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O. W. Hufeland's

Journal

der

' practiischeii Heilkunde.

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Fortges.etzt

T on

Br^ E. Osann^

K, Geh« Med« lUth» ordentL Professor der Medidn an der UmyersUat und der med. cliimrg. Academie tat das Militair znBerliiiy Director des K^Poliklin. Institots^ Ritter des rotben Adler -Ordens dritter Klasse mit der Schleife nnd Mitglied mdirerer gelehrten Gesellschaften,

18 4 1.

XCm. Band.

Berlin.

Gedruckt und ferlegt Ton G. Reimer.

C. W. Hufeland^s

Neaes Journal

d«r practiacheo

Arzneikunde

and

Wundarzneikunst.

Fortgesetzt Ton

Dr. E. Osann,

R. Geh. Med. Ratb, ordentL Profeisor der Medicin an der üniTersitat und der med. chimrg. Academie für das Militair ZQ Berlin> Director des K. Poliklin. Insdtats, Ritter des rothen Adler -Ordens dritter Klasse mit der Sclileife und Mitglied mehrerer gelehrten Gesellschaften.

Band«

Berlin 1841. Gedruckt und verlegt bei G. Reimer.

C. W. Hufeland'»

J o Q r n a 1

der

practiischen Heilkunde.

Forlgesetgt von

Dr. E. Osann^

K. Geb. Med. Ratb, ordentl. ProfeMor der Medidn aa der CnWerntat ond der med. chirurg. Acadenüe für daa MÜitaIr za Berlin» Direcior des K. Poliklin. Institati, Ritterdet rotheii Adler -Ordens dritter Klasse mit der Schleife und Mitglied mehrerer gelehrten Geseilsohaften.

Gfrm»; Frewid, ist atte Theorie, Doch ffrün des Lebens goldner Baum*

Göihe.

L Stück. JulL

Berlin.

Gedruckt and verlegt G. Reimer»

L

Zur

Geschichte, Pathologie and The« rapic des Wechselfiehers.

Voa

Dr. Bernhard Bitter,

\n9k$ß Ante se Rottenburg am Neckar, ni EwgWMh

Wurtemberg.

ji^ Zur Geschichte des fFe^seffiebtrs^

JUie physische Existenz des WcchseUicbeis auf Erden durfte wohl so ak, als das Mensohen- geschlecht selbst so erachten seini da diever* anlassenden Ui^achen desselben gleich beim «mten Auftritte des Menschen auf der Erde axistirt und sich bis auf den heutigen Tag fori» eriulten haben ^ auch das Wediselfieber die Ent- wiekelong^gesetze des Lebens so in sich auf- genommen hat j dab man bei diesem verschie- ieiie Phasen , bei jenem verschiedene Periodeu fatlich wahrnelinien fcanii, und es somit in njnem Verlaufe dem Leben nahe venvmidl [scheint. Auch erwähnt schon Bippokraies viel- fikig deK Wechselfieber I und stellte über thr^

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EntBtehtmgsweiae NaeI^oi9cliinigen an, was wir bei diesem Aator nur von jenen Kraokheiten zu finden pflegen, welche in ihrer Wirkung dem Menschen sehr empfindlich sind; ja er erwähnt schon des epidemischen Auftrittes dieser Krank- heit — Aretäus von Kappadocien ^) thut das Wechselfieber zwar nur im Vorbeigehen, Behufs der Versinnlichung des aussetzenden Kopfwehes, Erwähnung, allein eben dadurch

f'ibt er deutlich zu erkennen, dals zu seiner eit das Wechselfieber eine allgemein bekannte Knuikheit dargestellt habe, da man nur durcl: kiare Thatsachen weniger klare durch Gegen- überstellung zu eri&utem pflegt. Diokles, Archi* genes, Asklepiades machen dieses Fieber eben- falls namhaft. Ebenso CeUus '}, welcher nocl die Behapdlungs^eise von KUophantus anfuhi und in einem geordnetep Vortrage die verschie denen Arten des Wechselfiebers in Betract zieht. Galen behandelt diese Krankheit mit zien lieber Ausführlichkeit, und erwähnt unter ai derm, dais Archigenes dieselbe zwar gekannt, aber schlecht beschrieben '), dals Agaihinua sich mit Bearbeitung derselben befalst habe ^), nnd endlich dals in Rom die fruchtbarste Zeu-« gungsstätte für dieses Fieber sei ^), r eine Beobachtung, die bis auf den I^utigen Tag in Wahrheit fortbestanden bat Cälius AureUanus ^) nennt dieses Fieber nur im Vorbeigehen und legt ihm den Namen : „Pebris defedivpL* beL Diese kurze 8ki:^e möge genügen,- das hohe Alter der in Rede stehenden Krankheit darzuthun,

') De (au9, et sign, dioturn. morbor. lib« L cap. 2^ ') Opera de re medica lib. III. cap. 3, 13. 14. if. *) OttUni Opera omnia ed. Kühn, Vol. VII. pag. 365. ^) Ibid. V0I.XVIL A. p. 944. «) Ibid. pag, 121,

^) Opera edit Jimdov^en» p. 97.

- « -

Die geographiiehe VerbmUiog des Wcch« Beifiebers betreffend , so kennen wir dasselbe^ naeh Schönlein *), Mob auf der ndrdliohen He* mispbärei und zwar mehr auf dem ösiliehm, als westlidion Tbeile derselben. Die Verbrei- tung der Krankheit hat, in dieser BesGhr&nkung, eine deutliche Polargrense; sie reicht nur bis zu gewissen Punkten nördlicher Breite , die aber nicht in allen Ländern gleich sind. 80 gi|l|^ z. B. die Krankheit, im Westen Europa^s, mi zu den Shetlandinseln ; etwas westlicher auf dem europäischen Continente aber finden wir sie schon etwas höher steigend. Noch mehr ge* gen Osten hin sehen wir sie wieder auf nie- derere Grade beschränkt, und in Mittelasien scheint sie gar nicht über den 56^67^ nörd- licher Breite hinauszureichen, so dafs die Ver- bretiuugslinie so ziemlich eine Curve bildet, welche mit v. HumholdVs isothermischer Curve fast zusaromenfalk. Eiue Aequatorial- Grenze scheint diese Krankheit nicht zu haben; denn wir finden sie auch in* der heifscn 2#one bis unter die Linie hin. Was^ die Elevationsgrenze betrifft, 80 hält sich das Wechsolfieber mehr an die Tiefe; daher beobachtet man Wechsel^ fieber hauptsächlich an den Ufcni des Meeres, in der Nähe von Sämpfen, Seen und Teichen. 80 herrscht es auf eine epidomische Weise an den Ufern des adriatischen Meeres, von dem Golf von Lepanto an, längs der Laffunen Ve- nedigs, der Sümpfe Mantua^, dos uolfes von Taren t, der pontinischen Sümpfe, des Golfes von Terracina, der Mündung der Tiber; fernps längs der Goli'o von Genua und Lyon, in IfaK laga, Gibraltar, Kadix, Lissabon, Bayonne, W

s) Ajlgf^nieine \\t\i\ spftoielle PaUiologie und TlMra| Uisrban 1834. B<1. IV. 8. 16 i\.

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ctiefort, Vliefeingen, inHoflaBd^ UDgamu.8.w. AUein lucht nuc im Groüsen, sondern auch im Kleinen bewährt sich der Bestand der hier be- zeichneten £levati(m; so kann man A.B» iii^om, wo man im Erdgeschosse schlafend gewifs vom Wechselfieber befallen wird, schon im zweiten StocKe desselben Hauses von ihm verschon! bleiben ; ja sogar in einem und demselben Ge? mache Jutim der Mensch dieser Krankheit ent*^ gehen j^Mvenn er die Nacht sitzend darin zu- bringt. Diefis gehört jedoch mehr zu den Aus- nahmen, Hieraus erklärt es sich audi> dafs die Römer zur Zeit einer herrschenden Wechsel-^ fieborepidßmie sich nach höhern Gegenden be- gaben und von der Krankheit verschont blieben. Indessen erleidet die Vorliebe der Wechselfie-r ber für Niederungen auch ihre Ausnahmen. Zur ^it und in Gegemien nämlich, wo diese Krank- heit endemisch vorkommt, erhebt sie sich oft plötzlich aus der Tiefe, weiin sie bis auf einen gewissen Grad von Heftigkeit gekommen ist, WP sich sodann ihre Zunahme an Intensität durch Zunahme ihrei: EUevationsgrenze bekun-? det. INese Zunahme hat maii in der Schweiz, sowie in aHen Gebirgsländern Europa's beob-» achtet.

In Beziehung auf den Gang der Verbrei- tung von Wechselfieberepidemieen sei hier nur frwähnt, dafs sie, wie die meisten andern Epi-^ demieen, von Westen her beginnen, und sich von hieraus Schritt für Schritt in ihrem Weiter- scbreiten verfolgen lassen. Auch die Be- . schaffenbeit des Bodens scheint zu dem Wech- selfleber in einiger Qeziehuug zu stehen , in so- fern man das Vorkommen desselben häufiger in Gegenden beobachtet, wo der Boden thon- artig ist, einUmstMid, welchen Linn^ durch

-* II ~

die Gegenwart des Thoiies im Waiseri wek dies mau ata Getr&ak benutzt, erklärt, aber wahraeheinlicher und eher von der Feuehtigkeit abKuhaugen aelieint, welche das Waaaery dos« sen Filtration schwor vor sieh geht, nothwen* dig aii der Oberfläehe untorhalten maflk In Indien I auf dem Vorgebirge der guten Hoff«« nung» in Island und Grönland, in (Schottland, kl vielen Gegenden Schwedens, in (oipplaMl und Bum Theil in den obem nördlichen Provin« Ben kommt, nach Myrray *), das Wedisolfle- ber nur höchst selten vor.

Was nun die Verbreitung des Wochsoli« fiebere im Thierreiclio, odör mit andern VVorten die Boatitwortung der Frage betriffl, ob diese Krankheit nur ausscliliefsliches Eigeuthum der menschlichen Species sei, oder ob dieselbe auch andern Thierarlen zukomme V sp äuüsort sich Schön/ein ') in dieser Beziehung folffenderma-« fsen: „Das innere Moment des WecTiselflebers ist das menschliche Geschlecht. Intermittens findet sich nicht bei Thieren, und so gut man die Menstruation als ein charakteristisches Merk« mal des Menschengeschlechts aufgestellt hat^ so gut könnte auch das ausschliefslicho Befal- lenwerden von Intermittens als solches gelten^ Es zeigt sich aucli in dieser Beziehung wieder der Satz wahr, dafs, je gröfser die Aehnlicb« keit zwischen dem Gefüfssysteme der Men- schen und Thiore, desto gröfser die Verschieb denheit zwischen dem Nervensysteme beider sei; defshalb lassen sich für alle Krankheiteni welche im GefarHsysteme halten, so ziemlich analoge Krankheiten nachweisen. Mit den Ner- venkrankheiten ist CS ganz anders; es beginnt

I) Medidn. Bibliothek. Bd. III. S. 40 (f. *) a. a. O. S. 0.

~

hier ein gans neues Gebiet von Krankheiteii, def^i Zahl eia Privilegium ies Menschenge- eehledites ist; so ist 'es 4enn auch mit der In- termittens* Reil will den Grund dafür , dalsdie Thiere nur von xemittirenden, nicht aber von intenniltirendeu Fiebern beiallen werden, in dem Gange auf vier FüiSsien gefunden haben. Sei dem, wie ihm wolle, Intermiitentes finden Mich nur beim MenschehV K. R. Haffmann ^) druckt sich auf ahnliche Weise aus, wenn er sagt: „Das Wechselfieber kommt nicht aHein blols dem Menschen zu, sondern im Menschen-

geschlechte vorzugsweise nur der europäischen ia^e." Auch Schnurrer *) spricht dieser An- sicht das Wort, und hält die Eigenschaft der europäischen Rafe, von dem Wechselfieber be- fallen werden zu können, für den Grund, dafs sie allein über die ganze Erde verpflanzbar ist, indem sich durch das Wcchselfieber die Natur des Menschen mit der des Planeten ausgleicht.

Dieser ^twas absprechend gefafsten Be- hauptung lassen sich indessen andere Autoritäten entgegenstellen. So sagt yeith ^), dals es bei den Hausthieron, zumal bei dem Pferde, auch aussez-' zende oder fVechselfieber gebe, deren wesentliche Zufälle zu gewissen Zeiten ganz aufhören, aber nach gröüsem oder geringem, oft sehr bestimm- ten Zwischenzeiten wiederkehren, sei keinem Zweifel unterworfen, obgleich wenige Beob- achtungen darüber bis jetzt bekannt seien. Schon Wqldinger hat solche regelmälsig aus- setzende Fieber, deren Zufalle in der fieber-

<) Vergleichende Idealpatbologie. Staltg. 1S34. S. 581. •) Allgemeine Krankheitslelire, S. 205. *) VeitKs ilandbacb der Veterinärkande. Wien 1841. Bd. II. S, X7% Anm,

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freien Zeil voUkonuMB vemehwaadaBi bei de« Pferde gesehen, allein er geUnnle eieh noeh nicht, au8 diesen wenigen Killen Sehlosse nu sieben und seine Ideen hierüber bekennt nnnF« chen, theils wegen der Neuheit dieser Beob« nehtung, theils wegen des Stillschweigens, wel- ches alle thierftrstliehen Schriftsteller bis dahia über diesen Gegenstand beebachteten. Setldea sind* mehrere P&Ue von dentlidi anssetsendea Fiebern am Wiener thier&rstlichen Institute be* obachtet worden, obgleich auch dieser Beob- achtungen noch viel su wenige sind , und selbst diese wenigen nicht sorgftitig und lange genug angestellt werden konnten, um ein bestimmtes Resultat daraus xu entnehmen. Auch in an« dem Ländern , auber Deutschland , wurden ihn- liehe Beobachtungen gemacht. La Guerini^re und Ruini erwähnen der aussetsenden Fieber, welche sie drei- und viertägige nennen. Pozzi und Mislei 0 haben ähnliche aussetzende Fie- ber bei dem Pferde beobachtet Selbst unter den ncucrn fk'ansösischen Thierärzten, welche nach Broussais' Ansichten jedes Fieber für symptomatisch und als die Wirkung eines schon früher bestandenen örtlichen Hcizungs- und Eutzündungszustandes anerkennen, das Vor- kommen eines wesoutlichen oder selbststäudi-« gen Fiebers aber gänzlich läugnen, gibt es den- noch einige, welche, durch Beobachtungen von Krankheitsfällen geleitet, das Dasein eines aus- setzenden t^iebers bei dem Pferde zuzugeben sich bewogen finden ^). Damoiaeau ^)y woU chem wir genaue Beobachtungen über Fieber

I) aiov. Pozsiy U Zoojatria Milan. 180«). Tom. III. |». 356. *) Correspond. de Froinago do Fcmjrd, Tom. IV. p. 28. ') Journ« ^irat. do mvdic. v^turint i»ar|)a-

f»wy an. 1828. p. 527.

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in der Veterinärkiinde verdanken ^ beobachtete bei einem Hengste, in Folge ailzufruher Befrie-^ digong des Geschlechtstriebes , ein sehr regel« näfsigeSy viertägiges Wechselfieber, welches «päter in ^ ein dreitäg^es und endlich in ein all-* tägliches mit ^ofser Schwäche überging. LUgmrd sah ein deutlich ausgebildetes Wech- selfieber mit täglichen, 9ehr unregelmäüsig ein-* tretenden Paroxysmen, ohne Spur irgend einer 2H1 Grunde liegenden Entzündung , welches sie« benzehu Anfälle machte, nach welchen sich erst Zeichen eicier Brustaffection einstellten, an deren Folge das Thier acht Tage später zu Grunde ging. Erst vor l^urzem hat Clichy ^) ein Quotidianficber bei einem Pferde beobach- tet, in welchem die Anfälle zwanzig Tage hin-« durch sehr regelmäfsig eintraten, und welches endlich durch den Gebrauch der Chinarinde ge- heilt wurde. Unter den Tfaierärzten bestehen indessen über diesen Punkt noch manche Öon- troversen; so nimmt z. B. Solhysel die Unter- scheidungen in Quotidian-, Tertian- etc. Fie- ber nicht an; Huzard der Sohn dagegen er- kennt bei den grofsen Hausthioren dieselben Arten von Fieber an, welche, in Bezug auf das ]!^en8chengeschlecht , allgemeüi angenommen werden, gesteht aber, dafs die Geschichte des Schleim-, Magen r, adyuamischen und atakti- sdien Fiebers noch zu dunkel sei, als dafs er darüber seine Meinung auss^usprechen wage. Vorhalte sich nun die Sache wie sie wolle, so ist doch soviel als ausgemacht zu erachten, dafs wir, nach den gegenwärtigen Erfahrungen, noch keineswegs berechtigt sind, das Wech- 9elfieber als ausschliefsliches Eigentbum des

X) Clichy, observat. de fi^vre intermitt. a type qaotidien dans le cheval, in : Recucil de med« ?6tor. Juillet 1830.

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Meoschengesehleohies zn ertehten^ da wir des« jen Vorkommen , auch abgesehen von den oben anfgefohrten Beobaehiungen, beim PferdeM* •ehlethte um so eher annunehmen Gnmd ha- ben^ als wir bei demselben eine periodisehe Krankheit mit vollkommener Intermission nieht selten na beobachten Gelegenheit haben, welohe» wenn auch in der Regel fleberios, dennoch mit 4em Weohselfleber, in Besug auf den Typus, die grSIste Anatogie neigt iph meine die periodische Aug€Hent tändung y Ophthalmia iuter* miUens. Der Grund des seltenen Vorkommens des Weehselflebers bei den Thieren durfte fai der geringem Isolirung des Gangliensystems vom Cerebral ^ und Spinalsystem ku suchen sein, wodurch aber keine absolute Unmöglichkeit der Bntwickelung dieser Krankheit begrändet ist

B. Zur Pathologie des TFechselfieberi,

Es gehört wirklich zu den interessantesten Erscheinungen In der menschlichen Pathologie^ dars das Wechselfieber in der neuesten Zeit viel h&uflger und sein Vorkommen nicht selten in Gegenden beobachtet wird , wo es in frähoreir Zeit weit seltener, wo nicht wohl gar nie zur Entwickelung kam ein Umstand, welcher die Aufmerksamkeit der Aerzte schon vielfältig angeregt und in der neuesten Zeit den wfir- temberffischen ärztlichen Verein zur Stellung einer diefiBfallsigon Preisaufgabe bestimmt hat, die aber bis heute, meines Wissens, noch nicht gelöst wurde. Auch wir wollen diese Fraffe mit in den Kreis unserer Untersuchung aufueii- meu; um aber in dieser Angelegenheit etwas wissenschaftlich zu verfahren, so wollen wir zunächst die Gelegenheitsursaohen des Weeb-

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flelfiebers in Erwigung ziehen, sodann in Kur2e> die äufsern Erscheinungen desselben anffuhren, ids Produkt der vorausgegangenen Einwirkung, und zwar sowohl im lebenden y als im todten Zustande, hierauf die nächste Ursache dieser Krankheit zu erforschen suchen , und endlich auf diesen Grund hin in Untersuchung ziehen, ob das häufigere Vorkommen des Wechselfiebers ivü neuerer Zeit in einer Veränderung äuüscrer kos- mischer und tellurischer Einflüsse, oder in ei«« ner Statt gefundenen Umänderung des mensch«-^ lidien Organismus und dadurch bedingter ver« mehrter Empfänglichkeit, oder in sonst etwas Anderm begründet sei. -^

Gelegenheiisursachen.

o) Atmosphärische Verhältnisse. Bei der Entwickelung des Wechselfiebers nehmen die äulisetn Einflüsse und unter diesen namentlich wieder die durch die Jahreszeiten bedingten Umänderungen in der Atmosphäre den ersten Rang ein. Eine häufige Geleffenheitsursache zum Wechselfieber, sagt Reil ^j, ist die epi- - 'demische Constitution die Wechselfieber herrschen daher bisweilen epidemisch. Am häu- ^figsten grassiren sie im Frühling und Herbst, daher man sie auch in Frühlings - und Herbst- fleber eingetheilt hat; doch scheint der Herbst der Entwickelunff des Wechselfiebcrs am mei- sten zu entsprechen ; denn dieser bringt sie am reinsten und deutlichsten hervor. Die Fruh- lingsfieber fangen im Februar an, und dauern bis in den August hinein; die Herbstfieber da-* Segen beginnen mit dem August und dauern bis in Januar und Februar. Die Fruhlingsfieber

>) Ftebetlebre. HaUe 1820. Bd. II. S. 16K

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nebmen gegen den Junius* und Jalius hin all* mählig ab, und das Gleiche geschieht mit den Herbstfiebcm im Januar. Jqio haben grorsten-* theils den Tertian - 'und Quoüdiaiitypns ; diese dagegen sind mcistcntheils tägliche oder vier* tagige; defshalb nennt auch Sydenham *) die Quartanfiebcr ^^wahrt Kinder des Herbstes.^' In* dessen gibt es doch auch Jahrgange ^ die fast frei von Wechselfleber siud^ während sie ein andermal so h&ufig beobachtet werden , dals fast kein Individuum hievon verschont bleibt. Allein die eigentliche BeschaiTeiiheit der At* mosphäre und der Witterung, welche die Ent» Wickelung des Wechselfiebers begünstigt^ scheint bis heute uns noch uubekannt. Ifan hat der* gleichen Epidemieen bei nasser, aber auch bei heilser und trockener, bei veränderlicher, aber auch bei ganz gowöhnliciier Witterung beob- achtet. Indessen scheint es doch, dafs nicht leicht ein gaus rciuer, sondern mehr ein ge- mischter Zustand der Atmosphäre WechseUie- ber hervorzurufen vermöge; je veränderlicher daher das Wetter ist, desto leichter entstehen sie, und verlieren sich, wenn starke Frostkälte im Winter, oder anhaltende Hitze im Sommer eintreten. Der Zustand der Atmosphäre scheint im Herbste und Frühlingo auf das vegetative Leben des Menschen und der Thiere ebenso einzuwirken, wie auf die entsprechenden Le- benszusläude der Pflanzen ; dieser sucht das in Schlummer versunkene Leben wieder aufzu- wecken und jener das erwachte wieder aUmäh- Ug in Schlummerzustand zurückzuversetzen, und so entstehen, in Folge der Reaction, abwech-

') S'ammtl. medizin. Schrillten^ iibert. Ton Kraft. Ulm 1838. Bd. I. S. 68.

JoarD.XCIII.B.St.]. B

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#

Beiungsweise bald Brficheinongcn des Unterließ gcDS bald jene des Wiederauftaachens , von dieser oder jener Seite ans^ und innerhalb die* ser Grenzen liegt der Wirkungskreis des Wech- selfiebers. Sydenkam ^) sagt in dieser Bezie* hung: da(s die Wechselfieber ungefähr auf fol«

Jreude Art ihren Ursprung nehmen : ^^Heim An-» aiige und weitem Fortgange des Jahres wird nämlich auch das Geblüt nach Verhältnifs'er« höht (nicht anders^ als wie die Pflanzen bei ihrem Wachsen und Vergehen sich nach dem Laufe des ^Jahres richten)^ bis es seine Starke und höchste Kraft erreicht hat; daher ninuut es mit dem Laufe des Jahres gieichzei^ iig ab, und wenn dieses zu Ende geht, fängt es von selbst au läCsiger zu werden und vor* zäglich dann, wenn solches eine zufällige Ur- sache befördert. Sobald aber das Blut schon in diesem Abnahmszustande begriffen, so ist ihm jeder krankhafte Eindruck schädlich, wet- eben irgend eine Luftbeschaffenheit auf ihn ma- chen wird, die um diese Zeit besagte Wedi- nelfieber epidemisch erzeugen kann." Und an einem andern Orte *) in Bezug auf die Froln Ungsfieber: „durch die Winterkälte weiden die Lebensgeister concentrirt und Kräfte kommen in sie zurück, welche hernach durch die ein- tretende Sommerhitze, da sie schon belebt sind^ hervergelockt werden."

b) Sumpf luft. „Ubi bonae sunt aquae^ ibi bonus; ubi malac, ibi malus itidcm est aer/' ist ein von deü Alten schon aufgestellter und von uns oft wiederliolter Satz. Die schädli- chen Wirkungen der Sämpfe sind schon im

I) SSmintl. medizin. Schriften, üben« von KrttfU Ulm 1S38. Bd. I. S. 69. >) Ebendu« S. 63.

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rnihe8(cn AltGriham cnväliot worden. Hippo" Iratts gibt cino ebenso genaue^ al» Icbcndigo Schilderung bievon, iudeni er dio AflTectionen bebchreibt^ denen dio Rewoluier von Phasef» preisgegeben warcn^ und seine Beobachtungen sind von allen denen, die seither sio zu piii- fen Gelegenheit liatten, bestätigt worden. Ue- brigens sei hier nur erwähnt, dafs die Lachen, manchmal dio Teiche, immer die Keirsfelder und die Wasser, worin man den Hanf rosten lüCst, als Sümpfe von einer vorfibcrgdienden Existenz und cVic beinahe zu den nämliclicn Zufullcn Veranlassung geben, angesehen werden niüs- sen. Damit das Wasser eine üble Beschafren- heit annehmen und so dio Luft verunreinigen kann, nnifs es stagnircn, weil sonst die darin enthaltenen, der Cuhrung fähigen Stoffe so- gleich, nachdem die Zersetzung vor sich ge- gangen ist, und selbst noch früher fortgeführt werden, und nur eine unvollständige, oder gar keine Faulnifs eintritt. Eine ebenso notliwen- digc Bedingung ist die Wärme, durch ihren Eiiiflufs wird jede Guhrung aufgehalten, ganz aufgehoben, oder beschleunigt. So hören ge- wöhnlich die srhadilrhen Ausdünstungen der Sümpfe während des Winters , welcher xur An- häufung dazu . geeigneter Materialien bestimmt zu sein schehit, auf, sich in der Luil zu ver- breiten. Ihre Entwickelung beginnt mit der Somnierwärme, und dauert bis gegen das Ende des Herbstes, llicmit hängen zusammen die gro- fscn Modilicationen , welche die Einwirkungen der Sümpfe, je nach versclüedenen Klimaten, erleiden. In den sehr kalten Ländern bleiben dio Sümpfe einen grofsen Theil des Jahres über ohne Einwirkung auf die Bewohner, und haben hierauf wahrend der warmen Jahreszeit nur eine

B 2

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sehr schwache und kunsdauernde. Hiersus er- klärt es sich auch, wie uttseiie Vorfahren in ihrem mit Sumpfen und Äorästen angefullt^i Hercynia gesund bleiben, und zu einem star- ken und robusten Volksstamme sich heranbil- den konnten. In den gemaJGsigten Ländern macht sich die Einwirkung das ganze Jahr hindurch auf mehr oder weniger beträchtliche Weise fühlbar, nimmt aber mit der Wärme bedeutend zu. Endlich dauert sie in den Warmen Ländern mit einer beinahe immer gleichen Intensität fort. Es folgt hieraus, da& der sumpfige Boden der kalten Gegenden beinahe ohne Nachtheil be- wohnt werden kann, dals die Gefahr in den gemä&igten Gegenden zunimmt, und dafis end* lieh manche sumpfige Gegenden der heifsen Xiänder durchaus unbewohnbar sind , was schon für einige Particen der pontinischen Sämpfe gilt. Die ludiAnduen, welche gezwungen sind, mitten unter den Effluvien der Sumpfe zu le- ben, sind gewöhnlich klein, haben constant eine livide, bleiche Gesichtsfarbe, und eine rauhe Stunme; der Bauch ist dick, die Unter- achenkel sind^ angeschwollen, und die obem Extremitäten dünn; das Gesicht ist frühzeitig

Sefurcht^ hat gleich von den ersten Jahren an as Ansehen des Greisenalters und das Ge- präge der Traurigkeit und des Leidens. Sind ihre Muskelkräfte schon bedeutend reducirt, so ist es ihre moralische Energie noch mehr. Ein habitueller Zustand vo^ Sorglosigkeit, vonApa^ thie und kaltem Egoismus^ fajsche und be- schränkte Ideen, Mangel au Empfindung, Hang zu dem Verbrechen, zu welchem die Rachsucht in Verbindung mit der Feigheit fuhrt, bilden ihren Charakter. Das Leben ist in den sum- pfigen Gegenden kurz; die Bevölkerung erhält

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üdi dtselbst mit Mühe, oder nimnil ab. Allein der Bewohner der jsumpfigen Gegenden koramt daait nicht weg, da£s er sein Leben in einem fortii'ährenden Zustande von Kränklichkeit zu- bringt, sondern er leickt noch aufserdem zu gewissen Zeiten an mehr oder weniger acuten Aflectioneo. In der Regel sind es Wechsel- leber; allein durch die Erschöpfiing der Sub- jecte gehen sie von Zeit zu Zeit zu dem an- haltenden Typus über» Sie entwickeln oder coraplieircn sich dann, wenn sie schon vorhan- den aindy mit schlimmen ZuföUen, unter denen sidi die Diarriioo oder die Dysenterie befindet, &e gewohnlich tödtUche Folgen haben. Selbst wenn das Fieber den intermittirenden Charak- ter behih, steigert es inmierdie schlechte phy- siscfae Beschaffenheit,^ die ihm vorausgegangen war, und bereitet so die ungünstigen Resultate vor, die ein zweiter oder £itter Anfall haben wird. Unter der Wiederkehr dieser Fieber sMii ■an die tiefen Störungen der Eingeweide des Unterleibs sich entwickehi. Bis jetzt haben wir die Emanationen der Sümpfe nur in ihren allgemeinen Wirkungen betrachtet, nun wollen wir einige von den merkwürdigsten Besonder- heüen, die von ihrer Em Wirkung abhängen, ciortem. Die Erfahrung hat nämlich gelehrt, dafs die Emanationen der Sümpfe , in ihrer Aus- iehnnng und Verdichtung, den täglichen Ver- änderungen der atmosphänsdieu Wärme folgen« Hieraus folgt, da(s ilire Einwirkung, die in der Hüte des Tages nicht sehr beträchtlich, des Abends, in der Nacht bis zum Morgen sehr zu lorditen ist. Der bewegte Zustand der At- BKisphäre, in sofern dadurch die Miasmen zer- streut, oder nach eiuem bestimmten Orte hin- geführt werden, ihre Ruhe, die ihnen gewis«

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sennafisen gestattot^ sich an den nämlich«! Steilen anzuhäufen, modificiren ebenfalls gans besonders diese nämliche Wirkung. Allein die Bedingung^ die sie gewissermafsen ' unter ihre Abhängigkeit stellt , ist^ genau betrachtet^ die Wärme ; ohne die es keine faulige Gährung in den . sumpfigen Wassern geben würde. Auch ist es eine wichtige Thatsache, die durch die Untersuchungen von Vülermi festgestellt woiw den ist, daü» in den sumpfigen Ländern die Kinder unter vier Jahren dem Sterben mehr ausgesetzt sind, als die mannbaren Individuen^ die selbst wieder mehr als die Greise leiden« Während des Herbsttrimesters erreicht die Sterb- lichkeit unter diesen Kindern das Doppelte von der anderer Trimester , was für/ die bejahrten Subjecte bei weitem nicht der Fall ist. DiesMi EfBuvien der Sümpfe müssen, nach den vor- ausgeschickten Erörterungen, eine eigenthüm- liehe Beschaffenheit der atmosphärischen Luft bedingen, die abhängig ist und hervorgerufen wird von terrestrischen Einflüssen, die also eigenthümlichen Vorgängen in dem Boden, über .welchem sie sich befindet, ihr Entstehen ver- dankt Diese eigenthümliche , dem Entstehen der Intermittens günstige Luft wird ohne Zweip- fel erzeugt durch Beimischung von eigentbünn- lichen Gasarten, oder wenigstens von gas- und dampfförmigen, der atmotphärischen Luft sonst fremden Stoffen; ja man hat behauptet, dafses grö&tentheils irrespirable Gasarten, geschwe- feltes, gekohltes, gephosphortes Wasserstoff gas sei; allein die hierüber angestellten eudio- metrischen Versuche haben bis jetzt noch keine befriedigenden Resultate geliefert. Soviel ist aber als ausgemacht zu erachten, daCs die Verwe«» 8ung organischer Stoffe mit der Wirkung der

Sunpfluft in der ciigston Besicliung slehi, wor- aus hcrvorzugolien scheint, dafii es weniger die 4»ben erwähuteu gasförmigen, als vielmehr or^a- fliach - dampflormig der Luft bcigemischleii 8ton*e 8ind^ die das oigcnthuniliche Miasma der Sumpf- luft erseugcn. Gationi will die ülier den Sunt- pFen des Vort Fuentes gesammelte Lult ebenso reiu goAiudeu haben, als die LnlH auf dem (ii- pfel dos Berges Legnono; doch liaben spätere UDtersuGhungeu hievon etwas abweichende Ko- sultato geliefert. Thtnard und Dupuytren ha- ben sich nämKch überseugt, dafs das Kohlen- wasseistolTgas, welches sich aus Sümpfen eiit^ bindet , beim Durchstreiclien durch Wasser eine eigenthümiiche, sehr fiiulnilsfühige Materie darin zurücklafst, was nicht der Fall ist, wenn mau das durch gewöhidiches Verfahren entbundene Koldeuwasserstoflgas durch Wasser pfeheu läfst. Julia hat ebenfalls nachgewiesen, dafs der, in der Umgebung der Sümpfe gesammelte Thau gulirungstuhige Materie enthüll. Kndlich hat der nämliche Chemiker gefunden, dufs, wenn er Fleisch zum Faulen unter Glocken legte, von denen einige mit reiner atmosphurischor, andere mit über Schwindgruben oder Kloaken aufge- (angcDer Luft angefüllt worden waren, die Faul- niis weit schnellere Fortschritte unter den mit nephi tischer Lull gefüllten Glocken machte. Obgleich selbst in diesem Falle das verderbliche Prinoip unerreichbar blieb, so hatte sich doch, wie man sieht, sein Dasein durch sichtbare Wirkung dargelhan.

Die Entbindung von mehr oder weniger wirksamen Efliuvien aus dem Wasser der Süm- pfe und ihre Vermengung mit der Luft ist nach den seitherigen Beobachtungen eine Thatsachc, über deren Hiciitigkeit man gegenwärtig keinen

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gegründeten Zweifel hegen, und die uns bei der Intdeckung einiger der rein physischen Eigen- schaften dieser Stoffe behülflich sein kann. Zu- erst leitet sie uns zu dem Schluüs, daCs sie, welches auch ihre Natur sein mag, eine Ex- pansiouskraft besitzen. Wäre diese aber eine vollkommene, so würden sie bei ihrer Verbrei- tung die Gesetze befolgen , nach denen sich der fühlbare Wärmestoff, die Gerüche u. 8.'W. verbreiten. Nach den Berechnungen von Cham*

eesme nimmt die Menge der in der Luft en^ alteneu Emanationen und folglich ihre Wirk- samkeit im geraden icubischen Verhältnisse der Entfernungen von ihrem Heerde ab. Dieses Ge- setz ist jedoch nur streng auf imponderable Kör- per anwendbar. Nun lehrt aber die Erfahrung, dais 'die Miasmen, zu welcher Kategorie auch die Effluvien der Sümpfe gehören, gewöhnUch schwerer, und selten leichter als die atmosphä- rische Luft sind. Daher kommt es, dals ihre Wirkung gewöhnlich nur auf eine sehr geringe Höhe über das Niveau des Ortes, wo sie ent«^ stehen, sicherstreckt Eine Folge ihrer Schwere ist es ebenfalls, dafs sie nicht blois an der Oberfläche der Erde stehen bleiben, sondern sich auch nach tiefer gelegenen Orten hinab- 9iehen. Jedermann kennt das Ungesunde der jirdgeschosse in der Nähe von Sümpfen. Alle diese Umstände beweisen, dals die miasmati» sehen Emanationen, bei ihrer Verbreitung, nicht genau das Gesetz des Kubus der Entfernungen befolgen, sondern eine abnehmende, zwischen dem Kubus und Quadrat in der Mitte stehende Progression, die noch durch eine Menge Um-» stände, z.B. die hygrometrische Beschaffenheit der Luft, ihre Temperatur, ihre Ruhe oderBe«» wegung, durch die Hindernisse, welche ihrer

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tttMk Circulation hohe Oeblade, l^nge^ ge- wundene und enge Straften, vcraehiedene, vom Boden abhängige Zufälle u. a. w. entgegcnatel- len y modiOcirt wird. In allen diesen Fällen kann man achr wichtige Erscheinungen , in Bosug auf die, duroh die Lokalitäten abgeänderte Ein- wirkung der Miasmen im Allgemeinen und des Sumpfmiaamas insbesondere beobachten. Ein Stadtquartter, eine Strafse, ein Theil eines Hau* ses erfahren specicil ihre Wirkung , während ganz nahe dabeistehende Stelleu gänzlich vor ihnen geschützt sind, wie dieses Lancisi sehr gut beobachtet hat

e) Contagium. Ob unter Einwirkung gun- stiger Umstände .wirklich ein Wechseliieber- CODtagium sich entwickeln könne, ist bis jetzt keine so ganz ausgemachte, noch auch ganz leicht zu entscheidende Frage. Meibom^ Bianchi^ Cleghorn, Lautier y Fr. Hojfmanny van Hovertf Greg* BannareZf Jint. Cibat. Bailly, Audouard^ Heil u. A. sprechen die Behauptung aus, dafs das Wecliselfiober unter Umständen wirklich contagiös sei, d. h,, dafs es sich von einem Individuum im krouken Zustande, auf ein ge- pundes, aufserhalb des Gebietes der Epidemie, wo das erstero es sich zugezogen hat, über- tragen könne. Von allen Wechselfiebern , sagt Reit *), kaim man diels nicht wohl behaupten, doch aber von einigen, und besonders von dem Gefafsficber mit diesem Typus das den Cha- rakter dos Typhus hat. Allein hicdurch wird nicht behauptet, dafs es in dem tirade, wie die Pocken, Masern, Krätze u. s. w. ansteckend sei, besonders glaubt Reil^ dafs das Wcchsel- fieber der Gcfäfso leicht durch dea Schweifii

>) a. a. O. S. 164.

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des Kranken anstecke, und daher die Gefahr der Ansteckung am gröfsten sei, wenn man während des Fiebers mit dem Palicnten unter einer Decke schläft, oder Wäsche und Klei- dungsstücke desselben, welche mit seinem Schweifse getränkt sind , anzieht. Bailly macht uns in dieser Besuehung folgende interessante llittheilung: „Eine Dame kam mit dem Wech« selfieber nach Paris, welches sie sich auf dem LAude, in einer sumpfigen Gegend augeaogen hatte. Diesea Fiejber wurde von heftigem Er- brechen und andern gefährlichen Symptomen begleitet, welche sich bei jedem Anfalle ein- stellten und Baüly nöthigton, die China zuge- ben. Sie war kaum hergestellt, als ihr Mann, welcher Paris nicht verlassen hatte, aber so unvorsichtig gewesen war, sich während ihrer Krankheit nicht von ihr zu trennen, von den Dämlichen Symptomen und auf eine ganz gleiche Weise ergriffen wurde." Uebrigeus ist von all diesen Beobachtern zugegeben,, daüs die Ge- fahr der Ansteckung uni sogröfsersei, je mehr die Candidaten durch die epidemische Consti- tution, durch Diätfehler und andere innere und äufsere Ursachen für das Fieber empfanglich gemacht sind« Auch fehlt es nicht an Beispie- len^ wo Schwangere, welche von dem Wech- selfieber befallen , dasselbe auf die* Frucht über- trugen, und stillende Mütter dasselbe ihren Säuglingen mittheilen , wovon M^r hier einige Beispiele speciell erwähnen wollen.

Schon Fernelius hat die Behauptung auf-

festellt, dafs Kinder, ohne Unordnungen in der ebensart, von Seiten ihrer Mütter ein eintägi- ges Fieber bekommen haben, führt aber kein Beispiel einer solchen Beobachtung an. Chr.

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Fr. PauUini ^) dageg;en erwähnt einen Fall von einer Soldatenfrau ^ welehe zum dritten Male sehwangerivor 9 und gicieli im zweiten MQnate ihrer Schwangerschaft ein hartnäckigeii Quar- tanfteber bekam. In den letzten Monaten spürte mOf dafs ihre Frucht in und vor dem Anfalle sehr unruhig war, zitterte, und sich von der einen Seite nach der andern wälzte, so, dab sie sich oft einen sehr betrübten Ausgang vor» stellte. Endlich kam fiie an einem Tage^ an welchem sie einen heftigen Anfall ausgestan- den hatte, Abends gegen 10 Uhr mit einer Tochter nieder, welche zu ebenderselben Stunde mit der Mutter das Fieber bekam. Das Kind hielt die Anfalle sieben Wochen lang aus. -^ Geyer '} machte folgende Beobachtung: Ein leichter Reiter hatte seit vielen Monaten das dreitägige Fieber, zeugte ober in der Zeit ei- nen Sohn, der, da er vier Wochen alt war, an eben dem Tage, und in demselben Augenblicke, in welchem der Vater das Fieber bekam , auch den Anfall erlitt. Auch Dr. Brüggemann *), theilt uns aus der neuern Zeit folgende hieher gehörige Beobachtung mit. Eine 38jährige Frau hatte schon sieben gesunde Kinder leicht und nop- mal geboren , als sie , in der Mitte ihrer achten Schwangerschaft, 6 7 Wochen lang ihre an Tertianflober schwer erkrankte Schwester zur Wartung übernahm. Dieses Fieber machte seine Paroxysmen mit Erbrechen einer schwarzen Masse , wovor sich die Wärterin so ekelte, dafs sie oft gleichzeitig sich miterbrach, und zur fer- nem Pflege unfällig wurde. Schon damals hegte

<) Abliandltingen der Kaiserl« Akadüinie der Natiirfor« forscher. Bd. XV. S. 461. >) Kbcndas. S. 418.

S) Snmmariiim. Ud. H. Ilft. 3. Schiuidt'ii Jahrbü- cher. Bd. Vin. Uil 1. 8. 17.

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sie die Furcht , dieses Alles könne ihr und ih- rer Leibesfrucht nachtheilig werden. DieSdiwan- gerschaft verlief indefs nun, ohne weitere Stö- rung, und eiTeichte den 23. August 1828 ihr normales Ende. Der. gebome Knabe war dem < Anscheine nach gesund, allein alsbald erbrach er täglich unci noch, al^s ihn Brüggemann in der sechsten Woche darnach in Behandlung liekani. Durch das Erbrechen, welches nicht idlemal nach dem Essen, sondern zu unbestimm- ten Zeiten eintrat, ward eine bald schleimige, bald milchige, später sehr sauer riechende Masse entleert. Gleich von den ersten Tagen an be- merkte man .an dem Kinde, von hiihe 4-9 Uhr, eine Brennhitase. Nach sechsmal beendigtem Cyklus trat noch eine Ophthalmie hinzu, und ' vom vierten Tage an nahm man gewahr, Anis der Hitze Frost vorhergehe. Ob dieser früher übersehen wurde, diels liefs sich nicht ganz, genau entscheiden. Jetzt war er aber offenbar und wurde taglich intensiver. Das Augenleiden heilte die Natur; zu dem Fieber gesellte sich aber, in der vierten Woche, auch noch Schweifs. Im tmberufenen und fruchtlosen Behandeln wa- ren nun sechs Wochen verstrichen, als Brüg-' gemann den 5. Nov. 1828. das Kind übernahm. Er fand es mit lividem Gesicht, abgezehrtem Körper, aufgetriebenem, jedoch weichem und scheinbar schiperzlosem Unterleibe. Aufser dem Obenerwähnten hatte das Kind vier bis fünf hefige Stühle. Die Zunge war mit gelblich- wei^m Schleime bedeckt ; Muttermilch war die alleinige Nahrung. Wegen der Indigestion ein ^ Tränkchen mit Anima rhei, Magnesia etc., wo- " durch die Säure und Diarrhöe gestillt wurden. Die Zun^e blieb unverändert. Sülse Extracte mit Salmiak verwandelten die Quotidiana, bin- nen zehn Tagen, in eine Tertiana. Da sich

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der Znstand aber dureh bittere Extracte nieht beasorte, lielis Brüggemann in einer Intonnis» sion 1 Gran Chinin mit 1 Unee Chinasymp verbrauchen. Obschon viel hieven weggebro- chen wurde, war der nächste Anfall doch schon schwächer. Die nächste Itopetitiou hob das Fieber , allein das Erbrechen trotzte allen Mit- teln. Sechs Tajge hatte das Fieber geschwie- gen, als es plötzlich mit erneuerter Wuth nw rückkebrte, drei Tage hinter einander drei An- falle machte und tödtete. Auch Schupmann ^) beobachtete Fälle von augebornem Wechselfle- ber, wovon die Mütter im siebenten und ach- ten Monate der Schwangerschaft selbst befal- len waren. Bei dem ersten Kinde verscheuchte eine Chininauflfisung mit Rhabarbertinctur das Fieber, im letztem Falle starb das Kind, da za spät Hülfe gesucht wurde.

Eine Statt gefundene Uebertragung des Wechselflebers von einer Muttor auf don Säug* ling beobachtete Dr. Toit ^). Eine SSjübrige Predi^erfrau, welche eine |-jälirige Tochter (Ersthng) säugte, bekam droi Nachmittage hin- ter einander kurzen Schauder mit nachfolgender Hitze, ohne Schweifs. Am vierten Tage blie« ben diose unverkennbaren Wechselflebersymp- tome aus, und zeigten sich bei dem Säuglinge, ja vermehrten und steigerten sich noch in der folgenden Nacht. Dieses mittelst Muttermilch gleichsam metastatisch übertragene Wechsel- fieber wich einer Auflösung von schwefelsau- rem Chinin in einem Infus. Valerian. sogleich.

d) Sympathische Reizungen, Jede etwas lebhafte örtliche Iflcizung, ihr Sitz mag sein,

>) Weifenweber's Beiträge. B(f. U. Heft 3. >) Allgem. mediz. Zeitung. Nr. 89. 1834. Si^midV» Jahrbü- cher. Bd. VII. ilft. 2. 8. 129.

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weleher er wolle, kunn durch ihren sympathi- schen Einflufs auf das Nervensystem die Eöt- wickelung eines Wechsclficbcrsi veranlassen. Alexander ^) beobachtete jedesmal den Aus- Inruch eines dreitägigen Fiebers am zweiten oder dritten Tage nach Vornahme eines Aderlasses; Gockel ^) in Folge des Zahnens; Pauliini ') ein ^ertagiges in Folge vom Wurmreiz; Low ^) «m gleiches durch Blähungen entstanden; Torti *'^ vom Genüsse der Pharapnsfeige; Riccmi von einem Steatom der Oebärmutter, welches das Fieber stets unterhielt und nicht zur Heilung kommen lieüs; Tralles *) von verursachtem Schrecken; A. Richard ''} berichtet einen merk- würdigen Fall 9 wo ein Wechselfieber durcli ein Vesicator veranlafkt worden , und- jedem Anfalle ein lebhafter Schmerz in der entzündeten. Haut vorausgegangen war. Er liefs, da er auch schon Wechselfiebcr^ welche sich durch schmerz- hafte syphilitische Geschwüre entwickelt hat- ten und unterhalten worden waren , mit der Heilung dieser Geschwfire hatte auflioren se- hen j ein mit Laudanum benetztes Kataplasma mf die entzündete Haut legen ^ und von die- sem Augenblicke an kamen der Schmerz und das Fieber nicht wieder zum Vorschein. Hier- her gehören auch noch Flechten und Krätze. Pouparf^} erzählt von einer Person , bei wel- cher Flechten, womit sie lange Zeit geplagt war und ein Wechselfieber mit einander ab-

X) Abhandlangen d. rom. kaiserl. Akademie der Natnr- forscher. Bd. XIV. S. 147. <) Bbendas. S. 56.

«) Kbendas. Bd. XV. S. 451. ^) Kbendas. Bd.

XVm. S. 240. ') Tberajieutice specialis ad fe-

bres pernidosas periodicas. Mut. 1712. ') Usot

opii sect II. cap. 2. §• 4. p. 70. ') Annal. de I.

ni6decine pbysiolog. ^) Abhandl. d. Flechten.

A. d. Franz. ▼• Joh. Xomwcl. Strafsburg 1784. 8. 76.

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weeliRoltcn, so darfl^ wenn jcno vcrj;in);cii, die- ses snin Vorschein kam, nnd wenniiiesen wie- der vorbei war, die Flechten wieder erschie- nen; und van Hoven ') sagt von einem epide- mischen Wedisülfleber, welches er beohach- iote, dafs selten einer von dem WechselHeber Arei blieb, der die Krätze hatte.

e) Schwächende Potenzen. In Kol^e von Einwirkung aller schwächenden Kinflüsse ent* stehen gern Wechselfieber, als da sind : Kulte, schlechtü Bekleidung, Hunger, fade nahrungs- loso Speison, Gcnufs von Gurken, Melonen, Obst, Nachtwachen, Anstrengungen des Gei- stes und des Körpers, heftige Leidenschaften, starker Saamenverlust, Schwücliung durch Ab- ICbimitlel und Aderlässe u. s. w.

Soviel in Beziehung auf die äufsern ätiolo^ gischen Momente ; was nun die , in der Beschaf- foDhoit dos Organismus begründeten Verhältnisse betrifft, so können wir uns im Allgemeinen daliia ausspredien : „cfiv/ir zwar alte Menacüien der Mog^ Uchkeii ausgesetzt sind, unter heatimmten Vtr^ haltnissen vom Wechseißeher befallen zu werden^ dafs Jedoch diese Möglichkeit nicht in allen in gleichem Verhältnisse ausgesprochen , sondern von besondern Umständen abhängig ist, und awar nach Söhönlein *):

a) von der stetigen Evolution. Am häufige sten ist die AfTection in den Blüthenjahren etc., bei Kindern bis gegen das Eohnte, eilfte Jahr hb ist sie selten, ebenso bei alten Leuten;

/9) von der cyl tischen Evolution. Zu jener Zeit, wo das äuAero Nervensystem, sei es je- nes der Haut, oder jenes des Darmkauals, am thatigsten ist, also beim Uebergango aus der

'} Vennch Ob. daa Woclisclflülivr ii. icinc Heilung. Tbl. I. f. 78. ') 0. a. O. 8. U If.

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Isalten in die warme Jahreszeit im Fruh- linge; oder beim Ueber^ange der warmen in die kalte im Herbste, ist die Möglichkeit des Erkrankens am stärksten;

y) von der Individuahiät Individuen mit reizbarem, initablem Nervensysteme, sind ge^ rade dem Wechselfieber so häufig ausgesetzt, als Individuen mit reizbarem, irritablem Gefäls- fiysteme den Entzündungen. Besonders sind In- dividuen mit verstimmtem, reizbarem llauch- uervensysteme gefährdet;

ä) von der Häufigkeit der Krankheit im Individuum. Es verhält sich in dieser Bezie-* bung nicht, wie bei andern Krankheiten, wo die einmalige Gegenwart die Möglichkeit des Befallenwerdens tilgt, oder wenigstens schwächt^ sondern hier tritt gerade das GegentheU ein, ^ die Möglichkeit des Erkrankens steigert sich mit der Wiederkehr der Krankheit, so dafs viele Aerzte, und namentlich Üei7, behaupte-» ten, jedes spätere ^efallenwerden sei nichts Anderes, als ein Recidiv der ursprünglichen Krankheit, welche nie vollkommen geheilt, son- dern nur «uf kürzere oder längere Zeit zum Stillstand gebracht worden scL

Aus der seitherigen Darstellungsweise durfte zur Genüge hervorgegangen sein, dab den Wechselfieber ein gewisses pandemisches Ver- hältniü» zu Grunde liegt, vermöge dessen das- selbe jeden Menschen, unter Eimvirkung der hiezu günstigen Aufsenverhältuisse zu befallen vermag. Indessen erfolgt der Ausbruch der Krankheit selbst nicht auf einen Schlag, son- dern es finden gewisse Uebergänge Statl^ wel- che man besonders deutlich in jenen FäUea bemerken kann, wo sich das Wechselfieber epi- demisch zu bilden beginnt In diesem Falle

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nehmeD nimlich andere Krankheiten, selbst die EoLwodoiigen auch etwas Periodisches an, und eise alhnählich, nachdem die Krankheit eine Zeit lang in unvollständiger fragnieutarer Form be- standeu hat, tritt sie in ihrer wahren Gestalt auf.

8. BÜd der Krankheit.

Vm über das Wesen des Wechselfiebers ge«^ höriges Licht verbreiten zukönnen, scheint es uns Toreist nothwendig, die äufsern Erscheinungen, wekhe die vorangeschickten ätiologischen Mo* Bcnte, als Produkt ihrer Wirkung 9 darbieten, in ihicfli Neben- und Nacheinandersein in Betracht m liehen, und uns so ein allgemeines Bild der Kiankbeit zu verschaffen. In dieser Absicht mosOeo wir das Wechselfieber in drei besonderen Fhateo betrachten, welche es in seiner reinen, ausgeprägten Gestalt stets zu durchlaufen pflegt, nämlich im Fro5/-, Hitze-" und Schweifs^ ümdnan.

a) Froststadivm, Nach vorausgegangenem Schauder und Ziehen im Rückgrathe mit Gäh- nen mid Recken kommt der Frost^ welcher beim Wediselfieber sowohl seinem Grade , als seiner Dauer nach, selbst bei einem und demselben Fieber verschieden, jedoch mit ihm in reinem Zustande wesentlich verbunden ist, bald früher, bald später zum Vorschein.^ Der Eintritt der Anfälle macht sich nämlich durch eine Art Com- pressiou, welche rasch' oder stufenweise die ganze Oberfläche des Körpers befällt, bemerk- iich. Der Frost stellt sich mit Blässe des Ge- lidiles, Dehnen der Glieder und krampfhaftem ZoMBiaieuziehen der Hautporen ein. Manche Weehselfleberkranke fühlen nur ein leichtes Fidatdn, bei andern ist die Kälte heftiger, so dab die Haarzwiebeln hervortreten und die Haut J««s.XCIILBd.l.8t C

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gewissennalseii erzittert. Gänsehaut (faorripi- latio); Oft ist sie gleich von Anfang an sehr intensiv^ dauert einige Z^it im nämlichen Grade fort^ oder sie findet nnr voräbergeheud Statt. Am gewöhnlichsten beginnt sie an den Händen, an den Füfsen, auf dem Rücken, in dem Ge- sichte, den Lenden, an den Knieeu u. s. w., und verbreitet sich von da aus schnell über die andern Theile. Manchmal ergreift sie gleich- seitig die ganze Oberfläche des Körpers. In den meisten Fällen wird sie, aufweiche Weise sie auch angefangen haben mag, endlich all- gemein, oder sie macht sich, wenn sie auch nicht zu gleicher Zeit alle Theile einnimmt, endUch nach und nach in jedem von ihnen fühl- bar. Mehrere Kranken finden in dieser krank- haften Kälte etwas Stechendes; andern scheint es, als ob man Eisstücke auf den Körper ap- plicirte. Die Kälte ist gewöhnlich iur das Ge- fühl wahrnehmbar; in manchen Fällen aber, wo der Kranke über eine sehr starke Kälte klagt, bemerkt man gar keine Verminderung in der Hautwärme. Mehrere Aerzte haben einstimmig bezeugt, dals das Thermometer, in dem stärk- sten Fieberfroste an den Körper gebracht, unter den Achseln , in dem Munde keine verminderte Wärme anzeige , sonderii wohl gar um einige Grade Erhöhung derselben. Allein Burserius hat durch wiederholte Versucbe,i in Gegenwart vieler Schüler dargethan, dafs bei einem wahren Froste , wo die Extremitäten kalt an2sufuhlen und blafs sind, das Thermometer verminderte Temperatur anzeige. Die stärk- sten, auf die Haut angebrachten Grade von Wanne sind nicht im Stande, diese Kälte zu vermindern. Durchgehends pflegt der Beobach- ter diese Znfiüle des Frostes eher an dem Kran-

ken EU benorkeiiy als er sie selbst gewahr wird. Andere bef^leitondc KrscheiDungen des Frostes sind: Bleich- oder liividwerden der Haut, besonders an den Nasenflüf^eln ^ in der Wangeugegend und an den Fingempitsen. Bei manchen Kranken ist die Haut marmorirt^ mit röthlichen und bläulichen Flecken bedeckt» wei- che jenen ähnlich sind, die man im Winter an den Händen gesunder frierender Personen wahr- nimmt. Senao sah im Ficberfroste die ganso Nase blau werden , und Stärk hat blaue Flecke bemerkt, welche ganz die Haut wie Petechien beaetsten. Wenn der Frost mit grofser Inten* •ität auftritt y so wird der Kopf gegen die Spitse des Brustkastens hingezogen, die Augen sind veistort, die Kinnladen gegen einander gepreist, die Brust tritt hervor, der Bauch ist eingezo- gen und die geraden Bauchmuskeln machen sieh unter der Haut bemerkbar , die Gliedma- fsen sind gebeugt und dem Stamme genähert, um sich zu erwärmen , und den convulsiviHclien Brschätterungen, welelie sie erleiden, Wider- stand zu leisten. Dieses Zittern, welches manch- mal null, oder ganz unbedoutrnd ist, kann in andern Fällen einen solchen Grad von Intensi- tät erreichen, dafs es für den Kranken unmög- lich wird, sich aufrecht zu halten, oder zu sitzen ; es erzittert das Bctt^ auf welchem er liegt; manchmal hört man ein Krachen in den Gelen- ken, und die Zähne schlugen, unter grofsem Geräusche mit einer so grofnen Gewalt auf ein- ander, dafs einzelne zerbrechen, oder auMfullen. In andern Fällen befhiden sich die Krauken in einem Zustande von beinahe tetanischer Stei- figkeit, und man bemerkt nur ein leises Zittern. Die Stimme ist krankhaft verändert und vermag nur schwer zu artikuliren; der Kranke beklagt

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sich aber contusivo Schmerzen iu den Glied- mafsen^ über ein unerträgliches Gefühl von Zerreißungen^ oder von Stichen in den Len- den oder in den Unterschenkel^, und oft fiber ein lästiges Prickeln in einer Partie, oder in der ganzen Ausdehnung der Haut. Die Respiration ist kurz, schnell, bange, oft mit einem trocknen Husten verbunden; die arteriellen Pulsationen sind klein, häufig und ungleich, bisweilen so schwach, dafs man den Puls kaum fühlen kann. Brendel ^} behauptet dagegen, dafs ihm der Puls, wenn ihn nicht alle ErfaJirung betrogen, im Froststadinm immer langsamer, als im nar türlichen Zustande geschienen habe. Die unter der Haut liegenden Venen entleeren sich zum Theil, die Hauttranspiration ist aufgehoben, be- stehende Geschwülste und Hautausschläge ver- schwinden und zeigen sich erst während der Hitze wieder, vorhandene Geschwüre werden trocken und sondern kcineukBiiter mehr ab; der ausgesonderte Harn ist hell und selten, ohne eine Wolke oder Bodensatz zu bilden. Der Hund trocken, Durst grois. Die mittlere Dauer des Froststadiums beträgt eine halbe bis ganze Stunde, seltener fünf bis sechs Stunden; indes- ren will de Haen ^) den Frost zwölf Stunden andauernd beobachtet haben. Während des Be- standes vom Froste wird die Peripherie des Körpers wirklich kleiner, daher Halsbänder, Arm- bänder, Ringe und andere dem Körper knapp anliegende Kleidungsstücke zu weit werden. Der f'rost nimmt nach und nach ab, und es tritt sodann Hitze an seine Stelle. Dieser Ueber- gang von Frost in Hitze, welcher meistentheils

') Programma de ijuIs. fcbr. Comment. L, in desie» opusc roath. et med. arg:^ eur. Wrisherg P. I. 143. 9) Ratio medendi. P. XI. \», 10.

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nur allmählich und unvermerkt vor sich ffoht, geschieht manchmal schnell. Am gewöhnlich- sten findet zwischen beiden Stadien ein Zwi- schenraum .von einigen Minuten bis einer Vier- telstunde und darüber Statte während welcher Zeit der Kranke weder warm noch kalt ist«

b) Hitzestadium» Die Hitze ^ als Haupt- symptom dieses Stadiums , bietet sich wie der Frost unier verschiedenen Modificationeo 2ur Beobachtung dar. Gewöhnlich macht sie sich am Kopfe, oder im Epigastrium, manchmal auch in den FäCsen zuerst fühlbar-, von da erstreckt sie sich nach und nach mit gröberer oder ge- ringerer Schnelligkeit über die andern Theilej sie ergreift in einem Augenblick den ganzen Körper, oder verbreitet sich nur langsam über die andern Gegenden. Anfangs schwach, er^ langt sie stufenweise mehr Intensität und wirdi beinahe immer allgemein; doch fühlen manche Kranke selbst dann, wenn die Wärme in der Haut sc1k>u beträchtlich ist, noch einen Innern Frost. Hinsichtlich der Intensität der Hitze, so bietet sie alle Grade zwischen einem leichten Gefühle von Wärme und einer brennenden Hitze dar; oft ist sie nur für den Kranken fühlbar, so dafs der Arzt sie nicht wahrnehmen kann. Diese Wärme kann gelinde, scharf, lästig, oder von einer bedeutenden Erleichterung begleitet sein; zu Anfange dieses Stadiums oft trocken, wild sie zu Ende desselben feucht. In dem Maafee, als die Hitze sich entwickelt, verschwin- det das Hervortreten der Haarzwiebeln, das Zit- tern hört auf, die Haut nimmt im Gesichte eine iebhaflere Farbe an, der Umfang der Glieder nimmt zu, die Adern werden strotzend von Blut. Die Kranken, welche bis dahin ruhig lie- gen geblieben waren, drehen und wenden sich,

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um cino bequemere Lage bsu finden , oder um das Unbehagen oder die Hitze /welche sie fuh« len, zu vermindern. Der Durst nimmt mit der Hitze zu, oder kommt zum Vorschein, wenn er während des Froststadiums fehlte; der Mond und Schlund sind gewöhnlich der Sitz eiaes Gefühles von Trockenheit; die Respiration hört auf, beschwerlich zu sein, der Athem wird bmfii; inanchmal ist die Hitze schon beträchtlich, ohne dftfs der Puls schon voller und häufi^r gewor- den ist; die Schläge der Schläfeartene sind oft sehr deutlich, der Kranke klagt über furchteiw liehe klopfende Schmerzen im Kopfe, die er mit Hammerschlägen zu vergleichen pflegt; der Puls wird regelmälsig, hart, stark und häuflff, jn der stärksten Fieberhitze zählt man mandS-- mal 180 und mehr Pulsschläge in der Miniite. Die Haut fühlt sich weich, manchmal etwae feucht an, der während dieses Stadiums abge^ sonderte Harn ist dunkelroth , aber ohne Wolke^ und um so röther, je längere Zeit die Hitise bestanden hat. Die meisten Kranken bekoqif» men Kopfschmerz, andere heftige Rücken-p ^hmerpen und Schmerzen luden Gliedern; an- dere verfi^Uen in Irrereden, in eine Betäubung, oder haben Sucht zum Schlafen, Die Empfln^ lichkeit des Körpers ist während der Hitze ebenso vermehrt, als sie im Froststadium vermindert ist; ein kaltes Lüftchen, kaltes Getränk, liuf* ten der Bettdecke, erregt augenblicklich ein Frösteln« Das Ohr verträgt kein Geräusch» das Auge kein Licht, und die VorsteUpngen weob- seln schnell und nicht ganz nach der Normal«? regel der Association. In der Hitze wie in Froste bemerkt man gewisse Stufen; sie fuhr gen mäisig an, steigen allmählig und, wenn sie den höchsten Gipfel erreicht haben, so (äU

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leo sie nach und nach wieder. Die Dauer die«- ses Stadiums dauert a&wiachen 15 und 20 Jlli- noten^ oder bia au mehreren Stunden. Indessen beobachtet die Hitze nicht immer ein solches \'erhältnifs, dals auf einen heftigen und langen Frost stets eine heftige Hitze erfolgt, obgleich dieses der gewöhnlichste Fall ist^ denn biswei- len erfolgt auf einen kurzen Frost eine lang anhaltende Hitze und umgekehrt.

c) Schweifsstadium. Sobald die Hitze sich vermindert hat^ kommt Schweils zum Aus- bruch, und es wird der Uebergang vom Sta- dium der Hitze in jenes des Scliweifses einge^ leitet. Dieses Stadium kann sich ofl blofs durch einen schwachen Duft manifesliren ; oft stellt sich aber so reichlicher Schweifs ein, dafs er zum grofsen Thcil das Bett, auf welchem der Kranke liegt, befeuchtet. Der Anfangs ge-^ ringe Schweifs nimmt allmählig zu uiul hört nach und nach mit dem Aufalle auf. Er kommt zuerst am Kopfe ^ hiernach auf der Brust, auf dem Rücken, an der obern und iuncrn Partie der Oberschenkel zum Vorsclieiu, und nimmt Dach uiid nach die gauz^e Oberfläche des Kör- pers ein. In einfachen Wechselilebern ist er beinahe immer allgemein. Im Beginne ist er warm, dünn oder farblos, manchmal jedoch klebricht und gelblicht, sehr selten kalt. Sein beinahe immer saurer und dem des Sauerteigs ahnlicher, manchmal süfslicher und dem des gesunden gleicher, selten übel riechender Ge-« ruch ist niemals charakteristisch. Oft verfallen die Kranken während desselben in einen er- quickenden Schlaf, während dessen Dauer das Schwitzen allmählig aufhört. Wenn der Schweifs beginnt, so verlieren die meisten krankhaften Erscheinungen an ihrer Intensität ^ die Respira-*

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tion wird freier, indem die Beklemmung der Brust verschwindet und der Kranke mhiger, der Durst y die Hilse und der Kopfschmers vermindern sich; der Puls ist geschmeidiger^ weicher und regelmärsiger; der sehr dodde Harn lagert beim Erkalten einen dicken , aser- stoCsenem Ziegelsteine ähnlichen Bodensatz ab, welchen mehrere Aerzte für ein pathognomoni- ^ches Zeichen des Wechselfiebers gehalten ha- ben. Zu Ende des Anfalls wird der Urin h&o- flg etwas schleimig 9 zeigt , wenn er gelassen wird, vielen Schaum , den er so lange behili, als er warm bleibt, und auf seiner Oberfl&ehe erzeugt sich wohl eine Haut , die re^enbogen- ikrben spielt, und beim Ausgiefsen emen blAu- lichen Ueberzug an dem Gefäfse zurnckltUkt Die Dauer dieses Stadiums, welche, wie jene des Frostes und der Hitze, veränderlich ist^ währt selten über drei bis vier Stunden.

Ist der Anfall überstanden , so bleiben keine der wesentlichen Zufalle übrig. Der Kranke fühlt sich entweder vollkommen gesund und wohl, oder er beschwert sich nur überHattig» keit, Zerschlageuheit der Glieder, Reiüsen in denselben, Empfindlichkeit gegen Berührung der Luft, vorzüglich aber über fortwährenden me* talHschen Geschmack im Munde, welcher fiuC nie auszubleiben pflegt, so lange das Wech« selfieber noch geneigt ist wiederzukehrenw Im- mer hat der Kranke noch Abscheu vor gewis- sen Speisen und klagt über Schwindel und S^were des Kopfes, über Völle in der Hers»* grübe, über Durst und Neigung zum Schwitzen bei der geringsten Bewegung. Der Puls ist immer noch etwas gereizt, leicht beweglich, hart und schnell, der Urin roth, schaumicht und bypostatisch. Diese Zufälle pflegen zwar bis^

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weilen sehr unmerklich eu sein*, allein schwer- lich fehlen sie jemals gänzlich , wenigstens fehlt nicht leicht der metallische Geschmack im Munde, und die Abneigung gegen gewisse Speisen.

Dieb sind die allgemeinen Erscheinungen des WechselOeberSy allein nicht immer spre- chen sie sich in einer solchen Breite aus, und nicht immer bekunden' sie sich auf eine so of- fenbare Weise I sondern bisweilen finden wir dasselbe sich blofs auf einzelne Theiie be- schränken, und bisweilen sich unter der Form einer andern Krankheit mehr verborgen halten. 80 führen Jakobäua ^^^ Bergius *) und SwU^ Un *} Beispiele an , dais blols das eine Bein, das Hypogastrium, oder die eine Hälfte des Kfirpers afficirt war. Cnöffel ^) erzählt von einem Manne, dessen rechter Arm früh um 7 Uhr Fnwt bekam; um 8 Uhr ging der Frost in Er- starrung und in ein Zittern der Hand und der Fmger über^ nach drei Stunden errolgte Hitze, bei welcher der ganze Arm glühend heifs wurde; der übrige Körper beharrte aber in seinem ge- sunden Zustande. Senac *^ l:at gesehen, dab nur die untern Theiie des Körpers froren, in- . defii die obem vor Hitze brannten. Ebender- selbe erzählt von einem Kranken, den an der einen Seite fror und der an der andern Hitze hatte, und von einem andern, der nur an einem Arme von Frost befallen wurde. Auch Sauvages hat ein solches Fieber bemerkt, wo der Frost und die darauf folgende Hitze nur einen Arm ein- nahm, CoUin ^) beobachtete einen Kranken, bei

>) Act. Hafn. Vol. 1. Obs, 119. ») Act. Suecic.

VqI. XVI. ») Comment. $. 757. ,♦) Kpbera.

nat. cur. Dcc. 1. ann. 3. Obaerv. 205. *) Von d. Wechselticber etc. S. 46. ^) Ann. med. II. p. 167.

welchem der Frost eine Stelle des Uqterleibs auf beiden Seiten des Nabels eine Hand breit einnahm. Dieses sind offenbare iopisehe Wech-> selßeber, im Gegensatze zu den allgemeinen. Anders verhält es sich aber^ wenn das. Fieber , die Gestalt einer andern Krankheit simulirt^ und keine andern^ das Wechselfieber charakterisi- reuden Symptome beibehält, als jene desinter- mitliieuden Typus, dieses sind die sogenann- ten larvirten Wechselfieber , welche wieder all- gemein und topisch sein können.

Interessant ist in Beziehung auf den Ty- pus des Wechselfiebers, dafs dieser mit dea erregenden Momenten in einem gewissen Ver- hältnisse steht. So beobachten z. B. jene Fie- ber, deren Entstehung mit dem Frühliugsäqui- noctium zusammenfallt, einen, der Zunahme de« Tages entsprechenden Verlauf, haben den be- schleunigten Typus, sind tagige oAes dreiiagige^ während jene dagegen, welche mit dem Herbst- äquinoctium zusammenfallen, der Verkürzung des Tages folgen, und den retardirten Verlauf h^ben viertägige sind eine Erscheinung, welche in Beziehung auf die Ausprägung der Formen auf einen bestehenden Solareinflufs hin- zuweisen scheint.

Obductionserscheinungen,

Wenig bekannt und äufserst dunkel sind zur Zeit noch die Veränderungen , die als Norm in den Leichen der an Wechselfieber Verstor- benen nachgewiesen wurden. Die bis jc^tzt durch anatomische Untersuchungen gelieferten Resul- tate sind daher sehr verschieden ausgefallen, und zum Theil schlecht erklärt worden« Man darf zur Bestärkung dieses Ausspruches nur mit einiger Aufmerksamkeit die Schriftsteller,

wddia uImt Abb Weohflelfieber geschrieben ha- ben ^ durchlesen, um sich su überzeugen, dalb kein Kranker an einem einfachen und primiti- ven Wechaelßeber sbu Grunde gehl. In den tödüieh abgelaufenen Fällen sind jeder Zeit in einer, von den eraten Anf&llen mehr oder we- niger entfernten Epoche neue Erscheinungen eingetreten 9 die immer eine oder mehrere con- secutive Affeetionen voraussetKen. Ebenso wird der Erfand modificirt durch den Eintritt dos To- des 4n diesem oder jenem Stadium der Krank- heit. Naoh den meisten Angaben finden sich Verandernngen im Drüsensystemey welche im Stromgebiete der Arteria coeliaca liegen; voi^ mglich ist es die Milz, seltener die Leber^ welche im Zustande der Erweichung und Auf- lockerung begriffen sind. Ob diese Verfindo- rung auch im Pankreas vorkommt , ist zur Zeit noch problematisch. Dieses sind die sogenann- ten Fieberkucheu. In der Hegel ist hiebei das Volumen des Orgaus vermehrt, dabei aber gleich- zeitig auch das Parenchym derselben in seiner Consistenz verändert; es tritt Erweichung ein« Dieser Zustand ist, wie es scheint, Folge va- ricoser Ausdehnung der Venen und dadurch be- dingter passiver Congestion. Selten geschieht es, dafs das betreflende Organ fester, com- pacter und zugleich saftloser wird *— dafs Ver- härtung eintritt. Die Bildung dos Fieberku- chens findet sich am häufigsten bei Quartan- fiebern, besonders solchen, die endemisch sind und durch den Gebrauch der China, ohne ge- heilt zu sein, unterdrückt wurden. Die Milz erreicht bisweilen ein Gewicht von fünf Pfund, und bewährt sich hiebei so weich, dafs sie viel mehr geronnenes , in eine Haut eingeschlos- senes Geblüt m sein scheint, als ein organi-

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sdier Theil. Schou Aetius 0 bat bemerkt, ddli die Milz bisweilen so anschwelle , > dafk sie bis mnf die Weichen hinabreiche; Monro ^) gedenkt sogar einer Milz von 40 Pfund und Strack ') sah eine Milz, welche ihrer Länge nach den ganzen Raum zwischen dem Zwerchfelle, dem Räckgrathe und der weiisen Linie einnahm. Cleghorn, welcher die Leichen von beinahe 800 Personen, welche an Wechselfieber gestorben waren, untersuchte, fand bei allen den einen oder den andern Theil des Unterleibs > da^ Netz, das Gekröse, den Giimmdarm u. s. w. von einer dunkeln, schwarzen Farbe, oder ganz verdorben; die Gallenblase voll und aufge- schwollen, und in dem Magen und den Ge&-- men eine Menge von einer gallichten Materie. Maillot ^) fand in den Leichen von Personen, die am Wechselfieber gestorben waren, theils starke Injectionen der Pia mater des Rücken- Buurks, theils Erweichungen des letztem.

(Fortsetzung folgt)

>) Tetrab. III. serm. 2. c. 16. p. 530. ') Kriega«

arzneiwisseiischaft. A. d. Engl. v. Presie. Bd. II. S. 418. ^) Observat. mectic. de febre intermitt

L. III. c, !• ^) Trait^ des ühyveB oa imUttoai

cerebro- spinales intermitteotes. Paris 1836«

4S ~

II.

Krankheiten L ü n e b o r g'a.

Vom

Mefficiiialrathey Landphysikus Dn Fiacberi

sa Lün«barf.

Das Jahr 1840.

Januar.

BantMfer. Bit zam 16. lebr hoch 28' 10" T*' (10.) u. tpSter niedrig 2T 2' 9'^'. (26.).

TWmom^er. Bit zum 17, Frost (12® am 11.) i ^aub Warme bis zu 8<> (24.).

Hygrometer, Zuerst und zuletzt 02 04*. Keim Frost« 67* (13.) und meist gegen 80®.

Winde, Beim Froste 8.0. u. S.W. (N. 3 mal)» dann ouf S.W. Regen Tom 1. bis 3. mit Olnileiä, dann olt Nebel und etwas Schnee, Vom 17* an wieder Tiel Regen , Schnee (6 mal) Hagel, OewUier am 26* u. 26. SlendneUe 8 mal bis zom 16. ond mielüier 1 oiaL

Uli dem V.U. (19.) Barometer Immer niedriger^ Ue 4 Tage oacb 4em L V. (26.).

Häufige kaUrrhaiisehe , innere und ftufiMre, KrankheitsfonDeiiy €reihisch''gntzundiichery leicbl nervöser Alt. Viel Kepf - und Hab - , aber aoeh Brost- omI UnterleilMffectioneo. Nicbl aelteii

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Nevenßeber. (Eine Frau auF dein Lande, Vor einem Jahre mit Placeuta praevia (schon ein pathologisc)ier Lebensproccfs) künstlich entbun- den, starb an letzterer Krankheit schnell *).

In Feiersburg waren in den letzten Tagen des vorigen Jahres 35 Menschen erfroren {Hamb, BbrsenL v. 9. Jau.)> In Neapel trat erst mit der ersten Woche dieses Jahres Frost ein. (Hamb, Correspond. v. 28. Jan.}. In Aalborg schon am 12. Jan. Thauwetter {BörähiL vom 17. Jan.), bei uns erst am 17.

Unter den plötzlich sich entwickelnden Ge- hiruleiden, sicher mit mehr chronischer Anlage in der feineren Organisation dieses Orgaus, wat der Fall eines 31jährigen hageren, sonst ge- sunden , thätigeu Kaufmanns , traurig merkwür- dig und, wegen des Erfundes in dieser don-^ kein pathologischen Region, etwas umständli- cher zu bezeichnen. Starkes Rechnen, Anstren- gung und Erkältung in einem grofsen Geschäfte, zumal gegen und während der beschäftigten Weihnachtszeit, mitunter etwas nicht ganz «liätetische Abendessen u. dgl., einem weniger Disponirteu sonst doch nicht verderbliche Um- stände; hatten wohl länger schon eine Gehirn- congestion herbeigeführt, die sich, charakteri«^ Btisch genug, nicht durch heftigere Reaction, sondern nur durch unruhige, mitunter phantasi- rende Nächte, Steifheit im Nacken, Klingen vor den Ohren, Schmerz in den Schläfen und Augäpfeln, wenig Efslust mit trpckner Zunge, Dorst u. s. w. merklich machte, und nur nach vollendetem Neujahrsgeschäfte die Sorgsamkeit

•) Vargl. Dawj a. Brandes (Froriep's Notizen. 1839^ Nr. 246. „über das Blut wiä dessen Feränderung durdk die Respiration" (and also ancb durcü die terändertt Luft).

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des nuHloflen jungen Mannes noweit wenigfdtensi in Anspruch nahm, dafa er eine Abrühning gegen seine einigermafscn störenden Uebel for- derte. Als diese aber nichts leistete, und der Kranke sich noch^ anfser Bette, den verivickelt- sten Rechnungen unterzog, wandte man reich- lich blutige Schrdpfköpfe und Vesicatorien swi- sehen den Schultern und im Nacken, und nach« her ein Brechmittel, aus Ipccac. an (was aber nur nach unten gut wirkte). Demnächst Pot River, mit Inf. Arnie., bis am 9ten Morgens ein immer verwiriteres und heftigeres Reden begann, ohne Hitze und eigentliches Fieber. -— Jetzt, KU Bette gebracht, schlief der Kranke, naoh einer kühlend abfuhrenden Mixtur mit Brech- weinstein versetzt, und bei einem Vesicator auf der Bmst, einige Stunden lang, erwachte aber dann mit zitternd unduhrendem, schwachem, tehnellem Pulse; und fing nun an, in einem fort Alles lächerlich durcheinander zu reden. Noch- malige zehn Blutegel an den Kursen, nachher einige, nur zur Lösung des Haut- und Hirn- kvmn^tisB versuchte^ kleine Gaben von Moschus und Opium mit Calomel , demnächst laue Bäder, mit kaltem Sturzbad über den Kopf, nichts konnte dem, bald L&cherlichos, bald mehr Heftiges, immer aber viele Krinncrungcn durcheinander, vorbringendem Irrereden wehren, und nur eini- germafscn die Ruhe herbeiführen. Die Prostra^ tion der Kr&fte nahm immer zu (da aufser Was- ser auch eben nichts genossen wurde) und am 15. Nachts starb der Kranke , nachdem er etwa anderthalb Stunden vorher ruhiger geworden. Mau bemerkte gleich ein sehr eingefallenes (üe- iicht, und dunkelblaue Vihices^ zumal auf den Lenden und Schienbeinen. -— Bei der Section am andern Tage, fand man den Sch&del seh

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hart, die Gcbirnhäute aber nicht sehr^ mehr die Sinus von Blut überfällt, eben so wenig das Gehirn 9 sondern eher, besonders die Medulla oblongata und die Glanddlapituitar., mehr Aar/. Der Plexus choroideus war in eine Schnur klei" ner Hydatiden (bis zur Gröfse einer Linse) ausgedehnt. Kein Wasser in den Gehirnhöh«- len j so wie auch nicht m der Brusthöhle , die man.y um den Zusammenhang der Circulation im Gehirn mit der Quelle derselben £a erfor- sohen, genau untersuchte. Das Herz war klein, welkj mehr blutleer, so wie die Lungen eben- *falls, an der linken Seite leicht mit der Pleura verwachsen.

Mein würdiger Onkel, Hr. Ober-Medici- nalrath Lodemann in Hannover, schrieb mir über diesen Fall, nachdem er ßaily und 5öm- mering angeführt, daüs er von Hydatiden des Plexus choroideus wohl, selbst das aufTallend-- 8te Exemplar bei einer Frau gesehen, die von Kopfschmerzen zum Stumpfsinn, zur Ge- dächtnifelosigkeit» alles ohne Fieber, endlich ZQ apoplektischen Anfällen, gänzlicher Apho« nie und Brutalität, bei fortdauernder guter Ve- getation, überging, bis Convulsionen ihrem Le- ben ein Ende machten. Nicht blofs der Plexus choroideus, sondern sämmtliche ^eröse. Häute des Gehirns, waren mit tausenden von Hyda- tiden besetzt, die bei genauerer Untersuchung als Blasenbandwürmer sich auswiesen. Auch der Meister in dergleichen Untersuchungen, Hr. Dr. Bergmann in Hildesheim , war so gütige mich hierüber aus seiner grofsen Erfahrung durch ausgeführte Beispiele ferner zu belehren, dafii diese Hydatiden an diesem wichtigen Sitze der Intelligenz, wie auch der Bewegkraft des Or«* ganismus (Plex. choroid. Fomix, Com. Ammou.)^

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boi verschiedenen^ cluonisrhen und acuten, StS-/ nin^u der körperlichen und pfcisti^cn Incolu« inifüCy und verschiedenen Altem sich öller fän«« den. Auiser den liydatiden küinen manche

Auswüchse im Gehirne vor, nameiillich kalk- arti^o Concremento; womit nicht zu verwech« sein der daran befindliche »Sand, ähnlich dem der Zirbel (von ihm zuerst entdeckt und be« schrieben) y der natürlich sei, und zum norma« len Leben gehöre. In der Mitte jener sei eio markartiger Körper (nucleus), der bei Irre» meistens nicht reichlich sich Hnde. Hier sei ein mächtiger licbons- und Scolrncontact. Der 8and könne sich übrigens im Plexus (*.lior. krank- haft anliAufen, da ct bei einem Kpileptisch- Maniakalischen einen Klumpen von der Gröise einer Kastanie gefunden u. s. w.

Noch war unter den chronischen , von den äufseren atmosphUriscIien und sonstigen Kin- flüssen aber participirenden , Kranken ein ple- thorischer Sedentarius am Schreibtische, etliche r>0 Jahre alt, und mit doppeltem Bruche seit lange behaftet, interessant, bei welchem^ von Ueberfüllung der BIntgerülse, und atonischem Druck davon auf die der Lymphe, wie so häu- fig, starke äui'sere und innere wassersüchtige Erscheinungen , mit Dyspnoe und fticlileimhusten, mitunter mit Blut gemischt, sich zeigten, und dem, bei mäisigcn, oll wiederholten Blutaus- leerungen und nachherigem oberfiächlichem Auf- ritzen der Füfso (das Oeflnen derselben durch tiefer eingestofsene Nadeln, leert nicht so lange und so viel Wasser aus^ du es (von stärkerem Entzundungsreiz?) sich leichter wieder zu- schliefst), nichts so wohlthätig war (und noch bleibt), als Pillen auN Salmiak, etwas Extr. Squill.; Extr. Panchyni. Croll., und später mit

Joiirn.XCIII.ncl.l.St. I>

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Pidv. Fol. Senn, versetzt (und um das Feucht- werden der Pillen zu verhüten, mit dickem lUudh Gumm. arab, angemacht).

Ein diasoluter Landbader, der vor mehre- ren Jahren eine alte Frau, und damit sein Ge- werbe geheirathet, verfiel in diesem traben Un- gluchunonate auf eine sonderbare (klassische) Art, seinem Leben ein Ende zu machen. Er öffnete sidi in einem Gasthause auf einer Reise, wo er sich unter dem Verwände einer Erkran- kung ein Nachtquartier (aber auch noch ein gu* ies Abendbrod nebst geistigem Getränk) hatte geben lassen, mit seinem Schnepper beide Me- dianen, und. nachdem er dies, auch ab und zu nach IS Stunden von der Aufwartung besucht, immer noch geheim gehalten, auch noch ein Glas Bier getrunken hatte, fand man ihn in Agone und bald darauf todt, zugleich nun das aufgedeckte Bett mit Blut fiberfallt, so wie das unter demselben stehende, als Folge von Na- senbluten angegeben, erklärlich.

Aulser den häufigen katarrhalisch-erethisch- nervösen Uebeln, welche dieser erste Jahres- monat brachte, zeigten sich noch hie und da, und besonders in einem nicht entfernten Dorfs, wahre Typhus^ hier , wenn auch zuerst nur ein- zeln gebildet, durch Zusammenliegen mehrerer Kranken in dunstigen, feuchten, heifsen, klei- neu Gemächern (es starben zuerst drei in ei- nem Hause), bis zur wahren Coniagiosität ge- steigert (mit Durchfall, Nasenbluten, Irrere- den u. s. w.) und gleich Anfai^ mit einem Brechmittel (aus Ipecac» vorzüglich), so wie, nach Umständen, mit mäfsigen und einigermli- fscn kühlenden, und die Secretionen u. s. w. unterhaltenden, Reizmitteln (Amica mit etwas Hitteisalz u. dgl.), äul^em Gegenreizen für das

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Gehirn u. ■. w. noch am besten r.u behanMtt. l-ud nun weiter in unserm Jahre!

Februar»

Baromficr. 29' (25.) n. 27' 7" 7"' (4.). (Voui 10. M

hoch über 28'). y^iTMOfiirfn-. + 6 (bii cum 13. ofier) und «- 0 (22.). Hyffrometer. 90* (bii lum 18. ufter) und 63* (23.).

%$'i9ide. Bis com 12. SO. q. $W. Dann NO. ^ Nur tm 27. W. Nehel biulifr. Heffen 6. Sdkiicf (mEüiig) 6. (vom 15. an). Sienhelle 12.

Mit dem crtt V. (10.) Barometer dauernd pctt * Mit d. V.M. (17.) u. LV. (25.) nocb iiiebr. »

Mit den Gehirucongestionen und Reactio* nen, Schwindel, Ohnmächten, schweren Träu- men^ selbst Irrereden (wie beim Delirium tre* mensy und namentlich hervorstechend bei den Candidaten dazu)^ ist es jetzt arg genug! Dabei oft mehr Appetit unti Ausleerungrny wie

Jewöhnlich^ als' Folge pathologischer Heizung BS Gehirns y besonders dessen Basis *). Diese atmosphärische Heizung aur Nerven und Gefä/se, vermittelt zuerstund hauptsächlich durch Athmunßsorgane und Gehirn^ und sowohl von Druck j Temperatur und Bewegung des Luft- kreises (und deren stärkeren oder geringeren Con1ra$ien)y so wie von den chctmschen und

*) Wenn auch durcli die Brohaclitungen und Theorieen in der uathologUdien Uirnlubre, x. B. von gelber und rolher Uimenvcichuny u. dgl. von Fardel^ Ho- ehWHf Moniin ^ Ürtweilhier n. A. in.) »o wie in A|K)- plexia oapillarit ipecioll von Fittitonelti nacb uHilire- ren Andern, nucti iiber die Heilbarkeit der llinier- weichungen von Dechamhre (iäinintUHi in SchmUW* Jabrbücbern 1839. Heft 3. S. 290—300 nacbxuiolien) mancbea Intereiiante gi'Rngt ist, so bleibt dorb nocb manolie theoretiwhe und iiraktiacbe Lücke bier ubrif , die, bis and da, Pucha docb nodi beeeer CuUt.

D S

.

impMuderahlen Potenzen uud Einflüssen des- selben abhängend , brachte nun bald diese, bald jene' pathologische Reaction hervor, je nach der Empfänglichkeit der Systeme und Organe. Namentlich traten hie und da Nesselfieber in kaum noch gesehener Heftigkeit, Inteusion und Dauer des lästigen, Tag und Nacht ^ren- nenden und alle Functionen störenden Aus- schlages, auch wohl mit Seitenstechen und Hu- sten verbunden, auf, die nur mit stärkeren Säfteausleerungen , namentlich durch den Stuhl- gang, durch Säuren u. dgl. in einigen, aber den unruhigen Kranken, die sich wohl in kal- tes Wasser zu werfen wünschten, doch zu lange dauernden, Tagen gedämpft werden konnten.

Um so mehr steigerten sich diese und ähn- liche Erscheinungen, die, zumal bei Kindern, (den für Reaction empfänglichsten Organismen), oft einen hohen, erethisch ^ nervösen Charakter annahmen, wo dann häufiges wohlthätiges Na^ senhluten schon einen Fingerzeig der Behand- lung abgab, als nach der ersten lauen Hälft« des Monates (wo die Stachelbeeren und der Art Sträucher schon auszuschlagen anfingen) bedeutende Kälte wieder eintrat. Jetzt litten auch die Podagrisien viel, denen, nach gehö- rigen Deplctionen des Gefa&systemes, nicht wohl ohne Opium Erträglichkeit ihrer Lage zu verschaffen war.

Auch die Hausthiere, besonders die Pferde^ litten von dieser Constitution. Ein tüchtiges Thier der letzteren Art, waf», wahrscheinlich unruhiger als sonst im Stalle, beim Aubpriu- gcn vom Lager die etwas lange Halfter un- ter den Vorderfuls verwickelt, und, hiedurck erschreckt, desto heftiger mit dem Kopfe ge- gen die Mauer gestolsen hatte > davon ansohei-

M

nond nar ein gesohwoUenes Auge bokommcni und damit ohne Arg g;loich wieder mit auf eine entfernte Reise zum Kieheii gesandt war, 8 bis JO Tage aber naeh der Verwundung Zu Alle von lliruleideni Unbesinnlichkeit und Convul- •ionen, seigte, verrieth nach dem bald, trotn Adorlafs u. s. w. nun erfolgendon Tode, die tiefer liegende Ursaehe in einer Sprengung der Hirnschale am Osse Bygomatico bin in die Fossn miTiealaris der obem reehten Kinnlade , sanimt allen laugsamen Folgen davon«

März^

nanmuler, 28' 11'' (f) »• 27' 11' 10"' (nur am 29). nermometer. -(-8<* (31.) u. (1.). (Doch 17 Kroate

Hygrometer. 94<> (10.) u. 60<> (220- (Meiit iwiiohoo 60— 80«).

WMe (»tark). Vorberrtohend N. mit W. u. 0. (mit O. 13, mal), mit S. 7 mtl. A^vbel anfangs häufig. Ae- tfcn nar 3 mal« iin$ei u. Schnee (am 23. stark). Stern-' Mle 13.

Barometer immer hoch; nur mit dem I. (23.) merkU^ eher und dauernder gef.

Dieser kalte Monat hatte auch im höheren Norden (Petersburg und Island) noch 16 - SO* Frost und viel Schnee (Ilamh. BörsenL v. SO. M\m u. Hamb. Corresp. v. 8. 9. Apr.). Doch war er fiir unsere Constitution, die g»» wohnlichen katarrhaHschen Un4 rheumatiaohen AflTectionon abgerechnet , nicht übol, vielmehr miaamatiscbßn Einflüssen und deren Folgen vor- theilhail entgegen. Auch in Italien Nach- winter, und \ti Neapel viel Schnee (Hamb. Cor- respond. v. 9. Apr.).

fi/f4^>IÜMe und ^^#U5 hftufig ! Bei einer Neuvermählten (einer jungen blutreichen lebhaf-

Ö4

len und zarten Frau israelitischen Glaubens) war bei dem durch Schreck angeregten BlutF» fluls im dritten Monate der Schwangerschaft ffugleicb Durchfall, und konnte diese Verwicke- lung nur mit der mäfsigen Verbindung des Lau- danum mit dem Elix. acid. H. zweckmalsig behandelt werden, und brauchte man nicht zu der franzosischen Bereitwilligkeit zum AderlaCe^ zugleich (der wohl nützen, aber, bei delicatu*» lis, auch schaden kann) seine Zuflucht zu neh*^ men. (Dr. ChaiUyi ^.Uinßuenee de V Opium if 4e la saign^€ sur les contractians uterinaires* Paris 1838." Fricke u. Oppenheim's Zeitschrift« »d, III. Heft 2. S. 805.)

Aber um eine andere, ^icbt minder wich* tige Seite der Geburtskunde, in staatswis«- scnachfiftlicher I|insicht, zu berühren, ist es ganz so gegründet, was Blanau {Annaies de la Societi de Medicine de Gand. 1837. VoL 8,

fel2. tl. Schmidi's Jahrbücher 1839, Heft 3. S. i) schreibt, dals in Gent seit dem ändert* halbjährigen häufigen Gebrauch von Seeale cor^ nutum bei 'Geburten (der auch bei uns hierin, nachahmungs- und scblendriansmäüsig, über- hand zu nehmen anfangt), die doppelte Anzah) TodigeboTditr sic^ finden soll? -^

Aprih

ßaromBter. 9S* 6'' 9''' (23.) a. 27' 10'' (7.). (Nw ■!■ 7. & fmier 2S% (Alles ganz wie in Berlin (•« d. Joarnal April ▼. J.).

f%ermQmeter. + 18® (25.) n. (4 6-).

Bygrometer. 91"^ (4.) d. 41 <> (19). Meist 40— 60^

Wi^de» Herrschend q^ meist stark d. 0. Vom 22» an NW. -- S. 12 mal (9 mal mit 0.). NeM (Morgens) im Anfang Öfter* Regen 4, Hof^J ((>.)• SternMU (MijL

Aacb In diesem Monate ein höherer Barometer mit dem k (9.) «Mgeod, mit dem V.M. (16.) follendk ^

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Alles voriiereiteluiidfreeiftuety um die Kftp« mitie der I^eurosen und Neuraffiien herbeizufiih« leo, Mimiiit allen Voigen und Furmeo deneU beo im auf$em und imntrn Organismus , s. B. Rheumatiamua, Podagra, Gicht (mit Fiffrrr häu- fig). Auberdem Mensiruations - und llimor« rhoidalbescbwerdeo (Verbaltungen oder BefSSr- deniogeo, ein neunjähriges Uädcheu menstniirieX Mictua cniontus, llimcongestionen (und ionor* male physische and psjxhischo Reactionen da* von), Affecüonen der Respirations- und Schling- Organe, Ausachlage (a.B. Urticaria, hie und da für ScAiir/ocA genommen, Windblattem u. dgl.)*

Aber auch die nunmehr wieder, besonders ab Tertianen erscheinenden fFerhselfieher mnlste man cur obigen Kategorie sählen, da sowohl ihre Erscheinungen (vorwaltende Hitse, mit oft wenig SchMoeißi)^ als auch ihre glücklichste und sicIierBte Karmethode (entweder suerst Emetic. oder Purgant., oder wenigstens eine m einiger Ausleenmg hinreichende Verbindung von küh- lenden Mittelsalzen (Salmiak), Rhabarber u. dgU »nr China) auf Störung der Nerven, auch durah relativ plethorischo Ueborfullung der GeflUMi hinauweiseu schien« Auch jetst seigten sieh die kalten Fieber zuerst und hauptsiichlich in einer an feuchten Wiesen und Gräben gelegen nen Gartengegend vor der Stadt, so wie in feuchtgelegeuen Dörfern, und es mag dahin .stehen, ob dieses (gewöhnliche) Pliftnomen sei- nen Grund in einem durch die steigende Son- nenwarme hier entwickelten schädlichen Gas, (Miasma) und dessen Inhalation durch die Ath- mungsorgane, oder mehr in einer blofsen Ex«v paiision der Säfte, zumal in den Unterleibsor** ganen oder den NfervtH überhaupt , unter diesen

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focalen Bedingungen, oder in beiden seinen Gnind habe.

So wie nun die kalten Fieber diesei Mo-» nates aller Beobaditung nach, eb gutes Schema atonischer Ueberfullueg (Plethora) der Gefidisie, Eumal des Digestiousapparates und aller davon ausgehenden Folgen und Formen der patholo« gischen Rückwirkung, die, wo nicht an ei- gentliche Entzündung^ doch an Erethismus^ grenzt, abgaben, indem durch Unterdrückung derselben durch zu stark (für die Contraction der Faser) und ohne Ausleerungszusätze gereichte China (und also auch ähnlicher hittern Mittel), leicht mancherlei Störungen, so wie Geneigtheit zu öfteren Hüekfallen nachblieb (wodurch aber kei- nesweges eingeschärft werden soll, dais man nach alter Weise diese Fieber sich selbst, langweilig und störend für den Organismus^ überlassen,' oder durch eine eigentlidi auslee^ rende und schwächende Behandlung in die Länge ziehen möge): so stellte auch die Unterleibs-^ krankheit des nun fünfzehnjährigen jungen Men- schen, den wir vor zwei Jahren, als an einem ver-p wickelten sogenannten Nervenfieher leidend, hier vorführten (Journal 1837, September. S. 28), eine noch allgemeinere Nach Weisung der jetzigen ver-v wickelten Constitution dar, welche, auch in den innem organischen Gebilden^ 9i]sNeurO''Phlogose ZU bezeichnen und> diese Bezeichnung riphtig practisch angewandt, in der Anschauung und Behandlung manches pathologischen Vorganges ein Schritt klarer und weiter vorwärts getban zu sein scheint. Doch ist hiebei zu b^neiv ken, dafs wir auch diesen Begriff, nach der, begreiflich langsamen, Vervollkonunnung unse^ rer Physiologie und Pathologie, und insbeson- dere der Ahnung oder Entdeckung des näheren

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VerbftItntssGB der Imponderabilien ea den Ner» ven und dem gansen OrganisniuAy immer deitt'^ iicher und practiseher aufiBiislellen , su erwei- tern oder SU raodificiren haben ^ wenn wirnieht vtrmeintesj hochtönendes WiMen, statt Wahr- heit, bimdcs Umhertappen y statt ruhiger natura gemä/Bwr Handlungsweise ergreifen, und uns so, wenn die verblendete Nachsprecherei und die anmafsliche Täuschung vorüber sind , selbst das Forschen verleiden wollen. *)

Unser Kranker hatte wieder nach Erhitzung sowohl sich erkUtet, als auch durch eine un- richtige und SU kühlende Diiit (Kuchen und Milcheis) y zugleich die Tunica nervea seines sopst so geduldigen getreuen Magens und Darm^ kaoals in krankhaften Zustand versetzt^ wovon Anorexie I Würgen und Uebelkcit, starker Sehleimdrang im Halse , Verstopfung und Leib- - schmerz^ Durst und Fieber bald die Folgen wa- ren« Nachdem dieser Zustand (wohl nicht ganz zutreflcnd)^ mit einigen Firsloireln vonHicinus- olemulpion mit Mittelsalz und etwas Liq. anod. und 3yf* Cort. Aurant. angegriffen worden war^ entstand nun am andern Morgen häufiges und länger fortdauerndes Erbrechen von allem Ge- nossenen. Pot. Hiver.; und ein Vcsicator auf die Magengegend stillte dies wohl pinigerma- fsen, konnte aber, bei der ungeduldigen Diät dos Kranken y auch im Erlaubten ^ den Zustand

*} »M^enn nnier Geist licb leiner Starke freut, lopriir er^ forsche dann im Abgrund doir Mysterien/* sogt Ftiedrick der Orofso (hinterl. Werke. Ansgubo von 1788.)* * Ach wenn doch bier roobt Reforsrlit würde, und geforscht werden könnte! Al>er diu Ueber- Bcbrift des Temiiels der /«*« hicfs: „Ich bin die M^it- tcr dessen, was Istj und meinen bchieicr hat noch kein Sterblicher aufgedeckt!"

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.nicht dauernd bessern^ wobei die Kolikodynie, treta eröffiienden milden Klystieren, eher zu- als abnahm. Warme anodyne Umschlage von Sem. Lini, Cicuta, Hyoscyamus und etwas Belladonna auf den Unterleib waren allerdings von Nutzen y beförderten Schweifs und Stuhl« gang, welcher mehr nur eine Art von Schleim- absondening krampfhaft ausleerte. Da aber alle diese Mittel, die abwechselnd mit Saämenemot* sionen und gelinden Opiaten untermischt wur- den, doch nichts Pauemdes und Grundliches leisteten, muCste man , auch nach den hier mehr palpablen Zeichen eines volleren und lebhafte- ren Pulses, einen hervorstechenden Reiz auf die Nerven der Magen- und Darmkanalober- fläche von überfüllten Gef&fsen annehmen, und wirklich that die ansehnliche Blutung aus Ma-

ß6n- und Lebergegend durch augesetzte und inge in Nachblutung unterhaltene zehn grolse Blutegel so gut, daiGs sowohl die ZufUle ge- ringer, und die palslichen Mittel wirksamer, die Ausleerungen des, sonst immer noch mehr schlei- migen und grau gefärbten Stuhlganges, freier, als auch die nachherige, zwar vorsichtig, und nur mit verspätetem und geringem Gebrauche von sogenannten Roboraniibiis (mehr zusammenzie- henden Steifen, welche hier so leicht eine zn lebhafte nervöse und sensitive Reaction, so wie die Hemmung der freieren Circulation in den Gefäisen der secemirenden Oberflächen be- thätigen) erreichte und bewahrte Genesung desto dauernder und beruhigender wurde.

Sollte man hier, bei dieser pathologischen combinirten Blut- und Nervenaction (um es nur allgemein so auszudrücken) nun wohl mit so- genannten Coutrastimulantibus und Alterantibus (oder wie die Homöopathie es noch, näher be«*

ae -

scichnan will, mit Specificis norvints), welche aber dio freie Cireulatioii auf alle aeiisiüven und accemirciideii Oberflftclien (wie das Opium) durch Erlahmung nicht hemmen raüfHten , z. B. mit dem jlrstnik (aber in pafdiicheiiy und mdg« lieh doch wirksamen Gaben , welche vom Ma* gen oder der Haut aua, dio ganse Ntrvencir^ cuiation und Action umändern können) direct ausgekommtn sein ? Sollte dieses, so wie man- ches andere 9 dio nervöse , und dadurch auch die andere organische , Sphäre eindringlich um- stimmende Mittel, nicht eine weitere Anwen- dung, B.B. in profusen, auch oft vomNerven- reiB abhängigen, Blutflussen (üfM/if, mcdic. chi* nirg. Traosact. Vol. III. Med. chirurg. Zeit 1830. No.5». S.46) finden, und so uiwerHeil-

Erocefii oft gesichert und abgekürzt werden önnenV Diese Frage (so wie andere wich- tige der Art) mag dieKcit, durch unbefangene Beobachtung (in Hospitälern und umsichtig wohl Wierst) und freie und scharfe Naturforschung, gründlicher erledigen! Wir aber müssen su- chen, so viel an uns ist, und wir ohne Voiw lelBong des griechischen practischen Wahl- spruches: jjHeifeny nicht schauen*^ vermögeUi dazu theoretisch und practisch beizutragen! Uebrigens findet sich eine gute Ueborsicht des vergangenen abwecliselnden, im tiauzen gelinderen Winters (und des zurückhaltenden Frühjahres, welches uns z. B. auch dio Xug^ vägei des März erst später im April brachte) in der Hamburger Neuen Zeitung v. 85. April. Dafs dieser Monat auch nicht zu den go- sondesten gehöre, bewies unser Kircheurcgister, nach welchem darin noch einmal so viel gc-^ storben, als geboren waren.

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Mai.

Barometer. 28' 6" 3'" (3. u. 30. 31.) u. 2T' 7" 9'" (11.) (15 mal unter 290-

Thermometer. 18^ (10.) 0 (oder draufiien wohl 1) am 4ten.

Hygrometer, Bii zam 6. bb zu 36®. Nachher 50 70*, einigemal 90®.

Winde (sCarii). Bit zam 16. S. u. NO. Nachher W., mel^r mit N. als mit S. Regen 18. Httgel mit etwas iScAim« (am 21.) Blitze am 3. Donner am 16. Sternhelle 15.

Mit dem L V. (240 Barometer gef,, mit dem N.M. (31.) gest.

Bndlich ward die Kählo und Dürre, die bei uns^ und auch in Frankreich , Achon vom Herbst her^ geherrscht {Hamh» Correspond» v. 4. Mai), und welche mit der mitunter stark treibenden y Mittagshitze des Frühlings (am ühein bis ZU S5^) fiir vegetabilische und ani- malische Organismen lästig und drohend ge* worden 9 durch öftere , aber sanfte Ergässevon Regen und Wärme , einigermaisen abgelöst Die Folgen aber tlieser Nerven- und Safte^ Spannung , und der bisherigen congelirendes Nord- und Ostperiode des Frühjahrs, blieben aber noch vorerst in mancherlei congestiv-efe- thischen Erscheinungen, welche auf den, den Einflüssen der Atmosphäre unmittelbar ausge- setzten Gebilden, der Haut und den Respira^ tionsorganen , sich am meisten bervorthateiL Letztere kamen doch im Ganzen mit Mola lä- stigem Husten und KehlkopfeafFectionen ab* AiS die Haut, oder zunächst unier dieselbe^ aber warf sich eine grölsere Menge oft läjsti- ger und langwieriger Affectionen, Erysipelas, Drüsengeschwülste^ Ausschläge^ besonders Fleck» ten u. dgl. Bei jenen, wenn sie als Kopf rotem das Gehirn, uad dadurch den ganzen Organia-

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mus in< noch wicbtigero patholoj^ischo Sympt« thio zogen, war swar eine muglicIiHt scbncUei doch vorsieht ige y und niclit eu starke allge- meine und örtliche Depletion der Säfte (ver- mittelt durch Entleerungen des Blnt- oder des gastrischen und Lymph -Systems durch Brech- und Purgiermittel) y dann aber bald eine küh- lend mehr erregende Methode nöthigy mit spe« cieller Hinsicht des zu bewirkenden Metasche- matismus der mehr örtlichcu Ueberfullung des Centralorganes durch äulsere und entfenitere Gegons&tse.

Die Drüsengeschwülste waren so arg, da£s z. B. mehrere junge Mädchen, zum grorsen Schrecken der lieben Mütter, ordentliche tom-« porire Kröpfe bekamen.

Am meisten aber machten die Flechten^ in mancherlei Form, zu schafTen. Bei einer ple- thorisch-kräftigen Funiündfunfzigerin , die über vier Jahr schon an einem solchen borkigen, trocknen, unerträglich juckenden, fast die gan- zen Arme, und mehrere Stellen des Körpers einnahmenden Ausschlag litt, wogegen alle mög- liche abstergirende Mittel, milde und reizende Salben (die letzteren, z. B. die oft so hülfrei- chen Hercnrialsalben, in auch milderer Vermi- schung angewandt, vermehrten das Uebel), dann örtUche und allgemeine Ausleerungen der kräf- tigsten Art, selbst durch Kräuter- und Zitt- nann'sche Deooct- Kuren, doch nie gründlich wirksam gewesen waren, hair endUch folgende, m der practischen Verzweiflung extemporirte Salbe auffallend, und, nur einige Monate Ibrt- ; gesetat, nach länger als Jahresfrist noch grfiad- lieh. Reo. Herb. Conii drachra./V, ilyoscyam., Belladonn. ana drachm. ij. F. Decoct. Colatt I une. iv, adde Extr. Bellad. dr. i^ dr. ij, Ungt.

1

Linar. vnc ij^ Extr. Satarn. une \ß. If . D. I von täglich 8 3 Mal aufiBUStreiehen. «^ nun die^ die excossive Thätigkeit der C und Nerven der Haut d&mpfende Eigei der narkotischen (wohl nicht zu dreist' oi bedingt auch hier anzuwendenden?) und verbundenen Bleimittel, oder was sonst I ersehnte Hülfe gebracht? Später habe fa nigstens eine Verbindung von Ceraf Satni Ung. praedp. alb. zu gleichen Theilen i nem Zusätze von Blausäure, gegen dieL Flechte angewandt gefunden. {TmnsucU' provincial medic, and surgic. assoeiaiion» } Salzb. med. chir, Zeitung. 1838. Nr. 91. S - Sicher ist wohl, dafsjede Familie 4er 1 jten eine, dem Character der Faser- uni f&fsspannung gomäfs, modificirte, audi 6] Behandlung bedarf, um Abhülfe oder weni| Linderung von diesem oft so hartnäckige! bei zu erlangen. (Vergl. Wind in Rbsch 1 suchungen auf dem Gebiete derpract. Heia wo, wenn ich nicht irre^ Äehuiiches eingefl wird).

Der niedere jetzige Wasserstand dtf (es sind unterhalb Hamburg im vierzc Jahrhunderte versenkte Schiffe zu sehen, sehr selten ist), so wie der nasse Mai i soll ein gutes Kornjahr bedeuten. (Das hat aber schon vom Blutenstecher (Cuculio ohites^ Fabric) y dieser an einigen (uiedeitt teu jetzt, wie es scheint, auf Jahre eingei ten schädlichen Raupe, sehr gelitten, i jetzt, wo Laub und Blfithe sich so spä* langsam entwickelt, und auch das Kalken Theeren der Baumstämme nichts dagege autzea scheint«

I

«3

Nach Bemaikungen in Manchest^ soll seit fonfeig Jahren der Barometer y und seit 1797 wurde der Thermometer in den Monaten April und Mai nicht eine solche Höhe erreicht haben! (Ilamb. N. Zeitg. v. 13. Juni}.

Junius»

Barometer. 28' 4'' u. 27' 9' 8''' (24.). (Nor 5 mal im-

ter 28'). nermameter. + 23* (2.) n. + 6 (Morg.) (mebt 14—18*

MItt).

Bygrometer. 85* (13.) u. 46« (7.). (Meitt &0— 70«).

WMe (lUrk). Herrichend W. Bit tarn 13. noch 4 mal mit O. abweobselnd ; dann mit N. u. 8. gemilcht. Hegen 19. (mit Hagel am 26. Qewitter (stark) nur am 2. Bntfernt am 16. u. 23. Uöhernuch am 9.— IL o. 23. Sternhelle bii zum 16. 7 mal» naobbar nar 1 maL

MU dem 1. Y. (23.) Barometer gef.

Jetst trat die Nässe fortwährend an die SteDe der Dürre j wobei aber die nach Innen oongeäiive Kühle blieb. Solch eines Frühjahrs und Vorsommers von Aufregung (a//^fmei/t und ortUch) eriniiert man sich nicht. (Auch in Ber^ Un starben in diesem Monate 27S mehr als im vorigen Jalire* Am Schlagflusse allein 115. (Journal. 1841. Jun.)).

Zur Bezeichnung dieser allgemeinen und örtlichen Aufregung mit Ueberfüilung an einem lehrreichen Beispiele, diene die kurze Geschichte der ZtUgewebeeiterung des rechten Beines des janmn plethorisch- robusten , aber blonden und woiehfaserigeu Kanoniers Bi. in B. (bei seinen wiÄlhabencbn Eltern auf dem Lande auf Ur- bmb). Bei der Arbeit sowohl , wie beim Tanz stariL erhitzt 9 und gleich darauf durch Schlafen

t im feuchten Grase erkühlt, darauf mit lebhaf«

i

64

tpn Schmerzeil im ganzen Beine, namentlich im Knie, befallen, halte mau, auf uuvolikonH* menen Bericht, mit einigen Abführungen und Blutegeln das Uebel zu heben gehofft. Nach einigen Tagen aber erfolgte unter starken Fie-« berbewegungen an der iuuern Seite der eben- falls sehr geschwollenen und schmerzhaften Wade der Durchbruch eines an sich blanden und gutartigen Eiters, aber in solcher Menge, dafs binnen drei Tagen wenigstens sechs bis acht Quart und noch mehr, wenn man die er- gossene dünnere Lymphe dazu rechnet, aus noch zwei hinzugekommenen Oeflnungen aus-« geleert wurden. Dieses dauerte verhättnilsmä- iisig und ziemlich copiös, sechs Wochen fort; begreiflich mit einigem Zehrfieber, SchweiDs, rother Zunge (aber nicht mit Durchfall). Injectio- nen aus Mel. Rosar. und etwas Myrrhentiuctur und Borax, schienen doch Schmerz, Geschwulst und Eiterung nur zu vermehren, Gegenöffnun- gen aber und besohders Einwickelungen erleich-* terten am meisten. Bei der guten Constitu-^ tion und Pflege des Kranken (Milch-, Fleisch - und Obstdiät) ward derselbe, unter dem Ge- brauch von bald Arnica, China, Säuren, bald gelind eröfinenden Mitteln, nach länger als zehn Wochen, mit einiger Steifheit des Beines im besonders angegriffenen Kniegelenke, völlig wie- der hergestellt. Im späterem Zeiträume der Hei«' lung bildete sich ein borkiger Ausschlag ziem- lich reichlich aus, den der Kranke für nach fast zwei Jahren erneuerte Krätze hielt, die aber sicher wohl nichts Anderes, als ein Gieichge-«-- wichtsbestreben der Natur in organischen K^«* teu und Säften war, auch mit mäfsiff auslee- renden Mitteln (Calomel und Jalappe) ausge*« glichen wurde. «

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Sieber ein lehrreicher Beitrag sa dieser GaUtuig von Uebeln^ in Ansicht und Behtnd- lung noch ritheelhaft! Han hiitte auf der eiw 8teu Höhe der Abscersabaonderungen glauben •ollen (oder war esso^)^ dab ordentlicher Chy« Ins, oder ein anderer mehr aus Decompoaition des Bhitea hervorgegangener StofT^ sich ordent- lich trgie/se, so stark und umfangreich war die Ab- und Aussonderung! bei diesem Uebel, was sicher zur Sippschaft der Phlegmasia alba dolens, oder noch mehr^ der Phlebitis gehört, und wobei auf den Zustand der Säfte beson- ders Rücksicht genommen werden soll. (Con- sfatt in V. Gräfe und v. JFaliher Journal. Bd. XXIV. St. 4. S. auch St. 3. und Summarium (bei Sieinacker) 1840. Mai No. 108. KarH Wahrnehmungen auf d. Gebiete der Pathologie u. der pätholog, Anatomie. Bog. Arzt Ber^ ger in : Medicin. Zeitung d, Vereins für HeiU kundt in Preufsen. 1839. No. 89. (wo abor doch wohl zu viel blofs von der reizenden und Pu- rulenz hervorrufenden Wirkung der Adcrlafs- lanzette abgeleitet wird)! Hier zwei tödtliche F&Ue (in einem hatte sich Eiter in den Lungen

äebildet) und ein geheilter Fall (bei einem Schnei- er). — ^ In ähnlichen Fällen möchte ich doch, wenn die Umstände darnach sind, und man gleich von der Entstehung des Uebels an es beur- theilen kann, im Anfange eine kräftigere all- gemeinere jintiphhgose, nachher freilich, bei dem greisen Säfte- und Substanzverlustc, eine eben so entschiedene, mehr antihectischo Be- handlung anempfohlen haben, wenn nicht zur Verhütung oder Dämpfung dieser Art von Knt- zondong direct contrastiniulirende, oder die über- müGuge Erregung des Nerveneinflusses (auf Slflle und Functionen des Organismus) direct Joiira.XCI(I.B.8t.l. E

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glciehsam neutralisirende, Gegenmittel (Bella- donnay Quecksilber^ Arsenik u.dgl.), ihre mehr bestimmte und sichere Anwendung als bis- her finden sollten!

Den Contrast der jugendlichen , kräftig und ubersäfltig reagirenden Natur mit der mehr er- schöpften, dafür convulsiveren (beide von der jetzigen Constitution zur langwierigen krank- haften Reaction bestimmt), müssen wir jetzt noch^ an dem 35jährigen Förster 8. zeigen, der, von Geburt mehr mager und reizbar, und durch manche Umstände, langwierige kalte Fieber, Sa- menergüsse, und jetzt durch schlechte, stets trockne Kost bei beschwerlichem Forstdienst, Tag und Nacht, das Bild der höchsten Erschö- pfung (mit Brustbeklemmung, Herzklopfen und fast kataleptisckem Luftmangel) darstellte (so dafs der Kranke oft, bei stärkerem AnfaU, keinen Schritt sich von der Stelle bewegen konnte, sondern viertel und halbe Stunden ste- hen bleiben mufsto, wo und wie er stand). Leibesöffnung dabei träge, und mit Pillen aus Asa fo€t,y Sapo und Rheuniy mit einigem Zu- sätze von Extr, panchym. CrolL zu befördern« Puls nur schwach, nicht sehr schnell, Durst mäfsig , und immer noch ziemlich lebhafte Eis- lust, jetzt auf normalere und doch reichlichere Weise befriedigt! Flüchtige und mäfsige permanente Reizmittel, und gegen die Nacht, wo mehr Herzklopfen und beschwertes Nieder^ legen zum Schlafe eintrat, EUoc. acid. H. a. dgl. thateu wohl etwas, dem Kranken aber nicht genug , der für den Gebrauch des Arseniks (in der Foii;Zer'schen Tinctur), der ihm schon vor einem Jahre in einer ähnlichen Lage genütäty stimmte. Der Erfolg aber davon war, beijetst noch gesunkeneren Actien der Lebenskraft^ kei-

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nctweges befriedigend y und der Kranke naflito dich wieder mehr an eine allgemeine reatauri« rende^ das Gleiehgewicht zwischen Säften und Nerven iiorraaliairende Kur halten, wobei dann auch der durch Schmerz und Mastdanndrang sich kund gebenden Ueberfullung der GefAIsa des Ruckenmarkes und des Unterleibes durch eine nicht schwache blutige Schrdpfüng auf diesen Theilen 'abgeholfen wurde. VorEÜglich thaten nun, neben zugleich sogenannten krampf-* widrigen Mitteln, z. B. dem Sirammon.^ selbst dem Opium ^ laue Seifenbäder grofte Dienste, und so machte sich der Kranke, der allm&hlich immer besser zum Schlafe sich niederlegen konnte, und von schreckhaften Bildern freier ward, mit dem Herbste, wider^ Aller Erwarten^ immer mehr heraus^ so dafs er den Winter^ bei Schonung vom Dienst (den er aber nun längst wieder versieht) täglich eine Viertelstunde weit zur Stadt, zu einem wohlbcsetzten Tische ge» hen konnte. Also ein Es^mplar eingewur- zelter spasmodischcr Heizbärkoit, und feiner nervöser atonischcr Ueberfullung, der Unter- leibs- und Brustsphäre zumal, nebst psychi- scher Abspannung, auch bei Männern jetzt lei- der nicht selten!

Die angewachsene Nachgehuri bei einer voll- safUgeu robusten jungen Frau auf dem Lande, die schon einmal sehr j^Iücklich geboren, wurde Von einem erfahrnen (jeburtsholfer mit greiser Mühe und Schmerz binnen wohl einer Stunde gelöst, nachdem das mehrmal zu fünf Gran gereichte Seeale cornut. so wenig die zö- gernde Geburt als Nachgeburt ' zu befördern schien. Dieser Fall von abartiger langwieri- ger Lösung der Placenta lief, bei t trefflicheih

B 2

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CoDBtitatioii der Kranken, in sofern gut ab, dab nur das Säugen in der fünften Wodie (wegen Uebelbefindens im Unterleibe zumal) eingestellt wurde (wornach aber langwierige Brustabscesse erfolgten). Die Fragö aber über eine solche Lösung oder Nichtlösong ist jedoch noch keinesweges entschieden, oder vielmehr noch nicht wie es sein sollte, conditioneU und bedingungsweise aufgestellt. Busch, Zeü^ Schrift f. d. Geburtskunde. Bd. VII. St 3. £r- gebnisse dm neuesten Journalistik d. Geburts-^ hülfe ^ von Dr. Simon. Es genasen und star- . ben nach jeder Methode! Das Einspritzen von ein halb Quart kalten Wassers in die Na- belvene der Placeuta soll sehr lösen helfen (wenn dieselbe nicht verwachsen ist, und es blob an Atonie der betreifenden Theile liegt?).

Ob wohl die Compression der Aorta durch die Höhle des Uterus und die Inguinalgegend, bei starken Blutflussen nach der Geburt, oder nachher schwere Sandkissen daraufgelegt {Eh-, renreichy medicin. Zeiig, rf. Vereins f H. inPreu- fsen. 1839. Nr. 37. Summarium. 1839. Nr. SO. S.8&8) zuverlässiger ist? S. auch: Facis and cases in obsteirio medicine etc, by J. T. Ingleby, London 1837. (auch über Hervorru- fung von Frähgeburt) oder, ob die Bewirkung der lang ersehnten Schwangerschaft mittelst känstlicher Erweiterung des Muttermundes durch immer dickere Bougies {London medic, and surgic. JournaL Proriep's Notizen, 1837. Bd.n.S. 3S0) wirkUch halfreich? Jeder Bei- trag zur Aufhellung ' dieser dunkeln Region ' mäbte willkommen sein!

Bei, der Section eines jungen, aber etwas schw&ch^qh aussehenden, übrigens arbeitsameta

liEDdiBidchens y welches beim SohaafWaaeliea und Sch&kern dabei an einem verfAnglieheii (seitdem verpönten) Orte ertrunken war, fand man im Colon transversum eine atarlce Ve»- Schiebung des Darms (wie ein lateinisches V), wie auch starke^ fast scirrhöse Rugae im Fun- dus des Magens. Wahrscheinlich war also bei diesen Anlagen das Schicksal nicht so grau- I

(Fortseisung folgt)

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I

m.

Bemerkungen

über eine

im October un4 November 1834

epidemisch herrsche Dysenterie.

Vom

Oberamts^rzte Dr.Bodenmülh

in Scbw. Gmünd. '

1. Geschichtliche Darstellung dieser Epidi

VVährend vom Moptite Juli an bei sei iteutencler Hitz^ und atmosphärischer kenheit die Unterleibs -Ex^retionea krai vermehrt wurden, und unter der Form voa rhöen^ ruh^artigen Durchfällen, sporadische fallen von weifser, und dem genannten puncto näher, von rother Ruhr nicht seile in der Oberamts- Stadt und auf -dem Amt verbreiteten, die, wie das Wetterleuchte! Vorboten eines nahen Ausbruchs zu betra waren; entlud sich im October endlich, i dem die atmosphänscheii upd Temperatur«

I

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hältnissa passend , die Lebensweise giinstig, die einseinen Fälle pradisponirten^ und so durch das Zusammenwirken dieser Potenzen die Udh pfänglichkeit in der Atmosphäre und bei ein* meinen Individuen gegeben war, plötzlich die pathologische GowittorAVolke in der Schultheis flserei Strarsdorfi insbesondere den Orten Strafsv dorf und Rcitprochts, während bereits das in der Mitte liegende Muthlangen nur sporadische Fälle hatte.

Wenn die Ruhr hier auch nicht mit grö* liserer Bösartigkeit auftrat, als in einzelnen an« dem Orten , so erreichte sie dagegen in diesen Orten die gröfste Ausdehnung , und wirkte so wieder rückwärts , die Intensität der Krankheit steigernd, die Atmosphäre und Menschen em« pfängUcber machend. Die Epidemie trat zwar gleich bei ihrem Entstehen mit sehr belligem Character auf , und hatte mehrere sehr rapide Fälle, allein die Leute waren noch mit dem neuen Feinde nicht vertraut , wufsten sich nicht zu rathen and zu helfen , und so geschah e^ dafs ich erst, durch die ersten Todesfälle , die in drei bis fünf Taffon erfolgten, von der Krank-r heit Kenntnifs und Anzeige erhielt, und die Kranken bei der ersten Untersuchung der Krank«^ heit durch den Tod bereits quintirt waren.

Nur wenige Tage später verbreitete sich diese Krankheit über noch neun Schultheifse^ reien, nämlich: Muthlangen, Lindach, Iggin- geO| Leiuzell, Spraitbach, Hechberg, WaldsteUr tan. Oberbettringen und Winzingen. Am hef« tigsten wüthete sie in den Orten Strabdorf und Leinzeil I weniger intensiv, und am wenigsten bösartig erschien sie in den durch ihre hoh^ Lage aosgeiieichiieten Orten Vorder- und Htor

-^

terweiler Rechberg, wenn sie auch hier keine oiibedeutende Ausdehnung erreichte. Sämmt- hche übrigen Orte haben mit Ausnahme von Leinzell , Waldstetten und Winzingen eine hohe Lage.

Die Dauer der Epidemie erstreckte sich über die zwei Monate October und November, die in ihrem Character und in ihrer Tempera- tur sehr verschieden waren, was auf die Epi- demie einen wesentlichen Einflufs ausübte; denn, nachdeni die Epidemie bei der sehr warmen, sie begünstigenden Temperatur des October sich verbreitet hatte, konnte sie durch die verän- derte Witterungs- Constitution und kalte Tem- peratur im November zwar nicht vertilgt wer- den, wo sie bestand, aber die Ausdehnung wurde beschränkt, und insbesondere der Cha* rakter der Krankheit vollkommen verändert, was iur die Therapie von wesentlichem Interesse und von höchster Wichtigkeit war.

Die Orte, in welchen die Epidemie aus- brach, hatten eine Gesammt -Bevölkerung von 6,334 Seelen; die Zahl der aus Staats -Für- sorge Aufgenommeneu und ärztlich Besorgten in diesen Orten betrug 409, in welches Ver- zeichnifs nur bedeutende Kranke aufgenommen sind. Es läfst sich übrigens mit Sicherheit an- nehmen, dafs bei weitem nicht alle Kranke zur amtlichen Kenntnifs kamen, denn vor Ein- tritt der Staatsfürsorge sind mehrere erkrankt und sogar gestorben, mehrere suchten keine Hülfe, und insbesondere erlitten viele Perso- nen so leichte Anfälle, dafs sie keine ärztliche Hülfe nöthig hatten, daher auch keine Anzeige von ihrem Unwohlsein machten. Ich habe über- haupt wahrgenommen, dafs in denjenigen Op-

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ten , in welchen die Epidemie die grSfliie Ans« dehnung hatte, bereits Jedermann ven leieh- (en AnfiUlen berührt wurde, die indessen mei- stens die Leute nicht einmal von ihrer ge- wöhnlichen Beschäftigung abhielten, *utad die durch Hausmittel, oder oft auch von selbst wieder gehoben wurden.

Die Verhältnisse nach verschiedenen Or- ten, nach Zahlen, Alter, Geschlecht und Sterb- lichkeit sind folgende:

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Das Krankheits- und Lothtlitäts^VerhUl- ailii ist daher folgendes:

Unter 6834 Menschen erkrankten 409| da* von starben 46^ und zwar SC m&nnlichen, und SS weibUoheu Geschlechts; mithin starb un- ter 10 =: ilirv do' Erkrankten und amtlich Aut- genommen.

In Beziehung auf das Alter hatte das Ju- gendliche Alter von •}>— 10 Jahren die meisten ErkrankungsfallC; und deswegen und besonders, weil dies Alter selten zum Arzneigebrauch zu vermögen war^ auch die meisten Sterbef&lle. Ersteres Ergebnifii dürfte als natürliche Folge der starken Bevölkerung dieser Altersklasse an-* gesehen worden.

So erkrankten, vom j. bis 10. Jahre, mit- hin in emem Zeitraum von 10 Jahren 96 In- dividuen, ebenso vom 10 SO., mithin wieder in einem Decennium, 89 Personen; während in einem Zeitraum von SO Jahren, vom SO. 40. Jahre nur 115^ und vom 40. bis 80., mithin in 40 Jahren, nur 109 Personen erkrankten. Frei- lich ist die letzte Bevölkerung auch die ge- ringste.

Die gröfste Gefahr hatte die Krankheit für arme, schlecht genährte Personen, dann für das schwache hohe und jugendliche Alter.

S, Beschreibung der Krankheit.

Selten kam das Stadium prodromorum vor, welches sich durch ein Gefühl von Mattigkeit und Frösteln, Schwere^ und Ziehen der Glieder zu erkennen giebt. Die Krankheit befiel den Menschen zu verschiedenen Tageszeiten , mei- stens aber nach Mitternacht im schlafenden Zu- stande, als dem der grölsten Passivität nach Aulseo ^ dem expansiven Loben —- mit

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likartigem Reifsen und Schneiden in der Ma- geugegend; öfters mit Uebelkeiten.; seltner Er- brechen von Schleim und Galle , was äbrigens oft nur consensuell zu sein schien, und mit Krampfanfällen aber den ganzen Körper ^ vor- zugsweise der Extremitäten y und unter diesen am meisten der unteren. Diese verbreiteten sich dann auch über den ganzen Unterleib bis in die Magengegend, wo sie sehr schmerzhaft wurden, ohne indessen hier ihre Grenze ge- funden zu haben.

Das Schneiden und Reifsen erhielt sich oft beständig, oft stellte es sich nur vor, während und nach den Ausleerungen ein, und war mei^ stens so heftig, dafs die Kranken winselten und schrieen ; besonders wurden im Monat No- vember die Schmerzen so heftig, und der Stuhl- zwang so unausstehlich, dafs die Kranken da- durch zur förmlichen Raserei gebracht wurden, schrieen und weinten, sich im Bette herum- warfen, aus dem Bette sprangen, mit einem Worte, tobten vor unausstehlichen Schmers^en, oder in hoffnungslose Verzweiflung verfielen. In mildem Graden aber blieb das fatale Rei- fsen und Schneiden hie und da auch aus, na- mentlich in Rechberg, wo die Krankheit einen gutartigen Verlauf hatte, blieben viele Kranke davon frei.

Es folgten nun schnell häufige Ausleerun- gen, anfangs von gewöhnlichen Excrementen, dann aber von zähen Schleimmassen, blutigen Sehleimmassen, von Blut, schaumichtem Blute, gallenartigen Stoffen , und gegen das Ende dei Krankheit, von häutigen Massen; in mildem Fällen aber nur molkeoartige Ausleerungen mit zähem schleimlchiem Bodensatz , beides anfangt

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in mifdlieiireii Qtantit&ten, später iogeringeni, und soletzt bestand es h\ob noch im Draogen. Meistens stellte sich gleich anfangs der Krankheil Tenennus ein^ der sich im ganaen Verlauf derselben erhielt, und die Kranken in der Art bel&stigte , dab sie den Nachtstuhl be-^ reits nicht mehr verlassen konnten , und oft da- bei marmorkalt wurden ; namentlich wollten Kin- der das Nachtgeschirr gar nicht mehr verlas- sen, was oft Bu der schlimmen Folge mitwirkte, dad der After herausgetrieben und ganz wund wurde* In hohen Schw&chegraden aber konn- ten die Kranken su diesem Behufe das Bett gBS nicht mehr verlassen, wodurch die Lofk verpestet wurde.

Von weitem konnte man bei solchen Kran- ken nur aus dem Geruch auf die Krankheit noUiefiMn. Zu dem Tcnesmus gesellten sich öfters unerträgliche Kreuzschmerzen. Oeftcrs verminderten sich mit diesen Ausleerungen die Uebelkeiten und der Brechreiz, öfters aber blieben sie dauernd; aber bei allen Kranken stellte sich mit diesen Anfallen sehr schnell und bald eine für die kurze Dauer unbegreifliche und unbeschreibliche Mattigkeit und Erschlaf- fung der' Kräfte ein , was die Heftigkeit der Krankheit und das Leiden der Basis der Le- benskraft zu beurkunden schien.

Mit diesem Eintritt der allgemeinen Schwa- che und Entkräftung stellte sich oft ein schnel- les Sinken des Pulses ein, er wurde in den er- nten S4 Stunden ganz klein, schwach, faden- fSrmig, aber nicht beschleunigt, und blieb end- hdk ganz aus, während der Herzschlag noch kaum fühlbar war. Dieb war ein sehr schlim- mes Zeichen, und wenn nicht schnell Hälfe folgte, namentlich Wärme und Puls nicht wie-*

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derkehrte , so erfblgte der Tod ganis bestimm 10 den uächsten 24 Stunden, weutfi auch dai nbrige Befinden nicht zu so schlimmer Prognose berechtigte.

Im Monat November war der Puls mei< stens härtlich gespannt, mäfsig voll bei vor herrschendem Eutzüudungs-Charakter; bei hef- tigen Schmerzen im Bauche wurde er auch da- mals klein, härtlich und schnell.

Der Durchfall dauert während des Tagei und der Nacht gleich fort, wiederholt sich voe fünf zu fünf Minuten in der Regel, mitontei aber nur zu gewissen Zeiten, z. B. nach Mit- ternacht, wo er dann schnell mehreremal aui einander folgt uud dann wieder aussetzt. Diefs ist der mildere Gittd. Immer wiederholten sicti die Ausleerungen auf der Stelle unter Kollern und Schmerzen im Bauche, so wie der Kranke etwas genossen hatte; setzten die DurchföUe hie und da auch ein Paar Stunden aus , so ka- men sie später bestimmt um so heftiger; nui bei zunehmender Besserung wurden sie allmäh* lig seltener. Oft gingen die Excremente abei auch empfindungslos ab.

Im Verlauf der Krankheit blieben sich oft die Ausleerungen gleich, waren oft nur blutig von hell- oder braunrothem oder schanmichtem Blute, oft aber grüngelb, braun, weifs, pech« artig, gallicht, gteronnen, wie gehackte Eier, schaumichte ganz leichte auf dem Wasser schwimmende, breiartige, broncefarbige Maaseo, und diese Ausleerungen erfolgten oft bei eiuem und demselben Kranken. Bei längerer Dauer der Krankheit wurden sie eiterartig, mit häu^^ tigen Massen untermischt, aber immer war aocb damit Blut und blutiger Schleim verbunden. Wurden 'endlich die Ausleerungen gelb und

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braun 9 m war diols ein sicheres Zeichen äet nahen Besserung.

Es kam aber auch die sogenannte ^ wenn ich sie so nennen darf, trockene lluhr vor. die in einem immerwährenden Pressen und Drangen im After , auf den Stuhl bestand; ohne dalii indessen etwas entleert wurde»

Eine wesentliche Eigenthümlichkeit im gan- zen Verlauf der Krankheit war eine immerwäh'« rende Indination, kalt zu werden , die beson- ders die Extremitäten, die Stirn, die Wangen^ die Nase und Ohren zuerst befiel, die kalt wie Maimor anzufühlen waren; und diefs beurkuiH* dete immerhin die Heftigkeit der Krankheit uim ibe groise Gefahr. \

In geringem Krankheitsgraden, oder bei luigsamem Verlauf, wurde die Temperatur in sj^Sem Stadien erhöht, die Haut trocken, bren- nend lieilis, spröde und unthätig. Manche konn-* ten schwitzen, und dies gab immef Veranlas- sung zu einer günstigen Prognose, nur durften die Schweilse nicht colliquativ werden, wenn nicfat durch sie der entschiedene schlimme Aus^ gang ausgesprochen werden wollte» Eben so wenig günstige Wirkung hatten die kalten Schweifse.

. Meistens stellte sich Fieber ein, oft aber war die Lebenskraft so schnell , und in solchem Grade untergraben, dafs die Natur nicht mehr Kimft genug hatte, eine solche Reaction her-^ Toizornfen, widerstandlos starben die Kranken dahin, es war ein Erkalten, ein Erlöschen der Kräfte und schnelles Absterben , die Kräfte und der Pols sanken immer mehr und mehr, letzte- rer hörte auf) die Kälte vermehrte sich immet und meiir, verbreitete sich endlich über Körper, und das Leben erlosch bei

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voUer Geistesgi^genwart. Mitunter war^ wie bemerkt 9 die Krankheit, besonders im Monate November, von intensivem Fieber begleitet mit deutlichen Exacerbationen, wo der Character jliei eintretender Kälte und anhaltenden Ost- winden entschieden inflammatorisch wurde. In leichtem Graden war das Fieber auch ztt die- ser Zeit unbedeutend, man konnte oft kaum ein solches bemerken*

Der Kopf war meistens frei , öfters einge- liommen, mitunter schmerzhaft ; in höhernKrank- heitsgraden war das Gesicht blab, spitzig, erd- fithl, tiefes Leiden ausdrückend, die Augen ein- gefiülen , mit schwarzem Hof umgeben, die Lip- pen welk, öfters war indessen das Gesicht un- gewöhnlich geröthet, bei grofser Schwäche und in den spätem Perioden mit umschriebener Rothe der Wangen versehen. Die Sinne und psychischen Verrichtungen waren in un- verkfimmertem Zustande, nur in höhern Graden war ein gewisses Angstgefühl nicht zu verken- nen, das auch im Gesichte auffallend ausge- prägt war. Es stellten sich indessen auch De- lirien ein, nämlich in höhern Fiebergradeu und deren Exacerbationen, und bei nervösem Chai;ak- tcr, oder selbst bei solcher Tendenz. Der Schlaf fehlte meistens ganz, oder bestand in Schlummersucht, öfters aber stellte sich Schlaf- sucht ein.

Die Zunge war meistens belegt, weifsgelb, braun und schwarz, der Rachen trocken und öfters die Halsparthieen so geschwollen, dafs das Schlucken sehr erschwert wurde. Bei län- gerer Dauer der Krankheit aber löste sich die. Haut im Mund, Schlund und der RachenhGhle. ab, es bildeten sich Löcher auf der Zunge^: und diese Tbeile wurden daher entsetzlich wuißA

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und scbnierzliaft. Auch geschah es öfters, dafli die Kranken in spatem Perioden an Aphthen mit sehr heftigem Speichelflafs litten, welcher Zustand immer eine ungünstige Prognose be« gründete, und die allgemeine Verbreitung des eigenthämlichen Krankheitsprozesses, und den vollständigen Sieg der Krankheit verkändete. In diesem Zustande konnten die Kranken theils wegen Schmerzen und Brennen im Munde, theils wegen Erstickungsanfalle, Brechreiz und wirk«- lichcn Erbrechens, wodurch immer eine grofse Menge Schleim aus Mund und Magen, durch Mond und Nase entleert wurde, welche An- &Ue sich bei jedem Versuch zu schlinge«) eiii^ stdken, nichts nehmen, daher dann die Kräfte imer sehr gesunken waren.

Idi halte dafür, dals in diesen Fällen die nbnutige Entzündung des Darmkanals sich über den Magen, die Speiseröhre, die Rachen- und Mondhohle erstreckt, und dafs wir hier einen BlidL ihun können auf das eigentbümlicheWe« sen ond die Natur der Ruhr.

Der Appetit fehlte meistens, in geringem nd mittlem Graden erhielt er sich indessen immer etwas. Der Geschmack war immer fade md pappig. Der Durst war meistens unerträg- lich, und es zeigte sich überall, bei allen For- men und in allen Stadien eine grolse Sehn- sucht nach kalten und sauren Getränken. Der Athnunngsprozcls ging in der Regel ohne äu«^ Iserlich wahrzunehmende Störungen vor sich, aar mit heftigen Schmerzen im Bauche stell- ten sich Bangigkeiten ein. Oefters klagten die Kranken über Drücken in der Mitte der Brust, ond die Stimme wurde immer schwach (vox djsenterica). Der Baoch war leer, meistens kian^fbaft angezogen, häufig aber auch, be^- l0iirB.XCDLBiLl.8t. F

sonders im zweiten Monftt der Epidenue , wo sich der ent2saiidlidbe Ck^akter derselbeo enU schiedener aussprach, mfgetriebe», empfind* lieh, aber öfter auch wenig oder gäx nicht schmerzhaft bei der Berührung.

Die Kranken bekamen auch häufig wegen krampfhafter Blas^besdiwerden Urinverhaltimg, welche sie in hohem Grade beschwerte; sie Uelsen immer wenig Urin, der theils jumentös, theils von branner, dunkebother und bksser Farbe war« Die Ausleerungen hatten einen ei- g^Qthämlich aashaften Geruch. Aufstofiien dauerte während des ganzen Verlaufs der Krankheit, Erbrechen, gewöhnlich von Schleim, wenn es sich auch einstellte, verlor sich bald ^wie- der, und scheint überhaupt mehr consensueD gewesen zu sein, in Folge des Darmkanallei- dens» In hohem Graden stellte sich Singultus immer ein, so wie ein hohles Kollern beim Trinken.

Die eintretende Menstruation brachte in kräftigem Zustande und bei der entzündlichen Ruhr Jlrleichterung, bei groCser Schwäche und nervösem Charakter Verschlimmerung* Oefteis kam auch frieselartiger Ausschlag im Gesidite vor, ohne übrigens im Verlauf der Krankhmt etwas zu ändern.

Auch nach der Krankheit dauerte die Er- schöpfung der Kräfl;e fort; wie Schatten schli- chen Reconvalescenten herum, und erhotten sich nur äulserst langsam. Auch fühlten 810 noch ein VoUsein im Magen, und erst alhnlh- lig stellte sich der Appetit wieder ein.

Bei langer Dauer waren die Kranken mu- mienartig vertrocknet, und die Fübe geschwol- len. Es bildeten sich auch Furunkel, Abscessfl^ und eigentliche Eiterablagerungen. Wenn ik

Rulir.gaiiB gehoben war, sah ich Nervenfleber nach ihr entsteheo, Nervenkopftchmerz^ Schlagt" fläaae, Broatentsfindangi Friesel und Waaseiw aachten. Meiatena war in dieser Krankheit die untere Parthie der Schleimhaut des Darmkanala der vorzuglich ergriffene Theil, deaaen apeci-* flacher KrankheitaproceÜB thoila von einer ört- lichen, eigenthfimlichon Entzändung, der Ruhr- . entzfindung , mit mehr oder weniger entzund- Hdiem oder nervöaem Fieber im Gefolge be- |deitet| theila krampfhaft afHcirtwan Letztere ZufUle beachrinkten aich indessen nicht auf den Darmkanal , aondern aie theilten aich der Blaae mit| verbreiteten aich über den gauzei^ Unterleib, und zogen sich fiber die Extremitä- ten. Erstere waren mehr lokal, und sie zeich- neten aich durch sehr gesteigerte und gereizte Th&ügkeit aus, wodurch alle Säfte und Kr&fle dahin, und von der Peripherie sich zurückzogen. Oft beschränkte sich aber der Schmerz biola auf die Nabelgegend, auf die linke Seite, nach dem Verlaut des Colon descendens und dem After. Die Heftigkeit der Schmerzen war übri- gens auch bei aufgetriebenem Unterleib in kei- nem Verhältnils mit der Spannung. Ich fand zwischen dieser Krankheit und einem sehr acu- ten Catanh die ffröfiito Analogie.

Die gewöhnliche Dauer der Krankheit war 11—14 Tage, in rapiden Fällen 8—4 Tage, ich aah aie sich aber auch, meistens aber nur in Folge von Vernacblässiffung, auf 3 6 Wo- chen und noch länger ausdehnen, in welchem Falle gewöhnlich Nachkraukheiten folgten.

Im Anfang der Epidemie war der nervöse Charakter bei weitem am meisten ausgespro- chen , daher litten auch die Kranken häufig an Krampficufällen, die indeaaen bei dem im No-

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vembor mehr hervortretenden rein ruhrentzänd- Kchen Charakter verschwanden. Der Tod er- folgte meistentheiltr'jaus Erschöpfong der Kräfte, selten in Folge von Brand.

' 3. Therapie.

Aus diesen Krankheitserscheinungen ist klar zu ersehen, dafs diese Krankheit an und für sich, aber auch nach Individualität, Lokalität, Jahreszeit, Temperatur und Witterungs- Con- stitution sehr verschieden war; allein im All- gemeinen war ihr Charakter im October schlim- mer^ immer ins Nervöse spielend , im Novem- ber waren die Anfalle zwar heftiger, aber für den Kundigen weniger gefahrlich. ' Bei der Therapie war nun hauptsächlich zu berücksich- tigen, cinestheils der Charakter der Krankheit^ der sich mehr oder weniger entschieden aus- sprach, und entw€)der entzündlich, seltener ent- zündlich gastrisch - gallicht oder nervös war, und anderntheils die Stadien ^ iu welchen man die Kranken in Behandlung bekam; denn das erste Stadium war, wenn auch noch so kurz und oft kaum merklich, immer mehr oder we- niger entzündlich, was sich im Verlauf dann entweder rein ruhrentzündllch aussprach , oder ein schnelles Sinken und Auslöschen der Le- benskräfte mit nervöser Tendenz zur Folge hatte, oder gallicb t- gastrisch sich complicirte«

Die Haupt- Indication war, anfangs auf die Ausleerungen zu wirken , wenn man nämlich zeitig genug zu den Kranken kam, nämlich so lange die Krankheit noch zu den ruhrent- «ündlichen zu rechnen war, die Blut- und Schleim- Erpressungen in wahre Excrementen-Auslee* rungen zu verwandeln, die Wärme nach der

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Peripherie des Körpers za leiten^ und die Kräm- pfe so beschwichtigen. Gelingt diefs, was bei der Kürze des ffir dieses Stadiums 2aigemcsse^ Den Zeitraums oft 8ch\iierig ist, so wird die sweite Hälfte der Kar eine leichte Aufgabe, nämlich die bereits nach Qualität normalen Aus- leeroDgen zoermäisigen undzo reguliren, wenn dieses nicht die Natur nach erßillter erster In-* dieation schon selbst that. Finden aufserdem ga-* slrisdie oder gallichte Complicationen Statt, so tnb vor Allem diese Zugabe beseitigt wer- den, spricht sich die Ruhrentzundung in ho- hem Gradiön aus, oder hat man es mit eine^ nervösen Dysenterie zu thun, so müssen diese Qianciere vorzugsweise berücksichtiget werden«

Die erstgenannte Aufgabe löst sich bei ge-^ n^geltem und mäisigem Verlauf und Form, durch anliphlogistische und geliode eröffnende Mittel^ ■id ich wendete oft mit bestem Erfolge fol- gende Composition an : Potion. River, unc j, Aq. Ceras. nigr. unc. iij , Extr. Tarax. drachm. ij iij, Tinct Rhci aquos. seu vinos. unc. /?, Symp. Alth. unc.j, M. S. Stündlich 1 ETs* üiTel voll za nehmen. Diese Mittel hatten Verminderung des Fiebers und der Entzündung nnd des damit verbundenen Schneidens und Reiisens im Bauche, Nachlafs des Tencsmus, Abnahme der Krämpfe , Nachlafs der Uebel- keiten nnd de^ Erbrechens, und. nach Umstän- den Umänderung «Ind Correction der Auslee- nuigen zu Folge.

Ist dieser erste Zweck erreicht, so sucht man mehr Thätigkeit der Haut zu erregen, und Miält zu diesem Behufe obige Composition, «ad setzt nur statt der Tinct. Rhei , Spir. Min- der- und ein Paar Drachmen Vin. Autim. H. welche Mittel hinlänglich sind, bei refracter

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vtoA corrigirter Krankheit mit emUSsigter Ent- zündung und solchem Fieber wohlthätige Schweiz bef zu bewirken, und so die abnorme Thätig- keit des Darmkanals, auf Kosten der Haut um- zuändern, und die Aetivität letzterer hervorzu- rufen. Den Uebergang von diesen eröflhenden, die Secretionen befördernden Mittehi zu den die Ausleerungen ermä&igenden und regulirenden bilden schleimichte und dlichte Stoffe , ab Emulsionen mit und ohneNitrum, GumBLarab.^ Salepdecoct etc.

Das ausgezeichnetste Mittel in der zwei- ten Periode der Krankheit ^ wenn die Entzün- dung gehoben ist und die Ausleerungen ermlSb» Esigt und geregelt werden müssen, ist unbe- dingt das Opium sowohl innerlich als iulser- lich in Einreibungen und Klystieren. Dieses vermindert die Ausleerungen, gewährt Ruhe und Schlaff lindert die Schmerzen und den Te-* nesmus; wo diell9 nicht bewirkt wird, da ist das Opium nicht angezeigt, so wie es auch in entzündlichen Graden durchaus nicht ertragen wird. An dieses Mittel reihen sich und unter- stützen seine Wirkung: Emulsionen, schlei- michte Mittel, als Gumm. mimosa, Salep, dann Rad. Colombo, Extr. Ratanhiae, Cascarill», rother Wein , und in hartnäckigen Fällen Nux vomica« Ich wendete das Opium entweder als Laudan. liquid. S., oder als Extract. Op. aquos. in Emul- sionen an, ausgezeichnet fand ich seine Wii^ kung in diesem Stadium in diaphoretischer Form, in Verbindung mit der Ipecacuanha^ z.B. ^ Opium und eben so viel Ipecacuanha.

Das zweite Hauptmittel in dieser Krank- heit während aller Stadien ist und war die Wärme über den ganzen Körper und auf alle Art, innerlich und änlserlich angewendet» Bei

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der dieser Foim beeonderti eigeDthümlichen bH oUnation kalt aa werden , bei wirlüicher KMie, lud dem damit verbuidenen Atifhöreo des Pul»- eehlages, wendete ieh innerlich und ftuberiieh die Wärme auf folgende Art an : ich liefii alle Viertelstonde eine Taiee voll heiben Zimmt- oder PfeflTermunsthoe nehmen, mit oder ohne Liquor anod« m. H., und tulterlich warme Ue- benchl&ge, warme Tücher, warme Kruge an alle Theile des Ktfrpere appliciren und damit fortfahren, bis Wftrme und Pulsschlag wieder- kehrten. Die Wirkung der W&rme liela ich durch Reiben unterstützen. Auch die Anord^- nung der Dampfb&der bew&hrte sich in diesen FftUen wohlthfttig, denn da der Darmkanal auf Kostea der allgemeinen Bedeckungen abnorm thktig war, daher die Haut oft iranE unth&tig und welk wurde, konnte die Erregung und HersteUnng der normalen Hautth&tigkeit, und die darc£ die Dampfb&der bewirkte Transpira- tion nur höchst günstig auf den Krankheitspro- ceb einwirken. Sind aber einmal die Kr&fie zu sehr erschöpft, treten von freien Stücken Schwei- üe ein, oder bildet sich sogar eine Colliqua- tion, dann können dieselben keine Hülfe mehr ffew&hren und dürfen nicht angewendet wer- den. Auch andere Bäder gewähren vorzugli- chen Nutzen in genannten Zufällon; auf dem Lande mufs mau iudossen sehr vorsichtig mit ihrer Anwendung sein, und Jahreszeit, Tem- peratur und Witterung ja recht berücksichti- Sen. Die Wirkung lul dieser Bf ittel liefe sich urch weitere äuüsere Mittel unterstützen, als warme Ueberschlä^e über den Bauch von Spe- cies emoll., Specios narcoticae und Fl. Cha- momilL, Einreibungen in denselben von Liui- Diment volat., Laudanum und Camphor, OL

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Hyoscyami^ von Spiritus Serpylli mit Salmiak- geist oder Tmct. Oetiitharidam; durch warme Dämpfe an den After , indem ich in denNacht«- Btufal warmes Wässer giefsen, oder fleublu- itaen-Aufgufs in denselben stellen liefs,. durch Klystiere und Injectionen von Emulsionen, Kleien- und Gersten- Absud mit Amylon (St&rk- mehl) mit oder Mine Opiat, die ich nach Um- istanden alle drei bis vier Stunden mit au&er- ordentlicher Erleichterung für den Kranken wie- derholen liefs. Gegen wunden After oder Pro- lapsns desselben lieis ich Oel, Fett, Eibisch - Salbe und Mastix -Räucherungen anwenden, ^uch wärme schleimichte Abkochungen auf den- selben legen. Indessen halfen alle diese Mittel nur für den Augenblick, und der Prdlapi^ ver- lor sich meistens erst mit der Krankheit oder i^efnigstens mit dem Aufhören des Tenesmns, «her auf jeden Fall wirkten sie lindernd. Auch Si^nfpflaster und andere Hautreize wurden nicht ohne Nutzen angewendet.

Die Diät in Beziehung auf Speisen und Getränke, regulirte ich auf folgende Art: in milder, entzündlicher Form und geregeltem Ver- laufe liefs ich anfangs Zuckerwasser, Limonade, Salep oder andere schleimichte Abkochungen, Fliederthee und säuerliche Getränke, spä- ter Quittenschleime und Mandelmilch nehmen. Auch heifse und kuhwarme Milch, mit oder ohne Eigelb, wurde mit Erfolg getrunken. Wein und Bier, sowohl weifses als braunes, wurden in der entzündlichen Form nicht er^ tragen, und Excesse hierin mufsten immer theuer bezahlt werden. Seltener' wareA in dieser Form Excesse mit gestandener Milch zu bereuen, einige Personen heilten sidi so- gar mit dieser, die aber nur in geringen Gra-

den litten. War der entsundlicho Cliarakter •iMgeBeiohiiet aoagesprochen , wie im Monat November, so iiors ich nineraliacho Säuren, mit Wasser verdünnt mit Nutzen nehmen. In der biliösen Form wendete ich vegetabilische Säu- ren an, E. B. eine Graswurzcf- Abkochung mit Zitronensaft und Zucker. Sanken schnell die Kräfte, worden die Patienten kalt, war mithin das entzündliche Stadium vorüber, oder drohte eine nervöse Dysenterie, so liefs ich Limonade mit Wein , Waiser mit Wein und Zucker, und endlich reinen Wein nehmen. Viel Unheil stiftete aber der unmäTsige Gennfs von Kir^ Schöngeist, womit die Leute sich helfen W0II7 ten , und wovon Einzelne einen ganzen Schop«»^ pen hintereinander tranken. Hingegen wird IPunsch zu rechter Zeit gut vertragen, und wird mit Nutzen angewendet.

Zur Kost lieis ich Fleischbrühe mit Ei- gelb, Gersten- und Heisschleim, Sago, ein- gebrannte Suppe, mit und ohne Kicr, Wasser*^ snppe mit Eier, weiche Eier, Gersten- und Eichel -KafToe nehmen. Auch Chokolate, ge- wöhnlicher Kaffee, schwarzer KafTee, mit und ohne etwas liirschgeist, wurden nach Umstän- den erlaubt; endlich Kttlbcrfürse und bei sin- kenden Kräften Weinspeisen. Bei entzündlichen Graden wurde gekochtes Obst gut vertragen.

