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C.W. Hufeland's

Journal

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practischen Heilkunde.

Fortgesetzt

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Dr. E. Osann,

ordentl. Professor der Median an der Uniyersitat nnd der med«

Chirurg. Academie für das Militair zu Berlin , Director des

R. Poliklin'. InstitDts, Ritter des rothen Adler -Ordens dritter

Klasse and Blitglied mehrerer gelehrten Gesellschaften.

18 3 7.

LXXXIV. Band

Berlin.

Gedruckt und ferl^gt vou G. Reimer«

C. W. Httfeland's

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practischen Heilkunde,

Fortgetetit

Dr. E. Osann,

erdend« ProfeMor derMedidn an der UniyenitStoiid der med.

chirarg. Academie für du Militair zn Berlin , Director des

K. PoUklin. InstiCats , Ritter dei rothen Adler- Ordern dritte?

Klasse und Mitglied meliierer gelehrten Gesellschaftea«

Onm, Freund, ist ade T%iwrie, Doch gtün dei Lehen» goldner Bemrn*

Göthe.

L Stück. Januar«

Berlin«

GedmcLt and terlegt bei G. Reimer.

O. W. Hafeland*s

Studien, praktische und akadenusche

Wirksamkeit;

•In Fragmonl aus Hafebnd's hioterlassener Selbstbiographie.

VorerInBaruDg.

Unter den zahlreichen Manuscripten hat eich in dem Nachlafs unsers verewigten Hufeland eine, Ton ihm eigeohäodig niedergeschriebeDe Selbstbiographie Torj^efunden. Sie begioot mit d^n frühesten Erinnerungen aus seiner Jugend^ und ist bis zum Jahre 1831 durch- und fort- geführt, — giebt nicht blt>fs ein treues Bild seines weityerzvreigten tbatenreichen , aber oft stürmisch bewegten äufsern Lebens, sondern umfatst zugleich auch die mit der grölsteo G««

A2

8 -:^

\

^bseobaftlgkeit I oft mit rahrender Aufrichtig« keit 'dargettellttt Geschichte seioer geistigen Ent- wickeluog, ^ eine in psychologischer, mora« lischer, a od historischer Hinsicht gleich wich- tige Zasaqimeostelluog der Haaptinomeote sei- ner Erziehung und Studien, so wie der ein- flufsreichen, grobartigen Verhältnisse seiner Zeit^ unter welchen sein initisres Leben, sein an- spruchsloser, für alles Grobe, Edle und Schöne gleich empfänglicher Sinn, sein iiebeyollesy from«^ Ines Gemuth sich entfalteten , und die rerschie. denartigsten Richtuogen seines Geistes, sein auf gediegene klassische Bildung gegründetes iriel- umfassendes und vielseitiges wissenschaftliches Streben, seine vielbewährte praktische Thätig« keit und sein' rastloses, ja aofopferndee Wir« ken für Alenscbenwohl sich gestalteten.

Obgleich zu hpffen steht I dab diese Selbst- biographie HufelantTs als Ein Ganzes für sich öiTentUcb erscbeiDen ^ird , habe ich mir erlaubt, nachfolgendes Fragment aus derselben besonders in einer Zeitschrift mitzutheilen , welche von ihm gegründet, von ihm mit so viel Eifer und Liebe geleilet, so lange das Organ, der Ver- eins - und Mittelpunkt seiyer geistigen Thätig« kftit war.

Das gewählte Fragment umfabt eine für das Leben Hii/e/andV sehr entscheidende i in Tielseitiger Beziehung, ab<er besonders für die Leser dieser Zeitschrift höchst interessante, Epo- che , nehmlich die 2^it seiner praktischen *und wissenschaftlichen Ausbildung als Arzt, Schrift-» steller und Lehrer, - seine akademischen Stu- dien auf den Hochschulen zu Jena und Göt-

dagtm^ ?- uSmm Egmhdaangnmi WUkandwt *äb pnüklitdiOT Arxt, aeia «nlM AalMImm ab SchiillBtdtar io Weimv, «M dit Wim 6#. staltnag idaer (Mdgan Bicbtug ao cialnÜH reiciMB ttahan BeaMioagii rfnt &• danuJs ia WauDarveniatflo Heroen miMinr Littenititry ■od eadUch apiter aauie aeegeoamcbe Tbätig- keit ala akiJainkfiier Lekrar n Jena, welch« er aelkat ab ^^dia Gbmqpefiode aeinea Lebeaa" beseidmel«

Nor weuget auf FanuOeBTerfialhiliae be« saglidie, IQr die o£Ei»atliche MittbefloBg hier nicht geeignete Stellen, welche eben deahalb aoch fiir ^daa andache Pobliknm nur tob an» tergecMrdneiamIntereiae aejm konnten; aind weg- gelassen, dagegen alle Saat das äobere Leben, so wie fEr die geistige Entwickelung Hufelan^s, Too ihm anfgeseichneten, <rft scheinbar geriog- fiigigen Einzelnheiten trea beibehalten worden, - nad ich glaube deshalb nicht nm Nachsichl bitten %n dürfen, sondern vielmehr des Dankes seiner sahireichen Freunde Versichert zu sejn.

a

^ 10

■'1 ■*■■•■. '■ '

. > {iAisaäemische Studien.

'■•■ ' * 1780—1783.

^ Jena,

Der liebe Vater hatte es sehr gat berecl^« net. Meine älteete Schwester war an den Pro^ fessor der Theologie JFeher io Jena yerbeira- thety einen herrlichen Mann« Da konnte ich swar nicht wohnen, aber sie sollten Aufsicht über mich fuhren. Dann waren Loder, Starke Freunde unsere Hauses. •— Aber was helfen, alle Berechnungen und Aussichten bei einem jungen Menschen Von achtzehn Jahren , der zum ersten Male in die Freiheit kommt!

Der Ton unter den Studierenden in Jena war damals aber alle Maafsen roh, unsittlich und ausgelassen, der ächte alte Komment in voller Herrschaft , Landsmannschaften , Kom« morsche , Saufgelage , Schlägereien an der Ta- gesordnung; und gerade der Schwager eines Mannes, an dessen Haus ich besonders empfoh- len wari war einer der ärgsten Renommisten, So kam ich allerdings zuweilen in solche Ver- bindungen» Aber mein guter Engel und Got- tes Gnade haben mich dennoch frei bewahrt, dafs ich nicht Tom Wege der Tugend abge- wichen und in grobe Ausschweifungen yerfal- len bin. Da habj» ich, trotz alles bösen Bei- spiels und Versuchungen, die Kraft einer from- men religiösen Erziehung recht erfahren» Nur 4er Erntt des Studiums, der Fleifs, das be- etändige Denken an Dio cur hie? - litten un- ^r diesen Umgebungen, woau noch die herr-

II

liebe Natar, die' mehr hinaas, als bereio ins Haas lockte, das ihrige beitrug.

Das eiozige, was ich wirklich in Jena ge- lerot habe, und was ich ewig dem werthea Loder rerdaiike, ist Anatomie , und ich kana sagen 9 dafs ich alleSi was ich davon weifs» ihm zu dankW habe. Denn er war eiosig als Lehrer dieser schweren Wissenschaft, und hatte eine Gabe des Vortrags und des Lebendig« und Dentlichmachebs des Gegenstandes, wie ich sie Bachher nirgends wieder gefunden habe. Die^ ser, Lehrer zeigte recht, da/s es nicht Ton der Menge der Cadayer, sondern von der Methode pnd BemUbung des Lehrers abhängt, wenn man etwas lernt: denn mit zwei CadaTero mehr hatten wir den ganzen Winter hindurch nicht bat er uns Toxtreillicb und hinreichend unter-» richtet. .

Aufser den oben genannten waren meine Freunde Kotzebue, Schulz, und ein gewisser Schweikerif ein stiller, fleifsiger Mensch , der mit mir in einem Hause wohnte.

Goliingen*

Mein theurer Vater überzeugte sich wohl, dafs ich in Jena nicht so viel lernte, als ich sollte, und zu viel Lust an Vergnügungen be- kam. Auch bin ich überzeugt, dafs, hätte ich länger in Jena zugebracht, es mit meiner wis« senschaftllcbeji Bildung ziemlich mittel mafsig ge<- hlieben wäre. Es wurde also beschlossen^ mich Ostern 1781 nach Göttiugen zu schicken, einer VniTersitäty die damals,- besonders in der Me-» dizin, vor allen andern den Vorzug hatte. Dort fand ich Männer, M^ie Richter^ Murray^ Bal^ dinger, l^rkberfff Blumenbaohf Gmelin, A\%

12 --

Zierden der medicuiieeheo Facultat; auÜBeraem Schlözer, Lichtenbergs Kästner^ Gattenerp Heyne^ SpUtler^ lauter Herqen der gelehrten Welt,

Ich aeiiete in Gesellschaft des Stad. GrellJ mann^ eines mehrere Jahre alteren^ geseUteo, ernsten, streng sittlichen und gelehrten Mannes^ der auch seine Studien in Göttingen Tollenden wollte; mijt mir in ein Haus zog, und» wie ich nachher wohl zu glauben Ursache hatte « im Stillen Tom Vater beauftragt war, mein bera- thender Freund und Beobachter zu sein, ohne da£s ich es jedoch je bemerkt habe«

Ich kann nicht leugnen, dafs mit der Ver- setzung nach Gottingen eine totale Veränderung in meinem ganzen Wesen Torging. War es « der Einflufo der Göttinger Luft oder des dort herrschenden Geistes, der auch unter den Stu- denten mehr Fleifs, Anständigkeit und Selbst-' Studium erzeugt, oder die erste gänzliche Ab- geschiedenheit Tom elterlichen Hanse, das Ge- fühl der Fremde wahrscheinlich alles Ter- eint genug es ward stille io mir, und ich fand kein grofseres Vergnügen, als meine Col- legia zu hören, und dann auf meiner Stube zu Studiren« Ich mufs Göttingen den Dank zollen» dafs ^es den Grund zu meiner ganzen Wissen-' scbaftlichkeit gelegt hat Dazu gesellte sich noch ein grofser Grad, Ton Schwermuth , der überhaupt immer in der Tiefe meines Charak- ters lag, und durch zwei, mein Herz tief betrü- bende Ereignisse gesteigert wurde: erstens durch den Tod meines lieben Schwagers Weber in Jena, dann durch den Tod meiner geliebten Mutter, welche plötzlich am Nerrenschlage 1782 starb. Mein Lieblingigedanke war das ^Ster- ben, und mein Lieblingsüed;

13 -.

Meliiti LdbeM Ztil fmtecMi;

Stoodlidi eU* kh za 4tai Gnbe.

Betooden gegenwärtig war mir immer der Yen:

Scheis' Seh TOI Dir

80 will ich BÜeh doch hmm

Cad deiaer Hälfe tnnea;

UikI weim ich auf dar £rde

Nicht grob, ■lebt glocUidi werde»

ToU Glaobent in dk) Zukunft ichaoee.

Von groftem Werth war mir der nahe Um- gang mit LichUnherg und Osann, an dem ich in den letzten anderthalb Jahren ins Hans zog, nnd der mir durch die Liebenswürdigkeit sei« nes Charakters, durch seine 'Wissenscbafl nnd praktische Geschicklichkeit als Preand, Mdster und Lehrer ron grobem Werth war nnd un- yeigeüdich bleibt.

Groschke nnd Deneufville waren meine ein« zigen näheren akademischen Freunde, Richter^ Blumenbach nnd Lichtenberg haben den stärk- sten Einflufs auf meine Bildung' gehabt. Dem trefflichen Richter verdanke ich die naturge* mälse praktische Richtung in der Wissenschaft, der ich durch mein ganzes Leben treu geblie- ben bin.

In dem beifsen trocknen Sommer des Jah- res 1783, wo nach dem Erdbeben in Calabrien ein trockner Höhenrauch die ganse Luft er- füllte, promoTirte ich den löten Julius mit der Dissertation : de usu vis eleciricae in Asphj'ona (opponentibns Hufeland ^ Girtanner^ Groschke) nnd reisete den folgenden Tag nach Wei- mar ab. -

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Arzt in Weimar.

1783 Oa.

Es war zu Encle des Julius, ab kh mei- nen Einzug in Weimar hielt. Ich fand den lieben Vater fast erblindet, sehr gebeugt und traurig; Er konnte fast nichts mehr lesen, und sah nur die Gegenstände im Grofien , -«- dabei oft das heftigste Herzklopfen, Schwindel, Hy- pochondrie. Die Schwestern waren aufser sich vor Freude, ihren Bruder wieder zu ßeheo, der nun auch die Stutze des Vaters und gaor zen Hauses werden sollte.

Ich fühlte tief meioe nunmehrige Bestim^ mung, und nahm mir fest yor, mich ihr gams zu weihen , des Vaters Arbeit zu. übernehmea und ihm sein schweres Leiden zu erleichtern« Es war eine grofse Aufgabe für den jungen einuodzwanzigjährigen Maon, die ganze grofse Praxis des Vaters -^ denn er hatte die stärk- ste nicht blofs in der Stadt, sondern auch auf dem Lande bis an die Harzgrenze von Thü- ringen — - zu übernehmen , und sie ist mir auch herzlich schwer geworden. Die Jahre, wo an- dere JüngÜDga noch reisen oder das Leben ge- nisfsen, sind für mich unter schwerer, oft kaum zu bewältigender Arbeit, Sorge und Anstren- gung Terfiiossen. Aber auch dafür danke ich Gott, und erkenne es als weise Führung. Denn erstens habe ich dadurch das mich durch mein ganzes Leben begleitende , höchst beruhigende und trostliche Bewufstseyn erlangt, meinem lie- ben Vater die letzten, Jahre feines Lebens er- leichtert und yersüfst , und ihm dadurch we- nigstens einen Theii meines Danks und mei- ner Schuld für seine grofsen Wohlthaten abge-

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fragen so haben« Ich glaube , es hat mir See- gen gebracht für mein ganzes Leben ; denn die Schrift sagt: ^,Des Vaters Seegen bauet den Kindern Hanser«" Andern Theils wurde es fiiir mich die herrlichste Schule, unter seiner erfah- renen, acht hippokratischen Leitung meine erste Praxis £u üben i und ich habe dadurdi yiel mehr gelernt und bin besser Eum Fracticus gebildet iT^orden, als wenn ich alle Länder und alle Hospitaler Epropas durchreiset' wäre»

Hein medidnischer Eintritt war nicht sehr ' glucklich« MerkwSrdig genug erlurankten ge- rade an dem Thor, durch welches ich einge- zogen war, swei Personen, ein Schmidt und seine Frau, an einem Faulfieber, fibiorgaben sich meiner Kur und starben beide. Dies schlug mich etwas nieder, und hätte als ein böaes Omen betrachtet werdeli können. Aber ich führe es ausdrücklich an, um das Gegentheil zu beweisen; denn ich habe zehn Jahre mit vielem Glück in Weimar practicirt.

Ich lebte in meinem Hause ein ruhiges, stilles Familienleben mit dem Vater, Tier Schwe- stern (die älteste war als Wittwe wieder nach Hause zurückgekehrt) und dem Bruder Friedrich, der zwölf Jahre jünger war als ich ; das Leben auGser dem Hause, und das war der gröfste Theil des Tages, war desto geräuschvoller und unruhiger für mich. Meine Lebeosordnuog ge- staltete sich nun bald folgendermafsen 9 und blieb auch nachher die Ordnung für mein ganees Leben. Die Morgenstunde ich stand früh auf, im Sommer halb 6 Uhr, im Winter um 6 Uhr -* war dem Geiste geweiht, dem stii« len Nachdenken,, den eigenen productiven Ar- beiten (** denn früh ist der Geist am xeinsUa

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and prodacÜTSten ^ am meisten sich selbst gleich, am wenigsten gestört pnd getriibt durch das Irdische, und daher reineren und höheren Ein- . gebungen fähig auch ist es die einzige Zeit, vre der Arxt noch ungestört ist , die Stunden im Sommer Ton 5, im Winter Ton 6 bis 8 Uhr sind daher durch mein ganzes Leben die einzigen geblieben^ in denen ich schriftstelle- rische Arbeiten gemacht und alles schrieb, was ich je geschrieben , und das ist nicht wenig )• Die Zeit TOn 9 Uhr bb Abends 7 bis 8 Uhr gehorte der Welt, das hei(st^ den praktischen Geschäften (in der Folge auch den akademi- schen) ; der Abend dem Herzen - dem GenuCs im häuslichen JPamilienkreiser

Mein praktisches Leben in Weimar war in der That Tiel mühseliger, als es sich man- cher praktische Arzt jetzt denken kann* Ich znufste nämlich nicht allein von fräh bis Abends 9BÜ Fufse herumlaufen denn Weimar gebort SU den Mittelstädten , zu klein , um darin her« mnzufahren, und doch zu grofs, um zu Fube nicht recht sehr zu ermüden , sondern es kam nun noch die Landpraxia dazu. Bald schickte ein Pächter oder ein reicher Bauer^ oder ein Landprediger oder ein Gutsbesitzer e^ ^ iien Wagen, oder auch nur ein Pferd, oft ein schlechtes, um' ihn zu besuchen^ zuweilen rier, fünf Meilen weit^ am häufigsten jenseits des Ettersberges, nach Schwerstädt, Krantheim, Brembach, KoUeda, Beichlingen, Wiehe, Uel- drungen bis Monchpfiffel, - wo ich dann bei den damaligen abscheulichen Wegen und im Winter oder Frühjahr bei Thanwetter oft in Lebensgefahr gerieth. Das AllerbeschwerUchst« dabei aber war^ dafs ich znglticbi nach der

~ . 17 ^ .

damaligen tioch fast allgemein fa^trsch^ndeD Sitte, auch die Arzrieien selbst geben und also zumTheil deo Apotheker machen mnfste. Wenn ich also mit deo KraDkehbesucheä fertig war» so mufste ich nun noch Decocte, FuWer, Pil- len machen und dispensiren, und, was nun noch beschwerlicher war, Abends 9 Uhr, oft mit TÖllig ermüdetem und erschöpftem Kor- per , mich hinsetzen und in die Krankenbücher die täglich. Terabreichten Arzneien eintragen, um zu Ende des Jahres oder der Krankheit die Rechnung machen zu können« Doch hatte die** ses wieder den Vortheil , >dafs ich zugleich ge- nöthigt war, täglich mein Krankenjournal prr deutlich zu fuhren* Auph hatte das Selbstdis- pensir«n manche andereVortheile* loh lernte die Arzneikorper weit besser kennen , konnte mich selbst Ton ihrer Güte und Aechtheit überzeu- gen , war sicher, dafs bei der Zubereitung nichts versehen ^urde, und, was ein Hauptrorzug des Selbstdispensirens ist, noch bei der Zube- reitung hatte ich oft auch einen glücklichen Ein- fall Ton dem oder jenem Zusatz (wie ein Koch bei der Zubereitung von der oder jener Würze), der die Wirksamkeit erhöhete., Nicht zu ge- denken des unendlich grofsern Zutrauens, wo- mit der Kranke die Arznei unmittelbar aus der Hand des Arztes empfing, und man weifs, wie viel dies zur Wirkung beiträgt.

Genug , es war in aller Absicht eine höchst TortrefEUche praktische Schule, durch die ich io diesen ersten zehn Jahren ging , und gewifs die beste Vorbereitung für meine nachherige praktische Laufbahn, die ich freilich damals noch nicht ebnete«

loiini.LZX«V.B.l.St. B

, , - i8 -

Ich war Abends oft so erschöpft und yoc Sorgen niedergedrückt, dafs ich wünschte^ es möge die letzte Nacht seyn. Perfer et ohdura^ dolor hio tibi producet oUUf dies rief ich mir dann cu»

Es ist gevFifs eine der Haaptbeschwerden des praktischen Arztes^ keinen Augenblick sieber für sich zu haben; selbst die Nacht ist nicht 'sein, und hierin geniefst der geringste Holz- hauer einen Vorzug, der Abends nach getha- ner Arbeit Feierabend macben, seine Thur schlie- fsen und nun sicher auf Ruhe reebnen kann. Aber zwei grofse Folgen fiir das Innere ent- springen djaraus: einmal, dafs der grofse Ge- danke^ die Basis des ganzen Christenthoms -■ nickt für sich , sondern für Andere zu lehen immer lebendig in seiner Seele wohnt und im- mer praktisch ins Leben gerufen wird; zwei- tens^ dafs er sich gewohnt, nie mit voller Ge- wifsheit auf Etwas, auch nicht auf Freuden und Genüsse zu rechnen^— eine Eigenschaft, die in diesem unsichern Erdenieben überhaupt sehr nützlich ist. Ich erinnere mich z. B., dafs ich in dem , zu jener Zeit sehr rorzüglichen Thea- ter sehnlichst die damals neue schone Oper^ Azor und Zemire, zu boren wünschte und drei- mal schon Billets dazu gekauft hatte, aber je- desmal durch unrorbergesehene praktische Ge- schäfte abgehalten wurde.

Also was man gewohnlich Freuden nennt, deren genofs ich wenig. Meine einzige Erho- lung und Aufheiterung damals war, aufser den stillen häuslichen Stunden mit Vater und Ge« schwistern, die Beschäftigung mit der Wissen- schaft und der Umgang mit einigen Freunden und geistreichen Männern«

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Was das Erste betraf, so hatte ich eiM groCse Vorliebe fiir Physik, besonders fiir di« Lehre tod der Blectricität| und für die Natar- wissenschafleo ron Gottiogen mitgebracht. leb setzte meine Versnche mit der Eiectricität fort ond stellte daDo Beobachtangeo mit der Hedj« sarum gyrans ao^ woyod mir mein Freund Groschke Saamen ans England mitgebracht hatte, Anfserdem benutzte ich die auserlesene prak- tische Bibliothek des Vaters zum Studium«

_ .

Was das Zweite betraf, so war ich b(^

glücklich , des Umgangs der daipals ' Weima^ zierenden grofsen Geister, IFieland^ Herder, Goethe, Schiller^ zu geniefsen, ja ihr Arzt za seyn, und sie so noch Tiel genauer kennen zq lernen. Aber mir näher traten Tier: Bode^ Bertuch, der Arzt Buchholz und MusafuSf be- sonders die beiden Ersteren« Sie wurden, ob- gleich älter j meine wahren Freunde und wirk- ten yiel auf mich. Bade, der bekannte trelF-« liebe Uebersetzer von Sterne, war eiqer der merkwürdigsten Menschen. Seinen Anfang hatte er ab gemeiner Regimentspfeifer gei^acht, war dann Buchdrucker und Buchhändler in Hamburg geworden, durch eii;ene Anstrengung wissen- schaftlich gebildet upd Schriftsteller, Freund Toa Claudius und Klopstock^ zuletzt vom IMinistep Bernstorf ^ und nach dessen Tode Hausverwal- ter und Gesellschafter seiner Wittwe , mif wel- cher er in Weimar lebte. Er war von grobem^ starkem, kräftigem Korper, grundehrlich upd, wahr, offen und gerade, freisinnig in allen Be<^ ' Ziehungen , dabei voll Geist und Witz , und' hatte ganz die Tristan Shandy^che Manier an- genommen. Dadurch erwarb er sich in Wei-. znar einen grofsen Einflufs^ am üicisten ^ut

B 2

20

jmjpb Leute 9 die et gern an sicli zog« Ntftur« lieh war «eine Wirkung auch auf mich jungen Hänn sehr grofs, und auch er bewies mir be- sondere Aaszeichnung und Liebe. Sein Haupt- Streben war damals der Kamjiif gegen Kalholi- cismus und Jesuitismus (der sich in Teutsch- land, besonders Berlin, sehr wirksam zeigte und ton ificolai und Diester bekriegt wurde) . und Reformation der Maurereib Damit verei- Digte sich nun das Eingehen in die Freiheits- ideen und den Kampf gegen Despotie, der da* mals in Frankreich Vorbereitet wurde. Auch Miraheau lernte ich bei.ibm kennen. Er zog Blich natürlich in das Interesse aller dieser Ge- genstände. Er wollte nun die Maurerei benutzen zur Bekämpfung des'Jesaitismus und Despotis- mus^ und gründete dazu^ als höheren Grad, den niudiinatenorden , woran er mit Weishaupt und Knigge thätig arbeitete.

Für mich war der Umgang mit Bode von Stm grofsten Nutzen, in sofern ich veranlafst wurde, noch eifriger auf Selbsterkennlnifs, Auf- klärung, Reinheit der Gesinnung und Sitten hin- jEuarbeitbn^ und ich diesem Streben recht 'riel' Gutes fSr meine innere Ausbildung yerdanke. Besonders war die sorgfältige Führung eines Tagebuches und Aufzeichnung aller Gedankea oder gelesenen Stellen, die einen besondern Eindruck auf mich gemacht hatten , Ton vie- lem Nutzen.

Der zweite Mann, dem ich hier ein Dank- und Ehrendenkmal zu setzen habe , ist Bettuch. Er meinte es redliteh und gut mit mir, und Wirkte durch seine mannigfaltigen Kenntnisse, ausgebreitete Bekanntschaft, Mittheilung lite- rarischer Erscheinungen und Neuigkeiten^ un-

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ermiidete Regsamkeit aod Uterarltcli-tacliobche Thätigkeit auch aufregend auf mich, aod Auf«- reguag too aufseu qod uacb aufseo be^tirfle mein Geist»

So wurde das damalige Aih^n Ton Teqtscb- laod ganz besonders ein ^ihemiür micb. and ich Lana es nicht anders als eine Gnade Gottes betrachten, da es einen so wesentlichen Einflufs auf meine fernere Entwickelung übte^, dafs ich in diesem Kreis ausgezeichneter Männer die er- sten zehn Jahre meiner geistigen Entfalliing nnj meines Herrortretens in die -Welt verlebte.

So entwickelte sich auch meine Liebe zur Schriflstellerei, die vorher schon immer em- brjoniscii in mir gekeimt hatte , zur That. Die erste Veranlassung gab das Unwesen , welches damals Mesmer in Wien mit seinem Blagpetis- mns angefangen , was sich mit ihm nach Frank- reich verpflanzt hatte, und uns von da aus wieder mit Pamphlets iiberschUttete. Manche Aufdchlüsse von meinem Freund Reinhold , der damals aus Wien kam, BertucKs Aufmunte- rungen und literarische Hülfsmittel, meine ge- sunde Lichtenbergische Physik, und die durch Bode^ Nicolai j £ze5/er damals aufgeregte Furcht vor Jesuitismus und Aberglauben --- Alles dies drängte mich, öffentlich dagegen aufzutreten, das Ungründliche, Unpbysische in der Sache aufzudecken und Alles auf Täuschung der Sinne, der Phantasie, ja selbst der Sinnlichkeit zurück- zufahren. Ich glaubte dadurch der Wissen- schaft, der gesunden Vernunft, ja selbst der wahren Religion und Aufklärung einen Dienst zu thun. So entstand mein erster liierarischer Versuch, der Aufsatz: ,, Mesmer und sein Ma^- netismus*\ der im Jahre 178Ö im teutscben Mec-

- 21 - '

I

kor abgedruckt wurde. JFieland war damit ao Eufrieden, dafa er mir ein sehr scbmeichelhaf« tet Billet oebst zehn tchSn glänzenden Ducaten schickte. Man kann sicK die Freude eine» jun- gen Autors hierüber denken , und dieses Zeug- nifs eines hohen Meisters trug nicht wenig dazu beiy meine Luft und meinen Muth zur ferne- ren Scbriftsteilerei zu stärken. Das Folgende war meine Abhandlung ^fiher die uiusroiturig der Pocken**, wozu ich die Absonderung , eben 8d wie bei der l^est ^— damals das einzige denkbare Mittel vorschlug. Eine damals ia Weimar grassirende, hBchst bösartige Pocken- epidemie veranlafste mich , meine Beobachtun- gen darüber, so wie über die Inoculalion» die ich damals häufig ausübte ^ niederzuschreiben, die manche neue Ansichten und Erfahrimgen enthielten. Dies war mein erstes Buch^ was ich 1787 bei Göschen in Leipzig drucken liefs, ^xnit grofser Schüchternheit und Bescheidenheit; ich war höchst zufrieden, einen Louisd'or für den Bogen zu erhalten. Aber um so. überra- schender war der Beifall, den er allgemein er- hielt, besonders eine vortbeilbafte Becepsion in der Allgemeinen Literatur -Zeitung Ton Fritze in Halberstadt, und ich freue mich noch zu se- hen, dafs meine Grundsätze, die ich damals aussprach, noch jetzt' die wahren und allge- mein anerkannten sind , blöfs , weil ich sie, wie Alles, was ich in meinem Leben geschrie- ben t nicht aus meinem Kopfe, sondern aus der Natur und Erfahrung geschrieben, überhaupt sie diePeder wegen irgend eines äufsern Zwecks angesetzt habe, sondern nur immer, wenn ich so Ton einem Gegenstande aus innerer Ueber- zeugung erfüllt war, dafs ich durch innern An-

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\rieb . gedriiogt wnrde^ mich darab«r autca-* sprecheo.

Eid anderer Gegeostaod naliin mich nach- her auf das lebhafteste jd Ansprach ; „cfi> Sorge für die Scheintodien und die Errichtung eines Leichenhauses in Weimar". Frankes Ideen hier- über hatten mich begeistert. Ich schrieb dar- über eine Abhandlang fiir das Pablikum über die Ungewifsheit des Todes, nnd hatte die Freude zu sehen , dafs sie eine allgemeine Bewegung und Theilnahme in Weimar hervorbrachte, und besonders durch die Mitwirkung der edlen Grä- fin Bernstorf (Wittwe des berühmten däni- schen Staatsministers) eine Subscription zu Stande kam, welche zur Errichtung des ersten Lei- chenhauses in Weimar zureichte.

Auch die Beobachtung der schonen Selbst- bewegangspflanze, die den Namen Hedysarura gyrans fahrt , wovon ich einige Exemplare aus Saamen in meinem Zimmer gezogen hatte, und die merkwürdigen , noch immer nicht erklärten Tag und Nacht fortdauernden balancirenden Bewegungen ihrer Seitenblättchen beschäftigten mich ein ganzes Jahr hindurch auf das lebhaf- teste, gaben Gelegenheit zu einer Menge Ver- suchen, mit Electricität u. s. w. , und zu tie- fem Nachdenken über Leben und Reizfähigkeit als Princip der Lebensthätigkeit , und veranlafs- ten endlich eine Schrift darüber^ worin ich zuerst diese Idee aussprarb, die ich nachher weiter ausbildete. Aber ich war so beschei- den, dieselbe zuerst ohne meinen Namen in Voigts Magazin der Physik abdrucken zu lassen«

Hier darf ich jedoch nicht unerwähnt las- sen, dafs schon in den letzten vier Jahren mei- nes Weimarseben Lebens die Grundideen mei«<

^ ^i ^ .

nav MaboUotlk uod Pothogeaie ticfa io mir erzeugten, uod in den frühen Morgenstunden Ton mir niedergeschrieben wurden. Den er« 9ten Aostoff^ ^sur M^krobiptik gab ipir Bqcp^s Pistorja vitae et mortis, und mei^e Ideeii ober (^eben opd Lebenskraft bildeten sich aus rei- per Beobachtung^ der Natur im gesuodeq und l^ranken Zustande, besonders aber ples Eies, 4er Saamen iind d^r Germ^natipp so^fobl ioi yegetabilischen als anin^alischen Organismus, *t- •o auch die Idee Top der Ajifzehrung der I^e-r benskraft (iatch das Leben selbst , und ange- wendet auf einzelne Functionen , I^rankheiten^ Krisen, jals natürliche Folgen der Schwäche, des Nachlasses durch die Ueberreizung upd Selbstauüzebrung, und sp hatte ich schon d^* mals den richtigen Begriff von der nachmals Ton Brown indirecten Schwäche, lange vorher (1787 i90), ehe man noch wufste, d^fs eip Brown in der Welt ^y ar.

Ich mnb hier noch ein Wort Ton ^lelnel|| Styl sagen, den man, wie ich in der Folge ge- hört habe, gut gefunden und sich besonders das Lob der Klarheit und Bestimmtheit ertheilt hat. i|nd sa^en, wie ich glaube dazu gekommen za ^pyp. ^uer^t, dafs ich mich beständig bestrebte, J^lqre und bestimmte Begriffe Ton allen Dingen i^ meiner Seele zu bilden« Zweitens, dafs ich 1>e^pnders die romischen Autoren und Tor Al- len den Cicero in meiner Jugend studirt hatte : denn das, glaube ,icb 9 ist ein Hauptyor^u^ der römischen Sprache, dafs sie den Jüngling 710- thigt^ bestimmt, kurz und energisch zu den- ken und auch den Gedanken so auszudrücken« Selbst der Periodenbau hilft dazu und übt zu- gleich in der Logik. S^br "viel hat mir noch

daaa das StaJiam der Rhetorik (ErmesU loitia) und des Quinctiliauus geholfen^ worauf der gute Heinze sehr viel hielt« Dritteoi meg oeclir- her die Beschäftigung mit der klassi^cbep fraur zosischen Literatur viel beigetragen haben, dea| Styl mehr Geschmeidigkeit ^n geben. Und endlich ist gewiß noch ein Hauptgrund dieser^ dafs ich nie schrieb, ohne ganz von meineni Gegenstand erfüllt zu seyn, unl das Geschäft des SchHftstellers als etwas Hohes und Heili-r ges SU betrachten, ja als das Höchste, weil es )a hier allein, nicht blofs zur Gegenwart, son- dern auqh zur Nachwelt spricht, und ich mir dahes auch immer zum Hauptgesichtspunkt machte^ nie. blofs an die Gegenwart^ ap das^ Literesse des Tages oder der Olode, zu depr ken, sondern die Suche f^üAer und für olh Zetlen zf^ fassen.

Am 13. Mär^ 1787 starb mein Vater aii einem Frieselfieber im 57sten Jahre. Sein Ende war seelig, wie sein Lebep, und poch sehe icb, wie die Morgensoone gleich nach seinein Hin- scheiden (es erfolgte Morgens), so ^ön uns an das Auferstehen erinnernd , ins Zimmer schien, --r Dieser Todesfall machte einen Abschnitt in mei:? nem Leben. Ich wurde nun selbststäodig , so- wokX in der Praxis , als in bürgerlichen und ökonomischen VerhäUnissen. Es lag Vieles auf mir, und ich bat Gott innig um seinen Bei- stand. Wir Geschwister nahmen uns vor, ei- nig zusammen im väterlichen Hause fortzule- ben. Aber ich sähe wohl ein , ddfs ich nun an das Heiratben denken müsse, und, aufser der Sehnsucht meines Herzens nach einem zwei- ten Herzen, waren zwei Grunde, die mich tciebeo, die Ausführung zu beschleunig^D. D^i

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e!ne war ^ie unaD^enehme and oft verlegene* SteliuB§ eines praktischen Arztes , wenn er le* dig ist; der andere^ die mancherlei onangeneh- nien und kritischen Lazen, in \K^eIche ein jun- ger Mann , der beiratbsfahig und gern gesehen ist^ in Beziehung auf junge Mädchen und ihre Familie kommt, mit allen den Rücksichten^ nicht zu beleidigen ^d auch nicht zu gewäh- ren, besonders mit nfieiner Gewissenhaftigkeit^ die mir immer als höchst strafbar erscheinen /liefs, einem weiblichen Herzen Hoffnungen zu erregen , die man nicht erl'iillen wollte» Meine erste Neigung wurde mir nicht gewährt, obwohl Alles dazu geeignet schien. Es trat ein Freund aus der Ferne dazwischen, es entstand ein schmerzlicher Freundschaftskampf, nnd ich opferte der Freundschaft meine Liebe« <- Da erschien aus fernen Gebirgen ein junges, un- schuldiges, heiteres y höchst liebenswürdiges Mädchen in Weimar, die ich, da sie im Hause des Bergraths Voißt lebte , fast täglich sah und kennen lernte» Sie gewann mein Herz. Ich dankte Gott, mir hier ein reines, unverdorbe« nes Herz, im Gegensatz der vielen verbilde- ten, zugeführt zu haben, und rerheirathete mich mit ihr im November 1787.

Merkwürdig war übrigens das Fehlschla- gen menschlicher, besonders väterlicher Pläne während meines Lebens in Weimar« Der liebe Väter hatte natürlich keinen grofseren Wunsch, als seinen Sohn dereinst am Hofe zu seinem Nachfolger als' Leibarzt ernannt zu sehen, wel- ches schon der Grofsvater gewesen war. ' Er that alles Mögliche dazu« Aber was geschah? Die älteste Tochter des Herzogs, ein Kind von anderthalb Jahren, bekam einen Anialldee

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Asthma acatam Millari; ich besachto uod he- handelte sie^ and sie starb am dritten Tage, Dies konnte natürlich nicht viel Zutrauen za dem jungen Arzte erregen. Des Hersogs Mut- ter ward tödüich krank an einer Lungenent- zündung« In der gröfsten Noth ward Uofrath Stark von Jena berufen. Er wagte noch am llteo Tage ein Brechmittel, und sie genas* Dies gab ihm natürlich das gröfste Vertraueui und -vereitelte des Vaters Hoffnungen für die Zukunft für mich. Ich war und blieb Hofme- dicus mit 100 Rthlr. Gebalt. Der Kummer über diese fehlgeschlagenen Hoffnungen trug gewils zu des Vaters frühem Tode bei. -— Aber wie herrlich haben sich Gottes Wege in der Folge entfaltet! Und wie hat sich gezeigt, daEs gerade das scheinbare Unglück das Mittel za meinem Glücke war. Die Vorsehung hatte mich zu einem höhereu und grofseren Wirkungskreise bestimmt, von dem ich frei- lich damals nichts ahnete. Wäre ich aber in Weimar am Hofe glücklich gewesen und Leib- arzt geworden, so wäre ich gewifs da stets geblieben, uod -hätte nie als Lehrer, als Schrift- steller, für die Wissenschaft, für die Welt, für einen grofsen Staat, das wirken können, was ich gewirkt habe.

So lebte ich also in meinen beschränkten Verhältnissen zufrieden, ruhig und thätig fort, keinen Plan für die Zukunft machend, bemüht, nur jeden Tag gehörig anzuwenden und meine Pflicht als Arzt zu thun. Gott allein überliefs ich die Sorge für die Zukunft. Ich schrieb in mein mediciniscbes Tagebuch:

Der Menschen Leiden za Tersafsen^ Das höchste Glück ganz zu genielsen

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Riji, Helfer, Trottet; bfer 'Zq sein ~t ^ ptes, Gott, lais inicb txei allen borgen 9. Bei Tages Last^ an je^em schwülen Mpr^ei| Gerührt empfinden , ganz mich weilin Za belfen, zu trösten, zu erfreun.

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Was meine religiöse Denkart betrifft^ 80 lebte icb freilich in Weimar stets opter lauter sogenannten starke^ Geistern, das heifst solr cben, "weiehe mc^/5 glqubtep, sopdern stolz dari» auf waren ^ sich, wie sie sagten, ypn allen re« ]fgiosen Yprurtheilen nnd Aberglauben frei ge-r Daacht za haben. Auch ich nahm daran Tbeil lA Allem I was nicht wesentlich war^ Aber difi Hauptsache blieb , der Glaubp 9n Gottes WoH» An dies allein hielt ich mich , ja ich konnte im Innern nur wahre Freude empfinden ,^ wenn ich Andere in' Z vreifeln and philosophischen Sophi* stereien begriffen sah und in mir die schSne Si?» cherheit fühlte^ etwas Festes zu haben ^ an das ich mich halten konpte, das alle Zweifel lö-r sete. Sehr wohlthatig war mir noch iuv die- ser Zeit das Lesen yon Stilling^s Jugenfi teur Stärkung des Glaubens und des kindlichen Ver- trauens auf Gott^ wofür ich dem Verfasser noch im Grabe danke. Auch Herder^s Predigten, voll Würde tind Salbung, und voll gottlichen Geiste.9 un^ erhabener Ideen, triigen picht we- nig 4dzu bfsi^ meine Seele iinuier mehr zu Gott zu erheben und inein Chriatentbum zu yer- edeln.

Während ich jiun so ruhig meinen tägli- chen Beruf fortlebte, ereignete sich im Herbst 1792 ganz unerwartet ein Zufall , der meine ganze künftige Bestimmuu^, )a mein Leben, änderte und der. folglich kein Zufall war.

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GoMi hatte alle Freitage eine Geselliditft gebüdeter Menschen beiderlei Getchlechte^ eine Art TOD Academie, wo nach der Reihe jeder etwas znr. Unterhaltung yorlrag; Die Ileibe kam anch an mich, und ich las ein Fragment ^yüber das organische Leben" aus meinen Ar- beiten über Makrobiotik TOf« Der Herzog War gegenwärtig^ uiid gleich nachher sagte dieser zu Goethe t ,,der Hufeland pafst 2n einem Pro- fessor^ ich will ibo nach Jena setzen/' -*• Dies wurde mir wieder gesagt Ich fühlte -zum er- sten Male, dats ich dazu im Innern Neigung und Anlagen hatte; ich erkannte zugleich in diesem ganz ohne mein Zuthun Ton aufsen an mich ergangenen Antrag eine Füguikg und Be- rufung von oben, und der Entschlufs war gie- faCst. Freund I^odtr that alles Mögliche, mir den Uebergang zu erleichtern ^ und zum nachf- sten Frühjahr wurde der Uebergang festgesetzt»

Professor in Jfena^

1793 ^ ISOIi

So trat ich also, durch höhere Macht ge- leitet, und auch durch sie gestärkt, Ostern 1703, mein Lehramt zu Jena als Professor ordioa- rius bonorarius mit nicht mehf als 300 Thalern Gehalt, aber der Hoffnung, durch die Honorare der zahlreichen medicinischen Studenten das Uebrige zu erwerben, an* Aufser dem Ver- trauen auf Gott, stärkte mich eine innere Stimme, die mir sagte, dafs die irielen Erfahrungen und neuen Ideen , die ich über Leben , Kunst und Wissenschaft seit 10 Jahren gesammelt hatte, und von, denen ich ganz erfiUlt und tax Slil-

.^ ao

ih^ildng gedrängt wurde ^ meiii Wlrlcen nufs- lieh üDd seegensreich für die Bildung der Ja» gend und Weiterförderaog zur Neugestaltung 'der Wissenschaft machen würden. Denn es waren mir wirklich viele neue Ideen' aufgegan- gen , die io die Betrachtung des Lebens lind ia die Kunst einen hohem und Binheitsgesichts« pankt 'brachten, nämlich die Ideen des Lebens, . und diesen Alles unterordneten. Ich hatte in diesem Sinne schon mehrere Jahre Fragmente für ' die künftige MakTobiotik upd Pathogenie niedergeschrieben , die ich nun cu meinen Vor« lesungen benutsle«

Meine Vorlesungea fanden mehr Beifall, iils ich erwartete und Verdiente. Besonders die . Makrobiolik , die ich im grofseo Auditorium Tor 4 bis «500 Zuhörern öifentlich vortrug, and die wegen ihrer movatischen Tendenz, die sie auf die Jugend haben mufste, mir viel Freade machte und Seegen hatte. AuTserdem las ich specielle Thera|)ie täglich zwei Stunden (in ei- nem halben Jah»e das Ganze), so dafs ich täg- lich 4 Stunden zu lesen hatte, die klinischea Kranken besuchen und meine Vorträge täglich erst ausarbeiten mufste. Daher ich alle Mor- gen am 5 Uhr aufstand und ein sehr angrei- fendes Jahr hatte, besonders im Winter, wo die Fruharbeit bei Licht meine Augen sehr schwächte. In der Folge trug ich noch ab- wechselnd Pathologie and Materia medica vor, ao dafs ich alle Theile der Medicin nach mei- nen Grundsätzen bearbeitete« Meine Privat- Torlesangen hatten immer 80 bis 100 Zuhörer, voll von Eifer and Fleifs für die Wissenschaft. Es war ein herrlicher Geist, unter der Jugend« . Ea wurde dadarch das scheinbar UamSgliche

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loglich. Das Clioicqm wurde 300 Tba- irn, die ich dazu erhielt , dennoch eo toU« ommeo besorgt, dafs jährlich 600 Kranke ba- andelt und 50 junge Leute praktisch beschif« gt wurden , freilich durch die Verwendung irer Honorare für das loslltut.

Hierzu kam nun noch der freundliche Em- fang eines schönen Kreises hochgebildeter Kol- gen und Freunde, iLoder^ Siark^ Batsch^ ichte^ Griesbach, Paulus, Huf eland^ Schiller^ I denen sich in der Folge, noch Schlegel und :helling gesellten.

Im Jahre 1795 gab ich meine Pathogeme^ ^96 meine Makrohiotik heraus, woTon die *ste in der wissenschaftlichen , die Jetzte in er populären Welt einen sehr yortheilhaften lodrock machte, und ktzte in alle europäische prachen (englisch, französisch, italienisch^ anisch, polnisch, schwedisch, russisch | ser- ich) übersetzt wurde.

Zu gleicher Zeit fing ich , auf Zureden des achbändlers Seidler, das Journal der prakti" hen Heilkunde an , welches ebenfalls einen glücklichen Fortgang hatte, dafs es durch ein ganzes Leben hindurch fortgedauert hat, id aufser dem wissenschaftlichen Nutzen für ofrecbthaltung einer erfahrungsmäfsigen Qle- zin » im -Gegensatz der hypothetischen, noch r meine Oekönomie eine gute Stütze in der 3th und eine Hauptquelle meines Vermögens urde, da ich es mir zum Grundsatz machte, e Einkünfte davon nicht auszugeben, sondern .ruckzulegen«

Die Folge Ton Alle dem war eine grofse Igem^ine Berühmtheit, weit über meia Yec-

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'ilLtt%\\ 'TT^s {ch aticfi^ GDtt»6y geJ^nlt^ Immer. ' äabei füblte. Uod dand wären wiederum die Vollen ixttswäriige Vocaiiöhen^ die sich in den Jahren 1797—98 fast drängten. Erst als Pro- fessor nach Kiel> dann nach Leipzigs dann tfls Leibarzt nach Rufslaöd vom Kaiser Paü^, eod- .lieh als Professor nach Pavia . an P. FranJ^s j^telle, und Ton ihm empfohlen. Ich schlug •ie alle aus, weil . es ' ^nir in Jena wohlgiog; aus Dankbarkeit ^egen mein Vaterland ^ weil der Ehrgeiz keinen Re^z für mich hatte, und Bufdand besonders auth deswegen, weil ich dann von aller wissenschaftlichen Verbindung getretirrt gewesen wäre. Die Stelle iii Pavia tibd dn^ skhöue Italied mit 4000 Fl. Gehalt und Tier Mdnäteb Sommerferi&ti , hatte den grofs« teh Reiz; und dennoch lehiite ich sie ab> ein- mal^ Weil ich mich 2u teutSch fühlte and ver- pflichtet, das, Wasithsey, meinetn Vaterlande Vor allen Dingen zu opfern, dann^ weil ich d^n Katholicismus , besonders für meine Kinder, ^rchtete, und endlich^ weil eine Invasion von JBonaparte and langwierige Kriege zu furch- ten waren ^ was auch eintraf* Doch machte ich die Bedingung , meinen Gehalt von 300 auf 600 Thaler zu erhöben und ein kleines Kran* kenhaus für das Clinicum einzurichten.

Es war olTenbar der höchste Glanzpunkt meines Lebens» Aber eben deswegen auch der gefährlichste für meine Eitelkeit, für Nahrung des Uebermnlhs^ des Stolzes und der Selbst- sucht, und überhaupt für mein besseres Ich« IJnd wie wunderbar, wie weise, wie gnädig sorgte hier die Vorsehung durch unerwartetei zum Theil höchst schmerzhafte, Ereignisse, mich davor zu bewahren und mich in der De-

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moiD, oer Be8cbeidenfi6]t dnd det EoCsaguDg zu üben ! ' ' \

Das erste war die Erscheinung des 'Broivn^\ sehen Systems, durch TFeikard, Roeschlauhi Auf die befligsle, zum Theil unanfttändigsttf Weise gegen alle anders Denkende in Teutsch-- land gepredigt , und durch seine Consequenz, scheinbare Wahrheit, grofse Einfachheit ui^d Leichtiglteit bei jungen Leuten Tiel Glück ma-'' cheodi Es verwundete mich tief. 'Einmal^ yreil es die ^ahre» gründliche WisseDScb^ift^ Natur-^ ansieht und Erfahrung geradezu zerstörte^ und 10 der Praxis einen falschen , ja höchst gefahr-. licheo Weg Terfolgte. Zwßitens^ weil es gerade mein persönliches Verdienst um die Wi»-; •enscbaft raubte ^ indem es das, was ich mefn Ejgeothum nennen konnte, zuerst und lange' Tor Brown den Gedanken und das Bestreben' gehabt und öiFentlich ausgesprochen zu haben/ die ganze Äledizin unter £i/t Principe das Prin^ cip des Lebens oder Lebenskraft zu ordnen^ sd^ Einheit in die yerschiedenen Theile derselben zu bringen und den Unterschied zwischen So« lidar- und Humoralpathologen, Materialisten uqcl; Dyoamisten gänzlich aufzuheben jetzt al«; lein dem Engländer Brown zuschrieb, der et aber höchst einseitig nun unter dem Namen der* Incitabilität aufgestellt hatte, und ihn daäiirch als den Reformator und Restaurator einer r^ei«, Den höhern Bledicin pries , - ein Irrthum^^der leider noch bis auf den heutigen Tag sich in' deo tentschen Compendien und irielen Köpfen . erbalten hat. Drittens, weil dadurch^ die' Jugend so beihört wurde, dafs sie die Ohren ^ far die -Stimme der Erfahrungslehre verscÜoiil' and sich blindlings den neuen Irrlhtimern ergab« - Journ. LXXXiy. B. 1. St. C

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So macht* 9 fhich sehr.aDglScUIcfa» wenn idi nmi , nachdem ich sie erfahrnogsmäfsig gebildet Iiatte^ sie haafenweise nach Wien und Bam* berg eilen und sich unter Frank und Marcus Leitung dem yerderblichen Brownianismu» bin* geben sah* Scbliefslich kam nun noch die Kränkung dazu, dafs ich von Roeschlauh öf- fentlich mit Allem, was ich schrieb und ge- schrieben hatte, auf das Pöbelhafteste behandelt und herabgewürdigt wurde«

Das zweite war ein körperliches Unglück, mein plötzliches Erblinden auf dem rechten Auge.

Am 20. Norember 1798 war ich bei sehr kalter , nasser Witterung in einem offenen Wa- gen zu einem Kranken drei Stunden weit ge- fahren und Abends 8 Uhr sehr durchkältet und durchnäfst zurückgekommen. Hier fand ich das eben herausgekommene Gedicht Goethe*s , Herr- mann und Dorothea, fiel darüber her, und durchlas es fast ganz bis Mitternacht unter gro- Iser Anstrengung meiner Augen , schlief dann bis 7 Uhr und, als ich erwachte, war ich in dieser Nacht auf dem rechten Auge Yollig blind geworden ;• ich sah da nichts als eine dunkel- gc^auQ Wolke« Es war offenbar Amaurosis a . metastasi rheumatica et nimia intentione nerri optici. Meine Freunde Lader, Starke Bem^ steii^ thaten Alles zur Hebung des Uebels, aber ÄU^swar Targebens; ich bescblofs endlich, ein Inalbes Jahr die Augen gar nicht anzustrengen, machte eine Reise nach Doberan, Pjrmont, fitaenlein am Rhein (einem Gute, das ich ge- kauft hatte) ^ brauchte das Seebad und Pyr- mont; aber Alles war vergebens« Mein Auga 'blieb blind, ist es bis an den beutigen Tag {<L4. Juni 1831) geblieben 9 und Gott bat mir

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dennoch das andere Auge so erhalten , dab ich noch so viel io diesen dreifsig Jahren habe thun können. Aber freilich damals machte die- ses Unglück einen grofsen Eindruck and hatte einen entscheidenden Einflurs aaf mein ganzes Leben und künftiges Scbicksal. Ich mofste näm- lich, mit grofser Wahrscbeinlichkeit annehmen^ dafs ich auch das andere Auge verlieren v?Srde* Die erste Folge war: dafs meine literarischen und praktischen Arbeiten gänzlich unterbrochen wurden (der 2te Band der Pathologie blieb da- durch zurück); die zweite, dafs ich mich für die Zukunft darauf einrichten mufste, als blin- der Mann noch nützlich zu sejn, und das konnte nur als Lehret^ und Schriftsteller geschehen; die dritte, dafs ich mich nun zum Vorlesen und Dicliren fremder Hülfe bedienen mufste, und dies war der Grund , dafs ich junge Studlrende zu Hausfreunden und Hausgenossen annehmen mubie, Harbauer und Bischaff[ *— Ich war so glücklich, dem Kummer nicht zu unterlie- gen , sondern mich bald wieder zu ermannen, neue Kraft zu sammeln, und im Vertrauen auf Gott meine Geschäfte, wenn auch schwieriger und unvollkommener^ fortzusetzen. Ich bin über- zeugt , hätte ich mich dem Gram und den Thrä- nen hingegeben^ wie so Viele thun^ ich hätte das andere Auge verloren,

Aufserdem hatte auch mancher stille Kum- mer des Herzens mich längst dahin gebracht, auf alles irdische Glück zu verzichten und mich ganz dem höhern geistigen Leben zu widmen^ ja den wirklichen Uebergang in jene Welt als ein Glück zu betrachten. -—

So fand mich das Jahr 1800, nicht mehr freudig, noch weniger übermüthig, sondern

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xlenilich niedergebeugt und bekUinmert , dasn auch die ('ti^fsere Lage nicht melir ermunternd und erfreulich. Denn durch die französische Rerolution und den sich aach in Teutschland regenden Jacobinisimis und Sanscülottisinui, war bei den Monarchen grofses Mifstranen , beson- ders gegen Gelehrte und Acadeinien entstanden, und selbst unser treffliche Fürst war durch man- che freie Aeufserungen der Jenaischen Profes- soren und durch die bei jungen Leuten so leicht jBu erregenden Freiheitsideen der Jenaischeo Sto- dentton etwas Ton seiner frühern Liebe für Jena abwendig gemacht worden ; er besuchte m% , nicht mehr, die früher versprochenen and be- connenen Verbesserungen blieben ans» und ich ftlsbtosondere konnte das mir irersprochene und . so nötliige Krankenhaas nicht erhalten, sondern es schien , dafs , wenn eins errichlet werden sollte, solches einem Andern , welcher in Wei- mar mehr persönlichen Einflufs hatte , zu Theil Werden würde. Schon verbreitete sich ein Mifi* behagen mehrerer Professoren, und schon war Fithte^ dtirch seinen unglücklichen Atheisten- procefs Teranlafst, nach Berlin abgegangen* Alles dies machte auch mich mifsmulhig, und liefs mich für die Zukunft nichts Erfreuliches erwarten* Da erschien ganz plötzlich und unerwartet ein Ruf nach Berlin an Seile's Stelle^ als Director des Collegium medicnm, Leibarzt und ersten Arzt der Charitö , mit 1600 Thalern ^Gehalt* Ich verdankte ihn, wie ich nachher erfuhr, aufser meinem literarischen Rufe, der Empfehlung Beyme*s, der mich bei des Königs Besuch in Weimar im vorigen Jahre persönlidi kennen . gelernt hatte. In meiner jetzigen in« oern und Sufsern Lage konnte mir diesev An« trag nicht anders als ein Ruf von Obeni alt

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cioo gnädige Fiigoog des himmUscben VAter» ^ ertcbeioen, besooders.da er so gansohn« mein ^ Zotbnn erfolgte. In Jena trübten sieb die Aus« siebten für die Zukunft, hier öffnete sieb mir ein grober, eifrenlicber Wirkungskreis, ein grofaes Krankenbajis ^ wo ic)i aU kliniscber Lehrer mehr Nutzen stiften konnte, ein weni- ger beengtes Leben, ein liberaler, unter einer neuen Regierung neu aufblShender Staat, und, was för meine individuelle Lage und als Fa- niilienTater besonders wichtig war, in einem grofsen Staate eine scbBne Aussicht in die Zu- kauft fSut mich und meine Kinder.

In diesem Sinne war der Entschlufs l>ald gefafst« Ich legte mein Lehramt uiedor^ dank- bar gegen den .Fürsten, der uiich i)»hiri ge« setzt, und gegen die Akademie, die iiiM^h acht Jahre lang eo freundlich und ehrenvoll gepÜegt hatte, und (rat mit neuem iUuthe die neu err öiFnete Bahn an.

Meinem Beispiele folgten nachher mehrere der ausgezeichnetsten Lehrer, Loder^ Paulus^ Schelling, Hufeland ^ so dafs es einer Emigra- tion ähnlich war.*

Während meines Aufenthalts in Jena wur- den mir zwei liebe Kinder geboren, Julie in Jena und Laura am Rhein, wohin sich, ihre Mutter wegen sehr geschwächter Gesundheit begeben mufäte.

Durch meine literarischen Arbeiten, be- sonders die Makrobiotlk und das Journal, hatte ich so viel gewonnen , dafs ich ein Kapital von 10,000 Thalern besafs, welches ich znni Ankauf des Gutes Uaeoleiu an der Bergslral&e

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fSr 30,000 PL Rheinisch yerwendete, welches ich mir ah Asjl für mein Alter dachte, über was sind der Menscheo BerechnuDgeo ? Wie

Sans anders ist es gekommen? •— Achtzig [eilen daron, im Thiergarten bei Berlin , habe ich dieses Asyl gefunden. -*

«-. 39 ~

IL

Beobachtangen

einiger

merkwfirdigen FäUe von harfnäk-- kigem Erbrechen.

Von

Dr. F. BHSse,

K. Medizinal -Ratlie ond Hofimedikas xa Detiin«

(Vorgetragen d. 3. Fe^. 1837 in der Hofelandisdiea mcdi« dnisch - chirorgischen Gesellschaft txl Berlin.)

, - I

"ie Pathogenie dea Vomitat chronlcnt ist In ▼ielen Fällen danke! and schwer so emiren» Oft bedarf es einer fortgesetsten Untersachang und genauen Beobachtung' des Kranken, eh# -wir nur mit einiger Sich^theit £a bestinmilill Tennögen : ob in casa concreto ein dynamisches^ oder ein organisches Leiden zum Grande liege? > Und anch nach der sorgfaltigsten Erwagong aller ätiologischen Momente, wie oft bewebl uns der Ausgange data wir irrten f Die lanr^ Dauer and die Heftigkeit eines Kiankheilsf let veranlassen iinS| 'äsüsitf «tfohiene^ -berilü

. 1

^ 40 -

Aerzte la consultlren ; wiederholte jremeiaschaft« liehe Beobachtung und Berathuog iubreD daraiif bio: die Krankheit für unheilbar zu erklareo, eia organiftches Leiden bestimmt zu erkenoeo» Prognosis pessimal aber siehe, gegen alle Er- wartung hört das Erbrechen auf, die Gesund- heit kehrt wieder« Nicht selten findet in- defs auch der entgegengesetzte Fall Statt. Das chronische Erbrechen steht, unserer Ansicht nach, eyident als ein rein dynamisches Leiden da; \Yir glauben von dem Kichtrorhandenseyn organischer Entartungen überzeugt seyn zu kön- jken Dod versprechen Heilung; a bar der Erfolg macht unsere Diagnose und Prognose zii Schan- den^ das Erbrechen hört nicht auf,, spricht al- len ^ auch den kräftigsten Mitteln Hohn, der Kranke verfällt in Tabes und gebt langsam dem Tode entgegen, wenn nicht ein heftiger Unfall oder :Apoplcxia nervosa ihn plötzlich* voji sei- nen langen Leiden befreit. Die Section zeigt uns Verdickung oder Verhärtung der Mageii- laute, Verv^achsungen des Magens mit Leber oder 'Milz dgl« m.; wir staunen und können uns nicht erklären, fvann und wie diese be\ieu- tenden Desorganisationen zu Stande gekommen ftindV de der ELrankeiiie über heftige' ui^d dau- Hf^de Schineczto, geklagt, höchstens an perio« ^ctKor Gastrodjnie>oder Cardialgie^elitteq, nie nber .Witt SpprvDn. Entzündung, so weit wi« nach Jn seiner KcanVbeitfgeachicbtf. zMruckgOr ^efi> fii)lBi;stdnd«ix Mt*

« ;:..^Die Fatbof^nie des icbropisch^n Erbrechens firf. «bar auch «inj» höchst vQrwiflceltj»^ Kaum ijüffftie es i^eod ^io in der specie^len Patbolo« gie. Mfzufuhrendei Causalmoment. geb«n^ das^

^ 4i -^

Dicas EU erzeugen im Stande wa'te« Das chro- piscbe Erbrechen kann^ if?ie die alten Patholo- gen sich au»drück(en, ein morbus cum veL sino materia seyn. Die Cootenia des Bjagens und l)armkanaU, ob Tpn aufscn eingeführt, oder in ihnen erzeugt, todle und lebende, können lange Zeit liegen bleibeq, als fremde Reize forfwir-p ken, das Erbrechen stets von Neuem erregen, ohne selbst durch dasselbe teraangeiordert zi| werden 9 nnd nach Wochen und Blonateo kann die alte hippocratische Rege) : Tomltus Tomitu curatur, noch mit dem besten Erfolge durch Dar* reichung eines Emetici in Anwendung kommen.

Aber dergleichen materielle/ wie jede an- dere entfernbare, Ursachen des Vomitus chro- nicus können beseitiget seyn , ohne dafs wir ihn dadurch heilen. Das Erbrachen wird leicht iiabituell, pnd besteht blofs y| cpnsqetudinis^ mit Hartnäckigkeit fori ^ indem der Magen die erlangte krankbi^fte ConvulsibilitHt behält, wie etwa die Muskeln und ^lerYen aufserer Theila bei ConTulsionen , oder wie eine Epilejisie, die bei den geringfügigsten Ursachen wiederkehrt, obgleich sie ursprünglich blofs .durch das An- schauen eines epileptischen Anfalles entstanr dea war.

Hahen wir zureichenden Grund, den con- creten Pall als ein rein dynamisches Leiden anzusehen, so macht es oft nicht geringere Schwierigkeiten, zu bestimuieo : ob der Grund des Uebeis in den IMerren , in den Blutgefä- fsen, oder, aber in dsr Schleimhaut des filagens seinen Si<z habe^ ob und wie diese patholu^ri- schen Zustände mit einander complicirt und so vereint zur Erzeugung des Uebeis gewirkt ha- ben? -r- Uysterismus mit Plelhora uuiveibal\%

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und abdoinioalift^ Blutconge«tioD nach den Ma« genhäoten bei allgemeiner Nerveoftchwäcbe, chronische Leiden der Darmschleimhaat bei Hypochondrie u, a. w.

Hienächst nehmen etwaige Buckwirlungen pathologischer Zustände anderer Organe unsere ganze Aufmerksamkeit in Anspruch; Reactio- nen auf den Magen nach dem Gesetze des Con- sensus oder des Antagonismus, wie wir sie be- obachten von Cerebralaffectionen , dynamiscBer oder organischer Art, und noch häufiger yoo Krankheiten der Leber, der Blilz, des Pan- creas, der Nieren, der Harnblase, des Uteroa und des ganzen Tractus intestinorum mit sei-' nen Contentis an Secreten oder lebenden und todten Afterproductionen.

Endlich bilden einen wichtigen Punkt der Untersuchung die allgemeinen Krankheiten des ganzen Körpers, die metaschematisch oder me- tastatisch auf sehr mannigfache Weise den Ma- gen in ihre Sphäre ziehen , wohin besonders die Dyscrasien und die Secretioneo , wenn sie unterdrückt werden^ zn rechnen sind.

Diese kürzen Andeutungen erlaube ich mir als Einleitung vorauszuschicken zn einer Reih# Krankheitsfälle von chronischem Erbrechen» welche ich, im Laufe einer mehr als 25}äliri- gen Praxis beobachtete, und mit Terschie4o- nem Erfolg behandelt habe.

Als ein Hauptergebnifs der gewonnenao Erfahrungen mochte ich die Warnung für jBn- gere und vielleicht auch für manchen altem Collegen aufstellen: nicht zu rasch und nicht zn sicher bei chronischen Krankheiten über- haupt^ beim chronischen Erbrechen aber gaos

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besonders, 'den Ausspruch zu wagen :^ Hier ist ein Morbus orgauicus, milhin iasanabilisl Di« Erkenntnifs ist zu schwer, ein Irrtbum immer möglich. Wenn wir uns in einem bestimm- ten Falle, Ton der ganzen frühem Lebensge- schichte des Pat. nacn allen pathologischen Mo- menten hin, so wie Ton der Entstehung und allmähligen Ausbildung seines gegenwärtigen Leidens genaue Kenntnifs verschafft, und diese darch wiederholte Krankenexamep und sorg- fältige Beobachtung ergänzt und verTollständi- get haben , hiernach das XJebel als einen , durch die Concurreuz dieser oder jener Schädiichkei-* ten bewirkten^ dynamischen Krankheitszustan- des erkennen zu müssen überzeugt sind, und ein passendes Heilrerfahren dagegen in Anwendung gebracht und lange Zeit hindurch mit Beharr- Uchkeit fortgesetzt haben, das Uebel aber den- noch allen unsern Bemühungen Hohn spricht, das Erbrechen immer und immer wiederkehrt^ wenn es besonders ein Yomitus ingestorum is^ jegliches Nahrungsmittel, auch das mildeste, alle Beschwerden hervorruft, und durch Erbre- chen , in kürzerer oder längerer Zeit nach dem GeDoCs, wieder ausgeworfen wird: müssen wir dano nicht fürchten, uns in dieser Diagnose geirrt zu haben? und kann man ans tadeln, wenn wir unter solchen Umständen der Ver« mothong Raum geben, sie auch wohl ausspre- chen, dafs doch wohl eine organische Entar- tung in medio sey? die Prognose daher zwei- felhaft und ungünstig gestellt werden müsse? GewiTs nicht! Aber nichts destoweniger ist es eine heilige Pflicht , solche Vermuthungen nicht gleich als apodiktische Wahrheiten hinzustellen, im Gegentheil müssen wir sie, zum Heil des liianken, immer von Neuem einer scharfen Kri-

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tik unttryyerfjBD , 4amil lyir nicht in der Fort- setzuDg der Kur erinüdeD, ja gelähmt werden^ und in ^er Ueberaseuguog , üafs die HeiluDg des Kranken aufser den Grenzen der Kunst liege^ uns hiofs auf Palliativmittel beschränken, und YOQ der Anwendung solcher Arzneien ganz ab« stahen , von denen i nach einer^ mit Besonnen- heit aufzusuchenden Indication, eyentualiteri doch noch eine günstige Wirkung zu erwarten teyn dürfte. Jiierzi^ einige Bfslege aiis der 6r<« fahrung!

1.

Dorothea , die Frau einea Tischlert za P. , 42 Jahr alt, Mutier mehrerer gesunder Kin- der, regelmäfsig menstruirt, Ton bager«m| schwächlichem Körperbau, litt seit meh^eraii Jahren an Cardialgie^ welche «ie sich durch Erkällnng und vielen Aerger zugezogen traben y^oUle. Die Anfälle kamen alle 8 oder 14 Tagi» und seltener, oft nach ganz geringfügigen Ur-' Sachen, und waren immer mit sehr schmerz« haftem und gewaltiamen Erbrechen verbunden, wodurch Alles, was Fat. im Magen hatte, und oft die bereits vor mehreren Tagen genossenen Speisen^ mit Schleim, Wasser und Galle yerr mischt, ausgeleert wurden» Mach und nach erschienen solche Anfälle immer häufiger, bit endlich Fat, täglich mehrmals, und beinahe nach dem Genufs aller Nahrungsmittel bald mit mehr bald mit weniger Schmerzen brechen mufste, und dadurch im höchsten Grade erschöpft wurde«

Fat. wandte sich lln einen noch lebenden, auch in der literarischen W«lt hocbberülunten

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Arzt ibrct Wohoortei^ welcher eia s^hr sorg- fältiges , TOD leichtern za kräftigem Heilmitteln fortschreitendes Heilverfahren instituirte, das jedoch sieben Monate hindurch nur temporSra Milderung, aber keine .dauernde Heilung be* 'Wirkte^ da er sich dann yeranlafst fand, dem Mann der Pat. die Besorgnifs auszdspfechen : dafs doch wohl ein orgartischef Fehlet des Ma- gens Torhanden und die Krankheit unheilbar sejn diirfte. Dies bewog die Kranke, den Bit- ten einer hieran Berlin lebenden Verwandten» welche ich von einer inveterirten Cardiajgie befreit, hatte, OehSr zu geben und sich mei- ner Behandlung anzuvertrauen^ .Sie kam also higher und ward auch sogleich ^von heftigem Magenkrampf nnd^ Erbrechen befallen.

Man rief mich, und ich fand die Pät« so leidend, dafs ich kein gründliches Kranken- exameo anstellen konnte, sondern mich damit begnügen mufste, zur einstweiligen Beschwich- tigung ihrer Beschwerden , ein Brausepulver mit Extr. Hyoscyam. exsicc. gr, j zu reichen. Das erste Pulver ward wieder ausgebrochen, das zweite behielt Pat aber bei sich ; Brechen und Schmerzen liefsen nach, und die Kranke legte sich erschöpft zu Bette. Ich verordnete ^ alle 2 Stunden eins der Pulver fortzugeben.

Ein gan2!es Paket Recepte ward mir zur Einsicht vorgelegt. Potio fiiverii, Bransepul- Ter, Narcotica^ Nervina, namentlich Baldrian und Chamillen, Bismuth- und Zinkoxyd, Ga- storeum, Liq. C. C. succ. , Oele, wie Gajeput- und Chamillen -Oel, endlich auch Opium, wa- ren successive angewendet worden , hatten aber das rebellische Uebel nicht beschwichtiget. Es war sehr interessant^ m der Zeitfolge dec äcz>l«

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liehen Verordnungen den besonnenen und sy- stematischen Gang der Kur zu übersehen. Hier fand kein unsicheres Umherirren , kein planlo- ses Abspringen von diesem zu jenem Mittel Statt ^ wie man es nicht selten bei langwierigen Kuren wohl findet, vielmehr waren alle durch die Erfahrung bewährte Arzneien in steigenden Dosen und sinnigen Gombinationen , nach and nach zur Anwendung gekommen und mit Beharr- lichkeit fortgebraucht .worden« Nur die letzto . Verordnung überraschte mich und schien za beweiseo, dafs der Arzt^ durch die lange Er- folglosigkeit seines Verfahrens ermüdet, auch einmal zum Ungewöhnlichen gegriffen^ und sein Heil in einem Mittel gesucht hatte ^ das viel- leicht nie zuvor in ähnlichen Krankheitszustän- den angewendet worden ist. Es war Plumbum dceticum alle 2 Stunden zu | Gr.! welches er yermutblich nur allein in der Absicht gege- ben hatte ^ die so hochgesteigerte SensibilitSt und Reizbarkeit des Magens kräftig zu depri- miren, gleichsam zu lähmen, nach Analogie der Wirkungen des Bleies auf die Nerven über- haupt. Auch dieses Mittel war^ gleich allen übrigen^ ohne Erfolg geblieben.

Am andern Morgen sah icl^ die Pat. wie- der und war nicht wenig überrascht, sie wohl und munter zu finden« Meine Pulver hatten Wunder gethan. Sie hatte nüchtern eins der- selben genommen , dann schon KajQee und Zwie- back gefrühstückt^ und dessenungeachtet und gegen die Regel, weder Brechen noch Schmer- zen gehabt. Ex juvantibus yerordnete ich da- her den Fortgebrauch der Pulver alle 2 Stun- den ein Stück y und verschob, weil ich in der Zeit beschränkt war^ ein sorgfältiges Kranken-

r

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ezamen i so wie den Entwurf eines zweckniK- fsigen Karplans auf Morgen. Aber am andern Tage befand sich Pal. noch besser; durch das Krankenexainen erfuhr ich wenig mehr, als dasj was ich Eingangs dieser Erzählung mi(- ' getheilt habe. Die Kranke hatte die ihr ge- statteten leichten Speisen mit Appetit verzehrt, nicht gebrochen und gut geschlafen« Von den Polvern wurde nach und nach immer seltner genommen, zuletzt nur Morgens und Abends eins, und das Befinden der FrauK^ wurde alle Tage besser.

Sie blieb bis In die dritte Woche in Ber« lin , kehrte dann nach Hause zu ihren Wirth- •chaftsgeschäften und zur früher gewohnten Hausmannskost zurück , und hat von jener Zeit ab nie wieder eine Spur des Magenkrampfs und Erbrechens gehabt* Ich sah sie zwei Jahre später, sie war vollkommen wohl und pries meine grofse Geschicklichkeit, die sich in den wudderthätigen Brausepulvern mit Hjoscyamus kund geihan hatte« Wie hoch, oder viel- mehr wie niedrig ich meine Verdienste bei die- ser Kur anzuschlagen hatte , wufste ich am be- sten ; wie viel ich aber auf die Wirkung des verordneten unbedeutenden Mittels geben sollte, war in der That nicht leicht zu bestimmen« War vielleicht zu jener Zeit gerade, in dem Korper der Frau, und nachher in ihren aufsern Verhältnissen irgend eine günstige Veränderung vorgegangen , so dafs jetzt ein leichteres Mittel das bewirken konnte, was ein kräftiges und mit Einsicht instituirtes Heilverfahren bis dahin nicht vermochte? Dies ist möglich! ich konnte aber, so viel Mühe ich mir auch gegeben, nichts darauf Bezügliches erfahren, und mufste mir

es offen gestehen^ dafs der Zufall allein mir gedient halt0> eioe anscheinend so brillante Kur zu inacben, bei der mein einziges VerdieDSt. Tielleicht darin bestand^ dafs ich Ton dem ein- mal verordneten 3Iiltel, ungeachtet seiner Ur«' bedeutenheit und der anscheineiiden Wichtigkeit der Krankheit^ nicht absprangt sondern es fort- brauchen liefs^ weil es gutthat: und somit dea f'ehler Termied , welcher jungen Aerzten eigen ist (und ich befand mich damals noch im er^' s(eü Liistrum meiner praktischen Laufbahn),, nämlich alle Tage andere Mittel zu verschrei-' ben ^ um schnell und sicher zu heilen, j^aa vergesse nie die alte praktische Regel: Ex ju^ vantibus ei nöcehiihus optima jii indicatiol -^

2.

Gin Mädchen von 28 Jahren , früher !o gu- ten Umständen lebend, durch den Verlust ihrer Aeltern aber in eine sehr drückende Lage vcir« setzt, hatte ihre todtkranke Mutter viele Wo« eben lang Tag und Nacht allein gepflegt^ ^dal^ei kneist nur von Brod und KaiTee gelebt^ und sich so im höchsten Grade erschöpft. Ein ga- strisch - nervöses Fieber war die Folge. E$ ward mit Brech-^ und Abfdhrmittein glücklich bekämpft ; aus demselben entwickelte sich aber allmänlig das jetzt näher zu schildernde Krankheitsleiden,, wegen dessen ich um Bath gefragt wurde ^ wel- ches bereits seit mehreren Monaten bestand, and die Kranke in einen Zustand yon Tabes yer« setzt zu haben schien.

Ich fand Pat. im ßette liegend, bleich und abgezehrt, detf Fuls über 100 Schläge klein und weich. Die Kränke klagte über einen drücken- den Schmerz in der Hageogegend^ der aie im*

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lals gans rerUeba ond bei Berühraog der B^ ia epigastrica saoehme. Letitere wer aufjie» iebeo und gespaoot; eine bettimmte amschrie* »e Härte aber durch die sehr dfiooen Baacb« »cken nicht hiodnrch sa IHhlea« Die Zooge ar mit einem weihen, lockern , gleichmaüu- m Ueberzag hedeckt, der Geschmack fad« id widerlich, ond die Kranke brach beinah« lies, was sie genob, namentlich alle festen >eiseD, wieder aas, kurze Zeit^ nachdem sie* ese xa sich genommen. Gleichzeitig wurde viel :hleim und eine wäfsrige Feuchtigkeit ausge- Brf, TOQ derPat. klagte, dafs sie einen eigen- fimlich unangenehmen, aber nicht genauer an «eichoenden Geschmack hatte. Das Ausge-i- ochene yerbreitete einen zwar nicht starkeii| »er specifisch widerlich faden säuerlichen Ge« ich. Der Stuhlgang fehlte nicht ganz. Es er* Igte eine ziemlich normale Ausleerung alle -*- 3 Tage in geringer DIenge. Die Bfenstrua« m hatte sich ebenfalls ziemlich regelmäTsigi »er sparsam eingestellt.

Ich Termnthete eine bedeutende VerstlUH nog und perverse Secretion der Schleimhaut s Magens, und verordnete demgemäfs eine* ilotion Ton Salmiak und nach 24 Stunden n Brechmittel. Es wurde viel Schleim tob eilsgelblicher Farbe mit untermitchten bräuii*' :hen Flocken und etwas Galle ausgeleert, im. ■linden der Fat aber dadurch keine Veran-* rong herrorgebracht. Ich schritt nun zu be« nftigenden und krampfstillenden Mitteln : Koh«' Bsäure in verschiedenen Formen , als Brause-' Aver, Saturation und künstliches Selterwas*' r, dabei Hyosc, Aq» Laurocerasi und Bella-* >nna, erst allein, dann combinirt^ mildtllen

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ditf Beschwerden} machten das Erbrecheta selteneri hoben es aber nicht ganz. Die Metalloayde glaubte ich f als an und für sich schwer yerdaulich und cmde, hier nicht an wenden zu dürfen. Ich forschte sorgfältig nachj ob yielleicht irgend eine Se- cretion yermindert oder unterdrückt sej, für welche die Magenschleimhaut Ticariirend ein- getreten wäre , wodurch dann das Erbrechen er- zeugt wurde. Menstruation, Stuhl- und {lam- ausleeroDg waren, wie schon gesagt, normal, Bautausschläge waren nicht da gewesen, und an rheumatischen Beschwerden hatte Pat* nicht gelitten, obgleich sie zugab, während der Krank- heit ihrer yerstorbenen Mutter, bei deren Pflege lieh .Tielen Erkältungen ausgesetzt zu haben, («eher, Milz und Darmkanal, boten nichts Pa- thologisches dar. Endlich erfuhr ich auf mein bestimmtes und wiederholtes Forschen, dals Fat. früher an Fufsschweifsen gelitten hätte, diese aber seit längerer Zeit, uud ohne be- stimmte und directe Veranlassung allmählig Tersch wunden, wären. . Ich glaubte hierin ein neues Heilobject gefunden zu haben , liefs warme Ettfiftbäder verschiedener Art brauchen , und warme Bekleidung Ton Wolle, Pelz undWachs- taffent tragen« Die Füfse wurden zwar danach wieder feucht, es besserte sich aber das Befin* den der Pat. auf keine Weise. So kam ich denn auf den Gedanken, einen deririrenden Ge- genreiz zu machen, und liefs statt der aroma« tischen und narkotischen Magenpfiaster , wel- che Pat. schon lange getragen hatte, ein gro- fses Vesicator auf die Regio epigastrica legen* Dies erregte, in den ersten Tagen , "viel Schmers und einen starken serösen Abflufs, aber im Befinden der Fat, ebenfalls nichts.

^ dt ^

Nach mehreren Tagen üng die entxSndete Stelle an gehörig zu eitern ; ich lieh die Eite* nng beharrlich nnterhalteoij zugleich die schon laogiit TerordneteD Tropfen von Extr. Bella« dann, in Aqua Laarocerasi fortgebraochen, nnd hatte nnn nach etwa 10 12 Tagen die grofse Freude y eine allmählig fortschreitende Besse* rang eintreten zu sehen. Dies überraschte mich sehr, Teranlafste mich aber zugleich , auf alle Umstände genau zu achten, und es ward mir nicht schwer zu entdecken , da£s die Eiterfläche der spanischen Fliege hier zu einem eigenthiim- liehen pathologischen Secretionsorgane gewor- den war. Die auf derselben^ Statt findende Ab- sonderung zeigte dem äufsern Ansehen nach nichts Ungewöhnliches y war auch quantitatir nicht excessir^ exhalirte aber einen eigenthüm- lieh widrigen Geruch, welcher der Kranken beson- ders lästig war, aber auch denen, die sich ihr näherten , höchst unangenehm auffiel. Alle be- haupteten , dieser Geruch habe die grofste Aehn- hchkeit mit dem , welchen sonst das Ausgebro- chene verbreitet hätte, nur sey der des Vesi- cntors viel penetranter. Von der Richtigkeit dieser Angabe habe ich mich selbst ToÜkom- men überzeugt. Nach mehrwochentlicher Dauer der Eiterung verlor sich der Geruch des Setrets allmählig, und ich llefs die spanische Fliege langsam und mit grofser Vorsicht eingehen. Die Besserang der Pat. blieb constant. Ihre vollständige Genesung erfolgte , da die Verhält- nisse eine recht sorgsame Pflege unmöglich machten, zwar nur langsam, aber beinahe ohne alle Medicamente 9 und Pat. hat auch später, so viel mir bekanntgeworden^ keinen Riick- fall ihrea Uebels erlitten«

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3.

G^acldchU eines glücklich geheilten chronischem Erbrechens^ welches 7 Jahre gedauert haite.

Es war am 21steii Octbr. 1836, als ich Hro. Aog. B»«, aus L«, den Gegeostaiid des XQ arzähleoden .Krankheitsfalles | 2um ersten Male besachte*

Ich fand den, 36 Jahre alten Patianten bleich, in hohem Grade abgesehrt and in ei- nem halb ohnmächtigen Zustande , auf dem So- pha liegen* Sein Puls wer klein and schwach, schlug etwa 100 Mal i& der Minute | die Haal- temperatnr war normal»

Nach einigen Minuten, während deren Pat. von meinem Erscheinen gar keine Notis genommen hatte, stiefs er plotzUch einen durch- dringenden Schrei aus^ wobei der Mund ge- waltsam aufgerissen und die Gesichtsmuskdn krampfhaft yerserrt wurden, und rerfiel dann wiederum in den Torigen apathischen Zustand xurück« Kurze Zeit darauf erfolgte eine spa* sliscbe Zusammenschnürung der Halsmuskeloi und Pat. machte die heftigsten Anstrengungen cum Würgen und Erbrechen, durch welche dann, nach mehreren fruchtlosen Bemühungen, eine Menge Schleim, Wasser, und endlich die genossenen Speisen und Getränke ausgeleert wurden. Darauf lag Pat. wiederum mehrere Minuten erschöpft und regungslos da, bis er plötzlich und zwar abermals unter durchdrin» gendem Schreien, Ton conTulsirischen Zockan- gen des ganzen Körpers, besonders aber der untern Extremitäten , einem beginnenden Schüt- telfröste nicht unähnlich, befallen warde, bei denen jedoch das Bewulstseja nicht yerloren

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ging; Auf diese folgten endßcb fcefttfe Kolik- ecbmerseD, Teoeunue uod Dräogen aof den Urin^ die den Pat, TOn Neuem io die giSbte Ab^annang Tenetzlen, welche sein# Umge- bangen dnreh eine^ Doeis Eaaigäther in beaeUi^ gen sachten«

Das Kranken -Examen war sehr mBbtamy weil Fat seit einigen Jahren an Schwerhörig-' keit litty and ans Schwäche die ihm Torgeleg- ten Fragen nur mit Anstrengung cu beantwor- ten Termochte» In ruhigem Momenten beschrieb er indefs die Kolikscb merzen als sehr heftig, und beseichnete die linke«Seite des Unterleibs, die Nal>elgegend und von da aufwärts gegen die I^üz bii^ , als den Hauptsits derselben. Ue« berdiefs aber erstreckten sich, seioer Aof^be nach,, die Schmerzen auch abwärts nach dem Mastdarm hin, uod dieser würde, auf eine ganz unleidliche l^^'eise, zusammengeprelst. Die an- gegebenen Stellen des Unterleibs wollte Fat« etwas hart und geschwollen fühlen , ich konnte mich aber Ton der Richtigkeit dieser Angabe nicht überzeugen*

Von allen seioen Leiden marhte der Kranke eine sehr delaillirte, lebhaft ausgemalte Schil- derung, und fügte derselben noch die, ihm plausibel scheioenden pathologischen Erklärun- gen hinzu* „Verschleimuog des Halses und ^,der Därme," meinte er, „sey der Grund sei^ „oes Uebels; der Schleim müsse immerfort ,,ausgeleert werden , und er wenigstens swei- „mai täglich Stublansleerungen haben y sonst „ginge er zu Grunde u. s. w." Kurz, ht perirte ,sich als ein ächter Hjpochonder, als ei- ner, den man einen Vir hjstericus nennen mochte y wozu noch kam^ dab er| als ehema-

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lig«r Apotheker y nicht nur alle Recepte lai« und die Medicamente ihren Wirkungen nach •inigeraialiien kannte ^ sondern auch die Zweck« mäbigkeit oder Unzweckmäfsigkeit der ärstli- eben Verordnungen beurtheilen xu können Ter* meinte.

Der Stuhlgang war schon seit Jahren nie Ton selbst erfolgt, sondern immer nur darch drastische Porgsnzen prorocirt worden. Der Urin dagegen wurde häufig gelassen, in grö- berer oder geringerer Menge, bald wasserheU, bald natürlich, bald dunliel gefärbt. Die ge- nossenen Speisen y selbst die leicbtTerdaulich- sten, wurden mit dem gewaltsam heraufge* ipnirgten Schleim wieder ausgebrochen. Die Zunge fand ich dick weifs belegt, und Pat» batte seit 9 Nächten nicht geschlafen, und das Sopha, auf welchem ich ihn fand, nicht Ter- lassen können.

Von dem bisherigen Arzt unsers Kranken erfuhr ich, dafs derselbe sich seit länger als 4 Monaten hier in Berlin befände, und während dieser ganzen Zeit, unausgesetzt und nur mit unbedeutenden Variationen, an den eben be- schriebenen Krankheitserscheinungen gelitlen, welche bisher allen, auch den kräftigsten Art- neien (beruhigend -krampfslillenden, wie resoU Tirend ausleerenden) , hartnäckig widerstanden hätten. Er habe sich, durch die Wichtigkeit des Falles 9 gleich bei Uebernabine der Kur, bewogen gefunden , noch einen altern , durch Wissenschaflllchkeit und reiche Erfahrung aus- gezeichneten, Arzt zu Rathe zu ziehen; dieser habe gemeinschaftlich mit ihm die Kur gelei- tet, uud nur in der letzten Zeit den Kranken ' nicht mehr besucht« Kach Allem wäre er nicht

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abgeneigt, An organisdies Leiden des Magent und der Uolerleibsorgane als Ursache des in Bede eteheoden KrankheHsfalles aozanehmen« Ich bat ihn nao, am mein Urtheil anbefangen u erhalten, mir es zu gestatten, von der bis« lierigen Behaodlong und in specie von den an« gewandten einzelnen Mitteln . xnvitrderst 'keiner tpecielle Kenotnifs nehmen zn dürfen , yieltnehr winschte ich ihm meine Ansicht Ton dem We« UD der Krankheit nnd der dagegen ansnstel« lenden Knr frei nnd offen, blofs nach der bis^ her dayon gewonnenen Ansrhauang, yorznle«* fsen. Er genehmigte dies sehr gern, wie er überhaupt mit acht collegialiscber Humanität mir in jeder Hioaicht entgegenkam.

Um jedoch die Krankengeschichte mehr in der Zeitfolge zu erzählen, schalte ich hier zu« Torderst dasjenige ein, was ich später, unj zum Theil erst, nachdem die Kur schon bei*<p nahe yoUendet war, darüber erfahren habe,

Herr A. B«, jetzt 36 Jahr alt, soll in sei- nen Kinder- und Jünglingsjahren zwar schwäche lieh und reizbar, aber stets gesund gewesen sejn. Er erlernte die Apothekerkunst und übte sie auch mehrere Jahre praktisch aus. Später aber widmete er sich der Landwirtbschaft, und bei seinem Aufenthalte auf dem Lande soll er eben, durch häufige Erkältung der Füfse, die Grundlage zu seiner jetzigen Krankheit gelegt haben, zu deren Erzeugung indefs starke und yviederholte Diätfehler und heftige Gemnthsbe- wegungen mitgewirkt haben dürfte». Die Krank- heit begann im !• 1825 , also yor jetzt 11 Jah- ren, mit gastrisch -rheumatischen Beschwerden, ^ Mangel an Appetit, Aufgetriebenheit des Unter- leibs, f'latulenz und einem heftigen Schmerz

^ ^

in dar Unken Wa^e« welch« den. Pet. Im Ge« hen hinderte» Hiesa geteilte sich noch StohU TentopfuDgy nnd de? offene Leib . erfolgte oft Wochen lang nar auf den Gebrauch fttarker Purganxen« Die Zange war dabei belegt nrid der Kraoke empfand ofteri eine TorSberge« bende , wie er sich ausdrückt ^yUerTOse" Hiftn. Diese Beschwerden hielten bald läogere, bald kärsere Zeit an , und kehrten , während meh- rerer Jahre y häufig wieder, bia' endlich auch Boch das Erbrechen von Schleim nnd Speisen^ die Zuckungeo in den Extremiläten uod die ohnmachtäho liehen Zufalle sich hiozugesellteo, Periodenweise war das AUgemeiobefiodeB des Kranken ganz leidlich, aber die geringste Er- kältung nnd jeder, auch der leichteste Diätfeh- ler, fährten alle Beschwerden sogleich wieder herbei. Von dem Schmerz in der Wade, tob der Leibesverstopfung und Ton dem Schleim- würgen und Speien, wi)l Fat* jedoch nie wie- der, auch nur einen einzigen Tag ganz befreit gewesen seyn. Das Erbrechen tou Speisen da- gegen machte öftere , meist aber nur kurze lo- termissionen , und kam um so häufiger, |e un* wohler Fat. ^ich im Allgemeinen befand.' Die Speisen wurden dann , Theils gleich, nachdem sie in den Magen gekommen , Theils erst nach 3 12 ja 18 Stunden wieder ausgebrochen, und waren entweder wenig oder gar nicht verän- dert, oder aber si^ rochen und schmeckten sehr aauer. Tenesmns und Flatulenz quäken dabei den Kranken unaufhörlich, steigerten sich von Zeit zu Zeit bis zu den heftigsten Kolikscbmer- zen, die dann io Zuckungen, und zuletzt in jenen halbohtimächtigen Zustand übergingen, dar oft ö ja 10 Minuten gedauert* haben aolL

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WabrM j dIeMt laBgVB Zeitrtmnf worden Anfangs (nach den apätern •chrifUichen Mittbei« langen dee Pat« und aeinea Brudera, welcher lledicin atudirt hat) abwechselnd resolrirende nad bittere Mittel angewendet, dann blofa bit« tere, wie Gentiana, Trifol. Centaqr, and Quat« siai endlich aber auch China gegeben, und alle Sommer eine Brannenkur gebraucht. In der ersten Zeit behandelte unsern Patienten ein an- erkannt geschickter Arzt seioer Vaterstadt. Da die Kur desselben aber ohne den gewünschten Erfolg blieb, so hatte Pat. sich hieher nach Berlin begebea, und den Beistand eines alten berSbmten Arxtes in Ansprach genomineo, und^ war dann später auch, lo eioem ununterbro^'' ebenen achriftlichen Verkehr mit demselben ge« blieben, dergestalt, dafs er dessen Kur auch nn Hause fortsetzte, und den eigentlichen Hausarzt nur dann zu Rathe zog, weon seine Beschwerden sich zu sehr steigerten. Letzterer Terfubr dann mehr symptomatisch und pallia- tir, und soll sich mehrmals dahin ausgespro« eben haben , dafs an eioe Radicalkur doch nicht Bu denken wäre, da wahrscheinlich ein orga- nischer Fehler des Rackenmarks oder der JUa« gennerreo dem Uebel zum Grunde läge,

Patient hatte nun, auf den Rath jenes Arztes, mehrere Jahre hintereinander Karlsbader- (den Icüottlichen in der hiesigen Anstalt, oder an der Quelle selbst), dann Marienbader- und zur Nach- kur Fachinger-, Eger- und Pyrmonter-Brunnen getrunken, und dabei, zur Beschwichtigung und Stärkung der Nerren, 30 See-, 40 Slaub-und an 400 kalte Sturzbäder genommen. Die Ri- •ennässer bat Pat., seiner Aussage nach, nie

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Terfragen^ Tom Karlsbader -ßraönen ^fll er dagegen immer Erleichterang seioer Bieich wer- den, durch Abführung des Schleims, empfun- ded fthben. Es mnfsrten jedoch auch bei die- sem Brunnen clie Aloelica in verschiedenen For- men tK)ch zu Hülfe genömmnn werden^ wie Fat. überhaupt erklärt, seit 1827 unausgesetst sich nur durch diese' Mittel LeibesölTnung ver- schafft 2u haben. Im yerwichenen Sommer (1836) mufste von dem intendirten Gebrauch des künstlichen Karlsbader Wassers / abgestan- den werden, weil sich das Erbrechen, wVlches längere Zeit zuvor nicht dagewesen war^ dar- nach einstellte. Dieser Brunnen war von dem- selben altern Arzt verordnet worden , der sich äber^ wegen eingetretener Mifshelligkeiten zwi- schen ihm und dem Fat, schon nach wenigen Tagen von der Kur zurückzog. Diesis Begeg- nung kränkte Pat. sehr, und scheint auch oach- theilig auf seinen Zustand eingewirkt zu ha- ben. — * Hierauf traten nun die beiden andern Aerzte consultirend zusammen« Sämmtlicho von ihnen verschriebene Recepte liegen mir vor^ und daraus ergiebt sich, dafs zu' verschie- denen Zeiten folgende Bfittel in Anwendung gezogen wurden ; von auflösenden und auslee- renden: Drechmittel, Aloetica, Extr. Hellebori, niellag. Taraxaci, Tart. tartarisat, Infus. Hb» Gratiolae , Rheum , Tart. emetic. ; von Aetho- reis nervinis, krampf stillen den und stärkenden Mitteln: Potio Riverii, Aefher acetic. , Asafoe« tida y Zioc. sulphuric, Tinct. Castorei, Ol« Carvi , Cajeput, Valerianae, Tinct. Pimpinell. Slorphiuin aceticum zu ^ Gr. pro dosi, und Vor diest^n A(jua oxyrnuriatica, waren lange Zeit gegeben, und äiifserlich Einreibungen von Ol. Sinapeus und Spirit. Viu. angewendet worden.

59 -•

Am ITtee Oefober endlfch vlath der eon^ tnhlrte Arzt schriniich and Dabm damit glalcb- sam ron dem Kranken Abscbied^ da bitfaer keiD Mittel irgend ErleicbteruDg gebracht babe, so dem Torsicbtigen ionero Gebrauch ron Ar- gent. nitric. %n ^ Gr. pro dosi. Verordnet warde daher yon dem ordibirenden Arzte: Rec. Argent« nitr, gr. j. Extr. Liqair« q. s. f. piL No. 30. S. Alle 2 Standen 1 Stack. Hiervon hatte Fat. rom 17ten bis zum 22sten aber ohne Erfolg gebraucht f sie wurden daher bei Seite gesetzt and ich schritt zor Entwerfting eines neaeo Heilplans.

Der ganze Complex Ton Symptomen, wel- chen Patient darbot, schien mir rein spastischer Valar zu eeyn. Auch den Status piiuitosus dar Wege des Schlingens glaubte ich, grofsen Theils, als das Produkt der krampfhaften Zusammen- schnürung des Halses^ beim gewaltsamen Wür- gen und Erbrechen und der dadurch erzeugten Reizung der Speicheldrüsen und der Schleim«* häute des Schluodes, des Rachens, des Kehl- kopfs und der Luftrohre, ansehen zu müssen. Ich war überzeugt, nichts als einen Spasmus Gnlae, ut ita dicam, hystericus yor mir zu ha- ben, welcher, ex post, und mehr consensuell die Convulsionen des Magens und den Vomitus chronicus nach sich gezogen hatte. Anderer Seite schien auch der Abgang des Schleims mit dem Stuhlgänge mehr Folge der inreterirten Verstopf:iDg und der beständig dagegen ange- wandten scharfen Bkdicamente zu teyn. Irh konnte mir es allerdings bei der langen Dauer und der steten Wiederkehr des Uebelg, nicht Terhehlen, dafs eine materielle Entartung ir- gend eines, zum Di^estionsappacat geV\övv^(iti%

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Orgaiit demdben wobl Eom Granda Uegtn mSchtOy und namentlich wurde ich wiederhol lentlich darauf geführt, an eine etwaige Des- organisation der Bauchspeicheldrüse, etwa an einen Sdrrhns derselben zu denken, wofür das Brechen yon Schleim und Wasser, die offtars saure Beschaffenheit des Ausgeleerten und der lange Zwischenraum zwischen dem Genub der Speisen und dem darauf erfolgenden Erbrecheui wohl SU sprechen schienen. Indessen suchte ich dergleichen Gedanken zu Terschenchen, um mir die Hoffnung auf einen günstigen Erfolg nicht ganz zu rauben , und nahm mir ror, das Hauptubel unsere Fat. so lange wie ein reines NerTenleiden anzusehen und zu behandeln j^ als eine fortgesetzte und genaue Beobachtung des Kranken mich nicht zu einer Aendening dieser meiner Ansicht zwänge«

Hiernach stellte ich mir folgende Indicatio- neo; 1) Stillung des krampfhaften Erbrechens. 2) Eröffnung des Darmkanals. 3) Beruhigung der Nerven, und endlich 4) Stärkung und Er- fiähruog.

Als das Torzüglichste Mittel zur Erfüllung der ersten ludication, stellte sich mir zunächst die Kohlensäure dar« Sie war indefs, wie mir antgegoet wurde, schon oft, wenigstens in den gewöhnlichen Formen (als Brautepulrer, Satu- ration und kohlensaures Wasser) ^ aber immer ohne bleibende Wirkung, angewendet worden« Von einem einfachen kohlensauern Wasser konnte ich schon um deswillen nichts erwarten, als es für den, an flüchtige Reizmittel, nament- lich an den starken Gebrauch des Essigäthers gewöhnten Pal. viel zu indifferent und reizlos aeyn mulste. Ich kam daher auf den Gedan-

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kan, bier die KoblensKore in einer höchst er- TegendeD und belebenden Form, woTon ich schon mehnnals Tortrefiliche "W lAang gesehem nimlich als Champagner ^fFein anzuwenden» Uli diesem Yorscblag erkläHe sich der Herr Or« dinarius ToUkommen einTer&ianden ; und da die Kosten nicht gescheut werden darften, so bekam Patient alle 1—2 Stunden ein kleines Glas gu- ten weifsen Champagne mousseox«

Die Erfollong der sweiten lodication) Er« offnnng des Darmkanals, glaubte ich lediglich durch KlTstiere bewirken zu müssen« Ich yer- ordnete daher Morgens und Abends erst ein ^asserkljstier zu appli^iren, dann, nach Ab« gang desselben, eine Decoction Ton Rad. Ta« laxac Graminisy Saponariae und Chelidonium einzuspritzen« Diesen- wollte ich später nach Maabgabe der Umstände, und um der 3ten In* dication zu genügen: Aotispasmodica, Nerrina^' namentlich Asa und Narcotica frigida zusetzen« Innere Mittel sollten zur Zeit> da der empfind- liche Magen sie ja so nicht annehmen wollte^ gar nicht in Anwendung kommen ; zum 6e« trink aber Wasser, nod als Nahrung Fleisch« brühe y Thee und leichter, aber nicht zu seh wa- cher Kaffee gereicht werden.

Dieser Heilplan ward nun sofort ins Werk gerichtet, und siehe! der Erfolg war eben bo überraschend I als günstig« Pat« Terbranchte in 34 Stunden f Flasche Champagner« Das ei« gentliche Erbrechen tou Speisen ward bei« sähe auf der Stelle gestillt, dagegen aber noch Schleun Ton Zeit zu 2Leit und unter Würgen herausgebracht Auch dieses rerminderte sich fast mit jeder Stunde; die Zungf reinigte eicb^

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Kolik ^ Krämpfe ond Ohnmächten lieben näth, Appetit Qod Schlaf kehrten ivieder«

Nur einmal erneuerte sich daa Erbrechen am 14ten Tage der begonnenen Kor, wo PtfL» der überhaupt seit seiner Krankheit sehr reii- l>ar, yerstimmt und selbst zanksüchtig gewor- den war^ einen heftigen Aerger gehabt hatte» Der Stnrm ward jedoch bald , und ohne dab andere Medicin angewendet worden ware^ be- sänftiget, und das Erbrechen ist seit jen^rZieit nicht wiedergekehrt.

Die Klystiere anlangend, so gingen diesei m den ersten Tagen, sehr bald nachdem sie appli- clrt worden, wieder ab, dann aber blieben sie 6| 8 ja .10 Stunden und länger bei dem Kranken, proYOcirten Ausleerungen von krystallhellem Schleim in Klumpen und Faeces von gesun- der 'Form und Farbe. Infarkten kamen nicht zum. Vorschein, und der Schleimabgang ces- sirte.auch bald gänzlich*

Schön am vierten Tage der begonnenen Kur, fing Pat. an , sich mit Lesen zu beschäf- tigen, liefs sich im Zimmer herumfuhren iind terspHrte bald einen so bedeutenden Appetit^ dafs er täglich um Erweiterung seines Speise- zettels bat und man ihn von Excessen abhal- ten mufste. Es wurden ihm gute Fleischbrühe, gebratenes Fleisch, einige Austern und der täg- liche Genufs Ton einigen Gläsern Gefrornes ge- stattet. ; Letzteres bekam ihm vortrelFIich, und kann ich es als ein sehr wirksames Mittel, die eirhöhte Reizbarkeit des Magens herabzustim- men., ;daher bei Magenkrampf und spastischem Erbredien aus eigener Erfahrung bestens em» pfehlen*. . Am 12ten Tage fuhr Fat. spazieren und konnte die zwei Treppen von seiner ViToh-

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angj mil Untentiitfoog.teipes. B^di^Dt^o^Mlur it heruD ^ersteigen« Noch, vor AblaMf .^er.^ril^ II Woche ging er Bfatierfin und machte, nun, n sicbtlicher Zunahme seioer Kräfte, tägliche romenaden, und am eisten Novbr. 1836, ge- de 4 Wochen oach, begonnener Champagner- Df, iftt Fat* in seine Heimat snrückgeki^hrU r hat his dabin noch täglich, wenn auch nicht I regelmäfsig, Gbampagner getrunken, dage- m Klystiere nur dann genommen , wenn er s Abends nicht von selbst OelTnung hatte« )hr oft stellte sich indefs der Stuhlgang von Ibst ein, und von allen den, anscheinend so oTsOt Gefahr drohenden Uebeln , ist nichts übrig sblieben, als dafs Fat. nach dem Essen etwas el Speichel ausleert , doch Termindert sich ich dies nach seiner Versicherung mit jedem ige mehr.

Im ersten Bericht, welchen Fat. gleich ch Ankunft in seiner Valeritadt uns sandte, agte er über starken Schnupfen und Schmer- n in den Beinen , als Folge einer unvermeid-^ hen Erkältung auf ciuer Heise von 2| Tng i ungünstiger Witterung. Erbrechen war aber :ht eingetreten , und Pat. Iiatte aus Vorsorge ,mer noch von Zeit zu Zeit ein Glas Cbam- gner getrunken und täglich ein Layement ge* mmen.

Die Besserung ist dauernd geblieben. Fat. hm später alle Slittage ein kleines Stück- en Rhabarber zur Stärkung des Magens und r Förderung der Darmausleerungen, ver- ischto später den Champagner mit Seiter« isser und nahm nur dann ein Klystier, wenn s LeibesöfljDung ausblieb. Die letzte Nach-

riclit irOB Ihm batte Ich am Sdtfeo Ded Srfne eiosigeo Beschwerden waren die Schm< sen in den Fafsen und periodischer Mangel Lnft^ besonders des Morgens. Beides hielt i Jedoch nicht ab Thee'8> Diners nnd Soupers dergL -cu besuchen ^ und er rerlaogte scherze Top mir, ich solle ihm das doch TerbieU was ich anch alles Ernstes ^ethan habe.

es «

■■■■■■■■MMIM

m

Ueber .

das rein Physikalische

und tdne

Grenzen im Opganismns.

Von

Dn Vetter.

(Vorgetragen d. I4.0ct. 1836 in der Hafelandischefi mtdi-« ciniAcli chirargiscben Gesellschaft za Berlin.)

JL/ie Tendenz dier hentigdn Physiologie ut eine doppelte. Auf der einen Seite nämlich lyird das Resultat erstrebt, die Vorgänge des Lebern so .Tiel als möglich dem, Experiment unterzu** ordnen nnd in die Wissenschaft des Organi-» sehen diejenige Genauigkeit des Versuches zu hringen^ welche in den physikalischen Wissen- schaflen den Beweis stets aufs Neue zu fuhren erlaubt; dergestalt, dafs ein Zweifel über die Thatsache nicht mehr bestehen kann. Indem die Lehre vom Leben auf diese Weise den Charakter einer positiven Wissenschaft immer entschiedener anaimmt^ erweitert sie ilch atl

JouimLXXXlV.B.LSt E

66

dietem W«g6 inoerhalb der GreDsen des ihr eigeothiiiDlich aogewieseoea Gebietes, eben so QDinittelbar I als die Physik selbst dies thut, unbekümmert um gewisse letzte Grande und Ursachen^ welche msn für die Wärme eben so wenige als für das Leben kennt«

Es ist eine unfruchtbare Anforderung, un- serer Erkenntnifs den Charakter des Absoluten- zumuthen zu wollen, um so mehr, als wir io den meisten Verhältnissen der Dinge noch nicht einmal' im Stande gewesen sind, das RelJ^tirs selbst aufzufassen* Dabin mufs unser ganzes Streben gerichtet seyn, nicht einem unerlLeon- bsren Anfange und Ende nachzuspüren, son- dern die ergriffene Mitte, das StSck All^ wei- ches wir selbst leben, in seinem eigenen Zu- sammenhange aufzufassen and zu erkennen«

Indessen fehlen uns auch hierzu anschei- nend gar oft die Mittel durchaus , und verschie- dene Reihen Ton Erscheinungen trennen sieb, wie in Absätzen von einander. Dies ist ins- besondere der Fall mit den Vorgängen des Anorganischen gegen das Organisirie und Be- geistete^ und es geht daher ein zweites Stre- ben ' der heutigen Wissenschaft unmittelbar dar hin , einen Zusammenhang zwischen diesen Dif- ferenten und die gemeinsamen Gesetze zu ent- : decken , deren Aeufserungen (Kräfte) in ihrem Terschiedenen Zusammentreten die Abweichun- gen der Phänomene bedingen.

Die abstracto Losung dieser Frage ist im Gebiete der Mathematik eben so gegeben, als die unmittelbare im Gebiete der Beobachtung liegt. Es läfst sich behaupten , dafs unsere . Bandlangen als Ergebnisse unseres Willens und dar äulseren Einflüsse eben so wohI| als die

^

67 -

Biegoi^D einer Curre durch die Formel fx •Bfdrackbar sind, and es lafst sich die Mog«- fiebkeit nicht leugneo , dafs fortgesetzte Beoh- icbtoogeii dahin fuhren konnten , die Werthb beider Teränderlicheo Grofsen in manchen Fal- ko la bestimmen^ und %b die Handlangen der Keuschen dem Calcul za unterwerfen, der •elbflt nichts Anderes ist, als eine fester he- graodete Weise des Schlusses aus den Bedin* gBogen aaf die Folge , wie wir ihn täglich Ter- flucben.

Die Beobachtungen in der Physiologie ge- ieo jedoch eben so^ als ihre Zwecke, in zwei Richtungen auseinander. Die eine schliefst siqh b^mittelbar an die Thatsache der anorganischen Existenz an, während die andere anscheinend eben so unmittelbar Ton einem ungekannten Etwas ausgeht, welchos als eine neue Kraft^ die des Lebens, zu den im Leblosen erkenn- baren hinzuzutreten scheint.

«

Wie wichtig und der Nachforschung werth

es »nun auch seyn mag, zu erfahren, ob die

Lebenskraft wirklich eine von jenen im Anor^

canischen auftretenden Kräften verschiedene sey»

oder nur als ein Resultat ihrer Combinationen

berfortrete, so gedeiht doch eine erfreuliche

Losung dieser Frage in dem positiven Sinne,

wie sie dem Geiste der Beobachtuogswissen-

schaften gemäfs versucht werden miifste, kaum

auf dem nur eben erst erschlossenen Boden der

Experime^talphytiologie. Um so wichtiger wird

es daher, die Grenze zwischen dem Bekannten

und Unbekannten zu ziehen und zu erforschen:

welche Phänomene am Organismus den pby-

eikalischen Gesetzen gemäfs vor siöh gehen,

nnd wie weit die Wirkung der letzteren

im Lebenden sichtbar bleibt«

R 2

H- 68 -

Die BeantwortaDg dieser Frage VrSrde ge« wib Dicht oboe Interesse seyn , yvean et Ter- stattet Tfäre , sie in dem Umfange und mit der Genauigkeit stt entwickeln, Vielehe der gegen- Tfärtige Zustand der Wissenschaft erlaubt. In- dessen auch ohne Tollstandige Erschöpfung der- , Frage mag eine mehr cursorische Betrachtung vielleicht Mancherlei anregen und hinterlasseo^ ' .was der Sache forderlich wäre. --*

CRe allgemeinen Eigenschaften alles Kor-

Serlichen kommen natürlich den organiscbeo Lorpero eben sowohl, als den anorganischen zu. * Jene^ wie diese, besitsen die räumliche Ausdeh- nung nach ihren drei DimensioDen , die Begren« Bung durch die Fläche und die Eigenschaft der Ausfüllung ihres Raumes, welche man mit dem Namen der Undurchdrioglichkeit bezeichnet. Auch im organischen Körper mufs das Gesetz der Trägheit für jede Veränderung durch eine Kraft überwunden , die Schwere durch eine ibr entsprechende Gegenwirkung aufgehoben wer- den, die Moleculs des Lebendigen treten eben 80 wenig, als die des Leblosen, zu einem un- endlich Dichten zusammen, sie lassen ausfüU* bare Räume , Poren , zwischen sich ; endlich ist der organische Körper gleich jedem andern aus- dehnbar und theilbar. Anziehung und Absto- fsung, die grofsen Hebel der Welty wirken also im organischen Körper dasselbe | was sie im anorganischen hervorbringen, sie lassen ihn mit den allgemeinen Eigenschaften der Materie arscheinen«

In allen genannten Zuständen tritt der Or- ganismus in seinem Wesentlichen allerdings Burock, und man könnte sagen, dafs ihm diese Eigenschaften der Materie nur im Gegensatz

69 -

zo lenmn LebeD sakamtn , dab sie dem Be« giib des Organismus zuwider un^ ihre Auf* ff ^ /)ehiof grade der Zweck eeioer Thätigkeit fe]f« - 1 Aber man mag sich nun auf diese Dialektik -J mabsHn, oder nicht ^ vorläufig raufe ^lugege« 'I bei werden^ dafs der organische Körper gleich ' jedtffl andern in der Richtung der Eroaxe falle, I daCi er ins Unendliche zerstückelbar sey, dafa seio Volumen sich im Verhältnisse seiner Wärme ändere I sein Inneres permeabel für mancherlei Stoffe sej, kurz^ was man eben von allen' K8i^ pen sagen kann.

Wenden wir uns nun näher zu den pitjr« ukalischen Erscheinungen^ und zunächst zur Statik. Die Geschicklichkeit des Jongleurs, wel- cher auf einer freistehenden, erhabenen Stange seinen Körper tragen läfst^ beruhtauf dem ein- fachsten aller physikalischen Gesetze j dafs man, (torch Unterstützung des Mittelpunktes der Schwere alle Theile eines festen KcSrpers tragt. Niemandem kann es entgehen , dafs es dasselbe Gesetz ist, welches dem Menschen erlaubt, a'uf breiten FiUsen aufrecht zu stehen, während es die Thiere nclthjgt, die Axe ihrer Schwere in der Ebene ihrer vier Glieder zu suchen. Es •cbeint sogar^ als habe dieses Gesetz der Schwere eine sehr innige Beziehung zu der Gestalt der organischen Wesen, in sofern in ihm offenbar Etwas liegt ^ was man, anthroposophisch ge- sprochen» einen Grund der seillichen Symme- trie der Individuen, eine Ursache davon nen- nen konnte, dafs ein System von drei Stütz- [onkten oder Gliedern in der Reihe derjenigen oditiduen, welche sich auf der festen Ober- fläche der Erde bewegen, durchaus nicht ge- funden wird. Dagegen sehen wir solche Sy-

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I

Steine da entiivicl^elt, wo es gllty die Riclitaiig der Körpertheile beim Falle in eioem leiclite- ren Medium za yerändero, deoo es gibt keioe Maschinerie, vermöge deren, bei zureichender Stetigkeit , dennoch die Axe der Schwere schnel- ler versetzt wird, als diejenige mit drei Stüti- punkten. So sehen wir den Schwans des Vo- gels, welcher die Axe der Schwere bestimmt^ den Flug und Fall dieses Geschöpfes richteo, das Letztere blofs dadurch , dafs er seinen Wi" d^rstand gegen die Luft durch die Richlpng nachr oben aufhebt , wodurch, die Axe der Schwere in die obere Gegend der Brust und auüserhalb des Bereiches der Flügel gesetzt wird.

An diesen Thieren, deren wenig beweg- liche Rücken Wirbelsäule eine Veränderung des Schwerpunktes durch Beugungen des Stammes nicht gestattet, und die zum Theile zu Bewe- gungen in allen drei Medien fähig sind, lälst eich der Einfiufs der Schwere auf die orgaoi- sehe Construction am Blannigfaltigsten darthun« Die verschiedenen Veränderungen der Axe der Schwere « welche z. B. die Schwimmyögel im Gange den Kopf in die Verticale der Zehen- spitzen bringen und den Schwanz tief hinab- senken lassen, während die, in diesem Falle gehobene Brust beim Schwimmen als specifis'ch leichtester, und alfo am besten stützender Theil das tiefste Niveau einnimmt, beim Fluge aber den Körper in der Richtung des Parallelogramms entgegenstrebender Kräfte (der Schwere and des durch die Flügel bewirkten Widerstandes der Luft) halten läfst, diese Veränderungen haben ihre Nothwendigkeit und somit ihre Er- klärung nur in den Gesetzen des Falls. Abge- ' sehen davon ^ dafs die Kraft , welche die Luft

1

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7f

9

conprffflirty lo thm selbst gegeben hl, fliegt der Vof[el nicht anders empor, als der Kolbeo euer Pampe steigt, vrtnn die Elasticität der Gasart seine Schwtsre und Reibung überwindet. Eile rorurtbeilsfreie Betrachtung der Natur soll usi oon Tornämllch dahin bringen , nicht alleiti •of das Mittel zu sehen i wodurch dieses all-? gemeine Gesetz im Organismus modificirt wird, Modem die Gegenwart des Gesetzes selbst ao- xseikenneD und nöthigenfalls oachcuweisen.

Das mechanische Moment der Schwere tritt aber nicht allein am ganzen Korper, son- dern auch in den Verhällnissen seiner festen nod flüssigen Theile überall hervor. Was die festen angeht, so Terhalten sich > mit Ausnahme derjenigen , welche mit Muskelfasern versehen •iod, alle übrigen absolut schwer, d. h. es ist in ihnen selbst kein anderes Moment vorhan- den, welches den Fall nach dem Mittelpunkt der Erde aufhebt, als der Zusammenhang ih^^ rer Theile und ihre Undurchdringlichkeit , Mit- tel, welche allen Korpern gemeinsam sind, und sie f^big machen, gestützt und getragen SU werden. Von allen festen Theilen hat, wie getagt, ntir der Muskel das Vermögen, eine Bewegung seiner Fasern von Uiften nach Oben suszuführen, und so gewissermafsen der irdi* sehen eine organische Schwere gegenüber za stellen , als deren Axe der motorische Nerve zu betrachten ist. Die Fähigkeit, diese orga- nische Schwere über die irdische vorwalten zu lassen, ist im Centralnervensysteme gegeben, und erscheint als eine dem Leben eigenthüm- liche Kraft. Alle Bewegungen der festen Theile, bei denen kein Stoffwechsel Statt findet, gehen durch sie vor sich.

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Wenn d^r Maskel das ^nztga Orgaa fat. lo welchem dem Fallen nach der Erdaxe eis ■Fallen nach der Axe des Körpers oder dea mo- torischen {Verven entgegengesetzt wird, so sr- bellet daraus der grofse Umfang, in welchem das physikalische Gesetz der Schwere noch dem Organischen innewohnt, Aach sehen wir, wie die Natur Alles diesem Gesetze gemäCs einge« xichtet.9 die Theile sorgfaltig suspendirt mid o»- ter einander verbunden , so wie ofiEenbar im Verhältnisse ihres absoluten und specifischen Gewichts stärker . oder minder befestigt hat» Wir sehen ferner in mancherlei pathologischen Vorgängen den Einflufs dieses Gesetzes als Krank* beitsurs^che auftreten , die Theile Yon schweren Geschwülsten gezerrt, den lastenden Kopf detf Hydrocephalischen die organische Kraft der Halsmuskeln überwindend, zur Seite gefalleui die Eingeweide, den Uterus Torfallend, wenn die umhüllenden Häute sich öllneOi die halten^» den Bänder sieb strecken*

Indessen giebt es im Organismus doch noeh eine zweite, höchst merkwürdige Erscheinung;, in welcher das Gesetz der Trägheit durch eine bSchst merkwürdige und auf keine der bekann- ten physikalischen Verhältnisse zurückfiibrhare Bewegung verleugnet wird. Ich meine die durch die H. Purkinje u^d Valentin entdeckten Flimmerbewegnngen, Wir vermögen^ dieselben weder auf Gesetze der Attraction, noch der mitgetheilten Bewegung, noch einer andern Kraft zurückzuführen. Sie stehen, so viel wir wissen, mit keiner chemischen Thäligkeit in Verbindung, so wenig als sie sich auf der an« dern Seite als von dem Leben des Individuums unbedingt abhängig darlhuni da die flimmernde

73 T-

SehlelmhaQt, frie bekannt, diese Efgenechaft bei ihrer Trennung vom Orgaoisinus, so wie am todten K&rper sehr lange behält. Dafs ein so janges und zugleich so bedeutendes Factum Bocb keine genügende Erklärung zugelassen liabe^' ist wenig auffalleind; jedoch inufs man allerdings das Flimmern als ein Phänomen an- •rkennen , welches der organischen Substans eigenthümlich ist, und bis jetzt aufser allem Znsammenhange mit den allgemeinen Erschei-» nnngen der Korper steht.

Dagegen sehen wir das Gesetz der Schwe«* re sich mit einem hohen Grade von Euer* gie auf die flüssigen Theile ausdehnen , so sehr es auch hier einem anderen ebenfalls physika- lischen Gesetze untergeordnet erscheint. Die Baut des Gefäfses ist es nächst diesem zwei» ten Gesetze allein, welche das Fallen seines flüssigen Inhalts nach der Richtung der Schwere Terhindert, Der Urin entleert sich fallend in die Harnblase, er nimint in ihrer HShle je nach der Stellung des {Körpers eine andere Flä-^ che ein« Das Extravasat, die Sugillation, die Wassieransammlung senkt sich nach den Ge- setzen des Niveau's innerhalb ihrer eioschlie- fsenden Wände, und niemals wird man eine pathologische Flüssigkeit anders, ßls nach phy- sikalischen Gesetzen im Körper yertheilt rpr» finden.

Die Gesetze des Zusammenhangs der Theile und ihrer gegenseitigen Anziehung und Absto-r bung finden sich ebenfalls am Organismus wie-* der« Für Dehnbarkeit und Elasticität braucht dies nicht erst besprochen zu werden ; aber wir finden auch die physiologische oder pathologi- sche Vereinigung Ton Oberflächen , deren

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f^enseitige Attraction gering ist, rermitteltdareb Zwischenkörper, welche oiFeDbar zur Aiisfiil- luDg der gegenseitigeo Poren und zur festem Verbindung der Theile diesen; der Proceb der Agglutination durch !Aus8chwitzung plastischer Lymphe läfst sich ganz der Verkittung Terglei« eben, welche die heterogenen Mineralien an« serer Flotze und Alluvien verbindet. Hier^ wie dort y sehen wir einen Theil des Wassers des Bindemittels yerdunsten, um den consistenteren Leim zurückzulassen. Nicht dafs ich den Pro* cefs der primären Heilung, welcher mit der Bildung eines intermediären Gewebes endet, ge- radezu dem des Cementirens yergleicben mochtei aber wenn wir absehen von der physikali- schen Klebkraft der plastischen Lymphe, der gröfseren Elasticität weicher, aufgeschwellter Theile und dem, oiFenbar von einem reio phy- sikalischen Vorgange nicht weit entfernten, Aos- sickern flüssiger Theile aus kleinen geöffneten Röhren, so bleibt für die Vorgänge des Le- bens nur noch der Nervenreiz, welcher ein stärkeres Zuströmen der Säfte nach dem Ter- letzten Theile bedingt, und die spätere or^aA- sehe Krystallisation des formlos Ergossenen als vitales Moment übrig.

Der Bruch des Knochens, die Ansdehnnog der elastischen Arterienhaut durch die Blat- welle, die varicöse Anschwellung, wenn das Blut in den Venen die irdische Schwere zu überwinden hat , und sich darum , langsamer strömend, in den nach unten gelegenen Thei- len ansammelt, diese und viele verwandte Erscheinungen sind als eben so viele reio me- chanische Momente im lebenden Organismus su betrachten»

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Wenn wir es bef BetracTitang der Form deslLorpers mit Verbindungen zu thun babeo, iem Tielfacbe Znsamrtnensetzbng uns , bei dem übigelder Fähigkeit , die gleichen physikalisch - I demischen Bedingungen, auch aufserhalb des Bereichs organischer Thatigkeiten wieder her- xaitelleo und bei dem gegenwärtigen Stand- paokte der Wisseniichaft noch nicht erlaubt^ 21 erkennen, in welcher Gestalt sie sich, abge- Mbeo Tom Einflüsse des Lebens, formen wür- den, so geben uns doch die bisherigen Erfahr rougen eine Menge von Beispielen an die Hand, dafi das atomistische Gesetz der Krystallisatioa auch ia die innersten Gebiete des Organismus eindringen kann. Die Krystalle in den Pflan- zenzellen , in der Binde verschiedener Rohr- ond Bioseopflanzen , diejenigen , welche sich aos den Flüssigkeiten der Leber, der Nieren, des Speichels, des kranken Darmkanals, aus dem Serum des Venenblutes (Phlebolithen) und deo weichen Ablagerungen der Lungen , in der Zirbeldrüse u, s. w. physiologisch oder patho- logisch bilden^ die obgleich durch das Gewebe des Knorpels modiilcirten krystallinischen Ab- lagerungen des pbosphor- und flufssauren Kal- kes in Knochen und Zähnen, liefern den Be- weis, dafs die allgemeinen Gesetze der Mate- rie am Organismus nicht unbedingt aufgehobeot sind, nnd dafs auch diejenigen der Gestaltung des Anorganischen sich noch hier in einem ge- wissen Grade wiederholen.

Die Krystallisation ist ebenfalls ein Aufhe- ben des Actes der Schwere durch stärkeres Fallen nach einer gewissen gemeinschaftlichen Axe , die wahrscheinlich gar kein materielles Substrat hat , sondern nur durch eine bestimmte

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Anordnung derTheile nach einer gewissen Rieh«, lang bin (durch electrische Strömang) im Krjr stallisationsmedium yor sich geht. Aüjch bei den organischen Wesen gibt es Erscheinungen, Ton denen es sich wahrscheinlich bald wird zeigen lassen können, dafs sie auf demselben allgemeinen paysikalischen Principe beruhen« Ein wie «usammengesetzter Act das Wachs-i thum und die Entwickelung des Körpers auch fiey, so ist es dennoch sehr wahrscheinHcb, dafs er aus der Mutterlauge des Blntes durch ähnliche stätige und lineare (nicht erkennbar tnoleculare) Ausdehnung yor sich gehe , wie ^ sie Hr. Ehrenberg jüngst yon den Krystallen beschrieben hat. Ja vielleicht dürfte es späte«., ren Naturforschern vergönnt seyn , das Ver» schwinden mancher Organe des kindlichen Al«> ters, wie der Thymus und der Wurzeln der Blilchzähne, so wie die Metamorphosen der Pflanzen und Tbiere zum Theil auf dieselbe Erscheinung yeräoderter Affinitäten zu redndk ren, welche den kubischen Krystall zum Be« sten des Tafelkrystalls auflöst. Die Ersehe!» niingen der Vergröfserung eines Krystalls und eipes Grundgewebes im menschlichen Körper bieten^ wie es mir scheint ^ dieselben Schwie» rigkeiten und dieselben Mittel der Erklärung dar. Ja, die Grenze des Wachsthums selbst bi3rubt auf einer Veränderung der Affinitäten der Gewebe, deren Grund in ihrer, im Ver« hältoifs zur Sliscbung des Blutes yollendeten Kiystallisation zu suchen seyn dürfte. Wenn wir sie bei den Pflanzen vermissen, so liegt die Erklärung nahe, dafs die Pflanze ein Ag- gregat von Knospenindividuen sey, deren Kiy- stallisalion ebenfalls nach einem bestimmten und begrenzten Maalse vor sich geht. Wai

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aber durch diese Betracbtung noch nicht roll* ständig auf das allgemeine physikalische Gesels der Kristallisation curückgebracht erscheinen konnte y durfte Tielleicht doch nur ein^n phy- aikalischen Grand haben. Denn ivir mögen nicht Tergessen, dafs die ternären und quater- airen Terbindungen nicht allein an. und für aich sehr verwickelte atomistische Zustande bil«*' den 9 sondern da(s auch ihre Wechselwirkung auf einander in einem ^ yergleichungsweise za sprechen, kubischen Verhältnisse der Anzahl ihrer Elemente vermannigfacht wird, und dafs demnach physikalische Principien doch immer Yecht wohl bei Erscheinungen obwalten kön- nen^ die wir bei der. Unmöglichkeit yollkom- mener Reduction auf das allgemeine Gesetz, dem Leben zuzuschreiben gewohnt sind. So laust sich z. B* annehmen « dafs der Unterschied^ welcher für die Bildung der anorganischen Kry- stalle das Piisma und den Würfel, für die der organischen Flastik den Cylinder und das Sphäroid zu Grundformen macht, nur in dieser Terschiedenheit der chemischen Mischung be- ruhe.

Schon früher ist bemerkt worden, dafs die Flüssigkeiten im Organismus sehr oft unbedingt dem mechanischen Gesetze der Schwere fol- gen. Aber sie gehorchen auch seinem dyna* mischen und welche Schwierigkeiten immer die Erklärung der Gesetze des Kreislaufs darbieten moge^ man wird das physikalische Princip dar- in um so weniger verkennen dürfen, als, ab- gesehen Ton den Bewegungen des Centralor- gaa«, so mancherlei mechanische Vorrichtungen in Klappen , Windungen und BluLreservoirs auf dasselbe hindeuten. Wenn wir die Ursache, welche die rhythmischen Contx|ictionen des Her*

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Bens bedingt y and die Tvir bis fefit als ebt den 'Gesetzen der Physik fremde lebendige Kraft anzusehen haben ^ Toraassetzen und mit TielA Physiologen die AuscTehnuog der Arterie io der Diastole nur als Folge der eintretenden Blat- welle ansehen y so finden wir, dafs sowohl der Puls^ als die continuirliche Bewegung des Blu- tes in den Arterienendungen und Haargefalsen ein rein physikalisches Phänomen ist, wie ei unter gleichen Umständen in jedem Scbläocbe Ton gleicher Elasticität und gleichem Verhält- . nisse der Lumina und Klappen eintreten müfste. Der Rückflufs des Blutes durch die Venen, gehorcht eben so den Gesetzen der hydrauli- schen Mechanik, als sein Zufiiufs. Haben wir die linke Herzhälfte als ein Druckwerk so be- trachten y so wird die rechte als Saugw'erk an- - zusehen seyn, nur mit dem Unterschiede, dab während die Pumpe den Eintritt der Flüssig- keit in ihren leeren Raum Tom Drucke der äu- fseren Luft zu erwarten hat , derselbe hier durch den Druck der nachfolgenden Welle bewirkt wird. Unter diesen Umständen würde theils die Reibung an den Wänden der Gefäfse, theils die Elasticität der fortzustofsenden Wellen ei- nen immer wachsenden Widerstand ergeben, wenn nicht das Ausstromen in das erweiterte rechte Herz frei und nach Art eines krummen Hebers geschähe, und die Reibung durch die Affinität der Wände zu einer Schicht langsa- mer stromenden Serums vermindert würde, und wenn nicht endlich durch den ganzen Orga- nismus hindurch das Steigen und Fallen des Bluts sich das Gleichgewicht hielte, so dafs das eine dieler Momente das andere aufhebt« Mit Ausnahme des zweiten dieser Gründe , se- hen wir hier überall allgemeiii physikaliiche

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Uomente der Blatbereüang , und wenn es noch «ioet Beweides für diese Behauptung bedürfkei so würde er sich io dem Einlluate üodeo, wel- chen das Eindriogen einer elastischen Flüssig- keit auf jene ausiibt. Wir haben es also hier mit^ einer rein physikalischen Erscheinung zu tboD, and weui wir den Quell der bewegen« äen Kjaft nicht kennen, so erscheint er doch nicht geheimnirsvollery als der Fall des Was- aera oder die Ausdehnbarkeit des Dampfes, wo«* dnrch Rad und Kolben eine Pumpe treiben.

Das Aufsteigen des Saftes in den Pflanzen geschieht allerdings auf eine Weise, deren Kr« klärang die gegenwärtigen mittel der Physik nicht gestatten. Dasselbe läfst sich weder auf die Gesetze der physikalischen Attraction, noch des Stofsea und der mltgetheillen Bewegung zaräckfiifaren 9 ein Umstand, welcher jedoch diejenigen nicht in Verwunderung setzen kann^ welche den geringen Umfang unseres Wissens Tom Pflanzenleben kennen. Die wahrschein- lichste Annahme ist, dafs wir es hier, wie in den lymphatischen Gefafsen der Thierwelt, mit einer aus Gapillarattraction und mitgetheiltem Impulse zusammengesetzten Bewegung zu thnn haben. Dieser Impuls, welcher bei den Pflan- zen wahrscheinlich eben so sehr in einer ge- wissen Contractilität der Spongiolen als der Blätter begründet ist^ wird bei den Thieren ei- nes Theils in der fortdauernden Resorption der lymphatischen Gefäfse, andererseits in der, ver- isoittelst der linken Subclaviarvenc auf den Milch- bruatgang wirkenden Saugkraft des Herzens be- gröndet. Ja, wo diese bei einer weniger yoH- kommenen Organisation des Centralorgans der Biatbewegung nicht ausreicht^ sehen wie *-*

80 i-

eben so, wie bisweilen cor VentSrkiiDg der Saugkraft für Rückführung des Blutes addilio^ Delle Blutherzen -— so hier additionelle L^mph- hersen, yermittelst deren -^ als mechanisciMr Vorrichtungen -~ diese Bewegungen geford^ werden. Die Pneumatostatik findet ihr Bemich Tornäüilich in dem Verhalten der Gase 2a Lvjigej Haut und innerer Oberfläche. Ein- und Ans- tritt ^ Druck, Ausdehnung durch die Wänns^. Elasticität und alle physikalische Eigenschaften der Gase bleiben ihnen auch bei ihrem Ein^ , tritte in den Korper , und unterwerfea diesen ihrem physikalischen Verhalten«

Einer der wichtigsten physikalischen fliisse auf das organische Leben ist in der Po-* rosität der Korper begründet. Diese Eigen* schallt ist schon m der anorganischen Welt den mannigfaltigsten atomistischen Modiflcationen unterworfen , und es darf uns daher nicht Wun- der nehmen, wenn sie in dem Verhältnisse der zusammengesetzten organischen Gewebe eigenthümliche Erscheinungen darbietet. Die* jenigen, welche Duirochet unter dem Namen der End- und E^osmose beschrieben hat, ge* hören offenbar hieber. Reichen sie auch, wie Hr. Müller sehr richtig bemerkt, weder für sich allein , noch in Verbindung mit der Capil- larität bin, den Act der Resorption in den Lympbgefafsen zu erklären, den man zuletzt immer noch auf eine organische Action bezie-. ben mufs, so müssen wir sie doch als physi- kalische Eigenthümlichkeiten organischer Ge- webe anerkennen, die wahrscheinlich in fielen Fällen, insbesondere aber bei den Processen der pathologischen Exsudation eine grolse Rolle spielen*

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81 -r.

Die Porosität des orgaoIicheD Körpers an- tetscheidet sich too der allgemeinen physikali* icheii Toroa'mlich dadurch, dafs sie zqm Theil eine organisirte ist. Die Poren der lebenden KSrper sind zu einem grofsen Theile regelmä- ffige Geiafse. Da überhaupt der Unterschied dieeer und jener Art Ton Körpern materiell angesehen , nur als ein Unterschied in der che- mischen Zusammensetzung und Anordnung ele- snentarischer Materien; hier Tielfach| dort BOT ein- oder zweifach; hier in gegenseitiger segelmäbiger Durchdringung, dort in ordnungs- loser, oder doch nur monotoner Aneinander- reihung l)esteht , so werden auch die Zwischen* räume der Substanz hier eine regelmälsigei dort eine zufällige Gestaltung annehmen«

Hier entfernt sich allmälig aberstatig-« das Organische Yon dem bisher erkannten phj- eikaliscben Gesetze. Die Affinitäten der Ge- webe zn den Lösungen innerhalb des Körpers, eind^ oder scheinen doch gegenwärtig verschie- den yon denen , welche sich aufserhalb des Or- ganismus zeigen. Die gesättigtere Flüssigkeit Terdünnt sich nicht unbedingt^ oder nach dem UaaTse chemischer Verwandtschaft auf Kosten der durch die Membran von ihr getrennten un- gesättigteren « sondern es walten in diesem Pro- cesse noch Eigenthiimlichkeiten ob^ zn deren Eiklämng wir des Begriffes: Leben bedürfen«

Das objective Verhältnifs der organischen Korper zum Lichte, ist als rein physikalisch - chemisches, in keiner Beziehung als vitales zu betrachten. Das grüne Blatt baucht unter die- sem Einflüsse die Kohlensaure eben sowohl ge-^ trennt, als in Verbindung mit den Gefäfsen des Stammes aus, und verliert diese Eigenschaft Jovra. liXXXm AX ^6 F

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I »

sowohl wenn es am Sfaxnme , als wenn es ab» gebrochen welkt, blofs dadurch, dafs dito che- mischen Affinitäten sich ändern, ohne dafs neue* Znflufs Ton Säften diesem Mangel abhelfetf kann* Der färbende Einflufs des Lichtes auf organische Korper beruht ebenfalls auf Prind^

fien des Chemismus, deren Entdeckung in der 'flanze man als gelungen betrachten kann, wab- reod sie beim Thiere noch genauere und ins Einzelne gehende Erklärungen erwartet. Die Lichtbrechungen in den durchsichtigen Theilev des Thierkorpers stehen unter der Herrschaft' der allgemein giltigen optischen Formeln, and so zeigt sich der Körper in dieser Rücksicht allseitig dem physikalischen Gesetze unteN worfen.

Dagegen ist es allerdings unmöglich, den Act des Sehens selbst bis in seine letzten Be- dingungen hinauf auf physikalische Principieo zurückzuführen, schon aus dem einfachen Grunde, weil die Physik überhaupt mit dem Subjekti- ven nichts zu schaffen hat und haben kann. In diesier Beziehung wird die Physiologie selbst zur Physik, eine andere Reihe Ton Erschei- nungea erfordert eine andere, jedoch auf die« selben Principien zu begründende wissenschaft- liche Auffassung. Dab eine Materie sich der Existenz ihrer Qualitäten nicht blofs nach Au*, fsen in der Wechselwirkung mit andern Mate- rien, sondern auch nach Innen in derjenigen mit ihrem eigensten Wesen und Begriffe be- wufst werde, ist eine Thatsache, die für uns unmittelbar so sicher feststeht, dafs man sich liur selten versucht fühlt, daran zvt denken,' wie schwer der Beweis für dieselbe dergestalt xa führen sey^ dafs er die physikalische Re-.

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actioD auf aioe Einwirkung tob der ddrrh dat Bewurstoejn TermitteUen philosophisch Irenna. Um to leichter bleibt jedoch die praktische, rein negatire Trennung, welche den lohalt der gegenwärljgen Betrachtung bildet. Was die Physik Dicht erklart, das fällt der Physiologie anheim unmittelbar anfsufassen und unter deiSi Begriff dea Lebens zu bringen i— d. h. aller- diaga nicht mehr und nicht weniger, als dafi sie ea auch unerklärt lasse« Nur ein anderer Standpunkt der Beobachtung ist hier für beide Wissenachaften gegeb^A* Wenn der Optiker das Bild verfolgt hat , bis es umgekehrt auf der Netzhaut liegen bleibt, so mag der Phy&iologe immer weiter experimentiren und durch Druck« Luftwechsel u. s. w* zu entdecken versuchen, ob yielleicht die Netzhaut selbst die Eigenthüm- lichkeit habe, den auf den einen Punkt auge- brachten Reiz an einem entgegengesetzt- cor-> respondirenden zur Eropfirfdung zu bringen dergl. In wie weit aber auch hier ein mecha- nisches Princip sich geltend mache, beweist der merkwürdige, übrigens mit der Mecha- nik der Primärfasern der Nerven wohl zusam- menfallende. Umstand, dafs der kleinste Ge* Sichtswinkel des Auges , der nach Smith 40 Se- kunden beträgt, und einem empfiDdlichen Punkte, dea Auges von ^^^ Zoll Fläche entspricht,i genau die Grofse der Markkiigelcheo der Netz-; haut (nach JJ. H. Weber j-qq-^ Zoll) bezeich- net^ oder mit andern Worten, dafs ein ent- achiedenea und bestimuites Verhältnifs existirt swiachen der Grofse des sichtbaren Korpora' und der dea empfindenden organischen Theils« Wie also das Maafs der Verkürzung des Mus-' kell in Zoll und Linien die Veränderung die^ Wiokela aebea Gelenke aogiebt, ao giebl 4ä^

F 2

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Haab eines emplSodlichen Fanktea mitgleichei Genauigkeit die Grensedes Sehwinkela aa. Etwas Aehnliches haben Weber*s Versuche XMk Tom AllgemeiDgefiihl gelehrt , und es heifit nicht SU Tiel voraussetzen, wenn wir ein glei- ches VerhältniTs der empfindenden NerTentheil- chen gegen die Schallwellen und die Bewe- gungen des Chemismus und der Elasticität in den übrigen sinnlichen Wahrnehmungen an- oehmem

Die physikalische Diagnostik lehrt uns fer- ner^ dafs eine bedeutende Zahl Terschiedener akustischer Erscheinungen im Innern des Orga- nismus den Gesetzen der Schallschwingung ge- . xnäfs herTorgebracht wird. Nicht alle diese Er- scheinungen, }a der Herzschlag selbst nicht^ sind bis jetzt auf eine vollkommen ganiigende Weise erklart worden, dennoch wissen wir, dafs das Zischen, Rasseln, Pfeifen u. s. w. durch die Strömungen luftformiger oder tropf- bar flüssiger Korper in dem Lumen der GefSbe und Zellen hervorgebracht werden , wir kennen viele Fälle' des mechanischen Einflusses auf Vei^ änderung dieser Töne, wir bemerken ähnliche Geräusche hei den Bewegungen des Blasebalgs, der Spritze s. w. , wir haben keinen Grund, etwas Anderes, als das physikaliache Gesetz der Schallwellen als Ursache aller dieser Phäf nomene anzusehen*

Eine noch alltäglichere Erscheinung, der Ton der Stimme selbst wird durch Vorrichton* gen gewonnen , die sich am Anorganischen enU schieden nachahmen lassen. Die Akademie von Paris hatte schon im zweiten, die von Peters- burg im letzten Viertel des vorigen Jahrhun- derts die Erfindung einer Sprechmaschine cum

- w -

Gegenttaode etiMs fbrer Preise, gemacht , «od es iit bekannt genug, was L^ Droz^ Maillar^ deif Kempelerif Vauconson^ Kraizenstein, Wü'-^ lis v. A. in dieser Beziehung geleistet haben» nnd wi« es ihnen gelungen ist, nicht allein oh- articiiÜrte Laute und die Vocalei sondern auch einige Consonanten ^durch eben so einfache alt sinnreicbe Vorrichtungen -zu erzeugen, ja ganze Worte, i?ie Papa, Mama, aula, mulo, und selbst ganze Phrasen, heryorzubrlngen ; denn Hrn. V, Kempelen's Maschine vermochte unter Andern das: Leopoldus secundus, Romanorum Imperator semper Augustus, sehr deutlich aus« zusprechen. Sehen wir ab von der Eigentbum« lichkeit des Materials und der organischen Be« weglichkeit der Theile, d. h. jenem Einflüsse des Seelenorgans, der zu unmittelbar wirkt, alt dafs wir hoffen dürften, dieselbe rasche Ver- binduDg zwischen Ursache Und Wirkung Ter« mSge mechanischer Vorrichtungen zu erzeugen sehen wir yon diesen Umständen ab, so fin- det sich kein fernerer Unterschied zwischen den articolirlen Tonen eines Automaten und einea Menschen, und es sind nicht verschiedene, son- dern vielmehr ganz dieselben Mittel, welche im Lebenden, wie im Todten dieselben Erfolge be- dingen.

Einen anderen Beweis hierfür liefert das bekannte Phänomen des Bauchredens, ein Her- abdrücken der Schallwellen in die Tiefe der Brost und bis unter das Zwerchfell, wobei al* lerdiogs die akustische Täuschung, welche sich auf unser Gewobnheitsurtheil über die Entfer- nung und Richtung der Töne gründet, in An- schlag zu bringen ist. Der Act des subjectiven Hörens bis zu der*Vertheilung des Horoervens an der Nervenmarkhaut des Labyrinths erscheint

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•benfaUs nur als Folge der Vibraiioo in einer Reibe zweckmafsig vorgerichteter Leitungsröh- t9B ood reflectireuder Wölbungen.

Wir verdanken grofstentheil» erst der nene^ Aten Physiologie diese auf Beobachtungen ge«

f rundeten Resultate, und namentlich die Em enntnifs eines vorhandenen Zusammenhanfes zwischen relativer Gröfse, Richtung und T^ tbeilnng des materiellen Leiters der Empfindoog und Bewegung uod diesen organischen VerhälU nissen selbst« Wir sind allerdings nicht iah Stande^ diesen erkannten Zusammenhang darch andere I dem Gebiete der Physik angehorige Thatsachen zu erklären , um so weniger äi Hrn. Müller's treiDicbe Untersuchungen bereits darüber entschieden haben , dafs nicht die Qua- lität der Reize, sondern die Qualität der Ner- vensubstanz die Art der vitalen Reaction be« dinge. Aber ich denke mir, dafs wie dieselbe Reibung an einem Harzkuchen eine andere EIek« tricität als an eiaer Glasplatte her¥orruft, oder wie das Licht, welches in einem ungleich ge- färbten Eisenstabe Magnetismus erzeugt, in ei- ner Stange Chlorsilber einen chemischen Re- ductionsprocefs bedingt, wie ferner dieselbe Be- rührung in Substanzen verschiedener Art ganz verschiedene Tone hervorbringt «- ich glaube^ sage ich , dafs sich eine dieser Thatsachen eben sowohl als die andere auf die Anordnung der Theile reduciren lassen wird, und dafs das ein- zig Räthselhafte , was uns dann in der Zurück- führung der Erscheinungen des Nervenmecha- nismus auf die Gesetze der Physik übrig blei- ben würde, die f'ragewäre, aufweiche Weise das Seelenorgan diese Reize ersetzen und ver- mittelst einer solchen Eigenschaft dieselben Er- scheinungen hervorbringen k^önne«

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Wenn man nan nacb dem UnterschMö fragt, welcher die Verschiedenheiten ihrem We* een nach höchst 'wahracbeiolich idenlitcher phj* ükalifcher ErscheiniiDgen .der Wärme, des Lichtet 9 der Electricität, des GalTanismus, des Magnetismus , Tielleicht auch der Schwere, der Eiasticität und des Schalles bedingt, so wird man hier eine eben so verborgene Ursache Tor* aassnsetzen haben, als sie sich in den Ersehet'« nnngen der orgaoischen Erregung herTorthut^ Sehen wir. dabei zugleich, dab die Entwicke- Inng derselben Phänomene im Reiche des Le- benden nur allmählig über das physikalische Gesetjc hinaus zu einem damit' nicht in nach« weislicher VerbinduDg stehenden Lebendigen übergebt, uod wie sowohl der Procefs der or* gaoiscben Wärmeentwickelung, als der thieri- sehen Electricität au gewisse Aoordoungen und Wechselwirkungen .der Blaterie gebunden ist, die wir physikalisch nennen müssen, so scheint es, als ob es hier nur nur noch eines kurzen Baumes bedürfe, um die Brücke herzustellen, ^welche die bekannten Gebiete zweier yerschie- denen Reiche über den trennenden Strom yer- bindet«

Die Versuche von Kämpz beweisen, dafs zur Herstellung trockener Säulen organische Substanzen ohne MitwirkuDfc anorganischer Yoli«- kommen fähig sind, und wie bereits Rudolphi die electrischen Organe der electromotorischen Fische, Platten- und Trogapparate nannte, läfst fich gegenwärtig mit Bestimmtheit aussprechen, dsfs die davon herrührenden Erscheinungen ih- ren Grund in einer electrochemiscben Wechsel- wirkung der Materien finden, während freilich, wie neben älteren besonders MatUicofs neueste

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Venacb« erwelttn, auch bier das LebeDspch« cip noch an und fiir sich als eigeoes Ageoi mitwirkt. Wann wir das treffliche Kapitel iibaf die den anorgaDischen und organischen Kor« pern gemeinsamen Wirkungen in unseres Ter* ehrten Coliegen^ Hrn. MüUer^a Physiologie über- blicken, so finden wir darin zweierlei: soent den eyidenten Beweis, dafs diejenigen Ageo« tien , welchen man nach der herrschenden pbjs- sikalischen Ansicht den Namen der Tibrirenden Flnida geben kSnnte, oder die unwägbaren Korper eine Menge Ton Erscheinungen im Or* ganismus rein nach dem Gesetce der Physik ausführen 9 und zweitens die Erwähnung der anderweitig wohlbegrändeten Thatsachei dafs die Aclion der Nerren dennoch eineti entschie* denen Unterschied von allen diesen rein phr- sikalischen Phänomenen ergebe« Aber ea asC ganz sicher I dafs wir hierbei nicht stehen blei« ben dürfen. Wir wissen, welche Schwierig* keiten es machte, die Erregnng des Cbemis« inus durch Blectricität , die des Magnetismus durch das Licht oder die Säule » so wie wie- derum die Ton chemischen Erscheinungen durch den magnetischen Funken, kurzum alle diese tausend Jijreuzungen des Netzes nachznweiseoi in welchem die verschiedenen Phänomene der Imponderabilien sich wie aus einem gemeinsa« men Faden verflochten haben. Wir dürfen ' darum nicht daran verzweifeln, durch gluck* liebere Experimente noch zu einem Nachweise der Verbindung dieser Erscheinungen mit der Art der Leitung und Erregung zu gelangen, welche vom Seelenorgan ausgehend durch me* chanische und chemische Einwirkungen aufge- hoben, durch mancherlei Reize oder durch Herstellung der Verbindung vermittelsit andexer

. ,- 8? -

dl organiscber LeilODgen "wf edar banrorgenifan werden kann. Zu eDUchieden seijt sich ia diesen EiDflüsBeo die Präpooderanz eines phj« ailudiscbeD Priocips über dasjenige, was wir lebendige Reactios nennen, als dafs sieb nicbt die Ricbtung und Tendenz der bentigen Wia- lenscbaft Torzugsweise nacb diesem Punkte bin« bewegen sollte.

Geben wir zur Betracbtung des cbemiscben Verbaltens der organischen Wesen über, so finden wir zUTorderst, dafs sie, wenn nicbt alle, docb einen Theil ihrer eigenthSmlicben Warme durch einen Procefs des Gbemismue entwickeln , wobei auch im Gazometer u. s. w. Wanne frei wird. Wenn man die Vrsacba der tbieriscben Wärme neben der Bildung von Kohlensäure mit Hilfe des eingeaihmeten Oxy- gens noch mit Grund einer Wechselwirkung zwischen dem Nerren und gewissen Geweben (oder den allgemeinen Flüssigkeiten) des Ror-

Esrs zuschreibt, so fehlt uns für das letztere bänomen allerdings eine physikalische Erklä- rung, wenn wir nicht in einer neuerdings auf- gestellten Hypothese vom fluidisirten Nerven« marke eine solche suchen wollen« Aber wir •eben docb nirgends im Organismus, dafs da, wo sich nach den Erfahrungen der Chemie eine Wärmeentwickeluog aus einem bestehenden Processe erwarten liefse, eine solche nicht Statt föode* Und wir werden uns um so weniger daran stofsen dürfen , dafs hier mehrere Urse* eben zur Erreichung des positiven Resultats zu* sammenwirken , als wir ja das Gleiche selbst an der Erde sehen, deren Wärme nicht blofs Ton ihrer Wechselwirkung mit der Sonne her- rübrl^ sondern ebenfalls nocb einen zweiten.

9p

im Innern des Globus unserer Ditheren Erkennt« nifs entzogenen Grund hat.

Die künstliche Verdauungsflüssigkeit be- wirkt bei einem grofsen Tfaeile der nährenden Substanzen anfserhalb des Magens dieselben Veränderungen , welche der Bissen selbst bis zu seiner Verwandlung in Ghymus eingeht« Die amylumhaltigen Substanzen uoterliegen einem anderen , aber gewifs nicht weniger chemisch wirkenden, Gesetze der Veränderung. Die pri- märe Verdauung ist mit Hilfe fortgesetzter Be- obachtungen und Versuche fast unbedingt auf einen Act mechanisch -chemischer TbStigkeit zurückgebracht worden. Auf eine ähnliche Weise ist der Vorgang des Keimens, die Ent- ladung von Kohlenstoff, der sich aus einem chemischen Grunde in der Frucht anhäuft, und mit Hilfe von Säuren, in deren Verbindung er , eingeht, beim Keimen wieder ausgeschieden wird, die Umbildung des Amylons und Pfian- zeneiweifses in Kleber, Gummi, Diastase, Znk- ker u. w, unter dem Einflüsse der neuent- standenen Säure, das Vorwalten der letzteren in der unreifen Frucht, und die Rückbildung bis zum Amylon , Eiweifs, Zucker u. &• w«, welche wiederum durch die chemische Entsäue- rung eintritt, alle diese Verhältnisse sind chemische Vorgänge, sie lassen sich, wenigstens die positiven unter ihnen , von der Chemie mit grofser Leichtigkeit wiederholen, und begrün- den sich ganz allein auf n^ich weisbare Gesetze der Verwandtschaft der Körper und der Atf* traction der Atome.

