtn^ dtr^ als der zwei Tage zuvor gewesen seja soll, dem mehrmaliges Erbrechen, und hef^- ges Gefsfsfieber mit Eingenommenheit des Ko- pfes folgte, die vorher feuchte Haut fühlte sich nun heifs und trocken an , obgleich die

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BeSogstIgaDg und das ZuschoiireD der Brutt •ich' nicht Termahrt hatten , nur klagte.^ Fat* über Beschvrerden beim Schluck^dn, und/To/t. MiHm und Uvula zeigten sich getöthet. Als Ursache dieser neuen Zufalle wurden Abends suTorf noch nach meinem Weggehen genos- sene Fische, angeklagt, die auch schon durch dnh Erbrechen unverdaut ausgeleert waren; dies, nnd die weifsbelegte Zunge schienea diese «Annahme auch bestätigen zu wollen* Der Unterleib war ii1)rigQns weder aufgetrie- ben noch schmerzhaft, die Milöbabsond'erung und der LpchtalAufs währten, wiewohl gerin« ger, ibrt. Es wurden 4 Unzen uilthae - De-^ coct mit 2 Drachmen Küli sulphurk. un^ 3 Drachmen Uq. Ammonii acet,, so wie 1 Unze Syrup SdtÜDdlich 1 Rfdlöffel Voll zu nehmen, und Einreibungen des Halses verordnet. Die Kranke halte den Tag' unruhig, und auch die Nacht schlaflos hingebracht, ^rst gegen Mor- gen halte sie einige Stunden geschlummert* Den 29fen. In der Kacht und auch am Mor* gen war LeibesöiFnung, wodurclf viele SUiiFe ausgeleert -seyn sollten, erfolgt j worauf die Kopfschmerzen etwas nachgelassen , auch die Haut war ein wenig geöffnet , obgleich noch sehr heifs^ und der häuGge Puls (128) nicht mehr so zusaminengezf)gen ; die Zunge behielt iudefs ihren Ueberzug, und die Halsschmer- zen, so wie die Beängstigung blieben unver- ändert. u4m Abend' vfili sich Pat. beim Wec:i- sel der Dellen abermals erkältet haben, sie verspürte hierauf fast augenblicklirh ein an^ haltendes Frösteln mit herumziehenden Schmerz im Unterleibe, der von jener Stelle der rech« ten Seite auszugehen schien ; sie trank meh« 'rere Tassen Fiiederthee, brachte indefs die

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Ifachl äafserBt unruhig liin. Den 30ten Uor- gens halten die Leibschmerzen bedeutend zu- genommen, und sich über den Schaambogen fixirti ein Druck ^auf diese Steile yermehrle dieselben I auch klagte Tat. über Schmerz beim UrinlaSS49n; die Haut war beifs und trocken, die Absonderung der Milch und der Lochien hatte fast ganz aufgehört, die -^n^ina fauc. war unverändert, nur das Zuschnüren . der Brust und die Taubheit der Finger hatte nach«- g^lassen, der aufserst frequente Puls war wie- der ^klein und bärtlich» Es schien der Peri- tonaeal-Ueberzug des Uterus entzündlich er- griiTen zu seyn, weswegen 15 Blutegel auf die schmerzhafte Stelle gelegt, und 2stünd- lieh 1 Gr. Calomel gereicht wurde. Gegen Afaend fühlte sich die Kranke aufserordentlich schwach , das Anlegen des Kindes führte Ohn- mächten herbei, der Kopf war sehr eingenom- men, sie delirirte zuweilen, und die Au- gen fielen unwillkührlich zu; einige^ Egel sa- fsen noch, die andern halten wenig Blut ent- zogen, Ton den Pulvern waren erst 3 genom- men, und einmal Leibesöffpung erfolgt. Der Schmerz schien eher vermehrt, es wurden* da- her noch 8 Blutegel gesetzt, mit den Pulvern in schleimigen Vehikeln fortgefahren, und zwischendurch Ghamillenthee gereicht.

Am Um früh: die Kranke hatte nach Mit- ternacht fast einige Stunden, wie sie sich ans- drnckte „aus Mattigkeit'^ geschlafen, indefs .n|(ch dem Erwachen abermals ein kurzes Frö" stein empfunden 9 den Unterleib fand ich heute mehr gespannt, der Schmerz in der Schoofs- gegend stärker , so dals das blofse Auflegen der Hand der Kranken unerträglich war, das

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Urinlassen sehr behli^dert , die Vagina uod der Uteras trocken und sehr heifs, die Brüste z a~ sammen gefa Uen / und ganz ohne Milch /die Zunge hatte einen weifsen Ueberzii^ mit schwere Een Streifen (^Lingua fuliginQSa)^ der Stuhlgang fehlte, . der Durst war heftig und «das Geträ'n)^, das npr mit Schmerzen genommen werdea- konnte, einigemal ' wieder aasgebrochen wor-» den ; der Aderschlag war sehr häufig (134) und schien etwas voller. Die Entzündung hatte letzt offenbar auch ihren Sitz in der Substjans des Uterus. Die allgemeine Schwäche schieii indefs so grofs, dafs selbst der Wundarzt, den ich zur Venaesection kommen liefs , mir drin* gende Vorstellungen dagegen machte, und ich ihn erst die Gefahr, die aus der Unterlassung derselben entspringen konnte, ins Licht stel«' len mufste, ehe er dazu schritt. Es wurden der Kranken nun in meinem Beiseyn, fast 8 Unzen Blut, auf welchem sich bald eine bedeutende Crusta iitflammat, bildete, aus deüi Arm entzogen, ohne dafs die Kräfte der Fat. oder deren Puls merklich gesunken waren, auf den schmerzhaften Unterleib liefs ich noch 10 Blutegel und trockene Schröpf köpfe auf die Brust legen , ferner wurden Einspritzun- gen'in die Vagina aus einer Abkochung der Sirb, Hyoscyam, et BtUad,^ und Einreibungen Yon grauer Quecksilberfarbe , so wie warme Fomentationen aus den erwähnten Kräutern, auf den Unterleib zu machen verordnet; ein warmes Bad unterblieb aus Furcht vor neuer Erkältung, innerlich reichte ich neben den ge- dachten Fulvern 5 Unzen einer Mandelemul- sioo mit 3 Drachmen y/^un Amygd. amar. ab- wechselnd mit denselben 1 Efslöffel voll zu nehmen. *

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diesalba zu basuchen abgehallen war, und mit dem icb beut' zum erstenmal zasammeo- traf, wollte aus dem öfters eingelrdtenen Fro» ste auf '^ia ungeregeltes Wecbselfieber scblie- JpseD, und Chinin mit Kali suJpfiuricum yerord-«. jieo ; ich konnte indefs der Meinung des Herrn^ CoUegea nicht beipflichten,, bnd unterstützte blofs die Hautthati^keit. Schon den folgenden Tag fing die Haut der Kranken zuerst am« Halse kleienartig, später auf Brust und Extre- mitäten in gröfsern Lamellen zu schuppen an^ und kein unangenehmer Zufall störte fort* an die, wenn gleich langsame Wiedergene« •ong der Kranken. -—

. MpicFise^ Die Krankheit begann am 26sten ~ mit einem andauernden PrSstetn, Zuschnüren der Brust I Angst, Taubheit der Finger und •änerlicben Schweifsen ; Symptome, die auf ei«* nen Frieselansscblag schliefsen liefseu, der in- defs wahrscheinlich durch das Hinzutreten ei- nes neuen Leidens ^ /das sich am 28ten eben«* falls durch einen > und zwar stärkern Frost aaktindigte, unterbrochen, und am 29ten durch mine unbedeutende Unterdrückung der Haut- thätigkeit, worauf ein entzündliches Ergriff fentejn der serösen Bauchhaut entstand, wel- che Häute vom Friesel ohnebin leicht in Slit* ' leidenscbaft gezogen werden, determinirt wür- de« Hier scheint mir indefs noch ein ande- rer Grund zur Entstehung der Ptritouhis bei- getragen zu haben: Pal. hatte schon während der Schwangerschaft oft über einen anhalten- . den Schmerz im Unterleibe geklagt, und sol-' che Frauen werden nach meinen Beobachtun- gen öfter im Wochenbette , zuweilen naph den

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Tom Scharlach ergriffen waren; Aach dtta Tiefergreifen der Eatzüodung, am SOten, ging ein Frösteln Torher, and erst nachdem diese ganz aufgehört Hatte, entstanden sowohl der Scharlach ajs Frieselansschlag auf der Haut, die hier, inebr als in andern Fällen für kri- tisch zu halten waren.

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Jeoni. LXVn.B«6»dt.

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dafEU will Ich nur bevorworteoi dafs wohl sel- ten die Wirkungen eines Mittels je nach der Art der Anwendung so qualitativ yerschieden befunden werden , als die des Merkurs. Wie ungemein gesteigert ist nicht die antisyphi« litische Heilkraft des Sublimates in der DzondP" sehen Sublimat - Kur durch das Ganze der da- bei zu' bebbachtehden Vorschriften! *)

So wirksam der Sublimat in dieser Form, so kann es gleichwohl ni6ht gleichgültig seyn, den Organismus sogleich mit den grofse-» ren Gaben dieses 'Mittels zu bestürmen , bevov nicht die Sensibilität der absorbirenden Ge-v räfse der Verdauungs- Fläche durch kleinere Dose» und allmähliges Steigern derselben dar« an gewöhnt ist. Wird es gleichgültig seyn, das Sliltel diesen Gefäfsen a Hein y, oder mit dem Chymus nach einer mäfsigen Mahlzeit vermischt und zu einer Zeit zuzuführen, wo

*) Hitrvon nur ein Beifpiely obgleich ich deren mehrere geben könnte , da ich ichon 6 Jahr» lang mit dieser Kur bekannt bin* Ich heilto^ vor einem Jahre eine junge Frau, nacb'dem^ich iie 2 Monate lang mit allen Arzneien pattsire» liefe y innerhalb 3 TVochen durch den Sublimat nach, DzonJiV Methode , von einer Syphilis, ge» gen ^peelche tie schon 3 Jahre l^ng , sehr kurze Zwischenräume abgerechnet, den Sublimat in Pillen und als van Sioieten*s Liquor eenomroen hatte. Ihr ganzer Organismus war durch das jDuecksilber furchtbar erschüttert, das Zahnfleisch SKorbutiscb, die schönsten, Zähne zerstört durch Caries; die Syphilis hatte im Rachen Corrosio^ nen, den Verlust eines Theiles des Nasenfla» eels verursacht, und als ich die Frau in Be» handlang nahm, hatte sie ein grofses serpigi« nöses, acht syphilitisches Geschwür, welche« sich vom Nacken bis zum Winkel des rfehtem TJnterkiefexf erstrtektf« Sie /tat grAndUeli gm^ hcilr«

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licK eine Drachme der Salbe , ohne alle Zu- sätze, in jede Wade, ocler mit der inoera Fläche des Oberschenkels abwechselnd, bis zum VerschwiDden der grauen Farbe, lang- sam uod anhaltend, nach dem Striche der Hauthärcfaen eingerieben, in 6 Stunden, wena es nothig seyn sollte, bis 2 U-nzen derselBea Terbrauchi werden , während welcher Zeit sich gemeiniglich der Croup - Ton des Hustens, das Anstreichen des Athems, und die Härte des Fulses bis auf einige katarrhalische Symptome verlieren. Es wirkt dieses Verfahren, dejisea Vortheile wohl noch andere hiesige Aetzte aufser mir erprobt haben, dem Galomel ia stärkeren Gaben ähnlich, nach Verbrauch voi^ 6 bis 8 Drachmen erscheinen öfters gelinde Coliksch merzen ^und Mercurial^Sedes; doch, beschränkt sich wohl die Wirkung der Ein- ^ibungen nicht so sehr darauf, wie das Ca« lomel in stärkeren Gaben , eine Derivation ia' der Leber, dem Pancreas und auf der Inte« stinal Schleimhaut zu erregen , sondern trägt ^wohl auf eine mehr directere Weise zu einer IJmstimmung der, zu plastischen Exsudatio-i* oen geneigten, Gefäfs- Vitalität bey, Saliva- tion folgt auf diese forcirten Einreibungea eben so wenig wie andere Symptome der Mercurial- Krankheit, ein Umstand, der we^ niger auffallend ist, wenn man beriicksich-'^ tigt, wie z. B. 2 Gran Galomel, alle 2 Stun- den genommen, einen bei weitem nicht so tiefen und anhaltenden Eindruck zurücklassen, uls ungleich kleinere und eben so häufig wie- derholte Gaben.

Wenn ich nun ferner noch yerslchera kitn»,*dafs diejenigen kleinen Patienten , wel-

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lur FaU. Die UnmögUchkeie, einen SijSb- rigen ao Angina membranacea erkrankten Ktm- beo , C. N. aus der .Vorstadt AUenborg, nacli dem genommenea Brechmittel anderwtütfge Arzpeien beizubringeo , oöthigte mich , suni ersteomale von deo EinreibuDgen Gebraudi so machen. FQnf Blutegel hatten ebenfalls reich- liche Wirkung gethan^ besserten aber den Toa des Hustens und diei Respirationsbehinderanf nicht. Abends wurde die Salbe yerschrieben,. während der Nacht wurden noch die periodi- gehen Exacerbationen des Kehlkopfs * Leidene in ihrer gröfsten Höhe beobachtet, beim Mor* genbesuche ab^r fand ich schon den Husten in^ einen katarrhalischen verwandelt, etwas Ans- worf gebend, den Puls seltener, weicher, und der kleine Kranke zeigte während seiner-

selben tu rerbfiten^ oder di#, beTorstehendeM noch wibrend der Aknie der Krankheit ia'ein« mehr natörliche Absonderung der Schleimhäute XU Terwindeln. Ich habe nämlich die Exsudate im Kehlkopf nie so fest gefunden als die rÖh« renföjmigen Ausschwitzun^en bei dem Bron»- chiil •> Croup y und es acheint mir die mehr iibröse Natur derselben iminer auf ein ents&nd* liches MitUiJen der £brösen und musculöaen Häute begründet zu 8eyn> auf welche die Schleim* li'aute angeheftet sind. Die EntzQndung ist iit diesen Fällen hartnäckiger^ und Quecksilber immer das llauptmittel. JDai's aber die Produkte der Entzündung immer eine dem mfltterlichen Gewebe verwandte Textur haben , zei^t die pa- thologische Anatomie hinlänglich und das Bild der obigen combiiiirten Entzündung der muko« sen und fibrösen Häute der Luftwege mit Iibrö* aen Exsudaten wiederholt sich oft genug in der Dysenterie y Cystitis, Coryza, Strictur der Urt* thra, wo es äectionen ebenfalls vor Augen le«

§en y dafs die Schleimhaut nicht allein ehtzüa* et war, wenn sich £brÖS6 häutige Eitiudatt»- oder Polypen mit fibröser T«xtur vozfiaden«

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folg bitten Erwarten lassen können. Erst am 3teii Tage vfurde ärztliche Flui Fe gesucht, das Kind durch wiederholle Youiilive neben dern Gebrauche des Galomel mit Moschus noch 2 Tage am Leben erhalten, slarb an uidynamia ösphystica f ' und die Section zeigte eine regel- Mriclrig kleine; sehr enge, nur Gänsekiel dicke Trachea f weiche, gelbliche, lini^ndicke, leicht abzuschälende Ausschwitzungen im Kehlkopf^ festere, rÖtbere Exsudate in der Trachea, und eine gänzliche Anschoppung derselben mit flüs- sigen lymphatischen Eiter.

5,. Einen ausgezeichneten Erfolg latte die InuDCtion ferner bei einer von den Aehern' anfangs yernachläfsigten , den Antiphlogisticis gänzlich ungehorsamen rneumonie eines 2jäh- rigen Mädchens , E, R. Eine entzündliche Anschoppung der Lungensubstanz war nicht zu verkennen , und die Kräfte schon so ge- sunken, dafs ich befdrchtele, durch die 3Ier- kur- Einreibungen eine völlige Adynainie her-, beizufiihren. Der Herr ü. JJ, Nkmunn des- wegen consulirt, stimmte aber' d«:;r Anvven- dnng der Inunclionen bey, denen d^is Kind noch jetzt sein Leben zu verdanken hat; dena sie befreieten bald die schon ganz flache Re- spiration durch ein lockeres Sputum, sie ho- ben und relardirten den Puls, es verschwand das gedunsene ängstliche Ansehen des Ge- sichts, einen Tag spater afs das Kind sclioa mit Appetit, seine Verdnuung hatte keine Be- hinderung durch Einrpibiing von IJ Unzen erlitten, es blieb bis Jetzt, 4 Jahr all^ ganz gesund.

6. Die Angina laryngea trat bei der 22Jäh- rigen M. J. , mit solcher Schnelligkeit iinU lo«

öl

den häii6ge wässerige Stuhlgänge, und Abends' endete die Scene schon durch Stickflufs. Der zweite ganz ähnliche Fajl betraf das Söhn« chen des Hetra Pastor G. i<i B. ; ich gab hier kein Voihiliv, liefs neben Ansetzung Ton 2 Blutegel sogleich kleine Gaben Caloinel mit Sulph, aurat, un'd SquUL nehmen. Audi fiier entstand die profuse Diarrhöe, zu welcher die klein'en Kranken hei der Bronchitis so selir inkliniren , und ich fing schon an^ auch hier an der Rettung des Kranken zu verzweifeln. Doch die Inunction rettete denselben, ich liefs' nur alle Stunden {2 Erbsen grofs einreiben, nebenbei ein schwaclies Infusum der J^akriana mit Salmiac und jLtq. /immon. anis, nehmen, und stellte ganz auf dieselbe Art auch das Kind des Seh. Hslr^ R. alihier, Ton der Bron-^ cbitis wieder her/ ^

Der Magen scheint in diesen Fällen dnrch- aus keine schwächenden AJiltel, viel eher ge- linde Reizmittel vorlheilhaft zu ertragen, wel* che der erlöschenden Irritabilität und Con- tractilit^t der Respiralionsorgane zur Hülfe . kommen. Gleichwohl darf von einer slheni- sirenden Behandlung dieser Krankheit nicht die Rede seyn, und so glaube ich in den Ein* reibungen, welche den entzündlich lymphati* Bchen Ergüssen vorbeugen , einen glücklichen Ausweg gefunden zu haben. Mercurial * Symp« tome zeigten sich auch in diesen 2 Fällen nicht; nur das zuletzt genannte Kind ist nacli* iiberstandener Krankheit schwächlich geblie- ben, und diefs ist wohl mehr einer früheren* rhachitischen Constitution, und einer länger anhaltenden Blennorrhoe der Luftwege zqzu-

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Kiuscb'y wobei dano und wann ein kurzer sehr hoher Toa, "wie auf einem Klarinett- Mund- stück geblasen^ anspricht: Das Gesicht war turgescirend^ hatte den Ausdruck starker Be- •äogstiguDg , in d'er^ Trachea, und im' Kehlko-

"ffef welcher 3ich bei dem Einathmen herun- terzog, war durchaus keine Secretioti vorhan- den, die Schleimhaut im rharynx etwas ge- rothet, die Tonsillen nur ;unbedeutend ge- schwollen, das Schlucken nicht gehindert , der Fuls = 80, klein, schon weich, und ' wenn der Kranke nach vielen unruhigen Umherwer- fen in Schlaf gerieth, die Beschränkung der

Respiration so bedeutend, die Buhe dabei ^o hingebend und dem langsai^en mancher Croup-, Kranken so ähnlich, der Fuls hieh^i so ^auf- fallend verändert, dafs ich anstand, ob, da das Leiden sich schön vier Tage alt datirte und ' die Effusion so reiclilich erfolgt seyn mufste, noch etwas von den Einreibungen der Quecksilbersalbe und von einer dadurch ein-* geleiteten, mehr gasartigen oder serösen >Se- kretion auf den erkrankten Schleimhäuten zu erwarten sey.

Zur Fristung des Lebens und um der so sehr beschvferten Circulation zu Hülfe zu -kommen , wurden 2 mal Blutegel .angelegt, bei jedem Anfalle der Ersti^kungsgefahr ein Vomitiv aus f^tn. Stib, Pulv. Ipecac. und Oocy- mtlL squllL , in den ferneren Zwischenzeiten Salmiak gegeben, der Schlaf so viel als mög- lich durch gewaltsames Muntererhalten ver- mieden , daneben aber alle 4 Stunden eine Drachme Uiiguent. Neapolit, in jede Wade eingerieben. Fast 2 Tage hindurch war keine Besserung , nicht einmal eine Yeranderui^ dap

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fleisches uod zur Heilung; einiger MeccumU Geschwiire in der Mundhöhle eine Sofutio Ar-* genti nitric. als Mundwasser mit dem besten £jrfolge gebraucht wurde.

9. Frau Tr. aus L., 42 Jahr alt, bat durch einen Boten um Arznei , welcher er«

. zählte, dafs.sie mit einem starken Froste er-- krankt wäre, worauf sich sehr heilige Schmer- zen in der rechten Seite, viel Uilze und Er- brechen eingestellt hatten. Ich yerordnete der Kranken hingegen ein Aderlafs Ton 14 Un* zen und 20 Blutegel auf die schinerzhaHe Stelle, und am folgenden Tage, als ich er- fahren hatte, dafs keiue Besserung eingetre- ten sey, eine zweite Anwendung yon 12 Blut« . egel und innerlich Saturatio MagUes. carboiuc. mit Succ, citr. rec. Am 3<en Tage die Kranke in ihrem Wohnorte besuchend ,. finde ioii die Leber zu einer bedeutenden Grüfse angeschvvol« len , sehr hart, empßndlich, die llespiratioa behindert, das Abdomen tympanitisch, bei dem Jiäufigen kurzen, trockenen Husten, und bei Berührung sehr empfindlich , und durch die

. Arznei, welche sie gleichwohl nur selten bei sich behielt, eine profuse Diarrhöe eingeleitet. ' Die Zunge war trocken , klebrig , schwärzlich ' belegt wie die Lippen, die Haut gelb mit zerfliefsenden Schweifsen , der Alhem sehr heiffli, Fuls 110, härtlich. Die Kranke deli« rirte, verlangte blofs noch dnnn und wann nach Getränk, liefs einen grünen schwärzli- chen Urin unter sich gehen, und das Fieber hatte bei diesen bösen Symptomen einen ty« pbosen Charakter. Verordnung: Forlgebraoch der Solutm Magnts, cur. mit Zusatz von eioi« gen Tropfen Tinet, Opii s . \ alle 4 Stunden timm

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Haselnuf^ grofs too der ^ Quecksilbersalbe ia dem rechten Schenkel einzureiben. Mit dea Vorboten des Speichelflusses trat die Besse-« rung ein ; es wurden im Ganzen 10 Einrei« bungen gemächt, und die Geschwulst anter clen kurzen Rippen zertheilte sich gänzlich; ein VrieselauSbruch mit vielen Schweifsen hielt aber die Kranke noch 8 Tage im Kranken«* ' bett« zurück I und mochte wohl durch das Quecksilber hervorgerufen seyn.

11. Die Frau des Webers G. in L.^ 40 Jahr alt, wollte auf den Hühnerstall steiged; als sie sich mit^ dem Oberkörper schon hin« einbog, glitt die Leiter ab, und die Frau blieb so ßngere Zeit auf der scharfen Kat.te der Thur hängen. Die Leber wurde bedeutend gequetscht, schwoll sehr schnell und hart an, und es zeigten sich bald alle Symptome der^ Hepatitis. Ehe ich zum ärztlichen Beistandei gerufen wurde , war die beste Zeit auch schon durch das auf dem Lande gebräuchliche Strei- chen und rflastern versäumt worden, der scharfe ▼ordere Rand der Leber stand uur noch 4 Fin- ger breit von dem Arcus pubis ab, fühlte si^h. breit und rund an, der Leib war tympanitisch aufgetrieben « Lippen , Zähne und Zunge schwärzlich belegt, Puls 110, klein, härtlich» die Kranke delirirte. Ich machte sogleich einen starken Aderlafs, verordnete lauwarme Um- tchläge von Wasser, £&sig und Splrit» frurmnu r auf die Lebergegend, innerlich die Potio Rin ptri und die Einreibungen der Quecksilbersalbe ^ wie oben , freilich unter böser Prognose. Erat nach 40 Stunden mit dem Speichelflusse tra- ten die Zeichen wesentlicher Besserung ein. Auch diese in so grofser Gefahr schwebende Joum,LXVlI.B.6.St. G

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^

13. Die WirthschafteriD Praa R. in TT., 30 UD(k eiöige Jahre alt, erkrankte nach ei« ner jähen Unterdrücknng ihrer Menstruätioa diurch^ heftige GemuthsafTection mit starkem Froste. Ich fand die Patientin schon 3 Tag^ lang mit durchaus 'nicht angezeigten Mittela behandelt f in^ starke^ Hitze, mit kleinem un- terdrückten, sehr ' häufigen Pulse, schmutzig

' rother Gesichtsfärhe, aufgetriebenem, hei lei* sem Drucke sehr empfindlichen Unterleibe« Die Zunge war sehr roth, trocken« wie mit Kreide überstrichen, viel Durst vorhanden, der Urin flofs brennend , sehr sparsam und roth. Aderlafs , Galomel mit Opium besser- ten den Zustand^ als aber das zugleich ge- brauchte Unsuent. hydrarg» ein, seinen Einflufs durch Schwellen des Zahnfleisches ^ und durch

. Speichelflufs zu erkennen gab, so setzte sich der Leib, die Schmerzen liefsen nach, der ' Pdls wurde voll und langsam und die Fieber- hitze Verschwand zu gleicher Zeit. Auch zeigte sich ein blutiger Abgang aus den 6e-

' nitalien* -Auch hier hielt ein durch Abscbnp* pung brandiger Frieselausschlag die Kranke noch einige Tage im Kränkenbette zurück.

14. Die oben genannte Fran Tr. aus L* fiel, i Jahr nach ihrer Heilung, in ganz die- selbe Krankheit zurück. Die ursächlichen Mo- mente ihrer Krankheit schon damals in ihrer atrabilarischen Constitution, in gesteigerter Ve- nosilät des Ffortadersystems suchend, hatte ich ihr nach ihrer Genesung den Gebrauch ei- ner Mixtur aus Tart. tartaris, Extr. Taraxac. . und Aqua ,Cerasor^ empfohlen , später den Zi« quor. Kali acttic» mit jiqua Laüro ^ cerad nn^ ' strenge Fflanzendiät verordnet. Da sich äir

02

101 -T

biüe ich aber das methodische ernsthalte Bio« reibeo derselben 'nach der Vorschrift Niemann'g -Ton dem Beschmieren der kranken Theile mit der Salbe zu unterscheiden^ wo die Haut, wie z. auf den Baüchdecken, zur Aufsaugung und Fortbewegung des Eingeriebene^ wenig geneigt >ist 9 wo reizende Beiinischuugeii das Eindringen verhindern, worauf dann jene Er- scÜeinungen nicht hervorgerufen werden , die ein tieferes Eindringen des Aliltels beweisen, bei welchen, oder durch welche, ich^ mag nicht entscheiden , sogleich das Zurückschrei« 'ten der Krankheit in allen den Fällen , wo ich es anwandte, bemerkt wurde. Nur die Englischen^ Aerzte 9 so viel« mir aus von den- selben gelieferten Krankheitsgeschjrhten erin* Derlirh ist^ scheinen die Quecksilbersalbe, in EnlzSndungen der Eingeweide nicht als ein Nebenmiltel anzusehen , und wenden dieselbe bei dem Hydrocephalus acutus mit vielem Nach« drucke an. Ob aber die unempfindliche Kopf« Umhüllung eine günstige Stelle zur Aufnahme sej-, bezweifele ich. Auch .in dieser Krank- heit habe ich das Mittel in die Waden ein- reiben lassen ; doch führe ich diesen Fall ans Ursachen nur gelegentlich an. C. H. , 1^ Jahr alt, mit Erbrechen j vieler Unruhe, Hitze und wilden Auffahrer\ erkrankt, wurde 6 Tage^ lang nur mit FiebertränM;rhen , später mit Ca-> loinel behandelt, welclier einen häufigen grü- nen Stuhlgang, aber keine Besserung bewirkte* Am lOten Tage zur Behandlung des Kranken aufgefordert, finde ich alle Zeichen des böse- sten Gehirnleidens nach und nach eingeschli- chen: Erbrechen, anhaltendes Zähneknirschen» Augenverdrehen , den Kopf hintenüber ge£0» ^en, die rechte Hälfte des Körpers in 101»*^'

103 ,

jieu 'Zustande ^) zur Gesundlieit zarockkeh-* rend gesehen zu haben, so kann ich mir, vor* zügUch nach den oben gemachten ErfahruQ« gen Ton den überaus kräftigen Wirkungen des hier in Rede stehenden Mittels , auch hoch so vorurtheilsfrei über diesen Fall nachdenk.end,- nicht des Gedankens enthalten, dafs die In- unctioneo wesentlich zu dieser Heilung bei« getragen haben. ^

*) Ob hi«r Watierergurs in dlo Gehirn hOlilan Stau gefunden/ möcht ich sehr benfweifelo, und wie üallemand*! ausgezeichnete Untertochungen seigen, möchte hier wohl mehr ein partiell - / und intensiv veriobiedener Grad der £nt8Ün- düng der Gehirnsubstanz die Quelle jener ^e* mischt krampfigen und paralytiichen Symptome 'gewesen seyn« Ein zweiter Fall des nydro* eephalus subacutus aber endet« tödtüch, doch war derselbe bis sum Erscheinen der Schlufs- •cene nur mit Milchzucker behandelt, und d* ich erst 18 Stunden vor dem Tode des Kinde« . cur Behandlung desselben aufgefordert wurde^ •o konnte auch von einer Aufnahme der ge- machten Einreibungen nicht die Rede leyn*

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stejns keiaan hohen Graj erreicht; ^urcb die Anschwelluqg der Zunge, besonders wenn die Enlzandung. Torzüglich an der Wurzel der Zange haftet, wird nun die Sprache höchst unverständlich, murmelnd, durch die .N.'^se tö- nend ^ und das Schlingen hö(;hst begeh werh'chi oft wird Sprache und Schlingen völlig nufge« hoben, und die Kranken werden häufig von jdein furchtbarsten Hunger und Durst gequält^ da letzterer in der' Kegel sehr stark , ersteret aber nur selten abwesend ist; die Zunge wird hart, heifs, steif und unbeweglich, seltea> ganz trocken;, bei höheren Graden der Aus« bildulng dieser Entzündung wird die Zung^ eingeklemmt, die Respiration vermindert, nicht selten und wenn die Krankheit sich- selbst itberlassen , treten Erstickung^zufälle ein, und selbst kann Tod durch Erstickung erfolgen; das. Gesicht wir4 dann rolh, selbst rothhraun, es tritt heftiger Kopfschmerz ein, und die Zange. jagt aus dem Munde hervor; Schlaf ist meistens ganz abwesend, weil die Schmt^rzen und die grofse Angst wegen Erstickung den Kranken keine Ruhe erlauben .; die Zunge ist meistens mit einem weifsen, zähen Schleim belegt, der Speichelabgang ist äufserst stark, der oft janhaltend aus dem Olunde fiiefst , der Kranke sucht duiH:h Räuspern sich des in der ganzen Mund* und Rarhenhöhle überhänften zähen Schleimes zu entledigen, mufs aber hau- ' fig wegen Schmerzen iiud Unbeweglichkell der Zange davon abstehen; consensueli tritt auch nicht selten noch Uuslea ein»

Innerhalb fünf oder sieben Tagen erfolgt unter Nachlassen der angegebenen Zufälle, die mehr oder weniger vollständig auilKalebi Zer«

107 ~

I -

babeo , was jedoch höchst selten seyn mag und häuSg in Zufalligki^iten begründet ist. -r* Kl sechs Fällen , die ach zu beobachten anjd ärztlich zu behandeln Gelegenheit hatte, faod ich stets das ursächliche Moment zur Erzeu- gung der Glossitis in Erkältung und dadurch erzeugten Unterdrückung des Schweifses, die 'sich immer sehr bestimmt und unzweideutig nachweised liefs, und es ist mir auch gir nicht unwahrscheinlich^ dafs eben* Erkältung eines der gewöhnlichsten ursächlichen Mo*' mente zur Erzeugung der Glossitis ijst, zu de^ ren Auftreten aber eine Anlage zur Entzün- dung durch andere yorhergegangene Einflüsse^ die eben angegeben , schon vorhanden gewi^ Ben seyn mag. So , weifs ich in dem einen Falle einer Zuiigenentzündung, ^fs durch zu häufiges Rauchen eines sehr gebeizten , star« ken Tabacks, Congestion in der Zunge er- zeugt und unterhalten wurde, die sich bei einer starken Erkältung wegen der erhöbteii Krankheitsanlage der Zunge zur wirklichen Entzündung gestaltete; in einem andern Falle war durch zu häufigen Gen ufs des Brannt- weins mit scharfen , bittern Stoffen versetzt, und bei der Gewohnheit^ ihn eine Zeit lang im Munde zu behalten, Congestion in der Zunge entstanden 9 die sich gleichfalls hei ei- ner heftigen Erkältung auf vorhergegangene Erhitzung ' als reine Entzündung der Zunge ausbildete.

Obgleich Rüd, Aug, Vogd von der Glos-- zitis sagt: Morbus valde periculosus et acutus tsty dum intra quinque vel Septem dies suffocatione jugulare potest-^ nisi iuflammatio se inclinaverit^ uut in suppurationem ubierit^ so möchte dielii

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aufser Enttemuiig, oder möglichstem XJoscbäd- lichmachen Jer ursächlicheo Momente, gebracht, als zum ionerlicheD Gebrauche aiitipblogisti^ scher Arzneien, Nitrum, Sal Ammoniac. ^ äu- Iserlich, allgemeine Aderlässe, Blutegel auf die Zunge; unter das Kinn, am Halse, Schröpf- iLopi'e am Halse, unter dem Kinn, Mund^äft^ aus Salpeter, Honig, Essig mit Decoct, Mal- vue^ .AlUuuae und änderen Schleimigen Mit« tein, Gurgelwasser von diesen oder ähnlichett SliUeln, als Flor. 'MelUot.j Samhud^ Milch/ Safran u. s. £ , . anhaltend erweichende Um« schlage um den Hals, eröffnende Kljstier&, libleitende Mittel b^i nnterdriicktea gewona- tao Bintungen, Schweiise, Hautausschlägen u. 8. f. , bei Crstickungsgefahr , und nach eini- gen AeVzten auch ohne diese, Einschnitte mit einem Bistourie längs des Rückens der Zunge' vofi der Wurzel bis zur Spitze, einige L^iea tief, worauf sehr schnell, zumal wenn die .Blutung durch Waschen mit warmen Wassey hinlänglich unterhalten wird , die Geschwulst zosammenfällt; bei längerer Dauer der Ent« sSndung, oder wenn sie einen mehr sensiti- ven Charakter angenommen hat, warme aro- matische Umschläge um den Hals, aromatische Dämpfe in den Mund, Blasen pflaster am Nak« keo, Senfpflaster an die Waden, Fufsbäder; entsteht trotz der antiphlogistischen Be- handlung dennoch Eiterung, so , ist der Ab- seele zeitig mittelst einem Skalpell zu erc^- oen , wenn er nicht früli genug sich von selbst oiFnet; die Heilung des Abscesses, so wie dar Einschnitt^, geschieht sehr leicht» auch in der fiegel ganz ohne Eingreifen der Kunst, da 68 den Ans^chein gewinnt | als sei der Spei«*

~ 111

10 den Rücken der Zange mit einem Bistourie, und unterjiahe auch hier die Blutung, wie. eben aqgegeben^ welches Verfahren aber so oft erneuert werden muls, als Schäaerz und Geschwulst zunehmen, und leicht kann diefe 4 und noch mehrmals geschehen. Ich ziehe die Blulei^tleerung der entzündeten Zunge auf diese Weise durch hinlänglich lange und tiefe Eidschnilte in dieselbe nicht den Blutegeln an der Zunge t sondern noch mehr den Blutegela lind Schröpf köpfen am Halse und unter deni Kinne vor » so wie nicht minder den allge-« meinen Aderlässen., da diese nicht örtlich ge« BUg auf die Zunge wirken, und das die Zun« genentzSndung begleitende Fieber in der Re-' gel nicht von der Heftigkeit ist, als dafs man Ursache hat, ihm durch allgemeine Aderlässe SU begegnen. Am kräftigsten , schnellsten wirken ohne Zweifel hinlänglich grul'se' und tiefe Elinschnitte in die Zunge, und von de- ren richtigen Gehrauche hängt der »Ausgang der Zungenentzündung ab. Olan verordne ferner dem Kranken ein Gurgelwasser aus ei-* Dem JDecocto ^Uhaeaej MMoti^ MaWae mit Salpeter, Honig, oder auch statt des Salpe« ters, Salmiak mit Essig, lasse aber, wenn man noch Zertheilung der Entzündung beab« sichtigt, die man anfangs immer im Auge ha<* ben mufs, die Gurgel wässer kalt gebrauchen, und erhohe erst nach Verlauf einiger Tage, wo die Ziingpunerven in Mitleidenheit gezo* gen werden , die Temperatur derselben um ein weniges; in dem Falle aber, wo Zertheilung nicht mehr möglich ist und Eiterung einzu- treten schcunt, oder bereits schon eingetreten ist, werden kalte Gurgel wässer nur spärlich wirken I und man nehme hier warme too.'