War eine gastrisch -gallichte Coroplication vorhanden, oder war der Gastricismus wirklich vorherrschend, wozu durch Störung des Assi- milations « und Digestionsgeschäfts Veranlas- sung gegeben war, indem die ihr angehörenden Theile leidend waren, so gebührte der Ipeca- cuauha als Brechmittel der erste Hang; sie ent- fernte die gastrisch -gallichte Coroplication, er- nUUiiigte die Ausleerungen, verminderte die Krim-

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. pfe^ und wirkte so nicht nur als Heilmittek soih dem kfiizte den Verlauf der Krankheit sehr ab. Bei allgemeiuem und schnellem Sinken der Kihftey wo die Kranken kalt und blafs werden, der Bauch leer und eingesogen ist, die Haut unthätig, welk, kalt wird, sich heftige Kräm- pfe einstellen y der Puls langsam, klein und schwach wird; endlich gar ausbleibt, die Le- benskräfte immer mehr sinken und endlich zu erlöschen drohen; oder, wo die Krankheit einen wirklich nervösen Charakter angenommen und ein solches Fieber in seiner Begleitung hat, wenn der Kopf eingenommen wird, und die Kranken zu deliriren anfangen, eine trockne, lederartige oder schwarze Zunge und solchen Rachen und Nase haben, die Haut brennend beils und trocken, der Puls klein, schnell und zitternd wird, die Krauken alle Haltung verlie- lien, zittern, die Excremcnte bewuistlos abge- ben, das Gehör Noth leidet, und die Kranken entweder ein stieres oder gestörtes Aussehen bekommen, mit einem Worte, wenn sich bei der Ruhr alle nervösen Symptome ausbilden; in diesen Fällen verband ich mit der Colombo, oder gab statt dieser, Serpentaria, Valeriana, und besonders Fl. Arnicae mit Spiritus Minder., und nach Umständen mit Naphtha acct. eder Liquor C. C. succ. mit schleimichten Verbindungen. Auch der Camphor spielte in der nervösen Dy- senterie eine grofse Rolle , den ich in allen For- men und Modulationen nach Krankheit und Inp> dividualität, aber meistens in schleimichtem Ve- hikel gab. Das ausgezeichnetste Mittel in dieser Form war indessen der Moschus. Be- sonders empfahl sich auch Wärme, und aus- gezeichnete Dienste leistete Opium mit Cam- phor« Dabei wurden auch in diesen Formen

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bief ptMendeiii obongentniiteii , iaÜMMi Büttel, als Klystiere, UebersohlAge, Haatreiseeiei angewendet, und von den oben beneiehneien Oetr&nken und Speisen die geeignetsten an* gerathen. - Man mnflite aber anch in diesen Formen mit den Reimnitteln höchst vorsichtig sein; wurden diese ffleieh anfangs in greisen Dosen gegeben , so brachten sie die luranken in die gröfiite Lebensgefthr«

Bei der entschieden entsündlichen Ruhr im Monate November, bei heftigen Entsündungs» l^raden und Stnhkwang, und bei voUsidtiffen, irritablen Subjecten, in Anf&llen, in welchen alte Mftnner vor Schmerz schrieen und jammer« ten, sieh herumwarfen und aus dem Bette spran- gen; die Schmerzen im Bauche und After un« ertr&glieh waren, wo alle bis jetzt genannten Mittel erfolglos blieben, und insbesondere Opium nur VerschUmmerung bewirkte , wurde ich durch die Nothwendigkeit der Umst&nde zu folgen- dem Versuche gebracht; ich wollte auf den Unterleib wirken und keine krankhafte, son- dern Oeffnung durch das Abführmittel erhalten; ich gab daher Aq. Laxat. V. unc. iii/9, Bxtr. Tarax. liquid, unc. ß. M. D. S. Alle Stunden so lange 1 Löffel voll zu geben, bis in Folge dieses Mittels Ausleeruoffen erfolgen , dann aber auszusetzen. Ich kann dieses Mittel in solchen Fällen aus voller Ueberzeugung nicht genug empfehlen, da es nicht nur Lebensrettung, son- dern Abkürzung der Krankheit bewirkt. Kranke, die unter heftigstem Stuhlzwang nur etwas Schleim und Blut entleerten, fSrderten braune und gelbe Excrcmente zu Tage, was als Wir- kung des Mittels und als erster Anfang zur Besserung anzusehen war, denn die Ruhr ist •ine Entzündung, und daher mit eigentlicher

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Verstopfung verbunden, wie andere- wahre Darm* •eAtzündungen; folgen nun wahre Ausleerungen, so smd diese hier wie dort günstige Zeidien einer wahren Besserung. Diese gute Wirkung wird wohlthätig durch örtliche Blutentzüehungen unterstützt. Allgemeine Bluteutziehiingen muls- ten immer mit Vorsicht angewendet, .werden, einerseits wegen des schnellen- Sinkens der Kräfte, andererseits weil man in der Regel emt dann. zum Kranken gerufen wurde, wenn der •geeignete Zeitpunkt hiefür verstrichen. war. Im Monat October waren sie nirgends angezeigt. ' Sehr mufste man sich, wie oben schon er- wähnt, vor Stopfungsmitteln vor' der: geeigne- ten Zeit hüten, da diese in den ersten vier- undzwanzig Stunden Meteorismus, gesteigerte Entzündung, und in deren Folge vertnöhrte Schmerzen erzeugten. Diese Zufalle konnten immer durch Abführmittel gehoben werden. Wenn aber auch kein Meteorismus eintrat, äu- fserlich gar keine Auftreibung zu fühlen war, der Unterleib noch eingezogen blieb, so klag- ten die Kranken doch sehr, als wenn ihnen der 'Magen und Bauch zu zerplatzen drohe.

Bei Urinverhaltungen wendete ich mit gro- fs^m Nutzen das Linimentum dioreticum aus Eigelb , Terpenthinöl und Pfeffermünzwässer an, und liefs seine Wirkung durch Cataplasroen und warme Dämpfe unterstützen. Auch habe ich obigem Linimeut Laudanum liquid. S. bei- gemischt. Den Katheter durfte ich nie anwen- den, wie es anderwärts geschah.

Gegen den lästigen und immerwährenden Singultus bewiesen sich spirituöse Mittel, Wein, und selbst Laudanum hülfreich. Gegen die Aphthen ynd den SpeichelfluCs lieüs ich Qait- tenschleim mit Eibischsafb und Borax anwen-

den 9 und wenn sich die grobe Empfindlichkeit etwas vennindert httte, Salbei -Abkochung mit Milch in den Mund nehmen. Später ging ich sur Tormentilla und endlich 2ur Ratanhia mit Spiritus Cochlear. über. Um letztere Compo- sition anwenden zu können, muÜBte die Em*« pflndlichkeit sehr heruntergestiitomt seiu^ Kaltes Wasser mit Milch wendete ich vielfältig an, es leistet^ mir aber nirgends besondere Wirkung; hingegen in Fällen , wo Entzündung mit Krampf gepaart war, wo man Schwcirao bewirken wollte und muffte y leistete, folgende Composition aus- gezeichnete Dienste: Roc. Op. pur., Calomely Rad. Ipecacuanhae ana gr. ß gr. j , Sacchar. alb. gr. X. m. f. pulv. D. S. Abends zu nehmen« Neigt sich die Ruhr zum Nervösen y so kann man noch Camphor hinzusetzen. Ich liofs Fiie- derthee dazu trinken , und hatte öfters das Ver- gnügen, die Krankheit schnell durch dies Mit- tel abgeschnitten zu sehen. Ucbcrhaupt fand ich an dem Caloracl und Opium eine zweck- mälsige Verbindung.

Zu Hebung der sehr gesunkenen Lebens- kräfte in der Reconvalescenz , gab ich mit aus-' gezeichnetem Nutzen ein Infus. Rad. Calam. aromat, oder Decoct. Caryophyll. mit Spiritus Nitri dulc. und China.

Eines Umstandes mufs ich noch erwähnen, daff nämlich mehrere Kranke Arzneien und Al- les, was sie nahmen, erbrechen mufRten, wo- durch sie einen solchen Widerwillen gegen alle Medicamentc bekamen, dafs oft längere Zeit mit diesen ausgesetzt werden muliste, bis die Patienten selbst durch Zunahme der Krankheit wieder hiefür bestimmt wurden. Ich suchte diesem Uebelstande durch die Potio River, mit Exiract. Tarax. und Tinct. Rhei zu begegnen^

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denn diese Mixtur wird nicht nor hSdist Seite erbrochen, sondern bebt meistens das Erbrc ehen gastrischer Veranlassung, wo es besteht aber auch diese wurde ausgebrochen wie di Luftpulver, und konnte auch nicht in allen Foi men und Stadien angewendet werden. Ichbc gnügte mich daher Ueber, ein Paar Tage m diätetischen Haus-- und äuüsem Bütteln, un iqh hatte öfters den Gewinn, später wieder dd Nehmen der Arzneien QiögUch zu machen.

4. lieber die Ursachen der KrankheU und

ihre ContagiositäU

Das Entstehen der Krankheit durfte seine Grund haben in dem damaligen Genius epidc nücus, gegeben durch siderische, tellurische un atmosphärische Einflüsse, fortgepflanzt und od terhaltcn durch grofse Hitze und Trockenhei Jahreszeit und Temperatur -Wechsel, begän stigt durch, in Beziehung auf die groCse Hitz« unzweckmäfsige Diät, wodurch die Mensche sich für die Ansteckung empfanglicher machtet Auch im Jahre 1811 kamen a^bnliche Rühre vor, offenbar unter denselben begünstiffende Verhältnissen. Es wurde zwar vielfaltig be tiauptet, diese Seuche rühre vom Obstgenuss« besonders dem unmäüsigen und dem des unrei- fen Obstes her; es mögen einzelne Fälle de Art vorgekommen sein, allein bei weitem di Mehrzahl der Erkrankten in unserer Gegen< hatte gar kein Obst genossen.

Die ersten ErkrankungsfäHe wurden offen bar durch miasmatische Einflüsse bedingt, in Verlaufe der Krankheit aber entwickelte sid das Contagium, welches dann die Krankhei verbreitete und so eme Epidemie bildete. ^'

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CoDtap[iotitlt8->BiitwiokeIinig war offeniMt be- rftnfüget doroh Umeinliolikeit ^ Aflh&iifliiiff von Exeramenten nit eiffenthämliohem abtcnenli» diem Geraeh, und doroh das Zusammenwolh- neu der MenBchen in engen, mit diesen Ans* dfinstnngen gesebwftngerten, mitunter verschlos- senen Loealit&ten. Dieser Erfolg durfte gar nicht befremden, wenn man sah, wie in man« chem Hause schwache Kranke den ^nsen Tag ihre Excremente ins Bett, oder insmOe» flUb gehen liefiien, das mit denselben dengan- «en Tag gefüllt im Zimmer blieb. Krankheits- anf&Ue durch Ekel erzeugt beweisen nur^ dafb der Körper Bur Aufnahme der Krankheit ge- schickt war, oder Empfänglichkeit hatte, und können hier nichts entscheiden. Personen, die keine Reeeptivität fär die Krankheit hatten^^ er^ hielten sich längere Zeit selbst im Umgang mit Kranken gesund, bei längerer Dauer der Krank- heit aber wurde diese endlich erzeugt, und sie unterlagen doch der Ansteckung.

Für die Contagiosität sprachen: dafs die Krankheit einmal in einem Hause eingekehrt, meistens den Durchgang durch alle Familien- glieder hielt, freilich, verschieden in Formund Charakter nach der Individualität etc. Auffal- lend war, um nur ein Beispiel anzuführen, daüi B&mmtliche ^Bewohner eines Hauses, sieben an der Zahl , von dieser Krankheit in gröbter Hef- tigkeit befrdlen wurden, ohne dau vorher im Orte selbst eine Spur von Ruhr war, nachdem eine Tochter des Hauses, von einem andern Orte her mit dieser Krankheit in sehr hohem Grade ins Haus gebracht wurde, welche Per^ son schon lange vorher an einer, wenn ich so sagen darf, Dysenteria neglecta, eigentlich ner- vosa, litt Es dauerte indessen lange, bis Alle

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Ang^tfiCkt waren, und es schien, dab die Em«- pi%ngliehke|( einzelner FamjUienglieder, oder das jContagium sich nur nach und nach gebildet hatte, durch die oben berührten Potenzen und atmosphärischen Umänderungen.

Insbesondere zeigte sich die Contagiosit&t bei längerer Dauer der Krankheit und ihrer gröfs- ten Intensität, der Dysenteria nervosa; begün- stigt wurde sie, wie bemerkt, durch enges Bei- sammenwohpen und Unreinlichkeit. Erkrankte in einem engen Lokal eine Person in höherem Grade , so durfte man der Ansteckung und Wei* terverbreitung gewifs sein.

In geringen Graden war sie bei weitem weniger ansteckend, als in höheren, heftigern und bösartigen, z.B. nach rapiden Fällen, oder der nervösen Dysenterie. So starben, in Folge der Höhe des Uebels in einigen Häusern die ersten Kranken, und schnell erkrankten in den- selben Häusern zwei, drei bis vier Personen.

Der Grad der Krankheit bei den durch An- steckung Erkrankten war meistens sehr ver- schieden, wahrscheinlich nach dem Grade der Perceptivität; mithin pflanzte sich die Krank- heit nicht nach demselben Grade fort: öfters bekamen von sehr heftig Erkrankten Ange^ steckte die Krankheit nur im geringen Grade.

Im Rückblick auf das im letzten Kapitel Abgehandelte erliefs ich folgende Belehrungen über das Verhalten der Leute während jener Zeit

1) Das beste Mittel, sich gegen die Krank* heit zu schützen, ist Entfernung aller Furcht und Angst, und die Ueberzeugung, dafs man nicht angesteckt werde, wenn mau keine Em- pfänglichkeit habe, die aber durch Furcht und Angst ve/mehrt oder erzeugt wird.

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f) Reinlielikeiti und besondere fleiOrigef Bnifeinen der Ezcremente. Man hüte sich auch vor mmSthigem ZuetnmieDdr&Dgeii in engen Wohnun£en.

3) neinigun£ der Luft durch Lofleroeoe* mng, Oeffiien der Fenster, Besprengen der Zinn mer mit Essig , Rftucherung mit Wachholder^ beeren.

4) Man sorge für warme Bekleidung, be« sondere des Unterleibs^ ein sorgßütiges Bedek- ken des KSrpere und Schlieben der Fenster wfthrend der Nacht.

6) Han hfite sich; sich auf die Erde sa legen, oder gar auf dereelben zu schlafen.

6) Man vermeide bu kühlende Di&t, den Gennb von isu viel, oder nicht gehörig reifem Obste, Most, Gurken etc.

V) Man trinke nach grofser Erhitsung ja mcht la schnell kalte Getrftnke.

8) Man trinke kein weiüies, kein saures und wenig breunes Bier, lieber Wasser, Wein und Wasser 9 oder Wein.

9) Beim ereten Anfalle nehme man Flie- der-, PfeffermüDz - oder Zimmtthee, schwarfeon Kaffee, mache warme Ueberechlftge über den Baudi, suche sich warm zu erhalten, und et-, was Ausdunstung zu erzielen.

10) Höchst gewagt und geeignet, die||;röf)ite Lebensgefifthr zu erzeugen , vSt sowohl die Me- thode, zu der Kranke öftere ihre Zuflucht neh- men, Kirschgeist in enormen Quaatit&ten zu trinken, als auch nachDuret saure, gestandene ICIch zu nebmen.

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Alte». ifn4 Neuea aus der Praxis.

Von

Dn Eiduard Kaiser« .

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k9ieit Beim JFahren ohngefähr hat mich der Qer brauch des Calömel hi entzünjdKdien Kraplchd- te.ti)"'2unial in Hepatitis , . Metritis, PeritohitiSy PneniDonie etc., nicht nur nie gereut, solidem mir überdieüs ein fi^st untrügliches . prognosti- sches Zeichen yers(^ii,frt die.Sidivation; wo diese eifttritty geneset der Kranke. wohl imm^^ Sei'^s, dab die Salivätion al^ Crisis, oder als nkthder bedenklicher, in günstigeres Terrain ffe- spi^lter Metaschematisintis betrachtet woraM wolle, als ein prognostisches l^egesselobea darf sie antlcipirt werden.

'• lltil Vergnügen ' begegnete ich einer Um^ licb^ Ansicht in dem gehaltvollen An&atz von; Dr; Anielung (Journal d. prakt Heilk. Bd XCL St 4. S.78).

Das LeonAard^'sche Mittel gegen Scabies (Schie&pulver mit Kochsalz in Fruchtbrannt-

wein aufgeltet) kann ich nur loben. Mit allem Erfolg habe ich es in mehr als hundert FUlen angewandt Durch Zweierlei empfiehlt es sich heSondetB, 1) riecht es nicht nach Schwefel, und t) enthält es doch Schwefel. In den Au-

J^en des genuinen Mannes degradirt der Schwe« elgerudi das ärstliche Mittel , weil er sich mit Schwefel auch allein kuriron kann; und dann ist dadurch der Patient gleich als r&udig vcp- rufen. Um jedoch.*aufrichtig zu sein j mufs ich gesteben, Recidive kamen mir häufig vor; auch habe ich innerhalb acht Tage keinen mit je- nem Mittel kuriren können. Um es porfanter zu machen, habe ich meist zu zehn bis fünf- zehn Gran Merc. praecip. alb. zugemischt, und dann keine Rückfälle bemerkt. Ohagofahr eine Stunde nach dem Einreiben, weim Alles getrock- net, lieft ich mit einer sehr gesättigton Auflösung vonSapo viridis, die schwarzen Hände etc. abwa^ sehen. Die Krätze gehört zu den verbroitot- sten Krankheiten, und eher könnte man mit einem Neueren fast die ganze Welt far pso- risoh, als mit Sanchez die halbe dt venerisch erklären.

Das Verfhhten Bieft, das ich im Hdpital St. Louis in t^aris geraume Zeit beobachtete, richtet sieh in Beziehung auf Hautausschläge vorzugsweise nach deni pathologischen Cha- rakter der Haut; benicksichtigt mehr die Lc- bensthätigkeit des Bodens, als das Exanthem selbst. Ob die Haut trocken oder feucht, ent- zündet oder welk, beschäftigte und bestimmte ihü mehr, als die Aetiologie sogar, oder die Complication mit anderen Leiden. Ort, Form und Farbe werden zwar Behufs der Benennung

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des Uebels berücksichtigt ^ und Biet wie. Ans- bert verfuhren dabei selbst minutiös. Ihre Be- handlung aber nahm von diesen Distinctionea unü Classificationen, zu welchen die Btrf*8chen SUe 80 schöne und vielfältige Belege aufwei- sen, kaum Notiz. Aloepillen, Cremor Tartari, Cataplasmenvon Chamillen, Dampfbäder, Jod- Schwefel'- Quecksilbersalbe, Malvendecoct^ Ci- euta, Saponaria, Calamuswein, waren im Ge- brauch ; nicht minder Klystiere. Ueberhaupt ge- braucht man in Frankreich Umschläge, Bäder, Halbbäder und Klystiere häufiger, als bei uns.

Wassersuchten, die sich nicht blofis auf das Zellgewebe beschränken , oder auf die Ex- tremitäten, werden schwerlich radical geheilt; ohne Drastica zwischendurch noch seltener ab ohne Diuretica. Anfanger in der Praxis dfirften dies besonders beherzigen.

Ebenso dieFufsgeschwure; auch diese wei- chen selten, ohne auf Abführungen. Gegen hartnäckige Anasarca, auch Ascites selbst, Fol- gen unterdrückter Transpiration und der He- patitis, hat mir öfters die Mischung von Massa pill. pukg. mit Terpenthin ana in Pillen von zwei Gran , achtzehn Stück im Tag gereicht, schnell und vorzuglich gedient. Es ge^t Öfters am ersten Tage schon der Urin zu einem bis zwei Schoppen ab, und mit deutlichem Veil- chengeruch. Leucophlegmatischen schien die- ses am besten zu bekommen. Sopor bei be- deutendem Hydrops zeigt den baldigen Tod am

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In ifaeomatischenOtalgien, wenn nicht Me- tasiuen der Menses , oder anderweitige conge-- 0tive Affectionen des Gehörganges, Syringi- tis etc. voranssQsetzen sind, der Gehör ^[ang und die Concha nicht roth, noch bleanorrfaoisch sind, wirkt Eintropfelang vom Ol. Cajeput, worin ei« nige Grane Kampher gelöst wurden, auf Baum- wolle ins Ohr gebracht, bisweilen Erstaunliches. Der Schmerz vergeht oft binnen einer Viertel- ' Stande. Ohngefaihr in acht Fällen habe ich dies gefunden; freilich wenig, um eine Erfah- rung aus diesen Beobachtungen zu abstrahiren, immerhin aber genug, um Andere zu gleicher Beobachtung einzuladen.

Opiumrauchen ä la Chinoise , war dem gro- ben Kanzler Baco schon bekannt. (Historia vit. et mort. operat. sup. spirit 33.)

Auch wufste er vou dem oft schnellen Tode, der nach Entleörungen des Ascites durch die Operation der Paracentese folgt. (Atriol.mort.l3.)

Welches ist wohl die acerriroa aqua , dio laut Bacoj aus dem 'Bienenhonig bereitet, Me- talle auflöst? (Hist. vit. et mort. sup. succ. 82.)

Einige Worte wären wohl noch dem lehr- reichen Aufsätze über Ablactations- Krankhei- ten, von Dr. Hirsch in Königsberg (Journal d. prakt Heilk. Bd.XC. 4. St.) beizufügen, theils um ihn zu bestätigen , theils um das dortige weiter fortzuspinnen. Vor Allem werden wohl die mei* sten Aerzte nicht minder als ich dies bestäti- gen, dafs Durchfälle, wie die dort berührten, und welche Rush Cholera infantum, nennt, fast

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immer bei schnell entwöhnten Kindern^ oder 8oI- ehen, die gar keine Muttermilch erhielten ,. und kn Monat Augast am häufigsten ^ und auch mit ongöttstigeren Folgen als in anderen Monaten vorzukommen pflegen. In manchen Jahren star^ ben daran selbst £e Mehrzahl der Kinder, die ich in Behandlung hatte, so im Jahr 1834. Die damaligen Cholerine- Kranken verloren zuerst den Appetit, einige Stuhlgänge, dünner als ge-- wöhnlich, stellten sich ein, die Fieberbewe- gungen sind noch unmerklich, der Puls 90 bis 100 in der Minute ; die Kinder werden etwas blafi», die Lippen furchen sich leicht; der Blick zeigt sich öfters starr, geht aber bald wieder in die gewöhnliche Art des Ausdrucks über; der Schlaf ist unruhig. So dauerte es oft, na- mentlich bei Kindern, in 'der Zahnperiode selbst Wochen durch. Bald aber wurden sie nun dur- stig, scheuten die Speisen, die Stühle sehen wie gehackte Eier oder wässerig gelb aus. Die Bett- decke wird ungern getragen , ohne dafs der Leib gespannt oder beim Zufälen schmerzhaft wäre. Die Nase der Kinder ist bald trocken, bald auch feucht, um die Nasenflügel aber scharf gezeichnet und von weifslicher Nuance. Die Augen fixiren sich länger und öfter, die Wan- gen werden blafs und kühl, nehmen aber beim Berühren auf Augenblicke einen röthlichen An- flug. Auch die Ohren fahlen sich kühl an ; oft schrr^atzen die Kinder und ziehen den Mund queer, schlafen selten mit ganz geschlossenen Augen (ein gewöhnliches Zeichen bei schwe- ruren Krankheiten der Kinder). Die Gliedma- fsen welken, und nun stellt sich auch Erbre- chen ein; das auf ungern geschluckte Arzneien, vor Allem aber und am beständigsten auf den Genufs von Milch folgt. Die Kinder werden

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BtiUy ihr Lachen und ihr Weinen dauert kurßy sie sind wie in Gedanken, zupfen mit den Häur den, was sie bekommen*, werden schläfriger ohne Beschwerden der Respiration, trinken hastig und legen sich wieder hastig, dabei flie^ hen sie weder das Licht, noch zeigen sie Kopfi* schmerz; die Zunge war bei diesem Durchfall und in diesem Jahre meist blals, nur hie und da und hinten weifs belegt. Eine Eigenthümlicb- keit des Zungenbeleges war eine Menge holl- krystallinischer Frieselblaschen. Das Brechen tritt würgend ein, halt an, macht die Kleinen FOth im Gesicht, und dann sehr matt Es ent- leeren - sich geronnene Speisen , oft zäher Far denschleim; der Puls ISP bis 130, etwas. voU, die Haut fanctionirt wenig, der Mund öffnet sich im Schlaf, die Zunge zuckt, die Äugen mit einigen leicht röthlichen Aederchen darin, rollen weh unter die oberu Deckel, die Augen- lieder werden violett, um die Thr&nenkarunkel scharf markirt und weils. Die Stuhlentleerunp- gen sind wie Mehlbrei, und gehen bei jedem Husten und Erbrechen stofeweise ab. Der Purst vermehrt sich, die Unthätigkeit der Haut bleibt; nun treten die nervösen Erscheinungen mehr auf. Die Gesichtsmuskeln zucken, die Kinder lassen den Kopf zurückfallen, ohngefahr wie beim Hydrocephalus , die Augen drehen sich im Kopfe herum, und nach oben über die Augen zieht ein Unschlittglanz, über die Lippen Llla- iarbe; die Zunge bleich, feucht, zur Seite auch gelblich belegt, bewegt sich selten, und so wird auch beim Husten nur noch geschluckt Er- brechen, und Durchfall mindern sich und enden, die Gliedmafsen folgen dem Gesetz der Schwere, Schlafsucht tritt ein und endet die Scene ge- räuschlos. So war die damalige CholeriM der

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Kinder, die Zeit her aber selten mehr ganz so und so gefahrlich. Auf Brechmittel anfanglich und dannTonica, sah ich einigen Erfolg. Wenn die oft ffrünen, oft serösen ^^ oft eiergehackten DurchfaUe, aber nicht mit jedem Anfalle, und wie ruckweise die Kinder herunterbringen, die Augen nicht gleich einsinken, weder spitziges Naschen, noch matte Stimme da ist, so laXist itic herwarten, dals es ein gutartiger Durchfall, durch Klee- oder Räbenfutter, überhaupt gräne Fätterung der Kühe veranlaist, sei, dafis ent- weder das Zahngeschäft oder aber der Mangel an Müttermilch diese Secretion einleitete; 'na- mentUch wenn sich noch Erbrechen dazu ge- sellt, verbiete ich far^s Erste die Milch« Am allerwenigsten vertragen die Kinder dies Ge- tränk. Dafür verordne ich Gummiwasser oder Thee von Spec. pro Infant. Sodann Reismehl- brei (Arrow -root- Brei erregt mehr Durehfidl, als dalis er ihn mindert). Innerlich lasse ich ein Decoct von Rad. Columbo mit Saiep, Tinct Rhei und einigen Tropfen Laudanum, stündlich geben, und entweder Chamillensäckchen über den ganzen Leib binden, oder ein breites wol- lenes Tuch fest über ihn herwickeln. (Dieses Einwickeln lasse ich auch Erwachsene vorneh- men und bei jedem Durchfall.)

Bei Complication mit Erbrechen lege ich oft ein Tacamahakpflaster mit Ol. Nucistae ver- setzt auf die Herzgrube. So mindert sich der DurchfaU bald, und wenn er auch gegen vierzehn Tage dauert, so l&üst er sich doch hierdutdi beseitigen.

Eine andere Art aber hat mit der oben beschriebenen Cholerine vom Jahre 1834 weit

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grSDMiü AehoHdikeit, ist sdmeD, mit BndiS- pfiuig mid AbBa^iuiig Yerbiuden, seigt. aber ■msteiui eine heiilse und hochroihe Zunge, wie der TyphuB miidoiiL Der DurchAül ist bald geH», gtSny brano, weils^ kommt seehs bis sehn und mehreranale im Tage, aber last blols bei Ent- wöhnten und als F'orläufer von Tabes mesa^ raica, bald gleich anfaoglich mit Convubionen, stets mit schnell verändertem, sdmell altern- dem Gesidite vor, und zu jeder Jahresseit. BBer kann ich mit voller und vollster Uebeneo- gnng empfehlen : ein weinigtes Chamiitenbadf ein bis dreimal im Tage genommen; innerlieh dabm das Colombodecoct mit Tinct Ferr. mn- riat nebst einigen Tropfen Laudanum, je nach Umstindmi auch mit weinigter Rhabarbertinctor. Desgleichen verordnete ich bisweilen Klystiere von Stärkemehl. Vor Gummi hat man sich in wddien Fällen bei Kindern sehr zu hüten, bei gsaa kleinen durchaus. Dupuytren (Lebens ora- les de Clinique Chirurg. Tom. I. pag. 167) machte sdion aufmerksam, wie sehr vom Rectum aus der Mohnsaft wirke, und Convulsionen so wie ErsticküBgszufalle können auf solche Klystiere leicht bei Kindern ^folgen. Die Morphine ist für kleine Kinder noch viel mehr untersagt. Das angegebene Chamillenbad aber scheint mir das Vorzüglichste zu leisten. Während näm- lich die Durchfalle wie gefärbtes Wasser vor- her durch die Windeln liefen, oder als eine kleine Lache in einer Falle sich sammelten, werden sie im Bad, oder bald nach dem Bad, in soweit anders , als in dem gleichförmig dün- nen Excremente sich einige Streifchen, ohn- £efähr wie eine leichte, grüne oder gelblichte Oelfarbe, auf die Windel niederschlagen, fest- ee^n und darauf haften. Nun mindern sich dlQ

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Stuhlgänge 9 das Ceratartige darin mehrt «ich, das Ganze wird bald wie ein, an Farbe und Cousistenz noch etwas ungleiches Sälbdben^ und der Urin geht nun in gröfserer Menge ab, und ohne, wie vorher, stark gefärbte Ringe im WeUs- zeuge liervorzubringen. Sobald dies geschehen^ ist der Patient der grojsten Gefahr enthöben und auf dem Wege der Heilung. Dieaes Ver- fahren an meinem eigenen Kinde zuerst zwei- mal mit.Glüek durchgeführt, hat mich seit drei Jahren kaum je im Stiche gelassen. ,

Wie oben berührt wurde,, ist dieser Durch- fall, der mit Abdominal typhus viel AehnUches hat, gern der Vorläufer einer, ich möchte sa- gen acuten, wo nicht secundären Atrophia mc- saraica. So hat auch Barkhausen die lieber- gange der Enteritis und Gastromalacie und Scropheln in einander aufgefafst, und vor hun- dert Jahren schon Fr. Hoff mann diese. Durch- fälle als die Vorläufer der Atrophie geschildert, wie er auch vor Autenrieth schon Eisensalze, namentlich das schwefelsaure Eisen dagegen anwandte {Hoffmanns Abhandlung von den vor- nehmsten Kinderkrankheiten« S. 110 180). In diesem Falle, und gleichfalls meist bei schnell entwöhnten Kindern, entsteht die Atrophie schnell, in zwölf bis zwanzig Tagen ist sie entwickelt, fast wie ein Product typhöser Uu- terleibsentzündung sich gestaltend. So tritt sie aber dann etwas anders als gewöhnlich auf. Nämlich zuerst geht entzündliches Fieber und der angegebene Durchfall ihr voran; wendet sich dieser zum Guten, so wechselt er einen Tag um den andern , mit Verstopfung und kit- tigen Kothbröckcheu. Die Zunge, die während des Durchfalls schon dunkelroth gefärbt woTj bleibt es^ wird sogar oft aphthös, die Kinder

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aber, moK noch meht drei Monate aiij seitai unter sechs Wschen nach der Gebort (neiiies Wissens nie vorherX vertieren den Appetit gleidk anfangs y sdilafen mit beweglicheD , selten gum g^edkten Angiprehi, schreien leicht, besoo- ders bei Berahrung, und die Abmageiung des ganzen Kdrpers, das bestandige Aatsiehen der fiütigen Beinchen au die breit niid dickgeschw^ leneo Bauche, ist viel schneller auffallend, als bei der gewöhnlichen Atrophie. In dieser tra- ten die meisten Erscheinungen stiller und lang^ samer auf, seltener bei Kindern unter einem Jahr, welche dann meistens, gern und viei, besonders Mehlspeisen, essen ^ einen trocknen, fensterkitt- oder hundekothartigen Stuhlgang mit Mühe von sich drücken, und deren hecti» softes Fieber, gegen Ende der Krankheit, sich mehr und mehr ausbildet Gegen beide Atro- phien lasse ich stets Ung. Rorismarin. comp, unc. dimid., Ung. Cicutae drachm. ij, Kali hy^ drojodin. drachm. dimid. j. M. D. S. Zwei bis dreimal täglich über den ganzen Bauch einrei- ben, bis ein Frieselexanthem auf rother Flache sich zeigt. Nun mindere ich die Einreibung und lasse hie und da ein Chamillenbad geben. Innerlich, besonders gesen die erstere Varietät, die acute, gebe ich Kheum in Tinctur, bald etwas Columbo, mit fortwährendem Zusatz von Tinct Ferri muriat, als Getränk EichelkaflPee, Eigelb mit Fleischbrühe. Die Eicheln zum Ka^ fee aber müssen zuerst stark abgebrüht, und diese Brühe weggeschüttet werden, sonst ma- chen sie Durchfall. Einige Tage nach dem Ge^ brauche färbt sich der Stuhlgang , von weils-

frau in graubraun, und wird sogar, je nach er Menge des Eisensalzes, öfters selbst wie Dinte gefärbt. Zugleich nimmt die Schleimhf

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der Zange, und ihre Fortsetzung nach inwen- dig an Uirer dunkeln Röthe ab, und wird, je länger'das Eisensalz gebraucht wird, desto blas- iser. Diese Wirkung 'dieses Eisensalzes auf die Schleimhaut des Darms, wie der Luftwege bietet, nameptlich bei Phthisikem, viel Interes- santes dar; doch davon an einem andern Orte. Dalis die Leber besonders als die grölste Bauch- drfise, so wie die übrigen Drüsen des Unter-' leibs, Nieren-, Darm- und Mesenterialdrüsen, ingleiichem die Schleimbälge des Magens und des Dai^es an dieser , ursprünglich wohl scro- phulös -"^entzündlichen Krankheit des Darmkana- les tiefgehenden Antheil nimmt, kann sowohl änlserlich durch Gefühl, als an der Gesichts- farbe erkannt werden. Das Speciellere hier^ über überlasse ich, aus Mangel an dgeoen Sectionen, Anderen zu sagen. Bei der ange- führten Behandlung mufs man jedoch die Ge- duld vor zwei bis drei Monaten nicht verlieren, fleifsig Klystiere aus Seife geben, und frische und warme Luft sind dabei nothwendig oder doch förderlich. Wie oft mit dieser Krankheit, vor- oder rückwärts, sich Gastromalacie zu- sammenfand, wie oft namentlich die angeführ- ten Durchfalle, auf eine solche zurückgeführt werden möchten, ob wirklich Gastromalacie eine häufige und unangefochtene Existenz anzuspre- chen habe, lasse ich auf sich beruhen. Hat doch der zu seiner Zeit berühmte JVeikard den Hydrocephalus wie die Brustbräune rund weg- geläugnet (S. Medicinische Fragmente und Er- innerungen. S. 113) und fViohmann das Wurm- fieber und den Wurmschleim, so wie die Deif- titio difBcilis, „den pathologischen Roman'', wie er sie nennt (Ideen zur Diagnostik. Bd..II. S. Sl

109 ^

B), aus der Diagnostik

B.

lei einer einzigen Section, vor sieben Jah- and ich im Fondus ventnculi einen Eiem» I Grad von Erweiehnng und Verdfinnung, Pyloms aber ftust ganz verschlossen und verknorpelt. Les extremit^s se touchent

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1.

Die herrtcAende Krait^^eitocon«fif»fion in inefi«

(Briefliche Mittheilung. Fortsetzung.)

Wien, den 11. Aogast 1841«

Ueber die im letzlyerflosBenen halben Jahre yom Jaoaar \a% Bnde Jani d. J. hier herrschend gewesene Wittemogs-' . nnd Krankheits-Constitotion kann ich Ihnen folgende Br- gebnisse mittheilen. MitStorm und nngewöhnliä mildem netter begann das Jahr 1841, dieses wechselte nach eini- gen Tagen, die Kalte stieg am 9ten bis 10® R«, lieft jedoch bald nach, von trübem, mildem Regenwetter ver- drängt» welchem gegen Bnde des Monats gleichförmige jedoch nicht strenge Kalte ond anhaltende Schneefalle^ folg- ten. Das Maximum des Thermo- und Barometera war «f 10,40 am 18ten, 28,071, P.M. am^2sten, das Mini-^ mam war 11,1<>R. am 228ten, 26,742 P.M. aita 4teii) das Medinm war 0,89oR. 27,435 P.M. Der catarrbose Lateral -Character, welcher im vorigen Monat begonBen hatte, hielt sich anfangs aof gleicher Hohe, gegen Ende des Monats erhielt der stationäre gastrisch - nervöse dai

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tele l^afig CaCirriiftl- Fieber, «lie ontfr Derrofea Bncbet« aangea oft so nimiKb »«ftmea. Mm maa da tcbweres Erknakea bewrftc, «ihread sieh das Fieber ia weai^ Tagea bvacb. üaregelmäiisi^ Tertänfieber oiic paeamo- nischea Zefiflea» riieunisdscbe Fieber mit f^ptscLem Ver- lange, nad bei Kiadera hitzige Kopifieber kamen oft ror. Der Abdominal -Typhos ward sekener beobachtet, und entwici[dte sich meist onter eatarrbafiscfaea Rrsdieiaaagea, die aodi im Veriaofe so Torvaketea. dals die Diagnose mitoater sehr erschweit warde, wenn aieht die schmerz* hafte Aaichwellnng der Milzgegend sie in mehreren Fal- lea feststdlte. Im Gaazea war der Terlaof des TTphot Im allgeaaeiaeB Krankenhaase gunstig. Doch hatte man ancb da mit metastatischen Parotitiden meist anf der On- ken Seite ^ mit Gesichtsrosen und Otonhoeen manchmal zn kämpfen. Einzelne Falle begannen ab atjpSche Wechsel* fieber. Eine seltene Complicatioa war die bis zur Apboaia gesteigerte im Verlaufe hinzukommende Heiserkeit, in an- deren Pillen entwiekdte sich wahrend des Verlaufe eine tödtlidie Djseaterie, nad die Section wies dann nebst den im Riickscfareiten begriffenen typhösen Infiltrationen, Ent« znndnng des Dick- nnd des gröberen Tbeiles des Düna- darms, nebst eiterig zerfliefsenden Lymph -Ablagerungen in der Mdz nach. Der tjpböse Procefs bot aber heuer dne Merkwurdigkdt dar^ die man bisher an ihm nicht wahrgenommen hatte. Er verlief nämlich häufig durch mehrere Stadien, ähnlich dem Tjpbus contagiosus der frfi- heren Zdt, das Exantbema morbilliforme oft ganz deutlich entwickelt darstellend, nnd mit einer früher nicht beobadi- teten Ck>ntagiositat begabt In der Nähe Wiens > in dam Dorfe Spitz herrschte dne solche Tjpbns - Epidemie mit starker MortaÜtSt diesen Monat hindurch. Man ftind fn solohen-^mien kdne Metamorphose im Darmkanale, son- dern bloCi acute Blotentmisdiung in allen Tbdlen; ein Umstand,' der den oft (erhobenen und noch nicht entschie- denen Strdt Qber die Identität des Abdominal- Typhus und des Typhus contagiosus wieder lebhaft anregte. Unter den Entziindnngen waren Lungen - Entzündungen durch ihre HSufigkeit und Milde (24 nn^er 172 ambulatorisch behandelten kranken Kindern) und Anginen durch ihre Seltenheit nnd MaHgnitSt ausgezeichnet« Wahrend erstem meist catarrhalischer Art und leicht ohne grofsen Anlwan'^ der Antiphlogose xu heben waren, neigten letztere id cor Bildung yon Pseudomembranen, ond sowohl die d

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Luft- wie ancb die der Speisewege tödteten trotz aller ad« gewandten Kunstbilfek Nebst den baofig yorgekommenen Catarriien wollen auch einige Aerzte im Laufe dieses Mo« nats schon Grippe- Fälle beobachtet haben ^ bei Kindern hatten die Hostenanfalle meist etwas Spastisches^ and die dagegen gerichteten Mittel leisteten meist gute Dienste. Unter den Ausschlägen waren echte Blattern häofig mir selbst sind im Janaar 6Fälleyorgekommen Erysipelata^ Morbillen, and einzelne Fälle von Röthein worden Öfters beobachtet) Aphthen im Mande^ am dön Aftei', mitBcthyma' infantile war häofig, eben so häofig Furunkeln nnd bei Kindern fast allgemein wunde Lippen« Von den Profla- Tien beobachtete man sehr oft Kpistaxis, profuse Menstraa- tiort und Diarrhöen. Unter den Neuralgieen ragten bei Kindern asthmatische Zufalle, bei Erwachs^en Sdiwiadel^ iotermittirende Prosopalgie und periodische Schmerzen in anderen Theilen hervor. Mehrere Fälle von Hydrophobie bei Hunden wurden ruchbar. Aufiallend war die groise Menge Siechender aller Art, welche im Laufe dieses Mo- nats Hilfe suchten, unter denen wie gewöhnlich Drosen- scropheln bei Kindern, und Lungentuberculose bei Er- wachsenen die Mehrzahl bildeten. *

Der Februar brachte viel Schnee^ strenge anhakende Kälte bis zum 17ten, von da an Thauwetter mit Schnee- gestÖber wechselnd. Das Maximum des Thermo- aod Barometers war «fö^lO^^R. am 19ten, 27^878 P.M. am Isten, das Minimum war 13,00*^ R. am 4ten nnd 27^065 am 27sten, das Medium war 2,60^R. und 27>10P.M. ^ie unabhängig Weltseuchen, und die von ihnen ausge- benden Scbattirungen aller Krankheiten, als welche sich der stationäre Genius darstellt, von der Wittemng »ud, erwies sich wieder im Laufe dieses Monats, dena trotf 4er anhaltenden Kälte hatten wir kdne phlegnoaösea» sondern catarrhös-rheumatbcbe Formen, und mehr aoge-> nannte nervöse Fieber als im vorigen Monate. Das reinera. Hervortreten des gastrisch-nervösen Characters erwies lidi aus dem Umstände, dafs nach den Tabellen des allgemel* nen Krankenhauses beinahe jeder vierte Kranke am' Ty- phus litt, dafs nervöse Symptome die meisten Fieber be- gleiteten, und dafs sich in einem anderen entfemtena Orte, nämlich in Brock a. d. Mur, eine bedeutende Typhös - Epidemie entwickelte. Ueberall bemerkte man aufiallend die Exanthem -Bildung^ und zugleich den Umstand, dafs dte mit ^canthem verlaufenden Typhus -Fälle regelmälsigtf und günstiger sich gestalteten denn jene, bei welchen da»-

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Mfta niclit zom Vorsehein kam« Entere waren »och nicht Mlten TOD to heftigen Brastaffectionen begleitet, da(s mehr- Mlige AderUkSBe mit gutem Krfolg gemacht werden kenn« en. R«n entzündliche (phlegmonöse) Formen waren ;n>lse Seltenhdten^ dagegen catarrhös- rheumatische nn- (enein banfig« Diese beiden begannen mit Schnupfen, ([opfwehy Mattigkeit^ reifsenden Schmerzen in den Glie-> lan, dabei heftiges Fieber, oft Delirien, oft pneumonische Sofille. Alle diese Fieber yerliefen schleppend mit lan- ;ea Nach weben , welche sich besonders in gestörter Di* ;estion anlserten. Im Publicum nannte man diese Fieber irippe, doch waren sie bei weitem nicht so allgemein efbreite^ wie dieses bei Grippe -Bpidemieen der Fall ist. lachst diesen Fiebern herrschten Diarrhöen oft mit wast- igen, oft mit biliösen Abgängen, meist mit colikartigen Leibschmerzen yerbunden. Unter den Entzündungen wik- en Bfonohial- Leiden (Bronchitis, Bronchiopneomonie) aofig, sie hatten stets eine gastrische Complication, bei jodero oft mit Soor begleitet. Es kamen im Ambola- irio nnter 170 Kindern 26 Pneumonieen und Bronchio* nenmonieen Yor. Auch Entzündungen der serösen Haute, amentlich Pleuritis, Peritonitis und Gelenkentzündungen amen zahlreich Yor. Im Ganzen entschieden sich die CntBondnogen nicht durch solenne Criien, es sprach sich aehr Neigung zur Sepsis aus, und man mulste deshalb üt den ßlutentziehungen vorsichtiger sein. Trotz den äafig vorkommenden Gelenkrheumatismen blieben Herz nd Pericardium von Metastasen freier als. in frühern Mo- aten« -* Unter den Exanthemen bemerkte man viele jedoch sichte Scharlachfalle, Rothladf, Urticaria, einzelne Falle OB Röthein, nnd andere flüchtige Hautausschläge von un-^ «stimmbarer Form. Variolae verae blieben wie iita vori- ;ea Monate herrschend, hatten Neigung zu Metastasen, «sonders zu Driisengeschwülsten, namentlich der Parotiden. Ss bestätigte sich vielfältig, dafs Form nnd Heftigkeit der ^ooken vom Erfolg der Impfung bestimmt werden, denn «i 13 Individuen, wovon 9 keine, 4 undeutliche Impfnar- «B hatten , traten sie in ihrer bösartigsten Gestalt auf, Id anderen dagegen, wo deutliche Spuren der Vaccination u sehen waren, erschien das Varioloid in gutartiger milder ^orm. Von Ekrisen war Bluthusten sehr häufig, blutige !zcretionen aus dem Mastdarm, Metrorrhagien und Epi- taxis .nicht selten. Plötzliche Todesfälle in Folge von poplexie bei Alten und Convulsionen bei Kindern kamen iafig vor.

Joura. XCUI. B; St. 1. II

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Untef den chroniscben Krankheiten bebtnpteteii i Gicht and giohtische Knochensobmerzeo den obertten diesen zunächst die Tnbercnlosen nnd Hydropet« Ti tisdie Verletzungen der Gelenke in Folge des Falk den mit Eis bedeckten Strafen waren häufig« De Inngsprocefs ging träge Yon Statten y und es zeig! bei allen Verwandangen offenbare Neigung dei^ orgai Masse zur Golliqnation« Der yorherrscbende typhös racter äofserte sich du roh mehrere tödtlicbe Falle y( trophlegbymenitis septica, obgleich im Ganzen der beitszastand unter den Wöchnerinnen nicht nngunsti Bin interessanter Fall Yon Heiserkeit bei einer Sohl ren ist mir im Ambnlatorio yorgekommen. Dies« in mittleren Jahren ,wird zwei Monate Tor ihrer Bntbl jedesmal heiser^ welcherZustand sich bald bis zur A steigert) allen Mitteln trotzt nnd nach derEntblndn selbst Yersch windet. Zwei traurige Fälle yon'Hydi bie bei Menschen wurden im Laufe dieses Monats hu unter den Hunden kam diese Krankheit aber öfters

Die Witterung im März war im Ganzen raub| ! Regen in Strömen wechselte mit Sonnenschein, ad wirkte schnelles Zerfliefsen der im yprigen Monate häuften Schnee- und Eismassen. Das Maximal Baro- und Thermom'eters war 28,156 P*M. am Uta ,-f 12,700 R. am 238ten, das Minimum war 27,101 am 3ten, and 5,30^ R. am Isten, das Medium^ sich auf 27,616 P.M. und -(-4,49^R. Standhaft befaa sich derselbe Cbaracter der Krankheiten auch in i Monate, woduroD alle intercurrirenden Krankheitei nervösen Symptomen begleite erschienen. Der Li Character blieb auch ziemlich derselbe, doch neigte \ was ^ehr zum inflammatorischen. Unter den Fiebei ren gastrisch-nervöse die häufigsten« Man madite dl merknng, dafs wenn sich^ bei ihnen im Beginne dei TÖsen Stadiums das sogenannte Typhos -Exantheoi and reichlich entwickelte, die Krankheit schnell and stig verlief, entwickelte sich das Fieber in der Reei lescenz von andern acuten Leiden, dann war der ¥< schleppend, und oft bösartig;. Der Reizvertrag war in sem Monate bei den Typhuskrmnken auffallend gering schon auf schwache Stimulantia erfolgten blutige 91 Im allgemeinen Krankeahanse sind mehre FjUle von B Perforation nnd von Oedema Bpiglottidis in Folg« Geschwüren am Kehlkopfe an den Typhös -Leichen befanden worden. Die vorgekommenen Entzündongen

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icbieden lidi Betten darch lucoleote Crisen^ doch waren geaoioe Pbtogosen des Langenparencbjo» mehr aasge- aprocben and erforderten kräftige Blatentziebangen und grolia Gaben von Brechweinitein erwiesen sieb meiit aebr SaUaam. So bebandelte ein College eine Fraa, die zum 17ten Male aohwanger war, nnd wahrend der Schwangenchaft Ton eioer ao heftigen Pneumonie befiülen wurde, dafa er 8 Ader« liaae machen mufate nnd zwar mit dem besten Erfolge« Daa Blut bildete jedesmal eine Kntzundongsbaut* Bei Kin- dern- waren die Pnenmonieen häufig, 40 unter 263 Ambo- lanten, meist in Form von BronGhopneumonie, und ver-* tragen ebenfalla die Aderlässe sehr gut In der Mitte Bwlaehen diesen zwei Kranlsheitsformen dem Typhus ■imlieh ood der Pneumonie ragte ein Heer gastrisch* caterrböaer nnd catarrhös- rheumatischer Leiden berror, die nadi Verschiedenheit der Individualität bald ?on der einen bald von der andern mehr zu participiren schien. Die kidte fenchte Luft begünstigte sehr die Entwicklung der im Torigen Monate bereits ?orgekommenen Grippe- Formen, welche nicht selten sehr stürmisch auftraten^ nnd wenn der Patient durch zu frühes Ausgeben sich eine Re* cidira ansog, schwere Folgen nach sich zog. Diese Ca» laivhe hatten oft einen nerrösen Anstrich, waren manch- . aud mk einem allgemeinem Haoterythem begleitet, der Hu- •ton hatte meist etwas Spastisches, war sehr hartnäckig und anhaltend. Dabei Leiden in allen fibrösen Gebilden, Mus« kelscbmerzen^ groOie Abgescblagenbeit. Nicht selten war anob der Fall, dafs dieses Catarrhalfieber ganz leicht auftrat^ nnd plötzlich im Verlaufe irgend ein gelishnrolles Sjmptom entwickelte. Dies beobachtete ich namentlich bei Kindern, wo asthmatische Zufälle, cyanotische Pa- rozysmen, ConTulsionen und drohende Lungen -Apoplexie im Verhiufe torkamen, trotz dem, dafs die Krankheit an- aebeinend sehr gelinde anfangs aufgetreten war. Diese MnÜgnitat beobachtete ich namentlich in der zweiten Hälfte dea Monats, wo die Epidemie schon sehr im Abnehmen war nnd Ton den allgemein werdenden Diarrhoen Yer* dringt zu werden schien. Ueberbaupt bat die Epidemie nie jenen Grad der allgemeinen Ausbreitung erreicht, weK ober frühem Grippe -Epidemieen eigenthümlich war. Un- ter den Torgekommenen Entzündungen yerdient auch die BronobitiB einen Platz, sie kam häufig als Bronchitis con- Tiilai?n vor, öfters Ton Asthma begleitet. Und nicht selten so aturmiscb auftretend, dafs eine Venaeaection gemacht

H S

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werden mafste; anter 253 Ambalanten sind mir 19 Falle dieser Art Yorgekommen. Rbeamat'rscbe Afifectionen wa- ren nicbt Selten^ besonders Plearitis mit grofser Neigang zar Bxsadatbildangy auob die Anginen waren zur Bildang Von Apbtben und Pseudomembranen sebr geneigt^ . und tödteten of). Unter den gastriscben Krankbeitsformen wa- ren gastrisobe Fieber mit biliöser Complication^ Apbtben^ Stomacace und Ascariden bei Kindern, Diarrhoen and Dys- pepsieen sehr häufig^ tbeils selbstständig, theils die Beglei- ter anderer Krankheiten. Hydrocepbalas war selten, 7 un- ter 253 Ambulanten und meist in der Form von Menin- gitis. Die Diarrhöen, ?orzügÜcb unter dem Militair herr- schend, arteten mitunter in Dysenterieen aus, anoh einige Cbolera-tälle worden beobachtet. Doch kam es im Gan- zen selten zo einem erschöpfenden blutigen Durchfall, und zur Entwicklung eines Abdominaltyphus aus diesen Diarrhöen. Unter den Exanthemen behaupteten Masern von gutartigem Verlaufe den obersten Rang, Scharlach and Rotblauf waren etwas seltener, Blattern noch ziemlich häufig. Qnter letzteren verdient der Fall einer 35jäbri- gen Frau erwähnt zu werden, die in ihrem 2ten Lebens- jahre mit Kuhpocken geimpft, wovon die Narben deutlich zu sehen waren« Im 4ten Jahre wurde sie von echten Blattern befallen, und von dem seligen Dr. Gölis beban« delt. In diesem Monate bekam sie wieder die Variola Vera der genuinsten Art^ woran ich und mein Assistent sie bebandelten. Nebst diesen essentiellen Exanthe- men kamen auch andere zufallige häutig vor, namentlich Urticaria, Miliarien und Erytheme verschiedener Art. Aach Rubeolae wurden wieder mehremale beobachtet Vier aus- gesprochene Fälle von Peliosis rheumatica^ wovon 2. ins Kinderspital aufgenommen, alle aber gebeilt wurden, ver- dienen hier noch erwähnt zu werden. Die chroniscbes Leiden waren meist durch entzündliche Verscblimmeron- gen aufgeregt Am ärgsten war dies bei Brustkrankes der Fall, wo nicht selten pnenmoniscbe und pleuritische Zufalle ohne alle Veranlassung auftraten. Die Scrofolou war ebenfalls mit erethischen Zufällen begleitet and kam in Unzahl zur ärztlichen Behandlung. Unter den KiibeB herrschte in einem Orte der Umgebung Milzbrand. IHa Hundswuth erregt noch immer ihres häufigeren Vorkom- mens wegen gerechte BesorgniOs. Die Sterblichkeit war im Durchschnitt wie I zu 8 und stand mit der grofaea Zahl von Brkrankangen, so wie mit dem waltenden tj^

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|ihofCB Geain ob'I des Tiden fbroandica Ladca tbt« in kciam MiiswfailiiiiMe.

(FortseCzaBf folgt)

t. Peritonitis rkeumatic ViiijfeikeUt

Dr. A, Clemen«, %m Frtmkfwrt «. If.

Fiaolein F.... groOi, tUrk, wohlgewacbten, einige 20 Jahre alt^ blond, ?on weifkem Teint, sanguinischem Tempenunente und lymphatischer Constitution hatte schon öfters nn Koliken, Koipfindlichkeit des Unterleibs, Unregcl- mäfsigkeiten im Stuhlgange , bald an Verstopfung , bald an Diarrhöe gelitten. Am 13. Januar 1837 besuchte sie einen Ball, tanzte Tiel, mufste aber beim Nachhau»efahien lange auf ihren Wagen warten, der nicht gleich vorfahren konnte, und klagte auf dem Wege nach Hause über Kälte und Ziehen in den FQfsen. Am 15. trat ein drückender Kopfschmerz ein^ doch ging sie Abends, sich zu zerstreuen in Gesellschaft. Nach Hause gekommen hatten sich zwar die Kopfschmerzen verloren, doch trieb sie ein Gefühl von Mattigkeit und innerem Mifsbchagen früh zu Bette. Kaum lag sie in demselben, so trat ein heftiger Schüttelfrost mit penetranten Leibschmerzen ein. Ks wurde nun von die- ser Zeit an und in den nächsten Tagen alles Zweckdien- liche verordnet, Klystiere, warme Ueberschläge, Bäder, ölige Emulsionen, Blotigel auf den Leib, Calomel mit: Opium wurden bis zum 21. Januar angewendet.' Oeffnung er- folgte zwar, doch blieb sich das Fieber gleich, der Leib war gedunsen ond schmerzhaft, die Nächte ohne Schlaf, Durst grofs, Zunge beifs und trocken. Am ganzen Kör- per zeigte sich ein frieselartiger Aussclilag. Am leUtefr Tage Nachmittags ward ich zur ConiultAtloB •olfr'

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leb fand die Kranke seit dem vorigen Tage ohne Oeffnoi den Unterleib gespannt^ aufgetrieben , bei der Berübni schmerzhaft; Gefiibl von Yollheit in den HypQchondri beim tiefen Athemholen Drock and Stiche daselbit. 1 Leibschmerzen traten noch zuweilen, wiewohl im mindi Grade^ ein. Besonders quälte aber ein Krampf im Ur lassen. Puls 116. Haut feucht. Urin trübe und molkig ol Sediment, Kopf frei, Blick hell. Ich rietb zu einer } naeseotion von 8 ^nzen. Alle 2 Stunden 1 Efislöffel Ole Ridni abwechselnd mit gr. i. Calomel.

22. Januar 1837. Morgens 9 Uhr. Die Nacht ^ unruhig. Oeftere Leibschmerzen unterbrachen den Seh Auf drei EfslÖfiel Oleum Ricini und 2 gr. Calomel ^a seit gestern Abend vier Stühle erfolgt, der erste faculc die drei andern flüssig. Der Puls war auf 90 berabj stimmt. Das Sensorium frei. Der Leib in den Hypocbi drien zwar nicht mehr so ausgedehnt, aber über der Scha beinfuge und nach dem rechten 0?arium bin gespannt i schmerzhaft. Das gestern Abend aus der Ader gelassi Blut zeigte eine leichte Entzündungshaut und yiel Seri Es werden 30 Blutigel an die schmerzhafte Stelle des \ terleibs gesetzt, das Calomel weggelassen und alle St den 1 E&Iöffel Ricinusöl gereicht.

Abends 5 Uhr finden wir Patientin ruhiger. I weich und voll. Oeffnung war noch dreimal erfolgt. Haut feucht. Der Unterleib zwar weich, doch in der< gend des rechten Ovariums immer noch schmerzhaft der Berührung. Krampf im Urinlassen noch zugeg Wir lassen um 6 Uhr noch einen Efslöffel Ricinusöl i Abends ^ gr. Opium mit i gr^ Ipecacuanha reichen.

23. Januar 1837. Morgens 9 Uhr. Patientin hatte was geschlafen^ und wiederum einigemal Oeffnung geh; Die Haut war feucht. Der Puls 90. Krampf beim Ui lassen noch zugegen. Der Leib war über dem Nabel in den Hypochondrien eingefallen und weich. Ueber Symphyse aber noch etwas gespannt und scbmerzfa Beim tiefen Hineinfühlen bemerkt man deutlich den F dos uteri etwas angeschwollen und schmerzhaft. Gescbw und Schmerz erstrecken sich rechts und links und sol lien sich den Ovarien mitzutheilen. Ich diagnosticirte noch immer entzündliches Ergriffensein des Peritonei in dieser Gegend und rieth , um rein topisch dnzowir und ohne sich durch den noch vorhandenen Krampf b Uriniren irren zu lassen, ein breites und langes Yesio dum «uf die schmerzhajte Stelle zu legen. Innerlich i

%.

119

ae Bi—liio papaTerina von ünciv. mit Drachm. iij Tar- lari ntriolsti ood üoc. {• Syr. emolslvi, stundlich zu 1 Btsloffel verordnet Abends wird das Do versehe Pulver fortgenommen.

AhendM 5 Vhr, Das Yesicatoritmi hatte zwar gewirkt, doch nach unierer Ansicht nicht beträchtlich genug. Wir fiefren es daher noch bis 9 Chr liegen. Der Leibschmerz war ganz gewichen. Stühle wären noch zwei erfolgt.

24. Janoar 1837. Die Nacht war mhig nnd sdimerz- lot. Der Leib ist welch. Die Arznei wird fortgenommen. Das Vesicatoriom offen erhalten. ^

26. Januar 1837. Ruhiger Schlaf die ganze Nacht Undorcb. Leib dorchaos frei und schmerzlos* Puls noirmat. lYotz der Grölse des eiternden Blasenpflasters haben sich & Schmerzen im Urinlassen verloren. Der Harn ist co-

ß'os and strohgelb. Die Oeffnung weich, zweimal im Tage. ie Kranke bleibt ohne Arznei. Bios das Vesicatorium wird bis tnm 28. offen erhalten, an welchem Tage wir die Ge- •eaene verlassen.

3. VAer die Wyhuig de$ Olewn Copawae aeüiereum.

Vom

Dr. F. S. Wolffshfim,

praktischem Arzte Braunschweig.

Bei einer nicht nnbedeutenden, sogenannten galanten» Praxis habe ich vielfach Gelegenbeit gehabt, mich von der beilsameo Wirkung dieses von DManc zuerst empfohlenen Arzneimittels bei Medorrboe und Fluor albus benignus IB uberzeogen, daher ich nicht verfehle, meine Beobacb- lasgen darüber dem ärztlichen Publice mitzutheilen.

Wir erbalten dieses Mittel durch mehrmalige Destilla- tion des Balsamos Copaivae^ wobei ein bedeutenHer Rück- •taad eines zähen grünlichen Harzes zurückbleibt. Das mk ber^tetete Ol. Copaiv. ist von weifser durchsichtiger rarlie, gleicht im Gerüche dem gereinigten Terpentinöl,

180

hat Dicht den nnangenehmen harzigen Geschm» Bi|Ia. CopaW., sondern scbmeokt etwas bitter aromä

Die von DübUinc angegebene Formel iit fo^ Rec Ol. copai?. aether. Aq. nientb. ana anc. tres. Oj gran. nnam. Syr. de Tolo nncij. M. S. taglich 3 bii löffel voll zn nehmen. Doch ist hier die Doi Ol. copaiv. offenbar zu stark, da ich schon nad IJnze dieses Mittels anf vier Unzen eines schleimin bikels üebelkeil, Leibschmerz and heftige DiarrhiM entstehen sehen. Ich fange daher gewöhnlich mit drafl in nnc. qaataor Emols. Amygd. an, wozn ich Tino iimpl. gatt.xx. setze, lasse hiervon alle drei Stande! Efslqffel voll nehmen and steige alsdann bis za eini ben Unze, Bei veralteten Fällen gebe ich das OLC in Yerbindang mit Piper Cubebar. in der schon] von mir angegebenen Pilleoform. Nachdem ich «41 dorrhöe einige Tage antiphlogistisch behandelt habe^ ich zn diesem Mittel, and habe bei «meiner angej. Anwendongskrt bis jetzt nie anangenebme ZofSUi gen sehen. Selbst bei einem noch geringen Reizzi , bei nicht za reizbaren Subjecten, wird dieses Mi< gut vertragen. '<

Im Ganzen wirkt das Ol. Copaiv. kräftiger äj Bals. Copaiv., hat, da es von dem Harze befreit ii ' die anangenehmen Neben wirkongen des Bals. Co| Haot, Urinwerkzeage and Parmkanal, nnd heilt dorrhöe, wenn keine Nebenzofälle eintreten, in eim von vierzehn Tagen bis 3 Wochen gänzlich^ in m| Fällen selbst noch früher. Die Angabe von Dvbl diesem Mittel binnen 6 Tagen förmlich aasgebildeli dorrhÖen gbheilt za haben, scheint mir sehr zweifd^

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Pro&fifcfce MtModUn und Lesefrückte aus der audän-»

dimihen LUeratur.

MitgeÜmlt

vom 1

Med.Raih Dr. Buae.

(FortietzQog.)

Lage des Herzens nufterhalb der Brusihähle, Beobaek^ itimgen über die Bewegungen und Geräusche des Herzens'^ vom Prot. Cruveilhier zu Paris. Am 9ten Joli 1841 Mittag! 1 Ubr ward ein soost gesondes and lebentkrafdget Madcben mit diesem höcbit merkwürdigen Orgaoisaüonsfebler geboren* Dai Herz lag, obne Pericardium, ganz aofier- balb dea Thorax, aai welchem es, durch eine kreisrunde, im obem Tbeile des Sternams befindliche Oeifnang ber- vorgedrongen war^ deren Ränder die sammtlicheo grolsen Gefäfse des Herzens genaa -umschlossen. Es war blaii ▼on Farbe und trocken an seiner Oberflache. Versetzte man das Rind in eine aufrechte Stellung , so sank das Herz herab^ die Gefafse wurden hervorgezogen und mehr sichtbar, die Contractionen nahmen zu und das Kind gab durch heftiges Schreien Schmerz und Unbehagen zu ep- kennen, beruhigte sich aber wieder, sobald man es auf den Rücken legte. Berührung und selbst ein mäfsiges Drük- ken des Herzens schien keine Sclimcrzen zu erregen. Herr C. sah das Kind zuerst Abends 10 Uhr; es lebte bis zum andern Morgen. Folgendes sind in nuce die Resul- tate seiner Beobachtungen. Ausführlichem Bericht wird später Herr Monod (Chirurg der Maisoo royale de Santö^ woselbst das Kind geboren wurde) erstatten. Zuerst von den Bewegungen des Herzens, Die Contraction beider Ventrikeln erfolgt zu gleicher Zeit, eben so die der bei- den Herzohren. Ziehen jene sich zusammen, so erweitern sich die VorhÖfe und das Blut dringt in die Arterien. Br- weitern sich aber die Ventrikel, so erfolgt die Contraction der Atrien und der Gefafse. Beide Bewegungen gesche- hen in zwei Zeiten. (Ein Moment der Ruhe, wie maii||i6 Autoren haben annehmen wollen, findet nicht Statt od«'* von einer Priorität der einen oder der andern Bewegui

~ ISS

konnte nichts wahrgenommen werden.) Die Contraction (Systole) der Ventrikeln dauert doppelt so lange als ibra Erweiterung. Bei den Atrien dagegen geben zwei Zeit- mafse auf die Dilatation und eins auf die Contraction. IVäbrend der Systole der Ventrikel werden diese bleich, ronzlicb und zusammengeschrumpft; ihre Zusammenue- bong erfolgt ?on allen Seiten gleicbmäfsig und die Basis des Herzens beschreibt dabei eine Spiralbewegung von rechts nach links und von hinten nach vorn. Durch- diese langsame, so zu sagen, gradweise fortschreitende Bewe- gung wird die Basis des Herzens gegen die Wandungen dfes Thorax gedrängt, ohne, dafs dabei eine eigentliche Projection nach yorn Statt fände. Dadurch entsteht der Sofseriich fühlbare Herzschlag. Die Diastole der Ventrikei erfolgt in einem Moment plötzlich und mit solcher Ener- gie, dafs, wenn man das Herz mit der geschlossenen Hand nmfafst, diese mit einiger Vehemenz geöfinet wird. Sie ist mit einer Projectionsbewegung des Herzens nach tmien yerbunden und diese zeigte sich ean stärksten in der anl^ Techten Stellung des Kindes. Eben so rasch erfolgt die Erweiterung der Atrien ; ihre Dauer wird bestimmt durch die Dauer der Zusammenziebung der Ventrikel, da^ gegen ihre Contraction eßen so kurz ist als die Diastole der Kammern. Das rechte Herzohr wird durch die Er« weiterung so gespannt, dafs es bei der Dönnheit seiner Wände scheint, als ob es platzen sollte.

In. Betreff der Herzgeräusche , berichtet Herr CrwoeH- hier Folgendes. Legt man das Ohr gegen das blofse Hers öder auch gegen ein feines Leinentuch, womit man es be- deckt hatte, so hört man zwar beide Herzgeräusche, aber ^el schwächer als man sie durch die Wandungen des Brust- kastens vernehmen würde; letztere tragen also unbedingt snr Verstärkung derselben und namentlich des ersten Herz^erao- sches bedeutend bei* Das Geräusch wird hörbarer, je mehr man mit dem Ohre von der Spitze des Herzens nach der Basis aufsteigt und so umgekehrt. Der Sitz desselben kt also in der Oasis zu soeben, r— Das Gefühl lehrt dar- ober Folgendes: Legt man einen Finger aut den Ursprung der Arteria jiulmonalis, welche bekanntlich der Anfang der Aorta vollkommen bedeckt, so fühlt man sehr genau eine vibrirende Reibung (Fr^missement vibratoire), welche im Moment der Verengerung der Arterie (also während der DIastoie des Ventrikels) am stärksten ist, dagegen viel schwächer während der Dilatation der Gefafse und Contra- ction der Ventrikel wahrgenommen wird. Um Qefuhl mid ^

its

OMr ^flMaMgünd im Verein anzn wenden, settte Herr C. üe 8pltie seinee aotgettrecktea Zeigefingers auf ^ Arterie ond legte danM dai Ohr wie gegen ein Stetbotcop gege« die ente Pbalnnz des Index« So überzeugte er ricA, daOi der Sitz hMer Herzgeriusche Migtidk an der UraprongstteDe der Arteria )^ulmonalit and der Aorta ta Neben sei ond da(s sie dnrcb ein ZuMmmcHicblagen (Cla- qtlement) der Sygmoidalldappen bewirlit werden. Sonach wSre dai erste Geraoscb (bei der Systole Tentriculorani und Dyastole der Geßfse) Folge des AufHchtent der ge- nannten Klappen ; das zweite jber (welches mit der Dia« stole der Ventrikel and der Contraction der Arterien cor- r0apondirt)Wirkang desWiderstandes der Klappen, die durob ^ rockflielsende Blat herabgedrfingt werden, welcher Mo- ment darcb das Gefühl deutlich wahrgenommen werdet kann. An den Mitral- und Tricuspidal-VaUeln konnte Herr weder durch das Ohr noch durch das Crefühil eine Vibration entdecken. (Gazette m6d, de Paris. 1841. No. 32» pag. 498, 09.)

Mercurial- Cachexie, Gegen diese empfiehlt Herr Mailiewrat, besonders wenn sie sehr heftig iit und lange dauert, die Milchdiät Man soll den Kranken nur Milch- speisen und Milch als Getränk geniefien laison. SubU" nuit wird ohne Verdauungsbeichwerden ertragen und leich- ter absorbirt, wenn man bei seinem Gehrauch den Kranken ▼iel Milch trinken l&fit. (Journal des Conn. med. Chirurg* April. 1841.)

Keuchhutien* Dr. Hannay behauptet, kalte Waschun- gen der Bruit mit dem grÖlsten Nutzen gegen Tnss. con- Tuls. angewendet zu haben* Br nimmt dazu kaltes Was« aer mit einem kleinen Zusatz Ton Essig, Alcohol oder Ead de Cologne. Die Wascboftgen werden* 3 •*- 4 Mal tfiglioh wifderholt und unmittelbar nachher der Kranke aorgfSltig getrocknet. (Gazette m^d. 1841. p.528.)

Camphor^ dat uHchUgtte Mittel im ganzen Jrtidl schätz, Herr Raepail, in der litterarischen Welt dal;

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seine Natargescbicbte des Acaras scabiei hinreichend be fcannt, hat in Paris eine Proclamation an das ärztlich Poblicam erlassen (denn so mals man seinen Aufsatz be zeichnen), worin er den Camphory wir mochten beinab sagen als ein UniversdlmUtel preiset und die Aerzte za eine eigenen, von ihm erfundenen Anwendungsart desselben aui fordert. Die meisten Leser dieses Journals werden gewiJ mit uns in mancher Behauptung des Hrn. Raspail ds Spiel einer lebhaften Einbildungskraft erkennen, nichts de Stoweniger glauben wir jedoch die Sache nicht ganz m Stillschweigen übergeben zu dürfen^ und der besonnen Praktiker wird das Goldkörnchen auch aus der Spreu hei -vorzuziehen wissen. Da&l}ulletin g^neral de Tberapes tique herausgegeben von Miguel^ welches den Aufsatz Rtu paiVs enthält,' ist uns nicht zu Gesicht gekommen, wir enl lehnen nachstehende Notiz aus einer brieflichen Mittheilun]

A. giebt seinen Fat. kleine Tabatieren mit doppe; tem Boden. In der einen Abtheilong befindet sich fei gepulverter Camphor zum Schnupfen ; in der andern kleii Camphor-Cigarren. Letztere bestehen aus feinen, m Stückchen Camphor angefüllten und mit Papierstöpselche verschlossenen Federposen^ welche man in den Mund nimm und kalt und trocken raucht^ wobei man den Speich sorgfaltig verschluckt, so dafs das, was von dem Camph< in Dunstgestalt in den Mund kommt, mit herabgescbluc wird. Bine zweite, gleichzeitig anzuwendende Applic; tionsmethode besteh^ darin: dafs man auf den leidende Theil eine, mit Camphorspiritus benetzte Compresse leg und diese wiederum mit einem dichten Ueberzug vc Pergament, Blase oder Steifleinen bedeckt, wodurch di Verdunsten des Mittels nach aufsen möglichst verhütet ur der Theil in einer perpetuirlichen Camphoratmosphäi erhalten wird.

Diese zwiefache Art, den Camphor einwirken zu lai sen, soll nach Herrn A/s Behauptung in vielen oft schw( heilbaren Krankheitszuständen, theils grofse Brleichterun, theils wirkliche , vollständige Heilung und zwar in kurz« Zeit und gleichsap auf eine magische Weise bewirkt bi ben. So namenthch bei Husten, Schnupfen, Grippe, Brusi katarrh und Asthma, ja bei Keuchhusten und Croup! - In diesen Krankheiten rühmt Herr R. vorzugsweise d: Camphorcigarren , und der Kranke soll wo möglich d iMift gar nicht anders als durch sie, also stets mit Canr phor geschwängert, einathmen!

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Dafii auch in der PhtLisit palmonum, wie Hr. A. gUobt^ dasselbe Verfahren von grobem Nutzen sein werde, mut- aen wir freilieb bezweifeln und ein Gleiches gilt wohl toii der Ton ihm gepriesenen Anwendung seiner Methode bei gaatriscben Krankheiten, wie Vomiius matutinus (wo die Campborcigarre ein wahres Diaeteticum und Prophylacti- com sein soll), ferner bei Bnteritis, Febr. interm. und Ty- phus, endlich bei allen Arten von Leber -^ Milz-, Nieren- und Gebärmutter -Krankheiten, ja bei der Cholera and dorn gelben Fieber! Bei den letztgenannten Krank- heiten soll man den ganzen Unterleib mit einer stets feudil zo erhaltenden campborirten Compresse belegen und lt. behauptet gesehen zu haben, dafii Wediselfieber durch daa blofse Tragen eines auf die Magengegend gelegton Stück- chens Camphor gehellt wurden. Im Allgemeinen empüehlt er aber, besonders -bei liautkrankheiten, nie das Mittel blofs Örtlich, sondern immer gleichzeitig auch innerlich (durch (die Cigarren oder einen oamphorhaltigen Saft) ia Anwendung zu bringen. Bei Kopfaffectionen Qnd nanient« lieh beim Schwindel^ soll man den ganzen Kopf mit einer camphorirten Compresse belegen und zugleich den Cam- phor als ScbnupfpuWer in die Nase bringen; bei Gehör* krankheiten Camphor im Ohre tragen, bei Augenübeln ihn als Pulver einblasen und gegen Zahnschmerzen ein Stück- chen in den cariöscn Zahn legen.

lieber künstliche Frühgeburt durch Seeale cornutum. In der Lond. möd. Gazette Septbr. 1838. erzählt Herr Pat^ terson einen Fall, wo wegen zu grofser Knge des Beokena (nicht voll 3 Zoll Durchmesser) die künstliche Frühge- burt, im 7. Monate, ohne Function der Kihäute nach An- -wendung der Dilatatorien des Muttermundes blofs duicb grofse Dosen des Mutterkorns bewirkt und ein lebendea Kind zur Welt befördert wurde. Kr gab zucr«t : Kec. Sc- calia cornuti pulv. Unc. /?; inf. Aqua fer?. unc, xxiv. ool. add. Syr. spl. unc. i. S. Alle 3 Stunden 2 Unzen (Infus. von 20 Granen pro dosi), dann nach 27 Stunden noch Drachme j. auf 4 Unzen im Zeitraum von einer halben Stunde und spater noch einmal eine solche Dosis. Ktwa 39 Stunden nach dem Beginnen dieser Behandlungsart ward die Geburt vollendet. *

(Fortsetzung folgt.)

5.

Monatlicher Bericht

über

den Oeeundheilstuitand, Cfehurten und Todeefätte von Berlin»

Mhgetheilt au$ den Akten der Hufeland, med, chvrwrg, OeeeUschaft. Mit der dazu gehörigen Witterungs - TaheUe,

Monat Juli, üeber die TVittornng Terwdsen wir auf die beigefügte TafeL

Es wurden geboren: 415 Knaben,

384 Mäddien,

799 Kinder.

Es starben: 137 männlichen, ' . '^ 114 weiblicben Geschlechts ober,

nnd 415 Kinder anter 10 Jahren.

666 Personen.

Mehr geboren 133. .

Im Juli des vorigen Jahres worden

geboren: 405 Knaben, 406 Mädchen,

811 Kinder.

Ks starben: 161 männlichen,

133 weiblicben Geschlechts Sber, nnd 385 Kinder anter 10 Jahren.

679 Personen. Mehr geboren 132,

.^ Im Verhältnifs zam Monat Juli ?or. J. worden im ^oli dieses Jahres 12 weniger geboren, nnd starben we« liger 13 Personen« '

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C. W. Hufeland'«

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practiscben Heilkunde.

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Dn E. Osann,

K. Geb. Med. Ratb , ordenU. Proienor der Medlebi «i der UniTenitlt ond der meil. chirorg. Acidemie IBr das Müitiir %u Berlin, Director des K. PoUklin. lettitatiy Ritter des rothen Adler -Ordeni dritter Klaue mit der Schleife und Bütgtteil mehrerer gelehrten Getdlaehaften.

Doch f^rdn du Libem geldner Baum^

Göihi.

II. Stück. August

Berlin.

Gedruckt nod yeriegt bei G. Reimer.

** \

I.

Ein Beitrag

cor

eiehiehte der herrichenden Krankheitsconstitntion.

Von

Dr. Bohrend,

IQ GreyifmBblen , in Mecklenburg -8ohw«rin.

w ie weithin in Deutschland erstreckt sich die iränderung^ welche die Krankheiten in den 2ten fünfzehn Jahren erlitten haben und t eine solche Veränderung überall Statt me- iden? Es sollte die Aufgabe Ärztlicher Jani^ Dher seiUy genauere Kunde von solchen Ver- lerungen zu geben , als man wohl in ihnen det von allen Seiten gelieferte Materialien Irden so dazu beitragen, ein geschichtliches »mUde zu entwerfen , das gleich wichtig (Br I. Pathologie y wie für. die Therapie werden ante. Die folgende Skizze macht nur darauf •pruch, höchstens nnen Punkt in einsimsol- m Gem&lde auszufallen.

A2

Als ich vor vierzehn Jahren am hiesi. Orte meine practische Laufbahn begann , f ich snr Winterzeit viele Longedentzündon I vor^ die alle den energischen Eingriff einer st

' I antiphlogistischen Methode verlangten^ und gri

^ tentheils durch dieselbe glücklich geheilt iii

den. Der erste starke Aderlafs schaffite .gleich Erleichterung in der Respiration und gr< tentheils NachlaCs des Schmerzes oder des Dj kes in der Brust. Die stärkere Wiederkehr < . ser Symptome lud dann zur zweiten^ dril vierten Veuaesection ein. Allgemeine B entziehnngen in Verbindung mit örtlichen , terstotzt durch die zweckmälsigen bekam Antiphlogistica, bewirkten, man konnte mit Sicherheit darauf rechnen, die Heilung Seit der Zeit beobachte ich fast in i Jahreszeiten die Pleuritis als stationäre Kn heit, und behandle sie, belehrt und gewarnt di treue Beobachtung, seit einer Reihe von « ren auf ganz entgegengesetzte Weise di die antigastrische Methode mit eben so g stigem Erfolge, als in den ersten Jahren i ner Praxis durch die antiphlogistische. Dei ste Fall, in dem ich der sieggewohnten W dem Aderlafs c. p. seine Lorbeeren entwni sah, betraf einen Schuster, dem, als er im cember 1830 von einer heiligen Pleuritis fallen, trotz mehrmaliger Venaesection k dauernde Erleichterung zu schaffen war^ ^ bei dem sich keine Anzeigen einer Criais stellten. Durch einzelne Umstände aufinerfc gemacht, verordnete ich demselben unter än^ lieber Spannung ein Brechmittel ans Tart emeticus mit so glänzendem Erfolge, dabi erfolgten heftigen Ausleerungen die gH Erleichterung und eine gluckliche Crisis

6

trat Sek dieser Zeit mehr und mehr die ga« atriaohe Natur der Pleuresieen uud Pneumo« nieen kenpen lernend, habe ich stets eine dagegen gerichtete Methode, - vorzugsweise den Tartarus emeticus in ^rorscn, oft in kleinen Gaben bei jenen Krankheitsformen, mit g&ns- lioher Ausschlielsung des Aderlasses in' den mthrsUn F&llen , unter Berücksichtigung be« sonderer individueller Verhaltnisse, mit Zusie- hung eines leichten Aderlasses in einsolnen VU^ len angewendet, und bin bei solcher Behand- lung 80 glücklich gewesen, als unter andern Umstlnden bei wirklich echten Entsündungen duroh die Anwendung eines ausgedehnten anti« pbloffistischen Apparates. Drei F&llo , in denen wiederholt ein starker Aderlafs in Verbindung mit st&rkeren Antiphlogisticis angewendet wur« de, sind die einzigen Lungenentzündungen seit mehreren Jahren , die ich einen tödtliohen Ausgang nehmen sah. Der erste Fall betraf einen kr&fligen Vierziger, der plötzlich nach einer Erkältung bei scharfem Ostwinde von hef- tigem Froste mit nachfolgender Hitze und Sei- tenstechen befallen wurde, und der in Abwe« senheit seines Hausarztes von mir eine Sal- miakauflösung mit einigen Granen Tartar. eme- tio. erhielt. Als indefs auf ein am nächsten Morgen von seinem zurückgekehrten Arzte ge-

f ebenes Emeticum keine Erleichterung in dem iankheitszustande erfolgt war, setzte dieser sein Vertrauen in die antiphlogistische Heilart, bei der indefii der Fat. am ' siebenten Tage, wo ich ihn wieder besuchte, starb. Der zweit« FiJl ereignete sich bei einer sechszigjährigen, kr&ftigen , durch ihre Lebensweise aufscrordent- lich abgehärteten Frau. Diese war vor mehp* reren Jahren von einer Leberentzüudung durch

starke Blutentziehungen glucldioh geheilt, Kit jetzt an einer weit verbreiteten Bruetentzändimgy und die äberaus kräftige Constitution bei faSt gänadichem Mangel gastrischer Krankheitsaei» chen schien mir bei genauer Erwägung des ganzen Krankheitszustandes Blutentziehungen und die stärkere antiphlogistische Methode so nothwendig zu machen, dafs ich von meinen bisherigen Erfahrungen aber die gastrische Na- tur der Lungenentzündungen absehend^ jenen Mitteln mein Vertrauen zu schenken für unum- gänglich hielt. Die Kranke starb indeÜBi ani sechsten Tage, Den dritten Fall erlebte idi im Januar 1840. Ein kräftiger, korpulenter Sechsziger, ein Mann, der bei nahrhafter Kost nie bedeutend erkrankt war, wurde plötdidi von einer heftigen Lungenentzündung beftülon^ und ich fand mich, abgesehen von der robusten Constitution, durch den Auswurf einer nidit unbeträchtlichen Menge reinen, hellrothen Blu- tes zu einem starken Eingriff durch Blutentzie- hungen berechtigt. Schon nach wenigen Ta- gen machte eine Lungenlähmung dem Leben ein Ende* Aeholiche Behandlung wie die Pneumonieen und Pleuresieen erforderten seil Umgerer Zeit die entzündlichen Krankheiti^Sur* men in andern Organen. Augenentzündon- gen anscheinend entzündliche Affectionen des Gehirnes, so wie der Unterleibseingeweide und ihrer Ueberzüge, die häufig vorkommen- den Gesichtsrosen und Pseudoerysipeln fan- den in der gastrischen Methode, als der Fun- damentalbehandlung, ihre Heilung.

Die evidente gastrische Natur dieser ent- zündlichen Krankheiten wurde bei uns durck den Eintritt einer Krankheit bezeichnet, die

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wUirend einer langen Reihe von Jahren in hie- siger Gegend nicht mehr gekannt war, diiroh den Eintritt des Wechaetflebers. Im Jahre 161 1, nachdem schon hin und wieder sur gtöüien Freude (bald sum Ueberdrulb!) jängerer Aeraste dnMbe Weehselfleber erschienen , fiberraschte die grobe Menge dieser KrankheitsflUle die in diesem wie in dem n&chsten Jahre als Epide- mie auftraten. Seit dieser Zeit erscheint^ wenn gleich nur in oinseluea FUlen, diese Krankheit sporadisch als deutlichc^^ Intermittens fbrtw&h- fend, und durch eine Menge anderer Krank- heiten sieht sich als Grundcharakter die Inter- mittens 9 in dem poriodischen Typus der Krank- heitssymptome und in der sicheren Ileilbariceit durch China die wesentlichsten Kennneichen tragend. Wird diese Natur verkannt, so entstehen Ueborg&ngo in bteo Gallen- und ^ervenSeber, die verschiedenartigsten For- men periodischer fleberhaflcr und fieberloser Krankheiten treten oft Jahre lang in einem und demselben Körper bei allmählig sunehmender Schw&che bis sum hectischeu Fieber und sur Tabes fortschreitend, auf dagegen werden durch zeitiges und kräftiges Einffreiren durch Clüna die mehrsten dieser Krankheiten in ih- rem Auftreten unterdrückt, abgekärst, in vie- len Fillen durch fhiha&eitige und reichliche An- wendung jenes Mittels in ihrer Heiligkeit ge- mildert. Viele Jahre hindurch bin ich durch Erfahrung am Krankenbette su dieser Heil- maxime gelangt; es ist mir namentlich gelun- gen, in vielen Fällen die Ausbildung wahrer Nervenfieber , deren Symptome sich nur 2U deut^ Kch einstellten , verhindern zu können. Andere Aente von dieser Ansicht zu fiberzeugen | habe

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ich in mancher Consuitation vergeblich ver* sacht, bis ich doch endlich die Freude gehabt habe, durch das Urtheil des Hm, Geh. Medi- dnal-Haths Sachse y der diese besondere Na- tur der Krankheiten schon seit Jahren beobadi- tet hat, aber die Wahrheit meiner Elrfahnmgen ein günstiges Zeugnilis zu vernehmen.

Unter acwei Formen hauptsachlich habe ich Krankheitszustände dieser Art beobachtet Es zeigt sich nämlich einmal das leiseste Rudi- ment einer wirklichen Intermittens, es sind von den bekannten Symptomen die allerleisesten An- deutungen; der Frost ist so unbedeutend leise voräber gehend, die Hitze so gering, derSchweifis, der gar oft gänzlich fehlt, ist so partiell, viel- leicht nur in den Handflächen, vor der Stirn, an denFuiSsen erscheinend, da& selbst bei vier- zehnt&giger Dauer und bei schon bedeutender Abnahme der Kräfte, aufmerksame Kranke eine Menge Klagen auffuhren und kaum eine An- deutung von dem Vorhandensein eines Fieber- zustandes geben , ja selten gelingt es dem Arzte, etwas Anderes, als eine leichte Gänsehaut, spä- terhin einen ausgedehnteren und scl^leUeren Puls, ein etwas verstärktes Pulsiren der Tem- poralarterien im Vergleich zu dem Stadium der Intermission zu fahlen. Oder zweitens, es zeigt sich in ziemlich bestimmten Perioden wie- derkehrend ein einziges Krankheitssymptom, eme Febris larvata mit nachfolgender deutlich freier Zeit. Fast nie fehlt indels bei beiden Zustän^ den die Unna lateritia, die indeib in dem er- sten Falle bei den anomalen, CryptointermitF- tenten keine entschiedene diagnostische Widn tigkeit hat, da die mehrsten mit ihnen zugleich vorkommenden gastrischen, catarrhalischen, rheu»

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Mtischen Fieber sehr hkuflg denselben Urin Beigen.

I. HfimUohe Intermitttntes.

Die nachstehenden Fälle, zum Theil der jfingsten Zeit entnommen, bieten vielleicht nichts Neues dar. Und doch bleibt für den practischen ArsBt in einer Zeit der schneidendsten Coutraste in der Medicin, die Wahrheit, sollte sie noch so ^alt sein und Manchem noch so allt&glich er^ scheinen, wichtiger als so manches blendende Neue!

Im Monat Juli dos letzten Sommers er^ krankte auf einem Gute , in welchem vor neun Jahren ein Nervenßeber in ziemlich grolser Aus- breitung geherrscht hatte und wo seit der Zeit in einzelnen Jahren sporadische FUle dieser Krankheit , vorkamen , die Tochter des Besitzers gleich nach ihrer Hückkehr von einer sechs- wöehentlichen Heise, während deren die junge Dame mancherlei Gomüthsoindrucko gohi^bt hatte, nach mehrtftffigcu Kopfschmersen, die sie durch kalte B&der in der nahe ge« legenen Ostsee zu vertreiben gesucht hatte, mft starkem Froste und nachfolgender Hitze. Als ich am folgenden Morgen die Patientin besuchte, vormochte sie nur noch mit der gröfs- ten Anstrengung das Bett zu verlassen. Der sehr eingenommene Kopf, die stark belegte brauu-

i^elbe Zunge, die n Gesichtsfarbe, die Boschaf- önheit der Präcordien, bestimmten mich so- gleich zur^ Anwendung eines kräftigen Breche mittels I das eine grofse Menge gallichter Stoffe entleerte, anscheinend zwar mit grolser E** terung der Kranken, ohne jedoch verhör können, daüi ein gastrisch nervöses Fk grofser Unruhe, Schlaflosigkeit, Zuokii

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I

Händen und Füfsen^ Unbesinnlichkeit mitDelirieii sich ausbildete. Auffallend war es, daüs mit Aus- nahme des heiüsen Unterleibes die trockne, nie sehr warme Haut des Körpers in den Morgenstunden fast kahl war, und dals dann die. schmutzig blasse Gesichtsfarbe, während dieselbe in denNachmitp* tagsstunden sehr roth war, so wie die ruhigere Lage, eine gröfsere Besinnlichkeit und nicht so beschleunigte Respiration eine so deutliche Remission äes Fiebers andeuteten, dalis ich cur Anwendung der China geschritten wäre, hatte ich nicht befürchtet, den Eintritt einer günsti- gen Crisis dadurch zu stören. Am vierzehnten Tage stellte sich nach starker Exacerbation «des Fiebers eine vollständige Crisis durch Scbweifii und Frieselausschlag ein. Die Patientin trat in das Stadium convalescentiae, bei dem Nachmit- tags kleine Fieberbewegungen sich fortsetzten. Am einundzwanzigsten Tage erfolgte ein An- fall einer genuinen Intermittens mit Schüttel- frost, Hitze, Schweifs, dessen Wiederkehr durch starke Gaben Chinin verhütet ward. Wie ich bei der eigenthümlichen Art der geschilderten Remissionen im Laufe der Krankheit vermuthet, der Ausgang der Krankheit zeigte, dals eine Intermittens den Grundcharakter der Krankheit gebildet habe. Bald hatte ich Gelegenheit, die Wahrheit meiner Ansicht zu erproben.

Das Dienstmädchen nämlich, das gröfeten- theils die Wartung der Kranken übernommen hatte, erlitt an drei Nachmittagen hintereinan- der einen sehr gelinden Frost, unbedeutende Hitze, und nur in den Händen etwas Schweilk Die ganze Procedur dauerte etwa nur zwei Stun- den. Wiewohl die Fieberanfälle so wenig be- deutend waren, dals das kräftige Mädchen nicht einmal das Bett deshalb suchte, so fühlte es

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iieh dodi scboii naeh diesen drei Tagen eo an«» Ikeroidendidi angegriffen, der Appetit versehwand so g&nzlieh, und der Schlaf war so unruhige dnreb Ingstliche Träume gestört , dais die Kranke ftratUche Hälfe wünschte. Ein starkes Emeti- eum nnd die rasche Anwendung grofser Gaben Chinin waren nwar nicht mehr im Stande , den Ausbruch der Krankheit eu hemmen, aber diese vermochten doch su bewirken, dafs die Krank- heit, deren Symptome die Idcntit&t mit der Krank* heil der Tochter vollkommen nachwiesen, so gelinde verlief, dais das nervöse Stadium nur gans leicht näancirt war, und ohne heftige ZofiUle auch ohne deutliche Crisis nach vier- sehn Tagen sich allmählig verlor. Hier hatte das Chinin, ohne die Ausbildung der Krankheit verhöten su köonen, den Charakter derselben gfinstiff verändert und den Verlauf gefahrlos gemacht.

Gunstiger noch und schlagender war die Wirkung der China im dritten Fall. Der Herr des Hauses, ein kräftiger Mann im Ausgang; der Vierziger, empfand am Sl. August nacn mehrtägigem Unwohlsein und greiser Abge« spanntheit gegen Abend ein leichtes Frösteln, in der schlaflosen Nacht Hitze und sehr unbe- deutenden Schweifs. Am 88. Morgens erhielt der allen Erscheinungen nach ganz fieberfreie Kranke ein Emeticum, und als sich am Nachir mittags aber noch leiser, fast unmerklich, dio Zeichen der anomalen intermittcns wie am

Sestrigen Tage eingestellt hatten, sogleich as Chinin in kräftigen Gaben und so in dei| .nächsten Tagen bei stark belegter Zunge die China und das Chinin mit fluchtigen Mitteln unausgesetzt mit dem Erfolge, daSs der in so wenigen Tagen auf beunruhigende Weise ^^\^

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kräfteto Kranke, dessen schmutzig gelbe Ge- sichtsfarbe in Verbindung mit Appetitlosigkeit, Eingenommenheit des Kopfes, Schwindel, ei- nem unruhigen durch ängstliche Träume gestör- ten Schlaf, und durch partiellen und nur immer einige Secunden anhaltenden Subsultus tendi- num wie die Tochter, die zuerst erkrankte, während des Verlaufes der Krankheit in höhe- rem Grade nur anhaltend hatte also bei so vielen Symptomep, welche die Ausbildung ei- ner Febris nervosa gastrica erwarten liefsen , bald eine frische Gesichtsfarbe, teinere Zunge, ruhigem Schlaf, einen kräftigern ^leichmä£ai- gen Puls erhielt, und so nach einem Zeitraum von 14 Tagen, ohne dem Krankenbette zu ver- fallen, sich der Gefahr der befürchteten Krapk- heit entzogen sah, wiewohl erst eine mehr- wöchentliche Nachkur die allgemeine^ Schwä- che zu heben im Stande war. , Anders dagegen verhielt es sich mit zwei andern Dienstmädchen des Hauses, welche zwar die leisen Andeutungen einer lutermittens ge- fühlt, dieselbe aber nicht hatten beachten wol- len und erst dann sich der ärztlichen Behand^ lung übergaben, als bei der gröfsten Kraftan- atrengung, über die beginnende Krankheit zu siegen, sie nicht mehr auf den Beinen stehen konnten und dem Krankenbette verfallen waren. Die leisen Symptome der Intermittens waren nicht mehr zugegen , und wenn ich gleich durch die sichtlichen Remissionen in den Morgenstun^- den veranlafst war, den Versuch, durch China energisch einzugreifen , auszuführen , so mufste ich doch bald von der Absicht, jetzt noch die Krankheit zu hemmen, abstehen, als das Bild der nervosa gastrica sich immer deutlicher aus- prägte. Bei dem einen Mädchen dauerte die

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Krankheit bis in die vierte Woche ohne be« eondera hervorstechende Symptome; bei der andern bildete sich die Krankheit als Nervosa torpida aus, zu der sich in der vierten Woche die Symptome entzündlicher AfFectiou des Co- lon gesellten, bis dennoch nach einigen und dreiw^ Tagen die Krankheit per Lysin schwand, und die Kranke hergestellt wurde. L&Ilit es sich nicht fast mit Bestimmtheit annehmen, daCs auch in diesen beiden Fällen der zeitige und kriftige Gebrauch der China die Krankheit in ihrer Ausübung beschränkt haben würde ?

Der Sohn des Hauses, ein zweiundzwan- ligjlhriger rasch aufgewachsener junger Mann wai während dieser Zeit erkrankt. Derselbe hatte euie grofse Furcht vor Ansteckung bei den obenerwähnten Krankheitsfällen gehegt, und war unglücklicherweise in seinem längst ge- hegten Plane, um diese Zeit eine Reise ins Ausland zu machen, durch unerwartete Um- stände abgehalten. Acht Tage vor seinem Er- kranken hatte er bei einem heftigem Sturze vom Pferde den Oberarm verrenkt. Auch er war unter den leisesten Zeichen eines perio- disdi eintretenden Fiebers erkrankt, ohne je- dodi| in der festen Ueberzeugung, durch kräf- tigen Willen den Ausbruch der Krankheit ver^ hüten zu können, seinen Angehörigen sein Un- wohlsein zu entdecken, und erst dann gezwun- gen, sich ärztlicher Behandlung zu vertrauen^ als die Eltern bei dem gänzlichen Mangel an Appetit, bei seiner veränderten Gesichtsfarbe und der grofiien bald eintretenden Hinfälligkeil den Ausbruch der Krankheit fürchteten. Hier schien das Chinin im Anfang noch günstig zu wiricen. Vierzehn Tage lang verlief die Krank- heit bei leichter Eingenommenheit des Kopfes

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ohne ir^nd ein gefahrdrohendes Symptom. Am vierzehnten Tage zeigte sich eine leichte Bin- tung ex ano, ohne dafs jedoch durch dieselbe der Zustand im Geringsten verschlimmert würde. Aber am 17ten Tage in der rechten Seite des fräher stets untersuchten und nie schmorzhalt ten Unterleibes ein beunruhigender Schmens. Am ISten Tage unter deutlichen Zeichen einer Darmentzändung mit heftigen Delirien profiise Blutungen ex ano; am Slsten der Tod. Stan- den die Blutungen in diesem Falle mit einer Erschätterung des Körpers als organischer Ver- änderung einzelner Theile durch den heftigen Sturz vom Pferdein Zusammenhang? Vielleicht lifitte das Ergebnifs der von den Eltern nicht gestatteten Section diese Vermuthung Sachsens, der den Kranken in den letzten Tagen sah^ b^- flt&tifft woran ich jedoch aus dem Grande zweifle, weil ein während der Dauer des Ner- venfiebers auf dem Gute arbeitender auswärti- ger Tagelöhner mehrere Wochen später in seinem Dorfe von der Krankheit ergriffen wurde, und laut des mir zugestellten Berichtes seines Arztes nach mehnnaligen starken Blutungen ex ano gestorben war.

Um diese Zeit beobachtete ich, wie schon in aUen vorhergehenden Jahren einzelne, jetzt mehrere Krankheitsfälle eines gastrischen Fie- bers, bei denen nach hinreichenden Ausleerun- "' gen so wenig die reine Zunge, als die Hebung j der Kräfte, welche nach ausleerenden Mitteln ' in solchen Zuständen sonst so bestimmt erfolgt, ^ sich einstellten, bis die China rasch den ei^ ^ wünschten Erfolg hatte. Der folgende Fall na^ '^ mentlich war gleich der Ausgang unglädK- ^ lieh scheint mir für die Wirkungsart der China 1 in solchen' Zuständen lehrreidi zu sein. Bin ^

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Tischlenneister hierselbst, ein riistigfor, urbeiU umn Mann ^ wünschte am 7. August in Ab« waMnIieit seines auf mehrere Wochen verrei- teten Antes meine Hülfe. Mit Staunen fand ich den Kranken, den ich noch vor mehreren Wochen als einen kräftigen , blühenden Mann bei seiner Arbeit gesehen hatte , im Bette lie- gend. Die sehmutsig gelbe Farbe dos abge- oiBgerten hohlen Gesichtes , die tief liegenden Augen 9 der übelriechende Athem, die loderar- tige, trockne Haut, die grobe Abmagerung des gaaaen Köripers, seugton beim ersten Anblicke von einem tiefen Leiden und der teigige Unter- r Mb, die braungelbo mit einer Borke belosfte \ Zunge, die Verstopfung in Verbindung mit den 1 andern Symptomen, deuteten auf das vorhan- dene abdominelle Leiden. Der Kranke war fibri- gena fieberfrei. Als ich ihn jedoch am Abend sah, hatte er starkes Fieber mit hochrother 6e- nehtslhrbe^ heftigem Kopfschmerz, starkem Dur^ 8(0 und gecen Morgen copiösem Schweifs. Oans in dieser Art soUto der Zustand schon vierzehn Tage gedauert haben. Bin starkes Broch- aiUel entleerte eine Masse galligt- schleimiger Btofflb mit grofser Erleichterung des Kranken^ ahne dafs jedoch die Zunge reiner, der Appe- tt im Geringsten besser, die Farbe frischer libr das Fieber sohw&eher geworden war. Auf ias Anersorglichste aufinerksam gemacht, em- jetat der Kranke vor Anfang des Fie- em fluchtiges Frösteln und ein Ziehen im ^ «-««ekgrathe. Dennoch wagte ich nicht, von *^ idsr imanq^esetzten ausleerenden Methode ab- ^^ feogeben. Als aber dieselbe nach acht Tagen ^ ilme allen Erfolg blieb, der Kranke von Tage ^ ta Tage in gröuere Gefahr gerieth, erhielt er lin T ^^ Morgenstunden sechszehn Gran Chinin.

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^ Wunderbar war die Wirkung des Mittels, i Fieber war am selbigen Abend unmerklioi ziemlich ruhiger Schlaf ^ kräftigeres Äeoi und ein Gefühl der zunehmenden Kraft am dl sten Morgen I eine auffallend reinere Zi zeugten von der Natur der Krankheit undij Werthe der China. Die fortgesetzte Behi lung durch China in Verbindung mit Bid und eine passende Diät bei starkem App^ stellten den Krauken so weit her, dals er| vierzehn Tagen Bett und Zimmer verfall konnte, bei Häckkehr seines Hausarztei Convalescent betrachtet wurde und ohne i tere Medicamente einer passenden Diit . noch fortwährend bequemen sollte. Ata den Kranken am 8. October wieder sah -4 hatte sich während der Zeit jeder äiztlii Behandlung entzogen, fand ich denaaj in einem hoffnungslosen Zustande, ineinem^ haltenden Fieber mit deutlichen Zeichen fi entzündlichen Leberleidens, dem er am 24. Oi ber unterlag. i,

Noch bis jetzt (Mitte Januar 1841) h men solche Krankheitsfälle in meine Beobf tung, denen die heimliche IntermittenszaGn liegt, und auf welche die China so fibei

S:unstig wirkt. Catarrhalfieber herrschen:, er Mitte December, eine Menge Menschen o Unterschied der Jahre und Constitution bc lend. Ein Fünfziger, der sich in den Wi nachtstagen erkältet hatte, erkrankte an . gewöhnlichen Catarrhalzufällen, gegen die am -89. Decbr. meine Hülfe nachsuchte. 1 stm, ein Druck in der Stimgegend, Appeti ■^eit, unruhiger Schlaf > waren seine ha« ■MJichsten Klagen. Bin periodisches FröS! b^gbiteta diese Beschwerden. Der Kranke

üjanke unlustig und kaum im Stande su la .aitst während des ganzen Taffes unb»- dl auf seinem Stuhle nahe dem Ofen. Ger Ibend empfindet er regclmärsis ein loicli- röstelu, und des Morgens nach der schlaflo« faeht unbedeutenden SchweiCsu Urin dick iegelrothem Bodensatze. Den Puls finde leute Morgen ungleich ^ unterdruckt, ein- schlage aussetzend, die Zunge rein. Das Ansehen des Kranken ist sehr yer&ndert dfiekt grobe Niedergeschlagenheit aus; ist ohne alle sonstige Veranlassung gans I seine Gewohnheit zum Weinen geneigt* it der Complex aller dieser nun schon vicr^ Tage anhaltenden Symptome nicht auf die prarteude Ausbildung einer Febris nervosa Jiin? -— Das leise Frösteln des.Abends^ pi^ge Schweifs , die Urina lateritia geben hier die Anzeige zur China. Der Pat er^ leehszehn Gran Chinin bis heute Abend «brauchen , dabei eine Mischung von Spir. > aeth. mit Opiumtinctur. Am folgenden bh sah ich ihn wieder. Die Nacht ist seht

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Appetit» Chinin und eb Chinadecoet w fortgesetEt. Am 8ten Nachmittags Anfall regelmibigen IntermittenSy Fiost, ECtse Schweib zusammen dauern etwa 2swei I den (die Beobachtung habe ich mehrfius machen Gelegenheit gehabt dafs bei unr m&bigen Intermittonten auf den mehrtib Gebrauch der China sich ein regelm&fsigerl/V selfieber-AnfiJI einstellte). Bei fortgesel Gebrauche der China finde ich am ll. Jl den Kranken sehr munter, er hat gut gesi fen, ibt mit Appetit, seine Kr&fte sind | ben und in der Mittagsstunde verläflit er Zimmer Mit den nächsten Tagen vollkomi Besserung.

Eine kräftige [Dame in den Dreilsiffen^ ' blutig, von außerordentlich blühender Gesü Ikrbe, hatte, nachdem sie seit längerer ^ an periodischen Kop&chmerzen gelitten ^^ Stadt verlassen, um die Pflege eines am GW lach erkrankten Kindes einer nahen Verwid zu übernehmen, und kehrte nach acht V| mit starken Halsschmerzen und fiebeiüdt ruck. Es hatte sich ein bedeutendes Geadl im Halse gebildet, und die Kranke fohltet nach dessen Aufbruch sehr erleichtert Kai Weges besserte sidi aber die Kranke sa i als dies nach Beseitigung scrfcher Affeotii sonst der Fall zu sem pflegt So wenig ;i petit als der irähere Kräftezustand stellt»^ ein, und die Kranke hatte in kurzer 2kM §o leidendes Ansehen, als sei sie von einer! MB Krankheit erstanden. Bei der genaoei Beobachtung, wekdie die sehr verstän£geKni auf rieh wandte^ und bei der täglichen i iriokl^ die ich ihr widmen konnte, ergab es i iHlr/iiM Tertiana mit dem heimlidistra C

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nkter sich in den Nachmittagsstunden auf gans kmze Zeit regelmäfsig einstellte. Der gute Erfolg der China rechtfertigte unsere Beobach- tang vollkommen. Nach eilf Tagen erfolgte ein Reeidiv, und die Dame hatte mit manchen fru* her nie gekannten Beschwerden su kämpfen, bis sie durch den fortgesetzten Gebrauch der China vollkommen hergestellt war. Nachmeh- lereo Wochen entstand späterhin eine Desqua-- nation der Oberhaut, fast des ganzen Körpers^ mchtrftglich den Beweis führend > dals eine Schmriachansteckung ohne den Ausbruch des Ausschlages Statt gefunden hatte«

Der nftohste Fall und der letzte, den ich hier etwas umständlicher mittheilen werde , ist gewissermalsen ein Musterfall, dessen genaue BeolNichtung meine schon früher erworbene Ansicht, diese täuschende Krankheitsfbrm der hflimliehen, intermittirenden Fieber, wie sie Mit dem Auftreten der wirklichen Wechsel« Mierepidemie im Jahre 18|{- noch fbrtbeste- bn, bei anscheinend galliger Natur und trots aller Symptome, die sonst die Anwendung der CUiMi ontersagen, namentlich trotz der stark belegten Zunge und aller &;astri8chen Compli- CBlioD, rasch und sicher durch grofse Gaben China nnd Chinin zu heilen, befestigt hat Mt dem Hai im Jahre 1838 bis zu diesem Aii^0iibIieke (Januar 1841) habe ich einen und deBMlhen Patienten fünf Mal von derselben Krankheit befallen gesehen. Der Kranke, einer iir aoagezeicbnetsten Männer unseres Landes, ria Mann von 85 Jahren, dessen Lebenstage onnnterbrochene , nach den verschieden- Seiten hin wirksame geistige Thätigkeit, 1 nur an oft durch ein Uebermaals dersel-

beamßhnet isl, erfreute sich seit Jahren

BS

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der besten Gesundheit^ bis ein onglucklicher Fall aus dem Wagen ihm eine Bntzändnng im Hüftgelenke verursachte y die von seinem Anete durchaus verkannt^ erst dann zur Beurtheilung urtheilsfahiger Aerzte kam, als schon organi- sche Veränderungen in der Nähe des Gelenkes eine Verkürzung des Fufses herbeigeführt hat- ten, und es sich nur darum Jbandelte, das Le- ben des Kranken sicher zu stellen. Dies ge^ lang bei der vorzüglichen Naturkraft des Kran- ken, der später bei dem Gebrauche der Bäder in Töplitz sich so kräftig erholte, dals er seine Krudke ablegen und an einem Stocke rascher und kräftiger, als man je erwartet, nviedernm- hergehen konnte. Seit der Zeit seines Falles litt dieser Herr noch viel öfter an einem Ca- tarrhalfieber, als dies schon früher der Fall gewesen sein und auch da ihn befiülen ha- ben sollte, als ich am 6. Mai 1838 von ihn zu Rathe gezogen wurde* Seit drei Wochen war der Pat unwohl , ohne ein anderes hervor- stechendes Symptom angeben zu können, ab dals er nach dem leisesten, nur Secunden, höch- stens eine Minute lang anhaltenden sSrösteln, einer Eingenommenheit des Kopfes und einem Gefühle greiser Mattigkeit schon gegen Aboid sein Lager zu suchen gezwungen war, auf dem* selben die Nacht in unruhigem nicht erquicken« dem Schlafe' zubrachte und dasselbe am näch- sten Morgen wieder verlassen konnte. Am Tage war das Befinden so lange gut, bis die Scene sich gegen Abend wiederholte. Seit wenigen Tagen hatte der Kranke den Appetit verhire% eine belegte Zunge bekommen, war verstimmt und so angegriffen, daüs er seine tägliche Spa- zierfahrt ins Freie unterlassen hatte. Der ih» behandelnde Arzt hatte theils durdi Diaphoia-

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ticAy theils durch ein Breeh- nnd gelinde Ab- iuhfmittel vergeblich diesen Zustand zu besei- tigen gesucht y ohne dafs er etwas Anderes er- reidit hatte, als dafs der Kranke während der drei Wodien einzelne ganz gute Tage hatte. Bedachte ich analoge Fälle, so zweifelte ich keinen Augenblick an der Natur der Krankheit und rieth dringend (unter feierlichem Protest seines Arztes) zum Chinin, nach dessen Anwen- dung der Kranke in vier Tagen vollkommen wieder hergestellt war.

Bßchts desto weniger lieb ich selbst mich dordi das Auftreten der Krankheit im nädisten Augittt täuschen, -als das plötzlich^ Auftreten eines galligen Fiebers meine Anwesenheit bei dem Kranken nothwendig machte. Ein kräftiges Kwtfifmn entleerte eine auiserordentliche Menge Galle und fortgesetzte gelinde Ausleerungen nach unten hoben nach wenigen Tagen den Krankheitszustand vollkommen. Durch eine un- angenehme Gemüthsbewegung, vielleicht auch dnich eine Erhitzung und eine Indigestion bei einea nicht zu umgehenden Diner, trat von Neoen Unwohlsein ein. Pat. klagte über ei- sen Druck auf dem Kopfe, bekam eine gdbe Gesichtsfarbe, Appetitküugkeit, von Tage zu Tage eine mehr belegte braungelbe Zunge, ein Gefühl von Spannung im Unterleibe, unirulugen Sdhiafy bald beunruhigende Träume, und bei gOHUier Beobachtung gegen Abend ein gelin^ des momentanes Frösteln, dem Arzte kaum wahr- nehmbar, von dem Kranken bezeichnet durch des Oeiuhl eines augenblicklichen Verlassens der naiirlidien Wärme. Diesem Znstande folgte eine wenige Stunden unlialtende gelind erhöhte HaullomperaUir, zuweilen ein gelinder SchweÜs. Im Laufe dez Tages war die Hauttemperatur

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noimal. Bf^dadite ich den fräheren deuüidiea Status bUioaus, der so schleunig auf Anwen- dung ausleerender Mittel sich verloren hatte, den kursen Zwischenraum seit jenem Elrkran- ken y die Ursachen der augenblicklichen Krank- heit, so mu&te ich ausleerenden, die abee* sonderten krankhaften Stoffe ansführencbn^ Mitteln die Heilung anvertrauen. Ohne daOl indeis dadurch auch nur die geringste Bosasi fang in den nidisten Tagen herbeigeführt wprdi^ gewann das Fieber nicht nur des Abends be» •timmter sein Terram auf eme viel deatU«di0ie Wrae, sondern es stellte sich am siebentet Tage auch des Morgens acht Uhr ein dnroh leirai Frost und nachfolgende Hitiie benidi» neter Fiebersustand ein. Dabei war der Knipks so entkräftet und sein Aeufseres so vwfUHi^ dab ich die Ausbildung einer subintranS| W9 nichl contmua erwarten durfte 9 wenn es weht gelang, durch sofortige Anwendung der China die KranUieit su bezwingen. Sofort nach den Gebrauche derselben besserte sich der Zustand^ und bei längerer Fortsetsung des Mittels io vollkommen, dab der Genesene während dfli folgenden gans&en Jahres ärztliche HvOfe nicht in Anspruch zu nehmen brauchte. ImSeptesH ber 1839 und 1840 erschien die Krankheit wie^ der und ward sofort durch Chinin gehoben, üb November 1840 bereisete dieser Hen in seiM Eigenschaft als Landstaud den Landtag, osd war 80 rüstig und munter, als seine viehn Freunde ihn seit Jahren nicht gesehen hiUtasb Am 14. December verlieis er dieVersamnkM erklUtete sich bei der Reise von vierzehn Ms»" len, die er an diesem Tage machte, hatte m löten mehrere Confereuzen mit versohiedeoiBf 9ehdrden, uad reisete noch gegen Ab«ttd fid

I Mdm Meilen entlegenes Lendgut. Dort an- koBunen, mnlete er die Hülfe eines Anten sbsuchen. Undeutlich wie stete ^ erschien dl diesmal die Krankheit, erst in Form eines ArAalisehen, dann eines gastrischen Klebers isdiend, und als solches behandelt wie vor 1 im Au^t 1838. Als dabei der Zustand h veisehlunmerte , der Appetit gännlich ver- iwunden, die Abnahme der Krme auffalleod i erschreckend war, die Nidite immer scUaf- tf und unruhiger wurden, lieb man midi

19. December sn dem Paiienten holen. Ich d den Krankon elender als je vorher, das Aar so schleichend und heimlich, und alle »gen Zeichen wie früher, die gelbe dickbe* ;te Zunge, die graugelbe Geaiätsfhrbe, den idk auf dem Kopfe , den dicken Urin mit dem gekothem Satne , den ungleichen schwachen W$ ddiei aber den in früheren KrankheitsflU-

atets lebhaften und geistig bewegten Mann, ilnalunlos und mit dem Ausdrucke eines gro- n Leidens in allen seinen Mienen. Die so- ige energische Anwendung der China hatte ih diesesmal den gl&nKonden Brfolg, daüi,

ich am 3. Januar den Krauken wiedersah,

Zunge gann rein war, der Schlaf ruhig eu rden anfing, der Appetit sich einstellte und \ heimliche Fieber sich nur gegen Abend eh ein viertelstundiges Pulsiren in der Schlä* gegend andeutete. In der Folge verlor sich

dem Gebrauch der China, wie stets in den boren Krankheitsfällen, der geringe Schweifli fßü Morgen, und der dicke ZUegelurin wurde ab und nach klarer, floüs reichlicher, so dsAi L nach zwanzig Tagen auf sein Gut zurück- bren konnte und sioi g&nzlich wieder erholt L Was würde aus diesem Kranken gewer-»

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«den sein, wenn die deutlich als gastrisch- giüligt erscheinenden Fieber durch ausleerende Mittel hätten behandelt werden sollen ? So sehr bedeutend die Menge China und Chinin ist, weldie derselbe in dem Zeiträume voii mehre- ren Jahren genommen hat, und zwar unter Um- St&nden, die nach den Lehren der Schule des- sen Anwendung verbieten; so hat dies Mittel nicht nur gunstig auf den Kräftezustand des da« mit Behandelten gewirkt, sondern es hat anch namentlich nicht die germgste störende Einwir- kung auf die Secretionen des Körpers gehabt

Manche Wöchnerin habe ich durch Fieber dieser Art in einen gefährlichen Zustand ver- ftdlen gesehen. Eine junge Frau ver0el nach ihrer ersten leichten Entbindung bei fortgesetz- ten fruchtlosen Anstrengungen, ihr Kind selbst zu säugen und dadurch bewirkter schmendiaf- ter Entzündung und Eiterbildung in der fttist^ ganz allmählig in diese, lapge Zeit unbeachtete, Intermittens , verbunden mit starkem Husten, einer so verdächtigen Haltung der Lungen und einem so raschen Verfall der Kräfte ^ dafii die Furcht vor Ausbildung einer Phthisis setiff be- gründet erscheinen muCste, eine Sachlage, die um so verzweifelter zu werden drohte, als an- scheinend eine schleichende Darmentzändung mit profusen Ausleerungen hinzutrat. Als M auch hier unter Protest eines dissentirendea Collagen die China anwenden lie£9, und zwar China und das Chinin in sehr grofsen Gabeo^ brachte ich nicht nur das Fieber mit sraie« Anhange, dem Husten und der I^aRhöe, zum Schwelgen, sondern ich konnte auch durch die Anwendung des kalten Seebades die nach «* uem Jahre noch zuweilen bervortaudiende Diar-

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riite und die fibriggebliebene SdiwSche des Körpers g&ndieh besoitigen.

Wunderbar \f$x die Wirkung dor China bei ei- ner andern nach der Entbindung erkrankten Frau. Diese mit dem Habitus phthisicus bezeichnete Ungluddiche, der mehrere Geschwister an der Lungenschwindsucht gestorben waren, schon nach ihrer ersten Entbindung hi die Atria je- ner sdirecklichon Kranklieit gelangt, lag nun in einem weit vorgerückten Stadium. Die b»- stimmten regclrnftbigen Erscheinungen einer iieimlidien Intormittens , die taglich eine Inter- nussion, euwoilen nur eine Remission von sechs bis acht Stunden machte, bewogen den Haus- ant| nach unter uns genommener Berathung, zur Anwendung der China und dos Chinins in starHen Gfiben, wodurch es nicht nur gelang, das Fieber, das alle sechs bis sieben Tage von jetzt erschien, fast zu unterdrücken, sbndern auch den Hosten und Auswurf so bedeutend zu mildem und die Kräfte der Kranken so zu he- ben, da(s sie das Bett, bald ihr Haus zukloi-^ nen Spatzierg&ngen verlassen und nach eim'gen Monaten eine Reise von über acht Meilen aub liand machen konnte. Im Herbste trat die Phthi- ßiB mit erneuerter Heftigkeit hervor und im näch- sten Januar erlag die Kranke.

//• IntemditenUi larvaiaef

So leicht es ist, mit der Diagnose und The- rapie solcher Zustände ins Klare zu kommen, wenn Wediselepidemiecn herrschen, so schwer ist oft die Aufgabe, wenn diese Fälle, wie seit Jahren , als Folgekrankheiten einer Kpidomio sporadisch vorkommen. Kino eigenthijmtichc Blässe des Gesichts , m vielen Fällen eine auf-

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fallend blasse Zunge ^ die Urina lateritia unter- stützen zuweilen die Diagnose. Oft ist aulser dem periodischen Symptom nichts Krankhaftes; der Blick des Arztes mu^hier« wie in so man- chen andern Fällen , zu entscheiden wissen über die Anwendung der China , die giebt es un- umstöfsliche Erfahmngssatze in der Medizin in solchen Fällen unbedingt Hülfe schafft^ un- bedingt schadet 9 wenn ein anderer Krankheits- zustand als eine Intermittens zu Chrunde «lieffL Die Zahl der von mir beobachteten Fllle ist

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nicht unbedeutend. Namentlich habe idi man- die Fälle von Gesichtsschmerz gesehen, dii^ alle rasch und sicher durch China gehob«i wor- den, die aber verkannt und schwankend b^. handelt, sich bald mit Stockungen im Unter- leibe complicirten und dann eine langwittwo von der ursprunglich erforderlichen ganz ab-^. weichende Behandlung erforderten, Cephai- laeen, Gastrodynien, Ohnmächten, Herzklopfea des heftigsten Grades mit begleitenden Symp- tomen ^ welche eine organische Herzkrankheit furchten lieisen. Nur einige Fälle von, wie mich dünkt, ungewöhnlichem Interesse mögen hier aufgeführt werden.

Am 28. Februar 1837 erkrankte eine Frau von sechszig Jahren, die schon seit längerer Zeit an Neigung zur Verstopfung, zuweilen an ko- likartigeu Schmerzen im Unterleibe, an Flatu» lenz gelitten hatte,' plötzlich an einer' heftigen Kolik, die augenscheinlich durch Erkältung ent- standen, nach etwa zwölf Stunden gröfisten- theils gewichen war, so doch, dals am näch- sten Tage noch eine gelinde antiphlogistische ausleerende Methode nöthig wurde. Die Pa- tientin war dadurch so angegriffen, dafs sie, als alle Schmen&en längst verschwimdea waren^

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dolsh das Bett nicht verlasBCD konnte , nnd fortwährend belegter Zunge und gafltrisehen Symptomen durch gelinde ausleerende Mittel beliandelt werden mubte. Mit gröfster Behu^• samkeit wurde gegen diesen Zustand mit ge- linden stftrkendeu Mittehi verfahren, wodurch sich das Befinden auch bessern su wollen sdiien. In der Nacht vom 16ten auf den 17ten M&re wurde ich unerwartet su der Kranken gerufen. lUgungslos lag dieselbe mit entstellten Hippo- kiatischen Gesichtszügen sorfliefsend in kaltem Schweifse, mit kaum fühlbarem Pulse, anlGMr Stande cm. Wort 2U sprechen oder ein Glied «i rühren, in einem Zustande , dalk ich, nach dMi Infbem Habitus der Kranken und allen Efstbeinungen , den Tod in der NiÄhe glauben Oiulkier. Aeulsere und innere Mittel brschten die Kranke allmählig so weit, dalii sie mit der grölsten Kiaflanstrcngung angeben konnte, dafh sie eine Stunde nach dem ersten Schlaf unter dem Gefühl einer groGsen Angst und bei all- in&hligem Vergehen ihrer Sinne, uuter Aus« 1 bruch eines kiüten SchweiilMss in den beschrie- benen Zustand verfallen sei. Gegen Morgen hatte die Kranke sich ziemlich erholt und er- hielt starke Gaben Chinin mit Opium. Ge« nau um dieselbe Zeit in der nächsten Nacht derselbe Zufall, die Kranke blieb bis gegen Morgen mibesiiinlich , regungslos in einem so- porösen Zustande. Sobald sich der Zustand gegen Morgen zu verlieren anfing, erhielt die Pat. zweistündlich eine Drachme Pulv. cortic. Peruv., Klystiore von China, Umschläge von Spir. aromat mit China. In der nächsten Nacht ein gelinder Schweifs und ein Anflug einer leich- ten Ohnmacht^ bei fortgcHotztem Gebrauche der Chma kein neuer Zufall; jedoch bedurfte es

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einer langen Nachkur durch passende Anmei« mittel und Bader^ bevor sich die Kraniale erho- len konnte« Die Unterleibsbeschwerden, an denen die Kranke viele Jahre vorher gelitten hatte, gegen die wohl kein Arzt Chinin ver- sucht haben möchte, waren mit der Krankheit gänzlich geschwunden und haben sich bisher nur äufserst selten und gelinde wieder einge- stellt. — Uebrigens habe ich in manchen Fäl- len dieser Art die Unsicherheit des Chinins und die sichere Wirkung der China in Substanz erfahren, und vielleicht erinnern sich manche meiner academischen Commilitonen bei diesw Gelegenheit der Warnung unsers Lehrers, des unvergefslichen Berends, der das Chinin ans eigener Erfahrung gegen Wechseifieber nicht kannte, und bei der sicheren Wirkung der China in Substanz gegen Febres iutermittentes eomi- tatas ermahnte, nur dieser zu vertrauen, um nicht durch Vernachlässigung dieses Mittels ein Menschenleben aufs Spiel zu setzen.

Ein junges ]||dädchen von 15 Jahren war in seinem dritten Lebensjahre von einem scro* phulösen Knieschwamm befallen, und un- ter unsäglichen Leiden bei Jahre lang anhal- tender Entzündung und Eiterung in der Nähe des (Sclenkes auf wunderbare Weise dem Tode entgangen. Aufser an jener Stelle hatte über- dies die Dyscrasie an verschiedenen Theilen des Körper« Ablagerungen gebildet und Verein terungen unterhalten. Seit einem halben Jahre waren auch die letzten eiternden Wunden aus- geheilt, und die so nothwendige Anlegung künst- licher^ ableitender Geschwüre hatte bei der entschiedenen Abneigung der Angehörigen un- terbleiben müssen. Dies junge, jetzt starke iwd blühende Mädchen, verk>r nach und nach

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Mino Muhende Gesichtsfarbe, klajB^e zuweilen über periodische Schmerlen im Kopfe j die sich im December 1839 und dem folgenden Januar regelmäfsig gleich nach dem Rrwachen einsteli- ien, stärker wurden , sobald die Pat. ihr Bett verlieb. Daim konnte sie vor Schwindel kaum gehen , oft trat eui sehr hcfLiges Erbrechen ein, und dann wälirte der etwas gelindere Kopf- schmenB bis gegen Nachmittag. Abends war sie Arei und munter. Von Tage bu Tage wurde das Mädchen bleicher , der Appetit verminderte sich 9 die Kr&fte schwanden so sehr, dafs es jede Bewegung ängstlich vermied und am lieb- sten liegen mochte. War es nicht natürlich, unter diesen Kischeinungon an eine Wasserer- giebung in Cerebro zu denken , wenn man an- nahm, dab nach dem Auiliören einer Jahre lang bestandenen Eitersocretion in einem scro- phinfisen Subjecte ein innerer edlerer Tlieil der Ablagerungspunct geworden sei? ^ Dann war die Therapie , aber mit welchem Anscheine von Erfolg gegeben ! Wie gefährlich aber war daiui die China. Und doch bestimmten mich analoge FMlO) der Habitus der Kranken , die Urina la- teritia, auch diesen Fall durch kräftige Gaben China su behandeln., die daim auch schon nach wenigen Tagen durch ihre günstige Wirkung die Natur der Krankheit documcntirte. Ware die Krankheit sich überlassen geblieben oder auf andere Weise behaudelt, so i»t es wahrscheinlich, dafs in einem solchen Falle, wie sonst so häufig nach Wechsollieborn im Unterleibe Wasseransammlungen entstehen, sich hier dergleichen unter der Uirnschaule auHge- bildet hätten, und wie würde dann bei schlinn mem Ausgange die Kpicribis das Krgebnifs der Section beurtheilt haben ! Gewifs würde mau

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den Hydrops als Ausgang eintr schleichenden Entzündung angesehen haben.

Eine Frau, die in der Mitte des Novem-' bers 1840 entbunden war, erhielt acht Tage nach ihrer Entbindung bei einem durch Diftt- fehler hervorgebrachten gastrischen Zustand ein Bmeticnm, worauf sie sich ganz wohl befand« Nach acht Tagen wurde ich wieder au dersel« ben genifen und fand sie in einem gans auf- lUlenden Zustande. Die Kranke luttte eine fOrchteiliche HerzensMigst, ihr Auge einen so mist&ten, fremdartigen Blick , dais ich schon «US demselben den Ausbruch eines heftigen De- liriums erwarten durfte« Mit aller Mfihe sndite diese Frau sich selbst su beruhigen , da sie keinen Grund für ihre Angst auffinden konnte; dessen ohngeachtet aber sprang sie alle Au- genblicke ans dem Bett, in der Absicht, ans dem Hanse zu fliehen, sprach immerwährend von dem sich ihr gewaltsam aufdrängenden €redan- ken, sich das Leben zu nehmen, und mochte 80 wenig ihren Mann als ihr Kind sehen. Da- bei starkes Herzklopfen, einen aufgeregten nicht sehr beschleunigten Puls, keine besondere Hitze des ganzen Körpers oder auch nur des Kopfes. Am gestrigen Tage sollte ein ähnlicher Zustand Statt gefunden und sich in der Nacht unter heftigem Schweifse verloren haben. Die Kranke hatte dann einige Stunden ruhig geschlafen, war ganz munter erwacht , hatte mit Appetit Etwas genossen , als um 10 Uhr die Angst von Neuem eintrat Ich verordnete ein temperirendes Mit^ tel, jedoch am folgenden Morgen, als nach mehrstündigem ruhigem Schlafe und Schweißig unter mehrmaligem Gähnen und Ziehen im Buk« ken der Zufall sich wieder einstellte, eine die aufgeregte Kranke aufscrordentlich beruhigende

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Xifldiiuig aus Tinct Opii mit Spir. sulph. aeth., und sogleich mit Eintritt des Schweifses Chi- nin wahrend der ganzen Nacht zu nehmen^ Wo- doreh dieselbe für den folgenden Tag ganz frei bUeb, und bei dessen Fortgebrauch sich bald ginslieh erholte.

Ein fünfzigjähriger^ corpulenter Herr mit Habitus apoplecücas, der eine kräftige nahr- hafte Di&t führt, seit Jahren an heftigen Au- genentsändungen, flechtenartiger Rothe des Ge- nidit68 und an manchen rheumatischen Be- sdiwarden leidet, Zustände, gegen die er jähr- lieh prophylactische Aderlässe, Sdiropfkopfe und Blutegel anzuwenden gewöhnt ist, wurde schon seit Jahren hin uud wieder von einem schwin« dolartjgen Zufalle helmgesucht, der in uuregel- ■ilsiffen Zwischenräumen wiederkehrend unter den Gefühle, als ziehe sich ein festes Band um ■eine Stirn, ihn plötzlich befällt. Der Ergriffene mnkt in einen ohnmächtigen Zustand mit fast ginzlicher Aufhebung des Bewufstseins, kommt aber sehr rasch nach Anwendung fluchtiger Biechmitlel wieder zu sich, mit dem nachblei- benden Gefühle grofser Ermattung und Ab- spannung. Eingenommen gegen ärztlidie Hälfii- luisüingen, und stets von der Ueberzeugung ei- baldigen Todes durchdrungen, versclunä- er jede ArzneL Im December war er aber^ Bebrwochentlicher Abwesenheit von Hause, mandier unangenehmen Gemäthsbewcgung gelieffui| und kehrte so elend zurück, dafser ■ieh sdur nach ärztlicher Hülfe sehnte. Zum Ktodnecken veiftndert fand ich diesen Mann. AvflUlend abgemagert, hatte er keinen Appe- lit| eine gelbe Gesiehtsfarbo und eine so hef- tig Angenentsnndung, dals die von einem blul- üümn GeA^vnlste umschlossene, trübe Cor-.

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nea^ seit der vierw5chentlichen Abwesenheit des Patienten, zwei Flecke bekommen hatte. Dabei fröstelte der Kranke häufig, schlief sehr unruhig, war im höchsten Grade mifismuthig nnd verstinmit, und litt öfter als je an dem vor- übergehenden Schwindel. Nach Feststellnng und Einleitung einer strengen Diät erhielt der Kranke ein Emeticum, intercurrent Blutegel in . der Schläfengegend (einen Aderlais hatte er wie gewöhnlich sich selbst verordnet) und un- ausgesetzt abfuhrende Mittel« So war nach drei Wochen das Auge merkUch gebessert, aber dieselbe Verstimmung, dieselbe cachectische Gesichtsfarbe, fortwärendes Frösteki, Unbe-* haglichkeit, unruhiger Schlaf und fast regel- mlUbig an jedem Tage ein Anfall von Schwin- del. Als mir nun plötzlich bei der regelnia(si-r gen Wiederkehr des AnÜEÜIes in den Naöhmit-^ tagsstunden zwischen 3 und 4 Uhr (die Um-« gebnng und der Patient erinnern sich auf mein Befragen 9 daä seit Jahren dieser Zufall nie des Morgens, sondern stets in den Nachmit- tagsstunden erschienen sei) , in Verbindung mit dem ganzen Habitus der Krankheit die Natur einer Intermittens larvata vorschwebte, griff ich, obgleich in diesem Falle Alles die China zu contraindiciren schien, doch sogleich ssü diesem Mittel, dessen gute Wirkung unmittelbar folgte^ indem nicht nur am folgenden Tage der Schwin- del ausblieb und bis heute, nach vollen acht Wodien , auch nicht ein Mal wiedergekehrt ist, sondern der Kranke hatte nach vierundzwan- zigständigem Gebrauch der China seit einem Monate zum ersten Male warme Hände ^ da sie sonst immer kalt und feucht waren. Leider! hat^ obgleich der Körper sich verhäitnllsmäfsig wieder recht erholt hat> das Auge fast ganz

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gut ist y doch der Gesammt£ust«nd sich nicht aa gänzlich gebessert , als bei fortgesetztem Ge- brauche der China wozu der Kranke nicht länger aiu bewegen war gewifs der Fall ge- wesen wäre. Wie mancher, dem bcschricbcneD ähnliche, Krankheitsziisland ist von jedem be- schäFügteu Arzte |>lücklicli durch cinf^reifonde brastlca behandelt? und die Behandlung ei« ues solchen Falles durch China würde roan^ chen Arzt^ der nicht sehen kann^ oder nicht se« hen will, wie merkwürdig die durch Witten rungsconstitution bedingten Veränderungen in dem Charakter der Krankheiten sind, und wie viel mehr Gewinn die Therapie iil einzelheb Fällen von der genauen Beachtung solcher Vet- änderuttgen der Krankheiten, als oft von dta glähzendsten pathologischen Wahrheiten und Dichtungen über Krankheiten ziehen kandi hier den krassesten obsoleten Brownianismus ha« beu finden lassen ! Die Iblgeddeu Fällö dtt- tiren aus derselben Zeit.

Eitie Dame im Anfange der DrdUsigei^ die oft und stark an rheumatischen Schmerzen, na- mentlich des Gesichtes, leidet, wurde im An- fimge des Decembers von einem heftigen Schmerz in der Lumbargegend, der hach den be-

f leitenden Symptomen von einer PsQitis herrührte, efallcn^ diö Schmerzen, so heftig, dafs sie oe- teris päribus zu allgemeinen lind firtlich^n Blut- entziehungen bestimmt hätten, entstahden re- gelmäfsig am Nachmittage und währten bis in die Nacht. In Folge derselben war die über- haupt sehr lebhafte Kranke so aufgeregt, dafs me nAch mehrered schlaflos zugebrachten Näch- ten bei offnen Augen beunruhigende Bilder sah, und nur noch mit der gröfsten Anstrengung die f^rscheinondeu Spuren eines Deliriums untere

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drücken konnte. Die sofortige Anwendung der China hob augenblicklich den Zustand, der schon acht Tage oluie ärztliche Aufsicht gewährt hatte.

Die beiden Töchter dieser Frau, resp. von dreizehn und vierzehn Jahren, litten nicht lange nachher einen Tag um den andern an Ko^- schmerzen mit Erbrechen, phne dagegen Etwas zu gebrauchen. Als am 10. Februar die jfin- gere während eines solchen Schmerzes in einen wahrhaft eataleptischen Zustand verfiel , ver» hütete die China jeden fernem RückfalL

Interessant ist folgende Beobachtung* Ein vierjähriges « sehr liebliches Kind , stets gesund, erwacht in der Nacht, weint und schreit hef- tig und spricht eine greise Angst aus über g^ spensterhafte Gesichter, die ihr von allen A»- tcn im Zimmer erschienen. Diese Scene wie- derholt sich um dieselbe Zeit allmählich und so heftig , dais das sonst do fromme und toliige Kind nicht im Bette zu halten ist, bis es nach der gröfsten Angst nach Verlauf einiger Stun- den unter starkem Schweilse in S<älaf ver- {«illt Während des Tages nicht die gering- ste Spur von Unwohlsein. Als ich, naohdea die Anfalle sich sechsmal wiederholt hatten, die Kleine sah, erhielt dieselbe 10 Gran Cluniii, auf welche die ruhigste Nacht folgte, ohnedilb bisher auch nur der geringste Zufall der Art wieder eingetreten wäre.

Ich schliefse diese Mittheilungen mit dtf Bemerkung, dafs sich seit dem Januar diesd ' Jahres die Fälle der heimlichen Intermittantes 80 wie der larvirten Form zu mehren adieineft

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Tn Folge einos allgemein verbreitet gewesenen CatarrhQlflebers treten diese Ziist&nde ein und erachöpren die Ergrifleneny wenn niciit gleich die China angewandt lyivAy so sehr, dal's aio sich sehr langsam erholen. la einem Falle ent- standen bei einem jungen fünfzehnjährigen, kräf- tigen Mädchen y in Folge des Fiebers , bei im« raer gröfsercr Schwäche , Pctccliien. Tödtlich wurde* die Krankheit bei einem Anifxigj&hrigen, robusten Landroann, der von dem Calarrhalfie- ber mit den dasselbe in allen dicHcn Fällen beglel- tendeu angiiiösen Beschwerden crgrifTen^ von Acinem Arste zweimal zur Ader gelassen war. Beim Veivchwinden der ratarrhulischen Zufdlie blieb die heimliche Intcrmiitcns^ ohne dab die-* selbe erkannt und in ihrer Bedeutung gewuiw digt wäre« Als ich am tochszehnten Tage der Krankheit den Befallenen sah, erkannte ich so* fort eine duplicata mit den noch deutlichsten Intorroissionen , während welcher derselbe bei vollkommner Besinnung über sein Befinden mit Klarheit sprechen konnte« Unter vielen , den schlimmen Ausgang vcrkfaidendcn SymptomeUi war auch eine den ganzen Schenkel ergreilende schmerzhafte erysipelatöse Entzündung. Die China achien im Anfange auch hier nicht ihre Dienste versagen zu wollen, aber nach acht Tagen erlag der Kranke, vielleicht weil die Gaben der China nicht grofs genug, denn lei- der gab ich sie nur in der kurzen Intermission drachmenweise pro dosi, da doch Torti (aber wer denkt in jetziger Zeit noch an Torti !) mit seinen halben Unzen pro dosi mir hätte zum Uaster dienen sollen!

Eben so habe ich in einer Familie, deren vier Töchter vom Scharlach befallen, nicht nur die heimliche Intermittens nach normalem Ver-

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schmndeii des AüsflM^hlags (wie bc^i der Dämd Sil8) bei dreien dersell^n beobachtet; sondern die vierte^ ein Kind von sieben Jahren > erlitt am dritten Tage nach der Eniption des Aus- schlages den ersten Anfall um Mittag , dessen Ende mit starkem Schweifse in der Nacht er^ folgte, und nach einem freien durchaus guten Befinden am nächsten Mittag den zweiten mit dem heftigsten Kopfschmerz ^ bald mit tJnbe-> Sinnlichkeit und Irrereden und einer Menge sehr beunruhigender Symptome. Noch in derselben Nacht wurde die China gegeben m^t dem et^ warteten gänstigen Erfolg ; wie würde derselbe gewesen sein, Wenn hier die Annahme einer Gehirnentzündung, woßir die Bjrmptome deut« lieh sprachen, dieBehandlung bestimmt hätte?

-^ a?

IL

Zur

Oeschiolite, Pathologie und The^ rapie des Wecluielfieberli,

Von

Dr. Berubard Rilter^

ynjkU Ante lu R^Uenbarg tm Neckar, im Könlgcrioli

MfUrtemberg.

(FortieUong. S, von St 8. 3»)

y 8. Nächstf Ursache c{ej Wichselfifher»»

MßtM, Wesen dos Wechselfiobers hat von Awk Utesten Zeilen bis auf uns den Forsohungsceist der Aente vielfältig beschäftigt y und dodi kön- nen wir uns bis heute noch nioht rühmen, das- selbe gehörig erfaüit su haben. Hipp&kraies leitete die dit&gigen Fieber und die dreitägi- gen von in eu grofser Menge in die ersten Wege ergossener Galle ab, und schrieb das vierUgtge der schwanen Galle su. BiokUs legte das Vorhandensein von in den ernten We- gen angesammelten Säften sum Grunde ; Askle^ piadfs besehuM^te Unterleibaverstopfimgei^;

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Galen nnd seine Anhänger verlegten den Sits der Krankheit in den Magen, das Gekröse und die Gedärme; FerneliuSy Th. Bartholin ^ Baillou, Deshois beschränken denselben auf den Zwölf- fingerdarm und die Leber , während Höffmanny Fizesy Haxhanty SenaCj Medicus ihn auf allo Eingeweide des Unterleibes ausdehnen, weil sie dieselben bei der Leichenöffnung mehr oder we- niger krankhaft verändert gefunden haben ; Syl* viusy Dippely Trnkay Stoll u. A, nehmen eine Schärfe, eine Verdickung der Galle und des Bauchspeioheldrüsensaftes an; van Swieten be- schuldigt eine gewisse periodische Verstinn- mung des Nervensystems; Brown Asthenie; Cuüen Atonie und Krampf der MuskeUasem; Marcus glaubt, dais das Wesen der Wechsel- fieber in einem entzündlichen Znstand der Lymph- gefäbe; Broussais in einer Entzündung der Ma- genschleimhaut; Sprengel in verhinderter Zulei- tung und Verbrauch von Imponderabilien im splanohnischen System; Baumgärtner im Gang* liensystcm; Hüdenbrand im reprodactiven Sy- stem begründet sei u. s. w. Von diesen Hy« pothesen wollen wir einige einer besondera Er-f örterung würdigen und noch einige andere hin* sufugen,

a) Broussais' Theorie. Unter allen Schrift- stellern, welche den Sitz des Wecbselfiebem in die Verdauungsorgane gelegt haben, ist Broussais^ derjenige, welcher diese BehauptUQg auf eine gröfsere Zahl von Beweisen zu stütsen gesucht hku Nach der Ansicht dieses Sdirift- steilere ist das Wechselfieber eine periodiaoks Magendarmentzündung. Er nimmt aufseidefll an , dalis das Gehirn und die andern Eingewetde sympathiscb, sowie in den anhaltenden Fieben gereist sind, und der Haupftuts der Reinnf

ii'0iden kdonen. Er stfilat diese Behauptung auf folgende Satse : 1) Pinel hält die gewöhn- lichen Wechaelfieber für gana gleicher Natur mit den wesentlichen, und durch diese scharf- sinnige Zusammenstellung hat er die Entdeckung ihres Sitsos vorbereitet. S) Die meisten Schrift- steller verlegen einstimmig den 8it2 ie% Wech- selftebers in die Verdauungsorgane und ihre Anhinge. 8) Man sieht oft Wechselfieber bi- lifis« «lynamiseh und anhaltend werden , und umgekehrt gallige und schleimige Fieber sich in periodische umwandeln. 4) Die meisten deri voa den Schriftstellern für die Wcchselfleber angegebenen Ursachen wirken direct oder sym- pathisch auf den Magen. 5) Ein Wechsel- flebeimufall bietet alle Erscheinungen eines an- Iwltenden Fiebers dar. 6) Die Anorexie, der Widerwille vor den Speisen, die Neigung lom Erbrechen, die Empfindlichkeit ond manchmal der Schmers im Epigastrlum sind die Vorl&ufiBr des Anfalles. Diese niimlicheu Symptome, so- wie Ibmer der Durst, die Hdthe der Zunge^ die Abneigung vor reizenden Getränken, das Verlangen nach kalten und wftsserigen, und manchmal das Erbrechen, finden während der Periode der Hitze Statt, und sind dieses be« kanntlich die Symptome der MagendarmentEun- düng. 7) Die Praktiker haben die Nothwen- digkeit der antiphlogistischen Mittel und die G»« fihr der reizenden, während des Anfalls, a»- eikannt 8) Sie haben ebenfalls gefunden, datb die China, wenn sie verordnet wurde, bevov man die Kranken auf eine strenge Diät gesetsi und sie einige Zeitlang einer antiphlogistisohen Behandlung unterworfen hatte, sehr dl die Krankheit verachlimmerte, das Fieber anhaltend machte , indem ^s manchmal dadurch in den

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^dynamischen und atactischen Zustand über*

S* lg. Broussais versichert ssu gleicher Zeit, b er oft diese Zufälle in Spanien und Ita- lien, wo er diese Wechselfieber gleich von ihrem Beginne an mit Tart emet. und der China angrifi^, beobachtet hat 9) Eine grolse Menge Wechselfieber lassen, wenn sie durch die stimulirenden Mittel behandelt worden sind, und vorzüglich wenn man die oben angegebe- neu Vorsichtsmaalsregehi nicht angewendet'hat, Pyspepsien, Hypochoodrieen und andere krank- jiafto Erscheinungen , die bekanntlich der chro- nischen Gastritis angehören, und chronische Le- berentBündungen, die immer auch an diese lets- tere gebunden sind, aurfick. 10) Eine grobe MenffoWeohselfieber, nach Broussais die Hüfte, werden durch Blutentziehungen im Epigastrium, durch Diät und kählende Getränke besritigt }1) Da nun die IntenAission der Reizung und die vollkommene Identität der anhaltenden Fie- ber mit den intermittironden därgethan ist, so geht daraus nothwendig hervor, dals, da die ge- wöhnlichen wesentlichen Fieber Magendarment- zündungen sind, die Wechselfieber dadurch auch zu intermittironden Magen darmentzündungen wer- den. 12) So wie die Reizung aller Organe ein anhaltendes Fieber veranlassen kann, so kann sie auch ein einfaches oder ein bösartiges in- termittirendes Fieber hervorrufen; es ist aber constant, dafs der Magen sehr oft an der Rei* zung Theil nimmt. 13) Man darf sich nicht wunderp, dafs die Magendarmentzüudung öfter unter dem intermittirenden Typus Statt finde^ als die andern Reizungen, weil sie unter allen Entzündungen die häufigste und der Magen ei- nes von denjenigen Organen ist^ die der Intermis-

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sion' ihrer Thatigkoit im gesunden Zustaade am meisten ausgesetst sind^ und daCs übrigens die meisten von den erzeugenden Ursachen der Wechselfieber auf dieses Eingeweide einwirken. Durch diese Sätze, welche Irrthümer, Wider- spruche und Wahriieitcn bunt durcheinander ge- worfen enthalten 9 glaubt Aro//55ai5 die Existenz dos Wechselfiebers nach seinem System, welches ein Anstofs für dasselbe war, begründet eu haben.

6) Piorry's Theorie *). P. stellte in neue- rer Zeit über das Wesen des Wechselfiebeis interessante Untersuchungen an , welche wir im Wesentlichen hier roittheilen wollen. Er legt siebenundzwanzig Beobachtungen von Wechsel- fiebern seinen Untersuchungeä zum Grunde, und stellt die Resultate seiner Beobachtungen in der Beantwortung folgender neun Fragen zusammen:

1) Welcher Natur ist die Anschwellung der Milz in den Wechselfiehern'i Sie besteht in einer Blutcongestion des Organs. Dieses hat etwas Eigenthümlichcs, was ohne Zweifel von der anatomischen BeschafTeiihcit der Milz her- rührt. Wohl findet man zuweilen, in Folge al- ter Wechselfieber, organische Störungen der Milz; allein dieses zeigt sich in allen Geweben, welche lange Zeit einer Congcation ausgesetzt waren. Blutentleerungon und Diät vermindern sehr schnell eine angeschwollene Leber; diese Mittel aber haben gar keinen Einflufs auf den Umfang der Milz, und das Chinin, welches gar keine Wirkung auf die Lober hat, äufscrteine

I) Memoire lur fetat de la rate danii lus ficvrei inter- miUentes. Pur. 1833. ScAifttdl'« Ji^lirli. Dd* (, Hft. 1. 8. 135 if.

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sehr auffallende auf die Milz. 8) Durch weU tfhts Hülfsmiitel läfst sich die Anschwellung der ü/üiU 'erkennen i Piorry empfiehlt zu diesem Zwecke die Perkussioa mittelst einer Elfenbein« platte. Die Untersuchung mittelst der Finger ist sehr unzureichend zur Beurtheilung des Durchmessers der Milz; sie lälst das Hervor« lagen ihres Umfanges unter den Rippen erken* Den, gibt aber keine Auskunft fiber die Dicke des Organs. - 3) Ist die Anschwellung der Milz in den fVechselfiehern beständig^ Unter den sie- benundzwanzig angeführten Fällen war in zwei- und zwanzig FöUen die Milz hypertrophisch^ in einem krankhaft ohne Hypertronhie ; indreiFäl* len fanden sich Krankheiten der Mite benaeh» barter Organe und Wechselfieber. Demnach möchte es scheinen , dals alle regelmälsige^nnd einfache Wechselfieber mit einem Leiden der Milz eusammenfielen. 4) Geht die Anschwü» lung der Milz dem fVechselfieher voraus y fre- gleitet sie dasselbe ^ oder folgt sie ihm nacA? Ist schwierig zu beantworten , da in derRegd der Arzt selten gerufen wird, bevor sich das Fieber entwickelt hat. In einem Falle beob- achtete man sie vom vierten Anfalle,, in swei andern vom achten Tage, und in noch swei andern vom zehnten Tage an; hier hatte die Milz bereits ein solches Volumen erlangt, als das, welches sie in Folge alter Fieber hatte. Es lälist sich daher glauben, dals das Organ, von den ersten Anfällen des Wechselfieben au hypertrophisch ist Bei mehreren der äuge« führten Kranken beobachtete man vor dem Bin«» tritte des Fiebers während einiger Tage Un- wohlsein, und in gewissen Fällen Schmerzen in der linken Seite. Sicher ist , daÜB das Fie- ber weichen und die Auschwellung nicht Uofii

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Tage, sondern Monate, selbst Jahre lang fort» bestehen kann. Hieraus liofiio sich schlieben^ dals die Mils nicht die Ursache der Krankheit sei. Man mufs jedoch berücksichtigen, dab bei Personen, die eine gröfso Milz haben, sehr eil des Abends Frost vorkommt, dalii diese Kranken den Teint der mit WecbseJfie- her behafteten Personen behalten und häufig Rückfalle haben. 6) Entspricht die AnschiveU hmg der WliU Fiebern von dem oder jenem Ty^ pus? Ist die Leber mehr in der Tertiana afß^ cirt^ In den angerührten Fällen hatte der Ty« pus des Fiebers keinen BiuHurs auf die An- schwellung der MÜB. Die Hypertrophie Eeigt# sieh sowohl in der Tertiana , als (^uotidiana und Quartana. Die Leber kann nur in Folge der Wechselfieber anschwellen, aber keineswegs als beständig und in Beziehung mit dem Fie- ber augesehen werden. 6) IFeiches ist die Na* tur der H^echselßeber^ Die Periodicität UUst an ein Mitleiden der Nerven 'im Wechselfleber glauben. Was ist aber die Ursache der An- fälle? Wir haben zwei Hcihcn von Thatsa- chen: a) eine Hypertrophie der Milz, die sich nicht bezweifeln lälst, da sie physische UuUsi« mittel constaliren; 6) eine Umänderung des Blutes (eine Entfärbung desselben , fast wie bei der Chlorose), welche ebenso uiibozweifelt wäh- rend der Dauer der Krankheit besteht. Wel- cher von beiden Zuständen geht aber voraus? Hier fehlen Thatsachen, und es bedarf neuer Forschungen mitU^lst der Perkussion. Es iäfst sich diese Frage daher nicht beantworten. Mdcb* ten Aerzte,«die in Gegenden practiciren, wa Wechselfieber epidcmisdi herrschen, dieses zur Autklärung des Gegenstandes thun ! Man könnte sagen , dab die Sumpimiasmen zuerst auf das

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Blut wirkten, um Fieber zu eraseugen; allein eben so gut könnte auch die Wirkung auf das Nervensystem gelien. Man könnte die prompte Wirkung von China durch die ven ihr herbei- geführte Umwandlung des Blutes erklären; al- lein auch die Neuralgieen, wo sicher das Blut nicht verändert ist , weichen suweilen der China. Und wie kann* man glauben, dalüs eine Verän^ derung des Blutes die Fieberanfalle verursache, wenn man sieht, daCs das Binden von Glied- malsen, oder ebenso einfache Mittel, die auf das Nervensystem wirken, das Fieber schnell unterdräcken ? Alles, was sich sagen läfist ist : dafs die Hypertrophie der Milz zuweilen ohne Fie* berdaist; dafs das regehnäisige, einfache Wedi- selfieber nie ohne diesa vorkommt; dafs die gimo«- liehe Farbe der Haut sich nie verliert, so lange die Milz angeschwollen bleibt, und verschwind det, sobald sie zu ihrem normalen Umfange zu- rückkehrt Dieses giebt wenigstens einiges Licht 7} Ist das Wechsel/leb er eine einfkche^ "besondere Affeciiony oder gehört es zu verschie^ denen Fiebern? Nach den Erfahrungen JKor- ry*3 ist nicht anzunehmen, dafs die Wechsel* fieber denjenigen Krankheiten analog sind, wel- che die Pathologen unter dem Namen „schlei- mige, gallige" Fieber u. s. w. aufgezeichnet haben, nie hat er in diesen Hypertrophieeil der Milz gesehen, welche in den Wechselfiebem constant sind. 8) fVelche Mittel sind anzu- wenden y um die Hypertrophie der Milz zu 6e- kämpfen? Aderlafs leistete iu Fällen von Hy«> pertrophio der Milz, welche Piorry beobachtete, nie eine schnelle Wirkung auf das Volumen des Organs, wohl aber Chinin. Die angefühlt ten Fälle bestätigen dieses. Zuweilen vermin- vderte sich die Anschwellung der Milz schon in

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vietnndswanKig Stunden. In manchen F&llea reichten mäbige Gaben dieses Mittels hni; an« dera Male mniste es in sehr grofsen Dosen g9^ reicht werden. Im Allgemeinen miifs das Chi« nin y bei Hypertrophie der Milas y sehr stark ge-^ geben werden^ man kann es ohne Furcht su 16 bis 80 Gran reichen , und selbst bis auf 80 Gran steigen. In einem Falle hat ein Kran* ker, aus Versehen^ 216 Gran genommen, ohne irgend einen Nachtheil. Es bedarf vor der An« Wendung des Chinins keiner Ausleerung; Piorry hat keinen einzigen Fall gesehen , wo das Fie- ber nicht sogleidi dem Chinin gewichen wäre, ohne ausleerende Mittel vorangoschickt zw lia« beui Dr. Vaidy will sogar gesehen haben, dafs solche Kranke, welche aurch das Chinin geheilt waren j durch ausleerende Mittel , welche andere Aerate verordnet hatten, Rückfälle bekamen. 9) Kann ein JFechselfieber ali geheilt an- gesthifn werden f so lange die Milz hyperiro» phisch bleibt 1 Nach den gemachten Beobach« tungen darf man das Chinin , wenn die Fieber^ anfille beseitigt sind, nicht aussetsen, im Oo« gentheil mufs damit fortgefahren und selbst die Dosen vermehrt werden, wenn die Hypertro- phie der Hils fortdauert. Durch dieses Heil- verfahren macht man die Heilung sicherer und verhütet sowohl Hückfälle, als die schweren chronischen Störungen, deren Silx die Mils werden kann.

Seitdem dieser Punkt in der Pathologie dos Wechselflebers in Anregung gebracht wurde, wurde er mchrfallig aufgegriH'en und wiodor 9sur Sprache gebracht. Mo macht Dr. jiudnw^ ard * ) die Prioriiät in BcKUg auf die AuHicht

') G:iz. inöci. de I*ari» No. 48. 1834. Sihmitlf't Jalirb. Ud. VII. Ilft. 1. S. 5e.

