ill Lithogr. u. Druck v. ]J. F. RICHTER, Hamburg. DIEZBNGEISCHE BAGDETIE- EHEZEARII ER Wallnussform-Schnabel.| Slluftrirtes 2uufertauden-Bund) Enthaltend das Bejammte der Taubenzucht. Herausgegeben von Bujtav Prüß-Stettin, Forrejpondirendent und Ehren» Mitglied vieler in= und ausländifchen naturforfchenden Sefellfchaften ıc. lit SL Pracht- FLarbendruk - Bildern direft nah der Natur aufgenommen Chriftian Förker: Hamburg und 40 Driginal-Tert- Jlluftrationen. Bamburg. Drud und Derlag von %. $. Ricdter, Seiner Boheit dem regierenden Kerzog Ernit II. von Sachien- Loburg- Gotha li tiefiter Ehrfurcht gewidmet von Derfaffer. Dorwort. Don Heren Profefjor Dr. Wilh. Seelig-Kiel. Bei der Geflügelzucht wird jett nicht felten die Streitfrage erhoben, welches von den beiden Sielen, denen hier, wie auf jo manchem andern Gebiete menjchlicher Chätigfeit, nachgeftrebt wird, das befjere, oder gar das allein berechtigte jei: der Nuten oder die Schönheit. Im Grunde ijt diefer Streit ja ein ziemlich müfjiger, beide neben einander herlaufende Wege haben, jeder in feiner Weije, ihre Berechtigung. Sie unterftügen fich auch wechjeljeitig; Errungenfchaften, die auf dem einen gewonnen find, fommen häufig auch dem andern zu gute. Ueber beiden aber fteht als gemeinjfames, höheres Ziel die Bereicherung unferes Wiffens, die Erforfcehung der Gejege der Natur auf diefem Gebiete. Die Taubenzucht ift nun allerdings ein Zweig der Geflügelzucht, bei welchem, wenigjtens für unfere Derhältniffe, der wirthichaftliche Nuten etwas mehr in den Hintergrund tritt gegenüber der Zucht des Großgeflügels. Doch ift derjelbe Feineswegs gering zu achten, er follte mehr, als es bis jeßt meijt gejchteht, mit gebührendem Ernft in das Auge gefaßt werden. Dann tritt noch der ganz eigenthümliche Werth hinzu, welchen der Gebrauch der Brieftaube verjpricht. Dem äfthetifchen Bedürfniffe, welches an der Schönheit des Befieders, der Harmonie des Körperbaues, der An- muth der Bewegungen jeine Befriedigung findet, dient dagegen das Tauben: gejchlecht in bejonderm Grade. Ebenjo hat die wiljenjchaftliche Sorfchung hier eine danfbare Aufgabe. Der Aufihwung, welchen die Beflügelzucht während der le&ten De- cennien in Deutichland genommen, ift allen drei Richtungen zu qute gefommen., Wir dürfen aber wohl behaupten, daf; bei uns grade die legtgenannte, die wiffenfchaftliche Sorfchung, befonders gefördert fei. VI Die möglichit vollftändige und umfaffende Kenntnig und Klaflifteirung aller in Betracht Fommenden Arten, Spielarten und Nasen, die wifjen- ichaftliche Unterfuchung aller KLebenserjcheinungen diefer Hausthiere im gefunden und Franken Zuftande, jowie die Mittel letteren zu heilen, die gefchichtliche Entwicklung der Geflügelzucht in den verfchiedenen Ländern — das find die Aufgaben gewefen, welche Freunde und Förderer der Geflügel- zucht vorzugsweife zu löfen fich bemüht haben. Eine große Zahl von Mlitarbeitern find auf diejen verjchiedenen Seldern thätig gewefen und haben die Ergebnifje ihrer Sorfchungen und Erfahrungen bald durch bejondere Schrift, bald in den verjchiedenen Zeitjchriften ver- öffentlicht. Yunmehr war es an der Zeit, die gefammelten reichen Schäte alten und uenen Miffens fvftematisch geordnet und überfichtlich dargeftellt zum Gemeingut Aller zu machen. Diefen Hwef verfolgt auf jeinem Gebietstheile das „Slluftrirte Muftertauben- Buch“. Die hier zu löjende Aufgabe war Feine leichte. Su weitreichender eigener praftiicher Erfahrung mußte fich umfafjende Kenntnig der einjchlägigen Literatur gefellen, vor allem aber ein fcharfer Pritifcher Blick, welcher ein ficheres Urtheil darüber verleiht, was von fremden Sorfchungen und Erfahrungen Aufnahme zu finden verdient. Der Herausgeber hat diefe feine Aufgabe unferes Erachtens in glänzender !Deife gelöit. Die bildliche Daritellung ift heutigen Tages bei bejchreibenden Werken kaum noch zu entbehren. Mit einem gewijjen leide mußten wir bis dahin auf die illuftrirten Prachtwerfe blicken, welche auch auf dem Gebiete der Geflügelzucht in anderen Ländern, bejonders in England — Dank dem dort vorhandenen zahlreichen Stamm begüterter Kiebhaber — erfchienen find, Seitdem unfer Büchermarft aber das vorliegende Pracht-Merk auf- zumeifen hat, werden wir nicht mehr die fremden Erzeugniffe auf diefem Vu Gebiete vermifen. Die jehr zahlreichen Holzfchnitte und die beigegebenen Abbildungen Fönnen fich jowohl in Betreff der NMaturtreue der Darftellung, wie der Schönheit der Ausführung wohl mit allen andern mindeftens aleich- ftellen, - während aleichzeitig der Tert felbjt an Dielfeitigfeit und Dollendung jicher weit voraniteht. Alle wahren Freunde der Geflügelzucht werden es der Derlagshandlung Dank willen, daß fie nun fchon an die zweite derartige Publikation auf dtejem Gebiete den bedeutenden Aufwand von Mitteln wagt, welche die Herftellung folcher Prachtwerfe erheifcht. Möchte doch durch einen lebhaften Begehr nach diefen Werfen den gemeinnügigen Unternehmern die verdiente Anerkennung gezollt werden! Das „Slluftrirte Muftertauben-Buch”, eine Mufterleiftung echt Deutjchen Sleifes, begleiten bet feinem HBinausgehen in die Welt die beften Münfjche aller Derer, welche dem von ihm vertretenen Sweige der Beflügel- zucht ihr Interefje zuwenden, Sicherlich wird es ihm zahlreiche neue Anhänger zuführen, SER B a IX ISnhaltsverzeichni. LT EEE RE I V—VII Waubenltebhabereigirgaltergunonnenern Se ee Ne DergWanbenich log egeleretene este arena ee ee Lee ae een: CHE EINHAT eEAE DIE HET REITEN 605 Saardo en REN Heber den Urfprung der Arten der Hanstaube Germmologienoer®Hanstaudenzr. Sa an ee ee RE ER ee: Tee Trterider@Hanstaußeg ee ee ee ee RR I. Gruppe. Feld- und Farbenfauben. eier GemeinentleiesBlatenwanben ne ee ee Yhniteihtges,HonlilugelesooerHohltaubere ee b. Gejchuppte, gehämmerte oder gefchteferte, hammerfchlägige Tauben ..............22220.- ERDIERSTaufcHUppere Me ee OR DEEDTERHTAUSRODELIZTAG ET HUDPE N ee ee N DODIERSHWArZTHUDD EST ee DET See REDTERROLNLOVEBEHUPFELIDUDDEL Er ee ee en cHleinenlerhentarbigen@a bet N ee Serie- deSchummeligeg@aupersutoß Schekel ng Diestleht oder Schloßtanber ee een Selena see Dies Eistauben Aare rer ee ee ee he Seiten a neleleheesayche Diesweikgeichuppter Eistauben(Porzellantaube)ne ee. TEST LOTTOTE DE ee ET Re ee RR Dies KoputgereSeccherntauDeN. er ee ee een lee Norsk ser ee ZtnenbergerKerchentatibe: .ı.s. nungen lernten atelneb esse Treten ee ee ee euere DES LTE DET aD ER EIER Dier Elbefoder Schwerzertauben ze ne re Te ee rer: Diesrarbenbruftigen@auber. . „acer nee enrsne o eree area anal en ee Veatleiele ee KON D1E7Staarhalstan bern sn ae ee ee ee ee echekete netten a. Der gejchuppte Staarhals, die Silberfhuppe, Schwabentaube .............2220cceesennn. b2 Das Staarhalsbläschyen, Streich- oder. Schnürbläshen 2.2... 0.2... 2.0: e. Der gemöndte Staarhals oder die Hohenzollerntaube ................2ccceccenenenenn. BED TERM ei ichwanzer aIDeıBIHrLIp pen, Tas cher ee BED ASAIDEIEDINOTG EB TA SH ET EN LT ZI OSKWEIGTHUDPTIGERSTA SH ET Re ee ee ee 32 Dass tüpreriugeltgen Blasen rse ee ee ee een ekleeele VE E>STaR-00er&Dfaffentauber nn ee nee ee ee Rees ale Teketehelenälene et VORDER) ErHFOpTenoDer tan jertanbert edel: [oa Se SS I 6} 0 na a ae RR RR RB fa Dies Mörchtaubenken ern. een same neraen ren Nee ala oe ET (eDienSschtlö-Loder=Deckeltanbeine ars ee ee Tee ker LT RE Koediertlügel-,2Schwalber-loders Seentaubert er ee a Diesscleiiichern Slugeltauber....... er ne EEE b. Böhmische oder Sädhftfche Flügeltauben, Schnippenfhwalben ...........eeeccneceeeaenen ce. Dollplattige oder Nürnberger Schwalben, Shmahfeen ........2.cceeecoceeeeaneennennn d.MollplattigeSchwalbenvn.i... 2. eclerennen ee ee ee EL IERE Die, Schwingen= 00er. Storhtander:. ne ee es DiesMlaskentaubezoder Sarbeitichtitp per 195, Mtohren= oder; ‚Farbenföpfe ......=1= este eins ennanngn erstere en nee ea ee RT ZI DieR NORtauDes een nesansee Peeneeeleee e een e ERS re 5er 210 Diez@lftertaube, Derkehrtflügel, @yxolertauber inne u ee DiecSemeinergto Benblanek De EEE ERIT TS DrewHvazınth=nunos Diktorta- Ca De Dies Dolntfhe, Kuhstaube Sarnen antenne ee ee Der O©efterreihifche Straffer........ ee ee RER Diegooppelkuppigena@anben nee Eee EEE rer ee cr vo D DD II. Gruppe. 3 Tauben, die fih dDurd die Stimme kennjeihnen. Die: ;Tromimlen.00ersTrompetererterteren eine Sale ee ee ee ELREFEN ag Dien2lltenburger Cronnelit en ET E bE.Dieränffiidher @rommeltaubern.ereiteee east een ee ae ee TE EEE EDIELSNHREHERTEONITEIERU De RE EEE II. Gruppe. Tauben, die fi durd die Federftrukfur kennzeichnen. 12 Dier Ntähnentaube, Schmalkaldenerr Mohrtenkopf) we. ee Socenz, Steupps, Perl, WolleZoderr Kinopfeltau beit Lu. ee ee a. Die Ungacıfche oder, Neiterreichiihessorkentauben nee b»,. Die: Sranzöftjche- oder Hollanöiiche Kockentanbe.n..n 1. 3 PDIELDfautaubeit: >, os erbree ee anmeldet TEE a. Die-Dentfche "Pfautaube- ....r:....., 20er enenensr ehesten ee ee EEE beDier Englifhe*Pfautaube. ... ae nee nn een en ee ee EEE eu Dier sranzöftihe sPprautaube nn. ee EEE du Yes Schottiiche Pfanutaube:.... .. rasen Er a Diezperlickerttauibent..... Kae. anne re ee Pr ER NE agente gemöncdteswerickerttanber be Diegeinfarbtige, Peructentan dere ee CEDieFöoppeltuppigenDeruckentau bee Die Möventauben, Mövhen, Hrenztauben ..........necceeeeee. EHEN ET 0.0000 a Mass&emerne Deutiche, ShtloMSHcheiT ze bEDaSlahenern (Sack) TLODch er En ce DiesfarbenichwänztgeneNlüochenre ee ee RE RE dSDiekweißfchmanztgerMronchen (Sticker).r. ee ee EEE ey Diezeinfarbigens Deuticher 11100 H ee ee Diegeenaliicherge ler eo ar E3o td [27 [3)} an or oı Ann Oo 0 ° XI Seite IEDASSRSTAÜLE TUI ER TOUCH ET ea ee 80 sedasz ChineftichenooerzBartenbart- ouchenz. ee 81 BED) aSE2Tea yHEi ED ERGUT SSL DET 85 i. Die Satinetten, Slondinetten, Turbetins (Örientalifhe Möochen) .......2.22ceccneaena 88 SELIEN NAT EAU DET PRERTEN ET ae ee at ee ee 91 IV. Gruppe. Tauben, die fih durd den Bau des Körpers kennzeichnen. (Korm- oder Geftalt-Tauben.) I. Abthetlung. IE INEEHNUTNEE "6 600 a Ra Fr a IRARRRENRTRE anne abeeee 92 VrDergepanletteni Hecker ee ehe ae era ee REN RL 96 ZIEH iegotoKenl1lalteferfauber nme ne. semeersehsen dee N er 106 DSPDTIESTIOCENIEITTETTAUDEN 2 een rss aloe ek re e e e 119 ABDERBENUHTIELTH ECENKeEe nee 2 are see nette brenner ee er Le eu 12 SED ıeztleinerMtaltefertaube. verree e EREL 139 Die im Entjtehen begriffenen Spielarten der Huhntauben-Darietäten. Die einfarbig rothen, einfarbig gelben und die weißfchtldigen Huhntauben ............... N ER 142 Ders tonteteitier mare eererehee le sucheser Vorerst ee RER: 146 BRDIESMLODENEJErL EAU DEN „le een RT N ET TEN 147 Synonymie der Huhntauben-Darietäten (einfchlieglich der weitverbreitetften Provinzialismen) 149 Mtısthnag licher 2IhitammungnoeesH uhntaubenee ee 155 I. Abtheilung. B. Die Türfifhen oder Orientalifhen Tauben. 1. Dies Sranzo Mer SagdeHlen ee ee N ee 154 ZERD 1ER TINENDErG ELBA Ü ELTERN re nel 156 3er enalifhezBagdekten(Veuk@arzten) er ee ee ee ee N eletetele ee ee 158 BEDTESDETGONELLODEEDEACHENEAU DES ee ehe 161- Seeniezenezidnabeltger Bagdetten (Tnrkiihe, Caube)e.raase ee ee eerslare neklesleeneee ee ee 162 GREDTEBSSTTOTATLEL=F0 DET ETDELEIE DET ee 164 aD Le ErrglifHesasmoölatterza U Der ee ee en kekezen elektr ee 164 BPEDLERFLANZOftHEBASITOTAT EL SEAT DE RT 167 er Die Meutihe, (Sähitine) Snoraner-@aube.. nee ee 167 ET TERRONTLIC ELGE ED Eee TE REIT A E 169 8. Die Montaubantaube..... Da er REN NeneTen elek Te ouevalnlalagele te aha We are Free De re 170 VEDTER BEL EHtaU DEI see tere seo ee et Tal aDiewlntwerpener@Btieftauben ee 174 banierSuttihers.Brreffanber en namens = une enasenee eeeeeleeee 125 CIDIEEBEH elera Briettaubene ee Re oe 125 III. Abtheilung €. Die Kropftauben. MET) TERGTOBESDENLIÄIEREEOD TEA DE ee ER ER Re REIT 1.78 b. Die mittelgroße Deutfche Kropftaube (Defterr. Klätfcher) ..........2.c.ccceeeeeeecceen 180 RED TER SEAN ONIHERKIEO DD ee 180 dED1ez Dommeeichesikitop lan er ee ee ee EEE ee 184 EB DierEnaliiiesropttaube een een lee nee ee EN RE 187 f. Die Holländifhe Ballonfropftaube .,..-ı-r:-22222200n ee RL ROTE EEE AG 194 Xu Een ollanoınemooe Sach tifhesttiopttauhe 195 h. Die Böhmitjche, Mährifche, OBefterreichifche, Holländifhe, Brünner, Prager und Englifche Sweratropftauberheer. raue see ee ee er EN ER EN 197 V. Gruppe. Die Tümmler und Purzlertauben, I. Glattfüßige, flachitivnige Timmler. MEDersHannonerihesenmmler, Solofliegen).nn. ee EG 2 Der Staunfdhweisifhe, Cuümmiler Barttimmler) 2... 22 22 Se erellera Derpjchlag-wEummler RES 251 eDersotralfundersummleus-n.e ee ee ee N 232 57 Der Danziger Hohfliegeti cn. mern erneuern ee RER FUR 234 GEDierdDanıichen (Kopenhagener) Eiimmler. a vr ee 237 Sheeden-Lümmlete. =. rss men astesee eee eeeeer eeee TE F 238 SHOENSEINFEGENN nenne etereaale te raeleree Peek ee e eeee 238 SEIDDELHSTATLEEO EB ee: ee ee re ee NE 258 TOLLE: LENZ. een erneunerere seele a een ee lee ee SEEN 239 DELHDSERTLÜCHR:.-ereenenerenene essen leteletetee rn nnehnfesehe leleler unless er REF 239 2,.:Dteners Chmmler: een. ee eine een ehe ve ee RUE 240 II. Rauhfüßige, flachjtirnige Tümmler. DerzBerlinersplaubuiteg@rin mer 246 III. Slattfüßige, flachitirnige Mlittelfchnäbel. A SDTENEHLA [OLE ee ee ee reihe Da ne en ee 248 ED AS: ON N ee ee LTE 249 3..Die @litern (Kopenhagener)............... ER Kr IRRE 2: 251 BE Der Ungarıicheswerpköpfigen&litertimmnlenk en ee 252 2.4 DereBufowinazer Rollerr . une ne 3 ste see hesetertere ee ee ee 255 3. Der, Polniiche, Krontunmler au re. N EA ee nmel Ze 4. Der: Königsberger. Weißfopf-Timmler. ....uaoooeneeoeeseenneee sonne nennen ehe 257 der Königsberger lohrentopfz@ummler 258 IV. Rauhfüßige, hodhftirnige Mittelfchnäbel. Der. Berlinerselitertümmler.- 2.2... Yaseinessersersuter nenne dee EN 261 V. Glatt- oder rauhfüßige, hodhftirnige Kurz- und Diefchnabel-Tünmler. 1. Der Altftamm-Tümmler......... BE IDEE RRORIHDEB HARZ ERIOBOR E00 30.000 262 Meinesteinaugee a NE a ER NEE TE 266 2 Mienerh@ummler, . nern ae ee ee ee el EEE 27 SSIDIENEen"Wanfele. = 2%... en ee ee ee EEE ET EIT 274 VI. Slattfüßige, hodhftirnige Kurz und Diejchnabel-Tümmler. 1 Derr2llmono-Gummleri..e. scene ee ee ee ee RE 276 Dieuenglichen Schettens (MLottles) ers ers ee ee EEE 281 23 Der Englifher Barttummler. 2 an... seine een eenele el abe aloe ee ee el EEE 3a Ertaltiher Wergkopf-Wummler &aloheaoyes re ee ee 285 2. Die Preußiihen (Elbinger) Weiffopf-@ummler............. 0.00.22 0 nen oe ee 284 5e-Pragersundr Deiter @unmlerzsente ee ee efeeue ee EL 288 DER ITOTHTAG EI esse nel euere ee RE PR 290 Färbung und Seiänung der Hausfauben. N lgemeren@ejegenoer Sürbunawe rate = ee era oe ee EEE ee 294 2. Das Dariiren der $arben und Eigenthümlichfeiten einzelner Sarben ..........-.reeeeeeeeene- 297 XHI Seite 5. Wechjelwirfung zwifchen der Farbe des Gefteders und derjenigen des Schnabels, der Krallen und DELAAIUGENE Se ee ee ee er er ee erlreee 299 Re EntitehensunoMerihwinder: Vecsseihrturig ee ee ee 500 5. Auftreten der weißen Farbe an einzelnen $Federtheilen und Kedergruppen ... .uzeeneececeeeen- 302 BE Dieuicheckigegodesggeicherktenserdtiurtg ee Tee 312 Der Körperbau der Taube, ED as SE Se N ER 316 a, Krrohensdestctopfest... ne ee ee a tee lege 317 BEKNOHENROESERUM DES TEE Re ee 320 caKrochertnderHlteomapertan er nee ee 523 2. SDMERITTUSTEINN ann ea ltr Re Aeneon re Re ER EEE 325 DIEDIEN ENGE WEIDEN ee ee RIESE 325 AED ea MerDaNNNgSS EINIG EDEL 325 beEDresharıantonBeTchlehtsorganeh ae lee 329 CEDIezStmmegunoB2lthmUngSorgaT ee 332 RT) ASK OEL ART YITEITLE er ar ekeverenee anne ee ee Re 354 EN EEE SOSSE TER HRDESTSENATRUDE 3554 by Diess vmpRgefüpeme ersehen: 335 SEBEDASLIIELDENIYILENIE. alenue retenen ee a een een ee ee elle: 335 Dasein en ma > 355 GIFDIERSINNESOTGATE Nee nereten een ernennt ee ee ee rer 356 AEDIESSEHWErFZeuge a ee ee N TR ee TERN 336 BEDIENHEHOrOLgarler en ereteeeheeenerege tennaete nieht ee Er SCHNEE 338 CFDASLOJELUMSOLGAN rs 2lavaue aka eehen arena ae teren ne TE SE RETTEN ... 539 47 Das Geihmadsorgan: . eraemse einteilen ke 359 CE DIELHAUEmONdTen SEDELTT. - miese een erenerertntene tete een RER ES le 359 2lbbilounglleimerr Klügelzeihnungen nn ee ecke 343 Die Srankheiten der Tauben. SchlechtesDerdauuintgu(astntoTgejtLoTD) ern ee ee 348 TIEHRLUSTA SG er er re see ee ae res EEE ee Eee ee ER EL EL SE lee ee 350 Die gelbe Mundfäule, Knöpfhen, Diphtherie, Rob, Schnörgel, diphtheritifch-Frupöfe Schleimhant- ENEBUNOHNO ee ereneter ne ee tee ee ee Er ee RT RE 352 Abbilounglemes Spray-2lpparatesı (Staubapparah)rre ze ee neleree 366 Mies Pienoo=-Diphtherittsn, ernennen realen ee ee ee ee het 376 DIERSCHTUIDDN ee ee ee ee NL EEE ren 378 DErBVÜntchrallstDiaerhoe)r ze. ern enne Pin anse ee era delete nr ee nee ‚381 DIIESWEEITOPTUNTGS(O)DITENELION)N aa eyerctar teten ersehen ehe eher er Re een 382 EWWDAEMEALGEEN ee ee erstere ee oe Te 383 BITIHTETERTDIHEM EB ne Erle er rn ren ee La ee RR een ee 585 DEE EENTTETES ER ee er eeveneneebenesnne eretelalelehe de ee ee erste ensetsteh er lesteeetereferene 385 IST OT ee ee er TE ee 385 BRENNER EEE ER REES re SEE 386 Prreumatoftsa DU OGeIHD SEE ee ee ee Nee 387 EIFOTLAETEIITULCHERNTLORSEGETLOLHE Eee ee ee lee ee ee 388 Dasa&rerlegen.onner Schale. ee ee ee ee NE 389 DIERDrehbrantHeiti erraten eteletete erlernen ren 390 XIV Seite LET ER San EA EEE GHROHAREN OHR OHNE BEE CO 9000 391 Pod@eitzooer-Blatternn „rn sense ehe seerarerlete ernten meer ee ee ET 392 TIECH OTTO ee ea a ee ee ee 394 Der. 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N Heisieteleneeranerene arers aleneetene ren ee ee Re EE 420 Dergiffungen!.an. ae sfuned seen ee re ee I TTETTTT TE 420 A)EDergisturtgloucchs2lejeitter ee LE REEL EIRERTT 422 b)»Dergiftungsducch, Blei... een ar ee ee RT Re 422 O)EDergiftungnourheKupfers und gtUupferjaler ee ee RER 425 AEDergıftung on Ines 423 e)r Dergiftung, öucdiHeringslate, Wöfellaferncen. en ee ee 423 HeDeraiftungnouch Buderern Budenniife)n... ee 424 2lbbildung. eines; Serigatotsace.. estate ereeetzreseierntetereteralen area Res ee ee EEE 420 Santkrankheiten Schmaroberthiere) 2. ce ee Er 424 les Diey gederbalgimilbe 2... 2:18.00 8er erento ee 424 22 Die,wurmformigen@aubenmilber 0 ee EEE 424 3... Die; Federfpulmilber 2... ern Fre ee 424 #4 Die. Ganbenfedermilbe::.. a... 002 Sana een ee ee EEE 424 5..Die Gemeine Dogelmilber: #2... en ee RER 425 6. Die miicelförmige, Saunjeder ee ee en ee RE 425 TI: Dies Federlinges(Kätfe)..e- 1. trszeretsressrsrgsnenenese ten erevee store LT TIERE 425 85. Der: Mogelflohi zn... ersare tere set taie hp sten era ee ee N EEE 425 Die Ilauferne.csse ser een anne men et eielaralane ode anne le net ern re een ET EEE ER TR 429 Machtraa. : DierDamascener-Wabe +... use. een den erenle ee een en ee 432 MiesSealertauber cr... 3.4.2 seen erneeie ee nern een ee EEERELETEN 432 DienkKapusinertanbei. smart ee EEE 455 Ders Fahorefünmlen.. uasaeesasniress rec Deaernun are ern ala Tr ee Re RE 454 DierSherajee-Taube .........- 0.8 e namen are een ee Bee ee EL EPELEIFE 434 Diesloofee-Tanbe.ın.n...5- me aneieietels aranehenn Herne nee ee ee EEE 455 DiesGoolee-Waube: Aunduc.ssereisieses srarenes aratehaietaresarennie starr Burke RE LEERE 455 Der Orientahife Roller: ..... :.... 1. 2...=H.a2e.2e 0 ae ee Re 456 Antwerpener tursichnabeltge Schaufanben... 2.2 2.2222 ee 437 Sarbendruct-Tafeln. Nadı Seite Dierengliihe Sagdette. — The carrier [Mallnußform-Schnabel] ................cc.cecccneccc.. XVII Karprenihuppige Tanbeır, — Ex livialaorestisi(s.domestica in +0 Miezgeihuppte Eisssoder Doizellanswauben EC. hadianaar. ) ieReisianbe, — Coytarinssa a Kobuegerzlerchenfarbigeudraubere CH co burgensise rn a N 40 Gimpeltauben: —: Ci IllyrICa ee Re EEE RT ER 40 Staarhalstauben:s — C’3sturnicollispgerg RE WAREN RE N 48 Weißgbindige und Fupferflügelige Bläschen. ECTS ER A 48 Dfatentauben., — Ch PUCALA. eu ee ee nee SE er 2056 Meigtopf=ililtaujer), Tauben. — Cialbiceps. re ee 56 Hronchtanberse €: albicaudas [|monach us ep 56 Bolnihessuchstanben, — C.2domwagı Srobustang ern Ser 56 Deutijhe, rufjtihe und bucarifche Trommeltauben. — (C. dasypus).............222cccncneeeeen. 64 Sorcentauben— EC: hispidar....0.: a N Re, N EN INOR: GSemöndte Perüdfentauben (Englifher Schlag). — C. cueullata .............. ARE SU BE 72 Weißihwanz-, Farbenfbwanz- und weißbindige Pfauentauben ................2cceeccneeeenenen 22 Schmalfaldener Mohrenfopf und doppelfuppige Perücke. — C. jubata.............ccceeeeeenn 22 Eintarbigee Deritekentauben. — CE. cucullatae ee Pe Han 22 2lesppziichesllopchen — ©. bubo) nominatay. en ren 80 Ghmeiches Tlophema— ©. bubosnediau. ne A 80 BiEaleriif HERITLODMENE. 2...=.:. 2920e eeeee e NR RSORUEN:) Farbentnmarnztaegoenticher TLODHEN rn EN an ER Damascertera@auber — GC. damascena.... gan ee N TS ) d Engiiihen@uleme— ©: buboy major ne tn Re \ „= Bfondmeltern— 2 C. stictae ...:.2.02 ee ee 96 Die große Maltejertaube. — C. brevicauda ........ccccceeo.. RR OHTEERERN SE RR 104 Slorentinera@anben — ©. brachyuraı Brmı Bas ee 120 Eiihneuicheckere® 7 austriacan; Wash in Stone 128 Dies Ttodenejer@haustaube. — .C. mutinensispen re Te I er. 144 Deutjche, Frummjchnäbelige (ürnberger) Bagdetten. — C. curvirostris Brm. .... 2. 152 Sranzojijnew&3agdetten. — Le pig. bagadaisıcheyalien.en zn nen ee 152 Euglifhe (gradfchnabelige) Bagdette (Der Carrier). — C. tabellarica persica .......22ccccceeeeccn. 152 ragonerzwanbens — Ihe: Drasoon. —ECHdimachau 160 BSröranerä(&erber), — C. barbaricar (Enaliiher SHlagyErB aa ee 160 Kurzfhnabelige Bagdetten (Türfifhe Tauben). — CE. tureiea ..........n.2cuneeenessennenteneennn 160 Dierdeutihe (Jächjiiche) Snöianertanbe. — €. barbarıca minima.......n.ueeeeeceereccrenuaseeecen 160 Dierintmerpener Stieftauben. — Cıtapellariageuropea, nn 0 168 Diesttontanban-Baubesn — CwEias ee Sl Die römifhe Taube. — C. romana. ....... RE RE el ae ale SE als Sranzöfifcher Kröpfer. [Pe DIT STOSSEL TON SE TEE SE le en ER ENZE Farbenfhwänzige pommerjhe Kröpfer. — C. gutturosa maxima Pom. .......222eceeenen: EEE Der engliihe Kröpfer. — C. gutt. angliema.........eeceeecccc.: EN HEART re Sädhftfhe und Holländische Eljter-Kropftaube. — C. gutturosa eques..... Ve Nee Re )e: S « Ya’ seite Wiener flachjtienige Sangjchnabel-Cümmler 2.22. 2en.caan de RES een gay N 200 Slattfüßfige flachjtienige Sanafchnabel-Timmler € Sheyanfon) DENN ee RT 208 DOrauTdeLz@unmTler en ne tulgensı ET ) 216 BiegSeglentanbe C-zcypselusser 2 2 0 Eee Sn Bee RB age Re penereReregre ORRHRSRARS Sa Glattfüßige, flachftirnige Sanafchnabel-Tiimmler. Hanmoverjcher oder Celler Weipsjchlag. — Braun- fehweiger Barttünmler, Kopenhagener Weiffchwanz .........2u.neceneneeeneneeene Soasne DAR Slattfüßige, flachjtirnige eralelfeanuen Der Stralfinider Tümmler. Der Krafauer Elfter> CTiimmler Mänticheselfter, Kopenhagener (Hambırger) Elftermer une ee ee 2200.5270 Calotten- oder Platten-Tiimmler. — €. oceipitalis. Hamburger md mitteldeutjcher Schlag ......... 248 ATLOTLITCHEIEN AHV ESta SE Er eleR: ae ER ERTL TR ET LTE 248 Intgaxıneswerktöpftgen@ljters@nnmleregre. ee ee ee ee ER ee ENTE 248 Slatt- und rauhfüßige, hochjtirnige Kurz und Diekjchnabei-Lümmler....... 2.222222 neeeeeeenees ae NNersegntenrangeit. nn Gsbrevirostrishs. albittonsgeen fer en loreeeteeteeee are RE Königsberger Mohrenfopf-Tümmler. — C. gyratrix coloriceps. .........20o2aeeeenannnenedeeennnn 556 Rauhfüßige, hochftirnige Kurze und Dieffchnabel-Tümmler. Die Altftamm-Tinmler. — C. brevirostris Swalbifronsine Sese era eiatadehelenene a elerslsliele enare feet Lane eher erenetehee Bir Ternranren ie bes slenaVefe che kenefeee Selen 264 Hocdjtirnige Kurz- und Diejhnabel-Tümmler. Wiener Gaufel)........2.22222220eeeeeenereeeen 222 Mreerähochtruiuigestiesichrtabele@nmin len E 272 Slattfüßige, hochftirnige Kurze und Divmfjchnabel-Tiimmler — Almonds — ....2222cceeeeeeenne: 280 RUfftiherwummler sn Dean Bess rieeecel sten N ee eelhereete Se ee Ian Englihe ScheteitzodersMottlese. .... ger re ee ELITE SEN EroliiherSarttummler. — Short facede.Beards a. 2. u. ee ee 280 Prager weißgbindige Tiimmler.. Altpreufifche (Elbinger) Weißfopf-Timmler.... Deftersiwerkaeftoucchten@inunn ler ren sheet ee ee 788 Eirglijche2DVeiklöpfe., —- Baldheads. ren. secret etereter ee tere eheleokereee ee e RE 288 Preugishesldeigfopfp@imnilern. 0 ee ass ern even ee er E 288 Turberihwanstge, Tinumler (HamburgersSchlag)ereer ee ee 296 Werffchwanz- und Weipfchlag-WVeifjchwanz-Timmler (Hamburger Schlaa) ........22 22222220200. 296 SBeltoccdhte, 2SrimterKröpfeniee ee ee ee EEE 304 Srunmtermweigbindige Kröpfer, — GC. eutturosa inne ee ee 512 Schtlörger Drantauben 2— CH laticaudae ... 2. ee ee ee 520 MeikihwarnssPrantauben. —.C. Jaticaudack. ee ee ee ee RE 328 Schi losgooeu Derkelewanbeit. —.GsaclyDealay. 2 see ee NE 356 Die Wictoyia-wanbe:, — Ess victoriac: 20er erstere Meeres ee ee le N ENTE al Wıegschweisertaube. — €. Helveliae...... Seren ee are arena lee re ERSTE SEEAR Diesschwurtgen- over Storchtanbe., — :C. remisalist u... en 352 Schleiiihesstluügel-, Schwulben= oder Feentauben? —C:"sterniae ee 560 Dollplattige oder Nürnberger Schwalbentauben (Schmälzfeen) ...........222uenuecseeseesnnmennee 68 Dertchesschtloamonchen. — Criturbitarn ee ee 376 Satmertena@Ltfasmovuchen). — CE. sericataern en ee 581 \Deipiepwanstgenacnbichesttonchern — StIckennr. a ee NE 392 Orientalifhe Mövchen. Schnippen oder Bbren-Nisvchen. BHelm-Növchen. — C. turbitinae......... +00 Deathe>schilamoncen. — SC turbita (Hamburger Schlaa)l nn... re ee +08 2leayphiiche (Enns) Ilänchen. — SC! bubonominalar en 416 Böhmifche oder jächliiche Flügeltauben (Schnipvenjchwalben). — €. sterninae ......occceeaeeenenn 424 Indifche Tiimmler. Der Sherajee-Tüimmler. Der Nioofee-Tümmler. Der Sahore-Tümmler ....... 450 Merentaliinesstoller — CH zestuosae SE ale Siehe Ense heke rei ekehete RE +50 XxVA Tert- Jlluftrationen, Seite Rsterreres2tntiichBreittesuur@ubern|cHlage SS EEE 5 TEE EINTEI HEUT EEE TIER NR ehe Re re 9 Er Daatkaftent... eins oeireirnlete sense ee lee nee Slehelehskekähe father ereiaten eher Sets ee ee 12 Atiiteaftern nit jungen Wauben sea ers ee ee niert ee ee leleiersleke Aeesekehse 18 Diemiegehnapigen Seihnungerders Haustau bern ER ee ee 35 Kopf der Gemeinen Taube, glatt (natürlihe Größe)............. ORTE 4 Kopf der Gemeinen Taube mit Breithaube (natürlihe Größe) .......ccnccneeccesnessensannenen Al Kopf der Gemeinen Taube mit Spithaube (natürlihe Größe). ........... 2000 eeeneneenenennnen 4 Slarterzet.itgelemienwergensSchtoitiget nee Re Le 54 Sluigelaimizzeliterzeichn ungen ee ee ER LT TEE ET ITE 59 Kopf der „Voppelfuppigen” und „Ruflifhen” Trommeltaube ...........-...cmescenenennernennen 65 Kopf der „Bucharifhen” oder „Ueu-Ruffifhen” Trommeltaube .............2e..2eeeeeenenenenen 66 Slügeldeffeder einer guten Sodentaube (natürlihe Größe)... ...........u.22en cr nenneeeenenennnn 67 Schwanzfeder einer guten Pfautaube (natürlihe Größe) .........n. 2 nenenneneeeeneennnneen nn a1 Dfiautaubenkopf mık guter Spishauber Deutiher2Schlao)an. ee ee 22 DieutaubentopmohnezHanbenEngliiheriSchlag)e ee ee 22 SenonchterDerüdentauber nen aetee ee ee 74 INopTRdes@Deuti nern SchtlOMODHEIEen nennen ee ee 77 Bstalteniichesiltouchent.: ernennen ee een he ee re ee ER Ehrmeiiichesshtopcnenn &euftsuno, Halsitenttur)ere 85 Ehzmejiihes None... e..ence De Nee eat ea paris ee ehe RR ee er reeerele 84 Mfooell einestreitragigen Ehinefiihen Prototyp-Mloohen ..... ..u...ne ec nen ee reeeeeeede 84 Aeayptiihe Möpchen (Zeichnung von Prof. Rozwadowsfi) .......----u.r-eneneeeeeeneneeneeenne 86 Afeayptiiheselltonheni(Seihtingnvore DDR ENTE 86 Satıneftensoder Altlasmöoudhene.n. are „una un neeaere erlernen Metelen herz een eneunee er tahe cheat ereenseese 90 SEGHORIES TUNER A ea een a een ee ee ehe ee ee ee: 95 MICH ee re RR ER ee 95 EDAlELterLIcHeckereererereeele zreele ee: era eneie aan tee ehe ee een ee 95 op oersNtaltefertauber n 12. 2.2202 2.202 ee ee ee ee 110 Hlakterertauben mat Fürern)j2 ee ee EEE RE 110 DIERWEINEMELIHECH- ee one ee ae ee ee RR Ar 133 resamzeiihea@anber(ZtenerSty]) ..cuss-ene Dee ee 165 ropgermessäwerjährigen. Eiigliichen. asnorartetse nn. 166 op meiiesspterjährigere&nalijcher yndlaners er ee 166 Die große Deutfhe Kropftaube......... RE RER 179 Slaergtrartzofiichers Hröpfer....... 0. en un Ben Herstel ee ee 185 Hier >allonkropftaubes.. Me ee ne ee N ee 19% Slügegeihnung (2 natürlihe Größe mit den Konturen der einzelnen Federfelder)................ 343 RIDDEIONIONeINesE Spray (Staub=)E2Ip patatesE ee 366 ZIOBITONTIGWEINESSSSErTgAtOrSe nee erahnen Dee ee re ee ee re Terre 420 Tnubenliebhnberei in alter und neuer Beit ie Abftammung der Haustaube ift, wie dies bei den meiften unferer Haus- thiere der Fall, in ein gewiffes Dunfel gehüllt, das vollftändig Flar zu jtellen der Wiffenfchaft bis jest nicht gelungen if. Dies fommt daher, ne) weil die erjte Hähmung faft aller unferer Hausthiere in eine Seit fällt, N aus welher au) nicht die leifefte Spur einer Nachricht über diefen Gegenftand auf 7 uns überfommen ift. Da wir jedoch die Eriftenz von civilifirten Dölferfchaften foweit fr zurücführen Fönnen, bis fich unfer Wiffen in dem Reiche der Sage verliert, fo läßt N fih aucd) das Alter der Taubenzucht nad) Jahrtaufenden berechnen. Diefe Annahme ijt Feine gewagte; fie erhält ihre volle Beftätigung in den Schriften, welche uns aus dem Alterthune überliefert find und die mehr oder weniger diefen Begenftand berühren. In Aegypten waren die Tauben fchon 5200 Jahre vor Chr. ©; auf einem in Stein gehauenen Speifezettel der Könige der IV. Dynaftie Fonımen Tauben als gewohnte Speife vor. Juden und Heiden dienten fie als Opfer, Griechen und Römern als Symbol, Orakel, Attribut der Götter, und mehreren Dölfern war die Taube heilig. Atan benuste jie häufig als Briefbote, und fchon bei den genannten Lulturvölfern, namentlich bei den Römern, war fie, neben ihrer wirthfchaftlihen Benußung, vielfah ein Gegenftand der Kiebhaberei. Unter den alten Haturfundigen befchäftigen fi) vorwiegend der Grieche Arijtoteles und der Römer Plinius mit den Tauben. Die erfte ausführliche Befchreibung über Taubenliebhaberei finden wir in dem im Jahre 1596 beendeten Werfe des Dezirs Abul Fazil über das Leben des Großmogul Afbar von Oftindien. Prüt, Muftertauben-Such, 1 186) Daraus ift nicht nur erfichtlih, daß Kesterer ein großer Taubenliebhaber, fondern aud, daß dieje Kiebhaberet in den Aftatifchen Kändern eine weitverbreitete war, daß fich noch andere Herrfcher damit beihäftigten, fowie, daß die Länder ran und Turan bereits einen großen Xuf in der Taubenzucht erlangt hatten. Die damaligen Kiebhaber fahen, gleihwie bei ihren Pferden, fo auch bei ihren Tauben, deren es zu der Seit fchon fehr viele Arten gegeben, befonders auf Abjtanımung; intereffant ift es, daß fie einen förm- lihen Stammbaum ihrer guten Tauben anlegten und daß fie edle Abjtammung hody- fhäsßten. In diefer Befchreibung erhalten wir audy die erfte Kenntniß von der fpeciellen Kiebhaberei, die Tauben aufzujagen und fliegen zu laffen. Eine weitere Nachricht über Taubenliebhaberei und eine ausführlichere Befchreibung einzelner Arten giebt uns der an der Univerfität Bologna lebende Ulyffes Aldrovandi. Er veröffentlichte im Jahre 1599 ein fehr gelehrtes Werf über die Dögel, in deffen 2. Theil auch die Tauben mit einem großen Aufwande Flaffifher Gelehrfamfeit behandelt werden. ah feinen Aufzeihnungen war zu jener Seit die Taubenliebhaberei in Belgien im größten Flor, bejfonders leidenfchaftlih war die Kiebhaberet in Sammeln und Kaufen verfchiedener Racen. Den meiften läßt er in feinem fonft lateinifh gefchriebenen Bude die Holländifchen Mamen, deren er einige nad) den ihm von einem Bolländer gemachten mündlichen NMüttheilungen befchreibt. Auch) haben damals fon Sufanımenfünfte der Taubenliebhaber ftattgefunden, wobei das Taubenthenta, wie heute in unferen Dereinen, behandelt wurde. Hauptfählihh wurden die Tauben im Mittelalter in den Klöftern cultivirt und dafelbft auch ohne Sweifel viele unferer Farbentauben erzielt. Durch) die Kreuzzüge und den fpäteren sefchäftlichen Derfehr mit den Morgenlande Fanıen die Arabifhen, Perfifhen ıc. Tauben nıchr und mehr nah Europa. In dem Werke des erjten Deutfchen Soologen, Conrad Gegner, finden wir mehrere derfelben und viele unferer übrigen Haustauben befchrieben. — Bechftein, der berühmte, anı Ende des vorigen Jahrhunderts Iebende Ornithologe, befchreibt in feiner, 1795 srfchienenen „Bemeinnüßgige Naturgefchichte” die Haustauben fehr genau und führt insbefondere von den in feiner Heimath, Thüringen, fo beliebten Sarbentauben eine große Anzahl von Darietäten auf. Seitdem hat fih die Cultur der a mit den Europäern über alle Theile der Erde verbreitet und felbjt Ueger und Indianer huldigen der Kiebhaberei an diefen BSefhöpfen, wenn fie auch nur ein Paar Turtel- oder Sachtauben in einem Winkel ihrer Hütte zu halten vermögen. : DS! Die Stellung, welhe die Taube in unferer Zeit als Hausthier einnimmt, ift ganz diefelbe, welche fie von jeher eingenommen bat. Ueberall tritt die Kiebhaberei mehr in den Dordergrund als die Husbarmadhung; felbft bei der ländlichen Bevölkerung ift dies häufig der Fall. Die Kiebhaberet für frei in der Luft, auf dem Hofe oder Dach fliegende Tauben ift zwar in allen Kändern verbreitet, am ausgedehnteften aber in Deutfchland, und hier find es in erjter Sinie die Fleineren und mittleren Städte, in welchen ihr am ftärfften gehuldigt wird. Der Reiz, der in diefer Kiebhaberei liegt, befteht urfprünglich in der Freude an dem Thiere jelbjt, an der Beobahtung feiner Gewohnheiten, überhaupt an feinem ganzen Thun und Treiben. Er fteigert fi) aber gewöhnlich fehr bald zu einen Anflug von Ehrgeiz, der - jeine Befriedigung in der Erlangung von außergewöhnlichen, feltenen Thieren fucht. In letter Seit hat die Kiebhaberei bei uns einen Auffchwung genommen, wie ihn Fein anderes Sand auch nur annähernd aufweifen Fann. Der Beginn diefes Auffhwunges fällt genau mit dem Seitpunfte des Erfcheinens der Lochin-Hühner zufammen. Wie mit dem Bekanntwerden der Lochins ein neuer Auffhwung in der Hühner-KLiebhaberei fich vollzog, jo mit dent Befanntwerden der Englifhen Kropftauben in der Taubenliebhaberei. Einen weiteren Impuls für diefe Siebhaberei gaben die Ausftellungen; durd) diefe wurden viele neue, oder wenigftens an manchen Orten früher unbekannte Racen verbreitet und das Dereinsleben begründet, fie haben aber auch wefentliche Nachtheile im Gefolge, über die zu fprechen ich bei Befchreibung einzehter, inn Ausfterben begriffener Taubenracen Gelegenheit nehnien werde. Der Taubenfchlan. Da die Einrichtung der Taubenfchläge für die verfchiedenen Racen eine jehr ver- jchiedene ift, und alle, wenn fie einigermaßen verjtändig eingerichtet find, ihren Swec erfüllen, fo werde ich mich nur darauf befchränfen, die für alle Racen geltenden Regeln furz anzuführen. It man ji darüber Flar geworden, welche Arten von Tauben man zu halten gedenft, fo fuhe man fi) in den zur Derfügung ftehenden Räumlichkeiten eine pafjende Stelle aus, und ift die Auswahl befchränft, fo fchaffe man fih nur die Taubenart an, der der vorgefundene Ort anı beften entjpriht. Der Schlag felbit braucht nicht grade fehr hell und fonnig zu fein, doch muß er bequem ventilirt werden Fönnen, und deshalb ift es rathfanı, folhe Einrihtungen zu treffen, daß im Sommer durch Einfesen von Drahtgittern viel Luft zugelaffen wird, im Winter durch Erfas der Gitter durch Fenfter, etwas Sonne in den Schlag dringt. ANit Mlörtel beworfene, glatte Wände find den Bretterwänden vorzuziehen, fowohl der Reinlichfeit wegen, als auch wegen Der- nieidung des Ungeziefers. Der Boden foll aus über einander gefugten Brettern bejtehen ohne Spalten und Riffe. Der Schlag muß dem Befitser leicht zugänglich fein, er muß bequem betreten werden Fönnen. YWur hierdurd) ift es möglih, Ordnung und Reinlichfeit aufrecht zu erhalten. Die Größe des Schlages muß fo befchaffen fein, daß die Tauben nur den vierten Theil des Bodens bedefen. Als großer fehler ift es zu erachten, im Schlage lange, durchlaufende Sisjtangen ohne Unterbrehung anzubringen. Sie follen rund, hohl und nicht länger fein, als daß ein Paar bequem darauf fisen und fich bewegen fann, 50—50 cm lang und 4'/e cm breit, die obere Kante nicht fcharf, fondern etwas gebrochen. Die Ausfluglöher im Schlage dürfen nicht unten amı Boden, fondern wenigftens 60 cm hoch über denifelben angebracht werden; es trifft fih gar häufig, daß die jungen Tauben, wenn jie den Alten, Futter begehrend naclaufen, durch diefe Löcher Friechen, vom Flug- brette herabfallen, Schaden nehmen oder eine Beute der Katen werden. Um folchen Unannehmlichfeiten und Derluften vorzubeugen, ift es nöthig, am Fluglohe ein Fallgitter anzubringen, das man erjt zufallen läßt, che man in den Schlag geht. Will man nur ein Ausflugloh im Schlage anbringen, jo muß es 50cm hoch und 6O cm lang fein; beffer Innere Anficht eines Taubenjchlages. ijt es, mehrere jolhe Ausflüge anzulegen, denn häufig fucht fih ein Täuber zum Beren eines jolhen Ausfluges zu machen, den er dann ftundenlang befeßt und die andern Tauben am Aus- und Eingehen hindert, Dor jedem folchen Ausfluge muß ein Sitbrett angebracht fein, auf zwei Stüßen ruhend. Außer dem Fluglohe bringe mıan noch einen GBewöhnungs- faften an. Diefer beteht aus einem länglichen, flahen Kaften, etwa SO cm lang, 40 bis 50 cm breit, 50—40 cm hoch. Die beiden Seitenwände, fowie Dorder- und Rückwand find mit Draht beflochten, der Boden und das Dah von Holz. in der Rückwand muß fich ein Thürchen befinden. Diefen Kaften fchiebt man durch eine Oeffnung, etwa auf emen Meter hoch vom Boden angebracht, zum Schlage fo hinaus, daß die Hälfte noch im Schlage bleibt, die andere Hälfte über Dach fteht. Kestere it dann noch mit Dachpappe zu benageln, damit Fein Regen eindringen Fann. Diefer Bewöhnungsfaften dient dazu, daß man neu zu gewöhnende Tauben erft einige Tage in denfelben fperrt, da fie von ihm aus fowohl die Umgegend außerhalb des Schlages, als auch das Innere deffelben befichtigen Fönnen; beim Berauslaffen verfliegen fte fich dann um fo feltener. Der wichtigfte Punft bei Anlage eines Taubenfchlages ift das richtige Anbringen der Yefter. Die Taube liebt als Wiftplas gern halbdunfle, nicht leicht zugängliche Pläte, Edfen und Löcher. In folhen brütet fie viel ruhiger, und ihre Brut ift weit weniger Gefahren ausgefest, als an einem hellen, von allen Seiten fichtbaren Orte. Diefem Hatur- triebe muß Rechnung getragen werden. Ie nad) den verfchiedenen Gegenden bedient man fich verfchiedenartiger Uefter, fowohl hinfihtlih des Materials, woraus fie gefertigt find, als hinfichtlih der Form. Man hat aus Holz gedrehte, aus Gyps, Thon oder Steingut geformte, aus Stroh und Neifern ge- flochtene, vieredige, länglihe und runde Uefter. Am beten haben fich bei mir die aus frifchen ungefhälten Weiden gepflochtenen, runden, fchüffelförmigen Heftförbe bewährt, die je nach der Größe der Taubenart, welche man züchtet, 18 bi Aus allzu flachen Heftern Fönnen jie den Koth nicht über den Rand fallen laffen. Die Bafts im Innern darf weder zu breit, noch zu jpiß fein. m erjten Falle rollen die Eier zu leicht auseinander, im zweiten zu nahe aneinander. Die Eier follen ruhig da liegen bleiben, wo fie fich die Taube hinfchiebt, um bequem zu fiten. Für große Taubenarten, wie Monteauban und Kröpfer, nehme man etwas größere ejter, aber in denfelben Derhältniffen. Für fchwere und hochbeinige Tauben, wie Bagdetten, Huhntauben, Römer, etwas tiefere. Das Herdrücden der Eier entfpringt häufig aus fehlerhaften Derhältniffen des Heftes. Im zu flachen Ueftern müfjen die ihweren Tauben die Beine zu tief einfchlagen, um mit dem Körper die Eier berühren zu Fönmen, hierdurch werden fie müde und fangen an auf den Eiern zu ruhen, wodurd) diefe an der untern Seite eingedrüct werden. Bei entjprehend tieferm XUefte tritt diefer Nüsjtand jeltener eim. Die Bruft, befonders aber die Schwanz- und Schwingenfedern finden eine Stüße an den Seitenwänden des Uejtes, che der Körper fo tief in das Ueft gefunfen tft, um einen Drudf auf die Eier ausüben zu Fönnen. Die Weiden-Ieftförbe entiprechen der Natur und Gewohnheit der Tauben, fie find Iuftis, dauerhaft und leicht zu s 22 cm im Durchmeffer und 5 bis 8 cm in der Mitte tief fein müffen. Heftern Friechen und fallen die Jungen leicht heraus, und aus zu tiefen reinigen, was nad) jeder Brut durch 24-ftündiges Einweichen in Waffer, oder noch beffer durch Brühen in heißer auge und Ausbürften gefchieht; der unter der Rinde befindliche Weidenfaft foll ein Präfervativmittel gegen Ungeziefer fein. Die aus Thon oder Steingut geforniten, in England gebräuhlihen efter halten zwar das Ungeziefer am wenigften und find am leichtejten zu reinigen, allein nicht luftig genug und leicht zerbrehlih. Alan nagelt die Weidennefter entweder auf 5 cm hohe und aus einem 2 cm dicfem Brett gemachte, vierefige Rahmen, welhe 5 cm weniger im Durchmeffer halten, als die darauf zu befeftigenden KTeftförbe, damit deren Ränder 2 cm darüber hinausragen, oder auf vieredige Brettchen, dur Klöschen auf den vier Seiten geftütst, überall fo, daß die Mägelföpfe tief verfenkt find und die Kägelfpisen nirgends hervorftehen. Rahm und Bretter müffen fo fchwer fein, daß, wenn auch beide Tauben nad) einer Seite hin auf den Rand des Neftforbes treten, diefer doch nicht umftülpt. — Diefe Mefter ftellt man nun in die Ueftfäften, deren man an den Wänden des Tauben- ichlages fo viele, oder noc einige mehr, anbringt, als man Taubenpaare zu halten beab- fihtiget. lan ftellt zu diefem Endzwede fenfrechte, von den Wänden des Taubenhaufes rechtwinklig abjpringende, 70,5 cm tiefe Bretterwände, eine von der andern 81,1 cm entfernt, fenfrecht auf, verbindet und theilt folhe durch 65 cm tiefe und 42 cm nady oben und unten von einander entfernte wagerechte Bretterlager in Fächer, weldhe hinten durch) die Mauer oder Wand des Schlages gefchloffen find und deren jedes auf 47 cm Entfernung von der Rückwand mit einer, die ganze Dorderfeite fchliegenden Klappe verfehen ift, welche, oben mit Charniren befeftigt, fih von unten aufheben läßt und aus einem Rahmen mit jenfrechten 4 bis 5,5 cm von einander ftehenden, 1,6 cm dien, runden Holzftäben (Sproffen) beiteht, von denen die drei mittleren fich leicht herausnehmen und einfegen laffen und im erjten Falle eine 18,4 bis 20,38 cm breite Oeffnung in der Klappe bilden. Auf diefe Weife entftehen alfo Kaften von 47 cm Tiefe, 78,5 cm Weite, und 59,5 cm Höhe, an welchen die Seitenwände 23,5. cın, der Boden 15,6 cm vorfpringen. Durch die vorjpringenden Seitenwände werden die Tauben der anftoßenden Kaften am Hinüber- laufen behindert, durch den vorfpringenden Boden aber ift den Tauben ein Pla zum Auffliegen und Sigen, den darunter Befindlihen Schuß vor dem herabfallenden Kothe gewährt, welches Ießtere noch beffer erreiht wird, wenn man die Böden der oberen Kajten etwas über die der unteren vorfpringen läßt. Durch das Aufheben der Klappe lafjen jich die Kajten leicht reinigen, vermittelft des Einftefens der drei Mittelfproffen die Tauben bequem einfperren. In eine Ede des Kaftens ftellt man das Yeft, und find die Jungen jo weit, daß die Tauben wieder legen wollen, fo ftellt man ein zweites Yeft in die andere EFe. Damit die heranwachlenden Jungen nicht in das eft der Alten gelangen und diefe beläftigen Fönnen, fchiebt man um jene Zeit einen Rahmen mit 5,5 cm von eimander entfernten runden Stäben als Scheidewand grade in die Mitte des Kaftens ein, wodurch der SweE erreiht und die Fütterung der jungen Tauben nicht gehindert wird. Um auch das vorzeitige Herauslaufen der Jungen auf das Sitbrett zu verhindern, fchliegt man entweder ihre Abtheilung, wie oben angegeben, oder man Flemmt zwijchen den Sproffen, welche den Eingang in den Kaften begrenzen, 5,5 bis 8 cm über dem Boden, eine fhwache Keifte. Wenngleih die Kaften-Einrichtung vorzugsweife in Räume mit fenfrechten Wänden paßt, fo ijt fie nicht minder anwendbar da, wo die inneren fchiefen Dachflächen die Wände des Taubenfchlages bilden. Die Höhe und Tiefe der Kajften richtet fih hier nah der Heigung der Dachfläche, welche immer die Rüfwand und ganz oder theilweife auch die Dede des Kaftens bildet. Da hier ferner die oberen Kaftenreihen über dte unteren weit vorfpringen, fo bedarf es Feines weiteren Schußes der tiefer fisenden Tauben, und ftatt des vorfpringenden Boden- Drettes Fan man 15,6 bis 18,4 cm vor jeder Reihe Kaften eine runde Sitftange legen und folhe duch die vorfpringenden Seitenwände führen. Eine jolhe Heftkaften-Einrihtung ift nicht billig, fie hat aber vor allen anderen die vößten Dorzüge. Jedes Paar Tauben hat feinen feften Wohnfis, Fann fich ungeftört von ig) [(Sle c ul cl, erfert mieHr cc ) 4, b) ns (U der Übrigen unterbrechen zu müffen. Die Jungen find beffer gefhüst, die Kranfen Fonmen auben halten, friih Angefette eingewöhnen, ohne den Schlag Schliegen und den Ausflug nicht in Berührung mit den Gefunden, und diejenigen Tauben, weldhe gern niedrig bauen, fönnen diefes in den unterften Kaften, ohne daß Alte und Junge den vielen Störungen ausgefest find, welche fonft in diefen Falle ftattfinden. Hat man die vorbefchriebene Einrichtung nicht, fo befese man wenigftens die Wände anmı Fußboden des Schlages mit Kaften, denen man je nach der Oertlichfeit den Boden oder eine oder mehrere Seitenwände genonmen hat und mit fogenannten Taubenwinfeln, in welchen dte auf ebener Erde bauenden Tauben ungeftört niften und die Jungen Zuflucht finden. Im Uebrigen rechne man bei allen Schlag-Einrichtungen zwei Ueftpläße für jedes Paar und bringe diefelben fo an, daß die Ybern die Untern nicht befhmusen Fönnen und nicht in allzugroßer Nähe des FSlugloches, fowohl um die Brut vor dem Einfluß fchlechten Wetters zu fchüsen, als um zu verhindern, daß fich die betreffenden Hefttauben in die FSlugöffnung poftiren und einander, jo wie allen übrigen den Ein- und Ausgang ftreitig machen. Befinden fih die Heftförbe an ihrem Orte, jo legt man an einer pafjenden Stelle des Sclages hinreihendes Material zum Ueftbau nieder, nämlih 15 cm lange Strohhalme ohne Achren, und für große Racen feine Birfenreifer, worauf der Täuber diefelben eintragen und die im Left fisende Täubin fie darin zurecht legen wird. Ausnahmsweife trägt auc wohl einmal die Täubin ein. Schleht oder gar nicht eintragenden Tauben baut man das Heft jelbjt, indent man die Strohhalme — amı beften Gerftenftroh — zuvor mit den Händen Fig @ Nefteinrichtung. weich reibt, damit die Halme nad allen Seiten hin zu liegen fommen, gleich wie dies der Fall ift, wenn die Tauben felbft bauen. Wollte man die Halme ohne Weiteres und nad) einer Richtung ins Xeft legen, fo würden jte ohne Derband bleiben, nicht feft liegen und n Prüß, Mujtertauben-Buch. = die Eier fich leicht dazwifchen oder darunter fchieben. Der Reifer bedient man fich in diefem Falle nicht. Säßt man die Tauben felbjt bauen, fo überwahe man jie dabei, um unpaffendes Baumaterial, 3. B. federn, Dornreifer ıc., welches fie zuweilen eintragen, zu entfernen. Manche Tauben füllen das Heft bis obenhin, diefen entzieht man das überflüffige Material oder entfernt das zu viel eingetragene aus dent Üefte. Andere bauen am liebften auf dem Sußboden ohne Hejtforb, ein Fehler, welchen man dadurd verbeffert, daß man um das oft reichlih, manchmal fehr fpärlid) eingetragene Material, vier Stüfhen circa 25 cm langes gefpaltenes Hol im Quadrat legt, das Heft gleichjam eimrahmt, wodurd es die nöthige Feftigfeit erhält. it zu wenig Stroh ıc. eingetragen, fo hilft man nad und ftülpt dann einen Kaften oder Winkel über das Yeft. Im Allgemeinen fuhe man den Heftbau auf ebener Erde, wenn man die Einrichtung mit verfhliegbaren Kaften nicht hat, lieber zu verhindern, dagegen ift er zu geftatten allen Tauben, weldhe aus irgend einent Grunde nicht gut auffliegen Fönnen oder welche auf einem Auge blind find und daher bein Füttern das Junge, welches nach der blinden Seite Itegt, zuweilen aus dem Hefte drängen und herabwerfen, was demfelben bei einer niedrigen Wohnung weniger fchadet. Die vorftehend gezeichneten Figuren find folgende: Figur 1. Das Weiden-left mit Rahmen. » 2. Das Meiden-eft mit Brett. „ 5. Der Meftfaften an einer fenfrechten Wandfläche: a) die Charnire; b) die Scheidewand; c) die Querleifte; d) das Sißbrett (der verlängerte Boden); e) die vorfpringende Seitenwand. Figur 4 und 5. Die Üeftfaften an einer fchiefen Wandflähe (Dahflädhe): a) die fchiefe Dachfläche; b) die Seitenwand des Meftkaftens; ce) die vorfjpringende Seitenwand; d) die Sitjtange. figur 6. Die Taubenwinkel: a) die jchiefe Dachflädhe; b) die Seitenwand des Winkels; c) die Dorderwand des Winkels; u d) der Kaum zwifchen zwei Winkeln und zugleich der Eingang zu denjenigen Iinfer Hand. Sigur 7. Der Taubenfaften: a) die fchiefe MWandfläche; b) die Seitenwand; ce) die Dorderwand; d) der Eingang. Vom Brüten. Dier bis neun Tage nad) der Begattung, fie mag wirffam gewefen fein oder nicht, legt eine gefunde Täubin Eier. m den meiften Fällen werden beide Eier zugleich be- fruchtet, alfo vor dem Legen des erften Eies, obgleich die Begattung zwifchen den Legen des erjten und zweiten Eies nicht unterbrochen wird. Dies ift daraus erfichtlih, daß das erfte Ei, nach der Begattung in der Freiheit gelegt, zuweilen unbefruchtet, das zweite, ohne weitere Begattung gelegte — fofern man nänlicy die Täubin vom Täuber trennt, bevor fie das erfte Ei gelegt hatte — befruchtet if. Doc fommt es auch vor, daß jedes Ei durch einen befonderen Coitus befruchtet wird, wie man das daher weiß, daß eine Taube vor dem erften Ei ausfchlieglih von einem, und nad) demfelben, mit Ausfhluß des erjten, von einem andern Täuber getreten, unverfennbar von dent erften, das andere von dem zweiten Täuber abftamımt. Einige Tage nahdem die Begattung öfter vollzogen und das Left gebaut ift, beginnt der Täuber feine Täubin zu treiben, wober er hochaufgerichtet und ftolz, ohne Ruhe und Raft, diefelbe vor fi) hertreibt, fie Faum etwas genießen läßt, indem er felbft mit Schnabel- hieben nicht fparfam ift, wenn fie fi irgendwo aufhalten will. Je näher die Täubin dem Segen ift, defto eifriger und ängftlicher treibt der Täuber, bis fie fih endlich zu Hefte be- giebt, und nachdem fie zuweilen fchon einige Hächte und einen Tag in demfelben zugebracht hat, ihr erjtes Ei legt, worauf dann der Täuber fich völlig beruhigt zeigt. Es ift möglih, daß dies ruhelofe Herumlaufen der Täubin vor ihrem Wochenbette heilfam und nöthig ift — manche Täubinnen legen auc) wirklich nicht, ohne zuvor von Täuber getrieben worden zu fein — gewiß ift, daß neben der väterlichen Sehnfuht nad Spröglingen einige Eiferfucht dabei ihren Antheil hat, weil die Täubin grade in diefer Deriode befonders geneigt ift, fi auch von fremden Täubern treten zu lafjen. on Sit die Täubin Shwählih und der Täuber bei dem Treiben zu ungeftüm, fo legt die Täubin zuweilen vor der Seit, oder fie verliert das Ei. Dies muß man zu vermeiden fuchen und fperrt darum in diefen befonderen Falle die Täubin einige Tage, bevor fie das erfte Ei legen muß, was man leicht dur Befühlung und Furz vorher auch) an dem dicken Unterleib erkennt, in ihren Heftfaften, aus welchem man fie wieder frei läßt, fobald fie gelegt hat. Dies follte man bei allen Shwächlichen, werthovollen Tauben thun. Zum Kegen des zweiten Eies treibt der Täuber nie, er weiß, daß diefes zur beftimmten Seit und an den rechten Ort, auch ohne fein Zuthun, gelegt werden wird. Das erfte Ei legt die Täubin unabänderli in den Abendftunden zwifchen 4'/ und 7 Uhr, meiftens jchon vor 6 Uhr. Unmittelbar darauf verläßt fie das Yeft, um fich durch Speife und Tranf zu ftärfen. Don da ab bleibt fie abwechfelnd mit dem Täuber über dem Ei ftehen, um es zu fchügen, ohne es jedoch zu bebrüten oder aucdy nur zu erwärnten. Der Paarfajten. Im Kaufe des folgenden Tages läßt fie fih vom Täuber wieder treten und am dritten Tage nach den Legen des erften Eies, Nachmittags zwifhen 12°/ı und 2 Uhr, legt jie das zweite Ei, und von diefem Augenblike an werden beide Eier von Täubin und Täuber gemeinfhaftlih bebrütet, inden fte in diefem Gefchäft mit größter Regelmäßigfeit abwehfeln. Nachdem das zweite Ei gelegt ift, Fommt gewöhnlih der Täuber, welcher nahe dem Ausgang gewartet hat und [öf’t die Taube auf eine oder zwei Stunden ab, in welcher Seit fie fich erholt, und dann bis amı folgenden Morgen zwifhen 9—10 Uhr auf den Eiern fiten bleibt, worauf der Täuber ihre Stelle einninmmt und feinerfeits bis Mady- ENDE mittags zwifchen 5—4 Uhr brütet. Die Eier liegen dabei der Länge nad eines hinter dem andern oder neben einander unter der Bruft, dent Dorderbauch und zwifchen den Beinen der brütenden Taube. Wenn die Täubin nad) der Ablöfung das Veft verläßt, ift ihr erjtes Gejchäft, jich einer — namentlich gegen das Ende der Brützeit, wo fie fih außer der Seit fajt nie von den Eiern entfernt — oft erftaunlichen Menge rauchenden Koths zu entledigen; dann frißt und fäuft fie. Anfänglih verlaffen beide Alten bei der geringften Störung das Veft, je längere Heit je aber die Eier bebrütet haben, defto fefter fitsen fie, fo daß fie fich zulest nur mit Gewalt und unter heftiger Gegenwehr vom Yefte nehmen laffen. Dies follte aber ohne die größte Woth nie gefchehen, überhaupt jede Störung ver- mieden werden, nicht einmal mit der Hand foll man auf brütende Tauben deuten, bejonders in fremden Schlägen, weil dies bei fcheuen Tauben in der erften Zeit hinreicht, fie eiligjt vom Hefte zu treiben, wobei dann die Eier oft Schaden leiden. Will man eine Taube von den Eiern oder Fleinen Jungen nehmen, fo muß man vajch, aber behutfam dem Thiere von hinten mit der einen Hand unter den Bauch fahren, die Eier damit bedefen und die Taube heben, während man gleichzeitig mit der andern Hand den Rüden faßt und die Flügel andrüct, damit fie nicht Seit hat, fi zu wehren und mit denfelben zu fchlagen, wobei fehr oft die Eier zerbrohen werden. Es ift dann befjer, die Tauben nicht wieder auf's Yeft, fondern auf den Boden zu feßen. Segt die Täubin aus irgend einen Grunde das erfte Ei an eine Stelle auf dem Boden, wo man es nicht mag, oder weiß man nicht, von weldher Taube ein foldhes Ei herrührt, fo legt man etwas Stroh darum, wartet ab, weldhe Täubin hinzufritt, und ftellt dann ein Üeft an die Stelle, in welches man das Ei legt. Sie wird dann das zweite Ei zum erften legen und darauf brüten. Mlan Fann nun jeden Tag das Heft immer etwas weiter und fo nah und nah an den Ort rücden, wohin man es haben will — freilich immer zu ebener Erde, denn ein weiteres Derfesen des Heftes mit Eiern führt in der Regel dazu, daß die Tauben es verlaffen. Will man es verfuhen, fo warte man bis gegen Ende der Brutzeit, wo die Täubin feftfitt, bedede Abends, wenn es dunkel ift, Taube und Weft vorfihtig mit einem Tuche und trage beides an den Brt, wohin es foll und den Täuber ebenfalls. Dafelbft nimmt man das Tuch ab. Bleibt die Taube auf den Eiern fiben und geht auch Morgens nicht ab, fo ift es geglücdt, was jedoch nicht immer der fall if. Der Täuber folgt hierbei meiftens dem Beifpiel der Täubin. Die erften Eier einer jungen Täubin find zuweilen etwas Eleiner als bei den folgenden Bruten, wo fie fih) dann in form und Größe meiftens gleich bleiben, fo lange diefelben von einem und demfelben Täuber befruchtet worden find. Das eine diefer Eier enthält in der Negel einen Täuber, das andere eine Täubin, doch Fann man den Inhalt der Eier nicht vorher wifjfen, eben jo wenig befteht eine fefte Regel, ob das Ei, welches den Täuber, oder dasjenige, welches die Täubin enthält, zuerft gelegt wird. Der allgemeinen Annahme entgegen ift das zuerft gelegte Ei öfter dasjenige, welches die Täubin enthält. Enthält aber das erfte einen Täuber, dann ift das zweite meiftens ebenfalls einer, und ift im zweiten eine Täubin, fo war im zuerft gelegten in der Regel ebenfalls eine Täubin enthalten. Das befruchtete Ei zeigt nach Furzer Bebrütung, gegen das Licht gehalten, in der Mitte, hart an der Schale, einen dunfeln Fled, den Anfang der Bildung der Blutgefäße des jungen Thieres. Wo derfelbe fehlt, hat die Befruchtung nicht ftattgefunden. ad) vier Tagen hat fich diefer dunkle Gegenftand fhon anfehnlidy vergrößert und nimmt rafh zu. Am 6. Tage hat das Ei eine helle Bleifarbe angenommen und ift röthlich, undurdhfichtig. Mad 17 Tagen und Mächten und 12 bis 16 Stunden, von derjenigen an gerechnet, wo das 2. Ei gelegt wurde, alfo am 21. Tage nach dem erften, oder anı 19. Tage nach dent zweiten Ei, die Kegetage mitgerechnet, fchlüpfen die Jungen aus den Schalen. Oftmals jedoch gefhieht das nicht gleichzeitig, doch folgt das zweite Junge dem erften gewöhnlich innerhalb 24 Stunden, zuweilen aber auch erft nad) 48 Stunden. Diefe Derfpätung rührt meiftens daher, daß die Täubin das erfte Ei früher zu bebrüten anfing, als das zweite gelegt war, ein Fehler, der jungen, unerfahrenen Tauben zuweilen eigen ift. Die Brutzeit ift Sommer und Winter die gleiche und beträgt nur dann etwas mehr als 420 Stunden, wenn Unter- brehungen ftattgefunden haben. Bei Eiern, welche noch nicht lange bebrütet find, bedarf es, befonders bei Faltem Wetter nur einer Furzen Seit, um das Junge (den Keim) zu tööten, wenn die Eier verlaffen und Falt geworden find; je länger fie bebrütet waren, wenn eine folhe Unterbrehung eintritt, um fo länger bleibt das Junge in dent erfalteten Ei Ieben und ein Täubchen, das nad) 5—4 Tagen ausfchlüpfen würde, bleibt zuweilen am Keben, wenn auch das Ei 24 Stunden von der Taube verlaffen war, vorausgefest, daß es dann wieder bebrütet wird. Dergleichen Unterbrechungen oder Derfpätungen erzeugen jedoch fhwädliche Thiere und diefe werden um fo gefünder und Fräftiger, je regelmäßiger die Eier bebrütet worden, je regelmäßiger die Brutwärme war. Wenn man am leßten Bruttage das Ei ans Ohr hält und hört ein lebhaft Frabbelndes Geräufch darin, fo wird das Junge bald ausfchlüpfen; ift das der Fall nicht, hat es zwar die Schale gepickt, fährt aber nicht fort, diefelbe zu brechen und hört das Beräufh im Ei ‚auf, fo ift das ein Zeichen, daß das Junge zu fhwad) ift, jich herauszjuarbeiten. Es Fann dies feinen Grund in der Schwäche der Aeltern haben, befonders auch im zu hohen Alter derfelben, in Folge deffen fie den Eiern die volle Brutwärme nicht mehr zu geben vermögen. Ataht man nun fofort und vorfichtig in der Gegend, wo das Junge felbft aufpidt, am dicken Ende des Eies, mit dem Nagel des Daumens oder mit einem Stecfnadelfnopfe rings um das Ei Fleine Eindrüde in die Schale, fo daß dem eingefchloffenen Thiere etwas mehr Kuft zufommt, jo erleichtert man demifelben das Ausfhlüpfen wefentlih. Dor Allem muß man jthh aber in Acht nehmen, das Thierhen zu verlegen, denn das Eleinfte Tröpfchen Blut, was es verliert, tödtet es unfehlbar und das gefchieht bei aller Derficht fehr leicht; man täufcht ji aucd) oft in Bezug auf die Mothwendigfeit einer folhen Hülfe, indem das Junge ein angepidtes Ei zuweilen erjt nad) 48 Stunden und dann ganz gefund verläßt. Ein einfaches und nie fhädlihes Mittel, das Ausgehen eines verfpäteten oder jchwädhlichen Jungen zu fördern, ift, daß man das gepicte Ei eine Furze Seit in 30'R. warmes Waffer taucht, wobei man das Ei aber fo halten muß, daß fein Waffer in die gepicte Oeffnung dringen Fann. Befommt ein Ei durh Anftogen einen Knid, wodurd zwar die äußere Kalffchale gejprungen, die unter derjelben befindliche Haut aber unbefhädist geblieben und folglich nodh feine Kuft ins innere des Eies gedrungen ift, fo faugt man die Dertiefung in der Schale mit dem Munde vorfichtig in die Höhe und legt ein entfprechend großes Stückchen, einem Hühnerei entnommener frifcher Eihaut darauf. Diefes trocnet fogleih an und fhüßt die Stelle. Sonft thut es auch ein Stücchen feines Englisches Pflafter, und wenn das Ei gut ift, die Stelle nicht grade da fich befindet, wo das Junge anpidt, un auszufchlüpfen, und das Unglüf erft furz vor Ende der Brutzeit gefchehen ift, fo gelingt es öfter, das junge zu retten. Sumeilen legt eine gefund fcheinende Taube nur ein Ei anftatt zwei. Es ereignet ih das auch zumeift im Srühjahre, wo die Organe noch ungeübt find, das Thier von Winter her oft noc) gefhwächt ift, und gewöhnlich find es auch wieder junge Täubinnen, welhe zum erjten Male legen, wo dergleichen vorfommt. Derliert fih der Fehler nicht nad) den erjten Malen, fo deutet es auf einen organifchen Fehler, der nicht zu befeitigen ift. Sumeilen find alle Jungen einer folhen Taube ein und deffelben Gejchlehts. Alte Täubinnen fangen im frühjahr fpäter zu legen an, und legt eine Taube gar nicht mehr, jo fann es die Folge zu hohen Alters fein. Es fonımt aber auch vor, daß eine junge Täubin, welche zum erften Male legen follte, dies nicht vollbringt, obgleich fie gejund iheint. Manchmal legt fie auch, oft nadı wochenlangenm Treiben des Täubers, ein Eleines, verfrüppeltes Ei und dann nicht wieder. Bier liegt ebenfalls Schwäche oder ein Fehler der betreffenden Organe vor. Bemerft man, daß eine folhe Taube gern brüten möchte, daß fie fih ein Keft baut, viel und lange darin fißt, fo giebt man ihr ein Paar gefunde fremde Eier zum Ausbrüten, was fie dann mit Hülfe ihres Täubers gerne thut und aud Junge aufzieht. Dadurch ändert fih zuweilen ihre Yatur und fie legt dann fpäter reife Eier. Es fann aber das Yichtlegen bei einer Taube auch die Folge früheren forgirten Segens fein. jn diefem Falle wird es durdy Unterlegen fremder Eier zuweilen gebejjert, wenn aud) oft erjt nach Jahr und Tag, wo nicht, fo lafjen fi folhe Tauben, wenn fie fonft noch gefund und Fräftig find und Luft am Brutgefhäft zeigen, vortrefflih als fogen. Ammen, zur Ausbrütung und Erziehung fremder Jungen gebrauden. Kegt eine Taube, weldhe reife Eier trägt, nicht, jo Fann Schwäche, Unwohlfein oder ein örtliches Hindernig die Schuld tragen. Wlan erfennt diefen HZuftand daran, daß die Taube mit aufgefträubten Unterrücenfedern, öfter auch gefenftem Schwanze, umherläuft oder auf dem IYejte fitt, gar nicht oder mit Anftrengung fliegt, überhaupt deutliche Seichen von Unwohlfein giebt. Einer folhen Taube fhafft man vor allen Dingen Ruhe vor ihrem Täuber und andern Tauben, jtedt ihr von Seit zu Seit ein Stückchen frifche, ungefalzene Butter oder Seife in den Schlund, und ein oder das andere tief in den After, oder an- ftatt des leßteren giebt man ihr mit einer Fleinen Spriße ein Klyftier aus Baumöl. Ge- wöhnlich erfolgt darnacı das Ei bald, wo nicht, jo geht das Thier zu Grunde Hat eine Täubin den Fehler, ihr erjtgelegtes Ei fofort zu bebrüten, anftatt es nur zu beftehen, jo nimmt man es ihr, bewahrt es wohl auf und lest an feine Stelle ein Fünftliches Ei. Ein folches läßt man vom Drechsler aus Knochen hohl anfertigen (mafjiv würde es zu fehwer fein, fi) unter das Stvoh arbeiten) und erfest es durch das wirkliche Ei, fobald die Taube ihr zweites Ei gelegt hat. Solche Fünftlihe Eier find auch) noch in vielen andern Fällen fehr brauchbar, 3. B. wo von den beiden Eiern eins im Kaufe der Brutzeit zerbricht, wo die Taube nur ein Ei gelegt hat u. f. w. — Auf einem Ei fitt die Taube nicht fo gut und dem ausgefhlüpften Jungen fehlt die fichere Lage, weshalb man ein foldhes Ei au) noch einige Tage nach dem Erfcheinen des Jungen im Uefte liegen läßt. Gewöhnlich bedient man fich in dergleihen Fällen alter, fchlechter Eier; diefe find aber mürbe, zer- Drehen unter der Taube und zerftören oft die Brut. Darum follte man die Fleine Aus- gabe für folhe Fünftlihe Eier nicht fcheuen. Wenn man einem brütenden Paare die Eier eines andern Paares unterlegen will, fo darf das eine Paar, vom Legen des zweiten Eies an gerechnet, nicht über 22 Tage, das andere von der nämlichen Zeit an gerechnet, nicht unter 14 Tagen auszubrüten haben, alfjo höchjftens 5 Tage über und nur 5 Tage unter der gewöhnlichen Seit von 17 Tagen; im entgegengefesten Falle würde erjteres Paar die Eier verlaffen und lesteres die zu früh gefommenen Jungen nicht füttern. Am ficherften aber ift es, wenn die Heit genau paßt. Yimmt man jungen, lebhaften Tauben die Eier oder gehen diefelben zu Grunde und man erfest fie nicht durch andere, fo ftören diefe Tauben gern die Bruten anderer und man muß fie, wenn dies der Fall ift, entfernen. Stark befhmuste Eier werden von den Alten verlaffen oder die Jungen Fonmen darin um. Man reinigt folhe Eier mit warmem Waffer, inden man damit den Schmuß erft auflöjt und dann behutfam entfernt. ie muß man den verhärteten Koth trocden ablöfen wollen, weil dabei die Schale häufig zerbricht. Um befruchtete Eier eine Seit lang aufbe- wahren zu fönnen, ohne daß fie verderben, dürfen fie noch nicht angebrütet fein. Man muß fte frifch gelegt aus denn Heft nehmen und an einem Fühlen Ört der Art aufbewahren, indem nıan fie entweder ganz in Sand oder Afche ıc. vergräbt, doch fo, daß fie darin auf- recht ftehen und fie täglich umdreht, oder daß man fie mit Fett beftreiht. Erfteres ift vorzuziehen, weil der Hutritt der äußeren Luft durch die feinen Poren der Schale dem Ei nicht ganz entzogen werden darf, indem fonft der Keim erftidt, was 3. B. der Fall ift, wenn man ein Ei mit fFirniß überzieht. Die Hauptfahe beim Aufbewahren ift: den Tenperaturwechfel möglichjt zu verhüten und dies erreiht man durch Einlegen der Eier in Sand, Afche, Hedfel ıc. Auf folhe Weife behandelte Eier behalten ihre Keimfraft mehrere Wochen. Die junge Brut. Sobald die Jungen aus den Eiern gefchlüpft find, trocnet fie die grade darüber fisende Alte, gewöhnlih die Täubin, und füttert fie dann mit dünnen Speifebret, obgleih das Junge, wenn es die Schale verlafjen, nody) einen Neft Eigelb am Habel hat, vermittelft deffen die Nahrung aus der Dotterblafe in den Magen geführt wird, und jo lange diefes Eigelb vorhält, auch ohne Futter der Alten beftehen Fann. Eifrige Tauben füttern die Jungen, fobald fie abgetrodnet find, ohne Rücficht auf jene Speife; zeigen fie jih von Anfang an in diefem Gefhäft nadhläffis, fo zehren die Jungen fchnell ab, was man bejonders deutlih an den Füßchen fehen Fann, fie werden matt und dann von den Alten erörüdt. Diefe werfen oder tragen die leeren Eierfchalen aus den Üefte, mande aus dem Sclage, Furze Zeit, nahdem die Jungen ausgefhlüpft find; Andere ver- zehren die Schalen. Entfernen fie diefelben nicht, fo benußt man einen Augenblid, wo die Alte vom Hefte ift, und wirft fie felbft aus dem Schlage. — Die Jungen find, je nah) der Farbe ihres dereinftigen Gefieders, mit mehr oder weniger hellem oder dunfel gelbem flaunm bedekt. In den erften 8—9 Tagen vermögen ihre Aeuglein das Tagesliht nicht zu ertragen, erft gegen das Ende diefer Periode, wo die jungen Prüät, Mujtertauben-Bud. © 18 Thiere jchon bedeutend gewachen und erftarkt find, öffnen fie diefelben allmälig. Um diefe Heit beginnt audy die Beftederung mit dem Durchbrud der großen Schwung- und Steuer- federn und endigt nach vier Wochen mit dem der Fleinften Federn um die Schnabelwurzel herum, worauf denn auch die Ietten Mülhhaare am Kopfe und Halfe verfhwinden. Bleiben diefe oder andere Körpertheile länger unbeftedert, jo ift das ein Seichen von Schwäche. Die Alten figen von Anfang an mit derfelben regelmäßigen Abwechslung über den Jungen, wie fie auf den Eiern gefeffen haben. Junge und Eier bilden hierbei einen durd) die Natur ge- botenen Begenfat. Zu Anfang der Brutzeit verlaffen die Alten die Eier fehr leicht, fpäter immer fhwerer, dagegen filen fie auf den Jungen im Anfange fehr feft und dann immer weniger, bis jte diefelben nur nocd) zum Füttern auffuchen. Es entjpricht diefes genau dem Grade von Wärme, weldhe Eier und Junge in den verfchiedenen Stadien ihrer Ausbildung nöthig haben. Dom 3.—9. Tage an, wo die Beftederung beginnt, befisen die Alten ihre IN) ‚ | I A Wi il Niftfajten mit jungen Tauben. Jungen fhon anı Tage nicht mehr und nad) dem 14. Tage fitt auch des Hadıts die Täubin nicht mehr über denfelben. Diefe Seit ift für die Jungen die gefährlichite, weil fie, wenn Ealtes Wetter eintritt, im Hefte erjtarren- oder, indem fie, von der Kälte beunruhigt und nad) der Alten fuchend, das Heft verlaffen, herabfallen und zu Grunde gehen. Deshalb foll man während der Hedzeit nicht unterlaffen, täglih mehrmals, befonders aber des Morgens und des Abends nacyzufehen, ob Fein Junges vorzeitig das Left verlaffen hat. ft die Witterung raub, fo gibt man folhen Jungen an- ftatt des Strohes Heu ins Heft. Sorgfame Alte bejisen ausnahmsweife ihre Jungen bei Tag und bei Nacht, audy über die angegebene Seit hinaus, wenn Jahreszeit oder Witterung es nöthig machen. Das Befiten der Jungen des Nadıts nad dem 14. Tage it, abgefehen davon, daß, wenn zwei gefunde und um diefe Seit fchon einigermaßen befiederte Junge im Uejte liegen, fie im Sommer wenigftens von der Kälte dody nur aus- nahmsweife leiden, fchon deshalb nicht mehr thunlich für die Alte, weil bei der veränderten Körperlage der Jungen um diefe Zeit jene feinen Plat mehr im Nefte findet und die Din” > 19 Jungen, ihrer Größe wegen, auch nicht mehr bededen fan. Die Alte rüdt, je größer die Jungen werden, über ihnen immer weiter zurüc, bis fie endlich über und aus dem Xefte gedrängt wird. Wo nur ein Junges im Xejte liegt, alfo mehr Raum vorhanden ift, bleibt die Täubin öfter über jene Seit hinaus über demfelben fiten, fie weiß auch, daß das einzelne Junge unbedeft mehr von der Kälte leidet, als wenn beide inı Vefte liegen. Mit 3 Wochen find diefelben ziemlich befiedert, mit 5 Wochen find die Federn ausgewachfen, fie verlaffen das Ueft und freffen allein, fliegen mit 6 Wochen; 8 Wochen alt beginnt die Maufer und zuweilen jchon der erfte Derfuch zur Begattung, doch ohne Erfolg. Gleich- zeitig fängt die Stimme an fih zu ändern und im 3. Mlonat piepfen fie nicht mehr, fondern brummen und ruffen. Die Hahrung der Jungen in der 1. Woche ift der bereits erwähnte, anfänglich mehr, fpäter weniger flüfjige Brei, welchen die Alten aus ihrem Kropfe füttern. Mit Erzeugung diefer merfwürdigen Nahrung verhält es fich folgendermaßen: Schon während der Bebrütung verdickt und erweitert fih nah und nah die Haut der inneren Kropfjeiten beider Tauben, am meiften aber bei der Täubin, grade fo wie bei den mildhgebenden Säugethieren das Innere des Euters, wenn fie trächtig find. Bei Dergleihung des AZuftandes des Kropfes, wenn die Täubin nicht brütet, mit demjenigen während des Brütens, findet fih ein merfwürdiger Unterfchied, Im erften Falle ift er dünn und häutis, allein zur Seit, wenn die Jungen ausfchlüpfen, verdict fich der Kropf mit Ausnahme des Theiles, welcher auf der Kuftröhre Miegt, und nimmt ein drüfises Ausfehen an, wodurd die innere Oberflähe fehr unregelmäßig wird. Er ift dann augenfcheinlich gefäßreicher, als im früheren Suftande, um eine größere Menge Blut herbeizuführen, hin- reihend zur Ausfonderung einer fchleimigen, weißlichen Slüffigfeit, welche fih mit den im Dormagen zu Brei verwandelten Körnern, wenn er, von der Taube heraufgewürgt, den Kropf paffirt, vermifht, und diefe erfte Nahrung der Jungen verdünnt und verdaulic) madt, ähnlich dem Speichel der Säugethiere. Diefer Brei verdickt fih an der Luft fehr bald zu einer Art griefiger Käfemaffe. — Während der erjten 5—6 Tage macht diefe Drüfenfeuchtigfeit einen wefentlihen Beftandtheil des Speifebreies aus, welcher jedoch von Tag zu Tag confiftenter wird, bis von obiger Seit an fich bereits Stücchen von dem zer- Eleinerten Körnerfutter demfelben beigemifcht finden, deren fi) von da an täglich mehr zeigen, d. h., das Futter wird dem Dormagen in immer weniger verdautem Yuftande ent- nommen, und fobald das Junge über 9 Tage alt ift, füttern die Alten unmittelbar und ausihliegih aus dem eigentlihen Kropfe die eben genoffene Kahrung, nachydent fte die- felbe anfänglich längere, fpäter Fürzere Zeit darin haben weichen laffen, bis zulett, wenn das Junge 3 Wochen alt ift, aucd) diefe Befchränfung aufhört und die Alten, unmittelbar = z# nahdem fte gefreffen und getrunfen haben, die Jungen füttern. Während diefer Seit hört zwar die Thätigfeit der Kropfdrüfen nicht auf, allein fie ninmt ab und ihr Product ift unter der großen Mafje des unverdauten Zutters und Wafjers, welches die Jungen er- halten, nicht mehr zu unterfcheiden. Dielfah glaubt man, die Taube jet nicht im Stande, außer der oben angegebenen Seit den Jungen jenen Speifebrei zu bereiten und es ift die Schlußfolgerung der Wahr- nehmung, daß die Tauben den eben befchriebenen Modus beim Füttern ihrer Jungen un- abänderlich befolgen, jo daß, wenn man ihnen die leßteren nimmt und andere dafür gibt, diefe im gleichen Alter, jedenfalls nicht jünger als die fortgenommenen waren, fein müffen, weil fte fonft nicht die ihrem Alter angemeffene, fondern die Nahrung erhalten, welche dem Tage des Alters der weggenommenen eigenen Jungen entjpriht. Sind alfo die fremden Jungen einige Tage jünger, als die eigenen waren, fo erhalten jene ein ihnen no nicht angemefjenes, fejteres futter, anftatt der ihnen noch nöthigen flüffigeren Mahrung, und gehen davon zu Grunde, wogegen es nicht fchadet, wern die fremden Jungen einige Tage älter find als die eigenen waren, und nun das dünnere futter derfelben erhalten; gewöhnlicd) gedeihen fie bei diefer Kinderfpeife fehr wohl. Diefes muß man beim Umtaufcd der Jungen genau beadten. Dorftehende Regel hat indeffen eine Ausnahme, welche beweifet, daß es dennoch in der Willfür der Tauben fteht, fowohl Brei in allen Abjtufungen, au noh nadı dem neunten Tage des Kebensalters der Jungen, als ganze Körner vor Ablauf derfelben zu füttern. Diefe Ausnahme machen die fogenannten Strohbrüter, welde ihren Kamen daher haben, daß fe, ohne Eier zu haben, feft auf ihrem Left fiten, fich regelmäßig ablöfen, und fo gewilfermaßen das Stroh ihres Heftes bebrüten. — Unter ihnen finden fich folche, denen man nicht nur fremde Eier von jedem Alter, d. h. Furz oder lang befeffene, unterlegen und ficher fein darf, daß die Jungen bei ihrem Erfcheinen die befchriebene flüfftge Speife erhalten — wodurd alfo zunächit erwiefen ift, daß zu der vorbefchriebenen Kropförüfenausbildung nicht unumgänglih die ganze Brutzeit erforderlid ift — fondern folhe Strohbrüter füttern auch, nachdem fie furz oder lang auf den Eiern gefeffen haben, die ihnen anjtatt derfelben untergelegten Jungen, je nad) ihrem Alter mit der ihnen zufommenden Speife, jo daß fie Jungen unter neun Tagen den paffenden Brei und folchen über neun Tagen Körner geben, ja es Fommt vor, daß wenn fie ein Junges unter und eines über 9 Tage alt zu verforgen haben, fie jenem Brei, diefen Körner geben, natürlich nicht gleichzeitig, denn jo lange die Taube Futter im Kropfe hat, Fann fie nicht unver- mifchten Brei füttern; dies ift nur bei leeren Kropfe möglih. Aus dem Allen geht nun hervor, daß in Folge des Furzen oder längeren Sigens auf den Eiern die Kropförüfen der al Alten erjt affiziet werden und dann, durch das nachfolgende Heraufwürgen des Futters aus dem Dormagen auf mehanifhe Weife in Thätigfeit gefest, die erwähnte Milch oder fpeichelartige Subftanz ausfondern, welche aber nicht, wie man vielfach glaubt, die Speife jelbft ift, womit die Jungen in der erjten Periode ernährt werden, fondern, wie gefagt, nur zur Derdünnung der dem Dormagen entnonmenen Speife und zu deren befferen Derdaulich- machung dient. Daß aber der befchriebene Zuftand der Kropfdrüfen zunäcdjt lediglich von dem anhaltenden Siten der Thiere über den Eiern oder über dem leeren Hefte, und nicht aus der gleihen Urfache, wie bei den Säugethieren entfteht, ift daraus erfichtlih, daß aud der Kropf des Täubers jenen veränderten Zuftand zeigt, wenngleich nicht in dem Ntaaße, wie bei der Täubin, weldhe °/ı ihrer Zeit fitt, gegen "/ı des Täubers. Aus Obigem ergibt jich auch der Werth guter Strohbrüter. Der Eifer und die Treue diefer unfrucht- baren Tauben im Brüten und Aufziehen ift meiftens größer, als bei den fruchtbaren Tauben. Oft füttern fie mit Keichtigfeit 4 und mehr Junge zu gleicher Seit groß. Wer feine, meiftentheils jhleht brütende und züchtende Tauben hält und viele Nachfommenfchaft wünjcht, muß eine entjprechende Anzahl gut brütender und züchtender, geringerer Tauben daneben halten und diefen je nach Umftänden, die Eier oder die Jungen jener und den feinen Tauben dagegen die Eier oder Jungen diefer Ammen unterlegen. Das erwähnte Umtaufhen der Jungen ift in der Kegel nur während der erften Altersperiode jtatthaft, fo lange nämlih, als fich die Federfcheiden derfelben nody nicht geöffnet haben, fonjt werden die Jungen, befonders wenn fie von anderer Farbe als die eigenen find, von den fremden Alten felten miehr angenommen. Man nimmt den Umtaufh anı ficherjten Abends vor, wenn es bereits dunfel wird, doc mit großer Behutfamfeit, damit die Taube das Neft nicht verläßt und die Macht davon bleibt, wodurd die Jungen leiht umfonmıen, oder wo nicht, doc am folgenden Morgen von den Alten nicht mehr fo leiht angenommen werden würden. Ein einzelnes Junge nehmen die Alten gewöhnlic, bereitwilliger an, als zwei, und in der Regel machen fie audy Feine Umftände, wenn man ihnen zu dem eigenen Jungen nod ein zweites oder felbjt ein drittes gibt. Es ift jedoch im Allgemeinen nicht räthlih, einem Paare gleichzeitig mehr als zwei Junge zur Ernährung zu übermweifen, obgleich Beifpiele vorhanden find, daß ein Paar Tauben zu gleicher Seit 4 Junge aufgefüttert hat. Beim Umtaufh und Unterlegen von Jungen ift endlid aud noch zu beachten, daß man folhe von Eleinen Ragen nicht großen, fehr Furzfchnäbeltge nicht fehr langihnäbeligen gebe und umgefehrt eben fo wenig, obgleich) es aud) fehon vorgefommen ift, daß Eleine Almond-Tümmler, die Furzfchnäbeligften aller Haustauben, junge Carrier, eine der fchwerften und langjchnäbeligften Ragen, vollfonmien gut aufgefüttert haben. So lange die Jungen blind find, fuchen die Alten den Schnabel derfelben und ernähren fie in 22 der Regel gleichmäßig, d. h. fo, daß Feines dem andern im Wachsthumte vorauseilt; immer vorausgefeßt, daß beide Jungen ziemlich gleichzeitig aus den Eiern gefommen find. Sobald die Jungen erft fehen, heben fie fi) empor und fuchen den Schnabel der Alten, und dann verdrängt oft das ftärfere das fhwächere. Don dem Ausfchlüpfen an bis zum 14. refp. 16. Tage fiten die beiden KHeftjungen, feltene Ausnahmen abgerechnet, in der Art neben einander, daß das Höpfchen des Einen neben dem Bürzel des Andern liegt. Auf diefe Weife find die Fleinen Körper wie in einander gefügt, fie liegen feft, warm und bequem zum Ruhen an einander gelehnt. Diefe Sage der Jungen erleichtert auch den Alten ihre - Bedekung. Hady Ablauf ihrer zweiten Lebenswoce verändern fte diefelbe und liegen nun immer mit den Köpfen neben einander nad) einer Richtung, weil ihre wachjende Kraft und der zunehmende Appetit fie nicht mehr ruhig abwarten läßt, bis beim füttern Jedes an die Reihe Fommt, fondern beide mit Ungeftün die Alte um Speife drängen und Eines dem Andern zuvorfommen will. Das „den Alten um den Bart gehen”, indem die Jungen mit ihren Schnäbeln um den Schnabel der Alten herum fahren, bewirkt bei diefen denfelben Reiz, wie das fogen. Schnäbeln, nämlich Speife aus dem HKropfe heraufjzuwürgen. Das Junge jtecft, fobald es wahrnimmt, daß die Alte hierzu geneigt ift, feinen Schnabel in den ihrigen, und nun erfolgt die Fütterung. So lange Brei gefüttert wird, hebt die alte Taube mit Faum fichtbarer Bewegung denfelben aus dem Dormagen und Faut ihn Anfangs zu- weilen den Jungen noch vor. Gute Tauben üben fich öfter fchon in diefem Befchäft, bevor die Jungen noch ausgefrochen find, indem fie den Brei heraufwürgen, daß er aus dem Schnabel läuft und das übrige wieder fchluden. Füttern die Alten erft Körner, fo würgen und fchütteln fie das Futter unter hefliger Bewegung des Kropfes und hörbar, doch mit mehr fcheinbarer, als wirklicher Anftrengung heraus und pumpen es gleichfam in den Schlund des Jungen. Diefes fhluft nad jedem Stoße, deren, wenn die Jungen erjt älter find, oft 40 und mehr hinter einander erfolgen, fo A tempo, dafs felten ein Körnlein den unrechten Weg geht. ZSuerft hebt die Alte das Waffer, dann die Körner herauf, tränft aber, um das rechte Derhältniß herzuftellen, wenn es nöthig ift, die Jungen zuweilen noch nad. So lange Brei gefüttert wird, befonders in den erften Tagen und überhaupt fo lange die Täubin die Jungen amı Tage nocdy befitt, it diefe es hauptfächlich, welche die Jungen mit Nahrung verfieht, dagegen betheiligt fich der Täuber an diefer Pflicht je länger, defto mehr, und fobald die Jungen nicht mehr den größten Theil des Tages und die Macht über von der Täubin befeffen und exit ganze Körner gefüttert werden, ift es der Täuber, welcher den Hauptantheil an der Ernährung der Jungen übernimmt, welche endlih ganz auf ihn übergeht, fobald die Täubin wieder gelegt hat und brütet, was häufig nah) 3 Wochen wieder der Fall ift; denn in der 3. Woche fängt der Täuber gewöhnlich wieder an die D oO Täubin zu treten, fucht ein Ueft aus, fest fi hinein, ruft die Täubin, trägt ihr Bau- material zu und beginnt fie zu treiben. Selten ift eine Täubin ohne Gatten im Stande, ihre Eier allein auszubrüten oder ihre Jungen ohne feine Hülfe aufzuziehen; meiftens jchon mit dem 14. Tage verläßt jie ihre Brut und folgt den Kokungen eines andern Täubers. od jeltener, als die Täubin, ift der Täuber geneigt, Brut und Erziehung der Jungen allein zu übernehmen. Sind aber die Jungen, denen eines der beiden Aeltern fehlt, über 14 Tage alt, fo werden fie von dent überlebenden Theil leichter vollends aufgezogen. Sie jind, je älter fie werden, um fo ungeftümer in ihrem Derlangen nad) Speife und haben fie, gegen 5 Wochen alt, das Keft verlaffen, fo verfolgen fie die Alten in alle Winkel innerhalb und außerhalb des Schlages und nöthigen jie mit jchmeichelnden Flügelumarmungen und Küffen — wenn man es fo nennen will — ihnen Sutter mitzutheilen. Dies verfuchen fie auch noch lange, nachdem fie vollfommen allein frefjen, und ftören dadurch die neue Brut ihrer Aeltern, weshalb man fie um diefe Seit von jenen entfernt und in eine befondere Abtheilung des Schlages allein fest. Dies ift audy deshalb nöthig, weil namentlich in be- völferten Schlägen die Jungen gegen die Alten, weldhe rafcher freifen, zu Furz fonmen und von diefen auch fonjt viel zu leiden haben. Ijn folhen Schlägen pflegen fich halbflügge, herabgefallene, ihren Hejtern entlaufene oder älternlofe Junge, im Winkel zufammenzufeßen, wo jie dann von den betreffenden Aeltern oder mitleidigen fütterungsluftigen, fremden Alten ohne Unterfhied reichlich gefüttert werden. Manche Tauben finden befonders Dergnügen daran, fremde Junge zu füttern und find unermüdlich darin. Wenn die Alten füttern wollen und die bereits etwas herangewachhfenen Jungen auf den eigenthümlichen ruffenden Kocdton der Alten, womit diefe ihre Abficht Fundgeben, nicht achten, oder zur Seit, wenn die Jungen allein freffen lernen follen, ftellt fih die Alte zuweilen vor fie hin und zeigt ihnen duch öfteres Piden auf dem Boden, was fie will, oder wie fie es machen follen. Aehnliches thun manchmal aud die Jungen, wenn je gefüttert fein wollen. ®b Tauben fchon Junge aufgefüttert haben, fieht man an ihren Schnabelwinfeln, welche in diefem Falle warziger find. Beim Aegen, namentlich der Fleinen Jungen, muß man die Alten nie ftören, eine vollgefrefjene Taube aud nicht in die Hand nehmen. Schlehtfütternde Tauben fest man mit ihren Jungen allein. Es gibt Täubinnen, welhe fih im Kefte von ihrem Täuber füttern laffen, gleich den Jungen, mworunter diefe aber leiden. Was die Kahrung betrifft, welhe man den Tauben während der Zuchtperiode zu geben hat, jo müfjen davon jedenfalls ausgefchloffen bleiben: Hafer, fpige Gerfte, Roggen, Kinfen, Kartoffeln —, Dinge, welche zu Feiner Zeit viel taugen. Zu großes futter, als: Dferdebohnen und Mais taugen bei Eleinen Jungen fo wenig, als Eleines Gefäme. Baur ne Erfteres vertragen fte nicht, namentlicdy die Fleinen Ragen, und letteres hält die Alten zu lange amı futtertrog und von den Jungen entfernt, indem fie doppelt und dreifach fo viel Seit bedürfen, fi) den Kropf damit zu füllen, als bei gemifchtem Gerfte- und Wicenfutter. Diefes ift unter allen Derhältniffen das zuträglichfte Nahrungsmittel für Tauben, und zwar auf 2 oder 5 Theile volle, fchwere Gerfte, 1 Theil gute alte Wien. Kebtere find felbjt den Erbfen vorzuziehen, welche, befonders, wenn allein gefüttert, bei den Jungen zuweilen Befhwüre erzeugen. Rundes Futter paffirt beim Heraufwürgen leiht den Schlund der Alten und wird auch von den ungen am leichteften gefchluct, deshalb ziehen es beide vor, und wer außer der Brutzeit andere Körnerarten, namentlich reine Gerfte, zu füttern gewohnt ift, wird im eigenen ntereffe wohl thun, während der Süchtungsperiode Wicden beizumifchen. Dagegen haben junge Tauben, welche eben allein frefjen lernen, wieder mehr Mühe, vollendes Futter mit dem Schnabel zu bewältigen, weshalb in diefer Periode Weizen oder gute Gerfte unter den MWidken wenigftens nicht fehlen follten. Daß frifhes Wafjer, alter Mörtel und Salz — am beften ein Klumpen Steinfalz — nicht fehlen dürfen und für NeinlichFeit doppelt Sorge getragen werden muß, verjteht fich von felbjt. Insbefondere muß darauf gefehen werden, daß das eft immer rein bleibt und zu dem Ende der Veftforb oder wenigftens das Stroh erneuert werde, fobald das alte befchmusst ift: Dies wird jedoch felten vor den erjten 12 Tagen der Fall fein und muß, jo lange die Jungen noch in diefem Alter find, mit Dorficht gefchehen, damit die Alten nicht fcheu werden und zu lange vom Uefte bleiben, was befonders Abends gefährlich ift, weil fie dann oft vor Morgens nicht wieder darauf gehen. Dies ift häufig der Fall, wenn die Deränderung ihnen zu fehr auffällt. Man benuge zu folhen Dornahmen die Heit, wenn die Alten grade freffen, wähle den frifchen eftforb dem alten fo ähnlid) wie möglich, fee ihn genau auf diefelbe Stelle, lege vor allen Dingen auch nicht zu viel Stroh hinein und lafje es nicht über den Rand herausftehen. Kebteres genirt die Alten oft amı meiften. Ijn einent befhmusten Vefte erzeugt fich, befonders bei warmem Wetter bald Ungeziefer, die Jungen werden unruhig davon, befhmusen die Schnäbel mit dem an den Heftjeiten liegenden Kothe, dies efelt die Alten, wenn fte füttern wollen, die jungen werden vernachläfftgt, magern ab, verlaffen vorzeitig das Ueft, verfünmern oder Fonımen um. Eine gefunde, von den Alten normal behandelte und reinlih gehaltene junge Taube wird ihr Heft vor Ablauf von 4 Wochen nicht verlaffen, fie fist ruhig, befhmust fi) nicht und nimmt rafch zu. Solhe Tauben bleiben auch fpäterhin meiftens von Krank- heiten verfchont, während jene und alle, deren Entwidelung einmal unterbrochen worden, gewöhnlich fürs ganze Leben Shwäclinge bleiben. Hierher gehören zunächt die Jungen, welche verfpätet aus den Eiern fommen; diefe werden übrigens häufig au fchon während D ou oder Furz nach dent Ausihlüpfen von der Alten erdrücdt. ft dies nicht der Fall, fo bleibt ein foldhes Junge gegen das zuerft ausgefrochene und bereits größere und ftärfere Gefhwijter doch gewöhnlih auffallend im Wahsthum zurück, felbft wenn es von den Alten nicht grade vernadhläfftgt wird. ft diefes aber, wie beinahe immer der Fall, fo seht es nur um fo fchneller zu Grunde; allein auch wenn es die Alten ordentlich pflegen, Fonımt es doch jelten auf. ft das Thierchen werthvoll, fo Fann man, wenn mehrere folder, an Größe ungleihe Hejtpaare im Schlage find, einen Taufchy machen, jo daß man die Fleinen zu den Fleinen, die großen zu den großen feßt; hierbei muß man aber die weiter vorn angegebenen Regen wohl beachten; oder es findet fi) ein Paar im Schlage, welches nur ein Junges von der Größe des Unterzubringenden hat und diefes mit über- nimmt, oder endlich ein Daar Strohbrüter Leiftet den erwünfchten Dienft. UWDo nicht, Fanın man das zurücgebliebene Thierchen nebenbei nody aus der Hand füttern. Derdauet es noch Feine Körner, jo weicht man Krume von Weißbrod in Waffer und ftopft fie ihm ein; ift es bereits 12 bis 14 Tage alt, fo weicht man Eleine Erbfen oder Wicden 12 Stunden in WDafjer ein und ftopft es damit. Fahren dabei nur die Alten gleichzeitig fort, ihm etwas Kahrung zu geben, fo bringt man es zuweilen dur. Bei diefem Füttern aus der Hand verfährt man wie folgt: Alan fest das Junge feft, hält es mit dem Ballen der Iinfen Hand, weldher auf feinem Rüden ruht, und den 5 Fingern nieder, indem man gleichzeitig mit dem Daumen und Heigefinger derfelben Hand den Schnabel öffnet. Yun läßt man das in der rechten Hand befindliche Futter, wern es Körner find, nah und nad, in den geöffneten Schnabel laufen, oder ftect es hinein, gibt dem Thiere aber immer Seit zum Schlucken, indem nıan den Schnabel jedesmal losläßt. Wer darauf eingeübt ift, Fan audy mit dem Munde füttern, was den Dorzug verdient, weil beim füttern mit der Hand der noch weiche Schnabel der jungen Taube leicht verdreht wird und dann Heitlebens fo bleibt, auc, die Augen duch Reiben zwifchen den Fingern der linken Hand leicht Leiden, wenn man nicht jehr behutfam if. Man füttert die Jungen in diefer Weife täglich zweimal, jedesmal fo viele Körner, als man zwifchen den Singern faffen Fann, während die Alten beim Steffen find. Auf diefe MWeife Fann das vernadläffigte gleihen Schritt mit dent andern ungen halten. Will oder muß man verwaif’te Jungen gänzlih mit der Hand aufziehen, fo dürfen jie nicht unter 9 Tage alt fein, je älter, dejto befjer. Man verfährt dann wie oben, gibt aber etwas mehr; auch ift es gut, jedesmal einige Körnhen Sand und Salz mit einzugeben. Man jtopft den Kropf ur mäßig voll und gibt nad) dem Futter ver- fchlagenes Waffer aus dem Munde, indem man den Schnabel der Taube in denfelben nimmt. Die junge Taube lernt übrigens bald aus den Gefäßen trinken, wenn man ihr Prüs, Mujtertauben-Buch. * 26 Anfangs den Schnabel hineinhält. Fühlt fi) der Kropf einige Zeit nah dem Trinken wieder hart an, fo tränft man fie nochmals, was nicht verfäumt werden darf. Auch bei den Jungen, welche von ihren Aeltern verpflegt werden, ift es gut, bei fehr heißem Wetter, namentlih in warmgelegenen Schlägen, täglich) zu unterfuchen, ob ihre Kröpfe nicht hart find und in dtefem Se fte verfchlagenes a v nachtrinfen zu laffen. Der Heuem füttert. Je nach dem Alter der Jungen, fest man jte dabei gehörig warn, a nicht heiß; jind fie noch nacdt, fo det man fie mit einem wollenen Kappen oder dergleichen zu. Ohne Wärme verdauen fie nicht und gehen zu Grunde. Uebrigens bleiben alle mit der Hand aufgefütterten Jungen Pleiner und fhwächlicher, lernen oft jchwer allein freffen und zeigen fich geiler als andere. Bei einem an Größe ungleihen Hejtpaare Fann man auch, während die Alten Kropf muß immer wieder leer fein, bevor man von freffen, das größere Junge aus den Hefte nehmen und es fo lange entfernen, bis die Alten das Kleine gehörig gefüttert haben. Dann fest man Jenes wieder ins Xeft, damit es feinen Theil ebenfalls empfängt. Werden Junge von den Alten verlaffen oder nicht mehr gehörig befeffen, jo daß fie durch die Kälte bereits gelitten haben, vielleiht fhon ganz Falt und fteif daliegen — in welhen Huftande man auch oft aus dem Hefte gefallene Junge findet — und man hat feine Alten, denen man fie unterlegen Fann, fo bringt man fie an den warmen Ofen oder Herd, wo jich die Scheintodten oft fehr bald erholen. Wlan thut wohl, folhen sefhwächten Thieren anfänglich) Feine Erbfen, fondern in Wafjer geweichte Krume von Weißbrod ein- zuftopfen, welche jie leichter verdauen. Solche einmal erftarıt gewefene Jungen werden aber immer wieder leicht Ealt, und, jcheinbar eine Heitlang gedeihend, findet man fie gewöhnlich unerwartet einmal mit gefüllten Kropfe todt. ungen Tauben muß man, jo oft jie die Füße befhmust haben, diejelben mit warmem Waffer reinigen, wober man die Dorfiht gebraucht, die harten Schmußballen, welche fih um die Hägel angefetst haben, erjt aufzuweichen und dann abzulöfen, nicht aber, fo lange fie noch hart find, fie abzubröfeln, weil dabei leicht die Hägel befchädigt werden. Humeilen treten jie fich ein Sandforn in die weichen Sußlohlen, was fie hinfend macht und darum behutfam herausgelöfet werden muß. Seist eine junge Taube Symptome von Krankheit, fo trennt man fie fogleih von den übrigen und fest fie trocden und warm, aber luftig, um ihre Heilung zu verfuchen. Um jte vor dem Fallen aus dent Schlage zu bewahren, muß das $lugloh einige Meter über dem Boden des Schlages angebracht fein, und wenn man fi der zwerfmäßigen Englifhen Saufgefäße bedient (in denen das Waffer immer frifch bleibt und nie verunreimigt werden Fann), fo ift auch die Gefahr des Er- teinfens der jungen Tauben befeitigt, weil fie nur mit dem Kopfe, aber nicht mit dem 186) N übrigen Körper an das Waffer gelangen Fönnen. Da es, wie wir gefehen haben, vielfach nöthig ift, jeder Heit das Alter der Eier und der jungen Tauben genau zu wifjen, fo notirt man über jedem Hefte mit Kreide den Tag, an welchen das erfte Ei gelegt ift. Die Fräftigjten und gefundeften Tauben find die, welche früh im Jahre aus den Eiern fommen, weil fie mit ihrer Entwicelung und, was die Hauptfache ift, mit ihrer Maufer vor Eintritt der rauhen Jahreszeit fertig find. Die Shwädlichften und an Krank- heiten meiftens bald zu Grunde gehenden Tauben find dagegen die im Herbft während der Mauer der Alten zur Welt gefonmenen. Int Allgemeinen find die in den Monaten Februar bis Juli gebornen die beffern, doch fommt es viel auf die Ragen an, deren manche in allen Jahreszeiten gefunde, dauerhafte Jungen liefern, während andere nur in ne der Furzen Heit der warmen Mächte ihre Brut aufbringen. Es fonmmt ferner viel auf dte Witterung und darauf an, ob die alten Tauben den Winter gut überftanden haben und mit voller Kraft in den Frühling getreten find. Dies ift fehr häufig nicht der Fall, befonders nah milden und in der Temperatur oft wechfelnden Wintern, in welchen fie häufig legen und die Brut nicht aufbringen, wodurch fie dann gefhwächt werden. Ein Falter und langdauernder Winter, während welchen der Gefchlehtstrieb fchweigt, ift den Tauben weit zuträglicher. Die beften Sommer zur Zucht find diejenigen, welhe nicht allzu heiß, aber au nicht naf find. Ueber die Entjtehung der Arten unferer Haustauben find die Anfichten fehr getheilt, jo viel ift jedoch gewiß, daß die fogenannten Ragetauben aus den „Bemeinen Tauben“ nicht gezüchtet worden find, dazu find fie fowohl von diefen als auch unter fich felbit zu auffallend verfhieden. Entweder find es erichaffene Urthiere, oder (wenn man fich eine Abjtammung denkt) Urragen, welhe fih im Kaufe von Jahrtaufenden aus der „Bemeinen Blauen Taube” (als angenommene Grundform) abzweigten; gleichviel, ob dies num durch Flimatifche Einflüffe oder in domefticirten Derhältniffen, oder durch beides zu- gleich ftattgefunden. NMlan wird von der Wahrheit nicht allzu entfernt fein, wenn man anninımt, daß die erfte Unlage zur Ragebildung durch Elimatifche Einflüffe nach denfelben Schaffenden Gefesen ftattgefunden, welhe die Arten daß diefe aber durch Domefticirung, Fünftlich geleitete Sufammenpaarung und fortgefeßte Inzucht im Kaufe der Sahrtaufende zum höchjten Ausdruf eines Ragetypus gefteigert find. Bei der großen Derbreitung der fogenannten Feldtaube in der alten Welt, von den Küften des füdlihen Uorwegens bis zu den Nord-Afrifanifchen Staaten, Aegypten, Klein- Ajten, Syrien, Perfien, den Ländern um das Schwarze und Kaspifhe Meer Fann man 3. B. recht wohl die Dermuthung aufitellen, daß die federfüßigen, behaubten und Tümmler eher in ihrem nördlichen Derbreitungsbezirfe, die warzenföpfigen, Form und Federftructur- Tauben mehr in ihrem füdlicher gelegenen Derbreitungsbesirfe die erfte Anlage zur KRage- bildung entwickelt und durch fortgefeste reine Sucht fih fchon vor Jahrtaufenden zu den uns befannten Ragetypen ausgebildet haben. Ausgeprägte Originalvagen findet man nicht im freien Haturzuftande; diefe Fonnten nur unter der Pflege und Obhut des Menschen ihr Dafein erhalten, und bis in unfere Het hinein ihre Befhüser durch fchöne oder feltfante Formen, gefällige Manieren und jymmetrifche Sarbenvertheilung erfreuen. Daß aber auh die Annahme der Abftammung von einem Urthiere Berechtigung hat, beweift die Leichtigkeit, mit der fich fämmtlihe Ragen, die „Gemeine Taube” mit ein- sejchlojjen, paaren lafjen und fruchtbare Junge erbrüten, einer auffallend großen Aehnlich- Feit ihres MWefens und die Weigung, bet Ausartungen der Ragen immer wieder auf die blaue farbe und Form der wilden Feldtaube (Columba livia) zurücdzugehen. Jeden auf- merfjamen Züchter ift die verrätherifche bläuliche Färbung, die fi bei Schwarz, Roth und Gelb an gewiffen Stellen (Bürzel, Aftergegend, inneren Fahnen der Schwingen und des Schwanzes ıc.) fo häufig andeutet, nur zu gut befannt. Die auf unfer Zeitalter überfonmenen UÜrragen find etwa folgende: Die Perrücen-, die Pfaus, die Huhn-, die Mlövchen-, die Kropf-, die Bagdetten-, die ndianer-, die Örientalifhen-, die Tüimmler- und die Trommeltauben. Die anderen find dur Kreuzungen hervorgebrahte Uebergangsragen, die fi) mehr oder weniger den Originaltypen nähern. Da mit Sicherheit anzunehmen ift, daß die meiften Ragetauben aus dem Orient nach Europa importirt wurden, fo muß hierzu bemerkt werden, daß jest der Orient nur noch wenig in diefer Beziehung bietet, denn die Mlorgenländifchen Taubenragen find in Europa reiner fortgezüchtet worden, als fe fich jest in ihrer urfprünglichen Heimath vorfinden. Faft jedes Sand in Europa hat einige ihm eigenthümliche Kieblingsragen, deren Aechtheit nach fejten Regeln genau beftimmt wird, und die man mit größter Sorgfalt ftandardmäßig züchtet. So England, Franfreih, Holland, Spanien, talten, Rußland, vor allem aber Deutjchland, welhes man nod) vor einigen Jahrzehnten den Flafjtihen Boden für die Hucdt feiner Ragetauben nennen Fonnte. Keider würden Ragetauben aller Arten jest nicht eine große Seltenheit bei uns fein, hätte man fih, wie in England, darauf befchränft, die verfchiedenen Arten in den ihnen von Katur zufommenden Eigenfhaften und aus fich felbjt zu veredeln, anjftatt immer die Eigenfhaften einer Rage auf die andere übertragen zu wollen. Man hat durch diefen Nifhmafd faft alle Ragen verdorben und den beabfichtigten Jwec doch nie völlig erreicht. Hugeftanden muß allerdings werden, daß die meiften Darietäten in Farbe und Heichnung das Product der Deredelung durch Menfhenhand if. Was auf diefem Gebiete im All gemeinen möglich ift, befteht in Solgendent: 1. XReinerhaltung, Deredelung und Derfeinerung aller vorhandenen Arten. Die harakteriftiihen Eigenfhaften einer jeden derfelben Fönnen durcd forgfame Süchtung, Dermeidung jeder Dermifhung der Ragen und durch Derpaarung folcher Individuen der betreffenden Art, an welchen jene Eisenfchaften befonders deutlich hervortreten, nicht nur er- halten, fondern bis zu einer gewiffen Grenze inner marfirter hervorgebraht werden. 2. Erzielung verfhiedener farben und Seihnungen, doch erleiden die Regeln, wonach hierbei verfahren werden muß, viele Ausnahmen, 5. Uebertragung einer vorhandenen farbe, Seihnung, Federftructur, Körperform, des Fluges entweder in der IDeife, daß die Nagefennzeichen des Einen von zwei verfchiedenen Ragen angehörigen Gatten, oder beider auf die Descendenten des be- treffenden Paares übergehen, das Erfte, indem man den Sprößling an denjenigen feiner Aeltern paart, deffen Eigenfhaften man fortpflanzen will. Mit dem betreffenden Jungen diefer zweiten Derbindung macht man es ebenfo, und weiter fort, jo lange es thunlicd, ift. Hulest werden die betreffenden Jungen den Alten gleich fein und nur felten Rüdjchläge - bei der MTachfonmenfchaft vorfonmen. Diefer Derfahrungsweife verdanken wir die Erhaltung der Darietäten. Auc, das Hweite, die Uebertragung der Ragefennzeichen beider Aeltern ift erreichbar, namentlich bei zufammengefeßter Zeichnung, wo fich diefe (wie die gewünschten Eigenfhaften überhaupt) nicht widerfprehen. Dill mıan 3. B. eine gewiffe zweitheilige Zeichnung erhalten, jo paart man zwei Tauben, deren jede eins der beiden verfchiedenen Abzeichen trägt, welche man an den Hachfommen zu erhalten wünfcht, und die pafjendften Jungen wieder an die Aeltern.ac., bis zulett die zweitheilige Seihnung rein und feit erzielt if. Durch eine derartige Der- einigung der verfchiedenen einfachen Abzeichen, wie fte unter den Ausartungen der „Bemeinen Tauben” vorkommen, find nad) und nad) die meiften der vielfach zufammengefeßten, Schönen Heichnungen unferer Baustauben abjichtliy oder zufällig erzielt worden. Yicht jo verhält es fi) mit der Uebertragung der Rage-Kennzeichen zweier Arten der Dollbluttauben auf ihre Jungen. Sie vererben ji) meift nur abgefhwädht auf diefelben und lafjen fi durch die oben angegebene Procedur der Anpaarung viel fehwerer und langjfamer vervollfonmmen. Bet Weiten die meisten der vielen Mifhlinge der Dollblut- tauben find für den Kenner ohme Werth. Durch dergleichen Derfuche, namentlih um diefen Dollblut-Ragen die Zeichnungen der Farbentauben, weiße Slügelbinden und dgl. zu _ octroyiren, find wie bemerft, im manchen Gegenden die ächten Arten beinahe gänzlich ausgeftorben. ; z a x I ) Zi > =, ee ANZ FESTER TEN I Terminologie der Aanstauben. Die meijten der fehr mannigfaltigen Farben der Haustauben find ihnen eigenthümlich. Wir finden bei ihnen außer den fogenannten GBrundfarben: a. Einfarbige: 1) wildblau oder hellafchblau, 2) jehwarz, 5) roth, 4) gelb, 5) weiß, nicht nur eine Menge Abjtufungen der vier erftgenannten, fondern durch die vielfahe Müfchung aller Grundfarben und ihrer Abjtufungen unter einander auch eine große Hahl zufammengefeßter, Müttel- oder NMihfarben (Swijchenfarben) und Schattirungen aller Art. Ueber die Farben felbft fagt ein gründlicher Kenner der Tauben ($. Fürer) Folgendes: „Die wildblaue oder die fhwarze Farbe einerfeits, und die vothe und gelbe Farbe andrerjeits gehen durch eine Reihe von Abjtufungen in einander über, und die blaue, rothe und gelbe fommen, eine jede in der helljten derfelben, der weißen Grundfarbe ganz nahe. Die wildblaue Grundfarbe ftuft jih nach-einer Seite ab durch fhöne, lichtblaugraue Uebergangsfarben zum duftigen Eisblau oder Silberweiß, nad} der andern Seite durch die weniger beliebte helle und dunfele Schieferfarbe zu blaufchwarz, oder durch angenehm dunfeles Ajhgrau in fchönes tiefes Sammetfchwar;. Die gelbe (roftgelbe) Grundfarbe hebt fich durch verfchtedene Stufen, (worunter die zarten Jjabelltöne) zu gelblih, atlasweiß, und vertieft fich durch rothgelb, vöthelbraun zu dunfelem Fupferrothbraun, welches fi) weniger jchön mit einem Stich ins Blaue oder Graue, dur verschiedene Schattirungen zur Sleifchfarbe (roth-grau), zu perlgrau und röthlich- atlasweiß hebt. Unter den zufammengefesten Farben jind, neben vielen andern, die fi) den Ab- ftufungen der betreffenden Grundfarben nicht wohl anreihen laffen, mehrere fchöne, zwifchen gelb und grau ftehende Keder- und Chocoladenfarben hervorzuheben. — Allen Karben, den dunfeln mehr, als den hellen, ift der fchöne in grün- und purpurfchillernde Metallglanz an Kopf, Hals und Bruft (der fog. Taubenhals) eigen. — Die einfarbigen Tauben aller Grundfarben (mit Ausnahme der weißen) und ihre Abftufungen und Atijhungen finden fi) mit und ohne Flügelbinden (Slügelbänder, Schnüre, Striche); doch find diefe (urfprünglih Schwarz) nur der wildblauen Stanımfarbe eigenthümlih, und exit durch Dermifchung derfelben mit den Hebrigen haben fich die Flügelbinden audy diefen mitgetheilt, nachdem ich aus der gleichen Urfache die Schwarze Farbe jener Binden in alle Grundfarben und viele ihrer Schattirungen (wildblau und ihre helleren Abftufungen aus- genommen) verwandelt hat. Die anı häufigiten vorfommenden Flügelbinden find: 1) rein Schwarze, 2) rein weiße, 5) weiße mit fhwarzer Einfaffung auf einer oder auf beiden Seiten, von welchen die beiden letteren am meiften gefhäßt und weiße mit fhwarzer Einfaffung nur allein der blauen Grundfarbe und ihren Abftufungen und Mischungen eigen find. — Die reinweißen Binden dagegen finden fich bei allen vier Grund- farben, ihren Abftufungen und Sufanmenfesungen; 4) vothe und gelbe finden fich bei den hellften Abftufungen der rothen und gelben Grundfarbe, desgleichen bei der blauen und fchwarzen, nebjt ihren Hebergängen und Mifhungen und dafelbft einzeln auch weiß gefäumt; 5) fhwarze, vothe und gelbe, aucdy wohl auf einer Seite weiß eingefaßt, find eben- falls der blauen und fehwarzen Grundfarbe und ihren Hebergängen und Nüfhungen eigen. Bei allen diefen find die Farben oft trübe und nicht fo fharf gegen einander oder gegen die Körperfarben abgegrenzt wie bei I1—3; 6) melirte oder gefchuppte. b. Melirte Tauben find folche, bei denen auf einer der genannten Grundübergangs- oder zufanmmengefeßen Karben mit einer oder verfchiedenen, minder oder mehr abjtehenden Farben, das Gefieder mehr oder weniger fein und regelmäßig gemifcht, gejtrichelt, gefprist, geftippt, getüpfelt, sefhuppt, gejtreift, marmorirt oder geflammt und nıehreres oder alles das auch vereiniget ift entweder amı Oberförper, als; Kopf, Hals, Bruft, Rüfen und Flügeldefen, oder am © Oo ganzen Körper, mit Ausnahme der großen Schwing- und Schwanzfedern. Bei diefen viel- farbig Gefleften find jedoh auc diefe Theile mit zwei und mehreren Farben panadjirt oder geflammt. Ber Einigen finden fich Slügelbinden. c. Bewöhnlihe Sheden fonmmen wegen ihrer unfchönen, unregelmäßigen Sarbenvertheilung hier nicht in Betracht. d. An einzelnen Theilen regelmäßig gezeichnete Tauben. . Stirnfled. . Scheitelband. . Scheitelplatte. . Balbfopf. Kopf. Kehle. . Bruftbinde. . Slügelbinden, Striche und Perlen. . Schwingfedern. 0. Perlen. 11. Slügeldeden (Schilde). . Berz. . Unterrüden und Binterleib. . Schwanz und Schwanzbinde. . Schwanzdedfedern. . Strümpfe. . Katjchen. . Kopf und Bart. . Kopf und Bals. . Kopf und Kat. . Kopf, Bals, Bruft und Unterleib. Soma u nv m o Die regelmäßigen Zeichnungen der Baustaube. [211 Präg, Muftertauben-Bud. es aa) Weiße Zeichnung auf farbigen, zum Theil melirten Grunde. Eintheilige, auf einem Körpertheil gezeichnet; 1) Stirnfled oder Bläshen (Exrbfenfhnippe, Rundichnippe, Ovalfchnippe, Spis- 10 1 12 15 14 ) ) opalfchnippe), größer oder Fleiner, oval oder eig, von der Schnabelwurzel nach oben gehend; Sceitelband (Bandftreif), von der Schnabelwurzel jtrohhaimbreit über den Scheitel laufend; Scheitelplatte oder Bläffe, der ganze Scheitel weiß; Halbfopf oder Bläffe, durch den Schnabel und die Augen abgefchnitten; Kopf, unter dem Schnabel und den Augen und im Uaden abgefchnitten; Kehle oder Bärtchen, der beftederte Theil des Unterfchnabels, an den Seiten manchmal edig und nach abwärts oval laufend, oder ein halbmondförmiger Fleck unter dem Kinn; Bruftbinde oder Bruftband, an der Oberbruft horizontal laufender, mit den Spisen nad oben gerichteter Halbnıond; Flügelbänder oder Flügelbinden, Striche oder Perlen; Schwingfedern, alle oder einzelne (die vordern); Flügeldeden oder Schilde, fänımtliche Flügeldefedern; Oberrüken und Schulterfedern, Herz, die breite Seite nach vorne. Unterrücen oder Sattel; Schwanz mit und ohne Dedfedern; Strümpfe, Federbefleidung des Laufes; 15) Katjchen, Federbefleidung des Kaufes und der Heben. Hweitheilige, wobei der eine Theil allein gezeichnet nicht vorfonmt; 1) Kopf und Hals, letsterer nicht allein; der Kopf und ein Fleinerer oder größerer Theil des Halfes rundum abgefchnitten; 2) Kopf und Bart, letterer felten allein; der ganze Kopf und Haken, von diefem ID — nah dem Dorderhals fich fenfend und auf der Hälfte dejjelben gerundet, ab- jchneidend oder am Porderhals gegen die Bruft fpis zulaufend. bb) Farbige Seihnung auf weißem Grunde. Stirnfle® oder Schnippe; Scheitelplatte; ) ) 5) Schwingfedern, alle oder einzelne (die vordern) auch mit Perlen; ) Slügeldeden; ) D ) Schwanz, alle Ruderfedern, die beiden Edfedern zuweilen weiß gefäumt, mit und ohne dunkles Querband, mit und ohne Dedfedern; 9) Strümpfe; 10) Katjchen. Aweitheilige, bei welchen ein Theil allein gezeichnet nicht vorfommt; 1) Kopf und Hals, leßterer nicht allein; 2) Kopf und Bart, „ r 5) Kopf und Tab, „ Ud 4 Dreitheilige, bet denen zwei Theile ungetrennt nicht vorfommen; 1) Kopf, Hals und Bruft, die beiden lestern Fommen einzeln oder vereinigt nicht vor, gegen den Unterleib wagreht abjchneidend. Aus Dorftehenden ift erfichtlih, daß mehr weiße Zeichnungen auf farbigem Grunde, als umgefehrt vorhanden find. Alle bis jest befannten mehrtheiligen und regelmäßigen Seihnungen find aus den obigen zufammengefeßt. cc) farbiger Grund mit farbiger Zeichnung (Sweifarbige). Es gibt deren bis jest nocdy wenige. Eintheilige, 1) mit farbigem Bruftband; 2) mit farbigen $lügelbinden. Eintheilige, 1) mit farbigem Bruftichild; 2) mit farbigen Slügelbinden; 5) mit melirten $Slügeldeden. Hmweitheilige, mit farbigem Bruftfchild und farbigen Slügelbinden. Dreitheilige, mit farbigen $lügeln, Rüden und Schwanz. dd) farbiger Grund mit farbigen und weißen Abzeichen. Die weißen Abzeichen beftehen in Bläßhen, Blaffen, Bruft- und Flügelbinden, Schwingen und Schwan;. Die fhönften darunter find: Dreitheilige mit farbigen oder melirten Flügeldefen und weißem Bläßchen oder Blaffe und weißen Schwan;. Diertheilige, 1) mit farbigen Flügen, Rüfen und Schwanz, und weißem Bläßchen oder Blaffe; 2) mit farbigen Flügeln, Rüden und Schwanz, und mit weißen Schwingen; 3) mit melirten $Flügeldeden, weißer Blaffe, Bruftband und geperlten Schwingen. Fünftheilige, farbig mit farbigen Flügeldefen, Rüden und Schwanz und mit weißer Blafje und Schwingen. Allgemeine Kennzeihen der Aechtheit und Schönheit der Haustaube laffen fich bei der großen Derfchiedenheit der Arten nur wenige aufftellen. Was bei der einen fchön und äcdt ift, muß bei der andern als das Entgegengefeste bezeichnet werden. Dies gilt in Beziehung auf Geftalt, Größe, Haltung des Körpers oder einzelner Theile deffelben, Kederftructur, mehrere Federzierden, Stimme, Gang und flugart. Sie find bei den verfchiedenen Arten verfchieden und werden bei einer jeden derfelben befchrieben werden. Die farbe des Gefieders foll, wenn einfarbig, fchwarz, roth, gelb und ifabell, an allen Körpertheilen gleihmäßis, d. h. nicht an dem einen dunkler, amı andern heller fein, oder in eine andere Farbe fpielen. Das Schwarz foll tief, fammetartig mit Purpurfchern, das Roth und Gelb rein, hell und feurig fein. Bei dem Blaugrau in allen Abftufungen bis zur Silberfarbe dürfen zwar der Kopf und Hals, die oberen und unteren Schwanzdeckfedern, nebft Schwung- und Schwanzfedern, dem Grundtone angemeffen dunkler, nie aber heller (bleih oder fahl) fein, doch gilt es, namentlich bei den hellften Abftufungen diefer Farbe, mit Recht für eine Schön- heit, wenn alle Körpertheile völlig gleihmäßig gefärbt find. se taubenhalfiger die Taube, und je metallglänzender audy) die Rücden- und Ded- federn der Oberflügel, mit einem Worte, das ganze Gefieder ift, defto fchöner und fefter ift die Farbe. Einigen Arten ift diefer Metallglanz vorzugsweife eigen, den dunfeln Farben mehr als den helleren, doch überhaupt nur ftanımfarbigen Tauben, d. h. folchen, die viele Generationen durch in Rage und Farben unvermifcht und rein fortgezüchtet worden find. Wo Flügelbinden vorhanden, follen diefelben rein von Farbe, wern fchwarz, tief- fammetfhwarz, fhmal, fharf gegen die Grundfarbe abgegrenzt fein und ohne Unterbrechung durchlaufen, außer es feien geperlte Binden, und in diefen Falle müffen die Perlen rund und regelmäßig, eine an die andere gereiht, ebenfalls durchlaufen. Sind die Flügelbinden an einer oder an beiden Seiten eingefaßt, 5. 8. weiß "mit ihwarz, fo darf diefe Einfaffung nur ganz fchmal fein. Bei den mehrfarbigen oder gezeichneten Tauben (Farbentauben) gelten in Bezug auf die Heichnung befondere Kegeln, die bei jeder Rage angegeben werden; im Uebrigen ift alles Gefagte auch auf fie zu beziehen. Die farbe des Auges richtet fih, mit alleiniger Ausnahme der weißen, nach der Grundfarbe des Gefteders, und ift bei den Tauben von weißer Grundfarbe fhwarzbraun oder dunkelbraun. Bei der fhwarzen, blaugrauen, rothen und gelben Grundfarbe und ihren Abjtufungen vom lebhaften Orangegelb mit feurigrother Einfaffung, durch orangegelb ab- jtufend, bis zum flaren Bellgelb bei den hellften Abftufungen. Fehler find: zweierlei Augen (f. g. Doppelaugen), wenn ein Auge gelb, das andere braun, oder ein und dafjelbe Auge halb braun und halb gelb ıc. ift, (ein Seichen, daß die Taube nicht ftammfarbig), ebenfo wenn das der weißen Grundfarbe eigene, im Allgemeinen nicht beliebte braune Auge, d. fog. Widenauge, bei Tauben von anderer Grundfarbe fich findet. Umigefehrt find feurig rothgelbe Augen bei weißer Grundfarbe des Gefteders Fein Fehler, jondern eine Schönheit, wenngleich auch dies auf eine Dermifchung hindeutet. Am meiften wird mit Recht das Perlauge gefhäst, und obgleih es nur mehreren Taubenarten und Feiner Grundfarbe eigen ift, gilt es im Allgemeinen bei allen Tauben und Brundfarben, au wo es fi (in Folge einer Dermifchung) nur ausnahmsweife findet, für eine Schönheit, befonders auch bei der weißen Grundfarbe. Es muß die Farbe der ächten Perlen oder des weißen Perlmutter haben, je heller und Elarer, dejto fchöner, ohne dunkle Randeinfaffung, und darf nicht punftirt (Sandauge), noch fledig fein. UHebrigens find die Tauben mit Blasaugen meiftens weitfichtig. Bet den gezeichneten Tauben richtet fi die Farbe des Auges ebenfalls nach der Grundfarbe des Befteders und beftimmt oder beftätigt diefelbe. Herrfcht Feine Farbe des Befieders vor, jo zeigen fich öfters die vorftehend befchriebenen Doppelaugen, auch fledige Augen. Die Farbe des Schnabels correfpondirt ebenfalls mit der Grundfarbe des Gefteders. Bet der blauen und fhwarzen Grundfarbe ift der Schnabel fchwarz, bei den hellern Ab- ftufungen fchwärzlich, bläulich, hornfarben. Bei rother Grundfarbe bräunlich fleifchfarben, heller bei der gelben Grundfarbe, und hellfleifhfarben bis Elfenbein weiß (Perl- oder Wadıs- fchnabel) bei den hellften Abftufungen diefer Farbe und bei der weißen Grundfarbe. Ein dunkler Schnabel ift bei diefen ein Fehler, obgleich als Ausnahme in gewiffen Fällen bei einer fchneeweißen Taube ein glänzend fchwarzer Schnabel mit ähnlichen Nägeln für fhön gelten Fann. Ein flefiger Scnabel bei einfarbigen Tauben ift immer ein fehler. Ein fleifchfarbener (weißer) Schnabel, wenngleih nur einzelnen Grundfarben des Gefieders und einigen Nagen unerläßlih, ift auh, wo er als Ausnahme vorfonmt, befonders bei der Schwarzen und rothen Grundfarbe, eine große Schönheit. Bei gezeichneten Tauben richtet fih die Farbe des Schnabels ebenfalls nad der Grundfarbe des Gefieders. Der Oberfchnabel ift immer, je nach der Farbe des Öberfopfes (Scheitels), infofern derfelbe gezeichnet ift, oder eines Theiles deffelben hell oder dunkel, oder mit einem hellen oder dunfeln Flek gezeichnet, der Unterfchnabel entgegengefest, dunkel oder hell. Die Farbe der Wägel. Sie ift derjenigen des Schnabels gleich und richtet fi nad der Grundfarbe des Befteders. Schwarze Nägel bei heller Grundfarbe find im Allgemeinen, fledige Nägel überall ein Fehler. o Die gewöhnlichen Federzierden des Kopfes find: a) Die Spishaube. Ste foll tief und richtig in der Mitte des Makens fiten, und bohrerartig gedreht, garız fpits zulaufen. b) Die Querhaube, Krone. Sie muß voll, gleihmäßig ftarf, die Federn nad vorn übergebogen fein und mehr als die Hälfte eines Kreifes um den Hinterkopf bilden. Die Federzierden des Beines find: a) Die Hofen. Sie werden gebildet aus den äußeren Seitenfedern des (Unter-) Schenfels bis ans mittlere Beingelenf. je voller diefe Bekleidung ift und je länger die Federn feitwärts nach hinten überftehen, dejto fchöner. b) Die Strümpfe. Es jind diefes Furze Federn, womit der Lauf vorn und auf den Seiten bis auf die Sehen herunter (diefe jedoch unbeftedert) dicht befleidet find. c) Die Katjchen. Sie beitehen aus Fleineren und größeren Federn, welche den Kauf und die Schen, mit Ausnahme des Hintern Theiles des erfteren, jo wie der inneren und hinteren Sehe, (Daum) welche letteren nur fchwach befiedert find, die Bauptrichtung nad) außen, dicht bedefen. Die größeften Federn gehen von der Fußwurzel (Kauf) und der äußeren Sehe aus. Strümpfe, und namentlih Satjchen ohne Hofen, geben der Taube ein unfchönes Anfehen. ie Arten der Hanstunde, 2 I. Gruppe. Gemeine Tauben. Diefe Gruppe it die weitverzweigtefte und weitauseinandergehendfte der ganzen Familie der Haustauben. Sie richtig abzugrenzen ift Schwierig, da einzelne ihrer Repräfen- tanten die Uebergänge zu anderen Arten bilden und ihre Darietäten ineinandergreifen und fih verfchmelen. Die Derbreitungszone- diefer Gruppe ift das weftlihe Europa. In Franfreih und England find die einzelnen Unterarten feltener und werden von Deutjchland aus dahin erportirt. Der Kopf und die Schnabelform in Derbindung mit der Größe des ganzen Habitus ift der maßgebende Factor zur Beurtheilung der ganzen Abtheilung. Die mittlere Größe der einzelnen Nepräfentanten beträgt: Don der Schnabeljpise bis zur Stien 20 mm, bis zum Mundwinfel 25 mm, bis zur Augenmitte 55 mm, bis zum Genid 55 mm, bis zum Schwanzende 550—370 mm. Die Klafterweite beträgt 650—680 mm, der Ume- fang über Bruft und Flügel 250—270 mm. Das Bein, vom Knie bis zur Yagelfpige der großen Sehe gemefjen 120 mm. in diejer Abtheilung Fommen fowohl glattföpfige als ipit- und breithaubige, bejtrümpfte und belatihte Eremplare vor. EN 1. Die Gemeine Kleine bfane Taube. Col. livia communis Brm. Der in der Regel unbehaubte Kopf mit einem Theile des Haljes jind ajchblaugrau ge= dashiergrünoder purpur- violett, je nad) Brehung der Kichtftrahlen fchillert. Unter der Bruft und auf dem Rücken verfchwindet diefer metallifhe Glanz rafch und geht in einen blaugrauen Ton, lichter als der Kopf, über; aber auch diefer Ton wird nad) dem Ende des Runpfes färbt, mit einer Kinite, vom Genid ausgehend nad) dem oberen Theil des Haljes abfhliegend. Weiter nad) unten, gegen die Bruft, an diefer felbft, tjt zwar diefelbe Farbe noch vorhanden, aber die Srannen der Federn find wie mit einem metalli- zu inımer lichter, bis er fowohl am Bürzel, als am Steig mit Weiß ab- ihen Email überzogen, fchließt. Der Schwanz Kopf der Gemeinen Taube mit Breithaube (natürliche Größe). Kopf der Gemeinen Taube mit Spishaube (natürliche Größe) (Zeichnung von H. Diet, Frankfurt a/M.) felbft, nebft den Bürzel und Keilfedern unter dem Schwanz, nehmen mit einer jcharf abgegrenzten KZinie eine dunflere Färbung wieder an, etwa von gleichem Ton wie die farbe des Kopfes. Am Schwanzende felbit zieht fih ein fehwarzes, etwa daumenbreites Prät, Muftertauben-Buch. 6 42 Band quer über fämmtlihe Federn, fo daß hinter diefem Bande die blaue Farbe etwa 10 mm breit nochmals zum Dorfchein fommt. Die äußern Fahnen der zwei äußerften Schwanzfedern find von der Wurzel bis fur; vor dem Bande weiß. Die Flügel und Schulterdekfedern (Mantel) tragen allein den reinften blauen Ton, den man überhaupt an den Tauben findet. Bei den Schwungfedern zweiter Ordnung beginnt diefer Ton wieder dunkler, fhwärzer zu werden, bis er endlich, wenigftens an den Spiten der Schwungfedern erjter Ordnung, diefe Farbe beinahe erreiht. Quer über die Flügel, Furz vor den Schwingen erfter Orönung, laufen zwei dicht nebeneinander liegende, oben häufig zufammenhängende fchwarze Binden. Sie find gebildet von fehwarzen, ftumpfvieredigen FSlefen, welhe an den längjten Slügeldeckfedern und den Schwungfedern zweiter Brönung, furz vor deren Ende an der nach außen gerichteten Fahne fiten. Die Jris des Auges ift gelb, die Stirn mittelhoch, der dünne, feine, hornartige Schnabel ift 20—25 mm lang, feine Spite etwas gefrümmt, die weiße Nafenhaut etwas warzig, die Augenlidränder fleifchfarben, Füße und Schen nadt und Farminroth, die Krallen hornfarbig. Der Körper ift voll, der Hals furz, der Kopf Flein, Füße ftarf und furz, Flügel lang. Die Täubin ift etwas Fleiner als der Täuber, die Blanzfedern am Halfe find nicht fo umfangreich, der weiße Bürzelfleck am Unterrüden geringer und die Flügelbinden weniger intenfiv, das ganze Gefieder etwas grauer. Diefe Taube ift durchaus nicht fo häufig in reinen Eremplaren anzutreffen, wie vielfach angenommen wird. Sie ift fcheuen und Falten Temperaments, verwildert deshalb häufig und hält fi dann bei Schaaren ebenfalls verwilderter Tauben der verfchiedenften Arten auf. Diefer Umftand hat zu der falfhen Anficht geführt, diefe, meift in altem Bemäuer niftenden Tauben feien wilde Feldtauben, ein Bindeglied zwifchen der Feldtaube und der Baustaube. Müt diefen Proletariern hat die Fleine blaue Taube weiter nichts gemein, als die blaue Farbe. Die nächjften Dartetäten der Gemeinen Ffleinen blauen Taube find: a) Die Ohnftrichige, Hohlflügel- oder Hohltaube — C. oenina. Sie hat ihren Namen von der Aehnlichfeit mit der Farbe der wilden Hohltaube (C. oenas) und wird deshalb in manchen Gegenden auch wildblaue Taube genannt. Sie it etwas fchlanfer als die vorige und faft ohne jegliche Auszeichnung, mit Ausnahme des Schwanzes, durch deffen Ende ein 25 mm breites graublaues Querband läuft. Hohlflügel nennt man jte, weil fie Feine dem Auge bemerfbaren Flügelbinden hat, trotdem aber mit Shwarzen Binden verfehen ift, welche nur dann fichtbar werden, wenn man die Sage blauer Deffedern, welche die Binden verbergen, zurükichiebt. Wenn diefe Färbung auch Bei EN Hamburg. r, RICHTEI r. J V. ck u Dr u, © SI Litho AUBEN. T I IBUUNDIE C S DEoR AR N \ t). {e domestic: (S- 43 federfüßigen Tauben auftritt, fo Fann man eine folhe Taube doc nicht als nächte Darietät der Gemeinen Fleinen blauen Taube anfehen, fie muß dann vielmehr als eine Dartetät einer andern Stammform der Gemeinen Taube gelten. b) Gefhuppte, gehämmerte oder gefhieferte, hammerfclägige Tauben. Don den gefchuppten oder Farpfenfchuppigen Tauben find die beliebtejten: 1. Die Blaufhuppe. Der Körper ift rothgrau, der Mantel blau und fchwarzgefchuppt. 2. Die Brau= oder Nagelfhuppe. Der Oberleib ift fhwarzgrau, der Mantel fchwarz-roth-blau melirt, der Unterleib purpurgrau, der Schwanz afchblau mit dunklem Querbande, 3. Die Shwarzfhuppe, Sie ijt am Oberförper Schwarz und weiß gefchuppt, der Unterleib graufhwarz, nad dem Schwanze zu hellbraun. 4. Die Roth- oder Kupferfchuppe. Die Flügel find gewöhnlich blau oder grauroth und weiß gefchuppt. Der Unterleib it jchwarz oder fhwarsgrau, der Schwanz etwas dunkler als der Unterleib. Ale Shuppentauben find fehr dauerhafte, gutfeldende und fruchtbare Tauben von hübfhem Anfehen. Die gehämmerte oder hammerfchlägige Taube hat eine leicht blaugrau oder afhgraue Grundfarbe, die mit fchwarzblauen Flefen oder Tupfen verfehen if. Alan nennt fie hammerfchlägig, weil diefe Fleken das Ausfehen derer haben, die man mit einem Hammer auf Faltes Eifenbleh fchlagen fan. Die Querbinden find nicht fo rein, als bei der lihtblaugrauen, dafür aber breiter und ganz auslaufend. c) Kleine lerhenfarbige Tauben. Diefe Tauben ftreifen in ihrer Erfcheinung wie in ihrer Derbreitungszone (oberes Donaugebiet) an den Bimpel. Die Färbung ift eine Mifchfarbe zwifchen gelb- und blau- gehämmert, eigentlih fahlgehämmert. Das Charakteriftifche diefer Färbung ift der ins Gelbe übergegangene Metallihimmer der Bruft. Diefer muß vorhanden fein, wenn die Taube „gelerht“ heißen foll, trogdem die Flügekeichnung eigentlich zu dem Yamen Der- anlaffung gegeben hat. Das übrige Gefieder variirt von ganz hellen bis zu recht dunklen 6* ee ajchgrauen Tönen. Bei der helleren Färbung findet fi immer eine größere Derbreitung des gelben Lüftre über die Bruft. Es Fommt fogar vor, daß bei hellen, ftarf gelbbruftigen Tauben die gelerchte Zeichnung der Flügeldekfen verfhwindet und in filberfahle Färbung mit dunflen Streichen übergeht. d) Shimmelige Tauben und Scheden. Die Decfedern der Flügel und Schultern der fchimmeligen Taube find fhwarz, blau und weiß dur einander gemifcht, gleich der Farbe eines noch nicht zu alten Schimmel pferdes. Die Bruft ift olwengrün glänzend, der übrige Körper purpur fchieferfarben. Auf jedem Flügel find zwei fhwarze Querbinden, und ein gleiches, breites Querband am Ende des Schwanges. Bei den allgemein befannten gefcheften Tauben liegt ein Grund zur eingehenden Befprehung nicht vor. 2. Die Fledt- oder Scloßfauße — C. pruinosa. Sie ift etwas größer, hauptfächlich geftredter als die Fleine blaue Taube, glattföpfig und glattfüßig wie diefe. In blauer und filberfahler Färbung zeichnet fte fi aus dur die Helle und Klarheit diefes Farbentons, der beinahe den der Eistaube erreicht, dabei find die Striche jchmal und intenfiv fhwarz. Die Schwingen find fchiefergrau, an den Außen- fahnen fchwad) blaugrau bepudert, Schnabel und Krallen dunfelhornfarbig, Jris orangegelb. Die Taube ift felten und wird nur im Wupperthal gefunden. 3. Die Eisfanbe — C. farinosa. Das charafteriftiihe Mlerfmal der Eistauben — fie Fommen in fünf Darietäten vor — ift die Farbe. Dieje befteht in dem zarteften und lichteften Blau, das bei den Haustauben überhaupt vorfommt. Sie erjcheint wie ein blauer Gegenftand, der jtarf mit Reif überzogen ift, wodurd der Ton gedämpft, zart aber doch Flar bleibt. Dabei ift der Metallglanz des Halfes, die dunkle Farbe der Schwingen und des Schwanzes gefhwunden und hat der Hals nur noch einen fhwachen apfelgrünen Schimmer. Schwanz und Schwingen haben eine mehr bläuliche Färbung angenommen. Dielfah ift die Anficht vertreten, das Gefieder der Eistaube färbe ab, weil, wenn man mit einem dunfelfarbigen wollenen Tuche darüber reibt, dtejes weißitaubig wird. Diefer Staub ift aber Feine abgeriebene farbe, jondern vertrocnete Fetttheile, welche die Taube mit dem Schnabel aus den Steißdrüfen drückt und beim Pusen zwifchen die Federn ftreiht, wo fie fih nad und nad in Staub verwandeln. Auf diefe Weife färben mehr oder weniger alle Tauben ab. Der glatte Kopf ijt verhältnigmäßig groß, der Schnabel Fräftig, hornfarbig und weiß bepudert. Die Augen MEGESCHUPBPRTE EIS- ODER PORZELLANTAUR badar DIE EISTAUBE — €. farinosa. Lithogr. u. Druck v. J. F. RICHTER, Hamburg. KOBURGER LERCHENFARBIGE TAUBEN. (€. coburgensis.) re sollen, entgegen der Hegel der blauen Farbe, fchwarz fein, doch darf man, fo lange die richtige Färbung des Befteders noch vorhanden, Fein zu großes Gewicht auf die Farbe der Augen legen, da, bei in Farbe und Zeichnung muftergiltigen Eremplaren, häufig aud) gelbe Augen vorfommen. Die weißen Striche über den Flügeln jollen fein und fchmal, dabei noch gefäumt fein, jo daß die weiße Farbe nach den Enden der Federn zu mit einem ganz feinen fehwarzen Striche nochmals abgegrenzt wird. Am Ende des Schwanzes, deffen beide Effedern weiß gefäumt find, läuft ein daumenbreites fchwarzes Querband. Die belatfchten Füße find Furz, die Krallen fhwarz. Die Eistaube ift Scheu und Falten Temperaments und widerftrebt der Swangspaarung oft aufs Hartnädigite. Die befanntefte Darietät der Eistaube ift 4. Die weißgefhuppte Eistaube (Porzellantanbe) — C. badia. Wie bei der Eistaube die weißen Striche Schwarz eingefaßt find, jo müfjen es bei diefer Taube auch die weißen Schuppen fein. Ferner dürfen fich die Schuppen nicht nur auf die größeren Flügeldeffedern befchränfen, jondern fie müffen fich bis auf die Fleinften Federn des ganzen Flügels, außer den Schwingen, ja fogar auf die Schulterdecen erftrecen. Diefe Heihnung ift in ihrer ganzen Dollfommenheit zweifelsohne die fchönfte, die bei der ganzen Gattung der Haustauben vorkommt. Außer diefer Darietät gibt es noch: Eis- tauben mit fhwarzen Streichen, glattföpfig oder breit gehaubt, — hohlflügelige, glatt oder gehaubt, — weißgejtreifte, glattföpfig, — weißbläfjige mit jchwarzen oder weißen Strichen, breit gehaubt. Eine ganz nahe Derwandte der Eistaube ift 5. Die 2Xondfaube — C. Helvetiae. Sie führt ihren Wamen von der auf der Bruft befindlichen, einen Halbmond bildenden Zeichnung, und Fonmt in zwei färbungen vor, gelblih und bräunlich roth. Der Kopf ift glatt, das Auge nebjt Sid, Schnabel und Krallen find hell, das Bein ift ftarf belatiht, die Schwingen reichen bis 20 mm vom Schwanzende. Das Befteder ift atlas- weiß, ins lilhgelbe, Röthlihe oder Silberfarbige fpielend, je heller und gleihmäßiger am ganzen Körper, dejto fchöner. Die gleiche Farbe wie der Halbmond haben die feinen jhmalen $lügelbinden, ein daumenbreites Querband, jedoch heller als die Flügelbinden, befindet jich oft bei den dunkleren Müancen am Schwanzende. 6. Die Coburger Lerdienfaube — C. Coburgensis. Es ift dies eine fchön gebaute, ftattlihe Taube, aber größer und ftärfer als die Bemeine blaue Tanbe. Der Kopf ift lang und fchmal mit mittelhoher Stirn, glatt oder 46 jpitgehaubt, Nafenhaut und Augenringe find ziemlich entwicelt, der Schnabel etwas länger und breiter wie bei der Feldtaube (aber mit dem Kopfe eine grade Linie bildend) und gelblich fleifchfarbig; die Füße find von ziemlicher Höhe und Stärfe und unbefiedert. Die Taube ift eine Färbungsart der gradfchnäbligen Deutfchen Bagdette und fte hat das Ausjehen, als ob fie von einer Ginipel- und von einer Orientalifhen Taube abjtamme, und conftant geworden wäre; fo ift au ihr Gefieder fahl mattgrau oder bronzefarben, in fehr dunfler Anlage nah oben; auf der etwas breiten Bruft beginnt 25 mm unterm Schnabel eine fchöne ins Gelbe übergegangene Mondzeichnung, weldhe fi) nach den Füßen hin ausbreitet und allmälig ins Graue übergeht. (Die dunflere Darietät nennt man Kohllerchen.) Der Kopf ift sraufahl, die Flügel- und Schulterfarbe perlgrau, auf jeder Feder mit einem feinen dreiecigen, röthlichbraunen, dunfelbraunen oder fchwarzen Sleden verjehen (gehämmert), eine Heichnung, die in der YMähe betrachtet, außerordentlich fein und fauber erfhheint Die faft das Schwanzende erreichenden Schwingen find mattgrau gehalten, die dunklen $lügel- binden find rein und regelmäßig abgefest. Ihre Derbreitungszone erjtredt fi über ganz Thüringen und dem obern Mlaingebiet. Eine Subvarietät der Coburger Kerche ift die HKürnberger Serchentaube. Sie unterfcheidet ji) von erjterer dadurd, daß fie einen Fräftig gelben Kopf, Hals und ebenfo gefärbte Bruft hat. Die Grund- und Zeihnungsfarbe ift heller und die Schwingen jind faft weiß. Das Gelb muß jehr Shön und feurig fein und es darf felbjt an der Stelle, wo das Ohr fitt, Feinen grauen Flef zeigen. Die übrige Grundfarbe der Taube, welche mit Ausnahme des Schwanzes ein fehr zartes bräunlihes Grau ift, muß fehr hell fein und fich dem Weiß nähern. Auch die Zeichnungsfarbe der Flügel, welche jtärfer, aber von gleihem Ton wie die Grundfarbe ift, foll mild und nicht zu dunkel fein. Je heller diefe Farben find, um jo heller ift aud) das Auge und meijt gelb; der fchmale Augenring ijt hellfleifchfarben, ebenjo der Schnabel, die Füße find lebhaft roth. 7. Die Gimpeltauße — C. Illyrica. Die Gimpeltauben in ihren verfchiedenen Darietäten gehören unftreitig zu den jchönften der „Bemeinen Tauben“ und jte ftehen vielen Farbentauben in nichts nad, ja übertreffen manche in Bezug auf Glanz und Farbe des Gefteders bedeutend. Das PDaterland diefer jo eigenartig gefärbten, in Deutfchland feit ungefähr 60 Jahren befannten Taube ift bisher unbefannt geblieben, obgleihh der bedeutendfte Taubenfenner Englands, Tegetmayer, in feinem beachtenswerthen, für Deutfhe Züchter allerdings nicht immer maßgebenden Werke The pigeons«, Rußland als folches bezeichnet, worauf audy die Englifhe Benennung RICHTER, Hamburg. F. J- Druck v. Lithogr. u. MPEEFAUBEN. I G (€. Jllyrica.) SEE «Archangels« hinzudeuten fcheint. Die heutige Derbreitungszone ift das füdöftlihe Europa, Ungarn, Dalmatien, Sllyrien. Den Namen führt die Taube von ihrer Aehnlichfeit in der Färbung mit dem Gimpel, Dompfaff (Pyrrhula vulgaris europaea), Als harakteriftifches AMlerfmal aller Gimpel- tauben gilt die roth oder gelb gefärbte Bruft nebft Kopf, Hals und Bauch, dtefer bis zum After. Diefe Theile variren nur in den zwei angegebenen Farben, welche eigentlih nur als eine anzufehen find. Alle übrigen Theile dagegen varitren in fämmtlichen von der blauen Farbe ausgehenden und ihren Gefezen unterliegenden Abftufungen. Die Gimpeltaube hat die Größe des gewöhnlichen Feldfliegers und deffen ganze Haltung, fie ift jedoch gedrungener und rundlicher in ihrer Form, fowie träger und fchwer- fälliger im fluge. Der etwas eingezogene, fchön geformte Kopf ift in der Negel mit einer Spishaube verjehen, es fonmen jedoch auch breithaubige, doppelhaubige und glatte Eremplare vor. Den Breithauben fehlt meift die nöthige Dichtigfeit und vor Allem die fogenannten Müden, der aus einigen nad) vorn, auf- und abwärts gerichteten Federchen beftehende rofettenartige Abfhlug der Haube nächft den Augen. Die Spitshaube vermag daher, wie die Engländer meinen, einen Ausfhlag bei Beurtheilung der Taube nicht zu geben. Der 20 mm lange, fpit zulaufende, an der Bafis etwas eingedrücte, nahe der Spibe erhöhte Schnabel ift entweder hell oder dunfelhornfarbig, das ziemlich große Auge feurig, der Augenring orange, die Lidränder fleifchfarben, die unbefiederten Füße lebhaft roth, die Krallen hornfarbig, das Gefieder voll und dicht. Der Kopf, Hals bis zum ÜOberrücen, die Bruft und der Unterleib incl. der Schenfel erfcheinen auf den erften Bli Fupferbraunroth, oder zimmetgelb oder blutroth, metallfhimmernd, alle Körpertheile gleihmäßig gefärbt. Der Ober- und Unterrüden und die Flügel find entweder fhwarz, jede Feder mit einer grün, jtahlblau und metallglänzenden Einfaffung, die Schwingen etwas matter, der Schwanz ift [hwarzgrau und am Ende mit einem zwei finger breiten Querbande verfehen. Die Bimpeltaube trägt in der Jugend ein blaugraues Kleid, das fie au im Alter behält, nur mit dem Unterfchiede, daß fi nad der Maufer die Oberfläche der Federn mit einem ganz außerordentlichen Mletallglanz überzieht. Diefer Glanz nimmt am Kopf, Hals und auf der Bruft einen gelben oder rothen Schimmer, auf den Flügeln, dem Rüden und Schwanz einen broncegrünen Schiller an. je glänzender die Taube ift, defto fehöner ift aud die Färbung, fehlt es aber an Glanz, fo fehlt es audy immer an Färbung. Häufig fommt es vor, daß der rothe und gelbe Mletallglanz auf den Federfpisen etwas fnapp angefest it, wodurd der graublaue Flaum zwifchen den einzelnen Federn, da diefer von den jeweilig höherftehenden Federn nicht überdedt wird , zum Dorfchein Fonmt; durch diefe Erfcheinung verliert die Taube bedeutend an Schönheit. Die Gimpel ift zart und von fhwäcdlicher Conftitution, dabei aber gut in der Dermehrung, doch fällt mitunter die Hahzudt faft werthlos aus. Yadh der Dies’fchen Llaffification zerfällt die Familie der Gimpeltauben in folgende Darietäten: fchwarze Gimpel, — blaue Gimpel mit fhwarzen Strihen, — blaue Hohl- flügel, —- blaue fhwarzgefhuppte Gimpel, — blaue Gimpel mit weißen Strichen, — blaue und fhwarze Gimpel mit weißen Schwingen, — blaue und fchwarze Gimpel mit weißen Schwingen und weißer Kopfplatte, — rothfahle und gelbfahle (Spiegelginipel). $. Die Elbe oder HSchweizerfauße — C. Helvetiae. Die Elbe ift eine, entweder fehr helle gelb- oder fehr helle rothfahle Taube, bei welcher der Metallglanz der Bruft, die Striche und Schwanzbinde nocd) einigermaßen dunfel geblieben find. In erfterem Falle, wenn die Taube gelbfahl ift, wird diefe Färbung audy mit „mehlig” bezeichnet. Derfhwinden bei diefer die Strihe auf den Flügen, wird fie ohn- ftrihig — hohl —, fo führt die Taube den Hamen „Boldelbe”. Die glatten Beine unterfcheiden fte hauptfählih von der Miondtaube; auch ift der von dem Mletallglanz gebildete Halbnıond der Bruft viel größer und mehr nad) hinten verbreitet, als derjenige der Mondtaube. 9. Die farbenbruftige Taube — C. pectoralis. Die Brufttaube ift von gleicher Größe, Haltung und Charafter-Eigenfhaften wie der Gimpel, beide häufig fpishaubig und inmer glattbeinig, beide haben feurige, orangegelbe Augen. Der einzige Unterfchied ift, daß bei der Brufttaube die Farbe nicht wie beim Bimpel bis zum After geht, fondern amı Unterleibe aufhört, wo fie mit einer f&harfen Linie abjchneiden muß. Die Hauptfarbe des Gefteders ift weiß; gefärbt ift der ganze Hopf, Hals und Bruft, rundum gegen den weißen Rumpf fcharf begrenzt. Hauptjächlicdh wird darauf gefehen, daß der Hopf in gefättigter Farbe erfcheint und fih im Hacken Feine weiße federn zeigen. Sie Fommt hauptfählih in gelb und fhwarz, feltener in roth (als Seichenfarbe), niemals in blau vor, ebenfowenig breitgehaubt und mit Federfüßen. 10. Die Staarhalstaube — C. sturnicollis. Diefe hübfche Taube ift weit verbreitet und befonders bei den Kandleuten beliebt wegen thres guten Feldens. Am häufisften Fommt fie in Württemberg, Sranfen, Öberhefjfen und Thüringen vor. Der Staarhals hat einen glatten Kopf (in Württemberg verlangt man ihn breitgehaubt), müttelhohe Stirn, der Schnabel ift Fräftig und nebjt dem Yuge der RE P Lithogr. STAARHALSTAUBEN. (C. sturnicollis.) u. Druck v. J. F. RicHTER, Hamburg. Treuen Grundfarbe des Gefieders entfprechend, exfterer fchwarz, diefes feurig rothgelb. Die niedrigen, ftarfen Beine find glatt, häufig mit Strümpfen verfehen. Sie treten alle meift in fchwarzre Farbe auf, felten in blau, jowie in gelb und roth. Das glattanliegende Gefieder ift tief atlasihwarz, purpur mietallglänzend, mit einem fingerbreiten, 4—6 cm langen, die beiden Spisen nad oben gerichteten, weißen, in der Mitte niht gefpaltenen Halbmond vor der Bruft. Mit diefer Heichnung find weiße Striche immer verbunden. je jchmäler Halb- mond und Flügelbinden, dejto werthvoller ift die Taube. Sm Jugendfleide find die Striche . und die Bruft noch roth gefärbt und werden nad dem erjten Federwechfel erjt weiß. Die Bruft aber wird bei jedem Federwechfel weißer, jo daß bei recht alten Tauben die eigentliche melirte Färbung gefhwunden und einer ganz weißen Plas gemadt hat. Außer dem gewöhnlihen Staarhals in fhwarz und blau laffen fi) folgende Darie- täten unterjcheiden: a) Der gefhuppte Staarhals, die Silberfhuppe, Shwabentaube. Der Schnabel ift hornfarbig, das Auge, je nad) der vorherrfchenden fchwarzen oder weißen Farbe des Gefieders, gelb mit Örangeeinfaffung oder fchwarjgrau. Die Fußwurzel ift jhwarz befiedert, die Krallen find jhwarz. Kopf, Hals und Bruft (der erftere mit Aus- nahme der Bläffe) find mattfhwarz, taubenhaljig geftaart, d. h. der fchwarze Grund ift mit weißen, metalliih hellvoth und apfelgrün fchillernden Federftrichen gleihfam wie glaftrt, welhe, nah dem Unterhalfe immer zahlreicher und perliger werdend, vor der Bruft einen fingerbreiten emaillirten, in den genannten Farben fchillernden, halbmondförmigen Ringfragen formiren, defjen Spisen jih am Binterhals berühren. Die Decdfedern der Flügel, die Schulter- und Überrüdenfedern find an der Wurzel ihwarjgrau, an den Spigen, foweit fie nicht bedeckt find, fcharf abgejchnitten, weiß und sarız graugelblid gerändert, mit feinen fehwarzen Schäften. Diefe Theile erfcheinen dadurch wie mit Spisenfhmelz überzogen, dem Gefieder des Silberfafans ähnlich. Der Unterrüfen und Bauch find ebenfalls mattfhwarz, die großen Schwing- und Ruderfedern etwas dunkler, erftere Schön gefpiegelt, leßtere am Ende mit einem 21/e cm breiten Shwarzen Bande verfehen. Je feiner, zarter und fpigenartiger Flügel, Schultern und Rücken gezeichnet, je heller diefe Theile und je dunkler dagegen die übrigen find, um fo fchöner und werthvoller ift die Taube. Jene erfcheinen durch die Einfaffung der Federn zuweilen röthlih fleifchfarben. Se nad der helleren oder dunfleren YWüance der Flügeldefen, werden aucd die weißen, Ihwarz Fantirten Slügelbinden fichtbar. Prüt, MujtertaubensBuch. £ 90 b) Das Staarhalsbläßchen, Strid- oder Schnürbläßchen. Es unterfcheidet fih vom gewöhnlichen Staarhals nur durch die weiße Bläfje, Mufhelhaube und weiße Latfhen an den Füßen. Als Schönheitsregel gilt glänzend fchwarze Sarbe, rein weiße, fharf gefcittene Striche, in Bezug auf die Bruft, weder zu viel noch zu wenig Weiß. Befonders fhöne Subvarietäten find die blauen und filbergrauen Staar- halsbläßhen, doch find fie fehr felten. In gefchuppter Seichnung heißt die Taube Schwabenbläßchen. c) Der gemöndte Staarhals oder die Hohenzollerntaube. Die Zeichnung befteht in weißem Kopf, unterhalb der Augen abgefchnitten und mit einer fchmalen Haube begrenzt, weißen Schwingen, weißen Strichen und weißen Schwanze und geftaarter Bruft. Die Füße find unbefiedert. Sänmitlihe Staarhalstauben find äußerft fruchtbar und die einzige Rage, die in den fogenannten Hungermonaten beide Jungen mit dem nöthigen Futter zu verforgen weiß und groß zieht. 2: Staarhals, namentlich der glattfügige fhwarze, zeichnet fich befonders durch fleißiges Revieren aus, er beit alle Eigenfhaften einer vorzüglichen Feldtaube und dient gewöhnlich den andern Tauben beim felden als Führer, obgleich er fih am liebften zu feines Gleichen hält. 11. Die Weißfhwänze, Weißfhnippen, Bläßden — C. albifrons. Das harafteriftifche Wlerfmal diefer Tauben befteht in dem weißen Schwanze und einer von der Nafenwurzel ausgehenden Schnippe. Die Grundfarbe des übrigen Befteders, fowie die Federzierde des Kopfes und der Füße find variabel. Als allgemeine Eigenfhaft fänmtlicher Farbentöne gilt, daß fie ganz außerordentlich tief, voll, metallifdh glänzend auftreten. Es fonımt vor: Schwarz, Roth, Gelb, Blau, letteres wieder in allen der blauen farbe eigenen Heichnungen, als fchwarzgeftricht und gefchuppt, weißgeftriht und gefchuppt, Schwarz mit weißen Strichen und mit weißen Schuppen. Die intereffantefte Färbung hat die „Kupferjchnippe” oder der „Fupferflügelige Weißfhwanz“. Die Grundfarbe des Gefteders ift tiefes Blaufhwarz, mit ftarfem metallifhen Blanze. Die Flügeldeten allein find rothbraun-Ffupferfarbig. Ueber die Schönheitsregel der weißen Schnippe auf der Kafen- wurzel jind die Anfichten getheilt. Während die Einen ein etwas längeres, fchmales Bändchen, regelmäßig über die Stirn laufend verlangen, begnügen jich Andere mit einem Fleineren fynimetrifchen Flefchen von der Größe einer Erbfe, deshalb au „Erbsfchnippe” en, Die Heihnung Fann jedoh nur als richtig betrachtet werden, wenn fie eine gelmäßige, fcharfbegrenzte Form, etwa von der Größe einer Fleinen Kinfe bildet. N a Bey ER Ne art Lithogr. und Druck der Verlagsanstalt und Druckerei A.-G. (vormals J. F. Richter) in Hamburg. WEISSBINDIGE UND KUPFERFLÜGELIGE BLÄSCHEN. (& albifrons ) es ee ug N IN Lithogr. und Druck der Verlagsanstalt und Druckerei A.-G. (vormals J. F. Richter) in Hamburg. PEAERFENTAUBE. (C. pileata.) Außer dem „Bemeinen Bläßchen” unterfcheidet man folgende Darietäten: \. Das weißbindige Bläßcdhen in fchwarzer oder blauer Grundfarbe mit weißer Schnippe, weißem Schwanze und weißen oder jchwarz eingefaßten Flügelbinden. 2. Das weißfhuppige Bläßchen. Diefe Darietät hat außer der weißen Schnippe und dem weißen Schwanze auf der jhwarzen Grundfarbe weißgefhuppte Flügeldecfen mit weißen Flügelbinden; die von blauer Grundfarbe haben jhwarze Binden. Die großen Schwungfedern der Ichwarzgrundigen Darietät find jchwar; mit gelblihweißen Spigen, ebenfo haben auch die Flügeldeckfedern theilweife einen gelblichen Anflug. 5. Das Fupferflügelige Bläßhen it eine der wenigen dreifarbigen Tauben und unbedingt das fchönfte ihrer Sippe. Die Grundfarbe ift dunkel, im Jugendfleide Schwarz graubraun, erft mit der Maufer färben fich die entjprechenden Körpertheile Fupferroth und dann nimmt das Gefieder einen außerordentlichen Metallglanz an. Der Hals und die Bruft find olivengrün glänzend, die Deckfedern der Schultern und Flügel dunfelfupferroth, mietallglänzend, der Unterleib vor der Bruft hell- ajchgrau. Flügelbinden fehlen. Die Hauptverbreitungszonen diefer Tauben find Württemberg für die gehaubten, glattfügigen, und Thüringen für die glattföpfigen, federfüßigen. 12. Die Blaß- oder Pfaffentanbe — C. pileata. Der Kopf diefer mit großer Dorliebe gezüchteten Taube ift breitgehaubt, und bildet feine Federzierde eine fogenannte Kronen- oder Mufchelhaube, die Stirn ift breit, das Auge, der Grundfarbe des Befteders entfprechend, hell oder dunkles Gelb, die Füße find fowohl glatt, als bejtrumpft und belatfcht, ebenfo Fommen doppelfuppige Eremplare vor. Der Öberjhnabel muß immer weiß, der Unterfchnabel bei blauer und fhwarzer Grundfarbe - dunfel, hornfarbig fein. Die Pfaffenzeihnung wird charakterifirt durch den weißen Über- Eopf, Dlatte, auf beliebig gefärbtem Grundgefieder. Die Scheidelinie beider Karben geht in der Derlängerung der Schnabelfpalte, mitten durch das Auge und fchließt rund um den Hinterfopf ab. Wir finden diefe Zeichnung auf allen Brundfarben,; die Schwarz, Roth- und Belbpfaffen find die beliebteften, letstere jedoch find weichlih und züchten fchleht. Bei Blau treffen wir alle Zeichnungen, denen die blaue Farbe unterworfen ift, wieder an, ohne [ ‘ © i0] Striche (hohl), mit fhwarzen Strichen und fchwarz gefhuppt, mit weißen Strichen und weiß sefhuppt. Aucd auf fhwarzer Grundfarbe Fommen weiße Strihe und weiße Schuppen vor, bei rother und gelber Grundfarbe wohl au weiße Striche, aber bei nur fehr mangel- hafter Färbung des Brundgefteders. Sonft aber zeichnen fi die Tauben grade durch die Tiefe ihrer Farben fehr vortheilhaft aus. Diele Kiebhaber verlangen einen runden, erbfen- großen, der Grundfarbe entjprechenden Fled auf jeder Seite zwifchen Schnabel und Auge „Röschen“ oder „Nlücen“ genannt. Ein entjchiedener Fehler aber ijt es, wenn das Weiße des Scheitels unter dem Auge fortgeht, audy dürfen die den Scheitel begrenzenden nn der Haube nicht weiß, fondern ihre Färbung muß durchaus gleihmäßig fein. Die eigentliche Heimath der Bläßtauben ift ganz Süddeutfhland mit Einfhlug Deutich- fe eichs. 13. Die Weißköpfe oder Mäuferfauben — C. albiceps. Wenn zu der vorjtehend befchriebenen Seichnung der weißen Kopfplatte aucdy noch ein weißer Schwanz Fonmt, fo führt eine derartig gezeichnete Taube den Namen „Weißfopf“ oder „Mäufertaube”. Aber audy, wenn ftatt des Schwanzes die Schwingen weiß find, wird die Taube fo bezeichnet. In der Grundfarbe gleichen diefe Tauben, und befonders die weißfhwänszigen, vollftändig den Bläffen. Es gibt fowohl folchye mit beftederten, als mit glatten Füßen; auch jchwarze mit geftaarter Bruft und weißen Strichen, jowie mit weiß gefchuppten Flügeldefen Fonmen vor. Der Kopf ijt fchön fymımetrifch abgejest, der Schwanz fanımt den oberen und unteren Deckfedern weiß. Diefe Heichnung ift übrigens nicht jehr feit, der Kopf ift oft unegal abgefeßt, und dann find auch die Lätfchchen unrein. Bei diefer Art bleibt daher fast ftets zu wünfchen übrig, die Blauen haben 3. 8. immer den Fehler einer großen Hahl blauer Tauben: vöthlihe Bruft, hellen Bauch und Unter- rücen, oder zu breite Binden. Bei den fchwarzen, rothen oder gelben ift ein etwas ins Blaue fpielender Bauch ein öfter vorfonmiender Schönheitsfehler, der befonders beachtet und durch pafjende Sucht wohl vermieden werden follte. Befonders gefchäst ift der Schwarze und der rothe Weißfopf; lesterer zeigt an feinen Eremplaren ein fo eigenthümlich brennendes Roth, felbft am Bauche, unter den Flügeln und bis an die Spisen der Schwingen, wie es bei anderen Ragen nur höchjt felten gefunden wird. Ihre Heimath ift Thüringen und Dberheifen; in lesterer Gegend find fie glattfüßig und dort führen fie den Namen „Beine“ mit dem Sufas der Farbe „Rothreine”, „Schwarzreine“, wobei der Schwanz, nad) dortiger Kiebhaberei nicht ganz weiß fein darf, fondern auf jeder Seite die zwei äußeren Federn noch farbig fein müffen. Lithogr. und Druck der Verlagsanstalt und Druckerei A.-G. = (vormals J. F. Richter) in Hamburg.! WEISSKOPF- (MÄUSER-) TAUBE. (C. albiceps.) Lithogr. und Druck der Verlagsanstalt und Druckerei A.-G, (vormals J. F. Richter) in Hainburg. MONEEEWAU BE. (C. albicauda [monachus).) 14. Die Möndtanbe — C. albicauda (monachus). Sie unterscheidet ich von der Pfaffentaube nur dadurd), daß bei ihr nicht blos der Scheitel, fondern auch der ganze Kopf weiß ift, jedoch ift die Abfchnittslinie deffelben gegen den farbigen Hals nicht jo unumftöglich feftzuftellen, als bei der Bläßtaube, häufig seht jie zu weit nach unten oder ijt nicht fcharf oder nicht gleihmäßis auf beiden Seiten abgejchnitten. Die Gemeine Mönchtaube wird meift mit breiter Mufchelhaube gezüchtet, doch fommt fie häufig mit glatten Kopf vor, ebenfo in allen Grundfarben, mit fatter, tiefer Färbung und mit ftarfen weiten Hofen und Katjchen. Häufig finden fich bei allen Grund- farben weiße Strihe und bei Blau und Schwarz weiße Schuppen. Der Schnabel ift fleifchfarben, das Auge dunkel. In Bezug auf die weißen Schwingen gilt die allgemeine Regel, 9— 10 weiße Schwungfedern. 