^ ^ 113 -

am 'tcb neusten yielleicbt zu- erzeugen ist, so Ut auf derselben auch sogleich, wenn Zungen« Entzündung durch unterdrückten Schweifs be- dingt würde, zu wirken, und dadurchÜLann wirklich, wie ich aus .Erfahrung weifs» die Zungeaentzündung in ihrem Verlaufe sehr ein- geschränjLt werden. -^ Bei starkem Anschwel- len der Zunge> welches das Schlingen und Ath- men wie auch das Sprechen sehr verhindern» jja nicht .sehr selten gaäz aufzuheben «droht, wird am schnellsten durch lange und tiefe Einschnitte in den Racken der Zunge gehol- fen , wo durch den Blutabgang nothwendig die 2unge veriieren mufs, \yelches nach Umstand djün zu wiederholen ist. Hinsichtlich dec Schnittwunden der Zunge kann man sehr ohne Sorgen seyn , da diese sehr rasch wieder ohne al|e Eiterung zuheilen , und die Kranken feiw . ner beim Trinken und Essen fast gar nicht ^ incommodiren. Bei Zungenentzündupg, die längere ^ Zreit andauert, ohne einen bestimm- 'ten Ausgang \orauszuzeigen , oder wo die Entzündung bereits einen nervösen Charakter angenommen hat, sind aufser erweichenden , Gurgel wassern und Mundsäften , so wie war« men erweichenden , ja selbst aromatischen Um- schlägen, aromatische Dämpfe in den Mund, Vesicatorien in den Nacken , Fufsbäder und andere Hautreize in Anwendung zu bringen., * Erfolgt Eiterung, so ist der Abscefs zeitig' mit einem Scalpell zu erölTnen, einige Tage auch mit warmen Gurgelwässern fortzufahren, in welcher Zeit sich der Abscefs schliefst, die' Zunge zusammenfallt und der Krankheitspro- ' zefs eich endiget.

.Die Behandlung des Brandes, Verhärtung, Scirrhus und Krebses, richtet sich nacÜ den Jonrn, LXyil, B. 6, Sc. H

'l

US. Bleibt bach der Zertheilung öder Eite^ roDg hier and da Dodh eine härtlicbe Stelle sariick , so verschwinden sie nach meiner Ei^ fahrung am schnellsten durch Calomel zu §..-« nj Gr., Ma:tr. Hyoscyam, zu 1 Gr. täglich 3 y** -4 Mal, oder statt des Exiract. Hyoscfam, das JSffir. Belladonn, zu f | Gr. Bemerken mufs ich ^ dafs ich bei. dieser Behandlungsart der Zungenentzündung nie Mercurial-Speichelflufs beobachtete, vielmehr dafs sich der bei dieser Krankheit höchst veirmehrte Speichelabgang mit Abnahme der Krankheit auch verminderte und sich ganz verlor. Einen ähnlicbea Zweck erfüllen zwar auch Nitrum^ Sah dm- moniac. , mit Spin Minderer, und andere anti- 'pfalogistische Mittel, doch ziehe ich, und nicht ohne Grund, den Calomel allen andern jinii^ phk^i$ticis vor, besonders deshalb,, weil durch demselben $ zumal wenn am £nde er noch mit JSfoseyam, oder Belladonn. verbunden wird, am leichtesten einer partiellen Verhärtung vor- gebeugt wird. ^

Schliefslich erlaube ich mir noch 2 Falle von Zuogenentzündung beizufügen, wo bei dem einen, vollkommene Zertheilung, b^i denL anderen aber Eiterung eintrat.

1) J. ni. in G. , ein Mann Von 45 Jah- ren, mittelmäfsiger Korperconstitution , öfters Erkältungen ausgesetzt und zu Rheumatismen geneigt, wobei noch zu bemerken, däfs er fast .anhaltend starken Taback rauchte, litt am 14ten April , wo ich denselben in arztliche Behandlung bekam, seit 2 Tagen an einer sehr grofsen Geschwulst an der rechten Hälfte der Zunge , wobei er in derselben heftige Schmer« xen empfand, er konnte kaum die Zunge be-*

H2

>■*

- 117 -.

Tag«s yorber so angeschwolleti , dafSi Patient auch gar oicbts mehr hin uoterbriogen konnte, ich machte daher sogleich wieder 3 tiefe and lange Einschnitte, die, da die Entsfindabg weit hinten an der Wurzel der 2^nge Jiaupt- sächlich stark war^ anr der Wurzeli anfingen und bis zur Spitze fortgesetzt wurden y wor- auf gleichfalls gewifs 5 Loth eines dicken, lochst schleimigen und faserigen Blutes aus-

Seleert wurden, worauf die Zunge einfiel und * er Schmerz in derselben nachliefs« Mit dem Gurgeln liefs ich so fortfahren » verordnete aber nun folgende Pulver: Rec^ CalomeL gr. |, Sulph. aar. ant. gr. |, Sacch. alb. scrup. ß. IM, f. pulv. dispens. Dos. tal. Nr. vHj. D. S. Alle .3 Stunden 1 Pulver zu nehmen.

abends fand ich die Zunge sehr einge* Dillen, biesonders nach hinten, wo sie am stärksten angeschwollen war, und erfuhr, dafs in der Zwischenzeit durch die freiere Bawe« gung der Zunge eine bedeutende Menge eines isäfaen » übelriechenden Schleimes ausgeräuspert worden sey, worauf er denn nun auch viel leicbier schlingen konnte. Mit dem seitheri«* gen Verfahren wurde fortgefahren.

Den 16ten« Nach 3 schlaflosen Nächten hatte Patient nun fast die ganze Nacht hin- durch geschlafen , die Zunge war zwar noch immer angeschwollen , iedoch ohne allen Schmerz und Klopfen; die Speichelabsonde- rung hatte nachgelassen , das Schlingen ging besser, die Haut war sehr feucht und durch einen leichten Husten und Räuspern wurde vieler Schleim ausgespieen* Dieselbe Behand- lung wird continuirf^

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druckt, Patientia spürte Frostelii,, fieber war höchst uDbedeutena; Patientin glauhte entwa^ der ersticken, oder^ da der Hunger grofs war^ upd Speisen zu sich zu nebme|i unmoglicb^ Terhungern ^n müssen, and fühlte sich im hohen Grade schwach, so dafs' sie das Bett hüten mafste. Ich machte daher Tor allem 4 lange und 3 Linien tiefe Einschnitte in dif Zunge mittelst eines Scalpells,, wodurch am 2 2i Unzen eines dicken schwarzen JBIutee ausgeleert wurden, und liefs die Blutubg, so Tiel als möglich, durch lauwarmes Wasser unterhalten, liefs sogleich ein Gurgelwasseip aus einem Infus, flor. Sambuc.^ Salpeter und Honig bereiten, und damit wenigstens all^ f Stunde damit kalt gurgeln und verordnete, da das Schlingen durch die Bluten tleerung, wodurch die Znnge einfiel, eher ging> fol- gende Arznei: Hec^ Nkr. depur. dradim* i'j\ Solve in Aq. fönt, unc, v. add. Spir, Minderer, drachm. i{j. Syr. Alth. unc, j. M. Z>« S. Stünd- lich 1 Efslöffel voll zu nehmen.

Jm 4/e/i Tage der Krankheit hatte die Zunge. wieder die Grofse erreicht, wieTag^ vorher, und Schlingen war höchst erschwert, die Sprache aber nur noch leise und fast gans unverständlich ; sie glaubte ersticken zu müs« $en, anstatt des stechenden Schmerzes em«

Sfiand sie aber nun einen klopfenden, mehr umpfen Schmerz in der Tiefe der Zunge, woraus ich nur schliefsen konnte, dals bereits Eiterung begonnen haben mufste, ich lieb da- her dies kalte Gurgelwasser zurücksetzen und verordnete^ sich mit folgendem lauwarm zu ^gurgeln: ilec* Nitr. depurau drachm. j. Solveln

^ 121 -.

ib gehSrig articulirten Tonen, 'Vfledet spre* dieo, und begehrte sogleich zu essen, was ihr deoQ auch erlaubt wurde und ziepilich gut iron Statten ging. Ich liefe die letzt Vexiordneten Mittel noch fortbrauchen, fand »r doch

*" Am 6ten Tagt der Krankheit die Zunge

wieder etwas vergrofsert, doch konnte sie

ziemlich schlingen uod sprechen, das Spei-«

cheln hatte grofsentheils aufgebort, die Haut

wurde feucht , und von Prostein spürte sie

nichts mehr, die Zunge war reiner geworden

und Appetit gut. Ich liefs nun die erwei^

eilenden Breiumschläge weg, zum Gurgeln

. liefs ich blofs ein Decoct von Afs/i/or. und

JMalv, mit^' Honig nehmen, Uefs aber die frii-

; heren Pulver folgenderweise verändern : Rtc.

Cahmel \ gr, Sulph. aur. ant, gr. |^, Sacch,

clh. scrup. ß. M. f, puh. dispens» Dos. taL

Nr. vvj. D. S. Täglich 4 mal 1 Tulver zu

nehmen.

j4m 8ten Tage der Krankheit war die Zutige zwar zu ihi'er normalen' Grofse zu- rückgegangen, der Abscefs schon geheilt, doch fühlte man noch hier und da bärtliche Stel-

»len in der Grofse Yon einer Erbse, und Pa- tientin fiel das Sprechen , das ihr sonst in einem hohen Grade gut abging, sehr schwer, so wie auch das Bewegen der Zunge; die Speichelabsonderung ging ganz normal yoa Statten, qnd ratieutio befand sich sonst ganas

-wohl. Ich verordnete ihr daher nach unter Fortsetzen des Gurgeins folgende Pulver: Rtc. Calomel gr. ß. Exir. Ufouyam^ gr. j, Siwlu

^125 .

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VI. Kurze NTa c h r i c h t e n

und

Auszüge.

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1.

tJ^ber du W^chselfieher dhs0f Jahres ^ h^iOndert ihre larvirten utid pertueiösen Formen,

Von

Dr. Mehlhausertf

Kreis Physikut zu Eylaum

•Oai der in dieiem Jahre so all^aiiiein beobachteten Wechselfieber - Epidemie scheinen mir folgend*. Fälle der Auszeichnung und Mittheilung werth:

Als sogenannte larvirte Weohselfieber beobech«' tete ich die Krankheit bei swei Subjekten als ffi« iermittenr eatarrhalii. Bei dem einen ^ der h&ufir an chronischer Jntina gelitten hatte, seigto sica eine ungemein starke ScEleimabionderung im Halao mit scbmershafcen thränenden Augen, Schmerlen in den Knieen und fieberhaften Allsemeinleiden, doch ohne bemerkbaren Frost, und ohne Schweifs» nur mit einer mäftigen Hitse. Diese Zqfille tra- ten am Morgen jedes Ta^es regelmifsig' sur be«' stimmten Stunde ein, und hinterliefsen eine an* fserordentliche Schv^äche, die eewilt duroh ^4%. diaphoretische Regimen dea Kranken, dei tn eiiMl

_ 125

detmal mit iurlseni Schweift endigtet Seit Heilaiif; d teter- mtermittens 'ffihlt eieh der Krt|ilie. wieder gans Tollkommen wohl*

Zweimal eah ich das Wechielfieber als Epilep- sie» bei einem sechsjährigen , nnd einem 14jfthrigeitk JJKIlldchen auftreten» Ueberhsupt, sah ich bei Kin* dern häufiger das Stadium frigoris Ton Krämpfen ^ begleitet, zaweilen auch allein aus diesen bt« siehend«

Die merli würdigste Beob^chtong schien nir di« einer wahren intermittens maniaea au seyn^ welch« ich bei einem 27jährigen Manne , der dem Trunk« ai^fserordonclich ergeben wer, machte. Dieser Mensch hatte, nach Aussage seiner Angehörigen^ sur Zeit. als ich an ihm gerufen wurde, Tor 3 Wo« eben ein kaltes Fieber gehabt , und während des Ictsten Anfalls eine tüchtige Portion SchieCspulrer und Branntwein (ein hier sehr {gewöhnliches Fie- bermittel) eingenommen, woraut jenes gana weg- geblieben war. Seit jener Zeit hatte er wieder aehr vielen Branntwein getrunken, bhne jedoch ir« gend fibe« etwas sich beklagt zu haben. Es war ein Menich von schwächlicher Conscitutiou und sehr reizbarem, cholerischen Temperamente« Er hatte an dem Tage, als ich zum erstenmal au ihm

ferufen wurde, sich nach dem Mitt«gsessen auff lett gelegt um zu schlafen, was sonst seine Ge- wohnheit nicht 'war. Eine Stunde darauf, so sag« ten. seine Angehörigen , habe er halb schlafend und halb wachend viel vor sich hin gemurmelt, und sich auf ihr Befragen. Ober ein fCkrchterliches Bren- nen in seinem Leibe beklagt. Ungefähr eine halbe Stunde später sei er aber wie ein Rasender aufge- aprungen, habe wild um sich her geschlagen, ge- schimpft, gespuckt, geweint, und dann versucht» die Oeräthschaften in. der Stube zu zertrQmmern* Alles Zureden so "wie Drohungen wären vergeblich gewesen und hätten letztere seilte Wuth um vie- les vermehrt. Hierauf hatte man 3 starke Männer hinziigerufen , welche den Kranken aufs Bett ffe« vrorfen und festgebunden hatten« Sobald er in den AusbrOchen seiner Wuth eehemint war, schlief er sogleich mit einem tiefen Röcheln ein^ wobei ihn

"— 127

war Fleier Menseh ein Webe^r, äet anTerheirathet leband sieh aafsef dem Branntwein auch sehr den Geiohlachttautsohweifungen fiberlataen hatte«

Fiaberanf &lle 9 in denen der Froit die Kraiikea atutidenlang auf das furchcbartte marterte, wurden durch Opiom in ihrer Stürke sehr bedeneend ge- brochen. Reizbaren und tchwäcblichen t'ertonen reichte ich da'sielbe su | 1 Gran nach den Um- stinden mit Hleschus, yaleriana und Castorßum snit dem entscheid endaten Nutzen, und wandte' ea mit gleichem Brfolge in allen den Fiebern an, die aich ohne Schweift endigten, oder mit Krftm« pfen verbunden, erschienen.

Bei der Hälfte der von mir. behandelten Fie- berkranken machten die Fieber Rückfalle sehr oft, ohne dafs die geringste Gelegenheitsurfacbe ent- deckt werden konnte'; ein Rftckfali war stets zu be« farchten, wenn die Kranken zur Zeit des froher eingetretenen Paroxysmus von einer eigenthAmli* eben IHattigkeit, oaer Schmerzen in irgend einem Theile der fraher im Fieber afficirt gewesen war, ergriffen Wurde, oder wenn der Appetit sich nicht einfinden, und der Schlaf' sie nicht erquicken wollte«

Nor einen einzigen Kranken habe ich während meiner vierwöchentlichen Behandlung vom Fieber nicht befreien können. Bei diesem zeigte sich eine ganz sonderbare Idiosynkrasie. China in Substanz verursachte ihm Erbrechen, und das Chinin eine' heftige Diarrhöe. Alle ExtraktivstofFhaltige Mittel bewirkten ein gewaltiges Magendrücken, und nur ganz leichte bittere Mittel wurden vertragen. Ab etwa vorhandene Cruditäten im D.armkanal, so wie an irgend eine andern Coroplication ist nicht zu denken.

- 129

Gedlehtniitei. loh lab j(inen.ic!hr «olitbareii^ toohalt SehriftttellerberahiDteii^ Gtlthiji^n, den seeL Leibant Seherf eu Detmold, nach einem tchweren hitaigtik -Fieber» aein ganaes Latein vergeaien« SeinGedücnt» nifa'Tfar übrigens voilkommen vorhanden ^ nur die gan«e Lateinisehe Parthie war yorwitehc. Er wn(ata sieh nicht ein Wort Latein su erinnern , und war dadarcii in nicht. geringer Verlegenheit, weil es lAr einen aehon proraoyirteii Arst dnd Gelehrten ehft .tehr peinlicher Gedaqke.war, Ton neu^di den JDo* fimi: .%ß ätudiren« Aber glaoklicher Weiae atellta eich mit .'sunehipenden physischen fCräft/sn auch all^ nl^lig.ilaa Latein wiener ein, ui^rd mit bergeitell- ter Geanndheit war auch der Lateiner wi«dei berge» itdUt.. HO -^ . »-

A n s^e ige»

Dm SmppUmenduft, welches am Safaliiifii df^ -Re|£Mtor des Bandes enthllt, wird nlehstena aaaee» geben I so wie die Bibliothek »Hefte Octaber^No^^ p^mbw nnd Deeember, vereint, dU wissenseha/tlieh9 Üebersieht der müdiziniseh « chirureU^hen Litteratur vom Jahre 1827 enthaltend, nachf^diieferc werden« «• ;^ach wird hierbei bfliffL^jAt, 4a£B diqae Ueberaiehc Unter keiner Bedingung besonderf VexkaoR wM« :

••I

loum, LXVII« B. 6. Su

. 27

und Nichtärtte baarb^tet Ton Dr. J. C FUck* gr. 8. i Rtblr.

m

Domssin - Dmhreuil iit •!• medititw Volk^tebrifc« •utlor fflr >äen mweicen Tissot bakunnt aad gaach- ttt« In tainer vorttebenden ' Schrift saSgt «r die Wiehliglieit und die Pflege des Hauforeini und he- "weist detien< grofsen EinAufs auf Gesundheit, Schön- heit und lange Lsbensdaaer, so wie die durch seine yernachUrsigung entstebenVlen Folgen, als Krimpfef Ausaehruns u. s* Jedem, der dem edelsten Gute, die Gesundheit y die nöthige Aufmerksamkeit nicht Tsrsagt, wird diese Schrift sur lehrreichen» ansi«- henden und selbst aurahterhaliendenLaotar« di#Ben>.

.£Tr. J* A. Paris (Arzt sn London) Mhandlung &btr du Diät, aber deren Einflufs auf Verha- tung und Heilung der Krankheiten und Versuch, eines auf Erfahrunfcstäiae sich gtandenden und durch Beispiele erläuterten Systems über di» . Beliandlung der ünterUihsbetchwerdün» Nach der 2ten englischen Originalauf Isge tou Dr. Fr» Reinhard, 8. 1} Rthlr.

Kur die überaua grofsen Lobaprüeke» welch« dem Original in den geachteten Blättern f. Hter« Unterhalt7 ertheilt wurden , nur der aufserordentU Beifall, den es in ganz England fand und dort zu Töllig neuen Lebensprintipien führte, konnten be- wirken, dafi untre schon zahlreiche diätet« Litera- tur noch durch ein Werk vermehrt wurde, wel« ohes inde£s Niemand, der sich teiner zugleich so angenehmen u. unterhaltenden LectQre unterai^ht^ fiberflQfsig finden wird^ um so. weniger als es durch die Baarbeitung eines solchen Uebetsetier» siohec nicht Terloren hat. 4

Mecepte uud Beitmethoden bei den wichtigsten innerlichen Krankheiten der Menschen. Nach den Erfahrungen und Theorien der berfllunte- aten Aerzte, und besonders zum Gebrauch an« gehender Praktiker. Von Dr. K, F, Lmtkeritz. (45 eng gedruckte Medianbogen). 2f Rthk.'

Bei der Fluth dex sich l&glich mehrenden nt» diaiuiichen Schriften, worin unanthörlich nena 06 to gans unhaltbare Theoiien aufgeitdlt nnd «^

39

,tra to be4#at«iid geworden, dafe ein Werls» wei- chet in ge(lr&ng;teT Kurse unter beständiger Nach- irelciing auf autfAhrUchere theoret, a* praCt. «Schrif* Mn dai Wissens würdigste derselben in älphabet. ördnang leichfafslich dargestellt enthult« nicht nur inebesonder« die fieachtune -eines Jeden verdient« der jijßend eine Kunst , ein Gewerbe , i\^berhaupt ei» Aeo zWeig der Industrie mehr als handwerKsraifsie and enf die einträglichste Weise betreiben wiin fondem auch im AÜgemeinen eines jeden 'Mannes^ der auf iHssenschahl. Bildung Anspruch macht. Bin compendiöies, in 1 Bd. susammengedringtes und da« bei möglichst Tollstlndiges WOrterbuoh'der Chemi« aaangehe bis jetst unserer Litteratur^ nnd diesen Mangel hat der dureh artne JahrbQchor der Brfin« dnngen rQhmlichst bekannte Hersnsgeber durch obi-

fes femeinnfitdge Werk a bau helfen versucht, wo« ei ihn vor allen der Wunich geleitet hat» durch Terbreitnng der Kenntnisse einer der interesiante« •ten Wissenschaften, deren prakt. Anwendung di% reichsten Quellen des Wohlstandes eröffnet, seinen Landsleuten nütslich zu werden.

Die Botanik in ihrer praktischen Anwendane anf GewerbsKunde, Pharroscie, Toxikologie, Oeko- ^ nomicy Forstcultar und Gartenbau* Eine An- leitung zur Kenntnifs derjenigen Gewächse, wel- che fflr Kflnitler nnd Handwerker, fflr Aerite» Apotheker nnd Oekonomen, Forstmänner, Gärt- ner, Kränterssniinler und fflr Liebhiber der Ge» Wächskunde überhaupt hinsicbtlich ihres Nutient oder Schadens, ihrer Anwendung oder sonst , merkwArdiger Eigensobsften wichtig sind. Frei nach demFranzÖs. von Dr. Theod, Thon* 1 Rthlr« 20 8gr. ^

Der Zweck dieses Buches ist, den oben ge- nannten Ständen ein weniger nmfsngsreiehes , ein minder kostspieliges Hulfsmitt»! zur Kenntnifs obi- ger Pflanzenjgattangen in die Hä^de tu geben. Nach einer znreichenden Einleitung in die Botanik Ober* heupt werden darin Dber .1600 Gewächse dargesiellr^ ihre Änwetfidung , Schädlichkeit t. w* angegebfK und in nöthigen Fällen Beschreibungen uno neber ihren systemst. Benennungen auch die der dtP •eben, engl« 9 frans« und andern Spraohen, |rir"

Jlg-4

J o u r II a 1

d e.r

■^ N

practischen Heilkunde,

Heraosgei^eiben

von

C W. H u f e 1 a n d,

und

E. 0 8 a n n.

Supplement-Heft

des Jahrgangs 1828. %

N

Berlin, 182 8.

Ge^Tuckc und verlegt

bei Reimer.

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J o u r II a 1

d e.r

practischen Heilkunde

Heraosgei^eiben , von

C W. H u f e 1 a n d,

und

E. 0 8 a n n.

Supplement-Heft

des Jahrgangs 1828. ^

Berlin, 182 8.

Ge^Tuckc und Tcrl^gt

bei G* Reimer*

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I-

Beitrag.«

sur nthwn

*

Kenntnifs der Wuthkraiikheit

oder

Tollheit der Hunde«

. ' ' V o m

Oberthierarst Di^. Hertwig^

Lehrer an der Königl« Thierartaeitchnle %u Berlin,

V 0 r"vro r t der Herausgeber«

l-is ist auffallend, dafs man bei der grofsen Aufraerksamkeit , die man in den letzten Jah- \ ren , der Hydrophobie bei Menschen gewidmet hat, und bei der Menge Schriften , -die über ihre Natur und Behandlung erschienen sind, denno^lh die Quelle derseH)en, die ff^uth dir Hundt ^ fast ganz Ternachläfsigt hat. Und den- noch scheint uns die genaue Untersncfaung des primitiven thierisehen Krankheitszustandes, ans \ welchem eben das Gift hervorgeht ^ das der menschlichen Hydrophobie zum Grunde liegt', der vorzüglichsten Aufmerksamkeit wertb^ ja

A 2 .

6/ -.

Es' Ist dadurch ein vöilig peaM Licht aber- diesen wichtigen Gegenstand yerbreitet, und, indeiVi hier die ganze L^hre von der Huods« vruth\ nicht durch iSpekulation^ sondern durch aüfuierksam gemachte und streng geprüfte Thatsacheu, eine neue Gestalt und genauere Bestimmung erhält, hat die Wissenschaft einen wesentliphiBD Fortschritt dadurch gewonnen.

Eben SO wichtig aber sind auch die Re* sullate , die daraus für das gemeine Leben, und für die sowohl persünliche als allgemeine Sicherung der Menschheit vor der Gefahr' dieser Ansteckung hervorgehen»

Und Endlich kann es nicht fehlen , daOl auch selbst die Gesetzgebung über diesen Ge- genstand dadurch in Zukunft wesentliche Ab- änderungen und genauere Bestimmungen er- halten mufs. .

Wir halten es also für unsere Pflicht , die nachfolgenden Beobachtungen der höchsten Aufhfierksamkeit aller Medizinalbehörden uttd ^erzte zu empfehlen , und letztere zu fer- nem Forschungen und Prüfungen über das hier Ausgemittelte aufzuoiuntern. Denn ein l^unkt ist noch übrig, über welchen die Un- tersuchung in der Veterinairschule seiner Na-« tur nach keinen hinreichenden Aufschlufs ge« ben konnte; und dies ist jene höchst gefähr* liehe und nicht gar seltene Modifikation der Hundswuth , welche die Jäger die hufenäe Wuth benennen, und die Anfangs Faroxys- men weise mit ganz hellen Zwischenräumen eintritt. Esr würden hierzu nicht blofs Aerzte, sondern auch Jäger und Oekonomen aufzufor- dern eeyn , die ihnen Yorkommenden FaUfj

, jdig enttt^bendeo Nacbtheil» in FoIgeDdem ,,aafgezähU, deu^nachst aber die nach »orgfal-, ,vtigen und wiederholten Beobachtungen und ^yVereuchen bewährt gefundenen Kennzeichen „der Wuth ausführlich angegeben .werden „tollen.^'

„Man hat bisher fälschlich geglaubt unil „behauptet: 1) dafs die Hunde nur im Som-* „mer währeud grofser Hitze, namentlich in „den sogeuannten Uundstagen toll werden. „Die Krankheit kommt aber zu jeder Jahres- yyZeit und bei jeder Witterung ziemlich gleich- „mäbig vor und ihr häufigeres o^er seltene-- y^res Erscheinen hängt luehrentheils nur da- ,^von ab, ob Ton herumlaufenden tollen Hun- „den Tiele oder wenige andere Hunde gebis- y^sen und angesteckt worden sind; 2) dafe „Hunde mit sogenannten Wolfsklaoen, ka- „strirte Hunde und Hündinnen nicht toll wür- „den* Die Erfahrung hat aber gelehrt , dafs i,auch solche Hunde, sobald sie von einem „tollen Hunde gebissen werden in die Kr»nk- ,,heit so leicht «»Is andere verfallen; 3) dafs , tolle Hunde sich vor dem Wasser scheuten, „Die Erfahrung hat aber bewiesen , . dafs kein „toller Hund, selbst nicht im höchsten Grade ""„der Krankheit, wasserscheu wird, dafs im „Gegentheil dergleichen Hunde sowohl saufen^ „als durch Wasser schwimmen ; 4) dafs Schaum „vor das Maul eines tollen. Hundes trete. Die- ^.ser Zufall kommt wohl bei der Staupe -Krank- „heit^ aber nicht bei der Tollheit vor* Nnr „den still- tollen Hunden fliefst, aus später „eri>rterten Gründen, Speichel aus dem Mnn- ,,de; 5) dafs tolle Hunde den Schwane zwi- ,, sehen die Beine klemmen und unter den Lfib

t

i- 9

^ydorthiir- laufeo. Dies« Unruhe ist jedoch ^,oicht beständig, sondern nur abwiechselnd eu ^^beuerken, so dafs es Perioden giebt, wäh- ^jTend i^elcher die Kranken ganz ruhig auf „ihrem Lagec liegen und yöllig gesund zu ,ySejn' scheinen. Im höheren Grade treibt „dies^ Unruhe die Thiere bis zum gänzlichen ^Entlaufen aus dem Hause ihres Herrn und ^,si« schweifen dann nicht «elten meiFenweit y^umher. Beim £intrilt der ruhigen Periode, iinach einigen. Slanden , zuweilen nach einem ,,ganzen Tage, pflegeo sie jedoch wieder su- „rückzubehren und dann freundlich zu seyOf ,iund selbst Freude beim Anblick Ton Bekann- tstes zu äufseru. Häufig ist bemerkt worden, ,,dab die Hunde besonders dann entlaufen^ ,,wenn sie geschlagen oder auf eine andere 9, Weise sehr aufgereizt worden sind, und dies 3,hat schon oft Yeranlassuag zur Täuschung jyüber die wahre Ursache des Davonlaufens ,,und über den Gesundheitszustand eines sol- ,,chen Hundes gegeben; 3) alle tollen Hunde ,,efkennen fast während der ganzen Krank- ,,heit ihren Herrn oder Pfleger, und folgen „demselben anfänglich nach so wie sonst. Je „mehr aber die Krankheit zunimmt, um so ,,mehr vermindert sich die gewohnte Folgsam* ^,keit. Ganz unfolgsam und anhaltend "wider* ,,setzlich gegen ihre Herren werden jedoch ,,diese Hunde fast niemals. Diejenigen, wel- ^iche zu* Kunststücken abgerichtet sind^ zei- yygen diese auf Befehl ihres Herrn in der er« „8ten*Zeit der Krankheit noch so wie vorher; ,,4) Verlust des Appetits, Mangel an Freblust ,,findet sich bei den allermeisten tollen Hun* „den sogleich beim Ausbruch der Krankheit« y^Nnr sehr wenige fressen noch etwas Suppe

-- 11 -

,^dorch das Spielen musikalischer iDSlrnmente ,jzuin Heulen gereizt werdeo. Mancher tolle ,yUaod heult sehr viel, oft wechselt der Zu- yjstaod; je länger aber die Krankheit dauert, ,>um so heiserer - wird die Stimme, i)) Bei y',den allermeisten Hunden; die an der rasen-? „den Wuth leiden, findet sich' früher oder ,,später eine Neigung zu beifsen* Diese Nei« f)gop§ äufsert sich nicht beständig, sondern " ,',abwechselnd in Terschiedenen Zeiten und da« ,jbei in sehr verschiedenem Grade. In der ,,Uehrzahl der Fälle bemerkt man sie bei sonst ^ ,;gutmiithigen und phlegmatischen Hunden nur y,in einem geringen, zuweilen sehr unbedeu- yitenden- Grade, dagegen aber nimmt sie bei ,;so&st beifsigen und sehr hitzigen Hunden den ,;geföhrlichsten Charakter an , und geht in ,,wirkliche Beifs- und Mordsucht über, wobei ,, weder leblose Dinge, und noch weniger le- y,bende Geschöpfe von ihnen vei;schcknt wer-^ '^,den , und sie sogar ihren eigenen Körper an-* ,, greifen. Zuerst und am heftigsten äufsert ^^sich das Beifsen gegen Katzen, dann gegen ,, Hunde und andere Thiere, und am spätesten „gegen Menschen ; es erfolgt gewöhnlich ganz „stillschweigend, ohne vorheriges Knurren ^joder Bellen , und besteht meistentheils nur 5,in einem hastigen Schnappen nach einem Ge- „geastande^ z. B. nach den Füfsen» 10) Recht „viele, aber nicht alle tollen Hunde srhnap* „pen häufig in die Luft, als ob sie Fliegen „oder Mücken fangen wollten, obgleich keine „solche Insekten zugegen sind. Manche lecken „viel an kalten Gegenständei^. 11) Das äu* „fsere Ansehen ist ganz im Anfange der Krank- „heit wenig oder gar nicht verändert, später „werden die Augen etwas geröthet und iktert

I 13

(

y*,w6niger offen steht, 2) Dafs bei der gerin- yygen Beweglichkeit des Kinnbackens und bei ;^dein offen stehenden Maule solche Hunde ^,fast gar nichts, selbst nicht Flüssiges hinab« „schJingen können^ sondern ihnen tnlles wie- „der aus dem Maule herausfällt« 3) Dafs ebea ,f80 der eigene Speichel aus d^m Maule ber- y^aasfliefst , und daher solche Hunde in der '^,Regel weit mehr geifern , als die rasend foU „len. 4) Dafs solchen Hunden, wegen der •yUnbeweglichkeit des Maules , die Zungen« ,,spitze zuweilen aus dem Maule heraus, we- ,,nigstens zwischen den Zähnen herTorbängt. ,,5) Dafs aus derselben Ursache die still tol- lten Hunde weniger beifsen , als die rasend ,,toUen , jedoch nicht minder zu fürchten sind, ,iiodem , wenn sie gereizt werden , sie auf ,, Augenblicke auch das Maul schliefsen und „beifsen können. Alle tollen Hunde sterbea „ganz bestimmt, und zwar mehreniheils zwi- „sehen 6 und 8 Tagen nach dem ersten Er- „kranken. Zuweilen tritt jedoch der Tod frii« „her ein , und die Thiere sterben dann plotz« „lich, wie am Schlagflufs/l

„Schliefslich fühlt Unterzeichneter sich ^«gedrungen, den Wunsch auszusprechen, es ^^mochten Sachverständige, denen sich die Ge- „legenheit dazu bietet, die im Yorhergehen- ^fden zunächst zur Belehrung und VMarntiag „des Publikums aufgestellten Satze durch ei- ^igene genaue Beobachtungen naher prüfen und ,, einer Beachtung würdigen, welche dieselben ^,sowohl wegen der Wichtigkeit des Gegen- „Standes, als auch' insofern verdienen dürften, „dafs sie das Resultat , auf Anordnang Eines „hohen Ministerii der Medicinal-Angeltgeii*

jnachung TOn Methoden und Mitteln , durch livelche die. schrecklichen Folgen von d^m Bisse eines tollen Hnndes verhütet, oder, sogar, 'Wenn sie bereits eingetreten sind, beseitigt werden sollten.

s So häuften sich Schriften auf Schriften pnd dfie Litteratur über diesen Gegenstand wuchs SU einer solchen Masse an , dafs sie zu- sammen eine nicht unbedeutende Bibliothek ausmachen würde.

Durch diese vielen Schriften ist fedocb^ wie es jeder Sachkenner aufrichtig gestehen mufs , weder auf dem Wege der feinsten Spe- kulation noch auf dem der gröbsten Empirie, die genauere und wissenschaftliche Kennthifs über die Wuthkrankheit bei Menschen und Thie- ren sonderlich gefördert worden, sondern es ist bei den letztern sogar das Aeufsere, die Symptomatologie der Krankheit, in einer so grofsen Unvollständigkeit geblieben , wie diefs fast bei keiner andern Kraokheit der Fall ist.

Diese mangelhafte und unvollständige Symp-- tomatologie der Wuthkrankheit des Hundes und der übrigen Hausthiere ist überdiefs auch noch durch grofse Irrlhümer verunstaltet, wel- che aus den frühesten Zeiten stammen, und ohne die geringste Untersuchung von einem Schriftsteller zum andern und aus einem Jahr- hunderte ins andere übertragen wurden. Auf diese Weise entstand durch Unvollständigkeit und Unrichtigkeit ein solches Zerrbild von die* ser Krankheit, dafs es nach den gewohnlichen Beschreibungen kaum möglich ist, dieselbe in der Natur, und namentlich am Hunde, wie«

w 17 .

I ■• I *

Zu dieser 24eit traten kürz nadi eipander fyddinger*)^ Delabere Blame^^) und Grew***), mit ihren ErfahrdDgen auf, dureh welche nicht Dur die Beobachtangan Tön Meynel bestätiget und mit wichtigen Zusätzen vermehrt , son- derii aach die alten Irrthirmer und Vororthe^le* gfündlich widerlegt wurden« .

Es scheint jedoch, dafs die genannten Schriften und die darin ausgesprochenen Er- DEihrungen zum Theil nicht recht bekannt, zum gröfsten Theil aber niemals gehörig be- achtet worden sied. Denn täglich werden die alten unrichtigen VerstelluDgen von jener Krank- heit, z. B. Von dem noth wendigen Daseyn der Wasserscheue, des Schäumens und Gei« ferns aus dem Maule u. dgl. , nicht nur yo^ X^aien, sondern auch Ton Aerzten und Thier- Srzten, im gewöhnlichen Leben wie in den bessern ärztlichen Schriften ^^^^), ja selbst

*) Ueber die in den Jahren 1814 und 15 häufiges beobichtete Wuth der Hunde. In den Medii« Jahrb. def K. Gestern Staates , Jabrgane 1816» odez 3ten Bandes 3te8 St. 8. 89 etc.

üeber die gewöhnlichen Krankheiten der Hnnde. Wien 1818. S. 143.

**) ' Canine pathology , Or deseription of the dÜ0a» tes of dogs. JLond» 1817.

Die Krankheiten der Hnndo^ oder allgemeine fafslicbe Anweisung sie sa erkennen u. •• ~ I^eipa. 1820.

•*•) Erfahrungen und Beobachtungen über die Krankheiten der Hanstliiere im Veigleich jnic den Krankheiten der Menschen. Istes Bftndohen« Oldenburg 1818. S. 125: 2tes Bindeh. 1821. S. 38.