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geltend, nach welcher man die Blatkongeation, die sich in der Milz bildet, als die von WochseU fiebem onzertrennliehe physiologische Störung ansehen müsse, welche, wenn sie einen hohen Grad erreicht » dieselben gefahrlich und tddtlich mache,. dafs folglich die Blutkongestion die Ursa- che des Wechselfiebers sei. Femer verbreitet sich auch Nonat^') über den Antheil der; Mite am Wechselfieber und spricht sich hierüber foi- gendermafsen aus: Ob die Anschwellung der Milz die Ursache oder die Folge eines Wechsel«- fiebers ist, ist unbekannt ; immer jedoch ist die-* selbe beim Wediselfieber zugegen, und ihre Ausdehnung richtet sich nach der Dauer des Fiebers, welches auch ohne den Gebranch von Antiiypicis verschwinden kann, aber dum dauert die Hypertrophie der Milz fort, und so lange diese nicht gehoben ist, ist auch der Kranke nicht radikal ^heilt« Die Verdauung des Kran- ken liegt darnieder, seine Gesichtsfarbe ist bleich, mit einem Worte, es ist eine verborgene Ur- sache vorhanden, weiche die Harmouie der Funktionen stört; hört aber diese Ursache die Hypertrophie der Milz auf, so werden alle Functionen wieder regelmäfsig. Man kann hier- nach zwar nicht behaupten, dals die Hyper^ trophie der Milz die Intcrmittens erzeugt, aber man kann doch nicht leugnen, dafs sie eine Gelegenheitsuisache ist, welche den Organis- mus unter dem Einflüsse eines unbekannten pri- mären Agens hält. *— Auch Nasse ^) tritt der von Piorry ausgesprochenen Behauptung ^ dafis die Wechselfieber stets mit. Milzleiden zusam- menhängen, bei, indem er bei seinen Bonner Wechselfieberkranken, wenn er das linke Hy-

s) Laocette franc. No. 139. 1839. «) Ctisper's Wo- cbeoschrift No. 4. 1836.

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pochondriaa^ durch Auflegen der flachen Hand, mit dem rechten verglich^ jenes wenigstes ebenso voll und oft voller, als dieses geAinden haben wiU.

c) C. Kremers's Theorie 0. Nach Kre- mersy der bei dem Wechselfleber eine schmerz- hafte Empfindung beim Drucke von hinten nach vom, auf den ersten Rückenwirbel, constant gefiinden haben w*ill, besteht dasselbe in einer Irritatio spinaHs, Hyperämie des Rückenmarkes und seiner Häute. Je leichter der Rücken- schmeni ist, desto leichter soll auch das Fie- ber sein, und umgekehrt, je stärker der Rük- kenschmerz, desto heftiger die Intormittens. Empfinde der Kranke nur beim Drucke auf den ersten, oder die beiden ersten Rückenwirbel Schmerz, sei dieser Schmerz nicht heftig, müsse der Arzt stark auf diese Wirbel drücken, um denselben hervorzurufen, so sei das Wechsel- fleber leicht, höchst wahrscheinlich eine Ter- tiana» eidfoch, rein, und werde dem Chinin bald weichen. Sei aber der Rückenschmerz auf drei bis vier und mehr Wirbel ausgedehnt, sei er heftig, reiche der Druck eines Fingers nicht hin, denselben hervorzurufen, so sei das Fie- ber auch heftig, eine Quotidiaua, Quartana, oder die Anfälle haben irgend etwas Unregelmäfsi- ges, und werden hartnäckig dem Heilverfahren widerstehen. Sowio aber der Rückenschmeras an Heftigkeit und Ausdehnung abnehme, ebenso und in dem nämlichen Grade werden auch die nächsten Fieberanfälle an Heftigkeit verlieren^ jene regelmäßig werden, wo irgeiM etwas Un- regelmälsiges in ihnen vorkäme. Rccidive des Fiebers erfolgen nicht mehr, wenn die letzten

>) UotenucboDgeB über du Weobielfiebcr. äachsa 1637«

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Spuren des Schmerzes völlig beseltigft seien» Früher aber dürfe die Kur der Krankl^it nicht als beendigt angesehen werden. Maillofs oben erwähnte SectionserAinde können gewis-* sermaüsen zur festern Begründung des diagno- stischen Fundes von Kremers dienen. Pau^ li's ^) diesfallsige Untersuchungen ergaben da- gegen, dafs nicht einmal der vierte Thtil der Intermittens- Kranken die angegebenen Schmer- zen erleiden. Grofsheim in Berlin fand Ab.-* gegen bei fünf Individuen die Empfindlichkeit einiger Wirbel allerdings jedesmal^ aber nur einmal die der zwei obem Rückenwirbel, zwei- mal dagegen im vierten bis achten, einmal im siebenten bis neunten, und einmal in den uih tern Rückenwirbeln und allen Lendenwirbeln.

d) Aug, BonneVs Theorie ^). Nach ihn! ist das Wechselfieber eine krankhafte Irritatiod (inittftiön morbide), und zwar in seiner einfa- chen Form ^iner Irritation des Herzens und seiner Anhänge. Er bekämpft die Ansicht Rayer\ nach welcher der Sitz des Wechsclficfbers iii einer Irritation des Hirnes und Rückenmarkes besteht ; eben so wenig will er als bMnder An- hänger des Broussiauismus gelten, und sucht auch diese Theorie zu widerlegen, obgleich er zugiebt, dafs, weil die Gastroenteritis die häu- figste aller Entzündungen sei, auch die Irrita- tion gastrique die häufigste Ursache des Wech" selfiebers sei, welches doch zuweilen Von blo- fser Herzentzündung bedingt werde.

Ich begnüge mich, von den vielfältig beste- henden, diese wenigen Theorieen hier besonders erwähnt zu haben , und beschränke mich iii Be-" Ziehung auf ihre praktische Wichtigkeit, auf die

») Hei<^elberger Annalen. Bd. It. Hft. 3. «) traite

des fi^Tres intermittentes. Paris 1835.

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kflierkaog, daCs sie sämmtlich die Natur des Hebers in zu geringe Grenzen eingeschränkt litben; denn das Fieber ist keine blos örtliche lürnnkheit, nicht auf ein bestimmtes System »der Organ beschränkt, sondern eine allgemeine, iber den ganzen Organismus gleichsam ausge- [Tossene AfTcction, mit einem Worte eine Re- letion des individuellen Organismus gegen die BeschafTenheiten des Planeten, welche seiner Eotwicklong ungünstig sind. Bei dieser Ro- icüoD tritt der menschliche Organismus auf die LebeDSZUStände zurück, welche in Beziehung luf ihn in abstracto zwar ungewöhnlich und ab- norm, für andere Wesen aber gewöhnlich und Dormal sind. Von dieser Seite aus betrachtet, erscheint uns das Fieber als ein tieferer in dem Wesen de« Lebens wurzelnder Prozeis, und Biiiilt eine viel höhere Bedeutung. Um unsere Ansichten zur Klarheit entwickeln zu können, die Vorausschickung der nachfolgenden all- paeinen Sätze nothwendig.

~ Pathologie des Menschen ist die Phy- der Thiere, sagt Oken und giebt da- durch klar zu erkennen, daüs er Krankheit über- haupt als die Hinneigung des afficiren Orga- sismus zu einem niedem, irgend einer unterge- ndneten Thierreihe eigenthümlichen Bildungs- tvpus betrachtet, aus welchem ersieh erst wie- m durch verschiedene Entwickelungsvorgänge Krankheitsverlauf, Naturheilung zu sei- ner frühem Höhe emporzuschwingen ver- DMg. Den menschlichen Organismus können nrir nämlich als ein Aggregat mehrerer Indivi- duen, als einen Zusammenfluls mehrerer beson- dem Leben, zu einem gemeinsamen greisen Le- bensprozesse als ein wahrhaft organisch le- bendes Netzwerk betrachten. Qer menschliche looni.XCm.Bd.2.St. D

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Organismus stellt daher en miniature ein gein

Abbild der gesammten äuüsem N^tur dar, c

seu einzelne Theilo un3 Organe , so zu sa{

die Repräsentanten der übrigen in der Nt

«erstreut liegenden Schöpfungen bilden,

unter diesen Verhältnissen entwickelt sich (

unendliche Reihe von Beziehungen, sowohl

einzelnen den Organismus koustituirenden Th

unter sich als zum Ganzen und wiederum

einzelnen Theile, wie des Ganzen zur AuA

weit, wobei bald diese, bald jene Seite vorht

sehend entwickelt hervortritt und einerseits^

der Aufsenwelt verschieden angesprochen, \

dererseits aber auch von jenen verschieden

diese zurückgewirkt wird; denn die AuIsenK

pafet gleichsam als ergänzender Theil zum]

ben und verkehrt mit ihm wie ein organisd

Glied mit dem andern. Wir können daher !

Recht sagen, dab jeder krankhafte Zustand -

normaler, unter dem Mikroskope )ietracht«j|

oder mit andern Worten überhaupt nur die

gerung irgend eines entsprechenden

sei. Diese allgemeinen pathologischen S9

wollen wir nun speziell auf das Wechselfiil

anwenden, und zi^ diesem Zwecke seine fl

schichte in gedrängter Kurze durchgehen. ^

Beirder Erörterung der Aetiologie des WiM

selfiebers erwähnten wir, dafs der Frühling^

Herbst, oder überhaupt eine Witterungsbesclll

fenheit, welche diesen beiden Jahreszeiten I

meisten entspricht, der Entwicklung des Wed

selfiebers am günstigsten sind. Im wahi

Grunde genommen giebt es aber nur zwei M

reszeiten, nämlich Sommer und Winter i ddi

der Frühling und der Herbst stellen nur die d

mähligen Ucbergaugsformen von der einen '

die andere dar, ja sind gleichsam nur die vA

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den ProportioDRlglietlcr EWeicr verscliie- Srfilken. Kbcnflo glebt ee im thioriachon smua strenff genommen nar zwei Gruad- le, nlmlich au Gefil/t- und Serven»yattm\ ille übrigen UsseD sieh von diesen sb- Dnd auf diese Kurückluhien. Wie Som- Bd Winter auf unsonn Planetenaystemo jiandei gerade entgegengesetzte Polo dar» , so auch im lebenden thicrisclicn Ova- das Nerven- und Gcrärasystcm. Lieht iTlime sind die ersten Triebräder des or- henlicbens, daher onlspricht der IS immer hralirender Liclit- und Wiannueiitwicko- tem Nervensystem als dem lebendigen i^eich belebenden Agens in der thieri- D^amisation. Luft in ihrer Heinbeit, be- hnch K&lto, wirkt aber am unmittelbu^ if das Blut, in Bezug auf die Erhaltung nonnaleii Üiscliungsverhftltnisses, daher obt doiWintcr, mit vorliorTscliondor KUte- klung, dem tjerarssyelem , dessen Inhalt id und Eugluich bulebbar ist. Hieraus t DDn, dalis unter den obwaltenden Um- 0, im Sommer das Nervensystem unit im r dasGofürssystem sich von den übrigen len mehr heransEubilden streben und auf Vaise gcwisacrmal^cn bestimmte Gegcn- iin Gcbielo des lebenden Orgenimnus be- Wenn gleich die Aurseneinflüsse im ■einen am wenigsten Macht auf den Hon- ftufsem, 80 entspiicht ilnch das KrüHe- jiilh »eines Leben», wie jenes jeder an- Irganisation der B<iHrhaflcnlieit ihres Va- loa und den mit ihm gegebenen Zeit- ', iuBorern die Aurscnwelt so bestimmeitd m Leben einwirkt, data gerado die ihr Bebenden Seiten dos Organismus, sich dem

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BubjuDCtiven Verbände entziehend, mehr e wickelt hervortreten. Hieraus erklärt sich^ 80 häufige Erscheinung, dafs gewisse Thäf keiten, ja sogar ganze Krankheitsfamilien j cyklischen (rang der Natur so in sich au^ nommen haben, dafs sie nur zu gewissen«! reszeiten zum Vorschein zutreten, und wie, Verbreitung und die Blüthezeit der Pflani und das Erwachen des Begattungstriebes Thiere an bestimmte äufsere Einflüsse und ?, atmosphärischen Conjuncturen mehr oder 1 niger abhängige Perioden sich zu binden |i| gen, und die Uebergangsglieder dieser pea dischen Erscheinungen werden besonders dq den Frühling und Herbst bedingt Im Fv Unge finden wir nämlich das besondere Best ben ausgedrückt, das durch .Prävalenz des ( fäfslebens mehr in den Hintergrund getrelj Nerveuleben während der bestehenden WUi| kälte wieder mehr hervorzubilden, und di| allmählig sich steigernde Wärme demselben Yf der die organische Prädominanz zu verseif fen. Diesem innern Vorgange eutsprechii ist von aufsen, in der äuJbern Natur, allaij liges Auflösen des gefromen tropfbar Fläsail in den flüssigen Zustand und mit steigen Wärme theilweises Ueberführen desselbeq den dampfförmigen. Gerade das umgek^ VerhältniTs finden wir im Herbste ausgesui eben, wo in der äufsern Natur deUtUch i Bestreben ausgedrückt ist, das Verflüssigte V9, der in den festen Zustand zurückzuführen,.! welchem Vorgänge zuerst die in der Ata Sphäre aufgelösten Flüssigkeiten als Nebel q dergeschlagen, endlich zu Reif, Schnee i mngebildet werden. Unter diesen Verhältq sen wird also ein Luftstand mit Wasser u

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dativ ohne Wärme hervorgerufen, eine solche iuft ist also feucht und kalt, unter allen aU losphärischen Luflzuttänden die schIochtefltC| pd besonders Sumpfländern eigen. Unter die- Bm Vorgänge wird in den Thätigkeiten des lef&b- und Nervensystems eine gewisse Ebbe nd Fluth eingeleitet; gewissermaßen ein Streit m die Prädominirung zwischen beiden ent- wickelt, und indem bald dieses, bald jenes sich OB dem Hintergründe auftaucht, sinken end- ch beide im Streite erschöpft in sich selbst iirück. Der Organismus tritt nun in ganz an- era Verhältnisse mit der Aufsenwelt; die Le- eosthätigkeit tritt aus ihrer centrifugaler Bahn I die centripetalo über, die Aufsenwelt sucht m Organismus auf den engsten Raum zurfiok- adräDgen. Die Folge hie von ist, dafs alle nrgescenz sich nach innen wirft, die Blut- Mse sich in den innern Organen anhäuft, innh&utige Venenstämme varikös erweitert wer^ m, blutreiche Organe von lockerm Baue au infting zunehmen, und hieraus erklärt sich hin- tohend die Bildung von Milzanschoppangen, »genannte Fieberkuchen, und die übrigen auf ritation des betreifenden Organs hindeutenden racheinungen , die in Leichen vorgefunden wei^ Ml, welche dem Wechselfleber unterlegen sind, - welcher Brfund um so häufiger sich bewährt, 8, in der Regel der Tod beim Wechselfieber B Froststadium fällt Durch dieses Zurfick- ieheu der Lebensthätigkeit von auben nach inen wird nun der Aufsenwelt ein gröfserer pielraum in dem Gebiete des betreffenden Or- anismus eingeräumt, sie sucht dem Individuum »ine Individualität zu rauben und sein ange- ignetes besonderes Leben wieder in - den Kreis BS allgemeinen hineinzuziehen und dem AU

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wieder eiftzuverleibenu Unter diesen Verhalt» nissen stellt sich uun der Organismus zur Ge- genwehr und leitet nun gewisse Entwickelungs- Vorgänge wieder ein^ um zu seiner frühem bn tegritat zu gelangen. Diese Reaction gehtso- nächst vom Nervensysteme, als der lebendigeä und zugleich belebenden Potenz aus und in Folge hievon erwacht der Kampf zwischen Nerven- und Gefafssystem um die Oberhw- Schaft aufs Neue wieder ^ daher erleidet der ge- sanunte Organismus Schütteln und StöÜBe, wie es sich im Froste deutlich manifestirt. Das CSeiäfisHsystem entwickelt bei diesem Vorgange seine höchste Kraft und ubehvindet endlich die beengenden Bande , strömt rasch seinen Inhalt nach aulisen mit beschleunigter und verstiricter Bewegung', und nun hat sich die früher nadi innen gekehrte Turgescenz nach auüsen gewoi^ fra, wie wir dieses deutlich im Hitsestadimi erblicken. Endlich werden auch dieser Expan- sibflitat des Blutes Schranken gesetzt, es wird eine Ausgleichung eingeleitet, welche nun dordi Zurückfuhrung gasförmiger Stoffe in den trop^ bar flüssigen zu Stande kommt, wie dieses das Schweüsstadium auf eine augenfällige Weise bewährt. Der Mensch durchläuft also im Wecb- selfieber gleichsam gewisse Phasen, welche anf unseriem Planeteusystem den vier Jahreszeiteo entsprechen, nämhch der Frost dem Winter, sein allmähtiger Uebergang in die Hitze dett Frühliuge, die Hitze dem Sommer, und die Ausgleichung durch Schweifs dem Herbste ; oder den vier obem Thierklassen, nämlich der Frost dem Fische, der einem steten Fieberfrosta lebt, sein iJlmähliger Uebergang in die Hitse den Amphibien, welche weder warm noch kaK sind, die Hitze selbst den Vögehi, welche ia

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immerwährenden Fieberhitze sich bcfin-^ doiy und die kritische Entscheidung durch Schweifis etc. den Säugethieren, weiche die er- wihnten Extreme zur Einheit vereinigt in sich enthalten. Um diese Vergleichung bündig durch- nfohien^ wollen wir die aufikllendsten organi- schen Abweichungen dieser verschiedenen Thier- klmven durchgehen und sie dem Zustande des Wechselfieberkranken gegenüber stellen und* sodum nutersuchen, ob sich von hieraus keine AnfkUuruDg über das Wesen des.Wechselfie« beiB herausstelle.

Bei den Fischen finden wir die Respiration nur nnvollkommen von Statte^ gehen, der Un- teischied zwischen venösem und arteriösem Blute ' ist daher nur gering, die Radien des Gefals- syslentti sind verkürzt, insofern die Gefafsver- inldiungen in die Organe nur gering sind ; die Mawr des Blutes ist im Verhältnisse zur Kör- ponnasse nur gering, die peripherischen Organe daiUialb blutarm, die Blutbewegung langsam, dw peripherische Ausdünstung haben grö&ten- . theils die greisen vorhandenen Nieren übernom- ■en. Die Rückenmarksnerven verzweigen sich, wie die Blutgefäfse, nur einfach und sparsam in die Organe, deren Substanz deshalb noch wenig sensibel ist, während die Geflechte des sympathischen Nerven sich vielmehr ausstrahlen.

Bei den Amphibien ist die Respiration zwar ebenfalls noch unvollkommen , doch dadurch dem entsprechenden Lebensacte höherer Thiere sich ■ehr annähernd, da£s freie Luft eingeathmot wird, der Unterschied der beiden Blutadern tritt daher mehr augennillig hervor, obgleich noch ■ichi vollkommen unterschieden. Die Radien des Gefäfssystems veriängern sich mehr, in so-

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ferne mehr GePafse gegen peripherische Orgin» verlaufen y als bei den Fischen; die Menge des Blutes steht zur Masse des Körpers mehr in geradem Verhältnifs, die Blutbewegung etwas beschleunigter, die Haut mehr ausdünstend ; das Ruckenmark ist in seiner Entwickelung mehr vorgeschritten und dem hohem Typus mehr ge- nähert, die Verzweigung seiner Nerven ausge- breiteter, das Ganglieusystem stark entwickelt und viele Geflechte bildend.

Bei den Vögeln haben die Respirationsor- gane' den höchsten Grad ihrer Ausdehnung er- langt, in sofern man von einem Vogel sagen kanp, dafs sein Körper gewissermalsen nichts als lauter Lunge sei; beide Blutarten Stehen in schroffen Gegensätzen einander gegenüber, das arteriöse Blut erhält eine hochrothe, das venöse eine dunkelrothe Farbe, die Radien des Ge- fSfssystems treten sehr verlängert hervor; zwi- schen Blut- und Körpermasse ist jedes HiCs- yerhältnifs ausgeglichen, die Blutbewegung geht rasch von Statten, die Temperatur des Blutes ist z. B. nach Davy beim Sperling = 34® und nach Schultz beim Finken = 35^ R. ; die Haut ist dunstabsondernd; das Rückenmark hat den höchsten Grad seiner Ausbildung erlangt, in sofern es den Versuch macht, ein zweites Gehirn zu entwickeln; denn durch rautenfor- mige Auseinanderwe^hung der obem Längs- stränge kommt die Bildung des sogenannten Sinus rhomboidalis in den Kreuzwirbelh SQ Stande eine blasenförmige Anschwellnng^ welche bei keiner andern Thierklasse sich wie« der findet; der sympathische Nerve ist durch« aus vollkommen entwickelt.

Endlich bei den Sa'ugethieren sind alle Mift* Verhältnisse, welche bei den andern Thierkla»-

. Ö7

MD noch aufTallend hervortraten ^ ausgeglichen und ein gewisses Ebenmaafs hergestellt. Die Lungen sind von den übrigen Organen mehr abgeschlossen, und ihr Umfang, im Verhält- nisse zum Vogel, als Luftorgane beschränkt, beide Blutarten sind durch sinnliche Merk- male von einander verschieden, die lllutbowe- guug langsamer, als beim V^ogol, und die Wärme um einige Grade geringer, als bei je- nem; die Verthcilung des Blutes in den Orga- nen ist ihren Functionen angemessen , die Haut stark absondernd, sowohl dunstfiirmige, als gas- förmige Stoflc, die sich als Schweifs nieder- schlagen^ das Rückenmark wird zur Masse des Gehinis kleiner, als bei den übrigen Thie- ren, der sympathische Nerv gleicht jenem der Vögel.

Wir finden also die Lebenszustände vei^ schiedener Thiere an eine bestimmte Organisa- tion gebunden, welche der Mensch im Wech- selfleberanfalle gcwisscrmafscn nachahmt. Wir finden Verkürzung der Hadicu des GefäCssy- stems, einfache und sparsame Verzweigungen der Rückenmarksncrvcu und Ueberwiegen der Ausstrahlungen der Geflechte des sympathischen Nerven mit Verminderung der Temperatur glei- chen Schritt halten, und mit Veränderung die- ser Verhältnisse dieselbe im nämlichen Grade steigern , so dafs wir in einer gewissen Bezie» hung sagen können, das Wesen des Wechsel- flebersist in einer Polarisation dieser Systeme und zwar des sympathischen Nerven -Ganglien- systems überhaupt einerseits und der Rücken- marksnerven-Spinalsystem andererseits be- gründet, mit gegenseitigem Ueberspringen der polarischen Tliätigkeiten, aus welchen Ver- hältnissen sich auch alle beim Wechselfleber

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sich einstellende Erscheinungen naturgem&tb deu- ten lassen, deren specielle Durchführung unse- rer Arbeit aber eine zu grofse Breite verleihen würde.

4. Untersuchung des Grundes von dem neuerer Zeit häufigen Forkommen des Wechsetfiehers.

Es gehört wirklich zu den interessantesten Erscheinungen in der Pathologie, dafs gewisse Krankheitsarten bald aussterben, oder doch we- nigstens in ganz andern Formen zum Vorschein treten, oder sich, früher ausgebreitet, ^auf ihr ursprüngliches Vaterland zurückziehen, bald Krankheiten in Gegenden zum Ausbruche kom- men, welche seither för dieselben keinen trag- baren Boden lieferten. Diese abweichenden Ver- hältnisse können nun entweder in einer Verän- derung tellurischer und kosnuscher Verhältnisse, oder m einer, im lebenden Organismus selbst entwickelten Umänderung, oder in beiden zu- gleich begründet sein. Diese Verhältnisse wol- len wir nun, in Bezug auf das Wechselfieber, ^ welches neuerer Zeit viel häufiger und in Ge- genden aufzutreten pflegt, wo es früher nur zu den seltensten Erscheinungen gehörte, einer besondern Erörterung untenverfen.

Bei keiner endemischen Krankheit sind die klimatischen Verhältnisse, von denen sie abhän- gen, offenbarer, als bei dem Wechselfieber, daher ^ich auch von dieser Seite aus für spo- radische Fälle Aufschlufs erwarten läüst Es sind besondere Effiuvien, Emanationen, die im gewissen Orten dem Planeten entsteigen, sich dem Luftkreise beigesellen und in dem Men- schen, der sich in sie eintaucht, das Wech- sclfieber hervorrufen, wie wir beim Durchgelpen

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der Ätiologischen Momente näher erörtert haben« Diese Dünste haben ^ nach den seitherigen Br^ fifthningen, einen vierfachen Ursprung , nämlich: a) Sie entwickeln sich aus stehendem, sich zersetzendem y süfsem Wasser, besonders ans Sümpfen. Aber auch aus allen Flüssen nnd Strdmen, wo das Wasser einen geringen Fall hat, wo die Ufer niedrig und deüshalb häufigen Ueberschwemmungen ausgesetzt sind, wo sich sogenannte Altwasser bilden, daher besonders an den Ausmündungen der Ströme in das Meer, in den sogenannten Deltaländern.

&) Sie entstehen aus stagnirendem See-^ Wasser, insbesondere aus einer Vermischung des Seewassers mit süfsem Wasser sogenann- tem Brackwasser , wenn es in Zersetzung über<» geht, namentlich durch den Einflufs der Wärme. Daher sind die Wechselfieber einheimisch in Kästengegenden, besonders wenn diese flach und niedrig und dadurch häufigen Ejinbruchen des Meeres ausgesetzt sind.

c) Als eine dritte Quelle des Wechselfie- bermiasma's ist die Zersetzung organischer Sub- stanzen zu betracliten, besonders vegetabilischer. Ddier henschen sie im Erühliuge and Herbste; bei jenen, weil beim Schmelzen der Schnee- decke ein VerwesungsproceCs eingeleitet wird, und in diesem, wvil mit ihm ein allgemeiner G&hmngs- nnd Fäulni&procelis in der vegeta« tiven Welt beginnt. Nach t;. Humboldt sind gewisse Pflanzen, namentlich faulende Was- serpflanzen, welche viel Sauerstoff einschlucken und Stickgas und kohlensaures Gas entwickeln, z. B. Rhizophora mangle, Hippomane manci- nella o. a. besonders zu beschuldigen. Das Sumpimiasma scheint eben so sehr den zer- setfiten Pflanzcntbeilen , wie dem zersetzten

60

Wasser seinen .Ursprung zu verdanken, in unsem Breiten sind vorzüglich jene Sumpfe gefährlich, welche viel Pflanzentbeile von Ty- pha latifolia, Sparganium und Irisarten, beson- ders vom Calamus enthalten. Nach Savi upd Pqfserini entwickelt sich das Miasma zum Theil. von mehreren in den Morästen zahlreich wach«' senden giftigen Pflanzen , namentlich der Chava, die in den Monaten, während deren das Miasma am empfindlichsten ist, eineq stinkenden Ge- ruch um sich verbreitet.

c/) Eüdlich gehören auch die dem vulka- nischen Boden , wo das vulkanische Leben noch rege,, wenigstens noch nicht ganz erloschea ist, entströmenden Dünste hierher. Wecbsel- fieber kommen endemisch vor in Gegenden, die sich diirch ihr vulkanisches Veriiältnifs aus» zeichnen.

Ueberall also, wo Auflösungs-, Zerset- zungs- und Gähruugsprozesse in der äuCseni Natur rege sind, wo ein gleichsam vorweltli- ches, oder urweltliches, chaotisches, ii>fuso- rielles Leben waltet, herrschen die intermitti- renden Fieber. Wenden wir nun diese allge- mein auf das Wechselfieber sich beziehenden Sätze speciell auf die Gegend meines Wir- kungskreises an, so finden wir mehrere Ver- hältnisse neuerer Zeit künstlich herbeige- führt, von welchen man früherer Zeit nichts wufste. Ich lebe nämlich in einer Gegend, wo der Feldbau Landwirthschaft überhaupt zu den ersten und wichtigsten Erwerbsquellen ge- hört, und defehalb auch in grofser Ausdehnung betrieben wird. Da unter diesen Verhältnissen alle Stucke urbar gemacht wurden, und mai» auf alle mögliche Weise dem Boden einen Er- trag abzugewinnen sucht, so wurde auch eine

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Behandlungswelse eiogesclilagen, welche un- sern Vorfahren weniger bekannt^ oder wenig- stens von ihnen veruachläfsigt wurde ich meine nämlich die Verwendung der Mistjauche fiur Düngung. Um nun dieses Düngungsmittel in möglichster Quantität zu erhalten , werden bereits vor jedem Hause künstliche Pfötzen ^ in gröfserm oder geringerm Umfange, oder künst- hche Zisternen angelegt und so zur Entwicko- lung von EfBuvien , aus einem eingeleiteten Zer- setzungsprozesse thierischer und vegetabilischer Theile entsprungen, Anlafs gegeben, welche besonders während starker Regengüsse, Schnee* fluls u. dgl. , durch Zufuhr neuer Stoffe und Aus- fluls der Mistjauche gesteigert und so zur Bil- dung einer Luftbeschaffenheit Anlafii gegeben wird, welche ein Analogen der Sumpfluft sein dürfte. Diese Umstände erkläre ich als den ei- nen Grund von dem häufigern Auftreten deai Wecbselfiebers in unserer Zeit und in Gegenden^ wo dasselbe entweder nur als eingeschleppt^ oder fast nie beobachtet wurde.

Ein weiterer Grund scheint aber auch ia der Organisation und in der Lebensweise un- serer gegenwärtigen Bevölkerung zu liegen« Wir leben nämlich gegenwärtig in einer ZeiU* periode, wo mit grofser Sorge und Aengstlich- keit auf die Bildung des Geistes, schon von früher Jugend an, hingewirkt wird, während auf körperliche Bildung gar keine Rücksicht ge- nommen wird. Unter diesen Verhältnissen wird ein gewisses Müsverhältnifs zwischen der psychischen und somatischen Sphäre her- vorgebracht, in sofern die Bildung des Gei- stes der Entwickelung des Körpers voraneilt, dadurch letztere in ihrer vollen Ausbildong stört und so eine krankhafte Reizbarkeit^ oder

mit andern Worten andere Verhältnisse zwi- schen dem Individuum und der Au£senwelt zur Entstehung bringt, wodurch sämmtliche Ent- wicl^elungsvorgäige zu krankhaften Thätigke^- ten umgewandelt werden. Nehmen wir femer noch ai3 die Lebensweise unserer gegenwärtH> gen Generation gehörige Rücksicht, und brin- gen wir in Erwägung ,' da(s uns ^gegenwärtig Umstände zum Bedurfnifs geworden/ weldbe uisem Vorfahren fremd geblieben sind, so kön- nen wir, mit voUeni Rechtesagen, dafe der ge- genwärtige Lebenszustand von dem der Natur angemessenen möglichst weit entrückt sei, dafis wir wirklich ein mehr künstliches Leben führen, innerhalb dessen Breite das Heer der Krank- heiten sein Lager aufgeschlagen hat Hierin wurzeln die neuerer Zeit so häufigen Hamor- iboiden, Infarkten, die verschiedenen Nerven» zufölle, und mit diesen auch die so häufigen Wechselfieber in Orten , wo sie früher nur sri- ten beobachtet wurden u. s. w. Diese beiden Momente dürften zur Aufklärung dieser in Rede stehenden Angelegenheit hinreichend sein.

In meinem Wohnorte Rottenburg, welcher unter dem S6<> 36' 30'' östlicher Länge und 48« S8' 35" nördlicher Breite 1048 JPariser Fufs über der Meeresfläche in einer schönen ebenen Aus- weitung des Neckarthaies liegt, welches mit den schönsten Gegenden unsers Landes wetteifert, habe ich in neuerer Zeit die Entwickelung von Wechselfiebem beobachtet, welche mit gewis- sen Lokalveränderungen im engsten Verbände standen. Durch Versetzung der städtischen. Mühlen wurde nämlich ein Arm des Neckars, welcher den Theil eines Stadtviertels doppett durchschnitt, abgeleitet, und die betroffenden Kanäle der Austrocknuug überlassen. Zweiln-

. 63

dividnen^ welche an vorschiedenen Theilendes Kanäle« ^hre Wohnung hatten, erkrankten in einem Zwischenräume von etwa drei Wochen an einem larvirten Wechselfieber, welches sich durch einen äufserst heftigen, vollkommen in- termittirenden Schmerz, in dem einen Falle längs des N* supraorbitalis und bei dem an- dern den infraorbitalis entlang verbreitete und in beiden Fällen über sechs Stunden anhielt. Beide wurden durch Chinin geheilt Der Ty- pus war der dreitägige. Aulser diesen beobach- tete ich, unabhängig von diesem Verhältnisse, noch einige emfache Tertianfieber in hiesiger Stadt» Hehrere ähnliche Fälle beobachtete ich in meiner oächsten Umgebung auf dem Lande, in Obemau, Niedemau, Schwalldorf, Dettin- gen u. a. Orten, wovon rch zum Schlüsse ei- nige interessante Fälle speciell mittheilen werde.

C Zur Therapie des Wechselfiehers»

Ohne hier die verschiedenen Methoden .durchzugehen, nach denen früher das Wech- selfieber behandelt wurde, werde ich gleich zu dessen Behandlung mit der China und ihren Prä^ paraten übergehen, welchen insgesammt die gröiflte fiebervertreibende Kraft einverleibt ist. Nach einer alten Sage soll die Wirksamkeit der China gegen das Wechselfieber durch cf- nen Zufall entdeckt worden sein. Ein mit Wech- selfieber Behafteter in Peru soll nämlich durch Zuteil von einem See getrunken haben , in des- sen Wasser mehrere Chinastämme eingefiedlen waren und von dem Fieber befreit worden sein, oder wie Andere wollen, soll in den See ge- fallen sein, dadurch von dem Wasser verschluckt und sofort das Fieber verloren haben. Verhalte

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sich die Sache, wie sie wolle ^ soviel steht i

ausgemachte Thatsache fest, daJGs die Bcwol

Der Peru's die Wirksamkeit der China gegi

das Wechselfieber kannten, ehe ihr Vaterlai

von den Europäern entdeckt wurde, welcl

erst lange Zeit nachher davon Kunde erhielt«

lieber das erste Bekanntwerden der China <

Europa wird Folgendes berichtet : Der Correg

der der Provinz Loxa, fisLtnens Canizaves, we

eher wechselfieberkrauk, auf den Rath eini

Eingebornen die Chinarinde mit heilsamem B

folge gebraucht, empfahl sie 1638 der, an de

selben Krankheit leidenden Gattin ^des Vi«

königs von Peru, Grafen von Chinchony wfl

ehe bald nachher genas, obgleich ihre Kranl

heit allen früher angewandten Mitteln hartu&cki

Trotz geboten, woher der Name Cortex Cii

chonae, eine Corruption des Namens „CAii

chonaeJ' Die Indianer nennen den Chinabaal

yyKiukina\ die Spanier j^Palo de Calenturas

gleichsam Fieberholz. Von diesem gluckliche

Erfolge schreibt sich der Ruf der China in Eq

ropa her, welche Anfangs Pulvis Comtissae

Chinchon genannt wurde. Die Gräfin del Chifl

chon nahm bei ihrer Rückkehr nach Spanie

im Jahre 1640 eine grofse Menge davon m

und vertheilte sie daselbst; so wurde diese

Mittel in diesem Lande Europa's zuerst be

kanut. Am meisten trugen jedoch zu ihrei

Rufe in Europa die Jesuiten in Rom, im Jahi

1649 und namentlich der Kardinal Juan de Lug

bei^ welche starke Quantitäten der Rind

aus Südamerika theils mitbrachten, theils voi

dort kommen liefsen und in ganz Italien ver

breiteten, so daCs diese lange Zeit hindurol

Jesuiten" oder Kardinalpulver Pulvis jesuiti«

GUB, F. Patrum, P. cardinalis hielis. Allein die*

~ 66

86S köstliche y blots voo einigen Individuen ge^ kannte Heilmittel war für die Masse der Aerzte ein Geheimnüis geblieben. Gegen das Ende des siebenzehnten Jahrhunderts 1679 kaufte Ludwig XIV. das als fiebervertreibendes Ar- kanum von Robert Talbor y einem Zeitffenos- sen Sydenham'Sf für einen enormen Preis vei^ kaufte Pulver (1 Pfund kostete 100 Louisd'ors) für 8000 Louisd'ors und eine Leibrente von 8000 Idvres ab , nachdem Talbor damit die glänzend- sten Kuren gemacht und sowohl die Heilung der Harscbälle Colbert und Cond^y nach An- dern selbst des Dauphin's bewirkt hatte, und madite es öffentlich bekannt. Durch diese Ver- öffentlichung wurde die China wirklich bekannt, tmd ihr Gebrauch als sicheres Febriibgum in Frankreich^ Deutschland und fast ganz Europa allgemein. Soviel zur Geschichte der China im Allgemeinen.

Was die Präparate dieser Rinde betriffity so sei hier nur des Chinins erwähnt, welches im Jahre 1820 Pelletier und Caventou als Ai- kaloid entdeckten , und in Verbindung mit Schwefelsäure als schwefelsaures Chinin von Double y Chomel u. A. in seiner Wirksamkeit geprfift und alle Wirksamkeit der Chinarinde in ihm vereint gefunden wurde. Seit dieser Zeit wird diesem Präparate ^ als leichter und angenehmer zu nehmen, dec Vorzug eingeräumt^ Nun sei einiger besondem Methoden Erwäh-* nnng gethan.

o) Die Methode von Reich. Reich be- hauptet^ das Wechselfieber, welches er für eine Art Brustentzündung erklärt, sei durch Ader- lässe und Tartarus emeticus in starken Gaben von zehn bis zwanzig Gran auf acht Unzen

JoQrD.XCIlI.B.St.2. B

66

Wasser zur Heilung zu briugen. Stenherg i) wandte diese Methode in 109 Fällen folgen- dermalsen an: er lieJGs wo möglich während des Fieberparoxysmus Blut, am liebsten im Frost- stadium, öder so kurz vor dem Anfalle, wie möglich. Er machte nie mehr als drei^ und selten mehr als zweimal Blutentleerungen. Wäh- rend des Paroxysmus gab er keine Arznei, aber in der fieberfreien Zeit 2 Drachmen Salmiak, mit 8*- 12 Gran Brechweinstein auf 8 Unzen Waih ser, alle 2 Stunden 1 EfslöfPel voll. Bei Kin- dern setzte er Blutegel an die Regio cardiaea und gab innerlich Tartar. emet. in Saft Die Periode der Hitze verminderte sich bei dieser Behandlungsweise bedeutend, das erste 'Hai zeigte das Blut keine Entzündungshaut, woU aber öfters beim zweiten und auch nicht selten beim dritten Male. In mehreren Fällen blieb das Fieber gleich nach dem ersten Aderlaft und einer tüchtigen Ausleerung, sowohl nach unten, als oben fort; öfters bedurfte es zwei bis drei Aderlässe, bevor es aufhörte-, etwa die Hälfte der Patienten behielt das Fieber, aber in einem geringern Grade, uud konnte fast ohne Ausnahme mit einer geringen Gabe von China oder Chinin geheilt werden* Stenherg beob« achtete eine lange andauernde Mattigkeit nach dem Fieber auf diese Behandlungsmethode. Er litt selbst an dem Fieber und schildert es als ein außerordentlich behagliches Gefühl während der Hitze zur Ader zu lassen. ^ Westergacard machte dieselben Erfahrungen. Er liels Blut, so oft ein Fieberanfall kam, und zwar jedes- mal, soweit es die Umstände zuliefsen, im Sta- dium der Hitze 4 8 Unzen. Nach dem er«'

>) nust'8 Magazin. Bd. LXIV. Hft. 3. S. 470 &

~ «7 -

en Aderlasse und nach Beendigung des Pa* xysmus erhielieti die Krank^i eine Auflösung m 8 Gran Tartar. emetic. in 8 Unzen Was- ir^ alle 9 Stunden i—t Ellslöffel voll zu neb- en y was auch nach dem Aufhören der Krank- itt noch mehrere Tage fortgesetzt wurde. Die ranken muJGsten auberdem im Bette bleiben id strengst Diät halten. Westergaard wili*aber Iten eine bedeutende Mattigkeit beobachtet hea. Auch in diesen Fällen blieb das Fie- V zum Theil nach dem zweiten, öfter aber ich dem dritten und fast immer nach dem erleu Anfalle aus. Towsend, Law und Kreba küren diese Methode als unwirksam, Stokes meMbnet sie als ein höchst zweideutiges Mit- I, und Neumann sagt von ihr, sie befördere O Tod. Um bei diesen Coutroversen durc|i ;;eDe Erfahrung ins Reine zu kommen, stellte li selbst mit erforderlicher Vorsicht zwei enrmiche damit an, Mets bei dem einen Kran- n zweimal, kurz vor Eintritt des Froststa- Ulis, und bei dem andern nur einmal ^ur Ader, ichte hierauf eine Solution von 10 Gran Brech- nnstein in 6 Unzen Wasser, und fand imer- nn Falle den Fieberanfall sich bedeutend ver- tuen, den darauf folgenden vorsetzen und n dritten unter einem zurückbleibenden Ge- bt von Mattigkeit gänzlich aussetzen; allein eh 10 14 Tagen stellte sich das Fieber leder ein und wurde sodann mit einer gerin- m Gabe schwefelsauren Chinins bleibend ge^ iben. Im zweiten Falle beobachtete ich zwar nderung des Fiebers, sonst aber keine an- >te Wirkung auf dasselbe und es erheischte dad liwefelsaure Chinin zu seiner IIeilun|^. Mit esen zwei Versuchen begnägte ich mich, dm e mich hinreichend überzeugten, dab dieM

E «

- 68 -

Methode durchaus nicht zuverlässig und al Norm durchaus nicht zu empfehlen sei, da w selbst in desperaten. Fällen , ohne Blotentzie hung, mit andern Medicamenten auszureidic pflegen.

h) Die Methode von Luigi Confami ^ Um die Gefahr, das schwefelsaure Chinin ge gen Wechselfieber, auf gewöhnliche Weise, i 8 10 Gran . zu ' umgehen , hat dieser Arzt ein eigene Anwendungsart desselben ansgedad und sie im Observatore medico mitgetheilt B liefs nämlich davon einen Pfefferkorn grols (ah ungefähr 1 Gran) in einem Tropfen Schwefel säure auflösen, und diefs sodann mit l-j^Unzc Wasser verdünnen. Bei Kranken unter fa Jahren war 1 Gran selbst mit 4 Unzen Wai ser verdünnt hinreichend ; bei Erwachsenen gl er gewöhnlich 7 Gran, und in den schwerste Fällen das Doppelte, indem er sie in einer vei hältnifsmäfsigen M^nge Wassers auflösen uii das Ganze in 8 Dosen binnen 2 Stunden vei brauchen liefs. Allein auch diese Methode hat! ihre Unbequemlichkeit, und er bediente sie daher im Jahre 1832 der folgenden, mittet welcher er Wechselfieber jeder Art geheilt hl ben will. Er läfst 'nämlich die Auflösung d< Chinasalzes in den angegebenen Dosen al drei Stunden nehmen, wobei der Kranke d Flüssigkeit einige Zeit im Munde behalten moi! der erste Löffel bewirkt gewöhnlich eine Ri action, und so lange diese fortdauert, darf kd neuer genommen werden. Dadurch nun, dal die Reaction in ihren gehörigen Grenzen erhal ten wird, werden alle diejenigen Symptoa verhütet, die nach dem unmäfsigen Gebraadi

«) Froriep's Notizen. 1836. Nr. 1086.

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des in Rede stehenden Mittels einzutreten pfle« gen. Was die Dosen der einzelnen Fieberfor- men anlangt, so bestimmte sie C. bei dreitägi- gen Fiebern ohne' Complication auf 5 Löffel binnen 24 Stunden, während der Apyrexie, in schwerern Fällen auf 8, in perniciösen auf 12, und in Quartanfiebern auf 8 Löffel in 48 Stun- den, in Fiebern mit doppeltem Typus gibt er die Hälfte der angezeigten Dosis mehr, und die Subcontinuae behandelt er wie doppelte Quar- tanfiober mit der ganzen Dosis, indem er drei oder vier Löffel täglich reicht. Convalescenten von einem gutartigen Fieber nehmen noch zwei oder drei Tage hinter einander nüchtern täg- lich einen Löffel voll, die von einem schweren Fieber Genesenden drei Löffel in 24 Stunden 4 6 Tage.

c) Die Methode von Schneider *).. In. 4er ersten Apyrexie erhält Patient ein £meticum, oder ein kräftig erregendes Laxans, je nach der Tqrgescenz, am andern Tage ebenfalls in der Apyrexie folgende Mischung: Rec. Chin. sul- phur* gr« 48, Tart emet. gr. j in Aq. Laurooer. q. 8. solut. adde Opii puri gr. ij, Extr. Valer» q. 8. ut f. pilul. ^0. 36. Consp. pulv. cinam. :8. Alle 2— 2^ Stunden eine Pille. Neben- her läfst er einen Thoe aus Flor. Chapi. vulg« ; Rad. Caryophyll., Sumitat centaur. min., zu glei- chen Theilen, täglich zu einigen Tassen neh- men und strenge Diät und warme Bekleideug damit verbinden. Leidet der Kranke fM^on längere Zeit am Wechselfieber, so gestattet Seh, gutes Bier, oder lieber guten alten Wein mit Wasser vermischt, zum Getränk. Bei die- ser Behandlung nun tritt der nächste Anfall

I) Uufeland's Journal Bd. LXXXIV.- St '4.

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entweder auffaHend starker oder gelinder der zweite Paroxysmus dagegen bleibt { aue, und der Kranke ist geheilt. Um Ri fälle za verhindern , labt Seh. noch eine lonmasse verbrauchen« Treten dennoch Rd fiUle ein 9 und wird das Chinin nicht mehri tragen, oder für unbemittelte Leute zu b spielig f so bedient sich Seh. mit dem b Erfolge folgender Mischung: Rec. Kali drachm. ij, solve in Aq. rubid. uncvj, Syr. ruh. id. unc. j. M. D. S. Stündlich 1 fei voll in der fieberfareien Zeit zu nehme d) Endermatische Methode, Thomas siian ^) legt ein kleines Blasenpflaster au£ Regio epigastrica, wenn die Blase gebildet J Oberhaut weggenommen ist, bestreut er^ wunde Hautstelle mit Chinin, und verbindet einer einfachen Salbe. Da jedoch zuweileiu nige Stunden lang nicht unbedeutende Lof schmerzen sich einstellen , so empfiehlt er, i diese Schmerzen zu vermeiden, das Chinbij Salbe in Verbindung mit Opium anzuwendeaS Kosack ^) zu Greifenberg liefs gegen Wi selfleber eine Losung von 4 6 Uran in 1 Drachme Spirit sulph. aether. einr< Der nächste Anfall blieb aus, und bei den sten wurde das Fieber dauernd beseitigt, einmal muiste die Dosis wiederholt angeweiil werden. Dr. Dominico Gola'^} rühmt 4 Brechweiustein als passenden Zusatz des sohvj feisauren Chinins in folgender Formel: Rec Ti emet. gr. iij , Chinin, sulphur. gr. x. H. ezi et divid. in part. sex aequal. Gola Uefs da^ alle X Stunden in der Apyrexie eine Prise ni

X) Pmiep'8 Notizen Bd. XXXVI. S. 288. ^) H eiiiBzeitang. 1834. No. 5. ') Proriep*s Notfi

Bd.XUn. S.186.

71

t

men. Die erste Gabe bringt bald Erbrechen bitterer Stoffe, bald Stuhlausleerungeo zuwege; zuweflen erfolgt weder das eine noch das an^ dere^ aber das Fieber verschwindet gleichwohl eben so schnell.

e) Nonafs Methode *). Dr. Nonat, wel- cher, wie wir früher bei Erwähnung der Actio- logie des Wechselfiebers ausgeführt haben, diese Krankheit von der Anschwellung der Milz "afir leitet, bedient sich ebenfalls des schwefblsau-*» Ten Chinins. Zum Coupiren des Fiebers, toagt er, seien zwar 4 6 Gran dieses Mittels ge- öfigeiid, aber man müsse ein Mittel suchen, um den Recidiven vorzubeugen und die Hypertro- plue der Milz zu heilen. Dieses sei, nach sei- nen vielen Versuchen, das schwefelsaure Chi- nin zu 12 40 50 ^ran täglich. An&e'fdem mfilste man die Dosis noch nach der Ve^grci- fkiening der Milz richten, und gibt zu dessen Beortheilung folgende Norm: Nimmt man 'di6 normale Gröfse der Milz = 3^^ bis 4 Zöll^ odeir vielmehr den matten Ton der Milzgegenii p:t S^ bis 3 Zoll, im vertikalen Durchmesser, zum HaaCsstab, so ergeben sich folgende Dosen:

Mattheit der Milzge^ Dosis des schwefelsauren ' gend: Chinins:

3— 4ZoU .... 156ran/

4—6 . .

. . 16—18

6—8 . . .

, . 18— «4

8_10— . . .

, . «4—30

10—18— . . ,

80— 'oo

IS 15— . . .

. 36—40

Meine Methode, welche ich schon seit ei- ner Reihe von Jahren stets mit dem besten und

») a. a. O.

gleichbleibenden Erfolge anwende^ besteht in Fol- gendem : Der Kranke erhält gleich anfangs eine starke Gabe Brechweinstein , 10 12 Gran in i Unzen Wasser, ganz einfach mit Althaesy- rnp, wovon er bis einige Stunden vor dem Fie-* beranfalle alle zwei Stunden einen Efslöffel voll zu nehmen hat. Die ersten Dosen erregen Eckel} seltener wirkliches Erbrechen, als viel- mehr einen Znstand, welcher gleichsam das Mittel zwischen Wohl- und Unwohlsein häl^ in der Regel unter vermehrten Stuhlentleerun- gen 5 es sei denn, dafs zuvor schon Turgescenz nach oben ausgesprochen ist. Nach Erhohlung von dem erstandenen Aufalle wird wieder alle zwei Stunden ein Efslöffel voll verbraucht^ wie vorbin. So werden zwei Aufalle ganz ruhig abgewartet, wovon der zweite öfters schon et- was leichter zu werden pflegt, und dann erst zur Heilung des Fiebers geschritten, zu wel- chem Zwecke ich mich ganz einfach des schwe- . feisauren Chinins in f(»Igeuder Formel bediene: Rec. Chinini sulphurici gr. ij, Opii puri gr. ^f Sacch. alb. gr. vj. M. f. pulvis dentur tales do- ses No. Xn. Von diesen Pulvern lasse ich 6 8 Stunden vor dem zu erwartenden An- falle vier Stück verbrauchen, so zwar, daiii das letzte wenigstens eine halbe Stunde vor dem Eintritte des Anfalls genommen wird. Der Erfolg hieven ist eine bedeutende Verkärzung des Anfalls. Nachdem dieser vorüber ist, nimmt der Kranke in der fieberfreien Zeit wieder wie vorhin seine Brechweinsteinsolution bis 6 8 Stunden vor dem Anfall , wo mit dem Verbranch von vier weitem Chinapulvern in der nämlicheb Zeitfolge begonnen wird, und unter zehn Fäl- len bleibt der zu erwartende Aufall neun Hai aus. Zur gröfsem Sicherheit wird nadi gehe-

78

y^;em Veilauf des Anfalles wieder mit d^r Mix- tar begonnen 9 and zuletzt noch die vier letz- ten Cbinapulver wie vorhin gereicht. Niemals habe ich ein Recidiv in Folge dieser Be- handlnngsmethode beobachtet, und kann sie deshalb als dorchaus sicher hiemit ö£Pent- lich empfehlen. iQh will den geneigten Leser nicht mehr lange durch Mittheilung von Kranken- l^eschichten ermüden, deren ich einige sehr in- teressante hier mittheilen könnte, z. B. einen Fall von Wechselfieber mit bedeutender Milz- anschwellung; einen andern, der mit einer be- deutenden Hypertrophie der Leber und beglei- tender Gelbsucht complicirt war, welche nach ineiner Methode schnell ubd sicher geheilt wur- den, uebst noch einigen andern minder wichti- gen, sondern ich will hier nur noch kurz er- wähnen, wie sich meine Behandlungsmethode mit meiner oben mitgetheilten Ansicht über das Wesen des Wechselfiebers verträgt.

Wenn wir die Wirkungen des Brechwein- steins in ihrem ganzen VerlauFe verfolgen, so finden wir überall eine fluidisirende Tendenz itasgesprochen, Stockungen hebend, die Ve- nencirculation beschleunigend, die transpirato-^ rische Thätigkeit durch Anregung des peri- pherischen Capillargefäfssystcms bethätigend. Krampfzustand durch Beseitigung organischer Coustruction hebend u. s. w. Die Turgcscenz wird bei dieser Wirkungsweise von den äufsern Theilen mehr nach den innern versetzt und durch Erregung von^ Eckel , wie im beginnen- den Fieberfroste, Schütteln des Körpers be- dingt, es wird also dadurch en Miniature ein künstliches Froststadium, ein Mittelding zwi- schen Wohl- und Unwohlsein hervorgerufen, welchem dieselbe Polarisation der oben erwähn-

74 .

ten Systeme zain Grande liegt, und so wird der Körper aufdeukänftigen Fieberanfall gleich« mm vorbereitet und für die Fieber erregenden Potenzen weniger empfanglich; daher erklärt es sich auch, wie nach diesem Vorgange das Fie- ber leicht zur Heilung gebracht werden kanui durch Mittel, welche eine potente Kraft gegen jdasselbe in sich vereinen, wie das Chinin.

76

IM.

Krankheiten Lüneburg^s«

Vom

Medicioalrathe^ Landphysikus DnFischer,

zu Lüneburg.

(ForUeUang. S. Tor. St. 8. 45.)

Das Jahr 184 0.

Julius,

Barometer. 28' 5" (15. o. 16.) o. 27' 9" 3'" (7.). (10 mal unier 28').

nehnometer. 20<» (nur 4 mal Mitt.). a. 1—5* (dften Morg.) meist 13— 15» Mitt.

Hygrometer. 88<> (28.) Morg. o. 58^ Mitt. desselben Ta- ges, und äbniicbe Differenzen öfters.

Winde (stark), W. mit S., nnr 7 mal mit N. O. mit 8. n.N. T. 26.-28. Regen die ersten 14 Tage, and dann noch 13. Oemtter nur am 5. o. 22. Donner nocb 2 mal (auf dem Brocken entladen sieb viele Ge- witter schon im Jani nnd in der nördiicben Bbene nicht). Sternhelle nur 0 m^\.

Mit dem V.M. (14.), LV. (22.) n. N.M. (28.) ein Stei- gen des Barometers um einige Linien.

Der häufige, fast tägliche. Regen von der Mitte Juni an, der auch in England und Ir^

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land (Himb. Correspond. v. 13. Jul.)> auch in Ri^fslandy weniger im Süden von Deutschland herrscht (da z. B. die Elbe von ihrem Ursprünge an stets niedrig bleibt, und dort erst mit dem Juli erwünschte Regen eintraten (Hamb. Zeit. V. 23. Jul.) führt begreiflich manche Erkühlung^ z. bei der so sehr erschwerten Heugewin- nüng^ herbei, deren Folgen besonders als Ko- liken und sogenannte falsche Pneumonieen auf- treten^ wo erstere, je nachdem sie mit J^er" siopfung" oder Durchfall sich arteten, dem Öl. Riciui oder Opium, letztere, nach mäfsigen Au«- 4^enipgea9 Calomel mit Opium, - in .kJe^pe^i.Ga- 'ben schnell hintereinander bis zur Diaphorese gereicht, einem Vesicator u. dgl. wichen. Bei Kindern aber erregte dieser nafekalte Coagula^- tionsprocefs , durch die warmen contrasiirenden Sonneublicke und die vorherige organische Er- hitzung durch Laufen und Spielen noch erhöht, gegen Ende des Monates zumal , eine so inten- sive Reaction der Schleimhäute der Respira- tionsorgane, dafs (wie auch aus Berlin brief- ;Mcb gemeldet wurde, dafs in der Charite viel , pneumonische und Croupkranke, wie im Winter, lagen) häufige und hartnäckige Brustaffectionen und Husten, bis zum Croup ^ isich einfanden, an welchem letzteren am 21sten ein lebhafter, aber etwas vollsaftig weicher Kuabe auf dem Lande (aus dessen einige Tage zuvor, nach angegebener Art , . zugezogenem Husten die übrigens sorgsamen Eltern kein Arg gehabt, und erst am dritten Tage dagegen Hülfe such- ten) erlag. Es wat auch ganz die atmosphä- rische Constitution zu einer abnormen, wenn auch nicht gerade stark ^materiellen Plastik (Hautbildung) der Bronchialhaut doch zu einer feineren^ dem blofsen Auge unsichtbaren Ob^

f 77

Kteraiion oder auch baldiger Erlahmung der äuDsersten Nerven- und Gefalsenden derselben, wodurch die (electrisch - gasartige) Wechsel- wirkung mit dem Luflkreise unterhalten wird, und welche den Croup eigentlich begründet« Die Athmungsorgane litten jetzt überhaupt, bei Anlage dazu, viel durch Mangel au kräftigem Umlauf, und daherrührender Brustbeklemmung^ und die constiiuüo caerulea (dunkelrothe Wan- gen, überfüllte blaue Venen u. s. w., «Sc^b'ii- lein^s Cyanosis pulmonuniy Fuchs* pneumatO" electasis) klagte am meisten. Neben allgemein und örtlich (für die Brustsphare zumal) beU'» henden Mitteln, z. B. höchst geistigen Einrei- bungen , mit Salmiakgeist und ätherischen Oelen (Bals. vitae ext. Hoffm.) versetzt, deren innerer Gebrauch nur nicht bis zur Erhitzung und U»*. berreizung getrieben werden durfte, thaten auch schonend ausleerende, die Circulation und den organischen Stoffwechsel befördernde Mittel, z. B. Pillen^ aus Asa foet. Sapo, Rheum, und selbst mit mäfsigen Zusätze^ von Chinin, Cam- pher und dem Extr. panchymag. Croll. oder dergl., besonders bei plethorischen und dabei , gefäfsschwächeren, nicht gerade fieberhaften, Subjecten, oft vorzüglich gute Dienste.

Unter den jetzt häufigen Ausschlagskrank- heiten tauchte, nach zweijähriger Immunität, das Scharlach y aber dfbch nur sehr sporadisch und gutartig, wieder auf.

Bei dem Nasenkrebs , bei einer alten säft»- reichen Frau auf dem Lande (entweder von ve- nerischer, oder wohl mehr von Radesyge- An- lage, was, wie wir schon öfter im Laufe die- ser Verhandlungen gesehen haben, die ernste- sten practischeu Verwechslungen nach sich zie- hen kann) that, nach manchen anderh Kuren^

/ , SB' -.

hei der 8ch%vtuniiiig*fires8radeD AflTectum der jieiclit blatenden Oberfläche, das Eisen, ioneih- lidi- und anfiserHch (Md. rosar. un^ ß, F«k*

Bxtiv^lladooii. sorop.j bis drachoh/Q nodidia besten Dienste^ und ist za rathen , statt dess4»i nicbt bei dem mehr dissolvirenden QaedcsOber 0R1 sdbr ma beharren und wenigstens einem Pol nach einander (aueh dem bindenden) sich bo B&heml *-?

^ August,

28' 4" 8'" (31.) und 27' 8" (19.-). (Nor 6 mal mtüer 28S and doch lo viel Regen f)»

^BhtrMMMfM*. 20«» (28. n. 31.) o. 8—6* öfter Mofgeas , ijmm^ U— 17« Mitt).

BteffMifffr. 03® (mebmialt Morg. a. Abeadt. and meifC - 4fr«*50 MHt.).

yi'We (itarky snm Glock f&r die Erodte) znerat NW. n. MO. Vom 11.— 19. mehr SW., dann wieder NW. and mitunter J^gen 12, am 12. mit OewUter. NebeH (Moigens) häufig , zumal später dm Monate. Stem^ helle doch 19 mal.

Unbedeutende Veränderungen des Barometera mit den Mondwechseln.

Die Ertidie durch die anhaltende Nässe mehr gefährdet, als die Gesundheit: nach der schon dfter in diesen Jahrbüchern gemachten Erfthning, dals zumal kühle Nässe im Gan-> zen nur wenig, und mehr blofs catarriialische^ besonders etwa Uebel derRespirations-, Sdiling- und Hautorgane, erzeugt, tfieils weil kein zu reizendes Extrem der Temperatur besteht, die Organisationen sich auch besser und vorsichti* 8^ ' gogen äu&ere Einwirkungen verwahren, duui auch manche Hauptquelle heftiger schade

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lieber Einflüsse (höher potenzirte Ausdunstung aus sumpfigem Boden z. B.) fehlt. ^)

Der seit einigen Jahren uns beschäftigende, im August 1839 vergeblich von Ems zurück- kehrende, abzehrende , aber doch bisher immer noch pathologisch sehr räthselhafte zwölfjähiige Knabe (Jouf^al 1840. Aug. S. 71) starb jetzt erschöpft 9 ui^d die Darlegung der in seinen Hauptorganeb gefundeneh krankhaften Verän- derungen soll uns interessanter sein, als die der wenigen intercurrirenden Krankheiten dieses Monates. Der Kranke hatte sich seit einem Jahre, bei Milch und Obstdiät, dem Genub der freien Luft und passender Mittel, eiuiffer- malsen erholt, so dafs er oft munter umher- ging oder auf einem Esel ritt, magerte aber, obgleich keine Neigung so wenig zu Durch- fall als zu Schweifs da war, mit fortwähren- dem Husten und Auswurf, auch Fieber, immer mehr ab, und starb am 19. d. M. Der Kör- per sehr abgezehrt, die Haut wie ganz rauhy das Herz fest und grofs, mit einem Gu& gleich- sam verhärteter Lymphe, die hie und da Fleisch- fasem ähnelte, überzogen, und damit sowohl an die Pleura und die Lungen, als auch mit dem Herzbeutel fest verwachsen. Am rechten Herz- ohre ein speckiger Auswuchs. Die Lungen fest

*) Doch soU biemit keinesweges geleagnet werden, daff, wie Hecker richtig bemerkt, eine sehr anhaltende Nässe, durch beschränkte Blutentkohlang in den Lon- gen und dorch Hinderung der Haotthätigkeit, so wie durch Erkrankung des Pfortadersystenis and des sym- pathischen Nerven insbesondere, ^nsfriscAm Zustand, Wechselfieher n. s. erzeogen könne (Qeschiehte der Wiener Schule), Aach in der gleich folgendea Section des Lungensüchtigen scheinen beweise Ton za negativer Wirkung der jetzigen Nässe auf die Ath- niangsorgane zu liegen. -^

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an die Pleura gewachsen (daher wohl so we« nig im Brustkasten als im Herzbeutel Wasser?). Die Oberfläche der Lungen war verhärtet, in der obern Spitze der linken einige ausgeleerte Eiterhöhien, in welche man bequem den Dau- men stecken konnte (wie ausgebrannte Crater, auf der innern Oberfläche hart, und mit Ossi- fication an den Gefäfswänden). Auch in der rechten Lunge Aehnliches im Kleinen. Das Princip der Verdichtung y neben dem der Er* weichung und Schmelzung y war bei diesem, sicher von der Nerven- und ganzen Lebens- krafttendenz abhängenden chronischen iuherew lösen Entzündungsprocessej gleich vorherrschend, und diese Hypertrophie und Stockung offen- barte sich auch in den Bronchialdrüsen, deren einige vergröDsert, schwach gebratenen Hasen- nieren sehr ähnelten. Die grofse und harte Leber mit dem Zwerchfell und der Bauchhaut verwachsen. Magen und Eingeweide äbrigens bei aller Abmagerung gesund, und erklärte sich dadurch die kaum je gestörte Verdauung und Reproduction des so langsam, leider, aufgerie- benen Kranken! Vergl. über Cirrhose der Lungen Corigan (Med. and surgic. Joum. of Edinburgh 1838. Mai. Salzb. medic. Chirurg. Zeit. 1840. No. 23. S. 375). So auch von Abscessen, die sich durch Leber und Lunge zugleich öfihen. Dr. Sporer in Fricke u. Op- penheim n. Zeitschrift. Bd. XIV. St. 1. S. 85. Bei dieser Gelegenheit (wobei auch dieser Kranke interessirt war), die pharmazeutische Einschaltung, dals, wenn mau den, wegen zu langsamer Unsicherheit der Wirkung und zu- gleich der Beschwerde wegen, es Kindern so lange beizubringen, nur hypermodernen und oft entbehrlichen und durch bessere Mittel zu er-

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Betsenden, Leberthran doch durchaus glaubt, gegen derartige Beschwerden oder Anlagen ge- brauchen zu mfissen, ich bei diesem oft über- Bälsig langwierigen practischen Experimente, Bur &leichterung der armen Competenten, doch oft wenigstens die Benutzung der Liehig*schen Symps -Formel (^Pharmazeut Joum. Bd« XXV. SL 1.) anrathen möchte. Reo. Öl. Jecor. ' aselL unc. xiv, Gumm. arabic. unc. /?, Aq. fon- tan. unc xij, Syr. commun. unc. iv, Sacch. al-* biss. unc xxiv, Aq. Flor. Naph. unc. ij. (Erst eine Emulsion gemacht und den aufgelösten Zocker und die Aq. Flor. Naphae zugesetzt !)

Unsere nordischen Bäder waren in diesem Jahre schlecht besucht, und noch schlechter warn Theil bekommen, auch fräh verlassen. (Im wimeren und regeren Süden war dies besser}. ^ Doch bekam unser Soolbady bei der Kühle, und der Bequemlichkeit und Nähe seiner An« wendoDg recht geleitet, grade aufTallend gut, Aach die Vaccination (in Masse, imPhysicats- disUicte) gelang vorzüglich, schon weil, beider mcht übermälsigen Hitze , die Blattern , zumal n Schlafe, nicht so stark abgekratzt wurden ! Am 17. 19. d. M. auf dem Brocken schoD fMdineit (Hannöv. Zeit v. lt. Septbr.).

Septemher,

Mmrameter. 28' 4" 9"' (1.) u. 27' 4'' 4''' (16.) (Nor ?odi 17. 2a imfer 280.

ter. 23«' (3.) n. 10"» (16. Mitt.). (Morgeni in der zweiten Hälfte öfter 4%

ter. 05® Morg. (26. o. 29.) o. 50<> (MTittags im ▲■fuige öfters).

(sUrk). An den ersten drd heilsen Tagen SO.,

8. a. NW. Vom 21.— 25. wieder S. ti. NO.

(aber meist tcbwacb) 18. Starkes Gewitter am

10: IMd (firnIO Dvr am 9., 15« o. 26. Sternhelhl&.

.XClILBd.2.8t F

Mit dem V. M. (11.) Barometer gef* and mit dem I. V. (18.) gest.

Dieser Monat lind der Herbst überhaupt glich den nafskalten Sommer noch eiuigerma- Jsen wieder aus, so dals wenigstens die un- gewöhnlich, selbst auf unserm Sandboden^ ver- zögerte und erschwerte Emdte, einigermafiMn weiter gefördert werden konnte. Jetzt wa- ren auch 9 in den ersten heilsen Tagen des Mo- nates wenigstens, die Flufs- und Seebäder er- quicklicher als in dem bisherigen Sommer.

Cholera nationalis zeigte sich häufig, doch befiel sie, bei der mehr warmen und gleidt- m|f]sigen .atmosphärischen Temperatur, nur mehr d^e, welche es durch innere oder äulsere Er- kuhlungen der Darm- oder Hautfläche verse- hen hatten. War dabei starkes und anhalteii- des Erbrechen (als Beweis der erethischen Af- fectipn der Magenhäute), so war Pot. River, (und etwa örtliche Epispastica) meist schnell hälßreich bei mehr Tenesmus Ol. Ricini und bei copiösem wirklichem Durchfall ge- linde Opiate mit schwachen Gaben der wäfsri- gen Rhabarbertinctur, Aether u. dgl. Umso mehr mulste man sich hüten, aus Furcht vor Erschöpfung, oder aus sonstigen Gründen, diese Ausleerungen unbedingt und zu schnell zu hem- men, da sie mitunter auch Folgen der jähen stärkeren ^Expansion der Faser und Säfte y so wie dadurch hervorgerufener lebhafterer und oft wohlthätiger Reaction der edleren Eingeweide, besonders des Centraiorgans y waren, um die sogenannte Plethora commota^ welche durch zu starke Einwirkung auf den Gesammtorgi^ nismus oder auf einzelne schwächere Organe Krankheit erzeugen konnte, durch Säftevermin- derung wieder auszugleichen. Das chlore-

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tische etliche zwanzigjährige Mädchen, was wir 9 als früher mit dem stärksten Luftmangel und Herzklopfen bei einiger Bewegung geplagt, und eines Herzfehlers (der auch, in der An- lage, wenigstens wohl nicht fem sein mag) verdächtig, so wie durch stärkere und fortg^- setste Verminderung der Säfte, namentlich durch Abführnngen, der freien Bewegung, wie der Kraft und dem Leben wiedergegeben, schon ■ehreie Jahre kennen (s. Joum. 1839. October 8.64), litt jetzt schon länger an einem frei- willigen Durchfall, den man gern eine Zeitlang gehen liells, und nur ganz allmählig einschränkte, ab man ein Ueberschlagen in den negativen Pol der zu grofisen Abspannung und Erschö- füong befiirchten muiste. Auch den an lieber- ffinoDg der Athmungsorgane Leidenden bekam doch dieser Monat, wie der Sommer überhaupt, m Ganzen gut; indefs für die Gesunden oder sehr von belebenden äufseren Reizen Abhän- gigen die Trauer, jetzt schon, gerecht war, dals wieder der Winter (und was für einer?) bald eintreten solle, nachdem man vom Sommer etwas Erkleckliches nicht gesehen. Die Franzosen waren äbrigens auf unsere, eben- faÜB durch diesen Sommer etwas in den Schat- ten gestellte, sonst gewifs, vernünftig ausge- wählt und geleilet, sehr oft heilsame, Wasser^ keilkundej jetzt auch nicht gut zu reden, und behaupteten (nach den Zeitungen) in ihren aka- demischeb Pariser Sitzungen , als über die Ein- führung dieser neuen Methode in Frankreich die Frage war: Dafs Deutschland eben noch nichts gescheutes Praktisches ihnen zugesandt, wie an dem Mesmerismusy der Hahnemann%fAiea Homoapaihie so wie auch an der Hydropathie SU sehen, da der Nutzen eines vernünftigen

F2

84

fVassergebrauches längst bekannt sey ^\ Nan ist aber auch von einem solchen vemfinftigen nar erweiterten and kräftigere^ Gebraudie die Rede, und eine in diesem Spätherbste in Lauterberß am Harz begonnene , und, nadk Unterbrechungen erst im Frühjahre und Som- mer 1841 fortgesetzte und glänzend vollen- dete Kur der Art in des Verfassers eigenem Kreise wird auch demnächst beweisen, daGs^ durch vernünftige j beharrliche und wohlwollende Anwendung der Wasserkur auch in der Sphäre der Nerven und der Psychik Zerrütteten^ durch einen Leiter wie Dr. Riischer daselbst , Gro-

*) Wandern mufs man sich übrigens, dafs die JFVinis*- sen^ die mit Yoreiliger praktischer Spiegelfechterei oh voran zu sein pflegen, solche unbedingt uiber ofii ab- sprechende Sprache führen mögen, da wir docb JJI^ so viel onser Menschen sind, in den wichtigsten theo- retischen, samal aber pracHschen Krkenntnissen £e Wahrheit zu erforschen mannichfaltig versuchen moi- sen. So auch mit der Lebrc von der Schwere and der EleciricitiUy beide Hauptlehren ansers kiaturfaistO' rischen und auch heilkundigen Wissens^ und am Rade doch wahrscheinlich zusammenhängend. Der Vf. er- innert sich der Erklärung des Franzosen Le Sagt davon (Kntgegenstreben eines alle körperliche Atome (nach dem Quadrat der Entfernung) zusammenhattei- den Aethers), welche unser geniale Lichtenberg bei- fällig (Göttingen 1790) vortrug^ während der mehr rigorose mathematische Kästner darüber skeptiicb lächejte. Und doch mufs eine solche oder abnlidie antipolarische Circolation, neben attractiven mid ri' jmlsiven Kräften (Kantus metaphys, Anfangsgrituit der Naturwissenschaft) in den .Körpern CMetalleOi Nerven, Blut ii. s. w.) Statt finden, weil wir soiit so manche Erscheinungen der nwgnetisch - eledrir sehen f physiologischen und pathologisch -therapeM' schan Sphäre, auch nor äufserlich, nicht begreÜM könnten , und das Zurückgehen za den Wirhän 6m Cartesius n. dgl. die Dinge noch weniger begreÜM roaebt.

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«

es and sons(t kaum Erreichbares geleistet wcr- \n kann.

Selbst die so zweideutige Temperatur auch Mtes Monates, hinderte nichts dafs nicht das »iere Landleben mit einem mehrfach eiqge- hränkteren Stadtleben vertauscht, grofse Dinge i einem zweiundzwanzigjährigen scrophulö- n Drechslerburscheu leistete, der seit sieben hren durch perpetuirliche Entzündung und sschwulst der rothen thränenden Augen uud r Augenlieder (Phlyctänen)^ Lichtscheue, so jb er immer die Augen fest zukneifen mufste, >tz aller angewandten Mittel , so gut. wie blind brigens sonst kräftig und gesund) gewesen, tzt, einem in mehren Punkten liberaleren Auf- ithalte an einem schattigen Walde übergeben, id, nebenbei Salmiak, Calomel uud Opium, impbor, Tinct. Colchici (mit Extr. panchym. loll., bis zur, schwer zu erregenden, Stuhl- sleeniug, oft verstärkt), Vesicatore u. dgl. ge- inchend, binnen acht Wochen schon gut, je- ieh noch lichtscheu y wieder sehend gemacht, der Folge aber ganz wieder hergestellt wurde, dais er dafür auch die Oekonomie als sein inftiges Fach beibehalten hat.

Sind nun die diesjährigen (wohl alljährli- len ?) Sonnenflecke (Hanno v. Zeit. v. 12. Sept.) [er dias Erdbeben in Italien und Illyrien (^Hamb. jrrespond, v. 14. Sept.) oder was (Erkeun- les^ ist an dem diesjährigen Schlechten im immer ) was noch gar nicht recht aufhören 31, Schuld? Was die Nässe übrigens anbe- Dgt, so muls es B. in ItaUeh damit anders iSBehen, weil der heil. Vater nicht eher nach om (im September) zurück sollte, bis nicht frischender Regen gefallen sein wurde (Zei- ngen).

i1

r

5

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Bei uns aber starb manches mit krft

ter Anlage innerer Organe begabte S

eben durch den von schnell abwechselnder

ter und trockner^ kühler und warmer Tem]

hervorgerufenen 9 contractiven und expa

Prpceb der morbiden Säfte und Nervei

mentlich waren davon Beispiele: einesec

jährige Frau auf dem Lande , die binnen

gen Stunden an einem Lungenblutauswur

und ein vierzigjähriger Handlungscommi

seiner Jugend her, von einem l^ochens

am rechten Schenkel hinkend, und dess<

1 sdiwister alle nicht alt geworden warei

[J Gründe des ihn wegraffendenhartnäckigen

^"^ falls erwiesen sich durch die Section gam

farbige, an manchen Stellen zusami schrumpfte Eingeweide, Verhärtung dei ten Leberlobus, besonders an der untei che, Verwachsung des Magens mit dem Z feile u. s. w.

Die schlimmste Einleitung aber für Spätherbst- und Winterkrankheiten, n lieh für unsere ansehnliche Masernep machten uns nicht allein schon jetzt anfa Vorboten der letzteren (fieberhafte Ausfl die eben so aussahen und mit manche: liehen Zufalle begleitet, die Krankheit ab nicht waren, indem mehrere Subjecte ni bis sechs Wochen erst ordentlich davor len wurden), sondern hauptsächlich der husten, der auch in Dresden heftig h< (Hannöv. Zeit. v. 8. Sept.) und sich i mit den Masern höchst lästig und ge verband« Von Varioloiden wurde ö eine Mecklenburgische Nachbargegend, Z' in einem beschjlnkten Kreise der Mitt

1 ;

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übrigens aber von Berlin eiugcscbleppt^ arg heim« gesucht

Octoher.

Bartmeier. 2S' 9" (13.) u. 27' 6 ' 6" (24.). (Nur 8 mal

unter 28')' nermometer. + 11<» (13.) a. l«» (22«) Abends.

Ujfgrometer. 93^ (mehrmals im Anfange (Morg. a. Ab«) und meist 60 70^ Mitt.

Winde (stark) N. a. NW. bis zam 26., nachher u. NO. Regen die ersten 9 Tage, und nachher noch 13 mal. Sdinee am 26. Nebel mehrmals. SternkeUe doch 16 mal.

Mit dem V.M. (11.) Baromet 3Tago sehr geet. Mit dem L ¥• (8.) gef. Mit dem N. M. (25.) niedrig geblieben.

Witterung, sowohl hier als in einem gro- ben Umkreise, z. Berlin (Journal, October) noch immer die verspätete Brndte störend und gefährdend, auch die bisherigen Einwirkungen auf Faser und Säfte fortsetzend. Die in dieser Zeitschrift neuerdings ausHirlicher aufgestellten practischcn Sätze über die jetzt als obsolet, fast in Verruf gekommene Plethora (Journal 1835. Septbr. S. 56 u. f ) fanden auch jetzt noch ihre deutliche und nützliche Anwendung, indem die übermälsig angefüllten und ausgedehnten Ge- flÜjse leicht die Nerven drücken und reizen, wel- che den Functionen auch der Circulation und der Absonderung vorstehen, so wie dann die EU schnell abwechselnde und stark potenzfarte Heizung derselben von den atmosphärischen Einwirkungen auf die Respirationsorgane aus wie in einem Cirkel wieder zu lebhaft auf die Erregung der Gcfäise hinwirkt

Diescmnach gab es jetzt auch viele Lu/t- g«/i- und GehirnkranJce^ und wo es nicht zu ernsthaften Reactiouen des ganzen überfTültcn

-^ Aft ..

S&fte- und Nervensystenifit kam^ da herrschte häufiger als sonst Drack uud Ermattung, oder eine störende Aufregung, woran auch die Sphäre des Unterleibes oft Theit nahm, besonders bei Frauenzimmern, zumal Dienstmädchen, und vor allen bei Köchinnen y wo die Expansion der Säfte noch durch die nahe Berfibrung mit dem Feuer vermehrt wurde ^). Hier nützten nur zuvörderst erst paCslich ausleerende und käh- lende Mittel« . Einen ernsteren und länger anhaltenden Character nahmen aber die jetzi- gen Ge^V/ireactionen leicht an, auch in psy* chischer Hinsicht (wie auch die Physihftts- regster zeigten). Bei den Fällen von jw gendUcher Melancholie, dergleichen einer jetzt in eigenem Kreise vorkam, möchte ich doch rathen, die jetzigen Grundsätze des Zeitalten der gar zu müden ^ und blofs zerstreuenden nachgiebigen Behandlung (der jetzt besonders durch zu einseitige Aufsätze in viel gelesenen Blättern, z. B, Treatment of insanity in Eng" land etc, hy Percivaly Blätter für litber. Unterhaltung. 1840. Nr. 46 47., wo ein wie- dergenesender Irre die Eindrücke seiner här- teren Behandlung beschreibt, gar zu sehr das Wort geredet wird) nicht gar zu unbedingt za befolgen, und mehr nur auf die Fälle zu be- schränken , wo wahre Schwäche und Reizbar- keit, nebst Anlage zum philosophischen Nacln denken bei der Jugend > oder Müsmuth und Kränkung beim stumpferen Alter keine Auflas- sung oder beharrliehe Verfolgung eines ernsten Lebensplanes oder einer ruhigeren Handlungs- weise in dem zweideutigen Leben zulassen; da aber, wo Mangel an Aufsicht upd Führung

*) Oefter trat vomtfti« cruentu» ein, den auch Hokdkr in. Hanno?er jetzt häufig im Hospitale bemerkte.

89

des empfindenden und denkenden Princips bei jener eine Verwirrung der Lebensansichten und der Begriffe, mit immer dunkel zunehmender Praetension^ und mit erschlaffender träumen- der Nachgiebigkeit gegen sich selbst , herbei- geführt hat, dem verwirrten und mehr fixen Gehirn - und Nervensysteme eine ernsthaftere und positive, selbst zwahgvolle und mitunter so- gar schmerzhafte (ältere) Behandlung, stets aber mit der grölsten Gute und Geduld ^ angedeihen EU lassen. Wird damit bei solchen, aber in den innem Organen und in der Vegetation nicht lädirtetif Subjecten eine Wasserkur, wie die schon auch psychisch und moralisch vorthcil- haft erwähnte in Lauterberg am Harze, ver- bunden, so kann durch dadurch hervorge- rufenen kräftigeren und conceutrirteren Um- satz der organischen Masse und Faser, durch chemische und imponderable Einwirkung darauf (oft in grellen Contrasten für die gefesselte Psyche ,% so wie durch Normalisiruug der Haupt- fonctionen und Triebe , durch Entspannung der klonisch -krampfhaft gleichsam afficirten Ge- Um-, Ruckenmarks-, Brust- und Unterleibs- orgmne, welche einem normaleren Empfindungs-, Denk- und Handluugsyermögen Platz macht, sicher Vieles und Grofses geschehen, was so triebt durch keine andere Kurmethode erreicht werden kann, da hier Natur, Ruhe und Kraft- übm^ im wechselseitigen Bunde stehen!

Wenn dann hiedurch oder sonst nicht zu helfen sein möchte, dann mag in eine Heiland tiaä im höheren Sinne, in ein Asyly wie das in Htidesheim unter dem würdigen Bergmann, geflfiditet werden, dessen höchst interessante Abhildoiiffen kranker Gehirne, nebst Betrach- taugen urüber, der gelehrten Welt und der

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i

Menschheit hoffentlich nicht lange mehr wer- den vorenthalten werden, aus welchen z. B. hervorgeht, dafs, wenn der Winkel , unter wel- chem die sogenannten Ammonshörner zusam- menstofsen^ nicht ein spitzer (etwa wie ein lateinisches V.), sondern mehr oder weniger verwachsen und ausgefüllt ist^ immer eine Stö- rung der Geistesfunctfonen Statt finde, da die Comua Ammon. und das Psalierium Dav. die hauptsächlichsten Willensorgane abgäben u. dgl.

Auch fär die Lehre vod den oft räthsel- haften, oft dann schnell tödtlichen Gehirofeh- lem gab es jetzt Mehreres, in Auffassung der Verdächtigkeit wenigstens, zu lernen, da un- ter andern ein vierzigjähriger Kaufmann, wegen heftiger Kopfschmerzen, die sich besonders von dem obem Kinnbacken der rechten Seite an- fingen, sich schon, vergeblich, drei ohnehin schadhafte Zähne derselben Seite hatte aus- ziehen lassen, die Section aber, nicht lange darauf, dio Glandula pituitar. vereitert, die Sella turcica cariös, und den Eiter aus dem untern Gehirn bis in die untere Kinnlade durch- gesenkt zeigte.

Noch ein Beispiel der jetzigen Uebcrfui- luugs- Constitution und zugleich der Richtig- keit der JFaltherscheu Bezeichnung einer con- gesiiven Amaurose ^), stellte ein achtzehnjäh- riges, robustes, brünettes Mädchen dar, was bei seinem schon Jahre laug mit ziemlicher Unbeweglichkeit der Pupille und geschwächter Sehkraft auftretenden Augenleiden sonst eher wohl vertragene Reizmittel jetzt gar nicht ver- trug, am wenigsten expansiv^congestivej z.B*

*) V. Gräfe u. v. Walther JournaL Bd. XXX« Stl.

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wanne Bäder , sondern am meisten durch kühr Wnde und ausleerende Mittel gebessert wurde.

Neben der noch immer ^ aufsergewöhnlich^ selbst bei uns auf trockncm Boden nicht voll- endeten .Erndte, sogar am Schlüsse dieses Mo- nates, die nicht einmal, namentlich in der un- entbehrlichsten Frucht, der Kartoffel y aller Or- ten gut und gedeihlich ausfiel, hatten wir uns noch mit allen Folgen oder verstärkten Com-, plicationen (jplethorischer ^ rheumatisch" biliöser Form hauptsächlich) einer so langwierigen und abnormen atmosphärischen Constellation zu pla- gen, namentlich auch mit hie und da auftau- chenden gern anticipireuden Tertianen. -^

Mit den Thierkrankheiten blieb es auf un- serm mehr trocknen Boden hauptsächlich bei ' der Maul" und Klauenseuche des Rindviehes. In manchen schwereren und nasseren Gegen- den ward aber bei dem stetigen nassen Futter, wahre Lungenfäule daraus, welche sich epide- misch und contagiös verbreitete, ohne daä Sliu- schleppung Statt fand.

Novemherm

Barometer. 28' 9" 10'" (26.) a. 27' 6" 4'" (14.). (Fast ganz so in Berlin. Journal 1840. Nov.). 16 mal un- ter 28'.

Thermometer. + 11® (6.) a. 3* (26.). Noch immer milde ^ und nur am 25.-26. (wie 'in Berlin) NacH" frost,

Hygrometer. Ol® (bis z. 16. baafig Morg.). Mittag! meist 60—70®.

Winde (meist (gliicklicb) starlel) berrscbend S.' mit W.^ 6 mal mit O. Nur 4 mal NW. Nchel häufig. Re- gen 14. Reif (25. u. 26.). Sternhelle 9.

Nach dem V. M. (9.) u. !. Y. (16.) Baromet. niedrig ge« blieben. ^>* ^ N.M. (24.) sehr n. dauernd gest.

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4

Glücklich genug half die erste wanne and meist doch trockne erste Hälfte des Monates der Emdte noch sehr nach. Auch zögerte der schlimme Winter, und die Zugvögel lieüsen sich noch anscheinend Zeit.

Bevor wir aber in den Einzelnheiten der constitutionellen Plethora expansiva^ atonica, welche oft, länger schon, bei schädlichen Rei- zen, durch zu lebhafte Reaction, oder auch Mangel derselben , in bestimmte Krankheit aus- artete^ practisch fortfahren, und besonders den Zusammenflufs dieser Anlage mit den jetzt noch immer stärker auftretenden Mas^/t schil- dern, müssen wir eine kurze Krankengeschichte und Section vom Ende des vorigen Monates * nachhohlen, welche in ihrer Veranlassung mit den pathologischen Einflüssen der Zeit sicher znsammenhäugt, und von , naher freundlicher Hand brieflich mitgetheilt wurde. Unser Stieglitz starb in Hannover y nachdem er sei- nem alten Collegen, Freunde und Arzte, zwei Stunden vorher munter erklärt, er wolle nun nicht länger träge sein , sondern in einigen Ta- gen seine Geschäfte wieder übernehmen. Zwei Stunden später fand ihn dieser als Leiche. Die Untersuchung des Körpers ergab Verknöche» Tung der halbmondförmigen Klappen des linken Herzventrikels, ein grofses mit Fett bewach-, senes, ganz schlaffes Herz, und in der abstei- genden Aorta eine sechs Zoll lange Strecke fast ganz verknöchert, aber doch mit offenem Lumen. Das auffallendste Symptom seiner . Krankheit war Ermattung, für die man keinen echten Grund kannte; denn der Catarrh, wo- ait, sie sich eiilftihrte, war geliud, ohne alles rieber, nicht ohne Eislust, die, abgerechnet üe zwei bis drei ersten Tage^ mit

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Kost und selbst Wein, befriedigt wurde. Man kann also nur auf Atonie des Herzens, die manchen Tag nur 60 Pulse in der Minute lie- ferte, zurückkommen, und den Tod als plötz- liche Adynamie desselben betrachten, denn das Gehirn hat sich in momento morbis in seiner vollen Klarheit, durch helles Bewufstsein und durch das eigene Urtheil über seinen Zustand „TifTVOÄ** behauptet. Havel pia animal

Gehirncongestioneny besonders bei jungen Kindern, nahmen jetzt überhand, bei denen ja ohnehin,, nach Tiedemanfty gegen das Ende des ersten Lebensjahres die Scheidung der weifsen ^imsubstanz von der grauen , uud also ein grö- berer Säftezußufs dahin vorgehen, und da- durch, nicht aber durch erschwerten mechani- schen Durchbruch, das schwere Zahnen erklär- lich werden soll. (Hey/elder, Studien im Gebiete der Heilwissenschaft, Also doch eine^ wenigstens rationeller versuchte Ehrenrettung des, als blolsen Durchbruch durch den genia- len Wichmann mit Recht verpönten Zahnge^ Schaftes y oder wie die armen Mütter, die mit aller Sorge und Gewalt nicht nachhelfen kön- nen, es gewöhnlich nennen, derZahnar^ei/!} -

Um 80 mehr erforderten diese Hirnconge^ stionen Aufmerksamkeit, und ausleerende y ge- genreizende Mittel, als auch mancherlei Aus- scblagsformen, Nesselny Rbtheln u. d^l., vor Al- len aber der Stickhusten den jetzt immer sich mehrenden Masern vorangingen, oder, wie der letztere, mit ihnen vereinigt blieben.

Dafe die Masern in den hoher gelegenen Theilen der Stadt vorzugsweise sich eher zei- gen sollen, als in den niedem, wie in Würz-» hurg (llecension von Prioke n. Oppenheim Zeitschrift Bi. XU. H^l. Nr. V. JIB /»4rf P«?-

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chir. Zeit. 1840. Bd. UI. Nr. 57. S. 66), ist hier Die bemerkt, stimmte aber zu der, von dem Recens. ebenfalls behaupteten, mdhr katarrha- lischen und nordlicheren Natur derselben, im Gegensatz zu den mehr südlichen und erysi- pelatösen Scharlach und Pocken. «^ In der Regel reichten wenigstens gelinde eröffiiende und kühlend diaphoretische Mittel hin, um den Verlauf des Uebels gutartig unil keine beson- ders anhaltend hervortretende Reaction von ein- aselnen innem oder äufsern Gebilden bemerklich 9SU machen. Doch werden noch einzelne Beispiele, wo die Sache schwieriger und ver* wi<dLelter wurde, im nächsten Monate vorkom- men. *)

Das auffallendste Phänomen vor dem Aus- bruche der Epidemie, was bei drei, nachher desto stärker von Masern befallenen y vollsafti- gen Individuen, namentlich im diesseitigen Kreise bemerkt wurde, war eine sehr ähnliche Aus- schlagskrankheit (mit Fieber, auch wohl Hals- weh, Hasten u. dgl.) vier bis sechs Wochen vorher (als wenn die jetzige specifische Reaction und Bildung auf der Haut, von den Respira' tiansorganen und der Blutbildung darin y aus, in einem male nicht erschöpft werden konnte?}, wie auch Dr. Marcus in Hadersleben dieses vorgekommen ist. (Berliner medic. Central 'Zei-^ tung. 1840. Nr. 40. S. 800).

") Dafs übrigens eine solche Kpidemie mit der Zeit im* mer bösartiger werden soll, ist aber schon ein na- türliches Rrgebnifs theils sowohl der durch ihreffio- . fung Immer mehr allarmirenden Krankheits - dimI Sterbefalle, als auch der Folgen und Nachkrankhei- ten, welche mit in die laufende Reihe treten, obae die Ansicht \on Vermehrung nnd Concentration <tei Krankenstoffes nnd andere Umstände hier ganz aoi- scbliefseo zn wollen.

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Wie sehr übrigens jetzt dergleichen Aas- schlagskrankheiten, in den, sicher oft, selbst 80 ftrn^ zusammenhangenden oder analog af- ficirten Atmosphären und Organismen sich aus- prägen (wo dann Oertlichkeiten u. dgl. oft die höheren Formen, die Contagion u. s. w. ver- mehren), ^koiuite maa häufig gewahren, z. B. an dem schlimmen Scharlach in Oldenburg^ noch mehr aber an dem in Florenz, wodurch, wie durch die bösartigen Blattern in Hom, ein Va- ter, der Prinz Borghescy vielfältigen bedauern- den Zeitungsnachrichten zu Fol^e, drei Söhne einbülste. (In Italien war übrigens ein sehr trockener Sommer, und in Ancona z. B. in sie- ben Monaten fast kein Regen. Hamburger Zeitungen v. 19. Dec.)-

Das Wetter blieb bei uns noch mild, und um die Mitte des Monats fanden sich noch viele Zugvögel. So auch in TFien (Börsenl. von 25. Nov.). Die achtgradige Kälte aber in P«- teraburg am 16. d. M. mufste uns auf die An- iwherung, und, unter Umständen, Mittheilung eines strengen Winters aufmerksam machen, der auch nicht ausblieb.

December.

Barometer. 28' 11" 11'" (27.) and 27' d" (31.) SoDtC

immer bocb über 28'.

Thermometer. + (2. u. 31.) ond 14® (15. a. 27.).

(20 Tage Frost.) Hygrometer. 67« (13.) u. 9^"" (l. u. 2.). Meiit in die 009.

Winde. Bis zum 5. S. u. NW. , dann O. mit N. u. S. Vom 28. wieder SW. Regen am 1. Nehel häufig, nie auch Reif d. Ravhfroet, Schnee 6. Sternhelle 16.

Barometer mit allen MondwanUmigen (am2. 9. 15. 23. Q. 31. (wieder erst. V.) gef.

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Der nach einem (zweiten) kühlen und nas- sen Sommerjetzt eintretende lange Winter (von 15 16 Wochen ohne eine andere als ein Paar Mal eine zweitägige mildere Unterbrechnng), der auch im Süden von Deutschland, z; in Wien sich zu 20^ Frost in diesem Monate stei- gerte (Hamh. Correspond. v. 7. Jan. 1841.), in Ruüsland noch höher stieg (Hamh. Börsen^ liste v. 83. Dec), in Italien eine lange Darre mit vielem Schnee ablöste (Hannöv. Zeit, v. 86. Dec.)^ drängte die sogenannten Schleim^ nad' Nervenfieber , die besonders noch anf dem Lande herrschten, ziemlich zurück, und brachte uns aullser den gewöhnlichen eatarrhalischen Uebeln, auch eben keine hervorstechende, am wenigsten epidemische Krankheitsform, als eben die Masern in ihrer ausgedehntesten Fortsetzung und Complication ; von welcher letzterer, Bron» ehitis und Stickhusten die schlimmsten waren« Meist kam in Rücksicht des ersten gefurchte» ten* Namens und Tones der Kranke, der sieb, wenn auch, nur im Bette, erkältet, oder auch nur eine plethorische Kehldisposition hatte, mit einem rauhen, oft bellenden Husten, der küh- lend lösenden Mitteln bald wich, davon, mitun- ter abei^ ging der Zustand in einen wahres Croup y früher oder später, und auch in den tödtlichen Ausgang desselben über, in wahre (specifische) Entzündung der ganzen BronchidU haut und in eine, AienoxmiXe Luftzersetzung stö- rende oder aufhebende Erlahmung. Den Stick* husten und dessen Complication anlangend, so war diese, schon nach dem warnenden Aus- spruche meines würdigen verstorbenen Freun- des und Universitätsgenossen , des Doctor £ra> leben in Laueüburg, an seinen Schwiegersohn^ den hiesigen Dr. Lindenberg , die allerlaatigsle

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und IaDgwierig;8te, und es beruhte dies auch besonders darauf^ dafs die stärkeren narkoti'- sehen Mittel ^ welche dabei etwa wirksam sein konnten, namentlich das Opium, durch Störung der ebenfalls sehr darjiieder liegenden Function der Digestion^ so wie der nöthigen freien Ab- sonderungen und Ausleerungen 'leicht uachthei« lig wurden. Auch gingen daraus manche spä- tere Todesfalle hervor, wo dann die Section meist fehlerhafte Anlagen in den Respirations- organen nachwies. In solchen Fällen, oder wo arge Diätfehler vorhergegangen waren, mufsten mitunter Brechmittel interponirt werden, um nicht, wie doch öfters geschah, Monate lang gelangweilt zu werden!

Ais minder wichtig freilich mufsten aber doch auch die äufseren örtlichen Affectionen, nameotlich die schnell oft sich bildenden Au- gen- und Obrentzündungen (in der Tiefe des äufBem Gehörganges) angemessen beräcksicb- tigt, und letztere vorzüglich durch eine mäüsig wanne und egale Temperatur und durch pais- lidie ausleerende ableitende Mittel, gleich von Aafüng an, möglichst verhütet, oder durch milde Eingieüsungen vonOelen, später mit Blei- ttitteln {Aqua satumina) baldmöglichst geheilt werden. Dafis die buchten Mittel, beim Husten, namentlich bei der rauheren Art beim Ausbru- che der Krankheit, mit Salmiak u. dgl.' ver- banden, sehr hülfreich sein. konnten, dafs ein hpehst schmerzhaftes Wangenreiüsen bei reiz- baren ^Frauenzimmern durch Calomel und Opium un Zaum gehalten werden muiiste, dies und inehr dergleichen braucht hier nicht mit Meb- rerem erwähnt zu werden ,' da hier überhaupt der Raum nicht sein kann, weitläuftiger über practische Behandlung der Masern sich aus- Joiim.XCIII.Bd.2.St. 6

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ssulassen, welche ja ebenfalls nach der a meinen und brtUehen Reaciion y mit einigen benrücksichten, eingerichtet werden muis. Im Ganzen war diese Epidemie eine artige. Von des Verfassers Klienten (die über 70 betragen) starb ein Eweijähiiger thorischer Knabe an bronchitisartiger Coi cation (bei der streiigen Kälte and meh Kranken im Hause nicht gut za verhüten zu heilen). Der stark ausgeprägte, breite^ marmorirte Aussdilag sah mehrdunkelroth- lett aus (die verdächtigste Art!). DieKi heit hielt übrigens nur in unserer Stadt drei. Monate an, und zeigte sich nur hie da und gering in den umliegenden Orten, brach sie noch ganz spät (im Mai des i sten Jahres) in Bardewiekj einem alterthu berühmten grofsen Dorfe von lOOOKinwot ans und tödtete dort ärger als bei uns 4>h&ehin manchen Eltern dort noch der G an heraustreibende hitzige Mittel und Diäl

B[^sl wohnte.

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güj So endigte also auch dieses verwic

IH;:! und gespannte Jahr wenigstens in Weltfn

0^ uud konnte Humanilät und Wissenschafi

kTJl verhältnifsmäfsig doch einer leidlichen I

j^i|; erfreuen! Auch die Hygieine^ sofern si

rltS den atmosphärischen Einflüssen enge sv

" menhängt, steht jetzt in einer interess

Reihe, wo ein sehr langer Winter bis in den des folgenden Jahres hinein , nach einen gewöhnlich frühen und warmen Frühling i Ueo wieder kühlen und nassen Sommer dritten nacheinander) hineinführt , und dun rauhen und abwechselnden Einflüsse, so durch Verlegenheit für die Erndten, und dadurch eingeführte, noch mehr angedro

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Kiankheiten davon^ den grofsen Strich des nord- europäischen Coniinents auf mehr denn -faon- dert deutsche Heilen einwärts von den Kü- 8tea (die groIseD westlichen und nördlichen In- sdn , England u. s. w. , und (nach Hamb. Cor- lespond. v. 1. Aar.) auch sogar WesHndien Uttt eingeschlossen^ irre macht und ängstigt (Geschrieben d. 3. Aug. 1841.)-

In der Landdroatei Lüneburg waren 1840 gehören 9393, 4854 Knaben und 4539 Mädchen. Gestorben 6038 (ii;f/ti^er gegen 1839: 150). Todt geboren 361. Mehr gestorben Vf. Mehr todigeb. 14. Weniger unehlich geb. 9S. WerAger confirmirt 4. Mehr copulirt 92.

' Es aiai^>en an natürlichen Blattern 7 M. a. 8 W. (mehr S). An Masern und Röthein (sicher nur zu allgemeine Bezeichnung für mehre der- artige Ausschlagskrankheiten !) 84 M. u. 75 W. (weniger 58). Am Nervenfieber 165 M.u. 169W. (meJir 8). Au der Lungensucht 481 M. u. 431 W. (mehr 18). Bei der Niederkunft und im Kind» bette 60 (weniger 9). Durch Selbstentleibung tlM.u.bW. (weniger 12'). Verunglückt: im Wasser 38 M. IS W. , bei Feuersbrunsten 1 M. (wie 1639). An sonstigen Unglücksfällen S5H.U.7W. (weniger 6). (DerÜeberschufs der Gebomen gegen voriges Jahr geringer um 191.)

In der Stadt Lüneburg waren geboren 159 Knaben und 184 Mädchen, Summa 343 (ge-

rm vor. Jahr plus 7) , unter ihnen todtgeboren Kn. u. 4M., unehlich 27 Kn. u. 31 M. Es starben 248 (worunter 3 Frauen zwischen 90 bis 100 Jahr).

An natürlichen Blattern Starb Niemand. An Masern und Rothein nur 3 Knaben und 1 Mäd- dien« (da die eigentliche Epidemie sich erst

G 2

_ 100

mit dem Anfange des andern Jahres concei trirte, übrigens in diesen, wie in andern de 'gleichen Angaben,, sicher manche Unstatthi tigkeit wieder vorkommt, da k. B. an der Lq gensucht von jedem Gcschlechte nur 3, an d unbestimmten, innern hitzigen, imiemlangwi) rigen und innern schnell tödtlichen Krankheit! die Meisten gestorben sein sollen). Bei dl Niederkunft und im Kindbette starben nui An Entkräftung und im Alter 38 M. u. 31 W. ': Durch Selbstentleibung (Ertrinken) 1 H. Doip UnglücJcsfälle 6 M. u. 1 W.

Uebrigens hatte das ganze Reich audi diesem Jahre einen Ueberschufs der GeborH gegen die Gestorbenen von 16446.

.1

J

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IV.

Mediciiiisch- praktische und theo- retische Erörterungen

YOD

Aug. Wilh. Neuber,

Doctor der Medizin, Chirurgie and Philosophie zu

Apenrade«

1.

IJeber die nachtheilige Wirkung des Schweiiie- Aeiflcbes, beobachtet von Diviit (Edinburgh medic. and surgic. Journ. Oct. 1836. vergl. Frp- riep's Notizen 1837. Bd. I. Nr. 17.)^ wird be- •eriit, dafs frisches Schweinefleisch nicht sel- ten Diarrhöe veranlasse, zuweilen aber auch von einem ^giftigen Einflufs auf den Verdauungs- apparat sei. In einem Falle bekam der Kranke, wdben Stunden nach dem Genüsse des Flei- sches, einen heftig brennenden Schmerz in der Magen- und Nabelgegend, der von einem be- ständigen Erbrechen einer duukelgefarbten Flüs- sigkeit, in der einzelne, halb verdaute Fleisch- stücke sich vorfanden, begleitet war. Der Un- terleib war nicht aufgetrieben, die Oberfläche iß$ Körpers kalt, die Stirn mit kaltem Schweife

IM

bedeckt; der Pols schwach und zitternd. Aber diese Symptome verschwanden nach einem ge- nommenen Brechmittel. Ein plethoriseher und starker Manu, der Mittags Schweinefleisch genossen hatte y wurde um drei Uhr von einem solchen krampßiaften Schmerz befallen ^ daiii selbst die Respirationsmuskeln, namentUch das Zwerchfell y von ihm gleichsam fixirt waren, wodurch das Athmen erschwert und äulserst schmerzhaft wurde. Auf der kalten Stirn stan- den Schweifstropfen, der Puls war schwach und intermittirend. Ein Brechmittel bewirkte auch hier baldige Genesung. Ebenso ge- schah es in einem dritten Falle. In einem vierten, wo ein junger Landmaun in der Stadt Schweinefleisch genossen hatte, wurde derselbe auf dem Heimwege von heftigen Leibschmerzen und Erbrechen befallen. Beide Symptome wa- ren auch am andern Morgen auf eine beunru- higende Weise zugegen; dabei war der Un- terleib leicht aufgetrieben und sehr empfindlich, das Gesicht und besonders die Augenheder wa^ ren dick geschwollen , der ganze Körper mit Urticaria bedeckt, und der Puls schnell und ge- reizt. ' Nach einem Emetico - cathartico aus Brechweinstein und Bittersalz erfolgten Auslee- rungen nach oben und unten, und der Kranke war, bis auf die Urticaria, vollkommen geneseo. Letztere wich auf wiederholte Abfuhrungsmit- tel. — In einem andern Falle entstanden auf den Genüfs des gekochten Schweinefleisches nach 28 Stunden heftige Schmerzen im Colon; aodi hier halfen, wie in mehreren dergleichen Fällen, . Abführungsmittel. Bemerkenswerth ist es^ j heifst es ferner, dals ähnliche nachtheilige Wip* kuugen noch nie vom Geniisso des Schinkens oder von eingesalzenem Fleische beobachtet

^los- wurden ; tiio sclieiucu mehr vom Fetlo des Flei- sches abzuhängen, und werden deshalb auch mehr in den niedem Volksklassen beobachtet. Entstehen übele Zufalle in den ersten Stunden nach dem Genüsse , so leidet beiiouders der Vhgen, später ist es das Duodenum und der Dänndarm, und noch spater, sieben und meh- reie Stunden nach dem Essen, das Cöcum, oder irgend ein anderer Theil des Dickdarms; im «ersten Falle helfen Brech-, im andern Ab- iohrungsmittel. An dem Fleische, das entwe- der gekocht oder gebraten (meist das letztere), war, hat man nie etwas Besonderes entdecken kfinnen.

Es gehört zu den Eigcuthümlichkciten der Zeit, überall Neues und Aufserordentliches zu sehen y selbst in den bekanntesten Dingen. Dafii mau sich durch den reichlichen, vielleicht übor- luUsigen Genufs von frischem, fettem, nament- lieh gebratenem Schweinefleische leicht Unver^ daalichkeiteu zuzieht, ist seit Abrahams ZeL- tan bekannt, und ein Grund mit, weshalb schon damals der Urahn der Juden kein Schweine- leisGli genofs, nicht etwa, weil dasSchweine- Iflisch eine eigenthfimliche giftige Eigenschaft; hall, sondern weil es, obgleich an sich nicht «ben schwer verdaulich, doch beziehungsweise, wegen seiner grofsen Menge von Nahrunff»- stoff, eine sehr lebhafte und kräftige Thätig^ keii der Verdauungsorgane voraussetzt, um m gesunden Nahrungssaft verwandelt zu werden^ Denn sind der Magen und der Darmkanal, trotz der besten Verdauungskraft, nicht im Stande, die ganze ihnen dargebotene Masse des zu- Verarbeitcndcn bis auf einen gewissen Grad SU assiroilii'cn , so gewinnt der Chemismus das Uebergewicht , und im Cbymus entstehen Vcr-

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binduDgen^ z. B. giftartige Säare^ (me schon Sertürner nachgewiesen hat), die dem Orga^ nismus und zunächst dem Magen und Darmkanale schädlich sind und sehr gefährhcheZufalle ver- anlassen können. Betrachten wir aber alle obi- gen Fälle , so ist es wohl kaum einem Zweifel unterworfen 9 dafs wir es hier einzig und alleia mit einer solcheil Ueberladung und Unverdao- lichkeit^ nicht aber mit einer ^ durch Schweine- fleisch geschehenen Vergiftung (etwa wie durch Wurstgift) zu thun haben ^ mit Zufallen, wie si6 durch jedes andere Nahrungsmittel, im Ue- bermaafse, oder zur ungelegenen Zeit genos- sen, herbeigeführt werden können. Denn was den vierten FaU betrifft, so waren die 6e« flichtsgeschwulst und die Urticaria gewiis nidit die nothwepdigen Folgen des Genusses vom Schweinefleisch, sondern mehr abhängig von d^r Individualität der Personen , die es genos- sen, auch blieb die Urticaria zurück ^ nachdem die Unverdaulichkeit bereits gehoben war; sie würde, da sie ohnehin nur kurze Zeit dauert, gewifs auch ohne wiederholte abfuhrende Mit- tel von selbst verschwunden sein. Ich lebe in einer Gegend, wo sehr viel Schweinefleisch in jefflicher Gestalt gegessen wird , alleia ich habe von dem Genüsse desselben nicht häufiger Magenbeschwerden entstehen sehen, als voo den anderen, sehr nahrhaften, oder schwer verdaulichen Nahrungsmitteln. Dafs der Verf. es hier allein mit Unverdaulichkeit zu thmi hatte, ergiebt sich auch aus der richtigen Be- merkung, dafs in den ersten Stunden nach doD Genüsse Brechmittel, später Abführungsmittel die beste Wirkung thateu , und dafs nach deo* selben die Herstellung unmittelbar erfolgte. -* Wie leicht der Verf. geneigt ist, sich über die

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cinfiMlisten Dinge za venrandem, erhellt noch besonders daraus, dafs er es bemerkenswerth findet y das Schinken und gesalzenes Schweine- fleiseh minder leicht Unverdaulichkciten erregen, ata das frische. Jeder weifs, dals durch die Kinwirkung des Rauches und Salzes das Fleisch iberhaupt, und namentlich das Schweinefleisch, m einen Zustand versetzt wird, in welchem es leichter und besser vertragen wird.

2.

In Kleinerfs Repcrt. (1837. MaL & 119), wird ein neues Verfahren zur Einrichtung der Luxation des Oberschenkels auf das Foramen obturatorium von J^eiu (in seiner These Paris 1835) mitgetheilt : „Ohne Extension bringt ndan die Extremität in doppelte Beugung, in wel- cher sie ein Gehülfe erhält, während ein an- derer das Becken fixirt. Der Wundarzt um- falst mit beiden Händen den hintern und obern Theil des Schenkels, erhebt ihn ein wenig und lieht ihn nach hinten und aufsen, hierbei fühlt man die Muskeln auseinanderweichen, so dafs man zwischen ihnen, bis auf das Femur ein- dringen kann. Bei der beschriebenen Bewe- gung verlaust der Schenkelkopf das Foramen obturatorium, gelangt über die Gclenkhöhle mid sinkt mit ueräusch in sie ein.'' Schon seit dem Jahre 1819 habe ich auf ähnliche Weise Verrenkungen des Oberschenkels ein- gerichtet, wie die beiden folgenden Fälle be- weisen :

Erster Fall Den 17. Juni 1819, Abends am 7 Uhr, gerieth em grofser, sehr starker, MOBkulöscr Bauer im vorgerückteren Alter zwi- schen einen herabstürzenden Balken und einen

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Granitblock y so dab der erstere ihm auf dml Rucken zu Uegeu kam. Ich langte zwischen 9- und 10 Uhr bei ihm an. Der Unke Ober- schenkel war nach oben und hinten verrenkti und das Glied 3 bis 4 ZoD kurzer, als der rechte SchenkeL Ich lieb den li^rletzten auf einen festen Tisch legen, und' versuchte auf die gewöhn)}che Weise die Einriehtung, aber vergebens. . Iffjim wurde derselbe flach auf den Fufeboden gelegt, indem ihm nur ein dünnes Kissen zur Unterlage diente. Die Schultern und dasr Becken liefs ich dadurch befestigen, isJfl sie durch Gehulfen gegen den Fuisbodea gedräckt wurden. Hierauf mulste ein anderer Gehfilfe den linken Schenkel allmählig, bis zo eitlem fast rechten Winkel, in die Hohe he- bn, während auch der Unterschenkel mäbig gebogen war. Gleichzeitig wurde eine mög- lichst starke Ausdehnung in derselben Richtung, in der sich solchergestalt der Oberschenkel ge- gen das Becken befand, angewandt, und jener rotireud nach rechts und innen gedreht, wor- auf der Schenkelkopf unter hörbareiki Geräusche in die Pfanne glitt

Zweiter Fall. Den 16. December 1822 warf ein 29 Jahr alter, stark und gedruugen gebau- ter, muskelreicher Fuhrmann von mittlerer Gro- fse mit einem Fuder Hanf um , auf welchem er saus, wobei er ebenfalls den linken Oberschen- kel nach oben und hinten verrenkte. Die Ver- kürzung betrug gegen sechs Zoll. Das Knie war nach innen gedreht, befand sich in mälsi- ger Beugung, und konnte weder freiwillig noch künstlich bewegt werden. Der grofse Rollhu- gel stand hoch oben nach hinten, das Gesafo war rund, prall und geschwollen. Nach auDseo

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Eefii mdk das Glied aaF keine Weise drehen. Der Schmerz bei jeder versuchten Bewegung war sehr grofs« Nachdem der Verletzte ent- kleidet worden^ wurde er auf den Fofsboden |[elegt Ein Handtuch wurde um Schultern und Rücken gescli^ngen, um die Gegenausdehnung m machen^ oder vielmehr eine grössere Be- festigung zu eriangen^ und zweien Männern zu diesem Zwecke übergeben. Ein dritter mufste die Schultern und ein vierter das Backen ge- gen den Fufsboden drücken; um das Knie wurde ebenfalls ein Handtuch gelegt^ vermit- t^it dessen zwei Männer^ nebst zwei andern^ wdphe den Unterschenkel falsten^ dieAusdeh- nitfig machten. Zuerst liels ich mit gebote- nem Knie den Oberschenkel in einen Wimctfl von 45^ beugen^ und zugleich vom Becketf wegwärts ziehen, gleichzeitig aber, um den Schenkelkopf beweglicher zu machen, das Glied wechselswcise etwas senken und wieder he-, ben, indem ich selbst den Rollhügel herunter m drücken mich bemühte. Nach einigen Mi- nuten rückte dieser merUich nach unten. Nun- mehr liefe ich das Glied senken und in mehr gerader Richtung ziehn, bis dafs beide Schen- kel an Länge fast gleich waren. Der Gelenk- kopF stand jetzt unter dem hintern Rande der Pfanne. Nachdem ich dem Kranken und den Gebülfen einige Minuten Erholung verstattet^ Beb ich von Neuem anziehen, und dabei den- Oberschenkel nach und nach, bis fast zum rechten Winkel, beugen, während ich memo rechte Hand von hinten her gegen den Tro- chanter stemmte, um den Gelenkkopf gegen- die Pfanne zu leiten. Als der Schenkel nun fast einen rechten Winkel mit dem Rumpfe bil- dete, sprang der Gelonkkopf plötzlich mit ei-

108

nem, erst roUendeD, dann krachenden Geräusch in die Pfanne.

3.

j^Dab der Arsenik in Berührung mit fou- lenden organischen Stoffen sich nicht Veifluch^ tigt/^ glaubt Dr. Wiggers dadurch beweisen 9SU können, dafs in einem Bfunde Ochsenbhit| welches er mit 1 Centigramme arseniger Sfture vermischt hatte, und dann mit stetem Ersatz der verdunsteten Flüssigkeit, ein Jahr lang foulen liefs, dor Arsenik nach dieser Zeit mit Bestimmtheit nachgewiesen werden konnte. Al- lein meines Wissens hat Niemand behauptet, dalii die arsenige. Säure sich in einem solchen Wärmegrade, in welchem das Blut in Fäulnils übergeht, und welcher den der Atmosphäre nicht übersteigt, gänzlich verflüchtigt, überdies hat TFiggers nicht nachgewiesen, ob die ganase Centigramme wieder gefunden wurde.

4.

Zur Behandlung der Scarlatina anginosa (das ist in der Regel jeder Scharlachfieberiall) empfiehlt Hamilton (Edinb. medic. and surgic Jouru. Froriep's Notiz. 1837. Bd. I. Nr. «1.) das Aetzen der Mandeln mit Höllenstein. Zwar werde dadurch nicht die Entzündung gehoben, wohl aber die Eiterung verhindert, welche ai* lein (?) die Krankheit gefährlich mache (das. S. 121). Dieser. Rath dürfte nur mit greiser Einschränkung zu benutzen sein. Der Vf. scheint anzunehmen , daCs die Entzündung beim Schai^ lach stets von einerlei Beschaffenheit sei, und immer nur allein die Mandeln befalle. Dein ist aber nicht so, denn, je nachdem das mit de«

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Scharlach verbundone Fieber bcschaffeii^ je nach- dem ist auch die BcschaifeDhcit der Ilalsent- zundang verschieden, und sie kann sich über all^ Theile der Rachenhöhle verbreiten. Ge- wöhnlich gebraucht man bei Entzündungen erst dann Aetzmittel, wenn bereits Vereiterung und deren Folgen entstanden. Dafs bei noch nicht vorhandener Eiterung und Versohwärung die Aetzung diese in jedem Falle verhüten könne, ist kaum glaublich, da gewöhnlich schon dann, nach dem Abfallen des Schorfes , Eiterung ent- steht, wenn man nicht entzündete Flächen ätfit Auch sagt der Verfasser selbst, dafs die Entzündung nicht beschränkt werde, folglich wird auch die Neigung zur Eiterung kaum auf- gehoben werden können, wenn sie überall vor- handen war, was bei dem Scharlachfieber sel- ten der Fall ist, wo die Entzündung häufig sich zum Brandigwerden hinneigt. Ich meiner- seits würde erst dann zum Höllenstein greifen, wenn eine solche brandige, schwammige oder callöse Entartung der entzündeten Theile ein- zutreten droht, der Character der Entzündung also entschieden asthenisch ist; bei sthenischer Disposition würde ich durch das Aetzen den Bntzündungsreiz zu vermehren furchten. Es ist möglich, dals Hamilton vorzugsweise sol- che asthenische Scharlachfieber zu behandeln gehabt, oder dafs ihm in dieser Krankheit häufig der Rachencroup vorgekommen, wie er bei ein- zelnen Scharlachfiebercpidemieen vorkommt, bei dem das Aetzen mit Höllenstein sich sehr heil- sam, ja allein lebensrettend, beweisen soll. In Bezug auf die Behandlung exanthematischer Krankheiten kann nicht oft genug daran erin- nert werden, dafs es für dieselben keine alh;e* mein gültige BehandlimmRitgiebt, sondern dafii

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in dieser Hinsicht Alles von der Besehafienbeit des Fiebers und der^ mit demselben etwa gleich- seitig Toiiumdenen örtlichen Entsändung ab- hangt.

In Buckner'8 Repertoriam (1837. Bd. IX. EL 8.) wird erzählt^ dals Buchanan das Jod in ungeheuren Gaben giebt, nämlich als Jodatär- kemehl dreimal täglich zu 1 Unze (=72 Gran Jod), als Hydrojodsäure bis zu einer Unze in 24 Stunden (=8 Drachm. Jod), und hydrojod- saures Kali bis zu einer halben Unze auf die Grabe, und das Alles ohne Nachtheil! Vergleicht man damit die Gaben der homöopathischen Aerzte, so muDs man gestehen, dals beide die grölsten Elxtreme darbieten! Hieran schlieAt sich eine andere, an demselben Ort erzählte Geschichte, nach welcher ein junger Mensch im Höpital de med. zu Paris, aus Versehen, statt einer Abführung, eine Bouteille Jodflus- sigkeit, die 28 Drachmen Jodtinctur (=2^ Dr. Jod) enthielt, ohne Nachtheil, verschluckt ha- ben soll. Ich selbst hatte Gelegenheit zu sehen, dals eine Mixtur, welcher statt zwei Drachmen Carduibenedicten-Extract, aus Ver- sehen eben so viel Bilsenextract zugesetzt wor- den war, von dem Kranken Efslöffelweise, ohne Nachtheil, verbraucht worden war.

6.

Boudin {Buchner*s Repert. 1837. Bd. VIII. 1836.) empfiehlt das salpetersaure Silber in Klystieren, so wie auch innerlich gegen Phlo- gose der Darmschleimhaut (Dothienteritis)^ und behauptet, von dessen Anwendung gro* Isen Nutzen gesehen zu haben, dafii dadordi

^ 111

der DorehlAur gemindert und der ubele GSemeh der Ausleeningen verbessert worden sei« Diese Beobachtungen erinnern abermals^ wie traurig es noch immer um unsere Ansichten über den Begriff der Entzündung steht Je mehr über diesen Gegenstand geschrieben wird, je grA- Iker scheint die Begriffsverwirrung zu werden. Sollte wirlilich anzunehmen sein, dafs das ätzende salpetersaure Silber , als entzündungs- widriges Mittel, im Sinne der alten hippokra* tischen Schule, sich gelto^ machen und ab «hl solches betrachtet werden könne? Hat es sich in der angeblichen Darmphlogose heibrin- gend gezeigt I so scheint eben hierin der Be- weis zu liegen, dafs die sogenannte typhffse Dothienteritis ganz etwas Anderes sein mfifiite,' dafs hier gerade das Oegentheil, n&mlich der Zustand einer eigenthümlich gearteten Auflö- sung der organischen Gewebe, eine sogenannte iUsehe Entzündung, oder ein faulichter Zustand im Sinne der Alten, vorhanden gewesen sei; oder aber , dafs das Salpetersäure Silber zersetzt worden, und nicht als solches, sondern als Chlorsilber, worauf auch Buchner auftnerksam macht, zur Wirksamkeit kommt

7.

Dombtiiih (jCasfer\8 Wochenschr. f. d. ges. Heilk. 1837. St 11.) gicbt einen Verband zur Befestigung des Bruchs des Schlüsselbeins an, der Aehnlichkeit mit einem von mir in Ge- brauch gezogenen hat, nur dab der meinige noch einfacher ist Ich lasse n&mlich ein voi feinem, doch festem und weqlg dehnbarem Le* der verfertigtes und mit Parchent gefQtterlil Halbleibchen anlegen, welches vom gesehnfiit

112

i;^rd. Dasselbe ist mit genau anschliefseuden Halbärmeln versehen^ von welchen der auf der beschädigten Seite ebenfalls geschnürt wird^ um beim An- und Ablegen den Arm nicht be- wegen zu dürfen. Mitten auf beiden Schulter- blättern sind auf einer hier augebrachten Un- terlage von festem Leder ^ um das Ausreüaen zu verhüten^ Ringe befestigt, durch die ein Riemen 9 mit einer Schnalle versehen , gezogen wird. Wenn das Leibchen fest angelegt woi^ den, werden durch diesen Riemen die Schul- tern nach hinten gegen einander gezogen und so befestigt. Das Leibchen geht sp weit hin- auf, dafs durch dasselbe zugleich die auf das ScUüsselbein gelegten Druckpflaster festgehal- ten werden. Der Arm wird alsdann am Kör- per befestigt.

8.

Berger (Berliner Vereins - Zeitung. 1889. Nr. 26. S. 132) macht darauf aufmerksam, dafs bei der Behandlung der Verstauchungen und Quetschungen die, überall im Gebrauch ste- hende Ansetzung von Blutegeln unnöthig, ja in vielen Fällen schädlich sei, daher er sich der- selben nicht mehr bediene. Mir ist eine solche allgemeine Anwendung der Blutegel bei den gedachten Verletzungen unbekannt, und nie- mals setze ich Blutegel an , wenn nicht bereits vorhandene Zeichen der eintretenden Entzün- dung sie nöthig machen, was aber in der Mehr- zahl der Fälle, bei zeitiger Anwendung kaltcf Umschläge, nicht zu besorgen steht. VomBe^ ginne meiner Praxis an habe ich dieselben, ge- rade wie Berger y durch Ruhe, kalte UmschUgp mit späterm Zusätze von essigsaurem Blei. uafL^ wenn Fieber befürchtet wurde, oder wuUSi J

'C

113

eintnt , den innem Gebrauch abführender Sal«« niztiiren (gewöhnlich Nati^om solphor. und Natr. nitric) behandelt Ich kann mich kaum eines Fidlea erinnern , wo ich das Anselsen von Blut» egeln für nöthig erachtet hätte. Gans dasselbe gilt von Verrenkungen und Knochenbrüchen; auch bei diesen ist mir nur wirklich eintretende Entaefindung die Anzeige für die Anwendung allgemeinerund örtlicher Blutentziehungen; durch voreilige Herabstimmung der Lebensth&tigkeit xmd die Heilung unnöthigerweise venögert Die nothwendige Ruhe und die strengere Di&t^ welche anfan^ beobachtet wird, wirken an sieh fldion herabstunmend genug.

9.

Von jeher haben einzelne^ neuentdeckte oder besser begründete Thatsachen Ideen er^ aeogt, welche y einseitig aufgefiaÜBt, hftufig ei- nen zu überwiegenden Einfluils auf die Wis- scoschaft ausübten, und sich eine zu allgemeine Geltung zu verschaffen suchten. Diese Wahi^ heit stellt sich gegenwärtig bei Feststellung und Anwendung der sogenannten Endosmose und Ezosmose heraus, welche halb lebendige. halb mechanische Vorgänge sich vorherrschend anmaisen, das Räthsel der orgfmischen Bil- dong lösen zu wollen. Davon zeigt unter an» dem ein Aufsatz des Dr. Steifensand in Cre- feldt über Secretion und Resorption in der Ver» cinsseitung (1839. Nr. 30. S. 147). Der Verf. griit von Joh. Mütter' B (Dessen Handb. A. Phy- Moiogie Bd. I. S. 416 der ersten AufL) Bemerkung aasy dab eins der grölsten Räthsel der Phy* iMogie die Erscheinung sei, dafo absondernde Ofgane nur an der innem Fläche ihrer Kanäle alwodem, und nicht audi (durch Exosmoee) lowfl.XCUI.D.St2. H

~ 114 .

an ihier äuüetn. St'dfensmd sacht dieses R&ih* sd dadurch zu lösen, daCi er eine solche Ab- sonderung auch an der äufsem Flache allep- dings annimmt, dafs aber das Abgesonderte ninrchgeschwitzte) gleich im At^enbliöke der Absonderung durch einsaugende GefäHse i^^icH der aufgenommen werde. Auch ^ ist er sehr ge- peigt, aUe Absonderungs^enichtongen, z. B. die der Nieren und der Leber, bei dem Geschlfie der Absonderung selbst (ganz wie es der Geirt der Zeit mit sich bringt) eine sehr passive RoDe spielen zu lassen, indem er im Allgemeinen an^ nimmt, dalis der Absonderungsstoff , alssoleber, nicht erst in diesen Orjgänen gebildet werfle^ sondern , wie z. B. die Galle und der Harnstoff, bereits im Blute vorhanden seien. Der ganze Vorgang soll sich ^auz mechanisch (gleichsam l' nach Art einer Filtrirmaschine) nicht sowohl * ddrch den verschiedenen Bau und die yersdue- denartige Belebung der Nieren und der Lober, sondern vorzugsweise durch die gröfisere Haaee Bluts erklären lassen, die gegen den einen oder andern Theil andrängt. So leitet er aus die- sem verschiedenen Andrang den Unterschied zwischen der Harnabsonderung in den Nieien, tind der Thranenabsonderung in den Thrän^ drusen her. Die schwache Seite solcher me- chanischen Ansichten und Erhlärungsweisen leuchtet von selbst ein, wenn man der Idee der Zweckmäfsigkeit, ohne die nun einmal weder das Leben noch die Einrichtung des Organis- mus im Ganzen, wie in seinen einzelneu Thei^ len, verstandlich sind, sich deutlich bewufist ist, und dieselbe bei der Betrachtung der Vorgänge in dem Gebiete der orgauischen Lebensthätig^ keiteki unbefangen festhält. Wenn der ganze Hergang der lebendigen Entwickelung, Fortbil- dung und Erhaltung sogar einfach und hand-

115

greulich wäre, dann erwiese sich die so sehr nflammengesetzte and kunstreiche Einrichtung des ganzen Organismus und der einzelnen Or- gane als schlechthin unbegreiflich und stände mit der sonstigen Einfachheit der Wirkungs« weise der Natur in einem schneidenden Wi- denpmche. Schon nach dem Bau der äuüsem Theile, der genau dem Zwecke, dem sie die- nea^ entspricht, dürfen wir wohl voraussetzen, dafs sie, z. B. die Nieren und die Leber, keine bloisen Filtra sind, welche durch Exosmose, in diesem Falle ganz einerlei mit mechanischer Dnrchschwitzung, den schon fertigen Harn und fie schon fertige Galle, aus dem Blute, gleich- ssa wie ein Sieb, durchlaufen lassen, wäh- mid alles Uebrige zuräckbleibt; vielmehr dürfen wir annehmen, dals sie bei dem Absondcrungs* gesch&fte wirklich eine lebendig active Rolle sa fibemehmen haben, welche durch die Ei- genthämlichkeit des ihnen zugewiesenen Ner- veneinflusses vorzugsweise bestimmt wird. Sol- len wir bildlich reden, so können wir jedes Atsondemngsorgan als einen lebendig electrisch- chemischen Bildungs- (Mischungs- und Ent- ■iechungs-) Apparat ansehen, welcher durdh eine Nervenloitung , die unter der Grundidee des Gesammtorganismus steht, in beständiger Wirksamkeit erhalten wird. Was insbeson- dere den von Müller räthselhaft, von Steifen'' mmd aber leicht erklärlich befundenen Vorgang bei der Ausscheidung des Abgesonderten durch die Fuhrungsgänge der Absondemngsorgane be» tiiA, 80 dürfen wir annehmen, dafs hier, wie hei der Absonderung selbst, das Gesetz der Eweekmäbigkeit vorzugsweise in Betracht kom- werde, und dafis der Bau dieser Gänge, das ihnen inwohnonde eigenthumlich mo-

H %

116

dificirte Leben sich wohl so beschafTen denk^

lä&t, dafs eine blofs mechanische Exosmosi

nicht in einem sehr bedeutenden Grade, na^

jedenfalls nicht auf eine solche Art Statt find«

werde, dafs das Abgesonderte, seiner ganssei

Masse und Zusammensetzung nach, dieWändi

der Ffihrungsgänge durchdringe. Fände eil

solcher Vorgang, wie Steifensand will, wirk!

lieh Statt, so würde dadurch einerseits eiflj|

unverständige Verschwendung der abgesoudevj

ten Stoffe gesetzt, andererseits aber mufstei

auch andere Säfte, ja das Blut selbst, ein<|

solchen Durchschwitzung unterworfen sein, wo

von wir doch im Zustande der Gesundheit nidif

wahrnehmen. Däfs eine theilweise Durdi

schwitzung, vielleicht schon im Leben, nod

mehr aber im Tode Statt finde, ist im erste!

Falle glaublich, im andern gewiik, weiiigsteiij

zeigt dies die Färbung der Umgegend der GftI

lenblase, allein im Leben ist dieselbe, als reij

mechanisch gedacht, gewifs unbedeutend, uni

hängt nächst der Beschaflenheit des Gewebt

wohl gröfstentheils von der Beschaffenheit de

Abgesonderten ab, indem nur die flüssigste!

Theile einen Durchgang finden können; im Tod

dagegen hat auf diesen Vorgang die Beschal

fenheit des Ganges oder Behälters den bedeii

tendsten Eiuflufs, und kann hinsichtlich de

Gallenblase nicht befremden, da dieselbe «a

einer verhältnifsmäfsig dünnen Haut besteht

die frei von allen Muskelfasern zu sein schein!

Anders verhält es sich schon mit der Hamblas

und den Gedärmen, in deren Nachbarschaft wi

auch nach dem Tode keine Durchschwitzuii|

ihfes eigentlichen Inhalts finden. Einsaugend

Gefafise anzunehmen, die das Ausgeschwitsti

soglQich wieder aufnehme]) sollen, scheint eini

117

sclir unwahrscheiuliche uud wenigstens unbe- wieseue Voraussetzung. Auch fühlt man sich wohl versucht^ zu fragen ^ warum schwitzen die einsaugenden Gefalisc ihren Inhalt nicht wieder aus? oder sind wir «gezwungen Ordnun- gen derselben bis ins Unendliche anzunehmen? Wenn es in der Endosmose und Exosmoso wirk- lidi so rein mechanisch erfolgt, so kann das Bxosmirto ja wieder endosmirt worden, ohne Dazwischenkunft von einsaugenden Gefufsen; zuletzt würden sich freilich auf diese Weise alle flussigen Theilo des Organismus zu einer gleichartigen Flüssigkeit vermischen. Uebri- ems sind gerade diejenigen, welche der En- dosmose und Exosmose eine so grofse Bedeu- tung in der thierischeu Oeconomie einräumen, geneigtesten, Alles aus diesen Vorgängen erklären, und namentlich das Vorhandensein VOD Saugadern in vielen Füllen ganz zu laug- neiL Was noch insbesondere die Meinung be- trifft^ dafe die Absonderungsstofl'e , namentlich Hamstofl' und Galle, schon im Blute gefunden werden, und also nicht erst in den Nieren und der Leber sich bilden, so ist das, was davon Blute gefunden wird, so unbedeutend, dafs eher annehmen kann, es sei aus den Harn- werkzeugen und der Gallenblase durch Einsau- gong aufgenommen. BerzelfiiSy welcher ent- Hchieden gegen Jene Ansicht ist, sagt (Lehr- iNich der Chemie, übersetzt von fFöhter^ dritte Aufl. Bd. I. litt. 2. S. 168) : „Mau hat es zwar wahrscheinlich zu machen gesucht, dafs alle in den secernlrten Flüssigkeiten enthaltene Stofle ■dion vorher im Blute enthalten seien, und in den Meciclionsorgancn nur daraus abgeschie- den würden. Mtm hat diese Meinung auf den Umstand gegründet, dafs man einen der Be-

' - 118

standtheile dos Harns, den Harnstoff in, dem Blute der Thiere* fand, denen die Nieren mit Vorsicht weggenommen waren, dafs die Thirae noch einige Tage leben blieben; allein dieser Körper gehört zu denjenigen , welche in mdi- reren Fällen Producte der Metamorphosen thie- rischer Körper sind, und der aus dieser interes- santen Beobachtung gezogene Schlaüs ist wahr- flcheinlich unrichtig. Er würde nicht anwend- bar sein zur Erklärung der Milchsecretion bei den weiblichen Säugethieren, wenn man ilidit annehmen will, dals Käsestoff, Butterund Uilcb- supker beständig in dem Blute des weiblichei Geschlechts enthalten seien, aber nur während des Säugens abgesondert wurden , eine Schlnfih weise, die wohl eben so wenig zu billigen ist, als sie durch die Analyse des Blutes bewieses werden kann. '' Und dann ist doch nodi ein grofser Unterschied zwischen Harnstoff und Harn; was ist für dessen Dasein im Blute durch die Anwesenheit eines Stoffes desselben ge- wonnen? wäre der Harn schon im Blute vor- handen, so mfifste bei der bedeutenden relati- ven Menge desselben, die oft in sehr kurzer Zeit abgesondert wird, die ganze Blutmasse za jeder Zeit nach Harn riechen. Wie aber daraus, dafs ein gröfserer Andrang des Blu- tes gegen die Nieren Statt findet, als ge- gen die Thränendrüsen eine verschiedene Be- schaffenheit des Harns von den Thränen be- dingt werden kann, ist schwer zu begreifen, weil es mit den bekanntesten Naturgesetzen im Widerspruche steht; denn niemals kann ein quantitatives Mehr oder Minder an und far sidi eine verschiedenartige Qualität setzen. Der gröfsere oder geringere Andrang derselben Fios- sigkeit gegen zwei Filtra, ffir welche nach

i

I

119

Sieifensand's Ansicht die Niereu und die ThriU- nendrüsen geltend gemacht werden^ könnte im- laer nur ein Mehr oder Weniger des in glei*- eben Zeiträumen Abgeschiedenen bedingen, nidit aber hier Harn und dort Thränen liefern. -^ Genug, wir würden nun und nimmer die Vor- gänge im lebenden Organismus verstehen lei^ nen, wenn wir Alles aus dem anatomischen Bane und der mechanischen Einrichtung der Organe begreifen und nicht ssugestehen wollen, dafs bei also gebauten und eingerichteten Or- ganen in ihrem belebten Zustande, eben weil ■ie belebt und keine hydraulischen Maschinen Bind, ganz andere Erscheinungen darbieten ■ülsten, als wenn sie nicht durch lebendige, flondern durch mechanische Kräfte in Thätig- keit gesetzt würden. Kein auch noch so fei- nes und geschickt geführtes anatomisches Mes- ser, kein auch noch so kräftiges und umsich- tig angewendetes Mikroskop vermag die letz- ten Gründe der lebendigen organischen Vor- gänge siuneuiällig darzulegen; sie werden nim- nermchr die philosophische Betrachtung über das, was sie nicht zu ergrüudcn vermögen, minöthig machen. Darum Jedem das Seine! Das Leben kann nur in und durch sich selbst verstanden werden.

10.

In Casper*s Wochenschrift (Jahrg. 1837. Nr. 32.) wird vom Hrn. Dr. Thorer zu Görlitz ein Fall erzählt, dafs mehrere Personen und ein Hund von dem Genüsse wenigen rohen Schin- kens, der einen unangenehmen Geruch hatte, nnd etwas weicher, als gewöhnlich gewesen sei, Zufälle bekamen, die von einem scharfen

-• IM

G^ heizarfihreii flehieneiL K5niite es mit Belli' Schinken nicht gegangen sein^ wie nut dnem^ von dem icb^ als durch Raacherang mit Anenik vergiftet, in PfirgTs tfittheilöngra CKTene Folge. 1835. Heft 3. n. 4 S. 44) erzählte? Dajls dieser Fall nichts mit denen gemein lialy d|e nnter No. 1. dieser Erorteningen er- 9SMt wurden y leuchtet von sdbst ein.

(Fortsetsong folgt.)

l«l

V.

Kurze Nacb richte 11

ond

A u s z ft g e.

1.

Beobachtungen über den Bandwurm,

MitgethelU '

vom

Dr. BicJsmg, pract. ArztQ in Erfurt.

Dflh doiger Zeit behandele ich viele am Bandworme, 4er Taenia soliom, * leidende Kranke ond heile sie gluck- Beb* Dieffl veranlalst mich, einige, vielleicht nicht immer berackticbtigte Umstände hier hervorzuheben, welche in Beng auf die Krankheit und Kar nicht unwichtig scheinen.

Anf welche Weise, ob durch generatio primaria, oder Moondaria der Bandwarm erzeugt werde, ist ungewifii. Die an seiner Brzeugong günsügen Umstände beruhten Meis in den von mir behandelten Fällen vorzugsweise Schwache and mannichfachen Störungen der Ver- , die jedoch oft nur wenig bemerkbar waren ^ so disr Bandwurm bestand und erst nach seiner Bntfer- anganflGsUender hervortraten. Diefs kommt daher ^ weil ivWarm in vielen Fällen das Bedurfnils ^der Nahmog

-r t«« -

vermehrt and sehr oft nar dne gelinde Reiznng des Darm- kanals bewirkt» trodarch die Function desselben bb za einem. gewissen Grade erhobt wird.

Vorzüglich waren solche Menschen mit dem Band- wurm behaftet, welche durch eine gelbliche Gresichts&rbe die Anlage zu Leberkrankheiten verriethen, oder weiche schon früher an mangelhafter Absonderung der Galle , die zugleich febleihaft gemischt war, gelitten hatten. Es sphebt daher, als wenn der Bandwurm in einer gewissen Bezie- hung zu Leberkrankbeiten stehe. Dafür spricht besonders folgend er Fall: Ein Mann hatte sich den Bandwurm dwcb das gewöhnliche Kurverfabren so oft vertreiben lassen,' als derselbe wieder entstanden war. Als diefs achtmal gesche- hen war, bildete sich ungefähr in derselben Zeit, in wel- cher der Wurm sich immer wieder gezeigt hatte, statt dessen eine Hypertrophie der Leber aus. Sollte man hier nicht annehmen können, dafs sich die krankhafte Thatig- keit der Verdauungsorgane, welche der WurmerzeuguDg zu Grunde lag, nur in einer veränderten Richtung deshalb geädfsert habe, weil die Krankheit durch die specifiscben Wurmmittel nicht aufgehoben und gebeilt, sondern nnr verbindert worden war, in der früheren Art sich za offen- baren ?

Bei robusten Personen, die bei ursprünglich guter Verdauung eine gröfsere Menge Speisen zu sich nehmen, als zur Ernährung verbraucht wird, scheint der Bandwurm zuweilen dadurch zu entstehen, dafs durch den Ueberschnls halb assimiiirter Stoffe, unter Begünstigung der tbierischen Wärme, diejenigen Bedingnisse auftreten, von welchen die generatio primaria des Parasiten abhängt. Wurden diese Bedingnisse durch eine geregelte Lebensart wieder geho- ben, ehe sich das Uebel fester begründete, so ging der Wurm, ohne dafs ein Arzneimittel gegen ihn gebranebt worden war, in zwei Fällen von selbst ab und erzeogle sich nicht wieder, konnte wenigstens nach einem Jahre bei ungestörtem Wohlsein des früheren Kranken anf keiae Weise ermittelt werden. Diese Fälle sind mm so m>erk- würdiger, weil ich in beiden entdeckt hatte, dafs der Kopf des Bandwurms znrükgebiieben war. Bei dem einen Kran- ken war der Wurm sogar, ungefähr 20 Ellen grofs, leben- dig abgegangen und dann abgerissen worden.

Die Symptome, welche der Bandwurm erzeugt, sind selir verschieden, oft entstehen gar keine, bis sich einzelne Glieder von ihm zeigen. Im Allgemeinen sind die Be- schwerden bei kräftigen Menseben geringer, als bei scbwäcb-

1«3

I

Gobeo. Bei diesen besteben dieselben aafser den orsprQng- Bcben Zeichen des Uebels in einer Menge unbestipimter tympatbiscber Erregungen , wodurch jene oft Terdeckt werden. Die Beschwerde, die ich für die pathognomo- ntche der von mir beobachteten Form des Bandwurms balte, bestand in einem eigenthümlichen Schmerze in der mittleren Gegend der Leber, der nur selten auch in der Unken Seite des Unterleibes erschien. Der Schmerz war driickend, saugend, von innen nach anfsen bohrend ond oft so, ab hinge ein Grewicht an der Leber, oder als dehnte sie sich nach ihrer Oberfläche hin aus. Er er- schien intermittirend zu unbestimmten Zeiten, yorziiglich gegen Mittag, weifn das Bed'urfnifs nach Speisen auftrat; er Terschwand nach eingenommener Mahlzeit, am sicher- ften aber nach dem Genüsse von schwarzem Kafifee ond ■ach dem Anlegen eines etwas grofsen Magneten, wel- cher gleich den electrischen Erschütterungen einen lah- menden Einflufs auf den Wurm hat Vermehrt wurde der Schmerz durch das Fahren, vorzüglich aber durch eine anhaltende, aufrechte Stellung, wenn sie erzwungen worde. Die Kranken suchten sich in derselben nach der fechten Seite Qberznbiegen und geriethen, wenn sie dies Bicbt durften, in eine gro£ie Schwäche, wurden blafs, bekamen Zittern und selbst Anwandelungen von Ohnmadw ten. Vor dem Abgange des Bandwurms, oder einzelner Stocke desselben wurden die Schmerzen starker und ver- icbwanden darauf einige Zeit lang. Auch unter dem Gebrauche eines specifischen Mittels gegen den Bandwurm vermehrte sich der Schmerz und dauerte oft einige Zeit fort, wenn auch der Wurm entfernt war. Waren diese Schmerzen bei dem ersten Bandwurme vorhanden gewe- aeo, so zeigten sich die späteren Würmer durch dieselben wieder an.

Hatte der Bandwurm eine bedeutende GrÖfse erreicht, •o sonderte er, vorzüglich wenn der Kranke eine reiche Hche Mahlzeit genossen hatte, einzelne Glieder von sich ob, die ein volisaftiges, glänzend weifses Aussehen hat- ten nnd sich stark bewegten. Hatte diefs eine Zeitlang gedauert, so war der Zeitpunkt da, wo der Bandwurm mm leichtesten abgetrieben werden konnte, unter günsti- gen. Umständen wohl auch von selbst abging, nachdem, wie es scheint, ein, oder mehrere neue gebildet worden waren.

Die Indication jeder Kur gegen den Bandwurm kann mnr tetn, denselben zu tödten ood zu entfernen, ohne

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die. VerdanoDgseingeweide za schwächen, und dann d[a Bedingnisse za meiner Wiedererzeugung aufzubeben. Da dieselben nun in Schwache und einer darauf beruhenden Verstimmung jener Theile bestehen, so mufs man die Wiederherstellung^ einer normalen Verdauung stets vor 'Augen haben. Ist es auch nur in einem geringeren Grade gelungen, dieselbe wieder herbeizuführen, so haben die specüischen Wurmmittel eine desto gröfsere Wirkung. Viele Vertilgungskuren gegen den Bandwurm bleiben da- tier blofs aus dem Grunde ohne Erfolg, weil der Darm- banal noch nicht diejenige Kräftigung erreicht bat> welche dem Fortbestehen des Parasiten hinderlich i^. Manche dieser Kuren, die in der Anwendung sehr angreifender Büttel bestehen, yermehren die krankhafte Anlage der Gedarkne. Wird daher auch ein Bandwurm , durch diesel- ben abgetrieben, so erzeugt sich ein anderer leicht yoa f^euem« Auch die specifiscben Mittel allein sind zurYÖll- kommenen Heilung des Bandwurms nicht hinlänglich; denn sie stehen nur in Beziehung gegen den vorhande- nen Wurm, vermögen aber den krankhaften Zustand der Gedärme^ . worauf er beruht, nicht zu beseitigen. Daher erzeugt sich der Parasit selbst unter dem fortgesetzten Gebranche dieser Mittel immer von Neuem wieder. Der normale Zustand der Gedärme kann nur durch eine an- 'gemessene stärkende Lebensweise herbeigeführt werden. Mit dieser verbinde man die Anwendung specifiscbcr Mittel.

Folgende Lebensweise habe ich bei meinen Band- ^urmkranken, die im Allgemeinen noch eine gute Con- fititution hatten, sowohl vor, als nach der Vertreibung des Bandwurms eingeführt: Früh nach dem Aufstehen trinken sie ungefähr ein halbes Quart kalten Wassers, schluckweise, so dafs jeder Schluck einige Zeitlang im* Munde zurückgehalten und mit dem Speichel gehörig ver- mengt wird. Dieses hat seinen grofsen Vorthei^, denn das so genossene Wasser wird von den schwächsten Per- sonen vertragen und erregt auch bei stärkeren weniger schnell die Nierenthätigkeit, bleibt also länger in dem Darmkanale zurück. Darauf suchen die Kranken ihres Stahlganges sich zu entledigen, nehmen darauf ein Kly- stier von ungefähr ^ bis ^ Nösel kalten Wassers. Das- . selbe mufs in dem Darmkanale zuiückgchalten werden, bis CS resorbirt ist, ^was nach zwei bis drei Stunden ge- schieht Der Drang zum Stuhlgange, welcher nach den ersten Klystieren sehr stark hervortritt, wird durch Spa-

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tiereDgefaen am leichtesten überwanden; späterbin irer- scbwindet er von selbst.

Ich rathe das kalte Wasser überbaapt nur mäfsig;» in dem Grade zn gebraacheit^ dafs der Körper dadarcb ge- stärkt wird. Das Wassertrinken in übermäfsigeir Menge^ wie es yiele Wasserärzte anrathen, leistet keine Dienste, schadet Tielmebr darch seinen schwächenden Einflufs. Ein Mann, der aas eigenem Antriebe so viel Wasser getran- ken hatte, dafs es anyerändert darch den Darmkanal wie- der abging, verlor weder den Eandworm ganz, noch einzelne Stückchen desselben.

Gegen 7 Chr lasse ich ein einfaches Frühstück ge^ ■ielaen.

Die Kost sei uberbaapt leicht verdaulich, aber nar' maisig nährend. Sie kann bei gelegener Zeit aas fri- •cbem Gemüse, Spinat, Möhren, Carotten, Spargel, Brun- nenkresse. Obste, weifsem Brote, Butter, leichten Fleisch- speisen, vorzüglich rohem Schinken bestehen. Solche Speisen werden am besten kalt, oder nur lauwarm in drei Mahlzei-' teo, von denen jede sechs Stunden nach der andern Statt §ndet, in dem Mafse genossen, daCs der Appetit nur mä- Isig befriedigt wird. Knoblauch, viele Heringe, Zwiebeln und andere Genüsse dieser Art, welchen man eine be* sondere Wirkung gegen den Wurm zuschreibt, habe ich gar nicht gebraucht, um durch ihre reizende Eigenschaft die Verdauung nicht zu schwächen.

Nach einer angemessenen Bewegung wurde gegen Mittag vneder Wasser in kleiner Menge getrunken, um dadorch den Magen zur Aufnahme der Mittagsmahlzeit vorzubereiten and zu kräftigen.

Gegen Abend lasse ich kalt baden. Diefs geschiebt bei kalter Jahreszeit in der geheizten Stube anter man- = cberlei Vorrichtungen, unter denen jedoch eine gegen den Unterleib und die Leber gerichtete Douche, oder das Drücken und Kneten dieser Theile im Wasser vorgenom- men werden mufs. Im Sommer benutzte ich in Müblhau- sea zum Baiie ein von mir angelegtes Sturzbad, welches bei gewöhnlichem Wasserstande eine sechs Zoll breite und einen Zoll dicke Wassersaule, 14 Fnfs hoch, in schräger Richtung herabgiefst. Nachdem die Kranken erst den glänzen Körper dem Wasserstorze ausgesetzt haben, legen sie sicli ungefähr drei Minuten lang quecr unter densel- l»en so, dafs der Unterleib von ihm getroffen wird. Nach diesem Bade wird tine angemessene Bewegung, bis der Körper gelinde tr&nspirirt , vorgenommen und darauf die

1(6 ~

Abendmahlzeit, drei Standen vor dem Schlafengehen, ge- nossen. — Bei heftigen Beschwerden, die der Band' worm erregt, wende ich mit sehr gutem Brlolge eatwe- der den mineralischen Magnetismus, oder nach Un^stan-; den Umschläge von kaltem Wasser auf den Unterleib aa« Unter dieser Diät habe ich als spedfischea Mittd ge- gen den Bandwarm , wenn er die angegebenen Beschwer- den erregte, eine gesättigte Abkochang der Farnkraot- vmrzely von welcher ich eine halbe Unze far den Tag im Allgemeinen bestimme , gebraachen lassen. Diese Ab- |(Ochang, welche mit Zacker versiifst, einen dem KaffiM {ähnlichen, nicht unangenehmen Greschmack hat, lasse ick 'kalt nach jeder Speise <geniefsen, so da(s sich dieselbe damit vermengt and eine dem Bandworme, nicht aber dem Körper selbst widrige Beschaffenheit annimmt Das Famkrant belästigt fast nie den Magen, erregt namentfidi keinen Durchfall, und hinterläfst keine Nacfabeacbwerdea« Zdgt sich za weilen auch leichte Uebelkeit, so entsteht dieselbe aus Ekel, oder ist ein Zeichen, dafs der Wem hM abgeht. Im nächsten Stnblgange nach dem Grebran* vhe des Mittels zeigten sich gewöhnlich keine Stückchen vom Band wurme, wenn dieselben auch gerade vorher «m deutlichsten achtbar gewesen waren. Dies geschieht d^ halb nicht, weil der Parasit seine Selbstständigkeit gegen Üaa feindliche Mittel za erbalten socht und reagirend sich s.asammenzieht, so dafs seine einzelnen Theile abhängi- |j;er von einander werden. An dem folgenden Tage, oder einige Tage spater gingen mehrere Tb eile vom Bandwann ab, als früher, dieselben waren weniger vollsaftig, sebr matt und träge, hatten eine schmutzig gelbe Farbe mit grünlichen Flecken an ihren Rändern. Selten hingen mehrere Stücke zusammen. Bndlich kamen dieselben todt zum Vorschein. Darauf ging der Wurm selbst vollkom- men mit seinem Kopfe ab , ohne dafs ich jemals auch nur das gelindeste Abfnbrnngsmittel gebraucht hätte. In drei Fällen gingen zwei Würmer zugleich ab. Der Abgang erfolgte nach drei, sechs, acht bis vierzehn Tagen nacli Anfang der Kur, in dem Verbältnisse schneller, als der Kranke kräftiger war und der Wurm sich weniger festgesetzt hatte. Man' darf durchaus nicht darauf ausgehen, den Bandwurm früher abzufüliren, als der Körper dazu gehörig vorberei- tet worden ist. Viele der stärksten Bandwurmkuren ge- lingen deshalb nicht, weil dies Verhältnifs aoiser Acht gelassen wird»

If7

Obgleich Mch der Rntfernong: ilet Binilwonnt die faMiiafte Verdaoang bei scbwaoblicben Menicben nicht MUliy mehr herrortriü» lo wird doch im Allgemeinen der Mier weiche and oft diarrlioeartige StoMgang mehr re- lolhtf oft logar su hart und verliert rieh der fr&ber »iiuke A|petfl«

Naeh dieaer Kor siod die Kranken keinetwegt for tbwr neeen Brzeogong dea Bandwormi lidier ; nach nei- Mt Bj^hmng haben lie, wenige ausgenommen, deniel* M wiederbekommen. In sehr Tielen Fallen ging ef Ml and Tiermal) ton einem Kranken sogar dreiaehnnial ik» Dna Zeichen, dafs sich wieder ein neuer Bandworm «Mögt hatte, bestand anfser dem Wiedererscheinen sel- aer eigi^nthomlichen Beschwerden Torzüglich darin, dafa te fr&h#r harte Stuhlgang wieder weich ond fsolichtzer- Nlit wurde. Die Zeit, in welcher der neue Bandworm giwSbiiliCb wieder die Gröfse erreicht, dafs er Theile fon Ml' alMOiidert, ist zwei bis drei Monate. Bei der Fort-* Mli«ag der früher angegebenen Diät wurden jedoch die ■nÜBfi Bandwürmer nidit halb so grofs, wie die ersten ■M' wnrzelten weniger fest im Körper, weshalb frnhseiti-

ßStfickdien von ihnen abgingen. Die Vertreibung def Jwnrms gelang daher bei immer grÖfserem Wohlsein las Kranken durch das Farnkraut in immer kürzerer Zdt^ taletzt schon nach 24 und 12 Stunden. Nach TOllkomme- ner Kräftigung des Körpers war jede Spur des Uebels f&r immer verschwunden.

Ueber die Anwendung der Aqua oxymurialica im

Scharlachfieber.

Von

Dr. Clemens, praht, Arzte zu Frankfurt a.M.