15. Die Sdild- oder Dedkeltaube — C. clypeata. Unter den Schildtauben gibt es verfchiedene Darietäten, glattföpfige mit und ohne Feder- füge, diefe von Strümpfchen bis zu Latfchen, fpits- und breithaubige, mit und ohne Feder- füge, ebenjo doppelfuppige. Die Blattfüßigen werden für die Stammrage gehalten. Das Auge ijt dunkel, Schnabel und Krallen fleifhfarbig, der Hals furz, Bruft und Oberrücken breit. Die Grundfarbe beider Darietäten ift weiß, nur die Flügel, mit Ausnahme von 8—10 Schwingen auf jeder Seite, die gleichfalls weiß fein müffen, nebft den Schulterdecken dürfen gefärbt fein. HSwifchen den Schulterdeken muß fich die weiße Farbe des Rücens in einer jchmalen Sinte durchziehen, jo daß die ganzen Schilde eine ovale Korn befommen und von beiden Seiten auf dem KRücden fi) beinahe berühren. An den Slügelfanten darf Feine weiße Feder fichtbar werden und die vier Daumenfedern müffen ebenfalls farbig fein. Es find demnah an dem ganzen. Flügel nur die 9 oder 10 Schwungfedern weiß wie auf umjtehender Weißfhwingenzeihnung. Die Seihnungsfarben find fhwarz, roth, gelb, blau. Diefe wiederum mit weißen Strihen, zum Theil mit weißen Schuppen. Die in Süöddeutfchland verbreitete Darietät, metjt glattfüßig und breitgehaubt, hat nie weiße Striche und ihre Farben find nie fo tief und voll, als die der in Thüringen, Sachfen, der Xaufit verbreiteten Darietäten, welche gewöhnlich entweder glattföpftg und belatfcht oder auch doppelfuppig und von intenfiver Färbung jind. 16. Die Flügel-, Schwalben- oder Feentanben — C. sterninae. Das Charafteriftiiche der Schwalbenzeichnung find die Flügel, während die Zeichnung des Kopfes variabel ift. Der ganze Körper ift bei diefer Zeichnung wie bei der Schildtaube 54 weiß, nur die Flügel find farbig, doch mit dem Unterjchiede, daß die Schulterdeckfedern und die Federgruppe des Öberarmes noc weiß, die großen Schwingen aber gefärbt find. Das Weiß der Schulterdedfedern und des Oberarmes bilden auf dem Kücen eine Herzform, die regelmäßig und mit jharfer Kinie an den Flügeln abjchneiden muß. Die Farben und Blauer Slügel mit weißen Schwingen. Zeichnung von H. Diet. Seichnungen der Flügel variiren in noch höherem Grade als bei den Schildtauben. Es fonmen die intenfivften, fatteften Farben vor, als fhwarz;, roth und gelb neben blau in allen Nüancen, blau und filberfahl, jowohl hohl wie mit dunklen Streichen, rothfahl und selbfahl, Terchengefchiefert, blaugefchuppt, alle Farben mit weißen Strichen und weißgefchuppt. Sie find über ganz Europa verbreitet und zerfallen in folgende Darietäten: a) Die Schlefifhen Slügeltauben. Der Kopf ift länglih und fein, die Stirn mittelhod, ziemlih tief hinten inı MNaden fit eine zierlih runde Miufchelhaube, der Hals ift furz und dünn, die Bruft breit und flach, der Schnabel dünn und gefchmeidig und 10 mm lang, der Augenftern dunfelbraun, die - Augenlidränder und Hauttheile um die Augen, gleih den Schnabelwinfeln, lebhaft roth [7] © gefärbt, mamentlih bet den dunkel befiederten. Die Schwingen reichen bis nahe ans Schwanzende, dte Furzen gefärbten und belatjchten Beine erfcheinen durch die ftarfen Höschen etwas gefrümmt, die Fußwurzel (dev Kauf) nebft den Sehen ift beftedert, beide zart. Das Öefieder ijt voll, etwas lofe, feidenartig weiß, die Seichnung diefer Taube eigenthünlid. Ber den Kätjichchen geht die Farbe zuweilen etwas höher hinauf, wird aber von den Höschen im GelenE bedekt und erfcheint dafelbjt wie abgefchnitten. Alle übrigen Körpertheile find weiß; Oberfhnabel und Krallen, je nad) der Seichenfarbe, dunkel, der Unterfchnabel jedoch) jtets weiß. Seltener und gefuchter find diejenigen Schwalben mit ganz weißem Schnabel. Der hintere Unterleib muß ebenfalls rein weiß, das weiße Herz auf dem Nücen groß und sut bedet, die Flügeldefen nur fchmal und die Querbinden weiß fein; die Unterflügel find itets ganz gefärbt. Die Haube darf nur aus weißen Federn beftehen, obgleich die fogenannten - gefutterten Hauben auch nicht fchleht ausiehen. Bei diefen find die vorderen Federreihen von der Farbe des Scheitels. Die Federn der Haube müffen jich jchön über den Hinterfopf legen; je größer die Haube, Hofen und Katfchen, je Fleiner die ganze Taube ift, dejto beffer, namentlih wenn dazu die dunklen Farben des Gefteders recht intenfiv find. Man findet diefe Darietät der Schwalbentaube auch glattföpfis, in neuerer Zeit aber auch doppelfuppig. Ihre Derbreitungszone ift Mähren und Schlefien. b) Böhmifhe oder Sähfifhe Slügeltauben, Shnippenfhwalben. Diefe Darietät unterfcheidet fih von erjterer nur durch ein, über der YTafenwurzel entjpringendes Iinfengroges Schnippchen, deffen Farbe der der Flügel entjpricht, jedoch fehr jvmmetrifh fein muß. Wir treffen bei diefer Darietät häufiger breithaubige Eremplare an, als bei den vorhergegangenen. Der bejte Bezussort diefer Tauben ift die Oberlaufis, die Quelle der gehaubten Schwalben mit weißen Binden und feinen Schnippen. Aus- ichlaggebend ijt bei diefen Tauben die Farbe des Schnabels und der Krallen. Bei ganz weißem Kopfe muß der Schnabel felbitverjtändlih weiß fein. Bei regelrechter Schnippe und jchwarz oder blauer Farbe foll der Oberfchnabel an der äußerften Spige ein nad hinten verlaufendes farbiges Fletchen zeigen. Theilweife weiße Krallen laffen auf weiße Federn in den Füßen fchliegen. Beide Darietäten zeichnen fich fehr vortheilhaft durch die Tiefe und Klarheit ihrer Farben, wie durch die NMlannigfaltigfeit ihrer Flügelzeihnungen aus. Die Schwarz und NRothflügel find von intenfiver Färbung, dabei treten weiße Strihe auf, jo rein weiß und fchmal wie bei wenigen anderen Tauben. Die Blauflügel find von reinftem Blau mit ebenfo feinen, weißen, fchwarzgefäumten Strichen. Die Weiß- ihuppflügel haben mit den Porzellantauben eine Slügeßeihnung, wie man fte ji jchöner Faum denfen Fann. Auch die Silberflügel, mit und ohne Striche, find von reinften, Flaren Ton. Hur Gelbflügel mit weißen Streichen find gewöhnlidy mangelhaft, fowohl in Reinheit der Striche, als in der Farbe der Schwingen. c) Dollplattige oder Mürnberger Shwalben. Schmalszfeen. Der wefentlichite Unterfchied nn diefer Darietät gegen die vorherbefchriebenen befteht in der Kopfzeihnung. Der ganze Scheitel — Überfopfplatte — muß mit der befannten Scheidelinie durch den Schnabel, gefärbt fein. Die Farbe des Schnabels joll der Farbe der Platte Alfo bei fhwarzer und blauer Platte darf nur die Spite des Oberfchnabels dunkel, bei rother oder gelber Platte muß der ganze Schnabel weiß fein. Ein weiterer Unterfchied waltet ob in Betreff der Flügel. Sie find zwar durch die Herzform ebenfo begrenzt, wie bei allen anderen Schwalben, aber auf den Flügeln felbft findet Feine weitere Heihnung ftatt. Wirklihe Schmaßfeen fommen nur vor in fchwarz, roth und gelb ohne jeglihe Steihbildung auf den Flügeln, diefe Farben find aber volljtändig wie mit Email überzogen, fo daß fie im Fichte fmaragdgrün, purpur und violett fchillern. Die Federfüße bejtehen nur in Strümpfchen, find aber immer der flügelfarbe entjprechend, felten unrein gefärbt. Die Kopfplatte foll mit fchöner Mufchelhaube abfchliegen. Die in ganz Bayern und Oberhefjen gebräuchlihe Bezeihnung: „Schmalfee” rührt von den diejer Darietät eigenen Schmaßfielen oder gelben Stiften her: Lentimeter lange Scheiden oder Kiele, oben gefchloffen und hohl, mit einer gelben, trodfenen Maffe, gleich Bel oder Wachs, gefüllt, zuweilen nebenbei aud) einen Fleinen Anfas zu einer Feder enthaltend, welche an der Spie der Scheide nur oben herausfieht, ohne aber fortzuwachen. Diefe Kiele ftehen und liegen in großer Anzahl an- und übereinander, gleich den Stacheln eines Jgels. Unter einer Schicht ausgebildeter Def- und Flaumfedern verborgen, teten fie fpis und troden in der Haut und bedecken die ganze MWeichengegend, die Oberjchenfel, die Seiten nach der Bruft und nach dem After, die Gegend un und unter denfelben. Einzelne der größeren Dedfedern der Unterflügel haben ebenfalls gelbe Füllung und die Dedfedern des Mittel und Unterrüdens, des Schwanzes, der Schenfel u. |. w. haben lange Scheiden, d. h. die Fahnen jind nicht völlig aus denfelben herausgewahfen und unten wie verfilit. An den unteren Slügelfnochen teen die Kiele in einer fetten, gelblihen Mlafje, womit jene bejest jind, was man fchon bei den Meftjungen deutlich fieht, wo jene Theile dicker und fleifhiger erfcheinen, als bei anderen Taubenragen. Die Körpertheile, welche fih fpäter mit gelben Stiften bedecen, bleiben bei den Jungen etwas länger Fahl, dann erjcheinen dünne, trodene, weiße Stoppeln (Kiele), welche ji) nicht oder nur einzeln öffnen, ohne daß die Fahne aus der Scheide herauswächlt und nad) einiger Zeit fich gelblich färben. Mac) der erften Maufer werden fie durch die etwas ftärferen gelben Stifte erfeßt. ur bei denjenigen Schwalben- 97 tauben, wo jich die oben befchriebene Federabnormität zeigt, hat das ganze Gefieder, insbejondere der jhwarzen Darietät, welche auch die beliebtefte ift, den tiefen Sammet, daher auh Sammetfee genannt. Bei diefen und nach ihnen bei den rothen finden fi jene Schmalzfiele am häufigften; weniger bei den gelben, blauen zc.; fie Fommen aber nur dann vor, wenn die Farbe der Taube glänzend, gefättigt, wie mit Mletallfhimmer überzogen it. In diefem Falle findet man fie bei allen Tauben, die in fatten, glänzenden Farben erjcheinen, jo bei den Orientalen, Maltefern und Huhnfchefen, Möovchen, Perrücden und Farbentauben. Diefe Federchen gelten in Süddeutfchland als Beweis der Aechtfarbigfeit und der reinen Rage, deshalb wird in jener Gegend von den Kiebhabern ein fo großes Gewicht darauf gelegt. d) Dollplattige Shwalben. Außer den Würnberger Schwalben gibt es noch eine große Anzahl anderer voll- plattiger, theils feder-, theils glattfüßiger, theils gehaubter und theils glattföpfiger Schwalben, die in den verfchiedenften Begenden verbreitet, ihre fpeciellen Kiebhaber aufweifen. Es finden fich darunter Eremplare, die den Schmalzfeen nur in Bezug auf Email der farbe nad)- ftehen. Auch fommen bei blauen flügeln weiße Striche vor, die jedoch weder fo jhön weiß, noch} fo fchön gefäumt find, als bei den eigentlichen Slügeltauben. Ferner Schwarzfchupp- und Kerchen- fowie Silberflügel, Ießtere mit und ohne Striche. 17. Die Scwingen- oder Stordfauße — C. remigalis. Diefe Taube ift am ganzen Körper weiß, nur die Schwingen und Strümpfchen oder Federfüße find gefärbt. In der Färbung der Schwingen liegt ihr charafteriftifches Merfmal. Diefe Seihnung foll fih auf fämmtlihe Federn des Handgelenfs und des Daumens erjtreden. Es follen demnach die 10 Federn auf jeder Seite gefärbt fein, wodurd der Slügel von unten gefehen wie mit einer farbigen Kante eingefaßt erfcheint. Die Färbung tritt jedoch nie fo intenfiv auf wie bei andern Farbentauben; in Blau fommt die Taube niemals vor. Es gibt fowohl gehaubte, als glattföpfige, mit und ohne Schnippe. In Bezug auf die form der Schnippe, die Färbung des Schnabels und der Federfüße, fowie ihrer Derbreitungszone, gilt alles das, was bei den Slügeltauben gefagt ift. 18. Die Maskentanbe oder Farbenfhnippe — C. maculata. Das harafteriftifhe Merkmal diefer Taube ift die mit der Mafenwurzel beginnende ‚särbung der Stirn, vergleihbar mit einer Halbmasfe, daher der Name „Masfentaube” oder wie bei den beiden vorhergehenden Arten „Schnippe” genannt. Der ganze Körper ift Prüß, Muftertauben-Buch. u 98 weiß, nur Stirnflef und Schwanz find gefärbt. Der Stirnfle® ift meift größer und regel- mäßiger geformt, als bei den Schwingen- und Flügeltauben und variirt von der Größe einer Erbfe bis zu einer Ausdehnung, die beinahe die ganze Kopfplatte einnimmt. Die Sarbe des Auges und des Schnabels ift der weißen Grundfarbe entjprechend und darf leßterer nur bei fhwarzer oder blauer Schnippe auf der Spite des Obertheils etwas gefärbt fein. Die am häufigften vorfommenden Farben jind jchwarz und voth, felten gelb und blau. Sie fommen fowohl mit breiter Haube als glattföpfig vor, ebenjo mit und ohne Federfüße. In erjterem Falle jind diefe nicht gefärbt. 19. Mofren- oder Farbenköpfe — C. coloriceps. Die Taube ift am ganzen Körper weiß, nur der Kopf und Schwanz find gefärbt. Der Kopf ift breit gehaubt, die Yris wechfelt zwifchen braun und gelb, das Bein ift unbe- ftedert, zumeilen beftrünpft, Schnabel und Krallen, je nadı der Seichenfarbe, dunkler oder heller. Die farbe muß mit einer jharfen, jymmetrifchen Kinie unter der Kehle, oder au etwas tiefer amı Halfe abjhliegen. Diefe Brenzlinie ift indeffen fehr veränderlih und finden jih Erenmplare von den verfchiedenften Dimenfionen. Im Allgemeinen liebt man in der Heimath diefer Tauben (Hefien, Württemberg und Franken) eine mittlere Ausdehnung, etwa 60 mm lang von Auge heruntergehend. Die Zeihnung fommt in allen Brundfarben vor und je nach derfelben heißt die Taube: Schwarz oder Miohrenfopf, Blaufopf, Gelbfopf. 20. Die Sabtanbe — C. galeata. Die Sastauben bilden mit den Nlohrenföpfen eine Sippe, denn fobald die farbe amı Halfe des Mohrenfopfes tiefer nach der Bruft hinunter geht, ijt eine Sastaube entjtanden. Diefe zerfallen wieder in mehrere Untervarietäten, von allen werden jedoch von den Kiebhabern folgende Schönheitsregeln verlangt: Die Taube foll eine ftarf entwidelte, etwas tief am Halfe herabgehende Mufchelhaube bejisen, die jedoch mit der Mähne des Schmalfaldener Miohrenfopfes nicht verwechjelt werden darf. Die Farbe am Kopfe und am Halfe muß von der Haube jharf begrenzt werden und darf weder farbe in der Haube jelbjt, noch hinter derjelben amı Halje auftreten, noch das Weiß vor der Haube fichtbar fein. Die farbe muß fi) über den vorderen Theil der Bruft fief herunterziehen und mit einer fcharfen, Ihön gefhwungenen Bogenlinie gegen die weiße Farbe des Rumpfes abfesen. Die farbe des Auges richtet jich nach der der Bruft. Bei jhwarzer Farbe tritt jedoch häufig eine Ausnahme der allgemeinen Regel ein, indenı das Auge dunkel gefärbt ift; ein Umftand, der von den Kiebhabern gejhäst wird. Als Untervarietäten find zwei Schläge anzufehen: mit gefärbtem Schwanze und ftarf befiederten Füßen, und mit weißen Schwanze und glatten Füßen. erben 21. Die Elftertanbe, Berkefrtflügel, Cyrolerfanbe — C. pica. Die Taube ift glattföpfig, hat weiße, ziemlich ftarfe Federfüße und ift von Fräftigem, gedrungenen Körperbau. Sie fommt in fchwarz, blau, roth und gelb vor. Die Farben find jatt, die Heichnung der Flügel und des Kopfes correct und in der Hachzucht conftant. - Der Körper ijt farbig, die Flügel find weiß, jedoch fo fchmal als möglich, damit auf dem Rüden der Sattel rund bleibt. Der Kopf ift weiß, ähnlich dem der Mlönchtaube, doc) ift hierauf ein farbiges Bläghen unerläßlih, Bauch, Füße nebft Lätfchchen find rein weiß bis zum Schwanz, dort jedoch fcharf abgegrenzt, ebenfo muß die gefärbte Bruft Scharf an den Beinen rund auslaufen. Durch ihre vielen Dorzüge machen fie fi befonders denjenigen Kiebhabern empfehlens- werth, die nur wenig Aufnerffanfeit ihrem Taubenboden fchenfen Fönnen, denn die Elfter- tauben find fehr fleißige Brüter, Aeser und deshalb für Furzfchnäbelige Ragen von Werth. SDUllyı Slügel mit Eljterzeichnung. Seichnung von B. Diet. \ Alle vorjtehend bejchriebenen Tauben Fönnen nur als Darietäten der Gemeinen Taube betrachtet werden, da jte Feinen Unterfchied in ihren Brößenverhältniffen, Kopf- und Schnabel- bildung, noch in ihren Charaftereigenthümlichfeiten untereinander zeigen. Für alle find die für die Gemeine Taube angegebenen Normalmaße geltend. Der einzige Unterfchied zwifchen den Darietäten liegt nur in der Derfchiedenartigfeit der Zeichnung der einzelnen Federgruppe. 60 22. Die Gemeine große blaue Taube — C. livia agrestis. Diefe Taube Fanıı als ein Kreuzungs-Product der Fleinen blauen Taube betrachtet werden, denn fie unterfcheidet fich von legterer hauptfächlih nur durch ihre Größe. Sie mißt von der Schnabelfpise bis zur Stien........ ...... 22 mm non " „ zum Mundwintel........ 28 „ a Y eauca2fugenmittene 40. ,„ mm n sume@entde 60 ,„ de, n „ zum Scwanzende.. .400—420 „ Hlafterweiter: ee 720—750 ,„ YmianssüberBörer3rute er 500--310 „ Die Taube ift in dem ganzen Mlaingebiete ftarf verbreitet und findet ihre Derehrer haupt- fächlih unter den Sandleuten, welche ein befonderes Gewicht auf den Mangel der Striche, alfo auf ohnftrichig oder hohl legen, ebenfo auf die filberfahle Abart ohne Striche, Beide Karbentöne finden fi fehr Flar und rein vor, was hauptfählich berüdfichtist wird. Als Kopfzterde tft die breite Haube beliebt, trogdem findet fie fi nicht fehr häufig, weil wieder andere Liebhaber Feinen befonderen Werth darauf legen. Die Taube ift immer glattfüßig. Sehr häufig macht fi aber ein Einfluß fremden Blutes, theils von Kropftaube, metijt jedoh von Orientalen bemerflih, was fich durch das Auftreten eines ftärferen Schnabels mit aufgetriebener Hafenhaut, fowie durch ftarf entwidelten Ortsfinn äußert. Als mit diefer Taube verwandt und aus einer Stanımform mit ihr entjproffen find: 23. Die Hyazinth- und Bictoria-Lauben — C. hyacinthina et C. Victoriae. Beide find gleichfalls blaue Tauben von etwas hellerem oder dunkflerem Ton, mit jtärferem oder fchwächeren Mietallglanz. Sie unterfcheiden fi) gegenfeitig nur durch den Grad ihrer SHeihnung, beziehungsweife Färbung. Sie find deshalb als eine einzige Darietät zu betrachten. Don der Bemeinen großen blauen Taube unterfcheiden fie fi) aber nur durch die Heichnung; im Körperbau find fie ihr vollftändig gleih. Die Zeichnung der Hyazinth-Tauben ift diefelbe wie bei der weißgefchuppten Eistaube und dem Schwaben. Es ift ein Auslaufen der weißen Striche in Schuppen und ein Derfchwimmen der letteren, .wo- durch jener fchon erwähnte Swifchenton von Noftgelb oder Fleifchfarbe mehr oder weniger zum Dorfchein Fommt. Je nachdem die Taube heller oder dunkler in dem Ton des Brund- gefteders ift, wird auch mehr oder weniger MDeiß, besiehungsweife Sleifhfarbe erfcheinen. Wir jehen demnach diefe Tauben in den mannigfachften Stadien der Seichnung und Fär- bung, ebenjfo wie beim Schwaben. Sur Beurtheilung der Schönheit Fönnen deshalb die für alle Schuppenzeihnung allgemein gültigen Regeln dienen, nämlich, daß die auftretenden Lithogr. u. Druck v. J. F. RicurEr, Hamburg. POIENISECINE E VGESIENEBENE (C. dom. agr. robuste Züchter: Herr VICTOR RÄHLER — Altheikendorf bei Kiel. of verfchiedenen Farben nicht vollftändig ineinander verfchwimmen dürfen, fondern, nocy deutlich von einander getrennt, fichtbar find. Ijn dem Grade, wie die Grundfarbe dunfler und die Seichnung des Schildes mehr oder weniger marfirt ift, oder wie der zwifchen Schwarz; und Weiß vermittelnde roftgelbe Ton jtärfer oder fchwächer hervortritt, hat man der Taube verfhiedene Tamen beigelegt, wovon die Franzofen vier erfunden haben. Die Farbe des Auges, des Schnabels und der Füße, die immer unbeftedert find, entjprehen den Regeln der blauen Sarbe. Als Derbreitungszone Fann das nördliche Franfreih, England und Belgien angefehen werden. 24. Die Polnifde Sudstaube — (Rys)- Die nur in der Umgegend Krafaus. heimifhe Suchhstaube ift nad) der Befchreibung des Profeffors I. B. von Roswadowsfy-Krafau, der diefe Rage zuerft in Deutfchland einführte, eine Yußtaube erften Ranges wie fie ihresgleichen nicht hat, denn fie übertrifft an reellee Körpergröße alle größeren Ragen, ift ein vorzüglicher Brüter, ausgezeichneter Felderer, troßt allen Unbilden der Witterung und fteht bezüglich der Mlaftfähigfeit und Schmadhaftigfeit ihres Fleifches gewiß obenan. Will man mit Erfolg Luchje züchten oder jie als Aeber gebrauchen, fo placire man fie paarweife in gewöhnliche Taubenfäften oder weife ihnen feparate Miftjtätten im Taubenfhlage an, in welhem nur große Ragen gezüchtet werden, denn die Kuchfe find fehr rauffüchtig. Beobachtet man diefe primitive Dorfichts maßregel, jo darf man bei gefunden Fräftigen Thieren auf eine zahlreiche Nachzucht rechnen, die fi durchichnittlih auf 5—6 Paare pr. Paar jtellt, d. h. 10 bis 14 Kilo Sleifc) von einem Hudtpaar. Der Befammteindruf diefer Taube erinnert ftarf an einen jchwach aufgeblafenen Ballonfröpfer. Die Taube ift fehr Furz, fteht fehr niedrig, hat eine fehr ftarfe, breite Bruft, auf weldher ein verhältnigmäßig Furzer, eingezogener Hals fist; Schwingen und . Schwanz find im Derhältniß zu den übrigen Körpertheilen Furz; der Kopf dagegen normal und von dem der Bemeinen Taube nur im Größenverhältnig abweichend. Der auffallendfte Srößenunterjchied gegenüber der Eleinen und großen blauen Taube liegt im Umfang des Rumpfes — 320 mm, der, nach 5. Dies „von nur wenigen andern Arten erreicht, von Feiner übertroffen wird“. Die Körpermaaße find folgende: von der Schnabelfpiße bis zur Stirn........ 2] mm non n ‚ zum Mundwintel. 27 „ ar n „ jur Augenmitte... 40 „ un % sum Beni: 60 , En m „ zum Schwanzende.. 580 Hlaftermette 2. na are Me 710 mm Umtane, übersdte Breuer 320, Der Kopf ift glatt, felten behaubt, behofte Eremplare Fommen nur ausnahmsweife vor, in der Regel find fie glattbeinig. In Bezug auf Farbe und Zeichnung gibt es fünf verfchiedene Schläge. Als Haupt- und Grundfarbe muß Blau und Schwarz angefehen werden; Roth und Gelb fommen nicht vor. Auf blauem einfarbigen Grunde erjcheinen fowohl weiße Strihe, als auch weiße Schuppen, ferner fchwarze Schuppen, deshalb wohl auch Schwarze Striche, diefe Schattirungen fämmtlih mit weißen Schwingen, theils ohne diefelben. Auf fhwarzem Grunde Fommen weiße Striche und weiße Schuppen, mit und ohne weiße Schwingen vor. Als eine befondere Sierde der Gefchuppten gilt ein ftarf fchillernder ins Schwarzblaue fpielender Kropf, der allerdings fchwer zu züchten, aber jchön von der lichten Farbe der Flügeldefen abiticht. Heben den gepanzerten ftehen die blauen und fhwarzen Kuchfe, ohne jegliche Mantel- zeichnung, aber ebenfalls weißbindig und weißfpießig, beide Darietäten etwas jhlanfer, als die obigen; felten von ganz intenfiver Färbung und meift mit etwas Weiß am Baud,, After und Bürzel, zumal die fchwarzen, bei denen häufig audy an den Deceln weiße Federn vorfommen, die jedoch nicht als Fehler gelten und in der Regel auch ziemlich mangelhafte Binden aufweifen. Die fhwarzgefhuppten Blauen follen jtärfer blafen als die übrigen Schläge. 25. Der Oefterreihifde Straffer — C. robusta. Diefe Taube ift ein Kreuzungsproduft der Florentiner und der Feldtaube und hat diefelbe Farbenzeihnung wie die Florentiner Taube. Kopf, Flügel und Schwanz jind gleichfarbig, weiß, gelb oder roth, in fchwar; und blau find fie felten, gefchuppt find letstere zweit Farben häufiger. Die Färbung des Kopfes Fan mehr oder weniger nach Bruft, Hals und Benid reihen, hauptfählich fieht man jedoh auf furze Flügel, d. h. auf die damit verbundene gedrungene breite und volle Figur. Es gibt audy langflügelige Strafjer, diefe find weiß gefärbt, nicht fo breit und weniger beliebt. In Größe des Rumpfes kommen fie den ftärfiten Coburger Lerchen fehr nahe, übertreffen diefe aber an Brujftbreite jehr merflih, find überhaupt von robuftem Baue und erfcheinen in Folge des Furzen Schwanzes nad weniger fchlanf denn diefe. Der Straffer ift ein umübertrefflicher Felderer, der mit der größten Emfigfeit felbjt bei ichlehten Wetter jih Futter fucht und dabei die beften Jungen züchtet. Diefe find fehr fleifhtg und majtfähig, namentlich befisen fie viel Bruftfleifh, das fich bei entjprechender Fütterung durch große Shmadhaftigfeit auszeichnet. Die ftattlihe Größe des Straffer ftellt ihn in erfter Reihe neben dem Polnifhen Luce; dazu. fommt feine Genügfamkeit, fein wenig mwählerifcher Appetit und feine hübfhe Seihnung. Die Hauptverbreitungszone diefer Rage ift Mähren und Unteröjterreich. Die doppelkuppigen Tauben. H. Dieß-Sranffurt a. MT. bat |. 5- in der von mir herausgegebenen Seitfchrift „Columbia“, Jahrgang 1879, Seite 254, eine Abhandlung über diefe Tauben ver- öffentlicht, der ich Folgendes entnehme. „Man ift gewöhnt, diefe Tauben als ein Kreuzungsproduct der Trommeltauben zu betrachten und gibt ihnen mitunter den Namen „Falfche Trommeltauben“. ch Fann mid) diefer Anficht nicht anfchliegen, fehe vielmehr die Taube, die fo viele charakteriftifche Aterf- male aufweift, als einen fejten, wahrfhemlih in Central-Afien entjtandenen Urtypus an. Die Taube hat zwar Fein charafteriftiihes Merkmal, das fie ausfchliegli befäße, denn weder Schnabelnelfe, Mtufchelhaube, noch Federfüße find ihr alleiniges Befisthum, aber die Derbindung diefer drei Dunfte bilden es. Sie fommen immer in Bemeinfhaft — zufamnıen vor. Außerdem treten tiefe, fatte Farben, die mannigfaltigjten Seichnungen und in allen Farben und Heichnungen weiße Striche auf. Dies Alles find Eigenfchaften, welche nicht dur Kreuzungs- und Fünftliche Derfuche erzielt werden, fondern fie find das Nefultat einer eminent langen Entwidlungsperiode.” „Dir finden bei den doppelfuppigen Tauben alle jene Zeichnungen in einem meift vollfommieneren Sujtande wieder, welchen wir bei den Bemeinen Tauben begegnen, es find dies die Pfaffen-, Mäufer- und Mönchzeihnung, fämmtlihe Schilözeihnungen und die farbenbrüftige Seihnung. Schwalben, die hin und wieder gefehen werden, halte ic) dagegen für einen Kreuzungsverfuh, da fie immer in jeder Beziehung mangelhaft find.” „Die jebige Derbreitungszone diefer Tauben ift Sachfen und die Laufis, doch zweifle ih durchaus nicht, daß fie in früheren Zeiten aus dem Innern Rußlands dahin importirt wurden. Als Grund hierfür gilt mir die Schnabelnelfe, deren Träger bei anderen Arten, als Trommler und Perrüde, denfelben Weg gemacht haben.” „Es Fann demnach für mich Fein Zweifel darüber bejtehen, daß die doppelfuppigen Tauben zu den Bemeinen Tauben gezählt werden müffen. Damit ift jedoch noch nicht gejagt, daß, wenn die Taube 3. B. in Mönch- oder Schildzeichnung auftritt, fie mit anderen Tauben, die diefelben Zeichnungen tragen, identifch fein müffe. Ich glaube vielmehr, daß die doppelfuppige Taube wohl eine Species der Bemeinen Taube it, die aber ihren felbjt- jtändigen Entwillungsgang durhlaufen hat, und fchlieglich zu denfelben und ähnlichen Seihnungsformen gelangt ift, wie andere Spectes und Arten. Aehnliche Beifpiele find an der Eistaube, den Gimpel, dem Staarhals nahjzuweifen. Sie ftehen noch in Ausficht bei dent Mönchen, den Mlodenefern u. U. jn diefem Sinne ift alfo die doppelfuppige Taube zwar eine Species der Gemeinen Taube, fie bildet aber auch gleichzeitig eine Hebergangs- form zu der Gruppe der Tauben, die fi durch Federftructuren Fennzeichnen.” „Sn der Beurtheilung ihrer Schönheit unterliegt fie fowohl den allgemeinen Regeln der Zeichnungen und farben, als den allgemeinen Regeln, welche für die bei ihr vor- handenen Federftructuren Gültigfeit haben.“ II. Gruppe. Tauben, die ih durd ihre Stimme Kennzeichnen. Die Trommfer oder Crompeter — C. cristatae. Sie zeichnen fih vor allen übrigen Taubenragen dur die Stimme aus, welche mit dem Ton einer entfernten Trommel die größte Achnlichfeit hat. Ohne Weiteres oder auch) aus dem gewöhnlichen Rudfen, welches aber bei einer guten Trommeltaube überhaupt nur felten gehört werden darf, fällt fie, von Zorn oder Liebe angeregt, augenblidlih in jenes rollende, wirbeinde, tiefe und hohle Trommeln, wobei fie — meiftens ftill fisend — den Schnabel bewegt, den Kropf ein wenig aufbläft — je weniger, defto befjer — den Dorder- theil ihres Körpers hin und her dreht und mit den Schwingen zittert. Hum richtigen Trommeln gehört ein guter Anfab, ein deutlicher marfirter Dortrag, abwechfelndes Steigen und Fallen des Tones, der Triller und das Anhalten. je häufiger und befonders je an- haltender jte, ohne lange abzufesen und in gutem Stile, tronmelt, dejto werthvoller ift die Taube. Es gibt Täuber, welche mit ganz Furzen Unterbrehungen 10 Minuten lang und länger forttrommmeln und fi) den ganzen Tag hören lafjen, befonders im Frühling oder wenn man ihnen reichlich Hanffamen gibt. Selbjt während des Frefjens trommeln fte und wenn man eine Anzahl guter Trommler befist, verurfachen fie ein betäubendes Getöfe. Die Täubin trommelt auch, jedoch feltener und mit weniger Kraft und Ausdauer. Die Haupttöne Fommen rollend, wirbelnd, Flappernd aus dem Schnabel, deffen Unterfinnlade jih dabei fhwach auf und nieder bewegt; fie werden abwechfelnd ftärfer und lauter und ihwinden dann wieder dahin, fo daß man fie Faum no hört. Die Hebentöne bilden ein eintöniges fchnurrendes Rollen, welches ohne Zuthat des Schnabels im Innern erzeugt wird und fo Flingt, als Fäme es von einem anderen Thiere. Hur im Siten, Stehen, Gehen, Hüpfen wird getrommelt. Ob der Kropf dabei gefüllt oder leer ift, macht Feinen Unterfchied. Im Körperbau, in der Kopf- und Schnabelbildung weichen die Trommler von der Gemeinen Taube nicht ab. HWur in ihren Federftructuren ftoßen wir auf auffällige Der- 4 ' £ & h ia Zn . 2 4 F Tata *, RICHTER, Hamburg DEWIESCEIE, RUSSISCHE W. BUCHARISCHE TROMMELTAUBEN: (C. dasypus.) 65 ichiedenheiten. Es gibt ebenfo gute Trommler mit als ohne federfüße, mit als ohne Schnabelnelfe, mit als ohne Haube. Man trifft fie in allen fünf Grundfarben an, Schwarz, Weiß, Roth, Gelb, Blau. Lebtere Farbe wieder in ihren Unterfchattirungen, fahl, roth- und gelbfahl, mit jchwarzen und weißen Strichen, fowie ohne Striche — hohl. Die sewöhnlichjte Seichnung ijt die getigerte, gefchete, und zwar weiße Federn auf fchwarzem Grunde. Diefe finden fich meijt zuerjt auf den Flügelfchilden, mitunter auch am Kopfe, in welhem falle die Taube „Riefel- oder Puderfopf“ genannt wird. Außer der Weiß- ichildzeihnung ift bis heute nur noch die gemönchte Seichnung vorhanden. Tauben, die fie befigen, führen den Kamen „Bernburger Trommler“. Bis jest lafjen jih 5 Hauptvarietäten unterfcheiden: a) Die Altenburger Trommeltaube — C. tympanizans. Die Taube hat als Federzierde des Kopfes nur die Schnabelnelfe, diefe aber fast immer etwas verfümmert. Die Haube fehlt ihr gänzlih. Die Füße find zwar befiedert, aber nicht jo jtarf wie bei den andern Darietäten. Sie ift meift einfarbig, felten gefchet, häufig blau, hohl und geftricht, gelerht und erbsgelb. m Trommeln fteht fie den andern Parietäten nicht nah. Ihre Heimath ift Sachfen und dort ift fie fehr beliebt. b) Die Ruffifhe Trommeltaube — C. dasypus. - Sie repräfentirt den Trommlerharafter am entfchiedenften und befitt in ihren Feder- fteucturen diejenigen Eigenfchaften, welche allgemein von den Trommlern verlangt werden. Die Taube ift breit, unterfest und niedrig geftellt, die ganze Länge beträgt 350—375 mm. Der Kopf tft groß und mit einer fhönen runden, federreichen, weit über den Scheitel hereinhängenden Mufchel- haube, auf beiden Seiten mit einem Wirbel endi- gend, geziert; die Stirn ijt mittelhoch, breit und mit einem Federbufh in Beftalt einer NTelfe bedeckt, der ich über die ganze Stirn, einen großen Cheil des Scheitels, über die Nafenhaut und bis an die MR Augen legt. Diefer Federbufh darf nicht Fanmını- artig fteif in die Höhe ftehen, und erft oben fich über- | biegen, fondern er muß fich fhon von der Wurzel an nah außen umbiegen, die genannten Theile a a nn en flad) bedefend. Das Auge ift perlfarbig oder feurig rothgelb mit lebhaft rothen Augenlid- rändern, ohne weitere Fahle Umgebung; der Schnabel etwas ftämmig, Hals fehr jtarf; Prüß, Muftertauben-Buc, p) 66 Bruft und Rüden find breit, die Schwingen reichen beinahe bis ans Schwanzende. Die Schenkel find mit 75 mm langen Hofen befleidet, und der Kauf nebjt Sehen mit dichten, langen Katjhen verfehen, länger wie bei jeder anderen Taubenrage, fie erreichen häufig die Fänge von 150 mm, und find es im Ganzen an jeden Beine 18 bis 24. Das etwas lofe Gefieder ift dicht und voll. Der Flug ift fchwerfällig, fie Flatfcht beim Auffliegen, entfernt fich aber nie weit. Am häufisjten findet man fie einfarbig, tief fchwarz oder dunfelvoth mit ftahlblauem, rejp. broncefarbenem, prachtvoll glänzenden Halje. Schöne Eremplare und gute Trommler findet man auch unter den fogenannten Schwarztigern, gute gelbe und blaue find die feltenften. c) Die Budarifhe Tromnieltaube. Diefe Parietät zeichnet fi} von der vorher bejchriebenen dur ihre Größe, haupt- jächlih aber durch ihren außerordentlichen Federreihthum aus. Sämmtliche Federn find länger, breiter in den Fahnen, das ganze Be- fieder weicher und loderer, weshalb die Taube auch größer erfcheint, als fie wirklich ift. Im der Kopfform weicht fie von der Dorher- gehenden nicht ab, nur der Federwirbel, der die Ielfe bildet, fist etwas höher auf dem Scheitel, während er bei der Doranjtehen- den mehr auf der Stirn fich befindet. Am auffälligiten zeigt fi der Federreihthum am Kopfe. Die Velfe ift jo groß, daß jte die Augen und den Schnabel beinahe volljtändig überdect, cher noch größer als auf der Seich- nung. Die Haube ift jo loder und groß, daß jte bis zu den Ohren reicht und das Benid Kopf der „Bucharifchen“ oder „Keurufifchen“ Trommeltaube. vollftändig ausfüllt. In Farbe ift die Taube (Zeichnung von 5. Diet.) bis jest nur jchwarz, braun, weiß und jhwarz- gefchedt vorhanden. Hu erwähnen ift ferner, daß die Taube, wenigjtens bei fchwarzer oder gejchedter Färbung, perläugig ift. Die Farbe des Schnabels entjpricht der Farbe des Befteders. Lithogr. u. Druck v. J. F. RICHTER, Hamburg. SCHMALKALDENER MOHRENKOPF UND DOPPELKUPPIGE PERÜCKE. (C. jubata) — Züchter: Herr H. C. M. Beide-Ottensen.) 67 II. Gruppe. Tauben, die ih durd die Federfiructur Kennzeihnen. 1. Die Mähnentanbe (Schmalkaldener Mohrenkopf) — C. jubata. Sie ift eine nahe Derwandte der Farbenföpfe und Katstauben, mit welchen fie nicht nur die Seichnung, fondern auch Kopf- und Schnabelbildung, Körpergröße und Charafter- eigenthümlichfeiten gemein hat. Während der Farbenfopf und Brüfter eine regelrechte Mufhelhaube haben, ift diefe bei der Mähnentaube zu einer Art Mähne, einer Alonge- perüde ähnlih, entwidelt. Soll die Taube für gut gelten, jo muß vor allen Dingen die Mähne regelrecht entwicelt, zu beiden Seiten gleich lang fih am Halfe herunterziehen. Die einzelnen Federn müfjen lang und weich, ihrer Sahl nad nicht zu wenig fein und von beiden Seiten nad) vorn nahe zufammentreten, damit der Kopf recht fchlanf, „Ichlangenartig”, aus der Mlitte herausfteht. In der Mähne jelbjt darf Feine fchwarze Feder vorhanden fein. Das Schwarz, das.den Kopf und den vorderen Theil des Halfes bis zur Bruft ein- nimmt, muß hinten im Genid und an beiden Seiten fcharf von der Mähne begrenzt, unten nad der Brujt mit einer fcharfen Bogenlinie abgefchnitten fein. Ebenfo muß die fcharfe farbe des Schwanzes mit den befannten Grenzlinien von dem Weiß des übrigen Körpers getrennt fein. Der Schnabel ift jchwarz wie der Kopf, dagegen macht die Farbe des Auges eine Ausnahme, es foll und ift meiftens fhwarz. Außer der Mähne ift die Taube auch fonjt reich und weich befiedert und immer mit Federfüßen geziert. 2. Zoken-, Sfrupp-, Perl-, Woll- oder Sinöpfelfaube — C. hispida. Die harakteriftifche Derfchtedenheit diefer Taube allen übrigen Arten gegenüber liegt in der Federftructur. Die Flügeldekfedern find nämlich nicht glatt, und rund endigend, wie bei anderen Tauben, fondern fie laufen in einer Spite aus, dte in ein Köcchen aufgerollt ift. Slügeldedfeder einer guten Kodentaube (natürliche Größe). (Zeichnung von H. Diet.) Diejes Aufgerolltfein foll fih auf fänmtlihe Federn des Flügels, mit Ausnahme der Schwingen erjtrefen. Bet diefen verlaufen die Soden in fanfte Wellen. Der übrige Theil 9°* 68 des Körpers ift glatt, das ganze Gefieder weih und flaumig. Sie Fommen fowohl glatt- Föpfig und glattfüßig, als mit breiter Mufchelhaube und ftarf belatfht vor. Es laffen fich bei diefer Rage zwei Darietäten unterfcheiden: a) Die Ungarifche oder Defterreihifhe Kofentaube. b) Die Sranzöfifhe oder Holländifhe Lodentaube. a) Die erfte Darietät ift immer glattföpfig und mit Strümpfchen, zuweilen mit Furzen Kederfüßen verfehen. In Bezug auf die Federftructur fteht fie ungleich höher als die andere Darietät. Die einzelnen Federn der Flügeldeden find fpiger und länger, die Löckchen deshalb weiter aufgerollt (fihe Seihnung). Die ganzen Slügeldeden bis auf den Rüden find dicht mit Soden befest. jn Farbe ift die Taube meift blau- oder rothfahlihimmelig, doch gibt es auch, fowohl in Farbe als Soden, gleich gefchildete, meift Rothichilde. Die Farbe des Schnabels und der Augen entiprechen den allgemeinen Regeln der Farbe des Gefteders. b) Die Sranzöfifhe oder Holländifhe Kofentaube unterfcheidet fi von ihrer Dorgängerin dadurch, daß die einzelne Lode ihrer Flügeldefen nie fo hoch aufgerollt ift als bei jener. Das Nlerfwürdigfte an ihr außer den gelocdten Slügeldeken find die Augen. Ihre Farbe ift blaßgelb, ftreift mehr an Perlfarbe, ohne perläugig zu fein. Der Schnabel ift an der Bafts etwas ftärfer und der weißen Grundfarbe entjprechend gefärbt. Ferner ift die Taube inımer mit einer guten Mlufchelhaube verfehen, deren einzelne Federn etwas lofe, aber nie gelodt find. Sie findet jich jowohl nactbeinig als mit Strümpfen und Federfüßen. 3. Die Pfanfaube — C. laticauda. Die Pfautaube ift eine fehr alte Taubenrage und ftammt nach den uns überfomntenen Kachrichten von der Hindoftan'schen Halbinfel. Ste tft nicht ganz jo groß wie die gewöhnliche Feldtaube, von furzem, runden Körper und jehr jchwerfällig in ihrem Sluge. Der fhön geformte Fleine Kopf, der fih nad) dem feinen Schnabel zu verdünnt, ift fpisgehaubt, doc) hat man auch breitgehaubte Eremplare, fowie ganz glatte; die Stirn ift mittelhoch, der Hals und Rüden Furz, die volle, breite und gefpaltene Bruft jteht weit vor; die Füße und Sehen find unbefiedert. Die Farbe der Augen, des Schnabels und der Füße nebjt Krallen entfpricht bei fänmtlichen Darietäten den allgemeinen Regeln. Weiße, farbenfhwänzige und gefchildete Tauben haben weißen Schnabel und Krallen und dunfle Augen. Blaue und Schwarze, fowie Weigfhwänzige haben dunflen Schnabel und gelbe Augen, doch Fommen auch häufig Perlaugen bei Blauen und Schwarzen vor. Der fchöne, lange, nad) oben dünne Schwanen- hals jteht rüdfwärts gebogen und befindet fich fortwährend in zitternder Bewegung; die Flügel hängen, ohne gefchleppt zu werden, an den Seiten herab, und dürfen fich nicht unter denn Schwanze Freuzen, fondern müfjen jtets unterhalb deffelben getragen werden. Die 69 Schwanzfedern jtehen aufreht, dem Kopfe zugefehrt, jo daß Schwanz und Kopf über dem Rüden zufammenftoßen. Die Zahl der Schwanzfedern variirt zwifchen 28—40, von denen die mittlere doppelt ift. Ein fchön gebogener, federreicher, frifirter Schwanz, der ein großes gewölbtes Rad bildet, ijt eine Hauptichönheit diefer Taube. Die Fahnen der Schwanzfedern müffen unter allen Umständen jo breit fein, daß felbjt bei Eremplaren, die höchitens 20 Federn aufweifen, diefes Rad entjteht; ein zufammengedrüdter, fogenannter Huhnfchwanz it ein großer fehler. Die Schwanzfederfafern find gleich dem übrigen Gefieder weich, ohne großen Hufammenhang, trennen fi) von der Spige an und hängen, entgegen der gewöhn- lichen Federconftruction, einzelm in Büfchen herab, ohne alle Steifheit, weil diefe Fafern in jehr gefälliger form theils geflammt, theils gelodt, rechts und links auf die unteren Theile der Fahnen herabhängen und fi) mit ihnen und untereinander leicht verfchlingen und ver- flechten. Diefe eigenthümliche Fafertheilung, welche troß aller Unregelmäßigfeit doc; regelmäßig jpisgezadt erfcheint, heißt Frifur; es müffen fänmtlihe Schwanzfedern in diefer Weife frifirt fein, und wenn au die Edfedern etwas weniger als die übrigen, fo darf auch ihnen diefe Frifur nie fehlen. Bei manchen jtarf frifirten Tauben findet fi au ein Anfat zur Frifur an den Schwungfedern erjter Ordnung. Bei jeder anderen Taube von gleicher Körpergröße wie die Pfautaube, ift die mittlere Schwanzfeder 35 mm breit und nur 15 mm lang. Bei guten Pfautauben jedoch ift eine folche Feder 70—80 mm breit und 120 mm lang. Ferner befindet fich bei allen andern Tauben die größte Fahnenbreite der einzelnen Fern furz vor dem Ende derfelben, bei der Pfautaubenfeder dagegen ziemlich in der Mütte. Diefe Conjtruction, befonders die große Fahnenbreite, ift die Urfahe, daß die Fahne nicht gefchloffen bleibt, daß jie fich zadt, auseinander fteht und ftruppig wird, und ebenfo ift die Fahmenbreite die Urfahe, daß die Taube den Schwanz gut tragen Fann, weil die einzelnen Federn fich defen, alfo gegenfeitig ftüßen. Uebrigens entteht der fchön frifirte Schwanz erjt nad der erjten Mlaufer. Der erfte Schwanz ift nie ftarf frifirt, weil fowohl bei der Pfautaube, wie bei allen anderen Ragen, die Jugendfedern fchmäler und Fürzer find; ebenfo fommen die neuen Schwanzfedern bei alten Tauben unfrifirt bei der Mlaufer zum Dorfchein. Sie nehmen aber fofort die Structur an, fobald fie einen gewiffen Grad von Fänge und Breite erreicht haben, und bevor fie noch vollfommen ausgewachfen find. Die Shwanzfedern teen jtaffelförmig im Bürzel, und umgeben ihn in 2—3 Reihen auf drei Seiten, fo daß nur die untere offen bleibt und bilden auf diefe Weife eine LDÖl- bung, audy wenn fie nicht aufgerichtet find. Dies leßtere wird dadurch bewirkt, daß dte Taube den Bürzel aufftülpt. Es gefchieht, indem die Musfeln, die den Bürzel in Bewegung fegen, gefpannt werden, diefer gehoben, nach vorn gedrücdt wird und mit ihm der ganze Schwanz. Gleichzeitig fpannen fi dann auch die Halsmusfeln und ziehen ihn fammt dem 7o Kopf nah hinten. Aus oben erfihtlihem Grunde vermag die Taube den Schwanz nicht zufammenzulegen oder beim Fliegen flach auszubreiten, weil eben die Schwanzfedern in einem Dreiviertelfreis um den Bürzel herumfisen. Die oberen Schwanzfedern, an der oben über- gebogenen Spite des Bürzels befindlich, find etwas mehr nady vorn gerichtet, als die übrigen. Das Rad bildet, von hinten gefehen, etwa dreiviertel eines Kreifes. Gb eine Taube vollihweifig wird, fieht man bereits an den nadten Jungen; je weniger Mlilhflauni fie um den Steiß haben, dejto mehr Schwanzfedern befommen fie; ebenfo fieht man fchon an der Haltung der Fleinen Flügel, ob es Schleppflügel werden. Alan vergleicht häufig den Schwanz der Pfautaube mit dem des Pfauhahnes, es befteht jedoch, wie fich Jeder leicht überzeugen Fann, ein großer Unterfchied zwifchen beiden. Bei dem Pfauhahn find es die Schwanzdedfedern, oder unteren Rüdenfedern, welche auf- recht ftehen, die eigentlihen Schwanzfiele, wenig an Zahl, find furz und ftarf, und dienen mehr als Stüßen, um den aufgerichteten Schweif zu tragen. Bei der Pfautaube hingegen find es die Kiele des Schwanzes, welche aufgerichtet ftehen, und woraus der merfwürdige Umstand entjpringt, daß der Taube die Veldrüfen (nicht Fettdrüfe) fehlen, dagegen hat fie einen oder zwei Schwanzwirbelfnochen mehr als alle übrigen Taubenragen. Es haben ji mit der Zeit, vielleicht auch durch verfchiedenzeitige Importationen aus den verjchiedenen Sändern Europas mehrere Parietäten herausgebildet, die ihren Kamen nad den Ländern führen, in denen fte entjtanden oder in denen fie heute am ftärfften ver- breitet find. Es laffen fich demnach 4 Varietäten unterfcheiden. a) Die Deutfhe Pfautaube. b) Die $ranzöfifhe Pfautaube. c) Die Englifhe Pfautaube. d) Die Schottifhe Pfautaube. In der Färbung find fie fänmtlich übereinftimmend und Fönnen demnah fummarifch behandelt werden. Alle Fommen in höcdhjter Dolltommenheit nur einfarbig vor und zwar nur in Weiß, Schwarz und Blau, leßte Farbe nicht in der Klarheit wie bei andern Arten. Gelb und Roth ericheinen gleichfalls als Farbe, aber nie in Dollfommenheit, oder in diefer nicht verbunden mit den andern Anforderungen. Außer in diefen Grundfarben gibt es auch farbige mit weißen Schwanze, weiße mit farbigen Schwanze, weiße mit farbigen Flügelfhilden und blaue mit weißen Strichen. a) Die Deutfhe Pfautaube. Sie ift Elein, feingliedrig und von runder, Fugeliger Bejtalt. Selten hat fie mehr als 28 Schwanzfedern, diefe aber von außerordentlicher Breite. Wie aus nebenjtehender Seichnung erfichtlich, hat die einzelne Feder in ihrem unteren Theile noch die normale Breite, in der Hälfte aber breitet fie fich plöglich nach beiden Seiten aus und erlangt eine Breite bis zu SO mm. Gleichzeitig theilen fi die Fah- nen in verjchiedene einzelne, unregelmäßige Sruppen, die meijt feitwärts, mitunter rüc- wärts jtehen. Bierdurd wird die Feder- ftructur gebildet, welche mit frifirt be- zeichnet wird und wodurch der Schwanz dichter erfcheint als bei der Englifhen Dfautaube. Ein weiterer Unterjchied ge- genüber dem Englifhen Schlag liegt in der Form des Schwanzes. Diefer ift bei der Deutjchen Darietät gewölbt. Er foll von hinten und von der Seite gefehen, eine nah unten offene °/ı Wölbung bilden, die nah dem After zu Fonifch verläuft. Bei der Deutfchen Darietät Ffommt es häu- figer als bei den andern vor, daß die Schwingen in den Schwanz getragen wer- den, diefer alfo von Erfteren geflemmt wird, was als großer fehler angefehen werden muß. Mleift ift die Federzierde des Kopfes eine Spishaube, die aber un- bedingt regelrecht fein muß. Die federn des Halfes müffen von beiden Seiten zum Theil nad) hinten gerichtet fein; fo bilden fie einen vollftändisg fcharfen Grad, der nirgends unterbrochen und nur oben, etwas tiefer als das Benid, abgefchnitten fein muß, NS — NS = —— —— — — — — SS e—G Vi II Schwanzfeder einer guten Pfautaube (nat. Größe). (Zeichnung von 5. Diet) jo daß die Spite etwas unter der verlängerten Schnabellinie durch das Auge, jitt. b) und c) Die Englifhe und Sranzöfiihe Pfautaube. Beide Schläge unterfcheiden fich untereinander vielleicht in einzelnen Individuen, nicht aber in allgemeinen Eigenfhaften. Gegenüber der Deutfchen Darietät fallen fie durch größere 1 D Körperverhältniffe, vor Allem aber dur die Lonjtruction des Schwanzes auf. Die Zahl der Schwanzfedern ift eine größere, beginnt meift mit 32 und erreicht mitunter 40. Die einzelne Feder ijt dagegen nie jo breit als bei der Deutichen Darietät, daher aud) viel feltener frifirt. Der wefentlichite Unter- ichied bejteht indeffen in der Haltung des Schwanzes,. der die Form eines ausgefpannten „sähers“ hat und mehr der Radform des Schwanzes des Pfauhahns entjpricht. Dadurch, daß der Schwanz wirklich mehr ausgebreitet ift, als bei dem Deutichen Schlage, bildet er, von der Seite gefehen, eine grade Fläche. Die größere Zahl der Federn Fann aber ihre man- gelnde Breite nicht erfegen, wes- halb häufig Süden zwifchen den einzelnen Federn jichtbar jind, das Rad aljo Fein gejchloffenes Ganze bildet. Die Haltung des Schwanzes fheint ihre Wirfung auch auf den andern Theil der Taube auszuüben, der Hals ift niht fo elegant gebogen, der Kopf nicht fo tief nad hinten geneigt als bei der Deutfchen Darietät. d) Die Schottifhe Pfau- taube. In Körperbau jteht fie Pfautaubenfopf ohne Haube (Englijcher Schlag). (Heishnung von 5. Dies) hinter der Englifchen und Fran- ET hs ER Lithogr. u. Druck v. ]J. RICHTER, Hambur GEMÖNCHTE PERRÜCKENTAUBEN.. cucullata her Schlag.) Lithogr. u. Druck v. J. F. RICHTER, Hamburg. E BFERUCKENTAUBEN. cucullata.) FOCKENTAUBEN. (€. bhiep ar] Lithogr. u. Druck v. J. F. RICHTER, Hamburg. WEISSSCHWANZ-, FARBENSCHWANZ- UND WEISSBINDIGE PFAUENTAUBEN. Speecialzüchtung des Herrn Bernh. Müller-Bremen. zöftfhen weit zurüd. Sie ift die Fleinfte und zierlichite aller Pfautaubenjhläge, dabei von bejter Figur und Haltung. Im Surücdbiegen des Kopfes, Heben der Bruft, übertrifft fie die andern Schläge. Der Kopf wird fo weit nah hinten und fo tief nah unten gedrüdt, die Bruft dabei jo hoch gehoben, daß Faum Swifchenräume zwifchen Rüden und Hals, Hals und Kopf fihtbar find. Die Schnabelfpise liegt dabei auf der Bruft. Außerdem ift die Taube im höcdhjten Grade zitterhalfig und von graziöfeftenn Gang. In der Form des Schwanzes hat fie alle Eigenfhaften des Deutfchen Schlages, derfelbe enthält meift weniger Federn als die Englische Darietät; die einzelne Feder ift breiter und die Form des Shwanzes nah außen gewölbt. Sebteres ift der wefentlichfte Unterfchied gegenüber der Englischen. Kopf und Schnabel find fein und zierlih, erfterer unbehaubt. Der Hals erfcheint daher au dünner und länger und durch die Haltung jchwanenhalfig gebogen. Die Farbe diefes Schlages ift ausnahmslos weiß. 4. Die Perückentanbe — C. cucullata. Die Perüdentaube ift eine feingliedrige, geftredte, federreiche Taube, die beim erften Anblit größer erjcheint als jie in ihrem Körperbau wirklich, ift. Sie mißt: Don der Schnabelipise bis zur Stirn........ 12 mm „on 1’ „ zum Mundwinfel. 16 „ von n „ zur Augenmitte.. 25 „ non " Dauer 42 , non " „ Schwanzende .... 350 „ erilatteribeiten were ee 2 GO m Umfang über Bruft und Flügel ...... .... 240 „ Der Kopf ijt Flein und feinfnochig, der Schnabel Furz und feilig, er darf mit der Stirn nur einen ganz unbedeutend jhwachen Winkel bilden, die Stirn muß deshalb flach und nicht hoh wie beim hodjftirnigen Tünmler fein, aber fteil nach dem Scheitel auffteigen. Don hier muß der Kopf wieder fharf nad) hinten abfallen; dabei zwifchen Scheitel und Benid ein Fleines Brübchen bilden. Die Mitte des Auges liegt etwas höher als die verlängerte Sinie durch die Schnabelfpalte, alfo zur Hälfte im Dberfopfe; die Iris foll immer perlfarbig (hell) fein, ein gelbes Auge gilt als Fleiner, ein dunfles oder zweierlei, auch fledige Augen, als größerer Fehler; die Augenlider find etwas breiter, fleifchiger als bei der Gemeinen Taube. Der Hals ift lang, Rüden und Bruft fchmal, Flügel lang, jchleppend und bis zum Schwanzende reihend, Füße unbefiedert. Als harakteriftiihes Merkmal der Perüdentauben muß die Perüde oder Kapuze angefehen werden. Die feberperüde foll aus einem Buß, ohne irgend welche Unterbrechung, Prüt, Muftertauben=Buch. 10 vom Anfang ihres Entwicllungspunftes bis zum Schluß fein; fie muß tief unten an beiden Seiten des Halfes, direct über den Flügeln ihren Anfang nehmen, hier zwei Winkel bilden, die nach den Seiten des Halfes in zwei Scheitel verlaufen. Don den jo geicheitelten Federn Semönchte Perüdentaube. (Zeichnung von 5. Diet.) legt fi ein Theil nah unten über die Schultern, ein anderer Theil nah vorn, ein dritter nad hinten und oben. Keßtere müfjen jo lang und ftarf fein, daß fie über den Kopf gehen und diefen von hinten vollitändig einfhliegen; die Federn, welche nad; vorn gerichtet jind, gleichfalls jo lang, daß fie fich von beiden Seiten beinahe berühren. Fehler in diefer ie 4 iR. ha N ou Federbildung find folgende: 1. Die Perüde ift einfeitig, d. h. nur auf einer Seite ift fie vollfommen; ein Fehler, der fehr häufig vorfommt. 2. Die Federn find nicht glatt und fauber gefcheitelt, es ftehen einige Federn in der DOhrengegend etwas verdreht. 5. Die Kapuze läuft von beiden Seiten über dem Kopfe fpis zufammen, nicht rund, wie fie fein foll. 4 wird die Schönheit fehr dadurd beeinträchtigt, wenn die Kapuze den Kopf nicht dicht genug umfchließt, fondern zu weit und hoc abiteht. Die gemöndhte Perüdentaube foll hochgefchnitten, d. h. nur der Oberkopf foll weiß fein. Die Trennungslinie beider farben, weiß und Grundfarbe, foll durdy den Schnabel der Sänge nach und dur) das Auge gehen. Was die Schwingen betrifft, fo find weniger als acht weiße Federn im Flügel fehlerhaft, neun oder zehn auf jeder Seite ift vollfommen; felbftverftändlih müffen fie von Ödreis oder vierfarbigen Daumenfedern gededt fein. Auc der Abjchnitt der Schwanzzeihnung foll eine correcte Kinie über dem Bürzel nah dem After bilden und Feine Feder der einen Färbung in die andere übergreifen. Was die Färbung anbetrifft, jo find die Hauptzeichnungsfarben roth, gelb und fhwarz, blaue find zwar feltener, aber auch dejto mangelhafter. Die vollfommenften Eremplare findet man unter Tauben der braunen färbung. Bei den einfarbigen Perüdentauben fallen den gemönchten gegenüber zunädhjt die intenfiven, gefättigten Sarben in die Augen (mit Ausfhluß der blauen und ihrer Unter- fhattirungen); Sarben, wie man fie Faum bei einer andern Taubenrage findet. In Bezug auf Größe des Körpers, mehr nody auf Zänge der Beftederung, fteht diefe Darietät bedeutend hinter "der gemönchten zurüd. Der Schnabel ift zwar gewöhnlich Fürzer als bei der ge- möndten Deutichen Darietät, auh das Auge ift perlfarbig, troßdem hat die Taube felten einen feinen Kopf, was von der meift flachen Stirn und dem Umjtande, daß Schnabel und Stirn einen zu großen Winfel- bilden, herrührt. Die Kurzfederigfeit der Taube zeigt fih am auffälligjten in der Kapuze. Ihre Scheitellinie bildet felten eine -[chöne, ununterbrochene Sinie, fondern meijtens in der Dhrengegend einen nad) dem Auge zu gefnicdten Winkel. Die ganze Kapuze umfchließt weder Kopf noch Hals, fondern fteht von beiden Körpertheilen häßlih ab. Dabei ift die Taube Furzhaljig, wodurd der ganze Eindrud, den fie macht, mehr einem um den Hals gehängten, als über den Kopf geftülpten Federwufte gleicht. Die doppelfuppige Perrüdentaube fteht in der Conftruction der Kapuze der ein- farbigen näher als der gemöndten, es fehlt ihr nicht an Doll, wohl aber an Lang- federigfeit. Die Kapuze ift meiftens nocd) fchlechter gefcheitelt als bei der einfarbigen, legt fih deshalb aud nicht Ihön an den Kopf an, fondern fteht in allen Theilen vom Körper ab, wodurd wieder der Eindruf des Mähnenartigen hervorgerufen wird. Auch der Kopf 10* c6 ift zu grob, der Schnabel länger und dünner, der Scheitel nicht hoch, Fein Brübchen, Schnabel und Stirn einen zu großen Winfel bildend. Aucd, fehlen der Taube die hellen (Perl) Augen. Dagegen ift die Schnabelnelfe meift fehr voll und fchön entwidelt. Die Heihnung theilt fte mit der gemönchten, nicht aber ihre Färbung. Xoth und Gelb Fommen noch gut vor, dagegen ift das Schwarz immer bräunlid oder gräulic. Einfarbig Fommt fie hauptfählih in Weiß vor. Gute Perücdentauben aller Dartetäten find in Deutfchland felten geworden. 5. Die Möwentauben, die Mövden, Srenztauben — C. collares. Das Möpchen ift eine über garız Europa, Hordafrifa und Kleinaften in einer Menge Darietäten, Subvarietäten und Schlägen verbreitete Taube, die ihres munteren Wefens, ihres fymmetrifchen Körperbaues wegen überall beliebt ift und gern gezüchtet wird. Die Möpchen gehören zu den Eleinen, und in der Mehrheit ihrer Darietäten zu den Fleinften Taubenragen und find von gedrungenem, musfulöfen Bau. Das charakteriftifche Merkmal aller Möpchen ift neben Furzem Schnabel, ein vom Kinn bis zur Bruftmitte herablaufender häutiger Kehljaf, defien faltige Bildung ihr noch mehr hervortretendes äußeres Kenn- zeihen, die fogenannte Hraufe oder Jaböt verurfaht. Diefes Jaböt ift in der Art gebildet, daß längs einer graden Kinte, von der Kehle an, bis tief in die Bruft hinein, an beiden Seiten einige Reihen lodiger, ftrahliger Federn, anftatt am Halfe anliegend, von demfelben abjtehend gegen einander nach der Mitte des Halfes und nad) oben gerichtet find, welche, zuweilen Fraus durcheinander jtehend, zuweilen auf einer Seite liegend, jich beim Bewegen des Halles öffnen und jchliegen. Oben, unterhalb des Kehlfades jtauen fich diefe Federn, legen fich rechts und Iinfs und bilden mit dem aböt und dem zottigen Kehlfad ein Kreuz. Alle anderen Punkte, wie Färbung, Seihnung, Haube, Beftederung der Füße, und die Kopfform find bei den verfchiedenen Darietäten variabel. Bei der Befchreibung diefer Darietäten werde ich darauf zurücfommen. Die Taube, welche wegen ihrer Zeichnung muthmaßlid der ganzen Abtheilung den Hamen gab (da fie einige Aehnlichfeit mit der Seichnung der Seemöwe hat) ift: a) Das Gemeine Deutfhe Shildmöphen. — C. turbita. Die Größenverhältniffe diefes Mlöpchens find folgende: Die Länge beträgt etwa 31,5 cm, die Flügelbreite 62,3 cm, Schwanz 12,4 cm, der Schnabel mißt 1,1—1,5 cm. Das Gewicht beträgt bis zu 575 gr. Der Kopf ift verhältnigmäßig groß und edig, d. h. der breite Schädel bildet über den ziemlich jtarf hervortretenden Augen zwei ftarfe Er- höhungen und eine folche dritte hat der hintere Schädelfnochen. Die hohe, breite Stirn nı nı bildet mit dem Scheitel eine Bogenlinie, was hauptfählidy den Kopf diefer Taube fo {hen madt. Der fleifchfarbige Schnabel muß Furz und di und von der Wurzel an in einer bübfhen Kurve niederwärts gebogen fein; dazu trägt eine gute Schnabelwarze, welche ziemlich voll und rund fein foll, wefentlich bei. Die äußerfte Spite des Dberfiefers foll außerdem über dem Unterfiefer ein wenig gebogen fein. Die großen, mit etwas fleifchigen Siörändern umgebenen Augen ftehen etwas nach oben im Kopfe. Diefe Stellung und die meift Ihwarzbraune Jris laffen fie noch größer erfcheinen, als fie es wirklich find. Der Furze Hals ift jtarf und fcharffantig, die Bruft breit gewölbt, die Flügel werden etwas fchleppend, der Schwanz mehr gehoben, mehr über, als unter den Schwingen liegend, getragen, die Füße find Fur; und unbeftedert, die Sehen gefpreist. Das Gefieder liegt glatt und feft wie an- gegegofjen und alle Körpertheile treten jo fymımetrifh hervor, wie bei Feiner andern Taubenrage. Die meiften Schläge diefer Möpchenart find fpits gehaubt. Diefe Spishaube wird dadurch gebildet, daß die Federn an den Seiten des Hinterfopfes und dem oberen Theil des Halfes nicht nad unten, jondern nad hintenzu ftehen. Dierdurh Fönnen die oberen Federn des Hinterfopfes gleihfalls niht nad unten fallen, fondern fie werden gehoben und legen fi) auf die von den Seiten Font menden Federn. Durch diefes Sufammenlaufen der Federn von zwei Seiten her ijt am oberen Hinterhalfe ein Grad entjtanden, der von den vom Binterfopfe herfommenden Federn abgefchloffen wird und in einer } Kopf des Deutjchen Schildmövchens. Spiße endigt. a Die Heihnung ift die befannte Schild- oder Dedel-Zeichnung. Diefe fpeciell „Mlövpchen- zeihnung” genannte Auszeihnung tritt theils einfarbig in allen Grundfarben,, theils zweifarbig und in meijt fehr fchöner Zeichnung auf. Als Fehler ift zu betrachten, wenn die beiden Slügeljhilde oben auf dem Xüden nicht durch einen weißen Strich getrennt, fondern dur Farbe verbunden find. Dbgleich die unter dem Namen „Hofen“ befannten farbigen federn an dem hintern und obern Theil der Schenken und zwifchen diefen und dem After eigentlih nicht als Fehler betrachtet werden Fönnen, fo werden fie doch ungern gefehen, namentlih wenn fte fi auf die Dorderfchenfel oder gar den Bauch erftreden. Die breitgehaubten Schilomövchen Morddeutfchlands find meift ftärfer und weniger fchön gebaut als die fpißgehaubten, fie befißen aber einen andern Dorzug, fie find nämlich viel feltener mit Hofen behaftet. 73 b) Die Aahener (Lad-) Mönchen. Diefe Subvarietät des Schildömövchens Ffommt nur in den drei Hauptfarben, fchwarz, roth und gelb vor, die Farben find aber mit außerordentlichem metalliichen Glanz verfehen, ähnlich wie bei den NMürnberger Schwalben, fo daß fie wie mit Perlmutter belegt ausfehen. Das Aahener Sakmövhen ift von fchlechter Figur, Kopf und Schnabel zu fehmal und lang, die Wanıme fehlt faft ganz und die Federfraufe tft äußerft durchfichtig. Starke Hofen (dunfle Unterfedern an Schenkel und Unterleib) find ftets vorhanden, außerdem haben die Roth- und Gelbfchilder den Fehler, daß die Schwingen zweiter Ordnung, die noch vollfarbig jein müffen, an den Spisen bläulich fahle Flede haben, bei jonft überall intenfiver Farbe. Die Safmövchen, die namentlih am Rhein gezüchtet werden, find in den legten Jahren wieder fehr in Mode gefonmen, und je weniger einer der vorbenannten Fehler vorhanden, um fo höher wird ihr Werth angefchlagen. c) Die farbenfhwänzigen Möpchen. Diefe Dartetät des einfarbigen Möpchens hat einen Fleinen, zierlihen Körper mit fofetter Haltung, ftumpfen Schnabel, edigen Kopf, ftarfe Wamme, gemwölbte Bruft, etwas gehobenen Schwanz. Die Federftructur der Bruft ift meift mangelhaft, denn fast immer zeigt fie da, wo der aböt fist, einen Spalt und nur unten auf der Mitte der Brujt figen einige Federhen, die eine fhwache Nofe bilden. Diefer Spalt theilt die Bruft nod) fchärfer in zwei Hälften und erhöht die Wirkung der Wölbung. Die farbe des Schwanzes variirt bei ganz weißen Körper in den vier Hauptfarben, Schwarz, Blau, Roth und Gelb, und einigen Swifchentönen. Alle Farben find voll und glänzend. SFehlerhaft it es, wenn nur einzelne Federn des Schwarzes weiß, die andern farbig find. Die Seihnung des Schwanzes muß ganz correct fein, jowohl oben vor dem Bürzel als unten fcharf abgefchnitten. Es Fommen fowohl glattföpfige, als folche mit jhöner Miufchelhaube vor. Hauptfählidh werden farbenfchwänzige Mlöpchen in NMord- deutfchland gezüchtet. d) Die weißfhwänzigen Möpcdhen, Stiden. Die Kopfforn diefer Darietät, die hauptfählih in Hamburg und Lübef gezüchtet wird, weicht von dem Typus aller übrigen Miöpchenvarietäten fehr auffällig ab. Der Schnabel ift mehr jpis, weniger nach unten gebogen, alfo mehr finfen- als papageiartig. Die Stirn bildet mit dem Schnabel mehr einen fhwachen Winkel als eine Bogenlinie. Der Scheitel ift nicht hoch genug, die Wanıme fehlt gänzlich, dagegen ftinmmt die Taube in der Haltung mit dem vorangegangenen Schlag ziemlich überein. Die Bruft ift breit und fchön Lithogr. und Druck der Verlagsanstalt und Druckerei A.-G. (vormals J. F. Richter) in Hamburg. EXRBE SCHWÄNZIGE DEUTSCHE MÖVCHEN. 2) gewölbt, der Schwanz wird etwas gehoben getragen, die Flügel ein wenig gejenft, wodurd die Taube den zierlihen, Fofetten Gang gewinnt, der mit eine gute Eigenfchaft jedes Möpchens ift. Die Mufchelhaube ift vollfommen entwidelt, die Augen find perlfarbig. Der Jaböt dagegen ift ehr mangelhaft ausgebildet. Die blaue Farbe in verfchiedenen Nüancen fommt am häufigjten vor. it fie recht zart und Flar, dann wird die Taube in Hamburg „Piderftike” genannt. Bei diefer Färbung find die Flügelbinden tief jchwarz. ach den Blauen fommen die Schwarzen, dann die Rothen und fchlieglich die tief gefättigten Gelben, die am feltenften find. Die Abzeichnung des weißen Schwanzes gegen die Grundfarbe muß den allgemeinen Regeln entjprehen, doch Fan der Schwanzfeil entweder ganz weiß, oder auh farbig wie das übrige Gefieder fein. Sind beide Farben dagegen im Schwanzfeil gemifht vorhanden, jo gilt dies als fehler, ebenfo wenn oben vor dem Bürzel beide Farben nicht fcharf genug getrennt find, fondern in einander eingreifen. e) Die einfarbigen Deutfhen Möpcden. Die einfarbigen Möpchen follen von Fleiner Figur fein, einen Furzen, dicken Schnabel, breiten, eigen Kopf haben, die Bruft breit mit zurüdgebogenem Halfe, Fofett und zierlich in Haltung. Sie zeichnen fih namentlih duch intenfive Särbung und mannigfaltige Sarbenfhattirung aus und treten auf in allen Brundfarben, Schwarz, Roth, Gelb, Blau und Weiß, in den drei erjten mit metallifchem Blanz. Blau varürt in allen nur erdenklichen Hüancen, au) lerhengefchuppt. Silber- und Belbfahl find fo licht, daß nur noch Kopf, Hals, Bruft, Flügel und Shwanzbinde gefärbt erfcheinen, die übrigen Körpertheile nur noch einen Hauch von Farbe haben, die Faum fichtbar ift. Mitunter tritt bei diefen Färbungen (Silber- und Gelbfahl), wirklich die weiße Farbe auf den Federgrannen der dunkler gefärbten Theile und ganzer federn auf und dann wird diefe Färbung mit Silber- und Graufhimmel bezeichnet. Mleift Fommen die einfarbigen Möpchen glattföpfig vor, in Süddeutichland fpit- gehaubt. Die Sarbe der Augen entjpricht den a Regeln, aber auch Perlaugen gehören nicht zu den Seltenheiten. Hu diefem Schlag gehören aud) die Englifhen Eulen (The English Owls), die mit unjeren Deutfhen einfarbigen Möpchen identifch find. Die Kopfpunkte lafjen viel zu wünjchen übrig, jtandardmäßige Kennzeichen find der Furze, breite, nach allen Seiten hübfc Fugelrunde Kopf und der hafenförmige, über den dicken Unterkiefer herabgebogene Schnabel. Die Blauen und Silberfarbigen find noch die beften in diefer Hinficht, weniger die übrigen sarben. Die blauen YKüancen treten fo licht und Flar auf, daß die Karbe der Eistaube beinahe erreicht wird, dabei bleiben die Striche, wie bei diefer, gleichfalls rein fchwarz. Die 30 Engländer nennen diefe Färbung „gepudert“. Die farbe des Schnabels ift bei den Blauen und Blaugepuderten fhwarz, bei den übrigen färbungen fleifchfarbig, die Sris bei allen roth oder orangefarbig. Die Kraufe foll eine Rofenfraufe fein und der Körper ziemlich niedrig auf den Füßen jtehen. f} Das Italtenifhe Mövcen. Die Maßzahlen des Habitus diefer erft feit ca. 5 Jahren in Deutfchland befannten Mövchenvarietät find nad Profeffjor Dr. 5. von Roswadowsfy-Krafau folgende: Don der Schnabelipise bis Mafenwarze ............... 7 mm NL) 3 5 Alcnnamile cn real 10.2, RE; x aligenmitensser ea 230, ee, H n Gmellno sog: essckeson 42 ,„ DurdjcehnilinöeseAluigenenges en er O2 7 Umfang des Kopfes in der Schädelmitte .............. 922 , Breiter des 2luigentingese nn 5, Bruftumfang (über die Flügel gemeflen)..............- 253, Breite der Bruftwölbung von Flügelbug zu Flügelbug ... 29 „ Flügellärge. 2; a. er RE 260 „ Hlaftermeilen. sn a N 600 „ Känge von Schnabeljpise bis Schwanzende............. 500 Shwarzlange in. re ER loser BeinlangeimonnSohlesbiswhnie wre =D. 7 ’ m „ „ Qumpf (von innen gemeffen)... 90 „ Als befonderer Dorzug des Italienischen Möpchens gilt eine edle hochgeftellte Haltung, eine in hohem Grade correcte Figur und verhältnigmäßige Kürze des Keibes. Der Schnabel ift Furz und dit, mehr oder weniger gebogen, die Wafenwarze Fommt nie jo jtarf vor wie bei den Englifhen Eulen und darf auch in jener form nie vorfonmen, jo lange von rein Italtenifhen Typus die Rede ift. Die ununterbrochene Stirn- und Schnabelcurve ift zwar Det einzelnen Eremplaren vorhanden, doch ift fie Feine wefentlihe Bedingung. Die orange- farbene, vejp. braune oder glasfarbige Iris muß von einem dunklen Augenringe eingefaßt fein, amı jchönften ift eine ins Diolett fpielende Einfaffung, die zumal bei milchblauen Thieren bevorzugt und betont werden follte. Ein Fantiger, marfirter Kopf ift am fchönften, der Hals muß am oberen Madden eine Biegung nah auswärts aufweifen (Schwanenhals) in der Form der Altitamm-Tünmnler. Die Bruft ift ziemlich breit und ftarf gewölbt, die Flügel jtehen amı Bug vom Leibe ab, wie bei dem Carrier, die Schwungfedern find verhältnigmäßig Ffurz, die Fahnen jchmal, Lithogr. und Druck der Verlagsanstalt und Druckerei A.-G. (vormals J. F. Richter) in Hamburg. ITALIENISCHES MÖVCHEN. 3esitzer: Herr Professor Dr. J. von Rozwadowski-Krakau. 51 die Schwingen enden etwas nach oben gebogen, fäbelartig gegen die Spise zu verjüngt und müffen über dem Schwanze liegen; da aber diefer nach rein taltenifcher Nlanter nicht wagreht getragen wird, jo erinnert die Stellung dtefes Mlövchens an den Habitus der Modenefer Taube und bedingt einen zierlichen, Fofetten Gang. Die Beine. find und müffen hoch fein, je höher, dejto befjer, ein Hupiel ift hier gänzlich ausgefchloffen, denn diefer Punft ift neben Kürze des Keibes, ftolzer Haltung, Furzem, etwas gehobenen Scd;wanz, fowohl Charafteriftifon rein taltenifcher Type, wie auch) fpeciell ein wefentliches Mierfmal diefer Taube, inı Gegenfas zu allen andern Mövchenarten. Die Farbenfcala des talienifchen ANtöpchens ift eine reiche, jte vepräfentirt, außer allen möglichen Nüancen, die bei Tauben überhaupt vorfommenden Hauptfarben. Roth und Schwarz erjcheint in der Regel matt oder nicht rein und fcharf ausgeprägt, gelbe Mövchen find zwar felten, jedoch ziemlich rein in farbe, die weißen find, was Typus an- belangt, mittelmäßig. Die blauen taliener find ge- wöhnlich fein, die Mtilch- blauen (lapis) unver- gleihlih jhön und brillant. Iteben diefen bejteht noch ein Farben- chlag, der von ganz eigen- thümlicher $arben-Com- pojition ift, nämlich die = — 1; 5 R > Jtalienifche Mövchen, gezeichnet nach lebenden Modellen Nülhblauen nut Ihwar; in Befitte des Herrn Profefjor Dr. 3. von Rozwadomwsfi in Krafau. ji fl all getüpften Flügeldeden. Die Jtalienifhen Möpchen find robufte, genügfame Tauben, x unfer raubes Klima vortrefflih erfragen und allen Süchtern bejtens zu empfehlen find. Kine außerordentlich eingehende, interejjante Schilderung diefer Rage aus der Feder des fcharfjinnigen Beobadters, Drofefjor Dr. ofef von Roswadowsfi in Krafau, findet fih in der „Allgemeinen Geflügel- Hetung” 1883 Ho. 7 u. flgde. g) Das Ehinefifhe oder Badenbart-Möpchen. — C. bubo media. Den Namen hat diefes Mönchen von den Franzöfiihen Taubenzüchter 5. Deftriveaur in Paris, der zuerjt als Derfäufer diefer Darietät in Deutfchland befannt wurde. Ueber die Heimath der Taube herrfcht bis heute noch ein gewiffes Dunkel, nur foviel habe ich Prüß, Muiterfauben-Buch. 1 fejtjtellen Fönnen, daß zu Anfang der fünfziger Jahre die aus Mlittelafrifa Fonmenden Schiffe eine ganze Anzahl diefer Thiere in blauer Farbe nad Tilfit und Nlemel braditen, und zwar in fo vorzüglicher Federftructur, wie fie jest nur felten noch vorfommen. Don bier aus Famen mehrere Paare nad) Süddeutihland, und einige Jahre fpäter tauchten fie in Paris unter der Bezeichnung „Chinefifche Mövchen” wieder auf. Diefe Mövchenvarietät ift in unferm Klima in der Zucht viel lohnender als das Aesyptiihe Möpchen. Sie brüten fleißig, wenn auch nicht immer mit Erfolg, namentlich wirfen Falte Mächte auf die junge Brut. Der ganze Habitus diefer Taube ift ein ziemlich edler, der Kopf ift Schön geformt, die Bruft ift voll, der Hals Fräftig, die Augen groß, die Iris orangefarben und fehr Teb- haft, Schnabel Furz und der Grundfarbe des Gefteders entfprehend. Die Schwingen reichen bis 12 mm vom Schwanzende, Kauf und Sehen find Furz und glatt. Das ächte, urjprüng- lihe Badenbart-Mövchen bietet nach Prof. Rozwadowsfi folgendes Schema: Schnabellänge bis zur Stun 1,0 bis 1,2 cm; desgl. bis Mtundwinkel 1,5 cm; desgl. bis Augenmitte 2,8 cm; desgl. durchs Auge bis Genie 4,5 cm; Kopfumfang (unter dem Kinn über dem Scheitel gemeffen) 8,5 cm; Höhe der Crapatte von außen (von der Wurzel der erjten Federreihe bis zur Cravattenjpise in der Mitte einer Cravattenhälfte gemeffen) 2,5 cm; Höhe der Cravatte von innen 1,2 cm; Känge einer Cravattenhälfte (von der Cravatten- einferbung unter dem Kinn bis Endwirbel gemeffen) 5,5 cm; Länge der Einferbung unter dem Kinn 1,0 cm; Umfang der ganzen Cravatte 8,0 cm; Känge der Bruftftructur vom Miveau der Cravattenferbe bis zur Rofettenlinie in ihrer Mitte 5,3 cm; Breite der Bruftftructur Fnapp über den Buffen 8,0 cm; Bruftftructur über und bis zu den Buffenenden 12,5 bis 15,0 cm; Schwanzlänge 12,2 cm; Flügellänge 27,5 cm; Totallänge 50,0 cm; Hlafterweite 61,0 cm. Iharafteriftiich in erfter Sinie ift die Cravatte, die ganze Front der Fraufen Oberbruft und des Überhalfes, wie zuletst der durch die Dollfommenheit der NRofette bedingte Federring an dem unteren ITacden, d. h. an der Berührungs- oder Scheidelinie von Hals und Rumpf. Die Cravatte, diefe herrliche und amı meiften eigenthümliche Sierde des Fraufen Halfes, bildet ein förmliches Futteral für den fchön geformten Kopf und ift fo zu fagen die Krone der ganzen Structur. Sie bildet Abfchluß und Derzweigung des oberften Theiles der Halsfraufe nady beiden Seiten des Dorderfopfes hin und befteht aus mehreren Federreihen, welhe 25—50 mm unter dem Schnabel ihre Wurzel haben und von dort aus nah auf- wärts gerichtet, dte ganze front des Kopfes in fehöner Rundung umfafjen. Betrachtet man diefen jchönen Schmucd des Thieres genau, fo ergeben fich dabei drei wefentliche Federpartien, die eine gute Cravatte bilden und bilden follen; dahin gehört erftens der Cravattenanfaß, der Fnapp unter dem Kinn des Thieres zu liegen Fonımt und gleichjfan eine Einbuchtung in der Cravatte bildet, da das Gefieder hier Fürzer als wie an der Cravatte felbft erfcheint Lithogr. u. Druck v. J. F. RicHTEr, Hamburg. EHI ESISELIE I MOVEHEN. (C. bubo media.) (Züchter: Herr Professor Dr. J. von Rozwadowski-Krakau,) {09} © und die Einferbung, Mund und Schnabel des Thieres, zumal in gedrücter, ruhender und nachdenfliher Stellung in jih aufnimmt. Die Fortfegung diefes Theiles ift die Cravatte felbjt, die je höher, dichter und anliegender, defto beffer ift, und zulest der Cravattenfhluß, d. h. die Gefiederpartie, die den Webergang der aufrechtitehenden Cravattenftructur zu dem abwärts laufenden Gefieder des Hinterfopfes und oberen Nadens bildet; je vegelmäßiger und gelinder diefe Dermittelung, dejto fchöner die ganze Erfchei- nung. JSaffen wir aljo die An- forderungen, die an eime gute - Cravatte gejtellt werden follen, zufammten, jo ergibt jih Folgen- des: die Cravatte foll hoch, maffiv, eng anliegend mit regelmäßigen Anjas beginnen und in einer jhönen Schlußfcheitelung endigen. it fie, zumal in den zunädjt ge- nannten drei Punkten anders, fo ijt jie mangelhaft und nicht jtan- dardgemäß. Bei einer guten „Kraufen- Brujt“ darf Fein Federbüfchel, ja Feine einzige Feder nad) unten, jondern das gefammte Dorderhals- und Oberbruft-Befieder muß noth- wendig nach oben und nad) beiden Seiten des Halfes gehen; je mehr Heigung nad) oben, defto beffer das Möpchen, und darunter am wi UA Na Chinefifches Möpchen (Brujt- und Halbtructur). Zeichnung von 8. Diet. beiten jene Individuen, bei denen in etwas aufgeregtem Auftande Cravatte und Bruft- ftructur wie aus einem Stück gegoffen, einerfeits durch den aus der Cravatte wie aus einem Blumenfelhe der FruchtEnoten fich hervorhebende Kopf, andererfeits durch die Rofettenlinie begrenzt, erfcheinen. Die Rofette wird durch eine ftrengmarfirte Sinie gebildet, die von Flügelbug zu Slügelbug reiht und die Grenze zwifchen der ganzen Structur und der übrigen normalen Befiederung der unteren Brufthälfte bildet. ur bei ganz vollfommıener Rofette, wenn fie 1° 54 alfo in Form einer ftreng marfirenden Sinte auftritt, ift der FKederring am untern Laden (Buffen) in vollfommener Form möglich, denn dann gewiß recht federreich, genügend lang und nicht blos in gedrücter, fondern auch in ganz normaler Lage fihhtbar. Die ganze vor- ftehend befchriebene Federftructur Fann man jehr gut bei ihrer Entjtehung beobachten. Befonders die quer über die Bruft laufenden Federreihen zeigen fich bereits bei Jungen nad den erften 14 Tagen; um diefelbe Seit auch die an beiden Enden diefer Reihen, vor der Achfelhöhle fich bildenden Federwirbel. KLestere tragen viel zur Bildung der Buffen bei. Alan Fann alfo fchon bei fehr jungen Thieren Schlüffe über ihre zufünftige Dollfommenbeit ziehen; zur vollftändigen Gewißheit gelangt man jedoch erft, wenn dte Taube die erfte Maufer beendigt hat. Chinef. Niövchen, nad) der Photographie der erjten Modell eines echten reinragigen Chinej. Prototyp= Nachzucht des erjten nach Dentjchland importirten Möpvchens. Huchtpaares gezeichnet. Bei einer fo complicirten Federftructur fehlt cs natürlih auch niht an Mängeln; ja Siefe find fo häufig, daß fie die Regel bilden und unter 100 Tauben fich Faum eine be- findet, die allen Anforderungen entjpricht. Dem ungeachtet ift die befchriebene und auf der Heichnung dargeftellte Federbildung Fein Jdeal, das unerreihbar wäre, denn cs Fommt jeder der einzelnen Theile häufig’in größter Dollfonmenheit vereinzelt vor, die Seltenheit befteht vielmehr im Mangel des gemeinfamen Auftretens. Als Hauptfehler werden angefehen, wenn einer der drei Theile gänzlich fehlt, was häufig der Fall ift. Befonders ift dies die Rofette; Cravatte und Jaböt find gut, NRofette aber ift nicht vorhanden. Es Fommit fogar vor, daß neben der Nofette audy der Jaböt fehlt und nur die Cravatte da ift, oder diefe und dte Nofette fehlen und der Jaböt ift geblieben, womit wir wieder zum gewöhnlichen Jaböt zurücgefehrt find. Es find dies alles Fehler, die fofort in die Augen fpringen, NEOMEIISCERE (Züchter: EB 5 GE) Lithogr. u. Druck v. J. F. RICHTER, Hamburg, IS-) MÖVCHEN. (C. bubo nominata.) Herr Professor Dr. ]. von Rozwadowskı-RKrakau.) 35 Weniger auffallend, aber dennoh ein FSchler ift Einfeitigfeit der einzelnen Theile. Jeder derfelben Fann auf der einen Seite gut, auf der andern fchleht fein. Am häufigsten ift dies wiederum bei der NRofette der Fall, weniger fichtbar ift es am Jaböt, felten bei der Cra- vatte. Dagegen tritt bei diefer ein anderer Fehler fehr häufig auf, oft nur auf einer Seite, ebenjo oft aber audy auf zwei Seiten, nämlich Unterbrehung der Scheitelung. Die regel mäßige Theilung der Federn läuft nicht bis zum Ohre, fondern hört früher auf, aber am Dhre Font fie nochmals, wenn auch nur verfünmert zum Dorfchein. Die Taube fieht dann aus, als wenn fie zwei abftehende Ohren befäße. Hoch ein Fall macht fi} bemerfbar, der, wenn auch nicht als Fehler, doc au nicht als Ihön angefehen werden Fann, nämlich wenn die Cravatte zu weit nach hinten läuft. Die Bildung gleicht dann beinahe einer unvollfommenen Spitshaube und läßt die Taube langföpfig erfcheinen. Diefe Unjchönheit entfteht meift dadurch, daß die Scheitel der Cravatte nicht mit Flemen Wirbeln endigen. Die blauen Chinefen tragen alle charafteriftifhen Punfte am ausgeprägteften zur Schau, jie find jedoch, ebenfo wie die Weißen heute fehr felten geworden. Die Schwarzen, Rothen und Gelben find Producte Fünftliher Zucht und laffen mehr denn zu viel zu wünfchen übrig, ebenfo die Silberfahlen. In Heihnung find fie nur in Weiß mit fhwarzem Schwanze und mut guter Federjtructur vorhanden; Gefchildete hat man durch Kreuzung zu erzielen gejtrebt, ift aber noch zu feinem befriedigenden ARefultat gelangt. Das Chinefische Mövchen bietet deshalb für den ausdauernden Süchter noch ein weites und lohnendes Feld der Thä- tigfeit. Das Stiel muß vor Allen darauf gerichtet fein, edle Figur und fchönen Kopf mit der vollfommenjten Kraufe zu vereinigen. Dann Fönnen auch Derfuche zur Dermehrung und Bejjerung der Farbenfhläge und Uebertragung von Heichnungen anderer Mlöpchenvarietäten verjucht werden. h) Das Aesyptifhe Mövchen. — C. bubo nominata. Form und Farbe, der Befammtendruf und die geringften Details an und für fich, wie auch im Dergleich mit allen übrigen beftgeformten Ragen find es, die diefes Mlövchen zum jchönjten, vollfommenften, idealften Taubengebilde mahen. Gleichzeitig mit dem Chi- nejtihen Möpchen Fanı es Anfangs der fünfziger Jahre nah England und von da nad Deutihlend, Altenburg war dafelbit die erfte Stadt, die in ihrem Ausitellungs-Katalog diefe Rage aufführte. Das Aesyptiihe Möochen ift von zierlichem, etwas ftämmigen Körperbau, Furzem Keibe und ftolzer, aufgerichteter Haltung. Diefe wird bedingt durch edle Haltung des Haljes (dem Kängenverhältniffe des Leibes entfprechend), breite, ftarf. gewölbte Bruft, gute Condition, Jugend und Befundheit des Thieres. Die Känge beträgt von der Schnabelfpise bis zum 86 Schwanzende 500 bis 550 mm, der glatte, würfelförmige Kopf ift groß, SO—S3 mm (über Scheitel und Kinn gemeffen), Gejichtslänge 55—40 mm, die Stirn breit und hoch, der Dorderfchädel, durch die vorderen Augenwinfel begrenzt, muß faft jo breit fein, wie die Sinie des Hinterfchädels, von dem eimen hintern Augenmwinfel bis zum andern. In der Alitte der Schädelplatte (Scheitel) und in der Gegend des Kopfabihluffes und Maden- anfangs treten je eine Dertiefung, das fogenannte „Brübchen“ zum Dorfchein, ein Punft, der einerfeits durch den fpisen Winkel des Hinterfopfdreieds und andererfeits durch die Aeayptiiche Mövchen, gezeichnet nadı lebenden Modellen int Bejite Aegyptiiches Möochen. Zeichnung von 5. Diet. des Herrn Profejjor Dr. 3. von Ro;jwadowsfi in Krafau. ANündung der Halswirbelfäule in die am Hinterkopf befindliche Schädelöffnung gebildet wird. Fehlerhaft ift jeder Kopf, dem jene Charafterijtifa nicht anhaften (Kugelfopf, Bänjefopf). Der Schnabel ift von der etwas gebogenen Spise bis zum MNlundwinktel 10—12 mm lang, von der Spibe bis zur Stiem 7'/ mm, die Die vor der Mafenhaut 20 mm, die Stärke an der Wurzel (nicht die Hafenwarzen) gemejfen 40 mm, die Schnabelhaut, namentlich in Alter, breit und Fräftig und mit feinem Puder bededt. Das Auge ift groß und lebhaft, mit ftarf converer Pupille, umgeben von einem weißen, 20—50 mm breiten Augentinge, die Jris richtet fih nah den allgememen Regeln, bei Schwarzen und Blauen ift fie orangefarbig, bei Weißen und Sarbenfhwänjigen braun, Die Bruft Ch Ra ar Lithogr. und Druck der Verlagsanstalt und Druckerei A.-G. (vormals J. F. Richter) in Hamburg. ÄGYPTISCHES MÖVCHEN. (©. bubo nominata.) ijt voll und breit, die Bruftwölbung beträgt von Flügelbug zu Flügelbug SO—90 mm; Sauf und Sehen find carminroth, Furz und glatt, die Schwingen reichen bis 15 mm von Schwanzende. Das glatt und feft anliegende Gefieder ift zart und weich, die inneren Flügelfedern find bet gefchloffenen Flügeln dem Rüden zugefehrt, Schleppflügel find ein Fehler. Der Bintertheil der Taube foll fi gegen den Schwanz zu verjüngen, wodurd fowohl die Kürze des Keibes, als audy die Wölbung der Bruft noch mehr hervorgehoben wird. Das Gewicht beträgt 200—250 gr. Dicht unter dem Kinn anfangend hängt eine. Hautfalte, Wanne genannt, die fich bis in den Jaböt erftredt,. Am dem Punkte, wo dies der Fall ift, beginnt der Jaböt. Es ift, wie Diet meint, anzunehmen, daß diefe Haut- falte fih, wenn aud) äußerlich nicht fichtbar, jo doch als Nlusfel mit der Haut verbunden, bis zur Mitte der Bruft herabzieht und hier das andere Ende, oder den anderen Anfang des Jaböt bildet. An diefem Mtusfel oder verlängerten Wanmte ftehen alle darauf wac}- fenden Federn in der entgegengefeßten Richtung wie gewöhnlih, alfo von unten nach oben gerichtet, wahrfcheinlih von der Spannung, die der obere Theil der Wanıme ausübt, ent- ftanden und hervorgerufen. Da nun aber die Mittellinie der verlängert gedachten Wanme oder des Musfels gleichzeitig auch die Mittellinie ift, die das ganze Thier in zwei fymmetrifche Hälften theilt, fo jtehen die an diefer verlängerten Wanıme aufwärts gerichteten Federn fymmetrifh; d. h. jte Fönnen von der gedachten Mitte aus zu je I, 2 oder 3 Reihen auf jeder Seite beftehen. Durch ihre eigne Schwere fenfen fich die längern diefer Federchen etwas nad außen und werden durch die fymmetrifche Scheitelung in diefen Beftreben noch mehr verftärft. Unten, auf der Mütte der Bruft, wo genau genommen der Jaböt entipringt, bildet fih dadurd, daß eben die eigentlichen Jabötfedern nad oben, beziehungsweife feitwärts gerichtet find, die übrigen Bruftfedern aber nad) unten abfallen, eine Pleine Blöße, ein Wirbel (Rofe). Dben aber, dicht unter der fichtbaren Wamme, wo die Federhen an und für fich ihwäcer werden, jtauen fie fich, durch die von obern Halfe herabfommenden Federn auf, und drüden fih, von der Wanmnenfalte in zwei Theile getheilt, nad) beiden Seiten. Die meiften Aesyptifhen Mövchen leiden übrigens an Dürftigfeit des Jaböt. Aucd in der Färbung find fie arm. Die farben, welhe bis jeßt vorfommen, find weiß, blau und fhwarz, roth und gelb fehlen sänzlih. Die Zeichnung befchränft fich auf blau oder fehwarz gefärbten Schwanz bei weißem Körper. Die fo Gezeichneten und die Schecden zählen im Körperbau die beiten Eremplare, ihnen folgen dieDlauen. Bei den Schwarzen, die rein ziemlih Ihwer zu beichaffen find, ift vor Allenı Eines zu bemerken, und zwar, daß es der härtejte und fomit amı meiften acclimatationsfähige Farbenfchlag ift. Um intenfiv fchwarze Thiere zu züchten, paare man rein Weiße mit dergleichen Schwarzen. ( Die Blauen mit fchwarzen Binden find heutzutage bei uns ziemlich felten geworden und in feinfter Qualität noch viel feltener als die Schwarzen; ihr häufisfter Fehler ift der zu wenig compacte Körperbau. Weiße Bürzelfedern find bei ihnen und ebenfo bei den Schwarzen Fein fehler. Die Schwarz und Blaufhwänzigen find in der Regel von gleicher Qualität wie die Meißen. Als größter Fehler gilt, wern unter den gefärbten Steuerfedern weiße vorfonmten, was anı häufigjten die Edfedern trifft und ein untrügliches Seichen der Kreuzung mit rein Weißen tft; felten Fonmmt auch ein ganz correcter Schwanzfchnitt vor, da fowohl die Bürzelfedern, wie auch die untern Schwanszjtüßfedern mit Weiß vermifcht erfcheinen. Ein von unferen Hüchtern wenig berücdjichtigter Farbenfchlag find die bunten oder gefchedten Aesypter, die meift alle nur erdenklichen Dorzüge in höcdhjter Dollfommenheit in fich ver- einigen: ftolze, prachtvolle Figur, gedrungenen Bau, herrlihen Kopf und Schnabel, eine Bruftwölbung von enormen Dimenfion ıc. Sie follten auf Ausjtellungen mit allen anderen reinen Sarbenfhlägen auf gleiche Sinie geftellt und als diefen vollfommen cebenbürtig behandelt werden. i) Die Satinetten, Blondinetten, Turbitins. Sie find von weit ftärferen, Fräftigerenn Körperbau als alle übrigen Mövenarten, haben befiederte Füße, Strümpfe, find fowohl glattföpfig als auc) fpitgehaubt, von vorzüg- liher Haltung, und der Kopf übertrifft in der Korn den aller anderen Nlövenarten. fulton fagt von ihm, daß er fo ift, wie es der der Englifhen Eulen fein follte: der Schnabel Eurz, jtumpf und die, der ganze Kopf Flotig und edig, die Wanıme und der Jaböt ftarf ent- wicelt, die Bruft breit, gewölbt; der Hals jchlanf und elegant gebogen; die ganze Haltung hat etwas Kedes, niponirendes. Aber troß aller diefer Dorzüge des Körperbaues würde die Taube wohl Faum das ntereffe der Liebhaber dauernd feffen, wenn nicht gleichzeitig die jeltenjten und mannigfaltigjten Heihnungen und Färbungen damit verbunden wären. Es gibt Einfarbige (im vier oder fünf Grundfarben) mit weißen Binden oder ge- fhuppten Flügen; eben folhe Gefchildete desgleihen mit farbigen Schwänzen; desgleichen mit Schnippen und farbigen Baden und ganz Weiße mit farbigem Schwanze. Rechnet man dazu, daß jede Heichnung, außer vielleicht der Iesten, in verfchiedenen Grundfarben, Schwarz, Roth, Gelb, Blau, Fahl auftritt, jo Fann man ermeffen artiger Tauben ift. , wie reichhaltig ein Sortinient der= Betrachten wir zuerft die Gefchildeten. Sie follen nah dent Jmporteur und Haupt züchter diefer Tauben in England, Mr. Carida, die Stammforn fein, aus welcher die Ein- farbigen durh Kreuzung hervorgegangen find. Im Allgemeinen ijt bei den Gejchildeten neben dem Schild auch nocy der Schwanz farbig, doch gibt es auch dergleichen ohne farbigen Lithogr. u. Druck v. J. F. RICHTER, Hamburg. DAMASCENER PYUBE: (C. damascena.) ENGEISCH ERZEIUIBEIN? (C. bubo major.) EEE RP ERE ne a en TE en ee Te EEE ERTL Lithogr. u. Druck v. J. F. RicHTEr, Hamburg. BIEONEDINEETTEN!: (C. stictae.\ 59 Schwan; 5. Dies erhielt jolche bereits im Jahre 1849 von dem zu diefer Heit hervor- ragendften Hüchter Süddeutichlands, Herin Heinemann-Hanau, und züchtete fie 25 Jahre lang. Ih entnehme jeiner, über die Türfifhen, Aftatifschen oder Smyrna Möpchen in der von mir herausgegebenen Heitichrift „Columbia“ 1880 Io. 2 veröffentlichten Schilderung diefer Tauben Folgendes: Bet den Geichildeten müffen wir die „Bluette” — Blaufild mit weißen Strichen — als Ausgangspunkt der anderen Schattirungen annehmen. Wie bei vielen blauen, weißgeftreiften Tauben, finden wir hier ein außerordentlich Flares, reines Blau vor, auf welchen die weißen Strihe jharf ausgeprägt und nad) hinten mit der befannten fchwarzen Säumung begrenzt find. Die Schwanzbinde zeigt in der Mitte jeder Feder einen weißen Fled, der gleich den Jlügelbinden jhwarz gefäumt tft. Ebenfo wie die blaue Farbe bei allen Tauben vartirt, jo au hier. Geht fie in Silberfahl über, wobei felbftverftändlich die weißen Striche und die weiße Schwanzbinde bleiben miüfjen, jo heißt die Taube „Silverette* — Silberjchild. Arten aber die weißen Strihe in weiße Schuppen aus, wie bei der Eistaube, der Slügel- taube und der Pfaffentaube, fo heißt eine folhe Taube „Brünette”, wenn fie auf fahlem Grund, und „Satinette” wenn fie auf blauem Grund weißgefhuppt ift. Der Swifchen- oder Uebergangston von fhwarzen zu weißen Strichen, Roftgelb, ift auch hier, fowohl bei den Gejtreiften als Gejchuppten, in geringerem oder ftärferenı Grade vorhanden. Es ijt einleuchtend, daß bei jo complicirter Seichnung und Färbung der Fehler und Mängel leicht mehr fein Fönnen als der guten Eigenfhaften. Man darf fi) durd) die Bilder in den Engslifihen Werfen nicht täufchen laffen und glauben, es gebe viele folcher Tauben, wie Ludlow fie 3. B. abbildet. Abgejehen von den Körperformen ift fchon die einfahe Schild- und Schwanzzeihnung von Bedeutung, An den Schild find die allgemeinen Anforderungen zu jtellen: gleichviele weiße Schwingen, auf jeder Seite 8—10, gedecdt durch die farbigen Daumenfedern, desgleihen gelten die allgemeinen Regeln für die Abzeichnung des Schwanzes. Bei-der Bluette und Satinette mag fehwarze Säumung der Flügel- und Schwanzbinde wohl häufiger vorhanden fein, bei der Silverette und Brünette bleibt diefe fiher nur ein frommer Wunjh. je weniger aber [hwarze Färbung vorhanden, dejto ftärfer tritt der roftgelbe Swilhenton auf, und um fo verfchwonmener zeigen fi die Schuppen. Audh die gleihmäßige Dertheilung diefer über den ganzen Schild, ift, wie bei allen Schupp- flügeln zu berüdfjichtigen. MDeniger diffteil in der Seihnung als die Gefchildeten, find die Einfarbigen „Blon- dinetten”. Sie erfcheinen in den Farben Blau, Schwarz und Roth, mit weißen, besiehungs- meife rothgelben Schuppen oder Strihen. Auch diefe Seihnung ijt von einer blauen, weißgejtreiften Taube ausgegangen, deren Striche fih in Schuppen verwandelt und deren - Prüß, Muftertauben-Buc. 12 Bene Farbe in andere Farben varürt hat. Der rothgelbe oder rothe Hwifchenton fpielt auch hier eine Rolle, indem er bald jtärfer, bald. fhwächer auftritt und fo verfchiedene Färbungen hervorbringt. Die Schwarzen find bei allen farben von der Schuppenbildung gleichfalls ergriffen, fie find weiß und mit der Grundfarbe gerändert. Wie alle Weißfchuppenzeihnung fih auf blauem Grunde am beften macht, weil vier Farben, Blau, Weiß, Rothgelb und Schwarz zufammenwirfen, fo auch bei den Blondinetten, Die Blaugrundige ift die fchönfte. Diefer folgt die Schwarzgrundige, bei welcher Schwarz, Rothgelb und Weiß, mitunter auch nur Schwarz und Weiß auftreten, und fchlieglic die Blondinette. Rothgrundige „Braunfupfer”, bei welcher ein fchmusiges Rothgelb am Rande des hellen Grundes der einzelnen Feder fitt. Eine weitere Seihnung des Türfiihen Möpchens liefern die „Turbitins” (Schnippen- oder Backen -Miöpchen). Diefe haben neben der reinen Schilözeihnung in den vier Haupt- farben, audy) noch eine farbige Schnippe über der Mafenwurzel und, durch die weiße Grund- farbe getrennt von diefer, farbige Baden. Die Schnippenform entipricht etwa derjenigen der Schnippen= oder Mlasfentaube, fie muß jcharf und regelmäßig abgerundet und nicht melirt fein. Die Badenforn foll mit der Derlängerungslinie der Schnabelfpalte nad oben abjchneiden, nach unten eine Bogenlinie bilden und beide Baden durch die weiße Grundfarbe, A - die von Kinn ausläuft, getrennt fein. Diefe Seichnung wird wohl ftets nur frommer Wunfd bleiben, denn ich wage fejt zu behaupten, daß es wohl fehwerlich eine folche rein gezeichnete Taube gibt. Die Farbe der Augen und des Schnabels entipriht in der ganzen Abtheilung den durch die Farbe des Gefieders bedingten Regeln. Heidenhaar- Tauben. Seidenhaarig nennt man eine Taube, wenn die Fahnen ihrer einzelnen Federn nicht seichloffen find, Fein zufammenhängendes Ganze bilden, jondern zerfhliffen, die einzelnen Sahnen der Federn von einander getrennt find. Diefe Abnormität fcheint davon herzurühren, daß die an den Fahnen befindlichen Häfchen zu lang geworden find, deshalb nicht ineinander greifen Fönnen, und die einzelnen Fafern fich nicht mehr zu dem Ganzen verbinden, welches man fahne nennt. Die Federn der Seidenhaartauben find breit, befonders die Innenfahne der im Kiel gefrümmten zweiten Schwingen fo breit und zerfchliffen zugleich, daß jte den Unterrücen überragen und ihn loder und faferig erfcheinen lafjen. Die Fahnen der übrigen Schwingen und der Schwanzfedern find etwas feitlih nach oben gerichtet und gleihfalls zerihliifen. Die Fleineren Federn am übrigen Körper liegen gewellt und dach- ztegelartig übereinander, find ehr weich, zart und feidenartig zerichliffen, das gefammte Gefieder endlidy ziemlich voll und dichtjtehend. Natürlih maht eine folhe Schwingenbildung das Fliegen unmöglih, was man bei den Einrichtungen für diefe zärtlichen Tauben nicht außer Acht laffen darf. Die feidenhaarigen Tauben, find wie alles Strupp- und Kocdengeflügel, das Product einer Ausartung der Federftructur, deren Eigenthümlichkeiten offenbar durch mienfchliche, vielleiht auch natürlihe Süchtung bewahrt, weiter ausgebildet und firirt worden find. $. fürer befchreibt in der „Korth’ichen Tauben-Seitung” eine Gemeine und eine halb- pfaufhwänzige Seidenhaartaube. Dieb dagegen Eennt noch mindeftens ein halbes Dußend andere, in Trieft heimifche Seidenhaartauben der verfchiedenften Ragen. Theils find fie weiß, theils jhedig; groß oder Flein, mit Federfüßen und mit Haube, oder ohne beides. Er felbft befaß während einiger Jahre Seidenpfauen, worunter eine mit 52 Schwanzfedern, neben andern mit nur 20. Ein Paar zeugte gleichzeitig immer ein glattfederiges Junge neben einem feiden- haarigen. Deftriveaur-Paris offerirte ihm einmal ein Paar feidenhaarige Tünmiler. Aus alledem geht hervor, daß das Haargefieder Feine Eigenthümlichfeit nur einer Art tft, fondern daß es bei den verfchiedenften Arten, fowohl Tauben, Hühnern, Gänfen ıc. auf- treten Tann. Demnad gehört daffelbe zu den allgemeinen Federftructuren und tjt Fein Merfmal, um eine Art zu charafterifiren. 12* IV. Gruppe. Tauben, die ih durd; den Yan des Körpers Kennzeihnen. (Form- oder Gefalt-Tanben.) Diefe Gruppe zerfällt in mehrere Abtheilungen, die unter fi ebenfowenig Gemeinfhaft haben, wie die einzelnen Repräfentanten der vorangegangenen; doch während diefe ftets nur vereinzelt jtehen, zerfallen die Abtheilungen diefer Gruppe wiederum in eine größere Anzahl von Unterabtheilungen, Ragen und Arten. Es gehören hierher die Huhntauben, die Türfifhen oder Orientalifhen Tauben und die Hröpfer, I. Abtheilung. A. Die Huhntanben. — C. Gallinariae s. Brevicaudatae. Die unterfcheidenden Kennzeihen der Huhntauben find (nah Stefan Srei- herr von Washington auf Schloß Poels in Steiermark, dem Derfaffer der Abtheilung „Huhntauben“ dtejes Werkes) folgende: Schnabel: Derhältnigmäßig Furz oder fehr Furz, Fräftig und wenig gebogen. Wafen- wulft: Gut entwidelt, nie carunculit. Kopf: Meift lang, fchmal und fpis zulaufend, in der Regel fehr jhwach gewölbt, ftets unbehaubt. Auge: Tiefliegend, verhältnigmäßig Elein, Nugenringe meift etwas aufgefhwollen. Hals: Ungewöhnli lang, Fräftig, mehr oder weniger Sförmig gebogen. Rumpf: Groß oder fehr groß, abgerundet, Furz und gedrungen. Flügel: Derhältnigmäßig flein, aber fehr Fräftig. Schwingen: Kurz und pi zulaufend. DBürzel: Aufgeftülpt. Schwanz: Ungemein Furz und Elein, wie geftust ausjehend, aufrecht oder erhaben getragen. Steiß: Dicht mit Jlaum bejeßt. Beine: Hod, jehr ftarffnochig und weit auseinanderjtehend. Haltung und Bewegung: Buhnähnlic. Die Familie der Huhntauben zählt nur wenige Dertreter, deffenungeachtet hat ihre geringe Anzahl den Fachjchriftitelleen faßt aller Seiten, namentlich hinfichtlih ihrer fyite- matifchen Stellung, viel zu fchaffen gemadt. Die nahe Derwandtihaft der Huhntauben mit mehreren, fehr verjchiedenartigen Ragen, die herrichende Unfenntniß über ihre Herfunft und Abftammung, bezüglih welcher erft in neuefter Seit etwas Mäheres befannt wurde, endlih auch wohl ihre im Allgemeinen nur fehr geringe Derbreitung: AU dies hat dazu beigetragen, die Anfchauungen über diefe eigenartige Taubengruppe auf Abwege zu führen BI 95 und eine Derwirrung in der Momenclatur derfelben hervorzurufen, welche in der gefanınıten Perijterologie Faum ihres Gleihen hat. Es wird daher zunächit meine Aufgabe fein, zu unterfuhen, in welhem Sufammenhange die vielen und vermeintlich verfchiedenartigen Huhntaubenfornten, denen wir in der Fachliteratur begegnen, zu einander ftehen, um dann das Rejultat diefer Unterfuhung in einer Meugeftaltung der Syftennatifirung unferer Tauben- gruppe zum Ausdrucke zu bringen. Da diefe, dem Stande unferer heutigen Kenntnig der Huhntauben entiprechende Eintheilung, durch Aufjtellung neuer oder vielmehr bislang no) nicht unterfchiedener und andererjeits durch die MWeglaffung irrthümlich für diftinet gehaltener Unterragen refpective Darietäten mit der bisher gangbaren Llaffifictrung nothwendiger Weife im MWiderjpruche ftehen Bi jo unerläßlich, dte vorgenommenen Veuerungen unter Dorführung der Ergebniffe eines ei oe Quellenftudsiums diefes Begenftandes fowie anderer Heugniffe zu und wenngleich hierzu dte Geduld des Kefers einigermaßen in Anfprucdy genommen werden muß, fo ijt doch anzunehmen, daß Derjenige, welcher fich für den Gegenftand überhaupt intereffirt, die Fleine Mühe, den Ausführungen feine Auf- merffamfeit zu fchenfen, nicht fcheuen wird, um ermefjen zu Fönnen, ob und inwieweit die neue Gliederung der Gruppe gerechtfertigt erfcheint oder nicht. Die Entjtehung der Huhntauben. Auf welche Weife der Typus einer Huhntaube zur Eriftenz gebracht wurde, darüber Können felbjtverftändlih nur Hypothejen beftehen. Um aber dent alten Spruche: »Omne ex ovo« zu genügen, fei es geftattet, vor Befprehung der einzelnen Mütglieder der uns hier bejhäftigenden Gruppe einige Worte über jenes Thema vorauszufhicen. Charles Dar- win“) jtellt die Huhntauben (derem er drei citirt) auf feiner Abjtammungstafel der domefticirten Taubenragen in die Gruppe II, welcher feiner Darjtellung zufolge in drei Hauptragen (Car- riers, Runts und Barbs) zerfällt. Die zweite Hauptrage, die Runts oder Großtauben, theilt - Darwin wiederum in fünf Unterragen, deren Bee En eine durch eine Huhntaube (den Tronfo) gebildet wird. Unter diefe Unterrage ftellt er eine andere Taube derfelben Familie (den Leghorn Aunt) als Darietät, während die dritte von Darwin angeführte Huhntaube (Florentiner) *) Das Dariiren der Thiere und Pflanzen ım Zuftande der Domeftifation. Band I, pags 150, 158 u, f. 94 als Darietät einer ganz anderen Unterrage, denn Scanderoon der älteren Englifhen Autoren (i. e. Sranzöftiche Bagdette der Deutfchen Schriftiteller) zugetheilt ift. Aus der den Huhntauben eingeräumten Stellung it erjichtlih, daß Darwin diefelben mit Bagdetten und Runts (Römifhe und Spanifhe Taube) für nächjtverwandt hält und ihre Abjtammung aus- jchlieglih aus den Dorfahren diefer Ießteren Taubenfornten herzuleiten fih bemüht. Db- gleich nur eine gewilfe Derwandtichaft zwifchen jenen Ragen und mehreren unferer modernen Huhntauben Faum geleugnet werden Fann, glaube ich doch, daß die Entjtehung derfelben eher in folgender Weife erflärt werden muß. Als Urtypus der gefanmten Familie darf die in Indien, vorzugsweife in Birma, fi findende (und daher in England »burmese pigeon« genannte) Huhntaube betrachtet werden. Diefelbe Fann nicht Fürzer und zugleich treffender charakterifirt werden, als eine vergrößerte, ihmalfhwänzige Pfautaube. Die Aehnlichfeit in der Kopfbildung, dem Bau des Halfes, der Kürze des Rumpfes und des Großgefieders, ferner die, beiden Ragen gleicheigenthünliche Bildung des Bürzels und die infolge deffen aufrechte Stellung des Schwanzes, fowie die merfwürdige Art der Haltung u. A. m. hat jhon Dr. E. Baldamus veranlaßt, in feinem „Sluftrirten Handbuch der Federpiehzuht” auf eine nahe Derwandtichaft beider Ragen hinzuweifen. Da nun Indien, die Geburtsftätte jo vieler eigenartiger Taubenformen, auch zugleih als die Heimath der Pfautaube anzujehen tft, jo halte ich es für jehr wahr- fheinlih, daß wir in der Birmanifhen Huhntaube eine in der Entwiclung zur Pfau- taube begriffene und in diefem Entwidlungsjtadium firirte Suchtform vor uns haben. Für diefe Anficht Spricht, wie ih glaube, u. A. bejonders auch der Umytand, daß die auf einer niedrigeren Deredelungsftufe, als die gewöhnliche Indifhe, ftehende SJavanifche Pfau- taube mit fhwac, ausgebildeten, oft blos 14federigen und wenig erhobenem radförmigen Schwanze eine ganz ähnliche Seihnung trägt, wie jene, welcher unter allen bisher befannten Ragen oder Parietäten einzig und allein der Birmanifchen Huhntaube (refp. deren Eüro- päifchen Dertreter) zufommt.“) Es läßt fih aus diefer Thatfache der Schluß ziehen, daß, während einige Individuen jener Halbpfautauben ti. ec. Huhntaube ihre Charaftere mit der Seit mehr und mehr entwiefelten und jo zuerft die Javanifche und jchlieglich die gewöhnliche Indifche Pfautaube produsirten, andere dagegen diefelben conjtant vererbten und — einige geringfügige Mlodificationen ausgenommen — bis auf unfere Tage überlieferten. Yachdem einmal die >), Mr. Alfred May-NRobertfon fchrieb mir aus Calcutta, daß er auf feinen Neifen verfchtedene Male Javanifhe Pfautauben zu jehen Gelegenheit hatte; die meiften Eremplare waren blau und fchwarz gefhekt und trugen einige Llefe von weißer farbe am Hinterfopfe und beiden Schultern; zwei andere hatten die Färbung von 5jährigen Almonds. 95 Grundform einer Huhntaube gejchaffen war, mögen fih im Kaufe der Heiten fo manche Darietäten derfelben gebildet haben, welche entweder wieder verfchwanden oder noch heute in irgend welchem entlegenen Erdenwinfel ihrer „Entdefung”, wenn man fo fagen darf, harren. Thatfählih ift auch eine Darietät in allerneuefter Heit erft an’s Licht gezogen worden und auf die Auffindung derfelben jtütt fich, wie ich vorausichiete, die veränderte Eintheilung der Huhntauben in diefer Abhandlung. Die Unterfchiede in der Figur und Färbung, welche zwifchen unferen modernen Huhn- taubenformen, der großen Mlaltefertaube und den fogenannten Epaulettenjchedfen, welche bisher als Spielarten einer und derjelben Darietät galten, beftehen, bewogen mid), das “ Derhältniß, in welchen beide Formen zu einander ftehen, einer genauen Prüfung zu unter- ziehen. Hachdem ich gefunden hatte, daß fich die Mlaltefer nicht allein durch befondere Eigenthüme lichfeiten der äußeren Geftaltung und Färbung, fondern felbjt durch nicht unbedeutende ojfteologijche Derihiedenheiten“) von den Epau= lettenjchecen unterfcheiden, glaubte ich mit einiger Berechtigung an- nehmen zu dürfen, daß die als Farbenvarietät der Wlaltefer be- ae Sa trachteten Epaulettenfcheden eine befondere Darietät für fih bildeten. Um ganz ficher zu gehen, habe ich auch über die fih in Indien vorfindenden Huhntauben Näheres zu erfahren gefucht, namentlich darüber, ob fie insgefammt blos einer einzigen Darietät angehören. Mr. John Baily in Sondon berichtete mir über die in Birma vorkommende Huhntaube,. daß fie (wie unfere Epaulettenjchefen) jtets mit weißer Kopf- und Slügeßeichnung auf meift blauer oder jchwarzer Grundfarbe gefunden würde, in ihrer Heimath bereits fehr rar und feiner Anfiht nad) mit der (continentalen) NMtaltefertaube nicht identifh fei. Seither =) Diefelben beftehen Furz in Folgendem: Bei Maltefern ift das Sternum auffallend verlängert, beinahe in dem Grade wie bei den Bagdetten, bei Epaulettenfcheden ift es von normaler Fänge; die Aefte der Surfula ftehen bei Maltefern bedeutend weiter auseinander als bet Epaulettenfcheden. An Kreuzbein- wirbeln zählte ich bei den Mialteferffeletten 12, bei denen der Epaulettenfcheken ı1 (die Col. livia L. befit 12). Die Schwanzwirbel erreichten bei den Mlaltefern die Zahl 8, die Epaulettenfcheden zeigten (wie Col. Livia) nur 7. Die Größe der einzelnen Knochen ift bei Maltefern eine bedeutend erheblichere als bei Epaulettenjcheden. a 96 habe ich Gelegenheit gehabt, mich durch eigene Anfhauung davon zu überzeugen, daß diefe Hinter- Indiihen (Birmanifchen) Huhntauben auf das Genauejte mit unferen Epaulettenfchefen übereinjtimmen, aber (wie diefe) nicht mit unferen Ntaltefern. Herr Dr. Hanns Binder, welder fich durch den Import vieler bisher unbefannter Geflügel- varietäten große Derdienjte erworben hat, berücdfichtigte in liebenswürdigjter Weife meine Bitte, während feines Aufenthaltes in Indien über dort vorkommende Huhntauben Er- Fundigungen einzuziehen und gelang es feinen danfenswerthen Bemühungen m Erfahrung zu bringen, daß eine in Dorder- ndten gehaltene Huhntaube ji durch ihre befondere Größe und durch ihre (der Mlaltefertaube analoge) Gefiederfärbung auszeichne. Die mir von Mir. Mlay-Robertfon aus Lalcutta zugefommenen weiteren Auffchlüffe über diefe, von der Hinter-Indifchen oder Birmantfhen ganz verjchiedenen Huhntaube laffen fajt Feinen Hweifel an der dentität der Dorder- Indifihen und Mtlaltefertaube mehr zu. Es bleibt nunmehr nur noc die Entjcheidung der Frage übrig, in welchen Derhältniffe die beiden Indischen Huhntaubenformen zu einander ftehen 8. h., welche derjelben als die ältere oder urfprünglichere aufzufaffen ift — denn es ift unwahriheinlih, daß fich beide jelbitjtändig nebeneinander entwidelt haben follten. Wie bereits angedeutet, glaube ich vielmehr die Birmanifhe Huhntaube als Urtypus der ganzen Gruppe anfchen zu mufjen, aus welder fih dann alle übrigen uns befannten huhnartigen Tauben, fet es durch Dariation innerhalb diefer Form felbit, jet es durch Kreuzung mit anderen Ragen gebildet haben mögen. Die Entjtehung der modernen Huhntaubenfhläge wird bei der nachfolgenden Befchreibung derfelben näher ins Auge gefaßt werden. I. der Epanlettenfdedi — C. albomaculata Washington. Die unter diefenn Namen befannten Huhntauben werden gemeiniglihh blos als eine Farbenvarietät der großen Mlaltefertaube angefehen; ih habe aber fhon an anderer Stelle („Allgemeine Geflügel-Seitung”, Jahrgang VI., Mo. 17 und 13) diefe Anficht als irrthümlich nachgewiefen und fehe mich genöthigt, diefer Taube eine felbtftändigere Stellung und zwar die einer Unterrage der vorliegenden Gruppe zuzuerfennen. Die Begründung diefes Schrittes findet der Kefer in dem vorftehenden Kapitel über die Entjtehung der Huhntauben verzeichnet, in welchem das gegenfeitige Derhältnig der in Indien vorfommenden Stammaeltern zweier unferer modernen Huhntaubenformen befprochen ward. Die Epaulettenfheden refp. die mit ihnen identischen Hinter- Indischen (Birmanifchen) Huhntauben fcheinen ziemlich früh nad Europa importirt worden zu fein, denn während Mlaltefer und Klorentiner erjt in der Fady literatur des vorigen Jahrhunderts erwähnt werden, läßt fich die vorliegende Unterrage Schon La aus der »Ornithologia Ulyssi Aldrovandi« vom Jahre 1600, als in talien befannt, nahweifen. m genannten Derfe befindet fi die Befchreibung und Abbildung einer Taube unter dem Uamen „Tronfo”, welche die Kennzeichen der huhnartigen Tauben wohl in unentwidelter, aber doh ganz unverfennbarer Weife an fich trägt, und vermöge der ihr eigenthümlichen Färbung und Heichnung fi) als zu den in Rede ftehenden Unterarten ge- hörig, jpecificiven läßt. *) Die Heihnung des Tronfo ift nämlich genau diefelbe, wie die der Birmanifchen Huhn- taube und es ijt bereits erwähnt, daß diefelbe unter allen bisher befannten Taubenragen allein bei eben jener Indifhen Taube (und in etwas modiftcirter Weife bei der diefer nah- verwandten Japanifchen Pfautaube) zu finden ift. Spätere Autoren, wie. Willoughby, JIohnfton, Briffon u. A. wollen im Tronfo Aldrovandi die Römifche Taube (oder auch die Spanische) erkennen, und die Englischen Sahfchriftiteller wollen das Wort „Runt“, welches vornehmlich zur Bezeichnung dtefer beiden Rasen gebraucht wird, als aus der Bezeihnung „Tronfo” entitanden ableiten. Dhne mic in eine Discuffion der erjteren Hypothefe einzulaffen, erinnere ich nur an den Umjtand, daß die Abjtammung der Römiihen Taube fi viel leichter aus der, Aldrovandus gleichfalls befannten, Campanifhen Taube erflären läßt. Es Fönnte allenfalls auch der Einwurf gemacht werden, daß der Tronfo mit dent „Keghorn” der Engliichen Perifterologen (welchen ich für einen wenig vervollfonmneten MTaltefer halte) identijch jei. Dagegen fpricht aber erftens die Art der Färbung beider Tauben, ferner auch die verfchiedene Bildung des Kopfes, Scnabels und der Mangel jegliher Carunculatur des Auges u. A. m.**) Die Birmanifche Huhntaube tritt uns nach ihrer Derzeihnung in der Drnithologie von Jahre 1600 durd) Aldrovandus erft in einem der neueren Kiteratur zugehörigen Werke und zwar in Robert Sulton’s befanntem „Pigeon Boof” wieder entgegen. in diefenn Prachtwerfe befindet fich neben einer ausführlihen Befchreibung der Taube auch ein vorzügliches Portrait eines aus Sndien importirten Driginaleremplares. Aus der Befchreibung, welche ebenfo wie die Ab- bildung von dem ausgezeichneten Thiermaler Mir. I. MW. Ludlow herrührt, geht hervor, daß in England über die fytematifche Stellung der einzelnen Huhntaubenformen die größt- *), Aldrovandus bejchreibt die Färbung des Tronfo auf pag. 462 (Tom. alter d. Ornith.) wie folgt: »Majore sui parte nigricabat, caput maculis albis, quas virides pennae percurrebant erat variegatum, mentum pariter insignem macula alba habebat, sub qua pennae prorsus erant amethystinae; alae insuper albis maculis respergebantur, remiges vero totae candidae......« Diefe lichten, d. h. weißen Schwingen, welche der Tronfo befaß, Fommen bet Epaulettenjcheden heute noch öfters vor, werden aber als fehler betrachtet und find deshalb nicht beliebt. #7) Charles Darwin („Dariiren der Thiere 2c.”) hält den Keghorn Runt (Moore’s) für eine Dijtinct- Darietät und ebenjo den Tronfo- (Aldrovandı). Prüß, Muftertauben-Buch. 15 möglichjte Derwirrung herrfht und leßteren insgefammt, fo verfchiedenartig fie au fein mögen, nur der Rang von Farbenvarietäten (Spielarten „Sports”) einer den älteren Eng- lichen Perifterologen als „Leghorn Runt“ befannten Huhntaube, auf welche ich nocd) zurüc- Fonmen werde, zugeftanden wird. Da nun durch diefe Auffaffung die Birmanifche Huhn- taube der Florentinertaube (Col. brachyura Brm) und dem Mlaltefer (Col. brevicauda) gleichgeftellt wird, jo Fann es nicht Wunder nehmen, daß die Burmese pigeon (Birm. T.) nicht allein den Yamen Florentine pigeon führt, fondern auc zuweilen von Engliihen Hüchtern und Händlern als Maltefe Runt bezeichnet wird. Die Unfenntniß, welche in Eng- land über die Huhntauben bejteht, läßt fich darauf zurücführen, daß diefelben nur von jehr wenigen Liebhabern gehalten werden, da große Tauben überhaupt dort wenig beliebt find. Ebenfowenis wie Mir. Ludlow ift Mt. James E. Lyell*), deffen Werk übrigens zu den hervorragendften Erfcheinungen auf dem Gebiete der neuen Fachliteratur zählt, über die Burmese pigeon im Klaren, und madt er u. 4. die Bemerfung, daß er diefe Bezeichnung für eine irrige und ungerechtfertigte halte. In der gefammten Deutfhen Literatur wird der Birmanifchen Huhntaube (refp. den Epaulettenfheden) mit Feiner Silbe Erwähnung gethan. Trosden fteht es fejt, daß KLebtere fchon fehr lange Seit, wenigftens in Defterreih, befannt find. Wann und woher die Epaulettenfheden bei uns eingeführt wurden, Fann ich mit Sicherheit nicht angeben; ältere Hüchter diefer Tauben haben gegen mid) die Bemerfung gemacht, daß fie in Linz fchon im Anfang diefes Jahrhunderts gehalten und, einer Derfion zufolge, aus Tirol herübergebraht worden feien. Dies läßt fihy) mit meiner Dermuthung, daß die Epaulettenfchefen urfprünglid von Italienifhen Städten aus weiter verbreitet wurden, fehr wohl in Einklang bringen. Die Epaulettenfcheden werden nämlich) noch heute in Italten gefunden, denn Profeffor Paolo Bonizjt hatte die Güte, mir auf eine diesbezüg- liche Anfrage mitzutheilen, daß diefe Taube in Modena angetroffen werde. **) Es ift fchon mehrfah erwähnt worden, daß man faft überall die Anficht hest, daß die Epaulettenfcheden eine Spielart der Mlaltefer feien und ich habe bereits gezeigt, daß diefe Anfhauung auf ierthümliche Dorausfesungen beruht. Es ift noch naczutragen, daß Linzer Hüchter, welchen über die in Rede ftehende Taube die competentefte Stimme zuerfannt werden muß, die Maltefer von den Epaulettenjchefen wohl unterfcheiden; wie denn Erftere auch erft feit verhältnigmäßig Furzer Heit in Linz und Oberöfterreih überhaupt befannt geworden find. ®) »Fancy Pigeons« by James C. Lyell, Sondon 1881, pag. 107—110. Syell, welder glaubt, dag die Huhntauben von den Mittelmeerfüften aus in Europa verbreitet worden feien, jcheint von der Richtigfeit der Behanptung, daß fie urfprünglich aus dem Often jftammten, nicht überzeugt zu fein und daher die Bezeichnung Burmese pigeon für irrig zu halten. =*) Drofejjor Bonizzi hält diefe und andere Huhntauben als mit der Razza triganina (Mlodenefer Taube) für fehr nahe verwandt. SS Dadurch, daß beide Tauben vielfach mit einander gefreuzt wurden, haben fowohl Mlaltefer wie Epaulettenfheden von ihrer typifchen Erfcheinung viel verloren und es ift die höhjte Heit, die Trennung beider Formen aud praftifh durchzuführen, indem man denfelben, wo immer dies nur möglih, auf Ausftellungen ge- fonderte Llafjen anweifen follte, um die .Reinzucht diefer jo originell geftalteten Huhntauben zu unterjtüen. Standard für die Beurtheilung der Epaulettenfheden. Schnabel: Kurz (nicht über 20 mm bis zum Mundwinfel gemeffen), grade, Unter- fiefer etwas jhwäcder als der Dberkiefer. Schnabelfpise fanft gebogen. Schnabelwarze: Klein, fhmal, nicht weit nach vorne veichend, zwifchen Kopf und Schnabel eingeflemmt eriheinend; Oberfläche feingeförnt. Kopf: Etwas gewölbt und abgerundet, überall nahezu gleich breit und nicht jehr lang; Kopf und Schnabel bilden mit einander einen ftumpfen Winkel. Wangen: $Slah und eingedrüdt erjheinend. Kehle: Sehr ftarf eingebogen. Haden: Stark und abgerundet. Haltung des Kopfes: Miederjichtig, d. h. unter der Horisontallinie getragen. Augen: Tief im Kopfe liegend, nicht fehr groß und wenig voll, Augenringe: Sehr jchmal, nicht carunculirt und von Federn theilweife verdeckt. Hals: Sehr lang, zum Kopfe hin fehr ftarf an Umfang verlierend, jo daß der Ober- hals jchlanf ericheint, überall |hön rund. Kropf wenig vortretend. Haltung des Halfes: Hufammengezogen, jtarf Sförmig gebogen und fehr weit nad rüdwärts getragen, fo daß der Kopf den Schwanz beinahe berührt. Brujt: Breit, voll, abgerundet und (nach Art der Pfautaube) vorgedrückt getragen. Rüden: Breit, außerordentlich Furz, etwas gewölbt und zum Bürzel hin auffteigend. Bürzel: Etwas fhmal und aufgeftülpt. Steiß: Slaumfedrig. Flügel: Siemlicdy Elein aber Eräftis, hoh und fejt an den Keib gezogen, etwas gewölbt eriheinend. Schwingen: Ungemein Furz, fpis zulaufend und fchmal, fejt in der Befahnung, dicht geihloffen getragen. Haltung: Die Spiten der Schwingen treffen über dem Schwanze zufammen. - | Schwanz: Sehr Elein, möglihjt Furz und vollftommen gejchloffen; Federrand: Wie abgeihnitten ausfehend. Die einzelnen Steuerfedern: Sehr Furz und nahessu ganz gleich mäßig jchmal befahnt. Haltung des Schwarzes: Ganz fchmal zufammengezogen und fo aufrecht als möglid, jo daß der Schwanz mit dem Kopf und Hals faft in Berührung Fommt. Beine: Schenkel: Starf, lang, etwas geftredt und außerhalb des Bauchgefteders 15" 100 getragen. Käufe: Lang, ftarffnochig und möglicht breit befhuppt. Sehen: Kurz, Fräftig und mit gleichmäßig breiten Schuppen bededt. YHägel: Kurz und fchwach gebogen. Befiederung: Yicht fehr voll und Fnapp anliegend. Allgemeine Erfheinung: Kugelig, compact, allfeitig abgerundet, beinahe fo breit wie lang. Haltung: Affectirt und pfautaubenartig. Färbung (im Allgemeinen): Stets mit weißer Seichnung an Kopf und Jlügeln verfehen. Grundfarbe meist dunkel. Kopfzeihnung: Ste erftrecft fi) rückwärts bis zum Uaden, vorn bis zur Bafis des Halfes, an den Seiten foll die Grenzlinie der SHeichnung zwifchen den genannten Dunften möglihjt fcharf marfirt fein. Die Seihnung des Kopfes foll durch die volljtändig gleichmäßige Mifchung der betreffenden Grundfarbe mit der weißen Heichnungsfarbe hervorgerufen werden. Slügelzeihnung: Ste bejteht darin, daß circa 10—16 der Flügelbug- und Schulterdeckfedern weiß gefärbt find und gleihmäßig vertheilt (nicht zu dicht oder zu zerftreut ftehend) ein Oval bilden. Das übrige Gefieder ift grundfarbig und zwar entweder blau, fchieferblau gehämmert, fhwarz, braun, braunmarmorirt oder fteingrau. Färbung des Schnabels: Bei jhwarzer Grundfarbe, jhwarz; bei den blauen Darietäten fhwärzlih-hornfarben. Bei den Steingrauen und Braunmarmorirten bräunlichgelb, bei Braunen möglihhjt fettgelblih gefärbt. Schnabelwarze: Weißlihgrau. Käufe, Sehen und Augenringe: Carminroth. Auge: Bei den braunen Darietäten perlfarben, bei allen übrigen leuchtend orange- roth. Wägel: Der Schnabelfarbe entiprechend (bei Braunen reingelb). Ragechte Epaulettenfheken (oder wie Linzer Hüchter fie fehr treffend bezeichnen: „Hend’ltauben”) unterfcheiden fih, wie aus einem Dergleiche beider Beichreibungen erhellt, von der großen Mlaltefertaube jo wefentlic, daß es zu verwundern ift, daß felbt bedeutendere Taubenfenner fie verwechlelten, refp. als Spielarten deffelben Typus anfehen Eonnten. In jeßiger Heit allerdings, nahdenı Mtaltefer und Epauletteniheden jo vielfach mit einander gefreuzt worden find, ift es oft Schwer zu jagen, ob diefes oder jenes Stüf der einen oder der anderen Darietät angehöre. Glüdlicherweife aber haben die Zudtitämme noch fo mancher SHüchter vollfommen reines Blut in fih, und möchte ih den Keßteren fehr ans Herz legen, fie vor jeder Einführung fremden Blutes mögliht zu bewahren! Die Hauptpunfte, welche bei der Zucht der Epaulettenfchefen ins Auge zu fafjen find, find: Nichtige Bauart, Haltung und endlidy correcte Färbung. Im Allgemeinen Fann man jagen, daß unter dtefen dret Hauptdefiderata die Haltung derjenige Punkt ift, welcher der Derbefjerung noch am meiften bedürftig tft. Die form oder die Bauart dagegen ift bei 101 diefen Huhntauben im Dergleiche zu anderen Darietäten fchon auf einer weit höheren Stufe der Dervollfommmung angelangt. Als einer der vergleichsweife häufiger auftretenden Baufehler Fann der zu lange und dabei dünne Schnabel (Spindelichnabel) betrachtet werden; namentlich jind Täubinnen oft mit ihm behaftet. Seltener ijt eine Derbildung des Kopfes. Dagegen läßt fih an der Form des Halfes zuweilen ein jehr ftörender Fehler bemerfen. Er befteht darin, daß der Hals Furz und namentlich gegen den Kopf zu, jehr dick erfcheint, was der Taube viel von ihrem eleganten Ausjehen benimmt. So geftaltete Hälfe Fönnen audy nicht richtig gehalten werden und ftatt jtarf nad) rücwärts, beinahe aufreht getragen, jo daß in diefem Falle ein an fich jchon bedeutender Fehler einen noch gewichtigeren zur Folge hat. Epauletten- iheden find verhältnigmäßig noch Fürzer gebaut als Mlaltefer und in diefer Hinficht find erjtere fajt jelten fehlerhaft. Da ein Hauptgewiht auf die allfeitige Abrundung des Körpers gelegt werden muß, jo ijt darauf zu fehen, daß aud) die Flügel in einem genügenden Grade gewölbt und nicht, wie dies häufig der Fall, jeitlih abgeflaht erfcheinen. Die Beine, welhe bei Epaulettenfchefen jehr dazu neigen, fehlerhafte Bildungen anzunehmen, bedürfen ganz befonderer Aufmerffamkeit des Süchters. Wamentlich tft es ihre Sänge, welche in der Regel viel zu wünfchen übrig läßt, und es fcheint zwifchen den Dimenfionen des Körpers und der Beine eine gewilje Correlation zu beftehen. Faft alle Furz- gebauten jndividuen find Furzbeinig, die Iangleibigen hochbeinig. Aucd) ift auffallend, daß Erftere jtets eine weniger gute Haltung bejisen als Kebtere. Schr wichtig ift die Art der Beichilderung der Käufe, namentlid) aber der Sehen. Diefe follten mit möglichit breiten, gleihmäßig geftalteten Schuppen oder Schildern bedeckt fein; häufig aber find die Schuppen ihmal und von unregelmäßiger form. An Tauben, welche folhe Schuppen befiten, zeigt fih eine eigenthümlihe Franfhafte Eriheinung: die Schuppen „wachfen aus”, wie Kiebhaber fih ausdrüden; d. h. fie verlängern fich, jo daß die Sehen feitlich wie mit Franfen behängt erfheinen. Das Befchneiden derjelben hilft nur für Furze Seit, da die Schuppen ftets wieder nahwadhlen. Da die Tauben fih beim Gehen auf naffer Erde zwifchen diefe Franfenartig verlängerten (oft 5—4 mm langen) Schuppen Fleine Steinchen und Humustheile einklemmen, welhe die Haut verlegen und dann Geihwüre verurjachen, jo gehen jehr viele Tauben auf diefe Weile zu Grunde. Die Erde an den Schen bildet oft jo große Klumpen, daß das Thier am Gehen vollitändig behindert wird. Gegenmittel gegen jolche Dorfommmiffe ift eine Aeßung der betreffenden Schentheile mit Höllenftein, was von befter Wirfung fein foll. Wir haben nun nody zwei ganz befondere Eigenthümlichfeiten der Epaulettenfcheden ins Auge zu faffen: Die Haltung und Form der Schwingen und des Schwanzes. Ketsterer 102 muß außerordentlih Plein erfheinen, d. h. möglichjt Furz und möglichit fchmal fein. Ich habe Epaulettenfheden gefehen und folche auch felbft befeffen, deren Steuerfedern nur 100 mm lang und dabei nur 25 mm breit waren. 120 mm find bei ragereinen Eremplaren das Durhichnittsmaß. Die Breite des Schwanzes follte, wenn richtig, d. h. volltonmen gejchlofjen getragen, nicht mehr als 50 mm betragen. Breitihwänze, wie der Mlalteferzüchter fie an feinen Tauben zu fehen wünfht, jind bei Epaulettenfcheden ein jchwerwiegender Fehler. Die Haltung des Shwanzes diefer Taube ift um fo beffer, je höher fte ift, und follte eigentlich eine vollfonmen fenfrechte fein. Immer aber muß der Schwanz in einem Winfel von mindeftens 6O Graden (zu einer durch den Körper gezogenen Linie) gehalten werden, aljfo bei Weiten höher als bei der Maltefertaube. Wenn die Schwingen die richtige Länge haben, d. h. jo Furz find, als fie fein follten, jo wird die Haltung des Schwanzes durdy das Auflegen der Spieße auf den Kebteren (bei einem Winfel von 60 Sraden) noh nicht beeinträchtigt. Wird er jedoch vollfommen fenfreht getragen, fo Fönnen die Spieße nicht nıehr auf dem Schwanze aufliegend getragen werden, fondern werden fich unmittelbar Hinter demfelben mit den Spisen berühren. Dies ift, wenn dte Haltung des Schwanzes eine wirflih vollfommen aufrechte ift und die Schwingenfpißen in der angegebenen Weife getragen werden, Fein befonders großer Fehler, und um fo eher zu verzeihen, als das Ausfehen der Figur durch diefe ertreme Haltung des Schwanzes jcheinbar an Kürze gewinnt. Unter allen Umftänden find dagegen herabhängende, fogenannte Schleppflügel zu verwerfen.*) Die allgemeine Erfheinung der Epaulettenfchedfen foll an die der DPfautaube erinnern, befonders duch das jtarfe Surücdbiegen des Halfes, das Dordrücden der Bruft und die Kürze der Figur. Auch in vielem Anderen gemahnen diefe Huhntauben, wie bereits aus- geführt, an die Pfautauben. Mamentlich ift dies auch bezüglich der Art fih zu bewegen der Fall; ebenfo wie Keßtere, treten die Epauletteniheken im Affefte nur mit den Sehen- ipisen auf, und geräth der weit nad) rückwärts gelegte, den Schwanz beinahe berührende Kopf und Hals in jene neroöfe, zitternde Bewegung, welche in noch weit ftärferem Grade den Pfautauben eigenthümlicd) ift. Der dritte Hauptpunft, die Färbung der Epaulettenjchefen, bedarf einer eingehenden Bejprehung, da es fehr fchwer ift, eine halbwegs befriedigende Heichnung zu evzielen. Die Epaulettenicheden werden in nur wenigen farbenvarietäten gezüchtet und follen immer mit der oben befchriebenen Seihnung verfehen fein. Es gibt jedoch vollfommen ragereine Thiere, welche audy nicht die Spur einer folchen tragen; diefe find wohl zur Sucht, nicht *) Die Birmanifche Huhntaube trägt die Shwingen meiftens in der Weife, daß die Spiten derfelben unmittelbar hinter den Stenerfedern zufammentreffen; ein Exemplar meiner Originalthiere jedoch hält die Spieße ganz jo, wie dies bei unferen Epaulettenfheden gewöhnlich der Fall ft, über dem Schwangze. 103 aber als Ausjtellungsthiere verwendbar. Die häufigften Färbungen, in welchen Epauletten- fchefen gezüchtet werden, find: fchwarz und blau, ferner aucdy die duch Paarung Blauer und Schwarzer entjtehenden, oft ganz außerordentlich figuranten fchieferblau Gehämmerten (Perliheken). Die Braunen züchtet man in zwei NMüancen; die eine ift die Teberfarbene (Keberjchefen) und je ift duch einen gelblih braunen Ton charafterifirt, Ste zweite, die jteingraue, ift eigentlich dunkel oder jhwärzlich grau, aber mit einem braunen Hauche über- zogen. Dieje jogenannten „Steinfcheken” find äußert felten und entjpringen einer Paarung von Schwarz und Leberfchefen. Braune Epaulettenfcheden (beider Farbentöne) follen einen vollfommen flecenlofen, möglichjt auffallend gelben Schnabel befisen und das fie noch außer- dem bejonders charakterifirende Perlauge muß frei von einem Stiche ins Gelbliche fein. Ferner gibt es noch braunmarmorirte (gehämmerte Keberfchefen) und als Seltenheit rein- rothe Scheden. Ketstere find jedoh, wie ich vor furzer Zeit in Erfahrung bradte, nicht reinen Blutes, jondern Kreuzungsprodufte und deswegen auch vollfommen fehlerhaft in Figur und Haltung; ich habe fie deshalb auch nicht unter den Standartvartetäten auf- geführt. Hauptjache ift, bei der Grundfarbe auf deren gleihmäßigen Ton und Glanz zu achten. Die Seihnung der Epaulettenfhefen ift in correcter Form ziemlich jchwer zu erzielen und ähnlih, wie beim Almond, meift nur in gewiffen Altersitufen, wie der Liebhaber fie zu jehen wünfht, anzutreffen. Die Kopfzeihnung, welhe wegen ihrer Geftalt Karve oder AMiasfe, gewöhnlich aber Xiefelfopf (in "Defterreih), Mlufel- und Puderfopf (in Deutihland) genannt wird, foll vor Allem drei Eigenfhaften befißen: fie muß gleihmäßig in der Sarbe, gleihmäßig in ihrer Ausdehnung und endlich Scharf begrenzt fein. Sie darf alfo weder zu licht, duch das Hervorftehen der weißen Seichnungsfarbe, noch zu dunkel dur das Hervortreten der Grundfarbe erjcheinen. m erjteren Falle jpricht man von einem „Weißfopf” im Zeßteren von einem „Mlücenfopf“. Beide Karben follen vielmehr fo regelmäßig als möglid) gemifht fein und Feine der beiden SKarbentöne darf überwiegend fein. Ein weiteres Erforderniß ift, daß die Farben nicht in großen Flecen, fondern in möglichjt feinen Strihelm auftreten. Häufig ift aber das Erfiere der Fall und namentlich find weiße Slefen am Kinn, an der Kehle und dunkle (rein grundfarbige) Stellen an Stirn, Dangen und Scheitel an der Tagesordnung. Ungleih in der Ausdehnung ift die Seichnung, wenn fie linferfeits 3. 8. weiter herab reicht als auf der rechten Seite, was fehr unfchön ausjieht. Die dritte Eigenfhaft, welche eine correcte Maske auszeichnet — ihre fcharfe Abgrenzung — tft jehr jchwierig zu erzielen und nur wenige Epaulettenfcheden find in diefem Punkte tadellos. Yıcht allein, daß die Heihnung entweder die beftinmmte Grenz- linie nicht erreiht (zu hoch abichneidet), oder fie überfchreitet (zu tief abfchneidet) Fonmmt es 104 namentlih häufig vor, daß die von der Halsbafis zum Waden fich ziehende Schnittlinte nicht fcharf marfirt, fondern unregelmäßig au uessjadt ericheint. Ebenfo jchwer wie eine tadellofe Nlaske, ift eine richtige Flügelzeihnung zu erlangen. Seßtere wird in Liebhaberfreifen gewöhnlih die Epaulette (corrumpirt Palette) Rofe, Rofette (rose pinion in England) ferner auch Achfelriefel und Traube (im Sachjen) genannt”) Sie foll ebenfalls drei Hauptmerfmale zeigen. Die Flügelbug- und Schulterdecfedern muüfjen gleihmäßig vertheilt fein, ein Dval bilden, und in annähernd bejtimmter Sahl auftreten. Hierzu ift zu bemerfen, daß dte Hahl der weißen Federn vom Alter der Taube abhängt, denn die Epauletten junger Tauben zeigen nad der erjten Mlaufer nur etwa 6—8 Federn, ältere Thiere haben immer mehr, zweijährige circa 10—16, und jpäterhin mehrt fich die Hahl der Heihnungsfedern jo fehr, daß die Form der Rofette volltonmen verloren geht. Die figur, welche die Seichnungsfedern bilden follen, ift auch fonft häufig unregelmäßig; — häufig tritt eine bandartige oder dreiekige Keichnung auf. Ferner fteht man oft, daß die weißen Federn zu weit oder zu nahe von einander abftehen und macht namentlich) Keßteres einen befonders unjhönen Eindrud. Um eine correcte Seihnung zu erzielen, ift es durchaus nothwendig, auf das Alter und die jeweilige Seichnungsart der zu paarenden Huchtthiere Bedaht zu nehmen. Junge Tauben im erften Altersjahre haben in der Regel nur Fleine Epauletten und liefern, wenn untereinander gepaart, in Bezug auf Seichnung fehr gute Refultate; da aber bei der Paarung fo junger Dögel die Hachfommenfchaft meift Flein und unanfehnlid aus- fällt, ijt es emipfehlenswerther, einen hübjd gezeichneten jungen Täuber mit einer älteren, möglichit Fräftigen Täubin zu paaren, wobei zu bemerfen ift, daß audy die Täubin- an den Flügeln, wenigjtens im Derhältniß zu ihrem Alter, nicht ganz unrichtig gezeichnet fein darf. Sehr interefjant ift die Art und Weile, in welcher fi) die Seichnung bei jungen Dögeln entwidelt. Mleiftens zeigen fich die Maske und die Kofetten nicht fchon im Heftgefieder, jondern erjt nach dem erften Federwechlel. Entweder wird nun die früher dunkle Feder durch die Mlaufer dur eine weiße erjest, und die Heihnung alfo durch Federwechel her- vorgerufen, oder aber — und dies ift eine fehr auffallende Erjcheinung — es tritt die Heihnung (nad) vollendeter Mlaufer) durch Derfärbung einzelner Federn auf. Wenn die junge Taube bereits jänmtliche glanzlofe Federn verloren, und durch ein glänzendes Gefieder erjeßt hat, bemerft man an Kopf und Flügeln Stellen, welche, gegen die übrige Befiederung verglichen, matt und glanzlos erjcheinen. Diefe Slete werden nad) "Derlauf einer Woche lichter (bei jhwarzen Epaulettenfhefen grau) und nach weiteren S—12 Tagen rein weiß. 3 ) Die ae werden nach der Kopfzeihnung zuweilen Furz Riefel- oder Puderföpfe, nach der Slig elzeihnung (in Sinz) Palettenjcheden genannt. en! 105 Dielfah Fommt es jedoch vor, daß das Hejtgefteder fchon gezeichnet ift; dies wird in der Regel dann der Fall fein, wenn die Mejtiungen entweder Yachfommen eines dreijährigen oder älteren Paares find, oder eines Paares, welches in derfelben Saifon fehon öfters Junge aufzog. Yücdht felten treten Masfe und Rofetten nicht zu gleicher Seit zum Dorfchein und Fann entweder die Kopfzeihnung im Heftgefieder die Rofettenbildung durch die Mlaufer, oder die Keßtere duch Derfärbung, die Masfe duch Mlaufer entjtehen ıc. Humeilen tritt überhaupt Feine Seichnung zu Tage oder nur die Kopf> und nicht Flügelzeihnung und umgefehrt. Seltener Font es vor, daß ein älterer Dogel die Seichnung nad einem Federwechjel verliert und entweder nicht oder erjt fpäterhin wieder erhält. rn der Mehrheit find zweijährige Epaulettenfheden amı beften gezeichnet und oft liefern Tauben diefes Alters die bejtgezeichneten Jungen. So weit meine Erfahrung reicht, glaube ich, daß, um fo fpäter die Heihnung auftritt, um fo länger eine correcte Ausdehnung beibehalten wird. Als häufige, unliebfame Fehler treten bei Epaulettenfcheden, abgefehen von den fchon erörterten, nocd) weiße Schwungfedern, Flefe am Binterhalfe, an den Schenfen und Schwanz- decfedern auf. Weiße Schwanzfedern gehören, felbjt bei älteren Tauben, zu den feltenften Erjheinungen. Der Bürzel zeigt manchmal nicht, wie gewünfcht, die Grundfarbe des übrigen Gefieders, fondern einige weiße Flede, Dies ift ein großer Fehler und deutet bei blauen Darietäten (blauen und jchieferblaugehämmerten) meift fremde Bluteinmifhung an. *) In Kürze fer nody zweier befonderer Spielarten der Epaulettenfchecen erwähnt. Die eine, weldye früher im Sakfammergut und einigen Orten Oberöfterreichs nicht felten gewefent fein foll, augenblilihh aber jhon dem Ausjterben nahe zu fein fcheint, ift unter dem KTanıen Salzburger Sheden befannt geworden. In Figur und Haltung vollfommen mit den Epaulettenjchecfen übereinftimmend, unter jcheiden fie fih nur in der Färbung von den Keßteren. Die Salzburger Schecten find regel- mäßis jchwarz oder auch blau gefärbt und tragen ftatt der den Epaulettenfchecen eigenthümlihen KZarve und Xofetten eine beinahe noch originellere Seichnung. Dom Dinterfopfe bis zur Hälfte des Hinterhalfes zieht jich ein Fled, welcher auf dunfler Grund- farbe viele jehr feine weiße Strihe und Linien zeigt. Diefe, an die einiger Indischer Ragen entfernt erinnernde Heihnung gibt der Taube ein fehr auffallendes Ausfehen. Ich habe *) Der gefärbte Bürzel, welcher beinahe fämmtlihe Tauben Indischen Urfprungs charafterifirt (und nah Darwin als ein Erbftücd® der Col. intermedia Strickl, einer geographifchen Darietät der Col. livia, aı- zufehen ijt) wird von ragereinen Exemplaren überaus treu vererbt, felbjt eine ftattgefundene Kreuzung Fann diefen Charafter nicht immer verwijchen, daher darf es als ein fehr gutes Kennzeichen unremmen Blutes gelten, wenn der Bürzel nicht blaugrau, fondern weiß; gefärbt ift, Prüß, Muftertaubens-Buch. 14 106 mic auc, überzeugt, daß die Seihnung fich conftant vererbt, denn von den beiden einzigen Eremplaren diefer Spielart, welche ich mir habe verschaffen Fönnen — einem blauen Täuber und einer fchwarzen Täubin — fiel ein den Aelternthieren vollfonmmen analog gezeichnetes fhwarzes Junge. In Salzburg felbit fcheinen die nad) diefer Stadt genannten Scheden nicht mehr vorhanden zu fein. Eine zweite Farbenvarietät der Epaulettenfchefen find die — in Defterreich auch nicht fehr verbreiteten — fogenannten Wildfhefen von meift fchwarzer Grundfarbe, welche über den ganzen Körper verftreute, Fleine weiße Flefe und Spisen tragen; die jchwarze Farbe tritt aber bei Weiten mehr hervor, als die äußerft feine Heichnung. Aud) die Wildfcheden tragen fi) ganz fo, wie die Epaulettenfcheken. Mit den Wildfcheken, wie fie eben befchrieben wurden, jind dte getigerten ATaltefer, welche ähnlich gefärbt find und zuweilen gleichfalls Mildiheken benannt werden, nicht zu verwechfehn. Auch werden blaue und blaugehänmerte Epaulettenfhefen an manden Orten als MWildblaufhefen oder abgefürzt als Wildfchecken bezeichnet. Die Epaulettenfheden jmd als gute Sucdttauben fehr zu empfehlen; fie find fehr fruchtbar, brüten ungemein fejt und füttern ausgezeichnet. Außer dem früher erwähnten Fußübel find fie fpeciellen Krankheiten nicht unterworfen und leiden namentlich nie an der bei anderen Huhntauben fo häufig auftretenden Flügelgiht. Ihr Flug ift ausdauernd und rafh, und machen fie fehr häufig längere Ausflüge, was faft Feine einzige andere Huhn- taube — ausgenommen etwa die blaue Maltefertaube — zu thun a Die Epauletten- ihedfen find auch weit Icbhafteren Temperamentes als Mtaltefer, Florentiner ıc. und in fortwährender Bewegung, dabei verträglich und leicht ee 2. Die große Maltefertaube — C. brevicauda Prütz. Woher der Name diefer Huhntaube ftammt, habe ich mich vergebens zu erfahren bemüht; eine Beziehung deffelben zur Infel Malta, welhe man etwa vermuthen Fönnte, fcheint nicht zu beftehen, wenigjtens ift es mir nicht befannt geworden, daß unfere Taube dort je gezlichtet oder in neuerer Seit von dort ausgeführt worden wäre. Es ift deshalb = unwahrjcheinlich, daß der Name, wie fo mancher andere, auf bloßer Erfindung beruht, esiehungsweife dazu dienen follte, einer verfchollenen Darietät bei ihrem Wiederauftreten aus jpeculativen Gründen den Stempel der Ueuheit aufzudrüden. Ueber die Abjtammung der Maltefertaube Fönnen wir, nacden es fich herausjtellte, daß in Dorder- Indien eine ihr in jeder Hinficht äußerft ähnliche Huhntaube gezüchtet wird, ziemlich Flar fehen, indem wir annehmen, daß unfere modernen Maltefer die veredelten Nachfonmen eben diefer Dorder-Jndiihen Huhntaube find. Eine mir von Alr. Robertfon aus Calcutta freundlichft : Lithogr. und Druck der Verlagsanstalt und Druckerei A.-G. (vormals J. F. Richter) in Hamburg. GROSSE MALTESERTAUBE. (©. brevicauda.) Züchter: Herr Stefan Freiherr von Washington auf Schloss Poels in Steiermark. zugefandte Skizze diefer in ihrer Heimath fchon ehr felten gewordenen und deshalb äußerft jchwer zu erlangenden Taube zeigt in den Hauptpunften vollfommen den echten Mlaltefertypus, ein Unterfchied macht fih nur darin bemerkbar, daß die Indiihen Driginalthiere ein wenig länger gebaut erichheinen, als dies bei guten Eremplaren nach dem Gefhmad unferer Mal teferzüchter der Fall fein joll. In der Haltung des Halfes, der Flügel und des Schwanzes ıc. ftimmen beide Tauben genau überein. Eine Anfrage bezüglich der Färbung der Porder- Indifhen Huhntaube beantwortete Mir. Robertfon dahin, daß fie mehr wegen ihrer befon- deren Größe als wegen ihrer Gefiederfarbe gefhätst würden, es gäbe weiße, blaue, fchwarze, fahleothe (mealies) und vojtrothgehämmterte (red chequer’s) Darictäten, eine weißgehämmerte Taube diefer Art jet ihm noch nicht zu Geficht gefommen. Herr Dr. Hanns Binder brachte in Erfahrung, daß die Dorder-Indiiche Huhntaube am fhönften in vroftroth (gehämmert) und jchwarz gefunden wurde, eine Angabe die, wie ich zeigen werde, von großer Wichtigkeit für die Fejtjtellung der Sdentität der Dorder- Indischen Huhntaube und dem Mlaltefer älterer Form, it. Ich begnüge mich eimjtweilen auf den Hinweis, daß ragecchte Maltefer auc heutzutage, abgefehen von einigen irrelevanten: Heben- oder vielmehr Mifchfarben — nur in jenen färbungsvarietäten gezüchtet werden, welche auch bet der Dorder-ndilchen Huhn- taube angetroffen werden — und ich glaube daher, daß meine Eingangs ausgefprochene Behauptung durh diefe Thatjahe wohl begründet erfcheint. Dbgleich die Bezeichnung: Mlaltefertaube erft feit wenigen Decennien in den Sahfchriften Eingang gefunden hat, jo it es doch nicht allzufchwierig, den Beweis zu erbringen, daß die Taube jhon im Anfang des vorigen Jahrhunderts in Europa befannt war. In dem ältejten Engliihen Fachwerfe, dem KLolumbarium John Mioore's vom Jahre 1735 wird unter dem Hamen Leghorn Runt (große Livornefer Taube) und der: wiffenfchaftlihen Be- zeichnung Columba Labronis seu Pisarum eine Huhntaube aufgeführt, welche wohl nichts Anderes war, als eine noch wenig entwidelte Form unferer heutigen Mlaltefertaube. Da es jehr wichtig tft, die jpärlichen und überdies fehr verworrenen Nachrichten, welche uns ältere Schriftjteller über die Huhntauben überlieferten, einer genauen Unterfuhung zu unterziehen, jo wird man mir verzeihen, daß ich auf jene Angaben etwas näher eingehe. Aus der Beichreibung des Leghorn Runt nah 5. Moore hebe ich unter Weglaffung Alles defjen, was auch auf alle übrigen Huhntauben paffen Fönnte, befonders jene Mterfnale hervor, welhe auch die Maltefertaube unferer Tage ganz befonders auszeichnen. Der Keghorn Runt war vor Allem eine jfehr große Huhntaube, gänfeföpfis und mit einem ver- hältnißmäßig fehr Ffurzen Schnabel verfehen; das mit einem breiten Ring umgebene Auge lag tief im Kopfe. Mioore gibt ferner an, daß der Keghorn Runt einen längeren Hals befite als irgend eine andere Taube und feine Beinlänge oft 1a® 108 über 7 (Ensl.) Soll betragen habe. Hinfichtlich der Färbung äußert fich der Altmeifter der Engliihen Taubenliebhaber in etwas unbeftinmter Weife, indem er bemerkt, daß fie verfchtedenartig fei, „aber die Beften, welche ich fah,” fügt er hinzu „waren entweder [hwarsz oder roth gefledt”*) ch verweife hier auf die Angabe Dr. Binder’s, welcher über die Färbung der Dorder-Indiihen Huhntaube genau daffelbe erfuhr. m Derlaufe feiner Be- fchreibung fügt Mloore no hinzu, daß der Leshorn etwas weichlicher Conftitution und Feine gute Zuchttaube fei; auch gebe es nur fehr wenig wirklich vagecchte Eremplare diefer Taube in England; felbit unter den aus Kivorno direct importirten Thieren befänden fi foldhe, welche Faunı beffer erfhienen, als gewöhnlihe „Runts”. ad) Mioore wurde fhon zu jener Heit, wahrjheinlih wegen des Mangels an geeigneterem Suchtmateriale, der Spanifh Runt (die Spanifche Taube) zur Kreuzung mit dem Keghorn Runt verwendet und hieraus erflärt fich zur Genüge, daß typifhe Eremplare diefer Taube feit jener Seit immer feltener wurden. Im Columbarium findet fi) noch die Bemerkung, der Keghorn Runt ftamme urfprünglich entweder aus Pifa in Toscana oder aus dem gleichnamigen Drte im Peloponnes **), von. wo er über Sivorno nah England gebraht worden fei. it der Befchreibung, welche uns John Mloore über den Keghorn liefert, harmoniren die Angaben des (unbekannten) Derfafjers einer Abhandlung über domefticirte Tauben ***), welche 1765 zu London erjchien, fait volljtändis, wie denn dteje Schrift überhaupt auf dem Columbartun bafirt if. Der Befchreibung des Leshorn Runt in der anonym erjchienenen Abhandlung ift jedoh der beachtenswerthe Sufas zu ee daß damals auch eine reinweiße Spielart jener Huhntaube befannt war. ch halte es für jehr wahrfcheinlich, dag Feiner der fpäteren Englifihen Autoren reinblütige Livornefen aus eigener Anfhauung Fannte, glaube vielmehr, daß die Leghorn Runts diefer Schriftteller degenerirte Kreuzungsproducte waren. Jh fchliege dies u. A. auh aus einem Pafjus des Buches »The New and Complete Pigeon Fancyer« welches (höchit wahricheinlih 1780) von Daniel Girton heraus- in N gegeben wurde. Auch dies Bud ift blos eine Keprife der vorerwähnten Abhandlung über domefticirte Tauben, welhem Girton durch anderslautende Ausdrüde, Sat- und Wort- verfchiebungen das Anfehen eigener Autorfchaft zu geben fich bemüht. Die betreffende Stelle *) As to their Feather, they are various, but the best, that I have seen, were either black or redmottled. Rest Wort fann fowohl mit Roth (weiß) gefledt, als auch mit Gehämmert überfezt werden, da ältere nalifhe Autoren zwifchen diefen termini feinen genauen Unterfchted maden. **) Soßteres hält Moore für wahrfceinlicher, indem er dem Seghorn Runt (irethbümlicherweife) mit der Col. tureica seu persica Willoughby’s in Derbindung bringt. Pifa im Poloponnes ward nad ferner Serftörung im Mefjenifhen Kriege nicht wieder aufgebaut. *=®) A Treatise on Domestic Pigeons printed for and sold by C. Barry in Ingram-court Fen- churchstreet, London. lautet: „Sie (die Keghorns) tragen in der Regel rings um den Hals eine Sprenkeßeichnung von grauer Farbe, aber die höher im Anfehen ftehenden find entweder roth, weiß oder’ ihwarzihedig.” Erinnert man ji) nun daran, daß noch heute unter den zahlreichen Da=- rietäten der Spanifchen Taube eine derfelben mit jener Sprenfeßeihnung, welche Girton dem Seghorn Runt vindicirt, gefunden wird, jo ift wohl Faum daran zu zweifeln, daß er Kebteren mit dem Spanifh Runt verwechfelte, und zwar ift dies um fo wahrscheinlicher, als aus dem Hachjate der citirten Stelle, welche Girton (unter Derfchtebung der Wortfolge) der Abhand- lung vom jahre 1765 entnimmt, deutlih hervorgeht, daß er über die charafteriftifche Färbung des Keghorm Runt völlig im Unklaren if. Wenn die Annahme, daß die Kivor- nejer Taube jhon zu Ende des vorigen Jahrhunderts in England im Ausfterben begriffen war, nicht ungeredhtfertigt erjcheint, jo ift es leicht begreiflich, daß ein Seitraum von etwa 50 Jahren, welcher ohne Jmport frifhen Blutes verftrichen zu fein fcheint, die Rage dem völligen Derfhwinden nahe bradte. Rev. E. S. Diron, deffen trefflihes Büchlein »The dovecote and Aviary« 1851 erjchien, fieht fi) (pag. 148) zur Bemerfung veranlagt, daß zwijchen Zeghorn, Spanifh und Roman Runt Fein wefentlicher Unterfchied beftehe und Mr. P. B. Brent jagt im »The pigeon book« pag. 20 ganz offen, daß der Keghorn aus Italien, wofelbit diefe Taube wohlbefannt fei, wieder eingeführt werden Fönne, doch geht aus einer Befchreibung, weldhe Brent vom Leghorn Runt entwirft, hervor, daß er denfelben mit der Sranzöfiihen Bagdette (der Deutjchen Autoren) verwechielt. In dem Werfe des als Almondzüchter berühmten Air. John Matthew Eaton,*) welcher den Zeghorn für den Roman Runt (Römer) hält, befindet fich eine von Mir. Dean Moljtenholme ausgeführte Abbildung der Sivornefer Taube, welche der Befchreibung wie fie Moore gibt, ganz und gar nicht entfpricht, dagegen umfonehr der auf der gleichen Tafel abgebildeten Spaniihen Taube gleiht. Die Bemühungen Engliiher „Kancier”, die Hüdtung der Kivornefen alten Styles wieder in Aufihwung zu bringen, blieben ohne Erfolg, und die auf der erjten Ausftellung im Cryftal-Palace zu London für diefelben ausgefesten Dreife fanden Feine Concurrenten. Der Leghorn Runt war und blieb verfchollen. Als jpäterhin (in den fechziger und fiebziger Jahren) mehrfache miporte verjchiedener Huhn- taubenvarietäten aus Jndten, wie aud aus talien nah England ftattfanden, wurden alle insgefammt als farbenvarietäten (Sports) eines und defjelben Typus angejehen und dte Anfiht aufgeftellt, daß man in ihnen nur die Fortbildung des früheren Leghorn Runt zu erbliden habe. Diefe Anfhauung, welhe no heute jelbjt die hervorragendften Kenner jenfeits des Canals zu ihren Dertretern zählt, hat eine gradezu unentwirrbare Confufton =) A Treatise on the Art of Breeding and Managing tame, domesticated, foreign and Fancy Pigeons. Kondon 1858. 110 in den Bezeichnungen der einzelnen Huhntaubenvarietäten hervorgerufen. Am häufigten wird der Hame „Florentine pigeon” zur Bezeichnung einer huhnartigen Taube von Englifchen Süchtern gebraudt. Hierunter wird aber fowohl unfere (die continentale) Florentinertaube, wie aud die Birmanifhe und Porder- Indische Huhntaube verftanden. Ketstere — die Stammältern des Keghorn Runt Kopf der Maltefertaube. (Zeichnung von Fürer.) refp. der großen Mlaltefertaube — murden unter dem amen „Vodopigeon” vor einigen Jahr- zehnten nach England iniportirt, aber, wie die übrigen Huhn- taubenvarietäten Feiner fonder- lihen Beachtung werth gehal- ten und mit den aus Birma eingeführten Huhntauben iden- tifieirt. Erft in viel fpäterer aaa. Zanbzz Zauber Seit hat die Bezeichnung Naltefe Pigeon (oder auch Maltefe Runt) in England Eingang gefunden und wurde diefelbe von Einigen auf die aus Vorder- Indien eingeführten Dodos angewandt. Doch muß man fih hüten zu glauben, daß Alles, was in England Mlaltefe pigeon genannt wird, wirkliche tal ee krlins tefer nach unjeren Begriffen find.*) Diefe find dort Faum gefannt. Db- gleich die große Maltefertaube nad) dem KHeugniffe älterer (Defterreichi- fcher) Hüchter Schon feit dem Be- ginne der 40er Jahre in Sübd- deutichland befannt ift, finden wir diefelbe erjt verhältnigmäßig fehr sät in der Fachliteratur des - 2 jpät in der Fachliteratur des Con on # a tinentes verzeichnet. : Heumeifter ift der Erfte unter den Deutfchen Autoren, welcher eine ziemlich ausführliche Beichreibung und eine recht gute Abbildung derfelben gibt. Es ijt beachtenswerth, wenn >) Mr. ©. Ueef, Secretär des Deutjhen Generalconfulates zu London, welhem ich viele werth- volle NAuffhlüffe über den Gegenjtand verdanfe, theilte mir mit, dag man in England unter dem Namen Maltefe Runt auch eine der Spanifchen ähnlihe Taube verftünde, welche jehr furz gebaut, fowohl mit glatten, wie befiederten, ftets aber mit fehr niedrigen Beinen gefunden werde. Sie foll ziemlich felten fein und tjt hödhitens als Kreuzungsproduct irgend einer Huhntaube aufzufaffen. 1A Keumeijfter darauf hinweif't, daß die Mlaltefertaube große AehnlichFeit mit der Sranzöfiichen Bagdettentaube habe, wel KLetstere jowohl von Engliihen wie Franzöfiihen Sahfchrift- jtelleen mit verfhiedenen Huhntaubenvarietäten oft verwechlelt wird. Es erklärt fich dies aus dent Umftande, daß die Maltefertaube in einem Seitpunkte, deffen nähere Beftimmung bisher unmöglih it, aller MWahrjcheinlichfeit nah durh Einführung von Bagdettenblut modificirt worden ij. An Sarbenvarietäten führt Neumeifter als häufigjte die dunfel- bindigen Fahlrothen an, neben diefen aud) Weiße, Blaue, Schwarze, Braune und Rothe (?) Hinfichtlich Ietsterer Spielart it zu bemerfen, daß Heumeifter unter allen Deutfchen Autoren der Einzige ift, der einer folhen Erwähnung thut. Alle fpäteren Schriftjteller und- Kenner wiljen nichts von vothen Mtaltefern zu berichten — und in der That haben foldhe Tauben jtets nur zu den frommen Wünjchen der Huhntauben-FSüchhter gehört! Es liegt daher die Dermuthung nahe, daß eumeifter in diefen Punkte irrte, namentlih aud) in Erwägung des Umftandes, daß die Maltefertaube zur SHeit der Herausgabe des betreffenden Werkes in Worddeutihland Faum befannt war“), fondern erjt feit jener Seit wahrfcheinlich infolge Importes aus Ofterreih oder Bayern in die Rheinprovinz, nady Sadıfen u. f. w. dafelbjt weitere Derbreitung erlangte. Uahdem ich nunmehr das Wiffenswerthefte aus der Dorgefchichte der Maltefertaube den Kejer vorgeführt zu haben glaube, Taffe ic) eine möglichjt eingehende Befchreibung verfelben folgen und fnüpfe hieran die Befprehung einzelner Punkte, welche einer bejonderen Erläuterung bedürfen. Standard für die Beurtheilung der großen Mlaltefertaube. Schnabel: Stemlih Furz (nicht über 25 mm lang, bis zum Mundwinfel gemeffen) fajt grade, Fräftig, Feilförmig, an der Spite abgejtumpft, beide Kiefer nahezu gleich lang und ftarf. Schnabelwarze: But entwidelt, voll, herzförmig, durch eine Rinne in zwei Hälften getheilt, feinförnig an der Oberfläche. Kopf: Rallenartig, fogen. „Bänfefopf”, langgeftrect, gegen den Schnabel hin immer Ichmäler werdend und daher zugefpist erfcheinend, fehr wenig gewölbt und von geringer Breite, feitlih zufanmengedrüdt. Kopf und Schnabel bilden eine fanftgefchwungene Bogenlinie. Haltung des Kopfes: Horizontal. *) Sch fchliefe dies aus einem Bericht der „Blätter für Geflügelzucht” Jahrg. 1869 (Ltr. 1—5 pag. 14) über eine Seflügelausftellung zu Naumburg a. S., in welhem Maltefer und Huhnfchefen als noch nicht gar lang (in Deutfchland) befannt gewordene Ofterreichifche Taubenarten befchrieben werden. 