Wir sehen die aufgenommenen Stoffe man« cherlei Veränderungen eingaben, deren De- tails allerdings nicht in jeder Beziehung erklärt

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ftiodf die aber doch In den meisten Fällen anf lein chemischen Principien hinauskommen. Ich ifaib wohl, dafs diese» nicht immer der Fall ist, und dafs der gegenwärtige Zustand der Organochemie nns manche wichtige Frage über das Vorkommen unzerlegter Bestandtheile, Ton denen es acheiot, als seyen sie nicht Ton An- isen dem Organismus cugebracht| hinterlassen hat. Dies ist insbesondere der Fall mit der Kalkerde der Knochen im Ei, mit der Kiesel- erde in den Binden der Pfiaocen, und, wie es nenerdings scheint ^ mit dieser und dem Eisen io den Schaalen der Gailonellen u. s. w. Aber wir haben bei einem Theile dieser Erscheinun- gen offenbar die sehr starken chemischen AfK- niläten in Betracht zu ziehen, welche durch raschen Wechsel aus sehr yerdiinoten Losun- gen eine »bedeutende Menge des yerwandten Stoffes in sich aufcunehmen TermSgen. So macht unter Andera Hr. Ehrenberg au{ die ganz unTerbältnifsmärsige Menge kohlensauren Kal- kes aufmerksam^ welche von den Koratlen- tbieren des rothen Meeres und anderer Locali- täten zur Aufführung ihrer Mauern organisch geformt wird^ und dieser berühmte Naturfor- scher hegt einen allerdings nicht ganz abzuwei- aenden Zweifel über die Möglichkeit^ aus dem geringen Kalkgelialte der Seewasser das Me- dium für so enorme Lager heraussukrjrstalUsi- ren. Eine ähnliche Thatsache nicht weniger •eigenthümllcher Art, ist mir vor Kurzem von meinem Freunde, Hrn. 7. Minding , aus einem Schreiben des Hrn. TVerneck zu Salzburg an Ersteren, mitgelheilt worden* Hr. Werneck er- sog in grofser Menge den Brachyonus urceo- laris und andere Species von gepanzerten In- fusorien, in destüUrtemj also ganz leipeux un^

«3

von allem pbospborsAurem Kalke frdem Wal- ser; nicbtsaesto weniger erwies der Panzer der Jungen eben sowohl als der der Alten denüich einen Aotheil yon phosphorsaarem Kalke. Es würde Terwegen seyo, Fragen dieser Art aof eine oberflaGblicbe Weise abferrigen sa wollen, indessen dürfte dies wobl oocb mehr der Fall seyn, wenn man sieb mit der Annahme beiii- bigt, dafs elementarische Korper Mob alt -Pro« dokt der lebenden Tbätigkeit neugebildet wer- den ^ als wenn man zayor auf Vergleichnai alier Umstände dringt, und «• B. mit Hm« Minding für den letztern Fall den Beweis foi^ dert, dafs nicht der Stoff zu den Schaalen der jungen Individuen ans der Mischung des Glaset selbst hergenommen sey, der er, wie bekannt^ bei der gewöhnlichen Art der Bereitung unterei gröberen Glases selten fremd bleibt» Ob nun in der organischen Zusammensetzung eine Kraft des Chemismus liegt, welche Materien, die n zerlegen wir bisher noch nicht im Stande wa- ren , aus ihren Elementen zusammenztitetzen Termag, darüber läfst sich allerdings erst dann mit Gewifsheit entscheiden ^ wenn es geglBckt seyn sollte, mindestens in einigen Fallen diese bisher unerreichte Zerlegung dennoch auch auf rein chemischem Wege darzustellen. Aber es würde wenig gewonnen seyn, wenn wir, be* müht die Vorstellungen einer lebendigen Gene« ratio aequiyocA zu widerlegen , dagegen um ei« niger noch nicht erklärten Thatsachen -willen eine Hypothese Ton elementarer Generatio ae»

?uiroca aufstellen , und der Lebenskraft eine igenschaft zuschreiben wollten , too der wir sonst durchaus keinen Begriff haben: die nÜni* lieh 9 aua Kichts Etwas zu machen. '

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Es Iief«rl feroer ffohUrs Harnitoff den B*- Wttft dab selbst ternäre YerbiDdoDgeo^ wie sie die Wechselwirkuag der nrg.iDischen Mate^ neu ans ihren Elementarbestandtheilen Tereiot, nicht anbedingt ron dem Gebiete der anorga- nischen Chemie ausgeschlossen sind. Freilich lälst sich Törlänfig noch gar nicht absehen^ wie es gelingen solle, die aus dein Zusammentre- ten Ton drei und Tier, uns, mit Ausnahme des Kohlenstofifs , nur im gasartigen Zustande be« kannten Körpern entstehenden festen und flfis- sigea Verbindungen in der Mannigfaltigkeit ih- rer atomistischen Zusammensetzungen nachsu- hilden^ da wir bisher zu jeder chemischen Ope- ration in dieser Rücksicht einer gegebenen or- ganischen Zusammensetzung bedurften, von der sich wohl etwas abnehmen oder hinzusetzen liefe I die aber doch niemals entbehrt werden konnte. Die Hoffnungen, welche wir in die- ler Beziehung für die Zukunft etwa zu hegen berechtigt wären , beruhen vorläufig ganz allein auf der Erweiterung unserer Erkenntnifs der electrochemischen Vorgänge , und sie sind si- cher genug begründet f um zu ferneren ununter- brochenen Bemühungen auf diesem Wege an- BQspornen«

Es giebt im Organismus eine Bigenthüm- lichkeit, welche^ obwohl an sich rein physi- kalischer Natur, dennoch den Versuchen, un- sere Erfahrungen yom Leblosen auf das Le- bendige zu übertragen, ein vielleicht unSber- Vfindliches Hindernifs entgegensetzt« Es ist dies 3ie unendliche Vergrofserung der Berühruogs- Bächen im kleinsten Räume und die dadurch bedingte Möglichkeit der Wechselwirkung zwi- schen Flüssigem und Festem bis in die zarte« sten, molecularartigen Verbältnisse bineUu

I

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Dies ist eine Schwierigkeit , welche' trali aller Hilfsmittel zur Verstärkung unseres auw^ licheu WahrDehmuDgsTermSgeDS deoDOch im* merfort bestehen wird und inufs, selbst wtoa es für die Steigerung unserer WahrnehmoogSr mittel keine durch unsere Organisation bis* stimmte Grenze gebe. Denn jemebr wir aeheoi boren u, w. können , desto mehr werden wii zu sehen und zu hören linden. Je kleineie Maafse wir messen, desto mehr des Uomefs« baren mufs sich zeigen. Diese Zunahmea wach- sen ^ materiell gesprochen, in einem kubiacheo '] Verhältnisse, und gehen Ton dem ideal Grob« ten zu dem ideal Kleinsten Jiindurcb.- Webs wir im Reiche des Anorganischen das Gleiche artige in grpfseren M{issen angehäuft aeheo^ und wenigstens im Starren mit Hilfe der rör-^ bandenen Mittel fast überall auf materielle Pe- rioden treffen , die sich neben einander wi^ derbolen, so fibdet im Organischen eine -gren- zenlose Durchdringung, sowohl der Mischuft- geoi als der Formen. Statt.

Aber eben deshalb mufs es hier erlaobt'

aeyn« den Schlufs zu wagen » dafs, was wir

im Grofsen wahrnehmen, dieselbe Bedeutung

und Wirkung auch im Kleinsten beibehalte.

Wenn wir die Vergrofserung der Fläche ab

sicherstes Mittel zur Verstärkung galvanischer'

Säulen erkennen, welche durch ihre FolarilS-

ten chemische Gegensätze und andere EiEocte

erzeugen, wenn wir ferner aus den im kleiiH-

sten Räume unendlich yergröfserten Oberflächen

der drüsigen Organe Bildungen herrörgehen

sehen I an denen eine Veränderung des chemi-

sehen Verhaltens der cugefiihrten Stoffe als ;

WesenUicbstes berrorjritt, so haben wir um -

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swei MöglicIikeiteD der Ansicht dfli Pbano- Bieo auf .eine unerklärliche Wirkung orgHn'« •eher Lebendigkeit zn beziehen , oder leine Qaelle eben in jener aneodlicheo Vergrofse- niog der Fläche und den durch dieselbe ver«> slärkteo Wechselwirkungen de» Festen und Flüs« sigeo zu suchen«

Wir mögen ferner den Beobachter darauf liinweiseny nicht zu yergessen, wie Tiele der organischen Operationen, welche mit Zersez- zvng und Neubildung von Stoffen verbunden sind, unter vollkommenem Ausschliefsen von Luft nnd Licht^ so wie unter einem Wärme-* grade vorgehen,* der nur sehr unbedeutenden Schwankungen unterworfen ist« Es ist nöihigi bierton Rechnung zu halten, wenn man eine Zurackfuhrung von Lebcoserscbeinungen auf jene Kräfte versucht, die man todte genannt hat, ohne Rücksicht auf den Widerspruch zwi- schen Subjekt und Prädicat und zu gröfster Verwirrung der Begriffe.

Es sey mir erlaubt, den Inhalt dieser Be- trachtungen nochmals in einem kurzen Ueber- blicke vorzulegen^ um obngefahr die Grenze des bisher erkannten Zusammenhanges zwi- schen den Erscheinungen der Physik und Phy- siologie zu bezeichnen«

Die allgemeine Gravitation wird am Or- ganismus nur in der Muskelwirkudg und den Erscheinungen der Flimmerbewegungen aufge- hoben« Die Yertheilnng und Bewegung der Flüssigkeiten geschieht in den grofsen Gefä- fsen, und cum Theii auch in den lymphati- schen nach hydraulischen Gesetzen^ die At- traction der Körper wird im Organischen, wie im Anotganischen verstärkt durch intermediäre

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BiodemiUel, welche eine grofse Affinität so doi Poren der sicli berührenden Flächen habea. Nicht selten zeigen aich im Organismoe bot* xnale oder pathologische Ausscheidungen, wel- che dieselbe Form der Krystallisation anneh- men^ die den Körpern von gleicher Zoeanw mensetzuDg auch anfserhalb des lebendigen Be- reichs zukömmt, und Wachsthum durch Intas- susception kann dem Acte der Vermehrupg der Krjstalle eioigermafsen verglichen werden, wie denn auch die organische Zusammensetzang* eine Grenze zeigt, die in dem Gesetze ihrer Krystallisaiion zu beruhen scheint. Das Ein- tind Austreten , so wie das Verhalten Yon Gas- arten innerhalb des Körpers, hat nichts den Gesetzen des Gleichgewichts und der Bewe- gung elastischer Fluida Widersprechendes in sich; verschiedene Erscheinungen der organi- schen Individualität gründen sich auf die ali- gemeine Porosität der Körper; das Licht, der Schall, die Electricität und andere allgemeine Erscheinungen verhalten sich im Organismus nach denselben Gesetzen, als anfserhalb des- selben, nnd die Sionenempfängllchkeit fnr diese Agentien ist auf eine physikalisch zweckmä- Isige Bildung der Organe begründet. Der Che- mismus endlich tritt nicht allein in dem Acte der primären Verdauung entschieden hervor, sondern er scheint anch in den späteren Ver- änderungen der aufgenommenen Stoffe in Ver- bindung mit einer allgemeinen, auf die Anord- nung der Gewebe gegründeten Kraft die Ver- ändemngen der Flüssigkeiten zn bedingen. End- lich ist überhaupt die Wirkung des Seelenor- gans auf die Individuen an eine materielle Lei- tung gebunden ^ welche durch mechanische and chemische Einwirkungen aufgebobea iwexden

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j

u «ad fSr die foTgIfcIi xnecliäBitcIi^ und |wb|m Integrität WirkungsbedioguDg ist

101 aUem dieeem iit nicht getagt , dabdie fadnng switcben Physik und Fbytiologie ij^Di aur halb soreicheDdeti Grade herge« i^. ' Nur die ersten Linien dieser Bahn fÜMinigQDg zeichnen sich unserer Befradb* ^fjor^ nod alle bemerkten Yerbindungen «toa^gien betrelEen nur di6 vitalen und iDatn cue aoimalen, niemals aber die ho- t fiiatlgen Kräfte des Orgamsmns« Nichte liwiiger ist auch hier schon Tiel gewon« ' dahn am den richtigea Begriff des WoVi- üieaskraft sn erlaagen , ist es nicht genug, inaa alle Erscbeinuogen am Lebenden auf Bm besiehe, Velmehr wird es nobedingt pvaad^ zu zeigen, was auch im innersten r«ilMi Orgeuismus seinen Ursprung zunSchst den idlgemeinen Gesetzen der Erde her* p . denen die lebenden [Wesen entsprossen und Ton denen sie also nie ganz losge* I erscheinen können«

' ,<

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IV.

Merkwürdige

MiTsbildiaig d«B Herzens und sei« ner grofsen GefEfke

bei •iner blautfichtigeoKraiiken«

Von

Dr. Fr. Holst,

Profeiior der Medizin an der UniYenitit n dniitianM.

(UebeneCzt ans der von dem VerCuuier heraatgeg^a- nen medidnlBcben Zeitschrift „Eyr**.)

AI«! ein Mädchen von gesunden Aeltern gebo- ren, dem Anscheine nach gesund , erhielt in den ersten Monaten die Brust der Mutter, wurde fedoch später mit Kuhmilch aufgefüttert« An dem Kinde lieb sich keine Spur irgend einer Krankheit früher wahrnehmen; erst im swei« ten Lebensjahre wurde eine eigenthümlicheblaoe- Färbung der Haut bemerkbar. Wie aber die krankhaften Phänomene sich entwickelt haben^ kann ich erst Ton 1833^ oder Ton dem 5tkn Lebensjahre des Kindes an, mittbeilen, da erst damals meine ärstliche Hülfe in Anspruch ge- nommen waxde.

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blaae Farbe, welche nach and Dach badeotend zngeDommeD hatte, ifen beioodera ^ in die Augen fallend' an den mit eiper dünne- ren Haut bekleideten, Tom Hersen entfernt lie- genden Theilen des Körpers, an den Lippeni Backen , Zehen, Fiogem, deren aubersten Glie« dern, wie auch an der Scierotica,

. Die Hufsersten Glieder der Finger und Ze- hen waren dicker und breiter, als im norma- len Znstande, und die Nägel hatten anfserdem eine Wölbung, wie man sie bei yielen Schwind- süchtigen beobachtet. Viel zu essen, so wie -AnstrenguDg des Geistes oder Korpers, er- trug das Kind nicht. Sobald dasselbe in Af- fect gerieth, sich stark bewegte, oder mehr als gewöhnlich genossen hatte, fanden sich alsbald suffocative Zufälle in Begleitung tod Schwindel und Krämpfen ein, denen aber bald Schlaf folgte , aus welchem es beständig leich- ter und weniger blau erwachte. Die Kranke litt fortwährend an Herzklopfen, welches be- sonders in den letzten Jahren sehr heftig war« Legte man das Ohr an die Brust in der Ge- gend des Herzens , so konnte man ein eigen«* thümliches Brausen deutlich wahrnehmen, noch deutlicher aber wurde dasselbe mit Hülfe des Xja^n/t^c'schen Stethoscops bemerkt* Die Kranke hatte eine besondere Lust mit an den Leib ge- sogenen Beinen za sitzen, oder auf.den Knieen und Ellenbogen gestutzt zu liegen; sie weinte häufig, und ihr Athem war äufserst beschwer- lich,' oft seufzend, die Temperatur des Kör- {lerst anfserdem stets niedriger, als im norma- en Zustande« Wenn das Kind sich zufallig, oder an einer Stecknadel ritzte , oder überhaupt eich anbedeutend mit einem schneidenden In«-

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stnimente verletcte, flob eine Menge Blat tob dunkler, bläulieber Bescbaffanheit aus der Wandte Blut Ton abnlicber Bescbaffenbeit fiols ofll^ Ton selbst aus der Nase und dem Zahnfleische. An dem Muskelsysteme konnte man eine ei- gentbiimliche , gleichsam teigartige WeicUheit wahrnehmen; die willkiibrUchen Bewegun- gen waren langsam und matt» Uebrigens war der Appetit gut^ der Schlaf meistens ruhig, die Geistesanlagen dem Alter nach entwickelt and der Kor)>er gut proportionirt, nicht eigentlicii mager, doch etwas schmal.

Die früher erwähnten suifocatorischen und krampfartigen Zufälle, von welchen das Kind im Anfange nur selten, aufser nach Anstrengun- gen des Korpers oder Geistes, befallen wurde^ erschienen später auch ohne solche Veranlas- sung, waren aber nie an gewisse Perioden ge- knüpft, Sie nahmen nach und nach sowohl ao Dauer als an Stärke zu, und oft, wenn ich während eines solchen Anfalles zugegen war, xnufste ich fast jeden Augenblick den Todf des Kindes erwarten. Während dieser Anfälle war die linke Seite bei weitem kälter als die rechte, auch konnte man oft mehrere Minuten lang an den Arterien des linken Armes bis zum Blies- bogen hinauf keine Pulsation, und über den- selben nur eine äufserst schwache fühlen. End- lich befreite der Tod während eines solchen Paroxysmusdas arme Kind von seinen Leiden.—

Ich konnte hier wohl mit grofser Wahr- scheinlichkeit voraussetzen, dafs die eben be- schriebenen Symptome ihren Grund in einem bedeutenden organischen Fehler des Herzens selbst oder seiner grofsen Gefäfse haben mufsten, und dals die Krankheit demnach eine angeborno

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Gyknose war. An WiederheratelluDg konnte aIio nfcht gedacht werden , nur allein Linderung der Zofälle konate die Aufgabe und der Zweck des Arttes sojro* In dieser Absicht wurden Buhe der Seele und des Korpers, so wie eine spar- same» jedoch nährende, besonders Tegetabili- sche Diät anbefohlen; zum innern Gebranch« gelind abführende Mittel, eine mit Wasser Tevdiinnta Salpetersäure y andere säuerliche Ge- traoka^ so wie ein Pulver aus Digitalis und Xart depurat. verordnet. Während der An- fälle wurden Blutegel auf die Brust in der Ge-* gönd des Herzens und an die Schläfen appli- cirt^ Moschus innerlich und Asa foetida in Kly- stieren gegeben^ so wie auch lauwarme Bäder angewendet, gleichzeitig der Körper in war- me Kleider eingewickelt, mit Flanell gerieben und in eine bequeme Stellung gebracht*

Die Krankheit aber nahm nichts destowe- Diger fortwährend zu, und ich wage es nicht einmal zu entscheiden , ob die wahrend der Krampfanfälle angewendete Behandlung 'im Stande war^ diese zu mildern oder zu verkür- zen , da einzelne Anfälle , in welchen keine !>IediciD gebraucht wurde, weder heftiger, noch länger anhaltend waren.

Zwei Tage nach dem Tode wurde, unter collegialer Assistenz des Hrn« Prof. Dr. Shjtl- derup und des Hrn. Prosectors, zur Zeit Stadt- pbysikus Hansoriy die Obduction vorgenommen, welche folgendes Bemerkens werthe ergab:

Beide Seiten des Körpers^ sowohl die Extre« initäten als die übrigen äufseren Theile, waren symmetrisch entwickelt. Die äufsersten Glie- der der Finger und Zehen waren zwar noch

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deotlicb bläulieb - schwarz gefärbt , doch in gßm riogerem Grade als zur Zeit des Lebeos« Die Lippen und die übrigen Tbaile des Körpers dagegen erschienen nicht dunkleV ala bei an- deren Todlen«

Das Herz hatte eine ungewöhnliche Jse^ und der Herzbeutel enthielt ohnaefah^ eine halbe Unze seröser Flnssigkeit Did rtcMe Kammer war ohngefähr doppelt so gro/s^ ab die linke , und zu gleicher Zeit mit weit afiv- keren Fleischbündeln , als diese, Tersehen«, jin der Scheidewand der Kammern , nach oben gegen die Vorhöfe hin, befand sich eine O^jf* nung Ton gegen \ Zoll im Durchmesser. Dicht an der Seite dieser« OefiPnung nahmen scwM die jtorta als die jtrU pulmonalis aus der vor^ deren Kammer ihren Ursprung, die letztere je- doch etwas mehr nach oben und Torn, -Das Volumen beider Arterien war ohngefähr um ein Drittel geringer, als gewöhnlich, der rechte Vorhof gröfser und mit stärkeren Fleischbfio- deln versehen, als im normalen Zustande, der linke dagegen uogewöbolich klein und das OTale Loch offen I wie beim Foetns,

Alle Klappen des Herzens waren normal* Aus dem Bogen der Aorta entsprangen 3 be- deutend grofse Aeste, nämlich die A. sobcIaTia dextra. Carotis dextra (kleiner) und Carotis si- nistra (gröfser), aber keine Subclavia ainistra« Die Aorla nahm hierauf selbst bedeutend an Gröfse ab) so dajs sie dicht unter dem Bogen bereits die Hälfte ihres früheren Volumens ver^ loren hatte. Von der Vena azygos^ welche hier ungewöhnlich grofs und aufgeschwollen war, fernerhin begleitet, stieg sie an der rech- ten Seite durch die bekannte OefEnung des Zweig-

-i« 103 --

li 10 die UnterleibshShle hinab, auch blflfr «dflotend kleiner, als gewol^nlich, und mit Ivdiaus schwanem Blute aDgefiilit«

Noo wurde der liöke Arm and die Art imdiialis untersucht uod nach der Brust bia itdolgtf wo sie als ArU stäfdavia sini-- äru hei dem zweiten Brustwirbel etwas zk« genmdei , al$o beinahe einen Zoll von der Aoria ettfimtp endete. Diese Art. subclaria hatte ifae gewöhnlichen Aeste , unter denen die Art» nrtebralis aufwärts etwas schräg nach der lin- ks» Seite hin steigend, eine ungewöhnliche Stivke xeigte.

Die Art pulmonalis, hier sehr klein, gab ▼OD ihrem linken Zweige , da, wo man sonst den Ductus Botalli findet, einen zwei Zoll Ion* gern Kanal ab, der, ebenfalls aufwärtssteigend, schräg nach der linken Seite hin in derselben Richtung, wie die Art. rertebralis sich unter einem beinahe rechten Winkel mit der Art subclaTia sinistra yereinigte. Durch diesen Ka« oiri konnte man eine Sonde Ton der Dicke der Anelschen fuhren.

Die drei tnletzt angeführten Gefälse, die Art. subclayia sinistra, Art. yertebralis sinistra ond der Kiuial, vereinigten sich in einer deut« liehen Erweiterung, beinahe ron der Gestalt eines Dreiecks, dessen längste Seite nach in-« Den, dessen zwei andere dagegen nach auben gekehrt waren. In dem obersten Winkel en* dete sich die Art, yertebralis sinistra, in dem Botersten der erwähnte Kanal^ und Ton dem äofsersten oder linken Winkel entsprang die^ Art subcldTia sinistra.

Die Vena cara inferior hatte in der Un- leileibshohle ein ohngefähr 2| Mal so grobes

104

Volmneii^ als die clanebeo liegende Aorla, und Trar bedeutend mit Blut aDgefdllt.

Die Lungen waren klein , aber soDSt nor- mal, und an keiner Stelle Terwachsen» Da- gegen war die Glandula thymus, die, wie be- kannt, nach der Geburt an Grofse abnimmt, bei diesem Kinde Ton ungewöhnlicher Grofse,

Nocb mafs bemerkt werden , dafs die Masse des Gebirns fest war, dafs sowobl die Venen in 'der Schädel-, wie in der Unterleibsboble, auCserordentlicb grofs und mit Blat angefoUt, die Arterien dagegen klein, aber gleichfalls roll eines durchaus schwarzen Blutes waren , so wie auch, dafs alles Blut sowohl in den Venen, als Arterien eine schwarz^ und klebrige Be- schäiFenheit zeigte*

Das Herz und seine grofsen GefSfse so« gleich mit der Art. yertebr. sinist^, Art« bra* chialis sinistr,, und dem zwischen dieser and der Art. pulm. sinist. laufenden Kanal sammt beiden Lungen und dem untersten Theile der Luftröhre, sind in dem anatomischen Maseom der hiesigen Universität aufbewahrt» -

Aus der hier mitgctheilten Section geht also hervor, dafs der rechte Theil des Herzens Tiel gröfser war, als der linke, dafs die Vor- höfe, wie beim Foetus, durch das offen ge- bliebene ovale Loch in anmittelbarer Verbin- dung mit einander standen, dafs beide Kam« »lern ebenfalls vermittelst einer abnormen Oeff« nang an der zwischen beiden gelegenen Scheide- wand mit einander communicirten, und dals endlich sowohl die Lungenarterien, als' die Aorta, aus der rechten Herzkammer entspran- gen, und beide auCserdem ein höchst germges Volumen hatten. In einem Herzen aber, des- sen beide Hallten in einer solchen Verbindung

WfW 4at Träose md arterielle l9lkil-jnit.Teiii-- . Mi» -gemiBcht werden. ' Za deo 'Lnii|eA»#iiide 1^' Blut gefiihrr, dae sihoD einigetaalieai^Wju: Atr'war, oder lieltnehr ans euier.:lUaQbtaif Ti»*üoxjdirtem imi oxjdirtem beeüad^ •tre«* mmr^ dft geriogeo VblomeDs der Art» ]tiiltaM>ki« Manie iodefe onr eioe kleioere Blntmaeee^ ale fenttiiilich y deo Longen sugefdlnÄr werden^ #ialMilb ohne ZweiM die Lungen iSch nicbt "BMbr entwickelt hatten, nnd daher eo klein -MliUelmn waren. Eben ao wenig kionttte.wobL die Aorta 9 weiche -gleich unter ihrem Begen eO'l>edMtend anUmfting abnahm; Jdie Oilgane laSi der hinreichenden Menge BInt trertehen,^^ welche su ihrer Ernährung upd ihren norma- len'fwdktiendBF erforderlich war. In Folge dec MfchwMlen Blaairkolation durch -die*. Longen^ und der durch diese eigentbümliehn Bildjittg beetebenden freien Commonication aifeldeoheli bei» dm 'Hälften des Herzen e, erklärt excb>:.darf 'die Venen, ungleich gröfser als die -Arterien;^ yer«. bältnifionäfsig weit mehr Blut, enthalten 4niils^. fen^'Und dafs überhaupt Yenosiiät in der gan- zen Blntmasse Torberrscbte. Diesen culöUt er« wähnten Zustand bekundeten deutlich die dunkle Farbe des Blutes, -die geringe Neigung deisel« ben zilm Coaguliren, der häufig während- der Krankheit eintretende Blutrerlust und di^ blaue Farbe der Haut.

Auch die bei diesem Kinde. ungewöhnlich entwickelte Glandula thymus Terdieot noch eine besondere Erwähnung. Bek-anntlicb will man diese Druse in den Fällen , wo das orale Loch ' oder der BötslUsche Kanal offen geblie- ben waren, ungewöhnlich grofs gefunden ha«

be»> und dieses dürfte mit j92cGkä und enda

100 ~

reo I^hytlologen ' tielleicht ab eis Bewtit fSr die MainODg dienen, daft die Glandula thy« mos bei Personen mit dergleichen orffanischen Fehlern im Herzen, ebenso wie bei den Am- phtbien und maochen Sängethieren , namentlicb bei den tauchenden, nagenden und Winlei^ Bchlaf halleoden (z. B. den WallroseeD» den Seehunden, Wieseln, Maulwürfen, Bären, Fitcb- ottern u. w.) gewissermaben die Function der Lungen Sbernebme, indem nämlich das Bbit in ihr dieselbe Veränderung erleidet, wie .in den Lungen eines mit einem normal gebilde- ten Herzen versehenen Menschen«

Die bei diesem Mädchen beobachteten ab- normen Erscheinungen gleichen zwar im AU» gemeinen denen , die gewöhnlich bei BlauaüclH tigen gefunden werden , und linden sich in den bekannten Beobachtungen Ten Blansücbtigen aufgezeichnet. Dagegen scheint mir die Ar^ wie hier die Art brachialis sinistra mit dem übrigen arteriellen Systeme in Verbindung stand^ äufserst selten; mir wenigstens ist unbekannt dafs diese eigenthümliche Abnormität Ton ir* gend einem Andern bei einem Blausüchtigen, beobachtet worden ist.

Die genannte Arterie entsprang nämlich nicht aus dem Arcus Aortae, sondern Terei- nigte sich durch einen offenen Kanal, der hier Tielieicht für den Ductus Botalii yicarürte, mit dem linken Aste der Lungenarterie, und em- pfing auf diese Weise durch diesen Kanal Blut, das wohl zum Theil yenös, übrigens aber Ton derselben BescI^affenheit war, wie das, wae durch die Aorta den übrigen Theilen des Kor* pers zuflofs. Da der erwähnte Kanal indefs sehr schmal war„ konnte das durch denselben dringende Blut unmöglich die um mehrere Male

107

fidcAre Art sobelaTiaiiiiistra aofSUeo ; es scheiDt TMimehr, dafs sie ihre grofse Blutmeoge tod der lioken Vertebralarterie, die beinahe von, deftelben Grofse war, empfaDgeo habe« Das Bist mulste auf diese Weise, ud) tod der Aorta Bsch der linken Art. pulinonalis zu gelangen^ ditch die Carotiden , WiUis^s arteriellen Wirket beidireiben^ und durch /die lioken VertebraU artsrie (in welcher der Strom eine der ge« wohBlichen entgegengesetzte Richtung hatte) gehen« Die Erweiterung »welche bei der Ver« •isigung der Art« subclayia sinist. , Art« yerte« braUs sinist« und'dei oltei; erwähnten Kanals nch vorfand, wa^ hSchst wahrscheinlich da- durch entstanden, dafs dieHSlutwelle dort in ihrem Laufe aufgehalten wurde, ehe sie ihre beinahe senkrecht herabsteigende Richtung in eine laterale ?eräodern konnte«/ Aus der Seh wie- ligksit aber» mit welcher die Art« brachialis Bur ihr Blut erhaltea konnte, erklärt sich auch soglsich, warum der linke Arm während der anfalle eine weit geringere] Temperatur, als de? rechte batte^ und warum die Arterien an dem linken Arme zu pubiren aufhörten, wäh- rend die Pnbation noch ganz deutlich an dem fechten wahq;enommeo wurde«

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Getchu^te und Arbeiten ^ "

der Hufelandischen medicinisch-chiriirgiathin 0€$di$ekttfi

«t» ßerlin im Jahre 163^

-C^in .Rückblick auf daf , was die Gesellibhaft üi dam Jahre 1836 geleistet und erfahren, macht «a ibv zar trao-« >1gen Pilicht, zuerst des Verlustes za gedenken ^ wel* dien sie in diesem Zeitraum erfuhr, und yör Allem des sciimcrzlichsten und gröfstlen, -— des Veriustea ihm nn-' vergefslicLen und hochverdienten Direktors, welcher aie vor länger denn einem Yierteljahrhundert gegründet ^ aie «lurch seinen Geist zu beleben^ und ihr Gedeihen mit wahrer Humanität ^ unablässigem Eifer, mit so viel Ein- uiid Umsicht zu fordern wufste. Die organisclie Selbst- ständigkeit, welche die Gesellschaft hierdurch erlangt, verbürgt nicht blofs ihre Dauer ^ sondern lä(&t auch hof" fen, dafs der von Ihm gelegte, gepflegte und zu Ei- nem Ganzen entwickelte Keim vereinter wissenschaft- licher I^estrebungen auch ferner wachsen und blUboi werde!

Die Gesellschaft verlor ferner in diesem Jahre durch den Tod aioeii ihrer würdigsten Veteranen , Hrn. Gene-

109 .^

;4«»«Mtti|t iPilwwi iranMM» «NMiMer u beUncw, . TMlih»xWitMiir«Afidefimf « jhiiM «AiAalWtti » Mv. ve- .gm «irf«rw«iti09. Y^vUttaiM ui4!«^««bfiAe iiiab tar- ivhifi*- Maa« Üieiki mos der Zibl te bMsM tUttJJm IGl^l^pdar» thfj!i.::iii«B M* der Geiellpebeft a««niMil|4- deii, MiBMaitKcli, d^n der Hrn. Geh. Iled. Rathe Jf«rffs Ind GMfM*^ dei'firn* HoÜretb.lfiiil^, 'dee Hrnl lUf. inta M«, der'^. Dr, Tftoer/ ntaa^ oad JEübrl.

ämtüm, dordk des Tod dee biaherigeii Dinktore 'ev-

M«t» Stelle, wurde der Vlee**Direktor der GeieÜiciMÄ

Hb PriMideii^ Aticf»». in Folge eHiet- seiioa froher roa den

'^nteiieni gebl^ Besohluste y. 10. Febniw 1830.

''(VeigL Geechicbäip&e Danitelliibf der Hafehndltehen Ge-

•^lehiift BQ ^ti^' 1833. S. 98) Jn der Sitsong 17.

S^Or» ab Pirekto Tj^ der GeseUiduift bestätigt^

derMD^en Siteonc;;Sode{dibetdilotMn9.einea neoea Ykse«

Direktor^ nnd zwar Jedem»! avf drei Jahre , za wibleB>

'lud hlem lar'die jAchaliolgendi^a drei Jahre Hr« Pro«

jGsnor Osmm dibeh* Abetimmang emannU

lia der Sitnag ▼« 23. Decbn wurden : Hr. Regimenl«- Ant br* ßinfiMmwh' Cenaor^ Hr. IVt>t Dr. Hecher^ ide .Tie»-GQiuor i4 fiSeii Fonktionea bestätigt, Hr. Geh« Hofrath Kmusrnrnm, zom .Sekretair an die Stelle des we^ gen Krinküchkeit aosgescbiedenen Sekretain Hm. Med. Rath Brem^y ao wie Hr. Prof. Dieffenbaeh zam aotwacr tigen Sekretair an die Stelle des bisherigen, zum Yice- Direklor ernannten Hrn. Prof. Osann ernannt; und dnrch A}>stiminnog nach den bestehenden Statuten die Yorste-* her fnr das Jahr 1837 erwählt.

Nea angenommen wurden im Jahr 1836: ii) zoor'«^ denfiicfaen Mitgliedern der Gesellscbajfl: Hr. Dr. Liebin-' ger iind Hr. Dr. Schüi^; -— h) zu äaswartigen oorrespondi- lenden Mitgliedern: 22, nämUch: Hr. Hofrath Dr. £« W. G, KoBtiur, Hr. Professor Fleischmann und Hr. Professor ^ Wfiffner zn Erlangen, Hm» Dr. Sandimann und Oppen^ heim za Haibboi^, Hr. Dr. Köhler zn Warschau, Hr. Hofrath Marcus f Direktor des Jolios- Hospitals und Hr* Hofrath Dr. O, Osmm za 'Wurzbnrg^ Hr. Gubernialrath Dr. W. Stt^eihtz zu Linz, Hr. Dr. Kuer zu MÖgeÜo» Hr. Badearzt A$^ining zu Hall in Oesterreich, Hr. Leibchirur- gbs Dr. O, P, Holsf^ier za Hannover, Hr. Professor Dr« 1% Bia^ff za Heidelberg^ Hr. Dr. Cazenave zu Bor- deamr^ flr. Dr. IWs^ater^ Arzt de THefpice de TAati*

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qoaillft ood Hr« Dr. P. Martin, Bbrehprlndant da 80- eiet£ de M^dedne m Lyon^ Hr. Dr. 4%ifiWfü sa Neud,< Hr. Medicinal-Rath und Leibarst D>)r. ttoeur za Alb«, Hr. Dr« Paul von Balogh za Peitti/ Hr. ModieiiNd-Kilb Dr. Schneider za Offeaborg^ Hr. Dr. Sdiärma^er nwi Hb Pbyiikai Dr. Bergt za Ettingen In Baden.

Unter der besondern and verdieiiiüicheii Leitang da Hrn. Dr. Bürger erfreut sich dör bestebeiide Cütd im in- and aasländiscben , mediciniscbeo nnd natärwilseii- Bcbafilicben Journalen eines angestörten Fortgangs. Die ZaLil der in diesem Cirkel amlaafenden Journale beCmg 37.

Die durch Sammlung dieser Joarnale nnd Schenkoa- gen bereits zu einer nicht unbetrSchUichen Zahl too Bil- den angewachsene Bibliothek der Gesellscbadfty wurde auch im yerflossenen Jahre ansehnlich bereichert durek Geschenke von hiesigen und Sendangen Ton aoBwSrti- gen Mitgliedern nnd Freunden der Gesellschaft, nif inentlicli Ton Hrn., Präsident Rust, Hrn. Professor Onam^ Hrn. Professor Dieffenhachy Hrn. DK Fricke und Oppen- heim ^ Hrn. Med. Rath Andreae, Hrn. Professor VUamer^ Hrn. Dr. Zimmermann , Hrn. Dr. Heinze, Hrn. Dr. von Fahrenberg, Hrn. Dr. Krieg ^ Hrn. Dr. WeHenweber, Hrn. Dr. A, Gauthier^ Hrn. Jlf. Gerdy, Bin. JL. F. Oroquier, Hrn. Leroy d'EtioUe, Hrn. Jlfarftfi^ Hrn. PixH fessor BelUngeri, Hrn. Griffa, Hrn. C. M. Tenortf Enu j; £• Chevalley de Rioaz und Hrn. Dr. PammL

Arheiten der Hufelandiscken med^-chtrurgigehen Gfcicil-

schaft im Jahre 1836.

In den festgesetzten, alle Tierzebn Tage Statt fiii- denden Versammlungen erfreuten sich die Arbeiten der Ge- sellschaft eines ungestörten Fortganges. In jeder Sitzung wurde , nach Mittheilung des Protokolls der letzten Sltiong, in gewohnter Art^ nach den schriftlichen Berichten der abwesenden^ so wie nach den mündlichen KrÖrterangen der anwesenden Mitglieder, über die herrschende Krank- heitsconstitution » die am häufigsten vorkommenden Krank- heiten und die diesen entsprechenden Heilmetboden nnd Heilmittel berathen, nnd yersoeht, den Charakter der herrschenden Krankheitsconstitotion festzustellen^ > ad* tene and lehrreidie Krankheitsfälle worden yoi^eitellC) •—

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Ciwllicinft dogdtliK m^ totgüMIt JüttilM.

So w«k «t Zdt und ünttiode geiitrtttto>, intfdo fai kl« flfamf ein viiNiiieluifttieber Vortny vw eteaa Wtfad» der GflttfiMbaft cehatten, ved sww Mfll der fliaseliieB Ifit^iadm aelM gewilillw Belbe»«

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Iti der Silfiiilf t. 8. leiraar gab Hr. StaalMrtft Ai^ f^tmd 99mA eine ^mdUdbfNdk« ITcftcriidU.Mii ^dm wirM- iMi d^ Oeuiattkgp im wrfoumm Jtkrt,W9 nie ¥0« •des im YeüoMeiea Jahre iien «DlgenoniiiieiieB inrUkbea «ad c^neepeadireiiden Mügtieten der GeaellMtefti «ad Im daM Ifkaritmen Hh9$ freien Jrzte$.

Im der Siisnag t. ^ Januar Aeilte Hr. 1h» IVeadW

aarftfrflUfTfrlr B«ii«rliNifi^ mit Ober Krankheite»^ XHhmt^ «tf MtMMerwng m Präpmnften^ die GeedMie eimer eihr edmOi veriwfeneniAingeMdiwindeudU, w6 die eine Longe brandig bei der Obdoction gefonden worde^ einem Fatt von JhUriwn tremene, in Folge einer leichten Yerletzang und Seikbachifmge» von hartkien Wecheelfiehem, weloha diirchadiwefelaaQres Chinin and Belladonna gebdtt wurden«

In der Sitzangv. 12. Febmar trag Hr« Dn^Rotnbeff eine Abbandlang yör übet die chronisdken KrmMeiten dit Oeticftfanmeii»

.la der Sitzung ▼. 26.' Febmar tbeilte Hr. ProfiMior MSOer der Gesellscbaft die Resultate seiner Untereuchmnffen iAer dh Struktur des fenie mit^ Hr. Geh. Med. Rath IMk Bemerkungen über Diarrhöen in e&dlichm, Klimaten.

la der Sitzung t. ^• Mira las Hr. Reg. Arzt Grofe^ hdm über den Äbdomintatffphue (Vgl. Journ. d. pr. Heüfc. Bd» IXXXIL St. 4. S. 3} , welcher epidemisdi in zwd Cempagflien des Regiments Kaiser Franz geherrscht

112

In der Sitznne: t* 25. März trog Hr. Me^« Ratfa Aifcft

ind)rere sehr interessante ßeobachtangen aus seiner ge- bnrtsbilfüclien Praxis vor> einen Fall von Verwm^ 9ung des Muttermundes ^ welcher in Folge von UntzBn- dong entstanden^ durcl) Operation glücklich beseitiget wnrde, —^ die Geschichte einer tin dritten Monat schwim* jjem Frau yvreXche anfänglich an heftigen epileptischen Krämpfen, später, als erstere yerschwanden waren, an dem heftigsten, darch nichts zn stillenden Erbrechen litt^ und welche darch Anwendung des animalischen Magnetismns in einigen "Tagen geheilt würde. ^ Ferner legte der- selbe der Gesellschaft mehrere nene yerbessertc Instm« mente Tor^ und einige seltene pathologische Präparate.

In der Sitznng y. lö« April sprach Hr. Dr. Isensee Über den Enlimtrf eines nc^icn Systems der KranTdieitslehre, so wie über die Fortschritte in der Kenntnifs und ffeilunff der örtlichen Nervenleiden in den letzten Decennien.

In der Sitznng v. 29. April las Hr. Dr. Burz Über Zulftssunff des Lichtes hei grofser Reizbarheit der Au^ m AusscJdaffshrankheiten, '

In der Sitznng y. 20. Mai trog Hr. Dr. Fürst mi^ rere Krankheitsfälle vor von Scharlachfieber y sporadischer Cholera und IVas^ersticJit nach Weohselfieber, mit Bemer- bnngen über das Vorkommen yon Herzaflfektionen im Scharlach, und die dem Scharlach ond dem Wechselfieber häufig folgende Ischuria renalis« ^

Jn der Sitzung v. 3. Juni theilte Hr. Professor Hert- mg Beobachtungen Über den Kreislauf des Bluts mit, and interessante, zu diesem Zweck an Pferden angestellte Ver- suche.

In der Sitznng y. 17. Juni sprach Hr. Professor Fro-^ riep über die Krankheiten der Hoden, besonders der Tn^- nica yaginalis testis, und die nach der Verschiedenheit des Sitzes dieser Krankheiten bedingten Formen derselben«

' In der Sitzung y. I. Juli las Hr. Dr. ItoXthoff über die fadelnswerthe Anwendung von Pessarien bei Mutter-- vorfallen y und empfahl dagegen ein operatiyes Verfahren, mittelst dessen er sicher und gliicklich Mutteryorfälle be- seitiget hatte»

In der Sitzung y. 29. Juli machte Hr. Professor Dr. Kranichfeld auf dte Wirksamkeit der mit unrecht yerget«

113

leioi Hetha Eitphratiae affieimiiU aiifmeiimm» und pfidil die Form der^ aat dem friseben Safte dei Kraotee ond Alkohol bereiteten Tinktor ond der Aqoa Hb. Eu- phranae officinalis, beionders letztere bei katarrbaliiM^hea AogenaffektioDeo.

In der Sitzong y. 19. Angnit unterhielt Hr. Dr. F. X Biihrend^ die Gesellschaft mit Bemerkungen aber itte tl^tßiioiogie' und Pathologie der Stimme,

In der Sitzung y. 17. Sept. sprach Hr. Geh. Med« Roth Wagner über Gaetromalaeie und die Entstehung der« selben in Folge einer sauren Veränderung des Misehungi- Terhältnisses des Speichels bei Kindern , besonders in dem Zeiträume der Dentition, und theilte zugleich, diese An- sicht bestätigende, Ton ihm unternommene Versuche mit Terdennter Salzsäure mit. «^ Schliefslich wurde ein wich- tiges Präparat von einem Vorfall der Blase durch den of- fen gebliebenen Ürachus Yorgezeigt und erläutert

In der Sitzung t. 30. Sept. theilte Hr. Geh^ Med, Bath von Stosch seine Erfahrungen mit, ti^ die im FrÜk- linge vnd- Sommer dieses Jahres herrschende stationäre Krankheitsconstitution in Berlin.

In der Sitzung y. 14. Octbr. las Hr. Dr. Vefier fiber das rctn Fhysikalische und seine Grenzen im Organismus^ (Vergl. S. t>5 dieses Journall)efts)«

In der Sitzung yom 28. Octbr. sprach Hr. Med.Rath Sfaberoh über die Wirksamkeit des neu entdeckten PhlorhU' zin gegen Wechselfieher, das Gentianiny Coffein und den künstlichen Terpenthinkamphery und zeigte die dazu gehö- rigen Präparate Tor.

In der Sitzung v. 11. NoTbr. trug Hr. Professor Osann Bemerkungen yor, über mehrere Bäder des Taunus und des Schwarzwaldes, nnmentUch über Ems^ Wiesbaden, Schwalbach, Kronenberg und Baden,

In der Sitzung t. 25. Novbr. unterliielt Hr. Dr. Boehr die Gesellschaft mit einer Vorlesung über Passio tltac«^ und mehrerer dabin gehörigen Beobachtungen.

In der Sitzung y. 9. Decbr. wurden yorgetragen, meh- rere eingesandte Abhandlungen, yon Hrn. Keg. Med. Ratb Meyer zu Minden über Magenkrebs , yon Hrn. Dr. Wen^ delstädt zu Hersfeld über die Behandlung der Prosopal- gie dmf^ Strammonium,

. Jouxn.LXXXIKB.LSt. H

.T- 114

Zur Prufang der über die ton d6r 'Geielbchaft uf- gestellte Preiifrage ober die Cholera eingegangenen sedii Preii»cbnften war can Coni)it6 Ton secbs Mitgliedern er- nannt worden. Alf Resultat derselben ergab sieb, daft keine der Preisschriften den Sinn and Zweck der Prei»- aufgabe vollkommen aafgefafst, aach nichts wie gefodertj die vier aufgestellten Hauptfragen genügend beantwortet babe, eine in dieser Hinsiebt bereits im Journal der praktischen Heilkunde abgedruckte Erklärung im Naraea .der Gesellschaft als Bndresultat dieser Angelegenheit war die letzte Arbeit dei unYergefslicben Direkton ' der Ge- jelUcbaft«

Die Zahl der hiesigen ordentlichen Mitglieder der Gesellschaft beträgt gegenwärtig: 106, die der seit Be- gründung der Gesellschaft ernannten auswärtigen eoira- spondirenden : 423.

Am Schlnls des Jahres 1836 zählte die Gesellschaft #alser den auswärtigen correspondireuden Mitgliedern fol- gende :

I* Vorsteher und Beamte^ welche für da» Jahr 1837

gewählt wurden:

Hr. Geh. Med. Rath BarteU. Hr. Hofrath Bufeland. i - Dr. Bürger, Bibliothekar. -^ Geh. Ob. Med. Ratb Khg, -- Gen. Staabsarzt Büttner. - Geh« Med. Rath JBjMits- * Med. Rath Busse, mann^ Secretair. '

- Prof. Dieffenhach^ corre- *- Geh. Med. Rath LküL

spond. Secretair. - Prof. J, MüU^r.

- Geh. Med. Rath V. Gräfe. » Prof-fi. Osann^ Yice^-Di-

- Reg. Arzt Dr. Grofsheinif rector.

Censor. *- Präsident Rust, Director«

- Prof. Becker^ Vice-Cen- - Med. Rath Staberoh.

sor* - Gen. Staabsarzt VtlTieM

2. Mitglieder:

Ur.Dr. Angelsfein. Hr. Dr. Bohr. -Dr. Arndt, - Med. Rath Bremer.

- Dr. Aächerson» - Dr. Breyer*

- Dr. Behrendt, - Dr. Burtx,

- Leibarzt Berend^ - Med. Rath Bus^»

- Dr» Blömer» - Dr. Dann»

115

Hr.Dr, DieUtz.

- Ob. Thierarat IHeterU^.

- Geb. Med. Rath £db.

- Pn^ EJtrenherg.

- Staabsarzt Dr. Fest»

- Dr. Priedheim.

- Med. Ratb Froriep,

- Dn 'F^s9.

- Med. Rath Gräfe, ' - Dr. Haseloff.

- Dr. Mayn,

- Geb. Hofrath Heim. " Dr. JEf^Itf.

- Dr. HentscheU

- Prof. HerHvig,

- Dr. Herzberg.

~. Hofratb Dr. Hesse,

- Dr. Hüdehrand»

- Dr. Hoffnumn,

- Dr. HoUhof.

" Geh. Med. Rath JETom.

- Dr. J«/f^.

- Dr. JoeL

- Dr. /fipef.

- Dr. Isensee,

- Prof. JüngJcen.

- Dr. Klaprofh,

" Geh. Med. Rath £7ti^e.

- Dr. Koner,

- Ob. Med. Rath Koihe.

- Prof. Kranichfeld,

- Dr. Krause,

- Dr. Kunde,

- Hofrath Dr. Lehwefs,

- Dr. Leo.

- Regimentsarzt Lesser,

- Geh. Med. R, Lichtenstein.

- Dr. Lieber.

Hr. Dr. Liebinger.

- Dr. I«^JU7»i(Aal.

- Dr. Mimgold.

- Dr. Mertins,

- Dr. Michaelis.

- Dr. Jlfif«eAer7icJI.

- Dr. Mül?^.

- PhysikDs Dr. iVcrfoi«.

- Med. Math i^Tico/ni.

- Hofrath Dr* Opperi.

- Dr. Prtttit.

- Dr. Phiibus.

- Prof. ÄwcÄ.

- Dr. Reisig.

- .Dr. Romberg.

- Dr. Äii«f.

- Dir. Scheibel,

- Dr. Schmidt.

- Dr. L. Schmidt

- Dr. Schönberg,

- Dr. ScÄttte.

- Prof. C. H, Schutts.

.- Gen. Div. Arzt Schulze.

- Dr. Schupke.

- Dr. Stannitis.

" Gen, Div. Arzt Starh

- Dr. SteinthaU

- Geh. Hofrath Steinrück,

- Geh. Med. Rath v. Stosch.

- Dr. Tesmer,

- Dr. TroÄCÄc?.

- Gch.0b.Med.R*3Vüi}f€df. -Prof. r«He.

- Dr. Vetter,

- Geh. Med. Rath Wagner.

- Dr. Tf eigersheim,

- Dr. Westphal,

" Dr. Zimmermann.

H2

' 116

I

2.

Beobachtwig einer glücklieh geheilten Vergifhmg Mtl com

centrirter Schwefelsäure»

Von Dr. A. fotf^

praktischem Arzte und Wundarzte zu Bibmts in

Mecklenburg»

Im Monate Janoar wurde ich von Hrn. Postmeiiter H. aufgefordert) einer bei ihm in Arbeit stehenden T^«- lÖbnerwittwe > welche einen WeinrÖmer Toll Yitrioloi» welcb.es sie für Bier gebalten hatte , getrunken habe, Snh liebe Hilfe zu leisten. Es mochten etwa drei Standes von der Zeit, dafs das Gift yerschluckt worden, bis xa meiner Ankunft verflossen seyn; in der Zwischenzeit hatte der Apotheker des Ortes , an welchem sich kein Arzt oder Wundarzt befindet > sehr zweckmäfsig anfänglich Kalicar-t bonicum^ späterhin Magnesia carbonica, und zuletzt Baum- Öl Terabreicbt , doch ohne dafs Krbrechen oder grofse Lin- derung der Beschwerden eingetreten waren« Bei^ meinem Besuche fand ich bei der Leidenden verhältnifsmäfsig nur mäfsige Schmerzen in der Nabelgegend und DurdifiiU, (letzterer war wohl Folge der genommenen Magnesia, und yicarirte gewissermafsen fdr das ausgebliebene Er- brechen. Folge der verschluckten Säure war er wohl , nicht, denn in diesem Falle pflegt er, nach Orjßlay blu- tig, nach meinen Beobachtungen auch mit heftiger Kolik oder den heftigsten Schmerzen bei der leisesten Berüh- rung des Abdomens verbunden zu seyn. Auch hätte, wenn er Folge des consumirten Giftes gewesen wlre^ unbedingt Entzündung im TJnterleibe Statt finden mnasen, wovon aber jede Spur fehlte). Die Kranke litt ferner aa einem hohen Grade von Dysphagie, und Zusammenschnn- rnngen angeblich der Brust (wohl mehr des Magens und Oesophagus); die ganze Mundhöhle war bedeutend ei- coriirt, gewifs auch eben so die Fauces und>der Schlund; dabei ein brennender, saurer Geschmack und Heiserkeit Die übrigen von Orfila angeführten Symptome, welche nach Verschlucken von Vitriolöl folgen sollen, als bei- lsende Hitze im Gaumen und Magen, stechender Schmelz im Schlünde (dieser war mehr drückend, spannend), stin- kender Atbem, AnfstoDsen, Uebelkeiten^ ErbrecbeD| Sdünch-

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zea, Kolik (es zeigte sich nur ein gelinder Grad Ton Leib- idunerz in der Kfabelgegend , der wohl Symptom des- florcfi die Magnesia erregten kunstlitben Darchfalls war); Dyipnöe (der Atbem war bei geöffnetem Munde , um sich Kihloog für die Mandböble ZQ versebaffen, gelinde scbnar- dmd, ebne sonst beeinträchtigt zo seyn), Beängstigong, j bfeniender Dorst (genossene Getränke erzeugten Schmerz in Konde and Schlünde), häufiger, unregelmafsiger Pols (war in diesem Falle zwar frequent, aber dabei schnell, Ueis, gespannt, wie bei spastischen vZuständen) , Schmerz beiBerubrang des Abdomens, Schaaderanfälle , Kälte der Eitremitäten , kalte, kleberigte Schweifse, Harnbeschwer- des, krampfhafte Bewegungen der Lippen, des Gesidi- fes, der GliedmaOsen , Mattigkeit, Unmöglichkeit dieselbe Lage za behalten, bleiche, erdfable Gesichts&rbe , Hu- sten, Aaisscblag auf der Haut, gelbe Flecke, weifse oder tdiwarze IfCrusten auf den Lippen, fehlten. Dafs die* Tenchinckte Flüssigkeit wirklich Terkäullicbes Vitriolöl ge** wetea war, versicherte der Postmeister H. , der als Kauf- mano mit selbigem handelte, und die Flasche, aus wel- cker'die Vergiftete getrunken zu haben versicherte, als eine mit dieser Säure gerüUte und von ihm unvorsichtig ii die Passagierstnbe gestellte erkannte« Nach ihrer Yer-' lieheniog hatte die Kranke einen sogenannten alten Wein* romer von der Säure getrunken, aber sogleich wieder assgespieen. Das Aosspcien des gröisten Tbeiles der ge- lossenen Säure, unmittelbar nachdem sie sie getrun- ken, war ohne Zweifel der Grund der Gelindigkeit der Symptome, und die Ursache, dafs die Wirkung derselben groüitentheils auf die Mundhöhle und die Fauces be- iclirankt worden war. Dennoch war ein Theil der Säure verschluckt worden, wie dieses das gleich näher anzuge- bende Erbrechen bewies«

Obgleich man hätte glauben sollen, dals die wirklich verediluckte Säuro bereits neutralisirt worden wäre, so liefs ich mich dennoch nicht abhalten, theils zur voUstän'- digen Neutralisation des verscbhickten Giftes, theils um Erbrechen zu bewirken, Magnesia carbonica in Verbin- dung mit einer ans Chamillenwasser, Eigelb, Mimosen- sdileim, Altliaeasyrup und Mandelöl bereiteten Emulsion, alli* halbe Stunde zu einem Fiislötfel voll, nebenher aber fleUsigen Genufs schleimiger Getränke, öftere Ausspülung des blondes und Gurgeln mit lauwarmer Milch zu ver- ordnen. Um die Reizung im Schlünde zu mindern, und der Ausbildung einer Fbaryngiiis zuvorzukonunen, Uefs ick

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/

clen Hals änfserlich mit in AUbaeawnnel-, MaWenUSt- tet-, Malvenbluthen - and BiUenkrautaufgafs getaiicbtei Flaneillappen fldCsig fomentiren.

Innerhalb vier und zwanzig Standen bewirkte dieM Karart keine wesentliche Veranderong'; im Gegentheila wurde mir gemeldet, dafs Patientin kaum mehr die An- fiel hinunterschlingen könne, sonst aber Alles Doch 09- Terändert geblieben sey. Um die anscheinende Halsent" Zündung zu bekämpfen und Tod durch Bräune zu /ver- hindern, liels ich zwölf Blutegel an den Hals setzen^ mit den oben genannten erweichenden, beruhigenden Fomen- tationen des Halses fortfahren, und rieth, wenigstens stündlich einen Eislöffel toU ?on der ordinirten , niit Älag- nesia yersetzten Oelemulsion zu nelimen \ denn noch im" mer glaubte ich, dafs Säure im Magen sey. Doch auch diese Verordnungen halfen wenig, i>nd es ward daher mein Rath aufs Neue verlangt. Ich ordnete Reiteration der mit Magnesia gemischten Oelemulsion, reizende Fnls- bäder und Kinspritzungen in den Hals von einem De- coctum Radicis Althaeae, Folioruni et Fiorum Malvae et Seminis Lini an ; ehe jedoch diese Mittel noch in Anwen* düng gesetzt wurden, erfolgte, als die letzte Portion de^ Emulsion eben verbraucht worden war^ Erbrechen einelr braunen, sauren Flüssigkeit, der Farbe nach, der mit Wasser verdünnten Schwefelsäure gleich, mit Magnesia versetzt auflirausend , •'— und mit dieser Ausleerung trat bedeutende Erleichterung im Schlucken wie in allen Be- schwerden ein. Höchst walirscheinlicb war die Pseudo* Pharyngitis nicht blofs Folge der örtliclien Excoriaticin der verschluckten Säure ^ sondern wahrscheinlich auch noch bedingt durch eine sympatliische Reizung der noch in Magen befindlichen Säure, da Blutegel und Fomentatio« nen so wenig geholfen, und wesentliche Besserung erst nach dem Erbrechen erfolgte. Jedenfalls war die fortge- setzte Anwendung der Magnesia and Emulsion von ent- schiedenem Nutzen; denn wäre nicht Erbrechen, welches Ich doch diesen Mitteln zuschreibe, erfolgt, so würden sich die weitern Folgen der noch im Magen befiodiicbra Säure bald gezeigt haben.

Ich liefs , trotz eingetretener Erleichterong , die zum Einspritzen verordnete Flüssigkeit mit Milch versetzen und als Mundwasser anwenden , der Sicherheit halber aber noch ein Mal die oben erwähnte Emulsion mit einem schwä-* oberen Zusätze Ton Magnesia nehmen. Erbrechen folgte

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aber nicht zum zweiten Male, wenn gYolch< <tie Zufiiire immer mehr »diwandeii ond Patientin- innerhalb acht Ta^ gen bis anf einige excoriirte Scellen im Munde ganz^ her^ gettellt war. Gegen diete znrückfrebliebenen läcoHatio^ nen rietb ich , da keine weitere Hülfe begehrt warde , da» Mundwaaaer aus AUhaeawurzel , MalvenbIQiben , Malfen- . blatter und Leinsamen mit Mildi gekocht unaosgeseezl fortznsetieil, und schon acht Tage nachher hörte ich , dab die Gerettete wieder ihren Geschäften als Tagelöhnerin nachgehen zu wollen geau(sert habe«

3.

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MediciniMdie Bemerkungen des Herrn Baudouin auf sei- ner Reise in den kleinen Alias und das Dattelland {Büed^ tU-Vferid)^ von Um, Guyun x-u Algier,

Herr Baudouin ward Im J* 1832 von den Araber» gefangen und nahm den niuhamedanitichen Glauben an, worauf er im Gelolge eines Marabuts die genannten Ge* genden durchzog. •<-

Die Einwohner des Atlas sind GelenkgeichwiUften unterworfen , welche in Abscessc übergehen und die Kno-» eben bloCslegen; es sind dies Folgen der Scropholosis,

Eine nicht weniger allgemeine Krankheit in diesen Gegenden ist die grolsbeerige Franibösia (Fr. h gros bou- ton) des Hrn. Alibert ^ die hier Doonj heifst, von den* jenigen Arabern aber, welche sie mit der Syphilis Tcr- wechseln, grofse Krankheit genannt wird. Hr. GuyonhAt sie mehrmals zu Bona gesehen , unter Andern bei einem Hei-» ligen des Landes, d, h. bei einem Wahnsinnigen, denn hier zu Lande wird jeder Narr für einen Heiligen angesehen« Dia Behandlung besteht in einem vierzigtägigqii Fasten , ofifen- bar in Erinnerung an den Kamadan oder die Fastenzeit der Türken. Während dieser ganzen Zeit dürfen die wenigen Nahrungsmittel, welche man den Kranken erlaubt ^ nicht einen Gran Salz enthalten. Der Doctor Mardiy weldier diese Kurart beobachtete I Ycrsichert, dafs sie Anfangs sehr

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iritfcgam tchien, clafii aber die KnnklieU mit der Rode* kebr zur alten Lebensart ^ederersobeine. BemerketuK* wefth bleibt es jedoch, da(s die Methode ^ deren udi die Indianer gegen die Pians bedienen, gani dieselbe ist;- sie tagen, da(s sie die Krankheit darch Hanger tödten.

Die Blatteraimpf Q ng scheint bei allen Bewob nern des uh Bern Afrikas bekannt; man impft zwischen Zeige- und Mittel- finger. Aach der Aderlafs ist hier gebraachlich and wird am Kopfe oder an den Fafsen ausgeführt« Zam Aderlals am Kopfe wird ein Strick am den Hals gelegt, nnd wena die GesichtsTenen anschwellen, wird die Ader anter der Nasenwurzel geöffnet Dies Verfahren ist an Hrn. Bmh douin selbst aasgefuhrt worden. •*

Im Biled-nl-Djerid oder Dattellande finden licb an- dere Krankheiten. Eine Aogenentzöndung ist daselbst so Terbreitet, dafs fast alle Einwohner davon betallen sud; ne verursacht oft Trichiasis,

Bei den Weibern zu Metelli und Onergnela bat Hr. Baudouin viele Kröpfe gesehen. Der erste dieser Orte ist ein schwarzer, anfserordentiich harter Fels; der zweite hat eine morastige Lage.

' Die Geopbagie oder das Erdessen ist lo häufig, dafii He wohlschmeckendsten Erden öffentlich verkauft werden; es sind dies Kreide- und Thonarten, welche man ohne Schwierigkeit gegen Salz oder Datteln austauscht , welche letztere die Hauptnahrung der Bewohner ausmachen.

Das alte Tegort, heut zu Tage Tnggurt, besteht ans einem Dutzend kleiner von Morästen umgebener Städte; auch herrschen daselbst die Wechselfieber gewöhnlich vom Mai bis zum October, und sie hinterlassen zumeist An* Schwellungen der Unterleibseingeweide , dergleichen man auch bei den , die dasigen Weiden besuchenden Tbieren findet. Hr. Guyon erinnert hierbei daran « da(s die R&- mer sehr vernünftiger Weise über« die Salubrität der Ge« genden aui^ den Eingeweiden der Thiere urtheilten*

Die Therapie im Lande beschränkt sich fast ganz auf Amalete.

Die Gebärenden setzen sich auf eine Art Stuhl nnd ergreifen mit beiden Händen ein iierabhängendes Seil» während eine hinter ihnen stehende alte Frau den Unter- leib von. oben nach unten mit einem nach der Lange ge« legten Handtache zusammendrückt»

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SefcifrwmiJen werden mit geschmolieMr Botter be- kiMy die man in diesdben tindngielst.

Gegea Knocbenbräcbe bedient man uA ciacr sdi' mbthtü VorricbtaDg, bestehend in einer Art Ton Schie- Mtins Rohr (Arando doaax), welche auf die Art mit cbaider rerbmiden sind, wie bei dem, den Thierante« Uta dem Namea Chapolet bekannten Instnamente. Flachs nd Lappen werden zwischen das Glied nnd den Apparat gehncfat nnd durch einige Bindengange befestigt. Bis- weSen bedeckt man das Ganze mit einer ümUeidong tob Tboaerde, die mit EiweÜs Termiscbt ist; was an den oa- äbaefambarea Apparat des Hm. JLanrcy erinnert.

Hr. BmdoMJm bat aoieh einige Albinos angetroffen» nd Hr. Gmyam erwähnt deren Drei am Schlosse seiner Abbaadliiiic. {BitOetm de tAcuUm. n^t de Mededme,

4.

fUtstt . fnifrcnloM vewirieuiU

(Brirflich^ BCttbeOaBg des Herra Stadt . Phrsikot Dr. Ruk- kaum ia Ratheaow am Htb. Dr« Bürger in Berlin.)

Der Pr. S. in G., dessen Sie sich noch erinnern werden, ist nicht mehr nnter den Lebenden. Die einzi- gen annlicb wahrnehmbaren Merkmale «einer Krankheit waren eine Febris lenta mit nnregelmäßigen Ezacerbatio- nea^ häufige, einen penetranten Geruch nach Scbwe- felwasserstotfgas Terbrdtende Roctus, langsame Abmage- rang bei gutem Appetit. Die Kxcretiones aln et ori« aae boten nichts Abnormes dar; der Harn war immer klar lad Ton gelber Farbe. Während eines, intercurrirenden Wecbselfieber- Anfalles erfolgte emmtU ein heftiges Erbre- chen, wodurch aofser den genossenen Speisen eine kä« rige 9 flockige , in der Flossigkett schwimmende , dem Ei- ter ähnliche Materie ausgeworfen wurde. Eirnnftl ereig- nete es sich, dafs der Kranke ohne alle Beschwerden, winlinrlir mit grolKf *frtf*^tffinij cinn nnsibnBcbc Mcn^

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flus^gen, «Innkeln ßluts beim Stabigang« Terlor/ Der Unterleib war \iälirend der gar^zen Daaer der Krankheit (vom Januar bis Juli^ immer weich ^ nirgends schmerzhaft oder aufgetrieben, " * - *

Die. Section ergab eine nngebeare Taberkelbildang, zwischen den Magenliänten , Tom obern concaven Jündf bis. zbni Pförtner. Viele Tuberkeln befanden sieb itn Zu- Stande der Erweichung, andere in dem der Cradität Aa vielen Stellen des Magens zeigten sich knotige, iest^' fast knorpelartige Verhärtungen. Die Tanica villosa war aa den meisten Seilen mürbe und löste sich leicht Toa dea übrigen zum Theil breiartig erweichten Häuten ab« Ja der Gallenblase fanden sich 24 Steine, die erstere ganz anfüllten Alle übrigen Intestina Yon bester Beacbaf« fenheit.

Wenn auch die in vorstehender Mittheilnng angege- bene Tuberkelbildung zwischen den Häuten des Magens nicht grade zu den grofsen Seltenheiten gehört, da wir schon in Hnllers opusculis pathologicis, bei Morgagni (de sedibus et causis morborum per anatomen indagatis, Tom. 111.) und neuern Schriftstellern ähnliche Fälle fin- den, so bleibt es doch auffallend , dafs eine so bedeu- tende Destruction , wie die oben angegebene , nicht mehr Zeichen , aus denen nian die Art des Leidens hatte muth' inafsen können, als: Ekel, Öiteres Erbrechen, Schmerz oder Druck in der Herzgrube, Aufgetriebenheit dersel- ben^ Appetitlosigkeit^ belegte Zunge, Unregelmafsigkeit in der Leibesöffnung u* s. w. dargeboten hat. Aber nur ein einziges Mal trat ein heftiges Erbrechen ein^ wodprch eine käsige^ ilockige^ dem Eiter ähnliche Materie aasge- worfen ward , und diefs fand noch während eines inter- currirenden Wechselfieber- Anfalles Statt, ohne den yiel- leicht jenes Erbrechen gar nicht erregt worden wäre* Die häufigen^ einen penetranten Geruch nach Schwefelwas- serstoffgas verbreitenden Ructus konnten auch kein beson- deres Zeichen abgeben , da wir sie bei den verschieden- artigsten Leiden des Unterleibes wahrnehmen, der Kranke dabei guten Appetit hatte, die Se •- und Excretionen in Ordnung und der Unterleib nirgends schmerzhaft oder auf- getrieben war. Eben so wenig Utk sich a«s dem ein- maligen Abgange von dunkelem, fiüssigem Blute beim Stuhlgänge auf ein Magenübel schliefsen« «^

123 .

Der auszeichnete nnd erfahrene Arzt fiielt das. Lei« ki fir eine venoso-gastrica lenta and bat durch diese iotthme gewiÜB nicht geschadet« Dr B

4.

Id&natlicher Bericht über äenßenmäheitsswtand, Geburten und Todesfälle von Berlin^

Mitgetheilt

nu den Akten der Hufeland' sehen med, chirwrg, Gesellschaft. Mit der dazu gehörigen Wittertmgs *• Tabelle.

Januar y (rom SOsten December bis 3ten Februar.)

üeber die Witterung Yerweisen wir aofdie beigefügte Tafel,

Es wurden geboren: 456 Knaben,

414 Mädchen,

870 Kinder.

Es starben: 377 männlichen,

330 weibliclien Geschlechts uberi

und 434 Kinder unter 10 Jahren, " "

1141 Personen«

Mehr gestorben 271«

Im Janaar des vergangenen Jalires wurden

geboren: 378 Knaben,

336 Mädchen, '

714 Kinder. Es starben: 189 männlichen,

137 weiblichen Geschlechts überj ond 263 Kinder anter 10 Jahren«

589 Personen« Mehr geboren 125«

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Im VerliSItnifi znm Monat Januar de« Torigen Jahn» trnrden im Januar dieses Jabm 158 nwtu geboieo, md ilaibea 652-

Per rlienmatiiiA-gasIriiebe Charakter der KnnkheitM der io den vergangenen Monaten der bemiJiende geweaea war, nalim gleicli Anfang des Monats einen rhcumatiacb- calarrhali sehen an, und zeigte in seinem Verlauf «IIa, Zv' eben der Grippe, die lieb mit einer Schnelligkeit, nnd ia Holchec Ausdehnung verbreitete, nie es bei friiberen Eft- (tümien der Art, die hier herrschten, nie der Fall wan Gegen Knde des Ktonata terminderte sich swar die ZaU der Kranken, doch traten bäufig Longenentzündungen nnd nervöse Fieber als Folge der nicht geJiorlg abgemrtelea Grippe hervor. Uelirigena war der Verlauf der Krankheft im Allgemeinen nicht gefährlich, doch warde siehaofii tüdllicli für Kinder, Greise, Schnangere und Schiriad-, süchtige. Andere Krankheiten und selbst Ausschlag -Krank' heilen jeder Art kamen nur wenige zur fiehandlnng; Pok- kon zeigten sich alter noch immer, nnd es staiben dam Fenonen. unter denen 4 Erwacbsene.

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kl 6a UditntzundunE (Brü Li Hfr- Enlituidnng, L. Hmheälelenliiknanng.

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In .Scb](i].iliF)>?r. . In Flui - und FJfcJcfieb

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Sie BUliolhti der prakl. Beithmdt, Jmmar 1S57 mUSI; Hittoire de» tiuilndiet otterves h In grtrndt ortnA fra»- fni*e jifndmit lei campagnes de RuMii* m 1812 •! de rAUenuiyne en 1813; pnr le ChoMlUr J. B. L. dt Kerihove dit de Kirckhoff. Btoidbttch der »pceiellen Kraakheil*~ tmd Beüungalthrt, mil beuHulerer Rüttsicht ituf die Fhfgtiohgit, wm Dr. K. H. Baumgärtner. Xnrse HtterHristhe AmelgeH.

Ideen über da* Weien und die Beilimgeari der BaBt*-,

gatlntehen mtd Neruenfieber , von Dr. Ed. Pmeltr.

Die freie Hnmecstndt Bremen mtd ihr OAiet , ' te tap*-

grophiuher, medicinwdher wid tiittarkiMloritAer Bkh-

ekht getchildert von _Ph. Heiueken.

KerstKA einer medicinisitien. Topogrophii WM KoHeu.

Von Dr. Jii (. Wegeier. Veler schwammige Auiw^chse der weibliche» OetcMcdto- organe. Von Fr. Ladw. JUeiftittr. Akademische Sthrifte» der ünivertUät «• Jlerltn. C, F. Emmert, Ohservntiontt qaaedam wieroaeofkat in pnrtihat animtdium pellucidit inrtitutae de iijbq»< umfione. Jtt> L, Oraeff, de tingulari fungi ff

JÄU&etan8eheB lotelligenzblat^

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; No. l 1837.

Im Veriage der Bachhancnang P. Aäerkolz In Brtt- laa Üt 10 eben encbienen und in allen Buchhand* hingen «a haben :

Air GeidUcftto der Medicin in Schlesien. Bntea Heft: Die TorliCeriritcben Anfänge. Von Dr. A, W, £1 n. J^tnaiAeip ProfeMor a. d. Unif« Bretlan« Gr. & 8 Bo« geo. Geh. 16 Gr.

JH$ *XraMeiien dH Poefni, ton Dr. J. OrHizery ana- nbendem Arzte und Gebortabelfer. Gr. 8. 18 Bogen. 1 RtUr. 8 Gr.

In dem Verlageton F. J. Srocl^mu encheint and Sit dofcb Alle Bndihandlnngen nnd Poitimter za be- neben:

Jttgemeine m$diMM»ctu Zeittmg, In Gemeinschaft mit Profeaaor Dr. J. B. Friidreich nnd OJ[>ermedicinalreth Dr. C, Bohnhaum beraasgegeben von Dr. Knrl Palst, Jahrgang 1837. Wöchentlich erscheinen 2 Nummern Ton einem Bogen in gr. 4. Preis des Jahrgangs 6 Tbbr. 16 Gr.

Diese Zeitschrift 5 anf deren Redaction besondere Sorgfalt verwendet werden boII» wird von diesem Jahre ab wieder in meinem Verlage erscheinen und namentlich ent- halten: Origiiuäahhandltinyen über irgend einen besonders zeitgemafsen Gegenstand der theoretischen und praktischen Medicin; Auszüge aus den hesteih uml neuesten Schriften deutscher oder fremder Sprachen; Kritik der neu erschein nenden media, Schriften, zu welchem Behofe die Herren Verleger am l^sendong eines Freiexemplars an die Re- daction gebeten werden ; Misa^Un tuul Correspondenznach-' riehien*

Pfobenammem sind durch alle Bachhandlungen g r a t za beknunmea«

2

^ Ift der Lanpp^Bdi^n Bnchhandluirg zu T&l iMsbienen and in allen Bachbandlungen AmaHen der StaaU- ArzneiTiunde , berausgeg P, J. Schneider und Dr. J. JJ. Schürmaye virkang der in- und ansländiscben Mitgl: eins Grofsberzoglich Badiscber Medicinal Befördcrong der Staats -Arzneikande. Zweites Heft. gr. 8. br. Preis 2 FI. Dies/e Annalen baben sieb gleich beiihr scbeinen einer aofsergewÖbnlicben Tl^eilnabn gehabt, and es gereicht ans zum besondere anzeigen za können , dals ihr Fortbestehen i gesichert^ ist«

Im Verlage der Buchhandlung des Wnisenhi

ist erschienen nnd durch alle Biichbi

In- .und Auslandes zn beziehen:

Eohl^ Dr, A. F., Die gehurtshülfliche

Theile. gr. 8. ^ Rthir.

Ister Tb eil das Hören oder die ^ebnrtshul

tation, mit 1 Kupfertafel. 2ter Theil das expIoratiTe Sehen nnd Fiih Ceber den Werth und die Br>auchbarke benden Werks spricht sich die „Berliner Central- Zeitung" folgendermafsen aus:

Der achtbare Verfasser dieser gebalsvolli

absicbtigte, in derselben die )L.ehre der gel

Gesammt- Exploration auf eine fiir den Lei

den Meister dieser Kanst gleich entsprechen«

zutragen, dem erstem einen Führer in die

ben f der ihn bei dem Lernen und dem U

.und leiten soll, dem letztern aber eine Ver

weitern Forschung nnd zur Mittheilung von 1

widerlegenden oder neuen Beobachtungen n

gen darzubieten. Diesen Zweck hat der '^

das Vollständigste erreicht, indem der Lehrli

Klarheit und Gründlichkeit der Darstellnng^,

Meister durch die tiefe, wissenschaftliche Fi

reichhaltige Angabe der Qnellen, yollkomm

werden durften. Oa der Raum dieses Bla

gestattet, in die Einzelnbeiten des Werkes i

gehen, so hemerkt Referent hlofs im Allge\

dies die vollständigste und beste Schrift sey^

diesen Qegensttind bis jetzt erschienen ist»

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practtechen Heilkunde.

Fortgeeetzt

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Dr. E. Osann,

ordenü* Professor der Medidn an der üniyersitatnAd der med«

chimrg« Academie für das MilitaSr zu Berlin ^ Director des

ILPoliklni« Institats, Ritter des roth^n Adler* Ordens dritter

Kkne und Mitglied mehrerer gelehrten Gesdischaften.

Orau, freund, iai alle Theorie, Dodi grün des Lebens goldner Baum*

Göthe.

n. stück. Februar. '

Berlin.

Gedruckt imd verlegt bei G. Reimen

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GlückUche Heilung

i psychischen Kranken

auf somatischem Wege« Von

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Dn August D r 0 s t e ^

in Osnabrack*

Mildem Entstehen ron GeistesTerarmnng gleich- zeitig als objectire Erscheinungen eintretende Ve- getationsyeränderungen, so wie in Leichen ron Vcrriickten ^wahrgenommene Struktur- Ab wei- choogen der Organe, Degenerationen und norm-« widrige Eingeweide- Lagen weisen unzweideu- tig auf den nahen Zusammenhang zwischen Leib und Seele hin ; die in der Pubertät^ der Menstruätionsperiode, der Schwangerschaft^dem Wochenbette und dem Alter der Decreniditat.oft vorkommende Gemüthsyerstimmuog und Ver- standes Verwirrung zwingen zu der Annahme eines körperlichen Grundes« Wenigstens sieht man derartige Begleitungs-Zustäbde häufig wie- der verschwinden^ wenn das Gleichgewicht der in diesen Entwickelaogs ^Vorgängen iiberthäti*

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gen oder ventimmtefi ond in ibretfi harmoni* sehen Zusammenwirken gestörten Systeme der Irritabilität^ Sensibilität und Reproduktion nach einem natnrgemäfsen Verlaufe oder dem Ein- tritte eines aushelfenden Krankheitsprocessei allmäblig wieder hergestellt ist. Mögen auch absichtliche Uebertretungen der Gesetze der Mo« ral und des Staates unter dem Scheine ron Wahn- sinn unternonmien worden seyn^ so rerdientn diese ^ den Organismus gewaltig erschnttemde, Lebens-Stadien nichts destoweniger beiderBeop- theiluDg einer synchronistischen Krankheit der Psyche grofse Rücksichten. Wo aber aacb in anders entstandenen Vernunftstorungen das schärfst bewaffnete Auge keine somatische und- physische Alien ation zu erblicken vermag, wird doch nach den Regeln der Analogie und Induk- tion eine dynamische Ursache zu erforschen und nicht selten zu ermitteln se^n,

BuzoriTti, der in seinen Grpndzngen der Pathologie und Therapie der psychisclfen Krank- heiten den Satz aufstellt^ dafs die nächste Ur- sache^ welche die krankhafte Veränderung der psychischen Verrichtungen, das Delirium, ber- Torrufe, in einem krankhaften Zustande dei Nervensystems , der sich auch sicher < angeben lasse, beruhe, dafs diese bei den acuten und chronischen Delirien im Wesentlichen dieselbei d* h. acute und chronische Neuropathie sey^ hat damit ein leicht zu Verinungen führendes^ aber mit Vorsicht zu bebauendes und dann hof- fentlich seegensreiche Früchte bringendes Feld betreten. Nasse und Jacobi nehmen ebenfalls keinen essentiellen Unterschied zwischen chro- nischen und acuten(Delirien an und suchen den Sitz der Seelenstoiung in allea Syatemea und

Organen des menscbliclien KSrpen« Nmanann bält alle sogenannte Geisteskrankheiten für io dem gebundenen Zustande der einigenden Ver« oonflt begründete Mirsverhältnisse zwischen Ver- atand und Willen, die daraus herrorgeben, dafs der richtige Standpunkt der Seele zum Welt- gansen, der eine angemessene endliche Lebens- form Toraossetze, yertchoben ist und nur im Organismus aufgesucht werden kann. Eines basonderen Seelenaitzes^ wie einst Cartesius als aolcheo die Glandula pinealis bezeichnete, be- darf es, um das Höhere im Menschen far im- materiell und selbstständig zu halten, eben so wenig, als die teleologisch unerfafsliche Er- acheinungy dafs die nämliche Krallt, deren We- sen Thäligkeit ist, in dem Verkehrten andera ^wirkt, zu einem Materialismus ftihren kann, wenn man den Körper für ein begeistigtes Or- gan der Seele hält, deren vorzüglichere, das humane Leben bedingende, Aktionen in be- stimmten, leicht verletzbaren Provinzen dessel* ben Yollbracht werden , in denen die geringste Veränderung eingetreten seyn und wonach das ganze Räderwerk in seinem Laufe anders ge- richtet werden kann. Plötzlich ausbrechende^ tief erschütternde Affekte -^ Schreck, Aerger, Zorn, Freude rerinögen , wie Beispiele da- von Torliegen, augenblicklich das Leben auf- zuheben oder die übereinstimmende Thätlgkeit aller Seelenkräfte zu schwächen und in Unord- nung zu bringen. Oeffentliche Beschimpfungen, Ehre und Gefühl tief verletzende Kränkungen können sowohl körperliche Krankheiten her- vorrufen, wie Störungen des Geistes, Gleich« gültigkeit, Ueberdrufs und Verachtung des Le- bens bewirken , ja zum Selbstmord treiben ! Der lief eingreifende Einflufs des J^ifsbrauchs

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der geistigen Getränke anf den somatiecb - psj- cbischen SIenscben stellt sich häufig genug dar. In den Leichen an der Trunksucht Verstorbe« ner findet man zum Oefteren bedeutende De- struktionen und Degenerationen des cbylopoeli« sehen, wie des Blutgefafssjstems. Unter immer sunebmenderReizbarkeitdesGemiitbs und derNer- Ten litten sie wohl an der Wassersucht, Schwind- sucht, an Anorexie, Dysphagie, an VerbärtUD^en uodVerscbwärungen des Tubus alimentarius, det Drüsen, des Mesenterii und Mesocoli, so wie des Pankreas, an Apschoppuogen der Leber and Milz, an Erweiterungen und Verknocherungen^ der Herzhöhlen und grofsen Gefäfse, an hef- tigen Congestionen nach der Brust und dem Kopfe« Die permanente Turgescenz der 6e- fäfse, die ununterbrochene Beschleunigung des Blutuinlaufes, die stete Spannung und Unnatur^ liehe Stimmung der Neryengeflechte des Bau- ches, insonderheit des Plexus solaris, die sich den übrigen Regionen des Nerrensystems und dem Gehirne mittheilten, wiederholte Abwei* chungen der geistigen Tbätigkeit, häufige Sch&> pfungen einer kranken Einbildungskraft bilde« ten bei Manchen rerVehrte Begriffe ond Ur- tbeile, die den Willen zu unsinnigen und ge- waltthätigen Handlungen hinrissen und später wirkliche psychische Krankheiten zur roige hatten. Wie die Cur oder Tielmehr Heilung dieser in vielen Fällen nachgewiesen ist, so zeigt es die Erfahrung überhaupt- wiederholent- lich, dafs physische Arzneimittel der Intempe- ratur der Reizbarkeit der Bumpf- und Gehirn* nerven eine andere Bichtung zu geben, da- durch Gleichgewicht und normales Kraftver* hältnifs in den verschiedenen Seelenpotenzen wieder herzustellen, Einklang und richtige Be-

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aiehoiig d^nelban so elnaader, Hannoiue der änfsem und ioDern Sione, die gehörige Stärke der Phantasie ^' die äafsere und inoere Beson*- beDheit, so wie die richtige VerknSpfaog der Ideen unter sich nnd mit den Funktionen dei Willens wieder henrorzabringen im Stande sind« Das GeföhlsTermögen ist ron allen See« lenyermogen dasjenige, sagt Reil^ aof welches wir mit dem groüsten Vortheile wirken kün* neo. Wir haben es in unserer Gewalt ^ ^das- selbe direkt und auf eine bestimmte Art zn er- regen. . Dies gilt wenigstens Ton den körper- lichen Gefühlen, die wir gezwungen und in einer Stärke hervorbringen können^ dafs sie den Kranken nöthigen, sie zu beachten. Denn es Yteht nicht mehr in unserer Willkühr, die Gefühle abzuhalten, wenn der Zustand des Körpers herrorgebracht ist^ in welchem sie gegründet sind. Der Brechweiostein erregt uns Ekel, .auch wenn wir es nicht wollen ; er macht uos schmerzhafte Pusteln, wenn wir es nicht wünschen. Gefühle wirken auf das Vorstel- lungsvermögeo, nölhigen dasselbe, die Ursachen derselben aufzusuchen; sie nehmen, wenn sie stark sind, den ionern Sinn in Anspruch und zwingen iho , sich selbst als das Subjekt des Gefühls zu betrachten. Sie wecken also die äufsere und die innere Besonnenheit. Sie fixi- ren die Aufmerksamkeit, ziehen sie auf andere Gegenstände und bewirken wenigstens eine zeit- weilige Aufhebung der krankhaften Geistes- Kicbtung. Sie bethätigen das Begehrungsyer- mögen und durch dasselbe den Verstand , in- sofern die erregten Begierden denselben an- treibeoy die Objekte der Gefühle zu yervielfäl" tigen^ die Blittel zur Erhaltung der aogeneh« tuen nnd cur Entfernung der unangenehmen

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aufEasiielieB, Obwohl oicfat efne Heüinatliodla fnr alle ptychiscbeD Krankheitsfälle pafst, nicht TOD specificis die Rede seyn kann, vielmebr 6ine Tielfältige und^ rationelle Therapie^ die einei wo möglich genau erkannte, indiyidbelle pathognomonische Basis haben mufs, dabei eben 80 erforderlich, ist, als wenn der organische Leib eomatische und dynamische Krankbeits- formen darbietet, so haben sich doch einige Mittel in frühem und spätem Zeiten zu dietfm Ende besoodera bemerkUcb gemacht»

Plinius erwähnt In seiner bekannten Nalnr* geschichte (VoLIV. lib, 22. Cap. 64.) Ae^HeU leboH albi als gegen insania melaneholica hilf-* reich» In ^uU Gellii noctium Atticarum Hb, 17« Cap. 15. findet sich dasselbe Mitlei ad instani* liam Tigoremque mentis servandans et contra tnorbum comitialem utile angegeben« Persius gedenkt desselben in seinen Satyren (4, 16)» Horaz sagt Satyr. II, 3. t. 82 : Danda est eU lebori multo pars inaxima ayaris^ npd r. 166 c* Nayiget Anticyram (stultus et insanns scilicet)^ 80 wie ad Pisones, 300 : Nanciscetnr enim prei^ tium nom'eoque poetae, si tribus Anticytis ca- pnt insauabile numqoam Tonsori Licino com« miserit« Ovid schreibt (Poot. i, 3, 53); i, bibe, dixissem, purgantes pectora succos, et qaidquid tota nascitur Anticyra, Die Alten gebrauchten die weifse Nieswurz zu ihrem Hei« leborismus gegen Geisteszerrüttungen , indem sie nach gewissen Regeln im Frühjahre and Herbste Erbrechen und Laxiren damit erregten, wornach die schwarze Galle und das rohe zähe Phlegma abgeführt werden sollte. Reä giebt ihn in seiner Fieberlehre (Bd. 4. S. 529) uov- etäodlicb 80 Qp^ wie 9r herTorgebracbC worden

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. nnä angewandt wpi- solL Aacb I^orry (tob der BlelaDcboIie y a. d. Latein, 1770, Bd« IL 8. 403. 448)^ Hahnemann (difs. de Hellebo« rismo Teterum. Lipt* 1812)^ Arnold (Beob« üb. d. Natur^ Art, Ursacbe und YerbiitODg des Wabnsinos und der Tollheit. Engt 1784. Bd, 1. St 13). JUurray (Appar. medicamioum, VoL V* P. 149) und Dierbach (die ArsneimiU tel des HippocrateSf S. 107) führen ihn mit seinen Cautelen ao. Nicht auf diese Weise, aber gegen dieselbe Krankheit gebrauchten die weifse Nieswnrz mit und ohne Erfolg: Mur« ray (Appar* medic. Vol. V, P. 153), Greding (Samml. med, Schriften. Bd. 1. S. 179. 229), JVendt (Agassiz, diss* de tberapia moriae. Erl. 1785), jiuenbrugger (Experimentam nascent de remed« specifiro sab sigoo specifico in ma-» nie viror. Yienn. 1776), Hahnemann (Hufeland's Jonrn. d, pr. H. Bd. 2. S. 55(>)# Rademache^

^ (Hufeland's Journ. d. pr. H. Bd. 4. S. 820), Dr. J. Maclean ( S. Edinburgh med. and Sur« gical Journal 1818 Juli. Conf. Hufdaod's Journ.

d. pr. H. Bd, 48. 3. P. 108),

Die Graüola soll sieb beilsam gegen Oei- Steszerriittuogen , die aus erloschener JVeryen« empfindlicbkeit im Uoterleibe, daher rührenden Stockungen, passiven Cougestioneo, maogelhaf« tem Biutumlaufe, entsprungen waren, bewährt haben. IKostrzwsJcif Diss. de Gralioia. Vien- oae 1775. Sommer^ de virtute et vi med. Gra-r tiolne. ßigae 1794. Erhard, Diss* de Gratiola e^nsque praeserlim in mania usu. Lips. 1818, "Ltniin , Beiträge eur ansüb. Arzneiw. Bd. 2# S. 155 und in Hi^eland^s Journ. d. pr. H. 1. Bd. S. 71. BuchJiolZj Beiträge z. gerichll. Afxneigei. Bd. 4. S. 77 und in Hufeland^s Jouro«

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d. pr. H. Bd. 2. S. 142. Fischer^ Yers^u. AdI; z. med. Armeopr. Anhang Nro. .6. Hcwtmann iu Hufelaod's Jouro« d. pr« H. Bd, 45, SU S. 115].

Die Colocynthides wurden gebrancht, wienn es nothig schien^ nach den Gesetzen des Anta- gonismus einen kräftigen Reiz in der niedern Nervensphäre hervorzubringen, oder wenn sich die Banchnerven in einem Zustande grober Atonie befanden und Stockungen im Unterleibs vermuthet werden mufsten. [Dalberg in der SammU auserl* Abb. z. Gebr. f. pr« Aerxte» Bd. 10. S. 729. Chrestien. JatroUptik, Ueberf« von Bischüff. S. 104].

I

Das Scammonium war schon den gnidi- schen Aerzten bekannt. Die Aerzte des Mittel^ »Uers benutzten es häufig unter dem Namen Diagrydium. Die Aloe fand ihre Indication bei Stockungen in den lymphatischen Geföfsen und in den drüsigen Organen des Unter|eibeS|

wodurch Melancholie entstanden war«

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Die Jalappa wandte Rademacher in gro-» fsen, selbst Purgiren erregenden Gaben bei Wahnsinn an. Sie sollte einen 6egenrei2 und eine antagonistische Ableitung auf den Darm- kaual erzeugen. Der Erfolg war erwünschte S. Hufeiand's Journ. d. pr. H. Bd. 10. St. 2. S. 65.

Durchdringende Reizungen der Nervenge« flechte des Unterleibes mit drastischen Mitteln haben sich durch ihre erspriefsliche Wirkung überhaupt empfohlen und häufig eine bessere Wirkung der gegen den Krankheltszustand di- rekt gerichteten Arzneien veranlafst. Auf ähn- liche Weise heben Ekelkuren, die vorxags-

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^ebe mit Brecbweinstein, aber auch mit Zittk- , Qod Kupfer- Vitriol instituirt wareo uod idnii^ere Zeit UDterhalten worden, eine uDgleichinäfsige Vertbeiiuog der Nerventhätigkeit und machten das Yorstelluogs vermögen für äufsere Eindrücke Tvieder empraoglich, indem sie contrastimulirend wirkten, das (jerebralsystem aus seinem tiefen Torpor weckten, oder die exccssire Tbäligkeit desselben berabstiinmteo. Besonders- sind sie angewandt in den böbern Graden von Manie, Mejancbolie und Nostalgie, die ein aicbtbares Schwinden der kürperiichen und geistigen Kräfte begründete. Gute Wirkungen haben da?on ge« sehen: Fetriar (Bemerk, üb. Wassers., Wahn- sinn, Wasserscheu, ansteck, und andere Krank- heiten. A, d. Engl. 1793. S. 261), Voss (Hu- - feland's Journ. d. pr. H. Bd. 5. S 912), Mul^ ler (Hufeland's Journ. d. pr. H. Bd. 20. St. 2. S. 122 , Nasse's Zeitschrift f. Anthropologie. 1833. S. 197), Beust (Hufeland's Journ. d. pr. H. Bd. 41. St 2. S. 131), Chrestien (De la m^thode iatroliptique etc. 1801. Samml. aus- erles. Abbandl. z. Gebr. f. pr. Aerzte. Bd. 22. S. 57), Esquirol (Allg. n. spec. Pathologie und Therapie der Seelenstörungen , bearb. y. Hille. 1827. S. 247), Chiarugi (Abb. üb. d. Wahn- sinn. A. d. Ital 1795. Bd. 2. S. 399), Hom (OefTentl. Rechenschaft üb. m. 12jähr. Dienst- führ, u. s. w. S. 219), Neumann (Die Krank«- beiten des Vorstellungsverm. 1822. S. 299), Coa:e (Prakt. Bemerk, üb. Geisteszerr. u. s. w. A. d. Engl. S. 131), Schneider (Entw. z. e. Heilmittell. ge^en psych. Krankh. 1824) und Barkhausen (Beobacht. üb. d. Säuferwahnsinn. Bremen 1828).

Den grofsten Ruf haben sich die Narkotica roo )eher in ihrer direkten und umstimmenden

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Wirkang auf die höheren nenrSseii Organe nol sämmtliche NenreDauftbreitangeo erworben* Dia Belladonna rühmen : Evers (ScbmuckerV Term. Schriften, Bd. 1. S, 173)^ Jahn (3IaU med. Bd. 1. S. 449), Stark (Handb. Bd. 2. S/ 36^ Ludwig (Diss. de Bellad. Jenae 1780), Münch (Obsery. pract. circa usum Bellad. P. 17), ü«- mer (Hufeland's Journ. d. pr. H. Bd. 17. St. 2. S. 125), Buchhave (Samml. auserl. Abh» snm Cebr. f. pr. Aerzte. Bd 14. S. 617), Hufeland in seinem Journ« d. pr. H. Bd* 9. St. 3. S. 100 nnii Schmucker in seilen yerm. Schriften* - Bd»l* S. 60.

Wie Beil (Fieberlehre, Bd. 4. S. 437) und Seiler (Horn's Archir f. med. Erf. IQ 15. Jan« Febr. S. 89) durch Slrammonium entstandene Geisteskrankheiten anfahren , so geben StÖrk^ Schmalz (Chirurg, und ined. Vorfalle. S. 178),. Neubeck (Hufeland's Journ. d. pr. H. Bd. 36. St. 2. S. 107) und Bernard (Gerson oqd Julius Magazin. Bd. 6. S. 291) damit bewirkte Hei- lungen derselben an.

Voo^ der Wirksamkeit des Opiums and den liobpreisern desselben in Geisteskrankheiten han-» delt Tralles (Usus opii salubris et noxiua, in morborum medela^ solidis et certis principüa superstructus, a D. Balth. Ludr. Tralles* Vra- tislayiae 1762« Sectio c^uarta. p* 48 seqq.) *)m

*) Ubi in soperiorihos Sect. I. pbaenomena sedulo emuv vabam^ quae opii assumtionem inseqauntur, patuit per exiierientiam VI. elfectus buius pbarm^d non tenni- nari in corpore, eiiisque solius lunctionei mätare di- Tersimode, sed in totum bominem redandare, stqne in animam ipsain cogitantcm corporis interventa ae e^tendere» ciusque operationes mirum quantom va- riarc« Igitar si morbose cogitat, ratiocinatur et toK animai ofiiam dsstre porrectum quaadoque sanioia

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I

Ott SwtttOi lobt es lo der BlelaiicfioUe ooA 'mbSm0 (Coof. illint oommentaria in H. Boer«

fjogiiaia et ratiocinia reclacerey Toinntafisqne Inde pen« dentes aegritodines corrigere, atqoe eapropter melan* eboUae et mantae mederi posse , Tisum est *niedieia darissimu, remm erenta subinde ipsonim molhuini- Inm annaente. Non päad practicorum soriptoniin nelaiicholiaai et manlain, com atraqae int deliriuin ane febre^ com nna ab altera non nisi grado dUferat» com uiia in alteram facilo transmntetur, non aeioa« goDt a se inyicem» sed uno obtatu coniiderant.

Ferner: Id certnm eit per experientiam, opiam pa-* care aoimam eamqae exbilarare et alacren» animo* aomqae reddere, ita at gentes intcgrae mentis aerum- .sas et faatidia deyorato iUo lenianty non secus ac Germani carai Boas vioi baastubns delinire dicuntnr« Nonne igitnr, n carii aterrimU, neqae sine gravi et aointica cansa cor hominis exedentibus» silentiom ad tempos imponerc^ sensamque noctcs atqoe dies pnn- gentis acalei obtundere Talet vinain et opiam^ moera- res etiam imaginarios . et tristitiara pbantasticam id plaeare aptom erit? L. c. P, 60.

Alio antem looo perplexis et insanis cogitationibos fatigatos melancbolicos diutarno opii nsü prorsom ex misero reram stata caratos sese observasse refert Thonuonug (Diss* de opio. Proposa Y* P. 124). L. c. P. 51.

Antiqno tempore lam Hifypocraies, qnem osas opii latebat, mandragoraA melancbolicis laadaidt. Yid^ Sckulzii bist, med« P. 160. L. d P. 51.

Keqae adeo illastr« Boerhatwius (Aph. 1050) alie- uns fuit ab opio melancbolicis praescribendo , qaando io morbi primis initiis post assiduam obiectorom ya- riationem animo condliandam, diluentibos, demulcen- tibos. paregoricis somnuin procarandam esse monet,

3uOy si placidas inde obtineri queat, omnino ideae elirae obolitio ad tempos saltem optime impetretnr« «- c. P. 51.

Ez papayere parata pharmaca, cam aliis andquiori^ Im» mediciSy aadacter apod maniacos adbibenda, a qäbm aegci reüpiscant, iamcolkuidaTitwflelitff (Lib^YI»

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faaave ^Vphorisinoft de <:ogDf>8C« et cnränclis mor- bis. T. m. Hildburghusae 1754. P. 533. 534). Sydenham Dennt das Opium ein medicaineDtnjh ita Decessariam in maau bomiois periffi, ut sine illo maoca sit ac claudicet mediciDa, und rätfa et iosignioTibas spiritQom animalium äiFectiboi ao (Opera eius rnedica. Generae 1736« 114. 185). G. TFolfg. Wedel spricht sich hierüber in seiner Opiologia ad mentem academiae na* tarae cnriosorum^ Jenae lö82« aus. ^) Galenm

Cap. 8). Tnter Neoterlcos non saltem nngiyen^QfDS Paracelsus (Lib. de morb. Ament. T. II. C. 2. P. 301) opiata tamqDam iigentia materiam peöeantein maltii elogiis cobonestavit, sed graTiores Practid üidem p(a« rimum detolemnt, neqae boni eyentaa deetie ezein- pla y]icontar. Uildanus (Cent. IV. ob«. 9)» Thonenu (Obseryat. P. 100. 256), WedeHus (OpiöL lib. H. sect. II. C. 2. P. 107)^ Pifcamita (Eletfi. med. Ifb. 11. C. 6), Wepfcrtis (ia obsery. de morb. cap. conf. 84 et de apopl. app. P. 687) u. Ridiinu» (in Line» toit med. Anno 1700 mense Decembre obsenr.) heiltea mania mit Opium und rühmen dagegen das8elb& ^ L. c. P. 59.

Addit Ridltnits fidociam snam in opiata declantii- ms: vix qaisqDam etiam in bisce malis opinm noo laodabit (mania et melancholia). Von ChiH (Lettere mediche, P. 27) wird es ebenfalls gepriesen nnd in T. II. P* 169 der Consaltations choisiei des pFo* sienrs m^decins cel^bres de runiyer8it6 de Montpd' lier empfohlen. •— L. c. P. 60.

Piso (de cogn. et cnrand. morb. c&p. de mania) tind Willisius (de anim. Brutornm. P. U. C. XII. P. 295) fanden es erwonscht, L. c. P, 68 und 69«

*) Sunt qnoqne qnae faciant attos medicamina somnoSy Victaqae lethaea lumina nocte premant. Com excessns immoderatus omninm actionom ani- malinm nrget: com hae diutius, ac per est, exercen- tur., Tel inyito aegro> indicatio adest somnam pro«

f .,1

I gehorlzwMzn den Widenachern des Opiiim^ doi*b

' mäf^fi er (nach Wedel h c. p. 152) seine Furcht vor

I demseJbeo dahin, dafs er sagt: QuoS opiumperse

potnm chcitiale sit, neminem latere existimo; siq

antem cum $iiiis nonooUis sit praeparatum, ae-

gmCos ita sohinde iurat, ut maxime salatiferam

Cmedicamentum esse yideatar* JFedel sagt gen 155 : veneoam esse , communis -est aoerciilaram consensus. . Morietar^ dicunt, quia apiam accepit. Yiaticnm erit ad mortem. Sed finot timor muliebris cordatum non terret me^ dicQiiii ex lege artis etmethodi medendi opiala piaescribentem. Sennertus erinnert: Cum vi- giliae in hoc malo (delirio sine febre) sunt per- tinariisimaey ut aegros nonnnnquam per aliquot ■WDsea non dormiyisse obseryatum sit, somnua

tocandi: boc apprime expedit Opiam« Lib.II. Sa^. f. Cap. U. P. 84.

Ezeinpla felidter adhibitomin opiatornm in mania com eordialibus et homectantibus yideri possnnt apad Eüdatu Cent. 4. obs. 9. P. 293 in melancbolia ad maniam yergente Horst. 1. 10. obs. 3. aliasque.

Noi in iisdem casibus aliqaoties ntiliter in asam ▼ocatimns opiata^ praemittentes yel emetica, Tel pur« gantia, et praeter alia appropriata interponentes modo adda, modo orinosa^ in farore nterino Bezoardicum etc. Lib, IL Sect. II. Cap. II. P. 106. 107.

Sacrae Titae anchora est opium (medioamantam di« Tinam) bene et circamspecte agentibas, Cymba auteoi Cbarontis in mann iinperiti et cea gladiui in mana IbriosL CaTendam ergo, ne i^aq^ttTinei fiant ¥tnqiinixa*

Quaotamvis igitur opiata in infinitis morbis in^ ^non et egregiam praestant usom, imprudens tarnen et indiseriniinatas eomm usus mortem multis intolity licet ezempla talia rarioa annotentar, exitus enim fe« lices diligenter colGgimnii unorv/im autem et mor- tes nee animadvertimas. Es iebit in dem Werke nicht an berühmten Namen gegen dasselbe. Sieben ToUe Qnartseiten enthalten im Cap« lY. Sect* III» Iah. IL inTectirae in opiom» . %

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oxnmno prorocandas* Monendaitf antem hie esl| somniferoram con eandem esse Datoram« Qoae« nam eoim licet somnnm indaoabt^ apiritua ta- men magis turbaot, et ubi aegri eTigilanti longe ioquietiores , quam antea evadant, ac malom coratu difficiliuB reddant, qualia sunt Hyoseja« muSy Solanum funosum, imo nee opiom ipunii nisi corrigafur, ab hac DOxa immane (Med* pract. Lib. L YoL IL C 15. P. 420. 421) and Chiarugi (Abhandl. üb* den Wahnainn. Bd. 1. S. 174. Bd. 2. S. 401 ) rühmt es fast io allea Formen too Geisteskrankheiten« In der eigene thümlicheDi sich durch grofse Nenrenannhe^ Schreckhaftigkeit , Gliederzittero , AobalteDde Schlaflosigkeit/ und Sehen ron allerhand wob- derlichen, beängstigenden Gestalten, widarlichaB Thieren, namentlich Ratten und Mäaseo, aus- zeichnenden Krankheit der TrunkanchtigeD, die zuerst von Suüon beschrieben wurde (über das Delirium tremens« A. d. Engl« Ton HeineckeD« Mit Vorrede Ton Albers. 1820. Hofelaod's Journ. d. pr. H. Bd. 38. St« 4. S. 92 und Arm- atrong's practische Erläut« üb. den Typhua etc^ A. d. Engl« Ton Kühn« 1821) ist Opium das Hauptmittel, was alle Beobachter emstimmilg bestätigen. *)

f) S. Behry Eichetbergy Wolffy Heineckfn, Toepke»t Kriehcly Andreae in HufelmuTs Joqrn. d. pr« H. Bd» 51. St. 3. S. Ö6. Bd. 63. St. 3. S.134. St 4/ S. 127. Bd. 54. St« 4. S. 46. Bd. 55. St. 6. S. 69. B4. 58. St. 4. S. 3. 9. 16. 43. 77. Siegmmm im ArchiT f. med. Erf. Ton Hom. September und October 1824. S. 189. Fahrenhorst in Rtut's Mag. Bd. 20. S.56&; Btmoics aas Amer. med. Record. ia JFVoHcfM Notizen^ Bd. 5. 8. 137; Brown ans dem Amer. med. Reoord« in Rusl^s Mag. Bd. 15. S. 389. Gbden, Ton dem Delirium tremens. 1825. S. 150. Rodeck v. Rodedsv, de Delirio tremente. Dorpat 1824, Lind, Diss* de Delino trem. S. 83.

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Det Tieleffehrene, hippokratische und eh?- würdige Hufeland neoDt das Opiam eio gro- faea^ gebeinmilaYolIea, aufaerordentlichea, io aei- neu Wirkuogea noch immer nnbegreiflichea Mittel, dem die Natar aelbBt nicht ainaooat io der VoUendaog aeinea regetatiren Lebeoa (io dier Saameokapael) die Krone aafsetzta, deaseo Kraft io das Innerste, io den Quell des Lebens, eingreift, Leben und Tod in sich schlielst, in dem entscheidenden Momente eben ao got das Ld>en retten, ala, unrecht angewandt, den Tod QDwiederbriöglich ^herbeiführen kann, in 6e- miithskrankheiten jeu weilen aafTallend schnell ood entscheidend wohlthätig, zaweilen aber nn- wrksam und nicht aelten auch höchst verderb- lich sich zeigt, überhaupt sehr relatiy und be^ dingt ist.

Der Apparatus medicaminnm konnte aehr Tarrielfältigt angegeben werden, wollte man VFeniger energiscbe, nur einzeln bewahrt ge- fundene und sämmtliche Arzneien ahführeo, wo- durch Heilungen psychisch Verirrter zu Wege gebracht sind oder seyn sollen ; ich schreite da- her sogleich zur Mittheilung nachstehender Krank- heitsfälle,

1) C. S. zu V., ein Mann in den Fünfzi- gern^ von mittelmäfsiger Architektur, straffer Faser^ braunen Augen und braunen Haaren, ur- apriinglich gesundem Körper und sauguinisch- cbolerischem Temperamente, hatte über 20 Jahre hinaus täglich viel Branntwein zu sich genom- men, ohne gerade, was nur selten geschah, be- trunken zu werden, bis der Trieb dazu Tor einigen Jahren immer dringender und bald so

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nnwidenteblicB geworden war, dafi er Tag und Nacht nicht ohne das Getränk exittireB konnte, in steter Angetninkenbeit lebte and sieb sehr häufig darch gänzliche 'Berauschung tod Sinnen brachte« Die in njchthemero genossent Quantität desselben sollte circa anderthalb Maab im Durchschnitte betragen haben« Sein Schlaf war davon nnregelmäfsig und annehmend ge- ringer, seine Phantasie verkehrt , irrig and wild geworden; seine Vorstellnngen', Begriffe ODil Ürtheile hatten sich darnacb immer refworre- ner, unstäter und haltnngsloser geseigt« Das innere Triebwerk des Seelenlebens schien ab- genutzt, das Ineinandergreifen, die wechselsei- tige UnterstiitEupg und Haltung der SeelentkS- tigkeiten, die Harmonie und Einheit derselbta verloren gegangen, die Gesundheit des Gentes durch die stets unterhaltene und imm«r gro- Csere regelwidrige Action desselben untergrabeb SU seyn. -~ Als ich den 6. Juli 1832 su ihm gerufen war« plapperte er unaufhörlich von den verschiedenartigsten Dingeui oft gans widersio* nig und durchaus unzusammenhängend; er ver- zog das Gesicht auf vieKache Weise, eteckte die Zunge aus, lachte, weinte, sang, modrta allerhand Sprünge, geberdete sich komisch in den seltsamsten Stellungen, wollte auf einem w'asserleeren Grasanger schwimmen, ezendrte marschirend, 1, 2 rufend und komraiandirend, stellte sich bisweilen auf den Kopf, beschmnfste 3ich Kleider und Gesicht, verrichtete seine Noth- diirft im Angesichte Anderer und setzte aidi mit seinen posterioribus darauf. Nahm er etwas zu trinken an , so spie er es häufig wieder eAs und nicht selten dem ihm nahe Stehenden ins Angesicht, oder besudelte sich damit. Eben «o machte er ee mit dem Essen« Das oft gerüluftls

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oolran mit geistigem Uebergewichte wurde D eich eben so gleichgüUig baben Torober sn lassen, wie er eine Strafdrohung un- htet liefs. Redete man ihn bestimmt und tan, so konnte er oft Terniioftig antworten« te man aber nicht diß eine Frage bei dem« in Gegenstande auf die andere, so schweifte leich 2u den albernsten Dingen ab und Ter-

augenblicklich V wovon die Rede gewesen Verrieth er bei dem Eintreten oder Her* mmen eines Menschen auch ^urch Nen- ; s^nes Namens, dafs er ihn kannte | so rirte er bald dessen Anwesepheit wieder wufste den Namen nur selten wieder aus* rechen. Liefs man ihn ruhige gewähren und mmerte man sich nicht um ihn i so schien ich in seinem unablässigen, -wahnsinnigen beb behaglich zu fühlen. Was ihm in irU" r Zeit, wo er Selbstbewufstseyn gehabt und

wohl gefühlt hatte, begegnet war, wufste 'ohl ohne Nachfrage gut und genau anzu- n, wenn es. mit einigen Worten geschehen te, deutete es aber sonst blos an, indem ) Tagirenden Vorstellungen kein längeres seilen dabei gestatteten* Seine immerwäh- 9 Unruhe 9 die ihn aber niobt ängstigte, ern wobei er sehr vergnügt war, liefs ihn

des Nachts nicht im Bette. Gewohnlich je er, horte ich, umher, und, wenn er ite^ ans dem Hause, entfernte sich aber nie

von demselben* Er spräche wohl von otwein und begehrte ihn auch, würde aber

ungehalten, w^nn er sßlbigen nicht be- », da er ihn gleich darauf wieder vergafse )twas Anderes ihn beschäftige. Seine Efslust ungleich und im Ganzen «nicht grofs. Die lem genpfs. er spiejbend und in ungezogener,

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Albemheit. Zittem iialim ich nicht wahr« And -wollte seine UmgebaDg dies nur nach wieder- bolten, sehr starken Beraaschiingen in dem Z«- staode der grofsten Abspannnng, wo er dai Bette bätte biiten mÜBseni und selbst dann noch wenig geseben haben« Eben so fand ich die den Saafern sonst eigene Venen -Anftreibong, zumal im Gesichte^ an ihm nicht, die selbst in den Zeiten der nngezugeltsten Tninksacht nicht bemerkt worden war. Seine Verdanong war in Ordnung, seine Darmyerrichtong gut beschaff fen , sein Korper seinem Baue angemessen ge- nährt, sein Gesiebt nicht gealtert, sondern jang und kraftig, sein Auge lebhaft. Seine Fna und s'ammtliche Hausbewohner mufsten mir ober ihn die erforderliche Auskunft geben, da er aa- suTerlässig antwortete und aller Besonnenheit ermangelte. Lebhaft und unstät war er schon seit langer Zeit gewesen , hatte in der Nacht sehr wenig und des Nachmittags, wie froher immer, gar nicht geschlafen, meistens mit sich selbst und yor sich hin munter gesprochen, am die Haus- und Landwirthschaft sich aber fe- ttig oder gar nicht bekümmert. Gänzliche Schlaf- losigkeit, unablässiges yerwirrtes Plappern yoa unsinnigen Dingen, närrische Geberden und ungereimte Handlungen waren erst in den leta- ten 3 Wochen bemerkt worden. Vor dieser Zeit, yielleicbt schon seit einem halben Jahii^ hatte man ihn auf jede erdenkliche Weise yor jedem übermäfsigen Genüsse seines Lieblings- getränkes gehütet, selbiges ihm aber in mäbi- ger Quantität und deswegen gereicht, weil das gänzUche Entziehen dieses, seinem Korper aar Gewohnheit und zum Bedürfnisse gewordenen, Reizes Schaden bringen mochte. Während sei- ner geistigen Störung war ihm jedoch km

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Tropfen desselben gegeben. 80 weh hlnanf und aar Seite in seiner Familie auch nachge- forscht wurde ^ so fand sich kein Zostaod von Verriicküieit 10 derselben auf. Aber sein Va- ter war ebenfalls trunksüchtig und noch yiel tninkfalliger gewesen, als er. Es wurde eine Yenaesectio am Arme instituirt , der Kopf kalt fomentirt, dann geschoren und mit Ung. TarL emet. bis aar copiösen Pastelbildung eingerieben. Ich glaubte hier eine doppelte Indication für den Gebrauch des Opiums za haben -— wegen des anhaltenden Müsbrauchs des Branntweins und der so lange Zeit bestandenen gänzlichen Schlaflosigkeit -— und gab es erst zu gr. f mit Calomel gr. j in 12 Dosen alle zwei Stun- den, dann in einer Mixtur mit Sal. mir. Gl. und Tart. emet. als Land. liq. Syd. zu scrup. ), wo- Ton in demselben Zeitabschnitte 1 Efsl. voll gebraucht werden sollte« «— Er nahm ruhig ein, blieb aber in seinem Zustande derselbe« Eine ähnliche, |edoch Tart. emet. gr. jj und Laud. liq. Sjd. dr. ß enthaltende Mischung, eine derartige fernere, die Tart. em. gr. )j) und Syr. Ilhamni catb. unc. i enthielt, eine andere, zu der Tart. emet. gr, jv und Laud. liq. Syd. scrup. jj gegeben, und eine nochmalige, mit welcher Tart. emet. gr. Y und Laud. liq. Syd. scrup. jjß yerbunden -waren, hatten weder Schlaf, noch Vebelkeit und Laxiren bewirkt« Seine Titalen und natür" liehen Funktionen waren ungestört geblieben. Nach keiner Seite bin yerspUrte man eine Wir- kung der verabreichten Arznei. Der Zustand blieb sich gleich. Ich hatle mir vorgenommen» das Opium erst in kleinen und dann immer steigenden Dosen zu geben. Um Congestionen pach dem Kopfe und der Brust, «Aufregungen, überhaupt Verschlimmerung darnach zu yerbii-

tieup baue Ich. aus deraelbao Vorsicht die ania« febenoD Zaiätxe gemacht, Salis mir. 61., S]rr« dornest, aa ooe. }, Laud, liq. Sji, dr. f , Extr. 6ra- tiolae scrup. ), Tart einet, gr. y], Aquae M*- lissae uoc, und sechs, Mercorii duicia gr. ff opii puri gr, ß haltende PuiTer, woron alle 2 Sinoden 1 Efslöffel yoU, so wie darauf nach derselben Vorschrift ein Stück genommen wer« den sollte, und welche Mittel das li bestimmt waren, eine günstig ableitende Wirkung aaf den Darmkanal, nebeti der intendirten bmhi- gendeo anf die Neryen, herTorznbringen , hat- ten nicht den beabsichtigten Erfolg. Uebelkeit^ Laxiren, Schlaf zeigte sich so wenig darnach, wie sonst eine Aenderoog an ihm» Er blieb gerade sOf als wenn er blos Speise und Trank SU sich nahm. Vier Blal des Tages Opii pnri gr. j mit Nitri depnr., Sacch. lactia aa acrop./^ alle 3 Stunden gr. j, das erstere mit Sal. mir. Gl. sicci, Elaeosacch. citri scrup. ) schien ^fnr sei- nen 'Körper ein Hahnemannsches Pulyer tu aejn, *- Am 3. August war noch immer kein Schlaf eingetreten. Die Leute im Haute wa- ren angewiesen, mir sogleich Bericht ««ge- ben, wenn Schlaff Betäubung oder sonst etwas Auffalleodes eintrete. SIehr, als alle 3 Stunden gr. ), hatte ich yom Opium nicht gegebeui diese Dosis aber längere- Zeit erat in obiger Verbindung mit Salinis, dann für sich alleiB nehmen lassen. Der erste wirkliehe Schlaf war in der Nacht yom 3. auf den 4. 'August einge- treten und von fünfstündiger Andauer gewesen. Diese Nachricht schien mir von Hoffnung yer» sprechender Güte «u seyn. Das Opium wurde EU gr. j alle 3 Stunden fortgehraucht. Nach einigen Tagen besuchte ich hiertiuf den Patien* ten wieder« Mit einem treuherzigen ,> guten

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Tag'* kam er mb aatgegen und gab nur Hand. Eine gluckliche and heiliaine VerandeniDg muJbte ich um so mehr bei ihm yermutheo, ab er gerade rahig war, yerDÜofdg sprach, sein Gesicht nichts Unkluges wahrnehmen liels und ich in mehreren Tagen nichts Ton ihm ge« liort hatte« Wie grofs war aber mein Erstau- nen, als ich bald inne wurde, dals er mich nicht kannte, mit einem Hausgenossen Terwech- selte^ denselben frühern Wahnsinn seigte, und Ton seiner Frau horte , dafs er vom 4. August an wieder kein Auge cum Schlafe geschlossen habe, stets wieder unablässig plappere und sehe unstät wäret S)»in Appetit war gut« Er trank we- nig. Branntwein hatte er nicht einmal gesehen« An seinem Körper war keine Veränderung be- merklich. Die Verdauung bestand ganz in der Norm und Sedes hatte er täglich einmal in der Frühe« Es wurden ihm nun 3 Mal täglich Opii puri gr« jj mit Zucker gereicht* Bei meinem Besuche am August fand ich ihn besinnlicher und ruhiger. Die letzten IVächte hatte er zwei Stunden in jeder geschlafen. Von hier an nahm er einige Tage alle 3 Stunden Opü puri gr. jj mit Liquir. coctae scrup./?^ dann eben so lange Zeit dieselbe Dosis alle zwei Stunden. Sein Darmkanal, sein Gehirn, seine Nerven nahmen nicht die mindeste Notiz hiervon. Ueber zwei Stunden konnte er des Nachts den Schlaf nicht bringen , er sollte aber in seinem Plappern be- deutend nachlassen und daher ganz still liegen. Präcise eine Nacht um die andere bemerkte man weiterhin weniger Schlaf und grofsere Un- ruhe» Nach mehrihaliger Wiederholung dieser Erscheinung wurde den Opium-Pulvern Ghini- num s^phuricum beigegeben, wornach der Ty- pus TerKhwandi aber sich sonst nichts Erheb-

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liebet Tieraii88tellte* •— Am 22. Aagnit Mrardea ihm Opii puri gr. jjj mit rad. AUbaeae gr. yj{ ordioirt in 12 Dosen genommen, yon denen er alle 3 Standen eine nehmen sollte. ^— Den 2&. ej* bekam ich den Bericht , dafs er schweigsa- mer, nachdenklich werde, auf Anreden mehr hSrte und folgsam sich bewiese, wenn man ihm Ralh gäbe. Er schlafe mehr, als Tor einiger Zeit, aber noch nicht hinreichend, und erwache namentlich sehr friih des Morgens. Ohne eigenU lieh müde zu seyn, gienge er Abends zur ge* wohnlichen Schlafenszeit (um 9 Uhr) zu Bette» Auch lege er sich Nachmittags , wie es da im Hause Gebrauch und seine frühere Gewohnheit sey, zum Schlafe hin, der dann aber so wenig erscheine, als er überhaupt den Tag über nie- mals die geringste Scbläfrigkeit verspüre. ' Mit einer Verordnung yon gr.. jjj Opium alle zwei Stunden waren die Leute angewiesen, auf das geringste Zeichen einer eintretenden Narkosep die ich ihnen angegeben hatte, genau za achten und nicht nur in solchem Falle den Arznei-Ge* brauch aufzugeben, sondern mir unverzüglich darüber zu berichten. Sollte vollständiger Schlaf des Tages und anhaltender des Nachts eintreten, dann müsse ebenfalls nicht mehr eingenommen und mir Nachricht gegeben werden. Ausgangs August lautete die Kelation über ihn vorzüglich günstig« Ich liefs nun das Opium bei Seite, um ihn nicht zu sehr daran zu gewohnen, tr^ überhaupt keine anderweite medicamentose An- ordnung, um zu sehen, ob die Naturheilkraft nicht selbst thätig seyn würde, oder hinreichend angeregt wäre. Nach mehreren Tagen wurde mir gemeldet, ^afs die verwirrten, ungereimten Reden, das unstäte, alberne Wesen zwar nicht wiederkehrten, aber der Schlaf von Macht za

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Kacbt^ oadidein er niclil xnebr Medlclo ein- oehm«, geringer geworden uod jetit »d gut wie gar nicht mebr^Torbandeii sey. Die letzten 12 PiÜTer wurden daher wieder mitgenommen, Bidi Verbrauche reiterirt, dann abermals geholt aij Biin descendendo jedes Mal in jeder Gabe umff.ß Opium vermindert , da ein gesunder Zmlaod ernstlich wieder eintreten zu wollen idiisD. Er bekümmerte sich zwar um Arbeit iiidit Tiely wie er es auch in früherer Zeit flicbt besonders gethan hatte, inzwischen war er stiller , ordentlicher und fast ' ganz frei von leiiieD wahnsinnigen Albernheiten, so dals Nie- naad ihn für geisteskrank halten konnte, der ei nicht wufste, wie er jüngst, Tor längerer Zeit und in früheren gesunden Tagen gewesen war« Als die früher Opü puri gr. xxxv) hal- tiDden 12 Pulver bis auf sechs Gran Opium nrockgeführt waren, wurde, nachdem auch diese dir fortschreitend Teroünftiger und gesunder werdende Fat. genommen hatte, jeder Arznei- Gebranch eingestellt, der auch später nicht wie- der oöthig geworden ist. Er wurde allmählig nuuterer, bekümmerte sich mit Umsicht und Interesse um Alles, was in seiner Haus- und Ltfidwirthschaft vorfiel, schlief, afs und trank oitürUch und üefs in keiner Korper- und Gei« stes-Funktion die geringste Regelwidrigkeit fer- ■er erblicken. Dieser normale Stand ist geblie- ben. Zwar trinkt er Branntwein noch gern und spricht auch wohl davon. Indessen läfst er sich durch Bitten und Vorstellungen dayon abhalten« Nor wenn er nach, einer Schenke geräth und sich allein überlassen ist, kann er sieb wohl Tergessan nnd so viel trinken, dafs seine Frau ihm anmerkt, die ihn dann yor fernerem sicher stellt« Opium ma hercle seda«

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Tit! Nacb dem zweiten DrUtbeile des Sep« temben war es nicht mehr DÖthig.

2) Frau V. zu R, 36 J. alt« s^hlanksD^ magern Körpers^ brünett, melaochollscbeD Tem- peraments, früher nicht erheblich krank ^ Mat- ter Ton einem 4 Jahr alten gesunden Mädchen, wurde mir den Juli 1834 sogefuhrt. Sie litt seit 10 Wochen an steten Beängstigaogen und Herzklopfen, konnte nicht arbeite^, bafte auf keiner Stelle Ruhe, schlief nicht über eiQe, höchstens 2 Stunden des Nachts und dann nur vor Mittern acht, mochte nicht essen, hatte einen scheuen Blick, einen Ausdruck im Gesicht, ab ^enn sie von Gewissensbissen über das ent- setzlichste Verbrechen gefoltert würde. Stamm, stieren Blickes und mit Thränen in den Ab* gen da sitzend, rerfolgte sie stets in der tsn zweiflungsvollsten Angst denselben Gedanken, dafs Niemand sie leiden mochte, dafii sie sam Aerger und Nachtheile für Andere lebe, dab sie zu nichts nütze^ dafs sie nicht seelig werde, dafs Gott sie zur Holle verdamme, dals sie eine durchaus Terworfene Person, dafs sie eine Hexe sey, Sie wagte es nicht, ihr Leben sa yerwunschen, weil dann noch Aergeree über sie yerhängt werden möchte, wiederholte aber bis ins Unendliche händeringend und unter einem Strome von Thränen den herczerreilsen- den Ausruf; wäre ich doch nie geboren! Yor etwa einem Vierteljahre hatte sie mit einer Nachbarin wegen eines yermeii^lichen -Eigen« tbums Wortwechsel gehabt« Sie war von der- selben verklagt, mufste den Gegenstand ihr überlassen und eine GeldbaÜM yon 10 fiiUrt

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J

^ erleiden. Dafs sie Unrecht gebiill)t fcätte, be- weiie die Strafe, die der gerechte Richter sonst Dicht Terfägt haben ^ürde. Sie meine ^ sie bibs za harte Worte gebraucht, die ihr too jer Beleidigten nicht wieder verziehen and vom Binmei angerechnet würden. Von dieser Zeit ai könne sie nirgends Ruhe finden , oft nicht '\ dimal weinen, was sie sonst gewöhnlich thue. * Auf die fürchterlichste Weise beängstigt, wolle fie immer beten, um yod ihren Sünden, wenn Mch nicht ganz befreit, doch von deren Qua- leo erleichtert zu werden , fühle aber ihre Un- Würdigkeit und Verworfenheit so sehr, dafs sie dato anfser Stande sey» Der Gedanke, nicht l arbeiten zu können« wozu der Mensch doch bestimmt wäre, und gesunde Glieder zu habend . lervielfache ihre Leiden um ein. Bedeutendes. f Eisen möge sie gar nicht. Um nicht zu Ter- bsogern und ihre Sünden immer zu vermeh- nn, zwinge sie sich dazu« Trinken könne sie nehr. Das käme wohl Yon einem Urinleideo, iidem sie. sehr oft harnen müsse. Diese na« gsnden Vorstellungen, von welchen sie, wie TOB ihrem Schatten, begleitet würde, könne ^ie lelbst des Nachts nicht los. werden und deswe- gen auch nicht schlafen« -^ Ihre noch lebendea Eltern und Geschwister waren gesund an Leib ssd Seele« In ihrer yerwandtschaftlicheo As- ceodenz wofste sie nichts Bestimmtes anzuge- ben. Auch war ihrem Manne Näheres darüber ■obekannt Von ihrem Pastor hörte ich, dafs lie eine gute, rechtdenkende Frau wäre, die derartige Leiden nie in früheren Zeiten gehabt Utte.

Unter solchen Umständen suchte ich die Leidende .toc Allem 20 ricbligec Ueberleguug

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und entschlossener Willenskraft cn befaUgen. Sie ^urde am Arme zur Ader gelassen , wor- oach sie sich gleich erträglicher fühlte, und er- hielt: Bec, Sal. mir. GL sicci scrap. j, Opii pari gr. ß, Sacch. lactis scrup. ß. M. f. Puly. dao- decim. Alle 3 Stunden ein PnWer sa neh- men. Vorsicht gebot mir dabei die Erinnerung an den Ausspruch van SwUten's *) über den Gebrauch des Opinms«

Den 9. Juli berichtete mir der Mann, dab seine Frau ruhiger wäre, etwas arbeite und die Nacht mehr schlafe. Der Appetit sejr nicht yeiu mehrt» aber die Yerdi^nang gehörig and Sedes erschienen täglich. Pat. bekam: Rp. Opii pari gr. i, Sal. m. Gl» sicci tcrup, j, Elaeosacdi* Cs» lami scrap. ß» M. f* PuIt* D. aededm. Alle 3 Stunden ein Pulver za nehmen. Den 13» ej. wich die Relation von der leisten nicht

*) Anxietates et pervigilia opio dsto toOi quideoi sobift pro tsmpore ; Teram in huias remedii exbibUioBe la- men pradentia opas est etc. Seme! enim expeiti melancbolid levamen hoc» illo carerfe nolunt potteiy et Bommas illas anxietates» ipsa morte müms toten- blies, repetitis anctisque opü dosibns peUere eoMa» tnr. Yeram opium hoo habet, at aolits quantitss st- Buetos non afüciat amplius, sed debeat aogeri, at de- tideratum praestet effectnm : yidi sie melaacholicos ad qnindecim grana opiom sumsiue uns Tice; quod and exbiberetar^ sibi ipsb Yiolentaa intnÜBSeot inanas pne intolerabili moerore et aiuüetate. Cum aatem sItss in hoo morbo pertinadwime adatricta si^ et opii usus alvam sUtere soleat, ob bane causam opiom niaos tntam yidetur. Blanda emnlsa cum syrnpo papsTsns {übi tiitias dantur, et saepe anzietates illaa, ao peni- g;ilia minonnt; hiac Uia prias tentaii debent» Qas»- doque tarnen tanta est horiim symptomatom moleitia» ut cogantur medici Tespertino tempore opium tacht- bere^ dum Interim illa, quae ad reMeranda» obstmctio- nes laudata fuarunt, dlurnis bona aaimose " ^* " """ Lt c III« Pag« &I7.

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hebfich »b. Es wmtle orclioirl: Rp. Opü pari gr. j, Sal« mir« GL sicci, Elaeotacch* FlaTediois Citri scrop* )• M* f. Pulr. Disp« tales doses Nro« -XYjm aa S. Alle 3 Standen 1 Pulver zu nebmen« Deo 17. desselben lautete die Nacbricht in je- der Beziehung günstiger. Fat. arbeite, horter ich, den ganzen Tag, bekiimmere sich um das Hauswoseo, spreche zur Verwunderung mit einer Weberin, die sie gerade und schon einige Wochen im Hanse hätten , was sie wohl in scwei Monaten nicht getban hatte ^ über allein band Sachen, esse mit gröfsem Appetite und Bcblafe fast die ganze Nacht hindurch. Heiter- keit schien wieder den lange Zeit verlassenen Platz im GemSthe einnehmen zu wollen. Das Opium obstmirte nicht und Terursachte keine Anfregung, erzeugte aber sichtlich eine behag- liche Ruhe» Ich rieth zu einer Reiteratur der letzten Polrer und wünschte, nach Verbrauche derselben, yon dem Zustande der Frau ferner unterrichtet zo werden. Dann bekam sie nichts weiter, weil sie sich wohl befand* Später sagte mir der Mann, dafs sie sich wegen ihrer frühem Albernheiten vor mir schäme und des- wegen nicht zo mir kommen mögei um sich mir gesund zu zeigen*

3) Br» zuH»! Fuhrbote^ ein robuster, sonst immer gesunder, lebensfroher, lebenskräftiger, arbeitsamer und häuslicher Mann von 35 Jah- ren, war schon seit dem Frühjahre c. in seiner Lebensart, seinem Wesen und Betragen ganz anders, als früher, und dem an ihm sonst und langjährig Gewohnten schnurstracks entgegen ge- wesen. Seinis Fran und seine Stiefmutter hat-

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ten diese Veränderang^ allerdlngi uod mit Be- trübDiri vFahrgeDommeo , abe^ nicht in ^ibnr nackten WiderDatiirlichkeit erkannt« ' In dei letzten -Tagen des Jani 1834 kommt er scbel» teod und fluchend gegen Abend ins Haus, liort auf keine tbeilnebmende Frage, wehrt jede Be- schwichtigung mit Ungestüm ab, serschlägt eioii Tiftch, einen Stuhl, eine Haasubr, einen Spie- gel, so wie einige Fenster, will von Nieman- den im Hause sich in seinen unsinnigen 6e- walthapdlungen stören lassen und richtet eeioe Wuth selbst gegen seine Hausgenossen, m^ dafs seine Frau, um nicht Alles zerstört jeu sc» hen oder gar Unglück zu erleben, benachbarts Leute zu Hülfe rufen | ihre Person aber gegei tbätlichen Angriff durch die Flucht schütxea mufs. An keine Geisteskrankheit denkend, soih dern ihn für sehr betrunken haltend, bleibei einige Männer bei ihm, die ihn halteh und qM^ ter, weil er immer tobender und wHthendsr wird, binden« Aus seinem sinnwidrigen , foi^ währenden Sprechen, seinem heftigen Pluchee und Schelten, seinen zwecklosen und gewalt- samen Kraflanstrengnngen, ans seinen wildw Blicken und wunderlichen GesichtsTerzemingeB' haben die immer mehr .zur Hilfe kommendea Nachbarn, wie die Hausbewohner,- mehrere Stunden deswegen weiter "kein Arg, obgleich er ihnen nicht ganz so vorkommt, wie sie Be- trunkene, auch wenn sie ärgerlich und wothend waren, zum Oefteren gesehen- haben. Nor ah der Zustand unverändert derselbe bleibt Uni weder die Nacht , noch am andern Morgen- dia geringste Spur von Schlaf eintritt, schöpfen sii Verdacht und schicken nach einem Wnndanta hier in der Stadt, welcher im Hause seit langer Zeit in allen Erkrankungsfalleii komtr BeiMiaid

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geleistet bat« Eine compiete Maoie erkennend^ öffnet dieser bald die basilica, läfst reichlich Btat fliefseD, scbeert den Scheitel, reibt Anti- moDialsälbe darauf nod Terscbreibt Sal. mirab« Gliiib. Nach 2 3 Tagen y^ird mit dem Ex- teno und Interno noch fortgefahren, weil sich die Umstände nicht Teräodern, und von Neuem eine Vene geSffnet. Wie jedoch Fat« weder ibt, ooch eigentlich trinkt, hartnäckige, anhal- tende Obstructionen hat, gar 'nicht schläft und schsoerweise fort und fort tobt, wird dem Amte hier Anseige daTOn gemacht, das iruch in den enten Tagen des Juli durch den Herrn Ober« Togt F. auffordero liefs, den Kranken zu be- lochen und ihm dann darüber zu berichten. Hit dem ihn bisher behandelnden Wundarzte, Herrn T/^., bei ihm anlangend, sah ich ihn im Bette liegend, an den Händen mit einem Tuche gebunden und von zwei nachbarlichen Bauern gebalten. Sein Blick Terrieth Wildheit, seine Geaichtsziige waren Terzerrt und entstellt; er ksirachte mit den Zähnen, wollte sich die Binde loibeifsen, stiefs mit den Füfsen, warf sieb nm- ber, schrie, fluchte und plapperte viel, aber un- lentändlich und ypn lauter Unsinn. Seine Ge- daeken zeigten hierbei eine grofse Unstetigkeit ud FlSchtigkeit So oft, so anhaltend und so tielfach ich es auch yersuchen mochte, ihn au- freden und ein Examen mit ihm anzustellen, 10 war es mir nicht möglich , auch nur eine eiorige yernänfÜge Antwort von ihm zu be- kommen. Liefs auch die Heftigkeit in seinen iifsern Bewegungen, die zwecklose Gewaltthä- tigkeit, der blinde Zerstorungstrieb nach eini« ger Zeit etwas oder ganz nach, so fand ich bei Üiogerem Verweilen alle intellectuellen Fakul- täten ohne die mindeate Unterbrechung durch

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einen bellen Zwitclienraam in gaosKcher IX^ barmonie und seinei das Objekt Tom Sobjddi Dicbt gehörig zu anterscheideD TermSgeMb* Vorstellaogen so Tage und mitonter so fcomisffiii dafs ich eioe wahnsinnige Narrheit annebiiMS mofste. Von seiner Frau und den Leuten k *seiDem Hause erfuhr ich, dab er immev eis höchst ordentlicher, nüchterner » arbeitsameTf erwerbfleifsiger, friedlicher und gntmiitbigiff Slann, mit dem sich gut leben lasse und dal namentlich mit seiner, seinem früheren Stiel* Vater angeheiraiheten, Stiefmutter in vielen Jah- ren niemals den geringsten Wortwechsel ge* babt hatte, gewesen sey. Dasselbe bexeogti das königliche Amt, das sich aus dem Gmode für ihn interessirte. Dasselbe sagten alle Nach- barn und mit ihm bekannte Menschen über ihn aus. Er sollte immer sehr mäfsig, nicht ei»* mal täglich, wie es bei Leuten seines Gewer- bes doch meistens der Fall ist, Branntwein ge- trunken und selten zu viel, nie in einem tob Sinnen bringenden Uebermaafse genossen haben« Gegen das Frühjahr habe er von einem be* freundeten und benachbarten Colonisten «na Pfeife geliehen, dfe ihm am andern Tage, ab er, auf einer Transportfuhre begriffen, vor elneni Schnapshause haltend, auf dem Pferde sitxend und zufällig etwas betrunken, ans derselben ge- rade rauchen wollend, von dem in demselben Au- genblicke, vorbeigehenden Eigenthnmer dersel- ben , nachdem er ihn um ihre sofortige Rüdk- gabe hart angesprochen hat, stürmisch ans dem Munde gerissen wird. Er ergreift sie wieder, Vfill sie nicht gleich zurückgeben, nennt den Baaem undankbar, da er ihm oft etwas geliehen hättSi und schlägt ihn mit der Pfeife vor den Kopf, dafs er hinten überfällt» Blutrünstig hiernach

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gewovden und auch ^obl Schmerceo im Kopii empfiodeod, läfst Letsterer gleich einen Wand- arat aot der Stadt kommen^ der die Wood» fiir fefahrlicby die Commotio Cerebri für be- deDklich erklärt aod eeinem Befunde gemabe rigorose Anordnungen trifft« Am andern Tage begiebt sich Br», da er dies wieder erfahren bat , voll Angst so dem Wundärzte, der ihn darüber beruhigen solli was er weder intendirl, ooch fib so erheblich gehalten bat^ und wird TOD diesem bedeutet, dab er in einer ihm be* veichneten runden Summe (20 oder 26 Rthir«) die Kurkosten besahlen und ein Gleiches dend Vnlneraten .geben mochte; er wärde dann nicht yerklagt werden und die Verletsuog keine fiblen Folgen weiter haben« Er geht den ärger* liehen Vorschlag ein« Nichts destoweniger ist dem KonigL Amte da|von Notiz gegeben, das den Hrn. Landcbirnrgus B. berausschickt^ der nichts Bedeutendes findet und selbst jede enge- rathene Vorsicht fiir überflüssig hält« Weil hier jedoch eine Schlägerei zu erwägen war, wurde nach beendigter Untersuchung eine Ar* rest-Strafe Ton 6 Wochen erkannt, die die Ju- risten-Fakultät in Göttingen y wohin die frag- lichen Acten verschickt waren, auf die Hälfte der Zeit reducirte. Als er wieder auf freien Fufs gesetzt ist, wird an ihni bald eine totale Umändernng bemerklich. Er beobachtet .in sei- nen Sachen nicht die früher gewohnte Ord- nung^ ist übertrieben redselig , weitschweifig, umständlich, spricht oft von Entehrung:, weil er gesessen hätte, von schwierigem Wieder- erwerb der yerausgabten und zum Theil gelie- henen Summe Geldes, trinkt zu allen Tages- zeiten Branntwein, ohne sich indessen zu be- Joun. LXXXiy.B.2.St. C

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raofülira f ttil Wdnfgi oft^ naniMitlifeb Abettd% gar oichu, schläft äobent wenige kommt n- reg^lmäTsigt nicht telten sehr spät des Abendl SQ Hause nnd fährt frnh am sndem Morgeii ohse erst etwas su geniefssa, wieder ab. Da- bei zeigt er sich nnstät, io Allem rasch, Tei^ räth immerfort Eile, fahrt leicht aaf nod wird bei der geringsten, oft eiogebildeteo Veraalas- SQDg, betonders aber auf jedeEia- and Wider- rede ausnehmend jähzoroig« Jeder Nachfrage nach seinem Teränderten Leben and Wassi setzt er mit Heftigkeit die gröbsten Scbeltwntte eotgegen. Wenn er sonst mit seiner Fraa nad seiner Stieftnutter seine täglichen Arbeiten, sene Fuhren, sein Acker« und Hauswesen stets genau Hberlegte, so war in dieser 2«eit niemab die Rede dsTon« Häufig war seiner Frau sein aeit- weiliger Aufenthalt unbekannt* Oft ftihr er aus, ohne einen Auftrag dazu bekommen so haben, und bekSmmerte sich um eigene noth- wendige Feldarbeiten nicht > Diese Erscheinan-. gen füllten die . Zeit zwischen seinem Arreste und dem Ausbruche seiner llanie aus« -^ In seiner Familie war, so weit hinauf and zar Seite darin deswegen nachgeforscht werdea konnte, nie eine Geisteskrankheit und er, kii^ tig gesund überhaupt, bis dahin stets Drei da- Ton gewesen. Geschwister hatte er nicht. Des KonigU Amt liefs ihn fortan, wie ich aa fSr gut fand, Yon zwei Personen, dieMorgaaa und Abends um 6 Ubr abgelost wurden | vnansge- setzt bewachen* Ich ordnete eine abermal^e Tenaesectio (die Sie) an, da sein gerSthetes Gesicht, seine kräftigen Züge, sein lebhaftes Auge und seine Agilität Congestionea anm Kopfe Teunathen lieben. Er wiuda ohnmidh*

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ig daraaeh tmi bloterber robiger« thntk be- idhlob icb eine Ekelkar and Terscbrieb: Rp. Ttrt. em. gr* fr» Aq, Rubi tdaei a&c Syt. €jaa* dem UDC. j. M. S. Alle Standen 1 Eblöffel voll n nehmen. Am andern Tage wurde die flfis:* lir reiterirt Odd am folgenden am gr. j} Brech«- mnatein Termebrt Es trat keine Uebelkeit ud, einet Klystieret nngeacbtat, keine Oeff-> Bing ein« Essen wollte and scblafen konntj» er Bicht. Sein Geplapper bestand fott\ der eine Uasion jagte den andern* ^ Es wurde so wenig «■ Gedanke von ibm festgehalteiti als es mog* lieh war, mit ibm das geringste Gespräch ta fihren« Obgleich er nicht mehr so wStbend «ari wie yor eioigsn Tagen^ so mafste er doch soch gehalten and gebunden werden i weil ar estspringen wollte. Er bekam: Rp* Inf« Rad. Lpecacoanbaa Pb. Han« onc. yj« Tart» em. gr. jxi ffl. S. Alle halbe bis ganze Stande 1 EiUofiel voll xa nehmen. Weni^ Uebelkett and Eibre^ dmi eintrete^ sollte er weniger oder yon der torletclen schwächern Slischüng eioaehttieii#

Den 10. Jnli. Die non terbrauebta Brach-* WURel-BrechweinsteiD^Mixtar yon lestern hat mehrmaliges Erbrechen und noch bestehende Uebelkeit bewirkt Seine Verwirrtheit ist die- lelbsi seine Schlaflosigkeit besteht fort, die Tobeacbt fehlt. Er liegt ruhiger und scheint iicli behaglicher au fiiblen^ Die enorme Hitse prebt ibm yielen Schweifs aas« Sein nasses Hetnd will er aber nicht mit einem trockeneti tertauschen. Nach wiederholten Kljreiieren be«* kern er reichliche Sedes* Eine schwächere Brecbweinsteia-ZkiBammeoaetauag schien^ aucb >och so oft genommen $ die Uebelkeit ao£sahe*

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hm» . Um iie ^eder »tärker cq erregen, nahm er, je nach Erfordernifs, alle halbe bis ganze Stunde und noch nach gröfsern InterFallea einen EfslofiEel voll Ton: Rp. Inf. Rad. Ipecac. Ph. Han« unc. y\, Tart. emeU gr« xjj. Der beabsich- tigte Zweck wurde dadurch erfüllt und dasselbe Mittel einige Male reiterirt. Das fortwahrende Sprechen hörte nach der anhaltenden Uebelkeit, die zuweilen in Erbrechen iibergieng, auf; er wurde gelassener , lenksamer und reflectirts schon über sich. Mitunter sprach er TeroÜDf- tig 9 war aber weitschweifig , antwortete wohl passend auf die vorgelegten Fragen, gab aber immer mehr an, als man wissen wollte und als nöthig war. Des Einnehmens war er über- drüssig geworden, weil die Arznei ihm ekelhaft werde und Uebelkeit yerursache. Durch Dro- hung, dafs es demDoctor gesagt werden solle, der dann dem Amte es anzeige, mufste er oft dazu gebracht werden* Eine copiöse Pustelbii- dung auf dem Kopfe wurde mit Ung. Tarl. em. unterhalten.

Den 12. Juli berichtete seine Fräs, er be- käme Appetit, gröfsere Ruhe und etwas Schlaf, wäre in der Unterredung abschweifend, aber grölsten Theils yernünftig und sonst gans ttill. Mit dem Nauseans wurde continuirt«

Den 15. Juli gab die Stiefmutter Nachricht über ihn. Er hat wenig Schlaf und nach dem jedesmaligen Erwachen Beängstigungen. Er giebt dies immer an und bemerkt dabei, dab er nicht wisse, woTon dies komme. Er ist aufgestanden f kann aber eben so wenig auf einer Stelle lange TerharreD| wie er eineo, ob-

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^ohl TmtnfdgeD, Gtdankeö IKogiiM'Zelt Ibtl« zuhalten yermag. Oeffoung hat er ohne Kty« 8lier. Wo Pusteln auf dem Kopfe nicht her- Torkonunen oder abheilen wollen, wird Spieft- glanc - Salba eingerieben» Das^ Mauieosnm wird fbrtgenommen«

Den 17. Juli. Sein geringer Schlaf nimmt ah, seine Unruhe zu. Häuf g hat er betrübende Gedanken über Zurüokkommeni Kosten der Krankheit^ UnVermSgen xu bezahlen etc. 'Ich ordinirte: Rp. Opiipnrigr. /?, SaLmir, Gl. sicci scrop. j, Sacch« albi gr. xr, M. Puly. D. in Duodecoplo, Vier Mal täglich ein Pnlrer zo nehmen. Der Hr. Chirurgas Th. gieng öf- ter zu ihm nnd referirte mir dann auf das Genaueste.

Den 19. Juli« Die yoryorige Nacht hatte er nicht, aber die yorige zwei Stunden ruhig geschlafen, war mit Beängstigungen erwacht und heute sehr ruhig uod Ternüoftig. Seit 2 Tagen fehlten die Sedes. Die Opium -Polyet wurden reiterirt, alle 3 Stunden eins zu neh- men signirt und als deobstruens yerschrieb ich: Rp. Inf« Sennae comp. unc. Syr. de Spina Cervina unc. j. M; S. Alle Stunden 1 Efslöffel voll| bis OefiEhung erfolgt«

Den 22. Juli. Wenig Schlaff stete Un« ruhe, beängstigende Gedanken, wiederkehrende Verwirrungen. Die Mixtur hatte bald gewirkt und war ausgesetzt« Er klagte über Schmer- zen auf dem Scheitel yon den Pusteln» Sein Appetit war leidlich. Bp. Opii puri gr. j, Li- qoir« coctae scrup* /?• M. Puly. D. tales do*

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I

•M k0. 8. Tkr BU ta^ Ikb «b PsItot n

pabineau

Den 27, Jolt«^ Als bMood«n Abaormltil bemerkt man an ihm, daf» er sohr lebendigi reiebar, leicht xom Aerger gentigl ist, nicht lo Tiel schläft, als in früheren gesnodan Tagen, qod mit Beängstigungen erwarbt. Er spricht ganas yernSnftig, ist auidauerndar in 4^r Uo* terredung ond nicht ortsreränderlicb ohna be» wufsten Zweck« Rp. Opii puri» Mercurii dolds aa gr. j, Extr, Dulcamarae gr. r. Pnly, Rad. AI- thaeae q, ad massam pilnlarem in partes aeijaalas qi^inane» pulrere Cert, Anrant. adspsr- gendas, ouoaecies dispensandas^ diTidendam. Alle 3 Stunden 5 St&ck lu nehmen. *— ' Seine Rohe^ sein Schlaf, seine Vernunft kehr- ten immer mehr und naturgemäber wieder. Sein Appetit wurde stärker. Ueber seine he« trübenden Gedanken konnte er mehr Meister werden»

Dan 31. Juli war er in Begleitnnf seiner Frao bei mir and seigte sich ruhig, gut im Blicke und Ternünftig in der Rede. Sein Schlaf wäre fest, wie sonst, meinte er, und er er» wache mit geringeren Beängstigungen* Die letzten Pillen wurden noch einmal angelratbeni das Opium blieb überhaupt noch einige SSeit im Gebrauche, weil es ihm grSfsere Ruhe gab, ihm seine Aengstlichkeit benahm , ein bebag* lieberes Befinden bereitete und weder Yersto«» pfuog bewirkte I noch sonst inkommodirende oder nachtheilige Folgen hatte» So gieng er seiner gänslichen Genesung zusehends entgegen. Bisweilen wollte er noch wo^i bis cur Betrüb*

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I m^flUmWkh Vbtv & TtrmtfaUMKMi Ko- I mimm Cur wwdMu WiaderiioIlM Ana* M pai Bniatliifta wirktoa iaswiseliMi ait

hifl— iIm Zdt to «qf ihn, diJii «r ia d«r fbt Avgottt ktiiM Spar oMlir tob enitr rtluidMta Kn^U^il u tidi halt«, mnntar^ Itom war and aUäa Maotcbaa .woblgdKU UkUk Bit jatal iit af gatuai u K&pat

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B eiträge

S(tt

pharmakologischen Geschichte der SarsapariUa»

Von

Dr. Dierbachy

Professor zn Heidelberg*

JLfie SarsapariUwurEel gebSrt heut sn Tage tm den beliebtesteo uod gescbätztesten ArsneimiU teln^ deren Heilkräfte, zumal gegen Syphilit^ TOD so vielen Aerzten bestätigt wurden , dab darüber kaum ein zureicbend begründeter Zwei* fei obwalten kann. So sebr man aber nun yon dieser Seite her berubigt se7n darf« so berr- scben dock noch höchst auffallende Wider« Sprüche in Hinsicht der Abkunft, Auswahl, der wirksamsten Form und Anwendungsart d«s Mittels, dafs es immerhin an seinem Orte und XU seiner Zeit seyn dürfte, das wahre Verhält» nifs dieses Gegeostaodes uach dem gegenwärli«

,

4i ^

|M Zttitätti« der JPbarmak'ologl* ilarxiiBf eHeo, ' , dB, wie ee echviol, die Fortschritt» dieset Zwei« gei der H^pdide weif weniger |ieachtet werdeiii alt cie:'*ee wohl yerdiBoeo.