N Die auffallend antipblogistisclio Wirkung der Aqua nxymuriatical'harmacopoeaeBorussicae, die ich schon lang« im Nervenfieber erprobt und bereits im mcdjcinischen

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Convenationiblatt Yon Jalm ond BdHinbamm. No. 15. April 1832. bekannt gemacht habe, ireranlafste midi» dieselb« aach im Scharlachfieber anzuwenden, ia welohef Krank-^ heit das Blutgelafssystem so häufig in starmische Wallmig yersetzt, ein so kräftiges Mittel za erfordern scheint, des Orgasmos des Blatej zu dampfen und seine Krasit nm« zustimmen. Bei allen Bpidemieen dieser Krankheit in hie-^ ■iger Stadt und Gegend, wie bei allen intercarrirendea Fallen derselben, habe ich von der streng antiphlogisti- •oben Behandlung derselben immer die erfrenliohsten Re« soltate .gesehen. .Ein Brechmittel, gleich zo An&ng aad selbst bei den milderen Formen der Krankheit gegeben minderte gewöhnlich die Hateentzondung, die Schmerzett» die Congestionen nach dem Kopfe, stimmte die Fre^neiu des Pnlses herab und hatte überhaupt anf den ganzen Vef- Itof des Uebels heilsame Folgen. Aber aach- bei den Djrasenanschwellungen am Halse, die sich oft in der Ab<^ •chuppungsperiode zeigten, habe ich Brechmittel, in liii* gern und kürzern Zwischenräumen wiederholt gegabtti nnd als die besten Zertheilungsmittel ?drken ge^ehao^ Nach dem Brechmittel gebe ich mehrere Tage hindonh, gelinde AbfübrungsmiCtel, meist die Aqua laxat. YienneBk äs mit Tartarus tjirtarisatus , kleinern Kindern gern dai- Blectuarium lenitivum Pharmacopoeae Bornssicae in drachm. vj mit Syr. Althaeae unc ß, stündUcb 1 Tbee- lÖffel. Zu den Sal anglicanum mit Oxymel simple'x, wie es Stieglitz in seinem trefflichen Werke über das Sehar- lachfieber empfiehlt, habe ich wenig Kinder bringe^ kön- nen. Drei' bis yier Stühle täglich minderten die ionere Hitze, stimmten die Frequenz des Pulses herab und wor- den durchaus von keinen schädlichen Wirkungen auf dat Exanthem begleitet. Linderten sich aber bei dieser Be- handlung die Halsschmerzen nicht, blieb der Kopf noch sehr eingenommen, so wurden Blutegel an den Yerlanf der Carotiden gesetzt, anf diese Weise Kopf nnd Ebls zugleich befreit, bei schweren Gebirnsymptomen diese wiederholt an die Schläfen und hinter die Ohren gesetzt. Eis in Blasen auf den Kopf und ein Yesioans in den Nacken gelegt. So konnte gewöhnlich zwischen dem fanf-> ten ond achten Tage zur Aqua oxymuriatioa gegriffen werden, die ich von einer Drachme bis zu einer bal^ hen Unze Kindern yon acht bis zwölf Jahren mit nno. iij bis unc iy Aq. destill. in yferundz wanzig Stun- den nehmen liefs. Gut ist es, dieser Mischung gar kei- nen Syrop zuznmischen, der nur die Aqua oxymuriatica

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teneteen worde and dieselbe in ichwarz umkleideten Gla- tem so ^enobreiben. Dabei wurde zum Getränke kaltes Brannenwaaser, zur Nabrung nur Hafergrützsuppe in Waai«r gekocht gereicht Selbst während der Abschuppungiperiode Uels ioh aof diese Weise die Säure, nur langsamer, fort- bnadieni zuweilen einen Tag ganz aussetzen^ die Kin- der nur etwas wärmer zudecken und Morgens und Abends eine Tasse Wachholderbeerenthee's trinken. Von entscbie* deoem Nutzen fand ich auch in dieser Perio<le hin und wMer leichte Abführungen einzuschieben, und ja keine LelbesTerstopfuBg einreifsen zu lassen. Besonders fand ich diaa todicirty wenn der Urin übelriechender, sparsamer, sa» tarirter wurde. Ueberhaupt erfordert jeder Scharlach, selbst die leichtesten Fälle, die ungetheilteste Aufmerk- stnkelt des Arztes« Auch bei dem regelmäfingsten Ver- laiifB des Exanthems können noch Zufälle Yon Wichtig« kelt eintreten, und ich glaube nicht, dafs es gut gethan sein möchte^ selbst beim normalen Scharlach gar nicht intlich einzuschreiten und sich gänzlich passiv zu yer- Uten. Bin Brechmittel im Anfange der Krankheit, leichte llUende Abführungen während derselben gereicht, dndl von entschiedenem Nutzen auf den Verlauf der Krankheit ond wirken gewifs nicht störend ein. Während man Yon der negativen Behandlungsart das nicht immer sagen kanq. Kin dreijähriger, blonder, lebhafter, gesunder Knabe wurde in den letzten Tagen des März 1839 vom Schar- lach befallen*, das Exanthem machte seinen ri6htigeo Yeriauf und aufscr einer kühlenden Diät war nichts ver- ordnet worden. Als am 8. April meine Zuziehung zur Behandlung verlangt wurde, fand ich den kleinen Kran- ken sehr erregt und unruhig; mit einem Puls von 119 Schlägen; trockner, spröder Haut, trühglänzenden Aogen, starker Hitze im ganzen Körper > besonders im Kopfe und der Regio epigastrica. Diese, wie der Leib überhaupt, war leicht aufgetrieben und beim tiefen Befühlen sdimerzhalt Die Zunge war belegt, ihre Ränder, wie die brennenden Lippen aber hochroth. Seit dem 7ten war keine Oeffnnng ertolgt. Der Urin war übelriechend und dunkel. Es wurde nun zuerst ein eröffnendes Klystier applidrt« Auf die sdimerzhafte Stelle des Unterleibes Blutegel gesetzt und dorob warme Ueberscbläge die Nachblutung befördert, in- nerlich die Aqua oxymuriatica verordnet. So minderte sich schon in den ersten Tagen das Fieber, der Kopf wurde frei, die Haut feucht. Die Absohuppung verfolgte^

Journ.XCIlI.B.St.2. I

: *

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ibroii Dormalen Gang, und die Krankheit endete oboe loffitigte Zafälie.

3.

MonatUther Beriefa über . dihOf^mmdheiUxutimid, ChhmienundTodeißtkwmBmilk»

Blitgetheih

inU ifiM AÜm derHwfOand: med. chkvrg. OmtUadmft. der dax/it pehOrig^ ftUterungs * idbdk*

Mama dügueU

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üilber die Wittenuig^ verweisen wir auf de bidfMgtiB TirfÜi

Ss irorden gdlxyreti: S9p Knaben,

497 Mäddien,

1027 Kinder.

Ee Marben: 214 männlichen,

181 weiblichen Geachlechts ober» ond 491 Kinder anter 10 Jahren.

886 Personen.

Mehr geboren l4l.

Im Aogait des vorigen Jahres worden

geboren: 395 Knaben, 592 Mädchen,

787 Kinder.

Es itätbeo: 150 mannlichen,

117 weiblichen GeschlechU ober, ond 465 Kinder onter 10 Jibreii.

722 Personen.

Mehr geboren 65«

■■ Tidahib >«■ MoMi AatHt nct|w Uns ntaM Ml äagm fiMa Jikw MO md» siboR«, nU itMtea

KMb ^MT Ueba & gMbiMsba KiukbeUoi die huiM*iipJf DK«kSBe, ■üudobMErtmdw«, biaOf

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Ain Gnllf^nfieb«.' .' . Am Sohlfimfieber

- Au Typtini Hbdominslu. Am WM!«plHpber. .

' Au KiiKlbeltf.ebEF . Au ubicfar^nden Fieb«. "iU der I,ongeD.ch-wimlsD An der- JinlsieJi'windiuch' An (1er DnUrlEiblBohKiiiiu An ij<!t UaruisdiH'Iailsiiolit An HTdroM. An Brdroflioru, Ab B^dropi perieardÜ,

Au Blulb[«ah«u Au Sdilig- und Stickfli An du Tranluudil. An orgouiKitien Felilern An KBOsbcDCDiobirüKn. Am Kttbt ^ , . An Bnnd. . , An BnokeDBUtktdRrre

An &?i.-rM"tÄ Ilürcli'selblhSoJd ■"? An nicht bPniHuKen Rrm Dutcb Ungldcktfille

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C. W. Hufeland^s

Journal

der

ractischen Heilkunde.

Forigeteiit

*

Dr. E. Osann,

Geb. Med. Ratb, ordentl« Profeieor der Medida an der Tenrität ond der med. chimrg. Aoademie für du MUitair lerlin, Direotor desK.PoliUin.Inititnta, Ritter dee rotfaen er -Ordern dritter Kluie mit der Sebleife und Mitglied mehrerer gelehrten Geiellf ehaften.

fShrau, Freund, ifl dlU 1%tari§, Doch gr^ des Lebem goJdmr Bamn.

Qöihi.

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IIL Stflck. September.

B e r M n.

Gedruckt and Teilegt bei 6. Bei mar«

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I.

Zur

Geschichte der Krankheiten,

welche

Bich von den Thieren auf den Menschen überpflanzen lassen.

Von

Dr. Bernhard Ritter,

prakt Arzte zn Rottenbarg am Neckar^ im Königrdeh

Wörtemberg.

Wenn es gleich als allgemein leitendes Prin- lip für die getanunten Naturwissenschaften an- saericennen ist, daiSst wir, entsprechend dem EntwickeluDgsgange der Natur selbst, überall Boerst das Niedere, Einfachere, Unvollendete betrachten, und von diesem sofort zu demHd- hem. Zusammengesetztem und Vollkommenem Ibrtscbreiten müssen, wenn wir einen bin- denden Zusammenhang in unser Wissen brin- E wollten; so erlaubte sich doch die Arznei- de seither eine mehr oder wemger aufTal- leiide Ausnahme von diesem allgemein aner- kannten Grandsatze, obgleich sie einen Tbeil der NaUnrwissensdiaften sich einverleibt hat

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Dio Arzncikuiide hat zwar neuerer Zeitbegmi-r nen, diesen natärlichen Entwickelungßgang mehr in sich aufzunehmen, in sofern sie die verglei- chende Anatomie als integrirenden Theil sidi einverleibte und zur Grundlage der menschli- chen Physiologie benutzte; allein' die' Sache wurde zu einseitig aufgefafst und dadurch schwankend zum Ziele geführt, dalis sie dio Veterinärkunde nicht mit in ihren Bereich auf- nahm, und auf die vergleichende Physiologie keine vergleichende Pathologie stützte , sondern dieses bindende Mittelglied die Betrachtung der Thiere im kranken Zustande gänzKcta umgehend, sogleich den kühnen Sprang auf den erkrankten Menschen machte und unter diesen Verhältnissen die Gesetze des kranken Lebens im zusammengesetztesten Organismus er&ssen wollte, ohne dieselben in ihrer einfachen Fonoi jmd Gestalt bei den Thieren zuvor kennen gelernt zu haben.

im Thiere erblicken wir den Gang des er- krankten Lebens in seiner reinsten, ungetrüb- testen Gestalt^ die Natur gibt dem genauen Beobachter, durch streng markirte Zeichen, die Art der erlittenen Ausgleituug von der norma- len Bahn getreu zu erkennen, und gibt ihm so einen sichern Schlüssel zur Eröffnung ihrer ge- heimniisvollen Sprache und verschlungenen Wege in die Hand, welcher stets zum verläfsigen Leitfaden dienen kann; während beim erkrank- ten Menschen Erziehung, Bildung, Verzärte- lung, Verstellung, Schamhaftigkeit, Aufreizung, Eigensinn, Furcht, Angst und eine grofse Reihe anderweitiger Verhältnisse die klare Sache stets in gröfseres oder geringes Dunkel zu hallen und so die läutern Ausdrücke der Natur soni schaöden Bastardgebilde umzuwandeln vermS-

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gen. Aliein auch abgesehen hiervon , dafs die Aizneikunde durch Ausschliefsung der Veteri- narkoDde in formeller Beziehung eine bedeu- tende Lücke in ihrem Entwickelungsgauge er- leidet, 80 err^'ächst hieraus für sie , auch in ma- terieller Beziehung, der nicht minder bedeutende Nachtbeil, dafs ihr, bei diesem Stande der Sache, die Objecto zu unbedingten Versuchen mit dem kranken Leben mangeln, und sie so ein wich- tiges Mittel zum Zwecke entbehren muls, wel- chem sie ohne Zweifel manche Aufklärung zu verdanken hätte. Die Veterinävkunde leistet somit der menschlichen Pathologie und Thera«^

E ebendenselben Vorschub, welchen die mensch- le Physiologie der vergleichenden Anatomie sa verdanken hat, und dieses durfte genügen, den Werth dieser vom ärztlichen Stande so. verlassenen Doctrin nach Gebühr zu gründen und vielleicht Männer, mit den erforderlichen Kennt- nissen ausgerüstet, auffordern, diesen verlasse- nen Zweig zu ergreifen und ihn dem Mutter- stamme wieder einzupfropfen, um so ein enge- res Band um sämmtliche Theile der Arznei- konde zu ziehen, welche, zu einem harmoni- schen Glänzen vereinigt, die yyGesammtarznei" hmde^^ constituireu würde.

Gleichwie bei der grofsen Mannigfaltigkeit thierischerOrganismen eine auffallende und durch- greifende Aehnlichkeit sich nicht verkennen fiftl, ebenso finden sich auch dieselben Ver- hUtnrsse ausgesprochen in den durch sie be- dSogten Lebensformen, und dieses sowohl im

J;e8unden , als kranken Zustande : denn auch bei er gröfsten Verschiedenheit blicken doch immer die Grundzüge eines gemeinsamen Urbildes mehr oder weniger deutlich hervor. Nur Schritt für Schritt und gleichsam »tufeuweise scheint die

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Ni^tur, hier wie dort, im gesunden wie in kranken Zustande, von der einfocben Grundr gestalt sich entfernt zu haben, um sie in ver- schlungenem und bedeutendem Zügen wieder zu geben. Selbst Organismen und Lebenszo« Stande, welche, im vollendeten Zustande ^ aia weitesten von ebander entfernt und am ver- schiedensten gestaltet zu sein scheinen, zeigen äoch in ihrer Entwickelung die grölisten Aehn« lichkeiten, und wir müssen uns deshalb öfteis bis zur beginnenden Entstehung zurückversetzen, um uns durch aufsteigende Vergleichung über diesen Punkt gehörigen Aufschli& zu verschaf- fen, und dieses findet namentlich in jenen Fat* len Statt, wo die Lebensau&erungen , an eine

frolse Zahl verschiedenartiger Organe gebun- en, so mannichialtigen Modificationen onte»- worfen sind> wie sich dieses beim Mensdien so allgemein bewährt. Die Veterinärkunde dient somit auch von dieser Seite aus betrachtet, wissenschaftlich betrieben, in verwickelten Fäl- len von Lebenszuständen zu einem sichern Schlüssel für die Pathologie und Therapie des Menschen.

Das thierische Leben reagirt, seinem We- sen nach, im Allgemeinen zwar auf gleichartige, der Erscheinung nach aber auf verschiedene, theils an individuelle , theils generische Ver- hältnisse gebundene Weise auf die Aufsenwelt zurück, und bringt so die verschiedenen Da- seinsformen zu Stande, wie vn\ sie, im ge- sunden und kranken Zustande, durch die ge- sammte Thierreihe hindurch erblicken. Thiere und Menschen können daher, unter denselben Einflüssen, jede in ihrer Art ihren besondem, ihnen von Natur aus einverleibten Lebenstypus entwickeln, und je nachdem die äufeern Ver-

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hihniflse ihrer Organisation mehr oder weniger eotiprechen^ sich als gesund oder krank be- wihreB. Die Krankheiten der Thiere haben so- mit mit den Krankheiten des Menschen einen gemeinsamen Entstehuugsgrund in den Einflüs* seil der Auüsienwelt^ £iher wir nicht selten Epidemieen und Epizootien gleichaieitig, oder aacheinander auftreten sehen. Dagegen gibt es aber wieder eine gewisse Reihe von Krank- heiten, welche im thierischen Organismus selbst »machst ihren Grund haben, in sofern dieser ein eigcnthümliches Product erzeugt, welches die Evolution des Lebens so in sich aufgenom- mm hat, dals es gleichwie dieses von einem gewissen Punkte ausgeht, sich entwickelt, fort- pflanst und individuell zwar stirbt, aber insei- nea Nachkommen längere oder kürzere Zeit fortlebt, und dieses sind die Ansteckungsstoffe ContagUny welche sich von einem Indivi« dmuB auf das andere übertragen lassen, und ihr. Lieben parasitisch auf Kosten fremden Le- bens führen. Diese Contagien bewähren sich aomit gleichsam als eine unsichtbare organi- sche Welt, welche als Parasit auf die sicht- biren Organismen eingepfropft sind. Wenn da- her von einer Uebertragung einer Krankheit von einem Individuum auf das andere, oder von ei- ■er Gattung auf die andere im engem Smne des Wortes die Rede ist, so kann diese nur dnich Ansteckungsstoffe bewirkt werden; denn hei der Uebertragung setzt das eine Individuum Bestimmungen in dem andern, durch die Ver- ■Mlldung eines Produktes, welches es in sich fliaMgt hat.

Der ProceCs der Ansteckung gleicht, in

gewissen Beziehung, dem Zeugungsacte

Contagium bildet d^ männliebe Principe der

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inficirte Organismns dagegen den weiblichen Bo-* den, welcher jenem ganz eigene Richtogen zu Entwickelungsvorgängen mittheilt. Jen^ das rontagiöse Gift auf Organisationen tiifl^ welche ihm entsprechen , desto mehr erhalt es sich in seiner eigenthämlichen Qualität; hinge-

Jen verwandelt es sich in lauter Baeftardpro- uctionen, wenn es auf Individuen fällt, deren Constitution seiner Entwickelung nicht gunstig ist, oder die unter eigenen AufseüverhältnisseD leben. Der Ansteckungqirocels setzt daher eine gewisse Receptivität , d. h. eine besondere Em- pfänglichkeit for das Contagium voraus, die er Wurzel schlagen und ins Entstehen gerufen werden kann. Diese Receptivität bildet den innem oder subjectiven y das Contagium dage» gen den aufserh oder ohjectiven Grund der An- stellung. Jedes dieser beiden Verhältnisse mob in dem Wirkungskreise des andern liegen, wenn das Product derselben die Ansteckung auftauchen soll. Da aber diese Receptivität so verschiedenartig, als die Individuen und ihre N wechselnden Zustände sind, und auch die Coj)- tagien sich in einer weiten Sphäre darbieten^ so ergiebt sich hieraus die greise Mannichfal- tigkeit der organischen Evolutionen und der mit ihnen in Verbindung stehenden Lebenszustände einerseits, und die grofse Mannigfaltigkeit des Erkrankens, als Wirkung der contagiösen Mo- mente, andererseits. Diese beiden Verhältnisse

I müssen sich von Moment zu Moment, der Zeit

und dem Räume , der Intensität und der Exten- sität nach, proportional bestimmen, wenn An-

f steckung im wahren Sinne des Wortes über-

haupt Statt finden soll.

Nicht jede organische Spezies ist aber fä- hig, jeden Anstec^ungsstoff aufzunehmen ; die

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menschliche ist jedoch fiar die meisten mehr oder weniger empf&nglich^ und anch von dieser Seite aus bew&hrt sich der menschliche Orga- nismus als ein Aggregat mehrerer, in der Na- tur allgemein verbreiteter Individuen, oder meh- rerer besonderer Leben su einem gemeinsamen grofiien Le)bensproceIk Indessen gibt es doch ganze Familien und einzelne Individuen , wel- ehe für gewisse Ansteckungsstoife g&nzlich un- empfänglich sind, und letztere sind es wiederum oft nur zu gewissen Zeiten, in bestimmten Le- bensaltem und unter besondem Verhältnissen. Auch ist nicht jedes Organ fähig, einen An- •leckungsstofF auizunehmen, und daher kommt es auch, daft jede, durch Ansteckung hervor- gebrachte Krankheit in eigenen Organen, oft * mit besonderer Vorliebe ihren Heerd aufeuschla- gen pflegt, von wo aus sie sodann die Reaction entweder auf einmal über den ganzen Körper verbreitet, oder der Ansteckungsprocels sich nur nach und nach über die verschiedenen Or- gane ausbreitet. Dort wird die Krankheit all- gemein und mit Fieber verbunden, hört aber auch auf einmal und zu bestimmter Zeit auf, und dieses ist namentlich der Fall, wenn das Con- tagium unmittelbar auf das Organ wirkt, zu welchem es besondere Beziehung hat; hier da- gegen dauert die Krankheit, ohne allgemeine Reaction, eine unbestimmte Zeitlang fort, was namentlich dann Statt findet, wenn das Conta- gium seine Wirkung auf ein, 'für die eigen- thümliche Krankheit nicht empfängliches Organ wirft, in welchem Falle es zuerst eine andere Krankheitsform erregt, die sich erst allmählig zu dem empfänglichen Organe fortpflanzt und . hier erst die oigenthümliche Krankheit Hervor- bringt. Die Contagien wirken somit als ent-

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fernte Ursachen, und erregen als solche, einen ahnormen Lebensprocels , der entweder aknl oder chronisch, örtlich oder allgemein ist. bMH besondere sind es die Schleimhäute und daH MalpighisQhe Schleimnetz, welche aur AufiiahBie der Contagien vorzugsweise geeignet, sind.

Aus der seitherigen allgemeinen Darstel- huig dürfte sich nun zur Genäge ergeben haben:

1) dafs der Mensch nicht nur für Ccj^Q" gun seiner SpecieSj sondern Qüch für Aristek^ kungsstoffe empfänglich sei, welche sich ursprüi^» lieh in andern Thiergeschlechtern entwickeln^

2) dafs es ausschlief sungsweise nur conta^ giose Krankheiten sein können , welche siüh vom Thieren auf den Menschen im Wahren Sc/tne des Wortes übertragen lassen*^

3) dafs die übertragbaren Krankheiten stets einen y der menschlichen Organisation enispre^ chenden Typus an sich tragen und wenn auch ihrem Wesen nach gleich y doch formelle Ver^ schiedenheiten zeigen ;

4) dafs die übertragbaren Krankheiten, je nach Umständen, bald mit allgemeiner Reaction Fieber verbunden sind, bald nicht 'j bald «'* nen acuten y bald chronischen Verlauf nehmen^ und endlich sich bald als allgemein , bald als örtlich bewähren;

5) dafs wir in den Schleimhäuten und dem Malpighischen Schleimnetze vorzugsweise den pn« mären Sitz der übertragenen Krankheiten zu ««- chen haben.

Wenn es nun im Allgemeinen iiir die Wis- senschaft von grofsem Belange ist, die ver- gleichende Pathologie überhaupt zu kultiviren, in sofern man bei andern Disciplinen der Arz- neikunde aus der Verglcichung der Vorgange bei den Thieren mit jenen des Menschen eine

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grolse VervollkommDung orlangt hat; so durfte dieses nicht minder der Fall sein bei der spe- ciellen Erörterung der Frage : j^welche' Krank'- heiitn lassen sich von den Thieren ai^ den Menschen übertragen i'* su weleher \virnununi so eher den Uebergang machen wollen, als wir diesen Stoif zum besondern Gegenstand unse- rer Abhandlung gewählt haben.

Dafs sich einige Krankheiten unter be- stimmton Verhältnissen urspränglich nur bei Thieren entwickeln^ einmal entwickelt sich aber auch auf den Menschen überpflanzen, dürfte sich als eine schon alte Erfahrung bew&hreni in sofern sich die Geschichte dieser Angele- genheit weit hinauf ins graue Alterthum er- streckt. Schon Homer gedenkt in seiner Uiade einer sehr verheerenden Seuche, welche wäh- rend der trojanischen Belagerung fast alle Thier- Sittungen befiel und zuletzt selbst auch den enschen ergriiT. Später gedenkt Pluiarohy daGl unter Romuhis Hegieruug eine höchst verderb- liche Seuche unter Thieren und Menschen ge- herrscht habe. Ferner beschreibt Ovid in sei- nen Metamorphosen eine Pest, welche beinahe alle Menschen und Thiere auf der Insel Aegina hinwegrafTte. Ebenso erwähnt Dionysius von Halicarnassus einer Seuche, welche zuerst Pferde und Ilindvieh befiel, hernach aber auch andere Thiere und endlich selbst Menschen hinweg- rafllte. Auch meldet Livius von einer Seuche, welche sehr verheerend gewesen , dafs sie dem Menschen von den Thieren mitgetheilt worden sei. Silius Italicus gibt Nachricht von einer pestartigen Seuche, welche mehrere Thierge- schlechter und zuletzt auch den Menschen er- griflen habe. Auch Herodoty Tacitus und Sue^ ionius geben Nachrichten von sehr verderUi-

eben Viehseuchen^ welche endlich auch Sfen* sehen ergriffen haben. Die Hondswuth und Kar- bunkelkutnkheit nicht einmal zu erwähnen, de- ren Geschichte sich noch weit höher lunaof in längst verklungeno Zeiten zieht. Dessen ungeachtet blieb es aber dennoch erst der neuem Zeit vorbehalten, in diesem noch dunkeln Felde* strahlendes Licht zu verbreiten und durch au- thentische Beobachtungen nachzuweisen, wel- che Krankheiten sich von den Thieren auf den Menschen speciell übertragen lassen.

Unter den Krankheiten unserer Hausthiere, welche sich durch ein besonderes Miasma an- dern Individuen mittheilen, ist bis jetzt, meines Wissens, noch keine auf den Menschen über- gegangen', und selbst von den eigentlichen con- tagiösen Leiden sind es nur einzelne, welche sich, unter hiezu gunstigen Umständen, dem Menschen mittheilen« Nach den seitherigen Be- obachtungen in verschiedenen Ländern gehö- ren unter die letztere Kategorie folgende Krauk- beitsformen: Wuth^ Kuhpocke, Mauke ^ RoiZy Wurm,, Jiäudey Flechten ^ Maul'^ und Klauen*' Seuche, Karbunkelkrankheit ^ Hundestaupe und Dasselbeulen,

Werfen wir nun einen vergleichenden Ue- berblick auf die hier aufgeführten Krankheiten, und richten wir unser besonderes Augenmerk auf ihre Natur und ihr gegenseitiges Verhält- nifs zu einander, so finden wir, dafs es theils Krankheitszustände sind, welche sich nur bei gewissen Thiergeschlechtern ausschliefiBungs- weise zu entwickeln vermögen, wie der Rotz und Wurm bei den Einhufern, die Wuth und gewissermafsen auch die Staupe beim Hunds- geschlechte, und die Klauenseuche bei den

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«

Wiederkäuern,, theils Krankheiten; welche in verschiedenen Thiergeschleohtem Analoga bil- den, wie die Knhpocken einerseits und die Pferdemauke andererseits, und endlich theils Krankheiten , welche sich über mehrere Thier-

Seschlechter verbreitet finden, als da sind: die L&ude, die Karbunkelkrankheit, die Flechten, die Maulseuche und die Passelbeulen, und wir erhielten somit folgendes Schema, welches wir , hier zu Grunde legen wollen:

/• Krankheiten y deren ursprüngliche EnU Wickelung an eine bestimmte Organisation aus»* schlief stich gebunden ist: 1) RotZf 2) Wurm^ 3)Hundswuthy 4:) Hundestaupe^ b) Klauenseuche»

IL Krankheiten^ welche in verschiedenen^ Thiergeschlechtern Analoga darstellen: 1) Kuh* Specken y 2) Pferdemauke.

HL Krankheiten y welche mehrem Thierge* schlechUern gemeinschaftlich zukommen: 1) ÜCor- bunkelkrankheity 2) Räude^ 3) Flechten^ 4) Maul-^ Seuche^ 5) Dasselbeulen.

Wir wollen nun jede dieser Krankheiten einer speciellen Erörterung würdigen, und von * ihnen, in der hier bezeichneten Itoihenfolge, in gedrängter Kürze die wichtigsten Momente her- vorheben.

/• Krankheiten y derßn ursprüngliche Entwicke^ lung an eine bestimmte Organisation ausschli^s*

lieh gebunden ist.

Wir können , von der rein empirischen Seite aus betrachtet, durch die gesammto Natur uns keine Kraft ohne Materie, und keine Materlb

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ohne Kraft denken , sondern diese beiden Mo- mente scheinen, bei aUem schaffenden Walten in allen Räumen des Alls , stets bedingend und modificirend auf einander einzuwirken, und so Torschiedene Wirkungen und Daseinsformen ins Entstehen zu rufen. So im Allgemeinen, wie im Besondem. Allein nicht alle Kräfte gehen mit allen Materien diese gegenseitigen Bedin- gungen ein, sondern manchmal wird eine ge- wisse Auswahl bei diesem Vorgange beobach- tet, und so bei äbrigens gleichen Umständen, bei verschiedene^ Materien verschiedene Thä- tigkeitsäu&erungen hervorgerufen, entsprechend dra gerade bestehenden, vorherrschenden gegen- seitigen Beziehungen« Aus diesen Verhältnis- sen erklärt es sich nun, dafs bei dem Einwir- ken der nämlichen Einflüsse auf Thiere ver- schiedener Gattungen nur bei einzelnen der letz- tem ein vom Normal abweichender Lebenspro- cels angeregt wird, während Thiere anderer Gattungen unbeschädigt durchkommen, wie wir dieses augenfällig bei der hier zu erörternden Krankheitsreihe beobachten können* Wenn aber die ursprüngliche Kraft, durch die Verei- nigung mit der Materie dem Organismus, Trübungen und Modificationen erlitten hat, und unter diesen Einflüssen mehr assimilirt worden ist, so vermag sie, in dieser erneuerten Ge« stalt mit anderweitigen Materien Verbindungen einzugehen und entsprechende Wirkungen her- vorzurufen, wie wir dieses namentlich bei der ursprünglichen Entwickelung und spätem Mittheilung contagiöser Krankheiten beobach- ten können, wobei jedes Genus seine eigen- thämlichen Gesetze befolgt, wie dieses beson- ders bei der hier zu erörternden Krankheitsreihe sich bekundet.

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1. Ratz.

Ob der Rots sich boim Pfordcgeschleebto nicht früher eotwickelt habo^ als bis dasselbe ven seinem ursprünglichen Mutterlande entfuhrt und unter ganz andere Ilimmelsstriehe versetst wurde 9 wie RicJuird Fintj *)y als wahrschein- lich vermuthet kann bis jetzt mit Bestimmtheit nicht entschieden werden. Verhalte sieh aber die Sache wie sie wolle , soviel ist doch zur unumstSfslichen Gewifsheit erhoben^ daüs der Rotz schon als eine uralte Krankheit in dem Buche der Gcschichie erscheint Wir finden den Rotz C/idXio) schon in den pseudohippokra» tischen Schriften unter den Krankheiten des Pferdegeschlechtes aufgeführty und daselbst schon die Versicherung ausgesprochen^ dals er, ein- mal ausgebildet 9 unheilbar sei. Audi erw&hnt AristoUUs dieser Krankheit als der einzi£on^ welche den Esel befallen soll. Nur wenig Ge- nügendes finden wir dagegen bei den frühesten lateinischen Autoren , bis zum vierten Jahrhunr dort nach Christus , wo Vegetius ^ uns diese Krankheit unler dem Namen ^^malUus humidus" wieder beschreibt und zugleich auch erwähnt^ dato sie von den Alten yjprqfluvium atiioynC* genannt worden sei. In spätem Jahrhunderten wurde der Rotz vielfaltig zum Gegenstande be- sonderer Versuche und Untersuchungen gewählt^ deren Resultate in bald gröfisern^ bald kleinem Blonographieen und Abhandlungen niedergelegt wurden« Längere Zeit wurde aber dessenun- geachtet übersehen, dafs diese Krankheit sich vom Pferdegeschledite auf den Menschen über-

*) A practical trcatiie on Glaoderi and Farcy in tlie Hone. London 1830. Im Deuticbo Cberietzt Yon WagmfeUU Danzig 1833. Kinleitang 8. XXIII.

') An yeterloaria. Lib. I. Cap. 3.

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I

tragen lasse. Oslander i) scheint der Erste gewesen zu sein^ welcher im Jahre 1803 einen Fall aufführt 9 wo eine diesfallsige Anstedrang vnm Menschen durch Pferde Statt fand. Im Jahre 1816 deutete tFaldinger ') auf die fibeln Folgen der Ansteckung von Menschen durch Rotzeiter hin^ indem er sagt: ^^Bei Leichen* Cflbun^en rotziger und wurmiger Pferde muAi man sich sehr hfiten^ bei einer Verletzung Ei- ter in die Wunde zu bringen, weil man die traurigsten Folgen und den Tod zu furditea hat", und seit dieser Zeit wurde die Aufinerk- samkeit der Aerzte mehr auf diesen Gegenstand hingelenkt, und mehrere Fälle von Statt ge- fundener Ansteckung von Menschen durch Pfeide in Deutschland, Frankreich, Italien, Holland^ Amerika u. a. Ländern beobachtet

Der Rotz bewährt sich , in genetischer Be- ziehung, als eine besondere Krankheitsform, welche zu der Organisation des Pferdegeschlech- tes in sofern in einer engern Beziehung zu stehen scheint, als derselbe, nach den seit* hörigen Erfahrungen, sich ausschliefslich nur bei den Einhufern ursprünglich zu entwickeln, einmal entstanden aber auch auf andere Thiere^ z. B. den Hund, das Schaf und das Rind, und unter Umständen selbst auch auf den Menschen sich fiberzupflanzen vermag. Nach Breschefs und Rayer's Bericht vom 10. Febr. 1840 an die Akademie der Wissenschaften, soll sich diese Krankheit der Ziege und dem Schafe leicht einimpfen lassen, und dieses soll auch bei ei- nem Fleischfresser dem Hunde der Fall sein, welcher jedoch, wie es scheint, ohne angestedEt

^) Abhandlung aber die Kabpocken. 1803« >) Wabrnebmoogen an Pferden. Zweite Auf!« Wieo ISIO* S. 95.

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so werden I sieh in StUIen aufhalten kann^ wo lieh rotskranke Pferde befinden. Beim Men« leben ist die spontane Entwiekelung dieser bukheit noeh nie beobaehtet^ die Mflglichkeil lievon jedoeh neoerer Zeit von Magendw in (einer Erwiderung auf den von Br§$chet und Rayer ^emaehton Berieht in Anregung p;ebraeht| Jbex keineswegs auf eine bündige Weise dureb nthentisehe Beobaohtungen erwiesen worden, ndessen kann diese Krankheit beim Mensehen lieht nur dureh suf&llige EinimpAing in eine rande Stelle^ sondern höchst wahrscheinlieh neb dadurch ins Entstehen gerufen werden, Alb Rotseiter vom Pferde oder Esel mit einer loUeimhaut in Beriihrunff kommt, ja vielleicht elbst durch l&ogern Aufenthalt in Stftllen, wo leh TOtEkranke Pferde befinden, was jedoch oob nicht znt entschiedenen tiewüsheit erbe* 0D ist Alle Individuen, bei denen man, bis )lBt wenigstens, den Hots beobachtet hat, wa- »1 entweder Thierärzte oder Stallknechte, kurs eote, welche ihr Beruf für gewöhnlich, odw Durch Gelegenheit mit Pferden in Berührung rächte.

Obgleich eine grofse Anzahl von F&llen Milehen, wo sich der Hots sowohl Thieren \B Menschen mitgetheilt hat, so wurden doeb egen seino Ansteckungsf&higkeit vielfUUg iweifol erhoben. Nach Uodinef dem jungem, ;t das Rotzcontagium ein luftiges Phantom «— in leeres Ilimgespenst ; Krüger ^ Hamen will ich von dem Bestände eines Rotzcootagiums iemals überzeugt haben, auch Camper ^ Du" uy% Delaguette^ Bourgelai^ Crejpin^ Bouchardf ägerj Bracken u. m. A. leugnen die Ansteck- arkeit dos Rotzes; überhaupt herrscht unter en französischen Thier&rzten die pöfiite Zwei-

Joum.XCIII.Bd.3.8t. B

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fels'icht über cVie Contagiosität des Rötz^fUiB Vervier spricht sich dahin aus^ dals die Rotsi krankheit öfters durch sclbststandige ErBeogubÄ als durch Ansteckung sich fortpflanze, welchS Ansicht auch Colemany Delabere y Blaine unl Dutz sehr das Wort sprechen. Morel leiignel «war die Möglichkeit einer durecten Fortpflan«^ feung des Rotzes nicht , behauptet aber, dafli dieselbe selten sei, indem ihre Ursache nidit kräftig wirke und nur unter gewissen Dmat&n^ den eine merkliche Stärke erhalte. Nach Bour^ ßtlat zeigt sich der Rotz bald contagiös, baU ilieht, und Thomas Smith scheint si<m zu deiUi selben Ansicht zu bekennen. Dagegen spro» eben sich Chahert ^ ^Wolstein j Vibatg^ rardy Vatel, Hurtrel (VArhovalj Huzard^ wnoTij TscheuUfig,Veiihy Volpi^ GuiUaume^ Soik' heiß Lauhentl'-'i Dietrichs, LehlanCj der VeP»

fasser u. m. A. entschieden für die Contagio^ sität des Rotzes aus. Nach Viborg soll-sor wohl der Nasenschleim, als auch die Thräneo^ der Harn , der Speichel , der Schweifis und selbal das Blut mit dem Contagium geschwängert mka^ und diese Stofle sowolü durch Einreibung die Nasenschleimhaut gesunder Pferde, als auch durch Einspritzungen in die Venen vmdi durch Einstreichen in eine Arisch verwoadeto Hautstellc Ansteckung bewirken ; jedoch sollet rte, gleich dein Rotzeiter, durch Einwirining der Wärme oder der freien Luft alles An-* Bteckungsvermö^n verlieren. Lehlanc hat es sich in neuerer Zeil zur Aufgabe gemacht, smi0 Landsleute über ihren geßihrlichen Irrthum in dieser Angelegenheit au^uklären und die Frage über die Ansleckungsfähi^keit dieser Krankheit durch Versuche aui' das Befriedigendste zu lö- sen, deren Beobachtungen er in seinem neue-

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«tan Werke: y^Recherciiei expvnniontales et comparatives mir les efTets de rinoculation «u cheval et k Täno du pus et du mueua morveux et d'humeurs morbides d'autre naturo. A Paria chez S. B. Bailkcre 1839'^ niedergelegt hat. Ana diMen mit gruDdlicher Umsicht geführt^) Vor^ suchen geht hervor, AaSs der Eiter und Schleim, welcher von rotzigen und wurmigen Thiemi auf gesunde eingeimpft wird, bei diesen Fots oder Wurm erzeugt; dafs aber Impfungen von Bitor oder andern Flüssigkeiten, welche nicht von rotzigen oder wurmigen Thieren kommen, wader Rotz noch Wurm hervorzurufen im Stande

sind.

Die Hotzkrankheit tritt bei den Thieren, ia nach der Art ihrer Bntwickelung, dem Gimde ihrer Ausbildung , der BeschafTeiiheit ihres Vep* lanfes, den vorauagegangenen und begleitenden Umat&nden , der Constitution des befallenen In- dividuums und nach ihrer Er- und Intensit&t unter ziemlich mannichfaltigen Zufällen auf. Da- her man sie bald in gewisse Stadien eingetheilt, bald als acuten, catarrhalisclien und chronischen, bald als spontanen und erworbenen, bald als gutartigen und bösartigen u. s. w. Rotz be- sehrieben hat ; Unterschiede, welche nicht so- wohl der Art nach , als vielmehr der Succespion und der hitensität der Erscheinungen nach be- stehen. Der Rotz, er mag sich ursprünglich entwickelt haben , oder in Folge Statt gefun- dener Ansteckung zum Vorschein gekommen, acut oder chronisch sein, spricht sich beim Pferde im Allgemeinen durch folgende Erschei- nungen aus: Absonderung einer wftsaerigen» weiben, später dicklichen, gelblichen, mifiT- farbigen Materie, aus emem oder beiden Na- senlöchern bei gleichzeitig veränderter Beschaf-

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fenheit der Nasenschleimhaiit und mehr oder weniger ausgeprägtem geschwfirigem Zustand dersdben, AnschweUong der Kehlgangn-Dro- sen, auf einer oder beiden Seiten, je nachdem der Nasenausfihifis Statt findet u. s. w.

Wenn wir bei Erwähnung der Contagio- aität oder Nichtcontagiosität des Rotzes unta den Thieren selbst auf eine groüse Meinungs- verschiedenheit gestolsen sind, und Autoritätiai gegen Autoritäten einander gegenüber stdiend gefunden haben, so findet dieses in einem noch hohem Grade Statt bei der Frage: „oft dUu Krankheit sich von den Einhufern iOich auf dm Menschen übertragen lasse?*' da in dieser Be- ziehung selbst Männer, welche für die Con- tagiosität im Allgemeinen sich aussprediefl^ hierin eine verneinende Stimme abgeben. Fi» borg, welcher durch seine trefFlichen Versadie an rotzkranken Pferden die Existenz eines, an eine papable Materie gebundenen Rotzgifles aufiser Zweifel setzte, stellte den festen Grund- satz auf, dafs das Rotzgift auf andere Thiere^ aufser demPferdegeschlechte, seine specifisdie Wirkung nicht mehr ausübe, und T^eith ^) spricht sich über diesenPunct mit folgenden Worten aus: „Das Rotzcontagium äulisert seine specifische Wirkung lediglich bei Thieren aus dem Pfei^ degeschlechte , und wirkt auf andere Ham- thiere höchstens nur als thieri^che Schärfe; beim Menschen bringt die Impfung der Rotzmaterie (welche z. B. dann Statt findet , wenn man bei der Behandlung oder Seclion kranker Thiere einen wunden Finger damit verunreinigt, wenn sie, während das Thier sich ausschnaubt, und eine Menge dieser Materie mit einer gewissen

') Handboch der Veterinarkande. Dritte Auflage. Wies 1831. Bd. II. S. ^3 ff.

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Gewalt auswirft y ins Auge sprit£t u. dgl. m.), heftige EDlzündungen der getroffenen Stelle, E. B. des Fingers, des Augenliedes am innem Winkel etc. hervori die sehr schmerslicbund hart- Dickig sind, benachbarte Lymphdrüsen, z. B. der Achsel, in Mitleidenschaft ziehen und den arthritischen Entzündungen fthneln. Ein tigent^ Ucher Uebergang des Rotzgiftes auf den Mtn" sehen findet aber eben so wenig als ai{f andere Hausthiere Statt y indem die zufUlige Einim- pAmg doch nur ein drüiches Leiden veranlafst" Die ersten Beobachtungen Statt gefunde- ner Ansteckung des Menschen durch rotzkranke Thiere wurden m Deutschland gemacht, und seit- dem in diesem Felde gangbare Bahn gebrochen und die Aufmerksamkeit der Aerzte auf diesen interessanten Punct hingelenkt wurde, hat sich eme ziemliche Reihe Uinlicher Beobachtungen anffeh&uft. Osiander gebührt, wie bereits er- wUint, die Ehre, den in Hede stehenden Punct zuerst in Anregung gebracht zu haben; auf ihn folgte Waldinger. In England warf FoW ^) die Fr^p auf: ob jenes Rotzgift, wie bei d^ Esel, nicht auch bei einem Menschen, welchem es durch Unachtsamkeit, oder überhaupt zufällig auf die Schleimhaut der Nase gebracht würde, wenn auch nicht die eigentlifimliche Rotzkrank- heit, doch wenigstens ein modiflcirtes ähnliches Uebel zu erzeugen im Stande sein möchte. Diese ausgesprochene Vermuthung erhielt schon sehr viel Wahrscheinlichkeit, als ein Jahr dar- auf (1821) Schilling «) in JBerlin eine hiehor ge- hörige Beobachtung machte. Ein 34jähriger Ka- nonier hatte nämuch, nach seinem Austritte

1) Pract. Rcotmchtnngen der gewöbni. Pferdekrankhei- ten. A. d. Knglitcben Oben, von ifaUin, Hannover 1820.. >) AMfff« Magaiin. 1821. Bd. XL S. 480.

w

aus dem Militär die Stelle eines W&rten an der Thierarzneischulo erhalten, w6 seine tig- liehe Beschäftigung in der Wartung rotzkran- ker Pferde bestand. Doch kaum hatte der stets gesunde und kräftige Mann diesen Dienst Ter- aehen, als er nach sechswöchentlichem Un- wohlsein, welches sich durch catarrhalisch- rheu- matische Symptome charakterisirte , ohne anf- aulende Verletzung an irgend einer Stelle der KSut^ peroberflächC; an Rotzsymptomen erkrankte, und am ächten Tage nach völligem Ausbruch der Krankheit starb.

Ein anderer hieher gehöriger Fall wurde von Dr. fFei/s beobachtet ^), wo ein 19jihriger, schwächlicher y skrophulöser Pferdewärter^ wel- cher mit stetem Widerwillen rotzige Pferde mehrere Wochen ununterbrochen wartete^ an Rotzsymptomen erkrankte und unterlag.

Einen ähnlichen Fall theilt uns auch Dr» Re- mer ^), Professor zu Breslau, mit.

Hr. Professor Heriwig in Berlin ^) erzählt uns die interessantesten Beobachtungen von der Uebertragung des Rotzgiftes von Pferden auf den Menschen, welche zugleich auch eine na- turgemäße Schilderung des Krankheitsbildes beim Menschen liefern, die wahrhaft musterhaft genannt werden kann. Diese Mittheilung be- faist sich mit sieben ihm bekannt gewordenen Infectionsfallen , deren er noch eine grölsere Anzahl beobachtet zu haben versichert. Nach Hertwig's Beobachtungen scheint ein Unter- schied in der Symptomenreihe Statt zu finden, je nachdem die wirkliche materielle Uebertra- gung des fixen Rotzgiftes auf irgend eine be-

»} Rust's Magazin. 1821. Bd. XI. S. 504. ') Hvfe- landT» Journal Bd. LIV. St. 3. S. 62. *) Medizin. Verdoszeitang. 1834. No. 46 u. 47.

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stimmle Stelle des Körpers y oder eine mehr all-

Eemeiiie, ohne Lokalübertragung^ Statt findet, nter den mitgetheilten sieben Fällen waren nur aweiy welche höchst walirschemlicb auf die letztere Weise die Uebertragiuig hatten zu Stande kommen lassen, beide nahmen einen relativ acuten Verlauf, begannen mit bedeuten- den Störungen im Allgemeinbefinden, zu denen ^nt consecutiv örtliche Kraukhoitsphänomene hinzutraten, und endigten tödlliclu In den übri- gen fünf Fällen war eine lokale Uebertragqng unzweifelhaft ermittelt, und zwar bei rier auf eine wunde Hautstelle, und bei dem fünften auf die unverletzte Haut Bei allen diesen be- gann die Krankheit mit örtlidien Symptomen^ anagehend von der Stelle, wo die erste Ein-*, wiriiung Statt gefunden halte; erst später traten^ Störungen des Allgemeinbefindens hinzu, und die, Wiederherstellung mifsglückte nur in einem Falle, welcher ein sehr schwächliches, skrophulöses In- dividuum betraf, welches schon früher an mehr- fiichen Brustbeschwerden gelitten hatte.

Woiff ^) beobachtete in der Charite zu Berlin drei hieher gehörige Kraiücheitsfälle. In simmtlichen drei Fällen war keine örtliche Ue- benraguug des Rotzgiftes, wie etwa durch Wunden,, wunde Hautstellen u. dgl» zu ermit- teln: dagegen aber warep die l|^etieflenden In- dividuen mit rotzigen Pferden in nähere Be- tuhrong gekommen. In ^Qwei Fällen erfolgte mm sediszehnten und in .einem am zwanzigsten Tage der Krankheit der Tpd. Krüger^Hansen ^} iviu diese Fälle aufserhalb der Grenze der Be- obachtungen von erfolgter Hotzansteckung gc-

*) Medizin. Vercinszeitung. 18.)5. No. 1. 2* >) V. Griife'M und v. H^aUhers Journal für Cliiruii^ic und Augcuheilk. 1836. S. bS.

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setzt wissen, welche er conseqaent auch in Abrede stellen mufis, da er den Bestand eines RotscoDtagiums gänzlich leugnet

Alexander ^), Professor in Utrecht| -madite zwei hieher gehörige Beobachtungen , deren Biit- theilung wegen ihrer allseitigen Genauigkeit als ein interessanter Beitrag zu dem in Hede ste- henden Gegenstande zu betrachten ist Beide FftUe waren ohne bekannt gewordene örtliche Uebertragung entstanden, betrafen Individuen^ welche mit der Pflege rotziger Pferde erst seit kurzer Zeit beschäftigt waren , und beide be- fanden sich nicht in den besten Gesundheits- nmstftnden^ indem der eine sogar schon vinbOT Ersdieinungen eines Lungenubels zeigte. Im ersten Falle erfrigte der Tod durch Entkrkf- tung nach vier Monaten, im zweiten Falle ihea uiglei^ früher. Einen andehi Fall berichtet er ferner '), w;o ein einundzwanzigjährigw Dra- goner in Folge von Abledern und Pflegen roto- ger Pferde sich den Rotz zugezogen hatte und unterlag.

Eck ') sammelte sieben hieher gehörige Fälle, welche bis auf einen mit dem Tode en- digten, in welchem die Symptome von durch Rotzansteckung erzeugter Krankheit nicht deut* lieh genug hervortraten, und daher Grenesnng eintrat In dem einen dieser sieben Fälle hatte höchst wahrscheinlich eine allgemeine Ueber- tragung Statt gefunden.

Brunzlow ^) theilt ebenfalls eine diesfall- sige Beobachtung mit, wo bloIS» eine örtliche Verletzung Statt fand, und mit dem Tode endigte.

>) HufdandTs Joarnal, Bd. LXXXI. St. 2. S. 99.

tt) Ebeodas. XCI. St. 8. S. 3 ff* ^ Schmidt's Jahrb.

ßd. XXXI. S. 156. 3) Medizin. Vereinszeitaog.

ia37. No. 18. u. 19. «) Ebendas. No. 33.

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Professor Pommer 0 ^ Zürich theflt eine BeobaehtoDgy entnomaien aos amtlichen Berich- ten, mit, wo sich ein Zögling der Thierarznei- •drale, bei der Section eines am Rots gefalle- nen Pferdes, air einem Finger yerletst hatte^ nnd sich dadurch mehr lokale Rotsssufftlle zn» BOg, welche übrigens unter Anwendung sweek- mäliiiger Mittel zur Heilung gebracht wurden.

Diese Auswahl mehr oder weniger eviden- ter Beobachtungen von Statt gefundener Ueber- tragung des Rotzes vom Pferde auf den Hen- •dien, welche auf deutschem Boden gemadht worden, und welchen wir noch die fiber diesen Gegenstand in Berlin erschienenen Inaugural- dissertationen von Krüff *), Grab *), Lange ^) imd Barth ^) hinzufügen könnten, mögen ge- niimn. um zu zeigen, welchen Vorsdub der in Hede stehende Gegenstand deutschen Beob- Mhtem zu verdanken hat, und nun wollen wir auch die fibrigen Nationen in dieser Beziehung durch Mittheilung der .wichtigsten von ihnen gemachten Beobachtungen einer Durchsicht un- terwerfen.

Nächst den Deutschen sind es die Italiener, welche ihre besondere Auhnorksamkeit auf den in Rede stehenden Gegenstand hinlenkten, und hieher gehörige Beobachtungen zur OefTentlich-

') Mittheilaogen übei den Geiiindheitszuatand Im Kan- ton Zürich im J. 1836« aos den amtl. Deriobten der pract, Aerzte. Schmidt'*§ Jabrbüobcr, Supplement- band Ih S. 256.

*) De typbo malioide (/ica^, der Roti) 1829.

*) DisBert. inaugnraL tiBtens cat« siogult morb. oontagio mallei humidi in bominem tranBlato orti. 1829*

*} DIbb. inaugaral. tiBt. oasat daoa morb. contag. mal- lei hamid. in bomin. transl. ortl. 1830.

*) De nonnuUiB epidemilt et epizootÜB Bimul regnant« earumquc mutua indole ooBtagiosa« 1835.

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keit brachten, wovon wir den wichtigsten, ssu nnserer Kenntnifs gekommenen, eine Stelle hier einräumen wollen.

Thomaso Tarrozzi *), Physikus, ens&hlt, dab in dem italienischen Dorfe Ostiano im Jahre 1815, innerhalb des kurzen Zeitraums von vier- asehn Tagen, von 47 Personen, welche mehr oder weniger ein^n nicht gelüftetien Stall be- suchten, in welchem ein rotziges Pferd durch seine bestandig aus der Nase fliefsende stin- kende Jauche die Luft verpestet hatte , eilf an einer Febris pestiformis erkrankten, welche mit synochischem Fieber, Muskelschmers, Gelenk- entzündung, Ecchymosen, Eiterbeulen n. bJ w. begann, und spater in Eruption von Brandbla- sen, Delirien, grofste Schwäche, abundante Schweilse u. s. w. überging, und mit Ausnahme eines einzigen Falles tödSich ablief. Aus dem ITmstande, da(s nach Tödtung der zwei im Stalle gestandenen Pferde, wovon das eine ent- schieden rotzig war, die Krankheit aufhörte, zieht nun Tarrozzi den Schlufs, dals letztere sich in Folge der in jenem Stalle sich ange- häuften Schädlichkeiten und insbesondere durch Hotzmaterie entwickelt habe.

Brera ^) berichtet über eine andere, eben- falls zu Ostiano Statt gefundene, von Profes- sor Tinelli beobachtete, Erkrankung von meh- reren Personen , in Folge einer Ansteckung durch Rotzgift. Die Krankheit begann auch hier mit allgemeinen Fiebererscheinungen und roseuar-

*) Anali aniversali di inedicina dal Omodei. Ag08tol822« p, 220. In einem Ausziigc und mit Anmerkangeii mitgietheiU von Dr. Sommer in RusVs Magazin. 1823. Bd. XIV. S. 487 ff.

') Antologia medica Sept. et Oct. 1834. SchmidCt Jahrbücher. Bd. IX. S. 284.

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tigen Hautentzfindungen 9 2su welchen sich Ex- aothem and Geschwurbildung hinzugesellto und der Krankheit einen besondern Charakter ein- Terleibte, welche tödtlich ablief.

Hieran reihen sich die von Brera i) selbst, im Winter 1833 za StBenedetto, in der Pro- vinz Mantaa beobachteten Fälle, welche sich auf vier Individuen bezogen, die längere Zeit mit fünf rotzigen Thicren (drei Pferden , einen Maul- esel und einen Esel), bei denen die Kranklieit bereits sehr chronisch geworden und schon weit vorgeschritten war, in vielfältige Berührung ka- men , indem sie theils mit ilmen in einem Stalle schliefen, theils sich viel mit ihrer Reinigung und Pflege beschäftigten. Bei allen vier Individuen fahrte die Krankheit zu einem tödtlichen Ende. Brera nannte diese Krankheit „Typhus carbun« 0010808"', weil der typhusartige Ftoceüs bei al- len Kranken zu deutlich ausgeprägt war, um ihn unbeachtet lassen zu können; das Exan« Aem dagegen wich zu sehr von den bis jetzt beobachteten ab, und war in seiner Form nicht constant genug, um nach ihm vorzugsweise die Krankheit bestimmen zn können.

Rossi ^), Professor ui Turin, erstattet Be- ridit von einem Falle, wo ein Metzger, wel- dier einem rptzkranken Ochsen die Haut ab- gezogen Hätte, an den Symptomen der Rotz- krankbei^ starb ; ja selbst auf die Blutegel, wel- che dem Kranken angesetzt wurden , erstreckte sich noch die Wirksamkeit des Giftes, indem ne fnitee Zeit nach ihrer Anwendung krepir- teu. Auch Personen, welche das Fleisch von Wl^kranken Ochsen zerschnitten und alsen, seien

der Krankheit befallen worden.

' «> ScftfüMir« iaiirbucber. Bd. IX. S. 286. **^) Anali univeriati dl Mediana.« 1838.

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Nachdem nun einmal in Deutschland die» ses Feld der Beobachtung» eröffiiet^ und auch in Italien schon ziemliche Bahn gebrochen war^ fingen auch französische Aerzte an^ ihre Auf- merksamkeit auf diesen Gegenstand hinzulen- ken und sich für die Sache zu interessiren, wie aus den nachfolgenden Mittheilungen sidi deuüich ergeben wird.

Im Jahre 1825 machte Vogeli ^) in Lyon einige Beobachtungen von localer Uebertragung des iRotzgiftes auf Menschen , mittdst wunder EUiutstellen, bekannt Sie ereigneten sich sammt- . lieh bei jungen kräftigen Männern während der Section rotziger Pferde; drei von ihnen erhol- ten sich wieder y obschon langsam; bei zweien hingegen trat ein tödtlicher Ausgang ein.

Im Jahre 1837 legte Rayer ^) zuerst ei- nen von ihm beobachteten Fall vonMorveaigne der Academie de medicbe vor, er fand abe^ an den Veterinärärzten in Paris bedeutende Geg- ner, und unter den Aerzten war es besonders Barihdlemy, welcher die Unzulänglichkeit man- cher von üayer ausgesprochenen Ansichten dai^ zuthun suchte. Rayer entwickelte seine dies- fallsigen Ansichten in einer besondern Abhand- lung ^).

>) Joarna! de med. y/6i6nn. Janv. 1835. Behrendts Repertoriom. 1835. S. 180.

2) Recoei! de m^dicine de veterin. 1837. p. 266. Presse m^dicale. No. 14. Schmidfs Jahrbucher. 1838. Bd. XVII. S, 175.

9) De laMorve et du Farcin, cbez rHomme par P. Rayer. Avec deux plancbes. A Paris 1837. Im Auszuge mitgetbeilt in Fehsemeyer^s u. Kurtz's medizin. Jahrb. Bd. in. Heft 1. S. 1 ff. » Ccber die Einwirkung des Rotz-, Wurm- und Anthraxgiftes der Thiere auf d(>n menschl. Körper. Nach Rayer und nach eigenen Br- fahrungen bearbeitet Ton Karl Schwabe, Weimar 1839*

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Im Oetobor 1838 kamen 'swei F&lle von MOtem Rotze im Hdtel Dieu vor '), wovon der ente einen Stallkneoht betraf ^ welcher 11^ Iheila an acutem^ theila ohrooisohem Rotse lei- dende Pferde su besorgen hatte^ and eich anf der Abtheilunff von Husion befand; der andere dagegen wurde voh Breschet behandelt.

bk der jüngst verflose 3nen Zeit haben noch DevlUt ^), Andral ') und Roux ^) ihre diea- fallsigen Beobachtungen der Academie mitge- theilt so dals jetzt nur noch wenige Aeademi- ker der allgomeinen Ansicht , dafs der Umgang mit rotzkranken Pferden eine oigenthfimiiche Krankheit hervorrufen könne ^ nicht beigetreten sind. Wie sehr sich Frankreich fSr diesen Ge- gMiatand interessirt^ geht schon aus dem Um- stände hervor y dafs die Soci6te de m&dicine zu Paris eine hierauf bezügliche Preisaufgabe für das Jahr 1840 gestellt hat ^), nachdem die me- didnische Facult&t zu Berlin schon im Jahre 1887 durch eine &hnlicho Proisaufgabe voran- gogfmgen ist. ^)

Soit EUiotson ') durch seine Untersuchun-

{en über die Uebertragung des Pferderotzes auf [ansehen die Aufmerksamkeit der brittischen Aerzte auf diesen Gegenstand hingelenkt hat, fehlt es auch in England nicht an derartigen

*) Gaiette m^dioale. 1838. p. 053.

•) Reoaeil de möd, v^törin. 1838. p. 656.

*) Gazette mödic. 1839. p.97. ^) Bbend. 1838. p.750.

•) Snchs modizln. Almanaoh. 1840. 8. 266.

^) LevkC§ Vergleichende Darstellang der von den Haui- tbieren auf den Menschen übertragbaren Krankheiten, gekrönte PreiMolirift. Berlin 1839.

') On the glandert in the human tubject, in mod.obir. Transact. publiihed by the med. and chir. sodety of London. Vol. XVI. 1830. pag. 171.

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BeobaditungeD) wovon wir hier Folgendes spe- eiell herausheben wollen:

Bei den zwei ersten Fällen , welche ElHot^ ■9on zur Beobachtung kamen, schien ihm der Krankheitscharakter zu wenig ausgedräckt, um eine Uebertragung des Rotzgiftes von Thieren annehmen zu können^ und er vermuthete bkifs, dafii die Krankheit die Wirkung Irgend eines -krankhaften Productes von einem lebenden We- Ben sei^ wefshalb er sie auch ganz efaiftidi, nach den am meisten in die Augen fällenden Svmptomen , mit /^Gangraena nasi" bezeichnete, bis kurz nachher eine Reihe von Fällen, wel* che von ihm selbst und von andern englischen Aeizten beobachtet wurden, ihn fXL einer soig- fältigen Vergleichung der einzelnen Symptome mit dem Rotze der Pferde aufforderte mA ihn von der Identität beider Krankheiten immer mehr und mehr überzeugte.

Schröder ^) berichtet einen Fall, wo sich ein Thierarzt bei der Section eines rotzigen Pferdes, als er die Nasenbeine abreilisen wollte, unbedeutend am rechten Mittelfinger verletzte, Erscheinungen von iSrtlichcr Uebertragung des Rotzgiftes zuzog,

Travers ^) machte die Beobachtung, dab ein junger Mensch sich bei der Section des Kopfes eines rotzigen Pferdes in die Hand ge- stochen hatte, und nach der Bildung von Ab- scessen am Arme, Knie und in den Lungen, starb; eine vorgenommene Impfung von der Materie des Armabscesses auf einen Esel er-

<) Hambnrger Mag:azin für die ausländische Literatur der gesainmten Heilkunde Ton Gerson Julius, BJ. V. Jan. u. Fehr. 1823. S. 168.

^) Inquiry into constituUonal Irritation. London 1827.

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mtngie bei domsolben deutlicho Symptome dee Rotscs und nach Kwölf Tagen den Tod. .

Letnson >) berichtet voa. einem Kutscher, welcher dicht am Feuerhuerdo Hchlafend aich das entblAiMte Knie verbrannte , und die in Folge hieven entstandene Brandblase mit einer Lau«* ceite öffnete, deren er sich bei einem seiner, wahrscheinlich an Hotz leidenden ITordo bedient hatte, dafs er einige Tage nachher von hefii- geu ticliirii£urallcn ergriil'en worden sei, wel- che endlich in den Tod übergingen. Simpson *) spricht sich gegen die Annahme eines Kausal- verbandes Ewischen der Kntstefiung der Krank- heit und der Lancette aus.'

Andreas Brown ^) theilt uns folgende Be» öbachtung mit : Ein früher stets gesunder Mann, welcher eine Zeit lang ein rotziges Pferd war- tete, und sich besonders vielfach bei desHeo TAdtung beschäftigte, ihm die Haut abzog, ver» scharrte u. s. w., erkrankte noch an demselben Tage an gastrisch -rheumatischen Beschwerden, zu welchen sich später GcHchwülste und Ab- scesse gesellten, die den Tod nach sich zogen.

Von London ging auch folgende Bepbach- Uuig aus^): Ein kralliger Pferdeknecht, dem die Reinigung eines rotzigen Pferdes übertrat gen war, während er selbst an einem Ge» adiwüre auf dem Handrücken litt , auf welches

M The Lancet ta^^BI. Vol. IL 24. Sept. p. 805.

•4 KiM'ndai. 1831 >- 32. Vol. I. 1({. Oct. p. 99.

*)' London meHiral GazeÜi;. Vol. IV, p. 134.

^) Dieser Fall wnr«le von WiUinm» im St. Tlioniai-' ftpilal licoliaolilrt und von KllhUtm rontrollirt, liebe: Mtulical anil diinirg. Journal. I^ondon 1833. Nr. r»7. p. irj(i. - Jii!ivif*n \u UernufiC* M»(*:i7.ii) 1833. IM, XXV. S. 472. l'roriep» Noii/en. IM. XXXIX. No. 843. S. 108 ir. ; Mndixin, Zeihint* dei Auilan-. ilfs. 1833. Nn. 3.1. K. 131.

hiufig der Nasenschleim des Pferdes flofi»^ be- kam RotzzufSUe und starb ki Folge hieven.

Graves ^) theilt folgende zwei Beobachtun- gen mit: Ein zwanzigjähriger Mensch, weldier einige Zeit ein rotziges Pferd gepflegt hatte und mit ihm aus demselben Gefaise trank, auch eine leichte Verletzung an dem einen Obre ge- habt zu haben schien, erkrankte an den Er- scheinungen einer Mandelbräune, zu welcher sich Anschwellung des Gesichtes, Ausbruch ro- ther Flecke an verschiedenen KorpersteOen und Eruption von Pusteln gesellten, welche Ersdiei- nungen sich immer mehr und mehr steigerten und zum Tode führten. Der andere FaD ereignete sich bei einem Pferdebesitzer, welcher in seinem Gestfite einige rotzige und wurmige Pferde besafis, die er sehr sorgsam pflegte» Auch dieser Fall endigte mit dem Tode.

Hardimoke ^) beobachtete folgenden FaD von Uebertragung des Rotzes: Ein siebenzehn- jähriger Stallbursche hatte unter seiner Au^ sieht fünf rotzige Pferde, von denen auch zwei in Folge des Rotzes darauf gingen. Er hatte, kurz vor seinem Erkranken, einmal lange ge- wacht, um einem dieser Thiere Fomente zu machen, und nach ungefähr zwei Tagen er- krankte er unter den gewöhnlichen Erschei- nungen einer erfolgten Rotzansteckung, welche vier Monate nach dem Beginne der Krankheit zum Tode führte.

Jones ^) theilte in einem Briefe folgende, an seinem Sohne gemachte Beobachtung mit

') London medic Gazette. Tom. XIX.

^) British Annais of medecine. No. 7. d. 17. Febn 1837. p. 196.

') Ans einem Briefe Jones des Vaters, an den Heraut- geber des „Tbe Veterinaiian^ 1839. 4. Mitgetbeitt

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Sein Sohn antcrauchto, als er gerade eine kleine Ilautwande am rechten Nasenflügel hatte, ein rotsiges Pferd , welches ihm bei diesem Akte ins Gesicht schnaubte und mit Nasenschleim be- deckte; er wischte sich ab, und dachte nicht weiter daran. Allein kurze Zeit nachher er» krankte er an den gewöhnlichen Erscheinuu-* gen einer vor sich gegangenen Hotacansteckung.

Auch von den Niederlanden aus wird uns von zwei hiehor gehörigen Fällen durch JYu- man ^) Bericht erstattet. Bin junger, kr&ftiffer Veterinär -Eleve hatte sich nämlich bei der Section eines rotzigen Pferdes zwei leichte Verletzungen an der Hand zugezogen, die er nur wenig beachtete und deshalb seine Hand auch blofs mit Seifen wasser reinigte. Schoa nach drei Tagen bekundeten sich aber die ei^ sten Erscheinungen einer Statt geAindenen ört- lichen Ansteckung mit Rotzgift, welche allraUi^ lig zu einer gröfsern Höhe gelangten. Der zweite Fall betraf ebenfalls einen jungen Blann, der bei der Section eines rotzigen Pferdes sioli eine geringe Verletzung am kleinen Finger der rechten Hand zufügte. Fünf Tage nachher zeigten sich die ersten Erscheinungen einer to- pischen Affoction, die sich mehr und mehr aus- breitete, und erst fast nach neun Monaten seit Beginn der Krankheit Heilung zuliefs.

Auch von Amerika aus erhalten wir durch Dr. f^iggins *) die Mittheilung eines hieher ge-

in OurWs n. HertuHy^t Magazin für die geiammte Tliierhmlkunde. Jalirg. Vf. Hft. 1. 1840. «- Schmide» Jahrbücher. Bd. XXVII. S. 164.

*) Voe'artienijkiindig magatin. Groningen 1830. p. !•

<) The amcrican Journal of tlie tnedioine. 1837. Ga- zette ni6dic. 1838. No. 50. Proriep*» Neae Nod- zen. Bd. V. No. 92. 8. 62.

Joiirn.XCIII.ßd.3,St. C

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horigeu Falles. Der zwölfjährigGi Sohn eines Fleischers, hatte vier rotzige Pferde, die alle an dieser Krankheit au Grunde gingen, ge« . pflegt und bei dem Abledern des einen Hülfe gelieistet Einige Tage nachher stellte sich Un- wohlsein und die allgemeinen Syihptome riner örtlichen Ansteckung mit Allgemeinleiden ein, die nach zehn Monaten mit dem Tode endigten.

Aus mehrem angestellten Versuchen ging deutlich hervor, dafs die von dem Pferde auf den Menschen übertragene Rotzkrankheit sich von 'diesem wieder durch Impfung auf Thiere übertragen lasse, so z. B. in dem von Schilling beobachteten 'Falle auf Kaninchen, in dem von WiUiams und Travers auf Esel ; allein es fehlt auch nicht an Beobachtungen, dals sich der einmal beim Menschen zum Ausbruche gekoo- mene Rotz wieder andern Menschen mittheilte. So erzählt der irländische Chirurg Ferau ^) ei- nen Fall, wo sich die Krankheit von dem Va- ter auf den Sohn, der ihn abwartete, fortver- erbte, und nach ElUotson erkrankte eine Frau^ welche die Effecten eines durch Rotz ange- steckten Kutschers trug, an demselben Uebel. Indessen stehen diese Beobachtungen noch zu vereinzelt da, um ihnen unbedingten Glauben schenken und auf sie mit Zuverlässigkeit bauen zu können.

Trotz der vielen hier mitgctheilten , gröb- tentheils auf genaue Beobachtungen gegründeten und überzeugenden Erfahrungen von glaubwür- digen Männern über den wirklichen Bestand der Rotzkrankheit beim Menschen, fand die Annahme derselben dennoch keinen allgemeinen Eingang, sondern wurde, namentlich in Deutsch- '

I) Gazette medicale. 18iS. p. 674.

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land and Fraiikroicli^ in Zweifel gesogen, ja so« gar zum Theil entschieden geleugnet. Hall'' bach »)> Krüger ^ Hansen «) und ^eith ») wa- ren 08 namentlich in Deutschland, und in Frank- reich die Veteriuärärzte Barthelemyy Parent Du- chaieUi *), Bouley^ Delanfond u. A. Hall'* bach ist von der Nichtcontagiosität des Rotzes bei lebenden Tbiercn so sehr überzeugt, dafs ef sich anheischig machte, mit Rotzeiter sich einimpfen zu lassen. Da aber seit diesem Aus- qiniche eine Reihe von Jahren verflossen ist, und seit dieser Zeit die Erfahrung manche Bei- epiele au die Hand gegeben hat, welche ent- •chieden für die Uebertragbarkeit des Rotzee ▼pm Pferde auf den Menschen sprechen, so möchte sehr in Zweifel zu ziehen sein , ob nun miter diesen Verhältnissen Hallhaoh der Auf- forderung noch entsprochen wurde, seinen Arm oder irgend einen andern Körperthcil zu einem diesfallsigen Impfversuch darzubieten und sich seinem Schicksale zu überlassen. Auch Krü* ger - Hansen ging in dieser Beziehung zu weit, wenn er, um seiner Lieblingsidee - der Ab- . leugiiung der Contagiosität des Rotzes über- haupt — noch ferner das Wort sprechen zu kön- nen, die von JFofff* beobachteten Fälle nicht für wirklichen Rotz anerkennt, sondern sammt and' sonders alle für die Folge der schädlichen Einwirkung des Rotzcontagiums erachteten To- desfälle geradezu der schlechten Diagnose und Therapie der betreflcnden Aerzte zur Last legte. Wie Krüger ' Hansen in Deutschland, so suchte Barthelemy j der hartnäckigste Gegner

') HtisVs Magazin für die gcisammte Heilkunde* Bdt XI. 8. 609. ') PnüifsiBclie niediziniiclie Zeit. 1S37«

No, 18. ') a. a. (). ^) Gazette in^dieaie.

Uecemb. 1832. Tom. III. No. 118.

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der menschlichen Rotzkrankheit in Frankreich^ die Unzuläfsigkcit mancher von Rayer ausgespro- chenen Ansichten darzuthun, ohne sich auf ge- gründete Erfahrung zn stützen. Hier möchte der Ausspruch des Paracelsus ganz an seinem Platze sein, wenn er jsagt: ,,SpekuUrQn ohne Erfah- rung und Naturbeobachtung heifet phantasiren, , und phantasiren erzeugt Phantasten/* d. h. Uinde Anhänger vorgefafster Meinungen. Indessen scheint Barthelemy schon viel von seinem blin- den Starrsinn verloren zu haben, insofern er in den neuesten l§itzungen d^r Academie die früher von ihm aufgestellten Unterschiede^ zwischen den Krankheitserscheinungen bei rotzigen Mein sehen und Thiereu nicht nur weniger schroff fand, sondern sogar eine bedeutende Analogie beider Krankheiten zugesteht, was mehr ab alle Gegenbeweise in dieser streitigen Angele- genheit leisten heifst.

Nachdem wir nun in bündiger Kürze durch die seitherige Betrachtung unseres Gegenstan- des' dargcthan haben, dals die Rotzkraukheit beim Pferdegeschlechte ansteckender Natur sei und durch eine Reihe mehr oder weniger au- thentischer Beobachtungen die Uebertragbarkeit derselben von Thieren auf den Menschen erör- tert haben, so bleibt uns nun zunächst zu zeigen übrig, auf welche Weise das bestehende Kon- tagium von den Thieren auf den Menschen sich fortpflanzt, wozu wir nun den Uebergang ma-!* chen wollen.

Nach den seitherigen Beobachtungen, wel- che von verschiedenen Aerztcn in verschiede- nen Ländern gemacht wurden, geht hervor, daCs sich das Kontagium auf zweierlei Weise Ein- gang in den ^Organismus verschafft, nämlich entwieder durch Lokalreizung Inokulation

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oder darch allofcmeinc UobcHrafl^iiiifi; In/ekiioa» Unter den oben cnvuliiiten, von Hertivig bcob« achtoton Bieben Fällen waren zwei durch In- fection und fünf durch Inokulation entstanden; bei den von Alexander niitp;et heilten zwei Fäl- len wurde keine örtliche Uebertragung erwiesen ; bei den von ff^olff zur Mittheilung gebrachten drei Fällen war durchaus keine ortliche Ueber- tragung des Kontagiums nachzuweisen u. h. Die Inokulation wurde entweder durch eine wunde Ilautsteile oder durch Ausschnauben von Kotzeiter ins Gesicht etc. vermittelt. Diese letztere Ansteckungsart dürfte wenigem Ein- reden unterworren sein als diejenige durch In- fektion , welche durch die Luft vermittelt wird. Die Annahme dieser letztem Mitthoilungtart •ehcint zwar mit der fixen Natur des Hotzkon- Ugiums in direktem Widerspruche zu ste- hen, scheint aber weniger auffüllend, wenn wir diesen Hergang mit der Mittheilung an- ^ derer fixer Koutagieii vergleichen, z. B. mit dem Pockengift, welches ebenfalls auf eine ge- wisse Distanz auf beiderlei Weise Ansteckung herbeizuführen vermag, ja sogar die Schwind- Hiucht scheint, einmal auf eine gewif^o H6he gekommen, durch KffUivien einen nachtheiligen

Snflufs auf die Hespirationsorgane gesunder enschen zu äufsern. Die DifTusibilität der kontagiösen Ktoffe überhaupt sieht in einem genauen Verhältnisse mit der Dauer der Krank- heit, dem tirade ihrer Ausbildung und den Or- ganen, welche die Absonulerung vermitteln, so daß} es unter diesen Unisländen kaum in Zwei- fel zu ziehen ist, duls die so scharfe liotzma- terie, welche uuf di;r höcbHlen Slufe-der Krank- heit in dnr Nasenhöhle abgesondert und von der warmen uusgeutlimelen Lull beständig be-

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spült wird, letzterer einen eigenthumlichen Ge- ruch und zugleich auch ein ihr eigenthündi- ches ansteckendes Prinzip mittheilt. Für diese Ansicht sprechen auch die von Rössi ') ange- stellten Versuche. Rossiy von der Imponderabili- tät des Rotzkontagiums überzeugt, suchte das Wesen desselben zu enträthseln und bediente sich zu diesem Zwecke des Galvanismus. Er konstruirte sich eine galvanische Säule von fünf- zig Plattenpaaren; zwischen jedes einzelne Plat- tenpaar legte er ein Leinwandläppchen, welches mit Eiter aus der Nase eines rotzigen Pferdes getränkt war, und führte die beiden Pole der Seite mit zwei metallenen Konduktoren (Gold- fäden) in Verbindung, welche er in destillirtes Wasser, welches in einem Eudiometer enthal- ten war, führte^ Kaum waren zwei Standen verstrichen, dals der Apparat in Wirksamkeit getreten war, so verbreitete sich ein stinkender und unerträglicher Geruch in der Nähe dessel- ben, selbst bis in die benachbarten Häuser. Rossi berührte die Konduktoren der Säule, fühlte aber dadurch einen solchen betäubenden Ein- druck, dafs seine Kniee zu wanken anfingen und er zu Boden fiel.. Kalmni selbst, welcher Rossi zu Hilfe sprang, empfand Schwindel. Diese Einwirkung, sagt Rossi. rührt nicht ein- fach von dem galvanischen Strome her, denn noch nie will er, bei dieser Säule, wenn sie keine Rotzmaterie enthielt, eine solche Wirkung verspürt haben. Achtzehn Stunden nach der Einwirkung der Säule auf das Gift sähe man kleine Blasen von schwärzlichem Gase aus dem Wasser des Eudiometers steigen, welche sich an den Wandungen des Instrumentes anhäng- ten. Das im Eudiometer enthaltene Wasser I) Gazette medicale. Decemi). 1832. Tom. III. No. 118.

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Beigte donscibon starkeu Geruch ^ wiedieduroh die Säule zersetzte Rotzmaierie, uad nach einer genauen Untersuchung der in dem Instrumente befindlichen Gase glaubte sich Rossi au dem Schlüsse berechtigt^ dasK^a/i als das vorherr^ sehende Prinzip anzunehmen , welchem ejr auch die heftigen Zufälle, welche er bei der Beruh* ru'ng der Konduktoren erfahren hatte^ suschrieb« Eben so leitet er davon die schädliche Wirkung ab, welche sich nach der Ansteckung durcS Hotz bei Menschen und Thieren kund |;abeny indem das Kyan, durch was immer für em Or- gan es in die Blutmasse übergeht , dort mit dem Wasserstoffe des Veuenblutes Blausäure bildet Die Ansteckung des Rotzes ohne un^» mittelbare Berührung, wie z. B. bei längerati Verweilen in Ställen, wo rotzige Pferde untof^ gebracht sind, Schlafen während der Naoht itt denselben u. dgl. dürfte somit nicht mehr se räthselhaft sein, indem die feinern BestandtbeU« des Rotzgiftes steh mit der ausgeathmeten Luft vermengen, von Gesunden eiugeathmet in di# Respirationsorgaue und die gesammte Blutmasse übergehen, und so durch aligemeine Infektiila Ansteckung bedingen. Hieraus erklärt sidbi zugleich auch der abweichende Verlauf der Krankheit, je nachdem sie durch Inokulation oder Infektion zu Stande kam, wie wir gleich nachher, nachdem wir das allgemeine Bild der Krankheit dargestellt haben ^ näher erörtern werden.

Allgemeines Bild der RotzTcrankheit behn

Menschen.

Die Krankheit kündigt sich immer, früher oder später, durch ullgemeino Ansteckungs^

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Symptome, unter der Form von fieberhafter Aufregung an, welcher, nach den bisherigen Beobachtungen, bald locale Symptome vorange^ hen, bald nachfolgen. Der Blick wird matt, die Verdauung ist gestört^ groise Mattigkeit und Niedergeschlagenheit stellt sich ein, der Puls ist gespannt und firequent, kurz die allgemei- nen Chahüitere der Synocha sprechen sich den(p- lieh aus. In den ersten Tagen beobachtet das Fieber noch Remissionen und selbst latermis- sionen^ bald aber nimmt es einen anhaltenden Typus an, unter dem Auftritte von lebhaften herumsiehenden Schmerzen^ welche sich ge- wöhnlich auf die Gelenke, namentlich die Kniee, die Schulter und die Ellenbogen zu fixiren pfl^ gen, und Anschwellung des entsprechenden Theils, Steifigkeit und Unbeweglichkeit cur Folge haben* Letztere Erscheinungen sind con- Btant, compliciren sich aber hie und da mit näditlichen Schweifsen und leichtem Frösteln. Das aus der Ader gelassene Blut zeigt mehr oder weniger deutlich eine Crusta phlogistica, lauter Erscheinungen , welche diesem Zustande die gröfste Aehnlichkeit mit einem Rheuma- tismus acutus verleihen. Auf diesem Punkte der Ausbildung kann sich die Krankheit meh- rere Tage , ja oft einige Wochen erhalten , bis der gesammte Zustand mehr oder weniger deut- lich das Gepräge eines typhösen Charakters annimmt» Nur selten zeigen sich gleich an- fangs heftigere Erscheinungen, welche an den Rotz der Pferde erinnern, wenn keine nach- weisbare deutliche lufectiousstelle vorhanden ist, durch welche der Krankheitskeim in den Orga- nismus aufgenommen wurde, die sich entzün- det, mehr oder weniger schmerzhaft wird, mit deutlicher Röthe umzogen, mit vermehrter Wärme

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und mehr oder weniger starker Anschwellung Verbunden ist, früher oder später eitert, und ein mifsfarbiges Secret absondert, unter gleich- zeitiger Anschwellung der benachbarten Lymph- drüsen und Lymphgefüfse. Zu gleicher Zeit mit den luletzt aufgeführten Krscheinuugen, oft aber auch etwas später, fangt die Nase, oder irgend ein anderer Theil, namentlich die Au- genlieder, ein Arm oder Fufs roth zu werden und anzuschwellen an, die Schleimhaut der Nase sondert eine eigenthümliche Vlüssigkeit ab, wel- che Anfangs etwas blutig, später mehr serös, schleimig, endlich eiterähnlich wird. Gewöhn- lich zugleich, oft aber auch etwas später, kom- men im Gesichte, in der Nase, dem Halse, cder irgend an einem andern Theile des Rum* pfes exanthematische Erscheinungen vor, welche sich bald in Form von Papeln , welche von leb- liafter Röthe kleine Partieen der Haut, welche auf ihrer obersten Hellichte verdickt erscheint, bedecken, bald als kloine. Blasen -Phlyktäneir von uuregelmäfsiger Form und verschiedener Gröfse, welche theils mit blutseröser Flüssigkeit gefüllt sind, und dann eine röthliche Farbe zeigen, theils eine gelblich eiterige Materie enthalten, weiche sich nach dem Aufbruche der Bl&achen entleert, endlich bald als Pusteln auf einer er- härteten Basis, ohne Nabel, bekunden, auf de- ren Spitze ein Schorf sich beOndet , nach des- sen Kntfernung sich Kiter aus der l^ustel er- giefst. Breschet ') will eine auflallende Aehn- lichkeit zwischen diesen llauteruptionen und der .Vaccinia und Framboesia gefunden haben. Die zwischen den Bläschen und Pusteln gelegene Haut zeigt erysipolatüse llöthe und wird in deu<

1) GazüUc iiiudiculc. 1838. p, 653. .

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höhern Graden selbst mifsfarbig und gangränös. Statt aller dieser Eruptionen beobachtete Brera '} bei einer Frau blofs livide Flecken über den ganzen Körper verbreitet. Neben diesen mehr oberflächlichen Erscheinungen auf der Haut ent- stehen nun auch mehr in der Tiefe wurzelnde Zerstörungen in derselben^ und iq dem unter- der Haut und zwischen den Muskeln gelege- nen ZeHgewebe; es bilden sich, meist zaerst an den untern Extremitäten , gröfsere oder klei- nere Abscesse, welche die Haut in Beulen er- heben. Diese Geschwülste sind entweder mehr ausgebreitet y roth, statk entzündet , schmerz* ■haft, und gehen schnell in brandige Zerstörung über, in deren Folge übel aussehende Geschwüre ins Entstehen kommen, welche eine stinkende Brandjauche secemiren , oder sie sind mehr be- grenzt, ohne deutUche Entzündungserscheinun- gen, etwas hart, bis zur GröJGse einer Wall- nufs und darüber, oder unmittelbar unter der nur schwach gerötheten Haut liegend. Sie be- stehen einige Zeit lang fort, ohne sich beson- ders zu verändern, und enthalten einen grau- lichweifsen, eiweifsartigen, zäheti Eiter. Auch die lymphatischen Drüsen unter den Achseln, an den Lenden und am Halse schwellen häufig an und gehen in Eiterung über, und selbst die Gelenke werden von Entzündung und Eiterung befallen. Alle diese Eruptionen der Haut kön- nen aufbrechen und in Geschwürbildung über- gehen. Während sich diese bedeutenden De- structioiien der Haut und des unterliegenden Zellgewebes ausbildeu, verschlimmert sich der AUgemeinzustaiid des Kranken bedeutend; die Fiebersymptome nehmen immer mehr und mehr

») SchmidVs Jahrbücljer. üd. XV. St. 286.

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cinoo norvösoii Cliaractor an^ der Puls wird 0ohr frequent^ klein, Soliauder und Frösteln ab- we'toliselnd mit nicht erleichternden profusen, oft stinkenden Schweifsen, die Zunge trocken, oft rissig und bräunlich belegt, wie sie im Ty- phus zu sein pHegt; die Mattigkeit steigert sich zum völligen Unvermögen, sich zu bewegen, und die meist eintretende bedeutende Kurzath- migkcit läist auf eine Affection der Lungen schliefsen. Andral ') hat die Brust eines sol- chen Kranken untersucht; die Percussion zeigte au einigen umgrenzten Stellen einen matten Ton, welchem entsprechend auch ein schwaches Hespirationsgerüusch gehört wurde. Bei tiefer Inspiration entdeckte er ein schnarrendos und pfeifendes Geräusch, welches an ehizelnenStel-' leo mit 8chleinigorassel untermischt war. Auch die sensorielle Th&tigkeit wird jetzt mehr in den Kreis der Mitleidenschaft gezogen; die frü- her nur zcitenweiso sich einstellenden Delirien werden nun anhaltend und gehen in völlige Be- wufstlosigkeit über, aus welcher der Kranke oft nur schwer geweckt werden kann. War Ausflufs der Nase vorhanden, so wird dieser jauchig, so wie auch der Kiter, welchen die Eruptionen auf der Haut absondern, und am ganzen Körper entstehen übel aussehende Flek- ke; es treten übelriechende Diarrhöen ein, and unter kalten Schweii^en, Zittern und Zuckun* gen der Glieder tritt ni der Kegel der Tod ein. Die Krankheit dauert selten länger als drei bis vier Wochen, doch werden einzelne Fullo bo*^ schrieben, wo der Kranke erst am sechszigston Tage, ja nach einem noch weit längern Kran-^ kcniagcr starb.

») Gazitlt' iiu'<ru:ilc. 1839. p. 99.

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Das so eben geschilderte allgemeine Krank- faeiisbild erleidet, namentlich you iornehereio manche Modificationen , je nachdem das Uebel durch örtliche Inoculation oder durch allgemeine Infeciion zur Entstehung gerufen wurde, zu de- ren besondern Erwähnung nun sofort äberge- gangen werden soll.

a) RotZy in Folge von allgemeiner Injektion. Wenn der Hotz beim Menschen durch allge- ' meine Infection zum Ausbruche kommt, so be- kundet sich dieser Vorgang im AUgemoineD durch Fieber- Frost und Frequenz des Pulses, zuweilen durch gastrische Symptome, zuweilen durch Diarrhöe und Gliederreilsen. Nach diesen Symptomen folgen am gewöhnlichsten Schmerzen längs den Glicdmafsen oder in den Gelenken, welche oft rheumatischen Schmerzen ziemlich ähnlich sind und defshalb leicht zur Vcrweehse- lungAnlafs geb^n. ^ach einigen Tagen bemerkt man bei genauer Untersuchung der schmerzhaf- ten Theile unter der Haut einzelne umschrie- bene Verhärtungen und eine Art von bei der Berührung mehr oder weniger schmerzenden phlegmonösen Entzündungen. Seltener erschei- nen erysipelatöse Entzündungen, besonders ao den Unterschenkeln, am Knie und den untern Theilen des Oberschenkels; auch ist die Farbe dieser Entzündungen weniger eine lebhaft ery- sipelatöse, sondern vielmehr eine liviie und nie erfolgt kritische Entscheidung durch Desqua- mation, sondern stets Abscedirung, wie bei dem sogenannten Pseudoerysipclas. Noch später nimmt die Haut über diesen Geschwülsten, we- nigstens über meiirereii (Icrsclben eine rothe oder violette Farbe an, und wird zuweilen sogar brandig, häufiger aber bilden sich diese Gc-

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Bchwulfito in wirkliche AbHcessc um, die man bcsonderN in der Nähe der (ieleuke an den Schultern, Armen und Beinen und auch am llumpfe anirifrt , und deren Keifo sich Kuwoilen durch das Krscheinen rother Flecke auf der über ihnen liegenden Haut ankündigt. Der Eiter in diesen AbscesHcn ist zuweilen gutartig, , üderB aber jauchig oder blutig. Bisweilen tre- ten diese (leschwülHte allerdings zurück und vertheilen sich; allein diefs ist stets von schlim- mer Vorbedeutung; detui alsbuld iiach ihrem Verschwinden brechen noch zuhlreichere Ge- sohwillste über den Körper hervor, und der Kranke eilt um ho schneller seiner AuHösung entgegen, woraus gewissermarsen hervorzuge- hen scheint, dafs die zur Aussonderung be- stimmte Materie von den Lyniphgerarsen auf- genommen und sofort in die allgemeine Sfifte- roasse übergeführt wird. Bei fernem Beobachtun- gen wird man zusehen mÜKsen, ob diese Ge^ schwülste und kleine Abscessc nicht vielleicht das Hesultat tiefer Lymphgefülsentzündungen sind, wodurch die Analogie mit den Verände- rungen unter der Haut, wie wir sie bei, von wurmigem Rotze ergriffenen Pferden finden, noch gröfser würde. Ist die Krankheit schon soweit vorgeschritten, so nimmt sie einen völ- lig typhös -nervösen Character an; der Kranke delirirt, mit lichten Zwischenräumen, sein Puls wird klein und schwach, die Hunt schwitzt übermäfsig und verbreitet einen Übeln Geruch, der Darmkanal neigt sehr zur Diarrhöe hin, und der Stuhlabgang erfolgt oft ohne Wissen und Willen des Kranken; der Dur^t ist heflig, Zunge und Zähne mit dunkelm zähem Schleim be- deckt. Nun tritt meistens noch eine eigen- thümliehe Exanthembildung hinzu , bestehend in

' J

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IdeineD; hirsekorngrofsen , rothen Hauterhebon- gen, welche sich entweder bald in pockenähn- liche Pusteln umwandeln^ oder in furuhkelähn- liche Erhabenheiten übergehen, auf deren Mitte mit gelber Lynophe gefällte Bläschen entstehen, nach deren Ausbruch der Tod sehr bald einssilh' treten pflegt.

h) Rotz in Folge von örtlicher Inoculation. Bei eingeimpftem Rotze bekommen die Kran- ken erst nach zwei bis acht Tagen bemerkei»- werthe Zufalle, und zwar zuerst an der afS- cirten Stelle selbst, als da sind:, zuerst Schmens, Hitze nnd Geschwulst; später schmerzhafte Stiche, eine rothe Linie, oder eine wiridieh gtrickartige Geschwulst im Verlaufe der Lymph- gefäfse, Verhärtung der benachbarten Lympb- drfisen, besonders am Ellenbogen und im Adi- selgelenke, wenn die Inoculation von einem Theile der Hand ausging, ähnlich wie bei ei- nem Pauaritium, oder bei Verletzungen wäh- rend Leichensektionen; ferner ausgebreitete Ent- zündung des Zellgewebes unter der Haut, um die afficirte Stelle herum, zu welchen Erschei- nungen sich erst Fieber, Kopfschmerzen, Nei- gung zum Brechen u. s. w. gesellen, kuiz Erscheinungen , wie sie überhaupt in Folge von Einimpfungen gewisser krankhafter oder fauli- ger Stofl^e zum Vorschein zu kommen pflegen. In einigen Fällen waren die Lokalsymptorae undeutlich, oder wurden bald beseitigt, so dafs der Kranke geheilt zu sein schien ; aber plötzlich brachen die besoudern und eigenthümlichen Er- scheinungen einer vorsichgcgangenen Rotzan- steckung aus, welche den betrefienden Fall von allen übrigen Ansteckungen streng unter- schieden. Nun kommen die eigenthümlicheD

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Ilautornptioncii iiiul die oben erwähnten allgo-» inoincn Erscheinungen der Rotzkrankhoit beim Menschen zuiti Vorschein.

Besondere Erwähnung verdienen noch die auffallenden Erscheinungen auf der Nasenschleim- haut und den angrenzenden Schleimhäuten. Nach Rayer fand sicli bei allen von ihm aufgefiihrten Fällen des acuten Kotzes^ während dos Lebens^ Ausflufs aus der Nase, oder nach dem Tode geschwüriger Zustand in den Nasenhöhlen. Uu- ter den fünfzehn von ihm aufgeführten Beob- achtungen hat man während des Lebens Aus- flüb aus der Nase, oder Vorhandensein eines dicken, krankhaften Stoffes beobachtet, und in deu von uns hier mitgctheilten Fällen wird eechszehn n al eines Ausflusses aus der Nase, oder Voränderungen in der Nasenschleimhaat erwähnt. Der ausfliefsendo Stoff war entweder eine scharfe, stinkende und ätzende Jauche^ oder eine eiterähnliche Alaterie, oder es be- deckte ein zäher und grauer Schleim die Na- aenschleimhaut. Nur zweimal wird ausdrück- lich der Abwesenheit jeden Ausflusses und jo- der Abnormität in der Nase erwähnt. Die Zeit des Eintrittes dieses Nasenausflusses scheint sehr verschieden zu sein; sie schwankt in den Beobachtungen zwischen dem vierton und soolis- Bohnten Tage, kann jedoch nicht immer genau angegeben werden. Auch hat man einen Ausflufs ■US Mund und Nase zugleich, und ebenso das Ausfiiefsen einer dicken, dem Nasenschleime ähnlichen Feuchtigkeit aus den Augenliedorn be- obachtet. — Die Stimme ist früher oder später, bei dieser Krankheit verändert, zuweilen gauB erloschen.

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Sectionshefun d.

Die bis jetzt vorgcnommeneD Leichenöff- nungen verbreiten nur wenig Licht über das Wesep der Hotzkrankheit beim Menschen, auch sind dieselben, mit wenigen Ausnahmen, fast nie vollständig augestellt worden. Indessen ha- ben dieselben doch, mehr oder weniger ton-' stant, das Vorhandensein von mehreren, den Rotze eigenthümlichen Abnormitäten in der Uaut, der Nase und in den Luftwegen darge^ than. Aeufserlich bemerkt man immer die Ei^ scheinungen eines, während des Lebens b^ standenen Pnstelausschlags , und ziemlich b^ ständig Brandblasen und brandige Stellen der Haut utad der tiefer liegenden Theile. Allein nicht alle pustulöse Erhebungen zeigen eine und dieselbe Structur. In erst kürzlich entp standenen , von der Gröfse einer kleinen Erbse, fand man uuter der Epidermis einen plastischen Stoff, welcher nach deren Wegnahme nicht ausflofs und nicht die geringste Menge Feuch- tigkeit aus sich hervorpressen liefs. Er be- feuchtete selbst nicht einmal die Glasplatte, auf der man ihn ausbreitete. Die Betrachtung des- selben unter dem Mikroskope ergab, dafs er kein Eiter, sondern eine wirkliche Pseudomembran sei, in der man veränderte , aber noch ihre Fonn und gelbliche Farbe bewahrende Blutkugelchen erkennen konnte. Unter dieser Ablagerang von plastischer Lymphe zeigte die Lederhaut kleine rothe Punkte, ihre Dicke war um f vermin- dert, und ihre Oberfläche erschien nicht blob eingedrückt, sondern excoriirt. Es verhält sich also ähnlich , wie bei einer Pockenpustel, aber jene plastische Ablagerung ist weder kreisförmig; noch in der Mitte eingedrückt, wie die pscudo«

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membraDose Scheibe bei den Pocken y anch ist die Rotzpustel nicht nabelfönnig. Bei der Un- tersnchung einer andern ^ gröfSsem und altem Pustel fand sich, dafs sie, wie die vorieei aus einem plastischen Stoffe bestand. Auuerdem saÜB diese, über die Haut hervorragende Pustel ebenfalls in der Dicke der Ledcraaut, deren Gewebe wie getrennt erschien. Wo jene kleine pseudomembranöse und citrige Massesais, war dieselbe zerstört und man fand in ihren Zellen keine Spur mehr. Diese ganz eigenthumliche Bescnaffenheit findet sich in keinem andern pu* rulenten Hautausschlage wieder. Eine andere^ 'der Rupia Simplex vergleichbare dritte Pustel war wieder von der vorigen verschieden. Auf der Mitte derselben safs ein platter, gelblicher Schorf, an dessen Umfang flüssiger^ weils-röth» lieber Biter hervorquoll. Nach der Entfernung des Schorfes, der Epidermis und des Eiters er- schien die bloCsgelegte Lederhaut dunkelroth, und zeigte unter der Loupe eine uugleiche, mit Blat imbibirte Oberfläche. Unter Wasser er- schien dieses Stück Haut etwas zottig. Bei der mikroskopischen Untersuchung der Materie^ ans einer der am wenigsten ausgebildeten HauU postel, fand Donn^ 0 gleichfalls nicht die ChSf- ractere des Eiters. Er spricht sich hierüber fdgenderroalsen aus: „Die von mir untersuchte Poslel enthielt einen plastischen Stoff, der nach der Entfernung der Epidermis nicht ausflols. Ich glaubte daher, dab die Pustel nur in Zelleo. eingeschlossene Flüssigkeit enthalte ; aber aqch nadi der Zerreifsung dieses Stoffes, mittelst einer Nadel, konnte ich nicht die geringste Moige Flüssigkeit daraus erhalten. Unter dem Mikroskope zeigte eine sehr dünne Schiobts

>) B«i Bayer a. a. O. loeni.XCni.Dd. 9. St D

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dieses' StoJGTes kein einziges von den gewohn- lichen Merkmalen des Eiters; ich fand keine Eiterkügcichen, sondern nur eine Masse, wel- che hie und da ähnliche Fäden zeigte , wie das Zellgewebe. Anlserdem bemerkte ich eine An- audil Kugelchen ; offenbar wirkliche Blutkfigel- cheiij. welche zwar verändert waren , aber doch noch ihre gelbliche Farbe behalten hatten."

Bei der Untersuchung älterer Pusteln dansh Dr. Gluge ^), zeigte sich in jener llaterie eine sehr geringe Menge Eiterkägelchen, welche in einer zähen festen Masse eingescUossen wa- ren,, die den gröfiiten Theil jener Substanz amh machte. Die Oberfläche derselben erschien sehr fejiiykfimig.

~ Die Abscesse, welche sich namentlich an den -Extremitäten befinden^ sitzen nicht blob in dein Ünterhautzellgewebe, sondern erstreck- ten sich oft sehr in die Tiefe, zwischen die Muskeln, welch letztere dann breiartig erweicht, oder zum Theil zerstört gefunden werden. Die Nase und Nasenhöhlen zeigen in der Regel, wo man sie einer Untersuchung unterwarf, ei- genthfimliche Veränderungen, als da sind: zu- weilen Ecchymosen und Gangrän, wie man sie mitunter bei rotzigen Pferden findet. Statt die- ser hat man aber auch zuweilen UIceratiooeff an der Nasenscheidenwand und kleine Ulcera- tionen in den Nasenhöhlen gefunden. Die Schleimhaut fand man verdickt, und wo sie die Stirnhöhlen auskleidet, infiltrirt, auch in der Stirnhöhle ein Haufen eiternder Tuberkeln. BaU fand man wieder die Stirn- und NasenhöUeo mit eineim bräunlichen eiterartigem Schleime er- füllt, und in ihren Wänden bemerkte man nock

>) Bei üffyer a. a. O.

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hüte, oder schon enveichtc Tuberkel. Endlich fand man die Schleimhaut mit einem graulichen zähen Schleime überzogen.

Der Kehlkopf zeigte zuweilen einen sehr merkwürdigen Ausschlag. Elliotsony AUxan^ der u. A. beobachteten Geschwüre im Kehl^ köpfe y eine theihveise Zerstörung des Velum palatiunm, der U^ila undEpiglottis; Ra^'^r be- merkte eine granulöse Stelle auf der hintern Fläche der Epiglottis und auf der vordem und obem Partie des Kehlkopfs; Graves fand die Schleimhaut des Kehlkopfe sehr entzündet, und von livider Farbe. In den meisten Fällen wurde jedoch dieses Organ keiner Untersuchung un- terworfen, was sehr zu bedauern ist

Die Schleijnhaut der Luftröhre bot bald Bläschen dar, bald war sie an der Theilungs- stelle geröthet, bald war sie mit einem klebri* gen Schleime überzogen. Die Langen be- währten sich bald als gesund , bald zeigten die- selben eine lobuläre Pneumonie in verschiede- nen Graden, bald die Erscheinungen einer be- standenen Pleuropneumonie, bald enthielten sie. Vomicae, bald Tuberkeln, bald zahlreiche Pu- steln und Granulationen, wie im Larynx, wel- die einen eitrigen Keim enthielten, auch fand nmi sie mit schwarzem Blute überfällt und Er^ gols von Flüssigkeit in die Pleurasäcke.

Das Blut umd man flussig und schwars! und in einem zersetzten Zustande. Das Herz zeigte keine constante Abnormitäten.

Auch in den Unterleihsorganen fand man keine bestimmte und beständige Ab weichun^ei|. ^hscander fand rothe Flecke auf der Schleim- luiat des Oesophagus, des Magens und Darra-^ kanals; Williams Tuberkeln in der Nähe der VahrQteBauhini ; Graves fand die M agenschleim-

5t

haut roth und mit Ecchymosen besetzt; ElUoi" son fand rothbranne Flecke auf derselben* Die Leber wurde h;Ud sehr mürbe^ bald er- weich«^ bald in normalem Zustande gefundeD, ebenso die übrigen Unterleibseingeweide; da^ gegen fand man die Gekrösdrüsen häufig vei^ gröCsert.

In der Schädelhöhle findet man gewöhnlich Ueberfullung der venösen Gebilde; die Gehim- hihlen, so wie die Röckenmarkshöhle biswei- len mit blutigem S^rum erfällt. Die Lymphe gefä/se der Extremitäten fand Alexander ans»

£ »dehnt, andere dagegen von normaler BesehilF- nheit Husson fand die Lymphdrüsen am- Halse und in der Umgegend der Abscesse an- geschwollen und erweicht Kurz die Nasen^ hohUf iet ICehlkop/ und die Lungtn, AitLymfkr drüaen und Lymphgefäfse (in Fällen , wo der Rotz eingeimpft war), das Zellgewehe Und di« Haut haben eigenthümliche Abnormitäten ge- zeigt, dio denen ganz analog sind, welche man beim wurmigen Rotze der Pferde findet.

Werfen wir nun einen vergleichenden Rück- blick auf das allgemeine Bild der Rotzkrankheit, wie es sich beim Menschen und Pferde bewährt, so kann uns nicht wohl entgehen, dafis.in den wesentlichen Erscheinungen, wenn auch nicht eine durchgreifende Gleichheit, doch wenig- stens eine höchste Aehnlichkeit ausgesprochen ist, und dafs die bestehenden Abweichungen nur in der verschiedenen Organisation und den verschiedenen Lebensverhältnibsen beim Men- schen und beim Thiere ihren zureichenden Grund haben. Gehen wir nun zur speciellen Vergleichung der einzelnen, mehr oder weni- ger eigenthümiichen Symptome der Krankheit über, so finden wir:

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1) dafs der Nasenausflufs ^ welcher bei dem Rotz der Thiere eine so constanie Erscheinung isty beim Menschen nicht in allen Fällen beob^ achtet wurde j was aber seineo hinreioheDden Erklärnngsgrund darin flndon durfte ^ dars der Mensch y von der Hotzkrankheit befallen ^ sehr hinf&IIIg und in der Hegel an eine horizontale Lage im Bette gebunden ist , daher das Secre- tum der Nasenschloimhaut durch die hiotem Kammern in die Raehenhöhle gelangt und dureh Ausspucken entfernt wird, woher es auch kommt, dafs man^ beim Menschen, einen Ausflufsiaua Mund und Nase schon gleichzeitig neben ein- mnder bestehend beobachtet hat;

2) da/s die Mi/sfarbe und sonstige abwei' chtnde Beschaffenheit der Nasenschleimhaut beim Menschen y wie beim P/erde beobachtet wurde^ und dieses übereinstimmende Kerhältnifs noch viel häufiger aufgefunden werden dürft ep wenn man grofsere Aufmerksamkeit auf diesen Punkt gewendet und darnach gesucht hätte \

3) dafs die Nasenhautgeiohwüre -— diese so eharacteristische Erscheinung^ beim Rotze des Pferdes y öfters auch beim Menschen aufgefun^ den werden j bei diesem aber sich weit weniger kund geben, als bei jenem \ was uns aber um 80 Weniger wundern darf, als der Geruchsap- parat bei den Einhufern eine so ' bedeutend grö- iaere Ausdehnung besitzt, als beim Menschen ;

4) dafs das Anschwellen der Lymphdrüsen am Unterkiefer y welches man beim rotzkranken Thiere so oft bemerkt ^ beim Mensihen nur sel^ ten beobachtet ivird; was sich aber theilweise aus dem XJmstande erklärt, dafs beim Men- schen die lymphatischen Unterkieferganglien von der Nasenhöhle verhältnirsmäfsig viel weiter

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entferot liegea^ als beim Pferde. Ueberden ha- ben bei dieser Thierspecies die Ganglien mit den Lymphgefafisen und Ganglien des Untern Theils der Nasenhöhlen einen weit mehr unmittelbaren ' Zusammenhang y und diese Gefafise und Ganglien werden, wegen der gröfisern Ausdehnung der Entzündung in den Nasenhöhlen beim Prerde, auch häufiger in pathologische Mitleidenschaft gezogen;

5) dafs ferner in Beireff deSj durch den Rotz erzeugten Hautleidens einer bis jetzt heim Menschen stets beobachteten Erscheinung^ im y&rgleiche mit dem diesfallsigen Zustande der Ff erde ein bedeutender Unterschied sich darbietet* Wenn sich nämlich die Rotzkrankheit beim Menschen einmal gehörig entwickelt hat, so nimmt sie, nach den seitherigen Erfahrungen, fast durchgiehends eine dem Wurme des Pfer- des entsprechende Form an, d. h. der Rotz- ausschlag zeigt sich nicht nur in den Nasen- höhlen, sondern auch auf der Haut, indem sich in dem unter der Haut befindlichen Zdigewebe Wurmbculen entwickeln. Allerdings bemerkt man zwar auch beim Pferde Knoten auf der Haut, sowie in dem zwischen den Hos- keln] liegenden Zellgewebe; allein dieser Fall

^ kommt seltener vor, und wenn er bei den Ein-

hufern ja auftritt, so zeigen sich die Benleo meist unten am Schlauche, oder um das Maul

* herum, kurz an haarlosen Stellen, Während beim

Menschen der Rotzausschlag ohne Unterschied an allen Körpertheilen, wenn gleich am stärk- sten und gewöhnlichsten im Gesichte sich ent- wickelt Dieser Unterschied erklärt sich übri- gens aus der Verschiedenheit, welche zwischen der Haut des Menschen und den Einhufern aus- gesprochen ist, die bei erstcrm sich weit mehr

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dem Charactor der Schleimhäute nähert. Al- lein auch abgesehen hieven , so fohlen bei den Einhufern eigentliche Ilautveränderungeu auch bei jener Form des Rotzes nicht, weichen man insgemein als wurmigen Rotz zu bezeiclineu pflegt;

6) da/s die im Verlaufe der Krankheit sich hinzugeaellenden Symptome sowohl heim iUen- tohen-f als bei Thieren mit einander übereinstimr^ mend sind^ und in der Mehrzahl der Fälle ^uin Tode Jühren; endlich

7) dafs auch die Obductionserscheinungen beim Menschen mit jenen bei den Einhufern übereinstimmend si/ic/; die Pneumonie lobulaire, welche nach Rayer beim ^Menschen erzeugt m werden pflegt, hat man neuerlich auoh beim Pferde beobachtet, und diese Aehnlichkeit der Kranliheit ist gegenwärtig bei beiden Species festgestellt. Die krankhaften Veränderungen der Unterleibsorgane sind weder beim Menschen, noch beim Pferde erheblich und constantu. s.w. lauter Verhältnisse, welche aufs Entschie- denste die Identität des Wesens der Krankheit bei Menschen und Thieren nachweisen, deren formelle Verschiedenheit nur in der Verschie- denheit der belebten Organisation begründet ist.

Diagnose.

Durch seine Natur, seine Ursache, seinen Verlauf und seine Dauer nähert sich der durch Inoculation entstandene Rotz beim Menschen jenen Krankheiten, welche durch Aufsaugung von Eiter, oder krankhaften Stoffen überhaupt erzeugt werden. Es scheint beim Rotze, wie bei den fiobcrhuften Exanthemen, ein Stadium der Incubation Statt zu finden, dessen Dauer

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zwar unbestimmt, aber doch innerhalb gewis- ser Grenzen eingeschlossen ist. Dals de; Rots beim Menschen nicht mit den Folgen von Sti- chen und Vergiftungen mit Eiter oder andern krankhaften Stoffen, wie sie öfters nach Sectio- nen vorkommen , verwechselt werden kann ^ ist leicht ersichtlich, wenn wir erwähnen, dafii unter beinahe hundert Fällen solcher Verwun- dungen, welche verschiedene Schriftsteller auf- IQhren, bei keinem einzigen weder ein Nasen- ausflub, noch ein Ausschlag auf der Haut, in der Nase oder im Kehlkopfe erwähnt wird, wie er beim Rotz sich findet. Selbst eine umschrie- bene phlegmonöse Entzündung an einem an- dern Theik, als wo die Verwundung und Ein- impfimg geschehen war, hat. man in diesen Fällen nur selten beobachtet.

Der eingeimpfte und mit Phlebitis veriNm- dene Rotz unterscheidet sich von der Phlebi- tis in Folge von Eiteraufsaugung oder andern Ursachen dadurch , dafs bei jenem der Eiter aus den Venen und aus dem Zellgewebe, wenn er einem Einhufer eingeimpft wird, den Rotz wie- der erzeugen kann , so wie ihm der Ausschlag in der Nase und im Kehlkopfe und die Brand- blasen eigenthümlich sind.

In den Lymphgefafsentzundungen (Angio- leucitis), welche in Folge einer Wunde eines Geschwüres, oder eines Eiterherdes u. s. w. sich einstellen, sind die Symptome der allge- meinen Ansteckung weit seltener, als nach der Phlebitis , und man beobachtet auch seltener metastatische. Abscesse in der Leber, den Lun- gen u. s. w. Zu bemerken ist hier, dafs man nach einer gewöhnlichen Angioleucitis niemals den Nasen- und Hautausschlag, wie beim Rots

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beobftditet hat, die Angioleadtis bei diesem ■iiils daher einen specifischen Character haben.

Von der durch Ansteckong entstandenen Pustula maligna unteischeidet sieb der Rots da* durch, dais bei ihm den characterbtischen Symp* tomen allgemeine Symptome vorangehen, was bei ersterer nicht der Fall ist. Bei ihr finde! sich Gangrän zuerst an der Stelle, wo die Elin* impfung des Giftes geschehen ist, beim Rotse dagegen sind die localen primären Symptome an der Einimpfuugsstelle, wenn je eine sol- che überhaupt vorhanden ist, nicht charak» teristisch. Erst pach den allgemeinen Sympto- men Beigen sich der pustulöse und gangr&nöso Ausschlag auf der Haut, der Ausschlag auf der Nasenschleimhaut und der Nasenausflufs , wel» che beide in der Pustula maligna nicht vor- kommen. Der localen Affection folgt bei der Pustula maligna, wenn sie nicht bek&mpft, oder durch die Natur beschrankt wird , meist ein all- gemeines Leiden mit hämorrhagischen und gan* gränösen Lungenentzündungen, wie dieses bei der gangränösen Form des Rotzes beim Pferde und Menschen ebenfalls der Fall ist Dana sind die beiden Krankheiten rücksichtlich ih- rer Symptome zwar ähnlich bleibend, aber den* noch verschieden, denn bei der Pustula map- ligna sieht man niemals den Rotzausschlag und den Nasenausflufs.

Wenn der Rotz zu dem Gradewon Schwä- che gekommen ist, welcher die letzten Mo- mente des Lebens des Kranken bezeichnet, oder selbst schon bald nach der allgemeinen An-i steckung, findet zwischen den Symptomen des Rotzes und denen des Typhus mit Petechieo und Brandflecken einige Aehnlichkeit Statt)

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bald aber mufs man bemerken, daüs auch der Typhua nicht von pustulösen Eruptionen y Ab« iscefsbildong unter der Haut und von Nasen- ausflufs begleitet wird.' Aufiserdem findet man nach dem Tode unterscheidende Abnormit&len; nämlich beim Rotsse eine Afibction der Hau^ der Nasenhöhlen und zuweilen des Kehlkopfes; beim Typhus dagegen besteht immer eine ei- gehthämliche Veränderung in den Gedärmen unter der Form eines besondern Exanthems«

Gewisse bösartige und putride Pocken ha- ben einige Achnlichkeit mit der Rotzkrankheit des. Menschen. In beiden Krankheiten findet man nämlich einen Pustelausschlag auf der Haut, welcher aber im Baue bei beiden verschieden ist*' Uebrigens ist derselbe beim Rotze öfters yon Brandblasen begleitet. Die ' Nasenhöhlen und der Kehlkopf zeigen bei gewissen Pocken einen Ausschlag, welcher aus kleinen Sdiei- ben oder Platten plastischer Lymphe besteht, ' welche auf der mehr oder weniger gerötheten Oberfläche der Schleimhaut aufsitzen. Beim Rotze dagegen befindet sich der Eiter oder die Lymphe in der Schleimhaut oder unter dersel- ben. Endlich erzeugt der Poekeneiter, wenn jer einem Pferde eingeimpft wird , keinen Aus- schlag, der Rotzstofi" dagegen, von Menschen wieder auf ein Pferd äbertrageu, bringt den Rotz hervor.

Die Schmerzen, welche oft im Anfange der Rotzkrankheit beobachtet werden , und jene, welche die Ausbildung der zerstreuten Phleg- monen bezeichnen, haben öfters mit einer rheu- matischen ACfection grofse Achnlichkeit; aber die Ursache der Krankheit, wo diese bekannt ist, das Erscheinen der Phlegmonen, der Ab-

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80988e| de8 Pustelausschlags und NasenaiUH flusses und die Abwesenheit der eigentlich rheu- matischen Symptome, werden leicht jeden Irr- thum entfernen. Kurz es ist bis jetzt in den Handbüchern der Pathologie noch keine Krank- heit beschrieben, welche mit dem ausgeprägten Rotze verwechselt werden könnte.

Behandlung.

Ist die Krankheit einmal bis auf einen ge- wissen Grad gestiegen und zur völligcu Aus- bildung gelangt, oder ist sie durch allgemeine lofection ins Entstehen gekommen, so haben wir, nach den seitherigen Erfahrungen, nur geringe Hoffnung zur Wiederherstellung des Kranken , in sol'erne bis jetzt fast alle , sowohl rationell als empirisch angewandte Mittel, ver« schiedcnartigsteu Substanzen, in der Mehrzahl der Falle fehlgeschlagen haben, und wir überhaupt bei den gelungeneu Heilversuchen noch nicht mit Bestimmtheit sagen können, welchen An- theil die in Anwendung gezogenen Mittel an der Heilung der Kranken hatten. Die Aerzte schlugen, in dieser Beziehung, die verschie- denartigsten Wege ein, um zu ihrem Ziele zu gelangen: emige suchten in Aderlässen, Blut- egeln und dem übrigen antiphlogistischen Ap- parat ihr Glück; andere nahmen zu schweifii- ireibenden Mitteln und warmen Bädern ihre Zu- flucht, und noch andere empfahlen dringend die Anwendung von Reizmitteln u. s. w., und so kam es, dafis Brechmittel, Abführmittel, Queck- ■ilber, Jod, Terpenthinöl, Diaphoretica, Toiiica, Siuren, Kreosot n. s. w. in Anwendung ka- meuj und nur gleichsam ausnahmsweise eini- gen Erfolg gewährten. Nehmen wir aber auf

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den Verlauf der Krankheit^ sie mag dardi In- fection oder Inoculation ins Entstehen gemfea worden sein, gehörige Rücksicht /so zeigt sich in beiden Fällen, deutlich ein erethischer Zu- stand ausgesprochen, nur mit dem Unterschiede, dab er im erstem Falle einen allgemeinen, nn letztern dagegen einen mehr localen Ursprang nimmt. Diesem entsprechend wäre also im er- sten Anfange, unter steter Berücksichtigung der übrigen ausgesprochenen Complicationeu , eine herabstimmende und temporisirende Behandlungs- methode ganz an ihrem Platze, wie allgemeine und örtliche Blutentleeruugen, und innerlich ver- , dünnte Mineralsäuren , oder was vielleicht deo Vorzug verdienen dürfte, /Aqua oxymuriätiea, welche neben ihrer antiphlogistischen Wirkung zugleich auch so zu sagen eine desinficirende in sich vereint. Hat sich aber einmal deutlich der typhöse Character ausgebildet, so durfte die Behandlung sich nach den allgemeinen Grund- sätzen der Therapie typhöser Fieber überhaupt zu richten haben. ElUoison hat in der neue- sten Zeit, gestützt auf den günstigen Erfolg, welchen das Terpenthinöl auf die Krankheit beim Pferde äuDsert, das dieser Substanz ver- wandte Kreosot in Anwendung gezogen. Bei dem einen applicirte er dasselbe nur örtlich, während er es bei dem andern zugleich auch innerlich gab , und erhielt dadurch in al- len drei Fällen günstige Resultate. Auch Jo- nes Versuch bestätigt die Wirkung dieses Mit- tels; er wandte es blofs ^ufserlich an zu In- jectionen in die Nase, in einer Mischung von zwei Tropfen auf eine Unze Wassers. Diesa Erfahrungen dürften hinreichen, das Kreosot in vorkommenden Fällen zu Versuchen zu em- pfehlen.

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Die inlserlieha Behandlung der Inoeola« lieMüeOe nnierschoidet eich von der Behand- lauf vergifteter VerleUnngen im Allgemeinen lueht In dem vom Prof. Pommtr milgeiheil- len Falle leistete eine Solution von Chlorkalk gute DiMiate.

(FortaetBung folgt.)

6t

MMi*i

II.

Beilrag zu dem guten Erfolg

von der

Anwendung der Aqua saiwnina

in Klystieren bei eiDgeklemmten Brächen^

von

Dr. Em s man D,

za Eckartsberga.

Auch ich habe den guten Erfolg von der An- wendung der Aqua saturnina in Klystieren bei eingeklemmten Brüchen erfahren , wie dies fro- Jier die DDr. Neuber, Haxthauseriy Rennert^ Sich und Preu/s in der medicinischen Zeitung des Vereins für Heilkunde in Preufsen, Jahrgang 1838 und 1839, bekannt gemacht haben.

Es war am 17. August 1839, als ich za der hiesigen Böttgers Frau, Friederike L., zu Hülfe gerufen ward. Ich hatte dieselbe schon mehreremale ärztlich behandelt, nie aber hatte sie mich davon in Kenntnifs gesetzt, dafs sie mit einem doppelten Leistenbruche behaftet sei. Die Frau stand im fünfundvierzigsten Jahre ihres Lebens,^ war zart gebaut, und im Allge- meinen von schwächlicher Constitution.

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Seit dem zwölfton gedachten Monats^ also schon seit fünf Tagen, war sie krank und bett- lägerig; am genannten Tage habe sie Kohlrabi Segessen y Gcmüthsaffecte gehabt, und sei seit iesor Zeit krank gewesen; so erzählte sie mir.

Ihr Zustand war folgender: Stuhlverato- pfung, verhaltene Winde, aufgetriebener Un-^ terleib, Schmerz in demselben, schmerzhaftes Ziehen in der Präcordialgcgcnd, übles AufMo^ fsen, Ekel, namenlose Angst über den gan- zen Körper, Schlaflosigkeit, Flehen um Ilülfey nichts als Todesgedanken und der Wunsch, dals sie der liebe Gott zu sich nehmen und von ihren Schmerzen befreien möge; Durst be«i deutend. Puls schnell^ kraftlos und comprimirt. , Unter diesen Umständen, und bei solcheiir heftigen sichtbaren Symptomen, mufste natSr- lieh die erste Frage sein, ob sie einen Bruch- schaden an sich trage? Worauf sie , denn^' die Schaam bei Seite legend , mir dies gestand. Sie war aber nicht nur mit einem doppelten Leistenbruche behaftet , sondern der linker Seits war so aus dem Unterleibe herausgetreten^ dab er^ wie eine harte Wurst oder Wulst von der Gröfso einer zusammengelegten erwachsenen Mannes Hand, eingeklemmt, vorlag.

Ob ich nun gleich einigemal, und zu ver- schiedenen Zeiten die Reposition versuchte, latige und ausdauernd damit anhielt und manövrirte, denn die Erfahrung hat mich gelelirt , daft man hier keine Mühe sparen darf, und das Ver- fahren Stundenlang fortsetzen roulste, so war doch dadurch nicht zum Zweck zu gelangen.

Mit Hintansetzung des früher von mir in solchen Fällen nach Umständen zur Anwendung gebrachten verschiedenartigen Verfahrens,- ver- schrieb ich, ohne vorgängige Blutentziehung

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dnrch Blutegel u. s. w. , was ich bei der schw&ch-. liehen Frau nicht iiir nötbig erachtete,» sogleich sechszehn Unzen Aqua satumioa, wovon ich ihr am 17. August Abends ein Klystier von sechs Unzen .geben ^ eine Eisblase über den Bauch legen, und einen EiGslöffel voll Ridnusöl nehmen lielk

Den 18. August früh 6 Uhr: die vergan- gene Nacht war leidlicher und besser als -die vorherigen verbracht worden, die hpftigen Symp- tome waren wenigstens nicht schlimmer ge- worden^ vielmehr schien das Uebel fixirt m sein; jedoch gelang auch heute di^ Zurndt- bringung noch nicht. Ein zweites Klystier von abermals sechs Unzen Bleiwasser wurde apfdi- eirty die eiskfdten Umschläge fortgebraodit und noch ein Blklöffel voll Ol. Ricini gegeben.

Um 10 Uhr Vormittags gedachten Tages: die Reposition gelang noch nicht. Un^ swei Uhr Nachmittags aber hatte ich, obgleich durchaus nichts weiter, als was vorsteht, angewendet war, die äberraschonde Freude, daüs der Bruch, die Darmschlinge, welche ziemlich schlüpfrig und weich geworden war , bei einem leisen Druck der Finger mit deutlich hörbarem Geräusch durch den Bauchring zurückschläpfto. Die Frau klagte dabei gar nicht über Schmerzen, schrie al^r, als dies geschah , freudig auf: „mein Gott, was war das?" „Der Bruch ist zurück, das Uebel gehoben, Sic sind für diesmal gerettet," ent- gegnete ich ihr.

Als wenn Jemand vom Tode neu erwacht, so mufs das Gefühl der Frau gewesen sem; sie betete still vor sich hin, dankte Gott für ihre Rettung und drückte mir mit Thränen im Auge, den Blick himmelwärts gerichtet, innigst gerührt die Hand. Der Mann und die Kiorder

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I

eilten herbei^ fielen auf ihre Knie und dank- ten und lobten Gott für die Erhaltung ihrer geliebten Mutter, deren Tod sie für auagemacht hielten.

Solche Augenblicke sind es, welche die Brust des Arztes bei den häufigen und schwe- ren Mühseligkeiten seines Berufs freudig be- wegen, und Empfindungen in ihm hervor- bringen, die kein anderer Stand, welcher es anoh sei, mit sich fuhrt Ja, es ist und bleibt eine ausgemachte Wahrheit, was der von mir von jeher, stets und immerfort so hoch- geachtete Hufeland j dem ich so gern nachzu- ahmen und nachzueifern mich bestrebe, in sei* nem Schwancngesange sagt: „der erhabenste Beruf des Menschen , nach dem Gottesdienste, bleibt doch der, Priester der heiligen Flamme des Lebens und Verwalter der häästeu €tabe Gottes und der geheimsten Kräfte der Natnr ffir das Menschengesdilecht zu sein, d. i. AiBt SBU sein"; und „Wem die Heilkunst nicht zur Beligion wird, dem ist sie die trost- loseste, muhseUgste und undankbarste Kunst auf Erden, ja, sie mufis ihm zur grölbten Fri- volität, zur Sünde werden. Denn, nur was in Gott gethan ist", und, setze ich hinzu, wie Vieles mufs heut zu Tage, bei der Bedfirfüg- keit und Hüllsbedürftigkeit der so sehr über- hand nehmenden Armuth, von dem Arzte in Gott gethan werden ? „ist heilig und be- glückend!" —

So ward die Frau bene, brevi ac jucunde ans der Gefahr befreit, gerettet und beim Le- ben erhalten; sie erholte sich bald wieder.

Ich gestehe offen, dafis, so oft ich auch früher Gelegenheit hatte, bei eingeklemniten

JoorD.XCIILBd.3.St* B

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Brüchen tiiätig zu sein, und so verflchieden* artig ich, nach den vorliegenden Umstanden von mancherlei Methoden, wobei ich der von Stark y mit Einreibung der ätherischen Oele: Ol. Pini, Juniper. u. s. w., die neuerlich wie- der von Dr. Schneider in Fulda gerühmt woi^ den, den Vorzug gab, Gebrauch machte, mich doch keine so überraschend gut und schnell zum Ziele führte, als eben diese, mitdemUei- wasser in Klystieren.

Sollte sich mir ein ähnlicher Fall darbie- ten, so würde ich nicht Anstand nehmen, un- ter Berücksichtigung der sonstigen anderweitig vorhandenen Umstände, dasselbe Verfahren zur Anwendung zu bringen, das sich auch wegen seiner Einfachheit ganz besonders noch em- pfiehlt.

Von den in . ähnlichen Fällen von den DDr. Stannius und Steinitz in der allgem. me- dicin. Zeitung (Jahrgang 1839. No. 29. S. 146) empfohlnen Belladonna -Klystieren, so wie von der Methode des Dr. Warnecke in Colin (ibid. No. 38. S. 189), habe ich bis jetzt keinen Ge- brauch machen können, des Letztem Verfah- rungsart scheint mir jedoch berücksichtigens- werth, und spricht sehr an.

Noch scheint es mir hier am passenden Orte zu sein, der Methode des Dr. Hesselbacb, eingeklemmte Bräche zu reponiren, ErwähnUD|[ zu Üiun; sie findet sich in Casper*s Wocheii- schrift für die gesammte Heilkunde (Jahrgang 1839. No. 26. S. 426) abgedruckt vor, und lau- tet wörtlich also : „Ein starker Mann stellt sieh an das Fufsende des Bettes, bückt sich nie- der, zieht den Kranken an sich und legt Jes- sen beide Beine dergestalt auf seine Schpltem, dafs gerade auf einer jeden derselben ein Knie-

- ff

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gelenk des Kranken zu liegen kommt, die Fufte aber an seinem Rücken herunterhängen. Als- dann hebt er sich langsam wieder auf^ zieht £e Schenkel des Kranken mit sich in die Höhe, so, dals an der Brast des Mannes der Körper des Kranken herabhängt, dessen Brust und Kopf aber auf dem Bette ruhen. Nun wird die Taxis von Neuem wiederholt, und gelingt*'

Mag dies dahin gestellt sein, soviel steht fest: die in Frage seienden Klystiere von Aq. saturnin» haben, in desperaten Fällen, auliser meinem Falle, schon mehreren Aerzten gute und sehr erwünschte Dienste geleistet, dies Factum ist nicht zu leugnen; dürfte es daher woU erlaubt sein, auch nach dem fFie und Wmrumy und sonach nach dem nächsten Grunde davon zu fragen, obschou über die Wirki» samkeit der Arzneimittel im Allgemeinen noch ein ziemlich hoher Grad von Dunkelheit :ob- waltet, und dem Naturforscher hier noch ein weites, weites Feld zum ernsten Nachden- kenvorliegt. Denn z^ sagen: dies Medicament wirkt reizend, erregend, deprimirend, schwär ehend, sthenisirend, asthenisirend, potenzirend| depoteuzirend u. s. w. auf den Organismus und die Erregung der Lebensthätigkeit desselben; was* ist und wird dadurch gewonnen? In Wahrheit wenig, sehr wenig; die Ausdrucke sind zu allgemein, halten sich zu sehr im Oe- nerellen^ ohne ins Spccielle, in die besondere, spedfike Wirkungsart der Mittel einzugehen; mit einem Worte, es wird dadurch ein blofiies plus und minus, eine Addition und Subtraction bezeichnet, ohne alle Rficksichtsnahme auf das iQuale, das Eigenleben, das speciflke krank- hafte Ergriffensein des Organs sowohl, als die Qualität des Mittels selbst u. s. w., was um-

E S

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Standlich zu erörtern , hier der Ort nidit ist ; obschon demnach, wie gesagt, die Wirkung der Arzneimittel y in Gruppen, im Allfi^emeinen besonders, weit weniger aber die specifike Wif- \ kung der einzelnen Mittel, noch lango nicht klar vorliegt und einzusehen ist: so wollen wir doch die von dem Bleiwasser, im vorliegen- deo Falle, aufzuklären und nachzuweisen ver- suchen. Mifsräth dieser Versuch, so mfissen wir uns damit trösten, dafs schon so mancher ähnliche in unsrer Wissenschaft gescheitert ist; wo nicht, und findet er auch nur einen leisen Anklang zur Nacheiferung in ähnlicher Bezie-* hung: so würde unsere dabei gehabte beson- dere Absicht dadurch aufs vollkommensta erreieht werden. Denn ausgesprochen sei es hiermit: durch das sich Bewegen, Hemmdrehen und Aufhalten im Allgemeinen und bei allgemrinen Sätzen, wird wenig bezweckt und erzwediC, wenn nicht dabei zugleich in das speciellste Detail mit eingegangen wird, und die allge- mein ausgesprochenen Ansichten und Grund- sätze sich dadurch bethätigen und verificireD; genug hiervon.

Die beilsame Wirkung des Bleiwassers scheint uns, um kurz von der Sache zu kom- men, darin zu liegen: wie es Mittel giebt (die rein kohlenstoffhaltigen), die hauptsächlich auf das sensible; Mittel (die stickstofflialtigen), die auf das irrilabic-, und indifferente Mittel, die auf das reproductive System wirken, das re- productive System aber selbst wieder zunächst in Assimilation und Secretion zerfällt, welcher letztem Function die Meiallkalke entsprechen; so wirkt dipsem nach das Blei im oxydirten Zustande innerlich hauptsächlich auf das Diu- sensystem, und ganz besonders auf die Cre-

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krösedrüsen, so dafs es diese , und in seiner allmähligett Verbreitung, weil es zusamnieuzie- bend und austrocknend wirkt , auch die übri- gen Drusen im Körper« nach und nach, völlig verstopren und verhärten kann ; daher die schreck- lichen Folgen bei den Arbeitern auf den Blei- hütten, die an der sogenannten Hütteukatze leiden, und welche zuletzt gleichsam zu Mu- mien einschrumpfen.

Diese seine zusammenziehende, zurück- treibende, kühlende und austrocknende, der Fäulnifis widerstehende Kraft, legt das Blei ganz besonders in Form der Auflösung in Was- ser (Aq. saturnin.) bei seiner äußerlichen An- wendung au den Tag, und darum empfohlen schon Boerhaave und Heister dessen äufserliche Benutzung bei Verbrennung , Entzündung u. s.w. ^Bei ausgetretenen Brächen, um das Zurfiek- „bringen zu erleichtern, und überhaupt in allen „Fällen, wo man ohne Gefahr zurücktreibende „und austrocknende Mittel anwenden darf," sagt Piderit im Dispensatorio Hassiaco(1807. p. 161), „ist das Bleiwasser y äufserlich angewendet, ein ^^unvergleichliches Mittel." In Klyatieren ange- wendet, wird dasselbe daher auch gleiehe Wir^ knng &ufsem , da bei dieser Anwendung le- diglich nur die grbfsere Fläche^ welche das Mittel berührt, der Tractus intestinorum, in Frage kommt.

Kühlend , zusammenziehend , zurücktrei- bend und austrocknend : dies sind also die Ei- genschaften, die eine gesunde Erfahrung dem Bleiwasser zuschreibt und beilegt; wobei kein Zweifel, zulässig ist. Die specifike Wirkung desselben aber bezieht sich, nach Obigem, auf das Drüsen- und Saugadersystem, die söge-

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DAimten Capillargefafse , indem es diese aar./ vermehrten Contraction reizt and antreibt.

Worin besteht nan das Wesen des einge- ^ klemmten Bruches, welches ist die wahre, ein- sige and letzte Ursache davon? . -i

In der Lösung dieser Frage ist die aofge^- 1 worfene Hauptfrage zugleich mitbedingt und -. gegeben; zur Beantwortung derselben gehen -j wir nunmehr über.

Bei der Hernia inguinal, complet. tritt per j annulum abdominalem bald Netz, bald Darm, ^ bald beides zugleich, aus dem Unterleibe (Epi-* ploocele, Enterocele, Enterocpiploocele) hervor, und senkt sich , bei Mannspersonen in den Ho- / densack, bei Frauenzimmern aber in die Scham- .*'. lefzen; je beträchtlicher nun das vorgefkUne Darmstfick ist, und je mehr sich in ihm ver-- > härtete Faeces befinden, desto mehr wird auch . die äuisere Geschwulst vergröbert and die Za- ruckbringung erschwert, weil dadareh- auf die ; , kleine Oeifuung des Ringes selbst ein Drack, and vermöge dieses mechanischen Druckes der ' Zuflulis der Säfte (irritatio attrahit) und mithin . eine gröüsere Zusammenschnürung der MaskelOi d. i Krampf in ihm verursacht und herbeige- führt wird. Die Zuruckbringung des Bracbes wird dann unmöglich.

Beiläufig sei es bemerkt, dafs in diesem Falle, und wenn das Ucbel noch nicht lange angedauert hat^ auch die sogenannten erwei- chenden und krampfstillenden Mittel ihre heil- same Wirkung äufsern werden; wodurch so- gleich der gute Erfolg einer solchen Verfal^- rongsart mit bedingt und gegeben ist.

Im hohen Grade und bei längerer Daner des Uebels aber mufs nothweudig dieser ört- liche Krampf, bei fortwährender Vermehrung

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des S&fteandrangs 9 Blutcongestioncn a. 8. w.; EntzfinduDg der Theile selbst herbeifuhren ^ quo- niam summus gradus spasmi initium inflamma- tionis est, daher nao Röthe, Geschwulst, er- höhtere Temperatur und Schmerz sich einstel- len und sichtbar werden (höher gesteigert, en- det allemfil dieser Zustand, hier gerade so recht ' sichtbar in die Augen springena, mit Mortifi« cation, Gangrän, weil smnmus gradus inflamma- tionis initium putredinis est); antiphlogistische Mittel, BlutentsiehuDg u. s. w.. Alles nntor gehöriger Berücksichtigung des Grades der Ent- zündung, müssen daher nun auch von den heil- samsten und erspriefslich^ten Folgen sein.

Da nun feststeht , dals die Aqua saturnina nicht nur kühlend, zusammefiziehend; zurück- treibend und austrocknend , sondern specifik, als Bleikalk, noch ganz besonders auf das Saug- adorsystem, und im vorliegenden Falle auf die Capillargefifse des entzündetet Theils wirkt, und diese zu mehrerer Contraction und Re- sorption antreibt: die Kälte aber, ähnliche Wir- " kung hervorbringend , als das eigentliche Antk- phlögistieidn , örtlich angewendet, zugleich io und mit dem Wasser, der Aqua saturnido^ vei^ bunden ist; so folgt: dafii in jedem betil«hl» lich<m Entzündungsgrade, bei eingeklemmten Brüchen, von der Anwendung des Bleiwasser« in lüystieren und Ueberschlägen, gewilll .ria günstiger Erfolg sich hoffen lälst.

m^'^^mm'

ffl.

Medicmiisch-praklischeimdfheo-> l retische Erörtprangen

on '

Aog. Wilh. Nenber,

Doctor der Medizio, Chirargie ond Philosophie id f

Apenradct

(Fortsetznng. VergU Toriges Stück' S. lOU)

11.

Hr. Dr. Weiße in Petersburg berichtel ia den Mittheilungen aus dem Archiv der Cleselt- Schaft correspondironder Aerzte zu St Peter»« bürg (Zeitschrift für die gesammte Hediein,. von Diefffnbach, Fricke und Oppenheim 1837. Bd. V. Hft. 1. S. 97) von einem Leberkranken, bei dem er den Auswurf eigenthämlioh fim^ indem sich derselbe an der Oberfläche des Was- sers, in das er geworfen, verbreitete, und von derselben, nach Art einer Wasserhose, kegel- förmig herunterhing, ohne dafisi das Wasser, selbst bjBim Schütteln, getrabt wurde. ^ Bin Auswurf dieser Art kommt indefe wohl nicht selten, auch bei Leiden der Lunge und der

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Luftröhre vor^ ohne VcrbinduDg mit Leberkrank- heiten, und besagt wohl nur, dab derselbe sehr zähe, und theils specifisQh schwerer, theils leich- ter, als das Wasser ist, das letztere häufig durch beigemischte, oft sehr kleine Luftblasen. Läfst man es nicht bloüs beim Schütteln be- wenden, sondern rührt man denselben fleüsig mit dem Wasser zusammen, so sondern sich die leichten Theile, und enthielt der Auswurf Luftbläschen, auch diese nach und nach ab, und der eine Theil desselben fallt zu Boden, während ein anderer, wahrscheinlich mehr aus gewöhnlichem Schleim bestehend, an der Ober- fläche schwimmen bleibt« Nicht aber bildet ein solcher Auswurf immer nur eine einzige kegel- JTörmige Senkung, sondern nicht selten deren mehrere. Jenes mag dann der Fall sein, wenn sein Zusammenhang bedeutend ist; indelis kommt auch viel darauf an, wie man denselben auf das Wasser wirft: geschieht dies auf einmal, Iang>-^ sam und mit einiger Vorsicht, so bildet sich gewöhnlich nur eine kegelförmige Senkung, ge- schieht es aber unterbrochen, öder auf eine mehr stürmische Art, so erscheinen in der Re- gel deren mehrere.

1«.

Derselbe Hr. Dr. Weifst (a« O.) macht Bemerkungen zu einem Aufsatze vom Profes- sor Otto in Kopenhagen über einige bemer- kenswerthe Eigenthümlichkeiten der Gefäng- niüskrankheiten (soll wohl heiüsen, der Krank- heiten der Gefangenen), der im Hamb. Magazin der gesammt. Heilk. 1837, Mai u. Jtini, S. 396 enthalten ist. Er ist zwar darin mit Oitö ein- verstanden, dais die entzündliche Form selten sei, dagegen widerspricht er Oiio darin, dals

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der Gastricismas in den Gefängnissen eine sel- tene Erscheinung sei , indem in Petersburg we- nigstens der sechste Theil aller Gefangenen an gastrischen Fiebern leide. Gegen das Ende des Aufsatzes kommt auch die in den Ropeffei- hagener Geföngnissen eingeführte Pferdefleisdi- Diät asur Sprache. Hr. Prof. Otto mag allerdings seinen Erfahrungen eine zu allgemeine Geltung geben, aus dem Ganzen geht offenbar aucfa hier hervor, daft die Ergebnisse von Beobach- tungen oft nur durch örtliche Verhältnisse be- dingt werden« Gewifs haben Beide Recht, und es mag wahr sein, dals in den Kopenhagener Gefängnissen weniger, in den Petersburffem mehr Fälle von Gastricismus vorkonftinen. Viel- leicht rührt dieser Unterschied daher, dab die Gefangenen in Kopenhagen keine Versudiang sparen, sich an dem Pferdefleisdie dta Magen 2U überladen (was in der That eine Empfth- lung für diese Art der Diät wäre), während dagegen die Gefangenen in Petersburg sich da- mit den Magen leichter verderben sollen, da sie nach der dortigen Sitte von dem strengen Fasten oft zu schnell zu einer nahrhafteren, kräftigeren Kost übergehen.

13.

In dem Berichte über die chirurgische Ab- theilung des Hamburger Krankenhauses von zweiten Quartale des Jahres 1836, vom Dr. Fricke (Zcitschr. f. d. ges. Medic. 1837. B. V. H. 2. a. a. 0. S. 139), wird ein Fall von Phlegmone des Oberarms erzählt, der tödtlich endete« Dieser Fall bringt mir zwei Fälle der-* selben Krankheit , welche gleich bedeutend mit Busfs Pseudoerysipelas zu sein schienen, ins Gedächtnifs, von denen der eine, ebenfalls den

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Oberarm betreffend, gleicherweise todilich en- dete, der andere aber, in welchem der Unter- schenkel ergriffen war, hergestellt wurde. Da beide- Fälle nicht ohne Interesse sind, theile ich dieselben in der Kürze mit:

,,C. H., ein dreifsig Jahr alter Tagelöhner von ziemlich starkem Körperbau und wohlge- nährt, war, als ich am 30. März 1834 zu mm gerufen wurde, seit fünf Tagen krank. An- fangs bekam er Fieberfrost mit Brustschmerz und Husten , und demnächst vermehrte Wärme und Schweifs. Dann stellte sich Erbrechen^ Durchfall und vorübergehendes Irrereden, gre- ise Unruhe und Schlaflosigkeit ein. Als ich ihn Nachmittags sähe, dauerte die Unruhe fort. Er safs aufrecht im Bette, entblöfste sich, sprach doch aber verständig, und gelobte auf meine Ermahnung, sich ruhig verhalten zu wollen. Er hustete häufig, klagte über Kopfechmerz, der Athem war knisternd, das Gesicht nicht eingefallen und nicht besonders bleich, der Blick des Auges und die Wärme natürlich, die Haut roth gesprenkelt; auf dem rechten Arm lag er beständig, daher war die rechte Hand blanroth. Die Röthe wich dem Finger- druck, kehrte aber, wenn dieser aufhörte, so- gleich wieder. Indefs war dieser Arm weder gelähmt, noch gefuhVos. Der Puls hatte hun- dert Schläge in der Minute und war gefüllt, welch und etwas ungleich. Das Erbrechen hatte aufgehört. Die Zunge war lebhaft rosenroth und feucht, kein übler Geschmack, kein Druck in der Herzgrube vorhanden. Oelfnung hatte er am vorigen Tage gehabt; «Hein die Brust war sehr beengt, und der Husten mit Schleim- auswurf verbunden, aber ohne alle Beimischung von Blut. Dagegen hatte ihm, während der

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Krankheit 9 die, Nase mebnuals geblutet, doch nicht bedeutend« Vor acht Tagen, also drei bis vier Tage bevor er ernsthaft erkrankte, hatte er sich zur Ader gelassen, weil er seit länge- rer Zeit allgemeines Jucken in der Häuf ver- spürte. Bald nach dem Aderlassen nprde er A krank. Der Durst war ziemlich stark ; den Harn % sah ich nicht. Der Zustand des Kranken * war allerdings ein sehr complicirter. Wenn an- fanglich das Leiden sich zwar als ein mehr entzündliches , auszusprechen schien , so war T doch jetzt ein Uebergang zum Nervösen, ein ^ Sinken der Kräfte, ja selbst eine Hinneigung "■'. zur Entmischung nicht zu verkennen. ludeb -^ hielt sich der Pu)s^ d. h. die Herzthaügkeity. ^ noch auf der Höhe eines Gefäisfiebers, von der .: freilich das Herabsinken zum Nerven- on^Bnt^ J mischnngsfieber nur zu leicht geschehen konnte, k besonders unter Umständen und Vorzeichen, wie '^^'^■ sie hier vorhanden waren. Das Erbrechen schien bei der feuchten reinen Zunge mehr die Folge '. der Rückwirkung eines entfernten Nervenreises, als einer krankhaften Thätigkeit der Verdauf- ungsorgane selbst, zu sein. Dieser Ansieht gemäls richtete ich mein Verfahren ffln, ver-. ordnete Umschläge von kaltem Wasser auf den Kopf, liels innerlich alle Stunden ein Polv«» nehmen von einem halben Gran Calomel, viel Opium, einem Viertelgran IpekakoanluL nem Achtelgran Sulph. aurat. Antimon, und nem halben Skrupel Zucker, ferner auf jede Wade eine handgrolse spanische Fliege legen und die ZugstcUe mit einer Mischung aus zwei Unzen Königssalbc und einer Drachme Kam« phor verbinden. Zum Getränk erhielt der Kranke einen Aufgufs von Brustkräutern«

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Am 31. März, als am scchstcp Tage der Krankheit, hörte ich, da(s er erst Morgens um vier Uhr ruhig geworden; bis dahin sprang er mehreremalo aus dem Bette und lief mit dem Betttuche in der Stube amher; nur mit Mühe konnte man ihn beruhigen. Hierauf schlief er ununterbrochen drei Viertelstunden | und später öfters in kleinen Zeiträumen , Vormittags sogar einmal zwei Stunden lang. Von den Pulvern waren eilf verbraucht, die kalten Umschläge ihm angenehm; ich liefs sie daher fleiCsig und mögUchst kalt fortsetzen. Bei meinem Be- imche Vormittags eilf Uhr fand ich ihn völlig. bei Verstände, doch hatte er noch grofse Nei- gung zum Irrereden. Ueber Schmerz klagte er nicht mehr; der Puls war weniger gefSlt^ sonst ganz wie Tages vorher, ebenso die Wärme der Haut, letztere war feucht, die rechte Hand weniger blau, die Zunge leigte an der Wur- ssel einen kleinen Anflug; der Husten hatte sich gemindert. Ich liefs die Pulver erneuern, aber nur jede andere Stunde eines nehmen, wechselte eben so oft mit einem Efslöffel voll von einem Aufgusse von einer Drachme Ar- nikablumen zu sechs und einer halben Unze Colatur, mit. einer halben Unze Scnegasyrap^ einer Drachme Liq. Ammon. anifkt. und einer halben Drachme Salmiak.

Die Nacht zum 1. April, dem siebenten Tage, verging ziemlich ruhig, indefs dauerte das Irrereden zwischendurch fort. Mit mir sprach er verständig. Der Athem war kurz und be- schleunigt, die Luftröhre voll losen Schleims. Der Aussage seiner Umgebungen nach, warf er faulige Stoffe aus. Er klagte jetzt über Schmerzen in allen Gliedern, besonders in djBu Knieen. Das linke fand ich etwas geschwol-

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len^ noch mehr aber den rechten Vorderarm. An diesem Arme war er zur Ader . gelassen worden, und zwar von einem gemeinen Men- Bch/en; jedoch hatte er keine Schmerzen oder sonstige Unbehaglichkeiten in demselben bis- her verspürt Hand und Vorderarm waren, wie schon bemerkt, stets etwas blauroth; jedoch der Puls nicht schwächer, als an der andern Hand. Jetzt hatte sich an der hintern Seite des Vorderarms, in der Gegend der Bäuche der Streckmuskeln eine bedeutend weiche Ge- fidiwulst gebildet. Die darüber liegende Haut war rosenartig geröthet, schmerzte aber bei der Untersuchung sehr wenig; die Warme war etwas höher, als die des übrigen Körpers, ob- gleich auch diese um ein Weniges gesteigert war. Die Haut fand ich feucht; den Pulshun- dertschlägig, weich, gefüllt, schnell; dieZnnge^ die bisher rein gewesen, hatte sich stark gelb- weils belegt, wie beim eintretenden Spei- chelflufs, doch fehlte der Geruch desselben. Oeffnung war erfolgt. Da ich den Zustand der Zunge dennoch der Einwirkung des Queck- silbers zuschrieb, so liefs ich die Pulver, von denen von s^wölf noch vier Stück übrig, abo in AUdm zwanzig Stück, oder zehn Gran Ct- lomel verbralcht waren, aussetzen, dagegen aber den Aufgufs der Arnica erneuern, lieber den Arm wurden Bähungen von einer halben Unze essigsauren Blei's und einem Quart (56 Loth) Brunnenwasser gemacht.

Am 2. April^ demachten Tage, waren' wi- der meine Vorschrift noch zwei von den zu- rückgesetzten Pulvern gegeben worden. Pat hatte wenig geschlafen und sein Zustand zeigte sich gleich beim ersten Blick als sehr bedeu« lieh. Er lag im beständigen Faseln, kannte

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mich aber und beantwortete meine Fragen rich- tig. Die Schmerzen in allen Gliedern dauei^ ten fort/ und verhinderten ihn, sich zu bew»-

Sm. Die Wärme war noch mehr gesteigert, e Haut trocken, der Puls etwas hart, sonst wie Tages zuvor. Die Zunge war trocken ge- worden, er .hatte starken Durst, einen kurzen beengten Athem, die Brust war sehr leidend, dreimal war Oeffnung erfolgt. Die Gegend des rechten Schlüsselbeins war aufgetrieben, um* die Geschwulst am Vorderarme hatte jetzt gan& ^e Beschaffenheit des Rust^sehen Pseudoery- sipelas. Sie war härtlich , der Fiugerdruck hin- teriieÜB Gruben, und in der Tiefe sqhien Schwap-

Siong vorhanden. So richtig ich auch an- angs den Zustand gewürdigt zu haben glaubte, liels ich mich gleichwohl durch diesen trüge- rischen Schein einer Entzündung, zu dem ich dasUebelsein gesteigert wähnte, zu einem Ader- lals von zwei Tassenköpfen voll (etwa zehn bis zwölf Unzen) verleiten, und statt desAr- nicaaufgusses, der bis auf ein Viertheil ver- braucht war, stündlich einen E&löffel voll von einer Mischung aus zwei Gran Brechweinstein, sieben Unzen Fliederwasser und einer Unze Sauerhonig geben. Zum Getränka aber erhielt er Essiglimonade, statt des jungen Weins, mit Wasser vermischt, den man ihm, ohne mein Wissen, gegeben hatte.

Den £ April , den nennten Tag. Der Ader- lafs war bis diesen Morgen verschoben wor- den. AI4 ich das Blut einige Stunden später sah, war es zu einer gleichmälsigen Masse ge- ronnen , ohne Absonderung von Blutwasser, und mit einem gelben schleimig -gallertartigen Ue- bersQg bedeckt Der Kranke war mehr zu- SMmnenge&llen , und von einem allgemeinen

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Ziitcm ergriffen. Geschlafen hatte er nicht, der Athem indefs war etwas leichter und die Bmst freier. Er hatte stark geschwitzt und die Haut war noch feucht, die Wärme natürUcher^ die Gliederschmerzen weniger stark , der Pute | zahlte luindert Schläge, war mäfsi^ gefüllt, '-'^ schnell und weich. Oefihung war einmal er- '! folgt; die Geschwutet am rechten Arme etwas vermindert.

Den 4. April , den zehnten Tag. Abermals ^ kein Schlaf. DieKräfte sinken. Der Pute klein, ' schnell, häufig, weich, die Zunge dunkeboth und feucht, der Athem kurz und beengt, Stuhl- ^ gang und Harn gingen unwillkührUch ab. Ich « kehrte zur Amica zurück, die ich nie h&tte /., aussetzen sollen, indem ich einen Aufgub d«» Blumen von einer Drachme auf sechs Unzen Colatur, mit einer Drachme Salmiak jede Stunde zu einem Efslöffel voll, daneben zweiständlidi ein Pulver aus einem Gran Mohnsaft, einem Viertclgran Brcchwurzel und zehn Gran Zocker

fab, allein, wie vorauszusehen war, umsonst, enn der Kranke starb am Morgen des 5. Apnl, also des cilften Tages der Krankheit Die Oeffnung der Leiche wurde, leider, wie es in - meinem Wirkungskreise fast immer der Fall, nicht gestattet

Der zweite Kranke war ein 56 Jahr alter Seefahrer von ziemlich starkem Knochenbau, grols, mäfsig genährt und von einer starken, mifefarheuen Gesichtsröthe, welche auf einen fehlerhaften Kreislauf im Uuterleibe deutete. Ob er dem Trünke ergeben, ist mir nicht bekannt geworden, doch glaube ich es kaum. An Be- schwerden im Unterlcibe, namentlich an Schmer- zen in der Lebergegeud , wollte er schon lauge

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gtüiien haben. Als ich am 16. April ihn BUBI eislenmale besuchte, war er seit xwei Ta- gen (seit dem 14ten) krank, klag^ über ste- chende Schmelzen in der Ldliergegend , Nei- gung som Erbrechen, Dmck in der Hersgrube^ vennehrte Wärme und beschwerlichen Athem; der Puls war hart, voll und beschleunigt, die Zonge gelbweils belegt. Ichschlolsauf eut- snndüche Reizung der Leber, lieis am rech- ten Arm drei Tassen Blut, legte eine band- grolse spanische Fliege auf die schmerzhafte Gegend und lieTs alle zwei Stunden ein Pulver nehmen, deren jedes einen Gran Calomel und fnnfiEebn Gran Salpeter enthielt, verordnete da- bei eine antiphlogistische Diät, zum Getränk kaltes Wasser. Den 17. April fand ich das Bhit in einem weichen Blutkuchen geronnen^ ohne BntzünduDgshaut; das woiige Blutwasser hatte eine grünliche Färbung. Die Schmeraeo hatten sich vermindert, die Wärme und G»- aichtsröthe vermehrt; der Puls hatte die Härte verioren, machte achtzig Schläge in der Mi- uute und war nicht besonders schnell, aber noch immer gefüllt. Die beiden ersten Pul- ver hatte er weggebrochen, die übrigen aber behalten und mehrere reichliche Quecksilber- ztähle gehabt Den 18. April, den vierten Tag. Am vorigen Abend hatte er noch eine starke, braunrothe, ganz dünne Oeffhung ge- bäht, die ihm Erleichterung verschaffte, doch ohne Nachhalt, denn die Nacht war schlafloa^ Patient hatte sogar mitunter vorübergehend de- lirirt, wobei er aber frei von Kopfschmerz war. Der Schmerz in der Lebergegend hatte wieder zugenommen, vermehrte Wärme und Gesichts- röüie dauerten fort. Der Pub hatte neunzig Schläge und zeigte wieder mehr Härte » der Joani.X€m.Bd.3.8t F

Aihem war kurz und schmerzhaft. Die spa- nische Fliege hatte nur unbedeutend gezogen, sie wurde mit einem Gemische aus zwei Un- zen brauner Königssalbe und einer Drachme Campher verbunden. In die Lebergegend wurden sechszehn Blutegel gesetzt und aber- ttials acht Pulver, jedes zu einem Gran Calo- mel und zehn Gran Salpeter verschrieben, von denen er zweistündlich ein Stück erhielt. Den 19. April, den fünften Tag. Die Blutegel hatten stark gesogen und Patient fühlte sich sehr erleichtert. Abends hatte derselbe pMHdi eine braune, dünne Oeffiaung, doch der Siihlaf blieb aus, und erst Vormittags schlief er ei- nige Stunden. Der Schmerz war weniger stark, allein der Puls härter und voller, der Adien indefs freier. Der rothgelbe Harn blieb Idat. Er selbst wünschtedenAderlals erneuert; auch trug ich kein Bedenken, noch zwei Tassen Blut, und zwar vom linken Arme, zu entzie- hen, weil er über Schmerz in der linken Seite des Brustkastens klagte. Den '80. April, den sechsten Tag. Das Blut verhielt «ioh, wie das vom vorigen Aderlafs, bildete eine gleidi- formige, dünne breiige Masse ohne Entzia- dungshaut, und die wenigen Tropfini BlutwHS- ser waren grünlich gefärbt. Am verwicheBen Abend hatte sich eine breiartige, sehr dunkle, zum Theil theerartigo (schwarz gallige)' OefT- nung eingestellt. Patient hatte nur wonig ge- schlafen und mitunter leicht irre geredet. Schmer- zen hatte er nur im geringen Grade, und jetzt mehr in der Brust und in der rechten Schul- ter, als in der Lebergegend. In der Gesichts- röthe,'der Wärme und dem Pulse war keine wesentliche Veränderung bemerkbar, als dafii letzterer weniger hart war. Als neue Beschwerde

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hfttte sich ctivas Hasten mit dickem Schleim- answiirfe eingestellt , und die ü^hne hatten ein wenig geschmerzt, auch war die Zunge dunkelröther und in der Mitte etwas trocken geworden. Jener Auswurf, so wie die von der spanischen Fliege abgesonderte Lymphe waren ebenfalls, wie das Blutwasser, grünlich. Die Pulver wurden erneuert. Den 21. April, den neunten Tag. Pat hatte etwas mehr ge- schlafen, flicht irregeredet und der Schmerz in der Schulter hatte ihn verlassen , dagegen hat- ten ihm dann und wann die Zahne geschmerzt; der Puls hatte alte Harte verloren, die Zunge war wieder feucht geworden, hatte einen weüs- Uchen Anflug, an Umfong gewonnen, und es hatte sich eine grünbraune schleimige Oeffnung eingestellt. Die Pulver wurden abermals er- neuert. — Den S2. April, den achten Tag. Ohne irre zu reden hatte er ruhig geschlafen und zum erstenmale während der Krankheit geschwitzt, bei dem Stuhlgange war reine, klare ualle, ohne alle Beimischung von Koth entleert worden, der Harn war mittelgelb und zeigte ei- nen leichten Bodensatz. Das Zahnfleisch war etwas angeschwollen; ein Druck, den er schon seit längerer Zeit in der, Lebergegend , und auch wäirend der Krankheit gefühlt hatte, war für den Augenblick verschwunden. Der Puls hatte siebenzig Schlage, war völlig weich uad wie gewöhnlich gefüllt Es war also mit dem siebenten Tage unverkennbar eine krki^ sehe Reactiou eingetreten. Ich liels die noch vorhandenen vier Pulver verbrauchen. Den S3. April , den neunten Tag. Am verwichenen Abend hatte sich nochmate eine ganz dunkel- grüne schleimige Calomel-Oeflnung, und di«- aen Uorgen eine ganz wisserige, galligCj

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gestellt. Der Mund war stärker angegriffeO; der Athem sehr übelriechend. -^ Die Pulver \iraren verbraucht, und in Allem zweiunddreilsig Gran Calomel genommen, und gegen achtund- vierzig Unzen Blut entzogen worden. Nun- mehr lieffl ich eine Sättigung von zwei Drach- men kohlensauren Kali mit rohem Weinessig, Chamillenwasser, zwei Drachmen Hellago Ta- raxaci und ebensoviel Mellago Graminis^ drei- stündlich zu einen Elislöffel voll nehmen. Den 24. April, den zehnten Tag. Am Nach- mittage des vorigen Tages hatte sich eine zweite Oeflhung eingestellt, welche der des VormitF- tags ganz ähnlich war. Auf Anwendung ei- nes Aufgusses von Salbei mit Essig und Ho- nig, als Mundwasser, hatte sich der Zustand des Mundes bereits merklich gebessert bi Verlaufe des Tages hatte Pat eine dunkelbraune Oeffiiung,' Abends vorübergehenden Schmerz in der Lebergegend gehabt. Den 25. April, den eilften Tag. Die erwähnte Saturation wurde erneuert. Am 26. April war abermals Schmerz in der Lebergegend vorhanden. Den 27« April, den dreizehnten Tag. Ohne Schmerz, eine dickbreiige dunkelbraune Oefliiung, mit fast schwarzen Stellen; Harn rothgelb. Die Sa- turation wurde erneuert; Patient fing an auf- zusitzen. — Den 28. April, den vierzehnten Tag. Krampf in der linken Wade , eine kleine dunkelbraune, mit schwarzen Theilen vermischte, harte Oeffnung. Die Nachkrise durch den Stuhl hatte also bis zum vierzehnten Tage fort- gedauert. Bei einiger Entkräftung, gegen wel- che ich täglich viermal sechszig Tropfen einer Mischung aus zusammengesetztem Pomeran- zen-Elixir und essigsaurer Kaliauflösung, neh- men Uefs, und eintretender Stuhl Vorhaltung,

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welche durch die eroflheude Sennesblätier-Lat- werge beseitigt wurde, schien nun diese, mit venöser (schwarzgalliger} Blutanhäufang ver- bondene, entzündliche Leberreizung gehoben zu sein.