112 Wangen: lab, wie eingedrüdt erfcheinend. Auge: Derhälmißmäßig flein, fehr tiefliegend und nicht voll oder vorjtehend. Augenfreis: Circa 2mm did, überall gleihmäßig ftarf, Freisrund und frei von Federn. Kehle: Etwas eingebogen (nicht voll). Hacken: Sehr Fräftis und abgerundet. Hals: Außerordentlih Tang und fehr Fräftig, breit aus den Schultern Fonmend, zum Kopfe hin allmählicy an Stärfe verlierend, überall Ihön abgerundet. Haltung: Sehr hoch aufgerichtet ohne ftarfe Biegung oder Krümmung nad) rüdwärts. Kropf: Etwas vortretend. Bruft: Ungemein breit, voll vorftehend, ohne Spaltlinie, und etwas hody getragen. Rüden: Sehr breit, faft flah, Furz und gegen den Schwanz hin abfallend. Bürzel: Breit und aufgejtülpt. Steiß: Diht mit flaumartigen Federn befebt. Flügel: Yicht groß, aber fehr musfelfräftig, fejt am Körper anliegend getragen. Schwingen: Sehr Furz, mit feften gefunden Kielen und ebenfolher Befahnung verfehen. Haltung: Dicht aufeinanderliegend und gefchlofjen, circa 50 mm vor dem Schwanzende mit den Spiben fich berühren. Schwanz: Außerordentlich Furz, breit und wie abgejtußt ausfehend; die einzelnen Steuerfedern: Gleihmäßig lang, fehr furz, ftarf im Kiele mit fejter, breiter und zum Ende der Feder an Länge zunehmender Befahnung. Haltung: Etwas ausgebreitet (ohne in der Schwanzmitte einen Spalt zu zeigen) und in einem Winkel von nicht unter 45 Graden getragen. Beine: Schenkel etwas weit auseinander ftehend, ungemein lang, musfulös, ftrammı gejtrecft, außerhalb des Bauchgefieders getragen, bis zum Ferfengelenfe befiedert, Läufe: Sehr lang und jtarf, breit befhuppt. Sehen: Gleichfalls fehr lang, grade, gut gefpreizt und mit ziemlich langen, Fräftigen, etwas gebogenen Hägeln verfehen. Befiederung: Wicht fehr reichlich, aber fehr feft oder dicht anliegend. Allgemeine Erfheinung: Sehr ho aufgerichtete, Fräftige, vierfchrötige Figur. Haltung: Stolz, imponirend und jtramm. Auge und Fußwurzel in einer Linie liegend. Färbung. Schnabelfarbe: Der des Gefteders entiprechend. (Bei weißen Mlaltefern: Sehr dicht fleifhfarben mit lebhaft carminrother Schnabelipise und ebenfo gefärbten Kiefer- vändern). Schnabelwarze: \n der Jugend blaß röthlih, im Alter weiß. Auge: Feurig rothgelb (bei der weißen Darietät tief und glänzend fchwarzbraun). Läufe und Sehen: Je nah der Gefiederfarbe dunkler und heller carminroth. Wägel: 113 Der Schnabelfarbe entiprehend. Färbung des Befteders: Stets einfarbig oder wenig- jtens ohne jede erafte weiße Seichnung. Haupt- oder Grundfarben: Weiß, blau und fchwarz. Uebenfarben: Fahlvoth mit braunen Binden (Elben), braun, braunmarmorirt (levchenfarbig) rojtrothgehänmmert, blaugehämntert, blaugefhimmelt und andere aus diefen Yebenfarben entjtehende Nuancen. (Die Grundfarben voth und gelb werden bei vagereinen Maltefern nicht gefunden). Die Maltefertaube ift unter allen Huhntauben am jchwerften richtig zu beurtheilen, denn nicht die Dollfonmmenheit einzelner Hauptpunfte ift das Mlaßgebende bei der Beurtheilung, jondern die proportionale Entwicklung derfelben ift als Ausjchlag gebend zu betrachten. Damit foll aber Feineswegs gejagt fein, daß die einzelnen Eigenthümlichkeiten der Taube als jolhe von geringer Bedeutung feien, vielmehr wird jeder verjtändige Hüchter darnah) trachten, den Typus aud in feinen mindeft auffallenden Erfcheinungen zu wahren, beziehungsweije zu vervollfommnen. Kopf und Schnabelbildung werden gemeiniglih nur geringer Beachtung werthgehalten und find deshalb fehlerhafte Bildungen in diefer Beziehung bei Mealtefern jehr häufig. Dahin gehören namentlich jogenannte Spindeljchnäbel von großer Känge, welche denen der Gemeinen Taube gleichen und den Kopf verunzieren. Alan trifft folhe oft bei den jchönften, d. h. längjten und jchmälften Malteferföpfen an. Kurze und auch fonjt richtig geformte Schnabelformen dagegen freten gern in Derbindung mit dicken, Furzen und hochgewölbten Schädeln auf, welche durch volle Wangen noch plumper und häßlicher eriheinen. Dollfommen correct find in genannten Punkten häufig weiße, fahlrothe und blaue Maltefer, jhwarze, fowie faft alle andersfarbigen neigen fehr zur Spindelform und difer unförmliher Kopfbildung. Das Auge, welches fi) durd feine Lage, wie erwähnt, bejonders auszeichnen fjoll, ift oft von zu fehmalen Ring umgeben und dann gewöhnlich von Federn überdeckt, ein Schönheitsfehler, der namentlich bei allen gefärbten (aljo außer weißen) Mlaltefern vorkommt. Es ift dies. deshalb fehr auffallend, weil in der Negel gefärbte Tauben eine viel erheblichere Entwicklung der Augenkfreife aufzuweifen haben, als weiße Darietäten. Die Hauptfehler in der Form und der Haltung des Halfes find folgende: Erftens ift derfelbe oft zu Furz und dann meiftens fehr di, während er, wenn richtig gebaut, unter allen Taubenragen die größte Länge aufzuweifen hat und dabei troß anfehnliher Stärfe nie plump ausfehen fol. Sweitens ift die Haltung nicht felten eine vollfommen untichtige, indem er Sförmig gebogen und dabei fehr weit nach vücdwärts gelegt wird, wie dies in noch) ftärferer Weife bei der Pfautaube der Fall if. Die richtige, hohaufgeredte Haltung des Halfes, welher nur eine fehr Shwache Biegung, etwa wie beim Hals einer Gans, zeigen darf, trägt fehr viel dazu bei, die ganze Figur hody und ftramm Prüß, Muftertauben-Buch. (5 LE IE erfcheinen zu laffen, denn der Mtaltefer foll ji) hauptlählih au durdy feine imponirende Höhe auszeichnen. Dorzügliche Haltung des Halfes habe ich unter den fogenannten Elben (fahleothen) gefunden, aucd) bei der weißen Dartetät ijt diefer Punkt oft tadellos. In den Hebenfarben find Kurzhälfe die Regel. Der Bau des Rumpfes oder Körpers läßt natur- gemäß weniger zu wünfchen übrig, als viele andere Rageeigenthümlichkeiten, denn die Kürze, Tiefe und Breite deffelben haben fich ftets der ganz befonderen Beachtung der Mlaltefer- züchter — beinahe in übertriebenen Ntaße — zu erfreuen gehabt. Es find jedody einige Eigenthümlichfeiten des Körpers vorhanden, welche noch einiger Dervollfommmnung bedürftig find; namentlich ift dies bezüglid der Bruftpartie der Fall. Wlan findet bei den itärfften und Fürzeften Mlaltefern eine flache, wenig über den Slügelbug vorjtehende Bruft; dies ift jedoch abjolut fehlerhaft, da lettere befonders voll (u. zw. nicht gejpalten) und vorgedrüct getragen werden foll, wie wir dies bei den Bagdetten fehen, welche mit den Mtaltefern die Eigenfhaft eines auffällig verlängerten Bruftbeines (Sternum) gemein haben. Bezüglich der Kürze des Körpers ift zu bemerken, daß Täubinnen der Regel nah in diefem Punfte QTäubern weit überlegen find und ein wirklich Furz gebauter Täuber ift für die Zucht von jehr großen Werthe. Umgefehrt hat das männliche Gefhhleht in der Haltung und dem Baue der Beine einen Punft vor dem weiblichen voraus. Eine Maltefertäubin von annähernd befriedigender Beinlänge ift dem Sücdhter ebenfo viel werth, wie ein Täuber, welcher fih) durdy) möglihjte Rumpffürze auszeihnet. Gewöhnlich haben weiße Mtaltefer die höchjten Ständer, doch Fonmen unter den Blauen, Braunen und Sahlrothen zuweilen rühmlihe Ausnahmen vor. Schwarze find in die “a: Beziehung fehr jchlecht, weniger in der Form, als bejonders der Haltung nah. Kestere bildet aber für die Gejanmterfheinung der Taube ein fehr wichtiges Moment. an etwas Furzbeiniger Mtaltefer, welcher die Schenkel gut, d. h. ftramım geftredt, hält, wird immer beffer hen als ein langbeiniger Dogel, defen Ferfengelen? im Bauchgefieder verborgen tft, beziehungsweife alfo mit eingefnicten Beinen und deshalb niedrig fteht. Schon im Alter von 2 Mlonaten Fann man bei jungen Tauben über diefen Punft fich ein Urtheil bilden, denn bei foldhen, welche in diefem Alter wirklich »wie auf Stelzen« einherzugehen fcheinen, Fann man mit Sicherheit darauf rechnen, daß fie — fie mögen fo ftarf und fchwer werden wie fie wollen — immer ihre gute Haltung bewahren werden. Ein $ehler, welcher fi oft bei fpät im Jahre gezüchteten Maltefern zeigt, find jogenannte X-Beine, wobei die Ferjengelenfe fich faft berühren, Tauben, welche dieje Eigenjhaft bejitsen, follten jtets aus dem HZuctitamme ausgemerzt werden, da dtefe unjchöne, das Auge beleidigende Bildung fi fehr leicht feitjest und fhwer auszurotten tft; es it daher jehr empfehlenswerth darauf zu fehen, daß die Beine etwas weit: von einander abjtehend angefest find, denn hierdurch wird es dem Thiere ermöglicht, die ee N US bedeutende Kafjt des Körpers ohne Beeinträchtigung der Haltung leicht zu tragen. Ueber die Art, in welcher die Flügel refp. die Schwingen zu tragen find, haben unter den Süchtern jtets AMteinungsverfchiedenheiten bejtanden. Die Mehrzahl hält jedoch, wie ich glaube die oberwähnte für dte richtigfte. Hauptjache ift, daß der Flügel hoch und feft amı Körper liegt, abjtehender Flügelbug (nad Art der Bagdette) ift unbedingt verwerflih. Die Schwingen follen recht jchmal zufanmengezogen fein und dicht aufeinander liegen, da hierdurch der Flügel jhmäler und Fleiner ericheint. Bet vielen Eremplaren bemerft man, daß die Spieße nicht über denı Schwanze liegen, fondern feitlich herabhängen. Air. May-Robertfon theilte mir mit, daß die Indiichen Driginal-Thiere, welche er gefehen, zwar fehr oft die Schwingen in diefer MWeife zu tragen pflegen, er glaubt jedoch, daß diefelben in der Regel oberhalb des Schwanzes sehalten würden. Bei unferen Mlaltefern ift das Herabhängenlaffen der Flügel faft immer ein Heichen der Schwäche, welche durch die fpäterhin zur Sprache Fommiende LSlügelgiht, an welher Mtaltefer übrigens weit jeltener als andere Huhntauben, leiden, hervorgerufen wird. Sehr fehlerhaft und verwerflih ift das Halten der Schwingen in der Weile, daß lettere durch die Schwanzfedern hindurch geftelt werden. Es ijt dies die Folge zu langer Schwungfedern, welche die Taube nicht in der richtigen Weife zu tragen vermag. lit diefen Fehler geht ein anderer, nicht minder fchwer in's Geficht fallender Hand in Hand: Miangel an Kürze der Steuerfedern. Die form und Haltung des Schwarzes, dejfen Eigenthümlichkeiten zu den gejchäßtejten Kennzeichen der Mlaltefertaube gehören, find verfchiedenartigen Mängeln unterworfen. Der Schwanz diefer Taube Fann nicht Furz genug fein, ja er foll gradezu unverhältnigmäßig Flein erjcheinen. 125 mm find ein gutes Maß und 115 mm eine bewundernswerthe Seltenheit. Die durchichnittliche Länge dürfte (nach den diverfen Mieffungen, welhe ih vornahm) auf 130-135 mm zu veranfchlagen fein. Was die Breite der einzelnen Steuerfedern betrifft, jo tt zu bemerfen, daß diefelben mindeftens 45 mm betragen follte. Das richtige Derhältniß zwifchen der Länge und Breite der Steuerfedern ift 1:5, d. h. eine 3..8. 120 mm lange Feder follte 40 mm breit fein. Ein fehr charafteriftifches Merkmal der Huhntauben überhaupt und der Mlaltefer insbefondere ift es, daß der obere Rand der Shwanzfedern wie mit einer Scheere abgeftust erjcheint, durch welches denfelben ein ediges Unfehen gegeben wird. je deutlicher diefe Eden (linfs und rechts von Kiele am oberen Rande der. Feder) hervortreten, um jo befjer und fchöner ift diefelbe. Licht minder wichtig als die Form des Schwanzes ift die Haltung defjelben. Wie erwähnt, foll diefer in einem Winkel von mindeftens 45 Braden (zu einer dem Körper horizontal durch- fchneidenden Linie) getragen werden. Yiedrigere Haltung beeinträchtigt dte allgemeine Ericheinung der Taube in hohem Maße. Täubinnen »tragen fich«, wie der Süchter zu jagen pflegt, in diefer Beziehung weit befjer als Täuber, wie diefe denn auc gewöhnlich 162 116 Furzihwänsiger als leßtere zu fein pflegen. ach der herrichenden Gejchmadsrichtung foll der Schwanz der Maltefertaube ein wenig ausgebreitet getragen werden und zwar in dem Maße, daß feine Breite (am oberen Ende gemefjen) circa 90—120 mm beträgt, während er in der Mähe der oberen Schwanzdedfedern blos eine Ausdehnung von etwa 50—70 mm zu zeigen brauht. Durch die gewünfchte fächerförmige Form des Schweifes ift es bedingt, daß Tauben, deren Steuerfedern nicht, wie der Kiebhaber dies verlangt, von gleicher Länge find, auc) feinen Stusrand zeigen Fönnen, jondern, da dte mittleren Schwanzfedern meift etwas länger find als die übrigen, eine Bogenlinie, ftatt des graden, charafteriftiichen Schnitt- randes befiten. Diefer bedeutende Fehler fteht beinahe jtets in Derbindung mit einem anderen, welcher darin befteht, daß der Schwanz, jtatt flah zu fein, in der Mitte eine Ausbuchtung zeigt, wie bei minderwerthigen Pfautauben, und daduch im Centrum nicht gefchloffen, fondern lücfenhaft erjcheint, eine Bildung, welche einige Hüchter als »Schywalbenihwänzige« bezeichnen. Schmale Schwanszform ijt bei Maltefern heutigen Styles ziemlich felten anzutreffen und aud Feineswegs beliebt. Wir gelangen nun zur Bejprehung eines in vieler Hinficht jehr beftrittenen Punktes: zur Färbung der Mlaltefertaube. Differenzen beftehen jchon bezüglich der Augenfarbe der weißen Darietät. Die Einen jhwärmen für Perlaugen; leider. eriftiren aber perläugige Mlaltefer bis zum heutigen Tage no nicht und deshalb geben die Derehrer derfelben hellen Augen den Dorzug vor den Shwarzbraunen. Hierzu ift zu bemerken, daß erjtere, welche von den Kiebhabern als Uebergangsijtufe zu den perlfarbenen betrachtet und deshalb fo hochgefchäst werden, immer ein Zeichen unreinen Blutes find, wenn fie feurig- rothgelb gefärbt find. Dagegen gibt es zuweilen andere weiße Maltefer, deren ris eine gelbe Farbe ohne Beimifhung eines röthlihen Tones befist. Diefe entjteht aus der Paarung weißer (dumfeläugiger) und blauer, überhaupt farbiger Maltefer, welche durchweg feurig rothgelbe Augen haben. Wichts dejtoweniger ift und bleibt das Wicen- oder Stier- auge mit glänzend jchwarzbrauner ris, welches jih von den fchneeweißen Gefieder fo prächtig abhebt, das jchönfte, und verdient vor dem häufig trüben und mißfarbigen gelben unbedingt den Dorzug.”) Weiße Tauben aber mit feurig rothgelber ris follten als unzweifelhafte Hreuzungsprodufte bei Prämtirungen disqualificirt werden; ebenfo folche Thiere, welche „gebrochene” (zweifarbige oder Doppelaugen) zeigen. Der Augenfreis hat bei der weißen Darietät, wie fchon erwähnt, eine bedeutendere Ausdehnung, als bei den farbigen Tauben, gleicherweife ift auch die Färbung deffelben bei diefen eine bedeutend *) Die reingelben Augen find übrigens bei fledenlofen weißen Maltefern ziemlich felten anzutreffen. ee mattere, als bei weißen Dögeln, welche oft das prächtigfte Carnıinroth fhmüdt. Wichtiger als die hinfichtlich der Farbe der ris bejtehenden Meinungsverjchiedenheiten find diejenigen, welche fih auf die Sarbenvarietäten der großen Mlaltefertaube beziehen. Die Anficht, daß Sestere nicht blos einfarbig, fondern auch mit einer fehr eracten weißen Seichnung verfehen, vorfommen, oder mit anderen Worten, daß die fogenannten Epaulettenfchecden eine Farben- varietät der Mlaltefer feien, habe ih an anderer Stelle fchon als irrthümlich nachgewiefen; doch variiren die Anfchauungen der Kiebhaber auch über die für den Maltefer charafteriftifchen Haupt- oder Grundfarben. Als foldhe gelten in der Taubenfunde gemeiniglih vier: Blau, Schwarz, Roth und Gelb. Dielen Ragen mangelt nun befanntlid eine oder die andere diefer Brundfarben, aus welhen fi alle bei Tauben überhaupt vorfommenden Färbungen ableiten lafjen; auch bei der Mlaltefertaube ift dies der Fall, da derjelben nur 2 Brund- farben, nämlich die blaue und fhwarze eigenthümlih find. Nein Roth und Gelb fehlt dagegen in der Neihe ihrer farbenvarietäten vollftändig; zwar werden rothe und neuerdings aud gelbe Maltefer gezüchtet, diefe find jedoch fämmtlih Kreuzungsprodufte und alfo nicht ragechht. Leider madt fich die Sudt, neue farbenvarietäten zu erzielen (auch auf dem Gebiete der Malteferzucht) grade in jeßiger Heit nur zu fehr geltend und durdy die Praris, fchönfarbige Thiere (ohne Rücficht auf ihre jonftigen Mängel) bejonders zu bevorzugen, wird der Süchtung der Maltefertaube großer Schaden zugefügt. Denn man begnügt fih fchon nicht mehr mit der Erzielung neuer Darietäten, jondern jucht auch den bereits erijtirenden durch HSuführung fremden Blutes befjere Färbung anzuzühten, wodurd jelbjtverjtändlich die typische Form der WMlaltefer- taube, welche, wie hervorgehoben werden muß, eine äußerft geringe Dererbungsfraft befist, vollfommen verloren geht. Glüdlicherweife it die weiße Darietät und ebenfo die blaue, endlih aud die fahlrothe, weil weder zur Meubildung noch zur Derbefferung anderer Farben bejonders geeignet, vor dem Schifal, durd) dte jest in Flor ftehende Karbenfucht zu leiden, bewahrt geblieben und diefe Spielarten haben daher aud die weitaus beften Eremplare aufzuweifen. Schwarze Mlaltefer hingegen, deren Farbe urfprünglic) matt und glanzlos war, prangen jest meijt in fhillernitem Gefieder und find auch fonft in Bau und Haltung jo verändert, daß es eines geübten Kennerauges bedarf, um über das Kationale diefer modernen Hüchtungsprodufte ins Klare zu Fommen! Gewöhnlich wird man jedoch mit dem Urtheile, daß die als fcywarze „Mlaltefer” ausgegebenen Tauben — einfarbig ihwarze Huhnfcheden find, nicht fehlgehen. Braune Mlaltefertauben find, wie ich annehmen zu dürfen glaube, der Mehrzahl nad) reinften Blutes und haben namentlich die Wiener Hüter in diefem Falle bewiefen, daß fie, auch ohne zu einer Kreuzung zu greifen, Karben fehr wohl zu verbeffern verjtehen. Das Braun der Mlaltefer ift in der That fo gleichmäßig 118 tief, duftig und glänzend, daß es als muftergiltig hingeftellt werden darf. Weniger gut find die fogenannten Lerchenfarbigen; fie find auch nicht immer ganz ragerein, da fie oft mit braunen Epaulettenfheden gefreuzt worden jind. in Betreff der übrigen noch zuweilen vorfonmenden Farbenvartetäten der Ulaltefertaube ift wenig zu jagen. Die Schieferblau- sehämmerten (Genagelten), welche aus der Paarung blauer und jhwarzer (oder auch zweier fehr alter blauer) Tauben entjtehen, find nicht häufis, und regelmäßig jhleht in der Haltung. Silberblaue gehören ebenjo wie roftrothgehämmerte Mlaltefer zu den größten Seltenheiten und ftehen in Bezug auf Qualität nicht fehr hoh. Die Paarung der weißen und blauen Darietät ergibt fogenannte » Blaufchimmel«, welche zuweilen audy als »Beftorchte« bezeichnet werden; diefelben find weniger wegen ihrer Färbung, als wegen ihrer oft ganz ausgezeichneten Figur gefchäßt. Der Dereinigung fhwarzer und weißer Tauben entfpringen gewöhnlich unregelmäßig gefledte »getigerte« Mlaltefer”), welhe wenig gute Eigenfhaften befißen. Die Hüchtung gefhwänzter, d. h. mit farbigem Schwanz verfehener Mlaltefer (oder weißen Darietät) läßt fich ohne Schwierigkeiten und ohne jedes Kreuzungserperiment durchführen und wären Derfuche in dtefer Richtung gewiß empfehlenswerth, namentlich für Iene, die durchaus »auf Farbe arbeiten« müfjen und dabei die Hauptfache bei der Mtaltejer- zucht, den Styl der Taube vollftändig ignoriven zu dürfen glauben. Die Sühtung auf die Feder macht nur bei den mit eracter Heichnung verfehenen Varietäten jo große Schwicrigfeiten, daß ein Mangel in der Dollfommenheit der Figur dur eine tadellofe Heihnung compenfirt werden Fann. Bei Mlaltefern darf jedoch diefer Xorm abfoluf Feine Giltigfeit zugefprochen werden. Dervollfommnung der typiichen Kennzeichen, Synimetrie der Sigur, d. h. das richtige Derhältnig der Höhe zur Kürze und Breite der Geftalt und eine correcte Haltung find die Lardinalpunfte, welche denn Mlalteferzüchter bei feinen Hucht- operationen als bejtinmiend gelten follten. — Die Erhaltung richtiger Färbung läßt ji damit immer noch fehr wohl verbinden. — Haturgemäß find Frühbruten zur Weiterzucht am geeignetjten — Später als im Juli gezüchtete Mtaltefer find der Regel nady wenig werth, außer man züchte in einem fehr warmen Sclage. Die Hefter für Mlaltefer follten entweder auf oder doch nicht zu hoch über dem Boden angelegt fein, man wird hierdurd) manchem Derlufte an jungen Tauben vorbeugen, da Keßtere jchon fehr früh die Meigung haben das Ueft zu verlaffen und bei hoch angebrachten Yiftfaften dadurch häufig zu Schaden fommen. Mialtefer brüten nach) meiner Erfahrung ungemein fejt, brauchen aber durch- jchnittlih 19 Tage zur Seitigung der Eier. Als Fütterer find NMlaltefer jehr gut felbjt zu =), Suweilen fäljchlih als Wildfheden bezeichnet. Getigerte Maltefer fommen in zwer Uuancen vor, bei der einen hat die weiße Farbe die Oberhand und die fhwarze tritt nur in einigen SleEen auf; bei der zweiten ift die fchwarze Farbe vorherrfhend und überall weiß geiprigt aezeichnet. N 119 verwenden; viele Süchter Elagen aber trosdem über große Sterblichkeit unter den ungen, namentlih in der erjten Woche nad dem Ausihlüpfen; es muß dies aber nicht fowohl auf Rechnung der Shwahen Lonftitution der Heftjungen, als vielmehr auf die Unbeholfenheit der alten Tauben, welhe auch die Eier oft zertreten, gefest werden. Beinahe alle Darietäten der Huhntauben find gewilfen, ganz befonders häufig auftretenden Kranfheiten unterworfen, Maltefer dagegen zeichnen fich duch ihre außerordentlich gefunde und Fräftige Conititution aus, und machen dem Kiebhaber in diefer Hinficht jelten Sorge. Doc verlangen jte viel Futter, find aber -durhaus nicht wählerifh und gedeihen, audy wenn ihnen gar Feine Abwechslung in demfelben geboten wird, vorzüglich. 3. Die SFlorentinerfaube — C. brachyura Brm. Diefe Huhntaube ift augenfheinlich weit früher in Deutfchland und Defterreich befannt geworden, als irgend eine andere, und fie findet fich fchon in der 1795 erfchtenenen „Bemein- nüsige Naturgefhichte der Dögel Deutjchlands” von I. Matth. Bechftein befchrieben. Der Derfaffer führt die Taube zwar nicht unter dem Yamen Slorentinertaube (melde Bezeich- nung zuerft ®. Weumteifter gebraucht) auf, doc) ift es ganz unzweifelhaft, daß die „Hinfel- (d. i. Hühner-) Taube” Bechitein’s, die jebige Slorentinertaube ift. Der genannte Ornithologe gibt in feiner Kennzeihnung der Hinfeltaube an, daß fie die Größe eines Fleinen Huhnes erreiche, einen glatten (unbehaubten) Kopf und einen Furzen Hals befite; der Körper fei jtarf, die Beine hoch, der Schwanz Furz, ftehe grade in die Höhe, fei aber nicht winfelig wie bei der Pfautaube. Bezüglich der Färbung heißt es: Kopf und Schilde blau, fonft weiß. Bedjtein fügt dann noch hinzu, daß die Taube am Rhein „Piemontefer” und wegen der Haltung des Kopfes und deifen Bewegungen zuweilen aud) „Schüttel- oder Sittertaube” genannt werde. *) Die Bejchreibungen der fpäteren Deutihen Sahichriftfteller ftimmen, einige unwefentliche Darianten abgerechnet **) mit der eben angeführten vollfommen überein. Dabei it es be- jonders auffallend, daß Feiner der Autoren (felbft nicht einmal einer der neueren) einer anderen als der blau und weiß gezeichneten Spielart Erwähnung thut, fowie ferner, daß *, Wahrjcheinlich beziehen fich diefe (font gewöhnlich auf die Pfautaube angewandten) Bezeichnungen auf die eigenthümlich nidenden Kopfbewegungen der Slorentiner beim „Treiben”. #=) So gibt Yeumeijter („Das Ganze der Tanbenzucht” ed pr. 1836) an, daß der Kopf, der Schwanz und die glügel blaugefärbt, das übrige Gefteder weiß fei. Ebenfo Chr. 8. Brehm (die Maturgefchichte und Zucht der Tauben, Weimar 1857). Eim anderer Differenzpunft befteht hinfihtlich der Bauart des Balfes, welder von den meijten Schriftitellern jedoch als Furz bezeichnet wird. Das Gegentheil behauptet &. Heumeifter (in der 2. Aufl. feines Werfes „Das Ganze der Taubenzucht“). die meiften den Hals der Florentinertauben als Furz angeben, während er bei der jegigen HSucdtform eher als lang bezeichnet werden muß. Trobden Eeine beglaubigten Nachrichten darüber vorhanden find, wann zuerft und von wo aus die Slorentinertaube nad Deutihland und Defterreich gebracht ward, Fann ich mid) der Ueberzeugung nicht verjchliegen, daß diejelbe (wie aucdy) andere Huhntauben) um die Mütte des vorigen Jahrhunderts etwa zunädhft von Italien aus ihre weitere Verbreitung fand. Für die Iestere Dermuthung fpricht nicht allein der Name der Taube, fondern au der Umstand, daß die Florentiner in jehr naher Beziehung zu einer fpeciell talienifchen Taube (der Razza triganina, NMlodenefer Taube) ftehen, wie endlih auch die Thatjache, daß die erften nah England importirten (pied d. h. geeljterten) »Florentine pigeons« nadj- weislich aus Florenz ftammten. *) Die Florentiner werden laut Angabe Bonizjt's übrigens in einigen Italienischen Städten (3.8. in Mtodena) noch heute gezüchtet. Ueber die Abjtammung der Taube Fann nocy weit weniger Pofitives beigebradht werden, als über ihre Geihichte. Dielfah wird die Slorentinertaube als ein Blendling des großen Mlaltefers angefehen, und in der That bejteht zwifchen diefen beiden Tauben, namentlic hinfichtlic einiger Eigen- heiten im Bau und der Haltung eime unleugbare Aehnlichfeit, weldye auch Deranlaffung gegeben hat, die Slorentiner als Spielart der Mlaltefer aufzufaffen, vefp. beide Tauben piel- fach) mit einander zu verwechleln. Trosden Fann ich mich der vorerwähnten Behauptung, wenisjtens nicht in der Faflung wie fie gegeben ward, rücfhaltslos anfchliegen. Die, namentlih Hinfichtlih der Heichnung, zwijchen Florentinern und Mlodenefern bejtehende Aehnlichkeit ift fo auffallend, daß man, in Erwägung des Umjtandes, daß ji noch viele andere Analogien zwifchen den beiden Tauben nachweifen lafjfen, auf jeden Fall ein nahes verwandtichaftlihes Derhältnig zwifchen Florentinern und Miodenefern an- nehmen muß. Allgemein gefprohen Fann man dte Florentiner in jeder Beziehung vergrößerte Mlo- denefer nennen und find dte Unterjchtede (im Bau und in der Haltung) weit mehr relativer *) Mad einer mir von Herrn Confulatsjefretär ©. Ueef in London zugefommenen Mlttheilung. Die (continentale) Klorentinertaube trägt im England, wie bereits erwähnt, weil mit mehreren Huhn- tauben identificirt, verfchiedene Namen; Pied Florentine bezeichnet jedody ftets die Slorentinertaube nad unferen Begriffen. Die Confufion, welhe in England hinfichtlih der verfchtedenen Huhntaubenformen herrjcht, Fan nicht beifer illuftrirt werden, als durch einen Hinweis auf die (in ihrer Art vortreffliche, aber trodem unvichtige) Abbildung in E. James Syell’s »Fancy Pigeons« einer Huhntaube, welhe dem Bau und der Haltung nach eine Burmese pigeon (Birmanifche Huhntaube), der Färbung nah ein Slorentiner und dem Derfaffer nach ein Seahorn Runt tft!!! \N Lithogr. u. Druck v. J. F. RıcHTer, Hamburg. BEORBENIINEBRTAUBEN:. (C. brachyura Brm.) (Züchtung des I. Steiermärkischen Geflügelzucht-Vereins zu Graz.) als abjoluter Matur. Obgleich ich die beiden Tauben auf das Allergenauefte mit einander verglichen habe, wüßte ich, ausgenommen den allerdings bedeutenden Unterfchted in der Größe, Feinen anderen, welcher (hinfichtlih der Figur) von irgend welcher Bedeutung wäre, anzuführen. Herr Profeffor Paolo Bontzzt, welcher dte Floventiner für nächite Derwandte der Razza triganina hält und fie daher in diejelbe Gruppe stellen zu müffen glaubt, fchreibt mir, daß aucd) er die Tauben im Bau (ausgenommen natürlih in der Stärfe und Größe) gleihgeftaltet finde und die Haltung der Florentiner fih von der der Mlodenefer nur dadurch unterfcheide, daß Erjtere den Kopf und Hals weiter zurüclegen und den Schwanz aufrehter und ausgebreiteter trügen, als dies bei den Mtodenefern der Fall fein foll, denn Profefjor Bonizzi fügt hinzu, daß die genannte Haltungsweife bei der Razza triganina wohl vorfomme, aber nur nicht beliebt fei *). Ih Fann nicht umhin, diefen für dte nahe Derwandtichaft der Florentiner und Mo- denefer jprechenden Argumenten noch ein weiteres hinzuzufügen, welchem ih ein ganz be- fonderes Gewicht beilegen zu müffen glaube. Schon Meumeifter erwähnt die eigenthümliche Eriheinung, daß die mittlere Schwungfeder der Florentinertaube oft eine doppelte fei (d. h. daß zwei volljtändig entwicelte Federn aus einem Kiele hervorjpriegen). Auf meine An- frage, ob Aehnlihes etwa auch bei Tauben der Mlodenefer Rage des Defteren beobachtet werde, erhielt ih von Profeffor Bonizzt die Antwort, daß diefe Anomalie in der Federftructur bei diefen Tauben an den Steuerfedern aufträte und folche, als „Spaltihwänze” bezeichnete Thiere, jtets aus den Zucdtitänmen ausgemerzt würden **). Dbgleih ih noch) Manches zu Gunften der oben ausgefprochenen Behauptung beibringen Fönnte, halte ich das Gefagte Schon für vollauf genügend. Sch habe mir diefe Abjchweifung *) Solhe Tauben führen im Jargon der „Triganieri” einen befonderen Namen, nämlich »Scavez« (— scavezzati), zu Deutfh die „Hebrohenen“, weil fie Kopf und Hals fo zurücbiegen, daß diefe den Schwanz beinahe berühren, wodurch die Taube im Rüden wie gebrochen erfcheint. Was td) zu dem oben Gejagten noch bemerfen möchte, ıft, daß fich in der »Storia degli uccelli« Ficcenze 1771 von Dottore Lorenzo Lorenzi (tom III. pag. 52 und 35 dafelbjt) eine Abbiloung der Col. mutinensis minor (— Colombo modenino minore) t. e. Nodenefertaube in natürlicher Größe mit vollfommen fenfredt ftehendem, etwas fädherförmig ausgebreitetem Shwanze und feitlich herabhängenvden Schwingen befindet. Das Huhntaubenartige in der Erfcheinung wird durch ungemein hohe Beine noch bedeutend vermehrt. Durch einen merfwürdigen Zufall wurde meine Sammlung pertfterologifher Schriften, Bilder zc. durh einen alten Drud (mit der Signatur Florentinae MDCCLXX) bereichert, welcher eine NTo- denejertaube genan jo daritellt, wie die Abbrldung in der Storia naturale ic. =?) Dieje abnorme Federftructur findet fich zuweilen audy bei anderen Nagen, 3: B. bei den durch den bejonders eigenthümlich geformten Schwanz ausgezeichneten Orientalifchen Rollern, ebenfo fand ich im Schwanze einer Indischen Sadheetaube (Darietät des Kowton oder Bodentümmlers) eine doppelte Steuer- feder. Im dem oberwähnten Falle ift das Auftreten diefer Federbildung in doppelter Hinficht interefjant, denn bier trifft eine analoge Dariation (verfchtedener Typen) mit einer correlativen Dariation (homologer Theile) in merfwürdigjter Weife zufammen. Präs, Muftertauben-Buc. 16 erlaubt, um darzuthun, daß dte Ntodenefer und Florentiner unbedingt einem und demfelben Stamme angehören und Ilettere daher bei der Erklärung über die muthmaßlihe Bildungs- weife der in Rede ftehenden Huhntaubenvarietät in Betracht gezogen werden müffen. Es fann dies auf mehrfache Weife gefchehen. Entweder Fann man fich der Anfchauung zu> wenden, daß die Florentiner directe Hacykonmen der Miodenefer, d. h. eine Kortbildung derfelben find, beit deren Süchtung nur die Stärfe der Figur und eine ertreme Haltungs- weife als leitende Momente gelten, oder man Fann die Entjtehung der Slorentiner aus einer Kreuzung der Mlodenefer und einer der in Italien vorfindlichen oder vorfindlich gewefenen Huhntauben erklären, und diefe Iestere Anficht möchte ich als die wahricheinlich richtigite bezeichnen, und zwar mit dem Bemerfen, daß ich die NMlaltefertaube älterer Form, d. h. die Kivornefertaube (Leghorn Runt der älteren Engl. Autoren) für diejenige Huhntaube halte, welche eben im Derein mit der Mlodenefertaube unfere Slorentiner produsirte *). Indem ich das Gebiet der Hypothejen über die Abjtammung der Florentiner verlaffe, wende ich mich der Bejchreibung derjelben zu und gebe in folgendem den Standard für die Beurtheilung der Florentinertaube. Schnabel: Derhältnigmäßig Furz (nicht über 25 mm lang bis zum WMundwinkel gemeffen), jtarf, fehr wenig gebogen; Oberfiefer etwas ftärfer und länger als der Unterfiefer. Schnabelwarze: But entwidelt, nicht jehr breit, frei von Kiffen und Ringen, aber feingeförnt. Kopf: Etwas lang und gewölbt, am Scheitel faft unmerflich abgeflacht, Hinterfopf ztemlich breit, gegen den Schnabel hin zugeipitt erfcheinend. Wangen: nicht voll, fondern flah. Augen: tiefliegend und wenig vorfretend. Augenringe: aufgefhwollen, circa 2 mm di, frei von Federn. Kehle: etwas voll. Haltung des Kopfes: niederfichtig, d. h. unter der Horizontallinie getragen. Hals: Etwas lang, fehr Fräftig, jhön gerundet. Oberhals: nicht dünn oder fein, jondern Fräftig ohne plump zu fein. Haltung: elegant S-förmig gebogen, aber nicht ftarf nah rüdwärts gelegt. Kropf: etwas vortretend. Brujt: Ungemein breit, vor etwas abgeflaht, hochgetragen. Rüden: So breit und Furz als möglich, nicht gewölbt, wagrecht verlaufend. Bürzel: Sehr breit, aufgeftülpt. *) Weiter hinauf noch die Abjtammung der Florentiner, refp. die der Bildner diefer Darietät, Flar zu legen ijt jehr jchwer; doch habe ich bereits nacdzuweifen verfucht, daß die Ältere Form der Maltefer (eben der Seghorn Runt oder die Kivornefertaube) aus der Dorder-Indifchen Huhntaube entjtanden fein dürfte. 123 Flügel: Derhältnigmäßig von geringer Größe, ziemlich Fräftig, hoch aufgezogen und dicht am Leibe anliegend getragen. Schwingen: Kurz, ziemlich breit befahnt, Fräftig im Kiele, fpis zulaufend, dicht ge- jchloffen oder zufammengelegt getragen, oberhalb des Schwanzes vor dem Ende deffelben mit den Spiten zufammentreffend. Schwanz: So furz als möglih, oben wie abgefchnitten ausfchend, etwas (aber nicht zu jehr) ausgepdreitet getragen und fo hoch als möglicdy gehalten. Steuerfedern: Fur, gleihmäßig breit befahnt und mit jtarfen Kielen verfehen. Beine: Schenkel jehr lang, Fräftig, etwas außerhalb des Bauchgefieders getragen und möglichjt jtramım geftredt. Läufe: fehr lang, grade, Fräftig, ftarffnochig und breit bejhuppt. Sehen: fehr lang, grade, gut gefpreizt. Hinterzche feft am Boden aufliegend. Hägel: etwas lang und wenig gebogen. Befiederung: Yicht fehr reihlih, feft anliegend; am Steige dicht mit Dunen befest. Allgemeine Erfheinung: Sehr groß, Fräftig und außerordentlich mafjig und gedrungen, beinahe jo breit als lang und überall gut abgerundet. Haltung vollfommen huhnartig. Färbung. m Allgemeinen: Kopf, Flügelfhilde und Schwanz farbig, alles Uebrige ‚weiß (Eljterzeichnung). Kopfzeihnung: Die Grenze derjelben reicht rückwärts bis zum Hinterfopfe, vorn bis zur Bajis des Haljes. Am Hinterfopfe foll die Seichnung in einer fehr jchwac, (nad dem Hals zu) ausgebogenen Kinte abjchneiden, an der Halsbafis hübfh gerundet erfcheinen und nicht fpis zulaufen, die gegebenen Brenzpunfte der Heichnung follen durch eine an den Seiten weit ausgebogene, jcharf gefchnittene, fchön gefchwungene Kinte mit einander ver- bunden fein. Slügelfärbung: Slügelfhilde gefärbt, Schwungfedern beider Ordnungen weiß. Shwanzfärbung: Steuerfedern gefärbt, obere Schwanzdecfedern weiß, untere Schwanzdekfedern gefärbt. Seihnungsfarbe der Florentiner: Blau (mit rein fchwarzen Slügelbinden und ebenjo gefärbter Querbinde am Schwanzende), Schwarz, roth, gelb, zu- weilen aucd) jilberfarben (mit gelbbraunen Slügelbinden und dunkfelgrauer Querbinde am Schwanzende). Schnabelfarbe. Bei fhwarzen Slorentinern: Glänzend ihwarz, bei blauen: dunfel- hornfarben, bei rothen: bräunlich fleifchfarben, bei gelben; lichtfleifchfarben, bei jilberfarbenen: lihthornfarben. Schnabelwarze: Weiß, in der Jugend röthlich. Augenfarbe (Iris); Blänzend und feurig orangeroth. Augenringe: Carmintoth. Käufe und Sehen: Je nach der Seichnungsfarbe lichter oder dunkler carminroth. Wägel: Der Schnabelfarbe entfprehend gefärbt. Die Hüchtung von Florentinern, welche den vorftchenden Anforderungen auch nur annähernd genügen, ift mit großen Schwierigkeiten verbunden. Selten oder nie finden fihh Thiere, weldye in den Hauptpunften, Figur und Färbung, gleihmäßig gut find und beide Eigenfchaften in einem annähernd muftersiltigen Grade in fi) vereinigen. Kopf- und Schnabelbau find Punfte, welche weder von dem Süchter, noch dem Preis- richter bei Beurtheilung der Floventiner einer ftrengen Prüfung unterzogen werden und in der That find diefelben Feiner fonderlihen Beachtung werth, da fie wenig oder nichts CIharakteriftiiches an fi haben. Auch Fonmt es nur felten vor, daß fi) eine volljtändige Derbildung des Kopfes zeigt, welde dann darin bejteht, daß diefelbe von äußerft plumper (furzer, hoch gewölbter) Korn ift und namentlich durch feine Breite einen unfhönen Eindruf NR Was die Form und Haltung des Halfes betrifft, jo ijt imm Auge zu behalten, daß derjelbe- grade die Mitte halten follte zwifchen jenen ertremen Geftaltungen, welche den Mal tefern einerfeits und den Epaulettenfhecden andererfeits eigenthümlih find; d. h. der Hals der Florentiner follte nicht jo aufgeredt oder grade getragen werden, wie es bei den Nlaltefern, und nicht jo fehr zufammengezogen und gefrümmt werden, wie dies bei den Epauletten= fchefen der Fall ift. Der Hals joll auch nicht zu fchlanf oder zu dünn erfcheinen, fondern eher etwas dick fein, dern dies paßt beffer zu der Fräftigen und unterfeßten Figur der Taube, als ein jhmächtiger Hals, welcher fich jehr wenig vortheilhaft ausnimmit. Stärke des Körpers und Känge deffelben find Punkte, weldhe bei der Beurtheilung der Güte einer Taube von großem Gewichte find. An Breite und Tiefe fehlt es den Florentinern im Allgemeinen nicht, Kürze dagegen ift bei diefer Huhntaube noch jehr zu vermifjen. Dabei ijt die Haltung langleibiger Sloventiner ftets eine jehr mangelhafte, namentlih gilt dies bezüglih der Hal tung des Schwanzes. Diefer follte wie bei dem Mlaltefer in einem Winkel von mindeftens 45 Graden zu einer durch den Körper laufenden Kinie getragen werden. Die Haltung ift aber natürlih um fo bejfer, je mehr der Winkel fich einem rechten nähert. Wichts benimmt einer Huhntaube mehr- von ihrer typifchen Erjcheinung, als grade ein horizontal getragener Schwanz. Su der Form des Sebteren fei bemerkt, daß er zwar breit, aber nicht fächer- förmig, wie der Schwanz der Mlaltefer, geftaltet fein follte; vielmehr ift es nothwendig, daß die Breite deffelben unten, in der Mähe der Schwanzdekfedern, fat diefelben Dimenfionen ige, wie anı Ende, alfo die Gejtalt eines Nechtedes befize. Eine Ausdehnung von 0— SO mm dürfte als Durhjchnittsmaß ne fein. Ein befonders häufiger Fehler no he en D a der Florentiner tft der fogenannte Schleppflügel. In Ser Regel tritt derfelbe in Folge einer Krankheit auf, welcher die Florentiner fehr häufig unterworfen find. Es ift dies die, allen Slorentinerzüchtern befannte „Slügelgefhwulft”, weldhe in den überwiegend meiften Fällen in äußerlichen Derlesungen ihre Urjache hat, indem die äußert fchwerfällige Taube mit den Flügeln an harte Gegenftände, Eden oder Kanten ftößt, oder bei einem Kanıpfe mit ihres Sleihen alu energifchen Bebrauh von ihren Shwingen madht. Man Fann dann beob- achten, daß der Flügel nad einen heftigen Schlage fofort wie gelähmt herabfinft und im Derlaufe einiger Tage tritt am Schultergelen? des betreffenden Flügels eine Befchwulft oder Beule auf, welche mit der Heit bis zur Größe einer Walmug anwachfen Fann. Manchmal verfhwindet diefelbe ganz von felbjt, dies ift aber nur felten der Fall und die Gefchwulft Fehrt dann bei der geringjten Derleßung des betreffenden Gliedes wieder zurück. Eine Dperation, durch das Oeffnen der Beule, hat meift nur momentane Wirkung, doch habe ich sejehen, daß einige von diefer Krankheit befallene Thiere durch) eine Wiederholung jener Operation vollftändig geheilt wurden und den freien Gebrauch ihrer Klugwerkzeuge wieder erlangten *). Gewöhnlich aber ift die Krankheit eine äußerft hartnäcige und Fann diefelbe jelbjt den Tod der Taube zur Folge haben. Diele Süchter halten die Flügelgefhwulit für eine erblihe Krankheit und glauben, daß die von dem Yebel befallenen Thiere ferophulös feien. Dbgleihh ich mich mehrerer Fälle entjinne, welche fehr zu Gunften dtefer Anficht jprehen, bin ich von der Nichtigkeit obiger Behauptung doch noch nicht fo ganz überzeugt. Die Haltung und Bauart der Beine find für die allgemeine Erjcheinung unferer Taube von nicht zu unterfhäßender Bedeutung. Sie follten fi vor Allem durd) befondere Höhe auszeichnen und dabei Fräftig und ftarffnodhig fein, um das auf ihnen laftende Ge- wicht des Körpers aushalten zu Fönnen, ohne die Ferfengelenfe ftarf einzubiegen. ur jelten finden ich Slorentiner, welche in diefen Punkte fehlerfrei find; denn gewöhnlich wird das Ferjengelen? jtarf eingebogen und im Bauchgefieder verborgen fein, und die Schenkel erjheinen nicht im gehörigen Grade geftredt. Dies ift ein bedeutender Fehler, welcher der guten Haltung der Taube befonders Abbruch thut, und ein Slorentiner, welcher die Kaft des umfangreichen Körpers auf Furzen „Dachsbeinen” nahe über dem Boden einherfchleppt, ge- währt einen ebenfo Fomifchen wie unfchönen, das Auge des Kiebhabers beleidigenden AnbliE. Der Punkt, deffen Erörterung nun folgen foll — correcte Färbung und Heichnung — läßt jih mit Recht als derjenige bezeichnen, deffen Erzielung bei der Süchtung der Florentiner *) Mir. Rob. Sulton empfiehlt gegen $lügelfranfheiten das Aufbinden des verlegten Sliedes durch einen faden, Anfegen von Blutegeln, Sovpinfelung zc. (Kettere hilft aber, wie ich erfahren habe, nur wenn die Einpinfelung fchon beim Beginne der Krankheit vorgenommen wurde uud auch dan nicht immer). Mr. 3. P. Larida gibt den Rath, durch die Beule ein Haarfeil einzuführen. Dergl, Rob. $ulton’s Pigeon Book, pag. 382,383. 126 die meiften Schwierigfeiten darbietet. Es ift fhon bemerft worden, daß die Dererbungs- treue der Huhntauben überhaupt, und die der Florentiner insbefondere, eine fehr geringe ift, nirgend aber macht fich dies mehr geltend, als in Bezug auf die Dererbung der Zeichnung der Florentiner, welche noch fehr wenig gefeftigt erjcheint, Die Jeihnungsfarben dtefer Taube find im Allgemeinen von Feiner befonders guten Qualität, d. h. fie jind weder rein, noch tief genug im Tone, noc) zeichnen fie fi) durch ihren Glanz aus. Das Schwarz der Slorentiner ift meift matt, ohne Glanz und oft grau überflogen; das Roth und Gelb gewöhnlih verwafhen und nicht lebhaft genug. Blaue Florentiner dagegen find oft recht gut in der Färbung, aber fte find nicht felten mangelhaft hinfichtlich der Binden, welche ftatt tieffehwarz zu fein, leicht einen bräunlichen Ton erhalten. Die filberfarbene Spielart (oder modefarbene genannt) ift ziemlich felten, aber gewöhnlich durch die Sartheit und Gleichmäßigfeit der Geftederfarbe bemerfenswerth. Die einzelnen Farben lafien jich durch Dermifhung mit anderen einigermaßen verbeffern; jo Fann man Schwarz durch die Paarung fchwarzer und rother Thiere corrigiren, zur Erzielung hochgelber Florentiner wendet man die Mischung der rothen und gelben Farbe oft mit gutem Erfolge an; hierbei ift jedoch zu bemerken, daß gelbe fowohl wie rothe Florentiner im erjten Altersjahre oft weit befjer, d. h. lebhafter und gleihmäßiger gefärbt erjcheinen als im jpäteren Alter, in welhem die Farben meift matt und ausgewafchen ausfehen. Silberfarbene zieht man gewöhnlich aus gelben und blauen Florentinern. Da die einzelnen Spielarten vielfach unter einander gepaart werden um die Farben aufzubefjern, jo treten jehr häufig Nücichläge auf und man Fann auf diefe Weile von gelben $Slorentinern, vothe, von rothen gelbe Tauben u. f. w. erhalten. Seltener find Rücjchläge bei Schwarzen Florentinern, doch Fommit es zuweilen vor, daß fie rothe und gelbe Hachkommenjchaft produziren; leßteres wohl nur in feltenen fällen. Die blaue Spielart züchtet am reinften, nur ganz ausnahmsweife fallen von einem Paar blauer Tauben fogenannte modcfarbene — und es tft mir nur eim einziger Fall befannt geworden, daß von blauen $lorentinern ein jchwarzes Junge gezüchtet worden ift. Größere Schwierigfeiten als die Süchtung auf Güte der Färbung madht, wie es fic) wohl von jelbjt verjteht, die Erzielung der correcten Seichnung, weldhe in den allerjeltenften Fällen ganz rein ausfällt. So läßt namentlih die Kopfzeihnung in der Negel viel zu wünfchen übrig. Abgefehen davon, daß die Grenzlinien nicht immer jo fcharf marfirt erfcheinen als dies der Fall fein follte, fondern ausgezadt und unregelmäßig find, ift auch gewöhnlih die Ausdehnung der Heichnung eine fehlerhafte. Der Haden follte von der Heichnungsfarbe frei — alfo weiß — fein, häufig erftrect fich die Zeichnung aber bis auf diefen Körpertheil und fließt mit einer quer über den Hals laufenden Linie ab. Anderer an jeits Fommt es vor, daß die Zeichnung fhon auf der Scheitelmitte abjchneidet und unmittelbar hinter dem Auge in ftarfgebogener Kinie zur Kehle verläuft. SFehlerhaft ift ferner die Derlängerung des Bartes (d. h. des unterhalb des Schnabels befindlichen Theiles der Heichnung), welcher fih manchmal bis zum Kropfe herabzieht und dort meift in einer Spise endet. Es ijt bemerkt worden, daß die rükwärtige Grenze der Heichnungsfarbe (am Binterfopfe) von einer fhwachen Bogenlinie gebildet werden folle. Diele Individuen zeigen, jtatt diefer gewünfchten Abgrenzung der Heichnung, einen Einfchnitt oder eine pfeil- jpisenförmige Einferbung am Hinterfopfe, welche dadurch hervorgerufen wird, daß jich das Weiß des Madens bis auf den Binterfopf erjtrecht und dafelbft in eine gegen den Scheitel bin gerichtete Spite ausläuft. In dem Standard für die Beurtheilung der Slorentinertaube ift als Horm angegeben worden, daß nur die Flügelihilde gefärbt, die Schwingen dagegen weiß fein follen. Dies widerjpricht der bisher geltenden Bejtimmung, gemäß welcher die Florentiner (in ihrer Sejanmtheit) fjowohl gefärbte, wie au weiße Schwingen zeigen durften, Yur unreine d. h. theils aus weißen, theils aus gefärbten Spiegen beftehende Schwingen waren verpönt. Es ijt Flar, daß diefe unpräcife und jeder thierzüchterifchen Disciplin widerftrebende Beftimmung auf die Florentinerzüchtung von nachtheiligftem Einfluffe fein mußte und es ift nicht zu verwundern, daß vollfommen reinjchwingige Thiere heutzutage beinahe fchon zu den Selten- beiten zählen. jn der Erwägung des Umftandes, daß, falls man an der alten Beftimmung hinfichtlihh diefes Punktes nocd) weiterhin fejthalten würde, nie und nimmer die Fehler unreiner Schwingen verfhwinden würden, glaube ih, daß es die höchite Seit ift, dtefer Praris energiich entgegenzutreten und habe ich deshalb (im Einverftändnig mit den für diefen Fall competenten Richtern) in dem Standard als Horm angegeben, daß die Schwingen der Slorentiner nur von weißen Federn gebildet fein follen. Es wird hiernach bei der Beurtheilung auf diefen Punft immer jene Taube als die preiswürdigfte angefehen werden müfjen, welche die wenisjten gefärbten Schwungfedern aufzuweifen hat und die äußerjte Confequenz der neuen Xegel wird darin gipfeln müffen, daß Florentiner, bei welhen die Sahl der farbigen Schwingen die der weißen überfteist, ohne Kücjicht auf die jonjtigen Eigenfhaften der Thiere ftets zu disqualificiren find. Diele werden mit diefer Strenge bei der Beurtheilung, wie vorauszufeßen ift, nicht einverftanden fein und wahr- iheinlih wird thatfählid) mand’ fhönes Ereniplar feines Preisanfpruches auf diefe Weile verluftig gehen, aber die genaue Einhaltung diefer rigorofen Beftimmung bietet das einzige Erfolg verfprechende Mittel, dem eingeriffenen Fehler zu fteuern und die Nein- ihwingigfeit der $Slorentiner zu feftigen. Sur Färbung des Schwanzes ift wenig zu bemerfen. Die oberen Decdfedern follen weiß fein, fie find aber meiftens gefärbt — ein Fehler, der eben nicht von großem Gewichte tft, und bei der Beurtheilung fonft fchöner Thiere überfehen werden darf, Diele Hüchter legen einen befonderen Werth darauf, daß der Schwanz „unterlegt“ fer, worunter der Kiebhaber verfteht, daß die unteren Schwanzdeckfedern (aber nur diefe und nicht auch die Dunenfedern des Hintertheiles), gefärbt erfcheinen. Die unteren Schwanzdedfedern find übrigens in der Regel gefärbt, nur bei Gelben find fie ziemlich häufig weiß. Abgefehen von den bei den einzelnen gefärbten Beftederpartien auftretenden Mängeln, welche bereits erörtert worden find, Fonmen ‚noch einige andere Fehler vor, welche darin beftehen, daß fich auf der weißen Grundfarbe gefärbte und umgefehrt auf den gefärbten Theilen weiße Flefe zeigen. Bejonders häufig erjcheinen leßtere anı Flügelbug und der Schultergegend, erftere an DBruft, Hals, Rüden und Schenfen. Ein oder zwei folcher FSleke Fönnen überfehen werden, treten jte aber in größerer Anzahl auf, jo ift dies ein bedeutender Fehler und ein auf dtefe Weije gezeichneter Florentiner würde von Feinem Preisrichter einer weiteren Beachtung würdig befunden werden. Diefer Fall ift jedoch (leider!) felten practifh, denn die Prämtirungscandidaten, welche fih auf Ausftellungen den geftrengen Herren des Nichtercollegiuns präfentiren, find meijtens für dte zu beftehende Prüfung auf das Sorgfältigfte vorbereitet. In ihren Eigenfchaften als Suchttauben laffen die Florentiner manches zu wünfchen übrig, und ftehen fie in diefer Beziehung allen anderen Huhntauben bedeutend nad. Hier- durch wird natürlich die Schwierigfeit der Süchhtung diefer Huhntaube noch um ein Erfled- liches erhöht. Die Florentiner find allerdings jehr fruchtbar, aber weder als Brüter, nod) als fütterer verläßlih. Dft verlaffen fie fhon bei geringen Störungen das Yet, aud) find jte wenig vorfihtig uud zertreten häufig das Gelege oder die Keftjungen. Da die Florentiner auch nicht immer mit der nöthigen Sorgfalt füttern, fo empfiehlt es fih, die Eier, namentlicd) werthvollerer Juchtthiere, anderen Tauben zu unterlegen, um fie durdy diefe ausbrüten und aufziehen zu laffen. Die Tauben, welhe man als Ammen gebrauchen will, follten nicht zu Fein, fondern vielmehr Fräftig und als Fütterer bejonders verläglih und fleißig fein; Hühnerjchefen oder gewöhnliche Feldtauben leiften in diefer Beziehung oft ausgezeichnete Dienfte. Die jungen Hefttauben zeichnen fih.nicht grade durch befonders feite Conftitution fondern jterben, wenn ihnen Feine forgfältige Pflege zugewendet wird, viel Leichter, als die Jungen aller anderen Huhntauben. Aud ift die Conftitution der älteren oder der erwachjenen Tauben eine bei weiten fchwäcere als 3. B. die der Maltefer oder Epauletten- jchefen, welche nur felten von Kranfheiten befallen werden. Da der flug der Florentiner ein äußerft fchwerfälliger, wenig ausdauernder und langfamer ift, fo follte man darauf ö - - i R- . : j 129 achten, den ihnen zur Wohnung bejtimmten Schlag jo anzulegen, daß fie ihn mühelos erreichen Fönnen und einen bequenten Anflug haben; dies empfiehlt ji) nicht allein zur Dermeidung der Flügellähme, welcher die Tauben bei hochgelegenen Brutjtätten, oft fchon duch die bloße Anftrengung, diefelben zu erreichen, zum Dpfer fallen, fondern auch, um Derluften an Jungen vorzubeugen, denn diefe theilen die Heigung junger Mlaltefer, frühe das Heft zu verlaffen. Am Boden bewegen fih die Florentiner fehr gejchikt und mit großer Ausdauer. Dies Fann man namentlich beim fogenannten Treiben (wenn der Täuber die Täubin zu Uejte treibt) beobachten, wobei die Thiere oft eine Stunde lang mit weitausfchreitenden, Ihren Temperamente nach find die Florentiner ziemlich phlegmatifh, wenig zank- fühtig und daher auch mit Fleineren Taubenragen gut zufammenzuhalten. 4. Der Hühnerfdedi — C. austriaca Washington.) Der Typus diefer Huhntaube weicht von dem der übrigen Dertreter derfelben Gruppe in mancher Hinficht nicht unbedeutend ab; wahrjcheinlich eine Folge der mehr- >) Zu diefer Benennung muß ich Folgendes bemerfen: Erjtens, daß es, wie ich gar wohl weiß, fprachrichtiger wäre, jtatt Hühnerfhef „Huhnfchee” zu jagen; da jedoch erftere Bezeichnung fchon fo fehr eingebürgert erfcheint, daß es ein vergebliches Beginnen wäre, diefelbe durch Einführung einer anderen wieder verdrängen zu wollen, fo unterlaffe ich es, den in der SHüchterwelt befannten und allgemein verftändlichen Namen mit einem fremoflingenden uno unpopulären zu vertanfchen. Su der wifjenfchaft- lihen Bezeihnung (Col. austriaca) muß ich bemerken, daß ich mich fchlechterdings gezwungen fehe, die auf diefe Huhntaubenvarietät bisher angewandten lateinischen Namen durch den genannten erfegen zu müjffen, u. 3w. aus folgenden Gründen: Dr. E& Baldamus hat in feinem Werfe »Jllufte. Handb. dv. Federviehzucht« (Bd. II pag. 186) einer Taube, weldhe er als Huhnfchede, aufführt, die wifjenfchaftliche Bezeihnung Col. gallinacea beigelegt. Aus der etwas Furzgefaßten Befchreibung geht zur Genüge hervor, daß die Taube der Hühnerfcheet der Oefterreichifchen Süchter ift. Der Derfaffer Fennt jedoch die Taube, welche er befchreibt, aus eigener Anfhauung nicht, denn der Hühnerfchee findet im genannten Werfe nodh einmal und zwar ausführlicher Erwähnung, diesmal unter der Meberfchrift »Ungar’fhe Taube (Col. ungarica) Handltaube.« Die beiden Deutfchen fowie auch der lateintfhe Name find in ihrer An- wendung auf den Hühnerfjchee vollfommen irrige und unzutreffende; die eigentliche Ungarifhe Tanbe bat nämlih mit den Huhntauben überhaupt nichts zu thun; fie ähnelt vielmehr der Türfifchen Taube, trägt auf dem jtets jchwarzen Gefieder weiße Binden und Fommt Ääußerft felten in den Handel. Ebenfo wenig darf der Uame Hendl (d.h. Hendl-{Huhn-Jtaube) mit dem Hühnerfhee in Derbindung gebracht werden, da unter jener Bezeichnung die Epanlettenfheden (zuweilen aber auch die Maltefer) verjtanden werden, während die Hühnerfcheten in der Dulgairjprache ftets Hendlfcheeken genannt werden. Nacdyden die bisher in Braud geftandenen wifjenfchaftlihen Bezeichnungen, wie aus dem Gefagten erhellt, mehr- fahe Srrthiimer involviren, Fann ich mich zur Beibehaltung Dderfelben nicht entjchliegen und oa der Bühnerfche Fein Ungarifches, fondern vielmehr ein ODefterreichifhes Süchtungsproduft ift, fo möge er nicht mebr Col. ungarica fondern Col. austriaca heifen, denn: Ehre, dem die Ehre gebührt! Prüf, Muftertauben-Buch. IT 150 fahen Kreuzungen, welchen diefe Huhntaubenvarietät ihre Entjtehung zu verdanfen haben dürfte. Ein a Defterreichifches Kreuzungsproduft, welches für die Kunft und die Ausdauer unferer Kiebhaber beredtes Seugniß ablegt, ift der Hühnerfchet erft etwa um das Ende des vorigen, oder zu Beginn des laufenden Jahrhunderts entjtanden und gebührt das Derdienft, diefe im mancher Hinficht jo ausgezeichnete Taube gebildet zu haben, unbeftritten den Süchtern Dberöfterreihs. Auf welche Weife es ihnen gelang, die Darietät zur Eriftenz zu Bringen, dtefe Frage ift, obwohl vielbejprochen, noch immer nicht end- giltig gelöft und aus einer Furzen Wiedergabe der verfchiedenen. Erklärungsweifen, welche über die Entjtehung der Hühnerjchefen in Hüchterfreifen im Umlauf find, wird man ent nehmen Fönnen, daß dtefelben in auffallendfter Art von einander abweichen, Einer viel- verbreiteten Derfion zufolge bilden die Hühnerfchekfen eine reine, d. h. ohne Anwendung irgend einer Kreuzung entjtandene Farbenvartetät der Florentiner. Abgejehen von manchen fehr bedeutenden Unterfchieden in den Formen beider Tauben, ift es aber im höchiten Grade unwahrjcheinlih, daß Br Darietät, welche fi), wie ich fchon hervorgehoben habe, dur) den befonderen Mangel an Tiefe und Glanz ihrer Färbung zu ihren Hachtheile aus- zeichnet, eine Spielart ns haben follte, welche hinfichtlih der Intenfität und des Blanzes ihrer Farben beinahe unerreicht dajteht. Tach der Anjfhauung Anderer ift der Urfprung der Hühnerfchefen in der Kreuzung von Kastauben und Epaulettenfcheden zu fuchen, es gibt aber nur fehr Weniges, was fich zu Gunften diefer Anficht anführen liege. Aiehr hat fhon die Behauptung für fih, daß die Hühnerfchefen das Ergebniß einer Kreuzung der Slorentiner und Nürnberger Schwalbentauben feten und verweilen die Anhänger diefer Hypothefe auf den Umjtand, daß neben den Schwalbentauben nur nocd; die Hühner- fcheden jene eigenthümlihen Schmaßfiele in größerer Anzahl an fih tragen; au ift zu erwähnen, daß in früheren Seiten die Schwalbentaube in Oberöfterreich fehr verbreitet war. Endlih hört man auch mit vieler Bejtimmtheit die Anficht ausiprehen, daß eine (mit farbigen Schilden auf lichter Grundfarbe verjehene) Darietät der Türfifhen Taube bei der Entjtehung der Hühnerfheden betheilist gewefen jet, wobet behauptet wird, daß die inn- feitige Beftederung der Käufe, einige Eigenthünlichkeiten des Schädelbaues, die auffallend jtarfe Entwidlung der Hafenwarze und der Augenringe der Hühnerfchefen aus einer zwijchen Türfen und Slorentinern ftattgehabten Kreuzung abzuleiten fei*). *) jch habe Tange über diefe Behauptung nahagefonnen, um zu eruiren, welhe Darietät mit jener „gejchildeten weigen Türfifhen Taube” eventuell identificirt werden Fönnte und bin zufällig darauf auf- merffam geworden, dag die jogenannten „Schnablafen” (ein der Türfifchen Taube äußerft nahejtehender Typus) in Oberöjterreich befannt jind und dort zumeilen Scildtaube genannt werden; es dürfte diefer Umjtand dazu beigetragen haben, dag die Hühnerjcheden an manchen Orten Oberöfterreihs, in Sinz 2c. heute noch oft Furzweg als „Schildtaunben” (Schildl) bezeichnet werden und andererfeits läßt fich die im = Ze a EEE ee RER: RR ı Washington. C a Wien (Rudo | austr sheim. Il | Schick Karl Herr Züchter: 151 Alle genannten Anfhauungen vereinigen fih darin, daß die Entjtehung der Hühner- fchefen ftets einer einfachen Kreuzung zugefchrieben wird, aber die verfchiedenen Lom- binationen erflären meiner Meinung nad nicht zur Genüge, woher es Fommt, daß Hühnerfheden eimige höchft auffallende EigenthümlichFeiten mehrerer verfchiedener Ragen an jih tragen. Aus diefenı Grunde Fann ich mich zu Feiner der aufgeführten Anschauungen bekennen, fondern halte es für richtiger, die Hühnerfcheden als das Ergebniß einer compli- eirteren Kreuzung anzufehen. Die Elemente, welhe zur Bildung der vorliegenden Darietät nothwendig waren, Fönnen wir in der Florentiner, Schwalben- und jener gefchildeten Türfifshen Taube als vorhanden annehmen, und aus den genannten Darietäten dürften fich dann auch nach mehrfachen Kreuzungen derfelben untereinander die Hühnerfcheden entwickelt haben. Die Derbreitung diefer Huhntaube hat fi lange Seit auf Süddeutfchland befchränft, erjt jeit den 60er Jahren ward fie auch imı nördlichen Deutichland mehr und mehr befannt *) und fie gehört augenbliklih nächit den Mlaltefern zu den beliebteften Huhntauben. Standard für die Beurtheilung der Hühnerjheden. Schnabel: YMidht unter 25 mm lang (bis zur Mtundfpalte gemeffen), Fräftig, breit an der Bafis, gegen die Spise hin gleihmäßig an Stärfe verlierend, etwas gebogen; Dberkiefer ein wenig ftärfer und länger als der Unterkiefer, jo daß die nach abwärts gebogene Spite des Dberfiefers das Ende des Unterfiefers un etwa I1—2 mm überragt. Schnabelwarze: Stark entwidelt, mehr breit als hoch, bei älteren Thieren etwas runzlig; der Geftalt nad) ein nahezu gleichjeitiges Dreiecd bildend, deffen eine Spise ziemlich weit nah vorn (auf den Schnabel) reicht. Kopf: Sehr lang, möglichit fehmal, am Hinterhaupte nahezu gleich breit, wie in der Gegend des Schnabels, [hwah gewölbt und im Ganzen fehr fein gebaut erfcheinend. Kopf und Schnabel jollen miteinander eine jchön geihwungene, langgezogene Bogenlinie bilden, Deutihland für Hühnerfheden gebrauchte Benennnng „Ungar’ihe Taube” daraus ableiten, daß die Schnab- lafen, welhe zur SJüdhtung der Hühnerfcheefen verwendet wurden, hauptfächlih in Ungarn gehalten werden. *) Meumerjter ift unter den SKachichriftitellern der Erjte, welcher die „Hühnerfhede” erwähnt und zwar erjt in der zweiten Auflage feines oft citirten Werfes. Er weiß fogar, was bemerfenswerth, fchon von einer weißbindigen Spielart der Hühnerfcheeken zu berichten. In den fpäteren Schriften Deutfcher Autoren findet fih eine ftereotype Derwechhslung zwifchen zwer vermeintlich diftincten Darietäten vor, deren eine Ungar’jhe oder Hendltaube, die andere Huhnfchede genannt wird; beide find mit unferem Hühnerfhed identifch. Diefe Derwehslung hat dann au in die Kiteratur des Auslandes Eingang gefunden. 1e* welhe in der Mähe der. Schnabelwarzen, Feine Unterbrehung zeigen darf. Haltung des Kopfes: De Wangen: lad. Kehle: ee eingebogen und nicht voll. Augen: Tiefliegend, mäßig groß und nicht fehr voll. Augenfreis: Stark entwicelt, mindeftens 5 mm die, von mehreren gleihmäßig ftarfen, Freisrunden und bei älteren Thieren etwas gerunzelten Ringen gebildet, welche dicht anı Kopfe anliegen follen. Hals: Miöglichjt lang, jhlanf und fein, Haltung: Shwach S-förmig gebogen und mehr aufrecht, als nad) rückwärts gelegt getragen, damit der Kopf hocherhoben erjcheint. Kropf: YMicht merklich vortretend. Körper: m Allgemeinen möglihit Fräftig und gedrungen. Bruft: Breit, nicht gefpalten und ziemlich hoch getragen. Rüden: Breit, faft flach, möglihjt Furz und horizontal verlaufend. Bürzel: Siemlich breit und aufgeftülpt. Flügel: Kräftig, gut entwidelt, etwas gewölbt. Schwingen: nicht jehr lang, fjpik zulaufend, mäßig breit befahnt und mit fejten, elaftiihen Kielen verjehen. Haltung der Flügel: hoch, aber nicht fejt an den Leib gezogen, fodaß der Flügelbug etwas vorragt und vom Körper abjteht. Haltung der Schwingen: dicht geichloffen; die Schwungfederjpisen follen oberhalb des Schwanzes etwa 2—5 mm von deffem Ende fi) berühren. Shwanz: Miöglihit Furz. wie abgefchnitten ausfehend, oben (am Ende), wie unten (an der Bajts) gleichmäßig (etwa 5 mm) breit. Haltung: möglichjt hoch erhoben, u. zw. n einen Winkel von nicht unter 45 Graden (zu einer durch den Körper laufenden Kinte). Beine: Schenkel möglichjt lang, Fräftig und geftredt getragen; Käufe: lang, ftarf, breit befjhuppt; an der Innenfeite bis zur halben Kaufhöhe herab mit einigen fehr Furzen oder Eleinen Federchen beiett. Sehen: lang, Fräftig, grade, gleichmäßig breit beihuppt und gut ausgefpreist getragen. YHägel: nicht fehr lang, Ihwah und wenig gebogen. Befiederung: Yicht fehr voll, Fnapp anliegend, am Steige flaunfederig und auf der Unterfeite der Flügel, an den Weichen und Oberfchenfeln mit möglichit vielen, „Schmafszfielen“ befesst. Allgemeine Erfheinung: Sie foll der der Florentinertaube möglihjt ähnlich fein; Haltung: jtolz und paradirend. Färbung im Allgemeinen: Auf weißem Grunde mit ftets gleicher oder bejtinmter dreitheiliger Heichnung verfehen. Art der Seihnung: Gefärbt follen erfcheinen der Schwanz und dejfen Decdfedern, ferner die Flügel ausschlieglich der Spieße und endlich gewifje Theile des Kopfes, Dovderhaljes und der Bruft. Kestere Heihnungspartie muß folgendermaßen beihaffen fein: Nüit Ausnahme eines von der Stirn aus über die Scheitelmitte laufenden und inı Hinterhalfe fich verlierenden Streifens von weißer Farbe, der „WBläffe”, foll der ganze Kopf bis zu beiden Seiten des Hinterhauptes gefärbt fein. Don dort zieht fi die Seich- nungsgrenze zu beiden Seiten des Halfes in jchön gefhwungener, deutlich und rein abgefester, ununterbrodhener Bogenlinie bis auf die Oberbruft, wofelbit fie feitlich etwas ausgebaudht in einer gleichfalls fcharfbegrenzten und (nady dem Unterleibe zu) ausgebogenen Kinie ihren Abihlug finden foll. Die Seihnungsfarbe darf auf der Oberbruft nicht die ganze Breite derfelben einnehmen, fondern foll jederfeits eimen etwa I cm breiten Streifen neben den FSlügelrändern frei (alfo weiß) laffen. Die Bläffe, welche fih auf der Kopfmitte in die Heichnungsfarbe eindrängt, muß von der Dorderftien aus, wofelbjt ihre Breite höchitens 2 mm betragen follte, über die Mitte des Scheitels bis zum Hinterfopfe in durchaus grader, zu beiden Seiten fehr feharf marfirter Kinie verlaufen und auf diefenm Wege nur fehr wenig und faft unmerfli an Breite zu- nehmen, fo daß Kebßtere amı Hinterhaupte nicht mehr als hödhftens 5 mm ausmachen follte. Don dort aus nimmt der Streifen | an Ausdehnung ftetig zu, um endlich in dem Weiß des Hinterhalfes aufzugehen. An Seihnungsfarben, welche fih durch ihre befondere Neinheit, Klarheit und Tiefe, jowie ihren ganz ungewöhnlichen Glanz auszeichnen follen, Fommen bei Hühnerfcheden vor: Schwarz, Roth, Gelb und Blau, letstere Farbe in 4 Spielarten 1) wildblau mit doppelten, 2) mit einfachen Schwarzen Schnüren und fchwarzen Querbinden am Schwanze, 5) lichtblau mit weißen Schnüren 4) fchieferblau mit hammerfchlägigen Flügeln und fchwarzer Querbinde am Schwanze. Schnabelfarbe: Stets hellgelblid fleifchfarben. Färbung der Schnabelwarzen: Bei jungen Tauben röthlich, bei älteren weißlichgrau. Augenfarbe (Jris): Feuris, glänzend rothgelb. Färbung der Augenringe: Kebhaft hellcarminroth bis Frebsroth. Färbung der Käufe und Sehen: Kebhaft hellcarminroth. $arben der Wägel: Hellhornfarben. Die Hühnerfhedfen fallen mehr duch ihre außerordentlich fchönen Karben und die ihnen allein eigenthümliche Seihnung, als durch ihre Figur ins Auge, denn fie haben unter 154 allen Huhntauben die am wenigften harafteriftiiche Haltung aufzuweifen und ftehen in diefer Beziehung felbjt den Florentinern noch um ein Bedeutendes nah. Es ift audy leicht be- greiflich, daß der allgemeine Typus der Huhntauben bei diefer Darietät noch fehr wenig ausgeprägt erfcheint, namentlih, wenn man bedenft, daß diefelbe ext feit wenigen Jahr- zehnten überhaupt befteht und dabei ein aus einer wahrfcheinlih complicirten Kreuzung entjtandenes Hüchtungsproduft ift, welches jtets nicht fo fehr auf Figur, als vielmehr auf die Feder gezlichtet worden ift. Der Raum geftattet es mir nicht, alle jene zahlreichen Mängel, welche den Hühnerfcheken „von heute“ anhaften, eingehend zu befprechen; ich werde mich vielmehr darauf befchränfen, einzelne, häufiger auftretende Fehler bei der Aufzählung der befonderen Eigenthümlichkeiten oder Schönheiten zu erörtern. Hu den Keßteren zählt in erjter Kinte ein fchöngeformter Kopf und ein richtig geftalteter Schnabel. Die Wünfche des Süchters gipfeln bezüglich des erjteren vornehmlich darin, daß derfelbe möglihjt fein, d. h. fchmal und lang eriheine, daher denn audh auf alle jene Eigenfchaften, welche dazu beitragen Fönnen, dent Kopfe ein recht fchlanfes Anfehen zu geben, großes Gewicht zu legen ift. Su diefen ift befonders eine jtarf eingebogene Kehle, ein feiner, dünner Dberhals und — last not least — eine möglihjt fchmale „Bläffe” zu rechnen. Dies wird fofort Flar, wenn man einen Kopf mit breiter, und einen folchen mit fchmaler Bläffe miteinander vergleicht, dann wird man jehen, daß Erfterer ungleich plumper und gröber erjcheint als der Kebtere; ja es Fönnen jelbit dicke Köpfe durch eine bejonders feine Bläffe ein ganz leidliches Anfehen erhalten. Auch der Schnabel follte das Seinige dazu beitragen, die bewunderten Eigenfhaften des Kopfes hervorzuheben und es ift deswegen wünjchenswerth, daß derfelbe lang (aber nicht fpindelförmig) und geftrect fei, denn hierdurch gewinnt das Gefiht an Länge. Sind Kopf und Schnabel auh in anderer Hinficht gut gebaut, d. h. in der vorfchriftsmäßigen Weile gewölbt und bildet der Schnabel mit dem Kopfe feinen Winkel, fo tritt eine weitere vielgepriefene Schönheit zu Tage, welhe in Kiebhaberfreifen mit dem Ausdrude „Aöler- nafe” Dezeichnet zu werden pflegt. Die Anwendung diefes phantaftevollen terminus technicus ijt nicht eine.überall gleiche; denn viele Süchter begreifen unter demfelben nur die form des Scmabels (dev „Uafe”), während Andere (und ich glaube faft, die Meiften) unter „Aölernafe” die durch die Conturen des Schnabels und des Kopfes gebildete langgezogene, ungebrochene Bogenlinie verftehen. Diefelbe follte au) an der Stirne, wo die Schnabel- warzen aufliegen, Feine Unterbrehung erfahren; es darf alfo weder die Schnabelwarze zu hoch, nocdy die Stirn zu fteil fein. — Eine jteile Stirn gehört ebenfo, wie ein hochgewölbter rundlicher Kopf zu den größten Fehlern, welche übrigens nicht allzuoft vorfommen. Der Hals, deifen Haltung eine ziemlich aufrechte fein follte, ift bei den meiften Hühnerfcheden viel IK) zu Furz und felten jo jchlanf, als dies zu wünfchen ift. Obgleich hinfichtlich des Baues oder überhaupt der Figur zwilchen den einzelnen Spielarten Feine jo bedeutende Derjchiedenheiten, wie 3. B. bei den Farbenvarietäten der Mlaltefer, zu bemerfen find, jo glaube ich doch, daß die Shwarzen Hühnerfheden im Allgemeinen beffer gebaut und auch) figuranter erjcheinen, als alle andersfarbigen, wahrfcheinlich deshalb, weil diefe Spielart wohl anı meiften ge- - züchtet wird. Sie ift auch in dem obenerwähnten Dunfte ihren rothen und gelben Dettern weit überlegen und findet man unter den jchwarzen Hühnerjcheden oft eine vollfommen correcte Balsbildung an. Die Geftalt des Körpers ift noch einer bedeutenden Dervollfommnung bedürftis, Furzgebaute Eremplare find bis jest eigentlich gradezu jeltene Ausnahmen. Da diefer Mangel an Kürze des Rumpfes, wie ich fchon mehrere Male hervorhob, jtets mit jchlehter Form und Haltung des Schwanzes verbunden ift, jo wäre eine etwas ftrengere Beurtheilung Hinfihtlih dtefer Punkte fehr zu wünfchen. Die Flügel der Hühnerjcheden bieten einige nicht unintereffante Erfcheinungen dar. Der Bau und die Haltung derfelben erinnern lebhaft an die der Türkischen Taube, bejonders dadurch, daß die Flügelränder nicht fnapp am Körper anliegend, jondern vielmehr etwas abjtehend getragen werden und außerdem dadurh, daß die Gelenke ein wenig nad) vorn ausgebogen find. Andererfeits zeigt fih in dem Dorhandenfein der fogenannten Schmalszfiele, welche aucd) „Stifte oder „Ertraftifte” genannt werden, eine Analogie mit den Mürnberger Schwalben- tauben. Es ijt erwähnenswerth, daß die Schmalzfiele bei Hühnerfchekfen nicht als conftantes Merfmal aufgefaßt werden Fönnen, denn oft fallen von Individuen, welche mit „Stiften” reihlih verjehen find, Junge, welhe auch nicht eine Spur derfelben an fi) tragen; aucd muß ich bemerfen, daß nicht alle Darietäten in Bezug auf diefen Punkt einander gleich jtehen: jhwarze namentlich und rothe Hühnerfchefen befisen weit öfter und aud) ftets mehr Schmalzfiele als gelbe und wildblaue; fhieferblaue haben oft großen Ueberflug an Stiften, wie es mit den weißbindigen lichtblauen jteht, weiß ich nicht genau anzugeben, diejenigen Eremplare aber, welhe ich daraufhin unterfuchte, hatten der Nichrzahl nad) Feine oder nur einige Ertraftifte auf der Unterfeite der Flügel aufzuweifen. Es ift vielleicht nicht über- flüffig zu bemerfen, daß die Mürnberger Shwalben, welche fich durdy die große Anzahl der Schmalzfiele auszeichnen, diefen Charakter fehr treu vererben. Ebenjowenig wie die Ertraftifte, laffen fi) die auf der Innenfeite der Käufe fich vor- findenden Furzen Federhen, weldye als ein Erbtheil der Türfifchen Taube aufgefaßt werden dürfen, als ein conjtantes Merkmal der Hühnerfcheken bezeichnen, denn es wird von rein- racigen Thieren, wenn unter fi gepaart, nicht regelmäßig reproducirt; dagegen treten die 156 Kederhen beinahe ftets an den Kreuzungsproducten der Hühnerfchefen auf und zweidrittel jener fogenannten fchwarzen AWlaltefer, welche Hühnerfchedkenblut in fi) führen, haben inn- feitig befiederte Läufe, und dies ift felbjt dann der Fall, wenn der zur Kreuzung verwendete HühnerfheE jene Eigenfhaft felbft nicht befaß. Höhe der Käufe und Länge der Schenfel find Punkte, welche, wie bei allen Huhn- tauben jo auch bei Hühnerfheden, vom Hüchter ftets angeftrebt werden follten; einjtweilen Fann über diefelben nur gefagt werden, daß die Hühnerjchecden hinfichtlich beider noch viel — jeher viel zu wünfchen übrig laffen. Die Lorrectur diefer Fehler ift befonders durch den bedeutenden Mangel an hochbeinigen Tbieren, welhe nur fehr fpärlich vorfommen, erjchwert. Die blauen Spielarten, ausgenonmten die fchieferblaue, find durchweg fehr Furzläufig, etwas beffer find gelbe, dann rothe und endlich Schwarze Hühnerfcheden, unter welch Keßteren zuweilen leiölicd) befriedigende Kaufhöhe zu finden ift. Wir gelangen nun zur Bejprehung der Haupteigenthünnlichfeit unferer Taube: ihrer Färbung und Seichnung. Die Hühnerfheden nehmen in Bezug auf Farbenfhönheit in der Taubenwelt einen jehr hohen Rang ein. Die Seichnung, welche fie Shmüct und bei Feiner anderen Darietät vorfommit, ift ebenfo originell in ihrer Form oder Gejtaltung als audy ausgezeichnet dur die Qualität ihrer Farbentöne, welche gradezu als mufterhaft bezeichnet werden Fönnen. Haturgemäß ift die Erzielung einer richtigen ftandardgemäßen Heihnung in Folge der hohen Anforderungen, welhe an te geftellt werden, eine außerordentlich fchwierige. Dies erhellt wohl am bejten aus einem in KSiebhaberfreifen wohlbefannten Sprichworte, das da fast: „Ein Hühnerfhek fjoll fo gut gezeichnet fein, daß er fih pußen läßt“, womit gemeint jein will, daß es jchon viel ift, einen fo genau gezeichneten Hühnerfchec gezlichtet zu haben, daß fi die Seichnung defjelben durch Fünftlihe Hachhilfe (Federn- rupfen, Pusen) corrigiren läßt! Am fchwerften läßt jich eine regelrechte Bläfje erzielen und foll diejelbe folgende drei Haupteigenfchaften befiten: fie muß erjtens möglihjt gleihmäßig jchmal, zweitens möglihjt lang und endlich drittens möglichjt rein gezeichnet fein. Es ijt fchon hervorgehoben worden, wie vortheilhaft eine fchmale Bläffe für das Ausjehen des Kopfes ift; doch muß bemerkt werden, daß diefe Eigenihaft heute jchon ztemlich firirt erfcheint, indem breite Bläffen nicht allzuhäufig vorfommen. Es ift jedoch nicht genug, daß der weiße Kopfftreifen jchmal ift, jondern er muß au überall an der Stirn, wie anı Binterhaupte beinahe gleich breit fein und darf von der Stirn bis zum Binterhaupte hödhjtens um I mm an Ausdehnung zunehmen; fehlerhafte, d. h. ungleich 157 mäßig breite Bläfjen jind namentlich bet gelben Hühnerfcheefen häufig. Die zweite Haupt- eigenjfchaft der regelrechten Bläffe ift, daß fie bis zum Binterfopfe reicht, d. bh. fehr lang it. Häufig Fonmt es nämlich vor, daß die Seichnungsfarbe, jtatt fi) auf die beiden Seiten des Hinterfopfes zu erjtrecen, beinahe unmittelbar hinter den Auge fich nad) abwärts (gegen den Hals zu) wendet, wodurdh die Bläffe natürlih zu Furz erfcheint, denn fie Fann nur dann die richtige Länge aufweifen, wenn dte SHeichnungsfarbe weit nad) rücwärts reiht. Alle die jocben erörterten Eigenfchaften find nicht fo fehwer zu erlangen als die leßte: die reine oder fcharfe Abgrenzung des Kopfftreifens — wohl nie gelingt es ein in diefer Beziehung vollfommen tadellofes Thier zu erzielen — Fann man doch felbit an erwiejen oder auch zugeftandenermaßen „gepusten”, alfo Fünftlich hergerichteten Bläffen noch immer dteje oder jene Stelle derjelben als „unrein“ bezeichnen. Neingezeichnete Bläffen werden noch für lange Heit hinaus zu den frommen Wünfchen der Hühnerfchekenzüchter gehören. Außer den bejprochenen Mängeln Fommen noch zuweilen fchiefe, feitlic) verlaufende, oder au) nur bis zur Scheitelmitte reichende Bläfjen vor. An den Seiten des Hinterhauptes joll die Seichnungsfarbe nicht ecdig abgegrenzt fein, fondern durch eine dem Halfe fich zuwendende fchöngefhwungene Bogenlinie eingefaßt werden. Diefe Grenzlinie, welhe dann an den Halsfeiten herab zur PDorderbruft ver- läuft, jollte möglihit Iharfgefhnitten, alfo „rein“ fein. Dies ift aber nur felten der all; jie wird daher meift durch „Pubßen”“ corrigirt und gehört ein fehr fcharfes Auge dazu, diefe Derbefferung grade an jenen Stellen zu entdecken. Die Bruft darf nicht in ihrem ganzen Umfange gefärbt erjcheinen, vielmehr foll fih) die Heichnungsfarbe nur auf den oberften Theil derfelben und feitlih bis auf eine Entfernung von etwa I cm von den Flügelvändern befhränfen. Wird diefer Abjtand nicht eingehalten, fo ijt dies ein bedeutender Fehler, denn die weißen Streifen zwifchen $lügelrand und Seichnungsfarbe gelten als eine befondere Hterde der Taube. Häufig ift auch eine zu geringe Ausdehnung der Heichnungsfarbe zu conftatiren; fo 3. B. fommit es vor, daß diefelbe am Kropfe fpis zulaufend abfchließt oder nur die eine Hälfte der Bruft einnimmt 2c. Die foeben befprochenen Wlängel der Heichnung find die am häufigiten auftretenden, doch gibt es nocdy eine große Anzahl anderer, auf deren Auf- zählung, weil zu weit führend, ich nicht eingehen Fann. Die Shwanz- und Slügelfärbung bietet in ihrer Erzielung faft gar Feine Schwierig- feiten. Ulnreine Spieße find ziemlich felten und weiße Slede in der Schultergegend — ein, nebenbei gejagt, fehr großer Fehler — Fommen nur bei minderwerthigen HJuchtjtänmen vor, bei hodhgezüchteten Ereniplaren niemals. Prüß, Muftertauben-Buc. 18 158 Der Rüden follte eigentlich rein und flecenlos fein, aber in den überwiegend meiften Fällen wird man namentlich auf dem Überrücden farbige Stellen entdecken Fönnen. Da diefer Fehler Fein jehr in's Auge fallender ift, wird er gewöhnlich von den Preisrichtern ztemilihh leicht genommen oder auch gar nicht in Betracht gezogen. Bedenklicher find dagegen die fehr häufig vorfonmtenden farbigen Flefe an den Schenfeln und am Unter- leib. Erjterer Fehler ijt jehr jchwer auszurotten und namentlich bei jhwarzen Hühner- fheden ziemlich oft anzutreffen, der lettere dagegen ift in guten Suctftänmen faft nie zu finden und follte als befonders verunzierender Fehler die ftrengfte Beurtheilung erfahren. Die Anforderungen, weldhe man an die Qualität der Seichnungsfarben der Hühner- fcheden jtellt, müffen natürlich fehr hohe fein, denn es gibt nur wenige Ragen, welche mit ihnen in der Reinheit, Kebhaftigfeit und Gleihmäßigfeit, fowie in dem Glanz der Karben wetteifern Fönnen, und deren Feine fie wohl übertrifft. Der Glanz der Färbung tritt jelbjtverftändlih am Hals, Kropf und Oberbruft am Ihönften zu Tage, doch zeigt er fi) auch auf den Flügeln und bei befferen Eremplaren fogar auf den Steuerfedern, namentlich bei der jhwarzen Spielart. — Eine Befprehung der verfchiedenen Farben halte ih für überflüffts, da die Eigenjhaften, welche diefelben zeigen müffen, um für correcte gelten zu fönnen, zu befannt find, als daß diefelben einer befonderen Erläuterung bedürften. Kur möchte ich bemerfen, daß die lichtblaue Darietät fi) durch eine fehr duftige und Flare, wirflih blaue Färbung auszeichnen fjoll und die Binden vollfommen weiß, ohne jeden Stich ins Belblihe erfcheinen müffen. Die ziemlich feltenen, meift nur in Ober- öfterreich anzutreffenden jchieferblauen Hühnerfchefen (auch Perlichilder genannt) follen am Kopf jhwärzlih grau gefärbt fein, am Hals, Oberbruft und Kropf einen äußerft intenfiven Glanz entwickeln und genaueft gezeichnete „hanmerfchlägige” Flügel, jowte einen fchwärzlich grauen Schwanz mit deutlich abgefester, fhwarzer Querbinde befiten.*) Die Farbe der Jris vartirt bei den Hühnerfchefen nur unbedeutend; Tichtgelbe Augen fieht man zuweilen bei fchwarzen, dunfelnußbraune bei blauen Tauben, doc find beide Färbungsarten incorreft und verwerflid. Das Auge foll fih, ebenfo wie das Gefieder, durch einen ungewöhnlichen Glanz und befonderes Feuer auszeihnen, und wird die Schönheit des Auges noch durch den intenfiv carnıinrothen (bei den lichtgefärbten Spielarten Frebsrothen) Rahmen, aus welchem es hervor- leuchtet, bedeutend gehoben. SR *) Wie mir Herr Dr. E Richter ın Stübing (Sterermarf) mittheilt, haben in früheren Zeiten rothe und gelbe Hühnerfhefen mit weigen Binden (in Oberöfterreich) eriftirt; jest find diefe Spielarten nicht mehr vorhanden. 218) Befondere Erwähnung verdient noch die Färbung des Schnabels, welcher, um als „aeinfchnabel” oder „Wachsihnabel“ gelten zu Fönnen, den richtigen, ftarf ins GBelbliche jtelenden fleifhfarbigen Ton haben muß. Befonders jhöne „Wachsjchnäbel” findet man bei den jchieferblauen und Schwarzen Hühnerfchefen. Einige Züchter betrachten einen etwas dunfleren Unterkiefer für Feinen Schönheitsfehler, die meiften find jedoch, wie ich glaube, diesbezüglih der entgegengefesten Anficht. Die auffallende Kebhaftigfeit der Farben der Hühnerfcheken tritt fogar in der Färbung der Käufe und Sehen zu Tage, welche fehr intenftv roth gefärbt find. Die Hühnerfheden find als Suchttauben fehr zu empfehlen, neben ihrer außerordent- lihen Fruchtbarkeit zeichnen fie fih ebenfowohl als fejte Brüter, wie als unermübdliche Fütterer aus und eignen fich deshalb befonders als Ammen für größere Taubenragen. Hebenbei erfreuen fi die Hühnerfheden einer jehr Fräftigen Conjtitution und find ihrem Temperamente nah äußerft muntere, beweglihe Tauben. Ihre Bewegungen find leicht und gewandt, der Flug rafh und ziemlich ausdauernd. DBefondere Friedfertigfeit Fann ihnen nicht nachgerühmt werden, doch Fann man fie auch nicht gradezu zankffüchtig nennen. Sie nehmen mit jedenı Futter vorlieb und feldern, wenn einmal daran gewöhnt, jehr gut. 5. Die Kleine Malteferfaube — C. melitensis Bald. Es ift jehr zu bedauern, daß diefe, durch ihre Figur und Färbung gleich auffallende Huhntaube, weldhe man als den Swerg der Familie bezeichnen Fann, nahezu ausgeftorben it und daher jchon zu den allerfeltenften Erfcheinungen des Taubenmarftes zählt. Auch in früheren Seiten fcheint fte fich niemals einer weiteren Derbreitung erfreut zu haben und fajt ausihlieglidh in Deutihland und Oefterreich befannt gewefen zu fein. Sie wird feit Meumeifter in denn Werfen der Deutjchen Fachichrüftiteller”) erwähnt und von allen in genau übereinjtinnmender Weife befchrieben; bemerfenswerth ift dabei, daß ftets nur eine einzige Sarbenvarietät der Fleinen Ntaltefertaube aufgeführt wird, während neben diefer thatfählih noch zwei andere Spielarten eriftiren oder doch wenigjtens eriftirt haben. Einen Standard für die Beurtheilung der Taube zu geben, halte ich für unnöthig, denn fie wird faft nie zur Schau geftellt und findet man nur ab und zu auf einem Tauben- boden ein oder das andere Eremplar als „Luriofität” vertreten. Diejenigen Tauben, welche heutzutage als Fleine Nlaltefer ausgegeben werden, find in der Regel unanfehnliche Kreuzungs- produfte, welche jegliher „Stellung“, einer Haupteigenthümlichfeit der Fleinen Maltefer, entbehren. *) Dergl. &. Prüb „Die Arten der Haustaube” (Preisicrift). 3. Aflg. 190 In Folgenden fei eine Furze Befchretbung der leßteren gegeben, welche nad) einem Eremplare, deffen Stanımbaum ein reiner und unbefledter fein dürfte, entworfen worden ift. Der Schnabel ift ftarf, fehr Furz und im Ganzen dem eines Sperlings ähnlih; auf ihm ruht eine gut entwicelte HTafen- oder Schnabelwarze, welche an der Stelle, wo diefelbe auf der Stirn aufliegt, ziemlich hoch und breit ift. Der Kopf weicht in feiner form von dem aller übrigen Huhntauben bedeutend ab, denn er tft Furz, ziemlich hochgewölbt und allfeitig abgerundet, auch ift er namentlicy in der Scheitelgegend etwas breit. Das tiefliegende Auge wird durch einen ftarfen, aus mehreren Ringen gebildeten Augenftreiff umgrenzt. Den Hals, weldyer jich durch feine lange und fchlanfe Form aus- zeichnet, trägt die Taube für gewöhnlich body aufgerichtet, nur im Affecte wird er ftarf rückwärts gelegt, jodaß der Kopf den hocherhobenen Schwanz nahezu oder wirklich berührt. Diele Fleine Maltefer find, wie man zu fagen pflegt. „zitterhaljig” d. h. fie zeigen jene vi- brirende Bewegung des Kopfes und Halfes, weldhe namentlich im Affect ftarf zu Tage tritt. Im Körperbau hat die Fleine Mlaltefertaube viel Aehnlichfeit mit dem Epauletten- fchef, nur ift fie verhältnigmäßig noch Fürzer und bedeutend Fleiner als der lettere, denn fte ift Faumı ftärfer als ein gewöhnlicher Furzjchnäbeliger Tümmler*). Die fleinen Flügel werden hochaufgeszogen getragen und liegen die Furzen, fchmalen und fpitzulaufenden Schwingen auf dem ungemein Furzen, dichtgefchloffenen und beinahe fenfrecht ftehenden Schwanze auf. Schenfel und Käufe find verhältnigmäßig länger als bei allen übrigen Buhntauben, dte Sehen dagegen jehr furz, — Man hat, wie fchon vorausgefchict wurde, drei verjchiedene Farbenvarietäten der Fleinen Mlaltefertaube zu unterfcheiden: eine grau und Schwarz melirte, eine blaufhimmelige und endlih eine fälfhlih als „almondfarbig” bezeichnete. Ketstere Spielart trägt ein gelb und jchwarz gefleftes Gefieder und ift es unmöglich zu jagen, weldhe Farbe die Grund- und welche die Heichnungsfarbe bildet, denn es Fommen fowohl Ereniplare mit vorherrihend Shwarzem Gefieder als audy) der Haupt- fache nad) gelb gefärbte Individuen vor, weldhe über und über fchwarz- rejp. gelbgefledt oder gejpritt erfcheinen.”*) Die wenigen Fleinen Maltefer, welche mıan zuweilen noch in Dberöfterreich und Steier- marf zu fehen befommt, gehören in der Negel diefer eben befchriebenen Spielart a. Bet der blaufchimmeligen Farbenvartetät it der Kopf, der Hals, die Bruft und der Unterleib dunkel fchieferblau, fein weiß bejprengt, der Flügel vorherrjchend weiß gefärbt, nur *) 5. Neumeijter jagt bezüglih der Größe beinahe dafjelbe, findet aber den Körper ähnlich dem der Römifchen Taube gejtaltet. — Worin diefe Aehnlichfeit bejtehen foll, ift mir unerfindlic. *>) Immer aber fehlt das Charafteriftiihe der Almondfärbung: die Mifhung reiner farben (gelb-[hwarz-weiß) auf ein und derfelben Feder. Weiße Federn Fommen bei almondfarbigen Fleinen Maltefern zuweilen, dreifarbige dagegen, foviel mir befannt, niemals vor. 4 hin und wieder mit einigen blaugrauen Federn gemischt; die Schwung- und Steuerfedern find ihwärzlih grau; leßtere mut einer fhwarzen Querbinde am Ende des Schwanzes verfehen- Individuen diefer Färbung find felten fo Elein als die der vorerwähnten Sarben- varietät, au ijt der Kopf- und Schnabelbau nicht fo typiich geformt, wie dies bei den jogenannten almondfarbigen der Fall ift. Die dritte Spielart der Fleinen Mlaltefertaube ift die fchwarz- und graumelirte und diefe ijt es, weldhe von den Deutihen Autoren erwähnt und befchrieben wird. Die Grund- farbe ijt ein lichtes Ajchgrau, auf welchen (vorzugsweife auf den Flügelihilden) größere und Fleinere Flefe, Spriser und Streifen unregelmäßig vertheilt find; zuweilen findet jich in diefer Farbenmifhung auch ee oder die andere Feder von weißer farbe vor. Es bildet jih hierdurch jene Heichnungsart, welche auch bei anderen Taubenvarietäten vorfonmt und mit dem Ausdruf „Pfeffer und Salz“ bezeichnet zu werden pflegt.*) Die jhwarz- und graumelirten Fleinen Maltefer wetteifern mit den fogen. almond- farbigen an Schönheit der Figur, denn fte jind wie diefe, ungemein Furz und „Fugelig” gebaut und fehr hochgeftellt. Der Gang der Eleinen Maltefer ift ein äußerft affectirter, gefallfüchtiger und erheben fie fih nady Art der Pfautauben häufig auf den Sehenfpisen und machen auf den Befchauer den Eindrud, als ob fie ftets mit ihrer Schönheit zu paradiren bejtrebt feien. Es bleibt no nacdyzutragen, daß die Jris (der fänmtlichen Spielarten) beinahe immer perlfarben ift, doch habe ich auch ein fehwarsgrau melirtes Eremplar mit lichtgelben Augen gefehen. Die Augenringe find lebhaft roth. Was die Abftammung der Fleinen Mlaltefer anbelangt, jo muß vor Allem ihre nahe Derwandtichaft mit den Epaulettenfcheden, welchen fie in der Figur Außerft ähnlich find, conftatirt werden; wahrfcheinlich dürften fie ein Kreuzungsproduct diefer Huhntaubenformen und gemwiljer Pfautaubenvarietäten fein, denn außer jenen Eigenthümlichfeiten, weldhe fajt alle Huhntauben mit den Kebßteren gemein haben (und weldhe bei den Eleinen Mlaltefern in befonders auffallender Weife hervortreten) läßt jih auch die eigenartige Färbung derfelben von bejtimmten Darteäten der Pfautaube ableiten. Almondfarbige Pfautauben Fommen in Indien noch heutigen Tages vor, in England waren fie im vorigen Jahrhundert befannt“*) und bis vor noch etwa zwanzig *) 5. B. bei den Dragons. — Aus diefer Art der Färbung erflären neuere Fachfchriftiteller den Urjprung des Namens „Rephuhntaube”, welcher den Kleinen Mlaltefern zuweilen beigelegt wird; derjelbe ift dann aud auf die anderen Spielarten übertragen worden. #?) Deral. James Zeyell’s »Fancy Pigeons« pag. 191 n. folg. — Bejonders möchte ih auch auf das über die Färbung der Javapfautaube Gefagte verweifen. — NB. cd nehme Deranlaffung hierzu zu bemerfen, daß aus diefer Pfautaubenform wahrfcheinlich der »Narrowtailed Shaker« der Engländer rejp. die „hmalfhwänzige Schüttel- oder Pfautaube” der älteren Deutfchen Autoren entjtanden fein dürfte. 142 Jahren haben fie in Deutfchland, namentlich im Altenburgifchen, unter dem Iamen „Porzellan- fheen” eriftirt; ebenfo gibt es graufhwarz melirte Pfautauben; es fteht alfo der Annahme, daß die Fleinen Maltefer aus der Kreuzung folher Pfautauben mit den Epaulettenjcheden entjtanden feien, nichts im Wege. Es wäre fehr zu wünfchen, daß diegenigen Hüchter, welche jo glücklich find, noch) rein- blütige Ereniplare diefer feltenen Fleinen Huhntaube zu befiten, der Hüchtung derfelben ihre befondere Sorgfalt zuwenden möhten, um das völlige Ausjterben der Darietät nach Mtöglich- Feit zu verhüten und ihr eine weitere Derbreitung zu fichern. Dielleiht Liege fih auch vermittelft der nicht ganz ragereinen Thiere unter Suhilfe- nahme zwerfmäßiger Kreuzungen, namentlich mit Epaulettenihefen eine Xeconftruction der Darietät bewerfitelligen, welche dann, wenn öfters auf Ausjtellungen vertreten, ficher einen zahlreichen Kiebhaberfreis finden würde. Die im Entftehen begriffenen Spielarten der Hufntauben- Varietäten. Die Beftrebungen Süddeutiher Taubenzüchter find in den lebten Jahren auc darauf gerichtet gewefen, den jchon beftehenden Spielarten der verjhiedenen Huhntaubentypen noch weitere anzureihen. Befonders haben es ficy die Malteferzüchter angelegen fein lafjen, neue Karben-Darietäten zu erzielen und waren die Hauptwünfche derfelben auf die Erzüchtung rother jowie gelber Tauben concentrirt. Bei Befprechung der großen Mlaltefer wurde erwähnt, daß Ietstere nur in zwei Hauptfarben, Shwarz und Blau, nicht aber in den beiden anderen, Roth und Gelb, vertreten feien. Es eriftirt zwar eine Mebenfarbe, XNoftroth, welhe als Bafis zur Züchtung rein- rother Ntaltefer hätte verwendet werden Fönnen, doch ijt jene Spielart fo felten und wo inmer auch zu den Hüchtungserperimenten (ohne Blutmifhung) verwendet, fo conftant geblieben, daß die Hüchter zur Erzielung reinrother und reingelber Individuen von den Operationen mit jener mehrerwähnten Hebenfarbe abgegangen find und den bequemeren Weg der Kreuzungs- zucht eingeichlagen haben. Dies hat denn auch) thatfächli den Erfolg gehabt, daß einfarbig vothe und neuerdings auc) einfarbig gelbe „Huhntauben“ producirt wurden, welche aber die seichnung „AMlaltefer”, welhe man ihnen beizulegen beliebt, heute wenigjtens noch ganz und gar nicht verdienen, indent fie des wahren Typus der Mlaltefer gänzlich entbehren, was in An- betracht der jo äußerjt geringen Deredlungsfraft der Maltefer übrigens leicht vorauszufehen war. Die einfarbig rothen Huhntauben erhielt man auf zwei verjchiedenen Wegen. Während einige Züchter durch eine Kreuzung jener roftrothen Mlaltefer mit vothen Hühnerfhefen zum gewünfchten Siele Famen, zogen es 145 andere vor, Florentiner mit Maltefern zu paaren und den aus diefer Blutmifhung ftammenden Produkten einiges Epaulettenfhekblut beizumengen, un die gänzlich abhanden gefonmtene „Stellung“ der Halbblutthiere wieder zu verbeffern. Diefe zweite Suchtform reinrother Huhntauben jtellt daher ein Longlomerat der verfchiedenften Typen dar, troßdent figuriren Individuen beider Huchtformen auf unferen Ausjtellungen mit großer Haivetät als vothe „Naltefer”. Wenn wir die Qualität diefer beiden Suchtrefultate gegen einander abwägen, jo ergibt jich Folgendes: Die aus der Maltefer- und Hühnerfcheffreuzung entftandene rothe Spielart ift, was Färbung anbelangt, als wohlgelungen zu bezeichnen, lebhaft und gleichmäßig gefärbt, ift fie außerdent durch einen intenfiven Glanz ausgezeichnet; leider aber macht fich die größere Dererbungsfraft der Hühnerfchefen in den Kreuzungsproduften audy hinfichlih der Figur der leßteren nur allzu jehr geltend; die Größe tft zu gering, der Hals zu Furz, die Schwung- und Steuerfedern zu lang, die Beine zu niedrig ac. und verräth fi) das unreine Blut felbft in jehr unmejentlihen Eigenihaften, wie 3. B. in der (hellen) Schnabelfarbe und den (in der Regel!) innfeitig befiederten Käufen. Das Urtheil über diefe Suchtform läßt fi dahin präcifiren, daß zwar dte Färbung jchön, die Figur dagegen gänzlich fehlerhaft erjcheint. Die Produkte der anderen, complicirteren Kreuzung (Mlaltefer und Florentiner Epaulettenfheden) ftehen an Güte der Farbe weit hinter den Individuen der erjtgenannten Huhtform zurüd; denn die Farbe ift weder lebhaft noch gleichmäßig genug, zudem am Unterleib, Shwung- und Steuerfeden häufig unrein, grau überflogen. Die Figur ift hingegen bei diefer Huchtform befjer, als bei der vorgenannten, zeichnet fich durdy Höhe und Stärke aus und jteht etwa zwifchen der der Florentiner und NMtaltefer. Die Haltung der diefer Hudhtform angehörenden Rothen erinnert mehr an die der Florentiner. Die einfarbig gelben Huhntauben, welhe augenbliklih das hödhjfte Stel fo vieler Süchter bilden, {md ebenfalls der dreifachen Kreuzung zwifhen Maltefern, $lorentinern und Epaulettenfcheen entiprungen. Diejelben jind aber noch jo rar, daß fih die Gefammtzahl der, in den Händen Defterreichifcher Hüchter wenigjtens, befindlichen Eremplare, höchftens auf etwa zwanzig Stück beziffern läßt. *) *) Das Derdienft, die erjten einfarbig gelben Huhntauben erzielt zu haben, gebührt dem nunmehr ihon verftorbenen Züchter Johann Rauch ım Graz, welcher zu Ende der ftebziger Jahre ein Paar aus Kreuzung von Maltefern, $lorentinern und Epanlettenjcheeen erzog. Don den Aeltern und Gejhmwijtern diefes Paares ftammen die fämmtlichen jeßt eriftirenden gelben, roth- und gelbweißfchildigen Huhntaubent. Saft der ganze Zuchtitod diefer Spielarten ift dann vor einigen Jahren in meine Hände übergegangen md verfüge ich heute über fünfzehn (ganz fledenlofe) gelbe, einige faft vollfommen reime Weißfchtlder und außerdem über eine größere Anzahl „Gelbzüchter”, d. h. mehr oder weniger umvein gefärbte weiß md gelb oder roth gejchecfte Eremplare, welche zur Hlchtung rvemgelber Thiere unentbehrlich find. 14% Sie ähneln in der Figur den rothen Huhntauben (der zweiten HJuchtform) und find wie diefe noch recht mangelhaft: meift graufhwänzig und nicht zu hoch-, fondern mattgelb gefärbt. Ein reingelbes Thier ift bisher auf Feiner Ausftellung zur Schau geftellt gewefen. Die mehrerwähnte Kreuzung von Nlaltefern, Slorentinern und Epaulettenjcheden haben enödlih auch noch die weißihildigen Huhntauben zu Tage gefördert. Diefe follen nur auf den Flügelfhilden und am Rüden weiß jein. Es gibt rothe, gelbe und neuerdings audy blaue und fhwarze Weißichilder, weldhe aber noch mehr oder minder unrein gefärbt find und beffer als NRothgelb oder Schwarzfhimmel bezeichnet werden. Wirklich reingefärbte weißichildige Eremplare habe ich erft zwei gejehen. Der Hauptfehler liegt darin, daß die Schwingen der meiften Thiere ftatt gefärbt zu fein, die weiße Farbe tragen und außerdent gewöhnlih an Kopf und Hals etwas weiß „seiprist” find. *) Selbjtverftändlihh Fan derzeit noch Feiner der ebenaufgeführten neueren Spielarten der Iharafter einer conjtanten Sarben-Darietät zuerfannt werden, doc) ijt die Firtrung derjelben blos eine Frage der Heit und in zehn Jahren fchon werden die gelben, rothen und weiß- ihildigen Huhntauben mindeitens eben jo „treu auf Farbe brüten” wie die anderen Spiel- arten mancher Huhntauben-Darietäten. Die Hüchtung namentlicy der aus jener dreifachen Kreuzung hervorgegangenen Mifchlinge bietet jehr merfwürdige Ergebniffe dar und es lafjen fih dabei die intereffanteften Beobachtungen über Dererbung und befonders über Atavismus (NRüdichläge) machen. Die durch eine complicirte Kreuzung hervorgerufene Meigung zu Rücjchlägen äußert fih in den oft überrafhendften Refultaten. Um nur ein Beifpiel an- zuführen: ein Paar meiner gelben Huhntauben lieferte in ein und derfelben Saifon zuerft ein Paar Florentiner, davon ein Junges von rother, das andere von gelber Farbe; die zweite Brut ergab ein einfarbig gelbes und ein einfarbig rothes Junge, die dritte Brut zwei rothe Thiere und deren viertem und lesten Gelege entihlüpfte — ein fchwarzer Epaulettenfhef!! Es fcheint, daß die Paarung gleichgefärbter Individuen, 3. B. zweier gelber Tauben, wenig erfolgreich ift, ich habe von zwei Paaren gelber Huhntauben durch eine Saifon hindurch Fein einziges gelbes Junge erhalten, als ich diefelben aber mit anders- farbigen Individuen verband, erhielt ih von denfelben Tauben wenigjtens ein oder zwei Bruten gelber Thiere. Die bejten Refultate liefert die Paarung rother und gelbfchimmnieliger *) Aicht zu verwechjeln mit der obengenannten MWeißfchilden find jene, welhe vor etwa 8 bis 10 Jahren in Oberöjterreih und Bayern 5. B. in München, namentlich aber in Ried) gezüchtet wurden und von Epanlettenfhecen mit übermäßig ausgedehnten Nofetten gezogen worden find. Diefe (Schwarz- und Blau-) Weiffchilde find aber jet vollfommen verjchollen. a Huhntauben, wenn man reingefärbte gelbe, und die Paarung rothichimmeliger und gelb- ihimmeliger, wenn man weißfchildige Thiere zu erhalten ftrebt; wenigjtens habe ich nur aus diefen Paarungen ein (bezüglich der Färbung natürlich) befriedigendes Ergebniß zu ver- zeichnen gehabt. Häufig wird man fich hinfichtlic) der Qualität der jungen Thiere täufchen, denn es Fommt jehr häufig vor, daß die roth oder gelb gefärbten Keftjungen nach der erften, und umfomehr nad) der zweiten und dritten Mtaufer weißfchedig werden, und endlich mehr weiß, als voth oder gelb find. Umgefehrt Fönnen fi) im Hejtgefieder jehr jchedig ausfchende Thiere nach und nad zu jehr jchönen (d. h. nicht ganz unreinen) Weißichilden verfärben, und folhe Thiere find zur Zucht fehr werthvoll, denn fie liefern faft immmer die beften Roth- oder Gelbfchinmel, welhe man zur Hüchtung möglichjt veingefärbter Weißjchilde benöthigt. Un auf Figur zu züchten, tft es jelbjtverjtändlich nothwendig, diegenigen Eremplare, welhe das meifte Epaulettenfhefblut in fich haben, zu bevorzugen, denn diefe befißen unter allen Rothen, Gelben und Weißichildigen die befte Statur. Die Kreuzung der Blendlinge mit Epauletteniheden (aus welcher, nebenbei gejagt, jehr tief gefärbte Thiere hervorgehen) ijt hingegen nicht fehr zu empfehlen, weil dadurdy der ohmedies fhwach ausgeprägte Maltefertypus, welher nah dem einftimmigen Wunfhe aller Sücdter den neuen Spielarten zum Dorbilde dienen foll, vollfonmen zurücdgedrängt werden würde; vielmehr muß darnad) getrachtet werden, duch Nüdfreuzung mit reinem Mlaltefer- blut die neuen Spielarten baldmöglihft zu dem zu machen, was fie vorftellen follen: Ataltejfer in optima forma! Die Punkte, welche bei der Beurtheilung der Kreuzungsprodufte in Betraht gezogen werden müffen, bejtimmen fich daher von felbft: vor Allem ift die Aehnlichkeit derfelben mit den Mlaltefern hinfichtlih der Bauart und der Haltung — furz der Figur — maßgebend, in zweiter Reihe dann die Güte oder Dolltommenheit der Färbung. Dies führt mich darauf, Einiges über die Stellung, welche den neuen Sarben- Darietäten auf Ausjtellungen einzuräumen ift, zu fagen. Man hat diefelben bisher in der Mtalteferclaffe untergebraht, und fo lange das DPrincip beftand, je nah Bedarf in einer und derjelben KLlafje mehrere erjte, zweite und dritte Preife zu vergeben, Fonnten die Kreuzungs- Drodufte mit den reinblütigen Thieren in Concurrenz treten. Yun aber das fogenannte Llafjenfyftenn mit befchränfter Preisvergebung an die relativ beiten Eremplare Dlat gegriffen hat, ift es unbedingt nothwendig, den neuerzielten Farben-Darietäten eine andere Stellung als bisher anzumweifen, denn fie würden, weil derzeit noch jehr mangelhaft in Figur, den reinblütigen Thieren gegenüber jtets den Hürzeren ziehen. Sie müfjen aljo entweder (wie dies in England mit jeder neuauftauchenden Rage gefchieht) in die Sammelclafje Präg, Mujtertauben-Buc. 19 146 für verfchiedene Darietäten verwiefen werden, oder es müßte denfelben eine eigene Llaffe, deren Dotation im Nothfalle von den betreffenden Kiebhabern felbjt aufgebracht werden Fönnte, eingeräumt werden. 6. Der Montenenr.”) Die man den Fleinen Maltefer den Swerg, fo darf man den Mionteneur den Niefen der Huhntaubenfamtlie nennen, denn er überragt die Florentiner an Stärfe und die großen Maltefer an Höhe und ift diefe Taube überhaupt unter allen domeftizirten NRagen die größte, welhe man Fennt. Der Monteneur ift eine in früheren Jahren ziemlich be= Fannte, feit längerer Seit jedoch fehr feltene Taube, die dur) ihre riefige Größe mehr einem Buhne, denn einer Taube gleicht. Star? von Bruft und Körper, mit ziemlich Furzem Schwanze verjehen, zeigt fie fih im Fluge fchwerfällig, während fie mit ihren unbefiederten, ziemlich hohen Bemen fich leicht auf der Erde bewegt. Der lange Hals ift bein Täuber fehr jtarf und der Kropf beim Rudjen und Girren ein wenig mehr auf geblajen, wie bei gewöhnlichen Tauben. An Größe des Körpers übertrifft der Mlonteneur den Römer und die NMlontauban-Taube, hat Fürzere Flügel und Fürzeren Schwanz wie diefe, und erinnert grade dadurch mehr an das Haushuhn wie an die Taube. Die Farbe ift blaufchimmmelig. oder roth mit Shwarzen Schnüren. In Morddeutfhland wurde diefe Taube in früheren Jahren vielfah in Greifswald, Stralfund und Colberg gezüchtet, fcheint aber auch dort jest ausgeftorben zu fein. James £yell meint, daß der Mionteneur unter allen Huhntauben dem Keshorn Runt Mloore’s am ähnlichiten fei, „zumal da er die Römifche Taube und die Montaubans an Größe übertreffen jolle” Ueber den Keghorn Runt habe ich mid fchon im Kapitel über die große Nlaltefertaube ausgefprochen und dort defjen Jdentität mit der lettgenannten Huhn- taube nachzuweifen verfucht. — Der Ulonteneur dürfte meiner unmaßgeblichen Anficht nad) nur infofern mit dem Keghorn in Beziehung ftehen, als idy glaube, daß der erftere aus einer Kreuzung der Mlaltefertaube mit einer der vielen in Franfreihh vorfommenden Darietäten der Römifchen Taube entjtanden ift. *), Einen wifjenfchaftlihen Namen führt dte Taube bisher nicht, auch fehe ich davon ab, einen folhen zu creiven, denn der Montenenr gehört der Dergangenheit an und es wäre daher unnüß, durch die Aufftellung einer wiffenfchaftlihen Bezeichnung die Anzahl der zu den Huhntauben in Beziehung ftehenden Namen um eimen weiteren zu vermehren. Lithogr. u. DIEZMODENESER-TINIS PN (C. mutinensis.) Specialzüchter: Herr Gustav Schneider-Mittweida. 187 7. Die Modenefer Taube — C. mutinensis. (Staltenifh: Colombi Modenesi s. Razza triganina.) Ueber die Abftammung diefer Taube herrfcht ein gewilfes Dunkel, doch ift es nicht unwahrjheinlih, daß te mit der ndifchen Flugtaube verwandt fein Fönnte, da diefe in der Geftalt, namentlih aber durch die eigenthümliche Färbung, oder befjer Seichnung des Kopfes, viele AehnlichFeit mit ihr aufweift. James Lyell, weldher in feinem Buche »Fancy Pigeons« die erwähnte Indifhe Taube unter dem Kamen »Indian flying pigeon« befpricht, hegt die Dermuthung, daß der Sport, welcher mit den Flugtauben in Indien feit uralter Heit betrieben wird, durch taltenische Architecten, welche viele der berühnteften Indifchen Baudenkmäler aufführten, vor Jahrhunderten fhon in ihre Heimath verpflanzt worden wäre. Im Habitus ift die Mlodenefer Taube Fleiner als die Florentiner, aber in Färbung und Seichnung von ganz bejonderer Schönheit; in Modena, wo jte feit undenklichen Seiten gezüchtet wird, Fommt fie in fehr vielen Darietäten vor. Der nicht fehr große Kopf ift ftets unbehaubt, der Schnabel von der Wurzel bis zur Spise 16 mm mefjend; die Spise des Oberfiefers etwas übergebogen, die Füße find glatt, Furz und Fräftis, 50 mm lang. Die Totallänge beträgt 290 mm, davon der Schwanz 90 mm, der gejchloffene Flügel 210 mm, Klafterweite 600 mm, die gefchloffenen Schwingen erreichen nicht das Schwanzende; ein fihtbarer Theil des Unterfchenfels läßt die Taube etwas hodh- gejtellt erjcheinen. Die ris ift röthlich gelb, jeder einzelne Theil des Körpers, Kopf, Hals, Bruft, Rüden, Unterleib ift von zierlicher, eleganter, runder Korn; das Auftreten ftoß und fühn, der Flug ift zwar rajdy und Fräftis, aber nicht ausdauernd; ihre Fruchtbarfeit foll in ihrer Heimath bedeutend fein, in Deutichland läßt fie viel zu wünfchen übrig. Den Furzen 12-federigen Schwanz trägt fie nicht annähernd fo aufrecht, wie die wirf- lihen Huhntauben, aud) ift der After nur mit einen faum nennenswerthen Slaum bededt. Die Modenefer Tauben variiren, wie Schon bemerkt, außerordentlih in Farbe und Hechnmung, die oft brillant, oft fehr dürftig find, aber fih auf die Machzucht meift rein fortpflanzen. Die Grundfarbe ift blendend weiß, mit dunfel oder heller gefärbten Kopfe, Schilden und Schwanze, der Hals bis zur Hälfte fein nuancirt, alle dunklen Theile find intenfiv und janmetartig gefärbt, bei den helleren Yuancen find die Farbenübergänge harmonifh verfhmolzen und die Flügel mit herrlichen gelben, rothen oder weißen, von der Grundfarbe recht abjtehenden Binden gesiert. Man theilt die Modenefer Tauben in zwei große Gruppen, in Schietti, d. h. gleihmäßig einfarbige und Gazzi, d. h. Schildartig gezeichnete. Die Kopfzeichnung diefer lesteren Darietät it eigenthümlih und ftimmt fat genau mit der unferer Kachmöve — Larus ridibundus — überein, d. h. fie geht von der Stirn bis zum Scheitel und von da in jchöner Curve bis 19° 148 zur Kehle, läßt aljo das Hinterhaupt und Gent frei. Bei beiden Gruppen erjtreckt fich die eigentlih in Betracht Fonmende Seichnung nur auf die Slügeldekfedern, wenn aud) die Schwingen und Bürzelfedern zuweilen an diefer Seichnung und Färbung teilnehmen. Don beiden, den Schietti fowohl, wie den Gazzi gibt es zahlreiche Darietäten und Subvarietäten. Diejenigen diefer, feit über 2000 Jahren ausjhlieglihh in Modena cultivirten Tauben haben alle ihre bejtinmmten Iamen, die zumeift von der eigenthümlichen Seihnung der Tauben entlehnt find. Auf Färbung und Farbenjtellung beruht der Unterfchied der Darietäten, die man noch immer durch regelrechte Kreuzungen zu vermehren und zu verfchönern jucht. Diefe in Rede ftehende Taubenrage wird in NMiodena zu einem ganz eigenen Spiele abgerichtet. — Schon im 17. Jahrhundert waren dtefe Spiele fehr beltebt, und die bezüglichen Taubenzüchter waren unter dem Namen „Trigantert” *) bekannt, wovon dtefe Taubenart »triganina« benannt wurde. Die Tauben werden abgerichtet, ihren nicht fehr ausdauernden, ' nur niedrigen Flug nah den vom KSüchter vorgenommenen verjchiedenen Schwingungen einer großen fhwarzen Fahne zu richten. Der SHüchter errichtet auf dem Hausdachhe neben dem Taubenfobel eine Eleine Bühne, auf welcher er fi mit feiner Fahne poftirt und die Tauben ausläßt. Diefe mengen fih unter jene Tauben, weldhe von anderen Parteien aus- gelafjfen werden, und dem Senken der Fahne folgend, Fehren fie, da fte fehr Fnapp im Futter gehalten werden, fofort nadı Haufe zurück, wo ihrer dann reichlich Futter wartet, und ziehen jehr oft inmitten ihres Schwarmes eine mehr oder weniger große Anzahl ebenfalls hun- gernder, fremder Tauben mit fich, die dann von den betreffenden Eigenthümern entweder werden, und zwar im DBetrage von 1 NMiodenefer Lire, die piel findet nur inı Winter ftatt, und es ift für Slugtaubenbefter ausgetaufcht oder ausg n 15jt so Pfe. entipricht. Dich sS von großen Intereffe zu fehen, wie in allen Richtungen der Stadt unzählige Taubenfhwärme unherziehen. lan darf diefes Fliegen der Mlodenefer Tauben aber nicht mit dem Fliegen unferer Tünmler, mit denen fie gar Feine gemeinfame Eigenfhaften haben, vergleichen, denn der Begriff Flugtaube fteht bei den Mlodenefer Triganieri auf einer ganz primitiven Stufe. Selbjt angenommen, es feien beffere Flieger, als man in Betracht ihres Körper- baues anzunehmen berechtigt ift, jo ift dies doch Feine Eigenjhaft, welche ein ausichlieglidhes Attribut des Tümmlers wäre. AMisochen, Kropftauben und Farbentauben jind ausgezeichnete Flieger, jte lafjen fich durch Drefjur im Fliegen weit bringen, aber Miemand wird deshalb, weil fie gut fliegen, Tümmler-Eig a in ihnen wahrnehmen wollen. Yücdht das Fliegen, jondern die Art des Fliegens charafterifirt den Tünmler. *) Tovyov — turtur, tortora. 149 Synonymie der Huhntanben-Barietüten (einschließlich der verbreitetiten Provinzialismen). Almondfarbige Malteser: jchwarz und gelb gefledte Spielart der Fleinen Mlaltefertaube (Col. melitensis Bald.). Austrian Runts: mit diefem Ausdrude bezeichnet man in England zuweilen die fpeziell Dejterreichiichen Huhntaubenvarietäten, 3. B. die Hühnerfcheden. Berndischecken (DPerliheken): Oberöiterreichiicher Dulgarismus zur Bezeichnung gehäm- merter Epaulettenfcheden. Berndlschildl (Perlihilder): Dberöjterreichifher Dulgarismus zur Bezeichnung der fchiefer- blaugehämmerten Hühnerfcheden. Birmanische Huhntaube: Hinterindifhe Huhntaube, von welcher die Epaulettenfcheden in direkter Kinte abftanmen. Burmese Pigeon: bedeutet in England vornehmlich die Birmanifche Huhntaube; doch werden auch die Dorderindiiche, die Florentiner und Mlaltefertaube Burmese Pigeon genannt. Cocktailed Runts (große hahnenfhwänzige Tauben): Englisches Synonym der Huhntauben. Columba albomaculata Washington: Epaulettenfhecd, bisher irrthümlich für eine Spielart der großen Mlaltejer gehalten, Col. Col. brachyura Brm.: $lorentinertaube. Col. brevicauda Prütz: große Mlaltefertaube. Col. brevicaudatae Bald: furzfjhwänzige (Huhn-) Tauben. Col. domestica (major) Aldrov: Tronfo, ältere Sorm der Epaulettenfcheden. we austriaca Washington (— Col. ungarica et gallinacea Bald.); Hühnerfchec. a ee) Col. gallinacea Bald. (ex errore!): von Dr. E. Baldamus als Diftinct von deffen Col ungarica angejehen — Col. austriaca Washington (Hühnerfchef). Col. gallinariae Bald.: Huhntauben. Col. Labronis seu Pisarum Moore: &eghorn Runt; ältere Form der großen Mlaltefertaube. (Col. dom. major Willoughby: Römische Taube; von Willoushby irrthümlich mit der Col. domestica (major) Aldrov. identiftcirt.) Col. melitensis Bald.: Fleine Mlaltefertaube. (Col. Romana Briss.: Römifhe Taube, von Briffon irrthümlich mit der Col. domestica (major) Aldrov. identiftcirt.) Col. ungarica Bald. — Col. gallinacea Bald. — Col. austriaca Washington: Hühnerfched, 150 Dodo pigeon: Dodotaube, Dorderindifche Huhntaube, von welcher die Mialtefer in direkter Kinie abjftammen; in England fälfhlih mit der Burmefe pigeon identiftcirt. — (Nicht zu verwechfeln mit diefer Taube ift die wilde Species: Dodotaube (Didun- culus (Pleiodus) strigirostris Paale.] Doppeltauben: werden in Dberöfterreihh zuweilen die großen WMlaltefertauben zum Unter fchted von den Epaulettenfchefen genannt. Eiben (Oberöfterreichifcher Propinzialismus): fahlvothe große Mtaltefer. Epaulettenschecken: f. Col. albomaculata Washington. Fiorentine pigeon: bezeichnet in England fowohl die Florentinertaube, als auch die übrigen in England befannten Huhntauben überhaupt. Florentinertaube: . Col. brachyura Brm. Grosse Livornesertaube: j. Col. Labronis seu Pisarum Moore. Grosse Maltesertaube: \ ep Grosse Malthesertaube: | a Gullpigeon: ob diefe von den Englischen Perifterologen B. P. Brent befchriebene Taube mit der Florentinertaube identiftcirt werden darf, ijt zweifelhaft. Händ'taube (5. Prüs, Arten der Haustaube): Hühnerjched. Halbflorentiner: Kreuzungsproducte der Florentiner; fpeciell die jog. „Strafjer“ (Slorentiner und Feldtauben- [?] Kreuzung). Hand'ltaube (G. Prüß und Dr. €. Baldamus): — Hühnerjched. Hend’ltauben: Oejterreihifcher Provinzialismus für Huhntauben, fpeciell für große Mlaltefer, und in Kinz für Epauletteniheden. HendIschecken: Oefterreichifcher Provinzialismus für: Hühnerjcheden. Hennerltaube (6. Prüs): Hühnerjched. Henpigeons: Engl. Bezeichnung für die Huhntauben. Henspeckle pigeon: Englijche Ueberjesung des Wortes Hühnerfhef (Lyell). Hinkeltaube: Norddeutiher Provinzialismus (— Hühnertaube), Synonym der Slorentiner, feltener der Mtaltefertaube. Hinterindische Huhntaube: . Birmanifhe Huhntaube. Hühnerschäcke (NHTeumeifter's): Hühnerscheck: Huhnschecke (6. Prüs, Dr. Baldamus): | f. Col. austriaca Washington. Huhnscheckige Taube: Hungarian Pigeon (£yell): 151 Indische Huhntauben: Birmanijche und Dorderindiihe Huhntaube. Italian Runts: Englische Bezeihnung für große taltenifche Tauben, namentlich für die Seghorn Runts. Kieine Maltesertaube: j. Col. melitensis; in Wien zuweilen auf die Epaulettenfchecken (zum Unterjchied von den großen Mlaltefern) angewandt. Kurzschwanztauben: f. Col. brevicaudatae Bald. Kurzschwänzige Taube (Brehm u. A.) — Slorentinertaube. Leberschecken (Oberöjterreichiiher Dulgarismus): braune Epaulettenfchecen. Legshorn Runt: f. Col. Labronis seu Pisarum Moore. Linzer Malteser (Steiermarf): Epaulettenfcheden. Linzer (Bayern): Hühnerfcheden. Livorneser Taube: f. Col. Labronıs seu Pisarum Moore. Maltese pigeon: | — große Mlaltejertaube (m England fajt unbekannt); auch — Dodo. Malteserunt: J Ferner eine große, der Spanifchen ähnliche Taube. Maltesertaube: | H £ \. Col. brevicauda Prütz. Malthesertaube: | Marbelscheck (Oberöjterreichifcher Dulgarismus): braunmarmorirte Epaulettenfcheden. Marmorschecken: dito. Monteneuer (Prüß): größte Huhntaubenvarietät (jest ausgeftorben). Mottled Burmese pigeon: n = \ Birmanifhe Huhntaube. Mottled Florentine pigeon: | S Muselköpfe: Epaulettenfhefen (Deutihland [?]). Oesterreicher: In manchen Theilen Steiermarfs verfteht man darunter die vothe, gelbe und jhwarze Spielart der Florentiner; in der Regel aber nennt man die Hühner- icheden „Defterreicher”. Palettenschecken (corrumpirt aus): Epaulettenfcheden. Sins. Pied Florentine (England): | Piedmont pigeon (£yell): ı Synonym der Slorentinertaube (Col. brachyura Piemonteser Taube (Deutihland): Brm.). Piemonteser Hinkeltaube (Deutfchland): | Puderköpfe: Deutfcher Provinzialismus zur Bezeichnung der Epaulettenfcheden (?). Rebhuhnmalteser ) Beabe | (Prüsß): Fleine Maltefertaube. Rieselköpfe (?): Rieselmalteser: Rosenschecken: | Deiterreihifche Bezeihnungen für Epaulettenfcheden. Rosettenschecken: Rothschädel (DOberöfterreihticher Dulgarismus): — braune (!) Epaulettenfchefen. Salzburger Schecken: locale Farbenvarietät der Epaulettenfchefen (faft ausgeftorben). Schecken: in Kin; — Epaulettenfheden; in Steiermar? — Slorentiner; in Miederöfterreich und einigen Orten Baierns — Hufnerjcheden. Schildtauben (Dberöfterreich);: — Hühnerjchedfen (?). Schütteltaube: nah Chr. &. Brehm Synonym der Florentinertaube; von älteren Deutfchen Autoren in der Regel der Pfautaube beigelegt. Steinschecken: eine graubraune Spielart der Epaulettenfcheden. Tiger: in Kremsmünffer — Tiroler Huhntaube: $lorentiner (Oberöfterreich). Tronfo: f. Col. domestica (major) Aldrov. V orderindische Huhntaube: j. Dodopigeon. W eissschilde: 1) Spielart der Epaulettenfcheden (ausgejtorben); 2) Kreusungsprodufte von Maltefern und Slorentinern und Epaulettenicheden. Wildblauschecken: blaue Epaulettenjchefen (Linz). Wildschecken: in DOberöjterreih — Spielart der Epaulettenfcheden; in Südfterermarf — (getigerte) Farbenvartetät der Ntaltejer. Zittertaube: nah Chr. &. Brehm Synonym der Florentinertaube, welches von den meijten älteren Sachichriftitellern der Pfautaube zugelegt wird. "Gnag anauayuoglz "agnvzaalaypuyız auay. IN "pe Sısusgpaw "]09 | "paiplasugng A Y agnpzaalappyr agoa@ "uogswusen ı -(gnvD alplnuog) <&———— > 'zmiq epne9rAaRıg [09 x (IHGaLQ 20q N agnvynolF aB1tuvalplsıg) A \f "palpluayopnpdz -Agnvyuagppanpg EgnuynvuJc adrtunalplpuups)£— > £<— > UOIFUIySe A BIEINDLWOgE 109 aabaaquanız) A \ | hp "IINDJAIUNUIAOIL YıT °-wig einkyperg 09) —> AR A & Y ‚EgnvD AplyanD) gqnpyanug (Ss waylpag) \ A \ | ung 04633 N Y A100 UMIBSIT 'S STUOIGET *[09 &— > <—— > ‘(agtwjön]F aalauagoyr) \ Y N -(AaLyS PajleIMoLıeN) opuorT Aoıpıy (1ofew) worsawop [09 \f A A -ognwpnl ayphıqug) Ä } \f gupzugng alplıquıragıoda V A N I "ognomolg alplıuvaul) <—— -— = Y \f Fqnuyugng (phuwuıK) ophanaauıg ——_ £— > (DINVFUNIAEVE) A Nr gnpgsndg Aplıqul A Nf "9gnugsjog SDNMFANGNDIK IOLIS Eıpaunagur egquum]oy A Y agndgsjog AByyafangliaat "SS vpram vquumjoy —— en _— Cpfeg ILHEPNEITAILIA S IELIEUN ES 9) usgnvguyng 199 Bunwwogggzr Slpıglvwägymur {>} cı Prüs, Muftertauben-Buch. II. Abtheilung. B. Die Türkifden oder Orientalifhen Tauben. — C. turcica. Hacweislich find faft alle Nepräfentanten diefer Familie aus den Türfifchen Befisungen im Aften und Afrifa zu uns übergeführt worden. Deshalb wurde für jede einzelne Art derfelben auch häufig der Yame „Türfifhe Taube” gebraucht, zumal fie viele Achnlidh- feiten und gemeinfchaftliche Eigenthümlichkeiten unter einander haben. Site unterfcheiden fi) von allen übrigen Taubenragen durch ihren Schädelbau und den dien, unförmigen, jtarf entwidelten, an der Wurzel fehr breiten Schnabel. Die Kafenhaut ift ftarf hervortretend, bei einigen Arten jo jtarf, daß fie fi fältet und runzelig wird. Die Haut um das Auge ift nact, federlos und gleichfalls runzelig. Sie find alle glattfüßig, meiftens unbehaubt und perläugig, widerjtreben der regelmäßigen Seihnung und find in der Regel einfarbig. Die Farbe ift bei ihnen fatt, intenfiv glänzend; der Körper groß und Fräftig entwidelt. Troß diefer vielen Aehnlichfeiten bejteht dennoch ein großer Unterfchied zwifchen den einzelnen Arten, der bei jeder einzelnen ausführlich befchrieben werden wird. Bis jest Fennt man im Europa 6 verfchiedene Arten und einige Darietäten. I. Die Franzöfifde YBagdette. Le pig. bagadais chevalier. Den Hamen „Bagdette” Ieitet man gewöhnlich von der Stadt Bagdad ab. Im Türfifchen heißt die Bagdette „Bagadin“, verdeutiht Eilbote. Die Engliihe Bezeichnung Baget-pigeon, von bag — beladen, aufgefchwellt, deutet fowohl auf die Funktionen des Trägers (Carrier), als auf die Befchaffenheit der Mafenhaut. Es ift fomit nicht wohl zu entfcheiden, ob der ame diefer Taubenrage von der Stadt Bagdad, denn Türfifchen Bagadin, bagadin, oder dem Englifchen baget abzuleiten ift. Die Franzöfiiche Bagdette ift jetst felbjt in Frankreich äußerft felten und dort hoch im Preife. Im Deutfchland wurde fie erft mı Jahre 1865 aus Paris eingeführt. ad) Dejtriveaur heißt die Taube urfprünglih in Franfreih Batavais (Batavier), nicht wie jebt Bagadois, weil fie von den Holländern (Bataviern), oder aus Batavia, vielleicht auh Beides, importixt fein fol. Sie ift in Deutfhland auch fhon als Mialayifche bezeichnet worden, und in der That erinnert fie jo fehr an das Malayifhe Huhn, lt und Drucl Hambur Lithogr. und Druck der Verlag vormals J. F BRISNZOSISELI BAGDEITER. (Le pig. bagadais chevalier.) Besitzer: Herr H. L. A. Schülbe- Hamburg. daß man faft mit Gewißheit annehmen darf, beide Thiere haben ein und dajjelbe Daterland. Es Fonmt bei diefer Taube weniger auf den Kopf an, wie bei ihren Der- wandten, dem Indianer, Carrier und der Frummfchnabeligen Bagdette, als vielmehr auf ihren Körperbau und die ganze Haltung, die, wie jchon bemerkt, eine huhnartige fein foll. Sie hat einen Fräftigen, gedrungenen Körper, eine aufrechtitehende, ftolze Haltung, flahen Kopf, hinten etwas edig, das Schädeldacd ziemlich rund, perlfarbene Augen, die bei den Meißen jedoch und öfter auch bei den Scheefen braun und bei den Blauen hie und da gelb find, große rothe, wenig bepuderte Augenringe, einen dien, ftarfen und wenig gefrümmten fletihfarbenen, geihloffenen Schnabel, der mit der Stirn einen flachen Winkel bildet, vofen- rothe Schnabelwarzen, Kehlwamme und einen deutlich hervortretenden Kehlfopf. Der Hals ift lang und dünn, ein fogenannter Schwanenhals, die Bruft breit mit hervorragendent Brujtbein, der Rüden jhwad gewölbt. Die ziemlich langen Slügel ftehen vorn am Körper etwas ab, die Schwingen find Furz und reichen bis auf 40 mm. vom Schwanzende ge- mejfen. Die carnıoifinrothen Fräftigen Beine find vom Kniegelen? bis zu den Hehen nadt, der etwas breite Schwanz wird zeitweife aufrecht getragen. Das harte Gefieder ift Enapp, jo diht am Körper liegend, daß alle feine Theile fcharf hervortreten, namentlich dte Schultern und das Bruftbein, und oft an diefen Stellen die nackte Haut fichtbar ift. Die ohnehin jehr hohen und jtarfen Beine treten durch das dürftige Befteder noch mehr hervor. Diefe Bagdette ift ohne Sweifel die grobfuochigfte und fchwerfte aller Tauben. Ragechte Eremplare wiegen über. 1 Kilo; bei diefen Gewicht erfcheint fie jedoch Fleiner wie der Römer und die Mlonteaubantaube, weil fie, obwohl höher ftehend wie diefe, fehr Eurz ift. Die von mir genommenen Mlaaße eines einjährigen Täubers waren folgende: Schnabellänge von der Stirn bis zur Spiße gemeffen..... 55 mm., Dom Miundwinkel bis zur Schnabelfpise in grader Linie 55 „ Sangesdereschtabelmarzeng mr ana Ze, Breite „ N ee 30, Brenezder lugenuingee ee 2a m Sanaekdesehalfes ar rn ea VO Srujtbreite, über die Flügel gemeflen................. 3307, BEilahterhreiten Se ee ee 0 7, NANSCHOCH EI EN ee reg Isarıı, Sänge von der Schnabel bis zur Schwanzfpiße ........ 460 ,„ SET CE N een ı Kilo a Gleicdy wie bei der Nürnberger Bagdette jind auch bei diefer Taube Färbung und Hechnung fo ziemlich Hebenfache, dagegen bilden Größe, Eleganz und fchlanfe Körperformen die Hauptpunfte bei Beurtheilung ihres Werthes. Eine regelrechte Seihnung habe ich bei den echten, imporfirten Eremplaren niemals gejehen; fie waren meijt jchwarz-weißichedig, roth-weißichedig, rein fchwarz, einzelne voth und auch, aber in den feltenften Fällen, weiß. Es ift fehr zu beflagen, daß diefe hochintereffante Taubenart in Deutfhland in den leßtvergangenen Jahren nicht mehr die Beachtung der Liebhaber gefunden hat, die ihr gebührt, ja mehr gebührt, als vielen anderen Arten. Schon feit Jahren habe ich fie nicht mehr echt gefehen; wenn auch auf verfchiedenen Ausftellungen Tauben unter ihrem Namen ausgeftellt wurden, fo waren es faft jedesmal Bajtarde, die Feinen Anfpruh auf Originalität machen Fonnten. Deshalb tft es aufrichtig zu wünfchen, daß einige Liebhaber fie wieder in echten Paaren importirten und rein fortzüchteten, damit nicht eime Rage ausftirbt, deren Derluft uns jpäter tief jehmerzen würde, denn id) weiß, daß diefe Bagdette aus Franfreich jo häufig erportirt wurde, daß fie auch dort den Ausjterben nahe ift. 2. Die Nürnberger Yagdette. — C. curvirostris Brm. (Deutjche [Frummfchnabelige] Bagdette.) Die Mürnberger Bagdetten find zwar feit Jahrhunderten befannt, aber wenig verbreitet und in Folge deifen wohl weder eingehend beihrieben, noch auf eine Art abgebildet worden, die geeignet wäre, eimen richtigen Begriff von diefer hochintereffanten Taube zu geben. Der Geihmaf hat im Laufe der Heit zwei Schläge derfelben herausgebildet, einen alten und einen neuen, von denen uns zunäcdft der erftere, der alte Nürnberger Schlag, bejchäftigt. Es ift dies eime große ftattlihe Taube von ftarfem Hnochenbau. Der Kopf ift lang und fchmal, nicht hoch, ohne Dalle und Hinten an feinem Ende etwas ausgebuchtet, der Schnabel auffallend lang und vorn fehr gebogen, mit großem warzigen Hafenhöcder; das Auge umgiebt ein breite Warzenfreis. Don der Seite gefehen bildet der Kopf fanımıt dem langen Bogenjhnabel einen Halbzirfel. Die Bruftbreite beträgt 510 mm, die Klafter- breite 775 mm, dte Sänge von der Schnabel- bis zur Schwanszfpise 450 mm. Das ganze Bein mißt 125 mm; der Flügel erreicht das Schwanzende bis auf 50 mm. Das Gewicht beträgt 600 8. Der Schnabel ift beinahe 45 mm lang, Fräftig, ftumpf, jchön gebogen und sut gejchloffen, der Überjchnabel darf den unteren Faum bemerfbar überragen. Eine Bogenlinie, amı Hinterfopfe beginnend und bis zur Schnabelfpise führend, die jelbjt dort, wo jie das „Horn“ mit dent Kopfe verbindet, nicht im geringften unterbrochen wird, it Lithogr. u. Druck v. J. F. Richter, Hamburg DEUTSCHE KRUMMSCHNÄBELIGE (NÜRNBERGER) BAGDETTEN. (C. curvirostris Brm.) wen ein Haupterforderniß und wird vor allenı Anderen von Kenner geprüft. Der warjige, aber flahe Hafenhöfer darf nicht weit in die Stien hineinreichen, er ift etwa 25 mm breit, ebenfo lang, von vorn gefehen herzförmig; der warzige Augenring hat 52 mm im Durdy- mefjer, it ebenfalls nıehr flach als die, in der Jugend vöthlih, im Alte weißfruftig und mut dent Schnabelwinkel und Iafenhöcer durch einen fchmialen, vothwarzigen Hügel ver- bunden; der Hals ift fhwanenartig, dünn und lang, mit ftarf vortretendem Kehlfopf, die Kehle hängt etwas fadartig herab. Das Bruftbein tritt fehr fcharf hervor, Rüden und Bruft find breit; die Fräftigen Flügel hängen in die Bruft herein und jehen fchmal aus, weil die Schwingen eng zufammengezogen find. Die Füße find ftarf und unbeftedert, der Schwanz ift ziemlich furz, ca. 20 mm über die Flügelipisen hinausragend. Das nicht volle Gefieder liegt Fnapp an und läßt die ecfige Geftalt marfirt hervortreten. Alan trifft bet der Bagdette eine elfterartige Zeichnung, auf deren Regelmäßigfeit der Kenner viel Werth legt; der ganze Kopf bis in den Macen, von da fpit gegen die Bruft verlaufend, ift weiß; ebenfo die Det- und Schwungfedern der Flügel, und der Unterleib (vor oder hinter den Schenfeln) gegen den Dorderleib fharf oder verlaufend abgefchnitten; desgleichen der Hinterförper und Unterrücken fammt Schenfeln. Gefärbt find die Hügel (fhwarze Fleine Flefchen zwifchen Auge und Schnabel, audy Ntücden genannt), der übrige Hals, Bruft, Dorderleib, Schulterfedern, Oberrüden und Schwanz. Die Seichnung der Schultern und des Oberrüdens nennt der Liebhaber „das Herz”. Alan trifft dte Seihnung aud) fo, da außer Kopf, Seitenhals, Dorderhals und Flügeln alles Andere gefärbt ift. Diefe Heihnungen finden fich in allen Hauptfarben; bei Gelb- oder Rothicheken fol jedoch das Herz nur Flein fein. je reiner und fymımetrifcher die Heichnung, defto befjer. Einfarbig und fhönracig Fommen fie nur in Weiß vor, in anderen farben ift dies felten. Der Flug ift Fräftig, rafch, mehr ftürmifh als gewandt, ihre Stinmie abgebrochen und tief; gegen fleinere Tauben ift fie gewaltthätig, paßt daher nicht zu ihnen, jondern muß mit anderen großen Tauben, oder befjer noch allein gehalten werden. Gegen den Menschen zeigt fie Mißtrauen und gewöhnt fich nur allmählid an ihren futterheren. Da fie, wie die meiften feinragigen Tauben, nicht gut züchtet, ift es zweckmäßig, wenn man einige Paare gut-brütender Feldtauben daneben hält, um ihnen die Eier und Jungen zu- theilen zu Zönnen. Im Alter wird die Bagdette duch den Schnabelwulft oft am Sehen verhindert, deshalb gebe man Fein zu Eleines, vollendes Futter, fondern Berfte, große Micken, Mais und Fleine Pferdebohnen. Man füttere reichlich und in langen 120—150 mm breiten hölzernen KHifthen, welhe man oben mit ftarfem Draht in 60 mm lange und ebenfo breite Fächer abtheilt, damit jihh Feine Taube hineinfegen Kann. Bei fchlehter Behandlung und in Bemeinfhaft mit anderen, fchnellfreffenden Tauben Zommt fie, gleich dem Kröpfer, 1583 ftets zu Furz und verfümmert, weshalb man fie in der Regel auch getrennt für fich in luftigen und geräumigen Schlägen hält. Die Mürnberger Bagdette alten Styls zeichnet fih zunäcdjt von der neuen Styls durch den mehr gebogenen Schnabel, die ftärfere Kehlwanıme, den hervortretenden Kehlfopf und den mehr gejteten Schwanz aus. Die Nürnberger Bagdette neuen Stils erfcheint in Solge diefer Unterfchiede weniger eig und eleganter. Auch bei ihr it es Haupterfordernig, daß die Kinie von der Schnabelipise bis zum Hinterfopfe Feine Erhöhung oder Dertiefung aufweife, fondern in der vom Dberfopfe vorgezeichneten Richtung ohne Unterbrehung verlaufe. Die Taube muß groß, ftarf und von jtolzer Haltung fein, überhaupt: in allen, bisher nicht er= wähnten Punften der Bagdette alten Styls entjprechen. 3. Die Englifde (gradfhnabelige) Bagdette. — C. tabellaria persica. (Der Carrier.) Der Carrier (letter-carrier) ftanınt aus Aegypten und ijt bis jest in England zur größten Dollfonimenheit gezüchtet, wo er zu den geihästeften Taubenragen gehört und vielleicht die bevorzugtejte von allen ift. Diefes hohe Anfehen verdankt die Taube den auffallenden Eigenthümlichkeiten ihrer äußeren Erjheinung, weldhe fie von allen anderen Ragetauben und felbft ihren nächiten Derwandten, den Mürnberger und FSranzöftihen Bagdetten ıc. jo wejentlich unterjcheiden. Denn diefelben bis jest auch im Allgemeinen bei uns noch nicht eben fo wie in England gewürdigt wurden, fo ift es doch Thatfache, daß die Liebhaberei für den Carrier fih in Deutjchland verniehrt hat. Das hat feinen guten Grund, denn der Carrier ift einmal eine berühmte Ragetaube und deshalb will man ihn aucdy bei uns befiten, wogegen fih nichts einwenden läßt. Dazu Fommt noch, daß der Süchter von Racetauben nicht lange darnad fragt, ob ihre Mlerfmale mehr „der weniger feinen oder den Begriffen Anderer von „Schönheit“ entiprehen, er züchtet die Taube, weil es von intereffe für ihn in der einen oder anderen Beziehung ift und weil fih jhlieglih an jeder etwas findet, das gefällt. So it es auch) beim Carrier. Wer für das „Taubenhafte” bei den Tauben fhwärmt und diefes bei ihnen ungerne vermißt, wird fchwerlich leugnen, daß feine fchöne, große Figur, verbunden mit ftolzer, eleganter Haltung, des Anziehenden genug befitt, um ihn zu cultiviren, wobei nicht weniger der Reiz in die Wagjchaale fällt, welcher in der fchwierigen Herftellung möglihjt vollfommener Eremplare liegt und in der Spannung, in welcher der Hüchter er- iS Lithogr. u. Druck v. J. F. RICHTER, Hamburg, ENGLISCHE (gradschnabelige) BAGDETTE. — DER CARRIER. — (C. tabellarica Persica.) halten wird, jo lange ihre Entwiclung währt. Diefe dauert bis zu ihrer vollftändigen Reife, betreffs der Ragemterfnrale über drei Jahre. Solhe Tauben follen nah dem Englifchen Standard von der Schnabel- bis zur Schwansjpitse 450—445 mm meffen, auf Fräftigen langen Füßen möglichit grade ftehen, Höhe vom Scheitel bis zur Sohle 515 mm, und den 145 mm langen Schwanz nicht jo weit fenfen, daß er den Boden berührt. Der 105 mm lange dünne Hals muß aufrecht, der fchmale Kopf wagrecht getragen werden, jo daß beide einen rechten Winkel bilden. Das Charafteriftifchite des Larriers ift dev Kopf und Schnabel. Erjterer, wie jhon erwähnt, muß thunlichit ichmal fein und zwar gleihmäßig; er darf weder vor, noch hinten jchmäler oder breiter fein. Das Auge verlangt man groß mit Fühnen Ausdruf und mit Warzen umgeben, dte Freistund und von großer Negel- mäßigfeit find und inn Durhfchnitt 23 mm mefjen. Da es hier heißt: je größer, defto bejfer, jo züchtete man dem entiprechend und es giebt Eremplare, die diefen Durchmeffer weit übertreffen, aber folde find meijt nicht von feiner Tertur und noch weniger findet man bei ihnen Schnabelwarzen, dte im Derhältnig jo viel größer find, daß fie in Ueber- einjtimmmung mit jenen ftehen. Der Augapfel muß glänzend hervortreten, die ris feurig roth und der Grundfarbe entjprechend, aber nie weiß fein. Die Farben der Augenringe jollen hell fleiihfarben und wie weiß bepudert fein. Der Schnabel, Büchjen- oder Keilihnabel genannt, muß lang, jtarf und grade fein und von der Spise bis zur Mitte der Dupille 47,5 mm meffen. Der Dber- und Unterfiefer follen gleih lang und ftarf, an der Spite etwas abgeftumpft fein und ihrer Känge nadı feit aufeinander fchliegen. Ein Furzer, dicker, oder ein langer dünner Schnabel find als fehr fehlerhaft zu betrachten, man follte Dögel mit folchen um fo weniger wählen, als mit den genannten Mängeln gewöhnli noc andere Fehler verbunden find. Die Farbe des Schnabels, von geringeren Werthe als die Form, verlangt man fleifchfarbig, doh jchadet es wenig, wenn fie oben etwas geflect it. Ein fchwarzer Schnabel ift nicht erwünscht. Dir Fonmmen nun zu den Schnabelwarzen, einem der wichtigften Punkte, wovon zwei gleihwerthige Formen beftehen und zwar die Kreife- und die Wallnußfornt. Beide find bedeutende Fleifchgebilde, wonon der größere Theil auf dem Dberfiefer befejtigt ijt und über den Unterkiefer herabgeht, während der Eleinere Theil fich an dtefem befindet. Der ganze Umfang diefes Auswuchles beträgt bei guten und bejten Larriers 65— 101 mm, obgleich hie und da ein „ANtehr” vorfonmt, das aber zu den Ausnahmen zu rechnen it. Die Kreife- und Wallnußform foll ?/ı des großen Schnabels bedecken, jhön voll, fein bepudert und etwas höher als der Schädel fein. Der ftärffte Theil der Dberfiefer- Warzen beginnt, fich erhebend, neben den Augenringen, um dann allmälig in jchöner 160 Abftufung gegen die Schnabelfpise hin fich zu vergüngen, während dte Fleineren Warzen des Unterfchnabels am ftärfiten in ihrer Mitte erjcheinen. Die Wallnußform unterfcheidet fih von der Kreifelforn durch eine weniger geferbte, nıehr eimheitlih rund geformte Maffe. Der Hals des Tarriers muß dünn und lang jih) aus möglichjt breiten Schultern erheben und bei der Kehle fo nah) innen gebogen fein, daß der Kopf nicht hoch erfcheint. Das ift von Wichtigkeit, weil dadurch die Schönheit der Taube bedeutend gehoben wird und weil eine zu wenig gebogene Kehle ein Fehler ift, der fich in den meijten Fällen leicht weiter vererbt. Bet guten Eremplaren finden wir zwifchen den Schultern bis zum Unterrüden eine ihwacdhe Dertiefung und fo gejchloffen getragene Flügel, daß die Unterfchenkel fihtbar bleiben. Hängende Flügel gelten als Fehler. Die Flügel müffen lang fein, ebenfo der Schwanz, deffen Ende fie beinahe erreichen; leßerer jedoch nicht fo lang, daß er auf dem Boden aufliegt und die Haltung des Dogels beeinträchtigt, dte ja immer eine aufrechte fein foll. Die Füße find lang, am Bauch nakt, an den Schenfeln gut beftedert, die Federn dicht und gefchloffen, glatt und glänzend. Hu den amı meilten gefhäßter Farben der Carrier gehört die jchwarze, braune, blaue und weiße. Die fchwarze fteht obenan, muß aber rein, glänzend und ohne eine Spur von Flügelbinden fein. Dann folgt die braune, Englifh „Dun“ genannt, welche ebenfalls garız rein, ohne Flügelbinden, weich und goldig fchinmernd verlangt wird. Wenn Blau rein, hell und mit jchwarzen Flügelbinden verfehen ift, wird es fehr sefhäst, ja Fulton glaubt, daß gute blaue Carrier die anziehendfte von allen Tauben- varietäten ift. Weiß tft fehr jelten zu finden, da jedoch die Herjtellung derfelben Feine befonderen Schwierigkeiten bietet, fo dürfte diefem Mlangel bald abgeholfen werden. Wie wir gefehen haben, finden wir überhaupt bei den Carrier fehr wenig Sarben vertreten und es würde jih gewiß lohnen, ihre Sahl zu vermehren. Im Hothfalle findet Derjenige, welcher fidy damit befaffen will, unter den Dragons entfprechendes Material. Weit jchwieriger ift und bleibt jedenfalls die Herjtellung der jehs Hauptpunfte, als: Schnabelwarzen, Schnabel, Augenwarzen, Hals, Schenkel, Läufe und Schmalheit des Kopfes; es jet daher hier wiederholt hervorgehoben, daß man Feine Thiere paaren foll, welche ein und denfelben Fehler haben, jondern inmer nur folche, wo der fehlerhafte Punft des Dogels durch dte größtmöglichite Dollfonmtenheit deffelben beim anderen Thiere paralifirt wird. Da die braune Farbe bei uns weniger gefannt ift, fo fügen wir bezüglich derfelben nody bei, daß jte jich vorzüglich zur Paarung mit fhwarzen Dögeln eignet, wodurch häufig beftfarbige glänzend fchwarze erzielt werden. Diefelbe würde felbjtverftändlih auch die beften Dienfte To leijten, um Gelb und Roth zu erzielen und ift auch bei Blau von Hußen, doch foll fie in diefem Falle möglihit hell fein. Die Stimme des Carrier ift jeher tief und voll, der Flug ziemlich fchmell und aus- dauernd und das Temperament fehr lebhaft; Scheue oder ängjftliche Aufmerkfanikeit ift eine der auffallendften EigenthümlichFeiten diefer Rage, Beim Freffen drängen fie fi niemals in die AMtitte een Ragen, fondern halten ich jeitwärts. Bei dem geringften Beräufch fliehen fte fofort zu ihren Sispläßen und Fommmen dadurch häufis um ihre Mahßeit. Die Jungen fisen fchon bei jedem verdächtigen Geräufche mit langgeftreeftent Halfe und hoc) erhobenen Kopfe da. Bei einem großen Theile der Hachzucht des Carrier find Kopf und Zubehör mehr oder minder mangelhaft; diefe geringeren Tauben nennt man Reiter- oder Rittertauben, auh Horjeman, welhe bei paffender Derpaarung aber immer wieder echte Carrier züchten, Sie gleichen im Aeußern immer niehr oder minder der noch jeßt in Afien weit verbreiteten, urjprünglichen Stanmrage, welche vor etwa zweihundert Jahren nach Europa zur Deredelung ausgeführt worden und die gegenwärfig im Drient Faum noch in remer Rage vorhanden ijt. 4. Die Dragoner- oder Pradentanbe. — C. dimacha. Obgleih diefe Darietät des Carrier nur ein Baftard von ihm und einem Tümmiler ilt, jo bejitt fie doch ihre ganz eigenthümlichen Nterfmale, und da diefe Darietät Fonftant geworden und in letterer Seit auf Deutjchen Ausftellungen mehrfach vertreten war, fo dürfte es immerhin von nterefje fein, fie etwas genauer zu befchreiben. Die Dragonertaube ift von mehr als mittlerer Größe, von aufrechter, Fühner und lebhafter Haltung; den Hals trägt fe ausgeftrecft und die Flügel feit an die Seite gefchloffen. Ihre Haltung und Bewegungen zeigen große NMlusfelfraft und die Fähigkeit, fchnell und Fräftig zu fliegen Die Safofterifiichen Aterfniale des Kopfes” find deutlich hervortretend. Das Auge it groß, voll und bei der blauen Darietät glänzend orangefarben, der Augenfreis Flein, zart und rund; der Auswuchs anı Schnabel ebenfalls Elein, zart und nad) dem Kopfe zu geneigt. Der Schnabel ift fpis zulaufend, leicht gefrümmt und hierin wesentlich von dem langen graden Schnabel des Carrier verfchieden, die Flügel jmd gut entwickelt, niht allein, was die Wlusfeln und den Hnochenbau betrifft, fondern auch hinfichtlich der Slugfedern. In. Folge des feitgefchloffenen Gefieders am Halje und Körper ragen die Flügel bis an die Bruft vor und verleihen der Taube den Ausdruck großer Feftigfeit und Qn Stärke. But gezeichnete blaue Dragonertauben werden im Allgemeinen denen anderer Färbung, als; roth, gelb, jchwarz; oder weiß, vorgezogen. Die wundervolle, einem Kampfhahne Prüsß, Mujtertauben-Buc. 2\ ähnliche Haltung eines fchönen blauen Dragoners findet ji) felten bet andern Farben. Die Rothen und Gelben haben meift einen zu breiten Kopf, und dte Schwarzen und die Weißen oft einen fehlerhaften Auswuchs. 5. Die Kurzfhnabelige Yagdette. — C. turcica. (Türfiihe Taube.) Man Fönnte diefe, in Deutfchland wenig verbreitete Taube als einen in Schnabel, Hals und Beinen verfürzten Carrier oder Dragoner (Drachen) harafterifiren, denn fie befist fat alle auf dent gleichen foliden Sfelettbaue baftrenden Körperformen der beiden Derwandten in zum Theil nody größerem NMlaße: das nody) höhere breite Bruftbein ftüst die vortretende und breite Bruft; von ihr und dent breiten Oberrüken aus erhebt fi der Furze, dicke Hals — Lormungen, welhe dem Dorderfaftell ein maffiges, plumpes Anfehen geben, weldhes durch den Furzen (25 mm), dicken, etwas gebogenen, ftumpfen Schnabel und die niedrigen, nacten Beine noch vermehrt wird. Dabei ift der Rumpf im Ganzen von geftrecdter Form, der Kopf länglidy und die Schwingen lang. Diefer ganze Bau ift nicht grade für eime elegante und auch nur hübfhe Haltung geeignet, dte denn auch eine fehr mittelmäßige ift. Schnabel- und Uugenwarzen ftehen bezüglih ihrer Größe (20 mm Durd)- fchnitt) etwa in der Mitte zwiihen denen der Carrier und Dragoner; die erfteren find, wie die Nafenhaut, ziemlich ftarf aufgetrieben, grobförnig und roth, mit weißem Puder überftreut, der Augenfreis, wie die Kider, die, fleifchig und, befonders in der Jugend, Ieb- haft voth gefärbt. Die ris ift meift von glänzend rothgelber Farbe, das Auge verhältnig- mäßig groß, Schnabelwinfel und Ränder nebft Unterfchnabel find mit dicken und vielen Hautwarzen bedeckt, die Schnabelhaut breit, aber nicht lang. Bein und Fuß wie bei allen Orientalifhen Tauben unbefiedert. Die Türfen Fommen glattföpfig und mit hübfcher Spishaube vor, die fpishaubigen I in Franfreic, wo diefe Rage im Allgemeinen wenig beliebt und verbreitet ift. Gefieder ift voll und hart, meift fhwarz oder braun, weiß oder gelb, feltener blau. Im \ Allge meinen ziemlich trägen Temperaments, find fie doch zänfisch und auch gute Flieger, ihre Dermehrung ift eine gute, ihre Stimme voll und tief. Don der gradfchnabeligen Bagdette unterfcheidet fie hinlänglich der Fürzere und dicke Hals, der Fürzere und dicke Schnabel, die Fleineren Warzenfreife um die Augen und die weniger elegante Haltung. Die Frunmifchnabelige Bagdette hat einen ganz anders geformten, viel längeren Bogenfchnabel und braucht es auch für den Wichtfennner Feines anderen Aterfinales. 165 In füdlihen Bayer, in größeren Theile Defterreihs und der Schweiz Fommit eine Taube vor, die auch) den Mamen „Türfifhe Taube” trägt und ebenfalls zu der Llafje der Warzentauben gehört. Es find dies robufte, Fräftig gebaute Thiere von der Größe der Bagdetten. Die Mefjungen an einem jungen Täuber ergaben folgendes NRefultat: Don der Schnabelfpise bis zur Hafenwarze......... 0 mm, ar, 7 „ zu den erften Federn..... a Be : „ zum Mundwinkel........ N AZ, r „ zum inneren Augenwinkel. 27 „ er Br aurshauberer.er te: 5025 Srete despRluigenznges an oe, Don Augenring zu Augenring (über die Stien gemefjen) 25 „ Dom Slügelbug bis zum Schwanzende............. 50007, Sangezeiner, Schwarzen een Kaas, Körperumfang (über die Flügel gemeffen)........... 290 ,„ Der Kopf ijt hochgewölbt und fcheint deshalb ehr lang zu fein, weil die breite ANtufhelhaube, welche immer vorhanden ift, fehr tief im Haden fist. Dex hellfarbige, Furze und die Schnabel ift nicht int geringften gefrümmit, richtet fi) nach abwärts und bildet mit der fteil abfallenden Stirn eimen flahen Winkel. Die Nafenwarze ift in Anbetracht dejfen, daß wir von einer Warzentaube Sprechen, nicht befonders ausgebildet. Das Auge ift feurig vöthlich-gelb und von breiten, fleifchigen Ringen umgeben, welche ebenfo wie die fleifhigen ANtundwinfel lebhaft roth gefärbt find. Der ganze Kopf erinnert mehr an den eines grob: acigen Indianers, als an denjenigen einer der Bagdetten: arten. Dom Indianer unterfcheidet fih die Türkische Taube genügend durch) den längeren, graden, nach ab- wärts jtehenden Schnabel, durch die bedeutende Körper- größe und durch die harakteriftifche, tieffisende Mufchel- haube, Die Füße find, wie bei allen Orientalifchen Tauben, unbefiedert. Diefe Türfen Fommen, mit Ausnahme von Scheden und Tigern, deren es in der Schweiz gibt und die man NN, dort mit 50—40 M. pro Paar bezahlen foll, nur ein- ab EIER U Air EN farbig vor und find in Gelb, Schwarz, Roth und Weiß — ebenfalls mit gelben Augen — nichts weniger als eine Seltenheit. 21* 16% 6. Die Iudianer- oder Berdereitaude. — C. barbarica. Diefe Taubenrage ftanımt aus dem Orient und namentlich) demjenigen Theile Afrikas, welcher mit dent Kamen Berberei bezeichnet wird, von wo aus fie nach Holland, Belgien, Deutfchland und England eingeführt worden tft. Sie hat die Größe der Gemeinen Taube, fteht niedrig und hat eine edle Haltung. Der Kopf ift glatt, felten gehäubt, fehr breit und eig, im Derhältnig zum übrigen Körper jedoch Flein und fehr miarfirt; der Scheitel flach mit einer Erhöhung, die Stien niedrig, Furz, und einen Winfel mit dem 12'/ mm langen und 10 mm dien, jtumpfen Schnabel bildend, der hellfleifhfarbig fein muß. Die ho oben fisende Schnabelhaut ift 20 mm breit und 10 mm lang, in der Jugend röthlich, fpäter weißfruftis. Das Auge ift groß, die Farbe der Iris weiß, die Augenlider di und von einen fchönen, zuweilen bis 25mm im Durchmeffer haltenden, fleifhigen, gefräufelten, lebhaft voth gefärbten, dien Augenringe umgeben, welcher zuweilen über den Scheitel hinausragt. Swifchen dent Scheitel und der Stirn, auf jeder Seite derfelben, vom Schnabel winfel auffteigend, befindet fih eine tiefe Kerbe im Gefieder, weldhe dem Kopfe zur befonderen Sierde gereicht. Der Schnabelwinfel und feine Ränder find mit Warzen und Perlen, dem Augenfreife ähnlich eingefaßt, cbenfo der Unterfhnabel Schnabelauswuds, Stien, Scheitel und Hacken bilden im Profil ein Diered. Der Hals ift Furz und oben dünn, leicht nad) vorn gebeugt, die Bruft breit, gejpalten, die Flügel hängen lofe an der Seite, die breiten Spieße lehnen an den Schwanzfeiten an. Das Bein ift ftarf, Kauf und Füße unbeftedert, En geröthet, die Krallen weiß. Das Gefieder ift voll, weich, glänzend und fejt in Farbe. Diefe ift Shwarz, braun, gelb, graugefprenfelt, weiß, felten jedoch blau. In Europa sid es drei verfchiedene Rasen dtefer Taubenfpecies, welche nah den Kändern, die ihre Hüchtung fpeciell betreiben, auch benannt werden, nämlich Sranzöftiche, Englische und Deutihe (Sähftsche) Indianer. In den Cardinalmerfmalen gleih und fchön, unterfcheiden fich diefe drei Ragen lediglich durch die Größe, in diefer aber prägnant. Welche Factoren bei Fortpflanzung diefer Taube mitgewirft haben mögen, um diefe drei, wie gefagt, nur dur die Größe zu unter- jcheidenden, dem ganzen Baue nad) aber die gemeinfame Urfprungsabftanımung an fich tragenden Rasen hervorzubringen, ift bisher nicht aufgeflärt. In der Baus uns der drei Ragen ftellen wir den mittelgroßen Schlag an die a. Die Englifhe Indianer-Taube, und wollen wir audy mit diefer die Befchreibung eröffnen. Die Englifhe Indianer-Taube, im Lande ihrer Heimath charakteriftifch für ihren Ur- fprung „Berber” genannt, hat die Größe einer Kütticher Brieftaube, fie ift von gedrungenem EN WARSIER 2 = Lithogr. u. Druck v. J. F. RICHTER, Hamburg. > (BERBER) C. barbarica. ischer Schlag ko} 165 Körperbau, mit recht breiter ftarfer Bruft, Furzeni, gleichfam fegelförmig aus dem Kumpfe herausgewahenen dien Halfe, ganz Furzen unbefiederten Füßen, Furzem Schwanz, und hat mittellange halbanjhliegende, fajt etwas hängend getragene Flügel. Der Kopf, die Hauptjahe, als harafterijtiihes Kennzeichen aller Indianer, ift würfelförmig, mit glatten Seiten und fharf marfirter Rüdanfiht. Die Stärfe des Kopfes vor und hinter den Augen muß fich decken, fo zwar, daß zwijchen den vorftchenden Augenrändern hindurch ein gleichmäßig vieredig geplatteter Schädel zu erbliden ift. Je ausgeprägter und vollfommtener die MWürfel- form des Kopfes ift, um fo Schöner ift die Taube, da fie ja in ihrem Kopfe ihre größte Schönheit bejist. Der curvenartig gefrünmmte Schnabel muß fehr Furz und di und von weißer Farbe fein, zuläfjig (aber fhon ein Schönheitsfehler) ift ein Eleiner fchwarzer Strich auf denifelben, fehlerhaft aber ein fchwarzer oder Pechfchnabel. Je Fürzer und dicker der Schnabel, um fo fchöner ift das Thier. Erfcheint der Unterfchnabel ftärfer als der Dberfchnabel, fo ift dies eine ganz befondere Schönheit. Die obere Schnabelwarze, weiß gepudert und durch einen in der Mitte befindlichen Einjchnitt gleihjfam in zwei Hälften getheilt erfcheinend, muß als befonderes Schönheitszeihen den Schnabel beinahe Dis zur Spite decden und recht ftarf und glatt fein. Die untere Schnabelwarze erfcheint nicht gepudert, fie darf ebenfalls ftark fein, gibt dadurch dem ganzen Profil mehr Ausdruck und hebt die ganze Schnabelpartie außer- ordentlih, jo daß die Taube dadurch ein vorzügliches Bild ausgeprägtefter Schönheit erhält. Bei älteren Tauben nimmt die untere Schnabelwarze oft derart an Größe zu, daß fie herabhängt und den Schnabel nody fürzer erfcheinen läßt, als dies in der That der Fall it; das Bild der Taube jelbit aber wird dadurch ungemein vervollfomminet und findet bei Kennern allgemeinen Beifall. Die Augenwarzen, audy Augenringe genannt, müffen fehr gleichmäßig ftarf Freis- förmig das Auge umrahmen, in feinen Theile des Bogens alfo Shwächer werden und derart groß und ftark fein, daß zwifchen ihnen und der Schnabelwarze nur ein fehr geringer Raum bleibt, welcher dann „Grübchen” genannt wird. Leider find die fo volltonmenen Augenwarzen eine Hierde, die fehr felten vorfommt und weldhe oft die fonft mit allen Schönheitspunften verihwenderifch ausgeftatteten Thiere vermifjen laffen. Alan findet zwei Arten von Augenwarzen und hat folhe, da fie weientlich von ein- ander verjchieden erjcheinen, in harte und weiche getheilt. Beide Arten fcheinen urfprünglic) derjelben Hatur gewefen zu fein und fi) aus Fryptifchen Urfachen verfchieden geftaltet zu haben. Während nämlich die harten Augenwarzen anfänglich ebenfalls weich erjcheinen und erft in fpäteren Jahren und langfamı eime härtere Confiftenz erlangen, dann aber vom 166 Auge aus rund herum ftarf auflaufend in einer erhabenen Umwandung, gleichfam einer Wulft, abjchliegen, welhe das Auge tiefliegend erjcheinen lafjen und über demfelben, den Kopffcheitel überragend, fteif jtehen bleiben, erhalten fi) die Weichringe auch in fpäteren Jahren in ihrem weichen Suftande. Diefe Ringe oder Warzen, das Auge gleichmäßiger umrahmend, pafjen fich der ganzen Kopfbildung vollfonmener an, legen das Auge freier und erfcheinen daher größer, als fie im MWirklichFeit find. Ihrer weichen Confijtenz wegen verliert der über dem Kopfe hervorragende Theil an Halt und gibt dadurdhy der Taube das Anfchen einer gewiffen Schlaffheit, welche den fonjt fchönen Ausdruck erheblich beeinträchtigt. Kopf eines vierjährigen Englijchen Jndianers. Diele Liebhaber geben den harten Augenringen auch deshalb den Dorzug, weil bei alten, mit diefen Ringen verfehenen Tauben das Auge weniger Kranfheiten ausgefest ift, als bet den mit weichen Ringen ausgeftatteten. Diefe lesteren Ringe werden im Alter durchwegs jchlaff, beeinträchtigen dur Herabhängen die Sehfraft und Ieiden nicht allein jelbjt Such Entzündungen, fondern führen auch oft genug eine foldhe der Augen und andere Kranfheiten derfelben herbei. Aber auch noch einen anderen Dorzug haben die harten Ringe, fie erfcheinen Dei älteren Tauben fchön und gleihmäßig geferbt, was einen vor- züglihen Eindrucf gewährt, während die Weichringe der Kerbung faft volljtändig entbehren. Die Farbe beider Arten von Augenwarzen ift unveränderlich blutroth, aber nur bei rei- fliegern, bei eingeiperrfegehaltenen Tauben geht die Farbe in blaßroth, mitunter jogar in . F. RICHTER, Hamburg. PDIE- DEUTSCHE SAÄCHISISCHE) INDIANERTAUBE. (C. barbarica minima.) 