§. .1. Abstammung . un4. Be^imniM^ der

^jamaritt^Sort^, Von der Zeit der -entea,

^ EieRniaDf dieser tY^^^^i^ durch die Spaaier

. all hie aaf iioaere Tage gi|b. es mehrere Saiea*

pairill - iGk>rteii von verscbiedeDem Werthet 4i|

yenchiedeDen Preiseo, tod rerilcbiedeneQ Orten

kommrad; bhoe' dall deshalb die' Aerste aaf

ihres Arsneirorscbriflen genao begemerkt liat*

teo, wl»khe diisser Sorten sie eigeotUch so ha*

ben wSttschten^ und es somit d^'m Gutdünken

dee ApoÜietos überlasseni welche er za halfen

ond sa dfafeiwircB beliebt, wie denn anch die

neueren vnd neeeslen. PharmakopSen in dieser

Hinsieht keine- nälieren und festen Beslimmnn*'

gen tefhaiietttf * . '

Die in Deutsehlaod verbreiteten SarsaparilU Arten kommen lediglich aus dem wärmeren Ameiilui *) und wenn sie gleich in verschiede- nen Previnsen dieses Welttheiis eingesammelt werdet ^ darf man doch annehmen » dals ee SberaU Avten der Gattung Smilax sind, welche flie^ li^ism. HDie nähere Bestimmung dieses 6e* genstaedee' unterliegt jedoch noch manchem Zweifel;;* Und man kann für jetzt , gestutzt auf die Angaläto der Hikren v, Humboldt, v.Mar^' tüis, Sdtiede, Pöppig o, w.^ nur Folgendes als de^ Wabrscbeinlicbste anfahren :

^ AUerdings fiad in den JGngiten ^eltea anch Barit- eadUkSortan aus. Osttndien, ond sfdbst tut Sierra f«eone nach ({qrops gebrsciit worden^ allein in dea dentechen Ap^h^ep sind diMO osuea Proguea ItstM

4^ ^

!• ßmüax mediea Schieda , wlidiat am Otl* abhänge der mexikaoischen Andeo «d^ aa dec angreocendeo Küste» Die Eiowohner dar Doi^ fer PupantUy Tasplao, riautla, Miranda «•a«W« 5ammelQ die Wurzel» die über Vera Cms ia dea europäischen Handel gelangt} sie ist dem- oach höchst wahrscheinlich die Olutterplaaia jener Sortei die man schon seit dea Zeitaa des Monardes unter dem Nameo Saxiaparilla da Vera Cruz kennt.

Der berühmte Drognist, Hr, Jobit in Statu gart, hält diese Sorte für sjmonTm niit dar Sar* saparilla della Costa oder Tampico« Er sagt, sie wird ans Vera Qruz in grouea Päckaa Toa circa 100-*löO Pfund, die blos mit Seilaa aai- zogen, ohne weitere Emballirong ina Schiff ga« laden werden, ausgeführt. Nebst den Faeara ent- hält diese Sorte Wurzelatöcke vod Theila der stark stachligen Stengel, oft aoi^h mit vieler Erde yerunreinigt. Die rein gewascbanaa Faaera sind mehr oder weniger gelblicby

Der gewandte und kenntnifsreicha DrogvIsL Herr Baika in Prag, hält die Vera Cnut- naa Costa-Sarsaparille für keine besondere Art» Baa- dern blos für den Ausschufs der andern Soriaa und überhaupt für eine schlechte Waaia» Er erkannte darunter Blätter . tod Smilax f kmca S, tamnoidas, S, lanrifolia und St acabrine« cula. Dagegen sieht Herr Bai]ta die licfaU braune und rStblicbe neue Sorte von TiimpiicOf die ihm öfters unter dem Namen Vera Crna Torkam, allerdings für eine eigene Art an» die aus dünnen , magern^ aber gesunden Wnrsel-* bündeln mit Köpfen besteht und sich durch übra röthlicbe Farbe sehr der Jamaika -Sarsaparill nähert} er fand darunter die sartan licht|raueB

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iler SmlUs cDmanaotis Kantb, teUt aller biDn, es «07 mSglich, dab tia nicht nur Too dieser PflaoEe stamme, sondern euch too Smilax medica SchlecbtondaL

Smilax officinalU Kunih. Sie machst in Colombien am fttagdaleDenflutse ; ihre Wur« sein werden als Sarsaparilla in grobetr Menge TOO Carlhagena nach Jamaika nnd Ton da nach Enropa gebracht. Demnach darf man wohl annebnien, dafs die jamaikanische Sarsaparille des Handels nicht ron einer auf dieser Insel einheimischen Art, sondern Ton der officina« lis abcoleiteo ist«

Herr Jcbsi halt die Jamaika-Sarsaparille, die in England yonsogsweise gebraucht wird, für eine geringe Sorte, sie sey porSs, leicht, dje dickeren Warsein io der Mitte hohl, braun oder duokelbrannrotb , mit ganc weifsem Mittelfelde und komme ohne Wurzelstock in Ballen Tor« Herr Batka sagt, die rothe und röiblichbraune Jamaika-Sarsaparille komme aus Cayenne , vom Orinoco-Flofs und aus Jamaika, ihre Epidermis sey meistens gefurcht, glänzend» harzig und rotb gefärbt, das Rindeomark weifs, zuweilen rStb- lich , der Holzkern gelblich , wie bei der Hon» duras- Sarsaparille; wie diese « komme sie in mehrfach über einander gelegten Bündeln Tor, nur mit dem Uoterscbiede, dafs die Rudimente der meistens darin beüodlicheo Siengel rund seyen, sonst werde sie gleichfalls meistens in Seronen verpackt. Herr B. fand Blätter yon Smilax hayannensis und too S* papjrracea Oicko darunter»

An diese Sorte schliefst sich nnmiflelbar die Honduras der OfGcioeni welche Hr. Buika

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die brauorothe und graue nennt; tle ht^ WW er sagt, amylumreicher, aU alle andere Sorten, und zeichnet sich durch ihren gelben Holzkem und ihre langen Wurzeln aus, die, über einaa- cler gelegt^ oft 6 8 Fufs Länge erreichen und dabei das Besondere haben , dafs sie gewShn- lich gegen das Ende zu dicker sind, als beim Auslaufen rom Wurzelstocke, welcher 4kantige stachlige Stengel hat, aus welchen, so wie ans den oft Yorhandeoen grofsen oyal lanzettiSnni» gen, mit starken Nerven durchzogenen Blät- tern, Herr B. schliefst, dab sie meiatena TOn Sinilax ofücinalis komme. Sie kommt, wie er hinzusetzt, gewohnlich in Sourona in mehrfach über einander gelegten Bündeln mit den Wor* zelküpfen im Handel vor. Auch die Caracas" Sarsaparille, welche Herr fi« die gelbliche nennt, 5oll von Smilax officio aus kommen ; die amy« lumreicheren Stücke derselben haben ein roth- liches Cindenmark, einen meistens dunkel ge- färbten Uolzkern und in den magern Wurzeln besonders viele Luftporen«

Herr Jolst hält Honduras- und Caracas* Sarsaparille nicht für wesentlich verschieden; sie kommen, wie er sagt, in der Regel in vier«- cckigen oder runden Packen oben und unten mit Thierhäuten überzogen zu uns, und enthal- ten länglich -runde Bündel von 4 8 Pfand und darüber; diese Bündel bestehen aus meh- reren ganzen "V^'urzeln, die schon in dem Lande von den gröbsten erdigen Theilen gereinigt worden zu seyo scheinen. Die Fasern sind lang, schwärzlich grau oder helibräunlich mit rüthlicbcn Erhabeuheiten , von der Dicke einet Haben- bis zu der eines Gänsekiels,

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D]«Aoonbme, dafs dieJarnaika* und Hon* dBras-Senaparilleyon eioarlei Mutterpflanze kom- neo, scheint noch durch den Umstand hesta* tigt xa werden 9 dafs, wie Hr. Richard Baitley ia London berichtet, die Jamaika-Sorte eigent- lid Ton dem Tbeile der Honduras -Küste be- m|Mi wird, welcher Moskito-Küste heifst«

S, Smilax syphilitica Humboldt, Ihrem Va- lerhode und ihrer Verbreitung gemäfs, so weit ioldie bekannt ist^ dürfte angenommen werden, dsb Ton ihr die Lima- Sarsaparilla komme» Kacb Herrn Job$t besteht sie aus lauter düo- nen, bisweilen besenreisartigen Fasern von hell- ksaoer Farbe mit weifser oder gelblicher Mark- Substanz. Sie erscheint im Handel meistens in kleinen cylindrischen Bündeln bis 2 Pfund schwer, mit Papierstreifen und Bindfaden um- wonden; man macht davon mehrere Sorten und mkanft sie zu verschiedenen Preisen, und un« ter willkührlichen Benennungen, was yiel dazu beiingt, dafs die Kenntnifs der Sarsaparill-Sor- tsD so schwierig ist. Herr Batka führt die Lima-Sarsaparille nicht als eigene Sorte auf.

Smilax cordato-ovata Willdenow, Nach dem, was besonders Hr. Poppig über die Ein- sammlung der Sarsaparille miltheilt, wird man aonebmen müssen^ dafs yon dieser Art, die aadi in Cayenne wächst, wenigstens theilweisa die Brasilianische, Para, oder JLissaboner Sar- saparilla herrühre. *) Die Packe bilden nach Jabst walzenförmige Bündel ron 4| Fufs Länge and 8 12 Zoll Dicke, von 30 70 Pfund Schwere^ welche ron unten bis oben mit Bei-

*} Nadi Hem tu MmÜus wird sie Ton Smilas vyifhU üAm nad ofSwuüis geasmiBett.

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f«n oder Ranken ömwattclen und darefi ' dbit Verpackungsart ron allen andern Sorten Tei^ schieden «ind. Die Fasern find lichtrothlU braun oder «cbwärzlichgran, ihre Marksabateni ganz weifs. Hr. Batka nennt rie die s^wartf lichbraune^ die hie und da harsig gefleckt, nkht so reich an Amjrlum sey, ^ie die HondvfM^ ihre Wurzeln seyen dünn^ I^Qf t »üt Tielea Saug-Fatern besetzt u. w.

Wenn man Herrn Hancock Glanbea bei^ messen darf, so kommt die beste Sarsaparille Ton einer neuen, bis jetzt noch nicht hoschris« benen Art Ton Smiiax,

§. 2* Vorherrschende Besiandihnle. IXe Sarsaparilla ist vielfach chemisch untersucht worden, so dafs man leicht eine lange histo- rische Abhandlung über diesen Gegenstand schfei* ben konnte. Das Neueste und Interessanteste hat Herr Poggiale in Yal de Graca geliefert, 'Während dessen Paloita bereits im Jahre 1824 das wirksame Princip dieser Wurzel anlland und es Parillin nannte* Fast zu derselben Zeit glaubte Folohi einen neuen Stoff in derselben Wurzel gefunden zu haben | den er mit dem Namen Smüäcin bezeichnete; Thubeuf schrieb im Jahre 1831 abermals Yon einem neuen ^ in der Sarsaparilla enthaltenen Stoffe^ den er ab Sarsaparin auffuhrt^ und ßttka glaubte 183S eine eigene saure Materie entdeckt ca habtttf der er den Namen ParilHnsäure beilegt; allaia Poggiale bewies^ dafs diese Tier Stoffe idantisdi sind; er zieht den Namen Sarsaparin vor ond zeigt, dafs diese Substanz durch Krystallisiiett aus Alkohol in kleinen strahlenförmigen Nadeln erhalten werden kann* Die Krjrstalle aiad weUl und schmecken^ in Wasser oder Alkohol «nfr

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gdott', berb bitten Diese AuflosaDgen tcbüii- men etarl: beim Umschütlelo. Ein scbwe« felMom Sanaparin koante Dicht dargestellt wwdeib

Baika fand In der Spidermis der Jamaika* Saisaparill: ätherisches Oel, Färbestoff , essig- saure Salsa, SchaumharZy Extraclirstoff, Eiweifs, Bassorin, Chlorsalze, Stärke und Gummi; in dem Mmdenmarke: Stärke, Gummi i FflauseD«* leimi ExtractiTStoff, EiweiCi, harzigen Färbe- ttoffy Scärkefaser und Tegameote ; in dem Holz^ kerne und dem Marke: gelbes Weichharz, Starke, Gummi» gallertsaure Salze, Pflanzenleim, Schaamhars, Spuren Toii Kreosot und Holzfaser.

Die Eigenschaften des Schaumharzes oder der PariUinsäare sind schon oben angegeben; sonst ist besonders nächst dem Amylum noch das ütberische Oel interessant, welches durch seinen scharfen kratzenden Geschmack und durchdringenden Geruch, der dem des Ol. ae- ther. Petroselini ähnelt, sich auszeichnet; es kommt in Verbindung mit dem Weichharze und Fatbestoff Tor«

$. 3. Welches Ut die heste Sarsaparille Serie zum medicinischen Gebrauche? Seit Jahr- hunderten schon werden diese Wurzeln als Arz- neimittel Terordnet; man sollte also denken, dafe in so langer Zeit den Aerzten Gelegenheit genug geworden wäre, die besten Sorten ken- nen zu «lernen. Dies ist aber kaum der Fall und an auffallenden Widersprüchen in dieser Hinsicht fehlt es ganz und gar nicht. Hr. Baika sagt, er habe sich auf seinen Reisen besonders daiSr interessirt, die Ansichten derAerzte über diesen Gegenstand kennen zu lernen | allein er

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mSssa gestehen X dars er nie dadardi beAIeAg) 'worden sey. Man verschreibe. Sarseparille der Gewohnheit nach, allein welcher Ton den b^ kannten sechs Sorten man den Vorsag geben solle, darüber scheine Niemand gründlich Aus- kunft geben zu können. ^) Besonders auffal- lend kann jedoch dieser Umstand nicht sejo, "wenn man bedenkt, dafs iriele Aerzte beim Verordnen der Sarsaparilla sich gar nicht darum bekümmern, welclie Sorte sie erhielten, and auf der andern Seite die Droguisten ihren Was- ren oft ganz willkührliche Benennungen geben und eine und eben dieselbe Sarsaparill- Sorte ganz verschiedene Namen trägt. Das Erste, was uns also Noth thut, ist eine sichere uod feste Nomenklatur für dieses Arzneimittel, nicht "wie bisher entlehnt von den ProTinsen odet Städten, aus denen es angeblich gebracht wird| sondern yielmebr entnommen Ton den phy- sischen Eigenschaften der Drogne selbst» Schon früher habe ich darauf aufmerksam gemacfal^^)i dafs von dem Geschmacke dieser Wurzeln weit besser, als von der Farbe derselben, auf ifaie Güte und Brauchkarkeit geschlossen werden könne, um so mehr, da der Geschmack weit mehr als die Farbe mit den Bestandtheilen der Vegelabilien übereinzustimmen pflegt. Man kann nach diesem Grundsatze die Sarsaparill- Sorten folgendermafsen eintheilen und benennen:

1. Sarsaparilla acris^ ausgezeichnet durch den scharfen kratzenden Geschmack, der seinen

*) Man Tcrgleiche, was Ich darüber znsammeDgestdlt habe in Brandes neoem Archi? iür Pharmade. Bd. 4i Heft 1. p. 80 u. d. f. i

**) Heidelberger klinische Annalen. Band EMI 'S* pag. 538;

tM «ORDKiwel^« der WnMdiiaä« Hat vii 2w«iM TOD damOue^ö dw.kl&erkclwa in YMnndiiD^ mit dem iVtichTiarvr nail rtwatoS» ftbbSagt. Bs' gehSrao iAin dik Sar- Miilla Toä Jamiika and di« Voa Hoadarai.

'..' 2.' S^amporilla sMaHemki, luigenithmt tch dfin cleuilicli bervontechandka tltteillefaRn »cbmacki der, ^vie el tcfaeiDt, TonogamiM r Gegenwart jeaes kryaUUiuichttB :St(uia, dan iggiaU Sarinparin oeDtit, liuaackraibwi tat. ifalo gehören iagbesoodan Jana Soita* , dU . I jetzt unter dem Namao Vara- Cnis-, Colt*«' i Caracai-Sarsaparille in dso .Haadal kamao« '

S. StrtapKriUa fatua . iiafyrida. Laicht *ai iliava^atdta .Ton den baidan TorisaD, daEtf AtaKaiiMte'Wnnelrind« wedardar ach^fia» teb dar billara Geschmack dauilicb herrbrtritt. icM QaactuaaelLloai^ait faüngl aatwader idaron ^4ala daa AiajlnmTarhältnibinStBiK in piUmtt eB|e Trabaadan iit, als die übrigen Baataod- eiU und aomit dateo Geachniack alDbültt, wla i dar BratütMchm SarMopariNe, dia man beaön^ . « biafaar Mcbnan mub, oder aber dar acbatfll Ullara Gaacbmack itt-dnrcb daa Alte^ var- ■«■ gegaagtn, wodorch dia Wonela tan idäräuadien Gabtaacbe untaaglich werdaa< -

Schm dia älteren Pharmakolugen acbätztan IT die (tau friacbe Sanaparille, und Baneoak iBOflct, man müue iminer die friscti einga- hrt« nnd nicht seit lacgar Zeit gefpallena an- andea, dann aooBt bebe aia eile mre Witk- imknt varloren. Die gul'e Sanaparilie, setzt f binin^ hn\ eina.eigeDthümliche unaogenehma ebirf«) und dies i>t dar baate Cbarakter, tim am fABmm. Anch Fordyce, ^ei ta ailnw Jam.LZXIIF.A2J» D

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Zeit wieder- von Nenem auf dies lUütel anf- mefksam machte » Terlaogt aosdriickUch^ dab die Wurzel so frisch als möglich sej. -—Auch Herr Jobst sagt, zu den Keonieichen einer gu- ten SarsapariUa gehöre, dafs sie beiia. Kaues einen anfangs mehligen, etwas bitterlichen, spa- ter einen, merklich zusammeasieheoden und kratzenden Geschmack besitze«

Wenn man nun noch weifs^ dafs bereits zu den Zeiten des Monardes die Honduras am meisten geschätzt war und die jamaikanische heut zu Tage Ton mehreren englischen Aerzten für die beste gehalten wird, so mub man noth- wendig zu dem Schlüsse und Wunsche kom- men^ dafs in unsern Officinen nur die SarMar pariüa acrü eine gesetzliche Stelle erhalt^ un- ter welchem Namen sie auch immer in den Handel gebracht worden sey«

In ganz frischem Zustande -soll iibrigeDS manche Smilax- oder Sarsaparill- Art so scbarCs Wurzeln haben, dafs Coxe nach dem Genosse derselben Speichelflufs entstehen sah *); er machte diese Beobachtung an dem Columbia River/ wo die Sarsaparilla in Menge wtld wachst Wenn aber Hr. C* dabei auf das homSiqpathi- sche Princip yerweist und an den Mercur ab Antisyphiliticum erinnert, so hat er Tergeasen, dafs noch manche andere scharfe Vegetabilien Speichelflufs erregen , ohne desb&ib aia Lust* Seuche zu heilen. **)

§• 4. Primitive und einfache Anwendungi- eni der Sarsaparilla als AniisyphüUieum* Die

*) Froriefm Notizen. 1834. p. 922. ^) The Oablin Journal of medical aad chamcal sdiaa- Des. Sept. 1834." 149.

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K«nBtmb 4!^^' Woneln als einet BCltek ge^ gea die Lnatieache, icheioen die Spanier von den Mezikanerü erbalten 2tt haben. iNacb dem Bericbie des Monatdes gebrauchten es die Me- xikaner auf folgende Weise : Ein halbes Pfand Sarsaparille wurde klein geschutlen» mit etwas Wasser macerirt und dann in Maew Mörser so fange gestofsen, bis die Wurzel gaos in einen dicken Schleim -übergieng, den man durch ein Tnch prefste« Von dieser Flüssigkeit mubte der Patient Morgens früh ein Glas yoU trinken^ dann sich gut zudecken und zwei Stunden lang achwitsen. Hatte er am Tage Durst ^ so be* kam er nichta Anderes, als solchen Sarsapsrill- achleim; Abende mubte er wieder ein (Sias roll davon wann nehmen und abermals den Schweifs abwarten. Dieses Verfahren wurdet drei Tage lang fortgesetst, während welcher der Kranke nichts Anderes lu essen oder tu trinken bekam, als den gedachten Schleim. Und damit, sagt M<marde8f habe er anfangs Viele und sicherer geheilt, als mittelst der andern Anwendnngsart, die später gebräuchlich geworden sey.

Diese bestand in Folgendem: Zwei Unzen gerwascbene, gespaltene und klein geschnittene Sarsaparille wurden in einem neuen Topfe mit 3 Sehoppen (sextarius> Wasser übergössen und 24 Stimden lang in dem gut yerschlossenen 6e« fafse macerirt, dann auf gelindem Kohlenfeuer bis zu 2 Schoppen eingekocht ^ .nach dem Er- kalten duechgeseiht und in einem rerglasten Topfe aufbewahrt* Die nämliche Sarsaparille wurde nun in demselben Topfs wieder mit Wasser Sbergossen, etwas gekocht, kalt colirt und gleich dem Yoiigen aufbewahrt.

D 2

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Der gehörig gereinigte Kränke mafeta eich nun in eioem erwärmten Zimmer aufhalten and Morgens 10 Unzen des ersten Sarsaparill-Was- •ers trinken, swei Stunden lang schwitsen und nach abgetrocknetem Schweilse Hemd ond* Bett- wäsche wechseln. Acht Standen nach dem Es- sen mufs dasselbe geschehen. Seine Speise be- steht in Rosinen, Mandeln und Zwieback » und Wasser zum Trinken« Diese Ordnung ist 15 Tage lang zu beobachten; sollten jedoch die Kräfte des Kranken zu schwach seyn, so ist ihm etwas gebratenes Hühnerfleisch zu erlaii- ben. Wenigstens während der ersten 9 Tage müfs er im Bette bleiben^ die übrige Zeit aber sich im Zimmer aufhalten und Luft ond^ Kille vermeiden« Am löten und 30sten Tage erliilt der Patient ein leichtes AbfiihrnngsmitteL Aber auch noch bis zum SOsten qnd 40steB Tage soll er sich des Weins und der Weiber enU halten. Dieses ist, setzt Moncrdes binmUf die gemeine, lange geheim gehaltene und so be- rühmt gewordene Gebrauchsart der Sarsa- parille. —

Sehr ausführlich ist dieser alte Schrifkstel* 1er bei der Beschreibung der Wurzeln selbig der Auswahl der besseren Sorten und bei den Vorsichtsregeln der Zubereitung, wobei beson- ders interessant ist, dals er öfters das Mark der Wurzeln herausnehmen lieb und nur die Bin- densubstanz als den wirksamsten Theil benutzte, und dies ist, yne er sagt, die beste Methode. Man soll dann 4 Unzen gewaschene Sarsaparill- Rinde mit 4 Schoppen Wasser 24 Stunden lang tnaceriren und dann bis zur Hälfte einkochen; fürchte man , dafs dieses Dekokt den Kraakee zu sehr erhitze | so könne i Unze Gente su-

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geMist, oder etatt gemeinen Walters Aqua de- etillata Cicborei angewendet werden.

Bisweilen gab Monardes auch die Sarsa- parille in PiÜTerform, und zwar Morgens nüch- tern und Abends eine Drachme^ wobei der Kranke ein scliwacbes SarsapariU- Dekokt nachtrinken miibte. Letzteres nennt er Aqua Sarsaparillae; sie wurde bereitet, indem man eine halbe Unze der Wurzel mit 4 Schoppen Wasser bis auf eineo einkochen lieb.

bediente sich Monarcf et auch eines einfacfaen Sarsaparill-Sjrrups, dessen Bereitungs- art er amstMndlich angiebt; es wurden daron Morgens und Abends 3 Unzen genommen und ein schwaches Sarsaparill- Dekokt nacbgetrun- ken, nnter Beobachtung einer strengen Diät« *)

Viele Aerzte des 16ten Jahrhunderts be- stätigten schon die grofsen Heilkräfte der Sar- saparille gegen die Lustseuche, tn denen na- mentlich der berähmte Mathiolus gehört, der sie besonders da noch nützlich fand, wo das da- mals so berühmte Gnajacum fruchtlos gebraucht worden war. Einer der gröfsten Lobredner des Mittels in jener Zeit ist Julius Palmariu8\ er ▼erordnete sie auf ganz einfache Weise und behauptet, dafs dieses Mittel die Eigenschaft habe, die Keime der Terlarvten Syphilis zu zer-- stören, daher er es immer anwende, um den Wieder- Ausbruch des Uebels sicher zu hin- dern. **)

*) De umpKcibiii medicamentis ex occidentali India de> Ulis. Antwerpiae 1574. p. 37 et fceq,

**) /iil« FnlfRArü C(Mi«/fftiftfti de morbis eontagioau Li- bri isptsoi. Parisiis 1&78. p. 69.

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Aber auch Aerzte spKiwpef uod selbst der nenetten Zeiten bettgtigteo die lleilkraft des Mittele gegen die Syphilis, was mit Tielep Zeog- nisseo zu belegen ka^um nSthig ist.

Eine der ältesten qnd einfachsten Sanapa- rill-Bereitungen ist das Decoctum Sarsapariliat Simoniii weiches ai^fser der Sarsaparille blos Kn- sinen und etwas Zimmt entbaU,

§f 5. Zweite Periode, ^nyjendung verschie* dener Compositionen mit Sarsaparille. So sehr auch der Gebrauch des einfachen Mittele alle Heilzwecke erfüllte, ßo waren doch die Aerste schon anfangs damit nicht tufkiedeiiy oder sie glaubten Tielmehv, dafs die Kpnst darch pas* sende Zusätze das einfache Jllittel noch, kräf- tiger piachen kSnne ; und sie bandehep bieiio ganz im Geiste ihres Zeitalters. Qqlen^s phar- juakplogisches System stand {m sechzehnten Jahrbundf^rte noch in dem gröfttei^ ilpse- hen. Den Grundsätzen desselben gemäfs mufste ancb die Sarsaparilla behandelt wer- den, Pie Arzneipflanzen theilte man damals, nach ihren sogenannten Qualitäten, in vier Hauptklassen, in warme, trockene, feuchte qnd kalte ^ die ihrerseits wieder nach dem Grade ihrer Stärke ip Unterklassen zerfielen, and so rechnete man die Sarsaparille za deo trockenen und warmen Mitteln im zweitep Grade, BJo^ nardes sagt : Calida et sicca est in secpndo fere gradu, :r- Die grofae {^unst bestand nun darin, die Mittel so zusammenzusetzen, dafs nicht nur irgend eine Qualität des Arzneimittels praedo- minire und dadurch schädlich werde, soödem auch die ganze Composition mit dem Tempe- ramente des Kranken und des leidenden Organs harmonire. Nach diesen Grundsätzen beurtheilte

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man damab jedet Batammengotetsta Amai- mittel I und jeoe Compositiopao , dia aich am ungeswiing^DstaD nach ihnen erklären lieftan, konnten auf ungetbailten Beifall zählen. Dahin gehörte denn auch der Syrupu» Sarsaparülae compasiiuB des SJonardes. Wir wollen die Sache mit aaioen eigenen Worten mittbeilen. *)

mit der geborigen Menge Zacker konnte man daraus leicht einen Syrup bereiten, und wer nur mit dieser uralten Vorschrift, die Com*

{»osilionen des noch beut za Tage gebrauch« ichen Roob de Laffecteur, Syrop de Cuisiniec u. m. Tergleichen will, der wird ibr^nwab« ren Ursprung nicht Terkennen, und den wie* aanscbafUicben Werth, der diesen Zusammen- setzungen sämmtlich zukommt, richtig zu baur- theilen wissen.

Dasselbe gilt auch von den noch immer so geschätzten und beliebten antisypbilitiscben De- kokten, deren Ursprung gar kein anderer ist; eine der ältesten Cornposilionen theilte der be- rühmte Botaniker Ca^salpin mit. Auch sie mag hier wortlich stehen. ^^)

*) Ism annas est quintns flecimas^ qnbd Sjrupam con« fed, Bon 1BOH0 in liac urbe, sed tota Hispania lau- dstiirimom, ad morbam Gallicuin, aliosqne proftigan- dot, nam neqoe calefacit, neque inflaminat^ Goajaci Tidelicet sicdtate temperata, et Sarsaeparillae calore mitiaato hoc modo. Kp. Sarsaparillae Cnc. duas, Ligni Gaajaci Unc. qnatuor, ZiziphorNo. xvjjj, Pran. paas. No. xxj?. utraqae ossiculis purgat*, Floriim Bo- raginu, Flornm Violarom aa Unc. dimidiam, Hordei mondi aliqaot grana. In tribu& aqaae sextariis lento igne coquunCur ad duoram sextariornm consnmptto- nem, et decem buios decocti unciis una Syrapi vio- lati admbcetur.

*^ 'Quoniam tsio saepe fit, ut propter aegrotantiuiii tem-

~ 86

Man sUht , dab dia Voracfarift das Cataal' pin fast gaojB mit der des Monardes überein- stimmt^ so me, dafs alle io baiden Vorschrif- tSD vorkommeedeD Drogaen in mehreren an* dern Compositiocen sich er.balten haben, noc sind an die Stelle der Flores' Violarum groben- ifaeils die Flores Rosarum getraten.

§. 6. Dritte Pviode, Verbindung der Sar^ ßaparille mit Abfuhr ungsmitteln» Schon war durch die Verordnung der Sarsaparille in Ver^ bindnng mit Guajacum^ Borago u. s. w», denea bald noch mehrere andere nach gleichen Grund- sätzen folgten 9 der erste Schritt gethan, aber die wahre Wirkungsart der Sarsaparille Irrthn- xner herbeisufBhreo und sie am Ende am allen Credit zu bringen, wie dieses in der That auch geschah , so dafs es auch jetzt noch Aerzte giebt, die ihr überall Leine Heilkräfte zutraoen, aber man ging bald noch weiter, indem man sie zugleich mit Furgirmitteln verordoeto»

peramentam calidios, non sine pefieolo ßampsnns exhibeatar, escogitatae sant a xnedicis Tariae cosipo- sitiones, quibus contemperetur medicamenti Tis: com- pertnm autem experientia est Sarzaeparillae teoipera- mentum pauIo calidius, ligni Guajaci aatem panlo aic- cioB esse; idcirco ntramqne commiaceat , et Gaajaci •iccitatem bomectantibus contemperant : Sarzaeparillae autem caliditatem refrigerantibos, in bonc modam: assumant: Sarzaeparillae Unc dnaa, Ligni Gnajact Cnc. quataor, Jajubaruni demtis ossibas No. xvxvj, Prunoram [lassonun demtia o«aibns No. xxjv, Flo- rum Violarum, Floram Boraginis aa Une. dimidiamy Hordei mundi pagillum nnum, Aqoae libras duode- ciiB. Coquuntor donec redeant lil>fae qnaCuor« Hains deeacti exbibent mane et Tesperi andas decem^ ad- dftntes Syrupi Tiolati Unciam unam. (Da plantis libri XVI. Flgreotiaa 1683, p. 220.)

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Von wem diese Neuerang eigentKch her- lärtf bebe ich bis jetzt nicht mit Sicberheit Msmilteln können,, aUein eo yiel iet gewifi, lUb dies sa Anfang des 17ten Jahrhunderts geiehah. Man nannte diese Methode« die Lust- iMche zu heilen, die Diaeta sudorißco^cathar-» ära; sie bestand wesentlich in der Verbindung lud dem Gebrauch der sogenannten vier scbweifs- timbeoden Holzer, Guajacum, Sassafras, Sarsa« pifille, Radix Chinae ^) mit milderen pderstär« koeo Laxantien in der Beobachtung einer stren« gta Diät.

Peter Morelü giebt hierüber nähere Aus« ioaft**^) Die Abfübrungsmittel, welche er an-* (ewendet wissen will, sind; Senna , Polypo« dionif Rheum, Agaricus und mehrere andere jelst yeraltete. ***)

%

Diese Methode hat sich nun bis auf unsere Tage ToUkommen erhalten ; so ^nthält der noch

*) Anflallend ist es , dafs in den Jüngsten Zeiten Sar-* irat den gedachten Yegetabilien , so wie noch meh- reren andern, alle achweii'streibenden Kräfte ganz ab-*> sprach«

**) Diaeta sadorifero-catbartica est decootnm sndores fflOTena et per al? am simul eTacoans, medicornm ma- xime recentium inventum est, et ante paacos annos Tiz ositatuin, neque tarnen sine spe fructns nberrimi excogitatnm; ciim huius o^e bumorum partibus te- Buioribus resolotis per sndores , reii()aae crassiores, qaae alias solent pertinaciter restagnare in alvo et aliis partibus, bac ratione simul ntiiiter eradicantur u. s. w. Am Ende setzt er noch hinzu : Ctilissima autem maxime omniura est, et usitatissima in lue ve- nerea curanda, tractanda,

***) Methoduf praescribendi formulas* BasiL 1627« p. 117.

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immer beliebte Trank tod Vigaroux towoU Polypodium als Ja läppe, das Roob de Läfibctenr eotbait Senneablätter u. e, w. Aach Tergfeiche man, was Dr, Strunze von der Behandlang der Syphilis ohne Qaecksilber io dem Charit4-KraiH keohause zvl Berlin sagt (Vereiot^Zeituog 183& No, 39), Aber diese Sitte bat auch ihre ent^ schiedenep Gegner^ unter denen man besonders Naumann nennen mufs; er behauptet unter ao« dern, dafs Alles, was die Ansdüostuog schwäche, mithin anch die Laxantia, der Wirkung der Sarsaparilla als Antisyphiliticnm durchaus hio- derlich sey»

^. Vierte Periode^ Das Umhängen m»- neralischer, zumal metallischer Stoffe .in die an» tisyphilitischen Dekokte. Diese Sitte ist spatem Ursprungs und scheint keinesweges auf irgend einer pharmakologischen oder therapeotischea Theorie zu beruhen, wie die bis jetxt beriilir- ien Zusätze, alle Umstände deuten vielmehr darauf hin, dafs sie nur ein Kunstgriff der Char« latans war, um ihren Präparaten- den Anstrich Yon Neuheit zu geben und ihren Gewinn lo vermehren. Darum mochte es auch gleicbgnl- tig seyn, welche unlösliche Stoffe man wäh- rend des Kochens hineinhing. Der Eine be- nutzt dazu Antimonium crudum, ein Andeier Zinnober, der Dritte laufendes Quecksilbert der Vierte Mercnrius dulcis , der Fünfte Eisenfeile^ noch Andere Gold, BimssCeia u. s. w^. Schon dieser Umstand hätte mifstrauisch machen soIleD*

Eines der ältesten Beiü^piele der Art fuhrt Horstius in seiner 1651 gedruckten Pharmaco- poea catholica an; ein gewisser Charlatan, Na- mens Henricus van Siran, besafs nämlich als

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Gebeimmittel ein Decoctum sudorißcum confra luem veneream\ er rerkaufte es aaf der Prank- fttrter Messe, ^o er io einem WeiokeUer ein FaCs roll davoo yorräihigp hatte. Das Mittel , machte damals grofses Aufsehen und Horstius hatte die Gewandtheit, sich die Vorschrift dazu ZQ verschaffen 9 aus welcher man sieht, dafs rinige Pfund Eisen und Stahlstürke wahrend des Kochens der vegetabilischen Ingredienzien eingehängt worden. Denselben Zusatz findet man auch in dem Decoctum sudorificnm con- tra Inem veneream M^lii.

Das noch jetzt sehr gebräuchliche EinhHo-i geo wön Antimoniom scheint besonders durch das Decoctum Musitani verbreitet worden zu sfjTD, Dieser Musitanus soll in Neapel wirk-

' lieh Medicin ttudirt haben und wufste sich auch Pnzis sa verschaffen^ aliein er war seines Am- tsi elgentUch «ein Priester* Im Jahre 1698 gab er eio Weik fiber Syphilis herauf ^ was ich leider nicht gesehen habe und worin sich wahr-

, uheiolich die primitire Formel zu seinem De^ coct finden mag, das nach andern Angaben An- timonium nnd Bimsstein enthält. Allein schon der beriihmte Astnic ist diesen Einhängsein nicht günstig; er führt die zu seiner Zeit be- liebteste Formel zur Bereitung des antisyphili- tischen Decocts an, setzt aber bei dem Zusatz des Antimonium hinzu; ^,Si ita Tideatur^% Auch gedenkt er mit hartem Tadel zweier Charla- tans, wovon der eine {Calat) vorgab, sein Dekokt durch einen hineingehängten Goldkalk sehr wirksam machen zu können, und der an- dere ( Vinache ) dasselbe Von einem Antimo- nial-Präparale behauplele«

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I

Paul Herrmann gedenkt ^) eioer Vor- schrift, wo 10 das Dekokt ein halbes Pfund Antimoniam cradom uod eben so viel laufendes Quecksilber eingehängt wird« Froher schon scheint man den Zinnober auf diese Art be- nutzt zu haben, indem bereits Horstiiis eine solche Composilion mitl heilt, dagegen das Ein- hängen des Mercurius dulcis ofiEenbar eioor nene« ren Zeit angehört.

Es ist zwar bekannt genngi dafs diese mit dem heutigen Zustande der Pharmakologie and Pharmacie schwer zu yereinigenden Zuberei- tungen ihre Freunde und Yertheidiger auch an- ter den neueren Aerzten gefunden haheo, alleia bedenkt man , dafs es überall angewib ist, ob und was von jenen metallischen Präparaten in das Dekokt übergehen kSnne; bedenkt man, dafs andere Compositionen , die diese EinhSng- sel nicht enthalten» eben so wirksam hnfunden wurden, und vergifst man insbesondere nichti dafs die Sarsaparille, lediglich für sieb gebrauchtp zu einer Zelt die Lustseuche heilte, wo diese Krankheit noch meistens viel bartnickiger tvar, als sie es heut zu Tage zu seyn pflegt; ruft man endlich dem Gedächtnisse den wahren Ur- sprung aller dieser Compositionen snriick^ die auf Grundsätzen beruhen, die man länget als irrig Terliefs: so mnfs man wohl so dem Schlüsse kommen, dafs Präparate, wie das De« coctum Zittmanni und ähnhche, unsere gegen- wärtigen Zeitalters unwürdig sind, dafs es an der Zeit sey, sie zu yerlassen und zu der allen hippokratiscben Einfachheit zuröckzukehreo.

*) CynosuraMsteriae medicse. Argentorat» 1710- p* 42»

-* 61

mm

HL

üeber die HeflqaeUen zu Meinberg,

namentlich

die dortigen llineral- Schlammbäder und die Denen KinrichUiBgen zur Benutzuog des kohlen-

tanren Gases*

Von

Dr. Gerliard von dem Busch,

praktiichem Arzte zu Bremen»

Der im Farstenthume Lippe-Detmold^ 1 Meile Ton Detmold und 3 Meilen yoq Pyrmont bele- gene Kurort Meinberg stand in früheren Jahren wegen seiner überaus grofsen Wirksamkeit in einem so hohen Rufe^ dals er häufig auch von Kranken ans fremden Ländern zur Wiederher- stellang ihrer Gesundheit besucht wurde. Durch die Zeitrerhältnisse und andere ungünstige Um- stände gerieth derselbe leider fast ganz in Ver- gessenheit^ ward wenigstens Ton Kranken aus weiterer Entfemnng wenig benutxt^ obgleich

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er TOD seiner froheren WlfisamlMit nidilil eiogebiifst halte.

Die Fürstlich Lippesche Regierang fieb « sich immer besonders angelegen saja^ doitk zweckmäfsige, auf die liberalste Weise getrof- fene Einrichtungen, die HeilsphStce, wekhi Meinherg darbietet, zur Anwendong geeignet zu machen, und so "wurden die Schlaminbädor und die in neuerer Zeit getroffenen Binrichtai- gen zur Benutzung des kohlensauren Gaset ini Leben gerufen*

Durch yerschiedene Schriften *) die Aerzte freilich wiederholt auf diesen Kurort aufmerksam gemacht worden, jedoch scheint es, als wenn sie denselben bisher nicht so wür- digten, wie er es mit Recht Terdient.

Da ich Meinberg im Sommer 1836 Mar Kur besuchte, so habe ich mich während eioM

*) J. ß. Trampd, Besohreibang der Bf elnbei|« Iflee*

ralqaellen. 177S. J. E. F. Scherfy Brieib ibec die

Gesandhdtswasser zu Meinberg. 1794. Pm F, QiiU^

haus, Bemerkungen über die Mioeralqnellen

berg. 1820. In dieser Schrift wird al»ar ^ 4srtiges

Schlammbäder besonders gehandelt ^ JL Bnmin,

die Mineralquellen und SchwefelsohlanrnbUBT SU

Mdnberg, nebst Betragen snr KmelaUs' dsr Ts|Sla-

tion und der klimatischeir und minerslogiseb-fpQgM**

•tischen Beschaffenheit des Furstenthams Iiims* .1831»

Ein voluminöses Werk , das nicht allein iar dea Aa^

sondern besonders tnr den Chemiker Qnd

Ton Interesse ist - K, Piderii, die

Gasquellen zu Meinberg , deren medidaisohe

zung und Wirksamkeit. 1836. Bine höchst

»ante nnd lehrreiche Schrift, die sehr sosföhHidl wkß$

die in Mdnberg in den letzten Jahren fsftpoffaess

Einrichtungen zur Benutzung des Itohlennneni 6e*

ses und der Wirksamkeit desselbee hsmdalt (YmI

Jon», d. pr. B. £d, LXXXUk«!^ 4 & Uft> . . . .

_ 63

rbrTrÖchenllichen AurenthallB d«MH»t'TOa dta naocherlei HeiUchätzeo, die darbittot, aoA Jen überaus zwedLinnfsigen ElarichtiiDgen mat ^enulzuQg derselben hiorsichend üban«U|(, ood nüchle durch nachfulguade MitlhailsaiSB aaf Jiesen leider, aber g.ewih mit groCiam Unnchl, tu sehr Ternacbläuiglea Karott TOS Nnsm lufmerktatn machen und ihn xiir ttuntsaDg unpfebleo.

XtbAerg Todltat anHre Aofmn'kMmkfljt iMMvden wagsn mimf SchufftUohlmmmbadtr ■mI <iagM MiflM ihtraua gro/Mtn Rtiohihitm» ■n, dnn Seboobe der Eide enlströmeodeB, kok^

pie lÜBanL- Sehlemmbädor ui ,lldnberg und blchi ■■••cell Urspniogt. Sie wiüden »«cb Schtiff X|b4* Mf Betrieb dea Dr. GtUhm» oingericbteL; scboit im Jnbre 1820 wurden, Mi- DMnül-ScU^qiiBbüdei in Heioberg gegeben. Ab- im |<Mfe . d«r Zeit die grorie VFirkHinkeit bmelbea aicb immer mshr beatäligtsj ,wnr- d«n' «n den beiden grobes Logirbäiueni Ao- bant^n «jargefSlut , die geganiröriig gröJe- Ifvtffffi^ aUeia xa dieaen Badera benntxl vrerdm. Vtv cn diesen benntite BUnaml- ScUanuiL ftodet aicb gans in dar'Nübn.Uein- bcrge auf einet groben Wiese, den aoge- Bnntiten Btook, woaelbat. et eine weiche, torf- Bbnlicbe phaae bildet. Denelbe ist in äberens poikar Hange rorbanden , und in neuerer Zeit Vt rä.ao bedeutenden Üineral- SchlammUger ia dar Rabe der Schwefelquelle entdeckt, daJ« Hvaberg fQr die Folge binreicbend damit rar-, Hrgt »I. MTs acheint. Aaf der .Wiese »elbst Vnd der Uueral-Scblamm von tUea gröberen TbiiUp «QVifiiltic -ganinigt nitd dum täglich

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io die bei den Badehäasern befiodlichen Reser- Toire gefahren. Aus diesen "wieder in aafRot len stehende und mit Nummern rersehena Ka; Bten gefüllt, von denen jeder Badende fSr die Zeit der Kur seine eigene Nammer behilt la diesem Kasten wird der Mineral-Schlammi oon jeden Morgen in einem sehr geräamigen Locale durch Schwefelwasserdämpfe, unter sorgsamem Umrühren, bis zur Temperatur yon 28 SO.GiC R. erhitzt. So wie' der Badeode in die Bad- atube tritt y wird der Kasten aus der Erwäi- mungsanstalt in den zu seiner Aufoahipe be* Btimmten Baum im Fufsboden des Zimmerf geschoben und dann mit einem festschlieJseDdea Rahmen, der an den Seiten mit Leder gepol- stert und mit den nöthigen Handhaben und Trit- ten Tersehen ist, geschlossen. So wi* der Ba- dende die Badstube yerläfst, "Wird der Kasten heraufgezogen y mit einem Deckel Yerschlossen und bis zum folgenden Tage bei Seite gesetit. Die Einrichtung, dafs der Schlamm in traosp^ table Kasten gefüllt und in einem besondisreo Räume erhitzt wird, scheint mir, besonden sweckmäfsig und verdient gewifs Tor der, ai anderen Kurörtern üblichen Einrichtung', nach \7elcher der Mineral- Schlamm in" feststehende Wannen gefüllt und in den Badstoben selbst erhitzt wird, den Vorzug. In manchen aoIcheB an und für sich schon kleinen Badstuben findet man 4 bis 5 mit Mineral - Schlamm gefüllte Wannen, die, wenn der Mineral- Scblanun in ihnen erhitzt ist, einen Dunst im Zimmer ver- breiten, der den Badenden höchst lästig wird und für Manchen gewifs nicht zuträglich aeyn kann. Es liefse sich vielleicht gegen die io Meinberg getroffene Einrichtung der Einwarf machen y daA bei nicht durchaus featechlieftea*

C5

\A«m Babman am den Badekasten, dav Badende dnrch die ans der Erwärinungsanstalt eindrin- gende Luft sieb im Bade erkälten Trird; allein icb kann Teraichern, dafr ich niemaU im Bade irgend eine Spor von Zoglaft empfunden, noch Ton andern Badenden irgend eine Klage Gber aolche gebort habe. Sehr empfehlen »ich die sn den Schlammbädern in Meinberg bestimmten Zimmer darch ihre Gröfse und Hohe, die Laft in denselben ist dabei möglichst rein. In der Begel gebraacbt der Badende den einmal ge- lallten Kastea fSnf , seltener sieben Mal snm Baden, -dann ^rird neuer Mineral-Schlamm ein« gefiillL Da in Meinberg ein grofser UeberflnCi an Mineral -Schlamm ist, so fvird der einmal gebraacbte den Landleuten sofort iiberliefert| die ihn som Dangen benutzen, nicht aber, wie an andern, an Mineral-Schlamm minder reiche- ren Kurortern, in besondern Reservoirs aufge- hoben, um ihn nach Jahr und Tag nochmals benutzen so kSnnen, Ob ein solches Aufbe- wahren des einmal gebrauchten Schlamms und spätere Wiederbeoutzung desselben überhaupt xweckmäfsig sey, kann ich nicht bestimmen; indessen scheint es mir, dafs ein solcher Mine- ral-Schlamm, wenn er auch eine geraume Zeit, wie dieses üblich ist, mit Schwefelwasser über- gössen steht, unmöglich die Wirkung mehr ha- ben kann, als der frisch gegrabene, da die- ser noihwendig an flüchtigen wirksamen Be- standtheilen reicher seyn mufs, als jener, der durch frühere öftere Erhitzungen bereits seiner flüchtigen Bestandtbeile beraubt, letztere durch Uebergiefsen mit Schwefelwasser schwerlich wieder erbalten dürfte* Der Meioberger M. Schlamm hat manches EigenthSmliche , wo- durch er sich namentlich ron dem Eilsener Joum. LXXXJV. B.2.8U E

- 66 -^

Schlamm antencheldet. Er ist weit dünner ab dieser^ tod bräuolic her Farbe, and eothält nach Brandts (a, a. O.) Untersuch angen keinen freiei Schwefel und nur Spuren von Hydrothiontaare, ist dagegen überaus reich an schwefelsaorei Salzen, namentlich an schwefelsaurem Kalk, Natron und Kali, so wie an kohlenaaarea Sal- sen, besonders an kohlensaurer Kalk,- und Talk- erde, so dafs die DI. Schlammbäder nach Brwh des mit Recht zu den salinischen Schwefel- Schlammbädern zu zählen sind, wie ans der achon erwähnten Schrift Ton Brande» hemw- gebt, in welcher sich eine sehr iatereaaante nad gründliche Vergleichung des M«. Schlamms too Bfeinberg, Elisen^ Driburg und Fiestel bandet. Der Meinberger U. Schlamm entwickelt. nach mehrmaligem Gebrauche immer mehr Schwe- felwasserstoff, welcher sich durch den stärken Geruch zu erkennen giebt« Diese Entwickehog scheint beim 3ten und 4ten Bade am stärkitcii isEU seyn« Brandes erklärt diese Tbatsache da- durchj dafs eine Zersetzung der schwefelsanreo Salze durch Einwirkung der organiachea Be- standtheile und unter dein Einflüsse der Wänns erfolge, indem sich aus den Sulphaten Sdlphü- ren bildeten, und dafs aus diesen i wahrselieiB- lich unter Begünstigung der Hnmussäore, der Schwefelwasserstoff sich in steigender Menge ausscheide. Nach den Untersuchungen .dieses Chemikers enthielt ein Pfund des einmal er- hitzten Meinberger SL Schlamms 4614 Grao Scbwefelnatrium, ein Pfund aber aae einem Bade, das fünfmal erhitzt worden war, enthielt 15,082 Gran. Wenn fiian die Analyse des Mein- berger M. Schlamms Ton Brandes mit der Ana- lyse des Eilsener Schlamms von du Menü rtr- gleichti so ergiebt sich eine grofse VeiechiedeB-

«7

beit iD dem Gebalte ihrer Bettandtheile, da- her aatih beide in ihrer Wirkaog verschieden •ind. Die Meiobi BI. Schlammbäder scheinen io ihren Wirktingeö milder zu sejn^ werden bes- ser ireiirAgetoy als die an substanäellem Schwe- fel reicheren M* Schlammbäder^ und die Mein-» berger Aerste schreiben diesen Umstand beson- dert dem grofserett Gebalte an Salzeik fea^^Sie dürften sich daher besser fdr Personen , die an Congestioaeiiy besonders nach edleren Org<^nen leiden, so wie fat mehr reizbare IndiTidaen eignen als jene, welche für solche Kranke oft tu erhitzend und anfregend zu wirken scheinen. Beim Gebrauche der Meinberger dchlammbflder tottteht oft Trägheit des Stuhlgangs oder Ytus- atopfnug, die Urinsecretion wird dagegen Yer- -itlenrt; aU^ das Hantorgan wirken sie sehr er- regend ^ Teranlassen häufig den sogenannten fiadefrietkefy tnweileil sehr ptofusd^ säuerlich riechende, kritische Scb weifsei wie ich in eini- gen Fällen selbst beobachtete* Während des Schlammbades wird der Puls rollet, jedoch nicht Ireqnenter » wie dieses beim Gebraothe der Schlammbäder in Nenndorf ^) immef def Fall eejril scdli Die dortigen Aerzte tersicbeHeb in- dessen, dafs der Puls bei einigen Personen al- lerdings ftequentet, bei andern aber anch lang- samer wurde. Ferner entsteht ein Prickeln Und Jucken in jäei Haut, ein angenehmes Gefühl ToH Warme, die Haut wird geröthet, die Haut- wärtfcheil geräthen in Turgescen^ Und bald bricht ein reichlicher Schweifs, besonders am Kopfe, aus« Nach dem Bade wird in der Regel

*) Die Schwefeiwasserqaellen za Nenndorf, cbemisrh- ^jfikfllitCh and meHicinisch dargestellt, Toa Dr^ U. tCaitm and Dr. F. Wöhler, 183^. p. 139.

E 2

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•id stärket Drang com Urinlassen TerspSrt ui Tial Urio ausgeleert, et entsteht ein Gefahl ^m Erraattang und Abspannung und grobe NeigOBf xum Schlaf. Der bereits im Bade aoagebro- chene Schweifs wird reichlicher, nnd hält Im gehöriger Abwartung eine Stande lind oft noch länger an, worauf sich dann das Gefühl fos Ermattung rerliert, «^ Die Krankheiten, gegss welche die Meinbjerger Schlammbäder aich heL sam erweisen, sind dieselben, gegen welche dere Schlammbäder mit Nutien gebraucht ws^ den* Da es sich aber wohl mit Recht annel^ men läfst, dafs der Schlamm, dessen Bestaad- theile nicht überall dieselben siadf nicht fibersil, gleiche Wirkungen haben wird, so wäre es an wünscbeo» daüs genau angestdlte BeohnehbiBp gen uns lehren mochten, in wiefern die SrhlaiuMr bäder zu Meinberg den Schlammbädern andenc Kurorter Torzuziehen oder denselben neffhi» setzen sind*

Die überaus grofse. Menge Ton Aoftlcniee- rem Gas^f die zu Meinberg ausströmt, verdieat Torzüglich die Beachtung der Aerste und Na* turfprscher. Hufeland *) machte anf dj^sei Reichthum an kohlensaurem Gase bereits autr merksam, und äufserte den Wunsch, datt, df^ selbe in Meinberg gehörig benutzt weriea mochte* Dieser Wunsch ist nun seit einigsn Jahren in Erfüllung gegangen, da die FfintKch Lippesche Regierung keine Kosten gescheut l|Bt| um Einrichtungen mannigfacher Art zur B^ Dutzuog dieses Gasreichthums zu treffen* lieber diese Einrichtungen bat der um Meinbeff äehr

") Deberfticht der Torziiglichiten HeÜqoeDee ' Uods. 3(» AntU S. 107.

69 ,

YerdienUi Herr Hofralh Piderii in seiner schon erwähnten Scbrifl aasfiihrliche Nachricht ge- geben.

Dia Ausströmung des kohlensauren Gases erfolgt aus dem sogenannten Alt- ondNeubrun- nen^ und ist so reichhaltig^ dafsiiach eiuer ge- oaa angestellten Berechnung in der Minute 20 Cub. Fnfs, iq der Stunde 1200 Cub. Fufs und in 24 Stunden 28800 Cub. Fufs Gas ausströ- men. Der sogenannte Polterbrunnen fu Fran- zensbad kann in Hinsicht dieset reichhaltigen Gasausstromung einigermafsen mitBürinberg ver- giicben werden, alle andere bekannten HeilqueU Tan halten aber eine solche Vergleichuog nicht, ans« Aber auch der Polterbrunnen steht in Hinsicht des Gasreicbtbums Meinberg bei wei** fem nach 9 denn nach der Angabe von Osann und Tromm^dorj^strömen daselbst in der Minuta nur 4| and in 24 Stunden nur 5760 Cub. Fufs Gas, also 23,040 Cub. Fufs weniger als in Uieinberg aus. Auch die Heftigkeit, mit der das Gas cu Meinberg dem SchooCse der Erda entströmt, iBt überaus grofs* AI» im Jahre 1801 Bohrrarsuche zur Auffindung einer reichhaltig ^ garen Mineralquelle gemacht wurden, denen der fatciga Neubrunnen sein Entstehen yerdankt, entstand, als der Bohrer bis zu 45 Fufs Tiefe gedrungen war, plötzlich unter einem donner« ähnlichen Getöse eine furchtbare Explosion von Wasser und Gas. Der ganze Brunnenplatz ward so mit Gas angefüllt, dafs ein Arbeitec betanbt hinstürzte, die übrigen flüchten mufsten ; Faustgrofse Steine wurden in die Luft geschlen« dert, und der hervorbrechende Wasserstrahl hatte, vom Grunde des Bohrlochs an gerechnet, «ioe H8ba ton 72 Fnis. Nur nach yieiar Mühe

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gelang es, ein hBkernes Rohr io das Bohrlodt eiof qlpsseD, worauf die Heftigkeit der WasHN ausströmupg qachliefs. Das Gas drang ajNi nach wie vor mit splcl^er Heftigkeit her?prp dafs es fortwährend den gaosi^Q Br||Daeii{ilatf aofUUte und die Bewobaer der ao demselbeo bet legeneo WoboMDgeo durch dasselbe sehr hell stigt wurdeoj weshalb der Brunoen bedeckt^ und sein Gasreichthum gegenwärlig in den Badebause benuUt wird. Wenn man das Gu durch ein Gasrohr ausströmen ]Hfst| so bemerkt, man den Strom noch deutlich auf 2Q Fnls Weite, und er ist noch so stark, dab er auf 16 Fufs Weite ein l<icbt aussublasen rermag^ Durch Seitenleilqngen in das ungefähr 100 Fub entfernte Badehaus geführt, und durch eigjM. Ton diesem abgebende und mit fpineo Oeffnua* gen yersebene ßöbren in die Padewannen gelei« tetji überwindet das aqs diesen Oeffnnngen her- Torströmepde Gas den nicht qnbedeutenden Druck des in den Wannen befindlichen Wassers, nnd darchströmt mehrere gleichseitig leum Gehraqdi benutste Bäder iq gleicher Menge, •«-* ein sprs« chender Beweis von der Heftigkeit und fieich- haliigkeii , mit der das Gas aus der Erde dangt

Die chemische Untersuchung bat ergaben, dafs das üleinberger Gaa reines koblensanres Gas, mit höchstens t Procent atmosphärischer Luft gemischt^ aber sonst keine Spur Toq 3cbwe« fei - Wasserstoffgas enthält, |n den oberen Dnnstschichten des Altbrqnnens ist indessen ein gröfserer Gehalt yoq atiuospbäriscber Lqft Tor? banden. Die Temperatur des Gases ist yu ak len Jahreszeiten dieselbe, nämlich 7^ R,

Die Einrichtungen sqr medicinitcben Ad« wendupg des Gas^s, welche beinah sämmtlicb neueren (Jrsprqngs »iod j bestebeq io folgeqdea;

71

DU sogenannten Sprudelbäder. Efa« holsemo oder steinerDe Waooe, angafSbr ei» D«n halben Fufs hoch über deo Boden dee Kimmen berTorrageod und mit Tritten cum Biniteigen TerseheOf hat einen doppeUen Bq« deoj Ton denen der obere von Hole und an rielen Stellen durchbohrt, der notere aber Ton Stein ist* Zwischen diesen beiden Boden liegt ein kupfernes y spiralförmig gewundenes, mit vielen kleinen Löchern rersehenes Gasrohr. Dasselbe geht an der Seite der Wanne hinab, \ ist durch einen Hahn yerscbliefsbar , and sieht mit einer der Leitungsrohren, durch welche dae Gas aus den beiden Brunnen in das Bade* haus geführt wird, in Verbindung, Die Wanne wird auf gewöhnliche Weise entweder mit Meinberger wasser, oder mit dem SaUwas» ser aus der Quelle von Schieder gefüllt« So wie der Badende in das Bad tritt, öffnet er den Hahn des Bohrs, worauf das Gas unter einem stark polternden Geräusche aus den Oeff- Dungen des zwischen den Böden liegenden Rohrs und dem durchlöcherten oberen Boden heryor- dringt, und auf die Oberfläche des Wassere unsählige Bläschen wirft. Ein solches sprudeln- des Bad bat die gröfste Aehulichkeit mit einem Gefäfse mit Wasser, das zu kochen anfängt« Ein Theil'des Gases wird vom Wasser aufge- nommen, ein anderer legt sich iri Gestalt fei- ner Bläscbsn, besonders wenn der Badende ru- hig sitzt, am Körper desselben an, oder aber zerplatzt in Bläschen auf der Oberfläche des Wassers, und bildet, wenn das Gas eine län- gere Zeit durch das Wasser geströmt ist, eine deutlich wahrzunehmende Schicht auf der Ober- fläche desselben. Es dringt sich hierbei nolh- wendig die Frage auf, ob diese Gasschicht dem

72.

Badeadeo^ äer 8ich mit dtm KopCa dicht ihm denelbeo befindet^ nicht sachthttlig werdat könne? Ich aelbtt legta diaai Fraga dan Hai»- berger Bronneoörzten vor,, nachdaai mir da Predigetr arzäblt hatte, dab ihm ini Sprodalbada sehr unwohl geworden aej. Später habe idi mich indefa beim eignen Gebrancha daa SpA- delbadea und durch Befragung vieler Badagaita überzeugt^ dafa diese Gasachicht keine iiblan Za- falie erregen kann , wenn man nämlich im Bade Yortichtig und nach Vorschrifl Teifiihrt.' Dar Prediger hatte, wie er hinterher aelhat einge- atand , des Guten zu viel gethan, und .dnivier* tel Stunden lang das Gasrohr bei mhigam Silzaa im Bade offen , und das Gaa dnrchatrSman ga* lassen. Dafs sich bei einem so widarainnigaa Verfahren eine sehr bedeutende Gasachicht aaf dam Wasser ansammeln mubta^ dio dam ra- hig Sitzenden den Kopf einnahm ond dia Ba» apiration beengte , läJat sich leicht bagreifaD.

Da die Wannen hoher als dar Fafabodea und die Wasserfläche sind, auf welche daa Gas seiner Schwere wegen niedersinkt, ao ragt dai Kopf des Badenden an und für sich hedaatead über den Rand der Wanne herror, ao dab.dia G.asschicht dem Badenden nicht leicht lästig fsl- len kann. Findet er sich dennoch durch die- selbe belästigt^ so kann er, ohne Gefshr der Erkältung^ die Schultern aua dem Bade her- vorheben , und wird, da dieselben mit dar Gas- schiebt in Berührung bleiben, keine Kälte var* spüren. Für Personen kleiner Statur sind Saa* sei vorhanden « die in das Bad gestellt werdeOf auch bedienen sich die Badenden wohl einea blätterreicben Strauchs, mit dem sie die Gas- scbicht wegfächeln» Niemala wird aich aber

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Ai% Gas in to bedeutender Menge aiif dem Wnuer antammeln können, daft es gefahrli- che Folgen herbeiführte I wenn der Badeode Dor die Yonchrifty den Hahn de» Rohrs mit- unter m schlieben, befolgt. In jedes BaJ strömt bei Nrollig geöffnetem Hahne ungefähr 1^ Cub. Fafs Gas in der Mioute, ein überaus grober Reichthum dieser Bäder an kohlensau- rem Gase, wodurch sie sich vor allen bekann- ten Bädern der Art auszeichnen. Bei eini- gen der zu den Sprudelbädern bestimmten Wan- nen findet man Gasdouchen , um den Gasstrom auf eincelno Theile des Körpers zu leiten. Die- selben bestehen ans einem beweglichen Schlauch von dicht geflochtenem Garn, der an das Gas- rohr, ehe OS in die Tiefe der Waone hina)«- steigt, angebracht ist, und an dessen Ende sich eine hörnerne Spitze, die abgescbroben werden kanny befindet An diesen Schläuchen ist das Orlaterial, ans dem sie angefertigt sind, zu ta- deln. Sie werden bei öfterer Befeuchtung und wiederholtem Trockeowerden am Ende hart, onbiegsam, nnd lassen sich dann nicht gut hand- haben. Schläuche von elastischem Gummi wären wohl zvieckmäbiger.

2. Das Gasdampjbadf in der Absicht ein- gerichtet, um Wasserdämpfe nnd Gas auf den ganzen Körper, mit Ausnahme des Kopfs, ein- wirken lassen zu können, da die Erfahrung gelehrt bat, dafs bei trockner, untbätiger Haut die Anwendung von Wasserdämpfen die Auf- nahme und Wirksamkeit des Gases uugemein erhöht. Der Apparat zu diesem Gaadampf- bade besteht aus einem gut geformten , hölzer- nen, möglichst luftdichten Kasten, in welchem ein Sitzbrett von veränderlicher Höhe so aoge-

7i: - ..

Dracbt iftt| dar« der Kopf des Baden'deo danh' eineo Ausschnitt im Deckbrette* desselbeD heiw' vorragt. diesem AQsschoitt befindet sieh ein Leder, welches dicht um den Hals anliegt| und das AqsslrBmen des Gases yerfaiiidert. Der Kasten hat eioen doppelten Boden, too denen der obere d(irchlÖ<'hert ist« Zwiscbeq diese» Boden liegt ein Dampfrohr , inittelat dessen der Kasten schnell mitDäinpfen angefüIU ^ird* Das Gasrohr öiTnet sich ^Fufs über dem ober«' sten Boden im ionern Räumendes Kastens, und beide Röhrep sind aufserhalb durch Hähno ver- «chliefsbar; Die vordere ]Bek|eidung des Ka- stens dient als Thür nnd T^ird geschlossen^ so« bald sich der Badende niedergesetzt and sein K<'pf durch den Ausschnitt iq dem Deckel ausgeschlossen ist. Wenn männliche Kranke das Gasdampfbad gebrauchen, so ist immec der Bademeister, bei Tveibtichep Kranken eine Ba- defrau gegenwärtig, yondeneQ das Dampf« robr und dann das Gasrohr geoffaet, Uttd-sodei Kasten gleichveifig oder wechselsweue niijt Wasserdampf und Gas angefüllt wird, Für den Uogewobntea hat dieses Einsperren in den- KaN sten, in welchem er sich selbst nicht belfeif kanP) etwas Peinliches, was sich aber baldiger- liert, wenn er mit der Wirkung nn^ eCwas Tertraoter wird^ und sich durch die gegenwär- tige Bedienung picht yerlassen fühUt

Dieses Gasdampfbad scheint vor den durch das Kochen von Säuerlingen an einigep Knr- Srtern eingerichteten Gasdampfbädern den Vor- zug zu haben, daf§ bei dem Gasdampfbade in IVJeinher^ Gas und Wasserdampf nicht; wie dietf9 bei deq Gasdampf hadern , die durch

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Kocfaeo TOD Säuerlingen bereitet werden, der Fall üt, an eine oder, gebunden sind, und man daber nacb Belieben bald d«s eine, bald das andere Agent einwirken lassen kann, und dafs das Meinbergier Gasdampfbad durch seinen rei- chern Gasgebalt ^eit kralliger wirkt,

3. Das sogenannte trockne Gasbad i die älteste Art der Anwendung des kohlensauren Gases ?u Meinberg, besteht darin, dafs sich der Kranke den Ausdünstungen der Gntquelle des Altbrunnens aussetzt, AJan steht Entweder auf dem Fufsboden der Brunnenbäder, oder setzt sich aqf die um die Quelle terrassenfor-r mig angebrachten Bänke. Das Gas afficirt hiev seiner Schwere wegen besonders die unteren Tbeile des Korpers, daher hier Vorsicht niWhii; ist ; denn wenn man sich zu weit in die Tiefe wagen oder gar auf den Boden - niederbücken wollte, SQ könnten leirht die gefährlichslen Zu^ fälle, ja der augenblickliche Tod erfolgen. Der Stand des Gases ist in dem Brunnenbade nicht immer derselbe; am Morgen und Abend ist er gewohnlich höh^r als um Blidag, eben so soll er bei Gewitterluft mitunter über die gewöhn- lichen Sitze emporsteigen, Dnher ist der Alt- brunnen unter heslöndige Aufsicht eines War-* ters gestellt, und nur zu gewissen Stunden des Tages zur Benutzung geöi^^net. Gewöhnlich findet man in diesen S(ündeo eioe grufse Menge Yon Landleuteju nn diescfn Orte versninmelt, die von deu Ausströmungen des Gases die Wie- derkehr ihrer Gesundheit hoil'cu. Wer dieseq Baum nicht besuchen will, kann das trockne Gasbad in dem zum Gasdampl'bade bestiininten Apparat, oder dadurch erhallen ;, dafs er svcb ia

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eine sam Sprndelbade dlenencle was«erleen WaoDe %eM, and das bei derselben befindliche Gairohr ofFoet.

4 Qod 5. Die Gasdouche nnd Gasdampf" doüche sind in dem Zimmer, in welchem das GasJampfbad sich befindet. Jene besteht ans einem ledernen , mit dem Gasrohre in Yerbio« düng stehenden Schlauche, mit einer messioge-' nen Spitze und einem Terschllefsbaren Hahn« Daneben befindet sich ein eben so construirles Rohr für Wasserdämpfe. Nach der ärxtUchen Verordnung "wird nun bald der Strom des Ga« f;es allein, bald dieser wechselsweise mit den Dämpfen yon dem Bademeister oder der Bade« frau auf einzelne besonders leidende Tbeib geleitet

6. Um das koblensamre Gas auch sam Rinathmen in Krankheiten der Respirationsor« gane benutzen cn können, hat man in Mein- berg ein sogenanntes pneumafisc/^«^ Äaftinef eia« gerichtet. Dasselbe besteht aus einem 14 Fab langen, 11| Fufs breiten und 13 Fafs hohen Zimmer mit doppelten Fenstern und Thüreo. An einer der Seitenwände desselben läuft ein Gasrohr bis zur Mitte der Decke in die Höhe; hier krümmt sich dasselbe etwas and ist an seinem Ende offen. Einige Fuls über dem Fufiboden befindet sich ein Hahn com Ver- schliefsen des Rohrs , das an seiner AusmSn» düng Too einem aus Eisenblech bestehenden hohlen Kranze umgeben ist, der mit einem Wasserrohre, welches das Wasser aus einem höber belegenen Reierroir in denselben leitet, in Verbindung steht Wird das Wasserrohr geöffnet^ so dringt das Wasser durch die im

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der tinteni Fläche des Kranzes lich befinden* den feinen Oeffnungen in Gestalt eines feinen Regeos berfor, und fäilt in ein in der Dlitte des Zimmers stehendes steinernes Bassin* An- Xserdem befindet sich in dem Zimmer noch ein Dampfrohr y durch welches Wasserdämpfe in dasselbe eingeführt werden. Diese Vorricbiun- gen dienen dazu» die Luft im Zimmer feucht so erhalten und so das Gas respirabler und we- niger reizend für die Lungen zn machen. Das Gasrohr hat seine Oeffnung deshalb an der Decke des Zimmers erhalten ^ damit sich das Gas in demselben allgemeiner ausbreiten k^nn*. Da dasselbe sich vermöge seiner Schwere in dem untern Baume des Zimmers allmälig an- sammelt I so sind für Kranke, die eine weniger gasreiche Lufl einathmen wollen, erhöhte Sitze angebracht In Zeit Ton 15 Minuten kann das Zimmer mit einem Gasgehalte ron 2 Procent angefüllt werden, und wird derselbe immer ge-> oaa dnrch den Gebrauch eines Gasometers be- stimmt« Das Zimmer hat aufserdem noch ein Vorzimmer, in welches die Kranken, um das Gas dicht anhaltend einzuathmen, sich von Zeit XU Zeit begeben.

Dieses waren die höchst zweckmäfsigeti Eiiirichtuugen, welche man zur Anwendung des kohlensauren Gases in neuerer Zeit in Meinberg getroffen hat.

lieber die Wirkungen des kohlensauren Gases im Allgemeinen hat Hr. Hofratb Piderü in seiner Schrift sehr ansführlicb gehandelt^ and glaube ich mich auf das daselbst Gesagte basieben so ~

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AeDfierlith ange'vfeodefy icbeint das lob-M

leoiaure Gas erregend auf die peripherisch« h

Nefren, das Blut und die übrigen Säfle daiw

Körpers einzuwirken und eine* gröfsere Tbä- p

tigkeit in den Secretionen so Teranlasseo« Dab

dasselbe durch 'die Haut absorbirt wird^ erlei-

det wohl keinen Zweifel, indessen erfolgt diese

Absorption rascher und starker, wenn das Gfti

mit Wassjer Terbiinden auf die Ha^t einwirkt

Dieser Erfahrung verdanken das SprUddhai^

das Gasdampf bad Und die Gasdampf doUett

ihr Entstehen; diese Ein rieht angen^ sind dabtr

weit wichtiger^ als die^ welche Atir die Aa-

wendüng des Gases in eine^ mehr trockenea

BeschaiTenheit zulassen« Beide Arten der Aa^

Wendung sind in ihren Wirkungen TerschiedeH

•^ Das Sprudelbad ^ welches ich yerachiedaile

Male delbst genommen haba> wird nnr küUi

23 --25 Gr. R., angewandt Beim Binlrilt

in das Bad fühlt man gewohnlicli eib FtoatilB,

welches sich aber sofort Verliert ^ sobald | nach

Oeffnung des Gasrohrs , das Gas das Bad n

durchsprudeln beginnt. Es scheibt dann dem

Gefühle nach um einige Grade wärmer ta

seyn^ wahrdcheinlich in Folge- dei^ Reiznnf der

aensitiven Hautnerven durch das Gas« Oafs

das Gaä das Wasser erwärme^ ist durchaus

flicht der Fall| wie ich mich davdti durch soff»

fältig angestellte Messungen mit dem Tfaermo*

meter iibei'zeügt habe* Die Temperatnr des

Wassers blieb wahrend der Dufchstromong dal

Gases tind gleich nach derselben gant dieselbe^

die es nach dem Anlasseti des Bades gehabt

hatte, und hatte auch nach | Stünden^ dei^Zeit

der Beendigung des Bades ^ weder kq- nocli

abgenommen, obgleich in dieser Z^il diAs fiM

wiederholt aod reichlich das T/V asser durch*

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>int hatte, so dab sich höchstens annehmen .t, dafs das Gas die Temperatur des Whs- s eine geraume Zeit hindurch crhiilt. Kbeii W^nig war die Temperatur meines Korpers,

ich beim Einsteigen in das Bad mit dem

die Achsefhöhle gehaltenen Tliermomeler rS| im Bade^ wo ich die Afeüsung wieder- Itei Yermindert worden, so daTn ich nicht übe, dafs das im Bade bemerkte erhöhte ärmegefühl auf Rechnung einer schnelleren ttiehung der körperlichen Wärme vermilleUt I GAses gebracht werden kaiwi. Dieses Wiir- •gefuhl äufsert sich besonders an den mit er £arten Haut bedeckten Körperstellen, na- Dtiicb an den Genitalien^ woselbst es oft in

firennen und Prickeln ausartet. Im Bade : man das Gefiihl .von ungemeiner Erfri« UDg Und Belebang^ welches auch nach dem- beo fortdauert. Die Haut wird gerlSthet^ ih{ die Hautwär2chen gerathen in Ereclion;

Haut dünstet im Bade nicht aus, jedoch er- §t in der Regel nach demselben ein gelinder bweiis. Ein heftiger Drang zum Uriniren rd schon im Bade verKp'drt und nach dem- beo eine reichliche Menge Urin gelassen. 9 Respiration leidet beim vernünftigen Ge- luche des Sprudelbades nicbt, jedoch ver- irt ma&i besonders nach längerer Durchstro- mg des Gases, einen eigenthümlichen säuer* ^-metallischen Geruch und Geschmack. Der la wird in dbr Regel toII^ aber nicht be- ileilnigt« Werden die Gasdurchströmungen ht übertrieben, so bleibt das Gefübl von Be- UDg noch lauge Zeit nach dem Bade; im tgegengesetzten Falle erfolgt aber Erjiialtung. ät am Abend ein Sprudelbad zu nehmen, ichte Ich nicht anratben^ da ich gefunden

^ 80

habe, dnfs es zu sehr aufregt nnd dann Sch1at> losigkeit Yerursacht.

Die Wirkungen des ans der Quelle aoi-' strömenden Gases sind : Erregung eines lebhsf- ten Wärmegefübls, rerbunden mit Stechen nnd «Prickeln in der Haut, besonders an der unten Körperbälfte , und Schweifs. Dasselbe* erregt immer Slattigkeit und Abspannung; die Be* schairenbeit der Haut^. der Puls und die Urio- secrelion Tverden durch dasselbe nicht afißdrt^ und die Wirkungen gehen schneller TorBbert Die Sprudelbäder g^ebören nach dem Urlheils Aller, die solche genommen, zu den angenehm- sten, erfrischendsten und belebendsten Bädero. -^ Sehr wirksam sollen diejenigen seyn, la denen man das Salzwasser aus der Quelle Toa Schieder nimmt. Dieselben regen die Hant kräftig an, wodurch denn die Aufnahme der im Wasser befindlichen Salze sehr befordert wird. Die Aerzte Meinbergs haben Ton diesen Sprudelsalzbädern treffliche Wirkungen in re- DÖsen Stockungen gesehen, und dürften sie ia Fällen der Art gewifs alle Anfmerksamkislt Ter- dienen.

Welche Heilwirkungen lassen sich Ton der Kohlensäure im Bade erwarten? Diese Frage läfst sich, glaube ich, am besten mit dem be- antworten, was Kreyssig ^) über die an Koh- lensäure reichen Wasser zu Marienbad anführt. „Die an Kohlensäure reichen Bäder, *' sagt er, ,^8ind als belebend und stärkend anzusehen, und besonders da anzuwenden, wo man ent- weder die Folgen Ton nach Innen gelagerten

*) üeber den Gebraach der Minenlwasser. Ste AuiL

kl

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SraoLbeiUpriDcipieo aufheben oder dureb Star- cong (und, mocbte ich hinzufSgao, durch £r- "egung) der Haut| die FaoktioDen derselben auf line höhere Slufa der Yollkominenbeit erheben and dadurch das gestörte Gleichgewicht .init 3en innern Organen herstellen will« Sie sind Dicht nur bei UnterleibskrankeUi um die Circu» lation des Blutes gleichiorxniger cu machen, so wie Blutstockungen cu heben uud verhaltene BluCansscbeidungen wieder hervorzurufen, heil- lam, sondern sie sind auch bei solchen Uebel»^ Sie anfDyskrasieen des Blutes und derLympho bernhen, von Nutzen« So empfehlen sie sich namentlich bei der Gichtanlage, weil sie das Organ y welches die kritische Ausscheidung zu ibernehmen bat, stärken und zu gröfserer Tbä- jgkeit anregen, was bei atonischcr Gicht be- londers wichtig ist, und weil sie zugleich dazu beitragen, die Anlage dazu zu verbessern. End- lich •mpfehlen sie sich in -manchen Nerven* Übeln,* die entweder durch allgemeine Dyskra* lieen bedingt werden, wo diese feindlich auf das Nervenleben einwirken, oder wo letzteres Rn und für sich geschwächt ist," Hieraus wür- den sich also die allgemeinen Anzeigen für die Anwendung mancher der Einrichtungen zur Be- nutzung des kohlensauren Gases zu Bleinberg, namentlich aber für die Anwendung der Spru- delbäder ergeben.

Die Krankheiten, in welchen sich diese verschiedenen Einrichtungen den bisherigen Er- fahrungen zu Folge nützlich erwiesen haben, oder bei denen man Nutzen von ihnen erwar- ten darf, hat Piderit in seiner Schrift ausführ- lich angegeben, . Ich will daher hier nur das anführen, was ich über die Wirksamkeit dieser Jooni.LXXXiy.B.2.St« F

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Eiorichtangen selbst beobachtet, odef durch Mtt- theiluogen von den Meinberger BruDoenänteo, dem Hrn. Hofrath Du Piderit ond dein Hern Physicas Dr. Ktmper, in Erfahrung gebracht habe.

Das Gasdampfbad vrhi mitunter da ge- braucht, wo eine grofse Untbatigkeit der Haut Torhanden ist, die man beseitigen mufs, weas die Schlammbäder wirksam seyn sollen. Bei Terscbiedenen Kranken , die die Schlammbäder gebrauchten, wollten keine Schweifse entstehen; nachdem aber durch ein oder cwei Gasdampf- bäder die Haut kräftig angeregt war, fingen sie nach jedem Scblammbade an, in einen gebori- gen Schweifs zu kommen. Die Sprudeibädtr sind dagegen zur Nachkur nach den Schlamm- bädern sehr zu empfehlen, und passen beton- ders in den Fällen^ wo der Gebrauch der Schlammbäder eine grofse Abspannung, Schwä- che in der Haut und beständige Neigung za Schweifsen zurückläfst. Sie sind überhaupt da, wo man nach dem Gebrauche Ton Schwefel- und Schlammbädern die Haut zu stärken wünscht, den eisenhaltigen kohlensauren Bädern bei wei- tem vorzuziehen, da diese nach Hufeland durch ihren chemischen Gegensatz und ihre contrihi- rende Wirkung , die durch Schwefel - oder Schlammbäder hervorgebrachten Hautkrisen stö- ren, was die Sprudelbäder durchaus nicht thao, indem diese der Haut den gehörigen Tonus verleihen, ohne die Ausdünstung derselben cn unterbrechen.

Eine besondere Beachtung, glaube ich, ver- dient die Anwendung des kohlensauren Gases in Fällen von Lähmungen ^ da ich mich wäh- vead meinet Aufenthalts in Meinberf voa der

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l/Virksamkeit dieses Mittels io eioigen FäHen der Art oberseugt habe. Der eioe Fall war der eines Borschen tod 17 Jahreo , der, nach dem Berichte seines Arstes , Tor 2 Jahren ein Ner^ Tenfieber gehabt haben sollte , nach dem eine Läfamnng des Rückens» der Beine, Arme und ■ogar der Augenlider curiickgeblieben war. Nach Tergeblicher -Anwendung aller nur irgend gegen Peralj^sis empfohlenen Mittel hatte der Kranke am: Sommer 1835 ohne Nutzen auch Schwefel- und Schlammbäder in Meinberg gebraucht. ,Im SoBuner 1836 war er wieder nach Meinberg gekommen« Die Paralyse der Augenlider war gehoben 9 aber ein starkes Schielen Torhanden, Der Kranke konnte nur liegen^ sich nicht nach Tom oder den Seiten bewegen« Die Hände waren nach innen cu gebogen , die Finger la- gen in den -Händen, die Handwurzeln standen weit herror, und die Hände konnten nnv durch aubere Gewalt ausgestreckt werden^ was dem Kranken- immer schmerzhaft war. Mit den Ellbogen nnd Schultergelenken konnte keinerlei, auch nicht die geringste Bewegung ausgeführt werden* Die untern Extremitäten waren eben- falls in demselben Grade gelähmt, und nur un» ter den heftigsten Anstrengungen gelang ei dem Kranken, ein kaum merkliches Anziehen derselben cu Stande in bringem Das Gefühl war in den gelähmten Theilen vorhanden; der Appetit und die Verdauung waren gut, die Slublansleemng und der Urinabgang gingen ge» hörig Tor sich und die übrigen Functionen un- gestört Hr. Physikus Dr» Kemper hatte diesem Kranken, da er die Lähmung als rom Rücken-* marke ausgehend ansah, zuerst längs der Wir- belsäule blutige Schröpf köpfe setzen lassen, deoo aber den Gebrauch des Gasdampfbadea

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I

Yarordoet. Nach 14tagig«in G^brAncbe deaiil'*' beo war der Kranke so weil gebeMert^ dab« sich im Bette aufi-ichten nod den Körper naA den Seiten hin wenden konnte. Naeh weitetMi Gebrauche fing die Bewegung in den Schall«» j gelenken an wiederzukehren, so dafa der Kraa* ke, obschon mit Anstrengung, die Arme auf dii Brust zu werfen anfing und Ton da aue aock wieder zurückzog. Diese Bewegungen ^ hattit etwas höchst Linkisches, ähnlich denm bei im Chorea. Gleichzeitig trat eine grolaere Knft in den Beinen ein, und* er Termochte dieselbei kräftiger anzuziehen. In der letzten Zeit seia« . Aufenthalts in Meinberg sah ich diesen Barschsi einige Male, in einem Wagen ' aitsend| !■ Freien nmberfahren. Durch dUe UnhemitlellhMl der Eltern mnfste die so viel yersprechendeK» leider zu fräb unterbrochen werden, nnd dsr Kranke kehrte, nachdem er 24 Bäder genom- men, in seine Heimath zurück. Hr« Dr. JCmh- pcr ertbeilte ihm den Rath, ein fliegendes Ys- aicatorinm auf das Riickgrath anzuwenden, and später erfohr ich Ton demselben, dab sich die Paralyse der Arme bei dem Kranken so sskr verloren habe , dafs der Kranke seine fiäods wieder zum Munde bringen könne*

Während der letzten Zeit meines Anfont- balts in Meinberg kam ein anderer Kranker da- selbst an, der ein Seitenstück zu dem Tongss abgab« Derselbe war ein 19jähriger, woUgs- bauter und ziemlich muskulöser Mensch, tos Profession ein Schneider. Seiner - Erzählong nach, hatte er Tor einem Jahre an einem hef- tigen, 4 bis 6 Wochen Janganhaltenden Schmos im Nacken n^d obern Theile des Rückens ge- Utten, fegen den das flüehtif e Linirnsnl, Sat

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ben und Blaieopflaster aogeweDcl«! worden ren and der sich beim Gebrauche denelbe^ auch Torlor. Wahrend der Aboahme der Schmer* «an bemerkte der Kranke bereits xam öfteren, dafs er beim Gehen mit der Spitze des linken Fo/ses anstiefs und dafs sich eine gewisse Schwäche im linken Arme eingestellt hatte. Gans allmalig hatte sich nicht aliein eine Tol- lige Paralyse, der Extremitäten der linken Seite entwickelt, sondern es waren anch die der rech- leii Seite gelähmt worden. In das Hospital ei- ner nicht sehr entfernten Stadt aufgenommen, batte der Kracke daselbst 7 Wochen lang Ter- geblicb Leberthran gebraucht und war dann nach Meinberg gesandt worden. Der Kranke, den ich am Tage seiner Ankunft mit den dor- tigen Aorsten besuchte, lag wiü ein Klotx im Bette, hatte durchaus keinen Schmerz, ver- mocbte aber die Beine und den linken Arm gar nicht I den rechten Arm nur wenig zu be- wegen«. Den Kopf bewegte er ziemlich frei nach vorn und hinten, so wie nach den Seiten hin, Yermochte es aber nicht, sich aufzurichten oder sich auf die Seite zu legen. Bei der Auf- forderung, die Beine anzuziehen oder die Hand zu geben, strengte er sich gewaltig an, um der Aufforderung zu genügen, aber vergeblich. Eine genaue Untersuchung der Wirbelsäule mit« telst Aufschiagens mit den Fingern und Ueber- binfahrens. mit einem heifsen Schwamm, liefe Keine besonders empfindliche Stelle entdecken, auch war die Gegend , wo der Schmerz ur- sprünglich vorhanden gewesen war, nicht em- pfindlicher, als andere Tbelle des Rückgralhs« Die Respiration und Uautwarme Waren natür- lich, der Puls normal, das Gefühl war in den gelähmten Theilen Torhanden, jedoch schwä-

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eher all früher, der Appetit war gal, SlnU- und HaroansleeraDg gingen gehörig vor sieb. Die Krankheit ward als eine in Folge eiaci Torangegangenen Entsündung des Rückenmarki oder seiner Häute entstandene Paraplegie dis- gnoslicirt und beschlossen, dein Kranken -caenK blutige Schröpfköpfe längs der Wirbelsäule sei- sen, ihn einige Tage mit Calomel und Jalappt purgiren ubd dann das Gasdampfbad gebran eben SU lassen. Am Tage vor meiner AbrsiN hatte der Kranke etwa acht solcher Bäder gt- Dommen , durch die er sich bedeutend gestarit fühlte. Den rechten Arm , der noch etwas be- weglich gewesen war, konnte er bereits Hl sur Scbulier hinbringen, und war auch du' rechte Bein etwas beweglich geworden, so Üb die Besserung in den zuletzt befallenen Thrilw zuerst wieder eintrat. Der Kranke hatte aoch mehr an Kraft im Rücken gewonnen und tsi^ mochte es, sich im Bette etwas hin und her la wenden. Ob bei diesem Kranken noch eist grofsere Besserung eingetreten ist, kann ich nicht sagen, nach dem aber, was er in so ksN zer Zeit durch den Gebrauch des Gasdampibt* des gewonnen hatte , läfst sich wohl auf eias weitere Besserung schliefsen*

Man hat freilich mitunter beobachtet, dab Paralysen, welche in Folge ron Fiebern mitAf- fectionen des Gehirns oder Rückenmarkes za- rückblieben, im Laufe der Zeit, ohne Zuthoa der Kunst, gebessert werden, wenn nämlicb, wie dieses wahrscheinlich ist, irgend ein ent- standenes Exsudat resorbirt wird. Ich glaube indessen, dafs die in den eben erwähnten Fal- len erfolgte Besserung wohl nicht füglich auf Rechnunn; eines solchen Vorgangs gebracht, sob-

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dero allein Jer EIo'mrkoDg des Gases c«ge» schrieben werden miifs. Daft das* kohlensaare Gas ein gewifs sehr za beachtendes Heilmittel in Fällen von Paralyse tej, dafür sprechen nicht allein einige Ton Piderit in seiner Schrift er* sähhe Fälle , sondern auch die vielen Heiinn« gen Ton Paralysen, die in^ Marienbad erfolgt sind. Manenbad verdankt einen grofsen Theil seines wohlbegrüodeten Bufeis gerade seiner Heilkräftigkeit in Läbmuogen , und ist es Ibier doch wohl die Kohlensäure, der wir diese HeiU kraft Kuschreiben müssen, da diese in dem Me* rienbader Wasser überaus reichlich Torbandea ist, fixe Bestandtheile hingegen nicht vible in demselben gefunden werden« Fernere Brfah« mngen müssen freilich erst feststellen 9 in wel* eben Arten der Lähmung das kohlensaure Gas sich nützlich erweisen kann , denn dafs es in allen Arten derselben heilsam seyn sollte, dürlte wohl mit Becht bezweifelt werden müssen«

Aach in Neuralgieen verdient das kohlen- eaare Gas beachtet zn werden. Mir ward in Meioberg eine Frau von 52 Jahren bekannt, die seit einigen Jahren an einer rein nervösen Prosopalgie der rechten Hälfte des Gesichts^ die sich in der letzten Zeit zur unerträglichsten Heftigkeit gesteigert hatte, litt. Der Schmerz stellte sich oft bis zu 18 Ual in einer Stunde •in, dauerte einige Miouten, mitunter auch wohl eine Viertelstunde, und folgte dem Laufe des Nerv« communicans faciei. Während des Schla- fes stellten sich selten Schmerzanfälle ein« Merk« ifvürdig war es, dafs der Schmerz sich auch anf die Zunge und zwar nur auf die rechte Balfle derselben erstreckte und hier gerade am ynerträ|licbsten war« Die kranke Hälfte der

^ öß -

Zunge tfvar weifslich belegt, die linke Seite aber reio» Wahrend der Anfalle war dieZuirge gelähmt, unbeweglich und das Sprechen aebr erschwert. Die kranke Hälfle des Gesichts war verzogen. Diese Kranke trank Salzbrunnen uod nahm Schlammbäder; gleichzeitig wurde aber auch die Gasdouche in den Bland und auf die leidende Seite des Gesichts und hier abwech- selnd mit der Dampfdouche in Anwendung ge- bracht. Der Erfolg dieser Behandlung war iiberaus günstig; die Anfälle Terloren an Häu- figkeit und Hefligkeit und blieben' in der letzr teo Zeit völlig aus, so dafs die Kranke hoeh erfreut in ihre Heimath zurückreiste. "— Eben •o verschwand ein rein nervöser Zahnschinere, an dem eine Frau seit einem halben Jahre ge- litten halte, und gegen den vielerlei Mittel ver- geblich gebraucht worden waren, bei dem an* l^altenden Gebrauche der Sprudelbäder»

Eine besondere Beachtung verdient die Ad« Wendung des kohlensauren Gases in verschie- denen Krankheilen des weiblichen GeschLechte. Ob man die Sprudelbäder in der ChlorosU deo Eisenbädern, die zugleich kohlensaures' Gas ent- halten, wie z* B. Pyrmont, hinsichtlich ihrer Wirksamkeit gleichstellen darf, wage ich nicht tu bestimmen, und mufs hierüber die fernere Erfahrung entscheiden. Meines Dafürhaltens nach , beruht die Wirksamkeit der genannten Eisenbäder allerdings mit auf ihrem Eisengebalt, da die Erfahrung den Nutzen der reinen Lima- tura ferri in der Chlorose ja hinlänglich nach- gewiesen hat. Zu leugnen ist indessen wohl nicht, dafs diese Bäder einen grofsen Theil ih- rer Wirksamkeit gerade ihrem Gehalte an koh- lensaurem Gase verdanken , indem dieses ü^^

t -t^XL. .

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Haut kräftig anregt, cur sfärkeren Abiarption de» EUens geneigt macht und die Tbäligkeit des Capillargefiifsftyfltems überhaupt fördert. Es Jäfat sich freilich nicht nach weiften, dab daa im Wasfter enthaltene Eisen wirklich von der Haut aufgenommen und in das Blut übergeführt wird ; alleio wahrscheinlich ist diese Annahme, beson- ders wenn man nicht in Abrede stellt, dafs das Gas die Haut besonders geschickt macht, Saixe und andere im Wasser befindliche Bestandlbeile aufsanehmen und in die Blutmasse überzuiub- reo. Die grofse Wirksamkeit der kohlensauren fiisenbäder in der Chlurosis mufs daher den bei- den Hauptagentien derselben, dem Eisen und dam kohlensauren Gase, zugeschrieben werden« lo manchen Fällen von Chlorons , haben die Sprudelbäder, nach den Versicherungen der Meinbarger Brunnenärzte, trelTllche Wirkan^n gehabt, jedoch mochte ich bezweifeln, dafs sie im Allgemeinen das zu leisten Termügeo, was die kohlensauren Eiseubäder leisten, glaube aber, dafs sie den an kohlensaur<^m Gase ar- men Eisenbädern Torgezogen werden müssen.

Das trockne Gasbad und Sprudelbad haben sich den JVIeinberger Brunnenärztea in man- cherlei Anomalien der Menstruation äusserst heilsam erwiesen. Mehrere Beobachtungen von Fällen zu sparsam fiicjsender oder zu spät er" scheinender 31enses ^ so wie Yon Fällen allmä-' lig unterdrückten Monaisßusses, durch verscbie- deoarfige Ur^nchen yeraolafst, die durch die Anwendung des kohlensauren Gases iu Meio- berg geheilt wurden, sind mir von den durligen Brunnenärzten initgelheilt worden. Ganz Tor« treiTUche Dienste leisten die Sprudelbiider in Fällen schmerzhafter Menstruation, und mir

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selbst siod zwei Kranke iet/Ltt bekannt g&vm* den, die tod diesem Leiden in Meinberg h%» freit wurden. Die Frauencimmer, beide in d«a zwanziger Jahren, hatten von der Zeit des Er- scheinens des MonaUfluftses an, während jeder Periode die heftigsten Schmerzen, mit Erbre« eben und andern heftigen Zufallen begleitet, ge- habt. Beide gebrauchten die Sprudelbäder ond tranken das mit. kohlensaurem Gase geschwän- gerte Salzwasser Ton Schieder. Bei stellte sich der Monatsflnfs nach einem chentlichen Gebrauche der Bäder ohne alle Be« schwerden ein. Ob diese anscheinei^den Hei- lungen, in beiden Fällen Ton Daner gewesen sind^ Terroag ich nicht zu sagen, allein deo Meinberger Aerzten sind nicht allein Terschie- dene Beispiele von dauernden Heilungen der Art bekannt geworden, sondern ihrer Versi- cherung nach ist kein Krankheitsz ästend dieser Art Torgekommen, der nicht wesenlKch gebes- sert wurde» Einige Fälle worden Ton ihnen auch beobachtet y wo durch schmerahafle Men- struation und gestörte Function des Genitalner- Tensystems Sterilität veranlafst wurde, die nach Hebung des Krankheitszustandes darch dae Sprudelbad ebenfalls gehoben wurde. Bei zu reichlicher und häufiger Menstruation erfor- dert die Anwendung des kohlensauren Gases gewifs Vorsicht, und ist es bei manchen Fraaen- zimmern, welche die Sprudelbäder gebrauchen, nicht selten , dafs der Monatsflafs Tor der .be- stimmten Periode erscheint. In der Leukorrhoe^ die auf einer Schwäche der Schleimhaut der Sexualorgane beruht, hat man das Sprudelbad mit gleichzeitiger Anwendung der Gatdouche im Bade heilsam befunden. > lieber den Muz- sen des kohlensauren Gases in verschiedenen

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KrftDkheil0D der SiDneswerkzeuge hat ^sich JPi* derit in seiner Schrift aosgesprocheo. Mir ist our folgendler Fall besonders deshalb interes«* sant gewesen, weil Fälle der Art oft sehr sciiwer zu heilen sind, iind hier eine völlige und schnelle Heilnng durch die Anwendung des kohlensauren Gases zu Stande kam. Eine Frau von 47 Jahren* litt seit 2 Jahren an hef- tigen Schmerzen in dem linken Sinua frontalis, wobei ein gelblicher übelriechender Ausflufs aus der Nase Torhaudeo war. Der Ausflufs er- folgte meist aus dem Nasenloche, mitunter auch aus der Choana. Die Schleimhaut der Nase War to Verschwärung übergeganj^eu« Mehrere Aerzte hatten Terschiedenartige Mittel und zum Theil sehr angreifende Kuren vergeblich versncht* Auf Aortthea des Hrn. Hofraths Cansbruch in Bielefeld war die Kranke nach Meinberg ge-^ kommea, um daselbst die Gasdouche zu ver« suchen. Die Kranke führte das halbgeöffnet« Gasrohr in das linke Nasenloch und liefs das Gas so lange einstHJmen^ als sie den Athem •Dhalten konnte. Nachdem dieses drei Tage lang wiederholt geschehen war, fing der Aus-» flafs an abzunehmen, ward geruchlos und horte nach dreiwöchentlicher Anwendung völlig auf. Dar Schmerz in der Stirnhöhle nahm, so, wia der Ausflufs geringer wurde ^ ebenfalls ab, und versicherte mir die Frau vor ihrer Abreise^ dafs derselbe völlig aufgehört habe. In diesem Falle war die krankhaft ergriffene S^chleioihaut der Stirnhöhle allen andern örtlichen Mitteln unzu- gänglich gewesen, daher das Mifsliogen der Be- mühungen verschiedener Aerzte; nur das Gas wirkte topisch ein und brachte die Heilung zu Stande. Ich glaube, dafs das Gas überhaupt im Stockschnupfen, herpetiacheitf Ausschlage ia

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der Nase, so wie im ObrenfloiM alle Anfmerk* f^amkeit yerdieot, und dafs dio durch letzteren bedingte Schwerhörigkeit ia manchea Fäliea sehr durch dasselbe gebessert werdep kann.

lieber den Nutzen der Einathmung des kohlensauren Gases in dem oben beschriebetoea pneumatischen üabinet habe ich keine Erfah«» rungen sammeln können^ Da dasselbe erst im Jahre 1835 eingerichtet worden ist, so ist es auch wenig benutzt worden, und es fdhlt dea Ueipberger Aerzfen daher auch noch an Erfah* rungen über diese Anwendungsart des Gases.

Wenn sich die Anwendung dea koUensao« ren Gases für die Folge so bewähren sollte^ wie sie sich in Meinberg im Allgemeinen be» währt hat , so wird dieser Kurort gewib sehr bald , seiner trefflichen Einrichtungen wegen, seine frühere Celebriiät wieder erhalten. Recht ▼iele Erfahrungen müssen aber erst gesammeU , werden y um bestimmen zu können, wo das Mittel nützen kann und wo nicht, und steht su hoffen, dafs die Mein berger Bruonenärzle recht häufig den Aerzten die von ihnen gemachten Erfahrungen mittheilen werden, um dieselben in den Stand zu setzen , selbst bestimmen eu können, io welchen Fällen sie von den Mein« berger Einrichtungen Nutzen für ihre Kranken erwarten dürfen oder nicht« Dafs dieselben in yielen Krankheiten äufserst wohlthatig seyn werden , davon bin ich überzeugt, und war es diese Ueberzeugung, die mich zu der obigen Mittheilung yeraniafste.

Sehr zu bedauern ist es, dafs es Meinberg an einer kräftigen Mineralquelle gebricht« Das eigentliche Meinberger Wasser, das aus dem.

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JIU*. tni NeobrüDneD entipringt ,* ist ein erdige saiiniscber Säuerling^ ^er dem Herster Wasser Dabe kommen soll. Derselbe "wird vorzüglich EQ Bädern benut;ßt. -— Eine Viertels4uDde too Meioberg befindet sieb eine Scbwefelquelle, di^ hinsichtlich ihrer festep Bestand theile nach Brandes mit den Scbwefelwassern von Eilsen und Neondorf viele Aebnlichkeit haben soll, an Schwefel wasserstoflPgas abe^ .weit ärmer als diese ist* Am nächsten soll das ^Wasser dem Ton Fistel kommen. Man benutzt dasselbe sa

Bädern und Erbitzung der Schlammbäder.

Andertbalb Stunden yon Meioberg be6ndet sieh' in dar Nähe ron Scbieder eine Salzquelle, die in ihren Bestandtheilen , besonders ihrem Ge- halte an salzsaorem und scbwefelsaurem Natron und salzsaurar Bittererde nach Brandes viel Aehnlicbkeit mit der muria tisch « salinischen Quelle zu Pyrmont und dem Kissinger Ragotu haben, aber weniger Kohlensäure als diese 'Wasser entbalten soll« Um diesem Mangel ab- sabelfen , wird das angefahrene Wasser in ein steinernes Reservoir gebracht, und aus diesem iD einen im Altbrunnen befindlichen Trinkstein geleitet* In diesen Trinkstein mündet ein Gas- rohr so ein, dafs es den Boden desselben durch- bohrt und durch einen Brausekopf das Gas durch das in dem Steine enthaltene Wasser durch- eprudeln iäfst. Durch diesen Vorgang soll das Wasser gleiche Volumina an Kohlensaure auf- nehmen und so den genannten Wassern gleich gemacht werden. Im Winter soll das Wasser besonders reichlich Kohlensäure auf» pehmen, und wird es dann auf Flaschen gefüllt Qod zum Gebrauche aufgehoben. Das ron Schieder angefahrene Wasser wird viel zu Bä- 4«rii| BamentUch zu Spmdelbäder0| benatzt;

I I

fördernd«

1

96 -i

IV.

Medizinisch-praktische Beidräge.

Von

Dr. Carl August Tott,

fnktudieiii Ante und Wnndarzte zu Ribnitz im Groüi;- berzogthopie MecMeobarg-Sobwenn.

BinigM Falte von Durchlöcherung des Magene

(Gastrobrosis) *).

1. Gastrobrosis spontanea und zwar uZce- rasm. Im J. 1816 sah ach einoD 36jähr. Tagelöh- ner ärztlich behandeln^ welcher seit laDgerZeit an dytpeptischeii Beichwerden^ AofstofteD, Uebel« keit, Erbrechen I öftern Durchfällen, Drack im Megea nach aem Genuste tod Speisen und

**) VgL „Sehneller Tod darcb spontane DardilÖcheniiig des Ifsgens herbeigeföhrT^ too Dr. S, B. Becker \m Jeoni. d. f»r. Heilk« Bd. LXIY. 8t S. 3. -* 8t, 4. §7. ^ 8i. & & 13»

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9G

GetrHokeo, Edterodyoe, ja formlichei' Kolik, »1 \?ie sugleicb an einem bald bohrendeD, bali] stecbenden^ breoDeDden Schmerze im Kopfi^ unter dem Scheitelbeine rechter Seite, gelitin hatte. Von der Idee ausgehend, dafs dieQaellt dieser Beschwerden in anomaler Gicht zu lO" eben sey, hatte man dem Kranken Antarthrtlkt mancherlei Art Terabreicht, ohne auch nur im geringsten eine Aenderung in dem Kopfabd bewirken zu könoen. Das AbdominalieideD hatte den ihm entgegengesetzten krampfstiUen- den und bittern Mitteln eben so getrQtzt, «ris das Kopfübel der spätem^ wiederholtep AppU- cation Ton Blutegeln, w^elche aO' die achohef*. zende Stelle gesetzt wurden. Eine syphilitische scabiose Dyskrasie oder sonstige Ursachep «rei- che das- eine oder andere Uebel oder beide IQ- gleich hätte erzeugen könfaen, wä)r darchaos j nicht zu ermitteln, und es gingen Jahr und Tag ^ unter der Behandlung ohne allefti Notsen ni^ nur dahin ^ sondern das Unterleibsübel Ter- schlimmerte sich sogar und setzte fast gar nicht mehr aus. Am Kopfe, da wo der Schmers ei»-' pfunden wurde, zeigte, sich aber nur ein« W^ senartig anzufühlende Geschwulst, als wenn, ein Eiterdepot zwischen den Kopfint egnmenten und dem Scheitelbeine sich gebildet hätte ;^ ein Druck mit dem Finger drängte die Geachnvolst in die KopfhShle hinein, so dafs eine forralicb runde Vertiefung, über welche die nmgebendea Theile hervorragten, zu sehen und ab SOntL gleichsam dieser runden Vertiefung ein harter, unebener Rand zu fühlen war. ' DaCs' diäter Rand und die Möglichkeit , die Geschwidst in die Tiefe zu drücken, so dafs eine flachrttnde Grube ron der GrÖfse eines yiergroach^aptncfcs entstand | auf eine Oeffnnng ibtScbädel »dttito-

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feni lag klar am Tage und wardo noch deoN licher dadurch^ dafs der Kranke, wenn man etwas stark druckte, schläfrig wurde und gelinde flickte y der za dem Drucke benutzte Finger aach ein Pulsiren, ein Klopfen der Hirngefafse^ 'foder die anf- und absteigende Bewegung des Gehirns) wahrnahm. Es wurde beschlossen, in die Geschwulst einen Kreuzschnitt zu machen und dann zu überlegen, was weiter zu thun sej*

Der Schnitt wurde^ ohne Störung, für den Leidenden, vollzogen und ein Eiterdepot ent- deckt. Nach behutsamer Entfernung desselben seigte sich im Scheitelbeine, wie vermuthet, eine cariöse runde OeiTanng Ton der Grofse eines Preufs. Viergroschenstücks, mit unebenem, ausgezacktem, angefressenem, cariüsem Rande^ die harte Hirnhaut aber noch unverletzt. Eine Entfernung dieses Knochenrnndes mittelst Ope- ration, um dadurch eine runde Wunde, wie bei der Trepanation, zu erhalten , wollte sich der Kranke nicht gefallen lassen, und es wurde der cariosa Knochenraud daher mit Phosphorsäure und Sabinaaufgufs verbunden , die OeiToung ganz. einfach und lose mitCharpie bedeckt, um sie gegen Luft, Druck und Schmutz zu schützen, und der Kranke zugleich höchst antiphlogistisch behandelt, ihm dabei aber sehr nährende Kost gereicht. Der Kopfschmerz war seit Entfer- Dung des Eiterdepols verschwunden. Ehe aber noch in dem Rande der Schädelöirnung eine bedeutende Veränderung herbeigeführt werden konnte, starb der Kranke plötzlich unter hefti- gem Erbrechen und allen Zeichen einer durch nichts zu lindernden und in Brand übergegan- genen Gastritis« ,louro. LXXXiy.B.2.St. G

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Die Leicbefiodroaog ergab TSIlige lotegrU der Schädel« bi» auf die carioee Slelle, so im auch völlig normale Beftchaffenheit des Gehirn^ seiner Häute und Gefafse; der Beinfrafs kaüi die oberste Lamelle des Scheitelheios ergriffisii die innere dem Gehirne zugewandte Fläche die* 868 Knochens war ganz gesopd; in der Bms^ höhle keine Abnormität zu finden. In der Baach- hohle zeigte sich die Ursache des Todee« iiäni- lieh eine Ansammlung Ton Speiseresten, wd* che durch eine Oeffnung im Magen in das C%- Tum abdominis entleert worden waren' nnd Hit Entzündung und Brand, deren Spuren in be> deutendem Grade in die Augen fielen, eneogt hatten. Diese Oeffnung befand /sich jän* der vordem Seite des Magens, in der Mitte desssl- ben, hatte die Grobe eines PrenOs. AcbtgttMche^ Stücks, einen zerrissenisn , nicht glatten ead scharfen Rand und war von eineni etwas schwie- lig anzufühlenden, sonst nicht abnorm gefarfaMh Saume umgeben. Uebiigens war der Miges ganz natürlich beschaffen, so auch die Gedmi* und übrigen Baucheingeweide. Auf jeden Fall war der Tod durch eine Zerreibnng der Titf» dern Wand des Magens und durch EntleMMg' seines Inhalts in die Bauchhohle, wodurch En^ zündung und Brand entstanden, erfolgt.

Es fragt sich nun, ob dieee in Rede a!»' bende MagendurchVocherung , ausgegangen' wm aufgehobener Göntinuität der Magenhänte« doch das heftige, vielleicht krampfhafte Eibieckee, also durch eine mechanische Ursache eDtstaal-' den war ob wir es also mit einer RuMDa a causa mechaniea zu thnn hatten, oder ob «A Perforation durch innere djrnamische, im Ch^ ganismus gegründete Kienkheitssosliiilde tik-

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aolafst worden war. Ich fit meineo Theil glaub« mehr ao die zuletzt genantste Eotste- buDgsart des Uebels und zwar durch eipe. un- erkannte Dyakrasie, weil eines TheiU auf sol- che Art nur die Genesis des zugleich bestehen* deo Beinfrafses im Schädel zu erklären ist, und andern Theils, weil sich im Ui^fange der Oeff- nung im Magen eine schwielige Härte wahr- nehmen liefs/die sich allmälig in die natürlich beschaffenen Magenhäute verlor. Höchst wahr- scheinlich war durch Ablagerung irgend eines Krankheitsstoifes^ vielleicht eines syphilitischen oder tcabiosen, auf die nachher durchlSohiten Stelleo ein chronischer localer Entzündungsztt- tland hervorgerufen worden und in Folge des- ••D Garies im Schädel , Verhärtung und Exul- ceration iqi Magen, wodurch die Oeffnung im Schädel, so wie die Zerreifsung der schwären«. den Stelle im Magen herbeigeführt wurde. So lange der Entzüodunga-p, Verfaärtungs- und Ex- olcerations-Procefs im Magen bestand^ hatte der ILranke an dyspeptisch/en Beschwerden aller Art gelitten; mit ZerreiTsong der desorganisir-« ten Stelle erfolgte Ergufs des Mageninhalte in die Baochhohle^ Entzündung und Brand«

2. Gastrobrosis per accidenB nach Beckerm a) Gastrobrosis traumatica. Eine Tagelöhner- fran, hoch in den dreifsiger Jahren, stach sich (es blieb unausgemittelt^ aus welcher Ursache? TieUeicht, da sie Trunkenhold war, im Zorne) ein ]|anges Brod^ies^er in die Herzgrube, so dafs dasselbe, wie die von einem Wundarzte meines damaligen Wohnorts vorgenommene Un- tersnchung mit der Sonde lehrte, die vordere Magenwand durchbohrt hatte unid in die* Ma* . MAhöbid gedrungen war, ,Der Blutverlust war

G\2

100 ^

nicht sehr hedeatend, da dta Verlotsmig lii Mitte delr vordem Magenwand gatroSen' hatti, welche our mit feinen Aasten dar artaria coro* naria yarsahen ist. WiedieWanda bahanddt warde, darüber habe ich nichts ar£ahran; atr so viel ist zu meiner Kenntnifs gekommen, dab die Verwundete, obgleich die Speisen aas WundolFnung heraastratan ^ dennoch mehrai 'Monate, freilich in einem höchst kläglichen Za- staode, lebte und zuletxt an völliger AostelK ruog starb. Die Section nnterbliab, würde absr wohl weiter nichts, als eine Oeffnnng im He- gen, vielleicht mit Extravasaten in der Baock höhle , Entziindang im Umfange der Oei&Nng und andere Zufalle der Verwandang nacbgs» wiesen haben. Au NervensufäUen oder ent- ztindlichen Affectionen battd die Yarlatila ksi Lebzeiten nicht gelitten.

V) GasIroWosis venenaia a* foxieom Eis

Dienstmadehen , welches beim Reinigen ' eiasi

Kanfmannsladens aus einer mit Oleum VitiioS

gefüllten Flasche, in der sie Branntwein vsr-

muthetei einen guten Schluck genommen haHs^

zeigte alle Symptome einer acuten Gastritis

und wurde dem gemäfs auch behandelt* Die

Symptome der Entzündung schwanden swaTf

aber es entstand eine Oeffnung nach aaÜMn im

Magen, welche sich, unter fürchterlichen Qos-

len der Vergifteten, immer mehr ond mehr

vergröfserte und in sechs Wochen dem Laben

derselben ein Ende machte. Leider vmrda die

Section nicht gestattet.

2. Erfahrungen über den Kettemourm (Tae* mia cucurhitima)^ Bereits in Ca$per*s lyocbaa- aehrift für die geiammte Hailkttiida» Jahrg aag

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1834. Haft i, liabe Ich den Fall ^d«* Illäd- cfaens nitgetheilt, io vrelchem es mir felaog, durch daa Extractnm Filicia maris aetheream einen Kaltenffurm abzutreibeo. Dieaes Miltbl bewies lich nua aber aacfa zur Ablreibaeg einea Bweileo Exemplars dieses Wurmes bei demsel- ben jnogen Mädcheo , das ich drei Vierteljahre nach EntfernuDg des ersten Wurmes wieder in die Kar bekam, nicht nur nirksam, uod es hat ■ich nie nieder eioe Spur von Ba&dwunnsglie- dera bis jetzt gezeigt, sondern befreite auch noch eine kraoke Frau tod tyrti Ezemplareo der Taenia cucurbitiaa. Diese, einige Ewanaig Jahre alte Frau, welche wegen einer Menge Krampfbeschwerden , die man beim Abgänge TDD Bandwurmsgliedern toh diesen ableitete, tnit vielen Antheluiinlicis ( Compositionen der alten Scbule, dem JVw^erscben, Htrrmschwand- echen nnd andern Jlliileln) Ton zvi-eien Aerzten behandelt worden war, ohne dafs, was doch auber der Zeit der Kur geschah, wahrend der Behandlung des einen Arztes auch nur ein Frag- ment -Ton Bandwurm abging, bei der Verord- snag des andern Arztes mehr als unbedeutende Glnder entleert wurden, und ohne dafs die Be- aehwerdea auch nni im geringsten Grade ab-

I

Ich gab Abenda am 9 Uhr , nacbdem ich «ine karge Mittagsmablzeit hallen und gar nicht» bslle geniersen lassen : Rec. Extracli FiUcis mar. B«lberei gr. xxx, Pulrer. Kadic, Filic. maris q. I. ut r. pilalae Nro. xxx, consp. PnWere Cin- tikmami, D. s. Abends um 9 Uhr 15 und eben M viel nm Üj Ubr nehmen zu lassen. Um 8 CAr da» darauf folgenden ftlorgens liefs ich drei all* halbe Stunde eine Uuze Infus. Seo-

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vae compositain verbranchefa^ tid4 iiin |0 übr Vormittags war schon ,eioe grobe Qlooge Bafei- warmglieder abgegaogen«

Nach ^ dreien Tagen antersuchte idh dii Bandwurmgliedert konnte aber^ trbts der loif- « fältigsten Nachforschung mit eine»^ Loupe» dsi^ noch nicht das Kopfende d$s Wurmea aufli»- den , obgleich das Halsende dentlicb Tor Angei lag. Ich setzte dieserhalb zwei Tage lang Je» des Arzneimittel 'bei Seite, g|ib darauf abeiv um das etwa noch zurSckgebliebene Kopfenda abzutreiben, Abends 6 Efsloffel toU Öleqm Bi> cini und Tags darauf ein Decoctum CorücisBa- dicis Punicae Granati (unc. jj. Wurxelrinde nSt Pfd. jjr Wasser bis auf Pfd. j. Colatur), woToa ich jede halbe Stunde den dritten Theilneb- men liefe. Dessen ungeachtet zeigte sieb keia Wurmstück mehr.

Da ich jetzt annehme^ zu miisseD gTanlitSi' dafs die fortdauernden Abdominalkrampfe dar Frau ihren Grund nur in erhoheter EiDpSad« liebkeit der Unterleibsnerren hätten, und dieie, trotz entfernten Causalmoments , des Bandwnv* mes, wohl nur als habituell gewordene Nerreo- Terstimmung, wie dies so oft bei Krämpfen tod materiellen Ursachen der Fall ist, fortdaaeifeni so gab icby um diesen auf die AbdominalneireD gemachten Bindruck zu erlSscheo vnd zugleich die Digestionsorgane zu stärken^ Antisj|»asoH>Aei in Verbindung mit bittern und wurmtreibendei Mitteln , so dafs dieselbe ein halbes Jahr bog Aicht klagte.

Doch allmälig stellten sich die alten Be- schwerden wieder ein, und die Frau rerlor is Terschied^nen Zeiten wieder Bandwuimj

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Eid etwa dre! Vierteljahre oacli der ersteh Kur wiederholter Gebrauch der oben genanDten Mi«- »chuDgen (der Farrnkrauteittract- Pillen und des laxirenden Infusums) hatte abermals Abgang eines Kettenwurmes Ton 4 Eilen Länge zur Folge (der erste, war etwas kurzer) ; doch trotz der sorgfältigsten Untersuchung konnte ich auch jetzt das Kopfende des Wurmes nidbt finden. Der Name Taenia sollum gebührt dem Kelten- warme also nicht mit Recht ; denn in dem Falle des früher behandelten Mädchens war ron mir ein Wurm mit dem Kopfende abgetrieben wor« den, und deAnoch entfernte ich drei Vierteljahre später noch einen zweiten Wurm derselben' Art Ton mehreren Eilen Länge ^ die auch der erste hatte* Alan wird hier einwenden: der sweite Wurm habe mit dem ersten nicht zu-* gleich existirt, sondern sey nur nach Entfer- nung des ersten entstanden, weil die Disposi- tioD zur Wiedererzeugung eines zweiten Wur- mes nicht gehoben worden sey. Dagegen er«, widere ich , dafs zur Hervorbildung eines zwei- ten Wurmes aus derDiathesis helmintica wobt ein längerer Zeitraum , als der von drei Vier-* teljahren, erforderlich gewesen wäre, weil sonst der Wurm 9 wenn ihn Leute , die nuir wenige Glieder desselben Terlieren, Jahre lang bei sich trogen , Wohl länger seyn mäfste , als er ge« wohnlich ist, -<- ein Beweis, dafs viele Zeit dazu gehöre, ehe er zu mehreren Ellen wieder anwächst Die Kurregel, unbedingt das Kopf- ende des Wurmes abzutreiben^ um die Reprb- doction desselben zu verhüten, ist wohl, wie aoch schon ändere Aerzte bemerkt haben, nicht so streng zu nehmen^ denn bei dem in Rede stehenden jungen Mädchen trieb ich den zwei- ten Wurm ohne Kopfende ab, und dennoch hat

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sich me wieder eine Spar von BandwarmgUe" dem oder irgend eine auf den Wurm hinde«- tende Beschwerde gezeigt. Ob nach Eotfer- nnng des zweiten Wurmes bei der letxtes Kranken, der, wie der erste, ohne Kopfende abging , keine Glieder mehr abgehen werdeD, wird die Zeit lehren. ' Bleibt die Fran toi Beschwerden frei, und gehen keine Wnrmglte« der mehr ab, so ist es ausgemacht, dals der zweite Wurm nur durch Reprodnction das nicbC ganz abgetriebenen ersten entstanden, oder aoch wirklich ein zweiter Wurm vorhanden gewe« sen sey. Sicherer bleibt es also hnmer, mit jedem Wurme auch den Kopf abzutreiben« weil man dann gewifs sicher ist, dafs derselbe Worm | sich nicht wieder erzeuge, sondern ein xweittr \ Wurm, wenn ein solcher sich ankündigt, enU j weder neben dem ersten bestand, oder sich die Glieder an das Kopfende wieder ansetzten, was nach meiner Meinung aber immer erst in län» gerer Zeit geschehen kann.

3. Ueher die Wirkung der Radfsc . CaÜH cae als Hydragogum. Den ersten Versuch mit dieser Wurzel machte ich bei einer Schiffer- frau, welche an Hautwassersucht litt. Das aua unc. jj. Radix Gaiucae und unc. XTJjj. Wasier zu unc. }x. Colatur bereitete Dekokt, dem ich *noch unc. j. Syrupus Flor. Aurantii zusetzte^ bewies sich nicht nur in Bezug auf die Haut- Wassersucht, sondern auch in Bezugs auf sa- gleich bestehende hysterische Beschwerden, bei welchen ich die Wurzel übrigens nur . für ein Nebenmittel halte, höchst hülfreich, indem die Wassersucht ganz dadurch beseitigt wurde« die hysterischen Beschwerden aber sehr an Inlen«

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8it3tt Bboabmeo , seitdem das Mittel die Harn* excretioa sa yerstärken anfing.

Bei einem 'Fischersohne , der spüterhin an Langenscbwindsucht starbt bewirkte die in obi^ ger Form gegen Haut- und Bauch Wassersucht angewandte Cainca würzet eine starke Diuresa (Abgang Ton wohl 10 Berliner Quart Harn); doch war hier der Gewinn nur ein temporä- rer: denn schon nach einigen Monaten war al- les Wasser wieder angesammelt^ und kein Mit- tel Termochte den Tod abzuwenden, der durch Schwind- und Wassersucht zugleich erfolgte.

Auch nicht einmal temporären Nutzen sah ich TOD dem Caincawurzel - Dekokt hei einem achtjährigen Mädchen, welches an Hydrops as- cites in Folge organischer Leberfehler a causa acrophnlosa litt; doch hier hätte auch kein an- deres Mitlei geholfen, und die Kranke starb«

In yielen anderen Fällen von Haut- und Brustwassersucht leistete mir das Dacoctum Ra- dicis Caincae zwar auch nur Toriibergehenden, aber noch immer gröfseren Nutzen , als jedes andere Actihydropicum ; nur bei Uydrothorax tbat die Digitalis mehr« Oft wirkte das3iittel^ statt auf die Harnorgane^ was auch ^pitta in Rostock bemerkt haben will, auf den Darm- kanäl, in welchem es, mit oder ohne Nutzen für den Kranken , gelinde die Absonderungen vermehrt; Schweifs habe ich auf den Gebrauch dieses Mittels nie erfolgen sehen

Radikale Hülfe schaffte das Mittel bei einer Bauerfrau, welche in Folge eines lange bestan« denen und von mir endlich geheilten Wechsel- fiebers Oedem der Füfse bekam, weldies all- mäUg in allgemeine Uautwassersucht überging«

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Da die Fraa seit JaIikd mil Djfpooe and Scbleimhoaten zu kämpfeD gehabt halte , gab ich ein CaiocawurseU Dekokt too nac. jz mit dr« }jj Tartarus boraxatus, am, Yreap das Was- ser blos in Folge des lange bestandenen Wecb- selfiebers sich in der Haot angesammelt hätte, radikal 9 wenn es aber auch in der Brusthöhle^ in Folge ihres längern Brustleidens , Torhanden wäre, durch Verstärkung der Diurese wenig« stens pallialir zu wirken. Erst nach einem halben Jahre, als ich zu der Frau wegen Aath- ina spastico-pituitosum geholt wurde, erfahr ich, dafs die hydropischen Anschwellungen dent dreimaligen Gebrauch der ojben genannten, mit Tartarus boraxatus yersetzten CaincawnrzeI*Ab- kochung (alle 3 Stunden zu 1 ElsiSffel toU) gewichen wären, und sich nie wieder eine Spur Ton Wassersucht gezeigt habe* Die Fraa wurde durch mich auch yon dem Asthma .be« freit, und ist, ihre alte Engbrüstigkeit abgerech- net, an die sie aber schon gewohnt ist» wohl*

Das 2 Jahr alte Kind eines Kuhpäcbten war in Folge eines lange bestandenen , auch ' nicht erkannten Wechselfiebers hjdropisch an- geschwollen. Ein Decoctum Radicis Caincae (unc. jx), in welchem ich gr. jx Chinii sulphnrici aufloste, hob das Fieber und, unter rerstärkter Diurese, auch den Hydrops. -^ Dasselbe 'war der Fall bei einem Baoernknechte , der bereite drei Vierteljahre lang von einer Febr, intermit- tens quartana geplagt, von einem Apotheker tergeblich mit Cbininpulvern bebandelt worden nnd an einem hoben Grad von Wassersucht er- krankt war. Ein Decoctum Badicis Caincae (unc. jx) mit unc, j Tinctura Chinioidinae be- seitigte das Wechselfieber und, ohne sichtbar

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auf e!ad Excretloo zu ivirkeD| 0ac1i deD'Hj« lirops^ to dafs der Kranke, der mich späterhin öfter and aach nüch vor kurzem gefahreo^ bat, seit 2 Jahren ganz gesund geblieben ist.

Eine hier privatisirende Fächterwittwe, die früher, als sie noch in der Nähe Rostocks wohnte, Ton einem Arzte einen Thee aus Ra- dix Levistici, Baccae Juniperi und Semen Pe« troselini erbalten und Nutzen davon gesehen hatte, gebrauchte y da dieser Thee am Ende nichts mehr leisten wollte, Caincawurzel-Ab« kochungeo mit Tartarus boraxatus, und ihre hydropischen Anschwellungen, die auch den Un-^ terieib ergriiFen hatten ^ so dafs ein beateliör- miger Sack an demselben zu fühlen \?ar, so wie die dadurch bedingte Dyspnoe schwanden , temporär; dafs dies aber yon wirklicher Dauer •eyn werde, mofste ich bezweifeln, da die Kranke Seit zwei Jahren nacli einer gehabten Langenentzündung fortwährend hustet, und ihr Lungenorgan seit jener Zeit ernstlich zu leiden^ scheint. Es kann wohl am Ende Hydrothorax folgen. Aber welches 3Iittel vermag eine An* eammloDg von Wasser in der Brust^ wenn die« •elbe als Consecutiyübel ^aus organischen Fehlern oder Organverletzungen herTorgegangen ist, fiijr die Dauer zu heben? Die Frau lebt gegenwär«* lig wieder in der Nahe Rostocks, soll jetzt ein lofusum Juniperi trinken und sich dadurch die Wassergeschwulst temporär vertreiben, was liier durch dieses Mittel nicht gelingen wollte,

4. Ein Fall von '■■ glücklich geheillem Ge^ sichtsschmerze (IVeuralgia facialis). Ein junges Jndenmädchen, höchst nervöser Constitution^ litt seit drei Monaten am Gesichtsschmerze,

108 '

weichet jedoch sieht Tfle in dem io Benm^ mann*s Beiträgen Meckl« Aerste sar Medida und Chirargie 1. Bd. 2. H. p. 83 bescbiie- beoen und bei einem Fräulein beobachteten Falle, Ton der AWeole det unteren yerletstet Backsebnes, 'sondern von dem ersten Badusahne des Unterkiefers linker Seite ausging, ohne alle Vorboten und ohne besondere Veranlaasnn|| bei dem Yerscbiedenartigsten Baro«, Thermo-« Hygro- und Aräometerstande, atypisch eintraf reiftender Art, mit Nadelstichen ähnlichen Em- pfindungen Termiscbt war, sich von der Vt^ . Sprungsstelle aus über die ganze linke Backe und Koletzt fast über die ganM linke KopfhaliW Terbreitete, und wenn letzteres geschehen war, allmälig in dem Grade, in welchem er ange- fangen hatte, an In- und Extensität, nach atua« ~ denlanger Dauer, wieder abnahm« Anachwet Inng der Backe, aboormea Colorit denelbeo, Blasenbildung an den Lippen, an der Nase, wie ich dies Alles früher in meinem Falle bei flen- nemann beobachtete, oder sonst eine AbnormiF- tät der Haut oder Muskeln habe ich nicht be- merkt. . Neben diesem Gesichtsachmerse be* stand eine vorübergehende Abgespanntheit, ao wie eine öftere eintretende Cephalalgiei wdche beiden Zufälle aber schon Jahre lang ror Eio- tritt des Gesichtsschmerzes Statt gefanden hat^ tea, und gegen welche ich , ohne data ich ir- gend einen Causaloexua mit dem GesichtaDer« Yenleiden aulTmden konnte, mit Nutzen einaa Ton mir bei chronischen Nervenbeach werden erprobten Thee aus Radix Valerianae, Herba Blillefolii, Chenopodii ambrosioidis und Folia Auraotii mit Erfolg schon früher anwandte und der dadurch auch gehoben worden war. Nadi- dem Tinctura Strammonii, die in dem Falle dM

109

Hennemann Heilnng bewirkte | 6 Wochen lang aogewandt worden , aber eben so wenig gelei» stet hatte , wie die ron eioe'ln Zahnarzte i ror der Consultation mit mir, in Gebrauch gezoge- nen Zahnopiate , oder der oben angegebene Tbee, durch, welchen ich nicht nur dem Kor^ per die allgemeine neryöse Stimmung ' zu be^ nehmen^ sondern durch welchen ich auch rot^ tbeilhaft auf das ortliche Leiden des Facialner- Ten einzuwirken glaubte, machte ich einen Var- sacfa mit dem Ferrum carbonicum, welches roa dem Kranken in dem Torerwnhnten Fälle bei Hennemann nicht ertragen wurde« Der acht» ^wöchentliche Gebrauch dieses Mittels, anfangs taglich dreimal zu gr. x mit gr. Pulvis Gin« samomi, nach einigen Wochen nur zweimal in derselben Gabe, bewirkte, dafs der peinliche Gesicbtsschmerz ganz schwand, und es hat sich aoch seit fast drei Jahren keine Spur desselben Xffieder -gezeigt, während er sonst wöchentlich eintrat, nar höchst selten einmal in einer Woche aasblieb, und obgleich die allgemeine nerTÖse Stimmung trotz zweimaliger Seebadekur, wenn auch gegen früher bedeutend, so doch immer noch nicht ganz beseitigt ist« Der Gesichts« schmerz war hier also ein für sich bestehendes^ TOD der allgemeinen Nervosität, yon der er öf- ters wohl Symptom seyn kann, wie ich dies manchmal beobachtet habe, unabhängiges Uebel, wich daher nicht den gegen krankhaft erhöhete Narren -Empfindlichkeit überhaupt gerichteten Mitteln, sondern einem Specificum dem Fer- rum carbonicum« Dafs das Seebad aber auch ▼arbessernd auf die nervöse Stimmung der beim Gasichtsschmerze leidenden Nerven gewirkt, da- bar anch die Neigung dieser Nerven zu Pertnr- batioaen ^aDd Sensibilitäts-Excassen beseitigt.

.110

midiiD Recidire irerhiitet habe^ ist wohl nUt in Abrede su stelleaJ Zum Nachlesen fiberG^ sichUsctiinerz erlaube ich mir auf den Yon nir rerfafilen Artikel y^Prosopalgia" in Mastis Ea- cjclopädie der niedic. chirurg« Praxis. *2. Bd. S. 413; aufmerksam su machen, den ich theib nach den besten vorhandenen Quellen, ÜMib nach eigener Erfahrung bearbeitet habe, mit einer Nachschrift yon dem Herrn Heransgebd der gedachten Encyclopädie, Dr. Mostm

5. Kurze ZusammensteUung deB Winm»*

werthesten über die Erweichring der Liagaif

nebst drei Fällen dieser Krankhmt* Die Eiw

vpeichung der Lungen (Malacosis polmnoui^

Pneumonomalacia, yon Laennec fälschiieh Gsa*

graena pulmonum genannt) ist , yon dlMem (ii

der Schrift : ,,Die mittelbare Ansknltatfon. Bach

deip Franz. im Auszuge. Weimar 1822. EflM '

Theil. S. 100. ) 9 Ton Basedow (Jonrn.d. pr#

Heilk. Bd. LXVU. St. 6. S. 82.), ao wie m

Balling (Hecker*s liter. Annalen d. ges. Heflb

1830. März. S. 257.) beschrieben wordsii

Symptome dieser Krankheit sind; plottlichst

allgemeiner Coliapsus yirinm, hoher Grad fon

Hinfälligkeit, Ohnmacht, schy^acher Pali, An^

falle Von kraftlosem Husten mit donnen, ffva

gefärbten^ sehr stinkenden (brandig riechnndaa)

ziemlich copiosen Sputis, die aber» utar lo-

chelnder Respiration, bald stocken, yforaafiü^

focatorlscher Tod folgt. In der Leicha fipte

sich: Brand der Longen anf eine weite StMcka^

yon nicht umschriebener Form, yon rrtifwiüa

(1.- c. 8. 101. ) Gaogrene de ponmoB aon cit-

conscrite genannt. Von dieser Art toü IfHft»

geoerweicbung trennt Laenneo eine sweila FonB|

die Gangräne' da poumon circonscrito^ .wdchp

111 -*

BdyU mft dam Namen „Phthisii nlceros«*' be- legt. ' Diese Art ron LuDgenerweichuDg Ter* läait langsamer, giebt sich zuerst durch Syrap-^ kome der PleuropDeamonie, grofse Angst, -be- deatende Hinfälligkeit, dünne, stinkende, grün- lich gelbe Spata, unbedeoteodes Fieber^ blasses Geaicht, starken Brustschmerz, Ton Zeit zu Zeit eintretenden filathosten, dnrch später (nach 2 3 Wochen) eintretendes Fieber mit Colliques- cenz und unerträglich stinkendem Athein za erkennen» Das Stethosop giebt Pectoraloquie^ und wenn die erweichten Partien mit der Pleura und den Luftrohrenästen in Verbindung stehen, eiach einen metallischen Klang an. Der Tod tritt auch hei dieser Form durch SuiFocation ein. Pradisposition znr Lungen -> Erweichung geben neb wache Constitution^ das vorgerückte Alter, icachektischer Znstand. Zu den Gelegenheits* uAacben des Hebels gehören dagegen : schwä- chende Einflüsse aller Art, schlechte Kost, de^ primirende Leidenschaften, grofser Säftererlust, falsch behandelte Febr. iotermittens , scropbu* loee^ syphilitische Dyakrasie^ zumal wenn Lun«- gentuberkeln Torhanden siod^ oder typhose Poenmonie, Schleimschwindsucbt der Lungen Statt finden, und vielleicht erregen auch die Brnstwassersucht, die rheumatische Pneumonie und Seelenstorungen Lungenerweichung, wohin wenigstens die Angaben StolVs und PoigtePi deuten, daüs sie bei den an diesem *Uebel Ver- storbenen welke, schlaffe, leichtere Lungen ge-? fanden haben wollen. Die Lungenerweichung ist nicht gleichbedeutend mit Anthrax, pustnla maligna, Pestkarbonkel, wie Laenneo und Bayl& annehmen; sie ist nioht Ausgang des höchsten Grades der Lungenentzündung, welcher eiotre- Im soU^ wenn der Ausgang in Eiterung oder

112

Ansscbwitmog aasbleibt (Baef'hatfe, O. jL JT^ gel, Berends^ Nicot, Biight): denki nie faai lieh in dea Luogen an solcher PnaümooM Ya^ storbener vrahre Gaogräa^ aondern granaliili Härte; jene waren hellstrohfarbeo^ beim Ei»- schDeidea in dieselben kam eine gelbe, eitei^ ahnlicbe, mit blutigem Seram rermiachte 3li^ terie beryor. Ich glaube ^ dah die LuDg^n-Bi^. weicbong in dem Gewebe der Lungen auf diir selbe Art wie die Malacose in andern OrgaMt Bu Stande komme, halte also diese Kraokbeit Ton den oben namhaft gemachten Uebelo, iJBs auf keiner Erweichung des Gewebes bemlMk ganz' verschieden. Für die wirkliche Enrsir chung des Lungengewebes sprechen, aniser 'dai Gelegenbeitsursachen, das Fehlen einer 'Voifesi^ gehenden Pneumonie, der plötzliche Collapsw \irium, das Vorkommen der Krankheit hm flchwäcblicben, cacbektischen Subjekten a. a.w. Die Heilung der Lungen -Erweichung ist sehr problematisch, bei der umschriebenen Form da- gegen allein nur möglich, wenn die Hülfe froh eintritt» Zu Anfange der Krankheit^ beiSrnp- tomfen Ton Pleuropneumonie ist eine EUas. Venäsection zu yeranstalten , jedoch mit Voi^ sieht; sind Schwäche und die oben beschriebe- nen Sputa Torhanden, dann excitirende JUittsls Arnica, Kampher ^ China, aber anch ScbweSsl- säure, Vesicantien n. &• ,

Als Beläge folgende Fälle ans dem Krsiie meiner eigenen Erfahrung:

1) Im Jahre 1823 wurde ich von der Orts- behörde zu P. aufgefordert, einem Schlosser- gesellen Hülfe zu leisten, dem auf Anordnnag des damaligen Apothekers, durch einen Bader (wegen vermutheter Lungenentsündang) mr

113 -

Aiet g^rAMea' wordteo war und iDneriich eine Milram-EmuViiQn erhalten hatte. Bei der ton mir Torgenommenen Untersochang fand iich, dab der Kranke wirklich alle Zeichen derPneo^ mönie habe, und der Aderlab wenigstens ganz •B seiner Stelle gewesen sey ; dafs aber gegen- wärtig alle Zeichen der Pnennionomalacie yor- handtn waren, als : Oppression, Athemnotb, bo- bar Grad ron Schwache, suweilen intermilti- nendil Respiration , starker Husten mit grün- achwteaen, atinkendeni der Brandjauche ahn- Heben 9 copiSsen Spntis, dabei lifide Färbung dea Gesiclita (in Folge gehemmten Blntumtrie« bea^n der Brosts gehemmten Decarbonisations- PfOCQiaee des; Blutes und Anhäufung des Blutes im Kopfe) > schwacher Puls, Betäubung^ vSlIip* ger Coliapsus ririum ; Zeichen eines Fiebers fehlten. Ich gab eia Decocto - infusum Chinae et Florum Amicae , legte ein Vesicator auf die Brust, gabf da der Auswurf stockte und diö Re« spiration erschwerte, alternirend mit der obigen lUtschung , Moschus mit Goldschwefel; doch Alles yergeblicb, •— es erfolgte Tod unter suf- focatorischen Zufällen schon nach dreitägiger Behandlung Ton meiner Seite und am sechsten Tage der Krankheit-, ohne dafs der Apotheker einer Kunstwidrigkoit hätte beschuldigt werden können:* denn die Anamnese lehrte, dafs der Znstand primär wirklich entzündlich gewesen sej, wie^ das öfters im Anfange der Lungen- erweichung der Fall ist; und dnfs auch hin länglich Blut entleert worden sey, dafür sprach das mir Torgezeigte Quantum Blut und der von mir Torgefundene Zustand. Ob mehr Ton mei- ner Seite für Rettung des Kranken, dessen Tod mich übereilte, hätte geschiehen können, über- lasse ich SacbTersländigen.

l<Mirm LXXXIV. a Z St U

114

3) Im WiDter 1825 bebandelte ich maes Schäfer in der Nähe tod Ribnitx, ao Bmstb» •chwerden, Eogbriistigkeit mit flachtigen SticheD, starkem Hasten, mit SpatiS| welche Stückes eines yerfaalteo festen Breies ähnlich sahen, und die der Kranke immer mit Hähnerköpfen rerglichi remittirendem Fieber, mit yoliem, frv- quentemPabei hohem Grade ron plötzlich ein- getretener Schwäche and Erstickun^szofälleD, welche innerhalb eines Tages dem. Leben' des Kranken ein Ende machten. Reizmittel und ein Vesicans nutzten nichts. Data hier Lttogew»» erweichang Statt gefunden habe, erleidet kev- nen Zweifel. Zu bedauern ist| dats io diesem wie in dem ersten Falle die Sectioat inidit e»> laubt wurde*

••• ?

^ m ^

V.

Inrse Nftcb richten

und

A n s z u g e.

1.

Fl«»

•l^er allgemein ansgesprocbene Wontcli nn^ das wirklich drfi^goide BediirfniU einer Wittwen-UnterstützungB-Kasse für Aerzte im Preofs. Staate hat den Stifter dea ärztlicbea Holfiverdna bewogen , ebenfalls eine Anstalt zar Unter-- Btützong der von Preuis. Aerzten hinterlassenen dürftigen Vfittwen zq begründen^ und dazn den Ertrag eines neue» rten WeriLeSy bestehend in einem Kapital von Dreitausend Tbal«ra y- Sit bestimmen. I>ie Grandsätze, nach welchen gedachtes Institat einzurichten und zu verwalten wäre« dürüten folgende seyn.

$.1.

. Mit der frufet^iTschen Stiftung fenr Unterstützung n^tbleidender Aerzte im Prenfs. Staate Wird ^ine Wittwen- Dnt^rsCetzungB - Ka9se verbunden^ aus der so viel^. notor tiscb' d&HUge WIttwen von MitgUeitern des ärztlichen HilfiHrcrtitti w«lehe t»&fiit|iob und ununtei-brochen zu tets-

H2

llü -^

m

terem beigetcagea Iiabes » eine CsfaitiiCiiuig eAattca, di es die Mittel der Autalt gestattea«

$. 2.

Die Cntentutzongy weldie dne Wittwe atis der ge- dachten Kasse erhält, wird Yorlaufig aaf den Ertrag der Zinsen eines Kapitals Yon Eintausend Thalern jäbrliä festgestellt^ gleichviel, ob es die Wittwe dnes promoTirten Arztes, oder Wandarztes I. Klasse, oder eines als Kreia- Chirnrgen angestellten Wundarztes 11. Klasse ist, ond wird in halbjährigen Raten so lange gezahlt, als die Wittwe sich nicht wieder yerheirathet, oder ihre Umstände sich nicht gunstiger gestaltet haben, -oder sie nicht durch ihre moralische Fahrang sich der Unterstatzang nn^ordig macht. Hier&ber mofii die Wittwo jahriidi eia &egiiHi der Ortsobrigkdt beibringen.

§.3.

Die Einnahmen der Wittwen-Untarstatzangt-KaMe bilden die frdwiUigen Beiträge der Mitglieder des Snt- liehen HülfsYerdns, deren Höhe von dem frden Willen d6r Contriboenten abhängt^ aber nicht unter Einem Tha- 1er jährlich betragen darf. Die Bdtrage sammdn die Her- ren Kreis -Physiker im Janaar jeden Jahres gldchzdtig mit denen zam ärztlichen HülfisTerein dn^ übersenden die^ selben an den Herrn Regierangs-Medidnal-Rath ibraaDe- partements^ welcher sie an das Direktorium der Hofdand^ sehen Stiftung gelangen läfst»

Um den Wittwen die ihnen bewüligie Unterstüteng so Tid als möglich zu sichern, wird festgestellt^ daÄniolit die jährlidi eingdienden Bdträge Terthttlt, sondern dafe dieselben zu einem Grund - Kapital angdegt werden^ ana dessen Zinsen die Wittwen ihre Unterstützung be^akaM^ dergestalt, dals so viele .Wittwen eine jahrliche Catnstiar sang erhalten , als* Kapitalien von 1000 Thir. foibaa- den sind« . .,

» «1

§.5.

Dasjenige Mitglied des ärztlichen Hulfsverdni . .wd- ebes seinen Bdtritt zur Wittwen-Unterstotanngs-J^Mia er- klärt hat^ ist gehdten, dl jährlich seinen Beitrag püakllidi so Idsten. Unterläfst er dies, wenn auch nur dnaMlf. la variiert die' Von ihm hinterlassene Wit^e alla nad* jede « ^..1^^ ^^£ Uotentiitzung^ mag auch der Bako^^jikae

117

reHs Bodi lo lange geleistet leyn. Treten * FSlle ^ em welche eine Ansnabme hierton al^ tiillig erscheinen latr- seO} so bebalt sieb das Direktorium die Entscheidung vor,

f 6.

Dasjenige Mitglied, welches seine Beiträge znm lirzt- Heben HQlfsYjsrein nicht pünktlich entrichtet» verliert sein AiireclU an die Wittwen-Unterstiitzungs -'Kasse, wenn es ancb in Betreff der letztem sich keiner Unpiinktlichkeit im Zahlen der Beiträge schuldig gemacht bat.

'. . 5. 7, .

Die Wittwen derjenigen Aerzte, welche der Wittwen- UnCerstützungs-Kasse ein Kapital von mindestens 100 Thlr. schenken 9 sollen bei übrigens gleichen Coiständen eine Torzüglichere Berücksichtigung finden«

$. 8.

Die Aufsicht iiber die Wittwen -ünterstützungs- Kassa übernimmt das Direktorium der Hofeland'scben Stiftung. Dasselbe untersucht die Ansprüche der angemeldeten Witt- wen und bestimmt, ob dieselben zum Genufs einer Pen- sion gelangen können, so wie gleiciiermafsen nach seinem alleinigen Urtheile die Wiedereinziehung der Pension in den im §. 2. bezeichneten Fällen erfolgt Jährlich giebt das Direktorium Öffentlich einen kurzen Bericht über den Zoatand der Anstalt.

§. 9.

Die Verwaltung der Kasse, so wie überhaupt dieLeit tang des Geschäftsganges , findet nach den Principien, welche in dieser Hinsiiät bei der Hofeland'schen Stiftang obwalten 9 statt«

§.10-

Die Wittwen , welche Ansprüche auf eine Unterstüz« znng machen zu können glauben, wenden 'sich an das Direktorium der Hufeland'scben Sdftung unter genauem, amtlich zu bescheinigenden Ausweis iiirerVerroögens-Ver* biUnisse, ihrer sonstigen Umstände, der GrÖfse ihrer Fa- milie, des Todestages des Mannes, ihrer moralischen Füb« mng, nnd gewärtigen den Bescheid des genannten Direkt (orinnuk

§. 11.

Das Durektoriom hält ein genaues Verzeichni£i der WHtweo» welche snr Perception einer Unterstüuoog be-

^ 118

rMlidgt tin3, und toll daiMlba «■! Aagibe taMni taget des Mannes, dea Datomi der AameUaag, Tr niögenf-VerlialtniMe o* •. w.^ aoe weldiea MoMiteii Prioritatireobt lienorgebt, Teneben weju»

VorBtehender Stiftangs*PIan wird wmt de« Gmlli, in beglaubigter AbBcbrift beigebeftetea AUerbodiilvli'l binetf -Ordre Yom 22. d. M, in «llea MHieB Pn luit genebmigt und bestätigt.

Berlin, den 30. September 183&

(L. 8.)

Mlnlttcriam der GtUtliehen^ Untenidili- nd

AngelegenbeiteBt

(gez.) Jitmtt9ku

mt

Königliche BfMfätiffnnff^

Auf Ihren Bericht Yom 12. d. M, Qsd Antrage genehmige loh die in dem snrficlc Kntworf des Plans einer Stiftung des Terewigteo ratli« Dr. BufeUtntl zur Unterstützung der dfirfdgea m^ wen Inlfindisober Aerzte in Verbindung, mit Mncr wm lii No?« 1830 Yon Mir genehmigten Stiftung sar Unimfir zaog nothleidender Aerzte, and bewillig« | dab di« dm ausgesetzten Dreitausend Thaler zum Fonda dieier ttfP tung angenommen werden, indem Ich Uwea dig erforderlichen Verfügungen Oberlasse,

Berlin, den 22, September 1836,

(gez.) Friedrich WiHelm

*

Ao dtn Staats- Minister, Freiberm «• Mtintt9in.

119

•r

t$fi0ht

der KlMglf BchutzimpfmffS^AnttdH zu Birtln.

r<nm Vanteher dwteXbtn^ Medtc. Hath Vr* Brtm^r.

mm

In den Jahren 1835 and 1836 worden In der biesignn K* Scbntzimpfungs-Anattdt mit Erfolg nnentgeltlicb geimpft, mit üüssiger Lymphe von Arm zu Arm^ 6538 Personen* Unter diesen befanden sich 160 Kinder aus den nahe ge-* legenen Dorfscbaften und 361, meistens Krwachsene, y^el-* che reyaccinirt wurden. Die Total -Summe aller in 'der Anstalt^ seit ihrer Gründung im Dec. 1802, yerrichteten Impfungen belauft sichi bis zum Schlufs des vorigen Jab- lee, auf 84,860, Die Anzahl der Versendungen echten Imp&toffs betrug in den beiden Jahren 992 ; theiU in trok- kener Form, auf 6633 elfenbeinernen Nadeln, 2 feinen Haar-« pinseln, 8 Paar Glasplatten $ tbeils flüssig in 39 Haarröhr- chen. 806 dieser Versendungen gingen in die verschie-; denen Regierangs- Bezirke des Inlandes, namentlich er-^ hielten die R. B, Oppeln nnd Liegnitz je 2, Trier and. Düsseldorf je 3, Breslau 4, Arensberg 6, Bromberg 7, Stralsund 10, Magdeburg und Danzig ie 14, Posen 16^ Gambinnen 17, Erfurt und Königsberg je 20, Minden 22, Marienwerder 37, Cöslin 60, Stettin 60, Merseburg 65, Frankfurt 83, Potsdam 361 (davon 116 für Berlin). AugIi mehrere Aerzte des Auslandes benutzten den in der An» •talt fortgepüanzten Impfstoff, daher geUingten 187 dieser Veraendiingen ins Ausland, nnd zwar nach Hannoyer, Schweden und Schwarzburg- Kudolstadt je 2, den Nieder« landen 3, der Wallachei (Bukarest) 4, Anhalt -Köthen ' Anhalt'Bernburg 6, Polen 7, Sadisen-Weimar 9, K. Sach- sen 14, Galizien 16, Anhalt -Dessau 28, Mecklenb. Stre* litz 36, Mecklenb, Schwerin 66. Der zu obigen Im- pfungen und Versendungen erforderliche Impfstoff wurde, nue den vollkommensten Pusteln von 612 gesunden, noch mcbt entwöhnten Kindern eotnommeOi stets in dtmselben

120

Stadiom der Krankheit » nie Irubcr odar •pSfer» •!§ tm 7ten Tage nacli der ImpfDogi aeit 36 Jabren, jeden Sonn- tag; von 12 bU "Z Uhr.

3.