Allein schon am 4. Mai, gegen den ein- undzwanzigsteu Tag, stellte sieh ein neuer Krankheilszustand ein, der Kranke klagte näoH- lich über Schmerzen in dem rechten Unter- schenkel, wogegen ich Einreibungen von OL ChamomUl. coct empfahl. Am 7. Mai, dem vienindzwanzigsten Tage, entzündete sich der Fub, besonders in der Gegend der Knöchel, ödeaatös und rosenartig. Am 9. Mai, dem •echsundzwanzigsten Tage, wo ich ihn wieder besuchte, dauerte diese Geschwulst und Ent- zündung fort. Der Schmerz war nicht bedeu- tend und die Wärme nicht besonders gestei- sert Man hatte Bleiweilspapier aufgelegt; statt dessen verordnete ich ein Kissen aus zerthei- lenden Kräntem und Kampher in rohe Schaf- wolle gestreut und in Leinewand eingen&ht. Innerlich erhielt er eine Unze gereinigten WeilH stein, in zwei Tagen zu verbrauchen. Das Verhalten sollte entzündungswidrig sein und strenge Ruhe beobachtet werden. Am ll.Mai, dem siebenundzwanzigsten Tage, waren Ge- schwulst und Schmerz fast verschwunden, der Fuls hatte in den beiden letztem Tagen stark geschwitzt. Am 13. Mai, dem neunund- swanzigsten Tage, war der rechte Fuls zwar hergestellt, allein seit dem vorigen Tage hat^ ten sich heftige Schmerzen in der linken Wade und Kniekehle eingestellt. Die Hautvenen wa- ren stark angelaufen, aber Röthe und Härte fehlten. Ich wandte auch hier die ebeng»- nanoten Kräuterkissen an, und empfobl mhiges

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Verhalten im Bette. Am 14. Mai^ dem drei- \ faigstenTage, dauerte der Sehmerz in der Wade fort) EQ beiden Seiten des Schienbeins ee^te sich einige Rölhe und etwas ödematose Ge^ schwulst. Am 15. Mai, dem einunddreüsig* sten Tage, verbreitete sich die Röthe mit Stei- -|

Sprung der Schmerzen auch über die Wade^ 3 e Adern schwollen noch stärker an, nnd es '^' fesellte sich vermehrte Wäime hinzu. Das ''orhandensein einer galligen Bntzfindung im ZieUgewebe (Phlegmone) schien jetzt anÜMr' Zweifel, es wurden daher zwölf Blutegel ge- setzt und zweistündlich ein Pulver von einen Grfui Calomel, einem Viertelgran BfeChpulver^ einem Viertelgran Opium und fiinfiBehn Oian Kali sulphuric. , und wegen Mangel an Oeff- ' nüng wurde abermals ein TheelöflG^ voll des Electuar. e Senn, composit. gereicht Ded 16u Mai, den zweiunddreifsigsten Tag. Die Blutegelstiche hatten bis tief in die Nacht ge- bhjitet, die Blutung hatte gfofse Erleiehtenmg verschafft, und Schmerz, Höthe und Hitze hat* ten sich merklich gemindert Die ' Latwerge hatte gewirkt, der Harn vom vorigen Abend war rothgelb , und bildete einen rothen Nieder^ schlag. Die verordneten Mittel wurden Ibtt- gesetzt, und in das Bein zweistündlich BinreH bungen von grauer Quecksilbersalbe genadlt Den 17. Mai, den dreiunddreiftigsten Tag. ' Gleich nachdem Pat. das erstemal mit der Salba . sich eingerieben hatte, bekam er von Neuem heftige Schmerzen^ 'welche sich über die ganze linke Körperhälfte, selbst bis zum Ohre^ ver^ breiteten. Die Adern waren stärker, die Wade ' elastisch ,und der untere Theil des Beins öd^ matös angeschwollen. Es hatte sich eine grone schleimige Ocliiiung eingestellt, die Zunge blicfb ^

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feucht und rein, und Fieber war bis jetzt nicht bemerkbar. -- Obgleich Patienten die Pulver wwider waren , so bestand ich dennoch auf ihren Fortgebrauch und verschrieb demnach sechs Stuck, jedes zu zwei Gran Calomel, ei- nem Grau Sulph. aurat Antimon, und zehil Gran Kali nitric«; davon sollte PaL an diesem Tage zwei, die andern vier des folgenden Tages nehmen« Auch wurden die Krauter zu dem lUs- sen erneuert. *— Den 18. Mai, den vienuid- dreifsigsten Tag. Am vorigen Nachmittag wen^, und Nachts bis Mitternacht fast keine Schmerzen, dann stellten sich aber diesel- ben,^' bald mehr, bald weniger stark, wieder eio,;::Und gingen auch auf dop Oberschenkel über^ lieisen aber Vprmittags wieder etwas nach. Der Zustand des Beins war dei:selbe> nur war die Wärme etwas gesteigert; Druck irermehrte den Schmerz nicht, das Bein vejr^ uilaJbte dem Kranken das Gefühl . grofyof Skdiwere. Der Puls war beschleunigt, hart und iToU,. Biso fieberhaft geworden, auch hatten sich aebrere halbflqssige, gelbbrau9e, schleimijre Stubigimge eingestellt. Die Zunge war weim- icb belegt, der Harn blutroth. Eis war;un- ^^rikennbar, dalis mit dem Herannaheu d^siunf«- loddreüsigst^n Tages der ganzen Krankheit^ uid des. siebenten der phlegmonösen Entzün* lung das Uebelbefinden sjich steigerte ^^ upd dei^ B«mmmtorganismus zur Theilnahme anregt^. ? Ss '.sollten zwei Tassen Blut vo^ linken Arm mtzegea> und die Einreibopgen, die man, seil ler Schmerz von Neuem eingetreten war, un*» gelassen hatte, regelmäbig fortgesetzt werden, ^ei\ ich diesen ZuM der Einwirkung der Queck- lilbersalbo nicht zusehreibein konnte. Man hatte mir einen Viertoltasseakopf v(dl Bhit be^

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kommen ) welcbed za einer gleichförmigen Mass« geronnen war, und nur wenige Tropfen einei grünlichen Blutwassers hatte. Der Knmka war in einen starken Schweifs gefallen ^ den ich durch Trinken von Fliederthee nnterstfitsen KefisL Die Schmerzen hatten sich Abends sehr

Semindert. Den 19. Mai, den fünfimddrei- ligsten Tag. Kaum hatte er den Fliederthee Setrunken, als die Hitze sich steigerte, und er Schmerz wieder die vorige Hohe und Aus- breitung aber die ganze Unke KörperhäUte, bis zum Ohre, erreichte, jedoch dauerte diesef Sturm nur einige Zeit, und der Schmerz kam wieder auf einen leidlichen Grad zurück. WUh rend der ganzen Nacht lag der Kranke in ei- nem starken Schweifs , auch hatte derselbe eine formirte gelbbraune Oefliiung gehabt. - Die Pulver wurden erneuert. Um den Fab und die Kndchel lietis ich das Kräuterkissen beibe- halten, die Wade aber mit einer Mischung aus zwei Drachmen essigs. Blei, einer halben Unze Salmiak und einei^ halben Kanne Wasser bä- hen, dabei aber die Einreibungen mit der Queck- silbersalbe fortsetzen. Den Tag über hatte er wenig Schmerz, und da sich keine Oeflhung einstellte, nahm er Abends einen Theeldffel voll der Sennesblätter -Latwerge. Sollteo die Schmerzen sich abermals steigern, so soll- ten jedem Pulver zehn Tropfen der mit Weio bereiteten Mohnsafttinctur zugesetzt werden (Diese Tinctur lasse ich ganz nach dem Ver- hältnisse der mit. Safran bereiteten Mohnsaft- tinctur, doch ohne Safran und Gewürze, aa* fertigen, weil diese Zusätze nicht immer an- gemessen erscheinen). Den 80. Mai, des sechsunddreilsigsten Tag. Da der SchoMH wieder zunahm, so hatte man die Pulver tA

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Zusats der Mohnsafttinctur gegeben, und eine •erti&gUche Nacht war die Folge davon gewe- ien, indem Pat. nurseiir wenig Schmers gehabt, auch das Fieber sich wieder verloren hatte. Der Zustand des Beins war derselbe, und die bisher angewandten Mittel wurden daher fort- gesetzt , die graue Quecksilbersalbe erneuert Am 81. Mai, dem siebenunddreifsigsten Tage, hatte der Schmerz sich gegeben, der Kranke w&hrend der Nacht gelinde geschwitzt und konnte das Bein, das bisher ganz steif und unbeholfen war, wieder heben und bewegen. Indeb war die ddematdse Geschwulst bedeutend » doch konnte er einen starken Druck, ohne Schmerz ^ empfinden, ertragen. Um die Ausdünstung BU befördern, und überhaupt um mehr Th&tig- keit und Stofiwechsel in den leidendev Theilen hervorzurufen, verordnete ich eine Waschung des Beins mit einer Weizenklei- Abkochung mit Mnem Zusätze von weifser Seife. Die tr&ger gewordene Oeflfunng zu fördern, wurden sechs Pulver, jedes zu zwei Gran Calomel, einem Gran Sulph. aurat. Antimon., fünf Gran Jalap- penwurzel und gleichviel Magnesia usta ver- sdirieben, von welchen er täglich viermal ein Stuck nehmen sollte. Bald nach dem Wa- schen stellten sich von Neuem heftige Schmer- zen in dem Beine em, die aber schnell vor- übergingen. — Den SS. Mai, den achtund- dreilsigsten Tag. Pat hatte emige Stunden ruhig geschlafen. Die Haut war feucht, Oeflf- nung erfolgt , der Harn vom vorigen Tage roth mit weilsem Bodensatze, der von diesem Mor- gen roth, ohne Niederschlag, die Wade we- niger geschwollen, aber schmerzhaft, derFub, besonders um die Knöchel herum, stark öde- matös, die Haut roth gesprenkelt Das essig-*

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saare Blei zu den Bähungen wurde erneuert -r- Den 83. Mai^ den neununddreifsigsten Tag« Die Wade weich und schmerzlos, überall kein Schmerz, die Geschwulst dieselbe, das Beiu voll von kleinen rothen Pusteln, eine reichli^e, aber harte Ofeffnung war erfolgt, die Pulver wurden erneuert. Den 24« Mai, den vier- zigsten Tag. Geschlafen ohne Schmerz, keine Oeffiiung , der Zustand des Unterschenkels der- selbe. Um die ödematosen Theile wurde nach peinier Anordnung unter das Kräuterki^sen Blei- weifspapier gelegt, am übrigen Beine die Bä- hungen fortgesetzt , zur Beförderung des Stuhl- gangs ein Th^elöffel voll Senne^blätter-Ijat- werge empfohlen. .Den 2& ^^lai^ den ein- undvierzigsten Tag. Oeffnung war erfolgt, die Wade ganz natürlich beschaJbn, die Pusteln verschwunden. Keine Bähungep wetiter, da- gegen ein Fuüsbad .von Weize^ei- Abkochung mit weiüser Seife. Den 26. Mai, den vier- zehnten Tag der Rose. OeiFuung, auch die Fulsgeschwulst nimmt ab, die Pulver wur- den erneuert. In den folgenden Tagen ver- lor sich die Geschwulst ganz, und die Haut fing an abzuschilfern. Die gröisern Venen- stämme erschienen wie harte Stränge, beson- ders in der Kniekehle, und es schien sich jetzt immer mehr herauszustellen, daüs das örtliche Jjeidcn , anscheinend ein Pseudoerysipelas, wohl eine Venenentzündung gewesen sein möge. Am 29. Mai wurde aller Arzneigebrauch aus- gesetzt; nur die verhärteten Venen sollten noch viermal täglich mit der grauen Quecksilbersalbe eingerieben werden. Dann und wann.veispurte er nur noch einen augenblicklichen fluchtigen Schmerz durch das ganze Bein. Bemerkeus- wertb war es, da& er auf dem linken Ohre^

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seit der Schmens sich bis asu diesem hinauf verbreitet hatte, noch immer an einem ge- ringen Grade von Taubheit litt Ich empfahl Fliederdämpfe und das Einlegen von, mit auf- gegossenem Chamillenöle getränkter Baumwolio.

Nur sehr langsam minderte sich die Härte der Venen, und in dem leidenden Cufse hatte et häufig das Gefühl des sogenannten Binge*^ schlafenseius.

. Allein auch diese Freude über abermalige Genesung dauerte nicht lange, denn bereits am 7* Juni, also etwa vierzehn Tage nach dem lotsten kritischen Abschnitt der ganzen Krank« heit, wurde Patient Nachmittags von stechen- den Schmerzen in der linken Unterrippenge« gend befallen, die gegen die Nacht so heftig worden, dafs sie ihn an freiem Athmen hinder- ten, bis am achten Juni gegen ein Uhr Mor- gens ein starker Schweifs ausbrach, der noch bei meinem Besuche Nachmittags fünf Uhr fort* dauerte, worauf sich der Schmerz mehr und mehr legte; doch war immer noch eine Spur desselben vorhanden. Wärme und Gesichts- rötbe waren vermehrt, der achtzig- bis neunzig- sehlägige Puls schnell, voll und härtlich. Oeff- noiig hatte der Kranke Tages vorher gehabt« Am Beine waren alle Spuren des UebelbefiiH dens verschwunden, bis auf etwas Härte der Venen und das Gefühl von Verlähmung.. Am 9. Juni hatten die Schmerzen sich mehr gegen die linke Achsel gezogen, und es wur- den zwei Tassen Blut vom ' linken Arme mit Erfolg gelassen. Am 10. Juni fehlte zwar der Brustschmerz, aber Pat. klagte über ein Strammendes Gefühl in beiden Waden ; ver- oidnet wurde ein Fufsbad Von BranntweinsspuL

Das Blut war zu einem balbweicben, dlUH

kelrothen Kochen geroDoen, ohne Eotzfindong»* haat und nur wenig Blutwasser war bemeik-' Bck Am 19. Juni war das rechte Bein et- was angeschwollen 9 und am 14. Juni eiMgto abermals ein Rückfall , von Neuem stedienda Schmerzen unter den kurzen Rippen der Un- ken Seite. Stark entzündlich ödematoae 6e- | schwulst des linken Unterschenkels mit ver- : mehrter Wärme. Das Sitzen wurde ihmleidi-^i ter, als das Liegen, die Stiche vermehrten sich, J wenn das Bein wagrecht lag* Der Puls ¥mr : unterdrückt, noch an diesem Tage OeSnong t erfolgt, die Zunge rein und feucht Pat. nahm stündlich ein Pulver von zwei Gran Cfr- lomel, zehn Gran Salpeter, abwedisefaid mit einem Efslöifel einer Emulsion von einer halben Unze Mandelöl, acht Gran Campher, zehnGhan Akonitextract, einer halben Unze Opiumsymp und einer Drachme Salpeter; in der Seite und am Beine wurden Einreibungen von einer Miadmng von grauer Quecksilbersalbe und Kampher ge- macht. — Den 15. Juni. Von den Pulvern wa- ren fünf verbraucht, und Pat hatte einmal Oeff- nung gehabt, auch sehr viel klaren Harn ge- lassen. Der Schmerz in der Brust war vow schwunden, die Geschwulst im Beine gr5fii<-- tentheils. Den 16. Juni. . Pat war viermal XU Stuhle gewesen, das erstemal natürlich^ die letzternmale ging ein dicker, galliger ScUanun ab. Ohne Schmerz. Erquickender Schlaf. Nur um die Knöchel herum noch etwas ödemattae (Geschwulst Es wurden nun keine Arzneien weiter verordnet, nur die graue Quecksilber^ salbe, welche am 89. Juni erneuert wurde, sollte noch tAglich ein - bis zweimal in den Unter- schenkel eingerieben werden. Indeis hielt ^ Mb. dieser (der linke) Schenkel fortwährend

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bald mehr, bald weniger geschwollen, und das Gefühl von Verlähmung wollte, in demselben nicht weichen. Ich lieb ihn deshalb vom 3. Juli an hl eine Flanellbinde wickeln und diese mit einem Gemisch aus Benzoe, Bernstein und Kampher durchräuchern. Am 19. Juli wte wieder mehr Härte und vermehrte Wärme vor- handen, weshalb die Räucherungen weggelas- sen und allein die Einreibungen fortgesetzt wur- den, worauf Härte und Geschwulst sich wie- der minderten. Bis zum 17. August wurde die Salbe noch zweimal erneuert, und am 89. Au- gust nochmals zwei Tassen Blut gelassen, weil sich wieder stechende Schmerzen in der rech- ten Unterrippengegend, einstellten. Von da an bis jetzt (den 27. Januar 1840) ist er gesund gebheben. 7—

Ungeachtet der Achnlichkeit der äufsem örtlichen Erscheinungen in diesen beiden Fäl- len, sind dieselben, ihrem Grunde und Wesen nach , gleichwohl gänzlich verschieden. In dem ersten war von Anfang an ein gesunkener, in dem letztern ein gesteigerter Lebenszustand, dort das Fieber nervös und Hinneigung zur Entmischung der Säfte, hier das Fieber ent- zündlich und die Säftemischung äberbildet (hy- perpotenzirt) ; dort war die Entzündung eine scheinbare (passive), hier eine wirkliche, active, doch war sie auch in diesem letztern Falle keine, nach älterm Sprachgebrauch, wahre Ent- zündung, sondern mehr eine gallige, rosen- artige. In jenem Falle hatte sie ihren Sitz an- scheinend im Zellgewebe, in diesem ursprünglich in den Venen. Es geht aber hieraus zur Ge- nüge hervor, dals mit dem Namen falscher Rose (Pseudoerysipelas) ein sehr verschiedener Krankheitszustand häufig bezeichnet wird, der

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von entgegengesetzter Beschaffenheit sein kann^ und daher auch eine gan£ entgegengesetzte Behandlungsweise erfordert.

Hinsichtlich der Behandlung kann ich nicht unterlassen zu bemerken^ dals im erstem Falle der Verlust von etwa zwanzig Unzen Blut und die Gabe von eilf Grau Calomel^ vorzüglich er- sterer, einen sehr nachtbeiligen Einflulls auszu- üben schienen, während in dem letzteren nach und nach achtzig bis vierundachtzig Unzen Blat entzogen y 180 Gran Calomel gereicht und zwei und eine halbe Uuze graue Quecksilbersalbe eingerieben wurden, nicht nur mit günstigein Erfolge, sondern auch ohne alle bedeut^e Einwirkung auf die Speicheldrüsen.

14.

An demselben Orte spricht Hr. Dr. Fncke von Entzündung der Lymphgefäfse und der Lymphdrüsen, die im Gefolge von Geschwü- ren oder absichtlich hervorgerufoncn eiternden Flächen entstehen , und die er nicht durch R^ Sorption der angewendeten reizenden Mittel, z. B. spanischer Fliegen, sondern durch einen rein dynamischen Procefs erklärt wissen will. Dafs dergleichen Entzündungen nicht inner von blofs resorbirten scharfen Stofibn, senden auch ohne Anwendung derselben entstehen und einen sehr unglücklichen Ausgang nehmen kön- nen, hatte ich selber sehr früh schon als Prak- tikant, im Friedrichs -Krankenhause in Kiel m erfahren Gelegenheit. Einem Kranken VM vorgerückterm Alter wurde ein Haarseil in dei Nacken gelegt; nach wenigen Tagen . bildete sich eine rosenartige Entzündung aus, die skl bald über den, Kopf und einen grofiseii Thd

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das Oborkdrpors verbreitete , und ungeaelitet aller KiiusUiülfe in kurzer Zeit den Tod her- beiführte. Da der Fall mir nicht in seinen Kin- selnheiten gans gegenwörtig ist^ so kann ich auch nicht unbedingt behaupten^ da£s hier von einer Kotzündung der Lyrophgcfäfse und Lymph- drüsen, in Fridce's Sinne die Rede ist; indefs ist es wohl überall fraglich, ob, wenn auf sei« che Weise Entzündungen entstehen, es immer vorzugsweise nur die lArmphgefafse sind, die davon befallen werden; können nicht ebenso- wohl die Blutgefäfso Theil daran nehmen? Und dann, welch einen Unterschied macht der Vf. zwischen einer Bntzündung der Lyrophgofäfse,, die durch Kinsaugung, und der, welche rein dynamisch entsteht? Beide Verhältnisse stellen durchaus in keinem logischen Gegensätze. Wahrscheinlich will er sagen: um eine Ent- zündung in den Lymphgcfüfsen zu veranlassen und zu bedingen , i»! es nicht erforderlich, dafs der reizende Gegenstand in die Lymphgefafse aufgenommen und den Drüsen zugeführt werde, die Heizung der Mündungen dieser Gefafse ge- nügt schon. Nur zu häufig wird der Dy- namik (dem WirlcungHvcrmö^en , der Krafl), die Materie (das Substrat des Offenbarwerdens der Kraft) entgegengesetzt, ohne hierbei zu bedenken, dafs beides Eines und dasselbe, nur aus zwei verschiedenen Gesichtspunkten be- trachtet ist. Ewig und immer niufs daher der alte Satz wiederholt worden, dafs Kraft ohne Materie, und Materie ohne Kraft Undinge sind. In dem organischen Leibe ist, wie in der Na- tur überhaupt, Alles dynamisch. Alles ein Wech- Belkampf entgegengesetzter Kräfle, welche sich in ihrem räumlichen Erscheinen, in ihrem schein- bar beharrenden Zustande^ als Materie, und in

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ihrer Thätigkeit aLs materielle Regsamkeit kund geben. Daraus folgt demi^, daCs^ wenn ein in die Saugadem and in die Saugaderdräsen auf- genommener Stoff Entasündung in ihnen veran- laist, dies eben so gewifs ein dynamischer Vorgang ist, als weiln die Entzündung durch blolse Einwirkung auf die Nerven hervorgeru- fen wird, welche den Mündungen der Saug- adem beigegeben sind, und die vielleicht das schärfete Mikroskop nicht entdeckt Dafo ein solcher Vorgang häufig Statt findet, leidet kei- nen Zweifel, denn wie oft sehen wir die Saug- adem und Saugaderdrasen , besonders an Aea obem und untern Gliedmali»en , ohne vorhan- dene Geschwüre oder absondernde Flächen, entzündet, allein in Folge eines fremden Rei- zes, z. B. eines Splitters, oder anderer örtln eher Reize.

15.

Bei der ebenfalls a. a. O. erzählten Kno- chenhaut-Entzündung des Unterkiefers erinnere ich mich eines ähnlichen ^ der Mittheilung nicht unwerthen Falles. Er ereignete sich bei einem dreiundvierzig Jahre alten, greisen, stark gebauten, mehr hageren Bauer. Als er mich den 8. October 1831 um Hülfe ansprechen UeÜB, war er bereits dreizehn Tage krank. Er be- kam anfangs Fieberfrost, dreimal an einem Tage, mit dem sich Zahnschmerz und Ge- schwulst der linken Backe einstellten. Gleich am ersten Tage liefs er zur Ader, und den 7. Oct. nahm er Jalappenpulver zum Abffihrea, allein ohne Erfolg. Ich fand ihn aufsitzend; aufser dem Schmerze in der stark entzündlich geschwollenen Wange war er schmerzfim« Das

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Schlacken war sehr gehindert, er warf viel speichelartigen Schleim aus, die Zunge war sehr stark mit Schleim belegt, der Geschmack vbel, die Eislust fehlte, der Durst war gesteigert, Druck in der Herzgrube, der Stuhlgang unge- stört, der Harn weife getrübt, das Fieber lebhaft, die Haut Ton erhöhter Temperatur, trocken, der achtzig bis neunzig Schläge zählende Puls voll, hart und schnell; Pat. litt an Schlaflosigkeit und sah sehr elend aus. Der Hauptsitz der Entzündung schien die Ohrenspeicheldrüse zu sein, jedodi schien dieselbe von einer Entzün- dung der Knochenhaut des Oberkiefers auszu- gehen, und mit dem anfangs gehabten Zahn- scfimerz in Verbindung zu stehen, wie auch der Verlauf der Krankheit zeigte. Da Eiters Jnldung schon begonnen hatte, die Entzündung aber noch sehr bedeutend war, so liefs ich zu- vörderst acht Blutegel an die Wange setzen, warme Umschläge von erweichenden Kräutern und Leinsamen, in Milch gekocht, machen, imd innerlich stündlich einen Elslöffel voll von einem Aufgusse einer Dradune Flor. Ar- ide, von sieben Loth Colatur, vermischt mit einer halben Unze Sauerhonig, einer halben Ihachme Salmiak und einem Gran Brecbwein» stein nehmen; zum Getränk Gerstenwasser. Den 10. Oct. Die Blutegel hatten hinlänglich gesogen. Das Fieber hatte sich verloren, mit dem Schlucken ging es besser, allein die Ge- sdiwolst hatte sich über die ganze Wange ver- breitet, und auch über den obem Theil des Halses Pat. war noch inuner schUflos. Die Unsdittge wurden auf dieselbe Weise fortge- sstat, und zu dmi Ende die Kräuter erneuert. Innerüdi erhielt er jede andere Stunde einen EflriAffel voll von einer Mkichung ans einem halben

Joiiro.XCm.B.8t3. O

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QxueitA Salmiaki einem Gfaran Brecbweinstein, yier Loth Fliederwasser und einem Loth SanerhÖBig. -*- Am 11. Oct war ein sehr übler Gerueh de« Alberne vorhanden, mis der Nase kam Biber. Die Umachl&ge und die Mixtur wuidooi er-^ neneitj *- statt des Gerstenwassers, -welohi Pat auwider war, ein Aufguis von Malz verordnet. -^ Den 18. Oct Der Eiter schien von der Mitte der Oberkinnlade herzukommen, dem Kranken war fibel gewesen; die Kräuter zu denUmsehlligeB wurden erneuert, und auchasumEinathmenTon, Dimpfen verwendet, innerlich der schon er- wähnte Aufgofii stündlich fortgesetzt. Aai 14. Oct fand ich Pat sehr elend , die Gesdiwidet Mir bedeutend, weich, schwappend, sie ei^ streckte sich vom Ohre bis zur Blitte des Hal^ ses; auch aus dem Munde quoll jetzt stjaken» An Biter hervor ; das Schlucken war erträgüd^ behindert dagegen das Athmen* In del» obem Theile der Mundhöhle, so wie in der Gtegend der Kinnbackenhöhle, war keine besondere Ims- lEorragende Stelle wahrzunehmen. Die Kgifte sanken; ein weicher, häufiger Pul» entspfadl diesem Zustande. ÜnglückUcher Weise halte ich. vergessen, meine Verbindtasche miH mirn nehmen. Um die Eitergeschwulst zA Ailieii^ wurde in der Mitte der OhrenspeioheldrBB» elmi Inoision gemacht, allein erst in der Tiefe r6m einigen Zollen traf ich Eiter , und dieser floft, nicht wie aus einer gemeinsamen Eiteihötale^ sondern wie ans ZeUen oder Fistelgängen her- vor, und hatte einen äafserst ünangenehmeo^ ftniigen Geruch. Das Athemholmi wntd» diH dundi zwar nur wenig erleichtert, jedoch m- higw und weniger hörbar. Auch konnte Pat den Mond nun so weit öffnen , dafs die Zähne der leidtaden Seite näher untersucht werden

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ten, wobei Eiter gerade aus dem Winkel der Vereinigung beider Kinnladen hervorflofis; die Backenzähne waren zum Theil lose; und auoh aus der Höhle derselben liefs sich Eiter hor^ ausdrücken. Zu den Umschlägen aus glei- chen Thoilen (von jedem acht Unzen) zerthei- lender Kräuter und Leinsamen, in Milch ge* kocht, wurden nun anderthalb Unzen essigsau* res I31ci hinzugesetzt , dann und wann eine Tasse Fleischbrühe genommen und der Aufguls der Flor. Amic. fortgesetzt Am 15. Oct. zog ich zuvörderst den zweiten und dritten obern Backenzahn aus, wobei viel Eiter hei^ vorquoll, und öffnete durch eine der Lücken die obere Kinnbackenhöhle, allein dieselbe enthielt keinen Eiter; letzterer roch noch immer höchst übel und färbte die silberne Sonde schwarz. Bin grofser Theil des Oberkiefers war von den weichen Theilen entblölst. Die Geschwulst minderte sich nach dieser Operation wenig, in« de& waren Athem und Schlucken jetzt unge- stört, die Zunge noch immer mit einem dicken, gelben Schleim belegt, der Schmerz erträglich, und der Kranke hatte iu den letzten Nächten besser geschlafen. Die zertheilenden Kräuter lie& ich jetzt in Branntwemspül kochen, durch- seihen, mit etwas Essig vermischen, der Ab- kochung essigsaures Blei zusetzen, und ab kalte Umschläge anwenden. Mit derselben Ab- kochung, doch ohne Beimischung von Blei, wurde auch der Mund fleiCsig ausgespühlt In die äulsere Oeffhung wurde niAr Charpie ein- selegt. Am 17. Oct. ms; ich aus derselben Oefhung zwei nobe Bündel sentfirten ZeU- ftBwebes/ worau eine Mrage sehr siinkenden Biten au der ^Mm J Wfim hervor-

■trBate. Em IMm mi >>*^

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unten y bis zm Mitte des Halses , verfolgen, an dessen Grunde eine Gegenöflhung gemacht wurde, gerade aber den groüsen Gefafisen; ans Nase und Mnnd kam kein Eiter mehr. Der Mond wurde jetzt mit einer Mischung aus SaK- beithee und Essig ausgespült , das' Geschwür wurde des Morgens und Abends, nachdem es vorher mit lauwarmem Wasser gereinigt wor- den, mit einem Gemisch aus einer halben Unse Myrrhenhonig, einem Skrupel essigsauren Bleis und drei und einer halben Unze Kalkwasser ausgespritzt und darüber Bähungen mit einer Auflösung von essigsaurem Blei in Wasser ge* macht; innerlich erhielt Pat. täglich eine Ab- kochung von einer halben Unze Königschina, der später Flor, Arnic. und Säuren zugesetst wurden. Am 81« Oct. war das allgemeine Befinden besser, der Schlaf anhaltender, die Zunge feucht, kaum noch weils belefft, die Oeffnung hinreichend, dagegen die Eiterong sehr stark, der Eiter aber weniger übelriechend; um die untere Geschwürsöifnung herum war die Haut wund und sehr schmerzhaft. Die Einspritzungen wurden beibehalten, nur statt der bisher dazu gebrauchten Mischung ein Gre- misch aus Myrrhen- und gereinigtem Honigs Wasser und Phosphorsäure in Gebrauch g^ zogen, die wunde Stelle wurde mit gelber Wachssalbe bedeckt, und für den innem Ge« brauch die Chinaabkochung erneuert. Am 86. Oct. war die Wange stärker geschwollen. Da der Eiter sich bis zum Brustbeine gesenkt hatte, wurde der Fistelgang von der Gegen- ofinung am Halse 'aus in seiner ganzen Län« ge durchschnitten und das offene Gesdiwur mit Wachssalbe verbunden. Der vierte, obere, gan« mit Eiter umgebene Backenzahn wurde

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adsgczugoii ^ zum ferneren Verbinden c^in Ge- misch aus gelber AVuclissulbc tuid Myrrlienho- uig benutzt. Da den 1. November keino wesentliche Vemnderung erfolgt wur^ se be- diente ich mich zum Einspritzen uinuN (Jomi* sches aus Mimosen -Gummischlcim^ Kalkwas- ser, JUyrrhenhonig und einigen Tropfen l'eru- balsam, zum Verbinden gelber Wachssalbo mit Myrrhenhonig. Am 5. Novbr. war das Ge- schwür voll von schwammigem Fleische, die Einspritzungen kamen zum Theil durch dio Nase zurück , als Beweis, dufs dieselben durch die Kinnbackenhöhle gingen. Ich beabsichtigte, das Geschwür in dieser llichtung zu erweitern, allein Fat. erklärte, dafs er nicht mehr geschnit- ten werden wolle. Der Mund konnte, noch im- mer nur wenig geülfnet worden^ Schmers hatte er nicht. Zu Einspritzungen gebrauchte man die schon erwähnten Mittel, aufser diesen gebrannten Alaun zum Einstreuen, Wachs- schwamm zur Erweiterung des obern Fistel- ganges. — - Am iß. Novbr. kam Fat. zur Stadt. Die obere Oefl'nung halte sich geschlossen, die Einspritzungen llurch die untere kamen unter der Zunge wieder hervor, die Backe war noch geschwollen, doch ohne Schwappung und Ent- zündung. In der Gegend dosOlircs hörte man efai eigenthümliches Geräusch, wie wenn Luil durch eine Flüssigkeit dringt; die Wunde am Halse hatte sich sehr verkleinert. Ich iiefs die Einspritzungen einstellen , nur mit der Salbe vorbinden und einen Druckverband anlegen ; die Salbe wurde erneuert. ^ Am 18.^ovbr. war die obere Geschwürsöffiiung nauZi das Geschwür im Mundo fast geheilt; doch kam beim sUrken Druck auf jener goheiiteii Sidio und längs des Fistcigaugcs noch%«lwaf Biter

lOf

und Blot zum Vorschein , auch aus der Höhle des hintern Backenzahns kam eben&Us etwas ISter, so wie aus der Nase noch dann und wann. Der Druckverband wurde fortgesetEt, zum Einspritzen und M undausspälen wurde ' Kalkwasser und Myrrhenhonig mit bmwarmem Wasser verordnet , am 30. Novbr. Ungt. Alth. OL Hyoscyam. mit grauer Quecksilber* salbe zum fiinreiben in die Wange , gelbe Wachssalbe, eingedickter Hyrrhenhouig zum Verbinden. Am 13. December war die ¥i^ stelöffnung schwammig , die Backe stärker ge- schwollen, der Druck in der Gegend des Kinn- backenwinkels empfindlich, beim starkem Schnau- ben kam noch immer Eiter aus der Nase und zugleich aus dem Munde; dasselbe war der FaU beim Streichen längs der Kinnlade gegen die FistelöffnuDg hin. Ich liefisi die Fistel- Öffnung mit einem Pulver aus gebranntem Alaun und armenischem Bolus bestreuen, und dann mil einem Bleipflaster bedecken; innerlich Schwe- felsäure nehmen, den Druckverband fortsetzen und später die Schwefelsäure mit dem Elix. Vitriol« Myusicht. vertauschen. -— Seit dem S4. Decbr. hatte alle Eiterung nach auften auf- gehört und sämmtliche Geschwüre waren ge« heilt. In den ersten Tagen bekam Pat. hefti- gen Kopfschmerz, der sich aber nach und nach verlor, nur in der Nase empfand er noch ein wenig Schmerz, und nur mitunter kam beim Schnauben aus derselben, so wie aus den Zahn- höhlen der untern Kinnlade ein wenig Et» tor^ doch war mittelst der Sonde nirgends ein Gang zu entdecken. Die Geschwulst der Wange hatte sich vermindert, auch konnte Fat. de« Hpnd etwas besser öffiien. Aulser ei-

lOS -

nigen rheumatischen Sehmensen^ bosondera in der linken Seite, war sein allgemeines Befliß- den gut. Aller weitere Arzneigebraueh wurde nun eingestellt; den Mund und die Nase nur noch fleifsig mit Salbeithee auszuspülen ange- rathen, und so erfolgte in kurzer Zeit die Ge- nesung vollständig und ist auch nicht wieder gestört worden.

(FortselEung folgt.)

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IV.

Memorabilien

aof

dem Gebiete der innern und äaTsern Heflknnde.

Vom Obennedizioalrathe and Regnerangs - Medizinal -Referentai

Dn Schneider. ^

in Folda.

Pneumatose der Harnblase.

J.ch behandle gegenwärtig einen alten pernio- nirten OfBcier^ welcher in den Feldzugea des französischen Krieges viel ausgestanden und bei seinem riesenhaften Körper und guter Con- stitution im zweiundsiebenzigsten Jahre noch ziemlich rüstig wäre, wenn ihn nicht wie- der sein altes Ucbel plagte, von welchem or schon vielmal schmerzlich heimgesucht wordel^ nämlich eine Pneumatose der Harnblase, wo Oase durch die Harnröhre ausgeschieden wer- den. Meistens ist dieses der Fall, wenn dio Blase durch Fisteln mit dem Mastdarme od« dar Miotteisdieide in Verbindung steht, wo dann diA I^vAentwidcelung in der Urinblase Statt hat ; GnfBhion des Catheteis, namentlicb

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beim Zariicklassen elastischer Catheter in der Blase, kann Luft in dieses Organ eindriiufen. Es giebt aber auch, wiewohl seliuere Falle, wo in der Blase bei vollkommener Integri- tät der Structur dieses Organs Gase, wahr- scheinlich durch eigenthümliche Secretion der Blasenschleimhaut, sich entwickeln und durch die Harnröhre ihren Ausweg nehmen; zu die- sen gehört nun vorliegender. Der alte ehr- %vfirdige Kranke leidet schon seit vielen Jahren an Abgang von Gries und mitunter auch von Blasensteinen , nebst vielem Schleime ; dagegen ist sein beruhigendes Mittel der Gebrauch der sogenannten Pastilles d'Arcet: Hec. Carbonat. Sodae, secundum pharmac. Edinburg. scrup. quatuor, Sacchar. albiss. unc. quatuor, Ol. Menth, pip. gutt tres, Mucilag. Gumm. Tragac. quan- tom sufBcit, ut fiant tabulae contum. D. S. Oof- ters zwei bis drei Stück zu nehmen. Nicht selten hat derselbe auch einige Zeit Ruhe, dann aber verdickt sich nach und nach der Urin in der Harnblase und wird so stark mit zähem Schleime vermischt, daß» er am Blasenhalse stockt und mit sehr schmerzhaftem Drange ent- leert werden mufs; in und während dieses Harnlassens strömt nun nicht selten aus der Blase Luft mit einem eigenthumlichen Geräusch, xwischen oder vor diesem Schleimhamen, und ■war ähnlich der Ejaculatio Seminis in Coitu. Dieser Windabgang aus der Urethra scheint sich durch den Schleim in der Blase zu bilden. Der Kranke nennt dieses Ereignifs eine Pollu- tion und ist froh , wenn es vorüber ist. Wenn diese Gassecrotion eintritt, ist die Blase aus- gedehnt und circomsGript hart anzufühlen. Hin- siditlich der Behandlung ist wenig gegen dieses Uebel auszurichten. DeUhoe Sylvius empfiehlt den

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Catheterismus: Si qui latentes, sagt er, ob^^ Berventur ia vesica flatus ipsam distendentei^ possent commode immisso in eam calheteffa^ cxitam invenire, aat Syrioga elici. Dieser ist aber bei diesem Kranken nicht anwendbar^ we3 er eine auDserordentlich enge Harnröhre hal^ und diese überdies noch sehr reizbar ist. Ann matische Bäder, Potio Riverii und Einrdbuih- gen von Ol. Menth, pip. aether., Tinct. Opü crocat mit Fett vermischt, lindem dieses pe« riodische und auch von selbst wieder verschwiiH dende Uebel.

Einen zweiten Fall von Pnenmatoae im, Urinblase beobachtete ich an einem jungen Men- schen, welcher das Unglück hatte, in Felga eingewurzelter Syphilis ^ sieben nicht anbedeu^ tende Fisteln im Mittelfleische zu haben, die in die Harnblase drangen und Tag und Nacht unwillkuhrlich aashaft stinkenden Urin und Ja»-* che entleerten. Das Schicksal dieses Kran« ken war sehr traurig, da seine Nähe Gut Je- dermann floh, wegen des unausstehlichen Ge« ruchs, welchen er verbreitete, nur die Sei- nigeu verlieisen ihn nicht und suchten ihn an trösten. Zuweilen verstopften sidi plötsdidl die Fistelgänge, und es traten heftige Sduner- zen ein ; dann half er sich dadurch, dafii er wA einer Fischbeinsonde in die Fistelkanale du* drang und die dieselben verstopfenden Eiter« und Schleimpfröpfe zurückschob. Beim Her- ausnehmen dieser Sonde strömte gleich hinter ihr her Luft mit hörbarem Geräusdi aus der Harnblase. Mehrere Beispiele dieser Artmid uberiiaupt über die Pneumatosen, finden wir in der sehr gelungenen Monographie von fiad, Jlffm Sz/orUcki (die Blähungskrankheiteny Ma-

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nbtthangen , Emphjrsom, Windkolik^ Wind- dit der Gedänne und Oebftrmatteri Gi»e im Bto etc. Stattgart 1841).

K. D.f Ehefraa des Sehullehrors in J. war rch eine UDgeachickte und gewaltsame Zan- ogeburt von einem rohen Geburtshelfer der- ilsen verletzt worden , daIS| als sie mich 1 Jahr darnach um Linderung ihrer grolisen rfdeu anflehte, ich dieselbe bei der geburts* Iflichen Untersuchung in folgendem traurigen istande fand. 1) Der Urin ging Tag und acht durch eine FistelSfTnung der Harnblase id sehr oft mit Geräusch von Winden ab. ittelfleisch, Mutterscheide und Mastdarm wa- n eingerissen und die Winde des Darmkanals »nnten nicht zurückgehalten werden, sondern imen hclltönend aus den Geschlechtstheilen, in Stuhl konnte sie, wenn er hart war, nur nige Zeit zurückhcJten. Welches Unglück »rbreitet nicht Unkunde, Unwissenheit und »chtsinn eines Operateurs I Der Gatte der Oe- ibhandelten vorklagte den Urheber dieser erletzung, die Untersuchung fiel zu seinem achtheile aus und er wurde hart gestraft.

Noch einen Fall von Pneumatosis flatu- Uta beobachtete ich an einer sehr stariceii, «ist gesunden und auch wenig krank gewe- men Frau ; diese verfiel , erst tief in den sechs« ger Jahren, in das höchst unangenehme Ue« Af dab sie stetes, stinkendes und in der Uie sowohl, als noch weniger im geschlos« men Zimmer zu ertragendes Aufstoßen, aus Mtt Magen hatte. Die Ursache war nicht zu rmitteln, Verdacht erregten: häufiger Genufs »her, schwor verdaulicher Speisen, nament- äk dea Schweinefleisches, und Trinken star«

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ker Biere, für ein Frauenzimmer iu ziemlichem;! UebermaaCse , nebst Säure im Magen. Ef8tera> Diätfehler wurden eingeschränkt und die S&ore hinweggeschaffty allein der aashafte Geruch blieb, Morgens war nicht in dem Zimmer zu bleiben, iu welchem die deshalb desperate Kranke geschlafen hatte. Ich verordnete nun viermal täglich ein Quentchen ganz fein go- stoIseBes Lindenholzkohienpulver; worauf der Gestank allmählig nachliefs, die Kranke sidi von Zeit zu Zeit besserte und endlich, nach ziemlich lange fortgesetzter Kur und dem allei- nigen Gebrauche dieses Mittels, geheilt ward.

Fehlen der rechten Niere.

Im Jahre 1814 wurde ich eilig zu dem an einer bedeutenden Harnverhaltung leidenden al- ten vierundsiebenzigjährigeu II. G. in M. ge- rufen, ich fand ihn in groCser Gefahr, pharma- ceutische Mittel waren bereits erfolglos ange- wendet worden und die Application eines Ka- theters nicht möglich, ich war daher genöthigt die Paracentesis vesicae urinariae zu macheD| um den iu derselben schon seit dreifsig Stun- den zurückgehaltenen Harn zu entleeren. Die Function über der Symphysis ossium pubia fimd ich deshalb nicht iudicirt, weil die Blase so weit hinten lag, dafs sie kaum über der Sym- physis gefühlt wurde, ich zog daher die Punk- tion durch das Hectum vor, führte den Flü- ranfschen Troikart hoch genug in das Rectum hinauf, um weder die Prostata, noch die Saa- menbläschen verletzen zu können. Die Ope- ration gelang vollkommen, der Alte fand

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ihr erleichtert y starb aber des Tages darauf 1 den Folgen der schon eingetretenen Blasen- liefindung vor dem Ilamblasenstichey wie die action sseigte. Die Harnblase war ganz leer,

derselben fanden sich sechs Steine von der Irdfte s^ker Erbsen, von welchen einer sich st in den Blasenhals eingoklemnü hatte y wes- üb auch weder olasUscho noch silberne Ka- lter einzubringen gewesen waren. Merk- firdig aber war noch bei diesem Kranken, ifs derselbe nur eine und zwar die linke Niere ktte, welche aber noch roelir als zweimal grö- er, als im naturlichen Zustande und mit vie- m Griese in den Nierenbecken versehen, inst aber regelm&fsig gebildet war, nur einen amleiter hatte, der sich linker Seits in die amblase inserirto. Fast kein Organ* ist dem >iele der Natur so h&uflg unterworfen, als die ieren. Der Mangel der Nieren ist entweder tal, oder partiell. Der erstere ist selten und immt gewöhnlich nur in Verbindung mit an- irweitiger unvollkommener Entwickelung der iteren Körporhälfte vor. Jedoch fehlt es nioht I Beispielen, dais gar keine Niere vorhanden ar. Gilibert (Samml. pract. Beobachtungen, »ersetzt von He&e/ts/rex7 und Plnsohmann)^ hat ehre hierher gehfirige Fälle verzeichnet. Auch Wstriegel (Mise. N. C. D. I. a II. Obs. SS.

86) sah bei einem achtmonatlichen Fötus, 0 zugleich der Afler fehlte und die Extremi- ten verdreht waren, beide Nieren und Harn- ter fehlen.

H&ufiger sind die Beispiele, wo nur eine iere vorhanden ist, wie eben in dem oben geführten Falle, eine Bedingung, die nieht t der gleichzeitigen Verschmelzung und dem

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auf dieselbe Seite Geworfensein beider Nm verwechselt werden darf, allein davon gewöhnliche Grölse dieser einfachen tuen Anwesenheit eines einzigen Harnleiters bestimmt anterschieden werden kann, eine wirklich ein&che Niere allmahlig si< grdüiem konnte, und nicht selten sehr graise^- auf einer Seite liegende Nieren nur einen Eigen Harnleiter luiben. Wo indeis die fache Niere nicht grölser als gewöhnlidi isl^ kann man mit Sicherheit den Fall für den wah- ren Mangel, nicht für Verschmefasung ansa- hen. In der Reg^l aber ist die vorhandene Niere gröCser, als sonst eine Niere sa sna pflegt, und hegt bald an der gewöhnUchea Stelle der Meren , bald in der Mitte auf deoi Ruckgrath. Oftmals zeigt diese eine Bßeie deutlich durch ihre doppelten NerenbeckeD and ) üamgänge, dafs hier nicht ein Mangel, i dorn eine Milsbildung durch Verwachsung ser Organe in Eins vorhanden ist

Blasius (Observ. anatom. p. 115) fuhrt zwei Fälle an, wo in dem einen die linke, im zwei- ten die rechte Niere mit ihren Geftlben and Hamgängen fehlten.

Valsalva {Morgagni de causs» et aed. morbor. Epist. XXXI. §. 25.) sah bei einer Fna die linke Niere ganz und gar fehlen; die rechte ersetzte sie aber, indem sie noch einmal se grofii als gewöhnlich war, doppelte Bedkes und doppelte Harngänge hatte, welche aicii beide in die rechte Seite der Harnblase eiiK senkten. In einem andern Falle (Epist. XXV. ^ 4) fehlte ebenfalls die eine Niere, die vor« handtne hatte nur ihre Normaigr&fse oud ein- fiisheii OefiifiM.

111

Albrechi (Mise. Nat Cur. Dec. II. Ann. I. Obs. 78.) fand boi oinem neugebornen Kinde nur eine Niere, welche auf der linken Seitei nur ein Nierenbeeken und einen I|amleiter hattei dabei aber ziemlieh grofs war.

In einem andern Falle (Jeumal des Seavans 1681. Bf art.) fand sich nur eine Niere, welche auf den Lendenwirbeln lag und zwei Becken mit den gehdrigen Ilarngängen hatte.

Guigneuae (Journal de M6dec 176(k Tom. XIL Avril. Neue Samml. auserlea Wahmeh* mangen. B. III. S. 883) fand bei einem Manne nur die linke Niere, die zwar ein Drittheil grö* Hier, als natürlich war^ aber nur ein Becken mid einen Harngang hatte.

Kaltschmidt (Diss. de uno rene in eada^- vere invonto. Jeuae 1765.) sah eine emzige Niere, welche ihre NormalgröAie um Vieles öberstieg, von einer Lende bis zur andern reichte und doppelte Ilarngunge hatte.

Parkin (Journal de Modoc. 1760. XIII. Nov.) sah die rechte Niere fehlen, die linke aber von aufserordontlicher Gröfse.

Mohrenheim (Wiener Beiträge B.H. S.S97) fand nur eine Niore, welche auf der reehten Seite lag, noch einmal so grofs, als gewöhnlich war und nur einen Harngang von auffallender \^eite hatte.

S<o//(Heilungsmethodo Bd. II. ThI.II. S.179) sah die rechte Niere mit der Nierondrüse, dem Hamgange und allen Blutgefäüsen gänzlich feh- len, die linke war nur etwas gröber, als ge- wöhnlich. Einmal fehlte die linke Niere mit ihren Geföfsen und dem Harnleiter, die rechte hatte die Noi^algrölse; die Harnblase war klein.

Veisac (Verhandlungen Th. VII. S. 168) fand femer auf der ganzen linken Seite nicht

11t

eine Spur von einer Niere ; die rechte wai abi etwas gröfiser, so wie auch der Harnleiter et»J was weiter als gewöhnlich.

Pole (Memoirs of the Lond. med. Sodet Vol. U. N. XXXIX. p. 319) öffnete ein neug^] bomes Kind, bei dem nur die rechte Niere vor- handen war.

^Vrisberg (in HaÜer*s Grundrils der Phy- siologie, von Sommerins und MeckeL Berfin 1788. S. 160. Anm. 73 ff.) sah bei einer Fran die eine Niere mit allen Gefafisen und dem Harn- leiter gänzJich fehlen; die vorhandene war, wie auch die Harnblase, ungewöhnlich klein.

Sandifort (Mus. anat Vol. I. pag. 250) fimd bei einer Frau nur die rechte Niere, von der linken war nur die Nierendruse vorhanden.

Vergl. VoigieVs Handbuch der patholog; Anatomie. Bd. III. Halle 1805.S. 169; und MetMCt Handb. der pathoL Anat. Leipz. 181S. BdL L S. 610.

(Fortsetzung folgt)

^ 118

V.

urze Nachrichten

and

A u s z ä g e.

1.

ilMl und ahwtMhende BOiimg iu Hmtmi». \§$t CManlbrlMtfmafitmtif und Anwmiiung cb» (M- chiciim gegm datitelben.

rgetragen In einer Veriammlong Ton Aenteo m

Schwenningen

von

Dr. 0. JIdfoft, «u ScMMfinliven.

Uie entwickelte iloh bii tum dritten Leben^ahrt gut, T09 da an aber kam dai Gedeiben, ile warni« ; aah gut aoii bekam 16 Jahre alt die Periodei wtl* nun regelmfijGiig alle drei Wochen wiederkehrte und •tark war, Uehrigeni erlangte aie die gehörige Fftlto Stfirke des Körpen, hatte rothe Wangen, arbeitet« hätte nur Ton Zeit tu Zelt heftigei Kopiweb, lontt ile geiund. AU lie 21 Jahre alt war, fiel sie Ina er und wäre beinahe ertrunken. Seit dieser Zeit Ile oft beftigea Gliederreifien und mehreremale wa- lte Gelenke, betondert die Handgelenke, geachwoUeB übmershaft. Sie gebar In ihrem a2atei Jahre und IT Im Sitten Tor drei Wochen. WIhrend der totHia

in.XCULBd.8.8(« H

114

Sdiwangerschaft besachte sie fliren Liebhaber über dem

Rhein, fiel dort in einem Hanse einen Stock hoch berab

uiid hatte auf dem Rückweg noch das UnglOck, tob

einer Wagendeichsel in die linke Seite gestoläen za wer«

den, so da(s sie genöthigt war, im Spital zu Freibmg

Hälfe ZQ suchen. Sie verweilte indessen dort nur swd

Tage and schleppte sich dann nach Hanse, wo de gau

erschöpft wenige Wochen Tor der Niederkunft ankam* Bis

zu dieser klagte sie fortwährend über Schmerzen In der

linken Seite, keuchte^ hostete und sah schlecht aas. Acht

Tage nach der Gebart fing sie an über Mattigkeit n Uh

gen, hatte Frieren, keuchte und hustete starker, schlief

nicht, afs nicht, die Füfse und Unterschenkel adiwoUet

odematos, der Pols war klein » Respirationsgeransdi kaam

hörbar, Gesicht blais, odematos, Lippen blafsblantiob, *

ferner Verstopfung, wenig Urin, Bangigkdten, die sieh

von Zeit zu Zeit steigern, zuletzt Halbschlommer, nr-

mchrte Bangigkeit^ einige flüssige Stahle, Tod« SiehitiB

zuerst einige Calomelpulver zu ^ Gran, dann Seaegi,

Digitalis, Laudanum erhalten.

Seotfon, 40 Standen nach dem Tode. Fgthdft n«! . aübedeutend; die Gefäiibaat des Gehirns UdMtaiidiif&- cirt, das G^rn selbst bat ntAe Blotponcte und da osd dort selbst rothe Streifen, ist nicht erweicht. Im Dann- kanal, aufser einiger Röthe der Schleimbaut des Magesi keine abnorme und von Krankheit herrührende Verande' rung; Milz weich zum Zerdrücken, grofs, die Leber eben&Ib Tergröfsert^ mürbe und mit vielen weichen, weilsen fetti- gen Körnern durchspickt^ die Gallenblase halb toU von dos- kelgelber Galle, die Nieren von normaler Beschaffenheit, du Zellgewebe allenthalben mit Wasser infiltrirt^ ebenso te Mesenterium, welches dadurch wie macerirtiat. Derüli- nis zeigt keine Abnormität, enthält einige braonrothe^ Ufr- tige Flüssigkeit, der Muttermund bläulich, die ViglM dunkelblau, übrigens von Entzündung keine Spar, Ak Eierstöcke gesund, im rechten eine Narbe, im linken eist kleine Höhle mit einiger blutig serösen Flüssigkeit^ In bi^ den mehrere Rieben. Die Schilddrüse vergrolsert, fliisei artig, etwas hart, übrigens nicht degenerhrt ; Bronebäl- Schleimhaut gegen die feineren Zweige hin zansbiBvl streifig ond gleicbmafsig geröthet, die Langen £sat imd^ aus schwarzblan, dasGewtbe derselben fest ganz mill^ rösem Wasser erfdllt, nur die untersten Lappchen aonil and rÖthKch gefärbt, die Lungen sind mit den fä^f^ dem Zwwcfafefll nnd dem Hersbeotel beinahe aUenthdba^

115

lüotan Dnd •eiCIich gröfsConilieih lelir feit verwaotuieii, auf diff freien E^äche ohtiii vorno muhrarc empbytonialiMlie tMeUeü 9 der noch offene Retim zwiichon Kippen - und Lun « ftn -Pleura mit rötlilichcia Meruin KoHillt, der Herzbeutel bl aebr anagedebnl^ enthält wenigitcni 1 Sohop|M*n Rolb- liahes Beivini, und iit lohr verdickt, innen gnnz mit faser- ■loffigem Kuudat bedeckt, villöt. Auoh daa Merz hat diwea weilaviUöae Anaehon von demselben faaeraloflifcen Kieudatf mit welchem ea last durohana bedeckt Jit Der Unke Ventrikel hat etwa« verdickte Wandungen. Beide Ventrikel, noch mehr aber der rechte, und der rechte Vor- hof enthalten^ welche übröie Geriniel , welche lioli in die GafaCM fortziehen. Aua der abgeschnittenen untern Hohl> ader stiint eine Menge ÜÜMigca ichwnrzbbues Hlut in oinem dicken Strahl in die HniHtliöhle hinein, die mittlere Valvel der Aorta blumcnkohlühnlich degenerirt. Die bei- den Ventrikel communiciren mit einander durch eine di- reale Oetfoung in der Scheidewand im untern Tlieil dei- aelben, und die l'ulmonalnrterie entipringt aua dum liii<- Icen Ventrikel links von der Aorta und unmittelbar nebi*B ihr ; die Voriiöfe mit ihren Geiafsen haben die gewöhn» Uohe Bildung.

Die Krankheit 9 an welcher die Frau atarb, ist ohne Zweifel auf folgende Art zu Stand«? gekommen : Das Fal- len in das Wasser legte den (vrund zu dem (lelenkiheu- matismuiy von welchem die Veritorbene von nun an Man- chen IQ leiden hatte , oliwohl er nie einen hitzigen Ver- .laiif maolitew Uebermäriiign Anitrengungen, Widerwärtig- keiten und ungliicklichu ZufüUu steigerten das Luiden wahrend der letzten Seliwangerschaft, der Kheumatiimas eoncentrirte liAh auf dai Herz, und es entwickelte sieh BntartUBg einer iler Klappen der Aorta, Verdickung der Habstans des linken Ventrikeli, Kniziindung des aerÖaen Vebenngs des ll^izeni und des Herzbeuteb mit Aua» aehwitzung von Foienttoir, mit welchem diene leröien -Hiate bedeckt wurden, und von Serum, welchen im Hen- bevtel in bedeutemler Menge sich ansammelte. Die Bron- ebitis nnd das Wosser, welcties in so grofier Menge die Lnogen anfüllte (Lungenödem), theilwciso Kmphysum nnd der Brgufi von Serum tn die Höhlen der l'leura: dleU, so wie die Anschwellung und fetti^ie Beschaffenheit der Le- ber, die Benchaffenheit der Milz und der Krgufs von Wasior in die Bauchhöhle waren ohne Zweifel Folgen der immer weiter gediehenen Krhrnnknng des CHiilralorgaiis des Blutsyntems und der dadurch gehummlün Circulalton

-. 116

des Blott. Wie geneigt der RbeomaliBiBiis iil, te Hen ZQ ergreifen and den Grand za organiaohen Krank-, heiten dieses Organs nnd ebendamit za einer ReHie der fiircbtbarsten Leiden za legen, Ton denen der Tod den Daider meist spät genug erlöst, bt bekannt and beetlligt nch mir alle Tage mehr in einer Gegend, in wefoberder Bbenmatismos endemisch ist, and ohne Zwdfd haben Sie, meine Herren, dieselbe Beobacbtang gemacht Vom hitzigen Gelenkrbenmatismus sind mir in dem Terflosse^ nen Halbiabr sieben Fälle vorgekommen , die idi nach unserer Besprechung in der letzten Yersammlong simml- lich mit Viaam Colcbici innerlich and Einreibongen der Gelenke mit OK campborat, Branntwein, Fomentationea mh warmem Sublimat -Wasser« ({Gr. anfUnc« j, A«]. destill., je nach dem Grade der Untzundung) bdiaadett habe, und die Krankheit verlief in allen dienen Fallea gut, nnd kurzer als ich dieses meist froher anderer Behandlung mit Biasenpflastern, Tartar. emetic n/St* doii| Salzen u. s. w. erlebt habe. Ich gab den Wein tif- lich zu zwei bis drei Drachmen, selbst bis za einer hal- ben Unze, mit destillirtem Wasser und Bibiaohaaltt la einem Fall, wo ich zuletzt nnciam ß tagtinh «reiohle^ entstand Schleimwargen, einigemale aoeh wirkliebes B^■ brechen von Schleim und eine Ait von Zuschnamag dei Schlundes, hernach Diarrhöe. Sonst wurde durch den Weia weder der Stahl noch der Schweifs befördert , wohl aber die Absonderung des Urins , der seine rothe Farbe ond sein Se- diment und seine auffallende saure Beschaffenheit yerlor and, allmählig oder schneller, die normale Beschaffenheit wie- der annahm, womit dann auch die Gelenke anschwolleo, die Schmerzen sich verloren , und in zwei bis drei Wo- chen, selbst noch früher, die Kranken Yollkommen bei^ gestellt waren. Ich brauche Ihnen kaum za bemerkes, dafs ich biebei die Patienten in der Kost sehr kurz bsl- ten, d. nur Wassersuppen, gekochtes Obst and WasKT geniefsen, sie in gleichmäi'sig warmer Temperator znbrit- gen und in Wolle kleiden lieOs, und man mag immerU dieser diätetischen Behandlung einen bedeatenden Tbai des Erfolgs zuschreiben. Die Tinctur wurde bereitet ans ei- nem Theil des friscchen Samens mit acht Theilen Yin.msls- cense. Was nun die Anomalie des Ursprungs der Lungenarterie mit der Commonication der Ventrikel be- trifft^ so ist sie meines Wissens ziemlich selten« Mis erwartete Kyanose, sie war hier nicht Torhandeo, die Mit-

- 117

Uolio ^Irbaog der Schleimbaot de» Mbtterbaliet ond die tiefbltad der Soheide ftuigenommen« * Die Ma^ ler der Verstorbenen ond ibre SUeren Geicbwiiter Ter- doberteo micb wiederboU aaidrüokliob , dafs das Mädobeii Tom dritten Jabr bis zam einundzwanzigsten stets gesund gewesen sei, namentliob nicbt gekeacbt, keine Anfalle Ton Herzbeklemmung oder Qbnmacht gehabt , gut, b. bläbendy rotb ausgesehen, starke und kraftige Arme ge- habt ond stets, von Zeit zu Zeit sich einstollendes, be^* tiges Kopfweb ausgenommen, ohne Uindernifs oder Klage gearbeitet habe. Erst von dem Fall ins Wosser an wordo sie kränklich. Dafs die starke, alle.drei Wochen wieder- kehrende, Menstruation ihit der Anouialie zusammenbfingt, dait dieselbe vielleicht die durch diese Anomalie gestei-

Eerte Veoositüt ausgleichen sollte, wage ich nicht zu be- aopten, doch vermuthe ich es, und mit der Oberm&Od- Sen Menstruation steht dann wohl auch Jio erwähnte blaue 'Irbong der Schleimhaut der Scheide und des Ualses der Gebirmutter in Verbindung. Dieser Fall ^beweist also, daOi, wie Ferrui und Louia annehmen, Anomalieen dea Herzens, wie die unsrige, welche eine Vermischung der beiden Blutarten nothwendig mit sich bringen , nicht notb« wendig mit Blaosucht verbunden sind^ eine Annabmei, welche durch den von BreMchct beobachteten Fall von Ur- iprang der linken Art. subclaviae aus dcr^Lungensohlag- ■der bei einem etwa einen Monat alt gewordenen Kinde^ wobei in den linken Arm nur Venenblut kommen konnte, oboe dafs im Geringsten eine Abweichung in der Haut- fturbe ond Untwicklung dieser Extremität zu bemerken war, noch mehr unterstützt wird. Hasse gibt in seiner patbo- logisobea Anatomie (Bd. S. 226) die Gründe an, wel- che ZQ der Annahme *^zwingen, dafs die Kyanosa fdaa Blauwerden) niclit von einer anderartigen Beschaffenneit des in den GefSfsen ciroolirenden Bluts bei Abnormitltea in den Organen des Kreislaufs überhaupt abbSngt; die fcjanotische Färbung rührt vielmehr nur her von einer Std« rang des Zuliusses des Blutes vom Herzen tu den Lon- gen und von diesen zarGck zu dem Herzen, wie bereite Krsysig und spater IamUs überzeugend dargetban babeo« Bine Störung des Kreislaufs dieser Art, ein iiindenUfs der Circulation war in unserem Fall ursprünglich . nicht vorhanden, daher auob keine Kvanose; das Hindernifii entwickelte sich erst spHter doroh Urkrankung des Her- zens ond in Folge dieser entstand das Keuchen, das

tl8

Oeltm der Lsegen, die blaoliobe Färbang detf Uppean. i*.w« •» eia den kyaootiBcben Mihekommeader Zoalani»

2.

Monaüit^ter Berkhi

über

denOettmdheitszugtand, OebwrtentmdTodeaßltevtmBnUmm

flfitgetheUt «fM dm Aktem derHufeHamd, med, cfttmr^ OitilMkafti,

Mit der dazu gehörigen Wiitervnge - TdbeUem

Monat Septemherm Ceber die Witterung yerweisen wir aaf die beigelugle Talet

Es wurden geboren: 403 Knaben,

372 Madchen,

775 Kinder.

Ks starben: 170 mannlidien,

137 weiblichen Creedilediti über, und 399 Kinder unter 10 Jahren.'

706 Personen«

Mehr geboren 69. ' , ' '

Im September des vorigen Jahres wurden

geboren: 546 Knaben, 461 Mädchen,

1007 Kinder.

Es starben: 203 männlichen,

199 weiblichen Gesdileobts ober, nnd 597 Kinder unter 10 Jahren.

999 Personen. Mehr geboren 8,

Ib TiitJlaifi tMM HoBil Septbr, Torigra lahm wm~ 4^ im Stitoibcr düM« Jahrat wewga gebora 231, nad

Der gwh belle Chanetcr der Knnkbeiten bfieb tot- bemcbend. Diuctifilla mit iwd ohoe Erbrecfaea, ueü nItM näl bladgea Abgäii(eB » mna tn biufigMe«; d»- (Mbbcfa-MTtäse Fieber nit kagavea^VeclKrf, ««d ifc 'f -i" Be*chwtrdee. Wedudfieber bi daxdBiB FÜteB. Der KeieUiiBlen brdtets tieft weiter ue. Daiec dn A^wctl^ea fimdeo )idi HaMni and Sahirtnh, dtick ■idtt Mkr wetbtäut, ma(* »tuti keiaet u dea Pocke«.

Spteitllt Krmtiktittn.

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Ab der Dannaiiliirisdiuät ,&a Hulropt. ,

An Hrdroibocai.

iAki Bydrops petiurdü,

I An der LEberkruiklicit

An der Gtlbiucht .

Am DuroblKLI .

Am Brechdmclifnlt .

An der Rulir. . .

An oTEHnitoLvu F«hl«B Am Krebs ' . .

Am B«uid. . .

Au der Gicht . An dar Bnrnnihr Ab RiiokEmnu'Judarr«

An Dumerweiobung »

jOucb UnglbckiÄlle

C. W. Hufeland'8

Jon r n a 1

der

racttechen Heilkunde.

> \

Fort geseilt' Ton

Dr. E. O.sann,

Geh. Med« Ratb, ordentl« ProfoMor der Medleb aa dir Tenität and der med^ chinifge Aeademie (Br die MQUyr krliii, Director des K. PoÜklin. Inititoti, Rhler dee rotlien fr-Ordenf dritter Klaue mit der Schleife und Mtglied mehrerer gelehrten Geieiliehaften.

Qrau, Fremd, iif tOU n$mi§, Doch grün dei Ii€bm$ gulUker Baum*

Göike.

IV. Stack. Ootober.

Berlin.

Gedmckt oncl Terlegt bef 6. Jteimer.

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•j

I.

G e s c h i c.h t e

etnet

merkTmärdigen , tödtUch abgelaii- fenen AbdominaUeldemu

Von

Dr. Steinthal,

prakdiohem Ante la Berlin«

(Vorgelesen in der Sitzong der Hnfeland. med.*€liiriiiv. GeieUicbaft d. !• Oct 1841.)

Hiine Frau von sechsundzwanzig Jahren, die als Kind und als Juofffrau niemals ernstlich krsink gewesen war, und die, obwohl immer nur bleieh aussehend und mager, doch gesund zu sein schien, befand sich auch in den erstem Jahren ihrer seit sieben Jahren bestehenden Ehe wohl und überstand das erste und einzige Wochen- bett vor sechs Jahren im Allgemeinen recht gut. Nach jener Zeit fing sie indessen an, öfter «a krftnkeln und litt namentlich hftuflg an KopfU schmerzen, heftigen KreuzschnMrzen und kleir •nen hysterischen Passionen, wogegen Bwei8oQ|-*

'S

4

mer hintereinander wiederholter Gebrauch OfltBeebades sich wohlthatig zeigte. Im Früh- ; linge 1839 klagte Patientin ab and ra ober Kolikschmerzen y die mit Kollern im Leibe, Auf- blähungen etc. verbunden waren und hat immer mit dem Eintritt von Diarrhöe aufhörten. Dft j die Kranke den gröfsten Theil des Tages ge- nöthigt war, in einem kalten, nicht ganz Uoeke- neu Geschäftslocal zu verweilen, so vermuthete * man wohl mit Recht, dals dieser Umstand jene Kolik veranlafst habe, so wie die frühem Kopf- und Kreuzschmerzen aus derselben Quelle ent- standen sein möchten. Die Euphorie des See« bades in den beiden früheren Jahren bestimmte den Hausarzt, auch in dem folgenden Sommer ] (1839) zur Wiederholung desselben zu mthen« 1 Obgleich nun, wahrscheinlich in Folge unguis ] stiger Wittenings -Verhaltnisse, die ersten See» | bäder schlecht bekamen und sich öftere Kirii- i ken einfanden, so bestand doch der Badeant * darauf, die Kur fortzusetzen, diejelänger, deste übler bekam, bis sie dann endlich unterbrodien werden mulste. Patientin reiste offenbar kinn- ker zurück, als sie hingekommen war, und an- - terweges hatte sie das Mifsgeschick, von einer heftigen choleraahnlichen Kolik heimgesodit m werden, so dals sie, nach einer mit giolsen ^ Beschwerden und unter stets neuen Eikaltnn- gen verbrachten Nacht, sehr krank und ange- grifien hier ankam. Durch die fleilsigen Be» muhungen ihres Hausarztes wurde sie bald wie- der hergestellt und war nun eine Reihe von Wochen hindurch wieder ziemlich munter , sah indessen sehr bleich und elend aus und bot stets den Ausdruck eines tieferen Abdominal- leidens dar. Wahrend des Herbstes, wo es an nenen Erkaltungen, kleinen Gemäthsbewegon-

gen und aach wohl an Diätfehlorn flicht fehlte, erneuerten sich einzelne Anfälle von Brechko- lik y obwohl in geringerem Grade, und Patientin litt anhaltend an Kollern und Poltern im Leibe. Die Anfalle gingen jedoch rasch vorüber, und erreichten nie eine irgendwie bedenkliche Höhe. Bald nach Neujahr (1840) indessen, nachdem Patientin sich bei stürmischer, nafekalter Wit- terung wiederholentlichen Erkältungen ausge- setzt hatte, entstand ein ungewöhnlich heftiger und hartnäckiger Anfall von Brechkolik, der von allen frühern auf eine ganz eigenthümliche Weise abwich und zuletzt eine bedenklich« Höhe erreichte. Die vorwaltenden Erscheinun- gen waren folgende: die sehr bleich und elend aussehende Kranke versank jn eine Art voa Apathie, ward, gegen ihre Gewohnheit, ver- driefslich, unruhig, warf sich umher, bewegte sich besonders viel mit den Händen, bekam heftige , sich von Minute zu Minute steigernde, endlich ganz unerträgliche Leibschmerzen, wo- bei die Darmwindungen sich wie pralle, festge-. stopfte Würste, krampfliaft zusammen und in die Höhe ballten, sehr empfindlich wurden, bis endlich, bald mit, bald ohne Würgen, und Auf- stofsen ein gallichtes Erbrechen eintrat, das ei- nige Erleichterung brachte , die aber nicht lange andauerte und bald einem neuen, nicht minder heftigen Anfall Platz machte. Sowohl während desselben, als auch in der Remission, litt Pa- tientin an vielem Kollern und Poltern im Leibe, das sich ganz so anhörte, als ob eine halb mit Wasser augefüllte Flasche heftig umherge- schüttelt würde. Die Kranke blieb dabei harl- nickig verstopft, und namentlich war ein Ab- gang von Blähungen nach unten auf keine Weise zu erzielen. Patientin brach zuletzt AI«

6

les^ was sie genob, bald firfiher, bald spateri^. nach dem Genüsse wieder aus, oft unmittdbar nachdem es eben in den Magen gelangt sdm konnte, wurde unendlich leidend und magerte bedeutend ab. Alle Bemühungen, durch koh- lensaure Getränke und Arzneien, durch Ast foetida, innerlich und in Klystieren, durch kräf- tige Purganzen, durch Antispasmodica narco- tica, durch starke Dosen Opium und Morphium, innerlich und endermatisch angewandt, durch B&der, Einreibungen, Fomentationen und Ca^- taplasmen, den Brechreiz zu stillen, die hefti- gen Kolikanfälle zu mildem und eine gehörige Stuhlausleerung zu erzielen, blieben beinahe vierzehn Tage hindurch ohne wesentlichen Er- folg, und man erreichte mit allen diesen Mit- ^ teln fast nichts weiter, als eine unvollkommene ] Darmausleerung, die aber keine dauemdo Lin- }. derung zuwege brachte und wobei ofFenbarnnr •] das abging, was sich nothdärflig bis zum Rectum hindurchgezwängt hatte. In der dritten Woche endlich gelanges, durch anhaltenden reichlichen Gebrauch einer kräftigen Pillenmischung, durch wiederholte geschärfte Klystiere und durch rät eine volle Stunde fortgesetztes heitses Kleien- bad, eine kräftigere Reaction hervorzubringen* Es erfolgten mehrere, Anfangs bröcklichte, nadi- her allmählig dünnere Sedes, die sich nun, bei ^ dem Fortgebrauch der Mittel , täglich unter Ab- gang von Flatus, erneuerten. Der Leib wurde von Tage zu Tage weicher und leerer, zuletzt 80 leer, dafs man, bei der bedeutenden Ma- cies, das Rückgrath durch die Bauchdecken durchfühlen konnte.

Bei der nun viel leichtem Untersuchung des Leibes fand ich bestätigt, was ich schon früher wiederbolentlich bemerkt hatte ^

7

die Gegend des Coeeuma etwas härtlich und bei starker Berührung empfindlich y und die Be- aorgniTsy dafs von einem hier Statt fiadenden krankhaften Heerde aus die früheren Zufalle sich demnächst erneuern würden, war c^m so be- gründeter, als auch in den jetzt ruhigem und schmerzensfreieru Zeiten das Poltern und Kol- lern noch immer hin uiid wieder eintrat j wobei einzelne Darmwindungen sich wurstförmig und schmerzhaft zusammenballten , und auch die Nei- gui^ zum Brechen sich häufig genug erneuerte. Kaum waren drei bis vier einigermaßen er- trägliche Tage vergangen, so steigerten sich die Zufälle allmählig wieder. Es trat wieder hartnäckige Verstopfung ein, und das Uebel erreichte nun binnen achtundvierzig Stunden wieder ganz die frühere Höhe. Wir liefsen nun eine einfache Pillenmischung aus Crotonöl und Sapo medicat. bereiten und gaben der Kranken Anfangs alle zwei Stunden eine Pille aus gtt« ^ Ol. Croton., worauf, mit Hülfe eines Klystiers, nach etwa zwölf Stunden eino gesunde ^ breiar^ iige Oeffnung erfolgte. Die Kranke hatte zwar in der Nacht noch Schmerzen und Brechreiz gehabt, aber doch ruhiger gelegen und sich im Ganzen erträglicher befunden. Patientin er- hielt nun alle zwei Stunden zwei Pillen. Es erfolgten jetzt in den nächsten zwölf Stunden vier bis fünf Sedes. Der Brechreiz hörte fast ganz auf, das Kollern dauerte zwar noch fort, aber die Schmerzen waren dabei äufserst ge- ring, und nachdem die Kranke eioe Nacht zum erstenmale seit mehreren Wochen ruhig ge- »chlafen hatte, regte sich am folgenden Tage 0Ogar ehiige Efslust, die mit greiser Vorsicht befriedigt wurde. Nachdem in den nächsten Tagen mehrere reichliche Sedes erfolgt waren.

8

wordo die Dosis der Pillen allmihlig ▼enninderti und, da das Befinden sich i mehr und mehr besserte, die Eislost sich

Seite y die Kräfte sich, obwohl langsam , er hoben y nach einem etwa viensehntigigcn] Gebranch ganz eingestellt

Dais £e Kranke von nun an anf eine^ idi mSchte sagen peinlich vorsichtige Diät geselat ward, bedarf wohl kaum der Erwähnung; ihr ganzes Verhalten wurde mit der grölsten Vor- sicht und Strenge bewacht. So verstridi bei- nahe der ganze Februar, ohne da(s irgend eh Besorgnifs erregender Zufall sich einstellte; die '; Kranke erholte sich bei angemessener Pflege immer mehr, die Leibesöflhnng erfolgte tiglidi ohne künstliche Beihülfe , Patientin nahm an ' Fleisch und Kräften zu, und man würde mm j den besten Hoffnungen haben Raum geben dfii^ 1 fen, wenn nicht jene Härte in der Gegend des ; Coeeums geblieben und eher zu-, als abg^ . nommen und das mit Empfindlichkeit und Bredn -• reiz verbundene Kollern im Leibe sich ab und an erneuert hätte. Nach einer beinahe viw- wöchentlichen Remission nahm zu Anfange des Harz die Empfindlichkeit des Lieibes, das Pol« tem und Kollern wieder zu und ich lielh nun die £rä'ivip/*schen Klystiere, jeden Abend ein% methodisch in Gebrauch ziehen. Eine Unze Tarazaci totius plantae und je zwei Drachmen ' Herb, saponariae et fümariae wurden mit einer Handvoll Weizenkleie zwölf Stunden lang in einem Quart Wasser macerirt, dann bis auf zwei Tassen eingekocht und Abends vor Sehla- fmigehen in den Mastdarm injieirt Die Kly- stiere sehimien ganz vortrefflich zu bekommen; PfttiMrtin bdiielt dieselben m der Nacht, ^ UBgBtOn und fu^tte am nidmien

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Morgen zwei bis drei weiche , breiartige Stuhl- aasleerungen. Der Leib beruhigte sich immer mehr und mehr, aber die harte Stelle blieb im Ganzen unverändert. Das Allgemeinbefinden der Kranken hatte sich indessen wesentlich ver- bessert; Patientin war I aller Warnungen unge- achtet, hinsichts ihrer Diät und Lebensordnung nun schon dreister geworden und beging in der letzten Hälfte des Mai, da sie sich ganz wohl fühlte, die Unvorsichtigkeit, selbst schon Bfor- genpartien im Freien mitzumachen und bei naCs- kalter Witterung in dünner Fufsbekleidung Abends im Freien zu essen« Der üble Erfolg davon licfs leider! nicht lange auf sich warten. Nachdem Patientin seit einigen Tagen wieder auflallend bleich ausgesehen, die Gesichtsfarbe häufig gewechselt und sich unbehaglich gefühlt hatte, fing sie gegen Ende des Monats an^ über kalte Füfse, Ziehen in der rechten Seite, Aufblähung und Empfindlichkeit des ganzen Lei- bes, Aufstofsen und Appetitmangel zu klagen, und der Schlaf wurde wieder durch kleine Ko- likanfälle gestört, die nach dem Eintritt einiger diarrhöeartigen Evacuationen sich minderten. Nach Anwendung einiger Klystiere, so wie beim Gebrauch erweichender Breiumschläge und sanft diaphoretischer Arzneien nahm nun zwar die Spannung des Leibes merklich ab, die Nächte wurden ruhiger, aber die ganze rechte Seite des Unterleibes nahm an Empfindlichkeit dergestalt zu, dafs die leiseste Berührung , das Umdrehen, das Heben des rechten Beines, das tiefere Einathmen, kuiz jede Anregung der Bauchmuskeln mit gestei- gerter Empfindlichkeit verbunden war, und man zur Anwendung von Blutegeln schreiten mulste, deren Nachblutung durch warme Breiumschläge unterhalten wurde und|die dann auch bald wesent*

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liehe Linderung schafften. Patientin war durah diesen letzten Anfall wieder sehr angegriffeD, erholte sich aber so rasch , dafs nach etwa drei Wochen das Befinden der Kranken , den Um- standen nach^ ganz erwünscht erscheinen nmifl» te. Sie sah allerdings noch immer auffallend bleich aus ; die Härte im Unterleibe hatte merk« lieh an Umfang zugenommen , zeigte sich aber '^ jetzt gar nicht mehr empfindlich, störte die ^ Verdauung in keiner Beziehung, Patientin konnte i mit Leichtigkeit kleine Fufspromenaden unter- ', nehmen, schlief sehr gut und fühlte sich zu* letzt so gestärkt, dafs man die schon früher be- absichtigte Carlsbader Brunnenkur nicht nur anbe- sorgt, sondern selbst mit reellen Hoffiiungen auf die Zukunft unternehmen konnte. Dieselbe wurde sechs ^Vochen lang so durchgeführt, dafg Patientin stets bei sehr kleinen Portionen ver- blieb, und es sich bald herausstellte, daCs drei bis vier halbe Becher MühU und Neubrunnen am besten vertragen wurden und hinreichend waren, um taglich zwei bis drei bequeme Aus- leerungen zu erzielen. In der dritten Woche wurde ein vorsichtiger Versuch mit dem Spru- del gemacht, der jedoch, da er selbst in den kleinsten Portionen zu viel purgirte , bald wie- der ausgesetzt werden mufste. Die warmen Umschläge, welche Patientin schon seit länge- rer Zeit hatte in Anwendung ziehen müssen^ wurden auch während der Brunnenkur täglich ein bis zwei Stunden auf die harte Stelle ap- plicirt.

Obwohl nun die Witterung im Allgemei*- nen nicht recht günstig war, und es namentlich in den Morgenstunden oft regnete und kühl war, so befand sich doch Patientin während der gan- zen Dauer der Brunnenkur so wohl, wie man

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68 kaum hätte erwarten dürfen. Der Brunnen wurde sehr wohl vertragen , machte g^ir keine Beschwerden , der Appetit nahm dabei zu, Pa- tientin war sehr gut zu Fufs^ gewann ein et- was besseres Aussehen^ und!die Nächte brach- ten einen ungestörten erquickenden Schlaf. Be- merkenswerth war es, dafs die Kranke das Fahren selbst in den gewöhnlichen ^ oft stark nittelnden Droschken, sehr gut ertrug, wäh- rend sie, wenn sie nach längerem Sitzen auf- stand, einige Beschwerden empfand und an der kranken Stelle das Gefühl hatte, als ob ein zusammengezogener Theil sich allmählig erst wieder entfaltete.

Nach vollendeter Kur hatte Patientin täg- lich zweimal freiwillige Oeffnung , ^uten Ap- petit, ruhigen Schlaf und alle Functionen wa- ren und blieben eine Reihe von Wochen hin- durch in der besten Ordnung. Nur gegen die Zeit der Regeln hin war der Leib ein bis zwei Tage lang etwas gespannter und voller und auch wohl einiges Kollern bemerkbar. Die Pe- riode stellte sich jedoch stets regelmäfsig und normal ein. Dennoch aber konnte ich von jetzt ab nur einer trüben Prognose Raum geben, da ungeachtet jener Euphorie der sechswöchent- lichen Brunnenkur die Härte im Unterleibe, oline dem Gefühl eine geringere Consistenz darzu* bieten , merklich zugenommen hatte , und da es SU auffallend war, um der Beachtung entgehen zu können, dafs Patientin ab und an, ohne evidente Veranlassung, plötzlich in denii chlo- rotischen Teint, so wie in dem Totalausdruck des Gesichts, im Gefühle der erschöpfendsten Mattigkeit das Gepräge eines tiefen Abdomi- nalleidens darbot, was zwar jetzt nbch ziem- lich rasch voiüberging, aber sich doch von Zeit

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m Zeit enieiiertei ohne sieb bei dem G lauer Bäder mit Salz uod aromatisciier und bei der Anwendong stärkender J tel weteDtlich zu verbesserxL

Mitte Octobers stellten sidi zur Zeit die Regeln ein und in der Nacht danaf hatte Patientin wieder einen starkem Kolikaa&l mit Kollern und Aufstocken, nii4 dies wieder- holte sich sonderbarer Weise fast in regeloii- ' Cnigem Typus mehrere Xächte hinteronaBdcr zwischen zwei und drei Uhr. Die harte Stcb Hurde wieder empfindlicher und Patientio wuida durch die gestörten Nächte TcrdrielsliGh angegrifTen. Erkältung schien auchdieaaal Veraulassung zu sein, da Patientin in deck ten Zeit trotz Wind und Wetter i^usgegangca^ | au&erdem aber im Genuis rohen Obstes niclift ,i| vorsichtig gewesen war. Bäder und waime ^ Umschläge waren noch immer fortgesetzt war-. ' den, und ich hatte in der letzten Zeit das Kali hydrojodicuro, eine Drachme auf eine Unze Ung. rosat., Morgens und Abends wie eine Bohne grofs einreiben lassen. Die Geschwulst war nun bereits Faustgrofs,' ihre Basis fühhe äeh kiiorpelhart an; bei stärkerer Berührung dend* ben empfand Patientin Schmerzen, die andi nach geschehener Untersuchung nodi eine Zeit- lang andauerten. Die Leibesöflhung erfolgte regelmäüsig , die Excreta alvi boten nichts Ab- normes dar; der Urin flols frei, unbehuidert und normal ab; die Menses traten bisher regel- mälsig ein: der Appetit , der Schlaf waren au- Iser der Zeit der Kolikanfalle vollkommen ge- * sundy und so geringe Hoffnungen ich auch nadi so vielen fruchtlosen Bemühungen noch hegte, dab es gelingen wurde, eine Rückbildung zu * ■>! i^aobte ich doch nach den bish»- -

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rigen Erscheinungen mit Bestimmtheit anneh- men zu dürfen y dafs bisher kein Unterleibsor- gan wesentlich crgrifTen sei, und dafs jenes Chondroid zwischen den Platten des Mesoco- lon mitten inne liege oder von aufsen her in der Gegend des Coecums sich irgendwo angehef- tet habe. Die der Reihe nach zu Rathe'gezo- gencn altern Kollegen stimmten dieser Ansicht vollkommen bei, und vermochten leider! meine prognostischen Sorgen nicht zu verscheuchen. In den ersten Tagen des Novembers wurde, unter Beibehaltung der bisherigen Mittel, ein sein: vorsichtiger Versuch mit einer Solut. ferri hydrojodici gr. vj auf 2i Unzen alle zwei Stun- den zu einem TheelöfTel voll, gemacht. Das Mittel konnte aber nur vier Tage fortgesetzt werden, da Alles viel schlimmer ward und die Kranke nun ein Vorurtheil gegen das Bfittel hatte, was ich um so weniger zu unterdrücken mich angeregt fühlte, als ich selbst einigerma- fsen zweifclhart war, ob nicht einige Sympto- me von der Arznei herrührten und ich eine ent- Bcheidende Wirkung von derselben nicht er- warten konnte. Patientin bekam zum ersten- male in ihrer Krankheit Fieber, Aufstolis^n, Widerwillen gegen alle Genüsse, bedeutende Mattigkeit, hin und wieder selbst kleine An- flüge von Ohnmacht, gesteigerte Empfindlich- keit in der kranken Stelle , Ziehen in den Schul- tern und wurde so empfindlich, dafs das lei- seste Geräusch ihr zuwider war. In der Nacht konnte sie nicht nur keinen Schlaf gewkinen, sondern war ungewöhnlich unruhig und auf]p;e- regt. Blutegel, Breiumschläge mit Narcoticis versetzt und innerlich beruhigende Arzneien, brachten doch einige Linderung. Der Puls blieb indessen noch immer gereiit^ die Abspannung

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grob, die Stimmung verdricfslich. Die Gto»| fliAwiiIst fing an weicher zu werden, und boli einige wesentliche Merkmale von M arkisdiwunaj dar. Der Leib war an der ganzen rechteal Seite, Eumal vom Coecum nach der Inguinal-- gegend hin, prall, sah wie marmorirt aus. Die' von Tage zu Tage weicher werdende Cto- schwulst hob sich immer oehr und mehr, wäh- rend ihre Basis wie von einem knorpelartigen Hinge umfalst war, die weichere Partie fohlte sich teigicht an , Fluctuation war nicht zo be- merken, wohl aber von Zeit zu Zeit ein be- deutendes Zurücksinken der Geschwulst, so dab eine Kraterform sich an der kranken Stella^ bildete und man eine Windung des Dickdarms ■) nadi unten hin so oberflächlich durchfühlt^ ata \ ob sie unmittelbar unter den Bauchdecken Ifige. i Die Aussichten wurden von nun an immer tr^ ' ber; Patientin verlor immer mehr an Kräften, hatte bei vollkommen fehlender Eislust stete Neigung zur Diarrhöe, schwitzte viel, schlief schlecht, wurde merklich magerer und hinfalli- ger und fieberte anhaltend. Die Umgegend der Geschwulst wurde immer praller, höckriditer und varicöser; der Tumor selbst hob sieh im* mer mehr und mehr, spitzte sich endlich .nadi dem Os pubis hin an einer Stelle merklidi su und schimmerte weifslich durch. Am & Jap* nuar Nachmittags bekam Patientin plötzlich ei* neu heftigen, fost unerträglichen Schmerz in der kranken Stelle, der aber fast eben so plötz- lich nachliefs, als er entstanden war und ein Einsinken jener Spitze zur Folge hatte. Als ich am Abend jene Stelle genau untersuchte^ bemerkte ich eine kleine Oeffhung, in der Grö- fse eines Nadelknopfes, die einen Eitertropfen enthielt. Ein behutsamer Druck an derselben

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entleerte eioeu dicklichen y gninliehen, stinken-» den Eiter, in welchem zahlreiche schwarze Pünktchen, wie angefeuchteter Schnnpftaback^ umherschwamroen. Die Kranke war darüber sehr erfreut, obwohl sie, nachdem in kurzer Zeit über vier Tassenköpfe voll jenes stinken- den, nur zu deutlich mit Fäkalmasse unter- mischten Eiters eptleert worden, in hohem Grade matt und coUabirt war. |ch hatte alle Mühe, meine mit 'der eigenen Stimmung der unglücklichen Kranken nur zu sehr contrasti- renden Gefühle zu unterdrücken, da ich von nun an der Hoffnung eines endlich günstigen Ausgangs keinen Raum mehr zu geben vor* mochte. Die Wunde sonderte von jetzt an sehr reichlich einen bald mehr, bald weniger mit dianhoeartigen Flüssigkeiten gemischten Eiter ab, hin und wieder kam auch reiner, gu- ter Eiter zum Vorschein, und auCserdem hatte Patientin täglich mehrere dünnflüssige , mit Eli- ter und Blutstreifen gemischte Ausleerungen* Der Appetit fehlte fast ganz; Patientin litt viel an Aufstofsen, Würgen und Brechreiz und die Kräfte nahmen in bedenklichem Grade ab. Bei alle dem bot die Geschwulst durchaus kein bes- seres Aussehen dar, und die Umgegend der kraterformigen Oeifnung blieb noch immer knor- pelhart. In der zweiten Hälfte des Januar bil- deten sich in der Nähe der ersten Oeffnung noch mehrere andere, so dafs die Bauchdecken hier zuletzt ein siebförmiges Ansehen gewan- nen. Am 18. Januar machte sich zum ersten- male etwas Oedema pedum bemerkbar. Nichts desto weniger schien sich in der letzten Hälfte des Januar das Allgemeinbefinden der Kranken SU verbessern und was bei dem noch immer ab und an eintretenden Aufstofsen, Würgen,

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und reichlichem Erbrechen fast begreiflich war, der Appetit wurde immer ger. Patientin opponirte mit bisher ungewohn«,^ ter Entschiedenheit gegen den Fortgebraadt; der nmi schon seit einer Reihe von Wochen gebrauchten China* Abkochung, und war nidit davon abzuhalten , ihren Appetit auf saure and Baldige Genüsse, Gurken, Hering, Sarddlen^ BU befriedigen, nicht selten unmittelbar nach eben erfolgtem Erbrechen, .ohne dals sie die

Seringsten Beschwerdon davon verspürte. Bei >\ er örtlichen Behandlung der kranken Stelle | waltete die Indication, die Wunde rein ara hal- ■' ten und die fernere Schmelzung der Hirten t wenigstens nicht unversucht zu lassen. i

In den letzten Tagen des Januar ging viel : Blut und Eiter mit dem Stuhlgang ab und andi die Wunde eiterte stark; Patientin fiohlte mch * hin und wieder sehr abgespannt, die Nidite waren, ungeachtet des nun schon' seit länge-, rer Zeit nicht mehr ausgesetzten Opiats, sehr unruhig. Der Appetit aber erhielt sich fort- während sehr rege und Patientin verlangte stets am lebhaftesten nach derber Kost, wUurendsie das für sie besonders Zubereitete verschmähte^ und recht verdrie&lich werden konnte, wenn man ihr Manches versagen mulste. In sweiten Woche des Februar wurde Patien-^ tin von der damals herrschenden Grippe heim- gesucht, die nahe an vierzehn Tage anhielt und sie sehr herunterbrachte. Blut- und Bitei^ abgang aus der Wunde und mit dem Stuhl- gang dauerten dabei unverändert fort Die Kranke wurde nun von Tage zu Tage elender und hinfälliger; das Oedema pedum nahm im-

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noer mehr zu, auch dio Hände wurden bald ödematös aufgetrieben ; der Durchfall war nicht ganz zum Weichen zu bringen, Patientin schwitzte sehr viel und dio Ma|;erkeit erreichte den höchsten Grad. Der birfnr rege Appetit verlor sich immer mehr und mehr und ging endlich in einen wahren Ekel gegen alle Ge- nüsse ohne Ausnahme über. Das Gesicht wurde immer spitzer und eingefallener, die Hände im- mer kühler, der Puls immer matter und dün- ner; der Schweifs kalt, etwas klebrigt. Schon am S6. März konnte ich an der ganz kalten, stärker ödematösen rechten Hand den Puls gar nicht mehr fühlen; das Gesicht war hippo- kratisch, das Schlucken fing an schwer zu werden; Patientin hatte häufiges Schluchsen; die Wunde sonderte noch immer viele f&cu» lente Fluida ab. Erstaunenswerth war es, wie beinahe in gleichem Verhältnisse mit den von Stunde zu Stunde immer mehr sinkenden Kör- perkräften der Geist der Kranken einen immer lebhaftem Aufschwung gewann, so dals die- selbe nicht nur nicht das leiseste Vorgefühl des 80 nahen Todes hatto, sondern sich auffallend gesprächig zeigte, und sich von den gewöha- nchsten Dingen so lebhaft, so unbefangen un- terhielt, dafs ich fast Mühe hatte, die aufkei- nienden Hoffnungen der Umgebungen zu de- primiren.

Noch am 26steu Abends erkundigte sich die agonisirende Kranke mit lauter, lebhafter Stimme nach den kleinsten Details einer in ih- rer Bekanntschaft Statt gehabten Soiree, und ich veritnochto kaum, die Unterhaltung abzu- brechen. Am S9sten gegen Abend stellte sich mehr Unruhe ein, Patientin verlangte häufig Joam.XCIII.Bd.4.St. B

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nach dem Slcckbecken^ wollte unaufliörlich eine andere Lage eiuiiehinen, die Sprache, wurde lallend y schwer verständlich, der Athem immer mühsamer 9 bis endlich am SOsten März um zwei Uhr MorgAis ein sanfter Tod eintrat.

Etwa dreifsig Stunden nach dem Tode un- ternahm ich die LeichenöfTnung. Die Leiche war im höchsten Grade abgemagert; Hände und Ffilse ödemalös; die Gesichtszüge nicht auf- fallend verändert.

Bei der EröfFnung des Unterleibes war an 1 der kranken Stelle die Bauchhaut überall adh&- 'j rirt Nachdem die Hautdecken vorsichtig ge- .^ lost waren, liefs ich durch jede einzelne Haut- ^ Öffnung eine Sonde durchführen. Eine deräel- ben bildete einen schrägen Fistelgang von unten nach oben und führte unmittelbar in das Colon .■ ascendens, Hier lag nun ein noch fi|ustgroIfler, unebner, höckrigter, härtlicher Tumor, nach oben mit dem rechten Leberlappen, nach auCsen mit dem lliacus internus fest verwachsen, nach innen einen integrirenden Theil das Colon ascen— dons bildend. Der Druck auf die benachbarten Därme entleerte noch immer aus der Geschwulst Fäkalflüssigkeit und bärmeartige Jauche.' Die ' Geschwulst selbst, mitten durchgeschnitten, btt- dete eine Höhle , deren eine Wandung das Co- lon ascendcns einschlofs, so dafs man sowohl nach oben als nach nutenden benachbarten ge- sunden Darm über den untersuchenden -Finger hinwegziehen konnte. Der Tumor selbst war seiner Natur nach ein Chondroid, stellenweise noch ganz knorpelhart, namentlich an der Pe- ripherie , gröfstentheiis aber in eine Speckmasse degenerirt. Die benachbarten, mit der Ge- schwulst überall adhärirten Muskeln waren hat

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livide und boten das Apsehen eines alten^ har- ten, halbyerdorbenen Schinkens dar.

Alle übrigen Baucheingeweide innerhalb und aufscrhalb des Peritonaei waren vollkommen ge- sund und nur sehr blutleer und welk.

Die Vorstehende Leichenöifnuug ist in so- fern befriedigend, als si^ die Richtigkeit der Diagnose und der darauf begründeten Prognose in der Hauptsache bestätigt, während aus der ganzen Krankengeschichte deutlich genug her- vorgeht, dafs von Seiten der Therapie von keinem andern Kurverfahren, namentlich aber von keinem operativen Eingriff ein günskiges Resultat zu erwarten war. Schon im Winter 1839, mindestens sechszehn Monate vor dem tddtlichon Ausgange, entdeckte ich in der' Ge- gend des Coecums eine kleine Härte von hödi- stens zwei Zoll Länge, doch zu dunkel, asa unbestimmt, um darauf eine Diagnose begrün- den zu können, und erst einige Wochen spä- ter konnte ich, bei der dafpals eingetretenen Leere des Leibes, die feste Ueberzeufi;untf ge- winnen, dafs ich mich nicht getäuscht hatte. Abgesehen davon, dafs es damals noch nicht im Bereiche der Möglichkeit lag, die Natnr je- ner Härte mit Bestimmtheit zu erkennen, so würde es auch, wenn man schon jetzt ihren bösartijgen Character klar durchschaut hätte, zu nichts gefrommt haben, da der zweifelfreie^ tie- fere Sitz des beginnenden Tumors in der Ge-* gend des Coecums eine Radic'alkur auf opera- tivem Wege unmöglich machte. Obwohl im weitern Verläufe der Krankheit eine Reihe von Ifonaten hindurch die flmctioneUen Erscheimm- gen aller Unterleibseingeweide ohne Ausnahme von der Art waren, dafs man zu der Annahme

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berechtigt war, dafe jener Tumor zwischen den Därmen mitteninne läge, sich zwar muthmafis- lich an einer Darmwindung in der Nähe seines ursprünglichen Sitzes adhärirt, aber doch noch keine wirkliche Desorganisation eines edlen Baucheingevveides selbst herbeigeführt hätte, so wurde doch die Prognose darum um nichts günstiger , da ungeachtet der Euphorie bei den angewandten innerlichen und äuTserlichen Mit- tel, insbesondere auch der Karlsbader Kur, jene Geschwulst an Umfang immer mehr zu- nahm und hinsichts ihrer übrigen nur zu deut* 1

lieh palpabeln Eigenihühmlichkeit die oobst- '^ tigkeit ihres Characters nicht lange verken- l nen lieb. ' i

a

Was endlich die Pathogenie der Krank- . heit betrifft, so giebt weder der Verlauf der- # selben, noch der Leichenbefund darüber einen ^. befriedigenden Aufschlufs. Wie und wodurch . V jene Härte ursprünglich entstanden, wo ihr er- ster Keim zu suchen, was ihre Bösartigkeit begründet, woran es liegt, dafs die so zei-^ tig erkannte und hoffentlich nicht unzweek- mälsig behandelte Härte nicht zu schmelzen, in ihrer schleunigen Entwickelung nicht ein- mal zu hemmen war: das sind Zweifel, ,die ich bei der reiflichsten Ervi'ägung aller Um- Btlmde nicht genügend zu lösen vermochte. Die Eltern der Verstorbenen sind gesund und kräftig; von den Geschwistern der Letztem haben zwar einige eine skrophulöse Diathe- sis, fast Alle sehen mehr oder weniger bleich aus« sind aber doch, die gewöhnlichen Kin- derkrankheiten abgerechnet , bis jetzt nie ernst- lich krank gewesen, und es ist folglich audi

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t

von dieser Seite her die Entstehung jenes Markschwammähnlichen Steatom's nicht befrie- digend zu erklären.

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So möge denn das vielseitige pathologi- sche Interesse^ welches dieser Fall darbietet, seine übrigen Mängel entschuldigen und die Mittheilung desselben rechtfertigen!

*■

ir.

Zur

Geschichte der Krankheiten,

welche I

sich von den Thieren auf den Menschen 1 überpflanzen lassen.

Von

Dr. Bernhard Ritter,

prtkt Ärzte zn Rottenbarg am Neckar ^ im Königrdoh -j

Wurtemberg. ' -■

(Fortsetzung. S. vor. St S. 610

2. TFurm.

Wenn wir gleich die von Vines ^) tas- gesprochene Ansieht, dafs der Wurm, wie der' Aotas , sich nicht früher bei dem Pferdege- schlechte entwickelt habe, als bis diese Th£re ihrem ursprünglichen Mutterlande entfuhrt.wor- den s^nd, weder verbürgen, noch mit einer Reihe zulänglicher Thatsachcu unterstfitzen kön- nen ^ so dürften wir demselben doch ein ziem- lich hohes Alter einräun^cn. Man will zwar

«) a. a. O. Vergl. voriges lieft S. 15.

M?.

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schon die Beobachtung gemacht haben, dafs wild erzogene Pferde zum Wurme geneigt wer- den, wenn sie von ihrer frühern Lebensart ab« geführt, in dunstige, warme Ställe eingeschlos- sen und ihnen nur wenig Bewegung vergönnt wurde ; doch dürfte sich dieses als hoch verein- zelte Thatsachc nicht allgemein bewähren. In den pseudohippokratischen Schriften findet der Wurm eben so wenig Erwähnung, eAß bei Aristoteles \ hidessen gibt uns Vepelius ^) ein zu getreues Bild von dieser Krankheit, als dafs wir glau- ben könnten, sie sei von seinen Vorgängern nicht gekannt noch beschrieben worden \^ ja er erwähnt schon der ansteckenden Natur dieses Uebels. Allein auch abgesehefi hieven, so dürfte sich unsere Ansicht dadurch noch mehr begründen, dafs der Uebergang von Rotz in Wurm, und umgekelirt von Wurm in Hotz nicht zu den seltenern B^rscheinungen gehört, Virodurch die grofse Verwandtschaft und Ana- logie beider Krankheitsweson deutlich bekundet wird, was sich in frühern Zeiten ebenso verhal- len haben dürfte, wie in der jüngsten Vergan- genheit. Mit Berücksichtigung dieser Grund- lage können wir also füglich dem Wurme ein ebenso hohes Alter, als dem Rotze mit vollem Rechte zugestehen.

Der Wurm ist , wie der Rotz , eine dem Pferdegeschlechte eigenlhümliche KrankHeits- form, welche sich,, wie dieser, von einem In- dividuum* desselben Genus auf das andere, und unter hiczu ^günstigen Umständen , selbst auf den iVlcnschcn übertragen läfst. Uebrigens wurde die ansteckende Natur des Wurmes von Einigen noch mehr, als jene des Rotzös^

') Ars veterinaria. Lih. I. cap. 3.

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in Zweifel gezogen, so dafs in dieser Bezie- hung die gröfstcn Coatroverscn bei den Schrift- , stellern bestehen. Einige erklären den Wurm unbedingt für ansteckend, andere nicht; einige halten ihn für eine selbstständige Krankheit andere für eine blofse Varietät des Rotzes. Nach den Versuchen, welche an der Veterinärschule zu Lyon und von Vihorg angestellt wurden, geht offenbar hervor, dafs sich der Wurm als ansteckende Krankheit bewährt. Uebrigens be-" steht in Beziehung auf das Wesen des an- steckenden Prinzipes des Wurmes und des Rotzes eine so auflallende Uebereinstimmung, dafs wir beide Krankheiten nur als verschie- dene Formen eines und desselben Zustandes erkennen, und den Rotz als örtliches, den Worm aber als allgemeines Uebcl bezeichnen müssen. Auch der Wurm stellt sich, in Beziehung auf seine Entstehung, in doppelter Art dar, näm- lich entweder als ursprünglich entwickelt, oder durch Mittheilung des Contagiums hervorge- bracht, in beiden Fällen aber stellt er, einmal entwickelt, sich beim Pferdcgeschlechte unter folgendem Bilde dar:

An verschiedenen Theilen des Körpers, b«>- sonders aber an den Seiten des Gesichtes, an den Lippen, am Halse, Rumpfe und verschie- denen andern Stellen erscheinen einzelne runde, erbsen- bis haselnufsgrofse Beulen in der Haut und dem darunter liegenden Zellgewebe , wel- che sich oft schnurförmig an einander reihen. In kürzerer oder längerer Zeit brechen diese einzelnen Beulen oder Stränge auf und gehen in tief greifende, unreine, jauchige Geschwüre über. Hat die Krankheit längere Zeit bestanden, so gesellen sich die Symptome des Rotzes hinzu, und es entwickelt sich Allgemeinleiden.

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Gloichwic der Wurm sich beim Prerdege- schlechte nur als eine Varietät des Rotzes be- währt^ deren Verschiedenheit sichtlich von dem Sitze der Krankheit abhängt; ebenso vor- hält es sich auch beim Menschen^ ja die we- sentliche Identität beider Krankheiten spricht sich hier in einem noch höhern Grade aus^ in- sofern Ansteckunp^ mit iiotzmaterie die Sympto- me des Wurmes bei demselben viel mehr ent- wickelt, als jene des Rotzes, wie das fräher geschilderte Hild der Rotzkrankht)it beim Men- schen auffallend darthun dürflo ; sei es nun, dafs der menschliche Organismus' mehr zur Entwicke- lung des Wurmes hinneigt^ oder dafs die An- steckung in der Mehrzahl der Fälle bei ihm durch die Haut erfolgt, oder dafs die Symptome des Rotzes wegen der Beschränktheit der Aus- breitung der Nasonschleimhaut mehr in den Hintergrund treten, oder aus irgend einer an- dern Ursache. Rayer (a. a. 0.) führt neunzehn Fälle von Wurmkraiikheit beim Menschen auf^ wovon zwölf an acutem und sieben an chroni- schem Rotze litten. Von jenen hatten es neun mit rotzigen, zwei mit von Rotz und Wurm zugleich behafleteu Pferden zu thun, der ein- zige, bei dem diese Umstände unbekannt sind, hatte Fuhrmannspferdo besorgt und in einem Stalle geschlafen. In vier Fällen ist die Krank- heit offenbar eingeimpft worden, in den übri- gen Fällen ist die Art der Uebertragung nicht angegeben, oder nicht bekannt.

Hardwicke (a. a. 0.) theilt einen Fall mit, wo ein dreiuudvierzigjähriger Stallknecht zwei Pferde zu besorgen hatte, welche an der in- uern Fläche der Schenkel Wurmbeulen hatten, und deshalb getödtet wurden. In Folge hie- ven entwickelten sich bei, dem Kneclito iieifse,

scliinerzhafte Cicscliwülstc an .Arm ueo, besoni^crs au der üiuom Fläcln ke), welche allmählig in Abscease welche den Tod herbeif'ghrteu.

Gras (ii. a. 0.) führt eineii E ein Thieiarzt einen Wiirrnabscera Pfertlc öiTucte, und hierauftief sein iu die Abscefshöhle senkte, um di zn erforschen. Nach einigen Ta der Zeigeßiigcr dieser Hand an , wu liaft iinil bedeckte sich mit Fungo. zeigten sich auch schmerzhafte Ki innern Seite des Annes, die in Ab gingen u. s. w.

Altgemeines Bild der Kran Die Wuinikronkheit spricht 8i( sehen durch eine Eiilzundung de fftlse und Lymphdrüsen, ziiweile oberflächlich gelegenen Venen an mafsen, durch viellahige Abscesse denen Stellen des Körpers und dm BtulÖHcn Ausschlag aus, ganz wie des .Menschen, wie das nächste Ray er cutnommone Kranklieitsbild thun wird,

Wo die Krankheit in Folge ei düng entstanden ist, hat man imm Symptome einer Entzündung der L und lymphatischen Drüsen und ein« Zündung des Zellgewebes unter de: genommen. In einem von Rayer , Falle war diese Entzündung nur und die Wunde schon njich vier narhtj aber nach wenigen Tagen Heilung eine acute Entzündung de gcre. Wenn die wurmige Entzü

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so bildet sich zaweilen um dieselbe herum euie wirkliche Pustel, welche in ein schlechtes Ge« schwur übergeht. Vom verwundeteu Finger aus gehen oft längs des Armes rothe kleine Bänder oder Streifen, wie mehrentheils in der acuten Lymphgefäfsentzündung und bei drei von Rayer aufgeführten diesfallsigen Kranken war die Entzündung der Lymphgefäfse und Lymph- drüsen stark genug, um wirkliche Wurmstränge zubilden. In einem Falle sah man diese Entzün- dung auch die Submaxillardrüse ergreifen. Bald schwillt der Arm an, wird gespannt und schmerz- haft, besonders in der Nähe der Gelenke, es bilden sich im Zellgewebe unter der Haut Ab- scesse, das Fieber dauert fort, oder wird hef- tiger. Die Kranken klagen zuweilen selbst sehr bald nach der Einimpfung über Uebelkeit, Man- gel an Appetit, schlechten Geschmack im Munde u. s. w. Bis hieher sind die durch Ein- impfung von Rotz- oder WurmstofF erzeugten Zufälle nicht von denen zu unterscheiden, welr che auf gewöhnliche Verletzungen bei Sectio- nen zu folgen pflegen ; die Ursache allein, wenn sie bekannt ist, vermag diese beiden patholo- gischen Zustände von einander zu unterschei- den. Wenn nun der Ansteckungsstoff nicht tiefer in den Organismus eindringt, so kann bei diesem Grade und Staude der Krankheit oft noch Heilung erfolgen. Zwei andere Rei- hen von Erscheinungen, nämlich der Pustel" ausschlag und der Brand einerseits, und die vieijältif^en Geschwülste und ^bscesse anderer- seits kündigen die allgemeine Ansteckung und mit wenigen Ausnahmen den Tod an. Diese secuudüren Erscheinungen sondern den Wurm genau von den blofscu SectionsYcrlctzungen ab,

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bei welchen nie ein Ausschlag beobachtet Wff-| den ist.

Seciionserfund.

Die Untersuchungen der Leichen an Warn kranklieit verstorbener Mcnscheu sind bisjetitl noch ziemlich mangelhaft. Von zehn von Raye aufgeführten Kranken, welche der Krankheit unterlagen, sind blols vier nach dem Tode un- tersucht worden, und auch diese noch ziea- Hch ungenau. Bei allen Sectionen hatmauAb- scesse im Zellgewebe unter der Haut und zwi- schen den Muskeln gefunden.

Die Diagnose f Prognose und Therapie Stil» men ganz mit dem überein, wad wir bell Rotze, in dieser Hinsicht, bereits erwähnt habek

3. JVuthlcrankheit.

Die Rolle, welche der Rotz und War» beim Pferdegeschlechte spielen, übernimmt beim Hundsgeschlechte die Wuthkrankheit , welche ohne Zweifel mit zu den ältesten Krankheiten gehören , ja vielleicht so alt , als das Hunds- geschlccht selbst sein dürfte. Weil Hippokra- tes dieser Krankheit keine specielle Erwähnung thut, setzt Plutarch ihr erstes Erscheinen in die Zeiten des Asklepiades von Bithynien, um d. J. 80 vor Chr., und Comhes Brassard *), U Clerk u. A. stimmen ihm, in dieser Hinsicht, vollkommen bei. Dafs es aber schon vorher tolle Hunde gegeben habe, und somit die Veranlas- sung zur Entwickelung dieser Krankheit vor- handen gewesen sei, beweist Aristoteles, wel- cher die Wuth als eine der drei Krankheiten

') Journal compleuientaire du dictionnaire des science» inedicalcs. Tom. V. 2. p. 179.

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bezeichnet, welche den Hund befallen , wobei auch nicht zu übersehen ist, worauf schon Caelius Aurelianus ^) aufmerksam gemacht hat, dftfs diese Krankheit nicht in allen Ländern, und nicht zu allen Zeiten gleich gewöhnlich ist. So waren im Alterthume Karlen und Kreta durch das häufige Vorkommen von tollen Hun- den berüchtigt. Auch erwähnt Marshall *), dafs, obgleich die Krankheit hauptsächlich in Europa beobachtet worden sei, doch keine Nachrich- ten existiren, dafs sie jenseits des arktischen Kreises vorgekommen sei, und wirklich hört mau nach einigen Schriftstellern selten, wenn jemals davon, in Archangel, Tobolsk, oder in den Gegenden nördlich von Petersburg. Nie- mals ist sie in Constantinopel, Syrien oder Ae- gypten. Hillary ') gibt an, dafs er einige Fälle dieser Krankheit in Barbadoes beobachtet habe; sie ist indessen aufserordentlich selten in Westindien , so dafs sie in manchen von den Inseln niemals bemerkt worden ist. Nach F^a- lenlin ^) ist diese Krankheit aufserordentlich selten in den warmen Gegenden Amerika*», ge- wöhnlich dagegen in dem nördhchen Theile dieses Landes. Rabies kommt in Indien vor^ doch nur selten. Nach Barrow werden die Hunde in der Nähe des Vorgebirges der guten Hoffnung sehr selten toll. Endüch erwähnt De- molrit , der Zeitgenosse von HippokrateSy nicht nur dieser Krankheit im Allgemeinen, sondern gibt zugleich auch ihre Entstehungsursache an, ein ofTenbarer Beweis, dafs das Stillschweigen des

<) De nioibis arucis. lib. III. cap. 15. eHit. Almeloveen, paß. 229.

3) KaliscK's niedizin. Zeitung des Auslanilet. 1833. Nr. 8. S. 62, Ziff. 24. *) Ebendas.

*) Kbendas.

30 *

HippoJcrates über diesen Punct kein EdU dungsmoment abgibt. Auch vergleicht Hom^r Wuth des H€ktor''s mit der Raserei eines Hundes. Indessen war Celsus der erste, welc die Wasserscheu eines Menschen bescbriebeniil| gegen diese schreckliche Krankheit Mittel ii" gegeben hat. Bufus von Ephesus kannte v| ebenfalls, allein Galen ') liefert uns hievonei weitläufigere und mehr methodische BescbR^I bung, und seit dieser Zeit wurde die Krank- heit unzähligemal Gegenstand besonderer Ak- handlungen.

Gleichwie die ursprüngliche Bntwickeloif des Rotzes und Wurmes ausschliefsliches E- genthum der Einhufer ist, so wird die spontav Entwickelung der Wuthkrankheit nur bei dci Arten des Ilundsgeschlechtcs : dem HwHk Wolfe und Fuchse, beobachtet, und kann skk von dieser Quelle aus, sowohl auf Individoea desselben Genus, als auch auf andere \rariB- blutige Thierc und selbst auf den Menschen fortpflanzen. Bei den, von Pflanzennahning lebenden Thieren entspringt diese Krankbeit nie auf spontane Weise. Mehrere Schriftstel- ler schreiben die spontane Entwickelung der Wuthkrankheit auch den Katzen zu^ und schon Caelius Aurelinmts ^) spricht von einer spontifl entwickelten Wasserscheu bei Leoparden. Mor- gagni ^) spricht sich in dieser Beziehung in folgenden Worten aus: ,,aufser den Hunden er- innere ich mich nicht, gelesen zu haben, dafs die Wasserscheu, oder andere ihr gleichkom- mende gcführliclie Zufalle öfters verursacht worden seien , als durch Katzen." Wenn wir

*) De locis affect. cav. 5. ii. a. m. a. O.

2) I. r. 3) i)ß sedibiis et cans. niorb. coni. Ijub".

epistol. L\I. No. 10.

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^; Übrigens in Anre<;iinji; bringen, dafs die Hunde ^: und dio zu diesem üenus {i^ehörigen Arien bei 'beginnender Wuth Rieh vorzü»[licli unvcrträj^lich 'gegen Katzen benehmen, und ihre Deifssueht also bei vorhandener Gelegenheit zucrHt an die- j Ben Thieron auHlassen , so wird man leicht ein- ' sehen ^ dafs eine Verwechselung des Grundes ^ mit der Folge jener Behauptung zu Grunde liegt; denn man wird, hei genauerer Nachfor«' Bchung, stets Ihiden, dals die wuthkranken Katzen sich zuvor mit einem tollen Hunde oder Fuchse herumgebalgt haben. Ob sich das Wuth- g\ii auch auf Kaltblüter übertragen lasse, hier- über ist mir wenigstens keine Beobachtung be- kannt.

Anlangend die Frage, ob bei bestehc^ider Wuthkrankheit ein eigenthümliches Krankheiis- gift vorhanden sei, welchem man die Fortpflan* Kung der Krankheit von einem Individuum auf das andere zuschreiben müsse , oder nicht, sind die Ansichten getheilt. Fiinige behaupten in dieser Beziehung, dafs das Gift durch den Bifs in die Wunde eingeimpft werde und so in dio Circulation durch Absorption gelange, oderdab es unmittetbar durch die Nerven absorbirt werde; Andere dagegen wollen die nach dem Bisse ei- nes wuthkranken Thieres zum A^orschein kom- menden Symptome der starken Reizung des Gehirnes und der erregenden Wirkung der da- gegen angewandten Mittel zusehreiben, welche durchgehends auf Hirnentzündung hinwirken sollen. Uebrigens mhcit AristoteUs ^) eine so sonderbare, als falsche Ansicht^ wenn er 'sagt: „die Wuth macht Haserei, und alle gebissenen Thiere, m/7 Ausnahme des Menschen, werden toll. Diese Krankheit rafll die Hunde hin^ und M Histor. animal. lih. VIII. oap. 22.

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auch die gebissenen Thiere, mit Ausnahme dti Menschen" Dr. Bosquillon hat die Existens eines Wuthgiftes ganz geleugnet und die Symp- tome der ansgebrochenen Wuth nur als eine Folge des Schreckens und der gesteigerten Einbildungskraft erklärt. Marochetti ^) dage- gen glaubt nicht nur an die Existenz eines Wuthgiftes , sondern hat demselben auch einen besondem Sitz in eigenthümlichen Bl&schen an- ter de| 'Zunge angewiesen. Dupuy, Antonio Soares u. A. haben das Bestehen der Wutly* bläschen beobachtet; dagegen haben Fately Brandt j Urban y jigostino CapeUo ^^ U.A. ver- gebens darnach gesucht; auch wurde das Vor- handensein derselben im Jahre 1824 vermilst, wo die Wuthkrankheit in Augsburg gleichstn einen epizootischenCharacter angenommen bitte. Hieraus geht also hervor , dals die Wathbltf- chen zwar in manchen, ja vielleicht vielen Fällen vorhanden sein können y aber keine we- sentliche und constante Erscheinung der Wu(h ausmachen^ in sofern diese Krankheit auch ohne das Bestehen derselben zum Ausbruch gelan- gen kann, was Marochetti auch selbst zuge- steht. Nach den Beobachtungen von Schottin, JFhite u. V. A. bleibt es sehr wahrscheinlich, dafs die sogenannten Wuthbläschen , avo sie gefunden wurden, nichts Anderes gewesen sind, als die angeschwollenen Glandulae sublingua- les, oder in manchen Fällen auch gangränöse Stellen dafür angesehen worden sind.

üebcr die Ansteckungsfähigkcit der Wuth- krankheit, durch eine Art von Impfung mittelst eines Bisses , dürfte im Allgemeinen kein Zwei-

') Observat. siir la rage, Recueil veter. 1828. j». 60. ^) Memoria suir idrofobia. Koma 1823. .

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I

fei mehr bestehen^ wenn es gleich anerkann- tes Factum ist, dafs nicht alle Bisse dieser Art die Wuth erzeugen, sondern die Ausnah- men sogar sehr gewöhnlich sind. Es ist wirk- lich eine auffallende Erscheinung, dals der Mensch weit weniger Empfänglichkeit för das Wuthgift äufsert, als alle übrigen Thiere. John Hunter ^) erwähnt, dafs ein toller Hund zwölf Hunde und vier Menschen bifs und alle Hunde der Wuthkrankheit unterlagen , ohne dafs einer der gebissenen Menschen hievon ergriiTea wurde;' ferner, dafs in einem andern Falle zwanzig Menschen von einem tollen Hunde gebissen wurden, und nur einer wasserscheu wurde, un- erachtet alle nur solche Präservativmittel da^ gegen gebraucht hatten, deren Unzulänglich- keit durch die Erfahrung nur zu sehr erwiesen ist. Diese Verschiedenheit in den Folgen des Bisses wuthkranker Thiere läfst sich vielleieht dadurch auf eine naturgemäfse Weise erklären, dafs sie, wie die Vipern, ihr Gift durch frühere Bisse bereits erschöpft haben, oder dafiai das- selbe an den Haaren, der Wolle, den Kleidern etc.^ beim Bisse hängen geblieben und nicht in dio Wunde gelang sei, oder dafs diese Krankheit nur in gewissen Stadien ihre ansteckende Na- tur bewähre. Früherer Zeit glaubte man sogar, dafs die blofse Anhauchung eines wuthkran- ken Thieres schon hinreiche, die Ansteckung zu bewirken; indessen fehlt es an authenti- schen Beobachtungen, welche diese Ansicht bestätigen, auch die Versuche Hertwig's, li^l- cher gesunde Thiere in die Atmosphäre wuth- kranker brachte und daselbst längere Zeit ver- weilen liefs , ohne irgend eine nachtheilige Folge

^) Transactions of a sociüty for the improyement of medical and chirargical knowledge 1793. p. 302. Journ. XCIIL B. 4. $t. C

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«

hievoD^ geschweige denn Ausbruch derWuth- krankheit beobachtet zu haben, sprechen di- rect gegen diese Annahme. Indessen fehlt doch anch nicht an Beispielen, dafs das UoIIm Anhieben von Speichel, oder das Lecken emM" tollen Hundes an einer empfindlichen Hautstelle, traorige Folgen nach sich zog. So enskUt schon CaeUus AureUanus (a. a. 0.) von emer ^ N&hterin, dafs sie, als sie mit dem Ausbessem j eines Kleides von einem durch einen wüthenden Hund gebissenen Menschen beschäftigt war, und hiebei mit ihren Lippen und Zunge maselbe \ berährte, schon am dritten Tage in Wuih ve^v- : fieL Hildanus hat uns eine ähnliche Gesehiehte -i anftewahrt, und CaUisen ^) hat zwei Beispieie ^ von Wasserscheu aufgeführt, welche dnreh das ; blolse Lecken eines tollen Hundes zu Stande ' kamen. Eine ähnliche Beobachtung theileh audi .t. Odhelius 2), Monrando '), Grüner ^) u. A. uiti Uebrigens gehören diese Fälle mehr zu den Ausnidimen , als zur Regel. Diese und ähnliebe Thatsachen, deren sich leicht noch mebnere - auffahren liefsen , sprechen ganz unzweidentig ^ aus, dafs das in der WuthkriEuikheit bestehende Contagium fixer Natur sei und sich nur dmeh unmittelbare Berührung mittheilen lasse.

Eine andere , «eowohl in theoretiseher als ' practischer Beziehung ' gleich wichtige Frage wirft sich hier zur Beantwortung auf, nänn^ lieh: oh sich die hei den Hunden $0 cffinAare eontagiöse Beschaffenheit der in Rede sithendni

') Collectan. societ. med. Hayniens. Vol. I. obs« S2.

*) Murrnyy n.ed. prakt. Bibliothek. Bd. 111. S. 372*

') Della !cura preservativa della rabbia canina. An- cona 1755.

^) Almanach für Aerzte iar das Jabr 1786« 8, 148.

^ 35

Krankheit auch bei andern Thieren erhalte^ wenn sie denselben mitgetheilt werde? Huzard scheint zuerst den Satz aufgestellt zu habeOi daüs grasfressende Thiere die Wuth nicht weiter fortzupflanzen vermdgen , und die später an der Alforter Schule angestellten Versuche scheinen diese Behauptung zu bestätigen. Dupuy eibt an f er habe die Wuth bei Kühen und Pferden nie hervorbringen können , wenn er in eine Haut^ wunde den, mittelst eines SchwammeSj in wel- chen jene Thiere gebissen, aufgeftingenen Gei- fer einrieb,, während auf eine ähnliehe Impfling mit Geifer von einem wuthhranken Hunde die Krankheit ausbrach. Aus den von Professor Betti ^) zu Floredz angestellten Versuchen er« gibt sich:

1) dab die Schafe und sämmtlicho Wie- derkäuer die ihnen durch einen wfithenden Hund mitgethoilte Krankheit nicht fortzupflanzen fä- hig sind:

S) dafs das Wuthgift, indem es voa dem einen Thiere auf das andere übergeht^ seine contaffiöse Beschaffenheit verUere;

3) dals der Geifer eines wüthenden Thie- res so wenig, wie ein anderer flässiger oder fester Stoff desselben , die Wuthkraiddieit durch Impfung mittheilen könne; ^ ^

4) da£9 das Fleisch dieser Thiere, selbst wenn sie an der ächten Wuth gestorben mski, durchaus ohne Schaden genossen werden könn^^

Auch Fothergill *) spricht sich in dieser Beziehung, auf Versuche gestützt , dahin aus,

') Hurtrel tfArbovnly WÖiterbiicb der^ Tbierheilkuode, überK. von Renner. Bd. IV. 8. 290.

') Abhandlung über die Natur der Krankheit, die durch den Bifs eines toHen Handea veranlafiit wird. A. d. Bnelischen Ton Werner* Wien 1810. 8. 16 ff.

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V. V.

dafo diese Krankheit vom Menschen dem Hen- flehen und vom Menschen den Thieren nicht mitgetheilt werden könne. Der Recensent >) seiner Schrift. setzt diesem Ausspruche bei, dafo dieses in der That ein Gegenstand sei , der bis jetBt, zu unserer Schande, noch nicht hinläng- lich ausgemittelt wurde; indessen will er selbst im Wiener allgemeinen Civilspitale eine alte Frau, welche sich vorzüglich mit der Wartung Wuthkranker beschäftigte und öfters, ohne al- len NaglUheil, mit dem Geifer dieser Kranken über und über besudelt wurde, gesehen haben. . Mehrere Aerzte, als: Vaughan, Babingtortj CHne . u. A impften llunde und andere Thiere mit dem h Speichel wuthkranker Personen, ohne allen ESr- \ folg. Vaughan hat einen Hund mit dem Speichel Ji eines ai^der Wuthkrankheit verstorbenen Kindes *-' geimpft, und binnen zwei Monaten, während ' deren das Thier beobachtet wurde, blieb das- ■'■ selbe vollkommen gesund. Trotz diesen hier ■'" aufgeführten Thatsachen ist die in Rede ste- " hende Frage dennoch noch nidit mit völliger « Zuverlässigkeit entschieden, da eine andere Reihe von Versuchen und Beobachtungeu zu gerade entgegengesetzten Resultaten führte. Magendie und Breschet ^) impften zwei Hunde mit dem Speichel eines von der Wuth befalle- nen Menschen, welcher noch an demselben Tage starb. Eines dieser Thiere wurde am achten Tage nach vollbrachter Impfimg wüthend and the|Ite die Krankheit andern Hunden und Scha- ' fen mit, welche man von ihm beüsen lieAu Femer versichern Enaiar und Chaussier, dab verschiedene Personen von der Wuthkrankheit

') Medicinisch - cLirurgiscbe Zeitong. ISII. Bd. IV.

S. 131. ') Jotirnal general de mediane, Vol. 52.

!^'

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ergriffen worden sind, welclio sich mit leine- nen Tüchern, die mit dem Geifer eines wüthi- geu Thicres besudelt waren, geschueua&t hat- ten. Schenkius erwähnt, dafs die Krankheit Folge einer Verwundung des Fingers mit ei- nem Säbel, welcher mehrere Jahre zuvor zum Tödtcn eines tollen Hundes gedient hatte, ge- wesen sei.

Wenn auch mitten unter diesen Wider- sprüchen die Ansteckungsfähigkeit wdüikran- ker Hunde im Allgemeinen festgestellt 1)leibt, so ist es doch noch keineswegs zur apodicti« sehen Gowifsheit erhoben, wie viele Genera- tionen das Wuthgift bei den Hunden durchlau- fen könne, ohne an der Anstockungsfahigkeit zu verlieren. Dafs in manchen Fällefl sogar der llifs eines wuthkranken Hundes, selbst wo der Geifer in die Wunde gelangt, die Wuth nicht zur Folge hatte , während zu andern Zei- ten die gelindeste Aufschürfung der Haut diese schreckliche Krankheit nach sich zog , lehrt die Erfahrung. Aßostino CapeJlo ^) hat die Ansicht ausgesprochen, dafs das Wuthgift, wenn es von dem Körper, in welchem es ursprünglich erzeugt wurde, in einen andern übergeffangen sei, nun in diesem zu Grunde gehe, und nicht weiter fortgepflanzt werden könne, und die vielfachen Erfahrungen von Dr. Schottin schei- nen dieser Ansicht nicht ungünstig, indem ihm unter mehr als sechszig, meist von selbst erst angestockten Hunden gebissenen, Pattenten kei- ner starb, während unter ähnlichen Umständen viele Gebissene, ohne alle ärztliche Hülfe, von der Wuth verschont blieben. Indessen sind doch auch nicht wenige Fälle bekannt,

I) a. a. O.

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welche beweisen , dab CapelWs Meinung doieh» aus nicht allgemein gältig ist, und auchSoAol- tin fuhrt mehrere an , wovon der folgende gau beweisend ist: Einer von mehreren Hunde% welche von einem primitiv toll gewordenn Hunde gebissen worden waren, und deshalb auf obrigkeitlichen Befehl erschlagen werden sollte y wurde aus besondern Rücksichten $b Leben gelassen. Er verwundete eine Ziege^ welche gleichfalls etliche Wochen darnach 2le Symptome der Wasserscheu bekam und des- halb erschossen werden mulste.

Zu den auffallendsten Erscheinungen ge- hört das Auftreten der Symptome dieser Krank- heit, in Folge eines Bisses ersfimter Thien^ was zwar vielfaltig in Zweifel gezogen^ aOein durch mehrere Thatsachen nachgewiesen ist, welchen , wenn auch nicht gerade bändige hiei doch eine Stelle eingeräumt werden mufs. Dab der Bilis heftig erzürnter Thiere, bei empfind- lichen Subjecten, der in Rede stehenden Krank- heit ähnliche Symptome hervorzubringen iai Stande sein dürfte, verdient um so eher unsere Beachtung, als es Erfahrungssache ist, daCs selbst der Stich aufgereizter Wespen und. Bie- nen viel schmerzhafter ist, als wenn sie in ru- higer Stimmung verletzen; ohne übrigens der von Caelius Aurelianus und Lecat mitgetheÜ- ten Beobachtung von einem aufgereizten Hahne, so wie von einem Entrich, dem sein Weibchen entrissen wurde, auf deren Bils vollige Wuth eingetreten sein soll, Glauben zu schenken; denn die Vögel scheinen, da sie im 'Allgemei- nen wenig Speichel haben, wenn deren Schna- bel auch stark genug wäre, um die Haut zn verletzen, nur schwer den giftigen Stoff in die gemachte Wunde einführen zu köimen, und

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sind deshalb auch nicht geeignet, die Wuth- krankheit mitBUtheilen. Dagegen theilt uns AUter von Berk$ ^) folgenden interessanten Fall mit: Mehrere Lohnkutscher und dergleichen Leute fingen in St. Petersburg auf der Straüie einen Hund auf^ und unterhielten sich damit, einen Kreis um ihn zu bilden und ihn herum- zupeitschen. Der höchst aufgereizte Hund ent- sprang, und bifiai ein eben vorübergehendes Frauenzimmer, welches binnen sechs Wochen von den Erscheinungen der Wasserecht be- fallen wurde und starb; an dem in Verwahrung genommenen Hunde ward dagegen keine Spur von Wuth bemerkt. So erzählen auch 5oaro- mucd und Gmelin >) ein Beispiel, wo ein &tt« fserst erzürnter Jüngling' sich in den Finger' bifs, nach vierundzwanzig Stunden in die Was^ serscheu verfiel und in kurzer Zeit- als ein Ra- sender starb. Auch erinnere ich mich, in der jüngsten Zeit in einem öffentlichen Blatte ge->' lesen zu haben , wo ein verzweifelt Verliebter, wegen hartnäckiger Zurückweisung seiner Bit- ten und kalter BeharrKcbkeit seiner Geliebten auf ' dem Entschlüsse, ihr seitheriges VerhUt« nifs mit ihm aufzugeben, plötzlich von heftigem Zorne ergriffen , sich in den Finger bifs und in Folge hievon starb. Uebrigens bleibt es hier zweifelhaft, ob mehr die allgemeine Äufirelzung, oder die örtliche Verletzung zu dem Tode bei* getragen habe.

Was endlich die Ansicht derer betrifft, wel- che die in Rede stehende Krankheit mehr auf eine psychische Ursache aufgewecktes Vor- tttellungsvermögen, Furcht und Angst zurück-

<} Wörterbuch der Tbiürbtfilkiinde yon Hurird ttÄrbo-^ valy iibcrs. von Rentier. Bd. IV. S. 244.

^) Gescbicbte der Gifte. S. 327.

_ 40

gefuhrt wissen wollen , so fehlt es aach von dieser Seite her nicht an Thatsachen, welche für diese Ansicht zu sprechen scheinen. Dr. Feiice Asti ^) berichtet von einem Manne, wel^-' eher, nachdem ihn ein Hund gebissen hatte^ den er für wüthig hielt, lange Zeit alle Zo- falle einer vollkommenen Wasserschea editt; i nach einigen Monaten ward er aber überfuhrt, dafis der beschuldigte Hund nicht toll war, und nun verschwand seine Wasserscheu. Der Aizt ' Themison^ welcher seinem Freunde in einer Wuth bis an sein Ende beigestanden hatte^ glaubte endlich selbst augesteckt asu sein und flieh geheilt zu haben; so oft er aber hieven schreiben wollte, so kam ihm immer der qual- volle Gedanke ein, dais er noch an jenem Ue- bei leide. Dr. Jäger ^) sagt in dieser Besie- hung: „Es sind mir Beispiele bekannt, wo «ine j Person aus blofser Angst, der Hund, vonwd- '^\ chem sie gebissen worden, möchte doch, gegen alle übrigens zuverlässige und bestätigte Zeug- nisse von seiner Gesundheit, wüthig gewesen sein, gegen sechs Wochen lang in eine Melan- cholie, — und eine andere, auf etliche Tage in einen wirklichen Furor maniacua veifleL'* * Pet, Frank ^) läüst sich hierüber fblgeit- dermafsen vernehmen: ,J[ch kenne einen ge- schickten Lehrer der practischen Argneitalnde und Leibarzt eines deutschen Fürsten, der, weil er einem Kranken , welcher später an der Wnth

starb, seinen Finger in den Hals gesteckt halten

*

>) Compendio di notizie iiiteressanti circa U teleBO

de rabbiosi animali.

^) Medicinische Anweisung wegen der (ollen Hundt- watb. Stattgart 1782.

^) System einer vollständigen medidn. Polizd. Wien 1790. Bd. IV. S. 259.

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80 heftig in seinem Gemütho beängstigt wurde^ dafs er in einem beinahe unheilbaren Tiefsinn verfiel und fast zu allen Verrichtungen unbrauch- bar wurde, bis sich endlich, nach ungefähr zwei Jahren^ dieser würdige Mann wieder ganz er- holte. Ich selbst habe, setzt er hinzu, mehrere Menschen gesehen, welche der Verdacht einer bei den Thieren, von welched sie gebissen wurden , versteckten Wuth so be&ngstigt hatte, dafs sie in eine wirkliche Melancholie verfielen, obschon die befürchtete Krankheit nie ausge- brochen ist. Frank will selbst einem, den ntoi- lichen Abend, wp er ihn zum erstenmale sab, verstorbeneu Wasserscheuen eine ziemliche Zeitlang den Puls gefühlt haben, da dessen Haut schon mit einem klebrigen kalten Schweifi^ überzogen war. Ich bin nicht ängstlich bei Krankenbesuchen, sagt er, aber ich spürte doch gegen fünf Wochen lang ein «lich sehr beäng- stigendes, brennendes Beilseu in der Spitze zweier Finger, mit welchen ich den Puls ge- fühlt hatte; ich wusch diese öfters bald mit Essig, bald mit Seifenwasser und machte sie dadurch immer noch empfindlicher, \m endlich meine Einbildungskraft, deren Ungrund ich mir lange umsonst vordemonstrirt hatte, besänftigt ward.'

Nachdem wir nun in der seitherigen Dar- stellung durch authentische Beobachtungen mehr oder weniger bündig bewiesen haben, dafs, obwohl die Wuthkrankheit entschieden von an- steckender Natur ist, doch auch durch ander- weitige Anlässe ihr ähnliche Erscheinungen ins Entstehen gerufen werden können, so wirft sich hier noch laut die wichtige Frage auf: ,y Welches ist der palpable Träger dieses Art" yySieckungsstoffes?*' Genau gcnonunon^ hcr»

4f

sitzen wir, in Bezug auf den Menschen , nur darüber sichere Erfahrungen, daGs der Speichel des*^ Thieres bei jenen die Krankheit erzeuge^ da Bilswunden^ mitunter auch Lecken die re- wohnlichsten Veranlassungsursachen darBtema. Nach Heriwig's verdienstvollen Beobachtungen und Versuchen ; im Verlaufe von zehn Jahren an dreihundert Thieren gewonnen, haftet der Ansteckungsstofif nicht nur an dem Schieine und dem Speichel wuthkranker Thiere, sondern auch an den Speicheldrüsen selbst und an d«r i ganzen Blutmasse ; Nervensubstauz ist dagegen y nicht als Träger desselben zu betrachten. In- X dessen sollen nach Prof. Rossi ^) in Turin die i, Nerven, ehe sie erkaltet sind, gleich dem Spei- ' chel die Eigenthümliehkeit besitzen, die Wath ^ mitzutheilen. Er erzählt, dafs er einst die ' : Krankheit dadurch mittheilte, daCsi er ein Stuck . des ischiadischen Nervens unmittelbar dtt^ ^' auf, nachdem er es von einer lebenden tollen Katze ausgeschnitten hatte, in eine Wunde ; brachte. Dagegen wollen Dupuytren^ Breschet und Magendie ^) niemals im Stande gewesen sein, die Hundswuth andern Thieren dadundi mitzutheilen , dafs sie in Wunden derselben Bhit von tollen Hunden brachten ; sie injicirten ndbet . mehreremal solches Blut in die Venen gemm* der Hunde, keines dieser Thiere wurde aber von dieser Krankheit befallen, ungeachtet man sie eine gehörig lange Zeit beobachtet hat So henschen denn auch, von dieser Seite her, nicht wenige Controversen, deren Ausgleidiang aber hier nicht unsere Aufgabe sein kann; nur

, <) Mem. de l'Acad. imp. de Turin, Sdencei , Pbyi. tl Mathem. de 1805. ä 1808. pars 93. de la notico dei ,

Trayaux.

') Dict. des Sciences m^dic T. 47. p. 63. - *

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soviel «oi hier erwähnt, dafs es vielleicht , da nach dem Seitherigen das inficirende Princip der Wuthkrankheit mehr oder weniger diurcn die festen und flüssigen Theile eines wuthkrau- kcn Thieres verbreitet und nicht blofs auf den Speichel beschränkt zu sein scheint , am vor- sichtigsten und vernfinftigsten ist, wenn man diese Meinung nicht ganz verwirft, sondern sis mit der Einschränkung annimmt, dafis sie noch fernerer Beweise bedürfe.

Fasson wir nun aus den seither erwähn« ten Beobachtungen und Versuchen das We- sentliche kurz zusammen, so erhalten wir fol- gende Resultate:

1) Die Wuth bewährt sich als eine toirk» lieh contagiose Krankheit y welche ihre anstek» kende Natur um so sicherer und energischer 6#- währtj je näher sie sich ihrer ursprünglichen EntWickelung befindet \

2) "Der Speichel ist das sicherste und an« gemessenste Vehikel des inficirenden Principes des fixen Contagiums^ welches sich im Fer- laufe der Krankheit entwickelt , wenn auch gleich nicht ganz stricte in Abrede gestellt werden kann^ dafs das Blut und andere Stoffe eines wuthkranken Thieres keine ganz unschuldigt Rolle spielen]

3) dafs beim Menschen y unier dem Ein'* flusse hygienischer Umstände und moralischer

Aff'eciionen, allerdings einige y bei der wahren fVuthkrankheit verkommende Nervenaffectionenf z, B. Wasserscheu y Convulsionen u. dgU her^^ vorgeri^en werden können, dafs sich aber »«• ter keinen Umständen die eigentliche Hunds* wuth bei ihm spontan zu entwickeln vermag v

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i

4) dafs die JFuthkrankheit eine bestimmte^ aber noch nicht gehörig quantitativ ermittelt« Incuhationsperiode beobachtet \ uud endlich

5) da/s die ursprüngliche Entwickelung die^ 8er so furchtbaren Krankheit ausschliefsliches Ei- genthum des Genus y^Canis** und ganz besonders €tes Hundes ist,

allgemeines Bild der Krankheit beim Hunde,

Dafs die Wuthkrankhcit beim Hunde bald durch ursprüngliche Entwickelung , bald durch Mittheilung des Contagium^ zum Ausbruche kommt, dürfte aus der seitherigen Darstellong mehr als zur Genüge hervorgegangen sein, und wir hätten somit auch hier , wie beim Rotze und Wurme, eine ursprüngliche und abgeleitete Form der Krankheit in Betracht zu ziehen. In so- fern wir aber von dem geheimnilsvollen Gange dieser ursprünglichen Entwickelung beifflllundi>- geschlechte noch nicht hinreichend unterrichtet sind j wir noch nichts . Gewisses wissen über die Verhältnisse und den Zeitpunct, wie. und wann das Wuthgift zur Entstehung kommt, und die Krankheit, einmal ausgesprochen, sowohl bei diesem, als bei jenem Ursprünge dieselbe wesentliche Symptomengruppe zeigt, so haben wir weniger auf dieses genetische Verh&Itnils Rücksicht zu nehmen, als vielmehr auf die vei^ schiedeue Form, wie sie sich hier wie dort in der Erfahrung darstellt. Da diese Angelegen- heit zu tief mit in das Gemeinwohl des Men- schen eingreift, so wollen wir hier etwas um- ständlicher verfahren, und die Wuthkrankheit als rasende und stille in besondem Betracht rie- hen. Beide Formen sind zwar innig mit ein- ander verwandt, und erstcre geht nicht selten

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in letztere über; dessen ungeachtet aber bieten beide Arten so chäracterlstische Erscheinungen dar, dafs jede für sich einer speciellen Betrach- tung unterworfen werden mufs.

a) Rasende Wuth. Sie kommt häufiger vor, als die stille Form dieser Krankheit und cha- racterisirt sich durch folgende Erscheinungen: Die eikrankenden Hunde ändern zuvörderst auf irgend eine Weise die Art ihres Benehmens. Die meisten verlieren ihre bisherige FreundUch- keit, werden vcrdriefslich, mürrisch, gegen har- tes Anfahren und Drohen empfindlich, so daüsi sie leicht knurren, ja selbst beifsen; sie bellen und heulen viel und zeigen einen besondem Trieb zum Fortlaufen; andere werden dagegen mehr träge, selbst traurig, liegen gern un- gestört an dunkeln Orten, und beim Gehea schleichen sie langsam von einer Stelle zur andern. Die meisten Hunde zeigen schon vom Beginn der Krankheit an eine ungewöhnliche Unruhe: sie laufen ohne Veranlassung umher, veni'eilen nirgends lange, und wechseln selbst beim Liegen oft den Ort ; diese Unruhe ist aber nicht anhaltend in gleicher Art zu bemerken, sondern wechselt mit ganz ruhigen Zwischen* räumen ab. Bei der Zunahme der Krankheit, etwa den zweiten bis vierten Tag, artet sie hänfig so aus, dals die Hunde das Haas ihres Herrn verlassen und gleichsam bewufstlos in neilenweiter Entfernung umherschweifen, wenn aber hiemach der ruhige Moment wieder ein- getreten ist (was zuweilen in vier bis adit Stunden mitunter aber auch erst nach %'ienind- zwauzig Stunden geschieht), so suchen sie mei- stens doch wieder ihren frühern gewöhniichen Aufenthaltsort zu erreichen, und hier angekom- men, sind ^ie gegen ganz bekannte Personen

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meisteniheils sehr freundlich, nur einzehe be- nehmen sich etwas scheu und fiirchtaam, ab ob sie Strafe besorgten. Die Freüslust verfielt sich meist schon beim Eintritte der Krankheit; bestinmit aber am Tage derselben. Namendich nehmen tolle Hunde keine feste NahsungsiiutF tel mehr zu sich; etwas Suppe und dal^i ei- nige Brocken Fleisch oder Brod verschlucken manche wohl noch zu Anfang der Krankhdt, doch auch nur in sehr geringer Menge. Dage- gen zeigen die meisten tollen Hunde einen Ap- petit auf Dinge y welche ihnen sonst zur Nah- rung nicht dienen und verschlucken sie wirk- liehy wie z. B. Holz, Steine, Federn, Stroh, Torf, Leder, Lumpen u. dgl., welche Stoffe man bei der Section im Magen angehäuft fin- det; manche lecken auch ihren eigenen Urin und fressen sogar ihren Koth. Dergleichen Hoode leiden gewöhnlich an Verstopfung, oder nor zuweilen während zwei bis drei Tage, ja nach Slaine ist dieses gleich von Anfang das erste constante Symptom, wobei das Thier ängstlich auf den Leib hinblickt, als ob es den Sitz sei- nes Leidens andeuten wollte. Nach dieser Zeit geht der Koth , und zwar bei manchen in der gewöhnlichen BeschafTenheit ab, bei andern da- gegen erscheint er dänuflüssig und sehr übel- riechend. Die meisten zeigen eine grobe Nei- gung, sich an kalte Gegenstände hinzulegen und sie zu belecken, wie z.B. Steine, Wände, Ketten^ Nagelköpfe in den Dielen u. dgl. Ebenso werden die meisten von starkem Durste ge- quält; sie stecken daher sehr häufig das Hanl ins Wasser, lecken viel davon üna versuchen es hinunterzuschlucken; manchen gelingt sol- ches auch wirklich , wenigstens zum Theil, an- dern läuft jedoch alles Wasser wieder aus dem

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Maulo heraus. Weil bei vielen wuthkranken Hunden, im hohem Grade der Krankheit , das Hinunterschlucken von Flüssigkeit nur mit gro- fser Beschwerde oder gar nicht möglich ist, wegen der Anschwellung der Schlingwerkzeuge, 80 hat dieses zu der allgemein verbreiteten Mei- nung, dafs tolle Hunde durchaus wasserscheu sein müssen, Anlafs gegeben. Wirkliche Was- serscheu ist aber, wie schon Blaine versichert und Meynely Greve, Hertivig u. A. bekräftigen, bei der Wuthkrankheit niemals zugegen, und die tagliche Erfahrung lehrt, dals die meisten wuthigen Hunde mit Begierde Wasser auflek- ken, nur lassen sie es im hoben Grade der Krankheit, wenn ihr Schlund schon entzündet und krampfhaft zusammengezogen ist, wieder aus dem Maule herauslaufen, ohne einen Tro- pfen hieven niederzuschlucken, so dals das Wasser , sie mögen auch noch so lange davon lecken , nicht vermindert erscheint. Auch sieht man sie nicht selten über Flusse oder Bäche schwimmen oder laufen, ohne da£B Furcht vor dem Wasser Wasserscheu bemerklich wäxe. Wenn man sie mit Wasser besprengt, luigen sie wohl stäiker zu toben an, aber nur, weil sie dadorch, wie dnrch jede andere äofiiere Vor- anlassong, xom Zorn aufgereizt werden; so beiben sie andi, wenn das Wasser mit rinor Spritxe anf sie geleitet wird, mit wahrem lo- gnmm in den WasserstraliL Auch die Lieht - und Glanzschea ist nicht als deutlielies Symptom vorhanden ; einzelne wuthende Hunde Scheines swar «ne grölsere Empfindlichkeit gegen hel- leres Licht zo haben, nnd dadurch ihre Augen halb so schliefsen , oder sich in dunkle Orte zu verkriechen; allein sehr viele tolle Hunde hal- ten mch beun hellsten Sonnonseheio im FreioB

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auf. Durch vorgehaltene Spiegel^ oder and< glfinzende Gegenstände werden sie daher ei nicht mehr aufgereizt^ als durch alles Andei was in ihre Nähe gebracht wird.