167 ganz weiß über und macht diefe Taube weniger werthvoll. Das Auge ift ein Perlauge, jedoh auch oft, aber als Fehler, orangefarbig. Hahden wir den mittelgroßen Schlag in der Rangordnung der drei Ragen der Indianer-Tauben an die Spibe geftellt, Taffen wir diejenige Rage jeßt folgen, welche der erjt befchriebenen Englischen Indianer-Taube amı nächjten fteht. Es ift dies: b. Die Sranzöfifhe Indtaner- Taube. Dor Jahren in Franfreich mit befonderer Dorlicbe gezüchtet und dafelbjt Polnische Taub: genannt, ift fie in letter Heit auch dort nicht mehr mit dem Fleige und der Aus- dauer behandelt worden, wie früher, man hat vielmehr die Englische Rage mehr importirt, lediglih wohl aus dem Grunde, weil diefe das Charakteriftiiche des Indianers figürlich am prägnantejten zur Anfchauung bringt. Die Franzöfifche Indianer-Taube unterfcheidet fih von der Englifchen durch die Größe, und diefe ift das unfehlbare Mterfmal. Während wir die Englische Imdianer- Taube hinfihtlidy ihrer Größe mit einer Kütticher Brieftaube verglihen, ftellen wir. die Franzöfiiche in diefer Beziehung mit einem Dragoner gleich, und ift der Körper lang geftredt, mit ziemlich langen Beinen, jo daß die Taube dadurd höher uud größer erfcheint, als fie in Wirklichkeit ift. In allen übrigen AMlerfmalen ift fie der Englifhen gleich und hier von diefer nicht zu unterfcheiden. ur ihr Kopf ijt anders gebaut. Derfelbe hat einen weniger breiten und glatten Schädel als der Englische, ein charafteriftifches NTerfmal, welches jedoch nur dem Kenner auffallen wird, das für dtefen folch’ ausgeprägten Unterfchied Schafft, daß er, jelbjt ohne Hals und Rumpf, fofort den Franzöjifchen Indianer erfennen wird. IJm Derhältniffe zu der größeren Geftalt find auch die Flügel und der Schwanz entiprehend lang, hierdurh aud) die Bewegung eine etwas lebhaftere und gefchicktere als bei der Englifchen. In Deutfhland ficht man die Franzöfifhe Art nur noch fehr vereinzelt, in guten Eremplaren aber faft garnicht miehr, fie hat der jetst mit Vorliebe gezüchteten Englifchen Taube das Feld faft vollftändig geräumt. Die dritte Rage: c. Die Deutfhe (Sähfifhe) Indianer-Taube ift die Fleinfte der vorhandenen Racen, in der Größe eines Elbinger Weißfopf-Tünmlers. Sm Uebrigen unterfcheidet fie fih von den beiden anderen Indianerragen nicht, nur daß ihrer Größe gemäß die einzelmen Körpertheile proportionsmäßig Fleiner md. 163 Die Deutfche Indianer-Taube ift in Deutfhland fehr verbreitet, fie hat aber tn ihrer Eigenartigkeit erheblih Abbrudy gelitten durch vielfahe infolge ungenügender Sorgfalt in der HSüchtung vorgefonmmene Kreuzungen, und find WMlufterthiere diefer in der That fehr niedlihen Taube großt Seltenheiten. Die noch vor wenigen Jahren in fo fchönen Eremplaren anzutreffenden weiß- fhwingigen, weißen und gelben Tauben ftcht man faft gar nicht mehr, in den Farben fchwarz und roth nur noch als Kreuzungs-Baftarde. Das Intereffe für die Sndianer-Tauben jchwindet von Jahr zu Jahr mehr und man muß mit der Katerne fuchen, um einen annähernd guten Indianer zu finden. Der Grund für diefe Thatfache liegt nicht weit, und wollen wir ihn in Kürze mit Mangel an Aus- dauer bei den Hüchtern, mit Enttäufhung in der erften Periode der Sühtung bezeichnen Es ijt eine unantaftbare Wahrheit, welche durch jahrelange Erfahrung Beftätigung gefunden, daß der größere Theil der Taubenzüchter diefen Sport als Kiebhaberei betreibt, ohne diejenige Ausdauer und diejenige Kenntnig der von ihnen gehaltenen Thiere zu befisen, welche erforderlich find, um eimzelne hervorragende feinere Ragen zur Blüthe zu bringen und fie auf jenes Niveau zu heben, auf welches fie ihrer Natur und Beichaffenheit nad) gehören. Wenn dann die Erwartungen nicht erfüllt werden, tritt Entmuthigung ein, und man beeilt fi, das Urtheil über die betreffende Rage zu fällen, ohne den eigent- Iihen Grund des Fchlihlagens zu Fennen oder doch eingeftchen zu wollen. Diefer Mangel an Ausdauer und Kenntmiß tft es, welcher den Grund zum augen- jcheinlichen Ausjterben der Indtanertaube bietet. Das Gros Derjenigen, welche diefe Taubenart rationell oder aus Kiebhaberei züchten wollen, denken bei ihrer Anschaffung weniger daran, wilfen es vielleiht auch gar nicht einmal, daß fie es mit einer Taube zu thun befommen, welche nur dann günftige Refultate gibt, wenn jahrelange Ausdauer und forgfältigfte Sonderung von jeder Dermifhung auf die Hüchtung verwendet wird. YHur dann, aber dann auch gewiß, werden Thiere ihnen zuwachfen, welche in jeder Weife dem ihrer Phantafie vorgefchwebten Bilde entiprechen, und ihr Auge wird fo entzückende Taubenereniplare fchauen, die das Phantafiebild nocd) übertreffen. Die Indianer bedürfen nun diefer Ausdauer ganz befonders. Wie alle Warzen- tauben, erheifhen fie jahrelange aufmerffane Pflege, will man nur einigermaßen ent iprechende Nefultate erzielen. Denjenigen Süchhtern alfo, weldhe nur vorübergehend Tauben- jport treiben und fofortige, ihren Erwartungen entjprehende Refultate erwarten, ift diefe Taubenart nicht zu empfehlen. Nur geduldige Züchter dürfen fie halten, denen mit Kennt- DRAGONER-TAUBEN. .(T Birminsham und London EL Lithogr. u. Druck v. J. F. RıcHtTer, Hambu KURZSCHNABELIGE BAGDETTEN (Türkische Tauben). (C. turcica.) CE) niß der Thiere die Jahre dasjenige bringen werden, was fie zu erwarten berechtigt find. Ein Hauptgrund der vernacdläfjtgten Süchtung der Warzentaube liegt meiner Erfahrung nah darin, daß die junge Taube nicht fchon im erften und zweiten Jahre dem Kiebhaber dasjenige bietet, was er fih gewünfht und was er aus Mangel an Kenntniß diefer Taubenart glaubte aud erwarten zu dürfen, nämlich einen fhönen, ausgebildeten Indianer. An Stelle defjelben fieht er in den erften Jahren eine unfertige, unanfehnliche Taube als Product felbjt der forgfältigiten, aufmerffamften Sucht, und vergleicht er nun das Refultat mit den Refultaten der von ihm vielleicht noch anderweitig gezüichteten oder aud bei anderen Hüchtern erzielten Refultate anderer Taubenarten, fo wird ihm dafjelbe unvoll- Fonmmen erfcheinen, feinem Auge mißfallen und Yichtbeahtung und Geringfchäßung die Folge fein. Aus Unkenntnig wird dann die weitere Entwicklung der Taube nicht beachtet und nad Furzer Seit diefe Rage wieder abgefhafft. Wer es fi alfo zur Aufgabe gemaht, bei Hüchtung von Warzentauben etwas zu leiften, der muß auch einer großen Ausdauer zur Erprobung diefer Rage fi) gewiß fein. Im anderen falle lafje er lieber ganz davon ab. Eine jede andere Taube, fie mag einer Art angehören, welcher fie wolle, ift ent- widelt und zur VDollfommmenheit ausgebildet fpäteftens im zweiten Jahre. Die Warzen- tauben dagegen erreichen ihre Dollfonmenheit und die ausgeprägtejte Schönheit erft nad) vollendeten vierten und fünften Jahre; felbjt noch) nach diefer Seit vilden fih die Thiere aus, wenn auch nicht immer zu ihren Dortheile. Es Fann daher jedem KHüchter nicht genug empfohlen werden, vor Beginn der Hüchtung diefer Rage wohl zu überlegen, welch’ sroße Aufgabe er jich geftellt und wie viel Beduld und Ausdauer erforderlich fein wird, um eine günftige und erfolgreihe Köfung zu erreichen. Doc) wie herrlih belohnen fich dann auh mit Ausdauer vereinte Sorgfalt und Kenntnig! Es tft deshalb wahrlih an der Het, mehr ftrebfame Süchter ihr Augenmerk diefer Taubenart zuwenden zu fehen, damit diefer jo hochgeftellten und feinen Rage der Pla wieder eingeräumt werde, welcher ihr nad ihrem feinen Typus gebührt. Jedenfalls ift in den Ietten Jahren die Sucht der Indianer derart vernahläffigt, daß ein Mufterthier in Deutfchland fast zu den größten Seltenheiten gehört, und dürfte die ganze Taubenart bald vom Etat der Süchter zu ftreichen fein, wenn nicht eine energifche Specialzühtung von verftändigen und ausdauernden Kieb- habern vorgenommen werden wird. „= 2. Die Römifde Taube. — C. romana. Die Römifhe Taube ift in den meiften Europäifhen Kändern in vielen Darietäten verbreitet, anı fchönften findet man fie jedoch in Frankreich und alien. Sie hat in der Prüg, Mufterrauben-Sud. 22 170 Geftalt und in einzelnen Körpertheilen Aechnlichfeit mit der Türfiichen Taube, befitt wie manche andere Taubenrage in einem gewiffen Grade die Fähigfeit den Kropf aufzublafen, und hat, gleich der Nlontaubantaube, an demfelben Pinfelhaare. Diefe Eriheinung hängt eng mit der Farbe und Fülle des Gefteders zufanımen. Bet weißen, blauen, graufchwarzen Tauben niit vollem Gefteder Fonmmt fie häufiger vor; dagegen ift dies bei Tauben mit glänzend intenfiven Sarben, als jchwarz, roth und gelb nicht der Fall. Daß fte, wie vielfach geglaubt wird, von einem Deutfhen Kröpfer und einer großen Orientalifhen Taube abftamımt, tft entfchteden eine irrige Annahme; das hohe Bein und die flahhliegenden Augen erinnern vielmehr an die Huhntaube. Die Fänge von der Schnabelfpite bis zum Schwanzende beträgt 550 mm; die Klafterweite 940—960 mm; die Beinlänge 175 mm, Rüdenbreite 125—150 mm. Das Gewicht beträgt 1050 Gr. Die Römifche Taube hat einen länglihen, glatten Kopf mit ftarfen Wangen, gewölbten Scheitel, mittelhohe Stirn und einen 25 mm langen, an der Wurzel 18 mm dien, ftumpfen, dent Gefteder entfprechend gefärbten Schnabel. Die Hafenhaut ift Fräftig, die Iris perl farbig; das Augenlid lebhaft roth und ebenfo die fchmale, 5 mm breite, aber nicht fehr dicke Augenhaut. Die Bruft ift breit, das Kielbein hoch, Beine und Füße fehr ftarf und glatt, die Flügel find 450 mm lang und Fräftig (worauf von jedem Kenner befonderes Gewicht gelegt wird), ebenfo der Schwanz, welcher 190 mm mißt. Jlügel und Schwanz tragen hauptlächlidh zu der Größe der Taube bei, obgleich fie im Körperbau die Franzöftiche Bagdette nicht übertrifft. Sie fliest Ihwer, geräufhvoll und felten, durhnäßt Fann fie fich nicht vom Boden erheben. Ihr Benchmen ift träge und langweilig, dabei ift fie zahm und zutraulih. Die Stimme ift fehr tief und hat einen reinen Bafßtimbre, jedoch nicht ganz jo tief als der der Nlontaubans. Die Dermehrung ift [hleht. An Farbenfhlägen hat man einfarbig: glänzend jchwarze, rothe, gelbe, blaue mit fhwarzen $lügelbinden, filberfarbige, fahle. Am feltenften find die Weißen mit Perlaugen. Wie bei allen Ragen, jind dte von feltener, feiner Farbe au Shwächlicher von Körper und weniger gut entwidelt. Es gibt ferner gemantelte, d. h. mit farbigen Oberrücden, Schultern und Flügeln in mehreren farben, und endlih gefprenfelte oder Tiger, gleichfalls in mehreren Färbungen. 5. Die Montanbantanbe. — C. gigas. Diefe Taube gehört eigentlih nicht zu den Drientalifchen Tauben, denn fie ift aus- Ihlieglih Sranzöfischen Urfprungs und ftammt aus der Stadt Mlontauban (Dep. Lot et Garonne inı füdwejtlichen Franfreih), von wo aus fie in den 60er Jahren nach Deutichland, zuerst nach Dresden Fam und von da aus weiter verbreitet wurde. Das Charafteriftiche an ihr tft die bedeutende Größe. Die Maße eines einjährigen Paares waren folgende: 3 : RE a © 4 rn ee RN EN IE MONTAUBAN-TAUBE. DIBZRONISCHE ENVUBE: (C. romana.) el Totallünge. Schnabel. Schwanz. Slügel. NRüdenbreite. Klafterbreite. Beinlänge. a Täuber: 540 26 135 420 140 950 43 900 Täubin: 556 26 185 416 158 970 46 830 in Millimeter. In Sranfreih Fonmen Eremplare vor bis zur Länge von 600 mm. Ein nicht weniger charafteriftiihes Kennzeichen ijt die breite Haube, welche eine fogenannte Mufchelhaube — fehr breit, flah und bis zu den Ohrlöhern reichend — fein muß. Man hat auch Montaubans mit glatten Köpfen, diefe find jedoch wenig beliebt und ziemlich werthlos. Die Nlontaubantaube jteht auf Furzen, mit dünnen, Furzen Federn bejesten Beinen und glatten Sehen. Das Gefieder ift lang und ftarf, der Körper reich und dicht mit Federn bedeckt, die Flügel trägt fie etwas fchleppend. Es ift eine Paradetaube, die aber demungeadhtet nicht fehr beliebt ift, da fie Schwer fliegt und fehr ungejchiet im Brüten ift, indem fie oft die Eier und Jungen zertritt. Man findet fie blau, fchwarz, braun und auch gefhedt, in gelb find fie fehr felten. Während die Römifhe Taube in Figur und Haltung an eine Feldtaube erinnert, hat die Montaubantaube hierin und in ihrem ganzen Wefen viel von der Tronmteltaube, Selbjt ihre Stimme, die von außerordentlicher Tiefe ift, — mir ift Fein Dogel befannt, dem ein jo tiefes Baßregifter zu Gebot fteht — hat einen Anklang an die Trommieltöne. Die Montaubans find ziemlich träge und langweilig, dabei aber zänfifch und fehr eiferfüchtig, gegen ihren Befiser zutraulih. Sie rufen oft mitten in der Macht und zwar ziemlich anhaltend, befonders in hellen Nächten. 9. Die Brieffaube. — C. tabellaria europea. Die Brieftauben, fowohl die Drientalifhen als auch die Europäischen, bilden Feine bejondere Art, fondern fie find durch gefchicft gewählte Kreuzung verfchiedener Arten entjtanden. Die Fähigkeit, den Weg zur Heimath zurüdzufinden, ift namentlic” den Drientalifchen Tauben eigen, da fie aber zu fchnellen und weiten Reifen zu fchwer find, fo hat man fie, um gute Neifetauben zu erzielen, mit leichteren Tauben verfchiedener Ragen gepaart, jo namentlich mit dem Tümmler und denn Möpchen. Hauptfächlich nahm man die Englijche Bagdette und den Tümmler, und die hieraus hervorgegangenen Jungen paarte man wiederum mit Tünmlern, woraus dann die eigentliche Brieftaube gezüchtet wurde. Daß die Belgifche Brieftaube in ihren Dartetäten (Antwerpener, Kütticher und Brüffeler) Feiner conftanten Rage angehört und Feinen äußeren Typus in der Familie der Tauben vertritt, dürfte den Sofern aus den verfchtedenen über diefen Begenftand bereits veröffentlichten Aufjäsen bekannt On: jein. Weniger befannt ift jedoch die Gefchichte ihres Urfprunges, dern obgleich ex erft aus den zwanziger Jahren datirt, jo ift es doch nicht leicht, die Elemente wieder zu erkennen, welche zur Erzeugung diefer intereffanten Taubenrage beigetragen haben. Bet dent regen Intereffe, daß fih in Deutichland augenblilih, fowohl bei den höchiten Behörden, wie bei den Kiebhabern für die Brieftaubenzucht Fund gibt, dürfte es nicht unintereffant fein, Mäheres über den Urfprung der Belgifhen Brieftaube zu erfahren. Bevor ich jedoch zu ihren einzelren Stammaeltern übergehe, dürfte es zum befjeren Derftändnig dienen, eine Furze Diagnofe derfelben zu geben, um daraus einzelne Elemente ihrer Erzeuger wieder zu erkennen. Di ungefähr zwifchen der Columba turtur L. und der Columba oenas L., ihre Formen find o Belgifhe Brieftaube (Columba tabellaria, europea) ift von mittlerer Größe, Furz und gedrungen, die Bruft breit gewölbt, häufig mit einer Kraufe geziert. Das Gefieder ift dicht und gut geordnet, hervorragend find namentlich die langen Bärte, welche fih an den Kielen der Flüge und Schwanzfedern befinden. Der Kopf, von der Seite betrachtet, ift vegelmäßig conver; diefer convere Bogen erftrecft fi bis zur Bafis des Schnabels, jo daß Fein Winkel, Feine Kreuzung zwiihen Stun und Hafendrüfen vorhanden ift, wie dies bei dem Carrier deutlich hervortritt. Der Kopf ift zwifchen den Augen breit, und dicfe find vorjtchend, weit geöffnet und mit einem Fleinen nadten Häutchen verfehen; der Schnabel ift jehr Furz, nmiehr breit als lang, der DOberfiefer ift conver gewölbt, der Unterkiefer von erfterem vollftändig bedeckt. An feiner Bafis find die Warzen int allgemeinen vorfpringend, ungefähr transverfal, ftatt fchief; wie bei den meiften der Drientalifhen Taubenrasen jind jie auf der Mittellinie getrennt. Alan findet mitunter auffallende Typen, deren Kopf lebhaft an den des Gemeinen Gimpel (Donpfaff) erinnert. Der Hals ift gewöhnlich Furz, ziemlich ftarf, die Flügel find in der Ruhelage eng an den Leib gepreßt, die Schultern unter den Bruftfedern verborgen, der äußere Theil der Schwingen erreicht drei Diertel der Känge des Schwanzes, häufig Freuzt er fich mit der entgegengefesten Seite, was fih aus der Breite der Bruft ergibt; ift der Schwanz fehr gedrungen, fo deen die Federn vollftändig einander. Die. Füße jmd nadt, Furz und wenig entwidelt. Die Farbe des Gefieders ift jehr ver- ihieden, die einfachen Farben weiß und roth find felten, die herrfchende ift die blaue mit ihwarzen Sprenfeln; ziemlich häufig mit mehr oder minder zahlreihen Flecken jind aud) die rothrGefprenkelten. ac Chapuis eriftirten vor 60 Jahren in Belgien, alfo zu der Seit, wo die Kieb- haberei für Brieftauben jich zu entwickeln begann, abgefchen von den Schlagtauben und ihren Darietäten, die nur von engen Kiebhabern gehalten wurden, folgende 4 ziemlich verfchiedene Ragen: die Feldtaube, die Antwerpener, das Nlövhen und die plattnafige Taube. ele> Die Feldtauben (Wallonifh: chesturlets, Schloßtauben) find heute feltener, als zu der Heit, in die wir uns zurücverfesen muüfjfen; man. findet fie jedoch noch auf alten Schlöffern und großen Gehöften, wo fie als halbe Hausthiere leben, faum, daß man ihnen in ftrengen Wintern, in denen die Felder mit Schnee bededt find, einige Nahrung gibt. Diejenige der verfchiedenen Arten Belgiens, welche fih amı meiften dem urfprünglichen wilden Typus nähert, ift die MWaldtaube; te ift Fleiner als die Brieftaube, der verlängerte Kopf ijt breit zufanmengedrüdt, der fchlanfe, grade Schnabel ift an der Bafis von zwei weigen, wenig entwicelten Häutchen bedeckt, die Fleiner find als die der Columba palumbusL. Die Augen find von intenfiver Farbe, ganz entblößt von nacten Häutchen, Flein und nicht vorjpringend. Die Füße find Furz, und die Gewohnheit diefer Tauben, fich innmer gebüct zu halten, lafjen fie noch Fürzer erjcheinen. Ihr Haturell ift außerordentlich wild und eine längere Gefangenjhaft Fann es Faum mildern, alle Bewegungen find heftig und ihr Flug jehbr rafh. Es Fommt häufig vor, daß fie fich einen Fluge Brieftauben anfchließt und mit ihnen in den Schlag Font, wo der Befiter fehr bald die Gegenwart diefes ruhelofen und wilden Fremden bemerkt, der, um zu entflichen, fih den Kopf an den Fenfterjcheiben zerjtößt und fie häufig, in Scherben fpaltend, durchbricht. Die Antwerpener Taube ift eine elegantere Spielart der Feldtaube, fie ift von bedeutend größerem Habitus, als unfere heutige Brieftaube und auffallend länger; ihr Schnabel ift Shmal und faft grade, die Schnabeldrüfen ein wenig entwickelter, als die der Feldtaube. hr hauptfählichiter Unterfchied befteht in der Farbe der ris, dte faft ganz weiß oder Faum von einen engen Hreife von oranger farbe durchzogen tft; ihre Haltung it jto und die Slugfraft eine ganz enorm. Eine Subfpecies diefer Art, die vothhaljige Feldtaube, ftanımt aus Lüttih, wo fie vor 25 Jahren fehr gefucht war. Die Kütticher Siebhaber bezeichnen fie mit denn Namen „Schwalben-Taube”, nicht etwa in Folge der AehnlichFeit mit diefen Dogel, fondern ihres rafchen Fluges wegen, wobei fie fi in eine bedeutende Höhe erhebt. Das Möpchen ift den Kefern befannt, jo daß es nicht nöthig ift, eine abermalige Beihreibung deffelben zu geben. Die plattnafige Taube ift jest fo felten, daß man fie fast für ausgeftorben hält. Die alten Belgifhen Taubenliebhaber unterfcheiden große und Fleine Plattnafen. Eigen- thümlic diefer Rage ift der fchnelle Flug, die lange Geftalt, der Fleine abgerundete Kopf und der an der Bafis breite Schnabel, überragt von ziemlich entwicelten, flachliegenden Drüfen, eine Eigenthümlichkeit, die diefer Taube die Bgeihnung „plattnafig” verichafft hat. Die Augen find umgeben von eimer breiten, rund un diefelben laufenden matten Haut, die ris ift jehr lebhaft und von röthlich-gelber ‚Farbe. in Das Gejanmitrefultat diefer verfchiedenen Rage-Eigenfchaften hat zu der Annahme geführt, daß die Belsishe Brieftaube aus einer Kreuzung des Mlöpchens mit der Plattnafe hervorgegangen ift. Die Geftalt ihres Furzen und gewölbten Schnabels fpriht dagegen, daß die Feldtaube und die Antwerpener Taube dazu beigetragen haben, diefe Art hervor- zubringen, im Gegentheil, das Dorfommen der Kraufe, die früher bei den Belgifchen Brieftauben viel häufiger war als jest, und die Form des Kopfes beweifen zur Genüge, daß das Mönchen der Hauptitanımvater der Belgifhen Brieftaube ift. Es ift jedoch nicht der alleinige Erzeuger, denn die Brieftaube, mit den Mlöpchen verglichen, ift von jtärferem Habitus, ihr Flug ift fchneller und Fräftiger, die Schnabeldrüfen entwicelter; die Augen Ilebhafter und glänzender, beinahe immer von eimer faft weißlichen, nadten Haut umgeben. Damit gelangt man zu dem Schluffe, der im Uebrigen auch. mit der alten Heberlieferung ftinmt, daß die Belgifche Brieftaube aus einer Kreuzung des Möpchens mit der verloren gegangenen Plattnafe entjtanden ift. Unter den Europäifchen Brieftauben zeichnet fih namentlich die Belgifche Brief- taube vortheilhaft aus, und zwar in folgenden Schlägen: a) Die Antwerpener Brieftaube. Sie ift ein Baftard vom Carrier mit dem Tünmnler in der zweiten oder dritten Generation und trägt, je nachdem fie niehr diefem oder jenen nachartet, die NTerfmale der einen oder anderen Rage in hervortretenderem Maße. Die erfte Kreuzung, der Dragon (Dragoner) oder die Drachentaube, hat man in Antwerpen vorzugsweife zur Hucht der Brieftauben verwendet und aus diefen Nüischlingen hat fich nun eine wenigjtens einigermaßen feititehende Rage gebildet, deren Angehörige mehr oder minder fleifhige Augenränder und dien Hafenwulft, fowie mehr oder weniger lange Schwingen, breite Fahnen der Schhwung- federn und ein jtraffes, Fnapp anliegendes Gefteder zeigen. Huweilen Fonmen fie au) ohne Hafenwulft und ohne fleifchige Augenränder vor, verleugnen jedoch aud) in diefen Falle ihre AbFunft nicht. Die Antwerpener Taube hat einen langen, mit den flachen Kopfe eine inte bildenden Schnabel und einen langen fchmalen Hals. Die Hafenhaut if nicht jo did wie bei der Brüffeler Taube, audy tft der Schädel nicht fehr breit zwifchen den Augen; diefe, perlfarbig mit weißem Hautring verfehen, find nicht fehr vorfpringend, aud) ift der Augenring nicht ftarf entwicelt, dte ris ift meift roth, die Bruft breit, Schultern nicht von den Bruftfedern bedeckt, Iofe anliegend, das Bruftbein hervortretend. Die Flügel find lang und werden über dent Schwanze gefreuzt getragen, deffen Spite fie beinahe erreichen. Das Gefieder ift Fnapp anliegend, die Bärte der Federn find fchmal, mit Aus- nahme der Schlagfedern, die, wie bei allen Reifetauben breit fein mwüffen. Der Oberarm Lithogr. u. Druck v. J. F. RICHTER, Hamburg. ANTWERPENER BRIEFTAUBEN (C. tabellaria europea.) Preistauben des Vereins für Brieftaubenzucht »Blitz« in Stettin. Tour: Kopenhagen Stettin im Juli 1885.) ift Fürzer als der Unterarm. Die Beine und Sehen find mittellang, doch nicht fehr Fräftig entwicelt, jondern im Derhälniß zum Körper fhwadh. Der lange Schwanz wird fchmal zufanmengelegt getragen. Der Habitus der Taube ijt maljig, dte Form länglih, fpit auslaufend. Das Gefteder ift verfchieden gefärbt, am häufisften blau oder fahlroth; beliebt find auc die oft fehr bunten Scheden. Die Antwerpener Brieftaube ift ein durchaus ficherer Flieger, welcher auh bei fchwierigen Terrainverhältniffen, alfo in gebirgigen Gegenden, innerhalb großer Städte, in fumpfreichen und ftarf nebeligen Sandfchaften und am Meeresjtrande, fowie befonders für weite Touren amı zuverläffisiten fich zeigt. ac Senzen’s*) Behauptung bewährt fie fih am beften, wenn die Flugrichtung von Dften nach Weiten gebt. Sie wird auch früh, fobald fie vollftändig ausgewachlen ift, abgerichtet und fliegt bereits in den erjten Jahren fehr aut. b) Die Kütticher Brieftaube, Die Kütticher Brieftaube ift ebenfalls Feine reine Rage, fondern ein Mischling von Atöochen mit dem Tümmler. Es ift eine Fleine Taube mit gewöhnlich unbehäubten feinen, ausdrudsvollen, converen Kopfe, flacher Stien, dem Gefieder entjprehend gefärbter ris, voller Bruft, gebogenen Flügeln und reichem, fanımetweichen Gefieder. Bei manchen Eremplaren zeigt fich mehr oder minder deutlich das Jaböt und die Kehlwanıme, feltener aud) noch das Häubchen des Möpchens. Der etwas Fräftige Furze Schnabel ift mit einer nicht zu jtarfen YTafenhaut umgeben. Häufig Fonmten auch, namentlich bei den Tauben aus Der- viers, noch Ölasaugen und Strümpfe vor. Die großen Augen find feurig, lebhaft glänzend, brandgelb, der Hals ift Furz, dicht und voll befiedert, Halsfedern lang, metallifh glänzend, die Bruft gejpalten, die Schultern werden von den Bruftfedern bedeckt. Die Flügel find lang, mit breiten Innenfahnen und breiten Schlagfedern verfehen, fte werden übereinander gefreut getragen, ein Beweis von der Breite der Bruft. Die Beine find Furz, Zehen Flein, aber jtarf, der Schenkel in dem vollen Kederfleid verftekt. Der Schwanz ift fo fchmal zufanmen- gelegt, daß er nur die Breite einer einzigen Feder zu haben fcheint. Ihre Eigenthümlicy- Feiten follen hauptfählich darin beruhen, daß fie nach langer Zeit, zuweilen noch nach Jahren, von Heimathsgefühl getrieben, ihrem Schlage zueilt, und deshalb, meint Tenzen, wird fie für multärtihe Swede am brauchbarften fein, indent fie felbft bei einer langen Dauer der Be- lagerung immer nod) ficher heimfehren würde. In den erften Jahren foll fie fih dagegen auf langen Touren nicht bewähren und Fann erft mit dem dritten Jahre dazu verwendet werden. c) Die Brüffeler Brieftaube, Merflich verfchieden von der Lütticher Taube ift die Brüffeler, welche ganz den Typus der echten Türfifchen Taube an fich trägt. Sie ift groß, Fräftig, Furzhalfig, hat einen dicken *), H. Senzen. Director der deutfchen Militairbrieftauben-Stationen in Köln, EST Schnabel, dicke, fleifhige Augenringe und ftarfe, runzelige Yafenhaut. Der Schädel ift vegel- mäßig conver, die Augen find groß, hervorftehend, die Farbe des fie umgebenden Sleifch- randes wird, ins Gelbliche fpielend, nie röthlih. Die Farbe der Yris ift brandroth, auch dann, wenn am Kopf und Hals die weiße Farbe des zumweilen weißen Gefteders vorherrfht. Die Federn des gedrungenen Halfes find Furz und breit, die Bruft breit, gewölbt, die Schultern in den Bas verftekt, wenigstens davon bedeckt, der Bruftfnochen, deffen Kiel fehr entwickelt, hervorftehend, daher erfcheint der Keib mehr Furz als lang. Die Flügel, von der Babel zum Ellbogengelen? gemeffen, find lang, während die Fortfeßung des Armes, der Unterarm, Fürzer ift. Die Federfiele find hart und dte Federbärte jtarr, die Schlagfedern an der. Innenfeite dicht von Fleineren Federn bededt. Der Armmusfel, der die Schulter mit dent Handgelen? verbindet, ift dick und hart. Die Arme find Furz und ftarf, ebenfo die Sehen, der Schwanz Furz, breit, mit breiten Federn verfehen. Alle diefe Darietäten tragen, wie fchon bemerkt, Feinen feftjtehenden Typus einer Rage. Sie fhwanfen ebenfo in der Geftalt und in den angegebenen &harafteriftifchen Afterf- malen, als auch in der Färbung des Gefteders. Einfarbige, blaue, fhwarze, weiße Tauben, feltener gelbe und vothe, amı häufigiten aber bunte, meiftens jehr unregelmäßig, unfchön gezeichnete find zuweilen die tüchtigjten Flieger. Nein weiße, gelbe und andere helle Tauben {hätt man weniger, da fie leichter von den Raubvögen ergriffen werden. Die Sranzöfiihen Hüchter ziehen dagegen die weißen Tauben vor, weil nämlich einerfeits die Buchftaben und Heichen des Stemipeldrudes oder der Depefche auf den weißen Flügelfedern deutlicher hervortreten, andererfeits weil weiße Tauben fi im Fluge beffer beobachten Taffen, fodann auch, weil fie nicht fo fehr durch den Einfluß der Sonnenftrahlen leiden follen als fhwarze oder dunfelfarbige Tauben. Ganz befonderes Gewicht legen manche Liebhaber auf die Farbe der Augen. Die Antwerpener Brieftaube zeigt oft das fchöne, weißgelbe, fogenannte Derlauge; die Lüttiher Rage hat am häufigjten ein rothes oder audy) braunes, gelbes Auge. Bei den gefhekten Tauben find die beiden Augen nicht felten verfchieden gefärbt. Die braunen und dunkfelr Augen überhaupt gelten bei manden Siebhabern als Dorzug, weil man annimmt, daß folhe Tauben bei bewölften Hinmel und düfteren Wetter beffer fehen Fönnen. Dorftehende Mifhlingsragen, die Antwerpener, die Kütticher und die Brüffeler Brief taube, find in reinen typifchen Eremplaren allenthalben, felbjt in Belgien, recht felten. Durch fortwährende weiter geführte Kreuzungen der Stanmragen: Carrier, Mönchen, Tünmiler und Feldtaube untereinander, jowie wiederum der beiden Mifchlingsragen und aller diefer Bajftarde zufanmen, ift nun aber eine bunte Mlannigfaltigfeit von Taubenformen entitanden, die unter dem Begriff Brieftaube zufanmengefaßt jeder näheren Selneibuns ipottet. Bei der Auswahl der zur Zucht von Brieftauben beftummten Eremplare, gleichviel von welcher Rage, ift immer auf folgende Merkmale zu achten. Bei Eleinem Körperbau niuß die Taube eine möglichit große Klafterweite, dichtes Gefieder und ftarf befchwingte Flügel, d. h. recht breite Fahnen an den Schwungfedern haben. Haupterforderniß ift möglichit hohe Miusfelfraft der Flügel, jo dag man diefelben nur mit Ntühe emporzuheben vermag. Durch große Klafterweite, d. h. durch lange fpite Flügel erwächft der Brieftaube ein doppelter Dortheil, indent fie einerfeits fchneller zu fliegen vermag und andererfeits die breite Inmen- flähe des Flügels für den Abdruf des Stempels und für die Depefche reichlichen Raunı zeigt. Das MWiederauffinden der Heimath bei den Brieftauben beruht lediglih auf geregelter Drejjur und dem außerordentlich fharfen Drientirungspermögen, d. h. fi) während des Fluges in der Gegend jo genau zu orientiren, daß die Taube auch aus der woeiteften Entfernung immerhin einen Punft aufzufinden vermag, welcher fie leitet. Selbftverftändlich jt es, daß diefe Begabung einerfeits von der Schärfe der Sinne abhängt und andererfeits eh nicht allein bei den verfjchiedenen Taubenracen, fondern auch noch bei den einzelmen einer jeden folchen je nach der indiwiduellen Begabung außerordentlich verjchiedenartig fic zeigt. Und dadurch erklärt es fihh von vornherein, daß die Tauben mancher Rage ungleich beffer zur Abrihtung als Brieftauben fih eignen als andere, und daß wiederum felbft unter den als Brieftauben gefhästen Arten manche Eremplare, die den vollen Typus der reinften Rage Aus diefer Thatfahe aber ergibt fich ebenfo wie aus der Erfahrung auch wiederunt, daß eine fahgemäße, durhaus fyftematifhe Abrichtung felbft bei den begabtejten Brieftauben durhaus nothwendig ift. Daß die zärtlihe Zuneigung der Paare mit ein Hauptmotiv zur Rücfehr bildet, ift ebenfo zweifellos, da, wie bei den Schwalben, jo auch) bei den Tauben der an den häuslihen Herd feffelnde Sinn fo bewunderungs- würdig entwicelt ift. Die natürlihe Harmonie der Paare ift die wefentliche Bafis und abjolut unerläßliche Bedingung zur Erziehung guter Brieftauben. II. Abtheilung. (. Die Sropffauben. — C. strumosae. Dieje allgentein bekannte und beliebte Taubenrage unterfcheidet fi) von allen andern Tauben dadurch, daß fie den Defeophagus (Schlund) bis zur höchjten Potenz aufzublafen im jtande ijt und ihn in diefen Zuftande nah Belieben zu erhalten. Es gejchieht dies durch Einziehung der äußeren Luft durch den Schlund in den zwifchen Kropf und Außenhaut befindlihen Raum vermittelft des etwas geöffneten Schnabels, wobei die Kehlflappe fich Ihliegt; dies Schliegen gefchieht auf eine Weife, die noch nicht gründlich erforicht tft, wahr- Präß, Mujtertauben-Buch. 23 jcheinlich aber wirfen die Halsmusfeln mit. Die Aktion des fogenannten Blafens ijt ftets eine gefchlechtliche, da vor Entwicelung des Gefchlechtstriebes der Kröpfer wenig und nur un- vollfommen bläft und erft zur Paarungs- und Begattungszeit zeigen beide Thiere, was fie darin zu leiften imftande find. Die Hauptichönheitsregel bei allen Ragen der Kropftaube ift, daß der Hals lang fei, damit der Kopf nicht zwifchen den Schultern tee, was den TIhieren ein unförmliches Anfehen verleiht. Eine weitere gemeinfane Eigenschaft aller Kropftauben ift das Ebenmaß des Kopfes und Schnabels. Diefe weichen von denfelben Theilen der Gemeinen Taube Faun und nur in gleihem Derhältnig wie die übrige Körpergröße von derfelben ab. Andere gemeinfame Eigenjhaften find: langer, gejtredter Körper, lange Federn, Uebereinftimmung in Färbung und theilweife auch in der Heichnung. Auch die Farbe der Augen entipricht bei allen Kröpfern den allgemeinen Regeln der Farbe des Gefieders. Bei dunklem Kopfe ift das Auge gelb, bei weißem Kopfe braun. Perlaugen fonmen nie vor. Die farben Schwarz, Roth und Gelb ericheinen nur ausnahmsweife fatt und intenfiv, meift jind jie blaß, matt oder Shmusig. In Seichnungen ift die ganze Abtheilung arm und außer bei einer Race jind diefe felten Forreft. Doch findet man viel Uebereinftinmmung der Heichnungen bei ver- jchiedenen Ragen. Auch in den Derbreitungszonen der Ragen befteht ein gewiljer örtlicher Hufammenhang. So fehen wir eine Anzahl von Arten hauptfächlich in den Küftenländern der Hord- und Ditfee, andere mehr in KCentraleuropa verbreitet, während die Länder des Nlittelmeeres Feine Art aufzuweifen haben. Hieraus darf man wohl fliegen, daß diefe Taubenart nicht aus dem Drient, wo fte auch heute noch unbekannt, zu uns gelangt ift. Dielmehr fprehen jo manche Gründe dafür, daß die Taube, aus dem mittleren Afien jtammend, zum Theil auf dem Kandwege nah Böhmen und Mähren und zum Theil den Flüffen entlang nad der Ditfee Eingang bei uns gefunden hat. Gewißheit hierüber haben wir freilich nicht, dern obgleich die älteften Schriftiteller, wie Aldrovandi und Andere ihrer erwähnen, jo wird doch von Feinent derfelben etwas über ihre Herfunft mitgetheilt. So viele gemeinfane Eigenfchaften die verfchtedenen Ragen auch unter einander haben, jo fehr abweichend verhalten fte fich gegenfeitig in Betreff ihres Körpers und ihrer Beine; es gibt jowohl große als Aleine, lang- und Furzbeinige, mit beftederten und foldhe mit nadten Füßen. Aucd) die Form, die der Kropf beim Aufblafen annimmit, ift bei den verjchiedenen Ragen verfchieden. Sie ift entweder Fugelig, oval oder eiförmig. Die heute befannten und verbreiteten Ragen jind folgende: a) Die große Deutfhe Kropftaube. — C. gutturosa maxima. Ste ijt einer unferer größten Kröpfer und von bedeutender Höhe. Die Länge beträgt 550 mm und die Breite mit ausgefpreisten Flügeln 1,5 Meter. Sie gilt als Stammrage Ba aller übrigen Kröpfervarietäten. Der runde Kopf ift meift glatt, zuweilen fpisgehäubt, die Stirn hoch, der Schnabel verhältnigmäßig Furz, der Hals fehr lang und nebit dem Kropfe jtarf mit Haaren behängt; Bruft und Rüden breit, Iesterer etwas hohl. Der ftets auf- geblafene, etwas nah) vorn hängende Kropf hat einen Durchmeffer von 120—150 mm und einen Umfang bis zu 425 mm und gleicht einem Ei, deffen Spise nach oben gerichtet ift. Die Furzen Fräftigen Füße jind federlos, die nachläfjig herabhängenden Flügel überragen das Schwanzende un 50mm. Dies ift das charakteriftifhe Merkmal der Deutfhen Kropftaube und findet fich bei Feiner der folgenden Ragen. Im Knochengerüft ift die Deutihe Kropftaube mindeftens ebenfo ftarf wie die Pommerfche, doch fteht fie fehr niedrig auf den Beinen; im Derhältnig zu ihrer Größe fogar niedriger als die Gemeine Taube. Die gewöhnliche Farbe des weichen Gefteders ift entweder weiß oder blau, mit weißem Kopfe oder Spießen, gelb mit weißem Schwanze und Kopfe, oder Schwarz mit weißem Kopfe. Die blauen Kröpfer mit weißen Kopfe nennt man in Müttel- deutihland „Berliner“, die rothen und gelben Meißföpfe „Sreslauer”. Es ift fehr zu beflagen, daß diefe Taube in reiner Rage jeit vielen Jahren faft ganz verihwunden zu fein fheint, da wir fie auf Aus- ftellungen und Märkten fait nie vertreten finden. Die Der- mehrung ijt allerdings eine äußerjt geringe. Der Hauptgrund des Der- ihwindens diefer Rage liegt wohl hauptfählich im AMtode- wechjel, infolge defjen die DiefgrohekDen tin ttoprfanbe: Hüchter fih mehr den fhlanfen, hohbeinigen Darietäten zugewendet haben. Allerdings Fann man die Taube von Stand- punfte der Aefthetif aus nicht [hön nennen. hr Eolofjaler langer Körper auf den niedrigen Füßen und der breit aufgeblafene Kropf ohne jegliche Taille verleihen ihr ein jchwerfälliges, plumpes Ausfehen. 180 b) Die mittelgroße Deutfhe Kropftaube (Deiterreihifher Kläticher.) Sie ift etwas fleiner als die vorbeichriebene Kropftaube, gleihfalls mit Furzen, nadten Beinen und gegenwärtig auf einem großen Theil von Mütteleuropa verbreitet, wo fie meift von Sandleuten gezüchtet wird, bei denen fie auch feldet. Sie ift nad) Dies’ Mteinung diefelbe Taube, die in Defterreih den Mamen „Klätfcher” und „Ungarifhe Kropftaube” führt. Int Körperbau ift diefe Taube nicht fo groß als die vorangegangene, meift einfarbig und glattFöpfig und fie hat immer nadte Füße. Eine weientliche Derjchiedenheit befteht in der Korn des aufgeblafenen Kropfes, der jchöner gerundet, mehr Fugelig ift; auch jteht die Taube etwas aufrechter, ift nicht jo übermäßig lang, wodurd die ganze Figur ein fchönes Ebenmaß gewinnt. Sie ericheint gleichfalls in den fünf Hauptfarben: Weiß, Schwarz, Blau, Roth und Gelb, fowie in mehreren Swifchenfarben, befonders in jchönen Silberfahl, mit und ohne Binden. Außerdent gibt es auh Scheden und Gezeichnete. Die Schedenzeihnung erftrecdt fich bei jhwarzem, rothem oder gelben Grunde auf weiße Federn in den Flügeldefen, ferner bei ihwarzent Grunde auf weiße Federn amı Kopfe und Halfe, welcher Fall mit „riefel= oder puderföpfig“ bezeichnet wird. In Seihnung tritt die Taube mitunter weißichwingig, geelftert und weißichildis auf; legte Seihnung hödhjt felten, auch mit Pfaffenzeichnung. our Beurtheilung der Schönheit find folgende Regeln gültig: Im Körperbau muß die Taube mindejtens jo groß fein, als die Holländifche Kropftaube, 90 mm Klafterweite, je nıehr, dejto befjer. NWadte Füße find ein unbedingtes Erforderniß; der Kropf foll nad) allen Seiten ebenmäßig abgerundet fein, vor Allem darf er nicht einfeitig oder fchief getragen werden. Eine Taille Fann nicht verlangt werden. Die Elfterzeihnung Fann fowohl mit, als ohne weißen Kopf evjcheinen, ohne daß der eine oder andere Fall als Bedingung beanfprucht werden darf, ebenfowenig wie das ftarfe Sufanmenfchlagen mit den Flügeln. Hu diefer Kröpferart gehört auch der Aachener „Bandfröpfer”, der ebenfalls in allen Hauptfarben vorfonmit, gegenwärtig aber nur noch auf wenige Kiebhaber befchränft. ift. c. Die franzöfifihe Kropftaube. — Le Pig. grosse gorge. Ehe ich zur eingehenderen Befprehung diefer Taube übergehe, will ih einen Blid der großen, hochbeinigen. Kropftauben werfen. Diefe auf die gefanmte Abtheilung Abtheilung bejteht aus den drei Re Söfentanieh „Sranzöfifihe, Enslifhe und DPommerfhe Kropftaube“. n { Bei aufmerkffamer Beobahtung und jtrenger Beurtheilung wird nicht in Abrede gejtellt werden Fönnen, daß diefe drei Tauben fo viele gemeinfame Eigenjchaften mit einander haben, daß man zu der Annahme berechtigt wird, fie als eine Art oder Rage zu betrachten, Lithogr. u. Druck v. J. F. RICHTER, Hamburg. FRANZÖSISCHER KRÖPFER. (Le Pig 5° die fih nur in die verfchiedenen Unterarten oder Schläge geipalten hat. Man wird um fo miehr dazu berechtigt, wenn man das bindende Mittelglied zwiichen den beiden extremen Enden — Franzöfiihe und Ponmerfhe — die Englische Kropftaube, eingehend würdigt. Großer Körper, hohe Beine mit befiederten Füßen und gleihmäßige Seichnung ift den drei Schlägen gemeinfan. Aber mehr noh. Auch aus den Derbreitungszonen derfelben läßt jih auf eine Stanmmform der drei Schläge Ichliegen. Engländer und Mormannen find Dölferfchaften, dte einft an der Dftfee faßen. Die Angelfahjen gingen früher, dte Hormannen jpäter nah) Britanten hinüber und bilden gemeinfan mit den Nefte der Urbevölferung das Englifhe Dolf. Dem jesigen und den früheren Wohnfiten diefes Dolfes entiprehen aucy heute noch die Derbreitungsgebiete der drei Schläge. Es ijt weiter nicht zu viel behauptet, wenn ich fage, das deal einer Englifchen Kropftaube ift, bis auf die Befiederung der Füße, die Sranzöftiihe Kropftaube. Alan trifft in der Normandie viel mehr gute Thiere als in England, und wenn man die Abbildung Ludlows und die Befchreibung Fultons mit der Hormännifchen Taube vergleiht, jo wird man fie für diefe viel zutreffender finden, als für die Englifche. Der Grad der befiederten Füße, den die Engländer jest als Standard verlangen, ift dabei durhaus nicht von Belang. Einmal ift diefer Grad ein Mittelding zwifchen nadten und belatihten Füßen, der leicht zu evzielen, aber fhwer zu erhalten ift. — Don der ftandard- mäßigen fußbefiederung fällt bejtändig Kachzuht nah den zwei entgegengejeßten Richtungen. Ferner find die Engliihen Tauben in ihrer Befanmtheit weit davon entfernt, die jtandard- mäßigen Federfüße zu bejisen, es ergeht ihnen vielmehr auch heute, wie vor 150 Jahren, zu den Seiten john Mtoore’s, deilen Macharbeiter Eaton uns mittheilt, daß es fowohl Tauben mit dünnbefiederten Beinen gäbe, die man „Drahtbeine” nenne, und folche mit fo dicht befiederten Füßen, daß fie den Eindruf eines „ANtühlpfoftens”, vielleicht beffer überfett mit „Baumftanıms” machten. Weiter erjehen wir aus denfelben Werke, daß die Engländer zu jener Seit jelbjt noch über die richtige Art der Fußbefiederung im Unkflaren waren, denn Moore jagt uns Yichts darüber, während ein anderer Englifher Autor oder Liebhaber, 5. Mayor, 1850 no ausfpricht, daß das Maß der Fußbeftederung eine Gefhmadsjache des einzelnen Kiebhabers bleibe. Wenn wir aber von dent Brundfage ausgehen, daß nur der ausgeprägteite Typus als Art oder Race zu betrahten ift, fo gelangen wir zu der Anficht, daß nur in der Hormännifhen und der Ponmerfhen Taube Typen nach zwei verjchiedenen ertrenen Richtungen hin ausgeprägt find, und die Englifhe Taube erfcheint demnach entweder als die Form, aus welcher beide hervorgegangen, oder als ein Mifhungsproduft derfelben. Kehren wir nun wieder zu der Franzöfiihen Kropftaube zurüd. Sie ift hauptfächlich nur in den nördlichen Departements Frankreichs, der Normandie, Picardie, Artois und dem benahbarten Belgien anzutreffen. Es ift diefelbe Taube, die Darwin und Baldamus als „Kröpfer von Kille” aufführen. Erxfterer gibt zu, daß er die Taube nur nad Befhreibungen Fenne, was fehr zu bedauern ift, da er ficher, hätte er die vorzüglichiten diefer Thiere aus eigener Anfhauung gekannt, mande zu verwerthende Schlußfolgerung gewonnen hätte. Baldamus ging es nicht viel beffer. Er fchöpfte aus Kranzöftfchen = deren Angaben über Tauben aber insgefanmt einen folhen Wirrwarr enthalten, daß es amı beiten ift, gar Feine Hotiz davon zu nehmen. Auch heute noch ift die Taube vorab auf jene Gegend befhränft. ach Deutichland. gelangte fie erft vor etwa 20 Jahren und ift auch jest noch an vielen Orten ziemlich unbefannt. Wo fie aber aufgetreten ift, erwarb fie fich fofort den Beifall der Kröpfer- liebhaber und verdrängte in Furzer Seit die vordem ebenfo beliebte Englifhe Rage. Die Taube ift in beinahe allen Punkten fo wie die Englishe Kropftaube fein foll, meift aber nicht ift. Ihr Körper ift lang, der Rumpf fchmal, zufammengepreßt, jo, daß er in der Korn dem vieler Fifhe gleicht. Diefe Form ift im Knochengerüft begründet. Die einzelnen Rippen find breiter, die Wirbel zahlreicher, das Bruftbein höher, der Unterfchenkel länger, als bet anderen Tauben. Die Knochen find Fräftig und ftarf und ftchen im Derhältnig zur Größe des Thieres. Bet einem guten, aber noch nicht beten Eremplare haben fih nachjtehende Maße ergeben: Sranzöjtihe Kropftaube. Gemeine Taube: vonz ders Schnabelipises bis zung Steps re: 253 mm 20 mm Br n aus Altunowintelass pen 2) FE “ UNS lgermites ee Mae SD mm „ sun Bertha Er SD SD nm 9 „ Sum Schwarzenoese re 470 „ 360 ,, lafleumetlen 2.422 2. ee ee SEO), 7 665 „ Uhr angwüberzöten Brite er Se 230 7 PRO Beinlänge von der Magelfpise der Mlittelzehe bis zum Knie 170 „ 20 7 Aus diefen Hahlen ift zu erfehen, daß der Kopf in denfelben Derhälmiß größer ift wie der übrige Körper, der Rumpf dagegen weniger Umfang zeigt, Körperlänge, Klafterweite und Beinlänge aber außer Derhältnig größer find, als bei der Gemeinen Taube. Die form des Kopfes weicht etwas von der der Gemeinen Taube ab. Die Stirn ift zwar flach, fteigt aber hoch nad dem Scheitel auf, ähnlich wie bei der Perücdentaube. Nach hinten fällt der Scheitel dann ebenfo fcharf nah dent Benick ab. ” 3 2 i er % 185 Eine Hauptjahe it die Form des Kropfes. Diefer muß eine vollftändige Kugel bilden und ich bejtinmt von dem Rumpfe trennen, wodurch an der Bruft ein anfcheinender Einfchnitt „Taille“ entjteht. Die Hniee treten fichtbar aus dem Gefieder vor, Unterfchenkel und Kauf bilden, je nad) der Stellung, öfter eine Kinie. Der Fuß ift mitunter glatt, aber häufig audy mit einigen furzen Federchen jpärlich bejest, die fich vorab auf der Müttelzehe zeigen. Das Gefteder ift am Rumpfe ziemlich Fnapp, nur die Schwingen- und Schwarz- federn find lang und breit. Die Spisen der Schwingen reichen bis ca. 0 mm vor das Schwanzende, wo fie fich berühren. Die Taube tritt zwar in allen Grund- und Swifchen- farben auf, einfarbig fowohl als gezeichnet. Bei Einfarbigen ift aber die Farbe außer Weiß meift jchleht, Roth und Gelb immer mit fahlen Schwingen und Schwanz. Dagegen findet man bei weiß gezeichneten Tauben meijt fehr brillante Grundfarben, als Gelb, Roth und Schwarz, feltener ift Blau. Die Swifchenfarben beftehen meift in rothfahl mit braunen Binden oder aud) geihuppt. Belb- oder Silberfahl werden dagegen jeltener angetroffen. Don Heichnungen treten drei Formen auf, die jedoch alle fih fehr nahe jtehen: die geherzte, die ungeherzte und die gemönchte. Die Herzzeihnung be- jteht in einem weißen led auf der Bruft, bei der gemöndhten ift außerdem auch der Kopf weiß, in beiden fällen noh die Schwingen und mitunter auch der Schwanz. Ferner follen der Bauch und die Schenkel weiß fein. Der weiße Flet auf der Bruft foll möglihjt in Form eines Halbmonds, jo wie beim ae sansonieessreropreel(eiegträupmltreibend)t Staarhals fi) quer über die Bruft eh legen. Bei der gemönhten Zeihnung foll das Weiß des Kopfes und der Brujt gleich- falls mit einer quer über die Bruft nah den Genie verlaufenden Bogenlinie abjhliegen. Ebenfo muß das Weit des Bauches unter der Bruft und amı Schwanze fich mit fcharfen Kinien von der Grundfarbe trennen. Bei blauer und Schwarzer Grundfarbe ift der Schwanz nocd) farbig, bei rother und gelber dagegen weiß. Die weißen Schwingen find wiederum den allgemeinen Regeln der Weißfhwingenzeihnung unterworfen. Wir fehen nun, da an diefe Taube in Betreff der Seichnung bis auf einen Punkt alle Anfprühe geftellt werden, wie an die Englische und Ponmerfhe Kropftaube. Kur die Rofe auf den Flügeldefen ift davon ausgenommen. Wenn diefe jedoch nicht grade ein Erforderniß ift, jo it ihr Dorhandenfein auch Fein Fehler. So wenigftens wird es in Deutihland gehalten. Ein häufig vorfommender und hauptjählicher Fehler betrifft den Körperbau. Die Taube ift anı Rumpfe zu fchmal, wodurh die Oberfchenfel und Hniee zu dicht amı Körper anliegen. Um das Gleihgewiht zu erhalten, fpreist dann die Taube die Unterfchenkel, befonders aber die Füße auseinander, fie fteht xbeinig. Diefer Fall tritt bei fonft oft vorfrefflihen Tauben, vorab ‘bei recht langbeinigen, häufis auf. Er ift quafi als em übertriebener Grad der Sucht zu betrachten, die hierdurch zur Carricatur geworden ift. Außer dtefem Fehler find felbjtverjtändlich plunipe und Furze Figur, zu niedrige Beine, zu Pleiner Körper gleichfalls Fehler in noch erhöhten NMtaße, die fich jo weit fteigern Fönnen, dag eine Taube als nicht mehr zu der Rage gehörend betrachtet werden Fann. Eine Eigenthümlichkeit jteht mit der Beftederung der Füße im Sufammenhange Ganz nadte Füße find meift mit Fleinerem, aber eleganten verbunden. Sie werden mehr bei einfarbigen und Tauben ohne weiße Bruft, als bei geherz efunden. Geherszte Tauben jind größer, werden aber in der Regel mit jtoppeligen Füßen ge a diefe arten mitunter bis zu förmlichen Federfüßen aus. Is $ehler der Färbung gelten die für alle Ragen üblichen Regeln. Die Seichnung weijt Mn meiften Fehler auf, doch werden diefe felten jo hoch angerechnet, als bei anderen Arten, vielmehr häufig, fobald fie nicht zu auffallend find, gegenüber der Figur, in den Hintergrund geftellt. Gehen wir nun zu der der Franzöfiihen Kropftaube entgegengefesten formt der großen hochbeinigen Kröpfer über; es ift diefe Form verförpert in der Ponmmerfchen Kropftaube. d. Die Pommerfhe Kropftaube.“) Sie ift Fürzer und gedrungener gebaut, ihr Körper ift nicht fo fchmal, als der der Franzöfiihen, fjondern mehr rund, wodurch hauptfächlich die Beine weiter auseinander Jh verweife hierbei hauptjählih auf eine Abhandlung des Bern W. Hevernid in Uo. 4 2. J. 1879 und auf eine desgleihen von Dr. Bodinus in Wo. 5 d. J. 1877 der von mir x herausgegebenen Seitichrift „Columbia“. Lithogr. und Druck der Verlagsanstalt and Druckerei A.-G. (vormals J. F. Richter) in Hamburg. FARBENSCHWÄNZIGER POMMERSCHER KRÖPFER. (€. gutturosa maxima Pom.) Züchter: Herr Gustav Prütz-Stettin. 185 jtehen. Das Gefieder ift dichter und voller, Schwingen- und Schwanzfedern nicht fo lang als bet erjterer. Der größte Unterfchted befteht jedoch in der Beftederung der Füße. Bei der Pommterjchen Taube ift das ganze Bein fammt dem Fuße ftarf befiedert, an letterem bilden die Federn „Katihen”, amı Unterfchenfel „Stulpen“. Hierdurch treten die Hniee nicht jihtbar aus dent Gefieder heraus, find vielmehr in demfelben verftekt. Auch die Form des aufgeblafenen Kropfes ift weniger rund und Fugelis, der Kropf fitt breiter auf dent Rumpfe auf, es ift wenig Taille vorhanden. Weiter bilden Unterfchenfel und Lauf einen ftärferen Winkel, das Bein steht weniger fenfrecht. Dies find Urfachen, weshalb die Taube nicht jo elegant, jondern plumper ausfteht, wie ihre Dorgängerin. Die Pommerfche Kropftaube mißt von der Schnabeljpise bis zum Schwanzende 420—470 mm; von der einen bis zur andern ausgebreiteten Slügelipite 700— 750 mm; die Füße find vont Flügel- gelen? bis zur Spite der mittleren Sehe ungefähr 180 mm lang und es hängt wefentlich von ihrer Biegung in den Gelenken ab, ob die Taube recht hodhfüßig erfcheint, d. h. je ftumpfer der Winkel ift, in welchen DOber-, Unterfchenfel und Ständer zu einander ftehen, unı fo höher fteht natürlich die Taube, um fo werthvoller ift fie. An den Schenken müffen die Stulpen recht lang herunterhängen, und die den Ständer bedecenden Katjchen dürfen nicht unter 25 mm Sänge haben, fie erreichen häufig eine folche von 150 mm. Dagegen gleicht fie diefer wieder mehr in Färbung und Heihnung. Einfarbig fonmt jie nur in Weiß und Schwarz vor. Selten ift die Heichnung von fchwarzem oder blauem Schwanze bei weißer Körperfarbe. Die gewöhnliche Zeichnung dagegen ift diefelbe wie bei der Kormännifchen, farbiger Körper nut weißer Bruft und Schwingen bei blauer und ihwarzer Grundfarbe, desgleichen nebjt dent Schwanze bei rother und gelber Grundfarbe. Die Brundfarben Schwarz, Roth und Gelb finden fich mitunter ziemlich intenfiv vor. Die blaue Farbe ift gleihfalls Far. Swiihenfarben wie Roth-, Belb- oder Silberfahl, weder mit Strihen, noh gefhuppt, treten feltener auf als bei der Hormännifhen Taube. Der Grund hierfür mag wohl darin liegen, daß diefe Farben überhaupt bei den Pommerjchen Kiebhabern mehr verpönt find als bei den Franzofen, denn es wäre nicht fchwer, diefelben zu evzielen. Die Hauptfahe bei allen vier Hauptfarben ift die Seichnung des Kropfes. Am werthvolliten find diejenigen, bei denen fih ein nach oben offener, regelmäßiger Halbmond etwa über die Mitte deffelben zieht, fo daß fich unter dem Unterfchenfel ein 1 bis 2, ja 3 finger breiter „Bart“ von der Brundfarbe der Taube befindet. Gern hat man es auch, wenn der Ilnterleib derfelben, Furz vor den Schenken fcharf abgefchnitten, weiß tft und auch die Hofen und langen Fußfedern gleichfalls weiß find, was jedoch beit blauen und ihwarzen Tauben weniger beachtet wird. Als großer Fehler gilt es, wenn am Dorder- Prüäß, Mujtertauben-Buch. 24% 186 Fopfe eine weiße Schnippe vorhanden ift; der ganze Kopf muß überhaupt ohne weiße Flede fein, und eine ganz befondere Caprice der Dommerjchen Taubenltebhaber befteht darin, daß fih auf dem Slügelbug durhaus nicht die weiße Rofe der Englischen Kropftaube oder jonjt weiße Federn vorfinden dürfen. In Betreff der Seichnung des Kropfes tft man auch zufrieden, wenn fich jtatt des weißen Halbmondes ein Quadrat, eim regelmäßiges Dreiet mit der Bafis nady oben oder eine anderweitige, regelmäßige Figur vorfindet, und gilt auch hierbei, daß noch Hauptfarbe zwijchen dem Weiß derjelben und dem Unterfchenfel in möglichiter Breite vorhanden if. Tauben, bei denen fi das Weiß bis an den Unter jchenfel erjtret, haben nach) dent Kunftausdrucde eine „offene Kehle” und jtehen in viel geringerem YWDerthe als jene, welche einen recht großen „Bart“ haben. Dft ift der ganze Kropf mit Ausnahme des Halfes weiß, ift dabei aber ein Bart und ein fchmaler Strich der Hauptfarbe zwifchen Kropf und Unterleib, jo ijt dies ein Beweis einer edlen und Fonftanten Süchtung, befonders, wenn fich dann audy nirgend auf den Flügeldeken weiße Federn befinden. Am regelmäßigjten gezeichnet find unter den verjichiedenen Farben die Braunen, welche befonders hochgefhätst find, wenn fie bei einer fchönen vothbraunen Färbung einen weißen Schnabel haben; fie züchten amı Tleichteften wieder fchön gezeichnete Junge; alsdann folgen dte dunklen Tünmilergelben, hierauf die Blauen und dann die Schwarzen. Kebtere Farbe eriftirt in ihrer Dollendung gar nicht mehr und die Züchter haben faft die Hoffnung aufgegeben, fie wieder zu erhalten; dagen findet mıan fchwarze mit weißen Schwingen, und Ihwarzihwingige mit unregelmäßiger Heihnung, namentlih weißen Flecken auf den Flügeldetfedern häufiger. Blauweißihwingige Kropftauben mit jchöner weißer Seichnung auf dem Kropfe und Bart find zwar auch, felten, fommen aber doch noch ab und zu vor. Eine volltommen fchön gezeichnete, hochfüßige Ponmmerfhe Kropftaube von recht jchöner, reiner Grundfarbe ift einer der prächtigjten und anziehendften Dögel, ift felbjt in ihrer Heimath nicht häufig und wird von den Kiebhabern gar nicht verfauft oder fehr theuer bezahlt; der Preis von 12—15 MM. für das Stüf war fchon vor 20 Jahren nichts UIngewöhnlihes, und einzelne werden heute mit 25—30 NM. bezahlt, während geringere Thiere jhon für 5 .M. zu haben find. Beim Ankauf fehen die Siebhaber fehr viel auf die Abjtanmung; find die Aeltern oder Großaeltern vorzügliche Thiere, jo fieht man ihren AbFönmlingen jchon eimige Mängel nah, inden man bei der Machzucht derfelben auf einen Nückfchlag zum Beffern rechnen darf, während bei wohlgerathenen Jungen mangel hafter Aeltern in der jpäteren Generation fich die Fehler der Iesteren leicht vererben. Betrachten wir uns nun dte zwifchen den beiden extremen Enden, der Normännifchen und Pommershen Kropftaube, in der Mitte ftehende Englische. 187 e) Die Englifhe Kropftaube. — The Pouter. Dor Allem muß bei diefer Taube unterfchieden werden, wie fie in WirflichFeit it und wie fie eigentlih fein foll. Diefer Unterjchied ift jehr treffend in zwei Ab- bildungen dargeftellt. In dent Werfe Darwing „Das Dariiwen der Thiere und Pflanzen“ findet fih eine Engliihe Kropftaube abgebildet, wie fie in der Regel ift, da mit Gewißheit angenommen werden darf, daß dtefer Gelehrte fi) mit einent fchlechten Modell nicht begnügt haben würde. Dagegen zeigen uns die Bilder Ludlows die Englifche Kropftaube wie jte fein Fönnte, wenn eben die Natur fih den Saunen der Mtenjchen fügen wollte. Die Englifhe Kropftaube zeigt Feine Eigenschaft, welche fich durch eine Kreuzung der Franzöjtfchen mit der Donmmerfhhen nicht erzielen lege, die oft jchon bet dem erjten Derfuche, jedenfalls aber bei einiger Ausdauer fiher erzielt würde. Ja, man Fanı behaupten, daß es in England jelbjt alle Abftufungen von Tauben, von dent Franzöfiichen Typus an- fangend, bis herunter zu dem Ponmmerfchen gibt. Eins ift vielleicht richtig, daß es in England größere und ftärfere Tauben gibt, als die Franzöfiihen und Pommerjchen find. Allen auch diefe Eigenheit tft befanntlich das Refultat von Kreuzungen. Es gibt bei den Engliihen Tauben mıiehr pluniwpe, latfchige Thiere, die eben fo qut als Dommerfhe gelten Fönnten, als feine elegante GBeftalten. Yıücht anders geht es mit der Farbe und Seihnung. ur äußerft felten findet fich ei erfrägliches Schwarz, Roth und Gelb, mieift find diefe Farben bla und verichoffen. Am beiten ift die blaue Farbe, die in der Negel aud) mit guter Seichnung verbunden ift. Auch bei rothfahler Grundfarbe Fommit noch gute Seihnung, verbunden mit guter Figur vor. Dagegen zeigt die fchwarze und rothe Grundfarbe meift fchlechte Seihnung. Bei gelber Grundfarbe ift die Seichnung oft etwas befjer, doh audy nur höcdhjft felten ohne Fehler. Dies ift der Charafter der Englifhen Tauben im allgemeinen. Sehen wir nun, wie fte eigentlich fein follen, welde Aniprüche an einen Standardvogel geitellt werden. sch Fönnte mich fehr Furz faffen, wenn ich fagte: bis auf die Beftederung der Füße ganz ebenjo wie die NKormännifhe Kropftaube und fo, wie wir fie nad) der Abbildung Kudlows Fennen. Allein das würde den Lefern wohl Faum genügen. Ich will alfo in Details eingehen. Um einen Dogel richtig beurtheilen zu Fönnen, müffen wir ihn im Affeft betrachten. Seine Stellung, vorab diejenige, wenn er fi brüftet, das heißt, mit gehobenen Kopfe und aufgeblafenen Kropfe einherftoßirt, ift in erjter Linie maßgebend. jn diefen HSuftande muß eine von Auge ausgehend gedachte fjenfrechte Linie auf der Fugwurzel einfchneiden. 24* Die Taube foll alfo vollftändig fenkrecht ftehen. Der Schwanz foll fo getragen und fo lang fein, daß er den Boden eben berührt. Die ganzen Flügel, befonders aber die Schwingen müffen gleichfalls lang fein. Kesstere dürfen jedoch über dem Schwanze fich nicht Freuzen, fondern follen fich Furz vor dem Schwanzende nur berühren. Fu diefer richtigen Stellung trägt die Länge der Beine wefentlich bei, dern obgleich die ganze Taube lang und geftredt fein joll, jo wird diefe Eigenfchaft, fobald fie nicht mit entfprechender Sänge der Beine verbunden ift, zum Fehler. Die Taube fteht in diefen Kalle nicht jenfrecht genug, jondern mehr wagerecht, ein Fehler, der viel häufiger bet Engliihen Tauben als bei Franzöftichen vorfommt und den alle einfarbig weiße Englische haben. Ein weiterer Punft, maßgebend für die richtige Stellung, ift die form und der Anfab des Kropfes. Diefer foll, wenn aufgeblafen, eine vollftändige Kugel bilden, aus welcher der Kopf Faun vorfteht und der Schnabel eingedrüct Tiegt. Die Peripherie diefer Kugel erftrect fi bis zum Binterhalfe, jo daß die Konturlinie deffelben eine fchwache Wölbung zeist. Dom amı Bruftbein foll die Kugel Scharf und beftimmt angefest fein, alfo mit der Körperlinie mehr einen Winfel bilden, als fanft und unbejtimmt mit dtefer verlaufen. Das Gleiche foll hinten im Haken ftattfinden. Auf diefe MWeife erhält die Taube die Form, welhe man mit dem Ausdruf „Taille“ bezeichnet, die im Grunde genommen aber nichts Anderes ift, als ein deutliches fichtbares Heraustreten des Kropfes. Diefe Kropfforn und „Taille” find von wefentlihem Einfluß auf die Stellung. tan findet fie nur bei richtig fenfreht ftehenden Dögen, während bei den zu lang ge ftredten, oben erwähnten auch niemals eine gute Taille vorhanden ift. Beide Eigenfhaften, Kugelform des Kropfes und Taille, ergänzen fih und finden fich gleichfalls ausgeprägter und befjer bei Franzöftfchen als bei Englifhen Tauben vor. Ein weiterer wichtiger Punkt find die Beine, beziehungsweife Unterfchenfel und ‚Lauf (Fuß). Diefe beide zufammen müfjen fehr lang fein, je länger, um fo befjer. Die Länge varttvt zwifchen 160—180 mm von Kiniegelenfe bis zur Yagelfpise der Mittelzehe gemeffen. Bei diefem Maße ift der Unterfchenkel ausfhlaggebend, denn der Kauf felbit fteht in richtigen Derhältnig zur Größe des Dogels. Aber au der im Gefieder verjtelt und am Körper anliegende Dberfchenfel ift von Belang, denn je länger diefer ift, um fo mehr treten dte Hniee aus dent Gefieder hervor, was gleichfalls ein Erforderniß ift, da es zur Schönheit der Stellung beiträgt. Ungeachtet der aufrechten Stellung und felbit nicht im Affekt, darf der Unterfchenfel jenfrecht auf dem Ferfengelenf jtehen oder gar mut diefen nad) vorn einen Winkel bilden, vielmehr muß eine fhwache Einbiegung nah vorn von Unterfchenfel und Lauf gebildet werden. Ferner ift es gleich fehlerhaft, wenn die Unterjchenfel zu weit auseinander, als ogr. u. Druck v. J. F. RICHTER, Haml DERSENGEISECHETER wenn fie zu enge bei einander jtehen. Kebteren Fall habe idy bei dem Franzöftfchen Kröpfer bereits erwähnt. Die Taube darf alfo weder jo enge ftehen, daß der Körper auf den Beinen wadelt, noch dürfen diefe fich auseinander jpreizen. ur der Fuß darf etwas aus- wärts gerichtet fein. Es beruht diefer Eindruck jedoch miehr auf der Wirfung, welche die nach außen gerichtete Fußbefiederung hervorbringt, als es in Wirklichfeit der Fall ift. Einen wichtigen Punkt und den einzigen Unterfchted gegenüber der Franzöfifchen Taube bildet bei der Englifhen die Beftederung der Füße. Bei der Franzöftihen Taube find glatte oder döh nur Schwach beftoppelte Füße wünfhenswerth. Bei der Englischen joll der Kauf nebft den Sehen fo ftarf befiedert fein, daß nad) der Außenfeite diefe Er tremitäten vollftändig bedeckt find. Aber auch grade nur fo ftarf und nicht mehr, denn ein Hupiel gilt ebenfo als Fehler, als ein Humwenig. Diefer Schönheitsanfpruch ift aus der Gefhmadsrichtung der neuern SHeit entjtanden, während er früher nicht als Erforderniß betrachtet wurde. Es läßt fih aber nicht in Abrede jtellen, daß er mehr den Regeln der Aejthetit entipricht, als ein ftarf belatfchter Fuß. Diefer ift jtets mit jtarfer Beftederung des Unterjchenfels — Stulpen oder Beier- ferfen — verbunden, wodurch bei den hochbeinigen Kropftauben die Eleganz der Figur und die Sterlichfeit des Beines beeinträchtigt wird. Kebstere find denn auch bei der Engliihen Taube verpönt. Allein diefes Mlittelding von Fußbeftederung, das etwas weiter geht als gewöhnliche Strümpfe, und eigentlihe Federfüße nicht erreichen darf, ift aud) äußerft fchwierig auf den richtigen iveau zu erhalten. Es fchwanft eben bejtändig zwifchen beiden Formen hin und her, bald ift die Beftederung zu Ihwach und bald wird fie zu ftark. Es ift nun in Betreff der äußern Form noch der Kopf zu befprechen. Diefer foll nach allgemeinen Ausiprühen, auch der Engländer, Flein fein. Allen es ift dies nur iheinbar der Fall, wenn er als verhälnigmäßig Flein betrachtet wird. Durch die Dice des Kropfes, die Länge der Beine, "der Schwingen und des Schwanzes, fowie aud) einiger- maßen des KRumpfes erfcheint die ganze Taube viel größer, als fie ihrem Körper nad) eigentlihh ift, daher die Kleinheit des Kopfes. Gemeffen von der Schnabelfpise bis zum Bent jteht er in richtigen Derhältnig zur Körperlänge und dem Umfang des Thieres. Bet der Gemeinen Taube ift das Derhältmig des Kopfes zur Länge wie I zu 6°, das zum Umfang wie 1 zu 4°/. Bei der Englischen Taube erfteres wie 1 zu 7 bis 7'/ı, leßteres wie 1 zu 4/5. Es find dies verfchwindende Unterfchtiede, wovon der eine zudem von der Länge des Schwarzes, der andere von der Schmalheit des Rumpfes herrührt. Die Abbildungen der Englifhen Taube von Ludlow zeigen uns dagegen eine ftarfe Yeber- treibung, indem bei diefen der Kopf zur Känge im Derhältnig wie I zu 10 jteht. EL Betrachten wir nun farbe und Zeichnung. Die Grundfarben Schwarz, Roth und Gelb follen fatt und tief fein, find aber, wie ich jchoen erwähnt habe, in der Regel nur mittelmäßig. Auch hierin ift die Franzöfiihe und Ponmmerjche Taube meift befjer als die Engliihe. Nur die blaue Sarbe findet fich rein und gut vor. Don Swilchenfarben ift es hauptfählich die rothfahle, die fehr häufig im Derein mit guter Figur angetroffen wird. Außer den häufiger vorfommenden ganz Weißen gibt es auch fonftige Einfarbige und eine Art Schefen, nämlih auf grauem Grunde fchwarz gefpritt, geflect. Diefe Färbung font gleichfalls bei dent Franzöjiihen Kröpfer vor. Einfarbig Weiße finden mitunter Kiebhaber, im ganzen find fie jedoch weniger gefhätt und jtehen hinter den Gezeichneten im Werthe zurüc, weil eben die weiße Farbe leicht zu evzielen ift, fich alfo mut den, große Schwierigkeiten in der Zucht bietenden gezeichneten Tauben nicht mefjen Fann. Konmen wir jest zur SHeihnung. Ich habe bereits früher erwähnt und es ift den meisten Siebhabern eine befannte Sahye, daß die drei Schläge der großen hochbeinigen Kropftaube jo ziemlich einerlet Heihnung haben. Diefe Fann demnach foweit wie thunlich allgemein bejprochen werden. Die Engländer nennen die Heihnung ihrer Taube „geeljtert” oder „Eljterfröpfer”, wir in Deutfchland „geherzt” oder „Herzfröpfer”. ft auch die Deutfche Bezeihnung nicht genau, indem die Korn des weißen Bruftfleces Fein Herz, fondern einen Halbmond bilden foll, jo dürfen wir ebenfo wenig die Enslifche Bezeichnung adoptiren. Sie würde uns in Kollifion mit unferm wirklichen Elfterfröpfer bringen. Bleiben wir alfo bet der Benennung „geherjt”, nur vermeide man zu fagen und zu fchreiben „gelb oder ihwarz geherzt”, denn dies ift unvichtig und bedeutet eine weiße Taube mit gelben oder Ihwarzent Herz. Richtig dagegen ift gelb oder fchwarz, weißseherzt. Das weiße Herz oder den weigen Brujtflef haben die drei aufgeführten Schläge gemein. Auch die Schönheits- anfprüche, die Form und Größe, welche diefer Flet haben foll, werden an alle drei Schläge gleihmäßig geftellt. Diefer weiße Flek joll nänılich volljtändig dtefelbe Korn annehmen, wie die weiße Bruft des Staarhals. Er foll in Form eines Halb- oder Diertelmondes fich quer Über dte Bruft Iegen, die Hörner oder Spiten deffelben follen unter dem Ohre endigen, Allein von feinen der drei Schläge wird die Zeichnung in diefer Regelmäßigkeit erreicht; wird fie mitunter annähernd einmal angetroffen, jo ift fie doch nie Fonftant, fie variirt bei der Nachzucht beftändig, und ift heute, nachdem vielleicht fehon feit einigen Jahrhunderten feitens der Hüchter nad) einer regelrechten Form getrachtet wird, noch ebenfo ein frommer Wunfh, wie fie es vom Anbeginn war und in Hufunft bleiben wird. Man ift deshalb überall fchon fehr zufrieden, wenn die Halbmondform nur annähernd erreicht wird. Mianchen der Kefer mag diefer Ausipruh wohl etwas gewagt ericheinen und fich ihm die Frage aufdrängen, warum bei den großen Kropftauben die regelmäßige Form 191 eines Halbmondes nicht zu erzielen fein folle, da wir eine folche bei dent Staarhals doch bereits haben. Beim Staarhals jteht die Seihnung im engen Hufanmtenhange mit den weißen Klügelbinden; nicht die ganzen Federn find weiß geworden, jondern nur dte dunkleren Theile einzehter Federn, fpeziell nur der Mtetallglanz der Bruft, dev auf den äußerten Federgrannen fißt; demgemäß entjpricht die Form des weißen Halbmonds der Form des Mietalljchillers der Bruft. Bei der Kropftaube ift dies anders. Dort find eine Anzahl Federn weiß geworden. un aber wiffen wir, daß regelrcchte Seichnungen nur dam entftehen Fönnen, wenn fich das Weißwerden auf ein ganzes, durch den anatomifhen Bau des Thieres begrenztes Federfeld eritredt. Ein foldyes Federfeld, das irgend eine regelrechte Form abgeben Fönnte, befindet fih aber auf der Bruft der Taube nicht. Es ift daher erflärlich, daß jowohl bei den Kröpfern als auch bei anderen Tauben mit einent weißen Bruftflech diefer nur ausnahmsweife eine fynmetriihe Form annimmt. Es bleibt die Heichnung ftets eine von den bereits erwähnten „HSufallszeihnungen”. MDeige Schwingen find gleichfalls den drei in Rede stehenden Kröpfer-Schlägen gemeinfam. Ebenfo die Schönheitsanfprüche an diefelben. Ste unterliegen den allgemeinen Regeln der MWeigichwingenzeihnung. Acht bis zehn Federn, glei auf jeder Seite und gedeckt durch die farbigen Daumenfedern, Fönnen verlangt werden. Selten zeigen fih in der Heichnung der Schwingen bedeutende Fehler, eine Fleine Unregelmäßigfeit in der Färbung der oberen Schwingfedern, 3. B. 8 auf I oder TO weiße Federn wird nicht hody angerechnet Dagegen tft das Schlen der Dedung durch die Daumenfedern jchon höher anzufchlagen, cs it meijt mit weißem Bug verbunden und artet zu halb weißen oder jchefigen Flügeln oder zu der bei der Englifhen und FSranzöfiichen Taube fogar verlangten „Rofe” aus. Bei der Pommerjhen Taube wird diefe Rofe als Fehler betrachtet und die Pommern haben darin mehr Recht als die Engländer. Die Rofe foll regelrecht aus einer Fleinen Anzahl weißer Federn, etwa zwölf, in gleihen Swijhenräumen vertheilt, dicht über dem Bug auf dem Flügelichilde fisen. Der Bedanfe ijt recht hübjch ausgemalt, und find nur einige Federn zu viel an diefer Stelle, dann jchneidet man fie mit der Scheere ab. Wenn aber bereits zu viel Weiß vorhanden, auch ungleih auf beiden Jlügeln, dann ift die Sache fchon fchwieriger, dern farbige Federn find jchwer einzufesen. Man tröftet fich fchlieglih auch hier mit der Hoffnung auf bejjere Nachzucht oder damit, daß es überhaupt nichts Befferes gäbe. Die Rofe wird aus dem gleihen, vorhin angegebenen Grunde aucy nie Fonftant werden, fie gehört gleichfalls zu den Sufallszeihnungen und ift außerdent mit dem fchon erwähnten Fehler eines fchlechten Schluffes oder jchlechten Deckung, jowie mit der Erjcheinung von zupiel Weiß auf den Flügen eng verfnüpft. Es wäre denmacd viel richtiger die Rofe wegzuzüchten, als fie in Grenzen zwingen zu wollen, in welche jte ihrer Hatur nad) fi nicht zwingen läßt. Heber die Färbung des Schwanzes und der Schenkel werden an die drei Schläge wieder gleiche Anforderungen geftellt. Wir begegnen dabei einer Abfonderlichkeit bezüglich der Farbe des Schwanzes. Yicht nur bei den drei in Rede ftehenden Schlägen, fondern auch bei der großen alten Deutfchen und der Holländifhen Ballon-Kropftaube find die Anfprüche diefelben. Bei blauer und fchwarzer Grundfarbe werden nämlich bei allen diefen Tauben farbige Schwänze verlangt, während bei rother und gelber Grundfarbe die Schwänze weiß gefärbt fein follen. Einen Grund hierfür finden wir nirgends angegeben, auch nicht in Englischen Werfen. Er liegt in Solgendent. Es ift eine befannte Sache, daß bei roth- und gelb-einfarbig gefärbten Tauben Schwanz und Schwingen beftändig das Beftreben zeigen, zu verblaffen oder bläulich fahl zu werden. Es tritt diefer Umftand um fo ftärfer auf, je mehr die Grundfarbe auch am übrigen Körper bereits matt, weniger intenfiv if. Yun habe ich gleichfalls fchon bei den allgemeinen Eigenfchaften der Kropftauben hervorgehoben, daß tiefe, gefättigte, metallifch glänzende Farben nur ausnahmsweife und nur bei einer Rage vorfämen. Bei dem bereits aufgeführten Nagen gehören foldhe Farben aber zu den Seltenheiten. Es ift mithin erflärlich, daß bei mtatt vother oder gelber Grundfarbe ein fahlblauer Schwanz erfcheinen würde. Im der That ift es auc fo. Wir fehen bei allen angeführten Tauben, vorab aber bei der Englifhen, eben jo viele, vielleicht auch mehr fahljhwänsige, als weißihwänzige. Da nun mit Recht die bläulichrothe, verfhoffene Schwanzfarbe nicht fchön gefunden werden Fann, ein gut gefärbter rother oder gelber Schwanz aber nicht zu exzielen, oder wenn erzielt, nur ichwer vererbt wird, jo ift das Dogma vom weißen Schwanze entjtanden. Es ift immer wieder die alte Gejchichte von den Trauben, dte zu hoch hängen. Fulton gefteht deshalb auch zu, daß er einem gut gefärbten Schwanze beit Roth und Gelb den Dorzug vor einem weißen geben würde. Ich ftinmme ihm vollftändig bei, denn wenn die vothe oder gelbe Farbe im Schwanze einer folhen Taube gut wäre, fo jchlöffe das in fich, daß auch diefe Farben am übrigen Körper von vorzüglicher Güte fein müßten. Der Ietste Punft betrifft die Färbung des Beines fammt dent Keib. Bei allen Brundfarben foll die Farbe am untern Theil der Bruft, quer über diefelbe mit einer Iharfen Sinte gegen den weißen Leib abfchneiden. Die ganzen Beine, felbft die verfteckt liegenden Dberjchenfel jollen weiß fein. Bei Blau und Schwarz endet das Weiß am After und joll jih) von farbigen Schwanze wieder fcharf trennen, bei Roth und Gelb fällt wegen des weißen Schwanzes diefe Trennung weg. Lithogr. und Druck v. J. F. RICHTER, Hamburg CESIORCHDEBRÜNNERSRKROPBER. (Specialzüchter: E. Schader-Naumburg a/S.) a EI > Lithogr. und Druck der Verla stalt und Druckerei A.-G. (vormals J. F. Richter) in Hamburg. BRÜNNER WEISSBINDIGER. KRÖPFER. (C. gutturosa minima ) Die vier Grundfarben verhalten fi) nun in Bezug auf die zu ftellenden Anforderungen an diefen Heichnungspunft jehr verjchieden. Wie bet blauer Farbe und den nahe verwandten die ganze Heihnung der Englifchen und Franzöfiihen Taube überhaupt am Forrefteften auftritt, fo auch in dent betreffenden Punkte. Es ijt diefer Umstand in der Hatur der blauen Farbe begründet. Wir willen, daß bei diefer Farbe der Rücken und die Bruft je weiter nach hinten zu, je mehr das Bejtreben zeigen, zu verblaffen, heller zu werden; ja, daß Unterrüden und Keib fehr häufig bereits weiß find, und daß diefer Fall vorab mit Lichter, hellblauer Grundfarbe eng verfnüpft ift. Ebenfo wifjen wir, daß in diefenı Falle die dunklere Farbe des Schwanzes jih in der Regel fehr gut von diefen hellen Theilen abfchneidet. Diefes allgemeine Gefeß wirft auch bei den in Rede ftehenden Kropftauben. Bei rother und gelber Grundfarbe ift die reine Färbung der Schenkel und des Keibes bereits jchwieriger. Da.aber diefe Farben, wie fchon erwähnt, meift nicht tief erjcheinen, alfo den Gejegen der blauen Farbe immer noch etwas unterworfen find, jo finden fich bei den beiden erwähnten Grundfarben mitunter noch rein gezeichnete Tauben vor. Es ift dies bejonders bei wirflih weißfhwänzigen der fall. Die weiße farbe des Schwanzes ift vücfwirfend auf die Federpartien der Schenkel und des Keibes, ft aber der Schwanz fahl, wenn auch nur unbedeutend, was, wie bereits gejagt, häufig der Fall ift, dann fehen wir gleichfalls eine Rüfwirfung diefer Färbung auf die Beine. Aucy diefe erfcheinen dann gewöhnlih mit fahlen Federn untermifcht. Am jeltenften, faft nie, finden wir den betreffenden Seichnungspunft bei fchwarzer Grundfarbe rein. Der Grund hierfür liegt in dem Umftande, daß bei diefer Farbe der Schwanz gleichfalls fhwarz fein fol. Da jedoch bei Schwarzer Farbe die Bruft nad unten nicht einen helleren Ton annimmt, fo üben die beiden gefärbten Theile, Schwanz und Bruft, einen nachtheiligen Einfluß auf die weiße Farbe der Schenkel. Wir feben deshalb bei jchwarzer Grundfarbe meift Tauben mit gefledten Beinen und von unten geflecdtem Schwanze. In einen Falle finden wir zuriel Weiß am Keib, im anderen zuwenig. A in ift mithin mit der Seichnung der Englifhen Kropftaube im allgemeinen nod jehr jchlecht beftellt und fowohl in Deutfchland, als in England felbit ift das dealthier, wie es Ludlow uns zeigt, noch lange nicht erreicht. Dies ift wohl auch der Grund, weshalb auf Ausftellungen die meifte Unzufriedenheit über die Prämttrung von Kropftauben herrjät. Jeder, der ein Paar Tauben von guter Figur, aber fchlehter Seihnung ftellt, glaubt einen Preis beanfpruchen zu Zönnen, von der Anficht ausgehend, Zeichnung fer bei diefen Tauben Vebenfahe, oder man finde Eeine beffer gezeichnete. Allein diefen abfchüffigen Weg darf der Preisrichter nicht betreten, ohne fich der Gefahr auszufegen, auf demfelben Feinen Prüst, Mujtertauben-Buc) 25 un ® Einhalt mehr zu finden. Es muß vielmehr grade bei diefen Tauben das vielleicht Erlaubte von dem wirklich Fehlerhaften jcharf getrennt werden. f) Die Holländifche Ballonfropftaube. — C. gutturosa batavia. Sie zeichnet fi zunächft durch ihre eigenthümlic Furze, runde Beftalt und den zurücd- gebogenen Hals vor allen anderen Kropftauben aus, obgleih fie in manchen Beziehungen AehnlichFeiten mit den vorangegangenen großen, hohbeinigen Hröpfern, befonders mit der Franzöfiihen Rage hat. Nüt diefer theilt fte die Kugelform des Kropfes und die Art der Befiederung der Füße; mit allen zufanımen die Farbe und Seichnung. Die Taube ift in wahrem Sinne eine Swergform der Sranzöfiichen, d. h. fte it misgeftaltet, unproportionirt wie die meijten Hwerge. Ihre Länge beträgt 500 mm; die Klafterweite 675 mm; die Beinlänge 140 mm, das Körpergewicht bis zu 585 gr. Der glatte Kopf und der Schnabel ftehen in richtigem Derhältnig zu dem Rumpfe; der Haden ift fehr Fräftig, die Bruft hervortretend und breit. Die Flügel gehen bis 100 mm vom Schwanzende und find etwas gefreuzt. Der Kropf, der im aufgeblafenen Zuftande die Größe und Form wie bei einem guten Sranzofen erreicht (Durchmeffer 125—150 mm, Umfang 575—450 mm), nimmt die Hälfte der ganzen Taube ein. Die fehr niedrigen Füße find entweder mit Furzen Stoppeln bejeßt oder auc nadt. Die Unterfchenfel mit den Füßen ftehen fchief wie die Dorderbeine des Dachshundes. Eine harafteriftifhe Merfwürdigfeit befteht darin, daß die Taube zitterhalfig ift. Bei nicht oder fhwah auf- geblafenem Kropfe tritt diefe Eigenfchaft ftärfer hervor, die Taube erinnert dann jehr an dte Pfautaube. Der Kopf tft in diefent Falle weit nad) hinten zurüdgebogen, die Bruft wird jtarf vorgedrüdt, der ganze Körper fcheint auf dem Schwanze zu ruhen. Dabei wird der Hals mit dem Kopfe beftändig in eine Bewegung verfest, als ob die Taube fürchte aus diefer Stellung zu Fommten und beftrebt jet, beide Körpertheile inmmer noch mehr nach hinten zu drücken. Bei aufgeblafenem Kropfe tritt dann die allen = \— = Kröpfern genteinfame Eigenfhaft des Rüdwärtsgchens hin- Vi zu. Bei der Ballontaube ift dies jedoch wegen des ungeheuren Kropfes im einem erhöhten Grade der Fall. Selbit das Fliegen ift von der rücwärtsftrebenden Stellung beeinflußt, indent die Taube fih dabei nicht ganz wagereht wie alle anderen Tauben hält, fondern etwas jchräg, Kopf und Kropf nach oben gerichtet, was ihr das Ausfehen eines DE Ballons verleiht. Diefe Abweihung von der Hegel ift das zweite charafteriftifche Kennzeichen. Die Taube Fommit fowohl ganz weiß als in derjelben Seihnung und Färbung wie die Engliihe Kropftaube vor. Es unterliegen deshalb die an fie zu ftellenden Schönheits- anfprüche denfelben Regeln wie bei diefer. Allein: alles, was als Fehler bei der Englischen Taube erwähnt wurde, Fann auch von dem Ballonfröpfer gejagt werden. Die Farben Roth, Gelb, Schwarz find meijt matt und fahl, die Heichnung des Bruftflectes, der Rofe, der Beine ebenfo unregelmäßig und jchefig wie bei erfterer. Alle diefe Eigenfhaften machen die Taube unjhön, obgleich fie originell ift. Sie findet deshalb nur wenige Kiebhaber und ift daher ziemlich felten. Alm meijten wird fie in Holland angetroffen, defjen Mamen- fie aus diefem Grunde führt. In Deutichland trifft man mur hin und wieder einmal ein Pärchen bei einem Siebhaber an, der fte mieift nur der Kuriofität halber hält. g) Die Holländifhe oder Sähfifhe Kropftaube. — C. gutturosa eques. Die Holländiihe Kropftaube gehört zu den hochbeinigen Arten. Sie ift im Körper etwas jhwächer als die Pommmerfche, hat aber in Stand, Höhe und Beftederung der Beine, jowie Form des Kropfes viele Achnlichfeit mit diefer. Die Beine werden ftarf befiedert verlangt, die Stellung hoch und fenfreht wie beim Englifchen Kröpfer. Der Kropf wird jedoch nicht Fugelig geblafen, fondern mehr oval. Seine größte Ausdehnung foll oben amı Kopfe jein, nah der Bruft zu verlaufende. Es wird durch diefe Form Feine eigentliche Taille wie bei der Franzöfifchen Taube gebildet, diefe auch nicht beanfpruht. Die Schwingen werden häufig über dem Schwanze gefreuzt getragen, wodurd die Taube an guter Körper- forn gewinnt. Don allen Kropftauben zeigt die Holländifche die fchönften und Forrefteften Zeichnungen, dabei jolhe, die bei Feiner anderen Rage mehr vorfonmn. Es gibt fowohl Einfarbige in allen Farben, die indeijen wenig belicht, deshalb feltener find, als auch alle Karben mit weißen Slügelbinden. Kebtere Heichnung ift fehr beliebt und weit verbreitet. Ferner gibt es in allen Grundfarben folhe mit weißen Flügeln und Köpfen — Elftern. Bei den Weißbindigen ift „ifabell“ die hervorragendfte Grundfarbe Alan darf behaupten, daß diefe Farbe in ihrer ganzen Reinheit und Dollfommenheit in Feiner anderen Taubenrage mehr angetroffen wird. Sie erfcheint zwar gleichfalls bei Brünner Kröpfern, do hödhjit felten fo vollfommen, als bei den Holländifhen. Außer diefen habe ich die sarbe überhaupt nur noch bei Mövchen und dem Prager Tümmler (f. Abbildung) angetroffen, aber nur mangelhaft. 2 Die Farbe it eng mit den weißen Binden verfmüpft und Fonmmt ohne diefe nie vor, da fie urfprünglid aus der weigbindigen KHeichnung entftanden ift und mitunter noc) entjteht. Sie ift ein Swifchenton von Gelb und Noth, dabei fo licht, jo blaß, daß fte nur wie angehaudht ericheint. Eine Hauptbedingung ift es, daß die Farbe vollftändig gleihmäßig über alle Theile des Körpers vertheilt ift. Weder Kopf, Bruft und Schwanz dürfen im Geringften dunkler als dte übrigen Körpertheile fein, die Flügeldecen und Schwingen nicht heller oder gar mit weißen Federn untermifht; Bürzel, After und Schwanzfeil feinen bläulichyen Schimmer haben. Der Schnabel, die Augenlider und Krallen müffen fleifhfarbig fein. Die unbedeutendften Flede am Schnabel oder eine dunkle Fußfralle find der Anfang von fpäterer Ausartung der Nachzucht. Die Binden dürfen nicht zu breit, nicht gefäuntt, follen vielmehr vollftändig weiß fein, damit fie noch deutlich auf der zarten Grundfarbe fihhtbar find. Das Auge ist blaßgelb. Schade, daß Huftande bleibt. 5 die befte Taube nur Furze Seit des Jahres in einem jo vollfonmenen ie erlangt diefen nach Beendigung der Mlaufer und verharrt in demfelben, felbftverjtändlich nur in einen ganz fauberen Schlage, bis zum Frühjahr. Sobald aber die Sonnenftrahlen intenfiver werden, fängt die Taube an zu verblaffen, und im Hochfommer fennt man eine Taube faum mehr, die noch vor wenigen Monaten das Auge durch ihre Schönheit entzücte. Die fabell-farbe ift urfprünglid aus der blauen hervorgegangen, und gibt es bei diefer Töne, die der abellfarbe auch) jest noch fehr nahe ftehen, fo daß derartig gefärbte Tauben mitunter „blaue fabellen” genannt werden. Durch das Erfcheinen der weißen Striche zeigt die blaue Farbe meijt das Beitreben, amı ganzen Körper zu verblaffen, lihter zu werden und nimmt gern eimen Stich ins Gelblihe an. So finden wir bei den Holländifchen jowohl, als audy bei anderen weiß- ftrichigen Kröpfern, blaue Tauben in den verfchiedenften Müancen von Blau. Bei dunflerem Blau follen die Schwingen, die Bruft und die Shwanzbinde gleichfalls dunkel, die Schwingen vor allem nicht fchimmielig fein. Dagegen Fann dies bei ganz lichten Blau nicht mehr verlangt werden. Das Blau hat dann nur noch den Ton wie jtarf gewäfjerte Nil, jo daß man es auch milhweiß nennen Fönnte. In diefem Falle jind Kopf und Bruft von gleihen Ton, Schwingen und Schwanz gewöhnlich noch heller. Se gleihmäßiger aber die Farbe über den Körper vertheilt, je reiner im Ton und abgefchnittener die weißen Striche, um fo höheren Werth hat die Taube. Bei diefer Farbe ift der Schnabel und die Krallen nicht volljtändig fleifchfarbig, fte zeigen noch) Spuren von Särbung; je heller fie aber find, um fo befjer. Gefledte oder ganz dunkle Schnäbel find jedenfalls verwerflic. Druck v. J. F. RICHTER, Hamburg ÄCHSISCHE UND HOLLÄNDISCHE ELSTER-KROPFTAUBE. (C. gutturosa eques ) AlogaE. Die Farbe der Augen tft gleichfalls blaßgelb wie bet der abellfarbe, es Fommen aber fowohl Anflüge von Perlaugen, als auch foldhe wirklich vor. Außer in den zwei foeben gejchilderten Karben gibt es noch Nothe, Gelbe und Schwarze mit weißen Binden, doch find alle diefe Farben gegenwärtig rar geworden. Die Anjprühe an die Schönheit derfelben find die allgemeinen. Bei Roth und Gelb Feine verblaßten Schwingen, was freilih mehr ein Wunsch bleibt, als es in WirklichFeit zu finden ift, und jcharf gefchnittene weiße Striche. Eine weitere Seihnung ift die geelfterte mit weißen Kopfe und mit oder ohne farbige Bläffe. Die Taube ijt alfo einfarbig in jeder der vier Hauptfarben, hat die ganzen Flügel bis auf die Schulterdefen nebjt dem Kopf bis zur Kehle weiß. *) Häufig befindet ji auf diefent weißen Kopfe nun nochmals eine farbige Platte — Bläffe, eigentlih eine große Schhnippe. Sie entfpringt gleich diefer an der Dberfchnabel oder Hafenwurzel, zieht über dent Auge her und endet hinter dem Scheitel. Es ift merkwürdig, wie regelmäßig und Forreft dieje Fomplizirte Zeichnung vorfommt; freilich eben fo oft auch fehlerhaft. Defters verfhwindet die Bläffe fogar bei der Machzucht momentan, das heißt von Aeltern mit farbigen Stirnbläffen fallen zuweilen ganz weißföpfige Junge. Außer den weißen Flügen und dem Kopf find noch der Keib und die Federfüße weiß. Das Weiß fchneidet quer unter der Bruft wie beim Elftertünmler ab und endet am After mit fcharfer Kinie gegen den gefärbten Shwanz. Auch in diefen Punkte, der bei der Englifhen Taube fo felten Forreft angetroffen wird, ift die Holländische meift rein gezeichnet. Anı häufigjten Fommmt der Eljterfröpfer in rother und gelber Brundfarbe vor und find dtefe Farben in der Regel intenfiv. Seltener ift blaue und ihwarze Grundfarbe. Schlechte Färbung muß ebenjo als Fehler betrachtet werden, wie jchlechte Heichnung oder fchlechte Sigur. Das Dorhandenfein einer farbigen Bläffe ift dagegen Feine unbedingte Nothwendigfeit. Die joeben gefchilderte Zeichnung findet fi nun vollftändig gleich bei zwei verfchiedenen Kröpferragen oder Schlägen vor; einmal bei einer hochbeinigen, federfüßigen Taube, das andere tal bei einer niederftehenden, glattfüßigen. Die erftere ift ihrem ganzen Habitus nad unftreitig eine Holländische Taube, lestere muß zu den mittelgroßen Deutfchen Kröpfern gezählt werden. h) Die Böhmifhe, Mährifhe, Defterreihifhe, Holländifhe, Brünner, Drager oder Engliihe JSwerg-Kropftaube. — C. gutturosa minima. Unter diefen verichiedenen Benennungen ftoßen wir auf eine Anzahl Fleiner Kropf- tauben, welche fi fchlieglih als eine Rage und deren muthmaßliche Kreuzungen entpuppen; *) Die Eljterzeihnung, und fpeztell bei dtefem Kröpfer, wird in Sachen mit „Derfehrtflügel” bezeichnet. nämlich der Rage, der im Deutichland gegenwärtig allgemein der Hame „Brünner Kropftaube” beigelegt wird. Die Brünner Kropftaube ift in ihrer Dollfonmmenheit die Eleinfte und zterlichite aller Kropftauben-Arten. Sie ift mindeftens ebenjo elegant, wie die Franzöftiche, gleicht diefer überhaupt in allen Körpertheilen jo jehr, daß fte als Franzofe in der Derfleinerung betrachtet werden Fann. Nur in den Färbungen, Seichnungen und deren Wandlungen weicht fie von den großen hochbeinigen Kropftauben ab und theilt diefe mit der vorhin befchriebenen Holländifchen Kropftaube. Ihr Körper joll geftret und fjchmal fein, fo jchmal, daß man ihn mit der Hand umjpannen Fannz; doc ijt diefer Anfpruch etwas übertrieben. Freilich Fommt dabet viel auf die Hand an, denn mit einer gewöhnlichen mittleren Hand Fann man jelbft die Fleinjte Taube nicht umfpannen. Die Schwingen und Schwanzfedern follen recht lang fein, fie bedingen die Länge der Taube. Erftere werden über dem Schwanze gefreuzt getragen. Das Kiiegelen? muß aus den Bauchgefieder heraustreten wie bei der Franzöftchen Taube; überhaupt muß das ganze Bein diefelbe Stellung haben wie bei diefer. Auch die Fehler in der Stellung find vollftändig diefelben. Auswärts gefpreiste Beine Fonmmen zwar feltener vor, dagegen zu weit ftehende und nach vorn gedrüdte Ferfen. Die Stellung des eigentlichen Fußes it noch zierliher als beim Sranzofen. Die Taube jtceht und geht meift auf den heben, jo daß die Fußwurzel den Boden nicht berührt. Auch im Bang zeigen beide Tauben Uebereinftimmung. Derfelbe ift bei dem Brünner mehr trippelnd, ftelzend, während er bei der Englifhen und Holländiihen Taube mehr ausfchreitend ift. Die form und das Derhältniß des Kopfes und des Schnabels zu den übrigen Körper ift auch bei diefen Kröpfer ein feiner Größe entfprechendes. Bei einen guten Eremplare haben jich folgende tage ergeben: Brünner Kröpfer: Genteine Taube: von der Schnabelfpitse bis zur Stien................. 17 mm 20 mm non W sung Mtundwintelle Seren DO 2 m Dem " VE UrBRligenmiitere 2 SD m a ” „Eaumadentke wre 48 , SB mom 7 „aumsSchwanzenüeke 560 „ 360 „ ilaflerwetter ne ae ae ee 680 , 665 ,„ UnanswiDenBoTeParU ee 220, DON Beinlänge von der Nagelfpitse der Müttelzehe bis zum Knie 125 „ 120807 Das Auge bietet, wie bei allen anderen Kröpferragen, nichts Außergewöhnliches, feine Farbe ijt den Gefegen der Farben der Befiederung unterworfen. Ir Ber dem aufgeblafenen Kropfe Fonmen zweierlei Formen vor. mn der Regel nimmt derjelbe eine cylindrifche Form an, ebenfo wie bei der vorher befchriebenen Holländifchen Taube, oben am Kopfe den weiteften Umfang zeigend. Unter dem Schnabel zeigt fih dann gewöhnlich eine Mulde, in welcher diefer liegt. Diefe Kropfforn trägt viel zu der ganzen Sänge der Taube bei, ihr Körper erfcheint wie eine fpit auslaufende Nübe. Die andere Kropfform bildet eine Kugel, vollftändig jo wie beim Franzöfifchen Kröpfer, jie Fommt jedoch feltener vor. Beide Formen haben ihre Dorzüge und Schönheiten. Eine Bevorzugung der einen oder anderen Korn feitens der Kiebhaber habe ich noch nicht ausfprehen hören, jelbft von dem obwaltenden Unterfchiede noch nie eine Erwähnung gefunden. Die Füße betreffend gibt es fowohl ganz glattfüßige, als folhe mit Fnapp befiederten Süßen. Dabei tritt folgender Umftand auf: Die Madtbeinigen find in der Negel Fleiner, jterliher gebaut, ftehen aber etwas niedriger, find meift einfarbig oder geichedt. Die mit Stoppeln an den Füßen find meift weißgeftricht oder geftorcht, find etwas größer und jtehen höher. Diefe MWechjelbeziehung zwifchen Farbe, Seichnung und nacten oder beftoppelten Füßen ift fo intenfiv, daß fie mitunter bei der Machzucht eines und deffelben Paares auftritt. So 53. B. hat Dies bei feiner langjährigen Zucht diefer Taube mehrmals Paare befeffen, deren Junge theils nadt, theils jtoppelfüßig ausftelen. Die HNadftfüßigen wurden, ungeachtet die Aeltern weiße Striche hatten, immer einfarbig, die Stoppelfüßigen weißgeftriht. Aus diefer und anderen Erfahrungen jchließt er, daß die Fleinfte und zierlichite Kropftaube — Brünner — früher einfarbig oder gefcheft und glattfüßig war, die etwas ftärfere weiß- geitrichte oder geftorchte — Prager — aus Kreuzungen mit der vorher befchriebenen Holländifhen Taube entjtanden ift, deren hübfhe Zeichnungen man auf die Fleine Brünnerform zu übertragen beftrebt war und nod) ift. Es tritt noch hinzu, daß die heutige Derbreitungszone der drei Arten eine und diefelbe tt und daß man in Wien dte Brünner und Prager Taube für Holländer hält, während man fie in England „Dejterreichifche Kropftaube” nennt. Heute ift zwifchen den beiden Erit- genannten ein Unterfhied nicht mehr zu machen, denn die Tauben find zu fehr unter einander gemifht. Man fieht fie fowohl von allen Farben, allen Zeichnungen, allen Größen mit und ohne Stoppen an den Füßen. Der eine Liebhaber nennt feine Tauben Brünner, während ein anderer die feinigen, ganz gleiche, als Prager bezeichnet. In Betreff der Befiederung der Füße neigt fich in Deutfchland der Gejhmac jett überwiegend zu ganz nadten Beinen. Es ift au nicht in Abrede zu ftellen, daß dur) unbefiederte Füße die Taube an Sierlichfeit und Eleganz gewinnt. Wir fchen daher fehr häufig, daß von Derfäufern und Ausjtellern die wenigen Federchen, die Tauben mitunter 200 an den Füßen haben, entweder abgeichnitten oder gar weggebrannt werden. Wäre die Gefhmadstichtung nicht die eben angeführte, fo würde diefe Nlanipulation nicht vorgenommen. Es muß demnah als Regel N werden, je weniger Federn eine Taube an den Füßen hat, um fo beffer, gar Feine Federn tft amı beiten. In Färbung und Seihnung bietet die Taube große Mamnigfaltigfeit. Wir finden jowohl Einfarbige in allen Grundfarben, als auch in diefen folche mit weißen Strichen. Kerner Geftorchte in Schwarz, Roth, Gelb und einigen Mifchfarben, wie Chofoladefarbig, nur nicht in Blau. Selbjt Geelfterte habe ich jhon zu Geficht befommten. Die einfarbigen und weißgeftreiften Tauben jmd den bei den Kröpfern im allgemeinen herrfchenden Mängeln unterworfen. Roth, Gelb und Schwarz Fommten nur äußerft felten intenfiv vor. Un fchlechteften it meift das Roth, wobei auf ein ganzes Hundert noch nicht eine gutgefärbte Taube Fommt. Bei den Gejtorchten zeigen jich diefe Farben oft etwas beifer. Demnach ijt es felbjtverftändlich, daß eine intenfive Farbe den Werth des Thieres nur erhöht und nur eine folche als muftergültig anzuerkennen ift. Don der Heihnung mit weißen Strihen gilt Alles, was ich von diefer bei der Holländifhen Taube bereits gefagt habe. Die fabellen follen in allen Körpertheilen, von der Schnabelfpise bis zum Schwanzende, ebenfo gefärbt und gezeichnet fein wie die Holländer Sfabellen. Ganz dafjelbe gilt von den Kicht- und Dunfelblauen, wie von den Gelben, Rothen und Schwarzen. UWeberhaupt find fich beide Racen in der weißgeftreiften Heichnung mit allen diejer anhaftenden Fehlern und Ausartungen vollitändig gleich. Die Storchzeichnung der Kröpfer unterfcheidet fih infofern gegenüber der Storch- zeichnung der Gemeinen Taube, als fie bei erfteren immer noch und nur eine Scheden- zeihnung tft, während fie fich bei der Gemeinen Taube zu einer reinen Forreften Seichnung ausgebildet, bei diefer freilich auch einen anderen Urfprung bat. Ber den Storchfröpfern follen Kopf, Schwingen und Schwanz ganz gefärbt fein, Hals und Bruft noch ziemlich viel Farbe, die Slügeldefen aber nur no fehr wenig farbige Federn bejisen. Kebtere Fönnen auch ganz weiß fein. ft viel Weiß in den Schwingen, dem Schwanze oder auf dem Kopfe, jo wird dies als Seichnungsfehler betrachtet. Im den Schwingen dürfen noch amı eheften fich einige weiße Federn zu viel befinden. Ueberhaupt Fan dte Heihnung als Schefenzeihnung nicht auf die Richtigkeit jeder einzelnen Feder geprüft, jte muß vielmehr im Ganzen beurtbeilt werden. Sehen wir jchließlih noch, wie die Engländer über die Taube denken. Bemerfenswerth it dabei in erjter Kinie, daß Fulton mehrere Schläge Eleiner Kröpfer Fennen will, wovon er einem den Namen „Engliihe Swergfröpfer” gibt und als in England gezüchtet betrachtet. Kudlow gibt uns eine Abbildung davon. Die zwei Tauben, die er uns zeigt, find aber Hamburg R, HTI Rıc L-TUMMEERS 4 er NABE ‚el 1en. € ES alek-\W \N 4 I - ad) G IIRNI c D) LACH 1 IRSIE {4 WIENI = [57 N 201 nichts anderes, als die Bilder eines vecht fhlechten Holländifhen und eines nicht viel befferen Brünner Kröpfers, die in lebenden Huftande auf Feiner Deutichen Ausftellung auch nur eines Blifes gewürdigt würden. Weiter ift es von fulton höhft naiv, wenn er annimmt, die weißftrichige oder geeljterte Heichnung fei bei dem Brünner und Holländer, oder „Defterreichtichen Hröpfer“, wie diefe von den Engländern genannt werden, aus einer Kreuzung von Kropf- und Farbentauben entjtanden. Diefe Annahme beweilt, daß Fulton gar Feine Ahnung von der Entjtehung der Seihnungen befist. Die Eleganz und Grazie eines tadellofen fabellen- Brünners, der in feiner Dollfommenheit jede andere Kropftaube weit übertrifft, fchließt die Annahme einer Kreuzung mit der Gemeinen Taube vollftändig aus. Freilich fteht ein folher Brünner auch anders aus, als die Kudlow’fhen Abbildungen der „Englifchen . Hwergfröpfer”, Bei eingehender Unterfuhung Fommt man eben zu feinen andern Refultat, als dem von mir vorhin erwähnten, nämlich, daß die Fleinfte, zierlichjte Kropftaube in unferer Heit ihre Derbreitung von Böhmen und Mähren aus nach dem weftlihen Europa volßogen hat. Wie fie in jene Gegenden Fam, ob aus Polen, Rußland oder dem tieferen Aften, bleibt jpäteren Ermittelungen anheimgeftellt. Weiter ift es thatfählih, daß die etwas größere Rage mit ftarf belatichten Füßen, die wir mit dem Hamen „Holländifche Kropf- taube” bezeichnen, ihren Hauptverbreitungsrayon in Sachen hat und vor einem Heitraume von über 50 Jahren bereits dort hatte. V. Gruppe. Die Cümmler- und Purzlerfauben. — C. gyrantes. Es giebt eine große Zahl von Tauben, die, obgleich verfchieden an Größe, Kopf- bildung, Federftruftur, Farbe und Zeichnung, dennoch fo viele gemeinfame Eigenschaften haben, daß man fie füglih zu einer Gruppe oder Gattung zufammenfaffen muß. Es find dies die Tümmler oder Purzler. Baldanıus bezeichnet diefe Gruppe mit dem Kamen: „Bohlrüfen-Tauben‘. Er giebt jedoch zu, daß dies nur in Ermangelung einer befjeren, allgemein zutreffenden Benennung gefchehen fei. Allerdings ift die gewählte Bezeichnung wenig zutreffend, denn man findet die bedingende Eigenfhaft „hohlen Rüden” bei no vielen anderen und nicht in diefe Gruppe gehörenden Arten; 3. B. bei der Pfautaube, dem Larrier, Hröpfer, Möphen ıc. Sucht man überhaupt nad) einem äußern, allgemeinen Präüs, Muftertauben-Bud. 26 Merkmal, das die ganze Gruppe harakterifirt, fo Fommt man bei forgfältiger Dergleihung zu dem Nefultat, daß es eben Feins giebt. Dagegen ijt die Derbindung mehrerer einzelner Merkmale Schon cher geeignet, eine Taube, auch ohne ihren Flug zu beobachten, als einen Tünmiler erfennen zu laffen. Su folhen Mierfmalen zählen nach Dieß- Frankfurt, dent Ntitarbeiter der Abtheilung Tümmler diefes Werfes: Fleinerer, zterlicherer Kopf als der der „Bemeinen Taube”, heller Wacsfchnabel und meiftens helle (Perl) Augen. Sind die einzelnen Tümmlerarten auc unter fi) fehr verjchteden in Größe und Haltung, in ihrer Gefammtheit ftehen jte doch gegen die Größe der Gemeinen Taube zurück. Dafjelbe gilt von der Form des Schnabels; diefer, bei den einzelnen Ragen im hödhjten Grade verschieden, weicht doch in jeder Bildung immer noch von dem der Gemeinen Taube wejentlih ab. Atchr Uebereinftimmung als in Habitus und Kopfformt, finden wir in der Gruppe gegenüber der Gemeinen Taube bezüglich der Färbung und Heihnung. Einzelne Heichnungen gehören ausfchlieglich diefer Gruppe und einzelnen ihrer Repräfentanten an und finden fich in Feiner andern Gruppe wieder, fo die Honnen-, Dlatten=, Brander- und Bartzeihnung. Andere Heichnungen find vorherrfchend in der Gruppe verbreitet, finden fich aber bei vielen einzenen Ragen derfelben vor, jo die Weißfchlag, Weßihwanz, Eljterr und Sched- zeichnung. Die Weißihlag- und Elfterzihnung ift in diefer Gruppe fo häufig und beinahe allein auf fie befchränft, daß man verfucht wird anzunehmen, diefe fer als eine Folge des ftarfen Gebrauchs der Flügel, des Schlagens mit denfelben entjtanden, Dennoch ift es un- ftatthaft, die Heihnung oder Färbung als Grundlage einer Rageneintheilung benußen zu wollen, wie dies Teider Dis jest gejchehen und üblich ift, jo dag man 5. 8. unter „Kopen- hagener” nur Eljterzeihnung verfteht. Ungeachtet der äußerlihen SHeichen, deren Dorhandenfein mande Taube fofort als einen Tünmmler charakterifirt, giebt es auch ganz vorzügliche Tünmler, die gar Fein äußer- liches Erfennungszeichen tragen. Es ift und bleibt dennah nur die Art des Fluges, welche unter allen Umftänden den Tünmler erkennen läßt. So verfhiedenartig auch diefer Flug mitunter ift, ob nur Ereifend und hochfliegend, oder überfchlagend und purzend, er weicht immer von dem Sluge aller übrigen Taubenragen wefentlih ab und ein geübtes Auge wird fofort einen Trupp Fliegender Tünmmler von einer Flugt anderer Tauben wohl unterjcheiden. Diefe verfhiedene Art des Sluges der Tümmler unter fi war lange Seit und ift öfters auch heute noch ein Grund, daß manche Süchter die Samilie der Tümmler in zwei große Unterabtheilungen eintheilen wollen, nämlih in Hochflieger oder eigentliche Tümmniler, 205 und in Meberjhläger oder Purzler. tan huldiste lange Seit einer folhen Anftcht. Allein die Erfahrungen hervorragender Kenner und Kiebhaber haben dargethan, daß die Der- jhiedenartigfeit des Fluges mehr auf Gewöhnung, als auf angeborener Fähigfeit beruht. Diefe Anftcht wird dur den Umstand bejtärkt, daß bei jedem Süchter bejtändig bet der Nahzuht einzelne Ereniplare vorfommen, welche von der von den Eltern geübten Manier des Fliegens eine Ausnahme machen, und welche er deshalb aus dent Fluge ausfcheidet. Die bevorzugteften und an verfchiedene Orte gebundenen Arten des sliegens find folgende: jteigendes Alleinfliegen, fteigendes Truppfliegen und Truppfliegen mit Um- ichlagen. Bei Bejprehung der einzelnen Schläge foll ihre Slugart eingehender erläutert werden, im Allgemeinen fei hier bemerkt, daß alle Slugarten einer Drefjur und einer Hebung darin bedürfen, und daß jede Tünmilerrage, fobald fie in der Hebung ver- nachläfjigt wird, zurückgeht und fchlieglich aus eignem Antriebe gar Feine Flugproduftionen mehr ausübt. Fragen wir, woher die Tümmiler ftanımen, fo weifen faft alle bisherigen Hac}- forfhungen auf Ajien, fpeztell auf Perfien und Indien hin. Dort finden wir heutigen Tags die Taube noch vor, und nah Aufzeihnungen aus dent 16. Jahrhundert fehen wir, daß Perfiihe Herriher ganz eminente Derehrer diefer Taubenart waren. Meber die Wege, auf welden die Art zu uns gelangte, giebt uns ihre heutige Der- breitungszone Anhaltspunkte. Wir finden die- Rage hauptfächlid” in den angrenzenden Sändern der Hord- und Ditjee verbreitet, fo in Dänemark, England, Holland, den Ditjee- propinzen und Friesland. Es darf mit Bejtimmitheit behauptet werden, daß jte in dtefe Sänder zum größten Theile durh die Schiffahrt gebracht wurde. ur ein Eleiner Theil mag den Weg aus Müttelaften die Weichjel und den Iiemen herunter gefunden haben. Don den Ufern der Mord- und Ditfee verbreitete fich die Rage ftromaufwärts nah Müttel- deutihland. Zu Anfang diefes Jahrhunderts erreichte fie am Rhein aufwärts Mainz und die Dejer herauf Kafjel. Wie hody fie damals an der Elbe aufwärts ging, ift nicht befannt; doch EFann man behaupten, daß in den dreißiger Jahren in ganz Südweft-Deutfchland mit Einfhlug Thüringens Tümmler zu den Seltenheiten gehörten. Man fand fie weder im Meainthal, noch im oberen Rhein- und Donauthal, aucd nicht im jüdöftlichen Frankreich, der Schweiz und talien. Einen zweiten Weg hatte die Rage muthmaßlich vom Schwarzen Meere her die Donau aufwärts genommen, denn fie findet fi) in mehreren Spezies verbreitet in Ungarn, Dolen und als Endftation feit langer Seit in Wien. Selbjt- verftändlid) Fannn heute, nachdem die Eifenbahn und das Ausftellungswefen alle örtliche Beihränfung verwilht hat, das fo eben Gefhilderte Feine Anwendung mehr finden. Heute finden fi) alle Ragen an allen Drten zerftreut. E 26 204 Bei einer fo ausgedehnten Derbreitung, der Mlannigfaltigkeit der Seihnungen und Färbungen, bei dem fich an verjchtedenen Drten ausbildenden Geihmad des Kliegenlaffens, ift es nicht zu verwundern, wenn fi) eine große Hahl von Schlägen wirklich ausgebildet hat, aber eine noch weit größere in der Einbildung der Liebhaber bejteht. Der Wahn, das Befte zu beiten, ift nirgends ausgeprägter, als in Sachen der Kiebhaberei, weil diefe felbft eine Sache des Befühls und nicht des Derftandes if. So glauben alle Befiter von Tünmlern einer jeden Stadt an die UmübertrefflichFeit ihrer Tauben im Sluge, an die Tadellofigfeit in Heichnung und Färbung. Häufig erfcheinende Fehler werden fchließlich als eine Mothwendigfeit angefehen. Der Glaube an diefes Dogma hat es zulest dahin gebradjt, daß die Liebhaber jeder Stadt davon überzeugt waren, eine eigene Rage zu befigen und der Hame der Stadt mußte herhalten, um die Rage zu bezeichnen. So finden wir denn beinahe alle Städtenamen der Tünmmlerpropinzen als Benennung vertreten. Da giebt es Danziger, Kopenhagener, Stralfunder, Elbinger, Berliner, Prager, Braunfchweiger, Bremer, Celler, Hannoverjche, Wiener ıc. Das Komiihe bei der Sahe ift, daß die Kiebhaber unter fi) meift nicht vecht darüber einig find, wie denn ihre bevorzugte Rage eigentlih ausfehen und wie fie fliegen fol. Nur in dem Glauben jtimmen alle überein, daß die früheren Tauben, die fie aus ihrer Kindheit fi) noch vorftellen Fönnen, viel befier, viel echter gewefen find als die jebigen, und daß die heutigen Tauben durch Kreuzungen verdorben feien. Eingehende Studien über den Urfprung der Tümmler hat Herr Profeffor Dr. Seelig- Kiel angeftellt und das Ergebniß feiner Hachforihungen in der betreffenden Literatur der Dorzeit in der „Columbia“ (Seitfchrift für Taubenliebhaber) veröffentlicht. Ih entnehme derfelben Folgendes: „Daß int Elafftjchen Alterthum purzelnde Tauben völlig unbekannt waren, Fann wohl mit Beftimmtheit angenommen werden. In Nom wie in Griechenland wurden Tauben in großen Miengen gehalten, fie fpielten nicht nur in dem Götterfultus der Be- wohner eine Rolle, fondern in fpäterer Seit wenigftens waren fie auch für die Sandwirth- Schaft von Bedeufung. Daher befhäftigen fich denn Gricchiiche wie Römihe Schriftjteller vielfah mit den Tauben, nirgend aber findet fih auch nur die leifefte Andeutung davon, daß jchon bei den von ihnen beobachteten Tauben jenes fo auffällige Spiel des Purzelns vorgefommen. Alle Englifhen Schriftfteller, welche fich mit den Tauben befchäftigen, geben IJndien oder das füdliche Perjien als die Heimath der Tümmler an. So erflärt fich denn, daß diefe Rage in Europa erjt befannt geworden, nachdem lebhafte Handelsverbindungen mit jenen Kändern auf dem Seeweg angefnüpft waren. Die meiften anderen Drientaliihen 205 Ragen haben unzweifelhaft über das Müttelmeer oder auf dem Kandwege in Europa Ein- gang gefunden, find alfo von Dften oder Süden zu uns- gefommen. Die Tünmler dagegen find durch Engländer oder Holländer, wahrjcheinlich durch beide, über den Ocean in Europa eingeführt, haben fih aljo von Horden nach Wejten her in unferm Erxdtheil verbreitet. Die Holländer, in deren Händen im 17. Jahrhundert vorzugsweife der Welthandel ruhte, brachten aus ihren Kolonien und Miederlaffungen nicht blos feltene Pflanzen, fondern aud) Thiere mit, die te zu Haufe halten und zu züchten fuchten, foweit Klima und Umftände es erlaubten. NMamentli die Taubenliebhaberei fcheint zu jener Seit fchon ziemlich verbreitet bei ihnen gewefen zu fein, und es werden fchon eine große Anzahl Arten aufgeführt, die damals in Holland gehalten wurden. In Deutichland Fannte man, wie es fcheint,. bis in das 17, Jahrhundert hinein nur gewöhnliche Keldtauben und einige Drientalifhe Ragen. Der erjte Deutjche Hoologe, Konrad Gegner, gab im Jahre 1555 in Hürich eine lateinifh gefchriebene Naturgefhichte des Thierreichs (»historia animalium«) in einer Reihe von Foltobänden heraus, deren 5. Band die Dögel behandelt. Bei den Tauben führt er nur zwei Hauptarten auf, nämlidy Feldtauben („Deldbök“”) und Sahme Tauben („Sam-Sclagtuben”) und von Ietteren die Unterarten der „MWelfchtuben“ und der rauh> füßigen (dasypodus) „Rufjiihen Tuben“, die er auch „Ghöplet Tuben” nennt. Aber jhon fein Ueberfeser Rudolf Heußlin*), in Sürich (1588) Fannte einige weitere Ragen, ja er thut einer neuen Einführung Erwähnung, die entweder auf die Tümmiler, oder auf die Mönchen, wahrjcheinlicy) jedoch auf erftere gedeutet werden muß. Er fast nämlich, nachdem er angeführt, daß die „Ruffiiche Taube” beffer Englifche genannt werden müfjfe und daß die Fappigen „Lyprifchen” für die edelften gehalten würden, weiter: „tt unlängjt ift ein neuwe Art zu uns gebraht von Augsburg, ganz Flein, als der Finf gefchnäbelt.“ Das Fönnte man auf Furzfchnabelige Tümmler deuten, Aber ein 100 Jahre nah Geßner in Franffurt a. MT. lebender Arzt, Georg Horit, weldher die Geßner’ihe WMaturgefchichte neu bearbeitete**), Fernt nicht allein eine Neihe anderer, noch) jest vorhandener Ragen (Pfautauben, Kröpfer, Perücken, Bagdetten u. f. w.), fondern er erwähnt fpeziell auh und beichreibt die Tümmmnler mit folgenden Worten: „Eine jonderlihe Arth Tauben wird von den Holländern Tuymelaers, den unftigen Tümmler oder Bursler, genannt, dieweil fie fih im ftärfften $luge oft 4. 5. 6. mal gank *) Dogelbuh. Erftlih durd) Dr. Konrad Geßner in Satein befchrieben, neuerlich aber durch Rudolf Beußlin mit £leiß in das Deutfche gebracht. **) Gessnerus redivivus, auctus et emendatus, oder allgemeines Thierbuc; vormals durch den hodh- berühmten Dr. Conradum Gessnerum in lateinifcher Sprache gefchrieben, anjeo aber von Neuem überfetzt durdy Herrn Georgium Horstium M. D. $ranffurt a, MT. 1669. 206 überfhlagen. In der Größe find fie wie die Feldtauben, an Farbe unterjchieden, etliche blau, lederfarben, fchwarz, weiß und zuweilen gelb, insgemein haben fie weiße Schwingen und jind mehrentheils auf den Schwänzen und Flügeln mit weiß durchmifchet.” Hier wird alfo Holland als das Kand angegeben, von wo aus die genau genug befchriebenen Tümmtler nah) Frankfurt a. AT. gefommen waren. Daß fie aber fchon hundert Jahre früher vorhanden waren, läßt fich aus einem Italtentfchen Schriftjteller mit ziemlicher Sicherheit nachweifen. Der an der Univerfität Bologna lebende Ulyffes Aldrovandi publizirte im Jahre 1599 ein fehr gelehrtes Werf über die Dögel, in deffen 2. Theil au die Tauben mit einem großen Aufwande Flaffiiher Gelehrfamfeit behandelt werden. Auch er Fennt in alten nur die feit uralter Seit vorhandenen Ragen (Col. Campanicae, Tronfo), erwähnt jodann aber, daß es in Holland fehr viele verfchiedene Ragen gäbe, deren er einige nach den ihm von einem Holländer gemachten mündlichen Müttheilungen anführt und befchreibt. Den meijten läßt er in feinen: lateinifch gejhriebenen Buche die Holländifhen Kamen, als Kappers (Perücen), Kroppers, Cortbet (Mövchen), Helmet (Möndh- und Pfaffentauben) u. f. w. Bier hebt er nun die »Overslagers« befonders hervor“), die, wie er jagt, „ihren ITamıen von ihren Bewegungen haben, da fie zu Ehren ihrer eigenen oder anderer Weibchen nad) langem Rudjen fih von der Erde erheben und über ihnen hinfliegend die Flügel zufannten- fchlagen. Die aber, welhe man für die edelften hält, nennt man „Draijers”, die nicht allein jo wie die andern, beim Fluge die Flügel zufanmenfhlagen, fondern auch im Kreife herumfliegen und zwar anı meiften über den Weibchen, dabei aber die Flügel jo itarf zufanmenfchlagen, daß es den Schall zweier zufammengefhlagener Befen übertönt, weshalb - fte dern auch dte Schwungfedern meist zerbrochen haben und oftmals garnicht fliegen Fönnen. Diefe follen der Denus fehr ftarf fröhnen und jo hoch gefhätt werden, daß das Paar oft mit 4 Goldftücden bezahlt wird.” Overslagers (Heberfhläger) find unzweifelhaft die Purzler, die noch jest in Holland und theilweife ja auch in Deutfchland jo genannt werden. Der Miederländifhe Gemwährs- mann Ndrovandi's wird fie diefen wohl richtig befchrieben haben, wie ja daraus hervor- geht, dag Aldrovandi anführt, fie hätten ihren Namen von ihren Bewegungen. Allein das, was A. dann von diefen erzählt, paßt offenbar nicht zu diefer Bemerkung. - Dielmehr *) Overslagers nuncupant, quoniam in honorem femellae, vel suae, vel aliarum post longa murmura a terra sese elevet, et ultra illas volando alas quatiet. Quas vero ut nobilissimas colunt, eas appelare Draijers, quae non eodem, ut illae, modo, inter volandum dumtaxat alas quatiun, verum etiam in orbem circum volitant, idque maxime supra femellas tam fortiter alas quatiendo, ut duorum asserum simul collisorum sonitum superent, unde remigae eorum pennae semper ferme fractae conspiciantur, ac quandoque etiam volaer nequeant, 207 bat der talienifhe Gelehrte, welcher vielleicht die Holländische Sprache nicht völlig verftand, und ficher jene Tauben felbjt nie gefehen hatte, auch ihren Klug fich nicht recht vorftellen fonnte, offenbar die Pursler mit den Ringfchlägern zufanmengeworfen. Die Befchreibung, welche er von dem Fluge der Draijers madht, paßt erfichtlich auf diefe noch, jest am Wieder- Rhein vorfonmende Rage, während feine Beihreibung der Bewegung der Overslagers ent- weder unverftändlich ift, oder fi) von der bei den lestern gegebenen nur nad) dem ver- fchiedenen Grade des HSufanmmenfchlagens der Flügel unterfcheidet. Diefen Irrthum Aldrovandi's det ein am Ende des 17. Jahrhunderts lebender Engliiher Schriftiteller, Namens Willughby, deutlihh auf.*) MWillushby führt 17 Darietäten der Haustaube auf, darunter Römer, Kröpfer, Pfau- tauben, Carrier, Perücken, Niövhen, Indianer, Dragons u. |. w., auch einige jeßt bereits ausgejtorbene Racen. Als 9. Rage erwähnt er die Percussores (Engl. smiters, Niederländifch Draijers), die er als NRingjhläger genau bejchreibt, dabei aber anführt, daß man in England diefelben von dem Tümmler trenne, mit dem Aldrovandi fie zufammengeworfen. Als 10. Rage zählt er die Tümmiler oder Purzler auf und befchreibt fie folgender- maßen:**) „>te find Flein, von verichiedener Farbe, führen im Sluge in der Luft wunderbare Bewegungen aus, indent fie fih rückwärts über Kopf herumwälzen, fo -daß fie einem Federball oder einer emporgeworfenen Kugel gleichen.” Diefe über 200 Jahr alte Befchreibung Willushby’s Fann man noch heutigen Tags in Engliihen Befchreibungen des Tümmler-flugs wiederfinden. Hiermit Fönnen wir uns in Bezug auf die einfchlagende ältere Englifche Kiteratur begnügen, es würde leicht fein, nachzuweifen, daß von jener alten Zeit an die Englifchen Schriftjteller bis auf die Gegenwart unter tumbler immer nur die mit der Kähigfeit des Durzelns urfprünglich begabte Rage verftanden haben. Aber aus der Gegenwart müffen wir no) das Heugniß eines Mannes anrufen, der, wie ja allgemein befannt fein dürfte, für die Entwicelung der Naturwiffenfhaft überhaupt epohemachende Arbeiten geliefert hat. Es ijt Fein Geringerer als Darwin, auf den wir uns hier beziehen. Sum Swede der feine bahnbrehende Anfichten begründenden Unterfuchungen hat er niht allein alle über das Derhalten der Hausthiere ihm zugänglichen Beobachtungen ”) Franeisci Willughbeii ornithologia libri tres, Londini 1676. #*) Gyratrices, seu vertagi, anglice tumblers, parvae sunt, variorum colorum, intervolandum miros motus in aere exhibent, retrorsum in caput se circum volvendo, pilae aut globi projecti speciem referentes. 208 forgfältig gefamntelt, fondern auch felbjt viele folche Thiere gehabt. Insbefondere gilt dies von den Tauben, von denen er die feltenjten und intereflanteften Ragen und Abarten fich zu verfchaffen gewußt und forgfältig beobachtet hat. Daher nimmt denn auch diefe Thier- gattung in feinem berühmten Werfe „Das Dariiren der Thiere und Pflanzen“ einen breiten Raum ein. Darwin befchreibt alle ihm befannten wichtigen Ragen und Unterragen, meift auf Grund eigener Beobachtungen. Unter Ir. 7 führt er alfo die Tümmler (Tumblers) auf, von welchen es heißt: „Weberfhlagen fich beim Fluge rücwärts, Körper meift Flein, Schnabel meift Furz, zuweilen äußerjt Furz und Fonic. Er theilt diefelben in vier Unterragen, nämlid): 1) DPerfifhe Tümmler, die jehr der Gemeinen wilden Taube gleichen, nur etwas Kleiner find und einen Fürzeren Schnabel haben. Füße befiedert. Fliegen in Schaaren fehr hoch und purzeln aut. Lotan oder Andifhe Boden-Tünmler. Diefe Rage hat die merk würdige Eigenthümlichfeit, daß fie nicht in der Luft, fondern auf dem Fup- boden ihre Purzelbäume fchlägt. Darwin befchreibt diefes jo: „Man fchüttelt die Dögel leicht, ftellt fie auf den Boden, dann purzeln fie Fopfüber fo lange, bis man fie aufnimmt und anbläßt.” Diefe merfwürdige NRage D foll bereits feit dem Jahre 1600 nachweisbar fein, wie aus ndtfchen Schrift- jtellern erhellt, und joll nocdy jest in Kalfutta vorfommen. in Deutfchland: dürfte jie wohl nody nie gejehen fein. 5) Gemeiner Englifher Tümmler, fehr ähnlidy dem Perftfchen, nur Feiner, mit Fürzerem Schnabel und befjerer Purzler, Die Untervarietät, der Schottiihe Haustümmnler, purzelt felbft beim Durchfliegen des Schlages, wenige Fuß über der Erde. 4) Der Fursftirnige Tümmler, deffen befanntefter und jchönfter Repräfentant der Almond-Tünmiler ift. Don diefer Unterrage fagt D.: „Sie haben ihr Dermögen zu purzeln faft verloren, thun es aber doch gelegentlich.” Aus diefem Furzen Auszuge geht doch ficherlich hervor, daß Darwin, diefer genaue Kenner der Tauben, das Purzeln als die gemeinfame charafteriftiihe Eigenfhaft aller Tümmiler anfieht. In Deutfchland fanden die Tümmler nur verhältnigmäßig Iangfam Eingang, fie ver- breiteten fich nachweislih von den Küftenländern und Holland aus allerdings auch nad dem Innern, indeffen überwogen hier bis in die neuefte Zeit doch immer, befonders in Mittel- nnd Süddeutichland die Farbentauben, Nlövchen, Perüden und die von Süden her eingeführten Drientaliifhen Tauben. GLATTFÜSSIGE, FLACHSTIRNIGE LANGSCHNABEL-TÜMMLER. Der Stralsunder ler. Der Krakauer Elster-Tümmler. (Züchter: Rud. Ortlepp-N deburg.) 209 Beditein, der berühmte, am Ende des vorigen Jahrhunderts lebende Drnithologe, war felbjt ein großer Taubenliebhaber und -Süchter. In dem 5. Bande feiner 1795 er- jhienenen „Gemeinnüßige Naturgefhichte“ bejchreibt er die Haustauben fehr ausführ- lich und führt insbefondere von den in feiner Heimath jo beliebten Sarbentauben eine große Anzahl von Darietäten auf. Den Tümmler erwähnt er als Ur. 2, in der II. Abtheilung: Hoftauben, als Col. Gyratrix, Burzeltaube, und fügt noch eine Furze, inı Ganzen zu- treffende Beichreibung hinzu: „fie haben nody verjchiedene Namen, als Pantominentaube, Tümmler u. j. w. und werden befonders im Drient gefhäst." Einen nicht purzelnden Tümmler fcheint B. gar nicht zu Fennen. In Horddeutihland und Holland einerfeits, wie in Defterreich anderfeits begann man dann wahrjcheinlich mindeftens fhon zu Anfang des vorigen Jahrhunderts Dergnügen daran zu finden, Tauben in Schaaren fliegen und bis zu großer Höhe auffteigen zu laffen. Daß hierzu die robuften Tünmler-Ragen vor allen anderen Tauben vorzugsweife geeignet waren, liegt auf der Hand. Don dem Perfiihen Tünmimler wie er in feiner Heimath vor- Fommt heißt es ja jchon, daß er in Schaaren Dis zu bedeutender Höhe emporfliest. Diefe Hochflieger wurden dann bald in jenen Gegenden und Kändern die bejonders bevorzugte Rage, welche häufig alle andern Haustauben verdrängte. Und es gelang durd) Drefjur und umfichtige Süchtung vielerwärts diefe Eigenfhaft des anhaltenden Fliegens in bedeutender Höhe alsbald zu einem bejonderen Grade zu entwideln. Je nad dem Siele, das man im Auge hatte, und nad) der Atethode der Süchtung bildeten fich verfchiedene KofalRagen, die befanntlih in ihrem Körper, wie in ihrer Flugweife zum Theil große Derjchiedenheit zeigen. Hunädjt fuchte man dem Tünmler das Purzelm möglichjt abzugewöhnen, weil man durch dasjelbe das jchnelle Aufjteigen und den gleihmäßigen Flug beeinträchtigt jah. Eif- riges Jagen allein hindert die meiften Tümmler fhon an diefer Bewegung, weldhe fie nur, fich jelbjt überlaffen, im Uebermuth und Pollgefühl ihrer Kraft ausführen. An manchen Drten bediente man fi auch bejonderer Hülfsmittel um das Purzeln zu verhindern: man riß der betreffenden Taube einige Schwanzfedern aus, oder Fürzte diefe fänmntlich, oder band (wie es 3. 3. vor 20 Jahren u, a, in Stettin üblich gewefen ift) ein Stück Papier oder Tuch an diefelben. Ferner aber, und das war wohl die Hauptfahe, wählte man zur Nacdyzudht vor- zugsweife nur folhe Tauben, welhe wenig oder gar Feine Neigung zum Purzeln zeigten. Da das Purzeln offenbar nicht eine Eigenfchaft ift, welche fchon eine Ur-Art befeffen, jondern die erjt bei der Ragenbildung während der Domeftizirung erworben ijt, fo liegt es auf der Hand, daß eine folhe allerdings fidh forterbende, aber doch erjt nachträglich Prüß, Mujtertauben-Bucd. 27 210 ertvorbene Eigenfhaft durcy die Kultur auch wieder mehr oder warıger getilgt werden Fan, befonders wenn man eine andere, damit in gewilfem Grade unverträglihe Eigenfhaft, in diefem Falle das geichloffene Hochzliegen, jtatt derjelben möglihit zu entwickeln fucht. War man erjt foweit, daß das Purzeln nur noch zu den Ausnahmen gehörte, fo wurde jede Taube, welcye diefe Eigenfchaft noch zeigte, aus der Flugt der Hocdhflieger fofort entfernt, wie ja dies jebt in Berlin, Danzig, Stettin u. f. w. wohl ausnahmslos geichieht. YUnzweifelhaft hat bei der Heranbildung der jest vorhandenen, jo mannigfahen Flug- Tünmler-Ragen audy die Kreuzung mitgewirkt. Wahrfcheinli waren es viele verjchie- dene Darietäten der Feld- oder Farbentauben, welche man theils zur Gewinnung größerer Stärke, theils zur Erzielung verfchtedener Seihnungen u. f. w. heranzog. Ber der Bildung der jo eigenthümlichen Defterreihifhen Race, wie der Böhmifhen, Ungarifhen u. f. w. dürfte vielleicht auh Növchenblut eine Rolle mitgefpielt haben. Und ob etwa zur Er- ztelung der Altjtamım-QTaube, die jest wohl auch in England Faum noch vorhandenen »narrow tailed Snakers« (tremulae angusticaudae, [hmaljhwänzige Sitterer — im Gegenfaße zu den pfaufhwänsigen Sitterern) des Willughby beigetragen haben? ? ? So Fanı es denn, daß im Deutichland diefe verfchiedenen Flug-Tünmler-Ragen, denen fih die Bunt der Node zuwandte, mehr und mehr Derbreitung fanden und die alten echten Purzler theilweife auch da, wo fie früher waren, oft vollftändig verdrängten, Und fo erklärt es fich, daß diefe Testere Race in vielen Gegenden Deutjchlands jest den Tauben- liebhabern faft völlig unbefannt ift. Wie das allmählich gefommen, dafür Fönnen wir unter anderem auch aus der vor etwa 25 Jahren (1856—60) in Berlin von den Gebrüder Dr. D. und H. Korth heraus- gegebenen „Tauben=- und Hühnerzeitung” einige Belege beibringen. Der vor einigen Jahren verftorbene befannte Taubenzüchter Wermann in Altenburg berichtet in der Nummer von 6. Februar 1858, früher jeien Tünmler fehr beliebt gewefen, namentlih Durzler, Ueberfhläger, aber feit 20 Jahren in feiner Gegend ganz verihwunden. In diefer Heitung lieferte der nacmtals ebenfalls fehr befannt gewordene Direktor Fürer in Stuttgart unter der Chiffre F. ausgezeichnete Beichreibungen der meiften Tauben- ragen, welche noch heutigen Tags erfichtlih die Grumdlage vieler Deutjher Werke diefer Art bilden. Don den Tünmmlern jagt $.: Die Rage jet verfchhlechtert durch das Paaren mit großen Tauben, das man vorgenommen, um beffere Flieger zu befonmen. un noch einige Furze Bemerkungen über den Namen Tümmler, über deffen Ab- leitung und Bedeutung ja auch Streit herrfcht. Das Wort tümmeln ift iederdeutfhen Urfprungs und gleihmäßig auh in die verwandte Holländifhe und Engliihe Sprahe übergegangen. Der Grundbegriff ift „Sid Lithogr. u. Druck v. J. F. RıcuTEr, "Jamburg. GLATTFÜUSSIGE, FLACHSTIRNIGE LANGSCHNABEL - TÜMMLER. Dänische Elstertauben (C. pica). au wälzen“, daher 3. B. Holländiichh in wellusten tuimelen, in Wolluft fi) wälzen. In allen drei Sprachen hat das Wort Tümmiler (Engliih Tumbler, Holländifh Tuimelaar) z00logifch zunähft Anwendung gefunden bei dem Mamen einer in der Mordfee wie im Dean vor- fonmmtenden Fleinen. Delphin-Alrt, dem Delphinus phocäna, welcher im Waffer Fopfüber fih ummwäßt, d. h. nad) vorwärts purzelt, fobald er Luft zu fehöpfen an die Oberfläche ge- Fonmen ijt. Es lag nun in der That nahe, als in jene Schiffahrt treibenden Sänder die Tauben- race eingeführt war, die jene bisher noch bei Feinem anderen Dogel gefehene Bewegung aus: führte, derjelben den nämlichen NTamen beisulegen, welchen jenes ebenfalls mit diefer ähn- lihen Bewegung einzig daftehende Wafferthier führt. In England wie in Hord-Meft- Deutjhland erhielt diefe neue Taubenrage alfo den Mamen Tünmmler, tumbler, ebenfo wie man für dte eigenthümliche Bewegung jelber den fpezififchen Ausdruf tünmeln, tumble, gebrauhte. Es mag hier nocdy bemerkt werden, daß das Dberdeutiche Wort purzeln dem YWMiederdeutihen urjprünglih fehlt. In Holland ging neben dent Kamen tuimelaar als vollfommen damit identisch auch der Yamıe Overslager. Im Hocdeutihen fehlt dagegen das Wort tünmeln in der Miederdeutfchen Bedeutung. Als daher audy im Binnenlande die neue Rage der Tümmler fi allmählich verbreitete, fo wußte man den von ihr geführten Iamıen vielfach nicht zu deuten, man griff nach ähnlich lautenden Hochdeutihen Worten, als tummteln (ein Pferd tummeln, Tummelplas), oder taumeln und glaubte den Namen daher ableiten zu follen. Aber auch den Bewohnern der meiften Djtfeefüftenftrihe war der Name Tünmiler frend, weil eben der im Waffer lebende Tüniniler in der eigentlichen Dftfee nicht vorfommt. ur einzene Thiere Fonmen bisweilen mit Sturm und Strömung durch das Kattegat in die Dftjee, um meiftentheils alsbald an der Holfteinifchen oder Meclenburgifchen Küfte gefangen zu werden. Daher erflärt es fich, daß auch hier entjprehend dem Hochdeutfchen „Purzler“ die Kamen Ueberfhläger, Werfer, Kepeler u. f. w. in Gebrauh Famen. Bei der gegenwärtigen Sadlage ift es nun unzweifelhaft richtig, dent allgemeinen Sprahgebrauh fih zu fügen und unter dem gemeinfamen Yamen Tüntmniler alle jene durh gemeinfame Abjtammung und eine Neihe gleicher Eigenfchaften verbundene Unter- Ragen zufammen zu fafjen. Der Bewohner Schleswig-Holfteins, Nord-Hannovers und einiger benachbarter Känder- jtrihe aber hat ficherlich ein Hiftorifch wohlbegründetes Recht, wenn er die purzelnden Tümmler als echte Tümmler fchlehtweg bezeichnet und die von ihnen ausgeübte eigen- thümliche Slugbewegung mit der Bezeihnung „tümmeln“ belegt, In der Schriftiprache, 2 fofern er nicht blos zu feinen nächiten Sandsleuten vedet, wird er fid) aber wohl ebenfalls des allgemein angenommenen Hocdeutihen Ausdruds „purzeln“ bedienen müffen.” — Der echte und unvermifchte Tünmmler it ein guter Flieger und unübertrefflicher Baufler und Purzler. Unter fchallendem Flügelfchlag erhebt er fih in die Küfte, ftürzt dann plößlicy unter zahllofen Purzelbäumen Dis zur Höhe des Daches, erhebt fich drehend und Flatjchend von neuem, purzelt wieder eim Stüf und fällt dann mit hochsehobenen Flügeln fcheinbar bewegungslos herab, um rechtzeitig jih wieder zu erheben und mit allen möglichen Dariationen das Spiel zu wiederholen. Der dreffirte Purzler dagegen fhwingt fi) in weiten, fpiralförmigen Kreifen in die Lüfte, erjt mit gleihmäßigem Slügelfchlag, dann mit ausgebreiteten Schwingen im Aether fchwebend, fich wiegend, drehend und gaufelnd, eine Strede hinabpurzelnd, und endlich fich wieder erhebend und mit den Uebrigen den Flug nad) oben fortfetsend, um nach Stunden in derjelben Weife fich wieder herabzulaffen. Purzler gab es bereits vor 1600 in Indien, und um diefe Seit fcheint man den verfchiedenartigften SFlugweifen (das Fliegen in der Nacht, das Auffteigen zu einer großen Höhe, die Art des Herabfonmens) große Aufmerffamkeit gejchenft zu haben, ebenfo wie auch heutigen Tages noh. Der Dezier Abdul Fazil des Großmoguls von Dftindien, Afbar (1542—1605), vollendete im Jahre 1596 ein umfangreiches Werf in Perfifcher Sprache, in dem eime ausführlihe Abhandlung über Taubenzucht enthalten ift, worin wir mit Beftinmitheit folgende Taubenvagen heraus erkennen: 1) Tümmler, offenbar die Sieblingsart Afbar’s, dern daß die darin erwähnten „Atehenceh“, „lihEy”, „Chajreicht“, „Adek” und „Hhafch”-Tauben fänmıtlih Tümmlerarten gewefen find, fteht wohl ohne Hweifel feft, da von ihnen das charakteriftiihe Merkmal, das Heberfhlagen (tumble) in der Luft angegeben wird. Die lettgenannte Unterart fheint nur dadurch von den erfteren unterschieden zu fein, daß jte in vielen (26) Farben eriftirte, während die anderen vielleicht nur von einer bejtinmten waren. 2) Bodentünmler, Bodenpurzler oder Bodentoller, denn zu den Tümmlern müffen wir offenbar dte fonderbare Art der Kautöns, die noc) heutzutage in Ditindien unter dent noch etwas veränderten Uamen „Lotans” eriftiren, rechnen. 5) Hochflieger, die „teichwari” Afbars, von denen es heißt, daß fie zu Anfang nur ein Diertel von dem Korn erhalten, welches ihnen eigentlich zufömmt, bis fie 40 Flüge gemacht haben; dann haben fte gelernt, Rundflüge zu machen, und fi) in der Kuft zu überftürzen. Ehe eine Taube in den Königlichen Taubenhäufern die volle Kornration be- Fömmt, muß fie 15 Rundflüge und 70 Ueberfchlagungen (tumble) gemaht haben und fie muß fowohl dies gelernt haben, als audy Nachts bis zu einer gewiljen Höhe fliegen. Die Fähigfeit zum Purzeln ift, wie Dr. Seelig meint, eine ererbte, der ganzen Rage eigenthümliche, allein die Ausübung derfelben ift an gewiffe individuelle und temporäre Bedingungen gefüpft. Es Fann vorfommen, daß eine Taube, welche beiderfeits von echten purzelmden Eltern abftanınıt, doch felbft diefe Fertigkeit niemals erlangt, ja felbft feinen Derfuh dazu macht. Es ijt aber dann beinahe Kegel, daß die Nacyzucht folcher Thiere doch wieder vollfommene Purzler werden. Außerdem aber ift für die Ausübung diefer Fertigkeit die unerläßlihe Dorausfeßung, daß die betreffenden Thiere fowohl im HSuftande vollfommenfter Gefundheit und Kraft fich befinden, als aud in ihnen bereits befannten Regionen fliegen. Auch der bejte Purzler unterläßt das Umschlagen, fobald er Frank, entkräftet oder ftarf in der Mlaufer befindlich ift. Ebenfo muß ein Purzler, welcher nad einem fremden Drte verfest wird, in feiner neuen Umgebung fich ext einleben, ehe er feine Kunft zeigt. Darüber Fönnen Wochen, ja jelbjt Monate vergehen; nicht felten ijt erjt die nächjte Frühlings-Paarzeit der Heitpunft, zu welchen er damit wieder anfängt. Ein guter Purzler führt den Umschlag aus, nicht blos beim Schwenfen und Kreifen in der Luft oder beim Herabfteisen, fondern fhon beim Auffteigen. Dies Manöver erfolgt bei derartigen guten Thieren in der Weife, daß die Taube die Flügel über dem Rüden zufammenfchläst, in demjelben Augenblid aber fich blisichnell rüklings über- und herummirft und dann mit einem fehr Fräftigen Slügelfchlage in der vorher verfolgten Rich- tung fich weiter fortbewegt. Dabei darf, wenn das Thier im Auffteigen oder Kreifen be- griffen ift, ein dem Auge bemerfbares Sinfen garnicht ftattfinden. Sehr EFräftige und geübte DPurzler tümmeln allerdings wohl zwei=- oder dreimal unmittelbar hintereinander; zwijchen jedem Umfhwung wird aber der eben angeführte Fräftige Flügelihlag gemacht, durch welchen te fi wieder in die vorige Flugbahn verfegen. Es erfolgen indejfen diefe Bewegungen fo fchnell, daß man fie nur mit gutem Auge und voller Aufmerffantkeit einzeln wahrnimmt. Ein Theil der Tümmler-Liebhaber jagt aud) die Durzler und läßt fie Trupp fliegen. Aucd) hierbei wird von den guten Sliegern das Ummerfen ausgeübt, ohne daß fie dabei am Auffteigen gehindert würden, oder aus der Slugt fielen. Die Schnelligkeit und Kraft, womit fie ihr Kunftjtükt ausüben, erhält fie eben in der eingefhlagenen Slugrichtung. Anfänger beginnen zuerft damit, daß fie beim Kreifen in der Luft plößlidh inne- halten, eine nahezu jenfrechte Stellung einnehmen, während fie die Flügel über den HKopfe zufammenfhlagen und den Schwanz, ziemlich wagreht, alfo im rechten Winkel gegen den Rüden, ausgebreitet halten. Mlan bezeichnet diefe Bewegung, wobei ein wirklicher Umfchlag noch nicht erfolgt, wohl aber ein jehr bemerfbares Herabfinfen, mit dent Ausdrud: „auf dem Schwanze reiten” oder auh „Eniden”, Yachdem diefe vorbereitende Uebung eine Seit lang angeftellt ift, faßt die Taube dann endlih den Muth, ganz umzufchlagen, 21% was anfangs noch ziemlich ungefchicft ausgeführt wird. Bald aber erlangt fie durch häufige Hebung größere Fertigkeit und thut es ihren Porbildern gleih. Stümper aber bleiben für immer auf dtefer Anfangsftufe ftehen, reiten entweder nur auf dem Schwanze, oder führen, wenn es wirflih zum Umfchlagen Fonmt, diefes fehlerhaft aus, indem fie dabet jedesmal beträchtlich herabfinfen, bisweilen aud) wohl fchief feitwärts überfchlagen. Solche ftümperhaften Thiere werden natürlich gering geachtet, und insbefondere von Kiebhabern, welche ihre Tauben jagen und Trupp fliegen laffen, nicht dazwiihen geduldet, weil fie die Slugt verderben. Bei vollfommenen Purzlern ift Ießteres durchaus nicht der Fall. Es mag richtig fein, daß eine aus Purzlern zufammengefeste Flugt vielleicht nicht bis zu der Höhe aufjteigt, welche die eigentlichen Hochflieger erreichen, andrerfeits Fan aber wohl nicht in Abrede geftellt werden, daß das Purzeln, wenn es in vollfonnmener Weife und nament- ih von einer größeren Anzahl Tauben zugleich geübt wird, den Kiebhaber nocd eine be= fondere Augenweide gewährt. Interefjant ift es vor allem auch bei frei umberfliegenden Tauben den einzelnen Paaren zuzufehen, welche ihre Hoczeitsflüge mit einander machen, wie befonders der Täuber alle feine Kunft vor der Gefährtin aufzubieten fcheint, die es ihm dann naczuthun bemüht ift. Purzler, welhe das Umfchlagen nur bein Herabiteigen ausführen, oder welche dabei fihtlih finfen, gelten nicht als Tünmler erften Ranges. Es Fonmen bisweilen einzelne Thiere vor, welhe das Umfchlagen in der Weife ausüben, wie es von den Englifchen Rollers befchrieben wird, d. h. welche vielmal hintereinander ohne anzuhalten purzeln und dabei bejtändisg herabfallen, jo daß fie nicht felten auf ein Dach auffchlagen und dabei Schaden leiden. Diefe Art des Purzelns fieht man aber als eine fehlerhafte, wahrfheinlid auf einer Krankheit beruhende an, da folhe Thiere meiftens bald zu Grunde gehen, ohne Hahzuht zu liefern. Das Flatfhende Sufammenfchlagen der Flügel, weldhes in den Be- fhreibungen des Purzelns meift erwähnt wird, ift vorzugsweife nur bei denjenigen Thieren wahrzunehmen, welche blos „auf dem Schwanze reiten”, oder beim Herabfinfen tünmeln, bei vollfonmmenen Purzlerm dagegen nur felten oder gar nicht. Diefen bleibt gar Feine Seit für folhe Bewegung, da fie die meifte Kraft auf den dem Unichlag folgenden Flügel- ichlag verwenden müjjen, durch welchen fie ihr Gleihgewicht wieder erhalten. Die Behauptung, daß das Purzen urfprünglich fchon das harafteriftifche Mterfmal der ganzen Tümmtler-Kage gewefen, hat in den ornithologifhen Seitichriften vielen Staub aufgewirbelt. Einer der bejten QTünmnlerfenner Deutfchlands, Herr MW, Hevernic- Stralfund”), glaubt, „da die Tümmiler fleißig angehalten wurden, fih je nad) den *) Kaufmann Wilhelm Hevernic, geboren 15. Februar 1851 zu Stralfund, gejtorben 31. Januar 1880 ebendafelbjt. BT 215 Anforderungen der Liebhaber zu deren Dergnügen längere Seit fptelend, fliegend in der Luft zu bewegen, daß, als fie in diefen Flugübungen eine bedeutende Ausdauer und Sicherheit er- langt en fih bei einzelnen Individuen, welche ganz befonders gewandt waren, aus Uebermuth die eigenthümlihe Bewegung des Purzelns entwicelt hat. Diefe ift bemerft worden, hat große Bewunderung erregt, man ift bemüht gewejen, diefe eigenthümliche Eigenfhaft erblih zu mahen, was durh Gefhief und Beharrlichfeit langfam gelungen it; man hat dann alle Individuen, welche nicht purzelten, bei der Weiterzucht forgfältig abgefondert, und fo it allmählich die Purzlerrage entjtanden und einigermaßen Fonftant ge- worden.” Für diefe Annahme führt Hevernick folgende Thatfachen an. Daß die eigenthümliche Bewegungsart des Purzelns aus Hebermuth entftanden, wird durch den Umstand jehr wahricheinlich, daß felbjt der ftärffte Purzler, fobald er nicht über- müthis ift, oder wenn er fi nicht ganz wohl oder heimifh fühlt, das Purzen unterläßt. Sest man einen oder mehrere Purzler auf einer ihnen unbefannten, 10—15 Mlinuten von ihrem Schlage entfernten Stelle in Freiheit, jo werden fte einzeln oder zufanmen in die Höhe jteigen, um fi) zu orientiren, ohne zu purzeln, dann der ihnen befannten Gegend zueilen und erjt, wenn fie vollfonmen jicher jind, daß fie über ihrer Heimath fliegen, wer- den jie anfangen zu purzehe. Läßt man einen guten Purzler, welcher gewöhnt ift, Trupp zu fliegen, feinen bereits oben in der Luft fich befindenden Trupp einzeln nachfliegen, fo wird er diefen in auffteigender Spirallinie möglihft bald zu erreichen fuchen; er purzelt aber nicht früher, als bis er den Trupp erreicht hat. Diefe Beobahtungen find natürlic) nur an gut eingejagten Purzlern zu machen. Wird nun aber angenonmen, daß die Eigenthümlichkeit des Purzelns nicht auf der angegebenen oder ähnlichen Weife bei gezähnten Tauben entjtanden, fondern daß der Durzlertrieb eine der Rage angeborene Eigenthümlichkeit fei, jo müßten die Purzler von einer wilden Purzler-Taubenart abjtammen. Dies ift aber gar nicht anzunehmen, denn bei einer wilden Taube, welhe nur fliegt im Kampfe ums Dafein, alfo ftets nur zu einem ganz bejtimmten Swed, entweder um Futter für die Jungen zu fuchen, einen Raubthier zu entgehen oder auf dem Zuge, alfo niemals zu ihrem Dergnügen oder aus Uebermuth, wird jchwerlich die Heigung zu folder eigenthümlichen Bewegung entftehen. Aber auch zu= gejtanden, daß es eine wilde purzelnde Taubenart gegeben hat, warum follte diefe fich denn nur jo lange oder doch nicht viel länger im wilden Zuftand erhalten haben, bis einige da- von vom Mtenfhen gezähmt worden find und dann ausgeftorben fen? Es ift viel wahr- icheinlicher, daß, wenn diefe wilde Taubenart fich fo lange gehalten hätte, fie auch nod) heute in mwildem Zuftand lebte, denn die Bedingungen zur Erhaltung von Ragen wilder Tauben find Faum ungünftiger geworden. Wäre aber das Purzeln eine aus der Wildheit 216 ftammende Eigenthümlichfeit, jo müßte diefe Gewohnheit bei allen Purzlern ganz gleich oder doch faft ganz gleich fein, ebenjo wie unfere anderen Hausthiere alle die der betreffen- den wilden Rage eigenen, fih von anderen Thieren auszeichnenden Eigenthümlichkeiten bei- behalten haben. Bei den Purzlern ift dies aber nicht der Fall, im Gegentheil, jedes In- dividuum. hat feine eigene Art und Weife zu purzeln, und die Hauptunterfchiede im Purzeln bilden fich nad) der Art und Meife, wie die Tauben behandelt, bezw. dreffirt werden. Die Purzler, welche vereinzelt zwifhen einer ganzen Flugt Tauben gejagt werden, die jehr hoch und fehr lange fliegen, purzeln fehr wenis, und wenn fie es thun, jehr rafh) und nur ein- mal, weil fie jonft hinter oder unter die Flugt Fommen würden. Werden ausjchlieglic) Purzler regelmäßig gejagt, jo fliegen fie nicht voll jo hoch, namentlicdy aber nicht jo lange, purzeln öfter, fallen dabei aber jhon etwas mehr. Jagt man die Purzler nicht regelmäßig und hält fie nicht zum Hodfliegen an, fo fliegen jte, wenn abgejagt, wohl 1/«—/2 Stunde, purzelm dabei aber jo oft und fchlagen mehrere Male hinter eimander um, daß fich der ganze Trupp beim Purzeln förmlich auflöft wie eine erplodirende Keuchtfugel und fih nad dem Purzeln erjt wieder zufammenzieht. Käßt man Purzler bei guten Wetter den ganzen Tag in Freiheit, jo fliegen fie meiftens nur paarweife um das Haus herum und purzeln dabei in der Regel oft und ftark, fangen leichter an zu rollen und gewöhnen fih aud) das Purzeln auf Furze Entfernung an, 3. B. wenn fie vom Dad auf den Schlag fliegen. Man fjieht demnach, der Trieb und die Fähigkeit zum Purzeln find abhängig von Bedingungen, d. h. je weniger Seit und Gelegenheit die Tünniler zum Purzem haben, dejto, weniger thun fie es, und je mehr Gelegenheit und Heit man ihnen giebt, um fo öfter führen fie diefe Bewegungen aus. Eine natürlihe Anlage zum Purzen ift alfo bei den Purzlern, diefe natürlihe Anlage ift aber audy vorhanden bei der ganzen Tümmiler-Familte, wenn aud in nicht jo hohem Maße, weil die Gewohnheit des Purzens bei den Dorfahren nicht vorhanden war, aljo fih auch nicht in dem Maße vererben Fonnte. Diefe Neigung zum Purzeln bildet fi nicht bei allen Individuen aus, anı meiften bei jungen Thieren, bei Täubern. Hevernict hat beobachtet, daß alle Tümmler-Darietäten, die er Fennt, das Purzeln erlernen, fobald einzelne Paare davon zwifchen vielen Purzlern und vorzugsweife gehalten und gejagt werden, wenn audy ftreng darauf gejehen wird, daß die Rage ganz oO rein bleibt und Fein Purzlerblut dazwifhen Ffonımt. Sind diefe Tünmmler fhon mehrere Jahre alt, fo erlernen fie das Purzeln felten, aber bereits unter den erjten Jungen fängt oft jhon eins an zu Fnien, d. h. auf dem Schwanze zu reiten, auch wohl jchon umzu- ihlagen. Auf diefe Weife entjtandene Purzler hat er gefehen von: Hannover’ihen MWeig- ihlägen, Berliner Blaubunten, Prager Tigern, weißen Stralfundern, Dänifhen Tigern und Lithogr. u. Druck v. J. FT. Rremrer, Hamburg. DER BRANDERTÜMMILER ers DIE SEGLERTAUBE. (€ eypselus)) 217 Danzigern. Aucd der Fall, dag em Mönnchen und eine Pfautaube gepurzelt haben,*) ift ibm befannt, doch Fonnte er über ihre Abjtammung nichts Suverläffiges erfahren, und ift daher die Möglichkeit vorhanden, daß jie von einem Purzler abftanıntenz; -inmmerhin war es eime große Eigenthümlichkeit, daß eine Pfautaube mit ziemlich aufrecht ftehenden vollen Schwanze purzelte. Tegetmaier it der Anficht, daß die verfchiedenen ercentrifchen Bewegungen der Tümmler von einer außerordentlihen Neizbarfeit des Hervenfyftems herrühren, und zu einer Dergleihung, die zwifchen ihnen und der unfreiwilligen teemmulivenden Bewegung im Hafen der Pfautaube erfcheint, veranlaffen. Henry Kefteven, Mitglied des Königlichen Kollesium der Wundärzte, fchreibt das Purzelm einer Art von Epilepfie (FSallfucht) zu. Wenn man die Tümmler nämlich) forgfältig beobachtet, jo wird man finden, daß der Aft des Purzelns in einem heftigen Krampf der Rüdenmusfehr befteht; der Küken wird in der Form eines Bogens gefrünmmt, während die Schwingen zu derjelben Seit. über dent Rüden zufammenjhlagen. Es ift fomit ein Fonvulfivifher Wluskelframpf irgend welcher Art und dies grade ift ja der vorherrihende Hug der Epilepfie, von der wir auch willen, daß jte durch verihiedene Urfachen hervorgerufen wird. Es ift heutzutage ebenfalls wohlbefannt, daß, wenn gute Roller beim Berabfteigen jih jtoßen oder mit irgend einem Gegenstand in Berührung Fommten, wie 3. B. mit einem Schornjtein, fie oft umfchlagen, wie es die fogenannten tollen Tümmler machen, deren Durzen volljtändig unbeherrfihbar if. Die Aehnlichfeit zwifchen diefen und den armen Indifchen Tauben, welche über und über vollen, wenn fie am Nacden gefchüttelt oder an den Kopf gejtogen werden, tft leicht zu begreifen. tan hat aud) die Beobadhjtung gemadt, dag Haustümmiler oft eine jehr merflihe FSurht vor den Purzenm an den Tag legen, indem fie jtundenlang an irgend einer Stelle filsen und nicht wagen, fie zu verlaffen, fidh audh jogar vor dem Befiter zu verfteken juchen, von dem fie wifjen, daß er fie zum Durzeln antreibt,. Ebenjo gut ijt es befannt, daß eine epileptifche Anlage in gefchloffenem Raume zunimmt. Das bloße fangen der Tauben veranlagt auch) jehr häufig bei einzelnen Thieren einen ähnlichen Zuftand, und alle Dögel, welche einzeln gefangen gehalten werden, haben die Neigung, eine nervöfe Neizbarfeit zu entwickeln, die ihnen nicht natürlich ift. Es ijt jomit ganz leicht zu begreifen, auf welche Weife das Purzeln zuerft fich ausgebildet, dann entwidelt und fortgepflanzt hat. Die Wahrfcheinlichfeit diefer Annahme foheint noch bedeutender, wenn noc einige andere Umftände beachtet werden, obgleich grade einige derfelben als Einwürfe dagegen in *) Diefe Thatfahe wird von Herrn Carl Petermann-Xoftoc beitätigt. Prüät, Muitertauben-Buc, 28 218 hervorgebracht worden find. Man hat 3. B. gefragt, warum das Purzen nur auf einen Hweig der Taubenfamüilie bejchränft blieb. Die Antwort ift die, daß dies richtig genommen gar nicht fo ift. Kefteven fand 3. B. einen reinen Antwerpener Täuber, der purzelte, und von einigen andern Ragen wurde dies auch berichtet, wie von der Pfautaube Hevernid's. Es wird ferner gefagt, daß Feine Urfache zu jehen fei, welche die Fonvulfivifchen An= ı, rechtfertigen. ber es ift doch natürlich, daß uft, oder der rafche Blutumlauf, der durch das Fliegen Se wird, wohl genügend ift, den nöthigen Anreiz zu unterftügen. Yloc) fälle, denen dtefe Tümmiertauben unterliegen entweder das rafche Auffteigen in der Ku viel wichtiger ift aber die Thatfache, die viele Hüchter Fennen, daß, wenn Xoller unbe- grenster eek überlaffen jmd, ihre Durzelmanier nachläßt, ja fogar nach) und nah auf- hört, und das paßt genau zu der Anficht, daß die Heigung zur Fallfucht durch häufiges Einfperren oder durch andere a ege ende Urfachen entwicelt worden tft. In folhem Falle darf man wohl vorausfesen, daß eine unbefchränfte Freiheit vielleiht dazu angethan fein dürfte, das Iervenipjten auf feinen natürlichen Huftand zurücdzuführen, und das thut es auch. Denmad ift es zu begreifen, wie viele Darietäten von Tümmlern aus Mangel an Dersdelung alle Heigung zun Purzeln verlieren. Hoch eine weitere Thatfahe verfihert Kefteven, und diefe Derficherung darf als Schlugpunft angefehen werden, namentlih, wenn jie auch noch durch andere Beobahtungen befräftigt if. Er unterwarf das Gehirn eines jungen weißföpfigen QTümnıilers einer mifroffopishen Unterfuhung und fand, da die Haut der Blutgefäße verdidt war und jomit emen unnaftürlichen und unregelmäßigen Blutdruf verurfadte. Solhe Erfcheinungen find ungefähr ebenfo das einzige beftändige Heihen bei der Epilepjie im menfhlichen Gehirn. - 8. Wright ift ebenfalls diefer Anficht, und es fteht für ihn aud) außer allenı Sweifel, daß das Purzeln das SHeichen irgend einer epileptiihen Krankheit ift,; doch daraus folgt nody nicht, daß alles Purzeln vollitändig willenlos jet und daß es von einen Keiden des in Di Dogels herrühre. Diefelben nervöfen Empfindlichkeiten, weldhe fo viel Dergnügen gewähren, find aud) in gewiffen Grade fähig, bedeutendes Leiden zu verurfahen. Ebenfo ift es wohl- befannt, daß Handlungen, welhe gewöhnlihh den Charakter einer Krankheit tragen, durd) häufige Wiederholungen Gewohnheiten werden und dann eine Art von Dergnügen gewähren, zugleich aber auh unter Auffiht fi) vergrößern. Ja die Grenzlinie zwijchen freiwillig und unfreiwillig ift nicht genau beftinmt. Hehmen wir 3. B. einen ganz verwandten Fall mit dem eben Befprochenen; es ift 3. B. ganz ficher, daß hyiteriihe Anfälle in hunderten von Fällen in mehr oder weniger freiwilliger Weife beginnen, obgleich fie, wenn fie unbejchränkt find, über die Kontrole des Kranfen hinausgehen und Keiden verurfahen. Daher ift es wohl begreiflih, daß fogar eine 219 franfhafte Handlung einer epileptifchen Matur nicht nur in einer Art theilweife Eontrollirbar, jondern aud fähig erjcheint, Dergnügen zu bereiten. Beobachtung neigt dazu Hin, diefe Anficht zu bethättgen. Wenn der arme Bodentünmiler niemals freiwillig purzelt und der Haustümmler Heihen von Sucht und Schreden zeigt, fo ift es auch nicht weniger wahr, daß der wirkliche Flugtümmler Begierde und Freude zeigt, wenn er zu jenen Flügen fich anjchit, die er als foldhe duch Erfahrung Fennen muß, die ihm den Antrieb zu der Frampf- haften Handlung geben. — Die Hohflieger unterfcheiden fih von den eben gefhilderten Purzlern nur dadurch, da ihr Flug gleichfam durh Abrichtung geregelt ift und fich Iediglih auf hohes und an- haltendes Fliegen im guten Stil bejhränft. Flügelflatfchen oder gelegentliches Ueberfchlagen ijt dabei nicht ausgefählofjen; nur darf lesteres nicht in zufammenhängenden Purzelbäumen seichehen, jondern jedesmal nur in einer Umdrehung und ohne Herabfallen; Feine Taube darf dabei im Fluge zurüdbleiben, ihre regelmäßige Entfernung von den anderen verlieren oder jene jtören; WMWildfänge, weldhe gegen diefe Regeln verftoßen, werden von pajjionirten Siebhabern jofort ausgemerzt. Die Kraft und Ausdauer des Hochfliegers tft erftaunli, er fliegt in der gefchilderten Weife 2 bis 5 Stunden in der Luft umher, fogar in mondhellen Kächten und dann in fo großer Höhe, daf felbft das fchärfite Auge Hrühe hat, den Schwarm aufzufinden und zu verfolgen. Hierbei Fommt es dann nicht felten vor, daß eine ganze Flugt bei einbrechender Dämmerung oder einem herannahenden Gewitter immer höher hinauffteist und die ganze Macht hindurch fliegt, bis die Tauben ermattet oder von der feuchten obern Kuftihicht durchnäßt oft meilenweit von ihren Schlage zur Erde herunter- fommen. Der £lug ift, find die Tauben erft in richtige Höhe gelangt, langfam und ruhig, mit grade ausgeftredten Littigen, jede hält fi von ihrem Hachbar in gehöriger Entfernung, d. h. nur fo weit, um fi gegenfeitig nicht zu hindern. Diefes andauernde Fliegen in den oberen Suftihichten, Dis wohin Feine andere Taubenart fich erhebt, Scheint fie nichts weniger als abzumatten, da fie nie gefünder find und beffer züchten, als wenn fie täglid) eine foldhe Bewegung haben. Die Hocdflieger werden von einem Ausflug zum andern eingefperrt ge halten. Sollen fie fliegen, fo werden fie in größerer oder Fleinerer Sahl aus dem Schlage gejagt. Sie erheben fih dann fofort in fpiralförmigen Kreifen, gleichfam bohrend in die Küfte, mageftätifh und ruhig mit gleihmäßigen Flügelfhlag und fallen nad vollendeten Sluge auf dem Dadhe ihres Befiters an, um fi fofort in den Schlag zu begeben. Das Jagen ift in den verfchiedenen Gegenden in den Einzelheiten verfhieden, in Hauptjachen aber überall fih gleih. Dajffelbe gilt in Bezug auf die Dreffur. Die praftifhen Regen zur Ausbildung der natürlichen Anlagen des Tünmlers zum langen, anhaltenden $liegen find folgende. Das Einüben der Jungen muß durch die 28* 220 bejten alten Flieger gefchehen. Wollen fte anfangs zeitweife nicht fliegen, jo muß man fie nicht zwingen. Wlan laffe die langfliegenden Tauben täglih nur einmal abfliegen, zeigen fie Feine Luft dazu, jo juche man fie nicht zu zwingen. Unmittelbar vor dem Auslaffen dürfen fie nicht gefüttert, fie müfjen überhaupt mäßig gehalten werden. „Sieben Stunden (Flugzeit) fteben Bohnen” pflegt man zu jagen. Bet Wind, Mebel, Schnee und Regen, aud) bei fharfer Dftluft läßt man fie nicht aus. Haben fie ihre Tour für einen Tag gemacht, fo lafie man fie an diefen Tage nicht wieder aus dem Schlage, was durd) die fogenannten Gabeln amı Sluglod, die fih nur von außen nad innen öffnen, verhindert wird. Mlan lafje fie nie mit Tauben geringerer Slusfähigfeit fliegen. Das Anfallen auf dem Dache ihres Schlages und fofortiges Eingehen in denfelben erlernen fie bald, weil ihrer nad) dem Kluge das Kutter darin wartet. Einigemal etwas Futter auf das Slugbrett geftreut, be- fördert dies. Das Haupterforderniß, gute Fliegetauben zu züchten, ift allgemein befannt und doch wird es fast nie angewendet, nämlih nur eine (die erfte) Hecke im Frühjahr madhen zu lafjen. Die immenfen Dortheile, welche man dadurdy erzielt, find folgende: 1) find die alten (Sudht-) Tauben fpätejtens am 1. Junt jchon wieder in vollem Zuge, denn befanntlich fliegen alte Tauben nad der Hefe anı beiten; 2) ift man dann den anderen Taubenliebhabern, die noch eine zweite Hede machen laffen, immer einen Monat voraus; 5) ift und bleibt die Hauptjache, daß eine Taube erjter Hefe fpätejtens Mitte November mit der Mlaufer fertig wird, gleichzeitig ift diefelbe au bei den alten Tauben (vorjähriger erjter Hecke) vorüber; es find mithin die Tauben eines jolhen Taubenbodens immer gleihmäßis zum Hochfliegen geeignet — und das ift der a fo behandelte und gehaltene Tauben fliegen inter, gleichviel welcher Race fie angehören. Um einen derartig guten Stamm zu züchten, gehört Ausdauer, ne in Jahre dazu. Ein guter Slugtaubenboden muß fo eingerichtet fein, daß er in verjchtedene Fleine Abtheilungen durh Gitter getrennt werden Fan; in dem Schlage müffen zu beiden Seiten in drei Reihen über einander Mefter angebradt fein, von denen man die unterfte Reihe (dicht am Boden) während des Brütens jo lange gefchloffen hält, bis die oben erbrüteten Jungen die Mefter verlaffen. Dann exit öffnet man die unteren Reihen, damit, wenn ein Junges beim füttern herausfällt, es unten, jhußfuchend hineinlaufen Fann. Wenn im Frühjahr die Witterung beftändiger und wärmer ift und Feine jtarfen Hachtfröfte mehr zu befürchten find, muß der Befiser von Fliegetauben jo viele Gewalt über feine Thiere haben, daß er fie dahin zu bringen weiß, wenn er es für zwecmäßig erachtet, daß fänmtliche Paare innerhalb 3 Tagen mit dem Legen beginnen. Dies erreicht man dadurch, daß man eine Trennung der Gefchlehter etwa Mlitte Dezember eintreten läßt und 221 von da ab etwas über halbe Nationen Futter reicht, aljo einen bejchränften Etat einführt, was auch jchon dem häufig vorkommenden Legen von Sliegeiern vorbeugt. Das Jagen der Tauben hört nun ganz auf, doch werden fie bei günftiger Witterung täglich !