JTittenmffS' und Krnnkheii»- ConMiUuium in Käin am BMm

mnd dessen Umgeaend, vom tfintersolstüiMm (22. JDfe.)rl836

hi» sum FruhlrngMoeifuinoctium (20* März tndtf^

sive) 1837«

Nach

den Beohachtwnffen de» Dr, und MMeUud^tUdhß itüntker in Kölm,

m\

Am 22. December, diesem ersten Tage dea Winter^TH- mesters^ var die Witterung nelugtigt, und spSt Abende trat etwas Regen ein, bei herrschendem Westwinde und einer Temperatur iron + R. Der 23ste war ein ätn^ mischer, regnerischer Tag, mit Wasser-Schnee verbandeni bei eingetretenem NNW. Am 24. 'sank die Tem|iefatur^ und täglich mehr, so dafs am 29. , wegen dea Eisgangei im Rheine^ die hiesiga, über denselben (uhrende stehende BrQcke abgenommen wurde, welche Witternng unter hSa-^ figem Flocken-Schneefall bis Knde December fortdanerte* Der höcbste Stand des Thermometers während dieser lOtä'gigen Periode war (wie gesagt) -f R. Abende (Nachmittags) 1 Ühr^ der tiefste 7^ R. Morgena 7 Uhr beobachtet; die mittlere Wärme war 2,2 <> R. Der höchste Barometerstand war 28'^ 2"' , der niedrigste 27" ö'"; der Regen bringenden Tage iiatten wir 2, der Sehten bringenden 6; Nord war yorherrschender Wind. Der ^ erste Tag des Jahres (1837) war trüb bei Nordwinde^ am 2, trat Thauwetter ein, mit etwas Regen, so aoofa nm 3. und 4., mit etwas Schnee vermischt; bei dem übrigem hohen Barometerstande Yon 28'' 3'^' und herrschendem Westwinde; am 6., einem heitern Tage, sank die Tempe>- ratnr wieder, die aber schon am 6. wieder za steigen an-. fing, bei eingetretenem Regenwetter und stürmischem West* winde; der 7, war ein regnerischer, stürmischer Tag; der 8.| und 10, waren theils heiter, theib trüb» und mil^

^121

unter etwas refnerisdi, bei SW. qnd dlner, der ZeH ge- tsäfs hoben Temperatar, welche aber am II. wieder bi« auf R. herabsank; der 12. war ein trüber Tag; am IB. Regen nnd Schnee, bei dem niedem Barometerstande von 21" A"*y eben so am 14.^ einem sehr atürmiachea Tage» bei berrscbendem Westwinde und einer Temperatur von 4" 2^ ^* uiid starkem Flocken - Schneefall in der Nacht anf den 15*^ wo Morgens die Temperatnr wieder bis auf 2^ R. herabgesunken war; am 17; trat Mor- gens, unter starkem Nebel, wieder Thauwetter ein, und vben so am 18. und 19. Am 20. hatten wir deit ganzen Tag hindurch starken Flocken - Schneefall, so wie auch am 21.; am 22. und 23. Regen; am 24.» einem trübea Tage, £ind sich Morgens 7 Uhr das Thermometer sogar anf dem Stande Ton -|- 7<^ R.; am* 25. Morgens in der Frühe etwas Regen, bei SO.; der 26. war theils trüb» theils heiter, bei einer Temperatur Ton sogar -f Qo R.; . am 27. etwis Regen, und in der Nacht auf «len 28. Was* Kerscboee mit Flockenschnee yermiscbt, :nnd eben so am 28- selbst t wo die Temperatur wieder bis auf -4- 2 * R. herabgesunken war, bei eingetretenem NO. ; am 29. Mor* gens in der Frühe Schneefall; am 30. heiter » bei einer Temperatur Yon 2^ R. Morgens 7 Uhr und schneiden- dem Süiostwinde, später trüb; der 31. war ebenfalls ein heiterer Tag, bei einer Temperatur von -f 3^ R. Der höcfaite Stand des Thermometers wahrend dieses Monats war (wie gesagt) 4* d^ ^ Abends (Nachmittags) 1 Ubr, der tieCite 4^ R. Morgens 7 Uhr beobachtet; diemtft- \\are Warme war -f 1^5^ R- I^er höchste Barometerstand war 28" 3"% der niedrigste 27'' 4'". Der Regen brin- genden Tage hatten wir 12, Schnee bringende 11. Weed war in der ersten und 80. in der letzten Hälfte des Mo- nats vorberrscbender Wind. Der ereie Februar war eis regnerischer Tag bei Südwinde nnd einer Temperatur Yon -)- 2,5^ R. Morgens 7 Uhr; am 2. und 3. hatten wir Morgens starke Nebel bei SO,, später war die Witterung heiter; der 4. .und 6. waren theils trübe, theils heitere Tage; der 6., 7. und 8. waren sehr heitere Tage, b^ iorCwährendem SO. und bei hobem Barometerstande von 28'' 4,6"' und einer Temperatur von 4^ R* Morgens 7 Uhr; am 9. war die Witterung trübe, mit etwas Regen verbunden und wieder steigender Temperatur, bei herr- schendem Südwinde ; der 10. theils heiter, theils trüb; am 11. war die Temperatur, selbstMorgens 7 Uhr, bis «f S^R* ' gestiegen, ht\ eiogetretenem Regenwetter; der 12.| 13»

122

nn^ 14. wiren efienfalla etwu rtgnoriMht Tafa; m Üb'

Morgeni itarker Nebel; am 16. tlieili heiter ^ tbeUs trib;

am 17« Morgeni etwas Regen, bei äebr wechselnder Tea-

(leratiir, welche Abendi (Nachmittagi) 1 Uhr aogmr + 9'

erreichte; eben so am 18., wo Morgens starker NtM

und später der Himmel heiter war and sich Abendi 7^ Uhr

ein prachtiges Nordlicht in NNO. zeigte , anterhalb des

grofaen ond Meinen Bären. Gegen 8 Uhr log sich dan

selbe tbeils Jiacb Osten , theils nach Westen bin , bewa-'

ders nach dein Stern a im Cepheus, woranf dasselbe laa-

Jiientan gänzlich zn verschwinden schien » bald nacfabi^

aber wieder im bedeutenden Glänze herrortrat» Ristasch

halb 12 Uhr verzog sich die Rötbe nach Osten hin bis sa

den Forderfüfsen der Zwillinge ^ so, dals nm 12 Uhr atf

noch «ine seur schwache örtliche Brhdlong swischan dqa

ZaiUifKjett und dem kleineii Hunde merkbar war« DjeMf

Erscheinung: ging ein schneller Wechsel der TampenM

{vi'ie gesagt) am 17. und 18. selbst vorher, oad ab Bs-

gleiter derselben zeigten sich mehrere Feuerwtdkmtj die^

M'ie Howard, Forster und Brandes annehmen , als eisi

Kette von Niederschlägen, durch Einwirkung 4et Laft*

ICIektricität, zn betracliten sind, was sich an die eWMrt-

magnetiscke Theorie zur Erklärung jenea Meteors sa«

schlieikt. -^ Am 19. Regen und in der Nacht aaf dea Ml

sehr regnerisch und sturmisch aus Westen, so wie aodl

die Witterung am 20« selbst, sehr stürmisch -and regsa«

riscb, mit Hagel verbunden war, bei dem sehr niedrigM

ßarometeratande von 27'' 3"', auch der 21» war aia leg*

nenscher, stürmischer Tag, und Abends 7 Uhr hattaa vir

starken Uagelfall; eben so der 22. und 23.; die Naekt

auf den 24. war äutse^st stürmisch bei Westwinde,' aslsr

Regen und Srhnep, wo sich Morgens 7 Uhr der BifO«a-

ter bis zu 27'' 2'^' herabgesunken fond, so wie an %L

selbst die Witterung sehr stürmisch , mit starkem Schaaa»

fall verbunden war ; der 26. war tJieils heiter, theili tiiib^

unter Graupen- und Schneefall, bei herrsollendem Nord»

west und einer Temperatur von 0^ JX, Morgens 7 Uhr;

der 20. Morgens heiter, später Schneefall; aoi 27« slaiksK

Schneefall; am 28. theils heiter, tlieils trüb, bei eiac^

Temperatur von 2** R, Morgens 7 Uhr und eingetreta-

neui NO, ~ Der höchste Stand des Thermometers wah-

rf«fid dieses Monnts war (wie gesagt) «)• 9* R Abends

(Nachmittags )1 \jhv, der tiefste •— 4^ R. Morgeaa 7 Cbr

h«ohaohtat) die mittlere Wärme war «f* 2^<^ iL -^ Der

höcUsta Barometerstand, war 26" 4,6'''» der niodrigata

123

27^' S'i'; Set Regin bringenden Tage hatten wir IS, der Schnee bringenden 5; 80. war in der ersten und W. oml« NW. in der letzten Hälfte des Monat» vorherncliender- Wind. Der erste März war Morgens trüb bei NNW«< lind der niederen Temperatur Ton * S^ R.y der Abends Schnee folgte; am 2. hatten wir Wasserschnee bei West^' winde; am 3. war die Witterung theils trüb, tlieils heiter^ und am 4. erfolgte wieder Schnee&ll, so anch am 5.; der 6. trüb mit etwas Schneegestöber» später* heiter; am ?• Morgens heiter, bei der wieder , der Zeit gemäfs; einge* tretenen . niederen Temperatur von -— 3 <> R«, bei berr* sehendem NNW., die aln^r schon Abends 6 Uhr wieder mit Regenwetter abwechselte; den 8L Morgens trüb, ne* beligtt bei NW. and einer Temperatur von 4* 2^ R. ; der Ol eben so; der 10. Morgens in der Frühe trüb, spater sehr heiter, bei einer Temperatur Ton -(* ^^^ Abends (Nachmittags) 1 Uhr$ am 11. fand sich Morgans bei NW« der Barometer bis zu 27'' 6''' herabgesunken ^ dem ein etwas stürmischer Tag und Abends 7 Uhr starker Regen folgte; der 12« war etwas re^rneriscb, bei dem niederen Barometerstande ?on '27'' 6"'; der 13. sehr regnerisch bei NW«, der spater in Nordwind überging^ der 14. Alor^ gens trüb, nebeligt, später heiter bei Ostwinde; der 15, sehr heiter bei NO. und einer Temperatur von + 12<* Abends (Nachmittags) 1 Uhr; der 16, war ein trüber, ne» beugter Tag bei NW. und einer bis zu -f* ^ R. Abends (Nachmittags) 1 Uhr wieder herabgesnnken«fn Tempera« tttr;.derl7> trüb, mit etwas Regen bei NW. ; der IS* Morgens trüb bei NNO, , wobei sich der Thermometer auf dem Eispunkte fand^ s|)iiter heiter, welche heitere Wil^ terung Abends (Nachmittags) wieder mit trüber Luft ab« wechselte ; der 19. sehr heiter bei NO. und N. und der niederen Temperatar von 2^5 ® R^ Morgens 7 Uhtf Abends spSt trübte sich der Himmel, und am 20., diesem letzten Tage des Wintettrimesters, hatten wir wieder star» ken Flocken- Sc!) neefüU bei NW, und -einer Temperatur (Morgens 7 Uhr) von «^ 2^ Der höchste Stand des Thermometers wahrend seiner 20tägigen Periode war (wi9 gesagt) + 12^ R. Abends (Nachmittags) 1 Uhr, der nie* drigsta R. Morgens 7 Uhr beobachtet; die fii«^f/ers Temperatur war «f» 2,9*^ R. Der höchste Barometerstand war 28" 1'", der tiefste 27" 5'". Der mehr oder weni, ger Regen bringenden Tage hatten wir 6, Schnee bringend« i; NW. and NNO. waren vorherrschende Winde«

124

Anfangs dieses Trimesters war , bei cf emllch bedeo« tenifem Kältegrade, die eiitzündliche Constitittion (als am- siitntio annua) vorherrschend^ die sich namentlich dareh Seitenstechen nnd selbst mitunter durch wirkliche Bru^ aitzümlungen aussprach. Bei der sehr wechselnden Wit- terung im Monate Januar litten mehr wie gewöhnlich in Jicflitjen Katarrhen und gichtischen AnfaUen, und unter deo Kindern herrschte hin und wieder der Ketichhusteny so wie bei Erwachsenen Halsentzündungen^ Im letzten Dritte dieser Monate erschien mit einem Male die Infnensä, und zwar sehr frecjuent. Die Kranken, plötzlich ergriffeflf litten an heftigen Kopfschmerzen in der Stimgegend, mit Husten und Schnupfen yerbunden» mit Schmersen uad Hnuhigl'eit im Halse und einem drückendefi Gefühle in dtr Magengegend^ bei gänzlichem Mangel an Efslust and Nei- gung zum Erbrechen^ wobei die Funktionen des Dann- kanals sehr trage vor sich gingen und die Kranken mei- stens an hartnäckiger Verstopfung litten. Ueberdies litten alle an grofser Jbgeschlagenheit und Ermüdung in alle» Gliedern^ bei gänzlicher Mifsstimmnng des GemiJths, mit fieberhaften Anfällen nnd grofser Neigung zum Schwitzen verbunden. Bei der Mehrzahl war das Uebel rein rhen- matischy bei Andern, deren Constitution sehr irritabel war, nahm es einen entzündlichen Charakter an, welcher sich dnrch einen hrennenden Schmerz in der Brost, gehinderte freie Resjnration, starlen, schnellen Puls, Schwindel und Höihe des Gesichts deutlich aussprach, so wie bei Indivi- duen von schwächlicher Constitution, und bei alten Per* sonen sich ein nervöser Charakter entwickelte; diese, so wie diejenigen , welche von schwindsiichtiger Anlage aar Ten, starben häutig an den Folgen dieser Krankheit, so Viie überhaupt die Sterblichkeit während des letzten DriU tele des Monats Januar bis zum letzten Drittel des Fe- bruar bedeutend zugenommen hatte. Nach dem Eintritts der stürmischen, mitunter regnerischen nnd mit vielem Schneefall verbundenen Witterung, vom 19. Febrnar bis zu Ende dieses Monats, schien dieses in der Atmosphäre liegende Miasma an Intensität abzunehmen und selbst sU^ iiiälig zu verschwinden, indem die Anzahl der Kranken dieser Art sich sehr verminderte^ doch litten diejenigen, welche die Inüuenza überstanden , noch lange an allge" meiner KÖrpersch wache nnd einem quälenden Husten, wie sich dieses bei allen Kpidemieen dieser Art gezeigt hat, wo sich mir, gegen letzteren, die Anwendung der Elix, anticatarrhaH. Hufelandi als sehr wirksam erwies«

^ 125

Ret äem iteten Wedisd der Witterang: in den ertten Ta- ^en det Monate März war, als intercarrirende Constito- äon, die rhewnatM^ Torberrschend , nnd (wie gesagt) nach fast ganslicbem Vencbwondenseyn der Ini]iienza lit- ten jetzt Viele an einfachem Katarrh nod andern rJieitma- iUehen Affectionent die sich durch reifsende Schmerzen in den Maskeln der aa(seren Glieder, der Schultern j' Anne, Schenkel etc. zeigten; hin nnd wieder herrschte der Ty^ pkiu nervosHSy eine Erscheinung, die der Ton anderen miasmatischen Krankheiten, namentlich auch der Influenza, häufig folgt, wie ich mich durch, eigene , lange Erfahrung fiberzengt habe. »— Im zweiten Drittel dieses Monats, ge* gea das - Ende des Wintertrimesters , zeigten sich diese ^beamatischen Schleimbanta£feetionen mehr als Angina cn- imrhdlis, wobei namentlich das Zäpfchen und die Alan- de litten, die sich aber naeh wenigen Tagen, bei gehö- riger Diät und Warmhalten, doreh rdehlicheB Aosworfj ohne alle wettere Arzneii entschied»

4.

Monailicher Bericht

über

denOemmdhiitisUitaniy Oehurten und Todeefatle von Berlin*

Milgetlieilt

mu» den Akten der Hyfeland^schen med*'cUrurg. OeeeUsdiafi. Mit der dazu g^Mgen Wittervng$ -- taheUe.

Januar^ (vom 4ten Februar bis Sien März.)

Ceber die Witterung rerweisen wir auf die beigefdgte TafeL

Es worden gelteren: 402 Knaben^

392 Mädchen,

794 Kinder.

126

I

£• ttarbeo: 220 männfichieir,

172 weiblichen Gesdüecfeti ttbeCi und 285 Kinder anter 10 Jahren.

- 677 Personen* Mehr geboren 117«

Im Febrnar des tergangenen Iahtet wurde»

* gebogen: 452 Knaben,

381 Madchen,

*»^»— ■Ulf

853 Kinder. . Ba ttaibeor; 170 männlichen,

134 weiblichen Gesdileehta ^her,'

. «nd 302 Kinder tmter 10 Jabrtn.

' ' > ' " ' .606 Personen.. . .

Meht gebosoati 227.

Im Verhältnifs zam Monat Febrnar "des vorigen Iah« res wurden im Febrnar dieses Jahres weniger gebofen 30 und starben mehr 71«

Mit diesem Monat Verschwand die im vergangenen Monat geherrscbte Grippe, 'doch mehrten sich die Kran« ken, so an den Fpigen derselben litten; namentlich wa-r ren Leiden der Btöhchien , Pneäinonien nnd Con- gestions - Zustände tfiicht selten, so wie nervöse Fieber, Gegen jBnde des Monats nahmen die Knnk&diten 'tonn 'gastrisch - rheumatischen Charakter an« von Aossohlags- Krankheiten zeigten sich nur Urticarien^ nnd zwar sehr Jianfig, noch Pocken waren nicht sekerr, ca starben darab 8'Personeni unter denen 2 JSrwadbfeng» .

« ^

w 127

Spttit'tle Krankkttian.

AnEnt]

:d«T-id

te^Ä'. ......

Ma Skrophcfn und DrÜiaiiknnUitil

Ab Sdiwüinmen.

Ab 6p|uniw»SFniiclit .

Am WiorrLopf

Ad HluikliiuteD. . ,

An dsn Pockaa .

An dpr hnitigeb Bräune C'

An di^F t^elüjriiaBtEimdiiHE An (tu LanuenfiitiiiDdoni- An der llnlerl>'ih>«nliiüidii..„. Ab drr RalicBlzundunc (AiaunsJ An Brnilenteiuiiliing. EatziindoBaiSsb» . An der liiinpn , , Ah NsrrenAtbei', AiB Sobli-ioüiibn. . Am KindbEltficb«. . . Am abHliRDden s. gcbleicbFi

Aa oniiisiiiA>n F >hl«ii

A. or|.n. Feldern iin C .

An oTB«ni<iheii Fehlem dei Ueneni. Ata BnicIiBahadeB , - . .

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Am MuTlirk..» Am Bnitkieb« Am Bntd

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Jahf-bücW Jm BrMtlkhen Fereim tm UimAm. II, •Mr-

gang. Kurze litteräriicht Ahiäitgelt.

Jt. Kütlmer, Mediciniiche Ptiatnonu%eJogie, 2. Bd, Iiäwenhardt, Oiagnaitüch-praktüctte MlumiBuiifftn aa» il«fn Gtbiete der Medicin wui CMrviyic. 1. TA. XiR«rnIirunnefl.

O. C. L. SigwitTt, Ueherttda itr m> KhiiffrfiiA WSrtrmlerg und den ri»grtn»tndtm Oegendm lt~ pniUichm Ümentlurnner. Fr. J.'Rtrgt, Die Sthaxfel^u^m luid Bäder

LaagenWäcitn im Grofgheraoglhum Baden. J. M. A. Prohtt, Die ZaüeiAaiuer SAwefttifudten. . Aicdemisc Berti* J. Bruener, dt Msiculitnm mmgiM» Mhm cbter-

Schriften der ünivertiiät zu

« mtcraftopicae.

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C.W. Hufeiao d's

Journal

deir

practischen Heilkunde.

FortgeseUl

von

Drt Et Osanu;

ordentl* Professor der Medidn an derUniTerritatnnd der med»

diirurg/Academie für das Militair za Berlin, ptrector des

Mi. Foliklin. Institats y Ritter des rothen Adler- Ordens drittel

Klasse und Mitglied mehrerer geldbxten Geselisciiafleiv»

€frau, Freund, ist alle Theorie, Jhdi ffrim dee Lehen» goldner Bauntm

Qöihe.

III. Stück. März. Berlin.

Citdrackt und rerlegt b^ G. Retmer«

I ' I

üeber

die Qaarantame-Änstfilteirza

Marseille«

Vom

Geheimen Medicinalrath Dr. Link

zu Bertin*

(Vorgetragen 4. 17. Febr. 18.^7 in der Hafe1anä.med« chirnrf^

Gesiillscbait za Berlin.)

A.U ich im Jahre 1833 eine 'VVooha in Att Quarantaine auf der Insel Zantbe und nachher 14 Tage in der Quarantaine zu Triesl gesesseo hatte, las ich bald darauf in dieser GeselUchaft einen Aufsatz über die Quaraixfäine- Anstalten gegen die Pest überhaupt vor. *) Ich suchte be- sonders einige Vorurlbeile über Desiofection za berichtigen, unter andern über den Nutzen des Wassers und des Waschens, den man in der Ferne sehr hoch anschlägt und der in allen Quarantaine- Anstalten sehr gering geachtet wird. Man sej, yermutbete ich, auf den ge- ringen Nutzen des Wassers gar leicht durch

*} Jonni» d. pr; Heilk. Bd, LXXVIIL- $(• 3. 8. 10.

AS -

^ 4

die BeraerkbBg gekommeD, Jab unter deDTv-li keo, die sich oft baden nnd waschen, die Peäl« deDDoch am meisten wiithet. Ich zeigte, dafall die DesinfectioD in jenen Anstalten in eioali Oxydation bestehe, die al]#r fast allein dorck |t Lüftung und nur in wenigen Fällen dorchye^ sengen und Verbrennen ausgeführt werde«

Als ich im Vorigen Herbst in Marseilli war, yersäumte ich nicht die Quarantaine-Aa* stalten, so Tiel es erlaubt ist, sa beanchen asd mich nach allen Umständen zn erkundigen«, Idi that dieses um so geflissentlicher, da man is allen Häfen des mittelländischen Meeres ubA Marseille verwiesen wird, als dem SeehafeB|- wo die besten Quarantaine- Anstalten sich be- finden. — - Und das ist allerdings richtig, Sis haben einen gröfseren Umfang, als in irgend einem andern Seehafen^ auch sind sie, so ^M sich Ton aufsen sehen läfst, f^undlicher nad bequemer, als man sie sonst sieht« Das« kommt noch ein Umstand: Marseille läfsC al- lein SchiiFe zu, welche Pestkranke am Boid haben, da man sonst Schiffe, auf denen dis Pest wirklich ausgebrochen ist, überall, sogar zu Triest, abweiset. Darum steuert jedes Sdn^j sobald die Pest darauf aosbiicbt, sogleich naä Marseille«

Ich begab mich zur Cons!gne in Miaiaeille; um zu fragen, ob es nicht erlaubt sej, mit den gehörigen Wächtern, die ich sehr gern Jieiah- len wolle, in die Anstalt selbst hereinsageben«* Man Terneinte dieses, wtnn ich nicht einer Quarantaine mich willig nnterwerf«! wolllt. Dazu konnte ich mich nun nicht entecUielseBi aue dem Hauptgnmde^ wtil dieWicbter diem

. 6

für eioen strüflicbeb Vorvrit half 90, vri^ icii aus den Unterredungen mit diesen Leuten sh Marseille und anderwärts tcfaliefien mufs. Dar- aus folgt dann ^eine ungewöhnliche^ neckende Behandlung. Ich erzählte den Herren in der Consigne, dafs man zn Triest einigen Bankiers erlaubt habe, zu dem damaligen Finanz-Direk-« tot des KcSnigreichs Hellas in sein Zimmer in der Quarantaine zu gehen , worin ich mich auch befunden 9 allerdings mit Wächtern toq beiden Seiten, um jede Berührung der Klei- dungsstücke zu Terhindern. Man würde dieses nicht anders erlauben können, meinte ^man^ als wenn der Marine-Minister es befehle^ auch %^j eine grofsere Strenge nöthig, weil man wirk.-* liehe Pestkranke aufnehme. Die Consigne zu Marseille liegt am Eingange des Hafens, da wo mt in die Stadt tritt, an einer Ecke auf' der Nordseite und ist übrigens so eingerichtet ^ wie ich sie an vielen Orten gesehen habe. Da man wegen des sehr vermehrten Verbrauchs der Baumwolle in unsern Manufakturen hier und da Besorgnisse hegt, als ob man in den Häfen des mittelländischen Meeres nicht streng genug sey, da auch vielleicht Viele nicht Gelegen-» beit gehabt haben, das Verfahren zu sehen; so will ich die Strenge beschreiben^ mit der man hier und anderwärts verfährt.

Jedes Schiff, welches auf der Rhede tob Marseille ankommt, mufs unter der Insel Po- megue, etwa eine Stunde von der Stadt, vor Anker gehen. Es fährt ihm dann ein Boot ent-» gegen und erkundigt sich, woher das Schiff komme und was es für einen Pafs (patent) habe. Ist nun die Antwort, der Paus sey rei*" Coet)i so erlaubt man dem Schiffi-Capitain, in

Wächtern nach der Consigne zn fahren; aoälii

kommt ein Wächter an Bord, um allen Ve^lta kehr mit andern SchiiTeD zu verhindern. Du ISi i'onsigne ist ein eckiges Gehäude; um zwcle Seiten desselben läui't ein bedeckter Gang, aoflc ivelchen man durch einige Stufen sogleich Tomli Boote aus kobimen kann« Er ist wohl Ter- schlossen und von dem übrigen Gebäude ge- sondert« Gegen das Geschäftszimmer befiodet sich auFserhalb ein Gitter, so dafs man aui einem Feniter des Zimmers nach dem Gittar sehen k<inn. Vor dem Gitter breitet nun Schiffs -Capitain seinen Pafs aus, welcher voa dem Geschäftszimmer aus gelesen wird* Aach mufs der Schiffs- Capitain auf manche Fragen antworten; er mnfs die Zahl seiner Matroaei angeben y ferner Namen, Stand und Geburtsort der Passagiere auf dem Schiffe, und nun wirl entweder der Verkehr ganz freigegeben (prati- c|ue libre) , oder es wird eine Quarantaine tob 8, 14 bis 30 Tagen ausgesprochen. Die Scbilfft' leute ])allen ihre Quarantaine auf dem Schiffe, weil sie beim Anniaden derWaaren seyn miia* sen, und das Schiff bleibt bei der Insel Poine- gue liegen , bis die Quarantaine beinahe To^ über ist; in den letzten Tagen darf es in dea Hafen einlaufen , mufs aber beim Eingange auf der Südseile liegen bleiben« Der auf dem Schiffe angestellte Wächter mufs die Quaran- taine luidtiachen und wird Terhaltnifsmälsig Ton dem Schiffer bezahlt. So sah ich es io i^Iarseille und so ist es auch, nur mit Lokal- Acnderungen, überall in den Häfen des mittei- len Ji^cheu Meeres« Jedes Schiff wird auf diese Weise empfangen, es komme woher es wolle, und der Schiffer mufs immer nach der Con- ^i^ue fahren, die nach der überall im mittellan-

SicIieB Mter» henrtcbendeD itaIieDffdb«u Spmdie '4miio di s&oita oder ka» la saoita beiftt. Die Sacbe ist, 'wie xnao sieht » sagleich eine Poli* lei'-Malsregel geworden. Nur die Kriegsschiffe i^nelben Nation machen eine Ausnahme; der Capilain giebt auf sein Ehrenwort an, woher »r komme und wie die Gesundheit der Oerter beschaffen gewesen, wo er Verkehr gehabt*

Alles dieses ist aber nur der Fall, wenn ias Schiff von einem reinen oder Terdächtigen Otim kommt. Ist es aber, wenn auch nurkurse TMtp an einem Orte gewesen, wo die Pest wirklich ausgebrochen ist, wie jetzt zu Con« BtaotiDopel, oder sind gar Festkranke am Bord, ■o wird der Schiffer nicht zur Consigne gelas- eeby eondern er muls sogleich zum Lazareth fobren, um dort seine* Angaben zu idachen« Auch die Peelkrauken werden ins Lazareth ge« bracht. Die Waaren behandelt man rerschie* den, die giftfangenden kommen nach dem La- saretb, die weniger oder gar nicht giftfangen« den kommen in das Magazin auf Pomegue.

Das Lazareth liegt an der Nordseite der Stadt, -und zwar an der Bay, Ton welcher der Hafen ein Arm ist. Es nimmt einen grofsen Umfang ein und ist überall Ton einer hohen IVJaoer umgeben. Wenn man durch das grofse Thor binebgegangen ist, so sieht mav rechts und links die bedeckten Gänge mit den Fen- stern, aus denen man sich mit den im Laza- reth eingeschlossenen Personen unterhalten kann. Ein zweites Thor trennt die beiden be- deckten^ Gänge ^ damit nicht die eiogeschlosse- oen Personen mit den aufserhalb befindlichen in Berührung kommen« Ein grofser freier Platz

r- 8 -

nimmt den ionern Raum eio; dort sielit man das Haus des Kommandaoten , der ein ausgor dienter See- Offizier ist, so wie die Häuser an- derer Beamten, auch einige Restaurateara u. dgL, ferner die Wohnungen für diejenigen, -welche eine strenge Quarantaine halten müssen, uod diejenigen , welche eine gelinde zu halten ha- ben; beide gehörig getrennt« In Triest hat man zwei Quarantaine-Anstalten, die eine stren- gere auf der .Nordseite der Bay oder der soge- nannten deutschen Seite, die andere gelindere auf der Süd- oder istrischen Seite. Ein langer Tisch trennt nur die Eingeschlossenen Ton den aufserhalb Befindlichen, und oft ist ea ao Toll, dafs man nicht ankommen kann, besonders wenn die Speisen gebracht werden, welche man aus der Stadt holen läfst* Der Prior, so faeifst der Kommandai/, kommt dea Morgens ins Geschäftszimmer, weil er nicht in der Qua« rantaine wohnt, welches mancherlei Unbequem- lichkeiten veranlassen kann. Die Plätze zum Spazierengehen sind viel kleiner, 'ala zu Mar- seille. Allerdings ist die Aussicht auf den Molo zu Triest, der zum Spaziergange zuweilen er^ laubt istj aufserordentlich schon, aber der Molo ist klein, und wenn die Borra weht, gehen die Wellen oft darüber weg. Im Anfange wird der Eingeschlossene immer von einem Guardian begleitet) zuletzt aber läfst man ihn gehen, weil er sich selbst schon in Acht nehmen wird, Jemanden zu bei^ühren, der länger eiogescblos- sen bleiben mufs«

tJebrigens gelten in der Quarantaine za Marseille dieselben Grundsätze über die Desin-' fection, wie an Triest und in andern Häfen des

Ö

I

knittellSnjIiscIieii Meeres. Der erste Grondiatx ist: das Pestgift if?ird durchaus nicht, auch nicht auf die geringste Weite, durch die Luft übergetragen; dieses geschieht allein durch Be-» rührung. Ferner: das Pestgifl haftet nur an Sachen von rauher Oberfläche, besonders an Wolle, Baumwolle, Papier» doch auch an Seide und Leder, wenig an Holz, Matten, Brot und andern Efswaaren, gar nicht an Metali, wenn nämlich die Oberfläche rein ist. Endlich das sicherste Desiofectionsmittel ist Aussetzen an die freie Luft« Die Marseiller Qaarantaine hat et nicht gewagt , Ton dem alten Desinfections- Verfahren abzugehen; sie wendet nur in einem einzigen Falle die Bäucherungen mit Chlor an^ nämlich bei der Desinfection der Briefe. Aller- dings ist es eine grofse TJDbec|uemlichkeit zu Triest, dafs man alle Briefe mufs erbrechen nnd sie mit Schwefel räuchern lassen , worun« ter man Kolophonium ii. dgl. mengt, um eine gprolsere Plamme zu machen* Das ist nun hier nicht der Fall, und man hat eine einfache Vor« aichtung zum Räuchern der Briefe mit Chlor in der Consigne zu Marseille.

Es ist eine gewohnliche Yorscbrift id allen Qoarantainen, dafs die Ankömmlinge in Gegen- iFfart des Arztes sich mit der Faust unter die Achseln und in die Weichen klopfen müsseuj^ om zu zeigen, dafs sie keinen Schmerz empfin- den. Die Sache scheint thöricht , denn , meint man, wer geschwollene Achsei« und Leisten«» drüsen von der Pest hat, wird nicht mehr um- her gehen. Aber dem ist nicht so. Es giebt in der Pest-Epidemie Personen, die, ohne ir«« geed eine Veränderung oder eine Störung unjF

I

10

VerletsoDf in ihren Verrieb tob gen su erteideBi Bubonen und KArbuokelo an sich iiaben, die «ich allmalig erbeben und leicht in Eitemgi li hergehen, auch zuweilen sldrrlo» werden, sei« tener aber unmerkbar und ohne alle weiten Folgen verschvvinden« Zur Zeit der grofaea Pest zu Marseille im Jahre 1720—21 rechnete man die Zahl solcher Patienten auf fanffeha bis zwanzig taMsend , und hätte die Pest nicht sehr oft diese Wendung genommen , eo würde Marseille mehr als drei Theile seiner Einwoh- ner verloren haben. Kranke dieser Art gingea auf Sirafsen und öffentlichen Plätzen nmhei^ verbanden sich selbst^ oder Terlangten bloe Mit- tel zur Heilung solcher eiternden oder akirrkiH sen Geschwülste* .

Ein vortreffliches Gemälde von Crenonit welches eine Scene dieser schrecklichen Pest darstellt, hängt in der Consigne zu Marseille^ wohl geeignet, um die Beamten za waroeBf dafs sie ihre Pflicht nicht aus den Augen sei« zen» Auch hat jene Pest erst den jetzigen Qua- rantaine-Anstalten ihre strenge Form gegeben*

Qoarantaiae-r Anstalten hatte man aehon in der Mitte des siebzehnten Jahrhunderts. In der Pest-Ordnung, welche der berühmte Wienerische Arzt Managhetta als Manuscript 1665 hinter- lassen und welche nachher ein ebenfalls be- rühmter Wienerischer Arzt Paul de SorbaÜ 1679 herausgegeben hat, heifst es (Aasgabe 1729 S. 38): ^^Da aber einer von* einem pest- süchtigen Ort abreisend , wichtiger Geschäft halber , in die Seuchbefreyte Stadt und deren Borgfried oder Vorstadt »ich einsulassen biH

- 11

felirle^ soll ihm die EJokehrung ehender nicht rergüottiget und zogelasteo werdeo, er habe daoD den anschuldigen Verdacht des anstecken- den Giftes dorqh StiUIigen an einer gewissen iiod ausgezeichneten Walbtadt eine geraume Zeit erwiesen. Hierzu erfordert die Wienneri- scbe Ordnung nur 14 Tag, die vorsichtige Stadt Venedig aber ganzer 40 Tag, uud solches ganz billig y weil die Erfahrung in Sterbens** LäuiFen genugsam bezeiiget, dafs mancher wohl 3, 4^ 5 oder mehr Wochen das anklebende Festgift in oder am Leib mit sich herum getragen, ehe es ihn krank gemacht oder ins Betb geworfen." 'Venedig hatte also, das bestätigen anch andere Nachrichten^ die ersten Quarantaine- Anstalten, «— Die 40 Tage^ die man anch in neuem Zei- ten beibehalten hat, rühren ohne Zweifel von einem Aberglauben her ; es sind die 40 Fakten- tage. Erfahrungen über die Dauer des Gifts jsn und in Körpern hatte wohl der gute Ma^ nagketta nicht, noch weniger die Venetianer, welche 40 Tage wählten. Aber allen diesen Anstalten fehlte es gewifs an den gehörigen Einrichtungen ; dies beweiset das Eindringen der Pest durch die Quarantaine- Anstalten am £nde des 17ten und im Anfange des 18ten Jahrhunderts« Noch im Jahre 1730 hagiKeyfs^ 1er in seinen Reisen von den Anstalten zu Ve- nedig, man müsse sich in Acht nehmen , wenn man die Anstalten besehe, dafs man nicht un- ter diejenigen gerathe, welche Quarantaine hal- ten müssen« Ein Hauptgrund dieser Vernach- lässigung war, dafs die Aerzte selbst nicht an ihren Nutzen glaubten, dafs sie die Pest Toiri Wetter, Nahrungsmitteln, Ausdünstungen u. dgU entstehen Uefsen, besonders aber, dals sie mein-

^ 12 •*

ten» Bia stecke clarcb die Laft an« ESo« foldit Vernacblätsigaog brachte auch die oben erwähnt» Pest nach Marseille. Ee war im Januar 1720^ als ein Kauffahrteischiff, CapU Cbatand, Toa Sldon in Syrien abreiste, wo bald nachher dis Pest ausbrach« Chataud war Tom Sturm ge- zwungen, in Tripolis einzulaufen und sein Schiff 'auszubessern , so dafs er erst im Alai sa Mu- eeille ankam. Er hatte einige Todesialle aa Bord und Termuthete selbst, dafs es die Pest sey, denn er schlofs sich in seine Kajüte eia und gab von dort seine Befehle. Chataud s^igte bei seiner Ankunft die Sache den Ober-Sani* Ints* Aufsehern aä, mit dem Bericht des Schifiih chirurgus, der an den Gestorbenen etwa» Pest- artiges entdeckt habe. Ablsr man achtete nicht darauf; man behauptete , die Krankheiten wä- ren von schlechten Nahrungsmitteln entstanden^ so dafs sich Chataud dagegen Tertbeidigea mufste. Die Waaren wurden ausgeladen^ die Kranken Tom Schiffsvolk in die gewohnlidieB Krankenhäuser gebracht und das Schiff nicht nach der Insel Jarr^ yerwiesen, wo damala die Quaraotaine war. Die Krankhext ging offenbar ganz von den Schiffsleuten und Ton den Waa- ren ans und Terbreitete sich. De^ Ruf Ton An- steckung wurde allgemein, nur ein WondarzI Cevard, der die Todten besichtigte, behauptete immer y es wäre nicht die Pest, bia er selbst angesteckt wurde. Die Mafsregeln, welche nan ergriffen wurden, kamen zu spät, die Pest stieg zu einer schrecklichen Höhe« und. die Erzäh- lungen TOn dem damaligen Zustande in Mar- seille sind Schauder erregend« In dieser Stadt, die 90,000 Einwohner zählte, starben Tom 10. JuH 1720, wo die grofse Sterblichkeit anfing,

13

bis emn 28. Mai 1728» wo die Pest gXnzItch aufborte, 39,134 Menschen, und ia der ganzen Prorence, welche 247,869 Einwohner zählte, starben in derselben Zeit 87,666 MenscHeo* Han bilde sich aber nicht ein» dafs die Mehr^ heit der Aerzte die Pest fiir ansteckend gehal- ten hätte. Keinesweges. Als die Pest za Marseille ausbrach, wurden yon der hochbe- riihmten medicioischen Fakultät za Montpellier drei Aerzte: Chicoyneau, Vtrney und Didier^ dahin geschickt, Duvtrnty und Boyer Ton Pa«* TIS und uiatruc von Toulouse. Die ersten drei leugneten alle Ansteckung und behaupteten, die Pest sey ein Produkt einheimischer Ursachen gewesen und Chataud's SchiiT am Uebel ganz unschuldig* Sie gaben gemeiDSchaflUch 1721 sa Lyon and Paris heraus: Observatioos et re« flexions- toachant la natura, les ^t^nemens |et' le Iraitement Ae la peste de Marseille. Man widersprach und so erschien Ton einem der- selben, Ton Chicoyneau, eine Lettre pour prou-» Ter ce qu*il a avanc^ dans les obseryations a Lyon 1721 und das Jahr darauf Ton demselben eine Oratio de contagio pestilenti 1722 Mons- pelii,* auch französisch« Man mufs indessen tob Chicoyneau loben, dafs er 24 Jahr nachher mit der gröfslen TJnpartheilichkeit die Sammlung ?ron Schriften über die Pest zu Alarseille auf Befehl des Königs herausgab, die den Titel führt: Trail6 des causes, des accidens et de la eure de la peste. Par. 1744* An der Spitze der Contagionisten stand der berühmte Astruo. Er schrieb zuerst : Sur l'origine desmaladies epid^- miques principalement de la peste, Montp. 1721* Dann die Dissertation sur la contagion de la peste Ton proare^ que cette maladie est re-

14

Atablement cootagietise. Tonloose 1724. bbI 2le Aufl. 1729. Diese Meinuiig wurde die alige- meioe, sie faatte das Volk für sich, und die Strenge der Quarantpine warde too dieser Zeä an zuerst in Marseille^ dann io allen Häfen dai mitteliändischen Meeres die Reg^«

~ 16

IL

Erfahrangen

über

den NotKen des kohleniaiireii

Eisens.

Voo

Dr. E. Münchmeyer

■Q Lüneborg,

In* wie Uftn das Eisen in die Reihe unserer kräftigsten Heilmittel zn rechnen sey, bedarf wohl kaum einer Erwähnung« Ueberall» wo der Arst den. Tonus des ganzen Organismus vermehren, die Maskelkräfte heben, dem arte- riellen Blate eine kraftigere Mischung geben und städuind auf die Nertensphäre einwirken will» wird er unter richtigen Verhältnissen in dem Bisen stets eins der wirksamsten Heilmit- tel finden« Abgesehen rondem aufseren Ge- brauche, kommt es jedoch bef der inneren An- wendong desselben auüierordentUch darauf an, in weldbei AUnge und Bereitung es gegeben

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wird. Wird^es in se groher nnd anbalteiiAer Dosis gegebeoi so entsteheo leicht Blutvrallaag, BeäogsliguDg, BlutuDgeo aus Nase, Langen and anderen Theilen und Neigung su wahrhaft ar- terielien Eotzünduugen« Nicht minder kann dii Wahl unpassender Präparate die erzielte Wir- kuog leicht verhindern. Die roheren Fornüa belästigen die Verdauung und Temraachea Bchneü Aufstofsen und Flatus .TOn SchweiU- ^wasserstoifgas« Dabei führen sie nur we^ ' Eisen in den Organismus ein, sondern gehsa grofstentheils mit dem Stuhle tvieder ab , wes- halb sie selten die gehörige Wirkung harrop* bringen« Ganz anders dagegen Terbält es sidi| wenn das Eisen in flüchtiger, für Jen Orgaais* xnus leicht zugänglicher Form angewandt wild» Wird es so unter richtigen Indikationen beige» bracht, so wird nie die erwünschte Wirkaog fehlen. Am schwersten werden' ionerlieh dii Limatura martis, das Ferrum snipharicam, da Ferrum oxydulatum nigrum Tertragen; xn des leichteren Formen gehören die Terschiedenei Tinkturen, die Flores salis ammoniaci xnartia- les, das blausaure und yorzüglich das kohlear saure Eisen. Bei den Tinkturen, widche eiae^ seits so leicht sind , dafs sie selbst io grS&em und lange fortgesetzter Dosis die Yerdanimg nicht angreifen^ ist andererseits doch sn bemer- ken, dafs sie wegen ihrer Schwäche oft dea Zweck verfehlen und nicht immer di^ er- wünschte Heilung hinterlassen* Einige der an- deren Präparate sind zwar kräftiger^ wirken aber auf die Dauer feindlich auf die Verdaoang ein. Das Eisen in Verbindung mit .der Koh» lensäure vereinigt in sich die . erwünsehtasta Eigenschaften. ' Es durchdringt in dieser flfieh^ tigen Form rasch den Organisoiaa vnd ontfidieC

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krÜftig seine ipedflscho WIrkddg auf dat Nei^ yensjalem und das arterielle GefSfssjitera ; et belästigt^ selbst in gröfserer Dosis, durcbao» nicht die Verdaauogsörgaoe. Das beste Zeug«- nifs hierfür liefern die natorlicheo Eisen- oder Stahlwässef, io welchen sich das Eisen iikVer^ bindong mit der Kohlensäure TorGodet. Jähr- lich kehren Taulende aus diesen Bädern cnriick^ Tfelche sich Ton den schwersten und hartnäk» liigil^n Uebeln iheils TÖllig genesen, theils he* deatend gebessert fühlen. Wenn aber aach diese natürlichen Wässer am höchsten stehen und weder Ton deo künstlichen Eisen wässemy noch Ton irgend einem Präparate der Officinen jemals erreicht worden sind, so läfst sich doch nicht leugnen, dafs das durch Kunst gewonnene kohlensaure feisen sich ebenfalls heilsam genug erweisen kann und da, wo der Gebrauch der eisenhaltigen Heilquellen unmöglich ist, sur Anwendung aufforciert. Zur ferneren Beetäti« gong dieser gewifs schon vielfach von Anderen gemachten Erfahrung möge Nachfolgendes die- nen. Bevor X ich jedoch etwas Weiteres über' die Wirkung anführe, glaube ich noch Einiges über die Art und Weise der Anwendung deH koblensanren Eisens andeuten za müssen.

Statt das Präparat 20 wählen, welches sich in den meisten Apotheken als Ferrum oxyda* tnm' siibcarbonicum oder Subcarbonas Ferri Tor» findet, ziehe ich eft Tor, es gleichsam von den Kranken selbst 'verfertigen zu lassen. Denn jenes Präparat der Apotheken enthält bald nach seiner Bereitung wenig Kohlensäure ; *es wird an der Luft schnell zersetzt und unter Einbufse seiner Kohlensäure in ein Eisen -Oxyd -Hydrat mit niir getingiem' RütkstAhde von ' Kohlensäaxe Jmsm.'LXXXir. B. S. 8L B

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T^rwaadelt« äh wirklich koblensanret EiM dagegen gelaogt et in den KSrner^ wenn mia es nach der Vorschrift des Dr. Meurwr in Drt» den ^) auf folgende 'Weite Terordoet : Baci Ferr. solphuric. cryst, gr» jj (jjj)» Sarchar. alk Setup, ß, M.f. p. Disp. taL dos« No. XII. D.& No. 1. «^ Rec, Natr. carbonic« acidnl« gr« jj (jjj), Sacchar« alb. tcrop. ß^ L p* Diap. ttL dos. IVo. XIL D. & No. 2. Ana jedem Pack- eben läfat man znr Zeit ein PnWer far aiäi mit Wasser anrühren, dann beide suaammant giefsen und ao nehmen. Durch dieae Zntem* meomischnng bildet sich kohlenaanree Pitia und schwefelsaures Natron. Dea letsteren Yfitm kung neben der des Eisens ist, obgleich nidü stark i doch gewils in den meisten Fällen gav erwUoscht« Die Dosia dea Eisena m dtotsr Form mag Tielleicht etwaa gering eracheiati^ da man meistens die Vorschrift findet, eiasn halben bia gaoxen Skrupel pro Doai aod aethsl darüber an geben« Die Engländer gehaa noch weiter und geben ea bis an mehrenn Drachmen zwei- bis dreimal täglich. **) A* IMson gab es selbst zu einer halben Uoae alla swei Stunden und Blacktii liela acht Ubub ja einem Tage ohne« Nachtheil Terbrancheik In« dessen spricht die Erfahrung dafür, dafa in obi» ger Form daa Mittel bei weitem kräftiger ist und eben so Tiel kohlensaures Eiaen enthS^ alt eine, rielfach Tergrollserte Gabe dea tiocfc* neu Präparats« Ich habe mich noch nicht fe» zwungen gesehen, die Doaia mm Teratärkaa,

») SOmUtes Jahrb. ISSd. M. CC. Pag. II. «• TiHil. Biichof Haadbodk te ArmsiaitttlUiei U. ffi 723.

^ NeDe Sand, awml, AUaadL U Xm» K 111^

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den erwHoschteB Errol^ so bewlrkao, obgleich ich sie stets nui^ ein- bis sweimal, höchst teU ten dreimal aa einem Tage Dehmeo liefs. «^ Ich werde )etst einige Fälle , ia denen ich die gote Wifkang des kohlensaaren Eisens besoo» äers heryortreten sahi anreihen»

Gewisse amenorrhoische Zustande , bsi denen alle krankhaften Erscheinungen die toni» •irenden Heilmittel erheischeni passen sich to^' BÜglich f&r den Gebrauch des kohlensauren Ei» MOS. Ausgeschlossen miissen hier diejenigen Amenorrhoeo werden , welche durch orgaoi* sehe Verbildungea der äufseren oder innereo Geschlechtstheile^ so wie durch bedeutende De« Btmktionen der Abdominal -Eingeweide bedingt eiod, eben so diejenigen, welche zwar aus det allgemeinen Gonstituiion entspringen^ aber mehr den sthenischen Charakter haben und bei Sub«> jekten Torkommen, bei welchen sich eine übef» wiegende Thätigkeit des arteriellen Sjstemi seigt. Ich rechne hier dagegen besonders die Fälle her, wo eine wirkliche Asthenie als Hin« dernifs der Menstruation auftritt Wir finden dies bei aarten, gracil gebauten Subjekten, mit blasser Gesichtsfarbe, bei denen die voUstän* dige Ausbildung des ganxen Korpers durchaus noch nicht zu Stande gekommen ist, bei deaen das arterielle Gefafssystem mehr in den Hinter- grand tritt und das Nerrensyslem sich sehr reizbar zeigt. Daher pflegen hier krampfhafte Beschwerden den höchsten Grad zu erreichen and am Ende doch gar keinen oder nur einen geringen blafs gefärbten, schleimigen Ausflufs aas den Geschlechtstheilen zu bewirken. Es •lad dies solche Zustände, welche wir liber- banpt natar dem Namen der Chlorosis begrei*

B 2

«» 20 «-

fen. In diesen Fällen, ist das Eisen ein gi- rühmtes und allbeksDotes Mittel; es Tennehrt den Graor des Bluts nod giebt dadurch dem ganzen Organismas mehr Tonus« Die Blatge- fäfse bekommen mehr Energie, ihr Conteotooi fortzutreiben, und die Nerren mehr ThätigkeiL allen ihren Funktionen kräftiger TorzusteheD.*) So sehr sich diese Wirkung des Eisens über- haupt bestätigt, so ge^ifs ist es doch anch^ wis ich schon oben bemerkt habe, dafa Tiele Pii- parate desselben theils zu schwach wirken^ theils wegen schädlicher Einwirkung auf die '■ Verdauung nicht lange genug fortgehraacht wer» \ den können. Den gröfsten Ruhm in diesen Za<r ständen haben die Heilquellen Pyrmont , D»* bürg, Brückenao, Bocklet n. m. ••

m

Nicht minder aber habe ich die knftigp Wirkung des kohlensauren Eisens in oben er- wähnter Form zu rühmen, da es sehr ras(Ä diese Zustände hebt und nie, wenn' nicht wirk« lieh organische Veränderungen rorhanden sin^ üble Folgen nach sich zieht. Wenn der Zweck der Kur in so fern nicht immer Tollständig er- reicht wurde, dafs die Menses sich einsteUtSBi so hatte dies seinen Grund im Mangel der gas« zen körperlichen Ausbildung. Das Verschwin- den der übrigen krankhaften Beschwerden b#-

*) Wendt fuhrt bei seiner BiatbcDoBg der Cblsraii tine Art an , die sehr zo unterscheiden iit. Sie ssB iliren alleinigen Grand in einer erhöhten En^fiad- lichkeit des NerTensystems ^ darcbaas niefat in eizon primären Gesnnkenseyn des irritabeln Lebena Üea ond grofse Tendens zer Zebrform «eigen. Hier sol- len statt des Eisens ond der anderen Tonica nnr die* ienigen Mittel passend seyn » weloh^ den B besehranken, ohne die Gegfstbiti^wtt an Um« Mogax. Bd« 4S. H.

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stStIgfe inclelii gtim^am ien berrllcbeD Eioflub des Heilmittelt» Ohne Tielo Fälle hier aozu- fuhren, "werde ich nur zwei erzäbIeD, die mir besoDder» herrorstecbend «cbeioeD«

1) Sophie K., 20 Jabre alt, Ton leoko-

Ifhlegmatitcbem Habitus, bekam im fanfzehoteo ahre zuerst ihre MenslrualioD« Diese kehrte mehrere Male unter bedeutenden Beschwerden wieder; jedoch war der Ausfluft jedes Mal sehr gering und hielt nur ein bis zwei Tage an« Darauf blieben die Menses allmälig fort» wie die Umgebung meinte» in Folge einer Erkal- tung« Jedoch schienen mir besonders die Ver- hältnisse» in denen das Mädchen lebte» Schuld daran zu seyn. Sie gehört einer sehr armen Familie an, bat stets nur schlechte Nahrung ge« habt» dagegen sich oft schweren Arbeilen un- terziehen miusen. Von der Zeit her fing sie an zu kränkeln» bekam eine blasse Gesichts- farbe» litt hin und wieder an Ohnmächten und krampfhaften Beschwerden. Diese Zufalle hat- ten in diesen yier Jahren beständig zugenoin« men» In der letzten Zeit hatten die Kranke die Krafte wollig Terlassen, so dafs sie mei- stens im Bette bleiben raulste* Häufig litt sie an Ohnmächten» die mit starkem Herzklopfen anfingen; diese wechselten mit förmlichen epi- leptischen Anfällen ab* Sie war beständig müde, wurde aber während des Schlafs» besonders in der IVacbt» yon schweren Träumen gequält. Kopfschmerzen rerliefsen sie fast nie ; ihre Ge- müthsstimmung war sehr trübe» so dafs sie häu- fig weinte^ ohne den Grund davon angeben zu können. Ihr Appetit war sehr mäfsig» die Darmansleerungen kamen regelmäfsig» enthiel- ten aber Tiel Scldeim« Wegen der äufseren

^ Sit --

I

Verhältnisse 4er -KranXeo^ welche nlchl gebeii sert vrerden konnten^ schien die Prognose niclil hasoodiirs giiostig gestellt werden' cu konneik Um desto mehr mufste der Erfolg Hberrascbei. Nachdem ich die Diät^ so weit et eich thm liefs, geregelt hatte, verordnete ich ihr 12 6s- beo des kohlensauren Eisens in ohiger. Formt Ton denen sie täglich eine nehmen sollte. Ab diese Terbraucht waren t war der Erfolg schal sehr bedeutend. Die Kranke lählte eich bei weitem stärker, konnte den ganzen Tag aeÜMi dem Bette seyn, hatte nur hin und wieder Ai" Wandlungen Ton Ohnmächten ; die epileptiKhca Anfalle waren ganz ausgeblieben^ der Ko|ifr schmerz hatte sieh sehr gemäfsigt, Bia sdilisl ruhiger, der Appetit wnrde besser, die Dar»^ Ausleerungen waren dunkler, nicht mehr Schleim gemischt* Während dee jSobraochs der zweiten Verordnung Ton 12 DoseOj welds ich jetzt machte, war der Erfolg noch spre- chender. Die allgemeine Besserung nahm wäL jedem Tage zu, und am achtzehnten Tage im Kur stellten sich unter Kreazschmercea die Menses ein, obgleich nur eine unbedaateadt Menge Bluts sich entleerte und sie schon am dern Tage ausblieben. Während dee Gebraochs der andern sechs Dosen der zweiten Tcvoid* nung verschwanden die übrigen Krankbeil»" Symptome gänzlich, so dafs eine dritte Ver- ordnung nicht nothig wurde» Die Kranke war jetzt wieder heiter gestimmt, ihr Gesieht ceigle mehr Farbe; der Appetit und die Verdanaag waren gut; Kopfschmerzen stellten sich nicht mehr ein, Sie hatte ordentliche Kräfte wieder erlangt, so dafs sie ihre gewohnlichen Arbeiten, selbst schwerere^ jetzt gut verrichten konalei Ton Ohnmächten ond kr^^mpfliaAeit AniaUiB

23 •»

hMe sla Dlctift mebr bemerkt. Ifacfa swei Bfii- taateo sab ich die Kranke zufällig wieder. Sie tabmte ihr Befiodea aufserordeotlich, halte nicht eiDmal eioe Aowandluog too Ohnmacht oder Hersklopfeo wieder gehabt« Ihr gutea Ansaeheo bestätigte diese Aussage TÖliig.

2) Elise P.f Tiersebo Jahr alt, ist aus- einer Familie, in welcher die Chlorosis förmlich erb« Höh sa seyn scheint, indem swei ihrer Schfre« Stern diese Krankheit im höchsten Grade ge* habt haben. Bis in ihr dreisehntes Jahr halle •i« sich immer wohl befunden. Dann fing sie an SU kränkeln, verlor die Kräfte, bekam ein bleiches Aussehen« Als dieser Znstand nach einem halben Jahre immer bedeutender wurde,, nahmen die Eltern meine Hülfe in Anspruch. Ich fand in der Kranken ein cartgebautes, •chwäcbliohes Mädchen, mit dem ausgeprägte« eten Bilde der Bleichsucht. Sie war sehr ma- ger, die Farbe ihrer Haut war- nicht allein blab, aondero spielte, wie man es bei den höheren Graden dieser Krankheit findet, etwas insGelb- griine. Sie besafs kaum so viel Kräfte, um sich auf dem Stuhle sitsend au erhallen ; be- wegte sie sich, so trat Hersklopfen ein; stand sie auf, so wurde sie ohomächlig. Heftige Kopfschmersen, 'vollige Appetitlosigkeit, leerer, trequenter Puls begleiteten diesen Zustand« Sie erhielt das kohlensaure Eisen täglich in zwei Dosen xu nwei Gran« Als sie zwei Wochen hindurch dies Mittel gebraucht halte, trat der erwünschte Erfolg schon ein. Sie bekam wie- der bessere Farbe ^ hatte so weit ihre Kräfte wieder, daCs sie kleine Spaziergänge im Freien «nternehmen konnte; selten trat Herzklopfen (ün^ nie wurde sie ohnmächtig« Der Appetit

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batle sich bedeutend eingestellt NAch Vetlsrf der sweiten vierzehn Tage fiiblte ^ch Palien- tin Tollig wohl, hatte eine gute Gesichlsfarbei war ganz frei von Kopfschmerzen und Hers* klopfen. Der Puls 'ging kraftiger und voller» Die Mutter erhielt nun den Auftrag, das koh« lensaure Eisen so lange als möglich fortzuge- ben. Nach abermals viei^ebn Tagen horte sie indefs auf^ durch das Wohlbefinden der Tech* ter dazu veranlafst. Dies schien zu fKib n aeyn. Denn nach Verlauf einiger Wochen ver» lor die Kranke wieder ihren Appetit, ohne dies durch irgend einen Diätfehler veranlafst za ha- ben, die Gesichtsfarbe wurde bleicher und -die Kräfte fingen an zu schwinden« Es wurde so- gleich wieder zu dem vorigen Heilmittel ge» schritten und schon nach drei bis vier Tagen kehrte der Appetit und mit ihm sehr 'bald das ganze Wohlbefinden zurück. Jetzt ist wieder ein Monat verflossen, die Kranke hat bestand^ das kohlensaure Eisen genommen und ueh ver- trefflich dabei befunden, so dafs sie Sbef nichts zu klagen weifs. In der letzten Zeit haben sich öfier Kreuzschmerzen eingestellt, Was wohl auf baldiges Erscheinen der Menatmation hindeutet«

Der Nutzen des kohlensauren Eisene in rbeuiDatalgischen und neuralgischen Zuständen ist längst beobachtet und durch die Erfahrnng berühmter Gewährsmänner bestätigt. Vorzug- lieh rühmen Einige den Nutzen desselben ge« gen den Gesichtsschmerz. ^^ Jedoch scheint es gegen den eigentlichen FothergiÜM^ibtn Geaichti-

*) Nene Samml. auserles. Abband!« XYIL Mr. 115: Vü. psg. 3ie,

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•ebnen keine Kraft su haben, sondern bat sich bis jetst noch immer ohne Erfolg gegen dieses furchtbare Leiden gezeigt. "*) In nacbfolgendem Falle Tertrieb es gleichwohl vollkommen den Gesicbtsscbmerz, der sich jedoch nicht als Pro- sopalgia FothergUIi zeigte«

Die Frau des Kaufmanns T. in Bf der Periode der Gessalion nahe, seit einer langen Reihe Ton Jahren an ausgeprägter Hysterie lei- dend, wurde schon seit längerer Zeit Ton Ge- sichtsschmerzen geplagt, welche Ton der linken Snpraorbitalgegend ausgingen und sich über die linke Gesichtshälite verbreiteten« Seit drei bis Txer Monaten waren diese Schmerzen sehr bef« tig geworden. Der dortige Arzt halte dagegen Mervina, AntiarCKritica und das Chinin verord- netp aber keinen Erfolg gesehen. Als das Allge« meinbefinden sich immer schlechter zeigte, Wurde mein Vater, der lUedicinalrath iU«, als zweiter Arzt hinzugerufen. Er fand die Kranke in einem sehr aufgeregten, febrilischen Zustande. Der Gesichtsschmerz peinigte sie fast beständig, wo- durch der Mundwinkel und die übrige Gesichts- hälfie^ welche befallen war, nach unten hän- gend erschien. Nachdem durch ruhiges Ver- halten und kühlende Arzneimittel die Torban-« dene Aufregung beseitigt war, trat jetzt ein sehr kraftloser Zustand hervor, bei dem der Ge- sichtsschmerz in geringerer Heftigkeit fortdauerte. Neben einer gehörigen Diät und dem Gebrau- che von Malzbädern nahm die Kranke hier- gegen das kohlensaure Eisen. In Flolge dieses kehrten die Kräfte sehr bald wieder | die An-

*) Vcrgl. 8acK$ und Dtdh HandwÖrterb. d. prakt. Arz« nsimitUUebre. Tb. U. Abtiu U. S. 642,

fälle der Prosopalgia worden sellenrnr, bamn ders de» Nachts, uod raubten Dicht mehr, wie früher^ den nächtlichen Schlaf. JNach änem Monate wer der Gesichtaschmers TÖlIig Ter» scb wunden, die Kranke fahlte sich kräftig and klagte über nichts , als einselne nnbedeuteBde Symptome des Hjsterismusi welche sie wohl nie ganz Terlassen werden, -— Dals der 6e- sichttschmerz in diesem Falle nicht piStiÜch durch den Gebrauch des kohlensaurea Eisens gehoben wurde, wie es Ton anderen Aerzten beobachtet ist, mag. theils in der IndiTidaalilit des Falles begründet gewesen seTo, theils lag es vielleicht an der geringeren Gabe des Mit- tels. Was in Bezug auf die Dauer der Hei- iung bei solchen Gesichtsschmerzen TortbeUha^ 1er sey, ob die plötzliche, oder die allniiligp Vertreibung, will ich dahingestellt lasscfn« Ge- nügend ist es wohl, dafs die Kranke sehr bald Linderung erhielt, bis jetzt, nach Terlaof yfvk fast einem ganzen Jahre, keioeo Biekfall ge- spürt hat und während der Kur dqrchans keijoe schädliche Nebeowirknog dea Eiaeoa be- merkte«

Bei jungen Männern, welche aich aagt* strengt längere Zeit hindurch geistigen ArbeiteB hingeben, ohne in gehöriger Bewagang aad Aufheiterung den nothigen Wechsel sa eaebea, tritt nicht selten ein Zustand -von wolliger Ab- spannung des Geistes und KSrpere ein, dar eines langen Zeitraums bedarf, um wieder ge- hoben zu werden* Das Nerrensjratem , fiber- reizt theils durch die Arbeiten, theils dmk künstliche Reizmittel, Terliert zuletzt seine Eaei^ gie, um allen Funktionen richtig Torsnatahea. Von Seiten der Vardauungsorgana liar biUst

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•icb ebenfallt tio Krankheicskelm tfu , iodem wegen der aitseoden Lebeoswebe die Ver* danuog nicht mit gehöriger Thätigkeil Tor *ich flieht. Die Chylifikatioo und Sanguifikation wer* den feblerbafl. Das Resaltat Ton allem die« eem ist jener Zustand Ton Schlaffheit aller gei* stigen und körperlichen Funktionen. Die erste Aufgabe des Arztes wird hier seyn, etwa Tor- bandene Stockungen in den Abdominalorganea KU heben, dann aber überall den gehörigen To« DOS wiederherzustellen« Das Eisen ist auch hier an seinem Platze* Da indefs die Verdauung leidet, wird es besonders der Vorsicht bedär« fen, dafs man dasjenige Präparat wähle, wel- ches leicht den Organismus durchdringt, am wenigsten genannte Funktion belästigt, beson« dera nicht durch seine adstringirende Eigen - jschaft Obstruktionen herrorbringt, flieine Er fahrung, die freilich bis jetzt nur aus einem Falle hergenommen ist, spricht auch hier für den Nutsea dea kohlensauren Eisens,

Ein junger Gelehrter, ron nicht gerade kräftiger Constitution, wurde durch Umstände genöthigt, mehrere Monate sich sehr eifrig mit den Wissenschaften zu beschäftigen, Während"' dieser Zeit waren den ganzen Tag über die Bii-* eher fast seine einzige GesellscbafI« Oft arbei- ^ tete er bis tief in die Nacht hinein und suchte sich den nahenden Schlaf durch Kaife und ahn-' liehe Reizmittel zu vertreiben. Körperliche Be- wegungen nahm er nur selten Tor, So lange er dies fortsetzte, glaubte er sich ziemlich wohl KU befinden ; als er aber in diesen Arbeiten nach- liefs, trat als Folge die gröfste Abspannung ein. Die fräheren körperlichen Kräfte fehlten ihm, •o dafs er auf den Spaaiergängen, welche ejr zu

n . ^

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■einer Erbohng nnteroaliin, leicht ermüdete« Er euchte sich durch kräftige Nahmbg Wieder n stärken^ f^nd aber nicht den erwnnscbten E14 folg; auch fehlte ihm der gehörig« Appetit. Seine GesichUfarbe war blasser, tvie gewohif* lieh. Nachts schlief er fest, hatte aber hänlig«^ saweilen in einer Nacht 2*— -3 Mal eich wie« derholende Pollutionen. Statt sich am Bfoigen gehörig erquickt zu fühlen , war er bestand^ echläfrig^ so dafs er schon nach einigen, filoar den, wenn er sich einen Augenblick luhig hin? setzte, wieder einschlafen konnte« Zu elis^ geistigen Arbeiten war er gänzlich mitaiigUch. Viele Bewegungen im Freien, soDstige Ad: heiterungen, Unterlassung aller geistigen Arbsi?- ten und der Gebrauch gelind eröffnender Mill|l veränderten den Zustand nur wenig. Bau- schien etwas Besserung einzutreten, bald TW' lor sich diese wieder. Am bedenklieheten scUs« uen die häufigen Pollutionen zu sejn, die bei ihm ganz unbemerkt eintraten, dorchane niAt in Folge Ton äppigen Traumbildern. Eine se bedeutende Ausleerung dieses edlen Secreü war schon an and für sich hinreichend, nm dsa Schwächezustand nicht allein zu nntierhalteo, sondern auch' noch zu rermehren. «— Gegen dieses Uebel gab ich dem Kranken das kohlea« saure Eisen, liefs ihn aber die friihera Diät zo- gleich noch beibehalten. Dadurch wurde in Verlauf *?on drei Wochen der Zustand gebe« ben. Der Kranke ftihlte sich nach dieser Zeit irollkommen gekräftigt^ besonders da die Polio- tionen sehr bald seltener wurden, und jetzt nur noch in solchen Zwischenräumen, wie es frBber geschehen war, eintraten. Sein Schlaf war nihig und erquickend; sein Geist hatte die friihere. Thätigkeit mid Regsamkeit wieder erlangt

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Aebnlicbe ZastanSe lonnen rielfach Tor« kommen und zwar durch yerschiedeoe Ursachea herbeigeführt* Dergleichen entsteheil nach häu- figen und profusen Blutungen, dem Verluste an- derer' für den Organismus nothwendiger Saft«, überhaupt nach den meisten Proflurien. Hier wird ebenfalls das kohlensaure Eisen bald bIs wirkliches Heilmittel dienen, hald wenigstens die Kur kräftig unterstützen.

Was den Nutzen des kohlensauren Eisens gegen krebsartige Leiden anbetrifft^, gegen wel- che es besonders Ton Carmichael und If^opp er* probt wurde, so lann ich hierüber aus eigener Erfahrung nicht firtheilen. Eben so kann ich weder über seine Tor kurzem empfohlene Heil- kraft hei der Tussis convulsiva^ noch über dea ▼on Vanderburgh und Elliotson *) gerübmtea Hntzen desselben gegen die Chorea StiViti bis jetzt etwas Bestimpites anführen.

*) Nene Samml, anseil« AUi* IX« S. 482«

30 -*

UI.

-praktisclie Adversarien,

mitgetheilt

00

Dr. P. J. Schneider,

GroIsherzogL Bädisehem Mediciimlrttht lud Pl^rilni iM

Oberamts Ofienborg,

^

tm Von Jer Kran1chintS''Constiiution und dm herrschenden Krankheiten im Jahre 183S*

Piach mtinen Beobachtaogen glticht das Jahf 1835 io seinen meteorologischen VerhäUoisiM und in Bezug auf die anhaltende Trocktn)!«! und den fast unerträglichen Grad von Bitso sehr dem Jahre 1834« Wir hatten nämlich in Ar •em Jahre 124 ganz heitere find moe, 117 Schnee» und Regen- und 124 T6riiad«ilickl Tage.

Der höchste Barometerstand fand am 2. Ja* ttoar mit 28^' 3^^'^ der niediigsla dagegen m

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. October mit 26^' 9^ »taU. BeHa Ex- me gehören in meinem PbysikaU-Bezirke so a sehr teltenen.

Die> sjärkste Hitse zeigte das Thermometer I 16. Juli Nachmittage 2 Uhr im Schalten t -4* 29^ R., die etreogate Külie dagegen am . Morember Morgens 7 Uhr mit 7^ R,

Die herrschenden Winde waren SW«^ NOi^ and SO»

Das Jahr 1835, wie das Ton 1834, gebSrte den sehr tro€kenen\ der Entwicklung der tterge wachse, Gemüse und tbeil weise auch m Obste war es sehr nachtheilig. Kleine che, Quellen und ^iele Brunnen trockneten t ganz anSf und manche Brunnen in Ort* laflen mnfsten zwei und drei Mal tiefer ge-> iben werden» nm Wassermangel Torzubeugen.

Eine so stabile, durch keine sehr grelle

I plötzlich eintretende Veränderungen unter- »chene Witterungs-Constitution , wie die von 34 und 1835, konnte daher im Ganzen nur chst utrohlthätig auf den allgemeinen Gesund« itszustand einwirken, und diesen in derThat

Allgemeinen so befestigen, wie es seit zwei ic^nien kaum je der Fall war; zum wenig- m darf ich keck behaupten, dafs mir seit 14 noch kein solches Jahr Torkam, welches h so sehr durch einen so auffallend und an- Itond geringen Krankenstand ausgezeichnet tte. Denn nicht nur fanden während dessel-

II weder Epidemieen^ noch Epizootien in mei- n Amtsbezirke statt, sondern selbst die chro- .chen Krankheiten verliefen in der Regel weit li^er und erträglicher^ als in andern Jahren^ i manchem Sitcheo ward sein iuriinkelndes

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Pebeo weit langer gefristeli als et" unter entg» gepgesetzten meteorologiacben VerbältDieMn Ü Fall geweseu seyn würde. Es scheint dahd$ dafs eine beständige, warme; trockene und seUicl! beifse Witterungs Constitution dem animahl' Lebensprocesfte weniger nachtheilJg is^ als eni| dieser enigegengesetste« ' . .'A

Die Krankbeiten Tom Januar bis Endl März bestanden in leicbten galHcbten , Sabitf^ ral-, rbeuroatiscben und katarrbalischen Fiebsn^ in ächten und falschen Lungenentzündongep, n WechseKiebern und Rosen. Nur sehr seil« traten heftige topiscbe EntzSndungen anf^ wil« rend der sporadische Typhus sich hier nnd d^ blicken liefs. Von den chronischen Kraal' beiten waren Lungen - und Wassersdeht eil veraltete Hautautschläge dl« gewohnliehsteD. In therapeutischer Beziehung bewahrte uch die antigastriscbe Methode ^ auf welche gelind dia- phoretische Mittel folgten. Gegen heftige, Is-i pische Phlogosen blieben allgemeine and Silr liehe Blutentziebnngen in Yerbindnog mit itas» ken Dosen Salpeters nie ohne achnelieii aal' erfreulichen Erfolg.

Vom Anfange Aprll's bis Ende * Joah herrschten yorziiglich Sabnrral« imd 6alleafls> her, rheumatische Brustfell- Bntsiindangen, La* her- und Unterleibs - Entzündungen nnd ^«fi* discher Typhus als prädominirende UehalsejapM formen bei Erwachsenen, bei Kindern dagsgfll Gehirn -Entzündungen. Zn Ende Joni's ka^ xnen mir fast gleichzeitig mehrere Fälle Toa Morbus haemorrhagicus maculosns H^erlheß iror, welche mit wirklich gefSbrlichen^nnd kaeii zu stillenden Blutungen aus ])Iund mid HaiS' Verbunden wallen. Eben so lEeigtva aidi Ve*

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rioloiden sporadisch und ron Sofserst gubarti-^ gern Verlaufe, so wie Influenza Ton sehr ge- linder ArL Sanft ausleerende Mittel, {e nach der Turgescenz der angehäuften Gruditalen ge^ wählt, strenge Diät, zweckmäbiges Regimeh und Beförderung der Krisen durch diaph'oreti^. sehe Mittel mit mehr oder weniger örtlichen Blutausleerungen entsprachen vollkommen dem. Heilzwecke. Bei dem Morbus JFerlhqfii wur-» den zuerst säuerliche und kühlende Pqrganzen, nachher Styplica, namentlich das uicidum pyro-'. lignosum mit einem concentrirten Ghinadekokto mit erwünschtem Erfolge inqc^rlich angewandt«. Nur sehr langsam schritt jecjoch die Genesung bei diesen Mitteln Toran , weil durch die Tor* ausgegangenen höchst beträchtlichen Blutungen die Reproductionskraft zu feindlich niedergedrücfcjt worden war.

Vom Juli bis Ende Septembers herrschten Torzüglich Gallenßeber, Cholerine, Wurmfieber» Diarrhöen und sporadischer Keuchhusten unter den Kindern, von welchem selbst einige Er- wachsene durch Ansteckung ergrüTen wurden« Dagegen entwickelte sich der sporadische Ty* , phus immer mehr und deutlicher und mehr proto* pathischf denn als ansteckende Krankheit, •— Ebeji SO beobachtete ich mehrere deuliich entwickelte und ausgesprochene Gastro - Enteritides nach Sroussais, Auch hier zeigten die ausleerenden lüttel gegen gallichte und Saburralßeber ihre entschieden treffliche Wirkung, namentlich wenn sie mit säuerlichen Getränken unterstützt wur- den, während sich gegen habituelle Diarrhöen nachfolgende Mischung überaus heilkräftig be- währte: Rec. Aquae Foeniculi Unc* quatuor^ Polr« Cretae ppt vel Concb« ppt« arab., Jou». LXXXIV. B. 3. St C

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TiBct« Calom* arom. aa Drachra. daas, Syrm. cort. Aur. Udc. ud. M. D. & Täglich 1 EtüWA voll so nehmen.

Gegen den Keuchhusten befolgt« ich Ton mir (Aonalen für die gesammte Heilkunda unter der Redaction der Mitgl. d. Grofsh. Bad, Sanitäts-Commission 1. Jahrg. 1824. II. H. S. 6Q angegebene Methode, namentlich folgendes Pnl- Ter: Rec. Pnlr. Rad. Ipecacnanh., Palr. Rad. Belladonn. an gr. }j, Flor. Sulphur. lot. gr« xzzgi Sacch. alb. Drachm. duas. M. f. PuIt, et din- datur in Tjjj partes aequales. S. Täglich 3 hii 4 Pulver zu nehmen. Hierbei fahle ich mich jedoch SU der Bemerkung Terpflichtet^ dafs iA Yon dieser Mischung diesmal im DuriAiscbnitte keine so ausgezeichnet günstige Wirkang als früher beobachtete, der Keuchhusten sich nichts desto weniger in die Länge zog, und die kl«« nen Kranken höchst elend und abgemattet wor- den. Ich eröffoete daher späterhin, nach Tour- touaVs Rathe *)^ die Kur mit einem Brechmit- tel, welches ich zuweilen wiederholte ^ und Setzte überdies obiger Mischung noch eiaei halben bis ganzen Gran Opium- Extrakt hinan, nach welchem Ach erst eine rorzüglich gnla Wirkung beobachtete. Das ron Dr. Fäisditfi empfohlene Pulver aus Herb» Nicotianae und Tartarus emeticus war nur dann Ton «ioem er- freulichen Erfolge, wenn es noch mit einem Gran Opium-Extrakt rerbunden wurde, wobei jedoch die Brechmittel nicht aufser Acht gela^ sen werden durften. Auch kann ich hier nicht anberührt lassen | dafs sich bei mehreren

*) Praktiiehe Beitrage zar Therapie KindailBaBl' heitsn. Monsler 1829| S. 100 £1

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Kaachbustto behafteten Kindern plStcKch wt Metaschematismani theils Langen- theils ue- hirn-Entzündangen Ton meist sehr bedenklicher Art einstellten, mit deren Eintritte der Keuch- basten wie weggezaubert war, nach deren Be- kämpfun'g aber sich urplötzlich und in demsel* ben Grade, wie vor dem Ausbruche der letzt- genannten Krankheiten, wieder einstellte. Mit Keuchhusten befallene Erwachsene erfuhren we- nig oder gar keine Linderung nach dem Ge- brauch obiger, obgleich verstärkter Pulrer, da- gegen bewährte sich sehr hilfreich folgende Mi» ■chung, die ich auch als das Torzügiichite So« lernen Phthisicorum et Tabescentium aus riel- jäbriger Erfahrung empfehlen kann , nämlich : Reo. Morphii acet. gr. duo, Acid, acetic* gutt. duas, Aqu» Yalerian. Unc. tres, Syrup Ciroci Unc un. M. D. S. Alle 3 Stunden einen star- ken Kaffeelöffel Toll zu nehmen. *)

Vom September bis zu Ende des Jähret grassirten noch immer Gallenfieber, Diarrhoen, katarrhalische und rheumatische Affectionen und nur äufserst selten rein entzündliche Krank- heitsEustände. Ganz besonders griff aber der (fporadischt Typhus in mehreren Ortschaften am eich , ohne dafs jedoch dadurch eine form- liche Epidemie yeranlafst worden wäre* Vom Monate Jali herrschte dieser nämlich als proto- paihische üebelseynsform in mehreren Ortschaf- ten meines Amtsbezirks und wurde ^ wie ich

*) Je fiadidem ich besondere Heilzwecke 2n errciclien heal>sicLt]ge 9 steigere ich die Dosis des Morpbintnff^ nod verbinde damit bald Tartarus emeticns zn gr. j, bald Bxtract* Myrrbae^ Syrap. baisam., Tinct. Digi- tal, a. b. w»» rnois aber bemerken, daOi das Mor-* phiam nicht selten StraDguiie und Iscbo deerreg^t!

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mich ganz surerlässig überzeugte^ durch An^ steckung immer vreiter Terbreitet, obgleich gleichzeitig nie mehr als sechs bis acht Kranke in einem und demselben Orte davon ergriiFen waren ^ welche dadurch anfänglich in ein sehr langes Siechthum versetzt worden waren und sich deshalb kaum wieder vollkommen erholen konnten. Denn in der Regel hielt dieser omi- nöse Krankheitszustand bei den meisten Kran- ken 31 bis 40 Tage an, wahrend welcher Zeit sie meist sich in fast völlig bewolstlosem Zu- stande befanden.

Dieser hSchst gefährliche Krankhaitszusland charakterisirte sich gleich anfangs durch folgende pathognomonische Zufälle : Schwere des Kopfe«' und der Glieder, Eiogenommenhelt desselben, dumpfes und drückendes Kopfweh, Ohrenbrau-' sen. Schläfrigkeit, Unlust zur Thätigkeit der Arbeit, verstimmtes, äufserst reizbares Gsmiith, starker Durst, Ekel vor Speisen, bilterer Mund bei meist unbelegter und stark gerolheler, fast spiegelglatter Zunge, Brechreiz, Magendrücken» Aufstofsen, wässeriger, mehr oder weniger mit starkem Kollern im Unterljeibe verbundener Durchfall, oder auch Verstopfung. Unter die- sen Zufällen, mit welchen sich die Kranken einige Tage herumschleppten, schritt das Uebel immer mehr vorwärts, und die Kranken wu^- den jetzt von heftigem Schwindel und einer so starken Fieberhitze befallen, dafs sie brennend heifs anzufühlen waren und gleich delirirten. Meist trat unter diesen Erscheinungen gleich eine wässerige Diarrhoe ein, die sich in 24 Stunden 6 bis 20 Mal einstellte und dadurch einen so raschen Zerfall der Lebenskräfte her- beifohrte-, dafs die Kranken schon nach Vex^

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lauf TOD 10 bi« 12 Tagen gana daa AnseeliM der an Marasmus seDÜis Leiaenden batteD« Jetxt -war die Zuoge rauh, trocken^ rufsigt, oder schwarzbraun^ Haut und Muskeln des Korpers v?elk^ eingeschrumpft, kühl und pergamentar- li^y das Auge glänzend, gläsern und stier, das Gehör fast ga^z aufgehoben, das Atbmen bei,^ den meisten Kranken äufserst beschleanigt, kurz, mühsam und ron einem mehr oder wenig hef- tig anstrengenden und trockenen, in der Regel gegen ' den siebenten Tag sich einstellenden, Husten mit heiserer Stimme unterbrochen ; im Verlanfe .der Krankheit häufig Sehnenhüpfen, Flockenlesen, oder ein rastloses Streben, aus dem Bette zu fliehen, sich anzukleiden und Zimmer und Wohnung zu rerlassen« Bei Vie- len waren die Delirien ganz still und sanft, bei Andern heftig und tobend, und viele Kranke waren mit einer förmlichen Typhomanie befal- len. Jedesmal am dritten Tage bemerkte maa eine deutliche Exacerbation der Krankheit, ohne dafs sie jedoch vor dem 31« oder 40« Tagel eine Tollige Remission hätte erkennen lassen. Der Puls war aufserordentlich schnell, klein, härtlich und fadenarti^; der specifische Geruch der Ausdünstung solcher Kranken glich sehr jenem der Pockenkranken. Endlich hatten fast alle Kranke ein unbeschreibliches - Verlangen nach dem Genüsse des Weins. und weiogeisti- ger Getränke. Nie trat Schweifs oder kriti- scher Auswurf freiwillig ein , nicht einmal ein- xelne duftende Stellen der Haut wurden bei die- sen Kranken wahrgenommen, namentlich wenn sie sich selbst überlassen blieben. Mit dem Durchfall, welcher den Tod wesentlich beschleu- nigte, wurde ein sehr dünner, grau oder gelb- lich gefäibter Schleim mit wenigen Faecalmas-

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ien iitiBgeleert, der Uno war entweder gm wasfierhell, oder blafsgelb and zeigte meiat eiM gaDE oben auf schwimmende leichte wei&i Wolke.

Das Stadium der ReconTaleacens daneria anfänglich bei den meisten Kranken 4^-8 Vf o- chen, erst daon fühlten sie sich stark genog^ ihre gewohnten Geschäfte wieder yerricbten n können. Mehrere bekamen Furnnkeln ondAb- scesse an verschiedenen Theilen des Korpen^ andere einen Frieselausschlag mit offenharer Er« leichteruDg und baldiger, glücklicher Entschei- dung der Krankheit; doch nur ausnahmsweiiSi Bei andern Kranken erfolgte Nasenbluten snU weder zu Anfange oder gegen die Mitte der Krankheit, nnd in der Regel mit einiger Er- leichterung. Alle aber waren in den erstes acht Tagen so hinfällig und kraftlos , dals sis schlechterdings nicht im Stande waren , sich freiwillig im Bette aufsurichteni noch das ibneo dargereichte Getränk selbst zu sich zu nehmaiii da das ununterbrochen anhaltende und sehr starke Zittern ihrer Hände ihnen dieses uninSg- lieh machte. Endlich war das Bewnfstseyn ba den meisten Kranken so sehr getrübt^ dab sis nur selten lichte Zwischenräume hatten.

Thatsache ist es, dafs, sobald einmal dar T3rphus in einem Hanse eingekehrt war^ in der Folge die meisten Familienglieder davon nach und nach ergriffen wurden, nnd in dem Grads^ dafs zuweilen nur ein oder zwei Indiridoen sis der Familie davon rerschont blieben« BesoiK ders rasch entwickelte sich der Typhus im Mo* nat September beim Eintritte des RegenweltefS in einigen Ortschaften, Wer im steten Ver- kehr mit diesen Kranken stand , wurde suTi^

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USssIg bald früher , bald später daTon befalleii^ so dars keiD Alter und Geschlecht davon Ter«, schont blieb, ja sogar eine Schv^angere daroD ergriffed wurde und abortirte. Doch srbiea' das jugendliche Alter und das von 16 24 Jah- ren am häufigsten Tom Typhus befallen zu vrerdeui wiewohl auch Greise und Kinder von 7 Jahren nicht verschont blieben^ ohne dafs je- doch, die heifse Temperatur des Sommers und die starken und unausgesetzten körperlichen An-' strengungen der Landbewohner in dieser Jafa- resseit abgerechnet, eine weitere Veranlassung. dazu Ton mir hätte ermittelt werden können.

In prognostischer Beziehung fand ich Fol- gendes durchgängig bestättigt:

Baldiger Eintritt und fortdauernde Diarrhoe bedingte eine baldige und höchst lebensgefahr« liehe Neuroparalyse des Gangliensystems, sojmit den sicheren Tod des Kranken, wenn sie picht bald beseitigt wurde. Wehe dem Kr^nken^. der sich zu Abführmitteln verleiten liefs; er Tivar dem Tode verfallen, oder ihm wenigstens ftehr nahe gebracht! «— Je später eine ratio- nelle Knnsthilfe nachgesucht, und je mehr dea sonderbaren Gelüsten des Kranken nachgegeben und gefröhnt wurde^ desto sicherer war er ver- loren« Dies gilt namentlich vom Weioe^ nacn Trelchem die Kranken, wie bei dem Typhus io den Jahren 1813 und 1814, ein in der Thai unersättliches Verlangen bezeigten. -*— Die Schwerhörigkeit war dagegen , wie ich dieses schon so oft erfahren habe, kein ungünstiges Zeichen ; die meisten Kranken , welche lange fast ohne Gehör waren, wurden gerettet. -^ Plötzlich eintretendes Sinken der Kräfte, mu- mienartige Metamorphose des Körpers^ Sehnen-

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bSpten, Flockenlesen, Siogaltns und BTttfcknngi« zufalle waren stela höchst bedenkliche Erschei« auogen, und oft Vorläufer des Todes«

In Betreff der Therapeutik galt anch lieri wie früher, die Regel, da/s gegen keine Kranke heitsform einfacher^ und gegen keine tuemger tjumultuarisch verfahren werden dürfe, als ge» gen den Typhus, eine so grofse und onifi» dersprechliche Wahrheit, Ton so grofser YTidk tigkeit für die Behandlung und die Rettang solcher Kranken^ dafs sie wahrlich oiGht ulk genug "wiederholt werden kann.

Getreu meinen früher ausgesprochenen An- richten nnd Gruodflätzen über das Wesen du sporadischen Typhus *) , welche ich seilkei durch fortgesetztes Studium und durch ssU- reiche Beobachtungen am Krankenbette nidiK nur wiederholt in der Natur bestätigt, soodAi auch noch mehr oder weniger mit andern fl^<v<f ien in verschiedenen seither über Typhtts nenen Schriften achtungswürdiger jiutoren dergegehen fand, dafs nämlich das Wesen As Typhus in einer specifischen Entzündung 'in Gangliensystems fresfe^e, 'befolgte ich meioe dort amitäDdlich angegebene Kurmethode, und io der Regel mit einem so erfreulichen Erfolgs^ dafs ich dadurch in meiner seitherigen AnsicU nur noch mehr bestärkt werden mafste.

Und dennoch erschien mir diese Karmethodt in der jüngsten Zeit nicht einfach genug, und ich kam dabei oft in den sehr anangenehmes

*) Meine med. prakt. Adrersarien, 3te Liefbrnng; s. & d. T.: Ueber den »poradiscliai Tt/phus und das Tfied- sclfiehcrp als Kraoklieitsfonnen des GangUensritenft Tübingen 1826.

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FflII, die fatale Diarrhoe , als Symptom der ty- phösen Lähmung der Ganglien , nicht schnell und wirksam genug beseitigen- za können f ab- gesehen davon, dafs manche Kranke oft die >fviderlich schmeckende Arznei Ton Valeriantiy Amica, Angellca, Kampher u* s. w. im Ver- laufe der Krankheit nicht standhaft und unun- terbrochen genug fortnehmen konnten, insbe- sondere jugendliche Kranke und Kinder«

Ich erinnerte mich, früher die ^qtia oxy-» muriaiica gegen den sporadischen Typhus zwar versucht I aber wAiger benutzt zu haben, da sie nicht gleich eine entschieden erfreuliche Wirkung gezeigt halte. Wenn auch neuerdings die jiqua oxy muriaiica , von Burdach ^) mit iprofsem Unrecht zii den entbehrlichen Slitteln, die höchstens nur äufserlicli zu gebrauchen wä- ren, gezählt wird, so gedachte ich der glück- lichen Versuche Spangenher g's^ welcher sie als das einzige und vorzUglicbste Mittel gegen eine znit Leberleiden complicirte Typhus -Epidemie in jedem Zeiträume der Krankheit« nur nicht bei heftigem Durchfall, starkem Husten und beständigen^ Erbrechen anwandte ^*); ich er- innerte mich ferner der wiederholten Empfeh- lungen dieses mittels gegen contagiosa^ exan- thematische nnd faulige Fieber, mit starkem Orgasmus des Blutes, grofser Hitze, Eingenom- ineofaeit des Kopfes, gegen ansteckenden Ty- phus u. s. w* ^^^), und entschlüfs mich daher^

**} System der Arzneiinittellelire. 1S09. 3. X\i\ S. 417.

*'^) In 7/on/« und Kasse'a Archiv. Bd. X* Stw 1. S. 51 o. «• f.

^^) ITandbucIi der speciellen Ileilmittellehre, von C. Sun» delitu 2. Bd. 1^'8, b, 20G. m^ VoiijC$ Lttbrbuth der

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duMdbe auch hier gegen 4«d epondisdieo T^ phas sn yersucheii.

Wurde ich nämlich gleich in den enICi Tagen der Krankheit gerufeui so Terordoele ick Erwachsenen, ohne alle Rücksicht^ ob die Zuigi rein oder belegt war, folgendes Brechmittel; Rec. Tartar. emet« gr. j/9, PuIt. Rad. Ipecacnaoki. Drachm. dimid., Aqn. destill., OxjmelL sqslL aa Drachm. sex. , AmyL opt. Drachm. dinu vi un. M. D. S. Alle Viertel-Stunden 1 ""■"•'

voll 2u nehmen, bis einigemal Erbrechen «fr folgt, welches durch schwiphen ChamillenAii unterstützt wurde. Meist wurde hierauf vi Galle und zäher Schleim ausgeleert^ eine geUail Transpiration und Remission des Fiebers bs" wirkt. Zuweilen versetzten mich aber . ascl die Klagen der Kranken über Bitterkeit o. Wi bei reiner Zunge in die Noth wendigkeit, dil Brechmittel im Verlaufe der Krankheit ein zwei Mal^ und zwar mit sehr gutem Erfolge zu wiederholen.

Nahm die Krankheit nichts deato zu, trat bei genauer Untersuchung des I^nls^ leibs, namentlich an der Stella zwischen die Magengrube und dem Nabel, hei stärkaiSH Drucke ein dumpfes Wehegefiihl ein, oder war der Unterleib hart, gespannt und normwidrig aufgetrieben, so liefe ich 18 bis 28 Blntegll

Pharmakodynamik. 2. Bd. 1831. 8. 47. IKaiscik die neaesten Entdeckungen in der Materia raed. Itt 8( 585 n. 8. {.--^Dr^ RinHav,8arenbiich^9tLopüdanuk der Torzüglicbiten Kararten, Heilmittel a. s. w, 1833> 2. Bd. S. 445. Desselben KUnisches Jahrbach da laufenden JabrzelinU. 1835. S. 343. P. MmI«^ Speoiello ürKtUche Reieptirkiuist u. s. Bsriia IUI 9*47.

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auf einmal an diese Stelle appHcireo, bteraaf eine reichliche Nachblatnog unterhalten, and nachher den ganzen Unterleib mehrere Tage und Nächte lang und nnunterbrochen mit Brei- umscblägen aus Speciebns emollieot. c. Herb. Hyotcyami et Cicutae in Seifen watser gekocht bedecken, \¥ährend innerlich blos folgende eio- Tache Arsnei gegeben wurde : Rec. Emuls« Olei Amygdal, dulc. Unc. sex, Syrup. ejusd. Uno. an» M. D. S. Alle Stunden 1 Ebloffel toU xu nehmen.

Liefe bieranf die typhSse Diarrhoe nicht nach, steigerte sich Tielmehr das Fieber, blieb die Haut trocken und nahmen die Delirien su, so verordnete ich alsdann unverweill : Rec. Aqu. oxymuriat. Unc. nn. ^), Arju. destill. Uno« 8eZ| S}rrup. Althaeae Unc. an. M. D. in Vilr. Charta nigra color. involut, S. Alle Stunden^ oder nach Umständen alle anderthalb Stundea 1 EfsloiFel voll zu nehmen. -— Das Glas lieCs ich stets nicht blos sorgfältig mit schwarzem Papier überziehen^ sondern auch jedesmal an einem ganz dunklen Orte aufbewnhren, um eine Zersetzung des Chlors zu verhüten. Zugleich 5PVurde diese i^rznei vor dem Gebrauche stark umgeschüttelt und nach demselben gleich wie- der und gut verstopft. Und mit dieser so ein» fachen Medizin, welche häufig G bis 10 Blal oacheioander repefirt und von alten und jungen Kranken stets gleich willig genommen ward^ Vfurde nun einzig und allein bis zur Genesung des Kranken fortgefahren^

*) Die Jr/fm onjmuritttica wurde in den hiesigen Offi- einen nach Gcigcr*a Handbuch der Pbamiacio. 4le Aull 1833. I. Bd. S. 'i2ö bereiUt.

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I

Die AnvrenclaDg dieses Milteb trar b fa That TOD dam ausgesseichDeUten Erfolge , uid auch dann, weoD schon eiaige Zeit lang lofiUL lud. ValeriaDae, Angelicae, Flor. Amic. aaÜ ähnliche Olittel ohne Besserang gereicht won den waren; in der Regel fand ich achoa am isweiteo oder am dritten Tage nach dem 6e* brauche der Aqua oxymur. eine äofserst wohl- tbätige YeraoderoDg, und wie -der köhlendi Regen an einem schwülen, Allee niederdrücksip den und sengenden Gewittertage die Natur plSll* lieh neu helebt, erfrischt und erquickt,' so bei den Typhnskranken : denn nach dieser Zeit fsnd ich stets eine neuerwachte kräftige ReaktioB der Natur, einen über den ganzen Organitiiini ^oa dem Centralheerde des Lebens Dach seises Peripherie bin gleichzeitig ausströmenden Tor- gor Tif alis, lebendigere Farbe des GesichtSi Falls der eingesunkenen und wie ausgetrodnetsi weichen Theile, gleichmäfsige Wärmei sehr^be- deutend Terminderte Hitze « weiche, carte, bUf mälig duftende Haut, und bei schneller Vemiia* derung der Durchfälle und der sich gleichseitig immer mehr Termindernden Delirien^ die Er- scheinung Ton nicht selten sehr reichlichen nsd über den ganzen Körper verbreiteten und er*

8 nickenden, später regelmäfsig ,^ besonders sur iachtzeit eintretenden Schweüsen; die Za^gs verlor ihre Härte, Trockenheit und Sprodigksk und der quälende Fieberdurst verminderte sich bedeutend. Ich kann unbedingt versichern, dsk sich Kranke, deren Bettung kaum zu erwartse stand, am zweiten und dritten Tage nach dem pünktlichen Gebrauche der Aqua oxymnriat nicht nur aulTaKend besserten, sondern dafs ihre Genesung von diesem Augenblicke an scboell

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ortschritt ubd manche- schon nach Verlauf von ehn TageQ keiner Arznei mehr bedarften» »elbst Kindern von 7 und 9 Jahren verordnete 3h dieselbe Arznei, nur in geringerer Dosis, ;nd tnii demselben höchst erfreulichen Erfolge«

Zur Unterstiitzung der Kur wurden über- lies fleifsig Senfteige auf die Fufssohlen und Wadeoi und kalte Umschläge auf die Stirn ap- plicirt; bei heftigem und anstrengendem Husten ein Blasenpflaster auf die Brust gelegt und einige Zeit in Eiterung erbalten ; bei sehr star- ken Congestionen der Safiemasse* nach dem Kopfe, namentlich bei Typbomania und Deli- rium furiosnm ein, auch zweimal 6 bis 10 Stück Biotegel an die Schlafe gesetzt, und in Fällen endlich^ wo die Haut kalt, welk und wie ein- getrocknet,, der Puls äufserst kleln^ zitternd und fadenförmige Flockenlesen und starkes Se&oen- hnpfeo mit Zittern der Hände und comatosen AiFektionen zugegen waren, liefs ich aufser der Aqua oxymur. noch einen Gran Kampher mit Zucker abgerieben alle 3 Stunden reichen, und habe- auf diese Weise einige Kranke gerettet, dereo Wiedergenesung fast unmöglich schien.

In diätetischer Hinnchi gestattete ich wah- rend der ganzen Krankheit nichts als schwachen Kaffee (ohne Cichorien) mit Milch, Anis- oder Gersteuscbleim mit Hammelfleisch-Bouillon ge^ kocht und gut ausgekochten dünnen Mehlbrei oder Mehlsuppen. Alle Bouillons von Rind- und Kalbfleiscby alle säuerlichen Früchte, Sauer- und Buttermilch, so wie alles Fleisch wurde streng untersagt, weil ich in dieser Beziehung schon zu oft erfahren hatte, dafs das Genannte

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die typhSse Diarrhoe, anterhielt nnd die Krank- heit yerschliminerte. Weio wurde ebenfaUi Terboten ; leider starben Olehrere io dei^ Reron- ralescenzy die mein Verbot nicht beachtet hat- ten. Zum Getränke empfahl ich dBone Mao- delmilch, oder gekochte siifte Milch mit Wif- 8er« oder kühles, aber nicht ganz friacbes Wat- aer, was den Meisten am liebsten war« *)

Das Krankenzimmer wurde aorgfallig kSU gehalten , Leibwäsche and Bettseug moglidiiK oft gewechselt y die Stuben fieifaig gelüftet aad mit Essig nud Wachholderbeeren , TorEugKch aber mit Chlor aasgeräuchert, die Leibstnbls schnell ausgeleert und gereinigt und endlich alle überflüssigen Besuche streng untersagt

Nur zweimal beobachtete ich In dem Sfi- dium* der Reconvalescenz während dea Portgs- brauchs der Aq. oxymuriat. in der achon wähnten Form und Gabe, bo furchtbare Gluder^ schmerzen f dafs das laute und iinausgesetils Jammern und Schreien der Kranken Ton dsa Nachbarn vernommen wurde, ähnlich den Er- fahrungen von Kopp, ^^) Nach dem acblenai- gen Gebrauch des Älorphii acetici in der obsa mifgetheilten Form wurden jedoch die genanB*

*) Alle Salze müssen im sporadischea Tjphas ihrer nacbtheiligen Wirknng auf den Darmknnal mieden werden ; me aber , namentlich Ton Baglas*- f dern, starke nnd drastische Abföhrangen in dicscf

Krankheit empfohlen werden können ^ iit mir nnba- greiflieb !

**} Dierhach neueste BntdeekongeJk ia der Uatvia aisi 1828. S. 68a

m. 417 ^

ten Beschwerden schon nach swei Tagen faift Tollkummen beseitigt.

Vom Monate Janaar bis December 183d behaudelte ich in verschiedenen und sich gans entgegengesetzten Ortschaften meines Amtsbe- sirks achtzig Kranke am sporadischen Typhus^ Ton welchen 70 genasen nnd 10 starben; un* ' ter den letzteren waren wenigstens 6, zu wel- chen ich erst nach dem vierzehnten Tage der Krankheit 9 ja sogar anderthalb Tage Tor ihrem Tode gerufen wurde, zwei andere Kranke hatten ihren Tod während der Reconvalescenz selbst durch grobe Diätfehler verschuldet; die

frofste Anzahl der Typhuskranken fiel in den ommer und Herbst,

Nach meinen Erfahrungen fühle ich mich Tersucht zu behaupten^ dafs die Aqua oxymu» riatica als ein specifisches Heilmittel gegen den sporadischen Typhus, wenn es überhautot Spe-> cifica giebt, betrachtet werden kblinK^z Auch kenne ich keine Methode, welcfapec:}^ld£acher und so sicher diese gefährliche Krankheit za bekämpfen im Stande wäre, kein Büttel, wel- ches so schnell und andauernd die gefährliche Diarrhoe beseitigt, das gesunkene Leben iet Gangliensjrstems hebt, und Lysen oder Krisen besonders durch Schweifs herbeiführt, als die- ses. ^) Die complicirtesten Fälle von sporadi* schem Typhus gewährten keine Contraindika- tion , ich gab vielmehr in allen Stadien der

*) Ich behandelte seit 24 Jahren Sber 500 Kranke am ■poradiicben Typhus, man wird mir daher wohl das Recht zagesteben^ Uerin meine Sdmme abzugeben, and beziehe mich daher anf meine oben angegebene Sehrift ület den sporadiicken T^phui Und das Wech* setfUher.

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Krankheit die Aq. oxjraciQriatp mit aicblbar gu- ter WirkuDfT, aber das Mittel mub fr^lich mit Beharriicbkeit und piinktlich forlgeaeCit werden;

2. Oleum Terelinthinae gegen Neuralgien.

Bekanntlich wur^e das Oleum TerebintKi« nae nach Recamiers Empfehlung gegen JV^mrat gieen aller ^rt gerühmt and in der Mehrzahl der bekannt gewordenen Fälle mit Nutzen an- gewendet. Auch ich gebrauchte dasselbe seit einigen Jahren in vielen sowohl frbch entstan- denen , als veralteten Fällen von Ischias und Coxalgia mit meist ausgezeichnetem und zu- ' weilen wirklich überraschend schnellem und glücklicbttui Erfolge, Die beste Form ist nach meiner Erführung folgende: Rec. Ol. Terebiatki 6. aräbiaaadDrachm. duas^ Sacch. alb. Unc. di- mid«y Aqü. Menth, crisp. Unc, quatuofi Syrnp. Menth, pip« Unc. unam. M. D«^S. Taglich 3 Mal zwei starke EfsIolFel toU so, nebmea» Gleichzeitig lasse ich das Terpendunol, mit 2 Theilen Liniment, volat. campb. Termisdil^ täglich einigemal in den leidenden Theil eio- reiben»

In frisch entstandeneti Fällen weicht das Uebel in der Regel nach einer dreimaligen Ae- petition dieser Arznei^ bei mehr eingewurzeltsB und veralteten Neuralgieen mufs es aber öfter wiederholt und längere Zeit fortgesetzt werden.

Gegen mehr chronische Rheumatismen und Gicht f besonders mit Infarcten und Stockoiigen

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in don UnterleibsorgaDeo bei mebf ^pipbatK sehen und Tenosen Coostitationeo bewährte da^ gegen keine Mischung sich hilfreicher , als fol* gendes Ton Stark *) mit Recht gepriesene PälyeTy nämlich : Rec Pulr. 6. Gnajaci Drachm« dnai^ Flor. Solphur. Drachm. ün., Calbmel. Scrnp. nn«, Pulr. Rad. Ireos florent., Pnlr. Semin, PoenicuU aa Drachm. un« et dimid.| Laudan. pnr« gr. fl, Sacch, alb. Unc. dimid. M. f. Punr« exactis- aime. D. S. Morgens und Abends ein ElafTea- loffelchen toU in Wasser geruht! zu nehmen. Um kühlender oder abiiihrender cu Wirken^ labt sich dieses Pulrer mit Nitrum oder^^ol. Sennae verbinden*

3.

r

SübUmat gegen $yphi1itisch9 Itnöch^oHnifficen

rheumatischen oder gicMischen

Complicationen.

Nach Burdach ^) soll der Sublimat elb wahres Specificum gegen rheumaüsche Oicht iji folgender Form seyn: Rec. Mercur. sublinli corros. gr. }}, Aq. Cinndniom. e. V.ITnd. Hn. et dimid«, Yin. Semin. Colchici Unc. dimid. 91. D. S. Alle 2 Stunden 30 bis 50 Tropfen 20 nehmen«

*) Dr. J. Chr. Stark*t t^andbncli snt KenntsKs qdcI HeUoBg innerer Krankheiten. Jena 1799. * 1. Bd. 8. 662.

**) Ote$ Zeitschrift der prsUiBcben lledida» Gbinurgie uad Gebnrtsh'dlfe. 1831. 1. Bd. 4 Heft« S. 344.

Jem.LXXXlV.B,3.St D

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I .

lo wiedarbolten FSIlen hat sich mir & aosgezeichnet schoelle und andauernd günitigi Wirkung dieser Mischung bewährt, und iwv in den verschiedensten i^en von syphiUtinAa Knochensehmerzen mit rheumatischer oder giA tischer Complication , so MTie bei chronisdui^ oft schnell sehr heftig sich steigernden rheafl» tischen AfEectionen; und so bestätigt awk dieser Erfolg die Ton Boerhave, van Sunetm und Friedrich Hqffmann mit Recht schon gh priasene Heilkrfifl des Sublimats in gti^^f^Af^ oft TesBwriMteo Fallen.

4.

Bydrargyrum iodimcunt gegen kartnaeUgt syphilitische Ges^wÜre,

Zuweilen widerstehen syphiiitistAe Gt schwüre, namentlich wenn sie^ schon- alt sia^ oder einen bedeutenden Umfang gewönheli hi- ben^ oft lange der rationellsten Heihnitikili^ namentlich den von Wedekind und DzoHÄ Ol- pfohlenen Terschiedsnen Formen, den SiibGflMt anzuwenden, selbst bei pünktlich and mitAm- dauer fortgesetztem Gebrauch. Gegen dieke fi- stige und zuweilen ungemein hartnäckige FoiB der Syphilis fand ich durchgängig^ das Hjint- gyrum iodioicnm von einer so sicheren nai schnellen Wirkung, dsJs es bis jetstin allei Fällen mich nie tauchte. Ich Terordnete f Rec Bydrargyr.iodinici Drachm, dimid., AznngieeDaei un. et cUmid«, Essent Bergamott. gatt irr. IL

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i; ^zactSsatme« 8. Salbe, *) Sforgen« und Abends ^Verden die sjrphilitischeo Geichwüre gaoc ein- fach damJt Terbandeo, bis die HeUang^ die io manchen Fallen unglaablich schnell erfolgt, toH- bracht isU Dafs es bei grofser Geschwiirsfläche ofl aehr heftige Schmersen errei^^ braucht eben so wenig erwähnt za werden, als dals auch gleichzeitig damit noch eine geregelte innere Sublimatkur yerbanden werden müsse. Gans Tortrefflich bewährte sich diese Salbe gecen syphflitische Geschwüre im Gesichte, «n den Kopfluiochen und den Extremitäten.

6.

ArgenMn nttricum gegen krampßtq/te ^fftk^

tionen des Herzens.

In den letzten Jahren kamen mir mehrere Fälle Ton Krampfsucht des Herzens, HerzzH» fem und Herzklopfen yot, welche ich in auf- fallend kurzer 2^it durch folgendes einfache mittel hei strenger Diät heilte: Rec. Argenti nitrid fnsi gr. j, Aqu. aromat. Unc. dnas. M. D. S. Tä^ch 2 bis 4 Mal, jedes Mal zuvor wohl «mgeechattell, 1 Kaffeelöffel Toll zu nehmen.

^'KoMS Femnilsv- etidReospi-TuchaAech ete. Nsob SL de Ifoirfmalboei tob Dr. J. 8. Wsber. Tübiflgsa 1838^ S.3M.

D2

- 52 6.

I

Seoale eormäam gegen BluffliUse amgewuniL

In der neoeiteh Zeit vurde dai Secdi

corDutum als ausgezeichoetes Mittel bei fifttf-

ßiissen . angewendet* Folgende Fälle halte icb

6elegenheit zu beobachten und Ea behanddo:

1) Im Jali 1833 worde ich ca leinem 18 Jahre alten ^ kraftig und rüstig gebauten nai vorher stets gesund gewesenen Landmäddisi gerufen, welches 6 Tage zuvor ihre Menses ii sehr starkem Grade wie immer gehabt hitb^ wobei sie sich jedoch sehr erkältete, gIsU hierauf erkrankte und nun in der letsten NsdA ▼on einem so heftigen Nasenblaten und Bbrt- brechen befallen wurde, dafs man ihren Toi jeden Augenblick befürchtete. Bei meiner Ai- kuDft um 7 Uhr Morgens blntete die Kraab noch immer sehr stark aus dem rechten Ns- senloche; das Blut war sehr dünn, die Kranb ganz wachsgelb ron Farbe ^ der ^ Puls httdiik und ungemein beschleunigt*

Eine Arznei ans Aqu. Cinnam., llnctGa' nam., Tinct. Thebaic. und Spirit* VitrioL add. half eben so wenige als unausgesetzte kalte Rr mentationen des Kopfes , des Nackens ond im Brust und Sinapiamen auf den Fufssohlea. ll diesem verzweifelten Zustande Terordnete iA: Bec. Pulv. Secal. cornut. gr. Tjjj, Sacchar. alk gr. X. D. ad chart. cerat. AU^ Vis^ telstunden ein Pulver mit Wasser zu nehmesb Kaum hatte die Kranke einige PnlTer genoB- ftnen, so mufste sie Sich wiederholt iiefiig «- brechen I wodurch vi^l coaguUrtea Blzt «ii||e-

-* Ö3 ~

feeit wurde I }edoch «tand di^ Blutong auf dbt ianfte Fairer still , t? eiche aber nichts desto sreniger noch fortgebraucht Trurden» - Die ELranke Terfiel hierauf wegen gro&er Eotkraf- :ang in einen Typhus mitior und zuletzt in eio IVechselfieber, wovon sie Jedoch ToUkoquneo IxergesteUt wurde«

2) Am 14. Juli Abends erschien ein Land« mann mit der Anzeige bei mir, dafs seine 33 Jahre alte Ehefrau schon seit fünf Wochen an« aufgesetzt an Mutterblutflnfs leide, welcher mit ihrer Menstruation eingetreten wäre und seit ]aoer Zeit ungeachtet ärztlicher Hülfe nicht onr nicht nachgelassen, sondern sogar meist heftiger geworden wärei ohne dafs seine Ehefrau schwan^ ger sey.

Ohne dl» Kranke selbst sehen zu kSnnen, verordnete ich daher obige PuWer und empfahl, wie in allen diesen und ähnlichen Fällen, ho« rizontale Lage des Körpers, Ruhe und Vermei- dung aller erhitzenden Nahrungsmittel und Ge« tränke« "*<- Die Blutung stand ebenfalls auf das fünfte Pulver und kehrte nicht wieder, aber die Kranke fählte sich unglaublich erschöpft und angegriffen. Mit dem Stillstände der JBiutung wurden auch die Pulver ausgesetzt.

Als ich am andern Morgen die Kranke selbst sah, fand ich sie ruhig, heiter und ohne Blutung. Da die Kranke sich vollkommen her- gestellt glaubte» stand sie gegen Mittag auf und "veranlafste dadurch augenblicklich einen neuen Blniflufs, welcher aber eben so schnell durch die sogleich eingenommenen Pulver wieder ge- stillt wurde, jedoch beim Aussetzen derselben gleich wiederkehrte^ in Folge des wahrhaft un-

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TeroHnMgeii BeoehmeDS der Kraoken. «^ Am ti. erbielt die Kranke noch einige PaWer^ wonach sich mehrmaliges Erbrechen und hefÜger IVt derwille gegen die Polrer einstellten, so dab m ausgesetzt werden mafsten und dagegen folgend! Arznei rerordnct wnrde: Rec, SecaL oomnl Drachm. un., coqu. c. Aqo» fönt. s. q, , Cab^ Unc. sepL adm.^ Opii pnr« gr. jji Syrop. Cin« nam« Unc. un. M. D. S. Alle 1 2 Standst einen EfslofEel roll. Gleichzeitig wurde dm Unterleib mit kaltem Branntwein fornentirC; Nach dem Gebrauche dieser Arznei wurde dii Kranke in wenigen Tagen ToUkommen lls^ gestellt

S) Eine aufserst schwächliche and lelir ssnr sible Frau^ welche schon seit einem gamss Jahre, so oft ihre Katamenien eintraten | ves den heftigsten MatterbluifliisseD 12 14 Tsgi lang ununterbrochen befallen wnrde, und tim Menge Heilmittel fruchtlos dagegen g^brandl hatte, erhielt am 18. Juli 1833 Ton mir objgl Fulrer, Auf das fünfte Pulrer trat indeb su aufserst heftiges Erbrechen mit Delirita siii ohne dafs der Blutflub aufgehört hatte; <i Pulver wurden ausgesetzt und das adiOB «• wäbote Dekokt, doch ohne Erfolg, gereidi Nun wurde das Seeale cornutnm wieder in Fat rerform zu 6 Gran alle Viertelstunden gerodt und dieses in einer anderen Officin beMiWi worauf sich beim zehnten Pulver heftiges LsBh weh^ Erbrechen, Schwindel und OhnrnnchCaa einstellten und ein yiel stärkerer Blatflob ver- anlalst wurde, der nur dem schwefelsaaren Ei- sen mit Opium wich , durch daa Motterinfft aber stets TenchUmmiBrt und TWftSrht V9* den war»

r- 55

4} Eioe 23 Jahre alte Frao tod kleber «nd schwächlicher Statur^ erst seil einem Jahre verheirathet, früher aber stets gesund .und re- gelmälsig menstrairt, abortirte Tor vier Wochen izn dritten Seh wangerschafls - Monate und litt seit dieser Zeit an einem so anhaltenden and entkräftenden Mutterblutflusse ^ daCs sie kaum mehr gehen konnte. Sie besorgte gleichwohl noch fortwährend unter der grolsten Anstren- guBg ihre häuslichen Geschäfte, h^tte Appetit^ ^esiinden und ruhigen Schlaf qnd geregelten Stuhlgang.

Am 15. August 1833 erhielt sie Yon nur obige Pulver aus Mutterkorn zu 6 Gran pro Dosi, Ton welchen sie alle Viertelstunden bei gehürigem Regimen ein Stück nehmen mufste» Am 17« erschien die Kranke bei mir mit der Versicherung^ dals sie den Blutflufs bei dem' zweiten Pulver verloren hätte und sich seither, ungeachtet sie eine Stunde Wegs zurückgelegt hatte« sehr wohl befände. Sie erhielt nun noch -einmal 24 Pulver in derselben Dosis, um da- von alle halbe Ständen ein Stück zu nehmen. Durch diese wurde Pat* vollkommen hergestellt und blieb auch später von ähnlichen Blutflüs- sen bis auf diesen AugenbUck verschont«

fi) Eine 30 Jahre alte Frau , Mutter meh- rerer gesunder und kräftig entwickelter Kinder, gesund, robust und nie von Krankheiten früher befallen, erlitt zu Anfange Octobers 1833 einen sehr bedenklichen Mutterblutsturz, ohne dafs Schwangerschaft zugegen gewesen wäre. Nach- dem von der Hebamme die Kranke in eine ho- rizontale Lage im Bette gebracht, kalte Bähun- gen des Unterleibs aus Essig, Branntwein und

«* 55 ^

Wateer wlederboll gemacht und die Itnct« Cb- oamoin. Ihr rergebeos gereicht wordeo ware^ wurde ich Ahends gerufen und fand bei meiMi Apkonft eiueo achnelleo, Ideioeo Puls, dieH^ol eiskalt, "virechsgelb upd dabei so sehr eqikraffaBC, dafs ich nur die nogÜDstigste Prognose stellM konnte, )ch Terschrleb sogleich eechiebi Pulrer Ton Secale cornntpm «nd liefe alle Vi•^ telstupden 7 Gran Secal. cornat, nehmen. Schoi liach dem sechsten Pulter stand der Blotatmt» Der Vorsicht wegen wurden jedoch die geoans» ten Pulver noch einmal wiederholt ond in finp

{eren Pausen genommen , worauf die Kraoki isher von Hämgrrbagiey^ dieier Art yoüSf Tersphont blieb,

Seil 1833 yersucbte ich dieses ansgeielek Qete Heilmittel noch in vielen anderen Art« ▼on Hämorrbagien I und ich kann der Wsb* heit gemäfs versichern, dafs f derselben jedsiv mal schnell geheilt wurden , « aber vBUig u- geheilt blieb und mit andern Mitteln bekanipft werden mufste. Das Secale cornntam, bei Bi» wachsenen unter ö Gran pro Dosi alle Viertst stunden gereicht, blieb meist völlig erfolgliii^ -find veranlafste, über 8 Gran gegeben, nehc oder weniger heftige narkotische Wirkongesi das Pulver war wirksamer^ als der Anfgafti Mntterkorni welebee ttber ein Jahr alt ist; seigts

bei weitem m^^bt jeoe fioiU»gft| ils daa ftisaki^

rnnrnm

57 w

7,

MÜt^ gegen entzun^etf Bnuiwarxmu

Trotz der üpsabl gepriesener Hittel gegen wunde Brustwarzen bediene ich mich fait aas« Bchliefslich folgender einfacher und unschäd- licher Verfaturangsari meist mit dem besten Erfolge.

Ich lasse camlich «iDeo WarzendecLel in Form eines Fingerhuts aus einem Stück Kreide verfertigen and so aashohlen, dafs dieser .die ganze Warze genao bedeckt und umschliefit^ ohne einen Druck auf dieselbe berTorzubringen» Damit dieser Deckel nicht so leicht zerbricht,' -müssen seine Wände wenigstens .eine Linie ^ck reyn» Nun wird dieser Warzendeckel aoe Kreide inwendig mit Kirschengei^t stark be« netzt und dann über die Warzd^ gestürzt, auf welcher er pnunterbrocheo so lange bleibt, bie die wunde Warze geheilt ist, was oft schon nach wenigen Tagen, längstens na(^ Verlauf einer Woche der Fall zu seyn pflegt« So oft daa Kind zum Trinken an die Brust engelegl wird 5 wird der Deckel abgenommen und nach Beendigung des Trinkens mit Kirschengeiste ?on neuem befeuchtet und wieder aufgelegt^ was so oft geschehen mufs, als der Warzenv deckel trocken ist. Dafs die Säugende Acht ba<p beq miisse, den Deckel nicht «n icerbr^cben^ Tersteht ^cb top nelbst.

Bei Frauen 4 die gleichsam habituell an wunden Brustwarzen wahrend des Stillens zu leiden pflegen, lasse ich mit dem besten Erfolge

et#u Ü Tfig« lof ilmr Enitdndung di« nu^b

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ganfli gesandea BruBtwarzeo tSglkb swm Kai mit Kirschengeiste waschen, wodurch ea in -rie- len Fällen gelang , das Wundwerden der War« zen glücklkb su varhüten«

8. Pomade gegen Calvities*

Gegen Calvities, welche ao häafig gen nadi Typhus, Kindbettfieber, Sjphilia, EntxiiiidiiDg^ Krankheiten und starken Blutflüsaeo za entsts- hen pflegt und auch leider das acbSne Ga» schlecht nicht verschont, fand ich folgend«^ wiewohl kostspielige , Haarpomade in der B^ gel sehr wirksam: Bec« Succi Citri recesM ezpressi Drachm. un«^ Extract. Chinae frigidi

?arat. Drachm. duas, Medull. oaainin Unc deai^ 'inet. Cantharid.. Drachm. an., Olei de Cedit Scrup. an., Olei Ber^amott. gnttx. Tan exactissime. D. S, Haarpomade.

Vor ihrer Anwendung wird 'der ganze ba* haarte Kopflheil mit Seifeowasaer, ^rekbaa einige KalFeelöiFel Kirschen- oder Kollnisch« Wasser zugemischt werden, rein abgeweachea und abgetrocknet. Am anderen Ü^Iorgen wild alsdann eine starke Messerspitze toU der Po- made eingerieben und damit täglich Ibrtgaiah- ren. Nach 4 6 Wochen iat meist die Kor beendigt und der Kopf mit schönem, kräfligiM und üppigem Haare reichlich bedeckt;

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9. Delirium tremens»

Ein OfanD von 50 Jahren aas der gebildet ten Klasse trank mit rinem guten Freunde auf dem Lande ein Maafs 1825r Weins Ton yot" ;vuglicher Qualität« Beide fuhren froh und Ter« gnägt nach Hause | ohne acch nur im gering- sten berauscht zu seyn; imGegentheil besorgte dieser noch Abends seine gewöhnlicheil Ge^ Schäfte in gröfster Ordnung und Pünktlichkeit» Als er aber Abends 8 Uhr mit seiner Famülei zo Tische safs^ um su Abend zumessen, verfiel er piötzHch und tvie auf einen Zaüberachlag unter den heftigsten ionischen und elonischen Kräm-pfen und bei fast gänzlicher Bewu/stlo-^ sigkeii in jenen entsetzlichen Grad von Trun^ JcenheU, der sich bei so Vielen durch eine Al- les um sie her zerstörende Manie ausspricht» Kaum konnte er Ton 3 bis 4 Personen in einem solchen 8 14 Minuten lang andauernden tob« snchtigen Paroxysmns gebändigt werden^ vor« auf alsdann eine eben so lange anhaltende Le* tbargie eintrat , in welcher der Puls nur sehr 'wenig frequent , die Respiration änderst lang- sam ond schnarchend und das Gesicht auffal- lend blals war. Allein plötzlich fingen die ent- setzlichen couTulsiviscben Erschütterungen in den Extremitäten wieder an, und so stieg es wieder stufenweise bis zur heftigsten RasereL Im Zustande der Relaxation trat regelmä&ig einiges Bewurstteyn, jedoch nur Ton äuberat flüchtiger Daner^ ein:,

So hatte dieser sonderbare Vorfall schön sek I Stunden oimntsrfaroshep angÄritaa^ alt

00 ^

tob barbdgerafeD ward^» Ich gestehe^ dak U mich bei dem Kranken im cnteo AagenblkM in der wirklich peinigendsten Verle^nheil k* fand. Ich Teriuchte sogleich kalte Umschliii auf den Kopf, mit momentaner , aber dnrehaii flicht eigentlich reeller Betaernng; ionerlich liib ich den Ton Dierbach *) gegen BeraatcbaM als Specificum empfohlenen Spiritus Mindern zu einem Kaffeelöffel unTormiacht Dehmen nal kältet Wasser nachtrinken« Nach Verlauf «si- ger Minuten trat Erbrechen einer säuerlich lii» chenden Flüssigkeit mit etwas Erleichlenuf ein. Nach einer Viertelstunde wurde ihm dtf zweite Kalleelöifel voll gegeben, und da sich abermals hierauf die Zufalle yerminderten , lo wurde nach der dritten Viertelstunde der dnUs Kaffeelöffel voll gegeben, worauf alle ZofiiUs gänzlich verschwunden waren. Der Kraaks verfiel hierauf alsbald in einen ruhigen ul sehr erquickenden Schlaf, aus welchem er nid einigen Stunden ganz geheilt erwachte , dii übrige Zeit in der Nacht wieder ruhig fiiiii schlief und am andern Tage nicht die gerimito UobequemUchkeit yerspurt^*

Nachher erfuhr ich, dafs äef Kranka ab ein Jüngling von 16 ^17 Jahren denselben Aa- fall zum erstenmale nach dem Genüsse einsi Bouteilla guten Rheinweins einen gaosen Tsf lang in einem so furchtbaren Grade gehabt l^ät^e, dafs er von 4 starken Männern 12 Sto» den lang festgehalten werden mulste, und da* mals kein Heilqaittel bei ihm geholfen bitte. Späterhin erlitt er einen Anfall fast ganz vps d^rf§ll>9P Dauer, und der letzte Anfall, den ich

*. *) Dia afmtt Eotdecb io Mstai med, 8. SIL

Ol

so beoBacIiteO Gelegenheü hMe^ war d«r dnit«. Nacb diesem trateo später nach dem Geaaue des Weins io sehr maCri^er Do«a wiedef ähn- liche Pamx]rsmeo eio^ die abery wie OMa mir aagte, durch den schleoDigen Gebraeeh de« Spt- ritas JUindereri auffallend schnell bekäcr|»ft wor- den waren. Schliefslich mafs ich noch bemer- ken» daCs der Kranke von periodiKh wiedi^r- kehrendem Podagra in leichtem Grade befallen ^fird, eine aufserst geiegeke Lefaensweife fährt, atark arbeitet und sich Tor allea FTfssfle» in der Diät batet, auch keioeewtgea tu der&Iaasa dar Trinker gehört.—

Innerhalb 24 Jahren sind mir za\U TOB Detirium tremens Tcrzekr.znsr.«»?! n.id ■war nor bei anagezeichoetea alten and jin^ea Bacchanten, bei denen ich nie in den Fai: kam, Blatentziehnngeo Tomehmeo m mmmem, samal aie dorch ihre Trankfalli^keit auf eine tieft Stufe Ton fast paralytischer Schwäche herab' gekommen waren. Die constanfe^tem und ha«s- iigsten Hallncinationen bei deoseiöen bestanden in Täaschun;?en des Gesicbtsslnoes ; die meieten sahen entweder Fiedermäose, lliuse and Kr'>- ten, oder TenfeL -^ Erst in dem letzten -Som- mer behandeile ich znm djiktea31aieeioea b4e- chanten, der, wo er einen danklea Flecket: oder Schatten erblickte, diesen &t einen Tenfe» hielt. Als ich des ?iacbts 12 Uhr za ihm rercfen wurde, stand er halb angekleidet mitrea in sei- nem hellbeleuchteten Zinuner, ein Krozi^z ia deo Händen haltend, stürzte, wo er eine» donk« len Fleck erblickte, aDgenhlickiicb auf densel- ben los, und bedeckte diesen mit dem Kruzi- fixe mit den Worten: „da Teufei^ kost etns. Ich gebe stets cu Anfange der Km einige

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LaxaDsen, die nicht aelten eine Meng« itiBl»|fa der Faeces and lofarcteo eotfenien^ später Ovnilin in folgender Form : Rec« Opii pnr» gr» P'lk Pulr. rad. Ipecacaanhae gr. ^, Sacch. alb. gr.i^» M. F. Polr« D. tal. Dos. q. s. S. AUe 2-^IIe Stunden ein Pulver^ bis Rabe and Schlde»!! tritt, was in der Regel bald erfolgt, wora!dii|ii Pulyer in längeren Zwiacbenräamen bb n>|l gänzHcben Wiederberstellung des Kranluii (tk |l schon in 8 bis 12 Tagen) forlgegeben Wite Anderweitiger Mittel bedorfte ich nicht

10.

' f

Pem§ EisenspKtter im jtug9k

Drei Mal kamen mir Schlosser und Schmiaii snr Bebliodlung Tor, denen bei ihrer Arbeit /int Eisensplitter in das jiuge gedrungen w Durch die Applikation des Magnets in Foim< Hufeisens, hart an das affizurte Aoge geblaßt nnd daran mehrere Minuten lang festgehallBib gelang es, schnell die Eisensplitt^r su entfems, ohne dafs dem Auge der geringste Nnrhftri durcjd diese Verletzung rerarsacht wurde.

11.

Im Habe stecken gMiebene Fischgräiem wd

kleine Knöchern.

Fischgräten lind kleine Knochen vom G^ flügel, die im.Halse stecken blieben and sn deM

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^ BntferotiDg oft eine Meoge Mittel TergcUkb

* J^^ucht worden waren, entfernte ich tebr ein- ^ Mch qod schnell dadurch, deh ich lietb, so ^'^■^nell als möglich nach einander einige starke

* ^^bela voll rohen Sauerkrauts (Saoerkohit) rm ^_ ^^n, wodurch die augenblickliche Entfemvog ^^ ^^ fremden Körpers im Halse bewirkt wind«.

* ^5^^ ™^ letzten Sommer sind mir zwei FSUe '^ dieser Art mit augenblickluh gatcm Erlöse tot-

(tkommeo.

12. Epilepsitm

1) Bn Knabe Ton 12 Jahren, einziges Kind eines Chirurgen , litt schon sek fast zwei Jnb- ren an Anfallen von Epilepsie, welche bei Tag nnd Nacht erschienen uod den Kranken lebr geschwächt halten« Viele Aerzte und eine SIenge gepriesener nnd nicht gepiiesenet Ueil- miltel waren vergeblich yersuchl worden. Keine Ursache konnte aasgemittelt werden. Ich he- rdrchtete Onanie^ bei genauer Untersuchung entdeckte endlich der Vater Terdächtige Flecke iia Hemde seines Kindes, nnd nach einigen Ta- gen gestand Patient unter Thränen, dals er schon seit bald zwei Jahren durch böse Camerad- schaft zu diesem Laster rerleitet worden sej. Nachdem das Kind hierüber gehörig belehrt worden und der Vater seine Aufmerksamkeit verdoppelt hatte, blieb auch die Epilepsie unter dem Gebrauche der Tinctora Ferri pomati c. Tinct. aromatica mehrere Monate gänzlich ans.

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UobewacTil fei^fM Jedoch de? Knfd>Q Ton oeaM in dieses Laster^ und nait demselben ttellte sid ancb wieder Epilepsie ein. Der Fortgebrsnck obiger Tinktar, so wie einet Palrers ausKan^

£ber vor dem Scblafengeheo, das Waschen te >euzes mit Essig und aas Unterlasten der Oos* nie hoben die Epilepsie , die sich aber f^wl^ wieder einstellen wird^ wenn Patient der SelbU befleckung nicht auf immer entsagt.

2) Im Jahre 1834 behandelte ich tun sek Jahr altes, zwar sehr sensibles, aber doch nictl schwächlich zu nennendes. Fräulein an Krawh'. j)fen, welche das Mittel zwischen Epilepsie wd Catalepsie hielten, auf die geringste psychisciw Veranlassung, Schreck , Zorn^ Freude n. Wt jedesmal fast augenblicklich hervorgerufen ws» den und von einer halben bb 2a zwei Standes anhielten. Ursachen waren nicht aassnmittelo; auch hier besorgte ich Onanie, obgleich die Bt* weise fehlten und die Kranke sehr aorgfaUg beobachtet und beaufsichtigt wurde» Alle lEtr tel blieben nicht nur erfolglos, tondem schitoet togar das Nervenleiden noch an TertchlimmerSi Da nun ihre Eltern hierBber tehr bettünt ws- ren und die vollige Entwickelung und Aosbil- dung der Epilepsie befHrchteten , so entschloß ich mich zur Anwendung des animaliacheo Msp gnetismus.

Ich setzte mich mit ihr in magnetisclitfi Rapport und schickte ihr alle zwei Tage, dt sie 2| Stunden entfernt von mir wohnte, eioe Glasplatte^ welche ich zuvor einen halben Tag auf der Herzgrube getragen hatte und weicht sie ebenfalls auf der Herzgrube tragen nuistt. Ich besuchte sie von vierzehn zu vierzehn Ta- gen^ verstärkte den magnetischen Rapport, nad

65 ^

war so glficUich, diese Kleine nacb ond iMidi ■Tollkommen za heilen, wobei ich bemeriLen mafs, dals die Krämpfe fast angenbllcUich nacl^ lielseoi wenn sie die toq mir erhaltene frisch magnetisirte Glasplatte auf ihre Herzgnibe legte. Merkwürdig ist es, dals die Kranke schnell ihre Krämpfe Terlor, so oft ich sie besuchte und in ihre Nähe kam. Einmal rergals ich die Platte zu magnetisiren, nnd da der Bote sie «i holen schon bereit war, mir aber keine Zeit mehr übrig blieb, sie gehörig za magnetisifeDp eo schickte ich die alte, von mir nicht frisch magnetisirte Platte der Kranken znrBcky wor« auf sie so heftige Krämpfe bekam, dab mao fSr ihr Leben besorgt worde. Die inzwischen Ton mir dnrch das Tragen anf der Herzgnibe magnetisirte und ihr alsbald zugeschickte Glas- platte beschwichtigte jedoch den Anfall fast an* genblicklich« Diese Kur dauerte nngefahr seche Monate; Patientin ist ToUkommen gesund ge» blieben und schreitet in ihrer somatischen und psjchischen Entwickelung sehr yortheilhaft Torwärtt.

13. Krätze*

Gegen üe Krätze habe ich sowohl in dem hiesigen Krankeohause ^ als in meiner Privat- praxis, eine Menge Heilrersuche mit neuerlich gepriesenen Blittelo gröfsteotbeils ohne Erfolg gemacht Die englische Methode half nichts, und Ffeufer^B Schmierknr erwies sich nur in Jonra. LXUIV. B. 9. Sl. E

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•inigeo PHIlon frisch enUtandener Kriitze UIIA* reich. Meine Methode, die ich in Tielen bnfikf dert Fällen stets mit dem besten Erfolgs « Hülfe nehme^ besteht in Folgendem:

Bei der Aufnahme des Kriltskranken in im hiesige Krankenhaus erhält er sogleich ein mh mes Seifenbad und als Abführung eine Dodi|| PiluL laxant mercur. offic Am andern Tap reibt er sich Morgens und Abends in die Kiils- stellen folgende Salbe ein, welche nach eise halben Stunde ^wieder mit Seifenwasser a^ gewaschen wird: Rec. Flor» Sulphur.^ Um sulphur«, Ol. Lauri aa Drachm« duas, Azas^ Porci Unc. duas« M^ f. S. Einiga KaffeeloU roll daron Morgens und Abends einsureibeib'

Innerlich erhält der Kranke ein Pnlver av

Flor. Sulphur., Cremor Tartari, Sacch. alb. sa

Unc. dimid., Pnlv. rad. rhei. Drach. duas. K

S. Morgens und Abends einen Ka£Eselo£Eel' ToD^

nebst einem Thee aus den Spec. pro Decoct.

Lign. Einen Tag um den andern wird ein Sii-

feobai genommen, Kleider, Leibwäsche und

Bettzeug fleifsig gewechselt und so forlgefsJi-

ren, bis der Kranke geheilt ist, was bei nicfat

JEU yeralteter Krätze und bei nicht sa sehr es-

chektischen Subjekten innerhalb 10 bis 14 Tagfl^

in bartnäckigeren Fällen aber längstens Snoer-

halb 4 Wochen gelingt. Ich habe noch nis

Rückfalle, noch nachtheilige Wirknngaa hisr»

durch entstehen sehen , aber öfters Fälla' baoh-

achtet, wo ich dennoch mit diäter Mathodi

nicht ausreichte und die Heilung der KiSas

sich in die Länge zog, besonders bat aiiaaiy

cachektischen , schlecht genährten Laoten , bei

denen grofse Uoreinlichkeit herrscht, und A

sufser Stande sind, Leibwäsche Aeibig ms

67 ^

sein. Hier half mir türerTinüg fotgefrfa Wft- schuDgi Ret* Flor. Salphun Uoo. tres, SaLam- moDiaei Unc. ud.^ Rad. Bnulae Vtic^ daas, coqne c. Aqu« Calcis rir. libr, quinqde ad rematieiitk lib« trei^ colat. add., Mercar. Sublimat, corrosb io Aquae Calcis beAö solat gr, xx, asqne ^ad gr. x£s« D. S. Abends die Krätzstellen damit EU waschen^

In der Priratpra^ds Ist letzteres Mittel ro^ soziehen. Bei bemittelten Kranken liasse iph täglich 9 oder aach einen Tag um den andern^ Bäder ron Schwefelleber nehmen«

Mit dieser WaSchdng habe ich Dicht selten weit Terbreitete und Teraltete Krätze innerhalb 14 Tage yollständig geheilt«.

Unerläfslich ist strenge Diät^ grofse Rein-, lichkeit, fleifsigef Wechsel der gereinigten Kie»* ' der ood frischer Leib- und Bettwäsche.

14.

Tinea oapiiii.

Gegen den i^rfr- oder Kopfgrind habe ich nachstehende, yon TMursinna und Schock em» pfohlene Jb^^er^sche Salbe mit dem besten und schnellsten Erfolge angewandt: Rec, Sulphnr* purificat«, Vitriol, alb. aa Une. dnaS| Axung. porci recent Unc« sex. HL L unguent« S. Hier- mit "wird zuerst eine Stelle des Grindkopfs ein- gerieben, worauf nach einigen Tagen Risse im Schorfe entstehen und dieser alsdanb abblät- tert. Alle Hebt Tage wird ein Laadmf alilr dM

•1

. 68

PiloL mercarb öff. laxant« genommen und m|a Thee ans den Spec. pro Decoct. Lign. getnt-lg, ken, worauf diesem Üebel meiet nach Vediill| ToA 4—5 Wochen geheilt i/in 1,

SpMhelßi^ß nach QuteksiJberm

Gegen MerkuriahpeicheJflufs gebrauche ink schon seit Jahren folgendes Gargelwasser nA grofsem Nutzen : Rec, Decoct. Gort. Qaercni ex Unc. duab« parat.^ colat« libr. duab. add., Acidi 'pyrolignos* Drachm. tres usqne ad sex, Tinctt Bfjrrrh* Unc* un.^ SIell. rosat« Unc. dnas« M.D. Anfänglich wird hierTon ein halbes Triok- glas ToU mit eben so viel Thee aus Salbcj ▼ermischt ^ und einige Minuten lang im Monde behalten^ nach und nach weniger Terdiinnt nsl zuletst ganz rein genommen, worauf der Spew ebelflufs längstens innerhalb acht Tage ToUig beseitigt ist. -^ Gleichzeitig verordne ich mn innerlichen Gebrauche das Pnlvia Dowen einigen Gran Kampher vermischt.

16.

Skrophülost Liehlseheu und sltrophulSst

jiussehWge»

Gegen skrophulSse Lichtscheu und slrf^hur Jose JluSMMäge im Gesichte der Kinder bf-

- 69 -

m

^^tthriß sieb mir in der MebrcaU der Falle am

Wspriefalicbsteo, nachdem Antbelmiotica aoge»

Sendet "worden waren, falls Warmer sich rer»

inathen liefsen, folgende Bllscbnng nach Jim»

mon: Rec. Tinct. Ghinae Unc. nn«, Barjt. ma«

riat, Drachm. un. M. D. S. Morgens nnd Abends

iO bis 20 Tropfen zu nebmen, •— In der Re«

gel verlieren ticb obige Uebel innerhalb 14 Tage

gänzlich y doch fordert es die Vorsicht , obigs

Mischung in geringerer Gabe noch einige Zeil

fbrtgebraachen nnd alles Saure^ Fette and stark

Gesalzene sorgfaltig Termeiden zu lassen.

17. Tripper und allgemeine Syphüis.

Gegen den Tripper^ wenn er noch Irisch ist, leistete mir ein Pulrer aus Pnlr, Cabebar; und Sacchar. alb. aa, täglich 2 bis 3 Kaffeelöf- fel Tolly bei einer strengen Diät und zweckmä- fsigem YerhaUen, nebst einem Thee aus Rad« AUhaeae, Liquirit. Herb. MaWae und Semin* Cannabis, in der Mehrzahl der Falle die beste und schnellste Hilfe. War er dagegen schon mehr ioTeterirt, so half meist FaWs Tinktur: Rec. Balsam« Canadens. Unc. dimid. , G. Gua- jaci Drachm. duas, Spirit. vlni rectificat. libr; dimid. ^ Digere leni calore, dein faecibus subsi- dentibus tiocturam limpidam cola et Colat. add., Olei destill. Menth, pip. Drachm. uu. M. D* S, Täglich dreimal 40 bis 60 Tropfen zu nehmen.

In den hartnäckigsten Fällen, ivo der Trip- per schon einige Jahre angehalten hatte und

T- 70 r*

mh •loer Menge ron Bfittelo fraohdot beliu» delt worden war, erprobte sieb mir WakK% treJHiche Fillenmasse ; Rec» Ferri salphur. oj* stal., Ij^DO pulvff aaDracbm» an. et aimid,,Te" rebiDtnl laricinae, Extract» Geotian, mbr. aa Dracbxn. tres. M. Piliil. e, vvlr^ rad. Liqoi» rit. et fiaot pilql. ]V, 270. Coosp. pulr, rad. Ireos flor. Täglich vier Mal 10 Stück, n nebmen. Gleichzeitig werden lojecüoneii top einer AoflSsung des salpeteraanren Silbers, mit Opium versetzt, gemacht, eine strenge Diät pni sweckmäfa^ges Regimen beobachtet.

_ *

Gegen allgemeine Syphilis Ist nach meiiMS Beobachtungen und Erfahrungen das Decoctui JSittmanni das erste, beste qud sicherst« Hcib mittel, nächst diesem die Pzondisch^ Methods und in leichteren Fällen die WedeküiiPteb§ Heilart. IVpr fin wahrhaft desparater Fall tob allgemeiner und weit yorgeschritteoer Sjrphilii kam mir Tor, der vergeblich mit obigen BeS' methoden und «war wiederholt bebandelt wvidi^ Alle Erscheinungen eines bennruhigMide& ton» tescirepden Fiebers mit bösartigen nod Jiail^ nackigen Geschwüren liefsen kaum mehr evasn Strahl von Hoffnung zur Wiedergenesnng das Kranken aufkommeUf Doch ward erdwKbdia mit aller Vorsicht und Sorgfalt Yorgenonuneps strenge Busfiche Schmierkur wieder voUkOBH men hergestellt. Diese Heilmethode gehBrt ge» wifs zu den wichtigsten und segenvollsteo, de- ren sieb die praktische Medicin erfreut, und sie kann gegen die verzweifeltsten intrikatsten Falle der Lues nicht genug gerühmt werden»

Die übrigen gepriesenen Merkurialpräparate^ oeioientlich das Hyarargjrum oxydatom robma

71

praeclphatoiD, kaoo kh in dar Thal, troti 1er Versudiei nicht rübmeD,

Natron carhonieunr.

Zq den werthyollsten Beitragen der prak^ tischen Medicin in neuester Zeit gehört, meiner Ansicht und Erfahroog oach^ die FiscAer'sche Schrift ^), worin das kohlensaure Natron als eins der kräftigsten and mächtigsten riicX:6iM€ii- den Mittel gegen die verzweifeltsten Unterleib»- Sbel mit Recht angerühmt und zur Prüfung an- empfohlen wird. Vorzüglich hilfreich bewährt eich dieses in der That treffliche Heilmittel in der Ton Fischer Torgeschriebenen Verbindong mit andern höchst zweckmäfsig unterstützenden Heilmitteln und der überaus strengen Diät ge-» gen Gicht, hartnäckige Drüsenrerhärtungcn, be- sonders der weiblichen Brüste» der Bauchspei- cheldrüse, des Gekröses, der Leber, der IlilZf der OTarien, Gebärmutter, Hoden, der Schild- dräse u. s. w.

Ich habe eine, allen Mitteln viele Jahr% lang trotzende bedeutende Verhärtung des lin- ken Eierstocks , der ganz höckerigt und yon monströser Grösse durch die magere Bauch- wand zu fühlen war, so wie eine so höchst

§

*) Bekanntmachang eines überaus m'aclüigcn Hoilmit- tek gegen Gicht, gegen clie hartnäckigsten Drüsen- verhärtungen ond cbionischtt Untcrleibsübel •• Toa Dr, AnU Friedr. Fischer, Meisscn 1835.

~ 72

bedeutende und metastatlscb entstandeDe Spioa yentosa an dem Schieo- und Wadenbeine einer jungen Frau geheilt , gegen welche, nach der einstimmigen ErkFärung sehr geachteter und kenntnifsToUer Aerzte, die Amputation des Fu- üses als das einzige Rettungsmittel yorgescbla^ gen worden war.

Singeklemmti Briichem

Gegen eingeJdemmU Brückt bediente ich micb in den meisten Fällen des von Stark schon empfohlenen Oels ^) mit dem herrlichsten Br* &]ge, wenn gleichzeitig innerlich^ je nach Um* standen, Emulsionen mit oder ohne Opium, oder Oleum Biciai mit Syrup. mannat. Ter« mischt, oder Calomel» oder Oleum Crotonia, der oft kaum zu bezwingenden Verstopfung wegen, stark mit Butter versetzte Buttermilch, erweichende Umschläge u. s. w. gegeben werden. Ich babe Fälle gebeilt, wo die Kunst bereits alle ihre Schatze yergebens erschöpft hatte und nur von der Herniotomie Bettung er* wartet wurde. Und zwar erfolgte in den mei<« sten Fällen die Rettung des Kranken auf die Anwendung des Oels aufserordentlich schnelL

Erst dieses Spätjabr wurde ich a^u einer 40 ^abre alten Frau gerufen, die an einem ein*

e\ Joh, Chr» StarVs Handbuch znr Kenntnifii vmd Hd* long innerer Kranktieiten des menscblicteü Körpers» Jena 1799^ Bi, Sf. 607.

-. 73 ^

geklemmteD Leistenbrache rechteneiti füofTaga Tergebens mit Aderlässen, Blategelo, erweicbenr den Breiamscblägen, eröffoendeo Klystiereo, Ca« lomel, Emalsionen u. s. w. tod einem Ober- Wundarzte bebandelt worden war. Zaletst wurde noch die Hilfe eines Homöopathen an» gesprochen y jedoch Tergebens« So ward ich gerufen, Irh fand die Kranke in einem sehr aufgeregten Zustande, den Pols klein, hart, fre* guent| die Temperatur der Haut heifs, die Ver- stopfung seit fünf Tagen anhaltend; der Durst war unerträglich, Schlaflosigkeit und Unruhe im höchsten Grade , Neigung zum Erbrechen, und wirkliches Erbrechen nach genossenen Ge- tränken ; der Unterleib war aufserordentlicb auf^ getrieben und gegen BerühruDg schmerzhaft. Der Bruch hatte die Gröfse eines HüliDereies, war brannroth und durch die vergeblich rorge* r Dommene und oft wiederholte Taxis brennend beifs* Ich trug auf die Operation an : sie ward Jedoch Ton der Kranken standhaft verweigert» So wenig Rettung zu hoffen war, verordnete ich gleichwohl Oleum Ricini mit Sjrup, man« sat. vermischt, Klystiere aas einem Infus. Fo- lior« Senn, mit Sal. mirabiL Glauberi und Tar- tar, emet. versetzt, und. äufserlich das von' Stark empfohlene Oel, nämlich: RecOlei Per- fol., Olei Pini, Olei Juniperi aa Drachm. tres« m. D. S, Alle Stunden einen Kaifeelöfiel voU in die Bruchstelle und deren Umfang einz»*' reiben.

Der Erfolg war bewundernswürdig; denn der Bruch wurde nach einigen Standen kleiner, minder schmerzhaft, und war nach 12 Stunden -völlig verschwunden. OelFnnng trat reichlich ein^ die Kranke war gerettet und ift )etst volL*

74 ^

kommen gaaimd und wobi, obgleich eie tplM TOD einer Enteritis befallen, aber ToIIkommei gebeilt wnrde« leb babe Fälle von eingeklem»» ten Brüchen geheilt, die bäufig nach 4—6 Sten-, den nach dieser Einreibung gewichen waic% nnd mit dem grofsten Danke gegen Stark wi aus voller Ueberzeugnng nnterschreibe ich im L'>b, welches dieser ausgeseicbnete Arzt (& 66Z ia dem angeführten Werke) diesem Oele cott»

20. JFeohsel/iebefm

Dafs die nächste Ursache des TFtohM^^ hers in einem Krämpfe des Gangliensysimm bestehe, habe ich in meiner schon erwähnto Schrift über den sporadischen Typhus and im WechselGeber ausführlich nachsaweis^n iw- suchty und es freut mich^ dafs diese Anslcbl k der jüngsten Zeit von anerkannt gelehrten Sil gefeierten Blänoern mehr oder weniger aasgi- sprochen wurde«

Es giebt fast keine Form Ton Waehsells- ber, die irh nicht zu beobachten und sa babaa- deln Gelegenheit gehabt lätte, nanoentlieh vide Fälle Ton insidiüsem verlarvtem Jfechs^fi/Aer*

Das Chioinum sulpburicum erwies skk auch mir sehr hilfreich und namentlich in fol- gender Art : Zuerst erhält der Kranke in dar Apyrexie ein Voniilir, oder ein kräftig erregen- des Laxans, je nachdem die Turgescenx der an* ' gesammelten Crudiläten das eine oder das aa-

dere gebietet; doch siebe icfa das VomitiT sei» Der oberaos wobltbäfig erscbüUemdea und um* sthnmeDdeo ^ebeowirkon^ Tregeo dem f.axans vor, dann am andern Ta^ in der Aprrexie Folgendes: Rec« Cbinin« salpbor« gr. xxxxTiJj, Tartar. emat. gr. j in Aqaa Laoroeeras q. solot., Opii pur, gr« ifj, ExtraeL Vatertan. q. a.' ut £» piloL If. xxxTJ, Coosp. polr. Cinnaiii. D. S. Alle 2 bis 2y Standen ein Stuck so neb* inen, nebst folgendem Tbee: Rec* Sommitat. Uillefoi«, Siunmitat. Centaor. min., Flor. Cba«* momilL Talg. , Rad. CaiyopbjlL aa Uno; ob« C. M. D. S. Tbee, ^oron täglicb einige Tas» aen getronken werden.

Die Pillen müssen Tag und Nacbt cur be» stimmten 2^it in der Apyrexie gegeben, in der Pjrrejde aber, so wie der Tbee, ganz ausge&etsi werden. Die Diät mafs streng seyn , nament- lieb alles Fette, Ssore, Bläbende, Obst, Käse s. w* gemieden werden» Zotn Getränke er* laabe ich gern Kranken, die scbon längere Zeit an Wecbselfieber leiden, entweder gutes Bier, oder oocb lieber guten alten Wein mit. Was* ser Termischt. Der Kranke imifs sieb warm kleiden, feucbte Luft Termeideu und sich im warmen Zimmer aufhalten, sieb for Diätfeh- lero und Erkältungen auf das sorgfaltigste bSten.

meinen Erfahrungen zufolge y wird der iiacbste Anfall entweder auiTdllend stärker, oder gelinder, der zweite Paroxyftmus bleibt dage- gen in der Regel ganz aus, und der Kranke ist geheilt» Zur Vorsicht lasse ich obige Pil- lenmasse, wenn sie aufgebraucht i3t, noch ein- mal repetiren und daron alle 3--^4 Stunden ein Stück nebst obigem Thee geben, bis sie eben- falls aufgebraucht ist, worauf der Kranke bei

76

I

guter ond erknifdgender Diät wich 6 10 Tt- gen wieder so rollkommen hergeftlellt ist. dab V er sich seinen gewoboten BescbäftigungeD bis» 1- geben kann. \\

Bei strenger Anwendung dieser Metbodi, vorgsamer Vermeidung aller Excesae in der Diät und dem Regimen, rubigem Verbalteo in den ersten acbt bis zeboTagen, sah ich keine Rodt fälle entsteben; der Kranke bleibt irollkommoD wobL Gleichwohl sind Recidive bei Land- leuien keine Seltenheit. Denn kaum fübleo lit sich von den ersten zwei Anfällen befreit ool sehen ihre Kräfle wiederkehren , so setzen lia nicht nur die erste Dosis der Pillenmasse aiu^ sondern überlassen sich auch wieder ihren Be« rufsgeschäften und fehlen in der Diät. So hil^ reich das Chinin, sulpburic. sich auch dann be- weiset, giebt es doch Falle, wo dasselbe we- gen Idiosynkrasie nicht yertragen wrird, oder für unbemittelte Kranke zu kostbar ist. h dergleichen Fällen von sehr hartnäckigen Reci- diven wendete ich das schon in meiner erwähn* ten Schrift (S. 308) empfohlene Kali carboni- cum mit gutem Erfolge an , entweder : Rec. Kali carbon. Drachm. duas, Solr. in Aqu. Rub. Idaei Unc. sex, add. Syrup. ejusd. Unc. ud. M. D. S. Alle Stunden einen LöiTei voll in der fieberfreien Zeit zu nehmen, -— oder yerstärkt mit einem Zusatz von einem Skrupel Tinct Opii. Auch mehrere meiner Herren Kollegen haben diese Mischung mit grofsein Nutzen an- gewendet.