.Wenn die Krankheit in Folge eines hem Bisses von einem tollen Hunde zum Eni «tehen kam, so belecken die Thiere sehr fig diejenigen Stellen ihres Leibes, an welche eich die Bi&wundeu befinden, können sie aii selben aber nicht mit der Zunge eneichen, z. B. am Kopfe, so kratzen sie sich dort den Pfoten. Manche tolle Hunde lecken d< gleichen SteUen so heftig, dafis sie blutränsl werden, und zuweilen beilsen sie dieselben gar blutig. Fast bei allen an der rasent Wuth leidenden Hunden zeigt sich Sei/ssuokii diese tritt früher oder später ein und sich abwechselnd in verschiedenen Zeiten verschiedenen Graden, wobei auch die das Temperament und die frühere Bescl gung des Hundes groüsen Einfluls haben, dals sie bei Hunden, die früher phlegmatisdij und sehr gutmüthig waren, gewöhnlich nur sehr; gering und unbedeutend ist, indem sie bloik^ nach den Füfsen der Vorübergehendcpti schweigend schnappen, und sie nur kneippeüo^ i^ ohne wirklich zu beiüsen; sehr bedeatmid dsrij gegen bewährt sie sich bei sonst schon bisalHi gen und hitzigen Hunden. Diese ertragen dann gar keine Zurechtweisung, und noch niger Strafe; sind sie eingesperrt, so beiten\j sie in die Kette, den Stock und Alles, was*! man ihnen nur nähert, zerwühlen das Stnri^ worauf sie liegen, zerbeifsen dasselbe, schnap- pen oftmals in die Luft, fallen mit den Zihnsö von Zeit zu Zeit ihren eigenen Körper ui| ar« . beiten gegen Thüre und Wände iluer BÄUt-

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nisse mit Heftigkeit ^ so dafs sie sich zuweilen die Zähne ausbrechen. Sind sie in, Freiheit ge- setzt, so rennen sie auf den Gassen ui;id Land- 8trafsen fort, meistentheils und so lange ihnen Dichts in den Weg tritt, gerade aus, mit ge- strecktem Halse und halbgesenktem Kopfe, zu- weilen mit hängendem Schweife, und oft sehr bemerklichem Schwanken des hintern Körper- theils, manchmal auch in wirklichen Absätzen und selbst im Kreise herum, ohne übrigens an- dere Hunde und Menschen aufeusuchen, ob- gleich es gefährlich ist, ihnen zu drohen, da sde in diesem Zustande von Furcht nichtai mehr ivissen, sondern jedes lebende Wesen, wel- ches sie erreichen können, beifsend anfallen, ^ivobei sie die Lippen grinsend verzerren und die Augen einen eigenen, wie rothen Licht- schein von sich geben : bisweilen verfolgen sie auch mitunter andere Thiere mit wahrer Wutb, Ulis in die Wohnhäuser und Ställe. Am frühe-* Sien und heftigsten äufsert sich diese Beils- jBUcbt gegen Katzen und Federvieh, dann ge- ^en Hui]3e und zuletzt gegen Menschen, we- ^en des Hundes eigenen Herrn scheint sie in den meisten Fällen verhältniüsmäbig am we-' nigsten heftig zu sein, obgleich sie aucli ge- ^en ihn oft genug ohnd alle sonstige Veran- lassung eintritt, ^^on einem solchen Laufe er- mattet, kriechen sie in irgend einen Winkel oder sonstigen dunkeln Ort, abseits von der Strafse, wo sie eine Zeitlang, auf den schwa- chen schwankenden Hiuterfüben gekauert, still sich verhalten, oder nur um sich schnappen, bis sie sich wieder von Neuem in Lauf bege- ben. Von Zeit zu Zeit hört man sie nochbel- len, besonders während des Sitzens, und ein sehr constantes und wichtiges KenD9&Q\c\!i«a\i\%-

Jo\in.XCni.Bd.4.8t 1>

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bei ist eine ganz eigenthümliche VeiändeniDg der Slimme. Das Bellen geschieht nämlick nichts wie bei gesunden Hunden^ in mehren einzelnen y kurz auf einander folgenden, aba doch deutlich von einander getrennten LaoUa oder Schlägen, sondern der tolle Hund stöürt nur immer einen Laut aus, welcher zuerst bel- lend ist, dann aber in ein kurzes, klagendei G^eheol übergeht, wie es Waldinger trefflidi schildert, so dals das Ganze gleichsam eii Mittelding zwischen Bellen und Heulen darstellt; an welcher Erscheinung eine gtoSs» Troekeor heit des Schlund- und Kehlkopfes und eio0 krampfhafte Verschnfirung ihrer Muskeln flidi m ericennen gibt Mit Recht bemeriit Meynti ganz richtig, daüs, wer einmal dieses höchst tranrige oder klagende Geheul gehört ha^ das- selbe nie vergossen werde, und dals man «b diesem Geheul auf die Gegenwart eines tollen Hundes schliefsen könne , wenn man iho auch nicht sehe. Die Stimme ist dabei bald etwas tiefer, bald etwas hoher, als im gesunden Zu- stande, zugleich aber auch rauh, etwas heiser und widerlich. Dabei hält der bellende Haod das Maul mehr in die Höhe, als in gesnuden Tagen, wie Hunde, welche durch Blasinstm- I mente zum Heulen gereizt werden. Manchef tolle Hund bellt und heult übrigens viel, ein anderer nur wenig, oil wechselt dieses im Ver- laufe der Krankheit, je länger aber dieselbe dauert, desto heiserer wird die Stimme. Sehr häufig sieht man tolle Hunde in die Luft schnap- pen , als ob sie herumfliegende Insecten fangen wollten, \venn auch dergleichen nicht wiiklicb vorhanden sind. Manche suchen Papierstäcke, Stroh u. dgl. fortwährend unter ihren Leib zu scharren, als ob sie diesem dadurch eine wei-

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che Unterlage bereiten woUten. Ueberhaupt ist das Bewnlstsein und die Sinnesthätigkeit sol- cher Hunde gestört und unterdrückt, wiewohl immer nur periodisch' und bei den einzelnen Thieren in sehr verschiedenem Grade. Manche sind zu Anfang, und selbst während desgröfs- ten Theils der Krankheit noch ziemlich mun- ter, andere dagegen liegen viel -mit geschh

senen Augen und hören auf den Zuruf nur we- nig; zuweilen scheinen diese wie aus dem Schlafe zu erwachen , sehen sich stier und lang- sam nach allen Seiten um und laufen daim ohne bestimmten Zweck umher; werden siegeschla-* gen, so schreien sie wenig oder gar nicht. Alle tollen Hunde aber erkennei;! die Stimme ihres Herrn und bemühen sich derselben ara folgen, so dafs sie selbst ihren Dienst, z. bei der Jagd, beim Viehtreiben, oder erlernte Kunststücke u. dgl. noch häufig einige Zeit hin- durch verrichten, wobei sie indessen abwech- selnd immer wieder in Abstumpfung verfallen. Letztere nimmt, der Stärke und Dauer nadi, gegen das Ende der Krankheit immer mehr zu. Was endlich das äufsere Aussehen des tol- len Hundes betrifit, so ist dieses in der aller- ersten Zeit der Krankheit nur sehr wenig ver- ändert. Das Weifse im Auge erscheint bei ei- nigen etwas stärker geröthet, bei andern da- gegen nicht. Ebenso ist bei einigen die Pa- pille auch im Lichte erweitert und starr, und während einiger Zeit das Auge glänzender und der Blick etwas feuriger , als im gesunden Zu- stande, und verräth etwas Abschreckendes, was sich nicht wohl beschreiben läHst, bei an- dern aber wird , besonders in der letztem Zeit der Krankheit, das Auge matt und trübe. Vom zweiten bis dritten Tase an werden ^^ K»l«

genlider sehr häufig währeud ciuiger Secandea geschlossen und abwechselnd wieder geöffnet^ wodurch die Hunde ein schläfriges Aussehea erhalteu. Bei manchen zieht sich die Haut, an der Stirne faltig zusammen, oder sie schwillt hier und au den Augenlidern etwas an, wo« durch der Ausdruck des Gesichtes sehr finster und mürrisch wird. An den Ohren bemerkt > man keine bestimmte Veränderung, manche ^ tolle Hunde richten sie mehr in die Höh^ | andere lassen sie mehr hängen, als im ge« J Sunden Zustande. Die Schnauze ist warm, .? trocken, dabei aber wie schmutzig und miÜEH jj farbig; die Vorderlippe aufgedunsen; das Maul „ll fallt sich selten mit Geifer, vielmehr ist es b&o- > figer trocken, als feucht, ja zuweilen wird die A Oberfläche der Lippen und Zunge ganz ausge- i trocknet, wie bei acuten Fiebern; die Mond- « ha,ut ist dunkelroth, gewöhnlich hängt die ^f* schmutzige und angeschwollene Zunge etwas i hervor, ohne dafs Geifer oder Schaum siditbar t wäre, welches nur zuweilen bei starker An- - Schwellung des Schlundes bemerklich wird. Bei <■ den meisten wird das Haar am gansen Körper 'i sehr struppig und alle magern .in kunser sSeit . bedeutend ab. Den Schwanz tragen die tollen >; Hunde, so lange sie noch etwas bei KriUten * sind, und wenn sie nicht etwa verfolgt wer- i den, ganz so wie sonst, und keiner zieht den- ; selben auf eine besondere Weise unter den ^ Leib, was nur geängstigte Hunde zu thun pfle- -. gen, sondern Gegentheils hängt er, wenn sie ihn nicht aufrecht tragen, gerade herab, seUwt etwas vom After entfernt. Ebenso gehen der^ gleichen Hunde, in der ersten Zeit der Krank- heit, ganz wie gesunde; je länger aber letztere dauert^ desto schwächer werden sie, so dafil

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sie dann beim Gehen taumeln, von Zeit %a Zeit bald mit den Vorder-, bald mit den Hin- terfüfsen zusammenknicken. Zuletzt werden sie völlig gelähmt, besonders im Ilintertheile des Körpers im Kreuze, und es tritt der Tod unter Convulsionen ein.

h) Siille JFuth. Bei dieser Form der Krank- heit lassen die Hunde im Wesentlichen die so eben crwlihnten Erscheinungen' wahrnehmen, wie bei der rasenden Wuth, namentlich macht sich ein verändertes Betragen des Hundes be- mcrklich, welcher aber in der Regel weniger lebhaft und weniger munter als sonst, sondern viel ruhiger, still, ja sogar ganz traurig wird. Die wichtigsten Unterschiede stellen folgende Erscheinungen dar: der Unterkiefer hängt hier gelähmt herab, und das Maul steht daher be>« ständig mehr oder weniger offen. In Folge diei^es lähmungsartigen Zustandes kann der an stiller Wuth leidende Hund fast gar nichts, selbst nichts Flüssiges geniefsen. Zwar grei- fen sie zuweilen mit einer gewissen Heftigkeit, gleichsam stofsend in das Futter; doch können sie mehre ntheils nichts davon ins Maul bekom- men, und wenn dies auch einmal fi^eschieht, so vermögen sie doch das Kauen und das Hin« - unterschlingeu nicht auszuführen , behalten vieP mehr das Futter einige Zeit hindurch im Maule und lassen es aus demselben sodann wieder herausfallen. Solche Hunde geifern und spei- cheln fast während der ganzen Dauer der Krank- heit, besonders aber in der ersten Zeit, stark aus dem Maule, weil sie den Speichel und Schleim nicht zu verschlucken vermögen. Letz- terer scheint aufserdem iu der Rachenhöhle sich anzuhäufen und dadurch das Athmen zu be- hindern; wenigstens ist das Ausathmen d^t

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Haode sehr oft mit einem eigenüifimfielieii schnarchenden oder räuspernden Geräasch ver- bunden. Die Zunge hängt diesen Huoden et« was aus dem Maule heraus, wenigstens so- weit, dab ihre Spitze zwischen den Zahnrei- hen hervorsteht, zuweilen ist letztere an ihrer Oberfläche stark geröthet, oder selbst bläulich gefärbt. Die meisten stilltollen Hunde alnd weit ruhigibr und weit weniger zum Beiüsen ge- neigt, als die rasendtollen, indessen tritt auch bei ihnen toweilen die Beifssucht dennoch ein, und wenn sie durch irgend eine Veranlassung sehr gereizt werden, so verschwindet in einzdoen Momenten der lähmungsartige Zustand der Kie- fermuskeln, und sie können daim wirklich bei- Isen und verletzen. Mit öfterm Wedisel voo erneuerten Wuthanfallen und ruhigen Zwiscbeo- zeiten dauert dieses Leiden, vom ofTenbaren Ausbruch an, zwei bis drei Tage fort, nach Verlauf dieser Zeit aber nimmt die ErmaUung 80 überhand, dafs die ruhigen Intervallen immer länger werden und die Wuthanfälle an ihrer Heftigkeit verlieren. Die Abmagerung nimmt sehr schnell überhand, die Thiere kennen sich nicht mehr aufrecht erhalten, sie wanken im Schritte hin und her, zittern oft, besonders an den Hinterschenkeln, heulen immer seltener, schwach und sehr heiser, die Augen sind trube^ flach oder eingesunken, und wie das ganze Antlitz häfslich entstellt, meistens ohne Licht- empfindung; das Maul geifert wenig, wird in- nen , sowie die Lippen dürr und bleifarben ; die Thiere werden noch einigemal von würgenden Krämpfen und Zuckungen befallen und endeo ganz still, gewöhnlich sechs bis acht Tage nach dem ersten Erkranken, zuweilen tritt der Tod schon früher ein, und die Thiere sterben

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dann plötzlich , wie durch Schlagflufs. Dem Tode pflegt ein eigener matter Lichtschein in den Augen vorauszugehen, welchen Waldinger treffend dem electrischen Leuchten vergleicht.

Es wäre von der, höchsten Wichtigkeit,^ wenn wir im Stande wären, die in Rede ste- hende furchtbare Krankheit gleich bei ihrem ersten Beginn im Anfange ihrer Entwicke- lung, aus dem Ausbruche gewisser Erscheinun- gen zu erkennen und ihren Verlauf voraus zu bestimmen; allein die seitherigen Bemop* hungen ausgezeichneter Beobachter führten biiK her noch zu keinem diesfallsigen günstigen Re- sultate. Wir finden zwar in verschiedenen Schriften den Verlauf der Hundswuth auf sehr verschiedene Art beschrieben, in Grade und Perioden eingetheilt, und eine Menge von Pre- dromen, oder Zeichen des zu befürchtenden Wuthausbruches aufgeführt; allein alles dieses' ist nicht characteristisch genug, indofern es auf viele andere Krankheiten ebensogut pafst. In der That müssen jedem Ausbruche der Wuth gewisse Veränderungen im thierischen Organis- mus, namentlich in den Functionen des Ner- vensystems vorausgehen, welche sich allmählig über die übrigen untergeordneten Systeme ver- breiten, und endlich sich so hoch steigern, daÜB die dadurch ^eingeleitete Disharmonie der ver- schiedenen Lebensakkorde durch die Aeulse- rung der Thiere sich kenntlich darstellen muls. Allein diese Aeufserungcn können nur bei sol- chen Hunden mit Bestimmtheit als Vorzeichen des Ausbruches der Wuth anerkannt werden, von denen man weifs, dafs sie von einem wü- thigen oder wuthverdächtigen Hunde gebissen worden sind , oder überhaupt zu solchen Zeiten,, wo man von dem gerade gegenwärtigen Gras-

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'fiiren der Krankheit unterrichtet ist. Äl8 8o]eh0 Vorzeichen bezeichnet man gewöhnlich: dab die Hunde sich märrisch, ungeduldig , unruhig zeigen^ was sie früher nicht zu thun pflegten; da£B sie^ gegen ihre Gewohnheit, in der Fut-. terwahl eckel suid, zögernd und nur wie mit Mühe fressen, von Zeit zu Zeit knurren, mit andern Hunden gern Handel anfangen, von Zeit zu Zeit sich in einen abgelegenen Ort oder Winkel verkriechen u. s. w. ; allein alle diese Merkmale sind zum TheH zu geringfügig, als dafis wir mit Bestimmtheit auf sie bauen, und zum Theil zu wenig constant, als dafii wir uns auf sie verlassen könnten. Von weit gröfserem Belange sind dagegen gewisse pa- thologische, eben das wirkliche Erkranktsein selbst schon bezeichnende Aeufsernngen des Thieres, als da sind: eine aufTallende Verftnde- ning im Gesichte, ungewöhnliche, selbst im Lichte bemerkliche Erweiterung der Papille, scheuer, fremdartiger, starrer Blick, ohne alle Lebhaftigkeit, aber keine wilden und fankeln- den, sondern vielmehr matte und schlänge Au- gen; Trockenheit der Schnauze; femer das ganz veränderte Benehmen des Hundes, mfiniMhes Trotzigthun, oder auch heimtückische Freund- lichkeit, Unachtsamkeit auf den Zuruf des Hem, selbst fremdes und feindschaftliches Benehmen gegen denselben, eine gewisse Unruhe, BodaGai die Hunde nirgends lange verweilen, stets ei^ Den andern Ort zum Lager aufsuchen, ohne Zweck hin und her laufen u. s. w. Diese hier aufgeführten Abänderungen, welche das wirk- liche Dasein der Wuth schon bekunden, pfle- gen in allmähliger Steigerung mehrere' Tage fortzudauern , ehe der offenbare Ausbruch der- selben erfolgt. Ist nun einmal die Krankheit

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förmlich zum Ausbruche gekommen, so läfst sich die Dauer derselben , nach zahlreichen Be- obachtungen, auf vier Tage nach vollkommen entwickelter Krankheit, oder auf sieben bis acht Tage seit den ersten deutlichen Anzeichen des wirklichen Erkrankens angeben, nur sehr selten virährt sie einen oder zwei Tage länger, und über zehn Tage bleibt kein wuthkranker Hund am Leben.

Auf gleiche Weise äufsert sich die Krank- heit bei andern Arten des Ilundsgeschlechts, namentlich den Füchsen und Wölfen , nur fallen hier begreiflicher Weise diejenigen Erscheinun- gen weg, welche sich auf den Zustand der Zähmung und die Gewohnheit an Menschen be- ziehen. Dagegen findet man, als eine sehr auffallende Erscheinung, dafs dergleichen Füchs0 und Wölfe ohne Scheu auf den belebtesten Landstrafsen einhergehen , ja sogar selbst Dör- fer und Städte besuchen , in Vieh^tälle und die Wohnungen der Menschen eindringen, dort eine grofse Beifssucht zeigen und sich, ohne der Verfolgung zu entfliehen, an einer solchen Steife todtschlagen lassen.

Die Mittheilung des Wuthgiftes bietet in sofern grofses Interesse dar, als die Krankheit nicht sogleich nach erfolgter Inokulation zum Ausbruche kommt, sondern längere oder kür- zere Zeit im Körper gleichsam schlummert, und erst nach einer gewissen Incubatiousperiode seine Wirksamkeit bekundet, deren längste und kär- zeste Dauer sich nicht genau bestimmen läfst. Indessen scheint aus mehrern Beobachtungen doch hervorzugehen , dafs das dem Hunde mit- gethellte Wuthgift sich meist gegen den zwei- undvierzigsten Tag hin zu äufsern beginnt, und deshalb hat man auch die der Wuth ver-

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dächtigen Hunde, in den Ställen der Veterinär- schule zu Alfort, wenigstens fünfzig Tage lang eingesperrt. Bardsley gibt zwar zu, dafs die Wuth beim Hunde gewöhnlich binnen vier bis sechs Wochen nach dem Bisse zum Ausbruche komme, führt zugleich aber auch authentische Beispiele an, die den Zeitraum der Incubation der Krankheit zu zwei Wochen und acht Mo- naten bestimmen. Auch zu Alfort bat man in neuerer Zeit beobachtet, dals die Wuthkrank- heit bei zwei gebissenen Hunden am sechs- zigsten und zweiundsechssägsten Tage erst aus- brach. GiäUmau erzählt, er habe .voi| meh- reren Personen erfahren, die Wuth könne noch nach sechs bis acht Monaten nach dem Bisse, ja sogar erst nach einem Jahre zum Ausbruche kommen. Berndt gibt zu, dafs die Zeit des Ausbruches der Wuth nach dem Bisse zwar unbestimmt sei, will aber denselben nie vorder Vernarbung der Wunden beobachtet haben. Wenn junge und alte Subjecte zu gleicher Zeit gebissen werden, so tritt nach Berndt die Krankheit bei den erstem weit früher ein. Bei jungen Kälbern kommt dieselbe, nach ihm, nach drei bis vier Wochen, bei alten Kindern selten vor der sechsten bis neunten Woche, oft aber noch weit später zum Ausbruch. Die Bedin- gungen, welche die Incubationsperiode verkür- zen oder verlangern, sind uns unbekannt. Veith will das Wechseln der Incubationsperiode da- durch erklären, dafs er das Gangliennerven- system als Leiter des Contagiums ansieht, wel- ches solange die LocalafTection isolirt , bis ir- gend eine Gelegenheitsursache meistens Re- gungen des Geschlechtstriebes , Erhitzungen u. s. w., eine stärkere Leitungsverbindung zwi- schen dem uiedern und höhern Nervensystem

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bewirkt. Ehemals war die Meinung geltend, dafs die Incubatiousperiode einen neuntägigen Typus halte y was aber spätere Erscheinungen nicht so bewährt gefunden haben. Was nun die Inoculationsstelle betrifft, so tritt, sich selbst überlassen, in der Regel bald Vernarbung ein. Früher oder später wird^ die Narbe der Biüs- wunde schmerzhaft, heifs, geschwollen, roth oder bläulich uud bricht zuwöilen wieder auf; zuweilen öffnet sich aber auch eine Stelle in der Nähe der vernarbten Wunde, und einige Zeit darauf kommt die Wuthkrankheit zum Ausbruche. Geht die Narbe entweder von selbst,- oder durch Benagen des Thieres auf, so ,stdl- pen sich die Ränder derselben um. Indessen finden diese Erscheinungen nicht imiher Statt, sondern man hat sie bei den Thi^ren eher zu den Ausnahmen, als zur Regel gezählt, so dafs man sie für eine Eigenthümlichkoit der Men- schenspecies erklärt hat.

Ob ductionser scheinungen hdm Hunde»

Aus den Resultaten der Leichenuntersu- chungen gefallener oder getödteter wuthkHil- ker Hunde hat man bis jetzt über die NatUB und den Sitz der Verletzungen , welche die Er- scheinungen der Wuthkrankheit veranlassen, - noch nichts folgern können. Kein Organ ist als constanter Sitz irgend einer wesentlichen pathologischen Veränderung erschienen ; die vor-« gefundenen Abweichungen sind gröfstcntheils weder auffallend noch constant genug , als dafs sich viele derselben für characteristische Merk-» male der vorausgegangenen Krankheit angeben licfsen. Beim Hunde findet man das Maul häufig an den Lippen etwas angeschwollen , so aucb

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zuweilen die Zunge und die innere Maulhaut -stark geröthet, gewöhnlich mehr trocken ^ ab feucht. Der Schlund und Kehlkopf ist gewöhn- lich an seiner innern Fläche entzündet, we- nigstens zeigen sich im letztern , unter den Bändern der Stimmritze und am Grunde des Kehldeckels, dann auch im obern Theile der Luftröhre schwärzliche oder bleigraue Flecke, zuweilen auch schwarze sphacelirte Puncte. Auch im Rachen sieht man Spuren von Ent- zündung. Alles dieses ist aber keineswegs con- stant, und besonders ist der Schlundkopf oft auch ohne alle Röthe; so fand Heriwig den Schlund, die Speiseröhre und den Kehlkopf.,' meistens unverändert, weder entzündet, noch krankhaft verengt , dagegen oft etwas gelblidi, aber weder angeschwollen, noch sehr blutreich. Die Augen findet man oft aus ihren Höhlen hervorgetrieben und mit Blut unterlaufen. Der Magen ist oft von ganz normaler Beschaffen- heit, oft findet mau ihn nur von Luft aufge- 'X bläht, sowie auch die Gedärme, oder er ent- hält zugleich viele grüne und zähe Galle, oder ' einen zähen bleifarbenen , schwarzen , oft schwarzgraueu Schleim, oder eine safrangelbe ; Feuchtigkeit. Bei Hunden, welche i^el um sich gebissen haben, pflegt der Magen mit ser- ^ bisseuen Iloizspänen, Stroh, Gras, Knochen- ^ splittern, selbst Steinen, Sand u. a. unverdan- ^ liehen Dingen vollgestopft zu sein, und in die- sem Falle sind sodann seine Wandungen auch ; sehr entzündet , äufserlich schon von sehr ge- röthctem Ansehen , die innere gerunzelte Haut sehr verdickt, dunkel gcröthet oder schwärz- lich roth und mit lividen Brandstellen besetzt, oder auch nur liocinoth. Prof. Prinz hebt, ruck- sichtlich der Scctionsbcfunde, besonders spha-

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cclösc Stellen an der Schleimhaut des Magens^ namentlich aber Spuren von Braivd am Schlünde^ in der Ilachenhöhle oder in der Lunge hervor. Faneau de la Cour ^) fand in dem grofsen Sacke des Magens tief violette Flecke , welche nach dem Pförtner zu immer häufiger wurden^ und die Schleimhaut so weich, dafs sie sich in eine Art Brei zerdrücken liefs. Der Zwölffingerdarm, war von Gasen ausgedehnt , welche, wenn man ihn scarificirte, mit Geräusch entwichen, die Schleimhaut desselben war ringsherum wie ec- chymotisch. Der an zwei Stellen vereiterte Grimmdarm enthielt ein Gemisch von schwärz- lichem Blute und Galle, welches einen aashaf- ten Geruch verbreitete, und sich im Reste des Dickdarms in noch weit gröfserer Quantität be- fand. — Die Leber ist manchmal sehr aufge- laufen , grofs , von Blut strotzend. Indessen ist die Leber seltener der Sitz krankhafter Verän- derungen. Die Milz fand man ebenfalls von Blut strotzend, ihr Parencbym von einem krank- haften meergrünen Aussehen; in andern Fällen nur mifsfarbig oder gar nicht verändert. Lo- cher ^) will bei allen tollen Hunden auf der' Oberfläche der Milz Bläschen von verschiede- ner Gröfse und Form, welche eine hellgelbe lymphatische Feuchtigkeit enthalten, und die ganze Oberfläche der Milz bedecken, mit gleich- zeitigen Spuren von Entzündung in diesem Or- gane gefunden haben. Die Lungen findet man entzündet, oft mit Brandflecken besetzt, auch wohl den einen oder den andern Lappen von schwarzem Blute strotzend. Das Herz pflegt

') Journal universel des iciences m^dicales. V. 65. * Hurtrel (VArbovtit a. a. O. S. 260.

^) Dissertatio exiiibens magnaui iienis in hydrophobia momenluui. Gottlngae,

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sehr schlaff, ausgedehnt und mit geronnenem Blute , selbst mit poljrpenähnlichen Massen, welche bis in die Geialisstämme reichen, erfüllt zu sein. Die Hirnhäute findet man oft von strotzenden Gefafsen durchzogen; die Hirn- Substanz manchmal etwas weicher, als im ge- wdhnUchen Zustande, in den Ventrikeln Was» serergufs, das Adergeflecht dunkel geförbt. Im Rfickenmarke findet man bisweilen geringe lyn« phatischeErgiefsungen, seine einbauenden Mem- branen häufig geröthet; übrigens konnte man in allen Fällen weder im Gehkne noch am Rä- kenmarke noch an den Rückenmarksnerven eine constanto Veränderung wahrnehmen. In Be- ziehung auf die BeschafTenheit des JNutes j sind die Ansichten getheilt. Während Bemdi < das Blut von natürlicher Farbß und weder quan- i titativ, noch qualitativ verändert gefanden hiH > ben will, schreibt Schottin >) zu Kostris ihm ; auffallende Abweichungen zu. „Soviel jd^ ! sagt er, am Blute wuthkrankerThierasa beob- ! achten im Stande war, so schien es uch an- ; fänglich dem des Embryo, oder dem eines ent« zündeten Theiles zu nähern, h. es wmde - zersetzt oder trennbar, dünnflüssig, en Itete '| dabei die Ader, zeigte Cohärenz gegen die' ' Wände derselben, drang durch diesdben hin* durch, füllte dabei die Lymphgefäfm ndt sei- . nem Serum, veranlafiste dadurch bleifarbige Ki>' chymosen, verlor späterhin, wie gstödtetas Quecksilber, seine laufende Eigenschaft ^ gulirte und stand endlich wie ein Brei stille* Blutströme wuthkranker Thiere schienen ndetzt wie electrische, von gleichnamiger Electiidtät gebildete Ströme, in Stocken zu gerathen, weil

I) Prwriep's Notizen. Bd. XL No. 6. S. 04.

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Sich dio niuikügclchcn einander nicht mehr an- ziehen f sondern abslofsen und von einander ent- fernen. Was bei dem Viperngifle in wenigen Minuten erfolgt , das wird bei dem Hundswuth-* gifte erst nach mehreren Tagen ^ Wochen und Monaten sichtbar; es tritt nämlich hier^ wie dort, an dio Stelle der gegenseitigen licht- schnell wechselnden Anziehung und Abstobung der Kägelchon, lediglich eine Abstofsung der^ selben y wie bei gleichnamig clectrisirten Kör- pern ein , und so erlischt des Blutes Leben und mit demselben auch das des Gehnrnes, Rücken- markes und der Nerven. Kurz, während das gesunde Blut wie feinkörniger Sand unter be- ständigen Rotationen durch den arteriösen and venösen Gefiifsbaum hindurch rollt, macht das von Wuthgift angesteckte Blut die Ader naibi und bleibt an den Wandungen derselben kle- ben.'^ — Die grofsen Gefäfsstämme, der herum- schweifende, sympathische und Zwerchfells- ncrve zeigen keine besondern Abweichungen, bisweilen findet man jedoch erwähnte Nerven an einzelnen Punkten etwas geröthet. Das Fett bewährt sich oft sulzig und gelb. Berndt konntei bei sorgfältiger Untersuchung vernarbter Wun- den und der benachbarten Theile, mittelst dos Skalpells, durchaus keine organische Verände- rungen entdecken, sowie er auch in der Farbe und Consistenz der Muskelsubstanz weder eine Veränderung noch Blutcongestion vorfond.

Wiähkrankheit heim Menschen.

Das Stillschweigen des HippoJcrates y das Unerwähntlassen der Krankheit in der Bibel, und der Ausspruch des Aristoteles ^ dafs der Mensch für das Wuthgift unempfänglich sei^

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durften zur Genüge darauf hindeuten , 6&ts die Wuthkrankheit beim Menschen (und folglich auch bei den Thieren) in Griechenland und in den heilsen Zonen der Erde^ welche von den He- bräern bewohnt wurden/ zur damaligen Zeit nicht so gewöhnlich gewesen sein müsse, wie in unsern Tagen und in unsem Zonen. Uebri- gens deutet doch der Umstand^ dals schon Demokrity der Zeitgenosse des HippokraieSf diese Krankheit kannte und ihren Sitz im Ner- vensystem suchte, sowie auch der Umstand, dals zu Argos jährlich zur Zeit der Hundstage ein besonderes Fest ^^CynocephantesT oder „O^/ioc^pÄio/iV' genannt, gefeiert wurde, wo alle Hunde y welche man antraf, getödtet wur- den, auf das hohe Alter der Beobachtung die- ser Krankheit beim Menschen hin, deren wirk- licher Bestand, von Celsus h\& auf uns, durch eine Menge von Beobachtungen und Thatsa- chen nicht nur er^viesen, sondern auch dorcJi vorgenommene Rückimpfungen von Dupuytren^ Magendiej Breschet u. A. zur völligen Gewilis- heit erhoben ist, dafs der Wuthkrankheit beim Menschen sowie der Hunde und anderer Thiere ein und dasselbe Ansteckungsgift zu Grunde liegt, wodurch zugleich auch die contagiöse Natur der Krankheit constatirt wird. Indessen ist aber doch keineswegs zu leugnen, da& die Hunde weit empfänglicher für die Ansteckung dieses Contagiums sind, als das Menschenge- schlecht. Wenn gleich dadurch das wirkliche Vorkommen der Hundswuth beim Menschen au- fser allem Zweifel gesetzt ist, so weichen doch die Ansichten der Schriftsteller in dem Puncte der Entwickelungsart derselben sehr von ein- ander ab, und jede Partei hat Männer von Au-

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torität on ihrer Spitze, wie wir gleich n&her erörtern wollen.

Dais mehrere Schriftsteller auch eine spon^ tane Entwickelung der Wuthkrankheit beim Menschen annahmen und ihre Ansicht mit Bei- spielen zu belegen suchten , wurde bereits M- her schon angedeutet ; allein wenn wir die Sa- che genauer beobachten und sämmtlicha hieher gehörige Fälle einer tiefern Prüfling unterwer^ fen, so ergibt sich^ dafs diesem Ausspruche eine falsche Beobachtung zu Grunde liege , in sofern hier ofTenbar eine Verwechselung der eigentlichen Wuthkrankheit mit der sogenannt ten Hydrophobie, im eigentlichen Sinne des Wortes, sich hier eingeschlichen hat, welche letztere Krankheit man wohl in Folge von hef- tigen Gemuthsaffecten, Zorn, Furcht u. •• w. bisweilen entstehen sieht, oder in sofern vor^ ausgegangene kleinere Verwundungen duroli tolle Hunde unberücksichtigt bleiben.

Man hat in der neuern Zeit die Mordmo- nomanie als eine momentane Entzweiung der thierischen und geistigen Natur des Menschen mit der Huudswuth verfflichen und sie als ein Analogen derselben dargestellt und wollte hiebei folgende Aehnlichkeiten auffinden:

1) In beiden gehen als Vorl&ufer (stadiuin prodromorum s. melancholicum) Trübsinn, Trau* rigkeit, Hang zur Einsamkeit, unruhiger Schlaf und schreckhafte Tr&ume mit gestei|;erter Reis« barkeit voran, nebst dem Anffs^efuhle der Ah- nung eines bevorstehenden Unglückes.

2) In der weitern Entwickelung der Krank- heit, im Stadium hydrophobicum, fühlt der Wuthkranke beim unauslöschlichsten Durste den- noch einen Abscheu vor allen tropfbaren Flüs- sigkeiten, wobei grobe Angst und Widerwille

JoQrD.XCIU.B.4.8t. E

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empfunden wird, was auf psychischen, den Schlundkrampf erzeugenden Einfluß) -schlielkeB läfst, und woraus ein qualvoller Kampf zwi- schen dem naturlichen Triebe zur Stillong'des Durstes und dem Abscheu vor allem Flüssigen entsteht. *^ Ebenso befindet sich der von der Mordbttonomanie Befallene * in einem heftigen Kampfe zwischen dem Antriebe zur verbreche- rischen That und der noch sich regenden Stimme des Gewissens. Er iiihlt dunkel die Uebermacht des thierischen Triebes, und seiner moralischen Schwäche bewuCst, sucht er noch Hilfe. Fallt nun noch die letzte Schranke, welche sididem unwiderstehlichen Ausbruche entgegenstemmt, so tritt

S) das dritte Stadium , was bei den Wuth- kranken das Stadium der allgemeinen Krämpfe (Stadium spasticum) genannt wird^ ein, wel- dies sich nun in der wildesten Zerstörnngs- wuth, die ihre Richtung von den fieberhaf- ten Zuckungen der verirrten Phantasie erhält, äufsert. Diese besteht immer in scheublich dämonischen Visionen und Hallucinationen, wel- che die innern Sinne umgaukeln und Furcht nebst Verzweifelung zur Folge haben. Auch das Aeufsere zeigt den Ausdruck eines allge- meinen Hautkrampfes durch die gespenstische Leichenfarbe und die völlige Entstellung der Gesichtszüge. Nicht anders bei der Hunds- wuth, wo die hievon Befallenen noch in den letzten Augenblicken ihres Lebens, bei fürch- terlich verzerrten Gesichtszügen, mit heisern durchschneidenden Tonen öfters von nichts, als von teufelischen Gestalten phantasiren nnd Alles um sich herum zerstören. Endlich leuchtet

4) die grofse Verwandtschaft beider Zu- stände noch daraus hervor, dafs in beiden die

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Besinnung oder das Bewufstsein nicht. verloren gebt 9 und solche Unglüoklicho sich oft der kleinsten Umstände während ihrer Paroxysmen zu erinnern wissen , die Wothkranken sogar nicht selten die Umstehenden bei Annäherung der Paroxysmen vor der Gefahr, welche sie ihnen bringen könnten ^ zu warnen pflegen, und die von mordsüchtigen Gedanken Gequälten öfters alle Werkzeuge von sich entfernen und verstecken, um sich der marternden Triebe zu erwehren.

Auch fehlt es nicht an Gläubigen, dalli ein \iDthkranker Mensch einem gesunden die Krank- heit miitheilen könne, und diesfallsigo Beob* achtungen anführen , , welche man vielleioht zu ' leichtfertig zum Beweise dieser Ansicht aufge- stellt hat. Weder das Beispiel, dab eine Magd blofs dadurch, dafs sie ihre au der Wasser- scheu leidende Herrin brechen sah, starb, waa Michael EttmüUer 0 anfuhrt, noch der Fall, wo alle Kinder eines Bauern am siebenten Tage darauf starben, als sie ihren au Wasserschea sterbenden Vater umarmt hatten; noch dM Beispiel, dals eine Frau die Wasserscheu von ihrem Manne bekommen habe, welches Man" gor *) erzählt, noch andere Fälle ähnliehen In- halts beweisen etwas Anderes, als dab die Pa- tienten, welche durch Contagium die Krankheit erhalten haben sollten, entweder als Opfer ei- ner heftigen Gemüths-undNervenafTection fie- len , oder dafis ihre Krankheit ganz zufällig bald nach dem Tode eines nahen Anverwandten, oder ihrer Herrschaft entstand. Es liegt auch ganz klar auf der Hand^ dalll einige dieser

^) Opera media Vol. II.

*) Acta societ. reg. Hafoieni. Vol. II. Obi. 33. p.408.

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F&lle blof« Beispiele symptomatischer Wasser- scheu gewesen sind. Es werden auch Fälle erzählt, welche darthuu sollen ; daCs das Wuth- gift durch eine gesunde Schleimhaut seine Wir- kung zu äufsern vermöge, so z. B. von Pal'' mariuSf Portal j Matihieu u. A.] dafs dieses^ aber beim Menschen nicht der Fall sei, ist ziemlich vollständig durch den Umstand erwiesen, dafe es früherer Zeit Leute gab, welche yyPsyllf* genannt wurden und sich damit beschäftigten, vergiftete Wunden auszusaugen. Nach al- ten Schriftstellern wird auch die Krankheit durch Essen des Fleisches wuthkranker Thiere mit- getheilt Allein die hierauf bezüglichen Erz&h-^ lungen verdienen keinen grolisen Ulauben, denn es ist eine völlig ausgemachte Thatsache , dab die Wuth nie in wenigen Stunden nach erfolg- ter Infection ausbricht, wie es in den hieher bezfiglichen Fällen geschehen ist. Auch vei^ tragen sich diese Erzählungen nicht mit dem Heilverfahren der Alten; so fuhrt Pliniua an, dafis sie die Leber des tollen Wolfes oder Hun- des als ein Heilmittel anwendeten; auch lieb Palmarius ^) seine Patienten drei Tage lang das getrocknete Blut des tollen Thieres neh^ men. Häufig wird das Fleisch toller Thiere ohne Nachtheil gegessen. Indessen sind die Acten in dieser Angelegenheit noch nicht als geschlossen zu betrachten, sondern es sind noch mehrere Versuche und Beobachtungen iiiesa erforderlich, um die Sache zur völligen Oe- vnfsheit zu erheben. So erzählt Andry *), dab das Fleisch eines Ochsen, der von einem tollen Hunde gebissen worden und an der Wuth

1) M^m. de la Soc. de m^d. p. 138. No. 178. *) Recbercbes aor la Rage. p. 30.

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gestorben war, den Binwohnorn von Medola bei Mautua vorkauft y und keiner von ihnen vod der Wuthkrankheit berallen wurde. Dr. Lt Ca^ mus theilto Lorry mit, dafs er dai Fleisoh von Thieren gegessen , die an der Wasser^ scheu gestorben waren , aber nicht das gering- ste Unangenehme hieven verspürt habe. In ei- nem Briefe des Dr. Lt Valentin ^) wird die Nachricht mitgetheilt, dafs die Indianer in den vereinigten Staaten von Nordamerika das Fleisch der an der Tollheit verstorbenen Schwoiue, ohne die geringste nachtheilige Folge, su essen pflegen. Ebenso verhält es sich auch mit dem Genufs der Milch von wuthkranken Thieren^ welcher bald entsprechende Erscheinungen hier« vorbrachte, bald nicht. Hoffmann und Chahtfit nehmen sogar eine Infoction durch den m&nuU- clien Samen an, was indessen schon vielfiÜtig sattsam widerlegt worden ist.

Allgemeines Bild der Wuihkrankheii beim

Menschen.

Die Symptome der Wuthkrankheit beim Menschen kommen niemals plötzlich zum Vor- schein , sondern tauchen gewöhnlich sehr lang- sam auf, so dafs in der Hegel ein be- trächtlicher, aber sehr abwechselnder Zeitraum zwischen ihrem Ausbruche und dem empfan» genen Bisse verstreicht. Es scheint swar keine bestimmte Zeit für den Ausbruch der Krank- heit nach dem Bisse zu geben, indessen hat man doch annähernd gefunden, dafs diese Ka<» iastrophe zwischen den dreifsigsten und vier- zigsten Tag fällt. Die Kennzeichen, durch mit- getheiltes Wuthgift angesteckt worden su sein,

>) Journ. g^o« de jn^d. T. XXX. p.4I7,

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srnd im AUgemeiDen folgende : Nach einem nn- bestimmten Zeiträume^ und nachdem die ge- bissene Stelle ganz gnt ausgesehen hat, fühlt auf einmal der Kraiäe an dieser Stelle, eu- weilen auch nur in der Umgegend derselben, einen leichten Schmerz, der hin und wieder niit einem Jucken verbunden ist, aber in der Regel mit rheumatischen Beschwerden Aehn- hc&eit hat« War der Kranke in den Finger gebissen, so Ymbreiten sich die Schmerzen all- m&hlig ans der Hand in den Vorderarm und bis zur Schulter, ohne dab Höthe oder Geschwulst, ja nicht einmal eine Vermehrung des Schmer- ms an diesem Theile wahrgenommen wird, wenn man sie druckt, oder das Glied bewegt b einer greisen Menge von Fällen schieÜBt der Schmerz hauptsadiUch in den Musculus trape- aius und an den Hals, auf der Seite des Kdi^ pers, wo der Kranke gebissen worden ist. Mittlerweile fingt die Vernarbung an zu schwel- len und sich zu entzünden, sie geht oft ia Schwärung über und setzt einen jauchigen Ei- ter ab. Diese unbehaglichen schmerzvollen Ent- zündungen kehren von Zeit zu Zeit meder und gehen in der Regel d^ Wasserscheu meh- rere Tage voraus; sie verursachen gerechte Besorgnisse. Auf die einfache n Reizung der Wunde folgen bald wie electrische Ausstrah- lungen» welche immer näher auf einander fol- gen und sich bis zum Schlünde und zur Brust erstrecken. Statt des Schmerzes findet* anch manchmal ein Gefühl von Hitze, eine Art Juk- ken, oder ein Gefühl von Kälte Statt. Dr. Mar* cet will insbesondere beobachtet haben, dafis der Schmerz eher dem Laufe der Nerven, als dem Laufe der absorbirenden Gefafse folgt. Zu- weilen bemerkt man gar keine örtlichen Symp-

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tome. Zu gleicher Zeit zeigt der Verletzte eine merkliche Veräuderung in seiner Gemuthflfttiin- mung; er ist entweder ungewöhnlich heiter, fröhlich 9 leichtshinig, fühlt auch wohl zuweilen einen ungewöhnlich starken Begattungstrieb, oder ist unruhig, verdrossen zur Arbeil, trau- rig , seufzt u. s. w. Es fühlt der Kranke Schmerz und Schwere im Kopfe. Zuweilen ist das Kopf- weh Anfangs sehr heftig, zuweilen nur unbe- deutend ; aber in letztenn Falle wird es oft sehr heftig, allgemein und mit einer EmpGndung von Druck in der Gegend der Schläfe begleitet. In gewissen Füllen hat der Kranke eine lange Zeit einen guten Schlaf, obgleich er durch Tr&ume gestört wird: noch häuGger aber sind die Fälle^ wo er fortwährend keinen Schlaf hat. Die gei- stigen Fähigkeiten scheinen in der Regel an Schärfe zuzunehmen, das Gedäcbtnifs stärker zu wcrrden, der Verstand leichter zu begreifen, die EinbildunsTskraft fruchtbarer zu sein und die Unterhaltung mehr Leben zu bekommen. Manche Kranken dagegen verfaanen in Slili* schweigen, sind niedergeschlagen und antwor- ten. w*enn man Fragen an sie richtet, Uun und mürrisch. Aber die meisten sind aufser- ordenillcfa beweghch. lebhaft und gespräcfotg. Zugleich verrathen die Sinnesorgane eine gi»- «stesgerte Sen^;bi'ität. nr.A die Augen, welche wctt offen stehen und glänzend sind, rtrmti^ den fiaikes L.cht. Manchmal bemerkt man, dais üe Pc;pi2ie M;h/ erweitert isC Der Kranke fühJt E.aDr^.xBai a:ilser«riieri>üche Hcfamerzeaam Ha.s. H'^mp: f:z4 an den Glmdenu fU Mt aucn nirtit fi«!*en. CikiA ^tr Krar^ke e^ne grobe Anru zetr.. '''!«? .'^ <«;.:. «ra Znaund jttm^ttt Xtzs'xtrJ.^LZ «52rd M : *.\r,:.o.^ rerfallt. I^ete^ tere &tie.^v.&c. Jkt.tzt v<&ti alle« fiekfrflü«!-'

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lora angeführt werden , sind bauptsadilidi ab Wirirangeu der Furcht zu betrachten. Der krankhafte Zustand der Verdauungsorgane gibt aioh manchmal auf verschiedene Weise kund; doch ist er nicht so häufig und so aufiaUend, ab die AfFectionen des Kopfes. Die gastri- schen Erscheinungen beginnen mit Verlast des Appetits, Eckel, Erbrechen; alsdann folgt Ver- stopfung und manchmal Kolik. In diesem Zeit- raum pflegt der Pub häufiger und stärker m sein, ab im gesunden Zustande, auch die 6^« sichtsikrbe wird belebter. Oeftera fnhlt der Kranke plötzlich eine Art Frost, ein tiefes in- neres, allgemeines Frösteln, was allein sdion ein schmerzliches Leiden ausmacht Er ffiUt in der Gegend des Zwerchfells eine schmeis- bafte Zusammenschnurung, wodurch seme Re- spiration peinlich, keuchend und unterbrodm wird, oder die ihm von Zeit zuZeittic^ Seuf- zer oder plötzliches Schluchzen entreibt. Oft beklagt er sich aber ein Gefahl von Erstiekiinff und schreit laut nach Luft. Sein spasmodisiä zusammengezogener Schlund verhindert zoglmch ' dioDeglutition und sein ganzer Körper wird za , gleicher Zeit von Convnlsionon, oder vieLnehr von dem heftigsten allgemeinen Zittern «rmf- fen. In diesem Zustande färbt sidi das Ge- sicht, die Haut wird heib, der Pute bt ge- wöhnlich voll, stark und häufig, der Mond trocken , der Durst brennend, und doch werden die Getränke mit einem gewissen Absdien m- räckgestofsen, weüshalb man auch dieser Krank- heit den Namen ^^Wasser scheu y Hydrophobie^ beigelegt hat. Dieser Abscheu vor Getr&nken spricht sich am frühesten und heftigsten nur fifeeen Wasser und andere helle Flüssigkeiten aus , während der Kranke dunkel gefärbte^ s. B.

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Bier zuweilen noch verschlucken kann; mit Za- nähme der Krankheit wird aber auch das Schluk- ken der letztern unmöglich; und später ist die- ses auch bei trocknen^ festen Sachen der Fall; der bloijsie Anblick von Flüssigkeiten reizt oder empört schon oft den Patienten; verdoppelt die Heftigkeit der Anf&Ue und reicht sogar ofthin^ um sie wieder hervorzubringen, wenn sie auf- gehört hatten. Bei manchen Subjecten bringt ein lauter Ton, eine lebhafte Farbe ; die Be- wegung der Luft; der Glanz dos Lichtes u, 8. w. die nämlichen Wirkungen hervor; Alles wird für diese Unglücklichen zur Pein. Es ist nichts Ungewöhnliches, dafs manchmal eine Pe- riode eintritt; wo die Abneigung gegen Flüs- sigkeiten beträchtlich abnimmt; oder gänzlich aufhört; der Kranke löscht alsdann seinen Durst; als wäre er vollkommen gesund; so dab man fast zu zweifeln anfängt; ob er noch mit der Wuth behaftet sei. Aber nach wenigen Stun- den kehrt der Abscheu vor Flüssigkeiten zu- rück; es treten wieder convulsivische Paroxys- nien ein, die allgemein werden und mit der grOfis- ten Heftigkeit fortdauern. Uebrigens ist es sekr Bclteu; dafis die Wasserscheu gänzlich fbhit. Alle; oder beinahe Alle fühlen ; während de» AnfaJIeS; Bewegungen von Wuth; deren sie beinahe immer Herr werden. Die einen ver- langen; indem sie den Wuthausbruch zum Vor- aus fahlen ; daüs sie gefesselt werden; damit es ihnen unmöglich werde; Schaden zuthuu; oder sie fordern die Umstehenden auf, die Flucht zu ergreifen; andere dagegen überlassen sich ihrer blinden Wuth mit vollem Willen; sie schwören; schreien und stoÜBon manchmal ein fürchterliches Geheul aus. was man hin und wieder abergläubischer Weise mit dem Gebelle

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eines Hundes verglichen hat, sie schlagen,' bei- Isen nin sich, reifsen an Kleider .und Betleny benehmen sich überhaupt wie Rasende. IMe Speichelabsonderung wird vermehrt, der Spei- ohel wird zähe, und da der Kranke denselben! nidit hinunterzuschlucken vermag^ so speit er' ihn mit Heftigkeit aus und schleudert ihn nioht' selten auf die Umstehenden, oder der Speichel sammelt sich reichlich im Hunde an und tritt in Form eines weiüsschaumigen Geüei» vor dra Hund.

Dergleichen Paroxysmen danem eme Vier» { tel- bis halbe Stunde, während deren der Kranke sein Bewufstsein nicht ver&erty olini' jedoch im Stande zu sein, sieh seibsl nd'b^ herrschen, und er bereut und schämt sieh dla>fc ber, während der freien Zwischenzeit , dDr^ni^ übten Handlungen. Nach Beendigung eines j^ den Anfalles fühlen sich die Kranken änlsmt matt, ihre Kräfte nehmen fortwährend ab^ wIIh rend die Intermissionen immer kurzer w^rden^ die frühem tonischen Krampfeufälle verwandeln, sich in stete Zuckungen, und die WathanfUe in blande Delirien. Der Puls wird klein, nehwach^ ungleich, aussetzend, Lippen nnd Zange Irek- ken, Stimme äufsersjt schwach, Hespiratkfn nnh* sam; endlich bedeckt ein zäher^ Uehigttr Schweifs den ganzen Körper, and anter Coft^ vulsionen, meistens zwischen dem dritten und vierten Tage , höchst selten erst nadi dem-vier- ten Tage , erfolgt der Tod. Bisweilen tritt das- selbe sehr rasch und früh ein , gleichsam dareh eine nervöse Apoplexie; in andern Fällen wi^ derum tritt einige Zeit vor dem Tode schein- barer Nachlafs aller Symptome ein nnd der Kranke verscheidet plötzlich bei vollem B6- wulstsein.

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I Obductionserscheinungen.

'. Die Resultate der Untersuchungen an die- ' Krankheit verstorbener Menschen sind so ^DDichfaltig, dafs kein diesfallsiger Bericht noit b aifderu völlig übereinstimmt^ und keiner der- ben den rasch und eigenthümlich horbeige- uteu Tod zu erklären vermag, so dafs wir -t behaupten möchten, ^ie inn^ßm organischen xftnderungen, welche in Folge der Wuth- i^nkheit sich einstellen, seien so feiner Art, Zül sie sich unscrn gröbern Sinnen entziehen 3 durch das anatomische Messer nicht ent« 3kt werden können. Die Leichen sollen, nach Kivages ^), sehr rasch und selbst zur Wmters-^ t schon nach fünfzehn Stunden in Verwe« ^g übergehen, was aber Rust ^) nicht beob- Met haben will. Das Gesicht fand Mor^ gni (a. a. 0.) und Gorry ^) die ganze Ober- che des Körpers fast blauroth, die Oberhaut MX trocken, alle Muskeln, und besonders die Kinen, steif, dan Gesicht wie beim sardoni« neu Lächeln verzerrt und den ganzen Körper Snehmend steif. Das Blut wird gemeiniglich % so dünn und aufgelöst angegeben, dafs es der Luft kaum zum Gerinnen komme; das eisch als mürbe und der ganze Körper über- tipt als sehr trocken beschrieben, und iu ei- ' tn Falle fand ihn Brechtfeld in dem Zustande, I sei der Kranke an einem auszehrenden Fie^ it gestorben, so dafs selbst das Fett und 4m

X) Pe la rage p. 4.

*) Uebcr die durch den Bifs eines Hundei Teranlaftte Waiserscbeu und ihre Behandlung ; in dessen Maga- zin 1816. Bd. I. 8. 171.

*) 8ar la rage ^ im Journ. de medecine. T. XIII. p# 83 ff. und in den Abhandlungen für prakt. Aerzte. Bd. XXIV, S. 400.

MnakeMIdsdi venchrt sa sein sdhieB er vor dem Anabrache des Uebels gesund gewesen war. In andern FUka Bum aber wieder in allen Venen einen nutrdehthnm, wobei das Blat eine bene, dnnkelrolhe Beschaffienhaä se^fita im dnes enUsfindlidmi Znstandes nad Ausginge fiuid man fi»t imunnr nnd in im sehiedensten T1ieil«i> und ziAmr am ■wisdmi dem niaiynx nod swisdien ;^ dei^ Magens; fomeir im Hagen yien lAügen .^im Adogefledite und in den Iranen des udiiines. Aus den BeobaobI

▼on Mignot dW Genetr (tu «. O. & 6I)| go^ O, Darlue •), Buäh »), Ihtp$tr *}, gdit henror:

1) dab der Mund^ im engeren flmMi die Speicheldrüsen ohne aUeVeründeraag« , f ) dab die Schleimhant dar LnfliAff einer Entzundang befallen ist^ welefae; sie den höchsten Grad erreicht, sich voo Thoiluog der Bronchien bis 2um Phaiyu 4 streckt. Hat sich die Entzfindung nodi nif soweit verbreitet, so hat d^r Pharynx mp Sundes Aussehen; ist sie in noch engenG^ zen eingeschlossen, so kann man ede mcktan mal im Larynx erkennen. Am unten 1M' der Trachea, oder in den Bronchien sdieiit4 ihren Anfang zu nehmen, und sie kann discM am deutlichsten bemerkt werden, ist eofii keiner dieser Theile entzündet, so bieUftS Lungen selbst Spuren der Entzündung du*

1) De ledib. et caos. morb. epist. Till. Art2l.flA

S) Joorn. de ni^decine de Vandermonde. T. IV. ^^

s) In Transactions of the Amerioan philosopfalM^ dety. Voh II.

*) Obsenrat in^dites. No. 13S.

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TroIHet 0 f^^^ unter sechs Fällen in drei Emphysem der Lungen , nämlich die Inter- dlarsubstanz war mit Luft aufgetrieben ^ und Pleura pulmonalis stieg, auf der Oberfläche Lungen y in Gestalt zahlloser durchsichtiger sehen y in die Höhe. In einem vierten Falle i man zwaj in den Lungen selbst kein Em- "sem, wohf aber in der Zellsubstanz zwi- en den beiden Blättern des Mediastinum unter den Muskeln des Halses. Auch Mor-» iii ^) wurde Luftbläschen auf der Oberflä« der Lungen bei einer Person geiwahr, wel« an Wasserscheu starb. Trolltet vermutbet, 1 das Emphysem durch die Zerreilsung ei- der Luftzellen, bei den convulsivischen An- ngungen des Athemhohlens, wie mau sie ichmd wahrnimmt y wenn sich ein fremder

Sier im Larynx befindet > entstanden sei. rei Fällen TroUiet's strömte eine ziemliche uitität Luft aus dem Herzen imd aus der ta. Morgagni ') ist, SO viel bekannt, der siffo Schriftsteller, der ein ähnliches Ereig^

beobachtet hat, und der auch in andern ten ^) Luft unter der harten Hirnhaut ent- chen sab. In zwei von Trolliefs Fällen rden einige gallertartige Pfropfe im Hetrzen

den grofsen Blutgefi&en angetroffen^ aber.

gröfste Theil des Blutes wfir schwarz und

bei Personen, welche an Asphvxie ge- rben sind, in den Arterien und den Blut- ni sehr flüssig. In allen sechs Fällen zeig-

sich Spuren von Entzündung im Gehirn »r seinen Häuten. Die Höhlen des Gehirns

) Noayeau Trait^ de la Rage eto.

) a. a. O. Art. 30. ') Bbendaa.

) Ebendai. No. 23.

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waren mit schwarzgefSrbtem flfissigem gefüllt und die weiche Hirnhaut sehr und von bräunlicher Farbe, Die nämKchoi scheinungen fand man über dem Cerebel und die Blutgefä&e der Bekleidung deA kenmarkes waren sehr erweitert. Die Ol fl&che des Gehirnes war auch mit rothen bedeckt, die aus Blut, welches sich aas kleinen Gefäfsen der weichen Hirnhaat in Zellhaut ergossi&n hatte, entstanden sa schienen. Bei zwei Subjecten war gegen Basis des Gehirnes eine gröfsere Menge ausgetreten. Das Adergeflecht war mit angefüllt und von brauner Farbe. AnÜMir die^ sen und andern Veränderungen bemerkte TVol' liet in zweien dieser Fälle eine Verdiekmf der weichen Hirnhaut. Die Hirnsabstans Wt durchgehends weicher, als gewöhnlieh, aber die Flüssigkeit in den Seitenventrikeln war niett reichlich vorhanden, hatte aber in Bwei FUta eine blutige Färbung. Nach den Angab« mehrerer Beobachter sind die VerdairangBorgaM der Sitz bedeutender krankhafter Brseheimu- . gen, welche aber eben so wenig iooiiBtant (rind^ als die Abweichungen in andern KOtpetfaShlHi Einige fanden die Schleimhaut des Mondei trocken und blafs; andere Hund- \mi RaÜbelH höhle entzündet, desgleichen wurde die imiM Fläche des Magens und der GeOime MtM entzündet, erweicht, exulcerirt,' selbst brlmdi|g gefunden. Manchmal findet sieh auf der fiel^dih- haut des Pharynx oder Oesophagus. eine dänjla Lage gerinnbarer Lymphe. Leber imd waren bisweilen sehr blutreich und fest, weilen mürbe und brandig; die Gallenblase Wir meistens mit schwarzer, zäher GaDe nbcvflidt

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Wenn wir nun einen vergleichenden Blick auf das allgemeine Bild der Krankheit bei Thie« ren und Menschen werfen, so kann uns nicht wohl entgehen 9 dafs eine auffallende lieber- ^ einst immung in den wesentlichen Characteren ' durchgehends deutlich ausgeprägt ist, obgleich in den einzelnen Erscbeinuugeh sich Unter- schiede darstellen, welchen aber nur eine an- tergeordnetc, mehr formelle Bedeutung zukommt. Dafs bei der Verschiedenheit des anatomischen Baues der verschiedenen Thiere im Verhältnifs zum Menschen, bei den verschiedenartigen Be- ziehungen der einzelnen Organe und organi- schen Systeme zu einander, bei der Verschie- denheit der Lebensweise, der Geisteskräfte, der Temperamente u. s. w. sich Modificationen im Verlaufe der Krankheit ausgesprochen fin- den, dürfte uns um so weniger verwundern, wenn wir in Betracht ziehen, dafs bei einer imd derselben Krankheit, bei Thieren eines Ge- nus, wie beim Menschen einzelne individuelle Verhältnisse Abänderungen in den einzelnen Erscheinungen bedingen und oft mehr oder we- niger starke Trübungen in dem allgemeinen Krankheitscharacter hervorrufen.

Gleich von vorneherein stofsen wir auf eine augenfällige grolse formelle Verschieden- heit in dem Ausdrucke des Krankheitsbildes beim Menschen und bei den Thieren, in sofern sich die Wuth beim Hunde unter der Gestalt der rasenden und stillen Wuth darstellt, was weder bei andern Thieren, noch beim Men- 0ehen beobachtet wird, wenn wir nicht die ver- schiedenen, von dem individuellen Character des Kranken abhängigen Nuanfen mit diesen Formen vergleichen wollen. Ziehen wir aber in Erwägung, dafis Brinz diese beiden FfmnwBL

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der gröfsern Uoborwiegonhoit der Ccniralorgane und der daran gebundönen ffeistiffen Vermögen iMineii Grund haben. Was die BeilÜMUcht betrifft, so ist dieselbe auch bei Hunden nur eine sehr relative Erscheinung , in sofern Alter, Temperament^ frühere Beschäftigung u. dgl. ei- nen augenrälligen Einflufs auf die Entwioke- hing derselben äufaern. Auch ist es ganz na- turgem&fs, dafs die Thiere, im bewulbtlosen Zustande wie im normalen , sich jener Verthei- digungsmlttel bedienen , welche ihnen von Na- tur aus zu diesem Zwecke verliehen sind.

Der gegen das Ende der Krankheit sieh stets cutwickelnde L&hmungszustand^ besonders der hintern Körpertheile beim Hunde, hat beim Bfenschen kein Analogen , eine Verschiedenheit, ivelclie in der vorherrschenden Entwiokelung des Rückenmarkes und seiner Nerven im Ver- b&ltnisse zum Gehirne bei den Thieren seinen hinreichenden Erklärungsgrund findet, während clor Mensch in dieser Beziehung gerade den entgegengesetzten Typus entwickelt.

Endlich anlaugend die Hauptversehieden- beit die ursprüngliche Entwickelung dieser Krankheit beim Huiidsgeschlehte, so wurzelt diese zu tief in der eiffenthümlichen Organisa- tion des Hundes und der daran gebundenen Le- bensverhältnisse, als dafs sie auf eine erscbfi- pfende VTeise entwickelt werden könnte. Wenn wir indessen in Betracht ziehen die grofse Herrschaft des Räckenmarkssystems, die greise Schärfe der Ausdünstung und anderer secep- nirten Stoffe, die Sohnelliffkeit der Verdaoung, welche auch eine lebhatlere Tlfätigkeit der Speicheldrüsen voraussetzt, die ungemeine Hef- tigkeit des Begattungstriebes und die vorwal- tende Leidenschaft des Grimmes, beim Hunde,

Journ. XCIU. B. 4. St. F

flo haben wir alle Momento, welche die wtckelUDg det'Wuth begünstigen dürfteo, und gerade diese Verhältnisse ßndeu sich beii HenBchen nicht auagesprocheo.

Gehen wir eudiich die übereiiistirnmeDda Verhältnisse durch, so Baden wir hierwiedoil: eine unbestimmte Zeit der liicubation; cineun- bestimmte Beihe von Krankheitserscheiiiung^D, a]s Vorläufer; Störangcn in den vomGehimes^ hlDgigen VertichluQgeu; Appetitlosigkeit, Thit und StuhlvcTStopfuiig ; Paroxysmen von mehi odei weniger deutlicheu Wuthanrälleu, mit KWecklosem Toben, unter Abwechselung vod ruhigen Zwischenräumen; häußg aafge weckten Geschlechtstrieb, der auch beim Menschen scbon beobachtet wurde; convulsivische Bewegungen des Körpers ; beängstigendes Gefühl , bei Bun- den durch Heulen, beim Menschen durch Seuf- zen und Schluchzen sich äufsernd ; veräaderte Stimme; verändertes äufscres Aussehen; fp- bereinstimniung des Leichenbefuudes, wenn er gleich nichts Coustantes gewährt u. s. w. SetMn wir endlich noch zu all diesem hinzu , die Mög- lichkeit der hioculation der Krankheit von Heo- schen auf Thiere, so haben wir alle Verbäli" nisse, welche uns aufs Vollkommenste öctech- ti^en, auf Identität dieser Krankheit beimJUen- schen und beim Hunde, sowie bei dea übrigen Thieren zu erkennen.

Diagnose.

Die Erkenntnirs der einmal auBgf brocheoea Wuthkraukheit beim Menschen scheint, nadi der so eben gegebenen Beschreibung, keiue Schwierigkeiten zu haben. Indessen ist doch fise Verwechselung mit der ajiuptomatischen

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Wasserscheu möglich ^ welche als Symptom sieh BU eiuer Monge von Krankheiten gesellt . Was aber auch immer die Aehnlichkeit sein magi, lüfi man zwischen der eigentlichen Wuth «^ nablet' und der Wasserscheu Hydrophöbia . hinsichtlich ihres raschen Verlaufes y ihier Oii» Bachen und einiger ihrer Symptome au%eftm- den hat, so kann man doch immer, wi^.eisi neuerer Schriftsteller 0 bemerkt, sie an fSöl- genden Kennzeichen unterscheiden. Der Teta^ nus ergreift die Muskeln des KinnbackenS| |3ie« ser wird bewegungslos ; bei der Wuthkranktieit dagegen ist er nicht allein beweglich, londmi auch unaufhörlich in Bewegung, und swaf jn Folge der Anstrengung, welche der JEniiM ohne Unterlafs macht, seinen Mund von dem. dicken 9 ihn ausfüllenden Speichel su befreien« In letzterer Krankheit sind die Muskeln i&« wechselnd contrahirt und abgespannt; aber bei dem Tetanus bleiben sie immer starr. Der ITe- tanus ist selten mit Abscheu gegen FifiBsig- keiten verbunden, und der Kranke kann lange Zeit im Bade zubringen, ohne die geringste Unbehaglichkeit; auch werden die Parozysmen dnrch l^iles Licht, Gerftusch, QerQhmng des Patienten, Anblick des Wassers oder gRhiMa^ der Oegenst&nde weder aufgeregt Hoch gesUNk gert. AuAier diesen VersdtiieTOnheiCett * iMiBl noch anfgefuihrt werden, dab der Tetanni faM^ flger in warmen Himmelsstrioheü Statt flndtM, gewöhnlich einige Tage nach dner Mltoheh Verwundung eintritt und als Complioation Ir- gend eiller Wunde, selbst einer solchen, die bei einer chirurgischen Operation gemacht witd, sich einstellen kann.

*) Dict. des Scieno. mMt. T. XLYIL p. 86.

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Bttiandktng äer WutKkrankheit beim Memcha-

Wenn gleich die Kraukheit, einmal auf eint gewisse Höhe gekommen, hartnäckig allen BCt- felu der Kunst Widerstand leistet, so hat di»-^ ees doch nicht seinen Grund in der geringa Zahl der Miltct, welche dagegen in Aawezr düng gezoger) wurden, in sorern bereits die ganze Materia medica dagegen nicht unvcrsncht bliei, und noch weniger in der allgemeinen Sud- gegen die furchtbare Krankheit Specifica ii eutaecken, da bereits ans allen Ländern a^ von allen Ständen der Menschheit solche .^■ caua angeboten und nicht selten mit bedeuten- den Kosten von Regierungen angekauft wil- den. Indessen darf dadurch unser Beätrebu noch nicht erlahmen, sondern Gegentheils m doppelt auffordern , unsere Kräfte an dicMi Klippe zu versuchen, und in das wirre Darrh- einander bei dieser Angelegenheit eini^rerma- fsen Ordnung zu bringen. Wir wollen liierei- nige dcT wichtigsten Methoden in Erwägung ziehen.

Cf!sus ') empfiehlt zur Behandlung der Büswunde eines tollen Hundes folgendes Ver- fahren: Man roufs mittelst eines Schröpfkopfea das Gilt ausziehen, und hernach, wenn die gabissene Stelle weder nervös noch rouskulüe ist, die Wunde ausbrenneu; ist dieses abei nicht möglich, so bekommt ein Aderlafs den Kranken nicht übel. Auf die gebrannte Wunde mufs mau sodann solche Mittet auflegen, «ei- che man bei andern Vcibrennungeo in Anwen- dung zu ziehen pücgt. Ist die Bifswunde abef nicht gebrannt worden, so müssen solche Hit-

') De re medica. lib. V. cap. 27. Nach meinet B«- bereelinng. 5. 33Ö. S '1

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tel iii Anwohdung kommeii , welche stark ftteend wirken. Ist die Woth wirklich aasgebrocheii, räth er, als das noch einzige Mittel >dM Schreckbad y wobei man den Kranken unver*^ muthet in einen Teich wirft , und wenn e# nicht Bu schwimmen versteht , bald untertancheoi büd sich wieder erheben läfst ; wenn er aber schlMm«' nen kann, ihn biswellen untertauchen tauA,' damit er gogen seinen Willen reichlich Was« ser trinke 9 wodurch zu gleicher Zeit der Durst gestillt j und die Furcht vor dem Wasser jfe- hoben werde. ' '

Galen ^) führt verschiedene Mittel geffen diese Krankheit auf^ als: wirkliche Anthfotk theils in Tränkchen «), theils als Pillpn •)y thsils als Pflaster *) y welche Mittel theils gebrannte Vlufskrobse, theils Castoreum^ theils Gentiani^ theils andere Mittel enthalten, sowie auch den Genufs der gebratenen Lober eines wuthkranken. Hundes^ und endlich den Theriak.

Caelius AureUanus ^) führt ebenfalls ver^ schiodene Mittel und Methoden auf» deren be- sondere Erwähnung hier füglich umgangen wer«' den kann, da es nicht in unserem Plane Hegt» hier eine vollständige Aufieählung derselben! «u liefern. Wir wollen nun emige Methoden der neuern Zeit hier aufführen.

1. Methode von Moneta^). Obschon tl- tere Aerzte, wie Boerhavey Benevenutif Brpfn»

X) Opera omnia ed. Kühm. Leios. 1S21'1S33* VoL 1 XX.

3) Ibid. Vol. XIV. p. 105 ff. u. p. 207. •) IbM. VoL XIV. p. 20S. «) Ibid. Vol. XIII. p. 4SI. •) I. 0. Üb. III. oap. 16.

*) 8|)08oli judyny ratowania Liidti, btorxyod w Scitk- l>ch ptow, wUkow eto* -— Voo der elosig tuyer-

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btcki Leonifia u. A. den Gebrauch dea Essigi nicht oui: als ProphylacticDin , BOiidem sudi Mlbst in dei ausgebrochenen Wuth ausnehmeBii rühmteu, so machte doch die Methode tob Jijoneta, welche iu der aurserlichen und innen Anwendung dca Essigs besieht, viel Au&ehen, df^ er dadurch in hundert von ihm beobachte- ten Fällen den Ausbruch der Wuthkrankbeil verhütet, ja selbst solche, bei denen der Aa^ bi^cb der Krankheit schon eingetreten war, nie- der hergestellt haben will. Diese Methode bf Bteht in der Erfüllung folgender Puncte:

a) Sobald Jemand von einem tollen, odn stark gereizten Thiere gebissen n'ird, soll a sogleich aut die verwundete Stelle frbche Eide, Sand , Koth oder Taback schüttco , was er nuc im Angenblicke geschwind haben kann, damit das Speichelgill gleich von einem andern Kör- per eingesogen wird, ehe sich dasselbe dm Säften beimischt; nachher kann er die Wunde mit Wasser auswaschen,

b) Dann wird in einem Gefaiäe Bierfssig erwärmt und auf ein Quart ein halbes Pfand Butter genommen, und mit solchem Essig die Wunde einige Tage beständig belegtj sollte qim dieselbe innerhalb neun Tagen nicht völlig unter diesem Umschlage heilen, so kann aaa sieb der Bleiweifssalbe , und darüber des Nürn- berger Pflasters bedienen.

c) Innerlich soll der Kranke drei L^tth Bier- essig mit etwas frischer Butter drei bis viei- mal des Tages trinken. Das gewöhnliche Ge- tränk kann auch Wasser mit etwas Essig,

lassigen nnJ durch viele Erfahrnngen bestätigten Beil- kur dei Btaaei lotJer Honile, Wulfe, Katzen u. i. '*■ Leipz. u. HurKcliau 1780. Medicinjich-diiruw- acb<! Zeitung. 17W. Bd. IV. S. 3ti9.

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LÄnonade, Bier, Wasser mit sehr wenigmi Weine seiii.

d) In der Diät mols man sorgfältige einige Zeit das Fleisch vermeiden y und nur von Früeh- ieUf Gemüse und Hülsenfrüehten leben. Fer- ner ist alles starke Bier, Wein allein, und aber- haupt alles hitzige Getrau^ zu vermeiden. Kum- mer , Aergernifs und Zorn können auf der Stelle tödteu.

e) Bei starken, vollblutigen Personen kann das Aderlassen wohl nützlich sein^ obgleich es bei vielen, sowie das Skarificiren, unterlassen wurde , die dennoch geheilt worden seien. Al- les Ausschneiden, Brennen der Wunden und Vesicatorien seien unnütz.

Chirurg Kle/ser ^) hatte kurz nach der VeröfTentlichung dieser Methode Gelegenheit, ihren Werth am Krankenbette zu prüfen. Iq der Gegend von Warschau wurde ein zwölf- jähriger Junge von einem tollen Wolfe ange- ^ fallen und auf der linken Seite ihm das äufsere Ohr quer durchrissen, die Ohrdrüse so zerbis- sen, dals die Wunde die Gröfse eines Gulden- stückes hatte und an mehreren anderen Stellen Verletzungen, im Ganzen mehr als dreifiug Wunden .beigebracht. Ein Bauer wurde von demselben Wolfe in die Hände gebissen, da er ' Hilfe leisten wollte, und ebenso ein dritter. Diese Kranken wurden naeh Moneta*» Methode be- handelt und wurden vollkommen hergestellt Diesezog auch in Wien die AufmeriLsamkeit auf sich und wurde einer genauen Untersuchung un-

') Gazety slaskie, dia lodo pospolitego« Hartka IX. 1700» S. 179— 216. Medidiiiacb-cbinirg.Zeitaiig. 1790. Bd. IV. S. 374.

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tanroffcn.')— ^rümdh äauURit *) Btellie die Anfrage, ob bei des Va^nm'scMn Metbodt, den lollen Hondsbirs m htAm, gctade Biere»- mg ^eDOnunen werden ntönc^ ■der «b es mA Weij>eflsig sein dürre 1 bei v^cfccr VenaluBan; S<Aaffer *) ftus eioem engUscfaea Zeiton^UU') foJgcDden Fall mitlbeili: uiB«f Uuin, An an den scbrecklichaien S>-iDptomen der Wasser- scben daniiederl&g, wurde neniicfa durch elwis Weinessig geheilt, der ihm iiriget Weise sWll eUies anderen Tiankes gereictit wurde. Gral Lifoni/sa >), ein Arzi äu Padaa, welcher tou diesem Falle Nachricht eihielL. vetsudite ehei dieses Uittel an einem Krankea in dasigeo Spilale, den er Morgens, Hittags und Abends jedesmal ein Pümd Weinessig verordnete, nai ancb dieser Mann wurde in kurzer Zeit »'i^ der völlig hergestellt. Im Jahre 1791. heilU Moneta •) anter Anwesenheit des Minislera i!' Cache Kinder von vier Müttern, welche durch einen tollen Hund gebissen worden waren, durch seine Methode von dem Ausbruch der Wulb- kranhheit. Ludivig Frank ') drückt seine Zivei- fei über die Wirksamkeit der Moneta'schm Me- thode aus und erklärt die Nachrichten fiir h\söi- welche aus Italien hierüber ausgebreitet wuidea und machte bekannt, dafs die günstigen Nicli- richten über den vortheilhaften Gcbraucb Essigs weder mit seiner Erfahrung noch nt'

>) Mediciniich-obirufgUcbe Zeit. 1791. Bd. II. S.lA

»} Bbendftt. 1791. Bei. KI. S. 448.

■) Ebendai. 1791. Bd. IV. S. 48.

*) Tbe hritiili Merciiry. Vol. XVII. p. 375.

•) MediciniBcli-cliirurg. Zrit. fJ^l. Bd. [V. S.fS.

*) Kbendas. 1792. 8d. II. S. 381.

') Eberdss. 1791. Bil. IV. S. 284.

den an ihn eingolaufenen Nachrichten überein« stimmten. Das Journal der Erfindungen, Theo- rien und Widerspräche in der Natur und Ars» neiwissenschaft ^ drückt sich hierüber folgen« dermaÜH^n aus : y^^'h hätte gleich nach Brsdiei«* oung von Moneta*s Schrift aus Mvatbriefen von Warschau und Schlesien bekannt machen können^ was nun Lafontaine ^) öffentlich gesagt hat. Auch schien mir Monetd's Schrift selbst von dem Slompel der Charlatanerie und Quack-- salberei so durchdrungen^ dafs man sich wundem rouffei; wie manoho deutsche Rocensonten sie und das darin gepriesene Mittel so dringend empfehlen und dem Charakter des Verfassers eine Lobrede halten konnten ; wundern über die ganze Art, wie man hin und wieder dieses Mit- tel in Deutschland aufnahm ! U. s. w." Robert White ') sagt: was Moneta u. A. über die grolbe Wirkung der Vorbauungsmittel geprahlt habeui hfttte leider dio Erfahrung nicht bestätigt. Die- ses dürfte genügen^ um diese Methode gehörig nach ihrem Werthe zu würdigen, wobei wir es übrigens dem Leser überlassen zu urtheilen, ob Moneta ein Betrüger oder selbst Betroge- ner war?

S) HubertusJcur. In den Ardennen liejgt ein von seinep Stifter benanntes Kloster St Hb«

>) Dd. I. St. 1. 1793. S. 65.

•) Cbirorgiioh-tnediolniiche AbbaniHungeo Ter^ohleda» nen Tnbalti, Polen betreffend. Mit Kupfern and Ta- bellen. Breilao n. Leipz. 1792. ,

*) Tbe nie and abaie of lea water, Impartiany oonii- dered and exempliäed in leteral caiei and remarki: witb many neoeiiary hinti and oautioni tbo tboie wbo batb in and trink it; incloding tlie most ap- .provüd moani for preventing tbe dreadftil effectii of tlic bito of mad animah. 1793. Mcdioinlich - obl- rurgiicbe Zeitung. 1794. Bd. IV. 8. 12.

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berl. In ilim siud die Gehoiinnisso der sichern Prtteeivalivkiir gegen die liuudsniith auibe- wabTt, und dortlüa wallfahrea die von einem wutbkranken Tliiere Gebissenen, wenn sie es irgend möglich machen künuen. Zu St. Ua- beit angekommen wird dem Gebisse neu ein kleiner iSchnitt auf die Stirne gemacht uud ein Stückchen von ilera dort aufbewahrten Mantel des Heiligen hiucingelegt. Darauf wird der Kopf verbunden und dem Operirten , der nun- mehr enllasEen wird, aufgegeben, den Kopf mehrere Tage verbunden au lassen, eine Zeit lang von dem zu St. Hubert gesegneten Brode EU essen, sich eine Zeit lang nicht zu n-asehen nnd sich verschiedener Speisen zu euthallen. Darauf mufs er an gewissen Tagen zur Beichte gehen und andere religiÖHO Verpflichtungen er- füllen. Ein Gebissener, der diesen Vorschriflea pünklKch nachgekommen ist, kann später an- dere Gebissene, welche nicht gleich nach Si. Hubert wallfahren können, einen, sogentnaten ^nastand aut längere Zeit geben, der stete ver- längert worden kann, und interimistisch eben .80 viel wirkt, als die Wallfahrt nach St. Hu- bert selbst. Auch für die Tliiere ist hierbei gesorgt; sie werden durch das BreHuen mit ei- nem in St. Hubert geweihten Schlüssel nad dia Verabreichung von geweihtem Brode und ge- weihtem Wasser unempfauglich gegen das Gift wuthkranker Thiere gemacht. Daher hat man in manchen Orten den Gebrauch, die Hunde, wen^ sie einige Wochen alt sind, mit dem Hu- bertusschlüssel zu brennen , dabei neun volle l'age lang mit grofser SorgPalt zd wartea, und ihnen während dieser Zeit gesegnetes Brod zu geben. Es herrscht der Glaube, dals wenn dieses Alles püncthch geschehen ist, die Hunde

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nicht toll werden können. Der Glaube an diese Kur hat in manchen Orten so tiefe Wurzeln geschlagen , und Ewar nicht nur beim gemei- nes Mann 9 sondern auch bei höhern Ständen, dafs er fast wie ein Glaubensartikel behandelt wird ; ja nichts im Stande ist, ihn zu erschfit- tern, selbst nicht das Erkranken Geweihter an der Wuthkrankheit. Gewöhnlich wird in die- sem Falle die Schuld auf nicht pünctlich ver- richtete Vorschriften, Mangel an Glauben und dgl. geschoben, oder die Existenz der ausge- brochenen Wuthkrankheit geradezu abgeloug-* uet. Man trieb die Sache sogar so weit, dafo man glaubte, der Name yyHuhertus'% einem Kinde bei der Taufe beigelegt, schütze vor der Wuthr krankheit. So t heilt tins Dr. Zitterland ^) ei- nen Bericht des Bürgermeisters von Isisnbrüch'y im Kreise Heiusberg, mit, über den TodesfUl eines an der Wuth Erkrankten , worin es heifsti dafs der Verstorbene , als er in seinem zwölf- ten Jahre von einem tollen Hunde gebissen worden, in dem Kloster zu St. Hubert gewe- sen sei, und dort die geistige Kur durchge- macht habe, dafs er damals mit einem gedruck- ten Zettel versehen worden, auf welchem zehn zu verrichtende Bufsübungen verzeichnet ge- wesen seien. Nach dem Ausweis dieses' Zet- tels habe er, wenn er wieder von einem tollen Hunde gebissen würde, während dreier Tage gewisse Bufswerke zu thun gehabt. Der Ver- storbene habe indessen gezaudert, die Hub- werke zu verrichten, endlich sich zwar dazu verstanden, jedoch ohne das ei^ste Gebot des Zettels zu verrichten, welches Beicht und Com- munion verlangte. Er habe sich daher seinen Tod

>) RusVs Magazin, Bd. XXXV. Uft. i. S. 485.

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lediglich selbst zuzuschreiben. Mehrere solche Üd- glücksfiille gaben daher dem ErKbisctiof zu Kölu, im Jahre 1826, V'erftulassuug, den Geistlichen seines Episkopats die Pflicht aufzuerlegeo, den von einem wulhkranken Thiere Gebissenen erst dann die geistlichen Mittet zu verabrei- chen, wenn sie sich zuvor ärztlicher Hilti! bedient hätten, und der Oberpräsideut der Hheinprovinz belegte die Abweichung von die- ser Vorschrift mit einer Poliaeistrafe. Terras ') crwahut vom Huberlusschlüssel , dafs drei Men- schen, welche sich durch das Brcnneu mit dein- selben gesichert glaubten, das Opfer ihrerLeicbl- gläubigkeit wurden, welswegeo derselbe ia Vorschlag brachte, die Bischöfe aufaufordcni, ihre nntergebeiieu Pfarrer aufzufordern, üb« die Sache Buf7.uklären und ihnen das uageoügenda Benehmen ganzlich zu untersagen, was mm io neuerer Zeit, wie bereits eiwühut, gescheheu ist Uebrigens irrt Terras sehr, «ena er •'laubt, liala der Ilubcrtusschlüssel auch bei Jlcusclien in Anwendung komme. Sein Receosent, >) wel- cher aus der ehemaligen berühmten Abtei eUien schön gefaisten Hubertusschlüssel besitzt und sammt dem gedruckten, acht alterthümlicben Gebr&uchszettel vor sitA liegen hat^ kann ans diesem beweisen, dals dieser Scblöss«! gvnt gtgtn die Meinung der geistlichen Obarbelärde, welche ihn anstheilt, bei Menschen gebrmukt wird, und dab sein Gebrauch einzig für das Vieh bestimmt sei, wie aus dem . gteiefa Ei^ gongs erwähnten Kultds in dieser Angelegeo-

>) Joornat de Medeclne, Cbirargleet Pharmadeetcr« Lenmx elc. Tom. XXXIV. SepL MediciDi(cb-<i^ targ. Zeitung. 1810. Bd. II. S. 200. Nu. 39.

I) MeilizinUcb - cbirurgiscbe Zeitung 1816. Bd. IL SL 210. tt.

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heil 2U ersehen ist Als Bewejs führt derRe-' censent nur den Titel des Gebrauchszettels an. was denjenigen^ der sich cUescs Instrumentes bei seines Gleichen bedient, sum Vieh herabsetzt; er heirst: ,, Gründlicher Bericht zum Gebrauch der Schlusselchen des heiligen Huberti. Die eisernen Schlfisselchön oder Hörnte, so die W- Uge Steht des Heiligen Huberti berührt «^ lind unter gewöhnlichem Gebett gesiegnet worden, haben Krafft, das Viehe, so damit bezeichnet, von allem Wüten zu beschüzen, das Viehe aber, so mit rasender Sucht oder Zufall be- haut, also gleich zu heilen, oder wenn cfs stirbt, nachdem es damit bezeichnet, geschehet solches ohne Schaden. Folget wie man sieh dieses Schlüssels bedienen soll ti. s. w.** Zu- letzt liest man biet noch: „Solche Wirkung angesehen ist geii(ugsam kundbahr, in welcher, Ehr der gemelte Schlüssel gehalten werden soll, wird auch hierneben angezeigt, dafs nichts anders damit zu brennen als allerley Vieh, da- in selbiger Schlüsse) allein ist verordinirl worr den.*' Derselbe Recensent schaltet hier, ifceh die Bemerkung ein, dafs in der= ganzen Ai sung nichts davon stehe, dafs man den' Söl sei auch beim Menschen anwenden sotle/ dem einzig und allein vom Viehe die RedeViei, obschon der Hubertusschlüssel, den er vor sich bat, einen schönen Stiel von Ebenholz hat, und nicht nur niedlich und klein, sondern auch mit feinem Silber stark beschlagen ist. Die Form der ge wöhnlichenHubertusschlüssel ist die einesJagd- horns, dessen gröhter Durchmesser bei f Zoll hat ; der Schlüssel welchen der obige Recensent auf- bewahrt, hat nur 4 5 Linien im Durchmesser und nicht die Form eines Post- oder Jagd- horns, sondern gfibt auf seinen beiden End-

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täte aber keinen Zweirel über die Unzulänglich« keit dieses vorgeblichen Heilmittels zulassen« Der Fall; in welchem er den Versuch machte, ist kurz folgender: Ein neunjähriger Knabd wurde am 26. August 1835 von einem tolleu Hunde in den Vorderarm gebissen^ die Wunde Hiirde mit kaustischem Kali ausgebrannt , sie vernarbte und das Kind befand sich S|- Monate gesund. Am 30. October zeigten sich die Symp* tome der Wasserscheu;, die gerötheten und schmerzhaften Narben ^Vurden tief skarifleirl und mit Chlorwasser ausgewaschen; hierauf wurde das in einem sehr aufgeregten Zustande befindliche und vollkommen wassersohede Kind dem Bisse einer grofsen Viper aus Bergamo ausgesetzt. Die Viper wurde hinter dem Kopfb mit einer Polypenzange gefafst, fibrigens in ein Tuch eingewickelt und auf ' diese Weise dem Arme des Kindes^ dessen Aufmerksamkeit auf eine andere Seite abgezogen worden war, -ge>« nähert, worauf sie sieh sogleich mit Wuth ein«« bifs und das ausfliefsende Blut nicht ab^ewa«« sehen wurde. Als das Thier &sum zweitemnale dem Arme genähert wurde , schien es rilohb mehr beifsen zu wollen^ wurde aber sogleieh dazu gebracht, als man dem Schwänze dessel- ben eine LichtQamme näherte. Detr kleine Kranke merkte dieses altes nicht und hatte keine Sohmep» zen von den Bissen. Eine Viertelstunde daianf stellte sich wässerig- gallichtes Erbrechen und- erdfahtes todtenarliges Aussehen des Gesichtes' ein, es zeigte sich Neigung zum Schlafe , der* Patient klagte aber ein Stechen im Bisse, aber' nicht in den skariflcirten Narben, er vermochte mit Anstrengung einen Schluck Wasser himm« ter zu bringen ; bald aber folgte ein Anfall von Wuth mit Starrkrampf, t^ Stunden nach der

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ken sechs Wochen long das Decoctum Gonistae uud alle blieben von der Wasserscheu veisohont Nach Beobachtungen von Schottin, White und vielen Andern bleibt es indefli sehr wahrschein- lich^ dafs die sogenannten WuthbIMcben in manchen Fällen nichts Anderes gewesen sind, als die angeschwollenen Glandulae subÜngaa- les, oder in manchen F&Ilen mögen auch gan- ffränöse Stellen für dieselben angesehen wor* den sein. Magendie^ West und mehrere engli- sche Aerzte haben diese Bläschen unter der Zunge nicht finden können, vielleicht weil sie zu spät darnach sahen , d. h., nach dem BIup- tritte des allgemeinen Leidens, Magistel hat dagegen solche Bläschen bei mehreren Pa- tienten gesehen. Von 10 gebissenen Personen^ welche Magistel behandelte, starben 5. unge- achtet der genauen Befolgung von Maroohet* ti*s Heilverfahren; Umstände, Welche auch diese Methode eben so wenig, als die seither erwähnten, allgemein bewährt darstellen.

5. Injektionen. Magendie ^') mMhto hei Snl^ nen Versuchen mehrmals die Bemerkung, daft eine kunstliche Plethora durch Wasser offbÜH bar alle Functionen der Thiere schwächt, Ke- sonders die Functionen des Nervensvfitem|i. Er kam dadurch auf den Gedanken, da» die^e Plethora vortheilhaft wirken könne, wo die Thl- tigkeit des Nervensystems bis zum höchstcfn Grade gesteigert ist. Seine Ansicht gewafttn durch den Umstand an Gewicht, dafs der Hv- drophobische kein Getränk aubimmt, um me mittelst des Kreislaufes durch die Lungen- und Hautausdänstung ausgeschiedene FIfissigkeit va ersetzen, und dafs das Blut nach dem Aderlasse

' ) Journal de Phyiiologis Tom. I. p. 44. aq. louro. XCITI. B. 4. St. O

kaum durcli Serum zusammcngehnltcii ku wet- <leu pcliciiit. Den ersten Veraach machte er AU cinoni tollen HuikIc. Kr entzog ihm vage- fälir ciu Pfuud Blut und spnlzte dsirn 6OI11' aen Wasser in die liukeVeiia jiigularis, indem fur bei der tcizteii Operation absichtlich 10 .12 Uri^eu mit Wasser gemischtes Blut Busllif- tsea l^s. Das vorher ganz wütbende Vha wurde ruJiig; aber nach f'iiuf Stutideu trslui Athmungsbeschiverdcii ein, die binaen ein» halben iÄlutiüe dag Thici dtelcu. Am I5.0ct. 1823 spritzte Magendie n Paris ciaejn Alauu eine Pinto Wassers vc (0" R. in die Aioitc- aeu. per Mensch litt ' lydrophobie in einen 8^r hpAigen Grade. dch nach der Opera-

tion ging d'ß Wulh i Palieutco in Rubf Über, der Pnls fiel >0 Schlägen auf 1%,

dann auf 100 u"-i . tliuulen auf 80. Die

konvulsivischen |;cn lieisen oadi und

der Kranke tra.,.. Beschwerde ein Gl«

Wasser. Gs trat eine Blutung im l}äiaiktüa.\f ein; er besserte sich aber dabei foitwühteiiii to zum fünften Tage. Jetzt traten heftige Si^nierzen und Geschwulst sm Uandgeleuke, an den ünioen und Ellcubogea ein und ein be- denklicher Abscefs am Fufsc, der durch sn'^i Lonzetlstichc veraidafst worden war, welcl» boi einem walirenil eines hertigon Parosvanv im vorigen Stadium der Krankheit vorycjn)»- meneu Aderlässe gemacht Avorden waren. 6 traten wieder Kleinmuth und Aufregung Geistes ein und dci Patient starb am neuaui Tage nacli dem Versuche. Magendie achW diesen Fall im Ganzen als günstig für Wiede^ holung der Versuche, und erwägt man, dafs da Patient gleich nach dem Versuche, sich plötKÜfi nnd sehr merklich besserte, dafs er die Injet-

iion acht Tage fiberlebte und dann vielleieht mehr doroh andere sEuflUlige Uebel starb , so nrafii man geateheni dab dieeea Verikhren fer» Derer Versuche wfirdig ist

6. Dampfbäder. Buisson^} wurde m et- iler Frau gerufen^ welehe seit drei Tagen an« GbKch an Hydrophobie litt. Sie sehne laa<| klagte sich über ein Oef&hl von Zusammen- Mhnurung im Schlünde^ schäumte und spuckte fortwährend aus. Nach der Aussage der Naoli- iNuren war sie viersig Tage Torher von' einem wfithenden Hunde gebissen worden. Sie selbst

Sab nidit eu^ daßi sie hydrophobisch sei, son^ em behauptete, 4iese KufMIe huigen von Oh rer kritischen Epoche ab. Auf ihr inständigst Bitten wurde ihr cur Ader gelassen, allein sie starb zwei Stunden später. Buisson^ dessen Hände mit Blut bedeckt waren, reinigte rieh mit einem leinenen Tuche, womit man den Mund der Kranken abgetrocknet hatte. Er hatte jn- rade an dem einen Finger ein, von einer Ka- ries abhängiges Geschwfir, glaubte jedoch die Folgen seiner Unvorsichtigkeit durch sofort^j^ Waschen mit reinem Wasser beseitigen Bli können. Am neunten Tage, als ersieh geijide im Wagen beiknd, fühlte er einen Schmer« 'im Schlunm und einen nodi grOberen in den Au- gen; sein Körper erschien ihm so leicht, ftb könne er auberordentlich hoch springen: die behaarte Kopfhaut war so empBndnch, da» iMr, wie es ihm damab schien, alle seine Kopfbaitfe sählen EU können glaubte, ohne sie an sehen. Es kam ihm fortwUirend der Speichel in 'dem "Mund, der Eindruck der Luft, der Anblick gläti- sender Körper verursachten %m eine sehr pebi-

^) Gtzette m^dloale Paria. Sept. laSS, No. 0S. Schmi4$ JabrbQober Bd. I. S. 74.

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liehe Gmpßutlun^. Er fühlte, wie er sagt, ein Bedürfnirs zu lautea und zu belTsen, nicht die Mepscheii, sondeTQ die Thiere und die lebloseu Körper. Endlich gelang ihm das Triakoa nur mit Mühe, und der Aublick des Wassers be< l&stigte ihD weit mehr als der Schluudschmeiz. Die Zufälle kehrten alle Tünf Minuten wiedei, und es schien ihm , als ob die Schmerzen im kranken Finger begännen und sich von da bis £Df Schulter erstreckten. Aus der Geaamml- p.eH dieftcr Symptome erkannte er, daEs er van der Hundswuth bel'allen sei , welshalb er deo Entschlufs faCsle, durch Erstickung in einen Dampfbade seinem Leben ein Ende zu macbep. Er steigerte die Hitze bis aul 42*> R., und war ebenso erstaunt als vergnügt, als er bemerkt«, dais alle Zufalle aufhörten. Seitdem will er durch das nämliche Mittel mehr als achtzig Gebissene geheilt haben, you denen bei viere» die Wuth völlig auagebrocheH war. Alle sind uach seiner Versicherung geheilt wordeu, bis auf ein Kiud von sieben Jahren, \ve\ches im Bade starb. Seine Behandlung besteht darin, dals er die Gebissenen eine gewisse AnMhl nissischer Dampfbäder nehmen, und alleNadiie unter einer wollenen Decke und einem Feder- bette tüchtig schwitzen läfst. Die Transpira- tion Wird durch reichhchos Trinken eines wu- men Sassaparilldekoktes beiordert. Buuson hält diese seine Methode für so sicher, dafs er das Anerbieten macht, sich die in Rede slc hende Krankheit einimpfen zu lassen. Schlieü- lich macht er beracrktich, dafs die Thiere, denen sich am öttersten die Hundswnth spoD- tan entwickelt, nämlich Hunde, Wölfe anil Füchse, solche sind, die nicht schwitzen.

7) jip^Tsohet Sp€Oifioum ^). Deii Sbliif^ meister Aptl und' dessen beide ^Ohiie' Bfstttf sollen soUon mehrere Kuren iih gebissenen' It^a^ sehen und Vieh äbernomnien haben' '^ nnlt^kMtf einziges Beispiel sei . bekannt, wo* die Kür 'ibifil«^ gluckt w&re. Seine Befaaildlun|g;sniethMe be^ steht iii Folgendem : Mäh schabt vda'^et'Wu^^ zel der wilden Rose rmiff wotilrioohesdeii MM^ tern Rosa caoina s.eglafiteria/Welclh'eia4nMi-^ cheii Gegenden auch Muttergöttesrose'gMattlit wird, die schwärze Oberhaut ab ^od ^rft sie als unnütz weg. Von der drunter liegen- den gelben Rinde wird mit Milch ein möglichst concentrirter Absud bereitet und von mesem trinkt der Gebissene alle \ ^ Stunde eine Obertasse voll. Acht solche Gaben sollen für den Menschen hinreichend sein, bei Hunden sollen schon zwei Gaben die beabsichtigte Wir^ kung hervorbringen, und diese Thiere den Trank sogar noch im ersten Stadium der Wuth mit Begierde saufen und hernach genesen. Zu be- merken list jedoch, daft die Rinde nur flriseh angewendet werden darf.

Aulser den hier erwähnten Mitteln und Me- thoden wurden, wie allgemein bekannt^ eine noch sehr grofse Reihe anderweitiger aufge- zählt, welche wir nur dem Namen nach auf« führen wollen, da es aufserhalb unseres Planes liegt, hier eine vollständige Therapie der* Wnth- kraukheit zu liefern, als da sind: Belladonna^ auf deren Anwendung schon von Plinius hin- gedeutet wurde, Opiunty BlauMÜurt^ Moschus^ Quecksilber^ Maiwürmer^ fiüchtiges Ammoniak^ Oely GalvanismuSf Magnetismus j Krähenaugen^ Stechapfel^ das Blut eines wuihkranken Thieres

') Hertwig^B und Gfurll*« Magazin für geiamnita Tbier- beükund« 18^6. Uft. 4. S. 432.

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und noch eine Menge anderer Mittel, sowohl ans dem Thier- als Pflanzenreich, von derea Wirkung sich im Allgemeinen aageo läist, daä wir Dach den seitherigen Beobachtungen und Erfahrungen noch kein untriigliches Specificum gegen diese furchtbare Krankheit besitzen. IHe Bweckmäfsigste Behandlung ist, gleichzeitig so- wohl innerlich als äufserlich dem Ausbniclie der Krankheit ihiei N'ulur entsprechend eulge- gen zu wirken, deren speziellere Erörterung hiu nicht mehr Raum finden kann.

(Fortsetzung folgt.)

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Metlicini(Mrfk- praktiMke imd- the« retiiäebe Erörteic^ngeÄ

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(ForUetzuog. Vergl. forigts StUiok 8.7a«).. .,

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Jeder neue Aufliats^ den iiiaQ in otit^rtrtr Zeit über Typhus liest ^ macht ea imnlerKlmi^ dara, obgleich durch manche berühmte Abtiflri^ t&ten y namentlich durch SohpnMn ^ nnd awMhcJH nend rein praktisches Diagnosticiren , die Sk^e für immer abgethan und map mit dem MiMM dieser Krankheitsform im Reinen feu aefiirsroien, wir in der That noch weit vom Ziele enrnrat sindy und bis diesen Augenblick Aist j^eif solbsibeobachtende und selbstdeqjkende Anstbei dem Worte „Typhus" sich etwas Anderes denkt* Dies bestätigt wieder Malin's Bericht (Vereins- Zeitung. 1839. No. 81.) von einem auffebUbben Bronchialtyphus. Gewifli hat derseme' Ai

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Aug. Wilh. Neüber, '

Doctor der Medizin, Chirurgie ond PbiloiiOfb|e zä/. !'

Apenrade.

j

(FortseUuDg. Vergl. voriget Stack S. 720;

16.

Jeder neue Aufeatz, den qiaQ in nnser^Bfkr Zeit aber Typhus liest ^ macht es immer klarei;^ daby obgleich durch manche berühmte Autori- täten f namentlich durch Schonlein , und anschei- nend rein praktisches Diag^osticiren, die Sache für immer abgethan und man mit dem BiBgrifR dieser Krankheitsform im Reinen ^u sein siSiien, wir in der That noch weit vom Ziele entüiemt sind^ und bis diesen AugenbKck fiist jeder selbstbeobachtende und selbstdeq^ende Arzt )i€ti dem Worte ^^Typhus" sich etwas Anderes denkt. Dies bestätigt wieder Malin's Bericht (Vereins- zeitung. 1839. No. 31.) von einem augeblichen Bronchialiyphus. Gewifb hat derselbe darin

- lÖB -

ITugestaltiiDZ und Neubildung voraussetzoD, wfildie im Gebiete des Organismus als etwas -Frcmdarliges erscheinen, wie z.B. alle Erzcug- aisse der sogenannten specifischcD Krankheiteu, der Exantheme, des Krebses, der Schwamm- gewnchse u. a- w. Wenden wir das Ge- sagte nun auf iniscre Fieberlehro an , so eTgt- hetf sich tiir das gestörte Gleichgewicht der Altschnng, wie sie, ohne Mitwirkung eigenai^ iiger Einflüsse, im 0''''°"'8inus vorhanden ist, zoD&chst zwei allgein< Störungen, nämlirii die tJebersteigcTung l... ' rganischcn Bildua^, die man auch wob) , weuij er passend , Hyper- animalisation genar«* hat, und die Berabsun- inung oder Entbili : '^'"-seiben, sonst aucli wohl, eben sount o, Fäulnifsgeuiuat.

Da beide Zuslant.^ glich in der be\tb-

teu Klasse, also vo eise im Blute, ias

selbst belebte Masse i d ans dem die ganze

übrige belebte Masse entspringt, wurzefo, so ergiebt sich hieraus von selbst, dafs die Ue- Bersteigeruug im Allgemeinen nur beimGeßlS' lieber, die Herabstimraung nur beim Nervenfie- ber statt linden könne. Jener Xustand be- dingt das reine oder eigentliche Entziindungs- ißeber, dieser das eigentliche Entmiscliuaga- oder sogenannte Faulfieber. Ans meiner D»t- stellung des gesunden Lebens (Pfaff's Mitthei- Inngen 1838, Jahrg. 2, Hft. 1, S. 47 —95. \aA Wh. 3. und 4. S.42t —70, wo ich statt „phi* loBophische" „physiologische Grandlegung" zu lesen bitte) ist bekannt, dafs ich den Gmnd- satz aufgestellt habe, es seien die vier Gniat^ Stoffe, die wir jetzt, unpassend genug, Sauer*, Stick-, Wasser- und Kohlenstoff nennen, in Organismus ebenfalls, aber im belebten, im or- ganischen Zustande vorhandeu, und ihnen dei

KW

ScUoMD*, Speichel-, Lebeirganen- and KSs- galten -Sloff entsprechend. Ist dem dUr'iro, und ist bei dem EntBondangefleber die G^Mamt^ . beit des belebten 6nin£tofl!i, * Am '^on der Lunge duTdi den Athmungi^rozels gebildeten LebeiMathers vorzugeweise foetheiligt, n6 dab man diese Fieberfonn sehr wohl anch das fttbe- riflche Fieber nennen kdnnte: so .i^firden lieben und unter demselben noch vier andere beson- dere Fieberarten gegeben sein, je nachdem einer von jenen vier Grundstoffen vorwaltety nimlich ein Schleim-, Speichel -> Lebergallen- and Milsnllen* Fieber, so, daAi sowohl das G^ßSh^ & das Nervenfieber, sowohl das Ihii- aandungs- als das Entmischungsfieber sieb mit dem einen oder dem andern jener untergeotd- Beten Zmtinde verbinden kann. Was nun die Verbindung derselben mit eigenartigen Einfifii^ sen betnift, so ist die Zahl derselben, da sie etilem Gebiete angehören, dessen Eigenthflm- hdikeit und^-Umfang wir kaum su ahnen ver-^ mdgen, and das wahischeinlich, wie die Ver^ . binonngsart der Dinge selber^ unendlich ist, nicht m beetimmmL Ab«r ionner werden sich diese ^ eigenartigen Znstftnde, wenn sie sdber ein Fie* ber eiBeagen, oder sich mi einem sdion vox-' handeaen geseUen, mit ^er von jenen Hebeir^ foimen Tereinigen müssen. Kommen wir nun, nach dieser Abschwriftang, wieder auf don sogenannten Typhos suroek« so leuchtet es aUbald ein, daib alle Begrilliverwiuuag fiber denselben dadaroh entstaaden ist, daft matt binmcbtlich der anprunglicbmi 9^s<Aaffenheit der Fieber nidit im Klaren nut sieh war, und dab gamv versdiiedene Fiebensustände den Na- men ^TyfhoB" erhalten haben, indem nmn bald ein Nervenfieber, bald ein solches, welches

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fangs entzüudlicb, dann nervös wurde, bald eio Nerveulicbcr mit EntniiBchuageii , bald eiu e^ geiitliümlichea Auaschlagsfieber, kurz imcoer «- neu mehr oder weniger bösarligen Fiebenn- Staod daiiinter verstand. Ich selber vetatelw ilarunicr ciae eigenthiimliche exautbematisciii Krfiukheit, die von vielen Seh rittstel lern, n^ meiilLicb von Schönlein der Petechialtyphw, von frühem Aerzten aber PUckfieher gesanni wurde, wenngleich ihre HrgriffsbestimraungJw- selben sehr schwaiikeud war, und auf verschie- dene Fieberarlea ausgedehnt wurde, die eben nichts als mii'sf'arbeue llautflecke mit einander gemein halten. Mir scheint es angemessener, ät letztere Benennung beizn beb alten, weil die entere gar zu schreckhaft klingt, indem man dib« gleich an Petechiei:, Pest und allgemeiue Anf- jösnng denkt, als deren Vorboten man sie an- zusehen pflegt, die doch bei dorn cigeoilicheu Typhus gleichwohl in der Mehrzahl der Fälle picht vorhanden ist. Denn obgleich derselbe vor allen Exanthemen das Eigen thiim liehe hat, iii» er sich vorzugsweise mit einer gewissen Fie- berform verbindet , dem XervenÖeber, und in manchen Epidemien dem GntioischungsSeber, ßo kann er doch im Verein mit jeder aadciQ Ficberarl, selbst mit dem reineo Eulzüaduogs- lieber, vorkommen, woraus dann erhellt, dils es keine fcsibcstimmte Behandlungsart dessel- ben geben kann, indem es bei ihm, wie bei allen E-vanthemen , lediglich auf die Beschil- fenheit des mit ihm verbundenen Fiebers an- kommt, mit besonderer Berücksichtigung dei örtlich angegriffenen Gexvebe oder Theile.

109 -

17.

Die Beobachtungen über das Puerperalfie- ber von Gruber in St. Petersburg (a. a. 0.) liefern abermals den Beweis^ wie unter dieseifi Namen noch immer vielerlei, theils verwandte, theils entgegengesetzte Zust&nde vereinigt wer- den, indem der Hr. Vf. sagt, der Character des örtlichen Krankheitsprocesses beruhe iehr oft auf Entzündung , oft aber auch auf einem , der Entzündung ganz entgegengesetzten Zustand, ja auf L&hmung und Fäulnifs. Aus diesem Äiif^- satz erhellt, dafs der Hr. Vf. das eigentlichp Puerperalfieber, die specifische Entzündung defi Bauchfells der Wöchnerinnen, welche ' 9tf^D|^ genommen allein diesen Namen verdient, mit der Geb&rmutterentzündung , welche selbst auch Neumann (von den Krankheiten ' der BIensc)i6ii. Bd. I. S. 383) niciit streng zu unterscheiden scheint, und mit der sogenannten Gebärmutter- f&ulnifs (Brand der Gebärmutter) verwechselt, •nachdem so manche. wissenschaftlich gebildete und tüchtige Praktiker , und namentlich ScMn^ leiny vor dieser Verwechselung so verschiedener Zustände gewarnt und den rediten Weg geneigt

haben.

18.

Die englische Behandlungsart der Kranken ist doch oft von der unsrigen sehr abweichend, das bezeugt unter andern der Bericht des Dr. Graves (London medic. GasB. Jan. and FlQbr. 1887. Frioke*s Zeitschr. 1837. Bd. V. St. t.) über die Behandlung einer allgemein ftich ver- breitenden Rose bei einem Kräftigen junp;en Manne von 18 Jahren, der dieselbe in emer Zeit i;;^o Hosen epidemisch waren, durch Än- stedcttiig, bei der Pflege seinev Mutter, erhak-

)

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ten haben soll, Blutegel, Purganzen (vrifit- scheiulich drastischer Art), Quecksilber, Mohn- BBft, Brechweinsteiu , Höilettstein warea dii filittel, welche gcgca einen Zustand angewen- det wurden, der oÜcnbar gallig*- eutzÜDdlic]« Natur war, später selbst nervös wurde und« Tod durch Brand cndela Ein besonneDer ii- tioDeller deutscher Arzt würde sich auf dieii^ Wendung eines kühlenden Verhaltens und eiw Brechmittels gleich anfangs beschrankt, spiUi aber kühlende gelinde abführeode Mitt«l, dm geeignete Salze, iu Verbindung mit Tantuii^ den und, wenn dennoch ein nervöser Zustu! eingetreten wäre, die Arnica, den Baldriui, i) Verbindung mit essigsaurem Ammonium, Sil- miak oder Mincralsünre, äufserlich aber jii iiichls, oder aromatische Kräuterkisaeo togt- wendet haben.

19.

Dr. Dorsey (Americ. Journ, of the medic, Scienc. Nr. 36. Aug. 1836. FrtcAe'j aeilsclii 1837. Bd. V. St. 2.) heilte eine Negeiio m fünfzehn Jahren , die in Folge einer seit leb Tagen verbeilten Verletzung am Fufse am St»n- kranpfc litt , in fünf Tagen durch ungeheure Gl- ben Opium; daneben wurden Aderlafs, Schlüpf- köpfe, spanische Fliegen, Einreibungen vod Terpenlhinöl und Abführungen von Calomel diu' Jalappe angewendet Bei einer Negerin läl» sieb so Etwas wohl versuchen. \'iel!eidil hätte ich durch dieselbe Dreistigkeit eiMD Kranken gerettet , mit dessen Verletzujig eswi auf gleiche Weise verhielt :

DoB 36. Juoc 1819 verlangt« «in - Bwanzig Jahr alMr Tabacbspiiuiet

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Der Mann tvar von mittlerer Grofse und star*- kem Muskel- und linochenbau, früher wohl- beleibt, jetzt aber abgezehrt. Seit acht Ta- ften ^ hiefs eS; befinde er sich unwohl^ habe keine Elslust, Schmerz in der Stirne, bitteru Geschmack und leide an Uebelkeit. Die Zunge fand ich gelbweiüs belegt und auch die Ger sichtsrarbe war etwas gelb. Ich schlofs jaus diesem Allen auf gallige Sordes und verord- nete ein Brechmittel aus vier Gran Brecl^wein- «tein, zwei Skrupeln Brechwurzel, einer halben Unze Meerzwiebelhonig und anderthalb Unzep Chamillenwasser , viertelstündlich 1 l^f^löffel voll , bis zur Wirkung. Das JBrechmitteJ wirkte hinlänglich und veranlafste auch eioeOaifmiiig. Er schien hergestellt und wufde am 3. Julitder Behandlung entlassen. Allein schon am llien nahm er meine Hülfe von Neuem in Anspnu^b. Ich hud ihn auffallend blals und noch mehr nbt- g^ehrt. Was ihn aber am meisten beuvru- bigte, war, dafs seit einigen Tagen sich einid mehr und mehr zunehqnende Mondkleomie Mk gestellt hatte, die beim Schlucken und w^m er den Mund weit zu öffnen versuchte, '.kaift Schmerz in der Zunge und in der Gegend «bs Magens verbunden war. Die Zunge w«t iMt kleinen Bläschen besetzt, und er kooKte fiuit nichts hinunterbringen, obgleich es ihm lAttHL ganz an Neigung zum Essen fehlte. Den Zufall für krampfhaft haltend, verordnete kdi ein Pulver von Opium und Breehwurzel, vön jedem einen halben Gran, schwefelsaures Kali zehn Gr., liefs Uervou täglich vier Stuck nehh men, und äuiserlieh Einreibungen von grauer Qijbicksilbersalbe mit Opium machen. Deb lt. Juli. Nicht achlinuaer, auch konnte er elwitti sisbliiigen, wenn ea mr Bwisehen d^ ZahMi

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Unda^ war. -7 Nun. eist erfnlir ioh, M geiiaiierer Nachfrage^ dab er ekh tot M Wodien einen rostigen Nagel tief in dh redite FaÜMohle getreten hwe. Sdim'sfMl einigen Tagen verheilte ' die Wiinde imter te Hittden einer Quacksalberin mid er luitte Sni^ dem kone weitere Beschwerden iii SennAm ▼erspart. Sofort lieb ich die SteDe der Naik^ die nichts Besonderes wahrnehmen Ueb^ lleiGv nrit der obigen Salbe einreiben luld t&gKeh vi^- üud eine halbe Stunde lang ein Fnfsbad '€hanultonaufgu& mit einer halben Umce fttm- •den KaUs ncSmen, so swar, dafii jedes Atm

WÜtor viermd gebraucht wurde. Dtm 13Ui

Jidu Obgleich er Nadits etwas gesehlifiB% . hatte sich doch das Uebe! merklich TeiscUn- nert. Er konnte den Mund kaam noeh tttm IBUte Ziehen im Naclieta und Rfidkgrafbj wd -dW 'Sohmerz in der Hagenge£fend war stlik«* Verordnet worden: Aetseiider SubGmat lini Opium von jed. zwei Drachmen, eine Unze Rosen- salbe zum fleifsigen Einreiben im Rucken, me grofse spanische Fliege auf die redite Fnb- «ohle, innerlich einen Gran Herb. Belladomiae^ einen halben Gran Brechwurzel und einen Skru- pel Zucker und liefs ich vom letzten Pulver alle zwei Stunden ein Stück nehmen. Abends befand sich Pat. viel schlimmer. Die Pulver wurden erneuert und längs dem Rückgrath eine spanische Fliege anderthalb Fufs lang und drei Zoll breit gelegt. Gegen Mittemacht erinek er einen Skrupel Tinct. Opii crocat auf einmal.— Den 14ten Nachts wenig Schlaf Die Bekkih mnng in der Herzgrube hatte sich verloren^ dte Zähne aber waren fest zusammengeklevat Nach dem Aufstehen zeigte sidi Neigung zda Erbrechen^ die spanische Fliege im Rücken hatte

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'fast gar nicht gesogen, beide wurden mit K6- nigssaibe Terbundeu; von den Fubbädem wa* 4^6B acht', und dazu eine Unze ätzendes Kali verbraucht worden. Nun wurde ein ganzM Bad mit zwei Unzen ätzenden Kalis verordnet, in "dem Pat. eine Stunde zubringen tnufste. V0r- -her aber wurde, da die Oeffnudg^'seit drei Tai- gen fehlte y ein Klystier aus Asa foetida, Ol. Hyoscyami coct., Liq. Ammon. suooin., S^ife und Aq.Flor.Chamomill., aufserdem innerlich Pul- ver von Hb. Belladonu/, Flor. Zinc.^Magues. eaiv bonic. und Zucker (alle 2 Stunden 1 Stack) und unmittelbar nach dem Bade eine Gabe von einer halben Drachme Tiuct. Opii erocat. verordneit^-*- Am 15ten Juli war nach einer meist schlaflosen Nacht Alles unverändert Das Klystier war DOch nicht abgegangene Pat. wurde an dieseai Tage wieder Vormittags und Abends in das Kalibad gebracht, welches zwei Unzen KäU enthielt und zum zweiten Bade das Wässer -des erstem mit verwendet, so dafs das letztere vier Unzen Aetzkali enthielt. Nach dem Bade in wollene Decken gewickelt, 'sebwitate 9$^^ stark. Die Verwundung des Fufoes hatte mm äurseren Rande desselben zwisched'-der Wurzel des kleinen und nachfolgenden Zekes Statt gefunden. Die Narbe war nur von: -der Oröfse eines Stecknadelköpfe, beim stärkte Drucke auf dieselbe empfand Pat. in der 'ViMb einen dumpfen Schmerz. Ich durchschnitt die :Narbe in der Länge eines Viertelzolles ^ bis darch die Sehnenbinde, wobei aus einer klei- nen Vene eine ziemlich starke Blutung erfolgte./ ?fach der Blutung wurde Charpie^ mit gleichen Theileu spanischen Fliegenpulvers und Aete- Icalis bestreut, eingelegt. Irrthumlieh ' wären Tages vorher auch die zuerst versdnieliMtn

Jonrn.XCIILBd.4.St. H

114 TP

Beiladonnapulvcf erneuert wordoa, lUa balte aifl H'ecliBcläwciae mit den Kulet •fdnet«n gegeben. Einige Stunden smi ficbuitte befand sich Pat. etwas besser JDund konnte etwa einen Vicrtelzoll w öffnet werden. Aucli Ualte et nicht so ■SflhmeieeB in„der Herzgrube, die sich i VftTtgeu Tage in eineni hohem Grade eingestellt halten. Da das Klyslier aa 4d«fchmitt&gA nicht abgegangen war, ei -das vorige. (nit einem Zusatz von Infus, luud Mogoes. sulphurica wiederholt appüi

flöich unmittelbar zuvor das erstere, al tuhlgang, entleert wurde. Dieses zw wirkte nach sehr kurzer Zeit nur geririj inung. Nach dem Bade Abends wurde t ibvid mit dem Aetzkati und den api tiliiegenpulver emeuerl, ohne dem Kraul iStlinera zu verursachen. Nach äei •dllief er viel, von 5 bis 10 Uhr unm oben, auch nachher blieb er schlärri^. .«teilte eich Würgen ein, und dBr Ath« dMi 'G^nNb-^des b«gMiiend«n SpokM vDtePul^Wiliefe ich wibwad der Nad

^■»taen. Den .l&teu Juli. Die BlM

: MhlaOM, AH«9 v«80Uiinineit. Bs ha OorohUtd' «ingMtellt. Pat wur4B f&n itota teng ioDin -kaltes Bad gebiaofat »ai BUSltidbeh : jetzt ein Palver t«b 1 ^Qr..^ 4 Glr. -Kampfer, 5 Cr. ArawiDn. pym-^ 80 Or. I&uckecj &u : jedem Pulver wwdeo ~4mi -M Trepfen von einer BSiscÄftiog . dtm Tbetloa UoedMuhaltigof Ambrali« . VEnet Op. cieMt. gesetzt. Untaittdl Atta Bade bobrtd aiehPAL odtecirteE. ifMft^^itie.el^riscfae SeU&g^ Mf^" iMM'ftfllHiliMde^ Geräuneha >v*n i4ta

, 115

durch den ganzen Körper, dabei war Ziehen und Dehnen durch alle Glieder, Zusammenächnü- reo des Halses und Scjhlui^^^es', Würgen, fast ganz gehindertes Schlucken, Abneigung gegen Alles vorhanden. Bis gegen Abend waren acht Pulver verbraucht, Pat. vermochte nicht mehr zu oelupaen upd erhielt nur den Rest der Tropfen ym 10 nud um 12 Uhr. Er muiste nuu fast fort- wä^ead in halb aufrechter Stellung von zwei Personen gehalten werden, weil ihn sonst die ^t^lse in der Herzgrube zu ersticken drohten. Morgens legte ich ein Stuck Aetzkali von be- trfi/chtli(^er .Gröfse in die Wunde, und lieißs, von Mittag an, dieselbe mit warmen Umschja* gen aus erweichenden in Milch gekochten Kräu- tern kataplasmiren. Der Puls warum diese Z^it sehr schnell, häufig kaum zu fühlen und sehr ungleich* Pat. schwitzte fast heständig, doch ohne besoniders warm zu sein. Denl6tenJqli. (der siebente Tag nach Ausbruch der Mund- klemme}. Wider Erwartung hatte Pat mehrere Stunden auf einem Lehnstiude sitzend geschla- fen. Seinem Gefühle .nach befand er sich yiel Jiesser, hatte wieder Lebensmu^h^ und äijfi^xte Yeriangen nach Wein und Fleischbrühe. Cjie Z|dme konnte er einen halben 2!ipll weit i5fl[i[iep; ai|ch trank er, ohne besondere Beschwiwden, eine halbe Tasse Qluhwfin. De^r Durohlauf hatte sich n seit 19 Uhr Nachts verloren. J^s Stplsen in der Herz^rabe war weniger ^ heftig, ond nöthigte ihn nicht mehr zum Aufsitf^n, 4ie Extremitäten konnte er besser bewegen, die Stimme war deutUcher und lebhfifter^ 4as A^ge munterer, der Puls gehobener, voller, wi^- •leMonnig^ schnell und weich. .Sr U^ if^.^^m f^Wdiel^a warmen. Schweifiie»' Dj^c^pfen wiudm .aroenert, und stun^lMi Wff^ ^. J^^

pi

IL

■ohwert. Die Wunde zeigte kei weshalb von neuem Aetzkali oinj wonnf diesmal eine starke Bin Der Puls war fieberhaft, die Ha ter Temperatur und roth, anhält vorhanden. Verordnet wurde: Ol. Cajeput, BrechweinsteiD ui Kam Binreibeo in . die Herz^ru xeu Aetzkali zum Bade-, und f ' rotbem Piäeipitat zum VerbiniJi ' und dabei die erweichenden V die nnomehr stark entzündete '' Mtzt.' Abeodfi wurde Fat. eu giebtdeL Pat. fühlte steh im Badi httte gleichwohl diesen Tag viel nnd getrunken als die vorigen Ta| fortwährend an Beine Genesung, sicherte, sich viel besser eu b< wollte es noch immer mit dem S recht gehen ; im Liegen konnte < feo, denn wollte sich der Schlaf 'fiifar er unwUlkührlich iu die Höh« wurden während der Nacht fortff

117

«

)ii fortwährend steif, und das Stofsen im Iq- ern dauerte fort. Pat fiel gänzlich zusammen, »ip Pub. war klein, schnell, häufig und unor- mtlicli. -^ Von den zuletzt verschriebenen [(michuspulvern liefs ich jede Stünde ein hal- / m nehmen, mit 10 von den bisher gebrauch-« n Tropfen, ifnd zwar in 1 Efslöffell voll von ner Abko^liung der Königschina, mit Syrup. oft. AMra^t., Ext. Chiuae und Schwefelätber ; Ipindas sehr erschwerte Schlingen verl^inderte . öilstenthells die Anwendung. Vormittags ^ be- im er noch ein warmes Bad^ welches nichts an- irte. Voip;nun an redete er fast beständig irre/ le Ärixieie.n wurden ausgesetzt, und Pat» hieJLt iiur poch dann und wann etwas Fleisich- ufaie mit £ji|[elb. Unter einem heflifcu ,Tp^ skampfa ui)d häufigem lauten AufschrlElieii irb er en^licii am 18ten Morgens um 5 Uhr. . «^ e Oeffnung der Leiche wurde nicht gestattet,^ Eirde aber auch, wie fast in allen ähnliche!^' ill^n , wahrscheinlich keinen befriedigenden ifschlufs gegeben haben Die 22eit von r Verletzung bis zum Tode betrug 28 Tag<i, ) des Ausbruches läfst sich auf den vierzehn-^ s. Tag setzen.

«0.

Hr. Dr. Lange theilt in der Berliner Vereins- itung (1839. No.31.) mehrere Fälle von un- Scklich abgelaufenen Aderlässen mit, und macht rauf aufmerksam, dafs der Schnepper der rnzette vorzuziehen sein möchte, weil in allen, n bekannt gewordenen Fällen, die letztere »braucht wurde. Er bebt als muthmafslichen: *und dieser Erscheinung hervor, dafs man sei- n auf die BeschafFenhcit der Aderlafslanzette

die geliörige Sorgfalt vem'ende, roden tbeils sie nicht gehörig scharf hatte (w gewöhnlich nicht öfter als dreimal geb wei'den könne, und sie daher eine gei Wunde und ein Zerren der Vene bedinge), sie auch n-oht zu anderen Geschäften (C von Geschwüren, Impfen u. s. w.) geb und sie daher, wenn sie nicht gehörig ge worden, eine Vergiftung der Wunde veran könne. Ich unterschreibe diese Ans! und habe mich deshalb noch immer deaS^ pers zum Aderlassen bedient, ohne jemi Den Nacfathei'l davon erfahren zu haben, finde ich, dafs derAderlafs mit dem Sehe nicht nur leichter und sicherer, ssadero für den Kranken bei weitem weniger seh bafl als der mit der Lanzette verneblet Freilich habe ich zweimal in der Noth, n mangelung eines jeden andern tauglichen ff zeugs, unter dringenden Umständen nijini Federmesser zur Ader lassen müsseo, '' glucklicher Weise ohne alle übele FaljA Dafs rndefs auch hei uns, und in Fo'^ ues ungeschickten Gebrauchs des Schaep! schlimme Zufälle nacJi dem Aderlässen voii men können, mögen fujgende Fälle bciveü 1. Der erste Fall betraf eine 65 Jtit Frau vom Lande, der ein Bauer am At* Ader geöffnet, aber'zugleich auch die Bni ajterio getroffen hatte. Durch einea f 0TUckverband war zwar die Blutnng g worden, allein der Brand in' allea Fingen die Folge davon. Nur Trümmer derstUw Ausnahme, des Daumen, den sie behieV ten erhalten werden. Nach und nkch sieb der Blutlouf durch Seitengeßbe ^ her-.

m der WiUiwe eine« CUotwi Abs MtiMfei^ Gilb 74 J«hr alt^ stMli iin!Ri€li|niiMi^Mu: b/iöiAUgeiMiien ftiQtie# tehv'ge«iHMliiIs«fl' iVkgen moh uttwohI':^irfGbk'«iidi JN^iidkM< 9ehwiiid«l Mlitti»o dird^itedhirQh'tNwifaiNi teil lüimis ^h^ «im Ad«r !iuii^link«iii)Aniie '

baiuto wieder auf, Plitl. veilw d«4iit«b>''i* kett wohl direi ToBBen Bliif, ' Ifkhke stell ttttiik * . üni iiieht bedeüteiidbii' lldtveilttite-^idMrattn Mf^biifich eitttIdAfteiV dDeh- behkwitlnii^ eiubefiodeci gto» fceft4edi)!:ett4y' Mr>4ftll4^1 die Aderlafiy«hinde' ettt»äitdel düd^der YaniMn wiir eufk iliig&adiwellM'iiM eetriitemMfy/

SMweUlipattieV daMaf/tt dmUaiMmv^fliMs ^ber einen Betitid Air ge WKrewtey lli%|Mw"» h». Di* (Mteimg üatte iril^M^vjtfMidiil'^fo ^ [Äjbll^age aueg49%1iebeb,'Mv'diee«*i TagedtMU'^^ »t 'Wieder eingeetelU^ w%ii atfeii etweiPluMt''

Kranke war M 8ftamMMeiik (tai''ifiMS^ »igt und konnte deaiwbgeil>iiiehtii SdMlMl«^ ragem/ibn) Zengefäed idh^ifM'^ ^laif4&»^v

let)er gelkid. -— ieti hielt de« KaU;Mi(r#ei%. yntKttndung^ verordnete euar «Hafiifdltf tfiNH^'' es Verhalten^ ntld lieft FonseiilatieMiw vdtt'i Mi Geknisebe aus eeeigit; ttei und WaaMr- ilren. Den ftten Pebr« Wie eehdin'>4aeÜi^j Nächte, hätte sie aneh in' «ter 'T^erwicheii'i nicht gesdklafen ;. der^^mfawg dinr^IinwAiViUii g war Vormindert, die AderljKftet^- edfMuf^ , Klie Wunde eiterte eift>weüig^ derlSttiitbt»ii erändert. -^ Am 0teu Febr^ h««te iMifidA'^ U^ mehr verbreitet^ dRe EiterttHg MgedotfvMH ly Sfshlaflosigkeit afich i«i der teteten NttcMP^ jesteHt« loh verordnete^ etweieheodie 1t)lul^)>

iÄO

tef, in Mildi gekocht und mit easigsauiem BUi, zu warmen Umschlägen und liefs Abends ein Dower'sches Pulver nehmen. Dcq 7tenFeb[, war hierauf eine erträgliche Nacht gefolgt. Die bishei stecheDdcti Schmerzen im Arme hatteo sich gegeben, gleichwohl war die Röthe stit- ker und ea lief» sicli Eiter aus der Tiefe diük- ken j statt der bisheiigen Umschläge wurde blofii Blejwasser angewendet. Den 8te« Febr. Schon am vcrwiclieneo Nachmittage war PW. uinvohler geworden und hatte sich einmal gi^ lig .erbrochen, gleichzeitig bekam sie OeRnuDf- Ein Fulver, welches sie gegen die Nacht genom- nien, vcrechpfFle ihr wenig Ruhe. Am Moigei wiederholten sich Erbrechen und Ocffnung. I<!^ fand sie sehr angegriffen. Die Eiterung bäioi zuzunehmen nud die Aderlafswundc war wbr emp&i^iUch; die Zunge blieb rein und derG«- schmack unverdorben, das Pieber war et«» starker. Sie erhielt jede Stunde 1 Eftlöffcl voll von einer Sättigung aus kohlen&Ka/J, mit Citronensaft, Krausemünzeiiwasser und Aether. muriaL Die Bähungen mit dem BleiwasBet wurden fortgesetzt und der Arm in eine Biode gewickelt; gegen die Nacht erhielt sie wie- der ein Dower'sches Pulver. Den 9len Febr Fat. hatte eine gute Nacht gehabt, Sctuneni war unbedeutend, Krlirechea balt« sich nicht wiederholt, das Fieber sich v«ti>- reo. Die Saturation wurde erneuert, ib« nur zweistündlich gereicht, das Geschwür nit Wadissalbe verbunden. Allein diese auadiei* n«nd« tBcBsening war nur täuscfaeod, d«» B<dion «in Abend fand ich Pat. in deo befti|- sten SotuneTzen , EntsünduDg und H&rte bit- ten sehr zugenommen, und Pat. fieberte wi^ der lebhaft , , mit hartem scbnellea Pols«. V*

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Binde würde entfernt , die Umschläge mit Blei-* Wasser kalt augewendet, und jede Stunde ein Pulver. gereicht 9 welches aus 1 Gr. Calomßl| j^ Gr. Opium und 10 .Gr.. Zucker bestand. Am 10. Febn waren acht Pulver verbraucht^ hatten aber keinen Schlaf bewirkt^indefs Schmerz , und Entzündung sich vermindert , das Fiel^er sich vetloren^ lUe.Eiterungaber ver^iehrt ha^^e.

Die Pulver wurden erneuert und den Tag über vier Stück gereicht. Den 11. Febr.: Die Härte hatte ;fiugenommen , . und ich ver- tauschte das .bisher Angewandte mit Umschla- gen von Hafergrütze mit Bleiwasser. . Al^pods hatte sie wieder mehr l^chmerz und F^eJtNMr« Es hatte sich, eine Oef&iung eingestellt^ -7: Die: Umschläge wurdea weggelassen, und wieder. mit -kaltea' > Umschlägen von Bleiwasser verr tfuscht. . Den .12. Febr. Kein Schlaf, sehf.: unruhig, lebhaftes Gefäfsfieber, n^it hartem Pulsei g«lbbelegter, halbtrockener Zunge, Beklommen- heit, Uebelkeit,. trockner, heifäier Haut. Aus dem Geschwüre kam kein ßiter mehr; dage-. gegen bildete sich eine empfindliche, aiisctiei-^ neud schwapi^ende .Geschwulst am obem ^- nern Theil des Unterarms. Da ich .hier die Bil- dung eines Eiterherdes voraussetzte, lieis ich gleiche Theile von erweichen.den Kräutern und und Hafergrütze . in Milch kochen, Bleizucker zusetzen , und als warme Umschläge verwen- den, innerlich aber alle zwei Stunden t Efs- löfFel voll infus. Fol. Sennae compos. nehmen.

Den 13. Febr. Pat. hatte sechsmal OeiTnung gehabt, von denen erst die letzte flüssig war. Die Schwappung hatte nicht zugenommen. Aus der Wunde flofs aufgelöstes Blut. Die Kranke hatte etwas geschlafen , Schmerz und Fieber waren weniger stark, die Zunge etwas feüch-

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tei. '■^' Der SennaRR%ufs wurde xatvckgcE^ü UDd statt BeineT alle Kwei Stunden t Sfslöffel von einer Solulion von Kali nitric, Vin, stib, Synip. Hub. Id. und ^Aq. Flor. Sarabuci ge-' reicht. Abends. Steigerung des Piebers mW trockner Zunge , der Arm eehr empfindlidL NAch der Arznei wurde ihr öbcl, sie solha nährend der Nacht einigemal mit 10 Tropfea Tinct. Opii orocat. gegeben werden. Den 14. Febr. Fat. bekam nnr einmal von den Tro- pfen und hatte eine gute Nacht. Die Gcschuiilst wvr weicher nnd weniger empßndijch, aus den Geschwüre Hofs fortwährend blatige Jauche. Bekimnmenhcjt. trockne Zunge, märsig starltM Fieber. Keine Oeffnung. Daher der Sennaao^ gufs mit der Salpeterioiachung wcchselswelse. Umschläge von Brodkrumen in Milch gekorkt mit essigsanreni Blei. Aliends Iratten Sehnen, HSthe und Geschwulst wieder sehr imgenotB- meii, daher ich die Umschlage mit einem Kräu- terkissen aus zcrlheilenden KtüntorD veriau- bchen liefs. Stündlich wurde ein Efsieffel vom ScnnaaufguTs mit Pulp. Tamarindor. g;ereicht. Den 15. Febr. Etwas Schlaf. Fünfmal warOeff- nUng erfolgt, die lelztoro ganz flüssig, llet- tigft Schmerzen, der ganze Unterarm phleg- monös entzündet, die (leschvvnlst oIasti><ch, stellenweise hart und gespannt. Fieber lebhilt, Zunge trocken, Gesichtsfarbe gelblich. Jede Stunde 1 EfslöfTel von einer MandelemalsiDO, Atthaeasynip, und einem sehr niäfsigen ZusatE Opiumextract. Abends. Die Härte und Rö- the verbreiten sich gegen das llandgeleok, grofse Empfindlichkeit. Das Fieber tebhan, die /trage trocken. Den Ifi. Febr. Wonig Schilf. EEitweiliges Irrereden, Schmerz, Fieber und Trockenheit der Zunge geringer. Ilürte iiad

in

R6tk^ unverändert. Aus der Oeffnang kaift; mehr Eiter t\ä hktüge Janche.«— DieMandäln. mil^b M^nrde emeuett. Den 17. Feim Pitt ^ hätte einige Standen geseUafen, aber viel . Schmers im Arme. Der Zustand hatte ■, sich ganfc Sil Rusfs faUoher Rose ausgebildet;, dia OeschWillst war jetzt duttkelroth und teigigi^ in de^ Tiefe vennekdte': idi Eiter wahnsttne£^ men , wagte aber doch noch keine tiefen Ein-^ schnitte^ welche die Kranke und ihre UmgcM«. bang sehr fürchteten^ und für deren Erfolg ieh, unter den obwaltenden Umständen^ ohnehin nicht einstehen konnte. Nach der* Arenei hatte sie einmal gebrochen. Aenfberlioh Umscbiige von lauwarmem Bleiwas^er» ^ Abende zeigte 'sich viel Schmerz, aber keine bestimmt fluotuifend» Stelle. Zweistündlich wurden zehn Tropfen der Tinct Opii crocat mit der Mandelmilch ver«« ordnet. Den 18. Febr. Pat. hatte zweimal die Tropfen bekonfiaiett und ziemlich geschlSf» fen; die Hand schwoll stark an, der Schmeto mft&ig, keine deutliche Fluctnation vorhanden« . Verordnet wurde: innerlich ein Aufgnlk der Flot. Amic. mit söhwefelsanrer Bitter- erde, Brechwein und Oxym. simpl., -^ &q* berlich Einreibungen von grauer Quecksilber«» salbe, abwechselnd mit lauwanAen UmschliM gen von einem Infus.- Flon Chadioimllae mil Bleiessig und Tinct. Opii sirapL Am 19. W(^ bmar sah der Arm mifsfarben ans, und der' Uebergang in Brand schien bevorznstehenw Pat. hatte fünfmal Oeffnung gehabt ,^ der Pals begann zu sinken, die trockne Zunge etwas schwärzlich zu werden. Abends fand ich me schwächer und verordnete 15 Tropfen OpiuoH* tinctur.' Den 90. Febr. Kein Schlaf. Ich machte nach oben, unfern vom Ellenbogen, ei<^

nen tiefen Kitischnilt , aber ohne Biter antn- treffen. Alle Umaläade schJeneu aiizudeutqii, dafB, wenn Eiter in der Tiefe vorhanden, die- ser sich au der iimern Seile des Arms, diohl an dcnKnorheii, und zwiiclien den grafse» Ge- fa&eD befinden werde, und hier wagte ich aiebt emzuschneiden. ~~ Unmittelbar nacli dem Einschneiden erbrach sie sich. Da der Einschnitt seinen Zweck verfelilt hatte, so zog ieb ihn mit Hefl|)(lasler wieder zusam vea. Den Tag Ober wiederhohe , sieh das Erbredieo Docli mehreremale. Den 21. Febr. Pat. ball« fast ununlcrbrociieu geschlafen, keinen Schmitz, wiederholt gebrochen, eir ml ßüssigc Oelfaung gehabt; der Arm schien f st -abgestorben , war Hehr mil'sfarbon , die Haut gerunzelt, bleifarbeo, der Puls hundcrtschlagig, weieh, schnell, ioeb nicht leer, die Zunge weniger trocken. Ver- t&änet wurdeilein Aufguls der Rad. Serpeott- riao mit Syrup. Cort. Auraut. und SdinefeJ- äther. Abends klagte sie über Beklommen- heit, der Puls war sehr schnell und häufig, die Baut mit Schweifs bedeckt, dabei hatte Pn. fortwährend viel geschlummert, DenSS.Febi. £ine ruhige Nacht, kein Scbmerz, die Ge- schwulst welk, nicht empfindlich, dio B^qb- nebheit dauerte fort, die Zunge war troekoi, die Temperatur der Haut vermehrt. Pub wie oben.. Bei dem Gebrauch einer berubigen- ilen MandelemulsioD mit Aqua Amygdal. ainai. lud einem kleinen Zusatz von Schwefelälher, hatte Pat. wider »lies Erwarten Abends wie- der heftige Schmerzen in der Lendengegend, an denen sie schon soust litt, auch sich ein- mal erbrochen; die Temperatur der Haut wu vermehrt, die Zunge braun und trocken, der Puls jagend, das Gesicht sehr roth, der Athen

It5 -r

beklommen, der Arm ohn« Schmerz, Die delemolsiou liefs ich mit einigen Tropfen Opium-

' tinktur nehmen, und anr Beruhigung der Pst« auf die schmerzhafte Stelle der Lende Emplast« diachyl. mit oineri Zusatz von Opium legen. •-^ Den SSsten Febr. Kein Schlaf, Schmerz weni- ger stark , Zunge ganz trock^' und dunkel-

, braun, die Haut trocken, ihre Temperatut te- höht, Durst, Beklommenheit; der Arm ohne Schmerz von normaler Temperatur, ganz weich, nicht mehr ödematös, die Geschwulst nimmt ab, Pat. kann den Arm wieder bewegen. Beisoheipba- rem Nachlafii des bisherigen Hauptleideus machte ihr aber der Lendenschmerz nm so mehr zu schaf- fen, der den Tag über wieder zunahm und ihr ganz unerträglich wurde. Ich lief« d^her Abends eine Saturation von Kali carbonic. mit Citro- nensaft nehmen und zu jeder Gabe einige Tro- pfen Tiuct Opii crocat. hinzufugen, -* und &a- fserlich eine Einreibung mit Opium gebrauchen. Am 24sten Febr. hatte Pat. ziemlich |;eschla- fen, und der Schmerz hatte sich mehr im gan-

- Ken Kdrper vertheilt. Der Arm wurde mit einer Abkochung von Weizenkleie und weifiier Seife gewaschen. Abends klagte. sie wie- der mehr über den Arm, sie hatte wahrscheinlich auf demselben gelegen. Den SSsten Febr. Pat. hatte zweimal während der Nacht die Tropfen bekommen. Bis ein Uhr war sie un- ruhig, von da an aber hatte sie ganz still ge- legen ohne über Etwas zu klagen. Der Atheln war regelmälsig und kaum hdrbar, die Augto fest geschlossen, das Gesicht geröthet,':tdie Wärme natürlich, der Puls bundertschlägig, weich, schnell, mäfsig gefüllt, der Harn ging unwillkührlich ab^^'nur mit Mühe konnte mtfn der Pat Etwas beibriiigeD. Anfang der Nacht

- 118

hfttte sie irregeredet, später aber war sie nifr- der ganz bei sich goweseu. Den Abend klagtt lie von neuem über die Lendenscbnaerseo obiI ich liefs daber zweistündlich 15 Tropfen Opium- tinkt'jr in Zuclierwasser nehmeu. - Den 2&alen Febr. PaL hatte die TtopFen dreimal genomaen und eine recht ruhige Nacht gehabt. Sic lag still hin, wie wenn sie scbhefe, allein das Ge- sicht wsr sehr catstellt, eingefallen , spitz, itKi Kiemlich geröthet, die Wärme natürlich, ifi Puls von hundert und zwanzig^ Schlägeo, wticfi schnell und klein. Die Haut klebrig. £a konnte ihr uichls mehr beigebracht werden. £ri MU 37stcu Morgens um 7 Uhr endete ein suf- tes Tod ihre Leiden.

Dafs ich es hier mit einer VeneneotaÜHfosg zu thun halte, leidet keinen Zweifel ; ilifr F'c entstand dieselbe? Gleich nach dem Adeiluie hatte die Kranke keinen Schmerz empfiwicnt man konnte also nicht annehmen, daTs dieVei- letzUDg der Ader, einer Sehne oder einesNef ven Veranlassuag hiervon g^ewesen sei ^^ > «m Schnepper ein schädlicher StolT sich ti«fii>- den, liefs sich nicht ermitteln, eben so wenig* -ob hierbei irgend eine Dyskrasie niitgewiili' ihobe.

Die Kranke befand sich gleich nach dff Verletzung, und auch nachdem die Entzüodu! bereits begounen, im Allgemeinen wohl und nu fieberfrei. Erat mit der Zunahme und Verbiet- taug der Entzündung stellten sich allgemünert Zufälle: Stärnugeo im Verdau ungsgeschaft, sf letzt ein nervöser Zustand und jener eigw jlhümliche Lendenschmerz ein, der deu üiW- lauf der krankhaften Erscheinungen zu beschul itfeen schien. Alle diese Zustände konnten alw keine Ursachen der Eutzundung, sondern viel-

187

mehr erst Folgcm derselbeu sem. Was diese iwsprunglieh heryorgerufoiiy bleibt völlig uner- ;4iU&ri. -— Aber aueh die eigentliche BesqhaffiM- .^^Mit der fiDtsuodiiiig selbst ist üweifelhaft Eioe '?tegenaiuite reine Bntzündung war es nicht, (denn senst wurde viel früher eioe lebhaftere V.fihegenwiEkiMig, und entwedef bald völlige Zer- -tiieilaog oder guturiige Eiterbildung in- Form toiner mehr umschriebenen Eitersammlnug eiit- ' --standeu .sein. Die lUjBifite Venvandtschaft hatte -nie noch mit der xosenartigen (galligen) Eolsoii- idung , der mdk sp&ter , noch die Neigung cum fichwarsgaUigen zugesellte; wie dieses «ich nvch anderweitig dürdi Brechreiz , braunbelegte •Konge und g|6lhlicbe.Ge8iehtsfarbeheraus6tdtoe. Allem aufser diesen schien :gleichwohl noch et- .:was Eigenaoliges (Specifischues) mit im Spiele -«u sein, dessen wahre Beschaffenheit mir räth- •eelfaaft bleibt. Genug, ioh haue es, nachdem , jsaeh die driliche Krankheit: vollständig entwik- -kelt, mit der Krankheitsform su tban, der JRust den unlogischen N&men y^falsohe Aotr" rgiebt. . I Was die Behandlung hetrifit, so war die- selbe vom An£ange. an zu unbestimmt, zaghaft «ind schwankend, als da(s sie ein gänstiges Srgebaifs hätte haben können. Wiederholte Blutentsiehungen, namentlich durch Blutegel, kritftige Einreibungen der grauen Quecksilber- salbe und der entschiedene innere Gebrauch das Calomel, selbst bis zum Speichelflusse, wa- ren die (Mittel, welche hier angezeigt waren. Die wannen Bühnngen, besonders die Breium- schläge, die fast jedesmal den Sehmerz Und den gan:&en Entzänduugszustand steigerten, wa- ren dben auch nicht an ihrem Orte. Auch ha- -ken die zu leieUich gegebenen Salzalifübrun-

r

gen sicherlich den Eintritt dos nervösen '£a- Btfindes beschleunigt. Jedenfalls wäre neben der ADweoduug des Quecksilbers, besonders damals, als sich der nervöse Zustand ubtct- kemibar entwickelte , die* Arnica , kräftig und ^ anhaltend in (Gebrauch gezogen, bei weit« heilsamer gewesen, besonders in VerbhiduDg mit Chlor-, Salz-, Schwefel- oder Phospbor- säurc, von deren Anwendung ich mich abhal- ten licfs durch die, vielleicht vorgefafste Mei- nung der Kronken, dafs sie keine Säuren ver- tragen könne. Angehend endlich die von Jlust so sehr empfohlenen dreisten tiefen ond langen Einschnitte, so will ich nicht laugneo, daiis dieselben hier sehr zweckmäfsig, möglicber Weise sogar lehensreitend gewesen sein köim- teu ; allein es hat mit dergleichen OpcratioaeD in der l'rivatpraxis , besonders an kleinen Or- ten und auf dem Lande, seine eigene Bewandt- nifs. In der Hegel scheuen die KraiikcD und ihre Umgebungen so gewaltsame blutige Ein- griffe, und wird der'gewänschte Ausgang nicht erzielt, stirbt der Kranke wohl gar, dann ist

~«ll um den Kuf des kühnen Arztes ^fetchehen nnd seine Wirksamkeit geßhrdet.' Ohnehin

.,h&tte man in unserm Falle, um nicht wichtige Nerven und Geräfse zu verletzen, gewissermi- Isen präpariren müsseo, da weder beisLiaiiiite Fluktuation, noch sehr deutlich ausgesprochne erweichte Stellen den Sitz des Elters deal- tich nachwiesen. Ueberdies tat in dieser Be- ziehung den erweichten Stellen, Avenn sie auch wirklich unzweideutig , vorhanden , in Bntzäi- 1 düngen dieser Art nicht immer so anbedingt ! zu trauen.

Zum Schluls noch ein Wort ober den Len- . deoscbmen, der sich gegen däkB^de der Krank-

heit so unerwartet einstellte. Ich kann densel« ben nicht als ein unmittelbares und ungemisch- tes Ergebnils der Venenentzändung^ der sich höchst wahrscheinlich im spatem Verlauf auch Nervenentzündung beigesellte, ansehen. Die Neigung dazu war, wie wir bereits gesehen, schon von früherer Zeit her vorhanden, der Schmerz selber hatte wohl seinen Sitz in den Hauten des Ruckenmarks und der Lendenneiw ven; ob derselbe gichtisch oder rheumatisch war, bleibt dahin gestellt Dafs indeCs die veran- lassende Ursache in dem Entzfindungszustande des Armes, und dem' nachher hinzugetretenen Allgemeinleiden zu suchen sei, ist wahrschein- lich und zugleich bemerkenswerth, dalli dieses Leiden erst dann eintrat, als der Brand im kranken Arme bereits erkrachen war. Es fimd also eine eigenthumliche Art von Uebertragung statt, keine eigentliche Metastase, sondern nur ein anderweitiger Ausbruch der Flamme, die auf dem alten Heerde keine Nahrung mdbr fand, und nun den für sie empfIngUchsten Ort sudite.

(Fortsetzung folgt.)

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lMra.XCIII.B.4.St.

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K>«'k<iiB? e N a c h r i o fi I en

und

A u S Ä ti g c.

'*'.'!' Dr. Fr. Xussc,

,ßtS,, M*J. finiA iiiiii Direclor der turdiciM»rirn Klmi

M> <•

M^Bmkf

Seit der Rrsclieinnng meiner kleinen Scbrifl üi>«t Sv

Dnterscheiiliing des Soheintode« vom wirklichen Tode, hiif ich die Onlennctiungen der Magennärnie dar Gtitor- benen, wo icli Gelegenheit dazu batte, unabtäni^ Id"- geaelzt. Das Krgebnifi nar da« aucb bei den frölietii HesiDngen gefundene, dafs die Warme in einer Cmje- bung, die kälter isl, als die KÖriier, von dem Auftöro des Albemtiolcns an forlEcbreilend sinkt. £g Ut bief »' Nachweisong des in diesem Sinken Statt findenden Vti- hültniiiea genügend , nur inei der luletzt angestdUa MeMingen nachstehend aniurilbren:

A. die Leiche eines nenn uod iwanzig Jihr w gewordenen Lungcnsc[i«indsüclilig«n,

il. Die eines in demselben LebenMlIer aa Meni>r' lis cerebralii erstorbenen Mannea.

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Anab venn "An Aiflfaaten i^ 4lbntlW TW 'Indfaw her bewirkt w, nebm Am Sdiirindan der WlniB .de«- . ' (elben Ging. Necbdeman eloerFno, dieeUi iniTibB" ■ime en fbrem RilitmhB erbeat^ alfer nur ehdg« lUBnj ten gebangen bMe, tuti Btaoden lug, wSbrrad ■it'lln HHtel nicht idt Bud «aRn^ eftwediMlndat DiSefce^ M die horten RippMi aid wif dM oberei - - -

wobei i)t3i mit JeBem Itnikt ii die E - ' I Matad edROUM FlaonMdek

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)bem Tb^ der BnÜL die BjpoAoiUdi ibw Mek iMWsgtk i W 1^

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Reiben und iet »d! die Mtgengegenä grätete SUiU ei- ner KerzenSamme ebne eine äaber« Spur des mriet- IcHiteadeD Letiena uigea-andl worden, vac die Wiima im Innen) det Magetii. ungeaeliiet jener tod anfiM gekommenen HariDemföhrang dm SUmden oacl) dem Texte bei einer Zimmerwärme ton 14' aal 28" und i«n Standen danuf idion aul 25° gesonken.

TetMche an Tliieren gkbea rän gleidea Renillat. Halte bei Kaninchen, die an Ptar Mimutea lang mit deot Kopfe uQter Wauer ^tlsurlil «orden , dai Albemholen ftofiebÖrl, und waren sie dann lane Zeil lang aicfa oiM iberlauen geblieben, lo sank ibre innere Wärme, «ab- rend kdoe andere Zetcben Tefrieiben , dals «ie ticb Bie- der eitglten, in Kiaem (ort von Grad ^d Grad. Ebeau mhn dia Wärme forttdireilend ab, wenn ilinea, aia> dsb lie wieder Zeicben von Leben gaben, LoA ei*' Cebluen wsrde.

Dm iD lelien , ob nicbt Tielläclil VeHampfiing im Higeo die Wärmeabnabme in ihm betrScbUirJi bcsdilro- njge , ward einem Kaninchen eine PortiOB Weiogoil in den Magen ge«|irlut, und dann die Wärme in dieaeo §*■ ■neuen. Vor der EinE[>riUung betrug diese 30*, Mix" Minuten nacb der Einipritzong 31Jo. acht Mianlea ifÄ- ter, nacbdem dai TLier gettoiben. A0°, (üof MiiiBfeo du- Ulf, ebenfalU 30°, dann nach 5 Minolen Z&J", tcbo Mi- nuten ipnler 29° und eben ao viel drei Viertelumide sach ■1er Binipritzung:.

tti wurde ein Kaninchen, gleich nacbdent ei dorcli Zuichniitung dei Haltet geiödlet worden, Ut an den Kopf in sin durch Biislüde bti auf I bia j erkalielf) Tt'auer getaucbl. In der erden halben Stunde aant die Uagennäcme bei ihm um 6J°, in der zweiten um llj°, in der Uiilten um 7°.

Ein ohne Wiederbeginn eine« deatlicbeR Albemliokni bei einem Kaninchen dadurch bewerkatelligiea Klettriiim dea Zwerchfell*, dafs auf zwei, lom Bauche her blofi gdegle Stellen von diesem kleine clettri^cbe Faokrn geleitcl wurden, binderte das fortschreitende Sinken der Warn'

Um zu «eben , wie weil die MagenwÜrtnc abnebm:n könne, wahrend das Leben noch dauert, wnrde diecelW bei einem Kaninchen gemessen, das sieb bis an den Kopt. so dafs es ongehinderl Aihembolen konnte, in einem durdi Kisslücke bis auf 1" bis } " erkalteten Waaserbade betanJ Die Vi'irtne im Mageo ging binnen zwei Stunden bis »f

138

15^ R. berab; dann erfolgte aber der Tod. Dieses Kr- gebnifs stimmt mit demjenigen, welches Chauisat {Mleckeit Archiv für die Physiologie Bd. S. 283^ ai^ einem Bunde erhielt^ der Verschiedenheit befder Thierarteii ungeachtet, bis auf einen nur geringen -Unterschied iibertin.

Bei ungeschwachter, oder nnr wenig geschwächter Kraft des Magens sinkt die Wärme in diesem dorch Ter- scblacktes Biswasser nur am einige Grade and blofs ?or* übergehend. Obichon die Ttiermometerkugel bei einem an ein^r Schlnndverengeiung leidenden Manne» bei wel* cbem das Hinbringen einer Sonde' durch {den Schlund zo seiner Kur angewendet ward^ ganz von dem halben Maafs Wasser von 10^ Wärme, das er eben getrunken, tn seineih Magen umgeben war, so zeigte doch das Quecksilber, 2 Minuten nachdem das Wasser verschluckt worden, noch 262 ®, worauf es alsbald wieder zu steigen anfing, so dals es in einer Stunde wieder auf 29^ stand.

Gewifs kann der Tod eingetreten sein, ohne dafs 4i* innere Warme, weil sie von aufsen her unterhalten vftrd, sinkt; sobald aber die Magenwärme sich selbst überlassen wird, geht sie in einem fort bis zu der WSrme der At^ mosphäre herab. Bei jener durch Selbstmord G«storbe^ nen stand sie im Magen durch die auf das Kpigastriom geleitete Kerzenfiamme ]| Stunde nach den^ Auibören des Athemholens zwar auf 35" in drei Stnndcn,''aber schon auf 28®, in fünf auf 26®. Es war nicht nöthig, diese» Yerhäknifs durch einen Versuch an einem Thiere noch weiter zu erforschen ; als indefs in anderer Absicht die- ser Versuch angestellt . wurde, ergab sich das intfereiMinte Krgebnifs^ dafs das Sinken der Wärme in einem HanSn* chen, das einige Stunden lang nach dem Aufhören des Athemholens in einem Behälter von 30® bis auf 31® ge- wesen und dann an die Atmosphäre von 16® gebrächt worden war, schneller sank als die eioeil zweiten von' glei- cher GrÖfse, das bei dieser äuftteren Wärme von 16® mich getödtet worden, was dann mit anderen Krscheifiungien dafür spricht, dafs tn der ersten Zeit nach dem Aufhören des Athemholens noch etwas Wärme im •Körper erc«u(^t werde

I

186 ~

Die Frau beiiatigte was der Mapn mir berichtet balU-: kaum eine halbe Stande nach dem Genufii der yerdaebti* gen 8ubi(taaz, die sie lur Zuckerbrod gehalten urtd des- halb, jedoch nur Jeder ein kleio wenig davon genosaea hätten^ hab^ sie insgesammt Würgen, Erbrechen , Lei^ schneiden und grofse Angst überfalleiiy lind diee. daure bei ihr noch iDimer fort K. habe ihnen solches ?etii ge- strigen Buttstädter Markte« wo er gewese« wäre, milge«- bradit, selbst davoQ gegessen und eiaem Jeden ; ab el* was Seltenes, ein weaig davon mitgelbeiltb Sie habe be* reits Kiweifs mit Vasser vermischt nad andere acblei- migc Getränke xa sich genominen, es helle ihr aber aUea nichts.

Dafs hier die Wirkung einer heftig wirkendes S«Ih- stanx vorliege, war nicht zu veckennen; was es aber far »in Gift sein oiÖge» darüber war nicht sofort ins Reine zu kooHnen , aumal der K, nicht gegenwärtig wat , und deshalb weitere Nachfojrschangen bei ihm nidit veranstal" tet werden konnten. Da es in Form ven ZuckeqilSti^- clien gegeben war, so vermuthete ich ein corrosiv wir- kendes Gift, eine ätzende Säure.

Ich verschrieb daher in der Geschwindigkeit eine halbe Unze Liquor Kali carbooici mit zwei On«en Althaa* «yrup vermischt^ alle } | Stunden, dem Kinde eine« reichlichen Theelötfel, der Prao einen Klsipffel voll an geben* Das StiJckchen überkommenes auf Papier gekieb«- (ev, ohngefähr 6 8 Gran wiegendes Plätzchen, übergab ich dem Apotheker, um sein Urtlieil darüber zn äafsens der mir eine Stunde später sagte ,. es sei Kiwas . dn» von durch seinen Gehülfßn vor dem Lptlirohm gepnift worden, und man habe den Knoblauchsgerocb dnntUok dabei wahrgenommen.