/a Stunde auf das Dad gelafjen, beide Gefhlehter getrennt. Wenn dann die größte Kälte vorüber it, etwa am 1. März, werden in die in mehrere Fleine Abtheilungen getrennten Schläge, nachdem die obere Heftreihe geöffnet it, 5—10 Paare in jede Abtheilung hineingelaffen. Don jest an giebt es jtehendes Futter, dazwifchen aus der Hand gefüttert, etwas Hanf, Hirje oder Erbjen, ferner fest man einen Salsftein und alten Kalk in den Schlag, wirft auch etwas Fursgejchnittenes Stroh in die Abtheilungen, damit fo der Bruttrieb recht fchnell befördert wird, und innerhalb 3 Tagen find fämntlihe Tauben in dtefen Fleinen Abthei- lungen fejtpaaris und haben faft alle eigene Iefter. ft diefes eingetreten, fo werden fofort alle Abtheilungssitter entfernt, und nun beginnt ein heißer Kampf, hauptfählich hervorge- rufen durch Paare, welche ihre Wefter nicht "gleich wiederfinden und fich in andere verlaufen. Der Taubenzühter muß nun diefen Paaren zu Hülfe Fonmen, fo daß die Drönung, dur Anwendung draftifcher Müttel, durch plöslihe Surüdziehung des Fämpfenden, ftärferen Täubers, wie folhe jedem Süchter befannt fein werden, innerhalb 2 Tagen hergeftellt ift. Hachdem dies gejchehen, beginnt plößlich wieder eine Fleine Hungerfur, S—9 Tage dauernd, damit der Muth der Tauben fih vollftändig wieder legt. Giebt man nun am 10. Tage wiederum ftehendes Futter, fügt Hanf, Hirfe und Rübfamen hinzu, wirft gefchnittenes Stroh hinein, öffnet jämmtlihe Fenfter des Schlages, damit die Tauben auf das Dad) zur Be- sattung Fönnen, jo nimmt durch ein derartiges Derfahren die Brutluft fo große Dimenfionen an, daß innerhalb 8 Tagen fänmitlihe Täubinnen gelegt haben, und auf diefe MWeife erhält man jtets gleihwüchjige Junge. Eine Slugtaube verftändig zu behandeln, ift die Hauptfunft, denn Tauben erfter Hede lafjen fich jchon beichaffen, aber ohne eine richtige Behandlung würden diefe eben fo fchlecht wie die übrigen fliegen. Xeider bilden fich die meiften Slugtauben-Siebhaber ein, wenn fie einige Jahre derartige Tauben bejisen, fie verftehen recht viel davon, und häufig zeigen grade derartige Herren durch grapirende Thatfachen, daß fie nicht die Teifefte Ahnung davon haben. Mlan muß „förmlich dazu geboren fein”, um hoh in der Luft aus einer Anzahl von über hundert diejenige Taube herauszufennen, welche, tehnifch ausgedrüdt, „bummelt“, alfo nicht mit fort Fan, oder fich „hängt”, dadurch den ganzen Stich herunterzieht, um derartiges Material auszumerzen. Ferner gehört hierher, daß diefe Hocflieger von einem Ausflug bis zum andern eingefperrt gehalten werden und wenn fte ihr Denfum abgeflogen, gleich wieder in den Boden gelafien und durch nichts mehr an diefen Tage gejtört werden, VD DU 169} Mit zum guten Erfolg gehört pünktliches Stehen (Auslajfjen). Ein Anfüttern 4 Stunden vor dem liegen mit etwas Hirfe ift nicht Bedingung, gute Tauben fliegen aud fo, man Fanın aber nur das Befte mit feinen Tauben leijten, wenn man fie mit größter Sorgfalt behandelt. UWebertriebenes wird von manchem Hüchter angewandt, jo 3. B. das Betreten des Dorbodens nur mit Silsfhuhen, die Tauben nur fehen duch ein Glasfenfter, Fleiner enger Boden, fajt dunkel gehalten, und wie dergleichen Manipulationen mehr heißen. Eine gute, gefunde, Fleine Erbfe oder Wide ift immer das bejte Futter, will man etwas mehr thun, jo giebt man einen um den andern Tag auf circa zehn Tauben eine Hand voll Hanf, welcher gut durchichlägt; zu viel Hanf gefüttert ift ein großer Fehler, er macht die Tauben leicht fett und faul, es muß mithin jedem Hüchter überlaffen bleiben, je nad) Bedarf Hanf- Fütterung weg>, vefp. eintreten zu laffen. Sn einigen Städten, 3. B. in Magdeburg, Braunfhweig, Halberjtadt und Wolfen- büttel, hat man die Gewohnheit, die Fräftigjten jungen Täuber (meijtens Barttünmler) zu Fapaunen, theils um die FSlugfraft zu vermehren, theils der größern Schönheit der Färbung des Gefteders wegen. Ketsteres wird erreicht, die Farben bleiben Fräftiger, daß aber die Flugfraft durh Kaftriren vermehrt werde, ftreitet gegen die Erfahrung. Dagegen hat ein folcher Kaftrat allerdings nie ehelihe Abhaltungen von Sliegen. Derjchnitten Fann ein junger Täuber nur erjt mit Beginn feiner NMannbarkeit werden; früher erreichen die Tejtifel die erforderliche Größe und Härte nicht, werden aucy felten ganz herausgebraht und das Hurücdgebliebene erregt das Thier zur Hedzeit: es fängt an, die Täubin zu treiben, tritt fie auch, wenngleih ohne Erfolg. Während der erjten Tage nah der Operation muß der Kapaun fehr vorfichtig behandelt werden. Am erjten Tage erhält er weder Futter noc) Wafjer, am zweiten Eleine Gaben von beiden, am dritten das gewöhnliche Maß, doch läßt man das Thier noch ungejtört abgefperrt fiten. Wachher giebt man es frei und jagt es ein. Der Kapaun ift von da an für inımer zeugungsunfähis und ftumm, er Fünmert fih um Feine Täubin. Hat er feine Seit abgeflogen, fo nimmt er die einmal gewählte fejte Stelle im Schlage ein und fitt dafelbjt ftill und traurig. Eigenthümlih ift es, daß fi) Feine andere Rage zum Derfchneiden fo eignet, als die Braunfhweiger und Magdeburger Tauben. Alan findet in den Trupps derfelben noch allerlei Seichnungen, Weißfhwänze, Elfterbunte, namentlih Kopenhagener, hin und wieder Deutjhe Möpchen, auh Berliner Blaubunte (fogenannte Sangnafen) und Tiger. Hu welher Heit und in welchen Sande das Dergnügen zuerft Mode geworden, die Tümmler zum Ausfluge zu gewöhnen, fie mit einer Fahne zu jagen, um fie hoch in der Kuft zu verjchiedenen Tageszeiten von dem Taubenboden. oder Schlage aus fliegen zu fehen, D N a fie mit anderen Flugten zu gleicher Abficht vereinigen und jo untereinander gemifcht eine Weile in der Luft Freifen zu lafjen, bis jie fich dann trennen und jeder Trupp nad) feinem Sclage zurüdzieht, ift unbekannt, wentgjtens findet man darüber nichts in Deutfchen Sfonomifhen und ftatiftifhen Schriften aufgezeichnet; auch die wenigen älteren Taubenbücher fhweigen darüber und erwähnen nur der Tauben zum Dergnügen der Städter auf den Höfen, und derjenigen auf dem Kande, welhe in das Feld ziehen, um fich dafelbit zu ernähren und dann wieder zu ihren Schlägen auf den Beftiungen der Kandleute und in die Häufer der Kleinjtädter zurückkehren. Belon*) jah i. 5. 1555 in Paphlagonien, wie er jagt, „ein vollfommen neues Ding, nämlih Tauben, welche jo hody in die Luft flogen, daß fie aus dem Auge ver- ihwanden, aber zu ihrem Taubenhaufe zurückehrten, ohne fich getrennt zu haben”. In Italien joll es nah) Müttheilungen des Profeffor Paoli Bonizzi in Modena ihon im 17. Jahrhundert derartige Flugten gegeben haben, und die von den Einwohnern Modenas gezüchtete Taubenrage (Triganina) wurde ganz befonders für diefen Sport „Giuco“ drefjirt. Die Art, wie das Spiel vor fich geht, ift im Grunde genommen diefelbe wie allerwärts (oder wie in Deutichland, Belgien, Franfreih, England und Spanien). Das Biuoco, das Taubenfpiel, von welchen Reifende in Italien und Spanien berichten, jteht in Indien auf einer viel höheren Stufe der Entwidlung und ift in ausgedehnteren Maße in Uebung als in den genannten Ländern. Alle Reifenden, die das Hauberland bejucht, wiljen zu erzählen, daß im Haufe jedes wohlhabenden Imödifchen Liebhabers ein ann lediglich dazu angeftellt ift, Taubenflüge zu dreffiren, welche in der Luft Bewegungen nah Wunidh des Befiters ausführen. Wer Jndiens Großftädte befucht, der wird eine Stunde vor Sonnenuntergang bis zum Ende der Dämmerung auf allen Seiten Triganieri (Jtalienifche Bezeihnung der Flug- dirigenten) bemerfen, die von den Dächern aus mitteljt Fleiner Fahnen den Flug einer un= zähligen Taubenmenge lenken. In Delhi, wo diefer Sport in hödhjter Blüthe fteht, bedeken zur Zeit, da die Kieb- haber ich diejem Dergnügen hingeben, die Taubenfchaaren, die über der Stadt Freifen, Buchjtäbli den Himmel. Auch in Lalcutta giebt es eine große Zahl Liebhaber diefes Spieles, und jeder Fremde, der einem folhen Spektakel beiwohnen will, Ffann es zur reglementären Stunde, d. i. eine Stunde vor Sonnenuntergang, bewundern. Werfen wir jest einen Blit auf die heutige Slugtauben-Liebhaberei und fpeziell auf die in Berlin, wo fie mit am meiften entwidelt ift. *) Peter Belon. Histoire de la nature des oisseaux. 1517—1565. Dem von Dr. Ruß herausgegebenen „Beflügelhof” entnehmen wir darüber Folgendes: „ou welcher Tageszeit und von welder Seite her man fi) gegenwärtig Berlin auch nähern mag, ftets wird man bei nur einigermaßen leiölichen Wetter erfreut durch reiche Slüge hellfhimmender Tauben, welche in großer Anzahl ho über den gewaltigen Häufermaffen die Luft durchichneiden. Gewähren dtefe Flüge bei lichten, heiterm Himmel fhon einen herrlichen Anblid, fo erweifen fie fich, wern die Hebel fi lichten oder dichten, für den Befyauer als eine märchenhafte, immer wieder fefjende Erfheinung. YWXamentlich wird der vom Tempelhofer Felde oder vom Kreuzberge her fi Hahende um die Mlorgen- oder Abendzeit ganz wunderbar ergößt: Grau in Grau breitet fi) der Mebel über die end- lofe Stadt, die Shwahen Sommnenftrahlen fpielen an feinen äußerften Kanten, ohnmädtig, ihn zu durchdringen — da plößlih taucht eine Fleine weiße Wolfe Tauben aus dem Grau, eine zweite, dritte, vierfe folgt Iinfs; in -der Mitte tauchen fte gleichfalls auf, und dort rechts eine nicht minder große Hahl. Sie feffen unwillfürlkih das Auge; fie blinfen auf, verfchwinden, erfcheinen von unten nad) oben, tauchen wieder ein in das endlofe Mieer, vereinigen fich jcheinbar, um einander wieder zu fliehen, jet regelmäßige Kreife befchreibend und wunderlihe Ringe zeichnend, jest wieder in engeren Kreifen durcheinander fchlingend. Hier vereinigen fich zwei Wölfchen, dort reißen fi die MWölfchen von einander ab — man bedauert es, daß die SHeit jo drängt; man Fönnte ftundenlang zujfchauen. it fo das Auge des nur einmal zufällig Erregten fhon freudig gefeffelt, wie viel mehr das des Kiebhabers, Kenners und Eigenthümers! Sieht fein Auge doch nicht blos eine lihte Wolfe, fondern eine Sieblinge, von denen die einzelnen ihn befannt jind, nad) Farbe, Heihnung, Geftalt und Lebensgewohnheit, deren Leiftung fein Fritiicher Blit muftert, indem er jte zugleih mit Hülfe der Sahnenftange dirigirt. Ihre Flugfertigfeit nad den Stihen feftzuftellen, die Anfunft des Taubenftößers, feine vergeblihen Angriffe, das SHer- jtreuen und Wiederfammeln der Tauben, ihr Hodjteigen, ihr Herablocden gewähren ein wechfelndes, anreizendes und unerfhhöpflihes Dergnügen. Und nun gar, wenn der eigne Flug einen fremden faßt oder von diefem genommen wird, oder der fichere gewandte Flug Theile des fremden abreißt — weldhe Spannung, welcher Aerger, aber auch welche Freude! Und was hat ein fhulgerechter Slugtauben-Kiebhaber nicht alles zu denfen und zu beforgen! Die Einrihtung der Uefterabjhläge, der Futterbretter, Schauläher, Einfangen, das Gewöhnen, das Auslaffen, die Zuht u. a. mı. gewähren einen nie ver- fiegenden Quell von Unterhaltung. Diefe reichen Taubenflüge gehören jest zur Phyfiognomie von Berlin, und man Fönnte meinen, das Taubenhalten in großem Mlaßitabe fe ein felbitverjtändliches Anrecht der Weltjtadt, Allein es hat Seiten gegeben, in denen das Auge vergeblid nah ihmen Hambur GLATTFÜSSIGE, FLACHSTIRNIGE LANGSCHNABEL-TUMMLER Hannoverscher oder Celler Weissschlag — Braunschweiger Barttümmler, Kopenhagener Weissschwanz. 225 ausjchaufte, Heiten, in denen der Berliner, bei aller Frohnnatur, vom Ernte derfjelben zu Boden gedrückt war und weder Gedanken noch Tauben fteigen Tieß. Allerdings weiß Berlin jchon feit über 150 Jahren, daß das Taubenjagen ein Dergnügen ift und unter des alten Fri letter friedvoller Regierung tummelten jih ftarfe Flüge von Tümmlern vom Mühlberge bis zum Tempelhofer Felde, wie heute, aber die Heiten des Franzöftichen Einfalls machten fie verfhwinden, und ftill und dunpf wie in den Käufern war es droben in der Luft. Diejes harmlofe Leben wurde, wie bereits gejagt, durdy das Hereinfluthen der Franzofen sänzlih lahm gelegt. Die Nüßernte i. 5. 1804 mochte bereits den Anfang gemacht haben, und es ijt bezeichnend genug, daß infolge des Aufhörens der Flugtaubenliebhaberei eine Hunahme des Befuchs der Kaffeehäufer eingetreten fein foll, erklärlicherweife freilich, da die politifchen ntereffen alles andre vollftändig verdrängten. Die Befreiungsfriege waren nun ganz und gar nicht geeignet, den Sinn für harnlofe Dergnügungen zu fördern, und fo jtiegen dann auc dte erjten Flüge allmählich erjt wieder nach dem jahre 1815 über der Stadt empor, und bis 1318 mehrte fich die Hahl der Händler um drei, fo daß alfo act vorhanden waren.*) Don 18138 ab nahm das Taubenhalten wieder ftetig zu und über Berlin jtiegen Jahr um Jahr wieder mehr und mehr Flüge hinauf. Erjt das Hungerjahr 1847 verringerte die Liebhaber wieder und von 1848 ab ver- fhwanden aud die Tauben. Die Tauben-Börfe wurde verlegt auf den Dönhofsplaß, und nur wenige alte Betreue waren es, welche tros der Ungunft der Heiten dem alten Sport weiter oblagen. Bis zum jahre 1870 dauerte der Drud, der die Gemüther ftets nach unten und jelten nad) oben jchauen ließ. -—— Da befreiten die Siegesnachrichten die ge= drücdten Seelen. Mit dem Jubel über die großen Errungenschaften stiegen auch wieder die Tauben und blinften wie weiße Friedenswolfen über der nunmehrigen Hauptitadt des Deutihen Reichs." — Sichtet man das außerordentlich reiche Wlaterial, wie es die Ausjtellungen der legten 15 Jahre uns vorgeführt haben, vom wifjenihaftlihen Standpunkte, abjtrahirt dabei von der Derjchiedenartigfeit in Heihnung und Färbung, jo dürfte die Klaffififation der Tünimler in folgende 6 Typen maßgebend fein. 1) Blattfüßige, flahftirnige Sangfchnäbel, 2) Rauhfüßige, flahftirnige Sangjchnäbel, 5) Ölattfüßige, flahftirnige Mitteljchnäbel, 4) Rauhfüßige, hodftirnige Mittelfhnäbel, °) Dergl. Bratring, Jnöuftrie- Aöregbuh der Königl. Preufifchen Haupt- und Neftdenzitadt Berlin 1816. Prüg, Mujtertauben-Bud. 2) 226 5) Glatt- oder rauhfüßige, hodhftirnige Kurz- und Dikfchnäbel, 6) Blattfüßige, hohjtirnige Kurz- und Dünnfchnäbel, Bet der fo ausgedehnten Derbreitung, der Nlannigfaltigfeit der Seihnungen und Färbungen, bei den verfchiedenen Anfprüchen des Slugs, ift es nicht zu verwundern, wenn fih eine große Hahl von Schlägen ausgebildet hat. Die Engländer jedoch unterjcheiden nur lang- und Furzihnäbelige Tümmler. I. Gruppe. Sfettfühige, fladhftirnige Sangldnäbel. In diefe Abtheilung gehören die Tauben mit ziemlich Tangent, etwas Fonifch zulaufen- den Schnabel, niedriger, glatter Stirn, welche mit erjteren Faum eimen Winkel bildet, fchntalenı Kopfe, fchlanfen Körper, unbeftederten Füßen und meift glatten Kopfe (un- behaubt). In der Färbung find diefe Tauben fehr intenfiv, gleichviel ob einfarbig oder gezeichnet. Schwarz, voth und gelb Fonmten meetalliih glänzend vor. In Heichnung treffen wir fie an mit weißen Schwingen, mit und ohne diefe mit weißen Schwanze, mit Bart- und Elfterzeihnung und die verfchiedenften Arten von Scheden. Die Tauben finden fid hauptfächlih verbreitet in Dänemark, an der Wefer und dent Hiederrhein, man Fönnte fie füglih Däntfche oder Rheinifche Tümmler nennen. Die hervorragendften Repräfentanten diefer Familie find: ı) der Hannoverfähe Tünmmler; 2) der Braunfhweigiihe Tümmiler; 5) der Celler Weigfhlag-Tümmler; 4) der Stralfunder Tünmiler; 5) der Danziger Hodhflieger 6) der Kopenhagener ine und die dazu gehörigen Spielarten; 7) Wiener Tümmler. I. Der Hannoverihe Tümmler (5 oloflieger). Der Hannoverfhe Tünmiler ift nad) der Beihreibung des Herım 6. Wollring- Hannover größer als eime ftarfe Feldtaube,*) von der Schnabelfpite bis zum Schwanzende 50 cm lang, fchlanf und hochbeinig, und der flahjtirnige, nah hinten abgerundete Eleine, meift unbehaubte Kopf bildet mit den Fräftigen, weißen, etwa 2!/s cm langen und fpiten Scdmabel faft eine grade Kinie. Einige Hannoverfhe Liebhaber, darunter Herr Richter- Hannover, verlangen bei den fhwarzen Weißihlägen einen fchwarzen Flef auf dem Dber- jdhnabel, doch ijt dies u wenig unbedingt nothwendis, wie [hön, denn er ift nur ein Ausflug der jhwarzen Farbe des Gefieders. Warum aber ein volljtändig heller Schnabel bei dem A) Diefer Behauptung Fan nicht unbedinat zugejtimmt werden. D D SQ jhwarzen Hannoverichen Tünmnler ein Fehler fein foll, it nicht vecht einzufehen, da er bei andern Ragen doch fjehr erwünfcht ift. In allen Fällen artet der Schwarze Fleck Leichter in zu viel fhwarz aus, als ein ganz heller Schnabel. Die Augenringe haben eine blaffe Iris, die nicht fleifchfarbig, jondern ein fogenanntes Fifchauge fein muß. Sind die nackten Sid- ränder weiß oder ganz blaß gelblich, jo werden die Thiere Weigaugen-Tümmler genannt, wenn mattvoth Blender, recht fchön feurig-dunfelvoth Rothaugen-Tümniler; leßtere hält man jedoch nicht für vagecht. Die Annahme, dag die Nothaugen durch Kreuzung mit Indianern (früher in Hamburg Nlöcchen, in Berlin Miörifen genannt) entjtanden find, er- jcheint nicht zutreffend; eine foldhe Kreuzung ift zwar nicht ausgefchloffen, doch hat fie in dem Falle, daß fie angewendet wurde, nicht zu denı Rothaugen-Tümmiler, fondern zu einem Baftard geführt. Die vothen Augenringe bein Tümmiler find auf dem Wege der natür- lihen Ausartung entjtanden, ebenfo wie bei manchen anderen Ragen. Es ift nicht zu ver- Fennen, daß helle, blafje Augenlider der Taube etwas Feines, Hartes verleihen, wogegen die rothgefärbten Lider, deren Wirkung fich meist noch bis auf den hintern Schnabeltheil erftreft, der Taube ein ungemein frifches und gefundes Ausfehen geben. Gilt die vothe Färbung beim Hannoverfchen Tünmmler für viele Hüchter als fehlerhaft, jo wird fie an andern Drten mit Dorliebe gezüchtet. Die Farbe der Augen tft bei den a Deich- nungen verjchieden. So haben die blauen Weißichläge ein gelblich-weißes Auge, ähnlich) der Farbe einer reifenden Kitrone, die weißen Tümmiler ein hell-gelbes oder ein Stahlauge, die Gelbbänder dagegen ein gelbliches. Die Bruft ift breit und Fräftig, die Schwingen reichen beinahe bis zur Schwanzipise, die Füße find glatt, von gewöhnlicher Känge und Stärke, bisweilen gehoj't. Die harafterijtiiche Seichnung der Hannoverfchen Tümmler ift die Weiß- ihlag-Seihnung, in den Grundfarben Schwarz, braun, blau, fahl und weißgelblich mit gelben Schnüren oder Binden. Die Binden der Fahlen oder Blauen follen fchön dunkel marfirt, die Gelbgebänderten n- Forreft gezeichnet fein; der Kopf des Täubers ift bei diejen gewöhnlich heller als der der Taube. Die Weißen, weldhe wie die Gelbbänder häufig eine Shöne Mufchelhaube haben, ne tadellos in Farbe fein. Bet den Weißjchlägen follen die jteben bis neun äußeren Schwungfedern auf jeder Seite gleichmäßig weiß fein, denn nicht felten finden fi) manche, bei denen fänmtliche en und die Deckfedern an den Flügelgelenfen (Aenfeln) weiß find, jo daß fie faft die Seichnung der Elftern haben. So- bald die weißen Schlagfedern von den Grundfarben-Flügeldeckfedern (blau, jhwarz) durch- zogen oder durchwuchert find, verliert der Weißichlag-Tünmiler für den Kenner den. Wderth, jelbjt wenn er ein ausgezeichneter Flieger wäre. Häufig findet fc ein weißer unregel- mäßiger Kranz um den After, mit weldem dann auch weiße Federn an den Ferfen- gelenfen verbunden find. Auch haben die fchwarzen Schwanzfedern öfter einen weißen 29" 228 Spiegel oder arten wohl gar in die weiße Farbe aus, fo daß Weisihlags-Weißihwänze entftehen. Eine neue Spielart, bei welcher die Schwanzfedern und Schwingen zweiter Drö- nung weiß duchfchoffen find, tft unter dent Hamen „Schimmel” gegenwärtig fehr beltebt. Außer Shwarzen Weißichlägen findet man foldhe in den bereits oben erwähnten Farben, die reine rothe und gelbe Farbe Fommt nicht vor. Eine in einer Beztehung veredelnde Kreuzung erfuhr der Hannoverfhe Tümmmler in den vierziger Jahren durh Einführung der Celler Hochflieger, welche fich nicht allein durch eine “feine Bildung des Kopfs, des Schnabels und der Augen — Iettere waren blut, bzw. fleifch- voth, jondern auch durch eine fehr fhöne Seichnung auszeichneten und, was mit die Haupt- fache war, im Dauerfliegen unerreihbar blieben. Die Kreuzung des Hannoverfchen Tümmlers mit dem Celler Hochflieger fand alsbald noch eine allgemeinere Derbreitung. Jeder hafchte wenigjtens nad dem Befiz der Nothaugen. Um fie annähernd gut zu befommen, be- gnügten fich die Einen mit der Kreuzung von fchwarzen Weißichlag mit fhwarzen Weiß- fhlag-Rothaugen, aljo fogenannten Blendern, und wieder ndere waren, um nicht ganz zurücszuftehen, fchon mit Kreuzungen von Blendern und Weißaugen, vorläufig wenigftens, zufrieden geftellt, während die wirklichen Taubenzüchter bezügl. Kenner — und deren gab es fehr wenige — für Kreuzungen unempfänglich blieben, allmählich aber, durch Umftände veranlaßt, ihre Thiere abjhafften und dem Strome der Kreuzung überlaffen mußten. Auf diefe Weife (aus Mangel an Fürforge und durch die bedauerlihe Auffauferei) hat es ge- jchehen Fönnen, daß der wirflihe Hannoverfhe Weißaugen-Tünmler immer feltener wird und der fhwarze Rothaugen-Tümmler in feinen Urzuftande faft gar nicht mehr vorfommt. Ganz verjchteden von dem Urftamım des Hannoverfhen Tümmlers ift der Weißfchlag- Weisihwanz-Hodflieger, welcher vor etwa 25 Jahren aus Bremen in Hannover eingeführt fein foll und mit großem Erfolge gezüchtet wurde. Nach einer andern Annahme der Hannoverfhen Süchter follen die Weißihlag-Weißihwänze aus den Bunt- oder Schimmel- Ihwänzen hervorgegangen und fpäter beftändig weiter gezüchtet fein. Diefer Meißichwanz tft der Kiebling der Hannoverfhen Süchter geworden, weil er nicht allein ein ausgezeichneter slieger ift, fondern den Hannoverichen Tümmler auch in Reinheit des Schnabels und Fein- heit des Kopfes übertrifft. Der wirkliche Hannoverfche Soloflieser hebt fich, bei richtiger Be- handlung, in großen Kreifen langfamı in dte Höhe, und ift der Flug amı zutreffendften mit dem der Kerche zu vergleihen. In dtefer Weife fchweben die Soloflieger dahin, ftehen oft in unendlicher Höhe in der Luft und fliegen fo halbe Tage lang und darüber, wenn fie nicht durch unvorhergefehene Fälle, wie Gewitter mit Sturm oder vom Habicht daran ge- hindert werden. AHeußere Umstände wirken ganz bedeutend auf den Flug ein. Wer diefes Einzen-(Solo-)$liegen der Hannoverfhen Tümmiler liebt, der muß die Thiere jung daran 229 gewöhnen; alten Tauben, die fharf Trupp geflogen, ift es nicht mehr zu lehren. Die Thiere follen orönungsmäßig einzeln herausgelaffen werden und gehen fofort felbit ans Sliegen. Da nun daffelbe immer genau wieder beim Auslaffen beobachtet werden muß, fo lernen die Tauben das Einzelnfliesen und Fommtn auch, je nahdem es ihnen gefällt, einzeln wieder herunter. Bei den Tümmilern in anderen Städten ift es grade das Gegen- theil, fie werden zufammıen aus dem Schlage getrieben, werden zufammen abgejagt und fommen auch zufamnıen wieder herab. ID Der Braunfhweisifhe Tümmler, Barttümmler. Diefer Tümmlerfhlag findet fi hauptfählih in Braunfchweis, Wolfenbüttel, Halber- jtadt und Magdeburg, in welchen Städten er von altersher gezüchtet wird. Es find Weiß- ihlagtünmmler mit weißem Kehlflet, in Magdeburg Befpiste, in Braunfchweig Weiß- ihläge genannt. In Schwarz, Blau, Roth und Gelb heißen fie Schwarzgefpiste, Blaugefpiste zc. oder fchwarze, blaue, rothe, gelbe Weißichläge, im den Hwifchenfarben von fahlroth, fahlgelb, filberfahl zc. mit dunkleren Binden Rothfahle oder KRothftreifer, Belbfahle oder Gelbjtreifer ıc. Don feinem Dorgänger, dem Bannoverjchen Soloflieger unterjcheidet fich diefer Tümmiler hauptfählih durh Färbung, Heichnung und durch die Art des Fluss. Auch von ihm behaupten die jeßigen Süchter, er fei vielfach gefreuzt, und ihre Anfichten über den eigentlichen vermeintlichen Urtypus weichen wefentlich von einander ab. Thatjahe ift, daß es gegenwärtig auch mit Ausnahme der Englifchen mehrere Typen mit Bartzeihnung giebt. Es finden fich folche, die in Figur dem Hannoverfchen Tümmler vollitändig gleichen, andere mit breiten Hauben und wieder andere mit vothen Augen, ferner aber auch) folche, die in Figur Fürzer, gedrungener, Furzfchnäbeliger als der Hannoverfche Tümmler find. Kebterer Schlag zeichnet fih hauptfählicy durch brillante Farben aus, man findet bei ihm das intenfivfte Roth, Gelb und Schwarz, das Flarfte Blau und alle Heben- farben. Hierin liegt ein wefentlicher Unterfchied gegen die Hannoperfhe Rage, die felten anders als jhwarz, chofoladenfarben und weiß erfcheint. Der Braunfchweiger Tümmler ift im allgemeinen von fjchlanfer Figur, breiter Bruft, Fräftigen unbeftederten Füßen; er hat einen jhlanfen Hals und flahen Kopf mit länglihem, weißen Schnabel. Bei allen Farben follen die Augen ftets eine weiße ris haben, obwohl fich unter den gelben und rothen Weisihlägen oft folhe mit dunfler Iris finden; die Augenränder müffen roth fein, jedoch machen aud bier die rothen und gelben Weißfhläge eine Ausnahme; erft in jüngjter Seit hat man es dahin gebraht, hin und wieder folche mit rothen Augen zu züchten. Einen hauptfählihen Punft bildet die Zeichnung. Der fog. Bart, eigentlich die weiße Kehle, muß regelmäßig auf beiden Seiten des Unterfchnabels glei) weit nad) hinten gehen, weder 250 zu groß, nocdy zu Flein und fcharf begrenzt fein. Yach oben muß fie mit der verlängerten Sinie der Schnabelfpalte abfhliegen, nach unten eine Fleine Bogenlinie bilden, nur darf fie das Auge nicht ganz erreichen. Weiter Fonımen die Schläge (Schwingen) in Betrahıt. Sie find gleichfalls weiß und müfjen den allgemeinen Regeln der Weißfhwingenzeihnung ent fprehen. Dies ift auch bei dem Barttünmiler viel häufiger der Fall, als beim Hannoverfchen, der meift zu wenig weiße Federn in den Schwingen zählt. Es follen ihrer mindeftens jteben fein, damit das Weiß, wenn die Taube die Flügel am Leibe hält, in einer graden Kinie in der Höhe der Schwanzwurzel von dent Schwarz der Flügel abjdhneidet. Am meijten beliebt find acht zu acht weiße Schwungfedern, neun find nicht grade ein Fehler, mehr hat felten ein Weißfchlag, aber häufig weniger als fieben. Leider entjpricht die Nachzucht nicht immer der Schönheit der Eltern, dern während lettere fie häufig in hohem Grade befiten, fehlt fie den Jungen volljtändig. Während die Eltern 3. B. einen wie unterm Sirkelfchlag von einem zum andern Schnabelwinfel abgegrenzten fchönen Bart haben, wird er bei den Jungen mangelhaft und- tritt ins Auge. Die Schwung oder Schlagfedern der Alten find gleihmäßig, während fie bei den Jungen ungleihmäßig ausfallen; jene haben einen reinen weißen Schnabel; diefe hinwtiederum zum Schreden der Süchter eine leichte gräuliche Färbung, welche vorzugsweife bei [hwarzen und blauen Weißfchlägen mit zunehmenden Alter immer fhwärzer wird, bis der fogenannte Dechjchnabel fich vollfommten ausgebildet hat. Die Eltern haben an der untern Partie des Leibes bis über den After hinaus eine reine gleichmäßige Farbe, und die Jungen bilden das jtrifte Gegentheil von dem eben Gefagten, indent die genannte Partie über und über mit weißen FZedern bededt ift ı«. Es foll allerdings hiermit nicht gefagt fein, daß dies immer der Fall ift, und ich führe dies nur als Beifpiel an, doch Fann man mit Recht behaupten und zu der Schlußfolgerung berechtigt fein, daß man von fchönen, tadellofen Tauben weniger fhöne Junge, und umgefehrt von unjhönen Tauben tadellofe Eremplare züchten Fann, vorausgefest, daß fih in Figur, Kopf- und Schnabelbildung die Echtheit der Race erfennen läßt. Wir haben es hier mit einem Watur- gefeß, dem Atapismus, zu thun, und mit demfelben läßt fich nicht rechten; ein Hebeljtand, denn leider nicht abzuhelfen ift, und jeder Hüchter Fann noch froh fein, wenn er im Jahre nur einige -tadellofe Eremplare großzieht. Der Braunfhweiger Tümmler hat alfo diefelben Fehler wie der Hannoverfche. Ein großer Unterfchted Liegt jedoch in der Art und Drefjur des Flugs, denn während der Hannoverfhe Tümmler zum Einzelfluge abgerichtet ift, wird der Braunfchweiger zum Truppfliegen eingeübt. Der Dermehrung diefes Tümmlerfhlages jtand von jeher die in den oben genannten Städten herrfchende Sitte des Kapaunens der drefjirten Thiere entgegen. Dor 15 bis 20 Jahren Fonnte man einen jungen Täuber für 75 Pfg. Faufen, die Liebhaber von Jagetauben hielten fi daher gar nicht damit auf, 231 Junge zu züchten, die fie billiger Faufen Fonnten, Heute Foftet ein guf eingejagter Kapaun 5 ME. und mehr, und da verlohnt es fihh fchon wieder der Mühe, Junge zu züchten. 35. Der Celler Weißfhlagtümmler. Der Celler Weißichlagtümniler fommt in den Städten Hildesheim, Küneburg, Göttingen und Celle vor, früher vielfach in Utagdeburg, Braunfhweig u. a. Er hat die Größe einer Feldtaube, breite, Fräftige Bruft, flachen glatten Kopf, langen, Fräftigen, [hwarzen Schnabel, blut- bzl. fleifchrothe Augen, deren fleifchiger Rand häufig von ziemlicher Ausdehnung tft, und auc) zuweilen gelbe Jris. Die Schwingen find lang und reichen faft bis zur Schwanz- fpite. Die Seihnung ift fehr regelmäßig. Die acht äußeren Schwungfedern find weiß, die Grundfarbe ift fchwarz, mitunter blau oder lehmgelb; die Füße find glatt. Gleich den Noth- augen, welche eine gewiffe Berühmtheit erlangt, ergeht es auch den wegen befonders fchöner FSarbenzeihnung jehr beliebt gewordenen blauen Celler Hochfliegern. Sie werden nirgends in jo jchöner Farbe angetroffen als in Celle, und es tft deshalb nicht zu verwundern, wenn ihnen von den verfchtedenften Seiten nachgeftellt wird, ohne fie jedoch zu erlangen. Der Celler Tünmiler ift ein wirklicher Hochflieger und bis heute noch von Feiner Tümmlerrage im Dauerfliegen übertroffen. Alle Tünmmler haben zwar die Fähigkeit, fich zu beträchtliher Höhe und bis in die Wolfen emporzufhwingen, was man namentlich im Frühjahr und an jchönen Herbittagen an folchen beobachten Fann, welchen vollfommtene Freiheit gelafjen wird, jo daß fte ganz nacdy Belieben ausfliegen fönnen, die meijten Tümmler halten fi) aber in den oberen Luftfchichten nicht lange auf, fondern fenfen fich bald wieder und fallen auf dem Schlage an. Deshalb aber, weil ein Tümmiler zu Zeiten hoch hinauf jteigt, ift er nocd) lange Fein Hochfliegerz; ein folcher hat vielmehr die Neigung, ftundenlang, ja halbe Tage hindurdy in folder Höhe umher zu fchweben, daß er mit unbewaffnetem Auge schwer oder garnicht zu fehen ift. Aüit der Eigenfhaft des Hocfliegens muß daher aucd eine große Ausdauer im jchwebenden Kluge verbunden fein, wenn ein Tünmler Hoc- flieger genannt werden foll. Kurze Schwenkungen im $lug, d. h. in größerer, dicht ge- drängter Flugt auszuführen, ift der echte Celler Hochflieger nicht imftande. Wenn er dazu nicht drefjirt ift, jo hat er die Fähigkeit verloren, einzeln in die Höhe zu fteigen und damit feine Eigenfhaft als Hochflieger eingebüßt. Es ift weder möglich noch nöthig, junge Keller Weigichläge befonders abzurichten; die jungen Thiere fliegen, fobald fie fich Fräftig genug fühlen, von jelbit auf und thun es nach wenigen Tagen den Alten gleich, ja übertreffen fie fogar an Ausdauer, da fie nicht durch den Paarungstrieb nach dem Schlage zurüdgezogen werden. Der alte Celler Weißichlagtümmler ift jest fehr felten geworden und nad) und nad dur den Hannoverihen Weißichlagtünmmler verdrängt. Durch) die Einführung an- 232 derer Taubenragen ift die Gefahr vergrößert, daß der Celler Hochflieger aud) in feiner Heimaf mit der Heit vernadhläfjigt wird, ausartet oder eingeht. 4, Der Stralfunder Tümmler. Der ächte Flieger Stralfunds ift fchneeweiß, oft mit einigen bräunlichen, felten auch wohl fhwärzlichen Sprenfeln im Haden, oder vereinzelten farbigen Federn an anderen Stellen des Körpers, zumeilen mit einem braunen Bärthen. Die Jungen haben jehr felten ein vein weißes Gefieder, find oft braun gefledt, bejonders im Haken ganz braun, und werden erjt nach der erjten oder zweiten Mlaufer weiß. Dergleiht man die Geftalt diefer Tümmler mit der anderer, jo fällt der Dergleih in ähnlicher Weife aus, wie der zwifchen einen edlen Renn= und einem Arbeitspferde, oder dem zwifchen einem Windhunde und einem Leufoundländer. Die Gejtalt der Taube tft fchlan? und geftredt, die Bruft breit; die Füße find glatt und fo lang, wie die der Gemeinen Taube, und dte Flügel reichen fajt Dis zur Schwansipise. Der Hals ift lang und jchlanf, und während alle Federn anfhliegen, Tiegen die Flügel lofe amı Leibe, in ähnlicher Weife, wie bei einem Edelfalfen, welcher fi) in die Lüfte Schwingen will. Die ganze form und Haltung hat in der That eine entfernte Achnlichfeit mit der des Wanderfalfen, wenn man von dem längern Schweif, den Schwingen und der fenfrehten Stellung des lestern Abjtand nimmt. Der Schnabel des Stralfunder Tümmlers ift inbetreff der Größe garız das Gegentheil von dem, was man an einem Tünmlerfchnabel lobt, er hat vollftändig die Känge des Schnabels der Feldtaube von "/s Soll, ift aber dicker wie diefer, fteigt von der Spise ziemlich gleih- mäßig jchräg auf bis zur Stimm und bildet daher mit dem Scheitel des Kopfes eine mehr grade Sinie, ähnlich wie die NMafe bei dem Engliihen Windhunde. Die Hafenhaut ift, namentlih in jüngeren Jahren, hellvoth gefärbt, ebenfo die Ntundwinfel, oft hat die erjtre einen jchmusig-bräunlichen Anflug. Je röther die Nafenhaut, um fo beliebter ift die Taube, und als ein ferneres Heihen der Schönheit und Güte gilt es, wenn die Augenlider mit einem nadten, vothen Ringe umgeben find, obwohl aud viele Tauben ohne die bejondre Schönheit des Schnabels und der Augen vorzüglihe Flieger find. Die Augen jelbjt haben die gewöhnlihe Tümmnilerfarbe, ragen aus ihren Höhlen etwas hervor und zeigen einen feurigen Bl, Die ganze Haltung der Taube zeigt nicht nur einen jehr edlen Anjtand, fondern verräth auch die größte Gewandheit und Schnelle. Kebtere entwideln dann dieje Tauben au oft in der glänzendften Weife und der Habicht gibt, wenn er erjt mehrere Atale mit ihnen Befanntihaft gemadt hat, die Jagd auf fie bald auf, oder ftellt fie gar nicht mehr an, falls er irgend anderweitige Ausficht auf Beute hat. Gelingt es ihm aud nur jelten, eine zu fangen, jo führt er doch manchen Derluft dadurch herbei, daß die [86] © © Tauben fih in fo unendl iche Höhe verfteigen, daß ihnen ihr Wohnort aus dem Gefichte Fommt oder bei einem mit nur leichtem Wolfenflore bezogenen Horizonte dte Richtung verloren geht. Da die außerordentliche Schnelligfeit diefer Tauben nicht allen in gleich hohem Grade eigenthümlich ift, jo darf man durchaus nicht anrathen, mehr wie fünf bis fechs derfelben zu gleicher Seit zur Slugt abzulaffen; erjt dann, wenn diefe eine gewilfe Höhe erreicht haben, ift es angemejjen, eine gleihe Hahl nachzufhiken. Käßt man 12 bis 20 Stüd zu- gleich aus dem Schlage, jo muß es ganz ftille Luft fein; ift es windig, fo machen jte jo außerordentlih rafhe Schwenfungen, daß die Shwächeren Thiere oft wie niedergefchmettert auf und zwiihen die Häufer fallen und die Höhe nicht erreihen. Die Schwenfungen der Berliner Tümmniler, welhe diefe in Se von 100 Stük und darüber zwijchen und dicht über den Dächern machen, find fie außer ftande zu vollführen; fie würden fich bei ihrer Schnelligkeit die Flügel zerbrechen und en Gewöhnlich tritt der Fall ein, daß die Flugt, wenn fie in den höchjten Lüften fchwebt und die Tauben von der Größe eines Maifäfers erfheinen, nach) !ängerm ASufanmenhalten zerfprengt und die Thiere nun entweder vereinzelt son oder in Fleineren Partien zufanmıenhalten; man ift dann zweifelhaft, ob die engangeichloffene Flugt oder das vereinzelte Schwärmen diefer gleic) Scneeflofen umberziehenden Dögel fhöner anzufchauen ift, und der Anblie ift namentlich bei recht blauen, Flarem Winterhimmel ein wahrhaft präctiger, während im Sommer die Strahlen der Sonne zu fehr blenden. Es Fonmt natürlich auch bei diefen Tauben vor, daß jie bisweilen die Slugt verfagen, find fie aber einmal bis zu einer gewiljen Höhe emporgeftiegen, dann ijt es vergeblihes Bemühen, fie wieder herunter loden zu wollen; - bei auffteigendem Unwetter fieht man fen Unglüf vor Augen, die Tauben verfteigen fich in die Wolfen und Eehren zum Theil nicht wieder, alle Kropftauben oder fonftige tiber den Dächern umherfhwärmende Tauben vermögen die Flugt nicht zum Herabfommen zu bewegen. Sehr gefährlicdy ift es diefe Tauben Furz vor Abend fteigen zu lafjen; fie fliegen bis in die Yacht hinein, verjteigen fih in unermeßliche Höhe und Fehren niemals wieder. Gut gehaltene Tauben fliegen gewöhnlich 2 Dis 4 Stunden, aber auch viel länger, und man hat es erlebt, daß junge Tauben an einen Sommertage von 9 Uhr Mlorgens bis 5'/, Uhr Abends flogen. Die gewöhnlichen Regeln gelten audy bei der Behandlung diefer Tauben, die bei gutem, nahrhaftem futter, bei günftigem Wetter blos einmal des Tages zur Flugt abgelaffen werden und nach derfelben auf dem Schlage verbleiben müffen. ur wenn längere Seit ungünftige Witterung war, läßt man fie, ehe man fie wieder zur Flugt anhält, mehrere Tage auf dem Dache längere Seit verweilen, damit fie durch bequemes Hin- und Herfliegen auf demfelben die etwa jteif gewordenen Flügel wieder ein wenig Prüs, Muftertauben-Bud. 50 254 gefehmeidig machen. Die Jungen dreffirt man, nachdent fie ihr Wohnhaus Fennen gelernt, erft mit Kropftauben oder anderen zur Fürzern Flugt; gleich mit den Alten in die Lüfte sefchiet, würden fte fich zu leicht verfliegen. Erft dann, wenn jte ji gehörig zur Flugt halten, werden jie mit den Aiten vereint oder es wird au wohl eine eigne Klugt der jungen Thiere gebildet. Heisen die ungen irgendwie Trägheit, jo läßt man fie einige Heit nicht hinaus; entwiceln fie auch dann noch Feinen größern Trieb zum Fliegen, dann Faffirt man fie, wenn fie nicht (als Kinder befonders berühmter Eltern) Tediglich zum Hüchten benußt werden follen. in allgemeinen muß man bejtrebt fein, immer nur die Jungen der vorzüglichiten Flieger aufzuziehen, denn Ausdauer und Schnelligkeit vererben fih auch bet diefen Tauben. Purzler findet man niemals unter ihnen, wohl aber mitunter Schwanzreiter, welche zwar fehlerhaft jmd, doch bisweilen vorzüglich fliegen Troß der Derlufte, die der Liebhaber durch Derfteigen feiner Tauben in die Wolfen erleidet, Fann er es doch nicht immer unterlaffen, dem Dergnügen, feine Tauben fliegen zu jehen, zu entjagen. Da man nun Dei der hellgrauen Färbung der einzelnen Wolfen (bei dicht bezogenem Himmel muß aber das Fliegen unterbleiben) die unter denfelben Ihwebenden weißen Tünmmler nicht fehen Fann, fo hat mar danach geftrebt, dunkle Tauben diefer Rage zu erhalten, die als dunkle, ihwarze Punkte ftets erfennbar den Derbleib der Flugt bezeichnen; durch Derpaaren der möglichtt gefledten ae ift es denn feiner Seit aud gelungen, jchwarze Flieger von vorzügliher Güte zu erzielen, die es aber heute nicht mehr giebt. Mährend man gewöhnliche Stralfunder weiße Tauben für ı ME. das Stück Faufen Fan, find Tauben vorzügliher Rage aus berühmten Flugten fchon mit 15 bis 18 ME, bezahlt worden. Findet man audy hin und wieder einzeme gute Tauben, jo find doch leider dte alten berühmten Flusten großen Theils ausgejtorben. 5. Der Danziger Hocflieger. Ueber den Urfprung diefes Tüninters bejteht feine Gewißheit. Er ijt in Danzig jeit undenklihen Seiten vertreten und foll nad) der fahmänniihen Erklärung eines erfahrne t undenklichen Seit tret d joll nach d ch hen Erflärung eines erfahrnen Danziger Hücters vor 50 bis 40 Jahren vielfah nah den Hafenjtädten der Mordfeefüjte gebracht worden fein; dte Thiere fmd dort aber entweder völlig ausgeftorben oder durch Kreuzungen verändert worden, da man fte dafelbjt jet nirgends mehr antrifft. Jedenfalls gehören fie zu derfelben Hochfliegerrage, die jest noh im Celle, Hannover u J e= gehören jte zu derjelben Hochfli se, die jebt noch Celle, Hannover und Holland b liebt ift und fih von den übrigen Tümmlern durch die Eigenart ihres Fluss unterfcheidet. Der Danziger Hochflieger ift ein Tünmlerfchlag, der fchwerlich eine größere Verbreitung finden wird, wenigjtens find alle befannt gewordenen bisherigen Derjuche, fie anderswo als 289 Fliegetaube einzubürgern, gefcheitert. Dabet tft diefelbe Urfahe maßgebend, wie bei den Hannoperfhen Hochfliegern.. Beide Taubenarten zeichnen fich nicht durch befonderen Reich- thum in Färbung und Seihnung des Gefieders aus, fte find daher Für Liebhaber von Farbentauben nicht geeignet. Ebenfo fchredt ihre Eigenihaft des Hoc und des langen FSliegens mehr ab, jte zu züchten, als daß es fie dazu emipfehlen möchte, Berfuche, die in diefer Hinfiht Ihon vor Jahren in Stettin, NTagdeburg und Berlin gemacht find, prechen für diefe Behauptung. Die Tauben haben die Neigung, alsbald nad) dem Auffliegen in Schraubenwindungen empor zu fteigen und zwar in joldhe Höhen, daß man fie mit unbe- waffnetem Auge nicht beobachten Fann. Dben in den Wolken zerftreuen fie fih häufig und halten nicht zufamnıen, jte Fommen dann erjt nach vielen Stunden und oft einzeln herab, find nun gewöhnlicdy matt und deshalb da nicht zu brauchen, wo andere Tünmler in Slugten gejagt werden, weil jte durd) diefe verwirrt und verfprengt werden. Hält man fie aber gemeinjhaftlih mit anderen Tünmilerfchlägen, 3. B. Berliner, Braunfchweiger, Prager und fonjtigen Tünmmlern, die gewöhnt find, imı Kreife zu fliegen, fo fallen fie leicht aus der Flugt, weil fie die Furzen Schwenfungen des Trupps nicht mitmachen Fönnen. Man muß jedoh auch diefer Rage nad) allen Richtungen hin volle Gerechtigkeit widerfahren lajfen. je länger die Taube in der Luft, wen auch: nur in Fleinen Trupps von fünf bis jedhs gilt in Danzig als £ehler, fünf bis jechs, ja (wie fchon vorgefommen) bis neun Stunden Ausdauer ift Feine Mebertreibung. Die Beobahtung diefes Erfolges ift fehr einfach und leiht ausführbar, da jede Flugt ihren Rayon hält und aus diefem in ihren Schlag zurüd- fehrt. Ein guter Danziger Hochflieger zeichnet fich durch ganz befondere Klugheit — oder wohl richtiger gejagt: durch) ein fehr eigenfinniges Beftreben, in feinen Schlag zurüdzufehren, Stüf, aushält, je größer der Stolz des Hüchters; eine bis zweit Stunden Flugt aus, jo daß es [hwer fällt, denfelben in einen fremden Schlag hineinzuloden. unge Thiere treiben fih, namentlich nah der eriten Slugt, oft 5 bis 5 Tage lang umher und Fehren dann erft in ihre Heimat zurüd; fie fuchen alfo fo lange, bis fie ihren Schlag wiederfinden. Daß fih diefer Tümmlerfhlag in verfhiedene, äußerlich herauszufindende Stämmte theilt, ijt erwiejene Thatfahe. je nady den Stämmen fchwanft auch die Größe und Fänge der Thiere. Es giebt Fleine, Furze, jedoch nicht unter das Maß des Deutihen Mövchens heruntergehende Figuren und dann aucd; wieder Eremplare, welche die Größe und Känge der Perücdentaube und darüber hinaus erreihen. Gemeinfchaftlih bleibt aber allen der ziemlih lange Schnabel, der flache, ftets breitgehaubte Kopf (Glattföpfe hat man nod niemals beobachtet), eine fchlanfe, fhön zu nennende Figur und glatte, ziemlich hohe Beine. Der fhymale, oft aud) ftarfe, feitlih) eingedrüdte, fpite Schnabel hat eine Länge, von der Spiße bis in den Mundwinkel gemeffen, von 16 bis 24 mm. Der Kopf mit flacher, 50* D oO ro felten hervorragender, an der Schnabelwurzel fih jchmal anjchliegender Stirn läßt, von oben gefehen, die Form einer fpißen Birne erfennen; er ift lang, fdymal, und je mehr dies hervortritt, defto beffer. Don der Schnabelipitse bis zum Abjhluß des Hinterfopfs erreicht er öfler die Sänge von 55 mm. Das Auge umfaßt in der Färbung feiner Jris alle Karbentöne, die es überhaupt giebt. Färbungen wie: gelb, braun, roth, orangeroth, orange gelb, orangegelb mit feinem hellfilberfarbigen Rande um die Pupille, blaßgelb, ftlbergrau, marmorgrau, alhgrau, blaugrau, Freideweiß, mildhweiß und Milhfärbungen, alfo bräunlidh, halbglasäugig, bräunlich mit Mtawnorfleden u. a., find überall vertreten. Auch die Farbe des Augenfleifhes ift maßgebend. Yur ein fchmaler, bläulichweißer oder dunfeiblauer, fogar Schwarzer (felbjt wenn von allen Federn entblößter) Augenring wird gejchäst, während rothfarbiges Augenfleifch, das übrigens ftets etwas aufliegt, verwerflich erfcheint. Bet ein- zelnen Thieren ftehen die Federn über den Augen fo von Kopfe ab, daß fie einen Fleinen Schirm über den fchmalen blaffen Augenringen bilden. Diefe eigenthümlihe Struktur des Gefteders über den Augen hat man bei feiner andern Art der Tünmiler, fie Fonmt aber bei vielen Arten der Haus- und Farbentauben mit Mufchelhauben vor. Alan nennt folche Danziger Tünmiler Be An den Kopf jchließt fih ein fchlanfer, nicht zu langer Hals, der in einer Fräftigen, fleifchigen, nicht zu breiten Bruft endigt. Die Flügellängen find verfchieden. Bet einigen Stämmen reihen die Schwingen bis beinahe an das Schwanzende, bei anderen jnd fie auffallend Fürzer; einige Stämme zeigen die Eigenthümlichkeit, die Flügel ftets, alfo ähnlich wie die Pfautauben, unterhalb des Schwanzes zu tragen. Die Klafterweite erreicht 6O cm, die Känge von der Schnabelfpise bis zum Schwanzende 55 cm. Der Schwanz wird ver- fchieden getragen. Einige Stämme tragen ihn glatt, bei anderen bildet er ein Fleines Dad, wodurch eine entfernte Achnlichkeit mit dem Schwanze einer fehr mangelhaften Pfautaube, welche die Schwanzfedern wagereht trägt, herbeigeführt wird. Einer Slugtaube mit jehr langen Steuerfedern gereicht dies zur Sterde. Die Schwanzfedern, oft bis zu 19 Stüd, ändern ebenfalls in der Länge ganz bedeutend ab. Dann findet man aucd) — allerdings nicht zu häufig — daß aus einem Kiele zwei für fi gefonderte Federfahnen herportreten, und daß in einen Schwanze bis drei Stück derartige doppelte Fahnen vorhanden find. Daß diefe Abweichung nicht nur der Taube zur Siterde gereicht, fondern auch ein wichtiges Hülfsmittel des Hodhflugs ift, bedarf wohl Feiner nähern Erörterung. Da dem Danziger Taubenliebhaber, wie bereits erwähnt, nur die Ausdauer der Thiere maßgebend ift und bleibt, fo ficht er weniger auf die Farbenzeihnung, fhätt die Tauben jedoch höher, wenn fich zu der reinen Farbenzeihnung aud die übrigen Eigen- haften gefellen. Yur das Purzeln ift unter allen Umjftänden ein Sehler, der hin und 257 wieder porfonmt, der aber au dem an diefem Kunjtjtük unfchuldigen Thiere jtets zur Todesurjahe wird. Es Fonımen alle möglihen Farbenzeihnungen vor. Kinfarbige, rein Weiße, Schwarze, Braune, Gelbe, Sahle in allen Schattirungen; Scheden in regelmäßiger Heihnung, Schimmel (der Belbihinmtel mit Mülchauge ift der gefhhäßteite Dogel), rein sezeichnete Blaus, Braun, Schwarz und Gelb-Köpfe, desgl. nur mit farbigen Schwänzen hören durchaus nicht zu den Seltenheiten, wohingegen veinfarbige Weißfchläge bedeutend v ıQ on = merer aufzufreiben jind. Kine hervorragende Kiebhaberei befteht für die ausgeprägte Tiger oder (wie fie in Danzig genannt wird) Mohren= oder Mlaferzeihnung, welche recht gut ausjteht: hellgefprenfelter Kopf, tiefdunfle Bruft, die Flügel groß und nad) den Spiten zu immer feiner gefehuppt, und endlich entweder ein einförmig dunkler oder ein hellfarbig seflammter Schwanz. Die SHSeichnung findet man ebenfalls in allen Farben vertreten. Eine Heihnung, und gewiß die werthvollfte, ift indeß gänzlid) verloren gegangen: die Könnchenzeihnung. Yah glaubhaften Quellen. war diefelbe vor 50 bis 7O Jahren fehr vertreten; die Thiere, welche häufig aucd) fchwarze glatte Beine gehabt haben follen und dann un fo werthvoller waren, nannte man damals „Danziger Mohrenföpfe”. Endlich jet noch erwähnt, daß drei- und vielfarbige Seihnungen in oft merfwiürdiger HYufanımenz= jtellung vorfonmen. Der Danziger Tünmiler niftet und vermehrt fich ziemlich gut und macht dent Kieb- haber viele Freude, zumal wenn diefer feine Thiere gut dreffirt hat, was aber nicht Jeder verjteht. Außer den bis jebt befenders aufgeführten Schlägen find nun noch die zu diefer Rage gehörigen Heihnungen zu erörtern. Wir finden da in erfter Kinie hervorragend die Eliterzeihnung, verförpert in dent fogenannten 6. HKopenhagener Tünmmiler. Dies ift eine beliebte und weitverbreitete Taube, welche fih fowohl bei den Hüchtern des nordweftlihen Deutihlands, wie auch in England häufig vorfindet. Als Schönheits- regeln werden bei ihr verlangt: Fräftigfte Färbung und fehlerfreie Seihnung. Die Haupt- farben Schwarz, Roth und Gelb find in der Regel voll, von metalliihen Glanz. Die blaue Farbe trifft man dagegen felten, noch feltner aber in reinen Ton; dtefer ift meijt etwas violett angehauht. Bezüglih der Zeihnung gelten die allgemeinen Regeln der Elfter- zeihnung. Nur die Federn des Unterarms und des Handgelenfs dürfen weiß fein, die des ÖOberarms und der Schulterdecen farbig. Einen weitern Punft bildet der regelrechte Ab- fchnitt der Grundfarbe unterhalb der Bruft gegen das Weiß des Unterleibs. Die Scheide- linie beider Farben foll eine [hwache und fcharf gefchnittene Kurve, mit der Ausbiegung D ol a nad) denn After zu, bilden und weder zu hoc noch zu tief fiten, Ferner joll der farbige Schwanz fihh ebenfo jcharf von dem weißen Keib abheben. Bet der Shwarzen Grundfarbe tft eine fchwadhe, dunfelangelaufene DOberfhnabelipise zwar erlaubt, aber eben fo wenig eine Nothwendigfeit wie bei den Hannoverfchen Tümniler. Dehnt fich jedoch die Schwarze Farbe auf der Schnabelfpige zu viel aus, felbft wenn nur bis an dte Mafenläher, jo wird fie jo- fort zum bedeutenden Fehler. Auch bei blauer Grundfarbe darf fih noch etwas Farbe auf der: Schnabelfpitse zeigen, bei rother und gelber dagegen tft fie ftrengftens verpönt. Eine weitere Zeichnung diefer Rage haben wir in den Scheden-Tümmlern. Wir treffen fie an in brillanten Roth, Gelb und Schwarz mit weiß durchichoffenen Federn, die fich größtentheils auf die Flügendefen und die Bruft erjtrefen. Eine beftinmte Regel über die Hahl und Derbreitung dtefer weißen Federn Fan zwar nicht aufgejtellt werden, allein man verlangt, daß der Kopf und der obere Theil des Halfes, fowie die Schwingen und der Schwanz möglichjt viel oder ganz gefärbt, auf den übrigen Körper- theilen dagegen die weigen und farbigen Federn gleichmäßig vertheilt find. Für dte Färbung des Schnabels gilt wieder die oben bei der Eljterzeihnung erwähnte Regel. och eine Scheenzeihnung tritt auf in den fogenannten Schornfteinfesern. Auf rothem Grunde mit fhwarz angelaufenen Spibsen der Schwingen und Schwanz- federn erfcheinen jfowohl ganz weiße Federn unter dte andern gemifcht, als auch einzelne Federn, auf welchen die drei Farben fich befinden. Hier läßt fich ebenfalls Feine fejte Regel zur Beurtheilung aufftellen, im allgemeinen gelten die für die gewöhnliche Scheden- zeihnung geftellten Anforderungen. Dielfach ericheint bei diefer Taube auch nody Weiß in den einzelnen Schwanzfedern wie beim Almond, mitunter befonmt fogar die fchwarze Schwanzbinde einen weißen oder weißlihen Flef in der Mitte der einzelmen Federn, der an die Afiatifshen Mlöochen erinnert. Beide Eigenfchaften werden gern gefehen und bevorzugt. Die Schornfteinfeger find im Meftkleide häufig einfarbig dunkel und befonmten die Fleken erjt duch die erfte Maufer, die dann auch in den folgenden Jahren noch an Hahl und Größe zuzunehmen pflegen. Das grade Gegentheil von diefer Art der Derfärbung findet ftatt bei der Haupt- fpielart, dem Stipper, oder nah den Dänifhen) Stänfeded genannt, Die Tauben find im Yejtkleide weiß, fat einfabrig hell, entweder ganz weiß oder bla röthlidy-gelb oder filbergrau, nur etwa an Hals und Bruft in etwas dunfeler Scattirung gefärbt. Dann treten einzelne dunkle Stippen und Sprenkelflefe in Schwarz, Braun oder Blau auf, weldhe nah jeder Maufer zunehmen, jo daß zulest jede einzelne Feder eine bunte Heihnung hat, im ganz ähnlicher Weife, wie dies bei gut gezeichneten Almonds der Fall ift. Die Deutfhen oder urjprünglih Nordifchen Stipper find überhaupt, abgefehen von der großen Figur, dem langen Kopf und Schnabel, das Seitenftück zu jener Ensliihen Rage. Hleihfanı zwifchen den beiden vorhergenannten Spielarten in der Mitte fteht eine dritte, die vorzugsweile im nördlichen Theile von Schleswig-Holjtein vorfommt und aud aus Dänemark und Horwegen ftanımt: die Hordiichen Kreuzer. Sie find im Üeftkleide weiß mit dunklem Kopfe, Dorderhals und Schwanz und eben- jolhen Schwingen, alfo etwa einen Uönnchen ähnlich gezeichnet. Der übrige Körper ijt entweder rein weiß, oder nur mit vereinzelten Fleinen Flecken verjehen, dte aber dann nach der WMlaufer viel zahlreicher, größer und intenfiver gefärbt erfcheinen. Diefe als befonders gute Flieger anerkannten Tümmiler führen den Yamen Kreuzer daher, daß fie auch gegen widrigen Wind „auffreuzen” Fönnen. Die Schornfteinfeger mit ihren Spielarten ftehen in naher Beziehung zu der Brander- zeihnung und find aus diejer entjtanden, weshalb diefe auch hier zu erwähnen ift. Der Brander oder der Tümmmler mit Brandzeihnung gehört gleichfalls zu der in Rede ftehenden Rage, wenn er auch einige unbedeutende Abweichungen hat. Der Brander ift urfprünglicdy eine ihwarze Taube, deren Mtetallihimmer an Kopf, Hals, Bruft, Rüden und Flügeldeden in Roth übergegangen ift, nur der Flaum und die Spien der Schwingen und des Schwanzes find noch jhwarz geblieben, jedoh finden fich Ereniplare in den verfchiedenften Abjtufungen diefer Färbung. e nahden das Roth ftärfer oder fchwächer aufgetreten ift, ver- jchwindet die jchwarze Farbe mehr oder weniger. Es entjtehen zuweilen aber auch weiße Federn zwijchen den farbigen und mit ihnen wandelt fi) der Brander zu der oben unter dem Yamen „Scornfteinfeger” befchriebenen Taube um. Beide Tauben find alfo eins und nur durch) das Dorhandenfein weißer Federn verfchieden. Die Kopfbildung ift Dei beiden vielleicht etwas weniger fladh) als bei anderen Schlägen, der Schnabel dagegen aus- nahmsweife gegenüber diefen dunfel gefärbt. Das Auge jedoch ift wie bei der ganzen Race perlfarbig (hell. Als Regeln der Schönheit für den Brander gilt, daß er am ganzen 240 Körper von gleihmäßigen brillanten Kupferroth ift, nirgends der graue oder fchwärzliche Flaum fichtbar wird und nur die Spiben der Schwingen und die Schwanzbinde jchwarz angelaufen find. Neines Auge ijt felbitverftändlih. Der Brander wird hauptfählih in Kopenhagen, früher aud in großer Anzahl in Noftoc gezüchtet. Als Flugtaube ift er fehr zu empfehlen. 7. Wiener Tümmiler. Die „Stofblaue Wiener Taube” hat einen länglichen Kopf, ift flachjtienig, dünn-, lang- und fchwarzjchnäbelig, dunfeläugig (blaugrau), mit fhwarzen, dünnen, jchmalen Augen- ringen verfehen, fchlanf im Körperbau, aufreht und ftranım in Haltung. Die gewöhnliche Färbung ift die einer nicht zu dunfelblauen Brieftaube, es eriftiren jedoh Huancirungen bis zu einen prachtvollen Hellblau, welche Farbe alten Herkommens in Wien „Kandelliht” genannt wird. Grünfcillernde Halsfedern entwerthen das Thier, es joll am ganzen Körper, mit Aus- nahme der in natürlicher Folge der Gefetse der Färbung je länger, dejto dunkler werdenden Schwungfedern, fowie der dunfelgefäumten Schwanzfedern, vein blau mit dünnen, intenfiv fchwarzen Flügelbinden verjehen fein. Die nächte Derwandte der ftocblauen Hocdyflustaube ift die jogenannte „Benagelte” (sehänmerte) Taube, und fie unterfcheidet fih von ihr nur dadurd, daß ihre Flügeldecen mit jchwarzen Slecden bejäet find. Dieje follen Flein und rund fein, nicht zufammenfließen und dte Binden fcharf hervor- treten laffen. Es eriftiren auch genagelte Tauben ohne Binden, fie haben fogar befferes, d. h. lichteres Blau, aber dafür zu große, meift unvegelmäßige Fleden, jo daß bindige in den h) q B B q meiften Fällen vorgezogen werden. Um den „Wiener Schimmel”, das Produkt der feit vielen Jahren Shwungshaft be- triebenen Kreuzungen von ftocblauen und dunfelgeftorchten Tauben, wie er leibt und lebt, vor Augen zu führen, brauche ich nicht weit auszuholen, man denke fi einfach eine grau- blaue, meijtens mit grünfchillenden Halsfedern behaftete, [hwarzbindige Taube und tjt fertig. Wäre er im Fluge nicht fo fehr verläßlih, feiner Schönheit wegen hätte er ficherlich wenig Gönner, diefe Tobenswerthe Eigenfhaft jedoch, fein gutmüthiger Charakter, fjowie feine mufterhafte Führung als Familienvater machen ihn derart beliebt, daß er auf den meiften Böden gehalten wird und fehr oft die Ehre genießt, Sunfelgeftorhten Tauben an- gepaart zu werden. Diefe Kreuzung giebt in den meiften Fällen ganz annehmbare Nach- zucht (Blender), diefe von Unwifjfenden weiter verwendet (ein Fachmann. wird dies nicht thun) wird vegelmäßis rüdfällig und erzeugt mattgefärbte, dunfelgeftorchte Tauben. _ LEE US Lithogr. u. Druck v. J. F. RıcHter, Hamburg. DANNSCHB-ELSIER. Kopenhagener (Hamburger) Elstern. 241 och beliebter wie der Schimmel ift die „Wilde Taube“, eine mit dunfelblauer Platte, gejtaartenı Haden, dunfelblauen, mit feinen, fchwarzen Binden verjehenen Flügel- defen gewünfchtes Thier, welches fi, wenn, wie vorgefhrieben, vom Kinn abwärts, alfo Hals, Brujt, Baudy bis zum After rein weiß, ganz angenehm präfentirt. Die der WMild- taube ähnliye Seihnung, fowie ein ihrer Gattung fpeziell eigenes, ausnahmsweife dunkles Auge, ihr leicht erregbares, dann ungeftümes Temperament gaben Deranlaffung, fie „Wilde Taube” zu nennen. Genau fo wie die Wilde Taube in Dunkelblau, ift die „Shwarzgedadhelte Taube“ in Schwarz gezeichnet, und fie befißt mit Ausnahme eines etwas lichteren Auges diefelben Eigenjchaften. Der „Kibis”, eine in früheren Jahren häufig zu fehende Taube, verfchwindet immer mehr und mehr vom Schauplaßge; fchade, es ift ein ganz fchmuder, mit Ausnahme des Bauhes am ganzen Körper fhwarzer Kämpe, welchen man für eine eintönig fchwarze Taube hält und exit beim genauen Anfehen die Täufhung wahrninmt. ur der Unter- leib, mit dem Abjchnitt der Eljterzeihnung quer unter der Bruft und am After, ift weiß. Die Schenkel find gleichfalls weiß, Rüden und Bürzel glei wie bei der Elfter fchwarz. Das Auge ift perlfarbig, der Schnabel jedoch dunkel, hornfarbig. Sakjhwarze Farbe wird ftets gewünfht, Kibitse mit folcher follen jedoch erft geboren werden; die mir bisher zu Gefichte gefonmenen waren ausnahnslos mattfchwarz. Kibise, deren Bruftiheide, refp. Bauchbeginn nicht fcharf marfirt, jtehen in geringem Anfehen. Die bis jest bejchriebenen langjhnäbeligen Tauben werden blos als Slieger gehalten und jtehen als folde niht hoh im MWerthe. HSehn Gulden für ein Paar geboten oder gegeben, verurfaht jchon ein Stadtgefpräh. Anders verhält es fich mit den nachftehend beihriebenen Elitetauben diefer Abtheilung, den fchwarzgejhedten und den dunkelgeftorchten Hodfliegern, welche, wenn edel im Körperbau, Jeihnung und Färbung, bedeutend befjer bezahlt werden. Die Ahnen des „Shwarzsfhed-Tümmlers” anzugeben ijt nicht leicht, die Einen nennen ihn einen Abfönmling der jchwarzgedachelten Taube, die Anderen wollen von einer Ntifhehe von Kibigen und fhwarzgedachelten Tauben wiffen; befannt find ferner die unzähligen Kreuzungen von foeben genannten Tauben mit Roth> oder Belbgeftorchten, fo= wie Roth- oder Gelbiheden, jo daß fein Stammbaunı reih an Abzweigungen ift. Der Shwarzihel-Tümmler der fünfziger Jahre, welcher blos Platte, Bruft und Ertremitäten fhwarz zu haben brauchte, ift infolge vielfacher Künfteleien und Erperimente feiner Süchter verfhwunden; an feine Stelle ift eine Taube, welcdye mit Ausnahme weiß- gewünjchter Flügeldeten amı ganzen Körper jchwarz zu fein hat, als Horm gefest worden. Prüb, Muftertauben-Budı 51 Darüber zu urtheilen, ob der nah früheren Beftimmungen gezüichtete Schwarsfched dent Auge wohlgefälliger als der der Heuzeit, hieße in ein Wespenneft ftechen und hätte bejtimmt diverfe Widerjprüche zur Folge. Su bemerfen habe ih, daß nur lang>, dünn- und Shwarzihnäbelige Schwarzfcheden eriftiven, unzählige Kreuzungen jolcher mit Furzs, did- und weißichnäbeligen Roth- oder Belbfhedlen, einfarbig fhwarzen, gelben oder vothen Tauben förderten Feine weißjchnäbeligen Schwarziheden zu Tage, jte ergaben jtets lang- und fchwarzichnäbelige Schwarzfcheden oder allerdings lang-, aber weißjchnäbelige Roth- oder Belbihedken, fowie eben folhe einfarbig vothe, gelbe oder Schwarze Tauben. So fehr auf regelrechte Heichnung gefehen wird, fo giebt doch der Befund der Grund- farbe den Ausfhlag. Tiefihwarze Scheden, jollten fie aucdy mangelhaft in Zeichnung fein, find ftets werthvoller wie noch jo richtig gezeichnete mattjchwarze. Schwarziheden, deren Augen licht oder gar blutgeftreift find, find fehlerhaft, diefe müffen blaugrau und mit fchwarzen Kidern berändert fein. Edle Schwarziheden wurden Schon in früheren Seiten gut bezahlt, 50 bis 50 fl. per Paar, heute fänden fich Jogar Liebhaber, welche diefen Betrag noch bedeutend überfchreiten würden, leider fehlt es aber an Primathieren. Bevor ich mir geftatte, fchreibt mir Herr HSaoralef-Mien, die „Dunfelgejtordte Taube” zu befchreiben, habe ich zu bemerfen, daß fi) ihre Süchter noch in Feiner Weife zur Aufftellung eines Standards geeinigt haben; noch bei allen mir befannten entfcheidenden Gelegenheiten, öffentlichen oder privaten Ausftellungen Fam es wegen Suerfennung der Preife zu argen Rencontres, jo daß diefe Spezies den ihr fcherzweife gegebenen Kamen die „Steeittaube” in Wirklichkeit verdienen würde. Erijtirt fie doch puncto Seihnung und Färbung in unendlich vielen Nuancen, mit fcht- und dunfelblauer Platte, veinweißen, wenig und viel geftaartem Hals, liht- und dunfelblauen, eintönigen und mit weißen Federn gejchuppten Flügeldeken, Fein Wunder daher, daß diverfe Anfhauungen Fundgegeben werden. 2 eriftiren drei, ftrenge genommen aber blos zwei größere Parteien, erftens Hüchter, weldye an den alten Traditionen fefthalten, Tichtblaue Plattenfarbe als Norm feft- jtellen, und zweitens Süchter, weldhe nur dunfelblaue, faft fchwarze, vielleicht fhillernde fchön finden. Die fcheinbar dritte Partei will den goldenen ANtittelweg gehen und jtch mit nicht zu lihter, aber audy nicht zu dunkler Färbung begnügen, züchtet jedoch begreiflicher Weife jich jelbjt und allen Anderen zum Gefpötte. 245 Denn fi Ser Fate em entfprehendes Bild von der dunkelgeftorchten Taube machen will, ift es unbedingt von Dortheil, fih Kopfbau und Schnabelitellung eines edlen Carriers, fowie dejfen dünne lange Halsbildung zu vergegenwärtigen. Die Ödunkelgeftorhte Taube foll nämlih eimen langgezogenen Kopf beißen, deffen Scheitel möglihjt Fantig, dem eines Larriers gleichfönmt; von der marfirten Stine hat ein dünner Schuabel parallel mit der Platte abzuftehen, je länger dtefer, dejto beijer; ift diefer nah abwärts gerichtet, Furz oder did, ift dte Hafe ftatt glatt und dunkel, etwas wulftig oder mehlig, jo tft das betreffende Thier fehlerhaft. Das Auge foll recht an der Dberflähe Liegen, groß fein und blaugraue vis zeigen. Tauben mit lichter oder blut- unterlaufener Jris werden als unedler Abfunft betrachtet. Die Augenlider find ebenfalls dunkel, jhwarz nahefonmend, glatt und glänzend, dunkfelgeftorhte Tauben mit rothen Augenlidern befinden fih nur in Händen ganz ver- ftändnißlofer Süchter, ein Fachmann würde fih nie dazu herbeilaffen, ein mit folchen behaftetes Thier auh nur ausnahmsweife zur Sucht zu verwenden, da fich diefes die Taube gänzlih degradirende Gebrechen leicht vererbt. Ein vollendet Shöner Kopf und Schnabelbau. macht eine dunkelgeftorchte Taube fchon werthvoll, beißt fie jedoch einen Furzen plumpen Hals, fo ift es damit vorüber, da derfelbe auffallend dünn und lang fein foll. Yoh vor 10 bis 15 Jahren mußte diefer von Kinn abwärts bis zur Bruftfcheide eine fehr entwidelte Rinne haben, die Taube wurde dann als „von guter Art” geachtet; die Hüchter der ebtzeit haben mit diefenı Gebote leider gebrochen, wenden zwar nichts ein, wenn eine Taube damit verfehen, tariven jedoh auch ohne foldhe nicht minder, be- trachten das Dorhandenfein der Rinne aljfo als Ueberfluß. Die Bruft foll möglihft fhmal und nicht vorgewölbt fein, an ihr müffen bis an das Schwanzende gegabelt reichende Schmale Flügel Fnapp und derart anliegen, daß die chjeln frei bleiben, d. h. von Bruftfedern nicht gedeckt! werden. it eine dunkelgeftorhte Taube nod, wie gewünfdht, hohbeinig, aufrecht in Haltung, fo Fann man den Eindruf, welchen ihre Befichtigung hervorbringt, mit dem von Englischen Rennpferden treffend vergleichen, da die ganze Erfcheinung nicht nur edlen Anftand, jondern auh Gewandtheit und Schnelle verräth. Ueber den Habitus find faft fämmtlihe Süchter einig, nicht fo verhält es fich jedoch, wie bereits erwähnt, mit Heihnung und Särbung. In frühren Jahren, wo dunfelgeftorchte Tauben blos zum Hochfluge verwendet wurden, jfah man vernünftiger Weile in exfter Sinie auf Förperliche Entwidlung, 309 hohe, ihlanfe, Fräftige Tauben heran und begnügte fih, wenn Kopf- und Flügelfarbe leiölich Sylkn Iihtblau waren. Grünfchilleender Hals, grauer Baud,, ebenfolche Strümpfe galten, weil genug Tauben mit folchen vorhanden, als Feine Schönheitsfehler; anders verhält es fich jedoch heute, da fi im Laufe der Jahre Derehrer diefer Spezies fanden, welche ihrer Sucht größere Beachtung fchenkten und fie durch Hinwirfung auf Erzielung intenfiver Färbung immer mehr zu Sterfauben zu machen bejtrebt find. Daß diefes Siel nicht leicht zu erreichen ift, erfuhr ich felbjt und bin mit den Refultaten achtjähriger Mühen nocd) lange nicht zufrieden, einige Süchter waren doch glücklicher als ich und beiten bereits dem angejtrebten deale nahefonmende, nämlicd zartgebaute Tauben mit faft Schwarzer, violett fchillernder Dlattenfarbe, richtig, d. h. nicht zu viel und nicht zu wenig fchwarz geftaartem Hals, edelblauen, dünn und pehichwarz geftrichten Flügeldeden, fowie rein weißem Bauche. Ein Umstand fchädigt die Derbreitung der en Taube als Siertaube ungemein und macht ihr viele Süchter abtrünnis, dies ijt der, daß ihre Blüthezeit nur Furze Seit dauert, nämlic) von erjten bis zum zweiten Federwechlel, diefer verändert fie ihon Sehr zu ihrem Nachtheile, da ihr Gefteder die felbjt Saiten auffallende lebendige Färbung der erften Ntaufer theilweife einbüßt. Atit dem vierten Jahre verliert fte fogar ihre feinen Körperfornen und wird plump; troßdent werden im Prachtgefteder ftehende Tauben, fowie ältere, deren edle Abfunft gefichert ift, mit fabelhaften Preifen bezahlt. Ipntereffant ift die dunfelgeftorchte Taube im Jugendfleide, und mir ift Feine Tauben- gattung befannt, deren Nahwuhs fih bis zur eintretenden Pubertät derart im Ge- fieder ändert. Junge dunkelgeftorhte Tauben edler Rage haben dunkelgefäumte Ertremitäten, am Scheitel blos wenige roftbraune Federhen. Die Stelle der nach der Mlaufer erfcheinenden Binden ijt ebenfalls nur mit einigen roftbraunen Tüpfchen marfirt, font find die Täubchen rein weiß. Welche Heberrafhung daher für einen diefe Rage nicht Fennenden Taubenfreund, dent 3. B. ein junges Thier zuflog, welches, anfangs fo unfcheinbar, fich nad) vollendeter Maufer in einem total veränderten Kleide präfentirt. Dem „Weißgeftorhten Wiener Hodhflieger” würde es gewiß wohl befonmmen, wenn er nur etwas von der, der dunkelgeftorchten Taube inı Uebermaße befundeten Sympathie profitiven Fönnte, jelbjt wern laut Dorfchrift vollfommen befriedigend, fteht er nicht jo hoch im Werthe, wie eine nur halbgeftorchte Taube, fein Anfhaffungspreis variirt von 30 Er. bis 2 fl. per Stüd. Im Kopf und Schnabelbau, Auge und Augenlidern, fowie Haltung den bisher angeführten gleichgewünfht, hat er wenig mehr zu bieten, foll blos Schwung- und 245 Schweiffederfpisen volkählig graufchwarz sefäumt haben, font reinweiß, ja nicht ge- iprenfelt jein. Es erijtiven auch weißjhwänzige Weißgeftorchte, fowie von beiden Darietäten behof'te und belatihte Exemplare. Ber diefem Anlaffe bemerfe ich, daß außer diefer Taube Feinen Wiener Tünmler Federfüße geftattet werden, desgleihen find Kappen (Hauben), feien es runde oder fpite, jtrengitens verpönt; eine damit behaftete Taube würde bei nod) fo guten fonftigen Eigenfhaften Feine Anziehung ausüben und ift dem Suppentopfe fchon in zartefter Jugend verfallen. i „noth- und gelbgejtorchte Tauben“, vor Jahren zahlreich vertreten, wenn tief in Färbung, jowie gut gezeichnet, hoch bewerthet, find auch, felten geworden. Sie jind ebenfalls flahjtirnige Sang- aber Weißfchnäbel, bejisen demgemäß lichte Hejtaugen (Glasaugen), gelblid} vothe, äußerjt flache, zarte Augenlider, follen eine nicht durhbrohene, farbige, bis unter den Scheitel veichende, mit dem halben Auge abjchliegende Platte, ganz farbige Schwung- und Schweiffedern haben, fonft anı Körper rein weiß fein. Abfönmlinge von diefen find die „Gelb- oder rothgedahelten Tauben”, fie unferjcheiden fi) von obigen nur dadurch, daß fte ganzfarbige Flügel befisen. Das Dor- handenfein von weißen Schweiffutter, weißen Schwingen oder farbigen Sprenfeln degradirt beide Gattungen bedeutend, II. Gruppe. Bauhfüßige, flahftirnige Sanglhnäbel. Diefe Rage unterfcheidet fih von den glattfüßigen Sangjchnäbeln nur durch die Be- fiederung an den Füßen; Kopfbildung, Schnabel und Körperbau find vollftändig gleich. Mehrfah vorgenommene Meifungen haben zu den gleichen Ergebniffen geführt. Es find folgende: von dersSchnabeljpisenbisuenSstuenee 17 mm PR? “ ne Alta sd DD Pe Hr ESUEANgernmIIe Sem ee Fr n Ale Olala oooco2osessocso 52, a : aunaSchmwanzender 330, Klafterweite 655—-660 mm. Umfang 250 mm Dergleiht man diefe Maße mit denjenigen der Gemeinen Taube, fo findet man, daß jte volljtändig im gleichen Derhältnig wie bei der Ietteren ftchen, nur die Schnabellänge 246 Ihwanft um 5 mm. Auch in Färbung und Heichnung bietet die Rage gegenüber ihrer Dorgängerim nur wenig Derjchiedenheit. Es A fih gleichfalls wieder fatte, Fräftige farben, aber etwas weniger Heihnung. Diefe erftret jih vorab auf weiße Schwingen, weißen Schwanz oder beide vereinigt. In den drei Fällen find immer auch die Federfüße von Ferjengelenf ab weiß gefärbt. Ferner findet jih die Elfterzeihnung (im England), fowie vorzüglihe Schedenzeichnung vor. Die Rage war lange Heit amı Mittelrhein ftarf vertreten, wo fie als Truppflieger dreffirt und als vorzüglihe Umfchläger (Purzler) be- trachtet wurde. Heute ift fie überall ziemlich felten geworden, und einige Farben laffen ji) Faum noch auffinden. Hur Beurtheilung der Schönheit in Bezug auf Augen, Schnabel, Färbung und Seich- nung find die allgemeinen Regeln gültig. Das Körpermaß darf den mittleren Durchichnitt nicht überfchreiten; zu große, Fräftige Thiere, wie fie mitunter vorfommen, find nicht beliebt. Unter der Schedenzeihnung ift ein Anfangsgrad derfelben in England von Bedeu- tung und dort unter dem Uanıen „Rofenflügel” befannt. Auf den obern Theile der Flügeldeen zeigen fi) auf farbigem Grunde in der Regel die erjten weißen Federn bet allen Schefen der verfchiedenften Ragen; fo beim Trommler, mehreren Kröpferarten, als auch bei diefem QTünmnler. In diefem Suftande wollen die Engländer die Seihnung erhalten und haben ihr den angeführten Mamen gegeben. Die weißen Federchen follen in nicht zu großer und nicht zu Fleiner Anzahl auf der erwähnten Stelle regelmäßig, in gleichen Abjtänden von einander vertheilt erfcheinen. Daß eine folhe Heihnung nie beftändig wird, daß fie inmer zwijchen „zu viel” und „zu wenig” fchwanft, lehrt die Erfahrung. Deshalb haben die Engländer auc einen zweiten und dritten Brad der Schedenzeich- nung mit eigenem Yamen belegt. Verbreitet fih nämlich das Weiß auf die ganze Flügel decke, oder auch nur auf einen größeren Theil derfelben, jo wird die Taube „Weißflügel“ genannt. Erft dann, wenn auch die übrigen Theile des Körpers, wie Bruft, Hals und Schwingen, weiße Federn zeigen, heißt die Taube „Schede”. Der befanntefte Repräfentant dtefer Gruppe ift der Berliner blaubunte Tümmiler. Diefe Tünmler, auh Sangnafen genannt, find feit ungefähr 50 Jahren durch Kieb- haber von Sliegetauben in Berlin und Ungegend gezüchtet worden und gehören zu den wirklichen Hocd- und Dauerfliegern, die zu bejtimmten Seiten des Tags, je nach der Jahreszeit, gejagt werden, welcher Sport in Berlin fehr beliebt ift und fchon unter Friedrich dem Großen und vielleicht über deffen Seit hinaus eifrig betrieben wurde. Die langichnäbeligen, dunfelgefärbten Blaubunten geben im Hod- und Dauerfluge den Prager Eulen, Wiener, Stralfunder und Danziger Hocyfliegern nichts nah, ja übertreffen fie Hinfichtlich eleganter Schwenfungen, durch die fie dent Raubvogel leichter entgehen. Aus dtefenn Grunde haben fie tro mehrfacher Einführung die vorgenannten Arten nie Boden gewinnen lafjen. In der Figur find fte bedeutend länger und fjtärfer wie die fpäter zu befchreibenden hellen. Blaubunten, haben einen bedeutend längeren Schnabel, der mit der Stirn eine ziemlich grade Linie bildet, Eluge, vielfah dunkle Augen und jhwachbelatihte Füße. Da fie im Fluge ungemein ausdauernd, in der Sucht jehr danfbar und billig find (2—5 Ulf. das Paar), fo werden fie von den Kiebhabern der Hochflieger gern gehalten, in anderen Provinzen aber findet man fte troß ihrer guten Eigenjhaften felten. III. Gruppe. Slattfüßige, Hladhftirnige Mittelfdnäbel. Atit diefem Hamen Fann man eine weit verbreitete, viele Heichnungen enthaltende und viele Einzelidläge zählende Rage bezeichnen. hr Hauptverbreitungsbesirf ift die untere Elbe mit dent Centralpunft Hamburg. Alan Fönnte fie deshalb auch cbenfowohl „Hame burger Rage” nennen. Sie zeichnet fih gegenüber den beiden vorangegangenen durd) Fleinern, zierlichern Körperbau, Fleinern, au im Körperverhältniß Fürzern Schnabel, runden Kopf und, wenn überhaupt vorhanden, durch eine außerordentlich ftarke, auf beiden Seiten tief herabgehende Mufhelhaube aus. Weiter hat die Rage immer unbefiederte Füße, ericheint aber wie ihre Dorgängerinnen gleihfalls in fehr tiefen, fatten Sarben. Much bei ihr ift der Schnabel etwas Foniih, jpis zulaufend, die Stirn niedrig, doch nicht fo flach wie bei den vorftehend Bejchriebenen; beide bilden nur einen fchwahen Winkel gegen einander. Die Farbe des Scnabels ift durchgehends hell, fleifchfarbig (Wacsichnabel), nur bei fchwarzer oder blauer Färbung des Kopfes erjcheint hin und wieder eine dunkel angelaufene Schnabelipise. Das Auge muß in allen fällen rein perlartig fein, wenn es nicht als fehlerhaft betrachtet werden foll. Keine Race zeigt fo viele Eorrefte Zeichnungen. Wir finden bei ihr wieder die Wepihwanz und Weißihlag-Zeichnung, fowie beide vereinigt. Auch die Scheden- zeihnung fehlt ihr niht. Weiter ift zu ihr zu zählen die Walotten-, Honnen- und Eliter- Seihnung. 248 Eine genaue Meffung von Durhfhnitts-Eremplaren aller eben genannten Seihnungen ergab die gleichen Maße, nänlidy: von der Schnabeljpise Bis zur Stimm .................. 12 mm, mn 7 „ » Scnabelipalte (Niundwinkel) 19 „ „on m A lıgenmitiesi ge 28: mem m VESUmMEOentchr ee a von " a Sch warnzenoese ee SO, diesohtlatiermeitesbeitite Br 650 derasanzes Umfangs beirugg nr er ee ZNONS, Die WeißihwanzSeihnung, m Hamburg „Stieihlag”, und die Weißichwingen- Heihnung, wenn mit erfterer verbunden, „Weißihlag” genannt, müfjen den allgemeinen Regeln diefer Zeichnungen entfprehen. Man findet bei ihnen oft ganz vorzüglihe Eremplare, fowohl in dem brillanteften Tone der Grundfarben Schwarz, Roth und Gelb, als im zarteften Blau und deijen Hebenfihattirungen, die beiden lesteren Farben ziemlich felten. Das Gleiche gilt von der Schefenzeichnung, doch ift diefe in der Regel mehr an glattföpfige Thiere gebunden. Die hauptfählichiten Repräfentanten diefer Rage find: 1. die Kalotte, 2. das Nönnden, 5. die Eljtern (Kopenhagener). Eine hervorragende Rolle nimmt eine Heihnung ein, deren Träger 1. Kalotte — C. Occipitalis genannt wird (aus dem Sranzöfiihen „Lalotte” — Priefterfäppchen — abgeleitet; daher auch Plättchen oder Platten-Tünmler), eine Heihnung, die fich in der ganzen Familie der Haustauben nicht wieder findet. Achnelt ihr aub die Mtasfenzeihnung bei der Gememen Taube, fo ift bei diefer die Kopfplatte doch nie volljtändig gefärbt, noch ift die Färbung eine fo Fräftige wie bei der Kalotte. Diefe, auch Plattentümmler und von den. Engländern - Helmtaube genannt, ift zweifelsohne eine der jchönjten Tünmlerarten. In Körperform, Kopf- und Schnabelbildung mit den anderen Hamburger Tümmlern übereinftinnmend, bildet fie nur eine Heichnungsparietät derfelben. Sie Fommt fowohl mit voller Mufchelhaube, als auch glattföpfig vor, und diefer Unterfchied der Beftederung bildet häufig auch einen Unter- ihied in der jonjt ganz gleichen Heihnung. Ueber die Trennungslinien der Farbe des Schwanzes gegenüber der weißen farbe des übrigen Körpers ift nichts Befonderes zu jagen, fte müffen den allgemeinen Regeln entiprehhen, und meijtens ift dies auch der Fall. Um fo empfindlicher ift dagegen die Zeichnung der Kopfplatte. Bei ihr muß die Trennungs- linie der Heihnung und Grundfarbe in der verlängerten Schnabelfpalte liegen, durch die Mitte des Auges gehen und jharf um den Hinterfopf herum abjchneiden, genau jo, wie Lithogr. u. Druck v. J. F. RıcHTer, Hamburg. EONEOEEN opER BEN EDEN BUNMMERR, (C. OCCIPITALIS,) Hamburger und Mitteldeutscher Schlag. 249 man es von der farbigen Platte der vollplattigen Schwalbentaube und von der weißen Dlatte der Mönchtaube verlangt. Watürlic) ift es, daß bei den mit Miufchelhauben gezierten Tauben die Plattenzeihnung häufiger rein erjcheint als bei glattföpfigen Tauben; erftens weil die Haube fhon an und für fi) eine Trennungslinie zwifchen den Farben bildet, und zweitens, weil die Haube leicht Fleine Unregelmäßigkeiten decft. Sehr fragwürdig ift dagegen die Heihnung, wenn Feine Haube vorhanden. Man trifft dann einen erblichen Fehler an, der darin bejteht, daß die Farbe der Platte zu beiden Seiten des Hinterfopfs in Spisen ausläuft. (S. Abbildung). In der Färbung ift die Kalotte meift ebenfo intenfiv, wie ihre Derwandten derfelben Rage. Ungeachtet daß nur untergeordnete Theile überhaupt gefärbt find, fo erjcheint doc auf diefen bei Schwarz, Roth und Gelb, ja fogar mitunter bei Blau Mletallglanz. Die beiden erjteren Farben find die gewöhnlicheren, Gelb und Blau find feltener, und bejonders leßtere wird hochgefhäßt. Außer diefen Brundfarben erjcheinen aud) Niiih- und Müttelfarben, wie Mausgrau, Fahl, Koderfarbe u. a. 2. Das Hönncden oder die Honne. — C. Vestalis. Diefer Tünmler, deffen Seihnung fih ausjhlieglih auf ihn befchränft, wurde bis in jüngjter Seit vielfah zu den Farbentauben gezählt, jedoch ohne jegliche Berechtigung. Es unterliegt gar feinen Sweifel, daß das Nönnchen zu den Tünmmlern gehört, da fein ganzer Körperbau, das echte (Perl-) Auge und alle übrigen, dem Tünmler innewohnenden Eigen- ichaften zu diefer Annahme berehtigen. Ein fehlerfreies Nönnchen ift zierlich von Körper, hat einen hübjch geformten Kopf, meiftens eine fchöne runde, dicht und aufrechtitehende Mufhelhaube, feinen, den Gefesen der Färbung des Kopfs entjprechenden Schnabel (d. h. bei jhwarzer und blauer Kopffarbe darf der Oberfchnabel fchwarz angelaufen, bei rother und gelber Kopffarbe muß er jedoch ganz fleifchfarbig fein) mit möglidhft gleich ftarfen Kiefern, hell röthlih wachsfarbig, helles (perlfarbiges) Auge mit fhmalem dunflen, nicht fleijchfarbigen Kid und glatte, dunkel fleifchrothe Füße und Sehen. Auf weißem Grunde jind der Kopf bis zum Genid und ein Theil des Halfes, die Schwingen und der Schwanz gefärbt, eine Seihnung, die wie die Schwalbenzeihnung zu den heifelften überhaupt gehört, jo daß eine reine Monne Faum je gefunden wird. Diefe Zeichnung bildet mit den am Dorderhalfe heruntergehenden Bart oder Lab gewiffermaßen einen herabgelaffenen Honnen- jchleier; daher auch) die Benennung der Taube, Der Bart foll fih bis unter die Kehle erjtre£en und rein und genau abgegrenzt fein. Eine gute Saßgrenze ift befonders deshalb von Werth, weil jie gewöhnlich noch eine werthvollere Eigenfhaft anzeigt, nämlich die Präb, Mujtertauben-Budh 52 richtige Anzahl von gefärbten Shwungfedern. Die Zeichnung erfcheint in den drei Hauptfarben, nämlih Schwarz, Roth und Gelb, jowte in den Mtifch- oder Mlittelfarben. Die blaue Farbe zu erzeugen ift augenblidlih das Bejtreben einiger Süchter. Wohl find auch) Schon Ergebniffe erzielt, die imdeffen noch weit von der erwünfchten Dollfonmtenheit entfernt find und entfernt bleiben werden, weil es überhaupt Feine weiße Taube mit blauen Schwingen giebt, noch, je geben wird. Den heifeljten Dunft der ganzen Seichnung bilden die Schwingen. Sie follen, der allgemeinen Regel entiprehend, aus neun farbigen Federn auf jeder Seite beftehen, ge- deckt durch die gleichfalls gefärbten Daumtenfedern. Diefe Dollfonmenheit findet fich jedoch nur äußerjt felten, amı cheften noch bei jchwarzer Farbe. Die rothe und befonders aber die gelbe Farbe leidet an zu wenig farbigen Federn oder an ungleiher Sahl gefärbter Federn. NMlan begnügt fich bei diefen Farben jchon mit jteben oder acht Federn und jteht von einer regelrechten Defung ab. Eine weitere Shwähe der Schwingen liegt häufig in der Färbung felbjt. Ber Schwarzer Farbe find dtefe im nmern meift fuchjig, bei rother und gelber Farbe meift verichoffen. Dies alles darf bei einer Standard-Taube nicht der Fall fein. Etwas weniger jdhwierig, doch immer noch jchwierig genug tjt dte Kopfzeichnung. Auch hier ift die Fappige Taube gegenüber der glattföpfigen, die viel feltener vorfonmit, im Dortheil. Wie immer muß die Farbe vor der Haube beziehungsweife mit diefer ab- Ihliegen. „Die Haube muß weiß gefuttert jein“, lautet der techniihe Ausdruck. Diefer Dunft wird auch häufig Forreft angetroffen, dagegen gehört eine in fchöner, fharfer Kinie gegen die Bruft zu den Selten- ftattfindende Abgrenzung der Heichnungsfarbe nah unten heiten. Dies ift ein allgemeines Uebel der Farbenfopfzeichnung, hervorgerufen dadurdh, daß oben amı Halje eine Scheidelinie verfchiedener Federfelder bei der Taube nicht vorhanden, weshalb die Trennungslinie zweier Karben an diefer Stelle immer jchwanfend bleibt. Im der Färbung bietet der Kopf nur bei Roth) und Blau Schwierigkeiten, während er bei Schwarz und Gelb meift gut angetroffen wird. Am wenigften find foldhe aber bei Heihnung und Färbung des Schwanzes vorhanden. yit Testere dagegen amı Schwanze fhleht, jo ift fie es auch fon gewiß an den Schwingen. Die blaue Farbe macht allein eine Ausnahme, bei diefer ift fiher die Schwanzfarbe der bejte Punft einer blauen onne. Die Nahzuht fällt felten rein aus, weshalb die Süchtung der Hönnchen eine der undanfbariten ift. Kopf und Hals find bei den Jungen meift nicht fejt in der Seichnung, oft erjcheinen vom farbigen Schwanze ab farbige Rüdenfedern, und außer den großen Schwingfedern find es häufig aud die Fleinen fanımt ihren Dedfedern, wodurd die fo= genannten Aenfel oder Knebel am Handwurzelgelent des Flügels fichtbar werden, wie bet den Storch= oder Schwingentauben, bei denen es aber Fein Fehler, fondern ein Er- forderntß it. Lithogr. u. Diuck v. J. F. Richter, Hamburg. NÖNNCHEN (ce. vestauıs) Züchtung des Herrn H.L. A. Schülbe in Hamburg. 251 5. Die Eljtern (Kopenbhagener). Eine auffallende Eriheinung tt es, daß nur die Elfterzeichnung der Hamburger Race im jtrengen Sinne Kopenhagener heißt, während bei den als Dänifhe QTünmler be- zeichneten Tauben gleichfalls Elftern vorkommen, aber nicht Kopenhagener genannt werden. Die Heichnungen beider, jowie auch diejenigen der Englischen Elftertümmiler find völlig übereinjtinmend und nur die Formen der Köpfe, der Schnäbel, jowie die Fußbeftederung bilden die Ragenunterfchiede. Im Ganzen bietet die Eljterzeihnung weniger Schwierigfeiten, als die des Nönnchens und der Kalotte, weshalb fie viel häufiger rein angetroffen wird, als die legteren. Der Hauptpunft in der Heihnung ift die Hevzform des Nücdens. Yur die Schulterdeken und Federn des Dberarms dürfen dte Grundfarbe des Körpers haben, und nur die Federn des Mlittelarms und der Hand müffen wei jein, it dies der Fall, dann ift die Herz fornı Forreft. Der zweite Seichnungspunft ift ein fcharfer, fymmetrifcher Abfchnitt der gefärbten Brujt gegen den weißen Leib, ‚wobei es nicht jo fehr auf die Stelle, wo diefer Abfchnitt jtattfindet, anfonmt, als darauf, daß er fcharf und gleichmäßig tft. Ein tiefer Abjchnitt verdient indeflen den Dorzug gegenüber einen hohen. Selbjtredend muß fi) auch die Farbe des Schwanzes von der weißen Farbe des Leibes fcharf trennen, und dürfen fich Feine far- bigen Federn an dem weißen Leib, den weißen Schenfeln und den unteren Federn der Flügel befinden. Sn der Farbe trifft man die Eljtern meift gut an. Schwarz, Roth und Gelb find und müjjfen voll und Fräftig fein. Blau erfcheint in zartem, reinen Ton. Hebenfarben fonımen weniger vor, das Auge muß rein (perlfarbig) und fehlerfrei fein, dte Farbe des Schnabels den allgemeinen Kegeln der Tümmler entfprechen. Ungewöhnlic jtarf findet man die Haube bei diefer Seihnung entwicelt, fie muß vornehmlih als ein harakteriftifiches Merfmal gelten, durch das fich die Eljtern diefer Rage von denen anderer Ragen unterfcheiden. Außer den bejchriebenen und ziemlich allgemein befannten Arten trifft man noch hier und da weiße Tauben mit farbigen, meift aber nur mit gelben oder rothem Schwarze an. Sie jind theils glattföpfig, theils mit Mufchelhaube verfehen, im Uebrigen entjprechen fie den eben angeführten Arten. Hu bemerfen ift noch, daß fämmtlihe Tauben der Hamburger Rage als Hochflieger im Trupp gejagt werden. © Lo} H Wir Fommen nun zu einer Race, die, obgleich fie in ihrer Derbreitungszone von der Hamburger ziemlich entfernt ift, diefer doch in vielen Beziehungen jehr nahe fteht. Es ift dies die Ungarifhe, Polnifche, Siebenbürger, Bufowinaer oder Beffarabier Rage. Sie hat einen etwas Fräftigern Körperbau, der Schnabel ift an der Wurzel ftärfer, aber Faum länger, die Stirn fteigt fteiler auf, der Scheitel ift breiter. Eine ftarf entwickelte Mufhelhaube und nadte Füße find gemeinfame Eigenfchaften beider Ragen. Es find hierher zu rechnen fowohl die als Bufowinaer befannten einfarbigen Tauben in den fünf Grundfarben, als aud die Elfterzeichnung mit weißen Kopfe (Ganfel oder Gamfel) und die Weißfopfzeichnung (Krontünmiler), muthmaßlicy auch noch andere Heichnungsformen. Bemerfenswerth ift es, daß in allen Unterabtheilungen diefer Rage häufig Thiere mit 14 bis 16 Schwanzfedern vorfommen. Die befannteften Dextreter diefer Rage find: 1. der Ungarifche weißföpfige Elftertümniler, 2. der Bufowinaer Xoller, 5. der Polnifche Krontümmiler, 4. der Königsberger Weißfopftümmler, 5. der Königsberger Mohrenfopftünmler. l. Der Ungarifche weißFföpfige Eljtertümmler (geganfelte oder Gantjeltünmler). Der Hame diefer Taube hat zu einer Mleinungsverfchiedenheit zwiihen den Xieb- habern geführt. Während die Einen behaupten, die Taube muüfje „Bamfel“ heißen, be- rufen fich die Wiener Süchter auf das Alter des in Deutfh-Oefterreih gebräuchlichen, auf die Seichnung der Taube begründeten Worts „geganfelt“. AMtit diefem Worte wird in Deutfh-Defterreih nänılich die weißföpfige Elfterzeihnung, wie wir diefe bei der Gemeinen Taube, der Deutihen und Holländifchen Kropftaube und der Mürnberger Bagdette antreffen, bezeichnet. Wlan Fönnte fi den Ausführungen der Wiener anfchließen, da fie das Alter und die Dolfsthümlichkeit ihrer Bezeichnung für fich haben, aber auch weil fie die Taube zuerft züchteten und diefe von Defterreih nah Mittel und Morddeutichland gelangte. Dem ungeachtet ift ihr Provinzial-Ausdruf für die gedachte Heihnung nicht beizubehalten, fondern die vorgefchlagne allgemein verjtändlihe Bezeihnung „Weißföpfige Eljter“ anzunehmen. Der Ungarifhe oder Polnifche weißföpfige Elftertümmler unterfcheidet fih in Größe und Körperbildung von der vorangegangenen Hamburger Rage nur fehr wenig. Die Maße feines Kopfs, Schnabels und Körperumfangs find vollftändig diejelben, nur die Fänge und Klafterbreite beträgt etwas mehr, ein Beweis, daß feine Schwingen und Lithogr. und Druck der Verlagsanstalt und Druckerei A.-G. (vormals J. F. Richter) in Hamburg. UNGARISCHER WEISSKÖPFIGER ELSTER-TUMMLER. Besitzer: Herr H. L. A. Schülbe- Hamburg. Scwanzfedern etwas länger find. Troß der genauen Uebereinftinnmung der Kopf- und Schnabelmaße ift erjterer do mehr marfirt, eig, als der Kopf der Hamburger Rage, der mehr abgerundet ift und in heller Färbung fehr hübich ausfteht. Weitere Uebereinftinnmung zeigen beide Nagen in der gleich jtarf entwicelten Mtufchelhaube und den unbeftederten Füßen, fowie der, der ganzen Tümmmlerfamilie eigenen Sarbenjättigung. Mejentli abweichend verhält fi der weißföpfige Elftertünmmler dagegen in den HSeihnungspunften. Die Trennung der Farben, welche die Elfterzeihnung bedingen, farbige Schulterdefen und farbige Federn des Dberamms gegen die weißen des Unterarnms und der Hand, ijt zwar noch die allgemeine, aber während bei allen anderen Elftertünmlern der ganze Rüden farbig ift, ift er bei dem weißföpftgen gleichfalls weiß. Freilich ift nicht zu behaupten, daß es bei allen Tauben fo fei, es war aber bei allen denjenigen der Fall, die bis jest auf Deutihe Ausjtellungen gelangten, und man darf annehmen, daß es all- gemein To tft. Die weiße Kopfzeihnung fließt oder foll, den allgemeinen Regeln entjprechend, nad) binten mit der Haube fharf abihliegen, und diefe muß innen farbig fein. Nach unten reicht das Weiß in der Regel dicht unter das Auge und bis zur Kehle. Diefer Fleinere und hodgefchnittene weiße Kopf fteht in einem gemwiffen Unterfchied dem Wiener Sanjeltümmiler gegenüber, bei welchen leßteren die weiße Kopffärbung fowohl hinten, nod) mehr aber vorn jich tief herunterzieht. Das Auge entjpricht meift den Regeln der weißen Farbe des Kopfes, es tft gewöhnlich braun, dunkel. Doc finden fich öfters auch helle Augen, wenn auch nicht grade Perlaugen vor. Keßteren werden Deutiche Ziebhaber ficher den Dorzug geben. Die Farbe des Schnabels foll unter allen Unftänden immer weiß fein, da der helle Schnabel fowohl eine Konfequenz des weisen Kopfes, als auch eime Anforderung an dte meisten Tümmlerragen überhaupt it. Schlieglih ijt, noch hervorzuheben, daß diefer Tümmler ein guter Purzler ift. 2. Der Bufowinaer Roller. Diefe Taube gleiht (nah) Dr. Kazarus in Gzernowiß, der fie zuerft in den „Blättern für Geflügezucht“ befhrieb), in ihrem Ausfehen und in den Slugeigenfhaften dem Drien- talijhen Roller. Die Größe derfelben beträgt von der Schnabelfpise bis zum Schwanzende 354 Centimeter, die Slugmweite 7O Lentimeter, der Schnabel ijt mittellang und mißt von Mundwinfel gerehnet 2 Centimeter, Die Taube fomnit fowohl glatt als gehaubt vor. Die Flügel werden fehr oft hängend getragen. Der Schwanz hat gewöhnlich 12, häufig aber auch 14 bis 16 £edern. Die Bürzeldrüfe ift verfümmert, fehr oft fehlt fie ganz, nicht jelten Fommt ftatt der mittleren Schwanzfeder eine gefpaltene Swillingsfeder vor. Die Farbe des Gefieders ift gewöhnlich einfarbig oder unregelmäßig gefchet, die blaue ‚Farbe tft jehr jelten ee Das Auge ift perlfarbig und von einen matt weißlichgelben oder rothen Hautring umgeben. Am merfwürdigiten ijt beim Bufowinaer Noller der Flug, welher den Hamen „Roller“ vollfommen rechtfertigt. Wenn nämlich die Taube bei ihren Sluge fih zu einer gevoif] en Höhe erhoben hat, beginnt fie ihr eigen thbümliches Spiel. Sie a zunähjt auf eimen FSlefe eine Weile im Sluge inne zu halten, macht dann ein paar Fräftigere, auch manchmal Flatjchende Slügelbewegungen und wirft fih um ihre eigne Achfe mit blisartiger Gefhwindigkeit und unzähligenal herum, wobei jie fortwährend nach abwärts Bells An aber auf einen Punkte aushält und einem fich rafend drehenden Kreifel gleicht. Die Taube finft alfo nicht einfach nad abwärts, jondern fte vollführt diefe a in rollender Art, wobei fie manchmal einen Raunt von fehr vielen Klaftern durchmißt. Die Liebhaber jagen alsdann von fo einer Taube, „jie geht jo viele — und fo viele Klafter im Schnitt“. Eine andere Art des Rollens bejteht darin, daß die Taube, wie fhon oben angedeutet wurde, nicht fällt, fon- dern auf einem Punfte ftehen bleibt und fih dabei unzähligemal um ihre eigne Ace wirft. Diefe Art des Rollens ann am beften mit einem Rad verglichen werden, welhes um eine feitftehende Achfe in rafende Umdrehung geräth. Die Liebhaber jagen alsdanı von fo einer Taube: „jie geht wie ein Rad, oder wie eine Mühle”. Wird ein ganzer Flug guter Roller aufgejagt, jo gleiht ein folder Anblit den der auf- und abwärts jteigenden Kugeln eines ee der gejchiet eine größere Sahl jolcher in die Höhe zu werfen verjteht und jie dabei wieder auffängt, denn während eine Taube nad abwärts rollt, fteigt eine zweite jchon wieder in die Höhe, um alsbald wieder nad) abwärts zu rollen, wobei die erjte fi) wieder erhebt ıc. Ber dem Rollen nad) abwärts ereignet es jih nicht jelten, daß die Taube fich nicht zu beherrfhen verntag und ftets fo weiter fortrollt, bis jie auf eine fefte Unterlage auffällt, wobei fie fi) gewöhnlich mehr oder minder jtarf befhädist oder auch todtihlägt. Wenn aber eine Taube die Eigenfhaft des Nollens. zur volliten Ausbildung bringen foll, jo muß fie mit frühefter Jugend zum Sliegen angehalten ı$n werden. Tauben, welhe feit ihrer Jugend eingejperrt gehalten werden, rollen, jobald ihnen die Freiheit gegeben wird, gar nicht und bringen es dann erjt zur Dollfommenbeit, wenn je längere Seit gejagt werden. Dagegen aber beginnen junge Tauben jchon nad zwei bis drei Wochen ihres Fluges zu rollen. ae fegen fie jih blos „auf den Shwanz“, dann überwerfen fie fich auch hie und da einmal, bis fie joldhes inmer öfter thun und manchmal fon im Alter von dret Monaten vollendete Künftler find. Alte Tauben, wenn fie auch in der Jugend gut gerollt haben, verlieren diefe Eigenfhaft mehr oder weniger, wenn jie längere Seit eingefperrt gehalten werden. Eine Taube, die jih zu einem ausgezeichneten Noller entwickeln foll, muß Nage haben, d. h. fie muß von guten Nollern abjtanımen. Die Roller-Liebhaber Fultiviven mit Defonderer Genauigkeit manche ausgezeichnete Stämme und erkennen fofort an einer Taube, ob fie von einen folhen guten Stamme abjtanımt. Es wird deshalb in erfter Reihe auf das vorzüglide Rollen befonderes Gewicht gelegt und in zweiter Reihe erjt auf Farbe. Tauben, welche ihön in Farbe find und dabei auch ausgezeichnet vollen, werden auch in Gzernowis theuer bezahlt, es tft gar nicht felten, daß man für jo ein Paar Tauben 20 Mark und darüber verlangt. Der Bufowinaer Roller ift ferner ein ausgseichneter Brüter und befundet einen merfwürdigen Heimathsjinn. Was die Abjtanımung des Bufowinaer Nollers an- langt, jo ift es gar feinem Sweifel unterworfen, daß derfelbe vom Drientalifhen Koller abjtanınıt. Die Bufowina war nämlich noch vor 100 Jahren eine Türfifche Provinz, ein Sand alio, daß fich in feinen Handel, jeinen Sitten, Gewohnheiten und Kiebhabereien mehr dem Driente anlehnte. Die damals dafelbjt feghaften Begs und Pafchyas haben ficher echte Orientalifhe Roller gehalten und gezüchtet. Diefe Taubenrage fcheint dann, als die Bufowina Dejterreichiih wurde, immer mehr ihren urfprünglichen Charakter eingebüßt zu haben, da fie mit gewöhnlichen Tümmilern immer mehr verpaart worden ift. So ijt aljo der Bufowinaer Roller eine Mifhlingsrage vom Tümmler und Drientalifchen Roller. Sehr nahejtehend und als zu der Rage der Polnischen und Siebenbürger Tauben gehörend Fan gezählt werden 5) Der Polnifhe Krontümmler. Dies ijt eine Taube in einer der vier Grundfarben mit weißer Kopfplatte und weißen Schwingen und jte jtimmmt mit dem eben befchriebenen Banfel in den Körpermaßen voll- jtändig überein, jo daß man jte eigentlih nur als eine Farben-Darietät des weißföpfigen Elitertünmilers anfehen Fan. Seine breite Mufchelhaube, die ihm den Nanıen gab, ift meift jtärfer entwicelt, als dies bet den vorjtehenden NRagen der Fall ift. Bis jest find noch wenige diefer Tauben nad) Deutfchland gekommen; die, welche auf Ausjtellungen ge- langten, waren gut in farbe, der Schnitt des weißen Kopfes erfchien jedoch bei allen noch etwas mangelhaft. Wir begegnen hier der allgemeinen Regel, welche befonders bei der Dfaffentaube in Wirffamkeit tritt, nämlich daß, jobald bei lesterer die fogenannten „Ntücen” fehlen, die weiße Farbe der Kopfplatte das Bejtreben zeigt, fih unter das Auge und bis zur Kehle auszudehnen, Es unterliegt jedod, Feinem Sweifel, daß dem Forreften Abjchnitt der Kopfplatte mit der verlängert gedachten Schnabelfpalte der Dorzug gegeben werden muß. Für die weißen Schwingen gilt wiederum die allgemeine Negel der Weißfchwingen zeihnung. Bemerfenswerth ist es, daß man auch bei diefer Kaffe einen bei den Tünmlern 256 allgemein mit der Weißjchwi zeichnung verbundenen, erblichen Fehler wiederfindet, nämlich den weißen After. Es ift n y= ne in hohem Grade interefjant. Profeffor 3. R. v. Rozwadowsfy in Krafau, der den Krontünmler zuerft be- fhrieb, jagt über ihn: „Der Krontünmler ift ein guter Flieger und in der Negel ein fleißiger Purzler, trogdem es die Kiebhaber im Schwarm ihrer jilberblauen Eljtern und gehaubten Gamfeln reht ungern fehen, daß eine Taube, die im Trupp fliegen muß, ihn durch ihre tollen Streiche unterbriht. — Die Maßzahlen bejagter Tauben bieten folgen- des Schema: Schnabellänge bis zu den Hafenwarzen.......... Ü > em a Te demeNlumomınreleen sn ol, Kopflanges Scichtslangeje re ee Alla „ Balslinge mh nn Seren een FüUgellanae&s ne PSEj2e, Rumpilangens ee 1 7 Scwanzlangene rn 12 5 Bruftumjangr über den Sigel ren nern 25 H Bruftumfang unter den Slügeln..... ne... 13 . Gefanımllarte een pe 32 7 Wie nun aus der Tabelle erfichtlich ist, gehört die Taube zu den Eleineren Tümmler- fhlägen. Kleinheit alfo zählt auch hier in die Reihe der Forderungen, die an gute Kron- tünmmler geftellt werden. Die ganze Erfcheinung der Taube ift nett und anmuthis, ihre Bewegungen find rafch und flinf, fte legt fleigig, brütet und füttert gut. Der Sarbenfhläge giebt es im Ganzen vier: ntenfiv jchwarz, roth, gelb und blau mit wenigen Schattirungen der leßtgenannten Farbe, die aber minder beliebt find, folglicd) auch nicht angeftrebt werden. Die Seihnung ift eine fehr einfache, der ganze Körper ift farbig; der obere Theil des Kopfes (Schädelplatte) und Jlügelipisen weiß; die Blauen haben außerdem fchwarze Binden. Die weiße Kopfzeichnung ift durch die Haube, deren Endwinfel merflih nah innen gefehrt und hierdurch ein wirfli halbdiadentartiges Ausjehen bietet, das untere Augenlid und MTundwinfel oder Kinn begrenzt; diefer leßtere Punkt jhwanft nänlih, wie bei der Englifhen Perücke, zwifchen hig-cut und low-cut, d. h. es giebt jowohl hochgefchnittene Köpfe, bet denen die Grenzlinie zwifhen Weiß und Farbig durdy den Mundwinfel und Augenmitte — wie aud) tiefgefchnittene, wo das Weiß des Kopfes bis unter den Schnabel reicht, font das Kinn, aber nur als ganz fchnraler Streifen, umfaßt. WDeißfehlige Thiere, d. b. folche, bei denen das Weiß über einen Lenti- meter unter den Schnabel reicht, jmd felten und verpönt. Die Juchtregeln bezüglich diefes 297 heiflen Punfts lauten auf Paarung von hochgefchnittenen Eremplaren mit tiefgefchnittenen und dies tft zufällig ganz richtig und vationell, da auf diefenn Wege die Zeichnung mög- Iihjt jtreng bleibt, indem weder das Supiel, noch Suwenig Plaß greift. Das Auge, d. h. dte Jris, ift der allgemeinen Regel gemäß braun, die Haube rein- farbig und breit, je mehr die Wirbel nach innen gefehrt find, defto beffer. Kür die weiße Partie der Schwungfedern gelten die allgemeinen Regeln: acht bis zehn weiße Schwingen in jedem Flügel. Der Schnabel ift rein fleifchfarbig, die Beine find Farminroth. Als häufigite Fehler nenne ich: zu viel weiße längjte Flugfedern oder deren ungleiche Sahl; weiße Hös- hen, Bauch und Afterfedern (bei Schwarzen regelmäßig); mangelhafte Mufchelhaube; minder jtrenge Abgrenzung oder neinandergreifen beider Farben am Kopfe“, Außer den vorftehend bejchriebenen gezeichneten Tauben treffen wir noch eine Anzahl einfarbige Tauben, die unter dem Hamen Bufowinaer und Beffarabier Tümmler zu uns gelangen. Sie unterfcheiden fi) in ihren Körper- und Kopfverhältniffen Faum von den Dorangegangenen. Jm Ganzen find fie vielleicht etwas ftärfer, deshalb auch der Schnabel und Kopf um etwa 2 mm länger. Breite Mufchelhaube und nadte Füße haben jte miteinander gemein. Ebenfo bei einzelnen Grundfarben roth gefärbte Augenlider und braune Augen bei weißer Grundfarbe. Es ift Faum zweifelhaft, daß in diefer Rage nicht auch gezeichnete Tauben vorfommen, vorab joldhe mit weißen Schwingen und weißem Schwanz. 4. Der Königsberger Weißfopftümmler. In den Kopf und Körperverhältniffen unterfcheidet fich diefe Taube von ihren Dor- gängerinnen nicht; nacte Füße, ftarf entwidelte Mufchelhaube und gefättigte Karben find gemeinfame Eigenfchaften. Der wefentlichfte Unterfchied befteht in der Seichnung. Diefe tt die gemöncte; Kopf, Schwingen und Schwanz find weiß, der übrige Körper ift in einer der vier Grundfarben gefärbt. Es ift einleuchtend, daß bei diefer dreitheiligen Seichnung Fehler leicht vorhanden fein Fönnen, auc) die weiße Kopffarbe beeinflußt häufig die Färbung der Augen, welche jtatt rein perlfarbig, geflekt oder gar dunkel auf einer oder beiden Seiten werden. Die Seihnung des Kopfes muß hinten von der farbigen Mufchelhaube fcharf ab- gefhnitten fein und zu beiden Seiten unter den Augen herlaufend, vorn unter der Kehle endigen. Hu tief heruntergehendes Weiß ift ein größerer Fehler als zu hoch oben endigendes. Die Zeichnung der Schwingen und des Schwanzes hat den allgemeinen Regeln zu entfprechen. Wie bei jeder Möncyeichnung ift auch bei diefer Taube der untere Theil des Rüdens und Keibes mehr oder weniger weiß. Die Trennung der beiden Farben muß jedoch immer eine icharfe Linie bilden, und dürfen fich vorab Feine farbigen Federn in den weißen Bürzelfedern zeigen. Präs, Muftertauben-Bud. 55 258 Mie alle Klaffififation und Eintheilung hinkt, indent es innmer einige Jndividuen giebt, die fich nirgends recht einfchteben oder einpaffen laffen wollen, fo geht es in einigen Fällen auch bei einzelnen Angehörigen der Tünmmnlerfamilie. Ein folcher, der an diefer Stelle ein- zufhalten wäre, ift 5. Der Königsberger Mohrenfopf-Tümmler. — C. gyratrix coloriceps. Diefe Taube fteht mit ihren Kopf- und Körpermaßen fo ziemlich in demfelben Der- hältnig wie die Polnifhe und Hamburger Rage, nur mit dem Unterfchiede, daß fie im Ganzen etwas ftärfer ift und Federfüße hat. Bei einem guten Eremplare haben fi fol- gende Maße ergeben: Don der Schnabelfpiße bis zur Stun . . . 15 mm en 7 „ zum Mundwinkel. 19 „ a, 7 „ zur Augenmitte . 29 Re 7 z Ale Wann ©. 20, ee H; „ zum Schwanzende. 540 Hlafteeivetlen rn wer ee er 1000 Umfangs : 250 ESS a 55 Aus diefen Maßen ift erfihtlih, daß diefe Taube in ihren Befammt-Derhältniffen größer ift wie ihre Dorgängerinnen, befonders tft dies bei den Körpermaßen wahrnehmbar. Die Figur ift gedrungener, die Bruft breit, der Hals furz und dünn, die Füße Furz, die Schenkel find ftarf behoft (haben Geierfedern) und die Hehen mit zolllangen Katjchen befest. In der Form ift der Kopf von dem der Dorangegangenen nicht jehr verfchteden, etwas dtder und ediger. Die Stirn ift flach, nach den Scheitel hoch auffteigend und bildet mit dem Schnabel nur einen flachen Winkel. Der Schnabel ift, wie bei allen bis jest aufgeführten Tümmlerarten, Fonic, fpit zulaufend, dabei weiß gefärbt, fogenannter Wachsfchnabel, ohne hwarzen Fled auf der Spise. Bei Mufter-Eremplaren, namentlich foldhen, die rothe Augenringe haben, ift die Hornhaut des Schnabels durchlihtig, fo daß er Schwach rofa gefärbt erfcheint. Die Jris ift hell (perlfarbig), das Auge von einem breiten, mitunter rothen Augenringe umgeben. Die Mohrenföpfe (fie Fonımen auch) in Blau vor) haben diefelbe Seichnung wie die Gemeinen Miohrenföpfe (Feldtauben); das Gefieder des ganzen Körpers ift weiß, nur der Kopf, die Kehle und der Schwanz find fchwarz oder blau gefärbt. Die farbige Seihnung des Kopfes muß bis an die Haube gehen, derart, daß die Dorderhaube fhwarz oder blau, die Hinterhaube aber weiß ift, d. h. die nad) dem Kopfe zu fißenden Federn der Mtufchel- haube haben die Farbe des Kopfes, die nad dem Nacken hin fitende zweite Reihe Federn der Miufchelhaube ijt weiß. je weiter die farbige Seichnung des Kopfes in der Breite der KÖNIG R OPF-TUMMLE K RGER MOHREN SBE (C. gyratrix coloriceps.) VER Fr x a Haube auf die Bruft herabgeht, d. h. je größer der Bart ijt, defto werthvoller ijt der Schwarzkopf. Es fommen öfter Ereniplare mit rein weißer Mlufchelhaube vor, bei diefen it aber der Bart Flein und es finden fich gewöhnlich weiße Klefe am Kopfe, namentlic an den Ohren. Häufig trifft man jedoch diefe Heichnung bei den echten Miohrenföpfen viel Forrefter an als bei dem Gemeinen Miohrenfopf, wie fie denn überhaupt bei erjterm durch den Gegenfas der tiefen Schwärze der Kopffarbe, des hellen, zarten Schnabels, der Perlfarbe der Augen und des fcharfen Abjchnitts der Seihnung, durch die ftarf entwickelte Mufhelhaube eine weit größere Wirfung hervorbringt. Das Gefieder ift lofe, die Flügel werden Schlaf amı Körper hängend getragen, dennoch fliegen diefe Tauben gut, Elatjchen während der Daarzeit gern mit den Flügeln und purzeln häufig jehr Ihön, ohne indefjen dabei zu fteigen, wie die Weißköpfe, vielmehr Fugeln fie aus der Suft herunter. Sonjt find fie träge und nicht grade Flug, fo daß fte fich leicht fangen laffen. Es giebt übrigens für die Kiebhaber langjchnäbeliger, Fräftiger Flugtauben aud) eine Darietät Shwarzföpfe mit jhmalen Kopf, langem Schnabel, jchlanfer Figur und glattfüßig, die jest häufiger find, als die vorbefchriebenen, aber in Königsberg nicht fo hoch geichäßt werden als jene. Sie werden Difern’ihe genannt. ‚Die Schwarzföpfe find eine der werth- volliten Tümmlerragen und es wäre zu wünschen, daß fie eine weitere Derbreitung erhielten. Sur Heit find die Schwarzföpfe auf dem beiten Wege auszufterben, da ihre Sucht immer mehr vernadläffist wird und die wenigen wirflib guten Eremplare meiftens zu hohen Dreifen nah Rußland verfauft werden. Don echten Blaufopftümmlern giebt es in ganz Oitpreußen Feine IO Paare mehr. Obwohl diefe Taubenart von alters her in Dftpreußen die Kieblingstaube gewefen it (noch jest ift eine Abbildung derfelben mit dem Namen des Händlers auf einem kleinen Schilde das Heichen, daß man eine Taubenhandlung in dent Haufe findet), und obwohl nicht zu bezweifeln ift, daß fie eine Fonftante Art darftellt, fo tritt doch bei der Sucht von Schwarz und Blauföpfen, ähnlich wie bei mandhen Englischen Tümmlern, häufig der Fall ein, daß die Hahzuht auf die Urahnen zurükihlägt. Man züchtet dann nämlich ftatt der jungen Schwarzföpfe oder Blauföpfe ein fchwarzes Junge mit einzelnen weißen Federn auf dem Rüden, in den Schwingen und auf dem Bauche, und ein rein weißes Junge. Während das farbige Junge regelmäßig Perlaugen befißt, hat das rein weiße ebenfo vegelmäßig dunkle Augen. Erftere werden in Königsberg Roosflügel (wohl aus Nußflügel ver- dorben), Ießtere weiße Faulaugen genannt. So ein Rußflügel und ein Weißes zufammen- gepaart, züchten die fchönften Mohrenföpfe, wenn fie f. 5. felbft von reinen Alten gefallen find. Xeider aber wird lestere Bedingung gewöhnlich außer Acht gelaffen, und fo find die meiften farbenföpfigen Tauben, die heutzutage in Königsberg und anderen Städten 35" 260 Dftpreußens gehalten werden, bunt auf dem Nücen oder in den Flügeln und meift ganz werthlos. Daß man von guten Schwarzföpfen auch ebenfo rein gezeichnete Junge erzielen Fann, ift wiederholt erprobt und hat man die Ueberzeugung erlangt, daß der häufige Rück ihlag in die urjprüngliche Heichnung nur eine Folge fehlerhafter und nadläffiger Zucht ift. Befonders günftige Ergebniffe zeigt die Paarung von Schwarzföpfen mit Blauföpfen. In Danzig giebt es eine Art Mohrenföpfe, die in Dftpreußen vornehmlih Danziger Schwarzföpfe genannt werden, fie haben aber einen langen [hwarzen Schnabel, find häufig bunt und zeigen namentlich in den Schwingen einzelne farbige Federn, jo daß daraus ge- jchloffen werden muß, daß fie dte Hahzuht aus Kreuzungen von weißen Danziger Hoch- fliegern mit Mönnchen darftellen. Sie find nicht zu empfehlen. Eine in früheren Jahren in Danzig beliebte Spezialität fcheint ausgeftorben zu fein. Es war dies eine Taube mit reiner Schwarzfopfzeihnung (fhwarzer Kopf ohne Bart, reine weiße Mlufchelhaube und Schwanz), von Eleiner Figur, mit glatten Füßen und fehr Furzem, feinen weißen Schnabel (ohne die jhwarze Schnabelipise), und die dabei brillant purzelte. Ebenfo gab es noch vor furzem im Berlin Mohrenfopf-Tümmler, die Eleiner von Gejtalt waren und Fürzer befiederte Füße (Strünpfchen) hatten. Erwähnenswerth ift noch, daß aus einer Kreuzung von Yönnchen mit Kalotte häufig Miohrenföpfe entftehen, die indeffen nicht übereinftimmend mit der befchriebenen Art find. IV. Gruppe. Hanhfühige, Hodftirnige Mittelfdnäbel. Bis zu diefer Abtheilung Fonnte die aus forsfältiger Beobahlung fi ergebende Klaffiftfation der Tümmlerragen ziemlich ftreng und auch in allgemein verftändlicher Weile innegehalten werden, da faft alle einzelnen Dertreter der verichiedenen Gruppen unter den aufgeführten YTamen befannt find. Anders verhält es fih in der jebt zu befprechenden Abtheilung. In diefer herrfcht noch die meiste Derwirrung, weil grade hier die verfchie- denen Heichnungen und Färbungen je nah den Drten benannt werden. Wohl mögen aud) in dtefer Abtheilung die meisten Kreuzungen ftattgefunden haben; deshalb ift es jchwierig, bei dem Gebraudh von Hamen nicht Deranlaffung zu falfhen Dorftellungen zu geben oder Ntigverftändniffe nicht hervorzurufen. Die Glieder diefer Abtheilung unterfcheiden fi von den der drei vorangegangenen hauptjählich durch die Form des Kopfes. Der Körper ift Fleiner und gedrungener, Schwingen und Schwanz find Fürzer, der Kopf ift nicht flach, fondern mehr abgerundet, weldhe Form vorab durch die von der Schnabelwurzel hoch aufjteigende Stirn hervorgebraht wird. Der Schnabel, von mittlerer Länge, ift gleichfalls Fonifh, bildet aber mit der Stirn einen 261 jtärfern Winkel als bei den Tauben der vorangegangenen Abtheilungen. Der maßgebende Dunft aller hodhjtirnigen Tünmler liegt in der Kage des Auges. Denkt man fich nämlic eine Kinie in der verlängerten Schnabelfpalte nah dem Hinterfopf gezogen, jo liegt das Auge sanz oberhalb diefer Kine, alfo ganz im DOberfopfe, während bei den flachftirnigen Tümmlern diefe Linie das Auge in der Mitte durchfchneidet. Die Farbe der Augen und des Schnabels entipricht in diefer Abtheilung viel häufiger den allgemeinen Regeln des Gefieders, d. h. es Fommen bei fhwarzer und blauer Sarbe des Kopfes- häufiger dunkler Schnabel, und bei weißer Farbe des Kopfes häufiger dunfle Augen vor, als dies bei den flachjtirnigen Tümmlerarten der Fall ift. Eine weitere allgemeine Eigenfhaft der Tauben in diefer Abtheilung find die Furz- befiederten Füße — Strümpfchen, nicht Katihen —. Es befinden fich unter ihnen einfarbige Tauben in den fünf Grundfarben, häufiger find jedoh Scheen. Ferner Fommt die Weiß- ihwingen- und Elfterzeichnung vor, Ietstere mit einem weißen Bruftflet. Die Derbreitungs- zone umfaßt das Elbegebiet, weshalb einzelne Seichnungsformen den YHamten von Städten diefer Gegend führen. Auch die fogenannten „Berliner Altftämmigen Tauben” ftreifen an diefe Abtheilung, und häufig werden gewiffe Seichnungsformen derfelben als „echte Altjtammtauben” ausgegeben. c Der Berliner Elfter-Tümmler. In der Provinz Brandenburg wird diefe Taube als bunt mit dem Sufaße der Farbe bezeichnet, wie „blaubunt, filberbunt, fhwarzbunt“. Häufig ift diefe Bezeichnung zutreffend, jtreng genommen foll die Taube jedoch nicht bunt, d. h. fchedig, fondern gezeichnet jein, Die Seihnung ift die geelfterte mit einem Fleinen unregelmäßigen weißen led auf der Bruft. Diefer weiße Bruftflet ift eine Haupturfahe an der fo häufigen Unregelmäßtgfeit der Heihnung. Er wird öfter viel zu groß oder verfchiebt fi von der richtigen Stelle oder nimmt eine zu unregelmäßige form an. Alle diefe Fälle ftehen in Beziehung zu den weiß fein jollenden Slügeln, an welchen, wie man weiß, nur die Federn der Schulterdecden und des Dberarms gefärbt fein dürfen, um die richtige Herzform der Elfterzeihnung zu bilden. Mleift ift indeffen entweder zu viel Farbe auf den Flügeln oder noch Weiß auf dem Rüden. Beides find Seichnungsfehler, auf welche indeffen, da die Taube vorab wegen ihres Hoc- und Dauerfliegens gehalten, Fein großes Gewicht gelegt wird. Am häufigjten find die Tauben von blauer, amı beltebteften die von filberfahler Srundfarbe. Diefe Farben erfcheinen fo Far und rein, wie man fie eben nur bei den Tümmlern und einigen wenigen anderen Ragen antrifft. Das Silberfahl ift öfter wie angehaudt, fo licht, daß es Faunı von den weiß gezeichneten Theilen zu unterjcheiden ift. Hauptbedingung ift, daß fie hochgeflügelt find und Feine Binden oder einen Anja zu folhen haben und einen einfarbigen, nach unten zu dunkel werdenden Schwanz. Ein fogenannter Spiegel oder Sechtelihwanz it ein großer Fehler, ebenfo ein dunkles oder gebrochenes Auge. Mit anderer Grundfarbe Fonmt die Seichnung feltener vor, nocd Seltener ift fie aber in diefen Falle rein, der Ausdruf bunt paßt dann um fo mehr. Außer den jo gezeichneten Tauben finden fi auch einfarbige in den fünf Grund- farben, ebenfo wie Scheden in den verfchiedenften Seichnungen. Don den Einfarbigen find die ganz Weißen, fo bald fie reine Perlaugen haben, fehr sefhätßt. Bei den Scheden Fommt eine Särbungsvartetät unter den Namen „Eulige” vor, die jehr beliebt ift. Die Färbung bejteht aus der Hufammenfesung dreier Farben: fchwarz- braune Grundfarbe, welhe hie und da an den Schaften einzelner Federn roth unterlaufen it, Ipärlih mit weißen einzelnen Federn gemischt. Wir finden eine ähnliche Seichnung auch bei andern Tümmlerarten, wie bei den in der 1. Abtheilung gefchilderten Schornftein- fegern. DBlaufchelen werden hin und wieder wie 3. B. in Prag „Eulen“ genannt, wie denn überhaupt alle einfarbigen und gefhedten Tauben der ganzen Gruppe ebenfo oft als Berliner Altjtämmer oder mit einem beliebigen Stadtnamen auftreten. In Bezug auf die Schekenzeihnung ift noch zu bemerken, daß für fie die allgemeine Negel diefer Heihnung gilt, nämlih in Schwingen und Schwanz dürfen fich Feine weißen Federn befinden. Don den befonderen Berliner Tümnilern find außer den oben erwähnten Euligen noch folhe in Blau und Silberfarbe, jowie Gelb- und Rothbänder (bindig) zu nennen. Erwähnenswerth ift noch, daß die Berliner Tünmler vielfach Frumm- (fchwanen-) und jitterhalfig find. Die Maße eines feinen Berliner Tümmlers find folgende: Don der Schnabelipise bis zur Stirn . . . 14 mm non % „ zum Mtundwinfell 17 „ ae, " zaer2lugenmiter. 2a, Ee n ae Sale 5 mM n „ zum Schwanzende 520 „ Hlatterweiten 2 Se oe Umfang as N ee ee 2 V. Gruppe. Glatt- oder raubfühige, hodffirnige KHurz- oder Dikfdhnäbel. In der vorigen Abtheilung tft bereits angedeutet, daß diefe wie die folgenden nicht jtreng und leicht zu begrenzen feien, inden die Begriffe, was unter den Benennungen der einzelmen Arten zu verjtehen fei, noch nicht hinlänglih genau fejtgeftellt wäre. uk ra Lithogr. u. Druck RAUHFÜSSIGE, HOCHSTIRNIGE KURZ- UND DICKSCHNABEL-TÜMMLER. Der Altstamm-Tümmler. (C. brevirostris s. albifrons.) Specialzüchtung des Herrn Fabrikdirectors H. Lemcke-Stettin. 265 Es finden jih nun eine Anzahl Tauben, die mit der foeben befchriebenen Abtheilung eng verwandt find und nur einen allmählichen Hebergang derfelben bilden. Sie ftehen ihnen fowohl in Farbe, Seihnung, als au) in der Befanmterfcheinung beinahe gleich, find jedoch häufig etwas Fleiner und haben einen Fürzern diceren Schnabel, Es find dies Tauben, die häufig mit dem Hamen „Alltftämmer” bezeichnet werden und deren Kopfbildung voll- jtändig derjenigen eines guten Mlöpchens entfpriht. Die Stirn ift zwar hoch, bildet jedoch mit dem Schnabel Feinen Dinkel, jondern wie beim Ntöpchen eine amunterbrochene Bogenlinie. Der Schnabel ift um 2 mm, demzufolge der ganze Kopf um ebenfo viel Fürzer als bei den Berlinern. Troß alledem jind diefe Tauben nicht mit dem echten Altitanımtümmler zu verwechleln, da fie nur Kreuzungserzeugniffe find; fie find unter dem Kamen „Berliner Altftämmer” befannt. Die hauptfählichiten Repräfentanten dtefer Gruppe find: 1. der Altftammtümmler und Weiße Keinaugen, 2. Wiener Tümmler, 5. Wiener Ganfeln. I. Der Altftannm-Tümntler — C. brevirostris s. albifrons. Dieje edle, jchöne Taube gehört ohne Sweifel zu den älteften Tümmlerfhlägen in Deutihland, denn jhon I. 8. Frifch in feiner Befchreibung vom Jahre 1745 erwähnt ihrer (5. 199) und die dazu gelieferte Abbildung (Taf. 148) berechtigt unbedingt zu diefer Annahme Auch die Engländer Fennen fie fchon früher als den Almond-Tümmler unter dem Yamen Old fashioned-tumbler, ein Beweis dafür, daß der Altitamm-Tünmler, nicht aber, wie von ihnen terthümlich behauptet wird, der Almond (ein neueres Ergebniß Engsliiher Sühtungskunft) die Stammform aller Furzfchnäbeligen, hodhjtirnigen Tünmiler it. Willughby (1676) fcheint ihn unter dem YWTamen „narrow tailed Snaker‘ ebenfalls fhon zu Fennen. Einige hervorragende Deutihe Kenner find der Anficht, daß die Altitanım-Tünmler Kreuzungserzeugniffe feien, die ihnen als dagewefene und wieder zu erreichende Ideale vorjchweben. Der Altjtamm-Tümmler ift urfprünglih aus Holland zu uns gefommen, daher aud) jeine frühere Benennung „Holländer Tümmler”, und anı Ende des vorigen Jahrhunderts Fam er am vollendetften in Geftalt und Zeichnung in der Provinz Preußen vor, dem Eldorado der feinen Ragetauben, von wo aus er durch Poftfondufteure — Eifenbahnen gab es in jener Zeit noh niht — nah Berlin zu hohen Preifen, bis zu 50 Thalern für das Paar, gebradjt, dort vielfah gefreust und von den Siebhabern mit dem amen „Berliner Altftämmer” belegt wurde, weldy’ fprachlich falfche Benennung fich bis au 264 den heutigen Tag erhalten hat. Die fchönften Ereniplare in Deutfchland befanden fich f. 5. zu Königsberg i. Pr., Wtemel und Tilfit in den Händen jachnerftändiger Süchter, die feltene NRagetauben (ich erinnere an die jest ausgeftorbenen Weißföpfe, mit NMlöpchen- Jaböt und Kehlwamme, jchöner wie die Englifchen baldheads) zu fhäten wußten und zu ihrer Deredelung weder Geld, Seit noch Mühe fcheuten, da jeder Einzelne durch den Andern angefpornt wurde und ihn in feinen Seiftungen überholen, mindejtens nicht hinter ihm zurücbleiben wollte. Die Bedingungen, welche zu einer erfolgreichen Sucht der Altitanım= Tünmler erforderlih find, waren alfo in jener Provinz vorhanden, beftehend in einheitlicher unveränderter Suchtrichtung, großer Maffe und guter Beihaffenheit der Suchtthiere und gründlicher Kenntniß derfelben, fowie endlih in großer Uebereinftimmung hinfichtlic der Rageeigenthümlichfeiten diefer wahrhaft edlen Taube. Bei forgfältigfter Beadhtung aller diefer Punkte verbreitete fi) der Ruf der Altjtamm-Tünmler fehr weit und dies gab die Deranlaffung dazu, daß die Ichönften Eremplare zu hohen Preifen, namentlich nah Rußland ausgeführt wurden und den Deutihen Kiebhabern für immer verloren gingen. Am häufigften fand man diefe Tauben in den oben genannten Städten einfarbig, roth (früher als Faffeebraun bezeichnet), jhwarz, gelb und anı jhönften in Tigerzeichnung, weiß fehr felten. Später tauchten Scheen in rother, fchwarzer, gelber und auch) in blauer Farbe auf, in wel’ Ilesterer Seichnung fie jedoh in der Kopfbildung nie fo fchön waren wie die Scheen anderer Farben. Selbjt in ihrer jchönjten Form erfüllten diefe meift nicht die Bedingungen des echten Altftamm-Tünmilers, denn in ihrem Yaturell waren fie wefentlicd) von ihm verfchteden. Während der Altiftamm-Tünmler eiferfüchtig und neidifh gegen feine Mitbewohner ift, war der Blaufhe zwar herrichfüchtig, dabei aber, feiner Kraft fich wohl bewußt, ftol und edel, welhe Eigenfhaften in der Regel auch von den übrigen Schlagbewohnern gewürdigt wurden. Die Altftamnm-Schefe hat folgende Seichnung. Beide Flügel find ganz weiß und werden nur von den farbigen Schulterfedern überdeckt, fo daß auf dem Nücen die Form eines Herzens entjteht. Die Umriffe diefer Heichnung müffen iharf begrenzt fein, die Farbe darf in das Weiß nicht übergreifen, noch umgefehrt. Ferner it der Bauch gleichfalls weiß und audy hier muß die Farbe, fowohl von dem Schwanze als von der Bruft, mit einer fcharfen Linie an den Weiß abfchneiden. Auf der Mitte der farbigen Bruft befindet fih ein mehr oder weniger großer weißer Flef in der Form eines Herzens, je regelmäßiger, um fo werthvoller. Da die Maczucht diefer Schede häufig jehr unregelmäßig gezeichnet erfchten, meift auch in Weiß oder Weißfpießzeichnung überging, jo waren die Thiere, ganz entgegen dem heutigem Gefhmad, nicht fehr begehrt; die beiten und beliebteften, daher aucd jtets die theuerften, waren und blieben lange Zeit die Getigerten in den hellen Sarbenfhattirungen, D ıo ı O1 Der Altjtanım-Tünmler zeichnet fih anderen Furzichnäbeligen Tümmlern gegenüber befonders durch Geftalt und Haltung aus. Seine ganze Erjcheinung ift Flein, Furz, zierlich, mit jtarf gewölbter Bruft, auf welcher jich eine Spalte zeigt, die fie in zwei gleiche Hälften theilt und die Wirfung der MWölbung erhöht. Der glatte Kopf ift Fugelrund, die Stirn bildet eine Bogenlinie mit dem meift nicht feitgeichloffenen, winzig Fleinen Schnabel, welcher ganz Furz und fo di als lang ift, ähnlich dem eines Dompfaff (Pyrrhula vulgaris); unter- halb dejjelben läuft von der Spite des Unterfiefers eine, auch den Mövchen eigene, Fleine Kehlwanme nah dem Halfe zu, wodurd der Kopf das Ausfehen gewinnt, als fei er ohne Schnabel — der tehniihe Ausdruck bei den Kiebhabern lautet: die Taube hat ein Maul — und man legt fi unwillfürlih die Frage vor, wovon fich die Thiere wohl ernähren, da fie eine Erbje aufzupicden anjcheinend Faum imftande find. Der dünne Hals ift Frumm gebogen und im Affekt ift er in bejtändigem Dibriren, welch’ zitternde Bewegung der Halsmusfeln jedoch viel ftärfer zu Tage tritt, wie 3. B. bei der Pfautaube. Diefes Zittern war dem ur- jprünglihen Stamm nicht eigen, fondern ift erjt fpäter durch Kreuzung mit Berliner Elftern hineingebradt, wodurch audy der häufig dünne Schnabel und die Stirnwinfel entjtanden find. Mit dem Kopf und der ftarf gewölbten Bruft bildet diefer jo eigenthümlich geformte Hals ein verfehrtes lateinifhes S, und diefe Hals- und Kopfitellung giebt der Taube die fo unvergleichlicy Fofette, jtolze und doch fo jungferlihe Haltung. Die MWölbung der Bruft ragt der Schnabeljpise 5 bis 5 cm voraus, die Flügel werden am Leibe eng anfchliegend getragen, find Furz und reichen mit der Spite oberhalb des Schwanzes nicht ganz zufammen. Die Größenverhältniffe find folgende: Don der Schnabelfpige bis zur Hafenwarze ............... 4 mm PE=l, r Bmellcnowmıntee N ER 7 ar lugentingen te 16, ” ” 7 „ Außern. Augenwinkel... ..... 50m Pe Y ESchwarzensen 252007, en ) De odjelehk en me or Dont Sigelbras zen slügelbuseenn pe GE 7 H DISRUuma Schwarzen PD 7 Don der Bruftwölbung bis zur Spige der mittleren anteder A, Der Körperumfang über die Flügel gemeffen............ 270—2 7 EI TERN N ee 620 , Das jhöne, große helle (Perl) Auge ift gewöhnlich mit einem Fleinen, vothen, unbefiederten, fleifhigen Rande umgeben. Unterhalb der Augen befinden fich die fogenannten Dausbaden, welche nie fehlen dürfen und dem Kopfe die dicke, runde Form verleihen; fie Prüs, Muftertauben-Buch. 54 werden dem Auge jedoch erjt nach der erjten WMlaufer und namentlich, nahdem das Thier die erften Jungen erbrütet, fichtbar; die Füße find jehr Furz und fchwad) befiedert. Der echte Altjtanım-Tümmler ift glattFöpfig und Fommt gehaubt feltener in vollendeter Schönheit vor. Die fogenannten Berliner Altjtänıner find meift größer. und von ftärfern Körper- bau; hauptjählih Fennzeichnen fie fi) durch) die Länge der Flügel und namentlich des Schwanzes, wodurch die fchöne Haltung fehr beeinträchtigt wird; auc die Nafenhaut tritt auf dem mehr eigen Kopfe zu ftarf hervor, was auf Kreuzung mit Berbern (Indianern) fchliegen läßt, wodurd denn aucd die etwas plumpe Geftalt in diefen Schlag gefonmen ift. Auch purzelm die Berliner Altftänımer weniger wie die echte Rage. Die wirklich reine Rage des echten Altftanım-Tümmilers wird heute in Berlin nur noch felten angetroffen, Fonmmen aber vereinzelt Eremplare bei irgend einem Liebhaber vor, fo find es meijt ver- früppelte oder Franfe Thiere, denen ftets das glänzende, glatte Gefieder fehlt und die in den mieiften Fällen zur Nachzucht untauslih find. In einzelnen Provinzialftädten, wo- felbit fie frei ausfliegen — jung eingejagt, find fie vorzügliche Flieger und umübertreffliche Purzler — findet man die Thiere in der alten, reinen Rage, fie find aber dann auch meift unverfäuflih; in die Hände der Händler gehen nur alte, meift nicht mehr zuchtfähige Erem- plare, die dann leider zu hohen Preifen weiter verfauft werden. Hatürlich ift da von Kad}- zucht Feine Rede, und daher Fommt die Annahne, daß diefe Rage entartet fer und dem Ausfterben entgegengehe. Allerdings ift in Berlin der alte, Schöne Stamm durch unverftändige Hücdtung faft ganz ausgeftorben; was als Altftamm-Tünmler dort alles ausgegeben wird, it fajt Faum zu glauben. Da giebt es Thiere mit und ohne Federfüße, mit und ohne rothe Augen, zitterhalfig und nicht zitterhalfig, mit ftumpfen, indianerartigem und mit länglichen Kopf, abgefehen von allen nur möglichen Farben und Seichnungen. Außer feiner Größe hat der Berliner Altftämmer noch folgende Fehler: einen dünneren Schnabel, der mit der Stimm einen Winkel bildet, platten Kopf und glatte, alfo Feine Pausbaden, auch ift er meift höher gejtellt und die Füße find zu ftarf befiedert. Als Drte, wo der Altitanım-Tümmler noch in reiner Rage und in größerer Anzahl vorfommit, find zu nennen: Stettin, Thorn, Bromberg, Kandsberg, Spandau, Bärwalde u. a. Die Preife für ein fehlerlofes Paar fhwanfen zwifhen 50 bis 150 Mlarf, ja es find Fälle befannt, daß man für ein Paar glattföpfige Gelbfhefen 200 Mark vergeblich geboten hat. Eine Subvarietät des Altjftamm-Tünmlers find die fogenannten Weiße Reinaugen. Ueber diefe Tünmler-Darietät fchreibt Herr Buhmann-Krebs in der „Allgemeinen Geflügezeitung”: „Welche weiße echtäugige Tümmiler heißt man nicht Reinaugen! ehmen Lithogr. u. Druck v. J. F. RICHTER, Hamburg. GLATT- UND RAUHFÜSSIGE, HOCHSTIRNIGE KURZ- UND DICKSCHNABEL-TÜMMLER. WEISSE REINAUGEN. (C. brevirostris s. albifrons.) Züchter: Herr Fabrikdirector H. Lemcke-Stettin. 267 wir den Annoncentheil einer Geflügeßeitung oder wenden wir uns an einen Taubenhändler in Königsberg i. Pr., jo werden wir finden, daß man uns tadellofe KReinaugen per Paar von 5 Mlarf an bis zu den höchjten Preifen offerirt. QTadellos find diefe Tauben infofern auch wirflih alle, als es eben immer weiße Tünmiler mit hellen (Per) Augen find. Wollten wir nun unter dtefen weißen Tümmlern das Sortiven anfangen, fo müßte man uns hierzu erjt den Faden der" Ariadne in die Hand geben. Abgefehen von der Derichtedenheit der Größenverhältniffe, Fönnte man hier allerlei Scnabelformen — Did- und Dünnfchnäbel, Kegel und Pfriemenfhnäbel — herausfinden. Wollten wir uns aber an die verfchiedenen Bezeichnungen und Ortsnamen, welche gebraucht werden, als: „Königsberger”, „Elbinger”, „Stettiner”, „Lübeder” u. f. w. halten, fo würden wir uns doch nicht zurechtfinden, weil wir uns genugfam überzeugt haben, daß die Tauben garız beltebig und willfürlich getauft werden, und daß es nichts Keichteres giebt, als 5. 8. Kübefer Tümmler zu erwerben, wie ihresgleichen in Kübel noch nie gezüchtet worden find. Unter Anderem lernten wir als „Elbinger Reinaugen” Tauben von der Figur des Weißfopftümmlers Fennen, und foll es in Elbing fowohl Fappige, als glattföpfige, weiße, sradjhnäbelise Tümmler von außerordentlich feiner Qualität geben. Gewöhnlih wird die Bezeihnung „Reinaugen” nur für Königsberger Tümmler an- gewendet, allein auch unter diefen treffen wir mancherlei Dariationen. Wir fehen da Thiere von der Figur und mit dem Schnabel des gewöhnlichen einfarbigen Königsberger Tümme- lers mit manchmal fogar handbreiten Satfhen und mit fehr breiter Mufchelhaube. Diefe Tauben find nicht theuer und gehören vielleicht zur Alltagskoftz dennoch erlaubt unfer Geihmad, fie für fehr fchön zu finden, und in unferer unmaßgeblichen Meinung halten wir Ödiefelben fogar für prämttrungsfähis. — Dort haben wir wieder allerlei glatt- und rauhbeinige Geihöpfe, über deren Werth eigentlich nur die Schnabelform entjcheidet. Diefe Lesteren endlich weifen uns auf jene Partetät hin, welhe man in den beffer eingeweihten Kreifen „Reinaugen“ nennt, und welche vielleicht auch alle aus der Zeit der Mache der eigentlihen Reinaugen herftammen, Warum man der betreffenden Taube den Kamen „Reinauge” gegeben hat, bedarf gewiß Feiner Definition. Beffer bezeichnend wäre vielleiht: „Königsberger Altitamm”. Mit dem wirklichen Altftanım hat unfer Reinauge jehr viele Aehnlichfeit und ift damit vielleicht nahe verwandt. Der Berliner Altftanım ift in Weiß nahezu garnicht reinäugig aufzutreiben, und mag er aud) Feiner und dickföpftger jein, jo verdient docdy der Königsberger der Eigenfchaft halber, die fchon fein Name an- deutet, den Dorzug. Troß diefes Dorzuges woetteifert Sesterer in feiner Art mit den feinften Tünmlern — den Almond nicht ausgenommen — und die Eriftenz derartiger Tümniler-Darietäten 5qF 268 j läßt es uns unbegreiflih finden, warum man dem Kiebhaber zumuthet, unfere Deutfhen und Defterreichifchen Gattungen zu verleugnen, um Almond-Kultus zu treiben. Die Reinaugen find Feine AlltagsEoft, fte find hoffähis, wenn fie fein gezüchtet find, was man ja immer auc, bei anderen Ragen vorausfeßt. Leider aber find fie auch infofern feine Alltagsfoft, als bereits von verfchtedenen Seiten befürchtet wird, daß diefe edle Tüimmler- Darietät auf dem Ausjterbe-Etat jtehe. Mir find zwar überzeugt, daß das Bejte, was von Reinaugen eriftirt, fih noch immer im Befite weniger verftändiger SHüchter in den nordöftlihen Provinzen Preußens und in Donmmern befindet, und daß nicht grade alles, was von dort ausgeführt worden ift, ver- Fommen oder in die unrichtigen Hände gelangt fei. Jmmerhin aber möchten wir Liebhaber feinragiger Tümmler auf jene fchöne Darietät aufmerffam machen und fie auffordern, fi der Reinaugen anzunehmen, denn e in Fönnte nicht verantwortet werden, wenn wir diefe Rage ausfterben ließen. Die Zucht des fchönen, edlen, reinäugigen Tümmlers, der übrigens jeden Tauben- fchlage alle Ehre macht, bietet viel Dergnügen und auh Schwierigkeiten genug, um demjenigen unfere volle Achtung zu erwerben, der es verfteht, von weißen Tümmlern wieder feine weiße Tümmler zu züchten. Man hat es durchaus nicht nöthig, der einfachen weißen Taube irgend ein bejtimmtes farbiges Abzeihen aufzuzüchten,; es wäre da Schade um das Suchtmaterial, aud) würden golche Bemühungen fiherlih nicht anerfannt. Uebrigens darf man audy das vollfommenfte Daar ifoliren, und das Weitere findet fich doch nicht von felbit. Der Süchter hat die Matur bemeiftert, er hat aus einem dunflen Auge ein Fonftant perlfarbiges (helles) gemacht, und dies Fann die Matur doch nicht fo ungeftraft vorübergehen laffen. — Bat der Hüchter es auch verftanden, das „echte” Auge Fonftant zu machen, jo fann er doch nicht verhüten, daß der Rüdichlag zu jenen Suchtmuatertal immer und immer wiederfehrt, welches er zur Löfung jener Aufgabe feiner Zeit nothwendig gebraucht hat. Daß bei Erzeugung der Reinaugen die Altftanımı-Taube eine bedeutende, vielleicht die Hauptrolle gefpielt haben mag, haben wir bereits fhon ziemlich beftimmt ausgefprochen; unferen Dermuthungen über das etwaige weitere, damals zur Derwendung gefommene Material hier Raum zu geben, halten wir aber für höchft überflüffig, da fich der Kefer eben fo gut in Dermuthungen ergehen Fann, als wir felbft, wern wir hervorheben, was Alles unter ganz normalen Derhältniffen von einem reinweißen Suchtpaare nachhgezüchtet werden Fann. Bevor wir jedoch zu diefem Punft zurückkommen, wollen wir es, fo gut als es uns möglich ift, verfuchen, die Taube zu befchreiben, von der wir nun fchon fo lange gejprochen, ohne jie eigentlich vorgeftellt zu haben. PR“ 26) Den Kopf eines Reinaugentäubers möchten wir mit denyenigen einer Altftammtäubin vergleichen, d. h. er ift oben breit, ziemlich rund und did. Der ftumpfe, Furze Schnabel, welcher ftets rein weiß fein fol, ift mehr Eulen- als Kegelichnabel; die Hafenwarzen find jtarf ausgebildet. Das reine Perlauge, welches, abgefehen von den darin befindlichen Blut- sefäßhen, jo weißlich ift, wie das Gefieder, ift mit einem ca. 5 mm breiten, lebhaft roth gefärbten Haufringe umgeben, der volljtändig mit demjenigen einer einzährigen ndtaner- taube verglichen werden darf. Der Hals ift lang, auffallend dick, fchwanenartig gebogen und im Affefte mehr oder weniger zitternd — ebenfalls ein Erbftüf vom Altitanım. Die breite Bruft und der große Bruftumfang entiprehen den an feinragige Tünmnler zu jtellenden Anforderungen. Der ganze Körperbau ift ftämmig, gedrungen. Beine und füße werden von Federn bedeckt; doch follen die Federn an den Sehen nicht länger fein, als dte Kesteren felbit. Die Mefjungen, welhe wir an drei Täubern vorgenommen, haben immer fo ziemlich) dajfelbe Rejultat ergeben: Don der Schnabelfpige bis zur Hafenwarze........... 4—4!/2 mm an nn DS UNOene Vederiuer s—9 In Rom r RUN NTcundtwinteletn ee 13 ” RR r a Alltgenuinges 16 a, n „ „» Außern Augenwinkel... 50 Y er Fr a Schettelign ar ee 42 r u Slügelbug zn klügelbuar 2.2... 2. 90— 100 7 Dom Slügelbug bis zum Schwanzende .............. 250 H Der Körperumfang über die Flügel gemeffen......... 260— 275 7 Der größte fenkrehte Durchmeffer des Auges inklufive der Kider beträgt 12 mm; der Augenring ift, wie bereits angedeutet, ca. 5 mm breit. Für die Täubinnen werden jo ziemlich diefelben Maßzahlen entiprechend fein. Sie find im allgemeinen etwas Fleiner, jchmäler und dünnhalfiger, ftehen aber in Bezug auf Schnabellänge, rejpeftive Schnabelfürze den Täubern in der Regel faum nah, wenn fich auch der Kopf gegen den Schnabel zu allerdings etwas mehr abzuflahen fcheint. Die am häufigjten vorfonmenden Fehler des Königsberger reinragigen Reinaugen- Tümmlers find, wenn wir Anzeichen von Grobragigfeit, wie langer Kopf und langer Schnabel, nicht zu den Merkmalen rechnen, welche wir in unfer Urtheil ziehen wollen, faft ausihliegih nur farbige Federn und ein dunkel gefledter Schnabel, denn das Perlauge wird, unferer bisherigen Beobahtung und Ueberzeugung nah, nur hödhft felten mißrathen. 270 Was die Eisenfhaft des Purzelns anbetrifft, fo find darin die Reinaugen nichts weniger als Mteifter; jte jcheinen es nicht weiter als bis zum „Flügelftürzen” und „Schwanz- reiten” bringen zu Fönnen und es ift fehr wahrjcheinlih, daß die Rage überhaupt nicht purzelt, oder daß diefe Eigenfchaft dadurch, daß man fie ganz vernadläffigte, oder aud dadurch, daß man feiner Seit einen Tropfen fremdes Blut hineingezühtet hat, verloren gegangen ift. Dagegen find die Königsberger Reinaugen, wie fat alle Tümmlerarten, gute, fleißige und verläffige Brüter, und felbjt die feinragigften Tauben bedürfen zum Aufziehen ihrer Jungen Feiner Amme, doh muß fih der Süchter gefallen Iaffen, daß dte Kinder ihren Eltern wenig Ehre machen, und daß in der Regel erft unter den Enfeln ausitellungs>, beziehungsweife prämitrungsfähige Thiere ausgefucht werden Fönnen. Als lettere betrachten wir nicht nur Tauben mit tadellos weißem Gefieder — der Hals ijt immer leicht metall glänzend —, fondern auch folche, bei denen fich auf den Kopfe oder aud) an einer andern Körperftelle ein, wohl auch ein Paar farbige Eleinere Federn zeigen, die ja eben fo gut un= bemerfbar entfernt worden fein Fönnten, und die übrigens in fpäteren Jahren faft inmer von felbjt in's Weiße übergehen. Don in tadellofem Federnfleide prangenden Reinaugen werden zunächit rothe, gelbe, feltener wohl au fchwarze Tauben gezüchtet, die aber, wenn wir auch annehmen, daß der Schnabel fi) nicht über das Yiveau des erlaubten Kalibers verlängert, doch ausschließlich nur zur Reproduktion weißer (oder getigerter) Yachfonmen Werth haben, da ihre Grund- farben gewöhnlih nichts weniger als intenfiv zu nennen find. Die erwünfchtere Nahzudt find Tiger, welche fowohl in der erften als in der zweiten Generation erfcheinen und welche meift von Kopf und Schnabel am beiten und von Figur am Fleinften find. Fahlfarbige Tiger mit NReinfchnabel repräfentiren denfelben Werth wie die weißen Tümmler, da folche faft regelmäßig mit der Maufer ihr mißfälliges Gewand ablegen, um tm Kleide der Unfchuld zu erfcheinen. Dunfelgrundige werden nicht felten wohl aud) nod weiß, legen aber bei der Derwandlung den „häßlihen” Schnabel, welchen jte faft inmer befisen, leider nicht mit ab und follten daher, wo fonft noch genügend Material zur Der- fügung steht, nicht mehr zur Weiterzudt benußt werden. Bet der Prämitrung vermag fich jelbjt der feinragigite Reinaugen-Tünmnler mit dunkel angehauhten Schnabel nicht die volle Anerkennung zu verfhaffen, und unfere Preistichter ziehen ihm gewöhnlich jene rein- ihnäbelige Taube vor, die ihm in den übrigen Rage-Alttributen auch merklich nadfteht. Wer „Reinaugen” züchtet und feine Zucht anerfannt fehen will, muß daher auch „Rein- jchmäbel“ züchten.“ — Soweit Herr Buhmann-Krebs. 271 Ha) meinen Erfahrungen und den Erinnerungen des Ham Bredomw-Stettin, der diefe Tüimmler-Darietät lange Jahre in ihrer urfprünglichen Ragenreinheit züchtet, ftammen die weißen Reinaugen Feineswegs vom Berliner Altjtanım, fondern von einer vor 50 bis 40 Jahren in Norddeutichland und Rußland vorhandenen hellen Tigerrage, die gewöhnlich fchwarz oder roth gefleft war, jedoch ohne farbige Schwingen und Schwanz. Diefe Tiger- Tünmler hatten große rothe Augenlider und helle Jris, jchwach beftederte Füße und waren von Figur nur Fein, vom Flügelbug bis zum Schwanzende circa 200 bis 5300 mm, lang>, aber zitterhalfig und dabei gute Purzler. Diefe geflekten Tauben ztichteten häufig rein- weiße Junge mit reinen (hellen) Augen, hin und wieder fanden fich jedoch einzelne farbige Federn am Halfe und an der Bruft. Diefe Nahzucht ftand zu jener Heit fchon hoch im Preife und wurde meift nah Rußland verfauft. Heben den getigerten Weißen eriftirten in Kitthauen und Elbing Blauweißföpfe von ganz Fleiner Figur in zwei Subvarietäten, die einen mit fpigenm, dünnen Schnabel, ähnlich dem Almond, die andern mit ganz Furzent, diken, Feilförmigen Schnabel. Der ganze Habitus war nod) Eleiner, wie der der Tiger. Die Ieteren Weißföpfe züchteten zuweilen rein weiße Junge mit hellen (Perl-) Augen, aber ohne rothe Augenlider und felbftverftändlich glatten Füßen. Diefe, von den Blauweißföpfen gefallenen weißen Jungen wurden hauptfächlih zur Auffrifhung des Blutes „und zur Kreuzung mit den Tigern, refp. den bereits vorhandenen Reinaugen benußt, und dieje Kreuzung lieferte das jchönfte Material in rein weißer Farbe, nur die großen rothen Augen- fider- verfleinerten fih, die Thiere behielten aber inmer das rothe feurige Auge. Heute find jelbft in Königsberg diefe hochfeinen Thiere Selten, was hauptfählic dort und anderswo unter dem Namen „Königsberger Reinauge” vorhanden, ift meift ein ganz anderer Dogel. Diefe Thiere find größer, plump, lang, hochbeinig und rauhfüßig, haben einen längeren, dünnen Kopf und dünneren Schnabel. Die Kreuzung der echten weißen Neinaugen rejp. Tiger mit diefen Königsberger Weißen hat aber die befjere Parietät bis auf vereinzelte Paare ausjterben laffen. Dur) die Derpaarung mit dem Berliner Altftamm-Tünmiler erzielte man zwar zitterhalfige Weiße, aber man opferte dafür das feurig rothe Auge und erhielt obenein den angelaufenen Schnabel, ja fogar mit fhwarzer Spite, häufig finden ich dann noch in der Macyzucht farbige, ganz fchwarze oder rothe Tauben. Eine andere zu diefer Abtheilung zählende und fi fcharf abzeichnende Tümmlerrage ift in Deutfh-Defterreih, namentlih in Wien, heimifh und unter dem Yamen 2. Wiener Tümmler befannt. Sie ift in Kopf- und Körperbau ziemlich fo, wie der echte Altjtamm=-Tümmler fein foll, hat jedoch Feine beftederten Füße und ift nicht zitterhalfig. Die Taube ift demnach Furz, geörungen, mit breiter Bruft, jchlanfem Hals und marfirtem, edfigem Kopf, Furzem und dabei dicken Schnabel, der mit der Stirn einen Winkel bildet. Der Körper ift von nuittlerer Größe, das Auge meift hell (perlfarbig), de Augenlider find mitunter roth, die Färbung voll und intenfiv. In der Heichnung tft diefer Schlag wieder reich zu nennen. Es Fonmen fowohl einfarbige Tauben, hauptfählich in den Grundfarben Schwarz, Roth und Gelb, als aud) Weiß- geipiegte — Weißihwingen — in denfelben Farben vor. Kebtere zeigen jedoch weniger weiße Federn an den Schwingen als andre Ragen, man begnügt fi) in der Regel mit fechs bis jieben weißen Federn. Ferner findet man die Taube in Schedenzeihnung, die fich mitunter zu voll- Fommen weißem Schilde fteigert. Diefe Seihnung ift außerordentlich fhwierig zu erhalten und Fonmt rein jehr felten vor. Ste hält überhaupt meift nur Furze Seit an, inden in der Jugend das weiße Schild noch mit farbigen Federn untermifcht ift, im Alter aber leicht weiße Federn in den gefärbt fein jollenden Theilen, wie Bruft und Schwingen, auftreten. Außer den Schefen, bei welchen eine der Grundfarben mit Weiß durchichoffen ift, giebt es audy Schefen von mehreren Farben, wie die Dänifchen Stipper oder Stänfeded und den Almonds ähnlih. Die Grundfarbe ift ein jhmusiges Grauweiß, welches theils mit fleinen gelben, weißen und fchwarzen Federn durchwirft ift, die größeren Federn find jhwarz geiprist. Die einfarbige Wiener flugtaube ftammt, fo ungerne diefes von den Süchtern zugegeben wird, bejtinmit von der ndianertaube. Für die Nichtigkeit diefer Behauptung fprehen mehrere, beiden Tauben proportionell in gleihen Grade eigene charakteriftiiche Ragemerfmale. Por Allem verräth die bei edlen Indianertauben vorhandene marfirte, würfelförmige Kopfform, welhe gute Wiener einfarbige Tauben ja audy befisen müfjen, genug, wen diefer Machweis nicht- genügt, der ftelle Dergleihe mit den Augenringen an, fie find bei Wiener Tauben allerdings nicht wulftig wie bei der ndianertaube, aber in Derhältniffe gleicher Peripherie. 2 Das Hauptaugenmerk der Süchter von einfarbigen Tauben richtete fi von jeher auf das Erzielen möglichft zarter, Furzer, zierliher Eremplare mit Eleinem, auffallend Fantigen, breit und jenfrechtitirnigem Kopfe, Furzem, dicken, weißen, von der Stirne grade abjtehen- dent Schnabel und flachen, glatten, vojafarbigen Augenrändern; diefem Streben ijt auch das Dorhandenfein der jesigen, fih von Indianertauben allerdings gewaltig unterfcheidenden einfarbigen Tauben zu verdanken. : In früheren Jahren wurden einfarbige Tauben in bedeutender Zahl gehalten und mit Ganfeltauben gejagt; Fein Wunder daher, daß es damals an edlen Thieren nicht gebrad,, heute find in jeder Beziehung befriedigende Tauben in vother, gelber oder fchwarzer Farbe jelten, in weißer gar nicht vorhanden. Bis auf wenige Ausnahmen laboriren alle einfarbigen Tauben an dent Kardinal fehler, dem Befitse fchiefer Stirnbildung, recte eines Hafenanfates. Derjuche, ihre Kopf- bildung durch Kreuzung mit Almonds zu veredeln, förderten Feine Refultate zu Tage; ja fonderbarer Weife Famen meiftens fjcymal£öpfige, fchtefftienige Junge zur Welt, deren Schnabel bedeutend länger als der ihrer Eltern war. Schneller würde diefes Stel allerdings durch Anpaarung von Indianern erreicht, doch wäre damit wenig gewonnen, da der Mach- zucht die niedliche Figur fehlen und fon im zweiten Jahre wulftig werdende Augenringe anhaften würden, jomit für einen Fehler zwei in Kauf genommen werden müßten. it die Kopfbildung einer einfarbigen Taube gut, ihr Schnabel fleifchfarbig, Furz und dic, nicht etwa fpiß, fondern rund, ihre Augenränder flah, fo ift ihr Befiter fchon zufrieden, da er fih aus dem Dorhandenfein etwaiger Schönheitsfehler zweiten Grades wenig mad. Als jolhe gelten wuljtige Hafenhaut, matte Farbe, dider, plumper Hals, jchlapp nachgezogene Flügel, bei weißichlägigen Tauben das Dorhandenfein von mehr als fechs weißen Schwungfedern oder weißen Afters. Einfarbige Tauben mit gebrannten (jchwarzent) oder Frummem Schnabel find, wenn edler AbFunft, für die Sucht werthvoll, in den Augen von Preisrichtern finden fie, wenn fonft noch fo vollendet fchön, mit Recht Feine Gnade desgleihen Tauben mit dunkler Jris, da diefe hell fein muß. Die „Roth- und Gelbfhedtaube” foll weiße Flügeldeken, fogenannte Spiegel, befisen, fonft in allen Punkten der einfarbigen Taube gleichen. Manche Hüchter finden Scheken, deren Slügeldefen blos weiß gejchuppt find, jchöner, nennen jolche Rofenfcheken, andere wünfchen blos weiße Acyjen, de gustibus non est disputandum, aber bei Prämtirungen werden reinweiß fpiegelige vorgezogen. Das „Morettel“, audy der , Taube, eriftirt in ihrer Urrage nicht mehr, fondern nur noch als Kreuzungsproduft ein- farbig jchwarzer und dunkelgeftorchter oder Schimmieltauben. Das Morettel war eine Furzs, dief- und weißfchnäbelige, tieffjchwarze Taube, deren Baden weiße Abzeichen hatten, je regelmäßiger diefe, defto beffer, heute ift es eine halblang- und jhwarzichnäbelige Taube, deren Kopf und Hals eine Unzahl weißer Federchen bejitt und deren Gefieder graufhwarz ift. Sowie das Morettel in der edlen Art bereits verfchwand, wird der edle „Harlequin“, eine unregelmäßig braunfhwarz, ähnlich wie gris pique Indianer, gefchuppte Taube mit zumeift wirflih pradhtvollem Kopf- und Schnabelbau, in Fürzefter KHeit vom Schauplaße verjhwinden, da er nur noch in fehr wenigen Eremplaren eriftirt. Auf Bleihmäßigfeit der Schuppen legt Fein Züchter befonderen Werth, die Kopfforn tft aus- ihlaggebend; wegen dtejer wurde er tets einfarbigen Tauben angepaart und ging in diefen auf. ‚NohreE” genannt, eine vor Jahren oft anzutreffende Prüß, Mujtertauben-Buc. 55 Der Harlequin wäre die richtigfte Taube zur Erzeugung edelföpfiger weißer Tauben gewefen, wurde jedoch fonderbarer Weife nie dazu verwandt; heute ärgern fi fo mande Hüchter, welche ihn rothen, gelben oder fhwarzen Tauben beigaben, über diefe Unterlaffung. 5. Wiener Ganjel, Die Heichnung derjelben ift bereits als „Ungarifcher oder Polnifcher Bamfel-Tünmler“ befchrieben. Sie unterfcheidet fich bei beiden Tauben nur wenig. Bei den Wiener Banfel, der immer glattföpfig ift, geht der Schnitt des weißen Kopfes fowohl hinten als vorn tiefer herunter und ift vorn häufiger unregelmäßig als bei dent Ungarifhen. Die Farbe der Augen nebft der Einfaffung tft bei beiden gleih. (In jüngfter Seit find Ungarifche Gamfeln auch mit hellen [Perl-] Augen aufgetaucht.) Dagegen bejteht ein Unterjchied zwifchen beiden bezüglich ihrer Slugart. Während die Polnifhen gute Purzler (Umischläger) find, werden die Wiener, wie die ganze Rage, der fie angehören, als Flugtauben — hohe Truppflieger — gehalten und eingeübt. Nach dem Ausfpruchh einiger Kiebhaber follen Iettere indeffen nie “ Großes darin geleiftet haben, während andere fie wiederum als vortreffliche Flieger rühmen. Es fcheint indeffen nad der von uns gemachten Beobahtung die erjte Behauptung die richtigere zu fein, da die Taube gegenwärtig in Wien von einer andern, beffer fliegenden Art ziemlich verdrängt ift und nur noch wenig angetroffen wird. Die urfprünglichen, Kleinen, eleganten, würfelföpfigen, Furzs, dicf- und weißfchnäbligen, Forreft gezeichneten Ganfeln mit richtigen flachen NAugenrändern, in allen Grund- und HSwifchenfarben (blau, gelb, jhwarz, voth, jilber- und leberfarbig), von den alten Kiebhabern „vom Kopf und Schnabel” genannt, find heute faft ausgeftorben. Por 50 bis 40 Jahren waren fie jo häufig, daß man ganze Flüge davon, wie heute die „Bejtorchten“ jagte, und die dann in Schaaren von 40 bis 50 Stück den Wolfen zufteuerten, heute find fie aber fchon fo rar geworden, daß für ein gutes Daar Preije gefordert werden, wie für die bejten Ragetauben. Selbjt die jenigen, die man noch auf Ausftellungen findet, find meift jo matte oder ungefunde Thiere, daß man nicht ohne Urfache das gänzliche Ausjterben diefer Gattung befürchten müßte, wenn fih nicht in neuefter Seit wieder einige Liebhaber mit ihrer Süchtung beihäftigen würden. Die Ganfeltaube ift nicht nur die fchönftgezeichnete Wiener Tünmlertaube, fondern anerkannt eine der jchönften von allen eriftirenden Tünmlern. Eine als fhön geltende Banfeltaube hat jehr vielen Anforderungen — allen jenen, welche wegen Körper, Kopf, Schnabelbau ıc, an einfarbige Tauben geftellt werden — zu entjprehen und muß auch noch in Zeichnung vollfommen genügen. Diefe foll derartig fein, daß die Taube ein zwei Finger unter dem Scheitel beginnen- des, Dorderhals und halbe Bruft freilaffendes farbiges Band, farbiges, regelrecht gezeich- netes Herz am Rüden und farbige Schweiffedern befist. Lithogr. u. Druck v. J. F. RıcHrTer, Hamburg. HOCHSTIRNIGE KURZ- UND DICKSCHNABEL-TUMMLER. Wiener Gansel. Züchter: Herr Heinrich Zaolarek-Wien. | eo) Ein weientlihes Erforderniß ift, daß die Bruft fhön rund, nicht etwa durchbrochen it, und daß das Herz nicht zu weit vom und nicht zu nahe am Stoße anfest. Ganfeln, welche blos den Kopf (wie Weißfopftümmler) frei haben, find fehlerhaft, desgleichen folche, welche ein zu Fleines Herz oder weißes Schweiffutter befigen. Diejelbe traurige Rolle, welche weiße Tauben unter den einfarbigen Tauben fpielen, jpielen Blauganfeln unter Banfeltauben; fie find nämlich in guten Eremplaren nicht vorhanden, während es, wenn aud; nicht viele, jo doch einige gute Thiere in Schwarz, Belb oder Roth giebt. Bei Blauganfeln jpielt die Färbung eine große Rolle, es giebt: Silber-, Mildh-, Blau- und Perlganfel. Die beiden erjten Färbungen find die beltebteten. Blauganfeln eriftiren in fchön lichtblauer bis dunfelblauer Färbung; Tauben mit lesterer Färbung find jtets Abfömmlinge, refp. Baftarde von Schwarzganfeln, und mteiftens mit grünen Halsfedern verfehen. Perlfarbe bei Ganfen beiteht aus einem zarten Gelblichroth, fie wird jedoch jelten jchön gefunden. Beftinmte Dorjchriften über das Maß der einzelnen Körpertheile find jchwer zu geben, da fi) das Augenmerf des Kenners auf die proportionellen Derhältniffe zu richten hat; in der Jugend Franfhaft gewefene Tauben imponiren durch ihre Feinheit im Körperbau, meijt reizenden Kopf- und Schnabelpartieen nur Kaien, ein Kenner wird fi dadurch, nie beitechen laffen und genau das Mlinimum der gefunden Körpergröße Fennen. Die Maßzahlen guter Ganfeln find folgende: Täunbin Tänber Scnabellänge bis zu den Hafenwarzen............. 5mm 6mm Schnabellänge bis zu dem Mundwinkel ............ NO NODIlangeer ee er 3000, Be, INODTDESH ER BE N ae DD 2A, Kopfhöhe (vom Mundwinkel aufwärts gemeffen)..... Kom lo, reifen dernlugentingere Dee 00, Balslänge . EL EN EN N NE 0 SEUgellan gear ee gg: O5 5 Au, RUMDITaTaee ee 80.,2.2900% Schwanzlangea res A208, ade, Bruftumfang (innerhalb der Flügeln Gemein) SRG GB Beinlänge (bis zum Hniegelenf) .................. PORT EP Schentellänge wm ea N ne elt 50m Su 276 VI. Gruppe. Slattfühige, hodftirnige Kurz- und Diünnfdnäbel. Wir haben es in diefer Abtheilung mit einer weitverzweigten, viele einzelne Dertreter zählenden Familie zu thun, die, wenn auch zum Theil örtlich weit von einander getrennt wohnend, wegen der ihnen gemeinfamen Mlerfmale und Eigenheiten fih als die Angehörigen eines und deffelben Stammes erweifen. Die gemeinfamen Eigenfchaften, die fich bei jedem einzelnen Schlage diefer Abtheilung wiederfinden, bejtehen in Eleinem, zierlihem Körperbau, der fie als zu den Eleinften der ganzen Haustauben-Familte gehörend zeigt, mit dünnem, Furzem, Eonifchem Schnabel, hody- gewölbter, überbauter Stirn, hochgewölbter Bruft mit rüdwärts gebogenem oder getragenem Halfe, niedrigem, dabei aber Fofettem Stande auf ziemlih Furzen Beinen mit ftets nadten Füßen und loder getragenen, mitunter den Boden berührenden Flügeln. Die Perlfarbe des Auges hat auch diefe Abtheilung mit der ganzen Tümmler-familie über- einftimmend. Als ausgeprägtefter Typus der Abtheilung ift der Englifhe Mlandeltümmler zu be- trachten. Diefes ift übrigens nur eine Färbungsipielart der Englifhen Rage, welche außer ihm noch andere Färbungs- und Seihnungsparietäten aufweilt, die Charles Darwin unter der Bezeichnung „Furzitinige Purzler” zufammmenfaßt. Su diefer Rage gehören fo- wohl einfarbige Tauben, welche hauptfählih in gelblichen, roftbraunen und fhwarzbraunen Tönen, felten in Weiß und Blau erfcheinen, als auch verfchiedene Grade von Scheden; ferner weißföpfige und weißbärtige. Aud in Deutichland finden fich einzelne Dertreter der Abtheilung, jo in Oftpreußen, wo die Weißfopfzeihnung als „Elbinger Weißfopf” an- getroffen wird; ferner Grade der Schefenzeihnung, die mit „geftorcht” bezeichnet werden, in Defterreihh und Ungarn. Die Repräfentanten diefer Rage find: 1. Der Almondtümmler. a. Die eigentlihen Scheden (Mottles). ID Der Ensliihe Barttümmler (Beard). Der Enslifihe Weißfopftünmler (Baldhead). 6) 4. Die Preußifhen Weißfopftünmler. 5. Prager und Pefter Tünmmiler. 1. Der Almond=-, Mlandel- oder mandelfarbige Tümmler. Wie bereits erwähnt, ift diefer Tümmler nur ein Farbenfchlag der Kurzitirnrage, und nur Färbung und Seihnung haben ihm den Mamen gegeben. Der Ausjpruh L£ulton’s, daß beide die hauptiächlichiten Punkte bei Beurtheilung des Almond feien, ift wohl ET EEE EEE EHRE ELEKTR EEE er EEE Ne dee Da Ge ee cn BI TEL rungen u m/ IF BOCHSA WIENER Zaoralek-Wıen H Su ( Zücht ID n =] beredhtigt, da, jobald diejelben an einer Taube nicht mehr vorhanden find, diefe auch auf- gehört hat, ein Almond zu fein. - Im Deutichland, wo es nur wenige Süchter der Rage giebt, wird fälfchlich der Name Almond als Ragename für alle Farbenihläge gebraudht. Die Seihnung des Almond ift eine Schedenzeichnung der abfonderlichiten Art und fommt in der ganzen Taubenfamilite nicht wieder vor. Sie unterliegt indeflen gleichfalls den Befesen aller Schedenzeichnung, wozu vorab ein hoher Grad von Heisung zu Abweichung und Unregelmäßigfeit in der Dererbung anzufehen ift. So jehen wir denn, daß die Mad- zucht des Almond felten eine fejtjtehende ift, daß die der bejtgezeichneten Tauben vielmehr bejtändig abändert, ebenfo wie Paare, von denen Fein Theil die Almondzeichnung befitt, dennoch Junge erzeugen Fönnen, welche echte Almonds find. Beftändig entjtehen eine große Hahl von Farben- und Heichnungsichlägen jeder nur denfbaren Art, von den helljten, lichteften Tönen in Blaßgelb bis fast zu Weiß, mit Schwarz oder Braun mehr oder weniger untermifcht, bis zu ganz einfarbigen Thieren. für viele und die amı häufigjten wiederfehrenden Grade diefer Abarten haben die Engländer ihre jpeziellen YHamen, wie kites — Milanfarbige, splashed — Gefprißte, mottles — Scheden u. f. w. Diele diefer Spielarten, vorausgefeßt, daß fie in ihrem Körperbau nicht gleichfalls ausgeartet find, werden durch richtige, erfahrungsmäßige Derpaarung wieder zur Erzielung vollfonmen gezeichneter und gefärbter Almonds verwendet. Bei manchen ift die Ausartung jedoch bereits joweit vorgejchritten, daß fie zur Weiterzucht nicht mehr zu brauchen find. Da in England die Zucht diefer Taube bereits feit fehr langer Heit, vielleicht fchon länger als zwei Jahrhunderte betrieben, aber nicht allein auf die Seichnung, fondern aud) auf die Körperformen KRüdjicht genommen wird, fo ift diefe Rage, obgleich fie nur eine Spielart der Furzitirnigen ift, auch in ihren Körpereigenthümlichkeiten zur höchften Doll- fommenheit entwidelt, jo hoch, daß fie, wie fi aus vielen Dorfommniffen ergiebt, häufig überfullivirt, zur Müßgeftalt entartet ift. Der Almond ift Fein Tümmler mehr, er ift weder ein Purzler, noch ein Hochflieger. Behauptet wird, er habe vor etwa 50 Jahren noch gepurzelt. Heute ift er Faum noch imı- itande, feine Jungen jelbjt aufzuziehen, er muß dies meift von anderen Tauben be- forgen laffen. Bei Feiner Rage Fommen fo häufig Schnabelverfrüppelungen vor. Sie ftehen im engen Hufammenhange mit der monftrös überbauten Stirn. Diefe, fowie die Kopfform überhaupt joll jelbjt nah Sugejtändnig Englifher Süchter in der Jugend Fünftlich geformt werden, obgleih Ffaum zu glauben ift, daß bei einer fo zarten, fchwächlihen Taube, wie es der Almmond ift, an einem fo diffizilen Körpertheile wie dem Kopfe fich irgendwie etwas von Belang durch Drud oder Einflenmen erzielen läßt. Es ijt vielmehr anzunehmen, daß die Kopfform eine durch langjährige Wahlzucht befeftigte Entartung gleich jo vielen anderen ift. Wie dem aud) jet, heute ijt fie eine jelbjtverftändlihe Bedingung für einen voll fommenen Almond. i "In feinen Grundzügen tft der Kopf des Almond nicht anders als der aller übrigen hodhjitirnigen Tümmler, nur, daß alle Einzeltheile jchärfer marfirt ausgeprägt find. Die Stirn foll nicht allein hoh, fondern auch breit fein, doch nicht übermäßig. Sie foll mit dem Schnabel einen fpisen Winkel bilden, d. h. nad vorn über die Bafis des Scnabels überftehen. Yach hinten muß der Kopf fcharf abfallen. Hierdurcd, entjteht eine runde Form des Kopfes. Er foll nad) den Ausiprudy der Engländer jo rund fein, wie eine Kirfche, in weldhe man ein Gerftenforn an Stelle des Schnabels eingefett hat. Der Schnabel foll jehr Furz und dünn, Fonifch zulaufend, die Kafenwulft Faum aus- geprägt fein. Er darf nicht abwärts, fondern foll gradeaus ftehen; häufig fteht er aber jogar aufwärts und die untere Hälfte it jtärfer entwidelt, als die obere, was eben als Folge der zu ftarf überragenden Stirn anzufehen und fehlerhaft ift. Die Farbe des Schnabels foll zwar hell fein, fogenannter „Wachsfchnabel”, doch ift er bei dunkler Färbung des Ge- fieders meift auch dunkel angehauht, was, fo lange er nicht gradezu hornfarbig ift, nicht als Schler gilt. Ein heller Schnabel verdient den Dorzug, ein völlig dunkler wird als Fehler betrachtet. Die Augen, die immer hell (perlfarbig) fein müffen, liegen ganz in dem Dberfopf. Wenn man fich eine Kine in der verlängerten Schnabelfpalte gezogen denkt, jo fitsen die Augen oberhalb derfelben, während bei den meijten anderen Ragen die gedachte Sinte die Augen mitten durchfchneidet. Dur) diefen Umftand erfcheint der Schnabel als zu tief nach dem Halfe zu fitend, und dies trägt wefentlih mit zu dem monftröfen Ausfehen des Kopfes bei. Der Hals joll rüdwärts gebogen getragen werden, oben dünn beginnen und fich nah unten, ftärfer werdend, in die breite, Hochgewölbte und meift in der Mitte etwas vertiefte Bruft verlaufen. Die Flügel werden loder hängend, beinahe den Boden berührend, getragen. Der Fuß ift jehr Elein, der Kauf Furz, der Gang, im Affekt auf den Sehen, zierlih, trippelnd. Die ganze Haltung und Stellung hat diefe Taube mit einer Pfautaube erften Ranges gemein. Häufig begegnen wir dem Ausipruh, der Almond fei die Fleinfte aller Haustauben, was allerdings vor dem Bekanntwerden der Tunis-Mövchen feine Berechtigung hatte. Fol- gende Tabelle zeigt die Unterfhiede der Maße beider Tauben: Almond maohen Don der Schnabelfpite bis SUENOKENEREN le. 10 mm 8 mm RR, P „ zum Ende der Hafenwulft 12 „ KOyr, et My; sum 2ltundwinkeln ...... Kann las, en y nn aue2lugenmitere er 22 DEN ES r „ zum Schwanzende........ SIOmE 300: VLLT 2A0ME 2200 Iilaterıpetteger Are ee nerrle OlOEE 21500 7, Man Fann vielleicht einwenden, es gäbe in England Kleinere Almonds, als die in Deutihland vorfonmenden, welche vorftehende Maße ergeben haben; wenn dem aber aud wirklich jo wäre, jo müßten folhe Eremplare jedocd) fchon als Abnormität betrachtet werden, da alle diejenigen, welche bis jest in Deutfchland vorfommen, und es find dies fchon recht viele, nicht Fleiner find, als obige Siffern angeben. Ein DPergleicdh der Maße der Köpfe beider Tauben zeigt uns intereffante Derhältniffe, die auf den verfchiedenen Bau derfelben begründet find. Während der Schnabel des Tunis-Mlöpchens wirklich fürzer ift, als der des Almond, it die Entfernung von der Schnabelfpise bis zur Augenmitte bei beiden Tauben doc; gleich. Daraus geht hervor, daß die Entfernung von der Augenmitte bis zum Schnabelanfang bei dem Tunis-Mtövchen länger ift, als bein Almond, diefes alfo einen nach vorn verlängerten, jener einen nach vorn verfürzten Schädel hat. Weiter ift erfichtlih, daß der Kopf des Almond im Dergleiche zu den Brößenverhält- niffen feines Körpers Eleiner ift, als dies beim Tunis-lövchen der Fall. Die Grundfarbe des Almond wird von der Farbe der Mandel hergeleitet, fte ift, wie deren äußere oder innere Schale, mehr oder weniger blaßodergelb, Alan darf fi) indefjen nichts Befonderes dabei denken, es ift diefelbe Farbe, welche in den verfchiedenften üancen bei allen Taubenragen angetroffen wird. Wie bei jeder. anderen Taube, fo auch beim Al- mond bleibt die Hauptjache, daß die Farbe in gleihmäßigem Ton und nicht etwa einzelne Theile, wie Bürzel und Schenkel bläulih gefärbt find. Das Merfwürdigfte bein Almond ift die Seichnung, die aus fhwarzen Fleden auf den gelben Federn befteht. Es giebt Feine andere Taube, bei weldher die Farben Schwarz und Gelb zufammen auf einer Feder oder auch auf zwei Federgruppen vertheilt angetroffen werden, Bei der Gimpeltaube, die hierbei in Betracht Fonımen Fönnte, verhält fich die Sache anders. Der wichtigfte Punft der Almond- Heihnung ift die gleichmäßige Dertheilung der fchwarzen Flecde über den ganzen Körper und auf alle Federn, befonders aber auf die größeren, die Schwingen- und Schwanzfedern. 280 An Kopf, Hals und Bruft dürfen die Fleinen Federn meift noch ganz gefärbt fein, entweder ihwarz oder gelb, nur müfjen diefe Karben in einer gewiffen NRegelmäßigfeit abwechfeln. Dagegen jollen alle größeren Federn jchwarze Flefen auf dem gelben Grunde zeigen, und auf den Schwingen und Schwanzfedern tritt zu den beiden Farben auc) nod) die weiße, die an einzelnen Stellen derfelben erfcheint. Bei den Schwanzfedern ift es meift die Stelle, an welcher bei der blauen Farbe das fhwarze Band fist, und an den Schwingen find es Theile der inneren Fahnenfeite. Die Seichnung der großen Federn ift der jchwierigfte Punkt eines Almond, da häufig die Schwarze Farbe bei ihnen fehlt. Aber ebenfowenig wie Shwarz auf dtefen Federn fehlen darf, darf Weiß an anderen Körpertheilen vorhanden fein. Bemerfenswerth ift, daß auch die Almonds den Gefesen derjenigen’ Schedenzeichnung unterliegen, die auf hellgrauem Grunde fchwarze Sprisen zeigt, wie wir fie bei Römern, Indianern, Modenefern und Tümmilern antreffen. Ber diefen Scheden find die Täuber immer regelmäßiger gefprist als die Täubinnen und die fchwarze Farbe ninmt bei jeder Mtaufer mehr zu. Genau fo verhält es fich bei dem Almond. Im zweiten Jahre, nach der erften Maufer, Fann die Taube ihr jtandardmäßiges Gefieder erlangt haben und behält dies im günftigften fall noch ein weiteres Jahr. ad) der vierten Mlaufer ift die beite Taube jedoch bereits jo dunkel geworden, daß fie auf Feiner Englifchen Ausjtellung mehr erfcheint. Dies gilt vorab von den Täubern. Täubinnen verfärben fich etwas langfamer, indeffen will Fulton überhaupt noch nie eine muftergültige gefehen haben. Den Almonds zunächt ftehen dte „Mlottles” und „Splafhes“, Scheden oder Gefpriste, Sie werden in Deutfchland noc häufig mit diefen verwechfelt und als echte Almonds an- gefehen. Schede oder Gefprißte heißt in England jede Taube, die auf farbigem Grunde in ziemlich regelmäßigen Entfernungen weiße Federn aufweift, gleichviel ob der Grund nur einfarbig oder auch fhon mit einer andern als der weißen farbe gemifht, gejprist tft. Heben der Bezeihnung Gefpriste und Schede wird dann gewöhnlich auch noch die Grund- farbe aufgeführt, wie 3. B. Roth-Gefpriste, Gejpriste Almond, Achat-Schede u. |. w. „Hites“ fallen bei der Machzucht fehr häufig und find als weiteres Suchtmaterial wieder gut verwendbar. Die Farbe ift braunfhwarz, die Schäfte der größern Federn find von innen heraus rothbraun und verlaufen allmählich in Schwarz. Wir finden diefe Färbung auch bei anderen Tünmnlerarten. „Agates” find Tauben, bei denen Fahnentheile der Schwingen und Schwanzfedern weiß find, alfo große weiße SleEen, die in denfelben Federpartien der echten Almonds gleich- - falls vorfonmten müfjen. Aus diefem Grunde werden aud) fie zur Sucht mit Erfolg ver- wendet. Sie erjcheinen gewöhnlich auf vöthlicher oder gelbliher Grundfarbe, zum heil Lithogr. u. Druck v. J. F. RICHTER, Hamburg. GLATTFÜSSIGE, HOCHSTIRNIGE KURZ- UND DÜNNSCHNABEL-TÜMMLER. — ALMONDS. — Züchter: Herr H. L. A. Schülbe-Hambure. 281 neben anderen weißen Fedcen im übrigen Gefieder. In dtefem Falle werden fie Achat- Scheden genannt. Außer den Tauben, an welden fich bereits zwei oder aucdy drei Farben zeigen, giebf es auch ganz einfarbige in Gelb, Roth und Schwarz, die den allgemeinen Xegeln diefer Farben entiprechen müffen. Sie eignen fich indeffen weniger zur Evzielung von Almonds. Die weiße Farbe erfcheint ausnahmsweife wohl auch einmal, wird aber nicht weiter beadhtet. Don Blau hat man dagegen no nie etwas gefehen nocd) gehört, überhaupt ijt jeder bläulihe Ton auf irgend einen Theile des Gefteders bei allen Farben und Heich- nungen von vorn herein ausgejchloffen und würde als Fehler erfter Größe betrachtet werden. a. Die eigentlihen Scheden (Mottles). Heben den Scheden, die als Ausartungen des Almond anzufehen und in gewiffen Grade unregelmäßig gezeichnet find, finden fich auch foldhe, die man als regelmäßig gezeichnete Scheden bezeichnen Fönnte, wenn ihre Seichnung fo wäre, wie die Kieb- haber jie wünfhen. Fulton nennt fie „Schulterfprenfel“. In Kopf, Körperbau und Haltung follen diefe Tauben den Almionds fo nahe ftehen wie möglih. jn ihrer Färbung und Seichnung unterfcheiden fie fi) von denfelben. Sie erfcheinen in jhwarzer, rother und gelber Grundfarbe von tiefem, Fräftigem Ton. Auf den Schultern und den Rüden befinden fich eine Fleine Anzahl weißer Federn, die in regel- mäßigen Abjtänden von einander fisen und zufammen eine ziemlich regelmäßige Figur bilden jollen. Diefe Federn find zum Theil folhe des Dberarms, theils Fleine Dedfedern des Unterarm-Gelenfs. Die erfteren entfprechen demnach derjenigen Federgruppe, die, wenn jie überhaupt eine andere Farbe hat als das übrige Gefieder, die Herzform des Nücens bildet. Die Grenzen diefer Form follen au die weißen Rücenfedern nicht überfchreiten, jo daß dtejelbe in ihren Umriffen fichtbar erfcheint. Die zweite Partie der weißen Federn jist auf dem Flügelbuge und ift an eine ftreng einzuhaltende Form nicht gebunden, da überhaupt an diefer Stelle eine begrenzte Federgruppe im Gefieder der Taube fih nicht befindet. Alan verlangt nur, daß weder zu viele nocdy zu wenige Federn an diefer Stelle vorhanden find und daß fie fih nicht auf einen größern Raum als etwa den, welchen ein Thaler einnimmt, erftreden. Es ijt diefelbe Seichnung, welche auch bei anderen Tümm- lern, der Engliihen Kropftaube und der Trommeltaube verlangt wird. Bei dem lang- ihnäbligen, rauhfüßigen, flahjtirnigen Tümmler heißt die betreffende Seichnung „Rofen- flügel“, bei der Kropftaube und dem Trommler „Rofe”, Außer den foeben bejchriebenen, dem Almond ähnlichen Scheden — Mottles — und dem früher erwähnten Rofenflügel giebt es in England noch eine dritte Tünmmlerart Präs, Muftertauben-Buch 36 R IS mit derfelben Seichnung. Sie fteht in der Müitte zwifchen beiden, ift glattfüßig und von mittlerer Schnabellänge. Die Taube fteht dem Anfchein nah der Hamburger Rage nahe, und tft jedenfalls mit einer Deutfchen Rage identiich. 2.: Der Englifhe Barttümmler (Beard). Im Körperbau ift diefe Taube etwas ftärfer als die vorftehenden und der Almond, die Stirn weniger ho und nad) vorn überbaut, der Schnabel etwas länger, aber doch dünn und fehr fjpis zulaufend, die Haltung weniger graziös. Dennod gehört die Taube gleih dem Almond zur Familie der Furzichnäbligen, hochjitirnigen Tünmler, und je mehr fie dem deal derfelben, dem Almond gleicht, um fo werthvoller ift fie. Den HTamen führt fie von ihrer eigenthümlichen Seichnung, der weißen Hehle, die man nur bet ihr und dem ftammverwandten Braunfhweiger Bärthen-Tümmler findet. Beide Tauben haben in der Färbung und Seichnung manche Aehnlichfeiten, ebenfo wie fte in der Seich- nung aud) wieder Derfchiedenheiten aufweifen. Sie erjcheinen beide in fatter, intenfiver Grundfarbe, ebenjo wie in einer der Plaren Yebenfarben. Die weiße Kehle haben zwar beide gemein, nicht aber ihre Form. Außerdent ift bei dem Beard der Schwanz noch weiß, während er bei der Braunfchweiger Taube gefärbt ift. Erjterer hat alfo auf irgend einem farbigen Grunde weiße Kehle, Schwingen und Schwanz. Der fchwierigfte DPunft der Seichnung ift die Kehle. Der Unterfchnabel muß bereits vollftändig hell fein, während der DOberfchnabel bei fhwarzer und blauer Grundfarbe, nicht aber bei rother und gelber, an der Spite nocdy etwas gefärbt fein darf. Dom weißen Unterjchnabel läuft die weiße Farbe in der Linie der verlängerten Schnabelipalte bis furz vor oder unter das Auge. An diefem Punfte müffen die Spiten des, einen Fleinen Halb- mond bildenden, nah unten fich herabziehenden Fledchens endigen. Die Schwierigfeit diefer Seichnung liegt darin, daß fie felten in regelmäßiger Form auftritt. Häufig geht das Weiß zu tief herab oder bis hinter die Augen, oder es ift nur auf einer Seite regelmäßig, oder es geht über die Schnabelfpalte hinauf, oder es ift nicht mit jcharfer Kinie von der Grundfarbe getrennt, oder es befinden fi) noch farbige Federchen in dem weißen Fled. Dies alles jind verwerflihe Ericheinungen. Einige Engliihe Liebhaber verlangen fjogar, daß die weiße Kehle abermals von einem Fleinen farbigen Flefchen, von der Unterfchnabelwurzel ausgehend, durchbrochen werde, was allein als Bart im wahren Sinne anzufehen fei. Daß eine derartige Seichnung jchlieglih als jchediger Flef, an dem die Scheere ihr Möglichftes zu leiften hat, fich ergiebt, wird jeden einigermaßen erfahrenen Süchter wohl einleuchten. . F. RICHTER, Hamburg. RUSSISCEHEE TÜMMLER. (Besitzer Herr W. WIEGHORST— Hamburg.) ENGEISCHE SCHECEREN 99ER M OTEN33S 285 Die Schwingen follen zwar den allgemeinen Regeln der Weißichwingen- Zeichnung entiprechen, doch mangelt es häufig an der richtigen Hahl der weißen Federn. Steben und acht, verjchieden an beiden Seiten, bildet fajt die Regel, fo daß fich die Englischen Liebhaber mitunter damit begnügen, obwohl dies nicht als ftandardmäßig angefehen werden Fann. Als Ießter Punkt find Schenfel und Schwanz zu berücjichtigen. Die weiße Farbe des Schwanzes geht über den Bürzel hinaus bis zum Unterrücen und muß fich hier fcharf von der Grundfarbe trennen. Unten geht das Weiß gleichfalls über den After weg bis zu den Schenfeln, die noch gefärbt fein follen. Unten am Hnöchel zeigt fich indeffen wieder etwas Weiß, ftreng genommen ein Fehler, der jedoch beinahe bei allen weißjchwingigen und weißjchwänzigen Tünmlern vorkommt, alfo fo allgemein ift, daß man ihn faft als Regel anfehen Fann. Don den Engländern wird er gradezu beanfprudt. 5. Der Englifhe Weißfopf-Tümmler (Baldhead), In Bezug auf Kopffornm, Körperbau und Haltung gilt alles das, was über den Barttümmiler gejagt if. Er unterfcheidet fi) von diefem nur duch die Seichnung, welche die gemöndhte ift. Man trifft den Weißfopf (Baldhead heißt zu Deutih Kahlfopf, was gleichbedeutend mit unferm Mönd ift) in den vier Grund- und vielen Iebenfarben. Kräftige, fatte Färbung, zarte, reine Töne der Hebenfarben find auch bei diefer Taube Erfordernig der Schönheit. Die Seihnung hat den allgemeinen Regeln der Mönchzeichnung zu entfprechen. Der ihwierigjte Punkt ift auch hier die Seichnung des Kopfes. Die Scheidelinie beider Karben foll dicht unter den Augen, denn Genid und der Kehle hinab gehen und fharf fein. Man nennt dies „hohgefchnitten”. Mteift erfcheint jedoch der Kopfichnitt, wie es allgemein bei diefer Heihnung der Fall ift, nicht fauber, d. h. das Weiß geht zu weit an der Kehle herunter und bildet mit der Grundfarbe Feine jcharfe Linie, was als Fehler anzufehen ift. Seltener als beim Barttümmler zeigen fich Fehler in der Farbe des Schnabels, der im Einklang mit der weißen farbe des Kopfes ftehen und gleichfalls weiß (hell) fein muß. Dagegen ift die weiße Kopffarbe die Deranlaffung zu häufig fehlerhaft gefärbten Augen. Dieje follen perlfarbig (hell) fein, find aber mitunter fledig oder gar dunkel, wenn aud nur das eine. Wach der Anfchauung der Deutfchen Kiebhaber ift dies ein bedeutender Fehler. Fulton dagegen fchlägt ihn nicht fo hoch an, wahrfcheinlich deshalb, weil er zu häufig vorfommt, 36* 284 Sind alle Erforderniffe eines guten Kopfes vorhanden, jo Fommit in zweiter Sinte die Färbung des Unterleibs und Unterrücens, jowie der Schenkel und des Schwanzes in Betraht. Alle diefe Theile müffen weiß fein, nicht mit farbigen Federn untermifcht. Die Trennungslinien der Grundfarbe gegen das Weiß des Leibes und des Unterrücdens follen iharf und gleihmäßtg fein; ift dtes der Fall, fo ericheinen felten farbige Federn in den weiß gefärbten Körpertheilen. Der dritte Punkt, von gleiher Wichtigkeit wie der zweite, find die Schwingen. Sie haben den allgemeinen Regeln der Weißichwingenzeihnung zu entiprehen, was jedoch nicht‘ immer der Fall ift. Hu wenige weiße Federn und verjchteden an Kahl auf beiden Seiten ift auch hier der allgemeine Fehler. Folgende Zahlen zeigen die Körpermaße jowohl des Weißfopf-, als aucd) des Bart- tünmilers. Monsder, Schrabelipisenbrsaues Shen se: Il mm. Der 7 „ zum Ende der Kafenwulft ... 185 „ u } zun2leundwinteler re la0r, ee ’ SucAliigenmiitteneee ne 2a ee F 7 Am Bamalsscagasooonsare AO, oe, 5 RUN Schwanzendeme er SO, Untana RE: 240 , ilatterimeiter re a ee 650 ,„ 4. Die Preußiihen Weißfopf-T ümmler. Don diefer Tümmler-Darietät giebt es drei den Ausfehen nach wefentlich verfchiedene Schläge, welche nah den Drten, an denen fie — wenigftens früher — in größter Doll Fommenheit gezüchtet wurden, als Elbinger, Gumbinner und Danziger Weißföpfe unterfchteden werden. Der fogenannte Elbinger Weißfopf tft, wenn er muftergültig fein foll, genau mit dent Englifchen Baldhead übereinftinmiend, häufig fogar beffer als diefer. Es wird, wie hier vorläufig erwähnt werden foll, erjt noch der Unterfuhung bedürfen, ob diefe Tümmlerrase urfprünglih aus England hergebradht worden. Einftweilen läßt fich ebenfo gut behaupten, daß die Baldhead von den Engländern, wie jo manche andere in Deutfchland gezüchtete Taubenart, feiner Seit in England eingeführt und veredelt worden find. Soviel fteht wenigftens feft, daß die Weißföpfe fchon im Anfang diefes Jahrhunderts und damals mehr als jest die in Dftpreußen faft ausihlieglih gehaltene Taubenart war und daß fonad ihre Einführung vor fehr langer Seit erfolgt fein müßte. Aber weder in DD 02) oı Königsberg noh im Danzig ift es den Taubenzüchtern befannt, daß es die gleiche Art Tünmler in England früher gab und deshalb ift audy eine Auffrifchung des Bluts durch importirte Tauben ganz unbefannt. Ein guter, fogenannter Elbinger oder MWeftpreußifcher Weißkopf ift nicht viel größer als ein Almond-Tümmler, hat aud) feine Geftalt, Haltung und Kopfform, dagegen einen zwar Furzen, aber mehr fegelförmigen, rein weißen Schnabel, ift aud) ftets glattFöpfig und aud glattbeinis. Schädelform und Schnabelbildung ift bei Beurtheilung diefes feinen MDeißfopfes ausfchlaggebend. Die Schädelbildung ift aber fehr verfchieden. Man findet — wenn auch nicht in jo großen Gegenfas — einen langen, fchmalen Kopf mit wenig ge wölbter Stien und fchmalem, fpit zulaufenden, immerhin aber Furz zu nennenden Schnabel. Dann folgt ein mehr runder Kopf — von oben gefehen bildet der Hinterfopf einen bei- nahe vollfonmnen Halbfreis —, der in der Mlütte der Hirnfchale eine Kleine Dertiefung zeigt, wobei die Stirn jchon miehr an Wölbung zunimmt (fieht man das Profil des Kopfes, jo erfennt man deutlich eine janft gefhwungene Wellenlinie), Hieran reiht fi dte Form, nicht die Stärfe des Altitammfopfes und -Schnabels; endlich erfcheint der Almondfopf mit der hierzu erforderlichen, etwas nad oben gerichteten Schnabelftellung. Die Schnabellängen dürfen diejenigen der Altitamm-Tümmler und Almonds nicht überfchreiten. Auch bei diefen legten beiden Schädelbildungen Fommt die Dertiefung an der obern Hirnjchale vor. Selbit- redend find nur dte Hauptformen der Schädelbildung bezeichnet, die vorherrfchend erfennbar find. Die übrigen Schädelbildungen wechfeln zwifchen diefen oft in ganz abfonderlichen Formen, 3. 8. jhöne Stirn mit flachen fchmalen BHinterfopf oder Schmale Stirn, fehr Furzer, feiner Schnabel und hoher runder Hinterfopf u. a. m. Der Hals und die Bruft bis zu den Süßen hin, der obere Theil des Rüdens, fowie die Flügeldeden find farbig, der Hopf, dte fieben bis zehn äußeren Shwungfedern und der Schwanz rein weiß; bei den meiften Tauben diefer Art ift auch der untere Theil des Rücens und der Unterleib weiß, häufig in fehr verjchtedenen Abgrenzungen. Hu den Seltenheiten gehört es, wenn die Karbenzeichnung an diefent Körpertheile (Bauch) bis dicht an den After oder nur bis an die Schenkel reicht; gewöhnlich find die Deckfedern der Schenkel beiderfeitig gefärbt, fo daß ein weißer Strich durch die Beine bis an den After läuft, oft ift auch diefe Unterpartie fchecfig gezeichnet. Die weiße Seihnung des Kopfes — eben das Kennzeichen der Weißföpfe — muß fih in einer Kinie, die etwa 0,50 bis I cm unter dent Schnabel und den Augen entlang und um den Dberhals gezogen ift (und dabei im Haden an der Stelle entlang geht, wo bet Fappigen Tauben die Federn der Haube herauswadhfen), von dem farbigen Halfe abheben. Man hat die Weißköpfe in allen farben, hauptfächlid in Blau, Schwarz, Roth, Gelb und Reh- fahl. Unter den Blauen findet man die beften Zeichnungen, : 236 Dieje fleinen Weißföpfe find nur felten, viel häufiger ift der große Schlag, die foge- nannten Gumbinner oder Dftpreußifchhen. Diefe find fchlanfer und jtärfer gebaut als die Elbinger, haben einen längeren Kopf und langen ftarfen Schnabel und bei fonft gleicher Seihnung felten mehr als drei bis vier weiße Schwungfedern, weil bei ihrer Süctung infolge einer Derirrung des Geihmads das Bejtreben befteht, ganz gefärbte Flügel zu erzielen, alfo auch den äußeren Schwungfedern die Farbe des Körpers zu geben, was aber jelten erreicht wird. Bei folhen Weißföpfen, die alfo MWeißihwanztünmlern ähnlich fehen, geht die farbige Seichnung des Körpers oft bis zum Bürzel und After. Unter den fogenannten Gumbinner Weißföpfen findet man häufig nod) Fappige und latihige Eremplare, welche faft das Ausjehen von Mäufertauben haben. Wer annimmt, daß die Weißföpfe von urjprünglich importirten Baldhead abjtammıen, müßte in diefen Tauben eine Derjhlehterung der Art erkennen. AUndererfeits ift es aber noch fehr fraglich, ob man nicht in dem fogenannten Gumbinner WDeißfopf den Urtypus der Rage vor fich hat, der duch Kreuzung mit einer von alten Hüchtern noch befchriebenen, aber jest nicht mehr vorhandnen Rage Fleiner weißer, glattfüßiger, Furzichnäbliger Tümmler und fpäter durch Inzucht in den fogenannten EI Dinger Weißfopf umgewandelt ift. Yloch jett züchtet man bei der Paarung eines Weißfopfes mit einer rein weißen Taube Feine bunten, fondern rein weiße Junge, die, wieder mit Weiß- Föpfen verpaart, Weißföpfe nahzüchten. Der Danziger Weißfopf, vorzugsweife in Blau, feltener in Schwarz, und hin und wieder, aber jehr felten in anderer Farbe (braun, gelb, fahl u. j. w.) vertreten, ijt Fleiner wie der Ditpreußifche, aber immer noch größer, wie der feine Weißfopf; er hat ebenfalls jteben bis zehn weiße Shwungfedern, die Farbenzeihnung am Bauche reicht metjtentheils nur bis an die Schenfel und er hat felten den Forreften Farbenfhnitt am Kopfe; der weiße Bart (Lab) ift häufig vertreten. Der Schnabel ift durchweg feiner, fchmaler wie beim Oit- preußifchen Dogel und fpist fich ziemlich) fcharf zu. Die Kopfform ift ftets längli und jhmal. Diefe Weißföpfe fliegen meift gut, purzeln aber nie. Die Weißföpfe find eine der fhönften Tümmnlerragen und jeden Liebhaber von Sliege- tauben fehr zu empfehlen, da fte ein lebhaftes Temperament befißen, leicht beweglih jind und jehr gut und hody fliegen, auch find die meiften unter ihnen Purzler. Gelbe purzeln am jeltenjten, am meiften die Blauen, Schwarzen und Rehfahlen (Rothfahlen). Dft über- ihlägt das DPurzen die Nachzuht und tritt erjt wieder in der dritten oder vierten Generation auf. Das Purzeln ift daher nicht ein bejtimmtes und mit diefer Spezialität durchaus verbundenes Alerfmal, wohl aber für den Kiebhaber eine angenehme Zugabe. In diefem Punfte bewegen fih die Weftpreußiihen Stebhaber grade nad) entgegengefester Richtung wie die Dftpreußiihen. "In ihrer Heimath werden diejenigen amı meiften gefchätt, die fich ENGLISCHE BARTTÜMMLER. (Short-faced Beards.) beim Fliegen nach oben hin überjchlagen, ohne herabzufallen, und man jteht deshalb weniger auf reine Heichnung, als zur Erhaltung einer guten Macyzucht erforderlid wäre. für den Siebhaber Forrefter Heihnung ift die Zucht diefer Tünmmler eine fehr undankbare und eine viel Geduld und Ausdauer verlangende Beihäftigung, da die Weißföpfe, wie alle Farben- tauben, nur zu oft unrein gezeichnete Junge, namentlich folche mit jchlecht abgejestem weißen Kopf oder mit dunkler Jris (fogenannten Faulaugen) nachzüchten. Unter den gelben und vothen Weißföpfen giebt es wenige mit reinen (Per-) Augen, gewöhnlich tft eins der Augen dunkel. Denn die MWeißföpfe im allgemeinen auch fehr fruchtbar find, jo wird die Aufzucht der Jungen dejto nachläfiger betrieben. Selten füttern die Alten zwei Junge auf, gewöhnlich laffen jte eins verfommen, und man muß auch bei dem einen übrig bleibenden Jungen die größte Sorgfalt verwenden, wenn man es groß und namentlich Tebensfähig, d. h. zuctfähig erhalten will. Im erjten Lebensjahre find die Thiere zu feurig, zu unbeftändig und zu lebhaft, um die nöthige Ruhe für ihre Nachjzucht zu verwenden: fie Fommen diefer Eltern- pflicht gewöhnlich erjt im dritten und vierten Kebensjahre mit Erfolg nah. Daraus folgt aber, daß diefe Race allmählih dem Ausfterben nahe gebraht ift, zumal fich feit einigen Jahren unverfennbar die Zahl der einfichtsvollen Züchter wefentlich verringert hat. Es ift in der That fehr jchade, daß diefe Thiere Faum noch vor dem Ausfterben zu retten fein werden, da die vorhandenen Stämnie nicht mehr viele Eremplare enthalten. Eine Nifhung der Farben erzielt die beiten Erfolge, giebt neue Farbentöne und ift zur Blutauffrifhung wefentlih behülflih. Wir find der Anficht, daß man — wenn man in der Sage ift — nicht gleiche Farbentöne mit einander Freuzen foll, fondern helle mit dunkleren, gejättigte mit blaffen und umgekehrt. Ntit Dorliebe paart man 3.8. Kaftanien- braun mit Hellgelb und erhält dadurd ein leuchtendes Goldgelb u. f. w. Blau mit den, eine Grundfarbe bildenden Abjtufungen des Gelb und Braun erzeugt vorzugsweife Fahl in allen möglichen Tinten, geht von hellen jabellfahl bis zum tiefen Rothfahl herab. Dieje fahlen Farben Ffann man dann wiederum unter fich mit Braun, Gelb und Blau verwerthen. Die jchwarze Farbe verlangt zur Kreuzung mit anderen Sarben ein tieferes Eindringen in die Geheimniffe der Natur. Mit Blau bringt man es grundfäglich nicht zufammen, doch mit Erfolg 3. B. mit einer möglichjt hellen Schattirung des fahlen Farben- tons. Aus diefer Miifhung geht 3. B. Silberfahl hervor, mit in den Blanzfedern des Halfes prächtig dunflen Fleinen Sledchen. Es wäre fehr zu wünfhen, daß diefe fchönen Tümmler auch in dem übrigen Deutih- land mehr Derbreitung fänden, da ihre Zuht in Dft- und Weftpreußen immer mehr ver- nadhläjfigt wird und es alfo zu befürchten fteht, daß die Weißköpfe fchlieglich ganz durch 288° andere werthlofere Tünmlerfchläge verdrängt und dadurch im Deutfchland zum Ausjterben gebraht werden. Giebt es doch jest fchon in manchen Städten, wo fie früher jo häufig waren, daß fte danady benannt wurden, 3. B. in Mlarienburg — weshalb te früher in Stettin Marienburger hießen — fajt gar Feine oder überhaupt Feine mehr. 5. Prager und Pefter Tümmnler. Hu den Furz- und dünnfchmäbligen, hocdhyitiinigen Tünmlern haben wir zweifelsohne aud) diejenige Art zu zählen, welche in Prag und Peft als „Beftorchte” bezeichnet werden. Streng genommen ift es ein und diefelbe Art, die in zwei unbedeutend verfchiedene Schläge - zerfällt, von weldhen der eine, Pefter, etwas Eleiner, zierlicher und heller gefärbt ijt als der andere, Prager. Kopf- und Körperformen entfprechen beiläufig den übrigen Repräfentanten der Haupt- abtheilung, befonders denjenigen der MWeißföpfe und Bärthen, wie aus folgenden Hahlen- verhältniffen erfichtlih. Beide find wie die ganze Abtheilung glattfüßig, ftehen aber höher. Deiter Englifcher gejtorchter Weißfopf- und CTimmler Barttümmler Don der Schnabelfpite bis zur Stin ....... 12 mm Il mm ee r „ u. Xcafenmwulit.. as, I 7 N i; „ zun AMtundwinkel. 16 „ (Ser mm N Taure2lugernultes se 2De DI. Va, 7 „ zunt Beni... ... Ka, N), non " „ Schwanzende..... 500 310, Umfangs ee 250 240 ,„ Hlaftermerten. So EEE 590 „ 650 ,„ Aus diefen Sahlen erhellt zwar, daß der Pefter Storchtümmler im Derhälnig zu feinem Körper einen etwas längeren Schnabel und ftärferen Kopf hat, aud) fürzer gebaut tjt; allein wir bemerfen, daß wir Fleinere Eremplare mit feineren Köpfen in Händen hatten, al in dasjenige, an welhem wir zu mefjen genöthigt waren. Das Nlaßgebende der beiden Schläge und ihre gegenfeitige Derfchiedenheit liegt aber hauptfächlih in der Färbung. In Wirklichkeit find beide Scheden, indeffen von einer jo großen Regelmäßigfeit, daß beinahe eine vollfommene Zeichnung erreicht wird. Dies ift befonders bei der Pejter Taube der Fall.. Die Haupt oder Grundfarbe des Körpers ift weiß. An Kopf, Hals und Bruft zeigen fih nur hin und wieder. einzelne farbige Federhhen, amı meiften noch amı Kopfe. Die Schwingen erfter Ordnung find zwar untenher gleichfalls Hamburg. -HTER, IC \ - Lithogr. u. Druck v. J. F. RICHTER, Hamburg PREUSSISCHE WEISSKOPF-TÜMMLER. Aus der Zucht des Herrn Rudolf Nebelung, Stettin. TR DREIER SK ( 5 EB: LISC EN( ogr. und Druck v. J. F. RICHTER, Hamburg. ALT-PREUSSISCHE (ELBINGER) WEISSKOPF-TÜMMLER. Züchter: Herr R. Nebelung-Stettin. EESTER WEISSGESTORCHTE TÜMMLER. Züchter: Herr J. G. Gasparetz-Pest. weiß, laufen jedoch allmälig nach den Spiten zu farbig an; jo daß, wenn der Flügel eingezogen tft, die ganzen Schwingen farbig erfcheinen, woher die Bezeichnung „geftorcht” abgeleitet it. Ebenfo gefärbt find auch die Schwanzfedern, an welchen beinahe nur die Schwanzbinde farbig erfcheint. Derartig gezeichnet Fonmmt die Peter Taube am häufigiten in blauer Farbe vor, obwohl es audh fchwarz, roth und gelb Gezeichnete giebt. Da indeffen die Schwingen aller Tauben der drei Ietteren Karben ohnehin zum Derblafjen neigen, fo ift dtes bei diefer Taube wegen des weißen Grundgefieders noch in einen höheren Grade der Fall, und wir Fönnen und dürfen uns demnach die Färbung nicht tief und gefättigt, vorftellen. Das Auge tft bei allen Geftederfarben perlfarbig, die Farbe des Schnabels dagegen wechlelt nach der jeweiligen Seichnungsfarbe des Befteders. So finden wir bei der blauen und jhwarzen Seichnungsfarbe einen ganz dunfelr, hornfarbigen Schnabel, was neben dem häufig beinahe ganz weißen Kopfe nicht grade Schön ausfieht. Gleihfalls find die Augenlider etwas dunkel, fhwärzlich gefärbt. Yur bei gelber und rother Seichnungsfarbe find Schnabel und Augenlider hell. In gleicher Färbung, durchweg aber nur in Blau, und unbedeutend ftärfer in Körper findet man die Taube als Prager Tünmler, wo fie dann mit dem Prädifat „weißgejtorcht” bezeichnet wird. Eine zweite Darietätsfärbung derfelben Taube wird mit „dunkelgeftorcht” bezeichnet. Bei diefer Färbung ift nicht mehr das Weiß, fondern das Blau vorherrfhend. Die Brund- farbe ijt blau und mit weißen Federchen an Kopf, Hals und auf den Flügeldefen unter- mifht. Es ijt diefelbe Färbung, welhe man an Möpchen, Kocden- und der Gemeinen Taube antrifft und gemeinhin „Schimmel” genannt wird. Die Prager Liebhaber fchreiben uns über die Taube Folgendes; „Die Prager ge- ftorhten Tümmler find allen Tümnilern an $lugfraft überlegen, halten 5 bis 6 Stunden in Fontinuirlihem Sluge aus und verjhwinden dem unbewaffneten Auge felbjt bei wolfen- lofem Himmel durch die immenfe Höhe ihres Auffluges. Spiralförmig fchwenfen fie fich raih aufwärts, jo daß fie in zehn Minuten nad) dem Ausfliegen bereits nur noch als jilberglänzende Punkte am Horizonte erfcheinen. Bei fchönem Wetter bleiben fie ftundenlang oben, ziehen dann aber mehr in die Länge, indem fie die Freisrunden Schwenfungen auf- geben, die fte jowohl beim Auf- als Hiederfliegen ausführen. Ihr Flug ift jedoch nicht nur eine folge ıhrer Anlagen, fondern hauptfählich die Folge der Dreffur. Yur bei rich- tigem Jagen befommt die Taube ihre immenfe Ausdauer, dte fie auch wieder verliert, jobald fie in jchlechte Hände Fommt, gleich wie die edelften Pferde in der Hand eines ihlehten Kutfhers träge und matt laufen.” Prüß, Muftertauben-Bud. © a 290 Don der Geftalt der Taube wird gejagt: „Der Kopf hat eine länglicye Würfelforn, mit Scharf begrenzten Knochen, oben platt. Der Schnabel ift dünn und grade aus dent Kopfe herausjtehend, mit dunkelrothen, beinahe Schwarzen Fleinen Augenrändern, die feurig dreinblidende Augen umgeben. Die ganze Geftalt ift fchmal, Furz und Flein; ruht auf mittelhohen nadten Beinen. Die Flügel ftehen von der Bruft ab, die Achjeln find iharf gefantet, der Hals hody aufgerichtet, wodurd die Taube ein höher ftehendes Aus- fehen befonımt. Der Schwanz berührt beinahe den Boden.” Außer den foeben aufgeführten Tauben und den in früheren Abhandlungen befchrie- benen, trifft man in Wien einen Tünmmler unter dem Hamen „Prager” an. Es ift nicht die Taube, die man in Mord- und Mitteldeutichland unter demfelben Mamen Eennt. Sie ift von mittlerer QTünmlerfigur, glattfüßig, hat einen mittellangen, an der Wurzel ziemlich Fräftigen Schnabel und Perlaugen. Das Hervorragendfte an der Taube ift ihre feine Färbung. Sie ift nämlich) ifabellfarbig oder Tichtblau mit weißen Binden. Da in- deffen diefe beiden Färbungen Feine Stamım- oder Grundfarben find, vielmehr Parietäts- farben, dur forgfältige Suhtwahl erzeugt, fo ift anzunehmen, daß diefelbe Taube aud) in den gewöhnlichen Grundfarben vorfonmen muß, in welchen Falle fie dann felbitver- jtändli von nur geringen Werthe ift. Die Taube ift an und für fih jo jelten, daß es Schwer zu bejtimmen ift, in welche der fehs Abtheilungen man fie einreihen, oder ob man eine eigene Abtheilung für fie auf- jtellen fol. Sum Schluß fei hier noch eine Taube erwähnt, die zwar nicht zu den Tünmmlern gehört, jedoch durch die Eigenthümlichkeit ihres Sluges fih jo auszeichnet, daß bei einer Klaffififation nur an diefer Stelle ihr Dlaß zu fuchen fein dürfte Es ift dies: Der Ringihläger — C. Percussor. In früheren Jahren am Xhein fehr verbreitet und namentlich in den Dörfern eine fehr beliebte Taubenrace, hat fte fich in den Städten nie reht Geltung verfhafft, weil ihr Habitus zu jehr an die Feldtaube erinnert. Der verftorbene, ausgezeihnete Taubenfenner Fürer befchreibt fie folgendermaßen: „Der Ringfchläger tft eine nur noch amı Miederrhein und hier und da in Weitfalen vor- Fommende, wegen ihrer MTunterfeit beltebte, Ieider im Ausjterben begriffene Taube, von ftattlicher Größe, Fräftiger Geftalt und guter Haltung. Sie zeichnet fich theils dur) ihre Farbe und Figur, theils durch befondere Eigenfhaften aus. Ihre ganze Länge beträgt 85 cm, die zweite Schwing- feder 17!/e cm, der Schwanz 12!/2 cm, das Bein 12'/2 cm, fte Haftert ”/ı m und wiegt 2353'/s 291 bis 500 g; je größer und fchwerer, dejto beliebter. Der Kopf ift mit einer, der Farbe des Ge- fieders entiprechenden Spitsshaube geziert, die Stirn mittelhoch, der Schnabel 2 cm lang, fein, jpis und hellfarbig, das Auge ift dunfelglühend, die Farbe des Augenfternes derjenigen des Befieders entiprehend, das Kid lebhaft fleifchfarbig, der Hals Fräftig, Bruft und NRücen ver- hältnigmäßig breit, Kauf und Fuß glatt, die Schwingen reichen zufammengelegt bis 1'/ı cm vom Scwanzende. Die großen vorderen Schwingfedern, weldhe nah den vier erjten fommeen, fallen in der Länge ftarf gegen jene ab; die fünfte 2!/e cm gegen die vierte und 5 cm gegen die zweite, welche die längite ift. Das Gefieder ift fejt anliegend und in allen Karben wie folgt gezeichnet: der ganze Kopf ijt weiß, die Haube weiß gefuttert, das Weiß des Kopfs läuft in Bogen zwei Stroh- halme breit unterhalb der Augen unter das Kinn, überall fcharf abgejhhnitten, oder mit anderen Worten: die Scheitellinie beider Karben läuft oberhalb der Haube oder unterhalb der Augen bis unter den Schnabel. Farbige Sleke auf dem Kopfe find ein Fehler, des- gleihen ein fogenannter Bart, d. h. eine weiße Fläche unterhalb des Kinns. Weiß find ferner der Schwanz und Unterrüden gegen den Mittelrücen abgefchnitten, Unterleib und Schenkel, erjterer von dem letteren gegen den Dorderleib abgefchnitten, und die fechs vorderen großen Schwingfedern, jo daß alfo der Hacken, der ganze Hals, die Bruft, der Dberrücen, der Dorderleib bis an die Schenfel und da rund um die ganze Taube gegen Unterleib und Unterrüden abgejhnitten find; ferner die ganzen Flügel mit Ausnahme der fechs großen Schlagfedern. Humweilen geht audy die Farbe am Unterrücden bis gegen den Schwanz hin, doc) muß zwijchen beiden immer eine gegen den Rüden in grader £inie abgejchnittene weiße Stelle offen bleiben. Am feltenjten findet man diefe Seichnung in Schwarz, wo meiftens auch der Schwanz und das Hreuz, alfo der ganze Rüden gefärbt if. Der Schläger mit reiner fchwarzer SHeihnung nimmt den erften Rang ein, dann folgen der gelbe, blaue und zulest der rothe, welcher noch am häufigjten vorfommt. Doch findet man hin und wieder auch einfarbige, befonders lichtblaue, mit und ohne Flügelbinden und mit weißem Schwanze. Durch Paarung echter Ringihläger, Roth oder Belb mit Schwarz oder Blau, Fann man verfchiedene Spielarten züchten, doch find diefe dann in der Farbe felten fhön und fchlagen in den fpäteren Gene- rationen jtets in eine der vier Grundfarben zurüf. Gelb mit Roth gepaart geben die beten Jungen in den fchönften Sarben. Das Auszeihnende bei diefen Tauben ift ihre $lugart; zwar fliegen fie nie weiter als von Dad zu Dad, allein au, Feinen Schritt weit, ohne die Flügel zufammenzufchlagen, daß es weithin jchallt; vorzüglich gejchieht dies feitens des Täubers, wenn er feiner Täubin den Hof madht. Ein guter Schläger foll dann über feiner Täubin fünf- bis fechsmal 37% ee ringfchlagen, d. h. im Kreife rechts und linfs über ihr herumifliegen und bei jeder Furzen Wendung die Flügel laut Flatjchend zufammenfhlagen (Brandfhläge thun). Schon ein Schläger, der zwei bis drei Ringe fchlägt, wird heute von Kiebhabern mit Gold aufgewogen. Diefes Kreisfliegens wegen (felbjt im engften Raume) nennt man diefe Taube audy Dreh- oder Wendetaube (pigeon tournant). Die Täubin Schlägt ebenfalls, doch weniger ftarf, im Srühling beide amı meiften. m Berbit find fie jo abgejichlagen, daß te nicht mehr auffliegen Fönnen und darum leicht verunglüden. Mlan pflegt ihnen dann wohl die ganz zerfesten Schwingfedern auszuziehen, was nicht fchadet, wenn es nur einmal jährlich gefhieht. Solche, die viel Flatihen und doch ihre Schwingen gut erhalten, find die werth- volliten. Gute Täuber follen es bis zu einem fiebenmaligen Umkreifen gebradjt haben, werden aber auch ob diefer großen Kunftfertigfeit mit hohem Preife bezahlt. Der Ringichläger ift eine gefunde, fehr lebhafte und zänfifshe Taube, welche dur, ihre Unruhe viel Störung im Schlage anrichtet, weshalb fie auch zu anderen Tauben nicht paßt. Sie ift auch fehr fruchtbar und darum zu verwundern, daß fie nicht weiter verbreitet ift; die Jungen fangen an zu fchlagen, wenn jte flügge find. Ehelihe Treue ijt ihnen unbefannt, fo daß, wer fie mit anderen Arten zufanımenhält, fich oft wundert, Baftarde in den Heftern zu finden. Bei der Swangspaarung tft der Ringfchläger, gleich allen lebhaften Tauben, oft fehr eigenfinnig. Alter und Geflecht erkennt man wie gewöhnlih, amı Täuber au an der befchriebenen Flugart. Hächft gutem Ningfchlagen verlangt man bei diefer Taube eine anfehnliche Körpergröße, jchöne lebhafte Farben und reine Heichnung. Der Preis rein gezeichneter jhwarzer oder gelber Schläger ift mehrere Mark das Paar, dte rothen, meift gering in der Farbe, find billiger.” — Eine Subfpezies des Ringihlägers ift die fogenannte Klatfch- taube, der die Ragenmerfmale des Umfreifens fehlen und der nur noch das ftarfe Hufanmenfchlagen mit den Flügeln geblieben if. Die Klatjchtaube nimmt zu dem Ring- fchläger etwa diefelbe Stellung ein, wie der Dragon zu dem hochveredelten Larrier, .es ift eben diefelbe Taube mit unvollfommenen Eigenfhaften. So wie man bemüht gewefen ift, neue Heichnungen zu erzielen, in demfelben Grade ift das Driginelle der Rage verloren gegangen. Aeußerlih find beide Arten nicht zu unterfcheiden; fie find augenfcheinlih nur durch Bajtardirung hervorgebraht. Was man jest noch amı Miederrhein findet und auf den Ausftellungen fieht, dürften wohl meift nur fogenannte Klatfchtauben fein. Es unterliegt feinen Zweifel, daß es außer den bisher befchriebenen Tümmmler-Arten wohl noch eine nicht unbedeutende Zahl uns bis heute unbefannter Arten geben mag. deren Aufenthalt gleichfalls das ferne Aften, befonders Perfien und Indien, die Heimath aller Tünmler-2Itten, fein wird. Wifjen wir ja bereits, daß in den beiden genannten Ländern das Dergnügen, Tauben in großen Maffen aufzujagen und zum Fliegen zu veranlaffen, feit den älteften Heiten bejteht und ihm bis auf den heutigen Tag gefröhnt wird. Alle hierzu verwendeten Tauben werden wir zweifelsohne zu den Tümmilern zu zählen haben. Einige diefer find uns bereits durch den Engländer Eyell befannt geworden und wir finden Befchreibungen und Abbildungen davon inı Lewis Wright „Taubenbudh”. Es find dies die Kahore-, Sherajee-, Wiosfee- und Boolee-Tauben. Die Abbildungen der drei leßteren laffen die Tauben fofort als Tünmler erfennen und, da die Sherajee als nur eine Darietät der Kahore bezeichnet wird, jo wird lestere Faum etwas anderes als ein Tünmler fein; obwohl hervorragende Kenner, welche die Tauben lebend fahen, fie uns als zu den Bemeinen Tauben gehörend fchilderten. Wir müffen bedauern, daß uns Lyell und nach ihm Wright grade über den wichtigften Punft, nämlich, ob die von ihnen befchriebenen Tauben in ihrem Heimathlande als Slug- oder als Hoftauben gehalten werden, völlig in Ungewißheit laffen, und daß fie auf ganz untergeordnete Dunfte, wie Zeichnung und Färbung, das Hauptgewicht legen. Dies ift au) der Grund, weshalb wir das von den beiden Autoren über die fraglichen Tauben Gefagte hier nicht wiedergeben wollen. Es wäre zu befürchten, daß, wollten wir anders verfahren, wir nur zur Derbreitung von irrigen Auffaffungen beitragen würden. Aehnlih) verhält es fi) mit einer anderen, bereits vielfach befprochenen und ge- ihilderten Taube, deren Heimath gleichfalls Indien tft, nämlich mit dem „Bodentünmmnler“. Wir Fönnen nicht glauben, daß es eine Taube giebt mit den angeborenen Triebe fi) auf dem Boden zu „wälen”, ftatt zu fliegen oder zu gehen. ft dies nun nicht der Fall, fo haben wir es bet dem „Bodentümmler” auch nicht mit einer Art — Rage — zu thun, und in diefer Anficht werden wir durd) neuere Mittheilungen nur beftärft. Diefe jagen uns, daß die Bodentümmler von fehr verfchiedenem äußeren Ausfehen fein. Es jcheint denmnah, als ob das Xollen der Taube auf dem Boden durchaus Feine vererbte Eigen- Ihaft irgend einer Nage, als vielmehr eine Manipulation der Hand der Eingeborenen fei, die die betreffende Taube in die Fonvulfiviihen Zuckungen verfeßt. Dielleiht ein ähnlicher Dorgang, wie wir ihn als „Einfhläfern“ der Hühner durch Einfchieben des Kopfes unter einen Jlügel bei gleichzeitigem Hin- und Herichaufeln des Thieres Fennen, oder „Bannen” des Huhns, durch Sichen eines Kreideftriches bei aufgedrüdtem Kopfe auf eine ebene Flähe über den Schnabel nad) beiden Seiten hin. ARE Wie dem aud) fei, fo lange der Dorgang mit der betreffenden Taube nicht völlig Flar geftellt ift, wollen wir uns audy hier hüten, von einem „Bodentümmler” als Rage faliche Anfichten zu verbreiten. Wir überlafjen es vielmehr den Forihungen der Hufunft über diefen Dorgang und über die uns heute noch wenig befannten Ragen Oft-Aftens Licht zu fchaffen. Färbung und Zeichnung der Haustauben. 1. Allgemeine Gefeße der Färbung. Bei allen Thieren giebt es Eigenfchaften, die weder auf die einzelnen Species, Arten noch Gattungen allein beihränft, jondern Eigenjchaften der ganzen Samilie find. Su einer folhen Eigenjchaft gehört, nah H. Dies- Frankfurt a. Mt., bei der Familie der Tauben die Färbung. ihre vorherrihende Farbe befteht in blaugrauen und roftfarbigen Tönen. Bunte farben (grelles Roth, Blau, Grün und Gelb) giebt es bei ihnen nicht. Wo indeffen etwas Aehnlihes vorfonmt, wie bei den Tauben der Tropen und den Auftralifchen, befteht dtefe Farbe nicht in der Färbung der ganzen Feder, wie es 5. B. bei Papageien der fall ift, fondern die Farbe liegt als metalliihy glänzendes Email nur auf den äußerten Sedergrannen. Diefes Gefe der Färbung finden wir bei unferen Haustauben wieder. Auch bei ihnen ift die blaugraue Färbung vorherrfhend, an welche fich roft- oder oderfarbige Töne, von tiefjten Braun bis zum lichteften Gelb anfhliegen. Außer diefen finden wir noh Schwarz und reines Weiß. Smaragdgrüne und purpurrothe Farben find nur Metallfhiller, welche da, wo te auftreten, an den äußerten Spitzen der Federn haften. Erörtern wir die Einzelfarben nun eingehender, wobei es einerlei ift, ob die Farbe jih über den ganzen Körper der Taube erjtret, oder, ob fie nur auf einzelne Körpertheile befchränft ift, während andere Theile eine andere Farbe tragen. Alfo einerlei, ob eine Taube einfarbig oder gezeichnet ift, die Gefete bleiben fih gleich. Weiß giebt es nur in einer Schattirung. Alles Weiß bei den Tauben ift gleih. Es gtebt weder ein Milch, noch Atlasweiß, fofern mit diefen Bezeihnungen etwas Eigenes’ gejagt werden fol. Das Weiß bei den Tauben ijt ein reines Weiß ohne jede Beimifhung eines anderen Sarbentones. Wo etwa ein folcher vorfommt, Fann man die Farbe eben nicht mehr weiß nennen. Dbgleih die weiße Farbe in der Technif als Farbe gilt, müffen wir fie bei Pflanzen und Thieren aber als gleihbedeutend mit farblos anfehen. Nüfrosfopifhe Forfchungen haben ergeben, daß die anderen Farben als winzige Körperchen (Pigment) entweder auf und unter der Dberflähe eines Körpers gelagert, oder in feiner Mlaffe eingemengt find. Wo SER PPUE BR: K Eye dtefes Farbenpigment fehlt, erjcheint der Begenjtand farblos, weiß. Diefer Umftand tft dte Urjahe, daß nicht allein viele Pflanzen, fowohl in Blüthen, als auh Blättern, gleichviel welhe Farbe ihnen urjprünglih eigen war, in Weiß variirt haben; fondern, daß daffelbe bei einer großen Anzahl von Thieren ebenfo der Fall ift. Auch unfere Tauben find diefem allgemeinen Gejese unterworfen, und zwar in einem fehr ausgedehnten Maße, wie wir es fortwährend beobachten Fönnen. Dbgleich wir aber die weiße Farbe bei der Taube im jtrengen Sinne als Albinismus betrachten müffen, Fann doch nicht behauptet werden, daß eine Taube diefer Farbe wegen von jhwächlicher Körperfonftitution fei. Dielmehr ift dies bei einer anderen Farbe der Fall. Schwarz; Müt diefer Farbe fteht e8 entfchieden anders. Wie man im täglichen Keben von einem Blau-, Braun, Grau- und Kohlfihwarz fpricht, jo Fann man dtefe Ausdrüfe auch) wohl bei den Tauben in Anwendung bringen. Als echt und mujtergültig Fann indejfen nur ein tiefes, glänzendes, Feinen Schimmer einer anderen Farbe einfchließendes Schwarz betrachtet werden; alfo das, was nıan gewöhnlich mit Pech- oder Kohlihwarz bezeichnet. Su verwerfen ift befonders jeder Schein ins Blaue, jede lichtere Schattirung eines Körpertheiles gegenüber eines anderen. Doch giebt es einige Arten, die bis heute in fchwarzer Farbe jo felten find, daß man von den ftrengften Anfprüchen abfieht. Braun, Roth und Gelb darf man füglich als eine Farbe betrachten. Hwar befteht zwilhen Braun und Roth einerfeits und Gelb anderfeits eine ziemliche Küce, es fehlt indeffen niht an einzelnen Thieren, die diefe Küce überbrüden, wenn fie auch feltener angetroffen werden. Schon der Umjtand, daß man bei der Paarung Tauben der hellften und dunfeljten Schattirung (Braun und Gelb) zufammenftellen Fann, ja zufammenftellen foll, ohne befürchten zu müjjen, daß etwas Sehlerhaftes daraus hervorginge, beweift die Sufammengehörigfeit beider Sarbennüancen. Als Negel diefer Farben gilt: auf allen Körpertheilen, welche mit einer diefer Farben behaftet find, foll fie gleichmäßig vertheilt fein, Die farbe darf an feinem Theile heller oder dunkler, oder in eine andere Farbe fpielend, als an dem anderen, auftreten. Wo dies der Fallijt, muß es als Fehler betrachtet werden, obgleich joldhe Fehler bet diejen Farben anı häufigjten vorfommen. Außerdem jollen diefe Farben fatt, glänzend, metalliih fein, Yur die allerhellite NTüance (tjabell) macht hiervon eine Ausnahme. Als Eigenthümlichfeit der gelben Farbe verdient erwähnt zu werden, daß die gelbe Taube ohne flaum, fajt nadt, zur Welt Fommt, fhwächlicherer Lonftitution und meijtens weiblihen Geihlehts ift. Banz denfelben Principien unterliegt eine andere, nahverwandte Farbe, die wir, obgleih jie eine Mifchfarbe ift, hier anführen wollen. Wir meinen die Keder-, Bronce- 296 oder Chocoladenfarbe. Sie entfteht aus der Mifchung von Schwarz und Gelb, auh Schwarz und Roth. Don ihr gilt Alles, was von der oder den vorftehenden Farben bereits gejagt ift, hauptfächlich theilt fie den Charakter mit Gelb. Als Farbe ift fie weder beliebt, noch sefhäst, doch Liefert fie in der Zucht gute NRefultate. Sie Fann als Erfaß für Gelb oder Schwarz bei der Paarung benust werden. Blau. Die wichtigjte und wefentlichjte Farbe ift die blaue. Swifchen ihr und allen bis jest angeführten befteht ein gewaltiger Unterfchied. Während diefe, wenn fie an einem Thiere auftreten, gleihmäßis im Ton fein follen und find, Fommt diefer Fall bei der blauen Sarbe niemals vor. Eine einfarbige blaue Taube im ftrengen Sinne des Worts giebt es nicht. Die blaue farbe bedingt gewilfe Schattirungen und Seichnungen, ohne welche fte eben nicht auftritt. Daher auch die Regel, daß, wenn bei anderen Farben Schattirungen auftreten, Ödteje an die blaue Farbe erinnern und deshalb verwerflih find. Gehen wir nun auf das Wefen der blauen Farbe näher ein. Yehmen wir eine blaue Taube in dem Sinne, wie fie der Liebhaber und Hüchter einfarbig nennen würde, fo finden wir zuerft den Kopf mit einem Theil des Haljes afchblaugrau gefärbt. Diefe Färbung fchließt beinahe mit einer Kinie, von Genid ausgehend nach dem obern Theil des Halfes, ab. Weiter nad) unten, gegen die Bruft, an diefer felbjt, ift zwar diejelbe Farbe nody vorhanden, aber die Grannen der Federn find mit dem, fchon vom erwähnten metalliichen Email überzogen, das hier grün oder purpur violett, je nah Brehung der Lichtitrahlen reflectirt. Unter der Bruft und auf dem Rüden verjchwindet diefer metallifhe Glanz rafcy) und geht in einen blaugrauen Ton, lichter als der Kopf, über, aber aud) diefer Ton wird nad dem Ende des Rumpfes zu immer lichter, bis er fowohl am Bürzel, als am Steiß faft mit Weiß und häufig wirf- lih mit Weiß abichliegt. Der Schwanz felbjt, fanınıt den Bürzel- und Keilfedern unter dem Schwanz, nehmen mit einer jcharf abgegrenzten Sinte eine dunflere Färbung wieder a etwa von gleichen Tone wie die Farbe des Kopfes. Am Schwanzende felbit zieht fich in jchwarzes, etwa daumtenbreites Band quer über jänmmtliche Federn, und zwar fo, daß hinter a Bande die blaue Farbe circa 1 Centimeter breit nochmals zum Dorfchein Fommt. Die äußeren Fahnen der zwei äußerjten Schwanzfedern find von der Wurzel bis fur; vor dem Bande häufig weiß. Die Flügel- und Schulter-Deffedern (Mantel) tragen allein den reinjten blaugrauen Ton, den wir überhaupt an der Taube finden. Bei den Schwungfedern zweiter Drönung beginnt diefer Ton wieder dunkler, fhwärzer zu werden, bis er endlich, wenigjtens an den Spisen der Schwungfedern erjter Ordnung, diefe Farbe beinahe erreiht. rn der Regel befinden fich quer über den Flügeln, Furz vor den Schwingen erfter Ordnung, zwei dicht nebeneinander liegende, oben häufig zufanımenhängende fchwarze Strihe, audy Binden oder Bänder genannt. Diefe find gebildet von jchwarzen, jtumpfpieredfigen Fledfen, welche Lithogr. und Druck der Verlagsanstalt und Druckeri A. G. vormals J. F. Richter) in Hamburg. FARBENSCWANZIGER TUMMELER. Hamburger Schlag. Lithogr. u. Druck v. J. F. Rıctıter, Hamburg. WEISSSCHWANZ- unnp WEISSSCHLAG -WEISSSCHWANZ- TUMMLER. Hamburger Schlase. 297 an den längjten Flügeldecffedern und den Schwungfedern zweiter Drönung, Furz vor deren Ende an der nah außen gerichteten Sahne fißen. Wir jehen aljo, daß die blaue Taube in jeder ihrer verfchtedenen Federgruppen anders gefärbt, mindeitens anders fchattirt if. Es bleibt auch dabei ganz einerlei, ob die Taube am ganzen Körper blau, oder ob nur einzelne Körpertheile oder Federgruppen die blaue Farbe tragen; jobald dieje irgendwo auftritt, treten ihre Confequenzen gleichzeitig mit auf. Aber nicht allein bei diefer felbjt, jondern auch allen übrigen Karben wohnt diefe Confequenz noch inne. Es ift dies ein Umstand von großer Wichtigfeit, weil auf ihm die ganze Ent- itehung von Seihnungen bafirt. 2. Das Dariiren der farben und Eigenthümlidyfeiten einzelner Farben. Alle Farben Fönnen ausarten, variiren, ohne daß Atavismus (Rücdjchlag auf Dor- fahren) dabei in’s Spiel zu Fommen braudt. Schwarz geht in Roth, Roth in Gelb über, alle Farben zufammen häufig in Weiß. Die blaue farbe vartirt am häufigjten und if auch gleichzeitig die ftabiljte, weil fie ihre Eigenfhaften fat immer auf eine andere Farbe mit überträgt. So jehen wir bet der fchwarzen Farbe, jobald diefe nicht ganz intenjiv, jondern etwas grau ift, die der blauen Farbe eigenthümliche Striche durchjchimmmern. Bei der rothen und gelben Farbe Fommen unter gleicher Dorausfesung jofort bläuliche Töne am Bürzel, dem Schwanzband, den Schwingen zum Dorfchein. Yur bei der weißen Farbe it diefer Einfluß gänzlich verfhwunden. Haben aber Roth und Gelb, nebft Schwarz ihre höchite Potenz erreicht, jind fie mietalliih glänzend geworden, fo hat audy die blaue Farbe ihre fichtbare Einwirfung verloren. Diefelbe ift nur noch fchlummternd in dem Drganismus vorhanden. Mit dem Ericheinen von Metallglanz auf den Federgrannen fteht eine weitere Eigen- thümlichkeit im engen Sufammenhange. Es ijt dies das Auftreten der fogenannten Shymalz- federn. Diefe find unentwidelte Slaumfedern, die in der MWeichengegend und neben dem Bürzel jtehen, wie mit Fett getränft, gelb und zufanmengerollt ausfehen. Aus dem Dor- handenfein von Schmalfielen (wie fie auch genannt werden) geht deutlich hervor, daß der metalliüiche Glanz wirklich eine Art fettiger Ueberzug ift, der bei diefen Flaumen fo ftarf vorhanden, daß fie fi nicht vollitändig entwickeln Fönnen, vielmehr ihre Fafern durch das Uebermaß von Settitoff zufammıengeflebt find. Das Erfcheinen von Schmalsfielen jteht daher im engen Hujammenhange mit der Dollfarbigkeit einer Taube und aus diefem Grunde wird in Bayern und Dberöfterreich ein jo großes Gewicht auf diefelben gelegt. Auf einem rrthum beruht es aber, wenn einige Autoren die Erfcheinung nur einer Rage, nämlich Prübt, Mujtertauben-Buch 38 298 den Scmmalzfeen, vindiciren wollen. Wlan trifft vielmehr Schmalzfiele Dei vielen Ragen und allen Farben, jogar bei Weiß. ch habe fie 3. B. gefunden bei mehreren Farbentauben, Tümmlern, Mlaltefern, Huhnjchefen, Modenefern, Möpchen, Indianern, Perücken; jedesmal aber nur im Sufanımenhange mit einen vollfarbigen, glänzenden Gefieder. Alles bis jett Befagte bezieht ih hauptfählih nur auf die fogenannten Brundfarben, nämlich reines Schwarz, tiefes Roth oder Gelb, Blau und Weiß. Heben diefen Brundfarben giebt es aber noch eine ziemlihe Anzahl Swifchen- oder Mifchfarben, welche indeffen fänmtli) eng mit der blauen farbe verwandt find und von diefer ausgehen. So, wenn die blaue Farbe verblaßt, heller wird, gleichzeitig einen fhwachen Stich in’s Gelblihe annimmt, entjteht die filbergraue oder filberfahle Farbe. Geht der Farbenton noch etwas fjtärfer nad Gelb, oder ijt wirklich gelbes Blut zugefest, jo heißt die Farbe gelbfahl oder erbsgelb. Spielt der Ton aber in’s Köthliche, jo nennt man ihn vothfahl. Bei allen diefen Farbentönen dontinirt innmer noch der Charakter der blauen Farbe. Kopf, Bruft, Shwanz und Schwingen einer jo gefärbten Taube find von entiprechend dunkleren Tönen. Flügel und Schwanz find mit eben folchen Querbändern verjehen. Die zwei erjteren Farbentöne, filber- und gelbfahl, find fehr beliebt und weifen häufig prächtige Thiere auf, während der Iestere Ton, vothfahl, Feine Derehrer findet. Koh haben wir auf eine EigenthümlichFeit der blauen Farbe aufmerffan zu machen, die zu Falihen Schlüffen bereits Deranlaffung gegeben hat. Es giebt außer der blauen Seichnung, wie wir foldhe vorn befchrieben haben, nämlich mit nad) denn Bürzel und After zu hellverlaufenden, dort weiß oder beinahe weiß werdenden Rüden und Baudy, aud) noch eine andere Färbung mit dunkel bleibenden Rüden und Bauh. Tritt Iettere aber auf, was jogar häufig und bei allen Arten der Fall ift, jo ift die ganze Färbung der betreffenden Taube gleichzeitig etwas trüber, der Hals weniger grünfchimmernd und das Blau nimmt einen Schimmer in’s Diolette an. Gleichzeitig verfhwinden mit dent hellen oder weißen Rüden aud die weißen Außenfahnen der zwei äußeren Schwanszfedern. An manchen Drten und von manchen Kiebhabern wird der helle Rüden (eigentlih das Kreuz oder die Kruppe) als Fehler angefehen, indejfen darf man diefer Anfiht nicht ohne Weiteres zuftimmten, da derjelbe von anderen, als werthvoll zu betrahhtenden Eigenfhaften nicht zu trennen tft. Ie lichter und reiner nämlih das Blau auf dem Mantel der Taube tft, un jo eher wird das Kreuz weiß und die äußerten Schwanzfedern befonmen weiße Außenfahnen. Derfhwinden beide Iestere Eigenfchaften, jo verliert die Taube gleichzeitig ihre reine blaue Farbe, jowie einen Theil ihres jmaragdgrünen Halsihillers. Ganz dafjelbe Dorfommmniß findet fich au) bei zwei Arten der Felstaube, nämlich der Columba elegans und der Columba intermedia. Erjtere hat einen weißen Bauch und ein weißes Kreuz, dabei aber auf ihrem Mantel das u u 299 reinfte, Flarjte Blau von allen Selstauben. Die andere dagegen ift blaurüdig und ihre Grundfarbe mehr jchiefergrau. Hieraus wollen einige Forjcher Schließen, die C. elegans jet die Stanmmmutter unferer hellrüdigen, C. intermedia diejenige unferer dunfelrücigen Haustauben. Ste überjfcehen aber dabei, daß es weder eine Art von hell-, noch von dunfelrüdigen Haustauben giebt, daß vielmehr beide Karben bei den verjchtedenften Arten und Rasen auftreten. Alan darf alfo nur behaupten: das Gefes, welches bei den Selstauben, bei der C. elegans den weißen Rüden neben dem reinjten und Elarjten Blau des Mlantels und bei C. intermedia den blauen Rüden neben der fchiefergrauen Farbe des Mlantels hervorgebraht hat, wirft auch heute noch bei der blauen Färbung unferer Haustauben. Erwähnt mag noch werden, daß bei allen blau gefärbten Tauben die Täubinnen weniger flar find als die Täuber, und, daß fie einen fchwächeren Mietallglanz haben. Ferner, daß bei allen gefärbten Tauben die Unterfeite des Flügels heller als die Außenfeite ift. o 3. Wechfelwirfung zwifchen der farbe des Beftieders und derjenigen des Schnabels, der Krallen und der Augen. Die Färbung des Schnabels und der Krallen, fowie theilweife au) der Augen hängt eng mit der Färbung des Gefieders zufammen. Die verjchiedenen Farben deffelben bedingen meiftens die Sarbe der Erfteren. Doc) tritt hier die Regel nicht fo ftabil auf, macht vielmehr häufig Ausnahmen, welhe wir da, wo fie vorkommen, befonders erwähnen werden. Bei gezeichneten, beziehungsweife mit Weiß gezeichneten, oder auf weißem Grunde gezeichneten Tauben, ijt innmer diejenige Karbe maßgebend, welche dem betreffenden Körpertheile örtlich am nädjten jteht. Die blaue farbe bedingt in der Regel einen fchwarzen Schnabel und eben foldhe Krallen, jowie orangegelbe Augen. je reiner das Blau, um fo feltener tritt eine Ausnahme ein. Kommt eine folhe aber vor, ericheinen heller, wachsfarbiger Schnabel und Perlaugen, dann nimmt auch die blaue Farbe denfelben violetten Schimmer an, wie wir ihn bei der blau- vüefigen Taube bejchrieben haben. Die weiße Farbe ift faft durchweg mit braunen, dunfeln Augen verbunden. Eine Ausnahme hiervon ift äußerft felten, felbft bei den Ragen, die in allen anderen Farben Perlaugen haben; der Schnabel dagegen ift felten anders als weiß, ebenjo die Krallen. it es dennoch der Fall, fo gilt es als großer Fehler. Auch für die Sucht ift ein jolches Thier wenig werth, da mit Bewißheit angenommen werden darf, daß bei der Hachzuht der Fehler fich vergrößert und auch Schwarze Federn zum Dorfchein Fommen. 500 Die fhwarze Farbe neigt noch zu jbwarzen Schnabel und Krallen, doch tritt bei ihr jhon häufiger ein weißer Schnabel auf. Belonders ift dies der Fall, wenn die lebte Erinnerung an die blaue Farbe an einem Thiere verfhwunden ift, d. h. wenn daffelbe tief, glänzend Fohlihwarz tft. Diejer Farbenton und weißer Schnabel ergänzen fich gegenfeitig, fowie grau- oder blaufhwar; ebenfo innig mit einem fchwarzen Schnabel verbunden find. In der Regel folgen die Krallen diefen Beijptele, doch Fann auf deren Färbung Fein fo großes Gewicht gelegt werden, als es bei der Schnabelfärbung der Fall ift, bei welcher heller, wächjener, weißer Schnabel immer den Dorzug verdient. Die Farbe der Augen richtet fich mehr nah dem Gefeb der Rage, als der Farbe. Gewöhnlich ift das Auge orangegelb, doch Fommen aud, häufig Perlaugen, befonders in Derbindung mit dem weißen Schnabel vor. Die rothe, gelbe und Keder- Farbe verlangen unbedingt einen hellen Schnabel und eben folhe Krallen. Ein fchwarzer oder auch nur dunkler Schnabel find als gewichtige Fehler zu betrahten. Bei einer folhen Färbung würde wohl niemals eine richtige Färbung des Gefieders vorhanden fein. Gewöhnlich treten mit dem dunfeln Schnabel, dunflere Färbung des Kopfes, Halfes und der Bruft, neben hellerer des Mantels, auf. Aljo wiederum An- länge an die blaue Farbe. Die Farbe der Augen richtet fih bei diefen Karben, wie bei der fhwarzen, mehr nad) der Rage. Es Fonmen ebenfo häufig Perlaugen, als auch gelbe Augen vor, ohne daß behauptet werden Fann, lesteres jei ein Fehler. Bereits vorm haben wir angeführt, daß bei gezeichneten Tauben die Karbe derjenigen ‚Federgruppe, die dem betreffenden Körpertheile, Schnabel, Krallen oder Augen, am nächjiten jtehen, auf deren Färbung maßgebend jet. Es tft dies jo zu verjtehen: hat eine Taube den ganzen Kopf und einen Theil des Haljes weiß, jo werden Schnabel und Augen meijtens diefer Farbe entjprehen, wenn auch der übrige Körper blau oder roth if. Der Schnabel wird denmac weiß, die Augen braun fein. ft dagegen der ganze Kopf fchwarz oder blau, jo wird der Schnabel jhwarz, die Augen dagegen gelb fein. Betrifft aber die Heihnung nur den Oberkopf (Platte), jo geht die Grenzlinie der Karben durch den Schnabel und die Augen der Länge nah dur, 8. h. der Oberfchnabel entipriht der Färbung der Platte, der Unterfhnabel der Farbe des Haljes. Häufig find bei dtefer KHeichnung die Augen, oder auch nur eines in zweierlei gefärbte Hälften getheilt, ebenfo häufig aber aud) gefleft. Ber den Krallen enticheidet die Farbe der Schenfelfedern oder der Federfüße und Strümpfe, je nachden die Taube glattbeinig oder federbeinig ift. 4. Entjtehung und Derihwinden der Heihnung. In den vorjtehenden Capitelm haben wir wiederholt auf die Beharrlichkeit, jowie auf die Wichtigfeit der blauen Farbe aufmerffam gemaht. Wir gehen nun zu folgenden Behauptungen über: - Pr 301 Alle Seihnung der Tauben hat ihren Grund in dem dtefen innewohnenden, von dem von der blauen Farbe ausgehenden Triebe, einzelne Federtheile oder ganze Federgruppen in verjchiedenen Farbentönen auszuzeichnen. Die Seihnungen enttehen durch das Dariiren der Karben, hauptfählih durch Weißwerden von Farben (partiellen Albinismus) an einzelnen Kedertheilen und ganzer Federgruppen, oder Wiedererfcheinen der Farbe an früher weiß gewordenen Körpertheilen. Sie entiprechen immer den bei der blauen Farbe gezeichneten Kedertheilen oder Federgruppen. Farben, welche fi an Federgruppen der einfarbig blauen Taube nicht finden, finden fich auch nicht an Federgruppen gezeichneter Tauben. YHur wenige Heichnungen find auf eine Rage oder Art befchränft; die meiften Fonmmen bei verjchtedenen Ragen vor. Doc ift zu bemerfen, daß, je weiter die einzelmen Arten in ihren Eigenthümlichfeiten fih von der Gemeimen Taube entfernen, unfomehr ninmıt die Correct- heit und Ntannigfaltigfeit der Seihnungen ab, bis diefelben fchließlich bei den, der Gemeinen Taube am entfernteft jtehenden Arten ganz verfchwinden. Es fommen alfo bei der Gemeinen Taube nicht nur die meiften Seihnungen überhaupt vor, jondern dteje jind meiftens correcter und die Färbungen intenfiver, als wenn diefelben Hechnungen bei anderen auftreten. In diefer Eigenschaft folgt ihnen die zweite Gruppe: Tauben, welche jich durch die Form ihres Körpers Fennzeichnen; es giebt nur in noch zwei Familien jo gezeichnete Tauben, nämlich bei der Familie der Kröpfer und Buhntauben; da- gegen tjt in der Familie der Drientalen jede Zeichnung, bis in einer Rage, ganz verfchwunden. Aber auch in diefer Rage — wir meinen die Mürnberger Bagdette — tritt Seichnung in nur zwei, dazu gewöhnlich mangelhaften Formen auf. Fangen wir nun mit der einfachiten aller Zeichnungen, beziehungsweife Nichtzeichnung an. Es ijt dies das Derjchwinden der Binden oder Striche, ohnftrichig oder hohl genannt. Mir haben vorftehend die Behauptung aufgeftellt: „eine einfarbige blaue Taube giebt es nicht”, bei der ohnftrichigen blauen Taube hat die Natur einen fhwachen Anfang gemadt, eine foldhe zu jchaffen, es ift aber bei dem Anfange geblieben, denn, obgleih nun an Stelle der Schwarzen Striche bei der ohnftrichigen Taube daffelbe reine Blau getreten ift, das die Taube auf dent übrigen Theil ihrer Flügel trägt, fo find Schwingen, Schwanz mit Band, Kopf, Hals und Bruft immer noc dunkel gefärbt. Die Bezeichnung „hohl“ rührt her von einiger Aehnlichfeit mit der Hohltaube, Col. oenas. Diefe Michtzeihnung „ohnftrichig”, findet fih nur bei einigen Darietäten der Gemeinen Taube und bei den Tronmlern. Bei einer andern Art habe ich fie bis jest nicht gefunden. Ebenfo findet fie fih nur bei Blau und der einen Unterfarbe, Silberfahl, während fie bei Belb- und Rothfahl nicht auftritt. Bemerfenswerth ijt es, daß fie bei mehreren Arten der einfarbig blauen Taube vorfommt, jo Dei der Fleinen und großen blauen Taube, der Eistaube, der Flechttaube, dem Bimpel. Bei der großen blauen Taube in filberfahler Färbung ohne Striche tft Teßtere jo vollfonmen fhön, daß fie von Feiner anderen Art erreicht wird. Unter diefen Derhältniffen Fann man von einer „Hohltaube” oder einem „Hohlflügel” als Rage oder Art nicht fprechen. Wir haben mit dent Derfchwinden der Striche angefangen, gehen wir nun zu den entgegengefesten Fall über, den Mehrwerden der Striche. Bet der Bejchreibung der blauen farbe habe ich fchon auf die Art der Strihbildung aufmerffam gemadht, daß dies jtumpf- vierefige, hwarze Fleden find, die an der Außenfahne der größten Flügeldeckfedern und den Schwungfedern zweiter Drönung Furz vor deren Ende fjiten. Diefe Flecfenbildung erftreft fih mitunter nun audy auf die anderen FlügeldeFfedern, mit dem Unterfchiede, daß jte bei diefen an beiden Fahnen der freiliegenden Federn auftritt, was theilweife au jchon an den Schwungfedern zweiter Drönung der Fall it. Hinter den jchwarzen Fleden Fommit die blaue Farbe nochmals zum Dorfchein. Durch diefe Heihnung der Einzelfedern entjteht dte geihuppte Seichnung des Ntantels, beziehungsweife des ganzen Flügels. je nah den einzelnen Gegenden wird diefe SZeihnung auch mit dem Kamen: gefchiefert, gehämmert, genagelt, benannt. Site Fommt bei allen Taubenarten vor, welche überhaupt in blauer Farbe eriftiren. Ebenfo bei den drei Unterfarben der blauen Farbe, nämlich bei Silber>, Gelb- und Rothfahl. In erjteren Falle wird fie mit dem Kamen „gelercht” (?) bezeichnet, in den beiden anderen Fällen mit „sejchuppt“. Der Umstand, daß diefe Seihnung auch bei der Felstaube vorfommit, hat, wie bei der blau= und weißrüdigen blauen Taube, zu dent gleichfalls Falfhen Schluffe geführt, es jtanımten unfere gejhuppten und gefchieferten Tauben von jener Felstaube: C. livia Amaliae, ab. Aud) hier wird überfehen, daß von einer gefchuppten Art als foldhe nicht Gefeß der blauen Farbe ift, dem alle Arten, von der Gemeinen bis zur Pfautaube, unterliegen. Die zwei bis jett befprochenen Fälle von Seichnung haben fihh auf ein Michr> oder Wenigerwerden von Strihen bezogen. Wir gehen nun zu deren Derfärbung über. Die erjte Ausartung, häufig vorfonmend, ijt ein fuchjig Rothwerden der Striche. Diefer Fall gilt zwar bet uns in Deutjchland als ein Fehler, ih erwähne ihn aber troßdem, weil er den Hebergang zur Erflärung einer ganz großen Anzahl von Zeichnungen bildet und, weil er von den talienern bei der Mtodenefer Taube als Seichnung felbjt betrachtet wird. 5. Auftreten der weißen farbe an einzelnen federtheilen und federgruppen. Ntit dem Erjcheinen der weißen Sarbe, beziehungsweife denn Weißwerden einzelner Kedertheile oder ganzer Federgruppen, beginnt die eigentlihe Zeichnung der Tauben. Sie verzweigt jih jo mannigfaltig und jo verfchiedenartig auseinander gehend, daß es äußerft ichwierig ift, ihre fyjtematifhe Entwidelung Far und ederman verftändlich zu befchreiben. Als allgemeines Gefeb gilt, daß wenn einmal die weiße Farbe an irgend einem Körpertheile aufgetreten ift, diefe das Beftreben hat, fich über die in Wechfelwirfung mit diefem Körper- theile jtehenden anderen Körpertheile gleichfalls zu verbreiten, jo, daß wenn dtefelbe zuerft an den bei der blauen Farbe dunkelgefärbten Theilen auftritt, fie ji) nah) und nad) au über die anderen dunfelgefärbten Theile zu verbreiten ftrebt, und umgekehrt, wenn fie an hellgefärbten Theilen zuerjt erfcheint, fie fich bald über die anderen hellen Theile erftrect. Eine Regel, daß irgend ein Theil von der weißen Karbe zuerft, oder am leichtejten afficirt werde, habe ih bis jeßt nicht wahrnehmen Fönnen. Es bleibt fich glei, wo die weiße Farbe auftritt, ihre Derbreitung unterliegt” immer demfelben Gefetse. Deshalb ift es au) einerlei, mit welchen Theile wir die Beichreibung beginnen. Da wir indefjen bei den Strihen jtehen geblieben find, jo will ich mit diefen wieder anfangen. Ih habe jchon bemerkt, daß jchwarze Striche häufig die Neigung haben fuchjtg zu. werden, Roth ift aber gewöhnlich nur der Uebergang zu Weiß und wir fehen deshalb oft genug weiße Striche erjcheinen. Diefe finden wir bei faft allen Taubenarten, welche in blauer Sarbe vorkommen, mit Ausnahme der Drientalen, — amı häufigften aber bei der Gemeinen Taube. Bei diefer treten weiße Strihe auch bei andern Farben als blau auf, während fie bei anderen Arten, mit wenig Ausnahme auf diefe- Farbe befchränft bleiben. Es ift nöthig, das Wefen der weißen Striche etwas eingehender zu beleuchten, da es den Schlüffel zur Erklärung weiterer Seihnungen abgiebt. In Jugendgefteder erfcheinen die weißen Striche meijtens in der Hebergangsfarbe roth oder gelb, und erjt beim Federwechjel tritt ein reinerer, weißer Ton auf. Sobald diefer Fall eintritt, gefchieht es immer von der. Mitte des die ihwarzen Striche bildenden Sledens aus. Don hier aus geht die weiße Farbe, wenn jte überhaupt die Benennung „weiß“ fchon verdient, denn häufig ift die Farbe nur ein heller rojtgelber Ton. Wo es alfo der Fall ift, geht das Weiß gegen den Rand des fchwarzen Tupfens, und bejonders gegen den äußeren Rand, in jenen hellen roftgelben Ton über und diefer feinerfeits läßt am äußerften Rande noch eine Spur von der urfprünglich fhwarzen Farbe übrig. Auf diefe Weife wird bei geichloffenem Flügel der weiße Strich mit fchwarzer Säumung gebildet. je weniger von dem roftgelben Uebergangston übrig bleibt, um fo ichöner ift die Heihnung. Auf diefem Punkte muß lestere durch den Süchter erhalten werden, denn mit dent Derichwinden der Shwarzen Säumung tritt gleichzeitig der Anfang zu weiterem Auslaufen des Striches auf; d. h. er wird verfhwonmen, unbeftimmt. ach dem bereits oben angeführten Gejege werden bald auch andere Theile von der weißen Farbe afficirt, — die Schwanzbinde beginnt lichter zu werden; mitunter macht fie denfelben Proceß duch, wie 504 die Striche, und wird audy weiß, wie dies 3. B. bei den Blondinetten und Satinetten der Fall ift. Die Bruft, der Hals und die Schwingen haben gleichfalls das Bejtreben zu verblaffen. Befonders ift es der NMtetallglanz des Halfes und der Bruft, welcher in Mitleidenfchaft gezogen wird. So haben wir durch diefes Befeß die „Staarhalstaube” erhalten, welche wiederum den Ausgangspunft weiterer HSeichnungen bildet. Wie wir bereits ein Mlehrwerden der fchwarzen Striche, welches zu der Schuppen- zeichnung des ganzen Mtantels führt, beobadjtet haben, ebenfo giebt es auch eine Ausdehnung der weißen Striche über den ganzen Mantel und Flügel. Ganz nad denfelben Regeln wie die Schwarzen Schuppen fich bilden und die weißen FleFe in den Strichen entftehen, verbreiten fich die weißen Schuppen über den Flügel. Das weiße Fledchen geht wie bei den Strichen von der Mitte des fchwarzen aus. Schwarz bleibt wie bei diefen noch anı äußerften Rande übrig, der verbindende oder Uebergangston ift gleichfalls vojtgelb und hinter der jchwarzen Einfafjungslinie Fonmt bei Blau diefe Farbe nochmals zum Dorfchein. Auf diefe Weile entjteht eine wunderbar fchöne Heichnung, welche, wenn vollftommen, von Feiner anderen übertroffen wird. Sie wird gleichfalls mit „gefhuppt”, „getupft”, „Farpfenichuppig” bezeichnet, follte aber richtiger mit „weißgeihuppt” als Unterfchied von „Ichwarzgefchuppt“ bezeichnet werden. In Blau, vielmehr auf blauen Grunde, macht fi) diefe Seichnung unftreitig amı bejten, weil dabei drei, beziehungsweile vier Farben wirken, nämlich Blau, Weiß, Roftgelb und Schwarz. Dann folgt Shwarzer Grund mit Weiß und Noftgelb. Auf rothem und gelben Grunde Fan die Heichnung nur fchleht vorfommen,. weil nur zwei Farben entjtehen Fönnen, jie verfhmilzt hier mit der dunkelgefchuppten. Mir finden diefe Seichnung bei vielen Darietäten der Gemeinen Taube, u. A. bei der Kuchstaube, bei den Mlodenefern, Mövchen und Brünner Kröpfern; bei einfarbigen fowohl als bei geichildeten Tauben. Je nahden die Schuppen größer oder Fleiner find, und die weiße Farbe reiner, fowie die Grundfarbe des übrigen Gefieders verfchieden, hat man aus diefer Seichnung verfchtedene machen wollen. Wenn nämlich die Schuppen größer werden, vermehrt fich der rojtgelbe oder roftrothe Ton, befonders bei fhwarzenı Grunde, ja er Fann bet diefem der allein herrichende werden. Aber auch Weiß Fan fi fo vermehren, daß es überwiegend wird. Dder beide Farben zufanmen verdrängen den dritten Ton, Schwarz. Durch diefes neinanderlaufen der Farben entjtehen die Seichnungen, die wir mit „geitrichelt“ oder „pfeilfpisig” bezeichnet finden, aus welhen die Engländer bei ihren Blondinetten und Satinetten, die Miodenefer bei ihren Tauben zehn und mehr Untervarietäten gemacht haben, die im Grunde genommen aber doch nur ein und diefelbe Heichnung find. Nit der größeren Derbreitung der weißen farbe über den Mantel, fpringt diefe gewöhnlich auch auf die Schwingen über und es entjteht da, wo bei der blauen farbe das 505 tiefite Schwarz auf der Feder filst, gleichfalls ein weißer Punkt, auc) voftgelb auslaufend und jchwarz gerändert; man nennt dies „geperlt“. Die weiße Farbe überzieht häufig das ganze Gefieder bis auf wenige Theile jo, daß ein folches Thier nahezu weiß erjcheint, mitunter auch wirflih weiß wird. ich werde auf diefen Uebergang zu ganz Weiß bei Öelegenheit wieder zurüdfonmten. In den vorliegenden Fällen haben wir es mit Seichnungen zu thun gehabt, die von einem Theil der Feder, den Tupfen, welche die Striche bilden, ausgehen. Diefer Charakter des Ausganges ift auch allen Seichnungen verblieben; es waren immer nur einzelne ‚Feder- theile und immer nur die hauptjächlichiten Glanzpunfte des Gefteders, die dem Dariiren unterworfen waren. Keine Feder ift bis auf die Wurzel weiß gefärbt; der Flaum hat immer noch eine wirkliche Farbe. Anders verhält es jich mit den Heichnungen, mit denen wir uns nun befchäftigen. Sie bejtehen in Weigwerden ganzer Federgruppen. Auch hier ift es gleichgültig, mit welchem Theile wir anfangen, denn auch hier ftoßen wir auf dafjelbe Gefes, daß, fobald einmal Weiß aufgetreten ift, diefes fih auf in Wechjelwirfung ftehende Hörpertheile leicht weiter verbreitet. Wir beginnen mit dem Schwanze, weil er zu der einfachften Seichnung gehört. Weißer Schwanz Fann fuccefjive, erjt mit einigen Federn, anfangen, oder auch mit einem Mlale volljtändig erfcheinen. Er foll jih jcharf vor dem Bürzel, mit derfelben SKederpartie, die bei der blauen farbe wieder dunkler gefärbt ift, gegen die Farbe des Nücdens abfegen. Unten Fann die Trennungslinie entweder mit den After abfchliegen, oder der ganze Schwanz- Feil muß noch der Farbe des Bauchgefieders entjprechen. Alan findet die Seichnung bei Tünmlern, Möohen, DPfauen, Kröpfern, hauptfächlich aber bei der GBemeinen Taube. Eine ihrer Spezies führt von diefer Zeichnung den Namen, nämlid „Weißfhwanz“ oder auh „Schnippe”, „Bläßhen”. Bei diefer Taube finden wir gleich das Befets der Derbreitung von Weiß in Kraft. Kopf und Schwanz ftehen in Relation, und fo fehen wir, wie fich das Weiß des Schwanzes auf den Kopf überträgt. Diefer beginnt an der Schnabelwurzel weis zu werden. Der Hüchter Fonfervirt zwar die ihm gefällige Form des fich bildenden weißen £lefs, aber die Natur wirft nach) ihren Befesen weiter. Mütunter verfchwindet das Weiß wieder, mitunter Fommt es in größerem Maße zum Dorfchein und überzieht den ganzen Schädel (Dberfopf); hier wird es durch die Zucht und Auswahl wieder gehalten. Die Seihnung wird fammt den Thier, an welchen fie aufgetreten if, nun „Weißfopf“ genannt. Diefe Heihnung findet fich faft ausfchließlih nur bei der Gemeinen Taube, hin und wieder audy bei der Deutichen Kropftaube. Wo fie vorhanden ift, foll Weiß auf den Prüt, Muftertauben-Buch. 39 Dberfopf befhränft fein und durch eine grade Kinie in Derlängerung der Schnabelfpalte, das Auge mitten durchichneidend, von dem farbigen Gefieder des übrigen Körpers fich trennen. Aber auh an diefem, von dem Süchter Fonfervirten Punfte, bleibt die Ausdehnung des Weiß nicht ftehen. Es tiberfchreitet diefe Grenze, geht unter das Auge, unter die Kehle, häufig bis an den Hals. Gleichzeitig jchreitet das Weiß vom Schwanze aus vorwärts, es ergreift Bürzel und Afterfedern und bemäctigt fih der Schwingen. Es bildet fich die „semöndhte Seihnung“ Bei der Gemeinen Taube aufgetreten, wird diefe mit dem Hamen „Mönctaube” belegt. Sie Fommt aber aud, vielfach bei anderen Arten vor, fo bei den Tünmlern, Kropftauben, Perüden, Trommlern. Die Scheidelinie der Farben am Kopfe ijt bet diefer Heichnung nicht fo genau zu beftimmen, doch darf fie weder zu hoc), noch zu tief jißen, jedenfalls muß die Linie fcharf und, auf beiden Seiten regelmäßig, beide Farben von einander trennen. Ebenfo verhält es fi mit der Kinie, welche die Farbe des Rumpfes von derjenigen des Schwanzes abjchneidet. Don den Schwingen müffen auf beiden Seiten gleich viele, acht bis zehn, weiß fein, mehr oder weniger ift fehlerhaft. Ferner follen die Daumenfedern nicht weiß, fondern von gleicher Farbe wie der Mlantel fein. Wir haben drei Zeichnungen beichrieben, bei welchen der Schwanz weiß ijt, dabei angenommen, das Weiß fei von Schwanze ausgegangen. Uehmen wir nun an, Weiß ginge vom Kopfe aus, fo finden wir wieder eine Taube, bei welcher der ganze Oberkopf weiß gefärbt ift, nämlich die „Pfaffentaube” oder die „Bläße” und „Blaße”, wie jte in Siddeutichland genannt wird. Diefe Seichnung ift auf diefe Taube allein befchränft, doch gilt dafjelbe von ihr, was ich bereits bei dem WDeißfopfe gejagt habe. Die Scheidelinie von Weiß gegen die Grundfarbe des Gefieders muß in der Derlängerung der, Schnabelfpalte durch das Auge liegen. Das Bejtreben der weißen Farbe, fi) weiter auszudehnen, findet auch bei diefer SHeihnung ftatt. Häufig geht Weiß unter die Augen und ergreift noch die Kehle, gleichzeitig die Schwingen. Hiermit haben wir abermals eine neue Seichnung, welche gleichfalls mit dem Hamen „weißFföpfig“ bezeichnet wird. Wir finden dtejelbe jowohl bei der Gemeinen Taube, als vielfach bei Kröpfern, Tümmlern und Bagdetten. Soweit die bis jett befchriebenen Seichnungen bei den Gemeinen Tauben auftreten, jind leßtere unter fi jehr nahe verwandt, jo daß man fie nur wegen diejer ihrer geringen Derfchiedenheit in der Zeichnung Faun als befondere Arten oder Ragen anfehen Fann. Wir fommen nun zu einigen Seichnungen, bei denen es fih, nur in Bezug auf eine wirklich) andere Art, ebenjo verhält. Die Shwingen haben die weiße Farbe angenommen. Dies bildet eine Seichnung für fih, die faft ausihlieglih den Tümmlern eigen ift; doch Fonmt fie auch bei einer Spezies der Berbertaube (Indianer) vor. Diefe Zeichnung foll gleichfalls in acht bis zehn weißen 507 Schwingfedern auf jeder Seite, gedecft mit den größeren Daumenfedern von der Farbe des Mtantels, beftehen. Auch bei diefer Heichnung fchreitet Weiß weiter vor. Es überträgt fih eines Theils auf den Schwanz. Auch eine Seichnung, die nur den Tümmlern eigen, fie wird mit „Ipießiger Weißfhwanz“ und im Horden mit „Stidfchlag” bezeichnet. Dder, Weiß geht nach dem Kopfe über, tritt aber nicht an der Oberfchnabelwurzel, fondern an der Unterfchnabelwurzel zuerft auf. Es ift die „Bartzeihnung“ entjtanden; abermals nur den Tümmlerarten eigen. Ueber die Bartzeihnung, in Bezug auf Größe und Form, sehen die Anfprüche der Liebhaber auseinander. In Einem nur ftimmen fie überein: die Heihnung muß jymmetriih fein. och eine Heichnung, hauptfählich den Tünmlern eigen und von den Schwingen ausgehend, ift die „geeljterte“. Das Weiß der Schwingen ergreift den ganzen Flügel volljtändig; dtefer wird von den farbig bleibenden Schulterfedern überdeckt, jo, daß auf dem Küden die Form eines Herzes entjteht. Die Konturen diefer Seichnung müffen jcharf begrenzt fein; dte Farbe darf in das Weiß nicht übergreifen, nod) unıgefeßet. Ferner ijt der Bauch gleichfalls weiß und muß aucd hier die Farbe, fowohl von dem Schwanze als von der Bruft, mit einer fhharfen Finie an dem Weiß abfchneiden. Diefe einfahe Form der Heichnung tft den Tümmlern ausihlieglich eigen; fie fest fich aber aud) mit anderen Formen zufammen. IDeiß greift auch hier um fich und tritt am Kopfe auf; es nimmt ihn, wie bei der Mönchzeichnung, ganz ein. Dbgleich auc) diefe Zeichnung viel fach bei den Tünmlern auftritt, jo ift fie doch nicht ausfchließlich auf diefelben befchränft, wir finden fie vielmehr aud) bei der Bemeinen Taube, den Kröpfern, Mürnberger Bagdetten. Eine weitere, mit der Eliterzeihnung Fombinirte Zeichnung, ift, wenn Weiß auf der Mitte der Bruft in einem mehr oder minder großen Flefen erfcheint. Auch diefe Zeichnung ift nur bei Tümmlern zu finden. Daß die Elfterzeihnung auch auf dem der blauen Farbe innewohnenden Triebe, auf den verjchiedenen Federgruppen in verfchiedenen Schattirungen aufzutreten, bafirt, fehen wir mitunter an Darietäten derfelben. Ber Tauben, an welchen die blaue Farbe in's Fahle oder Braue geht, fieht man mitunter, daß die Schulterdecfedern einen andern Ton haben, gewöhnlich jhmusiger als die Farbe der Flügel. Die Herzform ijt bereits deutlich zu erfennen. Bis jebt haben wir es mit Heichnungen zu thun gehabt, welche bei gefärbtem Körper größtentheils in dem Weißwerden der Extremitäten, als Kopf, Schwanz, Schwingen und Flügel bejtanden. Wir Fommen nun zu denjenigen Zeichnungen, welche bei weißem Rumpfe in dem Gefärbtbleiben der Ertremitäten beftehen. Alfo gefärbte Körpertheile auf weißen Grunde. Ber diefen Arten von Seihnungen wird man in Derfuhung geführt, fie fämmtlicdh mit dem WMiedererfcheinen von Farbe an früher weiß gewordenen Körpertheilen zu erflären. 39° 5083 Es ift dies wohl zum Theil der Fall; anderentheils machen aud) diefe Seichnungen denfelben Prozeß durch wie die bereits befchriebenen. Schon bei der weißrücdigen Felstaube und bei den lichtblauen Haustauben fehen wir, daß Unterrücen und Baud) leicht weiß werden. Bei den weißgeftrichten Tauben jehen wir das Beftreben nach Uebergang des höchiten Mletallglanzes der Bruft und des Halfes in Weiß. Denfen wir uns beide Beftrebungen, Weißwerden des Rüdens einerfeits, der Bruft und des Haljes anderfeits, Fombinirt und vergrößert, fo gelangen wir zu einer Seichnung, die uns gleichzeitig einen Beweis für die Nichtigfeit der aufgeftellten Hypothefe, nämlich zu der Heichnung der großen und Fleinen Florentinertaube*) (Ntodenefer), führt. Einen Mamen haben wir für diefe Gefammtzeihnung nicht.) Diefelbe ift ausihlieglich auf die angeführte Rage und die Gemeine Taube bejhränft. Sie bejteht in Färbung des Kopfes, des Schwanzes, der ganzen Flügel fammt den Schulterdeken auf weißem Rumpfe; mitunter aber audy weißen Schwingen. Wie uns Profeffor Bonizzi in feinem Buche*“*) mittheilt und als befannt vorausgefett werden darf, Fonımen bei diefer Taubengattung fänntliche Farben- und Seichnungs-Darietäten, welche Iettere ausichlieglich auf die Flügeldeden ich beichränfen, jowohl bei einfarbigen (im Sinne der Siebhaber) als bei fogenannten geelfterten Tauben vor, alfo bei Tauben, bei denen der Rumpf gefärbt, als bei Tauben, bei welchen der Rumpf weiß if. Bei der außerordentlichen Dielfachheit der Seichnungsvartetäten, die bet beiden Hauptgruppen, den Einfarbigen und Geelfterten (Bazji) diefelben find, darf man auf einen innigen Sufammenhang beider anfcheinend fo verfchieden erfcheinenden Gruppen jhliegen. Diefer befteht auch, und die anfcheinend fo große Derfchiedenheit liegt nur in dem Umftande, daß ein Theil der Rage einen weißen Rumpf erlangt hat, während der andere Theil gefärbt geblieben ift. Auf welche Weife der Schwanz gegen den Rumpf, die Flügel, die Schwingen fich abjest, habe ich bereits bei anderen Zeichnungen erwähnt und durch das Befes der blauen Farbe erklärt. Es erübrigt nur noch, eine Erklärung der Hopfzeihnung zu geben. Hierzu muß ich wieder auf das Weißwerden des Metallglanzes der Bruft und des Halfes zurück fonmen. Do diefes auftritt, wie bei ftaarhalfigen Tauben und befonders bei älteren, fehen wir immer, daß das Weiß amı BHalfe nah oben dem Hopfe zu mit einer fcharfen Linie abjchneidet, während es nad) unten fucceffive verläuft und mit dem weißen Bauche bei der *) Diefen Fall habe ich bei Tümmlern und gemönchter Perücde erlebt. Er Fommt häufig bei Miürnberger Bagdetten vor. ") Die Benennung „Elfter der Mlodenefer” dürfen wir nicht acceptiren. Wir würden hierdurch nur zu Derwirrungen den Anlaß geben. ===) Le variazioni dei colombi domestici di Modena. 309 blauen Farbe zufanmtenfällt. Wir fehen alfo, daß eine natürliche Grenszlinie für die Färbung des Kopfes bei der blauen Farbe fon vorhanden it. Wir Fommen indefjen noch zu weiteren Beweijen. Eine nahe verwandte Heichnung ijt einer gleichfalls nahverwandten Art, eigentlic nur Dartetät, eigen. Diefe befchränft fich ebenfalls auf diefe Darietät allein, nämlich die Seich- nung der „Huhnfhede”. Bei diefer find außer dent weißen Rumpfe auch die Schwingen weiß und die Farbe des Kopfes zieht fih am Halfe tiefer an die Bruft herunter. Aber außerdem zieht fih) auch) nody ein weißer Strich von der Mafenwurzel über den Kopf, hinten nach dem Halfe, dort breiter werdend herunter und vereinigt fih hier mit dem von der Brujt und dem Rüden herfommenden Weiß. Hier ftoßen wir zum erjten ANtale auf eine Heihnung, zu deren Erklärung uns die blaue Farbe Feine Anhaltspunkte bietet. Aber wie ift diefe Strichzeihnung ? wer hat fie je rein gefehen, ohne daß fie Fünftlih durch die Scheere hergeftellt gewefen wäre? Und felbjt angenommen, fie Fäne einmal rein vor, wie fteht es mit or er Dererbung? Grade an diefer Heihnung fieht man die Richtigkeit meiner Theorie: „alle Heihnungen entfprehen den bei der blauen Farbe gezeichneten federtheilen oder Federgruppen.” Dbige und einige andere nenne ich deshalb „Sufallszeihnungen”. Eine weitere verwandte Seihnung und wiederum nur auf eine Spezies der Bemeinen Taube befhränfkt, ift die Seihnung der „Shwalbentaube”. Swar gibt es verfchiedene Untervarietäten, die ihrerfeits eine Derfchiedenheit in der Seichnung aufweisen, aber doch einen gemeinfhaftlihen Seichnungscharafter haben, nämlich den der Flügel. Rumpf nebjt Schwanz, Hals und Bruft find weiß, nur die ganzen Flügel find gefärbt und nur bei einer Spezies die ganze Kopfplatte, bei einer zweiten nur ein Sledchen über der Yafenwurzel, bei der dritten ift der ganze Kopf weiß. Die farbigen Slügel find von den Schulterfedern in derfelben Herzform, aber weiß überdedt, wie wir es bei der Elfterzeichnung in umgefchrter MWeije gejehen haben. Die Entitehung diefer Form habe ich bei Ießterem Falle bereits nad)- gewiejen. Hauptjache bleibt, daß, wie aud) bet jener KHeichnung die Farben nicht in ein- ander greifen, jondern durch eine jcharfe Kinie, die Form des Herzens regelmäßig darftellend, getrennt find. Da, wo die gefärbte Kopfplatte vorhanden, gilt von ihr in Betreff der Heich- nungslinte dafjelbe, wie ih es bei der weißen Kopfplatte der Blaß- oder Pfaffentaube gejchildert habe. Die Heichnung des Fledchens über der Hafenwurzel der anderen Spezies werde ich bei einer anderen Seihhnung befprchen. Ebenfo die aus der Schwalbenzeichnung hervorgegangene Schwingenzeihnung, welche fih gleichfalls nur auf eine Subfpezies der Gemeinen Taube beihränft. Wir fommen nun zu einer, mit vorftehender fcheinbar nahe verwandten Zeichnung, nämlich der „Schild-, Dad, Dedel- oder Mantelzeichnung”. Diefe ift wiederum einer 310 größeren Anzahl Arten gemeinfhaftlih. Wir finden fie bei mehreren Spezies der Bemeinen Taube, dem Möpchen und der Pfautaube. Ob wir es bei diefer Seichnung mit Weißwerden von Federgruppen oder mit Wiedererfcheinen von Farbe zu thun haben, bleibt eine offene Frage, doch neigt meine Anficht erjterem Falle zu. Als Grund hierfür nehme ich an, daß die Meigung zur Dermehrung der weißen farbe auch bei diefer Seichnung noch fortwirkt, indent häufig bei der Nachzucht nur einfeitig gezeichnete und ganz weiße Tauben auftreten. Die Entjtehung der SHeichnung ift gleichfalls durch die blaue Farbe begründet. ur der- jenige Körpertheil, welcher bei der blauen Farbe ohne Striche allein den reinften blauen Ton annimmt, nämlich die Flügeldeken oder der Schild, ift noch gefärbt. Alles Uebrige ift weiß. Jch habe foeben gejagt, die Seichnung fei nur Scheinbar mit der vorher befchriebenen Scwalbenzeihnung verwandt. Ic begründe dies damit, daß die Schwalbenzeichnung ganz anders vartirt und niemals in die Schilözeichnung übergeht, und ebenfo unigefehrt. Ferner, daß die Ießtere leichter von weißen Schwingen ihren Anfang nimmt, daß, wenn eine Derwandtichaft beider Heihnungen beftünde, erftere fich bereits aucdy) auf andere Arten über- tragen hätte. Der wejentlichite Unterfchied zwifchen beiden Seichnungen liegt darin, daß bei der Schwalbenzeihnung die Schulterfedern weiß, bei der Schildzeihnung diefelben farbig find. In Betreff der weißen Schwingen bei diefer gilt ganz daffelbe, was von der Weiß- fhwingen-Zeichnung überhaupt gilt. Es dürfen weder mehr als zehn noch weniger als acht Schwingen weiß gefärbt fein. Die drei bis vier Daumenfedern müffen farbig fein, damit die weiße Kante der Schwingen bei gefchloffenem Flügel gededt wird. Die Schild- und Flügeßeichnungen liefern abermals einen Beweis von der NRichtigfeit meiner Theorie, der Begründung aller Heihnungen auf die blaue Farbe. Diefelben Fonmmen nicht nur in allen Brundfarben, fondern auch in allen aus der blauen Farbe herzuleitenden Swifchenfarben vor und ebenjo in allen aus der Strihbildung hergeleiteten Seichnungsformen. Bei der Schilözeihnung jewohl als der Schwalbenzeichnung und dem Flügel der Mlodenefer Elfter, fehen wir alles Das wieder erjcheinen, was überhaupt an Seihnung und Färbung auf dem Flügel einer blauen Taube vorgehen Fan: Derjchwinden der Striche; jchwarze, gelbe, rothe und weiße Striche; jchwarz- und weißgefchuppte, rothgelb und rothmelirte, gelerchte, genagelte und gehänmerte Deden. Weit verfchteden von den eben bejchriebenen Heichnungen tritt nun eine Reihe anderer auf, die meiftens auf einzelne Darietäten der Bemeinen Taube befchränft bleiben. Eine gemeinfhaftlihe Eigenfhaft befteht in der Färbung des Kopfes. Bei der weitetgehenden Form ift Kopf, Hals bis hinten an den Yaden, Bruft bis an den Bauch, gefärbt; das übrige Gefieder weiß. Bei der zweiten Form ift Kopf, Hals nur von vorn, Bruft nur bis zur Mitte gefärbt. Bei einer dritten Form ijt zu diefen heilen audy noch der Schwanz Bi. SZ farbig. Bet diefen drei Formen haben wir es unftreitig wieder mitt den Weißwerden des un- gefärbten Gefteders zu thun, denn im ugendfleide ift bei allen das Gefieder noch nicht volljtändig weiß, jondern es fit an den Federfpisen immer noch etwas Farbe vom Ton der gefärbten Theile, die nach dem erjten Federwechfel erft gänzlich verfchwindet. Auffallend ijt es, daß bei diefer Zeichnung wohl die Hauptfarben Schwarz, Roth und Gelb vorfommen, aber nicht reines Blau. Tritt diefes doch auf, was fchon an und für fich felten tft, jo ift es derfelben Modulation unterworfen wie die blaue Farbe an Hals und Bruft der ein- farbigen Taube auch, d. b. es ift graublau, grünfchillem®. Eine diefer naheftehende, inigperwandte Zeichnung bejteht in gefärbtem Kopfe, Dorder theil des Halfes bis zum Anfange der Bruft und gefärbten Schwanze. Ungeachtet der nahen Derwandtichaft mit vorhergehender Zeichnung Fonmit lettere doch fajt ausnahmslos nur in Schwarz, mitunter noch in Blau und nur äußerst felten in Roth und Gelb vor. In Schwarz findet fie fich bei der Gemeinen Taube, der Miähnentaube und bei zwei Tümmler- Darietäten; dagegen in Blau, Roth und Gelb nur bei der Bemeinen Taube. Eine andere, in einigen Punkten ganz ähnliche, aber trogdem aus diefer nicht hervor- gegangene Zeihnung tft die des „UNönncens“. Kopf, Dorderhals und Schwanz find bei derjelben gleichfalls gefärbt, dazu aber noch die Schwingen. Diefe Heichnung ift wieder nur auf die eine angeführte Tümmlerrage befchränft. Sie Fommit hauptfächlich in Schwarz vor, jelten in Roth, no) feltener in Gelb, in Blau faft nie oder doc nur fehlerhaft. Sollte die Seihnung in leßterer Farbe mit der Seit durd) forsfältige Zucht verbeffert werden, fo werden die Schwingen doch niemals blau werden, vielmehr immer graublau bleiben, weil es über- haupt Feine weiße Taube mit blauen Schwingen gibt, nody je geben wird. Die Entftehung diefer Heihnung werde ich an anderer Stelle befprechen. !Dieder eine Heichnung, dte nur einer, dent Könnchen naheftehender Tünmlerart eigen, ift die „Plattenzeihnung.” Yur der Oberkopf (Platte) mit durch den Schnabel und die Augen durchgehender Grenzlinie, auf dent Hinterkopf abjchließend, ijt mebft dem Schwanze gefärbt; das ganze übrige Gefieder ift weiß. Die Heichnung des Kopfes findet fich zwar bei der einen form der Schwalbenzeichnung wieder, beide find fich volljtändig gleih. Außerdem haben fie aber nichts miteinander gemein. Die Plattenzeihnung fommt in allen Haupt- und einigen Swifchenfarben vor. Die Taube, auf welche fie allein bejchränft ift, heißt: der „Plattentümmler” oder die „Lalotte”. Eine fehr ähnliche, ja beinahe diefelbe Zeichnung Font bei einer Darietät der Bemeinen Taube vor. Der ganze Unterfchied befteht nur darin, daß bei diefer die Seishnung nie den ganzen Dberfopf einnimmt, fondern auf die Stirn, mitunter noch den Scheitel, befchränft bleibt. Man nennt die Seihnung „Schnippe” und die Taube, welche fie ausjchlieglich trägt, „Schnippen- oder „Masfentaube*. Die Seichnung findet fih in Schwarz und Xoth häufig, höchft felten in Gelb und faft nie in Blau. Sufammengefest mit einer anderen Heihnung, nämlich der geelfterten, Fommt die Seichnung auch bei der Holländifchen oder Sädjfifchen Kropftaube vor. Mit diefer Seichnung find wir bei dem völligen Derjchwinden jediweder Farbe an dent Kopfe angelangt. Wir haben gefehen, wie die Färbung, von Bruft und Hals ausgehend, allmählich nad den Kopfe, fpäter nad der Platte und fchlieglich bis zur Nafenwurzel (Ober- jchnabelwurzel) heraufgeftiegen ift, um hier nacdträglid” auc) zu verfchwinden. ft dies gefchehen, jo bleibt nur noch der gefärbte Schwanz übrig und wir ftehen im umgekehrten Derhältniß an dem Punkte, von welchem wir ausgegangen find, der der weiße Schwanz war, Der farbige Schwanz Fonınt bei der Gemeinen Taube nur als Ausartung, dagegen bei mehreren anderen Arten als wirflihe Seichnung vor. So bei dem Möpchen, der Dfau- taube, dent Pommmerfchen Kröpfer. Bei diefer Seichnung jowohl, als audy bei der Schnippenz, Platten- und Kopf-Heichnung fcheint es, daß wir es nicht mit dent Derfchwinden von Farbe an den übrigen Körpertheilen zu thun haben, jondern mit dem Wiederauftreten von Farbe an früher weiß gewordenen Körpertheilen. Als Grund hierfür gilt mir, daß. bei Tauben mit farbigem Schwanze ftets das Beftreben beobachtet werden Fann, die Farbe nach dem Kopfe zu übertragen, ebenfo wie wir es bein weißen Schwanze gefehen haben. Ferner, daß jobald einmal farbe anı Kopfe vorhanden it, diefe viel häufiger fich ausdehnt, als fie wieder verfchwindet. Wir Fönnen deshalb die Kopfzeichnungen ebenfogut, mit der Schnippe an- fangend, als eine Sunahme der Färbung, als mit einer Abnahme derfelben erflären. Möglih, daß beide Kräfte in Thätigfeit waren und find. Sur Dollftändigkeit der Zeichnungen fehlen jest nur nocd) wenige. Um deren Ent- jtehung jedoch gleichzeitig mit ihrer Bejchreibung erklären zu Fönnen, müfjen wir uns erjt die jogenannten „Scheden” betradten. 6. Die Sdiedige oder gefdedite Zeidnung. landen Lejer mag es vielleicht wie eine Ungeheuerlichfeit Elingen, wenn ich von einer fchedigen Heihnung fpredhe, und doch liegt au Syjtem im Schedigwerden, wie wir gleich fehen werden. Alan Fann füglih vier Formen von Gefchedtjein unterfcheiden. Die erfte Form entjteht entweder durch natürlihe Ausartung einer gezeichneten Taube, wie 3. B. häufig bei der Engliihen Kropftaube, oder durh Paarung zweier verfchieden gezeichneter Tauben. Auf diefe Form paßt der Ausdrud „bunt” am beiten. Wir haben aber mit derjelben durch- aus nichts zu thun. Hauptjählih interefjirt uns die zweite Form und wir müffen uns eingehender damit befhäftigen, da fie uns den Schlüffel zur Erklärung einiger regelmäßigen Heichnungen liefert. Diefe Form bejteht darin, daß weiße Federn nach einem gewiffen Syjtem und einer gewifjen Regelmäßigfeit zwifchen den gefärbten auftreten. Auch diefes Syjtem beruht auf dem der blauen farbe innewohnenden Triebe, nur auf den Jlügeldeken reines Blau erjcheinen zu laffen, während alle übrigen Körpertheile dunkel gefärbt bleiben. So fehen wir bei diefer Art Schefen auf den Flügeldeken das meifte Weiß erfcheinen, während Kopf, Hals, Bruft, Schwingen und Schwanz mehr farbige Federn zeigen. Mlerfwürdig tft es, daß troß dem Befege der blauen Farbe, das in der fchekfigen Seichnung nocd wirft, diefe Farbe felbit am feltenften zum Dorjchein Fonmt, daß überhaupt die Schecfenzeichnung bei der Gemeinen Taube felten ift, die Seihnung vielmehr im tiefen Schwarz, Roth und Gelb mit Weiß metjtens bet anderen Arten erfcheint. Diefe find: Tümmiler, Trommler, Maltefer und Kropf- tauben. Der Umstand aljo, daß Weiß hauptjächlich auf den Slügeldecen erfcheint, hat durch Auswahl zu der fehr diffteilen Zeichnung der weißen Schilde geführt. Es findet fich diefe Sechnung bei jämmtlihen oben angeführten Arten, wenn au nur äußerft felten rein. Aber auh auf einem anderen Wege entjteht die weißfchildige Seichnung und gleichzeitig auch die gefchedte, wie ich in meiner Praris erfahren habe, Xothe und gelbe Trommel- tauben zeugten Junge mit weißen Binden. Bei der erften Maufer verfhwanden die Binden, die Flügeldeten wurden weißichedig. Bet dem zweiten Federwechfel entjtanden weiße Schilde. Bei fpäteren wurde Weiß noch mehr vorherrjchend. Diefer Fall fteht nicht vereinzelt. Es ijt eine befannte Thatfahe, daß Ichekfige Heichnungen nicht ftabil bleiben, fondern mit jedem Federwechfel variren. Es Fann dabei ebenfo gut mehr Larbe, als mehr Weiß eriheinen. Yehmen wir an, Weiß fchreitet nach und nad) von den Flügeldefen aus vor, jo führt diefer Fall zu einer weiteren Seichnung, die wir bei allen jenen Arten finden, welhe ih oben als fhedig vorfommend angeführt habe, nämlich zu der „geftorchten“ Heihnung. Am häufigften findet fich diefelbe bei den Fleinen Kröpfern und den Tümnilern. Bei lesteren hat fie zur Erzeugung des Nönnchens geführt. Das Mönnchen tft nichts anderes, als ein regelmäßig geftorchter Tünmmler, deffen Stamnwerwandte noch) heute neben ihm ertjtiren, und in deffen Eigenfhaften es ebenfo häufig wieder zurücdichlägt. Die Gemeine Taube, welhe unter dem Kamen „Storchtaube” befannt ift, habe ic) mit der Benennung „hwingentaube” bereits angeführt. Die dritte Form des Gefchedtfeins unterfcheidet fih von der vorgehenden dadurd), Prüß, Muftertauben-Bud. 40 BA EN daß nicht wie bet dtejer einzelne ganz weiße und einzelne ganz farbige Federn neben ein- ander jtehen, jondern, daß die einzelne Feder auf farbigem Grunde dunkle, gewöhnlich fhwarze Flefen, Spriser, hat. Dabei Fommt Weiß nicht vor, der Grund ift vielmehr fchmusiges Hellgrau oder Gelb. Diefe Form von fchedig findet fich bei der Römertaube, denı Berber (Indianer), dem Fleinen Mlaltefer, dem Tümtmler, felten bei der Gemeinen Taube. Eine jvmmetrifhe Seihnung Fann aus diefer Form nicht abgeleitet werden. Ebenjo wenig aus der vierten Form, die eigentlich die beiden erjteren in fich vereinigt. Yeben den fhwarzen Sprißen auf grauem oder gelbem Grunde erfcheint auch noh Weiß fowohl in ganzen Federn, als au als Slefen auf der einzelnen Feder in Gemeinfchaft mit anderen Farben. Diefe Korn ijt ausjhlieglih den Tümmlern eigen und findet fich in höchiter Dollfommenheit bei den Almonds. Dbwohl nicht zu den Scheden gehörend, Fönnen wir eine Färbung hier noch füglich beiprechen, nämlich die „Sschimmelige”. Diefe ift eine Ausartung der blauen Farbe und deren nächitftehenden Unterfarben, wie Noth- und Gelbfahl. Sie bejteht darin, daß die äußerften Federgrannen des größten Cheils des Gefteders weiß werden, wodurch daffelbe wie verfchimmelt oder fhimmlig ausfieht. Diefe Färbung Fann nicht grade als jhön be- trachtet werden, doch findet auch fie ihre Derehrer. Wlan trifft fie häufig bei der Koden- taube, den Tümmlern, Seltener beit Mövchen und der Bemeinen Taube. Hiermit ift nun die ganze Reihe der Heichnungen, bei welchen Weiß den Ausichlag gibt, erichöpft. Bis jest war es immer Weiß in Derbindung mit einer Farbe, welche zufanınıen die Heichnung bildeten, Außer Blau und Schwarz, wie es dte blaue Färbung aufweiit, haben wir nie zwei andere Farben eine Heichnung bilden jehen. Wir Fonmen nun zu foldhen, wo es der Fall ift. Die Art diefer Heihnungen ift indeffen eine von den vorgehenden völlig verjchiedene. Bei diefen haben wir die gefärbten Federn, fowohl bei Weiß, als bei der Farbe felbft, vollftändig, fammt dem Flaunt, bis zur Wurzel gefärbt gefunden. Bei den Fommtenden Hechnungen finden wir nur die Äußeren Federgrannen gefärbt, während der Slaum der Feder grau bleibt, da fänmmtliche hierher gehörende Seihnungen nur roth oder gelb, auf jhwarzem oder blauem Grunde vorfommen. In diefer Hinficht ftehen diefelben den zuerft befchriebenen Heihhnungen, wobei Weiß noch nicht aufgetreten ift, näher, und in der That find fie auch, als von diefen ausgehend, zu erklären. Ich habe jchon bei der blauen Farbe darauf aufmerffam gemadht, daß Schwarz willig in Roth, Schwarze Striche in rothe übergehen. Da aber auh jhwarze Striche die Heigung haben, jih auf den Flügeldefen auszubreiten, fo unterliegen auch rothe Striche diefem Gefete. Ferner haben wir erfahren, daß, je metallifch glänzender die jchwarze Farbe ift, um fo häufiger verwandelt fie fi) in Roth. Lach diefen Befesen ift eine Taube entjtanden, weldhe auf blaufhwarzen, metalliih glänzenden Rumpfe Fupferrothe Flügel- defen trägt. Eine folhe Seichnung findet fih unter den Gemeinen Tauben bei den Schnippen oder Weißfhwänzen und der Nfodenefer Taube. Gleih wie aber Weiß, wenn einmal erjchienen, fich gerne weiter ausdehnt, jo aud) Roth. Das auf den Federgrannen der Flügel aufgetretene Roth greift um fich und be- mächtigt fi) aller übrigen Körpertheile, nur an den äußerften Enden der Ertremitäten wird es aufgehalten. An Kopf, Schwanzende und Flügelipitsen bleibt nocdy etwas von der ihwarzen Farbe zurüd. Wir haben die Seichnung des „Brandertünmlers“, Derjchwindet auch diefer lebte Kejt von Schwarz, jo find wir zu einer Färbung der Gemeinen Taube, nämlich der „Feuertaube” gelangt. Kupferflügeliger Weißichwanz, Feuertaube und Brandertümmler haben ein und denfelben Entwillungssang durchlaufen. Jede diefer Arten, fobald fie dahin ausartet, daß fie von ihrem rothen Küjtre verliert, neigt dahin, wieder graufchwarz zu werden. Hoch eine auf denfelben Prinzipien beruhende Heichnung wird gebildet durch Entitehen von jtarfem metalliihen Glanz auf dent ganzen Gefteder, ebenfo wie bei den Dorftehenden. Aber nicht auf den Flügeldeken erjcheint die rothe Färbung, fondern der Metallfchiller des - Balfes und der Bruft nehmen die vothe Färbung an, welche fich bis über den Kopf und den Bauch ergießt. Es ift dies die Heichnung der „Gimpeltaube” und auf diefe allein befchränft. Alle unter diefer Rubrik bejchriebenen SHeichnungen oder LFärbungen, obwohl zum größten Theil der Gemeinen Taube zujtehend, weichen doch bedeutend ab von den ge- wöhnlid auftretenden Gejesen der blauen Farbe. Der Uniftand, dag die Entftehung jener enge mit dem gleichzeitigen Erfcheinen von bedeutenden Mtetallglanz verbunden ift, erinnert vielmehr an eine Erjheinung der tropiichen Tauben, bei welchen die Färbung ebenfalls innig mit dem metallifhen Blanze zufammenhängt. Hiermit find nun alle Formen der Seichnungen und Färbungen der Hauptfahe nad) beiprohen. Es mögen wohl hin und wieder nody andere vorfommen, die, foweit fie unter geordneter Matur find, oder zu den jhon erwähnten Sufallszeihnungen gehören, bei den vorangegangenen Spezialbefchreibungen der einzelnen Arten der Haustaube aufgeführt find. 40" Der Körperbau der Taube. 1. Das Skelett. Die Tauben zeigen, nadıy Dr. Hartwig, dem Derfaffer diefes Abjchnittes des lluftr. Nujtertauben- Buchs, in mehreren Bildungsverhältnifjen, zumal in der Form des Brujtbeins, der Furfuln, des Dorderarns, des Bedens, des Magens, der Luftröhre ıc. eine nicht geringe Aehnlichfeit mit der Familie der Hühner, anderfeits aber weichen fie auch in vielen Punkten garız merfli von jener Gruppe ab. jn der mifrosfopifhen Tertur und in der chemifchen Hufanmenfesung find die Knochen denen der Säugethiere im. Wefentlichen gleih, aber in der Struktur findet fich bei ihnen die auffallende Derfchiedenheit, daß die Hnochen der er- wachienen Taube Fein Marf enthalten, mit Ausnahme der peripherifhen Knochen, nament- lich der des Fußes. Was das Knochengerüft betrifft, jo zeichnet fi) dte poröje Hirnfchale durch Breite und MWölbung des vorderen Stirntheils ganz befonders und namentlid) aud vor der aller Hühner aus; wie denn überhaupt grade das Kopfgerüft, wenn man die Schnabel- partie der Kiefer ausnimmt, Feineswegs huhnförmig tft. in die Knochen des Kopfes dringt die Kuft theils durch die Hafenhöhlen, theils dur die Euftah’ihen Röhren ein, in die Knochen des Rumpfes und der Gliedmaßen gelangt fie aus den der Klaffe der Dögel genthümlichen Kuftfäcen, die mit den Lungen in unmittelbarer Derbindung ftehen und in. der Bruft- und Baudhöhle jih ausbreiten. Im SEelette der verfchiedenen Taubenragen weicht die Entwidelung der Gefichts- fnochen in Länge, Breite und Krümmung außerordentlih ab. Die Form jowohl als die Breite und Länge des Unterfieferaftes ändern in fehr merfwürdiger Weife. Die Zahl der Heiligenbein- und Schwanzwirbel und der Rippen, die verhältnigmäßige Breite der lesteren und Anwefenheit ihrer Querfortfäße variiren ebenfalls. Sehr veränderlih find ferner die ee und Form der Süden im Brufibein, fowie der Ocffnungswinfel und die relative vöße der zwei Schenfel des Gabelbeins. Die verhältnigmäßige Weite der Mtundfpalte, n verhältnigmäßige Länge der Augenlider, der äußeren Nafenlöher und der Junge, welche fih nicht immer nah der des Schnabels richtet, die Größe des Kropfes und des oberen Theils der Speiferöhre, die Entwicelung oder Derfümmerung der Deldrüfe, die Zahl der erjten Schwung- und der Schwanzfedern, die relative Känge von Flügen und Schwanz gegen einander und gegen die des Körpers, die des Beines und des Fußes, die Hahl der Horn- ihuppen in der ae die Entwidelung von Haut zwifchen den Sehen, dies Alles jind abänderungsfähige Punkte im Körperbau der Tauben. A ee ee nn nn a) Knochen des Kopfes. Der Kopf wird in den Schädel- und Gefichtstheil eingetheilt. Die Hahl der Schädel- fnochen, jo lange jte noch trennbar find, ift 9, nämlih 2 Stirnbeine, 2 Scheitelbeine, 2 Schläfenbeine, \ Binterhauptsbein, I Keilbein und ı Siebbein. Die Schädel- Fnochen verwachjen jehr früh, daher fehlt amı Hirnfchädel der erwachienen Taube in der Regel jede Haht. Der Schädel tft rund, breit, eig, dreieig oder platt; der Scheitel flach, hoch, gewölbt, die Stirn breit, flah, hoch, teil, überhängend; PDorxderfopf und Schnabel heigen Gejiht. Die Gefichtslänge wird vom Centrum des Auges bis zur Schnabeljpise gemefjen und die Taube heißt darnach Furz> oder langfchnabelig ıc. An dem Hinterhauptsbeine, Os occipitis s. occipitale, welches die formt einer flahen Niuichel zeist und aus 4 Theilen befteht, dem Körper, den beiden Seitentheilen und der Schuppe, ift nur ein HKnopffortfas vorhanden, welche daher in der Mittellinie unter dem großen Hinterhauptsloche liegt, aber durch einen Schwachen Eindruf eine Andeutung zur Theilung in zwei feitlihe Hälften gibt. An der untern Fläche des Keilbeinförpers, Corpus ossis sphenoides, weldyer dreiedig und vorn fpis ift, Fommen 2 feitliche Gelenkflähen vor, mit welchen die beiden Slügelbeine artikuliven. An der Uebergangsjtelle in die Spise des Keilbeinförpers münden dte beiden Euftah'ihen Trompeten gemeinfchaftlih und die Spite felbft trägt zur Bildung der Schädelhöhle nicht mehr bei, jondern fie trägt die fenfrechte Platte des Siebbeins, welche die beiden Augenhöhlen trennt. Der Keilbeinförper bildet den Haupttheil der Schädelbafis und jtellt einen ziemlich plattgedrücten Knochen dar mit oberer und unterer Fläche. Sein hinterer Rand ift grade, fein vorderer läuft in den Keilbeinfchnabel aus. Diefer ift ein ichlanfer, jeitlih Fomprimirter Fortfaß, deffen. vorderes zugeipißtes Ende über die Schnabel- wurzel hinaus in das Cavum narium hineinragt. Er ift mäßig lang und faft ganz grade. Die Scheitelbeine, Ossa parietalia, bilden das hintere Schädeldah und bededen die hintere Partie vom großen Gehirn und zum Theil auch des Fleinen. Sie find nicht fchr groß, leicht gewölbt, und zwar nady außen Fonver, und haben im Umwiß die Form eines Diereds, deijen vier Ränder und vier Winkel diefelben Kamen führen wie beim Menfchen. Die ver- fchiedenen Ragefhädel weifen nicht unerhebliche Differenzen hinfichtlich der Neigung der Ossa parietalia zur Shädelbafis auf. Eine ziemlich fteile Stellung zu derfelben nehmen fie bei dem Berber (Indianer), dem Aesyptifhen und Chinefifhen Miöpchen, dem Iangjchnabeligen Tümmler und der Sachtaube ein, während jie bedeutend jchräg gegen diefelben abfallen bei *, Dergleihe: Unterfuhungen über den Schädelban domefticirter Tauben. Don 8. Carl m Pirna, Die Stirnbeine, Ossa frontalia, find, abgejehen von dent bei einigen Ragen größeren Hwifchenfiefer, die größten Knochen des Hirnjhädels; fie bilden den oberen Rand der Augen- höhle. Die vereinigten Stirnbeine erjcheinen als ein langgeftredter, nah) Außen Fonverer Knochen, der den größten Theil der obern Schädeldece bildet. Er jtrect ji von vorn bis zur Schnabelwurzel, wo er fi auf die breite obere Platte des Siebbeins legt und mit den Hafenbeinen, fowie den auffteigenden Aeften des SZwifchenfiefers in Derbindung fteht. Bei den verfchiedenen Taubenragen finden fih, nach den ausführlichen Unterfuhungen Carl’s, beträchtlihe Schwanfungen in der Größe der Stirnbeine. Auffallend breit int Dergleich mit den übrigen Dimenfionen find fie bei dent Berber, dem Aegyptifhen und Chinefifchen Atövchen, während fie verhältnigmäßig fchmal bei dem Brünner Kröpfer, der Englischen Botentaube, dem langjchnabeligen Tünmiler und der Kachtaube find. Die Stirnbeine der Gimpeltaube zeigen eine fehr bedeutende Einfchnürung der Pars nasalis, wie fie fich bei Feiner anderen Taubenrage vorfindet. Auch der Abfall, die Meigung des Stirnbeins nad) der Schnabelwurzel hin, ijt bei den verjchtedenen Ragen verjchieden. Während der Abfall bei der Berbertaube, fowie dent Aegyptifchen und Chinefifhen Mlöpchen zienlich fteil ift, nimmt man mehr eine Bleichlegung des Stienbeins mit der Schnabelwurzel bei der Brief- taube, der Pfautaube und dem langjchnabeligen Tümmler wahr. Die Shläfenbeine, Ossa temporum, verfhmeßen fchon frühzeitig mit ihren Kachbar- fnochen. jedes derjelben zerfällt in eine Schläfenfchuppe und ein Felfenbein, welches Tettere in der Schädelhöhle verfteckt liegt und von anderen Knochen bededt ift. Der Schuppentheil s Scläfenbeins enthält die Gelenfgrube für das Quadratbein (ftatt des Gelenffortfages s Unterfiefers) und hat einen mehr oder weniger jtarfen Jochfortfas. Die Schläfen- ihuppe bleibt längere Seit hindurch ein einzelner Knochen, welcher fich mit anderen Knochen durch Yrähte verbindet. DEE no no Die FSlügelbeine, Ossa pterygoidea s. omoidea, jind zwei freie, jchmale, Furze, jtabförmige Knochen, welde mit dem hinteren Ende am Quadratbein, mit dem vorderen anı Gaumenbein eingelenft jmd. jedes Ende trägt eine nicht ausgehöhlte, fondern mehr fächerartige Facette. Das Rieh- oder Siebbein, Os ethmoides s. ethmoideum, liegt zwifchen Schädel und HKnocengerüft, den Sufammenhang beider vermittelnd; es dient dem Kieferapparate zur Stüße und trägt zur Bildung der Augenhöhlen bei. Das Siebbein erfcheint als ein jhmaler Knohen und ift jehr ausgebildet, namentlich find die horizontalen Platten groß; je liegen zwifchen den Stirn-, Uafenbeinen und den Hafenfortfäsen des Swifchenkieferbeins mit den Stirnbeinen in einer Ebene, daher find fie von oben frei; jtatt der Siebplatte ift nur ein Kanal zun Durchtritt des Riechnervens vorhanden. 319 Das Dberfieferbein, Maxilla s. Os maxillare (superius), bejteht aus fleinen Knochen, die befonders an den Seiten den Boden der Nafenlöcher bilden. Der Dberfiefer bildet den hinteren Theil des unteren Kieferrandes des Dberjchnabels, und zwar fo, daß er fich hauptfählih nah innen ausdehnt und erjt wahrgenommen wird, wenn man den Dberfchnabel von unten betrachtet. Beträchtlicher als die Oberfieferbeine ift das unpaare HSmwifchenfieferbein, Os intermaxillare, von deffen vorderen Theile zwei ftarfe Baumenfortfäse und zwei dünnere Nafenfortfäße, die zwifchen beiden Hafenbeinen liegen, abgehen. Diefer Knochen ift der größte amı Dberfchnabel und beftimmt auch feine Form. Seine Derfhmelzung mit den anderen Gefichtsfnochen erfolgt verhältnigmäßis fjpät, meift erjt dann, wenn die an der Bafis gelegenen Schädelfnochen Schon verwachlen find. Die Mafenbeine, Ossa nasalia, find fast größer als die Oberfieferbeine, längliche, ihmale Knochen, jie verbinden fich vorn mit den Hafenfortfäsen des Swilchenfieferbeins und den Oberfieferbeinen, hinten mit dem horizontalen Theile des Siebbeins und den Thrä- nenbeinen und jind durch die Nafenfortfäse des Zwilchenfieferbeines in der Mittellinie von einander getrennt. Die Thränenbeine, Ossa lacrymalia, liegen anı vorderen und äußeren Rande der Augenhöhlen, zu deren Bildung fie beitragen, und Frümmeen fi etwas nad) außen und unten. Es find nicht unbedeutende, ftets mit einem Loch verfehene Knochen, die mit dem Stirnbein in jehnigen oder Fnöchernem Zufanmmenhange ftehen, fie bilden jedoch Feinen oberen lancellenartigen, die Stirn verbreiternden Dorfprung. Der Johbogen, Arcus zygomaticus, ift ein langes, dünnes, elaftifches Hnochen- ftäbhen, welches die Derbindung zwifchen Dberkfiefer und Quadratbein herftellt. ach den Wahrnehmungen 8. Carl’s feßt es fich bei den Tauben aus drei Stüden zufammen. Die Beftalt und Richtung des Jochbogens ift walenförmig und verläuft, etwas nad außen gerichtet, grade nach hinten. Die Baumenbeine, Ossa palatina, find beträchtlihe Knodhen, die nach dem harten Baumen zu mehr oder weniger ausgehöhlt und vorn von einander getrennt find. Sie bilden den größeren Theil des harten Baumens, unfchliegen die hinteren Nafenöffnungen und ver- binden fih vorn mit den DOberfiefer-, hinten mit den $lügelbeinen, Ossa pterygoidea s. omidea. Es find dies zwei an der unteren Fläche des Keilbeinförpers liegende freie, Schmale, Furze, ftabförmige Knochen, welche mit dem hinteren Ende amı Quadratbein, mit dem vorderen am Gaumenbein eingelenkt find. Jedes Ende trägt eine GBelenkfläche, Sacette, die bei den Tauben nicht ausgehöhlt, fondern mehr flächen- artig erjcheint. Auch in der Mlitte findet fich eine ovale Facette, die dur eine Sehne mit den an der Bafis des Keilbeinfchnabels entipringenden Slügelfortfägen in Derbindung fteht. Das Pflugiharbein, Os vomeris, ift wie gewöhnlidy in ausgewachfenen Tauben- ihädel ein unpaarer, fehr Eleiner Knochen und liegt in der Mittellinie zwijchen den beiden Baumenbeinen, denn Swijchen- und Oberfiefer, ohne jedoch mit ihnen zu verfhmeßen. Es hat die Geftalt eines dünnen Stäbcdhens. Das Quadratbein, Os quadratum, entfpricht dent Gelenffortfaße des Unterfiefers bei den Säugethieren; es jtellt einen Furzen, gedrungenen Knochen dar, welcher die Derbindung des Unterfiefers wie des Dberfieferapparates mit dem Schädel herftellt. Es ift bei den Tauben vor der äußeren Ohröffnung in zwei Gelenfgruben der Schläfenfchuppe eingelenft. Das Quadratbein ift platt gedrückt und von unregelmäßig viereckiger form. Die eine Fläche deffelben jchaut nad) vorn und innen, die andere nach hinten und außen. Es artifulirt oben mit dem Schläfenbein durch den Schläfenfortfaß, deifen Gelenkfflähe in zwei durd einen Einschnitt getrennte a: getheilt ift. Nach innen fendet es einen Fortiaß, der, vor den Flügeln des Keilbeins liegend, in die Augenhöhlen hineinragt. Er dient zum Anfas von Mlusfeln und In daher wohl auch Mlusfelfortfab genannt. Diefer Mtusfel- oder Augenhöhlenfortfas ift ein ziemlich breiter, blattförmiger, dreiediger Knochenftab. Mach unten endlich geht ein dritter Fortjat ab, der untere Gelenkfortfas für den Unterfiefer, der fi wieder in verfchiedene andere theilt, und zwar geht nach außen ein Furzer Höcer, der an feinen Ende mit einer Fleinen runden Pfanne zur Aufnahme des Jochbogens verfehen ift; nach unten bildet er die Gelenfflähe für den Unterkiefer, an welche fi) zwei durch eine feihte Grube gefonderte, neben einander liegende Gelenfflähen wahrnehmen laffen; nad) innen treibt er einen Fleinen Knochenvorjprung, der die Anfasfläche des Slügelbeins bildet. — Das Quadratbein ift nicht folid, fondern ebenfalls pneumatisch. Der Unterfiefer, Os maxillare inferius, ift von V-förmiger Geftalt und bejteht bei der erwachlenen Taube aus einem Stück, ift aber urfprünglich wie bei den Amphibien, aus ı1 Stüden zufanmengefeßt, die aber jo frühzeitig verwachfen, daß felbjt bei der jungen Taube eine Trennung in alle einzelnen Theile meift nicht mehr gelingt. b) KHnodhen des Rumpfes. Es find dies die Knochen der Wirbelfäule, die Rippen, das Bruftbein und das Beden. Die Wirbelfäule ift dadurch ausgezeichnet, daß ihr vorderer Theil lang und leicht beweglih, der hintere Furz und in feinen Theilen unbeweglih if, mit Ausnahme des Schwanzes, deffen Wirbel wieder leicht beweglich find. Halswirbel hat die Taube 12, mit Ausnahme der Columba coronata, welche deren 15 hat. Der erjte Halswirbel (Atlas) ift der Fleinfte, denn er ift nur ein niedriger Ring mit einfacher Gelenfhöhle für den einfachen Hnopffortfats des Hinterhauptbeins. Die Lithogr. u. Druck v. J. F. RicCHTEr, Hamburg. SCHILDIGE PFAUTAUBEN.(, Sib- und Schan- beine, die in der nah innen nicht gefchloffenen Gelenfpfanne zufammenitoßen. Das Darm- oder Hüftbein ift die größte Abtheilug; es reicht nah) vorn bis über die lebte Rippe hinaus und bedeckt fie, verbindet fih an feinem nnenrande vorn mit den Dornfortfäsen und dent gleichnamigen Rande des andern Darmbens (eine Brücde bildend), und ift in feiner vordern Hälfte oben feicht, in feiner hintern Hälfte unten tief ausgehöhlt. *) Ber der Krontaube jind jte jo gefchlofjen und überdeckt, wie gewöhnlich bei Hühnern. [o} [86] ol Das Sitbein tft Fürzer, aber breiter als das Darmıbein; es enthält hinter der Gelenf- pfanne ftatt des Sitbeinausfchnittes (Incisura ischiadica) ein großes ovales Loc, welches nur vorn von dent Darmbeine begrenzt wird und den Hüftnerven zum Durchtritt dient. Das Shambein tft ein dünner, fchmaler, vippenartiger Knochen, welcher mit dent untern Rande des Sitsbeines parallel läuft. ec) Knohen der Gliedmaßen. ie Knochen der Dorderglieder zeigen eine auffallend huhnartige Bildung in der be- tu deutenden Krümmung der Ellenbogenröhre, welche dadurch weit von Radius entfernt wird. Aber der Handtheil der Flügel ift länger als der Dorderam, und diefer länger als der Dberarnı, was niemals bei echten Ballinaceen der Fall zu fein fcheint. Auch fehlen die Krallen des Slügeldaumens. Die Hinterglieder der Tauben find freilich denen der Hühner- familie in Feiner Hinfiht unähnlih, übrigens aber durch nichts ausgezeichnet. Der Lauf- fnochen, Os metatarsi, hat nur bei der Kronentaube die Länge des Dberjchenkelfnochens, bei andern ift er mehr oder weniger Fürzer. Die fleinen fonjt jo häufigen Vebenfnochen, welche den Hühnern fehlen, als das Röhrenbeincdhen (Siphonium), das Metagnathium (ein einfaches oder doppeltes in den hintern, von Jochbogen zum Unterkiefer gehenden Bande bei allen Pafferinen und vielen anderen Vögeln befindlihes Knöhelhen) das Hebenfchulterblatt, die Armpatelle (welche zumal alle Pafferinen in der Schne des langen Armiftreders haben), das Epicarpium, das Hypocarpium (an welches jid) die erjte Armfchwinge bei allen Singvögeln anlegt) und andere, werden auch bei den Tauben durchgängig vermißt. Das Schultergerüft für den Flügel befteht aus dem Schulterblatte, dem Schlüffel- beine und dem Gabelfnocden. Das Schulterblatt it ein langer, jchmualer, fäbelförmig gebogener Knochen, welcher an der Rüdenfeite quer auf den Rippen liegt und vorn mit dem Schlüffelbeine und dent Babelfnohen durch Faferfnorpel verbunden ift. Im Gemeinfchaft mit dem Schlüffelbeine bildet das Schulterblatt die Gelenfgrube für den Oberarm. Das Schlüfjelbein oder das Hafenfhlüffelbein (Clavicula s. Os coracvideum) tjt der jtärfite Knochen des Schultergerüftes; es fteigt fchräg von oben und außen (vom Sculterblatte) nach) unten und innen zum Bruftbein herab, ift hier amı breiteften und ihwadh beweglich verbunden. Die Gabelfnohen oder das zweite Schlüffelbein (Furcula) ift ein Vförmiger, unpaariger Knochen, welcher an feinem unteren einfachen Ende durch ein Band mit der 41" Spite des Bruftbeinfieles und durch feine beiden oberen Enden mit den beiden Schulter- gerüften verbunden it. Der Flügel befteht aus dem Dberamı, Porderarm, der Handwurzel, Mlittelhand und den Fingern. Das DOberarmbein (Os humeri) hat ftatt des runden Belenffopfes eine längliche, wenig abgejeste Gelenfflähe, es ift am obern Ende am ftärkjten, mit Hnochenleiften, zur Musfelanheftung, und mit einem großen Kuftloche verfehen, das untere Ende dem der Säugethiere ähnlich. Der Dorderarm befteht aus der dünnen Speiche und dem dickeren Ellenbogenbeine, welches oben (hinten) einen Furzen Ellenbogenhöder (Olecranon) hat. Die Handwurzel befteht aus zwei Knochen, der vordere (Os carpi ulnare) liegt in der Biegung zwiihen dent Ellenbogenbeine und der Mittelhand. Die Miittelhand befteht aus zwei, oben und unten verwachfenen, im der Mlütte ge- trennten Knochen; der größere liegt vorn und hat oben einen Höcer für den Daumen; der fleinere liegt hinter jenem. Die Dögel haben die Anlage zu drei Fingern, der Daumen fist am vorderen Flügelbuge und bejteht bet der Taube aus einen Gliede,; der Mittelfinger ift der längjte und ftärfjte, er ift an beide Mittelhandfnochen befeftigt und befteht aus zwei Sliedern, wovon das erjte breit, das zweite fpit zulaufend ift. Der dritte Finger bejteht mr aus einem Gliede und liegt unter den dünnen Mittelhandfnochen, dicht an dem Mlittelfinger. Die Hinterertremität bejteht aus dem Oberfchenfel mit der Kntefcheibe, dem Unter- ichenfel, dem Mittelfuß und den Sehen. Dber- und Unterfchenfel haben die meifte Achnlichfeit mit den gleichen Theilen der Säugethiere; der Unterfchenkel bejteht aus dem ftarfen Unterjchenfelbeine (Tibia), welches mit dem großen Mittelfußfnohen artifulirt, und dem nach unten dünn auslaufenden WDadenbeine (Fibula). Der Mittelfuß bejteht aus dem sroßgen und Fleinen Mlittelfußfnochen, der große jpaltet fih unten in drei Fortfäße, zur Artifulation mit den drei größeren Sehen, auch hat er am Mlittelftü vorn und hinten eine Längsfurhe zur Aufnahme der Stred- und Beuge- jehnen. Der fleine Müttelfußfnochen liegt am untern Ende und innern Rande des großen und ift nur für die innerfte Sehe beftinmf. Don den vier Sehen bejteht die innerjte aus 2 Gliedern, die zweite aus 5, die dritte (längjte) aus 4 und die vierte (äußere) aus 5 Öliedern. Das Endglied an jeder Sehe ift rund und trägt die Kralle. Pr BE a een ds 5 O1 [66} [ö)1 2. Die Muskeln. Die Tertur der Muskeln ift von der bei den Mtusfeln der Säugethiere nicht verjchieden, aber die langen Sehnen der Beine und auch einzelne Sehnen an den Flügeln find mehr oder weniger verfnöhert. Im Allgemeinen ift wenig locderen Sellitoffes zwifchen den einzelnen Musfeln, daher liegen fie dichter aneinander. In der Mtusfulatur der Tauben it manche Huhnähnlichfeit begründet. Wie bei Hühnern, zeichnen fich auch hier die Ntusfehr, welhe die Dorderglieder im Ganzen und in ihren heilen bewegen, zumal aud) die am Dorderarm liegenden großen Theile durch enorme Stärke ihrer Bäuche und Kürze ihrer Sehnen aus, was im Derein mit den fchon bezeichneten Fnochengerüftlichen Eigenthümlichkeiten die Tauben zum Fräftigen und ausdauernden Fluge befähigt, in welchen jie nur von wenigen Dogelfippen erreicht und übertroffen werden. Der von M. biceps brachii zur großen Klug- hautjehne gehende NTusfel (M. communicans patagii N.) ift auch hier vorhanden und jehr breit und ftarf. Den jchlanfen Schenfelmusfel (M. femoris gracilis Tidennema), welcher jo vielen Dögeln fehlt, haben die Tauben ebenfalls mit den Hühnern gemein, doch ijt er bier fehr fhwad. Die Musfen der Tauben bejtehen in: 1) Hautmusfeln, 2) Muskeln des Kiefer- apparates*), 5) Muskeln des HSungenbeins, der Zunge, des oberen Kehlfopfes und der Kuftröhre, 4) Musfeln der Augen, 5) Muskeln des Kopfes, 6) Muskeln des Haljes und Rüdens, 7) Muskeln des Schwanzes und Afters, 3) Muskeln der Rippen und des Bauches, 9) Muskeln der Flügel: a) der Schulter und des Dberamms, b) des Dorderarnis, der Flug- häute und des übrigen Flügels, 10) Niusfeln der Beine: a) amı Beden und Oberfchenfel, b) am Unterfchenfel, ce) anı Müttelfuße. o 3. Die Eingeweide. 1. Die Derdauungs-Eingeweide. Statt der mit Hähnen verjehenen beiden Kiefer der meiften Säugethiere (Wirbelthiere) ilt der Dber> und Unterfchnabel der Tauben nur mit hornigen Scheiden überzogen, und diefe richten fi) im Hinblid auf ihre Form ganz nad den Knochen; die zwifchen der Hornfheide und den Knochen liegende gefäßreiche Kederhaut jondert das Horn ab, wie in allen anderen Körpertheilen, wo Hornbildung vorfommt, und das durch Abnußung ver- minderte Horn wird von hier aus wieder ergänzt. Der hornige Schnabel ift (wie überhaupt bei den Förnerfreffenden Dögeln) hart, die Ränder find etwas fcharf, aber eben. Er it entweder jpindelförmig — Spindelihnabel — und ungleihhälftis, d. h. der Oberkiefer ftärfer GSejthts- und Sippenmusfeln haben dte Dögel nicht. und etwas länger als der Unterkiefer, wie bei den Feld- und Jarbentauben, oder gleihhälftig und michr oder weniger Fegelförmig — Finfeljhnabel — bet den meijten Furz- fchnabeligen Ragen, oder cylindriihh — Büchjenfchnabel — bei den Larriers. Wegen des Schlens des Kauens ijt audy die Speichelabfonderung jehr bejchränft, und es Fonmmen weniger Speicheldrüfen, die überdies noch int Derhältnig Flein find, vor. Die jehr jchmale, gedrüdte Zunge hat meift die Form des Unterjchnabels, zwijchen deffen beiden Aejten fie liegt. Sie ift vorn fpisig und mit hornigem Epitheleum überzogen, mit einfpringendent, fein gezähnten Hinterrande, hinten pfeilförmig und mit weicher Schleim- haut verfehen; außer den beiden feitlihen Pfeilfpisen hat fie in der Mitte noch Fleine, nach hinten gerichtete Dapillen. Das Hungenbein bildet die Grundlage der Zunge. Es befteht aus den vier Stüden: 1. Aus dem Körper oder der Bafts; es ift ein länglicher Knochen, unten mit einem Kiel, vorn mit einer Gelenfflähe verfehen; hinter der Mitte ift er amı breiteften und hat zwei jeitliche Gelentflähen zur Derbindung mit den Hörnern, und hinten geht er in einen jpißigen Fortfag aus, weldher gewöhnlih zur Unterftüsung des oberen Kehlfopfes dient. 2. Der Hungenfnochen (Os linguale s. Os entoglossum) liegt vor dent Körper, mit deffen vorderer Gelenfflähe er eingelenkt iftz er gibt der SJunge hauptfählich die Geftalt, indem er in der Nüttellinte von den Muskeln und der Haut verdeckt wird. 5. und 4. Das linfe und rechte Hom oder die großen Hungenbeinäfte, an den Seiten des Körpers eingelenft, jind lang und erreichen immer das Hinterhaupt; ihre hinteren jpitig zulaufenden Enden jind fnorpelig. Der Hungenkfern bejteht nur aus Unorpelfubitanz; der hintere unpaare Stiel des Hungenbeins ift ein eigenes bewegliches Stüd. Der Baunten hat [hwahe Querwülfte, die mit Wärschen befest find, er hat nad) hinten in der Mittellinie eine Längenfpalte, welche durch das Pflusjharbein halbirt ift und wodurch die beiden hinteren Hafenöffnungen oder Choanen gebildet find. Die Gaumen fläche ift wie gewöhnlich hinten duch eine gezähnte Keifte begrenst. Der Schlund fängt mit feiner vorderen Wand am oberen Kehlfopfe, mit der hinteren an der Grundfläche des Hirnfhädels an. Er ift jchr weit, Iiegt theils über, theils neben der Luftröhre an der rechten Seite und befteht aus der Mlusfel- und Schleimhaut, jedoch hat die erjtere äußerlih HSirkelfafern und nah innen Kängenfafern. Unmittelbar vor dem Eintritt in die Brufthöhle bildet der Schlund den Kropf (Prolobus s. Ingluvies). Er bejteht aus zwei jeitlihen ovalen Erweiterungen, deffen Wände zur Brutzeit fih verdiden und neßartige Falten und Hellen auf der inneren Oberfläche befonmen, um unter erhöhter Thätigfeit der erweiterten Blutgefäße einen mildhartigen Stoff abzufondern, womit die Jungen anfänglih allein, nachher zugleih mit anderer in den Kropf aufgenonmnener Nahrung von beiden Eltern gefüttert werden. Der nächte Tuben des fes Dejteht darin, daß die verfchluckten Sämtereien durch die von ihm abgefonderte ae und auch wohl durch das aufgenonmnene Getränf erweicht, aufgequellt und fo zur Derdauung vorbereitet werden. Aus ihm gelangen fie nun nach und nach durch den zwifchen beiden Zungen fortlaufenden Theil des Schlundes unmittelbar in den Dormagen. Er ift länglich, fehr drüfenreich, ohne deutlihe Juga. Diefe Drüfen ftehen gürtelförmie. Der eigentlihe oder Musfelmagen (Ventriculus), ohne henfelartige Köfung der jeitlihen Sehnenfhichten, liegt hinter dem Dormagen, auf dem Bruftbeine und dem Darnı- Fanal, und wird oben von der Leber bededt. Er ift von den Seiten etwas platt und befteht außer denı Bauchfellüberzuge aus zwei feitlichen, dicken, vothen WNTusfeln (m. m. laterales), dte am oberen und unteren Rande durch zwei ftarfe Schnen verbunden find; amı vorderen und hinteren Ende liegen zwei dtnnere Mlusfeln (m. m. intermedii), und die enge Höhle wird von einer Schleimhaut, die an den Seiten ein dickes, horniges Epithelium mit zwei Wuljten hat, ausgefleidet. Diefes die Epitheliun tft mit der dünnen Schleimhaut durch viele fadenförmige Fortläschen verbunden. Am vorderen Ende und oberen Rande mündet der Dormagen in eine dünnere, fadartige Erweiterung, und dicht daneben nach rechts entjpringt aus derfelben der Hwölffingerdarn; das hintere Ende ift ein Blindfad. Im diefenn Magen werden die Nahrungsmittel durch die Kraft der diefen Seitenmusfeln zer- quetfcht, wozu die abjichtlih verfhlucdten Steinchen, der enge Raum und die vorragenden ne des hornigen Epitheliums fehr förderlih find. Die beiden an den Enden liegenden dünneren Mlusfeln verfürzen den Magen und befördern die zerquetfchten MTahrungs- ad in den Hwölffingerdarm. Der Darmfanal ift etwa 6—8 Mal jo lang als der Rumpf. Er bejteht aus dem Dünn- und Didarme und ift aus drei Häuten zufanmengefeßt, jedoch find an der Miuskel- haut die Sirkelfafern die Äußeren, die Sängenfafern die immeren, wie am Schlunde. Die Schleimhaut enthält im Dünndarme größere Darnizotten, als bei manchen Säugethieren, aber Eleine Schleimdrüschen. Der Dünndarm ift der bei weiten längjte Theil des Darmfanals. Der Swölf- fingerdarm geht vom Pförtner nach hinten, Fehrt nach) vorn um und bildet jo eine lange Schlinge, in welcher die Bauchipeiheldrüfe Fest, und in den vorderen Theil der Ießteren Sage münden die Bauchipeicheldrüfen-Bänge. Don hier aus hängt der übrige Dünndarm an einen längeren Befröfe und macht daher viele unregelmäßige Windungen, die überall hinter der Zeber im Bauche verbreitet find. Der Uebergang des Dünndarms in den Dic- darm ift äußerlich nicht fcharf bezeichnet, befonders da der Diedarm in derfelben Richtung forfläuft. Er fängt da an, wo die beiden Blinddärme an den Seiten aus ihm hervorgehen, ift jeher Furz und endigt in der Kloafe. Das blinde Ende eines jeden Blinddarnıs liegt meift nach vorn und ift etwas weiter als das andere mit dem Diedarmı verbundene und in ihn mündende Ende. Die Blinddärme find fehr Flein (5—4 Linien lang) und bei einigen, 3. B. Columba palumbus, jo winzig, daß fte fehr leicht überfehen werden Fönnen, während die Blinddärme der Ballinaceen immer lang find. Die Kloafe ift eine Fleine Höhle, die mit einer quer-ovalen Deffnung nach hinten fi) öffnet und den eigentlichen After bildet; in der Kloafe endigt der Dikdarnı (Mlaftdarm) mit einer Flappenartigen Kreisfalte und in jie münden die Harn- und Gefchlehtsorgane, jowie der Frabiciiche Beutel (Bursa Fabricii). Diefer ift ein Fleiner, unpaariger, über den Ataftdarnıe liegender Beutel, deffen vorderes Ende blind ift, defjen hinteres Ende aber über den Mlaftdarme mündet. Seine Derrichtung ift unbekannt. Da in der Kloafe der Koth und Urin zufammentreffen und gewöhnlich zugleich entleert werden, fo unterfcheidet man an den Erfrementen den dunfelfarbigen Koth und den weiß- lihen, mit vielen Fohlenfauren und phosphorfauren KalE vermifchten Urin, der jedoch nicht fo wäfferig ift, wie der Urin der Säugethiere. Die Leber hat eine dunfelbraune Farbe und befteht aus zwei jehr ungleichen, tief getheilten, fpisen Bauptlappen, einem Imfen Fleineren, welcher den vorderen Rand des Magens umfaßt und einem rechten größeren, und beide Kappen jind durch feichtere Ein- ichnitte wieder in mehrere Lappen getheilt. Ihre Sage hat fie hinter dem Herzen, welches auch mit feiner Spitse zwifchen den beiden Hauptlappen liegt, und fie wird durch Der- doppelungen der Bauhhaut an die benachbarten Theile fo befeitigt, daß die Fonvere Fläche der Bauchwand, die unebene, mit der Leberpforte verfehene Fläche den Eingeweiden zu- gewandt ift. Die Gallenblafe fehlt gänzlih. Don den beiden Gängen, welche die Galle in den Darm ergießen, inferirt fich der eine ganz ungewöhnlicher Weife in der Mähe des untern NMagenmundes in die abjteigende, der andere aber fehr weit davon in die auffteigende oder vorwärts gehende Strefe der Darmifchlinge, in welher das Panfreas liegt. Diefes ift wie bet fo vielen Dögeln in zwei zerfallen; das eine Fürzere, welches bis in den Winkel der Darmfchlinge reicht, hat zwei dicht neben einander einmündende Ausführungsgänge, das zweite längere, bis zur Mi fih Hinaufftredende aber hat nur einen langen Aus- führungsgang, weldyer nad) der nfertion des zweiten Gallenganges in das Duodenum mündet. Die Bauhfpeicheldrüfe ift verhältnigmäßig groß, befonders lang und liegt in der Schlinge, die von den beiden Sagen des Zwölffingerdarmis gebildet ift. Sie füllt den Raum in dtefer Schlinge fowohl der Länge als Breite nah aus und ragt noch oben darüber MESGFE Lithogr. u. Druck v. J. F. RICHTER, Hamburg. NISISSSERNMANZZERLARU ERUBEN. esse) Specialzüchtung des Herrn BERNH. MÜLLER — Bremen. hinaus. Sie hat eine weißliche Farbe, etwas derbe Konftjtenz und bejteht meist aus zwei Sappen, aus welchen von vordern Ende drei Ausführungsgänge vorfommen, von denen der vorderfte Bang abgefondert in die vordere Umbiegung der Schlinge dringt. Die Milz ift im Derhältnig zur Leber und Bauchipeicheldrüfe Flein, von Draunrother Farbe, meift platt und oval. Sie liegt an der rechten Seite des Dormagens, da, wo er in den AMlusfelmagen übergeht und wird von der Leber bededt. 