Zwei Fälle yon Wechselfieber kamen mir innerhalb 24 Jahre zur Behandlung Tor, die durch die seither genannten Mittel zwar gemil- dert uud etwas beschwichtigt , nie aber TÖUig

-P. 77

gebetlt werden konnteo, and allen übrigen Heil- mitteln trotzig vriderstaoden, ohne dafs es mir (egltickt wäre, biervon die Ursache auszaniit- leln 9 und diese wurden allein durch den Ge* brauch der bitteren Mandeln schnell , gründlich and bleibend geheilt» Ich liefs nämlich diese b«iden Kranken eine Viertelstunde vor dem anfalle, das erste Mal 7, das zweite Mal 9 Stück bittere . Mandeln kauen und Terschlncken , letz- tere Zahl mehrere Tage nach einander um dier Belbe Zeit fortgebraucben und obige Diät und BL^^imen beobachte o* Der nächste Apfall ward hierauf schon geringer, der zweite, noch schwä- cher» und der dritte blieb gänzlich aus^ obne dafa ein Recidir gefolgt wäre. Zur Nachkur verordnete ich die Tinct. Ghinae composita kaf- Feelofielweise zu nehmen.

m^

78

IV.

Fortgesetzte Erfalirongen

ü b « r

die Epilepsie

and

die grobe Kraft des Zinks zur HeÜang derselben.

durch

mehrere Fälle glücklicher Heflung dieses Uebds

dargestellt,

on

Dfi Siedler

zn SchSnebeck*

(Fortsetzung« dieses Jonmal Bd« LXXYIII. St. 5. 8. 3.)

12-

j&.ndreaB K., Schiffer , 19| Jahre alt^ grobair Figur» dankelbraanen Haaren^ gemischten Tem-

SeramentSy an den Masern im 6ten und am charlachfieber im lOten Jahre bedeutend krank, mit Erfolg vaccioirt, war als Kind sehr ner* ▼enschwach^ bekam, wie die Mutter bebaaptat^ leicht Ohnmächten und Krämpfe^ und soll an letzteren einmal 22 Wochen gelitten haben. Vor ungefähr anderthalb Jahren bemerkten

~ 79 ^

»eine Eltero^zor Nachtzeit die ersten epilepti- schen Anfälle, die eich dann auch »ehr bald iKuweilen am Tage zeigten» Dabei verrichtete Patient, weil er aaf seines Vaters Kahne fuhr itnd immer beobachtet werden konnte, seine A.rbeit ungestört^ bis er endlich am 8. Novemt^ ber 1833 itt der Nacht \on einem so heftigen Unfall ergriffen wnrde, dafs sein Vater giaubtei er "^vUrde sofort sterben. Diesem folgten am 0. und in der Nacht auf den 10« noch sieben eben Ho starke epileptische Anfälle, so dafs Patient in dieser Zeit gar nicht zur Besinnung kam und mehrere Tage nachher nicht arbeiten konnte. Da er sich auf der Reise befand und zur Zeit dieser Anfälle kein Arzt in der Nähe wlEir^ so muf&te er sich auf den Gebrauch yon Chamil-* lenthee beschränken. Am 20. November kam er hier an und yrurde mir sofort in die Be^ handlung durch seine Mutter übergeben; die noch berichtete, dafs er seit dem 10. zwar nichts Yon epileptischen Zufällen gehabt, wohl aber zuweilen über Schwindel geklagt habe. Ich fand den epileptischen Blick ToUkommen ausf^ebildet, den Puls klein und träge, die Zunge nach hinten wenig belegt, den Körper wohl ge* nährt und die Gesichtsfarbe munter. Patient klagte über Mangel an Appetit, Drücken in der Nabelgegend und hatte in den letzten 10 Tagen nur 4 Mal Stuhlgang gehabt. Ich verordnete: Rec. Magnesiae sulphur. unciam, solve in Aquae Blenthae piperitae unciis tribus, admisce : Tinc- turae ämarae, Syrupi corticum Aurantiorum aoa UDciam dimidiam« D. S. Omni bihorio cochlear.

In der Nacht auf den 21. ^hatte Patient einen epileptischen Anfall; aber Xtoiz diesem

II

80 -..

erlanb^e ilim sein Vater erst am QS», nachdflm Ij sein Schiff Ton der Ladung geleert und gegM Ig; Morgen dieses Tages ein neuer epileptisch« L Anfall eingetreten war, yon der obigen Medino Ij Gebrauch zu machen* Diese bewirkte Hat Darmausleerungen und Verschwinden deeDmt kes in der Nabelgegend. V . |i

Am 27« klagte Patient nber krampfhafte Zn- sammenschniirung .der Brust, Mangel an* Schlaf und periodische Zuckungen in den Muskeln dsif rechten Armes« Ich verordnete: Kec. Ziaci oxydati grana sex, Extracti Hjoseyami graDom, Pulyeris Badicis Paeoniae grana decemi H. Dispens, tales doses Nr. duodeciaii D.S* UsM et vespere pulvis.

Den 4. December berichtete der ELranks^ dafs noch kein epileptischer Anfall wieder da gewesen sey und die übrigen Krampfbeachw«^ den sich seltener und schwächer einstelllaai Er bekam eine Stunde nach jedem PnlFer tTebet keiten^ aber zum Erbrechen kam es nicht Dil Gabe des Zinks wurde um 2 Gran erhöht*

Am 10. berichtete Patient^ dab er gar kons Zuckungen gehabt und nur ganz geringe üebel- keiten auf die Pulver bemerkt habe. Er be- kommt : Rec. Zinci oxydati grana decem. Ex- tracti Hyoscyam« grannm, Pulveris RadicitPaMK mae grana sedecim, BI. Dispens* taies doeii

Vr« duodecim^ D. S, Slorgeos und Abesdsen

Pulver.

Den 17. erschien die Mutter des Kranial und zeigte an, dafs ibr Sohn am 13., hlonisdie Krämpfe in dem rechten Vorderarme und dar Hand, aber keine Uebelkeiten gehabt habe^ sich auch sonst stets wohl fühle. Er nimmt: Bau

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Ziöd azjdaä grasa doodadm, Bxincli Bjoft« cTami granmn» Polrais Radids PaeoDiae tcnK

Ealam, M. Dispant. lales dotes Nr, dvodadiiii K S. Morgens und Abends ein Pidrer.

Am 25. fand sich id wieder ein und be» ricbtete, dals er am 20. Abends switchen (^ und 7 Uhr wiederholt Zncknogen in der ledw ten Schulter gehabt habe^ aber sonst sich gaw wohl befinde. Er bekommt Morgens and Abends 15 Gran Zink mit den Zusätzen yom 17.

Da sich hierauf bis zum Januar 1834 auch nicbt die geringste Spur Ton Krämpfen hei dem Patienten eioie;e8tellt'9 dieser viehnehr, trotz der ungünstigen Jahreszeit, schon mehrere Tage im Freien bei dem, eine gute halbe Stunde Yon hier gelegenen und durch den Sturm am 18. t. M. eingestürzten Gradirwerke sa Elmen gearbeitet hatte und nur am Morgen und Abend warme Getränke und Speisen in sich nehmen konntCi so liels ich nur )edett Abend 1 Ton den erneuerten, obigen Pulvern nehmen/

Am 16«' Januar« K^ spurte nichts Ton sei- nem epileptischen Leiden und erfreut sich einer Tollkommenen Gesundheit, Er nimmt atle i Abende ein Pulver nach der Formel tom Januar*

Den 10. Februar erschien K, mit blühen- der Gesichtsfarbe und erklärte, dafs er sich ganz wohl fühle und auch schon Tor 10 Tagen das sogenannte Fastoachtsfest, welches die Schiflisr ia* der Regel f wegen der frühzeitigen Abreise mancher Kameraden, schon Ausgangs Januar feiern, und wobei sie gew5hnlicb zwei Tage ud Nächte in jeder Alt fegen dU Cw— üfciH Jem.I«XXXnr.&I.9fc t

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•iiiicljgeti^ mitgemacht habe* Ich fand weiter nichts an ihm, als den epileptischen Blick noch nicht ganz yerschwunden « yerordnete i daher noch 6 Stück der letzteren Pulyer und lieüs alle 4 Abende eins davon nehmen»

Im Sommer 1834 war K., in Folge der anhaltenden grofsen Hitze und ungewöhnlichen '. Anstrengung bei der Schiffahrt i wiederholt an einem leichten nervösen Fieber krank, wobei sich zwar leise Zuckungen in den Extremitä- ten zeigten^ aber seine epileptischen Leiden tra- ten nicht wieder ein, '

Im Monat Februar 1835 bekaüi JT. die Varioloiden in einem bedeutenden Grade, die zwar mit epileptischen Krämpfen eintraten, dann aber ohne dergleichen regelmäfsig Yerlie- fen und keine antiepileptischen Büttel erfor- derten.

Seit einem Jahre istÄ. Soldat und bat nie wieder die geringste Spur von Epilepsie bemerkt»

13.

Der 12}jähTige Sohn des Victualienhand- lers Christian L. in Salze ^ Ton kräftiger Kor- per-Constitution, wurde mit Erfolg raccinirt und überstand die Kinderkrankheiten leicht, litt seit seiner zarten Kindheit häufig an Nasen- bluten, welches aber seit obngefahr einem Jahre nicht mehr eintrat. Etwa 10 Tage nach dem letzten , ziemlich bedeutenden Nasenbluten be- kaln er Abends gegen 8 Uhr den ersten epi- leptischen Anfall und hat seit dieser Zeit noch fünf starke Anfalle^ hiervon dep letzten em g«»

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sh*igen Vormittage am 11 Uhr and den Yor* letzten vor 14 Tagen zu derselben Stande gehabt«

Die Eltern dee Kranken hatten schon meh« rere Haasmittel versucht and auch wiederholt Blutegel an die Stirn und Nase appUcirt^ aber ohne Erfolg«

Ich fand, als mir der Kranke am 21. Rb- Tember 1833 in ärztliche Behandlung überge;- ben wurde, deo epileptischen Blick yollkommen ausgebildet, die Pupille bedeutend erweitert/ die Zunge belegt und einen kleinen unterdruckten Puls* Verordnet wurde ein Brechmittel aus Brechweinstein und Ipecacuanha*

Am 23. November. Patient berichtet, dafs er gestern in 6 Blalen eine Masse zähen Schleims und Galle ausgebrochen habe und sich nun ganz 'Wohl fühle. Die Zunge fand ich rein und den Puls normal. Er nimmt jeden Abend ein hal- bes Quentchen Rad. Artemisiae vulgär* mit war« tnem Biere.

Den 2. December ^berichtete £#•>' dafs er nach jedem Pulver etwas Schweifs und noch keinen epileptischen Anfall wieder gehabt habe» Die Gabe der Artemisia vulgaris wird auf zwei Skrupel erhöht.

Hierauf erfolgte kein Schweifs i and oacli« dem Patient dieses, schon in mehreren Fällen mit sehr gutem Erfolge von mir angewendete antiepiieptische Mittel bis zum 16. December pünktlich fortgebraucht hatte^ trat in der Nacht auf den 17. ein starker epileptischer Anfall ein^ dem grobe Unruhe eine halbe Stunde vorher- gingi wobei die Mutter des Kranken bemerkte, dafa die Krämpfe in den Füüsen anfingen.| aieh trat nach einer Minute über den gauMii KSff»

F2

•^ 84 '

per TerBreiteteb und dann GefKhl ond BewnbU seyn aufborte. Patient erhielt: Rec. Zinci 0x7- dati grana tria, Extracti Hyoscyami granom di- midiamy Pulreris Radidt Paeoniae grana odo^ M. Dispens* tales doses Nr. octo« D. S. Mim et Tespere pulvis.

Am 21. la. blieb bis dahin gaas frei tw seinen Beschwerden, Terspurte nur etwas üebel* keilen nach den Pulvern und bekommt ditM nun mit "vier Gran Zinkblumen und sehn Gm PäonienTTurzel. Den 24* wurden dieae repeliit

Den 29. klagte Patient fibet periodisdw Kopfschmerzen in der Stirngegend, die sichseft swei Tagen, TorzSglich Nachmittags, einsfellteiii und am Morgen zeigten sich Udbelkeiten oach den Pulverii, aber sonst fdhlte er aich giac wohl und frei von epileptischen Anfallen. Er bekommt: Rec. Zinci oxydati grana quinqae, Extracti Hyoscyami granum dimidium, Folvs- ris Radicis Paeoniae grana decem, Dispeoii talea doses Nr. octo* D. S* Abends ein Palnr.

Am 6* Januar 1834. Patient hatte gar kei- nen epileptischen Anfall, aber seine Matkr sfiiirte bei ihm seit einigen Tagen jeden Aben^ so wie er im Bette eingeschlafen war, Zuckno-' gen in den Armen und Schenkeln, die sich ent nach 12 Uhr langsam Terloren. Uebrigens bst- ten sich die Kopfschmerzen verloren, der Knab fiihlt sich wohl , und nur das Auge zeigt dsi noch nicht gehobene epileptische Leiden; is- inentlich ist die Pupille sehr erweitert. Er bs- kommt nun wieder Alorgens und Abends ds Pulver Yon folgender Mischung: Hec. Zinci oty- dati grana sex, Extracti Hyosrjami granum di- midium, Pulveris Radicis Paeoniae grana dno- decimi ÖL Dispens, tales doses Nr* daodecim. D.

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Am 14. zetglQ die Mutter des Kranken ao, däb die nachtlicheo Zuckaogeo fortdaaorten^ sonst aber vreitpr keine Veränderungen einge- treten wären , als dafs seit zwei Morgen . daa Palrer eine halbe Stunde nach dem Einnehmeii wieder weggebrochen werde ^ wobei sich ihr Sohn aber ganz wohl fühle. Die letzten Pul>- Ter wurden erneuert.

Den 20. berichtete Patient, dafs die Zak- kongen bedeutend nachgelassen hätten und we^ der Erbrechen noch Uebelkeiten auf die Pulrer eingetreten wären. Die Pnlyer werden noch- pials erneuert.

Am 27. Die nächtlichen Zuckungen haben noch mehr nachgelassen ; da «ie aber noch nicht ganz verschwunden sind^ so wird die Zink- gabe um 2 Gran erhöht.

Den 31, zeigte jL. an^ dafs die Zuckungen immer geringer und yon kürzerer Dauer wür- den. Er sieht sehr blühend aus, alle Verrich- tungen seines Körpers geben normal von Stat- ten und der epileptische Blick verliert sich. Die am 27. verordneten acht Pulyet werden erneuert.

Den 5. Februar berichtete Patient, daftf die Zuckungen in der Nacht auf den 1. d. M. von seinen Eltern kaum bemerkt, seit dieser Zeit aber ganz ausgeblieben wären. Patient be- merkte zwar nach jedem Pulver Uebelkeiten^ aber sonst befindet er sich wohl. Er bekommt: Reo. Zinci oxydati grana octo, Extracti Hyo- scyami granum dimidiura, Pulveris Radicis Paeo- Diae grana decem^M. Dispens, tales'doses Nr.octo. D. S. Abends ein Pulver.

86 '

Am 14. berichtete Patient, da Fe eeine Mb ßafmerkBame Mutter in den ereten Näcbteo nach seinem letzten Hierseyn wieder leise Zockas- §^n, aber seit dieser Zeit keine weiter bemsikt Jbätte* Er nimmt nur alle 2 Abende ein.Fri- ▼er nach der Formel vom 5*

Vom März an nahm L«, da sich nA nicht die geringste Spur ron Krämpfen cdgli und auch der epileptische Blick beinahe gSBi Terschwunden war, nnr alle rier Abdnde w Pulyer nach der letzten Verordnung,

Am 3. April wurde L/ aus cter Kur .«oU lassen und ihm statt der Bezahlung die ▼«• pflichtung aufgelegt^ sich mindestens alle Yic^ teljahre bei mir persönlich zu melden und üb« sein ferneres Befinden genaue Nacbricbt n geben«

Diesem kam er pünktlich nach and sds Gesundheitszustand liefs zehn Monate lang iiiclili zu wünschen übrig. Allein am 4. Februar 1835 erschien L.'s Schwester und zeigte an, dais ikr Bruder in Terwichener r^acht um 12 oad um 4 Uhr - zwei starke epileptische AnfiDib wahrscheinlich 5n Folge einer bedeutenden E^ kältuDg, gehabt habe. Da Patient, welchen ich gegen Mittag noch im Bette und äafserst ss-

fegriffen fand, über Uebelkeiten klagte und db runge stark belegt war, so verordnete ich A Brechmittel^ nach welchem L. eine Masse Schlcini und Galle ausbrach*

Am Februar kam der Kranke wisdir selbst zu mir und berichtete, dafs er sich s^ gestern ganz wohl fühle und weder Zacknngss, noch einen epileptischen Anfall bemerkt habe. Er bekommt aber dennoch ^ Rec^ Zinci ozydstit

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Pulverlt Radlcls PaeoDiaet Folioram Aurantii ana grana quiuqae, Extracti Hyoscyami graoum dimidium, Jtl« DiApens. tales doiei Nr» octo« J). S. Abends ein Pulver*

Den 11, Der Kranke batte io der rergan« genen Nacht abermals um 12 und 4Uhr-^ swei epileptische Anfälle. £r nimmt täglich drei Stück von den. am 7* yerordneten Pnlrero^ die, "wenn sie rerbrajiicbt sind, erneuert werden«

Am 18. erschien Patient mit seiner Mutter; letztere erzählte , dafs am 11.^ dem Tage, wo Lt, am Morgen bei mir gewesen war, fünf epi« leptische Anfälle eingetreten wären, ein Anfall war immer in den andern übergegangen > so dafs ihr Sohn erst am andern Morgen zur Be- sinnung gekommen sey. Nachher habe er meh« rere Tage laof; über Flimmern vor den Augen qnd grofse Blödigkeit derselben geklagt; dabei war sein Gesicht aulTallend blafs'und das Auge sehr matt« Jetzt ist von diesem nur noch der, minder stark ausgebildete epileptische Blick sichtbar. Der Kranke fiihlt sich wohl und bat dringend, ihn Ton heute an' täglich nur zwei Pulver nehmen zu lassen. Diesemnach yerord- jpete ich: llec. Zinci oxydciti grana sex, PoWe« ris Kadicis Paeoniae, Folioruia Aurantii ana grana Septem^ Extracti Hyoscyami granum se-< iiils, M. Oispeos. tales doses Nr. duodocim. D. S. Mane et yespere pulris.

«

Den 28. erschien L, wieder und berich- tete, dafs er zwar noch keinen epileptischen Aufall wieder, wohl aber in jeder Nacht bedeu- tende Zuckungen in deu Ober- und Unter-Ex- tremitäten gehabt habe , sich sonst wohl fühle und Ton den zuletzt verordnelen Pulvern die

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Hälfle Yor 4 Tagen babe enieueni lassen. Er bekommt: Rec. Zinci oxydati grana octo. Ex* tracti Hyoicjami granam, Polyeris Radids Paeo« iiiae, Foliorum Aurantii aoa grana decem, H. I)ispeDt. tales doses Nr. daodecim» D. S, Mob» gßüB und Abends ein Palyer.

Am jUärz. Die nächtlichen Zacknngen vermiodern sich an Stärke nnd Dauer ^ Patient iShlt sich übrigens wohl und die letzten PoItw TFerden erneuert.

Den 13. hatten sich die Zuckungen so be^ deutend vermindert, dafs sie in mancher Nacbt kaum zu spüren waren. Patient nimmt nor jeden Abena ein Pulyer nach der abermals er?* säuerten letzten Verordnung.

Slit dem 17. borten die Zuckungen gans nur, und der epileptische BHck verschwand mit Jedem Tage mehr; ich liefs daher den vom 20. Olärz an nur alle zwei, und rom 2* bis zum 18» April alle vier Abende ein Pulver nach dev Verordnung vom 28. Februar nehmen und ent« liefs dann denselben als geheilt ans der Be» bandlung.

Seit dieser Zeit sind nun über anderthalb Jahre verflossen^ L, erfreut sich eiuer vollkom- menen Gesundheit und hat nie wieder, die ge» ringste Spur seiner Krampfleiden bemerkt.

14.

Die Tochter eines armen , kränklichen Ta-

Ihnertfe Dorothea T.,16| Jahre alt^ vor drei

Vito0 lUiile menstruirt^ briinet^

80 ^

TOD 8eTir 8cbtiR8chI!cbem Körperbau, bleicbexn, aufgedunsenem Gesiebt mit matten | kummer« Tollen Augen, deren Blick nicht nur das ept- > leptiscbe Leiden deutlicb zeigt, sondern drin« gender um Hilfe als ihre Worte bittet, war mit' Erfolg Taccinirt worden ; ihre Mutter weifs nicht genau, ob die Leidende sonstige Kinderkrant- beiten gehabt bat, berichtet aber, dafs Fat, ^eit ihrer zarten Kindheit an krampfhaften Be-* seh werden verschiedener Art gelitten hat, diö jmehr und mehr zunahmen, bis sie endlich yoc etwa einem halben Jahre in formliche Epilep-^ sie übergingen«

Am 8. Januar 1834, Morgens gegen ^ Uhr; trat ein so bedeutender epileptischer Anfall ein, dafs die Mutter fürchtete, ihre Tochter in dem-^ selben zu rerlieren, und endlich um 8 Uhr jnelne arztliche Hilfe verlangte. Ich fand die Leidende im Bette in einem bewufstlosen Zu* Stande, mit bleichem Gesicht, Schaum vor dem Munde, fest yerschlossenen Augen, kleinem, krampfhaftem und langsamem Pulse, kurzer, schwerer Respiration, zwar ohne klonische, aber noch nicht frei von tonischen Krämpfen* Erst gegen Mittag kam sie so weit wieder zub Besinnung, dafs sie nur die stark belegte Zunge Beigen und dann Yon folgender Mixtur einneh- men konnte: Rec. Magnesiae sülphuricae un- ciam, solye ' in Infusi Florum Chamomillae ex Qocia parati unciis tribus , admisce : Tincturae amarae, Syrupi simplicis ana unciam dimidiam» S. Alle drei Stunden einen £fslöiFel yoU zu nehmen«

Am 10. Patientin hatte hierauf 7 bis 8 bmartige Darmausleerungen ; keine Krämpfe «nd^ anlseir dem Gefühle grofs^i Schwache^

ÖO

keine Klagen* Ich verordnete eine nabrluili Diät , starken ChamilleDthoe and folgende Pnl- .yer: Rec* Zinci oxydati graqa tria, Eztnrf Hyosc} ami grantua dimidiam , Pulrerii fiadkii Paeoniae grana decem^ M. Dispens, tales doM Nr. octO| D. Mane et yespere pulvist

Den 12. meldete die Kranke^ daCi ihe grofse Mattigkeit noch nicht abgenommen «W ^ie nach jedem Pulrer Uebelkeiten gehabt ImImi

Am 14« berichtete sie, dafs tich am geifai- gen Mittage zwar bedeutende krampfhafte Be* -weguDgeu im Unterleibe gezeigt hätten; skl ein von ihr befürchteter Anfall nicht eingetnta sey. Heute fühlt sie sich wieder ganz wohl und erhält: Rec. Zinci oxydati grana qaatoor, Extracti Hyoscyami granum semis^ PulTerisBft- dicis Paeoniae grana decem^ M. Dispenst taki düses Nr. octo, D. S. Morgens und Abendi (M Pulver.

Den 18« hatte Patientin 'weiter nicfati n erinnern, als dafs- sie nach dem Polrer UeM* keiten verspürt habe» Die Verordnnng vot 14. wurde dahin erneuert^ dals nie 12 Stück Pulver erhielt.

Am 24. erschien dieSLranke mit derBol- Duog baldiger Genesung in ihrem Gesichte« Dia bleiche Gesichtsfarbe schwindet« alle kSrpsili' eben Verrichtungen gehen normal von Staltei , vnd auf die Pulver bekam sie nar laweiki schnell vorübergehende Uebelkeiten* Die ktsit Verordnung wird . erneuert und Morgens huI Abends starker Chamülenthee fortgetrunkeo«

Vom 30. bekam die Kranke Mdrgene ui Abends fünf Gran Zinkblomen.

Ol -.

Deo 3. Pebraar erzahlte Patlentia, iat$ ^le gestern Mittag gegen 1^ Uhr das Herannahea eines Anfalles Terspiirt, sich aber bemäht habe, diesen, wie sie sich eusdriicktei zu Terlaufen^ dafs er sie gleich wohr übermannt, and dafs sie auf der Hausflur, wo sie sich^ doch ohne eft eich nachher zu erinnern , niedergesetzt, schwache Zuckungen bekommen^ habe« Wäh- rend dieser wurde sie Ton ihren Angehörigen sofort in die Stube getragen und auf ein Bett gelegt« Nach einigen Sekunden waren dieZnk- kungen yerschwunden , das Bewufstseyn toII- kommen zurückgekehrt, nnd die Kranke fühlte sich nicht nur nicht angegriffen, sondern fing

fleich an zu arbeiten und verlangte zu essen« >ie nimmt yon den am 30. t. M. Terordneteo Pulvern täglich drei Stück«

Am 5. meldete die Kranke^ dafs sie gestern Abend am 5 Uhr krampfhaftes Ziehen im Un- terleibe vier Minuten lang bemerkt, welches eich heute Morgen zwischen 7 und 8 Uhr auf sehr kurze Zeit wiederholt habe. Die Puher werden in der obigen Art .fortgebraucht and ieifsig starker Chamillenthee getrunken»

Den 11. Patientin bemerkte in den lets- len sechs Tagen nichts . von Krämpfen« Die Pulver wurden unverändert fortgetiommen« Am Uittage dieses Tages trat ihre Regel ohne die geringste Spur von Krämpfen ein und dauerte bis zum 14« y wobei sie sich ganz wohl fühlte und auch nicht die geringste Uebelkeit oder ein sonstiges Unwohlseyn nach den wahrend der Menstruation -pünktlich gebrauchten Pulvern be- merkte; allein schon einige iStunden nach dem Aulhören derselben, Mittags gegen 12 Uhr, trat ein epileptischer Anfall ein. Dieser kündigte

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sieb einige Minuten vorher durch Schwindel, Angst und leise Zuckungen in den ExlrenailäteB an, 80 dafft sie sich uiedersetzen und ihren Koi^ 1 r per in Sicherheit briogeo konnte. Das Stadiom 1 j conyuIsiTum dauerte 5 bis 6 Olinnten^ das St Boporosum bis 3 Uhr Nachmittags , und aa Abend klagte die Kranke noch über grobe Zerschlagenheit der Glieder und Kopf8chme^ zen« Sie bekommt: Rec« Zinci oxydali graoa octo, Extracti Hyoscyami granum, PulyerisRa- dicis Paeouiae grana duodecim, SI. Dispens, ta- les doses Nr. duodecim, D. S. Morgens nol Abends ein Pulver.

Am 22. Morgens gegen 8 Uhr meldete Pa- tientin, dafs heute Morgen nach 5 Uhr ein epi- leptischer Anfall erschienen sey, dessen Sta- dium convulsivum vier Slinuten angebalte0| doch ohne dafs ein Stadium sopörosum erfolgt sey. Als muthmafsliche Ursache dieses Anfalb ist Erkältung anzunehmen; die Kranke batte nämlich ihren einzigen wollenen Unterrock as ihre Schwester, welche gestern einen Dienst als Kindermädchen antrat, abtreten und seil dieser Zeit, bei der jetzigen kalten Witterunf, in einem dünnen Kattunkleide gehen miisieo. Patientin erhält : Rec. Zinci oxydati grana de- cem, Extracti Hyoscyami granum, Pulreris Ba- dicis Paeoniae grana quindecim, M. DispeDi. tales doses Nr. duodecim^ D. Ter in dis pulTis.

Den 27. Februar und 5. Mä'rz berichtete die Kranke, dafs sie keine Spur von ihrem Krainpfleiden bemerkt habe und sich ganz wohl fühle. Die zuletzt verordneten Pulver wurden beide Blale erneuert und Abends und Morgens genoumien«

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Am 14. Mans meldete Patientio, daft sie einen epileptischeD Anfall, wohl aber ihre lenstruatlon Tom bis 13. gehabt habe und ich TollkommeD wohl fühle. Sie nimmt dqd eden Abeod ein Pulyer nach der letxten Yer« »rdnuog»

f a

Patientin blieb nun frei Ton Jedem korper- lidben Leiden und ihre Menstruation stellte sich pünktlich alle Tier Wochen ein. Die Pulyer Vf nrden am 27. März und 23. April erneuert, and Ton jenem Tage alle zwei und Ton diesem alle Tier Abende ein Stück genommen.

Am 25« Mai 1835 wurde Dorothea T. aus der Kur als geheilt entlassen und hat nie wie* der etwas Tonibrem epileptischen Uebel bemerkt.

15.

Johanne M,^ 20 Jahre alt, Tochter eines Schiffs - Steuermanns in Barby, Ton gesundem Aeulsern, kleiner Figur, braunen Haaren und mit einem ausgebildeten epileptischen Blicke, deren Eltern nie an Krämpfen gelitten haben, ' seit ihrem 16ten Jahre und bis jetzt regelmäfsisr aber schwach menstruirt| leidet seit anderthalo Jahren an Epilepsie,

Diese trat die beiden ersten Male mit einer Zwischenzeit Ton zwei Monaten ein; aber dem 2ten Anfalle folgte schon nach 4 Tagen der 3te und diesem nach 2 Tagen .der 4te Anfall« Nun trat wieder eine Pause Ton 2 Monaten ein, worauf in einer Woche 3 Anfälle folgten , und seit dieser Zeit, ohngefähr einem Jat>re^ gebt

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selten eine Wocbe ohne Anfall TorSber, and nicht selten tritt drei bis vier Tage hinter ein- ander jeden Morgen ein solcher ein* Die An- falle erscheinen entweder gleich beim Erwachen^ oder während des Aafstebens aus dem Bette.

Sie kam heute, den 21. October 1834| in meine ärztliche Behandlung, nnd da ich, anfser dem obigen Leiden, alle Verrichtungen normal nnd besonders die ersten Wege rein, die Assi- milation gut fand, so verordnete ich gleich: Rec. Zinci oxydati grana quinque, Extracti Hyoscyami granum, Polveris fiadicis Paeoniae, Foliorum Aurantii aoa grana sex, M. Dispens« tales doses Nr« duodecimi D. S* Mane et yes-* pere pulrii.

Am 26. October berichtete die Mutter yon der Leidenden, dafs diese den 22* Morgens öj Uhr eine kleine epileptische Anwandlung gehabt habe, dafs sich , während sie Bewufstseyn und Empfindung behielt, unbedeutende Zuckungen in den Extremitäten eingestellt und daCs Fat. Eber Schwindel geklagt habe. Nach dem 2ten der obigen Pulyer erfolgte Erbrechen und auf die übrigen nur unbedeutende Uebelkeit. ^Sie bekommt einen Gran Zink in jeder Gabe mehr.

' Den 2. November meldete die Mutter gans freudig, dafs sich ihre Tochter ganz yrohl be- finde und in den letzten 11 Tagen nicht die leiseste Spur von ihrem epileptischen Leiden und auch keine (Jebelkeiten naeh dem Pulver wieder bemerkt habe. Sie bekommt in einem jeden der heute verordneten vierzehn Pulver 7 Gran Zinkblumen mit den obigen Zusäteen*

Am 9. brachte die Mutter dieselbe freudige Nachricht, Johanne M. nimmt jeden Molken

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eioe halbe Stunde vor dem Aufstehen 8 Gran Zink mit den früheren Beimischungen^

Vom 16. bekam die M., da \]ch keine Krämpfe zeigten, nur alle zwei Morgen ein Pulver der letzteren Verordnung.

Mit dem 30. November fing Patientin an, alle yier Morgen^ ein solches PuWer zu neh- men, wurde» da sich keine Spur von ihrer Epi- lepsie wieder gezeigt hatte, am 28. December aus der Kur als geheilt entlassen und ist bis jetzt, beinahe zwei Jahre, stets gesund geblieben»

(Fortsetzung folgt.)

- ' .

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9G ^

V.

Geschichte

'einer

glacklich geheilten Mania eroiiciu

Fon

Dr. X W. Gittermanil.

Der Kranke fm rorliegenden Falle waf ein Mann Ton 36 Jahren^ seines Handwerks ein Zimmermann, und von ganz gesuxideB Eltern geboren* Seit ohngefahr 13 Jahren aber litt derselbe an Epilepsie^ und zwar in einem nicht geringen Grade, so dafs wöchentlich öfters 5 bis 6 Anfälle erfolgten» TJeber die erste Ver- anlassung zu dieser Epilepsie war nichts wei- ter ausfindig zu machen , als dafs der Kranke öfteren GemüthsalFekten ausgesetzt gewesen war, und darauf die epileptischen Anfalle an- fänglich selten^ nachher aber häufiger bekom- men hatte. In den 13 Jahren, die er an dieser Krankheit litt, war er sonst von andern Krank- heiten ganz verschont geblieben» Der Korper- bau des Kranken war schlank, aber hager; der Hals lang und die Gesichtsfarbe blafs; seine Physiognomie war ganz die, welche man bei

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der babltaellen Epilepsie gewöhnlich bemeilit, und die eich leichter wahrnehmen und fühlen, als beschreiben läfst ^) Vor etwa drei Jahren hatte sich Patient Terheirathet, schien aber mit seiner Fraa nicht in dem besten Verhältnife zu stehen, nnd mochte nach Aassage der letzteren TTohl auch «aafser der Ehe der Liebe opfern. Seit einigen Wochen war der Kranke mehr ivie gewöhnlich still nnd in «sich gekehrt^, hatte des Nachts wenig geschlafen nnd auch weniger -wie sonst gegesseni da Appetit nnd Verdannng sonst immer sehr gut gewesen waren. Die .Verwandten des Kranken glaubten, diese Ter-* änderte Stimmung seines Gemüths rühre da-» Ton her , dafs er ron einem Bekannten noch eine Summe Geldes haben müsse , die er aber sieht bekommen könne, obschon er lange dar» auf gewartet Kabe« Er habe sich dies so sehr so Herzen gezogen nnd darüber nachgedacht, dafs er immer mehr in sich gekehrt geworden, zaweilen still yor sich hin gemurmelt . und aach mitunter die an ihn gerichteten Fragen unrichtig beantwortet habe; niemals aber sej er dabei heftig und böse geworden. In diesein Zustande blieb der Kranke ron der Mitte Ja* onars. bis zuni eiiften Februar, an welchem Tage er gleich nach dem Mittagsessen , wobei er aber nur wenig gegessen hatte , in die hef- tigste Raserei rerfiel , und sowohl seiner Frau, ala auch seinen übrigen dabei gegenwärtigen Verwandten nach dem Leben trachtete, so dafs diese mehrere Personen zu Hilfe rufen mulsteni

^ Das am meisten Charakteristische derselben scheint in den Augen und im Mande za liegen, was Tiel- leicht die Folge der heftigen MasknlarbewegiiDg wäh- lend der epileptischea Parojjsmsn ist

Jeun«L3UÜUy.B.3.St. G

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am ihm alle Instramente ood sdmeideode Werk- . sauge BQ Debmen, was nur. mit grohtr Mube gelangt da der vorher nur aGb^aGbe Mensoh jetzt mehreren sonst stärkeren Menschen sehr an körperlichen Kräften überlegen war. Aller Werkzeage beraubt, fing er nun an, sich die . Haare aus dem Kopfe zu raufen und dann wie- der seine Geschlechtstheile zu zerren and xa reifsen, wobei er mit der gröfsten YTutb aos- rieft dafs man. ihn in dieselben mit Nadeln steche und ihn morden wolle« Die Umstehen- den fiel er mitunter wuthend an« und bemühte sich, auch dieseq nach den Gescblechtstheilen SU greifen, so dafs pan sich endlich genSthigt sah| ihn so zu - binden, dab er weder Arme noch Beine rubren konnte. In dieseni Zustande traf ich ihn am 12. Februar Nachmittags an, nachdem er seit gestern Mittag anunteitiiochMi gerasei hatte«

Ich trat isu ihiü an das Bett, in welcheni er mit Stricken gebunden und an der Maner befestigt lag« Er beantwortete mir alle an iha mit Ruhe und Ernst gerichtete Fragen Terkebrt und überliels sich nach einigen kurzen rubigeq Augeoblickeo plötzlich wieder den Ausbriichfia der beftigsteq Tobsucht, redete unsinnig and Terfiel voo dem Einen gleich wieder ins Andere» In allen Beden aber behauptete er^ dab man ihn in die Genitalien mit Nadeln steche und mit Zangen an denselben reifse, wobei er sich alle mögliche Blühe gab, die Häode von den Stricken zu befreien; dies gelang ihm auch einmal und er fuhr gleich damit unter die Bett- decke. Die Augen rollten bei diesen Anstren- gungen umher; die sonst schwache Sprache war jetzt heftig und gebietend; der Urii^ floia

iiowillkurllch ab, oder wenlgstent obne dafSi clet Kranke etwas dayon sagte, und war Too waa» serheller Farbe; aa^h die Baachmuskeln wareo io einer ähnUcheo Beweguogi als ob Sldblgang erfolgen sollte, doch ohne dah es geschab« Alles, auch ein sehr ernstesZnreden schien auf den Kranken nicht den geringsten Eindruck sn machen, wenigstens liefs er sich dadorch io seinen Reden nicht stören , die mit den an iho gerichteten Fragen in gar keiner Verbindang standen und oft sehr lasciy waren. Ich erwar* tete eichen rollen und harten Pub, fand aber ganc das Gegentheil; derselbe war nämlich, so riel ich ihn bei der heftigen Muskglarbeweguog gehörig unterscheiden und würdigen konnte^ häufig, dabei klein, schnell, ungleich, leicht zu comprimiren, und iotermittirend. Die Halsadero pulsirten nur schwach ; das Gesicht war nach Aussage der Verwandten nicht röther. wie sonst, ohne Schweifs, und hatte eine nathrlicb« Temperatur» Auch Hände und FiÜse Warett^ mehr kalt, als warm. Das dargereichte Trio« ken weigerte der Kranke zu sich zu nehmen^ ohne jedoch Abscheu dagegen zu zei|ep« Stuhl* gang war gestern Morgen in gehöriger Meugtt erfolgt.

' Ich gestehe, dafs ich anfänglich zweifelhaft und sorgenvoll am Bette des Kranken stand, und erst nach mehrerer Ueberlegung die Dia- gnose der Krankheit zu bestimmen wagte. Nach reifer Wiirdigung der hier gegenwärtigen Symptome konnte ich die Krankheit, für nicht« Anderes , als einen Anfall von Manie halten, und danach meine Knrmethode einrichten ^ die auch Yoo dem glücklichsten Erfolge war«

02

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So oft aach sonst die Manie eipen fttbeni« sehen Charakter annimmt, so Tranig war dies doch hier derFalL Die ganze Constitution des Kranken , die Temperatur, der Puls und der Urin mit noch mehreren anderen Symptomen sprachen deutlich für das Gegentheil^ so dafs ich mich zu einer schwächenden Hellmethode in diesem Falle nicht entschlielsen konnt^.

Eine Unthätigkelt und Verstopfung in den Unterleibsorganen war eben so wenig anzuneh- men, so sehr ich es auch in Hinsicht meiner Prognose wünschte, um dann durch MuzePs Methode den 'Kranken desto leichter zu heilen» Derselbe hatte sich aber nie über Beschwerden dieser Art heklagt, und zudem als Zimmer- mann eine Lebensart geführt, die nicht leicht zu diesem Uebel hätte Veranlassung geben kon« nen. Auch yon Gewaltthätigkeiten, die äu«^ fserlich auf den Kranken gewirkt haben konn- ten, war nichts in Erfahrung zu bringen. Hitzigen Getränken war er nie . sehr ergeben gewesen, und noch weniger schien die Krank- heit einer zu grofsen Geistesanstrengung, Fröm- melei oder Bleditation zugeschrieben werden zu können. Das Einzige , was als Ursache in Betrachtung kam, war der Aerger über die Geldsumme» die der Kranke zu fordern halte und nicht bekommen konnte ; ich wenigstens nahm dies als eine Veranlassung und entfernte Ursache der Krankheit an.

Ferner aber schien mir der gegenwartige Fall von der Art zu seyn, dafs man denselben eine Erotomanie oder Satyriasia hätte nennen können. Schon der Habitus des Kranken, und Alles, was ich von den AnVer wandten über

-r 101

Mitkb Mher geführte Lebensart und sein vor- berigea Beoebmen erfahren konnte, schien mir za beweisen y dtth das gegenwärtige Leiden durch eine hier vorhandene krankhaft erhShete Sensibilität überhaupt , and insbesondere durch eine abnorm gesteigerte Reizbarkeit der Ge- schlechtsorgane bedingt werde, nnd dafs über- haupt die Krankheit als ein Analogon der bei Weibern Yorkommendenl^^mpT^omaTiie betrach- tet werden müfste. Zwar hatten hier, so viel ich erfahren konnte, keine unmittelbar auf die Geacblechlstheile einwirkenden Ursachen Statt gefunden, wodurch der Geschlechtstrieb zu sehr hätte hervorgerufen werden können ; allein die AeoCserungen des Kranken, die mitunter obscS- nen Reden nnd das Greifen nach den Ge- schlechtstbeilen schienen hinlänglich für die er- höhte Vitalität dieser Organe zu sprechen. Die Erscheinung I welche Auenhrugger bei diesem Zustande beobachtete, nämlich ein Zurückzie- hen des Penis uod der Hoden , war hier- nicht zu bemerket, dagegen litt der Kranke während der heftigsten Rasereien an öfteren Erectlonen, doch dhne wirkliebe Saamenergiefsung, ^was niich in meiner Annahme von Satyriasis be- stärkte*

Bei der Behandlung war gewifs auf psy- chischem Wege nicht -viel zu erwarten,, doch vernachlässigte ich denselben nicht ganz. Nach- dem für eine bessere und zweckmäfsigere Be- festigung des Kranken geborgt war, da man ihn nur mit dünnen Stricken gebunden hatte und durch diese an Armen und Beinen eiue starke Geschwulst veranlafst worden war, em- pfahl ich das Zimmer so viel als möglich dun- kel zu halten^ Frauen daraus zu entfernen, wäh-

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nnd der beftigeran Paroxjsmeo lyenlg mit ävm Kracken za sprechen, in den ruhigeren Zvri- •chenzeiten aber ihm TerDunltig und isrnatbaft Ton ganz andern GegenständeUi s. B. über leio Bandwerk ala Zimmermann^ zu reden*

Iffeine gröfste Hoffnung tetzte ich auf die cweckmäfsige Anwendung kräniger innerer Qod- aufserer Arzneimittel. Da in gegenwärtigem Falle indefs ein sthenischer Charakter der Krank» beit ganz fehlte, hielt ich eine schwächende Be- handlung für unpassend. Die Organe der Re- produktion des Kranken waren weder jetzt noch iriiher gestört gewesen, und Ton materiellen Krankheitsstoffen Im Unterleibe waren keine Zeichen Torhanden^ so dafs ich Tom sogenäon« ten Helleboritmus ebenfalls wenig Nutzen er* wartete. Ich will hiermit nichtf gesagt banen, ab ob gerade viele Unreinigkeiten und Anbau« fungen in dem Darmkanal zugegen aeyn miia« •en^ wenn die ausleerende Methode Nutzen etif« ten soll, da alle gegen die Manie ej^pfoblenen Laxirmittel neben der darmausleerenden Wir* kuog gleichzeitig noch eine so ausgezeichnete "Wirkung auf das Abdominaloerrensystem be« sitzen. Wie liefse es sich sonst erklären^ dafs einige Drastica in solchen Fällen sich so sehr hilfreich erwiesen haben ^ z, die Gratiola nach Leniin ^), da die Darmausleerungen auch durch andere Mittel eben so stark bewirkt wer- den können, ohne dafs gerade die Krankheit dadurch geheilt wird. Ich beziehe mich «tatt

*^ Dessen BeitrSge znr ansübencf. AnuMiwisseosebafta Leipzig 17d8. 2r Bd. S. l^ iL

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aller ancleni onr auf das /was Bufitanä dar- ober sagt« *)

Da bei meioaiii KraDkea keine besonders sa berockiichtigenden maferiellen Stoffe yor- handen waren ^ im Gegentheil das Uebel für rein djmamisch aod für die Folge einer abnorm erhöhten Sensibilität des OrganiAnins Sberhanpt und desGescbtecbtsaystems insbesondere gehal- len werden mufste, so gründete ich hierauf ineine Indikationen und meine Heilmethode. Bekanntlich empfahlen Locher ond Auenbrug" ger ^^) den Kampher gegen die Maniei nnd die Er&hning hat gezeigt, dafs derselbe in den Fäl- len dieser Krankheit , wo die SensibiUtät des Gescblechtasystems dsngleich krankhaft erhöht ist, von ausgezeichneter Wirksamkeit ist, na- znentlichy wenn kein athenischer Charakter vor« banden ist.' Mehrere hierher gehörende Bei- spiele liest man schon bei Murray. *^^) Auch neuere Aerzte empfehlen für diese Fälle den Kampher , sowohl bei dem männlichen f) als vreibUcben ff) Geschlecht, und es fehlt nicht an neaeren Beobachtungen ^ wo durch denselben eine völlige Heilung bewirkt wurde, Ton wel-

*) Joam. d. prakt. Arzneik. XlV. Bd. 1. Se. S. 184 ff.

**) Experiinentum nascens de remedio specifico sub signo Bpeciüco in martia Tirorutn. Yiennae 1776.

***) Apparat. Medicaminam* Goetting, 1787. Tom. Vf. pag. 449 ü.

i) F. Jahn, Klinik der cliron. Krankti. Erfurt 1815. S. 148 IT. Dessen IVIateria medica. li)riuit 1807. 1. Bd. S. 246 ir.

•J-f) E, V. Sieholdy Handb. zur Krkenntn. n. Heilung der FAoeBzimmerkrankb. 1. Bd. BYankf. 1811. S. 317.

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ihen ich nur an d«D in dleiam Joaraal mltM« theilten Fall erioDdre« ^) Ich enUchlofi.iiucIi. also, dieses Mittel , mit Estif yerbancleii| aadi in dem gegenwärtigea Falle anzQ wenden , und gab es in folgender Form: Rec Camphorae Dracbm. ß, Gammi arab« Drachou j, Aceti rioi Unc» ], Aquae destili. Unc« TJ SL Alle 2 Standen' einen Eftlöffel voll sa nehmen« Fernetr wark»< den Sinapismen an die Füfse gelegt (yoq Can^ tbariden wollte ich wegen des besonderen Lei« dens der Geschlechtsorgane keinen Gebrauch machen) und die Geschlechtstheile mit einer Mischung ron Kampheressig g. Bleiwastfer und Aqua Lauro carasi gewaschen, und mit den da» mit benetzten Tüchern bedeckt, um hierdurch auch orlUcb di^ «rböbta Sensibilität herabmfer aümmen, . >

Am folgenden Tage (13. Febmar) fand Ich den Zustand des Kranken nicht sehr verändert Er hatte die Nacht wenig geschlafen, allein din Anfalle der heftigen Tobsucht hatten in Hin« sieht der Dauer etwas abgenommen, da die*ra« higen Interralle länger gewährt hatten, in yr^U chen jedoch der Kranke auch immerfort deli» rirte und mehr das Bild einer Mania mussitana darstellte» Die Frequens des Pulses aber yvBx Termiodert und die Xntermission desselben gann verschwunden. Mit den Arzneien wurde fort- gefahren«

Am 14« Februar war der Zustand des Kran- ken augenscheinlich besser, da er in der vori- gen Nacht mehrere Stunden ganz ruhig geacbia-

<^) Htiner 10 H«£glamr# Joaro^ d. prakt« Ar^encik XIY.BdL' 3. SU S. 99 #^

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fett und die fibrige Zeit ohii6f h^Igor Ilasare! auigebracht hatte. Einige Fragen beantwortete der Kranke ganz natürlich^ auf andere erfolgte aber gar keine Antwort; Stuhlgang war sowohl gestern als heute von selbst erfolgt. Gegessen hatte der Kranke nichts, wohl aber etwas kal- tes Wasser^ das ich verordnet hatte, getrunken» Die erfolgte Besserung war ein 'Beweggrund mehri um mit deo yorigen Arsneiea fortzu- fahren. ' t

: Den 15. Februar konnte ich den Elranken erat Nachmittags besuchen ond fand ihn jetst fMt ganz wieder in demselben Zustande ^ wie Vor drei Tagen, als ich ihn zuerst sah. Die Slacht hindurch war er unruhig gewesen, hatte fast gar nicht geschlafen, und darauf diesen Horgen wieder die^ heftigste Raserei bekommen, welche bis Nachmittags anhielt. Die Mittel vriuden fortgesetzt.

iBei meinem Besuch am 16. Februar traf ich den Kranken wieder in einem sehr guten. Zustande; er war gestern gegen Abend txxYAfi; geworden, hatte die Nacht einige Stunden ru- hig geschlafen und ziemlich stark geschwitzt. Diesen Morgen war er ganz ohne Delirium ge* Wesen. Die Arzneien wurden fortgesetzt«

Am folgenden Tage befand sich der Kranke soch besser und war von selbst aus dem Bette aufgestanden. Er schien etwas tiefsinnig zu %ejn und hatte etwas Unstätes und Rollendes in seinem Blicke. Die Nacht hatte er sehr ru- hig geschlafen und geschwitzt. Alle Fragen beantwortete er jetzt gut. Diesen Morgen hatte er zuerst wieder etwas gegessen; Stuhlgang war gestera und beute von selbst erfolgt. Der

106 ~

Pol» war jetzt gaos Dormal. Ich Ueh nodi mit den Arzneieo fortfahren, minderte aber ÜB Dose des Kamphers and Esiige etwas»

Die darauf folgenden Tage befand eich der Kranke immer besser und näherte eich det ToUkommenen Heilung. Sein Schlaf war dub ganz natürlich I der Appetit gut^ so wie auch der Puls, und von dem Delirium war keine Spar mehr übrig. Er wufste sich Ton seinem. knui- ken Zustande nicht das geringste zu erinnern^ hatte nur noch etwas Sohwibdel, weicher je- doch nach dem fortgesetzten Gebrauch der to*- rigen Arzneien mit einem schwachen Aufgtib der Valeriana ganz verschwand, so dafs kh mit dem Arzneigebrauch am 27« Februar gaos aufhören liefe und den Kranken als geheiit be« trachten konnte. BemeriLenswerth ist der Um- stand, dafs die früheren Anfälle von Epilepsie .wegblieben 9 um so mehr^ da Simniims sonst nach dem Gebrauch des Kamphers in dar Ma« nie epileptische Anfalle als Folge daron bemerkt haben will, womit sich die Manie glücklich entschied. *) Vielleicht wurden dieselben aber wohl durch eine gar zu dreiste und reichlicfaa Anwendung des Kamphers heryorgebracht, wo- nach man sowohl bei Tbieren ^^) als Bfen^ sehen *^^) ahnliche Zufälle erfolgen sah. '

So hilfreich in Yorliegendem Falle der Kam- pher sich erwies , so bin ich gleichwohl weil

♦) nichier'B cbirarg:. BibL 7. Bd. S. 772.

**) Menghini Comraent Bononieof. Tom. IV« pag. 201 seq.

***) Akxandcr'd mediz. Versache nnd Erfahr. A. d. Bnffl. Leipzig 1773. 96 if«

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entfernt, die Wirkang desselben tn (iberschäz- zen and ihn unbedingt in FäMen von Mania erotica als ein specifisches Mittel zu betrs^ch- ten; allein unter gevvissen Umständen und in bestimmten Fällen dürfte doch wohl derselbe zu den sehr wirksamen Slitt^ln gegen Satyria« •is zu* rechnen und dann allerdings speciiisch zu nennen seyn^

Es fragt sich nun^ in welchen Fällen der SatyriasisderKamphery sowohl bei dem mann- lieben als weiblichen GeschlecHte, indicirt ist?

Müller sagt ziemlich dllgemein ^) , der Kampher Terhiodere die Gongestionen der Säfte nach den Geschlechtsorganen und schwäche wohl dadurch die Zeugungskraft. Ersleres ipag wahr seyn^ insofern bei der im System der Ge« 8(!hlechtsorgnne erhöhten Vitalität auch Con- eestionen nach diesen Theilen Statt finden kön- nen; letzteres möchte jedoch nur sehr bedingt anzunehmen seyn.

In den Arten ron Mania erotica oder Sa-

tynasiSy wo dieselbe einen wahrhaft sthenischea

Charakter zeigt, ist Kampher gewifs unpassend.

Ja contraindicirty da die Erfahrung die kühlende

"lYirkung, die man demselben früher zuschrieb,

hinlänglich widerlegt hat« Dagegen wird in

^ÖD Fällen y die dem von mir hier beschriebe«*

len Beispiel ähnlich sind, wo die Krankheit

len entgegengesetzten Charakter der Astbeni^^

»der wohl gar der Paralysis zeigt, der Kam-

iber gewifs mit grofsem Nutzen gegeben wer-

^^en, wobei jedoch die Gröfse der Dosis den

B ^desmaligen Umständen nach zu bestimmen ist

*) iu a. O. S. 101.

~ 106

VI.

Kurze Nachrichten

and

Auszüge.

1.

n i i c Je

auf den gegemcUrligcn Zustand der Medkin in En^anä^

(AoB Lee, Coup d'oeil sor les hdpüaax de Londret eCC|

Paris 1837.)

Aeit der Beseitigung der Hindernisse i welche sich dem Studium der Anatomie in England entgegenstellten, Yi'ud die pathologische Anatomie ganz besonders fleilsig in den Hospitälern cultivirt. Da die Engländer kräftigere Medi- kamente und gröfsere Dosen als die Franzosen geben, eo wird viel Aufmerksamkeit auf die Grad -Wirkungen der Mittel verwendet und das praktisch Er^irobte ohne Knck« sieht auf Theorieen beibehalten. Dies ist z. B.- der Fall mit dem 9 auf dem Continente wenig gebräuchlichen (?) Colchicum , während man Ptisanen, Theeaufgüsse, Synipe D. dgl. meist nur als Vehikel anwendet Auch bedient man sich gern znsammeugesetzter Mittel , welche die Er- fahrung bewährt hat, wie s. des Dovecschen PolTera.

109 ^

Alteemeioe nncl SrÜiche BIntentziebiingea wtTdcn ia den Pariser lioBpitalern weit öfter Torgenommen und wic^ dlerbolt^ als in den Londoner; haB^tsachlich wohl, weil man ihre Wirkung in England mehr durch ausleerende u. m, Mittel unterstützt. Hier gebranclit man Tielfadi Dia*

ßoretica^.Vesikatorien, Torzüglich aber Purganzen und ixanzen, die nicht allein direkt antiphlogistisch, sondern auch revulsorisch wirken und durch Ausleerung dcsDarm- luinals die örtliche Reizung Terhnten oder mindern. Man ist hierbei weit entfernt von den unbegründeten Befürch- tungen der Franzosen und bebandelt selbst den Durchfall oft mit Krfolg durch Abführmittel allein, oder mit andern Medikamenten, indem man einsieht, dafs dieses Symptom toft nur durch materielle Intestinalreize unterhalten wird. Am häufigsten wendet man die schwefelsaure Magnesia, Ricinus -Oel^ Senna im Aufguüi, Rhabarber^ Kalomei und Koloquinthen-Kxtrakt an.

Ueberhaupt aber sucht man die Krankheiten hier nicht durch ausschiie(sliche Anwendung dieser oder jener Klasse Ton Mitteln ^ sondern durch eine Verbindung derselben nach den Heilanzeigen zu behandeln. Die Aerzte der Hospitäler Londons haben keine unwandelbaren Methoden und behandeln dieselbe Krankheit je nach dem Stadium und dem Individuum, hier etwa mit Blutentziebungen, Purganzen, Diaphoreticis und strenger Diät, dort vielleicht^ mit gelinden Abführmitteln, Gegenreizen^ ja selbst Reiz*' und Stärkungsmitteln mit passender Lebensweise. Nach dem Auiliören der entzündlichen Symptome ycrlangert man in Kngland die schmale Diät nicht so sehr, als in Frankreich , und denkt eher an Stärkungsmittel. Dabei muIJi man freilich mehr Acht geben und wenn Verstopfung droht, mit Abführmitteln einschreiten«

Die meisten englischen Praktiker betrachten die ty- phösen Fieber als essentielle (idiopathische) Krankheiten^ deren Natur in einer^ oft yon miasmatischen und'endemi- •chen Einflüssen herrührenden Verändernng des Blutes zu bestehen scheine* Die durch das Fieber erregten Con- gestionen bringen wohl oft entzündliche Complicationen, bald im Gehirn^ bald in den Brnst- und Unterleibs -Ein- geweiden hervor, aber keiner der Engländer^ welche den Continent besucht haben, ist zu der Meinung bekehrt wor- den, dafs diese Krankheiten von einer Entzündnng eines Theils des^ Nahrungskanals abhängen. Mit mehr Recht Uelfle sich ihr Biiz, wie CluHerhudt anmduni iio Gehirne

110 -^

andien, desMn Mhergriflenseyn weit ^entlfdier TorifegU Za Paris sieht man freilieb AlTekdonen des Darmkanalt veriiältnifsmäfsig weit häufiger, aber mir scheint, als ob llieiec Umstand Ton der seit einigen Jahren herrschenden Kurmethode herrühre ; da man heine Sorge für Entleerung der Fäcal -Materien in den oberen Darmfmrtieen so tra- gen und gewöhnlich nur darch Klystiere den Leib in er- öffnen pllegt. Und dennoch giebt es Faile offenbar ty- phöser Fieber^ wo anch hier diese Symptome ganz felilen* 8eit man in den Hospitälern Ton Paris wieder zq den ausleerenden Mitteln zurückgekehrt ist^ hat die Steirblicb* keit sich Termindert.

Als Üauptindikationen betrachtet man In England die Mäfsigung der Gefälstbätigkeit in der ersten Periode^ die Verhütung von Congestionen und die Unterstützung der Kräfte in der späteren Zeit, Ein Aderlals am Arme be~ ginnt oft die Kur, ^ber er wird nicht wiederholt^ wenn nicht dringende Anzeigen da sind. Oft besdirenkt man lieh auf Blutegel am Kopf, niemals TernaGhlassigt man die Beinigung des Unterleibes. Alle 4—6 Stunden giebt man einige Löffel eines diaphoretischen Mittels, am beliebteaten sind die Antimonial-Pra|>arate , wie das JamespnlTer, oder Yinnm Antimonii tartarisati der Pharm. Nur bei Zeichen wirklicher Entzündung wendet man BIntegel auf Bnitt oder Unterleib an. Die Empfindlichkeit des letzteren bdm Drucke verschwindet oft -nach dem Gebranciie einei Ab- iührmittehi.

Später richtet man sich nach den Symptomen und dem Zustande des Kranken und benutzt die Lazanzen, Vesikatorien , die China und das Chininsnlphat, die aro- matische Mischung der Pharm., Bouillon, Portwein oder weifsen span. Wein u; dgl. Die sogenannten Specifica, wie Chlor, Moschus n. dgl.^ werden nicht angewendet»

Bei akuten Entzündungen der serösen Haute and BSIb» geweide entzieht man kräftig Blut. Kalomel und Opiam in kleinen, oft wiederholten Gaben werden häufig angewen- det« Letzteres wirkt sehr wohlthätig nach reichliobea Aderlässen, indem es die fieberhafte Keaction hindert«

Bei Schleimhaut -Entzündungen läfst man sparsamer xnr Ader, gegen Kheuniatismus wendet man allgemeine und örtliche Blutentziebungen, Purganzen, Diapboreticl^ Opium und Colchicum an, auch wohl, wo Fieber und Cra- strieumos geiing «ind« China in greisen Gaben oad^ jffny*

-> 111

garfh. Bei cfaronischeni Rhennia(!«nQB t!nd.5rfllclie Blot^ entziehangen , Zugpflaster, Laxanzen^ Doyerspulve^, Cpl* cbiom, Gaajaki Chinaj laue und Dampf- Bäder am ge^ braocblicbsten.

Die endermatisclie Methode, so wie die neoeren Mit-? (d, ausgepommen Chinia, Jod^ Morphium and Blausäare, Mild kl England wenig gebräacblich» Eben £0.die revul* aoriscben Methoden, obgleich sie oft sehr zweckniälsig sind. Brechmittel, Klystiere nnd Bäder brancht man in Bngland gleichfalls selten*

Auskultation und Perkassion werden in einigen Hos- pitalern Londons gelehrt, sonst aber wenig benutzt^ bfr* sonders wegen der Vorurtbeile der Kranken; Mineralwas- ser und -Bäder werden bei chronischen Krankheiten nicht haofig genug angiewendet. Man bedient sich bei diesen ganz besonders der Merkurial-Präparate^ die man oft sehr stark mifsbraucht* Kalomel ist HaoptmUtel bei Kinder« kcankheiten»

Bei. den iQ^sten aolserlichen Leiden gebrancht man sogleich innere Mittel, trägt Sorge für Regnlimng der Verdaoangsthätigkeit, wendet AntiphlogistiGa^ Sedativa^ Tonics^ Alterantia, Alkalien und üuecksilber an, letzteres, besonders Kalomel, welches zu 3—5 Gran p. Dosi in akn* leo, in kleineren, öfter wiederholten Gaben and mit Opiiim Teibanden in chronischen Krankheiten gegeben wird»

Anch die Pilulae Hydrargyri nnd die PÜul. Hydrarg. sabmurlatis werden sehr oft bei chronischen Krankheiten -g^bfancht.

Die englischen Praktiker versnehen fast immer dit nnmittelbare Vereinigung der Wunden. Nack Ampntatio« Ben hält man die Wandränder durch Klebpflait^rstreifen xosammen, die , mit einer leichten Compresse mit kaltem Wasser nnd einer Bandage > den ganzen Verband bilden. I>«r Apparat wird oft mit kaltem Wasser n. Hgl. benetzt

g Paris scheinen viele Unglücksfalle yon der enormen enge Cbarpie und Compressen herzurfihren ^ womit man den Stumpf bedeckt

Die Unterbindung der Arterien wird in England, wie ia Frankreich ausgeführt ; am liebsten mit einem einzigen Faden. Für das Aneurysma Popliteae dient mit geringen Abänderungen Hunten Methode» Die Tonion ist in Eng- ItBd sieht eipgeiahrt.

^ 112

Der Seftenschnftt ist fast cHe efndg:e In Engend ge- braoclilidie Methode der Litliotomie; zum Einschndden des Blasenbalses gebrancbt man meist das schneidende Gorgeret, bisweilen auch ein yerstecktes oder ein breitei geknöpflea Bistouri, besonders bei Kindern«

«

Die mit der Lithotritie in den Londoner HospitSIem angestellten Versuche haben keinen gunstigen Erfolg ge- habt* Dieses Mittel erfordert grolse Sorgfalt in Aniinihl der tauglichen Subjekte , und der blinde Eifer teiner Ai" bänger schadet seiner allgemeinen Verbreitung«

Gegen Harnrohren - Verengerungen bedient man sld der Kerzen too gewichster Leinwand und Gummi elasti- cum^ oder der krummen Metallsonden ; selten kauterisirt man. Bei Harnverhaltungen ruft man Aderlässe» Bäder^t Sedativa, z. B. Opium und Fomentationen zu Hilfe, Nie- mals habe ich in London einen Fall gesehen , der Pane^ tion nöthig gemacht hatte. Ist durchaus eine Operatiott erforderlich, was jedoch selten vorkommt, so ueht man die Boutonniere {Thevenins Methode der Spaltung des Blft- seohalses) vor«

Die Krankheiten des Uterus kennt man In Frankreidi besser, ahi in England^ wo das Speculnmi selten angewen- det wird. Bei Polypen zieht man die Ligatur der Bzd- sion vor« Die Amputatio CoUi Uteri vnrdia London

nicht ausgeführt.

Hydrocele behandelt man mit Einspritzungen von Portwein, ohne diese jedoch^' wie in Paris, mehrmals w&b- rend der Operation zu wiederholen^ was auch nup Aus- weichen der Canüle und Eintritt der Flüssigkeit ins Zell- gewebe zur Folge haben kann. Nach Hodenezstbrpation Tersocht man immer die erste Vereinigung.

Hämorrhoidalknoten und Mastdarmfisteln heilt man oft durch innere, erfahrungsmäfsig heilsam wirkende Mit- tel, wie die Confectio Piperis nigri* Hämorrhoiden wer- den öfter unterbunden, als ausgeschnitten« Nach letzterer Operation gebraucht man niemals das Glüheisen gegen die Blutung , wie überhaupt dieses Mittel wenig oder gar nicht gebräuchlich ist.

Bei eingeklemmten Brüchen wird die Reduction mit Hilfe .von Aderlässen, Badern, Eis u. s. oft zn lange versucht. Nach der Operation giebt man g6m Magn« sulpli« oder Ricinus -Oel in kleinen Dosen i de Entzun-

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dofigtsyniptome werden mit geeignete« Mitteln beUmpfil; der Qb!e Erfolg dieser Operation in Frankreich und Ita** Ken scheint mir besonders nnf YernacblasBigung der Ab" iührmittel zn bernben*

Seit einigen Jahren ist die schwierige Diagnostik der Krankheiten der Gelenke sehr erweitert worden nnd die Behandlung durch allgemeine and örtliche Mittel ist jetzt so TeryoUkonimnet^ dafs Amputationen in Folge solcher Krankheiten jetzt in England weit seltener als anderwärts sind. Selten hört man den Ausdruck Tumor albus ^ Tiel- mehr unterscheidet man, ob die Krankheit von einer Ent** ziindang der Synovialhäote, Strukturveränderungen, Knor-« pelverschwärung, Skrophulosis n. s. w. abhängt. Ruhe^ Blntentziehungen, schweifstreibende Mittel^ Purganzen, Re« Tnlsiva, kalte -Waschungen; Reibungen, Druck, Colchicum, Kilomel^ Zink und Opium, so wjle Quecksilber bis zu leich« tem Speichelflusse werden angewendet; letzteres jedodi nichts wo skrpphüIÖse Afiektion der Knochenenden ^ oder Tollständige Entartung der Gelenke vorhanden ist

. Ge^hwure an den Beinen werden zn London oft durch Einwickelung nnd Klebpflaster, nach Bttyntor(s Me« thode^ geheilt; giebt man zugleich geeignete innere Mit-* tel, so kann der Kranke seinen Geschäften nachgehen« Bei entzündlichen Zuständen oder Neignng znm Brande sind Jlinhe, geeignete Medikamente nnd Diät^ Umschläge^ einfoche Salben oder kalte Waschungen die gewöhnlichen Mittel. Bei schwer einzurichtenden Verrenkungen errej|t man durch Blutentziehungen und heifse Bäder einen Zu- stand der Erschlafl'ung.

Die Syphilitischen werden fast immer mit Merkur be* bandelt, Einreibungen, Kalomel nnd die Pil. hydr. braucht man bei den primären ^jniptomen^ bei den secondären ancb Räncherungen und Sublimat mit Sarsaparillen- De- fekt. Seitdem jedoch Hr. üo^e und andere Wundärzte ge-^ zeigt haben ^ dafs alle Geschwüre der Geschlecbtstheife aoch ohne diese Mittel heilbar sind und secundäre Symp- tome dann weder so häufig , noch so' heftig eintreten , als nach dem Gebrauche des Quecksilbers bis zum Speichel- flüsse ^ gebrauchen viele Praktiker dieses nur ausnahmst ireise in kleinen Gaben als Alterans mit Sarsaparillen-Ab« kochnng n* s. w.

Kooehenbriiche behandelt man in England nach der-' •dben Methode, wie in Frankreich«

loiini.L3i;XXiy.B.3.St. H

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Blfll^Kfiiillieiteii der Uilnwege wefdea adhr orlblc- filflb dnreh innere Büttel behandelt, wie die BlennorrhSei ■lit Cobeben« Sehr wirksam xeigen nch anoh bei Biaien' leiden Opium^ Alkalien, Mineraliauren, erweichende Tranke and die Abkochung der Pareira brara; letztere beeonden bd sehr reichlichen ■chleimig^eitrigen Absonderangf n am der Blaae, die ticb, eben so wie die Reizbarkeit Organsi in Folge dieses Mittels bald inindeni«

2.

B€$iäUfft§ Wifhumg der

Bfltodenatf^Klysttor» Im IKnii» Fofi

Mir kam Im October des Torigea Jahres felgeqder anggezeichneter Fall Ton Ileos Tor, in welchem die toa JHaniui gerühmten Belladonna -Klystiere (Joorn« d. prakC Heilk. Bd. LXXXII. St. 2. S. 3.) sich gleichftlli dueh ihre schnelle und gunstige Wirkung bewahrten«

S», über SO Jahre alt, unlängst verheiratheif torSaer Constitution, wulste sich aus ihrer Kindheit keiner Krank- heit zu erinnern, nur dafs ihr im dritten ond dann im sechsten Lebensjahre von ihrem eigenen Vater« der aelbst ein Chirurg war, zur Ader gehissen worden wafi ohne je- * doch die dabei gehabte Krankheit angeben sn können. Im neunzehnten Jahre menstruirt, hatte sie ihre Regehi' immer stark, früher alle drei Wochen, dann alle TieraBehi^ Tage, weshalb sie mediciniren mu&te, seit mehreren Jah- ren jedoch im regelmäfsigen Typus stark wiederkehrende Dabei liU sie stets an Digestionsfehlern mancherlei Art; Neigung zum Durch&ll, zeitweise Appetidosigkeit und ela binnges, leeres Anfstolsen waren die haofigsten Beachwer- deni an Kranpfeo hatte ü» jedoch nie gefittelk

115

Am 5. Octobcr 1836 wurde leb za ihr gertfen. Ohn« bekannte Veranlassung Jiatte sie heftige Schmerzen anter^ balb des Nabeis, die, beinahe nicht aussetzend, sich zeit« weise zum Magen zogen, und alsdann Ohnmächten mit peinigendem Aufstofsen und fruchtlosem Würgen vemr-i-. sachten. Der Unterleib war übrigens weich, die Zungt mit weifsem Schleim dick belegt, der Kopf frei, keia Durst Torhanden , der Puls fieberlos , Iiartlich » die regel- mäfsigen Menstrua waren gerade vorüber. Umschläge» Einreibungen » Emulsionen » krampfstillende Mixturen mit Opium, häufig applicirte Klystiere änderten im Verlaufe des Tages in nichts die qualvollen Leiden der Kranken« Die Verstopfung blieb hartnäckig , das häufige AafstoOieii war furchtbar, alles Genommene^ selbst in kleinen Quan-« titäten, reizte zum Erbrechen, und da Patientin seit zwei Tagen nichts genossen hatte, wnrde nnr wenig Schleim mit Anstrengung ausgebrochen ; am Abend wurde der Puls ■chnell» voll nnd hart^ und es stellte sieh Druck auf der Brost ein. Nach dem Ausdrucke der Kranken lag an der Stelle unterhalb des Nabels , von wo der Schmerz unaus- gesetzt ausging, etwas, so schwer wie Blei, von welcher Last sie sehnlichst befreit sejn wollte. Die Nacht Ter- ging ohne alle Erleichterung.

Am 6. Morgens waren, bd fortdauernder bartnäcki« ger Verstopfung und häufigem Erbrechen, dfe Schmerzen wothend. Ich entschloTs mich nun, angeregt durch d^ Hrn. Dr. Haniua Vorschlag, Belladonna im Klystier zOt* geben, liefs gleichfalls nur von der schwächeren Herb«. Belladonn. Drachm. jjj auf Unc. vj infnndiren , nnd davon am 7 ühr Morgens den vierten Theil mit etwas laovrar« mem Cbamillenthee im Klystier beibringen. Um 10 Uhr bestimmte ich das zweite Klystier«

um 9J- Uhr wurde ich gerufen. Unmittelbar nach dem Klystier war wieder ein heftiger Anfall von Schmer- xen eingetreten , der aber bald nachgelassen hatte, alle Sbrigen Schmerzen , sanimt dem Erbrechen und dem Dr&cken auf der Brost, waren ganzlidi verschwanden; des iraber häufige, ängstliche Aufstofsen war seltener vrie« dergekehrtf nur befand sich die Kranke in einer bedeuten- den Narkose* Sie safs im Bette aufrecht, mit terwirrtemi amubigem Blick, die Pupillen vrören erweitert, der ganze Körper mit einer tiefen ' Scharlacbröthe übergössen , der Pole Solserst achneU nnd klein ; die Kranke sprach ver* wirrt und li4atig tom Sterben* leb beruhigte die UjMte-

H2

ym^t% m ^MiA k&aaitt ead Idii ndOM alt

euüft» Scctt'ien: g^^^a Al'*^'! £^*frC* ^-t Kljitiere ■■! «was Dir*. «'-•-- ab: :a d-rr Ni^^ eT::!rt«i «oefc zwei starke S:*/*'fir?», iinea natc. cer: G±£«-cise tob Riö- lifsiA '■^tA V .'.skt ^',%Q•s\'■JZltl s:l;0^ua iLrea reidüicbca Fortgar.g cr.i die Kn&ke gtc^.

A7i H. NoTeTsher beging IL 5. Au«ii<!s einea gro* Uen D.iiiehltr, uni d:es«Lte Scer.e wi«^eiiioice sich, jedocb in einem milderen Grade. Aal' der alteo Steüe dieselben ScLsierzen: nachdem am Torigen Tage Boch zweimal Slabigang erfolg war. trat Verstopfung dn, kioflges Auf- stofieo, jedoch diesmal chae Ohnmächten, nor mit üebel- keiten begleitet | und kaofiget Erbrechen von au wenig GzUe.

hh Terschrieb sogleich ein Brechmittel ans fpecn- cuanha, worauf den ganzen Tag liindurch eine ttedentende Menge scharfer Galle aasgebrochen warde. Die üebel- keiten hörten hiernach zwar aof , das Anfstofsen blieb ie« doch, so wie die Verstopfung, und periodisch, aber bai^ traten heftige Schmerzen ein. Eine Opiatmisctnr wurde weg- gebrochen , nnd Klistiere mit Tinctara Opii finderten nur auf karze Zeit die Schmerzen. Da die Kranke kein B^ ladonnaitljstier wieder nehmen wollte , nm nicht, nach ifah- rem Aiisdrocke, wieder närrisch za werden, liefs Ich din Herb. Beilad« mit Spec. aromat. fleilsig als Umschlag brauchen, und aaiser diesem, Polrer ans Calomel mit Opium nehmen. Der heftige Schmerzanfall erschien hier« nnf kurze Zeit nur dreimal am Tage » die Kljstiere gin- gen jedesmal mit sehr lielem nnd scharfem Schleime nnd einer befleutenden Menge Ton Winden mit grofser Er- leichterung ab ; die Nacht Tergjng im ruhigen Schlafe. »- Den Tag darauf fühlte sich Patientin sehr matt» jedoch schmi^rzcnlos ; es stellte sich blos Schneiden Tor jedem Schleiniabgang durch den Stuhl ein; die Regeln enehie- ncn wieder stark, wenn auch nur aof kurze Zeit nnd milde Kcftoifcntia in VerbindoDg mit Nerrinis ToUendeten bald die Kur.

In dem letzten Falle bewirkte die Herb. Belladonnan in Form von Umschlägen schon unverkennbar grofse Be* ruhigungf und in Verbindong mh Opinm Nadäad der hnnpflialUn Jkmkwmäm und in Fotgn dlcMi teen be«

117

^enlwfe« ■chleiroibgaiig mh Brlekktoraiigw -r Saht AeufaleiiiwerUi for die Anwendang der Belltdoniift in ■teticben Fällen «olieint mir die schnelle Wirkung der *B>lhiUiiine i aber eucb lagleicb die heftige durch eie ?er« 4nlft(ite £(aii»M in der Form der Kljstiere«

3.

\ige AneHik'' TerpifHmg.

m

fH*. Cramer tsm KaamX^

Durch die Untorsichtigkeit lelncr Eltern bekommt eh •ehoner, gesander, 5 Jahre alter Knabe grob gepalvefftea Anenik, mit Krumen von Weifsbrod Termiicht, als Ter-* meintUches Zuckerwerk zu essen. Um 9 Uhr Abends war diesei geschehen, und gegen 11, wo die Kitern, durch nelirmiiiiges Krbrechen des Kleinen aufmerksam gemacht, xnerst auf den furchtbaren Gedanken, ihr Kind TergifteC za haben, kommen, werde ich geholt. Kin anderer Arzt Latte schon einige Dosen Schwefelleber reichen lassen, wonach sich das Erbrechen vermehrte.

Der arme Kleine befand sich in einem mir auflallen- den günstigen Zustande, was mich anfangs auf den Ge- danken brachte, daüi nur wenig der verderblichen Mi- schung genommen worden sey, indem die unglückliche Mutter so ergrÜfen war, dafs sie sich des Herganges der Sache nicht genau erinnern konnte; erst am andern Tage .erfuhr ich, da(s er es theelöllelweise zu sich genommen habe. Anf vnederhoUes Fragen versicherte er jedesmal, dafs ihn nirgends etwas schmerze; keine Klagen über un- angenehme Gefühle im Halse, keine Schmerzen in der Magengegend; der Unterleib hatte die gewöhnliche Wei- che, war weder krampfhaft nach innen gezogen, noch aulgetrieben, selbst für einen starken Druck der Hand nicht emplindlicii; Athmen war frei, Gesichtszuge unver- ändert; die einzige Erscheinung, wenn man eine um we- nig Schläge vermeiirte Pulsfrequenz und das höher gerö- thete Geiici^t ausnimmt, was bcidta aber such auf Uech^

-- 118

arni^ dei hefUgen Brlyradieni koimneii konntr» mät Am dieses Krbrecben, das ich, darch hSafig gereichte Mildi mit Seifen wasser Termiscbt^ möglichst enthielt. In Verlaafe einiger Standen Snderte sich der Zattänd dv niolits , und der Knabe , dorch das hiafige Erbredien •!•« gegrifren, verweigerte jetzt hartnäckig die fernere Anmhme Ton irgend einer Flüssigkeit, die mir^ wieder aiisgewor* fen, in der letzten Zelt auch keine Arseniktheilchen mehr zu enthalten schienen« Ich liefs ihm deshalb eine halbe Stunde Ruhe, dann aber Haferschleim abwechselnd mit einer Kmulsion, worunter efwäs Ricinusöl war, so viel als Bitten und Drohungen Termochten, reichen» nnd begab mich mit der- üeberzengung eines glacklichen Ausganges nach Hause* Den Rest der Nacht über dasselbe gute Be- finden, so dafs Patient sogar aufzustehen yerlangt hatte und in der Stube nmhergegangen war. Einige Stühle und noch mehrmaliges Erbrechen waren erfolgt. Morgeaa 7^ ühr klagt er auf einmal über Enge im Hälfte; dieser •chwillt etwas auf, einige Zockungen stellen eich tiß^ and mit ihnen der rasche Tod«

Am 3ten Tage nach dem Tode zeigte der KSrper noch keine übermälsig lifide Färbung 9 sondern nar die gewöhnlichen Todtenflecken , wohl aber eine merkliche Steifheit aller Gelenke. Der Oesophagus bot nichts Beson- deres dar, eben so das aufsere Ansehen der Gedärme; da- gegen fand sich im aufgeschnittenen Magen eine dorch Bluttheilchen rötblich gefärbte Flüssigkeit, die, gleich einer Art Gallerte^ sehr fest an den Magen wandongen adharirta und es zweifelhatit liefs, ob sie aus if eränderter , von dem Blute abgeschiedener Fibrine, oder aus einer Secretion der Magen - mucosa bestehe und noch eine bedeutende Menge ArsenikkÖrnchen enthielt. Die herTorragenden Falten des Magens waren vorzugsweise dunkelroth gefärbt , weU che Färbung an einzelnen Stellen so scbarf begrenzt wari dafs man im ersten Augenblick nicht sagen konnte 9 ob es Ton Blut strotzende Venen seyen. Die Schleimhaat selbst war keinesweges erodirt oder mürbe, das Duodenum nicht Terandert, nur durch Galle stark gefärbt.

Merkwürdig bleibt das Nichtvorhandenseyn der sonst so stürmischen Symptome bei Intoxication durch scharfe Gifte, namentlich durch arsenige SSure, welcher Tod, so oft ihn auch, sonderbar genug, das Verbrechen oder der Selbstmörder zur Erreichung seines Zweckes wählt (Tiel« leicht wegen der Bekanntschaft mit dem weilsen Anenik

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nmd der leiehtonii Aatchaffaiig dattdbaa alt Rattett- cift eCo.)» doch alt einer der fbrditbarsten and scbmers» Mfteiten lelbtt den Laien bekannt ist Orfila (Ceber* ■elsnn^ Ton EÜkn 8, 324) theilt ans den Beobaehtangeo Anderar drei analoge Falle mit, ohne eine KrUamng die- ses nngewobnlicben Yerlaofet hinsuzufagen. AutbUend iet mir die bedeutende Menge Gi/It, die in allen diesen FSIlen verscblnckt worden war) ob bierdurch Tielleicht aihe rasdie Labmang des Nerms Tsgos stattfiind, ähnlich wie andere Nerren ihre Rm(>fangliGbkeit für änlsere Reiza sinböÜsten^ unbeschadet der Muskeltbätigkeit, der Bewe- gnng, des Tbeils, hier des Krbreobens^ in dem sis sieb aosbreitsten ¥ So konnte man es sich allenfalls er- klären, wie einmal der Magen selbst, als das zunächst an« gefeindete Organ, frei Ton Schmerz blieb^ und sodann die Leitung der Reizung längs des Verlaufes des NerTus Ta-

gis, die bei den meisten Vergiftungen mit ätzenden, schar* n Dingen so ausgezeichnet ist^ in der Brust als Beäng- stigung, Herzklopfen, im Halse als zusammenschnürendes Gefühl in der Kehle^ bei Auftreibung desselben^ im Hirne als Schwinden der Sinne^ Convulsionen , Ohnmächten sich darstellt, nicht statthaben kann. Die Analogie läfst sich bei Yielea Neurosen nachweisen , z. B. bei dem Gesicbts- sebmoze; schneidet man zwischen der schmerzhaften Ner- ^enpartie nnd der Fortsetzung des Stammes, der zum Ge- birne geht, ein Stück heraus^ so ist hiermit der Schmerz lor einige Zeit gehoben, wenn gleich er später durch neu erzeugte Zwiscbensubstanz zwischen den beiden Nerven- enden^ oder durch üeberspringen auf andere Nervenpar- licen idch wieder erzeugen kann. Eben so bei der Hy« sterie, wo die Reizung^ Tom Uterus ausgebend, sich bis aom Magen erstreckt, hier vom N, vagus aufgenommen wird, und durch dessen Ausbreitung in Magen, Brust, Herz, Half bis zum Hirne strömt. Wird entweder in der -Involntionsperiode die Thätigkeit und Function des Ute- rus aufgehoben, oder durch die häufig hysterische Car- dialgie, die Nervenpartie des Magens für solchen Reiz gaaz abgestumpft, so hören hiermit auch die Brnstkrämpfeetc. auf, iadem in der Nervenkette ein IsoUr' Punkt sich be- findet.

Die an den meisten Stellen des Magens nur auf die bervorragenden Falten desselben, als diejenigen Theile, die am meisten und zunächst mit dem Gifte in Berührung kameoj beschrankte dunkle Röthe bestätigt die aiigemei-

I

MM MeMinngf da(i der Aneniktod und di« bti Om.iUb lindende Färbang det Magens in sehr YSelen FSQea lUI Folge dner Kntziindung lej, sondern letztem mr vosiM Rindiingen des Blutes in ^e Hatrgelalse absaleitei li Denn abgesehen TOn den noth wendigen Synptomei dw akuten Gastritis im Leben , bfitte die rotbe Farboe| «dl gleicbmäfsiger über die Magenbäota verbreitet Msh rm finden müssen»

Za beachten ist aacb die trotx des heftigen naä Uh figen Erbrechens durch den der Magenschleimhut iM* rirenden gelatinöien Stoff Temiittelte Znrn^halCniff M Arseniktlieilcben. Ob hier nicht yieOeidit ConsfaleMli als Milch, z. B. Brei, geeigaeter gewesen «ixe^ bdhl yogldch jberaufZQwerien?

mm

4.

$mson 1836 des Kuroriei Miioaaaer SdHUßt^

Von Dr, Aue»

KMgh Kreisphysikut und Badeani ae

Mit immer gleicher Ergiebigkeit spenien Ibitwftnii

die hiesigen Mineralquellen ihr heükriltigea WasMr günstigen Wirkungen, und die mit aaseren QaeUei |Hi vertrauten Aerzte senden immer mehr Kranke cor Kor denselben. Selbst drei bejahrte Aerzte (von deneq einer seit II Jahren ausschliefslich nnr der Homoopatliie siigewaedt |S* iresen ist) sind in der vorigen Saison zum eigeaei Kir* gebrauch hergekommen und haben sidi dadnlrah Tea dV belebenden, das Gesundbeits - Wohl fordernden IHifcHB* keit hiesiger Brunnen genügend überzeugen können»

Die mannicbfaltigen und yerscliiedenen KranklMb* ialle, welche im Jahre 1836 hier yorkamen« dl^ wlM wahrgenommenen Genesungen und Gesnndbeits-Veitan^ Hingen maditen es immer gewisser 9 dafs alle KraaUicii* Gefühle , welche dusch elsenhakig-alkadisdi-cidigo Wmt

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/

' I

ftfim irgendwo baieltigt wurden » anch hier doördli Hde^ bang dd^ Nerven^ Tennittelst des leicht assimiKrbaren kolv lenMuren ßiseÖB, durch Losung, Neatralisirung , Zerth«^ loDgf Ausscheidung mittelst der Alkalien, Erden und Salze^ io wie Termöge der innigen Verschmelzung dieses Ve* liikelt haben entfernt werden ]i:Önnen und so zur Tonisi«« rang der Muskelfiebern und erhÖhcten organischen Kraft |g;ebracht worden sind* Diese Heil -Resultate treten am fo zuverlässiger ein, als die drei Badehäuser durch vier Terschiederie Quellen Tersorgt werden, wodurch selbige gar oft die Anwendung nach individuellen Erfordernissen gestatten. Nicht selten haben selbst Krankheiten, deren ' Sitz und Ursache unbekannt geblieben war, oder zum Theil einem nicht afücirten Organe zugeschrieben wur-^ den, durch diese Quellen, worin die Vis medicatrix natu- rae individui et mineralium sich zu gleichen Heilzwecken verbinden, hier gehoben werden können. Bei manchen Individuen sind noch kleine Abhilfen, Vorbereitungen, Ent-, Haltungen, Auflösungen etc. nÖthig geworden, bevor der Erfolg den Erwartungen ganz entsprechen konnte. Die friiheren gunstigen Wirkungen haben schon den ImpuU für Aerzte und Kranke gegeben, da|s in der vorigen Sai- ten 449 Familien, aus deren Mitte 511 die Kur hier turauchten, hergesandt worden sind-, mithin weit mebr alt 1b irgend einer iriiheren Saison und fast um die Hälfta nelir, als irgend ein scblesisches eisenhaltiges Bad au^ zofubren vermag. Ein Viertel dieser Kurgäste hat zui Verbindung gemeinschaftlicher Heilzwecke und Familien- Verhältnisse wegen in Salzbrunn gewohnt und von dort aus die hiesigen Bäder benutzt Hinsichtlich der erwähn-', ten Zahl der Kurgäste sind darin nur Erwachsene und 27 notorisch Arme, aber keine Kinder, vielmehr nur solch» Individuen mitgezählt worden, welche einer besonderen "Wanne benöthigt waren. Ein Theil der Kranken bediente sich der hiesigen Bäder und Brunnen gegen Erscblaifun*. gen, Vorfalle, Chlorosis, Amennorrhoe, Sterilität, Bläh- tuchten , gegen Mattigbeitsgefulile atonischer Art, um dit Schwachen des Alters zu mäfsigen und sodann mit erhöh- ten Kraftgefublen den tellurischen und kosmischen Ein«* flüisen kräftiger widerstehen zu können.

Von den günstigen Heilwirkungen ist ein Mehreret in den Jahrbüchern über sämmtliche Heilquellen Deutsch- lands (welche in diesem Monat erschienen sind) von Alt- Wtimcx getagt worden« Patelbtt tiod aber durch eioo

122

Zililfendireilniiig im Manoteript ttatt BUer te' Klatie 4918 nur 4118 angegeben worden, woAmh dhi Kedartion die Additions-4Samme zu TerSndem sieb l&r ym» anlaliit gehalten bat, to daft diMlbpt^ ak Ton mir an« ^geben, nar 11,406 Bader aufgeführt stehen. Ki find aber mit den Kiir-, Kegen-, Probe- nnd hemehaftliehcr Seite bewilligten Bädern: 409 gratüp in S Terychiedeaea Klassen wirklich: 12,206 Bäder veiabraicht worden»

Da Ton der Herrschaft kraftig gesorgt wird, Altwasser in allen Verhältnissen immer gunstiger zu gestalten, so baben sich aacli in den letzten Jahren schon Mehrere bei zunehmender Frequenz bereit gezeigt, nene Haoaer n bauen und lur angemessene Wohnungen immer mehr u sorgen. Geeignet ist übrigens die von der Natur sa freundlich mit vielen Reizen und Heilkräften reichlicb be^ gabte Gegend^ da(s hier, wie in einzelnen Östreichisehea Kurorten , sich Begüterte zum Anbau kleiner Villen bereit finden mochten. Manche kommen überdies scbon Tialo. Jahre hinter einander her, um durch Wieder|iolnng den Kurgebrauchs ihrem Körper Ersatz der aus mannichibcheK Lebensverhältnissen Terlorenen Kraft zu geben, so wia Erheiterung und Belebung des Geistes bervorznrnfen.

Ein Kurgast bat seinem individoellen Ermessen nach aogar 19 Jahre ununterbrochen die Wiederkehr emenert nnd will dadurch allein die jedesmalige fieftttigong nnd Bekräitigung seiner Gesundheit bewahrt gninnden babcuu

Gelbsucht

hei

ftnem nevgehomen Kinde mit tödtlickem ÄMegmige,

mitgetheiit

von '

Dr. Bennewitz, in Berlin.

Seit mehreren Jahren habe ich die Gelbsucht nntnr Auk Naogebornen als eine nicht ganz ungewöhnliche Br-

^ 133 ^

wdvAmtig zd' beoUditen GeleganMt fcihii't« gawetha nah ich sie nach dem Venchwindcii der Rötho swiicbeB dem 5ten bis 8ten Tag entstehen, wo nlsdann d^e Htn^ beVof sie weifs worde, diese gelbliche Färbaog annahm« Aber nur selten war damit wirkliche Gefahr Terbandeo» «nd in der Regel yerlief sie, Ton Arzt und Eitern iasi gleich unbeachtet. Ich setzte ihr Erscheinen in dieses Fallen aof Rechnung der erst nach und nach sich ordnen^ den Thätigkeit der Leber und des Gallensystems, in Folga dessen , wie ich mir dachte , die gallichten Theile dem Blute niddt TÖllig entzogen , und somit auf die Haut um} die anderweitigen Gebilde des Körpers abgelagert wor-^ den. . Wenigstens wurde es mir wahrscbeinUcb^ dals dler ser gewöhnlichen Gelbsi:cht der Neugebornen keine andere Ursache weiter . zum Grunde liegen möchte , da ihre Er^ scbeinung auch ohne alles Hinzuthun der Kunst und oi|( recht bald wieder yerscbwand.

In andern Fällen war jedoch die Gelbsucht nicht im-^ Hier eine so gefahrlose Krankheit» Es gesellten sich als- dann entweder gleich anfangs, oder im Verlaufe derselben, Krämpfe und Conyulsionen hinzu, und machten den Aus« ^ gang oft tÖdtlich. Hier waren meist immer andere Ursar* ' eben daran Schuld^ die manchmal entdeckt wurden, noch öfter aber ganz unentdeckt blieben, und zu mancherld Vermutbungen Anlals gaben» Wie mir, so erging es ge- ifÜs auch anderen Beobachtern^ und scheinen die Tielen Hypothesen, welche wir über das Patbogeniscbe dieser Krankheit besitzen, dies zur Genüge zu beweisen»

Ohne indessen mich hier auf die Erörterung der ein« seinen Hypothesen weiter einzulassen, will ich nur der von Chambon "*) erwähnen, welche auf meinen sogleich naher mitzutheilenden Fall die schickliebste Anwendung XU finden scheint. Nacli Chambon entstände nämlich die Gelbsucht bei den Neugebornen consensuell, durch den Druck des Gehirns, welchem der Kopf des Kindes wäh- rend der Entbindung ausgesetzt ist. Diese Chambon^ «che Theorie scheint mir sehr plausibel, und dürfte die Richtigkeit derselben in gewissen Fällen nicht zu bestreik- ten seyn. Wenigstens leuchtet mir ein, dafs^ Termöge des Consensus, welcher zwischen dem Gehirn und der Le- ber besteht, Verletzungen des ersteren gerade hier um so

•) N, Chambon* Hb. d. Krankheiten d, Kinder. Franz. ttbtit. Ton /. A Beckir. fiesliA I8üi» 8. 252.

aachthelHser whlen, alt dia LebertblÜiMt in aen noch nicht geordnet und wege« detveriadartwiBtal- wnlaafB nnd der beginnen Jen nenen Verriobtoag det Darmkanalg Storangen nm ao leiehtar «oageaetat iat. Abar »iefat allein wahrend der Bntbindnng» aondaro aiieh wmdk denelhen besteht dieser Consensoa noch fort oad wUk nit ziir Krzeiigung der Gelb8tlch^, wanigataoa ao hagi^ bis erst im Naugebornen die Leberthäügfc«t yöUig gooid« net ist. Ceberall, wo daher die Gelbsucht mit coBTnlai- iriachen Bewegungen, die ihre Entatebong meiat immer den gestörten Verriebtangen dea Gehima Todankea^ tof- banden ist» können and uiGssen wir auf etae aolcba Vai^ anlassiing scbUefsen» -* Vielleicht durfte folgender FaD dazu dienen, das Gesagte anacbaalichcr za machen.

Eine junge gesunde Frau, Anfiinga der Zwanziger, belebe schon vor zwei Jahren geboren halte» wurde aber« mals von einem Knaben entbanden. Derselbe kam aebr achwer^ und leblos zur Welt. Erst mit Mühe gelang ea» ibft ins Leben zurückzurufen. Der Knabe, dem Anscliein aach Tollkommen ausgetragen und woblgebildet, war nicht allsn atark 9 hatte einen kleinen mit dichten ichwaraen Haaren bedeckten Kopf nnd blaue Augen. Nachdem er meh- rere Stunden geschlafen hatte, reichte ihm die Mutter die Bruit; er sog kräftig, und bald darauf .erfolgte die Ent- leernng des Meconiunis. Schlaf und ErnShrang weebael«- ien in den nächstfolgenden Stunden des Lebens ragebsS« Ölig ab, und es war alle Hoffnung für das Gedeihen nnd das Wachsthum des Kindes vorhanden, ala mit dem 6t6D Tage sich plötzlich die Sceae änderte. Das Kind fing mit einem Male jämmerlich an zu schreien, übergab aiä in einem fort und zurktc an Händchen und Füfsen, so dalb niclits es zu bemhigen vermochte. Doch da die Mntter aich der Veranlassung hierzu bewufst war und sich erin- nerte, fiafs das Kind Abends beim Anlegen an die Bmat^ als es sich mit dem Köpfeben unversehenda anrückwarf, etwas unsanft auf ihren Arm gefallen war^ so war aio durchaus nicht besorgt, hoffend, dafs es sich mit der Zeit wieder bessern sollte. Am andern Morgen war jedoch der Zustand noch eben so; das Kind blieb In länem Sclireien, verweigerte die Brust, und jeder Versnob^ ihm « etwas Thee einzuUöfscn^ wurde von Erbrechen b^^leitet» Ge<j;cn Abend liels man mich rufen.

'Als ich ankam , üel mir* zuerst die über dem ganzen Körper verbreitete dunkelgelbe Fficbung der. Baut« din

125

T^i Totberooeh totenrodi Wiftr^ auf. X>n» Sdiralte m periodisch heftiger und wurde von Kraoipfen und Con- Tulsionen begleitet« Der Herz- und Pulsiclilag w^ren Ter* bältniüsinäfsjg langsam (70 Schlage i«i der Minute). Stuhl« gang fehlte seit 24 Stunden. - Ich liefs demnach, sogleich ein mit Zucker yersetztes Chamillenklystier, welches einen gelben Stuhlgang bewirkte» und innerlich, weil jede Flüs- sigkeit^ selbst der Rhabarbersyrup » ausgebrochen wurden eine Potio Kiveri cum Aq. Flor. Aurant« et Sjtupo Pap« albi reichen.

Nach dem pünktlichen Gebrauche dieser MUtel Ter- ging die Nacht etwas ruhiger. Das Erbrechen liefs nach| allein die Krämpfe kehrten zwar seltener, aber desto hef- tiger wieder. Das Kind verweigerte noch jetzt jede Nähr rung, und zum Saugen an der Mutterbrust schien es za matt zu sejn, Da der Stuhlgang wieder ausgeblieben var, so verordnete ich nunmehr Rhabarber mit kleinen Gaben Calomel^ und liefs nebenher ein Chamillenbad be- reiten« Doch" trotz aller Vorkehrungen und. ungeachtet des noch erzielten offenen Leihes> starb das Kind unter Con« Tidsionen am achten Tage.

Bei der äufsern Besichtigung der Leiche^ deren Oeff» nung leider nicht gestattet wurde ^ fiel wieder die gelbe Farbe auf. Auch fand sich aufserdem eine auffallende . feh- lerhafte Bildung des Kopfes vor. Alle Knochen desselben waren nämlich nur sehr unvollkommen entwickelt, und taut nirigend fand eine Verbindung unter ihnen statt. Alle Nähte waren noch offen: die Kranznaht > die Stirn- und die schuppige Naht. Die Scheitelbeine standen mit ihren obern Rändern so weit von einander, dafs ein freier Zwi- schenraum von zwei Fingern Breite zu fühlen war. Fast eben solche Forche war auch an der Stelle der Lambda- nalit. Cebrigens war an der kleinen Leiche nichts Norm- widriges weiter wahrzuTkebmen. Der Unterleib war ein- gelallen und die Lebergegend weich.

Bisher habe ich diesen merkwürdigen Krankheitsfall getreu so, wie ich ihn in meinem Tagebuche aufootirt habe^ wiedergegeben. Schliefslich mag es mm erlaubt seyn^ Einiges über die Entstehung desselben in Beziehung aof die oben aufgestellte Behauptung hinzuzufügen. Ein ansehnlicher Theil des greisen und fast des ganzen klei- nen Gehirns entbehrten der sie schützenden knöchernen Kopfbedeckung fast ganz. Jeder aufsere Insult wirkte da« lier fast unmittelbar auf das Gehirn selbst ein« Schon das Uolte Liegen auf dem Hinterkopf brachte Erscheinuiigen

126 ~

von Diti^, wohin namentlich der langnme Polt geilbtt KU werden TerdienC, hervor} um wie viel naobtheiliger elao mafste erst hier ein ziemlich heftiger Stofi aof den Kopf einwirken. Krämpfe und Convnliionen bekundeten die ge« •törte Verrichtung des Gehirns nur zu deutlich^ Und es nimmt wohl nicht Wunder, wenn wir sehen, dsis, nach* dem das Gehirn bereits so alienirt worden , auch ein ndt ihm in enger Mitleidenschaft stehendes Organ, wie die Leber, secundar - per sympathiam in seinen Fnnk« tionen gestört wurde* Wenigstens die liier hat nmnittet- iMir auf die Verletzung des Gehirns erfolgte Grelbsücht Ter- häit sich zu jener, wie Wirkung zur Urmch. Somit leoeh» tet also der Einünfs, welchen das Gehirn anf die Entste- hung der Gelbsucht bei den Neugebomen hat, wenigstem in diesem Falle, zur Ejidenz ein ; nur möcbto es achwcc eeynj ihn überall so Uar nachzuweisen*

6.

MonatluJier Bericht

aber

ien Oesttnäheifisustand, Geburten und TodeifStttvonBetiyik

Mitgfttheilt am den Akten der Hufeland stehen med» Mmrg. OeMeOwKafU Mit der dazu gehörigen H'ittenmj/M - TäbdUm

März^ Ueber die Witterung verweisen wir aof die beigefügte TaleL

Bi wurden geboren: 471 Knaben,

406 Mädchen,

877 Kinder. Es starben: 181 männlichen,

150 weiblichen Gesdileehts Sber^ und 270 Kinder unter 10 Jahren^

601 Personen« Mehr geboren 276. Im März des Tergangenen Jalires worden geboren: 458 Knaben, 448 Mädchen,

906 Kinder. Et starben: 236 männlichen,

173 weiblichen Gesehledits fiber^ und 343 Kinder unter 10 fahren.

752 PeEsonen« . .

Mehr geboren 15|*

tm TeAinntlii zun Monat Witt d«i Tot^gen Jahra mrjen im USa di«Mi Jkliref weniger geboren 2(t, und Marben weniger 161.

Der Theomtliti^-kaUrTbBlische Cliarakter der Krank- Üdten blieb drä bsrncbende; havGg gingen ilie Krank- lieileB in Entaündung, beiondera der Langen, nber; KSf naä da fanden (ich audi gaitrisclie. Fieber. Von Üxäu^ tlnnien fand aicb ein roienaniger AnssehJag häo&g. Pok- ften kamen leltener vor, docb (tarben dann ö Ptrtaam, ■inUf denen Ein Erwwibiener.

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Larreji, D. J., fleoitriAftipSM

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Leu, F.fitrin, Otisi'maliofie an

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J'Hlfntiii, <i-, Revcrfurivm fi

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Herr, A., Ifcber Ji.'r Eüi^^

ilelmnii ilcr Sraiikheilai,

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Akademischt Sckrifte

Berlin.

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Sie BailotAd der prakl. Heiihmde, Mürz 1837 MiAAttl

JtnitiinHn, J. AT. IfobilU de, Principia Faliologm mc

'UifTitpiae tjieciali» mtdicae, umi acnäemum <nfcn»> .

moilitla. Toni. 1. el II. liBTrr<j, D. J., BeobacIiUirigen und ETfahnmge» 9ier

vcrsehieilenc innere ufuj üi^scre £neii£Aeit«i. A.'ä,

hViinz. voll Dr. Amelang. KHr=c (i[r.T(ir/iicÄe Anzeigen.

hee, Eilitl«, Vbtenatimn on tht principaf nteJIcnl

inflH iit Ions and jiraelke of France, Jlahj and Qfnaai^ l.ee, Edwin, Coup doeil sur let Itipitaux de Lait-

thc» et »ur l'elat aclHtt de la meäecine «t ie ia dM<

rnri/ie «i Angteferre. Tülentin, O., Repcrtiirium für Annlomie und fl^rf»-

lo!fic. igten Sandes l. und 2. Heft. Bert, A., ütber den Einftuß der SäfX» auf die £tat-

ste/atnii der Krankheiten, tntiesünilera der Kardinäl-

twd Atiurhlagtficber. Alademische Schriften der VntvertHat XU- Berlin. O e r « 0 w 1 Jaty experiinenta de ekymifiuilioM artlfciattt

«

C. W. Hufeland's

Journal

der

practischen Heükimde.

Fortgesetzt ,

Ton

Dr. E. Osann,

mäeoXL. Professor der Medicin an der üniTeraitSt ond der med,

dumrg, Academie für das MiUtair zn Berlin , Director des

K* Poliklin. Institats , Ritter des rothen Adler - Ordens dritter

Klasse und Mitglied mehrerer gelehrten Gesdlscfaaften«

Orauy Freund y ist atte Theorie, Doch grün des Lehens goldner Baum*

Göihe.

IV. Stück. April. Berlin.

Gedmckt und verlegt bei G. Reimer«

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I.

Geschichte

e i n. e r

inveterirten und larvirtenSyphiliie^.

welche ' ^

Apoplexie und halbseitige Lähmuog cur Fo^

halte. *)

Von '

Dr. Fr. Busse,

KönigL Medldnalrathe und Hofin^dicut Kn Berlin.

(Yorgetragen in der Versamml. der Hafeland. med. cKrf* rurg. GeieUscb. d. 17."März 1837.)

Ixegeostand der hier zu erzählenden Krank- heitsgeschicbte ist ein junger Mann von schlan- kem Körperbau ) blähender Gesichtsfarbe utid kräftiger Constitutiou. Er war, als er im Jahre 1833 zuerst syphilitisch angesteckt wurde, nicht ToH 24 Jahre alt, hatte sich bis dahin stets einer guten Gesundheit zu erfreuen gehabt und seine Schul« und Unirersitäts-S Indien, auch das

*) Des Falles ist bereits in C7<tsper'« Wochenschrift 18M Nq. 4. mit einigen Worten erwähnt worden, nach einer mündlichen Alittheiiang, die ich einigen ärzt- lichen Freunden damals gemacht hatte. B*

A2

4

sweiM jaridkclie Examen gloiUich absolriit Er gehört einer hiesigen hSchtt achtbaren Fa- milie an, deren Haaiarzt ich seit etwa acht Jab» ren bin nnd cwar gemeinsch^fllich mit dem TerdieostTolIen Veteran der hiesigen Stadt- wundärzte , Hrn. Mohr. Dies hier an erwab* nen, fühle ich mich besonders Terpflichtet, w«l Hr. Mohr dem langwierigen nnd hartnackigen Krankheitsfall grofse Aufmerksamkeit nnd nn* ermüdete Sorgfalt gewidmet hat nnd ihm da- .her mit Recht die Anerkeontnib gebnhrt, smr Herbeifiihniog eines möglichst giinstigen Resnl- tats unserer Knr wesentlich mitgewirkt sn haben« -

Es war in den ersten Tagen des Monats März 1833, als ich gelegentlich der Familie des Fat. einen Besuch machte und erfuhr, derselbe sey seit etwa 8 Tagen unpäfslich nnd leide an fieberhaft - gastrischen Beschwerden , wogegen Hr. M. auch bereits Arznei Terordnet hätte« Der Kranke ward mir vorgestellt. Der sehr dicke Beleg der Zunge, so wie das aufgelok* karte Zahnfleisch fielen mir auf; ich näherte mich dem Munde des Kranken und ein nicht SU Terkennender penetranter Merkurial-Gernch kam mir entgegen. Ich nahm den Fat. hei Seite^ und auf meine Frage: weshalb er Mer- kur gebraucht hätte? gestand er nach einigem Zögern, dafs er seit etwa 4 Monaten an einem Chanker leide und Pillen, welche ihm ein hie- siger Arzt Terordnet, gebraucht hatte. Falacha Scbaam hatte ihn abgehalten, sich an Hrn« Jlf. oder an mich zu wenden ; übrigens rersicherta er aof das feierlichste, Ton syphilitischen Uebeln früher nie befallen gewesen zu sejn.

5

Die Lokal -Uoteribchuogergalb •in' sehr speckiges Vlcas syphiliticom aa derEicheV Tt»« der Grofse eines Fingernagels« Es bestand Mt December 1832 und Pat. hatte bisher dagegen Sublimat ununterbrochen, aber ohne Erfolg ge« braucht, hatte indefs auch während der ganzen Zeit, aus Furcht sich seiner Familie zu Terra« then, gar kein geregeltes diätetisches Verhalten befolgt. Er hatte vielmehr seine Berufsgeschäfta als angehender Jurist fortgesetzt, war täglich in der' nngiinstigsten Jahreszeit ausgegangen and* hatte überdies an Familienfesten und Ta'nizpar-* tieen thätigen Antbeil genommen, wobei man- cherlei Excesse, Erhitzung und Erkältung nicht

hatten können t ermieden werden.

Es ward nun zunächst das erforderliche Heilrerfahren gegen den gastrischen Zustand eingeleitet und die Genesung erfolgte bald. Un- geachtet aber Fat. hierbei eine sparsame, anti- fhlogistische Diät geführt, das Bett gehütet und ühlend abführende Mittel gebraucht hatte, ao ^ar dennoch das Geschwür in- und extensiT bedeutend gewachsen, und es blieb demnach nichts weiter übrig, als zum Gebrauche dea Quecksilbers zurückzukehren* Dies geschab^- H&d zwar ward wieder Sublimat gereicht ; aber Pat. mufste dabei eine schmale Kost führen, das Zimmer hüten und sich warm halten. Der Erfolg war sehr günstig. Der Ghanker reinigte aich und vernarbte allmälig, ohne dafs irgend •twasBemerkenswerthes dabei vorgefallen wäre^- Die Mittel wurden noch einige Zeit nach dem- Schwinden der örtlichen Symptome als Nach-^ knr in verminderter Dosis fortgebrancht , Fat,* achien gesund und ging wiederum seinen Ge-^ acbäflen nach*

'

Dies dauert« vngdSlir 7 bis 8 WoAm; Ja saigta sich nil eiDem Mala ew iiauaa Ga* achwSr an der Vorhaiit. Dia ünmS^lidikdb aioer arDenleD Aosteckuog beechwor Pat, hod ond theuer^ aber der sjphilidache Charakter des Ulcus war aicbt so Terkenaen und wir kehrten daher snm Gebraoch des Snblimata so- rock. Dieser war jedoch diesmal gans ar- folglof. Das GeschwBr TergroÜBerte sich mit jedem Tage, und es blieb meines EraditaBa nichts iibrig, als an einer kräftigen lannctiona* knr SQ schreiten. Ich war jedoch gerada im BegrüF, eine Reise sa ontemehmen, nnd Hr. Mohr wünschte, dab noch ein anderer Arzt während meiner Abwesenheit den Kranken be^ obacbten mochte« Dies ward den Eltern des Pat. Yorgettrilt und ihre Wahl fiel auf den Hrn. Geh. Ober-IHed.-Rath Klug, ihren Tiel jährigen Hansarzt und Freund. Dieser sah den Kran« ken und mit seiner Zustimmung ward am 17. August 1833 eine kräftige Inunctionakar begon* nen und während 4 Wochen forlgesetat» Ea erfolgte starke Saliration, sonst aber keine nn* gewohnliche Erscheinung. Man liefs nachhat den Kranken noch einige Wochen Zittmann« sches Dekokt trinken, aber das LocaUibel| weit entfernt zu heilen, richtete ytelmehr die grola« tan Zerstörungen an.

Nach einer Abwesenheit Ton 11 Wochen aah. ich den Kranken wieder. Der Znstand aai« nes Penis erschreckte mich. - Die ganze obere oder Tordere Wand der Vorhaut war von den Gaichwiiren durchfressen , so dab das Präpu» tinm zu beiden Seiten der ganz entblobten Ei* ehel wie ein dicker Fleischkluropen herabhing« Dia irulstigen Bänder boten eine groise ^ecfcig^

•TP.. 7.

•dualerige Getchwonfiäcbe dar, Too.wdcber, •«8 oaeh pb6ii sich mehrere Fiitelgänge 1—2. Zoll tief zwisoben den «ubern HautdeckeD des Gliedes aod den Corporibps caTsrnoais gebildet hattea^ die. bald die Hfiutgebilde tbeils durch schlechte Eiterung, tbeils durch Verwaodlttog derselben in eine schmierig» käsige Masse , wi« beim 'Hospitalbrande y gäoslicb zerstörten, der- gestalt, dab das Glied wie abpräparirt da lag und blofs nach unten, wie gesagt, Ton dem an« fSrmlicben Fragmente des Praeputii noch eini- germaisen bedeckt wurde. Das Allgemein-« befinden des Kranken war dabei, wie leicht SU erachten , sehr traurig. Er war im höch- sten Grade abgelnagert, konnte das Bett nicht ▼erlassen ond litt an einer Febris lenta con- linna»

Es. kam nun darauf an, sn bestimmen, was für ein Heilrerfabren einzuschlagen sey. Der Habitas der Eiterfläche schien mir unbedingt für das Fortbestehen der syphilitischen Dyskra- •ie zu sprechen, hingegen die grobe Schwäche ^ ond Abmagerung des Kranken, so wie die zer-^ störende Verjauchung der Hautgebilde, jedeMer- knrialknr eben so absolut zu Terbieten« Dies yeranlabfe mich, eine Berathung mit einem Arzte zu verlangen, dem eine reiche jErfabrung in der Syphilis und besonders in solchen Ter** zweifelten Fällen durch seine Stellung zu Ge- bote stände. Dies war der Direktor des Cha* rit^Krankenbauses, Hr. Geb. Med. Ratb Kluge^ mein Tieljähriger Freund. Er hatte die Gefäl- ligkeit, den Kranken zu besuchen und erklärte ■kh dahin: „dafs die bedeutende Zerstörung der Haulgebilde offenbar und lediglich durch Hospitalbrand bewirkt vordeq ^äre| dab er

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daliar die Sjpbilis for exstiiigiilrl balte^'kam^' •eioer Tieljährigen Brfahning nach , SyphiHt und Hospicalbrand oiemals beisammen in #in«m DodiTiduum beitändeD, sondero jene, bei ihiem Uebergaoge in lelzlereDi gleichaam erioeche ood ibreo Tod fände."

Dieser Aussprach war mir sehr erfreoUch; ich kooote ihm aus Erfabrang nichts entgegen- setzen und mit dem Tom Hrn. Geb. Med. Rath Kiuge Torgescblagenen Heilyerfabren war ich ToUkommen einverstanden. Es wurden inner- lich China mit Mineralsänren und nährende Diät, äufserlicb antiseptiscbe Ueberschläge ver- ordnet und wegen einer zu fürchtenden Blu- tung Pat. unter specielle chirurgische Aofsicht gestellt.

Diese Kur wurde während des Herbstes 1833 mit dem besten Succefs fortgesetzt. Eine Blutung erfolgie nicht, das schleichende Fieber verschwand, die Kräfle des Kranken kehrten wieder und die örtlichen Zerstörungen sistirten sich und kamen zur Vernarbung. -^ HVährend aber die kräftigste Granulation zum lYiednr- ersatz der verlorenen Uautpartieen am Penia sich zeigte und das wirkliche endliche Erlo'^ schenseyn der Syphilis zu dokumentiren schieD4 traten ganz neue und drohende Symptome anf^ die wiederum jene Ansicht gänzlich zerstorlea» Es kamen nämlich bedeutende KnochenauftrH^ hungen an mehreren Stellen zum Vorschein und zwar namentlich am Processus orbitalis des Stirnbeins rechter Ssits, am linken Ol#- craoon, am linken Schlüsselbein und am rech- ten Schienbein. In der rechten Augenbraae bildete sich eine dicke Kruste von der GroCsa eines halben Silbergro8cbenS| die bald aufbrach

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irild skh iB ^io^-tleftt specLigtfi: Gescbwär rw* .^trandelle. .£odlich gefeilten sich datu aucb jwch ächte, kopferfarbeDe Maculae renereae in grpfferZabl, jih ^anseD Gesicht^ < auf denSchul- torn und an den ExtrainitätQn«

In diesem Zustande ward Fat. dem Hro^ Geb. Med. Bath £/i/^e wieder TorgesteHt. Der- ■elbe erkannte die INothwendigkeit einer aber- maligen durchdringenden Merkurialkur an und tiatb, da Fat sich im Allgemeinen sehr gut er- Ikolt hatte, cur innern Anwendung des reihen Qutcknlheroscj'ds nach der Bergschen Methodem Dias Slittel brauchte nun unser Kranker, nach- dem er in den letzten yier Monaten gar kein Quecksilber genommen hatte, ^om 21. Decbr. 1833 bis zum 8. Februar 1834 genau nach der Vorschrift *) in Verbindung mit einem Deco- ctnm Lignornm* Er ertrag es ohne alle Be« •ch werde; Salivation stellte sich nicht ein, das Geschwür beihe, die Flecken und die Knochen* aultreibnngen schwanden langsam, aber toU« kommen. Fat. hatte während der ganzen Zeit nie über irgend einen Schmerz, noch sonstiges Unwohlseyn geklagt und erholte sich nach dem Cessiren des Merkurialgebrauchs bald so gut, dafs er seine frühere blühende Gesichtsfarbe wieder bekam und überhaupt yollkommen ge-* bellt zu seyn schien« Er trug yon dem über* atandenen schweren Uebel nur noch ein Resi- duum an sich, nämlich das an der hinteren Fläche des Fenis herabhängende noförmliche Fragment der Vorhaut. Um dieses legten wir einen Faden und erwarteten die Absiofsung«

*) 8. HttfeUndTs Journal Bd. XXYU. St. 4. S. 149 und Bd. 2UUX, tiU 2. S. 113.

10

Aas Vorsicht* bebielten wir iodeb den Patrnich etwa 8 Wochen unter specieller Aufsiebt, and er durfte das Zimmer nicht rerlassen. Da gisubte ich, nach abermaliger Beratbang mit den HU. Kluge und Mohr^ den Pat. für ge- aand erklären zu könneä und gestattete ihm, EU seinen Berufsgeschäften suräckcukebren» was er langst sehnlich wünschte und was die begid- sende milde Witterung (Anfange April) auch xuliefs.

Der Genesene fühlte sieb überglacklich, endlich von seinem 14 Monate langen Leiden befreit zu seyn. Er arbeitete fletlüg, um das Versäumte nachzuholen«

Etwa 6 Wochen yerstrichen so im er* wünschten Woblseyn, da bekam Fat. einige Tage Zahnschmerzen und eine rosenartige Ge- schwulst der linken Backe, Dazu gesellten sich noch gastrische Beschwerden, übler Geschmack, eine dick^weifsbelegte Zunge und Neigung zum Erbrechen. Es war am 18. Juni 1834» Ich verordnete ein Brechmittel, welches Pat« gegen Mittag nahm und reichlich Schleim und Galle ausleerte, wonach er sich besser fohlte. Gegen Abend erfolgten mehrere fnculente Stühle. Bei der dritten oder vierten derartigen Ausleerang Terweilt Pat. ungewöhnlich lange; man wird unruhig, eilt nach ihm zu sehen und findet ibn neben dem Nachtsluhl herabgesunken ohne Bt« wufstseyn und ohne Bewegung. Hr. Mohr ward sogleich gerufen, erkannte einen yollstän« digen losultus apoplecticus ^ und verfuhr dem- eemäfs. Pat. kam wieder zu sich, aber die Zunge und die ganze rechte Körperseite waren gelähmt Es wurden Blutegel an den Kopf gesetzt, kalte Umschläge gemacht, SenAeige au

^- II

I

die Wadeo upplicirl' and «ine kShlende Bnxtor Terordnet, Etwa eine Stunde später sah ich den Kränken and mufste dem eingeschlagenen*' KurTerfahreo TollkomoieD beistimmen, wenig- etens indicirte der kleine scbwacbe Puls yoü etlicben und sechzig Schlägen einen Aderlafs niohU

Am folgenden Morgen (den 19. Juni 1834) ward ich schon vor 4 Uhr gerufen. Ein neuer apoplektischer Anfall war erfolgt, oder vielmehr Fat* schieil im Sterben zu liegen. Der Pula war kaum zu fühlen und schlug etwa dreifsig Schläge in der Minute; die Extremitäten waren kalt, das Gesicht coUabirt, der Athem schwach und fast nicht zu hören« -— Nur ein kräftiger und schnell wirkender Reiz auf das Sensorium konnte hier noch nützen. Ich entscblofs mich daher kurz, schnitt dem Kranken die Haare Tom Wirbel und applicirte ' auf die entblöfste Stalle einen grofsen eisernen Hammer, den ich in siedendem Wasser stark erhitzt hatte» Es entstand augenblicklich eine starke Brandblase; Fat« fahr mit einem dumpfen, unartikulirten Schrei aus seiner Betäubung auf und Kopf und Stirn bedeckten sich mit dicken Schweifs« Iropfen« Der Puls hob sich sogleich , stieg in tioigen Minuten auf yierzig Schläge und kehrte bald zur normalen Frequenz zurück. Die Läh« moog der Zunge und der Extremitäten blieb aber unverändert. Ein erregend belebendes Heilrerfahren, bei sorgfältig erhaltener Eiterung der Brandwunde durch Reiz* und Aetzmittel, Ifihrte eine zwar langsame, aber doch mit Con« tinnität fortschreitende Besserung herbei, so daf$ Pat« den Gebrauch seiner Sinnesorgane wieder tehidt, wieder geheoj unroUkommen sprechen^

~ 12

Hand nnd Arm dar rächten Saita aber nicht ba- wegen koonte. Wäbreod deaten dorchachoitt der umgelegte Faden das entartete Präpatiam, es fiel ab und die Schnittfläche Ternarbt« faat ohne alle weitere Behandlung« Die Brand- wunde auf dem Kopfe eiterte Tortrefllich nod graoulirte so lebhaft ^ dafs man beständig Aets- mittel appliciren mufste, am sie offen ca #r^ ballen. Zuletfct vernarbte sie YoUkommen in wenigen Tagen, als man einen hloa bedecken- den Verband anwandte«

Es entstand nun die grofse Frage : waa fer- ner zur Hebung der Lähmung geschehen aollte? -— Die Beantwortung derselben kannte aich nur ergeben ans einer sichern Erforschung der etwa noch fortwirkenden entfernten Ursachen^ denen man die Entstehung der Apoplexie sn^ zuschreiben hatte, so wie der organischen nnd materiellen Veränderungen in der SchädeIhSblei die entweder schon Tor dem apoplektischen Anfalle bestanden hatten , oder etwa ala Folga desselben zurückgeblieben waren.

Disposition zur Apoplexie durch Alter, Co^- atitütion oder erbliche Anlage war bei dem PaL auf keine Weise anzunehmen. Die einzigen schädlichen Momente^ die auf ihn eingewirkt hatten^ waren: SyphilU und der iange Gt* brauch des Quecksilbers. Das Eine wie dai Andere konnte die Apoplexie erzeugt haben.

Dafs Syphilis^ besonders wenn, wie in ua« sermFalle^ eine so vollständige und inveterirte^ immer in neuen Formen, hervorbrechende Sät* tiguDg des Organismus mit der Seuche enge* nommen werden mufs, durch feindliche, gifliga Heizung, des Hirn'^ und Rückenmarks aUeiii

13

tichoii mae Apoplexie herbeifahren konnex ist a

Jriori oicht abzuleugnen und aus der Erfahrung ann ich Beispiele aufstellen, welche eine solche lYirkung des Teuerischen Giftes auf das be- stimmteste beweisen. Es sind mir swei Fälle bekannt, wo nach unrollkommen geheilter Sy- philis wiederholte Anfälle von Apoplexie ein- traten und erst gebeilt wurden und nicht wie« derkehrten, als man durch eine kräftige anti- syphilitische Behandlung das Lnesgift in der .Wurzel Ternichtet hatte* Mehr - secundär und indirekt kann die Syphilis zu einer entfernten Ursach der Apoplexie werden, durch die orga- nischen Veränderungen, welche sie in den Häu- ten und Knochen der Schädel- und vielleicht aoch der RHckenmarks- Höhle erzeugt, Aus« achwltzungen, Yerdickungen und Enostosen.

Dafs Syphilis, in unserm Falle, dieHanpf« Ursache der Apoplexie wäre, daron war ich überzeugt. Ob sie aber mehr dynamisch und primär eingewirkt und eine rein nerröse Apo- plexie oder einen Blutschlag durch Gongestion und Hirnblutung erzeugt habe, oder aber ob sie mehr materiell und secundär durch die Ton ihr bewirkten, das Hirn und seine Häute verletzen- den Desorganisationen das Uebel herbeigeführt habe, das wagte ich nicht zu entscheiden, Sym- ptome, die auf eine zu fürchtende Apoplexie und nicht weniger solche, die vor dem Anfalle auf ein organisches Kopfleiden hätten schUefsen lassen, fehlten gänziicb« Nie hatte Fat. über Kopf' oder sonstige Schmerzen (Dolores osteo- copi nocturni), noch über Sinnestäuschungen oder Schlaflosigkeit geklagt. Er hatte vielmehr seine Geschäfte ganz gut verrichtet, und nur •tat später erfahr ich, dafs er schpn mehrere

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Wochen Tor dem apoplektifcben* ABfall«-, ' k Betreff einer ihm übertragenen Arbeit, eiaem seiner Vorgesetzten schrifüich eina Fnga toiw gelegt hätte 9 welche gaac notinnig yi^aean seyn soll« ,Die Insultus apoplectici aelbit mit ihren Folgen waren von der Art, dafs aia so- wohl die eine als die andere Deatung niliabaB^ schienen aber doch mehr für eine Affectio ner- Tosa als für die Anwesenheit -aines ExtraTSsats tu sprechen y und wenn organische Verände- rungen im Innern der Schädelbohle obwalteten, so war kaum mehr an eine Kur so danken« Alan konnte dies am Ende auf sich berahan lassen»

Viel wichtiger war dagegen die Frage : ob die Lues als solche noch fortbestehe oder nicht? IVluhte man diese Frage bejahen, so war die Kur auf das bestimmteste Yorgeseichnet und jedwede antisyphilitische Behandlung werde sn- gleich das Zweckmäfsigste gewesen seyn, waa ' man den etwaigen Desorganisationen hafte anN gegen stellen können« Gegen das Fortbestahan der Syphilis sprachen indefs die oben angefShih» tan Erscheinungen: dafs die eiternde Stallaf so wie die Schnittwunde des abgebundanaa Präputii keinen bösen Charakter annahmen, vielmehr rasch und kräftig vernarbten, dann die seit' Monaten bestehende Abwesenheit aller syphilitischen Symptome. Mit .apodiktischer Gewifsheit durfte jedoch hierüber nicht abge- sprochen werden; das hartnäckige Uebel hatta cu oft unsere Prognose zu Schanden gemachU

Es kam nun noch das zweite pathologischo Moment zu erwägen : der lange und starke Ge^ hrauch des Quecksilbers ^ gleichsam eine chro* nische Vergiftung durch Merkur. Man hätt«

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bebaupten können and swar anscber« neod nicht ganz ohne Grund ^dafs die Apople- xie in unserm Falle lediglich einer solchen In- tozication durch Quecksilber zuzuschreiben wäre^ •«-• eine eolche Behauptang bliebe jedoch rein hypothetisch, da wir zwar wohl wissen, dafs Merkur auf das Nervensystem einwirkt , Tre- mor artunm und Delirien erzeugt, nicht aber» dafe man jemals eine Apoplexie oder Paralyse daoUch hätte entstehen sehen, und abgeseheo 'daroD, fehlten in unserem Falle die gewöhn- lichen allgemeinen Erscheinungen der Merka* lialTergiftang gänzlich«

In diesem Zostande der Ungewifsheit war 'M indefs jedenfalls Pflicht , sich einstweilen mehr expectando za verhalten , und ich be«- schränkte mich somit auf ein gelind excitirend balehendes Verfahren, durch Nerrina, Robo« rantia^ leichte Nutrientia, Bäder,' Einreibungen, Elektricität und Galyanismus. Hierbei gedieh der Kranke sehr gut; die Kräfte der gelähmten Tbeile nahmen allmälig zu und die Sprache besserte sich. So ging es während drei Monate fort, ohne dafs irgend etwai vorgefallen wäre, "Was mich hätte veranlassen können, den ein- geschlagenen Kurplan zu ändern, als ganz un- Termuthet, wenigstens ohne dafs Pat. vorher Sber irgend ein Uebelseyn geklagt hätte, ich mochte beinahe sagen plötzlich (es war gegen die Mitte des Monats October 1834) nicht zu Verkennende Maculae venereae von neuem ans- prachen und sich bald über den ganzen Korper Isebr zahlreich verbreiteten»

Es ward der Kranke demnächst dem Hrn. Ceb. Med. Rath jK/i/^e vorgestellt, welcher sich ifer Mator dmr vorhandenen Symptome über-

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cengte «od dem intendirteD HeilreAiilirai ' (aUft Inunctionskur und zwar der sweiteD| dia Pat machte ) beistimmte. Diese Ward am 23. Oa- tober 1834 begonnen and während Tier Wi^ eben anter hefligem Speicheln, aber ohna an- dere Zufälle fortgesetzt. Die Flackao Schwan^ den und Pat. ging zwar schwach, aber anschei- nend ganz gesund ans der Kar herTor« Dar paralytische Zustand hatte sich jedoch nicht Bonderlich gebessert. Es wurden noch laaga Zeit danach Decocta Lignornm getrunken^ aUa Arten Bäder und abermals Elektricität angawaa« det. In Bezng auf die Lähmung schien die Zeit das Beste zu thun« insofern der Gang, des Kran* ken fester und die Sprache deutlicher wnrde^ die Geisteskräfte desselben aber nur in aebr. g^ ringem Maafse zunahmen«

So vergiog der Winter 1834 und das FrSh- jabr 1835. Pat. sah blühend ans und War wohl genährt; ich glaubte, den bösen Feind endlich ganz aus dem Felde geschlagen zu haben. Aber -— dem war nicht so. Im Anfange det Jon^ nachdem ich den Pat. seit 10 12 Tagen nidjt gesehen hatte, ward ich nicht wenig überrascht^ wiederum einzelne Maculae yenereae auibrechen cu sehen, die in wenigen Tagen sich so ge- waltig Yermehrteui dafs das Gesicht ganz hnat aussah und Jeder, der in seinem Leben der- gleichen Flecken nur einmal gesehen , sie aaf zehn Schritte als solche hätte erkennen müssen« Ich hatte es mir zur strengsten Pflicht gemacht^ nicht allein und eigenmächtig zu yerfahren^ stellte daher den Kranken wiederum erst dem Brn. Geh. Med. Bath Kluge vor und wir ka« xnen iiberein, die dritte Inunctionskur zu' instl- tuiren. Zu dieser Zeit sah auch Hr. VtolL lud

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Med, Bath Dr« Betschier aua Bmim den KraiHC ken, slimmte ganz fiir die Wiederholaog der Schmierkar and hegte die Hoffnang^ die ich lei- der nicht theilen konnte, dafe durch dieselbe auch eina bededtende Besserong der Paraljee endelt werden würde,

Diete dritte Innnctionskur war denti end-« lieh auch die letzte.^ Sie begann am 12« Juni 1835 und Terlief gan^ wie die früheren, Pat,

Seichelte stark und dieFleckeq rergingen« Der ■folg ist aber ein dauernder gewesen, denn •eit jener Zeit bis jetzt, also wahrend fünfzehn Blonate^ blieb Fat. Ton allen syphilitiachea Symptomen befreit, dSrfte aber auch überhaupt wohl in Bezug auf sein übriges Leiden dem Grad der Wiederherstellung erreicht haben, welchen die. Kunst in diesem Falle sa bewu^ ken rermag.

. Schliefslich erlaube ich mir noch Yon deat Geisteszustände unsers Kranken eine kurze Schil-« derung zu geben. Die Wirkung der Apoplexie ftitf seine intellektuellen Fähigkeiten war eine hSchst zerstörende. Nachdem er aus dem zwei- ten apoplektischen Anfalle zum Leben zurück- gekehrt war, zeigte sich bald, dafs Fat. das Be« wufstseyn und den ungetrübten Gebrauch sei* ser Sinne, des Gehörs und Gesichts, wieder er- langt hatte. Die rechte Seite des Körpers, so- wohl die Extremitäten als auch die Gesichts* snoskeln waren paralysirt, letztere jedoch nur VDTollkommen, und Fat. konnte die Zunge Tor- •trecken, so zwar, dafs sie etwas zitterte nnd «Chief herrorkam. In wenigen Wochen bes- serte sich der Lähmungszustand. Das Gesicht "war weniger verzogen, Fat. schien mit der 2unge jede Bewegung machen zu können. Audi Joufik I4CXXiy.B.4, SL * B -

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lenito €t witder gehen | anbogt mit Untor- stiitcnog« dann mit Hilfe eines StDekes, endlich •Hein« Während dessen aber war nnd blieb er der Sprache Yollfttändig beraobt, nogeachlet er durch Gebehrden und unartikulirte T5ae deutlich zji erkennen gab, dafa er höre nnd Teratehe^ was man ihm sagte« Das erste Wort, .welches er beryorbrachte , war ein selbstge* achaffenes. Allen nnyerständliches : ,^Mantihii^. Uonate lang hörte man Ton ihm kein andereS| aber an den rerschiedenen Modulationen der Stimme I mit welchen er es aussprach nnd oft, weil man ihn nicht teratand, 10 bis 12 Mal wiederholte^ konnte man deutlich erkennen, dafs es ihm nur an den Worten fehlte, aeine Gedanken kund zu geben« Er schien also des Innern geistigen Vermögena der Sprache ca er- mangeln, während andere GeiateathätigkeiteUi Einbildungskraft, Gedächtnifa und richtige Ur- thlBilakraft nach und nach auftanchten nnd sich auf mannigfache Weise zu erkennen gaben. So war es höchst merk^^iirdig, dafs Fat* schon da- mals, wo sein ganzer Sprachschatz in dem ein- sigen selbstgeschaiTenen Worte Maniihn be- stand, Dame und Schach spielen konnte, die Regeln dieser Spiele ganz gut wufste nnd sie richtig und zweckmäfsig, wenn auch nicht nach einem weit angelegten Plane, anzuwenden Ter- ataadf so dafs er manche Partie gewann« Kar* tenspiele wurden ihm schwerer, doch zeigte es aich, dafs er auch das Whist- und Bostonspiel keinesweges ganz verlernt hatte, wobei ich nor bemerken wHI, dafs er in gesunden Tagen we^ 4er ein guter, noch ein leidenschaftlicher Spie- ler gewesen sejn solK

In allen übrigen Dingen war sein Gedächt- AiCs -f* Tabula rasai Allmälig lernte er

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Worte sprechen , zuerst ja i^id neifi^ die' er aber oft verwechselte , daQn^ ipr^di er Bachstabeo nach. Die Zuogenbuchstaben macth ten ihm die gröfste Schwierigkeit und Zisch^^ laute kann er auch jetzt noch nicht faeraa^brIn-< gen. Seine Rede besteht in einem Aneinan-^ derreihen einzelner Worte ohoe VerbindutigJ er vermag nicht einen ordentlichen Satz zu hiU den und fangt in der Regel mit dem If amen desjenigen an, zu dem er spricht, höchst seltea sagt er: ich. Als er sich einigermafsen Ter« ständlich machen und das Vorgesprochene gnt «ad deutlich nachsprechen konnte, legte man' ihm ein Buch vor u^d et fand sich, dafs ev weder lesen, schreiben noch rechnen konnte^' ja er kannte keinen Buchstaben, Seit Jah^ und Tag hat man unterm Pat. einen sorgfälti« gen systematischen Unterribht in diesen Gegen^ ständen gegeben , aber die Früchte desselben •ind sehr gering. Er hat nicht so viel gelernt, als ein 4jährige8 Kind in eipigen Monaten er- lerat haben würde. Sein Schreiben (mit der Iioken Hand ) besteht in einem blofsen Nach* qsalen des Vorgeschriebenen. Er kennt die Buchstaben und weiCs in seinem Lesebuchci einen Gonsonanten mit einem Doppellauter; zdi einer Sylbe zu vereinigen, wobei er aber oft Fehler macht und z. B. l^ au: aul ausspricht. Im Rechnen ist es eine schwere Aufgabe für ihn: 6 und 7 zusammen zu zählen. Er sagt 7, macht dann sechs Striche und zählt 8, 9 a. s, w. bis 13. Das Facit richtig anfzuschrei'^ ben ward ihm schwer, er schrieb 5 statt 3 und man mufste ihn mehrmals aufmerksam machen^ ehe er das richtige faad. Nach vielem und Hfiederholtem Vorsprechen hat er einen kleinen Glückwunsch in Versen und das Vaterunser ge*

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lernf. DIeft ist dai Stärkste ^ was man Mioem Gedächtnifs bat zamuthen konneD. Letxteiei recitirte er mir kürzlich unaufgefordert ; all et aber einen Fehler machte und ich ihm eiohel- fea %YoIlte, kam er ganz heraus und mulite von vorn anfangen. Auch einer Partie Schach wohnte ich bei^ die Fat. spielte. Man suchte ihn in eine Falle zu rerlocken uod machte dei sogenannten Schaferzug (Echec du Berger), er merkte es aber und wuTste durch passende Zage den Plan zu yereiteln«

Schmerzlich ist es^ deü blUhencI und woU aussehenden jungen Dlanui der so schone Hoff- nungen erweckte^ in einem solchen Zustande der Imbecillilät zu erblicken. Er ist freundlich, heiter, dienstfertig und zuvorkommend, sod verrichtet kleine häusliche Geschäfte ; fiir Allel aber^ was auch nur eine unbedeutende Geiites- Operation nötbig macht, aufser jene Spiele, ilt er vollkommen unbrauchbar pnd das Traurigete ist, dafs er seine unglückliche Lage^ wenigstsni momentan, tief zu ^hlen scheint und inTlui- neu ausbricht, wenn zufällig in seinem Bsisds von seiner Zukunft did Kede ist^

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MM

Ueber einige

endemische Krankheiten

im Fünteothaiiitt HohenzoUenii

«amciitHeh

Gallensteine ond Cretinitxnnt;

Vom

Medicinalratlie Dr. Heyfelder.

JLo dermecliciDlscheo Zeitung, heraaegegeben tob dem Verein fiir Heilkunde in Preufsen , (Jahrg. 1836. Nr. 5.) habe ichheteiiB über Harnsteine f als •ine in diesem Lande endemische Krankheit ge* -eprochen, und erlaube mir hier, mit Beeiehung anf die an diesem Orte mitgetheilten allgemeinen Bemerkungen über diese Krankheit hier einige Noiizen über zwei andere endemische Krank- heiten dieser Gegend, das Gallensteiniibel und 'den Cretinismus , folgen zu lassen»

Die Gallensteine

kommen hier, wie wahrscheinlich überalli Tor- zugsweise beim weiblichen Geschlechte im Tor- gerückten Alter vor. Ich besitze die Gallen- eteine Ton yierzig yerscbiedanen Indifiduen» die

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cogefäbr im Verlaufe der letzten zAn Jahte hier gesammelt und , mit Ausnahme tod zweieDi erst bei der Section gefunden Tvurdeo« Uoler diesen rühren nur drei Ton Männern (toii ei- nem 35)ährigen^ einem IGjährigen und eioem 22jährigen , welcher letEte sich vergiftete), alle übrigen von Weibern in dem Alter zwischen 32 70 Jabren her. Einige dieser Individoeo waren aufiallend dick und fettleibig, andere da- gegen sebr mager. Das Klima und die Le- bensweise in hiesigem Fiirstenthume , wie io ganzem Oberschwaben^ worüber ich mich aocbii Schfnidt^s Jahrbüchern derMedicin 1835, Kr. 10. S. 99 geäufsert, dürfte die Galle nsteinerzenguog nicht wenig begünstigen. Vor Allem gilt dies Yon dem bäuGgen und starken Genufsdes Braao- biers^ der schwerverdaulichen Mehlspeisen und des Schweinefleisches. Hierzu kommt die seht mangelh^rie Pflege und Ernährung der neuge- bornen Kinder , wodurch schon die DispoaitioB zu Stockungen im Pfortadersvatein , zu Lebe^ krankbeiten und Hämorrboidalübeln gelegt wird, welche hier auffallend häufig beobachtet werden.

In den Fällen « wo die Gallensteiae enl

bei der Leicbenöfl*nung gefunden wurden, wa- ren im Leben dieser Individuen fast nie Zufälle wahrgenommen worden, die die Gegenwart der Gallensteine angedeutet hätten , und dock seigten diese oft eine ungewöhnliche Grofoi oder waren in gröfserer Anzahl vorhanden. Bei einer GOjährigen Frau bahnte sich ein taubeoei- grofser Gallenstein einen Weg durch die Baucb- wand, luid binterliefs mehrere bis jetzt oodi nicht Tollkommen geheilte Fisteln,

Manche Kranken jedoch klagten über fixi Scbmerzeu iux i^cUUd Hy^ochondrium^ über

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CarAialgl^ nnd Erbrechen , trelche ZofaOd lo« Sonderheit nach jeder, wenn auch leichten^ Mahlzeit herrorzatreten pflegten* Ihr Stuhl» gang war träge und zeigte nicht die natürliche Farbe. Die Dauer der erwähnten Zufälle war zuweilen kurz, oft aber auch anhaltend, so dafe- sie selbst den Verdacht einer Hepatitis er« weckten.

Zwei der Individuen ^ bei welchen nach dem Tode Gallentteiqe gefunden wurden^ hat-^ ten Ton Fett durchdrungene Lebern und tuber^ kulos entartete Lungen. Zwei andere waren an Ruhr, zwei an Lungenschwindsucht, zwei an Scirrhus Ventriculi, zwei an Bjdrops Ova^ r\\, vier an allgemeioer Bauchwassersucht, eins, an Scirrhu^ Hepatis gestorben, zwei waren ge- miithskrank, drei hysterisch gewesen. Zwei batten in ihren ersten Lebensjahren kleine Harn- stein» mit dem Urin ausgeleert. Verschiedene Mal wurden Gallensteine bei gerichtlichen Sectio« npn, besonders von Selbstmordern, angetroffen«

Die im Fürsten thume gesammelten Chole- lithen bieten in Bezug auf Grofse, Form, 6e« stalt. Gewicht, Farbe, Consistenz und Anzahl manche Verschiedenheit dar. Sie waren von' dem Umfang und der Gestalt eines Taubeneies bis zu dem einer Erbse herab, oral, kirsch- vond, würfelähnlich, drei-, vier-, sechs- und achteckig, platt gedrückt, drei Gran bis drei Drachmen schwer. Zuweilen enthielt die Gal- lenblase nur einen Gallenstein Von mehr oder weniger bedeutender Gi^ofse, in zwei Fällen swei, die auf ihrer Berührungsfläche gleichsam eine Art Gelenk bildeten , hier in einander ge- schoben waren und eins zu sejn schienen^ oft aber auch zwanzig^ vierzig bis fanüsig Ueine«

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RSckilcbtUcb ihrer Farbe fancleo sicbgiCnef und zwar pUtacieDgrUnef oder ans dem GriU jieo ins Braune oder ins Gelbe spielende; fer- ner branne, and zwar rothbranne, oder aas dem Braunen ins Grüne und Gelbe spielend; aach glänzend schwarze, oder malt schwarze , ond in diesem Falle bald brüchige, bald feste. Ei« nige sind orange , andere blafsgelb, gräugelfar und haben diese Farbe entweder gleichfSrmig, oder gefleckt, andere grau, mattweifs^ oder mit Wachsglanz I oder selbst glänzend wie Katzen« ailberf

Der Kern und überhaupt das Innere der Cholelilhen entspricht selten ihrer Oberfläche in Bezug auf Farbe und Coasistenz, Oft fin- den sich in denselben mehrere, Von einander in dieser Beziehung durchaus yerschiedene La* gen» Die gröfsern haben in der Regel, nicht immer , einen lockern , die kleinen einen festero Bau* Ich sage nicht immer, denn der erwähnte taubeDeigrofse Gallenstein, der einen Weg durch die Gallenblase und die Bauch wand sich gebahnt hatte, zeichnete sich durch eine seltene Festig- keit und eine rauhe Oberfläche aus. Die gro- fsern haben in der Regel einen lockern , die kleinen einen festern Bau,

Die Oberfläche ist bald glatt, bald hocke^ rig und iaub| bald wie mit einem ataubigea Anflug.

Der Creiinismuf

findet sich auf dem nördlichen Abhänge der schwäbischen Alp, vorzugsweise in einem Toa Westen nach Osten verlaufenden Seitenthale des Neckar y obgleich auch in einigen benach- barten Ortschaftea Spuren Yon dieser Itteoicben-

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witef tong (wie Troocler und Andere im Cred- iBennut neoneo) aogetroffen werdeo. Jeoet SeW liaihal des Neckar ^ io welcfaem der CrelioiM in einem hohen | Grade endemitofa ror* imt, itt'.#Bg, Ton einem sur Hokflöfserei* Montstan Flfibchen^ Namena Glatt, dnrchitrSmV ■M enthält einen Ton ungefähr 4d0 Seelen be^ jputnten Ort, ebenfalls Glatt genannt |* der aofi pMSchailenseile dieses Thaies Hegt Das Trinkt fnaeer iet hier schlecht, die Luft schwül, dumftf ' itod druckend , ijier Boden feucht , der Begräbt idl^ilatn bis ror Kurzem neben der Kirche mit« itfso im Ort und den Ueberschwemmnngen dev Vergwasser ausgesetzt. Der Boden ist Muschel- fenik, das Wasser gypshaltig, sehr hart, undr

?nch der Versicherung der Bewohner selbst zum* Vascfien nicht tauglich , mithin hier eine Be». aÄStigung Schonlein'sj welcher den Cretinismns,' ^ie den Kropf, an Kalkgebirge und gjpshaW ttge Wasser gebunden betrachtet* Die Woh^ Snngen sind ärmlich, eng, feucht und fipster, die Lebensweile und die Kleidung der Bewoh-« ifer die des übrigen Oberscbwaben und in so^ fern nicht frei you MobieDten , welche einer gesuodheitsgemäfsen Entwickelung der psjchi«'^ sehen und somalischen Kräfte entgegentreten. - Bekanntlich unterscheidet Troxler vier For« neu oder Stufen yoo Cretinismus; den Alpen.'* ttropf, die Leucäihiopie , die Taubstummheit^^ den vollkommenen Idiotismus, welche letzte Form er als eine Mole der schaffenden Natur, als eihe blinde und taube Frucht, ohne Gemüth^ ohne Gefühl, ohne Trieb, ohne Verstand, ohne Willen bezeichnet/ Die erste, die dritte und die yierte Form finden ihre Repräsentanten im Glatter Thale, die zweite (die Leucathiopie) iM^b« ich bifthec oocb nicht au£&oden können»

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KrKpfe werden hier Tielfalllg und ron tel- teoem Umfaog, Dicht allein bei Fraueq und MädcbeD, soodern auch bei Knaben, Jänglin«; gen und Mäonern geseben, und selbst an an- dern gesund und hoch gelegenen Orten Gehörne "^erden nach eioem läogern oder kiirsern Auf- enthalt in diesem Tbale kropfig, wie Tielei Beispiele beweisen. Diese erste Stufe des Cre«^ tinisinusi nicht selten yerbunden mit einenf- aicbtiichen Zurückbleiben der physischen und iotellectuellen Entwickelung, findet sich hier und in einem andern , auf einem sumpfigen Plateau gelegenen Dorfe, Empfingen, auffallend häufig, so dafs ich zu glauben geneigt bin, dafi nur wenige Bewohner hier eine vollkommen normale BeschalTeöbeit der Schilddrüse haben» In diesem letzten von ungefähr 1900 Seelen bewohnten Orte, wo der Boden ebenfalls Kalk und das Wasser gypshaltig ist, stofsl man über- diefs oft genug auf ^lenschengestalteny die ih-> xer geistigen und körperlichen Entwickelung nach einer höhern Stufe des Gretinismus enge« hören.

Die Ansicht Haller's und Troxler*s , dafe in. Gegenden, wo der Gretinismus einheimisch ist, auch die gesündesten, körperlich und gei- stig kräftigsten Menschen angetroffen werden, findet hier keine Bestätigung» Es ist in dec That beacbtuogswerth, wie wenige von der männlichen Jugend aus beiden Ortschaften zum Kriegsdienste sich eignen , wie die zwanzi^^ jährigen Jünglinge von Glatt und Empfingen neben andere aus ganz nahe gelegenen Dörfern gestellt, gleichsam als Aftergewächse der Men* echenrace erscheinen. Nur die im Jahre 181S Gehörnen zeichnetea sich durch eine etwas edf

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lere pijrcbische und tomatische EntwIckeluDg. aus 9 und - nicht ohne Binflufs dürfte hier der*: mehrmonatlicbe Aufenthalt österreicbischar Kern- truppen im Spätjahr 1814 in diesen auch jno^. ralisch deprayirten Ortien gewesen seyn.

Zwischen der ersten Stufe des Cretinisikia«, der Kropf bildungf und •derjenigen, als deren Wesen Troor/er die Taubstummheit nennt, so- t?ie zwischen dieser und der höchsten Form dieser Menschenentartung , fehlt es nicht an Ue-* bergängen^ die sich eben sowohl in'-der soikiä« tischen, wie in der psychischen Sph'är^ kuni thon. Alle sind kleine yerkrüppelte GesHalteit mit einer tbieräbnlichen Korperbildung, mi( difformem Sobädel, schielenden Augen, mit scbeufslicben Gesichtern, häfslicben Lippen nnd Zähnen I struppigen, borstenähnlichen Haaren, mit einer mifsfarbigen, rauhen und faltigen Haat| mit Schwerfälligkeit in der Sprache, Unsicher«» beit im Gange, mit einer klauenartigen Foria der Hände und Füfse; aber der Grad dieser Mibstaltungen ist verschieden , welcher indes- een stets eine in ihrem Innersten zerrüttete Or* ^anisation erkennen läfst«

Bei einigen gestattet der Grad ihrer intel- lectuellen und körperlichen Yerkrüppelung noch, dafs sie zu leichten häuslichen Arbeiten benutzt werden. Andere dagegen können nicht gehen, nicht stehen, nicht reden* Die Speise mufs ihnen in den Mund gestopft , dann auch noch Sorge getragen werden , dafs sie in den Magen gelange. Nicht alle schliefsen den Mund, nicht alle verstehen zu kauen. Affenartig zusammen- gekauert sitzen sie in einer dunkeln Ecke des Zimmers auf dem Boden oder in einem Ses- sd/ zupfen und zerren mit ibreo klaueoarti«

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gßn Häoden an den wenig eotvnckelten» tuX gänzlich haarlosen GeschlechUtheilen«

Die Gröfse der hiesigen Cretin's rariirt zwischen 3 und 4^ Fufs. Die Difibrmiläl des Schädels spricht sich theili in der niedrigen, gleichsam nach hinten hin gedrückten Stirn, theils in dem platten oder eigentlich fehlenden Hinterhaupte aus. Die hiesigen männlichen Cre? tin's haben nur wenige , einzeln stehende Bari- baare unter dem Kinn, indeb die Oberlippe und der übrige Theil des Gesichts davon frei ist. Die Augenbraunen sind znweilen tehf echwach, zu vf eilen str ^^pig, wie das Kopf» haar, und, wie die Augen selbst, in der Art schief gerichtet, dafs der äufsere .Augenwinkel büher, als der innere steht.