*«*^ s. B. in Richters speoiell. Theraj^ie, 8ter Bd.» wo im Anhange sogar Blaine su widerlegen ge*

Journ.1828. Supplein.H. B ' «

- 19 -^

I

In nadii^m B^rof als Lehrer bei der bie» eigen KSnigl. Tfaierarzneischale habe ich seil mehreren Jahren und bei einer ^sehr grofsen . SCahl von kranken Hunden die ' Gelegenheil gehabt, die Waihkrankheit in ihren wichtig- .slen Varietäten kennen zu. lernen und sie mil den übrigen . l^rankheiten der Hunde yerglei- chen SU können«

Auch verdanke ich anfserdem noch dem Konigl. Hohen Ministerio der geistl. Unter- richts - und Medizinal - Angelegenheiten die .Uittel und Einrichtungen zu Impf-Versnchenf welche ich in der hiesigen Thisrarzneischule durch mehr als drei Jahre hindurch und auf die yerschiedenste Art^an Hunden und ändern. Hausthieren unternommen habe^ und durch deren Resultate ich besonders in den Stand gesetzt worden bin, einige, in der neuern Zeit gegen die Existenz eines Contagiums bei der Wutbkrankkeit gemachte Einwurfe ganz siebet zu wi4erlegen.

Bei diesen Versuchen und bei der Samm« lung der hier mitgetheilten Beobachtungen hatte ich mich des belehrenden Ralhes und der be- sondern Theilnahnie des Herrn Geh. Ober- Medizinal - Rath Dr. Ijangermann zu erfreuen, unter dessen Leitung die hiesige Konigl* Tbier* arzneischule überhaupt höhere wissenschaft- liche Aufgaben erhalten hat, und durch des- sen Einsichten und vielseitigen Kenntnisse die Lehrer dieser Anstalt in ihren Bestrebungen eich mit Wohlwollen gefordert sehen.

Obgleich somit diese Beoliachtungen ge» wissermafsen unter den Augen der höchsten Medizinalbehorde gemacht wurden , so erlaube

B 2

21

den einzelaen Fällen ausspricht^ sebr häufig durch zufällige Erscheinungen eo Terschiedeo^ Toa einatuder, dafs selten zwei Fälle ganz mit einander iibereinstimm^n. Die Ra9e, das' Tem- perament, das Alter und Geschlecht^ die Art der bisherigen Ernährung u. dgU scheineii hierbei , so vrie hei den meisten andern Krank» heilen, einen wichtigen Einflufs zu besitzen* Denn es leuchtet gewifs Jedem, der mit der Naturgeschichte des Hundes nur einigermaa- fsen^bekannt ist, sehr leicht ein, dafs z. B«' bei dem bedächtigen, zutraulichen und klugen' Pudel, bei dem gutmiithigen phlegmatischen^ ^Bullen beifser und Mops, bei dem zänkischeii^ beifsigen Dachs , bei dem stets muntern und. , heftigen Spitz^ bei dem lebhaften Pinscher nnd dem scheuen» flüchtigen und tSckischen Windhunde , die Symptome bei allen Nerven- krankbeiten einen sehr verschiedenen Aus-^' druck im Grade der Hefligkelt und in der Art ihres Eintretens und des Verlaufes zeigen wer- den, und dafs dieses namentlich bei der Wuth mehr als bei jeder andern Krankheit der Fall' seynmufs, da diese sowohl nach den Erschei- nungen an lebenden Thieren, als auch nach dem Befunde in den Kadavern zunächst und'

m

wesentlich in einer dynamischen Zerrüttung des gesummten Nervensystems besteht, jene Verschiedenheiten des Naturells aber gleich«' falls in dem ganzen Nervensystem und in sei-« Den Verbältnissen zu den übrigen Systemen des Organismus begründet sind. Und sollten dtonn bei einem Thiere, welches uns durch so viele Eigenschaften und Fähigkeiten die über« zeugendsten Beweise von der hohen Entwicke- lottg seines Gehirns und Nervensystems giebt^ nicht eben so gut wie bei den Menschen die

23

\ »

' Eine Menge yon Beobachtung^ Im- ben dies auch wirklich bestätiget^ indem wuth- kranke Hunde oft durqh verschiedene Sympto- me, bald eine besondere Irritation ^ bald wie- der einen lähm.ungsartigen Zustand einzelner Organe u. dgl. andeuteten, und wo man dann nach dem Tode auch krankhafte Veränderun- gen .in jenen Organen gefunden hat. Durch diese Umstände wird aber in jedem FaHe eine .grofsere oder' geringere Verschiedenheit im äu&ern Ansehen der kranken Tbiere, und selbst im Verlaufe der Krankheit herbeigefährl, die denjenigen leicht irre fiihren kann^ d^r die Krankheit nur aus der Beschreibung oder Selbst auch aus der Ansicht eines eincelnen Falles kennt. Nur die zahlreiche Beobachtung und die Vergleicbung recht vieler Fälle kann hier lehren , was zufallig und was wesent« lieh ist«

Obgleich es schon lange und sehr oft be- obachtet, ist, dafs bei der Hunds wuth einzelne Organe auf eine entzündliche Weise afficirt werden, so hat doch, so viel mir bekannt ist, erst Dtlabert Blaine auf die davon abhängige Ver- schiedenheit der Symptomen, bei dieser Kranke- heit aufmerksam gemacht. Er giebt an, und ich hal^ es oft bestätigt gefunden, dals solche Kjranke, bei denen die Gefäfse des Gehirns mit Blut überfüllt gefuuden werden, gewohn- lich während des Lebeos viel Reizbarkeit, Unruhe und Neigung zu Beifsen zeigen, daü» bei solchen, wo der Schlund und Rachen lei- den , während des Lebens eine Geschwulst des •Blaules und der Zunge zugegen ist, daÜB^ wo die Lungen den Hauptsitz des ortlicheo Leidens ausmachen^ viele Unruhe^ Angst^

25

Maj€rn% ^) , Pügtr ^) , u. A. , haben sieb wabV- Bcbeinljch durch solche zufallige Erscheinun- gen, Tielleicht auch durch Vetwechslungen inil «ndern Krankheiten verleiten lassen, 6 bis 7 yerschiedend -Arten der Wutbkrankheit an- sunehmen und zu unterscheiden. Die Erfab- rong lehrt es aber, dafs diese Uj^terscheidun- .gen- sämmtlich nicht gehörig begriindet, on- lichüg und daher nicht brauchbar sind.

Alle Verschiedenheiten der ausgebildeten Hundswuth lassen sich dagegen unter zwei IJauptfoVmen oder Arten zusammenbringen, die durch bestimmte Symptome sich von ein- ander unterscheiden, und hiernach mit den bereits seit langer Zeit gebräuchlichen ,, ob- gleich nicht recht passend gebildeten Namen : ^^rastnd^ Wmh^ und szi//e Wuth^'* bezeichnet "werden.

«

Dieselben Beziehungen wurden ehedem nur für verschiedene Grade der Dauer und Ausbildung d^.r Wutbkrankheit gebraucht, in- dem' man unter stiller Wuth gewöhnlich die erste Periode der Krankheit, und so lange der Hund noch jnicht olTenbar rasend' sich ge« zeigt hatte, verstand; dagegen aber die ra- sende Wuth nur als eine weitere Eniwicke- lang und Ausbildung der stillen Wnth be- jtrachtete und sie daher nur^ in späteren Zeit- räumen der Krankheit anzunehmen pflegte. Da- jedoch bei vielen Hunden , die Periode der stillen Wnth gänzlich fehlt und bei ihnen

*) L-eske^ auserlesene Abhindlangen fAr prakti* sehe Aerste, Iter Bd. S. 303.

^^) In seinem systemat. Handb. der tbeorer. tu prakt. Veterin. Wissenseb. 2ten Bdf. 3te Ahm theU. S. Ild3, GisCsen, 1803.

- 27

I

sehr 8»IteD ein Trieb zum Fortleufeo ror- handen.

Beide Krankfaeitsformen seigen aber ih^ ren weseotlicheo Zusammeohang dadurch, dafs, die Stimme, das wichtigste Kennzeicben der gancea Krankheit, bei beiden Arten auf eine gleiche Weise Verändert ist, dafs beide im Anfange stets ohne Fieber bestehen, dars bei beideu der Appetit zum Futter auf gleiche Art fehlt und auf ungewöhnliche Dinge gerichtet ist, dafs bei beiden keine Wasserscheu be- steht, dafs Beide Formen gleirhmäfsig anstek- kend sind und bei der Fortpflanzung durch Ansteckung in einander übergehen , so dab TOD einem rasend tollen Hunde, die stille Wuth, und umgekehrt, von einem stilltollen die rasende Wuth entstehen kann.

Beide Arten der Krankheit habe ich nicht allein durch Ansteckung von andern wuth- kranken Thieren, sondern auch häufig von eelbst entstehen sehen, lieber die tJrsachen xur Selbstentstehung dieser Krankheit bin ich jedoch noch nicht zu ganz bestimmten Resul- taten gekommen, weil die Hunde von jeder Ra^e, von jedem Alter und Geschlecht, un-« ter jeder Art. ihres Verhaltens in Pflege und Wartung und bei jeder Jahreszeit und Witte- rung in die Krankheit verfallen. Ich glaube aber, dafs die individuelle Disposition zur Krankheit ein sehr wichtiger Umstand bei ih- r^m Entstehen ist, und dafs diese Dispositioa besonders bei solchen Hunden sehr ausgebil- det ist, welche an der sogenannten Staupe oder Hundekran kheii und deren nervösen Fol-

Sekrankheiten im hoben Grade gelitten haben ; ean ich sähe solthe Hunde sehr häufig bald

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liaid ein« grofftefe* Launigkeit , bald grofsere Reizbarkeit , Neigung zum Zorn , oder auch Tjrägbeit, ferner eine veränderte, gewöhnlich wrbohete Temperatur der Nasenspitze, Wech- •et des Appetits, verolehrten Glanz und gro- fsere Rotbung der Augen , Erweiterung der Pupille und dadurch veränderten eigen thümli- ch^ Blick, etwas verzogene Lippen, ge- •traöbtes Haar u. dgl. m.

Wirklicbe Vorboten wären bei dieser ge- fahrlicben Krankbeit von der höchsten Wich- tigkeit^ ' weil durch deren zeitige Erkennung gewifs mancher Unglücksfall verhütet werden konnte. Im Gefühle dieser Wichtigkeit habe Ich bei allen mir vorgekommenen verdächti- gen, gebissenen und geimpften Hunden stets die grSfste Aufmerksamkeit auf jede entste- hende Veränderung verwendet, bin abär da- bei leider zu der Ueberzeugung gekommen» dafs weder die angegebenen, noch andere Zei- chen, als wirkliche Vorboten der Hundswuth betrachtet werden dürfen. Ich habe zwar in einzelnen Fällen, die eine oder die andere, von den genannten Veränderungen kurz vor der vollkommenen Entwickelang der Krank- heit eintreten, oder, mit andern Worten, durch eine kurze Zeit allein bestehend gese- hen ; allein in den mehrsten endern Fällen urar dies nicht so, sondern die genannten Symptome traten zwar ein , zeigten sich aber hei gehöriger Untersuchung immer sogleich mit andern in Verbindung und die Krankheit halte sich plötzlich ganz vollkommen entwickelt. Diese Umstände verlieren daher schon defs- halb ihren Werth als Vorboten, weil sie nicht constant sind, und w^ii man also in keinem^

1

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^ 20 Zeit, 10 vri€ auch dk mäsien Ubrlgün ufiak fieft nichi sms anhakend^ $ondetn ivech» Ind ragen.

2) Viel» tolle Hunde zeigeo gleicb* io ieif tten Zeil eine grobe Neigung zu kalten 6e- ^nitänden , z. B. an der Kette , an Steinen^ 1 den Köpfen der Nägel in dem Fars|!>odeny I der Nase anderer Hunde dgl. zu lecken.

3) Die allermeisten tollen ,I{unde zeigen eich Tom Anfange der Krankheit an, ein- >lne aber auch erst später^ eine gewisse Un- ibe; sie rerweilen dann nirgends lange, sq- len stets einen neuen Ort. zu ihrem Lager, kofen ohne Zweck hin und her und drängen ch besonders gßtik zur ThSre. Diese Unruhe t jedoch nicht immer in gleichem tirade und lemals beständig zugegen, sondern es giebt [unde, bei denen sie sich pur sehr gering nfsert, und bei allen finden sich längere oder orzere* Perioden , in denen sie gar nicht zu smerken ist, wo vielmehr die Thiere ganz jhig auf ihrem Lager oder an einem dnnk^ m Orte so lange liegen, bis eine neue Auf- »gung wieder eintritt. Im höhern Grade treüit lese Unruhe die Thiere zum gänzlichen Enf- lufen aus dem Hause ihres Herrn, und sie shweifen dann nicht selten in der Gegend leilenweit herum ^). Wenn aber nach ei- iger Zeit wieder eine ruhige Periode ein- itt, was zuweilen nach' einer Stunde, oft rat nach einem ganzen Tage der Fall ist, so

*) Mehrere Beobachter, und ntmentlioh Jager^^ heben wegen dieser Neigung sum Fortlaufen eine besondere Art der WuthKranKheic enge» nommen und dieselbe mit dem Namen 9,laa« fende Wnth^' bezeichnet«

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. 4) Bei keinem tollen Huoda rerschwindet 18 Bewufstseyn gänzlich eher, als bi« kurs 3r dem Tode; alle erkennen fast während n ganzen Krankheit . ihre Herren und Ffle- ir, alle sind für eine gute, freundliche Be- sndlung empfäng]i9h und geben dies gegen »kannte Personen durch Wedeln mit dem cliwanze, durch freundliches Entgegenkom- len, durch freundliches Winseln u. dgl. mehr 1er weniger auffallend zu erkennen ; sie fol- 9n auch sämmilich in der ersten Zeit ihren [airm noch so wie sonst, und diejenigen, 'eiche zur Ausübung von Kunststücken, oder nr Jagd abgerichtet sind, verrichten im An- |Dge der Krankheit auf Befehl ihres Herrn 18 erlernte Geschäft noch so wie vorher. Je lehr aber die Krankheit an Heftigkeit zu- immt, um desto mehr vermindert sich die swohnte Folgsamkeit, und besonders wenn im Hunde durch irgend eine Veranlassung ge- Mzt und in einem aufgeregten Zustand v^r- itzt worden sind. Ganz unfolgsam und wi« ersetzend gegen ihren Herrn werden jedoch

)Iche Kranke niemals.

»

5) Verlust des Appetits, besonders zu fe- ar, consistenter Nahrung, zeigt sich bei den Uenneisten tollen Händen gleich beim Ein-*

andere Personen, die sich sogar fflr Sachkenner hielten, durch di: angefahrten ümat&nde ge- tluaeht wurden. ^ Es wird aber sur BcstStignng des Gesagten hinreichend seyn, auf die Oe« schiebte , des unglOcklichen Dr. JLeuehtermmnn. SU Monster, der sich auf ahnliche Weise bei •efnem eigenen Hunde täuschte, aufmerksam su BiaebeM. Siehe: Ausfahrl. Nachricht Ton einer 'tAdtlichen Krankheit nach dem tollen Hondi« bis#e , etc. von Jos. Fehr* Göttinnen 1790,

)um. 1828. Supplem. H. C ^

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dieser ^afall unter solchen Umstanden und bei dem Mangel der übrigen Krankheits- zeioben wohl keinen Verdacht erregen können«

. 6. Bei dem ebeti angegebenen Mangel an wirklichem Appetit zur gewohnlichen Nah- rung fressen und verschlioge^o doch dagegen die tollen Hunde in einzelnen Momenten sol- che Dinge ^ die sonst nicht zu ihrer Nahrung dienen , und welche sie im gesunden Zustande nicht berühren, wie z. B. Holz, Torf, Stroh, Leder, Wolle, Scherben von Glas u. derg!., sie lecken nicht selten ihren eigenen und an- derer Hunde Urin, und zuweilen fressen sie auch den eigenen Koth.

DieBer verkehrte, unregelmaTsiffe Appetit ist bei allen andern Krankheiten der Hunde eine höchst seltene Erscheinung, bei der Wuth dagegen fast beständig vorhanden | undhier^ doppelt wichtig; denn er giebt uns nicht nur durch seine Aeufserungen an dem lebenden Thiere, sondern auch durch die im Magen inehr oder weniger angehäuften unverdauli- chen Stoffe selbst nach dem Tode noch ein niemlich constantes und sicheres Hülfsmittel cur Erkennung der Krankheit.

7) Alle wulhkranke Hunde können Was- ser und andere Flüssigkeiten sehen , lecken und saufen, und zwar in jeder Periode der Krankheit; manche suchen das Wasser und lecken es mit grofser Begierde, andere zei- gen nur wenig Durst, und einzelne lecken viel im Wasser, können dasselbe aber nicht gehörig hinabschlucken, weil die Zunge, 4*^ Rachen, oder auch der Schlund änge*ebwol<- len sind ; aber wirklich ivassertchtu ßkfr^

C 2 ^

her, je \näher das SaufgefaTs an dem La^et leht. Da oud aber ia der TliierarsDeischuJie u.Wieo, wo Waldinger deine Beobachtungen lachte 9 die toUen Hunde zu jener Zeit in iaerne, nicht sehr grofse Käfige gesperrt wtlr- en; so konnte es hei einiger Unruhe dea jranken in dem engen Räume wohl sehr icht geschehen, clafs der Wassernapf mit Stroh edeckt wurde ^)* Ich habe nur unter solchen

*) Bei dieier GelegenLeii; kenn ich nicht uaur« lassen , der in det neueren Zeit bei der hi^^si- gen K. Thierarzneischule zur Aufbewahrung wuthkranker Hunde getroffenen guten Einrich- tungen in Kurzem zu gedenken. - Dar zu dieseni

. Zweck bestimmte Stall ist gegen 16 Fufs Ung,

- eben so breit und hoch, g'ns massiv und mit Steinen gepflastert; er hat einen eigenen Ein- gang und wird durch ein grofsef mit einem i^tarken Drathgitter versehenes Fenster beleach- tet. Im Innern vic er durch eine 7 Fufs hohe Bohlenwand, in 2 Abtbeilungen geschieden^ von denen die äufsere , kleinere mit dem Ein- gänge in unmittelbarer Verbindung steht , und gleichsam ein Entr^e bildet ,, die innere, grö- fsere ^ber den eigentlichen Aufbewahrungsort darstellt y und zu diesem Zwecke mit 4 star* ken in die Mauer eingegossenen eisernen Kram« men zur Anlage der Ketten* versehen ist. Beide Abtheilungen stehen durch eine feste in def Bohlenwand befindliche Thür mit eii^ander in

. Verbindung. Die Bohlenwand i«t mit mehre* ren 1 Zoll grofsen JLöehern durchbohrt und an ihfem obern Rande mit einem Kamme von 6 Zoll langen eisernen Stacheln versehen. Im Entree befindet sich dicht an der Bohlenwand eine Treppe von 4 Stufen , auf denen man sich höher oder niedriger stellen und so ohne die geringste Gefahr und g*ns ruhig die im innern Räume befindlichen Thiere beobachten kann^ indem man entweder durch die Liöcher der Bohlenwand oder über dieselbe hineinsieht. Manche Hunde werden angekettet » andere l|fit man frei im Stalle herumlaufen, um ihrBenahineo

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cLliefü^D I und auch sieb liejlier aii dunkela ali an hellen Orten aufhalten.

^ 9} .Alle wuthkranke Hunde leiden, 'we- nigstens durch einige Zeit, an hartnäckiger LeibesTerstopfung; manche strengen sich eft^ abei; fast immer vergeblich zur Kothentleer^ng an j und nur bei wenigen einzeln'en findet ^ich^ ' H>esonders 'nach Verlauf der ersten Tage, Ab- gang von dünnem und dunkelgefSrbten Koth.

> lO) Tolle Hunde zeigen in der Regel kei- Den vermehrten Begattungstrieb.

11) Das wichtigste und bei allen tollei) Hunden ganz bestimmt zu bemerkende Kenn- seichen, ist eine ganz eigenthümliphe Verän- derung in der Stimme und in der Art des Bellens. Die ausgestofsenen Töne sind näm?- lich bald höher bald tiefer ^Is im gesundien Zustande des Hundes, und dabei auch immer etwas rauh und heiser, widerlich und ängst- lich klingend. Das Bellen geschieht nicht^ wie sonst bei gesunden Hunden^ in einzelnen^ kurz auf einander folgenden aber doch deut- lich von einander getrennten Lauten oder Schlägen , sondern der erste Einschlag geht allt^ mal in ein kurzes Geheul über^ so dofs das Ganze weder ein ordentliches Bellen oder Bloßen^ noch .tin wirkliches Heulen^ Sondern gleichsam ein Hüit" tdding zwischen beiden vorstellt.

Diese Art zu bellen kommt bei keiner andern Krankheit der Hunde vort und ist so charakteristisch, dafs man an demselben die tollen Hunde mitten unter vielen andern, und selbst ohne sie zu sehen gehörig erkennen kann. *)

*) Einen Beweis daVon Ugte erst unUngit einer von meinen Schalem, Hr. Hoppe ^ in Ge^n»

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am* und rauh wircl die Stimme , so daft sie bei eiDzeliien zuletzt fast dein Gruoa^n eines Schweines ahnlich wird.

12h Bei ^^^ allermeisten Hundeitf, die an der rasenden Wuth leiden, findet sich früher oder später eine Neigung zu beifeen. Diese ISeignng änfsert sich aber nicht beständig wäh- reiod der ganzen Krankheit , soddern abwech- selnd in yerschiedenen Zeiten und dabei in sehr irerschiedenen Graden. Die Ra^e, das Teinperament, die Benutzung des Hundes zu verschiedenen Zwecken , und daher seine Ge« -wohnheiten, eben so auch das zufallige Mit- leiden einzelner Organe und die während der Krankheit den Hund betreffenden Einflüssei machen hier und bei dem Triebe zum Fort- laufen eine gröfsere Verschiedenheit als bei den übrigen Symptomen. In der Mehrzahl der Fälle bemerkt man die Neigung zu beiTsen bei sonst gutmüthigen und phlegmatischen Hnnden nur in einem geringen, zuweilen sehr unbedeutenden Grade, indem sie nach man- chen Dingen, z. B. nach den Füfseu der vor- beigehenden Fersunen stillschweigeDd schnap- pen, aber nicht wirklich beiTsen, sondern nur die Gegenstände mit den Zähnen anstofsen oder gelind kneipen ; dagegen aber nimmt sie bei Hunden yon beifsiger Art und yon hitzi- gem Temperament den gefährlich stea Charak- ter an, und geht in wirkliche Beifssucht und Ifordsucht über , wobei solche Thiere mit Heftigkeit über alle lebendige Geschöpfe ia ihrer Nähe herfallen, selbst leblose Dinge nicht verschonen, und sogar den eigenen Korper angreifen und zerfleischen. Bei allen rasend tollen Hunden ist durch Reizungen die Beils-

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I

14) Daif Sufsere Ansehen der rasetfd toU .leD Hunde, ist in der ganz ersten Zeit der Krankheit^ wenig oder gar nicht verändert, so dafs man hiernach solche Thiere niemals far ao bedeutend und gefährlich krank halten iLann, als sie es doch wirklich sind. Jedoch werden später, ungefähr uin den zweiten oder dritten Tag gewöhnlich die Augen etwas ge- rothet, und bei den meisten Von Zeit zii Zeit, durch einige Secunden mit den Augenliedern ▼erschlossen 9 ähnlich wie hei solchen Hun- den, welche an catarrhaÜschen Krankheiten, an Staupe und AHgenentziindungen, und hier- bei an zu grofser Euipßndliehkeit gegen das Licht leiden. Zugleich zieht sich die Haut mo der Stirn und über den Augen in kleine Falten. oder Runzeln, und durch diese üm^ stände erhallen solche Thiere iheils ein schläfri- ges, theils ein mürrisches und yerdriefsliches Ansehen.

In der spätem Zeil werden die Augen trab und matt, oft wie mit feinem Staub be- Btreut, niemals aber feuriger und lebhafter^ als in der ersten Zeit. ^)

*y Manche Beobachter wollen in den Augen der wothkranken Hunde ein eigene! , dem elektri- schen ähnlichei Leuchten, beionders in der letsien Zeit der Krankheit gesehen haben. Ich habe etw«s Aehnliches gesehen, aber xiicbt al- lein bei wöthenden, sondern auch bei andern geaunden und kranken Hunden , jedoch im- mer nur dann , wenn die Thiere gegen das Licht aehen und der Augapfel in einer be- atimmten Hichiung , entweder bewegten oder fixirten sich befindet. Ich kann daher das Gänse fdr weiter nichts, als far reflectirtes Licht, und daher für kein Zeichen der Tollheit halten.

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I

Dafs die tollen Huode nur geradeaos, und imet nur in derselben Richtung fortlaufen, t ein- Irrthum. Sie laufen yielmehr in der 8ten S^eit , wenn sie nicht etwa gejagt wer- »n , in den verschiedensten Richtungen und bwechselungen herum und spüren (riechen, bnupern) dabei gewöhnlich sehr emsig auf im Wege, und wenn der .BeiTs - Taroxys- US angetreten ist, so springen sie nach' den »rschiedenslen Gegenden , um den Bifs an- ibriugen. Hiermit will ich aber die ange- hrte sehr 'V^breitete Meinung nicht ganz idierlegeni sokndern nur bemerken , dafs sie cht für immer gültig sey. Denn manche im iwuüstlosen Zustande, aus dem Hause ihres errn entflohene Hunde, und die meisten ia fiem spatern Zeiträume der Krankheit be- tidlichen, bei denen schon ein betauhungs- inlicber Zustand eingetreten ist, laufen a1- irdings so lange in einer Richtung fort, bis e ermattet niederfallen, oder durch irgend nen Umstand zu einer Abweichung >om bis- arigen Wege veranlafst worden.

B, Bei der stillen Wuth - oder Tollkrank- sit bemerkt man :

1) Dafs die Thiere auch gewohnlich ihr •tragen auf irgend eine Weise yerändern, ■fs sie aber in der Regel weniger lebhaft nd munter als sonst, dagegen still, ruhig, I. sogar ganz traurig werden.

2) Das auffallendste und wichtigste Zei- len gleich nach dem Eintritt der Krankheit^ »steht darin ^ dafs der Hinterkiefer (Untere innbacken) wie gelähmt herabhängt, und dib

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An dagegen doch^ dafs einzelne, wenn sie 1^^ irgend einen Umstand, z, B. durchr in rer Mähe befindliche Hunde ^ sebr , aufgeregt orden sind , für einige Augenblicke das Maul »rschliefsen und somit auch beifsen können.

3) Wegen der geringen Beweglichkeit des inlerkiefers und bei clem stets offen ßtehen- )ni Maule, können solche Hunde fast gar chts, selbst nichts Flüssiges hinabschLjngen, indem es fliefst und fallt ihnen fast alles, as sie mühsam in das Maul genommen ha- m, wieder aus demselben heraus.

'^ 4) Aus derselben Ursache fliefst ^uch nicht Iten der eigene Speichel aus dem Maule, id solche Patienten geifern deshalb weit mehr, i die rasend tollen Hunde.

5} Ebenfalls aus derselben Ursache kon- m im ALlgemeinen die stilUollen Hunde we- ger beifsen und \erletzen als die rasenden. ftnz unmöglich ist dieses aber bei ihnen cht, da sie, wie vorhin sub Nr. 2. bemerkt, 1 Momente der Aufregung dorb den {linter- .efer bewegen können.

6) Der Trieb zum Beifsen ist jedoch bei in stilltollen Hunden nur in einem geringen rade, and zuweilen kaum bemerkbar Tor- indea.

7) Eben so verhält es sich mit der Un- iha und mit dem Triebe zum Fortlaufen. .

8) Häufig ragt bei den stilltollen Hunden Zungenspitze etwas zwischen den Zähnen id aus dem Maule hervor.

' 9) Die Stimme ist bei ihnen ganz in der- Ibea Art wie bei den rasend toUen omgeän-

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siebt sehr oft von der gröfstep WichtigVeit, . indem in «olchen Fällen, wo Hunde durch ihr Krankseyn , durch ihre Beifssucht oder auf andere Weise sich der Wnthkrankheit ver* dächtig gemacht haben und gelödtet ^o^pden oder gestorben sind , ehe sie von einem Sach- verständigen untersucht werden, konnten, durch das Ergebnifs der Sektion die yorhandenea Zweifel geloset und die weiter nolhigen Maafs- 'rageln begründet werden sollen. Es haben da- her recht yiele Aerzte und^ Thierärzte auf die pathologischen Veränderungen in. den Kada- Tam von wuthkranken Thieren ihre gröfete Aufmerksamkeit verwendet sind aber zuletzt fa^t sämmtlich zu dem leidigen Resultate ge- kommen, dafs die Sektionsdata bei der Wpth SU * unbedeutend und zu unbeständig und da-« her auch ganz unsicher für irgend eine darauf 9 gründende Bestimmung sind«

Ich habe ebenfalls, und zwar mehren- tbails in Gemeinschaft mit .meinem Collegen, dem Herrn Professor Dr. Gurh , eine sehr gro- fse Zahl (gegen 200) solcher Cadaver, wie sie sich von den verschiedeiten Arten und aus yersthiedenen Perioden der Krankheit ergaben, sezirt , und habe dabei mehrmals nach dem Beispiel Ton Brosche ^) frische Gadarer von gesunden Hunden derselben Rage und dessel- ben Alters, gleichzeitig und vergleichend zer-

det ist , und da jene wenigen Fllle eine so auf- feilende A^isnahme von der Regel machen , so wird es wohl erlaubt seyn, an der Richtigkeit der naeistcn dieser Beobachtungen so lange sa sweifeln, bis sie durch neue und sickere Er- fahrungen beatätiget sind.

*) Vergl. mediz. Jahrb. des Oesterreich. Staatef» 2tcr Band 2tfs Stack. S. 178.

Joam. 1828. Supplcm« H. D

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' Arat»! worden i6t)| and hi«r ist dann derB*» i'weis für dies Daseyn der Wuthkrankheit fatt positiT za geben, obgleich diese Veranda« rungen in der Regelt nicht sehr grofs sind, und auch nicht hinreichen, am als Todesui^ Sache gelten za können. In Vielen andern Fällen findet man dagegen gar keine beme^« kenswerthe Veränderung in der Beschaffen- heit irgend eiäes Organs und das MifsTerhält- Difs der Sections - Data za den bedeatenden Krankheitserscheinangen ist sehr auffoUend«

Da nun aber nach allen bis jetzt gemach* ien' Erfahr an gen solche Slifsverhältnisse nur bei nervösen Krankheiten Statt ündeB, ond da die Klasse dieser Krankheiten bei dem Hände aufser der Wnth sich nur allein auf die höheren Grade der Staupe , auf das Nerver« ' fieber , den Schwindel, die Epilepsie, Zuckun- gen und Lähmungen beschränkt, -r diese ge« nannte Krankheiten aber auf andere Weis# sich sehr deutlich von der Wut.h unterschei- den ; so ist in andern Fallen, wo Hunde durch ihre Krankheit verdächtig geworden sind, und wo dann der Sectionsbefund auffallend gering oder widersprechend den bedeutenden ^mpto- men isl, welche man am lebenden Thiere be- merkte, immer mit grölster Wahrscheinlich« keit den Schlufs zu machen: daJb das nnter- sachte Thier an der Wnth gelitten habe.

Die Beschaffenheit der einzelnen Theile^ wie ich sie in den Cadavern von ganz be« stimmt wuthkranken Hunden gefunden habti waren in der Mehrzahl folgende:

1. Nach Abnahme der Haut die Vi unter ihr sehr voll von dunkelgefarbtemi thier«

D 2 .

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10: Der Magen zeigt bei den allermeisten tollen Hunden die wichtigsten und unter allen übrigen zugleich die cdnstanteslen Abweichun- gen vom gesunden Zustande; er erscheint äu« feerlich in verschiedener Ausdehnung und ge- wohnlich dunkel gerothet^ im Innern ist eben- fells und besonders nach dem Pforther hin und um denselben die Schleimhaut dunkler ^ zu- weilen kirschroth gefärbt , auch in manchen Fällen aufgelockert und dicker, so dafs ein Torausge^angener Entzündungszustand ^) ^icht' zu yerkennen ist; dabei ist der Magen sehr selten ganz lee^r, sondern er enthält entwedei^ •ine schleiraigte röthliche, rothe, gelbe, oder grüne Flüssigkeit in verschiedener Menge, oder auch noch häufiger harte und weiche unge- niefsbare Korper, von der verschiedensten Art, s. B. Holz, Steine, Sand, Leder, Wolle, Tuch -und Leinenlappen, Stroh u. dgl. m. höchst selten aber etwas Nahrung.

^11.' Am Darmkanale, und namentlich am Zwölffingerdarm häufig, bemerkt man aufser- licb'rothe Flecken von verschiedener 'Intensi- tät, im Innern aber ähnlich wie im Magen die Spuren von Entzündung und die Ansamm- lung von röthlicher oder gelblicher Flüssig- keit, doch fehlen zuweilen diese Veränderun- gen an den Gedärmen gänzlich.

13. An der Leber, dem Netz, dem Ge- kröse, Pankreas, den Nieren, Nebennieren und der Blase und eben so au den Gefafsen

*) Dieie Magenentsandung wird von nanobeh Thierärzten , die mit der Iliindswutb nicht ße^ , börig bekannt sind, für den alleinigen Krank* heitssustand angesehen und also Wuth mit dec •iafachen Magenentsandung vervfechselc

w

•ro» aber keine Entzüodung, keine Aiii-

Jiwilzung.

"\ *

19. Die grofsen Gefafee ohne besondere kbweichangen.

20. Eben so der Nerv. vaguB^ sympaihicus nd phnmcus in den allermeisten Fällen; denn ur sweimai fand ich den ersten und zwei- in an einzelnen Funkten etwas gerothet.

21. An den Genitalien beider- Geschlech- r fand ich nie eine Abweichung.

Obgleich aus dem bisher Angegebenen die undswuth sowohl während des Lebens, wie ich nach dem Tode eines Hundes deutlich zu kennet» und von allen andern Krankheiten MWelben zu unterscheiden ist» so halte ich .' doch der grofsern Vollständigkeit wegen, ir nothigi sie noch mit denjenigen Kränk- silsformen zu yergleicben, welche einige äu^ ere Aehnlichkeit mit ihr haben und von dem akundigen für die Wulh selbst gehalten war« rn können.

Unter diesen Krankheiten steht

1) die Staupe j Laune ^ Hundekrankheit oder undeieuche^ wie sie im gewohnlichen Leben rrschied entlich benannt wird« oben an. Sie t ursprünglich ein catarrbalisches Leiden, slches fast ausschliefslich nur junge Hunde I ersten Lebensjahre befällt uud vorzüglich irch Erkältung entsteht, Bei guter Fflege r hieran leidenden Thiere verläuft die Krank- lit mit den gewohnlichen Symptomen eines itarrhalfiebers (mit Mattigkeit, Thränen der igen , öfterem Niesen -oder Frusten durch 9 Nase , Ansflufs von Schleim aus derselben,^

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ben nacbher eia Yerslortes Anseheo , und alle seigen eioe sehr grofse Empfindlichkeit, daher ^auch häufig etwas Schüchternheit und Furchtsamkeit. Diese Krämpfe wiederho- len sich nach sehr unbestimmten Zwischen- seilen und in sehr verschiedenen Graden der Heftigkeit, je nachdem die äufsern Einwir- kungen sie begünstigen oder beseitigen. Mög- lichst grofste Ruhe des Thieres und der Um-^ gebnng, milde, sanfte Behandluug, trockene Wärme u. dgl. mindern sie, dagegen schar-f fes Anreden, Drohungen, nnverhoiTies und rüdes Angreifen, das gewaltsame Eingeben Ton Medizin, Mifshandiungen, schwächende Arziieimittel , ^älte und Nasse verstärken sie and rufen häufig neue Anfalle hervor. Kaum die Hälfte der so leidenden Hunde ist zu ret- ten ; viele sterben während der Krämpfe plötz- lich, bei andern treten Zucktingen, Lähmun- ' gen und andere chronische Zufälle ein, unter denen die Thiere langsam zu Grunde gehen. Diese Krämpfe, namentlich aber das dabei vorkommende krampfhafte Kauen, welches Unkundige für Beiräsncht halten , dann das Speicheln und Schäumen aus dem Maule und das wilde Herumlaufen im bewufstlosen Zu- stande geben den Hunden ein höchst verdäch- tiges und ein weit mehr zurückschreckendes Ansehen, als die Wulhkrankheit selbst, und solche Hunde werden daher nicht seilen Tur wirklich toll gehalten ; sie unterscheiden flieh aber von den tollen sehr wesentlich durch die Art der Entstehung, der Entwickelung der beftieen Zufälle, durch die Krampfanlälle selbst, welche bei der Wnth niemals eintreten, durch das starke Geifern wie auch durch die Bewufstlosigkeit zur Zeit der Atifalle .und

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FalU Dar Schlund uod alle ubrigei» Tbeila am Halse Qod im Alaule sind stela normal. Die Hirnhäate finden sich n^äfsig blutreich, das Gehirn und .Rückenmark eben so» und zugleich mehrentbeils yon etwas weicherer Consistenz.

2] Magen - und Darmentzündung werden ebenfalls mit der Wuthkrankheit yerwechselt« Die Hunde sind solchen Entzündungen häufig ausgesetzt, indem sie sich dieselben theils zu« fallig, durch Erkältung , durch scharfe und nicht gehörig zerkaueie Knochensplitter u. dgl. zuziehen , oder auch , indem sie durch irgend •inen scharf und ätzend wirkenden Stoff, B. Arsenik, Sublimat, Präzipitat, Nieswurz II. dgl. vergiftet werden.