VJixe nun die Arznei zubereitet^ md-AUai auwelt.gtfK diehen war, dafs die Frau davon einnehmen könnt)»-, wav uxhs Uhr herangekommen. Dem Kinde haAte. man . z,wav (•(was von der Arznei einziiflÖfsen gesucli^,, esr Jiaile nJlicr. nicht mehr geschlackt» und war ipfo.' aqUi eratarrti und verschieden. -7- Das zweiti^ K^nd, wall iph nicht bftbnnd^e^ ein Mädchen von 7 Jiahcen, hatte in^ deinselben Momente ebenfalls auch seinen. Geist aR^fgegßben. . D^a^ Z, aber, ala sie nur den ersten Klsloffel voll von der Ar;inni «ingenom^ men, war sofort gerettet. Alle gefährlichen Symptome waren mit diesem einemmalc Kinnchmen, -— es ist die leinste und trockenste Wahrheit, und wahrlich nicht das mindeste Ucbcitricbcne in dieser Kede, wabchnit win

wtMfWinhcft Das Efbraebea LflSichaeidefl legte neb, die kmpji w Dntil tofleicliea, der Pak hob neh ■■ mmi knuDpflot, aad eis wtigemtmer Schwilir htim^jMm Winne aad Woblbcfindei fcrti ~ de« pasen Körper.

Bei Fortgebraocb der fenchriebeaea feraoer Asweadang ?ob Kafiea, ohi^gfibr 4^ fafaidncb, geut die Fnm ia kwier Zeil •» delf eia idtdeai wieder eia folikoiawa gl dea Klad zor Weit geborea» oad da icb itali im Aoge behielt, nie die aiaderte B der Vergiftaog ia ihren Körper leiipirt hat^ baate aiditsdavoa fenport 8ia irt vieiawhrM frlMb, alt wäre ihr aiehts begegnet, ne ubial so ▼ollkomoiaen GeeaadheiCnarttades ah aatar, abgjhM (daf Biseaoxidbjdrat, ab Gcgeagift des wcifiiaa oder der aneaigea Saure Toa Bmmtem aad AaÜaga 1837. S. 63.) bebaoptet wird: „toI •aadbeitfzastand kehrte ?or der BekaaatBadM^g GcgeagiftB nor selten wieder zoracfc.**

Die ttattgefondene geriehtUebe Sectioa, dfe iA akbt geauMbt habe, lo wie weitere Nachferaebaagca habea apücrlda ergeben, daCi die Tergütong mk weymm Arm- aft aBTorMtzlicb geschehea war. K1 warda aiadMb in Battitidt auf dem Jahrmärkte arretirt and iai Gcfiagatfa gebracht; datelbtt fand er diefi Znckerplitacbaa; «aa ab yertiigangtmittel gegen Ratten aad Minw daUa gelegt war, ateckte es ein, ab da?oa and theille, in der Mdh- aaag Zackerbrod gelbnden za habea, sdaea gatea Pkaaa- dea ebenbHs mit. Da er seibat, boaa ide^ davoa geaaa- aea, die öblen Wirkongea ebeafalb aaeh aoüart vmpirt; ab ein wahrer 3€jihriger Athlet aber aichta ib^cgoa ge- brandrt oder hat braochenwoHea, ao isl er, in dvNa^ ▼oai 8len zom 9ten Tage nach dem Geaabi^ cleadi^licb daiaa gestorbea.

Ich halte die korze Bekaantaiachnag dieser Baobacb- tang aicht far uberflössig, da sie mit der voa deai Hra. Madidaalrath Pr. EhttM in Brerian Ia Mm^a Magana Ar d. gaaammte Heilkoade (Jahrg. 1837. Bd. Sa HB. 3. 8* 613.) ▼eröffeRtlicbten , genaa zBaanuaeatrifll, aad aat ihr Hand in Hand gebt

Dort hat nämlich Eberg gegen VergiBaag nut Scbwa- felsaare, wogegen Ton OrfUm CkriMiison aad Aadara (Uai- ▼ersal-LezIeoa von 1835. 8. 155. Addoai)

1»7

Magnesia mit Wasser vermischt und concentrirtes Seifen- wasser nebst örtlichen Blotentziehnngen, schleimichter Diät 0. w. empföhle! worden, ähnliche schone Resohate dnrch die Anwendung des LIq. Kali carbonie. erhalten.

Neon. Stunden spater, als die Vergiftang Statt gefun- den hatte ) erhielt Ich dies nberraschend gute Resultat ; wie viel Gift die Frau bekommen hatte, lifst sich nicht sagen, es mu(s aber wohl schon von Bedeutung gewesen sein, da es solche heftige Vergiftungs-ZufSlIe herbeifah- ren konnte, die, wenn nicht schnelle Hülfe gebracht worden, das Leben der Frau, so wie bei den übrigen dreien, ein-, sieben- und dreifsigjahrigen Personen , gewifs zu Tertil* gen im Stande gewesen wSren.

Von dem Bisen- Oxyd -Hydrate konnte ieh Im Torlfe- genden Falle pm defswillen keinen Grehrauch machen, weil es au der in Rede stehenden Zeit hier nicht ?orrathig war, und unterm 22. Aug. y. von der bocfalöbl. Regle* rnng in Merseburg die Beschaffung ond Vorrathighaltong desselben in den Apotheken, so wie dessen Anwendung In sich ereignenden Fällen, erst angeordnet und empfoh- len worden ist.

3.

Praktische MisceUen und Lesefrüchle am der aiiuilan'

disAen Literatur.

MiigeikeiU vom

Med.Rath Dr. Busse,

(Fortsetzung.)

Lähtming heider Nervi facialeSf dwrchMeetro -iMagne- iismus geheilt, E^ne höchst seftene Beobachtung der Art machte Herr CoosfimlMi Jamet in der Praxis Mofen- die's zu Paris. Gegenstand derselben war ein sohwach- li<^hes, aber vorher gesundes Madchen von 22 Jahren. Zu- erst verminderte sich, ohne bestimmte Veranlassung, die

Beveglicbkeil der Augunliadei äeß linben Augu, wurden Sliin- und Scblüfe-MusLeln anil endUcli Kina 1 md Liften ei'läbfiil unri mcti redils gezogen. Bieri° ee«e|[|e aicli alsliald ain Gcrübl von Bingesclifafaiigei* der I Ziingu und eine geaieigertB Kio[ifindlichkeit des Obn. | ' Beides duuerle alier nDr24Slandtn und vencliwKnd, ob» Sil) rang der Zungenbenpeangen zu rück zu lauen, lu zeigte «icti al«o eine Veriieüung der liiilieH Gesicbtgliällic nadi recUs : Oniermügen, Kinn und Mund gerade zd rii^' (en, die Slirn zu runzeln und die Augenlieder gani w icblicrsen. DetSpeicbel flurs ms dem tialb uflenenMniiJt herab, die linke Backe lag sr.lilalF auf den Zahnen u ati wurde btim Aiiasthinen aiifgeblülit. Pie Seosibilitll i" gsiueii Seite enchien aber ungelrütit. Herr Mageti^ vecordnele dia Anwendung des GakanisninG nitt Acuiian- dHr> ßine Nade) nnrde in die linke Paroti« , «ine X'rilt aikcceuiie in die Gegend des. FeraminiB !U|irqDrU)U^ iafraarbilalis und niaxillaris eingebraobl iKid luii JenCun- dq«toren der Clarke'schen Mnidiine in Verbindung gMciii. deren Kad Anfan^B langiamei;, dainu. sclineller gedielil wurde. Jeiiegsivantscbe Cuminutton erregle in den tni- ben Tfaeilen lancinirende Scfamerzen; erfolglei ibi.'' wenig MuskelcatitrACtlonen. Täglich wurde du An- wendung äei, Galvaniiinius wiederlioll uiit iler Tariiliun. Hat» zuweilen statt der zweiten Nadel der Knopf dei eiien Coniiucroia auf ,ti.- Sdileimiiaut des Miindej a|j|>lmf( wurde. In den ersten neun Tagen zeigte sich veoii Ver- änderung; dann aber scliien fifii die Siellurtg der Ttieik zu TerbesBern, ungetchtei die elAielnen Bewegungei locb teineiwegei dem Willen gehorctiCn 1*plllen, Nd* ibec »teilten licb allmShtig die^lben Symiitome aucb aal da bis dahin ganz geiunderi rechten .Seite ein und die Pu>- l;ie erreicble daaelbst in wenigen Tagen denselben Gnd der Ausbildung, obgleiob inan lofdrt'den Galvanitmu Anwendung -brachte. Du Gesicht war nun nicht m^' nach einer Seile hin »erzogen, sondern schlaff, ohne An»- druek und ohne Bewegung, Difl §anze PbTsiugnani' hatte etwas Tudte«. Die Augen waren halb geöffnet, ^ Augenbrauen hetobgesunken , dit Nasenllügel eroiangellen der nÜthigen S^iannung und legten «ich dergestalt srblaff an das Seplum nariiim an, dafs das Athemhoten dailurdi erschwert wurde. Wegen unbeweglich teil der Lippen war dos Reden undeutlich und die LabialbnChs laben kuan- len gar nicht ausgesprnchen werden. Beim Re>|iirifen wurden die Lippen auf- und abgeblasen und beim Kauen

IM

seridben die «Speisen swboben' Bad^en ood Zahnficiseb, 10 daüi Pai. sie mit des Fingern Wieder anter die 2Shne bringen mafate.

Dm Allgemeinbefinden blieb ganz ungetrübt; der Kopf war frei, Appetit ond. Schlaf normal.

Beim Fortgebraach des Galvanismus erfolgte die Be»- lemng und zwar zuerst liftker Sefts* Sie zeigte sieb da- dnrcb, dafs die afficirten Theile jetzt nacb lUiks verzogen wurden und Pat. mit federn Tage mehr willkuhrliche Be- wegongeii Tornehmen konnte« Auf der rechten Seite er- folgte die Besserung viel spater. Man erkannte sie daran, daU die Verzerrung des Gesichts sich allmahlig ansglibb, und die davon 'abhängige Störung der Functionen nach und nach verschwand, die Kur war nach 30 Tagen volU endet

Dieser Krankheitsgeschichte fugt ^er Hr. Verf. noch einige allgemeine Bemerkungen hinzu. Die LShmung des 7ten Nervenpaars ist viel häufiger als die des fiten. Sie ist aber auch von geringerer Wichtigkeit, weil sie blofs die Bewegungen der Gesicbtsmuskeln beeinträchti- get, diese aber zugleich die Sensibilität derselben und die Functionen der Sinnesorgane (des Gesichts, Geschmacks, Gerochs und Gehörs) aufhebt. Die Paralyse des N. fodalis stört die Nutrition auf keine Weise, wogegen die des 5teo Paars selbst Gangrän zur Folge haben kann. Die Lähmung der N. faciales auf beiden Seiten zugleich ge- bort zu den gtofsen Seltenheiten. Die Ursach dieser Paralyse kann im Gehirn oder in einer blofsen A£fectlon des Nerven liegen. Cerebralaffectionen, welche Gesichts* läbmung mit sich fuhren, sind namentlich Hirnblutung,* Brwerchnng, Krebs, Hydati.len und Tuberkeln; sie wer? den ans den ihnen eigenthumlichen Symptomen erkannt. Bemerkenswerth ist es, dals bei Hirnblutung zwar in der Regel mit der Gesichtslähmung zugleich Paralyse der Rx* tremitäten verbunden zu sein pflegt , dies aber auch- zu- weilen fehlt, wie es namentlich bei Ihi§myfren beobachtet wurde.

Um dies lu oaterscheiden mids man danuif nebten, daüh wenn in Folge einer Himblotong Pamiyae desN. facia- lis eintritt, diese nie ganz vollständig ist, vielmehr immer noch einige Bewegkraft in den Augenliedern ^ der Stim und dem Munde zuriickbieibt, wogegen die Lähmung din-

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Kt Tbeile eine gans follttüniliee isl, wehn aui m blofaen Affection dea Nervui facialis ohne aUe* Cenbnl' leiden hervorging.

Der von Herrn Mageadie angewanille Ctarke'ri» electr» - mignetiichi: Apparat, an welchem Herc Jim einige ftlodificationen ungebractit hal, ist in Parit bcm Mecbanicus Breton zu 'erhallen.

Eni) hyilrMiaan. Diesea Millel wird Ton ttfi ■oben Aerzlen aeuerdings gegen Tbeumatiaclie AfltctIoaB all ein eben so spezifisch nirkendea Mitt«! «te Hen> g^en $j|ibllii empfofalen. Namentlich soll ilaa höii. in Verbindang mil Liq. Potassae bei rheumaliKlier Irib und Bronchitis (wie Herr Henry Ret» sieb aDtdrörtll „gleich einem Zauber den Forlgang der K ran Lh eil lu hem- men veroiögen." Bei Bronchitis iat ein Zuaali iler l^f cacnanliB als Bxpcciorans von weaentlicti guter Vakang. It|.'i scbwüeLbchifn leucotiblegmatiscliea Subjadea (i'lH loan giNcbzeitIg Cbinin oder ECUen. GlettJuut ipeii- fiaeh ist die Wirkung dea Jodkaü'i auf das LjiiipIii)tteB bei solchen Entzündungen, welche mil ErgieCninE '»< toagolnbler Lymplie enden, wie bei Pmcardilii, ibeuini- liadier Hjpetirophiö de» Heriena oder anderer Orp"- Man läfit alsdann gleichzeitig das Mittel ionertidi nctmcB uod die Jodaalbe äufserlicb einieiben. Jädkali in Veibit- dung mil Liq. Potaaaae sied ferner überaus nötilicb bei aCatem Tiipper. Das Kali hydrojodicuiii iat bei ■eli'aiii- Itdien Sabjecten derbeste Probienlein, wenn wir in i>e>- 1 felbalten Fällen (ürcbten Quecksilber anzuwend», nie I wenn achon viel Mercnr gebtaacbt wurde und eiae Mei- curialkachexie entstanden ist. Auch in Fällen von Torgt- scbriltenen Lungentiiberkeln bei jungen schwächlicbn leo CO phlegmatischen Subjecten selbst wo schon Tuberlel- bühlen und Kilerdepols »ich gebildet haben , bat R. fun Wirkung \om Jodkali mit Chinin und Bisen gesehen und glaubt, dafs dasselbe in allfrt rbeumatianlien Krankhdlcn der Scbleinihänle angraeigt lei, und al* otne der aoige- leichnetaten unter den neuentdeckten Bejlmltldn betrach- tet'werden müsse- Oft entstehen Anfitnga nach demGt- hnrach des Mittels Kopf* und Augenaämerzen , starte Abiandening der Nasenscbleimhaul und Oedem der Aa-

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:enlieder. Dieae UnbeqaenilichkeSten sind (nach II ) Be- reise von der Wirksamkeil des Mittels und cessiren beim ^ortgebraecb desselben bald. (TbeLanoet 16.NoTbr. 1839. «g. ^81. 282.)

HöUentiein gegen Bletmorhöe lier Harwöhire und der Scheide, Ricard tegft einen 'elastischen Katheter in die 9arnröbre; bringt dann in diese, mittelst einer Sonde, srelohe noch einmal so lang ist als die Röbre selbst, ei-, Ben Leinwandstreifen * ein , welcher zuvor mit HÖUen- Meinsalbe bestrichen woifden, zieht zuerst ^ie Sonde mid dann die Röhre aus und ISTst die Leinwand liegen, oder aber er bestreicht ein elastisches Bongie mk dem Dnguent und fuhrt dieses, eiiy

Auf die Scheideiiivinde kann das Mittel mit HBIfe eines auseinander zu nel^menden j^peculum uteri in Sob« stanz oder in Solution mit eineih^ Ubarpiepinsel aufgetra- gen werden. Salbe aa^^Aufldimig jind möglichst frisoh bereitet aozuwend^n. Die Lttsnng dt^s Hölleostelns er- folgt leiobt.und aobtieU.and miNl'.faiae die Solution eaeh Gefallen verdännen. Auch die Salbe lafst sich am besten bereiten, wenn man auf einem Stuck Papier den Höllen- stein mit einem Spatel oder Hammer lerdriokt und mit dem Fette mischt* Das VerhSltnifs ist: 1 4 Gran Böl- lenstein auf 1 Unze Wasser, 5 10 Graii auf eide Draehme Fett. Diese allerdings grois^D Gttbea werde« erfahrungs- mifsig von den SobleimbSotee. lehr gut ertragen. (Gat* m^d, 1857. p. 693.).

(Fortsetkung folgt)

^ta

- IM -

Gaitriicbe LeISin mit grofaer Hinneigung 'innrifer- «b*en blieben fortdauern il tlie herrscbenden, besonder» in Pwn'ien Darcbfälle* und gHatritch nerTÖism Fieber. Wciiger bäitSg leistln ticb f beumatftFjJ -.eBUrrhalUeha llfttb «erden,' Sir K jicbhuaten blieb in gleiclier Verbrei- tung wie bn vergkntefcen Monnte. Von nkiileD Auiuhlä- geo ztA^eo gi<± die und da Maiero.

Spcciiflie

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Unter Krimpfen. . . An Skronbafn. . Au Kbüdiilii. .

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Am Croup.

Ad der Kost,

An dar (iebirnenlliindBne.

l"n3:'.Är.srÄdn,s

Am FleokReber

Au> KiDdbelltleber . .

Am abzehrenden FJiber,

7-i

1

C. W. HufelandC^s

Jo u r n a l

der

practischen Heilkunde.

Fortgesettt

on

Dr. E. Osann,

K. Geb. Med. Ratb , ordentl. Profeitor der Medidn an der UniTenitat ond der med. cfaimrg. AcademSe lur dit Mittiidr zu Beriin» Director desK.PoliUiD.Institati, Ritter des wthm Adler- Ordens dritter Rlatte mit der Scbleiis und Mitglied mehrerer gelehrten Greiellsehaften.

(Jhrau, Freund j ist alle neorie. Doch grürn dee Lebene goUker Baum.

Q6tke.

V. Stack. NoTember.

Berlin.

Gedruckt nod feilegt bei G. Reimer,

\

. , '

I.

Ueber

Schleim und Eiter.

«

Von

Dr. Franz Simon,

so Berlin.

Jlrer practische Ant wird nicht leicht m Ao Veriegenheit kommen , reinen Schleim mh rei» nem Eiter zu verwechsehiy dagegen ist es ihm oft von Wichtigkeit y eine beginnende lätenmg auf Schleimhäuten durch die erste und jraing- ste dem Schleime beigemengte Menge Biter mi entdecken. Es ist braannt, wie nmn sidi vei^ geblich bemüht hat, in dem moiphdogisdien Verhalten der Sddeim - und Biterkfcperehen die ndthigen AnhaltqNmete nn finden^ da Un» reichend diaraeteristische Unterschiede nichc existiren^ und es ist sicher, dafii, ^/mm bwIp sdien Elter und Sddeim VertehiedeiDheiten Statt finden, diese in dem Schleim- midBiteisafte mi sncbeosind. AnoEitsqmbeD, dfowirbesHaeo,; mnd gami vortreffBdi, wmak die Qmmtitil dei^ Eiteis im Schleime ansehnlidi isl, aber sie sind

^ -7

Uengen Eiter; auch die GälerbocK'sclxe Ptobci welche mit Recht zu den besten gezähU wird ist unaicher ; denn ich selbst habe im patholin gisch veränderten Schleim , deT in dickea Bal- len auB der Nbsc secerairt wurde, und, mit dem Hikroekop betrachtet, eine ungewöhnlich grofäe Bloage Pflasterepithelien mit wenig Schlelm- körperchen gemengt erkennen tiefe , also durch- aus nicht Eiter genannt werden duriXe, eine seht UBehnliche Quantität Fett gefunden. Dieser Schleim enthielt nämlich in 1000 Theilen:») CholestcrinbaltigeB Fett .... 6,0 Kaseinartige Materie mit SchleimstofF 13,2 Extiaclive Materien mit milchsauien

Salzen und Kochsalz 12,0

Albumin , Kellen - und cnagulitten

Schleimstoff 84,0

In dem Eiter, der mit dem Harne bei Phthiai) vesioae entleert wurde, fand ich dagegen nur 0,5 Proc Fett. Hüntfetd »•) hat kürzlich eine neue Eiterprobe angegeben, welche sich uif das eigen ihümli che Verhallen des Eiters qih! Schleims zur Gälte gründet. Reibt man v&!^ hch Eiter oder citrige Sputa mit vom Schleime befreiter Galle zusammen, so erhält man eine gallertartige fadenzichcude zähe Flüssigkeit, die beim Erwärmen dünn und trübe wird. Seu' man in reictdicher Mengn Alcoliol hinzu und •rhit^t, 80 findet nur eine geringe CoaguLalio" und Fällung Statt, von dem Albumin des Ei- tersaft^a herrührend; denn der Eiterabsatz (Gilec- körpercticn) selbst, ähnlich behandelt, giebt keine Coagujatian; wird dagegen Schleim (^Hünt/tld haftici^te sich des MundfichlcimB, äeß JU^aadiea ■■Ji-FK SinUn, MEdtdnischa Chemie. Bd.«. ti> 30S. '•^ -Cbunife und Mecliiin. B^.ll. S.M, v<. ' ,

5

und des Magenschleifus des Schweins) mit Galle behandelt, so .wird auch er zu einer fadeuzie* .henden Flüssigkeit aufgelöst, aud welcher aber »ach Hinzufügen von Alcohol und Erhitzen der Schleim wieder abgeschieden wird. Auch dkM Probe wird^ geringe Medgen Eiter im Schlemie schwerlich nachweisen ,' da gerade dem Eiter die negative Reaction zukommt.

I

Betrachtet man den Schleim mit dem Mi- kroskop^ so findet man, daDs die Schleimkör- perchen und Epitholiumzellen in einer klaten Flüssigkeit schwimmen, in weicher tfan mr bei sehr guter Beleuchtung eine schwach grM«^ iiulöse Materie wie einen leichten Hauch •▼(tt«ik breitet findet. ^ Bringt man zu dem Schleimsafte Wusser, so findet man, dafs eine Gerinnung Statt findet und sich ein feinkörniger Nieder-^ schlag bddet, der viel starker und zusainni^etH hängender wird, wenn man eine scbwi^eSäate hinzufügt. Es ist also ein Stoff im Schleime aufgelöst, der durch Wasser und Säuren ge« fällt wird. Um diesen Stoff, der für den Scfaleim 80 characteristisch ist, näher kennen zu leiMli'; schied ich ihn auf folgende Weiser ab: 'Die Schleimballen, welche von einem mit Liingeii- katarrh behafteten Manne ausgeworfen w^deo waren, wusch ich mit destillirtem Wasser und digerirte sie dann mit durch kohlensaures Na* tron schwach alkalisch gemachtem Wasser bei 4- 30— 40<» C; die Schleimbalien gab«n^toach einiger Zeit ein« sich verflüssigende Iräbe liö^ sung, in der durch das Mikroskop no6h 'eins- zahlreiche Menge Schleimkörpcrchen i»nd viefei wahrscheinlich durch Zerstörung von Scfalsim-^ körperchen entstandene Partikeln erkannt' wot^ den; sie wurde durch graues Löschpäpisir fil-

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7

/

verdankt dieser. Rine grflfif^ro ^er glNringeMr CoQsislene, Koimit «^leiiii in Wm*«»; .to

Sintit gleiob d^ ThtM des ifräMc gddsMI ileimatolEi» deif mit didm WMrar jnimiMttib bare B0ffubniilg kommt imd t^rUMerlilM Wmk 0er ti^Aü euumdikigeti ; dtdotcli ..werdi^Q dUl LoftUMeo/ welche in dein ade den lUaplfiH tionewerkneugen abgeaenddtlSeB fichltf mo fiM immer enthalten aind, verhindert anactatMeo^ und der an sieh wegen seiner apeeÜaelMI Schwere im Wasser «ntergehende Sobteim U^bl lange Zeit obenauf acbwiinniieni Ich habe. BMip* ^ chialschleim von llenaidieny dkMo ReaprktjaiifliA Werkzeuge, wenn änob citarriMlinek g^reiitj doch gewiili nicht Eiterhfihfen oder erweicliiitfi Tnberkeh) enthidteni im Waceer achnell mIBöp den sinken sehen> aber diese . fichlhimmanüfc behielten dann ein homogenes Aniidien' und leif schienen nicht Wie der citerhaltigeL fiddaim granolds oder kdmig. Atidi diese#. yeirballtaa des Schleims ist Folge, des vdm Wasser InM wirkten Gerinnens desSchMmstslfeS) deiMlda«» durch können die Tbeile, durcdk i^elebs in ~ Schleimballen die einzelnen KArperchen mengehaken sind, nicht vem Wasset.eztAihirt werden, was im^i so leiditer ^Mchislii^je,«|4 terhaltiger der Schirm ist. Das SchwiilHilsii der Sputa auf dem^ Wastfer ^ ! 'cfder ihr zu Bo^ deufallen hat für sich aHein bei der Brmitlfaiqig ' der Frage I ob EIcer zugegen, heiden VÄTsraii allein in Verbindung srit andern Bnebebaagtfa ist es von Wichtigkeil.

Der Uebergatog aus dnsi iMmaibin filddeim in pathologisch vsMndsrlCB «nd aM.diesas«;!! Eiter ist, glaube i<di,e|nM aibMhÜgar^ dalbfirinpf 9^en, wo derSchleim beginntt palhsk^Wek vt

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Boden und bildet dort nach und nach eine Schicht von purulentem Ausehn. Aber' auch hier* darf HMtii keinen voreiligen SchluDs macheu^ da bis- weilen sich in dem Schleime Partikeln genos- sener Nahrung befinden^ die während des Aus- hustens mit eingeschlossen worden sind, im Wasser sich loslösen und senken. Ich habe einigemal gefunden, dafs die Partikeln , welche sich an einem Schleimfaden von der oben- auf- schwimmenden Masse zu Boden senkten, Stück- chen Semmel waren, denn man erkannte mit dem Mikroskop deutlich die Amylonkc^rnchen, welche sich mit Jodtinktur blau färbten. Solche Partikeln habe ich selbst in sehr dichten mit Blut tiugirten Sputis gefunden und hätte sie ohne mikroskopische Prüfung ohne weiteres für Tuberkelmassen erklärt.

V

Mit Berücksichtigung der gegebenen, kurr» zen Andeutungen dürften bei der Beurtheihing, ob ein, aus den Respirationsorganen abgeson- derter Schleim Eiter enthält, folgende Punkte, die zumeist auf der Eigenthüknlichkeit des Schleim- und Eitersaftes beruhen, von Wichtigkeit seip.

1. Reiner Schleim schwimmt^ wenn erhuft^ blasen enthält^ längere Zeit auf dem Wasser y •<- reiner Eiter sinkt im fV asser schnell zu Boden ; -^. eiierhaltiger Schleim schwimmt ^ wenn er Luft" glasen enthält^ auf dem Wasser, läfst aber, jf^n Eiter als purulenie Masse oft in langen heruu^ terhängenden Fäden zu Boden fallen -y enthält reiner Schleim keine Luftblasen, so sinkt er im Wasser zu Boden.

2. Reiner Schleim erscheint, wenn er im Wasser liegt, als gleichförmige, nicht feinkbr* nige, sondern streifige oder kugliche, weifsliohe oder weifsgelbliche, schlüpfrige, Zusammenhang

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. Der eiterhaltige Urio eDth&lt stets Eiweii% es wäre aber ein voreiliger SohlpHii wollte mso den Urin, in deßsep Sediment man die Sdileim- kdrperchen .findet on^ der Albumin gelöst ent^ jb&lt^ für eiterhaltig rasgeben , da das Albuniin, unabhängig von der Schleimsekretioni dem Uam beigemischt sein kann. Bei der PräAmg des Harns auf Eiweils,,.. die immer in solchen SV- ien vorgenommen werden muls, wo man Eiter in demselben vermuthet, müssen einige Voirsichts^ maüsregeln beobachtet werden; reagirt der Harm sauer, so erkennt man dis Gegenwart des Al- bumins am besten durchs ErhUzsea; die erste Trübung findet dicht an der Oberfläche der Plus- sigkeilssäule Statt , weil die heüsere leichtere Flüssigkeit nach oben steigt

. * Reagirt der Ham alkalisch, so erkennt

man die Gegenwart des Albumisa besser dQiejb Zusatz von starker Salpetersäure^ da in sokhen. Fällen beim Elrhitzen geringe Mengen von Al- bumin durch das Amniopium in Auflösung er^ halten werden können^ .oder sich wohl, gar, ^c^ Trübung zeigt, die nicht voi^ geronnenem ^- bumiuy sondern von sich aiisscheideiKlem pbgjr phorsaurem Kalk herrührt Um mit gi^liMrer ^ih cherheit die Gegenwaft des Biters im Harua zu erkennen I mu^fs man ib^> ^o wie er Ikisfähi entleert wird j. untersuchen: Eiterhalti^r Hslrb wird schoQ trübe f ntleert| ist gewöhnlich ^ifill gefärbt und vpn si^hwacb saiurer Reaktion; w bildet in gans korser Zeit ein gelbweifiieSy gelb- liches^ schmutiigesy. bisweilen blutig ting^os, dem unbewaffneted Auge kömig erscheinendef Sediment, ohne sich dabei vollkommen zu klä- ren, was erst nach längerer Zeit geschieht* Wenn man etwas des flltrirCen Harns erbilatiso

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Beschreibung nach den ausgeworfeneu Tuber- kefanassen ähnliche Partikeln gefunden, die un-r ter dem Mikroskope ähnliche Körperohen, wie Hie Gruby beschreibt, jn grofser Mßuge sergtooi welche aber ohne Mühe durch Behandlung mit Jodtinktur als Amylonkörner erkannt^wur den, aucl| ihr chemisches , Verhalten gegen kaustisches Kali, Salpetersäure und salpetersaures Silber stimmte mit dem, was Gruby von den Corpori- bus lenticularibus sagt, überein. Die wahre Tu- bcrkelmassc fand ich immer als eine feinkörnige, oft viel Fettkügelchcn , bisWeilen gefäfsartige Fäden enthaltende Masse.

Durch Hrn. Geh. Rath Schönlein aufmerk- sam gemacht untersuchte ich, mittelst der von Hrn. Trommer in Berlin angegebenen Methode, die Sputa Schwindsüchtiger auf Zuckergehalt. Zu dem Ende wurden die Sputa eingedampft, der Rückstand mit Alkohol extrahirt, die alko- holische Lösung, etwas durch Verdampfen ein- geengt, mit trocknem kohlensauren Kali und einer geringen Menge schwefeis. Kupferoxydlösong erhitzt. Ist Trauben- oder Milchzucker zugegen^ so färbt sich die kohlensaure Kaltlösung, die unter der alkoholischen Flüssigkeit ruht, geib- roth, ist kein Zucker zugegen, so bleibt sie blau gefärbt. Bei drei Versuchen, die ich an-^ stellte, erhielt ich jedesmal eine Reaktion, die auf die Gegenwart von Zucker deutete. In dem einen Falle konnte man einwenden, dafs der Patient mit seiner Arznei eine kleine Monge Rohrzucker zu sich nahro^ was von diesem zu- fällig in die Rachenhöhle zuruckblieb und mit ausge8i>uckt wurde, konnte in Traubenzucker verwandelt worden sein und Veranlassung zu

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der beobacbteten Reaktion gegeben haben,- in einem anderen Falle aber nahm der Patient nui Leberthran zu sieb, wo also dieser Einwurf wegfallt. Sollte die Erfahrung lehren, daä der Lungeneiter Zucker enthalt, der im Schleim« fehlt, 80 wäre die Aussicht. für eine gute Ei- terprobe bei UnterSDChung der LmngenqHili gegeben.

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15

II.

Memorabilieii

aui dem Gebiete der innern und äufeern Heilkunde.

Vom Obcrmedizinalratbe und Regierangs- Medizinal- Referentoii

Dr. Schneider,

in Fnlda.

(Fortsetzung. Vergl. September -Heft 8. 104*)

Nutzen des Camphora und der Radf HelU^ori

gegen Wahminn,

B. G. in W., 5t Jahre alt, schwft(()|ifiGh, i^ber doch zugleich auch vou einer torpiden K5r- perconstitution, sehrjähzornig, von exaltirten re- ligiösen Ansichten ; autit einer Familie stammend/ in welcher eine erbliche Aulage zu Gdmfiths- krmnkheiten hemchta, litt schon seit sedNi Wo- chen an einem Anfall von religiösem Wahnsinn« Ak ich zu ihr am 90l Novenmer gerufen wurde, fand ich sie in einer sehr grofiwn Auflregun|[» Der Grund ihrer Stömng schien rehi psvdu- scher Natur; ihrev eignen Angabe nadi hattt:

^

I

16

sie sich schwer versündigt, weil sie &d üera ersten Pfiitgstfelertage mit ihrer Tochter allein zu Hause uad die übrigen iii der Kirche gewe- sen; sie aber nicht auf ihre Tochter Obacbt genommen und dieselbe an diesem hohen Fest- tage von einem Knechte auf dem Heuboden ge- schwäugerl worden sei !

Es wurde verordnet: Rec. Pul v. Herb. Gn-

tiolao officin. gr. xij, Campbor. Liquor, anodya. 8. q. subact. gr. ij , Sacchar. alb. scnipul. M. f. pulv. dentur dos. tnl. Nr. VIII. Alle vier Stunden ein Pulver zu nehmen. Dazwischeu gab ich noch alle zwei Stunden sechs Tiopfen Eckardischer Opiumtinctur, bis Beruhigung udij Schlaf erfolgte, und liefs aulserdem zor Be- Bchlcuniguiig der Kur auch durch den tre- treffenden Pfarrer psychisch auf sie wirken; dieser nahm alleSüDden und VerautwortungemaT sich, absolvirto sie, bemühte sich sie mögliclui zu beruhigen und ihat, was ifui immer ein ga- ter Seelsorger in solcher Lage au thuu im Stande ist. Aber Alles umsonst : eiitmal lebte sie, zur Strafe ihrer Sünden, auf einem brea- nenden und sie nicht Verbrennenden Scbeitei- haufe» ewig auf der WcH; das auderemal braonte sie verdammt in der Hölle. Nach eingegebe- nen 60 Tropfen obgenannter Opiumtinctur in- nerhalb 10 Stunden, folgte ein Schlaf vonzwei Stunden, nach welchem zwar das Toben uoil VVülhen, nicht aber die Mantc nachlieis.

Am 26. Dec. setzte ich ihr , nacii kabigt- schorncm Kopfe, ein noch mit C'antharidenpu^ ver geschärftes Vesicatorpllaster auf denscibei, und zwar namentlich auf Gall'a Organ der The»- muiie, welches zwölf Stunden lang liegen blieb. Der Tag ging ziemlich ruhig vorüber, desl«

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schlimmer aber war die Nacht, sie tobte 8ol- chermafsen, dafs man sie, ^m sie für sich und Andere unschädlich zu machen, binden muiste. Am 27. Nov. erhielt ich ^en Bescheid, dafs die Medizin ohne bemerklichen Erfolg verbrauoht sei und verordnete daher: Rec. Pulv. Herb. Gratiolae ofBc. gr. xv., Camph. Liq. anod. sub» act. gr. iij. , Sacch. albi scrupl. j. HL f. p. d. doses viij. S. Wie die vorigen Pulver zu nehmen.

Am 29. Novbr. noch keine anhaltende Bes« serung. Da die Kranke eine sehr belegte Zunge, Uebelkeit und Neigung zum Erbrechen hatta^ verordnete ich heute Rec: Pulv. rad. IpacM» gr.xv.y Tart. stibiat. gr. ij. m. f.p. d; doses tales Nr. iv. : S. Alle Stunden ein Pulver zu neh- men bis mehremal Erbrechen folgt. Sie nahm diese vier Pulver und erst des Nachmittags er« folgte viermaliges Erbrechen und Ausleerung dicker Galle und einige Stuhlausleerungen, nna die Raserei liefs etwas nach.

Am 30. Novbr. wurden folgende Pillen ver» ordnet: Rec. : Gum. asae foetidae, Extr.Chamom. ana drachm.j., Hellebori nigri scrupl. iv., Cam- pliorae ffr. xv, Pulv. Rad. Valer. q. s. ut flaol pil. gr. ij. Consp. P. Cinnam. D^S. Smal des Ta- ges 6 Stück.

Nach dreimaligem Gebrauche dieser PiDea erfolgte eb auffallender Nachlals der hefti- gen Raserei; dieselbe nahm einen periodisdieii Charakter und erschien nur m Paroxysmen. Sie begann am Tage wieder zu spinnen, und war ganze Stunden wie zuvor. Nur des Nachts molste noch ein Licht gebrannt werden > weO sie sich vor Hexen, Gespenstern und dem Teu- fel fürchtete. Auch war sie noch, namentlich aber gegen mich, sehr mißtrauisch, ich durfte ihr kein Medicament reichen, ohne dab sie vor

Jonrii.XCIILBd.&.St. B

-:l- 16

(ifertl Einnehmeu einige Tropfen Wcihwasaetud felUlgb Kreuze daritber gemacht hätte.

Am 10. Dezember trat völlige Klarheit ia BölVUJstBeins eiii^ nachdem man sie Dun yoq AWt zeithcrigen Hergänge ihrer KiaEtkheit uaii ihren heftigen Rasereien in Kenutiiifs gcsetu hstle, bat sie Alle um VerKeihiiiig , besoadeiä aber mich bei dem Kesuche am 15. Dccbr, nä'. der Versicherung, dafs sie vou Allem dem diüI wie sie mich gescholten, gar nichts wisse. Sie blieb von ilieserZeit angeheilt und lebto noct g«fluud und veriiünriig 12 Jahre.

Der Campher ist bei Blöd- nnd Wahnsim ilibifa lange und mit Recht von Aereteo lis l^tifTliches mittel cmprohleii und scheint mir bo flieser Krankheit vorzügTich intlicirtj wenn sie vbn' rheamatiächei;! oder andern Metastasen cnt- ktandbn ist. Bei dieser allen Kranken pafslf er iosbesondere deshalb, weil bei ihr etoe "ink' ScfHwächc, ja fast Zerrüttung des ganzen Ncr- \^ensysteirts, und namentlich des Gehirns um! Rückenmarks, vorhanden war. Der Caraphei Y^Urde schon von Paraeplsus, Ettm&lUr, Smnrr!, D6idi^us, WerlhofJöräens, SchBnheyder, Wälm- sen, I^ocher, Percival, Herz und jiueni>rux:f ita der Manie empfbhten und ich habe (ioHoriu Archiv für medizinische Erfahrung 6Bd. S.I1^ Wn S. 378 396) von ihm in Verbindung irii Opium bereits zwei inerktrördige Fälle mitfe- theilt'j wo durch diese Mittel zwei an einea hohen Grad von Wahnsinn leidende Kranh geheilt worden sind. Die hilfreiche Wirknn; des Camphers und Opiums im Delirium tremetv Jat'^ti bekannt mid ich benutze diese Verbin- dUüg ^chon seit 40 Jahren mit dem lie.il« Rrfolgc.' ,,

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Der Helleborus niger war bei den Alten das einzige Mittel in Geisteakrankheiten, aber auch die Neueren verfehlten nicht', denselben in der Manie anzuwenden (5. Berends^ Diss. observa« tiones miscellae de morbis mentis cum subjuneta historia maoiae, hellebori uigri efScaciam novo exemplo confirmante. Francf. 1801. Berliner Sammlung. III. Bd. S. 411. Greding, sämmü. Schriften I. No. 6.).

Dr. Häuf in Besigheim theilt uns nach- stehende zwei Fälle von Wahnsinn mit CWur^ temb. med. Correspondenzblatt 1884. No« 18«)^ von Welchen der eme durch die schwanke Nies- wurz ganz geheilt und der andere gebessert wurde. Eine 25 Jahre alte, Wohlgebaute^ übri^ gens gesunde und regelm&big menstruirte Fiaiiy litt seit ihrer Jugend, an nach kurzen Interyalr len immer wiederkehrendem, KopfsohmefE^gsgiül den die verschiedensten Mittel gebraucht wer« den waren. Seit dem Eintritte der Pnbortftt hatte sich das Uebel verschlimmert, ihre Oe- müthsstimmung war stets trüb und trautig, der drückende Kopfschmerz nahm den ganzen K^ip^ besonders aber die Ge^nd des Sdieit^ls ein, hielt in der letzten Zeit gleiohm&flrig m iw4 verursachte eine unerklärliche Angst und tPsn^ gigkeit ; sie vormied alle Gesellschaft, ubii^geiis war aber ihr Zustand ganz ungetrübt und sis versah ihr Hauswesen mit PünktlichhüSit« Da nach Bitterwasser und Blutegeln an den Kopf keine Besserung erfolgte, blieb Patientin eine Zeit lang ohne aJle Arznei. Während dem verschlimmerte sich indeb ihr Uebel immer mehr und steigerte sich so, dafo sie in ihrer Anffst sich das Leben nehmen wollte, woran sie aoer verhindert ward. Hauff glaubte nun, da alle bisher angewandten Mittel keine Besserun|^ be-

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witkt hfttlcn, das Uebel für eine reiuo Neuiose ansehen zu mÜBsen, und gab Fulv. Rad. Helleb. njgr. gr. j., anfangs Smal täglich, und stieg all- mählig bis auf xxiv. täglich. Andere Arznei erhielt sie nicht. Nach 54tägigem Gebrauche war schon eine bedeutende Besserung einge- troten, die Kranke hatte ihre Angst verloreo, der Kopfschmerz war ganz verschwunden und kehrte nur einigermarsen wieder, wenn sie sich anstrengte. Andere Wirkungen äufserte der Helleborus nicht, als ein Rngeuebmes Gefühl von Wärme in der Magengegcnd, bewirkte nicht . einmal vernsehrten Schmerz.

Ein Uaun von 33 Jahren litt seit 7 Jahren, ohne besonders in die Augen fallende Ursachea, anMonomonia daeraonica, von der sich biaiveilen Monate lang keine Spur zeigte , die dauo ab«' immer heni|:er wiederkehrte. Zuletzt erhtt der Kranke selbst einen Anfall von Tobsucht. Hauff sah ihn mehre Tage nachher, er war ruhiy und hatte nur die fixe Iilee, daf» ihn des Nachts Wunderbare Erscheinungen und Oestaltea be- uuruhigten. Er erhielt dreimal Pulv. Rad. Hel- lebori nigri gr. vj., Calomel gr. iv. Diese Pol- ver bewirkten starke Sliihlausleeruugen, nach- her auch Salivation, und als diese vorüber war, wurde ihm noch einige Zeil Helleboras zu gr.iv. gereicht; Besserung war unverkennbar, bis gleichwohl spater einige Anfälle von Tobsucht wiederkehrten, welche nöthig machten, dafs der Kranke in die Irrenanstalt zu Winnonlhal abgegeben wurde.

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Herzpolypen. i

H. K. E.^ ein zehnjähriger Knabe t^n.ier^ uem aufgedunsenen, blassen^ 8crophuld8eh:Ha^ bitus, wurde von Fieber liVit Engbrüstigkeit. iundl Husten befallen. Da er sich erkältel hatte, verordnete ieh ihm Liq. Amnion, acet.. mit ei- nem aromatischen Wasser lind S|jrn^ nebst Fliederthee. Des Abends wurde ich veiläg.ge«- rufen, mit dem Bemerken, dafs er Jßriirechen bekommen und unter dem Ausgebrocheaen' sich etwas Blut und Eiter befinde.' Bei nieiner^ ob* gleich sehr baldigen Ankunft fand ich deal Kna- ben schon todt. Die Sectibn zeigte dierisdit^ Lunge normal, auch den oberen Lobus der lin- ken Lunge, dagegen aber den unter^nt'.gans steinhart, mit verschiedenen Geschwüren 'ver- sehen, welche bei dessen Durchschneidnügiiabdl riechende Jauche entleerten. Der Herzbeutiol war voll Wasser, das Herz ungowöhnliclh gra£i lind in dem linken V^entrikel fand ieh .«inen gelblich -weifsen, aus ausgeschiedenem: JFaMU^ 8toffe bestehenden Polypen, von der Grd£iiB'<eii^ nes Taubeneies, mehr länglich als dieses^i'Wek eher wahrscheinlich beim Heben während.- des Erbrechens losgerissen und in das OstiomiMK teriosum aortae so eingedrnngen war, dalstider augenblickliche Tod erfolgen mubte! ^-r < ;

Derselbe Fall ereiguete sich bpi dem.^jä^- ligen Sohne des Wirthes L. 0,, der |ibcr.o|c)i1» weniger als krank, sondern anscheineuil"8eljr gesund war , im Muthwillcu über einen zipA^ lieh breiten Wassergraben springen wollte, aber in demselben Augenblick todt in denselben fiel. Die Leichenöffnung ergab ebenfalls einen in die . Aorta getretenen und sie verstopfenden Polypen. Merkwürdig war indefs noch, dafs bei beiden

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Knaben diese Polypen schon so bedeutend wa- ren. Beide zeichneten sieb auch durch ihre feste, faseriohe, fast flechsenattige Bildung von deo nicht seltenen Blulschleimpfropfen , Blutgeiin- seln und Ccncremeoten aus, welche häufig in den Herzliammern und den Arterien, uamenUidi in dei Aorta bei Erwachsenen und Alten ge- funden werden.

Herzpolypen dieser Art siud weit seltener als Blutpolypen; einen hierher gehörigen glei- chen Fall finde ich in den ftlittheilungen des Würtemberger ärztlichen Vereins (Bd. III. 1834.J beschrieben vom Dr. Faber in Schorndorf..

Am 18. August 1825 5 Uhr Abends nahm ein 6jähriger, sehr lebhafter, robuster und ge- sunder Knabe, der zuvor nie an der Brust ge- litten hatte, eine halbmaafsige Bouteille, in der sich noch ein Rest von ungelabr eioer L'oze conoentrirter Schwerelsäure befand, in der Mei- nung, es sei Wasser, an den Mund und traok. Auf das Geschrei, das er im Augenblick erhob, wurden die Mutter und ein Diciier das Unglück gewahr. Der Koabc wurde sogleich in die Apo- theke geführt, wohin er wegen Alteration darcli Schmerz und durch das Jammern der Seiuigeii mehr geschleppt als geführt werden mufste nnd wo er fast athemlos ankam. In der Apotheke liels man ihn, da er von der Schwefelsäure nichts verschluckt haben wollte, mit Kalknas- ser gurgeln, gab ihm auch Gummiwasser zum Trinken, worauf man ihn mit der Weisung, den Arzt sogleich holen zu lassen, nach Hause schickte. Nach einer Viertelstunde vom Au- genblicke des Verschluck eng der Säure sah Faber den Knaben, der eben eine Menge kura zuvor genossenen Obstes und das Mittagessen, in dem mau vorzüglich Klöfsc unterscheideu

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konuto, erbrach. Er wolHe schou nicht meji^ schlucken, Mundhöhle, Zunge und Lippen w%n ren weifs und der Knabe klagte über Schmer-t, 2Ben in der Magengegend, doch war weder Hu« sten noch beBchwerlicher Athom zugegen,. Jffu Puls war sehr klein, nicht frequent. Es Vfi^l den im Augenblick dem Knaben einige StucH«) frische Butter in don Mund gesteckt, und. j(«üi;|a Milch nait gereinigtem Kali oder Magnesia .d^j^ auf zu trinken gegeben ; doch wurde Alles, wi^ der weggebrochen, Anfangs nur das Eing^beM^ nach einer Stunde aber auch ikchw^r^ibi^f^imf Stoflb. Um i^lO Uhr hörte daf Ai^sl^re^^ifNI dieser gefärbten Stoffe un4 eine halbe Stui)^ später alles Erbrechen auf, obgleich n^ap d^ffl Knaben noch alle 5 Minuten eLoe - hfal^, Tf|fi9i9 Gerstenschleim, Milch, oder eha^Emi^lsiqfi m)S Ol. Amygd. und Gum» arab. ga/^, \felobeB^JI|Ii(>T lein man, als nach mehrmaligem Erbr^ohoil fHfft im Ausgeworfenen nichts Saures mffi]}f.zfig^ kein« Absorbentia mehr zusetzte. . Es^ . f^^f^tÜff »ich nun groise Neigung zun> Schlaff ein.qnd der Kranke klagte weder übe^ Scbg^i^rz. iq^ Magen noch im Munde, hustete auÄ^)ii>^ii|;j)tr Der Puls war klein, langsai^, der Athen^ iifsli^^Sy chend, der Bauch nicht ^vtfgetrieben,: diOfgüiml^ Mündhöhle aber mit dickem, weiJ^M^ ÜfbWr zuge ausgekleidet. Zwischen l.und :9i:RIi^f wurde das Athmen schneller und es ^Ufiiq[J^j(4^ inerkliches Fieber ein, um 6 Uhr wi|( 4ai|. 4Ä.)>f inen mehr rasselnd und schnarchend 'W^/M^ accelerirt; das Erbrechen war peit lOUlvr.'^Utr geblieben; der Kranke hatte in der H^^gfiÜf^ keine Schmerzen, wohl aber bei etwas, ^ÜifkW Berührung im Kehlkopfe, er hustete bisvfe^^ mit gelblich weifsem Auswurf^ und die l^tiop^ war rein. Man setzte 8 Blutegel an dtu l|f|U

und fomcDtirte, nachdem sie abgefallen waien, unaufhörlicb mit wärmet Milch. Die ölig-schiei- migen Mittel gab man fort. Auf ein öliges Klyatier erfolgte starke Ausleerung nach unten, woiauf das Athmea Tubiger wurde und du FiebeT sieb verminderte. Als nach einigen Stan- den das Athnen wieder bescbleunigter werde. setzte man noch Blutegel oben auf die BmS, nbcbte den öligschleimigen Mitteln Extr. Hyo«' cyami su, und wendete Reize auf Extremit^ ten und Brnst, so wie iviystiere wie zuvor « Doch wurde das Atbmen immer laogsamer, Aa Puls immer kleine' ^3 zeigten sich Deliiien, der Knabe schwit sehr stark und husieLE bisweilen etwas ge! i-wftifse Sputa aus. Ge- gen Abend wurde f piration etwas ruhi- ger und der Puls w frequent. Diede^ nerirte Schieimmemo aer Zunge und der Hondhöhle löste sich ae , und der Knabe ug selbst ganze Stücke mit den Fingern aus dem Munde, warf auch bei ziemlich freiem, g»"^ schmerzlosem Husten grofse Stücken 4»voii aus. Um 10 Uhr Abends waren schon Lippen und Zunge ganz und der Gaumen gröfsteotheils gereinigt, der Bauch war nicht aufgetrieben und es fand sich selbst beim Druck kciu Schmeiz ifl den Präcordien. Dieser MofFnungsschinimer hielt jedoch nicht lange an. Schou gegen 12 Uhi wurde der Athem geschwinder, rasselud, der Puls kleiuer, die Delirien merklicher, der Knoke schwitzte noch immer sehr stark und wollte durehaus nicht mehr schlucken , wovon jedoch mehr Widerwillen gegen die vielen IVlittel, ils wirkliebes Hiudernifs die Ursache zu sein schien, der Bauch war nicht aufgetrieben und nicht schmerzhaft, der Puls wurde immer kleiner, so dafs er fast gar nicht mehr gefühlt wurde, dis

Athmen geschwinder; schiirächer und Morgeog 7 Uhr starb der Knabe, wie es schien anLiui-* ffenlähmung; ^drei Stunden nachher war sdiou der Unterleib hoch aufgeldebeu und die Vor«« denchenkel blau. Bei. der Seciion, 84 Stun- den nach dem Tode, waren I) Zunge, Gao- men, Lippen uud die ganse Mundhöhle bereits von der durch die Schwefelsl^ure verdickten de* generirten Schlcimmembran befreit und seigten die natürliche Farbe. 8) Die Epiglottis war susammengcschrumpft und mit einer dicken, gelben Membran übersogen. 3) Der obere Th^ der Trachea und der Larylix war nomud, < der untere dagegen stark entzändet, noch st&rker aber die Bronchien , die rosenroth und mit rdth- lichem, schaumigem, gränlicb dunu^uflsigem Schleime angef&lH waren« 4) Der^ganse hin» tere membrandse Theil der Trachea, mil dem "Oesophagus, war nicht st&rker entzündet^ als die übrige Trachea. 5) Did ffanze innere FIft* che des Oesophagus war mit derselben schmuE^ ziggelben Membran, wie die Epiglottis überzo- gen, sie war nicht leicht abzutrennen und die Speiseröhre der Länge nach faltig zusammen- gezogen. 6) Die Cardia war nur wenig* ent- zündet, die sie bekleidende Haut aber verdkdit. 7) In der grolisen Cnrvatur des Magens Amd sich eine hühuereigrofse Stelle degenerirt. .Die Magenhdute waren nämlich bedeotend verdickt^ in unregelmäfsige R^inzeln zuiBiammengezogen, nicht von einander zu trennen und die ganze Stelle noch mit einem Walle umgeben, inner- halb dessen der ganze Raom mit schwärzlichrai Pulver, wie Schnuj^ftaback, bestreut war, das sich leicht wegwischen lielk Pyloros und Darm- kanal waren normaU 9) Die Lungen waren auf ihrer Oberfläche , so wie in ihrer Substanz auf-

fallend entzündet 10) Das ^anze Herz erschien normal, nur fand sich im linken Veutrikel eii bis in die Aorta und ihre iiüehstcn Acste hin- einreichender Polyp , der Farbe und Consisleni einer festen Crusta injtammatoiia hatte, mitdeB Wandungen des Ventrikels fest verwachsen ifK nud auf seiner mit aufserst zarter Membran ^ kleideten OberHächeelu von der mit dem Ventnhd verwachsenen ftasis anstehendes und gegetiik Spitze des Folypen, doch nicht übei den Ven- trikel hinausgehendes, sehr feines helliothu Bhitgefars zeigte, das einigte sich seiwärtä vom Polypen verbreitende Hamuli hatte. 11)1" der rechten Ilerzhälfte und in den grüj^eHn BlutgefafscQ sah man nur wenig Blut , alleüfui- gen Tlieile waren normal.

l'ngeaclitet der Untersuchungen von JM^ »ig, Burns, Corvisari, Bichat, ffichmann.Fil', Morgagni, Senac u, A., mnd doch die AeW "über die Herzpolypen noch nicht gescWossfo. Die Zeichen der Polypen sind uni»e»üs, von den Ausgängen, von Knizündung abhiugeiMl, deren Folge und Begleiter sie sind - dei ^vahie Polyp, Product entzündlicher Ausschwilmagi ist meistens (durch Ligamente) fest angenid^ Ben, organisch, oft vielgestaltig , weift od« gelblich, meist sehr fest und hart, ohne iUei Blut. Der unächte Polyp in den I lerz kämmen und GelaTsstämmen ist dagegen nur eia 6e- rinse), unorganisch, oft blutrolh, oder kein» Blutklumpen Kum Kern habend, gar nicht u^ gewachsen, weich, im Wasser auflöshck \ entsteht häufig in oder nach dem Tode- fasl allen Leichen findet man eine mit Blut um^ bene geronnene Lymphe. Toip^iel (Handboii der palhol. Anatomie. L BH. Halle 1804.) g* uns über die Herzpolypen schon sehr schö«

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AubdiKsse. Blan hat fange geairitteB/ sagt er S. 407 , ob es wahre PoTypen des Hem^dSÄ d. h. feste elastische , fleisohartige^ nit Geflp* fisen versehene^ organisirte and mit dem Her- ren durch eme^ oder mehre Wunsein verwadl^ sene Körper, wie wir sie häoBg in der Nas^ Gebärmutter u. s. w. antreffen, gebe; oder ob diese fremdartigen Bildungen nicht blelshlflif^ phatische Coucretionen oder geronnene Wut^ klumpen, die erst nach dem Tode entständeil und Folgen der Krankheit, nicht aber deren Ursache gewesen wären. Schon ältere Anato^ men , z. B. Morgagni (Ep. XXIV. tS. Bd. if. S. 87Q) und Andreas Pasta (epistplae dnae, $1^ tera de motu sanguinis, altera de cördis po- lypo in dubium revocato. Bergami 1789) leug- ueten sie ab und hielten sie nur für zufUMge nach dem Tode entstehende lymphatische Con*^ cretioncn. In neueren Zeiten vertheidigte Jo» seph Pasta (de sanguine et sanguineis conere^ tionibos per anatomen indagatis. Berg. 17B0.} diese Meinung mit sehr sinnreichen Gründen. Doch sind die Grunde für die Annahme de^ Herzpolypen fiberwiegend. Denn, wären dift vorgefundenen Concremente allemid nur gefa- llene Lymphe oder Blut gewesen, sohättoor^ sich leicht in Wasser müssen aufMseh lasMii^ sie wären nicht hart und flechsenartig, nieht mit dem Herzen innig verwachsen gewesen, die Kranken hätten nicht vorher, oft lange vor- her, an stufenweia steigenden Zufallen gelit- ten. Es gibt aber freilich auchblolbe Schleltti- oder BIutpfr6pfe, welche ein Ungeübter für wahre Polypen halten könnte. Um ganz sicher zu gehen und der Wahrheit am nächsten' zu kommen, mufs mnn wie Maincourt (de san- guineis lymphäticisque, male polypis dictis, con-

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riiigste Bewegung vornehmen künn, es erfol- gen Ohnmächten, Stickflufs, Scblagflufs, Tod

Beide Arten von Polypen, im Herzen und den grofsen Arterien, haben sicher nur einen Grund ihrer Entstehung und werden von der gerinnburen Lymphe des Bluts gebildet. Wir bemerken sie bei Entzündungen auf dem abge- lassenen Blute, wie auch nach entzündungsar- tigen Krankheiten in den Höhlen und auf den Flächen der entzündeten Theile. Nur der Un- terschied findet zwischen beider Entstehung statt, dafs dieser gerinnbare lymphatische Stoff beim wahren Polypen nach und nach, lange vor dem Tode ausschwitzt, sich langsam an- sammelt, verhärtet, und sich zu einem organi- schen Körper bildet^ also mehr Folge einer chro- nischen, als einer acuten Entmischung ist. Beim falschen Polypen entsteht diese Ansammlung im Gegentheile kurz vor dem Tode, oder in dem Tode erst, wegen schwacher und endlich auf- hörender Bewegung des Herzens.

Boerhaave erwähnt eines Menschen, in des- sen hinterer Herzkammer man einen Polypen fand, welcher deren ganze Höhlung ausßUlte und in seiner Mitte ein Loch zeigte, durch wel- ches das Blut seinen Durchgang zur Lungen- . arterie hatte. Derselbe erzählt ferner auch den Fall von einem Matrosen, welchen ein anhal- tendes Fieber befiel, wobei sich ein beschwer- liches Atbemholen einfand, welches ihm nach und nach solche Beängstigungen verursachte^ dab er nur stehend athmen konnte; nach sei- nem Tode fand man einen so greisen Herzpo- lypen, dals er die Fasern des Herzens gewis- sermalsen auseinander getrieben hatte. Morand sah das rechte Herzohr von einem Polypen gan^ ausgefüllt Greding fand bei zwölf I^sen^en

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einem Wasenmeieter , welcher aber ihm nieht «Hein nichts gab, sondern rieth, gegen dieses •unheilbare Uebel nichts sa gebrauchen, weH «onst das Aage ganz sserspriugen wid noch unscheinbarer werden würde als ' gegenwärtig. Pat. kam hierauf zu mir. Ich löste auf einer Glasplatte ein wenig Höllensteitt in Speichel auf und bestrich ganz dünn den Vorfoll damit •Der Schmerz war anfangs sehr heftig, beinahe bis zur Ohnmacht, und verbreitete sich nicht allein in den Kopf, sondern auch in den Oberkiefer. Einige Minuten darnach tröptelte ich einen Tr^ pfen Oleum Nucum Juglanc). in das Auge,' und liefs ihn dieses einigemal des Tages zu- Haust ebenfalls thun, worauf ich ihn wieder besdiie& Bei seiner Ankunft nach zwei Tagen war der Vorfall fast ganz verschwunden und schon :et- W«s Sehkraft vorhanden. Die Anwendung dür Salpetersäuren Silberauflösung wurde wieder- holt, die Schmerzen waren jetzt weit geringer und nach achttägigem Eintröpfeln des JWiittöls Morgens und Abends war das Auge und die volle Sehkraft wieder hergestellt 'und <in d«r Cornea nur noch eine ganz kleine und 1Mb6 Narbe, welche sidi in der Felge immer*' mebt verler und nach Jahrenikaom mehr sichtlwrww

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Nutzen des Elix» paregoric. Pharm, Edwhurg. bei Ththisis pulmonum.

Am 94. April starb Ph. S., eh von Kind- heit schon zu Verwachsungen durch HbKi^, Iritis geneigt eeweeenes Weib, von 60 Jiln iren. Ihrganzezljebctaihindurehimm^scliVrliiitt lieh, gdbar sie doch im Ehestände 'Mir «Kfiidet

das Elixir paregorieom Pharm. Edinburgena. so/ wovon Morgona and Abenda jedeamal M Tro«

Sfen nnonunen nnd anob wohl yerlragen wur* en; mdeaaon mappnrte die Kranke immer mdir ab y bekam dann heotiadiea Fieber und mollrto non das Bett bäten, ea erachien endlieh am 13. April dea Abenda plötsliidier Auswurf von Blut und Eiter j naohher von reinem und ao oo-> piösem gelbem Eiter , dalii er -unter Sehmen in der rechten Lunge, aus dem Halae gleich- aam sprang nnd unverkennbar auf eine gebor- stene Vomica achlielten liefii. Dieaer Auawurf dauerte aechs Tage lang noch häufig finri und drohte manchmal der todtachwachen Kranken den Erstickungstod, welchen jedoch das mm alle zwei Stunden mi sehn Tropfen in eineoi eoncentrirten Decocte von Liehen Island, gege- bene Elix. paregor. noch abssuhalten adiien. Am siebenten Tage hfirte ^ieaer Eiterauawurf a»( es erfolgte em achaumiger, nach Annbe der Kranken aahsig achmeidiender Speichel, cue Krifta sanken mehr und mehr und die arme Leidende entachlief aanft am M. April.

Die von mir in Ge{[;enwart einiger junmi Aerzte angeateUte Section lieferte folgende lU- sultate : Daa Aeuiaere der Verstorbenen veniMi schon die' sonderbarsten und auffallendaten Ver- wachsungen. Die Rfickeilwirbel hatten die Form eines römischen 8 , ao daili die obere Krflai» mung diesea Budiataben von den HafnrtaMhi bis zum 6ten Rfickenwirbel gans einwIrts nack den Lungen nu gdbogeti , dann jnach den Ver- tebria Lumborum bu wieder eine Kifinummg' machten, ao dab die Figur wies umgekehrten lateinischen 2 gebildet wurde. Die neben die- ser ff ekrfimmten Spina liegenden Sehulteiblitter standen weit nach Unten hinaus und dioRippso«

Joum.XCIIl.B.ft.St C

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krümmunger. blldcleii eine etwas kouiüchc, sptlzi|; den Kücken aufn'äils laufeiiile Figur. Der Bru«i- kaslen war eiiigedrückl, platt, auf der liukec Seite Btanöcn die üalgchcu Hippen mit ihren be- wegliolieu EniIntigeD eiiiwärla nacli der Herz- grube lind dem Zwerchfelle zu ; so waren gc- geulheUig die der rechten Seite auawäct^ in die Höhe getrieben. Der Kamm des linken Hürikuoclieua war in seinem Maafäo zweiFiu- gel V^'l' 'lühei und doti Kippen uäher steheud als der audere, und \ itereni bia zm Cn-

StA OHsie lliiiin kaum ^ot breit Raum, üic

Eiagaw^ide waicn daliüi m ch diese Veischie- bmig ganz »ach rechter it« gedrückt. Dii; Extremitäten übrigena no Ü.

Die Kojiniöhle wurde, weil die Kranke in ihrem Lehen nie daselhst etwas KraDkhtf- t«B verspürt hatte, nicht geöflhet. Bei EiöfTuuiig der Bnisthähle Tand sirh eior, Bf den engen Brustkasten überuaiürlich giöi>o, ■alt liuft aufgeblasene, aschgraue Lunge, in deren reclilem giofsen Flügel nahe an der laser- tion der Bi'onrhiai-Curvatur sich eine gröfslen- theila entlecno, und nur noch ein weutgSchaam enthaltende Vomica vaa der Grörse eines Ginae- eies vorfand. Beide Lungen lag^on allenthalbeu fe%t und ganz verwachsen in den spitzigen unii konischen Vertiefungen, welche oben erwähnte RippouBus»-ürhso nach den 8chulterbl altern za gebildet halten. Der rechte Lobus war au die- ser Verwachsung hraudig und d^stniirl. der linke Kieiulich normal, nur sehr durch Luft aus- gedehnt. Das Herz war sehr klein und die beiden Ventrikeln voll geronnenen Blutes. Der Magen war in der. Gegend derCardia und de» PylorsB sebE weit, in der Mitto aber so vet-

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engt, dafs er wahrscheinlich^ bei längerem Le- ben der Verblichenen, noch zusainmengewachsen seiy würde. Die Milz war gröfser und härter als im natürlichen Zustande, der rechte Lebei^ lappen über die Hälfte gröfser als im natütU- eben Zustande, und der linke kaum anderthaib Finger breite das Gekrös entzündet, die Einge- weide normal, aber sehr von Luft aufgetrieben und dislocirt. Die Nieren hatten die gewöhn- liche Gröfse, in ihren Becken aber fand sich beiderseits ebenfalls Eiter, ebenso war die Harri- blase bis zur Hälfte mit Eiter gefüllt. Der ir6yk mir, wie oben schon bemerkt worden^ repb- nirte, vorgefallene Uterus, hatte noch fiieiäe ganz gute Lage und war im gesunden Zustandd«

Das Elixir paregoricum Pharm. Edinburgen- sis habe ich im Asthma, in der tuberculöseD^ auch sogenannten steinigten Luugensucht, dfr Phthisis pituitosa , so wie nach geborstenen Vo- miken, mit sehr gutem Erfolge stets abgewen- det; wenn es auch diese, ohnehin selten nur beilbaren Uebel nicht zu heilen vermochte , so wurden dadurch doch die Kranken immer ge- bessert, in ihren tiefen Leiden erleichtert und lange erhalten. Seine Composition ist : Reo. F|0r. Benzocs, Croci austriac. ana drachm. tretj 0|ii puri drachm. duas, Ol. destillat, Anisi draehSp« dimid., Spir. Salis ammon.viuos. libr.UDMBy dA- gere quatuor dies in phiola clausa et eola. t>o- sis 10— 15— 20 30 Tropfen, ^ . .; : .. ^

Folgende Krankengeschichte möge iaMh zur Bestätigung des Gesagten dienen:*

H. P. V. T., ein äufserst heftiger und jäb- zorniger Staatsbeamter, von phthisi'scher Archi- tectur, hatte sich als Kavallerie -OtBcier mehr- mals Blutspeien zugezogen ündverflel, in Folge

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der Grobe eines Ganseeies, ÜftUeo eine Kalk« sleinkmste und enthielten in ihrer Schale dich- ten gelbgrfinen Eiter (Phthiais lapidea). Das Herz war sehr grots^ beide Ventrikel hatten polypöse Concremente, welche sich bis in die Aorti^ descendens erstreckten. Herzbeutel und Brusthöhle enthielten Wasser.

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hilt^ und vou die^r Seite, «qs gebührt ihr da« her mit Reelit eine Stdle:iii diMer Kritikll«iUK nihe; denn nach den «cithewgwi BeoiMuihla»- gen komme diese Krankheit bkife beim Honde, dem Wolfe, dem Foebse: und der 'KalM»:jror, so dals wir wohl eine eigene, in der OigMi- sation dieser Tbiere 'jj^gröndcCe Anlage su tiie- ser Krankheit annehmen können.

In Beziehung auf das Alter dieser Krank« beit, 80 dürfte sich dasselbe, da eine Mgc^ meine Anlage zu diesem Uebel bei den s&yor erwähnten Fleischfressern aufi;enfallig ausge- sprochen ist, ziemlich weit hinauf in der Ge- schichte erstrecken, und diese Krankheit viel- leicht so alt, oder mindestens nicht viel junger, als die Existenz dieser Thtere auf EIrden selbst sein. Mauche behaupten, dafs sie in Europa noch nicht sehr Isoge bekannt sei, sondern sieh',Ea- erst in der Mitte des verßossenen Jahrhunderts gezeigt habe. Eini«re Schriftsteller behaupten sogar, sie sei im Jahre 1769 aus England nach Frankreich eingeschleppt worden. Auch >¥ge-' sehen hie von, so lä&t sich doch soviel Imn über nachweisen, dafs sie im März 171-1^ pficirt mit brandiger Bräune, in Siidfiri grassirte. Eduard Jenner behauptet, d%m^ in der Mitte des vorigen JaHrbunderts vom-BWi-^' lande aus nach England hinüber gebracht wof-., den sei. Diese Krankheit stammt fibrigtew ohne Zweifel aus Asien der Geburtsstiita der , meisten verheerenden Seuchen , war vordem Aufange des vorigen Jahrhunderts in Europa •inbekaunt. und ist erst s^it dem Jahre 17My ja im nörillichen Eofidand erst sait dorn Jafainv 1783, recht eiuheimisdi geworden. ')

^ ) tfarlrrf d.irboent ^. a. O. BJ. |V. p. 3ä9.

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In Beziehung auf die ansteckende und aicbt aoBteckende Natur der Krankheit, so sind die Ansichten noch getheilt. Während Barrier '), Hiirtrel d'Arbovat *) u. A. die Ansteckbatkeit entschieden leugneten, hahen sie die meisteii andern Beobachter für ansteckend erklärt, ond wenn wir wirklich erwägen, dals diese Kiaok- beit sich selten und nur ausnahmsweise mehr ais einmal an einem und demselben Sabjcde zeigt, wenn es sich auch den gewöhnlicben Ursachen ihrer Eutwickelung und selbst wie- derholter Ansteckung aussetzt; dals diese Kiaok- heit ferner plötzlich oder atlmählig die säniiDt- liehen Hunde einer Ortschaft befällt, daä sie vorzüglich in den Zwingern der Parforcehuode fast kein Stück verschont, und dafs eniUth, wenn die Krankheit schon einige Zeit ins den Zwingern verschwunden und dieselben mitgiöls- ter Sorgfalt gereinigt worden siod, nicht seilen in dieselben gebrachic Hunde erkranken, stach iu Anschlag bringen, dafs man das Emimpfeo der Seuche versucht hat , um sie gutartiger m machen, ja dafs unter audern Sacco u. a.Aenie behauptet haben, dafs sich die Hundeseacbe durch Einimpfung der Kuhpocken verhiDdeni lasse : so haben wir allen Grund, der Ansieck- barkeit dieser Krankheit das Wort zu spreebco. Sacco impfte 230 Hunde mit der Vaccine und will beobachtet haben, dafs später nur einein- ziger von der Slaupe befallen worden sei, wüh- rend die Impfungen, welche Stiiz am Wien« Institute mit Schutzpockengift an jungen Hun-

I) a. 3. O. S. 360.

»)1 De la maladie Aei chiena. Inslract. et Ohserf«. anr les malailiei dea anim. dumeBt. Pari« 18J3. Vol V. 11. 134. Chnmbtrt, Plamlritt, Hasard Hmii. Bd. III. S.I47.

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den vornahm, gröfstentheils erfolglos blieben. Int Allgemeinen gehört der Ansteckttngsstoif dieser Krankheit zu jener Klasse von Conta- gien, welche einige Zeit kng aussterben und unter dem Einflüsse gunstiger kosmischer und telluriscber Verhältnisse sich von Neuem wie- der zu entwickeln vermögen.

Allgemeines Bild der Krankheit beim Hunde.

Es hält in der That schwer ^ ein allgemei- nes Bild von dieser Krankheit zu entwerfen^ da keine Krankheit bei dem Hunde, oder aachbei d^n übrigen Hausthiercn so mannigfaltige Symp- tome und emen so verschiedenartigen Verlauf darbietet, auch keine von so vielfaltigen Nach- krankheiten begleitet wird, als eerade diese, woher es auch kommt, dafs wir in keiner der Schriften, iii welchen diese Krankheit abgehan- delt wird, auch nur eine leidliche Beschrei- bung derselben finden. Obgleich in ihrem Ver- laufe häufig sehr abweichend, so läfist die Krank- heit doch fast jedesmal mehrere deutlich ver- schiedene Perioden nachweisen, in welchoQsich wesentlichci Veränderungen ergeben.

In der ersten Periode zeigt der Hund Trig- heit, Traurigkeit, Abgeschlagenheit, Unachtsam- keit auf seinen Herrn, folgt ihm nur nachlässig und ist weniger gehorsam, die Körperwärme ist vermehrt und doch immer frieren die Hunde abwechselnd und suchen warme Plätze auf, vor- züglich ist die Nase warm und trocken, die Schleimhaut geröthet, das Thier niefst oft, braust sich aus und strengt sich heftig an, um tief aus der Kehle Etwas herauszubringen. Es scheint von einem Stockschnupfen geplagt zu sein, dessen es sich durch Sdiütteln mit dem Kopfe, Bewegun-

-

gen itcT Schnauze, kratzen mit der Pfote u derselben zu entledigen sucht. Das Athnten geschieht schnell, die ausgeathiticte Luft i£l heifa, der Heiz.schlag beiderseits deutlich ent- wickelt, der Pulsschlag nach Verschiedenheit der Gröfse des Hundes auf 80- 100 in ein« Minute. Die Frefslusf^ist sehr vetmiHdeit, die Zunge trocken, der Durst stark und nicht is Btilleu, daher sich das Tliier des Anblicks du Wassers cifient, der Koth wird seilen, uitsUr- kem Zwange, fest uuil trecken euLlecrt, auch iet Harn wird in geringer Metige schi düuu- ßüssig und von brauiigelber Farbe ubgesetzl.

Die zweite Periode, welche mit -dem 3 - 4. Tage der Krankheit beginnt, küudigt sich durch stärkern Husten, vermehrte Verslopfung der Nase und grölseie .Unruhe an. Aus da nun wieder kalt und feucht gewordenen Nue und zuweilen auch aus dem Rachen flierst ein teichJicUcr Schleim, weicher Aiifaiin-s klar und flüTsig ist, später aber dicklich wird, gich gräi oAer gelblich färbt und zuweilen die NaäeDlö- flher verstopft, indem er sich krusienartigeibäi- tet, an deren Runder ansetzt, wodurch das Athemholeuerschwcrl wird. Ein ähnlicher Aus- flnfo zeigt sich aus den Augen, w'obei diese tröb werden, vud die Augenlicder sehr zusBa- menkleben. In diesem Zeiträume wird das Tfaiei von Ekel und Erbrechen geplagt, das Niesen kommt sehr häullg zum Vorschein mit hefliget Anstrengung und Schnauben, um den Naseu* aohleim auszuwerfen. Es wird iiumer schwä- cher, schwankt fortwährend und kenn sich uirht lüebr auf den Hinlerbeinen aufrecht erhallen.

In der tiritlen Periode sind die Symplome je nach dem Ausgange, zu «'elcheni die Krank- heit sich liinncigl, verschieden. ^Vcnn die-

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8er nicht gänstig ist, oder die Heikmg sich wenigstens lange hinauszieht und ihren Ver- lauf innerhalb 6 8 Tage nicht vollendet, so wird der Blick trübe, unsicher und das Auge thränend, der Ekel und die Abneigung vor Lebensmitteln jeder Art treten immer deutlicher iiervor, der Speichel wird zähe, klebrig, übel- riechend, der Harn stinkend; bald ist hartnäk- kige Verstopjfling, bald Durchfall zugegen, die Exkremente verbreiten im letzteren Falle einen unausstehlichen Gestank. Das Athmen geschieht sehr schnell, der Herzschlag ist pochend und auf beiden Seiten fahlbar, der Puls unregelmä- fsig und um so schneller, je weitere Fortschritte das Uebel gemacht hat. Konvulsivische Be- wegungen der Gesichtsmuskeln, so wie auch der GliedmaCsen gesellen sich nun schon hinzu.

Diese Zufalle sind nicht immer in ihrer Gesammtheit zugegen, manche Hunde leiden nur au einigen derselben, und das Uebel geht bald und leicht vorüber. , Oft aber ist gleich im Anfange schon ein heftiger Durchfall vorhan- den und zuweilen beginnt die Krankheit sogac. plötzlich mit' Krämpfen und lähmungsartiger Schwäche des Kreuzes. Nicht selten gesellen sich aber Komplikationen hinzu, welche die Krankheit mehr oder weniget verwickeln; als Ophthalmie, besonders in der zweiten Periode^ eine Reizung der Schleimhaut der Verdauungs- und zuweilen auch der Harnwege; frieselar- tige und pustulöse Hautausschläge, sogenannte Hundeblattern y u. S.w., deren Uebertragung auf Menschen in drei Fällen Langenbacher ^') be- obachtet hat.

') Die von den Tbieren auf den Menschen übertrage- nen Krankheiten ; Inauguraldissertation. Wien 1840. <

AHeemfines Bild der Krankheit beim Mi

Von der Hundestaupe ging in den ncten BcobaclituDgen nur der, diese KrioUitl manchmal begleitende, pockenartige Aussdil^ auf mehrere l'ersouen über. Ks bildeten vA bei derselben, theils blols an der Hand, (halt auch an anderen Stellen, ja selbst übet da ganzen Küiper verbreitet, rethe Erhabenheita von der Grörso eines Stecknadelknopfes bii a der einer Erbse, di inigen Stunden setm

in, mit gelblicher L gefüllte Pusteln übs-

gJDgen, welche mit besonders des Naditi

vermehrten Juck ndeu waren. Bei es-

pOndlichen zarti d zeigten sich leichu

Fieberbewegunt^ )u am 2 3ten Tajc

vertrockneten dl^ und bildeten Soiket.

welche wie bei d ren 8 14 Ttge haf-

teten und bis zum en Jucken verorMctc

ten. Von den übrigen, die Staupe begleitea- den Symptomen zeigte sich an den angesteck- ten Personen nichts. Hierdurch ist also eioc auffallende Aehnlicbkeit mit den HundebUUeni ausgesprochen.

5. Klauenseuche.

Insofern es zu den alltäglichen ErMuBH gen gehört, dafs dem Menschen selten btsä» den ist, sich des ruhigen ungestörten Bentiei irgend eines irdischen Gutes erfreuen zu dm- fen, sondern er von Natur gleichsam daza be- stimmt zu sein scheint, als freies vemünfUg«) Wesen Alks zu erkämpfen und im Kampfe oii

~ 45

den Elementen die Unholde zorfickzutreiben, welehe ihn in seinem Genüsse stören, därften wir auch die Klauenseuche zu jenen liebeln zahlen, welche unsere Heerden mit einem em- pfindlichen Verluste bedroht und schon seit langer Zeit bedroht zu haben scheint. Zu die- sem Ausspruche fühlen wir uns um so eher berechtigt, als es zu den ausgemachten Erfah- rungen gehört, dals die Gesundheit eines Thie* res um so vielßtltigeren und gröüseren Störungen ausgesetzt wird, je mehr das Thier von seinem natürlichen Zustande entfuhrt und unter mehr ungewohnte und künstliche Verhältnisse gesetzt wird; dieses finden wir beim Schafe auf eine sehr sprechende Weise bewährt. Dieses nutz- liche Thier dürfte nämlich allem Anscheine nach zu den ersten gehört haben, welches der Mensch seinem natürlichen Zustande entfahrt| zum Ilausthiere umgewandelt, und dadurch un« ter Verhältnisse gesetzt und auf verschiedene Strecken der Erde verbreitet hat, welche sei- ner Natur im Allgemeinen und seinen Fulsen, den Klauen insbesondere, nicht zusagten, und so das Klauenübel schon sehr früb^tig zu Stande gekommen sem. Dasselbe dürfte beim Rindviehe der Fall fein. Diese kurzen Sätze dürften genügen, um das hohe Alter dieser Krank- heit eiiiigerma(isen zu begründen.

Wie der Roz und der Wurm ausschliefisH liches Eigenthum der Einhufer ist, so ist die Klauenseuche den Zweihufern eigenthümlich. Ueber die Natur dieser Krankheit herrschen unter den thierärztlichen Schriftstellern verschie- dene Ansichten. Französische Thierärzte und mit ihnen Ribbey stellen die Klauenseuche un- ter die Antbraxkrankheiten, so wie sie auch mehre deutsche Thierärzte für eine Metastase

47 ,

der Maulseuche vor. Ebenso finden wir nur selten ausgeprägte Formen der ubergegange« , neu Krankheit beim Menschen, sondern blofs Eruptionen von Bläschen au Händen und Fü- fsen, welche einigermalsei\ ein Analogen die- ser Krankheit beim Mensdien darstellen dürf- ten. Etwas ausföhrlicher hierubef bei Betrach- tung der Maulseuche.

//. Ktankheiterij welche in verschiedenen Thiev geschlecht ern Analoga darstellen.

In der seitherigen Darstellung haben wir der Krankheiten erwähnt, deren ursprüngliche spontane Entwicklung vorznigsweise an eine bestimmte Organisation gel|unden ist; nun aber hätten wir jene Krankheitsformen in Betracht aa Eieaen, welche ihrem Wesen nach zwar identisch, in Beziehung auf ihre äufsere Form aber verschieden sind, und so bei verschiede- nen Thieren Analoga darstellen. Auch bei die- ser Reihe von Krankheiten äufsert die natür- liche Beschaffenheit der betreffenden Thier- spezics einen so bedeutenden modifizirenden Einflufe, dafs es bei einer nur oberflächlichen Betrachtung scheinen könnte, als kämen sie in dieser Beziehung mit den seither abgehandelten Krankheiten überein ; allein neuere Nachforschun- gen haben aufs Bestimmteste nachgewiesen, dafs dieser äufserlichen formellen Verschieden- heit eine wesentliche innere Aehnlichkeit, ja (iHeichheit zu Grunde liegt, wie wir dieses bei der Kiihpocke und der Mauke darthun werden.

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Es gehört wirklich zu den wicbügsten und inttH'eseaD testen ErscheinungeD der veigleicbcn- deo Pathologie, die wesentlipho Uebereinalim- mung zweier veiachiedeo scheinender Krank- heiten auszumittelo, und von dieser Seite ans be- trachtet wirft sich daher hier laut die Frage iif; „tat das lUaulie- und Kuhpockenkontagium wl

einandrr verwandt oder identisch'"? deren Beautwortuog nnr durch Tbatsacliea ge- hörig ftuegefüihrt werden kann, zu deren Auf- z&bluDg wir nun übi en wollen.

Schon Je/iner '1 der Ansicht, dafs iIk

Hauke und die :en identische Leides

der Thicre seien, er' glaubte, isSe ä«

KubpockcD von r 'nken Pferden auf die

Kühe durch Lei tragen worden seien,

welche die Pferd zen und die Kübe eu

melken gehabt , . iieäem Geschifle daa

Euter der Kühe im ikestoff in Beiübnuig

gebracht hätten, wuuurch dann die Kubpol'- ken vnlstaudeu wären. fF. Simmon«)) auchle

I) An ioquiry inio Ihe causes and effecU iJ ibe >i- riolat: vaccinae, a diaeaee diacovereil in gaine ol >!>( western counlieB of Knglanil , [larlicularly Gloo«- itershire, and Known by Iba name of Ihe cow-p»'' London 1798. Mit Atibitd. Deberielzt TOBfift. ßnJfflorti unter dem Tilel: „Eduard Jefatefl fiaK- siichQngen über die Crsaclien und Wirkungen (M KQh|iof,ken'' etc. Hannover 1799. Furtüi

valions on tbe Varioiae

;. Jainer. London 1799. Ediuinti Jeraen ciDsii el effclibuB Varioiarum vaccinaniiD. glico In iBtinumcnnTersBBbJfoi/noCnrCTio. Vindol»* 1799, nmfafsl tiiesc beiden .fennrr'schen ScbriBf Continualion of facta and Observation^ relatiTe tbe Varioiae Tacdnae or <Mv-pox by E. Jp"- London ISOO. •) Reflection» on the proprlel; of tlie Caiarean Op ration, (o vitiicti are added obaervationj on mdc«

49 -

durch überzeugende Versuche darssuthun, idalii diese von Jenner ausgesprochene Meinung in Betreff der ursprünglichen Entstehung der Kuh- pocken völlig ungegruiidet sei. Simmons in- oculirte nämlich drei Kühe mit Maukestoff^ ohne gunstigen Erfolg. Ebenso widersprach Pearson ^} der Jenner*schen Ansicht, nachdem er Auf meh- rern Gütern Kufapocken entstehen sah, wiewohl daselbst keine Pferde gehalten wurden, und auf andern, wiewohl die dort gestandenen Pferde die Mauke nicht hatten, und der Knecht, wel- cher die Kühe molk, mit den Pferden nie in Berührung kam. IVilHam Woodvüle *) wider- legte, gestützt auf entscheidende Versuche, die Jenner*sc\ke Meinung über die Abstammung' der Kuhpocken von der Mauke der Pferde. Co/c- man *) hat auf Ansuchen von Dr. Jenner meh-: rero Versuche über den Ursprung der Kuhpok- ken angestellt und ist dadurch zu der Bdiaup-

and experiments on tbe lopposed origin of cow- pox. London 1798.

I) An inquiry concerning tbe history of the oow-pox' principally witb a Htm to superaede and ezCingoitli tbe amall -poz. London 1796. - O* PeweotC» Un- teraocbong aber die Gescbicbte der Kobpocken, in besonderer Hinaicbt auf die Aatrottong 'der Kinder- pocken. A. d. Engl. Ton J. Fr, Euhtinger. Nfirnb* 1800.

>) Raporta of a teriea of Inocohtiont for tbeTariola« Taccinae or cow-poz; witb remarki änd obeerrationt on tbis diaeaie, conüdered as a sobsUtote for tbe small-poZy London 1799. -^ Deataob: Betobreibung einer Reibe Ton Kobpockenimpfongen , nebel Bemer* kongen und Beobaobtungen ober Seie Krankheit, ab Subttitot der Kinderpocken beCracbtet A. d. Bngl. Ton F. G. Prieee. Brealao 1800.

*) JoM. fVYink*« Reite nach Parii, London etc. Wien 1806. Tbl. II. Medidn. cbirorg. Zdtg. 1806. Bd.L •9« 298.

Joum.XCin.ßd.&.St. D

51

der Mauke und Schutzpocke zu vernichten scheint^ ist die von Hurtrel d* Arboval ^) an- gefuhre. Ein Kutscher nämlich, welcher die Menschenblattern nicht gehabt und ein seit we- nigen Tagen von Mauke befallenes Pferd zu putzen hatte, zog einen Pariser Wundarz^ we- gen Blattern am Faustgelenke, welche denen der Vaccine durchaus ähnlich waren , zuRathe. Dieser Aehnlichkeit wegen machte man den Versuch, die in diesen Pocken enthaltene Lym- phe zwei Kindern einzuimpfen , und diese beide bekamen die Kuhpocken vollkommen regelmä- fsig, und von diesen wurde die Krankheit in mehreren Generationen weiter geimpft. Anfser- dem impfte man noch ein Kind mit dem Grande der Pusteln des KutEtchers, und dieses bekam regelmäfsige Kuhpocken , welche nach acht Ta- gen zu einer lange fortgesetzten Reihe von Im- pflingen dienten. So beweisend' indefii diese Thatsache auch scheint, sagt Hurtrel ^tAriovtd, so lassen sich doch daran manche AusstelkiB« gen 'machen. Ohne Zweifel hatte der Kutscher die Kuhpocken, weil die aus dessen Postein herrührende Materie den damit geimpften Kin- dern die Kuhpocken mittheilte; allein wonut will man strenge beweisen, daiii die Vacine bei ihm von Maukestoff henrährte, und er mobt auf eine andere Weise angesteckt warde? Um dieser Thatsache volle Beweiskraft za geben, mülste man die Impfung mit Maakestotf mit Erfolg vorgenommen haben, denn dieCs ist hif^ her schon so häufig ohne Erfolg gescdieben. In der neuesten Zeit hat auch Dr. Steinheck *)

>) a. a. O. Art Mauke. Bd. III. A. 164.

3) Caapera Wochenschrift. 1S39. No. M. o. 22. -- Schmidfu Jahrbücher. Bd. XXVf. 8. 1S9 ff.

Difc

33

Allgemeiuleideii geblieben. Desgleichen impfte Steinbeck eine 16jährige Stute mit Lyinphe von durch Uebertragung auf Schafe erhaltenen Kuhpocken. Der Erfolg war ganz der UAmUche, nur dafs die aus den in gröfserer Anzahl in den Fesselgelenken emporgeschossenen Bläs- chen sich entwickelnden Geschwüre weit laug- samer heilten als im ersten Falle. Beide FäUe beweisen, dafs sowohl die ächte Vaccine, als auch die schon durch den Schaforganismus hindurch gegangene ganz gleich, ja letztere sogar noch stärker und heftiger wirke und auf Pferde übertragen, Pusteln und Geschwüre zu erzeugen vermöge, welche mit denen übereiu- kommpn, welche die aus unbekannten Ursachen cutstehende Mauke characterisiren. F'tUh *) erzählt, dafs, nachdem einem Pferde Vaccine in die Nasenschleimhaut eingeimpft worden, an den Impfstellen Pusteifi entstanden, welche die gröCste Aehnlichkeit mit Kuhpocken hatten. Steinbeck sammelte auch die Resultate absiclit- licher oder zufalliger Uebertragung der Mauke auf Thiere und Menschen. Aus Mangel an achter Equine, entnommen aus genuinen Mau- kenbläschen, bediente sich derselbe zu seinen Versuchen der Lymplie, welche er ituft deb Pusteln der beiden mit Vaccine geimpften, oben schon erwähnten Pferde erhalten hatte, welche Pusteln indefs mit denen der ächten, prufeiiti«* vcn, genuinen Mauke gänzlich ubereiukaaien. Er impfte einer Kuh» am Euter mit IS Stichen secundäre Equine ein ohne Erfolg. Btei ei- ner anderen Kuh, die. er eben auch mit secun* därer Equine durch 12 Einstiche in das fiut^t eingeimpft hatte, stellten sich erst zwisduui dem 4. und 5. Tage Mangel an Frefslust, Fie« ' ) Handbuch der Veterinärkiinde* Bd. 11. 8. 315*

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ker u. 8. w. ein Zafftlle, die indefiT nur U SUmden anhielten^ worauf sieh s&maitliohe lap^ 1 ittehe er hoben, eine blanlidit •* gtme Farbe »- nahmnn und aioh in ganz normale PiKdceopoBtoh ▼eiwandelten. Spiter hatte. Stetnbeek CMs-

Cheit bei einem an invieterirt«»T Hanke leidet» Pferde von deir in den Oeieehwfiren aip- Midetten lymphatisch^terigeD FloMigkeit ene Partie in Haarröhrchen aofiaftfangmi. flfil ifr- ■er niffke' er eine Knh; aehön am sweitenlig? aehieD dia Thier seine gewOhiriiche Hnnteiinit ^ voBiA PrelUiMt verlor^i so haben, ohne jedock an fiebern. Hieranf 8ei]|ten sieh am S4. Tageva dia geäiaohten sw6lf Ematiirtieit' aiebea in Ce- itab von erhobenen Knöteheo, die HantderUa- gegen dabj^ ganz glatt, nieh^ge8Ghwlltal^ m^ , aiäl roaenartig geröthet. Indefa Uetoa Paalefai sehr kbin, lielben von der^mbdRnn- gen Grube kaum etwas bemerken / trocknetn schon am 4. Tage nach ihrem KrscheioeD zo- | sammen und bildeten einen Schorf, der bereis in 8 Tagten abfiel und eine kleiue Narbe hü- terlieb. Aus dem oben erwähnten VetSQche zog nun Steinbeck mit Recht den SchhiCs, difs die von dem mit inveterirter Mauke bebifte- ten Pferde entnommene eiterige Lymphe otff noch einen sehr geringen Autheil der firähera Ansteckongskraft behalten hatte, überhaupt ai^ ergibt sich aus den bisher mitgetheilten Ver- suchen die höchst wichtige Thatsache, di6 frische Equine, wenn sie auf das Euter vob Kühen übertragen wird, Pocken bervorzubrit- gen vermag, welche in allen Stücken mit da lichten Kubpocken übereinkommen^ sowie, dtb dieses Vermögen der Maukenlymphe nur e»e gewisse Zeit in gleicher Stärke verbleibt, iodef es \i«^cYk \i\i4 vkOich immer an Kraft verliert -^

oo

Verhältuisse, deren Nichtbeaditung ohne Zwei- fel zu den so verschiedenartigen Erfolgen bei diefsfallsigen Impfversuchen die meiste Veran- lassung gegeben haben. .

Während man die Möglichkeit einer wirk- samen Uebertraguug von anderen thierischen Krankheitsstoffen auf Menschen längst ssugege- ben haty hegt man vielfaltig noch Zweifel hin- sichtlich der Erzeugung der Kuhpocken durch Infektion mit Maukestoff beim Menschen, welche jedoch durch nachstehende Beobachtungen und Versuche widerlegt werden dürften. Schon Jenner und Loy beobachteten , dafs mehrere Menschen 9 welche mit maukekranken Pferden zu thun hatten, in Folge des Verkehrs mit die- sen einen den Kuhpocken ganz ähnlichen Aus- schlag bekamen. Sacco ') führt zwei Fälle api in denen nach Uebertragung der Equine auf den Menschen sich die Kuhpocken entwickdU ten. Dieselbe Erfahrung machte Greve ^) an sich Hclbst. Als im März 1830 in Berlin und der Umgegend y so wie im ganzen nördlichen und östlichen Deutschland die Mauke epizootisch unter den Pferden herrschte^ wurden IS Per- sonen und unter diesen Heriwig ') selbsti weU che mit der Pflege und Behandlung mauke- kranker Pferde zu thun hatten, augesteckt. Sie litten zwei bis vier Tage hindurch au mäfisigem Fieber, wobei ein, bei manchen auch zwei bis drei Finger schmerzhaft anschwollen, DieCre»

>) a. a. O. S. 133 a. 134.

>) Krfahrungen nnd Beobachtungen ober die Krankhei- ten der Haiisthiere im Vergleiche mit den Krankbei* ten der Menschen. Bd. 1. S. 79.

») Berliner inedi/in. Veroinszeitong. 1834. No.48. Verhandlungen der vereinigten arztl. Ge.^ellsrliaften der Schweiz. 1830. Zweite USIfte. Zürich 1831. No. 10. Hitfcland's Journal Se^t. 1830. S.VI'l.«

F

B Hhwu J Vorde

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i

schwubt verbreitete sich über die Hand, den Votderarm uud erstreckte sich bis zu deaAchsel- drüeeD. Am 4 5. Tage nach der muthmil'»- lichen Inrektioii entstand meistens an der Spitne des befallenen FiugerB, seitlich vom Nagel, «k rotfaes, märaig über die IlautHächß hervorra^- des Kuötchcn, welches im Aufaage ganz t^ war, spater gröfser und weicher wurde, und sich bis zum neunten oder eilften Tage ia tian Weifsblaue Pustel von dem Umt'angc einer Cibse verwandelte, welche im Innern eine zellige Stnih- tur zeigte, und eine ivasserhelle, seröse Feuch- tigkeit aussickern liefs, welche allmälilig «>a( mehr eilerartige BeschatTenheit aunahm. Di^ Pusteln vertrockneten von der Mitte aus m einem braunen Schorfe, der nach etwa iiei \yo- eben abfiel , mit Hinterlaasuog einer Sibe, welche mehrere JUenate hindurch sicbtbiT bb'^- Bei drei von den Eleven der Thierarzneischrit beschränkte sich oben erwähnte PiistelbiW""? nicht auf die Finger, sondern ergriff >uch den Rücken der Hand und den Vorderarm, wo vh- einzelle gröfaere, den Kuhpocken ganz ähnUflie Pusteln entstanden. Von den zwölf Erltrsntlen waren eilf früher vaccinirt worden , nnd eine hatte die Menschenpocken gehabt; achtumi- zwanzig andere Eleven und neun Slallnin^' welche sämmtlich ebenfalls mit maukekraiikK Pferden zu thun hatten, blieben völlig gwiw« \ wahrscheinlich nur, weil die frühere gehönir|

Schutzpocken Impfung ihnen jede Emptängüflf keil für daa Pocken- und so auch für dasMiu''^

kontagium •renommen hatte.

Aehnlicho Beobachtungen unter ähulictt"

Umständen machte Rosmdahl '). Er imp* e Fofge. JahrB-'l. ü^"

-67. .

nämlich deu f jährigen jkräftigen und gesunden Sohn eines Arbeitsmannes, mit ausdrucklicher Bewilligung der Eltern auf dem rechten Arme ,mit guter Vaccine^ und auf dem linken mit Equine von einem maukekranken Pferde. Bis zum zweiten Tage blieb der Knabe ganz munter, am dritten aber wurde er sehr weinerlich, nahm die Brust nicht und verfiel in Fieber, welches sich von Tage zu Tage steigerte. Gleich- zeitig fühlten sich die Impfstelleu des rechten Armes, noch mehr aber die des linken, wie . feine geröthete Knötchen. an. Am 4. Tage er- schieneq die Pusteln des linken Armes unglaub-« lieh entwickelt, um das Doppelte vergröfßert, . von einem sehr rothen Hofe umgeben, die Um- gebung noch mehr geschwollen ; aufserdem wa^« ren in der Nachbarschaft der Impfstellen noch sieben neue Pusteln hervorgebrochen, welche sich eben so rasch wie die geimpften entwic- kelten. Die Impfstellen des rechten Armes zeig- ten sich weniger, jedoch normal entwickelt, der Arm minder geschwollen. Im Allgemeinen verliefen die Eqjuinepusteln weit schneller als die Vaccinepusteln; denn während letztere am siebenten und achten Tage noch in schönster Blüthe Stauden, bildeten erstere bereits einen braunen Schorf, der am nennten Taffe abfiel und ausgehöhlte Narben hinterliefs, welche weit tiefer, breiter und röther waren, auch viel län- ger markirt blieben, als die von der Vaccine. Nachdem das Kind einige Tage hindurch einen entsetzlich stinkenden Urin entleert hatte, ge- nas es vollkommen. ' -

Derselbe Beobachter impfte ferner fanf Jahre später ein fünf Monate altes, gesundes Mädchen am rechten Arme mit guter Vaccine, am linken mit sekundärer Equine , oder vielmehr Vaccine,

die von einer Kuh, nach Impfung dersclbcu mii Maiikostotr, cntiiDitimen war. Sämmtliche Impr- sliche beider Anne eiit wickelte» sich und zwii auf beiden Annen ganz gleich zu schönen gro- r»en Pocken, welche am achten und neuiilai Tage von gelindem Fieber begleitet wnrden.

Nach vorstehenden Versuchen und BmIk aohlungeu diitric also wohl &ts ausgemEclit sd- «usehcn sein, dafs die primiiiv^j genuine Equiiie für sich utiein im Stande ist , sowohl bei Rb- hcii als bei Menschen Ausschläge zu erre^Oi welche in Form und Verlan fj)ichta,vou den äcblm Ku[<orken Vcrschiedenea haben, jedoch wem ai* HDiniiieibtii auf den Mensoheu übertraeeo wird, wahrscheinlich wegen der »röfscren Vi- ralenx des Stoffes, eine heftigere Gebeihab- ranündlictie Heaktion erregt, selbst wenn der St9lC von veralteten Maukege schwären genom- men worden ist; endlich dalä dor Durch^nj der E<itiiiic durch den KuhorgaDismiis ihr vn'' von ihrer Heftigkeit raubt, so dafs der secan- diro Equine-Vaccinesloff in sejnea Wirkungen ganKlich der genuinen Vaccine analog ereebeinl- Dessenungeachtet ist, aber die Meiaung keines- weges richtig, dafs die Kuhpocken immer von der Mauke hervorgebracht wetden, oder der- selben ihren Ursprung zu verdanken hätten; jene gar oft sich zeigen , Wenn die Hauke nicht vorkoinml, daher sie auch nicht als Folge der lelztercn betrachtet werden können.

1. Kuhpock^n, yaccine.

Es ivutde auf eine unzweifelhafte An nadi-

gcwicseii, bemerkt John Baron ^), dafs Binrf-

') Bericht dir für die Unlerauchung de« g«geDHäiligtP

59

Vieh und andere Thiere schon seit JahrhundeHen mit Pocken oder Variola befallen, bekannt waren. Diese letztere Benennung wurde dieser Krank- heit unbedenklich von jedem Schriftsteller ge- geben, der sie gesehen hat, von Dr. Layarä in England und lange vor ihm von FracastoriuSy Lancisij Lanzoniy Ramäzzini u. A. in Italien. Die Kenntnifs dieser Angelegenheit wurde so- gar schon Livius zugeschrieben. Ein Mann, der sich einen yjVieJ jährigen Hauswirth " nennt, ohne seinen Namen und Wohnort anzugeben, machte nämlich unter der Aufschrift: ^yJ^on der Seuche unter den Kindern'^ über Stellen aus dem Livius eine Abhandlung bekannt, in wel- cher der höchst merkwürdige §. 3. folgender- mafsen lautet *): „Doch hiervon nehme ich mir nicht recht heraus zu urtheilen. Was aber meuie ganze Aufmerksamkeit erregt, ist der Umstand, daf^s nach Livius eine solche Pest sehr oft den Thieren und Menschen gemein ist, welches sich heutigen Tages nicht so befindet. Ich sagte vorher, es möchte vielleicht manche Pest nur irgend ein hitziges ' Ausschlagfieber gewesen sein, da sie oft den Thieren und Men» sehen gemein war, und Livius sie einmal aus- drücklich Scabiem nennt, so werde ich an die hier im Lande nicht unbekannten Kuhpocken denken, welche für Milchdirnen und andere Leute, die liiit Kühen gmgehen, noch heutiges Tages ansteckend sind. Es ist wahr, es star- ben weniger Menschen als Thiere daran. Aber krank genug sollen die Leute doch dabei wer«*

Zustande! der Vaccination bestimmten Sektiou. Ans d. Kngl. Ton F. Q, Gmclin. Stiittg. o. Tübing. 1840.

^) Allgemeine Unterhaltungen vom Jahr 1769. Gottin- gen 1709. St. 39. S. 306 n. 307. Medicin. Chi- rurg. Zeitg. 1802. Bd. h S. 473.

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den küuiicn, uiid vielleicht ist «las hiesige heir« Klima Ursache, A&is das Gift niclil heiliger ist Im Vorboigeheu raufs ich doch ssgeo, dafs hier za Lande die Leute , die die Kub- pockeu gehabt habcu, sich gauzhch schni»- cheln, vor aller AnBleckuitg; von uiisero p- wohnlichen Blatteru gesichert zu seLu, wk'nii selhstj wenn ich mich genau nach dieser SicIk fiikundigt, mehrciualc von gar repulirlicheuFer- soncn ihres Mittels gehört habe." E G.Smn- beck, hat dieses so schöne Ehren denk roxi ia Deutscheu zuerst wiedergefiiuden und soll m iu sciuer MoDatschrift „der deulache Painci" (vom Jahr l^Oi. Januar S. 40 —46.) heUm ^[vntarht haben. Da nun diese Abhaudluug <Jt^ii «4. Mai 17fiy. zur Oeffeuiljchkeit gelao^lc \rBhrcDd Jenner erst 1798 seino diels/iJs/jeii Beobachtungen bekannt machte, so gdil du- aus hervor, dar» in Deutschland schon Vi hh^ zuvor die Kuhpockeii und ihre VVirkuiij bf- schrichen wurden. Hannover oder DenUädavd hat also, diesem nach, die Ehre in dieser .An- gelegenheit zuerst Beobaclitungeu angesielll» haben.

Andere versetzen die erste Beobflclituns der Kuhpocken ins sechste Jahrhundert zurück '). In der bekannten Stelle, wo Marius, der eßle Bischof zu Lausanne, in den Jahrbüchern sei- ner Zeit die Pockeokrankheit Variolain, fa ve- röle (denn es war damals nur eine) zuerst er- wähnt, meldet er, dafs besonders Rmdvieh <)■- von betroffen würde; ja sie scheint eigenllict erst im folgenden Jahre 571 die AIcnschcD er* griffen zu haben. Es heifst daselbst An. 5/0 „Hoc aniio morbus validira cum proHuvio vei>-

■J Medicinibdi-diinJig, Zeilg. 1801. BJ. IV. S. 1S2.

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tris et Variola Italiam Galliamque valde afHixit. Et aiiiäialia bubula per ea loca raaxime interie- runt. An. 571. Hoc anno infanda infirmitas et glandula, cujus noniinis est pustuIa, in supra- scriptis regionibus iunumerabilem populum de- vastavif Hiemit verbindet MS//er^) eine Stelle Paul Warnefried's von glandulis in modum nu- cis^ quas sequebatur febrium aestus, und Ana- stasiuSy des Bibliothekars in Rom, von ^ercus- «ione scabierum, ut nemo posset mortuum suum iuternoscere, welches, seiner Meinung nach^ allerdings auf die Pocken paTst. Es zeigt sich aus der obifi;en Stelle, dafs die Kühe für jene Krankheit Empfänglichkeit haben, aber sonder- bar wäre, dafs die Menschen durch das Thier, . welches zuerst damit befallen wurde, nun das leichteste Gegenmittel erhielten. Dafs die Krank- heit von jener alten Zeit her nie oder selten an Kühen bemerkt wurde, scheint besonders auffallend.

Im Jahre 1745 und wiederum 1770 wdrdo' eine ähnliche Pockenkrankheit unter dem Rind- vieh in England beobachtet, welche letztere sehr verheerend gewesen sein muDste, insofern Kd*-"^ nig Georg IIL den 9. Januar 1770 das Parla- ment mit folgenden Worten eröffnete:^} ^it grofser Besorgnifs finde ich mich verpflichtet, Jiese Sitzung des Parlaments mit der Nach- richt zu erömien, dafs kürzlich die Seuche un- ter dem iHornvieh in diesem Köpigreiche aus- gebrochen ist, ungeachtet alle Vorsichtsmaafs- regeln angewendet wurden, um die Einsohlep- pung von fremden Ländern zu verhindern. Bei der ersten Nachricht von ihrem wirklichen Er- scheinen war meine Aufmerksamkeit darauf ge-

') Geschichte der Schweiz. Tbl. I. », 132 ff. 2) John Btiron a. a. O. 8. 9.

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richtet, ihre weiteren Fortschrilto za liiodeni. uud da ikr Erfolg dieser Bemülimigen cacb aller VVahrscheiDlichkeit durcli den geringHicn Aufschub der geeigoetcD Maafsregeln veieiicit wird, 80 hielt ich es für unerlafslich, mit Zu- Blimmuiig meines Geheimen Haths, unmiltclbvt Befehle zum Vollxu^ von Maafsregehi zu |t- ben, welche die geeignetsten scliienen, um iln diahenden Gefahr der Verbreitung derAniH- kung zu begegnen, bie ich Gelegenheit btkm, mich mit meinem Parlament über foTtdauendere Slaarsregeln bcvathen zu können, unnr^a ge- gen eine so grofse Kalamität zu sichern. >ad ich empfehle einen so höchst wichtigen Gegen- stand mit Nachdruck Eurer unmitteibaiea )iQ<' ernsthaften Beralhung." Diese Seuche, vm der hier die Rede war, wurde mit mbi »dei «{etiiger Ueltigkott bis zum Jahr 1780 bei dem Hindvieb beobachtet. Um iliese Zeit betiitb Dr. Jenner Seine UnteTsuchuDgen , und es "är gerade in demselben Jahre, dafs Dr. Laynrd seine zweite ALhaiidhmg iif den Transaciions of the Hoyal sociely bekannt machte, in «si- cher er unter Auderm erwähnt, dafs diclnoku- lalion von einer Kuh auf eiiie andere mit £'• folg ausgeübt wurde, um die HeRigkeit in Krankheit zu mä&igcn. Diese Kette Thatsachen, wenngleich noch kurz und un- vollkommen festgestellt, führt dennoch zu Folgerung, dafs es die Ueberbleibsel dit*et hcfligen Sonche waren, welche Dr. J^wrn- in Gloucestersbire vorfand, und welche zuRDij auf Melker übergetragen, diese vor den PMkM achiitzten. Es ist hieJiir eine starke Besiali- g'nig, dafs die milde Form der Krankheil, »1» um die nämliche Zeit unter dem R in d riebe ricardie vorkommend , von ^ie d'^zyr eniiaii

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wird. Er sagt, dafs einige derselben blofs ih- ren Nacken mit Pusteln (boutons) bedeckt ha- llen, und dafs, wenn die Krankheit |iuf diese Art örtlich war, sie gewöhnlich einen günstir* ^eu Ausgang nahm.

Eduard Jenner, Sohn eines Predigers in Berkeley, wurde im Jahre 1749 gßboren, erhielt . eine gute Erziehung und bestimmte sich frühe sclran für die Medizin. Ungefähr im Jahre 1768 hörte er, dafs die Kühe in den grofsen If^er« den von Gloucestcrshire nicht selten au einem Ausschlage am Euter litten, der die Hände der Melker anstecke, und dafs man glaube^ diese werden bisweilen dadurch vor den Mensohen- blatteru geschützt Diese Menschen kamen häu- fig zu Jenner j um die auf diese Weise erhal- tenden Geschwüre verbinden zu lassen und da- durch erhielt er Gelegenheit, die Krankheit ge- hörig zu beobachten. Zugleich war es eine notorische Thatsache, dafs manche Bauern in ' der Grafschaft, trotz der mehrmaligen Impfung, der Ansteckung der Menschenblatteru widör- standeii. Alles dieses machte einen tieften Ein- druck auf Jenner. Zwei Jahre darauf ging er »ach London um sich weiter auszubilden, ovd wurd Schüler von John Hunier. Diesem theilte er •^ine Bemerkungen über die Kuhpocken jnit, . da sie aber sehr unvollständig ujid unwahr- scheinlich waren, so wurden sie unbeachtet gelassen. Als Jenner seine» Studien in London beendigt hatte, kehrte er zurück und liefs sich als Chirurg in seinem Geburtsorte niedfer, und nun fing er ernstlich an, über die Kuhpocken weitere Nachforschungen anzustellen. Er fand bald mehrere Personen, welche trotz der mehr- fachen Einimpfung niemals die wahren Pocken gehabt hatten. Alle schoben diese Unempfäpg-

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lichkcit darauf, dab sie früher die Kuhpocken gehabt halten. Zugleich bemerkte er jedoch aach viele AusHahmeB von dieser Meintiiig; denu mehrere glaubwürdige Personeu veisi- cheilen ihm , dufa sie die KuhpockeD gehibl, aber dcoiioch apatcr von den Menschenblatlem ergriffen worden waten. Diese für seine Hoff- RBflgeu ungünstigen Erzählungen hielten ihn indessen nicht ab, weiter nachzuforschen, 500 dem er beschlofs nun selbst, in die Kiih«I>lle zu gehen und die Krankheit selbst an den Thie* rcn zu beobachten. Hier faud er nun, daib die Kühe verschiedenartigen Ausschlagskrankbeil» am Euter ausgesetzt seien , von denco eini^ ansteckend waren, andere aber nicht, uuddiö man jeden Ausschlag der Kühe, weichet Ge- schwüre an den Händen der Melker ham- brachte, ohne Unterschied Kuhpockca ntuoie- linner vermuthete, dafs nur ein beBlimnUt Ausschlag die Schutzktuttvnr den Blattern bi''^' und faud auch bald dei)jcnigcn, dem diese Ei- genschaft gebührte. Mehrere Hindernisse Bleu- ten sich ihm noch entgegen, die einen mxit\ eifrigen und unermüdeten Forscher gewife »b- geschreckt hätten, bis er endlich, nach vidtu Beobachtungen und Versuchen, die Id^efa/sit. dafs es eine Möglichkeit sei, die SchutzbUltem nicht blofs von der Kuh auf den Menschen zu verpflanzen , sondern dafs sie auch wohl ihre schützende Kraft behielten , wenn sie von ffem einen Subjecte auf das andere übertrafen wüi- den. Am 14. Mai 1796 öffnete er daher eiw Blatter an der Hand eines MelknindcheDS, Nt- meoB Sara Nrlmts, mit etuer Lanzette, uu^ machte darauf mit demselben Instrumente u dem Arme eines Knaben Namens FAtpp», zwei kleine Hautvettetzungen. Zu seiner un-

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aussprechliclien Freude verlief die Krankheit ebenso, wie bei dem Mädchen; es blieb also nichts übrig, als zu entscheiden, ob der Knabe dadurch nun auch vor den Blattern geschätzt g.ei. Er impfte ihu zu zwei verschiedenen Ma- len mit Menschenblatternmaterie, aber beide Male erfolgte keine Krankheit darauf. Erst im Jahre 1708 konnte Jenner wieder impfen, weil früher die Kuhpocken sich nicht bei den Küheu zeigten, fand nun aber seine Hoffnung bestätigt, dafs die Schutzkraft der Kuhpocken in einer laugen Reihe von Individuen sich er- halten würde. Zugleich forschte er nach dem Ursprünge der Blattemkrankheit bei den Kühen, wovon er v^rmuthete, dafs sie nicht ursprüng- lich bei diesen Thieren entstehe, und fand, nach vielfältigen Nachforschungen, dafs sie nur sich zeigte, wenn die Pferde an der Mauke litten, dafs sie nur da entstand, wo die Knechte, welche die Pferde warteten, zugleich die Kühe melkten, dafs also die Mauke der Pferde die Blatternkrankheit der Kühe hervorbringe, und dafs wahrscheinlich die Lymphe aus den Bläs- chen der Mauke eben so schütze , wie die ans den Kuhblattern; Alles dieses fand er später völlig bestätigt, ßr impfte einen Knaben Von einem Geschwüre, welches durch das Mauke- gift an der Hand eines Mannes entstanden war, und der Verlauf war ganz wie bei den Kuh- pockeu. Die Pächter in Gloucestershire ver- mieden deshalb diese Ursachen, und die Pok- ken der Kühe sollen daher dort eine sehr sel- tene Krankheit geworden sein. Im Juni 1798 entschlofs sich Jenner ^ seine wichtigen Beob- achtungen der Welt bekannt zu machen und als Mitglied der Royal Society in London glaubte er keinen bessern Weg wählen zu können, als

Jouro. XCIII. B. 5. St. E

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schrieben wissen, nnd zwar, wie er sagt, viel- leicht nicht ohne Grund. Im Jahre 1781 er-" wähnte nämlich Rabaut^'Fommier, protestan- tischer Prediger in Montpellier, welcher sich mit dem Dr. Pew und einem andern Engländer; Velche seinß Freunde waren, in Gesellachafk befand, während der Unterhaltung, da/s es wahrscheinlich vorthrilhqft sein dürfte^ dem Meh' sehen die Kuhpocken einzuimpfen y weil sie stets gefahrlos wären. Man unterhielt sich lange fibeir diesen Gegenstand und Dr. Pew versprach, dafs er gleich nach seiner Ruckkehr nach Btijr- land diese neue Impfungsweise seinem Freöndfö, dem Dr. Jenner^ vorschlagen wolle. Man hat sswar niemals bestimmt erfahren, ob diese ftiCr theilung Statt gefunden hat, allein wenn aUeJr darüber kein Zweifel Statt fände, so wurde nichts destoweniger der ganze Rohm Jenner, wenn auch nicht als Erfinder, doch wenigstens als erstem Verbreiter der Kuhpocken verblei» ben. Es scheint übrigens, als ob die Kuhpok- kenimpfung schon seit dem frühesten Alter- thume in Indien verrichtet worden ist, wie m eine Stelle des Sacteya Grantham, eineb Ita- nuscriptes , welches man Danwanthary ' %ii{ schrieben hat, beweist. William Bruce *}, zu Bushire, schrieb nämlich unter dem 26. Mki% 1813 an William Erskine^ Esq. in Bombay, dafisi in Persien die Eliaats, oder die wandernden Stämme die Kuhpocken sehr gut kennen^ and wissen, dafs die Menschen, welche die Köhe melken, sie davon bekommen und dadurch vor den andern Blattern geschätzt . werden , dab sie aber dieselben noch häufiger von denScha-

1) The Gdinburgh medical and targical Joarnal. I, April 1815. Medicio. - chinirg. Zeitg. 1816. Bd. IL S. 61- -— Annales de Chimie et de Pbysiqae. 1819.

BS

feil bekomineR, wflclii: selir häufig diese Kiank- li«it baben. Endlich hutteu nach Humholä'} die Bewohner auf den Gebirgen von Neusfi- . iiien die schützende Wirkung der Kuhpocke früher keiuieit gelernt, als sie in Europa be- kauHt wurde.

L'oter der Aufschrift: „wo sind die erHa KHi'otatlern inokulirt worden ?" enthalten in Schleswig - HolsteinschcD Provinzialbericlile ' ) «pe merk würdige, hinreichend beglaubiguEi- «ihtuag, welche auch die Vaccine als eine d^ulAche Gi-findung, aul welche nur nicht wei- ttf fortgebaiU wurde, darthut. Der Merlträ- digkeit wegen möge hier einem gedrängte A,u«EUge der dort mitgetheilten Erzählung des Schul'.ehrcrs Fielt zu Stackendorif im Kircb- Miel Schonberg, unweit Kiel im Hetzogtham Holstein, eine Stelle vergönnt sein.

?)*f( war als junger Mensch, von rtwi 20 Jahren, bei einem Holländer (Pachlw des Viehstaiides) zu SehÖnweide , IVamens fi«', 1790 als Hauslehrer engagjrt. Zu diesem ki- rnen oft mehrere Holländer aus der Nachbu- Bchafi, und in ihren gesellschaftlichen UnUt- haltungen war vielfältig auch von den Rat blättern die Rede. Die Schwiegermutter Holländers Wiese, eine verheiratete Volki't. erzahlte bei der Gelegenheit unter Anderem öfter, wie sie in ihrer Jugend die Kuhb!»lt«ii gehabt, und nachher in ihrem ganzen Lebw, obgleich ihre Kinder die natürhchen Blalieit bekommen, von den Kiuderblatteru befreit ge- blieben wäre. Mehrere aus der Verwaadlschii'

I) Bissy polilique siir Ic rojaiime de la noinelle &"

pagne. ') JshifianE 1815. S.77 ff. M-iilicin.- clürarE- Z-it

1816. Bd. III. S. 28.

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und viefe bei diesen|IIolI&ndem dienende Mäd- chen hatten dieselbe Erfahrung gemacht^ und nie wäre es fehlgeschlagen: wenn sie'cidmal die Kuhblattem gehabt hätten^ so wären sie vor den Menschenblattern gescbätst gebliebciA. Diese Erfahrung war überhaupt nnter dies^ü Leu- ten so allgemein, dafs keiner sie bezWeifcdte, und Phii wurde durch Alles, was er gehöht, ' fest überzeugt, dafs die Kuhblattern vor Menschen«* blättern^ schützten. '•*'*'[

Im Jahre 1791 wechselte PUtt seine Sielle , und kam als Hauslehrbr zu dem Pächter MUT Hassciburg, Namens Martini. Hier bekam er eine Reihe von Kindern zu unterrichten^ iwör«- unter aucli ein Paar l^ädchen von 11 -^ 18 Jäb^ rcn. Alle Kinder hatten noch nicht die Bm^- tem gehabt und besonders die Mädchen befüreb-^ tetcn duroh dieselben * einmal ihre glatten 6e-* ; siebter zu verlieren und zur Impfung der Kid«^ derblatteni, welche Plett nicht lange vorher 411 - Preeiz (einem Flecken zwei Meilen von* KUil) gesehen hatte , waren die Eltern nicht zu %6*^ wegen. Jetzt trat der Fall ein^ dafs die Kflfte^ zu Ilasselburg die gewohnlichen Blattern er^ hielten, die dieselben nüilcheudea Mädchen wwf^ dcp auch damit befolled und schätzten si^ glücklich, vor den Menschenblatterh < dadurdi geschützt za werden. Durch das Beispiel #er Mädchen angesprochen, liefen nun die ÜtcistM Töchter auch nach dem Viehstall uhd West^obeei sich mit den Kuhblattern, ucü sie zu Mialtenj allein sie wollten nicht anschlagen.* PleUkiM^ binirte nun was er erfahren und schlofb: „dUf Kuhblattern schützen gegen die MähschenbMIlii^ ^ lern, gelingt es dir deshalb, den Kiiidem'idkl Kuhblattern beizubringen, ' wie du inViettk tt%^ sehen hast , dafs man mit den Meus^ihMilml^

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veranlarsteu Berichte des Komite's des bnti- achen Unterhauses ') wird die letztere Sunme erwähnt) hätte houoriten können, aber Pld) Mite es auch wohlfeiler gcthan.

Nachdem nun von verschiedeneu S«lo aus Errehrtiogeo über die Wirksamkeit der Kd^ pockenimplung gemacht und Jenner ihre Vit- gtitigkeit durch mehrere direkte Versuche in- gelban hatte, wurde bald allgemeiu die AuriHf&- samkeit auf diese wichtige Entdeckung pwfli- fen und trotz den vielen Widersachern wi Widerstreiteru allmahlig auf der ganzen Eidf. unter dem Schutze der Regierungen Büsgefahit, 80 dafs in gegenwärtiger Xeit die Schutzpt- kenimpruug zu einer förmlicheu Stastuistill in allen kultivirten liändern erhoben wiaie.

Allgemeines Bild der originären KuhpoiAr- Diese Krankheit, welche einzig nud »Hein sich bei den Kühen zeigt , und zwar cntwcilei Sporadisch, was meistens der Fall ist, wnb« lÄer doch stets gleichzeitig mehrere Stückf Aus einer Heerde erkranken , oder episooüui. yie sie Luders "^y, Neergard ^) a. A. seiw" 'J Honltlj magazine for Aiieiisl 1802. p. 9 fi. - Bf I richl Jer Cüoiaiine des BriUiscIien Dnterliani« ä» die Bitiaclirifl Hes Dr. Jenner, in Betreff seinerwtct- tlgen Kntilecliung der Kulipochbnimpi'ung. A<aic* Eneliscben iiberselii von Dr. C. S, Kramir. M- beritadt 1803. MB.Iiein.-cliiruro-. Zeile. Bd. 11. S. 5 ff. "f.

') RemattiuHB sur la »accine de» vaches daas i'HoUW im Jouca. comi>tem. des scieiic. medical. Tom. SE p. 53. ») Rmjer, Traile lh6otctitiue et »ractinne des mali*= de peau. Paris 1835. T. IIT. p. 915,

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beobachtet haben,, giebt ihre Entstehung durch manche, auch bei anderen fieberhaften Leiden gewöhnliche allgemeine Störungen zuerkennen, als da sind: Müdigkeit, mangelnde Frefslust, stetes Wiederkauen, ohne dafs die Speiseklum- pen in den Mund zurücksteigen. Schnauben, wobei die Thiere eine besondere Bewegung mit den Lippen machen, welche Sacco ^) mit dem Blasen der Menschen beim Tabacksrauchen vergleicht eine Erscheinung, welche nicht selten auch beim Menschen in nervöse^ Fie- bern beobachtet wird. Gleichzeitig erleidet auch die Milchsekretion nicht allein eine quantitative, sondern auch qualitative Veränderung sie wird nämlich nicht nur in geringerer Menge, son- dern auch von dünnerer und wässeriger Be- schaffenheit abgesondert; der Blick ist getrübt, der Pulsschlag beschleunigt und die Entwick- lung des Ausschlagsfiebers beginnt. Nach drei bis vier oder mehreren Tagen (bei geschehener Impfung meistens am vierten oder zu Anfang des fünften Tages) erscheinen an dem Euter etwas erhabene wunde, härtliche rothe Stellen, welche allmählig an Umfang zunehmend, län- gstens in 48 Stunden, also bis zum sechsten bis siebeuten Tage, in kleine, flache, rundliche, in der Mitte etwas vertiefte Pusteln sich um- wandeln, welche von einem schmalen, rothen Kreise umgeben sind, welcher während der Vergröfserung der Pusteln, nach und nach an den Strichen, zumal nach dem dickeren Theile des Euters zu sich erweitert, und wobei auch Höthe, Hitze und Schmerz zunehmen. Derglei- chen Pusteln erscheinen auch, obwohl selten, an den Nasenlöchern und Augenliedcrn. Diese Pusteln entwickeln sich binnen \ier oder fünf

») a. a. O. S. 28.

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Tagen uach crlolgtctn Ausbruche oder bis achten 'lagc vou .Aufang der Krauklicll an ge-j icchnet vollkommen, und sowie sie gröfeeruer* den, nimmt die Uiirulie des Thiers zu, " vollkommen ausgebildete Pustel ist durclii nend, von bläulicher oder silbergraucr Fik von wasserhcllei Lymphe erfüllt, in dei SIW aber immer eingesenkt. Der früher rolhc nimmt eine livide Farbe an, das Euter wirdal den Stellen, wo die P"«tcln sitzen, sehr liiil| die Uniulie des Thioi immt zu. Der Inbilf [ trübe, weifslieh. 1*1 ..il hat sich beu Kitcr timgewiniic'^ .Aiiuduiig des Vmbjeii^ ind duukclroth war, eciv lelbat trockuet vomt''! und bedeckt aidiW mit einem dunkelbriaü/ ;iidcu Schorfe, welchcfi!! 11 immer noch einigen Schs^j

der Pusteln wird allm

durchsichtig , dick

zehnten Tage in ^

Dabei nimmt t

welcher breit, vv

etwas ab, die 1..

telpuukte nach

zum vierzchuten

flachen, fest anhe

Kuben bcimMclkei

verursacht, erst nach 10 bis 14~Tag(

gänzlich löst, und eine tiefe, rundliche Poet';

narbe zurückläfst.

Von solcher Beschalfciihcit ist nurderV» lauf der ächten Kuhpocktn oder ScJiuHpi^, (Variolae vaccinac verae) , welcher nur einige Abweichungen zeigt, wenn die PtW in ihrer Ausbildung gestört worden, nameml* wenn beim Melken ein Bersten derselben *■ lolgt, wo sie sich alsdann in mehr odei n". get bösaitige Geschwüre umzuwandeln pfiff. AuCserdem giebt es auch noch einige amt" von der ächten kuhpocke wescnllicb vccscii*' dcnc pustulösc Ausschläge au den Eiilctn ^ fi»ai Viü\\C, welche .schon Jenner als falsche Koi^

rierj

an,.,

chen grofs

^.

. 76

pocken bezeichnet hat Sacco^')^ beschieibi 810 ids kleine, weiMche Bläschen^ welche picht samnitlich gleichzeitig ausbrechen^ spudern von denen einige schon völlig, reif sind, während die anderen ebeuerst aufblühen. Innerhalb drei Tage gestalten sich dieselben zu kleinen Pn-* stein mit unregdmäCsiger Basis und kegelför- miger Spitze, letztere zeigt einen leichten brau-?» neu Schorf und die Basis ist von einer bläuli- chen Röthe umgeben. Wenn dieselben eine gewisse Ausdehnung erlangt haben, so brechen sie von selbst auf, und trocknen bald ab, so dals ihr ganzer Verlauf in 5 6 Tagen vott^ endet ist, worauf indels wieder neue Pusteln hervorbrechen, was die Dauer der Krankheit wieder in die Länge zieht. Diese falschen Kuhpocken zeigen keine Centraldepression, son« dem sind kegelförmig und wejrden durch Ab* fichuppung losgestofsen. Das Allgemeinbefin- den der Thiere ist hierbei wenig gestört, und sie empfinden in der l^egel nur dann SchdierB, wenn die Pusteln ^eim Melken gedräckt w^- den. Von unächten Kuhpocken unterschei- det man nodi insbesondere folgende besondere Abarten :

1. Die ^e/töcAeit Kohpocken (Variolae vao- cinae succineae), auch Seedorf er Kuhpocken genannt, von Dr. Nifsen beobachtet : gelbbraun, durchsichtig, bohnengröfs, widrig, oft aashaft riechend, leicht iir firessende Gesdiwure aus- artend, ansteckend für den Menschen, bei wel« chem sie Geschwüre, heftige FieberzuftHe und grofise Schmerzen verursachen.

S. Die 5cAi<;ar««ii Kuhpo<^en (Variolae vao- cinae uigrae), von Dr. Nifsen auch Wennener

') Bbeiidat. 8. 64.

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Beide Arien scheinen ein und dieselben Windpocken, nur durch Verhältnisse die eine Art bösartiger als die andere zu sein sie kommen auch beim Euterausschlag vor.

6. Die rothen Kuhpocken (Variolae vacci- nae rubrae nach Heinze^ sind flach, erbsengrofs, von röthlicher Farbe, meist an den Strichen des Euters, sind sehr gutartige bersten leicht beim Melken, bilden einen schwärzlichen Schorf und sind für den Menschen ansteckend.

7. Die warzigen Kuhpocken (Variolae vac« cinae verrucosae nach Fiborg) gleichen flachen Warzen, sind anfangs weifslich, dann röthlich, mit Absatz gelbficher Materie und dann mit einem bräunlichen Schorfe sich abschuppend, verhär- ten leicht, kommen an den Strichen der Eiiter vor, haben einen langwierigen Verhiuf, lassen verhärtete Knoten zurück, sind nicht gefährlich und für den Menschen nicht ansteckend.

Kuhpocken beim Menschen.

Es ist allgemeine Erfahrungssache, dab Personen, welche sich mit dem Melken pok- kenkranker Kühe beschäftigen, nicht selten ei- nen ähnlichen Ausschlag an den Händen er- halten, denn diese Krankheit entwickelt sich nie primär beim Menschen; hernach wird aber auch, seit Jenner* s höchst wichtiger Entdek- kung, durch Inoculation mit Absicht diese Krank- heit auf den Menschen übertragen, und in beiden Fällen befolgt die Krankheit denselben Verlauf. Die Uebertragung mag nun durch ge- pflogenen Umgang mit pockenkranken Kühen, oder durch Inoculation zu Stande gekommen

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gleitet 9 öfters auch mit Anschwelltuig^ dier AcIh seldfäsen. Am achten Tage n&bert ciieh die Pustel ihrer Reife , der Wiibt erweitert sich, die iD der Pustel enthaltene Haterie wird reich- licher, und hebt ihre Rander empor; die in ihr enthaltene lymphatische Flfissigkeit wird trübe , saher and dickej, und eben weir dadurch ihre Einsaugong erschwert wird, vermag sie sich in gröberer Menge anzuhäufen. Die cen- trale grubenfdrmige Vertiefung nimmt eine dunk- lere Färbung an und behält die nämliche Farbe, wie der Wulst Die Pustel erhebt sich unter einem rechten Winkel von dfer Haut, fuhll sich elastisch gespannt an, ist etwas glänzend, wird dunkler und perlfarbig und ffleicht an Gestalt und Grdliie einer halben Brose, ist indessen mehr HnsenfSrmig; denn indem sie sich voll- Btändiff ausdehnt , wurd sie . mehr abgeplattet so da» ihre Delle, welche den dritten Theu der Höhe des abgestumpften und gewölbten Randes betrug , grölSitentheils verstrichen wer- den kann. Zugleich yirird von einem Tage zum andern die Decke der Pustel verdfinnt. Der sehr schmale toihß Kreis, der bisher die Pu- steln umschrieben hat, erlangt eine wenigeir lebhafte Farbe ond schemt sich wie durch Ans-. Strahlung in das benachbarte Zellgewebe za verbreiten. Am neunten Tage * verflacht sich der erhabene Wulst immer mehr, um} i$$ Ganze nimmt einen grölsem Grad von Inten- sität an 9 die Pustel wird von einem schönen hochrothen Hofe umgeben. Am zehnten Tage bemerkt man keihe sehr merkliche Veränderung, es erweitert sieh hUA^ der kreisförmige Wolirt, der Hof gewinnt an Ausdehnung, nimmt dafm

r wohnlich einen Krms mit einem' Radius von 10 Linien ein, dringt in die Tiefe bis

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>vclcher sie umgibt, wird schmäler und nimmt in dem Verhältnisse ab, in welchem die Kob^ pockengeschwulst sich vermindert. Der Schoif ist anfangs glatt, wird erst später bruchig, ziemlich rund und von lichtbrauner Farbe; der unterliegenden Haut hängt derselbe so iest ao, dals diese, bei gewaltsam versuchter Trennung, leicht zu bluten anfängt; bisweilen ist der Sdiorf schwärzlich gefärbt, beinahe homartig und bie- tet eine unebene Oberfläche dar. Vom fünf- zehnten bis funfundzwanzigsten Tage erlangt, die feste , glatte und weich anzufühlende Borke eine dunkelrothe Farbe, und behält beinahe im- mer die genabelte Form. In dem Mafte, ab die Kuhpockengeschwulst zusammensinkt, tritt diese Borke mehr über das Niveau der Haut hervor. Vom sechsundzwanzigsten bis nean- undzwanzigsten Tage fallt die Bori^e ab und labt eine tiefe mit kleinen Vertiefimgoi besäete Narbe zurück. Manchmal tritt auch an ihre Stelle eine Borke von gelblidier Farbe.

Zur Bildung der Kuhpockenbbrken ist die Berfihrung der Luft nothwendig. Sacco hat diese Thatsache dadurch konstatirt, dals er Paitehi mit Uhrgläsem bedeckte, während er andere, an dem nämlichen Subjecte, der Luft ansre-^ setzt liefs, um als Vergleichnugspuncte za nen. Die bedeckten Pusteln bekamen Risse und die Haut löste sich in kleinen Stucken los, ohne dafs sich wahrnehmbare Borken oder Nar- ben bildeten. Dr. Gendrin will auch die Eil- düng der Borken dadurch gehindert haben, dab er den Arm am neunten oder zehnten Tage des Ausschlages mit erweichenden Kataplas- nen oder Fomentationen bedeckta

Die bei den Negern und Mulatten einge- impfte Kuhpocke bietet beinahe gar keinen Ün-

Jonro.XCIILß(l.6.8t F

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gemacht hat. Nachdeoi man voreiehtif ver-* mittelst der SpiisB» eioer Nadel die Kuhpoeken« pustelvon diesem kleineD Aposteme be^it bat, ist tie gleichförmig, silbern und giftnsend; man sieht, dafs -das] Häutchen, welches sie umgiebt, aus einem wahrscheinlich epidermischen unem- pfindlichen Blatte besteht, welches dichter und schwerer 2u trennen ist als die bei den Phlyk- tänen emporgehobene Oberhaut. Wenn man dieses weilse Häutchen durch einen horisBontaF* len Schnitt hinweggenommen hat, so tritt die Kuhpockentymphe in kleinen klaren Tröpfchen aus den kleinen Fächern, welche sie enthalten, hervor. Aus der Disposition dieser. Tröpfchea erkennt man jene der Fächer oder Zellen der Pustel; sie scheinen kreisfiMnmig^tn swei koMen» trische Reihen geordnet £u sein. Man onter* scheidet leicht mit der Lonpe die niebt sebt regelmälsigen , strahligen Scheidewände,, awi* sehen welchen sich die Art Fäcb«r, wddis dis Kuhpockenlymphe enthalten, befinden. Wena man diese weiüMU Scheidewände mit einet La»* sette trennt so vermischt sich etwas Blnl ttk der Kuhpockenlässigkeit, welche daraus ksi^ vortritt.

Die mikroekopisdien und chsmiiiihea Uok tersnchungen der KubpockeAlymphe haben m keinem genaueren Anlbddolb Aber die Natar derselben gefuhrt. Saooo fluid unter de« Mi* kroskope in derselben eine Menge KfigoMwa von verschiedener Grdibe, wdÄ bei Sniata von Bsftig und anderen Säuren veiaebwaadea, nicht so bei der Behandlung mit Wasser. Ebenso verhielt es sich bei Anwendung von stariier Wärme. So fand man weniger Kngeldien, wenn man Materie ans einer Pustel in der letaten Zeit der Reife, oder solche, welche aeliaavA^-

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steht, soll kaum mehr als einen Tropfen^ betra- gen. Indessen gelangte Sacco zn der Ueber-** Zeugung, dals jene falsche Lymphe fehle, wenn die Impfung äuCserst vorsichtig mit eitier seht feinen und spitzigen Nadel vorgenommen wurde ; denn wenn durch einen sehr behutsam gemach- ten Einstich die Entstehung j^nes vorzeitigen Schorfes unmöglich gemacht worden war, so fielen auch die Bedingungen zur Bildung des^ die unächte Lym][^he enthaltenen Balge^r 'odör Schlauches weg, was mit den oben erwähnten Beobachtungen von Gendrin übereinstimmt.

Bei keiner von den Krankheiten^ welche sich von den Thieren auf den HlenschlNi ubei^ tragen lassen, zeigen sich so aulTallende Ife^ bereinstimmungen und sprechende Aehnliehk^i- ten, wie bei der Kuhpocke. Sowohl bei Thie^ ren aU beim Menschen ist der Verlauf der Krankheit an gewisse Zeitverhältnisse gebun- den, so dafs man denselben sehr genau naeh Tagen in bestimmte Perioden oder Stadien ein* theilen könnte; in beiden Fällen stellt sich ex- anthematische Eruption in ganz analogeni Bilde dar als Pustel mit centraler Depression ittit peripherischem Entzundongshofe und geffillt im Anfange mit einer durchsichtigen, ins Bläuliehe schimmernden Flüssigkeit. Nicht nnindere Ue- bereinstimmung findet sich im spätem Verlaufe ausgesprochen, sowohl in Beziehung auf die allgemeinen als örtlichen Erscheinungen ^— 'hier wie dort fieberhafte Aufregung bei verstärkter Entzündung und beginnender Eiterung, und kb beiden Fällen Schorfbildung mit Hinterlassuitjgf, einer unvcrtilgbaren Narbe. Der einzige we- sentliche Unterschied bestellt also blos in deC

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chen die zerkratzten Pusteln Miene in JSiterunj^ überzugehen^ oder bleiben in Folffe bievonOcj- schwüre zurück, welche oft die fmtie des Ober- armes einnehmen können , vvie .ich einmal- bm einem scrophulösep Kinde zu beobachten Ge*^ legenheit hatte , so hat man da3 IJn^uentum Hydrargyri citrinum empfohlen.

2. Mauke.

*l .

Die Mauke ist ein schon ziemlich -lätig^^ bekanntes Uebel, welches meist beHnt Phrne^ seltener beim Esel oder Maulthierey tfnd iitklk der Meinung mancher Tfaierärzte zulreilea-'Mleli beim Rinde vorkommt, wie die gnechifi/cKeBe^ nennung ^^Kgicooi" schon bedenlet Gettetiie. LandpFerde j welche in sumpfigen Oeg^ndcMi gezüchtet werden , und deren Hofe sehr' Mek und flach sind, werden am h&uflgisten Vbn'^^ Mauke befallen. Sie kann sich swar io'jMetai Lebensalter zeigen, kommt aber gewöhnlich- ImA ausgewachsenen Pferden vor. Huztxrd^yiiki behauptet, dafs die Mauke zwar allerdings allen Geschlechtem eigen se}, aber do5h vorzugsweise bei Stuten und Wallaefhen utid nur selten bei Henkten vorkomme, Wb^ durch gewissermafsen eine weitere Analogie mit der Kuhpocke hergestellt wftre. De Oarro glaubt , dafs Arabien die Heimath der ei^etitK^ eben Schutzmauke sei, und als solche bez^Mi^ net werden könne.

Ueber die Natur der eigentlidien Sehuts-' mauke bestehen unter den Schriftstellerir uaeh manche Kontroversen, und es herrscht wiiMfeh

') Esaai sur les Jambet de cbevauz. Paris 1784.

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andere liinzugcfiigt werden könnten^ wenn «s nothwendig wäre.

Die Maukekrankheit der Thiere,

Im gemeinen Leben wird unter Manko jede Entzündung der Haut am Fesselgelenke^ oder an der Krone des Hufes vorstanden, wel- che, CS sei nun stellenweise oder im ganzen Umfange dieser Theile, zu einem nässenden oder geschwurigen Zustande fuhrt ein Irrthum, den wir nicht selten vom gemeinen Leben in die thierärztliche Sprache übertragen finden^ woher es auch gekommen ist, dafs man, nach der äufserenForm, verschiedene Arten der Mauke angenommen hat. Schon Jenner nahm zwei Hauptarteu an, deren eine ein Mos örtliches Uebel darstellt, während die andere eine allge- meine mit Fieber verbundene Krankheit bildet| und diese letztere ist es, welche man SchüiZ" mauke Equina genannt hat, und sich un- ter folgendem allgemeinen Bilde darstellt.

Fast immer zeigt sich vor dem Ausbruche der Mauke ein leichtes Fieber, welches aber eben wegen seiner geringen Heftigkeit öfters ganz übersehen wird und sich durch kurzen Frost, darauf folgende Hitze, aufgehobene Freüs- lust, Verstopfung, Harnverhaltung, schnelles, Athmcn mit Flankenschlage, beschleunigten vollen Puls und einige Stumpfheit zu erkennen giebt; dagegen bemerkt man, wenn das Pferd aus dem Stalle genommen wird, dafs es auf einem der Hinterfüfse, oder auf beiden zugleich hinkt. Mit der Abnahme oder dem Verschwin- den des Fiebers, was oft schon in weniger als 24 Stunden Statt findet, zeigt sich eine anfangs

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durch die Geschwulst Querfalten in der Beuge- seite des Fesseis 9 und in der Folge entstehen unter diesen Krusten , durch anhaltende Ein- wirkung der jauchigen Feuchtigkeit , in den Falten und Vertiefungen der Rötbe querlau- fende schrundenartige Geschwüre mit eiternder Oberfläche, die sich oft so ausbreiten und tief eingreifen, dafe ganze Stellen der Haut verlo- ren gehen und wie weggeätzt zu sein schein nen. Bei Vernachlässigung dieser Geschwüre und fortdauernder Einwirkung äuCserer Schäd- lichkeiten auf die kranken Theile^ verwandelt sich das Uebel endlich in jene oft unheilbare chronische Form der Krankheit, welche man vtraltttt Maukey Strauhfufa und Igtlsfiifs nennt In diesem Falle wird die Absonderung grau, bläulicht, grünlich oder bräunlich, nimmt einen äufserst scharfen und ätzenden Charact^r ao^ und verbreitet einen unerträglich stinkenden Geruch mit solcher Flüchtigkeit, dafs dadurch in den Augen ein beiisendes Gefühl hervorge'<> bracht wird. Zugleich wird der AusBufo von Tag zu Tag häufiger, immer dicker, schmieri- ger und verklebt durch Bildung fester Borkon die Haare, welche in ganzen Partien stachel- förmig hervorragen. Der ganze UoterAib ist dabei ödematos, kalt, schmerzlos und verbreitet einen höchst widrigen Geruch; oft fällt aucb ein Theil der harten Borken von selbst ab und hinterläfst eine geheilte Haut, während die dar- angrenzenden tieferen Geschwüre und Spalten noch immer fort näfiien und mit noch dickem Borken und Krusten sich bedecken* Endlich treten auch zwischen diesen und den Gescfawür- flächeu^ afterorganische, warzenartige oder po- lypöse Gewädhse gruppenweise hervor, Welche bald röthlich - grau, sdiwammig, wie Feigwar-»

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diese 9 unter Bildung eines productiven Eiters, und die Krankheit kann unter diesen Verhält- nissen oft schon in vierzehn bis zwanzig Ta- gen zur Heilung geführt werden. Dies ist der Verlauf der nässenden Mauke.

Was die Dauer der Krankheit betrifft, so ist sie, je nach dem Temperamente der beson- dern Disposition, den äufsern Umständen, der Jahreszeit und den Ursachen verschieden. Ihr letztes Stadium erreicht die Mauke gewöhn- lich binnen drei bis neun Monaten, zuweilen erst nach einem oder mehreren Jahren. Zu- weilen ist die Krankheit wirklich aussetzend, und in diesem Falle verschwindet sie im Som- mer, zumal auf der Weide ^ und zeigt sich im Winter wieder.

Gleichwie die Mauke sich als nässende einstellt, so kann sie auch als trockene ^ und 2war entweder als ein Schorfausschlag (Crusta), Schmutzflechte (Rupia equorum) oder als ein Kleiengrii^d (Porrigo) sich darstellen. Auch bei dieser Art der Mauke geht die Hautentzfinr» düng, aber im leichtem Grade, stets voran; al- lein es entstehen keine förmlichen Bläschen, dagegen aber ist das Jucken lebhafter, und is bilden sich im erstem Falle (als Crusta) zn- nädist graugelbliche, selbst etwas bräunliehe Schorfe, welche sieh leicht ablösen lassen, su- erst noch eine wunde Grandfläche darbieten, bald aber eine grauliche Farbe, bedeutende Dicke, und einen den Hornwarzen oder Kactta^ nien ähnlichen, nur etwas widerlichem Gerach annehmen und keineswegs eine gesunde, sondern warzige Grundfläche darbieten, auf welcher sich auch keine Spur mehr von Haarwuchs zeigt, und ein zerstörtes dermatischcs Gewebe nie mehr wieder in Ordnung gebracht werden kann.

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pie andere Art dagvgen, als Porrigo, weniger, und es schilfern sich in einem fertl dünne und ein bis zwei selbst drei Linien f%- cbe enthaltende Kleien ab, tvelch« allni^ I lig über die nicht ausgehenden Haare, sie» fassend , herabrutscheo. Bisweilen eDtwii^ { sich die trockene Foim aus der n^asendcE i

Aüßemtines Bild de inkheit beim Mtnidn

Die Fälle von z"'^ %eT Üebertragnng da Alaukekrankheit v"" len auf den Ueninitü

sind, wenngleich selten, doch nocbnici'

mit erforderlicher isrkeit beobacbtel ^"^ \

den, da die in evon zum Vnw^ |

IwramendeD Ersc i wegen ihr« geriif ^

gen Bedeutung niedem Volksli^

wenig beachtet uno Eilb der Beobacbioi'?

der Aeizic häufig entzogen werden. Auchie'f* sich die Erscheinungen keineswegs vodsu^) gleichbleibender Beschail'enheit , entweder ii Folge der veränderten Beschaffenheit deslHuke- Stoffes, oder in ungünstigen Verhältnissen ii Organismus des Inßcirten begründet. EnM führten auch absichtlich vorgenommene Impf' versuche nicht immer zu dem gleichen RcseI- late, so dafs es bei dem Vorwalten dieser Ve(- haltniase, schwer wird, ein allgemein gültip* Bild der Krankheit beim Menschen zu enlwH- fen. Nach den von Hrrtwig mitgetheilten Be- obachtungen litten die Kranken, nach Stalt ge- fundener zutalliger Ansteckung, zwei bis vier Tip au m&fsigem Fieber, wobei ein oder melirere Fio- j ger schmerzhaft anschwollen, und die GeschwuW hierauf sich weiter über die Hand, selbsC ä^i deo Vorderarm bis zu den AchseldräseD ef\

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streckte. Am vierten bis fanften Tage^ nacl| der muthmafslichen Ansteckung^ entstand an den geschwollenen Fingern ^ meistens an der Spitze neben den Nägeln, ein rothes, anfangs ^iem« lieh hartes Knötehen, welches später gröfsec und weicher wurde, und bis zum neunton bici eilften Tage in eine weilsblaue, erbsengrofsa Pustel überging. Schnitt man die Pusteln eiq^ so sickerte eine wasserbelle, seröse Flüssig«^ keit aus, welche später eiterartig wurde; liefii man die Pusteln ungestört, so vertrocknetem sie von der Mitte aus zu einem braunen Schorfe^ der nach etwa drei Wochen abfiel und dann eine mehrere Monate hindurch sichtbare Narbo hinterliefs.

Aehnliche Erscheinungen beobachtete man nach absichtlich vorgenommener Inoculation. Ain dritten Tage nach der Inoculation zeigten sich die ersten Erscheinungen von Fieber, welche- sich von Tag zu Tag immer mehr steigerten^ unter' gleichzeitiger Entwickelang feiner gerö- theter Knötchen, welche am vierten Tage un-« glaublich entwickelt, um das Doppelte vergrö« isert und zu wahren Pusteln herangebildet zeig-» ten, umgeben von einem rothen Hofe undGe^ schwultfl der angrenzenden Thiriie. An sie-- beuten bäi achten Tage erreichten die fSistelii ihre schönste Biuthe, bildeten nachher einen braunen Schorf, der am neunten bis zehnten Tage abfiel und ausgehöhlte tiefe Narben hitw terliefe. Vergleichen wir nun diese der inoku- Hrten B<|uine eigenthumlicben Erscbeinungen ma jenen der V«oeiiie, so finden wir zwischen beiden die sprechendste Aehnlichkeit , nur mit der einzigen Ausnahm^ , da(ii die Equine einen weit raschem Verlauf zeigte.

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Wenngleich bei einer Mob oberfl&clilidieB Vergleichong der M ankekranklieit beim Pfe; * und dem Menschen, keine Uebereiiistiv SUtt zu finden scheint, so Immen wiA bei genauerer Betrachtang Umstände anfflndo^ wriche auf eine nicht verkennbare AehnlieUBBit beider Krankheiten hindeuten. Abgesehen na der Verschiedenheit und Beanehiing auf die Stda' der genuinen .Entwickelang der Mauke beiii Pferde , so sprechen sich in Beauehan^jr «nf die allgemeinen and örtlichen Erscheinongen sowohl beim Pferde, als beim Menschen ubereinstiiiH mende Momente aus. In beiden Fillen gebt dem Ausbruche des materiellen Snbstrates der Krankheit, den Knötchen und BlftsiAen, mehr eder weniger deutliches Fieber voran; luOr wie dort ist der Ausbruch der Haateraption an be- stimmte Tage gebunden; beim Meoadien wie beim Pferde findet eine Metamorphose der an^ fangs serösen Flüssigkeit in Eiterbildong Stat^ nur mit dem Unterschiede, dab hier 6e- schwürsbildung, dort PustelbOdung Statt fin- det, was seinen hinreichenden Brkl&rangi- . grund in dem verschiedenen anatom. Bfane der Haut beim Menschen und Pferde Jiat , lau- ter Umstände , welche auf eine auffallende Co- bereinistimmung hinweisen. Die Verseliiedaa- beit, dafs die Mauke beim Pferde meht sdten in den chronischen Zustand, ja bei Vernach- lässigung sogar in den Tod übergeht ^ wUinad die Mauke beim Menschen eine unbedeatendc^ in wenigen Tagen vorübergehende Krankhfit darstellt, liegt in den allgemeinen organisehe^ Eigeuthümlichkeiten begründet, dorch wdehe eben die Mauke eine dem Pferde fast anaaddieb- liehe Krankheit wird , Umstände, weldiesioh beim Menschen nicht ausgesprochen finden.

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Behandiung,

Die durch Uebertragnn^ des Haukestoffes auf den Mensehen entstandene Krankheit stellt sich in der Regel in so gutartiger und mifder Form dar, dais die sie begleitenden Erschei- nungen keiner ärztlichen HnVe bedfirfeu. Sollte übrigens das begleitende Fieber zu heftig, die örtliche Entzündung zu intensiv und ausgebrei- tet sein , und die Pusteln später Neigung zum Uebergang in geschwfirigen Zustand machen, 80 tritt dieselbe Behandlung ein> wie wir bei den Kuhpocken der Menschen näher erörtert haben.

(Fortsetzung folgt)

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lieh wieder hergestellt wurde. So vortheilhaft das Schwefelsaare Kupfer hier auch wirkte, würden indefs ' doch gfeichKeitig andere sehr wirksame Mittel angewendet. Aufser diesem nur kurz' angedeuteten Falle, erlaube ich mir ausführlicher noch folgende mitzutheilen:

1) Den 13. März 1835, NachmitUgs 3 Uhr, wurde ich zu der ein Jahr alten Tochter eines hiesigen Schiffscapitains gerufen, einem starken, wohlgenährten Mädchen. Sie hatte seit Mor- gens Husten mit Croupton, beschränkten, pfei- fenden Athem, Schleimrasseln, erhöhte Tempe- ' ratur der äufsern Haut, vermehrte Gesichts- röthe und grofse Unruhe. Nachmittags 4 Uhr war nach zwei Gaben eines Brechmittels aus Breohweinstein und Rad. Ipecacuanhae reichli- ches Erbrechen erfolgt, dor Athem freier, Wärme und Gesicbtsröthe weniger gesteigert, der Ha- sten aber hatte noch den Croupton. Nach- dem das Erbrechen seit zwei Stunden aufge- hört hatte , verordnete ich jede andere Stande vier Pulver aus \ Gr. schwefelsauren Kupfers, l Gr. Fol. Digital, und 10 Gr. Zucker. Um fünf Uhr Nadimittags hatte sie zum letzten- male gebrochen, um sieben Uhr schlief sie nAt schnarchendem Tone. - Das Aasgebrochene war gTofilelitheils -dicker nndurchfflchtiger Schleim. Abends zehn'Vhr 'hatte sie nochmals gebro- chen and bcKlief nun ohne b'emerklich beeng- ten Athem, die"' Haut war feucht, der Hasten zwar selten, doch noch croupartig, nur weni- ger klingend. * Noch war keines von den Pul- vern gegeben' wordoq. Ich lieiSi nun. mit ei* nem halben anfangen, and erfolgte kein Br^ brechen, so isoUte ein ganzes gegeben werden. Den 14. Novbr. fanq ich sie nach einer ga- ten Nacht noch schlafend : der Athem war hör»

G ff

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res Erbrechen erfolgt, die Milch wurde mit be- soDderer Begierde gc^noiDmen und behalten, da- her die Umschläge nicht länger fortgesetzt. Pat. war wie neu belebt. Den 17. Novbr. Eine gute Nacht, kein Erbrechen, der Hii* sten siemlich häufig, etwas trocken, wogegen noch einige beruhigende Mittel gereicht und nach diesen Pat. als geheilt entlassen werden konnte.

t) Abends 11 Uhr den SOten Juni wurde ich EU einem | Jahr alten , bisher starken und gesunden Knaben wohlhabender Eltern gerufen, der, noch an der Mutter Bhist liegend, plötz* lieh vom Luftröhren - Kroop befallen worden war, und der sich, durch die bekannten Zufälle, in eiuem ziemlich heftigen Grade kund gabV Sofort liefiB ich jede l Stunde 1 Theelo&l toU von einer Auflösung von % Gr. schwefelsiiuer^mi Kupfer in i Unze Fliederwasser und i Unze einfachen Zuckersaft geben. Nachdem er zwei- mal bekommen, stellte sich reichliches Erbre- chen ein, welches durch FHederthee unterstätzt wurde. Der Zustand besserte sich hierauf merk- lich und die Auflösung wurde nun, zweistünd- lich zu einem TheelöfTel voll, fortgesetzt sich indefs gegen den Morgen des Isten "Juli die Zufälle verschlimmerten, so wurden 6 kleine Blutegel längs dem Schlüsselbeine gesetzt, von denen einige Stiche besonders langfe nachbluteten, und eine spanische Fliege auf cie Brust gelegt. Bei meinem Morgeubesucfae hatte der Husten den Kroupion noch nicht ganz verloren, die Stimme war heiser, der Athem aber frei. Der tUeiue schwitzte und war gante munter. Neben der Matterbrust erhielt er Milchwclling. Da er nach der Auflösung

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zum Erbrechen, dann jede Stunde ^ Gr., im zweiten Falle aber 3 Gr. auf einmal. Vorher war Calomel und Qoldschwefol gebr%|ichV wor- den. — Neben dem schwerels. Kupfer wende ich, nach Umstanden, Blutegel und spanische Fliegen, aber niemal» einen Schw&nun mit hei- fisem Wasser an, weil ici| bisher den Erfolg auch ohne denselben erreicht,' und ich einige Scheu vor der Anwendung der Wärme habe, die ja offenbar den Blutandrang vermehren mufs.