Bei keinem Crelin und keinem der Cretin« bildun? sich annabernden Individaum bemerkte ich eine dunkelbraune oder schonblane, son« dern immer eine widrige graugrüne, oder eine gcl!)?rüne Regenbogenhaut, bei allen eine dicke, vnlürmlirbe, oft schcalzende Zunge, unform« liehe, schmutzige Zähne, nicht selten die An- geiiziihne fehlend« einen hafslicheo kurzen^ kropfigeu Hals, die Brust von allen Korper- iheileu noch am -natürlichsten geformt, dea Unterleib dick und aufgetrieben, die männlichen Geschlecbtslbeile oft mif^sestaltet, schlaff und wenig behaart, die weiblichen weit, schlaff und auch gering mit Haaren besetzt, den Mo« natsilufs träge, schmierig und unregelmäfsig» Spur von Scbamhafligkeit entdeckte ich hei den weiblichen Cretins nicht, und die Zeichen von alark getriebener Onanie fehlten weder bei den ' lieO| noch bei den weiblichen, und wur- jjjida Vec wandten sugegeben. Nur

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"bel'^cleii auf der höchsten Stofls des Idiotismus stehenden blieb es zweifelhaft^ ob sie der Selbst- befleckang frShnteo«

Manches EigenthSmliche bieten ihre obern und untern Extremitäteti dar, welche schwach, dann, kurz und ohne Matkulator zu sejn pfle- gen* Die Patella ist klein und nach innen ge- driingt| die Wade unbedeutend, der Fufs klump- fafsartig, Finger dünn, Nägel klein^ Bände af- fenartig.

Der Cretin zeigt sich unempfindlich gegen Hitze und Kälte, und es bedarf einer harten Behandlung, um ihm ein thierisches Heulen oder nur Grunzen zu eutlocken, denn in der bochsten Form des CretiDismus mangelt Lachen und Weinen. Der ganze Körper eines Cretin kann mit Fliegen und andern Ungezieferarten bedeckt se^rn, die ihn fast verzehren, der im« iner offeii stehende Mund und das Innere der Ifasa kann yon ihnen belästigt werden , der BInnd bleibt geöffnet; keine Bewegung mit der Handj nichts geschieht, um die Fliegen zu rer-' fageo. Das schielende Auge, ohne menscbli« cfaen Ausdruck, bleibt nach oben gerichtet, die Hornhaut zum grofsten Theil vom obern wul- tilgen Augenliede bedeckt, die Pupille reagirt •ebwach gegen das hellste Licht, und die Be« wegung einer fremden Hand gegen das Auge bringt kein unwillkürliches Zucken oder Schlie« Isen der Augenlieder zu Wege, Dieselbe Un- «mpfindlichkeit gegen Gerüche , eine unbedingte Gleichgültigkeit gegen die ihm in den Mund gesteckten Speisen« Die Harn^ und Stuhlent- leerong erfolgt unbewnfst und unregelmäfsig, der Schlaf ist unbedeutend , kurz, ron einem Ewfcea ißi AugeaUeder nn4 Ton gronzendea

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TSnen anterbrocfaen f to d«It •elbsl Sim bSgIh iteD Umstehenden nicht mit Gewibheit iiber die Wirklichkeit nnd die Daaer des ScUafiit sich aussprechen können«

Dieses Bild des Greünismns seigt uns «ina geistige ond körperliche Verkrappelnng des Menschen. Die gesunden gebtigen und körper- lichen Anlagen , mit denen der Mensch geboren isty sind unter dem Eioflufs friedlicheri an den Boden geketteter Momente zq keiner natorg»* mäfsen Entwickeluog gekommen, sie sind rer- kömmert, und das Individuum ist sn einem Aftergewächse zusammengeschrumpft , gleich ei- ner Pflancei die von dem Hauch eines rerdeib- liehen Thau*s berührt ward«

Gegen diese feindlichen Machte , unter de- ren Einflufs der Menich zu einer Mola entartet und yerkümmert, ist jeder Kampf fruchtlos« Nur eine Kreuzung der Geschlechter und die Flucht von einem solchen Orto Vermag einer solchen Entartung entgegenzutreten« Ton ei- nem Orte, dessen Luft, dessen Boden^ dessen Wasser die Elemente in sich tragen , die das geistige und körperliche Leben in seinem Keime angreifen und yernichten.

Irgend ein Schriftsteller hat die Behauptnng •ausgesprochen, dafs Gretin's selten das swanr sigste Jahr erreichen. Dies kann aber nicht einmal von der höchsten Form des Cretiois- mus zugegeben werden. Von drei Gretin's io Glatt, die dieser Stufe des Cretinismus enge*- boren I war einer 21, der zweite 23, und der dritte 27 Jahr alt. Fünf, welche der zweiten Form angehörten, hatten ein Alter von 39 bis 60 Jahren erreicht. Der eine von den drMea, deren Alter wir so eben angegeben » starb im

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-Twrflotbetmi Jahre, und ich tbeile bierdat R#- ^oltat der Leichenöffoung mit, we^reo d^ren 'UoToUkommenbeit ia mehr als einer Beziehung, ich die Nachsicht der Leser in Ansprach neh- men maus«

; Maria Agathe K. , den 26sten Mai 1812, * f\tD Ausgapg des Glatter -Thaies, in Neckarhau- ^ien Ton gesunden, aus dem Orte Glatt stam- "menden,. Aeltern geboren, zeigte noch als zwei« '|abriges Kind, wie die Aeltern and Andere be- ^xeagen, keine Spar von Gretinismus. Ein On- ']K.el Ton Täterlicher Seite und ein Bruder diesei , Mädchens, sind simpelartig, erster noch aufser« dem stumm, ein anderer Bruder, 27 Jahr alt, iit in demselben Grade Gretin , als die hier in ttede stehende Maria Ag. K. Als sie das zweite 'Jahr erreicht hatte, kam sie nach Glatt, und [num zeigten sich bald die Merkmale des Greti- nisrous, der sich bis zur höchsten Form ent- wickelte, und sich durch Taubheit, Sprach - und Gefühllosigkeit, Mifsbildung des Gesichte und des Kopfes , der -obern und der untern Ex- tremitäten aussprach. Zuletzt konnte sie we- der gehen noch stehen, sal^ affenartig zusam- mengekauert, die klauenartigen Hände auf dem dicken Leibe, oder an den äufserlich wenig entwickelten Gescblecbtstbeilen« Die Speisen worden ihr von fremder Hand in den stets ge- * öffneten und mit garstigen Zähnen schlecht gar- flirten Mund gesteckt, wobei es dann noch zwei- felhaft war, ob sie den Mund schliefsen und die Speisen verschlucken oder wieder aus dem Monde fallen lassen würde. Die Augen waren -Bach oben gekehrt, und Yon den aufgewulste- ^ teo obern Augenliedern in der Art bedeckt, dafs man nur den untern Rand der Irie iah, die

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infsare Haut tcfamatzlg, raah| fällig^ 1«demu ti^, der Kopf mit wenigen schwarsen bor- «ttDartigen Haaren und mit Grind bedeckt;

Plötzlich starb sie ohne Tordngegangene besondere Zufalle. Die Obduction ergab: die Gröfie der Leiche 3' 6", der Umfang des Ko* pfes V 8", der Umfang der Brust 2' 8^^ nichts UngewöbnJicfaes an den fveichen Kopfbedek- kungen aufser der schon erwähnten Tinea fa- Tosa c.f harte und dicke Kopfknochen ^ starke Blutanhäufung in den Gefäfsen der harten ond weichen Hirnhaut, so wie auf der Oberfläche des grofsen und kleinen Gehirns ^ auf dem Ce- rebellum an einigen Stellen Blutaustretangeui die Arachnoidea über den beiden Hämisphären milchig trübe und dicker, als im natürlichen Zustande« Der Umfang des groben Gehimt schien Tom normalen nicht abznweichep, da« gegen das Cerebellum aber bedeutend kleiner SU seyn. Die Circonsubstanz war überall tehc blutreicl , die Adergeflechte aufgetrieben ^ die Substanz der Hirnmasse sehr weich und so sa sagen breiartig, die Hirnhohlen durch Wasser ausgedehnt, die Zirbeldrüse sehr weich» Die Schilddrüse war nach allen Richtungen, etark entwickelt, blutreich und stellenweise rerhär« tet^ die Carotiden, die Schilddrüsenschlagadem und die Jugularyenen Toluminos^ die Zunge widernatürlich dick und grofs, die Zähne lanh^ wie ohne Glasur, ungleich gestellt, aber nir- gends carios, im Uebrigen die Mundhohle und der Kehlkopf Yom Natürlichen nicht abwei- chend.

Die Brusthöhle war geräumig, die Lungen blutreich, nach allen Seiten frei, der Herzbeu- tel äufserlich und innerlich geröthet und unge-

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JShr eine Unse einer rothlichen FISsngkeit ent- kältend, d|e Tier Herzhöhlen mit coägulirtem Blote angefSUty sämmtliche Unterleibseingeweide Wn normaler Beschaffenheit, die Gallenfalase 'Strotxte Ton einer dunkeln dickflntsigen Galle.

Das Becken war in allen seinen Dirnen« nonen yom Natürlichen abweichend und auffal- lend eng, Namentlich war der Beckeneingang Wegen des stark nach innen tretenden Promon« toriums auffallend eng, der Schaamberg schwach nh Haaren besetzt, die grofsen Schaamlefzeo lang gezogen , Nymphen und Gh'töris sehr klein^ Symen fehlend, die Scheide so weit, als weno geborten Statt gefunden hätten, die Gebärmut-

Sv mit ihren Anhängen klein, aber normal, die rnste wenig entwickelt.

' Als einen grofsen Mangel bei -dieser Äenoffnung mufs ich selbst die unterbliebene jiSbere Untersuchung der Knochen bezeichnen» Hatte diese aber auf eine genügende Weise Torgenommen werden sollen, so wäre eine Prii« fang des Skelets im Ganzen und in seinen Ein« selnheiten dazu erforderlich gewesen ^ was nicht ausführbar war.

Der 27jährige Bruder der Maria Ag. K.V Martin, hat dieselbe Körperbescbaffenheit, und seigt dieselbe körperliche und intellectuelle Verkümmerung. Ihm fehlen die obern und un« lern Augenzähne, und scheinen nie da gewe« •en zu seyn, die übrigen glänz- und schmela^» losen Zähne stehen Tereinzelt, die von borsti- gen Augenbraunen beschatteten Augen sind schief, und aus seiner bekropften Kehle kom«; men nur thierisch grunzende Tone*

ioiini.LXXXiy.B.4..St. G

34

In eine vreitere Beschreibung diesei, wi der übrigen Gretin's mag ich nicht eiogehi, da ich nur das wiederholen müfste , ^as kl über die Maria Agatha K. and bei der Sdnl- derung dei Cretiaiunu« im AllgembioeB p- sagt habe. .

3^

«. .36 «>

' \

m.

j

Ueber den Begrilf

11 od

pathologische Bedeutung der Hautkrankheiten.

Von

Dr. V e 1 1 e ir,

zo Berlin.

Patbologeo siod im Allgemeinen dariiber ttanden, gewisse Krao^beittformeD, wtl« af de^ Oberfläche des Körpers erscheinen, lern Namen yon Hautkrankheiten, morbi li n. cutis 9 efflorescentiae^ exaotbemata o«' Sil bezeichnen. Man findet diese Benen« mit weniger Consequenz, in medicini» Systemen j, welche anderweitig durchane umfassende Rücksicht auf den Sitz def, ;heit nehmen^ neben Fiebern , Entzündun'« Kachexieen u. s. zur Bezeichnung ei* »sondern Gruppe Ton Leiden benutzt, noch itSfstman anfeine Trennung dieser Gruppe Ji^dem Verlaufe und der WesentlicbiLeit Bgldteoden Fiebei^, wobei jedoch immec

C2

36

der Aascirack Haatubel , Haatleiden n. s. w. alt gemeinschaftliche BeneDDUDg für beide gebraucht vrird.

Wie es scheint, hat man diese Gruppe tod jeher für eine sehr natürliche angesehen, da selbst die bedeutendsten Blonographieea über diesen Gegenstand es nicht der Mühe werth halten, den Charakter derselben näher so be- zeichnen. Im Allgemeinen ergibt sich jedoch, dafs man unter Hautkrankheiten abnorme Zu- stände der Haut in Bezug auf Färbung und Structur versteht; und dafs demnächst aolche Erscheinungen mit Rücksicht auf ihre entfern- teren Ursachen betrachtet \?erden, dergestalt, dafs, wenn die Letzteren selbst eine natürliche Krankheitsfamilie bilden, man die derselben zugehörigen Hautleiden bald zu dieseri bald sa jener Gruppe zu zählen pflegte*

Der Ausdruck Hautkrankheiten erscheint sehr leicht verständlich , sobald man alle ahnor» men Zustände , als deren Sitz uns das Auge oder die anatomische Untersuchung die Cotie und Epidermis kennen lehrt, unter diesem Na- men begreift. Es gehört nur eine geringe Kenntnifs der Beschaffenheit der allgemeinen Bedeutungen dazu , um zu entscheiden, ob eine wahrnehmbare Veränderung der Oberfläche ih* reu Sitz dies- oder jenseits des Maschengewe- bes der Cutis habe, und die Diagnose der Fa^ milie : Hautkrankheiten wäre somit offenbar eine der leichtesten im gesammteu Gebiete der Pa- thologie. Das allen gemeinschaftliche, sichere und sichtbare Kennzeichen würde den Anspra- chen nachkommen, welche, der Naturforscher an einen „Charakter" macht, und wir hätten somit das seltene Glück , eine natürliche Eami-

^ 37 ~

lie der Krankbeitßil au besitzen , iveldhe io je«, dem' Systeme gebieterisch AnerkennuDg . fordern. kooDte.

Wie es seil ein t^ gab sich der treiFlicha Willati dieser MeiouDg bin^ als er, Tor Dua fast-. Tierzig Jabreo , seio beriibmtes Werk : De^fiription and treaiment qf cuianeous diseases bieraoBgab. Io dem Bewufstseya^ dafs ein Pria- dp der Zweckmafsigkeit für die Einsicht in die. EracheiDUDgeo der Natyr und die. Behapdlung^ der Kraokbeiten bei dem damaligen, wie bei dem jetzigen Zustande der Wissenschaft das Einzige sei, worauf man beider Anordnung pa-. thologischer Materien Rücksicht nebmen dürfe», und dafs nur ein solches den Arzt befähigen kpnne, auf dem eingeschlagenen Wege fort- •cbreiteod Beides: seine Erfahrungen zu erwei- tern und seine Kranken möglichst gut zu be* bandeln I suchte Willan dieses Frincip bei Ab- fassung seiner Monographie in der Aufstellung •charfer, auf die sichtbaren Formen bezügU« eher, diagnostischer DiiTerenzen.

Es erschien diesem Schriftsteller durchaus nicht nÖthig^ darüber zu sprechen, was hv ei^ gentlich unter Hautkrankheit verstehe, denn es ergab sich von selbst ^ dafs er unter diesem Begriffe die Papulae, Sipamne, Bxanthemata, Pullae, Pustulae 9 Vesiculae, Tubercula und Ma- culae — gehörig festgestellte und beschriebene Formen verband , und dafs, was nicht in einer Feriode seines Verlaufs eine dieser acht Formen angcnoiniueu hatte, auch keine Haut- krankheit sein konnte. Die Zwcckinäfsigkoit dieser Anordnung aber wäre um so grüfser, als sich von diesen acht Ordnungen aus sehr leicht die Diagnose der einzelnen Genera und S|>eciei

- -

feststellen Mte 9 und man daher nnr jedeemal die erprobte BehaDdlongsmetbode beizofSgen babe, um den Praktiker über jeden mogliobea* Zweifel zu erbeben.

Wir Terdanken dieser Aniicbt eine mit mn« sterhaftem Fleifse und nicht gemeiner Erfahmng ausgearbeitete Darstellung der VerschiedeBeii eichlbaren Abnormitäten der Haut, zum Theif unmittelbar aus den Händen ihres ersten, Urbe^ bers, zum Theil aus den nicht weniger gis* schickten seines Schülers und Freundes Thoma» Bateman. Man kann diesem letzteren Arzte nicht vorwerfen , dafs er ohne Critik^ den An« Weisungen seines Lehrers gefolgt seL Viel- mehr spricht er sich ausdrücklich darüber ansg, dars wir hier ein künstliches System Tor uns haben , dafs es „nicht ganz frei sei ron; we« sentlichen Unvollkommenbeiten » dafs es aber durch die Schärfe seiner Ißezeichnungen und die Genauigkeit seiner Nomenclatur das Blittel zur Unterscheidung der hierher gehSrigen For* men abgebe" und also praktisch brauchbar m\ nach dem Grundsatze: q^i bene distinguit^ faene medebitur.

Aber die Güte der Unterscheidung beruht nicht sowohl auf der Trennung der Versclue* denheiten der Form, als auf der Erkenntniüi des abweichenden Wesens, welches sich so oft hinter ähnlichen Formen verbirgt. Das Princip der Zweckmäfsigkeit für die klinische Medicin beruht nicht auf der Befähigung, die Benen- nungen für die äufserlichen Unterschiede leicht aufzufinden, sondern weit mehr auf der, ein Gesammtbild der kraoken Individualität anfzn« fassen , um daraus den Plan zu einer Torsich- tigen und doch entschiedenen Uandhabong all-

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gemeiner oder apecifisdier Metboden sn ent« werfen« Mit einem Worte , der Aixt m>11 tof« nämlich aus den Erscheinungen auf das Wesen xuröckschliefsen lercen^ und dazu bedarf er et-^ was mehr, als die membra disjecta des Sicht«^ baren« Wenige Gebiete in der Pathologie sei« gen so oflE'enbar die Unzulänglichkeit aller Ver^ suche 2u einer sogenannten naturhistoriscbeik Anordnung der Krankheiten, als eben dieses; Die Schwierigkeit, äufserliche charakteristische Merkmale zu finden, waltet hier durchaus nicht ob, es ist leichter als bei jedem anderen pa- thologischen Prozesse möglich i das Bild der Krankheit mit Worten und Farben wiederzu« geben, hier, und fast allein hier, können wir die physikalischen Veränderungen der Materie am Lebenden durch alle ihre Phasen yerfolgen, und Aehnlicbkeiten wie Uoähnlichkeiten liegen eicht- und tastbar zu Tage. Aber das bedeu«* tendste Hinderoifs richtiger Würdigung liegt in der Verfatorgenheit des Zusammenhanges zwi- schen den äufserlich erkennbaren Formen und ihren yitalen Bedingungen. Es ist nur ein lee- rer Dogmatismus, auszusprechen, dafs die Form in einem nothwendigen Zusammenhange durch das Wesen bestimmt werde, und dafs also eine gehörige Sonderung der Formen schon an und for sich eine richtige Unterscheidung des We- sens mit sich bringe. Denn zuvörderst werden wir bei der Beschreibung der Form immer wie- der nur an die Ausdrücke für gewisse charak- teristische Einzelheiten , niemals an das Ge- sammtbild verwiesen wir erbalten nicht die Forma, sondern die Formula, höchstens eine Skizze der Form; sodann aber lehrt uns auch die tägliche Erfahrung, wie die ideelle Rich- tigkeit jeoet Schlusses scheitere an der realen

40

Beaclira'nktlicit unseres unDlichen Walineli- 1 h

tiiuugSYerinögenB^ und dafs die Werkzeuge, wd« Ib

che uns für unsere Messungen und UDten€lMi*|l{i

düngen zu Gebote stehen, fiir die EDtdeckoi{|iL

sichtbarer Reflexe unendlich feiner Ab^anJe-li'

lungen ^iel zu grob und materiell sind. ^M^

Vireit T^ir hier in unseren Anspriicbeo an fa Is

menschliche Perfectibilität gehen können , lalä |i

sich schwerlich genau festsetzen ; der Arzt kI

und iiiufs, um ein guter Arzt zu seyn, eise

grofse Schärfe der Sinne besitzen ; aber die Ex«

treine feinen Wahrnehmungsvermügens koosn

Dicht als Regel dienen , und wenn Heim in

Scharlach am Geruch erkannte, den ein BUnin

vielleicht durch das Gefühl mit Sicherhrnt &*

gnosticiren könnte, so darf man doch in sot

eben, nur für wenige Personen YorbandeMi

Zeichen kein BJittel zur Unterscheidung sucbei

Daher ist es trügerisch und unzuYerläbi|

sich für die Diagnostik der Krankheiten «

ein Zeichen oder eine einzige Reihe Ton Ze

eben zu stützen; gerade wie wenn der Chen

ker nur auf die Bestaodlheile oder nur auf i

Krystallisationen der Körper Rücksicht nehm

wollte. Je mehr wir uns dem Gebiete desC

gauischen nahern, desto öfter finden wir i

Isomerismus bei verschiedenen Gestalten, i

Isomorphismus bei heteromeren Korpern. Seil

aus dieser Erfahrung liefse sich durch IndudJ

schliefsen , dafs die Aufsenseite der Erscheint

gen des Lebens nicht immer die Verschied

heit der wirkenden Ursachen in deutlich ab.

grenzten Bildern zurückspiegele.

Hiergegen wendet man zum Vortheile i ser formellen Charakteristik allerdings ein, c die Ur&achen dunkel sind | und das Kachspü

~ 4i

derselben leicht in das Gebiet hjrpotlietiscber Toraussetsungen ableite. Die Form aber sei beständig: ,.80 lange das Menschengeschlecht existirt, zeigen Lepra, Herpes ,• Favus , Zoster II« s. w.^' immer dieselben Charaktere ; diese sind unTeränderlich geblieben in jedet Familie wie in jeder Gruppe^ {Alih^rt Monographie des der« matoses. Paris 1832; introd. pag. XL).

Diese Behauptung ist aber nur sehr theil- weise richtig« Allerdings gibt es Krankheiten^ die sich in ihrer Form immer gleichzubleibea pflegen, und eben diese Beständigkeit läfstuns im Allgemeinen auf die Identität der wirkenden Ursache und ihres Wesens schliefsen ; ein Schlufs, der nur selten irre führt. Dann besitzen wir in der Pathologie Dasjenige, was der Naturforschet immer hat: die äuEserlich erkennbare Species« Aber findet nicht das Gegentheil in der Patho« logie weit öfter Statt? Werden nicht unend« lieh verschiedene Formen aus einer und dersel« ben Ursache hergeleitet, durch dieselbe Methode geheilt ? Bestimmt dann nicht die Ursache alle jene rerschiedenen Formen nur als Varietäten einer und derselben Species? Wie yielerlei Formen entstehen aus der Einwirkung -der fixen Contagien, aus chronischen Vergiftungen , na- mentlich der Metalle! Seit das Menschenge« schlecht existirt, haben diese Ursachen sich in verschiedenen Folgen geäufsert, bald Nerven« suialle, bald die mannicbfachsten Krankheiten der Ernährung hervorgerufen u. s. w., aber wenn man von Species reden will; gibt es im- mer nur eine: die Bleivergiftung , die Syphi- lis n« s. w. Hier also werden die Species nach der Ursache gebildet Aber in noch an* decen Fällen besüzen wif wedw dne «rgctib

i- 42

bare Ursache , noch eine ohjektire Sjrmptomn- 1 ^ reihe; wir können dann die Krankheit beinah p ausschlierslich nur nach subjektifen PhäDOiB»-|F nen speciiiciren.

Und dies ist der Unterschied; welcher fil Auffassung des Pathologen von der des KatoN forschers trennt. Der organische Leib istdtB schailende Erde, aus welcher die Krankheites im Wechselverhältnifs mit den äufseren Eindiii- sen , zwar gesetzmäfsi^, aber modificirt duick die Individualität selbstständig und immer sob- jectiv primär erzeugt werden ; er prodacirt nick allen Sphären seiner Thätigkeit, nicht blofs nach dem bestimmten Bildungsgesetze der ZeugiiB|i Vivum ex ovo morbus ex vivo.

Ueber die Species der organischen "Weiei kann nur ausnahmsweise in Fällen, welcb« der Beobachtung nicht ganz zugänglich siol, ein , durch die Kenntnifs der Thatsachen sichei zu beseiligender Zweifel entstehen ^ in den mit eten Fällen ist es über jeden Zweifel erhabeo zu welcher Species ein Individuum zu recboei sei. Sobald mau es nicht mit Geschöpfen « thun hat, deren Beobachtung noch nicht toU endet werden konnte , verständigen sich all Maturforscher leicht und sicher über die Keoo zeichen der Art, und nur bei Unzulänglicbkei der Beobachtungen kann der Fall vorkominec dais zwei Wesen aus derselben Species getreool zwei verschiedene zusammengestellt würdeo*

Sehen wir uns dagegen um, wie es ini den Species der Pathologen steht, so finden wii dafs sie nur fast eben so ausnahmsweise über ein»tijninen , als jene verschieden betrachte worden. Im Folgenden wird man die scbla gendsten Beispiele üudeni wie sv?ei Autoien

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welche sich ^ in gleicher Weise der naf urhistö«« lischen Behandlong rühmeo, io derselben Gruppe- ganz yerschiedene Arien annehmen, deren eine- immer* eine Jkuswahl von Individuen aas dea Arten des Anderen nanfarst Denn die Natur l^at für die-physiologischen Differenzen der We-«

Sn eine feste Grenze ^ ein unwandelbares. Ein- eilungfprincip aufgestellt es ist die Zeu- gung! Aber ein ähnliches durchgreifendes Prin- cip für die Yerschiedenheit der normalen und abnormen Lebensprocesse lälst sich nicht ent*. decken.

Die Natnrforschung hat ihr Princip erkannt, die Pathologie ist noch kaum so weit, das ih- rige auch nur zu ahnen. Jene wird nicht mehr aacheto , an die Stelle der natürlichen Verwandt- achaft der Individuen irgend einen formellea Unterschied zu setzen, wie bequem er aucb erscheinen möge; sie wird nicht versuchen, ihre Arten etwa auf die Färbung oder den Aufent- haltsort oder sonst ein unwesentliches Princip A gründen und Individuen für gleichartig ca erklären, etwa weil sie weifs von Farbe, oder kraushaarig, öder schuppig sind, oder einea Backel haben, oder im Meere leben«

Ton der Species, welche in der Natur ge- geben ist, zum Genus, zur Familie, Ordnung und Klasse heraufdringend lernte man in jeuer Wissenschaft, dafs, wie die Zeugung die we- aentlichste aller Uebereinstimmungen bedinge, und dennoch oft sehr auff'allcnde äufsere Ver- schiedenheiten zurücklasse, auch die Aehnlich- keit der Arten, Geschlechter und Familien in der Verwandtschaft ihrer inneren Organisation gesucht werden müsse« lUan kam davon so« ruck , die Tbiere nach der Zahl der Bewagangi«

-. 44 ^

glieder; nach clem' AafentbalUorta oder denall' gemeinea Bedeckangeo zu untencheideDp odA das Croco^il, weil Yierföfag, mit dem Lovrea^ den Wallfiach, weil achwimmend, mit den Fin sehen in eine Reibe su setzen*

Die Pathologie der Hantkrankheiten gibt ein schlagendes Beispiel, wie anders' man au|f diesem Gebiete verfuhr. Ein willkührlich ft'i^f- gestelltes Eintheilungspriocip diente zur Aujß- nähme eben so willkübrlich nnterschiedenerUii-*' ierordouDgeny nnd schon dreifsig Jahre lanc' rechnet die Mehrzahl der Aerzte den Carbunkbl* nnd die Warze zn derselben Gruppe, weil sn- lallig in Beiden die Oberhaut sich in knotigdt* Form erhebt. Seit dreifsig Jahren betet mao jenem Systeme nach, welches die Variola toi% der Varicella nnd Vaccinia, und wiederum allA; drei von den meisten übrigen fieberhaften Aoa-^ Schlagskrankheiten trennt, jene Erste mit loh^ petigo und. Scabies, die. Zweiten mit Herpes. (Willan), Miliaria und Aphthe zusammenstelll^* hlofs wegen des sonderbaren Grundes , dafa di^. Materie in jenen Bläschen puriform, in dieeeo^. lymphatisch sei» Nicht umsonst spottete J)io^' ffenes der platonischen Definition des Menschen^ Das zweibeinige, ungefiederte Wesen macht diese nicht, die Vesicula oder Pustula bildet nicht das Bezeichnende jener Formen.

Der Gesichtspunkt, unter welchem man Ton Krankheiten der Haut spricht, istderselbe, unter welchem man überhaupt die Krankheiten den Organsystemen nach Ton einander unter- scheidet. Dieser Gesichtspunkt ist einer der beiden einzig möglichen in der Pathologie^ daCl man nämlich entweder den locus aiFectus, oder die INatur des Krankheitsprocessea zur Gfand-

I

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I

läge der ITDtersdieiduDgen maclie« Da unr in einigen Fällen den Sitx der Krankheit entwe» der gar nicht, oder doch nicht genügend ange* ben können., in anderen Leine zureichenden Be« ,griSe von der JVatar ihres Processes haben, so ist eine Combination beider Gesichtspunkte al- lerdings Tielleicht eben so nützlich, als sie ge- zwungen ist, und man sich ihr nicht entziehen kann. Da man jedoch beide Eintheilungsweir «en einander unmöglich coordiniren kann, so fragt sich, welcher der Vorzug zu gewähren Mey, und ob man also in unserem speciellen Falle lieber die Hauthrankheiten als eine besondere Abtheilung wieder in; Entzündungen, Abnor- mitäten der Vegetation u. s. zerlegen, oder die letzteren Formen unter den entsprechenden Abtheilungen der Entzündungsformen , der lym- phatischen ond venösen Hyper- und Anä- inieen, oder wie man etwa sonst wolltq, ein- veihen' soll. Diese Frage ist nicht müfsig, selbst wenn man ganz von dem Vortheile absehen sollte, welchen der richtige unter beiden We- gen für die Einsicht in die Natur des Gegen- standes gewähren mufs. Denn die praktische Brauchbarkeit einer jeden beider Methoden be- sieht sich auf zwei ganz verschiedene Seiten der hier betrachteten Krankheitsformen* Die «rstere weiset nämlich sogleich im Allgemeinen auf den Charakter des Leidens hin, und be- dingt somit auch die Grundsätze der allgemei- nen Behandlung ; die Letztere dagegen fafst zu- erst Alles zusammen, was sich in Bezug auf den gemeinschaftlichen Ort und die durch ihn bedingten Abweichungen und Besonderheiten in der Behandlung der sich dort zeigenden Er« ncbcinuDgen Generelles tagen läDst»

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YTir haben bereits erwähnt ^ dabMlbstdw beiden aasgeseichneUten Monographen sich aber das Gemeinschaftliche in der Natur der Haut- krankkeiten nicht ausgesprochen haben; deig»- stalt, dafs man nicht einmal entscheiden kano^ wie weit dieser Ausdruck sich Ton einem aehr Tei wandten, swar eben ao formellen , abet doch an sich weniger Tagen i roa dem Begrub des Geschwürs in allen Fällen, wo die Hattl •rgriffen ist, besondere. Rust nennt in ^ineiB meisterhaften Aufsatze über Jenes (Uandb. cL Chir. Art. Ulcus) das Geschwor: «yeine durch Abnormität des Vegetationsprocesses herbeig»» führte Absonderung Ton Eiter oder Jauche ana einer zur secernirenden Fläche sich rerwandela« den* Organstelle." Indem dieser Scbriflatallac mit deutlichem Bewufstsejn : dab er nur tm einer Form spreche, auf die durch daa Waaatf derselben begründeten Differenzen surSckgehtf . atöfst er natürlich auch auf alle GeschwonfiM«« men, denen Hautausschläge Torhergehen, So werden Ulcus und Effiiorescentia ab fortbofeadia Glieder eines gemeinsamen Processea ^,aboov» mer Vegetation" erkannt« Ja, dorn GeschwSr^ welches an der Haut zum Yorscheia kommt^ geht im weitesten Sinne immer eine Hautkrank- heit vorher, wobei die Haut allerdings bald idiopathisch^ bald nur sjmpathisch ergrüEBii wird.

Eine andere Form der Hautkrankheiten itaht der des Geschwürs sehr nahe; es ist diejenijie^ ^o der abnorme Yegetationsprocefs sich dorck widernatürlich gesteigerte Absonderung dee Ma<^ forlichen Secrets der Cutis der Epidermb •-« zu erkennen gibt« In gewissen acuten Fonaa» hat man diesen Proceb dem des Manaeni dar

-^ 47 - ,

Togel änd Häatens der Schlangen ri^rglicheb {Hoffmann Idealpatbologie) , hier erscheint er mehr als Folge eines Absterbens der äufsersten Schicht auf den Ausgang der oberflächlicheo EntsUndnogsprocesse in seinen chronischeb dagegen, wo wir es nicht sowohl mit Hyper« amie, als mit H3rperl7mpho8e (sit renia yerbo) so than haben, gibt sich die Verwandschait mit der Geschwörsform unverkennbar knnd« ITon dem Standpunkte der vergleichenden Pa- thologie angesehen , finden wir die normale Haut in den verschiedenen Thierklassen fast normal tjpisch fSr die meisten Formen der Hautkrank- lieiteo, von der Schwiele bis zu der Absonde* ruDg scharfer, specifischer Säfte aus eignen Se« cretioDsfläcben» Der fortwährende Secretions« fnrocefs, wodurch die Epidermis sich aus dem seeernireBdeD Fapillargewebe der Cutis heraus- bildet, kann sich, wie jeder andere normale Proceb steigern , vermindern , umändern , die Vriacheb dieser Erscheinung können mehr oder weniger entschieden in allgemeinen Abweichun- gen der Thätigkeit der Gefafse und des N%r- Teoeinflusses begründet seyn, oder mehr auf lein örtlichen Verhältnissen beruhen« Sie kön- nen endlich vorübergehend oder anhaltend wir- ken, im ersteren Falle ein pathologisches Pro- duct Burücklassen , oder nicht ; im letzleren die Abnormität nur innerhalb bestimmter Grenzen * unterhalten I oder ihre Verbreitung bedingen* Das Secret, welches den Namen Epidermis^ und in pathologischem Auftreten der Verschie« denheit der Form nach den Namen Hornmasse, Schwiele, Kleie oder Schuppe führt, dasjenige, Welches an der Luft zum Schorfe erhärtet, und dasjenige, welches dieser Fähigkeit ermangelnd, TOA der FKche feucht abläuft «— dütfen um w

48 -

weoiger itreog too eiDander gesondert Wod^iJ aU sie ihrem Wesen nach innig Terwändt^ auch in der Form nicht entschieden aaseinandei»» hen und sehr oft alle neben- und miteiaapdsr TOrgefunden werden.

Eine Veräoderung in der Fnnction od« ^Struct-ur der Haut erscheint als wesentlicher Be- gleiter, wenn nicht aller, doch der meisten Krankheiten I welche mit miasmatischen . oder cootagiösen Bediogungen im Zusammeahange stehen. Sie ist in allen diesen Fällen nur all Symptom der specifischen Krankheit ta be- trachten , wobei es gar nicht -darauf ankommt ob wir es blofs mit Störungen der Hautpeiapi- t'ation (wie bei der Cholera), mit HTperämieen des Papillargewebes, Entzündungen, .£cchTB^ men, oder mit Entartungen einielner Tbeile durch den directen Eingriff des spepifladüi StoiFes (Hautmasche heim Carbunkel^ hjmflh^ gefäfsenduog (?) beim Ghanker- u. a. w«).Jn' thun haben, oder ob der letxtere sich auch ii ganz eigenthümlichen Bildern auf der Haut ür . fiectirt, über deren Natur uns die biaherigei Erfahrungen noch nicht zureichend belehrt. h^F« ; ben. Von jepem einseitigen Gesichtfliptinkte.dü ., befallenen Organen Systems aus wiirden abfC , nicht allein diese Symptome, sondern auch dar colliquatiTe, der scharfe oder der gefaiMe Schweifs, wie gegenseitig die trockene , ina^ Xnorglatte oder rauhe Haut (cutis anserina) •»• eben sowohl die Absonderung eigenthiimlidief Säfte (z. B. Slilch bei Milchmetastasen, iodef aus der Haut des Scrotums und Diapedeaen aln 1er Art), so wie jede durch die Haut sichtban. j Veränderung in der Mischung des Inhalte. di|V Gefafse (Icterus i Chlorose dgL) io das Gtf> biet der Hautkrankheiten n rechnen aein^ .

49 -^

sen Schwierigkeiten der ISTStemadk ist cb eine "wilikürliche Beschränkung des ;ischen Begrub auszuweichen; indem iser letzteren , ganz im Gegensatze mit \ Yon dem Sitze und affidrten Organe mmene Leiden nicht auf die reinep isstörungen anwendet, sondern auf die Jen Vera n der ungjen beschrankt«

s ist der Gesichtspunkt, welchen man }i Pathologen zuschreiben ^mufs^ d^ren der Hautkrankheiten wir jetxt yerglei« etrachten wollen*

' mhmwnrdige Verfasser des Werkes; ndis hominum morbis, bezeichnet mit neinschaftliGhen Benennung Exantheme Blmehr efflorescentiae cutaneae) zwei co- > Gruppen seines Systems, die Exan« im engeren Sinne (acuten Exantheme) ;hronischen Haulausschläge (Impetigines)^; le Hautausschläge im Allgemeinen Ihk , o definirt er dieselben -^als ^^Symptome nkheit oder Krankheiten, welche eine. :enz auf der Oberfläche der Haut bil« ie erscheinen theils flach gestaltet and rmig verbreitet, theils erhaben , als Flecke, le» Pusteln, Phlyctänen, Blasen/ oder a kleine Knotehen (tubercula) und Rau- n auf der Haut, wo sie während eines iten oder durchaus nicht begrenzten Zeit« verweilen. Meist treten sie in Beglei- nes jeden Fiebers, öfters jedoch ohne »auf, oder kommen bisweilen erst dann, las Fieber sich schon ausgebildet oder ganz nachgelassen hat, oder endlich erst im Tode zum Vorschein. Eben so Ter« len sie ganz unmerklich ," ohne Haut« LXXXlV.B.4.St« D

"• ao

TfritnderoDgeD cnrUdbralaMen) oder endigen sich mit DeflqnamatioD ^ SeppoiatfoD oder Eznbe* ration.^

Wenn mau yon dieser Definition alle : ^enV weder ^^ oder'', welche tich gegenseitig anfr heben ^ absieht^ so bleiben qds dieselben fbr- melleo Unterschiede, worauf JFiUän auae acht Klassen gegriindet bat, allein übrig. Wir können demnach die Meinung unserer Autoren (denn AUb^rt spricht sieb nicht anders aus) darüber einverstandeo erklären» dalii die Hantp- krankbeiten : »ysicbtbare Yerändemngen in Fonü und rärbong der Oberhaut (unter der G^rtall Ton Flecken^ Pusteln, Blasen | Knoten u.a,w.) sind* Wie wenig ein solches Princip einen pathologischen Begriff abgebe^ ist bereite inü vorigen geieigt worden ; wir wollen noQ se- hen f welche anderen Yortbeile es gewahrti

Betrachten wir nun das GemeinschafUidik des Krankheitsbildes und der Bebandlnngame« thode# welches ans demselben henrorgehen mochte* Da die Rücksicht auf den ergriffenen Ort hier Vorwaltet | so werden wir allguneine Ansichten cwar Torzugsweise in Besog auf dk- ^n cu erwarten haben, aber es ist die F^gtf ob nicht gewisse natürliche Verbindnngen be-, stehen zwischen dem localen JPbänomen des Bautleidens und. einer oder der anderen krank- haften Erscheinung oder krankmachenden Ui^ Sache s* w.

Peter Frank, det sich wiederum vorzugs- weise auf diesen Gegenstand einlafst^ lehrt uns aber in seinen Untersuchungen über die Phäno- mene, Quellen und Ursachen der Efflorescen- cen das grade GegentheiL Er zeigt, wie die Haut eine eigenthnmlicbe Vitalität besitzei y#r«i

51

mittelst der«D fla ao den krankhaftoo ZosA^ den dea Organbrnus Theil nehme; aber eben in sofern das Letztere der Fall ist^ bildet das Phäooinen auf der Haat nur ein Symptom. Anf die Quellen der Exantheme zurückgebend, zeigt dieser Schriftsteller sodann^ \?ie sowohl chro- nische als acate |.bald sympathisch, bald ans iBiner eigenen , krankhaften Beschaffenheit die^ ises (Hant) Organs , so wie endlich durch Ein« Wirkung eines besonderen Contagiums" berror- gebracht werden* Diejenigen, welche keinen generischen , specifischen Charakter und keioe ^ Art von Fortpflanzungsvermögen besitzen« sind nicht selten mehr ein Fiebersymptom , als die Sjrankheit selbst. «— Es gibt kritische Symp» tome; beinahe endemisch sind sie in feuchten, liefen , heifsen Gegenden ; ihre Ursachen ruhen oft in abdominellen Störungen, oft klagt man ttne gewisse Schwächung der Hant, oft eia ifenrenleiden , oft eine specifische Ursache ai^

Alle diese Unteischiede f mit deren weit*

länftigerer Au£zählnng den Leser zu ermüden

yiix Anstand nehmen, werden als richtjg an*«

erkannt; aber sie geben eben deshalb der Frage s

^orin nun wohl der gemeinsame Charakter der

Eiflorescenzen (nicht ihre Form) bestehe, nur

Vm eo grofsere Bedeutung* P* Frank geht von

den ,,Exanthemen im Allgemeinen*' direkt anf

die „Exantheme im engeren Sinne über^ ohne

ctafB er im Stande gewesen wäre, einen Geist

4er Einheit in diese: ,,Pusteln^ Rauhigkeiten u*

n. w." auszugiefsen. Aliberti welcher mehc

nie unser grofser Landsmann entschiedenen Be*

vuf hatte, seinen Stoff zu sondern und htt^

Torzuheben^ konnte .doch ebenfalls nicht Ter*

kennen, dafs eine gemeinschaftliche essenyelle

D 2

Ö2

Charakteristik der Hautkrankheiten nicht mog^ lieh sey. j,Die Haut", sagt er, ^^dient man« nigfaltigen Zwecken , ihre Structur ist ao Ter* wickelt, dafs man sich nicht wundern darf, wenn sie einer grofsen Anzahl Ton Yerände« rnngen unterworfen erscheint und gleichkam einen Auszug aller Krankheilen des Menschen darstellt. In der Tbat wird man schwerlich ein zweites Organ finden^ weichet mehr pa« thologische Erscheinungen yereinigte, und s»- gleich inniger an den Leiden aller anderen Theil nähme."

Wenn nun demohngeachtet Alles, was nur irgend als eine Veränderung der Haut gelten kann, Ton jilibert unter dem Mamen Derma- tose, als Glied einer Klasse aufgefafst ist, wenn dieser Schriftsteller sich rühmt: Torti a äerd l'arbre des fleTres, je cherche K ^leTer celni des Dermatoses -— je me suis attach^ a decrire TbA« pitai St. Louis , comme les botanistes d^diTent un pays on un jardin; so läfst sich achwer begreifen , wie man Ton einem und demselbeil pathologischen Standpunkte aus die Fonctions« Störung im Gefäfssystem , deren Ausdruck das Fieber ist, mit den FormTeranderungen der all« gemeinen Bedeckung, welche ,^pr^sente en .qoel* que Sorte un abrege de toutes les maladies da Corps humain*' zusammenstellen -— coordiniren könne! Wer das Beispiel Linnis und die IM« 'thode des natnralistes anruft, mufs sieb TOr Allem daran erinnern, dafs man fiinselnea nU^t syslematisiren kann , ohne Rücksicht auf daa Ganze, und dafs es daher Tor Allem nSthig war, zu zeigen, dafs die Dermatosen eine na- türliche Abtheilung in der pathologischen Welt bilden, aU z. B. die Moose in der phyaiologi« sehen ; ein Beweis , der darum nicht angeführt

~ 53

tf erden kano^ weil weder der qualitaÜTe noch der quantitatire Charakter dertelben in wesent- Heben Zogen fibereiDstimmt Der Ort, wo eine Krankheit zu Tage tritt, begründet allerdinge Verschiedenheiten in ihrer äufseren ErscheinuDgi aber das Wesen der allgemeinen wirkenden Ur- sache ist aufserhalb dieser gelegen , und reilectirt •ich nor anders, ohne sich deshalb zu ändern.

Gehen wir nun ron der allgemeinen Ein<« tbeOong auf die besondere über. Ein Irrthum in der Zusammenstellung yerschiedener Grupr peo ^zu einer Klasse zieht nicht nothwendig •uch eine falsche Auffassung dieser Letzteren nach sich. Die erste der beigefügten Tafeln lehrt zwar, wie wenig unsere drei Autoren in Bezug auf die Unterabtbeilungen , Ordnungen und Geschlechter übereinstimmen. Wir sehen das, alle möglichen Krankheitsformen umfas* sende System Aliberts sich mit Rücksicht auf die im Uebrigen gültigen pathologischen Einthei- langen, oft mit beifallswerther Bestimmtheit, ordnen; wir sehen P. Frank nur diejenigen Baotaasschläge beachten , welche mehr oder we- niger entschieden als idiopathische gelten könn- ten, nnd diese theils nach dem begleitenden Fieber, theils nach der Form abtheilen ; ^- wir sehen endlich die zerrissenen Glieder einer Kette von pathologischen Erscheioungen in dem Wm Bm- Systeme zerstreut, und demnächst finden wir eine Yerschiedenbeit der drei Nomenclatu« Ten unserer Schriftsteller, welche uns zu einem Commentar über diese Tafel nothigen würde^ wenn sich nicht in der folgenden Tbfel das We- sentliche der Unterschiede von selbst ausführli- cher entwickelte.

Aber durch Klasse , Ordnung und Geschlecht

liiiidurch etuiüit man endlich auf~^die Art 9 «nd

«

Ö4 «..

dSete ist , welche , nach der BehanptoDg der satorbistorlschen Schule anch in der Pathologie i^beständig'* ist. Um hierüber so eioem ge- saQeo Urtheile zu gelangeo, haben wir j^Uherti Sfstem als das umfasseodste xum Grunde ge* legt, um die ron ihm aufgestellten Arten mit ihren Syoonjmen bei den beiden anderen Schrift» atellero zusammenzustellen. Vielleicht ist die^ ies Unternehmen auch schon in der Rückiiclil nicht ganz nutzlos, daüi es einigermaben zur Versöhnung der Widerspruche in der neoereo Komenclatur beitragen kann.

Der fluchtigste Blick auf die Colämnen der zweiten Tafel lehrt uns, dafs die Systeme no^ serer drei Noaologen selbst in Beziehung ax^ die Arten incommensurabel sind: zum dentb- , eben Beweise, dafs Ton dem allgemeinen aa« . beren Charakter oder der speciellen Form hei^ genommene Unterschiede nicht noth wendig mit einander iibereiostiuimen *-* eben so wenigi als die Arten der Vogel bei Schriftstellern iiber« einstimmen würden , duren Einer seinen Begiift der Species in der Bekleidung nnd Bedeckugf der Fiibei der Andere in Zahl nnd Stellung^ der Steuer- und Rnderfedem suchen wfirdejp während ein Dritter sich bemühte, den Com«^ plex der Aehnlichkeiten und das Criteiium ÜT Zeugung auf die Art anzuwenden.

Wo wir in der Pathologie das Ci|terinm der Zeugung besitzen, haben wir den festen BegrüF der Art (Species). Alle Formen , wek"^ che aus demselben Gontagium öder einer ande- ren specjCschen Ursache herTorgeben^ sie mö- gen nun äufserlich noch so Terschieden auftre* ten, sind vom Standpunkte der äufseren UrssK che sowohl, als des Wesens^ nur rerschiedene

ladividueo oder Kutwiskelungszufttäiidp oiper

öd «-

erselbeo oaturhbtorhcheD-Speciaflb Seliiea xiehrere 8pecie8 unter eehr äboIicbeD Em tungeD rerlaufen,' so ist es erlaubt ^ sie imentastelleii ea dem, was bereits eio kiinsU f Tom MeoscheD, nicht Ton^der Natur ndenes Gefoge ist^ zum Genus» Lber das Criterium dtsr Zeugung existlrl :e Mehrzahl der Krankheiten gar oichti für ist es nur zweifelhaft vorhanden. In sein« tritt zunächst die Identität der veranlas-

I und prädisponirenden Ursachen ^ der , des Verlaufs und des locus afFectus; wel- isammengenommen unzweifelhafte Identi- 18 Wesens begründet« Es ist klar, daüs im Mangel an Kenntnifs von den Erste- e Letzteren entscheiden « dafs es sich aber licht um einen willkürlich herrorgehobe- ''heilf sondern um die Gesammtheit der tnene bändelt» Auch ist die Ueberein- ung des Verlaufs unter gleichen Umstän- jchtiger zur Bestimmung der Art, als die Qtane Uebereinstimmung der Form, « itz dient bei genereller Aehnlichkeit der und des Verlaufs zur Unterscheidung der venn die Verschiedenheiten der Erschein

II ^ welche durch Ihn bedingt werden, eine

hinlänglich begründen und erfordern*

aber die Ueliereinstimmung der specifl-

Ursache hinreichend nachgewiesen ist,

die Verschiedenheit von Form, Verlauf 3rt durchaus keine eigene Art, sondern ne Abart begründen. Die Verwandschaft ten in Geschlecht und Ordnung wird aber ;lich durch den gemeinsamen Charakter imt, der aus der Verwandschaft der in- Ursachen hervorgeht, *)

,0 tüer ausgesprochenen GrondsatM dndwonSgsteas

00

'Wenden ^ir diese GroDdeatce aaf die TOffi^ Begeodeo Krankheiten an, so bemerken wir SuvSrderst eine Anzahl tod durch Zeugang feststehenden Arten* Dahin gehören die an- •teckenden acuten Hantauaschläge, welche, mit einigen andern Yermischt, hei jilibert und Frank den Kern der Gruppe Exantbemata bilden, ei- nige Arten yon Pyropblyctis und Carbunculos, die Siphiloiden und die Scabies Alib., demnSchst Doch möglicher "W eise einzelne Formen ans den Gruppen der Tineae, Herpetes und Leprae, wel- che als Typen der ihnen nahe stehenden Arten dienen können»

Die Exantbemata , welche mit dem Namen Variola, Rubeola (DIorbilli) und Scarlatina be- seichnet werden , und zwischen sich noch A' nige andere , dem einen oder andern .derselben näher verwandte » ächte oder Bastard - Foris (Letzteres c. B. die Variola Diitigata Alib., die' Varioloide) haben , bilden zusammen ein n^ iHrlicbes Geschlecht, dessen Charaktere sich >o angeben lassen: Hautentzündungen anstein^ apecifischen (miasmat. contag.) Ursache^ in A^

die einzigen^ welcbe man natorhistoiisch nenP^ kann. Pathologisch lafst sich wohl Manches dageg^ einwenden^ in sofern die Formen aus identiacbf^* epedüscher Ursache doch oft so bedentend Yon et^ ander abweichen^ dafs es scheint^ als seien diePfS^ cipien der physiologischen Zeagung auf die Eintb^^ lung der Krankheiten gar nicht anwendbar. IndeiM^ miifs man die notbwendig im Fortbildnngsprooesse ^^ ner Krankheit begrüTenen FormTeränderungen ni^.^ als Arten bezeichnen wollen (z. B. bei der sjfphili^* Pafs der locas affect. bei gleicher Ursache keine V^^ •chiedenheit der Art begründe, lehrt die einfädle Ttf^^ ' wnndong. Wnnde, vulnns, ist gewils kein Geni^ sondern nur eine Spedes morbi^ mit Abarten Je na^^ Ort nnd Uuifang, sonst eber wescptUdl SUfib io Wof ^

und Verlauf ideotisdii

^ 67 -

$cliDppi]Dg , Bortcenbildang oder vorlier earSck« lassende Verscbwärung ausgehend^ entsteheod bei einer 6ifi;entbumlicbeQ Anlage , welcbe durch den Verlauf der Krankheit saspendirt oder ge« tilgt wird, Dieses Gescblecht behält am be« •ten deo Namen Exantbemata; es ist der Fa« inilie der Hautentzündungen beizureiben, wel- ches: actiye Hyperämieen der allgemeinen Be- deckungen sind, und die unter die allgemeine pathologische Ordnung der activen Hyperämieo^a gehören. -^

Die Exantheme bilden eines der am besten bestimmten pathologischen Geschlechter, und es iäfst dch kaum begreifen, wie JFillan darauf kommen konnte, sie auseinanderzureifsen. Sie haben nicht allein das gemeihschaftliche der spe- dfischen, die eigenthiimliche Anlage voraus- •atzenden Ursache , sondern sie treten auch alle als Epidemieen , unter der deutlichen Herrschaft des atmosphärischen Genius auf, und der Gha«* jrakter des begleitenden Fiebers wird bei allen gleichmäfsig durch diesen Letzteren bestimmt« Aach die Methode der Behandlung bleibt im- mer wesentlich dieselbe; sie ist, was die Srt- Hcbe Krankheit betrifft, wesentlich antiphlogi- stisch, jedoch mit Rücksicht auf die gestörte Function des Organs, so wie auf die respecti- ▼en Idipsynkrasieen des Gontagiums und den Charakter der allgemeinen Constitution.

Das Erythem, Erysipel und die übrigen TOD Alihert den Dermatoses ^cz^mateuses zu- gerechneten Formen haben ebenfalls einen über- einstimmenden Gharakter, in sofern sie alle als Hautentzündungen gelten. Diese beruhen zum Theil auf einer specifischen Ursache , ja bei ei-* nlgeo derselben ist diese Ursache ein wahret

Cwtagioui^ welche» abei yon jenem der Eac*'

58

aothema dadurcb anterschledeo kl, ^afs et miK sehen einea eotscbiedeo epidemischen Cbarak<« ter aonimint ^-« uod zwar nur in dem Falles wo es mit einem typhosen Fieber in Verhin- dang Bteht « und dafs et die Anlage durch seinen Verlauf nicht tilgt

Wir haben hier eine Reihe voninflamma« torischen Zuständen der Haut und des Zell- gewebes derselben , welche je nach der Schicht^ die sie ergreifen , und nach der sie das geiammte Gewebe, oder nur einzelne Tez- tortheiie desselben befallen, endlich nach dem Grade ihrer Heftigkeit verschiedenen Verlauf und neben den Ausgängen in Abschuppong, Bor* kenbildung oder Narben zaräcklassende Ye^p ischwärung noch diejenigen in Verhärtung, Ei- terung und Brand zeigen. P. Frank, hat diese Beihe in so' weit getrennt, dafs er einige For- men , denen der Charakler des Chronischen mehr Euznkommen schien, unter die Impetigioes warf; aber schon beim Pemphigus zeigt sich das Ud« thunliche der Begründung einer Eintheilung der Eczemata auf das wesentlich begleitende Fie- ber, oder die Schnelligkeit des Verlaufs. Wich- tiger ist der Unterschied, welcher die Form der Dermatitis verwischt, oder nur als Reflex einer tiefer gelegenen Adenitis, der acuten Zell- gewebs- Entzündung und jedes Apestems er- scheinen läfst. Diese Verbaltoisse entfernen deo Anthrax und das Pseudoerysipel ans der Reihe der Hautentzündungen, eben so wie dies etwa beim sypbilit. u. s. w. Bubo und dem Pestcar-/ bunkel (^denilis inetastatica) der Fall ist. So wyesentliche DÜl'erenzen , wie sie Rust Yon deQ Erysipel und den Pseudoplhegmonen nachge- wiesen hat, die sich insbesondere auf Verlauf

uod Behandlung beziehen, erfordern ^ auch eb^

69

geteheo toq der VerscbiedeBhelt def Sitzes^ eine Treobung als Arten. Dies Ut auch .bei der ron; Hubert unter den Denn, b^t^romorpb« aufgeführten Onygosis zu berücksichtigen.

Indessen sind die Uebergänge zwischen die* aen Formen und den Exanthemen, so wie den folgenden abnormen Vegetationsprocessen der Oberhaut mannigfaltig, einerseits durch Variola^ Furunkel, und dessen fälschlicherweise als Car- bunkel bezeichnete^ höchste Entwickeln ngsstufe» andererseits zwischen Miliaria idiopathica, zur Olophljctis bidroica u. hiedurch bis an die herpetischen Ausschläge <sind vielfach rer-^ naittelt; so wie endlich Aphtha den Uebergang zu den Eoktzünduagsprocessen macht, deren Sita die Schleimhaut mit ihrem Epithelium ist.

Den activen Hyperämieen der Cutis stehea die passiven gegenüber« <*- Es gehören hier- ber die Derm. bömatenses uiliberts (^Franks Pe» ticulae und Eccbymomata) zugleich aber auch das Geschlecht Pannus desselben Schriftstellers (Ephelis und Chloasma P. F.) und die Telian« giectasieen (Naevns, Kelis?). Es erbellet leicht, ^amm alle diese Formen keinen wesentlichen Einflufs auf das Allgemeinbefinden üben kön- nen. Bisweilen sind sie s/mptomatitch und er- acheinen als Reflexe mehr oder minder bedeu- tender, acuter oder chronischer Leiden, bis- \reilen erscheinen sie rein ortlich. Wie die Exantheme und Erytheme zusammen neben die Gruppen der wahren Catarrhe, der Pleuresieea, Fneumonieen , Hepatitis u, s. w. treten, so wer- den diese Ecchymome sich den passiven Blutaber- füllungen und Congestivzuständen nähern und jener Ordnung beizuzählen sejn, welche als allgemeinen Charakter den dor venösen Hyper» aoup zeigtt

ao

I

Man kann es Dicht Terkenoeo , dafa dh ; Grappen der den», teigneusea, dartreoaea und j lepreuses AliberVs weseotUcb auf einem getturten j Vegetationsprocesse beraheo, dessen Vraaclia I TTir tiefer, als blofs.ia der Haut zu Sachen ha* \ ben« Wo diese Formen kritisch und actir eN, acbeineui nähern sie sich den activen Hjper- amieen, unterscheiden sich aber immer von ih- nen durch den Slaogel des Typus im Verlaufe, "welcher selbst den verwandten Formen Olo« phljctisy Cnidosis s. w. zukommt« Diese ^^Hyperlymphatosen der Haut" sind entweder nur „gesteigerte normale Secretion'' welche den Herpes furfurareus jilib.^ Yarus, Poriigo und Leuce, Ichthyosis, Verruca und Tylosis umfafst; oder sie sind von Anfang an abnona aecernirende, und hier haben wir die, mit Kro- aten-und Borkenbildung, Achoren, FavaS| icho« rosen Absonderungen u. begleiteten übii« gen Tineae, Herpetes und Leprae mit ihren som Theil milderen, zum Theil wahrhaft destructi' Ten Secreten. Die erstere Form gehört io ditf Kategorie der reinen Hypertrophieen , deren ei'' genthiimlicher Charakter sich durch folgende Merkmale bezeichnen läfst: Störung der Ver^ richtungen des befallenen Organs r^ mangel-^ bafte Ernährung anderer Theile in Folge der gesteigerten AlBnilat des kranken Gewehes £ut ErnähruDgftfliissigkeit mechanische Einwir- kungen durch Veränderung des Volumena und Gewichts.

Die zweite Form bildet die Heterotrophieen «— und hierher haben wir denn noch diejeni- gen Formen zu zählen, deren Producte ihr« Art fortpflanzen die Scabies; welcher die Prorigo nahe kommt, jedoch irielleicht mit Aaa» nähme der lateua, die man eben ao gut ab ^

61

» reine Nearosc der Haut betracbfen konnte.' r werden hier die reih lympbalifichen von TenÖB - lymphatischen Beteirotrophieen za arschieden haben, in welchem Unterschiede ptsäcblich die Trennung der Tineae als ei-> tbümlichen Krankheiten der jugendlichen Pe- te von den impeüginösen Leiden (im äIte-> f engeren Sinne) begründet seyn wSrde; lebe letztere im Grunde Eigenthum der h&- en Lebensalter und mit allen der erhöhten Qosität entsprechenden Dyskrasieen eng Ter- ndt sind. Die Syphilis, das Carcinom, and ähnliche einem specifischen Gontagium, oder einea lern specifischen , sich nicht fortpflanzenden idnkte der Vegetation beruhende Heterotro- seo worden zur Seite dieser ihre Stelle fin«« , freilich mit Rücicsicht auf das allgemei- s und zugleich specifischere Leiden der Er- rang unter anderen Gruppen. Alrophieen Haut sind selten« Die Achroma ^lib. ge- t hierher; Tielleicht auch die Dermatolysis^. che als höchste Form der rugae erscbeinea te.

Ich bin weit entfernt, diesen Entwarf ei« Einreihung der Hautkrankheiten unter die emeineren Äbtheilungen der Pathologie fSr endet anzusehen« aber gewifs enthält er richtigen Weg, uns zu dem speciellen Dkheitsgebilde allgemeine Beziehungen za ähren *)• Es kommt dann noch darauf an^

Anderweitige Versuche derselben Art sind schon TielOach angestellt worden, und insbesondere hat JRnj/^r Bioh um diesen Gegenstand unverkennbare Verdienste erworben, obgleich man ihm yorwirft, da(s er In zn hohem Grade dogmatisch za Werke gegangen sey. Ein wichtigerer Vorwurf ist wohl der, daüi den Begriff der Entzündung zu weit ansgedthnt hat»

ft2

genaue Untenucfaungeo über eolcbe Poirnfer* Bchiedenbeiten anzustellen^ welcbe in einer eot- Bchiedeoen Beziebung zu diesen allgemeineiii wesentlichen DifTerenzen stehen»

Die EintbeiluDg der auf solche Weise fest- gestellten Arten in Unter- nnd Spielarten wird allerdings immer willkürlich bleiben. Die For- men irermischen sich, wandeln sich um; die Ursachen verschwimmen und werden andeof» lieh , die Zahl der Bastarde ist Legion. Uobe« dingte Gesetze und Normen hier anfstelleo zu wollen, würde höchst unzweckmäfsig sejn und die Freiheit nicht beschränken , welche sich Je- dermann nimmt: Arten dieser Art nach Belie« ben aufzustellen. Was unsere Autoren betriffk^ so stehen auch in dieser Beidebung jilihert und P. Frank über Willan^ der theils niemals an« erkennen will, wie Verschiedenheit der For» men nicht unmittelbar zu Abtheilungen herech« tige, theils sehr weit von einander abstehende Arten (namentlich in den letzten, allerdings weniger sorgfältig bearbeiteten und beobachte- ten) Klassen, leicht wegen äufserlicben Aehn- lichkeiten als identische annimmt; Ich wKrde näher auf diesen Punkt eingehen, wenn, ich nicht fürchten müfste, bei der Beschränktheit des Raumes, welcher einer Mittheilung in die- sen Blättern gewidmet seyn darf, und den ich bereits überschritten zu haben furchten mufs, die YerwirruDg, welche ich zu vermindern wünsche , bei oberflächlicher Behandlung eher noch zu vermehren^ und ich verspare also diese Untersuchungen auf eine passendere Gelegenheit«

(Hier folgt die TsbeOe.)

«.

(ZaScÜeC}

TaM 11111011111 fYillaa

1 i

i

F. Wilim» et MmUm^mm

1. CCtfOrd. I.) Pafülafc

«X Lkbca* 3. PAficBu

Cid. C^. '- Upfa. ^ ^ Psfirüuu»

d. Pitynatis» 4b IcbChjoau.

Gl

(Ord« m.) EzasllieBatm» Geiu 1- Rubeola.

2. SciriadM.

3. Urticaria.

4. Roseola« 5- PoTpara»

6. BryihcBöU

7. Erjüpeias,

(Ord. IV.) Bollae.

Geo. 1. Pemphi«»

2. PMiipMjs»

F. Pranfh

I. 1. ErytMi. 1. Erythems, endemicil

intertrigfl|rtrigo, paratrir

Tar.

.••'■> t

i

pernio }iio.

per adai S. Brysipal 1. Erysipelag, ' Vliyls.altenu^^* '

exqaisiM)lex «— / pastalosum.

phlegmrfgmonodea —7- I pblegmono^iefl*

oederaatdematosam •» ' / gangraenosum^ , var, i jliabituale,

\oedemat0sam4 3t pemphiu. 4. Pemphigas.

acQtas llior ifebriüs.

chronical- (apyredcus (bysttidcus}« 4; Zoster« j. 1. Erysipelas» \^

acQtas 1

cbronicor *

5, Pblysaof

6. Cnldosiij. 3. Urticaria. *

acata Iculosa toberosa - yesicalaris* cbronica

II. Hydroa. Inyctis«

Epinyclji acuta chronica I

8. Olophly

II. 2. Herpes.

miliaris iaris pblyctaenodes.

Tolatica

prolabiali «

progenia

hyriroica '^''* sndamen febril« nervosum* 0. Ophlyct II- Aphthae.

acuta iopatlucae.

chronica niptouiaticae.

10. Pyropli sporadi<^ endemicaj

11. Carba

>.•*

F. PrmnK

Ex. II. 3. Varlolt«; dbcretae corymboMie f dinpL «— laiy, oohaerentes eonflutatest i^itr. «om«

^ pliaiteew.

La ve- ine area).

n .^ varioli« oiaxime a£ßnis, bomiaeB ooa ingVldleM)» £x. IL 4. Pemphigai.

- '»«-o«""-- tfSZJ-

ta in-

Ex. II. 3. MorbillL

simpK gastric -^ nenros. - compticaC»

Ex. I. % S Carlatina«

eimplex.

cynancbico gangraenosa - maltgna (uflunnu»

gastr.^ complicat, neryoB.)*

Ex. II. 1. Miliaria.

(crystall. alb. rabr» »— pomleat« lenticul.)

Imp. II. 6* Tinea^

•— faciei.

Imp. II. 1. Porrigo« L 6. Alopeeia.

Imp, 1. 6. Alopecia? ^ Imp. II. 6. Tinea.

P. Frani*

i

^ U, 1. Porrigo II, 2. Herpes - i^ I; 4. Vitiligo. II, Lepra«

|pec. gen. Porrigo et Herp. farinosui.

\\h, et nSgr. -Lep. sqaamos. ^ nibr* ^ ypigo.

2. V

nferantur Spec gen. P^draeHu

speo« ^en. Psydrada (Prurigo),

gntta rosacea Taricodet. l meniagra« 3* l^jll. 2. Herpes» spec non distincta.

Bin. 2. H. phagedaenicas«

V. i

2J

VI. ^IL 7. Lepra. Jba«

2, Sl II> 7. Lepra.

0||lephantiasis.

4. R^

VU.

^. Frank*

Imp« II. i, P»ora«

« Imp. IL 1. PoRigo <— IL 5. PsjdracU» i8cri[)t* 8pec.

-^ /Pfl.yenerea scorbiit« bypocbondrUot ««i I critica period. opificum *-* tb immaii-- iirC' j ditie pleüiorica - Infant« -^ neogamor« *• nulieb. ( genilis thermarum -«• ab acri etc.

•* /Bx. !• Peticoiae > Imp. 1. 3. Eocbjmoinai

P. cbronicae -^ E. spontaaeum. •— B. tcaamatiomn* Kt, I. Pedcolae. cbronicae.. acutae«

f f , Iinp. J. 1. Bpbelis. I. 2. Cbloaima. 1. 4. ?itUi(of

K. (PeÜCQlar. ipec.) lentigio^ umbrbMy apniuu

-^ Cb. pseodoporrigo , gravidar« ««

rboiconu

•* Inp. I. VitUigo.

primaria (et äcaltia).

•« Imp. t S. Bacfcr«»* "P*^ »Mtifc

63 ^

.^»^„mmmtmmmmmmmmmmammmmmtmmmmm

IV.

Darstellung

der

asiatischen Cholera in Eger

im Jahre 1836. . Von

Dr. Franz Lantner^

Stadt- nnd Kriminal -Gerichtsarzte in EgeUp piaktitcli^

Arzte zo Franaentbad»

JLf er Aasbrach der Cholera io Eger hat (ur das aogrebzende Baiern und Sachsen eine so wich* fige Bedeutang gehabt, dafs es nicht ohne In« teresse seyn dürfte, einige Notizen über diese xäthselbafte Krankheit, wie sie sich in Eger seigte , in dieser allgemein gelesenen Zeitschrift 2u finden, um so mehr, als ansere amtlichen Berichte nicht zar öiTenllichen Kenntfiifs ge- langten, und in auswärtigen Zeilungsblättern, oft unzuverlässige Priralnachrichten, Teroffent- licht wurden, auch mehrere Aerzte, besondere aus dem benachbarten Ober- Mainkreise hieher liamen, um die Cholera hier zu beobachten« Io der Tbat sind zuletzt mehr Aerzte als Cho« lerakraoke io Eger gewesen. «*»

64

Woher und ynle die auatische Plage n uns gekommen ist, läfst sich mit BeatimmdÜBil nicht nachweisen« So viel ist gewib, dafa die almoAphäriftch - klimatischen andtellürischen Vcr« hältnisse die Herrschaft dieser Krankheit nicht hegiinsligten ; daher sie auch nicht lange bei uns verweilte« Ihre Verbreitung blieh nur auf eine einzige Vorstadt und einen abgelegenen, kleinen Theil der Stadt beschränkt, ond da suchte die Seuche nur unter einer einsigea Volksklasse 9 der ärmsten, ihre Opfer. Die ao rasch und so leicht yoriibergehende Encho- nung derselben in Eger, mochte daher mit äan Kamen einer Epidemie, d. i. einer in Folge et« inosphärischer Verhältnisse allgemein herrschen* den und weit yerbreiteten Volksluankheit inil Unrecht bezeichnet werden«

Ich erlaube mir in dieser Hinaicht snrSv^ derst einige medicinisch- topographische Bemei^ kungen über Eger«

Eger liegt unter dem 50® if 58|^' nördli- cher Breite, und dem 30® 2' 6}"' ostlicheK Länge; 1359 Wiener Fufs über der See bei Hainbur^;; 64^ hoher als der Wasserspiegel des Egerflusses am Briickenthore der Stadt, 78^ ho- her als Franzensbad, 27' hoher aU Mariehbad^ 267' höber als Karlsbad, 792' hoher ala Prag «> Die Stadt selbst liegt auf einer Anhohe Ton Tbonscbieferlager, welche vom Oberthore übet den Markt herab durch die Steingas^ gegen das Briickenthor, so wie hinter den Schalen gegen das Schiffthor, und durch den sogenano« ten Graben gegen das Miihlthor einen *nierk«

*) Astronomische Ortsbestimmang des EgerlaadM fon Alois David ^ k. k. Astronomen nnd Voitteher do9 Prager k, Stemwarta, Eger 1824 8. 42. Sflb

66

Kcjieo Abbang bildet An diesem flteftt de? Bgei^ flaby vom MHhltbore bis zum Briickentbore diu Stadtmauer nnmiltelbar berührend, so dafs man aas der Stadt in die am linken (nordlichen) Ufer des Flusses gelegene Bruckentborvorstadt Sber eine hölzerne Brücke gebt^ während die Schifftborrorstadt 9 meistens nur ans einer un- mittelbar am rechten Ufer der Eger liegenden Häuser «Reihe bestehend , in der am tiefstea gelegenen , der Ueberschwemmung durch dea Egerflufs häufig ausgesetzten Niederung im feuch« ten Wiesenthaie sich fortzieht. Die Häuser der ObertborTorstadt sind theils auf der hohem Ebene, theils auf verschiedenen Difiederungen' Earstreut« Die beiden Ufer der Eger werdenr Ton dem erwähnten Thonscbiefer gebildet, wel«« eher am linken Ufer, wo der Kammerberg ei-« nen steilen Abfall gegen den Egerflufs bildet| in grotesken Felsen ansteht, an der Brücken« tborvorstadt , wo die Strafse nach Franzensba^ führt, sich zu einem bedeutenden Hügel erhebt^ und vom südwestlichen Theile der Stadt an^ in einer allmähligen Steigerung gegen Westea den hohen St. Aunenberg uud den noch hohem Grünberg bildet. Diese sind gegen den Eger« flub herab bis in die Nähe der Stadt mit Na* clelholz bewachsen, und yerbioden sich mit dem Gebirgsrücken , welcher bei Schirnding im Bai-^ tenthischen gegen das Fichtelgebirge fortläuft; So ist die Stadt Eger Ton allen Seilen mit be- deutenden Anhöhen und Gebirgen umgeben, flqrch das Egerthal den rauhen Ost-, und Tom ^igtländischen Kapellenberge her den kalteo Nordwinden ausgesetzt.

Das Klima ist zu den gemafsigten zu rech-« &16B1 iedodi wegen der Nähe des Fichtel* und loiifft.LXXXIV.B.4.Si; E

1

c

•^ 00 ^

EfsgebirgM elo auffallandar und otk pUUilidifK Temperaturwechsely so wie eine nostata Wb- tamiig Bicbt UD^awohnlicb; dahar eine TOfaidi* tiga^ warroa Bakleidang baiaaba dan gaaaaB. Sommar bindarch nicbt aaltan nothwaBdig^ lud ein gater Pels im Wiotar aahr notBÜch iit Dia mitllera BarometarbSba iit 20'' S''' Paii- aer FahmalBes, ond dia mitdara Wanna C^ Raaumuri letztara also beioaba garingar all, Frag« Docb iat bier dia Vegatation fijprigi* Li dan Vorstädten finden sich Tiale Gamma- und Obstgärten, und in der Nähe dar Stadt achüna Wiesen and selbst aaf den A'^hShf fruchtbare Kornfelder.

Das Wasser des Egerflassea ist bei dam aandigan Boden des FluCBbettaa rein and Uar^ wird aber in der Stadt doch nar in dem aalte« Ben Falle, wean das Quell wassar inden Waar: aarleitttogen friert^ cum Kochen und Tiiokea^- gebraucht. Dia Bewegung dea Flnsaaa iai be^ dam geringen Gefälle dea Wassere kaum merk- bar, wie auch achoo sehr wahr MSÜMt nart ♦)

Bei dieser langsamen BawaguDg und ^m6^^ Umstände , dafs der Fiufs Tom Bruckenthore an^ ^ alle Kanäle und hiermit fielen Unrath ena der Stadt aufnimmt, und auf diese Art mit mite in Fäulnifs übergebenden, thieriscl^eta nud Te^

Setabiliichen Substanzen rerunreinigt gegen dil^ cbiUtborTorstadt herabfliebt, wird daa Waaa^ für die Bewohner dieser Vorstadt, obschon ilil meistens nur darauf beschränkt sind, rorsogliflb bei sehr niederem Wasserstande, weniger ge^ niefsbar und für die Gesundheit derselben eben

*) Der EgerfloCs in W* Mütter*M ^pgrammatiscbatt Bal- lea. Leipcig bei Vois 1827*

67

sehr Yorlbeilhaft. Uehrigeiis irM gotefl -> and Trinkwasser aos eigeoeB, aof dea i;enden Bergen befindlichen, som . Theil sh entfernten Quellen in die Stadt oad orstädte, mit Aasnahme der Scbifihoir« clt^ in hölzernen .und auch in tfaSflcmen n geleitet y wobei der Uebelstand nicht rmeiden ist, dafs das Wafser zur heiCsen erzeit durch den langen Laaf nicht etwas werde« Nur in sehr wenigen HÄaieni es Brunnen mit gutem , frischem Onell- *• Es wird anch das ganze Jahr hindnrdi, 3er Jahreszeit Tief FranzensqoeUe , am iten in der gegen Franzensbad geleireosa enthorvorstadt als gewöhnliches Getränk len, und es ist merkwürdig, dafs in di^ srstadt, wo zwar auch riele arme Lenfa ;en Hütten beisammen wohnen, ein ei»« Cholerafall Torgekommen ist Ich mocfct» ese Thatsache den Erklärang^gnod nur suchen, dafs diese Leute durch den bei« ununterbrochenen Genafs des alkalisch« eben Stahlwassers das re^Hiüre Lebeo nem solchen Grade too Energis erhailett, elchem dasselbe den anbera, die Cbolen» :enden oder dazu disponirendeo Eiai3»» inreicfaende Reaction entgegensetz— wmi n Entstehen dieser bösen Krankheit mr ;sten widerstehen kann« Das gewohnfi- etränk der Bemittelten ist Bier, wdcliee !r Ton Torzaglicher Qualität gebraof wird« len Wohlhabenden wird tägticfa ein Glne^ eine ganze Flasche Wein getivake«* twein geniefst in der Regel nur die ge^ ;e. Klasse, und diese ziemlifJi mafsig. gotea jind gesunden Nahrnngemiilela Art eiebt es £sine9 MangeL Qu Bev*

62

- «. - , I

h^bAtttuu TOB gMandem Brode, Flsbd» mal GvinÜHB o, •. L wird tob d«r FoliMibahSidi lorgMm überwacht. Dm Obat üt allardiap nicht Ton der bmten Qualität, weijM iMMtw ioM d«m Saatur nod Leitmenbiw Kimm hl»* her getchafft ond dort gröfttttalbell« aanif ab- - («DomraeD wird ; wobei dar Naehtb«il nkbt H T0rkeDD«o üt, dab Sommerobit, wricbM mt in «ioem dumpfen Gewölbe «dar Keller auf dh aem Strohlager die oölhige Reife amichia innia, der GeiaodheiL nicht anlrÜglichaejrakisi* Bemerkeaswerth iit der Umataad, däfa milM de» Borgern dar aonderbare Gabranch bana^ dal Fleiich, iubeavndare das Rindfleiicb» bde am SoDDSbetid zu holen, ond in Teiachleaw' Den irdenen Gefallen für die ganze Wocb« im Kaller anfznbewabreo , wodurch ea' allaidiagl mürber wird, aber im Sommer, weil .si kfline Eiä> kalter giebt, leicht Verdirbt Der gemoB« Hau^ ao wie di« ariieiteode Klaue der TagdShaaiv leboo meiiteot tob KaitoffelB, nnd ^Vt nicht wenige Familien, welche aaUiit dkaa ma* fachs Nahrong &ar der WoUtfaXti^flit Aalt* rer TerdankaB. Die Zahl der Amun in BgN iat grob, sie sind achlecbt bekleidet, «ad bii dea wenigen KleidnogHtiickea, die aie liaiiUw, wird oft die aötbige Reinlichkeit Tfliaachlähiib' Dafa aber naler des Einwohnern tob Bgarut Allgemeinen doch lehr viel Sinn fär RoaUebf keit, nnd eine rühmlichs Sorge för dis Koltatf d^r Haot herrscht, mochte darana sn «laalM» •«jn, dafi ein während diese* Somnian W dem Müblthore nen angelegtea Badabaaai iv' welchem man nicht nnr kalte und wann« Bfiv- dcr Tom £gerilurtvra»er. sondern anch aUa ' Arten TOD kÜDstlicben Bädern b tial Zuqirucb (

*. 60 -^

Df« StnrMo tlod im GaostD rfgdmlfii^era •U inan es in eioer so alten Stadt ^ wie Egel ist, erwarteD sollte, iSr ofleotliche Reiolichkeit derselben ist durch Haapt» uod Haos-Canäle gesorgt. Die Haupt-^Straben sind ziemliefa breit ond gestatten überall einen freien Durchzog der Lafty so wie den Zutritt erwärmender Sonnen- strahlen. Die Hänser sind meistens zwei Stock- werke hoch und bieten den Wohlhabenden ge* yämnige und gesunde Wohnungen; doch giebt ce in den Seitengassen und in den Vorstädten Tiele schlechte, feuchte und dumpfige Wohann-

E, wo 6 bis 8 Menschen in einer einaigen^ nen und niedrigen Stube, die sie bei ran- bor Jahreszeit oft wochenlang gar nicht Inflen, wie eingepfropft beisammenwohnen, darin ko- cben, essen, schlafen, schmutzige Wäsche wa- schen und trocknen, ond wenn sie Kinder ha- ben, noch die Luft mit andern Ausdunstungen Teranfeinigen« Die Ancahl der sammtlicbea Einwohner, ohne das Uilitair, beträgt 10,000; Um Hanseransahl in der Stadt nnd den Vor- ntSdten 800. Dicht an der Fahrstrafse, welchn dnrcb die Oberthorrorstadt nber Waldsassen nach Regensbnrg nnd nber Schimding nach Bay- lenth führt, nur 280 SchriUe Tom Stadtthore entfernt, liegt zwischen der'Stadtund derOber- Torstadt der Leicbeohof. in einem thonigeo, nae- aen Boden, so dafs bei der Torschriftsraäfsigea Tide der Gräber, die meisten Särge io's Was- ser eingesenkt werden miissen« Bei den sehr rifamlichen Bau- und Verschonernngsplänen, Weiche man in der neuesten Zeit in der Stadt ihrer näcbsten Umgebung anszoflibreo bs- it ist, wäre es für das Gesundbeitsw ohl dsr Bewohner sebr «f iinschenswerth, einen entlegne- ■B Ort snc Begräbnüselädle sa

- -

Endemische Krankheiten gi^bt ei hier ei- gentlich nicht, wenn man nicht die katarrhali- echea und rheumatischen , welche allerdiogs durch den, Ton LokalTerhältniesen abhängenden •chnellen Temperaturwechsel bedingt werdeoi darunter rechnen will. Epidemieen werden an« Iser den gewöhDlicbenKinaerkrank.heiten : Schar« lach, Slasern, Keuchhusten, in derneuetten Zeit Menschenblattern u. 8. keine beobachtet. Ich habe in meinem sechs und zwanzigjährigen Wir* kungskreise nur die Typhusepidemie erlebti welche in den Kriegs) ahren 1813 und 1814 io Folge der häufigen Truppen -Durchmärsche hier geherrscht hatte. Nervöse Schleim- und Gsl« lenfieber, so wie Wechselfieber konunen mü* steiis nur sporadisch Tor. Die stationäre Kraek^ heitskoDstitution ist durchaus gutartig und die Sterblichkeit zeigt kein ungewöhnliches Yerhilt' nifs. Mehrere Einwohner erreichen da« seltsne Aller Yoo 80 bis 96 Jahren. Im Jahre 1836 sindia der Stadt und den Vorstädten 397 Individuen gS" Blorben , worunter 43 Cholerakranke, 27 Indivi- duen zwischen dem 70sten undSOsten, and 17 zwischen dem SOatep bis 96sten LebensjahiSf unter den letztern 4 ron 82, 4 von 84, nndeis^ zeloe von 86» 88, 91, 92 und 96 Jahren, daf unter 8 Männer 9 Weiber, wovon 1 BeamteTi 4 bürgerlichen Standes, und die übrigen atf der arbeitenden Klasse der Tagelöhner sind«

Die Wilternngs- und KrankheitskonstitB- tion^ war im Jahre 1836 vor dem Erscheinaa der Cholera folgende:

Der BaromeUrstand war im

Januar t Höchster: 27''2'''0 am 2(en. Niedrigster: 26 4 0 am dOsten. Mittlerer ; 3 0 iuq &*" w niediig.

71

tt, fi5cbater: 26'' 11''' 6 •m 14to.

Kiedrigittr : 25 9 f am 26tteB. BUtderer: 26 4 4 za niedrig.

» Hochiter: 27" 0 6 am Idteo« Niedrigster: 25 9 6 am 258ten. . Bfitflerer: 26 5 1 dtmgewöhnlidieoamiilchaCio«

Der Thermometersiand war im

r, HSchster: +4<> 5 den 24tteiu Niedrigster: —10^ am Isten. Mittlerer: —3^ zo gelind.

r, Hodister: +i^ 6 den 28stea. Niedrigster: 8^ den 2lBten« Mittlerer : 1,9 gewöhnlich.

Höchster: +li^ den 22sten. Niedrigster: —0,4 den Uten. Mittlerer: ' -f 6* 8 zn warm.

)ie herrschenden Winde waren im Januar febraar Nordwest, im März West Im Ja- Tiele Sturmwinde bei häufigem Schnee- )er; nnr 0 ganz heilere^ 6 halb heitere, .1 znm Theil heitere Tage. Gegen Ende r trat schon 'Thaawetter ein, obscbon der hrttag der kälteste des ganzen Winters war.

m Februar trat wieder Kälte ein , und am I fortdauerndes Thauweter. Der März war rärmer als gewöhnlich; am 22sten hatten choD die ungewöhnliche Wärme yon 14^ ganze y 5 halbe, und 10 zum Theil re* >che Tage. Der Torherrschende Krank- barakter, das Dynamische in der stehen* üdemiscben Constitution, war rheumatisch- haiisch, sehr zum nervösen sich neigend; artige Entzündungen der Sufseren Haut* mng, rheumatische Hals- und Brustent- Qgen, und entzündlich- katarrhalische Fie- lt Husten und Schnupfen wurden bei In- en jedes Alters und Geschlechts beobach«

-Ta- tet« Im Janaar kamen noeh •loielii^ Fille tob Varioloidea und Menschenblattern TOTf weicht im Torigeo Vierteljahre faäafii^ herrschten, and initaDter todtUch abliefen. Zwei Fälle too Croopi bei einem 3 and einem 4 jährigen Kinde waiw den im Februar mit Blutegeln and Calomd gläcklich gebeilt. .

Der Barometerstand war im

Jfrii, Höchster: W V 4 am 20Bten. Niedrigster: 25 10 5 ;iiii 2teii. Mittlerer; 26 2 0 tchr niedrig.

Jfol, Höchster: 26'MO"' 6 am I7tmi. Niedrigster: 25 11 6 am 2teB. Hittlerer: 26 6 1 niedrig.

JiHefiit» Hodifter: 26^' 0'" 8 am 27ttei|. Niedrigster: 26 2 8 am SOsten. Mittlerer: 26 6 5 beinahe gewSholUL

Der Thermometerstand war im «

Jinil, Höchster s +15* 6 am 24itaii. Niedrigster; ^-0,4 am 5ten. Mittlerer: +7^ gewöhnlidlu

JITelj Höchster? «f 17^2 am 23ata0» Niedrigster; + 1 am lltto^ Mittlerer: 4* 9*1 regelmü^g»

Jwms^ Höchster: 4-21*2 am 17te||.

Niedrigster: 4* 9 am Isten. Mittlerer: -h^^V zu hoch.

Der April war schon nngewShnlich warm^ wir halten 2 gance, 5 halbe, 12 com Theil reg^^ nerische Tage; im Mai und Junias nnr i Re^i^ genfagi 4 cum Theil regnerisch; anhaltend* l/Värme nnd Dürre bei Nordwest und WeaU winden. Der Krankeits- Genius blieb noch' im« tner der katarrhalisch -rheumatische; die pleo* ritischen BrustalTectionen erforderten selten eünt bhitenUiehung. Sierfenfieber neigten aicb apo^

73

Ii ; so' aach WecbfieTfieber und Terttanty« letztere wichen bald. Darb eiDem Brech- r, der anilöseo^eo Methode mit Saliiiiak, nach 8 bis 12 Gran Cfaioio solphorici, •Q und Scharlach seigteo eich aalteii und

)er Barometerstand war im

» Höchster: 26" 8^^' 6 am 28sten. Niedrigster: 26 0 8 am 20sCen, Mittlerer: 26 4 7 niedrig.

t Höchster: 26^' 8'" 4 am Isten« Niedrigster: 25 3 0 am 23sten. Mittlerer! 26 ö 7 niedrig.

>, Höchster: 26" 8'" 4 am 23stem Niedrigster: 25 11 8 am SOsten. Mittlerer: 26 4 1 Her niedrigste in diese« Yierteljabre«

)er Thermomeierstand war im

Höchster: +22^2 am 29steiu Niedjigster: +7,6 am 28sten« Mittlerers +14^9 gewÖbnUclu

y Höchster: 4-20<'6 am 14ten. Niedrigsten 4-8 am 3Isten. Mittlerer: +14^ etwas za niedrig.

», Höchster: *("21<* am 5ten. Niedrigster: +4 am 23sten. Mittlerer: +12J^ gevföhnÜdb»

[)i6 Sommermonate zeichneten sich durch 9 Wärme und aobaltende Dürre aus. Ein tter war eine höchst seltene Erscheinung; [orgeu meistens ktihl; die Kächte durch- alt, bei Mord west- und Westwinden« Im k hatten wir nicht einen einzigen Kegeo» m August so wie im September nur ei- §anC| 2 halb^ 7 cum Theii regnerische | ms, 6 halb, 9 zum Theil heitere Tage, lerrschende iLraukheits* Genius war Uioili

i

J;

74

entzuDdlicb'-rheumatiscIii tbtilt gaitrlicli-bilSi mit beftoiidererNeigaog zum erretbi8ch-oenii> sen. 'VVecbselüeher kamen selten, 3Iasero oi Scharlach sehr gutartig vor; bei einem eioiign robusten , erwachsenen SaharlacbkrankeD wi ein Aderlafs noth wendig^ um die InteDiitätfa firteriellen Erregung in der sensiblen Sphit herabzusliinnien ; ein dreijähriges Kiol süi an einer Scharlachmetastase nach den Faioii' den. Die im Julius und August jährlich \k Yorkoinmende einheimische Brechrahr irufl dielsniai gar nicht beobachtet; statt denelba ©ber hiiuli^e Diarrhöe mit kongestiv- emtl»' scher Kinplindlichkeit und Reaktion derDad* Schleimhäute. Es ist bemerkenswertb, dalsW den Kurgästen in Franzensbad UDge^üboU Ivleine Gaben der Salzquelle, und selbst der s* «enhaltigen Franzensquelle beträchtliche Slnlii' 1 ^ cntUerungen bewirkten, und in Folge der lo» desten Erkaltung oder sonst eines unbedeclCB' den Diiitrehlers sogleich Diarrhoe eintrat, & r.bcr keinen biliösen, sondern mehr erretbudh nervösen Charakter zeigte. Ich bin nicht ab* geneigt zu glauben , dafs die Furcht vor 1b Cholera den Unterleib zum Centralheerd b Ileüexes jedes diätischen Krankheitsreizesmadilii indem täglich Kachrichten einliefen, dats & i:ei'ürchlete Krankheit seit den letzten Tagen to Juuius in Wien grofse Verheerungen anrichtA und gegen Ende des Augustmonats auch ii Trag schon ihren ganzen Ingrimm zeigte. || der zweiten Hälfte des Augustmonates fiogli* Xiuhr an zu herrschen und entwickelte v* unge^YÜhDliche Bösartigkeit. Ipecacuanha, &■ lomel mit Opium, Kux vomicai schleimig -oli^ und zuleisit schleimig -bittere und tonischsSli^

75 ~

tel 2eigleii sich hilfreich; doch »iod yod 29

Krank'en 7 gestorben.

Der Barometeraiand war im

Oetoher, Höchster: 26^' 9''^ 8 am 22sten« Niedrigster: 25 10 8 am 29sten» Mittlerer: 26 5 6 zu niedrig* - ^

Novhr., Höchster: 26'^ 8''' 5 am 9ten.

Niedrigster: 25 6 5 am ftten. '

Mittlerer: 26 15 sehr niedrig.

Dechr^ , Höchster : 26^' 8''^ 8 am 18ten nod 2Uten, Niedrigster: 25 5 2 am lOten. Mittlerer: 26 1 0 der niedrigste im Jahre«

Der Thermometerstand ysrar im

Ocioler, Höchster: -f*16<>y2 am 6ten uBgewöhnlidi warm* Niedrigster: ,3^2 am 3Isten. Mittlerer: +6®5 zu warm. ^

Nüvhr.i Höchster: + 8^3 am 28sten. Niedrigster: 4,5 am 2teii. Mittlerer: +1)9 gewöhnlich.

Declr»f Höchster: +7^ am 4ten angewöbnllch warm« Niedrigster: 9"5 am 31steo. Mittlerer: +l°2 zu warm«

Die WitleruDgsbeschaiFenheit war, wie es ia deo HerbstmoDaten hier gewöbDlicb der Fall ist, vorzüglich gut ; ungewöbolicbe Wärme, an- faalteod schöne, heitere Tage bei herrscbeoden Nordwest- und Westwinden. Wir hatten im Oktober 10 ganz, 6 halb, 7 zum Theil heilere Tage; im November 4 ganz, 8 halb, 6 zum Theil trüb und regnerisch mit Schneegestöber; xiur die ersten zwei Tage im November waren kalt, am 3ten trat schon wieder Regen ein, bei einer Temperatur von +2° R. , am 4teD war die Temperatur zu Blittage ^-6°, am 28stea sogar ^Ü^ R, Die Kraukheitskonstilution blieb

«Di^iiiidlicb-l^atarrbaliBcb igll^J^W'^'^S ^^^ ?'**

76

riscIi-DeiTctsea Charnkter» Keine Maiara meliri kein Scbarlach| keine Wechsel- und keine oeN YOten Fieber« Anfangs Oktober hatte ich nock 3 Ruhrkranke und einzelne Diarrhoen su behan« dein. In der Nacht yom Isten Oktober starb Antonia W. von 45 Jahren, in der Stadt, an- geblich an einer Gedärmentsiindung (?), nach einem 488tündigen Krankenlager unter Erbre* chen, Durchfall^ eigen thiimlich veränderter^ gaai heiserer Stimme^ nachdem sie an einer DiarrAof leidend, am 4ten Oktober von Prag snräckgs- kommen war, wo die Cholera eben noch be- deutend wiitbete. Da ich die Kranke nicht ge- sehen habe, kann ich meine Meinung darBbsr nicht äufsern, ob dieser Krankheitsfall nicht der erste Cholerafall in Eger gewesen sei. *— Am .8ten Oktober wurde der hiesige Stadtwandarst Hr. Büherl Bu einigen armen Kranken in dir SchüTthorrorstadt gerufen, welche theils an Diarrhöe, theils an Brechdurchfall litten. Nach« dem am 12ten von diesen Kranken 6 geslo:- ben waren , machte Hr. Büberl^ als Terpflich^ teter Todtenbeschauer hieron die amtliche An^ leeige. Durch die Ton mir als Stadtphysikuir gepflogene Unterauchung ergab sich, dafs dier engezeigte Krankheit die wahre asiatische Cho« lera sei, deren wirkliches Dasein durch die nachfolgende k. kreisamliiche Untersuchung be* stäligt , das nothige Vorhauungs - und HeilTer- fahren festgesetzt und die zweckmäfsigen poU- seilichen Maafsregeln ohne Verzug eingeleitet worden sind. Auf diese Art war de> asiatische Gast bei uns eingekehrt, ohne dafs sich durch die bisherige Wilteruugsbeschaffenheit, oder die bisher beobachtete epidemische Krankbeitskon"- stitution die Entwjckelung dieser bosea Plage genügend nacbweiien liefse.

ina Dimtolinnir äe» tUglicfacB TTTHernDgab tniufli iD Vergleich des löglicben Kran- ndei wahrend dar Dauer der Cholera vom Octobar bis . 12 Pforember 1836 möchte icht am nnrechten Orte leia, *)

ttiode.

Bwomet

Tiier- momet.

rung.

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1

J.frÖh r.Mttt J.Ah.

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Hell. Siehein

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18

22

25

B meteorologiscben ßeobaehtangen veidanke ich den ÜKen Apotheker Herrn £«rf KMtr, äer dieselben die Pnger pairiotiicb-ökeDOiiiiKlie GeieUMh*ft t JahiM aul»icline(t

T»E.

S[iinda. DMomet. Thei^ ■nomeL

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26" 7"'5 + _ 8 0 -H 8

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73

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2ti" Ü"'8 + i°.ö

+ 8,5

5+8

Trüij. Hell.

76

36

27

13

23.

2b" 8"'e + 2"

4 + 7,2

_ 7'" 8 + 7

Sädieio Hell.

77

40

27

10

24,

2b" J"'5 + 5",5

6 + 7

+7.2

l-.ük Rrgen.

78

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25.

20" 7"'8 + 7'*,5 6+10

+ 8.4

T/Üb. SEchein Hall.

70

43

29

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20.

26" ti"'8 + 7»,8

6 + 0,8

0 + 8.5

Hegen.

Hell.

Trüb.

79

43

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7

27.

26" 4"'6 + 7«,4 2 8 + 7,5 -14+7

Trüb.

90

43 43

33 34

li

28.

26" Vi + 2"

+ 3,5

-1"'6 +1

Hell. Schnee m.Ucg. Hell.

90

13

2B.

26" 0'" 0 25 11 +2,5 10 8 +1

Sachein Hell.

TtiJh.

92

43

35

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30.

25"ll'-'6 0,5

8 + 2

26 0 3 0,8

Scb^ee. S.=hein Schnee.

92

43

38

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26" 2'"6 3'2 -36 0 SO J

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92

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38

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Tif.

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Ther- momet.

Witte- rung.

1

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Kot. 1.

7 Ü. früh 10.Mitt. 5 D. Ab.

26" 6"'0 i

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Sscliein TrÜt,.

93

51

38

3.

2&' 3'"8 4 0

-0.5 + 2, + 1.2

Sclinee. ■I'iiili.

94

51

40

4.

2Ö" 1"'8 2

+ 2'',6 + ü,5 + 4

Keyeri, Heil.

Ü7

0,

41

*

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7"'4 + 4 -65+ 4.r>

Rege«.

97

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Sicliein Hell.

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97

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+ 0,5 + 2,5 + 1.&

Schnee. Sicheifi

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Sclinee.

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98

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98

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Hell. 1 S.cbein<98 Hell. 1

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55

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80 ~

Dtetef Vebenicht isa Folge ist die -Chokim bei einer ungewöhnlich warmen und gaostigeo . Herbstwitterung ausgebrochen, hat bei anhoU' tend schönen und heitern Tagen ihren Kolmi« nationspunkt erreicht, und ist bei einer feuch-^ ten, mit einigen, schnell dazwischen tretendep' und eben so bald yerschwundenen Froitlagen vermischten, regnerischen Witlerungbescbaffen« heit, und bei sehr niedrigem beinahe dem pief' drigsten Barometerstande des gansen Jahres er^ loschen. Eben so bemerkt Herr Doktor und. Professor Krombholz^ zu jener Zeit Direktor der Cholerahotpitäler in Prag, dafs daselbst in den Jahren 1831 und 1832 die Cholera in.ih«* rem Steigen und Fallen, mit den YeräDdenin« gen des Barometers, Thermometers, Hjgrome« ters, mit der Stärke und Richtung der Winde, und der übrigen WitternngsbeschaflEenheit in keinem VerhJiltnisse stand, dafs bei der an« günstigsten Witterung wenige Indiriduen in den Krankenstand zugewachsen sind, und bei günstiger WitterungsbescbaiFenheit die Zahl der Erkrankungsfalle sich täglich mehrte, und ab^ gar ihren höchten Punkt erreichte.*) Anch Ton den Aerzten auf dem flachen Lande Ton Oestreich unter der Ems wird angefahrt, daCs die WitterungftbeschaiTenfaeit wenig Einflulii auf. die Ausbrüche der Cholera zeigte, da dieselbe sowohl während der kalten, stürmischen nncl nassen, als während der heitersten warme^^ oder kalten Tage theils stattfanden, tbeils tucht erfolgten; und die einmal Torhandene Epidemie . öfters während der heitersten trocknen nnd

*) S. dessen General -Rapport über die asiatische C8io*. ledi sn Prag im Jahre 1831 tu 183% G^ 14 tf; '

-- »l

%artneo pder katten Witterung noch fer&erZo« Qjibme oder in ihrer Hohe fortbestand. *)

Mehr Einflufs als die Jahreszeit and Wit- teroDgsheschafTeoheit dürfte die Lage des Toa der Cholera befallenen StadUheils auf die Eni« etehaeg der Verbreitung der Terheerenden Seü'- che dem . Anscheine nach haben. Die Schiff- thorTorstadt, Vfo sich die Cholera zuerst und beinahe einzig und allein zeigte, liegt, iwie oben erwähnt worden^ unmittelbar am siidli-i chen Ufer des EgerflusseSi in der gröfstea der Veberschwemmung ausgesetzten Niederung^ ia einem feuchten Wiesenthaie, grofstentheils roa der ärmsten Klasse der Tagelöhner und Hand« arbeiter bewohnt, welche in niedrigen, feuchten und bib und wieder schmutzig gehaltenen Hut« ten gedrängt beisammen leben, und meistens Ton Kindern überhäuft, sowohl gegen Nahrungs* sorgen als niederdrückende Gemüthsbewegun- gen anzukämpfen^ haben. Dazu kommt der Man- gel, an nahrhafter gesunder Kost, so wie an Eweckmäfsiger warmer Bekleidung; der iia Herbst häufige Genufs von Schwämmen (Pilzen), .und schlechtem unreifen Obste; endÜch der Gebrauch des zum Kochen und Trinken bei niederem Wasserstande, wie 6s bei der ^nbal« fanden Dürre des letzten Sommers der Fall war, weniger geniefsbaren Egerfiufswassers, worauf die Bewohner dieser Vorstadt meistens beschränkt sind. Alle diese Schädlichkeiten und nachtheiligen Lokalverhältnisse sind aber nicht neu^ sind seit undenklichen Zeiten Torhanden gewesen, ohne dafs je eine bösartige Krankheit als die unmittelbare nothwendige Wirkung bie-

*} Darstellong iler Brechrohrepidemie, ton Dr. J, Jm Knolz , k.« k. Regfemngirsthe und Saoitätsreferenteiu Wien t834. S. 36»

Io)ini.LXXXIV.B.4.Sft T

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TOD beobachtet worden TvSre. Um so weniger kann die asiatische Cholera, als eine fUr .ups neoe^ in ihrem Charakter eigenthumlicbe Krank- heit dadurch bedingt werden, und ihre ToUe« nngetheilte und hinreichende Ursache kann .in diesen , seit jeher hier obwallenden Lokalitäten Verhältnissen nicht gesucht werden« Das dis- ponirende Causalmomeot, die Anlage, mochte allerdings in den angeführten Umständen Begann stignng finden; allein die äufsere^ die Gelegen- beitsursache zur wirklichen Entstehung und anm Ausbruche der eigenthülnlichen Krankheit kann nur in ' einem ebenfalls eigenthSmlichen äoliern Impuls liegen* Eine Seuche,, die in Jessore wie in Orenburg, an den Ufern des Ganges wie an den Ufern der Donau, in CalciUtta wie in Moskau, in Warschau wie in Paris, in Ber- lin wie in Wien, in Prag wie in Mönchen d. s. f. als eine und dieselbe Krankheit, mit dem- selben eigentbümlichen Charakter, mit deneel- ben pathognomonischen Symptomen eracheinf^ kann nur aus einem und demselben eigenthüm- liehen Saamen hervorkeimen, aus welchem über- all nur eine und dieselbe Frucht hervbrftpfo^ Dieser eigenthumlicbe Same diirfle nach in^- nem Dafürhalten nur ein bestimmtes i eigeiH thümliches^ wenn auch in seiner beeoBdetii Einwirkung nicht naher zu. bezeichnendes Che* leracontagium seyn. Es cheint zwar ein Wag- nifs, das Wort ,^Contagion" auszusprechen^ da so leicht mit dem Worte Contagium ein gans falscher, unrichtiger BegrüF verbunden wird, und dabei zugleich eine absolute Nothwendig- keit der Verbreitung durch Ansteckung gedacht wird. So vier triftige und seichte Gründe (üf und gegen die Ansteckungsfähigkeit der asiati- schen Cholera von Aerzten und NichtiInBteli

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vorgebracht yrordeo sind^ so kAAO d^ber, glaube ich, kein Zweifel mehr obTKalten^ dau die Ansteckung durch die Qpmittelbare Betiih* . rung det Krenken, oder der Dinge, welche mit demselben in Beriibmng waren^ nicht notliwe^ jdig erfolgt, wie diefs in Hinsicht auf das Cöo- tagium der orientalischen Pest, dea Aussatzes, der Krätze, der Lustseuche u* s. f. Stattfindet, dafs daher das Cholera Contagium an einen sichtbaren, palpabeln Stoff nicht gebunden, aUß nicht fixer Natur ist*

Bei dieser auf reine schlichte Thatsachen, wie sie sich dem unbefangenen Beobachter dar- bieten, gegründeten Ansicht, stellen sich alle Saoitatscordons, so wie alle Absperrangs- und Qnarantaine - Anstalten bei der Cholera als nutz- los und überflüssig dar, so sehr dieselben zur Abhaltung der orientalischen Pest durch unwi- derlegbare Erfahrung bewährt, und insbeson- dere in ihrer von der k. k. östreichischen Re- gierung an den Grenzen des ottomanischen Reiches musterhaft stattfindenden Anwendung mit dem sichersten Erfolge gekrönt worden sind* Abgesehen ron der Theorie, dafs zur Erzeugung eines fixen Contagiums wesentlich Entzündung gehört, welche das Wesen der asiatischen Cho- lera gewifs nicht begründet, so ist es nur zu sehr bekannt, dafs durch Beobachtung des streng- sten Pest-Reglements in dem Jahre 1831 die Cholera Ton der Haupt- und Fiesidenzstadt lYien nicht abgewendet werden konnte, wel- ches eben so wie bei der orientalischen Pest geschehen sein würde, wenn das Cholera- Conta- gium, wie jenes der Pest fixer Natur wäre. Wenn Ton Bayern und Sachsen behanptet wird, dafs in den Jahren 1831 und 1832 dieCholefn ^on diesen Ländern durch ' dSm AbsposraB|p-

~ 84 ,

«nd QaaranfBilne i^ Aofttalteb abgehatten* wotA«I| bl» lo mofa der onbefaiigaDe fieobaditer im^ mer fragen , ob in diesen Absptrningsaiulalten die einzige, zureichende Ursache der Abwen- dung dieser Seuche von Jenen Ländern mit Si- cherheit nachzuweisen sejr, nachdem es diueh unbestreitbare Erfahrung sicher gestellt ist, data fiberall, wo die Cholera hemchte^ ganse D»* strikte^ die keine Sperre und keine Contninax hatten, von derselben verschont geblieben sind. Der an Baiern und Sachsen grenzende Beeide Ton Eger und der ganze Elnbogener Kreis jg^ ben hiervon den schlagendsten Beweis» l¥ir waren hier gegen die angrenzenden Kreise B8h» mens, wo die Cholera allgemein verbreitet und zur vollendeten Epidemie entwickelt war, durch keinen Sanitätscordon geschützt^ und blieben doch von der Seuche verschont jLnck nnser Grenzverkehr mit Baiern und Sachsen war un- geachtet der Sperre im Wesentlichen gar nicht ge&tort, daher die Möglichkeit einer Verbreitung der Cholera dahin wohl vorhanden war» ohne dafs letztere doch wirklich Statt gefunden hätte« Im öegentheile trat die Cholera im Oktober und November 1836 in Eger auf; Baiem und Sachsen waren durch keine Sperr- und Qua» rantaine - Anstalten geschützt und blieben von der Seuche an unserer Grenze verschont^ indeb das asiatische Ungeheuer in der Ha^pt * nnd Residenzstadt München auftauchte^ ohne sieh über den Weg dahin, oder über den letstaft Aufenthaltsort, ob Triest, Wien oder Prag, ge« hozig legitimiren zu wollen»

Bei näherer Würdigung dieser TbatMchna wird kaum ein unbefeingener nnd gevrisaenhaf« ler Arzt an die betreffenden Behörden sein

8*

hffrfg inotlvirtei Oatachten dabio iiaiateUen« dalii Sanitäta - CordoDS und QoaraDtaine * Anttalten sur Abwehraog der Cholera DÜtKÜch oder notb- weadig ^ären , and Niemand darfte e3 rerkeii-* nen, welch grofiea Verdienst um die Menscb» heit und Wissenschaft die österreichische Me- dicinalbehorde durch die zuerst in Europa ein«« geleitete Aufbidbung des Pestreglements und AIh Schaffung aller zur Abwehrung der Cholera ba« atandenea Sperr- und Quarantaine- Anstalten eich erworben bat. ^)

Wenn sich über das Wesen des Cholera-^ Contagiums eben so wenig, als über die Qna« Jität anderer Contagien aus unmittelbaren Beob- achtungen etwas entscheiden läfst, so mochte es doch an anbefangenen Wahrnehmungen nicht fehlen , welche beweisen , dafs dasselbe sich in der Atmosphäre verbreitet, wie das Contagium des Typhus y der Masern, des Scharlachs u. s. f,^ dafs es daher flüchtiger Natur ist, und seine Ein- wirkung auf jene Individuen äufsert^ welche in die Atmosphäre des Kranken kommen, Dafs ' aber die Intensität desselben , so wie die Re- ceptiyität dafür nicht überall in einem solchen Grade vorhanden ist ^ um noth wendig die Krank- heit zu erzeugen, d^Is daher die Contagiosität der Cholera nicht so furchtbar sei, als das Pub« likum fürchtet, möchte daraus hervorgehen, dafs sich viele Menschen der Einwirkung des Contagiums aussetzen können, ohne von der Cholera ergriffen zu werden, weil sie entwe- der die gehörige Beceptlvität nicht haben, oder weil das Contagium nicht mit einer solchen Intensität auf sie einwirkt, die zureichend wäre, die Krankheit zu erzeugen« Möglicherweise

*) S. KmUs a. Vorrede u. 2M*

86 wv

kann von einem gesQiicIen Menschab eine m kräftige Reaktion dem aofgenomraeDeo Contav ginm entgegengesetzt \?erden, dar§ daastllii gleich nach der Aufnahme ivieder aDsgestofseBi oder neulralisirt nnd so zerstört wird , daCs die Krankheit nicht entstehen kann." Diefa findet gewifs in den vielen Fällen Statt , wo Geist* liehe, Aerzte, Krankenwärter und andere Sa- oitäts-IndiTiduen in der Atmosphäre von Cho* lerakranken sieb anfhaltep, nnd sogar in nü« here Berührung mit den Kranken selbst kern« men, und doch Ton der Krankheit yerschoDt bleiben. Es ist eine hekannte Thatsache, dab weit weniger Aerzte und K-rankenwärter an der Cholera als am Typbus erkrankt und gestorben sind. In Eger ist nicht ein einziger Cbplera* kranker ohne die Tröstungen der Religion, ohne ISeichte und Abendmahl gebliebeui und doch ist kein Geistlicher erkrankt. Auch die Aerzte nnd- Krankenwärter sind alle von der Krankhei|; Ter? schont geblieben. Dafs das Coniagium hier kei^ nen hohen Grad von Intensität entwickelt, und auch keine bedeutende Mittheiiung und Verbrei^ tung desselben durch die Atmosphäre Statt gefu»-. den hat^ wodurch das Contagium zu einer Eni« . demie gesteigert worden wäre , dürfte wohl 4araus zu ersehen seyn, dafs die Seuche 'bei* nahe einzig und allein auf ihren Entstehubga« ort^ die Schiffcborrorstadt^ beschränkt bliäb. dafs sie nur unter der ärmeru Volksklasse ^ welcher rermöge der im Vorhergehenden aüh. geführten Umstände eine gröfsere ReceptiTital nicht zu .verkennen seyn möchte, ihre Opfer suchte, und dierorpefimerey wohlhabende Klasse^ Ton Einwohnern ganz verschonte. Es sind fnck. in einer Familie nie mehrere' Individuen zu gleicher Zeit e/krankt^ sondern dem ersten Efi-

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knmkungsfalle folgten In längerer oder kttnerer Zwischenzeit erst die andern. Die Anzahl der Erkrankten war in der SchilFthorrorstadt « dem ursprünglichen Gholeraheerde, während der er» sten ö: Tage , vom 8ten bis 12ten Oktober nor auf 10 gestiegen^ bis 14ten waren 25 erkrankt, 3 genesen und 12 gestorben i 10^ in der Be- handlung rerblieben; darunter waren schon 2 Kranke in der Stadt selbst^ nämlich die beiden Leichen weiber^ Anna L. und Margaretha G., welche mehrere Leichname von Cholerarerstor- benen in der ScbüFthonrorstadt nach hiesigem Cißbrauche abgewaschen^ angekleidet und in r den Sarg gelegt hatten. Sie wohnten beisam- men im sogenannten Graben, nicht weit Ton der in Wallensteins Geschichte bekannten al- ten Burg, einem ziemlich hoch gelegenen Stadt-, theile, ip einer zwar kleinen, aber rein gehal- tenen Stube des Erdgeschosses« Die erstere^ 64 Jahre alt, hatte von einem am 29sten Sept« an der Herbstruhr yerstorbenen Bürger das Bett- Stroh ohne Scheu in ihr eigenes Bett genom- men, und bildete sich ein, in ihrer Furchtlo- sigkeit einen Freibrief gegen alle. Ansteckung zu haben ; sie wurde bald darauf von einer Diarrhöe befallen , welche sie ' die ganze Zeil hindurch Ternachläfsigte, verfiel am 12ten Ok- tober des Morgens um 3 Uhr in das Stadium cholericum, und fiel als Opfer desselben am 16t9n BliUags. Die Letztere, 48 Jahre alt^ ist noch im Vorbote nstadium hergestellt wor- den. Da die Vermuthung allgemein wurde, dafs diese Leichen weiber in Folge ihres Auf- enthaltes in der Atmosphäre von Gbolerakran- ken von der Krankheit ergrilTen worden wären, . so fing mau an, aus Furcht und Angst überall, über üollern im Unteileibe, fremdartige Emr

88

"V.

p&iidongea im Magen und in den 6ed8rmeB| über Scbwlodel und Eingenömmeoheit des Ko^ pfet zu klagen. Doch erkrankten in den an* gräozenden Häaiern nur Magdalena und Magdalena K. an den wirklichen Vorboten dei Cbolera. Erstere genas nach einem genomme« Den Brechmittel aus Ipecacnanha, und letztere "wurde in das Stadtspital gebracht, wo aiis am 268ten am Choteratyphoid atarb. Ihre Tochter Karoline K. ist später von der Cbolera bnfal* len worden, und wurde noch im Zeiträume der Vorboten gerettet, so wie eine Nachbarin« EvaH. In einem kleinen ^ in der Nähe der Stadtmantr, beinahe auf dem höchsten Punkte der Stadt ge- legeoea Häuschen« erkrankte am 17ten eine amie Frau, Era F., an der Cholera; obschon Miteigentbiimerin der kleinen Hütte » wohnte sie in einer Stube des Erdgeschosses gemein- achafilich mit einem Taglobner « Ehepaar , und lebte in Tuiliger Armuth auch nur rom Tage- lohne. Sie legte sich in das ärmliche Bette ih-f rer Schwester, der D* i und starb am 19ten im Stadio cholerico. Am 23sten erkrankte das in der Stube des Erdgeschosses mit der Fran F. wohnende Taglöhnerweib , Ursula R«, und starb am 26sten im Stadio einer unTolIkomi- znenen Reaction. Des Tags Torher , am 22sten9 wurde auch Karl D., der Schwager der Fran F., in dessen Stube letztere gestorben war, von den Vorboten der Cholera ergriffen^ nnd ist im Sladio opportunitatis, wo ihm die DiaiH rbüe die ineisten Beschwerden verursachte, nach 8 Ta^en genesen , während am 26sten zwei sei- ner Kinder erkrankten, ein Knabe von 12 Jah« ren , und ein Kind von anderthalb Jahren, eben* falls ein Knabe ; letzterer starb in 48 Stunden, ersUrer nach ciaezu d^eitä(i{|ren fi^ankenlageib

•«.

Am 28steq vrar^e «nch dl« Fra« den -Karl D^ nebst zwei Töchtero, , eitiom 8- uod eioeni ISjäbrigen Mädcbea toq der^ Cholera ergrifleii} die beiden Mädcbeo genasen und ^ die Mutter starb am Choleratjpboid den 3ten NoTember. Eine Verwandte , welcbe die kranke Familie ivahrend der ganzen Dauer der Seucb« bedient und gepflegt hatte, blieb gleichwohl gesund, so \?ie der Ehegatte der im Erdgeschosse der ver- storbenen Ursula R.^ dann zwei aqij^re arme . Tagelöhner,' die in demselben Erdgeschosse in ei«* .. Dem abgesonderten Stübchon wohnten, und noch ; zwei arme Frauen, welche im ersten Stockwerke in einer kleinen Kammer neben Karl D. ihre Woh- nung hatten. In dieser ärmlichen Hütte sind demnack von 14 darin wohnenden Personen , 8 von der Cholera ergriffen worden und 6 ver- schont geblieben, von den 8 Erkrankten sind 5^ gestorben 3 genesen. So sehr die Cholera ihre Herrschaft hier ausbreiten zu wollen schien, so ist aufser in dem angeführten Häuschen in der ganzen Umgebung kein Erkrankungsfall vorge« liommen. Nicht weit dsTon, am sogenannten Rotenbühl sollen noch 3 Cholerakranke gewe- sen seiuj die ich aber nicht gesehen habe, und wovon 2 gestorben sind, einer ist genesen. la demselben Stadtviertel erkrankte am 19. Okto- ber eine Tagelöhnerfrau von 48 Jahren , Ursula G., uod starb am 22sten Mittags an der Paralyse im Stadio einer unvollkommenen Reaktion« Sie hatte ihre Tochter, die in der Schiffthor- vorstadt eine der ersten Cholerakranken war, besucht, und nach dem Tode derselben den Schwiegersohn mit 2 kleinen Kindern in ihre Wohnung aufgenommen« In der nächsten Nach» barschafi starb am 20sten Oktb. Magdalena L^ die 31^ bei einem rerwandteu SläUer^ velcbur.

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am 17teii Inoneii 12 StQDden in dar ScUAIior- vorstadt ao der Cholera starb , mehrere Tage lang aufgehalten hatte ; -sie wurde am 208len Blor« gens um 3 Uhr in ihre WöfatauDg krank sih rückgebractit ; und starb bis Mittag desselben Tages, lof diesen beiden Häusern ist eben so wenig ate-in einem d6r angrenienden Bänser «in Gholerafall niebr Torgekommen. ' Allein die. Tochter der Torerwähnten Magdalena L., an den Tochsdieerer T. am Rosenbübl Terheiratbet^ hatte einige Stunden bei ihrer sterbenden Mnt» ter zugebrachty erkrankte in PcAge einer heftigen Erkältung und erlittenen Gemütbübewegung am 4ten November und starb am 12ten apoplek- tisch' im Sladio einer Hbermäfsigeo Reaktioni obschon ihr reichlich zur Ader gelassen woi^ den war. Diefs war der letzte Cholerafall in Eger. In der Schiffgasse ist schon am 19ten Oktober ein Mehlhändler, und in dem zunacbsl am Obertbore innerhalb der Stadt gelegenen Hause am 23sten Oktober ebenfalls ein Mehl^ bäodler erkrankt, Sie hatten sich beide in der Mühle des am 17ten Oktober in der Scbifflbor- Torstadt verbtorbenen Müllers auf|^ehalten , und find beide im Vorboten -Stadium gerettet wor« den, ohne dafs sich in den angrenzenden Häa<« Sern eine Spnr Ton der Cholera gezeigt hätte« In der Oberthor- und Brückentbor- Vorstadt ist Überall nur ein einziger Erkrankungsfall, und unter den zahlreichen, mitunter sehr armen Be- wofanern dieser beiden Vorstädte keine weitere Verbreitung der Seuche Torgekommen. Es ist bemerkenswerth ^ dafs unter den wohlhabenden Bürgern , unter den Beamten und Honoratioren^ 8D wie unter dem MilitciiV, nicht ein einziger Erkrankungftfäll Statt gefunden bat.i Eben so Weüig hat sich in- einem nahen oder eatfernten

- 91

des: ganzen Benrke ein Cholerakiank« zeigt. Die Bewohner Ton FranzeB&bad zur Zeit der in Eger hemclieBden Ciio- as löblicher Vorsicht ihre Ortaarmen nn- zt, für gesunde und geräumige Wohnno« »rselben gesorgt^ und der Kurort ist, so ie Umgebung, von der Seuche gans frei >en^

ei dieser der strengsten Wahrheit gemäfa

hneten Verforeitongsartder Cholera inEger,

kein Zweifel obwalten , dals hier keia

lischer Einfluls , sondern nur eine in dea

D Fällen offenbar nachzuweisende Anstek-

den Ausbruch und die Verbreitung der

cheo Seuche Teraolafste, und das sonst

beerende Uebel hier durch zweckmäfsige

einzuführende ärztlich - polizeiliche SlaTs-

sowohl y als durch WohUhätigkeits- An-

, ohne Sperre und Conluinaz, in seinem

iien unterdrückt worden ist«

ie pathognomonischen Krankheitserschei- . ), ii>it welchen die Cholera hier auftrat^ wie überall, folgende:

) Eine ganz eigenihümliche Veränderung hysiognomie (Facies cholerica), die dem rksamen Beobachter in ihrer Eigenheit so luffallty dafs es nicht nothig ist, sie oft len^ um sie alsogleich wieder zu erken- Es ist nicht das bekannte Hippokra tische it mit gespitzter Nase und zusammenge-» * tn ]Vaset)ilÜ£relD, sondern es ist der Aus-^ . des allmhhiichen oder plötzlichen Schwin- »Her Lehensiülle im matten , glanzloseo, * tiefer io seine Hohlen sich zurückzie- D, mit bleigrauen Bingen umgebenen Au* is ist das Grinsen des Xodes imlel)en<i«ii:

.— la

GMicIltd; wojarch Bchon das BagibBeii Ar Krankheit I das Stadiam imrasionia cbarakfori- atisch beeeichnet ist. Je scbneller sich diase Facies cholerica ausprägt, desto iDteosirer ist der Anfall der Cholera, desto grober die Gefahr.

2) Eine eben so charakteristisch veränderte Stimme (vox cholerica) f eine gleichsam' sin£» fen weise Abnahme derselben, mit einer eigen- thumlichen Rauhigkeit und Klanglosigkeit his za ihrem Erloschen, wodorch die allmählige, in Folge des ErgrifEensejos des Nerms sympa* thicus und ragns schon im Stadio inTaaionis beginnende Lähmung des Nerms recarrena an- gedeutet zu werden scheint. >

3) Der Durchfall und das Erbrechetim Ge- wöhnlich tritt der Durchfall friiher eiui ah das Erbrechen, und ist meistens schon im Vorbo- tenstadium Torhanden. Bei der Intasion std« len sich häufige Stnhientleerungeh ohne Leib- grimmen ein, gleichsam gub weise und wie aas einer Spritze herausgetrieben, und Ternraacben hn Mastdärme oft das Gefühl einer abgehenden warmen Flüssigkeit. Diese ist molkenartig, weifsflockig, meistens geruchlos« Daa Erbre* chen zeigt die Eigenheit, dafs es, wie hei Säug- lingen, mit dergrofsten Leichtigk'eit, ohne War- gen , gleichsam passiv , wie aus einem Schlaa- che, geschieht. Ist der SlAgen mit unrerdanten Speisen angefüllt, so werden diese erst entleert, dann folgen , wie beim Durchfalle, meistens geruchlose 9 dem Reisabsude ähnliche, oft mit eschgrauen Flocken vermischte Flüssigkeiten«

4) Krämpfe treten meistens bald nach dem Erbrechen ein. Gewöhnlich werden die Pnl»- zehen und Waden zuerst von tonischen Kram-* pfen befallen« Die Gaslrocnemii bilden oft gans

- ^8

Iiaffo KdSnle. und clfe PalSizelieii werden aiMg#k spreizt, im ersten Gliede gestreckt, io den übri* gen gebogen, die grofte Zehe steht bedeatend Ton den übrigen ab*

5) Die schnelle Ahnahme der ihierischen Wärme ist ebenfalls charakteristisch« Hände und f^iilse werden marmorkalt (Frigas chole* ricam), bei einer eigentbümlicheni blauschmutsi« gen Färbung, welche auch im kalten Gesichte sich seigt« Auch die Zunge und die ansgeatb«

xnete Luft wird eiskalt«

' « . .

6) Der Puls wird fadenartig und langsam; nnd in heftigen Fällen tritt mit dem Stadio in« yasionis schon völlige Pulslosigkeit ein«

7) Die gänzliche Unterdrückung der Urin'» etbsonderiing gehört endlich auch ubter die pa« tbognomonischen Krankheitserscheinungen, wel- che bei entwickelter Cholera nie fehlen* Es scheint, als ob die Verrichtung der Nieren, den Urin abzusondern, gänzlich aufgehoben wäre» Obschon die Kranken in dieser Hinsicht über keine besoodern Beschwerden klagen, so lis* pelte mir doch eine Kranke am dritten Tage nach eingetretener Urinverhaltnng mit der cha« rakteristischen Gholerastimme zu: ,,Wenn Sie mir nicht etwas geben , dals ich Urin lassen Icann, so mufs ich sterben." Und am nächsten Horgen war sie wirklich eine Leiche*

(Der Beschlttfs folgt.)

I

94 *-

Ueber

. Biasenkrebs und Krebs überhaupt

' Von

Dr. Bampdid,

Arzt am Hospitale za ElsUogeo«

(Ali Nacbtnig: Ell den im Mai ^ Heft 1838 dieiei JoHnnfi abgewrackten Aufsatz über Magenkrebs.)

JXerr Dr. Cammerer bat in cler sechsten Ifaiiio xner des inedic« Gorrespondenz - Blattes eioen Fall von Blasenkrebs erzählt, dessen Miltbei- luDg als Beitrag zur Kenntnifs der so seltenen Krankheit gewil's daokenswerth ist. Nnr scheint es mir 9 als ob das in der Epikrise zor FesU stelloDg der Diagnose Gesagte möglicher Weise zu einigen Irrungen föhren konnte, und ich er- laube mir daher kürzlich einige hierauf beeng« liehe Bemerkungen hier niederzulegen»

Hr. Dr. Cammerer stellt als die Hauptmo- mente der Diagnose 1) einen aulserordeiitlich grofsen , durch kein Mittel nachhaltig bezwing- baren Schmerz in der Kreuzgegend , namentiidi

ua

am UDtern Eode des Kreuzbeins | ,md anfse»- dem 2) mit Blut, Schleim, Eiter . öd^r- po]3rpq. sen Massen gemiscbten Urioi uod enctlich 3) die immer mehr zunehmende Abmagerqug. dar« Dafs Krebs mit vieler.. Wahrscheinlichkeit ' ao;enDehmen sey , wo sich diese ^athognomo* nischen Erscheinungen zasammen finden^ i$t nicht zQ bezweifeln« Wohl .aber wi^d zuwiii« len Krebs vorhanden seyn, ofioe dafs nux^ ein einziges dieser Symptome zugegen, oder we- nigstens in etwas hohem Grade da key.

Der erste und der dritte Punkt sind dieje- nigen f welche nebst der örtlichen Funktion»- Btorung^ als hier gewissennaften dem zweiten Punkt 5 bei allen nicht äußerlich erkennbaren Krebsübeln in Bezug auf die Piagoöse voran^ gestellt werden. Man konnte etwa noch als vierten die grünliche , schmutzige, ofl gefleckle Farbe der Haut, die besonders bei Uterus-Krebs sehr charakteristisch zu seyn scheint, und den Atisdruck des tiefen Leidens in den Gesichts« sügen hinzufügen, welche Erscheinungen aber, wie die ersteren^ gleichfalls bisweilen fehlen. •-— Um die Erkenntnifs und Um die Behandiong dieser Krankheit steht es gleich schlecht, wenn der Arzt immer erst auf das Eintreten jener drei Erscheinungen warten soll« Zur vollen Gewifsheit müssen wir freilich sie^ oder dit Sektion abwarten«

Es ist auffallend , dafs fast in allen noso- logischen Handbüchern der brennende Schmerz als erstes Moment des Krebses angeführt, und kaum irgend dabei angegeben ist, dafs dieser Schmerz auch nur in sehr geringem Grade vor- handen seyn, oder selbst durch die ganze Krank« lieit fehlen könne. Und doch sind die Btispielo

96 ~

UetOQ kefocfwege« fo selten« dafi avch (n el*

Der Dicht sehr starken Praxis Jeder Arzt Gele-

geoheii erhalten wird^ sich selbst daroo n

Sberzeugeo. Ich habe bereits im Mai -Heft die^

ses Journals Beispiele Ton selbst oSeoem Krebs

des Slagens und aer Brust« ohne allen Scl^meh^

durch den ganzen Verlauf der Krankheit so-

\7ohl aus meiner eigenen Erfahrung« als aa^

ahnliche Fälle ans den Beobachtungen Anderer

angeführt^ Fälle« von denen erstere sugleich

mit mir Ton so Tiden andern Aersten gesehen

■yNutdea, dab Ton Zvreifel keine Rede sejo

kann« Auch de Haen^ Idsfranc und Fernher^

.ton fandeo MageDkrebs bei Sektionen« TTOsich

im Leben keine entsprechende Erscheinong ge«

seigt hatte. Später Trerde ich einen neuen Fall

der Art miltheilen, der auch seigt« dafs diese

Schmerzlosigkeit bei rerschiedeoen Arten Toa

Magenkrebs Statt finden kann« da es in dem

früher erzählten Fall tuberkuloser Krebs Trar,

der endlich ein grofses offenes KrebsgeschTrSr

mit doppelter Perforation des Magens bildete»

in dem neueren« nuten zn'erzählendea Falle

aber Orbicularkrebs der Cardia« TTO^ich kanm

an einer kleinen Stelle leichte Gorrosion seigtew

Auch das zTreite, von Hrn. Dr. Cammerer aufgestellte pathognomoniscbe Zeichen « der Ab* gang Too Blut, Schleim, polypösen Wasser o. 8. TT.« mit dem Urin« kann zuTreilen gans feh« len « oder tritt nicht eher ein « als bis tod ii;« gend einer HoiFoung zu leistender ernstlicher Hülfe keine Rede mehr sejn kann« da die Heilung Ton offenen Krebs « zumal in der Blase, wo Urin ihn fortwährend bespShlt« TTohl nicht xa hoffen steht« Es vrird geTrifs auch in der Blase eina dem Orbikularkrebs dee Magena alin^

97

Kche DegeneralioD» ^ie dort to oft tSdfcn kSo» Den , ehe e^ our xa irgend einer Yersch wäning kommt«

Das dritte Symptom, die Abmagerang, ifird wohl in den tpälern Stadien nie fehlen^ ohgleich man auch Beispiele Ton Tod durch Krebs, noch Tor dem Eintreten grofser Abma^ gerang haben will* Aber die Abmagemng ist ein Gonstantes Symptom so yieler inneren Ue-. bely dafs es für sich allein ein za wenig siche«^ res Merkmal gewährt«

Diese' drei Ton Hrn. Dr. Cammerer enge« gebenen diagnostischen Hauptmerkmale des Bin* senkrebses sind also etwas mangelhafte Führer^' wenn es sich darum handelt^ das Uebel in ei« aer Zeit za erkennen, in der man einen Yerw snch wirklicher Heüuog machen, oder wenig- •leos längere Sistirnng der Fortschritte des üebels bewirken konnte. So wenig eine wirk« liehe Heilung des ausgebildeten Krebses za hof» fen steht, erlaube ich mir doch davoo za re« den y namentlich Ton Uebeln , die zwar noch nicht Krebs, Scirrhus im engeren Sinne des Wortes sind, die aber höchst wahrscheinlich €8 werden würden, wenn gar nichts oder ans Ififskennang unzweckmäfsige, zo reizende oder xn schwächende Mittel, Mittel die die Conge» stion yermehren, dagegen angewandt wurden« Ich habe in jenem Aufsatz einen Fall ron sol- cher Heilung, wenigstens auf längere Zeit, wo das Uebel fdr kein anderes, als für Krebs an« gesehen werden konnte, grobe Abmagerung und andere Beschwerde zugegen waren, angeführt^ und- ich kann einen ähnlichen Fall Ton begin- nendem Magenkrebs erwähnen, den ein Arzt Ton Ruf dafür hielt , nnd daher den Kcanken leiirB.LXXXiy.&A8l G

9S --

•Dcitich entKetty deo ich gleichfallt far aiiMD tolchen ansehen mufste, der nun aber durch nar« koüscbe und ähnliche Mittel, hauptsächlich dordi eisenblausaures Kali in Verbindung mit sweck- maftigem Verbalten dahin gediehen ist, dab der Kranke seit längerer Zeit sich für geaand ansieht, bei ordentlichem Leben mit Appetit und mit guter Verdauung ifst, und an Kraft und an Körper Mrieder hergestellt ist, einen Fall, dec ' »ich wenigstens Ton Neurose durch den MaiH gel aller Remission oder Periodicität und toii chronischer Entzündung durch den Mangel aa eigentlichem Schmera auf Druck hinreichend an- terschied. 'Ein Beispiel, wo swei Mal War« ^9n erschienen, die man nur für krebsartig hal- ten konnte, blau, liTid, brennend und achmer- send heifs , und immer wieder wachsend. Die erste wurde herausgeschnitten, die aweite Ter- achwand unter sweckmäfsigem Verhalten all- mählig von selbst, nachdem sie lange Zeit den Kranken beunruhigt hatte« «— Will man auch aagen, all diefs war nicht Krebs, so wird man doch allerwenigstens zugeben müssen , dala es unter unzweckmälsiger Behandlung aehr wahr- acheinlich solcher geworden wäre.

Ich weife wohl, dafs solche Uebal, wenn auch scheinbar ganz geheilt, nach längerer Zeit leicht wiederkehren, und. ich habe auch aol- cbe Fälle mehrmals erlebt. Aber ist es nicht ffir Manchen schon ein wichtiger Gewinn, nur aof ein Jahr aeinUebel sistirt zuhaben? Undgan-' atige Verhältnisse können dann auch wohl'dis Heilung permanent machen« Ich kenne eine jung» Qame , die ein halbea Jahr lang Alles auabrach^ die heftigsten Schmerzen litt, aufa äulaerats abmagerte, ungeachtet aller möglichen Mittel' die mao anwandte, deren Uebel ron mehrwen

ÖO -».

atif^zeichnet^n Aerzten offen älS'Magentbbefik kein erklärt \/vurde , und diese Dame ist ouft ' seit mehr als 1 Jahr wieder kräftiger, zieiplicb i^eiter und munter, leidet keioen Schmerz mehi^«^ und erträgt, obgleich sie noch bie nnd da bncbt!, ^ die milderen Speisen. Cheston und Osiander^; JÖerndt, Lessei und Andere berichten, dals.er itinen gelungen sey, selbst olTenen Krebs zu beii|. len. Die oft ohne Rückfall gelungene Exstirpa*;. tion von Lippenkrebs beweist, dafs es nicht iinmer eine unheilbare Cachexie ist. Man hat den Krebs in seinen Modificationen noch so WO^' nlg studirt, man findet bei den yerschiedenea^ Sectionen Ton Magenkrebs so yerschiedeherleiVer«^ anderungen des Gewebes, - sollte hierdnrcV nicht auch eine Verschiedenheit in der Bösar- tigkeit nnd Heilbarkeit bedingt seyn ? Ist einP* mal eine Heilung gelungen, so war*« nicfat^ Krebs. Man hat so lange Zeit die Tobei^f Kein der Lunge als ein unheilbares Uebel b)9«^ trachtet, gleich dem Krebs. Gegen wärtig" hehb* darf es nicht mehr der prahlerischen Anpreisung.' y, die Schwindsucht ist heilbar*' um zu wissen^* dafs selbst nicht so ganz selten Fälle ron Re-* Sorption der Tuberkelmasse oder auch Ton Ver«^ Uarbung der Höhle der Tuberkel Torkommen.' Man hatte früher eben so wenis; eine siciheM^ iagnose von Lungentuberkeln , als man aSe' jetzt noch von Krebs hat J^am der Tod , so' war's Schwindsucht, kani Hersfellong, so war's' Keine« ' So ist's noch mit dem beginnenden Scir-^; rhus« Mancher Scirrhus, besonders mancher tu«* berkulose, wie ich schon in jenem Aufsatz he^^ merkte, mag auch in Hinsicht seines Wesens' ttnd seiner Aetiologie in ^lUsrnächste Verwand^' cbaft oder selbst Identität init 'den LubgentAb'dr^'.

MB ^oilftn, «Uo Buch In Hloiichl i

btrkoit dics«D nhnlich ■ej'D.

AUo ia früher Zeit das ilrofaeade Uebel n erkeooen , inuFs unser Beilrebaii ee^n, iid<1 n sebr icli die iu vieien Fällen beatohendo toBi UomöglichlLeit daron eiosehe, glaube ich dotb« dats auch beim Blaseokreb« manche Millel bi^ weilen etwas naher zum Ziele fdhreD kuoiteilt als dia aogegebeiieii.

'Wenn eio längere Zeit foitdanerndtr pvr- maueater oder periodiichcr, auch cur leise drük- kender Scbmeri, der auf die gevrö ho lieben JUit- lel nicht Treichen ttIII, an ein solches Vthd deakeo läfst, so glaube ich, data nebst den oe- gatiTeo IveoDzcicben, d. b, , Abwesenheit Toa Spuren von Hämorrhoiden, von BbsensleiD, Ton angewachsener Slelnmnsse, Ton CeschnS- ren oder anderer Degeneration der Blas« odei Prostata, welche die Sache [lioreicbeud erklär ren könnte, «ine Untersuchung durch den Slait- darm, ein festerer Druck auf dal Perinaeum, und bei Rückenlage mit Torgebeugtem Oberleib uod aufgesogenen Schenkeln tiefer Druck vom Schien- bein abwärts eine Empfindlichkeit in der Tiefe dann wenigstens sicher Gnden laaien werden« wenn das Uebel einer etwas schnelleren Aus- bildung Busch reitet. Denn cumal ein etwai ichneller vorwärts rückender scirrböser Procefs ist immer mit einiger EDtEÜndung des Sitzes selbst, oder seiner näcbsten Umgebungen -ver- bunden. Mao kann sich davon bei den mei- sten Seclionen überzeugen, und eben so habs ich gefunden, dafa in der MapualuntersuchtiDg bei Üteruskxebs die unmittelbare Berührung der dfga&erirtap Stella, oder einiger Druck aar sia Voder beltig«ro Schmers hat-

-^ 101 *-

▼orbriogt, inrte bet Magebkrebi aach mtiit •!• Druck auf die Magengegeod« Die Ünteraucboog durcb den Mastdarm oder beim' weibl« 6a- schlecht durch die Vagina wird auch Sber TOJs haodene VerbärtUDg, Aufschwellung, meist ai- sigan Aufschlufs geben können. Selbst die An* "Wendung der Sonde mag in m^anchen Fällen cor Erkenntnlfs des Uebels Einiges beitragen kon* sen, um wenigstens zu sehen, ob eine oder dia andere Stelle der Blase besonders schmerzhaft ist und welche, von wie grofsem Umf^ng^ und ob sie besonders degenerirt, verhärtat u, ww ist und dieses am besten bei ziemlich gefulltar Blase« Auch eine vorhandene' Pulsatio abdo^ minalis oder eine durch die Vagina oder das Bpctum zu fühlende Pulsatlon wäre ein yer- •dächliges Zeichen. Bleibt man zuletzt nur nock 10 der Ungewifsheit zwischen chronischer Ent* sundung und krebsartiger Degeneration , und seigen «/sich die zweckmäfsigeo Alittel gegeo Jena ohne Erfolg, so wird man sich wohl kai* neo Fehler vorzuwerfen haben, wann man noa saina Behandlung gegen einen drohenden scir- rhosen Procefs richtet, um so weniger, als diasa Behandlung auch gegen ein anderes Uebel, das atwa' vorhanden seyn konnte, täuschende Naa- rose oder eine andere Degeneration nicht nacb- theiligi sondern nur nützlich seyn könnte.

Die Stelle des Schmerzes, wie sie B. fierr Dr* Cammerer angiebt, wird wohl nicht als ein sehr sicherer Wegweiser dienen kön- nen I da sie je nach dem Sitz des Uebels auf dem vordem oder hintern, obern oder untern Theil der Blase varüren mufs. Uebrigens scheint ar, zumal beimKrebsauf der hintern Seite, mehr .nach dam Sakralplo^us ZU| auch noch garna

~~ 102 -^

l^Dgs des Nervus ischiadicus nurzutreteo, ^ie in dem yoü Hro. Dr. Camwerer erzählteo Fall| und wie bei Uteruskrebs der gleiche Schmeri oft Bcboo sehr frühe an den beiden Trochao« iern und \on da abwärts auftritt« Brodu fuhrt dagegen in seinen Vorlesungen über die Krankheiten der Harnwerkseuge eioeo Fall Ton Blaseokrebs an, wo der Schmerz allein in den beiden Leisten und oberhalb des Schainbo- gens seinen Sitz hatte.

Ish will damit keinesweges gesagt haben, dafs in dem Ton Herrn Dr. Cammerer mit« •gelheilten Falle die Krankheit schneller su er- Jcennen gewesen wäre; es scheint ein sehr un^ ^günstiger gewesen, ziemlich schnell aufgetre- ten und rasch vorwärts geschrittea zu sejn» Oft wird man leider, wie auch hier erst n spät Tom Kranken beratheni dafs TOn Hiü^s überhaupt keine llcde mehr seyn kann«

Der neue Fall von Magenkrebs ohne Schmerz, den ich an den oben angeführten anreihen will^ ist folgender:

G. H,^ Arbeiter in einer hiesigen Tuch- fabrik, 65 Jahre alt, bekam iih Februar 1836 Ton einem andern Arzt wegen Uebelkeit und Erbrechen abführende und resolvlrende Atittel, worauf sich sein Uebel besserte. Am 13. Mai kam er in meine Behandlung. Seine einzigö Klage war, dafs er schon seit längerer Zeit Al- les, was er genicfse, ausbrechen mÜAse, ohi\^ dafs er jedoch eine Ursache seines Uebels an- geben kouiile. Seine Lebensweise war imiher ziemlich regelmafsig gewesen, er hatte an Aut- schlägen gelitten* Er war etwas abgemagert und matt. Seine Gesicht'sfaibe war gut, ziem- lich rotb| entfernt von dem eigentlichen kactaek-

103

tiscbeo Auttehea dfer KrebtkraDkeQ« 'Der PaTs nvar laogsam u6d yöII, die Zunge siemlicli •tark tfod schmutzig belegt, eioigemal selbst schwärzlich, und von dem Beleg losten sicfh von Zeit zu Zeit einzelne Stücke ab, um Deaem Ansatz Platz zu machen« Was er afs, drückte ihn nicht y machte ihm keine Schmerzen ,= aber inufste wieder heraus, ehe eine halbe Stande vorüber war. Druck auf die Magengegend brachte keinen Schmerz her ror» and lieTs auch keine Verhärtung entdecken. Nur später' zeigte sich beim Druck ganz oben an dem Schwerifort« satze, wo auch die Rippenknorpel im Auteio* andergehen einen ungewöhnlicli spitzen Wiöl kel bildeten ,' einige Empfindlichkeit. Es li^fs sich jedoch auch da, wahrscheinlich weg6n Engd des^ Raumes, nichts besonderes Hartes in dtt Tiefe ermitteln, und spater war dage^^n die ganze Parthie d^s Magens hart und brettartig anzufühlen.

Der Kranke erhielt anfangs Belladonna miC Aq» Laurocerasi , doch ohne irgend eine Ver^ änderung hervorzubringen. Zugleich wurde Brechweiusteinsalbe eingerieben, die aber nicht einmal Pusteln hervorbrachte^ und daher viel-« leicht nur ungünstig durch Resorption ins Blut auf den Magen wirkte. Früher hatte sich der Kranke schon Blasenpflaster gelegt und Abfüh*» rungsmiltel genommen, doch ohne Erfolg. leb versuchte nun Opium in Pulver, und von da an stand das Erbrechen wenigstens für das Früh- stück und das 3Iittagessen vollständig. Nur die Wassersuppe des Abends wurde Anfangs noch ausgebrochen, später indefs auch diese meist nicht mehr. Der Kranke brachte nun auf diese Weise längere Zeit in eioem sehe erträi^Ucheii

-r- 104 VT

Zattaode xa; keine Art von SchmefS, regelndU fiige y«rdAuuDg detten, was er, jedoch mk ziemlicher Mäftigkeif, zu sich nahm. Das Opiuniy wOTon er bis tu 2 Granen im Ta^e rerbraaebti^ machte ihm durcbaas keine Yerstopfang. Es blieb jedoch die Zungc^ belegt, und die Matlig* Leit und Abmagerung nahmen trots des Essens immer mehr xu. Auch das Ansselsen des Mit- tels, während einiger Tage, brachte darchaas keine Störung, und der Kranke , der io nkeiost Abwesenheit Ton einem andern Arat lofae. Rad« Talerian. mit Liq. Cornu Ceryi succin. erhieit| vertrug auch dieses gut» Endlich kam aufs Nene bäufiges Erbrechen des Genossenen , und Et* brechen von Wasser« wogegen Belladonna, Ci- cnta, Opium mit Magisterium Bismuthi nnd Opium allein, and Extr. Nucis Vomitat nna Tergeblich genommen wurden. Es zeigte sich eehr starke Pulsation in dem untern Theil der Lebergegend und von da oberwärts, nicht auf- wärts und nicht in der Magengegend» Der Kranke fiel fast plötzlich zusammen, nnd war in 4 5 Tagen nach den erneuten Anfällen eine Leichet Er starb, wie ^ es schien, rein ans Schwäche, ohne dafs irgend ein Schmerz oder eine andere Beschwerde, auch selbst in den letzten Augen« blicken, ihn geplagt hätte, am löten Juli, also xwei Monate nachdem er seine Arbeit Terla»- sen hatte und in meine Behandlung gekoofr« men war.

Die, zehn Stunden nach dem Tode nntev« nommene, Section ergab folgende Kesuliate:

1} Die Brusthöklem Die Lungen gesund, nur an der Spitze beider Lungen eine kleine Stelle ganz toU Tuberkeln, und an verschie-

deaen Stellt n Adtiäsionen } die linke Lutige «ja

^ 105 -^

ffüteni Flügel nach bioten 9tiih TheÜ Sdema« tos. Das Herz klein , aber geaaod. An dea Seminularklappen der Aorta einige nicht be* deutende Yerknöcherungen, die sich im Leben darch keine Erscheinung su erkennen gegeben hatten« In den Höhlen einige leicht angewach« •ene Poljpen, und im Herzbeutel etwa 2 Drach<» Bien Wasser.

2) Bauchhöhle. Das grofse Netz sehr aasge-, dehnt^ etwas verdickt und ganz yoll Ton Tuber-^ kein and dick angeschwollenen blauen YeneUf deren Dicke gegen die grofte Curvatur des Ma« gens am beträchtlichsten war» Der Magen er^ schien sehr klein und zusammengezogen auf ein Drittel der gewöhnlichen Gröfse. Er enthielt •ine kleine Quantität einer schwärzlich braunen Flüssigkeit^ welche Farbe ein Theil der In- nern Magenwand gleichfalls hatte. Als der ei« gentlich kranke Theil zeigte sich aber, wie ich •rwartet hatte, die Cardla, welche sehr Ter* härtet und verdickt war, wie auch eine kurze Strecke von da abwärts in den Magen herein, besonders auf der hintern Blageuwandi nicht aber aufwärts zum Oesophagus, der sogleich darüber ein ganz gesundes nicht entzündetes Aus- sehen zeigte. Es war der sogenannte Orbicu« larkrebs ohne Tuberkeln und ohne eigentliches Geschwür, der verdickte Theil war sowohl äu* berlich als auch innerlich beim Durchschnitt gröfstentheils ganz weifs, an einigen Stellen ziemlich über einen halben Zoll dick, und im Innern überall eine weifse durchscheinendeg ziem- lich weiche, zeliige oder vielmehr drüsige Sub- stanz enthaltend. Diese drüsige Substanz von i bis 2 Linien Dicke, vom übrigen ganz ver- schieden und scharf abgeschnitten, scheint der llauptsitB und di# bauptiäcbUchsts oiiganisdi«

-* 106 <-*

VerSodernng' der Krankheit g^wpsan Ea fteyni obgleich mich die Häute darain, etwas rerdi^kt .waren. Sie gliih ubgefähr eioeia sehr, grofs* inaschigen Zellgewebe, deren Zellen xait'eiDfir halbdurchftichtigea , kalb gallertartigen, halb schleimigen Lymphe gefüllt sind, war jedoch wesentlich . Terscbieden aow;ohl Ton den faseri* geo Strahlen, als auch der gallertartigen Masse anderer Krebiarteo. Sie schien nach sorgfalti- ger Untersuchung in der Muskelhaut ihren. Sks^ oder vielmehr diese verdrängt und sich an ihre Stelle gesetzt zu haben. Auch im übrigen Ma« gen war die Muskelhaut besonders Terdickf^ Aehnlich beschreibt Sommtring einen driisigteii Hing y der die Pi'Ortnerklappe unmittelbar anter der Perilonealhaut umgeben habe. Es werdeo bekanntlich von andern Schiiftstellern die Ter- achiedensten Degenerationen dieser Tbeile be« schrieben, und ich selbst hatte bei mehreren solchen Sektionen nie dieiseo weichen drüsigea Rirsg gesehen. Der dickste Theil war nicht ao der Cardia seihst, sondern etwas mehr gegea den Magen herab, an der Cardia selbst war ein« nicht grofse graue Stelle , welche geschwSrig; ansgefressen schien. Sogleich darüber der Oe^«, sophngus gesund. Abwärts gegen den Alagen und auch nach hinten zum nahen Zwergt'i^U zeigten sich lebhafte^ aber mehr hellrothe Strei«- ien , von einem andern Roth als gewöhnlich' das der EulzÜDdung. An der hintern Wand waren die Blutgefäfse sehr entwickelt.

Die Leber war klein aber gesund^ die Gal- lenblase bildete einen doppelten 9 aber oben sa* sainmenhäogenden Sack, wie ein sogenannter Zwerg^ack (Quersack), und war strotzend toII dunkelgrüner Galle. Milz und Miereu gesond« Das rancrsas gleichfalls^ Too geiuodem Aus»

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teben , aber Tiele Acioi bei gans Dormalei^F^vbe ungewöhnlich harf. Das Uebrige ge^and, Hera^ Leber, Milz und Pancreas waren etwas kleine|r ^ aU gewöhnlich. Ob wohl Folge der Abir^age- rung? Die Hirnhöhle wurde. nicht Uüler- , sucht«

Der Kranke hatte Die braniM Flnssigkeit easgebrochen , eondern nur helle speichelähn- liche und das Genossene. Die Annahtiie, dafs bei Orbicularkrebs immer jene chokoladebraunea Massen kommen , ist daher nicht überall rieh* tig. Der Ton mir iin Maiheft dieses Journals erzählte Fall, war Krebs am Pylorns, der ge^ genwärtige an der Cardia. Der Sitz scheint also auf diese Schmerzlosigkelt keinen Einflufs sa haben.