In solchen Fällen zeigen die Hunde sich im Anfange etwas unruhig, sie wechseln oft ihren Ort und ihr Blick ist ängstlich; dann rothen sich die Augen und das Maul, Nase und Maul werden trocken und heifs, und eben 80 ist die ausgeathmete Lufl wärmer als bei einem gesunden Hunde. Der Puls ist klein, hart 80—100 Mal in einer Minute fühlbar; das Athmen geschieht in kurzen Zügen. Die Frefslust fehlt gewöhnlich gleich vom Anfange tin, der Durst ist dagegen grofs, aber alles 'was die Thiere geniefsen, wird bald wieder ausgebrochen; zuweilen ist die ausgebrochene Materie mit Blut gemengt, in einzelnen Fällen sogar nur schwarzes Blut allein. Die Haltung des Körpers ist steif, die Bewegung matt und traurig, zuletzt mit dem Hinter- theile schwankend. Der Leib ist heifs und bei gelindem Drucke gegen denselben zeigen die Thiere vielen Schmerz durch lautes Stoh* aen. Sie suchen sich, wenn sie es so beben

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ieufnati«ch€S oder catarrhaliscbes Fieber ar- ipt worden ist), and die Hunde fressen ge- ohnlich noch so wie sonst. Es häufen sich ' iber im Darinkanale die Futteraiassen immer ehr au, der Bauch wird auVgelrieben und ugt sich bei der Berührung an einzelnen lellen ungleich hart und mehr oder weniger bmerzhaft. Das Thier mähet sich oft und st stets yergeblich, den Koth zu entleeren; i wird dabei unruhig, läuft ängstlich herum^ inselt, athmet in kurzen Zügen, hat einen irstorten ängstlichen Blick und mitunter Nei- log zum Beiüsen , besonders wenn sein Kor- ir auf irgend eine unsanfte Weise berührt ird, oder auch selbst dann, wenn der Hund ur eine solche Berührung befürchtet. Nun udijsrt sich auch bei längerer Dauer des Ue- ils gewSbnJich die Frefslnst und es entsteht [eher. Zujetzt geht der Zustand nicht sel- n io Darmentzündung über und es treten mn die dieselbe bezeichnende Symptome ein. Die Unruhey das ängstliche Benehmen» die angelnde Frefslust, und namentlich die zu<« eilen yorkommende Neigung zum Beifsen, it bei diesem Krankheil szustande schon mehr- als die Veranlassung gegeben , dafs man Iche Hunde für toll hielt ; allein dieser Ver* icht wird , abgesehen Yon den übrigen da* fgen sprechenden Umständen, besonders durch IS oftmals wiederholte und Jedem leicht be- erkbare Drängen des kranken Tbieres zur othentleerung, und durch die gesunde, un- . iräoderte Stimme des Hundes deutlich wi- rlegt.

4. Die Bräune, An wirklichen Halsent-

ndangen leiden die Hunde im Allgemeinen

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'das Maul wahrend der Höhe der Krankheit etwas offen steht; Dem Terschi^denen Gra- de der EolziinduDg angemessen, fressen and •aufen die Thiere nur wenig oder gar nicht. Fieber isl nicht jedesmal vorhanden , aber das Athmen ist immer mehr oder weniger be- schwerlich, zuweilen röchelnd. Die Stimme ist heiser, das Bellen geschieht in kurzen Lauten ohne Geheul, aber mit Schmerzen, iifid vrird daher auch nur sehr selten, und gewohnlich nur nach Aufreizungen hierzu, gehört.

Die Krankheit besteht durch 8 bis 14 Tage, während welcher Zeit deutlich bemerk- bare Besserung des Zustandes mit gröfserer MdDterkeit . und Freundlichkeit, mit 'erneuer- tem Appetit zu Futter und Getränk, mit er- leichterten Hinabschlucken desselben, also auch mit freierer Bewegung des Hinterkiefers; mit freier Respiration und mit klarer, gesunder Stimme, sich einfindet. Einen üblen Ausgt^ng eahe ich noch niemals erfolgen.

Die &ehnlichkeit dieses Krankheitszustän- des mit der wirklichen Wuthkrankheit ist bei nicht ganz genauer Beobachtung aller Umstän- de, zuweilen recht grofs, und sie ist vorzüg- lich durch die Traurigkeit, den matten, schlei- ehenden Gang mit herabgesenktem Kopfe, durch das Verschmähen Ton Futter und Ge- tradk, durch das zuweilen bemerkbare Offen-* stehen des Maules und durch die in den mei-» steo Fällen etwas veränderte Stimme bedingt*

Die Unterscheidung whrd aber dagegen durch die steife Haltung und grofss Empfind- lichkeit des Halses 9 durch die Anschwelluiig

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'r .'. ■'. 5} Frmdt Körper , K.noiJbän , Fiscb'gratAo, Holzspähne ii. dgl.^9 welche im Maule ^ zwi- 'sehen den Zahnen, im Rachen oder Schlünde •itsen geblieben sind, haben auch schon Ver- aolaasting dazu gegeben , dafs mßn die so lei- denden Huode für wuthkrank gehalten haU - Die Thiere sind hierbei traurig, aber sehr unruhig , sie laufen von einem Orte zum an- dern, vrinsMn und schreien schmerzhaft und ^irischen oder kratzen mit den ^Vorderpfoten am Manie herum; dabei geifern sie stark aus .demüselben und athmen bald mehrH[>ald weni- ger beschwerliHi ; je nachdem der fremde Kör- per durch seine Grofse und seinen Sitz un- mittelbar durch Druck oder mittelbar durch erregte Geschwulst die freie Ausübung der 'Respiration mehr oder weniger hindert. Sitzt der fremde Korper zwischen den Zähnen fest, •o kann in der Regel das Maul nicht YÖllig, eondern nur bis zu einem bestimmten Grade, f:eschlossen werden, und es steht daher, ähn- •lich wie bei der stillen Wutb, stets etwas 'lofEen ; sitzt er dagegen im Rachen fest , so erfolgen hauGg Anstrengungen zum Erbrechen. Diese Umstände zusammengenommen deuten so charakteristisch das Daseyn eines fremden Korpers im Maule oder im Rachen an, dafs man ganz dreist die genauere Örtliche Unter- sqchnng der leidenden Theiie Yornebmen nnd durch den Befund jeden Zweifel beseitigen kann.

6) Brüche und P^trrenkutigen des Hinter* kiefers , geben den hieran leidenden Hunden bein^ blofsen Ansehen, eine grofse Aehnlich- keit mit denen, welche an der stillen Wulh erkrankt sind. Denn sowohl hei Brüchen, als Joum. 1828. Supplcm. H. K

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L Etn Ton mittlerer Grofse sehr stark

Sbauter glatihaarigter Spitz -Bastard mäDoli* en Geschlechts, und gegen 4 Jahr ak, wur- de am 4teD Jaoujar 1825 voa dem Zucker« •iederei - Direktor Herro Btrgcr zur KonigK' Thierarzneischule geschickt. Der Ueberbria-. ger dieses Thieres epzählle als Vorbericht: dafs er den Hund stets unter seiner Aufsicht gehalten, daf' derselbe des Nachts zwar sehr aufmerksam und etwas böse, sonst aber folg- sam, bei Tage immer sehr gutmüthig und nie- mals beifsig gewesen sej. Mit einem andern Hunde, habe sich derselbe seit langer Zeit nicht gebissen, und er sei überhaupt fast gar nicht mit fremden Hunden zusammen gekom- men» Seit 48 Stunden bemerke man an die- sem Hunde einige Unruhe, weniger Folgsam- ^Leit als sonst, und grofse Beifslust; besonders sei er : jetzt sehr hitzig auf andere Hunds und auf Katzen ; der Hund habe sonst die ihm bekannten Katzen des Hauses ruhig gehea lassen , heute aber trotz menschlicher Dazwi- schenkunft eine von denselben förmlich zer« rissen; auch habe er heute angefangen nach McfDschen zu schnappen , jedoch noch nieman- den wirklich gebissen, und Futter habe er in den letzten 2 Tagen gar nicht angerührt^ aber mehrmals, gesoffen.

Bei der nun vorgenommenen genaueren Untersuchung dieses Thieres, fand ich das- selbe gut genährt und die Haare am ganzen ^Körper glatt anliegend; die Augen schienen etwas in die Höhlen zurückgezogen und ge- gen das Licht empfindlicher zu seyn; dann sie wurden , wenn der Hund ruhig safs und durch kein Geräusch irritirt war , von den Au«

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es auige^achteoe Hunde sonst .jbu tbuii pBe-: geo, sondern er stallte sich dabei fast wi^ eine Händin an. Uabrigens zeigte der- selbe |. so lange er am Stricke geführt warde, oder 80 lange irgend etwas Lebendiges in sei-* qer Nähe war, sich sehr munter und aufmerk- sam; er trug den Schwanz in die Hohe ge- richtet und etwas nach Torne gebogen , wie es bei Hunden der Art der gewöhnliche Zu- stand ist , er liefs sich willig und folgsam füh- ren und leicht hetzen« Beim Qetzen, und auch nachher , als er an diu Kette gelegt war,- liefs er seine Stimme laut und oft hören; sie

V war deutlich verändert, widrig scharf^ gleich- sam metallisch klingend, vund weder ein or-

, deutliches Bellen noch ein Heulen, sondern ein Mittelding zwischen beiden. Nachdem der Hund in den Stall gebracht und an die Kette leelegt war, zeigte sich die Beifslust im hohen Grade gegen alles, was in die Nähe des Hundes kam ; er bifs in die Kette so , dafs es Funken gab, er nahm öfters das Maul toU Stroh Ton seinem Lager, schüttelte es tüch- tig nach allen Seiten und zerrifs es danp mit Hülfe der Pfoten in kleine Stückchens eben, so wurden die ihm vorgeworfenen Steine und Holzstückeo gefafst und zerbissen , eine todte Krähe aber völlig zerstückelt. Dabei wedelte er beständig mit dem Schwänze und sähe überhaupt ganz freundlich aus; auf Rufen

. hörte er stets, folgte aber nicht immer; den Stock schien er nur zuweilen, niemals so wie andere Hunde zu fiirchlen, er suchte nur 'dem Schlage auszuweichen und sprang dann ftogleich wieder beifsend nach dem Stockt* Ein dein Tbiere vorgehaltener grofser Spiegel erregte, wahrscheinlich durch das darin er?

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Haard getträabtf die Flanken eiogeiaiHen und -der Bauch aufgesogen , und hierdarch erschien das Thier aulTallend mi^ger gegen gestern« Die Herzschläge, die Pulse und das AthmeUi -waren vrie am Torigen Tage. Frefslust hatte sich Dicht gefunden, aber von deui frisch ein- geschütteten Wasser leckte der Hund oft, und wie es schien, mit Begierde. Die Bntlee» rungen gingen noch wie gestern von Statten* Die Aufmerksamkeit und Munterkeit war et- iiras gemindert^ doch bemerkte man an dem Hunde periodisch noch grofse Unrohe mit Tie- lem Bellen und dabei ^uch heftige Beifslust« Er zeigte dieselbe recht deutlich und auf die bei tollen Hunden gewöhnliche Weise an zwei mir gehörenden ganz gesunden Hunden, wel* che ich heute in der Absicht, sie anstecken sa lassen zu ihm gebracht hatte; er beroch sie nämlich zuerst von allen Seiten ganz tu« hig, wedelte mit dem Schweife und bifs sie dann ganz unvermuthet, ohne vorher zu knur« ren oder zu bellen, mit wahrhafter Wuth; TOrzüglich bifs er nach dem Maule und nach den Geschlechtstheilen. Nach dem Beifsen we« delte er wieder mit dem Schwänze, leckte d^ Blut aus den Bifswunden und war überhaupt ganz freundlich, fing aber nach wenigen Ali* nuten mit erneueter Wuth das Beifsen wie- der, an und setzte es bis zu seiner ErmHdnng immer fort. *)

Die Stimme war mehr rauh und heiser und zugleich das Bellen mehr heulend als gestern. Der Schwanz wurde, wenn das Thier

*) Dia Hunde wurden nach 2 Siundea wiedsv autf dem StftUe genommen und obteKTirt« Biniz difon wird nsch b Wochen toll«

,>

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Stocke o; dgl. zu ertiiüntero. Aufgeregt zeigt •r noch Beifslast, spriogt jedoch nicht mehr auf Gegenstände lös , sondern schnappt nur im seiner Nähe um sich.

Die Zahl der Pulse und Herzschläge ist 80 in einer Minute. Die Athemziige sind flicht yermehrt. Die Augen sind trüb, die Bindehaut ist etwas gerolhet und mit schmie* i'igem Schleim bedeckt, der ganze Kopf ist inehr angeschwollen, der Korper abgemagert, den; Gang schwankend , so dafs das Hinter* iheil kaum noch gehörig yon den Beinen ge- tragea wird; der Schwanz hangt schlalF her- ab; die Frefslust fehlt gänzlich, das Saufen geschieht seltener als sonst, doch ist keine Wasserscheu zugegen. Das bellende Geheul erfolgt sehr selten und mit ganz heiserer Stimme. Koth - und CJrinenlleerungen traten im Verlaufe des Tages nicht ein. Nach- mittag ging dieser torpide Zustand in förm- liche Lähmung und Besinnungslosigkeit über, das Thier zeigte nur durch das noch fortbe- stehende ganz ruhige Athmen und durch den schwachen Puls, das noch vorhandene Leben isn , und starb gegen Abend ohne Convul- sionen.

Nach 36 Stunden und nachdem der Kör- per völlig erkaltet war, wurde die Sektion desselben gemacht. Bei Abnahme der Haut seigten sich die Venen unter denselben ziem*- lieh blutreich , das Zellgewebe ohne Fett und die Muskeln blauröihlich. Das Bauchfell er- schien gesund ; der Magen mafsig ausgedehnt, an seiner äufsern Fläche ohne Veränderung der Farbe, im Innern aber dunkel geröthet und mit Erde, zusammengeballtem Strah,

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" jtrots«Dd. \Am Gehirn selbst nni ao allen "' jeeinen eiozelhen Theilen war nichts Abnor- mes jca finden; die Rindensabstanz wer niä- ' fsig gefäfsreich y Ton graaer Farbe und derber Consistenz, '-— die Nafksnbstanz weniger ge- fSfsreich, von gewöhnlicher Consistenz und ohne Flecken; die Hohlen enthielten eine ge* ringe Qaaotität (zusammen g^gen 1 Drachme) ! Serum, welches unverändert zu seyn schien, I und die Adergeflechte waren zum Theil blut-^ leer. Eben so konnte man auch am Hirnkno- r ten, am kleinen Gehirn, am verlängerten Mark i~ und am Rückenmark , trotz der genauesten L Untersuchung keine Spur einer nur etwas be« deutenden pathologischen Veränderung finden. ly. Die sichtbaren Verbindungsstellen der Nerven t mit dem Gehirn und Riickenmarke wurden l* besonders genau untersucht, aber gleichfalls i ohne Abnormität befunden. Der Nervus sym^ I path, und ' vagus , eben so der recurrens und I phrenicus und die Ganglien in der Brust- und Bliuchhohle erschienen völlig gesund.

II. Den 14ten November 1825 bat mich die Frau des Vergolders G. , ihren, noch in ihrer Wobiving befindlichen Hund zu unter- suchen, weil derselbe ein Kind gebissen habe und auch aufserdem nicht gesund zu sejn scheine. Sie erzählte dabei: dafs sie den Hund selbst aufgezogen , dafs er (wie ich mich auch selbst ^noch erinnerte) die Staupe oder Hunde- krankheit sehr heftig und mit Zuckungen er- litten habe, seit einem Jahre aber ganz ge- sund und niemals beifsig gewesen sej. Als

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setzte er sieb auf Befehl, mit dem Hintertheile j^ieder and richtete sich mit dem Kopfe üod Vorderleibe in die Hohe (wartete auf, wie ^aQ ea zu nennen pflegt) und eben so, liefe er auf den Zuruf: wie spricht der'Hünd? ieine Stimme mehrmals hören. Diese war scharf und widrig klingend, und wurde in einzelnen Lauten ausgestofsen, ^welche in ein kurz abgebrochenes Geheul übergingen. Ohne weiter gereizt zu seyn , bifs der Hund in ei- nen Mofs Torgehaltenen Stock so sehr und do fest, dafs man ihn an demselben schwebend in die' Höhe heben konute; auch bifs er nicht selten ohne alle Veranlassung in Holz und Torf, und nagte an den Latten so, dafs ganze Spähne yon denselben abfielen. Dabei wedelte er ganz freundlich mit dem- Schwänze und ' tvinselte zuweilen laut, als ob er aus seiner Gefangenschaft befreit seyn wollte. Sein Bück war mürrisch, das Äuge nicht gerÖthet, etwas in die Höhle zurückgezogen ; das Maul ganz trocken, die Lippen ohne Geifer und ohne Schaum ; die Zunge ohne bemerkbare Veränderung in der Färbung und Dicke. Das Athmen geschähe ganz ruhig; Puls und Herz- schlage konnten nicht untersucht werden. * Nahrungsmittel aller Art verschmähete das Thier, Wasser und Milch aber nahm er öf- ter, jedoch immer nur in geringen Quantität feo zu sich. Ob im Verlau-fSa dieses jTages und an den Torhergehenden Tagen Kothent- leerungen Statt gefundeA haben , darüber war nichts zu erfahren; von den Urinentleerungen sengten die nassen Flecken auf dem Fufsboden des Stalles.

Am 17ten NoThr. (dem 4ten Tage der Krankheit). Kach Angabe des Besitzers, toll

: .

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9ei i^f Sektion fand ich an dar Hant und dan Afuskeln am Bauchfell, dem Gekroae, der Leber und Milz» den Nieren und der Blase nichts Abnormes; der Magen war mäfsig stark ausgedehnt und hart anzufühlen, äufserlich ohne Veränderung in der Färbung; im Innern enthielt er eine Menge kleiner Torfstiickchen, einige Holzspähne und Haare; die Schleim« baut War dunkel gerothet. Der Zwolfßoger« darm enthielt eine gelbrSthliche dünne Flüs- aigkeit , seine Schleimhaut war ebenfalls dunk- ler als gewöhnlich geröthet. Der übrige Theil des Darmkanals war bis auf den in mäfsiger Henge Torhandenen Darmschleim, ganz leef und sähe gesund aus. Die sämmt liehen Bauch-' eingeweide waren mäfsig blutreich. In der Braslhohle war keine Abnormität zu finden; das Herz, die grofsen Gefafse und die Lun-> gen waren sehr blutreich. Im Kehlkopfe wa«f rian die Bänder der Stimmritze sehr gerothet, alles übrige aber, und so auch die ganze Luftröhre und deren Verzweigungen normal« Eben so der Schlundkopf und Schlund, die Zunge und die Speicheldrüsen. Der Nnvug

SympathtcuM war am Halse, zwischen dem spin- eiförmigen und dem ersten Brusiganglion deut- lich geröthet; der Nervus vagus und der Ner^ ma rccurrena und alle übrige Theile des Ner- ▼ensjstems, waren dem Ansehen nach, in ei- nem völlig gesunden Zustande. Das Gehirn ^r (von dem Schlage, den der Hund auf den Kopf erhalten hatte) durchaus mit Blut über- füllt und konnte nicht näher untersucht wer- den. Am Rückenmark war nichts Abnormes SU entdecken.

81 =^

»

A, ohne, irgend einen Anstob. Am ersten Ige soll der Hond noch gefressen^ am zw'iai- I aber wenig oder ^r kein Futter su sich Dommeny •— saweilen aber io den Schnbe iiissen nnd denselben gekauet haben.

Bei der Ankunft in der Tbierarzneiscbule ir der Hand ziemlich gut genährt, nach der »rsicheruDg des Besitzers jedoch seit 2 Tä- n, deutlich bemerkbar abgemagert ; die Haare \ ganzen Körper waren glatt anliegend, die at auf der Slirn in Falten gezogen und da* rch der Blick elwas düster; die Aiigenlie- r näherten sich sehr häufigv als ob sie ge- ilossen werden' sollten, im TJebrigen er zeigten sie, so wie auch die Augäpfel ine Veränderung, und nnr die Biinzhaut er das 3te Augenlied war miehr ah ge«* ihnlich gerothet. Die Pupille war von nör- üer Grolse und Formt und zog sich bei iräitderüngen des Lichts regelmäfsig zusam- itk. Das Maul war trocken, ohne Schaum d G^fer; Zunge, Zahnfleisch und Lippen Iren gerothet. Puls , Herzschlag und Ath- m waren ruhig wie im gesunden Zustande, ur Kopf wurde hoch und der kurze Schwanz lichfalls in die Höhe gerichtet getragen. \t,. Gang war regelmäfsig, und sich selbst erlassen, bewegte sich der Hund frei nach en Richtungen. Auf Befehl seineb Herrn

rortirte er und gab mehrmals lauten Ap- I wobei sich die Stimme gerade nicht hei - r, aber doch etwas rauh zeigte und in den ^enthiimlichen , heulenden Nachklang über- ig; auch wurde immer nur ein einziger lut ausgestofsen und auf die bemerkte Weisv endet. Jbum. 1828.6Dppldni«H« F

y

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mia krank «od dfistef and Mio Gatig «in wenig matter geworden, doch war sein gan« jces Ansehen noch so, dafo Nichtkeüner ihn weder für sehr krank, noch weniger aber fiir wirklich toll halten wollten. Die Beifssncht anftertö er noch in demselben Grade, wie an den vorhergehenden Tagen, and eben so war seine Stionme, die Art des Bellens, die .feb« lende Frefslust, der öftere GenufS'des Was* aersi damit überelDSiimmeud. Slit Spiegeln und brennenden Lichtern wurden Versuche über die etwa yorhRndene Lichtscheue ge- macht, diese aber durchaus nicht bemerkt. Bei versuchsweise geraachten Uebergie&un- geh des Hundes mit kaltem Wasser, war der- eelbe sehr aufmerksam und suchte ihnen aus* SU weichen; doch bekam er .hiernach weder Krämpfe x)der Zuckungen, noch yermehrtn BaSerei, sondern er schüttelte sich das Was- ser ab, wie es gesunde Hunde zu thun pfle- gen. Auch gab et während der Begiefsungen ksfinen Laut Ton sich. Im Verlaufe dea Tages war der Hund mehreotheils sehr unra* hig, er wechselte stets den Ort, )>enagte die hölzernen Thürpfosten und zerhils sein La- gerstroh, — Gegen Mittag setzte er eine ziem- liche Menge dunkelgefärliten , nicht ganz har- ten, sondern dem Men^henkethe ähnKcbeH Kotb ab^ und yerschluckte dann einen Tbeit davon f obgleich gutes Fleisch in der IVäh« stand , welches aber unberührt blieb. Urift wurde mehrmals entleert.

Den 24sten Januar (am 5ten Tage deir Krankheit ). Seit gestern Abend hat der Hund ohne äufsere Veranlassung das gewSh»* Uche bellende Geheul sehr oft, und niic \m^

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^^Zusfund zurück. Das Athmen war dabei g^os Tubig. Die Abmagerung und eben so die

^ Schwäche des Thierte haUeo noch zugenom« men, so dafs dasselbe sich hur wankend fort- schleppen konnte. Koth« und. Harnen tieernn« gen fanden nicht statt, aber ein fruchtlose« Bemühen zum Erbrechen trat einigemale ein.

Am 26sten. Januar, (den 7ten Tag der Krankheit). Ich fand das Thier auf der lin* iLen Seite liegend, zuweilen einen Fufs bewe- gen und dabei bald ruhig bald röchelnd aih- ' inen. Die Empfindlichkeit für Rufen nnd Geräusch war ganz verschwunden und das Gefiibl sehr -vermindert. Nachmittags gegea 2 Uhr trat der Tod ein, nachdem einigt ganz laichte Zuckungen vorausgegangen waren.

Die Sektion wurde am 28sten Januar des Morgens gemacht und dabei an der Haut, an den Muskeln y am Bauchfell , der Leber, Gallenblase, Milz, den Nieren und der Blase nichts Abnormes gefunden. Der Blagen war äufserlich gesund, innerlich von gesunder Fär- bung und enthielt gegen 3 Loth Stroh» einig« Holzspahne , ein Stückchen Tuch und eine rölhlicbe Flüssigkeit von circa 2\ Unzen. Eine isanz ähnliche Flüssigkeit fand sich auch . im Dünndarm, der jeduch sonst völlig gesund erschien. Die Hoden, der Hodensack und die Harnröhre -waren ganz- normal. In der Brust« ]iöhle waren alle Theile gesund, und eben so liefs sich am Halse, im Maule, am Kehl* liopfe, der Ziinfre und dem Schlünde gar keine krank hfifle Veränderung aulHnden. Das Ge- hirn und seine Häute ^ schienen •twu blaU

-. a; -,

D^r qum Uuüd war märsig gut gonahfrli das Haar war aui gansen Korper glatt anlie» gend, die 3tirnhaiit hatte JFalten, die Augen ertchienen etwas trübe upd io die Augenhöh- len znräckgezogan^ ohne Veränderung der Fu^. K'lle und picht gerothet, das Maui und die ase trocken. Nachdem ich ihm das Maul sugebuuden, zählte ich kleine, wenig harte, gleicbmäfsige Pulse und eben so viele, an bei- den Seiten der Brust deutlich iuhlbare HevEn seh läge; das Aihmen war normal, mit 16 Zu* gen in der Minute. Die Stimme war rauh, mridrig klingend und das Bellen bestand in •inselnen, in ein kurzes Geheul übergehen- den Lauten, Der Schwanz hing mehrenlhejjs acblaff nach hinten ^erab, wurde aber nicht s wischen die Hinterbeine gezogen j sondern . im Gegentheil oft etwas in die UShe gerich- tet und freundlich bewegt, besonders dann, w?enn der Herr v. M, freundlich zu dem Hunde sprach, oder denselben hezte. Die Bewe- gungen wurden rege|mäfsig und mit Lebhaf- tigkeit ausgeführt. Das äufsere Ansehen de» Thieres, konnte einem Unkundigen die vor- handene gefährliche Krankheit unmöglich rer- ralhen. Die Sinnesorgane schienen sämmllich in normaler Function zu sein. Im Tolktalie- liefs ich den Hund frei herum laufen. Er zeigle sich hier zum gröfsten Theite ruhig, sobald sich aber in seiner Nähe etwas be- wegte, yerrieth er grofse Belfssucht; er bib s. B. wiederholt, und immer ganz stillschwei- gend» ohne vorher zu knurren oder zu bellen, in eiserne Zangen so heflig, dafs man die Spu- ren der Zähne tief im Eisen bemerken konnte ^ er zerbifs sein Lagerstroh, vorgeworfenes Pa-» pier und Holz, und schnappte bänSg lUiA

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"^zeiffto sich der Huiid weniger aufinerksAnit mehr ruhig * und etwas matt in .seinen Bis- wegiingen.

Am 288ten October (am 5ten Tage der Krankheit)« Der Hund ist noch mehr abge-' magert, ganz still und ruhig s und liegt fast bestSndig. Nur nach heftigem Reizungen er-' hebt er sich Tom Lager ^ geht langsant und wankend mit. den Lenden, einige Schritte Tor- "wärts.und zeigt dann auch, noch Beifslnst« Nachmittags war dieser Zustand in eine Axt Ton Schlafsnci^t übergegangen,^ aus wetcher sidi der Hund' nur durch sehr heiliges 6e- nosch oder durch unraiUelbare Berührung^ er« 'wecken .liefs. Die Beiüslust war dann doch noch zugegen. Die Stimme ist ein heiseres kurz abgebrochenes, ängstliches Geheul , und wird nur selten gehört. Futter und Getränk scheint das Tbier zu rergessen« Als es je-- doch durch eine Klystierspriiize mit Wasser besprützt worden war, so leckte es .mit der ^ Zunge diese Flüssigkeit vom Fufsboden und Tom eigenen Körper ab.

Den 29steD Oclober (am 6ten Tage der Krankheit)* Der Hund liegt schnarchend und , röchelnd in einem wirklichen Torpor, aus dem •r kaum zu erwecken ist. Die linke Hälfte des Körpers ist gelähmt und das Thier kann sich gar nicht mehr auf die Füfse erheben» Doch schnappt es noch zuweilen mit den Zäh- nen um sich und läfst von Zeit zu Zeit eto halblautes kurzes Geheul hören ; grobtenlhdils afber ist es ganz ruhig. Der Puls ist so klein, dafs man ihn kaum fühlen kann; der HerÄ^ schlag ist unregelmäfsig , oft sitterod, milottr

- -öl -

Bis siim' 24steD Pebrnar bemerkte man an d^in Hunde keine Spur von Kränklichkeit» Ati diesem Tage aber zeigte er sich ihatf und traurig, der Appetit war vetloren^ der Pyts klein und hart, 76mA in einer Minute fiihi- bar, der Hersschlag eben so, das Athmen et- vrM angestrengt, ini Maul, trocken^ niäfsig ge- rStbet; das Haar gesträubt und die Schenkel zitierten. Nach etwa 4 Stunden, war jedoch dieser 2ustand wieder völlig TorSber und der* Hund recht munter und auch in den nächst- folgenden 3 Tagen, bis zum 28sten Febr» war nidhts weifsr an ihm zn bemerken. An die- sen Tage zeigte er sich zwar scheinbar Ibo - gesnnd wie sonst^ aber er war periodisch sehr -^unruhig, wechselte fortwährend sein Lager, lefikte Tiel an dem Spucknapfe, an den Köp- fen der Nägel in dem Fufsboden und auch an den Händen seines Herren, und indem er mit einem kleinen , ihm bekannten Kinde ganz freundlich spielte, fafste er den Bock dessel* ben mehrmals mit einer ungewöhnlichen Hef- tigkeit und lieis denselben erst in Folge der ihm gemachteu Drohungen i^eder los« Der ^ Appetit schien heute noch unverändert zu seus

Am Isten März leckte der Hund des Morgens nur etwas Milch ; er war sehr mun- ter, zeigte aber viel Unruhe, und drängte sich besonders zur Thür. Sobald diese geoiFnet wnide. lief er fort und kam erst nach meh- reren Stunden wieder. Er frafs nun, trots dem er sonst fast beständig bei Appetit war, nur einige Bissen Brot und leckte etwas Was« ser, verhielt sich aber ruhig.

. Streit: Ab. '^ Doch Iiefs er Bicli durch gvlesZa«

, reden bald wieder ins Haus lookeii und folgte aucb dann, nachdem mehrere Versuche» ihn anzubinden, Yergeblich gemacht worden wa- ren, freilaufend in die Thierarzneischule. Bei der daselbst Torgenoäimenen» wegen der Be^Is->

~ sadit des Thierea nicht ganz Tollständigen Un- tarauchuhg, zeigte sich der Körper noch ziem^

.got beleibt, das Haar auf dem Rücken etwas gesträubt ,- die Augen ohne Röthung, etwas xurockgezogen , die Tupille unverändert,- der Blick vinnter, etwas wild f die Stirnhaut fal-- tig, die Nase und das Maul trocken, letzteres ohne Schaum und Geifer und gewohnlich Ter- schlössen, das.Athmen ganz ruhig, die Stimme •twss r>iuh, nur selten und nur in einzelnen kurzen Lauten hörbar , welche am . Ende aus

' einem tiefen Tone in einen höhern überschlu- gen; die Bewegung frei und munter. Im Verlagfe des Tages frßfs der Hund nichts» trank aber mehrmals Wasser und entleerte Koth und Harn. Anfälle Ton Beifssucht tra- ten häufig Ton selbst und ohne irgend ab- sichtliche Reizung dazu, ein; sie konnte aber auch SU jeder Zeit durch einen in den Stall gehaltenen Stock, u. dgl. herTorgerufen wer- den. Bei diesen Anfällen wurde das Lager« Stroh, der irdene Wassernapf und eine her- Torragende Ecke der Stallthür stark zerbissen, «^ Beraerkeo9werth ist es, dafs der Hundt sehr oft mit dem Maule, nach de^r Gegend seines Rückens, wo er vor 4 Wochen die ^ifswunde erhalten hatte-, heftig beilsend sich hinbewegte und sich dabei an der Lende' und am linken Hinterfuise mehrere Wun-« den machte. ^

. i^ 95

.MbBi Näfie nur wenig, frab qdcI soff akllt

.und befragte sich nur matt und sehr schwane

.k«Bd. Dia Augen drschienen sehr surückga»-

-sogen und matt, der Kopf war ges^wolleo,

dar l(.orpar sehr mager, das Athmenrgnnz ru-*

•htg, die Stimme tief, rauh, mehr Gebeul ab

Gebell. Licht- und Wasserscheu fehlte; Beift^

tust wurde selbst nach Reiaungen sehr wenige

das Bei&eo nach dem eigenen Körper gar

Miicht bemerkt.

Am 7ten Marx. Das Thier lag auf der

en Seite, wie es schien in einem bewnfiU-*

losen Zustande; es bewegte nur zuweilen ei- sen oder den andern Fufs und gab dabei einea halbunterdrückten Laut von sich; Rufen und anderes Geräusch schien es nicht au hören^ -wohl aber empfaod es die Berührung des Körpers, selbst wenn sie nur schwach war« Nachmittags starb es ohne Convulsionen.

Die am folgenden Tage gemachte Sektion, ceigte an der Haut in der Gegend der linken Flanke und am linken Hioterfufs drei bis in die Muskeln gehende frische Bifswunden, und' in der Gegend des dritten Lendenwirbels einel kleine feste Narbe von einer früheren Bifs-^ wunde. Weitere Veräaderungen von dieser Karbe und im Umfange derselben, waren we« der an der äufsem noch an der iunern Flache der Haut zu bemerken , auch konnten keine andern Narben ao irgend einer andern Stelle der Haut aufgefunden werden» Das Bauch« lell war gesund, der Magen siemlich klein- und zusammengezogen , äufserlich sieht gerÖ- thet, im Innern war er gegen den Pfortner stark geröthet und enthielt einen

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StiflUine und ohne besondere VeranlAssung, ^nd bei genauerer Betrachtung desselben fand

' 9ich> dafs er das Maul beständig offen hielt.

•In der folgenden Nacht soll er sehr unruhig in der Stube herumgelaufen sein und eben* fsdis mit Teränderter Stimme mehrmals geheult

haben.

Am 7ten Novbr. des Morgens zeigte er sich freundlich gegen Bekannte, soff etwas Milch| frafs aber nichts und lief mit stets of- fenstehendem Maule unruhig von einem Orte zum andern. Mittags Terkroch er sich in ei- ^en dunklen Winkel, schien daselbst zu schla- fen und horte nicht aufs Rufen. Gegen Abend kam er Ton selbst hervor, zeigte sich wieder unruhig und selbst etwas beifsig, wenn Je« mand nahe an ihm vorüber ging. Auch heulte •r wiederholt mit Teränderter Stimme und stellte sich mehrmals an, als ob er sich er- brechen wollte. Aus diesen letztern Umstän- Yden, und weil der Hund stets das Maul offen hielt und keine feste Nahrung zu sich neh- men wollte^ vermuthete der Besitzer mit töI- llger Gewifsheit, dafs demselben ein Knochen im Halse stecken müsse und suchte gegen diesen Krankheitszustand am 8ten Novbr« in der Konigl. Thierarzneischule Hülfe.

Ich fand den Hund mäfsig gut genährt, die Haare am ganzen Körper glalt anliegend, die Augen etwas in ihre Höhlen zurückgezo- gen, nicht geröthet, die Pupille weder merk-* bar Terengert noch erweitert, die Augenlieder sich etwas genähert, der Blick ruhig und traurig. Die Haut an der Stirn war in Run- zeln zusammengezogen; die Teinperatur am Journ. 1828. Sa|)plcni. H. Q

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bar, doch sowohl in der Zelt 'wie in der Stärke nicht gaoz gleichmäfsig. Appetit zum Fotter fehlte ganz, zum Getränk ober nicht; denn der Hund leckte sogleich von dem im Sanfnapfe enthaltenen Wasser mit Begierde, konnte aber nor sehr wenig von der Flüssig- keit herabschlingen. Licht- oder Glaozscheuo war nicht Torhanden, wie ich dies durch vor- gehaltenes Feuer und durch Spiegel bestimmt ermittelt habe. Beifslust war nicht zu be- merken. Der Hund erkannte seinen H^rrn, erkannte auch die Stimme desselben und folgte ziemlich willig; seine Bewegung war regeU mäfoig, obgleich nicht so rasch und munter, als früher; doch konnte er durch Reizungen bald aufgemuntert werden. Der Schwanz hing etwas lose herab, aber nicht zwischen den Hinterbeinen nach dem Bauche zu , > und wenn der Hund durch Hetzen oder auf an- dere Weise aufgereprt war, so trug er densel- ben zusammengerollt auf den Uinlerbacken wie im gesunden Zustande,

Diesem Befunde gemäfs, wurde der qu. Hund für stilUoll erklärt und daher in dem Tollstall zur weitern Beobachtung gebracht. Er zeigte sich hier im Verlaufe des Tages zu manchen Zeiten sehr munter und selbst gegen einen vorgehaltenen Stock etwas beifsig, za andern Zeiten dagegen wieder traurig und ohne die geringste Aufmerksamkeit, sonst al^er ohne wesentliche Veränderungen. Koth wurde nicht, Urin zweimal entleert.