2. Die Harn und Gefhlehtsorgane. Die Mieren ftimmen fehr mit denen mancher Hühner, ganz befonders mit denen der Waldhühnergattung überein, indem fie eben fo weit von einander weichen, eben fo deutlih in vordere, mittlere und hintere Kappen getheilt find, und von vorn nach hinten jo an Größe und Breite zunehmen, daß die hinteren Kappen viel breiter und voluminöfer als die vorderen find. Ihr Bau tft infofern etwas verichieden gegen den der Säugethiere, daß bei jenen die Dberflähe wie das Gehirn gewunden erfcheint und dadurch viele Läppchen gebildet werden. Die Mieren find von brauner Farbe, lang, reihen von den Lungen bis in das Becfen und füllen die Dertiefungen unter den legten Rücenwirbeln, dem Darmbeine und Kreuzbeine aus. Sie jind durch die Wirbelförper getrennt und zwifchen, zum Theil unter ihnen, verlaufen die hintere Aorta und Hohlvene. jede Wiere befteht aus drei Hauptlappen. Die untere Flähe ift ziemlich eben, hat aber von den querüberlaufenden Blutgefäßen Eindrüde; die obere dagegen ift jehr uneben. Die oberflählihen Harnfanäldhen find oft mit dem weißlichen, alfhaltigen Urin gefüllt und werden dann leichter erfennbar. Da ein eigentliches -Nierenbeen fehlt, fo endigen die Nierenpyramiden in die Hweige des Harnleiters. Diefer läuft an der unteren Fläche der Yiere nad) hinten, nimmt die einzelnen Aefte aus der Hiere auf, ijt gewöhnlich von dem in ihm enthaltenen Urin gelblich-weiß, und mündet mit einer Eleinen runden Deffnung in der Kloafe an einer Querfalte der Schleimhaut, dent gegenüber- liegenden nahe, es fehlt demnad die Harnblafe. Die Hebennieren find Elein, bräunlih und liegen an vorderen Ende und inneren Rande jeder Hiere, bei den Täubern ftehen fie mit den Mebenhoden, bei der Taube mit den linken Eierftod in Derbindung. Die männlihen Gefhlehtstheile bejtehen aus den Hoden und den Samenleitern. Die Hoden find paarig, liegen am vordern Ende der Mieren und find mit den Meben- hoden, von welhen übrigens nur eine Andeutung vorhanden ift, verbunden. Sie find in der Begattungszeit größer und weißer als außer derfelben, haben eine längliche Geftalt mit ihmwahen Ausihnitt am innern Rande und Fönnen ihre Sage nicht verändern, weil fie Präß, Mujtertauben:Buch. 42 duch Helljtoff und durch das unter ihnen hinweggehende Bauchfell an dent beftinmten Drte feftgehalten werden. Seder Samenleiter Fommt aus den Kleinen Webenhoden, ift in feinem ganzen Der- laufe gejchlängelt, und begleitet den Harnleiter feiner Seite, jo daß er in der vordern Hälfte an der innern, in der hintern Hälfte an der äußern Seite des Harnleiters liegt, folglich Freuzen fich beide ungefähr in der Mütte ihrer Sänge. Born ift der Samenleiter eng, nad) hinten wird er weiter und Furz vor feinem Ende bildet er eine Fleine blafenartige Er- weiterung, dte man mit der Samenblafe der Säugethiere vergleiht. Er endigt in der Kloafe mit einer Eleinen Papille, nach außen neben dem Harnleiter. Ueber der blafig erweiterten Stelle des Samenleiters, und zwar nah außen zu, liegt ein röthlicher Körper, welcher aus einem Gefäßfnäuel bejteht und den man den [hwammigen Körper nennt. Die Samenthierhen (oder Samenfäden) find von denen der Säugethiere infofern etwas verfchieden, daß das dicere Ende länglicy cylinderifch und nicht oval ift, und daß es in das dünne Ende unmerflich übergeht. Die Gefchlehtstheile der ausgebildeten Taube bejtehen nur aus dem Iimfen Eierftoc und dent Iinfen Eileiter, denn obgleih uriprünglich die Gefchlehtsorgane paarig find, fo fchwindet doch der rechte Eierftod und rechte Eileiter jhon früh, und es ift daher nur eine Ausnahme von der Regel, wenn bei der erwachfenen Taube nody erfennbare Ueberrefte von ihnen vorhanden find. Der linfe Eierjtod liegt amı vordern Ende und an der untern Slähe der linken Niere; er hat zwei häufige Platten, zwijchen welchen die Dotter als Fleine weiße Bläschen entjtehen. Wenn diefe Bläschen wachen, jo befonmen fie nach und nad) die gelbe Farbe des Eidotters, treten immer mehr über die Fläche hervor, indem fie die Hauptplatten ausdehnen, hängen dann an häufigen Stielen und der Eierfto erhält dadurch das Anfehen einer Traube, mit Dottern von jehr verihiedener Größe. Die größeren und reifen Dotter hängen mehr in die Bauchhöhle herab, ihre umhüllende Haut und die urfprüngliche eigene Haut des Dotters find gefäßreich, und diefe befommen gegenüber von Stiel eine glänzende, den Dotter bogenförmig unten umgebende Kinie (Harbe, Stigma), wo fie fich trennen, und den Dotter, noch von der feinen Dotterhaut umgeben, heraustreten laffen. Die am Eierftof zurüdbleibende Hülle hat nun ein Felhförmiges Anfehen, weshalb man diefen Theil auch den Kelh (Calyx) nennen jollte, obgleih man dte noch gefchloffene Haut Keldy nennt. Diefer leere Kelch verfünmert nach und nah und verfhrumpft. Der linfe Eileiter ift eine mehr oder weniger gewundene häufige Röhre, weldhe an einer Derdoppelung der Bauhhhaut, wie der Dünndarnı an feinen Gefröfe, hängt und fie ent- jpricht dent breiten Mlutterbande (Mesometrium) der Säugethiere. Man theilt den Eileiter in drei Abtheilungen, in den eigentlichen Eileiter, den Eihalter und in die Scheide. Der eigentliche Sol Eileiter (Oviduetus) entjpricht der Muttertrompete der Säugethiere, und tft daher die dem Eier- ftoc zunächft anfangende mit ihm verbunden, und zugleich die längfte Abtheilung. Sein freies, nah dem Eierftokt hingewandtes Ende hat eine Deffnung, die als fchiefer Kängsihlis anfängt und zu einem dünnwandigen Behälter, dem Trichter (Infundibulum) führt, welcher zur Aufnahme des abgelöften Dotters bejtimmt ift, und von dem folgenden fi allmählich verengenden Theile durch einen Querftreifen gefchieden ift. Er bejteht, wie auch die übrigen Abtheilungen, aus dent feröfen Ueberzuge von der Bauhhaut, aus der Muskel und Schleim- haut. Die legte ift gefäßreich, befist viele gefchlängelte Falten und fondert das Eiweiß ab, welches den Dotter einfchliegt. Der Eihalter (Uterus) ift die mittlere Abtheilung des ganzen Eierganges, die unmittel- bare Fortfeßung des eigentlichen Eileiters, jedoch beträchtlich weiter als diefer, Er hat au dicfere Wände, feine Schleimhaut hat meift blattförmige Falten, und fie fondert eine weiße, milhige Flüffigfeit ab, aus welcher die Eijchale entiteht. Die Scheide (Vagina) ift die Iette Abtheilung, welche wieder enger als der Eihalter ift und in die Kloafe an der äußern Seite des linfen Harnleiters mit einer weiten Deffnung mündet, wenn die Täubin Eier legt; zu anderer Seit ift die Deffnung eng. Die Eier der Tauben find die Fleinften von allen Hausvögeln. Die Eifchale befteht aus Fohlenfaurem Kalf, und wird urfprünglih aus vielen fleinen vielekfigen Stüden zufanımengefest, welche endlih durh dazwifchen abgefeste Kalfmaffe verjchmelzen, aber Feine Poren zum Eintritt der Luft und zunı Derdunften des Wafjers übrig lafjfen. Unmittelbar innerhalb der Eifchale liegt die Schalenhaut, ein dünnes, zähes Häutchen, welches das Eiweiß umfchließt. Das Eiweiß bejteht aus drei verfchiedenen Lagen, die Äußere oder das erjte Eiweiß ift am dünnflüffigiten, die zweite Kage oder das zweite Eiweiß ift fhon dickflüffiger, und das dritte Eiweiß umgibt den Dotter und nah jeden Ende des Kies zu einem gedrehten Strang, der Hagel oder Hageljhnüre (Chalazae) heißt, und diefes Eiweis ift am dicjten. An dem ftumpfen Ende des Eies ijt ein Theil von Eiweis frei, und diefer enthält Luft. Der Dotter ift eine gelbe Kugel, von Eiweiß und einer zarten Haut (Dotterhaut) eingefchloffen, und bejteht au) aus drei Schichten, die fich durch die Farbe unterfcheiden; die innere und äußere Schicht find blaffer gelb, die mitteljte dunkler gelb. m Centrum des Dotters ift noch etwas Eiweiß eingefhloffen, welches das centrale Eiweiß heißt, und nahe an der Oberfläche des Dotters, an der Dotterhaut innen anhängend, befindet fih der Hahnentritt. Diefes ift ein Bläschen, welches ein nocy Fleineres (das Purfingefhe oder Keimbläshen) einfcliegt, das lebte verfhwindet aber bald, und aus dem erjten entwicdelt fich bei befruchteten Eiern das Fötus, denn der Hahnentritt tft auch amı unreifen und nicht befruchteten Dotter vorhanden, 552 5. Die Stimm- und Athmungsorgane. Die Stimm- und Athmungsorgane der Tauben beftehen aus dem oberen Kehl- £opf, der Luftröhre, dem untern Kehlfopfe, den Lungen und den damit zufammenhängenden Suftfäen oder Kuftzellen. Der obere Kehlfopf (Larynx superior s. trachealis) bejteht aus 6 Stücken, die theils Fnorpelig, theils verfnöchert find. Die Luftröhre befteht aus einer Zahl von Knorpelringen. Sie ift faft cylindrifch und im Derhältniß ziemlich weit. hr oberes Ende ift mit dem oberen Kehlfopfe verbunden, das untere theilt fih in der Brufthöhle in die beiden Kuftröhrenäfte, die zu den beiden Kungen führen, und hier im Theilungswinfel befindet jich der untere Kehlfopf (Larynx inferior s. bronchotrachealis). Gebildet wird er durch das untere Ende der Luftröhre und die Theilung in die beiden Kuftröhrenäfte, indem die Testen Luftröhrenringe durch eine Kängsleifte untereinander verbunden find. Die Ringe der Kuftröhre find vorn ziemlich hart, hinten aber, wo fie den Schlund berühren, fehr weich und dünn, übrigens in der größten Strefe der Trahea von gewöhnlicher Bildung. Die legten 5—7 Ringe aber, welhe hinten und an den Seiten, indem fie häutige Räume zwifchen fich laffen, bedeutend von einander entfernt bleiben, ftoßen vorn durch eine Art Riegel artifulirend zufammen; eine Bildung, welche der bei vielen Hühnergattungen vor- Fonmmenden fehr ähnlich if. Die Bronchien haben, wie gewöhnlich, Fnorpelige Haibringe. Die eigentlichen Unterfehlfopfmusfen gehen an eine äußere membrana tympaniformis, welche den Raum zwijchen den beiden letten durch einen dünnen Riegel vorn verbundener Trachealringe ausfüllt. Die merfwürdigfte Eigenthümlichkeit des Stinmmapparates aber befteht in dem Yr= » jprung der beiden von dem untern Theil der Trachjea zu den vordern Seitenfortfäßen des Bruftbeins gehenden Musfeln, infofern beide Musfeln bier von einer und derfelben, nämlich der rechten Seite der Tradhea, entfpringen, wiewohl ihre Inferzion anı Bruftbein die ganz gewöhnliche ift, und der eine zur rechten, der andere zur linken Seite des Bruftbeins geht. Die Kontraktion diefer Musfen muß nothwendig nicht blos ein Hineinziehen der Kuftröhre in die Brufthöhle und eine Erihlaffung der Brondien, fondern zugleich eine foldhe Drehung der Trachea zur Folge haben, daß die vordere Fläche derfelben zur linfen, dte hintere zur rechten Seitenflähe wird. So ijt es bei beiden Gefchlechtern. Die Lungen liegen nicht frei in geichloffenen Bruftfellfäfen, fondern find an der äußern hintern Fläche durch Hellftoff mit den Rippen fo verbunden, daß fie die hohlen Hwilchenräume zwifchen den Rippen ausfüllen und Eindrüde von ihnen haben; daher ift diefe Fläche fehr uneben. Die untere Fläche dagegen ijt eben, von der Brufthaut überzogen und läßt zwijchen fih und dem Brujtbeine einen Naunt frei, der theils vom Herzen, theils von Kuftjäcken eingenommen wird, und wo das Bruftfell einen dreiedigen Raum (Cavum Media stini) für das Herz bildet. Jede Lunge nimmt den Raum ungefähr vom zweiten Nücdenwirbel bis zum vorderen Rande der Miere ein, und ift von den Baud- eingeweiden durch ein unvollfonmenes Swergfell gefchieden; diefes ift durch musFulöfe Bündel an mehrere Rippen, im der Gegend, wo fte fi) mit dent Bruftbein-Rippenfnochen verbinden, angeheftet, wird aber in der Müitte durch die Luftfäcke unterbrochen. Die Lungen haben eine hochrothe Farbe, die Kuftröhrenäfte und die Kungengefäße fenfen fich ungefähr im vordern Drittheile in der Mitte der Breite an der unteren Fläche ein. jeder Luft- röhrenaft läuft von hier in Parenhym nac dem Seitenrande der Lunge zu, und dann rücwärts, wo er am hintern Rande in den Bauchluftfak führt. In feiner Höhle zeigt fih eine Sahl größerer und Fleinerer Deffnungen, die hinteremander liegen und zu weiten und engen Kanälen führen. Die weiteren Kanäle verzweigen fih in Kanäle zweiter und dritter Drdnung und Fommen fo der Oberfläche immer näher. Alle diefe Kanäle erfcheinen fiebförmig durchlähert, und diefe Fleinen Löcher führen in orgelpfeifenartig geftellte Röhrchen, die unter ji Fonmuniciren, und an deren innerer Fläche fich vieledige, nad innen offene Sellen befinden; die größeren Sellen fchliegen Fleinere ein. Die Luftzellen find jakartige Derlängerungen der dünnen Bronchialfchleimhaut, welhe mit $limmerepithelium innen befeidet find, und in der Bruft- und Bauchhöhle äußerlih mit der feröfen Haut verbunden find. Sie gehen aus 6— 7 Deffnungen, die fich an der untern Fläche jeder Lunge zeigen, hervor. Aus der erften Deffnung, die nahe am inneren Rande des Kuftröhrenaftes liegt, wird die vordere Herz-Selle (Cella cordis anterior) gefüllt, aus welcher wieder die Schulter-, Schlüffelbein- und Acyfelzelle die Kuft erhalten; die Iette führt die Luft in die Höhle des Oberarmfnochens. Die zweite und dritte Deffnung liegen anı äußern Rande des Luftröhrenaftes; jene führt in die hintere Herz- und Suftröhren-Zelle die Luft, diefe in die Hals=-Selle, welche in die Hals- und Rüdenwirbel die Luft leitet. Die vierte Deffnung befindet fi ganz amı vordern Rande der Kunge und führt in die Schlund-Helle. Die fünfte, fechste und fiebente Deffnung liegen nahe amı hintern und äußern Rande der Lunge und führen in die großen Baud- Hellen, aus welden Luft in Fleinere Beden- und Dberfchhenfel-Sellen, und zwifchen die Ntusfel dringt, wo fih ebenfalls Sellen befinden. Die Luftzellen des Rumpfes an- langend, jo ift Feine eigentliche Sternal-Selle da, die vorderen und hinteren Seitenzellen, fowie die Darm und Befen-Sellen haben gewöhnlihe Derhältniffe. Die wie immer nicht Luft führenden und nur dur Abtheilung der übrigen wirklichen Luftzellen übrigbleibenden Keber- zellen jind ungemein lang und viel länger als die Keberlappen, inden fie wohl bis zu den Schambeinen reichen. 554 4. Das Gefäßfyften. a. Das Ker;. Das Gefäßiyjten bejteht aus dem Blut- und Symipfgefäß-Syitem, das erjtere aus dem arteriellen und venöfen Syjteme. Diefe beiden find an der nn allerdings ver- bunden; aber im Herzen vollftändig gefchieden, daher befittt das Herz zwei, durch eine voll- Fonımene Scheidewand getrennte Herzhälften. Das Herz ift in einen Herzbeutel eingeichloffen, liegt aber mit diefen fo frei in der Brufthöhle, daß es von den Lungen nicht, wohl aber von den Luftjäcken bededt wird, und da ein vollfommenes Swergfell nicht vorhanden ift, fo ragt es mit feiner Spige zwifchen die Leberlappen. Die Beftalt gleicht der des Säugethierherzens, denn es ift ebenfalls Fegel- förnig, mit der Bafts nad) der Wirbelfäule, mit der Spite nach unten und hinten gewandt. eder Dorhof hat zwar ein äußerlih angedeutetes Herzohr, aber es fehlt ihm der freie, geferbte Rand, daher ragt es nicht fo über den Dorhof hervor, wie bei den Säugethieren, obgleich es im Innern eben folche netförmig verbundene Mlusfelbündel enthält. In den rechten Dorhof münden zwei vordere Hohlvenen und eine hintere mit drei gefonderten Deffnungen, vor welchen halbmondförmige, häutige, nur fhwadh musfulöfe KR en liegen, und dur) die lebten wird der Rückflug des Blutes in die Denen verhindert. Die Kreuzvene des Herzens mündet nicht in den Dorhof, fondern in die Iimfe vordere Hohl- vene. m der Scheidewand der Dorhöfe befindet fich eine deutliche eirunde Grube, alfo bei dem Fötus ein eirundes Tod. Die rechte Herzfammer reicht nicht bis zur Spite des Herzens herab, ihre Seitenwand ijt dünn, die Scheidewand fo jtarf in die Höhe vorfpringend, daß fie faft wie eine runde Fleifchjäule erfcheint. Die Deffnung zum Dorhofe ift ein fchiefer Schlis, inden die drei- jipfligen Klappen fehlen, und ftatt diefer nur eine ganz eigenthümliche, mehr oder minder fleifchige Klappe vorhanden, die zur Schließung diefer Deffnung beftinnmt ift. Diefe Klappe seht nämlich oben von dem amı ftärfiten hervorragenden Theile der Scheidewand an die Seitenwand, an diefer fchief herab und verbindet fi) unten wieder mit der Scheidewand, da, wo diefe mit der Seitenwand zufammenftößt. Sie hat nur einen nach der Scheidewand gerichteten freien Rand, weshalb auch die Deffnung zum DVorhofe nur wie ein Schlis erfcheint. Im MHebrigen find die inneren Wände diefer Hammer eben und ohne Warzen- musfeln. Die arterielle Deffnung, nämlich die zur Kungenarterie führende, befindet fich vorn, und ift durch drei halbmondförmige Klappen verfchliegbar. In den Iimfen Dorhof münden dte beiden Kungenvenen mit einer gemeinfchaftlichen Deffnung, vor welcher ein derber, Flappenartiger Dorfprung, deffen freier Rand der Höhle des Dorhofes zugefehrt ift, regt und den Rückflug des Blutes in die Sungenvenen hindert. Die linfe Herzfanımer reicht bis zur Spitse des Herzens herab, ihre Seitenwand it viel dicker, als dte der rechten Kammer, und zwiichen ihr und dem Dorhofe befinden fich die Müsenklappen, die eine dem Säugethierherzen ähnlihe Einrihtung haben. Die Arterien und Denen, die denen der Säugethiere im Wefentlichen gleichen, übergehen wir, weil für unfern SweE nur nebenfählid. b. Die £ymphgefäße. Das Symphgefäß der Tauben unterfcheidet fi von dem der Säugethiere befonders dadurch, dag eigentliche Symphödrüfen nur einzen am Halfe und am Eingange der Brujt- höhle vorfommten; überdies find diefe Symiphörtifen auch fehr Elein, Der Milhbruftsang (Ductus thoracicus) geht aus der Magengegend, zwifchen Schlund und Aorta liegend, mit zweit Aejten nach) vorn, die tn den beiden Droffelvenen oft mit mehreren Zweigen endigen. Die Symphgefäße des Kopfes und Halfes begleiten die Droffelvene, auch gehen einzelne am Schlunde herab. Die des Flügels laufen an den Blutgefäßen hin, und diefe, fowie die vorigen, gehen nur duch Symphörüfen. Die aus den Derdauungsorganen Fonmenden Symphgefäße (welche Feine Symph- drüfen haben) begleiten die Arterien, bilden viele Geflehte und endigen in dem Milhbrujt- gange, der eine eigentlihe Kendencifterne nicht hat. Die Symiphgefäße der hintern Gliedmaßen gehen an den Denen herauf, bilden befonders an dent Ferjengelen? Geflehte, begleiten die Schenfelvene in die Bauchhöhle, wo jte fih mit den Symphgefäßen der Hieren und Gefchlehtstheile verbinden, um endlich auh zum Mülhbruftgange zu gehen. 5. Das Hervenfyftent. Das Gebirn- oder Rüdenmarf. Das Gehirn wird von den Hirmhäuten eingefchloffen, und die zarte Hirnhaut bildet einen Sichelfortfas und ein Hirnzelt, in welchen die betreffenden Blutleiter enthalten find. Yur aus drei Haupttheilen bejteht das Gehirn, nämlich dem großen und Fleinen Gehirn und dem verlängerten Marfe, denn der Hirnfnoten oder die Darolsbrüde fehlt. Das große Behirn it der größte Theil des Gefammitgehirns, befteht aus zwei Halb- Fugeln, hat aber Feine Behirnwindung (gyri), fondern die Seitenflähe und die dem Hirnipalt zugewandte innere Fläche find glatt und eben. ur eine hwache Andeutung der Syloi’fchen Grube fommt vor. Der mittlere Hirnfpalt geht tief hinab, dern der Hirnbalfen ijt nur in feinen, querlaufenden Marfjtreifen angedeutet, welche überdies mit dem vorderen WMlarf- 5506 bändchen in gleicher Höhe, mithin alfo fehr tief und hinter jenem liegen. Die halbdurdh- fichtige Scheidewand fehlt au, und die Seitenfanmntern werden durch die jehr dünme innere Seitenwand der HalbFugeln hier von einander gefchieden. Das Gewölbe fehlt auch zum größten Theile, namentlich die Ammonshörner, und es ift nur die Andeutung zu den vorderen Schenfeln vorhanden, wo eben durch das vordere Marfbändchen die beiden Seitenhälften des Gehirns verbunden werden. Die Seitenfammern liegen weit nady innen; in jeder zeigt ji ein beträchtlicher Hügel, der dem geftreiften Körper der Säugethiere entfpricht, audy findet fih das Adlergeflecht. Das Fleine Gehirn ift faft pyramidenförmig und befteht eigentlich nur aus dem mittleren Theile oder Wurnte, hat alfo Feine Seitenlappen. Auf der Oberfläche zeigen fich querlaufende Blätter, die durch fenfrechte Einfchnitte getrennt find, und im Innern ift der Kebensbaun vorhanden. Es gehen nur zwei Daar Marffchenfel von dem Fleinen Gehirn ab, nämlich ein Paar zu den Dierhügeln, zwifchen welchen die Hirnflappe ausgefpannt ift, und ein Paar zum verlängerten Marke; die Schenkel zum Birmfnoten fehlen, weil diefer jelbft fehlt. Das verlängerte Mark geht nad) vorn ohne Unterbrehung in die Schenkel des großen Gehirns über; hinten ift es ziemlich fcharf bei dent Uebergange in das Rüdenmarf abgefeßt, denn es bildet mit ihm einen nach vorm vorjpringenden Winkel. Die vierte Hirn- Fanımer tft vorhanden und in ihr befinden fich Fleine Anfchwellungen, in welchen die Hör- nerven entjpringen, und welche zugleich die Höhle in einen vordern und hintern Raunı abtheilen. | Das Rüdenmarf liegt in dem von den Bogen und Körpern der Wirbel gebildeten Kanale, ift cylinderiih und befitst zwei Anfchwellungen, nämlich eine vordere, wo die Merven der Flügel, und eine hintere, wo die Yerven der Beine entjpringen. An der Hintern Anjhwellung weichen die obern Stränge auseinander und laffen den Sinus rhomboidalis zwilchen ich. Die bei den Säugethieren angenommenen zwölf Hervenpaare find aucy bei den Tauben vorhanden, jedoch gehört von diefen das elfte Paar (Beinnerv) eigentlich dem Rücdenmarfe an. 6. Die Sinnesorgane. a. Die Schwerfzeuge. Sie werden in die Schußorgane und in den Augapfel eingetheilt. Zu den erften gehören die Augenlider und die Thränenorgane mit der Harderfchen Drüfe. Die beiden Augenlider find aus der Haut, der Bindehaut und dem Kreismuskel zufammengefeßt; die Meibonichen Drüfen, wie überhaupt die Talgdrüfen der Haut fehlen. Lithogr. u. Druck v. J. F. RICHTER. Hamburg. SCENE DE ODER DIIIEITE ET AU BEN. (C. clypeata.) Or Oo a Das untere Augenlid hat einen Fleinen Knorpel, und ift diefes auc) beweglicher als das obere. Statt der Augenwimpern ftehen dünne Federn an den Rändern. Die Hichaut oder das dritte Augenlid ift zwar von feinem Knorpel unterftüßt, aber fie ift um fo beweglicher und wird durch die ihr eigenthümlichen beiden Mlusfen über den Augapfel vorgezogen, was fowohl anı Tage, vielleiht zur Reinigung der Hornhaut, als aud) dann gefchieht, wenn die Taube fchlafen will. ; Die Thränendrüfe ift Klein, liegt wie gewöhnlih am äußern Augenwinfel; die TIhränen fließen durch die beiden, imı Derhältnig weiten Thränenpunfte und Thränen- vöhrchen in den häufigen Thränenfanal, der in der Nafe mündet. Die Harderfche Drüfe ift ziemlich groß; fie liegt in der Augenhöhle am innern Augenwinkel und hat einen Ausführungsgang, der unter der Micfhaut mündet. Der Augapfel ift im Derhältniß groß, er befteht zwar aus denfelben Bebilden, wie bei den Säugethieren, hat aber doh auch Eigenthümliches. Die undurdhfichtige Horn- haut (Tunica sclerotica) tjt ın ihrer hinteren Hälfte dünn, dagegen enthält dte vordere Hälfte einen aus mehreren Reihen von Schuppen beftehenden Knodhenring; die Schuppen liegen in 12 bis 15 Reihen, die fich stegeldahförmig decfen. Durch diefen Hnochenring wird dem Augapfel größere Fejtigfeit verliehen, und da die Sehnen der Augenmusfeln hinter dem Ninge an die Sclerotica fich befejtigen, jo Fann der Augapfel dort, wo der Ring liegt, nicht zu= fanımengedrüdt werden. Die durhfihtige Hornhaut ift an der inneren Fläche des Knochenringes befejtigt und hat an ihrer hinteren Fläche die Haut der wäfferigen feuchtigfeit;z fie tft jtarf gewölbt, daher ijt auch dte vordere Augenfanmer jehr geräumig und enthält viel wäfjerige Feuchtigkeit. Die Regenbogenhaut umschließt gewöhnlich eine runde Pupille; die vordere Fläche tjt mit einer Pigmentjchicht verfehen, an der hintern Fläche befindet ji) die Traubenhaut. Die Regenbogenhaut ift jehr beweglich, und wie es fcheint, find die Bewegungen auch willkürlich. Die Adlerhaut enthält reichlich fhwarzes Pigment, hat aber Feine Tapete; der Falfen- franz enthält viele Fältchen, die mit dent Strahlenplättchen verbunden find, wodurch der Blasförper mit der Eryitall-Linfe in der Kage erhalten wird. Das Strahlenbändhen, welches äußerlich da liegt, wo die vier vorher genannten Häute zufammenftoßen, enthält Miusfelfafern, den jogenannten Crampton’fchen Muskel und jchließt den Fontana’ihen Canal ein. Die Meshaut gleiht im Wefentlichen der bei den Säugethieren. Die Eryftall-Linfe ift mit ihrer hinteren, ftärfer Fonveren Hälfte in den Glasförper eingefenft, die vordere freie Fläche ift mehr glatt. Sie ift von der Kinfenfapfel eingefchloffen. Der Glasförper ift, im Dergleich zu der größeren Menge der wäfferigen Seuchtigfeit, Flein. Präg, Muftertauben:Bud. a .— 558 b. Die Behörorgane. Da das äußere Ohr fehlt, fo ift nur der äußere Gehörgang, die neh und das Zabyrinth vorhanden. Der äußere Gehörgang tft Furz und mit einer fhwachfaltigen Fortfegung der äußern Haut ausgefleidet. Am Grunde deijelben befindet fich das Paufenfell, das in einem unvoll- ftändigen Ringe ausgefpannt und nach außen gewölbt ift. Es befteht aus mehreren Platten. Die Paufenhöhle ift unregelmäßig, nicht jcharf begrenzt, weil fie durch miehrere Oeffnungen mit den Sellen der Schädelfnochen in Derbindung fteht. Durch die Euftachifche Röhre, die zunächft der Paufenhöhle Fnöchern, vorn Fnorpelig ift, jteht fie mit der Rachen- höhle in Derbindung, und die vereinigte Deffnung beider NRöhren befindet fich Hinter den hinteren Yafenöffnungen. In der Paufenhöhle befindet fih nur ein Gehörfnöchelchen, Säuldhen genannt. Dafjelbe bejteht aus einen Stiel, an deffen äußerem Ende drei Fiorpelige Fortjäße vorfommten, die zur Derbindung mit dem Paufenfell beftimmt find, und die man für Rudimente des Hanmters und Ambofes hält. An dem inneren Ende des Stiels ift ein rundliches Knochenplättchen, welches in das eirunde Fenfter des Lelfenbeines eingreift. Für diefen einzigen Gehörfnochen tft auch nur ein Mlusfel vorhanden, welcher am Binterhaupte entipringt uud mit feiner Schne an die Fnorpeligen Fortfäße und das Paufenfell befetigt ift, um diefes nach der Höhle hinzuziehen, alfo eigentlich zu erichlaffen. An der innern Wand der Daufenhöhle find die zwei zum Labyrinth führenden Deffnungen, nämlich das eirunde (jedoch mehr runde) Fenfter, welches durch das Plättchen des Säulchens, und das runde Fenfter, welches durch das zweite Paufenfell verjchloffen wird. Das Kabyrinth befteht aus dem Dorhofe, der Schnede und den halbzirkelförmigen Kanälen und liegt im Selfenbeine in locerer Knocenfubitanz; die Fnnöchernen heile ichliegen häufige ein. Der Dorhof ift eine Eleine, unvegelmäßige Höhle, die zwijchen der Schnede und den halbzirfelförmigen Kanälen liegt, und in der Flüfjigfeit deffelben find einige Fleine, aus Fohlenfaurer Kalferde beftehende Konfremente enthalten. Die Shnede ift fehr einfach, nicht fchnedenförmig gewunden, fondern fie ift eine ftumpffegelförmige, bisweilen etwas gefrümmite Röhre. Ihr Inneres ift theils Fnorpelig, theils häutig. HSwei gefrümmte Knorpel, wovon der eine Daufen-, der andere Dorhofs- fnorpel heißt, find durch eine dünne Membran verbunden und diefe bildet am freien Ende der Schnee eine Ahnfchwellung, welche man die Flafhe (Lagena) nennt. Swifchen beiden Hnorpeln, von welchen der Dorhofsfnorpel an einem Rande Sähnchen hat, ift eine Membran enthalten, auf welcher fi) ein Theil des Schnekennervens ausbreitet; der andere Theil des HÜervens geht in die Flache, in welcher aud im Waffer Kalffryftalle enthalten find. 3359 Die drei halbzirfelförmigen Kanäle liegen fo, daß der äußere mit dem hinteren fih Freust. Die häufigen Kanäle fangen mit Erweiterungen (Ampullen) an, von welchen die des oberen und hinteren im Innern mit einer Freuzförmigen Scheidewand verfehen ift. c. Das Berudsorgsan. Eine eigentlihe äußere Hafe fehlt, wie bei allen "Dögeln, den Tauben, zwei Hafen- löcher, die von beiden Seiten, ungefähr in der Mitte Tiegen, meift oval find und Eleine Muskel haben, führen zu zwei Nafenhöhlen, weldhe durch eine Fnorpelige Scheidewand getrennt find, die hinteren Hafenöffnungen (Choanen) find nur fchmale Spalten. Das Innere jeder Nafenhöhle enthält Fnorpelige, gewundene Mufcheln, aber Fein Sieb- beinlabyrinth. Es findet fi) eine obere, mittlere und untere Mufchel; fie haben drei Hajengänge zwifchen fich, jo daß der untere zwifchen dem Boden der Hafe und der unteren Mufchel, der mittlere ganz zwifchen der unteren und mittleren Mtufchel, und der obere zwilchen der mittleren und oberen Mufchel liegt. Die ganze Nafenhöhle ift mit der Schleim- haut befleidet, in welcher fich der Kiechnerv und der Mafenaft vom erften Afte des drei- getheilten Herven (N. trigeminus) verbreitet. d. Das Befhmadsorgan. Die Junge, als das vorzüglichite Befhmadsorgan, ift fchon bei den Derdauungs- organen bejchrieben worden. Der einzige in die Zunge gehende Befchmadsnerv ift der Hungenaft vom Sungenfhlundfopf-Kerven. Der Gaumen erhält vom erften und zweiten Ajt des fünften ervens ziemlich anfehnliche Zweige, die fehr wahrfcheinlid das Schmeden befördern. 7. Die Haut und die federn. Die Haut bejteht aus der Oberhaut (Epidermis) und der Kederhaut (Corium); die Tette it reih an Gefäßen und HÜerven. Die Dberhaut ift an allen befiederten Stellen fehr dünn, aber troden und beftändig abjhuppend, weil wegen des Mangels der Schweiß- und Talgdrüfen Feine Einölung und Befruhtung ftattfindet. Die einzige Drüfe, welche die Talgdrüfen vertritt, aber nicht erfebt, ift die völlig nacdte Bürzeldrüfe (Glandula uropygüi). Sie liegt über den leßten Schwanz- wirbeln auf den Spulen der Steuerfedern und befteht aus zwei feitlichen, dünnwandigen Hälften oder Kappen, deren Ausführungsgänge in eine Fleine, Fegelförmige Hervorragung münden. Ste fondert eine ölige, gelbliche Slüffigfeit ab, die zum Einölen der Federn dient, damit fie nicht naß werden. An verschiedenen Stellen Fommen unter der Haut auh Haut- Scyleinbeutel (Bursae mucosae subcutaneae) vor, durcdy welche die Derfchiebung der Haut über hervorragende Knochen erleichtert wird, 435° 540 Die Federn find hornige Erzeugniffe der Haut; fie wurzeln in dem YUnterhaut- Sellgewebe, weil die Kederhaut zu dünn ift. Man unterfcheidet an jeder Feder den Kiel oder Schaft und die Fahne. Am Kiel (Scapus) unterfcheidet man die Spule (Calamus) und den Schaft (Rhachis). Die Spule ift der in der Haut befeftigte, meift runde Theil, welcher mehr oder minder über die Haut hervorragt und in feiner Höhle eine fchwammige Mafje, die fogenannte Seele, enthält. Diefe befteht aus tutenförmig in einanderftekenden Stüdchen, welche als abgefchnürte und vertrocdnete Theile der Federpulga aufgefaßt werden müffen. Bei nocd) nicht fertig gebildeten Federn enthält fie Blut. Der Schaft ift meift vieredig, über feinen Rüden ver- längert fih die Spule als horniger Ueberzug; die untere Fläche hat in der Mitte eine Kängsrinne und das Innere ift ein weißes, leichtes Mark, Die Fahne (Vexillum) ift an beiden Seitenrändern des Schaftes befeftigt, imdent fie aus gefiederten Seitenäftchen des Schaftes befteht. Diefe Seitenäftchen haben nämlich jedes an zwei Seiten Eleine Fortfäge, die Strahlen (Radii), wodurch fie eben das gefiederte Anfchen erhalten, und diefe Strahlen haben wieder fehr feine Seitenäftchen, welche nad) ihrer Form Wimpern (Cilia) oder Häfchen (Hamuli) heißen. Durch fie wird die Sahne an jeder Seite des Schaftes zu einer dicht anfchließenden Mlaffe, damit die Luft beim Fliegen nicht zwifchen den Aeftchen der Fahne hindurchgeht. Man unterjcheidet dreterlei Federn: Lonturfedern, Dunen und Fahnenfedern. Die Conturfedern (Pennae) bilden das eigentliche Gefteder, fie find am zahlreichiten, denn es gehören nicht allein alle Dedfedern, fondern auch die Schwungfedern an den Flü- gen und die Steuerfedern amı Schwanze hierher. Gebildet find fie in der oben be- fchriebenen Art. Sie haben feinen Afterfchaft und ftehen dicht gedrängt, Fräftige Fluren bildend. Dunen bemerkt man nicht zwifchen ihnen, aud fehlen fie an den meiften Rainen, nur am unteren Flügelrain und an den Rumpffeitenrainen befinden fich einige. Selbjt die jungen, noch im Keft liegenden Tauben haben Feine Dunen, fondern einfach gelbe Borften- büfchel, weldhe auf den Spiten der Conturfedern auffigen. Sie ftimmen darin ganz mit den Pafferinen überein. Die Form der Sluren ift auf der Rücenfeite bei allen Arten die felbe, zeigt alfo immer einen Fräftigen, gabeligen vorderen Theil der Spinalflur und einen Anfangs und anı Rande geihwächten, durch einen fchmalen Sängstain gefpaltenen hinteren Theil, von dem übrigens die breiten Sendenfluren ziemlich deutlich getrennt find. Erfteres ift duch den beinahe bis zum Kopfe auffteigenden Balsfeitenrain recht deutlih von der Unterflur gefchieden. Diefe beginnt breit an der Kehle, theilt fih unten am Halfe und hat in der Regel einen allgemein verbreiterten, felten einen fchmäleren, mit einem deutlichen Außenaft verfehenen Bruftzug. Die fehr breite, Fräftige Unterflur nimmt die ganze untere Er Seite des. Halfes ein, fpaltet fi dicht vor dem Gabelbein, und tritt dann, noch breiter werdend, auf die Bruft, bildet aber hier feinen Außenaft, fondern geht, fich allgemein ver- breitend, bis zum hinteren Rande des musculus pectorales major fort und verfchmälert fich dann, indent fie an defjen Rande forfläuft, zum Bruchtheil. KZesterer ift Furz, halb fo breit wie der Brujfttheil und endet neben dem After. Die Gegend des Außenaftes ift am Bruft- theil jehr Fräftig und fendet vorne einige Federreihen aus, welche zum Hypopterum fich begeben. Oben findet man neben der Spinalflur eine breite, nad) hinten zugefpitte, Fräftige Schulterflur. ; Die Dunen oder $laumfedern (Plumulae) werden von den Decfedern bededt und haben die dünnften Kiele und die feinften Fahnen. Die den fogenannten Staub abfondernden Dunen find von ganz merfwürdiger Bildung, da ihr Schaft an feinem unterften Ende niemals fertig wird, fondern beftändis aus dem bleibenden Balge hervorwädt, während die oberen Enden der Aefte abgeftoßen werden. Diefe Dunen werden Duder- oder Staubdunen genannt, weil fie fortwährend einen weißen oder bläulichen Staub aus dem oberen offenen Ende des Balges, welher den Schaft umgiebt, ausfchütten, der ohne Frage der Keft der Flüffigkeit ift, aus welcher dte Feder gebildet wird, oder durd, Serbrödelung der Haut ent- jteht, welche zwilchen Mlatrir und Feder liegt, und die in dem Maße, wie Iettere fich ver- größert, vertrodnet und abgeftoßen wird. Sole Dunen, die man gewiffermaßen für Sefretionsorgane halten Fönnte, finden fich befonders in der Hüftengegend und an den Seiten des Rüdens, aber aud) an anderen Stellen. Die Fahnenfedern (Filoplumae) haben eine fehr dünne, ftarre Spule, und einen marflojen, durchicheinenden, jhlanfen Schaft, in der Fahne fehr feine, runde Seitenäftchen mit Furzen, fadenförmigen Strahlen ohne Wimpern und Häfchen. Am deutlihjten Fann man die Federfluren, aus denen das Gefieder der Taube zu- fammengefest ift, bei ihrer Entftehung beobadıten, etwa bei einer 10 Tage alten Taube anfangend, bis zu ihrer vollftändigen Entwiclung. An Kopfe fehen wir eine Federgruppe, die fi auf den ganzen Dberfopf (Platte) erjtrect. Sie beginnt mit der Dberfchnabel- oder KTafenwurzel und endigt nach hinten mit dem Benid. Mehr hervortretend ift die Grenslinie bei breitgehaubten, als bei glattFöpfigen Tauben. Seitwärts wird diefe Gruppe begrenzt von einer Scheitelung, die vom Mund- winkel ausgehend fi) nad der Mlitte des Auges zieht. Dom Auge nad dem Hinterfopfe it die Grenze weniger marfirt, wird aber von einer zweiten Federgruppe, die das Dhr be- det, doch angedeutet. Don dem Benid aus laufen auf beiden Seiten der Halswirbel und des Rüdgrades zwei Reihen ftärferer Federn, die fowohl nad rechts und Iinfs mit den Pleineren Federn des Rücdgrades und Rumpfes fich vereinigen. Diefe Federn liegen in der 542 Regel nah hinten, mitunter aber auch ftehen fie im Genid den verfehrten Weg, fie find nach oben gerichtet; hierdurch werden die Hauben gebildet. In dem Bürzel ftehen die zwölf Schwanzfedern. Swijchen dem After ud Bürzel, durch zwei Falten oder Scheitel von beiden getrennt, befindet fich ein Fleines Federfeldchen, das den Schwanzfeil enthält; diejenige Feder- gruppe, welche den Schwanzfedern als Stüte dient. Da, wo das Rüdgrad in den Bürzel übergeht, an der Bafts des Ietsteren, quer über die Bürzeldrüfe Iaufend, wurzelt eine Feder- gruppe, welche die Drüfe und die Shwanzfedern von oben det, Schwanzdedfedern genannt. Am Hals, der Bruft, dem Baudy find weniger bejtimmte Grenzlinien naczuweifen; doch find auch an diefen Theilen die Federn nad einen Syften geordnet. An Kinn und Unterfchnabel beginnend, wo fie gleichfalls ganz Fein und eng zufanmenftehen, verlaufen fie inter größer werdend und in weiteren Hwilchhenräumen ftehend, diagonal über die be- zeichneten Theile. Un der Gurgel herunter befteht gleichfalls eine Scheitelung, wenn aud) äußerlich nicht fichtbar. Auc zu beiden Seiten diefer ftehen, wie an dem Nücgrad, zwei Reihen Federn, in der Regel nach unten gerichtet, mitunter aber auch aufrecht ftehend, wo- durdy der Jabot — die Halsfraufe bei den Mlöventauben — gebildet wird. Das größte ntereffe und die größte Wichtigkeit für das Derftändniß und die Erflärung der verfchiedenen Seichnungen bei den Tauben liegt in der Bildung des Flügels. Der Flügel ift den Dögeln das, was denı Mlenfchen der Arm if. Er ift reich gegliedert, ent- widelt; zu der hervorragendften Fähigkeit des Dogels, dem Fluge eingerichtet. Diefer Gliederung entjprechen ebenfo viele Federgruppen. Wir jehen auch im Allgemeinen bei den Dögeln, fowie fpeziell bei unferen Haustauben, auf den Flügeln die meiften und mannig- faltigften Seichnungen eulzen Der Slügel der Taube zerfällt, wie der Arm des Menfchen, in drei Haupttheile, Ober- arm, Unterarm und Hand. Kebtere ift abermals gegliedert, fehr lang und fchmal und befteht außer den ER in der Jugend verwacenen fünf Handwurze- und Mittelhand- fnochen aus drei Fingern: dem äußerlich Faum bemerfbaren Fleinen Singer, dem die äußerfte Flügelipise bildenden en Finger und dem Daunten, an welchen die Federn des After flügels fien. In der Hand und den Fingern fteken die größten und längjten Schwing- federn, zehn an der Zahl, mithin die meifte Kraft und Beweglichkeit. Die Schwingfedern in den Fingern Fönnen für fi) bewegt, gedreht werden, wodurd fchiefe Ebenen gebildet werden, die den Tauben wie anderen Dögeln das „Schweben” ermöglichen. Der Unterarm it zwar ftärfer inn Knochenbau, reiher an Musfen, aber jhwäcdher in der Beftederung. Er enthält gleichfalls zehn Federn, welhe die Schwingfedern zweiter Drönung heißen. Diefe find weniger lang und weniger ftark, nach unten etwas hohl ausgebaudt, breiter und mehr nad) hinten gerichtet, während die Schwingen erfter Drönung grade ftehen. Sie jcheinen- dazu beftimmt, die während des Fluges mit den Handfhwingen gedrüdte Luft auf- zufangen und zu halten. Der Dberarm ift am ftärfjten im Knochen= und Musfelbau, am jhwäcdhjten in den Federn. Kebtere fcheinen Feine weitere Beftimmung mehr zu haben, als die unter dem Flügel angefammelte Luft nicht entweichen zu lafjen. Diefer Knochen und die Mlusfeln haben beim Fliegen dte jtärfjte Funktion zu verrichten, fie dienen als Hebel, der die Kraft auf die andern Theile des Flügels überträgt. Die Hauptfedergruppen des Flügels find von anderen Fleineren Federn überdedt, die außer den Federn des Daumens feinen weiteren Swed haben, als die-mit dem Slügel aufgefangene Luft zu halten und die Mlusfelpartieen zu defen. Der Daumen aber fammt feinen Federn, welche Furz und fteif und deshalb fjehr Fräftig find, unterjtüßt den Flügel im ruhenden Suitande und hilft ihn tragen. Slügelzeichnung. (/2 natürl. Größe mit den Konturen der einzelnen Federfelder.) Wir fehen alfo, daß auf den Flügel vier verfchiedene Federgruppen, dem Knochenbau entfprehend, vorhanden find. Auf vorftehender Zeichnung find diefe mit den Buchftaben a, b, c, d gezeichnet. 544 a. Umfaßt die Federn der Hand — die zehn Schwingen erfter Drönung, nebft ihren Decfedern; b. die vier größten Federn des Daumens; e. die Federn des Unterarmes — die zehn Schwingen zweiter Ordnung, nebit den Flügeldeden; d. die Federn des Oberarms — die Schulterdecen. Alle diefe Federgruppen befisen die Fähigfeit, fowohl einzeln, als im Zufammenhange mit anderen ihre Farbe zu wechjeln. Hierzu tritt noch der Umftand, daß den Flügelfedern auch der Trieb innewohnt, einzelne Federtheile durch Färbung auszuzeihnen (Strich oder Bindenbildung). Es ift mithin erflärlih, warum wir auf den Flügeln die mannigfaltigften, reichiten und zierlichiten Seihnungen erfcheinen fehen. Die Krankheiten der Tauben. Die Kranfheiten des Federviehes und namentlih der Tauben find bei der bis vor Kurzem in Deutfhland fo arg vernadläffisten Geflügeuht in faft allen Thierheilfunden mit Stillfehweigen übergangen, und daher Fommt es denn wohl aud, daß die Süchter bei eintretender Krankheit ihres Geflügels zu Hausmitten mancherlei Art greifen. Die Der- anlaffung zu den meiften Krankheiten liegt allerdings in den Derhältniffen, unter denen unfer Hausgeflügel gehalten wird, denn in Folge der angewendeten Fünftlichen Mittel, um Tauben oder Hühner zu züchten, entjtehen häufig Uebel, die im natürlihen AZuftande nicht vorfommen. Es ift hinlänglich befannt, daß alle Hausthiere einer größeren Zahl Kranf- heiten unterworfen find, als die im wilden Zuftande lebenden, denn je mehr fich ein Thier von feinem wilden Haturzuftande entfernt, dejto empfänglicher wird es aud) für äußere Einflüffe, durch Witterungs- und ähnliche Umftände veranlaßt, nicht minder aber wird das Futter, das Waffer, verändertes Klima ıc. auf fein Befinden einwirken. Wie jchon bemerft, läßt die Thierheilfunde der Wiffenfhaft noch ein weites Feld zur Forihung offen, und nur die äußeren Symptome bieten einigermaßen einen Anhalt. Die meiften fogenannten Arznei- bücher haben den Geflügelhaltern mehr gefhadet als genüßtz; fie geben zwar zahlreiche und vielfach auch richtige Kezepte zur Heilung diefer oder jener Hranfheit, aber über den Ihwierigjten Theil, die Diagnofe, d. h. über das richtige und fchnelle Erfennen der einge tretenen Krankheit und das jeweilige Stadiun derjelben laffen fie inn Dunfen. Eine Aus- nahme macht das von Prof. Dr. $. X. Hürn in Leipzig herausgegebene wiffenfhaftliche Wer: „Die Krankheiten des Hausgeflügels”, Weimar, beit Bernh. Sr. Doist, und das namentlich allen Geflügelhaltern fehr zu enipfehlende populäre Buch von Dr. med. v. Tresdow: „Krankheiten des Hausgeflügels und deren Heilung“, bei Herm. Kayfer in Kaiferslautern. Lithogr. u. Druck v. J. F. RICHTER, Hamburg, DIE VICTORIATAUBE. (C. Victoriae,) DIE SCHWEIZERTAUBE. (C. Helvetae) en Dbgleih zwar die Tauben eine Halbfreiheit genießen und man alle Dorficht anwendet, fie gefund zu erhalten, fo werden fie doch von einer ganzen Neihe von Krankheiten heim- gefucht, von denen häufig viele mit dem Tode enden. m Allgemeinen Fann man jedoch annehmen, daß Taubenfranfheiten in den gewöhnlichiten Fällen leichter zu verhüten als zu heilen find. Hält man Tauben in gut gefhüsten Schlägen, wo für Küftung, Neinlichkeit, gutes, paffendes Futter und reines Waffer jtets geforgt ift, jo wird man felten über Derlufte zu Flagen haben und den meijten Krankheiten vorbeugen. In den meijten Fällen ijt das befte Heilmittel dte Wärme, noch vermehrt durch einige Tropfen heißen Weins. Dadurch wird man wenigftens die Derdauung wieder herftellen, die vielfah durch Erfältung geftört wird. Sobald die erften HKranfheitsfymptone auf- treten, it der Patient abzufondern und in einem möglichft warmen, gut ventilirten Raum unterzubringen. Die vorbeugenden Müttel find jedenfalls die beften: Alngemeffene Diät, ein trofener, gut ventilirter Raum als Wohnung und ein gefundes, gutes Sutter. Wenn die Einwirkung der Wärme, geeignetes futter und die zur Anwendung gelangenden Arzneien nah Derlauf einiger Tage Feine Befferung hervorbringen, fo ift wenig Hoffnung für die Herjtellung des Patienten. Folgende Symptome lafjen auf das Dorhandenfein einer Krankheit fchliegen: Herab- hängende Flügel, entzündete oder triefende Augen, Ausflug aus Schnabel und Haje, Hite im Kopfe, geöffneter Schnabel, unregelmäßiger oder fchneller Athem, Hujften, Röheln, Pfeifen, Trodenheit und blaffe farbe der Zungen- fpiße oder verfchiedenartige Färbung der ganzen Junge, heftiger Hersfchlag, wäfjerige Konfiftenz des Auswurfs, grünliche farbe deffelben, Hartleibigfeit oder Derftopfung. Bevor wir zu den einzelnen Krankheiten übergehen, wird es gut fein, einige Begriffe, die oft gebraucht werden, mit denen aber unfere Beflügelhalter häufig ganz verschiedene Dorftellungen verbinden, Elar zu ftellen. In dem jhon erwähnten v. Tresdom’fhen Buche heißt es darüber: „Eine Entzündung entjteht durch Einwirfen von irgend einem Xeize auf eine beftimmte Körperftelle. Diefer die Entzündung verurfahende Xeiz Fann von der verfchiedenften Art fein, immer hat er aber als Folge zunädhft einen vermehrten Blutzufluß nad der gereisten Stelle, es entjteht die entzündliche Hyperaemie, die man mit Katarrh bezeichnet, wenn fie ganze, oder Theile von Schleimhäuten betrifft. Infolge diefes vermehrten Blutzufluffes entjteht eine Ernährungsftörung in den betreffenden Stellen, und infolge des vermehrten Blutdrudes entjteht das Erfudat, das fich theils in die erfrankten Sellen, theils zwifchen die Gewebe, theils auf freie Flächen ergiegen Fann. Ein foldhes Erxrfudat ift 3. 8. der Präß, Mujtertauben-Buch. a 346 fhleimige Ausflug aus der Yafe bei der Fatarrhaliichen Entzündung der Lafen- fchleimhaut. Das Erfudat befteht alfo aus den Beftandtheilen des Blutes, denen fid — die meift wäfferig — nun die vermehrten Abfonderungen der durch den Entzündungsprozeß zu ver- mehrter Thätigfeit angeregten Drüfen hinzugefellen. Je nad) den verfchiedenen Beftand- theilen Fann das Erfudat reinwäfferig, blutig, fchleimig, faferftoffhaltig oder eiterig fein. it das Erfubdat faferftoffhaltig, Fann es aus neßförmigen verfilsten Fafern bejtehen, die fich auf oder in die Gewebe der Schleimhäute lagern und deren Herftörung herbeiführen Fönnen. Eiter befteht aus dem farblofen Blutferum, in dem mehr oder weniger Eiterförperchen fuspendirt find. Die Eiterförperchen entftehen aus den weißen Blutförperchen und werden durch den vermehrten Blutdruck durch die Gefäßwandungen gedrückt. Außer diefen weißen Blutkörperchen bejteht das Blut aus einer falzigen, feröfen Flüffigfeit, in der der beim Aus- tritt gerinnende Faferftoff gelöft ift, und den eifenhaltigen rothen Blutkörperchen. Kagert fich ein faferftoffhaltiges Erjudat nur auf die Schleimhäute, wird es abgeftoßen und zerftört nur die oberjte Epithelfchicht der angegriffenen Partie (Krup); lagert es fic) dagegen zwijchen die Gewebe, führt es deren Abfterben herbei, es zerfällt fhlieglih zu einer fettigen Mlaffe, es entfteht ein mißfarbiger Schorf, der, fobald er abgeftoßen wird, ein Gefchwür hinter- läßt (Diphtheritis). Eiter Fann entweder reforbirt werden, die Eiterzellen gehen in Fett über und werden wieder von den Blutgefäßen aufgenommen, er Fann alles Waffer verlieren und eine Fäfige Atafje bilden, Ichlieglih Fann er verjauchen, indem fi aus ihm eine übelriechende, dünne, je nad) dem verfchiedenen Blutzufase zufolge verfchieden gefärbte Flüfjigfeit bildet. Wenn diefe SJauche nun von Blute wieder aufgenommen wird, entjteht die Blutvergiftung. Wird einem Körpertheile durch äußere oder innere Gründe auf längere Zeit die Ernährungszufuhr, das Blut, abgefchnitten, entjteht Brand, der lofale Tod des betreffenden Theiles. Das Abjchneiden der Ernährung Fann aucd durch Entzündung hervorgerufen werden. Diefer lofale Tod Fann fihh dadurch äußern, daß der betreffende Theil in Fäulniß übergeht, oder indem die Theile allen Waffergehalt verlieren und zu einer trockenen Maffe zufammen- fchrumpfen, fie mumifiziven. Durch den Xeis, den der abgeftorbene Theil verurfacht, bildet fich im normalen Theile eine entzündliche Reaktion und fo gewiffermaßen eine Grenze, die häufig die Neforption der fauligen Flüffigfeit des abgeftorbenen Theiles in das Blut ver- hindert. Trifft ein irritativer Prozeß eine oder mehrere Zellen, fo Fönnen diefe anfangen zu wuchern. Die Folge einer folhen Wucherung ift eine Gefhmwulft, eine Meubildung. Da es nun fehr viele Arten von Sellen gibt, Fann auch das Konitituens der Befchwulit ein jehr verfchiedenes fein, und richtet fi die Feftigkeit der Befchwulft eben nach diefem | ug Konftituens. Ein Bindegewebe, eine Fettgefjhwulft, alfo eine folche, die aus dem Wuchern von Bindegeweben, von Fettzellen hervorgegangen, wird nie die Feitigfeit einer Knorpel- seihwulft, einer folhen, die aus dem Wuchern einer Hnorpelzelle hervorgegangen ift, er- reihen. Die Gefhwulft Fann in ein Organ hineinwacfen, ohne beftinnmte Begrenzung, oder fie hat bejtimmte Grenzen, ijt Fuglig, flach, geftielt, ungeftielt. Die Geihwulft Fann entweder unjhädlih weiterwachen, oder wieder zum Herfall neigen und geht dann in der Regel das Mluttergewebe mit zu Grunde, Solhe Gefhwulte, die wahrjcheinlih vom Bindegewebe ausgehen, fih alfo auch überall da finden Fönnen, wo Bindegewebezellen fich in den verfchiedenen Drganen finden, find 3.8. die Tuberfelm. Diefe Tuberfeln, alfo zunächft Meubildungen des Bindegewebes, bilden gern Konglomerate, Eleinere, größere Knoten, die eine große Neigung haben, Fäftg zu entarten oder fettig zu zerfallen. Wach Abftoßung diefer fettig degenerirten Ntafjen bilden fih Gejhwüre, Lungengefhwüre, Darmgefhwüre, Kungentuberfulofe, Darmtuberfulofe. Aber auch verfalfen Fann die Tuberkel. Unter Derfalftung verfteht man die Ablagerung von Kalkjaen (phosphorfaurer Fohlenfaurer Kalk) in ein Gewebe oder in einzelne Hellen. Die Tuberfel 3. B. wird nun hart, verliert die Sebensfähigfeit und wird entweder, wenn jte nahe der Oberfläche Tiegt, ausgeftoßen, oder es bildet fich eine Kapfel von feftem Binde- gewebe um fie, fie wird eingefapfelt, oder fie wirft als fremder Körper reizend, Ent- zündung erregend. In der Regel liefert eine gereiste Selle, die zu wuchern anfängt, daffelbe Gewebe wieder, es Fann aber auch von der Norm abweichen, Bindegewebe, 3. 8. Harbengewebe bilden. Jede Wunde, mit oder ohne Subjtanzverluft, fängt amı 4. oder 5. Tage, nachdem alles Abgeftorbene abgeftoßen ift, an, fich mit Eleinen, leicht blutenden Wärzchen zu bededen, es bilden fih Granulationen. Diefe verwachhfen mit einander und verwandeln fih in ein Bindegewebe, das fich jpäter mit einer Epithelfchicht bededt. jede fo entftandene Harbe hat die Keigung fi) zufammenzuziehen und dadurch Fönnen leicht Deformitäten, Niß- bildungen, und wenn die Karbe in einem elaftifhen Kanal fit, Derengerungen, ja Der- fhliegungen entftehen. Wildes Fleifch entjteht, wenn die Branulationen übermäßig wuchern, wenn mehr Subjtanz da ift, als zur Marbenbildung erforderlich. Wenn man daher in der erften Seit die Bildung der Granulationen möglichit begünftigt, hat man fpäter ihr übermäßiges Wachen im Saume zu halten, ja man ift öfters fogar durch Arzneimittel (Höllenftein) gezwungen, die Branulationen wieder zu zerftören. Sleihy) nachdem die Blutung aufgehört, fondert eine reine Wunde eine helle feröfe Flüffigfeit aus, die, wenn fie nicht in Eiterung übergeht, die Wunde wieder verklebt und 24" 548 jo ohne Granulationsbildung wieder zum Heilen bringt. Man jagt in diefen Falle: die Wunde ift per primam intentionem geheilt (Bejtreben der modernen Wundbehandlung). Gelingt es eine Wunde per primam intentionem dur Abjhluf von Luft zu heilen, fo gewinnt man nicht allein bedeutend an Heit, man entzieht auch dadurh, daß man die Kiterung ver- mindert, die Gefahr der Aufnahme von Jauche ins Blut, die Gefahr der Eitervergiftung.” Die befannteften Taubenfranfheiten find folgende: Schlehte Derdauung (Imdigeftion). Es gibt zweierlei Arten fchlechter Derdauung (Derdauungsihwäche), und zwar rührt die eine von der Qualität und die andere von der Quantität der genoffenen MTahrungsmittel her. Bei der erjteren Art hilft die Natur fich felbit, da die Taube, durch die Ernährungsweife der Jungen geleitet, fich mit großer Keichtigkeit fchlechter Subftanzen entledigt, und hat diefe Sndigeftion dann Feine üblen Folgen. Die fchlechte Derdauung, weldhe aus der Quantität der im Kropfe vorhandenen Yahrungsmittel hervorgeht, ift meift viel gefährlicher, und häufig, wenn man nicht für fchleunige Hülfe forgt, fogar tödlih. Der Grund diefer Krankheit bejteht darin, daß die Taube nady längerer Enthaltung des Futters foviel zu freffen erhält, als fie nur irgend mag. Sie verzehrt dann eine folhe Mienge Körner, daß der Kropf ftarf ausgedehnt wird, und der überfchwere Kropf unter feiner Mündung in den Magen herabfinft. Die Unbequemlichkeit vermehrt fih durch das Anfchwellen der Körner, die Ausdehnung wird auf den höchften Punft gebracht und paralifirt die Kropfmusfeln vollftändig. Die Taube kommt nicht zum Brechen, ja mitunter ift es unmöglich die Nahrung mit dem Drude des Singers nad oben zu bringen. Das Eingeben von Del, wie es vielfach empfohlen wird, ift zu unterlaffen, dahingegen nehme man 1 bis 2 Tropfen Salzfäure, füge ihr einen Kaffee löffel voll Waffer oder Pfeffermünzthee zu und gebe diefe Dofis täglich 5 bis 4 mal, oder man füge 60Og Kalmuswurzelthee 10 Tropfen Salzfäure zu und gebe dem Patienten täg- lihh 5 bis 4 mal einen Kaffeelöffel voll. Helfen die angegebenen Mittel nicht, jo Fann dem Patienten nur Erleichterung durch eine Dperation (Defophagotomie) verfhafft werden. Dieje befteht darin, daß man die obere und die Schleimhaut des Kropfes jpaltet, und zwar an einem Punkte näher dem oberen als dem unteren Theile; dann drückt man fo vorjichtig als möglich die Nahrung heraus, oder entfernt fie mit einem Eleinen Löffel, deflen Stiel am ausgehöhlten Theil in einem Winkel nah aufwärts gebogen ift,; fremde Körper, die fich eingeftochen haben, werden mit der Pinzette gefaßt und hervorgezogen. Hierauf folgt ein Ausfprayen des Kropfinnenraums mit einer Y/sprozentigen Saltcylfäurelöfung. Die Wunde in der Kropfwand wird dann mit 5 bis 6, etwa !/s cm von einander entfernt ftehenden Heften genäht. Wlan bedient fi amı beften zum Yähen diefer Wunde der Katzutfäden, ‘ 3 349 die man jpäter nicht herauszunehmen braucht, oder benust Doppelfäden von gedrehter Seide. Die Hadel muß möglihjt fein fein; die gefrümmte chirurgifche Nadel ift der graden vor- zuziehen. Auf der rechten Seite ftiht man etwa 5 mm vom Wundrande entfernt ein und zwar von außen nad innen, auf der linken Seite aber Fommt man, ebenfalls etwa 5 mm vom Wundrande entfernt, wieder heraus, nachdem man die Kadel von innen nach außen duch die Kropfwand gejtochen hat. Alan macht mit den Fäden eine Schlinge, zieht diefe behutjam zufammen — nachdem man darauf gejehen hat, daß die Wundränder mit Feinem fremden Körper (Federn) beflebt find — und Fnüpft feitlih) von der Wundfpalte, nicht auf ihr, den Knoten, ohne jcharf anzuziehen, doch müffen die Ränder der Wunde fich dicht berühren. Die Wunde der äußeren Haut näht man mit drei, etwa I cm von einander entfernt jtehenden Mähten, zu denen man gewichiten Hanfzwirn verwendet. ft der Kropf mit Seidenfäden genäht worden, jo muß man darauf fehen, daß die inneren Nähte nicht unter einer in der äußeren Haut befindlichen Kaht jtehen; man läßt audy die Enden der Seidenfäden hervorhängen aus der Wundfpalte der äußeren Haut, deren Kefzen nicht ganz dicht an einander genähet werden dürfen; dies Fan nur gefchehen, wenn man zur Der- einigung der Kropfwunde Katgutfäden, die nad) einiger Heit aufgelöft werden und von jelbft verjhwinden, benust hat. ac) vollendeter Heilung, was in 6 bis 3 Tagen gejchehen fein fann, werden die Wähte durch Aufjchneiden der Fäden und Herausziehen derjelben entfernt. Der Grund, warum der, mittelft einer fcharfen Scheere zu vollführende Schnitt am oberen Kropfe geichteht, ift einfach der, zu verhindern, daß Wafjer beim Saufen über die Wunde fließt oder gar wieder durch die feinen Deffnungen der Haht zu Tage tritt. Ein anderes, viel ein- facheres Mittel bei dem jogenannten weichen Kropf (Katarrh der Jnnenhaut) ift folgendes: Die Taube wird jenfreht, mit den Füßen zuerft, in einen Srauenftrumpf geftect, den man mit einem Bindfaden locer bindet, jo daß die Taube nur fo weit herunterfinfen fann, bis der Schwanz auftrifftl. Yun läßt man den Kopf ein wenig aus dem Strumpfe herausjehen, bindet den Stumpf hinter den Kopfe und Maden der Taube fo zufammen, daß der Strumpf an den Hals, ohne zu drücen, anfchließt und fchiebt das im Kropfe be= findlihe Futter mit der Hand behutfam nad) der Kehle der Taube in die Höhe, um damit zu bezwec£en, den mit futter überladenen Kropf durch den Strumpf fo feft zu halten, daß der Kropf nicht nah dem Bruftfnochen herunterhängt und fänmtliches im Kropfe befindliche Futter nad) und nad) bequem in die Speiferöhre geht. Hierauf wird der Strumpf mit Inhalt jenfreht an die Wand an einen Hagel gehängt, das Gefiht der Taube nad) vorn. Man muß nun dem Patienten mehrmals Wafjer geben, ihn in vorbezeichnete Stellung aber zurüdbringen. In ca. 10 bis 15 Stunden ift das Thier genefen. Bei Kröpfern, die 350 häufig an Ueberfüllung des Kropfes leiden, nimmt man ein Käjtchen oder Körbchen, jo lang als das Thier und nur wenig weiter, als fein Körper. Diefer Behälter wird mit Häcdfel oder weichen Kappen rings um die Taube jo ausgefüllt, daß der Kropf in die richtige Sage fommt, und der Dedfel fo angepaßt, daß fich der Dogel wenig oder garnicht bewegen Fann. Dor feiner Einjperrung gibt man ihm zwei Ricinusfapfeln und ftellt das Körbchen 24 Stunden nahezu fenfreht. Sollte dann der Inhalt des Kropfes nicht, mindejtens theil- weije, in den Magen übergegangen fein, fo gibt man etwas Miilh zum Trinken und nod eine Kapfel, drücdt und Fnetet vorfichtig den Kropf mit den Fingern und bringt den Pa- tienten auf weitere 12 Stunden in die vorige Sage. Hilft auch das nicht, fühlt fich der Kropf ganz Falt und hart an, Fann das Thier nicht mehr ftehen ohne vornüberzufallen, fo gibt man ihm warme Mülh mit einen halben Kaffeelöffel Leberthran vermifcht; wenn es nicht trinfen Fan, durch eine Fleine Sprige oder Trichter, und wenn auch dadurd Fein günftiges Refultat erzielt wird, noch mehr warme Mil mit etwas alappe. Der Patient wird jedesmal wieder in das Körbchen oder Käftchen gepadt und dies muß im Winter warn gejtellt werden. Die Thiere find meift bei diefen Keiden traurig, tfoliren fich, hoden in eigenthümlicher Weife am Boden, der Appetit ift verringert oder ganz aufgehoben. Don Seit zu Seit bemerft man am Patienten eine Art Würgen oder Aufjtoßen, man fteht dann eine graue, fauer oder faulig riechende Flüfjigfeit aus der Schnabelöffnung oder den Hafenlöchern hervordringen. Humeilen ift der Kropf. auch mit Wafjer überfüllt oder auch mit Kuft. Um dem abzuhelfen, öffnet man den Schnabel, führt den Finger hinein und hält die Taube mit dem Kopfe nad) unten, um das Wajjer auslaufen zu laffen; im zweiten falle drückt man den luftgefüllten Kropf vorfihtig, um die Luft duch den geöffneten Schnabel entweichen zu laffen. Der Ausfab. Bekanntlich werden die jungen Tauben während der fünf oder fehs erften Tage nadı dem Ausschlüpfen von den Alten mit einer Art mildhähnlichem Brei gefüttert. Schon vor dem Ausjhlüpfen aus den Eiern dehnen die Schleimdrüfen, welche die innere Seite des HKropfes befleiden, fich aus, jchwellen an und fondern in Ueberfluß diefe Flüffigkeit ab. Wenn nun aus irgend einem Grunde die Alten ihre Jungen nicht füttern Fönnen, fo wird diefe Ab- fonderung nicht benußt und bleibt im Kropfe zurüd; fte häuft fih an, verdichtet und ver- härtet ji bis zu dem Punkte, daß man fie durch Berühren fühlen fann. Es ift leicht begreiflich, daß diefes Fonfrete Produft die Derdauung des Futters erfchwert und die Ab- jonderung der Magenfäfte verhindert. Wlan Fann dtefen Zuftand mit dent Ausdrude 351 „verfchlagene Mülch“ bezeichnen. Die Taube bleibt unbeweglich, die Keble ift gefchwollen, fie frißt nicht, die Federn fträuben fich und das Thier Fommt endlich um. Aufmerffame Beobahter behaupten, daß fih im Derlaufe der Kranfheit über den ganzen Körper ein Ausihlag entwidelt, theils äußerlich, theils innerlich, der unmittelbar den Untergang der Taube herbeiführt. Ich felbjt habe diefen Ausfchlag niemals beobachtet, ihn aber oft bejtätigen gehört und häufig bejchrieben gefunden. Daß er fi) im Laufe der Krankheit bilden Fann, tft nicht zu bezweifeln, bei größeren Thieren unter ähnlichen Bedingungen ift die Erfcheinung hin- länglihy Eonftatirt. Solche Anhäufungen find aber fehr oft auch bei Entzündungen anderer Art zu finden, namentlich bei der Gicht, und wir werden bei ihrer Befchreibung fehen, unter welchen Umjtänden fte ih entwideln. Wie dem nun audy fei, es fteht feit, daß die Taube durch das Michternähren ihrer Jungen frank wird und an diefer Krankheit fterben Fann; ihr vorzubeugen, ift viel leichter, als fie zu heilen, denn in der Kegel rührt fie von einer Unaufmerfjamfeit oder Nadläffigkeit des Hüchters felbft her. Ich möchte daher allen Kiebhabern edler Ragetauben empfehlen, fich den Tag des Eierlegens genau zu notiren, um danady die Geburt der Jungen zu beftimmen. Am Abend vor dem Ausfriehen prüfe man dann die Eier vorfichtig, wenn die Jungen gebildet und Iebend find, fo beginnt die Scaale fich zu jpalten, und in diefem Falle laffe man der Hatur ihr Recht. Wenn man aber nichts von diefer Spaltung bemerkt, und, inden man das Ei fchüttelt, eine Flüfjigkeit darin bemerkt, jo jind die Jungen nicht gebildet, und muß man in diefem Falle, um der Kranfheit vorzubeugen, dafür Sorge fragen, den Alten ein fremdes Junge zu geben. Alan nimmt dazu ein ganz Fleines von einem anderen Paare, höchitens ein paar Tage alt, und lest es mit Eintritt der Dunkelheit, wenn das Weibchen mit dem Brüten befchäftigt ift, zu den Eiern. Indem man genau diefe Methode befolgt, ift alle Wahrjcheinlichfeit vor- handen, daß die Alten das fremde Junge adoptiren werden. Un die Brüterin jo wenig als möglih zu ftören und fie die vorgegangene Deränderung nicht gleich merfen zu laffen, läßt man je nad Umftänden die Eier noch ein oder zwei Tage liegen, nachher fann man fie ohne Gefahr entfernen. Es Fann fi aber auch, zufällig treffen, daß man grade Fein pajfendes disponibles Junge hat, oder daß es die Alten nicht annehmen wollen, oder endlich, daß fie mit dem Brüten aufhören, weil die Seit des Ausfhlüpfens vorbei ift. in foldhem Falle entfernt man das alte Paar und fperrt es befonders in einen Derfchlas. Während der erjten 24 Stunden gebe man ihnen Feine Nahrung, fondern nur frifches Waffer, und am näcjten Tage Fann man den Täuber, wenn er gefund fcheint, wieder frei in den Schlag laffen, die Taube dagegen behalte man noch einen Tag abgefperrt und gebe ihr nur wenig WDeizenfutter. Wenn fie nach zwei oder drei Tagen munter erfcheint, gebe man fie der Freiheit und dem Täuber wieder. jm entgegengefesten falle, d. h. wenn fie ihre Munterfeit verloren und die Hahrung verfhmäht, ift dies ein Seichen, daß fie von der Krankheit befallen ift, und ift es dann nod Seit, diefelbe im Keime zu erftiden. Man entziehe dem Patienten alle Mahrung und gebe fofort ein leichtes Purgirmittel, fei es durch ein wenig Dlivenöl oder durch zwei Pillen Rhabarberpulver. Da man die Tauben leicht dazu bringt, folhe Pillen zu verfhluden, und man fie ohne nachtheilige Folgen geben fann, fo muß man deren inmer bei der Hand haben. Hachfolgend ihre Sufanmen- stellung: Man veibe ein Stüf Rhabarberwurzel, mifche diefes Dulver mit etwas Brotfrume und Gunmimwaffer, Fnete Alles gehörig untereinander und mache aus diefen Teige Pillen in Erbfengröße. Solche Pillen follte jeder gewiljenhafte Hüchter auf feinem Taubenfchlage haben, da fie in fehr vielen Fällen von vorzügliher Wirfung find. Scheitern diefe Mittel und bleibt die Taube traurig, jo muß man ihren Kropf be- fühlen; bemerft man darin trockene Klümpchen, unverdaute Hahrungsmittel, jo bleibt noc) eine Hülfe, die Operation (Oefophagotomie), wie fie bei der Befchreibung der fchlechten Derdauung gefchildert ift. Wenn man den Kropf dann entleert und gut gereinigt hat, fo wafche man die Schleimhaut mit einer ganz dünnen Löfung Alaun, um die Störungen “ und Entzündungen zu verhindern, von denen die Abfonderungsdrüfen der Sit find. Die gelbe Mundfäule, Knöpfhen, Diphtherie, Roß, Schnörgel. Da diefe Krankheit eine der gefährlichiten ift und am häufigften vorfommt, die An fichten der Liebhaber und Foricher jedoch über ihren Urjprung und ihre Heilung fehr ver- fchieden find, fo laffe ich in Hadjitehenden verfchiedene Befchreibungen diefer Seuche folgen, und wird der aufmerffame Hüchter daraus fehr bald diejenige Miethode zur Heilung des Uebels zu finden wiffen, die ihm eintretenden Falls am geeignetiten erfcheint. Herr Röttiger- Göttingen fchreibt in der „Tolumbia”, Jahrg. 1878, Ho. 24: „Diefe allgemein befannte, verheerende Taubenfranfheit, welche felbit die Böden der forgfanften Süchter heimfucht, ift vielfach eingehend befchrieben worden. Auch ein Auffas aus der Feder eines namhaften Taubenzüchters, des Herrn Greuter in Bafel, in Ho. 9 der „Blätter für Geflügelzucht” (1878) hat wefentlihe Auffhlüffe über die Krankheit und die pathologifhen Beränderungen, welche fie fowohl in den Kefpirations-Drganen, wie im Darnı ıc. der Patienten hervorbringt, an der Hand forgfältig ausgeführter mifroffopifcher Unterfuhungen und Seftionsbefunde gebraht. Diefe Abhandlung läßt die Annahme, daß thierifche oder pflanzlihe Parafiten, hier namentlich die Ießteren, zu denen in erfter Reihe. die Schizomiceten oder Schimmelpilze gehören, die Träger und. Derbreiter der Krankheit feien, gerechtfertigt. erfcheinen. Diefe Anficht, zu der ich nach den hierorts gemachten Lithogr. und Druck der Verlagsanstalt und Druckerei A.-G. (vormals J. F. Richter) in Hamburg. SCHIWINGENZODER STORCHTTAUBE: (€. remigalis.) et ES vr: Ex m 3595 Beobahtungen und Erfahrungen mich befenne, findet auch ihre weitere Beitätigung in den von der „Süddeutfchen Geflügel-Zeitichrift” mitgetheilten, höchft intereffanten Seftionsberichten des Herrn Profeffor Dr. Bollinger. Es heißt dafelbjt unter Sektion Yo. 527: „Blaue Pfautaube, weiblih. Diagnofe: Hochgradige herdförmige Entzündung beider Lungen, fowie beider Bauchluftfäce und der Halsluftfäcde, bedingt durch einen Schimmelpilz (Aspagillus glaucus)., Dbwohl uns fon viele Fälle zur Unterfuhung gefommen find, in welchen bei Dögeln Schimmelpilze als Kranfheitserreger auftraten, fo haben wir doch eine fo hochgradige Dikwucherung im lebenden Körper noch nie beobachtet. Der Dilzrafen war jtellenweife bis zu zwei Millimeter did. Die Infektion des Chierchens mit den Pilzen Fann durch fchim- meliges futter gejchehen fein, vielleicht ift auch der Schlag feucht und der Entwidelung von Schimmel günftig u. f. w.” Diefer Seftionsbefund beftätigt meine vorhin ausgefprochene Anfiht, daß durch eingedrungene Piße in die Lungen und Athmungsorgane, Entzündungen derfelben mit Ietalem Ausgange hervorgebracht werden Fönnen, wie auch, daß diefe Mycose (Pilzfranfheit) fomohl durch Schimmelpilze enthaltende Kahrung, als audy dur Inhalirung jener Shädlichen Stoffe hervorgerufen werden Fönnen. Diele Autoritäten unferer Tauben- zucht finden die Urjache der verheerenden Krankheit in fehlerhafter Ernährung, namentlich) durch Mangel an Sal, jodann im Mlangel an freier Bewegung, öfterem Ausjtellen der Tauben, fowie endlid im Blute der durch Jnzucht degenerirten Ragen. Daß eine einfache Erfältung infolge widriger Witterung, ohne Hinzutreten anderer Urfachen, diefe Kranfheits- form anzunehmen imftande fein follte, halte ich nicht für wahrjcheinlih. Wohl aber bin ich überzeugt, daß die eben angeführten Urfachen beim Auftreten der Krankheit eine Xolle mitfpielen. Daß zunädht fortgefeste Inzucht auf die Konftitution unferer Ragetauben nicht ohne fchädigenden Einfluß geblieben ift, wird zugejtanden werden müfjen, folgeweife ift eine erhöhte Dispofition zu Fatarrhalifhen Affeftionen bei widrigen Witterungsperhältnifjen, icharfen, trodnen Ditwinden zc., bei unferen zarten Ragetauben wohl anzunehmen. Treten nun infolge von Erkältung dergleichen Fatarrhalifhe Affektionen der Refpirationsorgane ein und nehmen während diejes Franfhaft gereisten AZuftandes der Schleimhäute die Patienten jene Pißitoffe, durch Inhalation oder auch mit der Kahrung in fich auf, jo finden diefe auf der geloderten Schleimhaut die geeignetften Angriffspunfte für ihre Ausbreitung. Bei völlig gefunden Thieren hat die Aufnahme von Dilzftoffen Feineswegs diefe zerftörende Wirkung, diefelben werden vielmehr einfach durcdy den Derdauungs-Prozeß ausgefchieden; find aber durch vorhergegangene Fatarrhaliihe Affektionen die Schleimhäute gelockert und ftellenweife wund geworden, fo gelingt es den Pißen, fih in diefen wunden Stellen fejt- zufegen und fortzuwuhern. Biernad dürfte es wahrjheinlich fein, daß die gelbe Ntund- fäule eine fombinirte Kranfheitsform ift, welche entfteht, fobald eine am Schnupfen erfranfte Prüß, Muitertauben-Bud) 45 554 Taube gleichzeitig, jet es durch Inhalation oder durch fchimmelige Hahrung, jene fhädlichen Pilze in fi) aufnimmt. Daß die Krankheit in derfelben Form fich dur Anftekung rapide weiter verbreitet, daß felbjt völlig gefunde Thiere von ihr ergriffen werden, liegt in der Hatur der Sache. Kaft jede Schnupfenform ift anjtedend, fobald die Auswurfsftoffe Franker Thiere von den gefunden aufgenommen werden, und jo vermag eine einzige Franfe Taube den ganzen Schlag zu infiziren. Auf diefe Weife erflärt es jihh au, daß durch Fütterung von Stoffen, welche wirfli Pilze enthalten, jämmtlihe Tauben völlig gejund bleiben können, höchftens an vermehrten, weniger Fonfiftenten Ausleerungen leiden, vorausgefeßt, daß Feine Prädispofition durch Schnupfen oder Erfältung für die Miundfäule vorhanden ift. Eine eigentlihe Mycose (Pilzfranfheit), wie folche allerdings bei den Säugethieren, namentlich den Kaninchen, vorfommt, dürfte bei den Tauben deshalb feltener fein, weil fie vermöge ihrer engen Refpirations-Drgane weniger geeignet erfcheinen, durch Inhalation dergleichen Pilzftoffe in folcher Menge einzuathmen, daß die Schleimhäute diefer Organe da- durch Franfhaft gereist werden. Erfcheint nun nad dem bisher Befagten die Krankheit fammt ihren Urfachen erflärt, jo jtehen wir doch mit unferer Heilpraris derfelben ziemlich rath- und refultatlos gegenüber und Fönnen nur in geeigneter Dorbeuge ihr Erfcheinen zu verhindern, durch fofortige Ent: fernung etwa davon befallener Tauben, die zur Zeit noch gefunden zu fchüsen fuchen. Dor einigen Jahren machte die fcheußliche Krankheit auf faft allen Schlägen der hiefigen Taubenbefiger dte Runde, und hatte ich damals fowohl bei meinen eigenen Tauben, wie auch bei denen meiner Bekannten vielfach Gelegenheit, diefelbe zu beobachten und alle mög- lichen Heilverfuche zu machen, indeß leider ohne wefentlihen Erfolg. Als wir dann zur ultima ratio griffen, fämmtlihe nur irgend Frank fcheinende Tauben befeitigten und zu einer richtigen Dorbeuge unfere Zuflucht nahmen, gelang es uns, die Krankheit nicht allein zu bannen, fondern auch unfere Tauben bislang vor derfelben zu fhüsen. Diefe Dorbeuge beftand oder befteht in Folgendem: Trocdner, gut ventilirter, aber zugfreier Taubenboden; Dermeidung einer Ueberfüllung deffelben. Verabreihung völlig gefunder Futterftoffe, darunter möglichjt viel Körnerfutter; wenig Hülfenfrüchte. Defteres füttern mit Leinfamen und Hanf; vor Allen aber gefundes Trinfwaffer, in welchem etwas fchwefelfaures Eifen aufgelöft ift. Tägliche Bewegung der Tauben im Freien, wobei ihnen Gelegenheit geboten wird, durch hingeftellte Gefäße eine Nifhung von Flußfand und Salz, fowie etwas Kümmel, zu freffen. Deftere Reinigung des Schlages und Tünchen der Wände mit Kalflauge, vermifcht mit Karbol- oder Saltcylfäure. Sofortige Entfernung jeder Franfen Taube vom Schlage und größte Dorficht beim Anfauf fremder Thiere.” — : Dr. fr. Chapuis fagt in feinem Werfe „Le pigeon voyageur belge‘“‘: „Diefe EB Krankheit, welche von niehreren Forfchern, die fi mit den Krankheiten der Tauben, Hühner und Dolterenvögel bejchäftigt haben, bejchrieben und von ihnen Ehanfer genannt wird, ift jehr alt. Die Bezeihnung Chanker fcheint mir geändert werden zu müffen, erftens weil jie zu undelifat ift, und zweitens weil fie auf fo verfchiedene Franfhafte Zuftände, fo- wohl in der Pflanzen-Pathologie, wie in der Pathologie der Menfchen und Chiere, ange- wendet wird, daß man nicht mehr den Sinn Fennt, welchen man an diefes Wort zu Fnüpfen hat oder vielmehr, weil das Wort Chanfer im Allgemeinen eine Krankheit fchlehter Art bedeutet, die in der Drnithologie in diefem Sinne nie vorfommt. m vorgerüdteren Stadium der Krankheit zeigen fih auf den Schleimhäuten des Schnabels und des Atundes einzelne gelbe Auswüchfe, die fehr Schnell wachen, fih an ihren Rändern berühren, und die damit enden, daß fie einen hervorragenden Fleck auf jeder Seite am Dereinigungspunfte des Schnabels bilden. Su gleicher Heit fließt beftändig ein übelriechender dicflüffiger Eiter, der mit gelben Floden vermilht ift, aus dem Schnabel und bejchmust die Kehlfedern. Deffnet man den Schnabel, jo fieht man, foweit das Auge dringen Fann, daß der ganze Schlund mit diefen Produkten befleidet ift, te eriftiren im Kropfe und mehr oder weniger auch in den Eingemweiden, und find mitunter fo zahlreich, daß fie fid) loslöfen, in Geftalt von mehr oder minder harten, Eleinen Kugelgebilden die Eingeweide paffiren und mit den Erfrementen abgefondert werden. Es ift leicht begreiflich, daß die Taube den Folgen eines folhen AJuftandes nicht lange widerfteht, die Derdauung fehlt ganz, das Hebel vermehrt fich mit der zunehmenden Schwäche, und fie muß umfonmen. Das cdarakteriftiihe Symptom diefer Krankheit, diefe Art gelbes Gewächs, ift nicht immer fichtbar, es Fann fi) aud) innerlih entwicen und den Tod der Taube zur Folge haben, und zwar fo fchnell, daß man nicht Gelegenheit hat, die Erfcheinung im Innern des Schnabels zu bemerfen. Diele Foriher halten diefe Krankheit für anftelend und Boitard und Lorbie finden ihre Urfache in einer unvollftändigen oder in einer falfhen Mlaufer. Diefe beiden Annahmen erfcheinen beftreitbar. Was die leßtere betrifft, jo fcheinen mir die unvollftändige Maufer fowohl, als aud die falihe Maufer mehr ein Refultat der Krankheit zu fein; denn da das Uebel fo gefährlich ift, um den Tod des Thieres herbeizuführen, fo ift es ja auch natürli), daß alle Funktionen, und unter anderen audy die Miaufer aufgehalten oder aufgehoben werden. Daß die Entwidelung der Krankheit häufiger während der Seit der Maufer ftattfindet, erflärt fi durch die Schwäche, in welcher fi die Taube grade zu diefer Seit befindet. Die wirflihe Urfadhe der gelben Mundfäule ift nicht leicht zu erfennen. Ich bin fehr geneigt, fie als das Refultat fchlechter Gefundheitsverfaffung zu betrachten, befonders von einer Shlehten Hahrung herrührend, denn die Krankheit ift felten in gut gehaltenen Schlägen, wo das Sak nie fehlt, und wo eine gute wechjelnde Nahrung mit Maß und Regelmäßig- 45* feit gewährt wird. Wenn man der Mundfäule diefe. Urfache beilegt, wird man nicht er- jtaunt fein, jte fich gleichzeitig auf mehrere Individuen entwickeln zu fehen, denn wenn das Uebel von einer fhhlehten Mahrung herrührt, müfjen alle Tauben, die ein und derfelben MDartung unterworfen find, mehr oder minder ihre hädlihen Wirfungen fühlen. Yoch mehr, Alte, welche von der gelben Miundfäule befallen werden, theilen fie in Furzer Seit ihren Jungen mit. Diefe vollfommmen beftätigten Thatfahen rufen natürlih den Glauben hervor, die Krankheit fei anftekend. Diefer Beweis ift jedoch nicht entjcheidend; um ihm die Eigenfchaft der Gewißheit zu geben, müßte man eine von der Mundfäule befallene Taube in einen andern Schlag bringen, deffen Bewohner ganz gefund wären. Diefe fo leicht zu machende Beobadhtung tft bisher noch nicht verfucht worden. Woher nun aud) die Urfache und die Anftefung der gelben Mundfäule rühren, fehen wir, was man dagegen thun muß, um fie zu heilen. Wenn die gelblihen Auswüdhfe fih im Schnabel und im. Schlunde zeigen, fo muß man fie mit einem Eleinen, mit etwas Leinwand bewicelten Hol- jtiele Defeitigen, und über alle wunden Theile mit einem in einer ftarfen Effig- oder Alaunz, oder noch bejjer Höllenfteinlöfung getränften Pinfel hinwegfahren. Für die Theile, welche dem Auge unzugänglid find, wie der Schlund, muß man eine Flüge- oder Schwanzfeder anwenden, die man im die eine oder die andere Löfung taucht, fie entfchloffen in den Mund hineinfchtiebt und ihr eine rotirende Bewegung gibt. Indem man diefelbe Dperation mehrere Tage hintereinander wiederholt, werden diefe Auswüchfe zu erfcheinen aufhören. Unglüdlicherweife fit in den meijten Fällen das Uebel aber tiefer, und man fann es ver- möge diefer Prozedur nicht erreichen. Dann ift es gut, den Patienten zu purgiren, fei es, daß man ihm zwet oder drei Rhabarberpillen gibt, fei es, daß man einen Theelöffel Eng- lich Salz in einen Löffel Waffer auflöft und in das Trinfgefäß gießt; nach dret oder vier Stunden haben alle Kranfen davon getrunfen, und man Fann ihnen wieder reines Waffer geben. Die leichte Durgation wird am andern Tage wieder vorgenommen. Als Kahrung gebe man ihnen die Hälfte ihrer gewöhnlichen Nation einer guten Qualität Widen und inige Hände voll Kübfen. Wenn ihnen gewöhnliches Salz fehlt, fo beeile man fi), es ihnen zu verabreichen, etwas Grünes, frifh und Hein gehadt, wie Seifigfraut, Hefjeln, Salat und Defonders Sauerampfer, wird die Behandlung vollenden. Befinden fih nur zwei o o oder drei Tauben Frank, fo wird es gut fein, fie aus dem Schlage zu entfernen, und fie abgejondert diefer Behandlung zu unterziehen. Aus Klugheit jedoch treffe man einige Dorfihtsmaßregeln den anderen Tauben gegenüber, und forfche nad) der Urfache, welche die Krankheit hat entwickeln Fönnen.” — Die Belsifhen Züchter wenden mit vielem Erfolge die arfenifhaltigen Präparate des Dr. Amand an. Man nimmt 50—-60 gr arfeniffaures Natron und ebenfoviel arjeniffaures . a Eifen und gibt von beiden Theilen zufammen zur Zeit ein Milligramm in Waffer auf- gelöjt. Daneben erhalten die Patienten trocdnes, gutes Futter und ein mit wenig Eifen- vitriol verjestes Wafjer zum Saufen. Sur Bereitung des Iebteren nimmt man vier Gramm Eifenvitriol und löft fie in einem Liter Waffer auf. Diefe Mifhung fest man des Morgens anftatt des Trinfwaflers vor; am Mittag vertaufht man fie mit reinem Trinfwaffer. Der Kropf und die Hafenöffnungen werden vermittelft einer Feder, die man in Rothwein oder Ulaunwaffer getaucht hat, gereinigt. Wach vier Tagen gibt man nur noch eine der beiden Mifchungen, nämlich arjeniffaures Eifen in gleiher Derdünnung; nad) Derlauf von weiteren fehs Tagen ift die Kur vollendet. Ferner Fennt man als gut wirfendes Heilmittel chlorfaures Eifen. 50 Tropfen in einen Liter Wafjer aufgelöjt und täglicy zwei Theelöffel voll eingegeben; an homöopathifchen Heilmitten hält mar Mercurius solubilis (aufgelöftes Quecfilber) mit fehs Theilen Wafjer verjeßt, dann Bella Donna, ebenfalls in fehhsfacher Derdünnung, und zwei Tage fpäter Ehinin in dreißigfaher Derdünnung mit Waffer, für heilfam wirfend. Don diefen Arzneien gibt man den Franken Thieren zwei Gramm täglich, namentlich dann, wenn der Koth von jehr wäfjeriger Konfiftenz ift. Drof. Dr. Sürn, der diefer Krankheit den Kamen: Diphtheritifch-Frupöfe Schleimhautentzündung beilegt, befchreibt fie, unter Sugrundlegung der vortrefflichen. Arbeit von Friedberger (Deutfhe Seitfhrift für Ihiermedisin und vergl. Pathologie, 1379) folgendermaßen: - „Die diphtheritifch-Frupöfe Schleimhautentzündung ift eine in der Regel feuchenartig auftretende, höchit anjtedende, Iangjfam verlaufende Infektionsfranfheit, welche oft lange Zeit (9 bis 10 Monate) in ein und demfelben Schlage andauern Fann. Das Anftekungsgift it fir, hauptfählih an die Se und Erfrete der Patienten gefnüpft; durch das nahe Bei- jammıenfein Eranfer und gejunder Thiere wird die Seuche auf Iebtere weiter getragen. Durch gefliffentliche Impfung ift, wie die von Stiedamgrogfy, Perroncito und Fried- berger angeftellten Derfuhe lehren, die Krankheit nur Schwer oder gar nicht gefunden Dögeln mitzutheilen, während Cornepin und Wicati fie dur) Impfung nicht nur auf gefundes Geflügel, fondern auch auf Kaninchen übergeführt haben wollen (Journ. d. medec. veter., Lyon 1879), und Trindhera, der die Seuche mit dem amen Coryza contagiosa belegte, gibt an, daß die Weiterimpfung der Krankheit von Franken auf gefundes Geflügel häufig gelingt, daß die latente Periode, alfo die Heit von der Jmpfung bis zum offenbaren Ausbrudy der Seuche, 7 bis 20 Tage währe (La clinica vet. 1880). Für die Krankheit find befonders die befferen und zarteren Ragen der Tauben disponirt; durch . dern Handelsverfehr und durch die Geflügelausftellungen wird insbefondere für weitere Derbreitung derfelben geforgt. Kennzeichen. Das erjte Heihen ift in der Regel verändertes Athmen bei den frank gewordenen Thieren. Sie halten den Kopf und Hals meift geftredt und den Schnabel fort während etwas geöffnet oder wenn dies nicht der Fall, jo fchnappen fie von Seit zu Heit nah Luft, indem fie den Schnabel plößlic in ungewöhnlicher Weife öffnen, dabei meift einen leifen, fingenden Ton ausftogend. Später wird die Athemnoth größer, das Athmen gefchieht angeftrengt, bejonders wird tief eingeathmet, dabei wird der Schnabel immer weit offen gehalten, zuweilen aber derfelbe trogden periodifh in ganz auffallender Weife aufgefperrt; dann Fann man ein pfeifendes Geräufch hören, audy) nebenbei ein Naffeln, wie man es bei heftigen Katarrhen der Refpirationswege fonft wohl wahrnimmt. Die Tem- peratur am Kopfe und an den Füßen wechfelt; die innere Körpereigenwärme tft faft in allen Fällen um 0,4 bis 1,2° €. gefteigert. Bei herannahenden Tode ift die innere Tempera- tur um 2° etwa unter die Norm gefunfen. Derfafjfer erwähnt diefes ausdrüdlidh, da Friedberger (l. c.) angegeben hat, daß die Temperatur der Kranken „wenig verändert“ fei. Fregluft im Anfang nody vorhanden, in geringem Grade manchmal fogar längere Heit; bei Dejtruftionen, die das Frefjen verbieten, natürlich aufgehoben; Durft häufig vorhanden. Die Franfen Dögel find matt und hinfällig, ifoliven fi gern von den übrigen Thieren, jisen amı Boden, fhläfrig, laffen die Flügel hängen, und wenn die Augen vom Kranf- heitsprozeß ergriffen find, fchliegen fie die Sider der beftehenden Lichtfheu wegen. — Ab- zehrung und Anämie laffen fi) wahrnehmen, fobald die Krankheit 1 bis 2 Wochen ge- dauert hat. Außer den Athmungsbefhwerden Fann man bei den Patienten ein öfteres Hujten und Tiefen beobachten, auch ein Schlenfern mit dem Kopfe, wobei ein zäher, glafiger Schleim, der füßlich riecht, ausgeworfen wird. Ebenfo fieht man manchmal Schlingbefhwerden bei Thieren, die noch freffen. Etwa vorhandene Luftröhren- und Lungenfatarrhe Fönnen fich bis zur Luftröhren-, Brondien- und Lungenentzündung fteigern, dann werden die pfeifen- den und raffelnden Geräufche fehr ftark. Katarıhaliihe Lungenentzündung ift nicht fehr felten die eigentliche Urfache, welche den Ietalen Ausgang bewerfftelligt. Die Franken, jchwer athmenden Tauben zeigen fich fehr ausgeprägt mit Katarıh der Mafe, der Tradyea und der Kungen verfehen. Sie niefen und huften viel und fhnarcen (woher die vulgäre Be- zeihnung: Schnörgel). Sugleich ift faft immer bei ihnen ein Darmfatarıh vorhanden, der jih durch die oft abgefesten und wäfjerig fchleimigen Ausleerungen Fundgibt. Die Fran- fen Tauben fiebern offenbar fchon bald nach dem Eintreten der Krankheit, mandmal fehr heftig, was durch Sittern und Schüttelfroft gekennzeichnet wird, dann dur das Mlatt- 359 und Traurigfein der Thiere, durch das Derfriechen derfelben in dunkle Winkel des Schla- ges; durch das Dichtnebeneinanderfegen mehrerer Franfer Tauben wird das empfundene FSroftgefühl Fundgegeben. Die Franken Tauben verfagen die Futterannahme, zeigen aber Durft. Der Sig der diphtheritifch-Frupöfen Schleimhautentzündung ift bei den Tauben befon- ders die Schleimhaut des Mlaules und der Rachenhöhle; ferner find es die Mlaulwinkel und die äußere Haut in der Umgebung derfelben, welche die Kranfheit aufjucht. Aber auh die Schleimhaut des Hehlkopfes, der Luftröhre und der Brondien und des Darmes Fann getroffen fein. Wenn das Uebel beginnt, fo fehen wir an den fichtbaren Schleimhäuten des Franfen Thieres begrenzte, mehr oder weniger umfchriebene Stellen, nach welchen hin vermehrter Blutzufluß ftatthat, an welchen Hyperämie fich einfand. Bald zeigt fi die ftarf gerö- thete Stelle mit einem dünnen, leicht abnehmbaren Belag verfehen, der weiß oder weiß- gelb, fehr durchfeuchtet und leicht zerflieglich ift. Schnell nimmt diefer Belag an Dide zu, wird hell- oder dottergelb, glänzend, Fonfiftenter, Anfangs feitem Quark ähnelnd, endlich eine fejte zufammenhängende Miaffe bildend; diefelbe wird häufig bis zu [—1'/. mm dic und fist fejt auf ihrer Unterlage. Oftmals find Feine 24 Stunden vergangen, daß die Anfangs dünne, zerfließlihe Ausfhwisungsmaffe in den fefteren zähen Belag umgewandelt ift. Sel- ten wird der Belag, und zwar nur an denjenigen Stellen, welche fortwährend von der äußeren Suft berührt werden, zu einer dunfelgelben, oben bräunlichen, trocenen Krufte. Keb- teres Fommt vor in den Maulwinkeln, außen auf den Baden; auch der Schnabel wird zuweilen Fnotig und verdidt, der Zungengrund und die Zungenfpite, die Badenfhleimhaut und ganz befonders die Maulwinkfel find ergriffen. Der gelbe Belag, Kleinen Infeln glei- chend, fist — wie erwähnt — fehr feft auf der Unterlage. Wird er mittels einer Pinzette weggenommen, jo finden fih unter ihm wenig vertiefte, mehr oder weniger zadige Erofionen, die in der Regel bluten. Siedamgroßfy wies zuerft nad, daß feinzottige Granulationen, die in den Belag hineinwuchern, das Fefthalten des Ietsteren auf feiner Unterlage ermög- lIihen. Das Erfudat in der Maul und Rahenhöhle ift Teicht abziehbar; häufig findet man unter ihm weder Erofionen noh Geihwüre.. — Bet lange beftehender Krankheit oder wenn das Leiden unrichtig, namentlich roh, behandelt worden ift, finden wir unter der Ausihwisungsmaffe auh nad Fläe und Tiefe fich verbreitet habende Ulcerationen, welhe den Chankergefhwüren entfernt ähnlich find. Subftanzverlufte durch Gefhwüre find oft zu fehen, wie folhe in der Badenfchleimhaut, in den Mundwinfeln und neben diefen außen am Kopfe in der Hautdele wahrgenommen werden Fönnen; zuweilen find fogar die Maulwinfel eingeriffen, duch die freffenden Gefhwürsbildungen viel länger ge- worden, als der Morm entjpriht. Dann ift das Schnabelfhliegen erfhwert und damit 360 auch die Futteraufnahme. Auf der Außenflähe der Baden und in den Maulwinfen dann, die zu bräunlichen Hruften eingefrocnet, fhwer abziehbaren Erfudate. Die Schleim- haut, welche die mit den diphtheritifch-Frupöfen Maffen belegten Stellen umgibt, ijt ftarf Fatarrhalifh affizirt und fondert einen trüben, zähen, ftarf fadenziehenden Schleim ab. Bei den der Krankheit erlegenen Tauben findet man zuweilen die KLuftröhre mit den gelben Maffen bejest oder gar die Brondien von foldhen vollgefüllt, dann ift auch in der Regel itarfes Sungenöden zu beobachten. Die Hafenlöher erfcheinen befeuchtet, wenn die Yafenfchleimhaut erkrankt if. Eine ichleimige, gelbe, jchmierige Flüffigfeit fließt aus den Hafenlöchern, trocnet auch zum Theil an den ITafenlohrändern zu gelben Kruften ein; diefelbe fejtwerdende, Anfangs Ichmierige Maffe verftopft auch die Hafenlöher. _ In der Gaumenfpalte fiten oft ziemlich jtarfe gelbe Belagmaffen, die die Ränder derfelben auseinandertreiben; hartnädig Fehren fie zuweilen wieder, wenn fte Fünftlich weg- genommen und der Schleimhautgrund auch geäßt wurde; fozufagen über Yacht vegeneriren fie fich. ft die Mafenhöhle erkrankt, jo wird fehr häufig in Mitleidenfhaft gezogen die Schleim- haut der mit der Mafenhöhle Fonmunizivenden Unteraugenhöhlenzelle, und zwar Fann diefes auf einer oder auf beiden Seiten des Kopfes gefhehen. it das der fall, fo findet man unter dem inneren Augenwinfel der eimen oder der beiden Kopffeiten, Furz hinter der Schnabelbafts, eine vermehrt warme, beim Drüden jchmerzende Gefchwulft; drücdt man einigermaßen erheblih an ihr, fo fließt ein dicker, eitriger Schleim aus den Nafenlöchern. Die Gefhwulft wird nah und nadı größer, fidy unter dem Auge hinziehend; dte Knochen- dee der erweiterten nfraorbitaßelle jchwindet, reißt wohl au ein. ft die Gefchwulft weich, fo öffnet man fie meift; dann fließt eine die, milchrahmähnlihe Flüffigfeit aus, oder man findet eine Fonfiftentere gelbe, Fäfige Mlafje in der Höhle, die ausgelöffelt werden muß. it die Gefchwulft groß geworden, jo wird der Kopf verunftaltet, häufig Fan aud) der Schnabel des Patienten nicht gefchloffen werden, dies befonders, wenn durch die Dergrö- Berung der Infraorbitalzelle der harte Gaumen nad der Maulhöhle zu herausgetrieben worden it. Die Erkrankung der Wafen-, Rahen- und Mlaulhöhle ift nun häufig Fombinirt mit Krankfein eines oder beider Augen. Schwellung der Bindehaut und Hyperämie derfelben ift das Mächite, was an dem Auge zu fehen ift. Außerdem wird von den Datienten ein durh Schließen der Sider gekennzeichnete Lichtiheu Fundgegeben. Die Kider zeigen fich dann bald gefchwollen und vermehrt warm, ihre Ränder verfleben, beim gemwaltfanen Öffnen derfelben läuft aus dem Auge eine gelbliche, in der Konfiftenz dem Sperma BEN - a v Sa Lithogr, und Druck der Verlagsanstalt und Druckerei A.-G. (vormals J. F. Richter) in Hamburg. SEEIPFRFSISCHIE FLÜGEL-, SCHWALBEN- ODER FEENTAUBE. (€. sterninae.) 56l ähnliche Slüffigfeit; fpäter findet man unter den Kidern, die nun auf ihrer Außenfläche auch dünne gelbe Kruften von eingetrodneten Schleim oder gar gefhwürige AZuftände wahr- nehnten laffen, eine Fäfige oder eine faft trocdene, Frümelige, gelbe Mlaffe, die ganz befon- ders auch im Konjunftivalfade, der deshalb vergrößert ift, angefammelt ift. Durch den Druf des gefhwollenen Konjunftivalfakes Fann der Augapfel aus feiner Lage gefchoben und auch zum Schwund gebradht werden. Ebenjo ift die Michaut entzündet, oft vorge- ihoben und durch Ausfhwisungsmaffen mit der vorderen Fläche des Augapfels verklebt. Die undurhjihtige und die durchfichtige Hornhaut Fann in den Franfhaften Prozeß hineingezogen werden. Kleine begrenzte Trübungen, Fleine Wölfchen auf der Kornca zei sen an, daß diefes bezüglich der durchfichtigen Hornhaut der Fall ift; manchmal ift auch die ganze Kornea undurhfichtig und trübe, zuweilen mit Erfudaten befest, nicht felten ®e- fhwüre oder durch foldhe hervorgerufene Derforationen wahrnehmen laffend. mi lesteren Falle findet man audy die gelben Fäfigen Maffen im Augeninnern. Bei den Tauben ift fat immer ein Darmfatarrh Begleiter der diphtheritifch-Frupe- jen Entzündungszuftände der Kopfichleimhäute und zwar ruht derfelbe auf demfelben Bo- den wie jene. Der Darminhalt ift röthlihgrau oder röthlichgelb, dünn abgeftoßene Darnı- epithelzellen und Eiterzellen enthaltend; er riecht jehr übel. Die Darmfchleimhaut ift jtarf Fapillar infizirt, gejchwellt, trägt punftförnige Blutaustretungen, außerden finden fich, na- mentlih im Enddarm, in der Kloafe u. f. f. zadige Erofionen oder gar Ulcerationen, die mit gelben, faft weichen, oder mehr trodeneren diphtheritifchen Belagmaffen verfehen find. Auch im Kropfe der Tauben finden fic) die diphtheritifchen Plaques. Die Erfranfung der Suftwege führt häufig den Erftidungstod herbei. Die hier in Rede ftehende Hranfheit verläuft in der Regel fehr langfanı, innerhalb 2 bis 5 Wochen, Faun aber auch Monate (60 bis 7O Tage 5. B.) währen. Oft find im Anfange nur ganz geringgradige Kranfheitserfcheinungen vorhanden, welche von dent Be- flügesüchter leicht überfehen werden, die Thiere fcheinen Anfangs noch gefund und laffen nur ein etwas erjchwertes Athmen, manchmal Buften oder tiefen wahrnehmen. Solche Dögel jind es auch zumeift, die in den Handel gebracht oder auf die Geflügelausftellung ge- Ihidt, die gefährliche Krankheit verbreiten. Scheinbar wieder genefenes Beflügel verfällt zuweilen wieder in den früheren Kranf- heitszuftand, mit anderen Worten Recidive find bei Refonvaleszenten nicht felten. Sektion. Sie ergibt die Deränderungen, welche wir auch bei den lebenden Thieren jehen, und ferner folche, wie fie bereits bei der Schilderung der Kennzeichen erwähnt wur- den. Gejagt jet hier nur noch, daß Siedamgrosfy vollfonmen Recht hat, wenn er be- hauptet, der betreffende Kranfheitsprozeg fei mit als ein Erupdfer zu bezeichnen, da das Prüsg, Muftertauben-Buh 46 5062 dicke, auf den begrenzten Schleimhautftellen aufgelagerte Erfudat, wenn es namentlich troden wird, dur Drud auf feine Unterlage zerftörend wirft und ebenfo — wie auch Friedberger will — ift es richtig bei diefer Krankheit von einer Diphtherie zu fprechen, da die Einlagerung eines zelligen Erfudates in die Schleimhaut vieler erfrankter Stellen wirklich ftattfindet, dafelbft aber durch Druck auf die ernährenden Befäße es zur Erofion- bildung, zur Ulceration, zur diphtheritifchen Derfchorfung Fonmt. Was nun die mifroffopifihe Unterfuhung der erfrankten Gewebe, der unteren Schich- ten der Belagmajjern angeht, jo ijt hier zunädjt hervorzuheben: a) Daß die hier gefchilderten Kranfheitszuftände thatfächlih und nachweislich unter dem Einfluß Fleiner, wahrfcheinlich pflanzlicher Lebewefen, die wir Bregarinen oder Piorofpermien nennen, hervorgerufen werden; b) daß dte nackten Gregarinen, wenn jie in wäfferigen Flüfjigfeiten, in Schleim u. dergl. gelangen, ihr Keibesplasma in Fleine runde Sellenmolefüle zerfallen laffen; diefe Sellenmolefüle find aber von Mifrofoffen nicht zu unterfcheiden. un fommen bei den Biphtheritiih-Frupöfen Schleimhautentzündungen häufig in den erfranften Geweben, in den Erfudaten u. f. w. nur Mifrofoffen und aus fjolchen Hervor- gegangenes, nämlich Reihen von Mifrofoffen, vor. Ob diefe Mtifrofoffen von den Öregarinen ftanımen, oder Spaltpilze eigener Art find, das foll hier nicht weiter unterfucht werden, jondern es follen nur Mittheilungen gemacht werden über diejenigen organifirten Dinge, welche die verfchiedenen Forfcher in Hufammenhang mit der in Rede ftehenden Kranfheit gebraht haben. Friedberger fand Gregarinen bei Franfen Tauben (l. c. S. 179) mit diphtheritifher NMlaulwinfelentzündung. Sonjt jah Friedberger, wie gleich) ausführlicher mitgetheilt werden wird, nur Mifrofoffen und eigenthüntliche Sellen. An dere Forfcher fanden in den Frupöfen Belagmaffen, oder den diphtheritiihen Geweben gar Feine organifirten Dinge. Das beweift durchaus nicht, daß Lebewefen nicht als Ur- fahe der Krankheit thätig waren, fondern nur, daß folche von dem betreffenden Unter- fucher nicht gefunden worden find und hat man hierbei immer zu bedenfen, daß niedere Pilze u. dergl. Kranfheitsprogeffe veranlaffen, infolge des angeregten Prozeffes aber felbjt zu Grunde gehen und fpurlos verfchwinden Fönnen. Friedberger (l. c. 172) jagt über den mifroffopifchen Befund des Erfudates Folgendes: „Das leicht zu unterfuchende, frifchgefeste, weiche, Fäfeähnliche Erfudat aus den Kid- jäcen bejteht der Hauptiahe nah aus Rundzellen, die fih von weißen Blutförperhen im Feiner IDeife unterjcheiden. Diefelben haben eine Größe von 0,008 bis 0,009 mm und DRS nur jelten jah ich folche von 0,01 mm Durchmeffer *); fie zeichnen fi durch ihre Tendenz zum rafhen Serfalle aus. Deswegen trifft man aud in ganz frifch gejestem Erjubdate majffenhaften Detritus. Außerdem find fjehr viel Spaltpilze zugegen. Don letsteren entwe- der nur Mifrofoffen, in der Regel aber zugleich auch Achterformen (alfo fogen. Diplofoffen), Bacillen von der ungefähren Länge der weißen Blutförperchen, etwas längere, rund- gliederige oder rechteckig gegliederte Ketten, alles in Iebhaftefter Bewegung. Selbft Mtycel- fäden eines höheren Pilzes habe ich gefunden.“ Ühnlihe Refultate ergab die Unterfuchung der jüngeren Auflagerungen bei der diph- theritifch-Erupöfen Entzündung der Schleimhaut des Mlundes und des Nachens, der Ent- sündungsprodufte in den Luftwegen u. |. f. Siedamgrosgfy (Säcdf. Deterinärbericht 1372, 87) fand Mifrofoffen und eigen- thümliche rechtedige Hellen in den Belagmaffen. Der Güte des Prof. Siedamgrogfy verdanfte Zürn Unterfuhungsmaterial im Jahre 1875. Die Refultate feiner Unterfuchung find in Sürns Werk „die pflanzlichen Paraftten auf und in dem Körper unferer Haus- fäugethiere (II. Band der Schmaroger ıc., Weimar 1874, 5. 545)" angeführt. Außer Plattenepithelien und eingefhrumpften Rundzellen hielten die diphtheritifch-Frupöfen Belag- maffen aus der Maulhöhle breite jtäbchenförmige, Gliederhefezellen ähnliche Körper, die 0,002 bis 0,008 mm lang, 0,001 bis 0,004 mm breit waren, ifolirt vorfanıen und zu drei Stück Fettenartig zufammenhingen, meijt in der Form eines reinen Rechtedes erfchienen, oder vieredig fih zeigten, aber mit runden Eden verfehen waren, oft auch flac) Halb- mondförmig gebogen fich darftellten. 24 Stunden lang in fchwade Üsfalilöfung gelegt, quollen diefe Organismen ziemlih ftarf, jo daß die ftäbchenförmigen Körper 0,0083 bis 0,0150 mm lang und 0,0041 bis 0,0032 mm breit erfchienen. Außerdem fanden fich zahlreiche Mifrofoffen, namentliy auf dem Platenepithel. Hah dem Befagten bleibt alfo Faum etwas Anderes anzunehmen übrig als: a) es gibt entweder nur eine durch Gregarinen herporgerufene diphtheritifch-Frupöfe Schleimhautentzündung des Beflügels und die in den Belagmaffen der Franken Dögel ge= fundenen Mifrofoffen, Stäbchen, Fäden, jtabhefeähnlihe Zellen find aus den Bregarinen hervorgegangen; oder b) es gibt eine durh Gregarinen und eine duch Mlifrofoffen und jtabförmige Bakterien (beffer Blieder- oder Stabhefe, denn für Stabbafterien find die Gebilde zu breit) erzeugte Diphtherie der Schleimhäute der Dögel; oder endlich *) Alfo dur die Größe von gewöhnlichen Blutförperchen der Dögel unterfchieden. ? Anmerfung des BDerfaffers. 46* c) alles das von Kebeweien, was man in den bei der in Rede ftehenden Krankheit vorfonimenden Belagmaffen findet, hat gar nichts mit der Hervorbringung der Krankheit zu thun, fondern ijt ein rein zufälliges Dorfommniß. Ada fann bier jchon angegeben werden, daß auf dem Wege des Erperimentes fi nachweifen läßt, wie Gregarinen derartige Kranfheitsprozeffe, wie die diphtheritifch-Frupd- jen Schleimhautentzündungen es find, hewvorzubringen vermögen; ferner, daß noch nicht eingefapfelte oder nadte Gregarinen unter Umftänden thatfählih ihr Keibesplasma in Müifrofoffen zerfallen Taffen. Ad b mag beigefügt jein, daß durch viele Foricher, namentlich in neuerer Seit durch Dertel (über Ätiologie der Diphtheritis; vergl. Zur Ätiologie der Infektionsfranfheiten, Münden 1831), fejtgejtellt worden ift, wie bei der Diphtheritis des Mlenfchen ein Spalt- pilz als Anjtefungssift figurirt, deshalb wohl auh als Urfache diefer gefährlichen Krank- heit angefehen werden muß. Derfelbe ift von ovaler Form; wenn viele zufammenliegen, zeigt er eine bräunliche Farbe; feine Länge beträgt nad) Dertel, 0,001 bis 0,0015 mm, feine Breite 0,0005 mm im Müttel. Es gibt aber aucd, größere von 0,0042 mm Fänge und 0,0011 mm Breite. Do diefe Spaltpilze einzeln liegen, fieht man fte häufig paarig verbunden, feltener findet man längere Ketten. In größeren Mlaffen zufammengelagert bilden fie, durch ausgefchiedene Gallerte zufanmengehalten, Rafen und Ballen (Sooglöa). Die zu zwei Stück geeinten fcheinen ftäbchenartige Bildungen einzugehen. Diefe Diphtheritis- Spaltpie haben eine Eigenbewegung. Durh Impfung derfelben auf Gewebe (durchfich- tige Hornhaut 3. B.) gefunder Thiere ift ihre Diphtheritis erzeugende Macht hinreichend und eraft bewiefen worden. un it die diphtheritiihe Schleimhautentzündung des Geflügels in früherer und neuerer Heit häufig beobachtet worden, wenn Diphtheritis bei Menfchen häufig war. Yadı- dem Ruß 1861 die Hühnerdiphtheritis zuerft befchrieb, fchilderte Darrady bald darauf jolhe, die er bei zwei Hühnern, welcher einer Familie, deren Kinder an Diphtheritis litten, gehörten, beobachtet hatte. Desmartis (Abeille medicale 1868) betont ganz befonders, daß die Krankheit unter Hühnern häufig auftrat, wenn Diphtheritis unter Mlenfchen herrichte. Die Dermuthung wird alfo wohl erlaubt fein, daß die diphtheritifch-Frupöfe Schleim- hautentzündung außer durch Gregarinen, aucd) durch echte Spaltpilze eigener Art verurfadht wird. Ad ce muß gejagt werden, daß man in den Belagmaffen oft Drganifirtes gefunden bat, was gewiß nur als zufälliges Dorfommmiß aufgefaßt werden Fann. Schimmelfporen, von Franfem Geflügel eingeathmet, finden auf den Erfudatmaffen willfommenen Boden, um zu feimen und Miycelfäden u. f. w. treiben zu fönnen. Aud vollftändig entwidelte Schimmelpflanzen hat man, namentlich bei Franfen Tauben, auf den 565 franfen, mit Erfudaten befesten Schleimhautftellen gefunden. Diefe Schmarogerpflanzen haben ebenfowenig mit der Ätiologie der Krankheit etwas zu thun, als jene Infuforien, die Revolta einmal in den Belagmaffen gefehen hat und die er mit dem XTamen Cer- comonas gallinarum belegt. Es follen das Fleine bewegliche ovale Sellen gewefen fein, mit einem ftumpfen Ende, an welchem eine lebhaft peitihende Lilie angeheftet war, und mit einem fpisen Ende, an dem manchmal eine in drei Fafern gefpaltene Borfte beobadı- tet werden Fonnte. Wenn nun auch bis jest nicht mit aller Eraftheit bewiefen worden ijt, daß die diphtheritifch-Frupsfe Schleimhautentzündung des GBeflügels durch fpecififche Mlifrofoffen wirflich hervorgerufen wird, jo Fann man es doch aus Gründen der Analogie annehmen. Dorbeuge, weldhe bei diefer Krankheit inne zu halten ift. 1) Halten von Kontumasjtällen, in welche neugefauftes Geflügel untergebracht wird; 2) fharfe und genaue Kontrole jedes einzelnen Vogels, der auf eine Beflügelausftel- lung gefhidt wird, durch einen tüchtigen Deterinär. Geflügelausftellungen ohne folche Kon- trole follten feitens der Deterinär-Polizei nicht gejtattet werden; 3) man wende fi der Zucht der härteren heimifhen Naffen zu und züchte nicht vorwiegend die feineren, durch den Geflügeliport eingeführten Taubenraffen, bei denen, meift infolge zu weit getriebener nzucht, Derluft an Fonftitutioneller Kraft und große Dispofition zu Krankheiten zu beflagen ift; 4) befonders vorfihtig fei man bei dem Import ausländischen Geflügels, namentlich wenn folhes aus talien oder Franfreich gejchieht; 5) Sloliren des Franken Geflügels, ftrenge Separirung der gefunden von den Franken Thieren; Sorge dafür, daß der Anftefungsftoff nicht durch Swifchenträger verfchleppt wird; 6) Dernidhtung der Frepirten Thiere durch Feuer; 7) Desinfeftion der Schläge; 8) Sufas von Karbolfäure und Salteylfäure zu dem Saufen der gefund gebliebenen aber mit Kranfen zufammen gewefenen Dögel; fopiel Karbolfäure (Farbolfaurer Kalf) oder Salteylfäure (weniger gut falicylfaures Natron), daß das Saufwaffer '/. Prozent der ge nannten Stoffe enthält; audy Löfungen von Alaun 5g auf Il Waffer, oder 2prozentige Eifenvitriollöfung leiften manchmal gute Dienfte; ebenfo der Zufaß der Diphtheritis-Tinktur des Hofapothefer Richard in Bocenheim, zu 1 bis 2 Kaffeelöffel bis ı Eflöffel voll für das Saufen eines Beflügelftammes von 5 bis 6 Stüd, nüßt entfchieden als Dorbeugemittel. Behandlung. Diefelbe ift von verfchiedenen Thierärzten fehr verfchiedenartig vor- genommen worden. Prof. Hürn wendete früher alle die Mittel an, welche nachher ge- nannt werden, hat durch einige auch manchmal einen recht guten Erfolg erzielt. Wachdern er aber, infolge der Aufforderung verfchiedener Beflügelzüchter das gegen Diphtheritis an- zuwendende Remedium des Hofapothefer Richard in Bocdenheim bei Frankfurt a. AM. fehr vielfach verfuht, und diefes außerordentlich probat gefunden hat, hat er feine Scheu gegen Geheimmittel überwunden, und braudt fajt ausjhließlih diefes Mittel, welches in folgender Weife anzuwenden ift. Täglih müfjen dreimal die Franken Stellen des Rachens und der Kafje ausgepinfelt werden, außerdem ift täglih zweimal je ein Kaffeelöffel voll einzugeben. Das Eingeben von diefem Xemedium, oder die innere Anwendung anderer adftrin- sirender WMtittel (Weidenrindenabfohungen; 2 Prozent Alaun>, Eifenvitriol-, Tanninlöfungen) beugen befonders den diphtheritifchen Darmfatarrhen vor, denen das Geflügel fo leicht erliegt. Karbolfäure, innerlich verabreicht, bringt nur ausnahnısweife Musen, felbft wenn man alle zwei Stunden die Abfochung eines adftringirenden Mittels, dem auf den Eplöffel 2 Tropfen einer 5 prozentigen Karbolfäurelöfung zugefügt find, (einen EBlöffel pro Dofis) gibt. Die erkrankten Stellen der Schleimhaut des Rahens und Wlaules, die Hafenhöhle durch die ILafenlöcher, die Franfen Augen und namentlich die Konjunktivalfäke befonmen das Mittel nur ausnahmsweife gehörig aufgepinfelt oder auf> und eingeftrichen, meift wird es als Spray mittels Derftäubers gründlich) angebraht. Beim Aufpinfen wird ein fehr guter Pinfel, der die Haare nicht ausgehen läßt, oder der Bart einer Feder benußt. Das Einfprühenlafjen wird durdy einen fogen. Sprayapparat (Staubfpritse) ermögliht, den Fein Taubenzüchter entbehren Fann. Seine Konftruftion und Anwendung ift befannt, follte es nicht der Fall fein, jo erläutert folches vorftehende Abbildung. In jeder Gummiwaaren- handlung ift er Fäuflich. Mechanifc gelöft werden nur diejenigen Belagmaffen von der Franfen Schleimhaut, welche fich, ohne rohe Gewalt anwenden zu müffen, leicht fortnehmen laffen mit Hilfe ei- nes feinen, an den Rändern nicht fcharfen Spatels; das gewaltfame Abreißen des Erfu- dates und das ftarfe Üben des gefchwürigen Grundes mit Höllenftein in Subftanz oder jtarfen Löfungen deffelben ift durchaus zu meiden; nie foll es beim Wegnehmen des Be- lages bluten. Die außen auf den Fiörändern, an den Hafenöffnungen am Schnabel, auf der äußeren Badenhaut fisenden, zu Kruften eingetrodneten, gelben Waffen find mit mil- dem Fett zu erweichen (Dafeline) und dann mit der Pinzette zu entfernen. Don dem Weg- nehmen der Belagmafjen mit Gewalt und von dem Aten der Erofionen oder Ulcerationen habe auch, ich früher Gebrauch gemacht, aber wie Friedberger (l. c. S. 181) haben mich fpätere Erfahrungen belehrt, daß diefes Derfahren nicht zwedentiprechend tft, unter Umt- ftänden den Übelftand fogar recht verfchlimmert. Die gefüllten Kidfäce werden vorfichtig ausgedrückt und dann ausgefprayt oder die Rihardihe Tinktur wird mittels eines feinen Federbartes eingeftrichen; die Franfe Kon- junftiva und die Michaut, fowie die mit Trübungen oder mit Gejchwürchen befeste Horn- haut befommt nur den Staubregen. Enersifhe Kühlung der Franfen Augen mit Falten Wafjer müsst nebenbei fehr. Beihwülfte an der Außenfläche des Kopfes, die durch Deränderungen der Infraorbital- zelle erzeugt werden, werden mittels einer Fleinen, fcharfen Zanzette geöffnet, der Fäftge gelbe Inhalt wird ausgedrüdt oder ausgelöffelt und der Belag mit der Rihard’fhen Tinftur ausgefprist und tüchtig ausgepinfelt; unter Umftänden wird jedoch hier audy von dem Üs- jtift Gebrauh gemadt. Etwaige Blutungen bein Öffnen der Gefchwüljte werden durch Einfhieben eines Tampons der gelben, blutftillenden Watte befeitigt. Die Mittel, welhe man früher brauchte, waren 2 bis 5prozentige Karbolfäurelöfun- gen in Waffer, oder ftärfere Löfungen der letteren in Spiritus. So wendete Bloebaum, zum Bepinfeln der Belagmaffen oder des Beihwürgrundes unter diefen, 5 g Karbolfäure an, weldhe in 30 g Alkohol gelöft worden war. Auch reine Karbolfäure tft gebraucht worden. 1Oprozentige Löfungen von Höllenftein empfahl zu gleihen Swece zuerjt Siedam- sroßfy, mit Nadypinfeln von Kochfabßlöfungen. Ebenfo ijt, angeblich mit großem Nußen, das chlorfaure Kali angewendet worden; in 5prozentiger Köfung zum Bepinfeln, gleichzeitig zur inneren Anwendung eine !/aprozen- tige Löfung, täglich zwei- bis dreimal einen Kaffee- bis E$löffel voll dem Franken Dogel, je nad feiner Größe und Art und je nachdem er mehr oder weniger ftarf erfranft war, zu verabreichen. 308 | Friedberger fah einigemale rafche Heilung durdy das Bepinfeln des Belages mit offizineller oder verdünnter Jodtinktur erzielt; in anderen fällen ließ es in Stich. Als Ütsmittel find Stifte aus Höllenftein, Üskali, Kupfervitriol gebraucht worden. Hugefpiste Stücken von reinem, fchwefelfaurem Kupferorydul wendet man, wenn einmal geätt fein foll, noch am beften mit Dortheil an, ebenfo Alaunftifte, namentlih bei Ent- zündungszuftänden der Augenbindehaut. Söfungen von Saltcylfäure (1 : 500) in Waffer; Köfungen von Alaun oder Kupfer alaun (1 bis 2 Prozent), von Kupfervitriol (5 Prozent) brauchte man zum Bepinfeln der erfranften Augen. Ebenfo 2prozentige Tanninlöfungen. Die adftringirenden Mittel find zur Behandlung der von der Krankheit befallenen Augentheile auch paffender, wie ätende Mtedifamente." — In den „Blättern für Geflügelucht“ befindet fich folgender auf diefe Krankheit be- züglihe Artikel: „Es ift in diefen Blättern wiederholt die Aufforderung ergangen, über das Wefen der fogenannten „Schnarchye-Kranfheit” der Tauben Müttheilungen zu veröffentlichen, und die Mittel anzugeben, wodurch die verheerende Krankheit mit Erfolg befämpft werden Fönnte. Ic ftellte in Folge deffen aufmerffame Beobahtungen und Unterfuhungen an, und will nun die dadurch gewonnenen NRefultate hier mittheilen: MWiederholt bracdy diefe verheerende Krankheit unter meinen Tauben aus, und hatte ih namentlih in diefem Jahre große Derlufte an Jungen, bejonders im Hodyfomner. Die Krankheit ergriff die Jungen zumeift erft, wenn fte bereits jelbjt das Futter nahmen und fchon ausgeflogen waren. Die Wahrnehmung bradte mih auf den Gedanken, dag die Urfache im Futter liegen Fönnte. ch hatte lange Zeit blos Wicen gefüttert, und verfuchte nun gemifchtes Futter, gab neben den Wien Gerfte und Weizen. Es fchien, als ob die Krankheit an Bösartigfeit verlieren wollte, dohy Fam fte immer wieder zum Dorfchein. Ih gab dann blos früh Widen und Yachmittags Gerfte, der Erfolg war Fein durchgreifender; es erfranften docdy nody mehr oder weniger Thiere, befonders jene, die ich aus der Ferne erhielt; es blieben davon aucd die Alten nicht ver- fchont, ein Theil ftarb, ein anderer genas; allein die Jungen davon erfrankten faft ohne Ausnahme an derfelben Krankheit und ftarben. — Da ich durch diefes Derfahren Feinen gehofften Erfolg erzielte, fchlug ich einen anderen Weg ein: ich feparirte die Kranfen fo- gleih, wenn fih Huften einftellte, ätte die Häute im Schnabel und Schlunde mit Höllen- jtein weg und fah durch diefe Methode wenigftens bei Beginn der Epidemie einige gene fen. Dem ungeachtet griff die Krankheit immer mehr und rafcher um fich, je heißer der Sommer wurde, wo dann faft alle Erfranften auch ftarben. Diefe Erfahrungen hatte ich Lithogr. und Druck der Verlagsanstalt und Druckerei A.-G. (vormals J. F. Richter) in Hamburg. VOLLPLATTIGE opder NÜRNBERGER SCHWALBENTAUBE. (Schmalzfeen.) 369 Jahre hindurch gemadt, und bei aller Aufmerffantkeit jo zu fagen, Yichts erreicht. Ich nahm mir endlich die Mühe, eine größere Anzahl der an diefer Krankheit geftorbenen TIhiere zu feciren. Ich fand auf der Schleimhaut des Schnabels und des Schlundes gelblihes Erfudat, welches größtentheils zu Häuten organifirt war und in Feten abgezogen werden Fonnte. Die Schleimhaut der Luftwege, des Hehlfopfes, der Luftröhre und deren Deräftelungen, waren Fatarrhalifc) erfrankt, ebenjo auch die der Derdauungsorgane, nur im erhöhten Örade;, die Schleimhaut zeigte fich bedeutend gejhwollen, aufgelodert, verdicdt, geröthet und dicht mit Schleim bededt. Im Maftdarn war die Erfranfung anı heftigften, denn die Schleimhaut war zerfallen, wie macerirt, und mit Eiter zu einem dien Brei vermengt. Bei Einzelnen hatten fi) im Sellengewebe, welches den After umhüllt, ziemlich umfang- reihe Abfceffe gebildet, die eingedicten Eiter enthielten. Dabei waren die Thiere außer- ordentlich abgemazgert. In mehreren Leichen bemerkte ich im Kehlfopfe und der Luftröhre, in den Lungen und am Eingange des Magens dunkle grauröthlidde Punkte und Flede, die auf der Schleimhaut ziemlich) fejt auflagen und die Größe eines Hirfe- bis Hanffornes hatten. Ich nahm diefe Flede unter eine fcharfe Koupe und fand deutlich ausgeprägte Schimmelbil- dung. Die einzelnen Piße liegen fi) genau unterfcheiden und auch deren Gruppirung. Dies war der Befund mit der alleinigen Ausnahme, daß nicht in allen Thierleichen die Schimmelbildung nahgewiefen werden Fonnte. Es drängt fih nun die Frage auf: Wie und wodurd find denn diefe vorgefun- denen Franfhaften Ericheinungen hervorgerufen worden? Ih will verfuchen, die Erklärung hierauf zu geben. Befanntlich müffen alle Hülfen- früchte eine Art NMothreife theilweife durhmachen, weil die Schoten fih ungleich entwiceln, jo daß ein Theil derfelben bereits vollfommen ausgebildet ift, während der andere, Fleinere Theil in der Entwidelung zurücgeblieben. Die ganz ausgebildeten reifen naturgemäß auch früher und müfjen geerntet werden, ehe noch die Schoten auffpringen und die Kör- ner herausrollen; dadurdy Fommen mit den reifen Körnern auc) unreife in die Scheuer. Diefe Ießteren fchrumpfen, wenn fie trocden liegen, zufammen und fehen runzlicy aus. Wird jedoch diefes Austrodnen durch; eine oder die andere Urfache geftört oder verhindert, fo jegen fih an diefen weihen Körnern Schimmelpilze an. Da eine Ausscheidung der Ihlehten Wilden von den guten nicht wohl möglich ift, werden fie mit den reifen vermengt auf den Marft gebraht. Bei der rafchen Dermehrung diefer Schimmelpile aud) Sporen genannt — bei feuchter Luft und in feuchten Räumen feßen fih die Pilze nad und nah audh an den ausgereiften Körnern fejt und verderben das ganze futter. Hat Präg, Mujtertauben-Buch 47 man nun dte Franfen Körner nicht gleich bemerft und füttert die Tauben damit, fo er- Franfen fie. Dies hat wohl jeder Hüchter Schon erfahren. Ich will verfuhen, hier die Entwidelung zu erklären. Das franfe Korn Fommt zunädhjt mit der Schleimhaut des Schnabels und Schlun- des in Berührung, wodurd leicht einige Schimmelpilze abgejtreift werden, die fich auf der Schleimhaut feftfesen und fich rafch vermehren. Die nächte Wirfung ift jedenfalls eine Xei- zung der Schleimhaut, wie fie durch fremde Körper mehr oder weniger an lebenden Drganismen hervorgebracht wird; es tritt Katarrh der Schleimhaut ein, nämlich: An- ichwellung und Aufloferung mit vermehrter Schleimfefretion. Watürlich entwicelt fih der Katarrh zuerft auf der Hafen-Schleimhaut und jener des Kehlfopfes und der Kuftröhre, ergreift dann dte Lungen — die Thiere huften und fhnarhen —. Saft zugleich wird die Schleimhaut des Schlundes und der Gedärme Frank, es tritt „Diarrhoe” ein. Dabei bleibt jedoch der Kranfheitsprozeg nicht jtehen, denn die Pilze vermehren fich außerordent- ih vafch, dringen bis in die Lungen und in den Derdauungsfanal, wo ich fie bei der Sektion fand; es werden dann Erfudate auf den Schleimhäuten abgelagert, vornehmlich in Schnabel, Schlunde und Darm; die Schleimhaut wird ftellenweife macerirt, es bilden fih Gefhwüre und Abfceffe im Mlaftdarme. Alsdann treten auch bei diefem Kranf- heitsproseffe Fiebererfcheinungen ein, dte Thiere werden traurig, baufchen fich auf, ver- riechen fih gern in die Winkel des Schlages und feßen fich meift nahe aneinander. Die Füße fühlen fich Falt an, die Thiere find fehr matt und hinfällig, taumeln und fchütteln fich oft — es friert fie —, die anfängliche Freßluft nimmt ab, der Durjt hingegen ver- mehrt fich, die Kranken trinken oft und fuchen gierig das Wafjer auf; der Athem wird furz und fchwer, mitunter fchnacchend, die ausgeathmete Luft ift heiß, dabei die Ab- magerung groß — das Hiteftadiunn ift eingetreten. Bei abwechfelnder Kälte und Hiße fchwinden die Kräfte immer mehr, während die Diarrhoe zunimmt und das Thier endlich ftirbt. Es ift gewiß, daß die Krankheit nicht immer genau diefen Derlauf nimmt; denn manche Thiere tödtet fie in wenigen Tagen, andere erft nah Wochen, je nachdem die Dersiftung des Blutes eine größere oder geringere ift. Durch das Zufammenleben der Thiere unter gleihen Derhältnifien — Schlag, Futter und Wartung — nimmt die Krankheit, wenn fie einmal ausgebrochen, vafch über- hand, fie ergreift faft alle Tauben, meift aber die zarteften und feinften Ragen zuerjft — fie wird epidemifh —. Die Erflärung diefer Wahrnehmung ift nicht fchwer zu geben, denn von den Erfudaten am Schnabel, Schlunde und KLuftröhre werden theils durch) das Ausathmen, Buften und Schleudern mit dem Kopfe Theilchen losgerifjen, der Kuft mit- getheilt und auch von den Gefunden eingeathmet, die Pilze jegen fih am Halfe und den . Br 571 Suftwegen feit, die zweite Taube erfranft an der gleichen Krankheit wie die erfte. — Es haben in der Regel die Thiere auh gemeinfchaftlihes Trinfwaffer, welches von den Kranfen verunreinigt und zu einem Anjtefungsherde wird. Bei den meiften Xiebhabern ift es ferner üblich, die Tauben im Schlage zu füttern; dadurch wird ein Theil des Fut- ters, mit den Erfrementen der Kranfen verunreinigt, zum Träger des Anftekungsitoffes. Auf diefe Weife entjteht eine Epidemie im Taubenfhlage. — Wenn nun aus foldhen Schlägen Thiere abgegeben werden und diefe bereits angeftedt oder Franf find, fo bringen fie die Krankheit au in andere Schläge, wo fie fih auf gleiche Weife und oft rad) aus- breitet und feftfest. Befonders leicht gefchieht dies im heißen Sommer, weil die Wärme der Entwidelung und Dermehrung der Sporen fehr günftis if. So ift es erflärlich, daß die Krankheit endlih einen epidemifchen Charakter annimmt, und fo ift es aud) gefommen, daß fie fich faft über ganz Deutfchland ausgebreitet hat. Saft man nun alle Erfcheinungen diefer Krankheit jowohl an Leihen als an Sebenden, ihre Entftehung, ihre Entwidelung und Ausbreitung in's Auge, fo haben wir bier eine ganz große Gruppe von Symptomen, wie wir fie bei Diphtherie der Mienfchen finden, die nad) den neueften Forfhungen audy durch Sporenbildung entjteht und fi, nicht felten bis zur Epidemie jteigert. In Berüdfihtigung aller diefer angeführten Wahr- nehmungen muß man_die jogenannte Schnarche richtiger Diphtherie bezeichnen. So wichtig nun die Klaffififation der Krankheit erfcheint, ebenfo nothwendig tft die erfolgreihe Behandlung derjelben. Die Behandlung zerfällt in zwei Theile: a) die Dorbeugungsfur, b) die Anwendung von Arzneien. ad a. Dor allem ift die ganze Aufmerffamfeit auf die Schädlichkeiten zu lenfen, welhe die Krankheit erzeugen. In erfter Reihe ift das Futter zu berücfichtigen; es muß aus vollfommen gereiften Körnern beftehen. Da aber foldhes Futter fehwer vom Händler zu befommen ift, erfcheint es zwedmäßig und ficherer, ein futter zu wählen, welhes gleihmäßig reift und felten oder nie vom Schimmel verdorben wird, wie Berfte, Weizen, Kufurız. Dagegen find Wien und Erbfen aus den angeführten Gründen gänzlih zu bejeitigen und nicht als futter zu verwenden. Der Einwurf, daß die Tauben bei dem anempfohlenen futter nur wenige Junge aufbringen, weil die Gerfte namentlich ipige Enden befist und die Alten damit fchlecht füttern Fönnen, ift durch die Erfahrung ihon längft widerlegt; die Thiere gewöhnen fih an die Berfte fehr bald, ziehen damit auch die Jungen auf und diefe bleiben gefund. Davon habe ich mid) fhon felbft und aud andere Züchter und Kiebhaber fi überzeugt. Müfht man unter die Gerjte etwas 47 gefunden Weizen, oder noch bejfer Kufuruz, jo werden die Thiere bei diefem Futter noch beffer gedeihen. Dabei muß jelbjtverjtändlid das Trinfwaffer jtets rein gehalten werden, am bejten durch Ueberdekung, jo daß die Tauben nur feitwärts den Sugang haben. Y’ıüht minder muß der Schlag oft gereinigt und mit trodenen Sande beftreut werden. Wenn die Feldtauben nur felten oder nie von diefer Krankheit befallen werden, jo liegt der Grund darin, daß diefe Tauben vielartiges Futter finden, nur die gefunden Körner aufpifen und fihh mehr Bewegung machen, daß das Sutter nicht mit den Erfrementen der Thiere verunreinigt ift, und fie hödhft felten gemeinfhaftlihes Waffer haben, da fie meiftentheils fließendes Wafjer trinfen. Wenn jedoh troß der angerathenen Dorficht die Kranfheit fih zeigt, wenn die Tauben huften, darf es nie unterlaffen werden, fogleidh die Erfrankten auszumitteln und abzufondern. ad b. Bemerft man bei der Unterfuhung folder Thiere, daß die Schleimhaut des Schnabels geröthet und aufgelodert ift, oder fich bereits Erfudat vorfindet, fo beftreiche man die Franken Schleimhautpartien mit Höllenjtein und zerftöre damit das Erfudat, in dem fich die Sporen feitjegen. ach ein oder zwei Tagen fällt der fo gebildete Schorf ab, und mit ihm die todten Sporen. MWiederholt fi) diefer HKranfheitsprozeß, jo muß aud das Beftreichen wiederholt werden und dies fo lange, bis die Schleimhaut wieder normal ausfieht. Yimmt troß dtefer energiihen Behandlung die Krankheit nicht ab, trifft die Ausbreitung derfelben auch den Darmfanal, jtellt jih Diarrhoe ein, dann feße man dem Trinfwaffer Alaun zu, etwa eine Mefferipise voll in ein Maß Waffer. Don Huben wird es auch jein, in den Schlag etwas trodenen Chlorfalf in einer Schale und wohl verfichert zu jtellen,; die Chlordämpfe entwicdeln fi) auf diefe Art nur langfam und reinigen die Luft durch Serftörung der Sporen. Soll endlich diefe verheerende Krankheit aus den Schlägen verjchwinden, jo müffen alle Siebhaber in gleicher Weile vorgehen, ihr Haupt-Augenmerf auf die Dorbeugungsfur richten und Fein Thier aus der Hand geben, das nicht vollfommen frei von der Krankheit it. So nur Fanır der Derbreitung der Krankheit gefteuert und die fporadifch (vereinzelt) auftretende mit befferem Erfolg befämpft werden.” Herr 8. Martin in Stuttgart veröffentlicht in der „Beftederten Welt“ *) Jahrgang 18753 Ur. 21 und 22 Solgendes: „Die Entzündung und Eiterung der Schleim- häute bei Hühnern, Tauben und anderen Dögeln, auh Mundfäule oder gelber Knopf genannt, deren Derhütung und Heilung. Ä *) Die Gefiederte Welt. Seitjchrift für Dogelliebhaber, -Züchter und -BHändler. Herausgegeben von Dr. Karl Ruf. O1 N © Ie mehr die Hühner- und Taubenzühtung fowie die anderer Dögel fi ausbreitet und immer zahlreichere Freunde gewinnt, defto häufiger tritt auch die oben genannte Kranf- heitsform bei diefen Dögeln auf, die unter Umftänden fehr niederichlagend für einzelne Be- fier werden und für das große Ganze gleichfalls nicht ohne Einfluß bleiben kann. Diefes erwägend, Fomme ich um jo lieber der freundlichen Aufforderung des Kern Dr. Ruß nah, meine Unterfuhungen und Erfahrungen über die gedachte Krankheit hier zu ver- öffentlichen, als mein Beruf und meine Weigung mic in vielfeitigen Derfehr mit derfelben haben treten laffen und mir deren Heilung auch in den meiften Fällen geglücdt tft. Da ich aber nicht Arzt, fondern nur Maturhiftorifer von ah bin, fo darf eine medizinifche Diagnofe (Befchreibung) derfelben nicht erwartet werden, vielmehr will ih mid) bemühen, den ganzen Kranfheitsverlauf in möglichfter Einfachheit zu fchildern und glaube jo auch am beiten verjtanden zu werden. Die Kranfheitserfheinung tt in Kürze folgende: die Enttehung geht anjcheinend langfam vor fih und wird erjt bemerfbar, wenn faden- oder robartiges Berinnfel in der Hafenhöhle fich zeigt, weldhes die Mundwinkfel unfauber erfcheinen läßt. Häufig, aber nicht immer, wird auch die Nafenhöhle mit davon befallen, wodurch ein fchnupfenartiger Aus- flug der Hafenlöcher und häufiges Tiefen erfolgt. Im zweiten Stadium diefer Krankheit bilden fi) anfänglich Fäfige Vereiterungen, welche, zuerjt noch weich, fi leicht entfernen laffen, wodurch die Krankheit aber nicht ge- hoben tjt, wenn nicht dabei durch andere Mittel eingegriffen wird. Gewöhnlich werden die Mundwinfel zuerft davon befallen, worauf fich aber im Derlauf der Krankheit aud) etwas abwärts in der Speiferöhre harte gelbe Gefchwüre bilden, die derfelben den Kamen gelber Knopf verliehen haben. Die davon befallenen Thiere find anfcheinend nody ganz gefund und fortpflanzungsfähis, ftelen aber regelmäßig ihre Jungen damit an, jo daß diefe gewöhnlich bald oder nach einigen Wochen daran fterben. Als deutlich erfennbares Heihen diefes Stadiums tritt ein leifes Röcheln auf, wozu fi ein häufiges Huften gefellt, um die Gejhmwüre auszuftoßen. Im nocd) weiteren Derlauf wird aucdy der Magen ange- griffen, was unter Abnahme der Freßluft sulest mit dem Tode endigt. Im dritten Stadium der Krankheit werden auch die Schleimhäute der Augen davon befallen und es bilden fich Eleine Gefhwüre, deren Zahl immer jchneller zunimmt, und die in Furzer Seit die Augen vollftändig überwuchern und fomit gänzliche Erblindung herbei- führen Fönnen, oder diefe Sefretionen erhalten einen Frebsartigen Charakter, wonady der Tod unausbleibli die langen Leiden befchließt. In manchen Fällen ift auch Tuberfulofe der Kungen und der Leber oder fogenannte Hypertrophie der Wieren in Begleitung diefer Krankheit anzutreffen. In Die Urfahe der Krankheit liegt zunähft im Blute und wird in erfter Tinte durch fortgefeste Inzucht begünftigt, wie alle fogenannten feineren Ragen, welche am meisten da- von befallen werden, es genugfam befunden. Sodann tft der zweite Grund in fehlerhafter Hahrung und im Mangel an genügender Bewegung zu fuchen, worüber ich mich etwas näher ausfprechen werde. Befanntli muß jede vernünftige Fünftliche Pflege, der ja alle Tauben (mit Aus- nahme der Feldtauben) und fonftigen eingefperrten Dögel nothwendig unterliegen, ihre ganze Aufgabe dahin richten, den Thieren alle diegenigen Stoffe zuzuführen, die fie zur Erfrifhung des Blutes und zur Ernährung des ganzen Körpers bedürfen. Yun ift aber grade die Köfung diefer Aufgabe eine fo Außerft Schwierige und erfordert die unausgefeste und nie zu ermüdende Aufmerffamkeit eines Süchters, daß es nur Wenige gibt, bei welchen von einem lohnenden Erfolge ihrer ANlühen dauernd gefprohen werden Fann. Eine möglihft mannidhfaltige Ernährung muß die Hauptaufgabe in der Fünftlichen HSüchtung fein, ohne welche alle andere Pflege ganz nußlos bleibt. Diefer Ernährungsfas muß uns als oberjte KRichtichnur ftets eingedenf bleiben und als Beweis der Richtigkeit derfelben will ih an die Eier unferer Sandhühner und freien Dögel überhaupt, im Der- gleiche zu denen unferer Fünftlihen Züchtung erinnern. Dergleihen wir die Dotter der Eier von Landhühnern mit folchen einer jahrelang eingefperrten Hühnerart, ferner die des Sperlings mit denen unferer Kanarienvögel, jo werden wir finden, daß erftere fchön gelb (das heißt blutreih), Iettere oft zum Erfchreden blaßgelb (mithin blutarn) zu nennen find. Diefer große Unterfchied liegt natürlich einzig und allein in der verfchiedenen Ernährung und hierauf bafirt fich der weitere Erfolg. Die Eier der freilebenden Dögel find faft alle entwidelungsfähig; diejenigen unferer gefangenen aber nur theilweife und in den fchlimme ften Fällen gar nicht, und was da noch etwa jcheinbar Gutes ausfommt, ift Shwählidh und ftirbt während der weiteren Entwidelung. Ich glaube, daß diefe einfache Beweis- führung genügen wird, um die großen Fehler, die durch die ausgedehnte Inzucht und fchlehte Ernährung begangen werden, hinlänglich dargethan zu haben. Als dritte Urfadıe der Derbreitung diefer Krankheit hätte ih) nur noch unfer Schooßfind, die gegenwärtig jo beliebten GeflügelAusitellungen zu erwähnen, welche in nicht geringem Grade dazu bei- tragen, das vorhandene Uebel eher zu vermehren als zu verhindern. Wir haben in Deutidh” land gegenwärtig an fünfzig verfchiedene Ausftellungen jährlich, deren jede wenigjtens ein Drittheil Franfer Chiere beherbergt, wobei die meijten mit der in Rede ftehenden Krankheit befallen find. — Bedenken wir, daß die Michrzahl der Ausftellungen während der Fort- pflanzungszeit der Thiere ftattfinden, wodurch eine Mienge natürlicher Triebe unterdrüdt werden, daß ferner während des Transportes von 1 bis 2 Tagen die größten Entbehrungen ou N oı namentlih an Trinfwaffer zu ertragen find, bedenfen wir endlich, daß es eine große Anzahl Händler und fpefulativer Inzüchter gibt, welche ihre Hühner und Tauben fo lange nad) allen möglihen Ausftellungen fchieen, bis fie diefelben verfauft haben, fo wird es zuleßt er- Flärlih, wie ausgebreitet diefe Krankheit werden muß und in der That fchon ift. — Ich made außerdem noch auf einen andern Umftand aufmerkfant, welcher darin bejtcht, daß eine An- zahl wirklich gejunder Thiere, durch diefe widernatürlicye Einwirkung dergeftalt organifch herabgejtimmt werden Fönnen, daß ihre Fortpflanzung, bezw. ihr Eierlegen, in demfelben Jahre entweder gar nicht oder nur fehr unbedeutend ftattfindet, welche Erfahrung fchon viele Süchter zu dem Entihluffe gebradjt hat, Feine Ausitellungen mehr zu befchiden. Die Derhütung der Krankheit liegt in einer möglichjt naturgemäßen Derpflegung und beruht darauf, feinen Pflegebefohlenen alle diejenigen Stoffe zu reichen, die zur Er- haltung ihres Organismus nothwendig find. Diefelben bejtehen: in möglichjt ausgedehnten Räumen für die Bewegung, in Zugang zu frifcher Erde, Lehm, Sand, Kalf und den ganz unentbehrlihen Saben; in möglichiter Abwechfelung und Mannigfaltigfeit des Körnerfutters und in ftets reinem und gefundem Trinfwaffer und Gelegenheit zum Baden. Aber fragen wir uns, wie es mit diefer Derpflegung bei vielen fonft ganz tüchtigen Hüchtern ausfieht? Wie oft Leiden die eingefperrten Hühner und Tauben an dent fo un= entbehrlihen Trinfwafjer durch fhmusiges und oft ftinfendes Waffer Moth? Befteht nicht bei Dielen der wahnfinnige Glaube, daß ftinfendes Waffer den Tauben nichts fchadet, und geben nicht Diele derfelben den Tauben jogar Urin zu faufen? [!P] Andere füttern entweder nur Erbjen oder Widen u. dergl. Jahr aus Jahr ein, und bedenken nicht, daß eine fo einfeitige Hahrung auch nur einfeitig ernährt. Wer jemals fi) Gelegenheit nimmt, eine sejchoffene Feldtaube zu unterfuchen, der wird nicht blos Widen und Erbfen, nein, er wird aud) eine große Atenge Wolfsmilh-, Winden, Mohn- und anderen Samen mehr in ihrem Hropfe finden, die alle ihre befonderen Kahrungsitoffe liefern. Hat man in den Strafanftalten doh längft erkannt, daß die Ernährung bei Waffer und Brod die Kebens- dauer beeinträchtigt, weshalb man eine größere Abwechfelung in den Küchenzettel gebradt. Um wie viel mehr müfjen wir aud) den Küchenzettel unferer Lieblinge vervielfältigen!” — Um mich aljo im rationellen Sinne auszudrüden, müfjen wir Sand, Erde und Salze für die Erhaltung des SEeletts und die Bildung der Eierfchale, möglicht verfchiedenes Futter für die Bildung des Blutes und der Sleifchfafern; thieriihe Hahrung für die Erhöhung der Fortpflanzung und Entwidelung der Jungen; ölhaltige Samen für die Erhöhung der Farben; ferner ftets reines Waffer, möglichite Bewegung und frifche Luft in hinreichender Menge darbieten, und ich mache nochmals ganz befonders auf die nie fehlen dürfende Darreihung von Kochfalz bei allen gefangen gehaltenen Dögeln aufmerffam. Die Heilung der Kranfheit ift nur in den vorerwähnten beiden erften Stadien möglich, und es fann hödhjitens noch im Anfange des dritten Stadiums, wenn fich einzelne Eleine Gefhwüre an den Augen bilden, ein günftiger Erfolg erwartet werden. Sobald man die Krankheit gewahr wird, jperre man foldhe Tauben in einen Eleineren, rein gehaltenen Raum, mit Sand ausgeftreut und mit einer nicht hoch angebradten Sißftange, ein. Schwerfranfe Thiere bleiben amı Boden fisen und deshalb ift große Reinlichkeit durchaus erforderlich, während das Aufjisen auf die Stange fchon als Seichen geringer Erfranfung oder des Befferwerdens anzufehen ift. Am erften Tage der Kur reihe man das bisher gewohnte Futter mit frifhem Waffer im reinlich gehaltenen Gefchirre. Auf die Wahl des letsteren ift befonders Gewicht zu legen und find die leider fo beliebten Sinfgefäße entjchteden zu vermeiden, weil nach meiner Ueberzeugung das Hinf unheilvoll auf das Waffer einwirft. Die bejten Gefäße find gußeiferne oder folhe von Glas, Porzellan und Thon. Am zweiten Tage der Kur gebe man ein etwas abgeändertes futter und an Stelle des reinen Waffers folches, worin eine ziemliche Menge Kodhfalz aufgelöft if. Am dritten Tage verändere man das Futter noch weiter und gebe gleichfalls jtarf gefättigtes Salz- waffer, am vierten Tage gebe man dafjelbe Futter, aber Trinfwaffer ohne Salz, fowie etwas Grünes und eingeweichte Körner. Atit diefem Kurverfahren, das heißt alfo möglidhjter Abänderung des futters und Abwechjelung des Salzwaffers mit reinem Wafjer, fahre man in aufmerfjamer Weife fort, bis eine Befjerung erzielt ift, was je nah dem Grade der Krankheit, in 8, 14 bis 20 Tagen erfolgt fein wird. Don vorn- herein achte man auf die Erfremente, welhe Anfangs Flein und hart zu fein pflegen, bei richtiger Behandlung aber größer und weicher werden, und bei fchwer Franfen Dögeln einige Tage lang fogar durchfallartig werden müffen. Wenn folches erreicht, ift die Kranf- heit als gehoben zu betrachten und die Befferung tritt fihtbar ein. Haben die erfrankten Thiere Junge, jo fee man aud) diefe der Kur mit aus, was vom beiten Erfolge ift. ad) diefer Kurmethode, weldhe alfo nur auf Deränderung des Blutes berechnet ift, habe ich bereits glänzende Erfolge und faft gar Feine Derlufte gehabt und ich Fann fie daher allen Süchtern bejtens empfehlen.” Die DPfeudo - Diphtheritis. Unmittelbar der Diphtheritis fchließt fidh nady den Beobadhtungen des Herrn Beill- Stanislau eine ähnlihe Infeftions-Kranfheit an. Glücdlicherweife raubt fie nicht fo viel Opfer wie die obengenannte. Den Anfang diefer Krankheit bildet fchleimige Abfonderung aus der NTafenhöhle, aljo das, was man Furzweg Katarıh nennt. Ein paar Tage fpäter [p} Lithogr. und Druck der Verlagsanstalt und Druckerei A.- (vormals J. F. Richter) in Hamburg. DEUTSCHES SCHILDMÖVCHEN. (€. turbita.) Hamburger Schlag. 377 zeigen fi in den Mundwinfeln gelbliche Fäfige Maffen, dte nachträglih auf alle Falten der Schleimhaut der Mundhöhle übergehen. Die Mlaffen werden immer größer, affiziren den tiefen Rachen und die Luftröhre, welche fie zuweilen verftopfen. Sie lafjen fich leicht abnehmen, trocknen an der Luft zu einer halbdurchfichtigen, hornigen Krufte. Die Schleim- haut, an der fie fi befinden, ift nicht geröthet. Aucy finden fi) niemals Gefhwüre oder MWölbungen auf derfelben. Miifroffopifch unterfucht, zeigen die abgefonderten Waffen bei Dergrößerung von SOO bis 1200 mal eine Mienge von bafterienartigen Spaltpilzen, dte theils Fugelige, theils elliptifhe Form haben und in Bruppen geordnet find. Um den Unterfchted zwiichen Diphtheritis und der in Rede ftehenden Krankheit, die ich Furzweg „Pfeudo-Diphtheritis der Tauben“ nennen will, eingehender zu zeigen, theile ich hier die betreffende Unterfuhung Dr. R. Emmeridh's („Deutfche med. Wochenschrift”, Jahrg. 1884) mit. Bei der Seftion einer an Diphtheritis geftorbenen, einen Wlonat alten Taube fand er Folgendes: Die Iinfe Gaumenhälfte war zerftört und in einen gelbweißen Schorf umgewandelt. Am linken Schnabelwinfel war dte Haut bohnengroß hervorgewölbt. Diefer Stelle ent- fprehhend faß in der Schleimhaut ein bohnengroßes, tiefgehendes Gefhwür mit welligen dien Rändern, mit gelben brödeligen Maffen bedect, welche, aus verfchorftem Bewebe beftehend, bis auf die verdedten Kieferfnodjen in die Tiefe gehen und der infiltrirten Umgebung feft anhaften. Die Suftröhre war mit einem dottergelben, brödeligen Erfudat belegt, welches fih aus der aufgefchnittenen Kuftröhr in continuo als 5 cm lange wie aus Wachs gegoffene Röhre herausnehmen hieß. Da bei diefer Krankheit die tiefgehenden Befhwüre und die Köthung der Schleimhaut gänzlich fehlen, Fann fie mit Diphtherie durchaus nicht verwechfelt werden. Die von der Dieudo-Diphtheritis befallene Taube fit fchwerathmend da, zieht den Hals zufammen, Huftet fehr oft und Stark, aus der KTafe fließt eine zuerft Surchlichtige, fpäter immer mehr mildige Slüffigfeit, diefelbe Slüffigfeit zeigt fi) au im Munde, nachher zeigen fi) Kruften unter der Hunge, endlich werden Rachen und Luftröhre affizirt. Die Dorherfage (Prognofe) ift weit befjer als bei der eigentlichen Diphtheritis. Indem die leste in ein paar Tagen die Taube tödtet, dauert die erftere monatelang und nicht felten Fommen die Tauben ohne jegliche Hülfe zur Genefung. Auf diefen Fall ann ınan fi) aber nicht verlaffen. Am beften läßt man fich eine Sölung von Argentum nitricum, I g auf 25 Aqua destillata, machen, und bepinfelt damit die Kafenlöher und die ganze Mundhöhle, fobald man die erften Symptome der Krankheit wahrnimmt. Wlan muß nur geduldig fein und regelmäßig, je nad) dem Grade der Krankheit ein-, zwei» bis dreimal des Tags einpinfen, dann ift man des ficheren Präß, Muftertauben-Zuch. 48 Erfolges gewiß. Bemerft man gelblihe Kruften, fo werden diefelben mit einer Pinzette vorfichtig abgenommen. Die Kranfheit befällt am meijten die junge Brut und ift höchit anftekend. In einem von meinen Taubenfchlägen wurden alle -fih in demfelben befindlichen Tauben (über 20) von diefer Krankheit befallen, wovon drei geftorben. Die Peft war den ganzen Sommer hindurch in faft allen Taubenfhlägen Stanislau's vorhanden.” Die Schnipp. Das Wort „Schnipp” tft wahrfcheinlid aus dem Wort Schnupfen (Schleimhaut-Katarrh) entjtanden, denn das erfte in die Augen fallende Kranfheitsfymptom des erfrankten Thieres ift Huften (d. h. eine ftogweife Ausathmung), wodurd der eigenthümliche Ton, gleich als ob ein Hinderniß in den Luftwegen vorhanden und zu überwinden fei, hervorgebracht wird. Die Krankheit ift bald fchnell, bald langfam verlaufend, was wohl von der Intenfität und dem Site des Kranfheitsprogeffes abhängig ift, und fo verheerend, daß mancher Hüchter faft fänmtliche Thiere verliert. Exfranfte junge Tauben fterben fast fämmtlid, und habe ich nur einen Jall, welcher günftig verlief, zu verzeichnen, während alte, deren Widerftands- fraft vielleicht eine größere ift, die Krankheit cher überftehen, doch trauern auch diefe fehr lange Seit und befommen zuweilen erft nad; Ablauf eines Jahres ihre frühere Stimnie wieder. Die erwähnte Krankheit it unzweifelhaft Fontagiöfer Hatur, d.h. anftedend, und fcheint ziemlich jchnell auf andre gefunde Thiere übertragen werden zu Fönnen. Der Träger des Anjtekungsftoffes jcheint der aus der Hafe abgefonderte Schleim, vielleicht auch die Entleerungen aus dem Rumpfe und die Erfremente, wenn folde mit dem Sutter oder Waffer in Berührung fommen, zu fein. Auch ift eine direfte Hebertragung von dem Franken auf das gefunde Thier 5. B. beim füttern, beim Beißen u. dergl. fehr wohl möglich). Die Kranfheit beginnt unter folgenden Erfcheinungen: Das infizirte Thier wird traurig, frißt weniger wie gewöhnlich und fängt an von Seit zu Heit zu huften. Das Huften gefchieht ftogweife mehrmals hinter einander und macht auf den Beobachter den Eindrud, als ob ein fremder Körper in die Luftwege gerathen und diefer zu entfernen verfuht würde. Es entfteht derfelbe offenbar durch die Reizung im Kehlfopfe und in der Luftröhre, fowie durch den in denfelben fich anfammelnden Schleim. Die Stimme wird heifer und der Täuber ift fchlieglih nicht mehr fähig zu rufen. Allmälig beginnt nun das Stadium des Sroftes. Die Federn ftellen fich in die Höhe (das Thier macht fih) SE), der Kopf wird in die Federn verftelt, und die Temperatur des ganzen Körpers ift eine geringere wie gewöhnlih. Der Froft geht nad einiger Heit in das Stadium der Hitse über, das Franke Thier fäuft mit Haft das vorgefegte Waffer 579 und athmet viel fchneller wie gewöhnlich, Schnabel und Beine fühlen fich heiß an. licht felten wird auch bald der Derdauungsfanal in hohem Grade in Mitleidenfchaft gezogen, was fich durch; Erbrehen und fefundär durh Bildung von gelblichem Belag, welcher an den innern Seiten des Schnabels auftritt, fih nach dem Schlundfopf ausbreitet und endlich die Luftwege ergreift, manifeftirt. Der Huften wird immer häufiger und anhaltender, dte Abfonderung der Schleimhaut der Luftwege befteht Anfangs in gelblich weißem, fpäter grünlihem Schleim und entleert fich zum Theil in nicht unbedeutenden Quantitäten durch die Hafenlöher nah außen. Das Athmen wird jchlieglih vafjelnd, eine Folge von Ueber- füllung der Suftwege mit Schleim. Hu dem häufig auftretenden Erbrechen gefellt fi Duchfall; es entjteht infolge der gejtörten Ernährung und der ganz befonders fehlerhaften Blutbildung bald jehr große Ab- magerung und das Thier ftirbt endlich unter den Erfcheinungen der Schwäche. Unterfuhungen von verfchtedenen an diefer Krankheit geftorbenen Tauben ergaben Aufloferung und Erweihung der Schleimhaut der Luftwege, Anfanmlung von Schleim in denjelben und geringe Quantitäten Blut in den Lungen, dem rechten Herzen und großen Blutgefäßen. Die mifroffopifhe Unterfuhung des im Schnabel vorhandenen Belages, welcher wie bemerkt, zuweilen fowohl bis in die Luftwege fich verbreitete, erwies fich als zerfallenes Gewebe, bisweilen mit Pilzbildung durchfest. Was die Anftefungsfähigfeit der Krankheit anlangt, fo fprehen die in diefer Be- ztehung gemachten Derfuche entjchieden für eine folche, und führe ich hier einige Beifpiele an. Eine jchöne flinfe, Fräftige, junge, [hwarze Schlefifche Klügeltaube, von ganz gefunden Aeltern ftanımend, fing eines Tages an zu huften, fie wurde fofort in einem reinen guten Behälter feparirt und fehr aufmerffam gepflegt. Yacdy einigen Tagen erfranfte die andere von dem Keftpaar unter gleihen Erfcheinungen, auch diefe wurde getrennt an einem andern Drt aufbewahrt und gepflegt. Die erftere ftarb nah aht Tagen, lettere etwas fpäter. Der Derlauf der Kranfheit war der gefchilderte, nur muß ich bemerfen, daß die zuerft erfranfte ungewöhnlihe große Mengen grünlichen Schleimes durch die Yafenlöcher ent- leerte, ohne eine Affektion des Schnabels und Schlundfopfes zu zeigen, während. fich bei der fpäter erfrankten gegen das Ende der Krankheit gelblicher Belag der Mundhöhle entwidelte. Hahdem beide Behälter fehr gründlich gereinigt und desinfizirt waren und etwa acht Tage an der Kuft geftanden hatten, wurden in diefelben zwei gefunde junge, fchon allein frefiende Tauben gethan. Schon nad) wenigen Tagen fingen fie an zu huften, die erwähnte Kranfheit entwidelte fih jehr fchnell und führte in Furzer Zeit den Tod herbei. 48” Die Prognofe, d.h. die Dorherfage der in Rede ftehenden Krankheit ift eine ungünftige, denn die jeither gemachten Erfahrungen über den Derlauf und Ausgang diefer nocdy nicht lange beobachteten Kranfheit haben gelehrt, daß eine fehr große Mlenge von Tauben an derjelben zu Grunde geht, und diejenigen, welche fie glüclich überftehen, für längere Zeit dann Fränfeln und brutunfähig bleiben. Was das Wefen der Krankheit anbelangt, fo ijt die erfte in die Augen fallende Kranfheitserfheinung Huften, welchem alsbald mehr oder weniger Abjonderung von Schleini fich zugefellt. Es ift alfo eine empfindliche Reizung der die Luftwege befleidenden Schleim- haut mit fpezifiihen Charakter vorhanden. HSugleich erfranft auc) Fonfenfuell die Schleim- haut des Hahrungsfanals, wie wir dies auch beim Mlenfchen zu beobadıten häufig Be- legenheit finden. Durch die anhaltend entzündlihe Reizung der Schleimhaut der Luftwege verändert fih das Gewebe derfelben, die Fleinen Drüfen fchwellen an, jondern Fogiös ab und erweichen, die Dermeabilität der Bläschen der Kunge wird zum Theil aufgehoben, es wird hierdurch der zum Leben noihwendige Austaufh von Gafen in der Lunge geftört, mithin die Blutbildung quantitativ und qualitativ verändert, d. h. es entjteht eine fehlerhafte Blutmifhung, wozu dann in zweiter Sinie wohl aud die geftörte Derdauung mit beitragen mag. Die Anfiht mancher Beobadıter, wonady die Ausfhwisung und Bildung von Fru- pöfen Stoffen und fogenannten Pfeudomembranen in der Mundhöhle die Urfache der Krankheit fei, ift nach meinen Erfahrungen nicht zutreffend, denn diefer meift gelbliche Belag ift Kranfheitsproduft und nicht das die Krankheit veranlaffende Moment, denn immer entwidelte fi derfelbe erft im Derlauf des Kranfheitsprozeffes. Die Behandlung der von der Krankheit ergriffenen Thiere anlangend, fo find ver- fhiedene Mittel, meist jedoh zur Befänpfung einzelner Kranfheitsfymptome, empfohlen worden, dahin gehören 53. B. leichte Eifenpräparate, weldhe nıan zur Derbefferung des Bluts (wie bei der Rachenbräune der Mlenfchen) gibt, ferner die örtliche Anwendung von Aesmitteln, 3. B. Höllenfteinlöfungen behufs Serftörung des Belags im Mlunde, und manche andere Mlittel, welche indeg nicht viel nügen, aber auch nicht fchaden. Keider be- fitsen wir bis jest noch Fein fpezifiihes Heilmittel gegen diefe perniciöfe Kranfheit, und müffen uns weitere Beobahtungen und Erfahrungen mit der Zeit die entjprechenden Beil- mittel finden lafjen. Eine rationelle Behandlung dürfte vielleicht folgende fein: Im Anfang der Krankheit, im Stadium der Reizung, verfahre nıan Fühlend einhüllend, gebe Keutralfalge, 3. B. Salpeter in Waffer gelöft, bei zunehmender Schleimabjonderung gehe man, um denjelben zu löfen und eine lofale Hrife herbeizuführen, zu einer Salmiaklöfung über. Beide Mittel Tieben RSS EN außerdem die Tauben fehr. Dabei ift das Thier an einem warmen Drt aufzubewahren man gebe ihm Birfe, gejchälte Gerfte u. dergl. zu frefjen und als Betränf nicht zu Palte dünnfchleimige Abfochungen, 3. B. jolhe von Hafer, Gerfte, Reis u. f. w. Daß der Be- hälter, worin fih das Thier befindet, fehr fauber gehalten wird, verfteht fich von felbft. Treten während des Kranfheitsverlaufes anderweitige Folgeeriheinungen, 3. B. die Frupöfe Ausihwisung im Mlunde auf, alsdann fuche man diefe durch eine nicht zu fhwache Höllenfteinlöfung, aber nur rechtzeitig, zu zerftören. Man nehme hierzu eine Köfung von 0,12 (Lentigramm) fjalpeterfaurers Silber (argentum nitricum) auf 1,0 (Gramm) deftillirtes Wajjer, tauche einen Malerpinfel hinein und beftreiche, indenı man mit der linfen Hand den geöffneten Schnabel vorher firirt, die Franken Stellen, tauchye alsdann den Pinfel in eine Kohfaßlöfung und überftreiche die Franfen Stellen damit nochmals, hierdurch wird ein Anäsen der gefunden Stellen der Schleimhaut am beiten verhütet. Wenn wir nun auch, jo viel mir befannt, Fein fpezififches Heilmittel bejigen und uns daher auf jpätere Seiten vertröften müffen, fo Fönnen wir doch indireft gegen diefe Kranf- heit dadurd anfämpfen, daß wir bei dem geringften Derdacht der Infektion das hier toliren und beobadıten, ferner, daß die allergrößte Reinlichfeit in dem Taubenfclage ge- handhabt wird (id) zähle hierher auch das häufige Keinigen der herauszunehmenden Kefter mit Fochendem Wafjer und dergl.), und endlich, daß man auf eine gehörige Auswahl des Futters befonders Bedaht nimmt. Dafjelbe muß nicht nur von Qualität gut fein, fondern es muß den Thieren audy die nöthige Abwechfelung bieten. Es empfiehlt fih außerdem fehr, daß man das Futter nicht auf den Boden des Schlages wirft, weil es fehr leicht durch die Erfremente der Thiere verunreinigt wird. Um dies zu verhüten, ftelle man nur während der Fütterung Käftchen mit flachen Seitenwänden, welche jtets fehr jauber gehalten werden müffen, auf den Fußboden, ftreue das Futter hin- ein und entferne diefelben, fobald die Tauben die Körner aufgelefen haben. Auch ijt auf die Saufgefchirre befonderes Augenmerf zu richten. Als die bejte Qualität dürften fi die bekannten aus Eifen nah Englifhem Miufter bereiteten empfehlen. Diefelben müfjen ebenfalls jehr vein gehalten und täglich wenigftens zweimal mit frijihem Waifer gefüllt werden. Der Durdhfall (Diarrhöe). Diefe Krankheit bemerft man ziemlich häufig in den Schlägen, namentlich werden die jungen Tauben viel leichter davon befallen, als die alten und unterliegen ihr oder werden für lange Seit dadurdy hinfällig. Der Durchfall ift leicht erkennbar an dem häufigen Ab- gange der Erfremente in flüffiger Beftalt und den befudelten und gleichfam zufammen= 582 geleimten federn amı After. Das Leiden entfteht gewöhnlich durch allzureichliche aber unge- funde Hahrung, oder von einer Erfältung des Magens bei naßfalter Witterung, wodurd eine Erfchlaffung der Gefäße erfolgt. Man beobachte den Durchfall erft einige Tage, um zu fehen, wie er fich gejtaltet, ob er von einem Derdauungsfehler herrührt, bei dem man nicht fogleih ftopfende Müttel anzuwenden nöthig hat, oder ob er eine ruhrartige Krank- heit ift, was fich Schon beim -Abgange der Erfremente zeigt, die fehr Flebrig find und die Afterfedern jo verfleben, daß der volle Abgang nicht gehörig gefchehen Fann. it dies der Fall, wobei fich leicht bei der Schärfe der Erfremente der After entzündet, jo müffen die Federn um den After herum abgefchnitten und die ftehen gebliebenen öfter mit warmen Wafler abgewafhen werden, damit der Abgang des flüffigen Kothes frei bleibt, was die Behandlung fehr erleichtert, auch das Beftreichen des Afters mit Leinöl trägt fehr dazu bei. In das Trinfwafjer lege man eiferne Mägel oder etwas Hammerfchlag, oder gebe einen Abfud von Eichenrinde. Mit dem bisherigen futter halte man beim Beginn der Krankheit fofort inne und gebe Fleine Gerfte oder Reis, mit Kalmus oder Kümmel ver- mifht. Ein Klyitier von Leinöl, weldyes man mit einem Abguß von Kalmus, geftoßenem Kümmel und Tormentillwurzel (5 bis 10 : 120) vermifcht, wird die Kur vollenden. Erft zulest nehme man Dpium, entweder als reines Opium (0,06 bis 0,08 g mit Eibifch- wurzelpulver und Wafjer zur Pille gemadht) oder als DOpiumtinftur (5 Tropfen pro Dofis, täglich einmal). Täglih ein oder zwei Male erfolgendes Eingeben einer | prozentigen Höllenfteinlöfung (jedesmal einen halben Kaffeelöffel voll) tt als allerlestes Hilfsmittel an- zufehen. Feldtauben werden häufig im Monat Auguft vom Durchfall befallen, da das neue Korn, welches die Tauben bei der Ernte finden, faft immer die Krankheit herbeiführt, fie hört aber genau mit dem Bewohntwerden diefer Nahrung wieder auf und ift nicht weiter ge- fährlich. Die Derftopfung oder Dbftruftion. Diefe entjteht ven dem Benuffe einer zu großen Atenge trodener und erhitender Hahrungsmittel, oder vom Mangel an Bewegung, von fchlechtem, Fothigen Getränke und aus Shwähung des Mlagens. Die Seichen der Krankheit find, wie bei allen ähnlichen, Traurigkeit, Sträuben der Federn und Mangel an Freßluft; allein das charafteriftiiche Merkmal ift der fortwährende Drang zum Müften, ohne Abgang defjelben. Die Heilung gefchieht, indenı man dem Patienten Kleie mit gejtoßenen Sennesblättern, Butter und Weißbrot, zu Eleinen Kügelhen geformt, eingibt und den After und Unterleib mit erwärne- tem Baumöl oder Fett, in das man etwas Wiusfatnuß gerieben hat, einfchmiert; au) forge man täglich für frifches Waffer und genügende Bewegung. Sand und Zehm darf dabei niemals im Schlage fehlen. 0,40 g Rhabarberpulver mit Honig zu mehreren Pillen Be gemacht, ift vorzüglich wirfend. Kaltwafferflyftiere find fehr zu empfehlen, doch darf das Wajfer nicht eisfalt fein. Bei dem Seten der Kiyftiere mittels einer Fleinen Gummi- ballonfprise muß man ftreng darauf achten, daß man bei den Täubinnen fich nicht in der Ausgangsöffnung des Eileiters und des Maftdarmes irrt. Der Darmfatarrh. Die Urfache diejer faft ftets einen tödtlichen Derlauf nehmenden Krankheit liegt ge- wöhnlich in der zu jehr bejchränften Freiheit unferes domefticirten Geflügels, namentlich) habe ich gefunden, daß jowohl Hühner wie Tauben, wenn fie Franf von einer Ausftellung zurükgefommen waren, an Derdauungsftörungen und Darmfatarrh litten. Die äußeren Kranheitserfheinungen jind etwa folgende: Mangel an Freßluft, voller Kropf, Schlaffheit in allen Bewegungen. Die Abgänge find infolge völliger Derdauungslofigkeit dünn und ihleimig, anfänglich von weißlicher, fpäter von grüner Sarbe. Sic; felbit überlaffen, gehen die meiften Patienten an diefer Krankheit zu Grunde, dagegen ift mir eine völlige und baldige Heilung jtets gelungen, wenn die Kur in den erften Stunden der Krankheit angewendet wurde. Das Derfahren it folgendes. Man Focht etwa eine Handvoll Leinfamen in 1/2 Siter Waffer jo lange, bis jich eine gallertartige Maffe aus demfelben ausgefchieden hat, und flößt von dtefer dem Patienten täglich zwei- bis dreimal einen Cheelöffel voll ein. Zur Fütterung verwendet man Hafergrüße und vermeidet alle fonftigen Körner- oder Hülfen- frühte. Wach Derlauf von wenigen Tagen wird der oft fteinharte Kropf völlig entleert jein und der Patient Freßluft zeigen, man gibt dann neben der erwähnten Bafergrüße etwas gefochten Leinfamen und erft nach Derlauf von acht bis zehn Tagen Körner und fpäter Hülfenfrüchte. Derfchiedene jehr werthvolle Tauben eines hiefigen Taubenbefiters, welche auf Ausftellungen an Darmfatarırh erfranft waren, habe ich in der vorerwähnten Weife behandeln Tafjen und zwar mit vollftändigem Beilerfolge. Sind viele Bandwürmer im Darme vorhanden, jo bildet fich je nad) der größeren oder geringeren Zahl der Schmaroger ein mehr oder minder jtarfer Darmfatarıh aus. Innere Würmer. Außer den Schmarogern, welche fi) im Gefieder vorfinden, gibt es nocdy Parafiten in den Eingeweiden, die jehr gefährlich find. Daß eine Taube an Würmern leidet, gibt fi) dadurch zu erkennen, daß die Augen trübe, wäfjerig und blaß find, und daß der ab- gehende Koth übel riecht. Die Hauptfennzeichen der Krankheit find ferner folgende: Träg- heit, Appetitmangel, periodenweife auftretender fchleimiger Durchfall, bei längerer Dauer der Krankheit immer ein hochgradiger Shwund der Bruftmuskel. Doch trügen mitunter Eh auch diefe Heihen und Fönnen ebenfowohl auch andere Urfahen zum Grunde haben. Das einzig fihere Seichen von dem übermäßigen Dafein der Würmer befteht in dem Abgange derfelben. Ihrer Urfache liegt meijt eine Franfhaft veränderte Schleimabfonderung oder eine Derdauungsihwähe zu Grunde. Die haupffählichiten Würmer bei Tauben find folgende: 1. Der Bandwurm (Faenia crassula), in Darm vorfommend. Das bejte bandwurmabtreibende und dabei gefahrlofefte Mittel ift die Arefanuß. Die Müffe müffen möglichjt frifh fein. Man pulverifirt fie und gibt I g des Dulvers, mit Butter zu Pillen gemadht, die man dem Patienten einftelt. 2. Der Spulwurm (Heterakis maculosa) in den Därmen, zuweilen fogar im Magen und Dormagen. Diele Hunderte diefer Würmer finden fich oft in einer Taube, den ganzen Darmfanal einer foldhen vollftändig ausfüllend. Jm Koth der Eranfen Tauben laffen fih) Unfunmtn von Eiern der Spulwürmer nad- weifen. Wenn gefunde Tauben folhe Eier aufpiden, gehen aus letteren die Spulwürmer hervor und die Tauben find infizirt. 5. Der fadenwurm (Filaria clava) in dem die Knorpelringe der Luftröhre zufanmenhaltenden Bindegewebe. 4. Der dünne Haarhals- wurm (Trichosoma tenuissimum), häufig und zuweilen in großer Sahl im Dünndarm. Bei dem Gewahrwerden von Bandwürmern, die im Darm des Geflügels ihren Siß haben, greift man zunädft zu einem Abführmittel, beftehend in Kalomel, oder Rhabarber, oder Rhabarbertinktur, oder Aloe, oder Del u. f. w., doch nur, wenn fehr wenige Band- würmer im Darm des Geflügels fchmarogen, ift man imstande fie durch folhe Abführ- mittel abzutreiben. Dann ift das Kalomel am beiten am Plate zu 0,006 g pro Dojfis für eine Taube, mit Butter zu Pillen gemadt. NYematoden vertragen die ätherifchen Dele, wie Anisöl, Rosmarinöl u. dergl. m. nicht. Mit fünf Tropfen ätherifchen Anisöles, welchen man einen Kaffeelöffel voll Tafelöl zufest, Fann man die bei einer Taube befindlichen Band- würmer zum Abgehen bringen. Dann tft das Benzin ein Dertreiber der runden Darnı- fhmaroger. Man gebe einen Löffel von Leinfamenfchleim oder Schleim von Eibifhwurzel oder einen Löffel voll Provenceöl mit einem Zufas von vier Tropfen Benzin. Außer diefen Heilmittel fei nod) erwähnt die Granatwurzelrinde (Cortex radicis Punicae Granati), wovon nad Belgifher Dorfchrift vier Unzen in einem Liter Waffer eingeweicht werden. ah etwa 24ftündigem Hiehen Foht man die Slüffigkeit zur, Hälfte ein, flößt dem Patienten einen Theelöffel davon ein und wiederholt dies Derfahren nad drei Tagen. Beim Eingeben von flüfjigen WMiedifamenten beadyte man im Allgemeinen folgendes Derfahren. lan hält den Patienten mit dem linfen Ellenbogen auf dem Schooße feit, fo daß man mit den Daumen und Zeigefinger den Schnabel öffnet, redt den Hals des Thieres aus und hält den Kopf deffelben in die Höhe. In diefer Lage gießt man dann mittelft eines im der rechten Hand zu haltenden Cheelöffels die einzugebende Lithogr. und Druck der Verlagsanstalt und Druckerei A.