Es wird iibrigens wohl Niemand erinnerq wollen 9 dafs der gegenwärtige Fall nicht für die mögliche Schmerzlosigkeit des Krebses spreche, weil die Sektion blofs eine Verdickung und De^ generation der Häute ohne eigentliche Verschwä« rung zeigte. Wer schon mehrere Sektioneq an Krebs Verstorbener gemacht baty^weifs, dafs diese blofse Verdickung der Klappe eine ^er schlimmsten Krebsarten ist, und weit hau-* liger ohne als mit Versch wärung tödfet, auch dann tödtet, wenn sie durchaus noch nicht we« gen Enge des liagms den Durchgang der Spei* sen bindert, da auch in dem angeführten Fall der Kranke noch wenige Tage vor seinem Toda ^iel Speisen ohne alles Hindernife essen konntq* Es ist ferner bekannt, dafs diese blofse Dege« neration ohne Versch wärung oft mit den aller« heftij^sten Erscheinungen vorkommt, wie ich B. vor zwei Jahren die Sektion einer alten Frau -a SU machen Gelfegenbeil batte« wo. iU# organu» J

^ 108

seile YerKoAeroDg tina weit weniger bedeutende war, als in dem Torliegendcfta Falle, wo aber dennoch laoge Zeit fort and bis sum Tode dai beitigsle Erbrechen und die nngeheueiilea Schmerzen yorhanden waren. Auf welche Weise eigentlich diese scheiDbar sehr wenig be- deutenden Desorganisationen wirken nnd t5dteB, auch da todten« wo sie nicht einmal häufigjBS Erbrechen oder Schmerz herTorrnfeni ist achwM zu erklären. Vielleicht dadurch , dale sie durch Einwirkung auf die Nerren nnd die Häute des Blagens und dessen Sekretions- und Anfsaugnngs- apparat, diesen onfahig machen, die Speisensa irerdaueo und den Nahrangsstoff aus ihnen auf- zunehmen, den der Körper zu seiner Erhaltasg bedarf. Denn immer steigende Abmagerang mit Entkräftun;;; war in beiden, in diesem Jonmal erzählten Fällen Torausgegangen , und der Tod war ein wahrer Entkräflungstod gewesen. Ich glaube mich auch zu erinnern, dafs der letzte dieser Krankon klagte, die Speisen gingen wie halb Terdaut Ton ihm. Die Sache würde dann auch beweisen , dafs der übrige Darmkanal we- nigstens bei einem schon an sich geschwächten Körper nicht mit hinreichendem Erfolg für dea* leidenden Magen rikarüren kann*

Magenkrebs ist ein Uebel, das in unserem Thal und seinen Umgebungen keinesweges sel- ten vorkommt. Als Ursache dürfte hier wohl in Betracht kommen die grofse Menge eines zwar guten, jedoch immer ziemlich Tiel Säure enthallenden Obstmostes , der in unserer Ge- gend getrunken wird , und noch andere Getränke Ton Obst, die bei den Aermern ihn oft ersetzen iiiü&ten« Nur macht derUmstand^ dafs auch Mal- lerkrebe nicht selten ist| ohne

-^ 109 ~

herpetisctid ete« oder end^re djrskrathchd Ursa« eben glauben, dafs doch noch ein anderes nr« sächllcbes Moment yorhaoden seyn müsse, wel« thes diese Neigung zur Krebsbilduog Yeranldfst In Oberschwaben sind es bekanntlich nicht ge-* rade saure Nahrungsmittel, die den dort so bäufigen Magenkrebs heryorbfingen. Es wäre interessant zu wissen, ob in dem Lapde, wo Zähne und Magen den schwerverdaulichen Pum- pernickel rerarbeiten müssen , und fast nichts anderes, in dem theil weise armen Westphalen, die Krankheit häufig oder selten ist ; eben ao, wie es sich in den Ländern des Brannt« Treins damit verhalte. Mir ist nfcht hekannty dab die Krankheit dort besonders häufig sejr.

IIÜ

VI.

_ _

Kurze Nachrichtea

nnd

Auszüge.

1.

Idiotynhrasie gegen Feuchtigkeit lei einer BMerfamiHe,

Von

Dr» BieJiing jim.,

zu Wanderslehefi hei Ooihom

JLfie Familie Hcb Pr« W. inZ. zeichnet sieb durch grofte Neigung zn starken Blutnngcn aas, so dafs sie den Blatera wohl zugezählt werden kann. Der Vater, etwa 40 Jahr alt| phlegmatischer Constitution, leidet noch jetzt an sehr er* schöpfenden Blutungen aus dem Mastdarm und litt in tei^ ner Jugend an häuüger Kpistaxis und Hämoptoe» Kaam gelang es , diese durch die wirksamsten Mittel der Konst En unterdrücken ; einigemal wurden sie erst nach langen Ohnmächten gestillt. Sein vierjähriger Sohn kam anlangst in Lehensgefahr durch Verblutung, als ihm bei drohender Hirnentzündong sechs Blutigel an den Proc mastoid. ge- setzt wurden. Weder styptische Mittel, noch äarsereCom* pression, noch das Bilden eines Brandscborfes halfen ; erst nachdem geschabte Cbarpie in die Wunde eingedreht worden 80 dafs der Raum zwischen Knochen und Haut in der nächsten Umgebung derselben eo fest vie möglich nnsge-

111

l&ltt war, sttDcl ^0 ßtatnn^, kehrt« aWwMer, ab imiii am folgenden Tage diese Vorrichtung entfernen wollteV Sein letztgebornes Kind Terbhitetp eich aller Mittel ange^ achtet durch den Nabel»

Von dieser Familie nun mnfs als eine cbarakteristiscba Eigentbümticlikeit ihre Idiosynkrasie gegen jede Feuchtigkeit sowohl im gesunden Zustande, als TorziJgiich im kran-> ken hervorgehoben werden. Der Vater b^kam yon nas- aen Fufsbädern, die ihm bei Blutandrang nach dem Kopfa gerathen wurden, jedesmal selir heftiges Reifsen nnd was- aerige Geschwulst der Füfse; derselbe is't nur bei trocke* nem Wetter ganz wohl nnd fürchtet das fenchte, wie eine- unvermeidliche Krankheitsursache^ empfindet es sogar im. Voraus, als wäre sein Körper ein Hygrometer.

Sein Sohn, yon dem schon die Rede war, lieferte Tor korzem auch hierzu einen merkwürdigen Beitrag. Eine Spina yentosa und Caries des Mittelgelenkes am rech- ten Zeigefinger war bei dem Gebrauche yon Salben und feuchten Breiumschlägen so bedeutencf yerschlimmert wör-^ den, dafs man die Amputation des Gliedes vorschlug. Ich wurde dazu gerufen, um mein Gutachten abzugeben. Der* Finger war um das Dreifache aufgetrieben, rosenartig ent* BÜndet mit Brythrem bedeckt und aufserordentlich em- pfindlich. Mehrere Löcher führten in die Tiefe» das Ge- lenk war unbeweglich und gewahrte wenig Hoffnung znr Erhaltung. ImUebrigen war das Kinrl gesund und frei von allen Zeichen einer Cachexie. Das Uebel schien aus einer auCiern Ursache entstanden und bei jener Idiosynkrasie, wahrscheinlich durch die angewendeten Heilmittel unter- halten, nnd gesteigert worden. Ich verschob daher die Amputation, entfernte Salben und Breiumschläge, liefs den Finger blofs mit trockener Charpie verbinden und verordnete trockne Kleienumschläge. Schon am folgenden Tage verminderte sich die rothlaufartige Kntzündnng, die Anschwellung und der Schmerz des Fingers und nach vier '■ Wochen hatte sich das Glied ohne weitere Anwendung von Arzneimitteln durch die Kraft der Natur so weit gebessert, dafs nicht allein die Krhaltnng, sondern die völlige Brauch- barkeit desselben vorauszusetzen ist.

Es fragt sich nun, ob die erwähnte Idiosynkrasie auch In ähnlichen Fällen bei Blutern ist beobachtet worden, und iii welchem Zusammenhange beide Eigenheiten des Orga« nlsmas stehen? Ist das Element der Flüssigkeit und dto Praceb der VerflieOiODg in solobeo Körpern ao Sbef-

113 ^

wiegend, dalli fr auch dnrch i^elditrllgeElBntM nm m^ Cwn leicht geitwgerti und dadurch nm ao loebtar Kraafc- beiten herTorgerufen werden können?

Diese haben jedenfalla beiondere naber ni erlbncheadl Eigentbiimlicbkeiten und Terlangen nothwendig dne nna Kurmethode, da manche Mittel eben dellibalb TecMsbiedea aof diese wirken moMen , ala auf andere Kranke* Dieb gilt zunächst Ton den Blutegeln^ wie enShIt worden iit Hinsiciitlich der Aneneistoife ergab lich mir ifener, dafs das Calomel weniger gut Tertrageii wird, nnd adraa in kleiner Gabe lehr heftige Wirkungen herrorbringt. Je» Bcr Pr. IT. unterscheidet durch ein allgemeineB Uebdhe* finden sogleich^ ob eine genommene Arzenei dieaen Slof enthalt, und wird durch heftiges Erbredien gexwnngeni daa mit seiner Natur unverträgliche auszustolaen. BeideraTicT" Jährigen Sohn desselben erregte ein iriertel Gran Calone^ der alle 3 Stunden gegen Wurmbesohwarden gebraaeht werden sollte, bei den zwei erston Gaben jedeamal hefiigM Erbrechen , und nach der vierten Gabe bUitige SCoblgiiiga: und Siieichelflufs.

Wie mag sich nun dieses Mittel bei Gehiraenfsfindaag aolcher Kinder unter solchen Umstanden Terbaltaa^ weaa dieee zumal häufiger und mit besonderer Neignog -gn-Waar aererzeugnng bei Blataro auftreten sollte I 9^

2.

IN« hemfJanäg ^rankheifMcimMtifntUm ia _Wkm»

(Brieflich* Mittheiliuigen.)

W^en d. 16« MSns 1837*

Katarrbalfscb - nerrose Formen gehörten im Laufe £e-- •ea Winters zu den allgemein Terbreiteten-Leiden* Maicffa' und Varicellen waren noch im November häufig, Terliefea jedoch milde. Hartnäckiger und gefahrlicher waran dage- gen die vorkommenden Gesichtsrothläufe, zu denen neh nicht selten Delirien gesellten» Die sehr selten beoba^ teten Pnenmomeen vertrugen keine ati'eng antiphlogiatiache Behandlung, und gingen leicht in typhöse Fieber Sber, Der Typhui abdominalia gehörte noch inuner aa deo U»*

HgBjren Leiden p er begftnn oft mit einer tdieiqfyar gelfai- den Diarrhöe y oder mit pneamonischen Affectionen. Im Verlaufe desselben entstand nicht selten brandiger Deco- bitas^ da sich eine Neigang mm Brande Oberhaupt sehr itark anssprach» -^

Im December kamen anffallend viel Apoplexien besofl^* ders bei Frauen vor, Schwangere abortirten sehr häufig« Die Masern traten in den Hintergrund ^ dafür sab man oft Blattern , mitunter auch Sdiarlach von gutartigem Vertanfe^ Am gewöhnlichsten waren leichte Formen TOn Pneomoniei Pleuritis^ rheumatische Fieber und Peritonitis, besonderi ^ bd Wöchnerinnen als Febris puerperalis auftretend, und oft tödtiich endigend. Auch beobachtete man in diesem Monate viele Herzleiden«

Mit dem Eintritt der Kälte im Monat Januar kaiAeil ftnrmische Pneumonien in die Behandlnng, wo mehrere Aderlässe nothwendig waren » die Krankheit zur Entschei- dung tn bringen* Der Lippenausschlag zeigte sich oft M gutes Zeichen* Zuweilen war eino so starke Suppressio ^riom vorhanden, dafs erst nach dem dten-^'^ten Ader^ lasse die Freiheit der Circnlation hergestellt werden konnte^ Dieser entzündliche Charakter nalim jedoch schon um dicf Mitte Januar ab^ und machte rheumatischen Leiden in al« len Formen Platz* Der Typhus abdominalis kam seltener vor, während Puerperalfieber noch immer in gleicher Hau- figkeit und Heftigkeit beobachtet wurden.

Anfiängs Februar begannen die Grippeformen sich zu xeigen, die meisten catarrbösen Afiectionen waren von un- gewöhnlicher Mattigkeit, von Krämpfen in den Extremitä-^ ten und anderen krampfhaften Zufällen begleitet; der Hor- sten selbst hatte etwas spastisches^ und kam oft paroxys^ menweise« In der zweiten Hälfte dieses Monates vi'ar did^ Epidemie allgemein und verschonte nur Wenige. Wer »icbt hustete^ empfand doch ungewöhnliche Mattigkeit^ ei- nen Reiz im Halse mit Schnupfen. Solche leise Voibo- ten dauerten oft 8 und mehrere Tago, «he durch irgend •ine Veranlassung begijnstigt, die Grippe förmlich zum Ausbruch kam« Viele Menschen litten jedoch hieran^ ohne eigentlich zu erkranken. Offenbar war in der dies^ jibrigen Epidemie das Nervöse weit mehr vorwaltend, alt* io der Epidemie des Jahres 183S> man mufste selbst bei Steigerung der Krankheit zur Pneumonie, wie mir selbst ein solcher Fall vorkam, die Aderlässe zu umgehen suchen^ und örtlichen Blutentziehungen den Vorzog geben« Im GtBxen wtr^der Cbarakler der Kniikheit^ sowohl in des j

Joiirn.LXXXIV.6d.4.St. H m

J

114

Hitnrxrk'n-t f.U ^n ier Prlrfttprarn g:B«arii& «Ma wich ei- fifi: ^i«:. .t-r Rs'pi.a nn^ einfachen diapnoiscben Mil- :*.;: . :\ri ' r! :«f »^f trtftr PLthtsikern grofse Verheernn- frvt M fi:-: : ^ t.t. ^ir^en surbfn plüczÜch an Luih f 1. i : ■: . r: ; f M'Tiirr.i waren vÜSrend dieses Mnaates n- •.- •:: '. .'». f-s.":.. f f.:« '"i^r jongen Leoten ongewobn- «i.i :;.:.: ..-.. 5.:-: £"-.*•:? Krankheiten endeten oft n' r.- .! Of-tTvl:: ^ ist c:e K^ädemie stark im

;. !'.: .fr. L.:r. c;*'>eZeic bei iine gewüiin- r.' ^:;..::::*flen Leiden klagt alle t ü : ; ; I. -. : .. - c Aj'peiiilosigkeii. Acch \ :• . . .-..j: :t.:a:::ct. Gestern den I4teB

IT : "• . :; .:' *.r .15 i-el uns seltene PLanonsea

1- » * «.« Kt :?. «r «::» 1 niedrere Tage vorher, i- V .•.:».•:' ~ iis >^£:ier ;-f 17® R. in der s... f" '.: f. y.-'K : i.; ;e Ar: .:-.v«iilsi'Jrme. DasBj- >:.. ?:: r. *: : 5 T&utn tast linTerandert anf t^ : '*• '•• r' .* i i:.s. M."^. ScLliefsUch mui» v? : .• :*. .. ^."^ f.r;: :r. n:c:re:.i Briefe t. 5. Juii Is^Ö » .-4 •• .- : N. 5 .":.rT. i. 7:. Hi;.£. Bd. LXXXII, s. :• N .... -■ il : .5 .'r ^f.-.fiker, ci.s sich diesein r .* . ..X.- '.v. .c ;-.':...? NicLi.:Li silr s^^tcr oIi anrieh-

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v:en e. CS. April 18^7.

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V •..-.: : :.. - ?: ..: s-.l ^-j Mirz eintrat, schien

* ; . - •■ f V-- : ^.*r Nf -*:r. s:.!i;Len za wollen^

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.* •* .:**.:- K:r:iiie kiTi. scMep-'te sieb

^..- •* .•.•:•; : ..5 ci :-. Hü::r.»: erregten diese

. . * -- .»i.5 :: !:::'rs:*-htT.xirn Krsclieincngen

. -• . : >••.??. .-;.- j- Fr-5ilei.ien geneigt

.... ,• ':•;<.-•.:- 5$f. r'a !:e. r.:::.:l*eacl:er. oft in y' » * . , ,r- . "k^ :• i :*.: r.'.r n:r!.rere solche Faiie

"t. » * » < *• ". *i" \*^^»". "•?"•-"»•> ainrl

^' : ;..*.• .-^ ^i*:::* .::o G::i:e a:ch diesmal alle

^ ' .' y-'i. Vi::. i.-5 ;:;". reiargcn ScLijnimer, nnd

* ^ ..->:--:"::::.:: auf ItrjiLrie Personen, So » . i : ' '. .' -fr iv-.srkeT. einem hvben Siebziger,

t . .tf '?.:.. i.-r r.: le'..i«:;gen an, Ton deren Be-

. ... . ; >s*r 3J Jahren .^zrch Bcugies hefreit worden«

% « '.zä,tt So»»iihriger Grt»is entleert alle 6 bis 6 Tage

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jTiaadswelie B|ot nxH dem Urin ohn« lonitige Beftcbwerdehi ein Zustand, der sonst jahrelange Pausen gemacht hat. Sehr häufig mahnten yeraltete Rheumatismen and Gicht- beschwerden selbst Jene, die sich kaum mehr erinnern konnten^ einst davon gequält worden zn seyn; rassische Bäder erwiesen sich in dergleichen Fällen, wo sonst keine Contraindikationen vorhanden waren ^ sehr hilfreich.

Charakteristisch in dieser letzten Grippe, welche seil Anfang April aufgehört hat, epidemisch zu herrschen^ ist der nervöse Charakter. Viele meiner Collegen bestätigtet! die Bemerkung, dafs in dieser Epidemie weit seltener die Anzeige zn Blutegeln sich ergab, als in der vom Jahre 183^ dafs die Hustenanfälle oft typisch eintraten^ weshalb Pulv. Doweri in refracta dosi oder Chinin mit Hyoscyam* recht nützlich waren.

Obschon ^die Grippe ans nun verlassen, daaerte dooh Im Laufe des ganzen Monates, dessen Witterung bisher ungewöhnlich kühl, feucht und stürmisch war, die Rich- tnng aller krankheitericgenden Einüüsse gegen das Bron- chiaisystem auf eine wahrhaft anfiallende Weise fort, se dafs jede durch Verkühlung entstandene catarrhöse Affek- tion in einen' mehr oder weniger heftigen Bronchialhusteft -übergeht, und bei Kindern kommen aus demselben Grunde Bräunen häutig vor. Aufserdem sind Rheumatismen an der Tagesordnung, namentlich ist es Lumbago und Ischiai rheumatic;i, welche man oft in die Behandlung bekommt» Beine Entzündungen gehören zu den grofsen Seltenheiten, dagegen erliegen viele Wöchnerinnen noch immer der Pe- ritonitis puerperaÜs. Von Exanthemen , deren überhaupt 'wenige beobachtet werden, sind blofs einzelne tödtlicbe Fälle von Scarlatina magna bekannt, auch sah man im ellgemeinen Krankenhause den seltenen Fall einer Soarla- tioa mit Icterus. Von Cholera wissen wir gottloh gar nichts; der Typhus abdominalis hat bedeutend ^';genom- inen. Dagegen fangt der intermittirende Charakter an sidi immer reiner auszubilden, und viele chronische Leiden nehmen das Gepräge desselben an. Ich behandle eine Cardialgie, wobei Schmerz im Magen, vorzüglich beim Druck auf denselben , Aufstofsen^ belegte Zunge, Anorexia und allgemeine Mattigkeit vorhanden sind, welche Symptome iiber den dritten Tag merklich zunehmen^ und einen fast ganz freien zwischen sich haben. An Chinin wagte ich anfangs gar nicht zu denken, sondern liei's Blutegel und Cataplasmata ad Epigastrium anwenden, Cremor tartari c. Lepid. Cancron mit Aq» Rub. Id« innerlich nehmen. Ich

f «rfuhr ftuf dieM Welse , bd itrencar DiSl ^ drd Wodm lang mit geringem Kr folg. Aach Magüterinm Biimuthi leiiteta niditt, ent Chinin mit Hyoicyam.« das aeit eini- gen Tagen gehraiidit wird^ bewirkt eine entachiedenQ Bea-r aerung. Mitgetheilt wurde mir die Geacbiclite mm merkwürdigen Kranken , welcher an allgemeiner Waaser- aucht littt und wo typiscli, zd gewissen Zeiten die 6e-» schwulst der Kxtreinitäte'n sich minderte, dagegen im glei- dien Verhältnils Zulalle Ton Hydrooephalua und Hydrotbo- rax hervortraten, aber nur periodisch, -^ In den letatea Tagen beobaditete man mehrere reine Tertianfieber, dio achnelt qnd glücklich mit CLinin gehoben wurden.

Als eine sehr miisUcbe Compucation zeigt aidi grolso Neigung der Säfte besonders des Blutes anr Verfliisaigang und Auflösung^ daher kommen Sputa crqenta, lorida« crocea bei Brustleidenden ungewöhnlich häufig zqm Vor- achein; ohne alle Veranlassung entsteht bei den yerschie« jdensten Kran klieitsi allen Haemoptoe, das ausgehustete Blat ist schwarz wie bei Scorbutischen. Scorbut tritt überhaupt KU vielen chronischen Krankheiten hinzu /und aufiiert sich last immer auf der Haut in Form von Flecken , von mehr oder weniger grofsem Umfange. Vorzüglich nnterliegea Kranke von atrabiliüser Constitution diefier Art Haenioptoe, die sich manchmal bis zur putriden Lnngenfaule ateigert» daher mau auch bei solchem' Bluthusten den Cortex mMr unter mit Gluck anwendet«

Natürlich ist diese Zeit den Pbthisikern bSdist ge- fährlich, und die grofse Mortalität entspringt vorzugUch aus der grofsen Zahl der an Phthi^is Verstorbenen, Im Allgemeinen stellt sich für dieses erste Quartal das Ver- bältnii's der Mortalität auf 1 zu 10, indem von 10,153 im Hospital Behandelten ^60 genesen und 1019 gestorben aind. Noch mufs ich erwähnen, dafs der pulsus tardua bei KntTiyndungen jetzt ungewöhnlich oft beobachtet vrird. Mir ist im Laufe dieses Monates eine heftige Pleuritia vor- gekommen, wo der Puls, so wie Ctisen eintraten, an! 40 berabiiank und die übrige Zeit hindurch so blieb; eine Bronchitis bei einem zarten reizbaren Mädchen mit 60 Pulsschlägen, und eben jetzt behandle ich eine Anfdnala^ ryngea^ wo sich der Puls ebenfalls nicht über 60 hebt. Die ersten zwei sind vollkommen genesen, im letzteren Falle erfolgen dieCrisen reichlich durch Urin und Schwöbt

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Monatlicher BericM

ilher den Gumdheitii^miandy Gehurten und Tode$fiiUevonBer1mi

Mitgetheilt

den Akten der Hufeland'' s^hen med, chirurg, GeselUchaft^ Mit der dazu gehörigen Wittertmgi - Tabelle^

Aprih Ceber die IVitternng yerw^is^n wir »uf die beigefügte Tafelr

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£• worden geboren; 323 Knaben,

337 Mädchen;

660 Kinder, starben; 197 männlichen,

153 weiblichen Geschlechts ^beff und 296 Kinder unter 10 Jahren.

646 FensoneUf Mehr geboren 14, 'Im April des vergangenen Jahres warden geboren; 433 Knaben, 385 Madchen,

818 Kinder. Es starben; 155 männlichen,

140 weiblichen Geschlechts ober| und 302 Kinder nnter 10 Jahren,

597 Personen, l^ehr geboren 221.

Im VerhäUnifs zum Monat April yorigen Jahi'es, war- den im April dieses Jahres weniger geboren 158 ^ und ■tarben mehr 49«

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Der rheqmatisch - catarrhalische Charakter der Krank- heiten blieb aacb in diesem Monate der herrschende; die Inspirations- Organe wurden besonders ergriffen, und wa- ren Kntzundnngen derselben nicht selten. Die im yergan- genen Monate yorgekominenen rosenartigen Ausschläge, nah- men in diesem Monate eine andere Form an , indem sie äwischtQ Hasen nnd Rötbein in «tthtn lobienMif mel^

■laii* obna alle nrfaerbewexDngeii ind »nimm BaMh«> den DAcL wenigon Tagen lencbmndn. Pocim viii4m noch irninEr beoNacliIet, et itarliaa dann 5 fefwaen U- tcr denen iä» Krwaduener, '

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Die BiJilioihik der firnkl. BeShmAe, April 1837 eotftifflt Tf, Stoket, iJitr die Heiiatig der innirm KranÜeUtHt

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I Dr. Fr. Behrettd,

J, KOchlin, von den Vfirhingeii der geliraucMichaa Me- iaile, rfcni Knpfersnlmink mid ander« Kupferpräparaten.

Bettkmdlge MengeUngen door 3: F. Kern.

J, O »hörne on drapiiet u/ith eupprcued ptnpiraHon imi toagiiJaMe un'ne.

Jtf. A. Uttna, de Innica humorit aijnei»

Aindentische Schriften der Untvertität sm

JB. Gtitl. i

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»neberg, de Meuryamate aortae tAoraeieott

Mit dieteln Stuck ynri Kugtgehtn : fiibliothek Att I*. ä. Octbr., Noybr., Decbr,, enthallend: Wistenseltafl-. Jicke Ütbertiä4 der geiammten ntedicinitch'ihintrgitdem lAlmiHw da Jakret ia^. EtnnddariaugBHit«: tU9

120

Schriften, und das Wesentlidio mich'dea fmddediUR Fächern in folgender Ordnung:

/. Heilhimle im Änffenieinen»

IL Die einzelnen Fächer der MeOkmidt»

1) Anatomie»

2) Zoochemie*

3) Phißsioloffie. "^

4) Diaetetih und roTkiorsnetktmde. *'

5) Paiholoffie»

6) Semiotik und Din^nostßl,

7) Alhfemeine Therapie, 8 Specielle Therapie.

9) Arzneimittellehre^ Phamuicologit ^ Förmuian mti

Toancoloyie.

10) Chu^truie, Augenheilkunde und OehMnratMelün»

11) GebwtsJuilfe, Frauenzimmer- «• KinderkraMelien^

12) Gerichtliche Arzneikunde,

13) Jlfecltsinüc/^ PoZiset^ AMfjsimil- OnimM!^ mhI

Krieysarzneikunde» Verzetchnifs der /Schriften vom Jalhre 1^35 ^ mtf wMii

sich die in vorstehender vnasensdutßlicher ~~ ~

befindlichen Zahlen beziehen. Recensirte utid angezeigte Bücher iM 7iiten Bandtg Namenregister desselben. Sachregister desselben»

Anzeige nn die Herren Mitarbeiter des Joumali md der BibJioikdu

Sämmtliche Honorare für die Beitnige des letzt- Terflossenen Jahres sind in dieser Ostennesse dnrck die Reimer'' sehe BucLhandLung berichtigt. Sollte einer .der, geehrten Herren Mitarbeiter sein Honorar nicht erhalten haben > so ersuche ich ihn ergebenste, solches yor Ende dieses Jahres mir anzuzeigen , da spätere Reklamationen* niolit angenommen werden* Stillschweigen wird 9h Qait-^ tong angenommen. ' .

tJebrigens ernedere ich dringend die Bittet mir alle' Beiträge mit Bnchhändlergelegenheif, oder mit der fah- renden Post portofrei zuzusenden.

Diejenigen geehrten Herrn Mitarbeiter » welche das Honorar gleich nach dem Abdruck ihrer Abhandlungen ' erhalten wiinschenj werden gebeten es geÜIUgst der Re« daotion anzofeeigen» « O.

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C. W. Hufeland's

Jo nr n a 1

der

Fetischen Heilkunde,

Fottgesetzt

TOD

Dr. E. Osann,

» tirofessör der Medicin an derUiuvenitainn^der med« Academie far das Militair zu Berlin y Director des Instituts, Ritter des rothen Adler- Ordens dritter imd Mitglied mehrerer gelehrten GeseUsehaften*

■.■*»

OrtMy Freimd, ist alle Theorie, Doch grwi des Lehens goldner Baum,

Göihe.

V. Stück. Mai.

Berlin.

Gednickt und verlegt bei G. Reimer.

I.

Der LebensproceiGs

des

Pf ort adersystems

in Beziehang'

äaf die sogeDaoDteD Stockangen des Blute

im Uoterleibe.

»

Vom

Professor Dr. C. H. Schultz«

CYorgetragen d. 20. Janaar 1837 in der Hnfelanclc.ined« dli rurg« Gesellschaft za Berlin.)

lu« H. Im Torigen Jahre hatte ich die Ehret Ihnen meine chemischen und qualitativen Uo» tersuchungen über das Pfortaderblut Torzutra- gen. Auf diese und meine weiteren in der Ton der Konigl. Akademie der Wissenschaften za Paris mit dem grofsen Preise beehrten Schrift über Circulation enthaltenen Untersnchungen über die lebendigen Bestandtheile des Blntes ge- stutzt^ will ich nun versuchen die Lebensthätig- keiten des Pfortaderblutes näher zu betrachten. Die Resultate dieser Untersachungen häogeD

A2

innior niif. ineineD Deuen Bcobachtangen ubei I itn die Bluthläscben zasommeu, indem sie es tot- I ^'rjr zü^llch sind^ dereo eigenthiimliche VerhälloiM 1 Rdt in dem Lehensprocefs des Pfortadersystems vilm wirken, und ich inufs mir daher, bevor ich a 1 («r i dem besotideren Ziel übergehe , einige oüi- 1 teeo ternde Anmerkungen zu der Lehre Tonfaliifir Blutbläscben überhaupt erlauben, Torzügliclmi 1 sei'yü mich \or Mifsverstandnissen zu bewahreOi M 1 {til o denen man falsche Folgerungen gegen dm* 1 äfac Ansichten ziehen könnte. Dies scheint nirtf kh\

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dieser

SO nothwendiger, als noch ganz nenerlicb* berühmter Arzt und Naturforscher, CaniSt^ Gelegenheil einer sonst sehr anerkenoendeiv cension meiner Schrift in den Jahrbücben* wissensrhafl liehe Kritik, für welche ick 4> Herrn Vf. nur aufrichtig danken kann, auMp eben zu dürfen geglaubt hat, dafs incinsL» Ton den Blutbläschen so leicht zu ividditli sey^ dafs ich sie selbst aufgeben wurde. ^ Aeufserung eines von mir selbst so hod> P* achteten Forschers könnte ohne Prüfaig ^ zu weiteren irrigen Ansichten führen, i^ ich ohne Schwierigkeil werde rorbeugcD l^l nen, indem ich darauf aufmerksam inacbe,ttl ■>«( sie auf oü'enbaren Mifsverständnissen bembl,B'| e(k dem man meinen Untersuchungen eibe p> unrichtige Deutung gegeben und mir AnacMll ^ untergelegt hat, die ich nie gehabt habe, w| ^ welche freilich unrichtig oder vielmehr noiDitl >

Slich seyn würden. Diese mir untergelegte A^* ^ sieht ist die^ dafs die Blutbläschen gewöhobii Luftbläscheu seyen, wie die Seifenblasen, 1> Bierschaum und ähnliche durch mechaniscVi Mengen der Luft mit Flüssigkeiten gebiUkk Blasen. Zu dieser irrigen Vorstellang hatoSei' bar blufs die Benennung Biutbläschen gefuW

denn ron Seifenblasen und anderen Scbaum- blasen habe ich freilich die Blutbläschen immer recht gut unterscheiden können, und es i^are eine Kleinigkeit gewesen^ die Unterschiede bei- der in meiner Schrift ausführlich anzugeben, vrenn ich hätte vermuthen können , dafs der Ausdruck Blutbläscheu zu so fremdartigen Vor- slelJungen ^ürde führen können. Vielmehr geht au» der ganzen, so yieUeitigen and man- nichfacben von mir gegebenen Betrachtung der Blutbläschen hinreichend hervor, dafa ich die Blutbläschen als zusammengesetzte Organe des Bluts betrachte und nicht als einfache Schaumblasen, nach ivelcher Ansicht ja das ganze Blut ein mechanisch gebildeter Schaum seyn müfste. Ich habe die Blutbläschen als Bläschen mit eigenthümlicher Organisation dar- gestellt und die allmählige Ausbildung und Ent- "Wickelung dieses organischen Baues durch so vielfältige und ganz neue Beobachtungen er- wiesen, dafs man schon in dieser Entwicke«« lungsgeschichte den Unterschied von Schaum- blasen (die auf ganz andere Art entstehen) wird finden können. Nirgends habe ich die Blut- bläschen mit den rein mechanisch gebildeten Schaumbläschen verwechselt , oder auch nur verglichen. Ich habe die Blutbläschen ResfU rationsorgane des Bluts genannt^ in dem wei- teren Sinne nämlich , dafs die Respiration eio höherer Assimilitationsprocefs ist, wodurch sieb vollendetes Blut aus dem Chylus bildet, und zwar durch Mitwirkung der' von den Blutbläs- chen absorbirten Luft, wodurch ihre Kerne all- mählig in Plasma aufgelöst und metamorpho- sirt werden, wie ich in dem Kapitel über Bil- düng des Plasma gezeigt habe. Ich hätte sie ebenfalis^ ia.eineia andern Skiia Blutbildaogs*

- 0 -

Organe nenneii lönDen, weO der Bciplratk» procefs der Blatbläschen Torzäglich daiFlatM bildet y \?ie ich dargethan habe. Und M eioe 80 ausführliche Darstellung aller üeff Verhältnisse sollte ich glauben, miifste dieV» Stellung, dafs ich die Blutbläseben für incdi* nisch gebildete Scbaumblasen hätte ans^ \v ollen, unmöglich seyn , indem es sehr wiU eigenthümlich organisirte Blasen geben kn^ die Luft enthalten , ohne dafs sie deshalb id Seifenblasen und Bierscbaum zu idestilä* Trären.

Nun aber sind allerdings die BlotblÜKlB v^irklicbe organisirte Blasen^ wie ich gegeo« bisherigen Ansichten, nach welchen es feste i> ErnähruDg dienende Körper, sogenannte Bliwj gelchen seyn sollten, bewiesen habe. ^^ keine feste Kugeln, sondern hohle BlaseD, «(^ che durch den Respiration sprocefs (mag er *> ^^ durch Lungen, Kiemen oder Haut ausfe» I uii. werden) die Luft absorbiren, in ihrem h"** , aufbewahren und zur Verarbeitung und ä*' I •'^^i morphose ihrer Kerne verwenden, undcj^p^*! Hüllen alternirend mit dem üebertritt dei W I H in das peripherische System der Luogeo "f I Wer

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wieder in das peripherische System dei ^^ pers eben so verändert werden ^ als die K^ I . duen des Respirationsprocesses von ihnen «^ I ^. genommen, oder diese ausgeschieden uodfiiii' I Luft von ihnen absorbirt wird. Alles **** I "^^ ist durch so bestimmte und ausfuhrlicbe lo^ 1 ^ suchungen in meiner Schrift über das Cvv^ | tionssystem dargelegt, dafs ich die HoiM habe ; eine nähere Bekanntschaft mit aUeDU** zelnheiten der Untersuchung, werde irrll»^ | | liehe Auffassungen später von selbst retb^^

I

Wo, wie darch die UntenachnDgen über die Blutbläschen, eine so durchgreifende Verände- rung aller früheren Vorstellungen über diesel- ben Theile (die sogenannten Bluikügelchen) ge- boten wird, ist es fast nicht zu erwarten, dals in der neuen Darstellung bis ins Einzelnste sor gleich Alles richtig aufgefabt werde, um so mehr, als eine ganze Reihe neuer Einsichten über die wahre lebendige Bedeutung der Ter* schiedenen organischen Theile des Bluts, über den lebendigen Zweck und die yerschiedenea LebensYerhältnisse des Plasma und der Bliit« bläschen sich eröffnet, woran man bisher nicht einmal hatte denken können« Indessen hängen die Terschiedenen einzelnen Erscheinungen so organisch* innig zusammen, dafs, sobald man sich über die alten Vorurtheile Ton den Blut*

kügelchen wird fortgesetzt haben, man auch diese Einzelnheiteo richtig würdigen wird , wäh* rend die Erkenntnifs der LebensYerhältnisse der Blutbläschen auch eine durchgreifende bisher ungeahnte Beziehung auf die pathologischen Ver- änderungen zum Bedurfnifs machen wird. Ob die Luft in den Bluibläschen beständig in un- Terändert luftförmigem Zustande, oder ganz oder theilweise gebunden enthalten ist, ist eine andere Frage, die in Bezug auf die allgemeine Bedeutung der Bläschen ziemlich gleichgültig ist, denn die blasenartige organische Struktur bleibt in beiden Fällen immer dieselbe; doch ist bei den nnendlich feinen Uebergängen zwi« sehen gasförmiger und flüssig tropfbarer Form eine Veränderung leicht möglich, und diese wird sogar durch die Wechselwirkung der Lufl mit den zu metamorphosirenden inneren Thei- len der Bläschen noth wendig, so dafs die we- sentliche Natur der Bläschen eich dadorch gar

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nicht ändert ^ itit» die von ibnen im Re^in- lionsprocefs absorbirte Luit, Yfenn aacb m allmäblig, ganz oder iheilweise gebunden «irl Aber das allgeineine Gesetz steht fest: Jk Blutbläschen sind die wahren Respiralionm' gane^ denn sie allein sind diejeni^m M; welche beim Athemholen mit der Luft wirsÄ- ielbar in Wechselwirlcung treten^ ditFemif rung der Blutfarbe bei der Respiration grffal- lein von ihnen aus j nur sie absurbiren du 14t und alle weiteren TFirlcungen der Respir(^ sind erst durch die Bläschen vermitteheid Iceine unmittelbaren ; daher auch die Entwkb luDg der Bläschen mit der Entwickeluo^^ KespiratioDSorgnoe im Embryo erst befiut, Störungen der llespiration immer zuoäcbitTff* änderungen iu den Bläschen erzeugen o. }• v*

Dieses yon mir auf das EotschiedensUtf* Wicsene Factum wäre allein hioreicheDdi « ihnen von mir gegebene Bedeutung lu ftäif fertigen , wie mancherlei (auch von mir ao^ deutete) Modifikationen derselben auch io iki Terscbiedenen Thierklassen vorkommeo müft^

Die eigenthiimlichen durch die besooloo Lebensverhältnisse bedingten VerhältDiitt v Blutbläschen im Pfortaderblut sind ei nun, Hv* che uns auch hier eine nähere Einsicht in v Zustände dieses wichtigen Systems gestatten Im Pfortadersystem findet ein KiickbildtBp' procefs der Blutbläschen , wie in dem Ly0{^ drüsen System (wozu auch Thymus, SchilddrÄ Dlilz gehören) ihr Bildungsprocefs Statt. ^^ die liüUenbildung der Blutbläschen imLyin|^ drüsensystem beginnt und auf der ersten (Kein*^ Stufe der Entwickelung sich £eigt, wogeftt

die KerubilduDg hier noch im Vebergewic^

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erseheint; so finden wir umgekebrl im Pforf- adersystem die Hiillenbildung der Bläschen im anderen Extrem überwiegend und auf der höch- sten Stufe, wogegen die Kernbildung bis zum Verschwinden absorbirt ist. Da die Blutbläs- chen nur so lange fähig sind , mit Hülfe der absorbirten oder respirirleo Luft plasmabildend zu wirken, als sie die Kernsubstanz entha(leD| so haben sie in diesem Zustande das Ziel ih- res Lebenskreises durchlaufen , sie sind für fe- ilen Zweck yerbraucht und enthalten in ihrer Hüllensubstanz nur die Residuen ihres Lebens- processes (in Form verkohlten Farbstoffes) und zwar in einem solchen Uebergewicht, dafs ihrö Lebepsthätigkeit darin erstickt^ die Fähigkeit Sauerstoffgas respmrend zu absorbiren abnimmt» und sie auf dem Uebergange^ AuswurfsstolF zu werden^ nur noch dazu dienen können, ein Produkt von überwiegend chemischer Katur, die Galle abzuscheiden. Die Blulbläschen ent- stehen mit überwiegender Kernsubstanz; sie werden mit überwiegender Hüllensubstanz auf« gelöst« Die verbrauchten mit überwiegender Hüllensubstanz yersehenen Bläschen sammeln sich in vorwaltender Menge im Pfortadersystem an, durch ihre gröfsere specifische Schwere, wo* durch sie bei der langsamen Bewegung des Pfortaderbluts in der klappenlosen Pfortader sich theilweise aus dem Plasma absetzen , das mehr die leichteren mit Uebergewicht der Kernsub« stanz versehenen Bläschen weiterführt. Dieses Verhältnifs scheint das Mittel zu seyn, wodurch die Natur in der Pfortader den überwiegend venösen Zustand des Bluts hervorbringt, indem sie aus der allgemeinen Blntmasse die verbrauch« ten Bläschen an einer bestimmten Stelleabsoiw dert. Die liigeothömlicbkeit des Pforladersf^

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Sterns erhält nar ihre AuflLlämog durch ffie keDotniPs der BläschenDatur und die damit sammeohh'Dgende wahre Bedeatoog der 1 bläschen überhaupt, und nach den älteres 1 Stellungen über die sogeoanDten BlatJ^ageli bat man nicht die entfernteste Idee tob sen TielseitigeD inneren Lebensferhältoi haben können« Alle jene ErscbeinuDgeD I pfen sich allein an die Wahrheit, dab die genannten Blutkügelcheo keine Kügelcbeo, dern Luft absorbirende und Laft epthalb Bläschen von so zusammengesetzter Orga tion sind , als ich sie in meinem Sjstem Cirkulation durch Beschreibungen uod il düngen aller ihrer Verhältnisse erläutert I und ich bcibe nicht umhin gekonnt, aofi Katur und Bedeutung der Blascbeo im A meinen zurückzukommen, weil ihr besoflJ Verhall nifs im Pfortadersystem eine blofM tamorpbose ihrer allgemeinen Orgaoisaii Verhältnisse überhaupt ist, und weil diel des Pfortadersystems nicht zu begreifen isi lange die Beschaffenheit der Blutbläschen i erkannt ist. Weit gefehlt also, dafi ei« scheinbare Widersprüche die Bläscbenoatai den Luftgehalt der Blut bläschen widerlegen ten , kömmt es nur darauf an^ ihre Bedei nicht durch falsche Analogieen der Blutbli und der Schaumbläschen mifszuversteben sich -dann ergiebt, dafs gerade in der Erl nifs der Bläschennatur der Schlüssel znis Ständnifs eines Beichthums von Erscbeio liegt, über die man nach der Blutkügel Theorie nur verworrene Vorstellungen konnte.

Ehe ich nun zur Betrachtung der deren Lebensverhältnisse das Pforladeia;

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übergehe , ivill ich mir nur noch die Bemer-« kung erlauben y dafs dieses System nicht abso^ iuty sondern nur relativ Ton dem übrigen Ve-' nensystem abgeschlossen ist^ und dafs die cha- rakteristischen Eigenheiten des Pfortaderbluts, im Ganzen betrachtet nur relative auf einem Terschiedenen , oft blofs quantitativen , Yer* hältnifs der Theile beruhende Unterschiede dar- bieten, die im Kleinen und an den einzelnen Bläschen betrachtet, oft unscheinbar sind, aber in der ganzeii Masse, und auf die Dauer Sber* ^iegend hervortreten. In verschiedenen Le- bensverhältnissen, besonders aber in den ver- ftchieflenen Digestionszuständen , kann daher das Pfortaderblut von dem Extrem seiner Eigen- thümlichkeit oft zurücktreten und sich dem Blute des übrigen Körpers ziemlich gleich ver- ballen. Aber auch umgekehrt kann unter be- günstigenden Umständen die Pfortaderblutquali- tät so überwiegend werden , dafs sich dieHül- lensubstaozbildung der Bläschen am Ende im ' übrigen Venenblute zu verbreiten anfängt, in- dem nicht alle verbrauchten Bläschen im Pfort- adersystem abgelagert werden können, oder die darin abgelagerten verbrauchten nicht auf dem regelmäfsigen Wege durch die Leber aus- geschiedep werden j was denn Veranlassung dazu werden kann, dafs auch andere Organe leberartig fungiren y wie z. B. in den verschie- denen Arten der Gelbsucht diefs der Fall zu seyn scheint. Wir gehen nun zur näheren Be- trachtung über, wie wir im System der Cir- kulation die Sache aufgefafst haben.

Die Blutbawegung im Ffortadersystem bat, sowohl in ihren Erscheinungen^ als in ihren Ursachen I Aebnlichkeit mit der Cirkalatioo iu

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ganzen ▼en(5sen Sysfem , da, wo es ist, wie hei den Krebsen und vielen Mollask«, indem die Wurzeln der Venen des Sjsleil der Digeslionsorgane sich in einem Slanw sammeln, der ohne Herz das Blut wieder durd Zweige in das peripherische Gefäfsiysten iff Leber verbreitet. Man mufs das PforladeBf- slem als eine Wiederholung des ganieo ^w* Systems im System der Digestionsorgaoe !!»• Len, wie sich auch das Nervensystem als fT» pathischer Nerv in den Organen dei vegetti- ven Lebens wiederholt. Doch ist das rfcil' adersyslem von dem übrigen Venensystemni» so vollkommen abgeschlossen als das gesanw centrale venöse vom arteriellen System. «^ I », sc/ieHiat zuerst auf gröfsereVerbinduDgsaitei*' I ilj

sehen der Vena mesaraica minor s. ba^*** 1 tf rhoidalis interna, einer Wurzel der PforiaderiJ» I ^ den unteren Theilen des Dickdarmes, und« I (• unteren Hohlvene aufmerksam gemacht, ^t \( Schlemm hat besonders am After zwischen !«• 1 ci sen beiden Venen Verbindungen beobad» I » JSach lletziits aber haben die Venen des g* | i zen queren und linken Theils des Dickdanaji welche Wurzeln der Pforlader bilden, mil* unteren Hohlvene Gemeinschaft, Dochschö* heim Blenschen nur die Venen des hiot«* Theils des Dickdarms die Verbindung mit v Hohlvene herzustellen, Verbindungen, dicdsß» die überwiegende Menge der Venengeflechte* Unterlcibe bei den Cetaceen noch stärket 9* scheinen, daher denn diese Thiere im gasitt Venensystem pforladerarlig- schwarzes Blal* haben scheinen. Bei den Amphibien aber gA auch das Blut der hinteren Extremitäten de Bauehuiuskeln, der Harnblase , zum Theil« did Pfortader. Hier dauert der fötttttut>"

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der Sa'ugthiere nnd der Menschen dorch das ganze Leben und die Nabelrene bleibt als Zweig der Pfortader hier offen, wie Jacobson zuerst beobachtete (de ^ysteinate yenoso peculiari« Hafn« 1827). Die NabelTene nimmt .hier nach Tour^ son die Venen der zugleich; Wasser athmenden Harnbiese (gleichsai^i einer lebenslänglichen AI- lantoide) so wie die Zweige der Ton der Bauch» haut entspringenden Vena epigastrica auf (Tracts and obseryations in natural history 65)^ was nach Carus sinniger und richtiger Bemerkung daixiit zusammen hängt, dafs die Amphibien ohne Placenta und Nabelstrang sich entwickeln, wes- halb die Hautfläche ursprüngliche Athemhäut ist, und auch von ihr und von der Harnblase als einer inneren Aliantoide die Nabeivenen entspring-en (Zootoraie 2. 698). Bojanus (anat* testudinis Tab. 25.) un'd Carus haben auch bei den Schildkrölen die Nabeivenen als Vena epi- gastrica offen gefunden, um das Blut der Bauch- decken und des ganzen Hinterleibes zur Pfort- ader zu führen. Bei Fischen hat Raihke ge- zeigt, dafs aufser den Venen des Darmkanals und der Milz auch die Venen der Schwimm- blase und der Genitalien zur Pfortader gehen»

Diese Verhältnisse scheinen deshalb wich«* tigf weil beim Menschen, wo die Resorptioa im unteren Theil des Dickdarms fast yersch win- det, nur die Venen yon hier zur Hohlyene gehen, dagegen bei Amphibien, wo eine starke auf die Ernährung Bezug habende venöse Haut- resorplion Statt findet, auch die Venen der Haut in die Pfortader übergehen. Das Blut der Pfort- ader kann nämlich ohne Nachtheil yiel fremd- artigere Stoffe, sey es durch Resorption oder durch onmittelb^iff Siosprltzoog anfiiebmeii, i^^"

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Die Eigenlhümlichkeilen des PforlaaerbW. VT eiche "wir nach eigenen üntersuchungeo (y 63 75 des Syst. der Cirk.) dargestellt hi^ scheinen mit der Natur der Bewegung des Blw in diesem System und dessen besonderin Zvfcd^ innig zusammenzuhängen. Das Pfortadw»»* enthält yerhältnifsmäfsig weniger oifflsÜ^

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das Blut der übrigen Venen, weil diese Sioffe beim Durchgang durch das peripheriscbe Sy- stem der Leber noch Terarbeitet und dadorch unwirksam gemacht werden können, mhmi sie im aligemeinen Venensystem leicht heft^ Reaktionen veranlassen« H ach Magendie(tnA elein. de pbysiol, ed. 4. p. 245) enlitehl ■**■•. Rin.ipritzung von Galle, Oel u. dergl. nik 1 1** Cruralveue leicht der Tod durch Erslickop«; j "* Dagegen können ohne merklichen NachlheildK* | ^ selben Quantitäten solcher FliissigkeiteD io b Pfortader gespritzt werden. Hiermit wbeal 1 *' zusammenzuhängen, dafs gewisse narkoliscbl Arzneien, wie Opium und Taback, TieUcliwi' chere Reaktionen hervorbringen, ^eoniieo den Magen ^ als wenn sie in den Mastdarin^ bracht werden« Die Venen des älastdinBi nämlich fuhren die fremdartigen Stoffe, wekke sie resorbiren , direkt in das allgeiqeiDe ?*■ nensystem, ohne dafs sie zuvor verarbeitet wfr den könnten y und sie üben hier ihre fremdirtip Einwirkung im ganzen Umfange aas, D>s^ gen werden die aus dem Magen und dem nb* gen Theil des Darmkanals durch die Worwi der Pfortader resorbirten Stoffe, durch die Pfoij* ader erst in die Leber geführt, io deren pen* pheriscbem Gefäfssystem sie ihre nachlheilig« Wirkungen vor dem Uebergang in die Ho«' venen zum Theil zu verlieren scheioeo.

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Plasma^ als das Arterien- oDd VeneDblat, da- her eine geringere Menge nacb der uotoU- kommenen Gerinnung gebildeter Fibrine; aber in allen seinen Bestandtheilen eine yiel gröfsere Menge eines eigenthiimljchen brannen Fetts und eine überwiegende Menge Ton Farbstoff in den Bläschenhiillen und yerhältnifsmafsig weniger Eiweifs Ton ebenfalls eigenthii|plichc;r QnalitäU Das ganze Blut ist wäfsriger und gerinnt we* gen der unTollkommenen Bildung des Plasma nur unvollständig und im böberen Grade gar nicht. Es ist Ton Interesse , den Ursprung die- ser Eigenthiimlichkeiten des Pfortaderbluts, ferner ihren Zweck und den EinfluFs, den sie anfdie Bewegung desselben bat, näher zu betrachteo/

Die Entstehung seiner Eigenthiimlichkeiten hat das Pforladerblut offenbar seiner Quelle in dem Darmkanal und den lymphatischen Drü- sen der Lympbgefafse desselben , so wie in der Milz zu verdanken. Die Orgdnisirung und Be- lebung des im Darmkanal bereiteten und des aus dem Blute wieder in die Milz abgelagerten Milchsaftes, erfordert vorzüglich die Mitwir- kung des Plasma im Blute, nach dessen Ver- brauch also eine verbältnifsmäfsig gröfsere Menge von Blutbläschen im Blute zurückbleibt i unter denen sich vorzüglich diejenigen, deren Kerno durch Metamorphose im Plasma nach der eben (§. 31. des Syst der Cirk.) dargestellten. Weise absorbirt und die dadurch in leere mit Faser- stoff imprägnirte Hüllen umgewandelt worden aind^ im Pfortaderblut anzusammeln scheinen, um das Uebergewicht an Farbstoff zu erzeU'* gen. Der gröfsere Fettgehalt könnte durch Re- sorption entweder aus dem Chylns des Darm- kanals, oder aus den MUcbgefSliien «neug^

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den, Joch wiirs die schwarze verkohlte Be- 8chaj[len!)eit dieses Fettes und seine VerbioiuD^ mit dem Cruor und dem Plasma (aostatt im Chylus und dem übrigen Blut das hier weifü Fell mehr dem Eiweifs angehört) auchmitdu Sletamorphüsen des Farbstoiis in den Blaten- , hüllen und der Bildung des Plasna aui deo Cenlraltheilen der Bläschen Zusammenhang eben weil das rei ne Fett des Chylus nicht schwan und fest^ sondern durchsichtijj^ und flSsaigcf* scheint«

Der Zweck dieser Eigeothiimlichkelten Pfortaderbluts bezieht sich , nach näbereo Co* tersuchunf^en^ oflenbar auf die GalleDabsoo«* rung, durch welche der grofsere Fettgehalt«' der Farbstofrjiehalt der Bläschen ausdeinPfw** aderblut enti'ernt wird, weil beide sonst milv das Venen - und Arterienblut übergeführt om darin in eben so grofser Menge und ähnlichtf Qualität gefunden werden müssen. Die le- «tandlbeile der Galle: der bittere, kobleoitrf* fige Gallenstoff und das Gallenfett und die Oi säure werden also wahrscheinlich aus jw* Stoffen im Pforladerblut durch leichte 3Iett' morphosen gebildet. Die Art, wie der Färb* Stoff aus den Bläschen hierbei in die Sekrt* lionskanäle der Leber übergeführt wird, scbe»| zum Theil durch die mehr wäfsrige Bescba»* fenheit des Plasma des Pfortaderbluts bedir^ welche es möglich macht, dafs ein Theil» Farbstoffs sich im Plasma chemisch auW wie man denn wirklich das Plasma und W Serum des Pfortaderbluts gewöhnlich TontJl^ misch aufgelöstem Farbstoff mehr oder weoi?« gerölhet ündet. Auf diese Weise kann soWoW I der Farbstoff', als da» mit ihm verbundene t«"

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leicht durch die WaDdangen der peripherischetr Gefafse der Leber in die GalleDgänge driogep^ und bei diesem Uebergange in die Gallenbesland« theile metamorphosirt T?erden. .

Der Eioflufi, den jene E]genthiiml!chkel<if ten des Pfortaderbluts auf seine Bewegung ha- . ben I ist leicht zu erachten. Das Pfortaderblat bewegt sich auch inv gesunden' Zustande Viel langsamer, als das Blut in den' übrigen Venbo/ und hat daher schoi\ eine natürliche Disposir' tion SU Stockungen, Wir haben gesehen, daf« €8 vorzüglich der organisirte' Theil des Bluta^ das Plasma, ist, durch dessen lebendige Wech«. Seiwirkung mit den Gefäfsen die peripherische Blutbewegung bestimmt wird. Die bewegende Kraft des Bluts wird also zunehmen , je gro-' fser der Gehalt desselben an Plasma, «ie wird abnehmen, je geringer der Gehalt an Plasma ist Da nun das Pfortaderblut nur einen ge- ringen Plasmagehalt hat^ so wird seine bewe- gende Kraft auch vermindert seyn , weil die| lebendige Anziehung des Plasma gegen die Ge- fäfswände verringert ist, so dafs also die re* - pellirende ßewegung, mit welcher das Blut ia die Wurzeln der Pfortader aus dem peripheri- schen System getrieben wird, schwacher als in den übrigen Venen seyn mufs. Spallanzani fand die Bewegung in den Gekrosvenen des Fisches Tiel langsamer, als in den Kopfvenen^' und noch langsamer die Bewegung in den Milz- venen. (1. c. 179. 209). Aehnlich auch TFede* meyer {MeckePs Archiv 1828. S. 349). Ich selbst finde^ dafs sich in den Venen der Schwimm- haut das Blut doppelt so schnell bewegt , als im Gekröse des Frosches. Es hat mir bei ver- glsicheodeo ExperimeDteD an., eben getodteton Jeani.L]LXXly.B.5.S<. B

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SXngethierCQ auch geBcbieoen, 3ah d!» Sp»- Dang, mit welcher da» von den "Worzelo wh äriogende Blut nach Uoterbindung de» l'l'ort- ad erst am nies unler der Lebsr diese Trne tw dehol, viel geringer ist, als bei Ualerbinilii»; der Venen der Exlremilälen und selbst deiiv piIarTcoe; deon die so durch Blat sngespMiU pfortader ergiefst beim Anstechen Dicht in ^ Ben so Marken Slrom das Blut» als die iil>n' gen Venen , obgleich man eich son»! I«idu iiberzeugt, d»h die lepellirende Kraft da pf riphenacben Systems in die l'foitademuncit aonst in ähnlicher Wei«e noch lange nach dro Tode vrie bei den übrigen Veneo Statt fiad« Indessen ist die repellitende V\'irkung dn (e- ripberiscbeo Systems in dia V^'urxela iet Pfortader nur die eine Hälfte der li«n(^ den Kraft, welche die ganze Blutsaule fK(- Ireibt} die andere Hälfte ist die aun^ rende Wirkung der Blutsäule aas den Zmi- gen der Pfortader durch da» peiipherische Sj- »tem der Leber. Obgleich nna in dicieui dii bewegende Kraft des Pfortaderblotplasina auU , grüfser ist, als in den Worselo, so kömmt docb hier noch eine verstärkende "Wirkaog auf Bewegung durch die Absonderung der GsUi hinzu. Wir haben nämlich im System dtr Circulalion dargestellt, dafs durch die tbeüirsiM Entleerung der peripherischen Cef<ifse beim Bi)- dungsprocefi überhaupt die Anziehung des BluU ans den zuführenden GefäfsEneigen eebr rt> mehrt wird, indem dag nachströmendo Dluldn durch Absonderung verlorenen Theil sojKletrfcU , ersetzen strebt. Diese Wirkung mufs ddo k der Leber in einem sehr boh'eii Grade Stsii So- den, weil die Menge der Galle^ vfclcha hiir aus dem Blute abgesuaderl wird, sehr sntt it>t

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(de eliment. concoct pag, 107.) and mitbitt di# Menge der Flüssigkeit, welche sich zu' diesem Zweck aus denoi Blute entfernt , dazu beiträgt^ die anziehende Wirkung des peripherischen Sy« stems -der Leber aus den Zweigen der Pfort-« ader sehr zu yerslärken, so dafs hierdurch. g^ wissermaf^en die verminderte bewegende Kraft Ton den Wurzeln aus wieder ersetzt wird«

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Durch eine Steigerung der Gallenabsonde« rung in derPeriode erhöhter Digestion mufs aUo die Bewegung des Pfortaderbluts auf ähiiliche Art rermehrt werden , wie die Bewegung ia der arteriellen Vene beim Einathmen» Umge^ kehrt mufs eine Hemmung in der Gallensekre«» tion die Bewegung des Pfortaderbluts auch, auf« halten, welche Hemmung natürlich direct von den Zweigen auf die Wurzeln sich fortpflanzt; Es sind also zwei Ursachen , die besonders bei krankhaften Zuständen der Digestionsorgane auf die Hemmung der Pfortaderblutbewegung, wel« che unter dem Namen der Stockungen des Bluts Ton den Aerzten immer richtig Torausgesetzt^ wenn auch nicht erklärt wordeq ist, einwirkea können: die Störungen der Gallenabsondernni; und die Steigerung des schon im gesundea. Zustande Torbandenen Mangels an Plastizität im Pfortaderblute, deren Ursachen wir anderswo (de alimentorum concoctione exp. nora p. 93 -— 95,) auseinandergesetzt haben. Je langsamer nun die Bewegung des Bluts in der Pfortader wird, desto mehr wird die Schwere des Blut» selbst das Aufs^igen hindern oder erschweren, und wie wir an oben angeführtem Orte darge*^ stellt haben, kann beim Menschen eine wage- rechte Lage des Körpers, wodurch diese Wir« kung der Schwere des Bluts groIstentbeiU «nC-

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Jh vfirA ein theilvv^ises Senken der BlatcbeA und eine Ansammlung derselben in den uhte-** ren Wurzeln des Pforladersystems unvermeidlich - »eyn. Indem nun die Anhäufung von Btutbläs-'- clien in den unteren Theilen nothwendig eine* iiirem Volumen entsprechende Menge Yon Plasma au% der Stelle drängt, so wird dadurch die, Schwere der zu bewegenden Masse in demsel- ben Verhähnifs vermehrt, wie die bewegende ]j Kraft des Bluls vermindert wird, und dieser. Zustand scheint e$ eigentlich zn seyn, der die Krankhaften Stockungen des- Bluts im Unter-, leibe in den höheren Graden bedingt, durch welche die Hämorrhoiden erzeugt werden« Das Blut senkt sich am Ende beinahe mit dem gan- zen Gewicht seiner* Schwere in den Wurzeln der Venen, dehnt diese allmählig aus, nimmt durch die Stockung selbst einen immer mehr venösen Charakter an, und erzeugt entweder passife Blutungen oder varicöse Anschwellung ^en. Vielleicht hängen die Varicet an den Venen der unteren Extremitäten ebenfalls mit einem Senken der Bläschen bei sehr langsamer Bewegung des Bluts zusammen. Da aber hier die Klappen in den Venen vorhanden sind, so werden die Bläschen verhindert, sich bis in die Wurzeln nach unten zu senken, sondern sammeln sich in den Taschen der Klappen an, und bewirken hier die stellenweisen passiren Ausdehnungen. Hätte die Pfortader. Klappen, so würde in ihr wahrscheinlich Aehnlichet ge- schehen , und dadurch , indem das Blut in den Zweigen mitten zwischen den Eingeweiden stockte und seine Venosität verinebrte, ge- wifs heftigere Zufälle (Hämatemesis u. s. w.) erregen , als dio Hämorrhoiden« Bei Thie* ren finden wegen der hoxisooialen Lage 4tC

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meisten erforderlicli ist, aajf diesB Weise der Leber entzogen wird. Wie nan solche per- verse Gallenabsonderung wieder auf den Dige» siioDsprocefs und den Zustand des Bluts im pe« ripherischen System des Unterleibes durch die perverse Blutbildung überhaupt zuriickwirkt, ist leicht einzusehen, und so zu erklären, wie die Veränderungen der Blutbewegung im Pfortader- system gewissermafsen das Steuerruder sind, wodurch das ganze übrige GirkulationssysteBi mehr oder weniger regiert wird.

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Pflicht nachzukommen^ so lehrt doch die t8g« liehe Erfahr&ng, dafs so sehr oft, iind selbst TOD altern Praktikern, dieselbe gans aus den Augen verloren ^ird, und dafs eine nach allen Richtungen hin sich erstreckende Sparsamkeit Tiel mehr im Munde führe, als die Meisten dhnen. Es kann nicht immer nämlich darauf ankommen , die möglichst wohlfeilen Mittel za verordnen 9 denn dies ist unter Umständen oft gar keine Ersparung, während in vielen andere diese Regel unausführbar ist^ nein, die lYahl der Form und die Berücksichtigung einer gro- ben Menge anderer Dinge , von denen unten weiter die Rede seyn wird, und von denen viele Aerzte oft gar keine Ahnung haben, sind wichtiger und erspriefslicher als alles Andere.

Will aber ein Arzt mit Ernst dahinstreben^ soviel an ihm ist, der Commune überflüssige * Kosten zu ersparen, so mufs er auf zwei We»

fen, auf einem direkten, und einem indirekten| emüht ^ey^^ S9to Z>iel zu erreichen«

Von der indirekten Ersparung.

Wie es die Pflicht eines jeden Arztes er» heischt, der mit Erfolg wirken will 9 sich zu- vor mit der Lebensweise, den Au fsen verhält^ nissen, dem Naturell etc.> seiner Kranken be« kannt zu machen, ehe er handelnd eingreift, ebenso ist es die Pflicht jedes Armenarztes, £ich eine allgemeine Kenntnifs der Lebensweise, des Naturells der niedern Yolksklasse, für die er wirken soll, au erwerben. Diese Kenntnifs, auf bestimmte, überall sich wiederholende, all- gemeine Wabrheiten basirend, ist um so noth- wendiger und ersprielslicher, als daraus für die '

Behaodlupg ebenfaiU gewum aUsciUiino. Müh

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und die Ihrigen zu eroähreti, einfach wie bis- her, spielt nicht der leidige BranDtwein , was leider so häufig jetzt der Fall ist, eine Haupt«, rolle, bleibt ihre Kost ond schwere anstreo"* gende Arbeit ihr Loos.

Diese Lebensweise, wie sie wenigstens dem gröfseren Theile unserer Armen zukommt, liefert aber dem Arzte Kranke, die denselben noch am lebhaftesten an die Zeiten ^ines Hippokrates erinnern, sie stellt ihm Naturmenschen, bei de« nen die vis medicatrix naturae ihre Wunder im Tollsten Glänze vor ihm entfaltet, die Tausende dieser Menschen von den allerschwersten Krank- heiten ohne alle ärztliche Hülfe» ohne alle Me- dicin, ja bei dem Gebrauche der widersinnig- sten Hausmittel genesen läfst, die dem beschei- denen denkenden Arzte so oft seine Ohnmacht^ dem yerwegenen und unerfahrenen seinen straf- baren Uebermqth mit grellen Farben zeigt. Hier findet der Arzt, was er an dem Kranken- bette des Vornehmen so Tergebens sucht, was er so oft sehneod wünscht, wahre Grisen, hier lernt er die einfachen, ungetrübten Bilder der Krankheiten kennen, hier lernt er den sichern geregelten Verlauf acuter Krankheiten, hier end- lich kann er prüfen und erfahren, was seio ärztliches Handeln Fruchtbringendes oder Schäd- liches und Störendes hat. Und diese Beobach- tungen, diese Erfahrungen, die sich ihm täglich heinah aufdrängen, welchen Einflufs werden sie auf sein ärztliches Handeln äuf«ern, welche Früchte werden sie der Commune bringen? Keine anderen, als dafs der Arzt die geheim- nifsrolle Allmächtige durch eine weise Metho« dus exspectativa ehrt, daft er mehr den Beob- achter spielen lernt, und der Gütigen nicbl ohne Gcund entgegen faritt^ Wäbneod^ Hülfe «ifr

sctinlTen. GeJei (iegltiii der yn'jrsera HJenge" zio nebiiien, dafs er nicht \ und BQgsIlichea I^ankca äei KU thmi liat, die unlec alierhi diese Medicin Trerweigcrii, nicht thua und efüulden kopfnf die Kraakheilen meist einfach, Coiiiplicatiofieii TOrhanden sind dürnos ganz einlach, dnTi Arm lan Kraukheilen lyenigere unA Hlediciii *(>□ ^(!Illen liabenS recht, ja freTVlIinn gegen dH IValur bandelii würde, wollt« ein überscliüllen. So wird 'M dafs bei EnlzünduDgen auTsat^ und ganz einfncbeD küblenden4l vrie bei acuten Exanthemen laute f-nr nichts zu thnn ühiffi surgfallige Ueubacbtang des ra beit. UbeuEo wird der ArpMJ| biiodlung von Krämpren acl^l itugesetzleu Antisp)isi|

IN'och Tiel angenratllfterT dem Armenärzte die Wifkunge ^ häufig werden, noch glücklicbl i in seinem Wirken selb«! 1 den Wohnungen der Are ' li^es Hindernifs ihrer Genesi ' volkreichen Städten bietet Uüden gewöhnlich die meisten Kriiiiive der Art diir; Aufenl Miäse, DuiiiiTCi^keit, Zug, Ki« liaum \Vorle tut Sthüdemu In »eEiinden Tn^^ea dieueo diesi »um StbUl^tuiacU als tum. W

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sind deftbalb in der Ttegel weniger schb'Jlicb, «Is es unter andere Umständen seyn inüfste« Sind aber Kranke genotbigt, in ihnen zu yer« weilen^ so üben sie ihre feindseligen Wirkun« gen aach um so nachdrücklicher aus, und so kömmt es denn^ dafs so yiele Wechselfieberi Ausscblagskrankheiten ^ Scropheln^ Rheumatis^ muSi Gicht und viele Andere Krankheiten so lange unbesiegbar bleiben , als die Kranken in solchen Wohnungen verbleiben. Findet der Ar^t solche Lokalitäten, so würde er ganz gegen das Interesse der Commune handeln^ wollteer sich bestreben^ hier durch Medicin nützlich zu * werden. Erst dringe er auf Verlassen dieser schlechten Lokalitäten^ ehe er an die Kur soU- eher meist chronischen Leiden geht, oder sorge wenigstens in andern Fällen dringend dafür, dafs die Luill der Krankenzimmer fleifsig er*, seuert , oder dafs Essigräucherungen u. dgl. ver* anstaltet werden. Diese gerechte Aufforderung an Kranke der Art, ist aber auch keineswegs eine so drückende , als es den Anschein habea dürfte; das Auffinden besserer Wohnungen kana in grofsen Städten nie schwierig seyn, Mieths* contrakte fesseln dergleichen Leute, liie länger, als halbe und ganze Monate, und, der Umzug selbst ist nie mit den Kosten und den Weit« läufigkeiten verknüpft, als bei Vornehmen. , Wie yiel Kosten durch die Berücksichtigung dieser Regel den Gommunen erspart werdea können, und wie leicht es oft wird, mo* nat- und jahrelange Krankheiten völlig zu be- siegen, sobald ein ungünstiges Lokal mit einem guten gesunden vertauscht wird , das kann nur der wissen, der viel und täglich mit Kranken der Art umzugehen hat.

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blatang Ternacblärsigl werden« Um dalier den CommuDen auch für solche Fälle keine uoniiz-' sen Kosten zu machen^ und was^ so sehr leicht gerade hier der fall sejn kann, um die Kran- ken Tor oft nie wieder gutzumachendem Nach* theile zu sichern, wird es gewifs das Beste seyn^ in grofsen. Städten eigens dazn bestellte und unterrichtete Leute mit diesem Geschäfte zu beauftragen, wozu sich alte Frauen beson- ders gut eignen , zumal wenn , wie es in Stet- tin der Fall ist,, diese überhaupt auch die Lie- ferung der Egel haben, und immer eine gro- fsere Menge Blutegel als verschriebeD^ mit zum Kranken nehmen,

* Wetan wir als Aerzte nur zu oft' Gelegen- heit finden, über die kummervollen und dürf- tigen Kranken rapporte Fern wohnender zu seuf- zen, obschon sie Yon Leuten herrühren^ die zu den gebildeten Ständen geboren^ um so viel öfter findet der Armenarzt Veranlassung za klagen über die Berichte, welche ihm über seine Kranken bald durch Kinder, bald durch ungebildete theiinahms- und lieblose Scblafge- nossen und Angehörige zugestellt werden. Hier- durch finde der Armenarzt in seinem mühevol- len Berufe um so mehr Veranlassung selbst überall zu sehen und zu boren , soviel in sei- nen Kräften steht, theils um des Wohls der ihm überwiesenen Kranken willen , theils. aber auch wegen der durch mangelhafte Krankenberichte entstandenen unsichern Erkenntnifs des l^rank- haften Zustandes und der damit im Zusammen- hange stehenden oft überflüssigen , oft ganz Terkehrten Medicin Verordnung* Leider vermö- gen sehr vielseitig beschäftigte und sehr be- etiinnte Armenärzte nicht immer ihrem, Won»

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seile nnd ihrem Pilichtgefi'hle gemKr« di««r lieirel iihenill nnchzukoininen , iodesseo jeder inenscheni'reiindliche Arzt^ der in der Eriullans seiner Plliclit sein höchstes Glück findet, ^ird doch Vifiles i))r)i;h'ch machen kcmnen, was B^ cjiieinc r.ud INaciilässige als ein Uebcrmaalsaos- schreiein

Der Armenarzt bedenke ferner, dafs er Tieliaitiir durch .«ein Amt auch mit der Hefe des Voiks in Berührung kommen mufs, dafs er auf Leute stril'sl, die, allen Untugenden unl Laslern er:jeben, fern Ton allem dem sind, was ein feinfühlendes Alenschenlierz anziebeo und erfreuen kitmile. INirgend findet man eine so profVe Cleichüiillittkeit, ja Al^neigung unter Ehe- gatten, aJs hier, nir^rends begegnet man einet so ^roi'i^en Gerin.i:«chiitzung und Uintennosetzoog aller kindlirheii Dankbarkeit, nirgends einer so gewisse'hloseu Vernachläfsigung älterlicher Pfiidl- tcn, i)lr;zends endlich -lernt man eine grüfteie Undankbarkeit g'^gen die Coiiimunen und we- nigere Anerkennung aller der von denselben lom« menden Wohlthnlen kennen , als gerade bied Jeder Armenarzt hat daher auch mit uni'olgsa« men, halsstarrigen, in Vorurtheilen befanjieoefl Kranken zu thun , jeder mit iNachlälftigen, lo« ordentlichen zu kämpfen, jeder mit gewissen- losen und leirlilsinnigen Aeltern und An.sehüri* gen seine Piav^e, Vioraus tausend Verhiiltuisse sich ei.iieben, deren Hndresultat darauf hinaas- läuft, i!a!s die Kranken in ihrer Genesung auf- gehalten und die Conimunen immer mehr und länger besteuert werden. Wie der Arzt dorch sohhe Verhallni-^se sich klug und wiirdafoll hindurch zu winden habe, ob er bald mit stren- rrexn Ir-rnste einschreiten, oder auf dem Vi^6^

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der Gu(e seinem Ziele nachzagelieo hübe, das läC^t sich nicht darch Wort und Lehre zei- gen y sondern das mufs der praktische Takt des Arztes in jedebi individuellen Falle selbst zu finden ^Yissen. So viel aber ist gewifs, dafs ein kluger und erfahrungsreicher Mann Yiel^ ' sehr viel zum Frommen der Kranken, und zut £rsparung unnützer Kosten beilragen kann.

Niemand endlich wird mehr durch Cresa* che und Krankbeitsbescheioigungen behelligt^ als der Armenarzt anter den mannichfaltigstf^O Vorwänden, in den allermeisten Fällen indes« sen Yon Leuten , die arbeitsscheu auf ein^ ge» mäcbliche Art zu leben wünschen. Hier sey der Arzt gar sehr auf seiner Hut, und bedenk« ja j' dafs solche Atteste auf das Empörendste oft gemifebraucht werden. Denn nicht alleio, dafs die Inhaber derselbep dadurch mehr Ao« Sprüche an die Kassen der Commnnen maeheo zu können glauben, dafs sie nicht mehr bit* tend, sondern pochend und trotzend auftreten^ sondern dafs sie um so mehr Rückhalt habtn^ um ihr Bettelgewerbe im ganzen Umfange des Wortes auf das Schreiendste in Ausübung so bringen« »

Direcie Ersparung*

Genügte zur Feststellung obiger Punkte al- lein eine ruhige, auf Kenntnifs des Lebensund Treibens dieser Mensch enklasse sich gründende Erwägung alier concurrirend«n Verhältnissei so sind, um die directe Ersparung im ganzen Um-» fange in Ausübung bringen zu können, aach noch positive Kenntnisse erforderlich^ die nicht ohne Schwierigkeiten zu erlangen and einmal erlangt, einer ordentlichen Aneignung bedürfoiiii Journ. LXXXiy.B.5.SC% C

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Studium erlangteo Data lassen sich abec atiC folgende allgemeiDe Regeln suruckfahren^ di^ ich hiermit dem ärztlichen Publike zur nahem Priifuog weiterer Ansfuhräng und praktiffcben Benutzung vorlege mit der Versicherung , dalis dieselben bei dem Wirken meiner beiden Hro» Collegen und dem meinigen ^ unbeschadet der guten Sache, su den erspriefslicbsten Ersparuin» gen geführt haben.

1. Es werde dem wohlfeilen MittA vor dem theuern stets der Vorzug eingeräumt, wew% es ohne Nachtheil für die Kranken und ohnä Schaden für die Commune geschehen Xranif«

Ueberall, vro Ton Ersparnissen beim R«f» ceptTerschreiben die Rede ist, heifst es, veiw meide die ausländischen Mittel soviel als mög« lieh. Diese Regel hat allerdings ihren guten r Grund darin , dafs eine grofse Anzahl derselben durch hiesige und wohlfeilere rertreten werden kann, aber dies ist nicht immer ausführbar* Nach meinem Dafürhalten kann es dem Arstn ganz gleichgültig seyn« ob das Mittel ein über« seeisches, oder hier im Lande gesammeltes isl^ wenn es sich nur bei der Wahl unter mehre« ren als das wohlfeilere ergiebt. Um sich aber bieron in Kenntnifs zu setzen, bleibt kein an« derer Weg übrig als die Taxe zur Hand za nehmen, die gleich wirkenden Medicamente na* ben einander zu stellen und sich die Preise sn merken. Freilich ist die Arbeit mühsam für den Unternehmer, aber auch belohnend, denn nun erst wird es ihm mit seiner Tabelle mog^ lieh werden, eine weise Sparsamkeit zu übeo^ nun erst wird er erkennen, wie rielGeld gann unnütz ausgegeben werden kann, und wie aucb

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sen^ der Preis einer Mixtur und SoIutioD oft ohne Ursache und Nutzen bedeutend höber. In > der Armenpraxis ist ein Theil derselben , welr . che blofs d^o . Geruch und Geschmack yerbea^ Sern helfen , als Aqua Cerasorum, Florum Au«^ rautii, Rosarum, und vorzugsweise Rubi idaei e^c. s:anz entbehrlich , und höchstens nur für die Kinderpraxis zu rechtfertigen« Die Aqua fon-« tana filtrata reicht völlig aus, und braucht nut* in den Fällen, wo die darin .aufzulösenden Mit«* tel eine chemische Zersetzung erleiden würden^ mit Aqua destillata vertauscht zu werden» Auch: die aromatischen und krampfstillenden Wässer r' Aqua aromatica y Cinnamomi, Citri, Chamo- millae , Foeniculi, Melissae, Menthae crispao und piperitae , Sambuci, Valerianae sindindeo. ollermeisten Fällen entbehrlich, und kann man sich oft sehr gut helfen, dafs man § 1 Drachms, Tinct. aromatica, Cinnamomi*, Valerianae^ Ca« ]ami u. dgl. zusetzt» So z. B. kosten 6 Ünzea Aqua Cinnamomi simpl. 3 Sgr. , 6 Unzen Aqua fontana filtrata mit einer Drachme Tinctura. Cinuamomi 1 Sgr« .1 pf»

Aehnlich wie mit den Wassern, verhalt es sich mit den versüfsenden und den Sbleii Geschmack verdeckenden Corrigentien ; alle der« gleichen Mittel sind in der Armen praxis bis auf drei Medicamente völlig entbehrlich. Diese sind : Sacch. album , Syrupus simplex oder auch wohl communis und Succus Glycyrrhizae dep.^ alles Andere^ namentlich alle andern Syrupe^ sind völlig überflüssig und als Luxusartikel vom Armenarzte zu vermeiden. Wozu Syr. Cort* Aurantiorum, Syrup. Rubi idaei a. dgl. , wi« ich gesehen, für Patienten , die Ton der.Gnad* der Commune leben?

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So B, wurdest thorlcht B^ifn^ um ein Wechsel* £eber zn entfenieD, der China oder des Chinine eoUagen ku wollen, weil es eine Menge ende» rer antifehrilischer uod wohlfeilerer Mittel giebU

2. Es werde die wohlfeüsie form derlUt* dicamenie gewählt,^

Es ist ferner ron hoher Wichtigkeit fSr den Armenarzt, die Preise zu kennen , welcha nach der Taxe für die einzelnen Arbeiten und Anfertigungen der Medicamente dem Apotheker ausgesetzt sind» Die wohlfeilste Form wird demnach immer die s^yn müssen , welche der Arzt vorzugsweise zn wählen hat, ron der er sich nur Abweichungen erlauben darf, wenn entweder das Medicament sich in solcher Fornt nicht verordnen läfst^ oder wenn einzelne Kran- ke, besonders Kinder, eine Aendernng npthig machen«

Im Allgemeinen gelten hier folgende Grnnd« sätze. Die Formen, welche ein blofses Mischen der verordneten 3Iedicamente nothig machen, sind die wohlfeilsten. Theurer sind solche, die ein Kochen, Infundiren, Auflösen und anhalten« des Reiben erheischen; noch theurer solche^ welche eine Division oder MuUiplication vor«' schreiben; am theuersten endlich ist die Pillea* form.

Die Pulverform anlangend, so ist darauf achten, wenn irgend die Medicamente es so« lassen , dafs das Pulver als ein Ganzes verschrie» heo werde, von dem der Kranke theeloffel* oder messerspitzenweise zu bestimmten Stupi- den nehme. Zieht das Pulver überdies ans der Luft keine Feuchtigkeit an^ so daCs man e Klümprich werden oder garZerflieCsea nieblMl

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furchten Iiat, oder enthält das Pulver oicbtiek flüchtige Arzneiinlltel, so ist auch die Scbacb- tel dabei überflüssig, da der Apotheker mt(^ dies einfaches oder gemischtes Pulver mit Fi*

tierkapsel, Convolut und Signatur bisiocLl czen für 8 Pf, vorabfoJgeo lassen iiiuf«. In andern Fällen , wo das HnuptmeJilu* xnent eine genauere Dosis erheischt , es iodci' sen nicht auf -J- ^ oder «l Gran mehr oder w* iiiger Yon demselben ankommt, LünDeD2w.i erspart werden, wenn man statt 12 PulrerB« 6 anfertigen und diese Ton den Kranken seü in 2 gleiche Theile theilen läfst.

In andern Fällen, wo es darauf nnlmnii dafs der Kranke eine ganz genaue Doms eicd Sledicaments bekomme, ist es Bezugs des Pret' ses gleich, ob man 12, 13, 14 oder' l'i P"'«» anfertigen läfst, da sie sämmtlich 4 Sgr. kosj»

Bei der Verabreichung Ton Species luä* man g:enau hinzu, ob man die Species blw geschnitten oder grob gepulvert haben wi": ?*" schiebt dies nicht, so werden Tom Apolh»* grobgepnlverte Substanzen, die pr, Inze •*'• theurer sind, gegeben* Die Division einer sa"* Ben Quantität Species in melirere Theile k"* füglich den Armen überlassen bleibeD, dad iiebei wohl nie auf ein Paar Gran mehrow weniger ankommen wird.

Infusionen und Decocte stehen Bezugi»^ Bereilungskosten gleich, da aber, wenndasy** coct oder Infusum 7 8 Unzen beirÜgl, derif" beitsprcis lür 12 Unzen berechnet wird, ^l****^ I *^Ue man wohl, nur bis 0 Unzen CülaturfütT wohnlich zu verschreiben,

»Verden zu Ende der Abkochung noch Art- neimittcl hinzugesetzt, so darf dafür oidUs be* Tttcbnel \sftxdtB) wird iedoch die Colalov'^

41

Abkochung noch über Species mfundirt, so ko- stet die Arbeit die Hälfle mehr.

In vielen Fällen übrigens, wo in der Pri- vatpraxis Infusionen yerscbrieben werden, iia- mentlich Ton Brustlbee, Cbamillen, 3Ieiisse^ Blütize, biltern Kräutern, zu denen noch an- ,dere Medicamente gesetzt od<er dßrin aufgelöst werden; ist es in der Armenpraxis oft bedeu- tend wohlfeiler, die Species und die andern Bledicamente allein zu yerschreiben und die Be- reitung der Infusion den Armen selbst zu über- lassen.

Die theuerste Form ist die der Pillen, da für das Anstofsen der Masse bis incl. 1 Unze 8 Pf. berechnet wird, und hierzu noch für .die Formation und Dispensation derselben zu Pil- len incl; des Bestreuens mit einem Pulver, von dem die Unze nicht mehr als 3 SilbergroscheD kostet, pro Unze 3 Sgr. 4 Pf. hinzukommen« Wird aber ein theureres Pulvej^ als 3 Sgr. pr. Unze züte Bestreuen verschrieben^ so ko- stet die Unze 4 Sgr. 8 Pf. Vanille als Streu- pulver, Versilberung und Vergoldung der Pil- len, wird natürlich kein Arzt für Arme ver« ordnen, dagegen ist es gut, die Streupulver zit kennen, welche mehr und weniger als 3 Sgr« pr. Unze kosten. Semen Lycopodii, Pulv. Bad. Althaeae, Iridis florentinae, Calami aromatici^ Glycyrrhiza», Zingiberis und Valerianae ge- hören zur zweiten; Cinnabaris, Pulv. Cassiae Cinnamomeae, Cinoamomi acuti und andere zur ersten Klasse.

Aufserdem ist es nothig, darauf aufmerk- sam zu machen, dafs der Arbeitspreis für Pil- len über 2 Gr. geringer, dagegen der von 1 Gr.- bedeutend höher ist«

43 ~

Solche VericbweDduDg iadesaen kann and darf Ton dem Arzte, der für Rechnung einer * Commune Arznei verschreibt, durchaus nicht geduldet werden 9 da dadurch eine sehr bedeo* tende Summe jährlich ganz unnütz und zweck* los fortgeworien werden würde , überdies auch den Armenkranken ganz gleich gelten kann und gilt, ob sie Salben in grauen oder weifsen Kruken, ob sie Pulver in Papier oder Käst- chen Terabreicht bekommen. Grüne Gläser, einfache Pulverconrolute von Conceptpapier, Holzschachteln und graue Kruken, sind dem- nach die einzig zu statnirenden Gefafse«

Schon oben habe ich gezeigt, dafs det Verbrauch der Schachteln für die Armenpraxii sehr beschränkt werden kann, hier sey es mir erlaubt, nur noch ein Beispiel anzuführen: 1| Unze Pulr. Glycyrrhizae compositus, ein sehr häufig in der Armenpraxis vorkommendes Medicament, kosten Convolut, Dispensation etc. mitgerechnet 4 Sgr. 1 Pf. , wiid dazu aber^ was ganz überflüssig ist, noch eine Holzschach- tel genommen , so macht es 1 Sgr« 3 Pf* mehr»

Zu Latwergen werden unter dem Vorwande, dafs graue Kruken Salztheile enthielten , häufig in der Armenpraxi^ grüne Gläser genommen, allein auch dies ist nicht zu gestatten, da der halb« oder ganze Gran Salz höchst gleichgültig, ja oft wünschenswerth nur seyn kann. Blutegel indessen thutman wohl, in solchen Gläsern ans diesem Grunde verabreichen zu lassen*

Da endlich der Apotheker für zurückge- brachte Gefäfse bei Reiter a tu ren der Medica- mente taxmäfsig etwas vergütigen mufs, so ist es ebenfalls Pflicht des Armenarztes, stets dar- auf zu dringen, dafs die Gefäfse in die Apo- theke zarückgeliefert wtrden.

I

45

fsen Blenge ron Rücksichten , die er Behufs DOthwendiger Ersparnifs zu machen hat, heim Verschreiben der Aledicainente dennoch diesen odeK jenen Yortheil aus dem Auge yerlöre. Uiil in dieser Beziehung sicher za gehen , ist es no- thig , dafs dem Apotheker eine sperielle Anwei- sung übergeben werde ^ die ihm als Richtschnur und Auskunftsmitlel bei den Recepten dienen könne, und zweitens, dafs er eine Anzahl Ma- gifttralformeln erhalte, die mit möglichster Spar- samkeit abgefäfst sind.

Die den Apothekern hiesigen Ortes ertheiUe Instruction lautet also:

1. In allen Fällen binde sich der Apothe- ker auf das Genaueste an die Vorschriften des Arztes ^*und erlaube sich nur erst dann Abwei- chungen , wenn zuvor nähere Erkundigung des- halb eingeholt worden ist* Ist so 2. B. Oleum papäveris rerschrieben , so werde nur dies und nicht das recens oder frigide expressum yerord* net u. s. w.

2. Wenn auf einem Recepte dem .Apothe- ker die Wahl zwischen zweien im Preise un*- gleicben, nicht heroischen Medicamenten, durc6 ungenaue Bestimmung des Arztes gelassen wird, so gilt die Regel, dafs immer das wohlfeilere als das verlangte zu verabreichen und in Rech- nung zu stellen sey. Wird z. B. Pulr. Cin- namomi verschrieben, so werde PuWis Gassiao cinnamomeae, ist Radix Glycyrrhizae verordnet, so werde Radix Glycyrrhizae glabrae, steht Kali carbonicum auf dem Recepte^ so werde e eine- ribus clavellati u. w. verabreicht.

Da es in der Armenpraxis nicht so sehr auf ein schönes gleichmäfsiges Aeufsere der Me- dicamente ankommt, wenn sie ihrem innero Gehalle* nach nur voncbriftsmabig gut siiid| so

-^47 ^

BesaliloDg anbeimfallen , doch aaf keii^e Weise gestattet werden , und mufs die grofste Genauig* keit bei der BerechnuD^ Statt fiDdeo.

6* Ist eine Taxe tod den durch die Ar* menärzte übergebeneo Magisiralformeln, sowohl des ganzen Torgeschriebenen Quantainti alt aacb der einzelnen Unze einzuhändigen.

Die Recepte jedes einzelnen BJonates sind nach Ablauf des nächstfolgenden zur Durch« sieht den Armenärzten rorzolegen»

Was die Magistralformeln anbelangt, so bin ich zwar im Allgemeinen kein Freund dersel* beo, indessen sind sie nach meinem Dafürbai« ten für die Armenpraxis aus mehreren Griinden EU empfehlen. Dem Tieibeschäftigten Armenarzte natürlich ist es sehr oft höchst wichtig, schnell weiter zu kommen, tbeils des Dranges der Ge« Schäfte, theils der unfreundlichen Umgebungen seiner Kranken, tbeils endlich des scbrecklichea Schreibmaterials wegen, wie es ihm nur zu ofl^ zu Gebote gestellt wird. .Ueberdies würde oft auch manchf» Ersparnifs einerseits Sberseheii und andrerseits nnihöglich gemacht werden, da die Bereitung der Medicämente in einigen Stun* den oft nicht ausführbar wird»

Welche Vorschriften jeder Arzt dem Apo« theker geben will, mufs dem Ermessen eines Jeden selbst überlassen bleiben, nur zwei Vor- schläge erlaube ich mir, Bezugs des Unguentum Cantharidum und des Linimentum saponato - cam* phoratum zu machen.

Die Unze des Unguentum Cantharidum ud* serer Pharmacopöe kostet 10 Sgr«, kann aber sehr bedeutend, gegen 4 Sgr. wohlfeiler Toa dem Apotheker hergestellt werden^ wenn maa statt Oleum amygdalarum Oleum olirarum und statt Gera alba, Gera fiara nimmt^ iibcigeiia di^

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Beiträge

Erkennfnifs imd Behandlung eini« ger Krankheiten des Herzens miil

der Arterien.

Von

Dr. X J. H. Ebers,

KonigL PrenCs. Medidnalrathe nnd Arzte des Ktanken« Hospitds za Allerheiligen in Breslaa,

A.n Beobachtungen über die Krankbeiten des Herzens und der groben Gefäfse haben wir gerade keinen Mangel^ und nachgerade bildea die Schriften über dieselben eine kleine Biblio« thek; auch hat die Lehre Tom Kreislauf in phy- siologischer und pathologischer Beziehung, bis auf diese letzte Zeit, sich der ausgezeichnet- sten Forschungen zu erfreuen; und so mag es denn wohl gewagt erscheinen, dem Vielen und dem Guten , was schon Torhanden, was gedacht und was für richtig anerkaunt worden^ irgend Etwas hinzuzufügen, und noch gewagter etw^lft IVeues zu geben» In einem grofsea 8|gtBclWB Joiirn.l4XXXiy.B.ä.9t D

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ceos tidben, und wie m aanichf altig das Nernfh'^ System io seiner weitesten Bedeutung Hiru« und Rückenmark, auf dea Kreislauf einwirkt, sieht der praktische Arzt alle' Tage, und das ist suletzt auch niemals geleugnet worden

In den folgenden Beobachtungen habe ich' zuerst eine Krankheit näherer Betrachtung un- terworfen, welche, da sie zu deu seltenstea gebort, auch praktischer Würdigung mehr ent* behrt h^t, als endete Krankheiten des Kreis^* laufes, ich rede Ton der Entzündung der Schlag'* ädern ; es hatten sich mir oft, und auch in de? letzten Zeit einige yerwandte Zustande, die ich für nichts anders halten konnte, als für ein Lei- den der Arterien , dargeboten , sie zeigten aber auch zugleich^ immer die Complication ent- zündlicher rheumatischer Fieber auf, und wa- ren namentlich mit Pleuritis (yielleicht Po- ricarditis ?) und mit Pneumonie Terknüpft^ so dafs sich ein reine» Bild des Uebels nicht herausstellte; solcher Zustände giebt es aber Tiele ; und ich nenne vor andern Aur eine Krank- heit, das Friesel" Fieber f in welchem sich Af- fectionen des Herzens Und der grofsen Schlag- adern (Rheumatismus) kaum wegleugnen las- sen. Sonach habe ich mir zwei Fälle aus deu| Bereich meiner eigenen Erfahrungen heraasge- boben, diese mit den Erfahrungen anderer Be-» cbachter verglichen und mit einigen Erläute- rungen versehen. Die Wichtigkeit des Gegen« Standes und seine Seltenheit wird es entschul- digen , wenn ich dieser Krankheit eine vielleicht zu lange Betrachtung gewidmet habe.

Der zweite Fall (ad IL c), den ich mit«* theile, betrifft eine Garditis und Pericarditis ex* sudativa (serosa bach Schonlein), wabrscheio«

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lieh die Polgo rheumatischer KranVneU m Vn- hindung mit Gemüthsleiden , ein lebeL wire es gleich nnfäu^lich erkannt, noch mehr, w<äre dasselbe richtig behandelt undnicbisTff- absäumt worden , wahrscheinlich bätitf selitä werden können. Solcher Fälle fiudctinnoü den Schriruteliern allerdings ciehreie nufii;ezei(!> net, so z. B. in Jr. Ch. T^eWs AbbanöiM? über liJteiwiQlisinus des Herzens» Dennoclisui die Fülle selbst nicht gewöhnlich, und unter Ja von dem Verfasser angezogenen dürften woÜ der fünfte und neunte Fall allein die bezdcb* netsten seyn.

Der H}'perlrophie des Herzens ist io'" Schriften über die Krankheiten desselben, üb* haupt eine grofse Aufmerksamkeit gescheit worden ; dieses Üehel ist vielleicht »"^j der Syncope aoginosa (von der un» Panj^ Wichmann so treffliche Bilder gegeben hab«} die häufigste Herzkrankheit ; ich habe bgM III. und b. zwei der allerinteressantesieo Fa» dieser Art mitgetheilt, den zweiten^ adb.Jf* halb, um zu zeigen, was selbst gegen einfurö^J" bares Uebol die Kunst vermag; konnlesi hier auch nicht heilen, so konnte eie docbe^ leichtern, Namentlich gelang dieses, indem ^ arztliche Hülfe nicht allein sich auf die Lf** den des Kreislaufs und auf die Ansainm'mi^' wäfsrigter Feuchtigkeiten (dieWassersiicbllh* wendete, sondern die "Wirkungen in BeW«" tung zog, welche das üwcÄ-e/iTiiarfc woil »^ Nervensystem auf den Kreislauf ausüben.

"Welche Wirkung aher grofse Geniülbs.« den unter vorwaltenden Umständen auf dasUe< auszuüben vermögen, und welche Gefahr ^ diese Weise für das Leben entstehen kopo» ^

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Viie ein Verfabreo, welches sich unter solcbeo*. UinständeD auf den Punkt binricbtet, Ton dem die Leiden zumeist und zuerst ausgingen^ ein Verfahren y welches mit Beseitigung aller an« dem Verhältnisse sich den grofsen Agentien im Lebensprozefs und deren Einflufs zuwendete, und wie es hierdurch gelang,^ einen fast ret<* iungslosen Kranken herzustellen , dieses habe ich versucht in der Beobachtung unter IV* dar* zustellen. Auch hier bildete sich ein Zustand nach und nach aus , den man unter die Hyper- trophien zu zählen sich geneigt fühlen dürfte^ er entstand bei körperlichen Anlagen, rein ia Folge der Einwirkung des Gemiithes auf Ner-^ -ven- und Rückenmark^ und yon hieraus Hers und Kreislauf benachtbeiligend ; es war hier vorherrschend ein dynamisches Leiden yorban- deo , und man würde es als ein solches aus^ schliefslich betrachtet haben , wenn nicht die Untersuchung des Herzschlags dafür gesprochen^ dafs auch das Herz bereits in seiner Organisa« tion benacbtheiiiget war. Immer wird dieser. Fall für einen ßeweis gelten müssen, dafs auch da, wo keine Reitung beim ersten Anblick möglich scheint, unter gegebenen Umstän- den doch die Heilung erreicht werden könne.

Das entgegengesetzte Verhältnifs suche ^ch in ]Vo. V. darzulegen, einem Falle, in dem die Leiden des Herzens als eine secundaire Krank- heit sich zeigen , und offenbar von dem Ve- neusystem ausgehen. In solchen Fällen beruhet dcts Wesen der jLvrankbeit gewifs zunächst i.u grofsen Slüruugen des reproduktiren Verhalt- uisses im Or^aiusüius, in dem, was Puchelt uänhäufujig in den Siätnmen nennt, und in sei- nem bekauulen VVerke das Veneasystem 37

M

dra Krankheit bftkanot gaworSäs ^ war ^ ttftlilk auch die Effahruog Ton P. Frank (de caraadb homioum morb, Liber !• §» 118«, womit, mi Vergleichen Liber II. §• 205— ^'6.) und tod Araf (Erkenntnifs und Kur der Fieber II. Bd. &• KapI ^. 85. u. f.). Bekanntlich dürfte der Erster« « Frank yor allen andern tSeobachtero akh cuerst bestimmt über die Arteriepentzündung nach eigenen bedeutenden Erfahrungen ansgesprocheiäf der Andere Aeil - den.' Gegenstand zuetH einer gründlichen Erörterung unterworfen baÄ ben. In einer Krankheit, die ao. selten rar** kommt, ist jeder Beitrag xu deren Erkenntoifi wichtig; es ist nicht meine Absicht, eine- Mo^ nographie derselben zu geben, kh will mich sogar nur auf die acute Form beschräcken, und die nachfolgenden - Krankheitsgeschichten mis durch einige Bemerkungen erläutern.

Neuere Schriftsteller : Kreyfsig '), /. Hodg^ eon *), Gendrin *) , Thomson "*) , /. Hope ')/ Th, Davies^), Schönlein ''), und die Bearbei« ter des Artikels Arteriitis im encyclopädischep Wörterbuch der medicinischen Wissenschafteis' Bd. III. S. 216, uud in liust's Handbuch der ChirurgieBd.il. S. 293, um nurdieHauptsachea anzuführen , haben alteren Erfahrungen allea daijeoige noch hinzugefügt und mit eigenen Er*'

^) Krankheiten des Herzens, über Entzündungen der Ar« terien und Venen, III.B. 1814. S.270. >) Krank- heiten der Artftiien und Venen 1817. 1. Abscli. S. 3 f* - *} Anatomisclie ßesclireibung der Entzündung, übersetzt von Radius, 7. Kap. 2. Absch. ♦) üe- ber Entzündung , übersetzt von Krwiketiberg. 1820» 8. 232. *) Krankheiten des Herzens und der gro<*

' (sen. Gefäfse, übersetzt Ton Becker, 1833. 3. Kap. !• Abtcb. *) Vorlesungen über die Krankheiten der Lungen nnd des Herzens. 1836. S. 36Q. 0 ^^ tkologte ODd Therapie. 1832« 6. M&

^ 67

durch Gendrin, Thomson in anfttomi«« acher, physiologischer und pathologischer Hin- sicht so "wichtige Belehrungen erhalten habeQ, "WO aber die praktischen Erfahrungen am sei- teasten sind. Die nachstehenden , von mir her obachteten Fälle, namentlich der eine, bezieht sich zumeist auf eine Entzündung der absteir genden Aorta; man siehet aber, wie auch hiev Mitleidenschaft und Complication das Bild der Krankheit verdunkeln können und müssen*

Fassen wir das Bild der Krankheit naeh den Beobachtern in einen engen Jlahmen* Hier müssen wir Sjpangenlberg^s Darstellung zu Gran* de legen.

Die allgemeine Arterienenizündung charak-* terisirt sich durch folgende Zeichen ; durch hefm iiges aber regelma'/siges Klopfen aller Arterien/ das zuweilen an den Caroiiden, den Schlaf cn^' art^rien und den Speichelarterien dem Auge wahrnehmbar wirdj der Puls ist gleichmäfsig^ ungemein hart und mäfsig geschivind^ der Kranke Iclagt über eine heftige, höchst lästige Vibration des Herzens, die bismeilen sichtbar und hörbar ist , und die nur in zwei Fällen mit dem Pulse nicht isochronisch , sondern seltener ' zu seyn schien ^). Bei einem Kranken zeigte sich das Gefühl, als stecke ein glühendes Eisen in dem Verlaufe der absteigenden Aorta bis zu der

*) Der Verfasser yerstelit . onter Vibration eine starke aber reg:elmärsige Büwegunjg; des Herzens, durch ihre Regelinäfsigkeit unterscheidet sie sich von der PalpF- tation oder von dem Herzklopfen. Die AiterientzUn- dting ist von der Herzentzündung dadurch zu unter- ßf^heiden, dafs bei letzterer der Puls zwar hart, aber klein, ungleich und zuweilen aussetzend ist, das Hers ]>alpitirt^ dal's ein ängstliches Athmen und deutlichfif Fieber damit Terbundeo u* f. (§• 27&).

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Sch#»Dl(elArterie hinunter, auch icMenWfti die Zunge und der Kochen gerolbeter, weg«* XTÖhnlich zu sevn , und bis tur Acme der Krad- 1 ( heit bedeckte eine lympbatische SekrelioD dini Theile, doch war das Kauen und Herabifhlb- gen nicht erschwert, noch Geschwulst vorhii« 1 *

den ^ die ZungenaHerien schlugen stark} wel- ches sehr Jnstig war. QuäUnder Durst oIm Terinehrie Wärme; doch war dieses Symploi nicht constant; bei zweien Kranken war du Gesicht roth und blühend, bei eintm dul* ten blafs und eingefalleo. ?— (Zeichen TM Willeiden des Herzens. ?). Grofse Vnrik und liasflosigleit ohne Erschtverung derRfSf' ration zeigte sich in allen Fällen, DerAppwti die Verdauung, die Excretionen io gesundhö- gemafserii Zustande, keine Schmerzen^ keioFi«' ber ? (Siehe Kreyfsig*s Bemerkung). D* Sympfome dauerten mn ohne auszusetztn, ■* bei heßiger Bewegung ^ bei harter LeibesaA9A^ bei Genufs hitziger Getränke und Gewürze in vermehrte sich ihre lutenfität. Liefsmanwl durch den Yulleu und harten Puls zum Adtv- lassen verleiten , so verstärkte sich seine Hart* und Völle immer mehr; bei wiederholten Blol' enlziehungen sanken die Kräfte schnell, dtt Puls ward immer harter und zutammeogezoge ner, da% Herzklopfen immer herftiger, und dil Rasllosii^keit immer quälender,, bis der Tod die sen Leiden ein Ende machte (S. 274 S/öV fjst dia Entzündung topisch, so findet mann diesem Theile den Puls der Arterien voll, Äirl und "klopfend. S. 283. Aus der örtlichem Injiommaiion ^ die sich oft durch keine anden /,tfichen alf den Puls und bisweilen durch Uff liegende Schmerzen offenbart ^ erklärt sich dii WaUtuehmttu^^ dafs der Pula suwcileu an ds

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€1060 Hand roll und hart , an dftr andern aber TOQ entgegeogeseUter BeschaiTeD heit war etc*** (S. 286). Aus dieser Darstellung «— in der ich die Stellen unterstrichen^ wekh.e mir als be- sonders wichtig erscheinen, ersiehetman leicht« dafs der geehrte Hr. Yf» sein Krankheitsbild kaum einer und derselben. Specios der Arterien* entzündung entnommen , dafs er die allgemein« chronische mit der acuten mehrl'ach Termiacht,- und dafs die Ansichten seiner Zeit ihn roa dem richtigen praktischen Wege abgeleitet ha* b^n^ was auch Krey^sig richtig anmerkt (S, 270),- dabei auf manche Unsicherheit in der Diagnose aufmerksam macht, jenen Hauptstellen aber Tolle Gerechtigkeit widerfahren läXst. „Die Ent* fiüuduog der grofsen Stämme in der Brust, sagt- er, ist so wichtig wie die Herze btcündung, und bat ähnliche Zufälle \ eben so mujs man auch die Entzündung einzelner bedeutender grofur jirterien^ und Plenen ' Stämme "Trohi zu untere» scheiden wissen und daran denken, da', sie hitzig oder schleichend seyn kann«'* In Bezugs* auf die Abwesenheit des Fiebers und der obea angeführten Ansicht üeiVs über das Gefäfsfie«» her, fügt Kreyfsig hinzu: ,,*^ ist sehr be» greiflich ^ dafs bei einer Hemmung des Blutnm^ lauf es , den eine Entzündung der instrumenta^ desselben nothwendig bewirken tnufSj sich^ die Zufälle eines allgemeinen Fiebers unmbgiich aus» bilden k'6nnen\ luiewohl der innere Grund dazu da ist.'' (S. 272). fllerkwiirdig ist indessen di« Stelle desselben Arztes in seinem Handbuch ^der praktischen Krankheitslehre: ,ydafs selbst bei sehr heftigem Pulsiren des gan^sen Arterien-» Systems, nie ein Zustand der Arterien Statt finde y welcher sich der Entzündung annähere/' (S. 148). Der genaue Hodgson g^bt uns wi%

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\tlrin lnl|

T/iomson und Gentirin i der entzÜDilelcm ArlerienltSq die ac:ite Ätterihis findet*) IVeues in Bezag sa( die O pen Ziialande. Hope , dei ScLriflslellern iilier die Kn ZCD3 uad der groraeo Gel« J8t, der leiae ErCiihrangeD 4 di^CD- Leben crDlnahin, un^ -vcteder anpafsto, gesteht Hi^ keit der Diagnose bei Arlenj ien, uiren ein, und setzt al, live Kriierium der Krackhc plicationen lÜe anatooii^ vorsüglichsle Symptom t in der ^orta bestehe dai ■weit heftiger puhire, als i Schmerz und eiin Gefdbl ^ genJ der AorlaL, verbui «nd Neigung z.ir Ohnirii stündige, doch aber wichtip Bufserdem ein beschleui und Trockenheil der Haut. I keit und alle übrigen Hrachei gtitiichen Prozesse». Au doj k Aorla ki^nne die Stärke ilireS f an dem oberu Ende dei Bn n Schlüsselbeice beCndlicfa ■werden, leichter liefse sich absleigendeu Theilca der Aorte braucht zu diesem ßehufenui das Slelboskop an _^eu _ l& Eine »hnlicbe yvio sie durch die EiitzüM ^orgp-l>rncht wird, soll olti einer oder der nadcrn < licu «aUriunehmen iByaj

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duDg Dicht seilen nach andern Arterien; und wohl gar über das ganze arteoelle Sjstem bift rerbreite," (S. 148. 149) u. s. f.

Indem ^Hope auf die Irrl.biimer aufmerk- sam macht, welche bei der Erlcenntnifs der acu- ten Arteriitia leicht vorfallen können , macht er zugleich diejenigen krankhaften AfTectionen nam- haft, welche, ohne mit dieser Krankheit ver- Jcnüpft zii seyn, das Pulsiren der Arterien ■ver- anlassen, und nennt: «Verknocherungen an det inoern Fläche des aufsteigenden Bogen» der Aorta, das Pulsiren bei Personen reizbaren Tem- peramentes, bei hysterischen Frauen und hy- pochondrischen Männern (GeTuhl von Flattern Fluttering im UnterleiUe), das krankhafte Fulsirea als Erscheinung der Reaclion nach Blut- verlusten , Verwachsungen des Herzbeutels nach Pericarditis , Geschwülste u. 8. f. (S. 150 151)» Obwohl nun das Pulsiren der Arterien in die- sen und noch vielen andern Fällen Statt findet, in denen keine Arteriitis vorbanden, so wii'd man doch unbedenklich nachgeben dürfen, daftl hier das allgemeine Bild der Krankheit fehlen mufs, während nur das feine -^ wenn aucÜ vielleicht ein Hauptsymptoih vorhanden war;"

Th, Daines in seiner neuesten Schrift, hat die Entzündung der innern Olembran des Her-r zens und der Arterien (S. 352) nur sehr üüch-^ tig und ebenfalls nur in Bezug au 1 die Beschaf- fenheit der Gelafse, wie sie die Anatomie ent- deckt, abgehandelt. Die beiden vortrelTlicheA Wörterbücher, die wir oben angeführt haben, enthalten beide eine genaue und gründliche Dar- stellung der Krankheit zwar nach bekannten («)uellen, doch auch mit kritischer Würdigung derselben I und oiTenbar nach eigenen Erfahxiui!»:

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oet ticb durch folgende Erscheiaiiii||«o aat: 1} an der Stelle, wo die entzündet* Arterie Hegt, findet eine erhohete Temperatur Statt. 2) Eben* daselbst empfindet der Kranke einen brennenden, reif senden y nach dem Verlauf der Schlagader weiterschiefsenden Schmerz \ 3) mit demselben verbindet sich ein sehr starkes Klopfen ^ weU ches von dem gewöhn licheh Pulsiren durch seine ungewöhnliche Heftig" Iceit, so toi^ durch ein schwer zu be* schreibendes schwirr end esQefühl ver- schieden ist» Bisweilen ist dasselbe so be^ deutend^ dafs man die einzelnen Oscitlationen der Schlagader deutlich sehen kann ; dieses ei« geothümliche Klopfeo dauert, so lange das sjr* nochöse Stadium der Entzündung anhält, fort; «— sobald aber Secrelioo und Ausschwitzung plastischer Lymphe Statt findet , verliert sich dasselbe mehr und mehr. Ea kann sich selbst (nach Lancisi und Bums) auf der Arme der Entzündung eine ^Geschwulst erheben , welche genau der pulsirendeo Stelle entspricht, so dafs ein Aneurysma vorhanden zu ;eyn scheint, wel- ches indessen mit dem Sinken der phlogisti« sehen Thätigkeit wieder gänzlich Yerschv?iodet. 4) in Folge der Theil nähme des ganzen S7- stemSy wird der Puls überhaupt voll, hart und etwas beschleunigt, diese Beschaffenheit de» Pulses wird, dur^h Bewegung ^ so wie durch reizende Getränke und Arzneien um Vieles ge"^ steigert, ö) Sobald die Oblitteratioo des er- krankten Gefäfses beginnt^ vermindert sich die tbierische Wärme in den entsprechenden Ge- genden^ auch treten dann wohl von Zeit sq Zeit Frostanfälle ein. 6) Plach Bildung der Ob- litteration verliert »ich der Pnls unterhalb der mtiumdeiem SUIU^ dauert dagegen oberhmli dsr*^

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Flechsenspringen , Delirien u. 8* w^ Mit die^ Ben Erscheinungen rarläuft die Krankheit h'öck'^ stens bis zum siebenten Tage^' wo sie sich an« ter kritischem Schweif se , Blutungen \xt\A Se- diment entscheidet, oder durch innere Blutao» gen y Brand , Erschöpfung im Nervensystem» todth'ch wird u. s. f. (S. 294), Wir wol- len nun noch zum Schlüsse der Darstellung dessen^ was sich in den Schriftstellern zur Er* kenntnifs dieser seltenen Krankheit verfindet^ anführen f dafs der treffliche Beobachter Schon» hin das Vorhandenseyn der Arteriitis, sowohl der allgemeinen als der partiellen, der aöuten wi« der chronischen, unbedenklich annimmt« In kurzer Zusammenstellung giebt er die Zufalle^ welche die ^verschiedenen Speoies bezeichneOf an^ ohne eine neue Erscheinung hinzuzufdgeD^ wir werden an anderer Stelle auf seine An- sichten in dieser Krankheit zuriickkommeo« {Pathologie und Therapie nach Schpnleins Vor« lesungen I. Bd. 2. Aufl. ^ Phlogosen des Blut- Systems. (S. 264).

Die Erscheinungen, die sich in der Arteriitis nach dem To'de ergeben, sind in den angege- benen Schriften ganz besonders griindlicb erör- tert, ich gehe also an dieser Stelle, da ich eine Monographie zu schreiben nicht die Ab- sicht hatte, nicht genauer auf dieselben ein; auch schon defshalb nicht, weil ich selbst keino neuen Zeichen in dieser Beziehung anzugeben wiifste. Der Vollständigkeit halber stelle ich aber ganz kurz io wenigen Worten . und ehe ich weiter gehe, die constantesteo Zusammen*

Dafs überhaupt die Arterien entzandet seyn können, hat sich durch das Criteriuiü der Lfi- chenöffnungen hinreichend erwieisetti WM ff' loora. UXXIV. Bd. 5. Sfc E

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ist über einen grofaeo Tbeil des Arterientyttenit yerbreitet , ist hell scharlachroth, wie Zinnober^ nicht hlofs oberflächlich^ sondern tiefer eiDdrio* geod, bis auf die Zellscbichte , welche die Fi« brosa mit der Tanica intima Terbindet, Di^ Arterienbäute sind im Allgemeinen verdickt^ derber, rigider , ihre Elastizität ist verloren gegangen; immer finden sich dann auch Lymph - Goagulationeo y die zähe und schwer xerreifsbar sind und fest an der innem Gefäfsm haut anhängen. Bei Typhen, und DametttUcb bei den Erjsipelaceen , zeigt die Röthe ander» Erscheinungen ; sie sieht mehr ins Purpurroth9^ ist mehr oberflächlich , beschränkt sich mehr auf die gröfsern Gefäfsstämme und hört dann mit einem Male auff •— in den Häuten und Zell^ ge weben zeigt sich keine Verdichtung^ keia Bigiderwerden , sie sind vielmehr weicher und beengt u. s. f. - Auch bei chronischer Arte« riitis in Folge Ton Dyskrasie, findet sich di» Röthe in den Arterienbäuten ; ein rother 6e« fäfsbof rings um die atheromatose lüasse; sev« fliefst die Masse und bilden sich Geschwüre, so nmgiebt der Gefäfskranz dann auch das Ge« schwur (S. 47. 48). Bei der Entzündung ein« zeloer Arterien, namentlich der durch Djrskra« sien arthritischer und syphilitischer Entziin« duog bedingten, sollen die Arterien sehr leicht zerreifslich werden, und man aus innern Bia« tungen erst erkennen können, dafs ArteriitiSr früher Statt gefunden habe (S. 250) *). Di» Folgen I welche die Entzündung auf die Art*«

*) Die Lücken, welche sich in der angezogenen Schrift offenbar ond zumal in den letzten Sätzen finden, sind unstreitig der un?olbtSndigen Hiandichnft, diebenntit worden, zuzoschreiben ; Kenner werden faidflssea dSB Wahre Tom Falicbea scboo bertossoAdiOk

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müsse, welcher diese EDtzüocIuDg begSnatiget Es ist schon vreiler obeo bemerkt worden^ und der Verfasser des Artikels in dem eocyklopäd» Wörterb. hebt es besonders hervor» dafs man die ArterieoentzünduDg nicht mit dem reinen Gefäfsfieber (Febris inflammatoria Synocha) fi- lier yielfach so milden Krankheit, Ter wechseln dürfe ; and Reil geht offenbar zu weit, wenn er die Meinung* aufstellt, dafs daseinfach schei- Dende Gefäfsfieber wohl häufig mit einem ent- zündlichen Zustande der Gefäfshäute verbunden seyn mochte. Dafs aber ein heftiges enizühd» liches Fieber als Ursache die Schlagaderent- zündung hervorzurufen im Stande sey, ist au- fser allem Zweifel; eben so mögen heftige kör- perliche Bewegungen, Genufs oder Obermafsi^ ger Genufs hitziger Getränke, unter bestimmten Umständen, und namentlich unterdrücktt Hautlhäiigiceit als diejenigen Ursachen gelten» welche zumeist die Krankheit zu erzeugen im Stande sind; Gicht ^ Syphilis und andere Dys* krasien bedingen wohl zumeist die chronische und die rein örtliche Form; ebenso die Ver- letzungen der Arterien«

Dafs eine allgemeine Gefäfsentzünduflg\L9!avii ohne gleichzeitige Aufhebung des Lebenspro« zesses gedacht werden könüe, ist klar, überall« wo von einer solchen bei dea Schriftsteilern die Rede ist, findet sich auch der Sections-Be« fund. ,,Jede Schlagaderentzündung, sagt der Verfasser des Artikel» in dem encyclop. Wör« terb.« mufs aber, bevor sie sich dem ganzen System mitthcilt, dem Leben ein Ziel setzen." Dieselbe Tödtlichkeit ist in den meisten Fällen unabweisbar, wenn der Bogen der Aorta, oder besser die Brust- Aorta - entzündet ist. Wenn nach allen Untersuchungen über die fintAÜndang

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sKndang, •timmeo 8o vrenig mit denen Aar orf- liehen Schlagadereotzüadang iiberein, weisen dagegen so genau auf ein , blofa auf die Aorta, und die grofsern Gefä/sstämme sich beziehen^ des, subinflammatorisches nur die in"' nere seröse Membran betreffendes Le»-' den hin^ dafs daran nicht gezweifelt u^rden kann.*^ Hiermit mag rerglichen werden, wa» Kreyfsig über die Art der Eotsiindang und de- ren Kriterien in einer Anmerkung su Hodg-* sojCs Werken S. 9 richtig bemerkt; ich fiihro diese Stellen nur defshalb an/ um auch meine' Zweifel über eine allgemeine Arterienentzün* düng zu rechtfertigen; und will nur noch hiozufügen, daft ich von einer solchen acuten' Entzündung^ Welche: 1) Theile des grofsta Kreislaufes betrifft; 2) weiche als ein sub- inflammatorischer Zustand die innern Arterien» häute ergreift niemals aber das ganze Ge« flechte erfassen kann ; 3) von einer solchen^ welche bei mögtichster Verbfeitong ^— Brnst und Unterleib, Arm oder Schenkelarterien -^ einen müden Verlauf oimmt , theils nach Schrift-« stellern , theils nach analogen Zuständen - Pe^ ricarditis, Carditis Nephritis wie ich selbst gesehen und aus eigenen Erfahrungen über-» zeu^t bin,

Dafs die Vorhersagung nach dem was an** geführt worden ist^ immer eine sehr Ungewisse seyn müsse ^ iat unzweifelhaft; sie ist um so uogiinstiger, je weit verbreiteter und je inten- siver die Entzündung sich darstellt , sie ist gün« stiger in den entgegengesetzten Fällen, sie ist zweifelhaft in Bezug auf die Folgen , sie ist täuschend wegen mannichfaltiger Complicatio« neu, die mit der Krankheit auftreten und die sich zu derselben hinzugeselien können } «^ hi«-'

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der Blutegel, aod, Schonlein aagt über die The^ rapie :' sie müsse im höchsten Grade antiphlo-' gistisch seyn I gro/se entscheidende Aderlässe^ oft% in 24 Stunden bis 60 Unzen ^ gleich der etßstt soll 20 Unzen betragen, und wenn der Puls nicht weicher würde ^ so müsse .er nach ei" nigen Stunden wiederholt werden ^ und so fort bis der Puls weicher wirdm ' Ferner wird der Gebrauch der Slittelsalze , nameotlich das Kitrüm^ gerübint; Schönlein räth die An- wendung der Mittelsalze in Pulverform^ die AufiösuDg solle weniger günstig wirken , Ni- truiii zu 5 6 Gran mit einer Drachme Wein- steinrahm und etwa^ Zucker alle 1 oder 2 Stun* den. Sollte keine Ausleerung erfolgen, so soll ein Klystier von Essig und BLngnesia sulphu- rica gegeben, und später dem Nitrum die Di- gitalis hinzugesetzt werden. Ruhiges Zimmer, f^nchte Atmosphäre, was man durch Bespren- gen und Aussetzen Ton Gefäfsen mit Wasser bewirkt. Zum Getränke- Weinsteinmol- fcen, Essigmolken, Selterserwasser mit Zucker, -— Pflanzen- und Mineralsäuren. Ist der Zeitpunkt der Krisen eingetreten, so giebt man die ^Ge- tränke lauwarm, und bedeckt den Kranken sorgfältig (am angef. Orte S. 248). Den Sau-» ren, namentlich den versüfsten Säuren , schrei- ben Frank und 'Spangenherg auch noch in spä- tem Zeiträumen des Uebels Heilkräfte zu. -

Der Verfasser in RusVs Chirurgie räumt mit Recht dem Calomel einen wesentlichen Nuxr- zen in der ^rterienentzündung ein , und beden- ken wir, dafs der Prozefs sehr rasch exsuda- tiv wird, dafs er sich vielfach als einen sub- inflammatorischen darstellt und das reproduk- ' live Verhältnifi des Lebensprozesses ergreift, so wird mao ~ was aacb meioe Erfahraog

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^abl ao^eweDdet werdeD. Deo OblitleraUoDen ip einseloeD Gebilden , naineollicb io den Extre- znitäteoy und hier den ontero, ist gar nicbt leicbt zu begegnen , es eotstebet eise StoroDg zwi- scben dem Tenosen und arteriösen ILreislaof, die Venen pflegen aneascbwellen und ein dicb- tes Adernetc zu bilden^ Geschwakte mit Scbmerz und dem Geiübi des Einschlafens, der Taub« heity begleitet y befallen das Glied , leichte Er- kiiblungen, festes Sitzen aof einer Stelle, brin- gen Tor&bergebend und bleibend diesen Zustand berror, und gern dürfte sich wohl später eint Art von Lähmung ausbilden; in dem Ton mir behandelten Falle, haben mir Ein Wickelungen des Gliedes I und aromatische Waschungen viel genützt« - Leichte Aufgusse der Chinarinde und natronhaltige Wässer (Se^cr^^, Ober^Salz^ hrunn, Geilnauer^ in einzelnen Fällen Kissio- ger Brunnen), so wie die sSben Molken schei- nen mir zu einer Nachkur sehr zweckmälsig»

Es sey mir nun erlaubt| in gedrängtem Um^ rifs diejenigen diagnostischen Kennzeichen, wel« che die Arteriitis cbarakterisireo , zusammen, und diejenigen Krankheiten , welche derselben am nächsten stehen, in gleichem Umrifs entge« gen zu stellen. Hierher rechne ich indem ich die verschiedenen und mannichfaltigen Com« plicationen übergehe, die Febris inflamma'» toria genuina, (ßynocha Simplex) ^ die Cardiiis und Pericarditis» '-— Aus eigener Erfahrung habe ich einzelne Erscheinungen, die mir wich« tig geschienen, besonders hervorgehoben«

1. Febris inflammatoria gertuina universaKSp Synocha, Einfaches entzündliches Fieber» Pathognomonische Zeichen, Gleichförmig über den ganzen Körper verbreitete Wärme,

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ses Fiebdt obne irgend eine Ertliche Compli- cation.

Dauer: 24 Standen Ephemera ^ bis drei Tage Epbemera protracta ; selten bir zu sieben Tagen^ dann niemals ohne CompUcation.

Krisen: Scbwelfs und Urin^ Blutflüssei letztere sehr selten.

Ausgänge : Schneller ITebergang in Gesund«« beit Utbergang in andere Fieberformen Metascbematismen. Der Tod nur in ^ehr sel-^ tenen Fällen, {ßrown^ P, Frank, Reil, v. HiU debrand^ Reimann, Bischof und viele andere altere und neuere Scbriftsteller.)

2. CarditiSm Herzentzündung* *— Patho^ gnomonische Zeichen. Unbeschreiblich grofse Angst und Unruhe, die sogar jedes Schmerz- gefühl übertäubt, schmerzhafte Empfindung in der, Tiefe des Herzens (täuschendes Gefühl toq Ortsveränderung des Organes selbst^ oder rich- tiger des Herzschlages), überaus frequenter und doch zurückgedrängter Puls (Neigung zur Ohn^ macht und wirkliche Ohnmacht bei Bewegung genj anfänglich vermehrte, bald aber ver- minderte Hauttemperatur, kühle Extremitäten^ sehr bald verfallenes bleiches Angesicht; die Physiognomie eines tiefen Leidens; der Zu- sammenhang aller dieser Zufälle und Erschei- nungen giebt das reine Bild der Cmrditis.

Besondere, einzelne Zeichen und Ersehet'» nungen. Carditis entstehet Mrie das entzünd- liche Fieber , und fast jede reine acute Entzün- dung; die allgemeinen fieberhaften Erscheinun- gen, in wiefern sie oft vorbanden, sind diesel- ben. Anhaltendes Fieber ^ Schaudern mit flie^ gender Uitze abwechselnd, (Fieber laLiTOii

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niöon Autoren I «. B. too DavUSf ^AzoA 1 rf worden). Anfaogs geröthetei Antlitz nni 1 i warme Haut, bald aber reriallenes Antliti, du I l Physlogooinie des tiefsten Leidem und der m* I I jnenlosesten An^st. Angstvolle B.espiraim\^ \ ( pression der Brust) , bei reiner Carditis ai« keine gesttirte und schnierzbafte. Schmen» hartes Gefübi in der Tiefe de» Herzens; nad Mehreren das Gefühl , als ob eine glühenii Kohle an der Stelle des Herzens läge; Kha&> bare Ortsyeränderung des Organesi des Ben- Schlages. Palpitationen, oder ganz uniühlbaie! Herzschlag. Tiefe Ohnmächten bei dem Yfh such zur Bewegung , besonders bei dem AoS- richten, auch bei schnellem Niederlegen dd Körpers; notbwendige Rückenlage. Gelüh\\(i Kälte in den Extremitäten und TerinioderteUaot* temperalur (wird von Davits nicht angenom* men).

Unregelmäfsiger Puls : Anfänglich hart abs klein^ ungleich^ sehr frequent^ zuletzt unzählbm Disharmonie zwischen Herzbewegung und A^ terieoschlag. Grofse Aufregung des Kerres' Systems; krampfhafte Zufalle, tetanische Steit- heit, erschwertes Schlingvermogen selten, - (Hierron wohl die besondere und gewils oidv fest begründete Annahme, dafs mit der Hydm phübie Herzentzündung verbunden, oder \\» serscheu mit letzterer immer Torkomme« Chi rurgische Abhandlungen und Wahrnehmangei von Trecourl aus dem Franzoft« übersetzt. 1811) Oft dagegen Vomituritionen und wirklich« Erbrechen. Grofse Verstimmung der Psy- che, — Melancholie, letztere oft bleibend.- Auskultation und Percussion der Lungen lassei diese (sie waren denn complicirt ergriffen) gs «uud encheiaenn -«• Frieseln kommen bei de

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rheumatiBcheD HerzeDtziinduDg {Rfaeumatitmus cordis) vielfach yor, beide scbeioeo in einem besondern Wechsel Terhältnib zu stehen. -^ Blut: anfänglich entzündet^ bald zersetzt, mehr Cruor als Serum | der Blutknchen fällt ausein* ander. Dauer: 3 bis 7 Tage» Krisen t durch Schweifs und Urin*

Ausgänge nod Folgen^ wie bei andern Entzündungen Zertheilung, chronische Nach* krankbeiten , Hydrops Pericardü , Yerwachsun« gen mit dem Herzbeutel, Exsudate^ Verkno* cherungen der Kranzarterien und der Yalvelop - auch blutige Herzerweichung. Von Eini-« gen ist Vereiterung und Brand angenommen worden. Der Tod erfolgt suffocativisch (apoplektisch). (P. Franko Senac^ Corvisart^ J. F. Davis, Thom. Davies und Hope^ Bischojff Boux (de carditide exsudatira), Herzberg (de car« dilide« Halae. T. 1. u. 2. Encyclopäd. Worterb« VII. Bd. Sehoenlein u. A.).

3. Pericarditis. Herzbeutelentzündung» « 'Pathognomonische Zeichen. Viele Zeichen fal* len mit der Herzentzündung um so mehr zu* sammen^ als vielfach das Herz in wahre Mit* leidenscbaft gezogen ist. Stechender und bren^» nender Schmerz in der Herzgegend bis hinauf zu den Schultern und Armen, Druck und Bren* pen im Pericardio und unter dem Brusthein. Vermehrung der Empfindung bei äufserem Druck, Unfähigkeit auf der linken Seite zu liegen ; un« regelmälsiger, scbueller, ToUer^ vibrirender^ später aussetzender Pulsschlag, Herzklopfen mii verstärktem Herzstofs^ grofse Unruhe und Angst i doch kein Verfall de» Antlitzes wie bei wahrer Carditis^ keine kalten Extremitäten»

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Krisen: inxeh Schweifse ond durch reich* licheo Abgao^ ton Urin mit rothlich gelben Bü^ deosätzep« .

jinsgcLUge: zuerst wie bei andern Rntziio« düngen, Zerlheilung, Eocsudaiion, Herzbeutelwas^ sersuchtj Verwachsungen mit dem Herzeui tbeil« weise und alJgemein. *-: (Ich sah vollkommeue Verwachsungeo, bei denen, so schien es, das Lo« ben länger bestanden hatte; pa/'tielle kommeki vielfach Tor und bestehen gewifs geraume Zeit ohne sonderlibhe Benacbtheiligupg der allgemein« Den Gesundheit). Der Tod erfolgt paraljrtisßll oder suffocatorisch. (Die firüher angegebenea Beobachter und Thom. DavUs, Hdpe u. A«)

4* jäcute uirteriitis. Da in dem Torstehen« den Aufsatz dieser Krankheit eine ganz yorziig« liehe Würdigung, namentlich auch in diagnosti« scher und symptomatischer Hinsicht, gewährt worden ist, so darf ich mich in dem Folgenden um so kfiri^er fassen.

Pathognomonische Zeichen* Heftiges regel* mäfsiges Klopfen in dem Verlauf der Arterieü (oder dem entzündeten Theile ddr Arterien) bis in die Eittremitäten und zu den Kopfarterien* Vibrirendes Gefühl^ Vibration des Herzens selbst; Empfindung; gleich der eines glühenden Stabes. (Stromes) zur absteigenden Aorta, frequenter^ harter, voller PulSf gleichsam ein jTorl wallender glühender Blutstrom* Anscheinend (zuwei'en) kein Fieber."

Besondere Zeichen. Entstehung des Üebels^' wie andere Entzündungen^ unterdrückte Itaut^ lemperatur, starke Bewegung, Ueberma/s im Genufs geistiger Getränke» Anhaltendes star-» Tees Fieber ^anscheinend auf der höchsten Stufe der Krankheit kein Fieber)« Brennen der Jotjrn.LXXXlY.B.5.St« F

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Rastlosigkeit , Angst ; Delirieo , NerrPttzofSn^^* Erbrechen ; -^ stets drohende Erstickungsgefabr« Der Urin nicht sparsam *- man sähe ihn so« gar reichlich, so auch ich «— andere sparsaiOi röthlich mit purulentetn Bodensatz \ Stahl an«' terd rückt. Bltdt: entzündlich , doch nicht in» Anfaüg der Krankheit mit Entzundungshant be« deckt, was erst nach den spätem freilich' sich rasch folgenden Aderlässen Stattfindet

KHsenz durch reichlichen Abgang Ton ITirui; -— erst spät und nach dem 7ten Tage Boden« sätze , durch reichliche Schweifse ; Nasenhlw» ien (ob das Blutspucken kritisch seyn kann?).

Dauer der Krankheit : vier bis sieben Tag€i Beconralescenz langsam» Ausgänge i Zerthei« lung, lymphatische Exsudate, Obliteration ein« seiner Arterienstämme und kleiner Zweige •— « Verwachsung Yerschliefsung der gröfsera Stämme vor dem Tode. Der Tod bei allgemeiner Arteriitis fast ^anx ^e{<;i/^, Stille« stehen des Kreislaufes ; Suffocation, ApoplexiöJ

Sthon am Eingange habe ich bemerkt, daftf die Arterien - Entzündung, namentlich die etcüte^ als eine sehr seltene Krankheit von allen Beob^ achtern angenommen worden ist. Nur Weni-' gen war es vergönnt wie dem berähnoMtf P. Frank eine Anzahl von Fällen zu beobaeh^ ten; nur Wenige sahen die Krankheit m/t; "^ wie oft mag sie mit Garditis, > Tidleicht aucb mit Pericarditis wie oft mit Brust- und gro- fsen Unterleibs -Eutzüädungen Torkomfmeii, wtf sie weniger beachtet yoriiber-, oder in derUn-J dern Krankheit wenigstens scheinbai' «^ un- tergehet. Dieses bei Seite gelassen, so babe^ ich selbst zwar viele compHcirte Entiiindunge'li? der Brost und des Uot»rkibe# gesehen,

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Cegenstancly der damalBiurch Spangenher g*s u. A. BeschreibuDg Intereftse erregt hatte ^ uod fahrte inich Dach der PriifuDg ao das Kankenbett eioes tod diesem Uebel befalleDeo Mannes^ eines jungen Handwerksgesellen. Leider sähe ich den Kran« ken nur einmal \ der Vortrag aber jenes trefF- lichen Lehrers der Arsneikunde^ und das über- standene Examen prägten mir das Bild, wel- ches ich Yor mir hatte , fest in das Gedächtnib«. Ich hatte, obwohl ich damals schon in Krao- Lenhäusern und in der Privafpraxis eine grofse Anzahl Ton Kranken gesehen, ähnliche Er- scheinungen noch nicht beobachten können, und ich bemerke an dieser Stelle nur, dafs jener Kranke derjenigen Darstellung, welche berühmte Aerzte Yon der Krankheit gegeben, und wie ich solche in dem hier yorauistehenden Aul- Satze beschrieben, genau entsprach.

Den zweiten Kranken behandelte ich im Januar 1811 im Hospital zu Allerheiligen, er betraf einen Leineweber - Gesellen D. , von mitt- leren Jahren , der sein Gewerbe nicht ipehr trieb ^), Dieser Mensch mochte bei der da- mals Statt findenden ungewöhnlichen Kälte, da er verarmt und, irre ich nicht, sogar. ohne Ob- dach gewesen war, und in sehr dürftigen Ver- hältnissen dem Hospital übergeben wurde, höchst wahrscheinlich eiue Störung der Hautausdün-' Btun^ erlitten haben. Er kam an einem Abende in die Anstalt, an dem sich das besondere 'Uo-

*) Leider vermag ich die von mir genaa Terzeicbnete Krankheitsgescliicbte nicht vollständig mitzotheiten ; ich kann sie nur aus meinem Tagebuche kurz anga- ben, da viele meiner Papiere, namentlich Krankheits- geschichten iiTid LüichenÖfTnungen , mir bei dem auch mich am 29sten Dccbr. 1831 mit betrotrenen Hospi- talbrande, verloren gegangen, <^ vahrscUeinlicb mit verbrannt sind.

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bis In den KoplTaQfvrarts qdj bis lo die Schenkel abwärts erstreckte , und mit heftigem Klopfen im gaocen Korper . yerbuodeD wäre , eine Ein« pfiodangf die er als oiibescbreiblich unaoger nehm beschrieb; seine Pulse waren eigentlich gar nicht sa zählen , und zwischen Systole un j Diastole kaum ein bemerkbarer Unterschied^ dabei war der Pulsschlag grofs (wie eine starke Federspule)» sehr stark» und wenn hier der Ausdruck pafst, unendlich frequent, man kann ^gen, man fühlte in den Arterien der Hand^ des Halses find der Schenkel, eigentlich nur das Strömen einer FlSssigkeit ohne deren Wel- len wahrnehraeD zu können; seine Angst war namenlos 9 und sie war um so gröfser, als er gar keine Hülfe oder Erleichterung, durch Ver- Knderung der Lage, durch Klagen oder durch tonst ein Mittel erlangen konnte» da jede Be« ^^gnpg die Empfindung in seinem Korpet Termehrte» selbst das Seufzen war ihm unan- genehm» und doch hatte er zu dieser Erleich- terung eine grofse Neigung. Ein Versuch zum Gähnen war unmöi^licb. Dabei war der Herz- schlag gleichfalls undeutlich» bebend^ vibrirend» (zitternd) aber das Herz war k eines weges in dem Verbältnifs ausgedehnt» wie die Arte- rien ; es schien wie ich mir es bemerkt ^ ▼erkieinert. Uebrigens war die Hautoberfläche heifs» wie der Athem» der Urin sparsam und rothy der Stuhlgang fehlte. Ich liefs dem Kran- ken an diesem Tage zwei Mal und sehr reich» lieh zur Ader, beide Male halte das Blut eine starke Entzündungsspeckhaut ^ h. keine Cru-- sta pleuritica contracta fimbriatUf sondern der Blutkucben blieb breit» noch während des Ader- lassens gerann dasselbe, setzte wenig Serum ab, blieb fast ^anz Cruor» und letzterer bildete eioeii.

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genommeDy die Zufalle waren miMer, die Angst hatte abgenommen, die Pulsschlage waren zu zählen , der Herzschlag war kenn bar, nur war jede Bewegung, noch unmöglich, das heifse Ge- fühl im Verlaufe der Aorta und ihrer gröfseren Stämme fortdauernd, ja sich bis in die Arme und Beine erstreckend; auf diesen sitanden die Venen strotzend in einem blauen Netze, und namentlich an den Händen, Fiifsen and den Unterschenkeln, den Waden. Der Kranke be« bauptete, «ie wären ihm vollkommeo eingeschla» fen unjl gelähmt, er kÖane kein Glied bewegen, er sey gelähmt; das War aber jedoch nicht der Fall, er konnte jedes «einer Glieder bewegen. Ich 'bemerke nur, dafs während dieses Zu«^ Standes der Extremitäten, die Angst si<^h ' sieht* bar vermindert und die Brust freier gewordea war. Am Abende wurden auf die Extremität ten Senfteige gelegt und noch einmal Ader ge- lassen, also nun zum fünften Male. Das Blut batte dieselbe Beschaffenheit wie die früheren Male, auch warf der Kranke noch immer schwarze Blulklümpchen aus. Am fünften Xege traten allgemeine Schweifse ein nnd der Urin gab ei- nen reichlichen Bodensatz, es zeigten sich Spa- ten Ton Speichelflufs, welcher bald sehr reich- lich wurde. Von nnn an trat die Besserung* ein, welche rasche Fortschritte machte. Kaum drei Wochen nach seiner Aufnahme wurde er f^eno^en entlassen. So viel finde ich über die- sen Fall aufgezeichnet.

Den dritten Fall beobachtete ich in diesem Jahre, und er wurde die nächste Veranlassung zur Zusammenstellung dieser Bemerkungen.

Der hiesige Secretair Hr. 6. ^ nun zwei und dreifsig Jahre alt, mir seit einer langen Reihe von Jahre» geaau bekannt, bühtt voo

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.an der er arbeitete^ fast ODerträglicb» Zu die« per Zeit, schoo im Octobür -~ bekam er jeineD besonderen Zufall^ den er jenen Reisen^ ich seinem Amts-Locale zuschrieb, und der in einem steten Einschlafen der Finger der rech- ten Hand, und dieser zum Xheil f>elbst bestand, ein Uebel, welches ihn angemein beschwerte^ und im Arbeiten hinderte. Dasselbe wurde auch nicht ganz beseitiget und nur durch Einreibun« gen des ätherischen Sepfols mit ' Weingeist und durch den innern Gebrauch der Tinct« Guajaci ammoniata yermindert« In dieser Zeit, nament- lich Ende des Jahres, hatte eich Hr. G. öfter ermattet gefühlt, and uni sich nach ^Ln« elrengungen zu stärken, gegen seine sonstige Gewohnheit (er führte wegen seiner Halsleidea eine sehr strenge Diät) angefangen, täglich eia Glas alten Ungarwein zu trinken, der ihm schein- bar zusagte und kräftigte. Im fiebrigen befand er sich wohl , und ich sähe ihn noch etwa zwei Tage Tor der jetzt zu beschreibenden Krank- heit, ohne dafs er mir aber eine Beschwerde besonders geklagt hätte.

Am liten Januar Vormittag empfand er, nach TQrausgegangenem Fieberschauer und dar^ auf folgender Hitze, einen tiefen Schmerz im Rücken und längs des Verlaufes der Rücken- säule, der sich bis in die Lumbaigegend verbrei- tete, ihn am Sitzen hinderte und nur im Ste- hen einige Ruhe finden liefs. Ich sähe ihn Abends um 6 Uhr, er stand in seinem Zimmer und stützte sich mit der Hand auf den Tisch, aufser jenem Schmerz, oder richtiger^ beson- deren Empfindung, klagte er über keine Be- schwerde, er hatte harte ToUe Pulse, die nur mäfsig häufig waren, eine warme, doch milde UaultemperaUiri dio Zopgo ¥rar tein^ nur leicht

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alle venösen OefSfse ausgedehnti namentlich an Hand und Fiifsen , da aber wie schon gedacht, der Kranke in der letzten Zolt sehr fett ge-* "worden war^ so zeigten sich weniger die klei« nen Gefäfse sichtbar^ dagegen die Haut ange- spannt, sehr heifs und brennend anzufühlen. Der Ober -Wandarzt des AllQrbeiligen - Hospi- tale ^ Hr» Sachs, liefs dem Kraciken selbst über, ein Pfund Blut^ woranf Schwäche eintrat^ und nun im Pulse nach einer guten Secunden-Uhr 130 Schläge herausgefühlt werden konnten, denn genau war die Zahl nicht zu bestimmen. Ea wurde nun die angefangene strenge autiphlo« gistische Methode fortgesetzt , und da der Stuhl- gang zögerte y die Gabe des Kali tartarici ver- inehrty und abwechselnd alle zwei Stunden 1 Gran Galomel yerordnet* Auf die untern Ex- tremitäten wurden ableitende Reize gelegt, und (]er grofse Durst des Kranken und sein Hang nach Säuren durch einen Aepfeltrank und Apfel- ftinensaft befriediget« Ein Kljstier hatte keine Folgen, Abends war der Zustand ganz unver- ändert, die Angst des Kranken grofs, er ver* mochte sich kaum zu regen und zu bewegen^ und lag starr auf dem Bücken; die Hitze des Körpers war bedeutend, der Kopf aber frei, keine Störung des Sensorium^ Herz- und Puls- schlag wie schon beschrieben» Mit den Arz- -neien wurde fortgefahren, aber nochmals ein; Pfund Blut abgenommen. Das Blut Tom Vor^ mittag zeigte eine geringe, das nun abgelassene Blut eine stärkere Bntzündungshant, doch bei grofsem Ueberschufs yon Cruor und wenig Se- rum , nicht eine Crusta pleuritica fimbriata, son- dern einen platten Blutkuchen mit bedeutender lymphatischer Abtheilung.

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guioolento Sputum , viie bei Poeuinome , oncl wie es eich aus den Bronchien absondert und in der Lunge exsudirt, sich in Streifen zuerst^ und d^nn mit dem lymphatisch -mucosen Aus« wurf gemischt zeigt , sondern reines abgeson^ dertes schwarzes Blut in kleinen Klumpen; auch ohne Husten warf er solche aus^ immer ohne Schmerz^ aber auch ohne Erleichterung. Bei den Versuchen zum tiefen Aus- und Ein« atbmen^ die ich den Kranken wiederholt iaa* eben liefs , empfand er keinen besondern Hu« stenreiZ) noch weniger eioen besondern oder einen andern Schmerz in seiner Brust als den schon angegebenen. Es wurde nun eineEmul- sio laxatiya Viennensis unc. TÜj mit Nitrom dr« ij und Kali tart. unc. ß verordnet , und die« Ser Mischung Aq. Lanrocerasi dr. iij und Sy- rupi Diacod« Dispensatorii Brandenburg dr. r zugesetzt; alle 2 Stunden $ Tasse, die andero Stunde 1 Gran Calomel. Obwohl nun alle diese Mittel fleifsig genommen worden waren ^ so fehlte doch nocl) immer LeibesoiFnung. Abende trat neuerdings Vermehrung der Zufalle ein^ und sie waren alle ganz in der Art Torhandeo^ wie am Vormittage. Es wurde zum vierten Male spät uibends zur Ader gelassen, das Blut zeigte -^ in Folge der wiederholten Entzie- hungen — nun eine mehr ausgebildete Crusta infUunmatoria , der Blutkuchen zog sich zusam- men, und es sonderte sich mehr Serum ab, der Urin war etwas reichlicher abgegangen, blieb aber noch roth. Neben der Emulsion und den 6alomel- Pulvern, liefs ich. nun ein einCaches Infusum Foliorum Digitalis purpon ans zwei Scrnpeln nehmen.

Auf diesen stSrmischeD Tag folgte ein« im Vergleioh sa djeeeai, tohigese Jladit^ und

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Am ißten Januar t alco dem secfasteo Tage der Krankheit j warden alle Arzaeien^ fortge* setzt I und es ereignete sich in den Erscheinun«

Sen der Krankhieit nichts BemerkenswertbeSf och begannen die Kräfte zd sinken: ich fiefs am Abend den 'Aufgufs der Digitahs oft and zur Nacht ausschliefslich nehmen ^ uiid am 17tea^ dem «iebetiten Tage, abwechselnd mit Calo« jneU *-> Dem verstärkten Aufgufs wurde NU trum und der^ Liquor Kali acellci hinzugefügt»

An diesem Tage zeigte sicb^ nachdem ia der Nacht Delirien, oder besser Phantasmago- rien, eingetreten waren ^ allerdings eine Verän« derung, und man durfte eine Krisis erwarten; der Urin begann zu brechen und einen rothli« chen Bodensatz abzusetzen, es kamen ein Paar ireichliche pulpöse Stühle und ein leichter Seh weiCi begann den Korper zu bedecken« Es sanken aber 'die Kräfte bedeutend* Herz- und Puls* schlag wurden, deutlicher und distincter^ letzt^«- rer sogar weich, obwohl er noch voll und grofs blieb, auch hatte der Kranke mehr Ruhe. 6e« gen Abend indessen traten Erscheinungen eio^ die mich einen Metaschematismus besorgen lie« fsen, um so mehr, als zu der Zeit bei uns viele der heftigem Entzündungen in nervosa fieberhafte Krankheiten überzugehen pflegten. Die Zunge unsers Kranken wurde am 17tea gegen Abend trocken und zeigte einen bräun« liehen Streifen, der Kranke wurde still und seine frühere Aufregung verschwand, er bekam Abwesenheiten, Hallueinationen und Illusionen; dazwischen war sein Bewubtseyti wieder voll« ständig; -— er warf nun viel schwarzes Blut mit einenl übelriechenden Schleim aus, auch zeigten sich Spuren der SaliratioD* Die Pulso lonni.LXXXIY.B.9.S« G

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rentbeils ohne Husten erfolgt war, ScbiveiCi^ und kritischer Urin kamen reicblich bis zum 2l8ten Tage der Krankheit , "WO dann erst wirk« liebe Genesung begann. In dieser Zeitnaho^ Pat. sonst keine Arznei aufser einem A)ifgu(f der Hb« Marrubii albi mit Blagnes. snlpburica^ Am Slsten Januar traf ihn noch ein Unfall , es -wurde ihm statt von der angegebenen Mixtur» aus Verseben ein EfsloiFel voll einer Mischung aus Galläpfeln y die in Wein digerirt worden waren , gereicht. Die Gefahr ging aber leicht vorüber y eine Emulsion, die der schnell herr beigerufene Hr. Reg.-Rath Dr. Remer verordne^ beseitigte die Folgen«

Gleichwohl litt der Kranke später an Zar fällen, die offenbar als Folge dieser Krankheit he« trachtet werden mufsten, und auf deren Nator ein deutliches Licht zurückzuwerfen geeignet waren. Es war ihm nämlich im rechten Ober« und Unterschenkel immer ein Gefühl von Taub- heit und Einschlafen zurückgeblieben, und wenn auch nicht diese Theile geschwollen genannt werden konnten, so zeigten sie doch eine wi- dernatürliche Spannung und namentlich auf dem Unterschenkel ein variköses Adernetz. Als nun der Kranke einst in das Theater ging, und in* einem engen Sitz eingezwängt, mehrere- Stun« den verbleiben mufste, konnte er nu^ mit Schwie« rigkeiten nach Hause kommen, war im Gehen später sehr behindert, klagte über, ein brennen- des Gefühl längs des Ober- und Unterschen- kels, im Verlauf der grofsen Arterienstämme^ und schmerzhaftes Einschlafep des Beins« Nach einer Einreibung mit flüchtigem Liniment, spä- ter mit Oleum jecoris aselli^ verschwand der Zufall fast g^nz, es blieb aber doch Steifheit

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nr fortdanernd daa rechte Bein ef Dgewlckelt tra- fen. Sein übriger Gesundheitazustaad Wurde rollkommen faergestellt, doch waren seine frii-* leren Brust* oder yielmehr Luftröhren - Be- ch werden aufgewacht^ oh wohl in geringem faafse.« Er ging nun nach Ober <- Salzhrunn, im durch Ruhe, den Genufs der Molken und 0S Brunnens sich völlig beraBustelleoi welches ttch Tollkommen gelang*

(Die Fortsetzung folgt.)

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i'est, daüs mao es kaum ormont^ra konnte; iafste oft mit den Händen nach dem brennend faeifsen Kopfe; die Pupille war znsanuuenge- sogen und anempfindlich gegen ein rorgehalte« nes Licht; es stellten sich Zuckungen ein^ Er- brechen von einer grünlichen Flüssigkeit; der Puls und die Respiration waren sehr beschleu-* nigt, der Durst grofs, die Zunge weiblich be- legt, der Stuhlgang träge, die Haut so wie die Schleimhaut der Nase trocken, der Leib indefs weich und beim Drucke überall schmerzlos« •Husten fehlte. Gegen dieses offenbar entzünd- liche Hirnleiden, höchst wahrscheinlich wie« deruni bedingt yod dem Reiz eines durchbre- chenden Zahns , da das Zahnfleisch der untern Kinnlade der linken Seite geschwollen und heifs * war, verordnete ich sofort Blutegel an und Eis- blasen auf den Kopf, innerlich Calomel und au- fserdem Klystiere von Essig,

Obgleich meinen Verordnungen pünktlich Folge geleistet worden war^ die Blutegel reich- liche Blutentleerung bewirkt , das Calomel häu- fige grünliche Sluhlausleerungen Teranlafsthatte, Ao blieb dennoch der Zustand am folgenden Tage nicht blofs derselbe, sondern im Gegen- theil Terschlimmert, es traten häufiger Zackun- gen ein, der Kopf sank hintenüber, so dab ich mich zu einer abermaligen Applikation Ton Blutegeln bewogen fühlte« Hiernach schien ei- nige Besserung eintreten zu wollen« Der be- schleunigte Puls und das Athmen waren wenig frequent, die GonTulsionen hörten fast ganz auf, das Kind erwachte öfterer und schrie mehr, die trockne Haut ward feucht. Nichts desto- weniger blieb man unausgesetzt bei den kalten Fomentationen , nur die Dosen des Caiomels wurden irermiudert und s^er gereicht«

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TOD einem Aofgafe von Chamlllen vni Blorel« buogen tod warmem, Oel in die eteifen Hals^ xrraskeln za empfehlen, welche EinreibuogeQ später mit warmen Breiumschlägen yertauscbt wurden. Hiernach besserte sich jedoch der Zu* stand nicht im mindesten, das Kind ward viel-* mehr am ganzen Körper steif und kalt, das Athinen beklommen, es stellte sieb grSfserA Schwierigkeit beim Schlingen ein, der Kopf ward immer mehr rückwärts gezogen , und AU les schien auf ein baldiges Ende zu deuten.