Den 9ten November, angeblich am 4ten Tage der Krankheit, waren noch dieselben Erscheinungen wie gestern zugegen. Abwactn

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vr6gt0. Vo geschähe dles^ mehi* krifWiiend ai» gehena. £r war sehr abgesluinpit, hörte we- Digy und sähe noch weniger, so dalt» er selbst dicht Yor den Kopf gehaltene Gegenstände nicht bemerkte. Von Licht- oder Gianzscbeu . konnte daher keine Hede sein und Wasser« sehen bestand gleichfalls nicht, denn der Hund leckte noch von dem vor ihn gestellten Was- ser« Der Körper war abgemagert > das Haai* struppig und der Kopf etwas angeschwollen; die Augen erschienen behr zurückgezogen, mat^. und trüb, aber nicht geröthet ; die Nai»e -war heifs, das 'Maul oiFen und von schmieri- gem Schleime belegt; das Athmen geschähe mit einiger Anstrengung der Bauchmuskeln 15 *— 18 mal in einer Minute und die ausge^- atbmete Luft hatte einen üblen Geruch , den Herzschlag fühlte man an beiden Seiten der Brust und zwar an der linken Seite stark po- chend und 70 76 mal in einer Minute. Es hatte sich also ein Fieber entwickelt^ wel- ches deutlich den asthenischen, oder vielmehr s^chon den typhoesen Character zeigte. Iqn Verlaufe des Tages nahm die Schwäche und Abstumpfung des Thieres fortwährend zu» so da& es gegen Abend gar nicht mehr gehen konni^. Seine Stimme liefs es gar nicht mehri selbst nach Reizungen nicht, hören. Uriit und dünnflüssiger Kotb gingen unwillkübrlicL ab» In der Nacht erfolgte der Tod.

Am 13ten Novbr. , des Morgens wurde die Sektion gemacht, und dabei als abwei-^ chend Tom normalen Zustande nur allein be- merkt: dafs fast alle Venen mit dunkelm^ theerartigem und noch flüssigem Blute ange- iüllt Vfrareu, wie auch^ dals die innere Fiäc|vB

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hielt stets das Maul oiFen. Auch bellte zuweilen mit veraaderter Stimme. Fressen konnte oder wollte der Hund gar nichts, oli- 'wohl er mehrere Stückchen Zucker, welche ihm in das Slaul zwischen die Backenzähne gesteckt wurden , zerbifs und hinabschluckte. Milch soll er oft geleckt haben*

Bei der Untersuchung fand ich den Hund gut genährt, die Temperatur am ganzen Kor» per gleichmäfsig, die Augenüeder nicht gana offen, den Bulbus etwas zurückgezogen, die Conjuncliva nicht gerothet, die Tupüle bei Terschiedenem Licht regelmäfsig verändert» nicht starr, das Auge nicht recht lebhaft glän-- zend, sondern matt ; die Nase feucht und mä- fsig wärm«; das Maul gegen 1 Zoll weit oU fen, die Theile um dasselbe herum nicht ge* schwollen ; der Unterkiefer leicht beweglich ^ die Zunge mit schmutzigem Schleime belegt und beweglich, nicht geschwollen, auf ihr und unter ihr weder Bläschen noch Geschwür* chen, noch Narben ; die Theile in der Rachen* liöhle feucht^ nicht geschwollen, nicht krank- haft geröthet, um den Kehlkopf, im Verlaufe des Schlundes und an den Speicheldrüsen keine Geschwulst, kein Schiuerz beim Drucke mit der Hand. Der Bauch schien etwas zu- sammengefallen zu sein. Am ganzen übrigen Körper war nichts Abnormes zu bemerken. Das Alhmen wurde ruhig uud ohue Anstren- gung eines Theiles ausgeübt. Die Stimme war rauh und heiser und zuweilen, überschlug sie' sich. Das Bellen bestand in eins^elnea Lao- ten, welche in*ein. kurzes Geheul übergingep> Der Herzschlag war uur an der linker der Brust deutlich und in Zeil and-

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IUI Vergleich cum gestrigen Tage ohne be- sondere Veränderung, Bei dem Vorbalten ei- ner gröisen Schüssel^ mit Wasser ^ eines bren* nenden Lichts, einer Laterne mit Licht m.-d eines grofsen Spiegels zeigte sich der Hund auf keine Wei^e afücirt Bei seinein gntmüi« ' thigem und freundlichen Benahmen, konnte ich es wagen, den Herzschlag und Pols auch -liente noch jeu untersuchen » ich fand beide ohne Veränderung.

Am 13ten Mai (den 4ten Tag der Krank- heit) war der Hund unruhig , er bellte und heulte oft, mit tiefer, rauher Stimme, schnappte auch zuweilen ins Stroh und nach einem vor- gehaltenen Stocke, hörte jedoch auf freundli- ches Adreden und wurde dann auch sogleich wieder ruhig. Von Frefslust zeigte sich selbst gegen das beste Futter, welches ihm von sei- nem Besitzer zugebracht wurde, auch nicht die minderte Spur, aber Durst äufserte das Thier durch oft wiederholtes Lecken des Was* sers. <Uas Ansehen des Hundes wurde beut immer mehr Terdriefslich, indem der Kopf et- was anschwoll und die Augen daher mehr zurücktraten und auch mehr trüb wurden. Die Bewegung war nicht mehr so munter und kräftig als gestern und sowohl der Kopf wie auch der ganz unbewegliche Hinterkiefer und der kurz verstutzte Schwanz hingen echlaif herab. Koth wurde heute zum ersten- male von fast, normaler Beschaffenheit, aber nur in ganz geringer Menge und mit der grofsten Anstrengung entleert ; Urin aber mehrmals abgesetzt. Gegen Abend lag das Thier viel«

~ 107 ' ;

Bei der am 16i^n Mai Nachrnittasfe ?e< machten Sektion fanden sich die oherflarh^- eben Venen voll von schwarzem, theerarii- gern Blute^ die Muskeln dunkeK last hlan- roth gefärbt, die GeschlechtslhAile, dfs Bauchfell 9 die Leber, Milz, das Pankreaiiy die Nieren und Blase ganz gesund , die Gallenblase^ sehr ausgedehnt von gelblicher Galle, der Magen leer, seine Schleimhaut in der Nähe des Pförtners dunkel geröthet und etwas aufgelockert, eben so, jedoch 'weniger, der Zwölffingerdarm ; das Zwerch- fell gesund, die Lunge nicht entzündet, aber Tom gesammelten Blute dunkel geröihet; der Herzbeutel gesund, gegen eine Unze Liq. pe- .ricardii enthaltend, das Herz bläulich roth, seine Venen und eben so die Höhlen mit schwarzem Blute mafsig erfüllt, die gro- fsen Gefalse leer, das Zellgewebe am Kopfe unter der Haut etwas aufgelockert; die Hornhaut der Augen wirklich getrübt und et* was eingefallen; die Maul- und Rachen- höhle init schmutzigem Schleim bedeckt, und slle Theile daselbst, am Kehlkopfe und der LfUftrobre etwas angesch^woUen und mit ei- nem Netz von feinen und dunkel gefärbten Gefäfsen bedeckt ; der Schlund ohne die ge* ringste Veränderung , das Gehirn , kleine Ge- bim und Rückenmark scheinbar gesund , der nerv. Sympathie, fast in der Mitte des Halses auf beiden Seiten mit einem dunkelrothen ~ Zoll langen , durch die ganze Substanz hin- durchgehenden Flecke versehen, alle übri« gen Nerven ohne irgend eine Veränderung. -—

^loen halben Ton hoher« als im Anfange war. Bei der Entwickeln ng diese» Tons hielt der Hund jedesmal die Schnauze stark in die Hohe. Futter rührte er nicht an, Wasser leckte er oft. Entleerungen von Koth fan- den nicht statt« sondern nur von Urin. Den btirtem leckte der Hund mit einer sichtbaren Begierde. Uebrigens bestanden alle Sinnes- funktionen noch, und der Hund schien auch noch völliges Bewufstsein zu haben.

Nachmittags wurde ein aller« schon mehr- mals gebissener und geimpfter Mops zu ihm in den Stall gebracht, und sogleich entstand swischen beiden ein heftiges Beifsen. Der toUe Hund hatte den AngriiF gemacht > und kcmnte non, trotz der vorhin scheinbar vor- handenen Lähmung seiner Beifsmuskeln, doch jetzt dieselben recht gut wirken lassen^ so dalSi er den Mops mehrere blutige Verletzun- gen beibrachte. Er erneuerte die AngriiFe stets wieder^ sobald er sich etwas erholt und dann seinem Gefährten erst am Kopfe und an den Genitalien berocheo hatte. Dabeiwar er so beiissüchtig , dafs er selbst durch einen Stock nicht zurück gehalten werden konnte* Merkwiirdig war es hierbei, dafs gleich nach ToUbracbtem Beifsen das Maul wieder offen stand und also die Muskeln wieder ganz er- schlafft -zu sein schienen. Als der Mops wieder entfernt war, zeigte sich der wuth* kranke Hund sehr unruhig, sprang oft an der Wand in die Höhe und heulte mehr- mals* Auch stiefs er durch das Maul zu-^ weilen einen schnarchenden oder krächzen« den Ton aus.

111

Hund aaf der linken Seite Hegend , nur zu- weilen - mit einem Fufse oder mit dem Un- terkiefer zuckend, und kaum bemerkbar ath-« melid. Die Empfiudlichkeit der Haut schien selbst bei leiser Berührung grofs zu sein , ob- gleich die übrigen Smuesempfindungen nur gering waren. Da mit dieser Empüudlichkeit vielleicht auch I^uft- Licht- oder Wasserscheu pingetreten oder verbunden sein koonte, so inachte ich defshalb noch einige Versuche« Ich zog den Hund gerade zwischen Thür und Fenster, und als er ganz ruhig lag, öiFnete ich beide» wodurch ein starker Luftzug erregt 'urarde, welcher den Körper des Hundes voll- ständig traf. Es entstand aber hierauf weder Unruhe^ noch Zucken, noch eine andere Wir- kung. Ich liefs die Luft aus einem Handbla- sebalg in mehreren Richtungen auf den Hund strömen , und dieser rührte sich nur dann, ivenn der Luftslrom so stark war, da£s die Bsare dim^h ihn auseinander getrieben v^rur« den* Ich bespriitzte ihn -an mehreren SteU len mit Wasser, am Maule leckte er es gans xobig mit der Zunge, b.ei der Berührung ^es übrigen Korpers aber zuckte er lebhaft zu- sammen; doch war dies nur die Folge des inechanischen Eindruckes , denn ^ie entstand ganz gleichraäfsig auch dadurch, dafs ich aus gleicher Hohe etwas Sand oder ein kleines Steinchen auf den Körper fallen liefs. Das licht eines brennenden Wach^stockes vor die Augen gehalten, und eben so auch ein be- leuchteter Spiegel > schien gar keine Empfin- dung ;eu erregen, denn das Thier blieb hier- bei und auch bei sehr lautem Geräusch ganz ruhig. Nachmittags erfolgte der Tod ruhig und ohne Zuckungen.

113"

m 4er stillea Woth gestorben war, fwai binde aitf folgende Weise geimpft :

'(I.A. Einen ganz gesandeu, gegen 2 ahr alten, männlichen Pndel^ machte ich mit iner reinen Lanzette an der Mitte der Stirn: rei Einstiche durch die Haut , welche vorher cm Öaaren gehörig befreit worden war* In iese nur wenig blutende Wunden brachte ;h eine reichliche Quantität von möglichst einem Speichel, wie ich denselben du^ch lehrmaliges. Zusammendrücken der Parotis nd durch das Streichen ihres Speichelgangea US dem letzlern erhallen konnte.

2* Um Einem 4jährigen männlichen Mops- laetärd wurden an derselben Stelle zwei twas grofsere Einschnitte gemacht und diese (»gleich mit Speichel bestrichen. Sie blute- nr stärker als die Einstiche bei No. 1.

'Die Haut an der Stirn wählte ich zu iissen Versachen deshalb vor allen , andern Meilen, weil dieser Ort, mit Ausnahme dea bern Theils des Halses, fast der einzige ist, len die Hunde nicht mit der Zuoge erreichen tnd belecken können. Beide Hunde wurden innultelbar nach der Impfung noch durch itwa 10 Minuten von Gehülfen festgehalten, lamit der ImpfstolF desto 8ic^herer in den Wun-« len haften konnte.

•lio darchtnt niche mit «ndAm Hdiiden in Bs* rflhTang;

4) tie wurden lam Theil von einem eigenen Wirter verpflegt und erhielten, aufter dem tig«' lieh erneueten reinen Watset , eine gemitchi^f Nehrung aus Brot» FleischbrAhe undFlätds«

Journ. 18^8uppleD«H* B

^ its ^

I

t SjinptoiM dtlr stilkli Wnth toAkäjaikm DI«i« I STmptoine wurdio oooh dnreii andere, 'weiii« I ger wichtige, TervoilatSndigef , (weldke i«h , aber^ um kurz su sein, übergehe,) ao dab das ti Thier fast ganz das^^e Ansehn, wie der

oben, in der 7ten Krankheitsgeschiehle b^

seichnete Fqdel hatte.

^i . Am ISten Jannar, d;. 29sten Tag, bestand I swarim Wesentlichen noch derselbe Z^üind', '^ es hatte .$i€h aber eine* siemlich bede'afende ^ Anschwellung des ganzen Ko]lfes noch hin« ^ sngefnnden. Die augeschwoUenenTheilf 'ita^ ren^mäfsig gespannt, nicht hart, mehr itdes« matos, aber doch wapn und l>ei|a Bei^hreo t idimArshaft»

i

Am 14ten Januar , 39sten Tag^ jßiS^ JEnfSUe wie gestern, aber der Bund is^.aehr mager nnd schwach und sein Fuls ist von '69 Schlagen bis za 80 in einer Ofinirta 'rep» «lehrt»

Am ifi^n Januari d. 30sten Tag nach der laipfong, erfolgte der Tod« ^ Die am folgen^ den Tage gemachte Sektion des CadaTerz seigte als einzige Abnormität nur allein eine etwas dunklere Röthung des Hbrigeps gaJ^9( leeren Slageiis«^ Die rS[arb($n von den Jn^pfr^ runden, und eben so die Haut, das Z^Ige** webe, die Gefäfse und Nerven in der INäh'e dieser -Wunden , schienen von ganz gewSbn« Beschaffenbeit zu sein«

Der Hund B., blieb noch bis Ende JoU 1824 in Aufsicht, und da er sich- stets imd" nach zu dieser Zeit ySltig gesund ztfgle.-

tt 2

»17

-WuDJeii. Das £ftt«rl>«iid wwtsf 'foä' 4e» h6- «odelteD LeiB wand seibat giaiacbt. ' ^ •'■

An 2l8toa Slai, JZtoil Tagr.: Ola 'Baoola ^nd sämmtUch- sehr muntcif , hei giitam -u^p-

S^tit, oboe Fieber und an der Zunge obne le geringste Veränderung. Die Wupdrander liei A. und B. nu^ ganz mäfsis enfzUnddl^ die Wunden' selbst iiiit eibem kleinen schwarz«* rothen Schorf bedeckt; bei C, die Wund'- tänder Yoth und feucht/ inafsig angesch^oll^

. Am 32sten Mai, ^ten^Tag. Bei A, und tr.,. gi^pz wie gestern ;- bei G. der allgemeine Zustand eben so, .. ortlich .'^ber vearmehrt^.Aa^ ecbweliung um das Eiterband und Ausisjcke^ rung einher rothlichen, dünnen, wenig ----^^

den jauche in geringer -BljeDgeV

««».*■••**•'■-■

Am fiSsten Mai/ 4tei& Tag. Bei A; glins me gestern; •^— bei B. ist der Schorf dtirch * Ausschwitzung yon lymphat. Eiter abgesttfÜAb, die Wundränder sind sehr wenig, der. Grund etwas mehr entzündet ; *— - bei C. der gestrige* Znstand, jedoch etwas "vermehrte Jauciie«: bildnng. "

Am 248ten Mai, 5ten Tag« Alle dtei I^unde zeigen sich wohl und di^ Impf^ellen

Am 25sten Mai, 6ten Tag, Das allge- meine Befinden der Impflinge ist gut, ihre Zunge rein, im Umfange der Impfstellen nichts Abnormes; bei A. fallen die kleioeu Schorfe ab^ die Wundränder berühren sieb, sind trocken und scheinen yereiDigt zu aein } - bei B. die Wundränder an die "unter fli^. aen liegenden Theile fest angewachsM' «ad^

I dJM Atlktteo wareÄ gane - Wie Im munden I Zoslandd» Urin tehlen wie gewöbnllcfa ent- ^ leeK flu werden 9 Leibetilffnung zeigte sieb I aber nicht, •— wa^ Jedoch auch In früherer- 2Mly'Zil weilen in 2 Tagen» ao der Fall war»

" , Am. Uten Juni blieb derselbe Zustand« ^ doch war der tlund noch mehr achiichtern»; "^ and zugleich mehr unruhig als gestern. Zu- * weilen wedelte er aber noch recht freundlich >' pAit dem Schwänze 9 und Beibauchl zeigte er' nicht. .

' Am i2ten Juni, 248ter Tag^ Dec Hund iijeiMgt haute alles Futter, leckt ^aber noch -'^afser; er ist sehr unruhig« wechselt^ beidi liegen stets den Ort, echfirrt und kratzt mit den F&ben im Stroh, beila} in dasselbe, beifst. in die Kette und in einen vorgehaltenen . Stock, «— ist aber in Zwischenzeiten wiedet gan^ ruhig, freundlich und auch folgsam | er bellt fast- beoleiid und toM deutlich ▼erander« ter, mehr rauher Stimme, mrd zeigf'ekh Hiia Hinterleibe, besonders in den Flanken nnd am Kreuze sehr mager. Die fiaut an der SAfft ist gerunzelt I das Auge trüb, der Blick matt, die Pupille unrerändert, an atlen übrigen Th^' len, auch am Pulse und Athoren' keine Ver- ändernng.

HiA I3ten Juni, 259ter Tag. M^e ge^ atem, aber der Hund mehr ruhig; er frifst gar nichts, säuft wenig und heult zuweilen mit rauher Stimme«

Am 14ten Juni, 26stdr Tag. Desgldtchenj^ ■— der Gang wird schwankend«

tiaidnitttf g4MQ|vno.lt und, dann nach und nach an. jedem dei^ Impflinge in 3 kleine, so «ben erst gepipcbte ,. und zum ""Theil noch etwas bluttnde 'Wunden der Stirnhant eingestrichen.

Sämoitijkhe 6 Wundep yerscblossen sich jan^ti kleine Blutschorfe und ihre Heiloog erfolgte ohne Eiterung bis zum 28sten Juni^ cf^er'bfs'zum 13ten Tage nach der Impfung, BP dafa Jan diesem Tage der letzte Schorf ab- fiel. Während dieser ganzen Zeit war an. beiden Hunden^ weder an den Wunden selbst» ^ noch ih' deren Umgebung irgend eiqe befson--. dere Erscheinung zu bemerken. Auch zeigte' ikh aurkeiner Stelle im Maule ein Bläschen, - »Wid sowohl die Beschaffenheit des ganzen; iibrigen [ Kürpers , wie auch das Benehmen der Thiere blieb ohne irgend eine Yerän- demng. . ^

" ' Ebän to verhielten sich beide Hunde wah- rend'der weiter, bis zum Anfange des Mo- liat Januar 1825 fortgesetzten Beobachtung derselben/ stets ganz gfifuud. '

IV. -

r « -

. % .Von dem slilltollen Mopshund« des Kut* scher E. wurden am 9ten NoTember 1824 mit ganz frischem Speichel zwei Hunde,

8. A. ein 4jähriger männlicher Fin* Bcher und B. ein Ijäbriger männlicher Mops«- Bastard, auf die schon angegebene Art an der Stirn geimpft.

Nachdem dieser wuthkranke Hund in der Nacht vom Uten zum I2len November ge» ttorben, wurden an dem leiztgenanniao Tag#(

123 ~

tnH datfi Sch^wänie. Kotb wtarde nicht, Vri/s aber xweimal tattMrIU

Am ISten December^ 36ster Tag. Die Haadiiitt erscheint auEserordentlich Starlix ab- gemagert Qod sugleicb- auch sehr malt» Sie friliii selbst von gebratenem Fleische nichts, sanft aber zuweilen Milch und eben so Was« %er« Frisches Blut Tbu einem gesunden fferde beroch sie einmal, rührte es aber nicht wei- ter an* Ihre Stimme und das Bellen sind tnrie gestern. Das Athmen und der Fuls sind vuliigi wie bei einem gesunden Hunde. Ge- gistt einen zu ihr in den Stall gegebenen ynännlicben Mopshund zeigte sie sich im An-* ftage etwas unverträglich, und suchte ihn zu beiden; da dieser sich aber zur Gegenwehr Mellle und auüserdem euch kräftiger War 9 so konnte sie ihm keinen Bifs anbringen und liitb ihn daher später ganz ruhig* I^ibesöff« iiiing war beute mit Entleerung eines ganz (Innnen^ schwärzlich gefärbten und sehr stio« kenden Klothes einmal^ Urinentleerung zwei-» mal erfolgt* Gegen Abend zeigte sich eine sehr schnell zunehmende odematöse AnSchweU lung des ganzen Kopfes«

Am 19ten Decbr., STster Tag« Das Tbier ist so ermattet, dafe es kaum stehen kann; es liegt daher ihehrentheils. Die Empfindung echeint an allen Sinnen geschwächt zu sein ; auf das Rufen seines Namens bort es nicht mehr; es frifst und säuft nicht, hat Fieber, mit weichen, unregelinärsigen Pulsen, und läfst seine ganz heisere Stimme nur sel- ten hören. Beiissucht ist nicht zu bemerken«

125

' "i4. C, der bereif s bei dem tollen im StaH^ 'ireweieM tnSniillcbe 3 Jahre alte . Mopshuod»

. Der Speichel TTar you dem tollen Honde genommen worden , ^Is derselbe noch lebte, •and wurde sogleich in. die frischen^ aber nicht blutenden Wunden gebracht j er war von zä- her Consistenz, und von grauweifser Farbei und achten daher mit vielem Schleime ge-> mengt Bu sein.

Die Heilung der Impfwunden erfolgte bei den sämmtlichen 3 Hunden in der Zeit vom 9len.bis zum 14ten Tage nach der Impfung und zwar ohne Eiterung und so, dafs nicht die geringste Abweichung vom gewöhnlichen Zuittande dabei zu bemerken war.

^ -Eben so zeigten sich die 3 Hunde in der tiScbfolgenden Zeit, .vom f5ten bis 328ten Tage) öder vom 4ten' bis zum 21sten Decbr.; ganz gleichmäfsig gesund, -*— An diesem Tage aber war der Mopshund ( G. ) weniger freund« lieh als sonst, und sein Appetit sehr gering; auf gutes Anreden zeigte er sich noch folg- sam, kam mir entgegen und wedeile mit dem Schwänze. Sein ^ ganzes Ansehen, der Blick^ der Gang^ das Tragen des Schwanzes, das Athmen und der Puls waren wie vorher; die Stimme aber war etwas heiser und bei dem Bellen liefs sich zwischen den übrigen Tönen von Zeit zu Zeit ein kurzes, ängstli- ches Geheul hören. Dieses Geheul war be« sonders jedesmal gefsen das Ende des Ballens deutlich bemerkbar. Eine ungewöhnliche Beib«- Inst, Neigung zum Zorn^ Wasserscheu und Glanzscheu waren bei den hierüber angesteil« ten Versuchen nicht zu bemerken«

-• 127

Muit IM dnrd^ den gftoMD T«g mid staib M Abends gegen 6 Uhr,

Die nach 2 Tagen QDternominene Sektion ib 8ber den Siit der Yoräasgegangenen Kraok- »it keine recht deutliche Nachweisung, in- nn selbst der Magen nur sehr geringe Ro- lang seigte und alle übrigen Organe gar icht verändert zu sein schienen.

beiden übrigen Hunde yerhielten ch indessen Tom 2l8ten Decbr. noch femer ie com 29sten desselben Monats, oder bis im 408ten Tage nach der Impfung in jeder linsicht als ToUig gesund.

Jetzt zeigte sich aber der ältere von den nden Pinschern (B.) an dem ietztgenann- in Tage sehr schüchtern und so wUd, dafs r immer mit den heftigsten S|Nrängen und it 4er grofsten Anstrengung gegen die Kette IS dem Stalle heraus wollte, so oft die Thür »selben geöffnet wurde. Auch zeigte er ch mehr beifsig als sonst ^ versagte alles utter und ' bellte in einem widrigen Tone, ist heulend» Sonst- war am ganzen Tbiere Lcbts Abnormes zu bemerken.

Am SOsten Decbr., den 41sten Tag. Alle ie früher schon angegebenen Zeichen der oUheit sind in einem hohen Grade und deut* Äk ttkennbar vorhanden*

Die Ejrankheit erreichte am 6ten Tage rer Dauer, den 3ten Januar 18?$ ihr Ende, id bei der am' folgenden Tage unteroomme* ui Sektion fanden sich im ])!(egao, im Darm-r inalei die Wände sehr dunkel. gerothet und i%eIockert, auberdem ein Cc^Yolnt jm

129 -^

ffdSlb W^tb^ tnit allen iliren STmptotaen gaos lUStzlich ein und tödtete das Tbiar fUDd 9teti -Va|j[a der Krankheit.

Die Sektioa zeigte nirgends erkennbar ttganische VeräDdernngen.

Auf abnlicbe Weise wurden, nodh im Jabre 1826 von 3 yer&chiedenen wuthkranktfn "Händen resp. 24, 36 und 48 Stunden nacb ; ihrem Tode, 5 Hunde mit kaltem Speichel «impft, ohne dals jedoch bei einer 6 moiiiatL Baobaditung eine Wirkung eingetreten ist ^}*

S. Xatiirliche impfangen dur^h den Bifs.

vra.

Am Glsten Juli 1824^ wurde ein SjSbri- ger männlicher Dachshunds- ( Teckel )f ca

*} Eben so impfte icb noch in den Jabren 182S nnd 1824 7 Hunde mit kleinen Stückchen von sSmmtlichen Speicheldrüsen , indem ich dieselben In Wunden legte und zur Zeit der eintretendeu Eiterung, am 2ten oder 3ten Tage wieder ent* f ernte. Nur einer von diesen Impflingen, ein Dacbshund, welcher mil einem Stückuien von der Unterkieferdrüse eines rasend tollen Hundes geimpft worden war, wurde angesteckt und am 25sten Tage gleichfalls von der rasenden Wuth befallen. Die übrigen 6 Impflinge blieben während einer secbsmonatlichen Observation völ- lig gesund.

Um nicht zu weitläuftig zu werden, übergebe ich die specielle Aufzählung dieser Versuche, 6m dieselben sich in ihrem Verlaufe und im ihrm Erfolgen fast ganz gleich lind.

Joam. 1828. Supplem. H. I

, ^ 131 ~

mid sie warden rSllig anber&brt gelolfM. Im Verlaufe des Tagea erfolgte eioe geringe Anadiwelluog der Nase und der Wange, -\ aadere krankhafte Zufälle traten aber nicht ein«

Am. Ist^n August« Die Wunden an der Wange und an der Nase sind mit einem Scbo^ bedeckt und im Umfange ist noch ein» geringe Anschwellung, aber ohne Bläschen*» .Auch sind an und unter der Zunge weder '

S laschen, noch Knotehen zu sehen* Die Wnn« sn am Zahnfleische waren blais und eiter» ten etwas. .Uebrigens zeigt sich der Hand so manter wie sonst«

Am 2ten August. Die Wunden an de? flase und Wange haben ihren Schorf rerlo* SM 9 und zeigen eine Ijrmphat Pliissigkeit an ihrem Grunde» Die Umgebung ist noch an«» bedeutend angeschwollen > aber ohne sonstig» pathoL Veränderungat Die Wunden am Zahn- fleisch eiterU) scheinen aber schon zu heilen« Weder hier noch an der Zunge sind Bläschen SU bemerken I und der Hund bt nach seinem Benehmen, noch ganz gesund«

Am 3ten August verhielt sich der HonA siemlich in demselben Znstande* DiesammU lieben Wunden eiterten nun, und die am Zahnfleische befindlichen, rerJUeinerten sich seht bemerkbar.

Am 4ten, 5ten und 6ten August. Die Wunden an der Nase und an der Backe ei- tern mäfsig und es zeigt sich gute Granula* tion in ihnen. Die Verletzungen am Zahn« fleische sind fast gänzlich geheilt. Niigende ist etwas &rankhiites zu bemerken.

12 V

^ 133 •-

elde Hund» bissen «ich iin Verlaufe dek Ta* it 211 Terschiedenen Zeiten und der Mops 4iielt dabei 3 durch die Haut gehende und ntende Wunden an den Lippen und ein^ ms* unbedeutende mehr gekratzte« als gebia« ine und nicht blutende Verletzung an 4er ase.

Abends trurde dieser Hund wieder Yon )m Tollen entfernt , in seinen früheren Stall ibiacht und hier täglich uniersucht und he^ lachtet. Die Wunden heilten sämmtlich in ait Ton 3 Wochon so , dafs nur ganz nnbe« mtende kleine Narben zurückblieben. Wah« ind dieser Zeit und auch weiter bis zum teift Januar des folgenden Jahres war weder tlich in der Nähe der Beilsstelleny noch un* r der Zunge, noch im allgemeinen Befin-« in des Tbieres, irgend ein Symptom « wel« les auf das Entstehen der Wuthkrankheit mtete, ca bemerken.

Am öten Januar 1825 bracbte ich den iletzt erwähnten Mops und gleichzeitig ei« m gegen 6 Jahr alten männlichen Finscber« ftstard zu dem rasend tollen Hunde des Hrn# irekt. B. in den Tollstall. ( Siehe Krank- dtsgesch. No. L).

Die Hunde zeigten sich zuerst eben nicht hr ängstlich, sondern berochen ganz ruhig m tollen Hund, so wie dieser dasselbe andi it ihnen tbat. Nach einigen Minnten «ü*

136

. itft AD und um die WundaQ, noch;; Im ÜHaol« mn und antee der Zungei irgead eiuo Abaor« mität zu ^ntdeckan.

Am 7teii Februar lag der Pinscher trau« rig in einer Scke des Stalles und zitterte am ganzen Leibe heftig ; auf Befehl kam er her« vovf ging' aber bald wieder an seinen rorigen ^Ort. ohn^ das ihm rorgesetzte frische Futter ' SU berSbren. Sein Ansehn Mrar# aufser dem Ausdraok der Traurigkeit, eben nicht rerän* derty und 'besonders könnt» ich an der Pupille des Auges weder eine Erweiterung, noch eine Verengerung wahrnehmen. Beifssncht zeigt» der Hund nicht. Puls und Athmen waren etwas beschleunigter als im gesunden Zu- stande > doch lieb sich bei dem heftigen Zit«-^ tarn des ganzen Korpers weder das eine noch das andere genau erforschen« Dem Ansehen nachi litt der Hund an einem etwas heftigen. Catarrhalfieber.

Gegen Blittag war der Frost, der beschleus nigte Pols und das schnellere Athmen ver« schwunden, der Hund hatte einen Theil sei« aes Futters verzehrt » und schien wieder ge-' sund zu sein , obgleich er noch etwas traurig w^r. An den Narben und unter der Zunge zeigte sich keine Veränderung.

Abends war derselbe Zustand.

Am 8ten Februar, am 33sten Tage nach der Ansteckung^ zeigte sich der Hund traurig, Schlichtern und ohne Frelslust ; zuweilen knurrte er ohne Veranlassung hierzu; seine Stimme war nicht ▼erändert, Wasserscheu nicht zugegen ; an den Wundeo uuit imMf

~ 137

die Vateriachan^ gründlich gemacht werden iLonDtei zeigte sie, dafs^ alle frühere Bifswuii- den noch * vernarbt und sowohl die Narben nk ihre Umgebungen ohne eine neti hiazuge- luinnnene Veränderung waren« Kothentlee- rangen wurden heilte nicht bemerkt. * Der jEweimal abgesetzte Urin war dunkelbraun (tfSrbt.

Am Uten Febr. dieselben ZufiUle« .

Am i2ten Febr» desgleichen ; aber das Thier ist sehr schwach und sein Gang ist wankend»

Am ISten Febr. Unter fortwährender Zu- nahme der Schwäche und bei der Fortdauer aller iibrigen Symptome erfolgte heute der Tod olme Conyulsionen. -^

Sektions« Data waren wenig yerschie- den> Ton denen ^ welche bereits bei andern Cadarern sich ergeben hatten»

Der Mops blieb gesund bis zum 5ten AprU 1825.

XL

Am 5ten April 1825, brachte Ich zu ei- nem an der stillen Wuth im hohen Grade leidenden Schäferhund - Bastard des Herrn T. folgende 3 Hunde in den Stall :

1) einen 2jährigen sehr bösen Spitz oiSnn- Uchen Geschlechts;

2) eine 5jährige Pinscberhiin4iiui^ and

~ 139 ,

Bollenbeißer^ welcher dem Homi LleuteoaBt gehorte und im hohen Grade an der'sliU lati Wuth »eit inelirern Tagen litt, in den TollstaU gebracht

Audi hier fand zwischen den einzelnen Händen zuerst ein gegenseitiges Beriechen fttatt, wobei aber die drei kleinen etwas schSch- twn nnd furchtsam zn sein schienen und sich auch gleich nachher in die Ecken des Stalles ruhig niederlegten» Der Tolle ging von mnem zum andern und beroch einen jeden Ton allen Seiten, hielt sich aber bei derHün« dioti nicht länger auf, als bei den übrigen. Er zeigte in der ersten Zeit keine BeiTslust, obgleich die Händinn und der SpiU ihm mit einer bösen Oliene stark entgegen knnrrteot 8o oft er ihnen nahe kam. Als aber nach Verlauf einer Stunde die Hunde etwas ge« reizt worden waren, entstand ein fSrchterli* ches BeiTsen, welches nach kurzen Pausen iidi IJMier wieder erneuerte , und wobei }9^ inw .^r Imfflmg% wieder einige Wunden an Tvrs^edenen Theileui namentlich aber am Kopfe erhielt«

Nach 4 Stunden wurden diese Tbiere wieder in ihre Ohservationsställe gebracht, tiiglicb untersucht und fleiisig tieobachtet.

Am 12ten Juni, oder am 19ten Tage rer» tagte die Hündinn zum erstenmale das Fut-* ter, ohna jedoch irgend ein anderes Krank« heits-Svmptifm zu äufsern; sie halle bei dem Beifsen 3 Wunden am Kopfe erhalten, weU che sämiotlich Ton geringer Tiefe und Grofsei waren und sich bereit! seit dem iSlen

^ 1*1

Am t9ten Juni starb das Thier. die äln [gendon Tage gemachte Section des Cadayers währte keine neue Resultate. ^

Die beiden andern, zu diesem Versuche sichseitig benutzten Hunde blieben gesund » zuni 28slen September , wo sie mit Blut >n einem tollen Hunde geimpft wurden, und nn, als sie auch hiervon nach 3 Monaten cht angesteckt worden waren, zu dem iol- jiden Versuche verwendet wuvden.

xni.

Zu einem rasend tollen Pinscher des Ge^b. ikretair Hrn. T. vvurden am 22sten Decem- ir 1825 die beiden vorhin bezeichneten und hon anderweitig benutztep beiden Hunde in in Tollstall gebracht. Als sie sich hier it dem Tollen tüchtig herum gebiseen hat- n^ wurden sie nach 3 Stunden wieder in ire gewöhnlichen Ställe zurückgeführt. Der pitz hatte an verschiedenen Theilen zusam« L6n 8 Wunden erhalten, von denen sich eine i der Nähe des linken Auges durch Grofse nd Tiefe auszeichnete. Der Mops hätte 10 (Tunden, und dabei 4 ziemlich tiefe an den ippen und am Halse«

Bis zum 25sten Januar 1826 war an bei» Ni Hunden nichts Ungewöhnliches wahrzu- shmen; die Wunden waren sämmtlich, bisr if die eine beim Spitz , welche in der Nähe SS 'Auges sich befand , durch Eiterung ge- silt, diese eine aber wai noch oiFeii iuiil «derte eine jauchenartige Flüssigkeit aas«

1*

XIV.

Zfi dem oben beschiebeneoi an derstQlen Wuth leidenden Pinscher de^ hiesigen Mes^ eerschmiedmeisters Herrn &• , brachte ich am i2len April 1826^ T?ährend des Vormittags^ den schon zu mehreren angegebenen Versur eben benutzten 4jäbrigea Mops und zugleich einen ganz kahl geschornen^ gegen. 6 Jahr aL- ten FudeL Beide bissen sich mit dem Tollen und erhielten von ihm mehrere Wunden, von denen sich die grofsten am Kopfe und ai^ Manie befanden« Nachmittags brachte ich zu dem Tollen noch einen 1| Jahr alten Jagd-» litittd, welcher ebenfalls 5 blutende Verle- tzungen am Kopfe und Maule erhielt nnd dann in den Beobaehtungsstali zurückgefiihrt wurde.

üeber diesen letztern Hund mufs ich noch bemerken, dafs derselbe vorher niemals mjt einem tollen Hunde auf irgend eine Weise in Berührung gekommen ist, denn er war von einem meiner Bekannten auferzogen und stets mit der gröi]iteo Sorgfalt beobachtet und gepflegt worden » mufste aber wegen Dienst- Terbältnissen dieses Herrn Ton ihm abgeschaflk werden«

Bis zütn 8ten Mai, oder bis zum 26sten Tage des Versuchs zeigten sich alle 3 Hiindi gleichmäfsig wohl, und ihre Wunden waren aämmtlich geheilt. An diesem Tage aber hatte der zuletzt erwähnte Jagdhund sein tuxttit nicht gefressen und schien auch gegen Abend etwas weniger munter zu sein als sonst» Fie- ber hatte er nicht, die Pupille war nicht rer* ändert, an den Wunden und unter derZkißß

145

Am Stell Juni wurde ein ganz gesundes. 5 Jahr altes Mutterscbaaf zu einem an der rasenden Wutb leidenden Hunde gebracht, tun es Ten diesem beifsen zu lassen.