-G. (vormals J. F. Richter) in Hamburg. SATIN SANDER. (Atlasmövchen.) (C. sericatae.) Arznei langfam in den Schlund und forgt für das Derfchluden derfelben von Seiten des Patienten. Es ijt dabei aber nicht einmal immer unbedingt nöthis, daß das Thier die Klüffigfeit verfchluct, indem häufig die Arznei fchon durch die Berührung der Schleimhäute wirft, ja felbjt ihr Dunjt wirft Schon in vielen Fällen auf die Herven des Thieres ein und ftinnmt die Sebensfraft auf die mildefte und doch Fräftigfte Weife heilfanı um. Bezüglicy der Arzeneigaben halte man feit, lieber eine Fleine Gabe, und wenn die erwünfchte Wirfung nicht: eintritt, wiederholt eine folhe zu verabreichen, als eine große, mit der man möglicherweife dem Patienten mehr fchaden Fann, als es die Eingeweide- würmer thun. Der Buften. Der Huften ijt entweder nur ein Anzeichen eines vorübergehenden angegriffenen Hu= jtandes oder aber das Symptom einer ernftlihen Krankheit. Im erften Falle gleicht der Buften einen wiederholten Tiefen und erfolgt, wen die Taube Rauch oder einen beifenden Geruch eingeathmet hat, oder er entjteht auch durch begieriges Freffen von vorgeworfenen, ftaubigem, unreinem Futter, wenn ein fremder Körper in die Stimmrise gedrungen tft, oder ein Weizenbart fih in die hintere Deffnung der Hafengruben feftgefest hat; au eine Unreinlichfeit des Magens und der Gedärme Fann ihn herbeiführen. Wenn eine Taube anfängt zu Hujten, muß man die Mafenlöcher unterfuchen, fowohl außerhalb als innerhalb des Schnabels. Das bejte Mittel ift das Eingeben von Butter; hat jedoch der Huften fchon einige Tage angehalten, fo gebe man Honig in das Trinfwaffer gemifcht. ft der Huften jedoh das Sympton einer tieferen Krankheit, fo dauert er viel länger und ift von ganz anderen &Heichen begleitet, wie von Xöcheln und Sudungen, die Taube Fann den Flug niht lange aushalten und wenn fie in den Schlag zurüdkehrt, ift fie, wie man zu jagen pflegt, außer Athem. Atan Fennt übrigens au) die Krankheit nicht, die diefe Art Huften hervorruft, jedoch heilt fte fehr fchwer. Das Rödeln. Man jagt: die Taube röchelt, wenn man bei jedem Athemzuge ein eigenthümliches inneres Krachen hört; diefes Beräufch) wird hervorgerufen beim Durchgange der Luft durch den angehäuften Schleim in der Stimmrite oder in der Kuftröhre. in der Seit, wo die Taube röcelt, fühlt fie fih beflemmt, d. h. die Athmung ift befchleunigt, und damit der Suftdurhgang leichter gefchehe, öffnet fie gewöhnlich den Schnabel. Man Fönnte ver- muthen, in diefem Nöceln die Anzeichen eines Fatarrhalifchen Zuftandes der Athmungs- werfzeuge zu fehen, oder vielmehr es als die Folge eines folhen halten, denn er ift nicht - felten hronifh, und nur im günftigften Falle wird die Taube vollftändig davon geheilt. Prüg, Muftertauben-Bud. 49 586 Man gebe dem Patienten leicht reisende Getränke, als: Sindenblüthen-, Ehrenpreis- oder Diop-Thee und von Seit zu Heit zwei bis drei Rhabarberpillen in der befchriebenen Weife. Das Afthma. Das Ajthma erfennt man am furzen und abgebrohenen Athemholen. Da das Röcheln von einer ähnlichen Art des Athemholens begleitet ift, jo werden faft immer beide Kranfheiten mit einander verwechlelt; jedoch Fommt das Afthma audy) ohne Röceln vor, was alfo eine verfchieden geartete Krankheit andeutet. Das Afthma ift für gewöhnlid) nicht beftändig, denn wenn fich die Taube in Ruhe befindet, fo erfcheint das Athmen normal, wenn fie aber erfchredt ift, oder wenn fie geflogen hat, was fie in dem leidenden Huftand nicht gern thut, jo erjcheint die Krankheit mit einer mehr oder minder großen Beftigfeit. Man glaubt, daß diefe Krankheit am häufigften durch großen Schred hervor- gerufen wird. Das Erfcheinen einer Kate in den Schlage oder die Derfolgung durch den Habicht Fönnen die Tauben afthmatifh machen; es Fann aber aud; die Folge von Erihöpfung fein, wie joldhe häufig entiteht, wern das Thier eine große Anzahl junger Tauben aufgefüttert hat. Wenn eine Taube eben ihre Jungen gefüttert hat und diefe fchon eine ziemliche Größe erreicht haben, fo bemerft man, daß fie ermiattet ift, inden fie fich von ihnen entfernt, um Athen zu fchöpfen, woraus unzweifelhaft hervorgeht, daß das Wieder- vonfichgeben des Futters nicht ohne bedeutende Anftrengung gefchieht. Außer der Mlusfel- erfchlaffung, welche gleich darauf erfolgt, üben diefe Anftrengungen ihre Wirkung befonders auf die Lungen aus, und es ijt leicht begreiflich, daß diefe zu häufig wiederholte Funktion dahin führt, das Afthma zu entwickeln. Als unmittelbare Folgerung diefer häufig ge- machten Beobachtung haben viele Kiebhaber werthvoller Tauben, denen an ihrer Erhaltung gelegen ift, die Gewohnheit, nie mehr als ein Junges aus jeder Brut nähren zu.lafien. Ich möchte fogar rathen, auch diefes Junge zu entfernen, fobald es das Left verläßt und anfängt für fich felbft zu forgen, da die Täubin dann gewöhnlich wieder zur Brut fchreitet und der Täuber allein mit den Mahrungsforgen für die Jungen belaftet ift, was ihn zu fehr abmattet. Was nun die Behandlung des Ajthma anbelangt, fo fuche man zuerjt zu erforfhen, durdy) welche Urjache es hervorgerufen ift. ft die Krankheit aus Erfhöpfung entjtanden, jo entjiehe man alle erhisende Wahrung und verfuhe dem Patienten Bisquit in Mil eingetaucht beizubringen, gebe von Seit zu Seit etwas Grünes und füttere mit guter, ge- funder Hahrung, hat die Taube fpäter Junge, fo laffe man ihr nur eines, das man felbft nad zehn oder zwölf Tagen, wenn man die Entftehung des Ausfaßes nicht mehr zu befürchten braucht, einem anderen Daare unterlegen Fann, 537 Das Afthma, welches durch einen Schre hervorgerufen wird, und dasjenige, welches aus Altersfhwäche entjteht, müffen den Anftrengungen der Natur überlaffen bleiben; eriteres fann mit der Heit verfchwinden, lesteres it unheilbar. Pneumatofis (Windsefhwulft). Die Windgefhwulft (Haut-Emphyfen) ift eigentlich Feine Krankheit, jondern nur ein zufällig Franfhafter Suftand, der fich bei Tauben nad großen Anftrengungen zu entwiceln pflegt. Bekanntlich find bei den Dögeln im Allgemeinen und bejonders bei denen mit fehr jchnellem Sluge die Knochen hohl und enthalten nur Mark, Die Höhlungen der Knochen find mit großen Hellen oder Tafchen, die mit Luft angefüllt find, befleidet. Diefe Suft, welche fich beftändig erneuert, befindet fich in direfter Derbindung mit derjenigen, die permanent in die Lungen eintritt. Außer diefen Krnochenzellen gibt es noch andere unter der Haut, die jich zwilchen den Drganen verzweigen. Während des Franfhaften Zuftandes ift der Körper der Taube volljtändig auf- sefhwollen, und die Gefhwulft zeigt fich befonders auf den Flanken und der Bruft. Wenn man die Federn befeitigt, erfcheint die Haut erhaben und von den Knochen losgelöt, fie ift elaftifh, und wenn man einen Theil herunterdrüct, fo geht der andere hoch. Kleine Blutadern treten fichtbar hervor, und es fcheint, daß die Gefchwulft bet der Fütterung, wenn nicht grade fchmerzt, doch hinderlich ift, wie die UmbehülflichFeit zeigt, mit welcher die Taube die Nahrung zu fih nimmt. Man gebe dem Patienten einige Tropfen Ammoniaf oder Salmiaf, welhe Mittel einfaugen und Luft machen; daneben Fann man aud Franz- branntwein und Baumöl anwenden; oder man nehme einen Löffel voll ungelöichten Kalk, feuchte ihn an und tröpfle dem Dogel einige Tropfen in den Hals. Gewöhnlich aber vergeht oder leert ji die Gefchwulft, fowie man mit einer Nadel eine Eleine Deffnung in diefelbe macht und ganz gelinde drüct, damit die angefammelten Bafe ausftrömen. Diefe Nadelftiche find nicht von Blutverluft begleitet. Die Ausdehnung der Haut ift mitunter auf's Aeußerfte gejtiegen, jo daß die Luft durch die Doren mit einem laut hörbaren Pfeifen entweidt. Hah dem Ausdrücden verklebt man die Deffnung mit einem Häutchen von einem Ei oder mit Kollodium. Daneben füttere man mit abführenden Stoffen oder gebe Waffer, in welhes man rojtiges Eifen gelegt hat. Die Erklärung diefes Windgefhwulftes erfcheint vermöge der oben befprochenen Kuft- zellen jehr natürlih. Die Taube, weldhe mit allen Kräften fliegt, fei es, um einen Raub- vogel zu entgehen, oder fei es, um ihren heimathlihen Schlag wieder zu gewinnen, treibt ihre Kungen inftinktartig mit Luft auf, um den Anftrengungen, die fie macdıt, mehr Kraft zu verleihen. Diefe Luft verbreitet fih nun in den Luftzellen. Der Zustand der Ueber- 49" anftrengung, in dem fich die Taube befindet, führt eine Blutftrömung nad) den umliegenden Organen herbei; zu gleicher Seit vermehrt fich die innere Hite und die Luft zertheilt fih. Im diefer Kage Fönnen die Derbindungen der Luft der Zellen mit denen der Luft der Lungen mehr oder weniger verftopft fein und die Luft fich eingefchloffen befinden. Diefe fchwellt in einer Ponftanten Art und Weife dte Kuftzellen an und verbreitet fich unter der Haut, die fich übermäßig ausdehnt. Solche Dorfälle Fönnten aller Wahrfcheinlichfeit nach von felbit heilen, das anzuwendende Mittel ift jedoch fo gelinde, daß man nicht zögern follte, der Taube dadurh Erleichterung zu verichaffen. Kanarienfudht und Kegenoth. Erftere Bezeichnung leitet fih von dem Worte: verfchluden, hinabgehen, hinabfteigen her, und hat die Krankheit den Hamen Kanarienfucht erhalten infolge der Anficht der alten Liebhaber von Schlagvögeln, Tauben oder Hühnervögeln, von denen nänılich vermuthet wurde, daß der Kropf der Dögel herunter gefallen fer und die Eingeweide nach hinten dränge. Allerdings zeichnet jih) die Krankheit durch das Anfchwellen und Hervortreten des Unterleibes aus, und das Berühren läßt eine harte Beule von der Größe eines Eies er- Fennen. lan bat diefe Krankheit befonders bei den Weibchen bemerkt, und fo bald fie davon betroffen werden, hören fie auf zu legen. Yloch viel häufiger zeigt fie fich jedoch bei den im Hefte befindlichen Jungen und entwidelt fich bei ihnen mit deutlich fichtbaren Merfmalen. Der Baudy ift angefchwollen und von Federn entblößt, die Haut heiß und glänzend, die Adern find widernatürli angefchwellt und mit Blut überfüllt, die auf- sefchwollenen Eingeweide verdrängen faft die Lungen. Das Athmen ift fchwierig und ab- gebrochen, die vorhergegangene Diarırhöe verfhwindet, die trodenen Erfremente Eleben in der Umgegend des Afters und umfchliegen feine Deffnung; die Taube muß umfommen. Die Kanarienfucht, welche die Weibchen befällt, follte fie verfchieden fein von der der jungen Tauben? Es ift nicht recht wahrfcheinlih, und man begreift fjehr wohl, daß ein fon Frankes Weibchen nicht mehr legen Fann. Daraus geht hervor, daß das Männchen es ohne Aufbören verfolgt und ihm feinen Augenblid Ruhe läßt, es Fann daher nicht freffen und hungert, und infolge deffen macht die Krankheit fo fchnelle Fortichritte, dag die Taube ihr fehr bald unterliegt. Diele Liebhaber glauben, daß ein zu feuriges Männchen die Krankheit bei einem Weibchen entwideln Fann. Ich würde eher geneigt fein zu glauben, daß eine Täubin, die in ihrer Jugend in einem gewiffen Grade damit behaftet war, zum zweiten Tale von diefer Krankheit befallen werden fan, wenn aus irgend welchem &runde jte fich rafch auf einander folgenden Eierlegens 2 - Sec EEE EEE EN RG ausgefest findet. Wlan weiß, daß ein von der Kanarienfucht befallenes Weibchen nicht legen Fann, da die Eingeweide des Unterleibes angefhwollen und entzündet find, einen Drud auf den Eierfanal ausüben und fo den Durchgang des Eies nicht erlauben. In diefem Falle muß man der Hatur zur Hülfe Fommen. Eine vorfichtige Einfprisung von lauwarmem Daffer mit etwas Dlivenöl in die Kloafe und den Eileitermund — am beften mit einer Fleinen biegjfamen Sprite, allenfalls auch mit einem in Del getauchten Febderbarte — und ein gelindes Dorwärtsichieben des Eies mit den Fingern, bis es aus dem Eileiter- munde in die Hloafe und aus diefer heraustritt, ift meift genügend. Führt indeß diefe Manipulation niht zum Swede, fo ift es probat, zwei reine, lange Haarnadeln — eine oben, die andere unten — zwifchen das im Eileiter feitgeflemmte Ei und die Ei- leiterwand einzufchteben, die umgebogene Mitte der Hadeln nach oben; man jchiebt dann das Einah) dem Ausgange hin und es gleitet in der Regel fehr rafch auf den glatten Schienen nah außen. it die Schale zu fhwah und zerbriht im Eierfanale, fo ift die Dperation fehlgeihlagen, und der Miiserfolg hat den Tod der Taube zur Folge. ft die Dperation jedoch geglüdt, fo darf man die Taube vor der Hand Feinem neuen Kierlegen ausfegen, und dürfte es gerathen fein, fie vom Täuber zu trennen, worauf man das Paar erjt dann wieder zufammen läßt, wenn fich die Anfchwellung des Unterleibes unter ver- nünftiger Pflege zertheilt hat; gute reife MWicen, Erxbfen, zeitweile Grünes, frifches Waffer und von Heit zu Seit einige leichte Karire mitteljt einiger Blauberfalz-Kryftalle müffen die dazu verhelfenden Beftandtheile fein. Ein anderes ficheres Müttel ift folgendes. Sobald die Taube das Ei nicht los werden Fann, nehme man fie in die flache Hand, den Bauch nad oben gefehrt, ergreife ein Befäß mit frifchem, Faltem Waffer und laffe dafjelbe etwa in der Höhe von 15—50 cm auf den After und demnädhft auf den ganzen Baud fallen, bis er ziemlich durhnäßt if. Dann fege man fie auf das Yeft, bis fie fich erholt hat und wieder munter ift. Durc) diefes Derfahren wird das Ei, welches nicht abgehen fann, wieder zurüdgedrängt und es erfolgt die Kegung des Eies ohne Schwierigfeiten am nädhjften Tage. tan hüte fih aber, daß man die Taube, während man das Waffer auf den After und Leib fallen läßt, nicht mit dem Kopfe zu weit nach unten hält, weil durd den Drud des Wafjers das Blut nad) oben gedrängt wird und zum Schnabel herausfließt, was leicht einen Schlagfluß herbeiführen Fann. Das Eierlegen ohne Schale. Ein Ei ift fhallos, wenn es nicht mit einer harten, feften, brechenden Schale, fondern von einer häufigen, pergamentartigen Umhüllung befleidet ift, die an der Oberfläche mit Palfartigen Hörnchen bededt ift. Es gibt einzeme Tauben, die nie andere Eier legen, und 390 befteht in diefem Falle eine organifche Miisbildung des Theiles des Eierfanales, der den Kalfjtoff, welchen die Eierfchale bilden foll, abfondert. Diefer Fehler ift gewöhnlich nicht zu heilen, wenn man jedod) viel auf die Taube hält, welche damit behaftet ift, fo verjuche man fte zu heilen, indem man in ihre Mähe ein Gefäß fest, welches groben Sand, Salz, Kalk und zerbrochene Eierfchalen von nicht gefochten Eiern enthält. Es ift dies ein Der- fuh, den man erjt machen muß, che man die Taube ausmuftert, und umfomehr, als fte nur zufällig von diefer Krankheit befallen fein Fan, 3. B. wenn fie durch mehrmaliges rafch aufeinander folgendes Kegen oder durch eine andere vorhergegangene Krankheit erichöpft it. Im diefem Falle ift das Müttel leicht zu finden und bejteht darin, daß man die Taube abfperrt und ihr Zeit zur Erholung gönnt. Zur Beruhigung gebe man zehn Tropfen Dpiumtinkftur in einem Kaffeelöffel voll Schleim täglich einigemal. Mitunter finden fi jedoch fchallofe Eier, ohne daß die Taube, welche fie gelegt, Frank erfcheint. Unterfucht man die Sache, fo findet man gewöhnlich, daß ein Element der Nahrung fehlt, wie Kies, Sand, Kalk oder zerbrödelte Eierjchalen. Häufig Fommt dies bei den Tauben vor, die ihrer Frei- heit beraubt find, denn frei umherfliegende Tauben wifjen fehr gut das zu finden, was ihnen Hoth thut. Dr. Chapuis erinnert fih in diefer Beziehung einer Thatfache, die fehr zu Bunjten des Inftinftes und des guten Bedächtniffes der Tauben fpriht. Ein Süchter hatte einem Freunde eine Täubin gegeben, die, obgleich fie fih in ihrem neuen Schlage jehr gut zu gefallen fchien, zu gewilfen Seiten an ihren alten Wohnort zurücfehrte. Bei der näcften Wiederkehr wurde fie aufmerffan beobadıtet, und ftellte es fih nun heraus, daß das Wiederfommen nur einzig und allein darin feinen Grund hatte, das Gefäß zu befuchen, in welchem ein Gemifh von Sand, Sehm, Sabk, Kalk und Eierfhalen aufbewahrt war. Es wurde außerdem feftgeftellt, daß die Befuche genau mit dem Eierlegen zufanmenftelen, und daß die Taube an ihrem alten Wohnorte das fuchte, was fie am neuen nicht ge- funden hatte. Die Drehfranfheit. Boitard und Corbie betrachten diefe Krankheit als einen Erbfehler und bezeichnen als ihren Grund eine große Gefihtsihwäche, weil, wenn die Tauben davon befallen werden, die Augen eine rothe Surchfichtige Farbe annehmen. In diefer Krankheit, welche fi) be- fonders bei jungen Tauben furz nach dem Derlaffen des Heftes zeigt, dreht fi der Hals unaufhörlid rucweife und mit Fonvulfivifher Bewegung nah rechts und links. Diefer Huftand nimmt fehr fchnell zu, fo daß die Taube den Hopf mandmal fo weit nady hinten . dreht, als dies überhaupt nur möglich ift, wobei fich fehr ftarfe epileptifhe Krämpfe ein- jtellen, in welchen die Taube bald verendet. Alle diefe verfchtedenen Erfcheinungen und Du) öde de a u we 31 der ganze Gang der Krankheit zeigen eine tiefe Hirnverleßung; die Schwäche der Augen, welche fie oft begleitet, Fann zwar nicht als Urfache, wohl aber als Folge, als ein Symptont der Gehirnverlegung betrachtet werden. Hürn fand bei der Sektion von an diefer Kranf- heit zu Grunde gegangenen Tauben nicht felten eine vergrößerte, zuweilen dur Einlagerung von Half verhärtete Zirbeldrüfe. Er glaubt annehmen zu fönnen, daß wenn eine jolche verhärtete Hirbeldrüfe im Innern des Gehirns vorhanden ift und die Taube nur eine leichte Derlesung am Schädel acquivist (durch das Anftoßen an fejten Gegenftänden, wenn fie in gar zu fchnellem Sluge, 3. B. bei Derfolgung durch einen Raubvogel, befindlich ift), ftarfe Gehirnentzündung entfteht. Aber audy ohne folche Hinzufommende Krankheit Fann eine arg vergrößerte und verhärtete Hirbeldrüfe zu Störungen der Gehirnfunftionen Deran- lafjung geben. Sowie Symptome des vermehrten Blutzufluffes nach dem Gehirn der Taube wahr- genonmen werden, oder wenn jchon Schwindel, Taumeln, Drehbewegungen Fundgegeben werden, ijt es nöthig, fofort Faltes Wafjers auf den Kopf des Patienten aufträufeln zu laffen. Am einfachjten gejchieht dies durch alle halbe Stunde zu wiederholendes Auspreffen eines Schwanmes, der vorher in Eiswaffer getaucht ift. Sodann tft ein vafch wirfendes Ab- führmittel am Plate. (Kalomelpillen 0,02—0,05 g.) Eine ähnlihe Krankheit, die Drehfucht, Fonımt häufig bei Kämmern vor. Die Urfache hegt hier in einem Bandwurm, deffen jugendliche Form fih in der Schädelhöhle des Thieres findet, während der ausgebildete, gefchlechtsreife, fehr Fleine Bandwurn im Darnie der Hunde vorfommt. Die Eier des Wurmes gerathen durch den Koth der Hunde mit dem Grafe in den Magen der Sämmer. Dort entwideln fi) die Embryonen, die fich bis in die Blutgefäße durchbohren und dann mittels des Blutfttomes in die Schädelhöhle gelangen. Hier fett fi) der Blafenwurm feft, treibt eine Ulenge von Bandwurmföpfen aus feiner Blafe und erreicht hierdurd oft eine fehr bedeutende Größe. Die mit Wafjer gefüllte Blafe bedingt duch ihren Druf auf das Gehirn die Krankheitserfheinungen. Die Krankheit ift felten heilbar und gewöhnlich endet das Thier an Entkräftung. Das einzige Hülfsmittel bejteht in der Herftörung der im Kopf enthaltenen Wurmblafe durch einen Stih. Diefe DOpera- tion ift jeher misliher Matur und bleibt es immer das DBefte, foldhes Thier zu fchlachten. Warzen. Diefe Hautgebilde zeigen fich auf den nadten Theilen an der Dereinigung des Schnabels, auf den YKafen- und den YAugenhäuten und an den Füßen. Sie entwiceln fih mitunter 392 jo ftarf, daß fie das Geftcht verdeden und die Tauben am Frefjen hindern. Die von der gelben Mlundfäule befallenen Theile jcheinen mehr disponirt diefe Entzündung der Haut hervorzurufen, als andere. Die Warzen vermehren fi) und wachjen mit einer großen Ge- ichwindigfeit, deshalb muß man nicht fäumen, die Taube davon zu befreien. Die Opera- tion ift fehr einfah, es genügt, die Warzen zu unterbinden und auszureißen; man muß dabei jedoch mit Dorficht zu Werke gehen, wenn fie fi auf den Augenliöhäuten befinden. Lac dem Ausreigen beize man mittels eines Pinfels die Wunde mit Höllenftein, oder noch befjer mit einer ftarfen Löfung von Schwefelfupfer. Die Poden oder Blattern. Es ift dies eine mit ftarfen Fieber verbundene Ausjchhlagfranfheit, die fih in perl- artigen Pufteln (Blattern), die mit einer entzündlichen Nöthe umgeben find, Fennzeichnet. In den Pufteln entwidelt fih ein anftecender Stoff, jo daß oft ein ganzer Flug Tauben von diefem Uebel heimgefuht wird, das dann nicht felten große Derheerung anrichtet. Bei alten Tauben treten die Pufteln zuweilen fhon anı Urfprunge des Schnabels hervor; bei den jungen zeigen fie fich befonders an den Ohren und unter den Flügeln. Ungünftige Witterungsverhältniffe dürften diefes Leiden am häufigften hervorrufen; ferner liegt der Grund in der Anftefungsfähigfeit defjelben, und gefchieht die Fortpflanzung am leichteften durch unmittelbares Berühren eines podkenfranfen Eremplares, wodurch jehr leicht etwas von der Pocenfeuchtigfeit an die Haut des gefunden Dogels fommt. Aber aud durd; die bloße Ausdünftung Franfer Thiere Fan die Seuche verbreitet werden, fo daß, wie fchon erwähnt, oft ein ganzer Flug Tauben von derfelben befallen if. Auc das Freffen von frifchem, erft eingeerntetem Getreide, unreifem Korn, jungen Erbfen, öligen Sämereien, 3. 8. Kein, Hederih u. f. w., fowie Läufe, die gerne wunde, feuchte Stellen aufjuchen und diefe aufreizen, Fönnen die Kranfheit entwickeln. Wlan fondere die Franfen Thiere von den ge- funden jofort ab, damit diefe nicht auch angeftedkt werden, und beftreiche die Pocken mit friiher ungefaßener Butter, oder mut frifher Sahne, frifchem Provenceöl und dergleichen milden Mitten. Derdünnte Miyrthentinftur, welche trodnet und heilt, fol gute Dienfte leiften. Man fuche ferner das Geblüt zu reinigen, indem man eifenhaltiges, roftiges Waffer, etwas Doppelfaß, Spießglanz dazugethan, vorfest. Blatterfranfe Tauben find übrigens für die Küche unbraudybar. Die mifroffopifhe Unterfuhung des Blutes erfrankter Tauben ergab, daß diefes eine Unmenge Fleiner mifroffopifher Wefen enthält. Diefe Blutveränderung findet fich bei allen erfranften Tauben, fei es, daß die Krankheit fpontan oder durd Einimpfung entjtanden ift. Die Erfcheinung diefer Eleinen Organismen geht ftets dem Auftreten der anderen a ie Ah ruhe Lithogr. und Druck der Verlagsanstalt und Druckerei A.-G. (vormals J. F. Richter) in Hamburg. WEISSSCHWÄNZIGE DEUTSCHE MÖVCHEN (STICKEN). 59 Kranfheitserfheinungen vorauf. In der That bemerft man, wenn man die Krankheit den Thieren durh Einimpfung mittheilt, zunächft während der erften zwei Tage, ja oft noch am dritten Tage, nichts Abnormes im Blute derfelben; aber am Ende des dritten Tages läßt fich durch eine aufmerffame, genaue Unterfuchung das Porhandenfein jener mifroffopifihen Organismen Eonftatiren, welche fih in den folgenden Tagen ungeheuer vermehren, und wenn die Taube erjt deutliche Symptome der Kranfheit zeigt, jo ergibt die mifroffopifche Unterfuchung Atlyriaden derfelben. Diefe Periode entjpricht der Periode der jogenannten Ausbrütung (Infubation), welche ein charafteriftifches Mlerfzeichen der an- jtecfenden Krankheiten bildet. Der Beginn der Krankheit tritt ein, wenn jene Organismen fih vermehrt haben und entweder in diefen oder in den dem Ausbruch der Blattern unmittelbar folgenden Seitpunft fällt der Höhepunkt in der Entwidelung der Bakterien. Die dritte Deriode, der Ausbruch der Krankheit, fällt mit ihrer allmäligen Abnahme zufammen. Der Hautausjhlag ift nur eine Art Giftausscheidung, aber bei manchen Tauben fehlt er vollfommen; nichtsdeftoweniger verläuft auch bei diefen die Krankheit oft töötlich. Die Autopfie zeigt in diefem Falle einen Ausfhlag in den Eingeweiden. Bei den Tauben fcheint alfo, wie gefagt, das Blut der Mittelpunkt der Bafterien- entwidelung zu fein, während fi bei anderen von diefer Krankheit ergriffenen Iebenden Wefen (Menfh, Schwein) eine relativ nur geringe Anzahl diefer Organismen im Blute findet. Ebenfo finden fi) bei der Schafräude nur wenig Bakterien im Blute, felbft im Momente des Todes. Die Urfahe diefer Erjcheinung ift, daß fich bei diefen Thieren die Bakterien nicht im Blute, fondern in der Lymiphe entwicdeln, während dies infolge des wenig entwicelten Symphiyftems bei den Tauben nicht der fall ift. FSulton bejhreibt unter dem Kamen „Small-pox‘‘ — fleine DPoden — eine Krankheit, die bejonders Furz vor dem Eintritt der Mlaufer vorfommt; ebenfo nach dem Einfperren in eine andere Tofalität, bei verändertem Futter, durch fchlechtes Trinf- und Badewaffer, duch zu fchnelles Wachsthum zc. und eine Folge von Blutftofung zu fein fcheint. Die Eleinen Pocden find eine fchrefliche und die anfteckendfte Krankheit, deren exftes Symptom ein rothes, warzenartiges Bläschen am Rande der Augen-, zuweilen auch der Schnabelwarzen it. Es jchmwillt allmälig an bis zu einer mit faft trodener Materie gefüllten Gefhwulft, welche, geöffnet, voll von fehnenartigen Wurzeln mit ein wenig Eiter ift. Schließlich werden die ganzen, unförmig aufgefchwollenen Augenwarzen mit diefen Poden bedeckt, wenn man der Krankheit nicht rechtzeitig Einhalt thut. Sobald man das erite Bläschen entdedt, fperre man das Thier in einen befonderen Käfig, um jede nfeftion zu verhüten. Zuvor muß der angegriffene Theil bis auf das gefunde Sleiich ausgefhnitten, die Wunde gut ausgewafchen und mit Höllenfteinlöfung forgfam Prüt, Muftertauben-Buch 50 re bepinfelt werden. Ebenfo verfährt man fofort, wenn die Krankheit an einer andern Stelle ausbriht, was nicht unwahrfheinli ift. ac) der Operation gebe man zwei Kapfeln Rizinusöl und verändere auf einige Heit die Hahrung. Lulton hat felten Wüiserfolge bei diefem Derfahren gehabt, während er vor feiner Befanntichaft damit „Ichredliche Derlufte” gehabt hat. Der Grind. Brind, weldher nur durch Milben hervorgerufen wird, ijt meiftens bei $eldfliegern zu finden. Man erfennt ihn, wenn die Tauben um den Schnabel und um die Augen ganz nackt und fchäbig werden, und er entjteht von fcharfen Sämereien, 3. 8. der Wolfsmild. Als Heilmittel ift Chlorfalf, in MWaffer aufgelöft, fehr zu empfehlen. Man wäfcht die fahlen Stellen der erfrankten Thiere damit täglih einmal, und die Heilung wird fehr bald . erfolgen. Der Schlagfluß. Nitunter Fommt es vor, daß eine font ganz gejunde Taube plößlidy wie vernichtet erjheint, die Flügel hängen halb geöffnet herab, die Füße Fönnen fie nicht tragen, fie wadelt und fällt von einer Seite zur andern; der Hopf neigt fich und oft fließt Speichel mit Blut untermifht aus dem Schnabel; der Tod erfolgt darauf einen Augenblid früher oder fpäter. Sobald man einen derartigen Zustand wahrninmt, beeile man fi), der Taube fofort an jeden Fuß einen Hagel ziemlih nahe an der Wurzel abzufchneiden, damit Blut verluft eintritt. Um das Bluten zu erleichtern, ftede man die Füße in lauwarmes Waffer. Bleibt die Taube am Leben, jo halte man fie diät und gebe ihr nur frifches Waffer. - Einen folhen Suftand nennt man Sclagfluß. Aber wo ift der Sit und was ift die Urfache eines folhen? it es Lungenfchlag oder Behirnihlas? Es läßt fi dies fchwer feititellen, da unfere Kenntniffe der Krankheiten des Federpiches nocy fehr geringe und die große Ütehrzahl der Liebhaber wenig geneigt find, fih umfaffenden Beobahtungen hinzugeben. Die Gidt. Man unterfcheidet zwei Arten von Gicht bei Tauben und zwar a) die eiternde Belenfentzündung, b) die gichtifche Gelenfentzündung. Die erftere ift eine der gefährlichiten Krankheiten für Slugtauben, da fie in Furzer Seit einen ganzen Schlag entvölfern Fann. Sie tritt ganz plöglic) auf und haftet fich in der Regel an einen Fuß der Taube und mad fie hinfend, oder an einen Flügel und madt ihn zu jeder Bewegung unfähig, fo daß fih das Thier Faum zu Y/e Meter Höhe erheben Fann. SForfcht man nach dem Site des Uebels, fo findet man einen Punft, wo die Hite jtärfer, die Röthe lebhafter ift und die Arterien heftiger fchlagen; in Furzer Seit folgt se: Derjtopfung und es entfteht eine harte Beule, die fich bald zur Größe eines Taubeneies entwidelt. Deffnet man diejelbe, jo findet man darin eine gelbe, durchfichtige Flüffigkeit, die den angrenzenden Knochen und die Sehnen umgibt und die fich in die naheliegenden Theile ergießt. Später verdict fich diefe Feuchtigkeit und wird undurdfichtig, fie fcheint am Knochen fejtzufisen und läßt fih nur mit Schwierigfeit entfernen. Quberfelbacillen find darin häufig nachzuweifen. Diefe Beule hat gewöhnlih ihren Sis an den GBliedern oder wenigitens an dem äußerjten Gliede der langen Knochen; man findet fie häufiger amı FSlügel als am fuße und fie ift am erjteren umfangreicher als am lesteren, ja häufig nimmt fie folhe Größe an, daß der Flügel ganz an der Erde fchleppt. Bleibt die Krankheit fih felbit überlaffen, fo Fann fie auch ohne weiteres Zuthun heilen, der Flügel erlangt nad) und nad) feine Bewegung wieder; hat das Uebel feinen Sit am Fuße, fo bleibt die Taube oft hinfend. Häufig Fommt es jedocd vor, daß die Krankheit joldhe Sortichritte mahıt, daß die Taube nur Furze Seit Fränfelt und ihr dann unterliegt. Man hat eine Mtenge Mittel zur Heilung der Gicht vorgefchlagen und nichts unverfucht selafjen, man hat Blutegel an die Beule gefest, man hat ein Haarfeil durchgezogen, man hat fie gefchnitten und gebeizt, jedoch vergeblih. Es ift fehr wahrfcheinlich, daß, wenn das Hebel eine gewifje Höhe erreicht hat, es unmöglich tft, es zu heilen. So bald jich das erite Symptom der Krankheit zeigt, muß man fich beeilen, helfend einzufchreiten. Sürn empfiehlt vor allen Dingen Schuß vor Erkältung und Sorge für einen trodnen Stall, denn in feuchten Ställen wird die Krankheit von den Dögeln amı meijten geholt. Hält man die Thiere trodfen und warm, dann tritt am leichteften von felbft die Heilung ein. Bründlichite Desinfeftion des Taubenfchlages ift nicht zu unterlaffen. Diefelbe gejchieht aud, hier am zwecfmäßigjten und mit ficherjtem Erfolge mit einer wäfjferigen Quedfilber- fublimatlöjung (1 : 500 bis 1000), wobei aber audy) nad) mehrjtündiger Einwirkung derfelben ein nachfolgendes Abwafchen alles Desinfizirten mit Schwefelwafferftoffwaffer geboten ijt, da das fonft haften bleibende, fehr giftige Sublimat für die Tauben [hädlic werden Fönnte. Während des Desinfizirens dürfen natürlich die letteren nicht imı Stalle bleiben und audy nicht unmittelbar nachher wieder in denfelben eingelaffen werden. HSunädft hüte man fid) vor einem zu frühen und unnöthigen Einfchneiden der Geihwulit. Man weiß es wohl, daß grade im Beginn des Uebels der fchwappende Inhalt der Anihwellung reizt, durch Einftehen den Inhalt zu entleeren. Wer aber in diefer Beziehung die nöthigen Erfahrungen gemacht hat, der wird wiffen, daß es bejfer tft, nicht die operative Eröffnung der Anfchwellung vorzunehmen. Freilich Fann foldyes unter Um jtänden nöthig werden, bejonders dann, wenn die gleich anzugebende Behandlungsweife nicht Heilung herbeigeführt hat und dann, wenn die Beichwulft unter dem Mittelfußzehengelenf, 50* ae aR alfo an der fogenannten Fußfohle fitt, auch den einfacheren Behandlungsmethoden nicht weichen will, fondern im Gegentheil fich vergrößert, und wenn man findet, daß deutlich ein weicher Dreiartiger Inhalt im der Anfchwellung befindlich iftz durch Einfchneiden, Aus- drücken und unter Umftänden auch Auslöffeln ift dann der Inhalt zu entfernen, zunächft hierauf die Blutung durh Einlegen eines Bäufchchens blutftillender Watte zu befeitigen; fpäter bedient man fi zum Bepinfeln und zwar außen und innerhalb der vorhandenen Höhle der verdünnten Jodtinktur (1 : 10), ausnahmsweife wohl auch der reinen Jodtinktur; feltener nimmt man den Höllenfteinftift in Gebraud. Die hauptfädjlichite Behandlung befteht darin, daß gleih im Anfang den Kranken innerlih Salteylfäure gegeben wird (0,1 g Salicyljäure wird in Spiritus gelöft, mit Mehl oder Eibifchwurzelpulver und etwas Waffer zur Pille gemadht; täglich werden zwei folche Pillen dem Franken Thiere gegeben); dann werden die örtlichen Entzündungszuftände an den angefhwollenen Körpertheilen durch Kühlen behandelt (Umtlegen von Werg, Watte, Sappen, die in Bleiwaffer getaucht find; Aufftreichen eines aus Lehm, Waffer und Eijig beftehenden Breies und Begiegen des Aufjtrihes mit gleichen Theilen Effig und Waffer, wenn ev trocken geworden tft). Sind die Anfchwellungen etwas fefter geworden, haben fte geringere Wärme befommen und fchmerzen fie bein Drücken nicht mehr jo fehr als früher, reibe man leicht reizende ipirituöfe Mittel, wie Kampferjpiritus, jehr verdünnte Jodtinktur (1 : 20 bis 40 Spiritus) täglich einmal ein. Dann find audy trocdne Ummwidlungen der leidenden Belenfe nıit Werg, Jute u. dergl. am Plate. Die gihtifhe Selenfentzündung ähnelt jehr der vorigen, nur leiden vor- zugsweife die Fußgelenfe, ausnahmsweife die Gelenke der Flügelfnohen. Aucdy bei ihr entftehen Anfchwellungen an den Gelenfen der Extremitäten, die Anfangs fehr vermehrt warm und fchmerzhaft find, die auch den Gebrauch der Füße refp. Flügel hindern, weshalb die Patienten Geh- und Fliegperfuche nah Miöglichfeit vermeiden; die Franken Dögel Fönnen nicht gut gehen und ftehen, fie heben die Füße oft und zeigen beim Gehen zudende Be- wegungen, fie legen fich endlich lieber und zwar anhaltend, oft fo viel, daß fie an der Bruft fih wund liegen. Die Gefhwulft an den Gelenken vergrößert fih allmälig und wird jchlieglih durch Einlagerung von Fryftallinifchen Maffen fehr hart; nur ausnahmsweife findet man, daß die Geihwulft im Anfang weicd, ift oder gar ein wenig fluftuirt, faft immer ijt und bleibt fie hart und wird feft, wenn jene erwähnten Einlagerungen ftatthaben. Db diefelben immer aus Harnfäurefryftallen oder aus Kalkfalzen beftehen, ift noch nicht nadı- gewiefen worden; da aber die mafjenhafte Ausfheidung von Harnfäure in oder auf den Geweben der Dögel hinreichend beobadıtet worden tft, fo Fann man mit größter 397 Wahrfcheinlichfeit annehmen, daß es eine wirkliche Gicht, eine Arthritis uratica, gibt. Die beichriebenen Gejhwäüljte werden manchmal zurüdgebildet, unter Umftänden durch Aus- eiterung oder Abjtogung nicht grade Eleiner Fragmente. Auch, hier Fann es zu gefhwürigen Herftörungen, zur Iefrofe der Gelenfenden der Knochen Fonmmen. Ebenfo zur Ankylofe und Derfrüppelung der Sehen. ht nur die fefte Befchaffenheit der Gelenfgefhwülfte, nicht allein durch das nad) und nach Sehrhartwerden derfelben unterfcheidet fich die gichtifche Belenfentzündung von der eitrigen, fondern auch noch durch ihren fehr langfamen Derlaufz; ift der eine Fuß erfranft, fo folgt der andre oft in t/a bis !/e Jahre erft nah; fpäter tritt audy in der Negel erft eine all- gemeine Störung deutlih hervor, nämlich Derluft des Appetites, Abmagerung, Blutmangel, endlich ftarfe Diarrhde und dadurch bedingte hochgradige Erfchöpfung, durch welche lestere der Tod herbeigeführt wird. “ Ebenfo fann man bei Arthritis uratica frampfhaftes Einziehen der Sehen, ein nad) innen und hinten Gefrümmtfein derfelben nicht felten beobachten. Behandlung. Warmer trodner Stall. Dertlihe Umwiclung erwärmter wollener Kappen oder erwärnten Werges. Wenn die Schmerzhaftigfeit der Anfchwellungen vorüber, selinde Einreibungen von ein wenig Kampfer- oder Ameifenfpiritus. Innerlidh Saltceylfäure in denfelben Gaben wie bei der eitrigen Gelenfentzündung. Mlan hat auch, zur inneren Anwendung das Fohlenfaure Kithion in Löfung verfucht, aber Feine rechte Wirkung erfahren Fönnen. Eher noch fcheint die aus der Herbitzeitlofe gewonnene Tinftur (Tinetura Colchici) zu zwei bis fünf Tropfen, täglich mehrere Male zu verabreichen, gewirft zu haben. Das von Englifhen Geflügelzüchtern empfohlene Umwiceln der gichtifchen Stellen bei den Franken Dögeln mit in Sranzbranntwein getränften wollenen Kappen nüst nach den Erfahrungen Zürn’s nichts oder nur wenig. Die flügellähme. Die meiften Taubenzüchter Fennen aus eigenen betrübenden Erfahrungen die Thatfache, daß zuweilen eine Taube plöglich ohne erflärbare Deranlaffung flugunfähig wird, eine Er- iheinung, die zwar jedem Taubenbefiser unwillfommen ift, am fchwerften aber doch ftets den Brieftaubenzüchter trifft, deffen werthvollite, vielmals fieggefrönte Seglerinnen fie für immer den Wettkämpfen entreigen Fann. Häufig Fennt der Befiter einer folchen flugunfähigen Taube den örtlichen Sig des Uebels nicht; es entgeht ihm in der Regel, was beim Slatternlaffen des Thierchens aus geringer Höhe nicht [wer zu beobachten ift, daß die Bewegungshemmung nur den einen Flügel betrifft, während der andre normal fungirt, daß fie Feine vollfommene ift und nur im Schultergelen? fist. Während der gefunde Flügel fih ohne Hindernif I fenfrecht über den Rüden erheben läßt, fühlt man am Franken $lügel bei derfelben Be- wegung einen Widerftand, welcher nicht erlaubt, in der Aufwärtsbewegung die wagrechte zu überfchreiten. Leider, und diefen Seufzer würden die armen Patienten, wenn fie reden Fönnten, gewiß aus tieffter Bruft wiederholen, leider jind bei diefem Hebel chirurgifche Heilungsverfuche ehr beliebt! Was man gewöhnlich nicht zu beachten pflegt, daran findet man, fobald fi) die Aufmerffamfeit darauf richtet, leicht etwas Abnormes, und fo gefchieht es zuweilen, daß jemandem die gelblih durd die Haut fchimmernden Belenthöder des Ellenbogens feiner flügelahmen Taube auffallen, und obgleidy hier die Bewegung fret tft, wird doch mit einem Mefferchen eingeftohen, um den vermeintlichen Abfceß zu öffnen. Im der That entleert fi an der Stelle eine Flüffigfeit, die für Eiter angefprochen wird, es ift aber nur die normale Belenkihmiere (Synovia), und das ganze Derfahren bringt dem Pa- tienten neue KZeiden, aber Feine Befferung. Andere, jchärfere Beobachter, jedoch nicht minder Fühne Chirurgen entdeden richtig den Sitz des Uebels am Schultergelen? und nehmen den operativen Eingriff da vor. Yiod) haben wir aber feinen Bericht vernommen, der von einem glüdlihen Erfolg, Wiederher-- jtellung des Flugvermögens, bei diefem, wenigftens die richtige Stelle betreffenden Derfahren gemeldet hätte. Die die meisten Angaben und Schlüffe über Wejen und Urfahe von Beflügelfrant- heiten fowohl in Werfen über Geflügelzucht, als in Seitfchriften, ftüsen fich auch die- jenigen unferer Hüchter weder auf pathologische, durch Seftion anı Kadaver gewonnene Befunde, noch auf mifroffopifche, eventuell chemische Unterfuchungen oder Anftekungsverfuche, fondern nur auf den Elinifchen Befund, die am Franken Thiere beobadıteten Erfcheinungen. Daher fommt es audh, daß man an dem populären Xamen Gicht, welhen man der Flügellähme beilegt, Feinen Anftoß nimmt und ihn nicht beftreitet, wie man es doch müßte, wenn unfern Süchtern der pathologifhe Charakter der Flügellähme Flar geworden wäre. — Edte, wahre Gicht, die fi) durch) Ablagerung von Uraten (Harnfäure und harnjauren Saßen) in die Gelenke und Gewebe charafterifirt, Fonımt bei den Dögeln wohl vor und zuweilen außerordentlich ftarf ausgebildet und zwar mit Ablagerungen in den Belenfen aller vier Ertremitäten, wie auch als vifcerale Gicht mit Ablagerungen in der Haut, dem Bauchfell und am Herzen. — Die $lügellähme aber, wie fie bisher befchrieben tft, und diejenige, welhe wir felbjt beobachteten, tft Feine Gicht, es fehlt ihr vor allem das Charakteriftifum derfelben — die Ausjheidung von Uraten in dem Franfen Schultergelent. Man nennt die Slügellähme anftetend (was denn Wefen der Gicht widerfprechen würde) und führt an, daß fie „unter Umständen ganze Schläge zu decimiren imftande fei”. ee Wir haben immer nur vereinzelte Fälle beobachtet, auch nie von jemandem ver- nommen, daß mehrere oder gar viele Tauben eines Schlages gleichzeitig oder nacheinander von diefem Llebel heingefucht worden feien, ftellen die Möglichkeit dazu jedoch nicht in Abrede. Daß Tauben flugunfähig werden, beobahıtet man öfter auch als Folge entfräftender Kranfheiten; in folhen fällen ift aber die Urfache Schwäche, während bei der einfeitigen Flügellähme Franfhafte Dorgänge im Schultergelenf die Bewegung des Flügels befchränfen. Mir erwähnen dies, weil manchmal folh’ eine durch Schwäche bedingte Flugunfähigfeit das einzige Symptom ift, das der Befiter an feinem Thiere beobachtet hat und das er dann, obgleich esnur Folgeerfheinung einer fchweren inneren Erfranfung ift, für die Haupt- fache nimmt. Der Franfhafte Dorgang bei der Flügellähme beruht in einer eiterigen Entzündung des Gelenfes. Wie der Eiter bei den Dögeln überhaupt eine befondere Heigung zeigt, ichnell zu Fäfigen Mafjen einzutrodnen, fo gefchieht dies auch bei der eiterigen Schulter- gelen-Entzündung, und es entfteht eine Art Gelentmaus in der Gelenfhöhle, welche die Aufwärtsbewegung des Dberarmfnochens mehanifh hemmt. Augleih Fönnen infolge der Entzündung Derfürzungen der Bänder um das Gelen? ftattfinden und die Entzündung auh die Gelenfenden des Schulterblattes und des Dberarmfnochens ergreifen und diefe Hnocentheile felbjt zerjtören. Infolge Yichtgebrauhs fhwinden (atrophiren) endlich auch die Musfeln der Schultergegend. Die aufgezählten Beränderungen laffen es begreiflich erfcheinen, daß, ift einmal der Prozeß foweit gediehen, von einer Wiederherftellung des Flugvermögens nicht mehr die Rede fein Fann, denn foldhe Serftörungen und Henderungen find nicht mehr rüdgängig zu machen. Allein meifters gedeiht eben der Prozeß fo weit, che der Befiter es merft. ndeß, würde aud) die Wahrnehmung frühzeitig darauf gelenft und die Diagnofe richtig geftellt, jo wäre von einer Therapie dennoch wenig für Wiederherftellung. des Klugpermögens zu hoffen; nur nody größere NTachtheile aber wären zu erwarten von einem Derfahren, wie es häufig vorgefhlagen wird: Einfchneiden und Auspinfeln mit Petroleum! Das Ausfließen der Gelenfihmiere, der Eintritt der Kuft in das entzündete Gelen? Fönnten infolge der dadurch hervorgerufenen Deränderungen fogar den Tod des fo mishandelten Patienten nad fi ziehen. Anders und etwas günftiger geftaltet fi) die Sache, wenn die Entzündung nicht innerhalb der Gelenfhöhle, fondern in der äußern Umgebung auftritt, was Profeffor Sriedberger gleichfalls beobadhıtet hat. In diefem Falle Fann durdy MWucherung des Bindegewebes um das Belen? diefes auch gefperrt, aber dur) Deffnung des Abfceffes und geeignete Behandlung die Taube möglicherweife wieder flugfähig gemacht werden. 400 Wollen wir in Kürze unfere Erfahrung refumiren, jo ift Folgendes das Ergebniß: Es gibt eine bei Tauben ziemlich häufig vorfommende, wirkliche Slügellähme, welche in den von uns beobachteten Fällen ftets im Schultergelen? bald vechts, bald links ihren Siß hatte und immer einfeitig war. Sie rührt nicht von Gicht her, fondern von einer eiterigen Entzündung in der Gelenfhöhle, manchmal audh von einem Abfceß außerhalb im auf- liegenden Bindegewebe. Eine Heilung, Wiederherjtellung des Slugvermögens, ift im erfteren Falle jo gut wie unmöglich, im letsteren dagegen Fann fie unter günftigen Umftänden ftatt- finden. Die Urfahe der Entzündung ift unbekannt. (Dr. Pauli.) Herr Silvain Wittoud-Dergote aus Hulfte, eine hervorragende Autorität auf dem Bebiete der Taubenzucht in Belgien, äußert fich folgendermaßen über die genannte Krankheit: „Sts zum Monat Dftober des Iesten Jahres waren alle meine Tauben von der Slügellähme verfhont geblieben, feit diefer Seit aber hielt fie auch in meinem Tauben- ichlage ihren Einzug; ich fand eines Morgens eine meiner beiten Tauben mit herabhängenden Flügel, ftill und zufammengefauert in einer Ede des Schlages. Während ich fie unter- fuchte und über die Urfache der Krankheit nachhdachte, entdeckte ich, daß fi) unterhalb und in den Slügelgelenfen eine ftarfe Hite fühlbar machte, auch machte fich der Sit des Uebels durch nervöfes Sittern des betreffenden Bliedes und durch heftiges Klopfen der Fleineren Pulsadern bemerfbar; fonft war weder eine Anfchwellung no) Beule fihtbar. Der Fall mußte mic) um fo mehr befreniden, als die Taube vollftändig abgeftedert hatte, auch, feither fich der bejten Gefundheit erfreuete. Eine Frühbrut, im April geboren, hatte fte die Neife- touren von KLlermont und Paris abgeflogen, fogar in jedem diefer Wettflüge einen Preis davongetragen. Die Urfahe lag alfo nicht in einem Uebermaß von Anftrengungen, da beide Touren nicht fehr lang waren, ebenfalls hatte die ihr verabreichte Hahrung nicht ihädlich auf fie einwirken Fönnen, da die Qualität des Futters durchaus troden und gefund war. Im Taubenboden herrichhte ftets eine gefunde Luft, er war geräumig und gut ventiliet, auch Feine Erihöpfung hinfichtlih der Aufzucht von Jungen Fonnte ftattfinden, da fie während der ganzen Saifon nur ein einziges Junge groß gezogen hatte. Worin lag nun die Urfache der Krankheit, wodurch Fonnte eine Slügellähmung eingetreten fein? Da ich wohl vorausfesen durfte, daß innere Krankheiten und Fehler, dte im Organimus der Altern fchlummern und nad) der Dererbung auf die Nahzuht erjt hier zum Ausbruc fommten, fo Fonnte ich nicht länger zweifeln, daß auch hier ein folcher Fall vorliegen müßte. Die Mlutter der Patientin war fhon früher von der Flügellähme befallen worden, auch an der Schwejter meiner Patientin zeigten fih einen Mlonat fpäter die erjten Symptome der beregten Krankheit. — Ein Freund in Harlebef, welcher bis dahin ebenfalls diefe Kranfheitseriheinungen in feinem Schlage nicht gefannt hatte, züchtete Ba Hl (u ou 2 125 Lithogr. u. Druck v. J. F. RICHTER, Hamburg. ORIENTALISCHE MÖVCHEN. nippen- oder Ohren-Mövchen. Helm-Mövchen (C. turbitinae.) a zwei Junge von dem Sohne derfelben Täubin, von der meine Täubin ftammte, audy) hier, alfo in dritten Gliede, zeigte fich dafjelbe Auftreten der Krankheit. Wie Fonnten anders vier Junge, in zwei verfchiedenen Schlägen von je 50 Tauben gezüchtet, unter einer fo großen Hahl einzig und allein von dentfelben Hebel befallen werden, wenn nicht fchon die Stamm-Mtutter, von der fie fielen, den Keim zu der Slügelfranfheit in fih trug und fo diefelbe auf fie vererbt hätte. Der Befiter diefer Täubin, ein hervorragender Süchter in Bent, der mir das betreffende Thier fpäter zum Gefchen? machte, hat mir verfihhert, daß zweit Junge, die er felbjt von ihr aufjog, und die fih auf Welttflügen ausgezeichnet hätten, ebenfalls von der Flügellähme ereilt wären. Angefichts fo vieler Thatfachen bleibt Fein Hweifel übrig: die Erblichkeit der Slügellähme ift Fonftatirt. ac meiner Anficht gibt es indeffen eine Mlenge von Urfahen, welche das Uebel fördern helfen, namentlih: An- itrengungen, durch lange Reifetouren veranlaßt, allgemeine Körperihwähe, von fchlechter unzureihender Yahrung herrührend; in zu Furzen Swifchenräumen wiederholtes Legen, zu vieles Aufziehen der Jungen, zu frühes Anpaaren der noch nicht mannbaren Thiere, ihlehte Dentilation des Taubenbodens, Unreinlichkeit, Kälte, Yäffe und ftarfer ITervenreiz, verurfaht durch Erfhreden. Eine große Zahl von Thatfachen, die fih auf vorgenannten Behauptungen ftügen, ftänden mir zur Derfügung, wollte ich alle damit belegen. — Don bedeutenden Süchtern wurden mir mehrfah Brieftauben gezeigt, die. infolge langer Slugtouren, zumal bei fchlehter Witterung, fih die Flügellähme zugezogen hatten; außerdem jfah ich Tauben, fowohl männlihen als weiblichen Gefchlechts, die erft von der Krankheit ereilt wurden, nachdem der Keim dazu jahrelang in ihnen gefhlummert, nachdem fie jahre- lang gezüchtet hatten. — Uebermaß jeglicher Art führt zur Erfhöpfung und hat Lähmungen zur folge. ch erhielt einmal eine Täubin von bewährter Rage, die während Jahresfrift in einen dumpfigen, nafjen Boden eingefperrt worden war. Die natürliche Folge davon war Slügellähmung und Wafferfucht, fie Fonnte nicht zwei Fuß hoch fi über den Boden erheben. — In welcher Weife der Schred auf Tauben einzuwirfen vermag, beweift folgende Thatfahe. Im Auguft des Jahres 1875 zählte einer meiner Freunde eines WMlorgens nicht weniger als achtzehn Täubinnen in feinem Boden, die alle an Flügellähmung litten, troßdem er bis dahin diefe Krankheit nicht Fannte. In der Macht vorher war nämlich eine Ratte von riefiger Größe in den Schlag eingedrungen und hatte außerdem mehrfaces Unheil auf dem Boden angerichtet. Sie fand fih am andern Morgen todt vor, wahr: Icheinlih war fie einer Kate in die Krallen gerathen. — Ic bin geneigt zu glauben, daß ein Ueberreiz der erven hier feinen Theil zum Auftreten der Slügellähmung beitrug. — Im Monat Hovember vergangenen Jahres fperrte ich, um ein Daar Tauben unzupaaren, die Täubin in eine Doliere. Es war Faltes und regniges Wetter eingetreten, und als ich Präg, Muftertauben-Bud) 51 Furze Heit darauf meine Taube traurig und unbeweglih in einer Ede fisen fehe und fie unterfuche, werde ich zu meinem größten Erftaunen gewahr, daß die Flügel gelähmt find. — Einige Worte jest über dte von mir angewandten Heilmittel; die beften Nefultate hat mir folgende Mlethode geliefert. Ich hatte einen Aderlaß als das befte Mittel rühmen hören und wandte ihn zuerjt bei einem recht ftarfen Täuber an, dem erften, welcher bei mir von der Krankheit befallen war. Anftatt aber das Franfe Belen? des Flügels zu öffnen, machte ich an jedem Fuße unterhalb des Hagels an der Mlttelzehe einen Kängsichnitt mit einem feinen Meffer und ftecte darauf beide Füße in einen Behälter mit warmem Waffer, um die Blutung zu befördern. Ungeachtet diefer Dorficht hörte die Blutung bald auf. Hierauf fette ich den Patienten in einen trockenen warmen Raum und gab ihm zwei Aloepillen ein. Einige Tage jpäter erhielt er zwei Rhabarberpillen von je 20 Centigrammes. Außerdem wandte ich fon von dem Augenblide an, wo idy mit Gewißheit Fonftatiren Fonnte, daß es die Flügelfrankheit jet, einen Ertraft an, der von dem Apotheker 5. Garnier erfunden ift und in ganz Belgien zu folhem Swede angewandt wird. ac) Derlauf von vierzehn Tagen war der Patient volljtändig geheilt. Diejer Täuber entwicdelt gegenwärtig eine Kraft in den Flügeln, als wenn die Flügelfranfheit niemals in denfelben ihren Sit gehabt hätte. In Betreff feiner Franken Schwefter und der Täubin, welche fich in der Doltere bei naß- Falter Witterung. diefelbe Krankheit zugezogen hatte, Fanın ich verfihern, daß ich diefe nach derfelben Methode behandelt und auch geheilt habe, obgleich ihr Gefundheitszuftand wenig Hoffnung zur Heilung bot. Trodenes und verfchiedenartiges Futter, das Waffer im Sauf- napf mit eifenhaltigen Stoffen verfest, fowie Anwendung des vorerwähnten Ertraftes zum Dertheilen des fih noch etwa anfammelnden Fluidums vollendete die Kur.“ ad meiner Anficht find bejonders foldhe Tauben zur Flügellähme inflinirt und auch thatjächlid mehr von dem Uebel befallen worden, die vorzugsweife fchädlichen Elimatischen Einflüffen ausgefeßt waren, 3. B. Brieftauben, infolge der bei fchledhter Witterung durchflogenen Reifetouren. Ich bin auch geneigt zu glauben, daß eine Anftelung möglich ift, wenngleicdy ich nicht behaupten will, daß grade von Belgien aus thatfächlid) eine Einfchleppung ftattfand. Ein folder Fall ereignete fi im Jahre 1865. Ein aus Belgien importirter Täuber brachte die beregte Krankheit, die vorher unbefannt war, mit und infizirte mehrere Taubenböden nacheinander, in einem derfelben ift nod) heutigen Tages die feltfante Krankheit von Heit zu Heit zu finden. Im falle man wahrnimmt, daß eine Taube hinkt, foll man fofort die Flügel unter- fuhen. Gewöhnlih findet man dafelbit eine oder mehrere Franke Schlagfedern, deren Unteife durch eine unvollftändige Mlaufer verurfaht war. Sie werden Blutfedern genannt. Alan hüte fi wohl, diefe Franken Federn auszuziehen, wie es mandhe Süchter zu thun pflegen. Um eine fihere Heilung zu erzielen, mache man vielmehr einen Einfhnitt in den mit Blut gefüllten Federfiel möglichit dicht amı Dorderarm und laffe das Blut etwas abfliegen. Hierauf gebe man der Taube zwei Aloe-Pillen von 20 Lentigramm, zwei Tage jpäter zwei Rhabarber-Pillen gleihen Gewichts ein. Findet man im Gegentheil nad vor- genonmener Unterfuhung Feine Blutfedern und ift auch) jonft Feine äußere Derlegung wahr- nehmbar, fo nahe man einen Einfhnitt von ı Lentimeter Länge und 5 Millimeter Tiefe unterhalb des Mittelzehens und möglihft nahe an der HKralle des Franken Fußes, den man daran von dem gefunden unterfcheidet, daß das Thier mit Ießterem fefter auftritt. Diefer Aderlaß befördert nicht allein die Heilung, fondern ift ebenjfowohl ein wirkfames Mittel gegen Slügellähmung. Es ift felbjtverjtändlich, daß eine Taube au) aus anderen Urfahen als organifher Schwäche flügel- oder fußlahm werden Fann, ein folcher Fall Fann hierauf felbftredend Feinen Bezug haben. Bemerft man das Uebel erft, nachdem fich im Gelenf eines Flügels jhon eine Gefhwulit gebildet hat, jo fchneide man fie in feinem falle auf. Ein Aderla$ am Dorderarm tft hier am Plate. Das Ablafjfen einer Fleinen Dortion Blut und Sunähen der entjtandenen Wunde leijtet befjere Dienfte. Alles Uebrige, außer der fchon erwähnten Purgation, welche nebenbei nody angewendet werden muß, überlaffe man der Hatur. Ntandıe Hücter fesen einen Blutegel auf die Eiterbeule felbjt und heften nachträglich ein Suspflafter darauf; auch diefe Kur foll von vorzüglicher Wirfung fein. Don homöopathiihen Heilmitten, bejonders in jchon vorgefchrittenem Kranfheits- jtadiunı, foll Calcarea carbonica, audy Calcarea phosphorica in jehsfaher Derdünnung in Eleinen Quantitäten dem Patienten eingeflößt, heilfam wirken. Diefe Kur muß fo lange fortgefeßt werden, bis eine bemerfbare Befferung eintritt. WUuch hepar sulfuris, in jechs- facher Derdünnung am Morgen und Abend eine Eleine Dofis eingegeben, leiftet gute Dienfte. Sollte die Beule jih troßdem nicht fichtbar vermindern, was man daran erkennt, daß die Haut jchlaffer wird, ift ferner das in der Geihwulft enthaltene Fluidum noh in flüffigem Huftande vorhanden und hat noch einen bläulihen Schein, fo ducchfteche man die Haut mit dem befannten Inftrument, eine inwendig hohle jtählerne Spitze. Nah der Einführung in die Gejhmwulft bleibt es in derfelben fteken und man läßt die Flüffigfeit durch diefelbe ablaufen, ohne zu drücen. Hierauf fprist man Jodtinktur mit vier Cheilen Alkohol verdünnt durh das njtrument ein und zieht es hernah aus der Fleinen Wunde heraus. Dieje Einfprisungen muß man täglidy wiederholen, bis fihtbare Genefung eintritt. In ganz hartnädigen Sällen vertaufht man die Jodtinktur mit einer $Flüffigkeit, genannt Acide phenique (Purpurjhmwefeljäure), in zehn Theilen deftillirten Waffers aufgelöit. Nach Derlauf 51” von einigen Tagen ift der Wafjerzufab auf fünf Theile zu veduziren, gleichzeitig find Umfchläge, getränft mit demfelben Fluidum mit vier Theilen Waffer verdünnt, von Mußen. Allerdings joll aud) Schon einmal eine Taube dadurd, gerettet worden fein, daß man ein Haarfeil durch die Beule 309, durch Hin- und Herziehen das HSuheilen‘ der Wunde verhinderte, dagegen das Ausfliegen des Eiterftoffes aus der Blafe bewirkte, während die Hatur die völlige Benefung zu vollenden hatte. Herr Karl Determann-XRoftocd fchreibt in der „Lolumbia” (Jahrg. 1878 Xo. 30): „Welcher ältere Taubenzüchter hat nicht fchon die Feineswegs beneidenswerthe Befanntichaft mit der Flügellähme gemacht, die unter Umständen ganze Schläge zu decimiren imftande ift, weshalb die Sorge und der Schred? der Belgifchen Brieftaubenzüchter bei ihrem Erfcheinen begreiflicherweife vollfommen gerechtfertigt erfcheint, indem vorzugsweife durch fie unter den geflügelten Zuftboten große Derheerungen angerichtet werden, worunter häufig genug die vorzüglichften und bewährteften Stegerinnen für immer aus diefer Kategorie geriffen werden, fo daß dafelbit |. 5. für dte Herausfimdung eines wirffamen Gegenmittels eine namhafte Drämie ausgeboten worden. Diefe übertragbare (anftekende) Krankheit Fann aus verjchiedenen Urfjachen entjtehen, worunter vorzugsweife feuchte, nicht gut ventilirte Schläge, ferner mangelnde $lugbewegung, nody häufiger aber, wie beifpielsweife bei den Brieftauben, duch übermäßige Mlusfel- anftrengungen, namentlih während der Mlaufer, nıt fehwerer Erfältung (duch Mäffe, Hug oder dergl.) im Gefolge, vielleicht audy noch verdorbenes, nicht zuträgliches Zutter; doch dürfen hierfür die direkten Beweife erft nocdy näher erbracht werden. Dor allen Dingen aber durch naßfalte Witterung während der Maufer bei zugigen Schlafjtätten, falls die Tauben nicht für bejtändig an leßtere gewöhnt find. Die Krankheit felbft hat in der Regel ihren Sis in den Flügelgelenfen, feltener in den Fuß und Kniebiegungen oder in diefen und Flügeln zugleich, ausnahmsweife an den Slügelfnochen in Furzer Diftanz von den Gelenken, wo fie Knochen und Sehnen umfnotet. Die erjten Symptome Fennzeichnen fi) zuerjt durch Kraftlofigfeit, faft bis zur gänslichen Sähmung des davon ergriffenen Flügels ıc., Appetitlofigfeit und Derftopfung bei fichtlich empfindlichen Schmerzen und fie haben bald eine Ubmagerung, fowie Derminderung der Kräfte zur Folge, die bei weniger Fräftigen Körperfonftitutionen im weiteren Derlauf der Hranfheit leicht den Tod nah fich ziehen. Sobald man im Anfang den fchmerzhaften Flügel einer genauen Prüfung unterzieht, wird man in dem Gelenf, wo fi die Gefhwulit bilden will, eine auffallende Wärme bei verftärftem Dulsihlag wahrnehmen, aud) tritt hier häufig eine hellrothe, blau durchfcheinende Arterte fichtbar hervor. Der fleifchige Theil zwifchen den DOber- und Unteraumgelenfen erfcheint ftraff und wie angefchwollen. se Hach Derlauf von einigen Tagen fondert fih in dem Franken Gelenfe eine dünnflüffige, wacdhsfarbene Mafje ab, die als hervortretende blafenartige Beule täglich mehr an Umfang gewinnt und oftmals zu der anjehnlichen Größe einer Hafenuß hervortritt. Sobald die Abjonderung beendet, mithin der Höhepunkt, die Krifis der Krankheit eingetreten, tritt, jedenfalls vermittelft der Blutwärme, eine ziemlich fchnelle Derdikung des eingefchloffenen lüffigen Stoffes ein, jo daß derfelbe fchon im weiteren Derlauf von acht bis zehn Tagen eine summtartige, dickflüfftge Mlaffe bildet, die fodann in ähnlicher Seit {don bis zur feften fnorpeligen Mlaffe Fondenfirt und Knochen und Sehnen gleichfam wurzelfeft umfcloffen hält. Hiermit hat dann die Krankheit ihren Endpunkt erreicht, deren Machwehen fi allerdings noch lange bemerkbar machen. Die Folgen diefer Krankheit nehmen nach Umftänden und in Anbetracht der ver- ihiedenen Körperfonftitutionen auch einen verfchtedenen Derlauf. Während einzelne Thiere diefer Krankheit erliegen, erholen fich andere allmälig wieder, jedoch unter dem Nachtheil, daß der mehr oder weniger jchleppend getragene Flügel refp. hinkende Fuß nie wieder feine Slug- vejp. Gehfraft erlangt. Der größere Theil überwindet auch ohne unfer. Dazuthun ieje Krankheit, jo daß felbit das Flugvermögen zurüdkehrt, nichtsdeftoweniger find fie doch; für alle Heiten als Jagetauben unbrauchbar. Mitunter folgt aber auf die fo fcheinbar gehobene Krankheit fpäterhin ein neuer Ausbruch), wie ich dies verichtedene Mlale beobachtete. Im Sommer 1867 hielt diefe Krankheit zuerft bei mir ihren Einzug und Fonnte einzig und allein nur durh die Anftefung eines damit behafteten Furz vorher erworbenen Tarrier-Täubers hergeleitet werden. In Furzer Seit wurde auffallenderweife ein größerer Theil der Täubinnen davon ergriffen, worunter, wie fo oft bei dgl. Unfällen, fi) die werthvolliten befanden, die ein- gingen, jo daß meine erzielten Erfolge mit der Nönnchenzucht wiederum auf einige Jahre nad rücwärts verlegt wurden. Es traf hier auch ferner die gewöhnliche Erfcheinung zu, daß mande Thiere fih durhaus nicht zur Aufnahme des Krankheitsftoffes empfänglicd) zeigten, indem von manchen Paare das eine gänzlich unverfehrt blieb, dafür aber der oder die oberen oder unteren Neft-Nachbaren davon heimgefucht wurden, Während der Maufer im darauffolgenden Sommer Fam fie wieder bei einem während der obigen Periode davon Burirten önnchentäuber zum Ausbruhe und zur Weiterverbreitung, fo daß in Furzer Zeit meine Kranfenfammer mit Patienten befest war. Wachdem ich eine Reihe von Mitteln, jedoh ohne nennenswerthen Erfolg angewandt hatte, nahm ich zur Bekämpfung derfelben meine Sufluht zum Petroleum, welc;es mich vor der Hand aud) zufrieden ftellte, da es vor den früher angewandten Mitteln gar manche Dorzüge in fich barg. Aue Die Anwendung war folgende: Sobald die befannten Symptome mich nicht mehr über das Wefen der Krankheit im Hweifel ließen, beftrih ich die inneren, faft federlofen Klächen des Dber- und Unterarnis nebft oberem Gelenf mit Petroleum, da mir dies außer den fonftigen beizenden Eigenfchaften den wichtigen Erfolg gewährte, daß ich hierdurch die fernere Flügellage in meiner Gewalt behielt, indem fi fchon am nädjten Tage auf der fo bepinfelten Släche eine ftarfe Ab- lagerung oder YAusjas, der fogen. Schorf gebildet, durch welchen dem Flügel jede Bewegung entzogen wurde, fo daß er gewiffermaßen wie von einen Derbande gehalten, der Feine andere Lage mehr gejtattete, und fomit den nachtheiligen Folgen eines Schleppflügels vor- gebeugt wurde. Um Luft zu fhaffen und die Thätigfeit der Federbildung an der Franken Stelle neu anzuregen und zu beleben, entfernte ich die Schwungfedern (Slügelfedern 1. Ordnung) bei dem Eranfen Gelenke, ebenfo die gleichen noch mit Blut gefüllten, wenn die Schichtung noch nicht gänzlich durchgeführt war. Sobald die bekannte Beule fich gebildet, machte ich vermittels eines fcharfen Feder- oder Sezirmeffers in diefelbe einen tiefen Schnitt, jedoch mit der Dorficht, daß die Sehnen dadurch nicht verlett wurden, drücdte die hervorquellende Flüffigfeit ftarf aus, wobei zulest etwas Blut mit unterlief, und reinigte die Wunde vermittels eines Schwammes und KLöfchpapiers. So vorbereitet, träufelte ic} mit Pinfel oder Federfahne Petroleum in die Flaffende Wunde. Yach Derlauf von ca. fünf Tagen hatte fih dann in der Regel eine weitere Abjonderung zur Blafe gebildet, die in gleicher WMeije behandelt wurde. Gewöhnlich tritt noch im Derlaufe von weiteren acht Tagen eine ebenfo zu behandelnde leßte geringe Anjammlung ein, womit die Krankheit ihr Ende erreicht und als gehoben zu betrachten ift, obwohl die Beweglichkeit in dem Flügel erft nach und nad wieder zurückkehrt. Durh die Anwendung diefes Mittels blieb ich für die Folge von Totalverluften verjchont, doch glücdte es mir durch weitere Erperimente nadhträglih no ein anderes Mittel ausfindig zu machen, weldyes mir durcdy die damit angeftellten Derjuche noch größere Dortheile gewährte. Es ift dies Dr. Airy's Pain Expeller, womit allerdings viel Humbug getrieben fein foll, da es als Univerfalmittel für eine lange Xeihe von benannten und unbenannten Krankheiten, fowohl innerlih wie äußerlih anzuwenden, an- gepriefen wird. Soviel jteht jedoch feit, daß es für unfere Swede als ein werthvolles Hülfs- mittel zu betrachten ift, da ich durch daffelbe in den Stand gefeßt wurde, eine Reihe der oben beregten fchwerften Fälle zu heilen, ohne irgend welchen Müserfolg erlitten zu haben. Meine Derfuche mit demfelben haben mir mehrfah den Beweis geliefert, daß felbit noch Fälle bis zum erften Stadium der fich bildenden Blafengefhwulft, mit diefem Ertraft täglih mehre male bepinjelt (wobei ebenfalls die vorhin befprochenen Dorfehrungen, als Entfernung der Schwungfedern nebjt leichten Abführungsmittel zur Anwendung gebracht 407 wurden), ohne weitere chirurgifche Behandlung vollftändig geheilt, oder richtiger im Keim erftit wurden, indem Feine weitere Entwidelung zu Tage getreten. Bei weiter fortgefchrittenem Uebel verfuhr ich genau fo, wie bereits bei der Detroleumfur angegeben, und hatte ich bisher ftets die Freude, daffelbe befeitigt zu fehen. Swei befonders jhwere Fälle verdienen hier noch erwähnt zu werden, da die Thiere ohne angewenbdete Hülfe als unrettbar verloren zu betrachten gewejen wären; es betraf dies eine mir zu diefem Hwek in Behandlung gegebene Almondtaube, fo wie eine ebenfalls fehr werthvolle Hönnchentaube aus meinem Schlage, die beide mit diefer Krankheit, jowohl am Flügel als am Bein zugleich behaftet waren. Die Könnchentaube mußte den Kranfheitsfeim fchon feit vorigem Sommer in fich getragen haben, da fie die Maufer gänzlich überfchlagen hatte. Sum Ausbruch gelangte der Fall jedoch erft in diefem Frühjahr bet der in ähnlichen Fällen ftets Fritiihen Periode des Eierlegens. Die Gefhwulft war an beiden Stellen eine fehr bedeutende, fo daß das Franfe hier weder gehen noch ftchen Fonnte; ebenfo erging es der Almondtaube. Der Flügel mußte natürlich gejchnitten und gebeizt werden, was bei den Fußgelenfen nicht anwendbar war, diefe mußten nad der Bepinfelung mit in dtefe Effenz getränfter Watte ummidelt werden. Eine verhältnigmäßig baldige Förperliche Be- nefung belohnte diefe Kur, fo daß die Mönnchentaube fich fchon nad Furzer Seit in dem Kranfengebauer mit einem gleichfalls in der NRefonvalescenz befindlichen Täuber paarte und auch befruchtete Eier lieferte. In einer nachträglichen Brut hat fie dann noch ein gefundes Junge erzielt und zu meiner Freude vollfommen abgemaufert. Dem Gange haftet aber heute noch ein bemerfbares Hinfen an. Die Almondtaube hat gleichfalls als geheilt ihrem Befiter zurücgeliefert werden Fönnen.” Der Krebs. Die Prebsartigen Krankheiten der Tauben find durch Bregarinen hervorgerufene fogenannte Epitheliome und Fonmmen an den Sleifhwarzen der Augen, des Dber- und Unterfhnabels, aber audy an der Zunge, namentlich an der Wurzel derfelben, an der n- nenfeite des Unterfiefers, fowie an äußeren BHautftellen, 3. B. der Kehlgegend, der Partie der Ohren ıc. vor. YWamentlich disponiren die durch große Schnabelwarzen und Nugen- wimper ausgezeichneten Indianer, Bagdetten und die Carrier am meiften zu dem in Rede ftehenden Hebel und die Furzfchnäbelisen Tümmler laffen die Krankheit in den Mlaulwinfen beobadjten. Sind leßtere davon befallen, fo ftefe man den Patienten in einen Strumpf oder hülle ihn in ein Tuch, fo daß nur der Kopf herausficht. Dann fperre man die Kiefer mit einem halbzolldiden, aber fehr fchmalen Bummiringe auf, den man über den Unter- fiefer fchiebt, und fchneide mit einem Federmeffer alle Frebsartigen Subftanzen weg, noch 228408 beffer ift es, wenn man fte hinwesfhabt. Blutet die Wunde, fo halte man den Kopf des Thieres nad) unten. Dann pinfele man fie mit Schwefelfäure, fchtebe den Ring ein und halte den Patienten längere Seit in der Hand. Yacdy Derlauf diefer Heit Fann man ihn vollftändig befreien und ihn als geheilt betrachten, wenn der fall nicht ein fehr fchwerer tft. Heigt fi der Krebs an der Sungenmwurzel, fo ijt die einzige Möglichkeit einer Kur die Bepinfelung mit Schwefelfäure. Wenn eine zulest Frebsartig werdende Reisung und Entzündung des vorderen Unterfiefers durch eine zu lange Sunge ftattfindet, fchmeide man die zu lange oder gefrümmte Spite derjelben ab, wonach von felbit Heilung ein- treten wird. Hat fich die Frebsartige Entzündung an der Kehle ausgebreitet, fo fchneide man die Fahlgerupfte Haut weg, jo weit fie angegriffen, indem man fte mit den ‚Fingern der linken Hand emporzieht. Sperrt man den Patienten in ein paffendes Körbchen und hütet ihn vor Zug und Kälte, jo heilt die wie oben behandelte Wunde, die man nod) acht Tage lang mit Sinkffalbe beftreicht, jehr fchnell. Der Krebs der Bagdetten und faft aller Warzentauben tritt befonders in zwei Formen auf: in einer trockenen, fchurfigen, und in einer eine fcharfe, umfichfreffende Flüffigfeit aus- fondernden feuchten Fornı. Die Ießtere ift die gefährlichere, befonders wenn fie an den Dhren erfcheint. Hier ift fein erjtes Erfennungsmerfmal Anfchwellen der Dhrgegend. Sobald man dies bemerft, muß man fie mittels eines Schwammes mit fo warmem Waffer betupfen, als das Thier es vertragen mag; in dem Waffer wird zuvor etwas Seife und Soda gefodht. Diefes Bad muß täglich erneuert werden und hilft bei leichten Fällen. Bei fchwereren Fällen führt man eine Höllenfteinlöfung mittels eines weichen Dinfels, den man dabei immer umdreht, bis auf den Boden der Dhrhöhle, trocknet fie forgfältis und tropft eine warme Buttaperha-Löfung bis an den äußeren Ohrrand hinein, die man mit dem finger andrückt, damit fie fejthält. Diefen Pfropfen läßt man darin, bis er mit der Seit von felbit her- ausfällt. Die von der äußeren Luft abgefchloffene Feuchtigkeit verfchwindet entweder oder verwandelt fich binnen einigen Wochen in den fogenannten trodenen Krebs, der bei ge- fundefter und befter Nahrung der Kranken ohne weitere Hülfe heilt und in form von verhärteten Schorfen herausfällt. Wenn der trodene Krebs von Anfang an dur eine geringere Anfhwellung der Dhrgegend und trodene Schorfe angezeigt ift, fo überläßt man die Heilung entweder der Hatur, oder man füllt die Ohren mit einem dünnen Teige von Walferde und Wafler, die Heilung erfolgt in längerer oder Fürzerer Zeit; der auf diefe Weife hergeftellte Abichluf Lithogr. und Druck der Verlagsanstalt und Druckerei A.-G. (vormals J. F. Richter) in Hamburg. DEUTSCHES SCHILDMÖVCHEN. (€. turbita.) 409 der Luft. verhindert außerdem den Uebergang diefer Form in die bei weiten gefährlichere des feuchten oder „nafjen” Krebfes. Der auf der Innenfeite des Unterfiefers erfcheinende Krebs wird meift durch eine zu lange Zunge erzeugt, deren beftändige Bewegung und Reizung die zarten Schleim häute entzündet. Die Heilung erfolgt leicht und fchnell, werın man die hornige Zungenfpite abjchneidet, etwa !/s—=5 mm lang, dann den angegriffenen Theil ausjchneidet, wern nöthig fogar die ganze Haut zwijchen den Kieferbeinen und die Wunde mit Höllenfteinlöjung be- pinjelt. Heilung folgt in der Negel fehr jhnell und der weggefchnittene Theil wächit vollfommen zu. Schwieriger ift es, wenn die hinteren Weichtheile der Kiefer und Mund» höhle angegriffen find, weil die beftändige Bewegung der Kiefer die Heilung durch) ftetigen Reiz hindert oder erihwert. In diefem Falle Fann man die ätende Materie nur abjchaben und nur, wo es angeht, wegidmeiden; man beftreicht dann die Wunde mittels eines feinen Haarpinfels mit Ditriolöl, jest den Patienten in einen engen Kaften oder Korb und verfieht ihn mit einen wenigjtens 6 mm ftarfen Gummiringe auf feinem Dberfiefer, um das Deffnen und Schließen des Schnabels und den bejtändigen Ausflug des Speichels und die dadurd herbeigeführte Derdünnung der Schwefelfäure zu verhüten. Am bejten nimmt man diefe Dperationen des Abends vor und befreit den Patienten Tags über von dem Ringe. Humeilen zeigt fich der Krebs feitlich von den Fleifhauswühfen der Augen oder auf dem Scheitel und Hinterfhädel, In folhem falle ift es am beften, ihn veif werden und von jelbit aufbrechen zu laffen; er erfcheint dann faft immer in einer hart- ihorfigen Mlaffe, die fich loslöft, ohne das Thier weiter zu beläftigen. Eriheint der Krebs an den Augenwarzen felber, fo befchleunigt ein Warm- wafjerbad den natürlichen Prozeß; aber man. follte nicht fchneiden, jo lange Hoffnung it, daß er von jelbjt auf der Oberfläche ausbricht Und dann leicht heilt. Junge Carrier leiden zuweilen fchon am MundErebs, wenn fie noch im Xefte liegen — infolge von Ererbung oder infolge fchlechter oder verdorbener Mahrung oder fchlechten Wafjers. Man betupfe die angegriffenen Stellen mit einem in eine ftarfe Alaunlöfung ge tauhten Shwämmcdhen. Drei- bis viermaliges Betupfen reicht gewöhlih hin, falls die Kranfheit no) nicht zu weit gediehen..ift. Die Belsifhen Taubenzüchter Fennen eine Frebsartige Krankheit unter dem Xamen „Zahenfhwäre”, die viele Aehnlichfeit mit dem gelben Shwamm hat, doc, ftellt fih bei genauer Unterfuchung heraus, daß fie fich wefentlich von ihm unterfcheidet. Erjtens befällt die Rachenfchwäre nur alte Tauben,- zweitens ift fie fehr anftecend und drittens fehlt der eiterige Auswurf gänzlih. Die Krankheit überträgt fich durch einfache Berührung, wie 3.8. durh das Schnäbeln ıc., und tritt öfter bet gefangen gehaltenen Präß, MuftertaubensBud. En I. Ro Tauben auf. Sie äußert fih in folgender Weife: am erften Tage Traurigkeit und hängende Flügel, gefträubtes Gefieder, Appetit- und Bewegungslofigfeit. Am zweiten Tage erhält die Schleimhaut im Schnabel eine helle blafje Farbe, es bilden fich Fleine Bläschen auf der Hunge, am Gaumen, an dem Dereinigungspunfte des Dber- und Unterfchnabels, dann im Schlunde. Diefe dünnhäufigen Bläschen jchliegen bei ihrem Entjtehen eine helle Slüffigfeit in fih, plagen fpäter und laffen den Inhalt abfließen; hierauf werden die Ränder der ge- platten Bläshen allmälig dicder und bilden fih zu runden Gefhwüren aus. Schon am dritten Tage tritt eine Störung der Derdauungsorgane ein, der Hropf entleert fich nicht mehr, und das Franfe Thier muß nothwendigerweife verenden, wenn nicht fchleunige Hülfe Fommt. | Die Gefhwüre, denen äußerlich beisufommen ift, find leicht zu befeitigen, dagegen find diejenigen, welche fi in der Luftröhre und ihren Aeften gebildet haben, häufig die Urjahe eines plößlicdy eintretenden Todes. Auf alle Fälle find diejenigen Tauben, an denen man Symptome diefer Krankheit bemerkt, fofort vom Boden zu entfernen, um einer Anftelung vorzubeugen. Als Heilmittel wird empfohlen: 3 Gramm verdünnte Salzfäure, in 60 Gramm Honig vermifcht, womit die Gejchwüre bepinfelt werden; Weiß-IDein zum Saufen und Gurgeln; das Jnnere des Rachens, fo weit man zu reichen vermag, ift mit Effig und Honig zu waschen. Hu den Frebsartigen Krankheiten gehört endlich der „Dolyp”. Er befteht aus einem wurselartigen Auswucs, der in der Kehle feinen Sis hat. Er wädhjt rafc) und ift nur durch forgfältiges Ausichneiden und darauf folgendes Beizen mit Alaun zu befeitigen. Sobald die Wurzel wieder nahwädt, ift diefelbe Prozedur nocdy einmal vorzunehmen, auch Fan man dann mit Höllenftein beizen, hilft dies Derfahren nicht, fo tft eine Heilung unmöglih. Don homöopathiihen Mitteln Fennt man calcarea carbonica in fechsfacher Derdünnung, zweimal täglich zwei Theelöffel voll. Die Auszehrung. Diefe Krankheit hat viele Achnlichfeit mit den Krankheiten der Athmungsorgane. Es ift auffällig, daß diefes Uebel befonders junge Tauben im Alter von einigen Mlonaten heimfucht, auch ift es auffallend, daß die Krankheit ftets während großer Hitse und zur Hät der Maufer auftritt. Das erkrankte Thier nieft oft und fperrt häufig auf längere Heit den Schnabel auf, als wenn es Bruft- oder Athembeflenmung fühle. Die Derdauung jtoct, die Kranken zeigen Durft, weshalb fie oft und viel faufen. Täglich, magern fie mehr ab und verfriechen jih bei Tage in irgend eine dunkle Stelle des Schlages. BERN Die Krankheit entjteht meistens durch geftörte Abftederung oder gänzliches Ausbleiben der naturgemäßen Maufer. Dbgleih man die Auszehrung lange Seit hindurd) für un- heilbar erklärt hat, ijt fie neuerdings in manchen Fällen fehr wohl zu heilen gewefen. Man gibt den Tauben zu diefem Swek an vier Tagen hintereinander arfeniffaures Eifen mit arfenifjaurem Hatron abwechjelnd. it der Patient nocdy ziemlich jung, ebenfo wenn Bejjerung einzutreten fcheint, hat man die Dofis etwas zu verringern. Manche Hüchter glauben, daß Xeberthran, in Fleinen Portionen gereicht, fehr heilfam wirfe. Jedenfalls wechjele man jofort mit dem Futter und gebe Erbfen in gejunder, trocdener Qualität, Salatjamen und Reis. it der Datient fchon fo entfräftet, daß er nicht allein zu frefien vermag, jo jtopft man ihm einige aufgequellte Erbfen und etwas alten Kalk und Salz ein, reißt auch die Schwanz- und Schlagfedern an den Stellen aus, wo die Abfiederung zu be- ginnen hat oder zulest aufhörte, ebenfo ift das Trinfwaffer mit etwas Eifenvitriol zu verjegen. Dbgleih die Krankheit nicht anftedt, fo gebietet doch die PVorficht, die Franfen Thiere abzufondern. An homöopathifhen Arzneien Eennt man metallum album in 50facher Derdünnung. Man gibt davon fowohl am Morgen wie am Abend je ein Granını, indem man jedesmal einen Tag überfchlägt; tritt Befferung ein, fo vollendet eine Schwefelauflöfung in 100facher Derdünnung die Heilung. Die Bräune, Die Bräune ift häufiger der lofale Ausdruck eines allgemeinen Kranfheitszuftandes, als eine reine und einfache Affektion der Schleimhäute der Athmungs- und Derdauungs- organe. Die Kranfheit zeigt fich fowohl am Sellengewebe der Hornhaut der Augen, als aud auf der Schleimhaut des Schlundes und der Eingeweide. Der Franfhafte Hautüberzug diefer Theile ift ganz derfelbe wie derjenige der Zunge und der Kehle. Die erften Symptome ind fajt diefelben wie bei allen Krankheiten: Appetitlofigkeit, Schlaffuht, Athmungs- bejchwerden, fhweres und charakteriftifches Röhen. Im Anfange der Krankheit bemerft man hier und da auf der Junge, auf den Bändern des Schnabels und am Gaumen dichte gelblihe Häuthen, welche ziemlich feft anliegen; bisweilen laffen fie fich aud) leicht ablöfen; darunter ift die Schleimhaut intakt, aber geröthet. Auf einzelnen Punkten derfelben zeigen ih hirfeartige Gefhwürhen, die, wenn die Krankheit Fortfchritte macht, fich zu Förnigen Blutgefhwüren vereinigen. Die Nafenlöher find durch feften Schleim verftopft, welcher das Athmen beeinträchtigt. Die Entzündung pflanzt fi) bald auf den Kehlfopf und die Luftröhre fort, bald zieht fie fih zum Schlunde und in die Eingeweide, In beiden Fällen tritt der Tod innerhalb 24 Stunden ein dur Erftiken oder infolge von Durchfall. Das befte Mittel, um den Uebel zu begegnen, befteht in Anwendung von Kaugen- falzen, dem Fohlenfauren Hatron, fchwefelfaurem Salz oder Magnefia, womit das Trinkwaffer zu verfegen tft. Gleichzeitig muß man die falfchen Häute, welche die Nefpirations- und Derdauungsorgane verftopfen, jo weit es möglih ift mit einer Pinzette abnehmen, fowie die Schleimhaut der Sunge, der Kehle und des Schlundes mit Salpeterfäure, Höllenjtein oder Salzfäure äßen. Drofeffor Generali-Mlodena fagt über diefe Krankheit, der er den Kamen „Atycofis der Luftwege” beilegt, Folgendes: „Es tjt nicht das erjte Mal, daß diefe epizootifche Hrankfheitsform an den unter dem Hamen Triganint bei uns befannten Modenefer Tauben beobachtet wird. Schon Profeffor Bonizzt erwähnte einer ähnlichen Seuche, die in den Testen zwei Nlonaten des Jahres 1876 Tauben von eben derfelben Race befallen hatte. Die auffälligften und Eonftanteften Störungen geben fich bei diefer Krankheit in den Athmungsorganen Fund. Der Athen ift beichleunigt; bei vorgerüdter Krankheit oft erfchwert, beflommen und von einem anhaltenden heiferen, befonders bei der Erfpiration hörbaren Beräufch begleitet. Die Tauben find traurig, niedergefhlagen; ihre Flügel hängend, die Federn ftruppig und verwirrt; die Augen zugedrüct, der Kopf gegen die Bruft angezogen. Sebhafter Durft, Appetit darniederliegend. Gegen das Ende der Krankheit, die in der Regel zum Tode führt, ftellt fi) Durchfall ein. Die erfrankten Thiere magern zufehends ab und erfcheinen zulest wie Sfelette abgszehrt. Ueber die Aetiologie der Hranfheit ift man völlig im Dunkeln. Nur wird mir ver- fihert, daß alte Individuen gewöhnlich verfchont bleiben. — Bemerfenswerth ift ferner, daß unfere Gemeinen, gewöhnlich mit dem Namen Baftardoni bezeichneten Tauben, wie es jcheint, von der Krankheit nicht befallen werden, auch wenn fie mit den Triganint zufammen wohnen. Dagegen ift bei uns die Krankheit wohl an den Belsifhen Tauben beobachtet worden. Die von mir angeftellten (freilich verfchiedener Umftände halber nur beichränften) Derfuchhe feinen die Immunität der Baftardoni zu beftätigen. Denn als ich einigen diefer Bemeinen Tauben den von den erfranften Triganini entnommenen Kranfheitsjtoff (wie ich mir denfelben zu nennen erlaube) in die Luftwege einführt, wurden die fo behandelten Thiere nicht angeftedt; oder aber — was noch viel bezeichnender ift — wenn fich einige Kranfheitserfheinungen (wie es bei einem diefer Thiere gejchah) au zeigten, jo blieb der Prozeß auf die mit dem jchädlichen Stoffe in Berührung gewefene A15 Stelle bejchränft; die Taube genas nad) einigen Tagen vollfommen und blieb bis zum heutigen Tage (wo bereits fünf Nlonate verflofjen find) gefund. Die Dauer der Krankheit ift verfchtieden. Gewöhnlich fchleppt fie fi) auf einige Wochen oder gar auf Monate hinaus; mitunter jedoch vollendet fie ihren Derlauf binnen wenigen Tagen. Dod find es die pathologiih-anatomifchen Käftonen, auf die ich bei dem Studium diefer Krankheit hauptfählich, ja fat ausschlieglih mein Augenmerf gerichtet habe, weil ich glaubte, daß fihy nur auf diefer Grundlage ein beftimmter Begriff über die Natur diefer fo verderblihen Kranfheit aufbauen liege. Ohne mich auf das Detail meiner mafro- und mifroffopifchen Unterfuchungen einzulaffen, führe ich hier nur in der Kürze die Ergebniffe derfelben auf. 1. Der Hauptjits der Kranfheit ift in den Suftwegen zu juchen. Die harafteriftifchen Bewebsftörungen, die fie hervorbringt, werden an der Lunge, den Bronchien, der Luftröhre, den Kajenlöchern, den Luftfäken, ja auch) an einigen Schädelfnochen angetroffen. 2. Die aufgezählten Organe und Körpertheile werden nicht inner alle in gleichem Grade befallen. Sumeilen find die Gewebsftörungen am meiften an den Lungen aus- gefprohen, in welchen man gelblicye Hnötchen vorfindet, die bald ifolirt erfcheinen, bald bis zur Bildung dider und ausgedehnter gelblicher Mlaffen von Fäfeartigen Anfehen Fonfluiren. Andere Male find es die Bronchien, die Luftröhre u. f. w., welche die erheblichiten Bewebs- alterationen darbieten, und man findet in diefen Luftwegen Maffen von gelblihem Erfudat vor, welche in Geftalt von Pfröpfen die Brondien, die Tracea, den Hehlfopf und Ab- fhnitte der afenlöcher anfüllen oder gar völlig verftopfen. jn anderen Fällen trifft man in den Suftfäken, befonders den abdominalen, ausgedehnte Erfudate in Geftalt von Dfeudomembranen an, welche theilweife oder gänzlich die innere Dberfläche der befagten Säde ausfleiden. 3. In allen Erfudaten werden außer den gewöhnlichen Beftandtheilen (runden Zellen und Saferjtoff, von denen bald dieje, bald jener in verfchiedenen Mlaffen überwiegen) zahl- reihe Wlifrofoffen vorgefunden. 4. Das Erjudat in den Brondhien und der Luftröhre zeigt bisweilen ein prächtiges, veräfteltes und verfilstes Miycelium, in deffen Mafchenräumen (wenn man fie fo nennen darf) die runden oder Eiterzellen eingefchloffen find. 5. An zwei bald nad dem Tode fezirten Tauben fand fi (außer dem Miycelium inmitten des an der Jnnenwand der Baudy-Luftfäde abgelagerten Erfubdates) ein Pilz, auf dem Erjudate auffigend. In den einen Falle breitete fich derjelbe üppig und in großer Ausdehnung an der Wand des Luftfakes aus; im anderen war er weniger üppig und 414 mehr umfchrieben. Der Pilz fcheint mir zur Gattung Aspergillus und zwar fpeziell zu A. nigrescenz zu gehören. 6. Im Blute fand fihh neben den normalen elliptifchen eine Anzahl runder rother Blutförperchen vor.”) 7. Den befchriebenen Befunden zufolge fcheint mir die Krankheit den Manıen einer Wipfofis der Luftwege zu verdienen; und ift dies eine Hranfheit übrigens, die von verfchiedenen Autoren verhältnigmäßig oft bei Dögeln (als Bräune) wahrgenonnten, aber meines Miffens noch nicht in epizootifcher Form befchrieben worden ift. Wie die Akctiologie, fo bleibt auch; noch die paffendite Prophylaris und Behandlung auf dem Wege der Beobachtung und des Derfuches zu eruiren, wofür jedoch die vor- gefundenen Käftonen manchen Singerzeig liefern mögen.” Die Darre oder Drüfenfränke. Diefe Krankheit zeigt fi infolge langfanıer unregelmäßiger Maufer oder allgemeiner Erfranfungen, 3. B. der Tuberfulofe. Ihre Kennzeichen find: Dereiterung oder Derhärtung des Bürzeldrüfenfetts oft bis zu wachsartigen, gelben fettmaffen von Wallnußgröße. Die Behandlung ift einfach und leicht, indem man mit einem fcharfen, fpisen Meffer die Drüfe auffchneidet und die eiterige Maffe vorfihtig aber rein ausdrücdt, die verhärtete Fettmaffe fauber auslöffelt und die innere Drüfenflähe mit milden Fett oder Del ausftreiht. In beiden Fällen wird die Wunde jpäter mit fünfprozentiger Borfäurelöfung oder mit lauwarmem Wafjer öfter ausgewafchen und ausgefprigt. Augenfranfheiten. Entzündlihe Schwellungen der Bindehaut der Augen Fommen infolge von Eı- fältungen häufig vor. Während der Krankheit ift das Franfe Auge ftets mit einer wäfferigen Feuchtigkeit beneßt, die fortwährend aus der Augenlidfpalte hervorfließt. Die Bindehäute find fehr geichwollen und ferös infiltrirt, fowie ftarf geröthet, bei der Berührung der heißen Kider wird Schmerz zu erfennen gegeben. Der Kopf fühlt fih heiß an und wird hoc getragen, das erfranfte Thier fit zufannmengefauert, faft Bi an irgend einer dunklen Stelle des Schlages. Dftnials überträgt fih die Krankheit auh auf die Ueshaut, deren eiweißhaltige Schichten fich vergrößern und vervielfältigen, die einen über die anderen fich fchiebend, fomit den Augapfel verdikend, dann die Augenlider bededen, fo daß diefe Organe aus der Augen- *) Diefer Befund erinnert an den von Perroncito beim „epizootifhen Typhoid der Hühner”. BIC höhle hervortreten. Bisweilen erhält die glänzende Hornhaut des Auges eine bleiche Sarbe, es bilden fich in ihrem Centrum Gejchwüre, aus denen eim eiteriger Ausfluß ftattfindet, welcher die angrenzenden Theile durch feine Schärfe wegfrißt oder bloßlegt. In anderen Fällen bilden fi Gefhwüre um die Augenlider, deren Bafis häufig tief im Auge liegt und die eine helle wäfferige und fpärliche Slüffigfeit abjondern. Dieje Flüffigkeit wird von den Miafchen des Hellengewebes am Abflug verhindert, erhärtet und färbt fi mit der Heit gelblih. Wenn man die Hautfäkhen, worin diefe Mafje eingefchloffen ift, zu diefer Heit öffnet, jo zeigt fich eine IMlafje, welche wie zerhadtes Werg ausfieht, und die man mit einer Pinzette hervorziehen muß. Hum Swede der Heilung hat man den Patienten an einen gut temperirten Ort zu bringen, wo er gegen Wind und Sugluft gefhüst ift, auch muß man die gefchwollenen und Stark gerötheten Bindehäute mit lauwarmem Chlorwaffer oder einer zweiprozentigen Alaun- löfung bepinfeln; auch nüst 0,06 g Hinkvitriol auf 10 g dejtillivtes Waffer, endlich 0,06 bis 0,18 g Sinfvitriol auf 5 g Fett zur Salbe. Durch Stöße, Haken mit dem Schnabel Fönnen Entzündungen der Bindehäute und der durhlichtigen Hornhaut der Augen hervorgerufen werden, wodurd) theilweife oder totale Trübungen entjtehen. Kühlen des Franken Auges, Einpinfeln einer ein> bis zweiprozentigen Hinkvitriollöfung auf die Kornea, oder das Aufblafen einer Fleinen Quantität Kalomel in das Auge, bejonders wenn Eleine GBefhwürhen auf der Hornhaut fich zeigen oder EFleine aufgegangene Abfcefje nicht heilen wollen, führt zur Heilung. Tegetmeier empfiehlt, die Franken Augen mit Regenwaffer oder deftillirten Waffer zu wachen, in welhen 5 g Höllenftein auf 1 Unze Regenwafjer aufgelöft jind, und die Augen- Iider mit einer Salbe zu beftreihen, die aus 5 g Höllenftein und einer Unze frifchen, ungefaßenen SpeE zufammengefnetet wurde. Augenwarzen-Entzündung, entweder von HYugluft und zu großem Wacsthum, oder auch von Derwundung derfelben beim Kämpfen herrührend, treten ziemlich häufig bei allen mit jtarfen Augenwarzen verfehenen Ragen auf. Dieje „Sleifhaugen” bedürfen ganz fpezieller Heberwahung und fofortiger Behandlung bei der geringften Derlegung. Bei jeder Entzün- dung jollte man fie warm baden, indem man fie mit einen weichen Shwanm betupft — nicht aber reibt —, das Wajfer ausdrüdt, nachdem man dies einige Male wiederholt, mittels eines alten, weichen leinenen Tuches abtrodnet und mit friihem Del einfalbt. Bei äußeren Der- legungen wendet man ftatt dejfen Sinkjalbe an. In jedem Falle aber muß man nach dem Derihwinden der Entzündungs-Symptome genau nachfehen, ob fich nicht Falten unter dem Auge gebildet haben. Solche Falten- oder Mulden-Augen find fehr häufig bei großen und fonjt guten Augenwarzen, und da diefe Falten alle wäfferigen oder Iymphigen Sefretionen der Augen wie in einem Gefäß fejthalten und natürlih zu Entzündungen Anlaß geben, fo ift ihre Entfernung durd eine Operation zur Erhaltung oft der beften Taube durhaus nothwendig. Huerft muß das zu operirende Thier am Halje und an der Schulter der affizirten Seite gut eingeölt oder eingefettet werden, um eine Derleung des Auges zu vermeiden und Selbit- einölung zu ermöglichen, wenn es die operirte Stelle, was nicht ausbleibt, am Unterhalfe und den Schultern reibt; Reibungen an trodenen Federn reizen die frifhe Wunde und öffnen oft die in Heilung begriffenen von Heuem. Sodann bindet man die Beine mit einem weichen Sappen, widelt die Taube um die Schultern herum in ein Tuch, oder ftedt fie in einen Strumpf. Das nftrument zum Abjchneiden der Faltungen ift eine chirugifhe Scheere mit feitlich gebogenen Blättern, die man dicht ans Ange führen fann. Yun zieht man die Falten vom Auge abwärts und unterfucht den innern Theil der Mulde oder Falten, welcher gewöhnlich mit Fleinen rothen Dunften oder Hnötchen bedect ijt, die alle mit der Fleifch- haut weggefchnitten werden müfjen. Die Kur ift Feine vollftändige, wenn eins oder einige diefer Hnötchen zurücbleiben, da eine Gefahr neuer Faltenbildung dann ftets vorhanden ift. Atan brauht nicht zu fürchten, daß man zu tief jchneidet, es ift wunderbar, wie leicht und Schnell die Wunde zuwächjit und heilt; bei fehr tiefen Schnitten in einer Woche, bei dünnwandigen Warzen in zwei Tagen. Sobald die Falten abgejchnitten find, drückt man blutftillende Watte gegen die Wunde und wiederholt dies einige Mlinuten lang, bis die Blutung aufgehört hat. Dann jtreicht man etwas Sinfjalbe an die obere Seite der Warzen, oberhalb der Wunde. Die Salbe ihmißt nah und nad), bededt auh die Wunde und verhindert das fjehr gefährliche Antrocnen der Augenlider an diefelbe. jm Hothfalle Fann man jtatt diefer zugleich heilenden Salbe aubh etwas ungefaßene Butter nehmen. Bis die Blutung aufgehört hat, hält man den Kopf des Patienten fo, daß Fein Blut in den Schnabel Fann. un wird der noch bandagirte Dogel für einige Stunden, bis die Wunde etwas ge- härtet tft, in einen Käfig gejtedt, der jo eng fein muß, um ihn am Umödrehen zu verhindern. Darauf nimmt man Strumpf und Binden ab, audy die der Füße, fo daß der Patient eben gehen Fann. Am näcdjten Morgen beftreiht man die Wunde felber, die ganzen Augen- warzen und die Schultern von Ueuem mit Sinffalbe. In wenigen Tagen wird dann Alles gut und das Thier von der Gefahr langer Leiden und Unzuträglichkeiten befreit fein, welche ohne die Operation fein Koos fein würden. It die Operation nicht volljtändig gewefen, jo ift es beffer, die Heilung abzuwarten, bevor man zum Wegichneiden des zurücdgebliebenen Hnötchen fchreitet. Leiden beide Augen- warzen, fo ninımt man die Operation an beiden gleich hintereinander vor — vorausgejeßt, daß jie nicht fo bedeutend ift, daß der Patient darunter leiden Fönnte. Mlan zieht dann ls a u tel an en “ SEAN. nach gelungener Operation einen Seidenfaden durch die oberen Ränder der Warzen und bindet fie über den Scheitel zufammen, um die Berührung der Kider mit der Wunde zu verhüten. DOhrenfranfheiten. Ohrenfrankheiten gehören zu den größten Seltenheiten und über ihr Wefen und ihre Urfahen ift man daher noh im Unflaren. Man will jedoch beobachtet haben, daß die Dogelmilbe in den äußeren Gehörgang Friecht und deifen Schleimhaut im Entzündungs- zuftand verfeßt, wie fie dies ja audy in der Hafenhöhle ficher thut. Bei am Ührenfluß Teidenden Tauben Fommt den Thieren gelber Eiter aus den Ohren, fett fi) um den GBehör- gang feft und wird zu einer braunen Krufte. Behandlung: Die Kruften werden, nachdem fie mit Dafeline erweicht, vorfichtig abgehoben und die äußeren Gchörgänge mit einer Mifhung aus abfolutem Alkohol und reiner Karbolfäure (auf 20 Gramm Alfohol 5 Tropfen Karbolfäure) täglich) zweimal ausgepinfelt. Die Shwermuth (Melandholie). Die Shwermuth entfteht entweder aus fhwerem und fchwarzen Beblüte, aus anhaltend ununterbrochenem füttern mit Erbfen, oder wenn dem Täuber die Gattin oder umgekehrt der Täubin der Batte abgeht, d. h. entweder gefangen oder vom Habicht genommen worden ift. Der zurücbleibende Theil fitt dann traurig auf der Stange oder im Xefte, Iodt und fliegt ängftlihy umher, um das Dermißte zu fuchen. Er fit traurig, abgefondert, frißt wenig, legt den Kopf rückwärts über die Flügel und magert zulegt fo ab, daß fi ein volljtändiges Hehrfieber einftellt, das dem Leiden ein Ende madht. Don diefer Schwermuth werden befonders die Täubinnen befallen, fo daß fte auf das Treiben der jungen Täuber wenig achten, ja fich denfelben entziehen, indem fie in die Winkel des Schlages Friehen und auf den Dadhe einfam fiten, entfernt von den übrigen Tauben, und wo eine Mauer an dem Dadhe in die Höhe geht, fi dicht an diefelbe drängen, um nicht geftört zu werden. Bei dem Täuber läßt die Schwermuth fchon eher nad, wenn fih ihm junge Tauben zum Begatten nähern, bei ihm umherlaufen, ihn gleihfam zum Treiben reizen. Schwerer hält es, wenn ihm in feinem Wittwerftande Junge zurücdbleiben, die er zu füttern hat und oft mit treuer Sorgfalt pflegt, was fonft die Täuber nicht thun, wenn die Jungen von der Mutter verlaffen werden. Bei einer folchen Schwermuth, wobei eine Trennung des Paares stattgefunden, ift Heilung fchwer möglich, wenn fich der getrennte Theil nicht wieder mit einem andern verbindet, was man zu bewerfftelligen fuchen muß, indem man zu einer Täubin mehrere ledige junge Täuber in einem befonderen Behältniffe läßt, und umgefehrt Prät, Muftertauben-Budh. 55 a1s zu einem Franken Täuber mehrere Täubinnen. Mlan beobadhıte hier das Benehmen des Kranken und gebe ihm dabei ein leichtes Futter und frifhes Waffer mit etwas Suder- löfung. Sind es Slugtauben, jo Fann man dergleichen Franfe Tauben mit in den Slug nehmen, damit fie Bewegung haben; ift diefes nicht der Fall, fo jage man fie häufig auf, wenn fie zum Ausfliegen gewöhnt find. — Kührt die Krankheit von dien Geblüte her, jo muß man mit dem futter wechjeln und einen Aderlaß anwenden. Als Wechfelfutter reiche man gejunde Miden, in heißem Waffer gequellte Berfte, Buchweizen, Hirfe, Rübfamen u.f. w. Ein richtiges Abführmittel wirft oft ganz ausgezeichnet (1 Theelöffel voll Rizinusöl; oder Kalomel 0,02 bis 0,05 g mit Eibifshwurzel und Waffer zu Pillen geformt; oder 0,1 bis 0,2 g der gepulverten alappefnolle mit NTehl und Waffer zu Pillen gemadtt). Knohenbrühe (Frakturen). Einen Beinbrudh erfennt man leicht daran, daß das Thier gar nicht mit denn gebrochenen Bein auftreten Tann, daffelbe an der Bruditelle gleihfam wie angeheftet erfcheint und man dafelbjt bei der Unterfuhung eine gelenfartige Biegfamfeit wahrnimmt, wo diefelbe doch nicht fein follte. Sind die Hnohenenden von einander gewichen, jo haben fie fich oft übereinander gefchoben, jo daß ein Hervorftehen der Knochen und auch wohl Knochenfplitter zu fühlen find und das Glied Fürzer erfcheint. Bald entzündet fi die Bruchftelle und wird von einer Schmeizhaften Befhwulft umgeben. Dergleihen Hnochenbrühe Fommtn fehr häufig vor und find die Folge eines erhaltenen Wurfes, Schlages, Stoßes u. |. w. Bei Brüchen des Öberarmes und des Unterfchenfels müfjen die Federn abgefhoren werden, bei den Unterarmbrühen genügt oft ein Sufammenbinden der Armfhwingen. Der Franke Knodhen wird durch Halten anı oberen und durch behutfanes Ziehen amı unteren Ende, wozu zwei Perjonen nöthig, an der auf den Rüden gelegten Taube (die von einer dritten Derjon feitzuhalten ift) eingerichtet, d. h. in feine regelrcchte Sage gebraht. Darauf wird eine wollene Binde, in zwei bis drei Touren möglichit glatt um die Bruchitelle gelegt, hierauf aber eine jchmale Keinwandbinde, welche vorher in die im Handel gewöhnliche Wafjerglas- löfung gelegt worden war, in vier oder mehr Touren feit, aber nicht zu feft um das mit wollener Binde bedecdte Glied gewunden, fo zwar, daß beide Binden ein Stüd oberhalb und ein Stüf unterhalb der Bruchitelle den noch gefund gebliebenen Knochen umgeben, die obere aber dte untere an beiden Enden ebenfalls um etwas überragt. Während des Umlegens der mit Waflerglas getränkten Binde läßt man auf diefe etwas Schlemmfreide aufftreuen, jtreicht auch, wo dies nöthig, Wafferglas mit einem hölzernen Spatel nad). Der Wafferglas- verband hat vor anderen den Dorzug: feitzuhalten, doch fich Leicht abfchneiden zu laffen. Bei einfachen Brücen großer Knochen oder bei Fompliirten Frakturen find häufig eine oder mehrere Schienen nöthig, die zwifchen Ste, den gebrochenen Knochen deckende wollene Binde und den Wafferglasverband gelegt werden (eine: auf die hintere Fläche der gebrochenen Sußfnohen, auf die obere Seite der gebrochenen Flügelfnochen; find mehrere nöthig, fo nimmt man gewöhnlich drei Schienen, legt die eine auf die vordere oder hintere Fläche, dann je eine rechts wie Iinfs, an die Seiten des gebrochenen Knochens), Su Schienen wählt man, der Breite der leidenden Ertremitätenftelle entjprechend, gefchnittene Pappftreifen, die dünn, aber jteif jein müffen, noch befjer aber die dünnften der bei jedem Bandagiften zu befommenden Morwegifchen Derbandfpäne. Der Derband foll vier Wochen etwa fitsen bleiben und hat man in der erjten Seit natürlih nur darauf zu fehen, ob derfelbe nicht zu feit angelegt wurde, infolge deffen bedeutendere Anfchwellungen ober- oder unterhalb der Derband- jtelle jich einfinden oder fonftige Derleßungen durch den Derband hervorgebraht wurden, was nicht vorkommt, wenn er gut an= und umgelegt worden ift. Daß dabei der Patient von den übrigen, gefunden Tauben abgefondert werden muß, ijt jelbjtverjtändlich, jowie überhaupt das ganze Derfahren die größte Dorficht und Sorgfalt von Seiten des Befiers erfordert. Wunden und Bleffuren. Wunden und Derlesungen, welche den Tauben durd; Raubvögel u. f. w. zugefügt werden, heilt man amı beiten, indem man fie mit Falten Waffer, dent ein wenig Arnifa- tinftur zugefeßt ift, gehörig auswäfcht, die Federn wegnimmt, welche leicht an dem ent- blößten Knochen fleben bleiben, und die Ränder der Haut durch einige Madelftiche wieder vereinigt. Die Maht beftreihe man mehrmals behutfanı mit ungefalzener Butter, ift die Wunde jedoch fehr groß, fo bepinfele man fie mit Terpentinöl. Sollten die Schmerzen die Fsreßluft vermindern, jo reihe man weiches Futter und gönne dem Patienten Ruhe; die Hatur wird das Uebrige thun und die Taube nach Furzer Zeit wieder hergeftellt fein. Bei Quetijhwunden; Kühlen mit Faltenı Waffer (Ausdrüden eines mit Faltem Waffer voll- gefogenen Schwammes über der lädirten Stelle; Aufftreichen von KSchmbrei, der mit gleichen Theilen Effig und Waffer, die man aufträufelt, feucht erhalten wird), fpäter Auf- jtreichen von einem milden Fett, von Bleifalbe, oder, wenn eine Falte Gefchwulft lange zurücbleibt, Einteiben von Kampferfpiritus. Bei Biß-, Riß- oder Schnittwunden ift zunächjt für Blutftillung zu forgen; felten nur wird eine Unterbindung zerfchnittener Pulsadern nöthig; gewöhnlich genügt das Aufbinden blutftillender Watte oder das Aufbinden eines mit flüjjigem Eifenchlorid getränften, dann ausgedrücdten Wergbaufches oder das Aufitreichen des blutftillenden Kollodium (Collodium stypticum der Apotheker; 1 Theil flüffiges Eifen- hlorid zu 4 bis 5 Theilen Kollodium). Bei Wunden, die nicht dur Einlegen von Nähten 55* 420 zu heilen find, wendet man außer öfterem Auswafhen das Einpinfeln oder Einftreichen von fünfprozentiger Borfäurelöfung oder von fhwahen Karbolöl (1 : 60) an. Wo man einen Derband anbringen Faun, Fann man au 1 Theil Karbolfäure und 3 Theile Bor- fäure auf 100 Theile Waffer benußen. Kleine Shürfwunden bededft man mit Bleifollodium, oder Schleim aus Arabifhem Gummi, dem man Karbolfäure (zwei Prozent) oder Borfäure (dret bis fünf Prozent) zugefett hat. Deformitäten anı Schnabel treten als zu langer DOberfiefer und als Kreusfchnabel auf. Was man darunter verjteht, Fan wohl als befannt vorausgefest werden, und find beide Fehler ungefährlich, fo lange fie das Thier nicht am Freffen hindern. Einen zu langen Schnabel entfernt man einfach durch das Meffer und raspelt ihn nachher glatt, damit das Thier fich beim Pußen der Federn nicht felber verletst. Namentlih Fommt eine Entzündung der Spise des Schnabels vor, die durch den Reiz verurfaht wird, den eine zu lange HYunge hervorbringt. Dur) den permanenten Reiz Fann der Huftand zulest in einen Frebs- artigen übergehen, und dann muß er wie diefer behandelt werden. it der Suftand noc) nicht fo weit gediehen, alfo Sellenwucherung nocy nicht eingetreten, ift nur eine Entzündung - vorhanden, heilt er fpontan, wenn man eben die zu lange Sungenfpise Fürst. Wlan fei jedoch bei diefer Operation vorfichtig und Fürze nur den verhornten Theil, weil etwaige Blutungen, die jehr leicht eintreten, vecht unangenehm und felbjt zu Derblutungen führen Fönnen. Dergiftungen. Saft alle Gifte erregen bei den Tauben eine Miagen- und Darmentzündung, namentlich die mineralifchen Gifte, während die betäubenden und fcharfen Pflanzengifte zugleih auc, jtarfen Blutzuflug nach Rüdenmarf und Gehirn verurfahen. Die Wirkung der betäubenden Gifte wird abgefhwäht durch Tanninlöfung, Eijig, Glauberfaß, Falte Begi S ung auf Kopf und Rüden, Aderlaß. LUD Dor allen Dingen Fonımt es bei wahrgenonmener Dergiftung auf fchleunigfte Entfernung der noch unverdauten vergiftenden Subjtanzen an, den Derfuch) zu machen, der Kropf mit Hülfe eines Jrrigators*) zu entleeren. ®) Der Irrigator ijt ein Blechgefäß, das ca. 1 Kiter Waffer faßt und das fo angefertigt ift, daß man es an die Wand hängen Fann. Unten oder an der Seite ift eine Fleine bleherne Röhre angebracht, an die man einen ı—1Ye Meter langen Gummijchlaud befeftigen Fann. Diefe Derbindung muß genau gemacht und öfter Fontrolirt werden, da hier der Gummi leicht bricht. Ar den Gummifchlaudh Fann man am andern Ende ver- fhiedene Kanülen aus Horn anbringen. Hängt man nun den Jrrigator ziemlich hoch, fo fprit aus diefen Kanülen das Waffer mit lebhaften Strahle, man braucht nur den Gummi- fhlauch mit den Fingern zu Fomprimiren, um den Ausfluß aufhören zu laffeır. (S. Abbildung). , ei nu I 33 Gelingt dies nicht und ijt noch viel Inhalt in dem Kropf, befinne man fi nicht, ihn blutig zu eröffnen und zu entleeren. Die Gefahr der Operation ift eine unbedeutende und hierdurch ift allein das Mittel gegeben, die weitere Aufnahme des Giftes in den Körper zu verhindern, Der Hwel der Therapie bei allen akuten Dergiftungen, d. h. bei folhen, wo das Gift plöslid) in jo großen Dofen gegeben wird, daß eine vergiftende Wirfung eintritt, ift nah von Tresdomw*) ein doppelter. Sunächft bezweckt man die Wirkung des Giftes aufzuheben, was man dadurch zu erreichen fucht, daß man die vergiftende Subftanz zwingt, mit den Mitteln, dte man dem Körper zuführt, den Heilmitteln, eine chemijche Derbindung einzugehen, die entweder ganz unlöslih, alfo unfchädlich ift, oder wenigftens eine folche, die dem Körper weniger jchädlich, als das eingeführte Gift. Die zweite Aufgabe bleibt dann noch die Wiederherftellung der von den giftigen Subjtanzen verurfahten organischen Deränderungen, Die Art, wie die vergiftenden Sub- jtanzen wirfen, ift verjchteden. Die meiften Pflanzengifte tödten plößlich, indem fie lähmend auf das Lentralnervenfyitem wirken, der Tod tritt bei einigen blisfchnell ein, andere lähmen rejp. bringen die Herzthätigfeit zum Stillftehen, andere, unter ihnen die metallifchen Gifte, wirfen äend und zerftörend, indem fie das Beftreben haben, mit den organifchen Geweben, mit denen fie in Berührung fommen, Derbindungen einzugehen. Es wird hier- durch die Derbindung der organischen Gewebe zerftört, fie müflen verfallen. Ein folder Körper, der namentlich gern von ihnen angezogen wird, ift das Waffer, der Herfall der organiihen Subftanz ift Flar, fobald ihr fänmtliche Feuchtigkeit entzogen. Den afuten Dergiftungen ftehen die hronifchen gegenüber, bei welchen das Thier lange Seit giftige Subftanzen, aber in fo geringer Dofis erhielt, daß die Einzeldofts un= ihädlih ift. Grade aber diefe chronifchen Dergiftungen zerftören den ganzen Organismus jo, daß fie in der Regel ein unheilbares Siechthum zur Folge haben, wenn der Organismus jich nicht, wie dies 3. B. beim Arfeni? der Fall, fhlieglih an die Dergiftung gewöhnt. In diefem Falle treten die Dergiftungserfheinungen erft ein, wenn man nadhläßt, das Gift einzuführen, dann aber in der Regel fo heftig, daß eine Heilung nicht wahrfcheinlich. Eine folhe hronifhe Dergiftung 3. 8. ift es, wenn das Thier lange Heit in einem ihlecht gelüfteten Stalle fih aufzuhalten gezwungen ift. Die Luft ift fo fauerftoffarm, daß ein vollitändiges Befreien des Blutes von der Kohlenfäure nicht vor fic) geht, aber doc aud nicht an Kohlenfäure reich genug, un eine afute Dergiftung hervorzubringen. Erjt mit der Heit tritt eine chemifhe Deränderung des Blutes ein, welche ähnliche Symptome *) Dr. med. von Tresdow. Krankheiten des Hausgeflügels und deren Heilung. Kaiferslautern bei Herm. Kayfer. 1882. 422 verurjacht, wie die afute Dergiftung, aber aud) längere Seit zum Heilen braucht, weil aud) die fchädliche Subftanz viel länger eingewirft und tiefere Deränderungen hervorgebracht hat. ft es gelungen, die erjten heftigjten Symptome, die die Dergiftung verurfachht hat, zu befämpfen, fo ift aber das Thier noch inımer nicht geheilt. Es beginnt der zweite, oft langweiligjte und undanfbarjte Theil der Therapie, welcher die Aufgabe hat, die Der- änderungen im Drganismus, welcher die Dergiftung verurfacht hat, wieder aufzuheben, diefelben zu heilen. Es gehört hierher das Heilen der Katarıhe und Entzündungen, der Gejchwüre, die in den äußeren und inneren Wegen entjtanden, andrerjeits auch das Befeitigen der fchlechten Blutmifhung, die die Dergiftung herbeigeführt hat. Hacy einer nur einigermaßen heftigen Dergiftung wird eine große Körperfhwäce, Störung der Derdauung refultiven, weshalb, auf die Ernährung die größte Aufmerffamkeit zu richten ift. Alle diefe Krankheiten find aber folche, die auch durch andere Urfachen herbeigeführt fein Fönnen, und die in den betreffenden Kapiteln behandelt find. a. Dergiftung dur Arfenik. Die Tauben Fommen zur Dergiftung durch Arfenif, wenn fie die für Feldmäufe aus- gejtreuten, mit Arfeniklöfung vergifteten Weizen- oder Berftenförner freffen. Als Kennzeichen gelten: Neichlichere Speichelabfonderung, Würgen, Schluden, große Unruhe, Durft, wenig oder gar Feine Freßluft, dünner, nach) Hnoblaudy riechender, meift blutiger Koth, Iangjames und erjchwertes Athemholen, taumelnder Bang, Hittern und Sudungen, Falte Haut, Er- weiterung der Dupillen, Krämpfe. Der Tod erfolgt gewöhnlich in fehr Furzer Seit. Als Gegenmittel gebe man Eifenroft in Waffer gelöft einen E$löffel alle halbe Stunde, Hucer- wafjer; Schleim von Keinfamen oder Eibifhwurzeln, daneben gebrannte Mlagnefia, 1 Theil mit 20 Theilen Wafjer angerieben, ftündlich einen Cheelöffel. b. Dergiftung durd Blei. Sie Fommt namentlicd in den Drten vor, in denen Bleigruben, Bleihütten und Blei- weißfabrifen befindlich find und nach Genuß von Degetabilien, die auf Feldern gewachlen find, die mit dem, aus folhen Fabrifen ftanımenden Dünger beftreut worden oder die Pflanzen oft von den aus Hüttenwerfen Fonımenden Bleidämpfen befchlagen wurden. Kennzeichen: Plösliher Tod ohne wahrnehmbares Schlehtbefinden; dann wieder Stunden, Tage und Wochen bis zum Tode. Umbhertaumeln, YWiederfallen, Krämpfe, Durchfall oder bei längeren Derlaufe Mangel an Freßluft bei leerem Kropfe, nerpöfe, von Flügel- und Benihwäche bis zur vollftändigen Sähmung diefer Glieder fortichreitende und AR ea LAN VA" aa Beh na SEA UT Can un a TE "an ia mel au uni nd TR 423 öfter den Hals und Kopf nah dem Nücen Frampfende Erfcheinungen, daneben fort- fchreitende Abmagerung und Erjfhöpfung, welhe gewöhnlich mit dem Tode endigt. Behandlung: Blauberfaßlöfung in Leinfamenfchleim — 3 bis 4 Branım des erfteren in eine Obertaffe des lesteren —, oder Schleim mit Del auf 2 bis 5 Portionen für den Tag vertheilt; daneben jo viel Schwefelfäure in das Trinfwaffer, daß es leicht fäuerlich fchmedt. c. Dersiftung durh Kupfer und Kupferfalze fommt felten vor und nur wenn der unglüdliche Zufall Grünfpan unter das futter der Tauben gebraht hat, und dann ohne fhwere Folgen, wenn nicht größere Quantitäten von dem grünjpanvergifteten Futter verzehrt find, im welchem falle der Tod zwijchen 24 bis 48 Stunden erfolgen Fann. Kennzeichen: Derringerte oder unterdrücte Freßluft, Erbrechen, Anfchwellung des Zeibes, Sittern, heftiger Durchfall, die flüffigen Entleerungen find grün gefärbt. Als Heilmittel find zu empfehlen: Diel Eiweiß oder Schleim, Molfen, "gebrannte Magnejia, 1 Theil mit 20 Theilen Wafjer angerieben, ftündlih einen Cheelöffel. d. Dergiftung durh Quedfilber, hauptfählih vorfommend, wenn die graue QAuedfilberfalbe zur Dertreibung der fogenannten Käufe und Federmilben gebrauht worden ift. Kennzeihen: Speichelfluß bei gerötheter Mund- und Kafenjhleimhaut, Mlattigfeit, jtinfender Durchfall, zunehmende Abmagerung, Ausfallen der Federn an einzemen Stellen, ihuppiger Ausfhlag an den Fahlen Hautftellen. Tod infolge von Abzehrung. Heilmittel: Schleim, Suderwafjer, Eiweiß, "/s prozentige Eifenvitriollöfung, zweimal täslih einen E$löffel voll, ein wenig Eifenvitriol in das Trinfwaffer. e. Dergiftung durch Heringslafe, Pöfellafe ıc. Koch gefährlicher als das reine Kochyjalz wirft Heringslafe (ältere ftärfer als frifche). Die Lafen wirken nicht allein duch ihren Behalt an Hochlalz, fondern weil fie mit faulen- den Stoffen gefhmwängert find. Kennzeihen: Hochgradiger Durft bei Mangel an Fregluft, Roth> und Trodenwerden der Miund- und Rahenfhleimhaut, Durchfall, Erweiterung der Pupille, ftarfer Blutzufluß nah Behien und Rüdenmarf (Derdrehen des Halfes, Rülwärtsgehen, ftarfes Taumeln, sähmung des Bintertheils, erhebliche Zudungen und Krämpfe). 424 Heilmittel: Begtegungen mit Faltem Waffer, Kiyftiere mit folchem, innerlich viel Schleim mit Zufab von Baumöl, Aderlaß in der Armwene (an der Seite des erften Slügel- fnochens); die Mtenge des abzulaffenden Blutes darf höchjftens 4—6 Gramm fein. f. Dergiftung durh Buchelern (Buchennüffe). Während das Del des Bucyenfamens nicht Shädlich ift, wirft der ausgepreßte Rück ftand — Buchedlerfuhen —, aber auch die ganze Kernhülle der Früchte bei den Tauben magenreizend, was fid) aus dem Würgen oder Brechen ıc. ergibt. Wlan unterlaffe daher den Thieren Buchekern oder Buchekerfuchen vorzulegen. Hautfranfheiten oder Schädigungen des Befteders rufen folgende Schmarogerthiere hervor: 1. Die federbalgmilbe (Harpirhynchus nidulans Megnin). Das Weibchen faft ’/; mm lang, 0,25 mm breit. Sie legen Eier, aus denen nach einigen Tagen die Sarven entfchlüpfen. Diefe Milben finden fich in erbjen- bis bohnengroßen Kapfeln in großer Menge, es find diefe Kapfeln aufgetriebene Federbälge, die man öffnet, auslöffelt und mit Derubalfam behandelt. 2. Die wurmförmige Taubenmilbe (Hypodectes columbarum). *änge: 1 bis 1,25 mm, feltener bis 2 mm, Breite: 0,55 bis 0,60 mm. Sie leben im Unterhautzellgewebe, ferner im Bauchfell, in den feröfen Ueberzügen der Eingeweide, in dem Bindegewebe, yelhes die größeren Blutgefäße, namentlich die Aorta umgibt; diefe Mülbe Fannı zur 8 Störung bei der Mlaufer Deranlaffung geben und die Entwicelung der neuen Federn hindern. Ebenfo Fann fie zu Hautentzündungen und Störungen der Hautfunktion die Urfache fein. 3. Die federfpulmilben (Syringophilus bipectinatus). Sie fisen in den Feder fpulen und verurfachen das Ausgehen der Federn auf dem Rüden. Man wende Wafchungen mit ätherifhen Delen (1,20—1,50) an, audy Styrar in 5—4 Theilen Spiritus gelöft. 4 Die Taubenfedermilbe (Analges bidifus).. Wenn fie fih in großer Sahl eingefunden haben, fo fieht man zuweilen nicht blos zur Seit der Mlaufer die Federbildung geftört, fondern, daß die Ernährung der Federn überhaupt nicht in Drönung ift. Wir finden an gewiffen Stellen die Federn ohne den natürlihen Glanz und fehen, daß fie leicht ausgehen. Die Strahlen des Bartes einzelner Schwanzfedern zeigen fih außerdem von einander gefperrt, was den Schwanzfedern ein ftruppiges Anfehen gibt. Sonft aber jcheinen diefe Milben im Großen und Ganzen nicht fehr viel Schaden anrichten zu Fönnen, fie nähren fich aud) hauptfählich nur von den natürlichen Hautabfonderungen der Tauben und E } PET WER Lithogr. u. Druck v. J. F. RICHTER, Hamburg BÖHMISCHE oper SÄCHSISCHE FLÜGELTAUBEN SERINTERENSCHWALRBEN). (C. sterninae.) dringen nicht immer in die Federjpulen ein. Anis- oder Rosmarinöl mit Del verdünnt (1,20— 1,50) als Wafchmittel anzuwenden. 5. Die Gemeine Dogelmilbe (Dermanyssus avium). Eine blutrothe weißgefledte Mülbe; das Weibchen vollgefosen I1—1,25 mm lang. Diefe Milben befallen auch Haus- thiere und follen bein Menschen einen Hautausfchlag hervorrufen Fönnen. Ste bringen die Thiere durch Blutverluft erjt zur Anämie und Fönnen den Tod, namentlich junger Thiere, auch dadurch verichulden, daß fie in die Hafenöffnungen und den Gehörgang Friehen und dort Entzündungen und Katarrhe hervorrufen. Sie Fönnen Monate lang hungern und find eben deshalb jo jchwer zu vertilgen. Xeinlichkeit in den Schlägen ift eine Hauptfache, mehrmaliges Aus- und Abjcheuern der Wände, Deden, Fußböden ıc. mit heißer Sauge und Bejtreichen mit fünf- bis zehmprozentiger Karbolfäurelöfung ift unerläßlich, ebenfo das Auf- jtäuben von Perfifchem nfeftenpulver zwifchen die Federn leiftet Teiöliche Dienite. 6. Die mujhelförmige Saumzede (Argas reflexus columbarum). Känge: 4,5—6,5 mm. Das Thier hält fih in dem Hoß- und Mlauerwerf der Schläge auf und befällt des Machts die Tauben, namentlich junge, um auf ihnen Blut zu jaugen. Es vermag eine nicht geringe Ntenge von lesterem aufzunehmen und tödtet zuweilen die Tauben. Die Saumzeken gehen niht an Tauben, wenn man Perfifches Infektenpulver zwifchen die Federn derjelben geitäubt hat; auh das Einreiben von mit Spiritus recht verdünnten Derubaljam auf die Füße und auch ein wenig an die Bruft der Tauben foll diefe vor dem Befallen durch den Parafiten jchüsen. 7. Die Federlinge, fälfhlih Läufe genannt. Die Thiere leben zum Unterfchiede von den beiden vorhergehenden nicht vom Blute der von ihnen befallenen Individuen, jondern von Epidermisfhuppen und den Federn. Die zwei Unterfamilien (Philopteriden und Kiotheen) unterfcheiden fich dadurd von einander, daß die einen das todte Thier nicht verlaffen und fhhnell zu Grunde gehen, während die andern den todten Wirth fofort verlaffen, um fi eine andere Wohnung zu fuchen, auch auf Furze Zeit den Menfchen be- läjtigen Fönnen. ls Mittel gegen diefelben ift zu empfehlen: Derdünntes Anisöl (1 Theil Anisöl, 10 Theile Rüböl; oder 1 1 Waffer, ı Elöffel voll Anisöl); oder eine Abfochung von I Theil Anis in 6 Theilen Waffer zum Wafchen benußt; aud) das billigere Rosmarinöl wirft ganz gut gegen die in Rede ftehenden Parafiten. 8. Der Dogelfloh (Pulex avium). Gegen diefen bekannten Schmarober, von dem die Tauben jehr gequält werden, hilft Bejprengen der Stallfußböden mit Kampferwaffer oder jehr verdünntem Terpentinöl; Einlegen oder Unterlegen von recht harzreichen Hobel- fpänen der Hadelhößer oder das Streuen von Tabakitaub in die Brutnefter. — Auf jtäuben von Perfiichem nfeftenpulver auf die Geflügelftüce, welche Flöhe an fich haben. Prüt, Muftertauben-Bucd. 54 426 Gepulverter Peterfilienfamen oder Wermuthfamen foll auch die auf Dögeln befindlichen Flöhe vertreiben. Die erjtgenannten Mittel find probat! Manchmal werden junge Tauben von Eleinen Mücen und liegen, die in die Uafen- löcher, in die Dhren derfelben Friechen, äußerjt beläftigt. Um diefe Hweiflügler abzuwehren, hat man empfohlen, Hafenlöher, Ohren, Augen- lider mit Del oder jtinfendent Thieröl zu beitreichen, oder den ganzen Körper mit Tabaf- brühe zu wafchen. Kebteres führt zu Dersiftungen und ift zu unterlaffen. Das Wachen mit der Abfohung von Blättern der Wallnuß in Eijig und Wafjer (50 g grüne Wallnußblätter auf 1 1 Waffer und !/s 1 Eijig) oder mit einer Köfung von Asa foetida co g auf I 1 Wafjer und !/s 1 Eifig) nüßt, und fchadet in Feinem Falle. Jedem Taubenzüchter ift befannt, daß in jehr unreinlih gehaltenen Schlägen die Tauben zuweilen beläftist werden: von der gewöhnlichen Bettwanze (Cimex lectularius), von den Karven der Aasfäfer und Todtengräber (Silpha; Necrophorus) und der Spedfäfer (Dermesdes lardarius), jowte von Mehlwürmern (Xarven von Tenebrio molitor). Während die Wanzen nur als Blutfauger hädigen, find die fogenannten Käfer- larven — die fih in dem mafjenhaft angehäuften Miift der Taubenftälle zunädhit einfinden und da ihre Nahrung fuchen — zuweilen wahre Mlörder, indem fie die jungen, zarten, unbehülflihen Tauben attaquiren, ji bei diefen — namentlih am Hals und Baudy der- felben — einnagen und Theile der Haut und Mlusfeln bei den lebenden Täubchen verzehren, dadurch aber oft zur Todesurfahe werden. In Gefhwüren und Wunden fiedeln fich aud) gern, und zwar bei allem Geflügel, die Karven von Fliegen (Sarcophaga carnaria; Musca vomitoria; Musca cadaverina) an. Uebrigens fei bemerft, daß die mujchelförmige Saunyzeke der Tauben oft mit der gewöhnlichen Wanze verwechfelt wird. Wanzen hält man, wie das andere hier genannte Ungeziefer, durch ftreng durch- geführte, große Neinlichfeit in den Taubenwohnräumen, durch täglihes Entfernen des Mijtes, duch Einftreuen von gefiebter Ajhe und Sand auf die Fußböden der Schläge von leßteren ab. Trodne, Fiehnreiche, ganz reine Sägefpäne in die Iefter helfen auch vorbeugen. Hat fich folches Ungeziefer aber eingefunden und beläftigt es die Tauben, Fann man aud dejjelben durch bloße Neinlichfeit nicht Herr werden, jo braudht man zum Einreiben in die Hefter: Petroleum mit Del (1 : 4), oder Benzin mit Del (1 : 10) oder eine Mifchung von 5 Theilen Murvomifa-Tinktur und 1 Theil Salmiafgeift. Die jungen Tauben müfjen fo lange aus den Uejtern fortbleiben, bis fich der ftarfe Geruch verloren und die nnen= fläche der Hefter (Käjten, Körbe ac.) nicht mehr von dem nahdrüdlich eingeriebenen Mittel jtarf glänzt. Auch die gegen Flöhe empfohlenen Müttel find anwendbar. Die jungen TE PEN RE HERNE REN 427 Tauben fhüst man durch Aufftreihen von ein wenig Keberthran oder Petroleum mit Del vor den Angriffen des Ungeziefers. Die in Wunden befindlichen Maden müffen mit einer Pinzette ausgezogen werden, die Wunde felbft ift mit Karbolöl (1 : 10) zu beftreichen. Ter. 20 der „Columbia“ (Jahrg. 1879) bringt folgenden Artifel des Dr. $. Schneider- Diedenhofen, welcher ein unfehlbares Mittel — deffen Wirkfamkeit ehr wahricheinlicd,, aber vom Derfaffer diefes Buches noch nicht ausprobirt wurde — gegen Ungeziefer des Hausgeflügels empfiehlt. „Schon jeit 30 Jahren jeße ich eifrig meine Nahforfhungen nad) einem Müttel fort, womit ih meine Tauben von ihren Todfeinde, dem »acarus necator«, befreien Fönnte, diejem jhädlichiten aller Geflügelinfeften, welcher die junge Taube beim Ausjchlüpfen aus dem Ei überfällt oder fogar fchon vorher in die gefpaltene Schale eindringt, um fih in den Behörorganen des Fleinen Infaflen feftzuniften. Schon vor langer Seit hatte ich wahr- genonmen, daß das Ungeziefer gewiffe Gerüche nicht verträgt. Miehrere Jahre hindurd) hielt ih Tauben in einem Pferdeftalle und während diefer Seit bemerkte ich weder Käufe nod Flöhe. In einen Schlage, welcher fich auf einem KLohrindenfpeicher meines Bruders befindet, bleiben die Tauben audy) unbehelligt. Auf Grund diefer Beobahtungen gebrauchte ich Karbolfäure, Theer, Tabaf, Mittel, welhe zwar fruchteten, jedody nur unter der Be- dingung, daß ich fie täglich und bei jedem einzelnen Hefte anwandte, ein ermüdender Frohn- dienjt, welchem fich auch der Leidenfhaftlichfte Taubenliebhaber fchlieglih zu entziehen fucht. Im Jahre 1876 ftellte ich Derfuche mit gemahlenen Kubeben an, und haben diefelben, auf die jungen Tauben geftreut und befonders in die Dhrhöhlen gebradıt, gute Dienfte geleitet. Dor zwei Jahren, fobald die Hite eintrat, wurden meine gefiederten Lieblinge maffenhaft vom Ungeziefer heimgefucht, obgleich ich auf die Reinhaltung der Schläge die größte Sorgfalt verwandte. Da die Hubeben unzureichend waren, ‚bediente ich mich der rothen Bertrammwurzel in Pulverforn. Diefes Pulver wirkte vafh. Die Milben, welche davon erreiht wurden, wälzten fich fofort im Todesfampfe. jedoch am folgenden Tage mußte das Derfahren wiederholt werden, da fich inzwifchen eine neue MachFonmenfchaft nfekten eingefunden hatte. Ermüdet, diefes Danaiden-faß zu füllen, und betrübt, einen Feind befämpfen zu müffen, deffen ftürmende Keihen die Fehde immer wieder aufnahmen, fobald ih den Rüden wandte, verfuchte ih mit Terpentinöl, deffen Geruch durhdringend und anhaltend ift, meine Schüßlinge zu retten. ch goß daffelbe auf den Fußboden des Sclages. Jedoch die Derdunftung fchien mir nur dann wirffam, wenn die Flüffigfeit in reihlihen Maße angewandt wurde und alsdann vielleicht der Befundheit dev Tauben Ihädlih fein Fönnte. Sch verfuchte es daher mit Aether, welchen ich auf die mit Mülben bejesten Hautftellen jtrih. Der Erfolg war ein plößlicher, aber gleichzeitig audy) ein zu 54* 428 weittragender. Die Käufe fielen wie vom Bliß getroffen, jedoh auch die Tauben erlagen felbft in weniger denn einer Dierteljtunde, Darauf befeuchtete ich den Boden eines Holz- nejtes mit etwas Aether und feste zwei vier Tage alte Täubchen hinein. Auch fie fegneten fchleunigjt das Seitliche. Bis dahin war mein Traum, meine Hoffnung noh nicht in Erfüllung gegangen, nämlih ein Mittel zu finden, bei deffen Anwendung ich nicht genöthigt fer, die Infeften aufzufuhen, ein Mittel, welches heilfräftig und vorbeugend, welches, einmal in den Schlag gebracht, die Luft mit feinem Dunfte fättigen und dadurh das Ungeziefer tödten würde, ohne den jungen Tauben zu fchaden. Da fam mir plößlich der glücliche Gedanfe, meine HSufluht zu einer jehr bekannten Flüffigkeit zu nehmen, welche die Weinbauer im füdlichen Frankreich zur Dertilgung der Neblaus anwenden, nämlidy zu Schwefelfohlenjtoff. Da grade um diefe Seit, bei der außerordentlichen Hite des Mlonats uni, die Mülben in unzählbaren Mengen auftauchten, die Eier bedekten, die Jungen angriffen und die brütenden Thiere derart beläftigten, daß fte ihre Hefter verließen, hing id) in einem Taubenfhlage von ungefähr 20 Raummteter zwei offene Fläfhchen, jedes 50 Gramm Schwefelfohlenftoff enthaltend, an den Wänden auf. Am andern Morgen war -ih fehr überrafcht und ermuthigt, als ih wahrnahm, daß der Feind, unter Surüclaffung zahl- reicher Todter und Derwundeter, das Feld geräumt hatte. Am folgenden Tage entdeckte ich Fein lebendes nfeft mehr, und ich hatte die Befriedigung, meine fo lange gepeinigten Kieblinge nicht mehr beläftigt und fi) in Frieden ihres Dafeins erfreuen zu jehen. Die Sahe ging fo während zehn Tage weiter, bis der Schwefelfohlenftoff fih verflüchtist hatte. An einem Sonntag Morgen nahm ich einen erneueten Angriff der Säufe unter den Flügeln einer jungen Taube wahr. Diefelbe befand fich in einem Hefte am Boden, an der wärm- ften Stelle des Taubenjhlags und gefhüst vor jedem Luftzuge. Ich füllte die Flaschen von Üeuem. Alontag Morgen fand ich nur einige Franke Käufe in vorerwähntem Weite und überzeugte mich, daß an feinem anderen Punkte des Taubenhaufes fich welche eingeftellt hatten. Am Dienstage war jede Spur verfhwunden. Yun madte ich eine Gegenprobe, befürchtend, mich zu früh über einen Sieg zu freuen. YWod wagte id) nicht, daran zu glauben, daß ich mich auf eine fo bequeme und billige Weife eines Feindes entledigen Eörne, welcher mich während meiner langen Kaufbahn als Taubenzüchter fo oft in Der- zweiflung gefest hatte. Da ih zwei aneinander ftogende Schläge befie, welche durch eine undurchdringliche Gypswand von einander getrennt find, ließ ich den Schwefelfohlenftoff im Schlage I und entzog das unvergleihbare Dertilgungsmittel dem Schlage 2. Das Ungeziefer erichien binnen wenigen Tagen in Ietterem, während es von dem erjteren, wie feitden immer, fern blieb. AMlein Bruder, welcher ein fehr forgfamer Taubenliebhaber ift, hatte das Glüd, feine Tauben bis Monat Juli vom Ungeziefer verfchont zu fehen. Eines Tages fan er zu mir, um mein Müttel zu verlangen, und er wandte es mit einem fofortigen und durdh- greifenden Erfolge an. Darauf glaubte er des Guten genug gethan zu haben und erneuerte den Schwefelfohlenftoff nicht. Doch Furze Seit darauf fah er fich genöthigt, feine Zuflucht wiederum zu demfelben zu nehmen, und wiederum war deffen Anwendung mit dem gleichen Erfolge gefrönt. So glaube ich nun nach fchier dreißigjährigem Suchen endlich ein nicht verfagendes Mittel gefunden zu haben, um unfere Tieben Tauben, diefe niedlichen Gefchöpfe, welhe in ihren mannigfahen Arten dem Mienfchen eine Quelle vieler heiterer Stunden und unfhuldiger Serftreuung darbieten, von ihren hartnädigen und unermüdlichen DPeinigern zu befreien.” Die Manfer. Dbgleih die Erfheinungen im Leben der Tauben fehr aufmerffam beobadhıtet worden find, jo gibt es doch noch Dorfommmiffe, die aufzuklären fich jeder gewifjenhafte Süchter angelegen fein lafjen muß. Unter diefen befindet fih in erjter Kinte die Mlaufer. Die Miehrzahl der Schriftiteller haben fie unter die Krankheiten der Tauben gerechnet. ch theile in Feiner Beziehung diefe Anfiht. Chapuis, in feinem fchon früher erwähnten Werke, jagt darüber Folgendes: „Die Maufer ift eine pertodifche Funktion, deren normale, regelmäßige Entwidelung und Dollendung zur erften Bedingung einen vollftändigen Ge- jundheitszuftand erheifht. Es ift allerdings wahr, daß die Taube während der Mlaufer alle Sebendigfeit verliert, traurig tft, Abfonderung und Ruhe fucht, und, wenn fie darin geftört oder von anderen Tauben gereizt wird, leicht zornig wird und mit den Flügeln um fih jchlägt. Diefe Art Apathie erinnert an die Faulheit, welche eine ordentliche Derdauung verurfaht, mit dem Unterfchiede, daß fie von längerer Dauer ift.” Im Allgemeinen maufert die Taube nur einmal im Jahre und ift diefe MTaufer dann eime volljtändige, wenn fich alle Federn erneuern; jedoch Fommt fie in mehreren Abjtufungen vor und ift fehr verfchieden. So madt 3. B. die junge Taube, welhe Ende Februar oder Anfangs März flügge wird, nur eine theilweife Maufer durch, da nur die Hals- und Kopffedern vom April an ausfallen und durch andere, Iebhafter gefärbte Federn erjest werden; dafjelbe gilt auhy von den Tauben, welche im Laufe des Auguft bis Dftober geboren werden, da jte die großen Flügel- und Schwanzfedern nicht wechfeln, die fi noc) im September des auf die Beburt folgenden Jahres wieder erkennen laffen. Saft Fönnte man jagen, die Taube maufert während der Hälfte des Jahres, da fie ihon im Monat Mat die erfte Feder verliert. Die Maufer fängt mit den großen $lügel- oder Schwanzfedern an, und zwar mit der zehnten, wenn man von außen nad) innen zählt, 450 d. h. von dem äußerfterr Theile des Slügels bis zu dem Punkte, wo er fich abzweigt. Ungefähr einen Monat jpäter folgt die vorhergehende Feder, alfo die neunte. Su diefer Seit ift die zehnte faft wieder bis zu ihrer urfprünglichen Größe gediehen, ebenfo ift die neunte bis zur Hälfte ihrer Sänge gewachfen, fobald die achte Feder fällt. Die übrigen Federn folgen der Reihe nad) im Heitraum von acht bis vierzehn Tagen. Wenn der Flügel noch vier oder fünf alte Schwungfedern befitt, jo fcheint die Maufer rafcher vorwärts zu gehen und zwar mit einer Schnelligkeit um fo viel größer, je Fleiner die Federn find, auf weldhe fie fich erftrecdt. Die Federn, welhe amı Achfelbein fisen, die der Schultern und die oberen Flügelfedern fallen bald, und die Deckfedern der Flügel folgen in geringen Intervallen. Die Maufer wird dann allgemein. Der Kopf wird faft ganz der Federn beraubt, nicht, daß er etwa nadt erfchiene, fondern er ift mit ganz Fleinen liegenden Stämmen bededt, aus den Kielen bejtehend, welche die auf fich felbit aufgerollten Federn enthalten. Die Mlaufer erjtrecht fi nun nach und nad auf den Hals und die Bruft. Die Erneuerung des Schwanzes gejchieht ebenfalls in einer fehr regelmäßigen Art und Weile. Er bejteht aus zwölf Federn, fehs an jeder Seite und alle fymmetrifh. Die erfte, welche ausfällt, ift die fünfte, wenn man von außen nach innen zählt, und fie wächlt bis zu °/ı ihrer Länge, wo dann die fechfte, die der Müitte, fich loslöft. Diefe zeigt fich fchon, wenn die vierte und dann die dritte der Reihe nach fallen. Die Iette Feder, die ausfällt, ift die zweite. Der Schwanz wie der Flügel find zum Fluge gleih wichtige Drgane, daher ift die Taube durch den nach und nad, eintretenden Ausfall der Federn nie einen Augenblid des Gebrauches, den fie damit macht, beraubt, jo daß, wenn man den Schwanz der Taube Ende September unterfucht, gewöhnlich Folgendes findet: die mittlere Steuerfeder ift zu */ ihrer Länge erneuert, diejenige, welche ihr nad) außen zu folgt, d. i. die fünfte, ift vollftändig gewachlen, die vierte bis zur Hälfte, die dritte bis zu einem Drittel, die zweite ift noch die alte; dagegen beginnen die erjten Eleinen Dedfedern fih zu entfalten. Die Erneuerung der Federn wechjelt im Allgemeinen nicht die Farbe des Gefieders. Es ijt überflüffig, bei diefer Gelegenheit daran zu erinnern, daß die erjten Federn, die fogenannten Kejtfedern, Feinen Glanz befisen, und die in der erften Mlaufer durch längere und größere Federn, die viel Iebhafter gefärbt find, erfest werden. Diefer gewöhnlichen normalen Deränderung gegenüber muß man jedoch der bizarren Erfcheinung erwähnen, die man bei einigen Tauben von gelber oder brauner Farbe findet, und die infolge der erften Maufer ein weißes oder weißgeflecktes Gefieder annehmen. Cheilweife Sarbenveränderungen bemerkt man audy noch bei gewiffen Männchen von heller Sarbe, fei es grau oder röthlich, und bei denen mit Schwarzen Streifen. Uad) jeder Mlaufer gewinnen diefe dunklen Streifen an Größe, an Känge und Breite, jo daß nach fünf oder fechs aufeinander folgenden Maufern die Tauben fchwarz gefledt erjcheinen; CI noch jpäter nehmen ganze Federn diefe Farbe an, und es erfcheint wahriheinlih, daß fie im einem noch vorgefchrittenerem Alter vorherrfhend wird. Diefe Shwarzen Striche find übrigens ein gutes Gefchlechtszeichen, fie erfcheinen, fobald die Federn fih zu entwideln beginnen, jo daß es möglich ijt, hierdurch) mit Gewißheit das Gefchleht der Tauben vor dem Derlafjen des Weftes zu beftinmien. Derihiedene Urfachen Fönnen die Maufer der Taube aufhalten doch gefchieht dies Urfachen meift durch den Befiter felbjt hervor- gerufen werden, fo muß er fie forgfältig zu verhindern trachten. Schleht genährte Tauben haben nur eine mangelhafte Mlaufer. «Sofern die Taube Junge erbrütet, fobald ihre NMaufer begonnen hat, wird diefe jofort unterbrochen und nimmt erft ihren Fortgang nach der Het, wenn jih die Jungen felbjt ernähren. Diefe Unterbrechung Fann ziemlich lange dauern, denn eine Taube mit verfpäteter Maufer erneuert ihr Gefieder nicht volljtändig, wenn dte Kälte eintritt. Im Frühjahr ift es wahrfheinlih, daß fie die Mlaufer, welche -jie nicht hat vollenden Fönnen, wieder aufnimmt, aber dann Fann die zehnte und neunte immer zu ihren Schaden, und da diefe Schwungfeder gleichzeitig fallen, jo daß dann die Taube an zwei verfchiedenen Punkten der beiden Flügel maufert und zum Fliegen wenig geeignet ift. Diefelbe Unregelmäßigfeit der doppelten Nlaufer bemierft man häufig bei zu fpät im Auguft oder September geborenen Tauben; ebenfo wird die Maufer unterbrochen, wenn die Taube während diefer Heit Hunger leidet. Man bemerkt zuweilen, daß zur Seit der Maufer die Taube Frank wird, jte fliegt fhwer, und wenn fie ihren Standort erreichen will, fo fucht fie nach einem Mittel, ihn ohne Anftrengung zu erreichen. Die Urfache tft eine durch irgend welchen Umiftand ver- zögerte Maufer, und muß der Liebhaber fie forsfältig beobachten, um den Grund diefer verzögerten AMtaufer zu entdecken. Das ficherfte Mittel, fofort die Maufer hervorzurufen, beiteht einfah darin, daß man die Taube in einen Derfchlag $perrt, deffen Boden mit leicht angefeuchtetem Grasfamen bedeckt iftz nac) einigen Tagen fchon ift man ficher, daß die NMtaufer begonnen bat, und Fann man dann die Taube in ihren alten Schlag zurückbringen, worauf fich die vollftändige Maufer ohne weitere Schwierigkeit vollzieht. Während der ganzen Dauer der Maufer gebe man den Tauben eine wechfelnde, veichliche und Fräftige Hahrung, wie Kalk von alten Wänden, gebrannten Schm und falzige Beftandtheile, jowite täglihh mehrere Male frifhes Waffer, und forge für Keinlichfeit im Schlage. —_—— ——UESTERUEND! = Nachtrag. ah Beendigung des Driuds find mir von verfchtedenen Seiten Mittheilingen über Tauben zugegangen, die bisher nicht Aufnahme in dem „Jlluftrirten Miuftertanben-Buche” fanden und die ich nachträglich an diefer Stelle einfchalte, umfomehr, da die Mehrzahl diefer Tauben noch zur Abbildung gelanateıt. Es jmd dies: Die Damascener-Lanbe. (C. damascena.) Sie ift eine nahe Derwandte der Kapuzinertaube, gleichfalls Drientalifchen Nrfprungs und etwas größer als die Englifche Eule. Der ziemlich große, runde, eulenähnliche Kopf hat einen breiten, fchön gewölbten, nicht grade fteil nach der Schnabelwurzel abfallenden Scheitel, der auf einen Fräftigen, aufrecht getragenen Balfe auffitst; der Furze [hwarze Schnabel tft von nahezu Fonifcher Form. Das Auge ift hell und orangefarbig, die großen Augenringe dunfelgrau, die Furzen unbefiederten Füße lebhaft roth. Die beiden Hauptpunfte, welche genden Kontraft bilden, und die ziemlich breiten, pflaumenblauen, fleifhigen Augenkreife, welhe von der orangegelben Jris und dem weißen Gefieder nicht weniger fchön abjtechen. Ebenfo machen die etwas dunkler gefärbten Schwingen und die mit tief jchwarzer, weiß sefäumter Endlinie verfehenen Shwanzfedern einen fehr hübfhen Effeft. Eigenthümlidh ift, daß die weißen Konturfedern, befonders die des Halfes, fänmtlidy dunkle $laumfafern haben. Die Damascener find fehr lebhaft und vorzüglihe Flieger, und da fie in England nicht jchr beliebt und deshalb auch nicht theuer find, allen Deutihen Tünmmlerliebhabern bejtens zu empfehlen. Die Seglertande. (C. Cypselus.) Diefe, Anfang der fechziger Jahre aus Aegypten nah England importirte Tünmmler- Rage ift, obgleich hödhft eigenthümlich gebaut, außerordentlich Schön. Ihren Hamıen hat fie von der Aechnlichfeit des Rumpfes und der enormen Länge der Flügel und bejonders der Schwingen mit der Thurm= oder Mauerfhwalbe. Der Kopf ift Fein und rund, die Stirn nicht fteil, fondern allmälig abfallend, der Furze Schnabel fehr Fräftig, die Schnabel- warzen mäßig groß, das Auge groß und dunfelbraun, der nadte Augenring jchmal, Freis- rund und fleifchfarbig, der Rumpf fchlanf und geftredt, die nadten Beine und Sehen furz, 433 die Flügel, befonders die Schwingen außerordentlich lang — die ausgeftreeften Flügel, von der einen Shwingenfpise zur andern, haben die Breite von 348 mm; ebenfo der Schwanz, deffen Mittelfeder 132 mm lang ift. Die Flügel werden über dem Schwanze gefreuzt und troß ihrer Länge hoc angezogen getragen. Das Gefieder ift voll, loder und lang, die FlügeldeFfedern neigen fich etwas nach unten. Die hauptfähhlichiten Färbungen find fchwarz, blau, gefhelt, helle und dunfle Almondfarbige, gefledte und chofoladenbraune mit einem Stih ins Gelbe, das anı BHalfe eine gelbliche KLederfarbe zeigt, wobei der Kopf dunkel, Schwingen und Schwanz; fhwärzlih find. Troß der langen Schwingen jind die Segler nichts weniger als gute $lieger, einmal wegen der Kocerheit und der Dünne und Schwäche ihrer Kiele und Scäfte, dann auch wegen der Länge und Koderheit der übrigen Rumpffedern. Ihre von allen übrigen Taubenragen abweichende langgeftredte Geftalt, ihre Härte, Ausdauer, Sanglebigkeit, ihre Benügfamfeit in Bezug auf Futter und Wohnung find Eigen- ichaften, welhe fie manchen Liebhaber empfehlen dürften. In Deutichland, wohin fie durch den fleigigen Taubenimporteur Zivfa zu Troppau in den fiebenziger Jahren ein- geführt wurden, find die Segler (von Dr. Bodinus fälfchli Nteffatauben getauft) noch ztemlich Selten und werden mit 50 Mark pro Paar bezahlt. Jedenfalls find diefe Tüniniler, wie Schon bemerkt, hochintereffant und zu Kreuzungen mit den großen Tünmlerjchlägen jfehr zu empfehlen. } Die KHapnzinertanbe. (C. capucinorum.) Diefe Taube, die von Baldamus u. U. als der Stammvater der Perüdentaube angejehen wird, ift ein edler Tümmler in des Wortes vollfter Bedeutung, denn die feine Form, die edle Haltung, bejonders in den fchleppend getragenen Flügeln und dem Mtulden- rücen, jowte ihre Ausdauer im Rund- und Hochfliegen laffen diefe Annahme unbedingt berechtigt erjheinen. Sie ift Orientalifhen Urfprungs und vor ungefähr 50 Jahren aus Kleinaftien nah England eingeführt. Ende der fünfziger Jahre tauchten die Kapuziner in Stettin unter dem Yamen „Weißfchwänze” auf und Famen dafelbft namentlich in dunfel- roth und tiefblau häufig vor. Der mit einer dicht anı Kopf anliegenden, aber etwas im Naden heruntergehenden Mufchelhaube verfehene Kopf tft Fugelrund wie beim Altitanım-Tünmler, der ginpelähnlihe und mit einer faft zu Fräftigen Schnabelhaut verfehene Furze Schnabel ist, der Grundfarbe des Gefteders entjprehend, entweder dunkel oder hell, das rein weiße Auge ijt von einer dunklen Wachshaut umgeben, die Bruft ift voll und ftarf hervortretend, die Flügel werden loje amı Keibe getragen und Freuzen fi unterhalb des Schwanzes, dte niedrigen Beine find nat und die Füße leuchtend roth. Die Fühne, aufrechte Haltung läßt Prüß, Mujtertauben-Buc 55 454 diefe Taube fehr edel erjheinen und unwillfürlich an den Urtypus der Tünniler, die Hol- länder Altjtanım-Taube erinnern. Am häufigften findet man den Kapusiner in fatter, glänzend Schwarzer Farbe mit reinweißem Schwanze, dann in blauer Farbe mit fchwarzen Slügelbinden und weißen Schwanze, und rothe und gelbe mit eben folder Zeihnung. Die einfarbig Weißen laffen zu wünfchen. Der Hauptwert) wird auf den Furzen Schnabel, die volle Haube und den rein weißen Schwanz — die Liebhaber fagen, er muß wie eingefeilt ausjehen — gelegt, und merfwürdiger Weife vererben fich diefe Eigenfchaften bei der reinen NRagezucht ftets, welch’ große Stetigfeit in der Nachyzucht auf eine „gute Art“ fliegen läßt. Der LSahoretümmefer. (€. dimidiata.) Diefe eigenthümlihe Taube ftanınıt aus Indien und gehört wahrfcheinlich zu einer der 26 Tünmmler-Darietäten des Großmoguls Afbar von Dftindien (1542 bis 1605), der ern großer Taubenliebhaber war und namentlich Tünmmler züchtete, denn die in dem Werke des Dezir Abdul Fazil über das Leben des Afbar aufgeführten Tauben „Micheneh”, „AlfchEy“, „Eharjefhi,” „Ude“ und „Hhafeh”-Tauben find fänmtlih Tünmler gewefen, da von ihnen das charafterijtiihe Nterfmal, das Purzeln (tumble) in der Kuft angegeben wird. Die Sahoretaube hat troß ihres Fräftigen Körperbaues eine ziemlich aufrechte und elegante Haltung und fliegt leicht und ausdauernd. Der ziemlich Fräftige Kopf ift länglich, die Stirn hod, das Auge außerordentlih groß, die Jris dunkel, der röthliche Kidrand fchmal, der dicke Schnabel hat die Fänge des gewöhnlichen Tümmilerfchnabels, die Nafenlöcher Tiegen etwas offen und find flach und glatt; der Furze, unten Fräftige Hals fetst fi) breit auf die - Fräftigen Schultern auf, der Oberrüden tft ebenfalls breit, der ganze Dorderrumpf gedrungen, nach hinten zu Fegelförmig zugefpist; die Beine find Furz und wie die Sehen Fräftig. Die Grundfarbe ift Flares, reines Weiß, die tief Shwarze Seichenfarbe geht von der Schnabel- jpite in grader Tinte unter den Augen hinweg und bededt von Haken ab fat genau die Hinterhälfte des Halfes, verbreitet fich über den Oberrüden bis zum Bürzel und nimmt die ganzen Flügel ein. Der Unterfiefer ift fleifchfarbig, die Ohrfedern rein weiß. Die Kahore- tünınler find ausdauernd und fruchtbar und gleich dem Staarhals ausgezeichnete Aeber für alle ihnen nachlaufende, Futter begehrende Junge fremder Aeltern. I. €. £yell fagt, daß die Kahoretaube nur eine Unterart einer Taube fei, welche in mdien Die Sherajee- Taube genannt wird. Sie ijt in Figur, Bau und Haltung, fowie in Färbung und SHeihnung mit der vorigen übereinftimmend und unterfcheidet fich nur durch die ftarf Defiederten Füße, ICHTER, Hamburg. INDISCHE TÜMMLER. Der Sherajee-Tümmler. Der Mookee-Tümmler. Der Lahore-Tümmler. Syell jagt ferner, daß es in Indien noch eine Darietät der Sherajee-Taube gebe, welche noch mehr gefhätst wird und die auf der Bruft gefchet ift. In diefem Falle dürfen nicht einmal zweit der einzelnen Flece fich berühren, fondern jeder Flef muß rein weiß fein und möglichjt tlolirt jtehen. Sit dies der Fall, jo macht es die Taube bei den Indischen Taubenzüchtern jehr werthvoll und fie bezahlen nahezu jeden einzelnen Fled bis zu der Sunme von 1000 NRupien pro Taube. Die Farben, die man von den Sherajee-Tauben bis jest Fennt, find gelb, roth, ihwarz, blau, dunfelbraun, fchwarze find die gewöhnlichiten und daher auch am wenigjten werth. Die Mookee-Taunbe. Hah ESyell’s Derfiherung ift die Moofee-Taube die hmaljihwänzige Sittertaube, die fo lange Seit in Willughby's Drnithologie verloren war. Seit Willughby eine fchmal- oder fpisfchwänzige Sitterhalstaube befchreibt, ift es ficher wimiöglich, zu glauben, wie die Engländer Nloore und Brent meinen, daß W. einen Baftard zwifchen einer Pfautaube und irgend einer anderen Taube meint, denn er erwähnt ausdrüdlih einen gefchloffenen Schwanz und einen zurüdgebogenen Hals mit der zitternden Bewegung, wie beides ja unfere echten Altftamm-Tünmiler haben. Die Moofee-Taube entfpricht genau diefen Anforderungen. Sie it jpits gehaubt, weißföpfis, aber hoch, quer durchs Auge gefchnitten. Der Dberfchnabel tft hell, der Unterfchnabel dunkel, ebenfo die Augen, die Bruft ftarf vortretend und nad) außen gewölbt, von fhöner Rundung. Die Flügel liegen feft an und die Schwingen reichen nicht ganz bis an die Schwanzfpise, die Beine find Flein, zierlih und unbeftedert. ur die zwei äußeren Schwingen find weiß, alles Uebrige gefärbt. Der Kopf hat eine ziemlich fonderbare Geftalt, er ift weder Furz noch von gewöhnlicher Geftalt, aber fo, als wenn er zu einer Spiße grade gezogen wäre. Die meiften diefer Tauben find fchwar;, die übrigen blau und alchfarbig, gelb und roth. Der Haupffehler findet fih in den Schwingen, drei weiße Federn find erlaubt, aber mehr oder auf beiden Seiten eine ungleihe Anzahl ift bei den Indifchen FSüchtern verpönt. Ein fchleht gefchnittener Kopf gehört ebenfalls zu den Fehlern. Die Goofee-Taube ift am Kopf und Maden wie eine Sherajee- oder Kahore-Taube gezeichnet, unterfcheidet fich aber im Schwanz, der gefärbt ift, und in den Flügeln, die weiß find. Sie ift glattfüßig. Eine gefhäßte Darietät ift auf den Flügeln gefcheeft, doch ift diefes Gefchecktfein von dem in England gefannten verschieden, da hier getrennte weiße Federn auf einem farbigen Brund erfcheinen, während das Indische Gefchectfein darin befteht, daß getrennte farbige Federn auf weißer Grundlage erfcheinen, Die befferen Spezies der Boolees haben einen 55° 456 hohen Dorderfopf und find gehaubt. Die Flügel werden niedrig getragen und der Gang ift trippelnd. Die Boole-Taube wird oft amı Kopf, Schwanz und den Flefen der Flügel in drei verfchiedenen Farben gezüchtet und ijt dann von höherem Werth; diefe fonderbare Atifhung der drei Farben an einem Vogel ift ein weiteres Hufanmentreffen mit der Gefhichte der Almonds. Der Orientalifde Woller. Diefe merfwürdige, aus Klein-Aften jtammende und dort hoc gefhäste Tünmiler- vage ift feit einigen Jahren auc) nach Deutfchland importirt. Der Enslifhe Taubenzüchter KSudlow bejchreibt fie in »The Fancier's Gazette« wie folgt: Der Kopf ift ziemlich geftredt, die Stirn flah in den Scheitel übergehend und diefer nur wenig gewölbt, das Auge perlfarben. Der Schnabel ift lang, grade und mäßig dic und Fräftig und merfwürdigerweife auch bei den Schwarzen hellfleifhfarbig, mit einen ihwarzen Punfte an der Spite des Dberfiefers. Der Hals ift ziemlich Furz und fchlanf die Bruft Faum vortretend; die Flügel werden loder und niedrig getragen, die Beine find furz und nadt; der Rüden Furz und hohl. Der Schwanz ijt befonders eigenthümlich, befteht aus 14 bis 22 Federn — 16 ift die Ducchichnittszahl —, deren zwei mittlere ftch etwas nah außen biegen und eine leichte Trennung des ee in zwei Theile ver- urfachen. 2 en fih die Schwanzfedern in fchmälere, aber regelmäßig lange Hwillingsfed Die fchlanfe Geftalt zeigt eine gewiffe Elaftizität, die fi namentlich aud) in der etwas en jtrebenden Haltung des Schwanzes offenbart, weldhe Haltung den hohlen Rüden noch „muldiger” erfcheinen läßt: eine hochgefhätte Bildung und eins der beiten SHeichen guten Blutes neben der möglichft großen Anzahl der Schwanzfedern. Eine weitere Eigenjhaft ift endlich der Mangel der Bürzeldrüfe. Außer den Almondfederigen, die übrigens mehr den Almondflefigen ähneln und Stemlih regelmäßig fchwarz und weiß gezeichnet und an Hals und Bruft und längs der großen Federihhäfte Iederfarbig find, Fommen alle Farben, auh Weiß und Braun vor. Indeg tritt Färbung und Heihnung völlig in den Hintergrund, die Hauptjache bleibt ihr wunderbares „Spiel in der Luft.” Inı Drient wird diefer Roller mit irgend einen Trupp Hodflieger zufanınıen- gehalten, denn deren Evolutionen dienen den Solo- oder Dirtuofenfünften der XNoller gleihfam zur Grund- und Unterlage. Auf die Sorte der Flieger fommt es niht an: die Roller vermifchen fi) mit Feiner. Käßt man nun den-ganzen Schwarm fliegen, jo erheben jich befanntlih die Hochflieger in fchraubenförmigen Fluge bis zur höchiten Höhe. Hicht jo die Roller. Das Paar fest fich zunähjt auf einige Augenblide auf den hödjften Punft der nächjten a von hier aus fliegt es in grader Linie aufwärts und erjcheint im Lithogr. und Druck v. J. F. RICHTER, Hamburg. ORIENTALISCHE ROLLER. (C. gestuosa.) 457 binnen wenigen Minuten gebirgshoch und noch immer fteigend, ohne fih um feine Schlag- genoffen zu Fümmern, bis es hoch über ihnen den höchjten Punft erreiht hat. Yun bleibt es in großer Höhe über denfelben und folgt ihnen, wohin fie ziehen, und dann beginnt in diefer Höhe das eigentliche Spiel. Wicht daß das Paar nicht fchon vorher gelegentlih Parorysmen gezeigt hätte: aber was man jebt fieht, läßt alles hinter fih. Sie jchteßen immer direft über dem Schwarnı, rucweife und oft faufend hin und her, purzeln zu ihren Genoffen herab, fteigen wieder hinauf zu der früheren Höhe und fesen dies Spiel in aller Bequemlichkeit zwei bis drei Stunden fort, wobei Täuber und Taube in den unglaublichften Wendungen zu wetteifern fcheinen. Sind fie des Purzelns müde und wollen herab, jo Font Furz vor oder bei dem Abfturze das Hauptftüd. Müit ausgeftredten Flügeln ihwebend fcheinen fie den Abjtand zwifchen der Höhe und ihrem Schlage zu meffen und fommen dann in einer Reihe von UHeberfchlägen, gleich Leuchtfugeln herab. Dabei haben fie einen außerordentlich entwicelten Heimatbjinn und Fonmen nicht leicht abhanden, wenn fie jih in ihrem Schlage wohlbefinden. Antwerpener kurzfhnabelige Shantauben. Die Antwerpener Schautauben, in leßter Seit in Deutfchland viclfah in Aufnahme gefonimen, find ein Fräftiger, harter und fruchtbarer Schlag, die ein fehr hohes Alter — 15 bis 22 Jahre — erreichen. Der Furzihnabelige Antwerpener muß groß fein, da ein Ausdruck von Kraft und Kühnbeit wünfchenswerth ift und Fleinere Dögel zu oft ihren Urfprung von den Englifchen Eulen oder eine zu zarte Konftitution verrathen. Der Kopf muß groß und maffiv, von länglicher oder ovaler Korn fein, und nad allen Seiten hin eine hübfche, ungebrochene Bogenlinie zeigen, ohne Eden oder Dertiefungen vom Hinterhaupt bis zur Schnabelipite und von YUuge zu Auge, troß des breiten Schädels. Der Schnabel foll den Charakter des Gimpelfchnabels haben, d. h. Furz, dick, dicht seichloffen, hart und Fräftig fein, beide Kiefer Fraftvoll entwickelt erfcheinen. Die Schnabel- warze muß groß, hübjch aufgerichtet, vorwärts geneigt, gleichmäßig gebildet fein und voll- fommen in der Bogenlinie liegen, welche fih vom Binterhaupt nah der Schnabelfpitse eritredt,; der Unterfiefer fol außerdem mit einer gleichförmigen warzigen Subjtanz reich verfehen fein, welche, von der Schnabelfpalte nad) dem YUnterfchnabel verlaufend, mit der warzigen Wafenhaut fich vereinigt und jo von allen Seiten eine fcharfe Feilförmige Geftalt zeigt. Das Auge groß und vorftehend, orange- oder bluthroth, voll Feuer und mit dent Ausdruf von Kühnheit. Der fleifhige Augenfreis mäßig groß, rund, aber nicht dick oder überhangend, von blaßgrauröthlicher Farbe. Auge und Schnabel follen übrigens möglicht 458 weit von einander entfernt fein: dies tft ein wichtiger Punkt, der von der Größe des Kopfes zeugt, und es ift das Haupterforderniß der Taube. Der Hals foll mäßig lang, in feinen oberen Theile dünn, aber nicht mit der Kehlwanıme der Mlöpchen verfehen fein. Die Schultern breit, der Flügelbug vom Rumpfe abjtehend, die Bruft voll, der Rumpf lang, Flügel und Schwingen recht gejtrecft, Iestere aus breitfahnigen, gut überfaffenden Federn beftehend; die Beine lang, die Sehen groß. Ausdruf und Haltung Fühn, intelligent und zugleich würdevoll, der Hauptausdrukf des Auges zeugt von ungewöhnlicher Klugheit. Was die Färbungen betrifft, jo gibt es vier Standardfchläge und ebenfo viel Heben- farben: Silberbraun (Mtehlfarbe), Rothicheten, Blaufheden und Blaue Die Hebenfarben find: Silberfarben, Silberjhefig, Rahmfarbig und Schwarz. . Alle Farbenfchläge bedürfen einander und man Fan fie alle miteinander Freuzen, wenn man nur daran fejthält, daß der betreffende Mangel des einen Theils durdy die entiprehende Ertra-Entwidelung des Standard-Punftes Fompenfirt wird. —t<— End, RN TOT WRITE WEN TIL LEE EL LE EEE 2 ERTL TIL RE RER ET FE ET TEE a a En nn nn nn de Ti Bann nn da m ee ern —— nd er een; = 7 Deren‘ “ 22 Me A EEE Ten gEBERe