Ein hinzugezogener sehr erfahrner Hr, Col« lege war mit der hSchstbedenklichen Prognose ganz einyerstanden , sprach sich jedoch für Ein«* relbniQgen Ton Merkurialsalbe im Itiick.en, für Bäder von Chamillen mit Liquor Ammon.'caust. und für den ionern Gebrauch von Liquor Kali carbon. aus, welche Mittel auch in Anwendung * gebracht wurden«

Den folgenden Tag konnte man noch keine Besserung bemerken. Einen Tag später hatte die Steifigkeit der Muskeln des Halses etwas nachgelassen, die Haut ward feucht, es erfolgte Leibesöffoung, der Schlaf ward rnhiger und dauernder , das Kind nahm etwas Nahrung und •lauwarmen Chamilleothee , und man durfte wie^ der HolFouDg für die Herstellung der kleinen Patientin fassen, welcbe^ Hoffnung denn auch unter dem Fortgebrauch der angegebenen Mit-» tel in Erfüllung ging. Die Steifigkeit der Hals«' muskeln verlor sich immer mehr, et trat täg- lich mehr Efslust ein, die grofse Schwäche schwand allmählig und das Kind ist jetzt gat% munter und wobl. Seit der Zeit sind mebre?0 Backzähne cum Durcbbrucb gekommen.

r- 107

«ehr» Walther tiod Wedemeyer sahen die Po« jpille beim Tetanus zosammepgezogen, und mit der Besserung eine VermiDderung der Contrakr tioD derselben. Damit stehen andere Beobach- tungen, namentlich die von Boyer, Rohertson, im Widerspruch , welche immer beim Tetanua eine erweiterte Pupille bemerkt haben wollen» In dem vorliegenden Falle war die Pupille an« fangs etwas contrahirt, jedoch nicht unompfind* lieh gegen das Licht« In andern von mir be» bandelten Fällen fand ich meist auf der Hoho der Krankheit die Pupille stark zusammenge« sogen und kurz vor dem Tode sehr erweitert.. Bine gleiche Verschiedenheit , wie über das Verhalten der Pupille beim Tetanus, findet bei den Schriftstellern in Betreff des Pulses Statt; « Heyf eider sagt am angefahrten Orte: ,,Es ist auffallend, dafs Starrkrampfkranke stets ei* nen langsamen, durchaus fieberlosen Puls be- halten. Die Nervenfieberkranken aosgenommen^ welche zuletzt in einen starrkrampfartigen Zu- stand verfallen , sind die Fälle durchaus selten^ wo ein symptomatisches Fieber sich zum Starr- krämpfe gesellt. Richter (s. specielle The- rapie VIII. Bd. S. 362) besehreibt den Puls im zweiten Stadium wie folgt: Anfangs erscheint der Aderschlag wenig verändert, wird nur erst spät etwas ungleich, schlägt dann bald sehr voll, bald klein, selbst wohl kaum fühlbar. Nach Schmalz (Versuch einer med. chir. Diagnostik) ist der Puls Anfangs natürlich, später gewöhn- lich schnell, zusammengezogen, klein. In den > von mir in diesem Journale 1835 mitgetheilten Fällen (Bd. LXXXL St. 5. S. 118) habe ich den Puls beim Trismus idiopathicus voll, hart, beschleunigt und mit dem Herzschlage corre- spondirendj in dem ebendaselbst befindlicheo

" 109 ~

V.

Kurze Nachrichten

und

A a s z ü g e.

1.

Puhlicandum

im Betreff der Preisaufgabe Behufs der Bearheilimg einet neuen Hebammen -Lehrhuchi» *)

Das Ministerium findet sich veranlalst, den imPablikaa^ dum vom 3l8ten October t* J. zur Einsendung der Prei9-^ M^riften, Behufs der Bearbeitung eines neuen HebammeiH> Lehrbudis für die Königlich Preufsischen Staaten, bis zum SOsten Juni festgesetzten Termin ^ bis Slsten Oct<H ber d. J. zu Terlängern«

Berlin^ den 4teii Juni 1837.

MmUierum der geUaichen^ rnferridUt-» «nd Medizima*

JngeiegenheUen.

(gez.) «Oft Alienäitiiu •) Tgl. Joutt* d. ptAt Htülu Bd« LXXXIO. SU ^ß* Uff* '

bei 4em Dorfe Bens gelegenen Bogenannten »»vier TbSr« Dien" sich 9 gnt eingerichtete Bader beünden. Die Bade* kabinette sind bequem und reinlich^ die in den Fiilsbo* den eingesenkten Wannen geräamig. Benutzt wird hierza die dicht bei dem Knrhaase befindliche 1% q* an der Mauer ^ velclie durch eine besondere Maschinerie mittelst eines von Eseln bewegten Rades in Form einer Tretmühle geho- ben f und in Röhren nach den vier Thürmen geleitet wird ; die Th.q. hatte an ihrem Ursprange nach meinem Tbern mometer 40<* (sie soll 44® R. haben) ^ in den vier Thürmen 34° R.

Ueber die Bader im Knrhanse habe ich diesmal nicht die Klagen gehört^ wie früher; ich fand sie reinlich^ and die Bedienung sehr gut»

Das dicht am Kurhause gelegene sogenannte steinerne Hans ist von der nerzogl. General- Domainen- Direktion mit den in diesem Hause entspringenden Th« quellen und befindlichen Badern gekauft und mit dem KurJiause Ter* ][>anden worden; und es steht zu hoffen, dafs durch diese Vergröfserung des Kurhauses so viel Raum gewonnen worden, um mehrere schon längst gewünschte Yerbesse- rungen zu verwirklichen.

In den schönen Umgebungen Ton Ems, sind theils bequeme mit Bänken versehene Wege für Spaziergänger« theils besseie Fabrstrafsen angelegt worden; man ist noch damit beschäftigt und noch ist auch hierin viel zn thnn. Um letztere bequemer benutzen zu können, findet sich in fi. eine nicht unbedeutende Zahl von guten Mieths-* ixragen, welche^ trotz der hier noch immer zn Ritten fast zu viel benutzten Esel, auch sehr häufig in Ansprach genommen werden.

Den oft schon gerügten Vorwurf der Ungeselligkeltf ich möchte sagen Schweigsamkeit » wodurch sich Ems we- sentlich von vielen andern Kurorten unterscheidet, fand ich auch in diesem Jahre, trotz einer grofsen Freqnens von Kurgästen, bestätigt. Zum Vergnügen kommt Nie^ mand auf längere Zeit nach Bms, die Knrgästfe habes weniger das Bedürfniis der Alittbeilung, gegenseitiger An« nähern ng und Geselligkeit. Ein Hauptgrund hiervon liegt zum Theil darin , dafs die Mehrzahl der lüesigen Kargaste vrirklich krank, so häufig an der Brost leidend ist, zum Theil aber auch darin , dafs es an geselligen Mittel- nnil VereinignngspunkteD fehlt, Zorn Etmtz dncs KnhaalM

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113 *r

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litSt wfirfle (Ite tiicr bereitete Molke leyn bei der Mengo arofiiatisclier Kruuter auf den nahen Bergen.

Es ist in der That nnbegreiflicb , dafs man bb Jetzt ffesen Mangel in Ems nicht beachtet hat, und sich hier- durch Ton andern» weniger wichtigen Kurorten bat iibei^ flugeln lassen! Mit welchem Nutzen würden reizbare Brustkranke die hiesigen Th« q. an länglich mit Molken 8ta|t mit Milch trinken. In nicht selten hier vorkommenden zweifelhaften Fällen Ton zu weit vorgeschrittenen phthisi* sehen Leiden der Lungen oder der Luftröhre» bei starken aktiven Congestionen i entzündlichen Complicationen, bei Neigung zu Bluthusten^ oder vorhandenem Bluthusten« bei gleichzeitigen organischen Krankheiten des Herzens, wo in der Regel der innere Gebrauch der Th.q. gar luobt oder nur sehr bedingt anzuwenden ist« wurden die hietf^ gen Bmnnenarzte in einer guten Molkenanstalt ein treff- liches Hilfs* und Ersatzmittd besitzen; statt nach Pflidit und Gewissen solche Kranke ganz von Ems taach einer fremden Molkenanstalt oder einem andern Karort zu ver-> weben, wnrde sich bei dem länger fortgesetzten Gebraudi der Molken in der Folge zeigen, ob doch nicht vielleicht spater ein vorsichtiger Gebrauch der hiesigen Th«q* lo Udnen Gaben damit zn verbinden se^rn dürfte»

In dem Personal der Bmnnenarzte zu Ems haben in den letzt verflossenen Jahren grosse Veränderungen Statt gehabt« Hr. Geh. Med. Ralh Diel hat sich bei seinem vorgerückten Alter nadi Dietz zurückgezogen, Herr Med. Rath Geiger wurde seiner Stelle als Brunnenarzt zu B. von Selten der Regierung entbunden , und Hr. Med. Rath /Xf* Wfi^ starb plötzlich im Jahre 1835 apoplektbch. Um dle^ sett Verlust zn ergänzen 5 wurden von der Regierung Hr. Med. Rath F^angue und Hr. Med. Rath Döring, der Sohn des eben genannten hiesigen Brunnenarztes « nach bo*- mfen und zn Bmnnenfirzten ernannt^ zwei erfahrene^ sehr Torsichtigo nnd gewissenhafte Aerzte, welche sieh mit Recht des Zutrauens der hiesigen Kurgäste erfreuen. Ihre An- etellang ist keinesweges eine blofs proTborbcho« nnd dies« Mittheilung scheint nm so nöthiger, da sich irrigerwebe das Gerücht verbreitet hat« Hr. Ob. Med. Rath Pfnwfue wiirde, wegen anderweitiger Bestimmung« Ems verlassen«. •— Aulser ihnen bt noch Hr. Ob. Med. Rath Vogler ta nennen, welcher schon seit einer Reihe von Jahren in wohnhaft« die Funktion emes Bnumcnarztct vetiiebt»

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•ehr reizbaren Brattkrankeii ist A^ huierü CebrtiK^ tfat^ selben mit Milch In kleinen Gaben, aber längere 2ei| fortgesetzt, gewiii die zw^ckmalügste Form.

Für Ktranke^ üirfetcbe Versendete firemde Minferalkaiser mit dem G^braticbe d6r Bmser Tb. qai§Ilen verbinden rnOa« sen f witi z. B. Bitterihisser^ findet sieb jetzt zu Ei ein^ Niederlage nicht blofs ?on Nassaoischen ^ iK>ndc|m ancb aasIändiMhen^ namentlich vott Böbmiscbeii M.bronnen« Früher waren liiir inländische Nassanische Brolinen sm baben»-^

t)at üeii6fdifig8 iöh Hetdlcr in ältgeifi^ MpfoUeni Trinken ton M. wasser des Nachmittags > war nur bedingt «ilassig, und veranlafste leicht Unmhe Und Scfalaüosigkeit.

Badd^ Toii Tb. wassfer erwiesen sich euch in diesen Jahre Ton einer sehr eindringiichen Wirkung, Und waren daher hinsichtlich ihrer Zahl und Temperatur nur mit Ddh tkht in Gebranch zu :efehen ^ inefarere Kranken sogar ca widerrathen wegeil der congesttren Bescbwerdeo ond AvI* ircguegCDj die aie Teranlafsten,

(Die Forteetzueg folgt.)

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3.

SM Ba!ald$ah4 BeatandAeÖt dei hÖtf/Obtt kni fMMid

Walftun Mjeberihra$i$1

Dr. MardeTf Jfoikeker in Gwamenhack»

Die ResoKate dieser Ünteneehoiigea« die hier im Aue» BUge» in Bramdes Archir dei Apotheker- Vereins aBsiuhrUcb^ erMheinen , Teigleiche nen mit Kapffs MÜttüibrngeo ira dritten Theile der Denkw&rdigkeites eeiaer intliehe» Praila8.d8&

Der Mie itrmu

1) Sedmeha Unze« deatiUft, der täadkdui nAO»^ waä WaiMT M^gehngti teidainpft, der RücfcalMrf AI-

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- 117

fcohol Ton Tenchledener StSrke, gemilcht, fthrlen bei dem-' selben Ver&ihren zur Ennittelang Ton Jod und Crom irie beim bellen Thran za fruchüoien Erfolgen»

Annähernd waren die GewIcbtoTerhaltnisM der Sähe denen des folgenden Yersachs.

9) Secbgzebn Unzen dieses Thrans^ Terseift und ver- kohlt^ lielsen Starkekleister bei gleicher Behandlung wie beim hellen Thran, nach zwei Tagen nnTerandert. Ist nach diesem Versuche die Menge des Jods in dem Thraa geringer als ^rsW» *o entgeht sie bekanntlich der Reaktion.

Eine gleiche Menge der ausgelaugten verkohlten Seifa durch Eisen und Kupferritriol zersetzt» gab zwar dnen sehr geriogen Niederschlag, woraus aber weder Jod abzn- scheiden, noch als Kupferjodiir betrachtet , der Jodgehalt zu berechnen war.

Die Metalle aus der abfiltrirten Flüssigkeit durch ßcbwcfelkalinm gefallt, das Filtrat verdampft » der Rück- stand mit Weingeist ausgezogen , vom Unlöslichen getrennt^ verdampft, der Ruckstand in destill. Wasser aufgelöst, mit Silberoxydoitrat gefallt, zeigte keine Spur Brom -Silber*

Die Resultate der Versuche auf Brom wie beim helleii Thran waren aucli bei diesem dieselben«

Der eingeäscherte Rückstand der ansgelaugten ver- seiften Kohle mit Alkohol digerirt enthielt:

6,944 Gr. Chlorkalicnm = 8^036 Gr. salzsauren Kalk. Talkerde war nicht voründlich.

Der Chlorgehalt des Chlorsilbers durch salpetersanres Silber erzeugt, war auch hier dem des Cblorcalciums gleich.

Der Rückstand obiger Kohle mit destiU* Wasser aas- gekocht, enthielt:

3,39 Gran schwefelsaures KalL

Keine Bittererde.

2,061 Gr. Chlornatrium =2,361 Gr. salzsanres Natron.

Aus den erschöpften Rückständen beider Thranarten entwickelte zugesetzte Salpetersäure Stickstofibxyd-Gas. I>ie abfiltrirte Flüssigkeit mit Salmiaklösung vermischt, gab auf Zusatz von Ammoniak einen geringen Niederschlag^ welcher in Salzsäure aufgelöst > mit Ammoniak nentrali- airt, durch Cjaneisen- Kalium gefiUt, aich wie CjanelaM verhielt.

119

Nach den Angaben des Dr, Kiselhach In Bremen» nicht der braune Tbran sey es , der in der Heilkunde angewen- det werde, sondern der goldgelbe^ der unter dem Namen Gichtthran Ton Materialivten gekauft würde, ferner nach den beigefügten Zeugnissen im Ruf stehender Aerzte über den therapeutischen Werth des hellen Tlltans, welcher hier' fast aussrhliefslich gebraucht wiM, und nach diesen mah- sarnen Untersuchungen, bleibt das, woihtrch dieses be- rühmte Mittel wirkt, vor wie nach> ein Problem.

Nicht dem Jod, dem Brom oder den VerbiridungeB dieser Satzbilder kann man die heilkräAige Wirkung in ei- nigen Krankheitsformen in den beiden untersuchten Thran- fibrtcn zuschreiben, solche scheint vielmehr die Gesammt-. Constitution diesei organischen Gebildes zu bedingen;' eine wenigstens so lange zulässige Ansicht, bis Stqffe in allen, oder einigen Thranarten ermittelt sind, denen nach einem einstimmigen entsclieidenden ärztlichen Urtheile die Heilkraft blofs zukommt. «

Fünf in ihren physischen Eigenschaften verschiedene Sorten sind mir vorgekommen, die wohl in ihrer chemi- schen Constitution eben so verschieden , als vielleicht auch in ihrer Wirkung sind. Oder ist diese in allen dieselbe? Kine Frage, deren Beantwortung die ferneren Versudie Vereinfachen und sehr erleichtern würde. Denn Einige halten den dicken theerartigen und darunter den schwar- zen mehr/ als den schwarzbraunen. Andere den flüssige- i'en und zwar den röliiliclicn mehr, als den bräunlichen, für den wirksamsten, dem theuren hellen Thrane huldigt nur die veimÖgendere Volksklasse.

In diesem .Thrane fand sich im Verlauf der Untersu- chung durch Destillation , Vcrkohlung des Huckstandes s. w. ein Stotf von eigenthÜmlicher Beschaffenheit» Die- ser soll in gröfserer iMenge ausgeschieden, einer Heilaji- stak zur Anwendung zugeschickt nnd das ärztliche Gut- achten darüber baldmöglichst in dieser gepriesenen Zeit- schrift mitgetheilt werden«

AerziUche Zeuffnisse über die Wirkung des untersuchten

hellen Thrans^

Bei mehreren Fällen von Rheumatismus, Gicht , be- sonders aber auch bei Kbacbitis oder der ftogeiiaiiDteii eng-.

8Mer§ BecXHuMurngm %km O. ff umilfofi Mar ili# B^*

säütffeiiikei9 fNMl JBedeuiung de$ Vrim In <2a» mtfMmM^

fiiier folgenden WataenndnU

MiigeÜMt von

Df» NevermamMf zu Plan*

Im DeeembaripHeft des Meffleal and Sorgloil loonal 1833 p* 373 tbeilte der Yt aeine Erfahrangen 3ber die« sen Gegenstand y die gans Brighfe Ansicht bestStigen, mil^ an diese schliefen sidi folgende im Octoberbeft 1834 deiw selben Zeitscbrift i

Ich habe den Urin bei ungeCSbr €0 Padenteo, beson« ders Kindern, nntersacfat^ velche an der Scarlatina mit Wassersoebt verboaden, Ikten^ ond aar bei zwei Indivi« dnen fand ich den Urin durch Anwendung der Hitze nicht ooagnlabel. Beide waren sehr leicJite Fälle, die Kinder ixraren mehr an Leakopblegnuisie, als an Anasarca leidend« Bei einem waren 6 Wochen swisohen dem primären Fie-» ber nnd dem Entstehen der Anasarca TerlaojlBn« Bei die* aem Subjekte war die Densitat nnd Farbe auch normal | aber die Quantität war geringer als gewöhnlich. Die Den«* sität in dem andern Falle war 1010» als der leucophlegma« tische Zustand erst bemerkt wurde« Spater fiel er den gan^r- zen Tag hindurch auf 1005^ aber stieg bald wieder aufsei«« nen natürlichen. Standpunkt Der letzte Kranke hatte el^ was Hitze nnd schnellen Puls; bei dem ersten fand durch« BUS keine Aufregung Statt* In mehreren Fällen war dia Coagulation^ selbst wenn der Urin keinen klaren Sohim« mec htkit^* so grols, da[s das Albnmeni welches sieh auf der ObcrfiSche geiammek hatte i dem gekochten Ei*» weifii glich«

Die geringere Densitit war im Allgemeinen d«r arata Umstand y welcher die Gegenwart der Krankheit an erken« nen gab« Bei mehreren Kranken fknd dies Statte ohnt dafs Anasarca folgte } aber ich habe nie die Densitat ab« nehmen sehen, so bald die CoagnlabiUtat eintrat j, ohna dafs ein grpfserer oder geringerer Grad der HantwaisT« suabi dfa Folge war. So wio dar Diii

.■» ^

~ 123

Degeneration der Corticalsnbstans unteiiennbar Statt fkndf War die Krankheit weniger heftig» hör yon kurzer Daoeri oder mit andern I^ranUieiten coD)pl}oirt und endete dann tödtlicb, dann war diß Veränderung auch weniger .bedenkt tend. In einem Falle, wo sich keine Anasarca gezeigt hatte, aber die UrinsekretiQn i}ber 2^ Stunden unterdrück! war, starb d^r Kn^nke an einep heftigen Entzündung und Geschwulst im Angulq Mazillae. Ich erhielt gerade ao Tie| Urin, dafs ipb bestimmeif konnte | der Urin se^ nicht coa-? gaIaE>el« Bei der Leichenöffnung wurde die CorMcalsnbr» stanz beider gieren ?pn rpthlicher Farbe gefunden, an dem einen Ende derselben waren yersohiedene^ dem Aqscheinq nach entzündliche Erhöhungen} welche sich nach gemachs- tem Einschnitte Ifter eine Linie in die Corticalsubstani

. #

erstreckten. Ich zweifle nicht, dafs, wenn di^er Kranke noch einige T^ge langer gelebt hatte, die An^arca sic^' eingefunden haben würde $ pt) aber ein solcher in^fiamma'* lorischer Zustand der Nieren , wie hier , der gewöhniich^ Anfang dßr Knin|üiei( ist^ wage icU nicht W bestiiiuneii«

Je mehr ic]i diese Krankheit gesehen > desto mehr blh ich zq glauben geneigt, daf§ das Entstehen sehr durch eine praexistirendeconstitutionelle Anlage begünstigt wurde« Die Fälle, in welchen mehrere Individuen einer und der^ selben Familie ergriffen werden, sifid sehr zahlreich. Ba* sonders war diese constitutionello Anlage in einem Falle sehr merkwürdig. Vier Kinder derselben Familie beka? men die Scarlat^na; drei waren Mädchen und das vierte war ein Knabe. Alle Schwestern, welche von scrophulö* sem Habitqs waren, bekamen Anasarca, das vierte Kind aber nicht« Die Desquamation steht nach meiner Erfah« rung nicht niit der .^nasarca in V^rbindqtig.

Die Menge von Comp|icationen , welche sich hinzöge- •eilen, und oft mit grofser Schnelligkeit verlaufen > wäb^ rend die Wassersucht sich einfindet;, ist sehr merkwürdig« Bei einem dreijährigen Knaben > welcher Anasarca hatte» erschien Kose des untersten Angenliedes und Saccus lacry-r malis. )n zwei Tagen bildete sich eine Fistula lacrynia*»' lis. Die Knochen wqrden cariös und die Integumente wur- den in der Umgegend in grofser Ausdehnung lioterminirtf M'ährend diefs statefand, wurde der Knabe von einer dy-:- senterischen Affection ergriffen^ welche grofse Bliitansleef* rongen mit ^ich fqbrte qnd zwei Tage vor deni Tede war der ganze Körper mit Pcte^i^e (gedeckt. Der Tod trat

125 .

Es aUrben: S34 mannlicheä^

148 weiblichen Gesebleehte Ober, ond 382 Kinder nnter 10 Jahren.

764 Personen»

Mehr geboren 259*

Im Mai des vergangenen Jahres worden.

' geboren: 453 Knaben, 386 Mädcheni

839 Kinder.

Es starben: 147 manntichen»

149 weibliehen Geschlechts €b«r^ und 262 Kinder nnier 10 Jahren.

558 Personen.

Mehr geboren 281.

Im VerhaUnifs znm Monat Mai TorSgeti Jahres, wor- den im Mai dieses Jahres 184 mehr geboren t und star^ ben mehr 206.

Fortdauernd war anch in diesem Monate der rheo« roaUsch catarrhalische Charakter der Krankheiten der herr- schende; besonders worden die Retpirations- Organe er* griifen, bei welchen die Krankheit sich nicht selten bis zor förmlichen Entz'dndong steigerte. Nerrenfieber zeigten neb besonders in der letzten Hälfte des Monats > hie ond da fanden sich anch leichte Wechselfieber. Acote Aosschlagi^ krankheiten sah man nicht mit Aosnahme der Pocken , aa denen in diesem Monate 8 Personen slarbeoi unter dnaa 2 Erwachsene.

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Dl« BSiHoßtA Her prali. BeitkmcU, Mai 1837 ttttWl! Hmidbvek

O. B. Surinffiir epitome thernpiae genträli*, Kurse litteräriithe Auteige».

Btiträge zur meilcmitchttt SlafUtik und SlaaUarutei.

timde. Von Dr. J. L. Qa$per. Bat Heimweh ynd der Selbiltnord, VM J. B, O. . Sehlegel.

Dr. J. Ä. Atitizetiiut de miicMio.

J. P, X. Pugitet Beahachiviigen und Erfnhrmigtn RW

dnii Oebiele der prnkiiiehe» Heilkimft, C&en. ditrA

Dr. C, A. Bloeack. r, -A. Piorrtj aber dit Natur nnd BelumdiMtiff dtr JVw

ralgiem, übereelit von Dr. 0. Kr«pt>> «wl CHAi-

ttrmgtfi vm Dr. It. A, Kr««*;

C. W. Hufeland's

Journal

der

practi$chen HeQkunde.

Fortgesetst

TOD

Dr. E. Osann^

ordentL Professor der Medidn an der üniyerritStniid der med«

cKimrg» Academie für das MiÜtair za Berlin, Director dea

K«PoIikIin. Institafs, Ritter des rothen Adler -Ordens drHtot

Klasse und Mitglied mehrerer gelehrten GeseUsdiafteii«

€httu, Freumäy Itf ätle Theorie, Dod^ grüm de$ Lebens goldner Baum»

Göthe.

VI. Stack. Juni.

^

Berlin.

Gedrackt und Tarlegt bei Atimer«

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Die Influenzft^

Ihrtf

Gescliichtei fiotstebaog tincl CrtcheidODgan^ ibi^

Verlauf und ihrWeseo^ ihre yerschiedeiron For»

med und iet^n Behandlung^

nach fieobttohtoiigeft im Frülijahl 1839

getcbiläert

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Dn fi b e 1^

zu GrGnt>erg» im Grofshenogthoin Seiten«

Unsere Kenntnift deH epidemischen^ ttiasma« tischen und contagioseo Krankheiten^ so wie der ^ ihnen zu Grunde liegenden näheren Bedlo* gungen , ermangelt leider immer noch einer ge-» nügended Klarheit , obgleich neuere Forscher in diesem Gebiete der Pathogenie und Nosologie sich Tiele Verdienste erworben und ein etwas helleres Licht über das Dunkel ihres Ursprun- ges verbreitet haben« Indessen bleibt immer-* hin ein weites Feld der erschöpfenden nnd grnnd^ liehen Aufklärung rorbehaltan^ wie die nnga«. meine Verwortenheil d^ Ansichten iibef d]0f

A2

Fjnwirkuog besonders im Früh|abre 1837, yro Jiiit dem Auftreten der Influenza eine catarrba- Jische Constitution , in einzelnen Fällen noch ein gastrisches Gepräge tragend, über einen ßrofsen Tbeil des Erdkreises verbreitet, durch ihr allgemeines Herrseben «^mebr eine Paudemie, als Epidemie darstellte. Dafs die, bier weni- ger gefäbrllche , als störende und lästige Krank- heit scbon früher Öfter ihre Verheerungen über Europa ergehen liefs, bezeugt die Geschichte, und in Ermangelung neuerer literarischer Hülfs- Diittel, möge daher zunächst eine kurze chro- nologische Uebersicht ihres Auftretens in frü- heren Jahrhunderten, wie sie öffentliche Blät- ter nach SiittheiluDg des Londoner Arztes Hully bereits gaben, eine Stelle finden,

1. Geschichte der Influenza.

Vor dem vierzehnten Jahrhundert findet man Iveine Symptome von epidemischen Gatarrbeo^ und bis zur Hälfte des sechszebnten Jahrhun- dert nur wenige Beschreibungen der Symptome dieser Epidemie in den gleichzeitigen Schrift- stellern. Nachstehend die Daten der ausge- dehnteren Invasionen der Epidemie.

Vierzehntes Jahrhundert, Die Epidemie er- schien in Italien 1323, 1327, 1368 und in Frank« reich 1387. Sie war besonders damala^^ den Greisen gefährlich.

Fünfzehntes Jahrhundert. In Frankreich herrschte sie 1403-, 1410, 1411, 1427, 1482 und in Italien 1428« Die Epidemie von 1411 wurde damals von abergläubigen Leuten dem Zorne des Himmels über ein obscönes Liecl> welches damals unter dem Volke verbreitet war, zugeschrieben« Ü&u deoeUi dieerkranklMf .

fallen worden; 1679 berrscbte $!• wieder iii England; 1691 war sie in Ungarn, Krain» Stejer« mark , Kärnthen , Tyrol , der Seh weis und aa den Ufern des Rheins ; 1695 wüthete sie in t'a« ris und Rom. In dieser letzten Stadt raffte sio Tiele Kindet weg«

AchUehnies Jährhundert. 1709 darcbzog , die Grippe Rnfsland, Frankreich und Italien; 1729 war sie in Rufsland, Polen, Ungarn^ Teutschland, Schweden/ Dänemark, Frankreich; der Schweiz, England, Italien, Spanien« Noch niemals war diese Krankheit so allgemein ge« Wesen, wie in diesem Jahre. Sie begann im Januar, als Th au weiter eintrat« InderSchweia zeigte sie sich nicht bösartig, aber in London^ Paris, Spanien und Italien richtete sie grofso Verwüstungen an. In London starben an ihr innerhalb 8 Tagen 908 Personen, Die Epide- mie von 1733 1734 war weniger verbreitet; In der l\Iitte des Monats November 1732 hatte sie sich zuerst in Sachsen und Polen gezeigt» Von da verbreitete «ie sich über Teutschland^ die Schweiz und Holland* Im December war sie in England. Im Anfange des Januar 1733 ergriff sie Flandern. In der Mitte des Januar war sie in Paris. In den letzten Tagen dieses Monates erreichte sie Irland; im Februar er- schien sie in Italien und Bladrid. Von da ver^ breitete sie sich n^ch der neuen Welt und zwar zuerst nach Neuengland«

Ihrem Laufe nach Südtfn folgend , sprang sie nach den Barbados - Inseln und nacn Ja- , maika über und wandte sich dann südöstlich nach Peru und Mexiko» Die Symptome in di^ sen weit entfernten Regionen waren die nänir liehen, welche sie in Europa begleitetem *Anili

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Sten Jannar in Petersburg der Thermometer Ton 35^ Fahrenheit unter Null bis auf 5^ über Null stieg. An eben diesem Tage litten dort 40,000 Personen an der Influenza* Die Teutschen nann- ten sie den catarrhalischen Blitz , um die Schnei« ligkeit ihrer Verbreitung za bezeichnen. Zur Siämlichen Zeit brach die Krankheit in Sioi^ gaglia in den romischen Staaten nach ein^m Sturm aus. Von da Terbreitete sie sich nach der Bomagna, Umbrien^ Toscana und den Le* gationen, dann nach Venedig und besuchte Toa da Pavia, Verona, Brescia und das Mailändischo { 1798 ^ar sie in Mailand, in Posen, Moskau, Petersburg und Kronstadt«

Neunzehntes Jahrhundertm 1800 herrschte sie im südlichen Frankreich, 1802 in Italien und Frankreich, 1813 in Frankreich, 1817 ia England und Frankreich, 1831 in. Deutschland und Frankreich, 1833 ebendaselbst und Eng« land ; 1837 machte sie wieder die Runde durch Europa.

Es scheint gewifs,. dafs diese Epidemie eine tmyermeidliche Folge einer strengen Kälte ist, der eine feuchte Witterung folgt* Fast immer kam sie im NoTember zum Ausbruch un^l wenn zie zuweilen im Sommer erschien, so wurde zie immer durch ungewöhnliche Kälte und grolzo Feuchtigkeit angekündigt und begleitet.

Der Zweck ge.^enwärt]ger Abhandlung ist nicht, eine' umfassende Darstellung der Influenza überhaupt zu geben, wie sie in den verschie- denen Climaten und Landern auftrat, sondern nur eine getreue, aus der Erfahruog geschöpfte Schilderung der Epidemie, in soweit sie sich mir in hiesiger Gegend tut Beobachtung dar-

-M u •-

tebr bedeutender Hit«e des fraozen KKrpere wechseltet klagten die Kranken über besondere^

. UDgewohnlicfae Büidigkoit and Zerscblagenheit, namentlich der unteren Extremitäten, Zieben^ und Reifoen in den Gelenken ^ Unbebaglichkeit und 9e}b8t grofse ErflcbGg[>fnng. Zugleich stellte eich Kopfweh eiui iiber der Stirngegend udd den Angen. Schwere ^ Eingenommenheit und Druck im Köpfe, nicht seUten yon solcher Hef» tigkeitt dafs leiohte Zncknngen bei schwachen^' Her? Ösen, reizbaren Personen dadurch reranlafit

V wurden; der Schmers in den Stirnhöhlen was bohrend, reifsend, liebend , soweilen nqr ste^ chend, flüchtig, yorübergebend oder längere Zeit unhaltend; sodann Schwindel, Flimmern vor den Augen, Störung des Gesichtssinnes , äi% Bindehaut der Angenlieder war geröthet, An^ Schwellung und Aufgetriebensejn derselben, ?erv mehrter Thränenflufs, trSber Blick, die Augen« lieder Nachts durch starke 8cb}eimabsonderung der Meibomschen Drüsen verklebt \ das Gesicht mehr geröthet und selbst aufgetrieben; Saqsea und Brausen, Stiche in den Ohren Ton Ter«* schledener Heftigkeit nnd Paqer, die Schleim^ baut der Nase aogescbwollen, schmerzhaft, an« fangs trocken, dann schleimig, wäfsrige Feuch«

' tigkeit und vielen zähen dicklichen Scbleiip ab« sondernd; öfters Niesen und Gähnen; die Lip* pen und Mundhöhlen zuerst gleichfalls trocken^ später feucht, die Zunge öfter roth, rein, ia der Regel weifslich, gelblich belegt, mit scblei<r xnigem Ueberzuge versehen» etwas angeschwoU }en; anfangs verminderte oder fehlende, dann aber vermehrte und veränderte Speichelabson-r derungy Zusammenfliefsen vielen Speichels im Munde, ähnlich wie beim Speichelflufs ; Gau^

mw I Gaumensegel g Maodeln , ßacbenböble

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heif«, trocken, »pro Je, näclih©r aber starke Äiia- dÜDstuDg über den ganzen Körper; Schlaf un- ruhig, gestört, durch beängstigende Träume un- terbrochen ; grofse Hinfälligkeit und Mattigkeit in mehreren Fällen / heftiges Ergriffenseyn des gesaramten Nervensystems, bedeutende Unruhe, Delirren von verschiedei^em Grade, Betäubung, leichte Zuckungen, Irr^eden. In iei Regel zeigten sich keine, grofsere Gefahr drohenden Zeichen; obgleich alle Erscheinungen nicht sei- ^ ten einen hohen Grad von Heftigkeit angenom- men hatten.

Nachdem nun die Erscheinungen der In- fluenza überhaupt im Allgemeinen dargestellt, inüssen nun Tersthiedene Gruppen derselben, betrachtet, und daraus einzelne Formen, welcho durch das hervorstechende Ergriifenseyp beson- derer Organe begründet worden, unterschiedeil werden. Obgleich die wesentlichen Symptome stets übereinstimmten, so gestalteten sich doch nach der Eigenthümlichkeit der leidenden Ge<* bilde besondere Modiilcationen, je nachdem die Schleimhaut der Respirationsorgane oder des Darmkanals den Sitz des Uebels bildete; hier- nach gestalteten sich zunächst zwei Hauptfor- men desselben mit verschiedenen Unterabthei-' lungen.

ji. Influenza der Schleimhaut der Respi^ raiionsorgane. Sie zerüel in folgende Uuter- abtheiiungen,

1) Influenza catarrhalis simplex, die einfa- che, gelindere Form. Allgemeine Beschwerden, wie Müdigkeit und Schwere der Glieder, öfteres Hüsteln und Schaudern mit Hitze abwechselnd Dicht TOB sehr hohem Grade waren stets vor-

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irlirte; hierauf aber stelK« sich ein didkli- l saher, consifttenter weifser Scbleimaasfiufs ood uater'allmähliger Ahnahme dieser Sjfirip- 9 wurde das normale Gleichgewicht id der cdon der afficirten Gebilde wiederhergestellt

der Krankheitsprocefs sofort beendigt« Die jer dieser Form war in der Regel nur 2 ^^' - .0 Tage and es blieb nie eine nachthei-

Folge Euriicky indem die Genesung schnell

vollständig eintrat«

2). Influenza caiarrhalis nervosa s, grafSor, aenröse^ bösartigere Form der Grippe. Die Mr angegebenen Erscheinungen eines einfa- K Nasenkatarrhs i waren auch hier Torhan- f jedoch durch das Vorherrschen der ner- •B Symptome als Beweise eines bedeuten- n Leidens des gesammten Nervensystems^ icbsam in den Hintergrund gedrängt. Die ifiUigkeity Schwäche und Abspannung, Schlaff- t des Muskelsystems, in der vorigen Form * gelinde und oft nur sehr leise angedeutet, t gleich anfangs vorhanden, steigerte sich .Verlaufe zu 'einer bedeutenden Hohe; der pfachmers weit heftiger und anhaltender, ^nlabte nicht selten, besonders bei reizba-

tind schwachen Personen, Zuckungen leich- fr Art« Völliger Mangel an Efslust^ starker ait| Verlangen nach säuerlichen Fliissigkei-

I war zugegen ; litt das gastrische Nerven- 5lem vorzugsweise, so entstand zugleich noch belkeit, Erbrechen, Aufstofsen, Druck in der Icordialgegend; Bangigkeit, Angst, grofseUn- ■e» Verstimmung des Gemiithes, Trägheit, Vreilen selbst angewohnliche Apathie und ipupflieit fehlten nie. Wenn gleich anfangs ü vennelyrte Aafreguog im Nervensysteme

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«cbDetI, nicht roll^ weich , kleiOi 90 <^ 100 Schläge in * der Slinu/e* Die Crise erschien auch hier unter Termehrt#r Absonderung der Schleim« haut y besonders der Nasenhöhle , unter stärke- rem Schweifse und Urin, obgleich nicht so voll- ständig und ausgezeichnet, wie in der ersten Form, auch wurde nicht selten kritisches Na« senbluten beobachtet. In der Regel neigten ba« sonders schwächliche» reizbare, weibliche Snb« jekte SU dieser Modification. Die Genesung er« folgte zwar langsamer^ kam aber doch Tollig 2U Staude, nur mit dem Unterschiede, dafs öfters noch längere Zeit bedeutende Schwache surückblieb ; auch war die Daner etwas länger, 7 11 14 21 Tage. Nerfenzufälle konn* ten sich mit jeder Form verbinden, indessen seigten sie nie eine, solche Heftigkeit, einen so anhaltenden Verlauf und einen so hohen 6rad| , wie in der hier deshalb mit Recht besonderi aufgeführten nerfosen Form der Krankheit«

' ff

3. Influenza iracheoHs et hronthialis ^ In« fluenza mit hervorstechenden Leiden der Tra« cbea und Bronchien. Auch bei dieser Form fehlten die Erscheinungen eines einfachen Na« sencatarrhes nie ganz, nur waren sie weder so heftig, noch anhaltend; dagegen aber erschien eine stärkere AfTection der Trachea und Broto« chien; der Frost pflegte länger zu dauern und seigte gröfsere Intensität, die darauf folgende Hitze War heftiger und ausgeprägter, beide Symptome wechselten nie, wie in der Torhe- rigen Form, und nach dem Schauder blieb die Hitze vorherrschend, auch steigerten sich leicht, sumal hei robusten, Tollbliitigen ^ starken und jugendlichen Personen, die Zeichen einer einfa«« eben Reizung zur gelinden Entzündung dieser jQurn. LXXXir. B. St. B

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baut des Lungenorgaos nnd der serüSteo ausklei- denden Haut des Brastkastens. Die nahe Ver» bioduog und physiologische Verwandtschaft die» «er Gebilde erklärt binreicbeod ' das Mitteidea der Pleura 9 obgleich die Inflaeoza ihrem We- ften nach besonders in derTuniea mucosa MrQ^- zelt, Vo)rboteD, welche io allen yorhergehen* den Modi£catlooeo kaum bemerkbar vraren^ fanden sich hier öfters , aber nu^ kurze Zeit Torher, der Frost hielt länger an, und darauf folgte stärkere^ intensive Hitze« Müdigkeit, Zef- schlagenbeit, Ziehen und Reifsen in den Glie- dern, auch zeigte sich noch «in gelindes Lei- den der Schleimbaut der Nasenhöhle^ Vfat aber nichJt Ton langer Dauer und grofser Bedeutung ; nächstdem klagten die Kranken über Stiche den Seiten , zuweilen nur auf der rechten oder linken allein, häufiger jedoch auf beiden so- gleich, welche länger anhielten und nicht sei-

' ten einen hohen Grad erreichten^ das Liegea auf den Seiten verhioderten und nur eine Rük- kenlage erlaubten; der Husten war heftiger^ trocken, quälend, wobei die Stiche jedesmal Termehrt wurden ; Gefühl von Vollheit und Ba-

eogung de!r Brust, jgrofse Beklemmung; Athmeii schnell y beschleunigt, Gefühl, als wenn diö Brust mit einem Reife susammengescbnürt wür- de; der Puls härtlich, roll; das Gesicht mehr geröthet, aufgetrieben; Kopfschmerz zuweileo sehr heftig, Schwindel, Eingenommenheit dee Kopfes , Brausen yor den Ohren ; später wurde der Husten mehr gelöst, der Auswurf erfolgte leichter, war anfänglich etwas flüssiger, dünuer, dann aber profuser, eine dicklichere, zähe Masse darstellend; die Fieberbewegnogen in der Re- gel heftig anhaltend 9 Appetit fehlte gänzlich, nicht selten Uebelkeit und Erbrechen mit Er-

B 2

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Zange angescbwolleoi welfslich belegt, ipSter init klebrigem ßcbleime überzogen, Zahnfleisch und Gaumen Ton derselben BeschafFeBfaeit; an» fangs Terminderte und fehlende Speichelab- sonderung, dann aber vermehrte und alienirt« Secretion des Speichels» welche zu öfterem Aus-» epucken und Hinabschlucken nothigte , auch war' flicht selten ein unangenehmer Geruch aus dem Ualse bemerkbar; das Schlingen yerursacbto* befolgen Schmerz ; Sprache undeutlich, erschwert, starker Durst und völliger Mangel des Appetits; dabei nur mäfsiges Fieber, grofse Müdigkeit tind Abspannung, nicht selten heftiges Kopf- web ; das Athmen mitunter erschwert, schnell, Bangigkeit und Vollheit der Brust^ die Haut trocken, spröde, der Urin feurig, Stuhlgang fehlend, Verstopfung; veränderter, schleimiger,- fader, pappiger Geschmack; Schlaf nicht sehr gestört, das Gesicht etwas gerÖthet und aufge-> trieben ; Husten in der Regel selten , Stiche in . den Seiten nicht vorhanden; der Puls gereizt, schnell ,- weder voll noch hart. Die Genesung erfolgte schneller; es blieb keine Nachkrankheit Buriick, aber Rückfälle fanden sich mitunter. Die Dauer war überhaupt nicht so lange, wie in .den friifaeren Formen, meistens sechs bis acht Tage. Crisen waren vermehrte und dick-^ liehe Schleim- und Speichelabsonderung, all-« gemeiner Schweifs , weniger deutlich vermehrte fjrinsecretion. In der Regel befiel diese Mo-*' dification besonders Individuen , welche schon früher an ahnlichen Halsübeln gelitten hatten, und war meistens gutartig.

2) Influenza gastrica s. abdominalis.^ In- fluenza mit vorherrschendem Leiden der Schleim- baut des Daimkaoais» Zu den oben angefübc*

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letztere wurde nur nach profuseo Darmeotlee-« rungea hierbei wahrgeDommeD. Die Remissio-' Ben des Fiebers waren aohaltender und länger, als in den äbrigea Furmen« «

Verschiedene Stadien der Influenzen

Nach den besonderen Vorgangen and pa- thologischen Veränderungen in den Secretiooen der Schleimhäute, als den hauptsächlich leiden- den Gelbilden, waren folgende Zeiträuxiie sU' unterscheiden :

*

a) Stadium congesiivum s, siccumi Ob- gleich die Erscheinungen in allen Formen dei^ influcnza selten zu der Höbe einer wirklichem Entzündung gesteigert wurden, war doch wa-; nigstens eine entzündliche Reizung, rieigang»^ zur Entzündung specifischer Art nicht wohl zu verkennen, daher denn ein Stadium cobgesti«^ -vum angenommen werden mufste« Dasselbe, äufserte sich durch einige Aufregung im irrita- beln und sensibeln Systeme, durch gereizten, schnellen, härtlichen Puls, stärkere Hitze, Kopf«* schmerz und Empfindlichkeit gegen das Licht,' Druck in der Supraorbitalgegend, Schwindel,-^ Stiebe in den Ohren, Trockenheit in der Schleim« baut der Nase, des Mundes^ Rachens, der Luft«' röhre , Anschwellung und vermehrte Hitze die- ser Gebilde, etwas * gerüthetes selbst aufgetrie-* benes Gesicht, Kitzeln im Halse, Druck aof der Brust , Stiche in den Seiten , trocknen Hu- sten, schnelleres Athmen, Stuhl Verstopfung und sparsamen Urin , verminderte Speichelabsonde". i^ng, veränderten Geschmack und Geruch, Hei- ' serkeit und Rauhheit der Stimme, trockne hei- fse Haut, zuweilen noch Uebelkeit' und Erbre«" chcm;- Nach ttef' Verschiedenheil der befalleneir^

AbsondeniDgeü ^edev heri Ibdem dieFattctfött der Scbleimhänte cur früheren Normalität zu- rückkehrte« Bei alleo, schwächlicheoi torpiden^ ftcboD früher an BrattbescbwerdeD^ chronischen^ Catarrh, Asthma^ Hosten w. leidenden IndiTiduen^ blieb selbst wahre Erschlaifung der Schleimhaut^ Plennorrhoea zurück«

Die Haupterscheinungen, nnter welehen die Grippe auftrat, waren demnach im Allgemeinen nochmals kurz zusammengestellt:

a) Im Nervensysteme: ungewöhnliche Mü- digkeit und Zerscblagenbeit der Glieder, Ziehen und Reifsen in- denselben , namentlich den Ge- lenken, Schmerzen im Kopfe, Verstimmung des Gemüthes, Schwindel^ Irrereden , leichtd Delirien 9 Zuckungen, grofse Unruhe, Schlaflos eigkeit^ Verlust des Appetits, yermehrter Durst,- Stiche in den Ohren, dem Rachen, auf .der Brust, Kitzeln im Halse, Scbmerzgefohl int Leibe, Uebelkeit, Erbrechen n,

b) Im Resfirations^ imd Circulaiionssj^ §teme: beschleunigter, schneller, zuweilen bärU^ lieber, voller Puls, yermehrter Andrang de» Blutes nach den leidenden Theilen, besondere den Centralorganen , Kopf und Brust, zuweileq Herzklopfen, Blutungen aus den Gefäfsen dep Käse, Husten, schnelles Athmen, Vollheit und Beengung der Brost, Schwäche des MoskeU Systems,

c) Im vegetativen Systeme und namentlich in der Schleimhaut : Trockenheit , ' Termehrto Wärme und verminderte Ab- und Aussonde- rung, dann aber stärkere und alienirte Secre- tion, anfangs von mehr seröser, dann schlei- mig . dicklicbef Beacbafienbeit, ^üaiiti zäher

N

. 27

der Regel worden die meisten Indilldaeii^ ohn« Rücksiebt auf Geschlecht, Alter,' Stand, Ge« -werbe, Beschäftigang, Lebensweise, Yon der Krankheit befallen (Ausnahmen gab es auch hier, wie bei jeder Epidemie) 9 hatten einige Tage bis 6 8 14, je nachdem sie heftiger oder gelinder und yon rerschiedenen Formen ergrif- fen waren, daran leiden, und wurden bei -vorsichtigem, sorgfaltigem Verhalten und zweck«« dienlichen arcneilichen Hülfen , meistens in Jkur« zer Zeit ohne weitere hose Folgen und INach- kraukbeiten wieder hergestellt. Rückfalle eiv folgten leicht durch zu frühes Ausgehen und dadurch yeraulafste Erkältung: ein zweimaligee Befallenwerden gehorte nicht zu den Selten- heiten. Die Dauer der Epidemie beschränkte sich für die hiesige Gegena im Allgemeinen auf 6 bis 8 Wochen, ohne dafs sie, während der- selben, ihren Charakter wesentlich Terändertp oder eine andere, bösartigere ßescbaffenheit^ wie dieses in der Mitte oder gegen das Ende mancher epidemischen Krankheiten öfters zu ge- schehen pflegt, angenommen hätte , sie blieb eich yielmehr rom Anfange bis zum Ende ziem« lieh' gleich, und ihr Verlauf war meistens kurz, gutartig und regelmäfsig« Die Dauer der ein« zelnen Krankheitsformen und Krankheitsfälle, oft sehr verschieden, bald länger, bald kürzer, erstreckte sich wenigstens nicht über 14 bis 21 Tage, obgleich auch hierin keine bestimmte Grenze festgesetzt werden konnte. *— Crisen fanden Statt durch vermehrte und specifisch veränderte Schleimabsonderung in der Nase« dem Rachen, desgleichen vermehrte und alie« nirte Speichelsecretion und durch gelösten schlei* xnigen Auswurf aus den Bronchien und der Schleimhaut der Lungen, durcb vermtbrtei qmi*

-- 29

durch den EuifloCi der Gestirne nberbhopt» thelb aber and ganz besondert atmospbärbche ^ yoo der Einwirkung des Lofikreises bedingte. Un- ter den äuberen Potenzen, die auf den Körper einwirken*, mithin auch Krankheiten zu erzeu- gen vermögen, ist gewifs keine von so hohem Einflüsse und so grofser Wichtigkeil als die Atmosphäre. Sie besteht aus 79 Vol. Stick« atoff, und 21 Vol. Sauerstoff,^ welches Mi- scbuogsTerhältnifs unter allen Klimaten, überall stets dasselbe bleibt, ohne dab aosere bisbeif* gen Eudiometer je eine wesentliche Yerände- jrung darin nachzuweisen im Stande wären» Selbst uichl in Räumen, wo viele Menschen «ind Thiere athmen, oder wo Kohle, organi* ache Stoffe und dergleichen verbrannt werdeup wenn sie nicht hermetisch verschlossen sind^ ändert sich dieses Verhältnils. Daher kann in diesen Bestandtbeilen, weil sie sich stets gleich bleiben, nicht die Ursache irgend einer epide» mischen Krankheit, nach jetzigen Erfahrungen v^enigsteos, gesucht werden« Anfserdem aber enthält die Luft eine veränderliche Menge kok* Jensaures Gas', Wasserdampf, verschiedene or- ganische Theile, Miasmen u. dgU Ander die* aen kommen bei ihr ferner in Betracht, ihr« verschiedene Temperatur, Wärme, Kälte und Feuchtigkeit oder Trockenheit, Druck, Span« nung, ihr elektrisches Verhalten, welche sich JBU verschiedenen Zeiten und unter besondem Umständen anders gestalten. -^ In wie weit nun hierin eine Ursache allgemeiner Krankbei* ten liegen kann, . und in wiefern solche besonn ders, zur Erzeugung der Influenza mitgewirkt Laben, soll unseren, freilich jetzt noch sehr mangelhaften Kenntnissen nach, näher unter« enobt werden» Dabei ist ea jedoiBh lucht mög«

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wahret Miasma der AfmotphSre erceagt

"de, das über eineo grofsen Theil des Erd-

ses Terbreitet, diese Epidemie henrorrie&'

anlafst schon die abwechsehide Witteruiig

Friihjabres die catarrhalische Coostitutioo^

»rdrückuDg der Hautaasdünstuog and Ueber-

iDg des Krankheitsstoffes auf die iDDereo

:e, uod Damenllich die Luftwege, wie viel

r mofs DUO eioe so auffalleode YeräDderung

Eitmotphärischeo Verbälloisse , eioe wahre

cikatioo , alJgemeioes Erkranken herbeifiih-

Als Hauplmomente ior die Entsteban§

schnelle Verbreilung der Epidemie hätten

demnach: beständigen 'VVitterongs wechsele

fencbte wärmere , bald trockene kalte Luft-

lia£Fenheit und ein daraus herrorgegaogeoes

Kilhämliches MischungsFerhältnifs der Atr

^häre, dessen nähere Bestaniltheile noch

% ermittelt sind. Als Gelegen beitsarsachea

«n hierzu noch: Zogluft, unj:weckmärsige

■eidungy häufige Erkältung is. w., waren

^ von keiner besonderen Wichtigkeit, Ent-

% unter diesen Verbal Inissen eine epidemi«

Krankheit, so mofs sie in der Regel sich

tausbreiten, weil Mieman,d solchen Binfliisseo

entgehen Vermag. Auch wurde das Um-

^eifen der lofluenzä noch durch ein von

Kranken selbst erzeugtes Contagium be*

atigt, welches nach Torliegenden Erfahrnn«

^ nicht geläugnet werden kann«

6. PrognosB der Influenza.

Im Allgemeinen war die Krankheit in hie* ir Gegend nicht sehr bSsartig, obgleich ein- 3e Fälle Torkamen, welche grofse Gefahr h^ten* Nach Verschiedenheit der Form er« I sich für die Vorhen^so i^olgendes ; Am g^

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tni SebTvIicb», )• baftiger fiberhaopt das Pte^ ber, je bedeutender alle SbrigeD Kraokheitser- acbeiDUDgen^ um so später aod langsamer er- folgte die RecöoTalescenz. Vollsaftige, starke Kinder neigten sehr zur Eoitzondung der Lofl- robre and Broncbien, zur häutigen Bräune, welche dann stets die Prognose ungünstig er« scheinen liefs«

7 •Wesen und Benennung der KrahkhnU

Das Hautsystem bildet überhaupt die mit , fler Aufsenwelt in Berührung tretende Oberflä-* che, die Grenze zwischen der äufseren Natur und dem belebten Organismus, steht daher in beständiger Wechselwirkung mit den änfsera Einflüssen, und jede Aufnahme dieser, jede Reaction dagegen, findet znnäcbsl durcb Jen» Statt* Im Allgemeinen kann man sie alt Ue« berzug des ganzen Korpers , die ibre abson- dernde Fläche nacb aufsen kehrt, Lederhaut schlechthin, und als solche, welche die innert Oberfläche auskleidet, die Athmungs- und Ver- dauungsorgane, so wie die in die Hohlen des Lei« bes sich erstreckenden Kanäle mit nacb innen ge- 'wendeter freier Flache überzieht, als Schleim« baut u, darstellen. Die Lederbaut ist dicl)iter, derber, um dem mechaniscben An« dränge fremder Korper mehr widerstehen zu ](önnen, die Schleimhaut dagegen, weicher^ lockerer, schwammiger, leichter durchdriögbar und mehr zur' dyoamlscben Wechselwirkung mit den anfgenommentn Stoffen geeignet; die Schleimbaut sondert im gesunden Zustande eine klare wäfsrige schleimige Flüssigkeit ab, wel« che Ton der wälsrigen Ausdünstung des übri- gen H^utgebildes nur durch den gröfseren Ce- balt Ton Eiweifs und Eb^tractiystöff sich untor- leQrn.LXXXlT.B.6.SI C

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reichend belfannt ist , durch e!oeo WJihren attno* «phärischen IntoxikatioDsprocers , zu beseichneD« Die Einwirkung dieser besonderen Luflbeschaf» fenheit auf die Schleimhäute ergiebt sich aus dem dadurch Terursachten krankhaften Zustande der ergriiFenen Gebilde« Wie im Winter und namentlich im Uebergange desselben zum Früh* linge überhaupt ^chon eine Disposition zu Krank« heiten der Haut, zu calarrhalischen und fhea« matischen Uebeln* durch die Jahreszeit begän« stigt wird, so enthielt besonders die Witte- rung der Terflosseneo Friihlingsperiode eine aus- gezeichnete Quelle zur Entstehung dieser catar« rhaliscben Epidemie ^ welche dann über einen grofsen Theii des Erdkreises yerbreitet^ einea so hohen Grad Ton Extensität erreichte, dafs sie durch yielseitiges ^ allgemeines Erkranken eine wahre Pandemie wurde« Auch kam in diesem Winter » und gerade zu der Zeit ^ wo sonst häufig reine Entzündungen beobachtet wer«* den, keine solche Tor, ihre Stelle batto diu , Influenza eingenommen.

Was nun die Benennung Influenza oder Grippe betrifft, so scheint dieselbe, obgleich allgemein giiltig, ziemlich unpassend. Der Name thät swar nichts zur Sache, und ist besonders be{ Krankheiten in praktischer Hinsicht, wenn man sie nur zu heilen versteht, von untergeordnet^ tem Interesse, indessen sollte man jedoch uiU sweckmäfsigen Benennungen das Bürgerrecht io wissenschaftlicher Beziehung keineswegs ge- statten. Die Benennung l^ebns catarrhalis epU demica entspräche noch eher dem gedachten Zwecke, obgleich nur einseitig; weniger pas« send ist der Aosdruck Coryza, welcher nur die einfache Foffni andeutet. Ich erlaube mir da-

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b) B^handUing dtr tn/bumtQ §aiarrhMä j^esc. Die einfachste, geliodette Form der lükbeit I erforderte aufser einem ruhigen Yer- ten im Bette oder im ^erwärmten Zimmer^ >en einer leichten , blanden Diät, Vermeir ig alles Erhitzenden und yorsichtigem Regi« D in der Reg^ keine weitere arzneiliche Ife, sondern ging schnell und hald^ ohne Sckhleibende nachtheilige Folgen . in Gene«- l über. Bei heftigerem Fieber jedoch^ et^

härtlichem Pulse, Eingenommenheit des fes, Schwindel^ Zerschlagenheit und Mu^ eit, grofser Unruhe, trockner heifser Haut, beengter Respiration» leisteten gelinde »lioretica, vrie Thee von Floree Sambnci^ und Verbasci, oder eine Mixtur aus Aq.

Sambuc« mit etwas Tartan stibiat« oder

slibiat«, Liq. Ammon. acetic. , Syrup« Rubi L oder Roob Sambuci die besten Dienste.

der Kopfschmerz sehr anhaltend und bef- die Anschwellung I Trockenheit, Spannung dr Nase bedeutend , so brachten einige Blnt«

an die leidenden Theile gesetzt, und zwecks Sge Unterhaltung der Nachblutung schnelle cbterung; das Einziehen erweichender Däm- WDn kochender Milch, Chamillenthee u. dgl« itigte die Trockenheit und das lästige apaa« .e Gefühl in der Schleimhaut. Ein stärke- eingreifenderes , antiphlogistisches Verfah* war in diesem Falle niemals erforderlich.

«) Behandlung der Influenza eatarrhalis «5a« Neben eicem etwas wärmeren Ver- do, wärmerer Zimmertemperatur, etwas Ügerer Nahrung und stärkenden Getränken, Wasser mit Wein, patsten hier snoäcbst * im Anfange nocb^ die bei der Torigeo Form

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; Roizaog'y «irwelcbende scfalelmlft» QvtrSiikej v. ig k«ioe erbitseoda uod' leichte blande Diät. Nicht ^ ^ »eilen wurde allgemeine BluteDÜeerong durchs ^-Aderlafs iron 6 8 Unzen nothig. Ein anti» r ^ pblogistiich diapboreiiacbes Verfahren genügte , in der Kegel , wie ein pecoctuin AUb. mit Am- ; moD. muriatic. dep. , Tartar. itib. , Vio. stib.^^ und bei Torhandenem Krampfsustande mit Zu-* , satz Ton Extr. Hyosc. , Aq. Laurocerat., PuIt« ; Dower. und Elix. e Succ. Liqnirit. Im Stadhi eeroso und mucota waren die Expectorantia^ ; Sulpb* anrät, Antim«, Polygal. amara, Senega^: Helenium indicirt, bei mehr Neigung «ur wah^ ^ ren ßlennorrhoea , Decoct. Lieben island. Auch , wurden hier BlasenpOaster, und xwar im er* ^ •ten Stadium, mit Nutzen angewendet« Bei'. zäher profuser Schleimanhäufung in den Luft- . wegen , besonders bei Kindern, leisteten Brech» . mittel aus Tartar. stib« mit Oxymel squillitic. . und Rad« Ipecac. vortreiniche Dienste , sowohl . znr Ausleerung als auch zur groCseren Verflü«« , eigung der zähen Stoffe«

c) Behandlung der Influenza pneumoniiieä, et pleuritica. Hier trat nun Hinneigung ztim entzündlichen Charakter am häufigsten hervor; und erforderte deshalb auch ein eingreifend*-/ res antiphlogistisches Verfahren, Esmufsteaue. diesem Grunde öfters ein mäfsiger Aderiafs am* Arme instituirt und zuweilen nachher durch ört- liche Blutentleerung, durch Blutegel und SchrS^f-, köpfe unterstützt werden, wenn die Stiche auf, der Brust nicht ganz nachliefsen und die Op- pression der Brust in gelinderem Grade fort- dauerte, der Puls auch seine Frequenz behielt. In manchen Jfallen, bei geringerer entzündii^ eher Reizung, waren die örtlichen Blutentlee-

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g) Behanähmg der Influenza gaiiriea» Bei offenbar Torfaandenen SordeSi und Dach yoraus- g«gaogen6r LStung dertelbeo^ wie auch bei grofser Neigung^ zum Erbrechen, zeigten sich eio Emeticum aus Tartar. stib# mit Rad. Ipecac» und Ozymel squilliiic«! so wie bei starker* Scbleimabsonderung im Darmkanal^ gelinde Ab« . iübrungimittel aus Natr. so1pburic.| Magnes.- •ulphuric. , Kali salphuric», KaU tartaric« mit Tinct» Thei aq« sehr wirksam* Fand sich da- . cegeo mehr Schmerz im Leibe i unbehagliches Gefühl, gänslicher Verlust des Appetits ^ Ter« mehrter Durst und stark belegte Zunge, so wurden zunächst zchleimig-öligte Mittel, eins Emulsio AmygdaU dulc. mit Extr. Hyosc«, Am-r xnon. muriatic* dep. » Spirit. Blinder. Terabreicht» Bei heftigem anhaltendem Erbrechen gab mao eine Saturatio Kali carbonic. mit Succ. Citr«^ dem Zusätze Ton Aq. Lauroceras.^ dabei zum' Getränke Selterser wasser mit Milch. Aufeerdem wurde ferner eine wollene Binde um den Leib gelegt^ etwas wärmeres Verhalten, leichte blande^ schleimige Diät u. s. w. angerathen.

Zurückbleibende Schwäche und Nacbkrank*» beiten, wie Erschlaffung der Schleimhaut, Bleu«. Borrboea pulmonum, Catarrhus chronicus^ er* forderten die dagegen dienenden zweckmäfsi* gen Mittel. Mit Hülfe des angegebenen Ver« fahrens gelang es mir in rielen fällen noch^ alte, bejahrte, schwache, torpide j an Asthma^ Blennorrhoea pulmonum^ Catarrh« chronic«, Sta- tus pituitosos u* dgl. leidende Personen , too deben die meisten über 75 bis 80 Jahre zahl- ten und sehr heftig ergriffen waren, von diese« Krankheit wieder herzustellen und ihr Dasejm wenigsten! noch auf imigb Eeil hinaus za friiteiu

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flae&ca nerrosa mit CongestioDMi jes Blatoa zum Kopfe, herrliche Dienstev, iodem die an«» gegebeneo Symptome jedesmal bald gehoben /wurden. lo ' der Regel reichten 12 bis 16 ' Schröpfkopfe oder eben so riel Blutegel zu ge^ dachtem Zwecke aas« Versteht sich yon selbst, dafs für gehörige UoterhaltUDg der Nachblutung gesorgt werdeo inufs*

h) Ruhefacientia f Sinapismen und Vesica^i f orten j erstere besonders bei Influenxa nervosa. Delirien^ trockener, heifser Haut, tbeils zmi Ableitung, theils zur Beförderung der Transpi- ration, letztere 'nach yorausgegangener allga* ineiiier und örtlicher Blutentleening bei Influenza pneumonitica et pleurilica, wo noch Schmer»» gefübl zurückbliebi mit günstigem Erfolge an* gewendet.

c) Erweichende Dämpfe und Einathmungen Ton kochender Blilch^ Chamillenthee, yon D»» cocten der Spec. resolveiit. und emollient«, alt Eweckmäfsige Hülfsmittel gegen grofse Trok« keobeit, Anschwellung und Spannung derSchleim« häute, so wie zur Unterhaltung und Beforda» rung des kritischen Nasenblutena dienlich«

d) Zertheüende^ achmerzstilfende ^ hesänß» tigende Einreibungen aus Liniment, ammoniab camphorat. bei Influenza anginosa in die Hala» gegend applicirt, ?ou gutem Erfolge»-

e) jibleitende Fufs^ und Halbbäder zur Herableitung des Blutes nach den unteren» Thei-» len bei Congestionen nach dem Kopf und bei Influenza der Respirationsorgane häufig und mit Mutzen gebraucht*

f) Trockene Wärme ^ yermittelst wollener Xaugei als UmbüUuDgsmittel der leidoDdeii Theile,

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rit wegen eetnet benllcheD WtrlniDl enf die Scbleimhäate der geoaniiteDGebildaj.yonaglicii des Dannkanals I ser Beförderung und Losän|( der Sekretionen^ Verflüssigung dec Stoffe und seiner schweifstreibenden iLraf^ ^ war in al« len Formen gewifs das unentbehrlichste Mittel« Liquor jimmonü acetio. in der finfacben Form der Grippe, in der nervösen ^ als Dia«

Sboreticum, Eur Herrorrufung und Beförderung er Transpiration bei Indiridaen^ welche weder nur Sthenie noch Asthenie neigten. - Liquor» ^mmon. succinic* bei bedeutendem Nerrenlei« den, grofser Schwäche, HiofalUgkeit| "blandeii Delirien in der Form der Influensa neyrosa, ala echweifstreibendes und zugleich nerrenstarken^ des Mittel geeignet. ß) Äntimoniaipräpm'^ rate. Tartar. stib» in refracta dosi bei entxünd« lieber Reizung ,und in grofsen Gaben bei det Influenza pneumopitica und pleuritica sehr wirk^ eam, - Vinum etibiat«, als gelindes antiphlo« gistisches, mehr ab^ als diaphoretisches Uitiel^ und Sulpbur. aurat. Antim* » als mucum* inci- dens und expectorans bei der Influenza der Be» spirationsorgane unentbehrlich. -*• Y) Queck» süberpraparatez Calofnel^ Hauptmittel bei dee Influenza tracbealis et broncbialis , pneumonitica et pleuritica, sowohl schon im ersten Stadium der Krankheit, als auch später zur Beförderung des Auswurfes mit Sulpb. aurat. Antimon« i) Radix Senegae, Rad, FolygaL amarae, Li^ chen island., Rad. Rhei yortrefflich in' ihrer Wirkung zur Auflosung und Verdiinnupg der profusen Schleimabeonderung, zur Stärkung def •rschlaflEten SchleimhautgebiUe.

d) Nervina und ExoUantid solutiliai Flo« res Sambuci, Flores Chamomill. , Rad. Tele- mü.^ iUdb AngeliOf Rad. Amic.^ bat der aerrS»

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I m^wMi '

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n.

Merkwürdiger S^atl

Ton

tödtlich gewordenen TUsäorgtaiSißäir Honen im Unterleibs. .

Mitgetbellt

'Von dem Geheimen Hofiraths tCe,

Dr. S c h 1 e g 6 I9

so Mehüngeib

1

Ur. ^, KanfmaBD, 63 Jahre alti bafte aahi gliDZM Leben bindiirch sich einer daaerbaftea Gesundheit erfreut, bis denselben im Jähr 18^ die rothe Ruhr befiel, Ton welcher ihn Hi^ Hofrath Dr. Ban zu Salzuogen innerhalb' 14 Tagen befreite. Auberdem nvnr'de Patient seit Itinigen 30 Jahren znweilen^ jedoch selten, mit JUngefnoeh befallen, das mit einem Gefühl- Toai Brennen rerbunden war, aber * nach jedesinidi* gam fraiwiUigem Erbreche» aüfhoHe^ "

Am I5ten Febn 1837 klagte Hr» ^ g<)dacti. lfm Arzte, d^Ts seine ^ nun- seit 2} Jahren be- ilajidana, Uni^UUichkeit mehrsan&bme, etstäi

-^ 49

da aa den gansen Herbst und Winter liio- h derselbe. Das Ansehen des Kranken ward ä^r schlechter, . demohn geachtet wollte der« 9 sieb zum Arzneigebrauch nicht entschließ Doch mit dem l5ten Febr. 1837 nothigtd

ein anderer Umstand dazu, indem er eino ^venn auch schmerzlose ^nschioeliung

rechten Testikels bemerkte* Für die Ur* ,6 davon hielt sein Arzt eine Erkältung nnd

US hervorgegangene Haemorrhoides retro- «as et incongruas ; . denn Pat, war 2 Tage ler bei widrig - kaltem Wetter an einen tunden entfernten Gesellschaftsort gegangen,

unterwegs 3 Mal genöthigt worden, sei« i Hämorrhoidaldrange auf freiem Felde nach- eben« Es. wurden 24 Slunden lang warme kne Fomentationen angewendet; allein die cbwellung hatte in dieser Zeit mehr zu« s^bgenommen. Der Wundarzt, welcher die« L Kranken täglich 2 Klystiere -— nach Art

Kämpfischen setzte , ward angewiesen^ 3rere Tage hindurch nach Abgang des Kly« rs das Intestin* rectum mit dem Zeigefinger aa zu untersuchen* Schon bei der ersten ^rsuchung glaubte der Chirurg einen frem«

Körper zu fühlen , der ihm aber wieder r dem Finger verschwayd; den folgenden » bei wiederholter Untersuchnngy bemerkte Uchts; den 3ten Tag aber fühlte er den iden Körper wieder und war so glScklicb, berauszubefördern. Es war eine ziemlich &e Fischschuppe , die in einer Darmfalte ge- &n hatte. Nach Entfernung derselben zeigte

kein blutiger^ wohl aber ein fortwährend g- schleimiger Abgang.

Kacb Torerwähnten 24 Standen der ange« ödeten warmen Fomentationen wardt Abends \iffn.LXXXiy.Bd.6.St. D

61 ,—

wurde yorgebalten. Während de9. Harn* iTfss borte man eio heftiges Geplätscher, venn Flatus abgingen» JeUt entdeckte die in des Kraokea dem Hro; Hofrath Dr. Bein^ 'jene auf dem gewöbqlirheir Wege .nicht agen , sondern durch die. Harnröhre , wa| ieit 8 Tagen schon einige Mal wahrgenoxn«*

habe, worauf gedachter Arzt den Urin un^ icbte, denselben ganz trübey auch mitaofr Item Koth vermischt fand, und mit deoi »elben entsprechenden Ge/uche« Von jet;(t ing fast beständig aufgelöster Koth durch Harnröhre mit Winden und den appUcirten tieren ab« Es ward mehr als zu gewilf,

an der Stelle, wo die Blase an ihrer nn«

bintern W^and den Mastdarm berührt, voa erm aus sich ein Fistelgaog gebildet , der ie Urinblase überging*

Hr. etc« Bein findet in Betreff seiner ersten iche bei diesem Kranken noch -folgende Er- »rungen nöthig: Früh, und gröfsteotheib Vormittags^, war der Puls des Krankeo sam , klein und weich ; . Nachmittags hin- n stellte sich stets Fieber mit heftigem it ein, das bis gegen Morgen fortdauerte« Schlaf konnte dem Kranken nur selten za 11 werden^ ein Mal wegen des Fiebers, und I ^wegen der so oft wiederkehrenden Hä« rhoidaltriebe , welche während jeder Macht 8 bis lOmaliges Aufstehen yerursachten. en der Skrotalgeschwolst und wegen des ickgezogenen Penis konnte kein Reseiroir den Urin angebracht ^ eben so wenig ein bbecken benutzt werden, da der Abgang h die Harnröhre und den Afker zugleich er- te* Der Appetit war sehr geringi eino Tatae

0 2

tbft, «EO x;b£^ riQSxk»aBa muA sUi i^ tteiU jcFii: Zii»c:kt*r asd «twi« M'

iiLk K-iem Ta«e. der K<M-^er xcsbit« &Mib

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iDaheo «eiaes Todes.

^ach Terlauf too 27 StODde« warde di« n unterDomineo« Der Korper war iia leo Gra-Je abgemagert, die Extremitätea ;hwo!leOy die Bruttein^weide durchaot i , im Pericardio obncefahr eine halbe belle vräaserige Flussi^keä^ io beiden eutrikeln etwas weoiges garonnenea Blut, ifz iveder Verkoorpehin» , noch Xerkoo^ lg , die Valreln noch in deo, voa da aü«^ den grofsen BlutgefäfseD sichtbar. Nur nke Lunge ^\ar auf der liokeD Seile mit [eura etwas Terwacbseo , ohne daf^ der .e weder vor noch wahrend der Krankheit usteo oder Athmuogsbesch werden gelit^ itle.

TÖiToaDg des. Unterleibs. Nachdem die ecken auseinaodergeschlagen und die Ein« de blolsgeiegt worden , bemerkte msu sii* rst das sehr magere etwas tief herünttr- igte Netz. Hierauf nahm man sämmir Eingeweide bis com Anfang des Hek- heraus y und zuletzt auch dieses mit der läse. Jetzt wurde der Magen luit dam 1 Tractus inle«tinorum iinZusamnienhanga licht. Ersterer war leer, der Darinka- iber durchgehends init Luft ausgedebnl^

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irbneiden des Magens zeigte sich der ionere Theil ganz normal. Am übrigen ganzen Darm- lianal, der oberhalb des Mastdarms abgeschnit- ten \?orden war^ fand sich nichts Regelwidri- ges« Die Leber war in ihrem änfsern Anse- hen, so wie in ihrem Parjcnchym gesund , so auch die Galleogänge^ was nach der . Gesichts- farbe des Pat. nicht zu vermuthen war, die Gallenblase roll dünnflüssiser Galle, ohne wei- teren heterogenen Inhalt; Milz*', Pankreas und Nieren mit ihren Harngängen gesund. Nach dem Herausnehmen der ßkse mit.dem MasU darm fand man die hintere und untere Wand ier Blase mit dein Mastdarm verwEachsen^ lalzterer bildete an dieser Stelle ein 4 Zoll langes und 3 2oll breites Geschwur, Yon welchem ein Fistelgang in die Harnblase überging; der Gang hatte die Weite, dafs man mit Leichtig«* keit eine dicke Gänsefederspofe durchfiihretii konnte. Nachdem der Mastdarm der LSnge Dach War aufgeschnitten worden, fand man denselben im Umfange des furchtbar stinkendsD Geschwürs ganz destruirt und keine Form mehr erkennbar; er war so entartet und kailös, daCs- beim Austrennen desselben aus seiner Verbin« duog das Knorpelmesser gebraucht werdeo XHuTste, und war demnach eip .ziemlich altee Uebel. Von diesem Geschwür ging auch ein Fistelgaog in den rechten Hinterbacken | der vorerwähnte Entzündung und brandige 6e* schwüre gebildet, aus welchen aufgelöster Koth und Klystiermasse sickerten.

Gleichzeitig mochte die- Fischschuppe ^ die noch aufbewahrt ist^ das Meiste zu dieser Ex- niceration und der Entartung beigetragen haben.

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Cenusse gehCig^ir Gtlränke zo rlel gethan, um iiich des 'Kamrfters zu enticblageD , and Yiel- fetche Urkältuogeh auf Reiseki t)MT;ag und Nacht erlitten. Vebrigens zeigte er sich bei seiner Aoftiabme am 29sten April 1835 noch bei ziem- lieb guteo Kräften. Sein Uebel war eotstan- deu , wie die Angina pectoris (Steaocardia, Syncope anginosa) zu entstehen pflegt: erst ein- zelne und schwächere, dann häufiger wieder- kehrende und stärkere Anfälle Ton Brustbe«* klemmung y die zuerst rasch Yorü hergingen und dann länger andauerten , bis sie zuletzt so häu- fig wiederkehrten, dafs sie ihn in seinem Be* jrufe störten, ihn auf das Krankenlager warfen, und ihn dann fast täglich und mehrfach, stär- ker und schwächer heimsuchten. - So lautete seine Erzählung, gewifswar, dafs er seit Wo- chen bettlägerig gewesen war. Bei seiner Auf- nahme klagte er schon über einen beständigen Druck unter dem Sterno, ein Zusammensohnü^ ren der Brust , bei Veränderung der T^age^ über wahre Herzensangst ^ Schmerz in der Gegend des Epigasirium und nach der Tiefe der Brust und das öftere Gefühl, als solle er in Ohnmacht fallen j wobei er doch seine Besinnung behalte* Diese Anfälle schienen nun zwar Ton Zeit zu Zeit heftiger wiederzukehren , allein das Krank- heitsgefühl, namentlich in der Gegend des Her- zens selbst, dauerte ohne Unterbrechung fort« Vorzugsweise wurde er ron solchen starkem Anlalien in der Nacht heimgesucht, zumal wenn er etwas eingeschlafen war, tun Tage kamen sie' zwar auch, doch seltener; er klagte ferner, firherSpHnnen^ Klopfen und stechende Empfindung in der Brust , Heiz zum Husten und Husten leihst, der mit nicht spärlichem puriformem

Scbleimauswurf begleitet war^ und reifseodef

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bervor, aas denen man hätte schliefsen n jene Unordnung und die Zufnlle der heit -wären von der Wirkung des Ge- oder Jlückenmarkes abhängig. Im An* wurde dem Kranken Blut entzogen, ohne r auch nur eine Erleichterung davon em- in hätte ^ ich bin der Meinung, dar» er urch dasselbe verschlimmerte. Es schien, der Gebrauch der Digitalis mit resolvi- I Extracten , dann die Tinct. Digitalis sa-> 3m nütze ^), auch der Salmiak in stei- 1 Gaben und der Brechweinstein schienen eichteruy eben so das Extractum Lactu- TDsae. Gefährlich waren INarcotica (auch :böne Mischung der van der Haar'schea en)y denn wenn er auch Schlaf bekam, rde doch nicht die Ursache seiner Schlaf- eit durch narkotische Mittel beseitiget, und vachte dann plötzlich zu noch gröfsereo n ; der Zustand des Schlafes war ihm aber rlich und vermehrte seine Qualen, statt a erleichtern. Ableitende Reize hätten n EinÜufs auf seinen Zustand, so wenig ie Blausäure, das Kirscblorbeer-, oder das 9 Mandelwasser; auch das Guprum am- )cum, ein in der Syncope anginosa so ches Mittel, half nicht. Im Anfang der Lbeit war die Efslust nicht ganz aufgelui- lod die Verdauung ziemlich natiirlich| auch

>iese 80 viel ich wcICb unter manchen Modifica- )nen docli zuerst vom Hrn. Kegiarangs-Rath Hemer empfohlene Bereitung der Tinctura l>igi-* \U ist folgende: Kec. Fol. Digital« p. dr. ^* cono« if. in s. q. Liquor. Kali acepci (yel Liquor, aminon, cet.) dig. in vase tecto lococalido (lerhorasiij (ad%ij) 3t. per cliartain, colatarae nnc. ij. D. Tinct. Di- Kalis salina Disiiens, Nosooomü Omn. 8anctoruin* »oais 12 bis 24 Tropfen aUe 3— d t^tundeo.

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An seinef äu/sem Oberfläcbe- erschien das Herz ganz eigeDibümlich, es war nicht glatt , son- dern mit flechsig t- faserigten Auswüchsen » dik- keren und dünneren Schichten von Faserstoff, so- genannten Pseudo- Membranen wie überzogen, mit mebrern dieser adbärirle das Herz am Herz- beutel. Diese Auswüchse wenn man sie so nennen darf waren von verschiedener- For- mation; sie hingen am Herzen wie lange Zot- ten^ oder waren Ton runder Form, einige in der Gröfse ron Wallnüssen; sie schienen all« mit der Oberfläche des Herzens in dem fi;enftoe^ •ten Zusammenhang zu stehen. Diese Pseudo- Membranen waren an einigen Stellen einfach, an andern doppelt, und, nach der Ansicht des Hrn. Geh, Raths Professor Otio^ deshalb auch besonders interessant, dafs sie die seltenere zot- tenartige Gerinnung des Faserstoffes zeigten. Beim Zerreifsen und Lostrennen des Herzens Tom Herzbeutel erschienen sie auf der innern Fläche als poIygone den Bienenzellen im Wachse ähnelnde und niedrige Vertiefungen, und auf der andern entsprechenden Seite als zopfför* mige Verlängerungen^ dem Granulation ^ Fa- serstoff in heilenden , eiternden Wunden gleich. Eine entfernte Aehnlichkeit hatten diese Aus- Hfüchse auch mit denen des Herzens, welche unter der Benennung Cor villosum gekannt sind«, ich sage eine entfernte: diese erscheinen als lymphatische Exsudate, jene in nnserm Falle waren Fleischfasern, (uneigentlich vielleicht aus- gedrückt) polypösen Excrescenzen ähnlichere« Das Herz schien in seiner sonstigen Beschaf- fenheit gesund« Verknöchemngen wurden nicht in demselben gefunden, es war also wohl nur die Oberfläche des Herzens erkrankt« Im Her-* sen seigten sich sogenannte Polypen , d. b. Ge-

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I

TorhAnden waren , klagte er j^tst über eioe sebr icbmerzbafte EinpfinduDg lo.der epigastriscben Gegend, fortdauernde Beklemmung, Unmog« lichkeit liegen zn können, ohne Besorgnife der Erstickung and über yollkommene Schlaflosig- keit» Mehr aber als durch seine eigenen KJa- , gen, sprach der unglückliche Mann seine Lei- den durch alle in die Augen fallende Erschei- Aongeu aus: sein verstörter angstvoller Blick^ iein scheues Auge, sein bleiches (wacbsartigee) krampfhaft verzerrtes , gleichsam das Mitleid aufrufendes Gesiebt, seine eigebthümlicbe «ind {gespannte Stellung, die er im Bette annahm, und die durch die Arme unterstützte halb auf- rechte Haltung seines Körpers, sprachen fiis ein tiefes und grofses Uebel« Noch mehr ent- deckte sich dasselbe dnröh Her;:^- und PuU^ schlag* Der Schlag des Herzens war über die. ganze Brust, wohin man auch die Hand legte, bis tief in das Epigastrium fühlbar, ja den gan- sen Körper erschütternd und den Kranken selbst erzittern machend, ja sogar seine Bettdecke bewegend. Die Herzschläge, Systole und Dia- stole waren grofs, ausgedehnt*, häufig und weit in der Brust verbreitet; der Puls entsprach har- monisch und isochronisch den Bewegungen des Herzens, er war krafljg (stürmisch), häufig ToU und stark, aber gleichmäfsig. Die stetho- scopische Untersuchung liefs ein starkes weit verbreitetes Geräusch in der ganzen Brust wahr-» nehmen, ein Klopfen wie von Hammerscblä- gen, die sich in regelmäfsigen Zeiträumen folg- ten. Der Kranke war in seinem Gemüthe sehr aufgeregt, ängstlich und fast verzweifelnd, so dafs man in der That eine Störung seines Ge- müthes besorgen mnfsle»

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%

I

WbU& derber nnd fester als gewilhnlich. Wie in den meisten Fällen^ so war auch in diesem der linke Ventrikel der gleichzeitig etwas mehr erweiterte und bedeutender verdickte. Doch ränd dasselbe auch b^i dem rechten Ventrikel, obwohl in geringerem Grade und bei dessen Vor- bofe Statt. Auch die innere Haut des Herzens hatte an der krankhaften Reizung Theilge^ ttonimen , und zwar im linken Ventrikel. Fer- ner fand sich im liokcn Vorhofe nach der äu- fsern. Seite zu eine ziemlibh grofse Stelle mit kleinen Excrescenzcn von Faserstoff besetzt^ wie auch die Valvula mitralis und die halb«» mondformigen Klappen der Aorta an ihren Rän«« dern mit ähnlichen Excrescenzen besetzt wa«» ren. -— Sonst waren alle Organe gesund.

2. Hyperirophia cor als und Hydrops peri* eardii, Barbara B. , Wittwe eines Tagelöhners^ 40 Jahr alt^ uns sonst unbekannt, und von so geringen Geistes fahigkeiten einerseits, so wie von gewaltigen Krankheitserscheinungen ande«« rerseits dermafsen überwältiget, dafs über Ent-» stehung und Fortgang ihrer Krankheit nichts zu erforschen war. In das Allerheiligen -Hos- (»ital wurde sie am 4ten Januar 1836 in einem Zustandiv gebracht, der ihr ganz nahes Ende mit Gewifsheit erwarten liefs \ sie war fast eine kleine Stunde weit transportirt worden und da- durch TÖlIig erschöpft, während sie an dea heftigsten Erslickungszufällen litt, die ihr alle Ruhe raubten; sie war dabei von allgemeiner Haatwassersucht befallen, und ihr blaurothes^ aufgedunsenes Gesicht, die berrorstehenden trie- fenden und Diatten Augen , das schwere Athmea mit aufstehenden Nasenflügeln, die bleifarbenea kühlen, angeschwollenen Extremitäten, die Un-* Jourii.LXXXiy.6.6.St. E

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Cmd sogleich einige Unzen Blut, welchiSs ebciii •o wie da$ des TOrigen Kranken viel Sefom «nd ^euig Crüor zeigte ^ eine Erleichterung er- folgte indessen auch hier nichts eben 'so we* fiig wie durch Blutegel^ die in die Herzgrube Abgelegt wurden. Ich qrdnete nun Einreibtin-^ gen Tod OL Sioapeos aether. scrup. p mit AU üohol unc. j. gemischt, längs der Rückensäul^^ Tornämlich am Brusttheile, und gab innerlich alle 2 Stunden einen Gran Lactncarium JPari- siense abwechselnd mit Rec« f'olioi'. Digitalis "^porp^ drachm« /?. infund. vase tecto pei* horaa tres^ ad finem adm# Flor. Cassiae scrup. ^, post parvam Dig. colaturae unc. ▼• adm» Liquor EL^Ii acetici unc. ß. M. D. S. Alle 2 Stunden 1 Et§^ loiTel YoU. Der Zustand hatte am 7teii keine Yeränderung erlitten, ich setzte daher die Di« gitalis aus, und gab stündlich ^eü ElslofEel yoU Von einer Mischung aus Rec^ Acidi fa)r« drocyanici Ittneri gutt« Tj« Aq. destill. simpL unc. ir). die dritte Stunde 2 Gran LaciUcariunti Am loten stieg ich mit der Blausäure auf 8 Tropfen in 6 Unzen Wasser« Durch diese Mittel erlangte ich bis zum lOten vollkommene Rühe, die Kranke borte auf zu toben und zu lärmen; sie schlief Stunden lang ganz ruhig, und in der Nacht lag sie stille, nur von Zeit zu Zeit nahoä sie un« ter Seufzen die verwärts gebengte Stellung An ; sie sprach zwar ruhig über ihre Empiindungeo, doch war wegdb ihrer Indolenz und wegen ih- rer Erschöpfung nicht ein Gespräch mit ihr an« suknüpfen^ Es kam so weit, -dafs sie sich nicht mehr Yerunreinigte und sogar Speise und Trank Verlangtei selbst der Urin begann reich- lich abzugehen und zeigte keine abnorme Be- schaffenheit. Die Hauptleiden blieben indessen dieselben, der Herzschlag ünregelmäfsig, über

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ond verlor seine Skropheln und seine Epilep- sie* Geistig war er sehr^ ja sogar bedeutend Ausgebildet, heiter, zum Frobsion geneigt, wiz- 21g und reich an imraer guten und trelTenden Einfallen; er lernte bei seinem geschickten und für seine Verhältnisse ungewöhnlich gebildeten Vater die Drechslerkunst, war in seinein Ge- werbe ausgezeichnet, und, ohne besondere An- weisungen erhalten zu haben, sehr geschickt im Schnitzen von Elfenbein und Holz und in an- dern feinern mechanischen Arbeiten. In den Naturwissenschaften, die er eifrig betrieb, war er sehr bewandert, und streifte in freier Zeit Tage lang in Feld und Wald umher, sammelte IValuralien u. s. w. So lebte er nach dem Tode seiner Eltel'n, mit seiner Schwester ruhig und zufrieden, und verheirathete sich ror län- ger als einem Jahre entfernt Ton Breslau. An dem Tage nach der Hochzeit aber, als er mit seiner jungen Frau hier ankam, erblickte letz- tere ihren alten Geliebten, entwich noch den- selben Abend > und veranlafste einen mit allen Subtilitäten gegen ihn geführten Scheidangs- procefs, welcher ihrem Manne Seelenruhe, Hei- terkeit, den Geschmack an seinen alten Be- schäftigungen, und endlich die Gesundheit raubte«. Er verbrachte seine Tage in steter Angst, Be- kümmernifs und Aerger, ging endlich gar nicht mehr aus dem Hause , bekam Brustbeklemmun- gen, grofse Kurzathmigkeit und seine Kräfte schwanden; Mangel an Efslust und unregel- mäfsige Verdauung hatten ibn Yorlängst belä- stiget. Ich selbst hatte ihn während der gan- zen Zeit, als diese Angelegenheit vor sich ge- gangen , nicht gesehen , sie war mir sogar ganz fremd geblieben.

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rasenfliigeln und ofFeneTn Mande retpfrfrte. h richtet^ nun mein Augenmerk zunächst tungen und Herz* Die erschwerte und ge- rte Respiration beruhete zunächst nicht tu ersten Organe« Wie schon angeführt, :e er in der erst angeführten Stellung tief nd ohne . Schmerz athmen , auch fand kein sin oder irgend öine schmerzhafte Empfin- Statt, er hustete nicht, und hüstelte nur,

das Athmen gehemmt wurde, eine Ana^ rang aus den Lungen irgend einer Art licht Torhanden ; Yv^enn man ihn zum Hu- infforderte, geschah es ziemlich frei, er- aber Vermehrung der Dyspnoe, so auch nhaitende Sprechen ; die Stimme yirar klar* 3fs sehr reichlich Urin, und man bemerkte esem, eine milchigte BeschalFenheit in ge- n Grade und eine leichte Trübung abge-> et , nichts Abweichendes. Stuhlgang hatte der letzten Zeit täglich gehabt^ er meinte

dafs er essen würde, wenn sonst sein rid eine Bewegung erlaubte, es fand end-" lur ein leichtes Oedem der Füfse, Folge .teten Stehend Statt. Ganz anders stand t der Beschaffenlieit des Herzens und des laufes. Bei der Untersuchung der Brust

man den Herzschlag über die ganze Aus^' ing derselben , stark und kräftig «Bber ziW y so dafs sich diese Bewegung den Um- igen inittheilte. Die Systole und Diastole inregelmäCöig , bald stark , bald schwächt (zend inebrere Secunden lang, ja bei ir«, einer Veränderung seiher SteUutig (in eine \

war er gar nicht zu bringen) schien der lauf zu stocken und das Herzslille zu sie-*

dann kamen schnell einige auf einander ckde starke Schlage , die jedesmal dem Kran-

^Ta- ten; stark uoterstttutea uod iho gleichsam scbwe« beod bielten, iadem er den Kopf uad Brust vorwärts beugte und einen harten ILorper c^n« drückte; und dennoch. traten Anfalle der Ohn» macht Ton Zeit zu Zeit ein« In dieser Noth nahm ich meine Zuflucht zu einem Aderlaft, mit dem schlechtesten Erfolge» Zuerst schied sich das aus der Ader gelassene Blut garnicht, l^ildete einen festen schwarzen Cr uor - Kuchen » setzte gar kein Serum ab, und. zerfiel nach einigen Stunden« Die ^ntkräftung nahm dabei Mu , '4er Kranke« schlief stehend , oder wurde ohnmächtig, und verlor die Besinnung, -^ Bis dahin hatte das Uebel auf seil/ Sensorium nur einep indirecten Einflufs ausgeübt ; *r- er schreckte oft zusammen , liefs sehr vielen fast wasserhel- Ifin Urin^ hatte mehrere, doch normale Stuhl-» gänge unter den furchtbarsten Zufällen , schien dem Ersticken nahe, und athmete doch ziem-* lieh frei, sobald nur ein Nachlafs des Sturmes erfolgte. Im Herzen fühlte man nur ein gan? Unregelmäfsiges , bald stärkeres, bald schwä- cheres Strömen und Klopfen , virelches bald die Brust auszufüllen schien, bald so verschwand, dafs man vergeblich nach dem Herzschlag suchte ; letzterer fand nur auf den Zeitraum von Se- cunden Statt« Die Fulsschläge ergaben eino gleiche Unordnung«

Unter so bewandten Umständen sann ich Qur noch auf Mittel, den unglücklichen Kran- ken zu beruhigen, auf sein Nervensystem und das Rückenmark, und so auf den Kreislauf be- lebend einzuwirken, und den Reiz von der Brust abzuleiten« Üifenbar schien mir sein Lei- den, wenigstens ciucrseits, dem dynamischen YerbäUnib des Lebens anzugehören ^ und der

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natürlich, er boHe freier Athem and glanble, daib er Stiii^deQweUe ge«chlaf#ii\ hätte ^^ woria^ er eich ebw täaachte ( der Schlaf hatte ihn abet erquickt» Vit Erstaunen oahoi ich wahr^ dalSi Her« - und Pulsschlag sich w ordnen begannen^ die Bewegung des Herzens theilte sich regei^ mä/siger odet besser dnutlUi^er in Systole und Diastole^ der Pnlsschlag fing an npi^maler sa werden und dem des Herzens zu entsprechen^ er war zwar noch nnregelmälsig der Zahl und dem flfa]rthinns nach, die Schläge aber, die Au»« debnqng und Zusaminenziehung des Gefalsee waren an sich gleichmäbigf der Kreislauf wat Yon seinem Ceniralpnncte geordneter^ und den normale {mpuls der Herzbewegnng- auf den^^ selben zum Tbeil hergestellt« Urin war wie« der in grofser Menge pod Ton UßtissjtrheUer Be^ scbaffenheit abgegangen; der Kranke hatte eii^e Tasse Cacao-Tbee und einen Zwieback genos^i sen. l^s w^ren nun 24 Tropfen Ittnersche Blau-« säure und i2> Gran Lactucarium verbraucht wori^ den. Die Einreibungen hatte man der Haut«» reiznng wegen seltener gemacht, ich lieb daher Ton derselben einige Theeloffel in die Herz* grpbe einreiben, weiches der Kranke ab^r, des Geruches wegen, nicht ertragen konnte. Am SOsten Pecember liefs ich 8 Tropfen älausäure zu sechs Unzen Wasser mischen, und alle 3 oder 4 Stunden t Gran Lactucarium nehi|ien# An diesem Tage ging der Kranke schon, ob- wohl mit Mühe und unterstützt im Zimmer umher u^d suchte sich selbst die bequemsten Stellungen zum Athmen, schlief halb koieend, halb auf dem Gesicht und Bauch liegend meh^ rere Stunden auf seinem Sopba und traospirirle ; schon Tages zuvor hatte er versucht aof der

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wabr; denaöcb begann er seiaeo Bdrof zu-ubeni obwohl die Kräfte sehr schwach waren, ud4 er sich nur Ungsain erhoUe. Er konnte eigenl-, lieh Mitte Januar als genesen betrachtet wer* den. Doch liefs ich ihn .später noch ein Mal die DigitaHs brauchen, welche ihm nun sehi^ zusagte. Zuletzt, Alitte Februar, verordnete ich noch Pillen aus animalischer Kohle, Digitalis und Coniumpulver, in steigender Gabe; sei^ nen körperlichen yerhältDissen nach befindet ec sich gegenwärtig wohl und eigentlich gesund« .

V. i

B^eriropJiia cordis et hepätis, cum Hydrope

universalu

Caroline P. , ledigen Standes, 35 Jahr alt« Ihre Schwestern litten an Gicht und Hysterie, sie selbst war von letzterem Uebel auch nicht frei und häufig an Unordnung ihrer Catamenien leidend, sonst schien sie sich einer guten Ge- sundheit erfreut zu haben, und konnte ihrem Geschäfte als Köchin ungestört nachleben* Nur seit einiger Zeit wurde sie von Unterleibsbe- schwerden belästiget, erschwerter Verdauung, Appetitlosigkeit, Gefühl yon Schwere im Unter- leibe; sie hatte eine hochrothe Farbe, nament- lich der Wangen , starke Zufälle von Congestion nach demKopfe^ Kngbriisligkeit, erschwertes Äth- inen beim Steigen von Treppen, oder beim lieben schwerer Lasten ; dobei hüstelte sie oft, und konnte zuletzt nicht im ÜcU, aiM wenigsten grade aus;;cfttrcckt liegen. Kachdcm sie diesen Zustand ßJonate lang ertragen , ohne sich nach gründlicher Hülfe umzusehen, ihre Regeln aus- (^eblicbcn, und endlich sich Geschwulst der

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•icfa b^uem fiihUei so Vermochte ile iMf ^and ohne Empfindung aofzaathmen ^ nar deiT damit Tdrbandene Act der Bewegung benachtbeiligte sie« Die Farbe ihres Gesichts und die dtir Au- gen (der Gonjunctiva sclerotica) wären hochpoo- ceaii roth und namentlich die Bindehaut gelb gefärbt^ so dafs die Grundfarbe der Haut ei* l^entlich gelblich war, auf welcher das dunkle Roth aufgetragen schien» An der Nase und an den Wangen sähe man yaricöse Yenenausdeh- nungen, wie ein Netz verbreitet , sobald aber jene Erslickungszufälle eintraten , wurde das Gesicht fast blauroth. Die untern Extremitäten waren bis über die Schenkel stark angeschwol^ len, auch der Unterleib Ton Fluctuation nicht frei) dieFüfse und die später auch aogeschwol« lenen - Hände hatten eine kühle Teraperatuf und bläulich rothe Farbe. Den Herzschlag fühlte man in einem grofsen Umfang bis in die rechte Brustbälfte ungleich, unregelmäfsig^ aussetzend^ dabei oiTenbar gewaltsam und mit den Puls^ schlagen nicht gleichzeitig* Die Pulse waren klein und kaum fühlbar^ irregulär, nus8etzend|. die Schläge schnell auf einander folgend und dann durch eine Reihe gleichmafsig gezählier Pulse fehlend. Fieberhafte Bewegungen und Erscheinungen wurden niemals beobachtet« Die Kräfte waren auf das Aeufserste erschöpft und sanken fast bis auf -Null, wenn )ene Er- stickungBzufälle und die' Anwandlungen Yon Ohnmacht eintraten. Der Stuhlgang war hart und selten, und da die Entleerung jedes Mal mit zu grofser Anstrengung und Beschwerde Ter- buuden war^ so mufate man sich hüten, den Stuhlgang cu befördern, man konnte ihn nur erleichtern. Die Urinabsonderung war eben so

./

- 81

I

ttnd ohne BrkIchUroDg. 2otiKsl ^mfit lir Gesiebt feos blaa, duekelU«aroth; ea vii •ach die HSode und Fotte kaU. WOfdM mmI i^ark aD|etehwolIeo wareÄ. lo . deo letaleo •Wochen konnte mao keinen oder nur mfikaimi •inen Pabs^blag entdecken. Am 2tea Febftiat •larb iie an fainsngetretenem Catarrhus aiiflbe«^ tiTtts, der mehrere Standen- anhielt ^ acheiabife bei vollem Bewubtseyn*

Leichenöffnung, Brusthohk : Zyßfuch^n i^ Pleura und den Langen mehrere Pfunde Blnt* Wasser^ die Lungen gan« zusammengedrScki; snsammen gefallen, schlaff, Ton B|ut leer; io den Verzweiguogen der Bronchien fand man noch etwas blutigen Schleim, Der Herzbentel war stark ausgedehnt, und enthielt über eio lalbes Pfand blutiges Serum. Pas Herz war lijpertrophisch rergröfsert, die Hohlen erweis tert, und seine Wandungen verdunni, ea enl» hielt in beiden Kammern nnd f^orkammetn ein# ao grofse Menge theils diinnfliissigen, tbeila achon coagulirten achwarzen Blutes, dab matt sagen konnte, es strotzte Von Blut ; ebenso waren die Yenae cayae nnd pulmonalea mit achwarzem geronnenem Blute angefüllt, während die Arterien leer waren.

Unterleibshohle: Die Leber war von dun« kelbraunrotber Farbe , ihre Grofse erstreckte sich bis hinüber in das linke Hypocbondrium , and abwärts bis in die Regio umbilicalis , sie war dabei von schwarzrothem Blute überfüllt, stroz* zend, bei jedem Einschnitt quoll dasselbe her* vor, sie war nicht indurirtj nur intumeacirU Gallensteine waren nicht Torhanden, die Gal- lenblase leer; die Milz gleich grofs bis tief loarB«LXXXiy.Bd.6.SL F

83.

I

II

9 ..i

II

! IV.

Geschichte

einei periodischen, intermittireDdea

Wahnsinns im Wochenbette.

Mitgetheilt Ton

Dr. B e n n e w i tZ|

in Berlin.

dt. 0.| eine Dame in den SOger Jahren, Ton robaster Constitution und lebhaftem Tempera- mente , erinnert sich nicht, in ihrer Joggend be- sonder» krank gewesen za seyn. Ihr Korpeir entwickelte sich schon frühzeitig, und die für den weiblichen Organismus so wichtige Puber« tätsperiode trat bei ihr ohne alle StSrungen^ leicht und unerwartet ein* Bei einer ihr eige- nen Thätigkeit und immerwährenden Beschäf- tigung im Häuslichen , erhielt sich auch dieser Gesundheitszustand bis in die 20ger Jahre^ wo sie Ton einem Nervenfieber befallen wurde^ gegen welches, wie sie sich noch zu erinnera weifs, der allen Mitteln widerstehenden, wä- thenden Kopfschmerzen wegen» längere Zeit

F 2

r^ 9i ^

abtr fttellto sich statt ihrer Jets! eio tabr #opiit^ »er VagiDaltchleiinaasfiofs eio, der, durch aein« Häufigkeit Torzüglicb belästigend^ trotx mao« eher dagegen angewandter Mittel, dennoch hm 9u Ende der ganzen Schwangerschaft ertrage« werden mofste. Indessen wurde dadurch die Gesundheit keines weges gestört, Tielmehr nah- men beide^ Mutter und Kind, immer mehr zu«.

So erreichte die Schwafngerschaftihr Bode^ und Alles liefs erwarten, dafs die Geburt bei der Gesundheit dieser Frau, und bei der nor- malen Bildung des Beckens^ durch die eigeo9 NatuTtbätigkeit erfolgen würde. Dem war je- doch nicht also. Wenigstens scheint der wer^ (he College, welcher der Frau hierin beistaod, nach 4 dstündigem Abwarten der Weheo^ Ton der Unmöglichkeit überzeugt gewesen um sejn, hier noch länger ohne Gefahr für Hui* ter und Kind, der Wirksamkeit der Natur T«r» trauen zu dürfen , sondern je eher je lieber ÜB Geburt auf künstlichem Wege zu beeudeB« Dies geschah alsobald, und so wurde null ia weit kürzerer Zeit, als es der Selbstwirksam« keit der Natur möglich gewesen seyn wurd«^ zu nicht geringer Bewunderung der Geschick- lichkeit des Operateurs, aber freilich auch un- ter weit grofseren Schmerzen für die Frau, di« Geburt Tollendet. Der hierbei erlittene Blut- verlust war nur gering. Die Gebärmutter cou^ trabirte sich kräflig und trieb nun mittelst ei- gener Naturhülfe die Nachgeburt bald heraus.

Die Entbindung war gegen Abend (den. 2(en Mai) erfolgt. Die Nacht darauf wurde Toa . der Wöchnerin ziemlich ruhig durchbrachti mid - die eingetretene Reaction , welche soosi bei jt^» der mit einiger Kraftanstreognsg TM §fili« ^W-

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I

eines Wochenbettes nicht wenf^r notWencIl« geo gelinden Schweifse fehlten fast gans, kooD- ten auch durch warmes Getränk selbst nicht befördert werden. Dennoch zeigten sich dabei' keine Funktionen des Körpers weiter gestört«; Der Puls war normal; der Schlaf des Nachts ruhig. Die Harn- und Stuhlausleeruogen gin- gen gehörig von Statten, und auch die Beräh« rung des Unterleibes yerarsachte nirgend Schmer* xen. Sogar die etwas auffallende heitre Ge- müthsstimmang erhielt sich , ungeachtet der trüben Aussicht, bei der spärlichen Olilchabsqu- derang die Ernährung des Kinkles entweder durch- eine gute Amme, wogegen die Mutterliebe sich besonders sträubte, oder künstlich unterstützen zu müssen , noch unrerändeiii. «— Einstweilen wurde letzterer Weg, die künstliche Ernährung« und zwischendurch das Anlegen an die Mutter^ brüst versucht.

So waren 12 Tage im Wochenbette ver- gangen, als am Abend des letztgenannten Ima- ges (d« 14.) die Frau, nachdem sie einige Stun» den aufser Bette zugebracht hatte, von einer inneren Angst, Unruhe und heftigem Kopfweh befallen wurde, und vermeinend ihr Enae sey nahe, alle ihre Angehörigen zu sich rufen liefs. Doch nach eioigen Stunden legte sich dieser besorgliche Zustand wieder; die Nacht wurd« ruhig zugebracht, und am andern Morgen (den 15ten) war keipe Spur davon mehr übrig. Die Kranke indessen, besorgt, der Anfall möchte zurückkehren, und die Veranlassnng des gestri« gen in einer Erkältung suchend , blieb heute ini Bette und beugte so jeder neuen Störang der Hautthätigkeit vor. Wirklich verging auch dU* ser Tag ohne weitere AnfechUmg, und attch

^

beobachleodeo VortichUmaafsregelo, als 9 Sorg« für gehörige Leibeto£EbuDg, Warmbalteo der Brüste uod Enthalten Tom Trinken, wohl zu beibifreni angetathen. Allen diesen Vorschrif- ten fügte sich die Frau pünktlich, and befand sich dabei wohl bis cum 20sten (Mai), alt Abends unrermuthet wieder jener frühere Angst- anfall eintrat; nur darin von jenem unterschie» den^ dab jeUt Lachen und Weinen sich rasch auf einander folgten, und sich die Begrifib eU was Terwirrten.

Jetzt erweckte der Typus , welchen die An« falle beobachteten, zuerst in mir den Argwohtf einer Intermitt. larvata« Doch bei der differi-« reoden Meinung des geburtshülflichen Collegeq wagte ich es noch nicht, dem gemäfs zu Ter* fahren, sondern versuchte erst noch schalte» inäfs die derivirende Methode, und yerordnete daher Inf. Sennae comp, in Verbindung mit Kali sulpburic. Allein mit dieser Methode ver- besserte ich nichts« Der Zufall kam am22steo Mai nicht allein wieder, sondern es offenbarten sich auch jetzt deutliche und unverkennbare Spuren von Geisteszerrüttung, durch falsche Vorstellungen und Handlungsweise« Sie war in ihren Wahnvorstellungen, die sich oft blitzschnell auf einander folgten , dabei oft so lustigen Hu« mors, dafs es der ganzen Passung bedurfte, um nicht Tor Lachen loszuplatzen. Der ganze Anfall endete übrigens gleich den früheren in- nerhalb 2 3 Stunden , und keine Senfteige noch sonstige Mittel vermochten ihn zu Ter« kürzen.

Nachdem mit dem folgenden T^fO (deo 23sten Mai) wieder eine reine Intermission eiiH getreten , und Alles bis «yf tiaeii fliy)|t.||JDi

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akt an sicli, lo deo rorgerücktbren Jahren, als auch das operaÜTe Einschreiten zur Beendigung desselben insbesondere zu seyn. Denn hier^ durch stellte ich mir yor, mufste gleichsam das ganze Nerrensystem , und namentlich das Ge- hirn , das schon durch das häufige frühere Kopf- leiden zur Krankheit disponirte, iiberreizt und in seiner innersten und feinsten Organisation verstimmt worden sejn« Und diese Verstim* mung im Gesammtnerrensystein nun zu hebeni schien mir auch hier die erste und dringendste Indikation zu seyn.

Diesem Zwecke gemäfs» reichte ich daher sogleich ein Brechmittel, das stark und kräftig wirkte, und eine Menge nnyerdauter Speisen mit ausführte. Aber der am 26sten Mai er- wartete Anfall war dennoch eingetreten, wurdjS sogar danach sehr heftig und artete in förm- liche Tobsucht aus, *-<- Am folgenden Morgen verordnete ich ein lauwarmes Bad mit kalten Uebergiefsungen ; aufserdem Eisumscbläge auf den Kopf, und im Nacken sin Vesicans. - Die Kranke lobte die Wirkungen der angewen« deten Mittel und bat selbst um die Wiederho- lung des Brechmittels. Dieserhalb gab ich den SSsten Mai früh ein zweites, welches diesmal nichts weiter als eine erstaunlich grofse Menge einer wasserhellen Flüssigkeit, Terbunden mit dicker, grasgrüner Galle, nach unten und oben aasleerte. Die auf das Brechen eingetre- tene Mattigkeit gab mir Hoffnung, dafs der nächste Anfall vielleicht schwächer werden würde. Allein nicht also, er war sogar, von allen bisher da gewesenen der heftigste. Alle Begriffe des Anständigen und Schicklichen wa* reo verloren gegangen. Die sonst sittsame Fr^u

- «s -

de^ watmncl.'to gansen Schwangenchaft.Torilaii«- deoe SchleimauiflufSy alt auch die nur apari« aame und blafsrothe WocbeDreioiguDg bekon* deteo. Alla diese Verordayogfen, welche eis noch cooeohirter t^ollege genehmigtp, wnrdett auf das Pänktlichste befolgt^ und wie es schieii nicht ohne Katzeo«

Scboo der mit dem folgenden Tage (den SOsten Mai) eintretende Anfall war bei weitem aiicht mehr so heftig. Die Begriffe der Kran- ken rerwirrten sich jetat weit weniger. Im Ganzen war es nur ein lästiger .Humor, der die Kranke beseelte und sie unaufhörlich plaudero machte, selbst manchmal nicht ohne alle logv-w sehe Schlufsfolgernng. So rerlaugte sie z. denselben Abend, als der altere Herr College und ich vor ihrem Bette . safsen , wir möchten ihr doch etwas rortragen« Und als wir uns dessen ' weigertto , rersicherte sie, dah sie in dem Falle sich künftig eben so eigensinnig un« aern Anordnungen und Wünschen widersetzen würde, wie wir es jetzt gegen die ihrigen thä- ten« Denn das Ganze laufe doch nur auf Ei- gensinn hinaus I da die Forderung nichts Un- mögliches mit sich führe»

Den Slsten Mai, wo die Kranke Tollkom- men bei Verstände war, unterzog sie sich wil- lig allen Anordnungen« Das Baden; Uebergie- fsen, wie die Eisumschläge auf dem Kopfe, wurden fortgesetzt. Eben so mit den Tropfen sweistündlich noch fortgefahren, und für die Leibesoilnung durch Elect. e senna gesorgt«

Am Isten Juni Abends kam wieder, aber BOr ein ganz leichter Anfall. Die Kranke war sich während dessen aller ihrer Gefühle und Empfindungen bewufs)^ und klagte anter an-

- }iÄ ~

Di(;Iit ganji iiufgehört. Gugen Mittag .atdlto siph eine Unruhe und Aufeeregtheit des Korperap als Vorboten des nabenaen Anfalls ein^ ^reicher bald darauf auch selbst aintrat, aber wieäiirnxii nur in einer etwas mehr als nalürliclieci EIßittrx keit und Scfawaizbaftigkeit bestandT* Von ei- gentlicher VerstandesYerwirruDg war ..nichjTa mehr zu bemerken.

Der 6te Juni yerlief ^ als dei freie Tag ganz gut, die Nacht indessen wurde schlaflos durchgebracht und der im Laufe des Tages im- mer noch durch Eis gekühlte Kopf erhitzte «ich dadurch so sehr, dVifs auch die Nacht hindurch mit den Eisübersch lägen fortgefahren werden mufste. Am 7ten Juni klagte die Kranke über heftiges Kopfweh Und grofse Mattigkeit. Als Ursache hierron erkannte ich die fehlende Lei- besoffoung, die, ungeachtet eingenommener 4 Theelöifel toII Latwerge, erst heute früh durch 2 Kljstiere befördert werden konnte. Um die- sem Uebelstande abzuhelfen, setzte ich zu Elect« e Senna unc. j, Rad. Jalapp. dr. j hinzu, und liefs dayon Abends und Morgens einen Thee- loffel Toll nehmen. Diese Verbindung hatte den besten Erfolg. Die Leibesoffnnng erfolgte jetzt regeimäfsiger» und der Kopf war minder heifs. Dennoch blieb am Abend (d. 7. Juni) ein neuer Anfall yon Gesprächigkeit , aber ohne alle Sparen yon Verstandesyer wirrung, und in weit geringerem Grade als sonst, nicht aus.

Von nun an besserte sich der Zustand der Kranken dergestalt^ dafs der reine Typus im- mer mehr yerloren ging^ und die Gesprächig- keit allmählig ganz nachliefs; nur dann und wann stellte sich noch etwas Eingenommenheit des Kopfes eio^ gegen welche sieb die Kranke

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reiht sich daher vorstehender KraniLbeitsfall den TOD Andern erzählten an^ und steht keinea- weges als isölirt und abgeschlossen für sich da. Ob das aber auch rücksichtlich der Behandlung der Fall ist, wage ich nicht zu entscheiden^ eben so wenig, als das Mittel anzugeben, wel- chem in diesem Falle die Besserung beizumes« sen ist. Doch so yiel scheint gewifs zu sejn^ dafs der Blutausflufs per "vaginam, welcher sich auf den Gebranch der Tinct. Stramonii eiii« stellte, als kritisch zu betrachten war ^ und ihm daher gewifs kein geringer Antheii an dem glücklichen Erfolge zusteht.

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Xoom.LXXXlY.B.6.St

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Tor mehreren Jahren an diesem Üebel, unter Behandhing eines andern Arztes gelitten , vurde am 9len Juli d. J.> wo er schon einige Tage Ton dieser Mania a pofn er- griffen war , meiner ärztlichen Behandlung anvertrant. Ich fand ihn im Bette liegend, zitternd an den Händen^ bei einem übrigens sehr \olIen und starken Pulse, einem sehf aufgetriebenen , rothen Gesichte , und schwatzend von Ge* genständen ^ die er in seinem Zimmer zu sehen glaubtej namentlich Ton Personen, wovon keine zugegen waren. Da er ziemlich plethorischer Constitution, und sein Zu- stand sehr aufgeregt war, so verordnete ich zuvorderst eine Venaesection , und da es bereits Abend war , zar möglichsten nächtlichen Beruhigung, ein Pulver von gr. ß Extract, Stramonii, da dieses, ohne wie das Ojnum, zir reizen , blofs narkotisch wirkt. Die Nacht auf den lOfeti hatte er ziemlich ruhig zugebracht, befand sich aber Morgens wieder sehr nnrubig and delirirend, und da die Zunge, bei gänzlichem Mangel an Efslnst, sehr be- legt war, erhielt er nnn^ auf meine vorigen Erfahrun- gen mich stützend^ ein üemlich starkes Ahfukntngsmiitel aus Senna mit Sah amar.y wonach ded Tages 6 sehr co« piöse Stühle erfolgten; Abends wurde die Gabe des Stra^ mon. wiederholt. Am Uten erfuhr ich Morgens,, dals er die Nacht wieder sehr unruhig zugebracht, nnd da die Zunge noch sehr belegt, und der Bauch auf- getrieben war 9 bei fortwährendem Ekel gegen ^le Spei- sen, 80 wurde das Ahfiiknmgamitiel nochmals wieder- holt, und ihm an die Waden Senfteig gelegt^ nebst kalten Umschlägen über den Kopf. Abends, wo ich ihn ruhig &nd, erfuhr ich .von 'seinem Wärter, dafs er auch den ganzen Tag so zugebracht» und Mittags mit Appetit etwas dünne Fleischbrühe genossen habe; Stuhlgänge waren wieder reichlich erfolgt; das Pulver des Extr. Slrmnonii Wurde wiederholt gegeben* Am 12teii ,fend ich ihn Morgens ganz ruhig und vernünftig, auch hatte er die Nacht ganz ruhig und gröfstentheils schlafend xugebraclit; der Puls war weniger stark nhd voUy die 'Zunge nicht stark oder belegt, und der jCranke zeigte Verlangen, etwas mehr zu geniefsen. Unter diesen um- ständen wurde nichts weiter verordnet , als den noch übri« gen Rest des Abfuhrnngsmittels , in grofsern Zwischen-' räumen , ^ortzugebrauchen Am i3tcn fand sieb derselbe völlig hergestellt, nachdem er am 12tcn Nachmittags noch-* mals einige breiige Stühle gehabt; er sprach und bezeigte sich jetzt ganz vernünftig^ und ging im Zimmer umher;

G 2

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I

Der wesentlichste Bestaiidtheil ist eine flacbe Zink- oder Holzwanne , von 4| Fufs Länge nnd 2^ Fofs Breite» die auf Rollen ruht und nicht hoher ist, als der llaam unter einer Bettstelle, so dalit sfe in diesem bequem Platz finden kaVin.

Die Bank, auf der sie sich befindet, ist nach 'dem Pulsende etwas geneigt, um den Abflufs des Wassers durch die dort befindliche Rohrmündang zu befördero« Am Kopfende derselben wird der Träger des Wasserbe- hälters eingezapft nnd durch zwei Keile festgestellt : dieser wird beim Nichtgebrauch herabgenommen und unter das Bett gelegt.

Der Wasserbehälter, ans verzinntem Eisenblech, fafst' 12 Quart Wasser, und kan,n an dem Ständer nach Be- quemlichkeit des Badenden auf and nieder geschoben werden* Unter demselben ist eine Spirituslampe ange- bracht, um mit möglichst geringem Verbrauche von Brenn- . Spiritus das Wasser in 10 Minuten zu erwärmen, wenn erwärmtes Wasser gewünscht wird. Auch kann der Was« serbehälter sfthr leicht abgenommen und aufgesetzt wer- den, wenn das Wasser nicht im Apparate selbst ^ sondern in der Küche erwärmt werden solU

Im Boden dieses Behälters befindet sich, eine über dem Kopfe des Badenden ausgehende Rohre, an welcho nach der Verschiedenheit des Bedürfnisses verschiedene Mündungen angesetzt werden können , wodurch man ent- weder Staub - y Brausen - , Douche - oder Sturzbäder ge- ben kann« Ein Ventil, welches von den Bädenden mit- telst eines Hebek nnd eines von diesem herabhängenden Drahtes nach Belieben geöffnet und verschlosseii werden kann, regulirt den Abflufs des Wassers aus dem Behälter.

Vermöge der Einfachheit der Construktion macht es der Apparat noch auDserdem möglich^ die Stanbbäder mit einem Wannenbade zu verbinden: man hat zo diesem Zwecke nur nöthig, die flache Wanne mit warmen Was- ser zn fiillen , oder wenn der Körper bis zur Brust vom Wasser bedeckt seyn soll , eine tiefere Badewanne auf den Apparat aufzusetzen«

Die Einfachheit und leichte Benntzung dieses Appa- rates in den verscbiedenattigsten Formen von allgemeinen und örtlichen Krankheiten spricht für sich. Ein Kranker, dem die nöthige Pflege fehlt, oder der eines wohleinge- richteteo FamiUenhaosbaUs eirtbehrt, wird durch ihn in den

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it zo gebraociiende Apparat dürfte is dieser Uinaidit kders eoipfebleiiswcrtb sejn.

eder weils, mit welchen umstanden an Tielcn Orten, iaioientlicb in B^ilin, für Viele daa Uaden Terhunden tief zum Genufs aucb nur einea Flufsbades zu gelan> und was für Wünsche und Bedürfnisse in dieser Uin- aiocb unbefriedigt sind. Diesem Umstände bal>eQ die tiderscben Badescliränke ihre günstige Aufnahme zo nken, Sie siiid ihrer ganzen Kinrichtung nach nur nety einen Theil des Hauskaltongsapriaratt einer ingericbteten und wohlhabenden Familie zu seyn; lünder Begüterte, in ihrer Wohnung bescbränktey n stehende Personen, sind in den meinen Fallen lern Gebrauche derselben ausgeschlossen. Diesem Stande glaube ich durch meine Vereinlacbung abge- I zu haben. Aus der oben beiläufig angegebenen slitung des Apparats Ersieht man , dafs derselbe durdi- icht den Raum einer Wohnung beschränkt, indem er 1 angemessenen Platz unter dem Bettgestelle ein- i, dals ferner die zum ^de anzuwendende Flüssig- in demselben selbst erwärmt werden kann. Ks kön- llso Personen, die nicht jederzeit Dienstlioten zur f denen keine wohleingerichtete Küche das Badewas- cfert, oder die auf eine Wohnstobe beschiänkt sind, zu jeder Zeit, ihren Körper mittelst des Apparats ;en und alle Yortlioile desselben mit Leichtigkeit, Icich- Iahe und wenig Zeitverlust beiiutzen*

Heine eigene Erfahrung hat midi gelehrt, dafs, wenn selbst nach jedem Bade den Apparat reinigt 9 wai 1 ein Paar üandgrüTe geschehen kann, nach jahre- m Gebrauch keine Reparatur n-^'b wendig ist«

i'*ar Pensions - Anstalten y in deinen Kinder reicher i erzogen werden, mag ein zweckmälsig eingerlch- Badezimmer das beste seyn, und den Mangel des- «in ;9cAnet(/er*sclier Badesdirank ersetzen; in An- dagegen, wo viele Kinder beisammen sind, und Sder, die Allen so nöthig sind, wegen der unver- 2h damit verbundenen Umstände, oft nicht so hau- («wendet werden können, dürfte dieser Appaiatsehr ilenswerth scyn, um Kinder ohne viel Kosten, Mühe ^Uaufwand baden zu können.

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geringste Vermlndening des Schmerzes, leb schritt nun zam Cbinininn snlpharicum and liefs Ton demselben 'von Morgens bis NachmiÜags 4 Ubr . alle 2 Standen 2 Gran nehmen, so dafs taglicli etwa 10 Gr. verbraucht wurden. Am naclisten Abend trat zwar 'die Exacerbation wieder ein , jedoch nicht so heftig * als an den früheren Tagen ; der Schmerz am Tage blieb sich in - dieser Zeit ganz gleich. Nachdem jedoch Patientin das Chininum 3 Tage gebraacbt hatte , blieben die Etacerbationeh ganz ans» nnd von jetzt an verminderte sich der den Tag Fiber an- dänernde- Schmerz erst nnd- liefs täglich an fieftigkeit nach 9 so dafs nach l4(ägiger Anwendung des Chinins aller Schmerz geschwanden war; ich liefs das Mittel noch längere Zeit fortbrauchen, um Rückfällen vorzubeugen, and jetzt nach mehr als 3 Monaten befindet ^ich die Kranke auch noch vollkommen wohU •«-

F. P., eine Frau von 75 Jahren, angeblich frufier immer gesund, klagte nur in den letzten. Jahren oft über Engbrüstigkeit, besonders beim Treppensteigen.

Am Isten November worde ich des Nachmittags zur Patientin gerufen, und fand folgende Krankbeitserschei« nnngen: Patientin safs im Bette aufrecht , sehr schnell nnd kurzathmend, der Erstickung nahe; sehr grofse Un- ruhe^ starrer Blick, die Zunge sehr stark braun belegt, der Puls war sehr frequent nnd gleiclizeitig viel Durst vorhanden; Leibesöffnung war schon seit 6 Tagen nicht erfolgt Ursachen des Erkrankens wuIste Pat. dnrcbaDt nicht anzugeben; zugleich äufserte sie, dafs sie durchaus keine Medizin einnehmen könne, verstand sich jedoch endlich dazu, ein gelind abführendes Säftchen zn nehmen und sich ein Senfpflaster auf die Brust legen zu lassen« Die vermehrte Engbrüstigkeit soll nach Aussage der Um- gebung schon seit einigen Tagen eingetreten seyn, dooli nicht so heftig als jetzt.

Am 2ten des Morgens fand ich Pat« sehr gebessert» die Engbrüstigkeit bedeutend vermindert, den Puls fast normal, LcibesÖffnung war noch nicht erfolgt; seit Mit- ternacht war Besserung eingetreten, so dals die Kranke selbst einige Stunden ruhig hatte schlafen können; das Säftclien ward fortgebraucht«

Nachmittags wnrde ich schleunigst za der Kranken gerufen and fand alle ErKheinnogen in einem viel höhe«

4.

der m JAr 1836 Bertim Otbmmm nwi

dem Listen tob den im Jabre 1836 in Biorifn umd GesCorbesen ergiebt sicfay dnk geboren 30 Knaben, 4768 Madcben, in Summa (17tt8 d zwar im

352 Knaben $54 Madchen 706 Kinder

tr 462 ' S81 -^ 833 ^

458 448 006 ^

433 385 818 ^

453 386 . 8:*9

504 464 968

366 366 732

i 421 461 ^ 682

. 380 347 736

jr 350 342 . 692

435 424 -- 859 -.

417 410 827

5030 ^68 -* 0798 rben in diesem Jahr 7495 t^ersonen nnd awai' Im

SMännL 168Weibl* 320 Kind. «nt 10 J. 8ma '/20

I _-. 134 302 ^ CiOO

I 173 343 752

^ ^ 140 302 -. -. sa 597

r _ 149 26a ^ 558

r ^ 142 -- 344 ^ *.« ^643

1 ^ 112 ^ 51t -^ ^ 665 > 129 390 715 7 108 292 61'»7 3 _ 107 271 5;?« 7 165 339 70»! 3 129 281 -^ -^ 553

2 1656 3757 « 74«? en miUiin mehr geboren 2303«

.i- 109

5.

jltoRitfIftcAer 'Betiuli

über

ienOeiu/ndheitiZUitmd, Oehurtenund TodetßUevonBer^m»

Mitgetheilt

Ott» den Akten der HwfeUmd^echen med, ckWwrff, OeeeUechafU MH der dazu gehörigen Wiitenmge - Tabelle^

Monat Juni, üeber dlie Vfittenng yerweisen wir auf die bdgefögte TaM»

Et worden geboren: 429 Knaben,

370 Mädchen^

799 Kinder. Ef itarben: 176 männlichen,

123 weiblichen Geschlechts uberi ond 148 Knaben

129 Madchen nntor 10 Jahren.

576 Personen«

M dir geboren 323«

Im Juni des Tergangenen Jahres worden

gdboren: 504 Knaben, 464 Mädchen^

968 Kinder.

Es starben: 157 männlichen, - ' -

142 weiblichen Geschlechts liber, ond 344 Kinder unter 10 Jahren.

643 Personen.

Mehr geboren 325.

Im Verhältnils zum Monat Jnni Torigen Jahres , war« den im Jani dieses Jahres weniger geboren 169t und sIk^ ben weniger 67 Personen«

Am IblHiitaäailp-

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Ffll.1- nml Fl

AfiBbe?

Am Kindbellliebvr. , ., 4''>-^'>i<''veiidsit u. (cJileidiEiulBU ] An ili^ l'nngvuBcJiwutdftncbt. An IlalucInrindiutAI. An All UulfrUibHotiHiudliwliI An d.^r Wuicnuckt. . . . An da BnutmiHnitDlil. An der L'betkfimkbell, , Am ErbrechAi. . . . Atn Dnrchfsll .... Aul Brecbdurchlblt . Am Blutilun ... Am Sdilsg- nnd Stickfluri, . An d«r TnuJuuoht, . .

InKindbMI. . .

An oiSAniiDb«] FthletPt .

Ab oriin. FeKIcni im Untsrlribe An DP^uitchen FeUem <let ncn_.._.

An orEJiniiclien FcldBrn du Gehirn*,

A>lill?Bb>. . . .

Am BIaa*nlcreb>. . . Am Muäkrkniu. . . An der Gicht. , Ab ZellgewrteTfriuinnBE.

A^ MagBUer^^icIiDnE. ' An tieKiinenreicbong. . An MnemTerhärtaBc. nnrrh ^elhmootd , . An nidit beDuinlen Knnkhi Dunta UBsUiskifim*

113

I n Ji alt

des vier und achtzigsten Bandes»;

ErstesStuck.

Seit« f. C. Bufetand's Stadien, praktische and akade- mische Wirksamkeit ; ein Fragment ans JE(ufeland*s hinterlas&ener Selbstbiographie« Mit einer Yorer- ^ innernng Ton E. Osann* . ,7

II. Beobachtung einiger merkwürdiger Falle yon bart^ .. nackigem Erbrechen. Vom KönigU Medizinalrathe

und Hofmedikns Dr. F. Busse zu Berlin* . 39

DL Ueber das rein Physikalische nnfl seine Grenzen

im Organismas* Von Dr. fetter za Berlin. . 65

ly* Merkwürdige Mifsbildang des Herzens und seiner gfofsen Gefafse bei einer blaasüchtigcn Kranken* Vom Prof. Dr. Fr. Holst zo Christiania* 98

V* Kurze Nachrichten und Auszüge.

Geschichte und Arbeiten der Hufelandiichen me-

dicinisch-chirurg. Gesellschaflt za Berlinim J. 1836. 108 . II. Beobachtung einer glücklich geheilten Vergiftung mit concentrirter Schwefelsäure. Von Dr« If* Tott zu Ribnitz in Mecklenburg. « HS

Medicinische Bemerkungen des Herrn Btmdouin auf seiner Reise in den kleinen Atlas und das Dattelland (Biled-ul-Djerid)* Vom Hrn* Gwjon,

Arzt zu Algier. 119

4* Phthisis tuberculosa yentriculi. (Briefliche Mit- theilung des Hrn. Stadtphysikus Dr. BMtaum in Rathenow an Hrn. Dr. Bürger in Berlin«) . ^121 5. Monatlicher Bericht über den Gesundheitszustand^ Geburten und Todesfälle Ton Berlin« Nebst der Witterungstabelle. Monat Januar* 123 lebalt der Bibliothek der prakt. Heilkunde^ Januar 1837. 128

Jeom. LXXXIV. Bd. 6. 8t. D

. S«tt

VI. ICarze Nachrichten and Aonfige«

1. Btick aaf den gegenwärtigen Zustand äet Medi-

cin in England. * 108

2. Beitatigte Wirkung der Belladonna- Rlystiere im Ileas. Vom Dr« Joh* fpotruba sra Zwetl in Nie- der-Oesterreicb. 114

3. Merkwoidige Anenik-Verglftong. Tan Dr. CrO'

mer zu Kassel. •••*•• 117 ' 4* Die Saison des Kurortes Altwasser In Schlehen« Vom Kreisphysikns Dr. Rau daselbst, ^ 120

5. Gelbsucht bei einem nengebomen Kinde mit tddt« lichem Ausgange« Mitgetbeilt Tom Df« Benne^ Witz in Berlin. 122

6. Monatlieber Bericht Ober den Gesandhettssastand, Gebarten and Todesfälle von Berlin« Ntibit der WitteniQgstabelle. Monat März: . 12$

Inhalt der Bibliothek der prakt. Heilkande. Marx 1837. 127

Viertet Stüolh

L Geschichte einer inreterirten and lardrtön Syphilif ^ welche Apoples ie und halbseitige Lähmung zur Folg» hatte. Vom KönigL MedidnalratheondHofmedikoa r Dr. Fr» Busse zu Berlin. > . S

IL.Ueber einige endemische Krankheiten im Facstao' Cham Hoheazollera , namentlich Gallenateine onil ^ Cretinismus. Vom Medicinalrathe Dr. BeyfeWet* . 91

III. Ueber den Begriff, and die pathologische Beden- tung: der Hautkrankhdten. Tom Dr. Vetter zu Berlin. 3S

IT." Darstellung der asiatischen Cholera in Eger im Jahre 1836. Vom Dr. Fron» Idwtnet in. Kger. 63

y*. Ueber Blasenkrebs and &rebs obeduuipt« Vom Dr. Bam^^ zn E0itiagen. ^ « 04l

VI. Kn'rze Nachrichten nnd Aosznge.

1. Idiosynkrasie gegen Feuchtigkeit bei einer Bio* lerfsmilie. Vom JDir.-jBtcftiii^jfifi« zo. Wandersie- ' ben bei Gotha 110

2. Die hentehende Krankhataeonsüintioa? ia Wien, i (BrielUche SfittfaeUangen.) •. tlS

Monatliefaer Berieht ober de» GetondfaeitsaiiatiHid, CMbnrten nnd Todesfalle Ton Beilii« Nebst der WitterungstabeUe* Monat April« « « .117 Inhalt der BibUotHek der prakt» Heilkimdi^ April 1837. 119 Inhalt dflv Bibliothek der prakt Holkonde, Octoberi NoTember und December 1836. « « M9

H2

. ». 117 -.

/

I , I

lU« CeitrHge Kur Erkenntnifs and Behandlang einiger Krankheiten des Herzens und der Arterien.' Von Dr. J, J.B. Ebers y K. Prenis. Medicinalretba ond Arzte des Krankenhospitals za Allerheiligen in Breslau. (Fortsetzung.) . ^ SO

IV« Geschichte eines periodischen» intermittirenden Wahnsinns im Wochenbette. Mitgetüeilt Ton Dr« Beitnetvitz in Berlin. ••!■«• 63

Kurze Nachrichten und AnszGge*

1. Wiederholte Beobachtung vom Nutzen dei; abfüh- renden Mittel im Delirium tremens. Vom Medi« zinalrathe Dr. Günther in Köln. . 08

2. Ueber Yer^nfacbung^ zweckmäfsige qnd, yiel*^ seitige Benutzung des Staubbad -Apparates* Von Dr. Pauli zn Berlin. % » . •. . 100

3. .Cepbalaea und Astbma intermittena durch Chi- ninum sulphnricnm geheilt 104

4. Uebersicht der im Jahr 1836 zn Berlin Qebornen und Gestorbenen . 107

5. Monatlicher Bericht Über den Gesundbeitsj^ustand^ Geburten und Todesfalle Ton Berlin. Mit der dazu gehörigen Witterungstabelle. Monat Juni. 109

Inhalt der Bibliothek der prakt, Heilkunde. JuiulSST. 112 Inhalt des 84sten Bandes* < » «^ t ^^ Namenregister* ; 118 Sachregister* '««»-• s a ^^ i

' Bau», F., I. M, IH. IT, I.

Buliner, I, 114, f aiirennoriT. u, lo.

Buorini. U, •, Fulk. III, CO.

. Feclrafr. V, IIB.

Cimlniniu. □, b, M. F«t. I,' tl&.

Cüiiit. II, SO. Fidne. 1, 31, _

CiuiDsr«. IT, W. 91, 101,101, Fucituir. 11, la lHj H.

CHnnMiMh ni, n, Flc^obinwiii. I, 1U8.

CutHiui. U, 6, ' FoldJ. II, 46.

tjinii. V, 4, Fordjce. II, 49,

Gi«[wr. I, 1U9, C, 100, IT, I. FoKlar. n, 12S. _ _^ ,

OiuilHiii. 111, 123, Frank, P., I, 32. St. IVi Ml ChnUiid. III. LI. 63. U. W. SO. m. J, tf,

OmHhi. tr,09. ea. BS. 7(>. 77. 70. O.

Cbenlley de H£.it, L IIA Franque, V, HJ.

ChioOT-onf. 1)1, 13. ^ f (ickV. t, litt,

aiiarag). II, II. ib. Fri«lbeiiD. I, 119.

Chili. II, li Ftilze. I, M. _ ,.

Cfamtien. », ID. 11. Fruncp, 1, 111. US. 0* H.

gem. I, »: riitil. )> ifll. II». •udiDJ, t, 19. Clullprinck. III, VA

CoDibncb. II, Öl. G<il«n. Ü, It. U,

Cornurt. V, 73, GbHow. I. ".

Goxe. 11, 11. WJ. GnaUÜEr. 1, IIU.

Crui«. 111,117. " "

D»lbwg, ll, 10, öwTtdr'iii,

Dnnn. I, Ut. I ' GetdT. T. llu.

DiTid. IV, M. CeTsrü. II', 11,

D.Ti>i. r, SS.St. Tl. m. It ei>l*n«r. T. 13.

Piini, y, 70. UlttciBUBn, 111. OS.

^»»nfTille, I, U, Gocüi*. I, 1^ 29. MI

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«H. t IM.

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G.iser. I

Gtllhnus. 1, IVi. tu. __-

Inndrin. V, CS, t7. W. Ift

DieffnlHdi. 1, U». 110; U«.

Gbd^n. If, U

Bwl. V, 113. r. GrÜe. 1, tlt. Witz. I. US. . GAle. I, li». Di<rlHi:h.ll,0.«>. 111,11,111,00; Gint. V, OB,

Dictwinht, t, IIS. GiediDB, U. 0,

DioC'nsi. IT, M, GiellBuuiB. I. II.

Dnuio. 11, 3. . OriSa. I. IUI.

tf-Dm, 1, es. Groquifr, [, 110.

Dnlk. III, 15. Gro^^Lkü, I, 13. U.

Dulroichel. I, W. Grobbriu. I, H». Hl. iK

Ilu»m*T. III. U. , GmillMr, tl, IK). VI, «S.

DwBiU. III, SU. Gafon, I, 11». IUI. »1,

Ebs). n, 3. de Hwn. IT, QC TI, H.

Eak. I, HS.' Hall«. 1, 171. \V, M.

Eak«1. I, liH. üiuniltoa, V lU.

Ebranha». ], rS. Ol. tlS.- Hancock. 11, W. tO,

Kid.alb«|. II, lö. Huijqi. DI, tU.

|lliauai>rill, IB. ae. fauuoB. I, 101.

Eiliarri. II, U. H^ibanir. I, 3S.

EFqairol. 11, II. - HaMloff. I, 11*.

tvici. 11, a. UHs*~ I> IM'

MpcIib], I, 1115. V. IT. P.iqni<.r, !. > CO.

Medirt,!, VI. ÜO. P-iit d- äocIahI, 01.10.

il>Kebi>i>, llV, 11». F>.pli, I, IIS. Vi, tW.

daSfcnn] ir, 06. Piiuhis, I, »»■ S';.

iDS, 1, na. i-tPTuenon, ji , bu.

a^T,i,71. PcMilU. l/,ö,

rEr.'lll, 18.1 rfeuf«, III, ei5.„ .

■r, I, ih. Piiübiis, I, 115 . m, «.

nilil, I, IIB. _ Pideril, U, (3. 69, 77. I lina, J., I, 81,9J. B7. SI.

bsiu, 1, 311. Figo, II, 14.

alKcIlcb, J, IIE.' Fitcflm, II, II .

- IV, i III. Pitscllafl, III, 3*.

Hohr, >», o, jir. j-iiscuflii, (II,

ÖDimcdei, II, 51)— Sit P\mi«f. fl. S.

OBtnuhoD, 111,51. Foggi^le. U, 4 9.4«,

i™ra>i, I, 151. Pucdett," V. 53.

Most, ll,'ll&. ,., .., PluLmj., i, 7i,

MlillM, I, 80. 87, 89, III. 11*.

116. ll. 11. IIJ, m. 1U7. IV,

Hündu II, 12. - KaudMBSjet, III, IS.

SiRHii»», III, er.

MuueHl, I, 10. MusitBims.n, S9.

Quinetiliaiij 1^ 3 5, BideinaDW.U, 9.104

Run, III, Uü. Bnysr, IT, 61.

_ Reil, 11, 7. 8. II, T, E

Kaufe, II. 4, U. m, 41, 69. 7T. VI, 96.

Kstorä, I, IIB. Reiuumii, V, 77.

naniiJiBn, II, 4. es. Hfinliold, 1, ZI.

inuiD, tr, II. B«mS, U, 12

pnnann, V, HI. Bcliiui, V, 1

B-mnu.li', if, ll'. B.m^', 4, 12.' Ti 98.». ",«•

NicoUi, 1, %u. 21. Uli Bichi«; i; 11. 13. ni,«». r,

"^■■"1, u, m. ii>7.

BidJmul, n, 1«,

giniH V. b«enN dt, HI. 43, pb^rHon, V, 10'7.' " " " Vek v! Rode, ikr, II, 16.

', r\oaecjL T. nouei 2^jt J.

110. KQinberp, I IIL.IIS.

Rüs«, 1, iil/.

Rom, V, 70.

Budolnhf, I, B7 .

Ruhbanm, I,-II I,

BiiS(, 1, llö. I UJ. 114. 115. H,

111. III, MI. I V,,4S. M. V,M,

ilA rld 'ti II IT,

unu-ti, 1, iii.. nusciiiBui), ^, 3J . H,

Orfil«, I, lie, IH, 119. Roser, 1, IlÜ.

Osnnn , E., I, S, IJ. 100, lia Rom, V, 70.

113. 11*. II, 69. V, UU.UB. g";'olpli- ' ■'■'

Otan'n, lj,,I, 109.

Osi-iicler, iV, Ö9. Ol(, UI, *!!.

, Ot. Ü8. 71, U J6,

i»,I,in!l- 111,1». V, 61.9*.

S«rlii, I.im- III, 1 5*ndliniinn, I, lÜO.

Snrdr.«, iV. i f.

Palnurius, II, 53. S^linci:, Hl, I i7.

f.lotl., U, «i. -Schrihel, j'l IS.

uvini, I, IIU. .„ »cheNiiiE, ], 31,-*Il-

Funcdnut, U, 14, " Srbtll, II, 0 I.

~ t2S

II, I4,

, i; 91.

l, 1, 115. ng, VI, n. im, V, 52. ,el, I, 114.

W.3IS: 50.57.08. I, &. lU M. Vi» 6.

Wühler. 1, 03. 11, ÖT. Wolff, 11, 16. ^, Wotruba, lll, 114« Wrisber«. I. 11..

Wiitu, V, m

-!^ 125

Belladonna, Bestätigte Wirkung der B.-Kljttiereim Heut» III, 114.

terlin. Gesandbeitsznstand » Geborten^ TodesfaHe n. Wit«- terang in B. Januar 1837. 123. Februar^ II, ]2ö. März, III, 125. April, IV, 117. Mal, V, 124. Juni, VI. 109. Cebersicbt der im J. 1836. za B. Geborneft und Gestorbenen, VI, 107^

Blasenhrels y Tergl. Krebs,

Bluty über die Leben stliatigkeit desPfortaderblats, TftrgL Pfortadersystenu

Bluthläschen» Erläoterangen zar Lebrcf von den B. V, 4.

Bluter. Idiosynkrasie gegen Feocbtigkeit bei einer Blater- familie, IV, 110.

Blutflüsse. Nutzen dei Seeale cornntnm gegen B, III* 52«

Brechen y Tergl. Erhrechcn und Ekclkuren»

Brustwarzen, Mittel gegen entzündete B. UI^ 57.

c.

Caintn» Üebet die' Witkong der Radix C. als Hydrago« gum, II, 104.

Calvities. Pomade gegen C. Uf. 58.

Cephalaea. Heilang einer C. durch Cbininum sutpburicnm, VI, 104.

Chininum sulphuricum. Ueber die Anwendangsart dessel^ ben in Wecbselfiebern, III, 74. Heilung, einer Cephalaea < und eines Asthma intermittens durch Ob. 8. VI, 104.

Chlorosis. Nutzen des kohlensauren Eisens gegen Cb«' 111,19.

Cholera. Die asiatische Cb. in Egtxitn J. 1836, IV, 63.

Colocynthides» Ueber die Anifendnng der C^ in Geistes« krankbeiten, II. 10.

Cretinismus. Ueber den C, als endemische Krankheit des Fürstentbo^s HoheazoUemy IV, 24..

127

Giiiteikrankheitin. Heilaog Ton drei psjehischen Krankes aaf somatischem Wege^ If, 3 39. Anwendung des flelleborus gegen Q. 8-, der Gi;ati '>la^ 9; derCo7 locynthides, 10 , des Scammoniam, 10) der JiN lappa, 10; «^ der Ekelkoren) 10; deir Narcotica, 11 ;

"des Strambniam^ 12;'-^ des Opio^si, 12. 6e» schichte einer glücklich geheilten Mtmia eratka, III, 96. Geschichte eines periodischen intermittirenden' Wahnsinns im Wochenbette^ VI^ 83« —• Vergl. aacb Dt» Itrtiim tremens*

Gelbsucht, Fall von G. bei einem neagelbornen Kinde V(di tÖdtlichem Ausgange > III» 122.

Gesichtsat^merz. Fall von gllicklich geheillem 6. li,n[07* Nutzen des kohlensauren Eisens gegen G. IH» 25w

Oratiola, Ueber die Anwendung der G* io GeiiMuraiik* beiten, lli

BaU» Schnelle ßntfemang Ton im H. stiren geblidbe^ nen Fischgräthen und kleinen Knochen, III, 02«

Htmtlarankheiten. Üeber den Begriff und die pathülogitoh» ' Bedeutung der H. IV, 35. .

Bebammeü^Lekrittch^ Preitaufgabe sar Bearbeitomg ei^e« neuen H. V, 109.

BeUebomäf über die Anwendoog det H. in 6eifie.'tlaraak« beiten, II, 8.

Hemiae, Behandlung eingeklemmter Brüche, Uli 72*

Herz. Merkwürdige Mifsbildong des H. und seiu'er gro- fsen Geiäfse bei einer bMsüchtigen. Kranken., 1^98. Nutzen des Argentum nitricum gegen krampfh afte Af« fectionen des H. HI, 51. -^ Beitrage zur Erk .enntnifii und Dehandinnf einiger Krankheiten des H. und dee Arterien, V, 49. VI, 56. Herzentzündung, V,77. Her^' beotelentzundnng,* 79. Pericarditis und Carditis exm« dativa in deren Folge, VJ, 50. Hypertrophia c ordis mit Erweiterung des Herzens, 62. Hypertrophia et )rdi8 und •Hydropa perioardii, 65. Wahrscheinliche Hyp ertronhia. ' des H. , Terursaobt bei körperlicher Anlage di sreb bti^ «igt GMoHiafliidviUki^ W. Hypeitfophia cocdiii M bi»

129

Etehä, üete Blamkrebf und K. ülrerlao^y IV^ 91* Dia Dttgnose toi K. 95. F«U too Magcnkreb* obae ScbmtnL 1Ö2.

»

iUihnnmgem. Wirktatokeit drr Mfiaberger GttbSteinFSl* len Too 11, Sk* L. nach hiTetenrter SjpliUiu IV, 3.

Leberthrmim Bestandthdle det heUgeiben ond rdtblidi brau* aen L, 115»

lamgen. Zasammeastdlaag des WiMenfwcrtbeitea Hb« die BrweiGboag der L. ü, UO. FSUe difter Knok- bei^ il2.

Mngin. Falle voß Danbldcberoiig 4ei M. U, 9k

Magefiikreb§, rergl. Kre&«.

Mahnet. Nutzen dettelbea zw Entfernnng fdaer ESsen* ^tter im Ange, lU, 62; aar HeUung der BpU^* ne, 64«

Jfafiie, TergU GeitUdstmOAtU^ und Ueüriina IrflaiM«»

MnfMeiUe, Qttaraataiae-Aaatalteii aa M., TefgL fiiiiinNi* faiae-ila#f«IfeR.

MeMerg^ die HeilqoeOea aa M. ?ergL JffacmlbrmNMfi»

JfineralftniiNif»« Ueber ^e HdlqneQen aa HeMerg, na* . tteaüicb die- dornen MInenU- Schlammbäder nad die iMoea Knricbtaogen aar Beootzaiig det koblensanren Gaaesi 11, 6U Wirksamkeil deneiben ia Labmangen, S2; in Neoralgien, 87; «^ ia Krankfadten det weib- lichen Getcblechtt, 88. Die $aitoa 1836 det Kor- oHei JMumuef^ Sebletiea, III, 19D. -^ ^emerkoa- gen nber mehrere MineralbSder des Rbcina a.Säiwän- waldei. Bm$, V, UO.

N, .

JViireeHcik üeber & Anwendoaf der N. Ia Gditiakimnk- bekea, II, 11.

JTirfiPoa corboalciMk Wof^gai^ ^

iouriirLXXXIV.B.6.8i. I

Miiino». t, er, _

HccIiEJ, I, II». V, i:

Medici.!, VI. ye.

Utngidiii, in, iU6. dnMenil, IT, «G. MsriiiH, I, ilS,

HiriibMD, 1, Sd.

UiDchcriidi, 1, 11!

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11, ill uu, II, III, it.

MiiiiFr, t, HU. 87. m, 111. n*,

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ÖS, V, 5U. 08. Mnnrh, II, H._

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Mamir. J, 11. II, ft "■ MwiiDIIK, 111, iff. «■u««iis, 1, 1>J. Miu>1iuiu>,ll, G». UuibI, lU; lUU^

Kn^nE^n 11, 4. ». Heubeck, II, 11.

pvcniilinn, r, UL Hicol«, I, Kl. 11. US;

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'fluii, 1, HS. VI, »gu.

'«ull.5, 1, 31. S^ 'ptäins, II, B,

B7. Ül. Puo, II, 14.

"ilc«™ 'll, 11^ . ilscbnh, ia, 3«.

■linin), fl, 8.

'oEEMr, II, 4 6. tSL

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i, i, 7i.

RadfüMcheT, U, 9,10^1

Jlxdiiis, y, 65. Kmnpold. IV, 94,

BsilAe, V, IS. Bru, tll, IW. Bfiytr, IT, 61. Belch' 1,115,

K»i, h'7. 3. ir, T, SS. SS. IM,

«I, ir. VI, asi

K<>i.ihol<^, 1, Jl.

Bei»le, 1, HS.

Ktm^'. I^, 11. V, 08.09. VI E«, Keliius, V, W. .

BidluiDS, It, 14,

Eirna T. üiirtnib« ch, III, 41, obertlon, V, HC?. " ;k vi Bo^le. jkr, II, 18,

fl'OUire, 17, 67. «od-ck v. BÖd» ikr,

UppPiibeiüi, I, llO, Boinbi>rF, 1, Hl-- HS.

O >i>»rt, I, 11^. BüjdiJaub, 7, 3) . 34.

OrAl«, 1, 116. III, 119. Vmet, I, IlU.

Owon, E., I, 9. 11. fl». HO. Koui, V, T9.

■. II, 69. V, UU. 118.

Oiberilhaiu, V, 130. Oll, HI, 411.

oiio, v; 5», ^7, wj

Budoipbi' I, 87 . Biibbaiiiu. I, 1> I. Bus), I, 111(1. 1 III. 114. lU. n,

16. III, ^11. 1 y.M, se. VftS,

»nr, I lÄ. -r.

Rrhsck,' 11^, ( li. ,Scl.eibfll, I, 1 IS,

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