Der wuthkranke Hund beroch zuerst die- ses Schaaf an den Schenkeln, Geschlechts* theilen und am Kopf; ^ dann aber bifs er es mehreremal in der Gegend des Maules« Bei der Untersuchung des nun wieder vom Hunde •ntfernten Schaafes fand man an der linken Wange eine durchgehende Wunde, von etwa § Zoll im Umfange, und an den, Rändern der Ober- und Unterlippe beider Seiten mehi)ere kleine Risse. *

Bis zum 26sten Jgni war noch keine Veränderung in den Benehmen und Verrich- tungen des Thieres eingetreten) nur hatte sich die Frefslust etwas Termindert^ und es war etwas wiederspenstiger und weniger furchtsam geworden; denn schlug man mit einem Schnupftuche nach ihm, so flöh es nicht, sondern blieb ruhig stehen und stampfte mit den Vorderförsen.

Am 278ten Juni war noch derselbe Zu- stand«

Am 28s(en d. M. Abends als ich dem Thier Futter reichen wollte, bemerkte ich fol- . gende ungewöhDÜche Erscheinungen : Das nahe am Eingänge des Stalles stehende Thier war auf keine Weise weder durch Drohun- gen, noch durch heftiges Geräusch aus seiner Stellung s(u bringen, und zeigte sich^ als ich es durch Ergreifen des Kopfes zur Bewegung zwang , auffallend widersetzlich. Kaum ab^c hatte ich das Thier wieder losgelassen , ' sH» Journ. 1828. Sof plt m, H* K >

- 147 -

Wase und das lonere des Maules war faucht. Die Stimme, welche es bisweilen boren liefs^ war nicht mehr wie früher hell und ^Llin* geud, sondern ganz eigeothümlich meh^r tief, rauh und schnarrend. Das Thier beleckte öfters das Maul, und hatte es Urin entleert, so leckte es auch diesen von der Erde auf/

Nach einiger Zeit zeigte sich das Thier flicht mehr so schwach wie früher; esstiefsmit giofser Heftigkeit gegen die Wändet stampfte häufig mit den Füfsen, und lief auf hingewor* fene Gegenstände los^ wobei es jedesmal ein eigenes Grunzen oder Brummenf ähnlich dem der Kühe, hören Uefs. Es leckte noch öfters an den Steinen, auf welche sein Urin gelau-» fen wi^r; nagte an einem frei liegenden Steine und nahm Spater einige Halme Gras zu sicb^ die es, unter aufserordentlich schneller Kiefer- >6ew^ung, yerzehrte« Das Schaaf zeigte we-r der beim Bespritzen mit Wasser, noch b^i einem ihm am Abend Torgehaltenen Lichte, etwas Auffallendes, so dafs also eben so we« nig Wasser- als Lichtscheu zugegen war.

Am 29sten fand ich , dafs die Schwä-* che im Kreuze noch mehr zugenommen, hatte, jedoch schien diese Zunahme, nur periodisch statt zu finden , denn zuweilen machte es die stärksten und ^ lebhaftesten Sprünge«

Mehrere der gestern schon gemachten Ex«

Ssrimente, als das Hinwerfen Ton Holz, leinen etc., das mit dem Lamm. etc. war« den heute mit demselben Erfolg wiederholt

K 2

14S

Stall frei liegenden Stein, bih es öfters ea stark, dafii man ein lautes Knirschen verneb* men konnte»,

Am SOsten fand ich Folgendes : - der Blick war stier # das Auge herrorgedrangt und glänzend y die Stimme und das Betiagen des Thieres noch wie frühen Die Schwache hatte zugenommen, die Flanken waren mehr •ingefallen, überhaupt war dis Thier anOal* lend mager gewotden* Die Wuth schien . heute noch mehr gestiegen zu sein^ denn es bifs viel häufiger, als gestern in Steine und, andere Gegenstände; brachte man das schon mehrmals erwähnte Lamm in seinen Stall, so kam es mit aufserordentlicher Schnelle darauf losgesprungen ; überhaupt war das Thier heute sehr leicht zum Zorn zu reizen« Das ▼on tinem zur Ader gelassenem Pferde ge* nommene und ihm hingeworfene Blut beledk.te es sehr oft mit einer gewissen Begierde« Es sprang Tielmals im Stall umher, stiefs öfter gegen die Wände und war überhaupt sehr ungestüm«

Fred-, Sauflust und Wiederkauen waren gar nicht zu bemerken.

Am Abend konnte das Thier ohne HnUb nicht mehr aufstehen; es lag mit ausgestreckr tem und etwas rückwärts gebogenem Kopfe und Halse, schlug fortwährend mit den Fü- Csen un^ hatte bedeutende, ohne Unterbrechung anhaltende Krämpfe. Das Athmim geschab etolsweis, und war von einem eigentbumli« eben Getön, etwa wie „Hm Hm" begleitet. Zum Wassereimer gebracht, fuhr es mit dem Maul hinein, leckte im Wasser, eeUnikl»

I '

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Die Secfioh ^

Wclcli« am 3(en Jali Dforgens 9 fJht uivNrf -d^r Leitung des Berro Prof. Dk Ourli und ijn 3ei8ein des Repetitor Herrn Fuicher ToUr. sogen ^urde, ergab Folgendes:

a) Aiufser^ XJmfläehe des Körpers ^

Das Thier war sehr abgemagert, stark aqfr geblShet, und auf der. rechten Seite waren die Hautgefäfse Tolier Blut

b) Oeffaung der Bauehhohtö.

Bei Oeffnung dieser Hohle entwich eine sehr stinkende Gasart; in der Höhle selbst befand sich viel rothgefärbtes Wasser, Die Eingeweide hatten zwar ihre gehörige Lage und Beschaffenheit^ doch waren sie sehr schlaff und blafs.

Der Wanst enthielt eine a^emllche Meng« fest zusammeogeballten Futters; in seinem Gewebe war aber nichts Krankhaftes zu be« merken^

Die Haube war futterleer, Übrigens gesund»

Der Psalter war äofserlich an seinem ge« wölbten Kande etwas geroihet; enthielt kein Futter nnd zeigte nichts Abnormes.

Der Laabmagen und die dünnen Gedärmä enthielten einen dünnen grünen Futterbrei» Der Grimmdarin enthielt mäfsig yiel einem dicken Brei ähnliches Futter. Im hinteren Theil des Mastdarmes, etwa auf der Streck« von einem FuIS| fand man viel Mist (JU>K*

163

dafs im Umfange des SchnJ^eft gleichsam Ta- seilen gebildet wurden , und brachte dann in )ede Ton diesen Taschen gegen eine halbe Drachme Blut, welches aus dem Herzen des tollen genommen worden war. Hierauf wur- den die Wunden mit Heftpflaster bedeckt^ um das Ausfliefsen des Blutes zu verhindern«

Am 2ten Tage, d. Slsten Juli waren die lYundrander mafsig geschwollen und fast g^os trocken; im Grunde der Wunde sähe man geronnenes Blut. Der Hund war ganz -mun- ter, und ohne Fieber«

Am Sten Tage , d. Isten August zeigte sich an beiden Wunden etwas Eiter, ihre Ränder sahen schmutzig aus, im Grunde sähe man deutlich noch einen Theil des hineinge-* brachten Blutes im geronnenen Zustande. Die Umgebung der Wundeti war mäfsig ange-^ schwollen, ohne weitere pathologische Ver- änderung; die Zunge rein, ohne Bläschen; der Hund munter, ohne Fieber«

Am 4ten und öten Tage fast ganis der- selbe Zustand.

Am 6ten Tage^ den 4ten August erschie- nen die Wunden mehr trocken und rein, die Ränder legten sich fest an den Grund, und alles zeigte die beginnende Heilung« Diese erfolgte auch wirklich bis zum 13ten Tage ▼ollig« An dem Hunde liefs sich bei der sorg- ^ faltigsten täglichen Beobachtung während ei- ' ner Zeit von 6 Monaten keine Spur Ton ir- gend einer Krankheit wahrnehmen«

."i^ I

155

im Genick eine» djäbrigen PudeU« «nd eben so Tiele am Kopfe und im Genick, eines ge^' gen 2 Jahre aüen mäoniichen Pinschers ge-* macht hatte* Damit die Resorbtion recht kräftig in der N«ihe dieser Wunden von stat- ten gehen mogte , war die Haut vorher tüch- tig mit wollenen Lappen gerieben worden. ITach dem Einbringen des Blutes worden di« Wunden mit Klebpflaster bedeckt.

Bei beiden Thieren erfolgte an sammtli«» chen \yunden eine nur ganz mälsige Eite- rung, und hierbei die Heilung bis zum 14teia Tage.

«

Eine Wirkung der Impfung eeigte sicb^ bis znm 17ten Febr. 1825 anf keine Weite.

XIX.

5. Von einem am 17ten Febr« 1825 getödteten, im hohen Grade rasend tollen Pin- Bcherhunde des hiesigen Gastwirths F., nahm ich aus der linken Herzkammer gegen eine Drachme arterielles^ ganz warmes Blut, und brachte «dasselbe in zwei frische Wunden^ welche ich im Genick des vorhin sub No. 1. bemerkten Spitzes gemacht hatte. Eben so nahm ich aus der rechten Herzkammer eine gleiche Quantität venöses Blut, und brachte es in zwei frische Wunden, welche ich im Genick des oben bezeichneten, zu .dem 2ten hierher gehörigen Versuche^ benutzten Mops* hundes gemacht hatte. Die Wunden. wurdefi wieder mit Heftpflaster bedeckt.

157

mittags noch Brod ood Fleisch, absir in gerin^ gei^r Menge als sonst zo sich« Eben so soff er noch Wasser. Seine. Stimme war nicht

Am Slsten Harz, d. 33steA Tag, war derselbe Zustand zugegen, doch zeigte der Hand noch etwas mehr Schficbternheit als gewohnlich, aber im Verlaofe des Tages kei- nen Frost.

Am 22sten März, d. 34stenTag. Znden gestern und vorgestern beobachteten geringen Krankheitssymptömen , fand sich heule noch •in sehr unbedeutendes und nur in einzelnen Momenten bemerkbares Offenstehen des Mau* ies. Die Stimme wurde nur sebr selten ge- hört und schien nicht besonders verändert zu sein; Fieber war nicht zugegen, das Athmen ruhig, der Blick etwas matt und traurig« Beils- sucht äuberte das Thier nicht.

Am 23sten März, d. 35sten Tag. Der Hilnd zeigt gar keine Frefslust, sauft aber oft ; sein Maul steht jetzt anhaltend und zwar so weit offen, dals man etwa eine starke Feder- spule zwischen die obern und untern Schnei- dezähne bringen konnte. Die Zunge ist rein, schon gerothet, mäfsig feucht und hängt nicht ans dem Maule. Speichel flielst von 2^it zu Zeit in einigen zähen Tropfen aus dem Maule. Der Blick ist trüb, die otim gerunzelt; die Stimme ist heiser und das Bellen zuweilen, aber nicht immer ein widriges Geheul. Wenn andere Hunde oder ein Stock ibm gezeigt werden, äuüsert der Kranke ganz deutlidi Beifssudit.

^ IW

XXL

Am ISten NoTember 1825 impfte ich auf gleiche Weise einen 1 Jahr alten Pinscher, mit kaltem Blut, welches von dem tollen seit einigen Stunden getodteten Hunde des Ver- golder G. genommen worden war*

Die Impfung zeigte innerhalb 6 Monaten keine Wirkung.

xxn.

Von einem rasendtollen and sehr beifs« sSchtigen Pinscher des Herrn Lieutenant v. S. nahnj ich am 4ten Tage der Krankheit, d. Sf^en Juli 1826 , aus der rechten Drosselyene^ gegen eine Unze Blut, und brachte die Hälfte dayon in eine frische Wunde am Halse des Torhin bezeichneten 4jährigen Mopses und die andere Hälfte in eine solche Wunde am Halse . eines 6jährigen Pudels, welcher schon einmal mit dem vorigen zugleich, am I2ten April ,d« durch den Bils eines tollen Hundes geimpfl worden war.

Die Wunden heilten bei sehr geringer Ei- ' Uvnng und ohne besondere Erscheinungen darzubieten, ziemlich gleichmäfsig bis zum 21sten Juli, und die Hunde zeigten sich hier- bei und nach der TÖlligen Vemarbung durch* ans gesand.

Am loten August versagte der Pud^ iiaa Fntter und wurde gleichzeitig etwas mdff bSse und traurig gegen den Warter, dodk ivar

^ 161 ^

Terrichiet werden konnte, 8o wurde nm die--* 80n Froqefs möglichst zn beschranken, das Stückchen Nerr bei beiden Hunden aus der. Wunde entfernt.

Am 5ten Tagie waren die Wunden gana; trocken und ihrö Heilung erfolgte cum Uten Tage ganz vollkommen^

*

Beide Hunde zeigten bei einer 5 monal* liehen Beobachtung sich stets gesund«

XXIV.

3. A Am Uten Mai 1828 iknpfti^ ich

a ) einen 2jährigen9 mannlichen Hofhund und

. b) einen 7jährigen mannL Mops -Bastard

auf eine ähnliche Weise, indem ich jedem die^ ser Hunde in eine frische Wunde am Halsd ein 2 'Zoll langes Stück Nerv legte , welches ▼on dem ganz sauber praparfrlen nerv, sym- .' pathic. magn. eines an der rasenden Wuth eben erst gestorbenen, dem Herrn Prof» S* gehörigen Dachshundes genommen war.

Auch hier zeigten sich die Wunden am ' 3ten Tage etwas eiternd und es wurden defs* halb die fremden Korper aus ihnen entfernt. Die Heilung erfolgte hierauf fast ganz ohne weitere Eiterung bis zum ISten Tage, und beide Hunde blieben bjs zum löten Septbr» d. J. wo sie nochmals geimpft wurden | vöU lig gesund.

Journ.i828. SuppUn. H.

163

/

Beide^ Hunde leckten hierauf mit der Zunge Tiel im Maule herum. Nach dem Versuch nrnlsten sie durch 12 Stunden fasten.

1/Vähretid einer 6 monatl. Beobachtung war all diesen Thieren nichts Krankhaftes wahr-< xonebmen«

XXVII.

Ich wusch mit lauwarmem Wasser das Maul eines an der rasenden Wuth eben erst krepirten Hundes mehrmals aus, und schüt- tete dieses verunreioigte Wasser einem 2jäh-> rigen Mops in den Schlund und Magen* Biai einer 6 monatl. Observation zeigte sich dieser Hund stets ganz gesund.

An einem andern gesunden Hunde wurde dieser Versuch mit demselben negativen Er- folge wiederholt.

xxvm.

Von sechs verschiedenen tollen Hunden, welche eben erst getödtet und noch gahas- warm waren » nahm ich Speichel und Schleim aus der Maul- und Rachenhöhle, machte da- TOQ mit etwas Mehl kleine Tillen und gab diese sechs gesunden Hunden von verschiede* i^xt Ra^e und von verschiedenem Alter ein.

Die Hunde wurden theils durch 5 theils jarcli 6 Monate genau beebachtet, und zeig- ten sich dabei stets ganz gesund«

L 2

165

stiUtollen und zwei rasendtollen HttndMi ger nommen worden war.

Während einer eechsmonalL Beobedilno^ war an diesen Hkndem nichts Abnormes wahr- sunehmen»

FSof gesunde Hunde brachte kb ekiaetn und zu yerschiedenen Zeiten in den Tollstall, und liefs hier das Lagerst roh, die Halsbänder, Ketten, Futter uud TVaschnäpfe, welche un« initlelbar vorher bei tolleu Hunden gebraucht worden, für sie benutzen. Bei den drei letz- ten Versuchen liefs ich aufserdein noch den Cadaver des eben krepirten tollen Hundes durch 24 Stunden im Stalle neben dem La- ger des gesunden Hundes liegen., so dafs letz-> lere mit jenem leicht in Berührung kommen^ wenigstens die Ausdünstung von ihm einath- nien mufsten.

Auch diese Hunde blieben sämmtlich bei einer sechsmonatl. Observation Ton )edem •Krankheitszuslande ganz fisei.

Obgleich die Resultate dieser Versuche sich von selbst ergeben , so halte ich es doch für zweckmHfsig und für uüihig, am Schluts diejenigen Punkte herauszuheben, welche wa- gen ihrer prakt. Wichtigkeit die meiste Auf- merksamkeit verdienen.

167

beim Beifsen durch dicke Kleider, durch stark behaartes Fell , durch dicke uneinpfindHche Oberhaut sehr oft das.Cootagium nicht iu die Wunde, oder nicht an eine solche Stelle des ILorpers kommt, wo es resorHirt werden kann und wo es daher auch unwirksam bleiben mufs, dies ist leicht einzusehen. Allein solche Umstände fanden bei unsern Impfun* gen nur in sehr wenigen Fällen (nur bei den Impfungen durch Bifs) statt, und sie können also für das Ganze nur wenig oder gar nicht in Betrachtung kommen.

Der wichtigste Grund für die verschiedene Wirkung des wirklich applicirten Contagiums, scheint mir in der eigenthümlichen Empfan|^-' lichkeit der ihficirten lodividuen zu beruhen, welche durch Zeit und Unislände sehr yerän- dert werden kann, und daher ähnlich wie die Empfänglichkeit für andere Conla«:ien, in man-, rhen Zeilen sehr gering, in andern wieder sehr grofs ist. Beispiele hierzu finden sich in der Geschichte der ansteckenden Krankheiten fast ohne Zahl, und hinsichMich der Wuthrr krankheit geben unsere Iin|)i'ungen hierüber die olTenbarsten Beweise. Denn der eine un* serer Impflinge, der 4jähri^e Mops, überstand durch drei ganze Jahre alle Ani^lecknngsver- suche ( wovon im Vorlierj:ehenden 9 beschrie-l ben sind), während 7 andere b<^i verschiede* nen Versuchen gleichzeitig mit ihm geiinpfle Hunde, wirklich angesteckt wurden. Andere überstanden zwei, drei, auch vier Versuche, und wurden erst bei dem f(»lgenden inficirt und bei einigen fand die Ansteckung n^ch der ersten Impfung statt«

. sol

-*. 169

langte und dagegen ganz nnwicKtäm su blei« heoy wenn es auf die unverletzte Sclileimhant der Yerdajuungsorgane gebracht ^ordeb ist; denn unter 22 Hunden , welche auf letztere Weise inii dem Cunlagium in Berührung ka- men, ist die Ansteckung bei keinem einzigen exfolgt.

8) Doch beweisen auch die Impfungen

Sanz klar, dafs zur Ansteckung nicht gerade er Akt des Beifsens erforderlich ist, sondern dafs sie auch durch Verletzungen mit der Lan- zette bewirkt werden kann.

0) Dabei ist es auch durch diese Impfuo^ gen erwiesen, dafs die secnndäre Wuthkrank- heil lyeder allein von der Art der physischen Verletzung (wie Girard *) glaubte) ^ noch allein von der Furcht des Gebissenen (wie ßosquillon ^) behauptete), abhängig sei.

10) Die zuerst von Bader ^) und dann Yon Capello ^^ ausgesprochene Meinung: dafs sich das Contagium bei der Wuthkrankheit nicht erzeugt y wenn dieselbe in der 2ten Ge- neration zugegen , oder mit anderen Worten, wenn sie durch Ansteckung von einem primär tollen Hunde verursacht worden ist, ist ganz bestimmt falsch, und durch unsere oben 8ub Lit« A., Nro. lY* und V. beschriebenen Impf versuche gründlich widerlegt. Mit mei-' nen Beobachtungen stimmen nicht allein die

>} Essay sur la t«tanos rabien. Lyon, 1809«

* } Memoire sur les causes de Thydrophubie etc. Paris, 1802.

*) Neue Theorie der Wasserscheu* Frankfurt^ 1792.

^) Memoria suUa idrofubia, Rbm. 1823t ' /

15) Die dorcli Aosteckting entst^ifidehe Wutbkrankheit der Hunde, oiinml nicht im- mer dieselbe Form an , wekbe die JSLrankbeit bei dein Tbiere halte, von weldhem die An-^ 8teckung ausgegang<^n ist. Zuweilen geschieht dieses wohl, aber in andern Fällen entsteht

-bald die rasende Wutb von einem stilltollen, bald wieder die stille Wuth durch Ani»te- ckung You einem rasend tulleo Hunde,

16) Hieraus entsteht aber auch der Be- wei», dafs beide Krankbeitsformen. wesent«- lich mit einander verwandt sind und wirk- lich zu einer und derselben Krankheit gehören»

17) Auch folgt Jiieraus und aus allem Uebrigen, was im Vorhergehenden bereits ge-

.^agt worden; d;irs die Wuthkrankheit der Hunde eine eigen tliiiui liehe und eelfoststän- dige Krankheit ist und nicht blos imagi-. nar, in dem Glauben der Aerzte, oder als zufälliges Symptom anderer Krankheiten be- steht, wie dlefs von R, White ') und Fran^

*) Froriffp^s Noliien f. Natart> und Hnlkiunde 1826, Nro. 264, 266 und 281. -^ ff hicß hält dip Krankheit fnr nichts andelres als eijfiv ge- wöhnlich«! Entziindnnf; der Speiseröhre, des Ma- gens und der R«>spirationsniuske!n , wozu sich später erst die Wasserscheu gesellt > und leug» nete sowohl den specif. Charakter als audb die ContagioAiiät der Wuthkrankhe.it gänftlich» Um letztere Behauptung zu beweisen, impile er von 2 tollen Iluudcn mehrere Kataen , Kanictchen u. a. Tbiere und zuletzt sich selbst, ufid zwar ohne irgend einen Erfolg, -r^ Es ist jedoch vorhin schon erwähnt worden, dafs negative Er- folge bei Impfungen von tollen Hunden, viel weniger beweisen können, alt positive, -r- und so anch hier. Doch giebt die Imphing, wrU che fJ^hiitt au seinem eigenen Kfirpcr noternum«

173

18) Rs is^t Ullrich tigy das gesunde Hhode durch den Geruch die -wuthkranken erkennen und defshälb auch Nahrungsmittel^ welche mit Se- und Exkretionsstoßen von den letz- tem bestrichen sind, verabscheuen.

19) Daher ist auch das auf diese Mei- nung gegründete zuerst von /. L. Petit ^ ) angegebene und kürzlich wieder als neu em-

J'fuhlene Verfahren zur Untersuchung solcher [unde- Cadayer bei denen man über die vor- ausgegangene Krankheit zweifelhaft i^t, ganz unsicher ubd ohne den geringsten Werth.

') Hittoire de Pacad. des Scienc 1723..— Portal Bemerkungen i'iber die Natur und Heilung der Wttth Tom Bifj toller Tbiere. Aus ä. Franz« Leipsig, 1782. 8. 16.

V

175 -^

zum hl. Kreuz noch ausgezeichnete diurefi- sehe und iithoatriptische Wirkungen zurech- nen müssen, den beiden anderen Quellen ei- nige Einwirkung auf Vermehrung des Stuh- les. Sie wirken als Bäder erregend und leicht reizend auf das ganze Hautsystem ^ erhoVien dadurch die Thätigkeil der peripherischen Blut- und Saugader- Gefäfse, so wie der fei- neren Nervenverbreitung, l)efordern den Aus- hauchungs- und Einathmungsprocefs der Haut, und zeigen sich daher in allen jenen Fällen Ton Nutzen-, wo diese peripherische Erre- gung direct bei herabgestimmter oder un- terdrückter Thäligkeit der Haut, des Capillar- gefäfssystemes oder der feineren Nerven etc. -— > oder indirekt bei erhöhtem venösem Blutandrang nach inneren Gebilden, besonders den Organen des Unterleibs, Unthätigkeit der I^ebensyerrichtungen nach ihren beiden Fak- toren etc. Zweck ist. Ohne allen Zweifel gehört dem relativ-grofsen Gehalte dieser 3 Schwefelquellen an kohlensaurem Gase, in ^welcher Beziehung wir sie zunächst mit der Quelle zu Nordheim bei Göttingen vergleichen möchten, diese erhöhte Wirkung auf das Ca- pillargefafssystem und Nervensystem an.

Grofsentheils in diesem Sinne der Theorie werden seit Jahren die beiden früher bekann- ten Quellen, besonders die zum hl. Kreuzt gepriesen und angewendet.

Uebrigen^ wird dieses Wasser auch als leichtverdauliches Getränk in diätetischer Be« Ziehung benutzt.

Am meisten im Rufe steht das Bad: 1) gegen Gieht und Rheumatismen^, und die aus diesen Ursachen herYorgelteadtiiL^

~ 177

kes, und somit der freie Gebrauch des Piifses. Gegen die 4(e Woche seines Hierseins ging er einen Weg von ^^ Stunden ^ hin und zu- rück, ohne besondere Anstrengung und Wie- derkehr der Schmerzen; gegen das Ende der Curzeit machte er jeden Weg ohne Stock, and yerliefs gänzlich gebeilt das Bad.

Die Wirkung fallt hier nicht immer, in die Zeit der Badcur selbst , sondern tritt oft jerst später ein , während beim Gebrauche des Sades Schmerzen und andere k. rankhafte Er- scheinungen im leidenden Gliede zunehmen.

In einigen Fällen hat der Verfasser auch Tortheilhafle Wirkung des Bades und gleich- seitiger Tiükaldämpfe bei 'SchwerVorigheit inus .rheumatischen Ursachen beobachtet.

' Je nach dein Zustande der Unterleibsor- gaoe und Verdauung läfst der Verfasser sol-

'che Kranke die Bäder entweder allein ge-

'^brauchen, oder e?ne andere Quelle, den Stin* Ler^raben gleichzeitig trinken ^ oder als leicht eroiFnendes Mittel die Molkencur, mehr als tonisches allerirendes die ausgeprefsten' Ffl^n- zehsäfte, benutzen. Hierher, besonders zur Hei»

lung girhtischer Gelenkauftreibungen gehören auch einige vortheUbafte Anwendungen der Dampfbäder.

2) gegen Krankheiten der Haut^ gleidi- settiger Sprodigkeit und Unthatigkeit ' dersdl- bea; so bei chronischen Exanthemen, herp^ tischen Formen etc. Aach über die .Yor- theilhafte Wirkung des Bades gegen. :Hetaslin- sen nach zurückgetriebener Kralse liegen i^oh^ rere Beobachtungen Tor. «— EiB..Bea«t Journ. 1828. Sirpplem» H. M

179

* 3) Eben so häufig ward das Bad gegen ehromsche Geschwüre gebraucht» besonders von den Landleu (eti der Umgegend. Sie benutzen cugleich lokal den Pfannenstein.

4} Dem Verfasser ist nur erst ein Fall ▼on metallischen Vergiftungen vorgekommen. Der Kranke zog sich als Folge häufigen Yer- goldena im Feuer ein heftiges Zittern beider Hände zu, welches ihm das Festhalten irgend eines Gegenstandes auf einige Zeit gänzlich unmöglich machte; jedes Geschirr, Efslöfiel etc. liefs er nach kurzer Zeit fallen. So kam er im Jahre 1823 in hiesiges Bad. Den Ger> brauch des Schwaighofer Schwefelwassers, des Bades und der gleichzeitige innere Gebrauch TOD Schwefelleber stellte ihn so weit wieder her, dafs er das Zittern an der linken Hand gänzlich verlor, und das der rechten Hand sich bedeutend minderte. Zur Beseitigung die- ses kam er im folgenden Sommer abermals in hiesige Anstalt. Er gebrauchte das Bad* und das Schwaighofer Schwefel wasser. Der Er- folg war, wie früher» günstig; das Zittern verlor sich auch an der rechten Hand bis zum Unmerklichen.

5} In Krankheiten des Knochensystems. Beinahe das einzige Mittel zur Heilung von Knochenkrankheiten , besonders bei jüngeren Subjekten^ wo sie aus chronischen Dyskrasien sich entwickelten, beruht in einer Umstim* mung des Organismus und einer gröfseren Bethätigung des reproduktiven Systemes, so wie der Ab- und Aussonderungsorgane; und in dieser Hinsicht thun oft schon die gewöhp- lichen warmen Bäder, aber noch bei weiteip. mehr die passenden Mineralquellen, so su mh'

M 2

181

gemeiuen uni Rhachitis. Der allgemeine ca- cheklische Zustand l)essert sich' häufig nicht

nur schnell 9 sondern mit ihm auch die mei^ sCen örtlichen Beschwerden : GeschwürOi Drü«

I seoanschwellungen , Drüseneiterungen etc.

Der Verfasser geht^ seit den letzteren Jah- ren meistens nach und nach zu den Soolen- bädern üher. wovon er die vortreillichenWir- kungen in den Scropheln und Rhachitis bei hindern nicht genug bestätigen kann. Gleich- zeitig bekommen die Kinder die Gaismolken, so dafs sie einigemal des Tages Oeffuung bewirkt.

8) Ebenfalls beweisen die Bäder ihren Nutzen bei Anschoppungen im Unterleibe, Un- Ihätigkeit der Verdauungsorgane, An|iäufung des Veneublutes im Pfoutadersjrsteme^ und BD benutzen wir diese Wirkung der Quelle als wesentliches Unterstützungsmittel bei der Molkencur j wo dieselbe gegen ahnliche Zu- stände gebraucht wird. Häufig läfst der Ver- fasser auch io diesen Fällen statt der Schwe- felbäder Soolenbäder gebrauchen; Gleichzeitig Molken nnd Pflanzensäfte.

9) Gegen Folgen von tnechanischen Ver^ lelzungen: Steifigkeit, Schmerzen, Anschwel- lung etc, und der Unbrauchbarkeit der Glie- der aus diesen Ursachen; so nach Knochen- brüchen etc.

10) Bei hysterischen Formen, wo Schwe- felbäder zuweiten angerathen werden, mögen sie, wenn die Krankheit auf einem allgemei- nen oder ürliichen mehr reinen Sch\vächezu- staud iuist, von Nulzeu sein; in allen Fället aber, \^ in der letzten Zeit die kiesigen Bä*

183

Möge TOD mehreren ähnlichen Fällen folgen* 'der hier einen Fiats finden:

M. 6.« 36 Jahre alt, Yon schwächlicher Constitution und kleinem yerkriimmtem Kor- perbau, wurde nach dem Zeugnisse des K. Landgerichts- Arztes seiner Heimath im No- vember 1823, als Tom Schlage befallen, all- dprt ins Krankenhaus gebracht, woran eine Verkältung soll die Ursache gewesen sein. Die Sprache war anfanglich sehr erschwert undeutlich und lallend, und diejenigep Theile, welche der Schlag getroffen halte, waren un« beweglich , hatten aber ihre Empfindungsfä- . higkeit nicht verloren. Eine angestellte Ve- naesection und Blut€*gel an die Schläfegegend bewirkten einige Erleichterung« Dabei litt der Kranke an häufiger Verstopfung, welcher loän mit dem Electuar, leiiitiv, und Clysti- ren begegnete. «— Anfänglich gab man ihm wenig reizende Mittel , und suchte durch leichte Friktionen die Ausdünstung der Haut ^vieder zu erwecken , und einen gelinden Schweifs zu bewirken; später, nachdem die Brust von allem Schleime befreit war, reichte man ihm mehr Nervina. Zugleich wandte man aromatische und geistige Friktionen in die gelähmten Theile an , welche dem Kran- ken , so wie auch allgemeine Bäder von aus- gezeichnetem Nutzen waren.

Obgleich eioigermafsen gebessert, war doch der Kranke bis zum Mai des kommen- den Jahres, wo er in hiesiger Anstalt Hülfe suchte, erst so weit hergestellt, dafs ihm eine deutlichere zusammenhängendere Sprache mög- lich war ; dafs er zwar mühevoll auf den Fii- fsen stehen konnte, aber sogleich wieder . nr

185 ~

flalim. Während dieser Zeit begann er auch die Cur 'itiil Molken und Kraiilersnften. Iiii Anfange Juli , nach deo ersten 6 Wochen, konnte er schon weitere Wege miltelst der Krücke wachen, und im Zimmer gelang ihtn das Gelten mittelst eines Stockes. So mehrte sich allmahlig die^KraTt in Händen und Fü-* Aen. Die in der Schulter der gelähmten Seite zunehmenden ScIi merzen verschwanden. auf Einreibungen von IJuiment» volat. ; sonst setzte er die Einreibungen aus Spir» camphO'^ rat» und Kräuterweiu fort.

Bis zu Anfang August machte er jeden Weg mittelst Hülfe des Stockes, erhielt auch bald die Beweglichkeit um Stiegen steigen, und Lederschuhe und Stiefeln tragen zu kön* *iien , auch seine ü!)rige Gesuodheit besserte sich sehr, und er vermochte durch allmahlige Uebung in Buchstaben, Sylben, Worten etc. endlich wieder, nur noch mit einiger Ermü- dung, gröfsere Schriften zu schreiben«

Gewifs dürfte für diese Wirkung der Ge^ halt der Quelle an Kohlensäure mit in An- schlag zu bringen sein.

12) Endlich geniefst das Wasser der Quelle zum hl. Kreuz in der {ganzen Umge- gend das Zutrauen als LithoiUripticon , wei- chen Ruf es gewifs seinem kohlensaurem Gas- gehalte grüfstentheils zu danken hat« Fast keine Bndzeit vergeht, worin nicht ein oder einige solche Kranken mit ausgezeichnetem Erfolge den Curort verlassen. Noch im Terilossenen Sommer beobachtete der Verfas- ser einen Beamten einen Mann in den mittleren Jahren, und von kräftiger plethoci--

187

2) Bei eigentlichen VerMrtungen z. am Halse oder dem Körper des üteras, Mut« terkrebs, krebshaflen Geschwüren etc,

3) In chronisch^ subiiiflammatorischen Zu" ständen einzelner Organ e, wo überhaupt alle reizende Einwirkungen schädlich werden; so- mit also auch in allen chronischen und acu- ten Entzündungen und lieberhaften Zustan- den. Sie passen daher weder in der Phthi-^ eis ulcerosa als der tuberculosa^ auch schon der Schädlichkeit der Gongestionen nach der BrnSt wegen. Der Verfasser sah den unüber- legten Gebrauch der Bäder bei schwacher Bmst stets von entschiedenem Nachtheile; nicht in fieberhaften Anfällen der Gicht, ent- sSndlichen Zuständen gichtischer Anschwel- lungen etc. Bei einer Kranken, welche frü- her an einer Oovaritis gelitten hatte, und wo noch einige Zeit ein schmerzhaftes Drücken und Spannen in der Gegend des Ovarium's zurückgeblieben war, sah der Verfasser wäh- rend der defshalb gebrauchten Badcur, ohne alle andere Veranlassung, eine neue Entzüii* düng dieses Theiles sich ausbilden.

J^om Badansschlage,

Die Erscheinung des Badausschlages bei dem Gebrauche des hiesigen Bades ist eine nicht seltne Erscheinung, fast f^ - -f- der Bad- gäste wird bald mehr bald minder und schnel- ler vorübergehend von ihm befallen.

Die häufigste Form, welche der Verfasser beobachtet hat, sind juckende und brennende rothe liautknotcheii in sonst gesunder9.fr' nur wenig turgescireuder und gerotheteitf 1

Ig9

auch nicht , wo das Bad untev 26^ R. ge- braucht wurde.

Diese Annahme über den Ursprung des Badaueschinges schliefst somit weder den Fall aus^ dafs derselbe wahrhaft kritisch sein, nüch den entgegecgeselzten ^ dnfs man sich einen Badausschlag an baden könne« Am hänfigsteu erscheint der Badausschlag an den oberen Theilen des Rumpfes, auf der Brust , an den Schenkeln, um die Knie und Knöchel, an den Armen etc., aber nur selten erscheint er an mehreren Theilen des Körpers zugleich. Bei dem nach und nach gesteigertem Gebrauche YOn Soolen-Schwefelbädern gegen Slockungen im Pfortadersysteme und Unregehncirsigkeit in den Funktionen der Leber in Bezug auf die Gallenbildung sah ihn der Verfasser den gan* cen oberen Theil des Unterleibes einnehmen;

Ich kann mich liier des Vergleiches nicht enthalten, dafs l^Vezler (über Gesundbrunnen atc. 1822. I. 248) anführt, dafs bei verschie« denartigen Quellen der Badausschlag auch an anderen Theilen zuerst erscheine, und zwar unter andern in Kissingen ( ebenfalls kocb« salzhaltigen Bädern) am Unterleibe, unter dem {fabel.