Was Müller über die Wirkungsart des schwefeis. Kupfers sagt , um sich zu erklären, dafs gröfsere Gaben nicht nachtheilig wirken, scheint mir zu gezwungen Ich habe ziemlich bedeutende Gaben nehmen lassen, ohne dafs sie wieder ausgebrochen wurden, uiid denüodi eut-* standen keine nachtheiligen Folgen , wohl aber grüne, gallertartige Stähle, wie beim Gebrauche des Calomel Diese Erscheinung findet wohl ihre Erklärung auf antihomöopathische Weise in dem Gesetze, dafs, wenn ein Mittel dem krankhaf- ten Bildungsprocesso entgegenwirkt, d. h., wenn das Mittel im Körper gerade den entgegen- giesetzten Procefe bedingt, den die Krankheit hervorzurufen strebt,' so erschöpft es sich in der Vernichtung desselben, woraus zugleich eine zweite antihomöopafthiscbe Lehre 'folg^' Dämlich die, dalh die AeufiMron^rt der Ar^ neimittel nicht am gesunden Organismus erprobt werden kann. ^

Schlicfslich kann ich nicht umhin, meine Fiebertheorie, wie ich sie oben (No. 16.) dar- gelegt, auf den Kroup anzuwenden, vielleicht dab Miillery wenn ihm diese Zeilen zu G^ siebt kommen sollton, sich angesprochen fiililt.

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das Binathmen der Dämpfe und die Einreibim-* gen mit Sentdi fortgesetzt wurden. In der. Nacht zum Slsten erhielt die Kranke^ wegen drohender Erstickuugsnoth , ein drittes Brech- mittel aus Brechweinstein und schwefelsaurem Zink. Um Mittemacht trat der lang ersehnte feuchte Husten ein, allein ein kühler Trank (?) am Morgen machte denselben wieder kurz, hart und selten. Nun endlich, am Morgen des Slsten, also am 9ten Tage der Krankheit, wurde Schwefels. Kupfer, allein nur zu ^ 6r. und zwar mit -^ Gr. Moschus zweistündlich (es wird nicht

f gesagt, wie lange) angewendet, doch ohne Er- oig. — MittlerweUe hatte der Lähmungszustand den böchstenGrad erreicht, die Lunge war un weg^ sam, der Husten hatte aufgehört. Als letz^ tes verzweifeltes Mittel wurde nun von den Eltern die Anwendung des kalten Wassers (das sie drei Tage lang verweigert haben sol-' len) erlaubt und wiederholt ein iBngerdicker Strahl aus einer Hdhe von 5 bis 6 Fufisi auf den Kehlkopf und die Brust geleitet. Die Kranke schien sich erleichtert zu fühlen, allein nur For<^ übergehend, sie verschied am Sten JuH Mit-

Die Idee, das kalte Wasser und die Kältä im Kroup anzuwenden, liegt sehTsnahe, da es ja kein kräftigeres Mittel, um eine gesteieerte Vegetation zu unterdrücken, giebt, als die Kälte, und es ist^ zu verwundern, diüb man nicht schon viel früher auf ihre Anwendung in dieser Krank-* heit gefallen ist Ich selber habe schon im Anfange meiner Praxis allerdings mich mit die- ser Idee beschäftigt,, allein nur zweimal deü Mttth gehabt, davon Gebrauch zu machen : das erstemal zu einer Zeit, wo noch nichts von dem Harder^sehen Versuche bekannt war, und

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aus über keinen Schmeiz, auch nicht auf meine ausdrückliche Frage, und beim Betasten der Luftröhre, des Kehlkopfe und des ganzen Hal- ses. Eine Geschwulst war äufserlich, weder durchs Gesicht, noch durchs Gefühl zu bemer- ken • Die Sprache war sehr heiser, schwaqb und kaum verständlich. Die Oeffnung war bis- her natürlich gewesen. Ich Hels ihn aus dem Bette und auf den Schoolisi seiner Mutter neb« men, auch sogleich an jeder Seite des Kehl- kopfs zwei Blutegel setzen, welche stark so- gen und stark nachbluteten. Noch während des Nachblutens gab ich ihm von einer Mischung aus 3 Gr. Brechweinstein, 20 Gr. Brechwurzel, eine halbe Unze Meerzwiebelhonig, und eben- soviel Cbamillenblumenwasser viertelstündlich 1 Theelöffel voll. Er nahm es» bis auf S Thee- löifel voll, ehe Erbrechen erfolgte, dann aber erbrach er sechsmal vielen eiwei&artigenSchldm, der mit häutigen Stücken von faserigem, schnee- weilsem Ansehen, doch von unbeträchtlicher Gröise, vennengt war« Weder das Brechen, noch die Blutegel bewirkten einen augenbhck- lichen Erfolg, das Uebel dauerte unverändert obgleich ohne sich verschlimmert zu haben, Da!cb ihrer Anwendung, fort Ich lieb nun stark reizenden Senfteig unter die Fuüssohlen legen und die Beine bis an die Kniee in leinene Tü- cher wickeln, welche in einem hei(sen Oemengo von einem halben Eimer Wasser und sechs Unzen gequetschtem weifsem Senf fleiisig ge- tränkt, und stets wann erhalten wurden. Zwi- schen die Schultern wurde eine spanische Fliege von der Grobe meiner Handfläche, stark mit spanischem Fliegenpulver und Kampfer bestreut, gelegt, und längs der Luftröhre und auf der Brust viertelstündlich mehrere TheclöfFol voll

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das Gesicht war noch sehr roth ; die ganze Haut opch mit einem reichlichen warmen Schweifso liedeckU Der Puls hatte 140 Schl&ge, warwei* cher^ müfsig gefüUt, nicht mehr gespannt. .Die Skhwefelleber war bisher gut vertragen worden^ alle Mittel wurden ununterbrochen fortgesetzt| nur Abends wegen Mangel an 0effnung ein einfaches Klystier gesetzt, welches gut wirkte. Abends um 10 Uhr war der Athem etwas mehr röchelnd, die starke Gesichtsrothe und der starke Schweifs hielten an, der Puls war voller^ h&r* ter, häufiger, schneller. Ich lielis eine spanisoha Fliege von 4 Zoll Länge und S Zoll Breite ttiogs der Luftröhre legen, die kalten Umschläge auch über einen Theil der Brust a\isdehnen, und die Einreibungen xu beiden Seiten der spanisidMO Fliege fortsetzen. Die Einreibung wurde wie» der gemacht. Zum inneren Gebrauch verord» nete ich einen Saft von einer Drachme Schwe* folleber und zwei Unzen Senegasyrup« und lieüi auüs^er diesem eine Mischung von Calomel^ Mh seralkermes und einem kleinen Zusatz von Garn* phor nehmen.

Als ich ihn am tSsten April Morgena jvub 7 Uhr (zweitem Tag) besuchte^ hörte ich| dalk Fat. sieh während der Nacht erträglich beJfioB» den und viel geschlafen habe, zuweilen > v'Qnd besonders im Schlafe, sei der Athem ganz, frei gfwesen^ Von drei Uhr an seil er etwas. uii^ ruhig und eigensinnig gewesen sein, viel.;Wi^ derwillen gegen die Schwefblleber gezeigt und' daher davon nicht . so pänctlich eingenommen haben. Die kalten Umschläge versicherte man onunterbroehen fortgesetzten haben. Der Athem WBar zwar freiet als am vorigen Abend, doch immer noch nicht ganz frei, mehr hohl und nudi. Die Athemis^go waren tiefer, das Ar**

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I ich erlaubte alle Arten von schleimigeii Suppen« I Am 28. April (dem funfiten Tag) war Aach einer guten Nacht Alles besser^ der Athein und \ die Sprache ganz rein und frei^ der Husten un- bedeutend. Die Haut war nun vermehrt feucht. Abends zuvor bekam Pat wieder ein einfaches Klystier, welches erst eine dünne unbedeutende^ dann eine sehr starke, schleimigte Oeffnung bewirkte, welche aus grofsen Stücken eines zähen Schleims, der sich sehr lang ziehen lieüs, bestanden haben sollte. Der strohgelbe Harn hatte einen starken, weifsen- Bodensatz. Die genannten innem Mittel wurden fortgebraucht, zum Essen nun auch leichte Milchspeisen und Butterbrod von altem, feinem Weizenbrod er- laubt. — Am 29. April (dem sechsten Tag) hatte der immer mehr abnehmende Husten den Ton eines gewöhnlichen katarrhalischen Hu- stens. Das ganze Befinden des Kranken war das eines Gesunden. Die durch die spanischen Fliegen veranlafsten eiternden Flächen auf dem Rücken waren geheilt, die auf der Brust fingen an zu heilen, die auf den Armen waren vom Anfang an unbedeutend gewesen. Die ver- mehrte Thätigkeit der ävSsem Haut dauerte fort Die genannten Blittel wurden ohne Ca« lomel fortgesetzt, die Einreibungen waren seit Reinigung des Bettes schon ausgesetzt wor- den. — Am 30. April (dem siebenten Tag) war auch das Geschwür auf der iBrust Cast ge- heilt. Abends vorher hatte Pat. eine starke Oeff- nung gehabt. Der Husten schien ganz aufge^ hört zu haben. Der geUnde Schweifs hielt noch an. Am 1. Mai Imtte er wieder ptwas Ho^ steu, daher die frühem Blittel, doch ohne .Queek^ Silber, gemacht wurden. Am 7. Mai hatte Pat Heiserkeit, und die Mandeln waren etwas

Joiim.XCIILBd.6.8t H

QeschinAcks wegen, wieder auf. -leh Hefli RQch das, mit lääig aas ihr entbimdene Sehwe« Mwasserstoffgas von den Kranken, wie iss lehien, mit Nutzen, in mehreren FUlen ein» ithmen. Bei einer andern Gelegenheit deidce ieh mehrere hieher gehdrige FUIe i^tsii- dieilen.

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ticbkeh auf dae oft Bbettriabene Weist) gefröbnl. DuMäd-, eben «Dcba indoMen krÜflig und blähend beran, obns *on dieteo kteinen Uebeln ganai verarbont 10 bleibeo. Hit dem Bintreten der Memtroation natimen aber dieia krankbaften Symptome du Huulorgani eine etnslerc, be-, . unrnbigender« Geitalt an. leigle sieb nebmlicb znw ■eben dem 14. and 16' Jabr», zuerst im Winter, eine mnd^ •cboppige, bU&rotbe, «Ich abscliilfernde FIccble am Etlen- bogengelenk dei linken Arnifs. Bald itarsuf erscbienen mehrere und empfindlicb jackende in den Kni^elenkeif beider Fübe. Nacb Verlauf Ton einigen Hon|fai| 'wkiei' Arme und Füfte von oben bis aiiien damit bedeckt. Dia dagegen gebraucblen Mitlrl beitanden in Büdem und blnlTerdünnenden Gelränken. Die riecblen niinderlen aich bei forlwabrender Haolpflege,. besonilers im darauf . folgenden Sommer, obne jedoch ganz zu verscbninden. Mit erneaerlei Kraft kebrlen lie aber im lolgenden Win- ter zorück. Aafier den Armen ward jetzt Brust nnd Un- terleib davon ergoffen, tm darauf folgenden Sommer braclite der erntUicbe Gebraocfa Wieibadeni eine merk- liebe Beuerung zuirege. Auch der darauf iotgande Wii)~-' (er war leidlidier. Die Flecbt^n erscbienen zwar nift< der, doch waren lie nfctit mebr so juckend, nicbt mehr lO rund nnd roth, aondern blsfsgel blich. Schwe- felbäder icbienen Tortheilbaft zb wiriien. So herrachie «eit Jahren Hbbe nnd Flolh in dlrii«r hartnltUften' Hautkrankheit, alt im Hin IS24 san enten HaM mein Rath begehrt wurde. Die Flechlen , an IntanaitiH twar vermindert, bitten im Angenelnen' noch den ob«i' beichriebenen Charakter. Aber ein Omatand hatte dib dazD geaelll, der Tochter and HuUer iaat znr Venwdl^iuf brachte. Die Krankbeit begann daa bKbeade Gedohl tS ergreifen. Der Saum beider OjireB, dec SBakea 'inSvUi die Seit^oBäohcD dea Habet bede^tae dch mit Itnlriwi' UStcfaen (Herpet miliar)«), die enpoi^^ftoMea, ((m m> rStr Fenditigkeh an«a(ib Vitien, tlcn diiii Uefaurdg ab^ •chilfeiteB, einl(4 Zeil aoabUebea und daaa lUbdar tm Nenem emporwocbetten. Doch blieb Irihil |s dar ftal«a ZwiicheDwit die Haut blabrfitbUch, ruh,. 'MMb« fcSr- niohl anzufühlen. Idl lieb die nnterlaMeneff MwbM^ Üder wieder in Gebraneb neben , aebrleb elna Hilelidtt vor nnd gab inneiliob den StMimiat-tm folgeader Fonadir Rec. Hjdrargjri tublimati eorroiivi gr.j. Aqnu daUfllitaa Dnc iv. U. 8. ItforgeH and Ab«adt 1 BliUifrel 1. «. nnd jedcamal Toriwr et« Taue HafencUdmt n tri»>

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M odification dieser hartnäckigen Haatkrankbeit ein« Scho« im November 1825 ging die blobende Farbe desGesicbts in eine donklere, drcumscripte RÖtbc der Warigen ober, die besonders gegen Abend heftig brannten* . l^s war ihr, als wolle das Blat zom Kopfe heraus springen, , Adcb litt sie an Kopfschmerzen^ die sie firqber nie gekannt. Sie setzte sich selbst aof eine schmale Diät, trank viel Wal^ ser und nahm Morgens Glaubersalz ein. So dauerte die- ser Zustand, bald zu- bald abnehmend, bis zum obenan- gegebenen Monate^ wo die ersten Flechten wieder mit grofser Schnelligkeit und Ausbreitung das Gresicbt, mit Verschonung des übrigen Körpers, ganz allein befieleOt and endlich gegen Ende März in wahren He^pek crüiitn'- ceus ausarteten. Wangen, Stime^ Ntise uhtf Kinn aber- zogen sich mit einer wahren knorrigen Baumrinde^ die mit der Weifse des Halses und übrigen Körpers auffal- - lend conti astirte. Das Gesicht, mit dieser heillosen Maske bedeckt, war in Wahrheit abschreckend« Die verzweiflungt- Yolie Kranke floh das Tageslicht, die Menschen, und brü- tete in der finstersten Kcke ihres Zimineri über ihr Un- glück. Trotz den erschienenen Flechten blieben die Gon- gestionen nach dem Kopfe nicht aus und die Risse zwi- schen den herpetischen Borken schmerzteiii trstäinlich. Der Fall war zu merkwürdig, um ihn nichts ineUreferee Gdl- legen zu zeigen« Insbesondere führte idi' dta •i^er^ib-' renen Geheimenrath Dr. WenzH za derEraokeaeie ond folgender Heilplan wurde eingeschlagen. Wegen der fortdaö- erndeo Congestionen ward in. den ersten Ta^e« deis Aprils 1626 eine Venaesection von zwölf Unzen am reeUtdn Arnie veranstaltet und ein durchgreifendes Abfühnfngsmitttl ge- reicht. Die Milchdiät wieder hervorgeholt UiniTge Ta^ ipSter wurden an jeder Seite des Ualiei sechs Blutige! gesetzt und die Blutung lange unterhalten. New huQ- derten sich zwar die Congestionen, doch trat in dem Am- seben des Herpes nicht die geringste ¥erandeniog eie. Jetzt wurde ein grobes Blasenpflaste^ in den Nacken und eine Fontanelle anf den linken Oberarm |;elegt Rrstefe blieb 3 Wochen in Zog. Die Fontanelle Hefa loh erst naeh zwei Jahren zugehen.. So gegen jedes Sur&ek^ treten des Herpes hinlänglich gesichert, ward getrost folgende Salbe Morgens und Abends in da* eAtsteHto G^ siebt eingerieben: Rec. Cerati satumi Und /9, Gaäphd- rae Scrup. ß Drachm./?. Dabei alle 2 S Tagb üio Laxans gereicht. Der Krfolg übertraf onsete kühnsten Erwartungen. Die braonen Krasten fielen ab. -' Di» Hnnt

."*•

Ü - »1 -

welchen er grofse pelohnini^eo yenpracb , wenn sie' ihn beUee worden. Man schrieb ihm nan eine strenge Diät ▼or, verbot alle spiritnösen Getränke, setate nach Umstan- den Blutegel, machte umschlage, rieb graue Safbe aof die leidende Stelle ein und verordnete zum inneren Ge- brauche specifische Mittel gegen die Syphilis^ als Mercur, Gold, SalpetersSnre. Diese Behandlung hatte einestbeils die Wirkung, da(s die Resistenzkraft des Körpers durch die Entziehung seiner gewohnten Reize geschwächt und dadurch die Krankheit stirker entwickelt; anderntheils daft der Körper durch die specifischen Mittel angeregt worden Reactionen gegen den hervorgetretenen Feind zu entwik- kein. Dadurch konnte jedoch nur der Tod, nicht aber, die Genesung herbeigeführt werden^ weil der alte^ ver- lebte Körper unter schwächenden KinÜQssen nicht im Stande war, diesen Kampf zn bestehen. Als endhob noch ein entfernter Arzt hinzugemfen werden sollte, um über die vorzunehmende Eröffnung des Abscesses zu entscheiden» wurde mir die Behandlung der Krankheit übertragen. Ich suchte vor allen Dingen den latenten Zustand &rselbeii und eine relative Gesundheit dadurch- herbeizufuhren, dafs ich die frühere reizende Lebensart des Kranken in dem Maafse, als sie ihm entzogen worden war, wieder gestat- tete, ferner jede innere Arznei aussetzte, den leidenden Theil insbesondere von jedem äufseren Einflüsse der Kunst befreite und eine hoffnungsvolle, fröhliche Gemüthsstim- mung herbeiführte. Darnach trat mit zunehmender Kräf- tigung des Körpers eine auffallend schnelle Besserung ein ; der Schmerz und die entzündliche RÖthe des Beines liefii soetst nach, dann wurde die flnctuirende Geschwulst klei- ner und ver|;ing vollständig wieder. An ihrer Stelle sank die Haut in einem Kreise von \ Zoll Durchmesser, unge- fähr 2 Linien tief ein, bekam eine bläuliche FSrbiing und wurde nur beim Drucke ein heftiger Schmerz in der Tiefe des Knochens erweckt. Der Mann ist bis jetzt, 3 Jahre nach seiner Krankheit, gesund geblieben und so rostig, dafs er anscheinend noeh lange leben wird, bis Sein Or- ganismus jenen Feind nicht langer niederzuhalten ver- mag. ^ In mehreren Ffillen dieser Art wurde der Tod endlich dadurch Iierbeigeführt, dafs bei immer mehr sin- kender Lebenskraft der schlummernde Keim der Syphilis in Folge irgend einer leichten, fieberhaften Krankheit, die zufällig eintrat, wieder entwickelt wurde. Dadurch bildete sich sehr schnell ein nervöser Zustand aus, welcher sich auf der einen Seite durch grofse Entmischung der Safte

^ _ 188

Ks 'starben: 198^iiianiilidien,

178 weiblichen Geschlecbte über und' ^67 Kinder unter 10 Jahren.

743 Personen.

Mehr geboren 216«

Im November des vorigen Jahres wurden

geboren: 424 Knaben, 414 Mädchen,

838 Kinder.

Ks starben: 161 männlichen,

181 weiblichen Geschlechts über, und 324 Kinder unter 10 Jahren.

666 Personen.

Mehr geboren 172.

Im November dieses Jahres wurden im Vot^ältnils zum November des vergangenen Jahres 121 Kinder mehr geboren^ und starben mehr 77 Personen.

Wenngleich gastrisch - nervöse Fieber sich noch öf- ter zeigten, so war doch der katarrhalische Charakter der Krankheiten der herrschende, besonders wurden die Respirations- Organe ergriffen, Anginen waren nicht sel- ten. Viele Kinder litten am Stickhusten, in einzelnen Fal- len erschien Kroup, Masern verbreiteten sich, Scharlatsh wurde nur in wenigen Fällen beobachtet. An den Pok- ken starb nur ein Knabe.

^

Einladnne zur Pränumeration

^ttf den Jahrgang 184S der medicinischen Jahr^ hfficher des kaiserl. königl. dsterr. Staates und jSer damit verbundenen dsterreichiscben medi- siuischen Wcehenschrift. Herausgegeben von 4>r. Joh/ Nep, Ritter v. Raimanny redigirt von IProf. Dr. A. Edl. v. Rosas y Prof. Dr. S. C. bischer und Prof: Dr. J. Wissgrill Preis des Jahrganges von 18 Monatsheften und 58 Num-* mern der Wochenschrift 15 fl. C. M.

* Lfiet Jonrnal erhielt im Jahre lS4i eine wesentKcbe Um^

itsitaltong durch Hinzofagyng der medicinischen WoobM^

Vicbrift und wird nun auch, im kommenden Jahre aof dic^ l'elbe Weise fortgesetzt, da der Beifall des medicinisoheit l'abHcnms sich so entschieden für diese zweckmässige j^Cinriobtung ausgesprochen bat.

|. Für diejenigen, welche bereits das Blatt besitz^i IjjBrfen wir nur Yersichern, dass es dmrcbaas keine Pm&n-

. ierdng erleiden wird, sowohl was den inneren Gehalt ddr i^riginalaufsätze, der sorgfaltigen npd doch bandigen Aas-

l sage fremder Jonrnale Deutschlands, Englands, Frankreichs

.* jind Italiens, als anch, was die schöne Ausstattung and diis .'egetmäfsige punctliche Auiigabe betrifilt. ' - >f .

Für diejenigen aber, welche sich noch nicht Tötf des 'wesentlichen Vorzügen, welche dies Journal vor allen an- «lern medicinischen auszeichnet, überzeugten, wird et niebt iberflässig erscheinen, die Tendenz des Blattes, nach, dem, jRras bereits vor dem Auge d^ Publicums liegt, to'ent- irickeln; . -•

^' Die l2monailichen Hefte, jedesmal am Ende

«d6f Monats erscheinend, bringen; j I. Beobachtungen und Abhandlungen aoa Idem Gebiete der Natur- und Heilkunde. Diese

Irfnd Ton grösserem tJmlange, füllen gewöhnlich 2 und B 'Bogen und wurden daher, um die Aufmerksamkeit der

^'^r nicht allzusehr zu zersplittern, in den Heften abge-

lidrockt. Sämrotlich Originalaufsatze.

^ II. Studium der Heilkunde undöffentllohea

jS'anitälswesen. AaVsSCze,- welche Yorzugswdie Oe^ •tcrreich beröbren, ohne deshalb für den aoslindiiebeti

^> ' 3

Bebaqptang bestitigM; defSelbe enthalt namliob as 209 grötiere ond Ideiii^re OrigiaalTioftStze«

Der ganze Jahrgang auf das tol^öiute MaschfiieB- Yelinpapier gedroekt, betteht aai 172 Bogen iir S.* nnd hottet nur 15 fl. C, M,$ durch die Postämter &e- so<;en in allen Th^ilen der Monarchie 15 fl» d6hr..C.M.

Jeden Samstag ersoheini eine Noma^fr der -Wochen- sehrift Yon 1^ Bogen , jeden letzten des Monats ein Heft Ton 8 Bogen.

Das Yerzeichnifs der Herren P. T. Prannmeranten wird jedes Jahr mit dem Decemberheft aosgegeben, daa Tom Jahre 1841 wird zugleich den Beleg liefern, welche Theilnsbme das Sntliche PobÜeam diesem unternehmen geschenkt hat.

Om dasselbe auch für das Jahr 1842 mit der grpfs- ten Genauigkeit sn liefern , werden die Herren Abnehmer um deotliche Angabe des Namens ond Charakters ersucht

Wien im Dec^mber 18(1.

Braumüll0r und SeideU am Graben im Hanse der^Sparkasse«

iViffc^fff^ ttttd Berichtigungi zu meiner Broihüre: „'J. PI pieffenhach'* e ckbrwrgi^ uhe /Leitungen in Wien:^ {Wien 1^11, hei BramMer

und SeidH),

Gehört es zn den gerechten Anforderungen, die mm an jedes Bach machen darf, getreoe Wahrheit ond kr* thunlosigkeit darin zo finden, so kann eineSchrifti deran alleiniger Zweck jener ist, die Brfolge gesebebener 'LiÄ* stnngen darzustellen, einzig nnr in ingstlicher Belolgang dieser Ricbtsehanr Wertfa haben, ~ bestehea. In diesem Betracht 'war aoch bei Znsammenstellang mdnef BcMIl mein eifrigstes Bestreben dahin gerichtet, die Leistnngen Bte0enba^*e in Oastreichs Hauptstadt mit größter UBJI>e- fangenheit zo erzaUea, and setzte ich das Gel&gea dieses meines Vorsatzes ainigea Werth m^aer Broch&ra, so hat es mich nm so naangenehm^ bernhrt, einfge Ua^ ricbtigkeitea in dersetbaa aatdaekt za babea. Es ist so« mit wohl meine Pflicht, ia alaam der galesenstea Blattat berichtigend mich zn SoCmtb:

Der erste Fehler findet sich glelcb auf der arsten Seite und aal mabraran der folgenden, indem dM von

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C. W: Ilufeland'«

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»ractiischeii Heilkunde.

Fortgesettt

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Dr. E. Osann,

. Geh. Med. Rath, erdend. ProieMor der Medkln «i te ■hendt&t ond der med. dkim^. Aoedeaiie Ar du WMi I Berlin, Direelor des K. Poliklin. Inirtitoti» RHterdei mUmii dlfr-Ordeni dritter KhuMe mit der Seblellb und MHgttedl; mehrerer gdehrtin Geieliiehailen.

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Qtam, Premiä, ift «Rf Tfteoritj JDocft grUm da Libmu gMm&r Bmmu

6f«fAe.

VI. Stflck» Decenber.

Berlin«.

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Gedruckt lutd wkfjt M ß. Btiatr.

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C. W: Äufeland'«

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der

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practischen Heilkunde.

Fortgeaetit

OB

Dr. E. Osann,

K. Geb. Med. Ratb, ordeBfl. ProiBMor der Mediefai «i Am UairenltiU and der med. diinnji. Aeedearfe Ar das mWiiii m BcrBB, Direelor des K. PoliUiB. Iiiirtitel% Ritte dM 10^ Adler-Ordeiie dritter KkMe mit der Sebleife «ad Ifitgfied meiiferer geiehrtüi GeieilMliaileiL

VI. Stflek» Deceaber.

Berlin.

Gedruckt nad feil^ bei G. Reioien

. ' . ■■ . i

I.

Zur

reschichte der Krankheiten,

welche

sich von den Thieren auf den HeiiiMiheii \ überpflanzen lassen! ?'

VOB . ■:

Dr. Bernhard Ritter,

»rakt. Arzte zn Rbttenburg am Neckar, Im Könijlrciipir,

W&rtemberg.

(Fortietzuog. S. vor« $1. 8. 97.).

Im Krankheittny welohe m^m'en 2%p#^g>i^ schlechtem gemeinsehafllieh «ttXwmm^« ^^-i

Es gibt eine gewisse Reihe, von Kritp^ Uten, deren genuines Auftreten bei mehrere« aaergeschlechtem beobachtet wird, so 4füb ,i|i^ iter diesen Verhältnissen gewi^e, menr m )r Natur verbreitete Bedingungen zu ihrer Ent^ icHelung annehmen könneiii solche, iins abef ich eben so wenig.' i^ jene dervbrigeoiCoaT igien' yollstäpdig bekannt sind. Stomtli^he ranfcheiten tragen bii/efa itaehr ..^ilii^tt^afW

479— 8S uiid498— 51& Iiuiß6«et) beforle' ei^ im !?• Jahrhundert Rama^izj^ di^iersiegtii^ub Biirsleilung dieser Krankheit, im '18. JabrhuiM> der! war sie allgemein Vterjbreitjet ui^i herrschU ipit der verheerenden Rindßrpe^t wg\e\chy m\i der sie hajvfig genug verwechselt, .wurde. Vea dieser Zeit an wurde die Seuche. allgem^iA mit gföfserer Aufmerksamkeit S^ei^badit^^ :Uod-.ba verging kein Jahrzehend, wo aie nipht ia mßhff reren Landern mit auffallender Heftigkeit gCH / lierrscht und von Aerzten und Niohtärftt^n.:M>v fentliche Berichte darüber bekannt gemüfht wor<r den wären«

Ueber die Ansteckungsfahigkeit der Kiaab« beit herrschen verschiedene Stimme»,, la^elobo yielfaltigo Beobachtungen angeregt haben, rOiid wirklich kann man in. der That nicht in Abti^dö stellen, da£s der Milzbrand so^weilen an .'und für sich epizootisch auftreten und eine. mildere .Natur annehmen kann, woraus sich ergibt^ dafil diese Krankheit nicht in allen Fallen ^ und. W# ^ie es ist, nur auf bestimmte Weise und iin-p lex besondern Bedingung^ ansteckend sei, ol^ gleich es auf der andern Seite auch als bewiesen dasteht I dab die Uitebrandmeterie eine so di^ ferente, giflartige Natur annehmen kann,, dafr sie bei gesunden Thieren, auch ven andern iSal* tungen, und selbst beim Menschen, durch an* mittelbaren und genauen Coutakt ein gan^ glei- ches, oder doch ähnliches, höchsjb gefabrvolr les Leiden erzeugt. Es gibt also milde und gutartige, und heftige oder bösartige Fälle Von Carbunkelkrankheit , woher die entgegengesetz- ten Meinungen, welche rucksichtlish des Pünctes der Ansteckungsfahigkeit von gleich glaubwür- digen Beobachtern aufgestellt werden. Ada-

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letzterer Gelegenkeit fanden mebßB Mäim6^Mi, durch Fleischgenufo von einem erkJrftnkten (idkr sen, den Tod. Die im Jabre 17 Vi in.itarllmf- gegend von Augsburg beebaeht^t« Cmrbuabel« krankheit der Herde theihe sich von' diese« demRindviehe, den Schafen, fichweiuei^y Qhkt sen, Hühnern u. s. w. mit, untl wurde auch 4ea Menschen häufig tödtlich. !Die AnthraxseuiohQ, welche 1757 in der Umgegend von Paris heit schie^ befiel nach Chaignebrun^s Schilderung Schivr^iae, Hunde und Hühner, welche von dem. Aderläfa* Muto, Fleische u. dgl. der kranken Thicce irä«- feen. Audi viele Mensdien starben durch deii Genub des Fleisches. Unter den Rindern schrill hie und da in den Ställen die Krankheit von einem Stücke Eum andern fort» Nech*iverUee» render war, nach Harimann*s Bcridli die 8ra^ che vom Jahre 1758 in Finnland ,- "#sl si»*lMif eine . fast unglaubliche Weise durch, die. Haut eines vom Milzbrände angesteckten und gefal- lenen Bären auf mehrere Measchen sich fort* pflanzte. Gleich ausgezeichnet ist die von Bdr^ baret 1763 in Frankreich beobachtete, mord^ier^ sehe Seuche, welche, nach seinem Berichte, nur bei pflanzenfaressenden Thidren epizootisch entstanden und zu den fleischfressenden durcli Infection übergegangen ist; zu den merkwür- digsten aber gehört jene, welche B^r/in ') 1774 auf Guadeloupe in Amerika beobachtet hat; sie griff schnell durch Ansteckung um sich; sehr viele Neger, welche die Carbunkeln geöffnet und dabei, oder bei sonstiger Behandlung der Kranken, Abledern der Aeser u. dgl. mit den Säften derselben sich besudelt, oder das Fleisch davon genossen hatten^ erkrankten mit Car- bunkeln, brandigen Geschwulsten, heiligem

>) Faulet a. a. O. Tb. II. S. 66.

9

Wesen waren. WaU sah bei der Seuche^ die 1797 im Würtembergischen grassirte, mehrere .Menschen von der blofsen nähern Berührung einer, einem gefallenen. Thiere abgezogenen Haut erkranken und sterben. Aehiiliche Be- obachtungen wurden von Winterihalery Dr. Creut» wiesery LuXj Kopp, Wolfy Redicer^ Deheid u. Ä. aufgezeichnet« Diese hier aufgeführten That^ . Sachen dürften genügen^ die Ansteckungsfähig- keit der Karbunkelkrankheit darzuthun. Allein die Fälle, wo sich die Krankheit dem Menschen anitgetheilt hat, verhalten sich nach Laubender zu den entgegengesetzten wie 1 : 10, daher die Ansteckung nur bedingtermafsen bei Menschen und auch Thieren geschieht. Aber gerade diese bedingte Mittbeilung ist ein Beweis ihrer konta- giösen Natur. Sie wird beim Menschen z. B. begünstigt durch niederdrückende Affecte und kränkliche Dispositionen, dann durch zarte Ober- haut, gequetschte oder verwundete Berfihrungs- stelleu u. dgl.

Büd der Krankheit bei Thieren,

Die sogenannte Karbunkelkrankheit zeij^t sich sowohl hinsichtlich der Schnelligkeit des Verlaufet als der Art des fieberhaften Allge- meinleidens unter bedeutend verschiedenen For- men, so dafs es schwer hält, ein, alle diese Abweichungen umfassendes, allgemeines Bild hievon anzugeben. Wir beobachten, wie die Krankheit in einigen Fällen plötzlich upd ohne leicht bemerkbare Vorboten die Thiere ergreift und sie auch, wie vom Blitze getroffen, nieder- fallen und aushauchen. Alles in wenigen Minu- ten; in andern Fällen aber bemerken wir, wie die Krankheit unter weniger ungestümen Er- scheinungen und bei weniger schneller Tödt*

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Anfälle verlängern sich wohl auf 14*— 24 86 Stunden^ und dann erst nimmt das Uebel ei- nen noch raschern und reifsendem Verlauf; die Thicrc werden auf eine eben so unerwarte Weise von grofscr Angst ergriffen, sie wenden sich hin und her, taumeln, setzen die zitternden Füsse weit aus einander, stehen abwechselnd ganz stille, traurig und wie betäubt, oder ge- ratheu in eine tobende Wuth, wobei sie brül- len, sinnlos eine kleine Strecke fortrennen und dann niederfallen, oder stürzen gleich Anfangs zu Boden, schäumen ans dem Maule und der Nase, wo der hervortretende schaumige Schleim oft sohpn mit Blut gemengt ist; bald stellen sich heftige Zuckungen und Verdrehung des Halses ein. Puls und Athem verschwinden, die Au£en, die bei vielen- starr, glotzend, geröthet und mit einem eigenthümlichen Funkeln aus ihren Höhlen hervorstehen, brechen, und es er- folgt der Tod. Mit dem Eintritte des Todes, oder gleich nach demselben pflegt Blut aus dem Maule und dem After zu flielsen, auch wird der Hinterleib in sehr kurzer Zeit von Luft stark aufgetrieben und in dem Kadaver nimmt die Fäuluifs schnell überhand. Fälle der Art, zu welchen sich auch dianchmal schnell auffah^ rcnde Beulen oder Karbunkeln gesellen, werden von den Landleuten bald Schlagflufs oder Blut- schlagy bald Erdsturz genannt;' sie ereignen sich am häufigsten beim Hornviehe, aber auch bei Schweinen und Schafen, und vorzugsweise bei starken wohlgenährten Thieren von bedeuten- der Lebensenergie, welche so ungemein schnell zu Grunde gehen, dafs es oft nicht einmal zur Bildung einer Anthraxbeule kommt.

b) Asthenische Form. Auch hier beginnt das Leiden ohne werth- oder bedeutungsvolle

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9

mehr dem Rfickeu zu;, auf den Rippen dage- gen ent8tehen emphysemätdse GeschTVülste^ welche nach ihrer eigenthumlichen Art beim Berühren ein knisterndes Rauschen hören las- sen. Diese Geschwuli^te fieweiseii hinlänglich, wie grofs die Desorganisation in der Blutmasso selber, wie tief die Materie an dlis Anolrgani- sche herabgesunken sei.; auch wird id deu Wind- und Wassergeschwürsten von freien Stücken nie^ weder eine gute Eiterung noch Brand ein- treten, sondern, da sie gleichsam schon im Gäh- rungsprocesse begriffeq sind, faulen sie isogleicb, wenn nicht, was selten der Fall ist, die stärk- sten innerlichen und äuTserlichen Reizmittel noch im Stande sind, eine Veränderung in der Ma- terie hervorzubringen. Ueberhaupt beweist sich dieser Gähningszustand durch und durch auch darin, daüs, nach Verhältnifs der Grölse der Krankheit und ihrer Dauer, die Thiere nicht ver- hältnifsmäfsig abmagern, sondern stets noch ei- nen Grad von Lebensfülle behalten; allein es ist blofser Meteorismus im Gewebe, und yfM suweilen als vorübergehende Trommelsucht «Er- scheint, ist nichts Anderes als Gasentwickelüng in der Bauchhöhle außerhalb der Gedärme. Die Fortschritte der Krankheit sind immer mächti- ger; der faulige Zustand stellt sich als FäülT- nils am lebenden Thiere immer unverkennba- rer ein, alle Absonderungen sind nichts Weite- res mehr als eine Durchsickerung von zersetz- tem Blute; denn so offenbart es sich im Schleim der Nase, im Urin, im Schleim der Bindehaut nnd in den Thränen, und der aashaft riechende, bräunliche Darmkoth läfst auch hinlänglich die ihnitcb'en Vorgänge im Darmkanale vermuthen, wenn nicht die kolUqnativeu Durchfälle äs noch deutlicher beweisen, und es erfolgt unter fort-

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und neben den dunkeln Gcfafsen, einen gelb- lichen Schimmer; das in demselben angesam- melte Fett hat einen gewissen Grad von Auf- lösung, Schmelzung erlitten^ und ist ebenfalls gelblichweils. Die Muskeln sind dunkel ge- färbt, derb und haben einen eigenthfimlichen violetten Schimmer, in den Gegeudeu^ an wel- chen die gröüseren Nervenstränge in die Sub- stanz der Muskeln dringen, findet sich häufig das Muskeifleisch mürber, manchmal auch blasf ser, wie halbgckocht Die Bauchwandungen sind regelmälsig mifsfarbig grünlich. Die An-.

Seu sind schon nach 12 84 Stunden nach em Ableben ganz trübe , und in ihrem Jnnerd der gänzlichen Auflösung nahe. Bei der Er- öffiiung der stark von Luft aufgetriebenea Bauchhöhle findet es sich, dab die faule Luft, mehr in der Bauchhöhle selbst, als in den Ge« därmen sich entwickelt hatte. Regelmälsig fin- « det man eine gelblichrötMiche Flüssigkeit» zu- weilen zu einigen Mafsen, in der Bauchhöhle ergossen, auf welcher eine Menge Fettaugen schwimmen. Wenn auch diese blutige Flüssig- keit noch so dunkelroth, ja schwarzroth sein sollte 9 so hat sie dennoch immer dencharaete- risirenden gelben Schimmer und die gelben Fett- augen. Den Vcrdauungskanal findet man.mei- stens, aufser der Uebcrffillung seiner Gef&fse; mit schwarzbraunem Blute, der gelben Sulze in der Umgebung der Gekrösdrüsen und grö- fsemGefälsen, von normaler Beschaffenheit und. mit normal beschaffener Futtermasse« mehr oder * weniger angefüllt. Nicht selten findet man in- desaea doch auch, besonders auf der äufsern Oberfläche der Magenwandungen, gröbere oder^ kleinere Blutsugillationen, mit gelber Sulze uni<-' geben, ähnlich den Karbunkelbeulen ionter djfr^

17 -

lod wieder mit einzelnen Blutsugillationen von rorschiedonem Umfange und verschiedener Farbe rersehen. Das Herz ist in seiner Substanz derb ind dunkelviolett gefärbt ; das Fett^ in woldiem lio Kranzgeräfse verlaufen , ist, gelblich gef&rbt ind weich; die Herzkammern ^ besonders die echte und dieLungenschlagader^ sind mit sohwar- lein Blute angefüllt, in der linken Herakammer nd der Aorta finden sich oft so|3;onannte fal* che Polypen vor. Die Lungen smd meist sui- ammengefalleny mit schwarzem Blute überfüllt^ 9st anzufühlen, wie wenn sie fleischig gewor* on wären; öfters ^ findet man indessen auch leinere oder gröfsere Stellen von derselben leschaffcnheiti wie bei der Leber und Milz an^ eg^eben worden ist, d. h. es finden sich «i- roilen kleinere oder gröfsere Stellen in den lUDgen,- an welchen das Gewebe dieses Or» ans gänzlich aufgelöst zu sein scheint^ mid ine Masse schwarzen, zähflüssigen Blutes dar» teilt« An der Schleimhaut der Luftröhre ^ der Lachen -und Nasenhöhle findet man im Allge- lein^n die gelblich -röthliche Farbe , Blulaui» Dh>vitzungen und Blutsugillationen.

Bei Eröffnung der Sch&delhöhle findet man BS Gehirn bald wie im gesunden Zustande^ ald auch etwas weicher, und seine Gefl^ on Blut strotzend ; bei jählinffs gefallenen Stuk- eu Ergufs seröser Feuchtigkeit in seinen Kam-> leru. Auch die Gefäfse des Rückenmarkes zei^ ;en sich mit Blut fiberfallt« Auch hier finden sieh of den Häuten jene Blutsugillationen und die •eiblich -röthliche eigenthumliche Färbung.

Bei der asthenischen Form der Krankheit iad die Kadaver verhältnifsmäfsiff ma^er, aber iennoch aufgedunsen; die Fäulnifs, die bereits eben während des Lebens ^einz^treten^beginnt,

Journ. XCIII. B. Ö. St. B

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CarbunJcelkranJcheit beim Menschen,

Wenn eine lokale Einwirkung des Carbun- ^Igiftes Statt gefunden hat; so treten selten leich Anfangs Erscheinungen ein, welche aof Lde Störung des Allgemeinbefindens hindenten^ >iidern das örtliche Ucbel tritt in unbestimm- iW Zeit beschränkt als solches auf. Der Ver* uf ist nicht in allen Fällen gleich, im AU- ^meinen aber folgender: Gewöhnlich am ersten 8 dritten Tage nach geschehener Infectioo, sei- ner erst ajn achten Tage entwickelt sich an |rend einer Stelle des Körpers ein uuaiige- shmes Jucken und Prickeln, ähnlich dem durch Kien Insectenstich verursachten Gefühle ^ und feter diesen Erscheinungen bildet sich ein ro- «)r, bisweilen schon schwärzlicher Punkt, wel- . er kaum fühlbar über die llautoberDäche sich» bebt; innerhalb weniger Stunden vergröfisert sh derselbe etwas, wird hart und von einem -tzündeten und geschwollenen Hofe umgeben^

welchem nicht sowohl acuter Schmerz, son- ■rn ein spannendes Gefühl rege wird, so dafs m Ganze, beim ersten Anblicke, einem In- cteustiolie ähnlich sieht. Nachdem der harte kAüCi sich in seitlicher Richtung weiter ausr l)reitet hat, erhebt sich daselbst die Bpider- « in Form eines mifsfarbigen Bläscbefid, durch Elches man im Anfange die Flärte noch durch- ^It; diese ist entweder mit bedeutender Ger. tiwulst verbunden {pustula prominens), ode^ Xie dieselbe, ja in seltenen Fällen mit einem ^sinken der Haut verbun^len (pustula depressa). a.s im Anfange oft der Hydroa ähnliche Bläsri mn nimmt endlich eine schwärzliche Farbe

and wird zuletzt in einen Brandschorf ver^ modelt. Nach dem Aufkratzen dec Phlykti^

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.fühlen sich teigig und ödematös an; auch die ^onächst gelegenen Lymphdrüsen, in der Axil-- lar- und Inguinalgegend, schwellen unter leb- haften Schmerzen an. Das begleitende Allge- meinleiden kündigt sich durch die immer be- stimmter auftietenden Symptome des nervösen Faulfiebers an, welches schon in den ersten Tagen vollständig au^ebildet werden kann. Es zeichnet sich dasselbe durch grofse Angst, Schmerz in der Präcordialgegend/ wozu bis- weilen heftige Schmerzen im Unterleibe kom- men, und durch colliquative Schweifse, Erbre- chen und aashaft ritchendo Darmausleerungen besonders aus. Der Puls wird immer kleiner und unregelmälsiger, nach der geringsten Ver- anlassung erfolgen Ohnmächten; endlich treten Delirien ein, und innerhalb sieben Tage, in sehr bösartigen Fällen schon am zweiten oder dritten Tage, macht der Tod dem Leiden ein Ende. Bei weiblichen Individuen soll der Veir- lauf vorzugsweise rapid sein. Einige Aerzte haben behauptet, dafs durch die Aumahme der bedingenden Schädlichkeit in den Körper der- selbe Grad von Allgemeinleiden entstehen könnet ohne dafs örtliche Bildung der schwarzen Blat- ter Statt findet.

Die bei der Carbunkelkrankheit zum Vor- schein tretende Symptomengnippe wird, wie leicht einzusehen, sehr natürlich^ je nach dem verschiedenen Sitze der Pustel, modificirt^ in sofern die Nähe wichtiger Organe hiebe! einen grofsen EiufluJs äulsert. Besonders gefahrlich ist der Sitz« derselben im Gesichte, wobei eine sehr bedeutende Anschwellung desselben, na- mentlich der Augenlieder erfolgt, die Entzün- dung sich auch sehr leicht auf das Gehirn und dessen Häute fortpQanzt, wodurch Exsudation

2$

luDg.dps Ertlichen LeideivB sich staluire. ^ Nacb ßenedikVs 0 BeobachtungeD siud^ wena das Uebel ia seiaer ganzeu B(^saitigkei( aiif- trlit) folgende Erscheinungpn gaiKschaia^terir stisch; Fiebert welches gleich Aofangs einen typhösen Charactec aeigV. dafi höher^: St^diiltVi auszeichnende BrustbekJeainiung , gerdthetes; dabcij benommenes^ stupides Qesicht^ iQlejcbgüW tigkejt der Kranken gegen ihren Zu$tai)d wA Langsamkeit ihrer Antworten« - Sobald der Zu- stand sich besserte y verschwapd zu^jrfift die Be- engung beim Athmen, spater verloren ^si^h'dj^ Röthe und die Dummheit i^ de^ Cpei^idlta^^ gen, und sobald , die brandigen Stellen durch entstandene gutartige Eiterung abgesondert wor- den waren, hörte auch das l^ebe^ gäiüBlieh auf. Die Ers(sheinuugeiiy Wielchö hadii deni'Ge- nnsse von Theilen mi1zbrai?ifkrahker^Hiere ^in- antreten pflegen^ sind grofsen Modificfttioheii Dfitenvprfen, audh abgesehen hieyon, dalli' die Blöglichkeit der Infection «of diesc^ Wege von Vielen, und zum Theil nicht ohue GruM geleugnet wird. In der Belehrung über an- steckende Krankheiten für Prenfsen *)i vntA folgende Symptomengtuppe bet der in R6d^ stehenden Infection aufgeführt: Bald na^ deiü Crenusse jener Substanzen treten SyroptöfaieVi^ Indigestion ein, die betreffenden In^i\ndtieti v<i^r^ spuren bald Uebelkeit und ähnliche ga9tri#6h)d Erscheinungen, erbrechen sicih iinter' heffi^elte Würgen, wobei sie, außier dem GenoSsi^cfn, noch eine gdbe odi^r schwärzliche yisuiv^en mit Blut vermengte Materie xim sich' §;ebfelÄ';

») Kbend. Bd. XLIV. Heft 3. S. 344. ' V'*

*) Ans dem , dem 27. Stück der Preuft. Gesetzessamm- lung vom Jabre 1835. beigeg^behen Aifhtnge ent* nommen. S. 106. '. '■% ^ .

- «5

0 \

bald wieder. Bertin^) bemerkte auf den Ge- nab milzbraDdigeD Fleisches weit gefahrlichero Erscheinungen zunoi Vorschein treten; es zeigte sich meistens noch mehreren Fieberanfällen rheu- matischer Art, eine heftige Kolik mit beson- derm Schmerze am Nabel, welcher nicht sel- ten der Tod unter den Erscheinungen grofser Entkräftung nachfolgte; auch ^igten sich an vielen Theilen des Körpers Carbunkein. von verschiedener Form und Dauer, unter denen die am Kopfe und Unterleibe die gefährlichsten waren. Merkwürdig ist, dafs hiebei in einigen Fällen ganz besonders die Parotis afficirt war. Auch Deheid *) beobachtete nach dem Fleisch-

fenusse Geschwulst der rechten Parotis, die in er Mitte eingesunken und mit blauen, dünne Jauche enthaltenden Brandblasen bedeckt er- schien, während bei andern Individuen darnach brandige Beulen an Armen und Händen sich eiii- stellten« «Nach Dr. Waser ') nimmt die Car- bunkelkraukheit in Folge von äufserer Berfih- rung einen viel raschem Verlauf , als jene durch Fleischgenufs herbeigeführte. Während im er-^ Stern Falle der Tod spätestens am fünften Tage erfolgtQ, soll im letztern Falle erst am vierten Tage der Ausbruch der Krankheit sich einstel- len und meistens am neunten Tage ohne fühl- bare Krise nachlassen. Neuerdings wurde, nach Naumann ^) in Sachsen beobachtet, dafs, bei schwachen Verdauungskräften, auch nach dem Geuufii des gekochten Fleisches Erbrechen, Diarrhöe, selbst entzündliche Anschwellung der

') Futt/ef a. a..O. 8. 66.

«) Oetterr. Jahrb. Bd. III. St 3.

*) Bbendas. Neaette Folge. Bd. I. St. 4. S. 102.

^) Handbuch der mediciniioben Klinik. Bd. III. S. 66.

J7

Po^la maligna gestorben war, gegen welche ftolserlich Aetzmittel angewendet wurden, au* Iser den andern gewöhnlichen EIrscheinungen, eine deutlich ausgebildete Pustel im Kolon. Nach Bertin ^) finden sich stets in den Lei- chen Spuren von Entzüodung und Brand, meist in den Gedärmen, mit gleichzeitiger Verdickung des Bauchfells und Wasserergiefsung im Un- terleibe. Meyer ^) liefert eineii genauem Sek- tiousbericht über eine Frau, welche durch das Tragen eines Stücks Fleisches auf dem Arme sich diese Krankheit zugezogen hatte, und in Folge hievoh starb. Nebst Brand des afficirten Armes fand sich eine ähnliche Beschafieuheit der Lungen; die Milz war zerflossen, wie ge- ronnene Blutklumpen aussehend, in sämmtlichen Gefäfsen des Körpers fand sich schwarzes, theerartiges Blut, und auf dem Brustbeine und in der Nähe der Achselhöhle des kranken Ar- mes Ergufs einer gallertartigen Masse, ähnlich wie beim Milzbrande der Thiere. Auch Bö/d- Ttus ') gibt als characterisch an: ungewöhn- liche Schwärze des Blutes, Entzündung der Eingeweide des Unterleibs, Blutunterlaufiingen an verschiedenen Stellen des Körpecs, eadlioh sulzige AuHaramlungen in delr Gegend der Brösi- einge weide. . ' */

Bei einer angestellten VergleichuÄ^ ' der Carbunkelkrankheit des Menschen mit jeii6r der Thiöre zeigen sich sprechehde Aehnlich- keiten, neben auffallenden Verschiedenheiten in den Erscheinungen und dem Verlaufe des Ue-

») Bei rauht a. a. O.

*) Preiifs. Vereinszeitong. 1835. No.34. S. 154.

*) Anleitung znr Kenntnifs der wichtigsten Seacben der Hausthiere. Wilna und Leipzig 1820. S 108.

^S*•..

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behn Manschen and dem Tbiere zaruckfuhren liefiBe. Ber beiden entwickelt sich im Verlaufe ein typhöses Fieber, mit den Erscheinungen von Colliquatiouen und allgemeiner Zersetzung der Säftemasse, und führen unter Erschöpfung der Kräfte in der Regel den Tod herbei« Auch stimmen die Sectionserscheinungen in beiden Fälleii mit einander im Wesentlichen überein, so dafs wir keinen Anstand nehmen dürfen, eine essentielle Uebereinstimmung beider Krankhei- ten anzunehmen«

Behandlung ' der Carhunketkrahkheit heim

Menschen.

Die Behandlung der Carbunkelkrankheit ist je nach der Art ihres Entstehens in Folge von Infection durch Fleischgenufs, oderlnocu- lation, nach dem Sitze und der Dauer des ört^ liehen Leidens und andern Nebenumständen eine verschiedene, daher auch nicht jede dagegen empfohlene Methode immer und unter jeden Ver- hältnissen Anwendung finden kann; im Allge- meinen aber zerfallt sie in die innerliche ond äu/serliche.

a) Aeu/serliche Behandlung. Wenn der Carbunkel durch eine äufserliche Ansteckung ent- Btanden und erst in seinem Entwicklungssta- dium begriffen ist, so ist als das wirksamste Mittel Ausschneiden und Zerstören desselben durch Aetzmittel empfohlen worden. Hof mann sehneidet die Pustel ganz aus und läfst darauf wobi auch noch ein Zugglas wirken. Nach- dem die Wunde ikiit Höllenstein oder concen- trirter Salzsäure betupft worden ist, wh-d Char-

, - 81 -

und Sehlangenbifs , die inAcirte Stelle sogleich vorliegt, und die Zerstörung des Krankheits- keines sofort vorgenommen werden kann, ehe dasselbe noch überhaupt in Thätigkeit getreten, da ist jenes Verfahren sicher. Wo aber der Moment der eigentlichen Infection seiner Natur nach unbemerkt vorüfiergeht, und erst der Be- ginn der krankhaften Metamorphose jene In- fection und deren Sitz verräth, da ist in dei< Regel die eigentliche Grenze, innerhalb wel- cher die Krankheit noch enthalten, nicht mehr genau zu bestimmen, da letztere nicht mehr absolut örtlich und es somit zu spät, der gan-^ zen Krankheitsentwicklung, durch Entfernung des inßcirenden Stoffes, noch vorzubeugen. Diefs wird aber um so mehr der Fall sein, wo, wie bei der Carbünkel, der erste Anfang der Krankheit höchst unbedeutend erscheint, und in der Regel erst bei einem gewissen Fort- schritte derselben, und wenn schon mehr eine mehr oder weniger allgemeine Reaction einge- treten ist. Hülfe gesucht wird. Hieraus geht also hervor, dafs die Ausführung dieser ludica^ tion durchweg auf ein ganz kurzes, allererstes Stadium beschränkt ist, in welchem aber di6 Krankheit selten vom Arzte gesehen und noch viel seltener richtig dia||V)osticrit wird. Dr.SchrÖr der setzt für die Krankheit im Gesiclite 36, und an den Extremitäten 42 Stunden als Ter- rain fest, innerhalb dessen sich der Versu6h der Ausschälong des beginnenden Uebels noch lohne, was aber Carganico für zu weit ausge- dehnt erklärt, und auf höchstens 24 Stunden beschränkt wissen will.

Andere suchten auf eine mildere Weise durch einige Mittel, denen sie eine specifische chemische Zersetznngskraft für den betreffen-

- 8Ji -

* tt .

\ von Kampheressig ; und das Mittel so un*- |resetzt vom Beginn des Uebels bis zu dem tpuncte, wo eine reichliche Eiterung den [idschorf auch von unten her locker zu ma-» Q beginnt. In der Regel bewirkt' dieses fahren einen baldigen Nachlafs aller Sym- ne, besonders der Schmerzen und der Ue- milsty die Sistirung der sphacelösen Abster- ^ pflegt auch bald zu lolgen'und die Bil» g der Eiterung rasch von Statten zu gehen^ »ei sich das Aligemeinleiden mit entspre- ader Schnelligkeit bessert* Auch Schwan ^)

SS Fälle ganz allein und einfach mit Et- nirindedekoct behandelt und bei allen diesen nken Sistirung des Brandes und schnelle lung, ohne alle innerliche Medicamente, irkt, nbr einmal wurde Skarification und ischneiden der brandigen Partie versucht, r kein günstiger Erfolg hiebei beobachtet.

Kreosot dürfte seine «wohlthatige Wirkung

nicht versagen.

h) Innerliche Behandlung. Soll die äüfser^ e Behandlung guten Fortgang haben und Krankheit überhaupt zum guten Ende ge- ll werden 9 so ist die gleichzeitige innerliche Sendung von passenden innerlichen Mitteln shaus erforderlich« Es erfordert nicht nur

immer bedeutende fieberhafte AUgemeiqlei-

an sich kräftigen Beistand znt Beschwich-. mg von Seiten der Kunst, sondern es kai^i,

mufs auch durch innere Mittel auf das örtr e Leiden und dessen Entscheidung hingen kt wc^rden. In dieser Beziehung ivurde die irendung incitirender, aualeptischer undanti- ^ lischer Mittel empfohlen, um die sinkende

Kleinert^s Repertoriom. 1827. Novbr. S. 21. D.XCmfB.6.St. C

85

2. Räude.

Dafis Hautkrankheiten im Allgemeinen, und i\ide insbesondere zu den ältesten pathologi- aen Zuständen unserer Hausthiere gehöreui rfte wohl aufser Zweifel gesetzt sein , inso- n ihre erregenden Einflässe in der gesanun- 1 Natur verbreitet und in jeder Zeitpe- ide auf der Erde in Wirksamkeit begriffen iveseii sind und daher ihren nachtheiligen iflufs auf die Ileerden der frühern Nomaden »nso bekundet haben dürften , als in unselrer ^enwärtigen Zeitperiode. Hieraus erklärt es n auch, dafs die Räude noch heutigen Ta«-

durch alle Zonen der Erde bei unsem Haus- ven beobachtet wird. Wir finden daher diese «ikheit bei mehrern alten Klassikern, von

ältesten bis zur jüngsten Zeit aufgeführt^ ^a sind: M. P. Cato 0, M. T. rarrq *),. Sil^), Livius *), A. C. Celsus^^, Cl. Ga- US •), Columella '), Vegetius *) u. A., wo-

wir übrigens nicht übersehen dürfen, dab «Iten Thierärzte und die Schriftsteller, wel-

ihnen gefolgt sind, den Ausdruck: „Räude" Scabies , Psora als Gattupgsbegriff be- lltet haben , welcher neben der Krätze oder ide auch alte Hautausschläge, als Arten, in

De re rnstica. Cap. 5*

\ De re rastica.

> Geof^icon Lib. III. yeri. 440 if.

) 8priebt in seiner rötn« GreBobiohte voit einer epi()e- t roitebeii Räude, als einer bÖolist verderblichen Krank-

i heiU .\

) De re medica Lib. VI. Cap. 28.

) Opera omina edit. XfiAn. Tom. XII, p. 19«

) De re rastica. Lib. VIII. Cap*4.

) Ars TeCerinaria« LiU 1. Cap. 5. Lib. IIL Cap. 72,

C2

37

n dieser Beziehung bezogen wissen wol* Nach dieser ZusammcnstcHinig wurde bi»* iie Uebertragung der Räude von Pferden, bn, dena Rihde, den Schweinen, den Hun- den Katzen y dem Löwen und dem Ka- auf den Menschen beobachtet Wir wol- Herst das allgemeine Bild der Krankheit en betreffenden Thieren vorausschioken, n die beobachteten Ucbertragungen so-

nachfolgen lassen , hieraus ein allgemei-« ild der übertragenen Krankheit beim Mete-

entwerfen, und endhch die Kurregeln nach Ditherigen Beobachtungen angeben , wenn ßsultat hieraus gewonnen werden kana.

. Allgemeines Bild der Pferderaude^

dieses Leiden nimmt, je nach Umständen ler Dauer des Uebels , mehr oder minder Stellen auf der Hautoberfläche des Kör« sin, wobei sich folgende Erscheinungen den: Bei der Entstehung des Uebels be- man, dafs die Haare an einigen Stellen Glanz verlieren, sich entfärben und wie torben. aussehen, und entweder von selbst en, oder sich Wenigstens sehr leicht aus- lassen. Ehe noch viel von dem sich feinden Krätzausschlage sichtbar wird, nan die Pferde fortwährend voh einem beisr* 1 und juckenden Gefühle geplagt, so oft und ) nur immer können, sich an Standsaulen, bäumen, Barren, Wänden, 'Krippen, Deichr- nd andern harten Gegenständen, so wie in nebenstehenden Pferden mit sichtiichem behagen reiben, einzelne Siellen, zu wel'r: sie mit dem Maule geliilgen können, kneii*

htOß^Sit Sliru, unter d'dh M&hne»^ an und stv Bitte der Nase, an den Sbbultern «bd der iiiii<^ Seitd d^r Schenkel, 1^0 mehr oder we- vigpf gtoüey nleist kreisförmige, auch l&ng;li^he kahle Flecke auf der Haut ersöheiiien. Bei längerer Dauer des Uebels^ b^i VemäcMassi« gung frühzeitiger Anwendung aweckmälkiger Heilmittel und bei Mangel an sorgfahigör Re^ lichkeiit breitet sich dasselbe allmähHg übier beidc' Seiten des Halses, über de» Rücken, dieLen^ dei» 0. s.w. aufii, und kann si^hSO', mter däii; flifigegebenen Umständen, nach-Md nach äfeM' den gamzeii Körper verbreiten. So länge die Räude nicht weit ausgebreitet, dne Mob ört«- licfae, durch einen äufeem Krankheitskeinl^ her- vorgerufene- Hautkrankheit darsteHC, bemerkt inaii kcfin Allgemeiuleiden; -w^enu aber eidmäl die enthaarten, trocknen, schäbigen cAei gar geschwürigen. Stellen sich weit über einen gro- fj»en Theil der Hautoberfläche ^U9gebneitct.ivid geraume Zeit schon bestanden haben^ so wird endlich die Constitution angegriffen , und bald ein Allgemeioleiden bemerklieh, bei welchem, wegen der gestörten Thätigkeit des Hautor- gains, der Unruhe des Thieres bei Tag und Naeht u. s. w.. trotz des starken Fresseos , Ab- magerung, Fieber, wäisderige A'nschweUung^er Füfiie, ja selbst gefährliche' Leii^en sicii ein- Blellen , wie verdächtige Druse, HiuCwarni, oder Faulfieber, welche zun Tode .f6hi^n könneiB.

BeispieU von Uebertragung dfr Pferderäude

auf den Menschen*

Es finden sich mehrere Bekpiele von beobach- teter Uebertraguug der Pferdttude auf den Men-

41

TagM^ waren aber dreifsigvPersonea uud meh-- lüt^cyrde, welcbie theiie mittelbar , theils nn- Brittalbar ' mit dem raodigeki in Berührung^ ge- l^Mmneo waren, angesteckt Nachdem diesei^ rftiidige Pferd später an einen Müller verkauft wvrde , so steckte es denselben saromt, seinen Knechten über und aber mit Räude an, weil er das Thier mit seinen Händen auf dem Rücken angerührt hatte. Auch eine Kuh, welche sich an der Krippe des Pferdes gerieben hatte, wurde angesteckt. Bemerkenswerth ist bei diesen \Je^ bertragungen, dafs bei sämmtlich angesteckten: Personen das juckende Gefühl schon 24 36' Stunden nach geschehener Berührung sidi auiK sprach, was um so mehr zu bewundern ist, aU es gerade Winter war. Aerzte und Chirurgen' erklärten 4ias Uebel für Krätze.

Greve fand bei einem Bauern, welcher im: Sommer bei schwüler Witterung ein stark krä!^ ziges Pferd, und zwar mit einer blolsen leinew nen Hose angethan, ein Paar Stunden geritte» hatte, die ganze innere Fläche der Schenkel, mit Krätzpusteln bedeckt, welche, besonders des Nachts im Bette , heftig juckten, aber nach drei Wochen wieder verschwanden, ohne dafii Etwas dagegen gebraucht wurde.

Grognier theilt uns eine ähnliche Beobäch-^ tnng mit, wo ein räudiges Pferd, ehe es in den* Krankenstall der Veterinärschule aufgenom- ■Mn wurde, zwei neben ihm atehende Kühe und mehrere Leute, welche mit dessen War^ tung sich abgegeben haben, angesteckt hatte.

Hertwig beobachtete bei einem Gutsbesitzer bei. Berlin, dessen Pferde an einem hohen Grade von Krätze litten, und wo auch die Schafe diese Krankheit ganz ohne bekannte Ursache bekamen^ dab zuletzt alle Glied^er betreffenden Fa«

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43 ~

I BeiKmf Vluerarzneisehule, jdie von einem Pferde ^ ^«lüniei . Krankheit seiDM Fran mittheäte; in ^ ^em andern Falle dagegen erfolgte keine der- artige Mitttieilung, obwohl hiezi^ vielfältige Ge- legenheit l^att^ gefunden hat.

Stannius lieobaditete ebenfalls einen Fall von Stattgefiindener Uebertragung der Pferde- rande auf den Menschen.

Hurtrel d'Arhoval theilt uns folgende hie^ her gehörige Beobachtung mit : Ein Mann kaufte 2wei schöne y aber räudige Kutscbpferde. Der Knecht, welcher dieselben ku behandeln hatte^ bekam die Räude am Kinn, welches er sieh häufig mit den Händen zu reiben pflegte ; aber merkwürdiger Weise an keinem andern Kör-^ pertheile, selbst nicht einmal an den Händeni einen Ausschlag, und dennoch wntde die Krank- heit entschieden fär psorisch von erfahrnen Leu-^ ten erklärt 9 welche, trotz der Anwendung der kräftigsten Mittel, erst nadi Jahresfrist 2stir Hei^ lung gebracht werden konnte. Uebrigena wavdl^ auf dem ganzen Gute weder ein anderer Mensch^ noch ein Stück Vieh angesteckt.

Allgemeines Bild der Pferderüv^de hiimM^i^nifikftu,

Die vom Pferde dem Menschen mit^efbeilte Räude stellt sich in der Form von- gelblichen Bläschen dar, welche gröfstentheils gröfeer, älsr Pusteln der menschlichen Krätze und sehr oft' von etwas Rothe in ihrer Um^ebun^ umzogen sind. Sie zeigen sich über den ganzen Körper mehr oder weniger verbreitet, selbst das Ge- sicht und den Kopf nicht ausgenommen^ wel- che Theile bekanntlich bei der gewöhnlichen menschlichen Krätze in 4er Regel völlig ver-

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'- ti Allgemeines Bild der. Schaf räude ^).

UebeAlickt man mit gehöriger Anfmerk« iamkeit eineSehafbeerde, in welcher sieh räu- iige Stücke überhaupt befinden , so wird man bald gewahr werden^ dals einselne Stücke der- selben öfters qiit den Füfsen nach dem Leibe schlagen aufspielen, wie es die Schäfer nen- nen, oder sich bald da, bald dort mit den Pu- lsen kratzen, oder ihren Körper scheuern und an allen harten und Widerstand gebenden Ge- genständen mit sichtbarem Wohlbehagen und [>ft in der Art zu reiben suchen, als ob sie die- selben niederstofsen wollten, wobei sie auch wohl mit den Füfsen stampfen, oder i;oit dem Maule nach einzelnen Körperstellen hastig hin« fkh'ren und besonders am Halse, den Schultern, am Rücken und Schweife, gleichsam im Zorne die Haut benagen , wobei sie in die Wolle eiu- beilsen, als ob sie dieselbe mit Gewalt ausrau- fen wollten; oder dafs sich die Thiere gegen- seitig diesen Dienst erweisen, und. namentlich sieht man, dais andere Schafe die verworrenen Wollflocken, besonders am Schweife benagen und zupfen, wobei die räudigen Stücke ganz stille stehen ; oder dais sie sich auf die Erde legen und auf dem Bauche umherrutsdien; oder auf den Hinterbeinen hinkend einhergefaen, auf welche letztere Erscheinung B. Lautender ^) ein solches Gewicht legt, dafs er sie als ein si- cheres Zeichen von dem Anmärsche der Räude erklärt. Fängt man ein solches Thier von der Heerde heraus und unterwirft es einer genauen

<) Dr. Bernhard Ritter, die Scbafräode io pathologi- scher, therapeilitdrar^ polizeilicher and gericSdicIler Beziehung. Stuttgart 1841. S.10ff.

*) Tbeoret prakt Handbuch <fer Thierheilkuode. Br- fart 1S07. Bd. IV. S. 90 f. 2.

47 -

1 .cwischeu den Uüiterschenkelii die Haut ge- ler^ sa findet man den Zustand derselben^ Mchdem das Uebel erst neu entstadden, oder •einem Verlaufe schon Fortschritte gemacht tf von verschiedenem Aussehen; bald zeigt

sich entfärbt 9 blafs,>mit weifslichen Schiip- ly und nebst dem auch mit härtlichen Erha- iheiten bedeckt, welche dem Drucke des tgerswidersteheU; und wenn sie etwas gekratzt ■den 9 sich als kleine röthliche Knötchen zei« , welche häufig von den Klauen der Schafe gekratzt erscheinen und ebenfalls bald in puppen sich verwandeln , bald zeigen sich

einem blassen, welken oder grünlichen Grunde Kcbe, ödematöse, umgrenzte Anschwellungen^ ^ i sehr verdickte härtliche Stellen^ welche ^veder geröthet oder mifsfarbig erscheinen,

und da in Schrunden aufbrechen, und eine ^urfe Flüssigkeit aussickern lassen, welche

Wolle fiizartig verklebt; bald ist die SteHe trocknet und borkig, und diese Borken bo- cken gröfsere oder kleinere Geschwüre. An L Stellen, welche zwar nicht aufgebrochen, 'or räudig sind, zeigt sich die Haut perga- otartig hart, und oft bis auf einen Viertel- L verdickt. Auch hier beobachtet man bei ersten Entwickelung der Räude Knötchen, -«eben utid Pusteln.

l^iele von Uehertragung der Schafräude auf

den Menschen,

Ueber diesen Punkt bestehen zur Zeit noch neebiedene Controversen, insofern einige Be- ^hter und zwar b<pi weitem die Mehizahl rselben, die Möglichkeit einer solchen Ueber-

49

tSs der in mancheu Gegenden vielfaltigen Ge- ;enheit hiezu, kein Beispiel bekannt sei, und Mbnt auch, dafs von ihm hierüber ange- Mte Versuche ohne positiven Erfolg gebUd* ti seien. Soviel im Allgemeinen«

* Eitmüller ^) erw&hnt schon eines Falles, I ein Mädchen sich dadurch einen krät^arti-» Q Ausschlag zugezogen haben soll, dafs sie h der Schafwolle statt eines Bettes bedie- 1 mufste, wobei präsumirt wurde, dals di6 ^iche Wolle von r)iudigen Schafen herstam» . Aehnliche Beobachtungen mögen auch ^rlhof^') zu der Frage bewogen haben: „ob a vielleicht die Krätze nicht ursprünglich bei i' Schafen erzeugt, und durch den Gebrauch i wollenen Kleidern dem Menschen mitge* Jt haber

\Friese ') thellt uns aus der neuern Zeit I hieher gehörige Beobachtung mit, w0 ' Schäferknechte, welche zur Wäsche von räudigen Schfifen mit WaU'schet Lauge syendet wurden, zehn Tage nachher an der tze erkrankten, und ffinf Tage später auch

Vrau des einen Knechts durch ihn ange- 3lct wurde. Der Ausschlag stellte sich ate ibies pustulosa dar, und verbreitete sich haupt- blich an den oberu Extremitäten, kam aoer oh a|fn Bauche und an den Fulsgelenken zum

nchein.

. .

} Programms de soabie. L{p8!ael73L JSfAlfer^t Bei- trüge zur Befördemiig der Geacbicbte und Heilang der Krankbeitea von Crell. Berlin and Stettin 1782.

. Dd. III. 8* ad. -h SoAflMidcr^f AoBalep a. a. O. S. äSO.

») a. a. O.

») CMper'i Woobentcbrift. 1856. No. 46. SdmMir't . Aanaleo &• a. S. 3S7*

«I

agfcn von Uebertragiin^ dieser Thierklran}ÜMk f JUenscheu. Mir ist der Zeit blols ein von Ernst ^} beobachteter Fall bekannt^ wo die bertragung der Räude vom Rindviehe auf hrere Kinder Statt hatte.

^Ogemeines Bild der Räude bei Sohwnnefif

An gröfsem oder kleinem Stellen der Haut* ÜMy namentlich aber an den Achselgrubeni

innern Fläche der Schenkel entstehen eine ■Ige kleiner, röthlicher und harter Knötchen^

sich bald zu Bläschen erheben^ welche

einer gelblichen Flüssigkeit gefüllt shift

Thiere werden von Jucken und Beilison ge-^ g;t, reiben und scheuem sich daher an hat^

Gegenständen^ wodurch die Bläschen au9* ieben werden^ wo sich sodann die in ihnen nalteue Materie (Lymphe) mit den,.untet,der arhaüt hervorquellenden ^ Blutsttopfen mengt^ trocknet und gelbbräunliche Schorfe bildet^

fliel^t ddr lohalt mehrerer Bläschen in eiqs ■mimen ^ wodurch grdfsere Pustefai geBildt^ *den, welche nach ihrer Berstung zu be^ shtlich groften Krasten Verlu^Mssung gebeii. nn diese Bläschen^ sich selbst dboilasseir. Ihrer Heilung trockneü und abfallen y so neiilit ^ dieses die trockne Räude. Nicht selten ■mt aber der Inhalt dieser Bläschen eine ge- K4ie 'Schärfe. an I die yoter ihr liegopd^ ,I^attt 2et sich, und es bilden sich -nässende. jBohran- ^ und Gesohwfire.^ wobei die Haut im Um«* ise dick und sehwielfg wird.

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SUJebeF die RSodekrankbeit dM RindfiAhtk ioi-ArebiT lor TbierbeOknadf. Zug. 1920« Bd«a HfUS. St 40.

~ 83 >-

\jiügtmm98 Bild der Krankheit beim Mensphtn.

Bel'sammtlicheii Perdonon, auf weldie die Schweiusraüde überging, ging ein lästiges und heftiges Jucken, welches Sich bcjsonmrs des Nachts in der Bettwärme vermehrte , dem Aus«* bruche kleiner, den menschlichen Kratzpustelii^ Shnlicher Knötchen voran, welche mit vermehr« ter Rdthe begleitet waren. Der Ausschlag z^glo ilich besonders an der Innenseite der Schenkel, in der Kniekehle und an den Armen. Bei ¥&'• nigen verlor sich das Uebel von selbst inner- halb 14 18 Tagen, bei Andern dagegen d^verle es längere Zeit fort, und bedurfte der An- inrendung kräftiger Mittel zur Heilung, wie Schwefel mit grüner Seife und etwas Bauo^oI, oder Waschungen mil Seifenlauge, in welclier etwas Pottasche aufgelöst war.

& Attgmteines Bild der Räude bei Hunden^

Bei Hunden kommt die Räude in mdire-* len Formen vor, welche su verschiedenen Be-p vennongen Veraulassong gegeben haben, als: trockene, feuchte, kleine, rothe, gro£iie,.8chwarsBd WUide, Speckräude u. dgl., welche sidi aber 0ammt und sonders auf die 2»nrei surrst ge^ nannten zuräckfiihren lassen. Die trockene Räude oder Schabe ist die häufigste; sie kommt bo« sonders am Rücken^ an der Krappe und biw fveilen an den Ohryn vor, wo das Haar vei^ worren, entfärbt ist und allmählig ausßült; un- ter demselben ist die Haut mit Schuppen be- deckt, unter welchen Feuchtigkeit aussickert; wo diese Schuppen fehlen, ist die Haut bis- weilen geröthet, trecken und überaus heils (rotbe Räude). An den Ohren zeigt sieb die

56;

hiUfeii mit. Er : empfind . nach einigen Tageii' Jucken an den Beinen null Oesohwulst^ Flecken imd BlntergieÜMingen, welehe, ähnlich wie bei dem Hunde, in offene Geschwäre übergingen. Auf die gewöhnliche Erätzsalbe heilten letztere, dagegen erschien ein trockner Krätzausschlag an den Händen, Armen und dem Oberleibe. Auch dieser wich nach einiger Zeit den ge- bräuchUchen Mittein.

--• A jiBgemeines Bild dtr Räude bei Katzen, ' Die Räude der Katzen ist mehr flechtet^'

artig, zeigt sich Anfangs um die Ohren her,' Veribreitet sich von da über die andern -Theile des Kopfs und zeigt sich auch an den Pfbtbn,- ^as sehr natärlich zugeht, da sich die Thiere Ml den letztem an den kranken Theilen kratzen; Miten verbreitet sich die Räude bei den Katzen teeiter. Sie hat das Eigene, dal!» sie bald, in ZcSt von 4 6 Wochen, durch Zehrfieber und Dorchfiill tödtlich werden kann, und in def Blehrw sahl der Fälle tödtlich wird.

Beispiele von Uehertragung der Katzenrifäde

auf den Menschen, *

Berthold ') theilt die Beobachtung mit w6 ein achtjähriges Mädchen durch eine kri^tzige Katze, welche zu ihm ins Bett gekrochen-war, angesteckt wurde.

Zuck ^) beobachtete eine ähnliche Ueber^

s) Casper'i Wochenschrift. 1834. No. 20. Schneiderte

Annalen a. a. O. S. 342. a) Bbendas. 1S36. No. 14. Schmides Jahrbücher.

Bd. XV. Hft 2. S. 184. Schneider'e Annalen a.

O, 8. 343.

57"

> von Bieit ^)y wo sie von einem Kam6eF don Menschen fibergiog.

8. Flechten.

Die Fleehfcen durfte^ mit der Rande gleich BS Alter haben; alle Hausthiere sind ihnea )rworfen, doch trifft man sie häufiger beim 'de, Schafe und Hunde, als be^im Rinde und?

Ziege. Dessenungeachtet beeieben ffioh; ' die bisherigen Beobachtungen doch :niiir Uebertragong der Flechten vom Rindvieh», den Menschen, wie folgende Fälle lehren c ^

Oberamtsthierarzt Epple ') in Kannstadlc tit folgende Mittheilung: Im Februar 1889l E^nkte die Dienstroagd A. in W. an einer cnen Schuppenflechte, welche die Stirn-, E^m; sie hatte neben den Kühen ihres^ stherm, d^s Weingärtners E. in W«, anch

Kuh und ein Rind des Heinrich P. daselbsli ^Msorgen. An dem Rinde haUe man bim ^ . und zwar am Halse und den Seiteuth^ des Bauches einen trocknen Ausschlag be-> c.t ^ der sich durch ^ Ausfallen der Haare^ «imentartige Beschaffenheit der Haut, die granrothe Farbe hatte, und Ueionartige« chuppen der Oberbaut mit Jucken und Rei-;

. zu erkennen gab. Die kranken Stellen BA scharf begrenzt Ohne Zweifel berfihrte die Magd, beim Melken der Kühe, mit des Qe die kranken Stellen der Flanken des ers» und zog sich dadurch den flechtenarti- . Ausschlag auf der Stirne zu« Gegen Ende

^ a. a. O. Sehneider'if Annalen a. a. O. ) Herh^e Repertorium derTbierbeilkande. 18M.HfiL2. 8, 1S9.

'89

t in clKdieb Wocbeti iBt dkr Körper »tif . eiM

^ Mal sUurk damit besetet. Dabeiist io ißi fto-»

g gel* das AllgemeiDbefindeä nlchfcigestörl^^aber

I das Jucken belästigt den Körper Tag uod NachU

^ Der Aaasdilag ist an sieb nicht bösartig, abev

^ viel ansteckender als die Krätze , nnd Dr.FeA/

^ eah iin knraer Zeit einen grofsen Theil derBe-9

i srofaner Ton Dorükon davon befallen werdeih

j Bei schon ^was längerer Dauer derselben- lieft

«r aof die grölsten lallen Bsoplast. perp^L Jä^

, Mii legen, und drei bis vier Tage liegen. "JM

gröfserem Anssehlagie thut weilse Prft(^tal4

0albe^ Morgens pnd Abcaids eingeriefceo^ giit4

Dienste, buierhch verordnete er mit gutem Br^

folge: Holstrank mit Gruajäk^.und später Scbw»»

fei mit Ooajak undSpiebglanxnuftelnidä Nacfe

kur. Besiiksthierarst HinUrmülhr 'sah! bei

einem Knaben» welcher einen mit'flechtenarlii

gern AuBscblage- befaafteUn '^' Ochsen wiwelii^

dasselbe Uebel entstehen." ! : " '

Auch bei einer am 1. Bfai 1696 gehaltsi*

nen Versammlung den wundäintUchen Verieinn

im Oberamte I^nberg erM(ähnte Wundanst

Köllreider ^) solcher Fälle, in denen FledkUw

vom Rindvieh auf die dasselbe besorgende: Pwi

sonen übertragen worden waren.

Im Monate Februar 1841 wurde ateb.iinü Gelegenheit, die Ucbertragung der Fledhte^ von einer Kuh auf die dasselbe behandelnde Mädchen na beobachten. Ein 2wansigjährige% , nAust gebautes und sonst gesundes Mädchen I auf dem Lande, welches die Kühe im Stalle ihres elterlichen Hauses zu besorgen hatte, be^ kam an der rechten Seite des Gesichtes, < in der Gegend des Mondwinketa und an der lin*

>) Medizinisches Correspoocienzblatt des W&iieoibergi* •obee änUicbea Verelss. 183S. No. 26.

~ 61 ^

Beinern Melkstnhle safej dem Seitentheiln flalses B^it dem AuBschlaj^ei und nun er- e sich sehr leicht die Mittheilung der Flech- lus demGe/ständttiÄdes angesteckten Mäd- s, dafs sie beim Melken die Gewohnheit f ihre oberen Körpertheile an den Körper betreffenden Tliieres anzustemmen/ Eia k aus Stipit. dulcam. innerlich, und die äu- che Anwendung der weifsen Präcipitatsalbo rkten in kurzer Zeit bleibende Heilung.

MauUtuche.

Die Mauiseuciie befallt sowohl Hinder ab afe, Pferde und Schweine und gehört zu 1 Krankheiten, welche epizootisch aufzu- n pflegen. Nicht nur unsere Hausthiere^ ern auch das Wild im Walde Hirsche flehe werden von diesem Uebel befallen. Umstand, der einen Wink auf das hohe r dieser Krankheit w/^rfen durfte. In Be«« mg auf die Frage, ob die in Rede ste« e Krankheit ansteckend sei, oder nicht t die Antworten verschieden und einander dezu widersprechend ausgefallen. Einige) n die Maulseucbe für contagiös gehaltea, diese Ausicht zumal in den Fällen aufg»* t, wo sich an den Zitzen der Stuten und ß, deren Fohlen und Kalber an Ap^ithen 1, ebensolche Geschwäre zeigten. Das*- ) behauptete man in Ansehung der epizoo^r ien Maiilseuche, bei welcher man den läusschlag far die Haupt krankheit ansdu li Sacar^y und PUnk soll die MUch, dejd, ken kfihe auf alle äausthii^re und fl;elbst LiUUut dft apbtbw pioorinü« TienÖM 176&. jf* t/tk

i noch mehr und bersteten endlich ^ wobei » Epithelium steh loslöste und dunkelrotb^, t allmählig wieder verschwindende Fleete fickblieben ; hiermit waren brennende SchmeV'^ im Mnnde beim Kauen^ Sprechen und Schluk'L

verbunden^ auch war heftiger Durst zuge^ Die Bläschen an den Lippen vertrock*- Mk zu dünnen bräunlichen Schorfen, die am Mten Tage uaeh dem Erscheinen der ersten »len. Gleichzeitig mit dem Ausschlage im ^e hatten sich an Häpden und Fingern > Bläschen entwickelt. Anfangs von der lee eines Hirsekorns, ziemlich derb und gelb* s, in ihrem späteren Verlaufe dene^ ins ^e fast gleich, nur etwas träger, indem ihre "^ung und Vertrocknung sich weiter hiiians-

--*- Die anderen beiden Aerzte, welche gleiche Weise den Genufs der Milch ver- X hatten, bekamen ebenfalls unmittelbar ^f, unter gelinden Fieberzufälien, Bläschen Lande, indefs keiner von ihnen bekam Bläs^ ^ in den Händen. Nach dem Abtrocknet Bläschen befanden sich alle drei fortwfib^

ganz wohl. ' '

Schneider intHiIda^ theilt uns aus |sel^ 3£rfahrungen über diesen Gegenstand' t6\^ le^Välle mit ' ' - ^

jBün amier Itfann in Fulda, welcher die MUch

seuohekranken Kühen umsonst bekamt ge^

dieselbe kaum vier Tage -lang, so stellte

ein fürchterliches Muudweh ein ; er bekam

i^es Heber mit enormen .Magenschmerzen

. blutigem^ Ikst unstillbarem Durchfalle, und

ide nur mit Vieler BJtühe gerettef; »

\ 8chneider% Sthwrmn^er's tmd Het^i^ kuti^^ der «teäuartndkanae 1810. Hft. 1. S.B8. -

r dem Rindvieh zuerst ausbrach^ und dann lem sehr hohen Grade hemohtei MUebvon ler Seuche befiülenen Käben, weldw geren* var^ geben. Kanm eine halbe Stande naeb Genosse derselben steltte sieh bei den ehen Hunde heftiger Dorehfsll ein, wel» aber nwei Stunden anhielt iind den Hnsü igriff, dafs er kaum laufen konnte, [m Orte Bromxell hatte man einer KatM I von einer mit der Seuche befallenen Kok lufen gegeben; dieselbe starb bald danmf onvulsionen. *— Diese Beispiele,^ wdiAe ; noch vermehrt werden kfinnten. mdgeii: ^en, die Uebertragbarkeit dieser baoklieil- f enschen damthwL

. . ./

'tmeines Bild det Ktßnkheä hn Thwrm.

Die von der Krankhdt ergiiffenen ThMV n im Anfiinge sftmmtlich die Erse)iekini* lea FieberfrosteS) wie Kilte der KdrpeiUr: .&che, besonders der Fnisenden^ Ohren «mI' dt, schwachen unregehnifiiteen PnlSy gif^ He Haare u. & w.; dieser frestanfUl hllt Bt eine. Stunde an, nnd es tritt Bwi|.eknb' •0 Erscheinungen an ssfne Stelle, IBtns^^. mäxBt und am stftrkslen in Kongestionen Kopfe sich daiitellt Die Hötnes iffeB^? rann und isuner wftrmer, eo aneb die Ohraiii; ogenröthen sidi nnd am hmbesten und |6^ OD wird dasFkMunaul onddaiflläid «dbst beige Kdipeifl&ehe verhJUt sieh «ehr indüBi**' ist weder besonders warm noch lädt, db»' h der Kreislauf siteh besehleonigt und: der* kr&ftiger mrd.- Die TUeire IsiSB» vom ien ab, und weim sie anek getade niehi'^

rB.XCIII.B.e.8t. E

66

Uiok^il^! tfo , noboien ^aie doch geni kiU ^^

VJäsmfktiteii inft.-Manl« sowie, da der

gpr .kpuMBiveges drloseäen ist, sie gcoM ^

SkdUeidpei KMcngeachlapp n. dergfJ. aofiM^i (j^

m^ 'gäschieht daa Wiederkäaen b^AM ^^

s#llflDQiv «od «M dem heifkei^ gerotheUiJM ^.^

IMH iDiuflidrliclL Anfangs dünu^r, spittr^ ^^^^

ker Schleim.- imd' Speichel aus, der msi ^^^

wmnier sich •sehr ansammeJt und zumIM^ ^

ftenl SiftUtii^ nbeliieoiiend wird. DasJU«' Schj

inmer sdutoetahafter und die Kiankeiiri' ^^^^^

tfaurig. mit: geseilkteni Kopfe von. (ierif ^^^

ak : Zur Hitae im Manie gesellt sich Mf* s^I H^,

imd! fin£ Zeit von 6 S '— 10 Stnodefl li ^^^1^

man auf der Zunge, neben' deiselbei; iü' an c

verschiedenen Steilen im Maulo weilseli* 1^ ^

Anfangs von der Grdlse einer Bote.f^ q,,^

Haselnulk- bis Baumnolisgrors, deren iM' d^^^^

nocii menrere zusaminenfliefsen. V\üf pij^j^

solche; Blase, so fliefst eine klare lympfc^

Feuchtigkeit aus, und es lösen sich r-"^ y\*^I^

Stttcke der Oberhaut ab, unter welch« ic^ sich

röthlidier, etwas erhabener, ein klein ?^ Hellt

sd^wammiger Grund liegt. In häufigeoF^ ^.^^.^^

findet! man jedoch nichts von diesen i^ u^l^l^^

sondern es sind sogleich bei der ersten (i^ xwei<

sttchung abgestorbene Stellen der Scfal^ Hau«

vorhanden, indem die bald uach ihrer b^ d^rs

hung geborstenen Blasen durch die Bewt{t ^^^^,

gen. d^ Zunge von der Maulhaut losgt«* w^^t

weiden» Die Krankheit verliert oft von sA i^^ ^

von ihrer' Höhe, nimmt ab und geht inB<^ und

rung über, soidals die Entstehung derKnl ff^^

"^ heit, und die Wiedergenesung oft zosimae' \^^^^

y einen 2^it3raum von 5 8 Tagen fallen. >vii\^

I. Bei dem ebenerwähnten fieberhaften ^ in . fange der Krankheit und Hervortteten dsii^ äov

- 67

dent der MaulhöUe tritt nicht selten nodi ein anderes Lokalleiden auf; die gewöhnliehe Mat- tigkeit beim FieberfVoste verändert sich in ein |}iiTemidgen zu stehen, die Fufse versagen ih- san Dienst y oder es hinken die Kranken von einer Stelle auf die andere, wobei man bei Ün^ tersuchung der Klauen die nämlichen Erschei* Dungen, wie am Maule, mit geringer Abände- rung finden wird, nämlich vermehrte Hitae, JSchmerz, Röthe bei weüser Haut, dann sich erhebende Blasen am Saume und meistens in der Klauenspalte, die alsbald platzen und die- aelben Grundflächen zeigen wie iqi Manie, je- doch mit dem Unterschiede, dafe die Pustetn an den Fufiien mehr zur Eiterung geneigt sind; Iit diesem Zustande liegen die Thiere meistens ond sind nur mit Muhe zum Stehen zu bringen. DSeCs ist das Bild der mitKlanenseoche conh- plicirten Maulseuche.

Dieb sind die allgemeinen Brscheinangen, welche die Maulseuche darbietet, obgleich sie sich nicht immer auf die gleiche Weise dar-' atelit Vorzuglich bietet sie räcksichtlicih der Tarsohiedenen Thierarten besondere Bijgenthum- liebkeiten dar. Beim Schafe ist die Manlhaut am sweitea oder dritten Tage an deni^aahnlosett Haada des Vorderkiefers dergestalt ergriffi», dals sieh ganze abgestorbene Stucke derselben erlieben, ohne dals die Bildung der Blasen deut-' lieb- geworden wäre^ bei geringenn Geifern' iat doch durch einige Tage die V^tterinfnaMhe' und das Kauen sehr bemcbwerlich. -Beiifei Ffwrdej bei weloheai' '«diese Krankheit seltefl^ beobachtet wird, breltsM sich 'die ^ftbfaien ge^^ wohnlich mehr aus und VsrumacUen^ el^lteidi- in geringerer Anzahl vorhandeii, den Thforeiii soviel Schmerz, dafs sie die FuttefMdlK aM

1£%

©9

Bin oberflächlicher Blick wird genügen; ciua Ulende Aehniichkeit dieser Krankheit bei

Thieren und dem Menschen zu erkeiineOi in wir absehen von den Erscheinungen/ wel-

das Leiden bei seiner ursprünglichen. Eni- dong seigt, und von der Individualität der ftnisation, an die es gebunden ist, so däb wir ^ei nichr l&nger zu verweilen brauchen.

5. Üasstlbeultn.

Vekanntemiafiien sind die DasselbeuTeil ein« se Plage des Viehes ^ welche dadurch su de kommt, dals lebendige Bewohner den lt. ihrer Höhlen ausmachen. Das Weibchen Bremse (Oestrus) legt n&mlich seine Bier, dlst eines löffelförmigen Legestachels, untcür Haut verschiedener Thiere, namentlich des Iviehes, der Hirsche und Rehe, und ewair smal nur eines auf einmak Durch die Wfirme Thieres werden nun die Bier ausgebrütet, die hieraus entstehenden Larven bringen V oder weniger grofse Geschwälste hervor, she gewöhnlich die Gröfse eines Tauben- haben, und Dasstlheufen oder Bosseibnden %Dni werden. Diese Larven leben von der chtigkeit, welche durch den Reiz, den sie ih ihre Anwesenheit veranlassen, fortwfth- I herbeigezogen , und welche spfiter durch kren Biter ersetzt wird, indem die Fl&che'der lIo, in welcher die Larven leben , sidi mit n eiterabsondemden Haut bedeckt ; auch erhalten sie in der Mitte der Oeschwulst während eine kleine Oeffnung. Diese Li^r\'e wie alle übrigen, fuCülos, die bei Hirschen i(ommendep aber Roth durch zwei hornartige,

I «a:doBi iÜmkcoi(!äl9t^tti^in.i«räoiBiBd^'>Kdti»C I ii|ider ßeule^ diiti^^'^udtMrmM^imelkMmmmi I Hbataea ^iNre^e ^ imar/ ib»: hsdriBUiclirfatadiUL

von . übiei^. laUalMI'iiMiille^iMi'Bishltfjiiii oifednA «etj^t68:Aimhcbibiid:infdwi^Ureittd['£l -Odffhviigluillk, darehrdMIaiaii «irfmkAi «diiml» dtoii>€lraQdMih; ; )Z>a/iA«ifdf,maq|il0mt4<V't^M^ «Bett» emca! UeiBeB'>BittstioHIiiuaikvdr6Q|Dte^tiff ^w CMoMruist-! rifDdufcU):e«vhis UUitiger; Mtinr

ein brauiier^rlitigesartigxfrKdi^parijtiifbldkirl^ hardt mit der Pinzette fafste, doch mit dem Skalpell ausschälen mufste, weil starkes Zie- hen Zerreifsen der etwas weich anzufühlenden Masse befürchten lieDs. Die genaue Untersuchung ergab nun, dafs jener Körper eine Made von Oestrus cervi war, welche während der Zube- reitung des HirschfelLea dem Kranken zufällig auf den Bauch gekommen sein , sich in die Haut gefressen und so die Dasselbeule erzeugt ha- ben mufste. Die durch Entfernung der Made entstandene Wunde eiterte auch nur einige Tage und vernarbte dann ganz, die Beule verdankte also jenem Thiere allein den Ursprung. '

Dieik sind nun die Krankheiten, welche sich von den Thieren auf den Menschen überpflanzen lassen, wie ich deren Beobachtungen in verschie- denen' Journalen zerstreut liegend vorfand ; eine ausführliche Abhandlung hierüber mit Binflech- tung des therapeutischen, prophylaktischen, po- lizeilichen Theils etc. als Beitrag zur verglei- chenden Nosologie habe ich mir für spätere

n

Pn»

II.

aber die Harnsedimente.

Von

Dr. Franz Simon,

in Berlin.

e richtige Beuriheiltmg der Harnsedimeiite lür den Mediziner von Wichtigkeit und wird

den Praktiker um so werthvoUer, je ein-r ler die Mittel sind, durch welche man dazu angt Die Alten erkaunten deu Nutzen die-

Bwurtheilung bei der Diagnose sehr wohl

ersetzten &Bj was ihnen Mangel an che- Bhen und mikroskopischen Hulfsmitteln vor- sielt, durch aufinerksames und fleilsiges Beob- ten der Harnsedimente in ihrem Auftreten

allgemein physikalischen Verhalten. In der <ren Zeit haben zwar Viele geglaubt, sol-

Beobacbtungen gänzlich vernachlässigen zu tnen, ihre grorse Unkenntnils mit der schnell a entwickeuden medizinischen Chemie und uroskopie hinter übel angebrachtem Dunkel bergend; Viele haben den Harn der Kran- I wohl angesehen, ohne aber dabei etwas deres im Sinne zu haben, als einem alt her- irachten und zum Theil dem Publikum be-»

Sie serfallt sehr .pasMüd in 2wei"UotolrabtbeH> klugen, nämlich: a) in Sedimente, weloMuuf in sauer reagirendem Harn vodKOmmeny ond by iin solche , die in «Iksli^hem ond saurem tJrin verkommen. .

a) Sedimente y tuelohe nuf in sauer reägi- rendem Harn vorkommen. Die gröfste Ans&ahl Von Sedimenten gehört zu dieser* Abtbeilung^ and zwar sind es die aus Harnsäure ^ harnsaur^m uimmoniok und harnsaurem Natron bestehenden^ Alle Sedimente, die man als kritische be^ zeichnet, ferner das sogenannte Sedimeutum latericium, oder die rbeutfnatisohen Sedimente, die arthritischen ^dimente, oder, um es mit einem Worte auszudrücken: alle Sedimente^ die sich in Folge vorhergegangener Gefafiiauf- regung nach kurzer oder längerer Zeit im Harne zeigen (mit Aosnahme gewisser AfFectionen des Gehirns, Rückenmarks, der Nieren und der Blase), gehören hierher.

Man erkennt diese Sedimente an folgenden Merkmalen : Sie sind sehr selten weifs, gewöhn- lich macht die Färbung alle Nüan9en doreh^ von hell Isabellfarben in Orange bis Nelken- braun, oder von Blafsroth in Zinnoberreth bis Braunroth. Sie sind entweder nur krystallinisdi und erscheinen dann dem Auge besonders bei reflectirtem Lichte ats glänzende feine Schup- pen, glinunerartige Blättchen, oder sie sind nur amorph ond bilden dann Ablagerungen , in wel- dien sich bei zurückgeworfenem Lichte keine |[länzendem Pünktchen zeigen, oder sie sind ge- mischt aus krystallinischem und amorphem Se- diment, von denen das erstere stets die un- terste Schicht ausmacht

Das Sediment aus Harnsäure ist stets ge- färbt, gelb bis zionoberrotli^ und in den meU<A^

-76-1

Fallen krystalliubch , unter dem Miktosltiik tlAChtel, als gelbe rhombisclie Tafeln oder (^ peo von laBcettrörmtgen Krystallen eiacbiä, viel Beiteuer erscheint das Sedimeot mit säure als amorpher Niederschlag' oder In I* TOD opaken, auch gelblich dorchscheineniai» geln. Auf /asat2 vou Sauren verattt* das Sediment nicht, beim Erhitzen loA« das in amorpher Fonn abgescbiedeoe i<^ Flüssigkeit, das kr^'stalliiiische löst sä» Reibt man das auf eiuem Filtruin gmmS uud mit deetillirtcni Wasser gewaschent J^ ment rai( freiem Kah zusammen, soesnitf sich kein Ammouiak; übergiefst maneanl^ petersäure itnri erhitzt es in einer ?ii!'^ schale, so erscheint eine schone pn^'ii^ Färbung, die noch intensiver wiid,»!«*" mit eitlem Glasstab etwas freies Ammiili^ zufügt; durch diese purpuirothe Färbiui|tM' sich noch sehr geringe Mengen Hariw" Leichtigkeit erkennen.

Das SedimenU aus harnsaurem A«<t^ ist dasjenige, welches am häu&gsleo ia 9* beobachtet wird. Es erscheint stein il»» amorpher Niederschlag, der nufserslsBlWii«* gewöhnlich gelb, orange, gelbbraun, ttw* xinuoberroth , [othbrauu gefärbt ist*). DieV •) Omvenne und nadi ilim Alf. Btc^aera «iti*»" ricbl , dafi der amorplie Niedericlilag im tw* Harne in den meiilen Fällen freii^ Bu^"' dieser Meinung kann ich mich nicht unlxill' schliefsen, icb glaube vietmehr, dab Äie :H» phei Palver licli atucbeldende Harnsäure MiMf gewöhnlicb ist Wenn man das so (ehi i«»* imor|ihe Beßrbte Sediment im Harne iMKn"* mit Ireieni Kali anreibt, .o beobacbtel miii •«• Kniwicklang »on Ammoniat. pöol min Ctte*. «tMoffiinre hinzu, to heobschtel man il»l. «'■'=■ dl« rbombiadien Krjsullcben d„ Freiea Hl

\l0*t

- 77

tur dieses Sediroentes ist sehr leicht darsn zu •rkeDnen, dsfs es naeh Hiiu&uffigen von freier Chlorwasserstoffis&ure 'nicht verschwindet, sich aber beim Erhitzen der Flüssigkeit leicht nnd ToUst&ndig aaflösfry und beim Erkalten wieder taerausAUt. Wenn man das hamsaure Ammoniak mit freiem Kali anreibt^ so entwickelt sich^der Gemch nach Ammoniak; wenn man auf dem Objectträger Etwas davon mit Chlorwasserstoff- säure versetzt 9 so findet man, daft sich in kur«- ser Zeit au der Stelle des amorphen Nieder* Schlags kleine gelbliche Rhomben bilden; wenn man das hamsaiire Ammoniak durch Erhitzeir löst und der noch heifsen Lösung Chlorwasser- stoffsäure zusetzt, so fällt beim Erkalten kry-^ stallisirte Harnsäure heraus, wenn man die Ver- bindung in einer Porcellanschale mit Salpeter- säure erhitzt, so zeigt sich die purpnrrothe Färbung, welche die Harnsäure characterisirt; beim Erhitzen des harnsauren Ammoniaks* aof Platinblech verbrennt es ohne Rockstand. In der Art und Weise, wie sich das harnsanre Ammoniak aus dem Harne abscheidet, finden sehr grofse Verschiedenheiten Statt, die fiit den Arzt wichtig sind. In dem frisch gelas- senen noch warmen Harne ist es stets gelöst^ erst beim Erkalten sondert es sich ab, und zwar 1) als ein aufiierordentlich feiner, langet Zeit suspendirt bleibeinder Niederschlag (Urin» jumentosa), t) als ein sehrkicker aufgeschwemm-

«

bilden ^ indem, die ttirkere Chlorwattäl-ttoidfore dem bernsMren Amnoniak die Base eiitreif|t. Senr tehnelV f eht dieae UaivanilUng - dea aoiofpbtii barnaaorefr ABUBoniaka in kryaMiairta Hamaäare'vof aiqb, wenüi nan eraterea dordl KrtuUen in Waster lost ond der noeh beilaen LÖaong Cbloi;waaaeiratoffaaore hiiiaiifogt» wo dann sehr bald bocbgefirbtar rbombta'Hl^ ,Ta(tlii' iBt der erkaltenden Flaangkeit beraiusfiillen.'

wohnlich röther gefärbte , besteht am Harn- saure y die obere aus der Ammpniakverbindong; In den arthütischen Sedimenten herrscht die krystalliairte Harnsäure vor, in den rheunoati- sehen das hocbgeiärbte harnsaure Ai|)moniak(Se- dimentum latencium); einige Mal sah ich in dem weit vorgerücktem Stadium der Resolution bei Pqeumouie ganz unerwartet ausgezeichnet schone Sedimente von Harnsäure sich bilden zugleich ipit harnsaurem Ammoniak. Die Lösungsfähig- keit des Harns für harnsaures Ammouiak^mufs sehr verschieden . sein ; man beobachtet Harn mit Sediment von harusaurem Ammoniak, wel- cher durch Hinzufügen von freier Säure ent- weder gar nicht getrübt wird^ oder doch ei^t nach einiger Zeit ein Sediment von Harnsäure absetzt; dagegen habe ich auch Harn gesehen^ der selbst von den schwachen Säuren (Essig- saure, Weinsteiusäure) aufserordentlich stark weifs gefallt wurde, so dals man im ersten Augenblick auf die Gegenwart einer grofsen Menge Kasein schliefst, wovon bei genauerer Untersuchung sich keine Spur zeigt, sondern der Harn enthält eine so grolse Menge haru- saures Ammoniak gelöst, dafs durch Zusatz von Areier Säure so|;leich die schweridsKchte Ham- sftnre gefällt wird.

Das Sediment ans harnsaurem Natron kommt nie allein vor, sondern ist bisweilen dem aus harn- saurem Ammnoniak und Harnsäure beigemischt. Wie das hamsaofe Ammoniak löst es sich beim Erhitzen auf md ersehebt- behn Erkalten wie- der, auch in seinem Verhalten^ gegen Salpeter- saure beim Erhitzen gleicht es diesem; unter dem Mikroskop erscheiot es gewöhnlich als groOie opake fcvgeki ^) ; auf t^;I^Ui\blech erhitzt,

*} Solche Kogeln erhalt mani wean man tich kiinst-

81 -

eht. . Dieses : Sediment ist niieht sehr häufige Erkennung der Natur desselben ist ohne Gierigkeit. Man isammell es auf ein Fil-

an£ unftersucht es auf folgende Weise: biifii sich ohne Aufbrausen in Salpetersäure sen (Untersehied von kohlensaurer Erde); ' die- salpetersaure Lösung in einem Porcel« üftldien verdampft 9 so zeigt sich keine nrfmrbe, sondern es bleibt ein weifser er*

Rückstand (Unterschied von harnsauren indungen). Wird das Sediment auf Pia- ich geglüht 9 so wird es vorübergebend arsy dann wieder wei<s und nun braust it Säuren übergössen^ da nämlich aus dem Auren Kalk beim Glühen kohlensaurer Kalk Hierin unterscheidet sich der oxalsaure -vom phosphorsauren ) der nach dem Glü- mit Säuren nicht braust. Die Gegenwart fexalsäure ist hierdurch aulser Zweifel ge- Löst man den geglühten Rückstand des Miren Kalkes in Salpetersäure, sättigt die, ■g mit freiem Ammoniak und fügt sodann fc Tropfen oxalsaure Ammoniaklösung hinzu, Ihält man den starken Niederschlag von Aurem Kalk, womit die Gegenwart des »s bewiesen ist. ^ufiier diesen Sedimenten, welche die Harn-

lind die Oxalsäure zum Bestandtheil ha- Icann im sauren Harne noch ein Stoff vor- aen, dessen Auftreten aber zu den Selten- ^ gehört, nämlich das Cystin. Ich habe B Stoff noch nie zu beobachten Gelegen- g;ehabt, er ist jedoch sehr leicht durch

Krystallform zu erkennen, die nach den ben von Mandlj Donn^ u. Andern die ^leitige Tafel ist ; durch diese Krystallform ftdieidet sich das Cystin hinreichend sicher ■1. XCIII.B.6.8t F

88 -

leils dichte ■m Boden lagernde Sedimente,

eiohtftafgeschweinnite, die der Un^öbte ibewaffntjtem Ange wohl ffir pnrnlenten m oder Eitor balten kuia. Die pbotpbof-

Erden oharRcterisireo sich besonder« di- 'dab sie nicht, wie die hamsawen Ver- tS^B, sieh beim Erhitzen lösen, wehl aber,

die harnsauieo Verbindungen nicht Ihan, ■Draifügen einer freien S&nre (Cblorwas- ■s&ure) verschwinden ; war die Henge das lauren Ammoniaks im Harne bedeutend, so lit dieses Lösen im lebhaften Anfbran- Venn man xa diesem geaftuertm Ham, ■I er filtrirt worden ist, Ammoniak im Vo- Mb setzt, dann fUten die Erdpbesphat« ■ieder. Es sind diese gewdhniioh du G«* «n phosphorsauTer Ammoniak -Magnesia Äpeläalz) und von phosphorsanrem Kalk. Kere Verbindung ist sehr ansgezetebnet Jhrer schönen Krystallform, an welcher 9 mit Hülfe des Mikroskopes sogleich ■I kann; sie bildet H&mlich grofee seht' ^gebildete und regelroälsige dreiseitige r-mige) Prismen , die man h&uflg schon K unbewaffneten Auge erkennen kann, »Dtweder als eine feine Krystallhaut den decken, oder sich an die Wftnde des a«8 anlegen oder mit dem weifseo Se-

▼ermisoht sind. Ein Sediment, Welches feod allein aus diesem gat kryvtnfliBirtem Jse besteht, wird nur selten beobach- % fluid es einmal in einem Harne bei QeniDonie, der vollkommen klar und bem- Vl von sehr, schwach alkalisoherlleBction ■4 ein bedeutendes , schön krystalllsiite^ mmn aas Bhosphorsanrem Magnesla-Am-

ÜMtehendes Sedimeot gebilM hatte. F S

85

I ausgewaschen sind; hat man aus depsau«

Lösung die Erdphosphate durch Ammo- L gefällt, 80 wird man, wenn kohlensaurejf k sugegen war, finden, dafe in der abfil«» BD Flüssigkeit oxalsaurcs Ammoniak noeh

Fällung bewirkt als Zeichen von 4er Ge* ^rart des Kalkes.

Dem Sedimente aus Brdphosphaten kön- wie ich schon bemerkte, harnsaure Ver- ■jngen beigemischt sein; kocht nian das «nent mit Wasser aus und filtrirt die noch fce Flüssigkeit, so gehen die hanisauren Ver- zügen gelöst durch das Filter, und schla-- sich beim Erkalten der Flüssigkeit nie- die Erdphosphate bleiben' auf dem Pil^ Solche Gemische ansErdphosphatekl ub4 Bauren Verbindungen sind nicht weift», wie ^rdphosphate für sich, s<ondem gewöhn«- jrnehr oder weniger gefärbt.

Krystalle aus phosphorsaurem Natron - Am- Lakwird man im Harne bei Krankheiten kaum ^obaehten Gelegehheit haben ; bei der Leicht« :3bkeit dieser Verbindung pflegt sie nur aus

durch Verdunstung concontrirten Harn her- krystalllsiren.

J^tarnsedimente aus organischen Gebilden

bestehend.

Zu diesen Sedimenten gehören hauptsäoh» - Schleim, Eiter und Blut. Der Schleim bil» 8io normalen Harn nach dem Erkalten schwa»

'Trübungen oder Wolken, bei katarrhal!- ^ji Zuständen der Blase giebt er bisweilen k^hr massenhaften Sedimenten Veranlassung. « sind selten so dicht und derb gelagert, etwa die Sedimente aus Erdphqspliaten " aus Uraten (es läfst vielmel» ein derbes^

«7

Hier oder, iriierholiifiem Sthhim besteht ^ in vielen Punkten dem Schleitnsedimeat , wel- ches bei BlsstinkätMTh «ich avs dem ikm ab« mmietiy aber -der ' Bitenirin 'eiHhUt immer Ah- bmräi, das.Sisdilnesfc fi»t gewobalich. sehnitttaft|; gdb) bisweilen mit ftlut untemiseht und senkt steh aus dem friach golassenea Urin in gnnz kuraer Zeit^ eine scharf foegr^ztc Sidiidht Muf dem Boden des Uringefaises bildend, in einem froheren AiatnAUL habe ieh bereits über die hauptsächlichsten Unterscheidudgspuncte de* Eitemrins von dem Sphleimuringesp rochen ruod bemerkt, dafs In denü aunpholdg^idien Verbal« 4en der Eiter- und Schleimkorperehen bestimmte Unterschiede nicht aufgefuiideo worden sind. Enthiit der Eiter im Hanu»ediment geringe Mmm gen 8chieim> se kann, besonders wenn der Harn siHuni ammoDiakaliseh reagirt, tdies gar nickt ermittelt werden, es ist auch darauf wenig Werth zu legen ; viel wichtiger ist es im Schleim^ Sediment geringe Menged Eiter nachzuweisen} idi btsiebe midi auf &s, «ras ich ubdr diesen Gegenstand im vorigen 'Heft difeseS JouroaU («*3ft) angefuhn kab^ I>em Eiteraedhneit können eben so Wie dem ScUeimsediment karn« sanre^ oder, reagirt der Harn alkalisck, phospher^ saure Verbindungen beigemischt seki; mta er^ kennt sie ebed so ^ie im SchleiniBedioentw

Wenn ein Sediment im Hatne aus Blul«- körperchen besteht, so ist die Natur d^selben durch das Mikroskop augenblicklich zu erken- nen, da die scheibenförmigen, oft aber stark aufgequollenen, gelb gefärbten Blutkörperchen nicht leicht mit andern Formen verwechselt^ werden können. Solcher Harn ist auch, wenn sich das Sediment abgelagert hat, noch blut- roth geförbt , enthält Albumin und Haematoglo«

III.

Die Panction

des

Hydrops ovarii durch die Scheide.

Von

Dr. Carl Schwabe.

Pbyiikut in Gr. Rnofcstedt, im Gro&berzogtbum Weimir«

W ie selten es uns gelingt, hydropischen Kran^ ken wesentliciie Hälfe oder gar Genesung durch Anwendung pharmaceutisoher oder mecnauiseh wirkender Mittel zu verschaffiäi, ist leider eine allgemein bekannte, durch die Erfahrung tau-« sendßütig bestätigte Tbatsache. Keine Krank- heit wird deshalb mit grölserm Rechte als eine Crux medicorum betrachtet, als die unter den mannigfachsten Modificationen sich erzeugende und die Thätigke^t der edelsten Organe hem- mende Wassersucht Ohne mit Aufzahlung der bekannten Hypothesen ditr altem und neuern Zeit über die Theorie derselben den Lesjor ifk ermäden, erlaube ich mir, die Aufmerksamkeit desselben für eine ziemlich häufig vorkommende Art, ich meine den Hydrops ovarii , in Anspruch zu nehmen. Es ist nameutlich die Function

-^ »1

f tMOüf bildet 8i€h an einer beetimmten Stelle, i Mwdhulich unter druckenden Sehmerzen, eine i GeechwttlBt; der Leib wird durch sie nach und ! nach st&rker, aber «cfaief*, gegen die Rippen nnd die gesunde Seite hin ist er leer, die ge* Bunde Regio hypogastrica ist frei, die kranke angetrieben. Untersucht map durch den M ast^ dann, so fühlt nan ia der Beckenhöhle eine begrenzte (Beschwulst, die nicht ihrer Schwere folgt, wenn die Kranke ihre Lage verändert und sich namentlich hierdurch von der freien Bauchwassersucht unterscheidet Durch die Scheide gelang es mir oft, namentlich bei ei- nem auf der Höhe der Geschwulst iufserlidi nnd zwar in der Richtung von vom nach hin- ten und gleichzeitig von oben nach unt^n an* gebrachten Druck, an der leidenden Seite über dem Scheidengewölbe ebe pralle Geschwulst zu fahlen, die bei kräftigem Anschlagen gegen die Bauchdecken dem untersuchenden Finger fluctuireode Bewegung wahrnehmen liels. Die Vaginal -Portion verändert gewöhnlich ihren . Stand in sofern, als sie gewöhnlich nach einer Seite hin gedrängt ist Bei bedeutender Aus- dehnung des hydrepischen Ovarium habe ich stets gefunden, dab die abgehenden Fäceseine längliche und platte Form, ähnlich den Schmink - oder Vice -Bohnen haben, was offenbar in Zu- sammenpreaseng des untern Theils. des Colon, oder des obern des Mastdarms deinen Grund hat Zur Diagnose der verschiedenen For- nen der Bierstockswassersucht bemerke ich noch, dab bei Hydatiden die Fluctuation ent- weder gar nicht, oder doch in viel geringerm Maabe, als man bei 'der oft enormen Ausdeh«* nung des Leibes erwarten kann, wahrzunelw men ist.

98

,s

an der Stelle der Scheide einzustofiien, wo die I%ietiiation am deutlicbslen zn fühlen ist; er schlägt eogar .vor> : bei an Ascites leidenden Männern durch de^rHastdarm su pnnetiren. Ziang spricht für die . Function durch die Va«*

gna, während Co2/t>eii und Sedülot niB heftige egner der Operation auftraten. .

Während man in der neuern Zeit radicale Heilung der Eierstocks -Wassersucht nur in der Exstirpation der Ovarien zu finden hoffte, weil durch die pathologische Anatomie fast stets mit ihr bestehende Degenerationen und Productio- tten der Ovarien, steatomatöse und sarcomatose Entartungen derselben nachgewiesen worden waren, scheint die Paracenthese durch die Scheide ganz in Vergessenheit gekommen zu sein, denn in Hfrnsiein's chirurgisch -medicinischer BibUo- tbek findp ich keinen einzigen Fall erwi^nt. . Die Operation an sich ist höchst einfach, und leicht; man bedarf dazu eines leicht ge- krümmten Troikarts von etwas starkem Kaliber und eines 6 8 Zoll langen Gummi- Catheters mit etwas weiten Oeflbungen und von so star- kem Umfang, dafis er durch die Canüle des Troikart leicht eingeführt werden kann.

Die Kranke wird in halbsitzender Lage auf ein Wendungslager gebracht, die Schenkel wer- den durch einen Gehülfen von einander gehal- ten , die FuCse stellt die Kranke auf zwei Stühle. Ein zweiter Gehülfe hinter der Kranken stehend, drängt die mittelst einer Leibbinde zusammen- geprefiste Geschwulst, indem er sie mit beiden Händen umfalst, in das Becken hinab) während: der Operateur zwischen den Schenkeln der Fraa sitzend auf dem Zeige- und Mittelfinger der linken Hand den Troikart mit der Canule in die Scheide einbringt, an der am meisten hervor-

«J -^

iiefeteu gelegenen Stelle des Ovariums vor* ^Hunen wird. Ejii um so wiobtig^r«^ Pu^ct»

uns die Erfahrmif .lehrt, dafs nur df^nn V^r"^ ähsung einer mit Fldssigkßit gefullliffi Höl^le Li .finden kaiui^ wenn der lobali^ dfliselbeil a^lich entleert wird y so dafs die ionem Wand« ■MluAofallen^y sich t^erübren und iiii| einaiM» »Verwachsen;

St) dals wir bei ersterer das Eindringender ■>sphärischen Liuft in die Peritoneal -Höhlo

.die dadoreh bedingten ^acbtheüe vermet* ^ welches beim Baiichsticb imminr Sutt= fipr B sobald die oberhalb der gemachten Oeffr -g befindliche Flüssigkeit abgeflossen ist;

4) dafs ein Extravasat in. die PerltaMWln nlö die 8Uit findis« kann > wi^ «s ^^H bei ■^ Baucbstich fast jedesmal tbi^ils watomd

, Ausfiielseos aus der Canüle durch etwaigfi •«nöffnungen derselben, Ui^üs ciach Eotfsii^ kg der Caufile durch die in den Sack ge^ ■Site Oelfnung vprkomml;.

. Wendet man mir gegen die erste hier auf« ■teilte Behauptung ein, dafs man der Qefabfi

Epigastrica su verletzen , durch Pnnctioq in

Looea alba leieht entgehen könne » so mvfi^

:die Wahtbeit dieser Einwendnog %w4ir eio<*- stehen y dagegen aufmerksam mi^chen^ daDs e9 3n nicht mehr in der Wahl des Operateurs {t, au der ihm sweekmälsigst gelegenen ^teUei^ > die Geschwulst s. B. am deutlicbsteii . her?*' nritty die Fluctuatiou am bemerkbaxsteu is^

operiren.

Glaubt man dem Uebelstande, nicht an der I tie&ten gelegenen Stelle des Sacks einste^ an zukonneiiy dpreh zweckmafsigp Lagerung: r Kranken ahlmhAlfen, so gebe ich die AfaiTT« hkcit zwar w, ghMibe aber nicht, dafs di<^:

_ «7

uhn, iaSk 4niÜiohe Hülfe gesucht ww- niüste. Mit iuaern nod i^eni. lÜHslii e die Kranke eb^e illea Erfolg vQO.Aei»- Ghinirgen und Quicksclbero Ina nufi lar 1836t wo man mich bo IUUi« i|og, >de)t. Idi fand die Kruk» im.Jiöo^ltea ) abgezehrt, über hefUge B«|ui|i(igiii|g, Bisen im Leibe, Taat glialieh ijolardiüi^te nod Stuhl -AuBlMiung klagei^ .ip ihren Der PuIb war klein und ■«bnfill, .dip brennend heila nnd trooken; ^ Stiaune Temebmbar, kuns ein beotisdie^ Jlsber len denwelban eigenthimhchen Synpptoaen da« baldige B^e der Leidenden, w bfs- nn. Di« Bl«iatnutiqa war naeli dea Vocbenbette nicht «wder erachinwo.

Dicen.

ibung { TmA i«h> daüi derselbe an? der redit^i

bedeutend aofgatrieben war : lod.^-eiiiaD g eneiolit hatte, wie bei aaefitß,»i^tfia B Sflhwaogem. Darob die,B*«<4ideel^Bii

■Dan eine nind«, der «diwamemQvhii^

le, pralle KugejL, rend erluri

di« Nabalgegend erlurii. FlaotaMioo ». Ml nicht denuieh wabrnehnen.' Durch .Heb aieh die Oeachwiilit etvtw nach maohieben, Bod hob man aie, Bit bei- liaden aogleieh tuiAuaend, nach «bqn inten , 10 wurde ea der Kranken mfigUch, io laeaeq; die nur mit l|ühe ond.naeb «tion von Klyatieren abgebenden j&ee* •ine UnglielM, platt soaamnengedrüflkt» der innem Uotenuouug laad bMi 4wiwchreofauundabwirtsceariii|T- 'pginaliPnrtioa 'eine gegen da* Sdiw- ivOlba bervenagende,., Jwi«! Aniddafeu >.XCin.Bd.«.8t. G

klagte tiber Biehende und düäokande Sohnef- MtUnUrldlM, der Urin gibgii kleine! Peiu ui «titer ikrtuBpthaftBD und drfiekendea ntaven ab, der SUiiiligaiig war hart nnd «b len iutA 'denaelbea. tän^iofae and flwchgi kteFtoes in Ueineii'OaaDtiUton,'

Uitferleib wtar Hemlicb g1eidiin&ii^|)V' r- nadi' der linken S«te 'hia aufgetrieben, unan flibtte bei knfiienn Dnieke in der lin- Unterbaudigflgeiid '^ne aoegebrCTtdta^ dv* ke-Oenohwabt, Flactnation wunurioMbr igett Grade tand undeutlirii vorhanden. Bin noimaler BeBObaffeabeit der talbem Htslbetle iaad lefa die Vagioalportfon etwas ig- iaoh Üoks and bintea gedranot; dpatkca fagfia äiiaetbp vea lidw tind hinlea aneh » mud vtHii, so apiang sie bei anftAMB* iDra4ke lait'eiiHger Gewalt wieder ihibra iTS Lagft la dw Tiefia nach linke filhlM liie'. Widematwliebe Oeaohwalst, -die ,'iah it'iat danH. mreioiieD konnte., wenn Mt iMr..iUidem .HandfäeaUatarMb eoiapiitiirtei mtenmohte deahalb : dotök den ASM, fünd Uaatdam leer und iudw Hdhe !ven'«twii KoU M verMgeri, dab nsiiie vArtMIta ^ knf 4ei bintoin Waad lig. Der (aA^einii^ akanOt koa&te iefa weilei: fatBHariDit'dem *^¥brdtia4Bea, viMeiitii «iaige faah^ iMM HAofftdrtckte Und aitlnl»|GbtlatfirtutkeU (. Naak vom Aodttiüu-betferkteiMi'eM

aiBtr^ a»igiels.Lwiri,idalb«ie:dailtfei«» tf .Us in dM inttlen A^Mnr aaMilll»,' ^üwliligeii pgmn dt» iniMml BaiaMMwb' Mail der teitodttndli;ghigMipllil'Wil ledadi liitr *tmif. flaeUBteadeafiavaubml» G t

IMI

hs äuliserst copidse Stuhleutleeruogen ein^ Bh welche gegen 5 Maafs derselben gränlicben Bsigkeit, wie durch das Erbrechen abgingen. ;dem befindet sich die Kranke wohl, alle .ctionen sind normal, der Unterleib ist swar MB aufgetrieben, aber' man fühlt weder bei

ftubern, noch innern Untersuchung eine <)hwul8t oder Fluctuation.

So gern ich mich bescheide, irgend et- •» zur JHeilung der Krank^it gethan zu ha- 9' so bi^wundernswerth and iAteresAnk- ist nbar der hier von der Natur eingeleitete

procels! Offenbar fand eine Verwacbsunf

kranken Ovarium mit dem lleum sowohl,, dem Colon und Perforation beider Statt, denn dem ersten Anfall trat Erbrechen , beim zwei*

Durchfall ein, auf beiden Wegen aber wurde <Ibe Flüssigkeit entleert. Beim ersten An- ■, muÜBte also der Inhalt defli\ Ovarium ober-, *' der Valvula coli in den, .Darmkanal gelan-

, sonst konnte er durch Erbrechen nicht zeschieden werden. Dab aber die zweite reening iint«rii«lb der Oriimii<}ar»kltppe SUtt 1, ist mir deshalb 'Wahrscheinlich, weil trotz

bedeutend gröfsern Monge der durch den 9r entleerten Flüssigkeit nicht einmal Brecfan, ^ viel Iveiiieer Erbrechen iTtelbst eintrat IhA' *ii)ntleerte Masse itv beiden FUlen ganzdie^ ne Beschaffenheit hÄtt€(, datt nach ihrer Kn^ "^ng die deutlich währffenomibene Geschwulst ^prand, und die. durch sie veranlaisten Be-. "idreiden eessirten , beweist mir deutlicbj dafli .

AuMcheidunsen durch Entkerong der krank-' ■en Geschwulst .veranlafst worden sind.

~ tQ8

dtE KnnUieit Dicht yerkürzt^ niebi leltei «to dialSal«*

"^siinduDgszofölle gesteigert haben. .

. Der Nutzen der QueckfiL^nalbe.i in; alle«- Kottimr: dangakrankheiten iat bekannt. Aach in dieier Krankheit iai dieselbe schon von verschiedenen Aeraien as^ewandt worden. Lallemamd läfst längs der hint^tm Seile du» Gliedes eine leichte Uinreibung mit QqeckailbersaiW nui^' chen« Neumann läfst^ nachdem er im Anfange^ zMCi'Adea gelassea hat, den Penis in Charpie, aiii «etcliA^eobr silbersalbe aufgestrichen ist, einwickeln. Wm^ußhßievrd mit Recht sagt: ^ist es deutlich, dafs» wen» maniiSti dem knuiken Tüeil kommen kann^ die, örtliche MediMtioD.>di« wirksamste ist und um so mehr in einem Uebel, dasi» der

I Meisten Meinung nach, reia örtlich isL** Ich J^am da«* ber auf den Gedanken, die Quecksilbersalbe imdiifteUlMB auf dieti kranke Schleimhaut anauwemden., m^ die.; Ast Schwellung, sdimerzhafte S|>annung und Secretion: «lisptf •elbea zu vermindern, und der Erfolg hat meine iSswar- Cung nicht getäuscht» Zu diesem Zweck bedifuMiich. niiclft sehr dünner Bougiea, die ich seligst verfertige.^ kukm iolfe ein Läppchen Leinwand seiner Laniie nach tmit>.Jbcid«Ü lüinden so «isammenroUe, dafs ea abenU ejbengleicbett Umfang bekommt, wahrend ich, um. dnsstlb» .zusamhMSa** aubalten, zwischen de« verschiedenen Lag'*iii..ein:weni|i Qjuecksi'.benialbe streidie. Die Lange dct ikiugleai ist «A Ubitom ; da gewöhnlich der Sitz dea üebels inideii Fossa naviculaiis ist, so reichen sehr kurze bin. Man-Ksstfeiehi dieselben mit einer Lage Quecksilberaalbe, wÜhntnA' mn» die Spiue abstumpft und mit der Salbe xo einer Art'Kovr gel £Ö«mt. Darauf zieht man dieseU^ durch :die Elngier, um sin abzuglätten. Nachdem der Kranke mlnijrt; tand man den Kanal leise zusammengedriickt hat, umwdinietz^ ten Urintropfen fortzuschaffen» führt man die Bonglejbin zur Proatata ein , während man leise rotirt« Maa tttM sie 6 Miauten langliegea und zieht sie dann.rotirend wiedw heraus, während man mit den Fingera der linken HaaA die Bougin Vdcbt mit dem Kanal zusammendröckt^ danü die Salbe besser zur&ckbleibe. Ka wird 3— 4 mal täg- lich Kinn eingeführt. Die ersten Male ist die Kinlüluriiag am soUmerzhaitesten, nach und nach, aber nimmt, dieser Schmerz ab. Abends vor dem Schlafengehen lifsl maa eine einführen und etwa eine Stunde liegen« Bei einem Kranken, der seiner Anssage nach niemals näoht4ieha.Pol- lutionen halte, Uefs,ich sie sogar die Nnnht über liegen, und eben bei diesem dauerte die Krankl|Bit am kürzesten, la

leB ^

UifPtUai ohne bgOMl eine BabinaiMif MÜ;' dt MMr ■Mhie> BthandiM^ »iy auf liemliob totfUer >BMb lubai^ MhtiBt, hielt iob et l&r aatiKob^' dieielbe KooitfsiifhMo vofniefeii, ond dieselbe ihrem euf Prifahmg geettete» IMieil so DBterwerimu

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ditehen Lifaroltrr.

MMII

Jlted.Balh Dr. Butte.

1.

(Forttet^ang.)

O^htr dii |rfbyifalHp<idbtii md ttoriipiitHidfcfiiiyiHhieyiii det dtfcMciMW nefiiwiigli, htC IM«rf Leio<»)iiii. «äne Ah- haidhiaf getehrlebee, weiche vo^ der HanreitB Society dea Jehreipr^i eihalten bet. Wir behda Bfeigee aoi. Dm ?iau« SeaineiD Colchfcl wird von ttai meitteB eeglltcfaeii Aenteo ie ao groiäeB Doeen Terordnet, defii nacbdieüige^ ja leheaagefibftiche Potgea daraoa henrorgehen köaeea« Herr L. aab tob daer Drachme tigHcb, wochenlang fori- gahraaehl. die gröüite 8cbwiche, heftige Diarrhöe aad aiae Palanreqeena ?oa 170 in der MIaate eatatehcn, oad der Pat konnte nur mit Habe gerettet werden. Bine Dame ?oa 2& labren Tcrgiftele aich abfichtHcb mit Vin. Celch., indem tie eis Weioglaa ' foll dä?oa aostrank. Ka aatalaadeii aofttrt heftige Magentchmersen , KrhrecbcB, ZaaamBMBscfaaining der Braat aad Dyipnoe, aber k«n DweUhll; Haot und Zoage worden kalt» der PuU schwach und Cidenformig; die Fat behielt dabei ihr vollkommeaea Bewo(ätaeio ond klagte fiel über quilenden Durst. Krst am lalgeaden Tage stellten sich Krämpfe in den Uei^ nea, häufiges Anfstoisen und grofse Prostratio Yirium dn, und der Tod erlolgle i2 iiftunden nachdem daa Gift ?cr*

^ov geibeff F4ri»e imi4 proAiM l^tB^äoiü nfnei treibt» Urini. Aof Herz and Arterien, wirkt ^diit Colcbia direot» Kft . beschwichtigt die Scbmecze» io deof Geleokeii. Letz- tem Wirkong wi^ tcbon d«» {Smi/tM. 4^egmeta bekAnaty wenigstem scheint das von. ihm iqit d^m äamen Hermo« dactylon bezeichnete Medicameat «Ine-. Zeitlose < gewesen zn sein.

Nach Herrn XetHn verdankt das Goicbionm seino. iuImI. Wirksamkeit der „ColdUcin*\ tdntm Alcaloid, wei- ches der Veratrine y dem eigentUebe» Agens des Holle-' beros, abnh'ch ist, und siebt er es als sebr wabracbein« lieh an: dafii die berühmte Kau medicinale d'Hosson ans. fliiner weioichten- Tinct. Hellebori oder Colchici mit Opinrnp bestehe. Die Colcbicia sei jedoch nicht identisch mit der Veratrine und ihre Wirksamkeit gegen Gicht liege (nach. QheUuM in Heidelberg, den der Vraf. als s^in.en Lehrer hoch verehrt) lediglich darin, da(s sie die Anssoheidang. des Harnstoffs in hohem Grrade vermehre, in 12 Tagen beinahe verdoppele. Diese Hrfabrnng hat der Verf. diu-cb eigene Erfohrung bestätigt gefunden, tn einem Falle von Gicht wurde nach zweitägigem Gebranch des Vin. Col« chic, (zweimal 40 Tropfen, welche Brechen und Laxiren erregten), da» kpecifitihe Gewicht des trübe», ilem KaUf was9er Hhntiche» Urin» wm 1014 mtf 1034 vermehrt (eine Höhe, die kaum beim Diabetes- mellites vorkommt). Bei. erfolgender Besserung des Pat. ging dasselbe witder auC 1013 zurück. Die chemische Untersuchung ergab in 1000 Theilen Drin 00,79 feste Theüc, und davon 00,35 Harn- stoff. In einem andern FaUe ward das spedfiscbe Ge- wicht des Urins, wenige Stunden nach dem Gebrauch des Coleb., von 1009 ani 1033, und des andern Tagen auf 1036 gesteigert. Die Trübung desselben war ledig- lieh durch harnsaiires Ammonium bewirkt. Herr L. ist nun der Ansicht, da(s ein Deberschols von.Hajmsaore.in dem Blute giebtischer Perneiien Stajtt fnde , und dafs die« ser durch das Colchicum o^ttelst des pi;i|is ausgeschieden werde. Das Colchicum sei nicht bloU wahrend der An- ßlle einer acuten und regelmafiigen Gicht, mit erofsem Nutzee anzuwenden, sondern zeige sich euch, in der Ai^ thritis anpmela: nnd bei gicbtischen Affectionen des Hei^ zens und der greisen Gefabe als ein unscbatsbares Mittel^ ja Herr X«. glauU, indem er mehrere Fälle der, 4rt als Belege beibringt , dafs selbst schon bestehende evganMcb^ Verbiblungen, welche au# Diathesis ertbritica hervoitoiBn

- m -

Mto in Witm and 2. If qnntn ia Pnrin> kann nch nber «Mi «jiiMnni, dnik w •dw^d^rtfgnn KnnkenbSosern aooli ■or ein cinziget Mal dM CiJdiio« angewendet worden wire. Möge ihm sein Voriiaben gelingen, möge et aber aneh bei ttrenger Pertidhafig lieb nidU heraantoUen/ da6 Herr L. telbft im Vorortbeile so Guniten seinet üitteli bebngen ist! . *

(FybeCznRg folft) ''^

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:iiMi tfüwiidlgltojMwfälirfy' Cfei«rtfli fNMi ndMfiffiriMNi BirlML

n'ir , . . ..1, •• . j i'ffri*^^. . .t-i!i'h; ■• »' /!,•

j'' . 1 ' ': .. * '::;.' •»!.

Cebar die Wiltenuig verweilen wir aof die beigefügte TafcL

. I <

El wurden gebeiwn: d<l3 Knaben,

aaeiWdchen,

742 Kinder.

Rt alarbea: 142 mlantteben,

' 143 weibUcben Geschleebu &ber nnd 297 Kinder anter 10 Jabren.

Mebf geboren 140.

Im Deeeolber dei vorigen Jabret worden

Tjjbboreii: 540 Knnben, p Z 456IBddi#n,

' * ' : j .1008 Kisder.

i

1. 1.

*** »■'haAktt:' «S8 männlichen,

■diMII«

neliT Bubaren 134. l

Im Verbältnib zum December dei IfDriE»* 1 261 «entger geboren, aod •(acb«ii icopfl

Rlieamaliacbe catarrbalisclic Leiden bÜcbw >< Monate ilid Torlierrsclienilcfi , die be«onden |<p)^ Itndu des Monaia, in etllzündticbe Afbclioneu la'~ gen und dpa Balses übergingen. SiicIiliDst Kindern nidil acUen.. so wie Ourcbfille uid S^ bei ihnen vorkamen. ZoveUea zeigten ilch avi^- lebe und gastrisch - nervöse F'ieber. Dnler <4a i* AaMeUEeen vari-n Maaeni am faSufigsien, SdiM» in aebr lellenen Fällen, an den Pocken itaitiiltf Monate ein erwBchsener Mann.

SpicielU Kranihei

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Am Hinb'otelCBli An PIfutitli . . _ . Jun'f.n Iziiutlun ei£(bf r Am ncnaifi.l>TE, ... . Am Sclilfiinflebrr . . . Au UIIMVbcr. . ' .> ■; ttin Kindbt'LUleber. . . . Am abielirendcn Ficbsc. Ad d*^7.^eFnHln>äid>uinit. . An Il^iluchwiDdiiKihk .. I An iltf Unl*[|«iliuc)i«üiilMclit ., An LgbencbwindiDchl, .

Hjdio^nx.

Am BrecliduTchfiU . Av Shllilni^ * ' '

An HiBaBCmochi

113

«

Seit« IL Zur Geschichte, Pathologie and TlierapiedeeWecb« - gelfieben. Ton Dr. Bernhard Ritter zo Rotten- borg am Neckar. (Fortsetsnag.) . 37

III. Krankheiten Luneborgs. Vom Medicinalratbe, LandphyiikniDr.Fttcft^zQ Lüneburg. (Portsetzang) 75

IV. MediciniBcIi- praktische und theoretische Brorte« rangen von Dt* Aug. Wilh, Netiher za Apenrade. 101

y. Korze Nachrichten and Aoszöge. I.Beobachtangen über den Band warm, Mitgetheilt ▼om Dr. Bicking za Erfurt. « 121

2. Üeber die Anwendung der Aqoa oxymuriatica im Scharlachfieber. Tom Dr. Clemens zaFrankf.a«M. 127

3. Monatlicher Bericht über den Gesandheitszostand, Geborten and Todesfalle von Berlin. Nebst der Witterangstabelle« Monat Augast. . 130

Drittes S t & e k.

I. Zar Geschichte der Krankheiten^ welche sich von

den Thieren aaf den Menschen überpflanzen las* sen. Von Dr. Bernhard Ritter zu Rottenbarg am Neckar im Königreich TVQrtemberg. . . . S

II. Beitrag zo dem gaten Erfolg von der Anwendung der Aqua satomina in Klystleren bei eingeklemmt

' ten Briichen. Von Dr. Emsmanny zu Eckartsberga. 62

in. Medidnisch -praktische und theoretische ErÖrte-

rangen von Dr« Aug. WiXh. Neuber Apenrade.

(Fortsetzong.) . . * . . . 72

lY. Memorabilien aus dem Gebiete der Innern ond

aolserii Heilkunde. Tom Ober -Medidnalrathe and

Regierbngs-Medidnal- Referenten Dr. Sthneider

in Fnlda. * 104

T. Kurze Nachrichten ond Ausziige.

1. Krankheiten und abweichende Bildung des Her- zens. Hitziger Gelenkrheamatiimus an,d Anwen- dung des Colchicum gegen denselben. Von Dr. C. Rösdi zu Schwenningen. ... 113

3* Monatlicher Bericht über den Gesundhdtszostand, Geburten und Todesfalle von Berlin. Nebst der Wittemngstabdle. Monat September. . 118

Viertes Stück. ). Geschichte eines merkwürdigen, todtUcb übgelaofe- ncB AbdominaÜeidens. Vom Dr. Steinthal^ prakti- schem Arzte zu Berlin 3^

Jeurn. XCIU.B.6.St. H

~ II. Zni fiesdiictilB Av

den Thieren ■□( i

■en. Von Dr. Bcr

Neckat im Konign

tll. MeiTidnisrh - jirak

(Fortsetzung.)- IV. Kane Nmcbiklite

1. Warmemessiinge Dr. Fr. Nasse, der medicinUcbei

2. Liquor Kali ci: !*eoi Arteoik m: TOD Dr. Emtman

n. Prtitlittlie Mis.

Buslandiacben Lii

Rslb. Dr. Eiiste 4. MonatUnbei Be

iitinij, Gebitrlen

der Witter

II. Mcmoraliilien aui aufiern Ilcilkande Regierungs-Mariii in Fuld». (Farlt

III. Zur Gescbichle li den Tliier Von Dr. Äemfcnri im Königreich W

IT. Mertidniich-pra)

rnngcn von Dr. .

(FortseUung,)

y. Kurzä Nacliricbtei

eilung einei

Ton Dr. Clfmena

2. Zwei Fälle, in

Kiankbeit den ^

liehen war. Mitg

i. Monatlicher Bei

Geburten nnd 1

Wittfrungtlabelli

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115 -^

SechtC«t StSck.

MC« I. Zar Getchfclrte der Knnkbeiten , welch« sich tob den Tbierea «nf den Menschen aberpflanzen Baitea. Ton Dr. i^mkard RUter zn Rottenbnrg am Nedmr ' im Königreich Wnrtemberg. (Fortietzong.) . 3 IL üeber die Hamsedimente. Von Dr. Pnmz Simon zu Berlin. 73

III. Die Pancdon des Hydro|it oTarii durch die Scheide. Von Dr. Cari Sk^wake, PhyiilLoa in Gr« Rockttedt,

im Grolsberzogthom Wrimar. 8CI

IV. Kurze Nachriditen und Autzuge.

1. Üebor eine neue Behandlung der Blennorrhagio

im acuten Sftadio. Von Dr. jPfinco^t in BrQaael. 103

2. Praktiache Ifiacdlen und Letefruchte aoa der aua* landiache» LiCenitar. Mtgetheilt Tom Medldaal* nlh Dr. 9mm In BaHn. (Fortsetzung.) .105

3. Monatttcber BerfchtoberdenGesundheitszailnnd» Gebufea vadT Todissfliae von Berlia. Nebsi 4er WittenMgstibeQe. Honät Deoember* IM

Inhalt d«b mi und neenzigsten Bandes 112

Namanriglyter deMdbeiB 110

^ncbreg^slgr denenicn ^

Ht

hrm, III, H. tJ. K. BisictM. III, 16. n. 19. tl.

117. IV, 16. «1.6», Brelon, IV, 1«J. Broiuuii, 1, 1% U, M. fUl 41. ünwn, n, iS: HI, 31, Biuc*, V, «7. Biiig£«iiuin, I IT, n, M,

thD^H'"«. lU. VI, t. MOD, IV. OT.

UT>, V, SU. VI, m.

UM, IV-, 13«.

ai, V, ie.

-Hriut, I, 31,

«h, 1,0».

M, i BL IV, «7. VI, IM.

de Udi«, IV, 88.

Catliu AhrIuiiiu, I,«. IV,».

3U. J4. 38. 8S. (üin»B, IV, 14. VI, 91. C^»r,'lU, 1^. -CuiuTM. II, M. CüitnU, 1, t». CumIId. >y, II. IT. SS. CSgmuV VI. M. St. n. St. de &r", V, 87.

c^^TUi Iu.'iM. ni, OL

-""' m'. U' 6S.

,_f^« IV, 30t «. »t

V,fi9, v»,a.

CuM II, OS,

Confimi, 11, «. Corricu, 11, SU, Camtui, V, 56. Cropüi, ni, IT,

CniniltuH, I, il, tiV, m.

U.ckie, IV, lit , DUTT, il, SB,

Dekeid, Vfj 6. M.' ,' ' ' Ddabice, 111. U.

Deiulbiit, IV, 94. DEmakdb IV, Kl, «t..

DMboiiVlii j6, ■■

DfTDIi, lir, 29 DL.Iriob. »1, J8. Vt M, DioU«, I, S. IL Ä

D..iH.'ii,'i(ji.

DaJieui, V Ja. UoiiT»>, III, 49. VI, BL' Dori.bruih,ll, Ui/. ; Dorser, IT, Uli: ■..'■' Doubli II. <iS. ', lo Dnin, VI, K.

Dahi.nc, 1, na.»»,-'

Dati, III, 18.

',r^^.

Eb>H, IV, 116. Eoli, III. t4. KlirFDreioh, I, GS Kiwif, VI, si.

30,3t.SI,SI. . IV, IJ».

Krmrnbni, IV, SJ. Enlfh™, II, W>.

"^vi""»' ■■ ^ w- >T. ». «t n «■[•V»'. VI, ». g

Genid, Hl, 1

pol«, 4 71/. Gorrj, iV, 76. Grub, IJI, as, G™, IV, 2ö.

feJliSä '".«»■ «"u ' "• *•• "• *•■

Griff«, T, SO, Grornier, VJ Groubeün, IT embM, IV, lua. Öiüb/, V, is. II.

Omneni, T.'fie". ' j"l

*:»"Äi;ji7 111, "t 51"^'l> ^- \>

Kalriiu 111 JA M«iiuio«t, V, 3J-

Miiiciu', IIj'm.'!»^. H«ocl.«ltr; IV. 32.110- BT.

X,.l, .11, Ä , Sl'de bj;.;.^'; IV, Jfi. MiSui^T, 1, IM.

!,.h.rTAqae, V], 31 MohrenllijiiV "'. !"•

I..foi.t, V, 60. MoneW, IV; 84-89.

].atl(iBUiJ, VI, IUI. . Monrnndo, iV, 34.

Ij.BEi.i, l7lS.'v.S9. Mo"ri,4». ■■

J.w,|pnb8ct.r, ». «- Momna, V, W. VI-, «.

I::;ESä.^'iit-i«. vi, *. •. 9. ssE^ik IS»; ilJ^*fv, ». 7..

**. 76. ft. 'v, 16, 2).

Li«, 11, m. Hmnräl, VI, 34.

I„i,,',d, V, SS, 6S, JtXr, V, 6I*»I. HO. ««.

Lttlimc, III, IB. MUllirr: ]., V, 113. HS-

Leonmus, IV, 60. Muir«, I, II.

L^'Z^..i/lä. VI, Tu. 71.

L*onisM, IV, 86, »8. M,«», U, 46. IV, IM. '

•«9i, IV, M. Nimuu, VI, 2i.

™"b ''''S'' » ' "*■ 5™S;''^fiJ'"'"0. «a..". IV.

ei'iS,",^«.' ' Nn^uin'lI,'M. IV, 11». VI,

Titu. llC'l- ^i"». VI,-t.3S, NiBBuinn, VI, M.

jditE, IV, 61. V, 18. NLeyordt, V 'm.

ud'inum,!, «e. Kbien, V, 7S. TO,

orry, IV, 6Ö. NonM. II, *e, 71.

Lou», U!, IIV. Nölhig, Vi, M.

««, 1, 30. Niiiaan, lU, S3.

Mdcn, V, 7l Odhtlini, IV, Sl.

■U^L^, tl, M.

Munndic, III, 17, (rt. 97, W. 131. 13t

OdhFlinl, IV IadIdui V, M). Okrn, II, 40.

dl LvE«, tl, M, OrAU, IV, 136.

ii*nä«, 'tu, i<

SKinlbil, IV, ].

SlfihFre, II, ti6. '«m, i, u. ji.

Sti<-gUtf ' II, «I. lU. i&. V, SJ. 88.

, IIJ, III.

■tg: II, Iß. VeiH,, I, Ü. tu, 18. 3U. U, IT,

1, ii, ie. vm!«! ui, 18.

Jheir. n, 38, 111, 111. vw„ i! lua.

Stöc£, ll SS. Vibc're, III, 18. M. IV, M. ▼,

~ ' * - 5U, ft. 9tf VI.« --

«11,1, 41. 11, H. Villvra«, r, .

•j h ".18. 11, OS. yine«j Ul" '*■- ^Vj *'•

ft. O^ VI, *u l^zyr^ V,Til,

Srdnih*!!!, I, 17. 18. JI, U. TiD«, III, IS. t s'jlTiin, if, äs. 111, K». VirEil", 4. SS.

S«rl=eti, in, 106. Vi.Tcal, Vi, ».

Vogrli, in, JB. V<n'alcL IIL 11 Tolpi. 111,18.

1, Vi, ifl

I. V, Mb

r'^eo. WiED», VI, M.

Tumwi, nijJG» WofdiiiEcr, I, 11. tlt, 10,

T«u«cker, tt, 38. IV, «T. S5. VI, 8.

Tctru, IV, 9S. Wall, VI, 9.

TLir, VI, «8. Warnrdip, III, CO.

Thcmiton; IV, W. W««r, VI. 3»'

ThiBMti,!, Ui. Waluä, Vt, Vt.

Tbom, II, U9. Weikard, I, lUH.

X»tl«BUB,Tl, Dl. -Weinrich, IV. 88.

Tin^iii, irr, sj. wrifi, iir, «.

Toggio, V, au. Wei&B. in, Tl. 73

ToÄ, 1, 3llL II, ». Werliof, V^ 18. VI, 4& M.

Totl, I, », W^Hergiaid. ", 6e, 67.

Tnlfet, I, KK Widwinn, I, lUS, V, M,

TrelliM, IT, 77. TBL WiflMH™, V, lg,

TKbnlu, III, IB. Wi,.tiTlbilFr, Vi, 9.

Wohler, 11, 117,

Wolf, VI. 9.

Vibw, IV, » WQlff, III, 33. M. 17.

Wdllfih»iin, t, 119.

Woir>lneE*1, lit, iin,

V.i(l7, U, 48. Wolilein, 111, 18. V, 81.

ValaoliB, IV, 19. M. WoDdvill*, V, 40. tb.

V.I«It5 Ul. »10. Wriiberg/iu; IIJ.

V»m., VI, a, "' V.lel,'lll,*18. IV, 12.

Van^baB, IV, 3«. Zue, VI, ».

V«*liu>, Ut, U. IV, U. VI, Zinffta«/, IV, 91. M.

31. Zaeb, VI, SS.

- -

Cidomel, Natzen des C. in entzändKebeD Krankbeiiik,

I, 98. Camphor. Nene Anwendongsart des C. I, 123. Natua

des C. gegen Wahnsinn. V. 15. Carbwnikely vergl. Thierhrankkeiten* ChamiUen. Wirksamkeit des weinigten Cbamiilenbades bom

Darcbfall der Kinder^ I^ 105. China. GescbiohfSiobet über dieEbfubrongderCbimirittie

in Earopa. II, 63« Metboden der Anwendung d^NTsel-^

ben gegen Wecbselfieber«' 65. Colchicum. Anwendung des C. gegen bitzigen Ge-

lenkrbenmatisraas. III, 113. Ueber die pbysiologiseben

and tberapeatiscben .Wirkongen des C. autnmnale, VI,

105. Copaiva. Wirkung des- OK Cotonivae aetbereum. I, 119* Cuprutn. Eoipfebiung des scbwefehauren Kupfers gegen

Croup. V, 98.

D.

••.■ '.

Dämuehieinihmti, Salpetersanres Silber gegen Pbibgose der D. n, 110. '

Dauelbeuienf Tergl. I%ierkrankheiten.

MhirchfaU^ Sber den D. der Kinder. I^ 101.

Hysaiterle. Geschichte einer im J. 1834 epidemiscl^ herr- schenden D. I, 70. Beschreibung der Krankheit; 75; Therapie. 84; Ursachen der Itrankheit and ihre Con- tagiositat. 94«

E.

BÜer, über Biter und Schleim. V, 3. ßlektro^Magnetinnut heilt Lähmung beider Nerri fadaies.

IV, 137. Elia, paregoric. Pharm. Kdihb., Nutzen desselben bei

Phthisis pulmonum. V, 31. Endosmose. Ueber die Feststellung und Anwendung der

B. und Exosmoic. II, 113«

K.

KiUte, Anwendung ludter Wasehongen gegen Tqmis eon- ▼nlsiva. ly 123. Kaltes Wasse^ gegen Cronp. V, 104.

KeuMutten. Empfeblong kalter Wascbnngen^ gege* K* I, 123. Schwefelsaures Kopfer gegen K. V, d8. An- , wendong des kalten Wassers gegen K. 104.

KJauenutK^y vergl. ThierkramkheUen.

Knodtenhavisenizündung des 'Oberkiefers. III, 96.

KrnfJüieits-Cimstitutumy ein Beitrag, zur Getcbi«;btc dm berrscheaden K. 11, 3 30. .

KräHe. Empfehlung des Leoqbardi'icben Mittels gegen K. I, 98.

Knhpockenf vergl. nierhrankhHien,

.- >

Latenitnaehen der Krankheit ttatt ihre Heilang. V^ 120« ■'

Leber, Bigenthüroliche Beschaffenheit des Auswurfs bei Leberkranken, III, 72.

Liquor Kali earbimici mit gunstigem Erfolg bei Vergiftung mit weifoem Arsenik angewendet IV, 134.

lAimeburg. Wltterungs- und Krankheitsconstitution L/s im I. 1840. I, «. U, 75.

LuToHon des Oberaehenkels, . neues Veifabreh ^ur Ein- richtung derselben« II, 105. *

Jtmiftc, vergL TMarhraMHiitu '

MmUseitdiep Tergl. ThieHantMeiNnt

Mercwriid- Kachexie. Empfehlung der MilchdiSt gegen die- selbe. I, 123.

Aft7M. Empfeblong der Afilchdiät gegen Mercnrial-Ca- chexie. I. 123.

Nervmu Labmöng beider Nervi faciales gebeilt doreb

Blcktro-Magpetismns. IV« 137. Amtm. FeMer der rechten N. III, 108.

It7

krankheit beim Menschen, 39. Sectionsbefand^ 48. Dia- gnose^ 65. Hebandlung, 69. 2) Wurm^ IV, 22. Allge- meines Bild der Krankheit^ 26. 3) Wuihkrankheity }2S. Allgemeines Bild der Krankheit beim Hände, 44. Ob^ d actio nscrsobeinongen beim Hqnde^ 59«: Wuthkrankheit beim Menschen, 63. Allgemeines Bild der Wothkrank- beit beim Menschen, 6l9* ObdaRtionsersebeinongen, 75. Diagnose, 82. Bebandinng, 84. 4) Hwndegtavpe, Y^BS. Allgemeines Bild der Krankheit beim Honde, 41 ; beim Menschen, 44. 5) Klauenseuche ^ 44. II. KfcitilbMfM, welche in verschiedene^ ThiergeschlecHiern Analoga dof stellen^ 47: Identität des. Mauke -ond Kohpockencon- tagium, 48. 1) Ktihipocken^ Vaccine ^ 58. Allgeinei- nes Bild der originären Kabpocke, 72. Kohpocken beim Menschen, 77. anatomischer Ban der achten Kobpok- ken, 82. Behandlung, der Kabpocke, 86. 2) Jlfafi]te,87. Die Maakekrankheit der Thiefe, 89. Allgemeines Bild der Krankheit beim Menscben, 94. -III. JTrimJÜU^Mt, welche mehreren J%iergeschlechtem gemeinsdkaftlidk zu^ kommen. VI, 3: 1) KarhwikelkranMeitj 4. Bild der Krankheit bei Thieren, 9. Obdoctionscrscheinongen, 14. Carbunkelkrankheit beim Menschen, 19. Obductionser- scheinongen, 26. Behandlang der Karbankelkrankheit beim Menschen, 29. 2) Räude, 35. Allgemeines Bil^ der Fferderäude, 37. Beispiele von Uebertragung der Pferderäode aof den Menschen, 39. Allgemeines Bild der Pferderäode beim Menseben. 43. Allgemeines Bild detSchafräude,4b, Beispiele von Üebertragang derSchaf- raude auf den Menschen, 47. Allgemeines Bild der Rindviehräudej 50. Schweineräude, 51. Hunderäude, 53. Katzenräude, 55. 3) Flechten, 57. 4) Maulseuche, 61. Allgemeines Bild der Krankheit bei Thieren, 65. All- gemeines Bild der aof den Menschen obergegangenen Krankheit, 68. 5) Dasselheulen, 69. ' TypAttff. Ueber das Wesen des T. IV, 102.

TL

Vnterleib. Geschichte eines merkwürdigen, tödtlich abge- laufenen Abdominalleidens. IV, 3.

Vaccine, Tcrgl< Thierkranifheiten.

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