Die gewöhnliche Datier des Badausschla- ges fallt zwischen 6 8 Tage; währenddes fortgesetzten Gebrauches der Bäder verschwin- den allmählig die Knötchen, die Röthe, das Jucken und Brennen, und nach einigen Ta- gen bemerkt man eine kleienartige Abschnp« pung an d^u befalluen Stellen. Doch änlsert die Modification der beiden ursaehlichsb ^Fak^

-^ 191

stimnfHen FieberreguDgen begleitet war dem Zeichen , dafs der Gesainuitürganismus vonf diesem Hautleideo in Mitleidenschaft gezogen ist nur in diesem Falle räth der Verfasser ■an,« noch einige Tage, eine Woche etc. , das fiad in loco forlzugebrauchen , und unterwirft die Kranken einer sorgsaiperen Füege und rärxtlicbeo Beobachtung. Mit diesen Ansiih- ten und diesem Verfahren hat der Verfasser, -wenigstens bei dem Badausschlage Ton hiesi- gem Bade, noch keinen Nachtheii gesehen. >

So viel auch schon nach den ersten bes- "'«eren Einrichtungen zum Baden und Wohnen 'die Guranstalt an Ruf und Besuch gewonnen hatte, so konnte doch die Concurrenz mehre- "retf selbst benachbarter, Schwerelc|uelleu in 'Baiern nur zu mafsigen Erwartungen berech- tigen. Erst durch die UmschaiTung des Cor- ortes zu eine Molkenan\talt im Jahre 1823 feierte dieselbe ihre eigentliche Wiedergeburt .und ihren Eintritt in die Reihe der wichtige- ren Heilanstalten. Schon seit dieser kurzen Zeit bildet die Molkencur den Hauptlheil des BO häufigen Besuches vom In- und Auslande, eo dafs im verflossenen Sommer 6276 bairisch* •Sfaafs Molken (die Maafs zu 36 Unc.) ausge- •«cfaenkt wurden ; während es dagegen von an* derer Seite doch auch nie an Curgästen fehlt, -welche des Bades wegen zur Anstalt kom- men, oder bei der bekannten so grofsen Be- quemlichkeit und Freundlichkeit der Einrich- tangen, diesen Aufenthalt zum Gebrauche von Sool-, Dampf-, Douche- und Tropfbädern etc. anderen Cdrorten vorziehen.

Die erste Einrichtung wurde unter Lei« tuog des froheren Badarztes ^ gans nach dem

^ £93

•Xuarliehe weihgrunliche halbdurchsichtigeFlus« ■igkeit, welche für manche Geschznacksorgane anfiiogtf zwar etwas fremdartiges hat, später aber gewöhnlich sehr gern getrunken wird.

Diese Art der Molken ist die einzige Art, welche im Grofsen bereitet und ausgeschenkt wird ; alle Modificationen derselben durch' ver-^ Bcbiedene Scheidungsmitte], so wie auch reine Ziagen- und Eselsmilch werden nur auf be- lonaere Bestellung geliefert.

Gewohnlich läfst der Verfasser dia Cur am ersten Tage mit 1 Glase (f bair* Maafs BS 9 Unc«) beginnen, und je nach dem Zwe« dca^ der Constitution, dem Aller, Geschlechte, 3an eintretenden Excretionen etc. bis zu 6 -^ B Gläsern, alle ^ Stunde genommen, steigern;

Kgen das Ende der Cur wieder abnehmen. NT Verfasser erinnert sich dabei , aufser daa E nannten, doch selteneren Fällen, keiner rankheits« und individueller Verhältnisse, worin, und selbst in nüchternem Zustande, dia Molken , was man so häufig einwenden h8rt, nicht vertragen worden wären. Ein tagliches Trinken von 12 14 Gläsern, und mehr, alle ^ Stunde ein Glas, wie die Mol- ken häufig zu Gais getrunken werden , nm •ich vermehrte Stühle zu erzwingen , habe ich stets mifsrathen zu müssen geglaubt , indem Bwar' häu6g der Erfolg erreicht wird, aber nicht durch eine ruhige Aufnahme der Molke und vermehrte Sekretion, sondern durch einen Banqueroute der Verdauungskräfte gegen eine ■o grofse Masse io so kurzer Zeit; wodurch bai täglicher Wiederholung die Verdauungs* Organe gewifs bleibend beeinträchtiget werden Joum. 1828. Supplem. H. N

195 -^

Glück gewünscht« fiir wc^lehe man. in smiem Innern die Hoffnung begründen zu könnefit geglaubt hat, im Winter oder im kommendeiif Frühjahr auf den Sterblnten der Stadt yer-« zeichnet.

Auffallend günstig waren dagegen die Re- saltate in Catarrhus chronicus sowohl -bei de)f Form mit trocknem Husten als auch bei jener mit vermehrter SchleimnbsonderuDg; in der den Luiigenphthisen mehr oder weniger naher kommenden Limgenschwäche ( wie sie Dr.' JSemplin nennt), sie mag nun durch Anlagle' oder äufsere Ursachen yeranlafst worden seib; im Bluthusten^ er mag in einem unmittelba« ' ren Leiden der Lungen und unterhaltenen- Congestionen nach der Brust bestehen, oder aus dem Hämorrhoidalleiden entspringen. In allen diesen Formen, oft in den hartnäckigsten Ternacbläfsigten Husten erhielten die Patien- ten meistens, wenn auch nicht iu 3 Wochen, doch oft in 6 8 vollkommne Heilung; in' Fällen, welche veraltet waren ^ und der Lun- genschwindsucht näher kamen , besonders wo die Anlage die Krankheit unterhielt, zuwei- len erst nach wiederholter Cur im darauf fol«^ genden Jahre.

2) Der grofste und zuverläfsigste Wir- kungskreis für die Molken ist unstreitig in dem Zustande Ton Schwäche ^ £jttkräfiung und jibmagerung des Körpers ^^ als Folge Ton Krankheiten, Stra patzen» schweren Geburten» ▼ermehrten Se- und Excretionen : nach lang- -wierigen Diarrhöen» Blutflüssen, chronischen Gonorrhoen und Leucorrhöen, zu häufigem Beischlaf y Selbstbefleckung, nach MercuriaK euren etc.

N2

197

I

in den mildnährenden Molken, in Verliin- dong mit den Littren Fflanzensäfteo , den ge- 'wohnlichen oder auch den SoollMiderni künal* liehen Stahlbädern - la der Sorgenfreiheity und dem AufeDthaltj in der reinen balsami- schen Luft der Alpeogegeoden ihr Heil finden»

3) Zunächst schliefst sich an diese Zu« etande die allgemeine Abzehrung , welche mit

Phthisis abdominalis und pancreatiea zusam* men hängt. Sind solche Krankheiten yollkom- men ausgebildet, dann bilden wenigstens die Molken eines der besten Falliatir- Mittel , er- legen bei weitem seltner als andere Blittel Erbrechen^ in welchem Falle das Erbrochene käsartig ist; zuweilen aber Durchfälle, wobei man die Quantität verändern , oder dieselben einige Tage aussetzen kann. In mehreren Fallen aber, wo die Krankheit noch im An- fange 9 das Localleiden nicht so weit fortge« schritten war, und gleich rom Beginne zweck» mälsig und uachdrückUch behandelt wurde, eah ich auf den Gebrauch der Molkencur, epäter zugleich der Bäder und Pfianzensäftn alle krankhafte Erscheinungen , tägliches Er- brechen, Diarrhoen , Aufblähen nach dem ge- ringsten Genüsse, Druck, Spannen, Schmerz^ Schlaflosigkeit, Abmagerung, gänzliche Kraft«« losigkeit weichen, und mehrere Kranke schon im ettten Sommer, einige erst im zweiten Tollkommen gesunden.

4) Ein grofser Theil der Kranken, wel- che zu liiesiger Anstalt der M olkencur wegen kommen, leidet an dem so verbreiteten Uebel der Plethora abdominaUiy die sich Torzüg* lieh bei Männern^ durch sitzendes GeschKfU-

199

noch der bittre Geichmack, Mangel an Ap*

Eetit, die Störungen der Verdatiungf der larinsekretiont der Gallenbereitung, die gelb# Farbe der Haut, Abmagerung undKrafUoeigkeit turück blieb , die Molkencur mit Badern und auflösenden Pflanzensäften ausgezeichnet schnelle Hülfe. In den ersten Fällen werden zuweilen gleichzeitig noch zertheilende Sal- ben zum Einreiben in die Lebergegend enge« Wendel.

7) So wenig auch in ausgebildeter Me^ laena Ton Arzneimitteln erwartet werden kann, so bleibt doch die Molke eines der wirksamsten Heilmittel, und gebort zu jenen/ welche, wenn keine Heilung mehr möglich isty doch die Kranken am längsten erbalten, das schwarze Erbrechen noch am besten be- schwichtigen, zugleich näbreuy und die Darm- sekretion, die Richtung nach Unten, etwas in Anspruch oehmen. Es liegen mir mehrere Krankengeschichten vor , wo Personen ^ wel- <<he sehr krank in der Anstalt ankamen, tag« lieh 10 - 12 mal u. m. erbrachen , abge- zehrt, kraftlos waren , 3 Jahre nach einan- der sich wieder so erbolten, dafs oft Vier- teljahre lang die Zufälle nachliefsen , dann auf unbedeutende Veranlassungen wiederkehrteuy endlich aber dem Leben des Kranken ein Ende machten.

8) Was die Molken bei seropkuVisen^ rhachititcheit Leiden^ atrophischen Zuständen der Kinder Nutzen kSnnen, geht schon aus den zeitherigen Betrachtungen hervor. Sie bleiben durch die Wirkung auf die Tmospi- rationi Urin- und Darmsekretion, die BttitM^

201

GnrsDfttalt iiiit#r «fem KniUcWn Fobliciini ssam Zwecke hat, so verspare ich aaf eine künftige Nachricht die AufzähloDg 3er iDte- ressanteren Kraokengeschichten Dod Beobach- tQDgeD, die, wie an anderen Molkenanstaltent so auch an hiesiger nicht fehlen , und woYon obige Notizen die Resultate sind.

203 ~

noch die Atmosphäre odei^ Erdkrasfte einen Vorrath von Wärme hat?), die Forigäoge der- iselben aber strenge. Nach Hamb. Corresp. vom Slsten Dec, •vor. Jahrs w^ar es in Peters bürg selbst am 17teo Dec« noch sehr gelinde nod das Wasser oiTeo. In Archangel dage- gen schon 22«^ Kälte!

In Paris (Hamb. Corresp. v. Uten Jan, d. J. ) am Neujahrstage Thauwetter^ bei ons 12« Frost bei Barom. 28' ö" u. S. O,

J anuan

Frost bis zum lOsten zwischen 8 12**. Von da vom 14ten bis 2isten 4 1°. Am 22sten aber schnell von Ö zu 17«. Am 23sten 23«. Tags darauf 19«. Am 25steii 22«. Die beiden folgenden Tage 17« (13 Mitt.) und am 28sten plötzlich Morgens nur 5«; und Mittags und Abends -f- 1«. Die letzten beiden Tage Morg. und Ab. -|- 3 4«, und Mitl. + 6«.

Barom. stieg vom 1 9ten über 28' 6 8'S den lOten 28' 4 3''; vom 13ten bis '20slen 27' 9". An den kalten Tagen 28' 6''; bei abnehmendem Frost von 16«, um 2", mit xlen 4 letzten Tagen zu 27' 10 8" sinkend.

Hygrom, meist 77 80«, die letzten 3 Tage 84 86« ; in Folge der häufigen Nebel und Feuchtigkeit.

fVinde beständig bis zum 288ten O* und IV. oder N. O. Am 13ten, 14ten und 18teii S. W.— An den kältesten Tagen (23— 2Ö6ten) Morg. bis Ab. S. und S. Die latstea 4 Tagb ebenso.

205

/ I

Stets erinoern, dafs die iiberniahige Erregung dier Kälte auf eine atonische Grundlage der Sommerhitze gegründet sei. -— Eine Scbäfera* fraa^ 4 Meilen yoö hier, nach dem Berichte des Mannes, vor 5 Wochen beim Schlachten sich erkältend, bei Frost und Hitze', Schwere in den Gliedern , sich aber durch In^^wer und Bier noch ein 14 Tage im Zuge (erhaltend^ und dann noch in die Kirche ^ aber mit gro* fser Mühe gehendf war dann; als sie endliehl gleich darauf ein formliches hitziges Fieber bekommen, zweimal zur Ader gelassen, und hatte eine nicht abführende Mixtur erhalten» da sie schon, ehe sie sich gelegt, Durchfall gehabt* (Richtiges Couamen und Renclio na" turäe ^ sich der Safifülle vom Sommer und des jetzigen Abdominal«* und Cereibralreizes 2u entledigen ? ) Jetzt bitte er um baldig^e HüMe^ da man die Krankheit für Uervenfie^ ter halte." « Eigentlich schwächende und nach unten ausleerende Mittel nicht wagend^ wurde ein Brechmittel aus Ipeeae, Sulph. au* rat. jintim, und Sal Ammom nachher mäfsige Reizmittel und Arnica gereicht. Dabei Ve» sicat. auf die Brust. Die saure Milch , wo* nach das Verlangen von den weisen Umge-' bongen nun nicht befriedigt war, ward Er- laubt. — Der Erfolg bewiefs sich, nach eini"« gern Kampfe, am Ende gut.

Eine Bauefstochter von 10 Monaten, die, sonst gedunsen, seit einiger Zeit mager ge- worden, und der im Sommer die sorgfältigste Vaeeination nicht recht aufgehn wollte ^ starb jetzt an einer Pneumonie mit nesselariigem Ausschlage, obgleich ausleerende und ablei<« tende Mittel gnbraucht wurden , binnen S'Ta««

207

sehr häufig» und leicht für Zeichen Ton 6^ hirnoffektion zu nehmen!

Uebrigeos war es mit der Kälte und TVärme auch jetzt unter gleichen Umständen sehr verschieden, und miibten dergleicheu Be- obachtungen doch zuletzt auf den Ursprung und ihre {tellwischen oder kosmischen) Be- dingungen hinleiten, wenn nur die Beobach- ter dabei alles, namentlich die Winde ^ ge- nauer mittheilten. Bei uns, mitten in der Stadt, war der höchste Kältegrad 23^. Auf der Saline und vor der Stadt über 26^. In "Hamburg (auch wohl in der Mitte der Stadt ? ) nicht viel über 20°. (Börsen liste y. 28sten Jan.)* Und doch sollte, (ebendas) in Amster^ ' dam im kalten Winter 1740 nur 2^ unter NuU (Fahrenh.) bemerkt sein, jetzt aber 4^. Im nordlichen Schweden die Kalte zwi- schen 30 40° R.ü! In Stockholm hatte man doch am 17ten Jan. nur noch 3 12°. (Borsenliste vom 27sten Jan.). In Petersburg am 23sten Jan. nur 9°» (Addr. Comt. Nachr. T. 15 od. ISten Febr.). Bei Bromberg sah man mehrmals Nebensonnen^ Welches immer grofse Kälte, (der Dünstebrecbung wegen?) in höheren Regionen bedeuten soll. Auch dort 29« Kälte (?). (Hamb. Address. Comt. r. 2dsten Febr.). Die Nebensonnen sah man aueh in Potsdam. In Constantinopel hatte man am lOten Jan. einen nordischen Winter und Tiel Schnee. (Hamb. Corresp. v. 21sten Febr.)*

Ob die (unsichtbare) Sonnenfinsternifs am 14ten oder die gleiche Mondfinsternifs am 26sten etwas zu der, unmittelbar eine Zeit* lang darauf herrschenden, gelinderen Witt« rung beigetragen ? Von letzterer wifd*,^

- 209,-

djna zu bezwiogen. Rosen^ Oedema fugax^ sogenanote Gicht im höchsten Grade bei bluU reichen^ aber atönischen, selbst jüngeren Per- sonen, namentlich Dienstmädchen und zumal ' Kindern, zuerst durch ausleerende (aber nicht zu dreist) und dann durch kühlende mehr con* tractive Mittel (Salmiak, Säuren, Digitalis s. wO geduldig zu beseitigen.

Auch im Regier. Bezirk Danzig hatte Dr. Ratzhi unter 40 Kranken nur einen rein ent-^ zündlichen bei vielen Andern (nervösen) scha- dete Blutentziehung« D^r strenge Winter war nicht sehr eii/flufsreich auf Krankheiten und Toctesialle. Rheumat, gastrisch blieb die Con- stitution. Rust's Magaz. B. 16. H. 1. S. 151).

So wohllhätig nun dieser warme und feuchte Monat unserm durch Hitze und Kälte erschöpftem Boden und Organismus ist^ so müs« sen wir doch auf eine angemessene Ausglei- chung zwischen Expansion und Contraction^ etwa im März, hoiFen! -<-

März.

IVur 3 mal bis 1^ morgendl. Frost* Sonst -|.6— Mitt. Nachher 13^ und zuletzt iffi. Barom. erst noch niedrig (am 4ten 27' 2'')* (In Hamburg gar 26' 10''. Addr. Comt. ff. v. 4ten März) und nur vom 12ten an (NeunK) pIStzUch 28' bis zu 28' 9" (15). Nochmals wieder zu 27' 7" (19) und eben so schnell am 23sten ron 28' zu 6", nachher zu 3". äygrom. 73 90®, meist um dieSO^- PVinde bis zum 8ten N. und S. W. Dann 3 Taget und darauf nach einigem W. wieder. O. auch gegen das Ende stets meist S. tC^ Joorn. 1828:Sttpplfni«B« O « " /

21t

bei 8olcbeii Langweiligkeitan doppelt aogi^ nehmen Zareden , eine Misch ang ron Spir^ Sal. dule.. u. Spir. SaL aeid. ana zu 12 Tr. alle 2 Sf. mit Haferschleim gegeben wurde, (was ich für mich nicht gewagt , weil icb oaTon Vermehruog des Erbrecheos, Durchfalb n. 8. w. erwarlet hätte, die auch anfangs an* jehtJich eintrat )• Nacli dieser Abstumpfung horten aber Würgen und Furgiren fast'au^ .und ein freierer Puls, ruhigerer Schlaf, samml weif serer Zunge (statt der glatten hochrothen) nachher baldige Bessermig und Erholung trat lim so eher ein , da die Zeit der gewünsc/Uen Abreise aus dem Dienst herannahte.

Eines Branntweinschenkers Kind, ron lfl[ Monaten , starb an hirnwassersEchtigen Zu- rällen, wo bei der grofsen Fontanelle^, eine -wäfsrige Schwappuog, wie ein Ei grofs^ sich herausdrängte. Der ohnehin unvermeidliche Tod erfolgte 4 Tflge nach deren OeSaujig (Denike. ). ( Vergl. PPetmores und Allaioayt: abgesapfte Wasserköpfe (tödtlich). Hamh. Maghz, d. ausländ, med, chirurg, Literat. 1822 July. Aug. 115. Wenn der Pons. varol. nur noch gut hil h Oalhis). *

Viel Kolik f Diarrhoe^ VomUus inanis dergL, so wie Friesel'^ und rötkelartige Ausschläge J Zugleich ein Heer von Anginen und Husten f mitunter mit falschem Croup-! lärmi doch mitunter auch leider mit wahrem l.

April.

^*.i

Mit dem 2ten lö"" miltägl. und 8— ^"1^ morgendh und abend!« Wärme. Nachher hiiok SU 9 11^1 so meist auch bis ans Ende. 11

02

213 -:

{roclen bedeckt, so dafs die Aufblasongen Jkif letzlern nicht gelingen wollten, (Yergl, fiber die Wich ligkeit dieser Gyn drehr» Lang^n^ beck^s Vorlesung, in der Gott, Akad.. der Wis«^ sensch* Gott Gel. Anz. 1827 Nr. 49.). Beim Herausnehmen des troehun Gehirns platzte in der linken Hemisphäre, zwischen dem Seiten- -ubd Hinterhauptbeine, eine grofse Hydatide heraus , die wohl 4 Unzen Lymphe enthielt von feiner y aber ziemlich fester Textur, eini ordentliche Tunica nutritiva^ mit noch eiii#r anderen Hydat. unter sich. Der VefUrieubu lateralis^ so wie auch der Thalamus nerv, opt, war dadurch gedrückt gewesen bis zum PoHs Sylu, hin. (Der Kranke klagte selbst noch •ehe er soporös wurde « dafs er nicht seheü könne, das kleine Gehirn aber und die gro<*- fsen Nerven, die zu den Respiration s-, Ver^ daüuugs - und Rückenmarksorganen geheo^ ' hatten 'nicht dadurch gelitten. Im Umfange 4Jes Lagers dieser Blase» so wie im daran grenzenden Ventriculus lateraL war FFasserk An beiden hintern Enden des Tlex* choroid. eine Masse, wie eine Vizebohne grofs« aus kleinen Knochen oder Steinen zusammenge- setzt. — (War diefs Jßchinococcus ^ ürhyda- tide? vidn Bremser, Gleiehheit der Blasemo. des Menschelt mit denen der KLauenthiertf* Meckels Archiv B. 6. H. 1.)

In allen Zeitungen (z. B. Hamb. v. 8 *— ilten April) Nachrichten von Erdbeben (im März d. J. zu Palermo, im Nov. in Amerika) auch von Aleppo in Syrien.

Laut Hamb. Börsehl. (vom 20 26ste>i April) aus Copenhagen war der Winter ib Island bis zum März gelinde. Ueber den

V

^

215

Die kalUn Fieber. TBciiirirt^n nocli Uo^ fig (noch nach 26 Tagen). Noch immer j^chien die Verbindung yon China mit MiUül'^ salzen hier rathsam!

Junius.

Nur noch am l%Xen Barom* 28^ 6^^ bald 28' 3" und am 3ten schon 27' 10'', stieg bis zum 8(en bis zu 28^ 5', und von da über oder HDter 28'. Therm, bis zum I4tenl8— 22^. '-— Am 14(ett Nachm. 23^. Von da bis za Eode 14 17 19°. Hygrom. 67 75* meist zwischen 65 70^. fVinde lebhaft und am Isten N. O«, dann S.W. am 6 7ten N. W. dann S. O , N. O. und N. W. -- il#- gen nur 8 mal und gewitterlicher. (27 30). fVolkig und %oindig. Mit dem L. V. (2) fiel der Barom. yon 28' 6" auf 28' 3" mid Tags darauf (3 Tage) aut27' 10"— 11".

Wahrscheinlich wieder DürrCf Hoherauch^ wenig Regen, Mangel an Gewittern, und da^ bei immer mehr Austrocknung unsers Haid- bodens durch uncontrolirtes Ausroäen von Hölzern und Brüchen , Torfstechen und 6ra* benziehn bei den Gemein detheilungen. Noch neuerlich räth der Rec. von Arndt über die Pflegung der Forsten 1820 im Ergänz. Bl. zur Allg. Litter. Zeit. 1823 Nr. 14. den Ame- rikanern, die Spitzen der Berghohen, besonders eher die feuchtere Nordseite derselben nie ganz zu enth9lzen, oder man opfere, wie in Sü^ Fratikreich die Quellen im Thale auf. (VergK J^oreau de Jonnes Preisschr» - v. Buch C^' uarische Insehi).

217 --

f

des AnstofseSf obgleich sich namentlich einfge hämorrhoidalisch - apopleklische Candidaten^ freilich mit grofser Umsiebt, und mannigfa- chem küblenden und geliod ausleerenden me- dicinischen Nebenapparat, einer guten Mach« cur erfVeuten,

*

Nach Ems ging eine magere, }unge, ganz xur Hektik geneigte, verbeirathete aber kin- derlose Dame, zarten Körpers und Geistes, Ihr und der Ibrigen sehnsuchtsvollen Wurtsch einen (modernen) Versuch wenigstens zu ma« eben, dem drohenden Feinde zu entgehen, führte sie hin, und die Schönheit der Gegend und der Drangt sich zu belehren, verleitete sie, nach der Cur obenein nach eine Hhdin" reise zu wachen ^ Berge zu ersteigen^ kurz sich noch einmal glücklich zu i'ühleo. Schon kam sie aber mit bedeutendem Uebelbeßndenj -Husten, Fieber u. s. w. wenn gleich froh zu-* rück und nicht 9 Monate darauf hatte sie ToUendet.

Nach dem Seebade (Travemunde) reisete ein ISjähriges unverheirathetes Frauenzimmer mit FLuXt mens^ nimiut ^ das schon hier im Hause von 25° Wärme allmählig 1^ weniger bis zu 16° herunter gebadet. Das Seebad that trelTliche Dienste!

Uebrigens scheint mir neben der eigest« llch physischen Wirkung dieses Bades , aui h die moralische ^ der Heroismus dabei mitunter grofsen Antheii zu haben, indem ich z. B. selbst aus eines verehrten Staatsmannes Munde weiFs , dajs selbst im kallen , nassen Sommer 1816 in Norderney mehrere feine und sch'fvä«

219

stopfting a. s. w. .befallen > ob nun blos Von Furcht vor der AnsteckuDg oder von wirkli- cher?) Nach unc. iß. Inf, lax. mit drach. }• Tartar. natronat, 10 mal abgeführt, und dar- auf wohl leichter, aber ohnmächtig, noch im- mer übel, zugleich aber stark im Schweifs. Jetst gleich nach einer Drachme Brechwurzel in 3 Portionen genommen, wohl 10 mal riele gallicht-schleiroigte Stoffe ausgebrochen , und wieder stark geschwitzt mit grofser Erleich- terung und auffallendem Aufhören des Fie« bers. Ueberzeugung hiedurch bei Iffutter und Tochter, dafs auf diese Weise Krankheit und Tod abgewendet werde! Etonnoch dauerte die- ser Zustand der Hinfälligkeit und halben Krank- heit, mit Mattigkeit und gelbgrünem, aus dem blaurothem zusammenfallendem Gesicht, noch mehre Wochen lang^ trotz kühlender und ge- genreizender Mittel, wohl doppelt nolhig, da die Kranke auf einem Boden lag, wo die Hitze die ärztlichen kurzen Besuche kaum er- ^' träglich machte!

Sollte wohl die von Begin hernusgeho- bene, übrigens nicht neue Broussaisehe Mei- nung : „dafs die Ansterkungsstoffe zuerst auch erregend auf die Schleimhäute des Magens, der Bronchien, des Tharynx w* wirken,** nicht die richtige sein? {Begin -principes gi^ niraux de Physiologie patholog* Salzb, me- dic. Chirurg. Zeit. 1823 Nr. 21.).

Augustm

Barom, stets 28' 2 b". Therm, meist 18 22^. Vom 25 ~ 27sten über 23^; nur 4 5 mal 16 17*^. Die Morgen- und Abendwärme wich tod der mittägl. oft ma^

221

lid. Extr, Ckelidon, Calomel u. 8. w. auf die Dauer in der Reizbarkeit des Magens mit gro- fser Contraction^ Auch laue Bäder, so vrie einige Biutausleerungen bekamen gut, waren aber nicht im Stande diesen felsenfesten Zu-« stand zu überwinden. Nur ein , dem ersten Anscbein nach, widersprecheudes Mittel,, das Opium half in kleinen Gaben fortgesetzt^ f^zu^ erst dem Scbmerz , der steten Unruhe und Schlaflosigkeit , dann eo ipso der hartnäckigen Verstopfung glücklich ab, und nachher thateii- gelinde reproductive Alittel das Ihrige, um dem öfter (wegen Gemüthsstimmuug, Lebens« art u. 8. w.) traurigerweise noch wiederkeh- renden und immer dann nur kurz so behan- deltem Zustande möglichst gründlich abzu« helfen*

Cephalische Constitution / Verschwinden' aber von minder wichtigen Affectionen, (wie oft bei Leiden innerer Organe!) und von eI->' gentl. epidem» Zuständen , z. B. Rühren^

S eptemherm

Barem, stets 28' 2—7''. Nur am 22 ^ 23sten 27' 8 10''. Therm, anfänglich 18 22°, später bis zu Ende 13 17^ (Am 12, 19 u. 24sten Morg. sogar 5 u. 4°, Ab. gegen 9, iO^. Hygrom. 64—84°. liegen (mitun- ter Staubregen) 18 mal (mit Gewitter am 14^ XL. 15ten aus S. W.). Am 19 u. 28s(en Nehel. Halhheiter und gegen das Ende stets bedeckt u. trübe. Mit dem N. Jff. (4) fiel Barom. über 1" auf 24 Stunden mit dem ersten Ton 28' 7" zu 3" u. mtehr. Mit dem V. M; (20) von 28' 4" auf 2" u. (am drittea Tag^>' zu 27' 8". Mit dem L. Y. (27) hob er lidr

^ 223

wieder, und wich, trotz Oleum Ricini^ Klj- stieren, Schropfköpfen uod Blutegeln, so wie auch ein Auswurf von blutigem Sclileim, durch Hu&ten, nicht eher gründlich, als nach einem Aderlafs you 12 Unzen, und forfgesetzteo an- tiphlogistischen Mitteln.

Die Fixirung oder Verbreitung dieses ent- zSndlichen Reizes, entweder von dem Unter- leibe nach der Brust , oder umgekehrt , war bei einem anderthalbjährigem Kinde weit räth«- selhafter, wo man , wegen starker BrustaiFec- tion, diese, als wahrscheinlich die des Unter- leibs mit erregend, im Auge; behielt, und auch wohl richtig behandelte, weil bei dem, nach manchen vergeblichen andern Mitteln, ange- wandtem Salmiak mit Queckenextract die Brustbeschwerden sich alsobald sehr milder- ten , und zugleich kothigere Stuhlgänge er- folgten, da vorher auch hier nur Schleim mit geschabter Haut gleichsam abgegangen war.

Woher übrigens wir seit längerer Zeit (auf unsernä ganzen Continent vielleicht) Dürre gehabt, liefse sich wohl durch eine ungleiche Vertheilung des RegenstolTes und seiner Bil- dung begreifen. Nach Hamb. Börsen liste 1823 Y. 228ten Sept. sollte es in Antiochien und in dem ganzen Länderstriche vom Mai ao^ statt sonst gar nicht, sehr viel geregnet ha- ben! Nach einent etwa 8 Tage früherem Blatte, auch in Indien, Sumatra^ alan im gan--* seo ostlichen jisien. Zufolge' K. Porter * (Reise in Persieo) waren die bei uns sehr nassen Jahre 181A 17 dort sehr trocken« v Und im Ja&re 1818,- wo es bei uns vom Mali, \ an, sehr dürre wui^de, freuten sich die Em?..^ wohner dais es dort so viel regnete ^ da T0^»^

^ 226 -

I

Zeit. 1823 Nr. 49. tu wogegen Chijw zmrtf^ len (wo Blut abgeht) ein Aderlafs, euch wehk Calomel bis 2iir Salivatibn oder'Ep^omer SeiE^ zaletzt Bats. Copaii). , auch Kalkwasser -im«»

Sfiehit! ftud sich auch bei uos jetzt ein^ >och war sie nicht so weitschicbtig zu ^ he«* bandeln, De^; Zustand war dann von AniMi|f' an mehr comatos. Dabei blasse, gedunsWik Haut, mit allen Zeichen herabgesunknen-Il^iU. bens. So kam die Krankheit besonder« l^Mk fig und vernachläTsigt auf dem Lande vor^ Gelinde Opiate in Ahständen, dabei spätvrfai» schwache Aufgüsse Ton Columbo, jirmea'uAii Tinet. Cinnamom. und Aelher^ nachher Isliin- disches Moos, waren i in pafslicfaer Steig^itegE angewandt» am hiilireichsten* . r

Der Uebergang der Krankheiten in ^hn^ nervösen Pol ward jetzt bäufigei^, unddieZei«« chen dieser Metamorphose nicht sowohl Blüssä» gegen die sonstige Jfiothe der Haut (letitersr konnten bleiben (stagnatiö atonica) als Toitw EÜglich Neigung zu Sckwei/sen^iie sich mit<<» unter auch ohne heftigere» JPieber zeigte, «ncli besonders Säuren und eine gemischtßy^ toniseJa^ Behandlung erforderte.

-ii I

November. t .! »>

Orofser Contrast des Barem» zu der fP'ärme und Feuchtigkeit dieses Monats! t. IVur am Isten und letzten Tage 1 2^' untmr 28^ Sonst stets Tom 2ten an drübery, und bis zum Uten steigend nahe an 28' 1(K^, . und auch dann nach 24 St. 28' 8—6'^ und meist bis zum letzten Tag« hin 28' 3— 4'^ ~ Dar. Therm. bUeb anfangs auf 9 8"" Mitt. Vtml^ ' 6 12ien 3 6"". Am Oten Morg. 0. Yaä-

Journ. 1826. Supplem.H. F

227 --

Idereoden kühlenden Mitteln , demn&lisV njift Island. Moos n. dergl. yergM^licb geittibehi war, legte man ein Vosieat, perpet. def/fif^ roiseben, es 10 Wochen duldenden Krdb1;4li auf die Brust, liefs Buttermilch u. der^L ^tr^ niefsen und bezwang zuletzt den furchtbai^ Feind mit Pulrern ans Myrrh. gr. vj. Sulph. aur. M. pill> de CynogU ana gr. j. täglich 2. War nun die Kranke Ton AetLiungensckioinit» suchte wie die staunende Menge behauptet^, oder Ton einer in modo veränderten nbermä- fsigen Schleimabsottderungy durch jetzige Ato* itis unterhalten; geheilt ?

Der an der Brustwassersacht bald dan^ sterbende N. zuB. , ein 60jähriger, torSsidr Greis, wo zugleich Jnasarca uäd' schWaiseir blutiger Auswarf mit heftigem Hastnr, ' uateiC drücktem Pulset gespanntem Unterleibe, Maaen Lippen u. s. w. da war, wurde durch einen Aderlafs von 9 Uiizen, aufser 7 Torher an die Brust gesetzten Blutegeln, sehr erleichtert« Pulver aas Sulph. aur. Campkon M. pilL dm CynogL ana gr. j. Flor, Benz. gr. üj. Magnes. alb. JEleosaech. Foenic. ana gr. vj»^ 7 StndL vom Kranken selbst, der ihre gute Wiiknng merkte , in. 12 Standen gefordert. Dabei eiik Ldnetus aus Spit» Minderer. Oxym. Squill. Syr. Uquiriu ana Une^J^ machten die feinerflf, gedrückte und gelähmte Longencircalation freier nnd den blutigen Auswurf aufhSren« Doch blieb der kurze Afhem und mehrere traurlfi Vorboten des baldigen Endes. ' \

Bei einem ebenfalls etwatf gedünseneii^ aber noch weit mehr zu pbjrsischer und mp^ ralischer Erschlaffung geneigtem Manne von

P 2

» «

28< 6f'' M ä7 -u II ^ V.mt im letiMii

V. (24) ^^ieg er toii 28' 4^'ül»ir- *f'. ~ :

Die Beweise - der ForldauM der idfoi» mehrmonailichen Constitution konnte man he<^ sK)Qders Jiei den patÜoIogisdiAh Zustanden det Frauen und Kinder bemerken* SowoU mcute als chronische Formen arteten sich to^ dftfs wenn auch eine Entziehung ton Sä/ketit anfangs nothig war. der wieder mehr bel^^ hende coiUractive Reiz nicht lange fehlen« durfte. Bei den Envachsenen littea mehr di». Organe der Reproduccion ^ .und bei den KiiH" derndiß der Respiration. Doch kamen aacli\ bei ihnen öfter die seit Sommer oed Herbit- schon häufigen Gelbsüchten Tor* Unter den Brustzufäilen der Kinder war besonder! den Üebergaog in eine Art Asthma Millari auik^ fallend, wo, nach beseitigteni Hanptübelt durch'; ortliche und allgejmeine Ausleernngsmitte^. Gegenreize s. w. der Ton des Hustens sa keuchend und hehl, zugleich dabei offenbar periodisch wurde, dafs man auch hieron deA*. Grund in einer, auf Erschlaffung der feinem^ Bronchialgefafse gegründeten temporär aatipe^ larischen Zusammenziehung derselben (Krampf) finden, und dagegen mit fluchtig reizenden Hitteln Yortheilhaft wirken: ;konnte. Ob dies aber grade Moschus oder ein anderes hiev analoges, Asa foetid* , Belladonna^ Opium o. * %, w. \^ar, .wird i/i^/i^ ^eit^ltjor ^m^jj^sten be- urtheilen können, was wenigstens nicht ganz nnd unbedingt mehr in der einseitigen Knecht« Schaft der pathologischen TpnCf und deren oft geringen ModificS Honen , d/j- Zeichen von Krankheiten und deren Gründen , so wie der Specificorum sich befijidet, ao.danlUiar ea gtM^

231

blieb stets 4 ---6'^ über 28^ bis ünn lOtoiH er zur sinken anfing (am 23ste]| su 27^ 2^ Nachher wieder gestiegen u^nd nit 28^ 6}^^ beschlossen. ^ Therm, bis eum 5ten -l" 2«^ 6®. . Von da bis «um 16ten bald -4-1—3^ bald + 5^. Vom 17— 30sten +4— Mitt. (Am 26sten sogar Morg. u. Ab. 8^). Und Dur am 31sten 2^ Morg. .— Hjgrom. 85 92^» fVinde stete 2 3 tagige Abwechslaog Tom W. S. u. N. W. Nur am 20sten N. O. andl am 238fen S. O. Rc^en 13. fVind %Schium 5; Nebel 11. "— ' Mit dem Neu m. (1) sank d«r Barom. b'*. Mit dem Isten V.u. V^m. blieb er hoch. Mit dem 1. V. (23) stieg er von 27^ 2'' in 24 S(. zu 28' u. mit dem Nwm. (31) von 28' 5'' 6''

^ Bei der ansgeseichneten Milde dieses Mo^ aats, die mitunter, wie am 27sttfii in ein wa]i<« res Sommerwetter pusartefe, herrschten we« nige katarrhalische Krankheiten^ Bräune toiw zHglich. Aqcb Rosen y asthenische Entziin^ düngen des Unterleibes und der Brust , Aiui»

schlage u* S. W.

Die Lehrcf-Vpnr der Erschütterung innerer Theile ward durch ein interreesantes Beispiel erläutert, wo einem etwas schwachlichsm Brauknecht am 9teli ein schwerer Kornsirck, "wohl 20 Pufs hoch, auf die rechte Schulter fiel und ihn zu Boden warf. Fast bewulstlost blafs und schwer athmend , . mit sehr langsam mem unterdrücktem Pulse, fand ich ihn nach etwa 10 Minuten. Als etwa ein halbes Ffüni Blut aus der * geöffneten Armader gefiossas» (Verel. den Fall von Lungenverwundung bei Dorfmüller in Harlefs N. Jahrb. B- 12. &U 3. S. 100) hob sich Fuls, Atbmeo» Gesichlsfarha

233

. Einen Nebeol^jeg zh dtater . LeTira. g»b wohl der Tod oinßs liandmaons, der ron eig- nem schweren Wagen über den Unterleib ge- fahren, kurz darauf verschieden war. Die Xj^er (rechter Seits) und die Mitz waren Ewar trichterförmig, tief an ihrer Oberfläche eingerissen^ so wie auch das Netz gesprengt. Doch fand sich wenig Blut in der Bauchhöhle, und der so schnelle Tod war sicher mit ans Erschütterung des Buckinmarks und der gro^ Ilsen Nervengeflüchtö erfolgt«

Februar*

Barom. bis zum 12ten immer hoch übet 28', Tom 7— lOten bis auf 28' 7~8f''- Vom 13— 18ten 27' 11—7"- Von da biszuEnd^ wieder 28' 2 7".— Therm, nur am 3ten iu 4ten -^ Horg. n. am 28ftten !<►, sonst immer + 3—9« Mitt. (21) u. + 1 6^ Morg^ 11/ Ab. Hisrom. 79 91 •. fVindü in der ersten Hälfte S. n. S. W> nrit sparsam unter* miachlem S. O. In der 2ten Hälfte N. O., D. u. N. W. Regm 10 mal mit SchlaJFsehme ^ jpal. mit Hagel 1 ipat (10), findig? Tage. -Kebel 24. Beim laten V. (8) blieb Barom. jhocfa. Mit. dem V. H. (14) tief. Blit dem L V. (21) steigend, u. mit dem N.M. (29) sanh er Ton 28'— 3^' zu 27' 11" u. tiefer.

Auch im hohem Norden ist dieser ge- linde Winter, z. B. in Stockholm (Hamb. Gortesp. t. 6ten Febr.); Kein Schnee, kein

(^lIorn*t Archiv iSfia. N^v. $. 5o5}. ßontt wallte man dies wegen der Ide«' von'' Congeitiortt nicjhl. Nur freilieb Keine Ueberreizungi- ^D^nnj^O^i^iki Mehsreule non sedatT^ sa^te der fODfl io oft irrift Brown, mit il#«At/

§

235

JUär*.

Borom. bis zum 6len 1 b*' unter SS', Nachher bis zum Uten 1 -7 2f' drüber. Von da bis zum t4teD T?ieder das Erste. Daiva bis zum 22steo 28' 4^7^t. Die beideu letz- ten Tage 27' 9 10". Therm.^ nur Vom 2*-*3len Horg. u. Ab. 1 4^ Frost. So auch noch 4 mal« Sonst immer Morg. u. Ab« 2 -. 7** »und Mitt. Q i^"^ Wärme. Am 21sten Ab. 6^ Frost und schon am nächsten. Morg, 4^ n. Mitt. 10*=^ fVärme. Hygrom. 86 72°. fVinde N.W. auch S. W. (3 mal>S. u. N. O. ZuleUt W. S. W. Regen 4 mal am i7ten stark mit hohem Barom.) mit Schnee . ^mt Hagel am ISten. Nebel 10. Mit dem Isten V. (8) Barom. etwas niedriger« Mit dem V. 31. (15) bedeutend hoher« Mit dem letzten V. (22) ebenfalls höher« Um dea M. (30) sank er von 28' 2'' zu 27' la r-^

Die pathologische Sceoe dieses Monats ^ard lebhafter und mannigfacher, namentlich durch die so heftigen und langwierigen Hu- iten und. Pneumonien^ mit leicht negativen Charakter^ und besonders anter Kindern häu- fig und gefahrlich. Aurserdem da der Lun<- genreiznng durch heijse Oefen noch häufig nachgeholfen wurde, fieberhafte jiusschlagS'^ ^ krankheiten. Dann noch' alle rheumat» Ent'^ Zündungen f Cephalalgien ^ mitunter bis zum Verdacht von Gehirnentzündungen ^ 1Y0| nach vorgä'ngigen Entleerungen^ selbst Eisumschläge nützlich sein konnten: Rheumatismen^ Gicht^ alle Hämorrhoidalübel und solche Zufäliei Um aus einer, durch Qongestion und Expaasioti^ Reiz und Atonie, gestörten CirculaUoo hiB«

237

April.

Oeflere Abwechslungen des Barom, toh 27' 10'' bis 28' 3 7". Nur am Uten Ab. 27' 8'' u. am 20sten Morg. 28' 8|". DocK immer mehr über 28'. Thernu nach dem Islen, wo er Morg. 1^ zeigte, stets Worg. 4- 2^. Mitt. 6 10®, n. vom 20slen an 12 —21^(30). Hygrom. 65—82®. W^iw^i^? an- fangs mehr N. O. dann S. W. S. O. u. N. O. die let2(ten 4 Tage S.W. Regen 4 Tage, mit Schnee 2. Hagel 3. Nebel 4. Sternhelle 15« fVindig 20. Mit dem Isten V. (6) fing der Barom. an zu sinken^ mit dem V. M. (13)* zu steigen^ mit dem L. V. (21) ersteres sehr, u, mit dem N. (29) ein weniges, und nicht lange»

Die jetzige Frühlings - Constifution war noch immer höchst plethoriseh-' entzündlich'' nervös. . Es starben Tiele an acuten und chro^ nischen Krankheiten , besonders der Aespira^ tionsorgane. Ein Trinker genafs.nqch dies^ mal von einer Pneumonie^ wo erst eine Ah- führung den Zustand zu« vermehren scliien» entweder noch mehr irritandp (wi^ Otto nach Broussais meint« Med. chir. Zeit., 1824 Nr. 8. S. 130 vergl. Rez. von Scarpa über die Brücke ibid. Nr. 9. S. 149, wo auch die jß»^^/^// dadurch vermehrt, durch kaltes Was-« ser innerlich und aufserMch, aber geheilt wer«, den splli Brandis und Morvitz in nov. act. Hafn. Vol. 5. u. 6.) oder die Respirationsor*. gane und deren mit I>e wegende Muskeln mehr erlahmend, (die Bronchialhaut saugt dann wohl nicht normal genug die Imponderahilieu aus der Luft ein, . die aie eichet iiir *diM Bi^"'

239

es Coloqaioteo thao. Der Tod erfolgte aber l)ier, trotz der davon bewirkten starken Sluhl- ausleeruDgen, (die, i^ie wir naclislena seben werden^ zu\reileo ooch nützlich sind) wohl mit von organ« Fehlern {puls, dicrotm inac" quäl.)*

Mai.

Barom. immer 1 7'' über 28'. Nur df mal 1 2'' drunter. ^Höchster am 28$ten)* Therm, die ersten 3 Tage 20, 22 18*^. Von da bis zum 299ten 11 15^, u. die letslen 2 Tage 18—19^. Morg. am J2, 22, 23sten un- ter 5^ u. Ab. d. 19len 21^. —'Hygrom. 62 _ 790^ _ Winde fast stets N. W. dann 7 mal N. XL. S. O. Regen 13. Hagel 1. Ge^ witter 2. fVindig 19. Alil dem Isten V. (6) stieg Barom. etwas und anbaltedd« Mit dem' V. M. ii3)/el er 2$" u. mit dem N.M. (28) fiel er von 28' 7Z'' zu 28' 5—2". -r^

Dürre und spröde Luft! In Hamburg Hy^ grom. am Isten 43^ (Addr. Comt. Nachr.). Es blieb eine kuhle^ congelative Zeit!

Die Behandlung der Uebel mufste noch immer kühlend j ausleerend und entspannend mit Rücksicht auf Nervosität sein. Ein 6jäh« riger robuster Knatie, durch Erkältung und Diätfehlern seit 6 Tagen heftig fiebernd , mit Leib web, Erbrechen, Verstopfung, sehr irock- ner, belegter Zunge, ward durch Abführungen mehr gereizt, bis zu Irreden und Convnlsio-, nen. Am 13ien 6 Blutegel an den Kopf,, Clystiere und Mittelsalze. Ruhiger. Am 16ten . wieder heftige Stiche in der rechten Unter^ leibsseite, kurzer Husten, heUse, rotha Wan«

~ 241 *-' ,

fl^inä 15. Mit dem ersten ,V. (4) sank Barom. anhaltend. Mit dem Im C^) ebenso«

Noch immer dieselben atmospharisohA Einflüsse (nur jetzt dabei noch JDürrel') nnd daher dieselbe Constitution nnd pathologische' Erscheinungen! Entzündlich plastische Reac« llon ! Heftige Husten mit croupartigem Tone, wodurch besonders 3 Kinder in einer Gasse^ de« ren Wohnungen nach Süden ^ und also der Sommerhitze nnd zugleich den küMen Zug» wihdtn ausgesetzt waren, Eltern und. Arzt •rechrekten', so dafs dem einen dreivierteljäb- rigen, Sicherheits halber^ doch Blutegel und Yesicafor. gesetzt wurden. Dib ßeberkafteH uiusjehläge spielten ihre Rolle noch .inmer fort, und besonders kam das Scharlach hätt* iig sporadisch Tor^ einmal l)ei einem etwas indolenten jungen Dienstmädchen, so spät nach der Bräurte mit Fielier, dafs man glau<* ben mufste, diese und daher, oder zugleich auf die Respirationsorgane ?erbreitete pla8tiech-«< entzündliche AlTection sei die eigentliche Uf* quelle desselben gewesen«

Julius,

Barom, nur am 3, 4 u. Slsten 1^^ imtS^ 28^ sonst immer ^ 5'^ drüber^ und am 19.

20sten 6 7". Dabei die Wärme am 14"

löten SS"". Häufig 20 22'>, und selten 16 17^. Mitunter aber kalte Abende u, Mor-* gen von 9 10^ (am 5 u. 22sten). H>- grom, 65 78^. Dabei immer lebhafter Bf» Yf. (& kaum 9, u. O. kaum 3 mal). Ragen 15. Gewitter (am lOten entferntes; fQP^^ noch 2 mal). Betoblktl SternhelU 13« mt

Joum. 1828. Soppltm« H. Q

243 -^

tigen ZüschreibnDg der constitutiooellen Krank^ hejten, nicht sowohl planetan und' antmäf« Einflössen, wie noch Sydenkam (auch hhtiky zeit geh tig ^ von Gbden erhoben. Tkom^ Sy" denham^ Berlin, 1827) Mead. Huxham a. w. tholen, sondern näher liegenden^ inn^m und äufsern Momenten. Aber es ist sichei eine wichtige und wahre Behauptung de» acht prakt» Engländers , dafs es kaum mxb jibsonderung und jlushaueJmng gäbe, die nfcbt ansteckend werden könne. Seorhuk , G^ schwüre j Ophthalmieen ^ jlphthen ^ Braunen^ Dysenterie u. 8* w.^ und dafs Reinliehkeit^ frische Luft und Absonderung die drei Haupt« bedingungen gegen Ansteckung seien, Räih^ durungen nur in dieser Voraussetzung l

Vergl. mit unserer katan^hal. - entaundQ^ Konstitut, die Nässe und Kra^^kheiten in CaU cntta. (Magazin Ton Gerson . und JuUw 12^ S. 491).

Augustm

Barem, nur 16— 19ten 2—Z** unter 28^ Sonst noch immer 1^ 4'^ u. Tom'24— 288teli 5 T* drüber. Therm* am isten und in den 3 letzten Tagen 20—22*. Sonst meist 16 18*^ Mitt. 10— 13<> Morg. u. Ab* Hygrom. (in Hamburg nur 52— 56^) 67 86^ PTind^ (10 Tage lebhaft) W. S. bis zum 23sten. Von da N. u. S. O. Regen li6. Geivitter 4. Mit dem Isten V. (1) Barom. dauernd 3^^ ge« stiegen, (Bei 22^ Wärme und Getoitter!) Mit dem V. M. (9) ebenfalls 1 2*\ Mit dem L. V. (17) von 28' 2'' gefallen. Mit dem N. M. (24) von 28'' 6" zu 7<' gesüegen. Und fast so auch mit dem Isten Y. (31)»

Q2

24&

Die ftclion sich einstellendetii mebr herbst* liehen Diarrhöen ^ haben allerdtogs etwas- ruhrartiges y mit starkein Ten&stnus^ und uref»^ dt'n am besten durch Purganlia blandä MSt^ OleosiSf wenigstens zuerst, und dann mit dj^in^ besänftigenden lllitteUi behandelt. Milmiteir^ auch durch BreehmiUel, wo entweder die^J#- finitiv- abspannende oder mehr die erregende Kinwirkung derselben für die Sphäre des Un- terleibes und weiter w&DSchenswerth war»;. Wie sehr man sich Tor Einseitigkeit, in uU^ ter oder modemer Theorie, in dieser^, so oft« und Immer noch luwollkommnen Tentilirt^,, Volkskrankheit hüteu müsse, beweifst ein mir jetzt von einem alten gesunden 83jäbrigen . erzälvltes Beispiel, den, als JUngliog, ff^erlhfsif ^ in 'HanDorer, trotz aller Beharrlichkeit , von einer langwierigen Diarrhöe nicht heilen konnte* Ein alter Regimentschirurgus zi7 JEimi^cA: lieiji endlich Bilterbrunnen und öfters 1 Tasse tier* \ ken Gaffte (von 1 Loth) triuken. Nach .^ehr . starken Ausleerungen, binnen einigen Tagen.' war das Uebel gehoben! (Wer rerkennt hier Congestion^ Plethora^ Erethismus y Ue^ . berreizung?).

Bei dieser Gelegenheit sei hier' die un- parlheiisch^ Betrachtung über ein Werk anif^'' .zurufen , dessen Urheber , nicht aber die ver- nachläfsigte , oft krasse Form, worin man es unserm Zeitalter noch immer darbietet, alle Ehre verdient, über unsers Am .6. Richter^s Therapie, Da ist blofs noch von Ausleerung der Unreinigkeit durch Brech- und Purgier* mittel ( nicht von Verminderung der Säfte« masse, Veränderung der Secrelion. yon*' JEnt'^ Spannung i Cegeiweix, U eberreiz, Reiz, (pMe*^*

ll^opfiichiners j( Udb^lkeit, ^ilinincrD tot dU^ Augen, belegter ' Zunge , Anorexie u. s. w^ aber wßnig Leibweh (nicht zu tchnet\ aui ^eni;^ men). MehriBre Fälle, vro Dliifirrhoen cumel gehemmte, in Wechselfieber endigten, Mret- ches kaum etwas anders, als atooische Redun- danz der Plethora auf Rückenmarks- und Un- terleibsnerven sein' kann. Doch konnte man' cKese Fieber mit einiger Umsicht ';sibh'er durch China heben." Das Bild des vom August hi£ herrschenden, und besonders Jäugere lieute^ heftig befallenden Fiebers und der ganzen, j#-i Izigeo pathologischen Efllorescenz, woTOki aber- die Wurzel, wie wir wissen, tiefer lag, 'war ungefähr folgendes: Kopfweh, Schwindel,'. Frost ood dann lange und grofse Hitze (we^ nig Durst im Ganzen) Anorexie, Neigung ba)d' au Durchfall^ bald zu Verstopfung, Geduo-«'. senheit der Tracordien und des Unterleibes. ^ Erbrechen, mitunter Hüsteln. Evst rothes^^ dann blafses Gesicht. Selten (part]eHe)SebWei*' fs#« Heller Harn. WelTse oder brauoei, inn« iner hochrothe, iipiitunter geschwolfne, und mit Bissen, und Blattern, selbst Blasen besetzt« Zunge (und Zahnfleisch), gespannter, aber- nicht sehr schneller, öfters unterdrückter C^tj;'* phöser) Puls! Schjlaflosigkeit oder Schlummer mit Phantasien ohne Kraft ! Zuerst Brechmit- tel, Blutegel (besser an den Fiifsen, wie am. Kopfe) so auch Epispastica unA dann bald möglichst Amica^ mit Salmiak oder Säuren verbunden, und ab und an, als nervöses Reiz- mittel, Opium. Immer aber anfangs kühlende, und ausleerende Mittel! .Denn der Hang zum Erethismus war grofs, und bei den heftigen stickhustenartigen, fieberhaften Brustleiden der bekam der Spiritus Blinder. , z,' h*

249 ,

länget wieder ängstlich zunicksetste, (Vergl. Sebastian Bemerk, wie namentL Wechshifie* ber^ Geistesabwesenheiten o. 8. nach lang" wierigeu Krankheiten, erfolgen^ {Hufeland Joaroal 1823 St. 6.)- Nur nach 10 Wuchea genab er. Der Zimmergesell H. litt am Blut-' husten: mit Fieber, welche Zustände, nach erst genommenen Blutegeln auf die Brust, Vesi- cator.i Salmiak s. w. doch sich nicht eher Terloren, bis man der atonisch krampfhariea Secretion der feinern Lungengefäfse ^ durch immer verstärkte Reizmittel (erst 7/i/l Seneg. mit Spirit. Minder.) und Opiate abhalf. Das , F e Kind in L. ein 1| jähriges gesundes Mädchen, ( bei dem auch die Vaccine im Sommer nicht recht sich ausbildete) starb an den Fol*

fen des mit Stickhusten verbundenen Brust- ebers. Hingegen erholte sich ein 14 vr&- chenll. Mädchen von ähnlichem Zustande, kaum noch atbmend und mit Convulsionea kämpfend , trotz aller Hitze , Fieber n. s. w. da man neben einem Inf, Senegae Mec. Moseh^ gr.TV. Flor. Zinci gr. ij\ Fl. Benzoes gr.m. OL Fcenic. gt. ij\ Tinct, Cantharid, gt. viij. Syr4 Mthaeae dr. vj. TheelöiTei weise (mit Hafer- schleim Terdünnt) ihm gab. Ein anderes 22 wöchentl. Mädchen des Kaufmanns ward ebenfalls nur mit späterhin gegebetum Ghina- salz, Moschus und Opium (aber cautel Es ist der schwerste Triumph der Kunst, diefs als grofses Heilmittel dem zarten Leben zu wid- men, 1 2 gt. Tinct, Thebaie.^ verdünnt und mit Corrigentibus [(Tiaugensalzen, Magnesia» jiromatic^) versetzt, in weilschichtigen Gaben in 1 2 Tagen gereicht!) geheilt« » Alle' Kranke von einigisr Bedeutung lagen lange iq fl(inem zweifelhaften Zustande, und eirljolteii

-^ 251

i. ilß). Nebel 2.^ S^ürwiseh 8. fHndig 16« Smmensehein 4. Sternhelle 3.

Mit dem V. M. (6) Barom. von ^7' W bis vber 28^ 3'^ gestiegen. SBt dem JU V. (14) Ton 27' bi" xu 28' 1" (nach 24 Stun- den) bni und nach dem N. M. (30) auf 28' geschwankt^ nach cwei. Tagen auf 27/ 6" ge- sunken. So auch mit dem Isten (28) toii 28* 2" bis 27' 9".

Die Krankheitsbildnng ab Fortsetzung der letzten 2 Monate, bedarf ukiter diesen Um- ständen kaum eines Commenlars. Jetzt noch, Termehrte Expansion und Ueberfulluog der Organe, da die Gefäfse tou dem Nerveos^r- steme nicht genug erregt, und zur Contractiao. bestimmt werden (denn glaube doch Niemand, dafs blofs die Säfle Beiz fix sie sind!) und wieder durch ihren stärkern Druck jener Ac- tion behindern. Daher jetzt Hervortreten von apoplelctischen Todes at-ten^ BrustUiden^ Bla^ sejizufä'llefif von VerkäUüng z. B. jinsjchläge^ Bräwien^ Stickhusten u. s. w.

Noch immer sind alle Zugvögel hier, nnd - diefs bedeutet vielleicht an den Orten, wohin sie jetzt ziehen mufslen, (S. O. u. W.) ei-* neu strengeren, und bei uns einen gelinden Winter.

Deeemher.

Therm, nur am 6(en Morg* u. Ab. am 17ten 1^, u. am 30sten 0. Sonst meist -{• 5 10^. Mitt. Ab. u. Morg. waren we« nif^ Ton einander abweichend bei dieser ungei» woholichen Wärme. Barom. am 14ten 26^' 7^". Am 23sten 27'. üebrigens bU Mä^

Ä53

liidht mehr angeregter Jugendscenen , init be* «ländiger Unruhe und Schlariosigkeit mehrerer Nächle y zur ordentlichen Geisterqunal des sorgsamen hohen und liiedern Kidslerperso- nals , i^ett halte 9 half wieder nichts als das Opium^ Nachts 2 Uhr, bei fiottfrendem s'chwa- ch^m Pulse^ im Linctiis 2 mal stündlich. zu 4 gt. Dnct- TÄtfJdiV. gereicht. Ob nun za viel oder zu wenig Kraft und Blut diesen Zustand (bedingt, oder wie die^s^Heilmittel hier Wirkt? (Vergl. Uchtenstädt in der Abhandlung, über S€nnert\s Werke in Horn's Archiv 1823 Nor. S. 466; und in demselben Stück Klaatsck über eine durch grofse Gaben Opium geheilte Manie \ aus dem Edinburgh Med. Surg. Journ, -s^ ich stimme für ein Minus der Lebens- und psychischen Reize, und für eine Vermel^ruiyg und Erhöbung derselben im Centrälorgäne durch jenes!)

Dieser Zustand der Lebhaftigkeit der Vorstellungen, gerade, bei Keconvalescenten, aus schweren Krankheiten, namentlich Pneu^ monien ist mir, besonders bei Alten, oft sehr auffallend gewesen. Der alte Zimmermann^ zu seiner Zeit beschrieben , , zerhieb so seine Bettstelle! Ein anderer 74jähriger wollte auch umherwandern , u«id träumte lebhaft voa ei* nem Teiche, in den er sich (wie sonst als Knabe) stürze!

. Charakteristik des Jahres 1824.

Mit den Zügen elementarischen, stürmU^ sehen fVeehsels , der Jbauheit , und AbspoMF^

255

'

' I n halt. ; ...

des sieben und sechszigsten Bandea.

i

. - 1

Exst^sStftclu

8tite I. Aerttlichtfl Gatacfatra üher die anzuwendende Behandlung des Kranken , der so einer öf- fientlich<Yn Berat hung über i|in im November« Heft 1827 dieaei Joarnals aufgt^fordert hat. Mebst eingestreuten Bemerkungen üb^r Ntr* Tehkrankneiten. Vom Proiessor Dr. JL* IVm' \ Sachs KU Königsbergf .3 Fernere Vorschläge inr Heilnng vom Med» Kath Dr. ^Pitsckajft sn Karlsruh« und voll W, in g.

n. Hydrophobie«

fiosaische Volksmittel gegen' Wasserscben. Ein Beitrag cur Verhütung und Behandlung die- ser furchtbaren Krankheit. Vucä Hofrath Dr. C. Mayer in 6t; Petersburg. . . . 42

III, Etwas lüber den Tartaros stibiatus als Anti- phlogisticsum , und eini£*e seltenere Krank- neilsfi^lle. Vom Dr. Basedow in Merse- burg. • ••••*• ^

Cyanosis congenita. « «78

Gangraen der Lungen. ' « « , 81

Vergiftung durch Nux vpmica. ' « . 86

IV. Kurz«^ Nachrichten und Aoszäf^e.

1, Gehörkrankliciten. Aus dem Französischen im Auszüge mitgetheilt vom Dr. Elsässer in Stuttgardt. ••••.• 98

2. Das Sironabad. Vom Freiherrn von Wede^ kind. 125

^ 267

Sdit «chlflüe iA» Herrn Chsrwkfi B-tbaopMi'^ gen und Glanbwürdigkeiu . » 12t Inhalt der Bibliothei der pnktisdicii fieUbmde, ' Aoguttt « r 128

Difitt'e 5 td olu

« < .

I. Ud»er- difl Anwendung llea GhUufiaeni WUt

Heilang von psyjcbischen Krenkheiteii* - Vom Dr. Joseph öp^g in Wänborft* « . : : ft

II. Georg Ernst StuhL Wärdigimg «einea Wertbes and Verdienstes um die- HeUwis- aenschaft« besondera als Begründer dea dy- namiscben Princips in derselben» and necJiU fertigoDg seiner Lehre gegen manche Ein* wflrfe und Mifs Verständnisse. Voia Regie« rangs-Medictnalratb Dr* Harlan«]!« in Franfe» fort an der Oder« (Fortselsoiig.) .. ». , - . ;j5(l

in« Ueber die Ersparnisse in der Aeccptnr. für angebende Preofsiscbe Acrsta« Vom Regie* rungs-Medidpalrath Fischer m ErfSnrt. . ^ fl)

IV. Ueber Lfibmongcn. Vom Or« J. BH3Ur In Marienbad« « « •/ « 94

Kurse Nachrichlen und Aastflgcw..

1. Gehörkran^heit^n. Aus dem FranaAafsdben im Aassoge milgetheül vom Ör. ElfMfsfrAnv

. Stattgardt* , .«-j .r . \ * IIS

2. Vergiftung mit dem Pulver der Digitalis jraiw purea. Beobäohtet von den Dru» .Ouwert und Moulin. ,/&iir Warnung bei dem \ßtMt_ so oft unmäfsigen medicinischen Gebmnch mitgetheilt vom Dr. Troschel tu Berlin, .■ 127

3. Miscellen Preufsischer Aerate aus. den v}c7- teljäbrigen Sanitätsbericbten. . 129

Doppelbören. ^ Zincum cyanicnm bei Cho- rea. — Krise durch WeichaelsopC bei ei« / ' nem Nervenfieber. Inhalt der Bibliothek der praktischen Heilkunde, September. •••••• 192

t

Viercea Stück«

I. BferkwArdiger Fall einer beinahe twei Jahre ' lang im menschlichen Körper verhalienea

Joorn, tSOß. QoppleiDsB» ' B

\

259

Seite sehen Methoden Mi^etheilt fOiH Dr. 7>o- schel CO Berlin. . '• . « 127 Plöulicher Todesfall, . '.128

Fünftei SeAol^.

!• Bemerkungen Aber die Natnr and die Behend* * lung der Mania poerperatia t und den G»-' brauch des KampDors in derselbe'ni mit Bei- fügung einiger Krankheit^gescbichten* Vom Professor Dr. Bimdi an Greilswald. 3

II. Untersuchung eines 6ee- (SchwefeM Schlamm*' bades. Vom CoUegienrathe Dr, H. Grü^ del in Riga « « ^ 26

IIL Von einigen besondern Hindernissen in der Ausübung der Arzneikunst. Vom iVIedicinaU rathe Dr. Günther in Köln» ' S5

IV* Carditis unter der Form iron Chorea St. . Viti. Vom Dr. tou Moüs^t tu Bartenstein ' in Wartembarg. . M

Medicinische Anwendung des mineralischen Magnetismus. Vom Dr. B#fW in Mählliau-'*' sen. b«**..« ^

VI» üeber die Anwendung des Stechapfels in der Geiste^serrattung und verschiedenen an- dern Krankheiten. Vom Dr. P. Amelun^ ca ,. Hofheim bei Darmstadt« Bllt einer Anmer*i i kung von Hujeland^ « 74

Vn. Kunie Nachrichten und AnszOgo. 1. Gehörkrankheiten. Aus dem Frani^Ösischen im Ausauge mitgetheilt vom Dr, EUaJs^r in- Stuttgardt. . (Beschlufs.) , . .103 2p Merkwürdiger Fall t(md ^laosacht» Von Ekendeinsslben. . « * 115

3. Fortgesetzte Nachricht von der Bluterfamilie

in Wdrtemberg. Von Ebendemselben, 122

4. Bericht dher eine merkwdndige fortdauernde Vererbung «iner G^hirnkrankheit auf Tier Geschwister in der Nähe von Köraas. Ans dem Dänischen übersetzt vom Dr. v* Schönberg. « 124

5. Miscellen preufsischer Aerzte aus den vier- teljährigen Sanifätsbericbten. , 129

Heilung .einer periodischen Blindheit. *-* Schwefd In der Maieynkrankhcit. WOr-

R2

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Impfversodie*

A. ImpfanMi mit Speidiel« ' « ttS

B. NatOrlicb« ImpfaDeea 4iw^ dfiT Btfi» i;i9 C* Impfungen mit BiuU 1&3 Impfungen mit NerTenmatseu 160^ £. Ansteckungsrersache mit inntrlicb'angewenir

deten Stoffen von wothbranken Händen^ 161 IL Ueber die Wirkung und Anwendung der Schwefelquellen sn Creuth im Baieriscben G«« birge bei Tegemn<?. Vom Dr« Krarnnsr «a Manchen* ; ^ ^ * 174 III. AusEüge aus den Jahrbftcbem der Krank* heilen Lüneburgs. Vom Dr« C. £« Fischer au Ldneburg, (Fortsetsung«) \ \ t 902 IV« Vergleichende Debersicht der im Jahre 1826 in der Preufsischen Monarchie vorgekpmmev \ nen epidemischen und contagiösen Krankbei* ten.. Vom Medicinalrath Dr* KlaaUth. in Berlin. (Tabelle.) Nach

Inhalt des 67sten Bandes und Supplementbefls. Namenregister desselben« ^ % 261

Sachregister deaselben* « \ 2QS

ßiunpeti, V. IM, Uartt, 8!ippL'4a.

.ILW. SmtpLm.

HeMluBl^n, V. 133.. Uern«), Sivpl, M.K Miolmcla , V.^K. Hidipl , SÜpL 17% Uiqad, UTIU. U«. Holliiü l 9". Mwl, V. 97.

HallFT, n. 79. HamiltoD , V. 591 Humröm, VI. 31.

IL 3, nI,HL IT.

Hrfrfuid, VI. O. Hridler, in. M. flfinrotfi , in. 3. HeBB^gBi , VI. 6, Urning, Saud. J. «.

Hiaie , IV. 1«.

Kr. eDffmiDui,n. 3S. TL ta.

HopiwDTXh , ^L 3&

Doaick, II. ß7.

T, HowB VI. 68.

Hnfflud, m. 88. V.tO,t^

„VI. 39. 118.

Uuuuld, SippLM.

iDckion, V, 5«,' J.ffrer. V. SS, Du. Jobnun. S^pL 172.

Jcu'pnl, IV. )

tüÜtft, VI. 10». Kluiiii, V.tu, Kol»bBe, m. 1% Knemn-, Sn^ iTfc

lallemnd, VI. loS.

, V. SB. VL8t . Siiipl. IS.

leaclittnuiui, Sit^ ü, ■obltem. V. lue.

•onreJunfT^Vl. m.

Bbicracj Snppl. 95. Hnaendic, itupid' 170, Hu>fi«ld, VI. W. Mucet , V, 99. Hircu , V. 61. W. HuHHi &<wd, V. 61. Mit« Cari , L «Z. IHiT(r,V1,J9. Ueekal, V. UL

, L TM OLBi. Ht

S t. W„ I, 7. TI, O.

l£X^i;;'

m

GvnAt, tV.UB. V.IBi ßaibert, ni.m.

Mfldhaaus, V. m. Mar»), SoMÜ«. M.

nulrm, I. t^ ^^ Me

HallPT , n. m Hl

HwniltoB , V. S9. Hii

■" VL M, Mi;

n. 3. m. Hl IT. Mi

Mar»), SoMl. «. ""-Hn' L Ol.

H«Iclu<I,TI. H. Hsidler, HI. M. IlFinrDtfi , m, 3. j!««pui, VL B. «ertwit Saval. 1. «. •jEiId^nuBF, aml. «L lÜBie , IV. l'rf. "^ Fr. Hoffmoa,!!. 36. VL * HoppennlL , TT, 28. noHck, U. 137. T. BoTfa, VI. 68.

Kluitei, V. tu. Koiubu, m. 1% XnCBR, SuppLUfc KniUg/nL £.

J--B™™,, 8i4>pl. 4. W. Ijeku, L lU. l.»tiB, V. 98. VL M. L«*ke, Suipl. U. T.««diniB, f. 1(J8. UX. ua. IjtmciittrUMBB, Snppi. JJ. LokloB. V. lUG. l-odm, Sapsl. M. LanrüawRr, VL SO.

Hhüim. SvppL U. H.£»d», &ippU 1701 MuufieM, VI. ». Mvcel , V. 99. Mircu , V. £1. M. Mhod Bodd, V. a, Mtjrr.Cmti, L «t. M>T«r, VI.JO. U«d(d, V. tu.

N«b«k 'V. Ok Ninuuui , VI. 84. Bfardblal, Tl. 17.

i^tt, VI.,«. OlUar^, M. Ol»,T. 14.

Pnr. V, SIL JeuTnJ, IV. 9B. PwIliB, V. 131. F«»;i>uMid. r. 113. Pnducr, 1. «, , PMil, Y, lin. SiippL ITJ. Pilger, Snppl. 2S. PitKä^.T. J9.I 0.01. T%

Plitur, II. 40. PliuH , T. «. PloBqnrt, Tl. Sl.

RadnucbO', I. SBl

Bit.hi, Sopnl, XB, I

Rm ,' V. au.

RobufaB^ VI. 27.

RiiBMcnhaMn, VI. M. Roacntt, Soppl. 48. J. J. RouKin, V. «7.

«■doipbi IV. a.

But, V, ^ But, V. B9.

'Sadu, L. W., I. 7. TI, «1.

s^tr, I. IU7:

«.«•gel, TL^^Sl.

Schilioiilifr , V. U SAak, T. IUI.

26*

N '

Sachregister,

"^^p"

j

4,

hse0st»f der Tonsilleii uni des GaumenbogeiUy werden Ursache von Taubheit» !• lOl,

^cupunctur, Natsen derselben in verschiedenen Krank- heiten. II. 84« Wirkun^sart upd Gebranch dersel-^ ben. II y 115« Mit Nuteen angewendet hei chronic sehen Rheumatismen. II, 93« 97. 98. 102. 112. Halb- seitigem Kopfweh, II, 101. Akuten Rheumatismen. II, 102. Scrophulöser Ophthalmie. II, 107. Rheu- matischer Ophthalmie* II, 111«

jiuehusm qffieüudUf empfoblep gegen Wasserscheu«

*"•

Angina ^ Unterschied &€t de? Hände von Hunds* wuth* Snppl. Gl«

Argentum nürUum , eine AnflAsniig davon bai Mer- kurialgeschwären empfohlen. VL 95.

Arsenik^ angewendet gegen Wasserscheu. I, 43.

ArznebnitMf Zweifel über den reellen Werth einiger^ V, 50. Uebertriebene Vorliebe fdr gewisse. V. 47. Iilotiaen über einige A. IX, 65« Beiträge lor wah- ren Ausmittelung der wahren Wirkung einiger neuen. IV, 104« Zu empfehlende Ersparnissa bei der Verordnung von Arsneimitteln. Ul» 60. Taxe

^ der A. vergK Taxs.

AujfiMag^ vergl. Ham^mnstMag.

B.

Badf Beschreibung und Anwendung electrischtr Sprdts-

bäder. VI, 44« Badeausschlag, vergl« Min$ralhnd

nnd Hautanssehlag, Bandwurm, Mittheilong einer neuen Methode gegen

denselben. IL 49. BUr, Er^dnng desselben. !(, 68. Blasenfieh^r, complidft mit Maaero undSdiariichic*

lieber« yi, 10.

w 467

' ^ '■

Epüipti§^ AnwendoDg der Damr« 8trani. hi derceU^ ben« Vy 97. Beispiel« » daij et luweilen ^efthrlich * iflt» die Anfälle dersellien lu verhiDdern« h 22.

Euphorbia Cyparissitu^ %it%itn Hydrophobie empfoh- len. I, 43*

Ferrum zootiemm^ §erAhml gegen chronische Nerveo-t

krankbeilen und fileiebsncht. h 25. Fieber, die Contegiosiiät öm gelben F. IL 121. Vcrgl«

T^echselfieber und Nervenfieber. Frost ^ seroiotische Bedeutung desselben. TL 50. Folgt

auf den Gebranch des Chinin, sulpbar« lY^lll, Teta- ' BUS undTrismus ktlndigeo sich mit Frost an. Vl^iQ.

Catigraen, Beobachtung von der Lungen« 81.

Gedäehtnijs^ merkwOrdiger Verlust des Gedächtnisses« VI. 128.

Gehirn , derkwtlrdige Vererbung einer Krankheit des Gehirns auf vier Geschwister« V. 129.

Gehör, Krankheiten des Gehörs« X, 96, lll, 115. IV. 117. V, 101.

Gehorzangy Krankheiten desselben« I, IQl«

Gehörknöchelehen, Krankbaiten derselben. III, 126.

Gehörnerv, merk wdrdJge Verletzung desselb<*n. V,lll«

Geisteskrankheiten^ Anwendung des Stechapfels la derselben. V, 74.

Gelbsucht, über das Seltene Vorkommen derselben bei Neugebornen. IV, 125.

Geschlechtstrieb , in wiefern Ursache der Hydropho- bie. I, -62. Nicht vermehrt bei tollen Hunden* 8uppl. 39. '

Glofsitis, vergl. Zunge*

Glfuheisen, Anwendung desselben in psychischen Krank- heiten. III, 3* Anseige aur Anwendung desselben. in, 41. Einwendungen gegen die Anwendung dess» III. 16. Angewendet in der Epilepsie« 111, 45.

H.

Hautausschlag , Bemerkungen über Badeausschlag« Suppl. 187.

Homöopathie^ basirt auf falsche Gnmdprincipien» lly 85«